Regio mentalis.
> retroman-^'''
laris (Fossa
irotidea).
io submaxillaris
a supracla-
laris major .
% ompclavi-
iilarej.
ssa supracla-
:u]aris minor.
Lehrbuch der normalen
anatomie des menschlichen ...
Gustav Broesike
I
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Lehrbuch
der
normalen Anatomie.
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Lehrbuch
der
normalen Anatomie
i
des
menschlichen Körpers
von
Dr. Gustav^^roesike,
Prosector am Königl. Anatomischen Institut zu Berlin.
Neunte verbesserte und vermehrte Auflage.
Mit 47 Abbildungen im Text und acht Tafeln.
BERLIN W. 35.
FISCHER’s MEDICIN. BUCHHANDLUNG H. KORNFELD,
Herzogi. Bayer. Hof- und K. u. K. Kammer-Buchhändler.
19J2.
17
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^10
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Copyright 1912 by Fischer’s medicin. Buchhandlung
H. Kornfeld, Berlin.
Alle Rechte Vorbehalten.
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Vorrede zur sechsten Auflage.
Seit dem ersten Erscheinen dieses Werkes im Juli 1889 hat
dasselbe mannigfache Umänderungen und Erweiterungen erfahren.
Dass ihm trotzdem die Gunst seiner Leser treu geblieben darf
ich aus der erfreulichen Tatsache schliessen, dass ich trotz der
bei der vorigen Auflage wesentlich vermehrten Anzahl der Exem¬
plare schon in diesem Jahre gezwungen war, an die Fertigstellung
einer neuen Auflage zu denken.
Den Umfang dieses Buches erheblich zu vergrössern, dazu lag
kaum eine Veranlassung vor, da dasselbe wohl bereits in früheren
Auflagen in Bezug auf seinen Inhalt im Wesentlichen das Maxi-
num desjenigen erreicht haben dürfte, was ein in erster Linie für
den Studenten bestimmtes anatomisches Werk enthalten darf. Meine
Hauptau^be musste sich — abgesehen von einzelnen Verbesse¬
rungen und Veränderungen — darauf beschränken, die Termino¬
logie mit den Bezeichmuigen der neuen Baseler anatomisd:en
Nomenclatur in Einklang zu bringen, welche bei der vorigen Auf¬
lage noch nicht vollständig berücksichtigt werden konnte. Indessen
konnte ich mich andererseits nicht dazu entschliessen', die alten,
bereits eingebürgerten anatomischen Ausdrücke gänzlich unerwähnt
zu lassen, da ich mir nicht vorstellen konnte, hiermit dem Stu¬
dierenden oder Arzte einen Dienst zu erweisen. Ein Mediziner,
welcher in seinen ersten Semestern nur die neue Nomenclatur
kennen gelernt hätte, würde nicht in der Lage sein, einerseits die
ältere medizinische Literatur, andererseits die klinischen Vorlesun¬
gen immer richtig zu verstehen. Insbesondere dürften wohl noch
Jahrzehnte vergehen, ehe die äWeren Kliniker vollständig durch
jüngeren Nachwuchs ersetzt sind, welcher an die neuen anatomi¬
schen Bezeichnungen gewöhnt ist. Hat man doch selbst als Ana¬
tom vom Fach Schwierigkeiten, wenn es sich darum handelt, ge¬
gebenen Falles sofort mit Sicherheit den von der neuen Nomencla-
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VI
tur vorgeschriebenen Ausdruck anzuwenden! Dieser Übergangs¬
periode musste somit nach meiner Ansicht auch bei dieser neuen
Auflage wenigstens in gewissem Maasse Rechnung getragen
werden.
Ungefähr zu gleicher Zeit mit diesem Werke dürfte die erste
Lieferung meines „Atlas der normalen Anatcmiie“ erscheinen, von
welchem ich bereits in der vorigen Auflage bemerkt hatte, dass
deiselbe die so oft von mir mündlich und schriftlich beehrten
Illustrationen zu meinem Lehrbuch enthalten soll. Wie in meinem
Lehrbuch, so! bin ich auch in meinem Atlas bestrebt gewesen,
vor Allem das'für den Studenten wirklich Wichtige und
Notwendige und ganz besonders die Bedürf¬
nisse des Präpariersaales zu berücksichtigen, denen in
Zahlreichen, zum Teil topographischen Abbildungen Reclmung ge¬
tragen werden wird. So hoffe ich denn, dass auch diese Ergän¬
zung zu meinem Lehrbuch sich des gleichen Wc^lwdlens wie
das letztere erfreuen möge, zumal reichliche Mühe und grosse
Kosten nicht gescheut sind, um auch meinem Atlas einen gedie¬
genen Inhalt und eine würdige Ausstattung zu geben.
Vcm der Fertigstelltmg des Atlas stark in Anspruch genom¬
men, konnte ich die Korrekturen bei dem Druck deser Auflage
nicht selbst ausführen. Ich bin meinem verehrten Freunde und
Kollegen F. Hein zu grossem Danke verpflichtet, dass er die
Liebenswürdigkeit hatte, mir diese grosse Arbeit abzunehmen.
Berlin, im Juni 1899.
Dr. med. Q. Broesike.
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Vorrede zur siebenten Auflage.
Die siebente Aufläge meines Werkes unterscheidet sich von
den vorhergehenden zunächst dadurch, dass dieselbe in Bezug auf
die neue Nomenclatur noch einmal einer sorgfältigen Durchsicht
tmd Kontrolle unterzogen wurde. Die älteren Bezeichnungen sind
indessen auch noch hier nicht vollständig weggelassen, sondern
stets nebenbei und in zweiter Linie angeführt, lun den notwendi¬
gen Zusammenhang mit der älteren anatomischen Literatur noch
nicht vollständig aufzuheben. Die neueren Ergebnisse wissen¬
schaftlicher Forschtmgen sind — insoweit dieselben als f^tstehend
angesehen werden konnten — stets berücksichtigt und in den Text
eingefügt worden. Manche Abschnitte, wie z. B. die Schleimbeutel
tmd Schleimscheiden, sind ausführlicher bearbeitet, andere in ein¬
facherer und mehr fasslicher Form dargestellt worden.
Nach mannigfachen an mich gerichteten Anfragen zu urteilen,
dürfte es den Lesern dieses Buches eine willkommene Mitteilung
sein, dass der bereits in der vorigen Auflage von mir angekündigte,
die dringend gewünschten Illustrationen zu diesem Werke ent¬
haltende Atlas insoweit gefördert werden konnte, dass in diesen
Tagen die dritte Liefenmg desselben erscheinen wird. Die vierte
Lieferung ist ebenfalls soweit vcwgeschritten, dass dieselbe im
nächsten Frühjahr zur Ausgabe gelangen kann. Der erste Band
des Atlas enthält in zwei Lieferungen die vollständige Knochen-,
Muskel- und Bänderlehre. Der zweite Band, also die dritte und
vierte Lieferung, wird insofern dem Studenten etwas Besonderes
bieten, als in demselben das Herz, die Blutgefässe und Nerven
to.pogt^aphisch für den Präpariersaal dargestellt
sind. Dieser zweite Band bildet also gewissermassen einen Prä¬
parieratlas für das zweite Präpariersemester,
in dem die verschiedenen Phasen der Oefäss- und Nervenpräpara-
tion durch ^ine Reihe von Abbildungen erläutert werden. Da der
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Vlll
Student in diesem Semester wc^l fast überall die Gefässe und
Nerven zugleich präparieren soll, so kommt er sicher oft in
arge Verlegenheit, wenn er in seinem Atlas nur entweder Gefässe
o(ter Nerven abgebildet findet. Da auch die neuere Prüfungsord¬
nung erheblich mehr das topographische Studium der Anatomie
betont, so glaube ich hiermit eine wesentliche Lücke in unseren
Unterrichtsmitteln ausgefüllt zu haben.
Für die Ausführung der notwendigen Korrekturen und die
Herstellung des Index gestatte ich mir den Herren Dr. m e d.
F. Hein imd W. Türckheim meinen besten Dank zu sagen.
B e r 1 i n , im Oktober 1903.
Dr. med. G. Broeslke.
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Vorrede zur achten Auflage.
Seit seinem ersten Erscheinen im Juni 1889 hat dieses Buch
mannigfache Umgestaltungen und Erweiterungen erfahren. Ur¬
sprünglich nur als compendiöses Repetitoriiun geweht, hat sich
dasselbe allmählich zu einem Lehrbuch der Anatomie aus¬
gewachsen, dessen Inhalt bei aller Kürze und Knappheit der Dar-
'Stellung doch keineswegs weniger reichhaltig als der anderer ähn¬
licher Werke ist und welches jedenfalls alles für den Studenten
und practischen Mediciner wirklich Wichtige in ausführlicher Dar¬
stellung enthält. Da das letztere schon bei beiden vorhergehenden
Auflagen der Fall war, so lag kein Bedürfnis vor, den Umfang .
des Werkes noch mehr zu erweitern. Demzufolge sind in dieser
achten Auflage — abgesehen davon, dass hier und da die Re¬
sultate neuerer Forschungen eingefügt wurden — keine wesentlichen
Änderungen vorgenommen worden. Der Hauptimterschied ge¬
genüber der VII. Auflage besteht darin, dass jetzt die Bezeich¬
nungen der neuen Nomenclatur (B. N. A.) allein in Cursiv-
lettem gedruckt sind und sich somit von den hier und dort noch
erwähnten älteren Bezeichnungen stets deutlich abheben. Nur
dort, wo die neue Nomenclatur noch Lücken gelassen hatte, sind
derartige Bezeichnungen ebenfalls cursiv gedruckt.
Da die Prüfungsordnung neuerdings ganz besondere Anfor¬
derungen an die topographisch-anatomischen Kenntnisse des Me-
diciners stellt, so habe ich mich ferner entschlossen, diesem Buche
einen Anhang „Die Lageverhältnisse der wichtig¬
sten Körperregionen“ beizufügen, welcher in einigen
Wochen erscheinen dürfte und mit dem ich namentlich den älteren
Semestern einen guten Dienst zu leisten hoffe.
Was meinen anatomischen Atlas betrifft, welcher ja einmal
die zu diesem Werke so oft gewünschten anatomischen Illustratio¬
nen enthält, aber nebenbei auch dem Bedürfnisse des Präparier-
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X
Saales und der practischen Medicin in ganz besonderer Weise ge¬
recht zu werden sucht, so ist ja mit der ebenfalls in den nächsten
Wochen erscheinenden Eingeweidelehre die schwerste Arbeit ge¬
tan und b^^ndete Aussicht vorhanden, dass das Werk im näch¬
sten Jahre seinen Abschluss erreicht. Für seine tätige Beihälfe
bei Ausführung der nötigen Correcturen gestatte ich mir schliess¬
lich Herrn Dr. med. F. Hein meinen besten Dank auszusprechen.
Berlin-Halensee, im November 1907.
Dr. med. 0. Broeslke.
Vorrede zur neunten Auflage.
Die neunte Auflage dieses Werkes unterscheidet sich von der
vorhergehenden hauptsächlich dadurch, dass bei derselben die Re¬
sultate neuerer wissenschaftlicher Forschungen über die Anatomie
und Physiologie des Gehirns und Rückenmarkes eine eingehendere
Berücksichtigung gefunden haben. Diesem Zweck entsprechend
sind auch eine gewisse Anzahl von Abbildungen in Tafelform aus
meinem Atlas in dies Werk übernommen worden, um auch den¬
jenigen Lesern desselben das Verständnis des Textes zu erleichtern,
welche sich lediglich im Besitz anderer Atlanten befinden, in
denen sich ähnliche Abbildungen entweder gar nicht vorfinden
oder welche einen anderm Standpunkt vertreten. Die Neubearbei¬
tung dieses Abschnittes sowie die Ausführung der notwendigen
Correcturen habe ich aus besonderen Gründen meinem verehrten
Kollegen Herrn Dr. med. F. Hein überlassen müssen, dem ich
für die Ausführung derselben meinen herzlichsten Dank aus¬
spreche.
Berlin, im Oktober 1911.
Dr. med. 0. Broeslke.
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4^^ . M^rrCCK
Inhaltsverzeichnis.
Seite
1
t^E inleitung .
ö Erster Te i I.
Knochen-, Bänder- und Muskellehre.
Allgemeines über die Knochen, Gelenke
und Muskeln . 7
Q Kopf und Hals.
^J. Die Knochen des Himschädels . 18
^ \ / ^ 0k, Das Stirnbein . 19
Das Scheitelbein . 24
K Das Hinterhauptbein . 26
OD. Das Keilbein . 31
O IL Das Schläfenbein . 36
. ^F. Das Siebbein . 44
^^11. Die Gesichtsknochen . 47
^ ^ k. Das Nasenbein . 47
^ B. Das Tränenbein . . . 47
C Das Jochbein . 48
eT>, Das Pflugscharbein . 49
* E. Die untere Muschel . 49
/^F. Das Oberkieferbein . 50
c O. Das Gaumenbein . 56
aH. Der Unterkiefer . 58
X>" Allgemeine Betrachhmg der SchädeloberPäche .... 58
^A. Die Basis cranii externa . . 58
O B. Die Basis cranii interna . 64
Q C. Die Augenhöhlen . 70
^ D. Die Nasenhöhle . 73
Unterkiefei', Zungenbein und Bänder des Unterkiefers 77
\ ^ A. Der Unterkiefer . 77
0 C Die Bänder des Unterkiefers . 80
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XII
Xv. Die Muskeln und Fasden des Kopfes .
oA. Die Schädel- oder Kopfmuskeln im engeren Sinne . . . .
• B. Die Augenmuskeln .
ö C Die Gesichtsmuskeln .
OD. Die Kaumuskeln .
fi E. Die Fasden des Kopfes .
yC Die Muskeln, Fascien und Regionen des Halses . . . .
ö A. Die Halsmuskeln . .
« B. Die Fasden des Halses .
C. Übersicht über die Regionen des Halses .
Rücken, Brust und Bauch.
VII. Die Knochen, Bänder luid Muskeln des Rückens . . .
Wirbelsäule . . .
Die Gelenke und Bänder der Wirbelsäule .
Die Muskeln des Rückens .
j 0 D. Die Fascien des Rückens .
Die Knochen, Bänder, Muskeln, Fascien und Regionen
des Thorax .
Der knöcherne Thorax .
Die Gelenke und Bänder des Thorax .
^ C. Die Brustmuskeln .
^ D. Die Fasden der Brustmuskdn .
Die Achselhöhle und Regionen des Thorax .
IX. Bauchmuskeln und Bauchfascien, Leistenkanal und Regi-
/ onen des Bauches .
f)A. Die Bauchmuskeln .
^ B. Die Fascien der Bauchwand . .
öC. Der Leistenkanal .
oD. Die Regionen des Bauches .
w Obere Extremität. _
^X. Die Knochtm^^ oberen Extremität .
^ ^ ^ . A. Die Knochen des Schultergürtels (Schlüsselbein und Schulter¬
blatt) .
^ B. Das Oberarmbein .
r V C. Die Unterarmknochen .
D. Die Knochen der Hand .
)^XI. Die Bänder der oberen Extremität .
'y \o A. Die Gelenke und Bänder der Scapula und Qavicula . . .
o ^ B. Das Schultergelenk .
C. Das Ellbogengdenk .
' ^ D. Die Gelenke und Bänder zwischen den beiden Unterarm¬
knochen .
f " E. Die Gelenkverbindungen der Hand .
. F. Die Verstärkungsbänder der Hand .
Seite
83
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167
167
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171
174
175
179
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XIII
Seite
XII. Die Muskeln und Fascien der oberen Extremität ... 183
d / A. Die Schultermuskeln . 183
4;' B. Die Oberartnmuskeln . 184
Die Muskeln des Unterarmes . 186
D. Die Muskeln der Hand . . . 192
E. Die Fascien der oberen Extremität . 199
Die Sehnenscheiden der Hand . . 201
Untere Extremität.
III. Die Kneten der unteren Extremität .
. OA. Das Becken .
ÖB. Das Oberschenkelbein und die Kniescheibe
oC. Die Unterschenkelknochen .
o D. Die Knochen des Fusses .
^XIV. Die Gelenke und Bänder der unteren Extremität
oA. Die Bänder des Beckens .
oB. Das Hüftgelenk .
oQ- Das Kniegelenk . . .
oD. Die Bandverbindungen zwischen Tibia und Fibula .
y E. Die Gelenke und Bänder des Fusses .
j^XV. Die Muskeln und Fascien dtr unteren Extremität
- A. Die Hüftmuskeln . .
" B. Die Muskeln des Oberschenkels
- C Die Muskeln des Unterschenkels ........
D. Die Muskeln des Fusses . . . . . .
^ E. Die Fascien der unteren Extremität .......
. JeWe Sehnenscheiden des Fusses .......
Schenkelkanal .
204
204
212
215
218
224
224
228
232
238
239
247
247
251
257
262
266
272
274
Zweiter Teil.
Gefäss- und Nervenlehre.
Cefässlehre.
Pas Herz und der Herzbeutel .
1. Allgemeine Betrachtung des Herzens .
2. Betrachtung der einzelnen Herzhöhlen im Besonderen . . . .
3. Die genauere Structur der Herzwand .
4. Pericardium und Endocardium .
Die A. pulmcHialis .
hip AoHa .
^ 3p.-iji£-jflirei{ten Äste der Aorta. .
E. Die grösseren Zweige der Aorta
O.X .A.„carptis communis
OVL. A. carotis externa .
281
281
286
290
292
295
296
297
301
301
301
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XIV
X G- Der Kreislauf des Blutes beim Foetus . 360
X» Das Lymphgefässsystem . 364
I. Lymphgefässe . 364
1!. Lymphdrüsen . 366
Nervenlehre.
Das Gehirn und seine Häute . 372
/ I. Die Hirnhäute . 372
Die Entwickelung des Gehirnes . 382
- " Grosshim . 385
_ ^ ; ^IV. Die Himbasis . . . . . 394
j 1 V. Die Himhöhlen oder Ventrikel . 398
( 'oVI. Das Kleinhirn . 406
o VII. Oie Medulla oblongata . 408
Cm. Die Nervencentren und Faserbahnen der weissen und grauen
Himsubstanz . 409
IX. Die Ursprünge der Himnerven. Die Rindencentren der Hirnes.
Der Bau der Hirnrinde . 425
K. Das Rückenmark imd seine Häute . 440
1. Die Häute des Rückenmarkes . 440
V / n. Das Rückenmark . 442
/ '>0;L. Die Himnerven . 454
^ I. N. olfactorius . 454
^ ^ II. N. opticus . 455
^III. N. oculomotorius . 457
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XV
/ o IV. N. trochlearis
' o V. N. trigeminus
oVI. N. abducens ....
OVII. N. facialis .
(Vlll. N. acusticus .
OlX. N. glossopharyngeus .
^ X. N. vagus .
^XI. N. accessorius (Willisii)
OXII. N. hypoglossus . . .
Die Rückenmarksnerven . . . .
Plexua oervicalis . .
/ oll. Plexus brachialis . . . . . .
vOULJNn. thoracales .
■^1 Imnbalts (s. cruralis)
PIPYII«; cnccygptt^ .
N. Systema nervorum sympathicum
Seite
456
458
471
471
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482
4fö
485
487
495
496
499
504
507
ODrIttcr Teil.
Eingeweide und Sinnesorgane.
XO Eingeweide.
A. Die Aimungsorgane .
' *r ^ Ikt.KehllBnil .
*^all, Trachea .und-Btogchien .
1 j <y 111. Die Lungen .
I ‘^IV. Pleura und Mediastinum .
V. Die Lage der Brusteingeweide .
‘ CVl. Nebenorgane. DüeJSchild- und ■ . •
Die Verdauungsorgane .
Mundhöhle mit den Zähnen und Speicheldrüsen
'f ^IL Der Pharynx .
^II. der Oesophagus . .
^ ylV. Oer Magen .
0V. Der Darmkanal .
- ’f ^Vl. Die Leber .
^ ^ , %^Vn. Das Pancreas .
. ‘ Wvill. Anhang. Die Milz .
.Jji/ Das Peritonaeum .
Hamorgane .
^ 9 I. Die Nieren .
\ 0 II. Die Harnleiter .
\ 0 III. Die Harnblase .
518
518
531
533
539
542
547
551
551
577
583
58S
591
602
611
612
616
625
626
634
635
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XVI
^ y Seite
jfciL Die männlichen Geschlechtsorgane . 639
ö I. Die Hüllen des Hodens . 639
« II. Der Hode und Nebenhode . 643
I ^ III. Die Samenleiter und Samenblasen . 648
I ^ IV. Die Harnröhre . 651
i ^ V. Der Penis . 655
I jfe. Die weiblichen Geschlechtsorgane . 658
I o I. Das Pudendum muliebre . 658
\ ^ II. Das Vestibulum vaginae . 659
\ olll. Die Vagina . 662
\ oIV. Der Uterus . 664
\ aV. Die Eileiter . 669
\ fiVL Die Eierstöcke . 671
' dVII. Das Epoophoron und Paroophoron . 676
\ ^VIII. Die Brustdrüse . 677
\ o Anhang. Die Muskeln und Fasden des Dammes . . 679
rU' ,
I :
Das Sehorgan
(i^i^innesorgane.
I. Die Nebenteüe des Auges
II. Der Augapfel .
Das Gehörorgan . .
I. Das äussere Ohr
II. Das Mittelohr . .
III. Das innere Ohr ,
Das Geruchsorgan .
Das Geschmacksorgan
Die äussere Haut .
685
685
692
7ll
711
717
729
740
746
746
^Anhang. Die Blutgefässdrüsen des menschlichen Körpers
o I. Die Milz .
0 II. Die Nebennieren .
o III. Die Hypophysis cerebri .
jIV. Die Glandula coccygea .
V. Die Glandula carotica .
cVl. Die Thymusdrüse .
c VII. Die Schilddrüse .
c^VIII. Die Beischilddrüsen .
761
761
761
762
763
763
764
764
764
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Einleitung.
Zur Beschreibung der einzelnen Organe des menschlichen
Körpers ist man gezwungen, an demselben drei Richtungen oder
Axen anzunehmen, welche man sich in der aufrechten, na¬
türlichen Haltung des Menschen durch den Körper
desselben gelegt denkt. Die erste, die verticale (longitu¬
dinale) A X e , steht perpendiculär zur Erdoberfläche und ver¬
bindet das obere, craniale oder Kopfende und das untere, c a u -
d a 1 e oder Steissende miteinander. Die zweite, die transver¬
sale A X e , verläuft senkrecht zur longitudinalen Axe und ver¬
bindet zwei seitlich und gleich gelegene Punkte des Körpers (z. B.
die beiden Schultergelenke). Die dritte, die s a g i 1 1 a 1 e (d o r s o-
ventrale) Axe, verbindet einen Punkt an der ventralen
oder Vorderfläche mit einem Punkt an der dorsalen oder
Rückenfläche des Körpers, indem sie zugleich senkrecht zur longi¬
tudinalen und zur transversalen Axe verläuft. Man hat sie als sagit-
tale Axe bezeichnet, weil sie in derselben Richtung zieht, in welcher
ein Pfeil gehen würde, der von vorn her auf den menschlichen
Körper abgeschossen wird.
Durch diese drei Axen kann man sich nun folgende Ebenen
gelegt denken: 1) die H o r i z o n t a 1 e b e n e , d. h. jede Ebene,
welche den Körper parallel zur Erdoberfläche durchschneidet;
2) die F r o n t a 1 e b e n e , d. h. jede Ebene, welche senkrecht zur
Erdoberfläche steht und den Körper in transversaler Richtung der¬
art durchschneidet, dass er in einen vorderen und einen hinteren
Teil zerfällt; 3) die S a g i 1 1 a 1 e b e n e , d. h. jede Ebene, welche
senkrecht zur Erdoberfläche steht und den Körper in sagittaler Rich¬
tung von vom nach hinten durchschneidet, so dass derselbe also
in einen linken und einen rechten Abschnitt geteilt wird. Von den
Sagittalebenen geht eine derart durch den Körper, dass sie densel¬
ben bilateral-symmetrisch in zwei gleiche Hälften zerlegt. Diese
Ebene ist die mittelste von allen Sagittalebenen und wird deshalb
Br oesike, Anatomie. 9. Anfl. 1
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2
als Medianebene bezeichnet. Eine Linie, welche in derselben
Richtung verläuft, wie die Medianebene, bezeichnet man als Me¬
dianlinie. Unter Bezug auf die Medianebene hat nun HENLE
zwei Ausdrücke eingeführt, die für die Klarheit der Beschreibung
in manchen Fällen unerlässlich sind, nämlich die Bezeichnungen
„medial" und „lateral“, falls die Lage zur Medianebene,
„medianwärt s“ und „1 a t e r a 1 w ä r t s“, falls die Richtung
nach und von der Medianebene bezeichnet werden soll. Unter der
Bezeichnung „medial“ begreift man alles, was der Medianebene
näher, und unter der Bezeichnung „lateral“ alles, was mehr
von der Medianebene entfernt gelegen ist. Am Schlüsselbein würde
z. B. das Brustbeinende als medial, das nach dem Schulterblatt ge¬
legene Ende als lateral zu bezeichnen sein. Natürlich werden diese
beiden Begriffe immer nur in Beziehung zu einander gebraucht,
bei Vergleichung zweier Punkte, welche man in ihrer Lage zur
Medianebene bestimmen will.
Anstatt der Ausdrücke „medial“ und „lateral“ wandte
man früher die Bezeichnungen „innen“ und „aussen“ an. Wie
wir jedoch weiterhin sehen werden, entsteht durch die Anwendung
der letzteren in diesem Sinne mitunter arge Verwirrung. Die
ganze Anatomie der Leistengegend würde dem Anfänger nicht
so schwer fallen, wenn die Chirurgen sich daran gewöhnen wollten
— anstatt von inneren und äusseren — von medialen und lateralen
Leistengruben und Leistenbrüchen zu sprechen. Die Ausdrücke
„innen“ und „aussen“ wendet man deshalb am besten nur in dem¬
selben Sinne wie „central“ und „peripher“ an. Am Schädel
würde z. B. die unter der Haut gelegene Fläche als äussere, die
dem Hirn angrenzende als innere zu bezeichnen sein.
ln neuerer Zeit hat man noch zwei weitere Ausdrücke für die
Beschreibung der Extremitäten eingeführt. Dies sind die beiden
Ausdrücke „proximal“ und „distal“. Unter der Bezeich¬
nung „proximal“ begreift man alle Punkte, welche an einer
Extremität dem Rumpfansatz näher gelegen sind. „Distal“ nennt
man alle diejenigen Punkte an einer Extremität, welche von dem
Rumpfansatz entfernter liegen. Am Unterarm z. B. ist dasjenige
Ende, welches sich an den Oberarm anschliesst, als das proximale
Ende, dasjenige, welches sich in die Hand fortsetzt, als das distale
Ende zu bezeichnen. Die beiden Ausdrücke „proximal“ und
„distal“ sind also gleichbedeutend mit dem, was an der Extre¬
mität für gewöhnlich als „oben“ und „unten“ bezeichnet wird. Die
letzteren, allerdings sehr gebräuchlichen Bezeichnungen sollte man
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3
jedoch besser ganz fallen lassen, da Fälle denkbar sind, in denen
sie missverstanden werden können. Bei erhobenem Arme müsste
z. B. das für gewöhnlich so bezeichnete obere Ende des Unter¬
armes als unteres benannt werden, während die Bezeichnungen
„distal" und „proximal" in jeder Stellung des Armes gleich
richtig gebraucht werden können. Schliesslich werden beim
Unterarm alle nach der Speiche (Radius) näher liegenden Punkte
oder Organe als „r a d i a 1", alle der Elle (Ulna) näher gelegenen
als „ulnar“ bezeichnet. In demselben Sinne werden unter Bezug¬
nahme auf die beiden Unterschenkelknochen, das Schienbein (Tibia)
und das Wadenbein (Fibula), daselbst die Ausdrücke „t i b i a 1"
und „f i b u 1 a r“ gebraucht. ^
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Erster Teil.
Knochen-, Bänder- und
Muskellehre.
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Allgemeines über die Knochen, Gelenke und Muskeln.
Die Knochen des menschlichen Körpers werden in: 1) 1 a n g e
oder Röhrenknochen; 2) platte Knochen; 3) kurze
Knochen eingeteilt {Os longum, planum, breve).
Die Röhrenknochen finden sich am deutlichsten ent¬
wickelt an den Extremitäten und verdanken ihren Namen der in
ihnen enthaltenen grossen Markhöhle, welche beim Kinde mit röt¬
lichem, beim Erwachsenen mit gelblichem Knochenmarke ge¬
füllt ist. Man unterscheidet an jedem Röhrenknochen ein Mittelstück,
die Diaphyse, und die beiden Enden, die Epiphysen.
Zwischen den beiden Epiphysen und der Diaphyse ist im jugend¬
lichen Al er stets je ein Knorpelstreif, der sog. Intermediär¬
knorpel, gelegen*). Wenn jedoch in der weiteren anatomischen
Beschreibung von dem proximalen (oberen) oder distalen (unteren)
Ende eines Röhrenknochens die Rede ist, so ist damit nicht immer
gesagt, dass diese Bezeichnungen sich streng auf die Epiphysen¬
abschnitte desselben beziehen. Beim Oberschenkel entspricht z. B.
die obere Epiphyse dem eigentlichen Gelenkkopfe, dem Caput
femoris, während in der osteologischen Beschreibung unter der
Bezeichnung „oberes Ende“ für gewöhnlich der ganze obere Teil
des Femur mit den Trochanteren gemeint ist. Ihrer Structur nach
bestehen die beiden Epiphysen hauptsächlich aus spongiöser Sub¬
stanz, d. h. wir haben an denselben ein feines Maschenwerk von
Knochenbälkchen, Substantia Spongiosa, und nur eine
relativ dünne Knochenrinde, Substantia corticalis, an
der Aussenfläche, welche überall dort mit Knorpel überzogen ist,
wo die Epiphyse an die Gelenkhöhle grenzt. Die Diaphyse zeigt
Uebrigens sind im jugendlichen Alter nicht nur die beiden Enden,
sondern auch viele Fortsätze der Röhrenknochen, wie z. B. der Trochanter
major des Femur, mit der Diaphyse durch eine Knorpelplatte verbunden und
müssen somit auch als Knochenanwüchse, Epiphyseriy bezeichnet werden.
Als Knochenauswüchse, Apophysen, werden dagegen alle diejenigen Fort¬
sätze benannt, welche von vornherein einen integrierenden Bestandteil des
Knochens bilden (Hyrtl).
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8
eine dicke -Rinde aus fester, compakter Knochensubstanz, Sub~
stantia compada, welche eine einzige grosse Markhöhle, ' Gavum
medulläre, umschliesst. Nur in den beiden Enden der Mark¬
höhle findet sich auch bei der Diaphyse spongiöse Knochen¬
substanz vor. Man glaubte nun früher, dass an diesen spongiösen
Stellen die Knochenbälkchen regellos angeordnet ständen. Indessen
ist durch eingehendere Untersuchungen, besonders durch das
Verdienst von H. v. Meyer, festgestellt worden, dass die Spon¬
giosa der Knochen eine streng architektonische Gliederung ihrer
Bälkchen zeigt. Alle Knochenbälkchen sind so gestellt, wie sie
eiii Baumeister anordnen müsste, wenn er den betreffenden Knochen
bei möglichster Leichtigkeit möglichst widerstandsfähig gegen den
auf ihn wirkenden Druck oder Zug machen wollte. Bei älteren
Individuen verknöchert der intermediäre Knorpel, so dass die
Spongiosa der Diaphysenenden und die der Epiphysen continuier-
lich in einander üt^gehen.
Die platten oder breiten Knochen sind, wie es
schon im Namen liegt, mehr der Fläche nach ausgedehnt; auch sie
besitzen eine äussere, zwar nur dünne, aber feste Rinde und inner¬
halb derselben wieder spongiöse Knochensubstanz. Bei den Knochen
des Schädels, die ein Beispiel für diese Kategorie abgeben, hat man
im besonderen die äussere feste Rinde als Lamina externa (Tabula
externa) und die innere feste Rinde als Lamina interna (Tabula in¬
terna s, vitrea) bezeichnet. Die letztere führt ihren Namen daher,
weil dieselbe ähnlich spröde ist, wie Glas, so dass z. B. nach einem
Schlage auf den Kopf die Tabula vitrea zersplittert sein kann, ohne
dass die Aussenfläche des Schädels eine Continuitätstrennung zeigt.
Zwischen der Lamina externa und interna liegt dann die spongiöse
Substanz, welche man, besonders bei den Schädelknochen, von
Alters her als Diploe bezeichnet und welche wieder aus einem System
von Bälkchen besteht, in dessen Lücken (wie in der Spongiosa
überhaupt) sowohl beim Kinde wie beim Erwachsenen stets
rötliches Knochenmark vorhanden ist.
Die kurzen Knochen, wie z. B. die Wirbel, sind we¬
niger in der Fläche als in anderen Dimensionen entwickelt. Sie
bestehen hauptsächlich aus spongiöser Substanz; ihre feste Rinden¬
schicht ist wie bei den platten Knochen relativ dünn und vielfach
von grösseren Gefässen durchlöchert.
Unter dem Ausdrucke „gemischte Knochen“ hat man
endlich verschiedene Knochen des menschlichen Körpers zusammen¬
gefasst, welche sich nicht leicht in eine der genannten drei Gruppen
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einfügen lassen, z. B. die Knochen des Gesichtsschädels, die bald
mehr kurz, bald mehr platt sind, bald eine ganz unregelmässige
Gestalt haben. Als „pneumatische Knochen" bezeichnet
man schliesslich Knochen, deren Inneres luftgefüllte Hohlräume
enthält, welche auf irgend eine Weise mit der atmosphärischen
Luft communicieren (Os pneumaticum).
Die Knochen können nun auf zweierlei Weise, nämlich erstens
durch Synarthrose und zweitens durch Diarthrose mit-
einander verbunden sein.
1. Bei der Synarthrose hängen die Verbindungsflächen
je’ zweier Knochen in ihrer ganzen Ausdehnung durch eine
c o n t i n u i e r 1 i c h e bindegewebige oder knorpe-
T1 g e 8 c hJxiiX z u s a 111 m e n (Syvarlhrosis fibrosu s. carlrtugi-
nea), von der cGe'^weghchkeit dieser Knochen gegen einander ab¬
hängig ist.
Als verschiedene Formen der Synarthrose werden: a)’ die , ^
Knorpelfuge oder. Knorpelhaft, SynchondrosisCb) die
Bandverbindungode r Bandhatt, Syndesmosis, c) die
Naht, Sutura, von einander unterschieden. Alle drei Arten
können durch Ossification der die beiden Knochen verbindenden
Massen in den Zustand der Synostose übergehen. Wenn man
will, kann man in dieselbe Kategorie der Knochenverbindungen
noch die sogen. Einkeilung, Gomphosis, rechnen, wobei ein
zapfenförmiger Teil in einen trichterförmig vertieften eingreift, wie
dies z. B. bei der Verbindung der Zähne mit den Kiefern der Fall
ist; auch hier sind beide Teile durch eine fibröse Masse, das Zahn¬
periost, miteinander verbunden. Doch wird auch von einigen
Autoren die Gomphosis als eine Art von Sutur betrachtet.
Bei der Knorpelfuge, Synchondrosis s. Symphysis, sind
die einander zugewandten Knochenflächen entweder, wie z. B. an
der Verbindungsstelle zwischen Keilbein und Hinterhauptbein, durch
hyaline oder, wie z. B. zwischen den Wirbelkörpern und den bei¬
den Schambeinen, durch faserige Knorpelmassen vereinigt. Hierher
kann auch der zwischen den Epiphysen und Diaphysen der Röhren¬
knochen befindliche Intermediärlmorpel gerechnet werden.
Bei der Bandhaft, Syndesmosis, sind die Knochen nicht
durch Knorpel, sondern durch fibröse oder elastische Bänder ver¬
bunden. Fibröse Bandmassen finden sich z. B. zwischen den vor-
-d^en Enden der falschen Rippen vor; als elastische, zwischen
Knochen gelegene Bänder können das Lig. stylohyoideum und die
die Ligg. flava zwischen den Wirbelbögen genannt werden.
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Uebrigens wird in der neuen Nomenclatur (B. N. A.) die Syn-
desmosis neben der Synarthrose und Diarthrose als eine dritte
besondere Art der 'Knochenverbindung angeführt.
Auch bei der N a h t , Sutura, werden die Knochen durch eine
bindegewebige Zwischensubstanz verbunden, welche jedoch ge¬
wöhnlich im weiteren Laufe der Entwickelung in der Weise ver¬
knöchert, dass schliesslich die beiden Knochen, sei es mit einem
zackigen, sei es mit einem mehr geraden Rande, dicht neben
einander liegen. Diese sehr feste und im fertigen Zustande un¬
bewegliche Verbindung findet sich ausschliesslich an den meist
platten Knochen des Schädels dar, welche mit dessen fortschreiten¬
der Verknöcherung mehr und mehr schwindet. Je nach der
Beschaffenheit der Knochenränder kann man nun die Nähte als
wahre oder falsche unterscheiden. Die wahre oder echte
Naht, Sutura s er rata besitzt Ränder, deren Zacken und
Ausschnitte gegenseitig in einander greifen. Bei der falschen
Naht liegen die zackenlosen Ränder mit ihren mehr oder minder
rauhen Berührungsflächen entweder einfach neben einander (An¬
lage, harmonische Naht, Harmonia) oder sind etwas
zugeschärft und über einander geschoben- (Schuppennaht,
Sutura squamosa), oder es ist endlich der scharfe Rand oder eine
scharfe Hervorragung des einen Knochens in eine entsprechende
Furche des anderen oder zweier benachbarter Knochen eingelassen
(Furchennaht, Sutura sulcata s. Schindylesis).
2. Bei der D i a r t h r o s i s (auch als wahres Gelenk,
Articulatio, bezeichnet) stehen die Knochen nicht in continuierlicher
Verbindung mit einander, sondern sind durch einen schmalen Spalt,
die Gelenkhöhle, Cavum articulare, getrennt. Die Berührungs-
flächen der Knochen sind hier stets mit hyalinem Knorpel
überzogen, welcher an den Rändern in dünnerer Schicht aufliegt
und von dessen intactem Vorhandensein die leichte Beweglichkeit
der Knochen gegen einander abhängig ist. Die Gelenkhöhle
wird nach aussen hin abgeschlossen durch die Gelenk¬
kapsel, Capsula articularis, welche sich gewöhnlich am Rande
des Gelenkknorpels anzusetzen pflegt. Die Gelenkkapsel besteht
aus einer äusseren, derberen fibrösen Schicht, Stratum
fibrosum und aus einer inneren, an der freien Innenfläche glanzerF'
den glatten Haut, der sogenannten Synovialmembran,
Stratum synoviale, welche ihrerseits mehr lockeres Bindegewebe be-
sitzt, elastische Fasern und Fettzellen enthalten kann und an ihrer
der Gelenkhöhle zugekehrten Fläche durch eine ein- oder mehrfache
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Lage von kleinen rundlichen oder polygonalen Endothelzellen aus¬
tapeziert ist. Die Innenfläche dieser Membran besitzt oft frei in die
Gelenkhöhie hineinragende Falten, die Synovialfalte n . Flieae
synoviales, und zeigt ausserdem verschiedenartig gestaltete Fortsätze
von meist mikroskopischer Grösse, die Synovialzotten,
Villi smovicdes. Von diesen hauptsächlich am Rande der Gelenk¬
flächen befindlichen, gefässhaltigen Zotten rührt das rötlich sammet¬
artige Aussehen der Synovialhaut her. E>och kommen auch Zotten
vor, welche keine Blutgefässe enthalten. Die Synovialhaut hat nun
die Aufgabe, eine in jeder Gelenkhöhle befindliche mudnhaltige
Flüssigkeit, die sogen. G e 1 e n k s c h m i e r e ^ Synovia, abzuson-
dem, welche die articulierenden Knorpelflächen schlüpfrig erhält.
Mitunter finden sich auch Bänder oder Bandscheiben innerhalb
der Gelenkhöhle vor. Die Bandschei b e n , Menisci s. Discus
articulares, hängen an ihrer Peripherie mit der Gelenkkapsel zu-
sammen und können somit die Gelenkhöhle mehr oder weniger voll¬
ständig in zwei besondere Fächer scheiden. Ausserordentlich häu¬
fig stehen einzelne Gelenkhöhlen durch kleinere oder grössere
Oeffnungen in der Kapsel mit benachbarten Schleimbeuteln in Ver¬
bindung. Derartige Schleimbeutel, Bursae mucosae, sind
mit Schleim gefüllte Höhlungen, deren Wand ausserordentlich dünn
ist, und welche überall dort eingeschaltet zu sein pflegen, wo die
Gefahr vorliegt, dass gewisse Organe, wie z. B. Muskeln, Sehnen,
Fascien und Knochen, bei den Bewegungen gegen einander einer
zu starken Reibung ausgesetzt sind. Doch können Schleimbeutel
auch durch künstlichen Druck an Stellen entstehen, an welchen,
wie z. B. unter der Haut, sie sich für gewöhnlich nicht vorfinden.
Endlich wäre noch zu erwähnen, dass mitunter wie z. B. beim
Hilft- und Schultergelenk, die sogen. Gelenkpfanne des einen
Knochens durch einen faserknorpeligen Ring, Labrum glenoidale
(cartilagipeum) vertieft wird, an welchem sich erst die Gelenkkapsel
festsetzt.
Eine sehr wichtige Rolle als Hilfsapparate spielen bei
den Gelenken die Bänder, Ligamenta, weiche in zwei Haupt¬
formen auftreten. Die erste Form derselben ist in die f i b r öse
Schicht der Gelenkkapsel eingewebt, d. h. sie
stellt einen stärkeren Zug von Fasern in der Kapselwand vor, den
man sich genau eben so denken muss, wie wenn in ein Stück Zeug
an einer Stelle ein stärkerer Streifen eingewebt wäre. Ein Beispiel für
diese Form sind die Seitenbänder des Kniegelenkes. Die zweite
Form von Hilfsbändem läuft neben der eigentlichen Gelenk-
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k a p s e 1 her und ist von derselben durch mehr oder weniger fett¬
reiches Bindegewdie getrennt. Als Beispiel für diese Kategorie
möchte ich das mediale Seitenband des Kiefergelenkes anführen.
Die Funktion der Bänder im allgemeinen ist eine doppelte: sie
können einerseits zwei Knochen besser an einander befestigen, an¬
dererseits die Bewegungen der beiden Knochen gegen einander nach
bestimmten Richtungen beschränken. Denn die Beweglichkeit des
Skelettes soll keineswegs eine unbeschränkte sein: oft genug kommt
es darauf an, dass für eine bestimmte Stellung zwei benachbarte
Knochen eine möglichst feste Position gegen einander einnehmen.
Die Beweglichkeit in den einzelnen Gelen¬
ken des menschlichen Körpers ist nun von verschiedenen Momen¬
ten abhängig. In erster Linie kommt es auf die C o n f i g u r ation
der Gelenkflächen an: ein Gelenk mit cylindrischen Knor¬
pelflächen wird natürlich eine beschränktere Beweglichkeit, als ein
Gelenk mit Kugelflächen besitzen. Zum zweiten ist die Beweglich¬
keit von der Anordnung und Festigkeit der Hilfs-
und Verstärkungsbänder abhängig; werden die
Knochen zu weit nach einer Richtung hin bewegt, so spannt sich
dieses oder jenes Band mehr oder weniger an, bis die Weiterbe¬
wegung beim stärksten Grade der Anspannung aufhört. Uebrigens
können die Bewegungen zweier Knochen gegen einander auch da¬
durch beschränkt sein, dass die Knochen oder ihre Vor-
sprüngebeidenselbenschliesslichzusammen-
s t o s s e n , wie z. B. bei starker Hebung des Oberarmes der
letztere gegen das Acromion anstösst. Wo keine besonderen Ver¬
stärkungsbänder vorhanden sind, spielt endlich drittens die grössere
oder geringere Schlaffheit der Gelenkkapsel eine
wichtige Rolle. Je straffer die Gelenkkapsel, um so geringer wird
ceteris paribus die Beweglichkeit sein. Die Bewegungsmöglichkeit
in einem Gelenke kann schliesslich auch noch dadurch vergrössert
W’erden, dass mitunter ein teilweises Entfernen der Gelenkflächen
von einander, ein Klaffen des Gelenkes, eintritt. ^
Die Gelenkenden zweier articulierender Knochen sind
nun zwar im allgemeinen congruent, doch kann man selbst bei den
reinsten Gelenken des menschlichen Körpers auf keine vollkommene
mathematische Congruenz rechnen. Die Bewegungen in den Ge¬
lenken sind Drehbewegungen, bei welchen man sich die Knochen
um die eine oder andere ideale Axe in ähnlicher Weise bewegt
denken muss, wie dies seitens eines Rades um die Radaxe ge¬
schieht. Je nach der Zahl der Axen, um welche Bewegungen in
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einem Gelenke möglich sind, oder, was dasselbe sagen will, je
nachdem die Bewegungen in einem Gelenke nur in einer oder in
mehreren Ebenen stattfinden können, hat nran die Diarthrosen ia
einaxige, zweiaxige oder v i e 1 a x i g e eingeteilt. Da¬
neben bilden die ebenen oder straffen Gelenke (Am¬
phiarthrosen) insofern eine besondere Gruppe, als in denselben
eine gewisse geringe Beweglichkeit zwar für gewöhnlich vorhan¬
den ist, jedoch bei völlig straffer Kapsel eigentlich nicht statt¬
finden sollte.
Unter den einaxigen Gelenken sind die reinsten die
sogenannten Cylindergelenke, d. h. Gelenke, bei denen die
eine Fläche einen Abschnitt eines voiicylinders, die andere den
eines Hohlcylinders darstellt. Der Vollcylinder besitzt vielfach eine
Leitfurche, welche wie z. B. beim Ellenbogengelenke die seitliche
Verschiebung der Gelenkflächen gegeneinander so lange verhindert,
als die letzteren einander überall dicht anliegen. Man unterscheidet
hier zwei Hauptarten, nämlich erstens die sogen.-t)W i n k e 1 ge¬
lenke, zweitens diesogen^^ otations - oder R a d g e 1 e nkeT"
Bei einem^ Winkel- oder Scharniergelenke ( Gin-
dlt/mus) bleiben die beiden articulierenden Knochen bei allen ihreiT^
Bewegungen stets in einer Ebene, und die Bewegungsaxe entspricht
der Längsaxe des Cylinders. Die reinsten Scharniergelenke sind
die Fingergelenke; die Bewegung findet hier in ganz ähnlicher
Weise statt wie bei dem Auf- und Zuklappen eines Taschenmessers,
bei welchem ja Griff und Klinge ebenfalls durch ein Scharnier ver¬
bunden sind. Bei den Rotations- oder Radgelenken
{Articulatio trochoidea) erfolgt die Bewegung ebenfalls
um die Längsaxe des Cylinders. Während aber beim Winkelge¬
lenke die Längsaxen der bewegten Knochen zu der Drehungsaxe
senkrecht stehen, fällt hier die Axe der sich bewegenden Knochen
mit der Drehungsaxe zusammen, ähnlich wie dieses bei den Be¬
wegungen eines Rades und seiner (körperlichen) Radaxe geschieht.
Eine derartige Gelenkform finden wir im menschlichen Körper bei¬
spielsweise an der Articulation zwischen dem Zahn des Epistro-
pheus und dem vorderen Bogen des Atlas vor: dieselbe vermittelt
die seitliche Drehung des Kopfes um die longitudinale Körperaxe.
Auch die Gelenkverbindungen zwischen den oberen und unteren
Enden der Unterarmknochen für die Ein- und Auswärtsdrehung
der Hand (Pronation und Supination) sind Radgelenke. Gewisser¬
massen als Modifikationen der Cylindergelenke
kann man endlich die Gelenke mit kegelförmigen und
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schraubenförmigen Gelenkflächen bezeichnen: bei den
ersteren ist die Drehungsaxe des Gelenkes die Axe des Kegels; die
Schraubengelenkp ( Artij^drü.in kann man eigent¬
lich besser als einaxige cylindrische Gelenke bezeichnen, welche
mit einer schräg laufenden Leitfurche versehen sind. Zu den
Schraubengelenken wird gewöhnlich das Ellenbogengelenk gerech-
net (näheres s. ebendaselbst).
Von den zweiaxigen Gelenken gibt es zwei Arten,
nämlich; 1) das Ellipsoid- und Z) das S attelgelenk.
Wie dies schon im Namen liegt, stellen öei derä“'Cl li iJSo4-d-
gelenke (Arliculatio ellipsoidea) die beiden articulierenden GeTe'nlP>
flä(;hen Abschnitte von ElÜpioiden dar. Wegen ihrer Aehnlichkeit
mit der Oberfläche eines Eies hat man sie auch als eiförmige
Gelenke oder auch alsCondylarthro s e n bezeichnet. An
einem Ellipsoid unterscheidet man die sogen, kurze und die lange
Axe, welche beide zu einander senkrecht stehen. Die Bewegungen
in einem Ellipsoidgelenke erfolgen nun am leichtesten das eine Mal
um die kurze, das andere Mal um die lange Axe desselben. Ein
allerdings nicht ganz regelmässiges Ellipsoidgelenk wird durch das
sogen. Handgelenk, d. h. das zwischen den beiden Unterarm¬
knochen und der ersten Reihe der Handwurzelknochen befindliche
Gelenk dargestellt. Bei dem ^;^;,^^,£j.^[_e_l_enJ(^^rttci4atiosellam)
ist eine jede Knorpelfläche "in^k^ineir^iditun^convex, m der
andern hierzu senkrecht stehenden Richtung dagegen concav. Wie
sich nun ein Reiter in einem Sattel am leichtesten einmal in der
Richtung von vorn nach hinten, andererseits in der Richtung von
einer Seite zur anderen bewegen kann, so sind auch in einem
Satteigelenke die Bewegungen am leichtesten um zwei zu einander
senkrecht stehende Axen, d. h. also in zwei gegen einander senk¬
recht stehende Axen, d. h. also in zwei gegen einander senkrechten
Richtungen möglich. Während beim Ellipsoidgelenke beide
Drehungsaxen in dem convexen Körper, dem sogen. „Gelenkkopf“
gelegen sind, liegt hier die eine Axe in dem einen, die andere in
dem anderen articulierenden Knochen, so dass also jede Gelenk¬
fläche sozusagen gleichzeitig Kopf und Pfanne darstellt. Ein Sattel¬
gelenk ist das Gelenk zwischen dem grossen Vieleckbeine und dem
Metacamale des Daumens. - —
Die V i e 1 a X i g e n G e 1 e n k e werden auch K u g e 1 g e -
1 e n k e genannt. Der GelenTtkopf stellt hier den Abschnitt einer
KugeloBerfläche, die Gelenkpfanne eine entsprechende Schale dar.
Das Kugelgelenk (Arliculatio .^pAoerotdeo) bildet die freieste
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Verbindung der Skelettteilemiteinander, d. h.
es kann hier eine Bewegung um alle nur irgend denkbaren Axen
(nach allen möglichen Richtungen) ausgeführt werden; man hat
daher die Kugelgelenke auch als freie Gelenke bezeichnet.
Das reinste Beispiel eines solchen findet sich in Gestalt des Schulter¬
gelenkes vor. Wenn die Gelenkpfanne eines Kugelgelenkes den Ge¬
lenkkopf zum grössten Teile umschliesst (ähnlich wie die
unvollständig gespaltene Schale den Kern einer Nuss), so wird das
Gelenk Nussgelenk (Euarthrosis) benannt; eine derartige Con-
figuration finden wir beim Hüftgelenk vor. ln einem Nussgelenke
sind die Bewegungen beschränkter wie in einem gewöhnlichen
Kugelgelenke, weil hier der eine articulierende Knochen (in depi-
eben erwähnten Falle das Oberschenkelbein) bei ausgedehnteren
Excursionen sehr bald an den Rand der Gelenkpfanne anstösst.
Eine Sonderstellung unter den Diarthrosen nehmen die sogen.
ebenen oder straffen G e lenke (Amphiarthrosen)
ein, bei welchen sich zwischen den articulierenden Knochen eben¬
falls ein wahres Gelenk vorfindet, dessen Knorpelflächen jedoch
eben sind. Wenngleich in neuerer Zeit behauptet worden ist, dass
die Gelenkflächen bei diesen Amphiarthrosen eigentlich auch nicht
eben, sondern nur kleine Abschnitte sehr grosser Rotationskörper
wären, bei denen sich die Krümmung nicht leicht erkennen Hesse,
so ist doch für diese Behauptung der strikte Nachweis immerhin
noch nicht erbracht. Wenn bei einem planen Gelenke die Gelenk¬
kapsel völlig straff und unnachgiebig ist, kann die Beweglichkeit
in demselben nur gleich Null sein: somit müsste man eigentlich
die Amphiarthrosen als unbewegliche, als wahre Gelenke ohne
Axe, bezeichnen. Ist dagegen die Gelenkkapsel schlaff, so können
in einem solchen Gelenke einerseits seitliche Verschiebungen,
andererseits Rotationen des einen Knochens um eine zur Gelenk¬
fläche senkrecht stehende Axe, endlich Wackelbewegungen statt¬
finden. Beispiele von Amphiarthrosen stellen die Carpometacarpal-
gelenke, sowie die Gelenke an den vorderen und hinteren Rippen¬
enden dar.
Combinierte Gelenke sind solche, welche zwar
räumUch von einander getrennt sind, aber doch in mechanischer
Beziehung ein einziges Gelenk bilden, wie dies z. B. bei den bei¬
den Gelenken zwischen den oberen und unteren Enden der Unter¬
armknochen der Fall ist.
Bei den zusammengesetzten Gelenken werden
die Gelenkflächen einer- oder beiderseits von mehr als einem
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16
Knochen gebildet. Beispiele hierfür sind durch das Ellenbogen¬
gelenk, Handgelenk und die Fussgelenke gegeben. Hierbei kommt
es vielfach vor, dass mehrere Oelenke von einer einzigen Kapsel
umschlossen werden.
Die willkürlichen Bewegungen des menschlichen Skelettes wer¬
den durch die querge-streiften Muskeln ausgeführt,
welche die Fähigkeit besitzen, Skh huf 6lnen Nervenreiz hin zu-
sammenzuziehen und auf diese Weise sich derart zu verkürzen,
dass ihre Anheftungspunkte einander genähert werden. Jeder ge¬
streifte Muskel besteht erstens aus einer bindegewebigen
Scheide, dem sogen. Perimysium externum, zweitens aus gröbe¬
ren und feineren B ü n d ein von Muskeita s e r n (FascicuU)
und endlich drittens aus dem zwischen den letzteren gelegenen ge-
fäss- und nervenhaltigen interstitiellen Bindegew ebe,
Perimysium internum. An den beiden Enden gehen die Muskeln
ln die Sehnen, Tendines^ über, welche hauptsächlich aus der¬
ben, parallelen Bindegewebefasem zusammengesetzt sind. Wenn
die Sehnen so platt und breit sind, dass sie eine mehr hautartige
Beschaffenheit annehmen, werden sie als A p o n e u r o s e n be¬
zeichnet. Mitunter ist jedoch ein Muskel einmal oder mehrfach
durch Sehnen unterbrochen, welche man dann entweder als
Zwischensehne, Tendo intermedius, oder bei geringerer Aus¬
dehnung auch als Inscriptio tendinea bezeichnet. Ein Muskel mit
einer Zwischensehne wird zweibäuchig, M. biventer s. di-
gastricus, genannt. Wo die Sehnen, wie z. B. in der Nähe des Hand-
und Fussgelenkes, durch enge Kanäle hindurchgehen, in denen sie
leicht einer Reibung ausgesetzt wären, sind dieselben in sogen.
Schleimschedden, Vaginae mucosae, eingebettet. An ein¬
zelnen Stellen sind die letzteren noch von besonderen fibrösen
Scheiden, Vaginae fibrosae, umgeben.
Ganze Gruppen von Muskeln oder auch die ganze Muskula¬
tur eines Körperteiles werden endlich von festen Bindegewebs-
blättem, den sogen. Muskelbinden oder F a s c i e n , um¬
schlossen, welche an und für sich mit den Aponeurosen nicht zu
verwechseln sind. Am stärksten sind die Fascien an den Extremi¬
täten entwickelt. Die Fascien zeigen im allgemeinen die Eigentüm¬
lichkeit, sich überall dort fest an die Knochen oder deren Vor¬
sprünge anzuheften, wo sie an die letzteren stossen. Die Scheide¬
wände, welche die Fascien zwischen einzelne Muskelgruppen hin¬
einsenden und welche sich dann in der Tiefe am Knochen anzu¬
setzen pflegen, werden als Septa intermuscularia bezeichnet. Hie
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und da sind in die Fascien stärkere Streifen eingewebt, welche an
einzelnen Stellen, wie z. B. am Hand- und Fussgelenke, zugleich
als Betinactda für die Sehnen von Muskeln dienen. Man hat diese
Streifen nicht ganz mit Recht Bänder genannt, höchstens könnte
man sie als Fascienbänder bezeichnen.
Die Form der Muskeln ist ebenso wie die der Sehnen
äusserst verschieden. Die am häufigsten vorkommende Grundform,
welche auch zu der Benennung dieses Gebildes (Musculus, d^s
Mäuschen) Veranlassung gegeben hat, ist die S p i n d e 1 f o r m ;
daneben kommen aber im menschlichen Körper noch alle mög¬
lichen anderen Formen, wie z. B. die platte oder breite,
die kurze und die Ringform vor. Insbesondere treten die
platten Muskeln bald dreieckig, bald viereckig, bald rauten- oder
trapezförmig, bald in noch unregelmässigerer Form auf. Wenn
ein Muskel an einem oder an beiden Enden in mehrere Portionen
zerfällt, deren Sehnen sich gesondert befestigen, so wird derselbe
als mehrköpfig bezeichnet. Wenn eine Sehne nicht allein aäi
Ende, sondern noch teilweise im Innern eines Muskels gelegen
ist, so dass sich die Muskelfasern auch seitlich an dieselbe an¬
setzen, so wird der betreffende Muskel als gefiedert bezeich¬
net; halbgefiederte Muskeln sind solche, bei denen die
Sehne noch am Muskelbauche eine Strecke entlang läuft. Je nach¬
dem die Muskeln sich endlich über eines oder mehrere Gelenke er¬
strecken, werden dieselben als ein-, zwei- oder m e h r ge¬
lenkige Muskeln unterschieden. Daneben finden sich auch ge¬
streifte Muskeln, welche keine Skeletteile verbinden, sondern sich an
der Haut oder an Fascien oder an anderen Organen ansetzen. Mit
wenigen Ausnahmen sind alle Muskeln des Körpers paarig.
Die Befestigungspunkte eines Muskels werden als
Ursprung, Origo, und Ansatz, Insertio, unterschieden. Der Ur¬
sprung ist stets der festere, der Ansatz der weniger bewegliche von
beiden Punkten; sind beide Anheftungspunkte gleich beweglich,
so bleibt es ganz dem Belieben anheim gestellt, welchen man als
Urspnmgs- und welchen als Ansatzpunkt bezeichnen will. Zieht
sich nun ein Muskel zusammen, so muss natürlich der beweglichere
Punkt an den festeren herangezogen werden; sind beide Punkte
gleich beweglich, so werden sie einander in gleichem Masse ge¬
nähert. Wird jedoch der für gewöhnlich beweglichere von beiden
Anheftungspunkten eines Muskels durch irgend eine stärkere Ge¬
walt, sei es durch den Zug anderer Muskeln, sei es durch äussere
Einwirkung, festgehalten, so muss bei der Contraction des erste-
B r o e 8 i k e , Anatomie. 9. Anfl. 2
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18
ren der Ursprungspunkt je nach dem Grade seiner Beweglichkeit
än den Ansatzpunkt herangezogen werden. Diese Verhältnisse hat
man sich stets zu vergegenwärtigen, wenn es darauf ankommt, den
Effect einer Muskelcontraction im concreten Falle zu beurteilen.
Die Wirkung ein und desselben Muskels kann somit unter ver¬
schiedenen Verhältnissen eine ganz verschiedene sein.
Wenn, wie es mitunter der Fall ist, mehrere Muskeln die
gleiche Bewegung ausführen, werden sie als Synergisten be¬
zeichnet, Muskeln, welche entgegengesetzte Bewegungen bewirken,
heissen Antagonisten. Doch kann es Vorkommen, dass ganz
dieseHJeii Muskeln unter gewissen Umständen als Synergisten,
unter anderen Umständen als Antagonisten wirken können (vergl.
die Flexoren des Oberschenkels). Die Eintrittstelle des zugehöri¬
gen Nerven in einen Muskel soll nach Schwalbe meistens dem ge¬
ometrischen Mittelpunkt des letzteren entsprechen. Von der gestreif¬
ten Muskulatur des Skelettes sind die glatten Muskeln zu
unterscheiden, welche dem Einflüsse des Willens nicht unterworfen
sind und sich hauptsächlich in den Eingeweiden und dem Gefäss-
systeme des Körpers vorfinden. Während die quergestreiften Mus¬
keln zwar sehr kräftige Contractionen auszuführen imstande sind,
aber schon nach ziemlich kurzer Zeit zu ermüden pflegen, können
die glatten Muskelfasern dauernd contrahiert bleiten. Gegenüber
den ersteren sind die letzteren durch ein erheblich blässeres Aus¬
sehen ausgezeichnet.
1. Die Knochen des Hirnschädels.
Unter den Schädelknochen, Ossa cranii, mit denen wir
uns zunächst zu beschäftigen haben, muss man unterscheiden;
1 ) die 8 Knochen des Hirnschädels, d. h. diejenigen
Knochen, welche das Hirn bezw. seine Häute unmittelbar umgeben;
2) die 14 Knochen des Gesichtsschädels, worunter man
alle diejenigen Knochen versteht, welche an das Gehirn nicht direkt
angrenzen, aber dennoch zum Schädel gehören. Betrachtet man
den Schädel in seiner Totalität, so unterscheidet man ferner einen
oberen Teil, das Schädeldach oder Schädelgewölbe,
Calvaria (Fomix cranii), imd einen unteren Teil, den Schädel¬
grund, Basis cranii, dessen äussere Fläche man wiederum als
Basis cranii externa, dessen innere man als Basis cranii interna be¬
zeichnet hat.
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A. Das Stirnbein.
Das Stirnbein, Os frontale (Os sincipiüs s. Sinciput)
stellt einen muschelförmigen Knochen vor, welcher den vordersten
Teil des Schädels in der Weise einnimmt, dass er zum kleineren
Teile die Schädelbasis, zum grösseren Teile das Schädeldach bildet.
Den mehr horizontal gelegenen Teil, welcher zur Schädelbasis ge¬
hört, bezeichnet man als Par« naso-orbitalis, den mehr vertical ge¬
legenen Teil, welcher das Schädeldach bilden hilft, als Squama
/rotüalis (Pars frontalis des Stirnbeines). Die Pars naso-orbitalis
teilt man wieder in drei Abteilungen, nämlich einen mittleren huf¬
eisenförmigen Teil, Pars nasaiis, und die beiden seitlich gelegenen
vierseitigen Partes orbitales ein.
1. An der Stirnschuppe oder dem Stirnteile,
Squama frontalis s. Pars frontalis, müssen wir eine vordere con¬
vexe, eine hintere concave Fläche und die Umgrenzungsränder
unterscheiden.
Die vordere oder äussere Fläche, Facies frontalis^
zeigt zunächst in der Medianlinie mitunter eine longitudinale Er¬
habenheit, welche man (wenn sie vorhanden ist), als Orista fronta¬
lis externa bezeichnen kann. Sie entspricht der Sutura frontalis,
einer Naht, welche sich beim Kinde in den ersten Lebensjahren
constant vorfindet, beim Erwachsenen dagegen gewöhnlich nicht
mehr existiert. Zu beiden Seiten der Crista frontalis externa finden
wir an jeder Hälfte der Squama frontalis einen Höcker, das Tuber
frontale. Die Tubera frontalia sind bei Kindern in den ersten
Lebensjahren wiederum relativ stark entwickelt, beim Erwachsenen
dagegen meistens nur undeutlich sichtbar. Sie entsprechen bei
Tieren denjenigen Stellen, an welchen sich die Hörner ansetzen.
Unterhalb des Tuber frontale zieht auf jeder Seite ein bogenförmi¬
ger Wulst, der Arcus superciliaris, von medianwärts nach lateral-
wärts. Die beiden Arcus superciliares führen ihren Namen inso¬
fern mit Unrecht, als dieselben in ihrer Lage nicht den Augen¬
brauen, SupercUia, entsprechen: die letzteren sind tiefer, nämlich
entsprechend dem oberen Rande der Augenhöhlenöffnungen, dem
Margo supraorbitalis, gelegen. Die stärkere oder geringere Entwick¬
lung der Arcus superciliares hängt mit der Ausbildung der Stirn¬
höhlen, Sinus frontales, zusammen. Wenn die Arcus gut ausgeprägt
sind, findet sich in der Mitte zwischen und über denselben eine
flache, glatte, dreiseitige Vertiefung, die Glabdla oder Stirn-
g 1 a t z e , vor. Unterhalb der Arcus superciliares zieht jederseits
2*
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20
der obere Rand der Augenhöhlenöffnung, der soeben erwähnte
Margo supraorbitalis, entlang. Am medialen Teile des letzteren liegt
jederzeit die Ineisura supraorbitaiis, welche den gleichnamigen Ge¬
lassen und Nerven, nämlich dem N. supraorbitalis (vom ersten
Aste des Trigeminus) und der A. und V. supraorbitalis (aus der
A. und V. ophthalmica) zum Durchtritt dient. Manchmal findet
sich anstatt oder auch neben der Incisur ein Loch, das Foramen
supraorbitale, vor. Noch weiter einwärts von der Ineisura supra-
orbitalis ist mitunter noch ein zweiter flacher Einschnitt, die In-
cisura frontaliA, gelegen, durch welche der R. frontalis (vom ersten
Aste des Trigeminus) und die A. und V. frontalis (aus der A. und
V. ophthalmica) hindiuxhtreten. Der laterale Teil eines jeden Margo
supraorbitalis läuft in einen stumpfen Fortsatz aus, den Processus
sygomaticus, welcher seinen Namen daher führt, weil er sich mit
dem Jochbein, Os zygomaticmn, verbindet. Von diesem Fortsatze
erstreckt sich wiederum nach oben hin eine bogenförmige Linie,
die Linea temporalis (semicircularis). Das kleine, etwas vertiefte
Feld nach hinten von dieser . Linie, Facies temporalis, gehört der
Ursprungsfläche des M. temporalis, dem sogen. Planum temporale
an, welches fast -die ganze ^tenfläche des Schädels einnimmt.
Die innere oder hintere Fläche der Squama
frontalis, Facies cerebralis, ist viel unebener und weniger glatt
als die vordere. Man sieht an derselben zunächst in der Median¬
linie eine ziemlich scharfe Leiste verlaufen, die Crista frontalis (in¬
terna), welche sich nach oben hin in eine Furche, den Sulcus
sagittalis (Sulcus frontalis) spaltet. Die Leiste und die beiden Rän¬
der der Furche dienen einem Fortsatze der Dura mater, der grossen
Himsichel (Falx major s. Processus falciformis major) zum Ur¬
sprünge; die Furche selber nimmt einen venösen Blutleiter, den
Sinus sagittalis superior auf. Am unteren Ende der Crista frontalis
liegt eine Oeffnung, das Foramen caecum^), welches zur Auf¬
nahme für eine kleine Vene, ein sogen. Emissarium Santorini^),
Das Foramen caecum liegt meistens zwischen Stirnbein und Siebbein,
kann jedoch auch in der Substanz des Stirnbeines oder des Siebbeines ge¬
legen sein.
*) Unter dem Ausdrucke Emissarium Santorini versteht man ganz all¬
gemein eine jede Venenverbindung zwischen den Venen innerhalb der Schädel¬
höhle und denen ausserhalb derselben. EHese Emissaria haben insofern eine
gewisse Bedeutung, als dieselben bei Blutüberfüllung des Schädels sozusagen
als Reservekanäle dienen. Gewöhnlich fliesst das Blut fast aus der ganzen
Schädelhöhle durch die Vena jugularis interna nach abwärts; wenn indessen
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21
bestimmt ist; das letztere verbindet den Sinus sagittalis superior
mit den Venen der Nasenhöhle. Zu beiden Seiten der Crista
finden sich endlich eine Anzahl von flachen Gruben, die Im-
pressiones digitatae, welche so aussehen, als ob man mit der
Fingerspitze in den Knochen hineingedrückt hätte. Die Erhaben¬
heiten zwischen diesen Eindrücken werden als Juga cerebralia be¬
zeichnet. Die Impressiones digitatae entsprechen den Windungen,
die Juga cerebralia den Furchen der Orosshimoberfläche und sind
nicht zu verwechseln mit anderen, nicht ganz constant vorhandenen
Vertiefungen, Foveolae granuläres, welche sich meistens in unmittel¬
barer Nachbarschaft des Sulcus sagittalis vorfinden und von den
sogen. Pacchioni’schen Granulationen^) herrühren.
Im übrigen zeigen sich an der Innenfläche der Pars frontalis noch
Gefässfurchen, welche zum Teil vom Rande des Stirn¬
beines herkommen und alsdann von den vorderen Aesten der A.
meningea media (aus der A. maxillaris int.) herrühren. Zwei an¬
dere Gefässfurchen, je eine an jeder Seite des For. caecum, ver-,
laufen nach oben und sind durch die beiden Aa. meningeae ante¬
riores (aus der A. ethmoidalis ant.) verursacht.
Die Begrenzungsränder der Squama front a-
1 i s sind zunächst ein freier Rand, der Marge parietalis, welcher
sich im oberen Abschnitte mit den beiden ^heitelbeinen, unten
jederseits durch ein besonderes dreiseitiges Feld {Sutura sphenofron-
ialis) mit dem grossen Keilbeinflügel in Verbindung setzt und mit
diesen Knochen die Kronennaht, Sutura coronalis, bildet.
Die untereGrenzeder Squama frontalis gegen die Pars naso-
orbitalis ist an der hinteren Fläche nicht durch eine scharfe
in der letzteren eine Stauung eintritt, kann es auch durch die Emissaria San-
torini nach aussen gelangen, welche sich an verschiedenen Stellen des Schädels
ziemlich regelmässig vorfinden.
Die Pacchioni 'sehen Granulationen ( Arachnoideal-
zotten) sind \Yarzenähnliche Wucherungen der Arachnoidea, weiche vielfach
durch die Dura mater mehr oder weniger tid in das Schädeldach eindringen
und die Knochensubstanz aufsaugen können. Von den alten Anatomen wur¬
den sie fälschlich für Drüsen gehalten und demzufolge auch als Pacchioni-
sche Drüsen bezeichnet. Da dieselben unter normalen Verhältnissen und in
grosser Häufigkeit Vorkommen, ist man fast gezwungen, sie als eine normale
Erscheinung zu betrachten. Nach neueren Untersuchungen von Axel Key
und RETZIUS sollen durch ihr rlip ciihararfinniAtaJan l.yitq)h-
räume mit den Lymphräumen der Dura matei.in Commumcation gebracht
und dadurch für einen. Abfluss der Lymphe aus den ersteren gesorgt werden.
Mitunter sind die Gruben für die Pacchioni’schen Granulationen so tief, dass
der Schädel an diesen Stellen ganz durchscheinend aussieht.
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22
Linie g^eben, sondern bildet einen mehr allmählichen Uebergang.
Vorn und unten haben wir in der Mitte den Margo nasale als
Grenze zu nennen; an ihn legen sich die oberen Ränder der bei¬
den Nasenbeine imd der beiden Stimfortsätze der Oberkieferbeine.
Zu beiden Seiten des Margo nasalis wird die untere Grenze der
Squama frontalis durch diel schon erwähnten Margines supraorbitcUes^
gebildet.
2. Die Augenhöhlenteile, Partes obüales, sind vier¬
seitige Knochenplatten, an welchen man jederseits ausser den vier
Rändern eine obere convexe und eine untere concave Fläche unter¬
scheidet.
Der vordere Rand der Pars orbitalis ist jederseits gebildet
durch den schon erwähnten Margo supraorbitalis, an dessen me¬
dialem Abschnitte sich die Incisura supraorbitalis und mitunter
(s. S. 20) die Incisura frontalis befinden. Der laterale Rand
wird auch als Margo zygomaticus bezeichnet und steht vom mit
dem Jochbeine, hinten mit dem grossen Keilbeinflügel in Verbin¬
dung. Der hintere Rand, Margo sphevoidalis, legt sich an den
kleinen Keilbeinflügel. Der mediale Rand, auch als Margo
eihmolacrimalis (von H ENLE als Margo naso-orbitalis bezeichnet),
setzt sich an das Thränenbein und die Lamina papyracea des Sieb¬
beins an. In der Naht zwischen Siebbein und Stirnbein sind nun
jederseits zwei Oeffnungen gelegen. Die vordere, Forameti ethmoi-
dale anterius, ist zum Durchschnitt für die A. und V. ethmoidalis
anterior (aus der A. und V. ophthalmica) und den N. ethmoidalis
anterior (aus dem N. naso-ciliaris des ersten Trigeminusastes) be¬
stimmt. Die zweite Oeffnung liegt mehr nach hinten und wird
als Foramen ethmoidale posterius bezeichnet. Durch dieselbe gehen
die A. und V. ethmoidalis posterior (aus der A. und V. ophthal¬
mica) und die Nn. ethnioidales posteriores^) hindurch (welche
nicht constant sind und zum Teil vom ersten, zum Teil vom
zweiten Aste des Trigeminus herkommen). Beide Oeffnungen sind
von der Augenhöhle aus deutlich sichtbar.
Von den beiden Flächen des Partes orbitales des Stirn¬
beines ist die Facies cerebralis, dit obere, durch sehr deutliche /tn-
pressiones digitatae und Juga cerebralia ausgezeichnet. Die untere
Fläche, Facies orbitalis, ist glatt und besitzt vorn und medial
eine kleine Grube, Fovea trochlearis, neben welcher häufig ein
>) Der N. ethmoidalis anterior ist früher auch kurzweg als N. ethmoi-
dalis, die Nn. ethmoidales posteriores als jVh. spheno-ethmoidales bezeichnet
worden.
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23
Höcker, die Spina trochlearis hervorragt. In der Grube gleitet die
Sehne des M. obliquus oculi superior, und an dem Höcker ist
eine kleine Rolle (Trochlea) befestigt, über welche die Sehne hin-
überziebt. Lateral tmd vom unterhalb des Proc. zygomaticus,
liegt eine zweite, viel grössere Vertiefung, dit Fossaglandttlaelacri-
nuUis, welche zur Aufnahme für die Thränendrüse bestimmt ist.
3. Der N a s e n t e i 1 , Pars nasalis, liegt in der Mitte zwischen
den beiden Partes orbitales und hat Hufeisenform. In einzelnen
Handbüchern wurde früher als Pars nasalis nur der vordere
mittlere Teil des Hufeisens bezeichnet, welcher stark nach abwärts
vorspringt, und welchen man sonst auch Processus nasalis des
Stirnbeines benannte. Indessen ist es unzweifelhaft richtiger, nach
dem Vorgänge von Henle den ganzen hufeisenförmigen Teil
als Pars nasalis zu bezeichnen, weil derselbe in der Tat nicht
in die Augenhöhle, sondern in die Nasenhöhle hineinsieht. Die
Concavität desselben bildet nun einen Ausschnitt, die Incisura
ethmoidalis, in welche die Lamina cribrosa des Siebbeines ein¬
gefügt ist. Das vordere, mittlere Stück des Hufeisens besteht
aus einem compacten Vorsprunge, dem eben erwähnten Processus
nasaUs, welcher nach abwärts in einen spitzen Stachel, die Spina
nasalis ausläuft und jetzt in seiner ganzen Ausdehnung als Spina
frontdlis bezeichnet wird. Dieser Vorsprung besitzt an seiner
hinteren Seite in der Medianlinie eine Leiste, .welche zur An¬
lagerung für die Lamina perpendicularis des Siebbeines bestimmt
ist. Lateral von dieser Leiste läuft jederseits eine feine Furche
nach abwärts, die für den vorderen Ast des N. ethmoidalis ant.
bestimmt ist, welcher, begleitet von kleinen Oefässen, weiterhin
an der hinteren Fläche der Nasenbeine in einer ähnlichen kleinen
Furche (s. ebendaselbst) nach unten zieht. Die beiden Enden des
Hufeisens sind dagegen hohl, indem hier- die Lamina interna und
externa des Schädels auseinanderweichen: sie lagern über den
Siebbeinzellen, Cellulae ethmoidales, deren Deckel sie bilden. Mehr
nach vorn, dicht neben der Spina frontalis, gelangt man jeder-
seifs durch eine ziemlich grosse Oeffnung nach oben in die
Stirnhöhlen, Sinus frontales, hinein, welche man sich eben
dadurch entstanden denken muss, dass die Lam. interna und die
Lam. externa an dieser Stelle auseinander gewichen sind und das
Balkenwerk der Spongiosa sich zu grösseren zeitigen Räumen
erweitert hat. Die Stirnhöhlen sind durch ein medianes Septum
von einander geschieden und münden abwärts in die Nasen¬
höhle ein.
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24
B. Das Scheitelbein.
Das Scheitelbein oder Seitenwandbein, Os
parietale s. Os bregmatis, stellt eine vierseitige, gebogene Knochen¬
platte dar, welche den Scheitel und den oberen Teil der Schläfe
einnimmt. Seiner Form entsprechend, unterscheidet man an jedem
Scheitelbeine vier Ränder, vier Winkel und zwei Flächen.
Der vordere Rand setzt sich durch die Sutura coronalis
mit dem Stirnbeine in Verbindung und wird deswegen als Marge
frontalis s. coronalis bezeichnet. Der obere Rand bildet mit
dem Seitenwandbeine der anderen Seite die Sutura sagittalis, die
P f e i 1 n a h t , und wird deshalb Marge sagiUalis benannt. Der
hintere Rand, Marge eccipitalis s. lambdoideus, bildet mit
dem Hinterhauptbeine die Sutura lambdeidea, Lambdalnaht,
so bezeichnet, weil die rechte und die linke Naht zusammen die
Gestalt eines A haben. Der untere Rand setzt sich vorn auf
eine kurze Strecke mit dem grossen Keilbeinflügel in Veil^indung
imd legt sich im übrigen an die Schläfenbeinschuppe an; dieser
Rand sollte deswegen am besten als Marge sphenetemperalis bezeich¬
net werden, wird aber jetzt Marge squamesus benannt. Die Naht
zwischen dem Scheitelbeine und der Schuppe des Schläfenbeines
insbesondere heisst Schuppennaht, Sutura squamesa und
erscheint dadurch, bemerkenswert, dass die beiden Knochen an
dieser Stelle nicht mit Zacken in einander greifen, wie an den
übrigen Nähten, sondern zugeschärft sidi aneinander lagern. Man
bezeichnet deswegen jede Naht, bei welcher die Knochen sich in
dieser Weise mit einander verbinden, kurzweg als Schuppennaht.
Von den vier Winkeln des Scheitelbeines ist der vordere
obere Winkel nahezu ein rechter und wird auch als Ängultts
frontalis bezeichnet, weil er sich mit dem Stirnbeine in Ver¬
bindung setzt. Diesem Winkel entsprechend, liegt beim neu¬
geborenen Kinde zwischen den beiden Scheitelbeinen und den
beiden Hälften des Stirnbeines die v i e r e c k i g e g r o^sjs e- F o n-,
_tjun-e4-l e oder S tiTJ? f'O n t a n e 1 1 e , Fonticulus frontalis^ eine
ÖefßungT^die sich indessen späfer durch VerkhochSnrig schfiesst.
Der hintere obere Winkel ist etwas grösser, setzt sich mit
der Spitze des Hinterhauptes in Verbindung und wird infolgedessen
als Angtdus eccipitalis bezeichnet. An der Stelle dieses Winkels liegt
zwischen den beiden Scheitelbeinen und dem Hinterhauptbeine beim
Neugeborenen die dreiseitige kleine Fontanelle oder
Hinterhauptfontanelle, Fonticulus eccipitalis, die sich
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25
ebenfalls beim weiteren Wachsen der Knochen vollständig verliert.
Der vordere untere Winkel ist meistens zugespitzt und
setzt sich mit dem grossen Keilbeinflügel in Verbindung, weswegen
man ihn als Angulus sphenoidulis bezeichnet. Beim Neugeborenen
liegt an dieser Stelle die vordere Seitenfontanelle oder
Keilbeinfontanelle, Fonticulm sphenoidcdis s. temporalis.
Der hintereuntereWinkelist abgestutzt. Er legt sich der
Pars mastoidea des Schläfenbeins an und heisst deswegen Angtdm
mastoideus. Auch hier ist am Schädel des neugeborenen Kindes
eine kleine Lücke, die hintere Seitenfontanelle oder
Warzenfontanelle, Fonticulm mastoidem, vorhanden.
Von den beiden Flächen des Scheitelbeines ist die äussere,
Facies parietalis, convex und im ganzen ziemlich glatt. Etwa in der
Mitte derselben findet sich der Scheitelhöcker, Tuber pa-
rietale, welcher ebenso wie das Tuber frontale an Kinderschädeln
in den ersten Lebensjahren am stärksten entwickelt ist und derjeni¬
gen Stelle entspricht, von welcher zuerst die Verknöcherung des
Scheitelbeines ausgeht. Meistens etwas unterhalb des Tub. parietale,
mitunter aber auch über dasselbe hinweg, verläuft von vom nach
hinten die schon beim Stirnbein erwähnte Schläfenlinie,
Linea temporalis, s. semicircularis, welche, die Ursprungsfläche des
M. temporalis, das sogen. Planum temporale, nach oben hin ab¬
grenzt. Mitunter findet sich anstatt einer einfachen Linie eine
doppelte vor, von denen alsdann die untere dem oberen Rande des
Muskels die obere der ihn bedeckenden Fascia temporalis zum An¬
satz dient. Nahe dem oberen Rande des Scheitelbeines sieht man
endlich sehr häufig eine Oeffnung, das Foramen parietale, durch
welches ein Emissariun^ Santorini zwisdien dem Sinus sagittalis
sup. und den veneiTäir der Äussenfläche des Schädels verläuft. An
der Innenfläche Facies cerebralis, des Scheitelbeines fallen
zunächst Impressiones digitatae und Jttga cerebralia auf, welche haupt¬
sächlich dem Scheitellappen des Grosshirns entsprechen. Längs des
oberen Randes sehen wir an der Innenfläche des Scheitelbeines
eine Halbrinne verlaufen, den Sulcus (Semisulcus von HENLE)
sagittalis s. longitudinalis, welcher im Verein mit der gleichnami¬
gen Halbrinne des anderen Scheitelbeines dazu dient, den Sinus
sagittalis s. longitudinalis sup. aufzunehmen. Dicht daneben liegen
sehr häufig rundliche Vertiefungen, welche von Pacchioni’schen
Granulationen herrühren und mit den Impressiones digitatae nicht
zu verwechseln sind (s. S. 21). Ausserdem zeigt die Innenfläche
schöne, baumförmig verästelte Gefässfurchen, Sulci arteriosi,
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26
in welchen Zweige der A. meningea media (aus der A. maxillaris
int.) gelegen sind. Die Gefässfurchen strahlen meistens von dem
vorderen unteren Winkel, dem Angulus sphenoidalis,
nach hinten und oben, so dass also ^ein Blick auf die Eintrittstelle
dieser Gefässe genügt,’ um sich darüber zu orientieren, wie die vier
Winkel eines vorliegenden Scheitelbeines zu bezeichnen sind. Sehr
häufig tritt aber noch eine starke Gefässfurche von der Mitte des
unteren Scheitelbeinrandes auf die innere Fläche dieses Knochens
hinüber. Am hinteren unteren Winkel der Innenfläche ist eine
breite Furche, der Sulcus transversus für den gleich¬
namigen Sinus gelegen.
C. Das Hinterhauptbein.
Das Hinterhauptbein, Os ocäpitale s. Occiput, ist ein
schalenförmiger Knochen, welcher zum Teil zur Schädelbasis,
zum Teil zum Schädeldache gehört und den hintersten Abschnitt
des Schädels einnimmt. An demselben werden vier Teile unter¬
schieden, welche beim Kinde durch Knorpelmasse (Synchondrose)
mit einander verbunden, beim Erwachsenen dagegen nach Ver¬
knöcherung dieser Synchondrosen nicht mehr deutlich abzugrenzen
sind. Die vier Teile des Hinterhauptbeines sind: 1) der Grund-
oder Zapfenteil, Pars basilarüs, welcher vor dem Foramen
magnum liegt; 2) die beiden Seiten- oder Gelenkteile,
Partes laterales s. condyloideae (so genannt, weil sich an ihnen
die Gelenkfortsätze, Condyli occipitales, befinden), welche zu
beiden Seiten des Foramen magnum gelegen sind; 3) die
Schuppe oder der Schuppenteil, Squatna occipitalis s.
Pars squamosa, welcher hinter dem Foramen magnum liegt und
den grössten Abschnitt des Hinterhauptbeines bildet. Das Foramen
occipitale magnum, um welches also diese vier Teile gruppiert sind,
hat eine ovale Gestalt und dient folgenden wichtigen Organen
zum Durchtritt: a) der Medulla oblongata (dem verlängerten
Rückenmark); b) den beiden Aa. vertebrales, welche in der
Richtung von unten nach oben verlaufen, also aus der Rücken¬
markshöhle in die Schädelhöhle hineinziehen; c) den beiden Aa.
spinales anteriores (aus den Aa. vertebrales), welche in der
Richtung von oben nach unten verlaufen und an der vorderen
Fläche des Rückenmarks, zu einem einfachen Stamm vereinigt,
entlang ziehen; d) den beiden Aa. spinales posteriores (ebenfalls
Aeste der Vertebralarterien), welche an der hinteren Fläche des
Rückenmarks getrennt nach abwärts ziehen; e) den beiden Nn.
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accessorii, welche in der Richtung von unten nach oben in die
Schädelhöhe eintreten, um sie jedoch bald darauf durch das Foramen
jugulare wieder zu verlassen; f) diversen Venenverbindungen zwi¬
schen den Venen der Schädel- und denen der Rückenmarkshöhle.
1. An dem O r u n d t e i 1 e , der Pars basüaris, unterscheidet
man 5 Flächen, von denen die obere und die untere sich am
vorderen Rande des For. magnum vereinigen, so dass also die
Pars basilaris Keilform besitzt. Die vordere Fläche dersel¬
ben ist rauh, vierseitig und mit dem Körper des Keilbeines verbun¬
den. Die Verbindung ist beim jüngeren Individuum eine knorplige
(Synchondrosis), verknöchert aber beim Erwachsenen (Synostosis).
Ist das letztere der Fall, so bilden das Keilbein und das Hinter¬
hauptbein einen einzigen Knochen, welchen man als Os basilare
bezeichnet hat. Die obere Fläche bildet nahe dem For. mag¬
num eine ziemlich tiefe sagittale Rinne. Climtss. Fossa pro medulla
oblongata, zur Aufnahme für das verlängerte Rückenmark. Zu <?./’/■
beiden Seiten der oberen Fläche findet sidi dicht neben der Seiten-
kante je eine kleinere Rinne, der Sulcus (Semisulcus von (HENLE)
petrosus inferior, in welchem der gleichnamige Sinus gelegen ist.
Die beiden Seitenflächen sind rauh und bilden mit dem
Felsenbeine zusammen eine Spalte, die Fissura petrooccipitalis
welche durch fasrige Massen verschlosiSen ist.^) Die untere
Fläche der Pars basilaris zeigt in der Mitte einen kleinen
Höcker, das Tuberculum yharynpetim, welches den obersten Fasern
des M. constrictor pharyngis sup. zum Ansätze dient. An jeder
Seite Ties Tuo. pnaryngeum bdindeh sich zwei transversale Leisten,
die vordere herrührend von dem Ansätze des M. longus capitis
(M. rectus capitis anticus major), die hintere von dem des M.
rectus capitis anterior (M. rectus capitis anticus minor).
2. Die beiden Seiten- oder Oelenkteile, Partes lode-
rales s. condyloideae, sind zu beiden Seiten des For. magnum ge¬
legen und aus einem vorderen schmäleren und einem hinteren brei¬
teren Abschnitte zusammengesetzt. An der oberen Fläche des mehr
nach vom gelegenen, schmäleren Teiles desselben findet sich das
Tuberculum jugulare (Tubercullun anonymum), ein Höcker, hinter
Sichern eine t r a n s versale Furche gelegen ist, die für drei
Himnerven, den IX. (N. glossopharyngeus) den X. (N. vagus)
Die ganze Basis cranii externa und alle in ihr befindlichen Spalten^
insoweit durch dieselben keine Gefässe oder Nerven hindurchtreten, sind durch
faserknorplige (eigentlich durch derbe fibröse) Massen eingenommen, die
man zusammen als Syrtchondroses cranii bezeichnet.
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und den XI. (N. accessorius) bestimmt ist.^) Unterhalb des
Tuberculum jugulare wird die Substanz der Partes laterales
jederseits in schräger Richtung von einem Canale, dem Canalis
hypoglossi (Can. condyloideus anterior) durchbohrt, durch 'welchen
der All. Himnerv (N. hypoglossus) hindurchgeht. Der vordere
Rand des mehr nach hinten gelegenen, breiteren Teiles der Pars
condyloidea wird durch einen Einschnitt, die Incisura jttgularis,
eingenommen, welche durch die Anlagerung des Schläfenbeines
zu einem Loche, dem Foramen jugulare (lacerum posterius), ge¬
schlossen wird. An der Incisur unterscheidet man wiederum ein
vorderes kleineres Fach, welches für die erwähnten drei Him-
nerven, und ein grösseres hinteres Fach, welches für die V. jugu-
laris int. zum Durchtritt bestimmt ist. Zwischen dem vorderen
und dem hinteren Fache ist ein kleiner Vorsprung, der Processus
intrajugularis (jugularis medius), gelegen. Auch am vorderen
Ende der Incisura jugularis findet sich mitunter noch ein kleiner
spitzer Vorsprung, der Processus jugularis accessorius, welcher
indes keine besondere Bedeutung beansprucht. Der hinter der
Inc. jugularis ge'egene Teil des Hinterhauptbeines wtrd als
Processus jugtdaris bezeichnet. An der oberen Fläche des Proc.
jugularis erhebt sich ein spitzer Höcker, die Spina jugularis durch
welche diese Fläche in ein vorderes und ein^hinter^ Feia geteilt
wird. Das kleine Feld v o r der Spina jugularis ist für die V. ju-
guläris int., das etwas grössere hintere Feld für den Endteil
des Sinus sigmoideus bestimmt. Die kleine rauhe Fläche an der
lateralen Seite der Spina dient zur Anlagerung für die Schläfenbein¬
pyramide. Die untere Fläche des Proc. jugularis ist uneben und
wird von dem Ansätze des M. rectus capitis lateralis eingenommen.
Medial von dieser* Fläche ragen die Gelenkfortsätze, Condyli
occipitales s. Processus condyloidei, hervor, die zur Articulation
des Occiput mit dem Atlas dienen. Hinter den Oelenkfortsätzen
liegt eine Grube, die Fossa condyloidea, und in derselben findet
sich mitunter die hintere Mündung des Canalis condyloideus (Can.
condyloideus posterior), während die vordere Mündung desselben
medial von der Spina jugularis zu suchen ist. Durch den Canal
geht ein Emissarium Santorini zwischen den Nackenvenen und dem
Anfangsteile der V. jugul. int. hindurch, und da alle diese Emissa-
rien mitunter fehlen können, so ist auch der Can. condyloideus
nicht immer vorhanden.
1) Das Tuberculum jugulare entspricht in seiner Lage der Grenze
zwischen der Varolsbrücke und dem verlängerten Rückenmark.
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3. An der S c h u p p e , Squama occipUalis (Pars squamosa),
unterscheidet man die Basis, welche an die Partes condyloideae
und das For. magnum grenzt, die S p i t z e , welche sich zwischen
die' Anguli occipitales der beiden Scheitelbeine einschiebt, und die
beiden Seitenränder, welche oben mit den Scheitelbeinen
und unten jederseits mit der Pars mastoidea des Schläfenbeines in
Verbindung stehen. Die Naht zwischen Schuppe und Scheitelbein
ist meist scharfzackig, die zwischeiFSchüppe und Pars mastoidea
des ächlätenbeines dagegen weit weniger gezackt. Zwischen diesen
beiden Abschnitten eines jeden Seitenrandes, dem sogen. Margo
lambdoideus und Margo mastoideus, ist stets ein winkliger Vor-
sprudg vorhandehl ln ^r NahT” zwischen Schuppe und Pars
mastoidea, nicht selten jedoch in der Substanz des Os occipitale
oder der Pars mastoidea gelegen, findet sich das Foramen masioi-
deum, durch welches ein Emissarium Santorini als Verbindung
zwischen den Nackenvenen und dem Sinus sigmoideus seinen Weg
nimmt. Ausserdem geht durch dieses Loch noch eine kleine Ar¬
terie hindurch, die A. meningea post, externa (Bamus meningeus),
welche von der A. occipitalis kommt, also von aussen nach innen
in die Schädelhöhle hineintritt. Ausser den Begrenzungsrändem
ist an der Schuppe noch eine vordere concave und eine
hintere convexe Fläche zu unterscheiden.
Die hintere Fläche zeigt zunächst ziemlich in der Mitte
einen Vorsprung, die Protuberantia occipitalis externa, dessen
starke Entwickltmg nach Ansicht der alten Phrenologen auf einen
stark ausgeprägten Geschlechtstrieb deuten sollte. Von demselben
läuft zum Foramen magnum nach abwärts eine median gelegene
Leiste, die Cmta occivitaiis externa t Linea nuchae mediana von
HENLE), welche dem Ugamentum nuchae zum Ansätze dient.
Von der Protub. occipitalis ext. erstreckt sich ferner nach beiden
Seiten hin bogenförmig die lAnea nuchae superior (semicircularis
Superior) und etwas weiter nach abwärts, parallel der vorigen,
verläuft die Linea nuchae inferior (semicircularis inferior). Beide
Linien dienen zum Ansätze von Muskeln, imd zwar sind an der
Linea nuchae sup. die Mm. stemo-cleido-mastoideus, trapezius
und occipitalis bef(ätigt. Än~~def~ Linrä nuchae ihf.' setzen sich
dFeT^urzen tiefen Nackenmuskeln ntämlich der M. rechts capitis
post, major. der M. rechts cap. post minor jn^ der M. obliquus
cap. iuperior fest. Z w fs c h^ li beiden Linien endlich inserieren
sich die complicierten Muskeln des Rückens, insoweit sie den
Schädel überhaupt erreichen, nämlich der M. splenius capihs
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30
und der M. semispinalis capitis (M. complexus major et biventer
cervicisi).
Die vordere Fläche der Schuppe zeigt eine kreuzförmige
Figur, welche als EminmUa truäata bezeichnet, und deren
Kreuzungspunkt durcH einen Höcker, die Protuberantia occipitalis
interna, gebildet wird. Der quere Schenkel des Kreuzes besteht
aus einer Furche, Sulats iransversus, die zur Aufnahme für den
Sinus transversus bestimmt ist, und an deren beiden Rändern sich
das Himzelt, Tentorium cerebelli, ansetzt. Der . obere Schenkel
des Kreuzes entspricht dem Endteile des Sulcm sagiitalis s. longi-
tudinalis, der zur Aufnahme für den Sinus sagittalis s. longi-
tudinalis superior dient; der untere Schenkel desselben stellt eine
Leiste, die Crista occipitalis interna dar, an welche sich die
kleine Himsichel, Falx cerebelli s. Processus falciformis minor,
ansetzt, ln seltenen Fällen sieht man auch längs der Crista
occipitalis int. eine Gefässfurche verlaufen, welche dann dem
Sinus occipitalis (posterior) entspricht. Endlich ist zu erwähnen,
dass sich mitunter an der einen oder der anderen Seite der
Protub. occipitalis int. im Sulcus transversus ein tiefer Eindruck
befindet, welchen die Alten als Torcular Herophili t Presse des
Herophili^ oder als Confluetis sinuum bezeichneten, weil an
dieser Stelle So viele venöse ^lutleiter zusammenfliessen*). Durch
die eben beschriebene Eminentia cruciata werden nun an der
inneren Fläche des Hinterhauptbeines vier Gruben von einander
abgegrenzt, von denen die beiden oberen, die ocäpitales
superiores, zur Aufnahme für den Hinterhauptlappen des Gross-
hims dienen und in Folge dessen Impressiones digüatae und
Juga cerebralia zeigen, während die beiden unteren, die Fossae
occipitales inferiores, zur Einlagerung für die Kleinhimhemisphären
bestimmt sind und entsprechend der mehr glatten Oberfläche der
letzteren ebenfalls ein ziemlich glattes Aussehen' besitzen. Einzelne
Gefässfurchen, die sich mitunter an den beiden unteren Gruben
Mitunter verläuft oberhalb der Linea nuchae superior auch die
Linea nuchae suprema, eine dritte Nackenlinie, welche alsdann der oberfläch¬
lichen Nackenfascie zum Ansätze dient. Der Teil der Schuppe über dieser
Linie heisst Planum occipitale, der Teil unter derselben Planum
nuchae. Zwischen der Linea nuchae superior und suprema kann sich
ferner mitunter noch ein querer Wulst, der Torus occipitalis (Ecker), vor¬
finden.
2) Es treffen sich hier die beiden Sinus transversi. der Sinus sagittalis
sup., dtrSintu occipitalis und der Sinus rectus, so dass nach Ansicht der Alten
an dieser SteUe ein hoher Druck entstehen musste, welcher zu der Bezeich¬
nung „Presse des Herophilus“ geführt hat.
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vorfinden, rühren entweder von der schon erwähnten A. meningea
post, externa (dem Ramus meningeus der A. occipitaüs) oder von
der A. meningea post, interna (dem Ramus meningeus der A. ver-
tebralis) her, welche sich beide in der harten Hirnhaut verzweigen.
D. Das Keilbein.
Das Keilbein, Os uphenoidale (sphenoideum s. cuneiforme),
bildet beim Erwachsenen mit dem Hinterhauptbeine zusammen das
Orundbein des Schädels, Os basüare, und stellt isoliert einen
Körper vor, dessen Gestalt man mit einem mit Flügeln versehenen
Insekt vergleichen kann, woher auch seine Bezeichnung als Wes¬
pe n b e i n , Os sphenoideum, stammt. Man unterscheidet am
Keilbeine: 1. ein unpaares Mittelstück, den Körper, Corpus;
2. drei Paar Fortsätze, nämlich a) die kleinen Keil-
beinflügel, Aloe parvae; b)diegrossenKeilbein-
f 1 fi g e I , Aloe magnae, und c) die Gaumenflügelfort-
Sätze, Processus pterygoidei.
1. Der Körper, Corpus, zeigt 6 Flächen, von denen die
vierseifge hintere Fläche beim Erwachsenen gewöhnlich
knöchern (durch Synostose), beim Fötus dagegen knorplig (durch
Synchondrose) mit dem Hinterhauptbeine verwachsen ist.
Die obere Fläche bildet in ihrem vordersten Teile das
Keilbein joch, Jugum sphenoidale, so bezeichnet, weil dieser
Teil die höchste Stelledes Keilbeinkörpers darstellt. Das Jugum
sphenoidale ist vom durch eine Naht mit der Lamina cibrosa des
Siebbeines verbunden; von seinem vorderen Rande springen mit¬
unter zwei kleine Vorsprünge in die Siebbeinplatte hinein, welche
man als Alae minimae oder, wenn sie zu einem einzigen grösseren
vereinigt sind, als' Spina ethmoidalis bezeichnet. Hinten wird das
Jugum durch eine transversale Litlle begrenzt, den Limbus sphenoi-
dalis, welcher sich lateralwärts in den hinteren Rand der kleinen
Kleinbeinflügel fortsetzt. Hinter dem Limbus sphenoidalis liegt eine
■quere Furche, derÄ<tct«scAiasma<is(Sulcu$ opticus), welcher zur Auf¬
nahme für die Sehnervenkreuzung, Chiasma nervorum opticorum,
bestimmt ist und urunittelbar hinter dieser Furche befindet sich
der Sattelknopf, Tuberculum sellae (turcicae) zu dessen beiden
Seiten mitunter zwei kleine Höcker, die Processus dinoidei
medii, vorspringen. Dicht hinter dem Tuberculum sellae liegt
ferner eine tiefe Grube, der Türkensattel, Sdla turcica s.
Ephippium s. Fossa hypophyseos, in welche sich die Hypophysis
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32
cerebri, der Hinanhang, einlagert. Die Sella turcica wird endlich
hinten durch eine vierseitige Knochenplatte, die S a 1 1 e 1 1 e h n e,
Dorsum sellae s. ephippii, begrenzt, an deren beiden oberen
Ecken die kleinen kolbigen Processus dinoidei posteriores her¬
vorragen. Die hintere Fläche der Sattellehne bildet zusammen mit
der oberen Fläche der Pars basilaris des Hinterhauptbeines einen
steilen Abhang, den Clims (Blumenbachi), welcher oben der Varols-
brücke, unten (entsprechend der dort befindlichen Furche des
Hinterhauptbeines) der Medulla oblongata zur Auflagerung dient.
Die vordere Fläche deS: Keilbeinkörpers zeigt in der Median¬
linie eine Leiste, die Crista sphenoidalis, an welche sich die Lamina
perpendicularis des Siebbeines anlegt. Zu beiden Seiten der Crista
sphenoidalis befinden sich die Eingangsöffnungen zu
den Keilbeinhöhlen, Aperturae sinuum sphenoidalium
(Foramina sphenoidalia), während der übrige laterale Teil der
vorderen Fläche des Keilbeinkörpers (am vollständigen Schädel)
durch die Anlagerung des Siebbeinlabyrinthes verdeckt wird.
Die untere Fläche besitzt in der Mitte eine ziemlich
starke keilförmige Hervorragung, das Rostrum sphenoidale, an wel¬
ches sich der Vomer anlegt. Zu beid^TSeiten des Rostrum liegen
die Conchae sphenoidales (Ossicula Bertini s. Cornua sphenoidalia),
dreiseitige Knochenplättchen, welche sich nach der vorderen Fläche
des Keilbeinkörpers hin umbiegen und bis zu den Aperturae sinu¬
um erstrecken. Diese beiden Knochenplättchen sind also Teile der
Wand der Keilbeinhöhlen; noch zur Pubertätszeit sind sie von
dem übrigen Keilbeinkörper dtu'ch eine Naht getrennt, welche in¬
dessen im späteren Alter verknöchert.
Die beiden Seitenflächen des Keilbeinkörpers sind
grösstenteils durch die von demselben entspringenden Fortsätze ein¬
genommen. Ihr oberer Teil ist jedoch frei lufd zeigt eine leicht
S-förmig gekrümmte Furche für die Carotis interna, den Sulcus
earoticusy dessen vorderes Ende entsprechend der hier befindlichen
Umbiegungstelle der Carotis eine rundliche Vertiefung, die Im-
pressio carotica, bildet. Am hinteren Ende des Sulcus caroticus
springt lateral mitunter ein kleines Knochenplättchen hervor, wel¬
ches als Lingula sphenoidalis (carotica) bezeichnet wird.
2, Die kleinenKeilbeinflügel oder O r b i t a 1 f lügel,
Aloe parvae s. orbitales, entspringen vom Körper mit zwei
Wurzeln, welche zwischen sich ein Loch, das Foramen opticum
fassen. Durch das letztere treten der II. Himnärv (N. opticus) und
die A. ophthalmjca. (aus der Carotis int.) hindurch, aber nicht die
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33
gleichnamige Vene. Die obere Fläche der kleinen Keilbein¬
flügel sieht in die Schädelhöhle, die u n t e r e in die Augenhöhle.
Der vordere Rand steht jederseits mit der Pars orbitalis des
Stirnbeines in Verbindung, amhinterenRande springen die
Processus dinoiclei anteriores hervor, welche vielfach mit den
Proc. clin. medii und posteriores durch Knochenbälkchen ver¬
bunden sind. Nach lateralwärts laufen die kleinen Keilbeinflügel
in je einen kurzen Fortsatz, Processus ensiformis (xiphoideus) aus.
Zwischen dem kleinen und dem grossen KenÖElnllügfl liegf ein
schlitzförmiger Spalt, die Fissura obilalis superior, durch welche
der 111. Himnerv (N. oculomotorius), der IV. Himnerv (N. troch-
learis), der erste Ast des V. Himnerven (N. trigeminus), der
VI. Himnerv (N. abducens) und die Vena ophthalmica superior^)
hindurchtreten.
3. Die grossen Keilbeinflügel oder Temporal¬
flügel, Aloe mcmae s. temporales, haben eine fächerförmige Ge¬
stalt und entspringen jederseits von der Seitenfläche des Körpers
mit d^rei Wurzeln, von denen die mittelste am stärksten ist.
Zwisten der vorderen und der mittleren Wurzel liegt das Foramen
yWunäum, durch weldies der Äsf d<»a NI fTigffminii.«t hindnrch-
geht, zwischen der mittleren und_der hinteren Wurzel das Foramen
ovale, welches dem dritten Aste des N. trigeminus . zum Durchtritt
~dISnr Etwas nach hinten und lateralwärts vom For. ovale befindet
sich ferner das kleine rundliche Foramen^ spinosum, durch welches
die A. meningea media und Tjpr .spinnsus .s. recurrens des
drittm TrlgöHlhüsaste^n die ^ädelhöhle gelangen. Im übrigen
kann man an den grossen Keilbeinflügeln 4 Ränder und 2
Flächen unterscheiden.
Von den Rändern grenzt der vordere an die schon er¬
wähnte Fissura orbitalis sup., welche zwischen dem grossen und
kleinen Keilbeinflügel gelegen ist. Der obere Rand ist rauh,
dreiseitig und dient zur Anlagerung für das Stirnbein und den
Angulus sphenoidalis des Scheitelbeines. Der laterale Rand
ist bogenförmig ausgeschnitten, wenig gezackt und legt sich an den
vorderen Teil der Schläfenschuppe an. Der hintere Rand ist
mehr scharf und von dem Schläfenbeine durch eine Spalte, das
Foramen lacerum^). getrennt, durch welches folgende Organe hin-
Die V. ophthalmica superior ergiesst sich in den zu beiden Seiten
des Türkensattels gelegenen Sinus cavernosus.
^ Das Foramen lacerum (lacer = zerrissen) wird auch im Gegensätze
zu dem For. lacerum post. s. jugulare als For. lacerum anterius oder, da es
Broesike Anatomie. 9. Anfl. 3
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durchtreten: a) am meisten medial die A. carotis interna; b) die
Nn. petrosus superficialis major und minor>); c) am meisten lateral
die Tuba auditiva^) und auf derselben der M. tensor tympani.
Der Rest der Spalte ist entweder durch derbe fibröse oder ver¬
knöcherte Massen angefällt. An der Stelle, an welcher der late¬
rale und hintere Rand des grossen Keilbeinflügels zusammen-
stossen, ragt dicht neben dem nach ihm benaimten Foramen
spinosum der Keilbeinstache 1 , Spina angularis (Processus
spinosus), nadi abwärts. Weim die Spinae angulares’ stark ent¬
wickelt und mehr platt sind, hat man sie auch als Aloe parvae In-
grassiae bezeichnet.
Von den Flächen des grossen Keilbeinflügels ist die
i n n e re , Facies cerebralis, durch Impressiones digitaiae und Juga
cerehralia ausgezeichnet, welche vom Schläfenlappen des Orosshirns
herrühren. Ausserdem finden sich an derselben baumförmig ver¬
ästelte Oefässfurchen von der A. meningea media (aus der
A. maxillaris interna). Die äussere Fläche zeigt vier Leisten,
welche in Form eines Kreuzes zusammenstossen und auf diese
Weise vier kleinere Felder von einander abgrenzen. Der Kreuzungs¬
punkt derselben springt dornig hervor und wird als Tubercidtm
spinosum bezeichnet. Von den vier Schenkeln des Kreuzes bildet
der obere die Crista zygomatica, welche durch eine Naht mit dem
Jochbein verbunden ist. Der untere Schenkel setzt sich nach ab¬
wärts auf die Procc. pterygoidei fort und heisst Omto sphenomaxü-
laris, weil er mit dem Oberkieferbein eine Spalte, die Fissur a spheno-
maxillaris bildet, in welcher das Oanfrlion nasale des zweiten Tri-
geminusast<»s tunri rfac FndA-rfgr .A iinrl V m^fxiiiaris int.i gele¬
gen sind. Der mediale Schenkel des Kreuzes, Crista orbitalis, be¬
grenzt von oben her die zwischen Keilbein und Oberkiefer gele-
zwischen Schläfenbein und Keilbein gelegen ist, als Fiasura spheno-peirosa
bezeichnet.
Der N. petrosus superficialis major verbindet das Ganglion geniculi des
N. facialis mit dem Ganglion nasale des zweiten Trigeminusastes, indem er
durch den Canalis Vidianus hindurchgeht und zum Ganglion nasale mo¬
torische Fasern führt, welche durch . die Nn. pterygo-palatini zur Gaumen¬
muskulatur gelangen (s. Fig. 1, S. 43).
Der N. petrosus superficialis minor bildet die Fortsetzung des N. tym-
panicus s. Jacobsonii, welcher vom Ganglion petrosum des N. glosso-
pharyngeus kommt und (durch Vermittelung des N. petrosus superficialis
minor) zum Ganglion oticum des dritten Tringeminusastes hineingeht (s. Fig.
1, S.43).
*)Die Tuba auditiva^ s. Eustachii ist eine lufthaltige Röhre, welche die
Verbindung zischen dem Mittelohre und dem Schlunde bildet.
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35
gene Fissura orbitalis inferior, durch welche der N. infraorbitalte I
(vom zweiten Äite" des irigeminus), die A. und V. infraorbitalis
(aus d. A. u. V. maxillaris int.), ferner die V. ophthalmica inferior
hindurchtreten — wie auch endlich der N. zygomaticus s. subcu-
taneus malae und die gleichnamigen Gefässe, wenn di^elben näm¬
lich vom N., von der A. und V. infraorbitalis schon ausserhalb der
Augenhöhle entspringen, was nicht immer der Fall ist. Die laterale |
Schenkel .des Kreuzes bildet die Crista infratemporalis, welche das
Planum temporale von dem Planum infratemporale-.scbeidtt^) Die
vier Felder, welche durch diese Leisten an der äusseren Fläche des
grossen Keilbeinflügels von einander abgegrenzt werden, sind:
a) eine Facies orbitoUis nach der Augenhöhle hin; b) eine ii’acies
iemporalis, die zum Planum temporale gehört; c) eine Facies infra¬
temporalis, zum Planum infratemporale gehörig; d) eine Facies
sphenomaxülaris, welche in die Fissura sphenomaxillaris hinein¬
sieht. v:'
4. Die Gaumenflügelfortsätze, Processus ptery-
goidei, ragen vertical nach abwärts und entspringen mit zwei
Wurzeln, zwischen denen ein sagittal gelegener Canal, der
Canalis pterygoideus (Vidii) verläuft. Derselbe ist zur Aufnahme
des rN.~VidiäUus und der A.tind V. Vidiana bestimmt.^) Die Proc.
pterygoidei bestehen im übrigen'aüs zwei Platten, der Lamina medialis
s. interna und der Lamina lateralis s. externa, welche vorn mit ein¬
ander verschmolzen, hinten durch eine tiefe Grube, die Fossa
pterygoidea, von einander getrennt sind. Unten schneidet zwischen
die beiden Platten die ein, in welche sich der
Proc. pyramidalis des Gaumenbeines einschiebt. An der vorderen \
Fläche der Procc. pterygoidei zieht vom Can. Vidianus aus nach \
abwärts eine Furche, der Stdcus pterygopalatinus, welcher durch \
Anlagerung des Gaumenbeines tmd des Oberkieferbeines zum \
0 Als Planum infratemporale bezeichnet man das ganze, teils zum
Keilbeine, teils zum Schläfenbeine gehörige Feld, welches an der unteren
Fläche der Schädelbasis median wärts von der Crista infratemporalis
gelegen ist. Das Planum temporale^ die Ursprungsfläche des M. temporalis,
befindet sich oberhalb letzterer Leiste.
Der N. candlis pterygoridei s. Vidianus entsteht durch Vereinigung
des N. petrosus superficialis major (vom Ganglion geniculi des Facialis)
und des N. petrosus profundus major (von dem sympathischen Geflechte
der Carotis ihtema). Beide eben genannten N. petrosi gehen vereinigt als
N. Vidianus zum Ganglion sphenopalatinum des zweiten Trigeminusastes
hin. Die vordere Mündung des Can. Vidianus öhnet sich in die Fissura
sphenomaxillaris, die hintere in das Foramen lacerum (s. Fig. 1, S. 43).
3*
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Canalis pterygopalatinm geschlossen wird. In dem letzteren
verlaufen die Nn. pterygopalatini (aus dem zweiten Aste des
Trigeminus) und die gleichnamigen Oefässe (aus der A. imd V.
maxillaris int.) nach abwärts. Die Fns.«« pterygoidea zeigt ferner
oben dicht neben der Lam. medialis eine besondere, schräg ver¬
laufende Grube, die Fossa scaphoidea s. naviculafis, welche einem
Teile des M. tensor veli oalatini, zum Ursprung dient, i) Am hin¬
teren Rande der Lamina medialis befindet sich mitunter ein Fort-
t
Satz, Processtistubarius, auf welchem die Tuba Eustachii ruht: nach
abwärts läuft die Platte in einen kleinen Haken, Hamulus pterygoideits
aus. An dem letzteren ist der Einschnitt, Sulcus (Incisura) hamuli
pterygoidei, vorhanden, um welchen sich die Sehne des M. tensor
veli palatini henunschlingt. Auch die Lamina lateralis, welche
grösser ist als die vorige, zeigt am hinteren Rande einen Vorsprung,^
den Processus' pterygospinosus s. Oivinini, welcher häufiger durch
ein Band, seltener durch eine Knochenbrücke mit der Spina angu¬
laris des Keilbeins in Verbindung steht. Es ist endlich noch zu er¬
wähnen, dass sich von der Wurzel der Lamina medialis nach dem
Vomer ein kleines Knochenplättchen hinüberschiebt, welches Henle
als Processus vaginalis des Gaumenflügelfortsatzes bezeichnet hat.
E. Das Schläfenbein.
Das Schläfenbein, Os temporale s. temporum, stellt
einen unregelmässig gestalteten Knochen vor, welcher sich aus zwei
Teilen zusammensetzt, nämlich erstens aus einem mehr verti-
c a 1 e n Teile, der die Seitenwand des Schädels einnimmt, und
zweitens aus einem mehr horizontal liegenden Teile,
welcher zur Schädelbasis gehört. Der vertical gestellte Teil des
Schläfenbeines besteht wiederum aus einem vorderen Abschnitte,
der Schuppe oder dem Schuppenteil, Squama tempörali»
s. Pars squamosa und aus einem hinteren Abschnitte, dem War¬
zen! e ile, Pors mastoidea. Der horizontale Teil des Schläfenbeines,
die Pyramide, Pyramis, bildet beim Erwachsenen ein einziges
1) Die Fossa scaphoidea wird in einigen Handbüchern incorreder Weise
auch als Tubenrinne, Sulcus tubae Eustachianae s. auditivae, bezeichnet. Die
Tuba Eustachii verläuft allerdings in derselben Richtung wie die eben er¬
wähnte Rinne, ist jedoch von der letzteren durch den M. tensor veli palatini
getrennt. Als Sulcus tubae könnte man höchstens eine am hinteren Rande
des grossen Keilbeinflttgels schräg von der Fossa scaphoidea nach lateral-
wärts ziehende Rinne bezeichnen, in welcher in der Tat die Tuba Eustachii
gelegen ist.
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Knochenstück, besteht jedoch beim Foetus ebenfalls aus zwei von
einander deutlich getrennten Abschnitten, nämlich erstens aus dem
Paukenteile, Para tympanxca s. Annulus tympanicus, welcher
ungefähr dem späteren knöchernen Gehörgange entspricht, und
zweitens aus dem Felsenteile, Para petroaa, welcher den Rest
der Pyramide darsiellt. Die Pars tympanica bildet beim Fötus
einen nach oben offenen Ring, der jedoch späterhin fast voll¬
ständig mit den Nachbarteilen verschmilzt. Die in diesem Ringe
oben befindliche Lücke wird Inciaura Bivini benannt. In älteren
Handbüchern ist die ganze Pyramide als Para petroaa bezeichnet,
was aber nicht correct ist, da dieselbe streng genommen aus einer
Pars tympanica und einer Pars petrosa zusammengesetzt ist.
1. Die Schuppe oder der Schuppenteil Squama tem-
poralia s. Pars squamosa, stellt ein plattes Knochenstück von der
Form eines Kreissegmentes dar. Der freie Rand derselben
grenzt vorn durch eine nur wenig gezackte Naht an den grossen
Keilbeinflügel, oben durch die zugeschärfte Schuppennaht an den
unteren Rand des Scheitelbeines. Am hinteren Ende des freien
Randes der Schuppe liegt zwischen letzterer und der Pars
mastoidea ein Einschnitt, Inciaura parietalia, in welchen sich die
vordere Ecke des Angulus mastoideus des Scheitelbeines einschiebt.
Der untere Rand der Schuppe ist in seinem vorderen Teile
mit der Pars petrosa durch eine mehr oder weniger deutlich aus¬
geprägte Naht, Fiaaura petroaquamosa, verbunden, welche jedoch
auch verknöchert und alsdann gänzlich verschwunden sein kann;
der hintere Teil des unteren Randes ist dagegen mit der Pars
mastoidea ohne scharfe Grenze verwachsen.
Die beiden Flächen der Pars squamosa haben einen ver¬
schiedenen Krümmungsradius, da die innere Fläche concav, die
äussere nahezu plan erscheint. Die Schuppe weist deswegen in
der Mitte eine äusserst dünne, durchscheinende Stelle auf. Die
innere Fläche zeigt im übrigen Impressiones digitatae und
Juga cerebralia von den Sulci und Gyri des Schläfenlappens und
ausserdem Gefässfurchen, welche von der A. meningea
media (aus der A. maxillaris int.) herrühren. Die äussere
Fläche ist in ihrem oberen Teile ziemlich glatt und gehört hier
zu dem Planum temporale, von welchem der M. temporalis ent¬
springt. Auch hier sieht man in verticaler Richhmg vor dem Gehör¬
gange eine Gefässfurche nach oben ziehen, welche von der
A. temporalis media herrührt. Der untere Teil der äusseren Fläche
ist durch einen nach vom gerichteten Vorsprung, den Procesaus
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sygomaticus, ausgezeichnet, welcher sich mit dem Proc. temporalis
des Jochbeines zum Jochbogen, Arcus eygomaiicus^ vereinigt.
Der Proc. zygomaticus entspringt mit zwei Wurzeln, welche die
Fossa mandibidaris (s. condyloidea) zwischen sich fassen. Letztere
Ist überknorpelt und zur Atdnahme für den Proc. condyloideus des
Unterkiefers bestimmt. Die vordere Wurzel des Proc. zygomaticus
verdickt sich vor der Fossa mandibularis zu einem Höcker, dem
Tuberculum articulare, auf welches sich bei den Kaubewegungen
der Oelenkkopf . des Unterkiefers hinüberschiebt. Die hintere Wurzel
geht in das Ende des Linea temporalis über. Ein kleines drei¬
seitiges Feld vor dem Tuberculum articulare gehört noch dem auf
S. 35 bereits erwähnten Planum infratemporale an.
2. Der W a r z e n t e i 1 , Pars mastoidea, besitzt einen vor¬
deren Rand, welcher oben mit der Schuppe, unten mit
der Pyramide verwachsen ist, einen oberen Rand, an welchen
sich der Angulus mastoideus des Scheitelbeines anlegt, und einen
hinteren Rand, welcher sich mit dem Hinterhauptbein in
Verbindung setzt, ln der Naht zwischen der Pars mastoidea und
dem Hinterhauptbein befindet sich das schon genannte Foramen
welches einem Emissarium Santorini und der A. meoHU
■$ea post, externa R.meningeus der A. occipitalis) zum Durchs
tiitt dient.*) Die innere Fläche des Warzenteiles besitzt eine
S-förmig gekrümmte Grube, den Sulcus sigmoideus in welchem der
gleichnamige Sinus liegt, und an der die innere Mündung des For.
niastoideum sichtbar ist. An der äusseren Fläche befindet
sich der Warzenfortsatz, Processus mastoideus, an welchem
sich der M. stemocleidomastoideus ansetzt. Dieser Fortsatz ist in
seinem Inneren hohl und enthält die Cellulae mastoideae, welche
mit der Paukenhöhle in Communication stehen. Zwischen dem
Proc. mastoideus und dem äusseren Gehörgang sieht man die An¬
deutung einer Naht oder eine Spalte, der Fissura tympänico-
mastoidea, aus welcher der Ramus auricularis des N. vagus her-
austritt.2) Medial von der Spitze des Proc. mastoideus befindet
0 Mitunter geht nach Hyrtl auch noch ein Ast der Art. tneningea
media in der Richtung von innen nach aussen durch diese Oeffnung hin¬
durch. Auch liegt das For. mastoideum nicht immer in der Naht, vielfach
in der Substanz des Hinterhaupt- und Schläfenbeins.
*) Der R. auricularis n. vagi ist der sensible Nerv für die untere und
hintere Wand der Schleimhaut des äusseren Gehörganges. Wenn man die
letztere mechanisch reizt, erfolgen eigentümliche Reflexerscheinungen (Husten,
Niesen, Schwindelanfälle), welche durch diesen Nervenzweig vermittelt wer¬
den sollen.
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sich ferner ein Einschnitt, die Incisura mastoidea s. digastrica,
in welcher der M. di^stricus s. biventer mandibulae seinen Ur¬
sprung ninunt. Parallel mit der Inc. mastoidea, aber noch weiter
medial gelegen, verläuft endlich eine zweite, meist nur undeut¬
liche R i n n e ^ welche von der hier gelegenen A. occioitalis her-
rührt und sich mitunter nach oben bis zum For. mastoideum ver-
folgen lässt, durch welches die A. ocdpitalis, wie schon erwähnt,
die A. meningea post. ext. (Ramus meningeus) in die Schädelhöhle ]
hineinschickt. Im übrigen sind an dsTTusseren Fläche der Pars
mastoidea noch einzelne Gefässfurchen vorhanden, welche
von anliegenden Venennetzen herrühren.
3. An der P v r a m i d e , welche wir in ihrer Totalität, d. h.
at^esehen von ihrer Zusammensetzung aus einer Pars petrosa und
tympanica. betrachten, unterscheidet man die B a s i s, die S p i t z e,
4 Kanten und 4 Flächen. Die Basis der Pyramide ist nach
hinten und lateralwäris, die Spitze nach vom und medianwärts
gerichtet.
Die Basis ist grösstenteils mit der Schuppe und der Pars
mastoidea verwachsen. Nur ein Teil derselben li^ in Gestalt
der äusseren Gehöröffnung, Poms acustieus extemus,
frei zu Tage,' welche wiederum in den äusseren Gehörgang,
Meatus acustieus extemus, hineinführt. Die knöcherne Umgrenzung
dieser Oeffnung entspricht zum grössten Teile der vorhin schon
erwähnten Pars tympanica, welche jedoch an dieser Stelle beim Er¬
wachsenen nicht mehr deutlich von den Nachbarteilen abzugrenzen
ist; nur der obere Abschnitt des Porus wird von der Schuppe
gebildet.
Die 4 Kanten der Pyramide (nach den B. N. A. als W i n-
k e 1 , Angtdi bezeichnet) sind zu unterscheiden als eine obere
(innere) eine untere (äussere), eine vordere und eine hintere. Die
obere Kante, Angulus superior, zeigt eine Längsfurche, den
Sulcus yetrosus surmior, welcher zur Aufnahme für den gleichnami¬
gen Sinus bestimmt ist. Die vordere Kante, Angulus anterior,
begrenzt mit ihrem medialen Abschnitte das Foramen lacerum (la-
cerum anterius), durch welches folgende Gebilde hindürcHFreten:
a) die Carotis interna; b) der N. petrosus superficialis major und
minor (s. S. 34); c) die Tuba auditiva und auf derselben der M.
tensor tympani. Der laterale Teil der vorderen Kante ist mit der .
Schuppe durch die häufig nur schwach angedeutete Fissura petro-
squamosa verbunden. Die hintere Kante, Angulus posterior,
zeigt in ihrem medialen Teile eine Längsrinne, den Sulcus petrosus
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inferior, in welchem der gleichnamige Sinus gelegen ist; der laterale
Teil stellt die Incisura jugularis dar, welche mit der gleichnamigen
Incisur des Hinterhauptbeines zusammen das Foramen jugtdare
[lacerum posterius] bildet. Wie am Hinterhauptbeine, springt auch
am Schläfenbeine ein Processus intrajugularis in dieser Incisur her¬
vor und teilt dieselbe in ein kleines vorderes Fach, in welchem drei
Himnerven, nämlich der IX. (N. glossopharyngeus), der X. (N.
vagus), der XI. (N. accessorius Willisii) gelegen sind, und ein
grosses hinteres Fach, durch welches die V. jugularis int. hindurch¬
geht. Die untere Kante der Pyramide ist nahe der Spitze
nur schwach entwickelt, so dass infolgedessen in älteren anato¬
mischen Lehrbüchern nur von drei Flächen der Pyramide die
Rede ist. An ihrem lateralen Abschnitte springt die Kante jedoch
scharf hervor und wird deswegen als Crista petrosa besonders be¬
zeichnet. Während die Crista dicht nebendem Proc. styloideus
vorbeizieht, gibt sie dem letzteren einen Vorsprung in Form einer
halben Scheide, Vagina processus styloidei, mit auf den Weg.
Durch die eben beschriebenen 4 Kanten werden nun die 4
Flächen der Pyramide von einander abgegrenzt, von welchen
die beiden oberen inneren) in die Schädelhöhle, die beiden unteren
(äusseren) nach abwärts sehen.
Die vordereobere Fläche, Fades anterior, zeigt dicht
neben der Pyramidenspitze einen Eindruck, Impressio trigemini, in
welchem das Ganglion semilunare s. Gasseri des N. trigeminus
gelegen ist. Lateral von diesem Eindrücke verlaufen in schräger
Richtung zwei parallele Furchen, von denen die mediale für
den N. petrosus superficialis major bestimmt ist. Die Furche für
den N. petr. superf. major (incorrect auch als Semicanalis nervi
Vidiaui bezeichnet) führt nach hinten zur Austrittsöffnung dieses
Nerven, die man Hiatus canalis fadalis oder auch Hiatus spurius
canalis Falloppii benannt hat.*) Die laterale, für den N. petr.
superf. minor bestimmte Furche führt ebenfalls zu einer kleinen
Oeffnung, welche man als Apertura superior [interna] candliculi
tympanici bezeichnet, weil der eben erwähnte, aus derselben heraus-
*) In dem Can. Falloppii verläuft den N. facialis. Führt man in diesen
Canal von unten her durch das Foramen stylomastoideum eine Sonde ein, so
kommt dieselbe wegen der mehrfachen Krümmung des Canals nicht an
der Eintrittstelle des N. facialis, also nicht am Porus acust. int. heraus,
sondern durch den oben erwähnten Hiatus spurius can. Faloppii (die
f a 1 s ch e Mündung des Falloppischen Canals), woher letztere ihren Namen
hat (s. auch Fig. 1, S. 43).
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tretende Nerv die Fortsetzung des N. tympanicus bildet (s. Fig. 1,
S. 43). Etwas weiter nach hinten, nahe der oberen Kante, liegt
ein ziemlich starker Höcker, ditEminentia arcmta, unter welcher
sich der obere verticale Bogengang des inneren Ohres befindet. Nach
vom und auch läterälwafte von der Eminehtiä~arctiata zeigt sich
endlich eine mitunter durchscheinende Stelle, welche die Decke
der Paukenhöhle, das Tegmen tympani, darstellt; von dem
Tegmen aus schiebt sich ein kleiner splitterartiger Vorsprung,
Processus inferior tegminis tympani^ nach vorn und abwärts in die ^
Fissura petrosquamosa hinein.
Die hintereobere Fläche der Pyramide zeigt zunächst
am meisten nach vom die ovale innere Gehöröffnung,
Porus acusticus internus, welche in den innerenGehörgang,
Meatus acusticus internus, hineinfährt und in welche der VII. Hira-
nerv (N. facialis), der VIII. (N. acusticus), ferner die A. und V.
auditiva int, (aus der A. und V. basilaris) hineintreten. Wenn man
in den Porus hineinsieht, erblickt man in dem Grunde desselben
vom und oben eine Grube (eigentlich ein Loch) für den N. facialis, ‘«-»i
während der Rest des Grundes von feinen Oeffnungen für die^/,:>^
Zweige des N. acusticus siebförmig durchlöchert ist. Verbindet man
die Spitze der Pyramide mit der inneren Gehöröffnung, so trifft ^
diese Linie bei ihrer Verlängerung nach hinten imter einem über- ,'^^***^
hängenden Knochenplättchen eine Einziehung, die Apertura externa
aquaedudus vestibuli, durch welche die lymphatische Flüssigkeit
aus dem V^tibulum des inneren Ohres mit den Lymphgefässen der
Diu'a mater communiciert. Zwischen Porus und Aquaeductus,
aber etwas höher nach oben nahe der oberen Kante, liegt eine
zweite Einziehung, die Fossa subarcuata, welche bei Kindern und
Embryonen tief unter den oberen verticalen Bogengang (die Emi-
nentia arcuata) in die Knochensubstanz hineindringt. Beim Foetus,
bei Kindern (und auch bei Tieren) ist die Hiatus nämlich sehr
gr^^und dient zur Aufnahme für den Flocculus des Kleinhirns,
welcher sich jedoch im Laufe spätrer Entwicklung unter Ver¬
flachung der Grube zurückzieht.
Die vordere untere Fläche der Pyramide zeigt am
meisten nach vorn das Foramen caroiicum intemum, durch welches
die Carotis int. aus der Pyramidensubstanz in das For. lacerum
hineintritt. Dicht daneben und lateral von dem For. caroticum int.
liegt, durch ein Septum geteilt, ein Doppelcanal, Canalis muscu-
lotubarius, in dessen oberem Fache, Semicanalis in. tensoris tympani
der M. tensor tympani, in dessen unterem Fache, Semicanalis tubae
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auditivae, die Tuba Eustachi! gelegen ist. Ncx:h weiter lateral
von diesem Canal befindet sich der schon vorhin erwähnte Processus
inferior tegmitiis tgmpani, welcher entwicklungsgeschichtlich zur
Pars petrosa gehört. Aus diesem Grunde wird die v o r dem¬
selben gelegene Spalte als Fissura petrosquamosa, die hj p I c r
demselben, zwischen ihm und der ehemaligen Pars tympanica be¬
findliche Spalte als Fisjura petrotympanica s. Glaseri bezeichnet.^)
Die Glaser’sche Spalte dient zum Durchtritt: a; tur die Chorda tym-
pani*); b) für die A. und V. tympanica (aus der A. und V. ma-
xillaris int.); c) für einen bindegewebigen Strang, das Lig. mall^i
anterius, welches man früher fälschlich für einen Muskel (M. laxator
tympani) hielt. Der übrige, hinter der Fissura Glaseri gelegene
Teil der vorderen unteren Pyramidenfläche bildet die vordere
Wand der Paukenhöhle und des äusseren Gehörganges und ist ent¬
wicklungsgeschichtlich zur Pars tympanica zu rechnen.
Die hintere untere Fläche der Pyramide teilt HENLE
in vier Abschnitte oder Zonen ein. Die vorderste und zugleich
am meisten medial gelegene Zone ist rauh und grenzt an das
Hinterhauptbein, mit welchem sie die Fissura petro-occipitalis bildet.
Die zweite Zone zeigt am meisten nach vom das Foramen
earoticum extemum, in welches die Carotis int. hineintritt.®) Dicht
neben und hinter dem letzteren befindet sich eine kleine drei¬
seitige Grube, die FosstUa petrosa, in welcher das Ganglion
petrosum des N. glossopharyngeus gelegen ist. An irgend einem
Punkte dieser Grube findet man ferner eine Oeffnung, in welche
der vom Ganglion petrosum kommende N. tympanicus hineintritt,
und welche somit die Apertura inferior (externa) canaliculi tympanici
*) Während die Fiss. petrosquamosa verknöchert sein, also fehlen kann,
ist die Fiss. Glaseri stets vorhanden, weil sie den oben aufgezählten wichtigen
Organen zum Durchtritt dient.
^ Die Chorda tympani geht vom ■ N. facialis zum Ramus lingualis des
dritten Trigeminusastes und führt dem letzteren Ceschmaddasem für die
Zungenspitze und secretorische Fasern für die Speicheldrüsen (Glandula
siibmaxillaris und sublingualis) zu.
Sieht man in das For. earoticum ext. hinein, so findet man in der
Wand des Can. caroticus eine Anzahl von feinen Löchern, die Canaliculi
caroticotympanici, welche für die gleichnamigen Gefässe und Nerven zum
Durchtritt dienen. Wenn anstatt mehrerer Nn. caroticotympanici nur ein ein¬
ziger grösserer Zweig vorhanden ist, so wird derselbe a|s N. petro^ pro-
fjiminjt hi»7»irhin>t Der letztere stellt ebenso wie die T^n. carotico¬
tympanici eine Anastomose zwischen dem N. tympanicus und dem caroti-
schen Geflecht vor.
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darstelli. ‘ ) Etwas nach hinten und j^dianwärts^von der_ Fpssula
petrosa eine SteHe, welche aussieht, als ob man mit einer
Schrablecler'iirden ^nnrhpn hinpinpedriiclft hätte. Hier geht in
die Knochensubstanz Atr Aquaeductus cocMeae hinein, welcher die
lymphatische Flüssigkeit der Schnecke in die Lymiphräume der
Dura mater ableitet. Die dritte Zone ist durch eine glatte
Furche, Fossa s. Sidcus juffularis, gebildet, welche für diF~V7~'
jugularis^ mt. bestimmt ist” An irgend einer Stelle dieser Grube,
meistens in der Mitte derselben, liegt die feine Oeffnung des
Canalicus masioideus, in welche der Ramus auricularis n. vagi
eintritt, um alsdann ziemlich transversal zur Fissura tympanico-.
0 Die obere Oeffnung des Canal, tympanicus {Apertura sup. s. inU
ean. tffmp.) liegt an der vorderen oberen Pyramidenfläche, wo der N. petr-
superf. minor als Fortsetzung des N. tympanicus austritt.
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mastoidea zu verlaufen. Die vierte und zugleich am meisten
nach hinten und lateralwärts gelegene Zone zeigt zunächst an
ihrem medialen Abschnitte ein kleines rauhes Feld, an welches
sich die Spina jugularis des Hinterhauptbeines anlagert. Dicht
daneben liegt das Foramen stylomastoideum, aus welchem der
N. facialis herauskommt, und in welches die A. imd V. styio-
mastoidea (aus der A. und V. auricularis post.) hineintreten. Dicht
vor dem Foramen stylomastoideum ragt der Oriffelfortsatz,
Processus siyloideus, nach abwärts, welcher den Mm. stylohyoideus,
styloglossus, stylopharyngeus und dem Lig. stylohyoideum und
stylomandibulare zum Ursprünge dient.
Allgemeines über die Nn. petrosi.
1. Die beiden Nn. petrosi stjpeiiic!äle&, (major imd minor)
liegen an der Oberfläche de.s Schläfenbei n e s und
gehen durch das Foramen JaceruiD-hindurch .
2. Die beiden TÜnT^petrosi profundi (major und minor) sind
s V m p a t h ische Nerven und kommen vom Plexus caroticus
internus her. """
3. Die beiden Nn. petrosi majores (superficialis und profun-
dus) V e r e i n i g e n s i c h z^u m N. V i d i a n u s und gehen ztun
Ganglioi^aMje_ hinr ^ '
4. Die beiden Nn. petrosi minor^ (superficialis und pro-
fundus) kqnimen vom N. tympanicus und sind als
Anastomosen von diesem NefvenTünirOangtion oticum und zum
Plexus caroticus^ aufzufassen .
F. Das Siebbein.
Das S i e b b e i n , Os ethmoidale, wird zu den Knochen des
Himschädels gerechnet, obschon es eigentlich mit dem grössten
Teile seiner Masse sich an der Bildung des Gesichtsschädels,
insbesondere der Nasenhöhle beteiligt.^') Der zum Himschädel
gehörende Teil derselben besteht in einer siebfönnig durch¬
löcherten Platte, der Lamina cribrosa, welche in die Inc. eth-
nioidalis des Stirnbeines eingefügt ist und den Zweigen des
>) Wenn man, wie dies sehr häuKg von Anfängern zum Schaden der
Schädel geschieht, mit der Hand in die beiden Augenhöhlen hineinfasst, um
den Schädel näher zu betrachten, hält man das ganze Siebbein zwischen
den Fingern und ist somit Uber die Lage des Siebbeines am schnellsten
orientiert — allerdings auf Kosten des Schädels, weil bei diesem Griffe ge¬
wöhnlich das Siebbein und das Thränenbein zerdrückt werden.
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I. Hirnnerven (N. olfactorius) zum Durchtritt dient. Nach oben von
der Lamina cribrosa ragt in der Medianlinie ein dreiseitiger Vor¬
sprung, ^rista gaüiy hervor, welcher dem vorderen Ende der
grossen Himsichel, Falx cerebri s. Proc. falciformis major, zum
Ansätze dient. Vor der Crista galli liegt zwischen dem Stirn- und
dem Sielbbeine das Foramen caecum. durch welches ein Emissarium
Santorini als Communication zwischen dem Sinus sagittalis su^
und den Venen der Nasenhöhle verläuft. Zu beiden Seiten wird
dasselbe von zwei kleinen Vorsprüngen der Crista galli, den Pro¬
cessus alares (Hamuli frontales) umfasst. Als Fortsetztmg der Crista
galli erstreckt sich nach abwärts eine mediane Platte, die Lamina
perpendicularis des Siebbeines, die sich an der Bildung der Nasen¬
scheidewand beteiligt. Dieselbe grenzt mit dem vorderen,
winklig geknickten Rande oben an die Spina frontalis (Proc.
nasalis) des Stirnbeines und an die Nasenbeine, unten an dea
Nasenscheidewandknorpel, mit ihrem unteren Rande an das
Pflugscharbein und mit dem hinteren Rande an die Crista
sphenoidalis des Keilbeinkörpers.
Von den Seitenrändern der Lam. cribrosa hängen zwei
schwammige Körper nach abwärts, welche man als Labyrinth,
Labyrinthus s. Massae laterales, des Siebbeines bezeichnet, und
welche eine Anzahl von zeitigen Räumen, die Siebbei n^e 1 1 en,
Cellulae ethmoidales. enthalten. An den letzteren hat man vöiTSn'
ander drei, jedoch nicht scharf begrenzte Gruppen als vordere,
mittlere und hintere Siebbeinzellen unterschieden,
die, durch stärkere Knochenbalken getrennt, im übrigen continuier-
Uch Zusammenhängen. Die lateraleWand des Labyrinthes ist
jederseits durch eine nach der Augenhöhle zu gelegene, pergament-
ähnliche Knochenplatte, die Lamina papyracea gebildet, während die
mediale Wand in die Nasenhöhle sieht und durch zwei Vor¬
sprünge, die beiden Siebbeinmuscheln, Concha nasalis
Superior und »«/crior, ausgezeichnet ist. Zwischen den letzteren ist
ein kurzer Einichnitt, der obere Nasengang, Meatus narium
Superior, gelegen. Die Concha inferior des Siebbeines bildet
jedoch die mittlere'^uschel der Nasenhöhle, weil
ausser den beiden Siebbeinmuscheln in der letzteren noch ein be¬
sonderes Kno^enstück, die untere Muschel der Nasen¬
höhle, Concha inferior s. Os turbinatum existiert. Lieber der
Concha superior ist mitunter noch eine rudimentäre Concha suprema
vorhanden. Verdeckt von der mittleren Muschel da: Nasenhöhle
wäre noclTair blasigS~Vbfspfühgj die IBulla ethmoidalis, zu er-
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46
wähnen (Atlas Fig. 54). Zwischen der Bulla und dem weiter imten zu
erwähnenden Proc. uncinatus (also unterhalb der Bulla) befindet sich
eine Vertiefung, Infundibtdum, welche weiterhin zu dem Haupteingang
für die Kieferhöhle, Sinus maxillaris s. Antrum Uighmori, führt.
Vorn, oben, hinten imd unten sind die Siebbeinzellen offen und
werden erst durch die Anlagerung der Nachbarknochen' geschlossen,
indem von vom her das Thränenbein (CeUulae lacrimales), von
unten der Körper des Oberkieferbeins (CeUulae maxiUares) und der
Proc. ethmoidalis des Gaumenbeins (Cellulae palatinae), von oben
die Pars nasalis des Stirnbeins {Ceüulae frontales), von hinten her
die Vorderfläche des Keilbeinkörpers (Cdlulae sphenoidales sich an
dieselben anlegen. Der obere Rand des Labyrinthes zeigt jeder-
seits zwei transversale Furchen, von denen die vordere dem Foramen
ethmoidale anterius, die hintere dem Foramen ethmoidale- posterws
entspricht, welche bereits beim Stirnbein Erwähnung fanden. Durch
das For. ethmoidale ant. geht der N. ethmoidalis ant. (vom ersten
Aste des Trigeminus) und die A. und V. ethmoidali^nt. (aus der
A. und V. ophthalmica) hindurch, während durch das For. eth¬
moidale post die Nn.^thmoidales postt. s. spheno-ethmoidales (zunT
leii vom ersten, zum Teil vom zweiten Aste des Trigeminus) und
die A. und V. ethmoidalis post, (aus der A. und V. ophthalmica)
hindürcHfreEiT Der u n t e nr Rand des Labyrintties endlich
zeigt nicht selten an seiner Uebergangstelle in den vorderen Teil
der unteren Siebbeinmuschel einen spitzen Vorsprung,, den Proees^
welcher nach hinten und abwärts in die Oeffnung der
Kieferhöhle, das For. maxillare, hineinragt. Der sagittal gestellte,
sehr enge Raum zwischen der Lam. perpendicularis und dem Laby¬
rinth bildet jederseits den obersten Teil der Nasenhöhle.
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II. Die Gesichtsknochen.
Die knöcherne Grundlage des Gesichts ist durch 14 Knochen
gebildet, von denen sechs paarig auftreten, nämlich die Nasen¬
beine, die Thränenbeine, die Jochbeine, die un¬
teren Muscheln, die Oberkieferbeine und die
Gaumenbeine, während zwei, nämlich das Pflugschar¬
bein und das Unterkieferbein, einfach vorhanden sind.*)
A. Das Nasenbein.
DieNasenbeine, Ossa nasalia, sind vierseitige Knochen-
plättcben, welche den obersten Teil des Nasenrückens bilden.
E>er obere Rand derselben setzt sich an den Margo nasalis des
Stirnbeines an, der mediale Rand verbindet die beiden Nasen¬
beine mit einander, der lateraleRand grenzt an den Stimfort-
satz des Oberkieferbeines, der untere Rand ist frei und bildet
den obersten Teil der vorderen Nasenöf'fnung . Ai>er-
<Wffl fir/"*'"***' An den letzteren Rand setzen sich difijCartilagincs.
trianguläres der Nase an. An der äusseren Fläche der
Nasenbeine ist nichts Besonderes zu merken. Die innere
Fläche zeigt eine Längsrinne, den Sulais ethmoidMs^ in welchem
der vordere Ast des N. ethmQidali.s ant. (s. S. 23) herabzieht, um
schliesslich~die Haut der Nasenspitze zu versorgen. Manchmal
durchbohrt dieser Nervenzweig einfach oder geteilt das Nasenbein
und tritt auf diese Weise schon mehr oben zur Haut des Nasen¬
rückens (Forameti nasale).
B. Das Thränenbeln.
Das T h r ä n e n b e i n , Os- laerimale, ist ein kleines vierseiti¬
ges Knochenplättchen, dessen vorderer Rand an den Stirn¬
fortsatz des Oberkieferbeines, dessen oberer Rand sich an
das Stirnbein anlegt, während der hintere Rand mit der La¬
mina papyracea des Siebbeines und der untere Rand mit dem
Körper des Oberkieferbeines in Verbindung steht. Die mediale
Fläche des Thränenbeines grenzt an die vorderen Siebbeinzellen,
die laterale zeigt eine vertikale Leiste, die Crista lacrimalis
posterior, welche nach unten und vom in einen (am isolierten
*) Von diesen Knochen wird das Unterkieferbein zuletzt, d. h.
im Anschluss an die allgemeine Betrachtung des Schädels besprochen werden.
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Thränenbeine) deutlich sichtbaren kleinen Dom, den Hamtdus
lacrimalis, übergeht. Vor der Crista lacrimalis posterior liegt eine
tiefe Rinne Sulcus s. Fossa lacrimalis, welche jedoch nicht allein
vom Thränenbeine, sondern auch vom Stimfortsatz des Oberkiefer¬
beines gebildet wird. Der Sulcus lacrimalis dient zur Aufnahme
für den Thränensack: er wird vorn von der Crista lacrima¬
lis anterior begrenzt, die jedoch schon dem Stirnfortsatz des
Oberkieferbeines angehört.
C. Das Jochbein.
Das Jochbein, Os eygomaticum, bildet jederseits den
Backenknochen des Gesichts und besteht aus dem Körper und
drei von demselben ausgehenden Fortsätzen.
An dem K ö r p e r^) imterscheidet man drei Flächen;
nämlich; a) die Facies ort/t<aZts, welche nach der Augenhöhle sieht;
b) die Facies molaris s. anterior, welche unter der Haut des Ge¬
sichtes gelegen ist; imd c) die Facies temporalis, welche das Pla¬
num temporale von vom her begrenzt. Von den drei Rän¬
dern des Körpers wird der vordere als Margo orbiialis, der
hintere als Margo temporalis, der untere als Margo malaris
bezeichnet.
Von den drei Fortsätzen verbinden sich der Processus
frontosphenoidalis s. frontalis, vom mit dem Proc. zygomaticus
des Stirnbeines und hinteojnit der Crista zygomatica des grossen
Keilbeinflügels. Der zweite Fortsatz, Processus temporcdis, erstreckt
sich nach hinten und bildet mit dem Proc. zygomaticus des
Schläfenbeines den Jochbogen, Arcus eygomaticus, von wel¬
chem der M. masseter seinen Ursprung nimmt. Der dritte Fort¬
satz, Processus maxiUaris, schiebt sich nach vorn und medianwärts
auf das Oberkieferbein hinüber und stellt zugleich den lateralen
Teil des Margo infraorbitalis dar.
Am untersten Teile der Gesichtsfläche ragt der Wangen-
h ö c k e r , Tuber sygomaticum s. Tuberositas molaris, nach abwärts
von welchem der M. zygomaticus minor entspringt. Ausser¬
dem bohrt sich an der Facies orbitalis in das Jochbein der
Canalis eygomaticus (Canalis eygomatico-orbitalis) ein, welcher
eine kurze Strecke nach vom zieht und sich dann in den Canalis
>) Von Henle wird derjenige Teil des Körpers, welcher in die Augen¬
höhle sieht, als Orbitalplatte, Pars orbitalis, derjenige Teil, welcher
unter der Oesichtshaut gelegen ist, als W a n g e n p 1 a 1 1 e , Pars molaris,
bezeichnet.
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zygomaticofadalis und , Canalis zygomacticotemporalis teilt, von
denen der erstere an der Gesichtsfläche, der zweite an der
Schläfenfläche des Jochbeines ausmündet. In den Can. zygomaticus
tritt der N., die A. und V. zygomatica s. subcutanea malae ein,
deren Aeste alsdann in dem Can. zygomaticofacialis nach vom,
in dem Can. zygomaticotemporaiis nach hinten ziehen, indem
sie dieselben Namen wie diese Canälchen führen. Anstatt eines
einfachen Can. zygomaticus sieht man oft den Can. zygomatico¬
facialis und zygomaticotemporaiis getrennt in die Facies oilbitalis
eintreten.
D. Das Pflugscharbein.
Das Pflugscharbein, Vomer, ist eine unpaare vier¬
seitige Knochenplatte, welche sich an der Bildung der Nasenscheide¬
wand beteiligt. Der untere Rand desselben ruht auf der me¬
dian gelegenen Crista nasalis des Oberkieferbeines und des
Gaumenbeines. Der vordere Rand grenzt oben an die Lamina
perpendicularis des Siebbeines, unten an den Nasenscheidewand¬
knorpel. Der hintere Rand ist frei und bildet die mediale
Grenze der hinteren Nasenöffnungen oder Choanen. Der obere
Rand des Vomer endlich legt sich mittels zweier nacH beiden
Seiten vorspringender Fortsätze, Alae vomeris, an das Rostrum
sphenoidale des Keilbeinkörpers aiT '
Zwischen den Alae vomeris und dem Keilbeine verlaufen nicht selten
in sagittaler Richtung die Canales vomerobasilares, von denen weiterhin der
eine in der Medianlinie durch die Substanz des Vomer nach abwärts
zieht, indem er die letztere in zwei seitliche Platten teilt. Die anderen, la¬
teralen Canales vomerobasilares können jederseits doppelt Vorkommen:
ein unterer kann zwischen Vomer, Keilbein und dem Proc. sphenoidalis des
Gaumenbeines, ein oberer zwischen Vomer, Keilbein und dem Proc. vagina¬
lis des Gaumenflügelfortsatzes gelegen sein, ln allen diesen Canälchen ver¬
laufen kleine Gefässe und Nervenästchen.
An den beiden Seitenfläche n des Vomer findet sich
eine schräg von oben und hinten nach unten und vom herabstei-
gende Furche, der Sulcus nasopalatinus Scsirme^ in welchem der
gleichnamige Neiy (vom zweiten Äste des Trigeminus), sowie die
gleichnamige Arterie und Vene (aus der A. und V. maxillaris int.)
gelegen sind. Die Furche geht unten in den Canalis incisivus des
Oberkieferbeines über, in welchen auch Zweige der eben erwähnten
Nerven und Gefässe hineingehen.
E. Die untere Muschel.
Die untere Muschel, Concha inferior s. Os turbinatum,
stellt ein längliches, gebogenes Knochenplättchen vor, an welchem
Br oesike, Anatomie. 9. Anfl. 4
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man ebenso wie an den beiden schon erwähnten Muscheln des Sieb¬
beines folgende Teile unterscheidet: einen angehefteten oberen
Rand, welcher ziemlich gerade ist und sich an^die Crista con-
chaljg nhffitipWbeines und Gaumenbeine^ ansetztTelHSTreicn —
unteren R and , welcher convex und zugleich lateralwärts um-
gerollt erscheint und in die Nasenhöhle hineinragt; ein mehr abge¬
stumpftes vorderes und ein spitzes hinteres Ende; end¬
lich eine convexe, von zahlreichen Oefässfurchen rauhe mediale
Fläche und eine concave, etwas weniger unebene laterale
Fläche. Die Oefässfurchen an der medialen Fläche rühren
von einem starken Venengeflechte her, das sehr leicht anschwellen
und dann zu Nasenblutungen Veranlassung geben kann. Der obere
angeheftete Rand geht in sagittaler Richtung über das For.
maxillare hinweg und schickt drei Fortsätze aus, welche
am Verschlüsse des letzteren beteiligt sind. Von diesen Fortsätzen
ragt der eine, ^Processus mcuvülaris. nach unten und füllt die untere
Ecke des Kieferloches aus, während die beiden anderen sich nach
oben erstrecken, indem der vordere, Processus lacrimalis, dem
Thränenbeine, der hintere. Processus ethmoidalis, dem Proc. unci-
natus des Siebbeines entgegenstrebt.
F. Das Oberkieferbein.
Das Oberkieferbein, MaxiUa s. Maxilla superior, stellt
den grössten Knochen des Oesichtsschädels dar und hat eine
ziemlich unregelmässige Gestalt. Man unterscheidet an demselben:
a) ein keilförmiges Mittelstück, den Körper, und b) vier
Fortsätze, von denen der Processus /rontalis oder Stirn-
fortsatz nach oben und cter Processus alveolaris s. dentalis oder
Zahnfortsatz nach unten gerichtet ist, während sich der
Processus palatinus oder Gaumenfortsatz nach median-
wärts und endlich der Processus eygomaticus oder Jochfort¬
satz nach lateralwärts erstreckt.
1. Der Körper zeigt vier Flächen, welche sich im ein¬
zelnen folgendennassen verhalten.
Die obere oder Augenhöhlenfläche hat eine drei¬
seitige Form. Ihr vorderer Rand wird medial durch den
Margo infraorbüalis, lateral durch eine jauhe Stelle gebildet, auf
welche sich der Proc. maxillaris des Jochbeines legt. Ihr medi¬
aler Ra n~d grenzt~vuui au das' ThfahenFein, hinten an die
Lam. papyracea des Siebbeines und besitzt endlich an seinem hin-
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51
tersten Ende ein kleines, meistens dreiseitiges Feld, Trigonum
iinum, auf welchpfi ^jrh der PrTrf°nr des~tjäumenbeines
fefgSTTin kleiner winkliger Vorsprung, der Angulus etfimolacrmcUiST
bezeichnet an diesem Rande die Grenze zwischen dem Ansatz
des Thränenbeines und des Siebbeines. Der laterale Rand
der oberen Fläche bildet mit der Crista orbitalis des grossen
Keilbeinflügels eine Spalte, die Fissura orbitalis inferior^ durch
welche die V. ophthalmica inferior, ferner der N. infraorbitalis
(vom zweiten Aste der Trigeminus) und die A. und V. infraorbitalis
(aus der A. und V. maxillaris int.) hindurchgehen. Manchmal treten
noch durch diese Spalte der N. zygomaticus s. subcutaneus
malae und die gleichnamigen Gefässe hindurch, nämUch dann,
wenn die ^ letzteren schon ausserhalb der Augenhöhle von
den Infraorbitalgefässen und -nerven ihren Ursprung nehmen.
Ausserdem verläuft an der oberen Fläche des Körpers in sa-
gittaler Richtung eine Furche, Sulctts infraorbitalis, welche in
ihrem vorderen Teile zum Canälis infraorbitalis^) geschlossen
ist: in der Richtung der Furche verläuft jedoch über dem Canale
nach vom eine Naht, die Sutura infraorbitalis. Der Sulcus und
Canalis infraorbitalis dienen beide zur Aufnahme für die gleich¬
namigen Gefässe und Nerven. Bricht man die obere Wand des
Canals weg, so findet man an der unteren Wand desselben, von
aussen nicht sichtbar, feine Oeffnungen, die Forämina aheolaria
superiora anteriora und media (vordere und mittlere Oberkiefer¬
löcher), in welche die gleichnamigen Zweige des N., der A. und
V. infraorbitalis hineintreten, um in kleinen Knochenkanälchen zu
den Wurzeln der vorderen und mittleren Zähne zu verlaufen.
Die vordere oder Gesichtsfläche des Körpers,
Facies anterior, s. facialis, ist oben begrenzt durch den Marpo infra-
arbitalis, medial durch dievordereNasenöffnung, Aper-
tura piriformis, und geht nach oben in den Proc. frontalis, ab¬
wärts in den Proc. alveolaris und lateralwärts in den Proc. zygo¬
maticus über. In der Mitte dieser Fläche sieht man die K i e f er¬
grübe, f ossa canina s. maxillaris, die dem M. levator anguli
oris s. caninus zum Ursprünge dient. Oberhalb der Fossa canina
liegt die vordere Mündung des Canalis infraorbitalis, das Fo-
ramen infraorbitale, aus welchem die gleichnamigen Gefässe und
0 Diejenige Knochenplatte, welche sich vom Proc. zygomaticus her
nach medianwärts über den Can. infraorbitalis hinüberschiebt und dessen
obere Wand bildet, hat Henle als Lamina orbitalis des Proc. zygomaticus
bezeichnet.
4*
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52
Nerven zum Gesichte treten. Oberhalb des Foramen infraorbitale
erstreckt sich die schon erwähnte Sutura infraorbitalis nach auf¬
wärts, welche auch beim Erwachsenen noch gut erhalten zu
sein pfl^.
Die hintere Fläche, Facies infratemporalis s. posterior
zeigt in ihrem oberen Teile eine Anzahl von kleinen Oeffnimgen,
die Foramina alveolaria ■ superiora posteriora (hintere Oberkiefer¬
löcher), durch welche die gleichnamigen Nerven und Gefässe
(aus dem N., ’der'A. unH'V. infraorbitalis) hindurchtreten.
Zwischen dem hintef^ Rande dieser Fläclft' und dem Proc.
pterygoideus 'liegt Sf)alte„ die -Fissura sphenomaxillaris s.
pterygomaxülaris, welche sich nach oben 'in die Fissura orbitalis
inferior continuierlich fortsetzt und gewissermassen den Zugang
zu einer tiefen Grube, der Fossa pterygopalatina, darstellt, deren
Grund die Pars perpendicularis des Gaumenbeines bildet. , ln
dipser Fossa pterygopalatina ist .das Ganglion sphenopalatinum
s. nasale vom zweiten Aste des Trigeminus und das Ende der
A. und V. maxillaris int. gelegen. Der hintere untere Teil der
Facies infratemporalis bildet eine rauhe Stelle, Tuber maxiUare s.
Tuberositatis maxillaris, welche dem imteren Ende des Proc. ptery¬
goideus nebst dem dort befindlichen Proc. pyramidalis des
Gaumenbeines zur Anlagenmg dient.
Die mediale oder Nasenfläche, Facies nasalis, ist
durch eine grosse Oeffnung, das Kieferloch, Hiatus maxillaris ,
s. Foramen maxillare, ausgezeichnet, ah dessen oberer vorderer
Ecke ein halbmondförmiges Knochenplättchen, die Lunula, hervor-
springt, welrhi» 7iim An.<Mtze fiir ria.g Thränpnbpin öipnt DaS
Kieferloch ist am isolierten Oberkieferbeine sehr gross, wird jedoch
durch die Anlagertmg verschiedener Knochen derartig verengt, dass
durch dasselbe an der mit Schleimhaut überkleideten Nasenhöhle
mitunter nur eine feine Sonde passieren kann. Die Knochen, welche
dasselbe verkleinern, sind: a) die untere Muschel mit drei Fort¬
sätzen, den Procc. lacrimalis, ethmoidalis und maxillaris, welche
den unteren Teil des Kieferloches schliessen; b) von vorn her
das Thränenbein, welches sich immer nur ein wenig über die
Oeffnung hinausschiebt; c) von oben ■ das Labyrinth des Sieb¬
beines, an dessen unterem Rande ganz besonders der Proc.
uncinatus in das Kieferloch vorspringt; d) diej^s .perpendicularis
des Gaumenbeines, welche den hinteren Teil dieser Oeffnung ver-
deckt. Däs'Kieferloch bildet den Eingang zu der Kieferhöhle
oder Higmorshöhle, Sinus maxillaris s. Antrum Highmori,
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53
welche fast den ganzen Körper des Oberkieferbeines einnimmt,
so dass die Wand dieser Höhle vielfach eine dünne, durchschei¬
nende Beschaffenheit besitzt. An der Innenfläche der Highmors¬
höhle sieht man vom Kieferloch aus eine Anzahl von Rinnen,
welche von den Nn. alveolares superiores und den gleichnamigen
Gelassen herrühren. i) Im übrigen zeigt die mediale Fläche des
Körpers in ihrem vorderen Teile unmittelbar vor der Limula den
Sulcus lacrimalis, welcher durch die Anlagerung des Thränenbei-
nes und des Proc. lacrimalis der unteren Muschel zum Ductus
nasolacrimalis geschlossen wird. Unmittelbar vor dein imteren"
Ende des Sulcus lacrimalis liegt an der Grenze zwischen Körper
und Stimfortsatz eine sagittale Leiste, die Crista conchalis (turbi-
nalis inferior), an welche sich der vordere Teil der unteren Muschel
ansetzt. Hinter dem Kieferloche findet sich endlich eine abwärts
laufende Rinne, der Sulcus pterygopalatinus, welcher durch die
Anlagerung des Gaumenbeines und — weiter oben — des Proc.
pterygoideus zum Canalis pterygopalatinus geschlossen wird.
In dem letzteren verlaufen die gleichnamigen Gefässe und Nerven
(die Nn. palatini s. pterygopalatini vom zweiten Aste des Trige¬
minus, die Aa. und W. pterygopalatinae s. palatinae descendentes
(von der A. und V. maxillaris interna).
2. Der Stirnfortsatz, Processus frontalis (s. nasalis),
zeigt einen vorderen Rand, durch welchen er sich mit dem
Nasenbeine in Verbindung setzt, einen oberen Rand, welcher
sich an den Margo nasalis des Stirnbeines anlegt, und einen hin¬
teren Rand, welcher an das Thränenbein stösst. Unten geht
dieser Fortsatz ohne scharfe Grenze in den Körper über. Von den
beiden Flächen des Stirnfortsatzes ist die m e d i a 1 e der Nasen¬
höhle zugewandt und zeigt parallel der vorhin erwähnten Crista
conchalis (turbinalis inferior), aber etwas höher gelegen, eine zweite
sagittale Leiste Crista ethmoidalis (turbinalis superior), welche zur
Anlagerung für das vordere Ende der mittleren Muschel dient,
die, wie schon oben erwähnt, zum Siebbeine gehört. Die
') Die bereits auf S. 52 erwähnten, für die Zähne bestimmten Nerven
und Oefässe liegen also hier unmittelbar unter der Schleimhaut
der Kieferhöhle, was insofern wichtig ist, als sie bei einer Entzün¬
dung der Schleimhaut sehr leicht in Mitleidenschaft gezogen werden können.
Das Antrum Highmori entwickelt sich (ähnlich wie die übrigen
Nebenräume der Nasenhöhle) erst nach der Geburt durch Resorption der
Knochensubstanz des Oberkieferbeines zu seiner vollen Grösse.
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54
laterale Fläche des Stimfortsatzes besitzt '(etwas nach hinten
gelegen) eine verticale Leiste, die Crista lacrimalis anterior, welche
sich nach abwärts in den Margo i'nfraorbitalis fortsetzt. Hinter
dieser Leiste liegt die vordere Hälfte des Sulcus lacrimalis, der
ziim Teil vom Thränenbeine, ziun Teil vom Oberkieferbeine
gebildet wird. Vor der Crista lacrimalis ant. sieht man häufig die
Sutura longitudinalis imperfecta von WEBER, eine feine Furche, die
wie eine unvollständige Naht aussieht, in welcher jedoch eine
kleine Vene gelegen ist.
3. Der Jochfortsatz, Processus sygomatieus (Proc. zygo-
maticoorbitalis von Henle), hat die Form einer abgestutzten Py¬
ramide und ragt nach lateralwärts. Die abgestutzte Fläche ist
rauh (Tuberositas zygomatica von HENLE) und verbindet sich mit
dem Jochbeine. Von dem hinteren Rande des Proc. zygomaticus
ragt ein spitzer Vorsprung in die Höhe, die Spina zygomatica^
welche die Fiss. orbitalis inf. von vorn her begrenzt und mitunter
noch den grossen Keilbeinflügel erreicht.
4. Der Zahnfortsatz, Processus alveolaris s. dentalis,
hat seinen Namen daher, weil in demselben die Zähne stecken; er
zeigt eine bogenförmige Gestalt. Der freie Rand desselben wird
als Limbas alveolaris bezeichnet. Die in diesem Rande be¬
findlichen Lücken für die Zähne bezeichnet man als Z ahn-
f ä c h e r , Alveoli ; die Scheidewände zwischen den einzelnen Alve¬
olen sind die Septa alveolaria. Die Form der verschiedenen Alve¬
olen entspricht der von einander abweichenden Form der Zahn¬
wurzeln, welche bei der Beschreibung der Mundhöhle genauer ge¬
schildert werden. An der Aussenseite des Proc. alveolaris sieht
man 'entsprechend den Zahnwurzeln verticale Hervorragungen,
welche man als Juga alveolaria bezeichnet.
5. Der Gaumenfortsatz, Processus palatinus, liegt
horizontal und bildet mit der Pars horizontalis des Gaumenbeines
zusammen den harten Gaumen, ln der Medianlinie stossen
die beiden Gaumenfortsätze mittelst einer Naht zusammen, welche
man als Sutura palatina mediana (s. longitudinalis) bezeichnet
hat. Obeiüajb iieser Naht befindet sich an jedem Gaumenfort¬
satze eine sagittale Leiste, die Crista nasalis, auf welcher das
Pflugscharbein ruht. Die Crista nasalis wird nach vorn erheblich
stärker und bildet hier die von HENLE rol>enannte Crista incisivä,
die am unteren Rande der Apertura piriformis !n einen nach
vorn ragenden spitzen Vorsprung, die Spina -nasalis anterior.
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55
ausläuft, von welcher der Nasenscheidewandknorpel getragen wird.
Der hintere Rand des Proc. palatinus ist mit der Pars hori-
zontalis des Gaumenbeines durch die Sutura palatitia trnnstyprsa
verbunden. Die obere Fläche des Gaumenfortsatzes ist von
einer Seite zur andern concav und ziemlich glatt, die untere
Fläche dagegen ist mehr rauh und zeigt für dep vorderen Ast
des N. pterygopalatiims ^N palaHnnc anforinr) und die gleich-
hamigen Gefässe einige Furchen, Sulci palatiiij, von denen die be¬
ständigste dicht neben dem Proc. alveolaris von hinten nach vom
verläuft.
Derjenige Teil des Oberkieferbeines, an welchem der Proc.
palatinus und der Proc. alveolaris vom zusammenstossen, und in
welchem die Schneidezähne stecken, bildet beim Foetus (bei vielen
Tieren während der ganzen Lebensdauer) ein besonderes
Knochenstück, den Zwischenkiefer, Os incisimm s. inter-
maxillare, welcher sich auch beim erwachsenen Menschen noch
häufig durch eine an der unteren Fläche des Proc. palatinus ge¬
legene Naht, Sutura incisiva, von dem übrigen Oberkirfer ab¬
grenzt. Lateralwärts sieht man diese Naht bis in die Nähe des
Eckzahnes verlaufen und dann allmählich verschwinden. An
der vorderen Fläche des Proc. alveolaris findet sich dagegen
schon beim Neugeborenen gewöhnlich eine Andeutung der
Sutura incisiva nicht mehr vor. Wenn die Naht ausnahmweise
weit nlfen hieihf, alsn das Os incisivum nicht mit dem übrigen
Oberkieferbeine verschmolzen ist, so wird diese Bildung als
Hasenscharte oder Wolfsrachen bezeichnet, ln letzterem Falle
stehtjedociT'^äs^^incisivummit dem Vomer in Verbindung.
Im Zwischenkiefer liegt unmittelbar hinter den mittleren Schneide¬
zähnen in der Medianlinie der Canalis incisivus s. nasopalatinus,
welcher unten eine einfache Mündung hat, sich jedoch nach oben
in zwei Gänge spaltet, die sich zu beiden Seiten der Crista in¬
cisiva öffnen. In dem Canal liegen Anastomosen zwischen den
Gefässen und Nerven der Mund- unJT^asenhöhle, insbesondere
zwUc_hen_dem N. nasopalatinus Scarpae und dem N. palatinus
aiiferior (beide vom zweiten Aste des Trigeminus) nebst den
gleichnamigen Gefässen (aus der A. und V. maxillaris int.). Die
Mundschleimhaut geht an der unteren Fläche glatt über die
Mündung des Canals hinweg, während die Nasenschleimhaut von
oben her einen kleinen blinden Fortsatz in denselben hinein¬
schickt. Mitunter stehen jedoch die Nasenschleimhaut und die
Mundschleimhaut durch einen im Can. incisivus gelegenen offenen
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56
Gang, den sog. S t e n s o n sehen G a n g^) in Verbindung, so
dass man mittels einer Sonde aus der Mimdhöhle in die Nasen¬
höhle gelangen kann.
Bei vielen Säugetieren ist der Stensonsche Gang dauernd offen. In die
Schleimhaut desselben erstreckt sich das am Boden der Nasenhöhle, zu bei¬
den Seiten der Scheidewand gelegene Jacobson sehe Organ, welches
aus einem blindsaddörmigen, von einer besonderen Knorpelplatte umhüllten
Schlauche besteht, dessen Wand continuierlich mit der Nasenschleimhaut zu-
sammenhängt und genau dieselbe Structur wie die R^o oliactoria der Nase
zeigt. In dieser Wand findet auch ein bis zum Gaumen herabsteigender Ast
des N. olfactorius seine Endigung.
O. Das Gaumenbein.
Das Gaumenbein, 0$ palatinum, ist nicht zu verwechseln
mit dem Proc. palatinus des Oberkieferbeines; es bildet vielmehr
ein selbständiges Knochenstück, weiches allerdings mit letzterem
Fortsatze in Verbindung steht. Man unterscheidet an dem Gaumen¬
beine: 1) den Gaumenteil, Pars horieontalis; 2) den Nasen¬
teil, Pars perpendicularis', 3) drei Fortsätze, den Processus
orbitalis, Processus sphenoidalis und Processus pyramidadis.
1. Der Gaumenteil, Pars horieontalis, bildet den hin¬
tersten Abschnitt des harten Gaumens und ist mit dem Proc. pala¬
tinus des Oberkieferbeines durch die Sutura palatina mediana s.
longitudinalis verbunden, an deren hinterem Ende die l^ina nasalis
posterior hervorragt. Am oberen Teile des medialen Randes be¬
findet sich die Crista nasalis, welche dem Vomer zur Anlagerung
dient. Dicht vor dem hinteren Rande der unteren Fläche findet
sich endlich nicht selten eine transversale Leiste, die Crista marginalis
des Gaumens, und vor derselben eine Furche für einen Zweig des
N. palatinus anterior aus dem N. pterygopalatinus (von dem zweiten
Aste des Trigeminus) und der gleichnamigen Gefässe (aus der A.
und V. maxillaris int.).
2. Der N a s e n t e i 1 , Pars perpendicularis, legt sich mit
seiner lateralen Fläche an den hinteren Abschnitt der medialen
Fläche des Oberkieferbeines, indem er dabei die hintere Ecke
des Kieferloches verdeckt. An der medialen Fläche (Facies
nasalis) der Pars perpendicularis befindet sich unten die sagittal
verlaufende Crista conchedis (turbinalis inferior) für die untere
Muschel. Höher oben, parallel der Crista turbinalis inf., verläuft
die Crista ethmoidalis (turbinalis Superior) für die mittlere Muschel,
1) Der Name Stenson wurde latinisiert Stenonis (sc. filtus) geschrieben,
daher auch die Bezeichnung Ductus Stenonianus.
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die, wie schon erwähnt, zum Siebbeine gehört. Die laterale
Fläche {Facies maxillaris) der Pars perpendicularis zeigt den ßulcus
pterifgopalatinus, der durch Anlagerung des Oberkieferbeines und
— höher oben — des Proc. pterygoideus zu dem Ganalis vtermo-
.valatinus geschlossen wird und die bereits mehrfach erwähnten
gleichnamigen Gefässe und Nerven auf nimmt. Hinter der unteren
Mündung dieses Canals {Foramen palatinuni majus) sieht man
häufig noch die Forr. palatina minora als untere Oeffnungen der
Canales valaUni, in denen Nebenzweige derselben Gefässe und
Nerven durch die Substanz des Gamnenbeines nach abwärts ziehen.
Der vordere Rand der Pars perpendicularis läuft nicht selten
in einen Vorspnmg, den Processus maxiUar'is, aus, welcher in
das Kieferloch hinein- und dem Proc. uncinatus des Siebbeines
entgegenragt.
3. Ausser dem letzteren, inconstanten Vorsprunge sind noch
drei constante Fortsätze am Gaumenbeine zu nennen.
Der erste, Processus sitzt an der Stelle, an welcher
die Pars horizontalis und die Pars perpendicularis züsammen-
stossen, und springt wie eine Art von Sporn nach hinten und late-
ralwärts vor, um sich in die Fissura s. Incisura pterygoidea des
Keilbeines hineinzulegen. An seiner hinteren Seite befinden sich
dem entsprechend zwei besondere verticale Rinnen, deren eine für
die Lamina medialis, die andere für die Lamina lateralis des Proc.
pterygoideus bestimmt ist. Die beiden anderen Fortsätze
sitzen auf dem oberen Ende der Pars perpendicularis. Von
denselben ragt der vordere. Processus orbitalis. bis in die Augen¬
höhle hinein, wo er zwischen dem Keilbeinkörper, der Lani.
japyracf^ gjjphheinps lipd rlar r.h«iMn'FTärlip''"jje<i
beinesi|^ dessen Trigonum palatinum er sich auflegt), m^isr
"eutlich gesehen werden kann. Mitunter kann man am Proc.
orbitalis noch zwei Vertiefungen, je eine Cellula sphenoidalis und
ethmoidalis 2UT_ Anlagerung an das Keilbein und Siebbein wahr¬
nehmen. Der andere, hintere von den beiden Fortsätzen heisst
<Pröcessus snhenoidalis, weil er sich an die untere Fläche des
Keilbeinkörpers anlegt. Zwischen beiden Fortsätzen und dem
Keilbeinkörper liegt eine rundliche Oeffnung, das Fora^nen
st)henot)(datinum^\ _ durch welches man von der Fiss. spheno-
Der zwischen dem Proc orbitalw und sphenoidalis gelegene Ein¬
schnitt (dieincisura sphenopalatina) wird also erst durch die Anlagerung des
Keilbeinkörpers zum Foramen sphenopalatinum geschlossen.
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maxillaris (bezw. Fossa pterygopalatina) aus mit einer Sonde
in die Nasenhöhle nach medianwärts gelangen kann. Diese Oeff-
nung dient in gleicher Richtung zum Durchtritt für die Nn. septi
narium und nasales superiores (vom zweiten Aste des Trigeminus
und für die gleichnamigen Gefässe (aus der A. und V. maxillaris
interna).
H. Der Unterkiefer.
Die Beschreibung des Unterkiefers ist am Ende des nächsten
Kapitels nachzusehen.
IIL Allgemeine Betrachtung der
Schädeloberfläche.
A. Die Basis cranii externa.
Die äussereSchädelfläche, Basis cranii externa kann
man in zwei Abschnitte einteilen, von denen der vordere durch die
Knochen des Gesichtsschädels gebildet wird, während der
hintere den Knochen des eigentlichen Hirnschädels angehört.
Als Grenze der Schädelbasis ist hinten die Linea nuchae superior
zu bezeichnen, in deren Mitte sich die Protub. ocdpitalis externa
befindet. Diese Grenze setzt sich lateralwärts zuerst auf den Proc.
mastoideus, von dort bis zum Ursprung des Proc. eygomaiicus fort
und geht alsdann weiter vorn längs der Crista infratemporalis und
dem Proc. pterygoideus auf den Proc. nlveolaris des Oberkiefers
über. An den einzelnen Knochen, welche die Basis cranii externa
constituieren, ist folgendes zu merken.
Das Hinterhauptbein bildet den hintersten Teil der
äusseren Schädelfläche und zeigt in seiner Mitte das ovale Hin¬
terhauptloch, Foratnen occipiUdc niagnum, durch welches fol¬
gende Organe hindurchgehen; a) die Medulla oblongata; b) in der
Richtung von unten nach oben die beiden Aa. vertebrales; c) in
der Richtung von oben nach unten die Aa. spinales antt. und postt.
beide aus der Vertebralarterie; d) in der Richtung von unten
nach oben die beiden Nn. accessorii Willisii; e) diverse Ver¬
bindungen ohne besondere Bezeichnung zwischen den Venen der
Schädelhöhle und denen des Rückenmarkes. Die vier Ab¬
schnitte, in welche man das Hinterhauptbein einteilt, sind der-
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art um das For. occip. magnum gruppiert, dass die Squama s.
Pars squamosa hinten; die Partes laterales s. condyloideae z u
beidenSeiten und die Pars basilaris vor dem For. magnum
gelegen ist. An der Squama occipitalis findet sich, ab¬
gesehen von der schon oben erwähnten Linea nuchae superior, pa¬
rallel mit derselben und etwas weiter unten die Lineanuchaeinferi&r.
Beide Linien dienen den Muskeln des Nackens und Hinterhauptes
zum Ansätze, und zwar setzen sich an der Linea nuchea superior
medial der M. trapezius, lateral der M. sternocleidomastoideus
und über dem letzteren der M. occipitalis an. E>ie Linea nuchae
inferior dient den kurzen tiefen Nackenmuskeln zur Insertion,
d. h. dem M. rectus cap. post, major und minor und M. obliquus
cap. superior. Zwischen den beiden Nackenlinien setzen sich
noch der M. semispinalis capitis (M. complexus major et biventer
cervicis) und der M. splenius capitis an, der letztere dicht unter¬
halb der Linea nuchae superior. Mitunter befindet sich oberhalb
der Linea nuchae superior noch eine Linea nuchae suprenta,
welche alsdann dem Ansätze der oberflächlichen Fascie des
Nackens entspricht. Von der Protuberantia occipitalis externa zieht
nach dem For. magnum in der Medianlinie die Ckista occipitalis
externa, an welcher sich das Nackenband, Lig. nuchae, befestigt.
In der Naht zwischen dem Hinterhauptbein und dem Proc. ma-
stoideus des Schläfenbeines findet sich nicht immer, aber doch
sehr häufig, eine Oeffnung, das Fwanien mastoideum, durch
welches ein Emissarium zwischen den Venen d^ Nackens und dem
Sinus sigmoideus verläuft; ausserdem geht durch diese Oeffnung
der R. meningeus der A. occipitalis, (d. A. mening. post, ext.)
von aussen in die Schädelhöhle hinein. An den Partes late¬
rales fallen zunächst die zu beiden Seiten des For. magnum
gelegenen Condyli occipiudes s. Processus condyloidei auf, länglich
ovale, überknorpelte Fortsätze, welche mit den Oelenkfortsätzen
des Atlas articulieren. Oberhalb der Condyli occipitales (in der
natürlichen Haltung des Schädels) liegt jederseits der schräge
Canalis hypoglossi s. condyloideus anterior, der dem XII. Him-
nerven (N. hypoglossus) zum Durchtritte dient. Nicht selten ist
dieser Canal doppelt vorhanden. Lateral vom Condylus occipitalis
sieht man jederseits die untere rauhe Fläche des Processus jugtt-
laris, die dem M. rectus cap. lateralis zur Insertion dient. Hinter
dem Condylus findet sich die Fossa condyloidea, und in derselben
sehr häufig die hintere Mündung des Canalis condyloideus (con¬
dyloideus posterior), durch welchen ein Emissarium zwischen den
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Nackenvenen und dem Anfangsteile der V. jugularis int. ver¬
läuft; doch kann letzterer Canal, wie die Canäle für alle Emissarien,
eben auch fehlen. Vor dem Proc. jugularis liegt das Foramen
jugtdare s. lacerum posterius, durch welches in einem vorderen
kleinen Fache drei Himnerven, der IX. (N. glossopharyngeus), der
X. (N. vagus), der XI. (N. accesorius Willisii), hindurchtreten,
während in einem hinteren grösseren Fache die V. jugularis int.
gelegen ist. Beide Fächer sind durch den Processus intrajugu-
laris von einander getrennt. Von der Pars basilaris des
Hinterhauptbeines sieht man hauptsächlich die untere Fläche und
an der letzteren in der Medianlinie das Tuberculum pharyngeum,
an welchem sich die obersten Fasern des M. constrictor pharyngis
Superior inserieren. Zu jeder Seite des Tuberculum pharyngeum
liegen zwei transversale Leisten, von denen die vordere dem An¬
sätze des M. longus capitis (M. rectus cap. ant. major), die
hintere dem des M. rectus cap. anterior (M. rectus cap. ant. minor)
entspricht. Die Seitenflächen der Pars basilaris bilden mit der Pyra¬
mide des Schläfenbeines die durch fibröse Massen ausgeföllte
Fissura petrooccipitalis.
Das Schläfenbein, insoweit dasselbe zur äusseren Schä¬
delbasis gehört, zeigt zunächst den Warzenteil mit dem Pro¬
cessus tmstoideus, welcher ganz vom Ansätze des M. sternocleido-
mastoideus eingenommen wird und dessen Inneres die hohlen
Cellulae mastoideae enthält, welche mit der Paukenhöhle communi-
cieren. Medianwärts vom Proc. mastoideus liegt ein sagittaler Ein¬
schnitt, die Incisura mastoidea s. digastrica, in welcher der M. di-
gastricus s. biventer mandibuiae entspringt. Parallel mit der Inc.
mastoidea, jedoch weiter medial von derselben, befindet sich eine
Furche, in welcher die yl. ocdjntalis liegt, und welche sich mitunter
deutlich bis zu dem For. mastoideum verfolgen lässt. Vor dem Proc.
mastoideus liegt der Porus acusticus externus, grösstenteils umgeben
von demjenigen Teil des Schläfenbeines, welcher beim Embryo als
Änntdus tympanicus s. Pars tympanica bezeichnet wird. Zwischen
Proc. mastoideus und Porus befindet sich häufig noch die An¬
deutung einer Naht oder Spalte, der Fissura tympanomastoidea,
aus welcher der Ramus auricularis n. vagi heraustritt, um sich am
äusseren Gehörgange zu verästeln. Von der Schläfenbein¬
pyramide sieht man den grössten Teil der beiden unteren
Flächen zu Tage treten. Dieselben sind von einander getrennt durch
die starke Crista petrosa, welche an der Stelle, wo sie am Proc. sty-
loideus vorüberzieht, dem letzteren einen kleinen Vorsprung, Vagina
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processus styloidei, nach abwärts mit auf dem Weg gibt. Der vor
der Crista petrosa gelegene Teil dervorderenunteren Py¬
ramidenfläche gehört noch zur Pars tympanica und ent¬
spricht der vorderen Wand der Paukenhöhle und des äusseren Ge¬
hörganges. Dicht vor der letzteren Fläche sieht man zwischen die
Pars tympanica und die Pars squamosa sich ein kleines Knochen¬
plättchen einschieben, den Processus inferior tegnnnis tynipani, wel¬
cher noch zur Pars petrosa des Schläfenbeines gehört. Vor diesem
Processus liegt die Fissura petrosquamosa, die jedoch auch ver¬
knöchert sein und alsdann fehlen kann. Hinter dem Fortsatze
befindet sich die Fissura petrotympanica s. Olaseri, welche niemals
fehlt, da durch dieselbe wichtige Organe hindurchtreten, nämlich:
a> die Chorda tympani; b) die A. tmd V. tympanica (aus der Maxil-
laris interna); und endlich c) das Lig. mallei anterius, früher fälsch¬
lich als M. laxator tympani bezeichnet. Am medialen Ende der
beiden Spalten sieht man die Oeffnung des Cnnalis musculotubarius,
in welchem die Tuba auditiva und der M. tensor tympani gelegen
sind, und etwas weiter medianwärts ist mitunter das Foramen
carotkuni intemuni noch in der Tiefe sichtbar. Die beiden letzteren
Oeffnungen münden in das Foramen lacerum (anterius) aus, welches
zwischen dem grossen Keilbeinflügel und der Schläfenbeinpyramide
liegt und a) der Carotis interna; b) dem N. petrosus superf. major
und minor; c) der Tuba auditiva und dem M. tensor tympani zum
Durchtritte dient. Hinter der Crista petrosa ist der grösste Teil der
hinteren unteren P y r a m i d e n f 1 ä c h e gelegen. An
der letzteren nimmt man (am meisten hinten und lateral) das Fo¬
ramen stylomastoideum wahr, durch welches der N. facialis und die
A. und V. stylomastoidea (aus der Auricularis posterior) aus- und
eintreten. Unmittelbar vor dem For. stylomastoideum liegt der
Processus styloideus, welcher den Ligg. stylohyoideum und stylo¬
mandibulare, sowie den Mm. styloglossus, stylohyoideus und stylo-
pharyngeus zum Ursprünge dient. Medial vom Proc. styloideus
sieht man (in dem Foramen jugulare) die Fossa jugtdaris der
Schläfenbeinpyramide, welche für den Bulbus der V. jugularis int.
bestimmt ist. An irgend einer Stelle der Fossa jugularis findet
sich die feine Zugangsöffnung zum Canalicus mastoideus, in welche
der Ramus auricularis n. vagi eintritt. Vor dem For. jugulare liegt
das Foramen caroticum extemum, in welches von unten her die
Carotis interna hineinzieht. Betrachtet man diese Oeffnung, so er¬
blickt man in der Tiefe derselben mehrere kleine Löcher, die
Canaliculi cnroticotympanici, die zum Durchtritt für die gleich-
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62
namigen Nerven und Gefässe bestimmt sind. Etwas nach hinten
vom For. caroticum extemum liegt die dreieckige Fosstda petrosa
und in derselben eine feine Oeffnung, die Apertura inferior,
s. externa canaliculi tympanid, in welche der N. tympanicus s.
Jacobsonii vom Ganglion petrosum des N. glossopharyngeus
hineingeht. Noch weiter nach hinten von der Fossula petrosa,
schon tief im For. jugulare gelegen, befindet sich der schreib¬
federförmige Eindruck, welcher dem Canaliculus cochleae ent¬
spricht. Am Schuppenteile des Schläfenbeines sieht man den
Froc. eygomaticus hervorspringen und mit dem Proc. tempotalis
des Jochbeines den Arcus eygomaticus bilden, von welchem der
M. masseter entspringt. Der Proc. zygomaticus entwickelt sich
aus zwei Wurzeln, welche die Fossa mandihularis zwischen sich
fassen, die zur Aufnahme für den Gelenkkopf des Unterkiefers
best mmt ist. Die vordere Wurzel dieses Fortsatzes verdickt sich
zu dem Tüberctdum articulare, welches unmittelbar vor der Fossa
mandibularis gelegen ist, während die hintere Wurzel des Proc.
zygomaticus oberhalb des Poms in den hintersten Teil der
Linea temporalis übergeht. Von dem Proc. zygomaticus aus setzt
sich die Crista infratemporalis nach vorn auf den grossen Keil-
beinflügel fort. Das Feld medianwärts von derselben wird als
Planum infratemporale bezeichnet, während sich oberhalb der Crista
das grosse Planum temporale für den gleichnamigen Muskel er¬
streckt.
An dem Keilbein, insoweit dasselbe hier zu Tage liegt,
fallen zunächst die Processus pterygoidei auf, weiche lateral von
den hinteren Nasenöffnungen, Ghoanae. gelegen sind.
Etwas nach hinten und lateral vom Proc. pterygoideus befindet sich
das Foramen ovale, durch welches der dritte Ast des Trigeminus
seinen Weg nimmt. Wiederum nach hinten und lateral vom For.
ovale, liegt das Foramen spinosum, durch welches die A. und V.
meningea media (aus der Maxillaris interna) und der N. spinosus
s. recurrens des dritten Trigeminusastes hindurchtreten. Hinter dem
For. spinosum springt die Spina angularis des Keilbeines hervor,
die sich mitunter zu einem platten Fortsatze, Äla parva Ingrassiae,
vergrössert. An dem Proc. pterygoideus unterscheidet man hinten
die tiefe Fossa pterygoidea, welche die Lamina medialis s. interna
und die Lamina lateralis s. externa von einander scheidet. Zwischen
die unteren Enden der beiden Laminae schiebt sich in die dort
befindliche Fissura s. Incisura pterygoidea der Proc. pyramidalis
des Gaumenbeines hinein, der meistens als ein dreiseitiges be-
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sonderes Knochenstückchen erkennbar ist. An der Lamina medialis
springt nach abwärts der Hatmdus pterygoideus hervor, an dessen
lateraler Seite sich der Stdcus (Incisura) hamuli befindet, in
welchem die Sehne des M. tensor veli palatini gelegen ist. Am
hinteren Rande der Lamina medialis (etwa in der Mitte derselben)
bemerkt man ausserdem den Processus tubarius. auf dem die Tuba
Eustachii ruht. Von dem Proc. tubarius sieht man (in der natür-
lichen Stellung des Schädels) nach oben und lateralwärts eine
kleine Rinne, die Fossti scaahoidea (s. die Anm. auf S. 36) ver¬
laufen, in welcher ein Teil des M. tensor veli palatini seinen
Ursprung nimmt Am hinteren Rande der Lamina lateralis springt
ebenfalls mitunter der (unwichtige) Processus pterygospinosus s.
Civinini hervor. Von der Wurzel der Lamina med. erstreckt sich
nach medianwärts zu der Ala vomeris hinüber ein dünnes Knochen¬
plättchen, welches HENLE als Processus vaginalis des Proc. ptery¬
goideus bezeichnet hat. Zwischen dem Proc. pterygoideus und
dem Oberkieferbeine befindet sich ein Spalt, die F'mura spheno-
maxUlaris s. pierygomaxiUaris, welche den Eingang zu der Fossa
pterygopalatina bildet, in welcher wiederum das Ganglion spheno-
palatinum s. nasale vom zweiten Aste des Trigeminus (und das
Ende der A. und V. maxillaris int.) gelegen sind. Etwas vor der
Fissura sphenomaxillaris sieht man an der hinteren Fläche des
Oberkieferbeines die Foramina alveolaria superiora poste-
riora, welche zum Durchtritt für die gleichnamigen Nerven und
Gefässe (aus dem N. infraorbitalis und der gleichnamigen Arterie
und Vene) bestimmt sind.
Der vorderste Teil der Basis cranii externa
wird gebildet durch die Processus cdveolares der Oberkieferbeine und
den harten Gaumen, welcher vom aus dem Proc. palatinus
der beiden Oberkieferbeine, hinten aus der Pars horizontalis der
beiden Gaumenbeine zusammengesetzt ist. Am hinteren Rande der
letzteren ragt die Spina nasalis posterior hervor, von welcher der
M. uvulae (M. azygos uvulae) seinen Ursprung nimmt. Medial
von dem hinteren Ende des Proc. alveolaris liegt die untere
Oeffnung des Canalis pterygopalaünus, durch welchen die Nn.
palatini s. pterygopalatini (vom zweiten Aste des Trigeminus) und
die gleichnkmigen Blutgefässe (äüs der Maxillaris -int.) heraus
treten. Von dieser Oeffnung, dem Foramen pedaünum majus
s. pterygopalatinum, ziehen gewöhnlich nach vom und auch nach
medianwärts einige Furchen, in welchen Zweige der eben ge¬
nannten Gefässe und Nerven verlaufen. Am hinteren Rande des
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64
Gaumenbeines ist mitunter die Crista marginalis wahrzunehmen.
E>er harte Gaumen besitzt zwei senkrecht zu einander stehende
Nähte, die in der Medianlinie gelegene Sutura palatina mediana
und die quergestellte Sutura palatina transversa. Am vorderen
Ende der ersteren Naht liegt das Foramen incisivum, durch
welches Anastomosen zwischen den Nn. nasopalatini Scarpae
u^'den TTn. palat^i gus den Kn^pefy^palatini. sowie zwischen
den gleichnamigen Blutgefässen hindurchtreten. Hinter dem Fo¬
ramen kann endlich eine transversale, nicht immer deutlich ent¬
wickelte Naht verlaufen, die Sutura incisiva., welche die Grenze des
Os incisivum s. intermaxillare bildet.
B. Die Basis cranll Intema.
Die innereSchädelfläche, Basis cranii interna., zeigt
drei grosse Vertiefungen, welche man als vordere, mittlere
und hintere Schädelgrube unterschieden hat.
1. Die vordere Schädelgrube dient zur Aufnahme
für die Stirnlappen des Grosshirns und wird gebildet durch die
Partes orbitales des Stirnbeines, durch die Lamina cribrosa
des Siebbeines, durch das Jugum sphenoidale und die Aloe
parvae des Keilbeines. Die vordere Grenze dieser
Grube ist keine scharfe, sondern durch den Uebergang zwischen
den Partes orbitales und der Squama des Stirnbeines gegeben. Die
h i n t e r e G r e n z e ist in der Mitte durch den Limbus sphenoidalis
gebildet, welcher sich nach lateralwärts auf den hinteren Rand der
kleinen Keilbeinflügel fortsetzt. An diesem Rande springen nach
hinten die Processus clinoidei anteriores hervor. Die verschiedenen
Knochen, welche die vordere Schädelgrube bilden, zeigen noch
folgende bemerkenswerte Einzelheiten. An den Partes orbitales
des Stirnbeines finden sich Impressiones digiiatae und Juga cere-
bralia, welche von den Sulci und Gyri des Stimlappens herrühren.
In der Mitte zwischen den Partes orbitales liegt die Lamina cribrosa
des Siebbeines in einer Vertiefung, welche für die Aufnahme der
Bulbi olfactorii bestimmt ist. Die feinen Oeffnungen der Lamina
dienen den Zweigen des N. olfactorius zum Durchtritt. In der
Medianlinie sieht man die dreiseitige Crista galli emporstreben, an
welche sich das vordere Ende der grossen Himsichel (Falx major
s. Proc. falciformis major) ansetzt. Unmittelbar vor der Crista
galli liegt das Foram m caecum, durch welches ein Emissarium
Santorini hindurchtritt, um den Sinus sagittalis sup. mit den Venen
der Nasenhöhle zu verbinden. Das For. caecum wird von hinten
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her umfasst durch die beiden Processus alares (Alae s. Hamtili
frontales), zwei kleine Vorsprünge, welche von der Crista
galli ausgehen. Nach aufwärts von diesem Foramen erstreckt
sich in der Medianlinie die Crista frontalis (interna), welche
ebenso wie die Crista galli ztm Anheftung für die grosse Him-
sichel dient. Zu beiden Seiten der Crista sieht man mitunter je
eine kleine Oefässfurche nach aufwärts ziehen, welche
der A. meningea ant. (aus der A. ethmoidalis ant.) entspricht.
Weitere Gefässfurchen, die man ausserdem an der
vorderen Schädelgrube bemerkt, und welche von hinten her in
dieselbe einstrahlen, rühren von dem vorderen Aste der A. me¬
ningea media (aus der A. maxillaris interna) her. Am Keilbein,
insoweit sich dasselbe an der Bildung der vorderen Schädelgrube
beteiligt, befindet sich in der Mitte das Jugum sphenoidale, der
höchste Teil des Keilbeinkörpers, welcher sich nach lateralwärts
in die obere Fläche des kleinen Keilbeinflüge’s fortsetzt. Von dem
Jugum aus setzt sich in die Naht zwischen Keilbein und Lam.
cribrosa häufig ein Vorsprung fort, den man als Spina ethmoidalis
bezeichnet. Wenn derselbe geteilt ist, so hat man diese beiden
kleinen Fortsätze auch Aloe mnimae benannt. Die kleinen Keil¬
beinflügel laufen lateralwärts in die Proc. xiphoidei, nach hinten
in die Procc. clinoidei anteriores aus.
2. Die mittlere Schädelgrube ist in der Mitte sand¬
uhrförmig eingeschnürt und dient zur Aufnahme für das Chiasma,
die Hypophysis cerebri und die beiden Schläfenlappen des Gross-
hims. Sie wird in der Mitte von dem Keilbeinkörper, zu
beiden Seiten von den grossen Keilbeinflügeln, ferner
von der Schuppe und der vorderen oberen Pyrami¬
denfläche des Schläfenbeines gebildet. Als hintereGrenze
der mittleren Schädelgrube ist der Rand des Dorsum sellae (turcicae)
zu bezeichnen, welcher sich lateralwärts auf die obere Kante
der Schläfenbeinpyramide fortsetzt. An den beiden
Ecken des Dorsum sellae ragen nach oben bezw. lateralwärts die
Processus clinoidei posteriores hervor, und längs der oberen Kante
der Schläfenbeinpyramide verläuft der Sulcus petrosus superior, wel¬
cher den gleichnamigen Sinus aufnimmt. Die Mitte der mittleren
Schädelgrube, gebildet von der oberen Fläche des Keilbeinkörpers,
zeigt den Türkensattel, Sella turcica, in welchem die Hypo¬
physis cerebri gelegen ist. Vor dieser Vertiefung liegt der Sattel¬
knopf, Tuberculum sellae {turcicae) an dessen beiden Seiten mit¬
unter die Processus clinoidei medii hervorspringen, welche sich
Broesike, Anatomie, d. AnÜ. 5
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nicht selten mit den Procc. clinoidei anteriores und posteriores
durch Knochenbrücken in Verbindung setzen. Die transversale
Furche unmittelbar vor dem Tuberculum sellae ist der Sulcus
chiasmaüs s. opticus, der für das Chiasma nervorum opticorum
bestimmt ist. Der Sulcus chiasmatis führt lateralwärts zu dem
Foramen opticum, welches jederseits zwischen der oberen und un¬
teren Wurzel des kleinen Keilbeinflügels gelegen ist, und durch
welches der II. Hirnnerv (N. opticus) und die A. ophthalmica (aus
der Carotis int.) hindurchtreten. Zu beiden Seiten der Sella turcica
liegt, schon zur Seitenfläche des Keilbeinkörpers gehörig, der
leicht S-förmig gekrümmte Sulcus caroücus. Derselbe endigt vorn
neben dem Tuberculum sellae (turcicae) mit einer rundlichen Grube,
der Impressio caroüca, an welcher die Carotis interna in einen
nach vorn convexen Bogen übergeht. Am hinteren Ende wird
der Sulcus caroticus lateral durch ein mitunter sehr deutlich vor¬
springendes Knochenplättchen, die Linyula sphemidalis s. carotica,
begrenzt. Zwischen dem grossen und kleinen Keilbeinflügel liegt
jederseits als schlitzförmiger Spalt, die Fissura orbitalis superior,
durch welche der III. Himnerv (N. oculomotorius), der IV. (N.
trochlearis), der erste Ast des V. (N. trigeminus) und der VI. (N.
abducens), sowie die V. ophthalmica superior hindurchtreten.
Zwischen der vorderen und mittleren Wurzel des grossen Keil¬
beinflügels befindet sich das Foramen rotundum, welches der
zweite Ast des Trigeminus passiert, zwischen der mittleren und
hinteren Wurzel das Foramen ovale für den dritten Ast desselben
Nerven. Endlich nach lateralwärts und hinten vom For. ovale
ist das Foramen spinosum gelegen, durch welches die A. meningea
media (aus der A. maxillaris int.) und der N. spinosus s. recurrens
des dritten Trigeminüsastes hindurchgehen. Vom For. spinosum
sieht man deswegen stets die O e f ä s s f u r c h e für die A. menin¬
gea media nach oben hin ausstrahlen. Zwischen dem hinteren
Rande des grossen Keilbeinflügels und der vorderen Kante der
Schläfenbeinpyramide befindet sich das Foramen lacerum (anterius),
durch welches: a) am meisten medial die Carotis interna; b) in
der Mitte der N. petrosus superficialis major und minor; und end¬
lich c) am meisten lateral die Tuba auditiva und auf derselben
der M. tensor tympani hindurchgehen. Die Schuppe des Schläfen¬
beines zeigt nichts Besonderes, abgesehen von einzelnen Impr.
digitatae und Juga cerebralia, die vom Schläfen’appen des Gross¬
hirns herrühren und sich auch am grossen Keilbeinflügel vor¬
finden. Die vordere obere Fläche der Schläfenbeinpyramide be-
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sitzt zunächst nahe der Spitze die Imj)ressio trigendni, eine Ver¬
tiefung, welche zur Aufnahme für das Ganglion semilunare s.
Gasseri des N. trigeminus bestimmt ist. Lateral davon sieht man
zwei parallele kleine Furchen, von den^die medi-
alei) für den N. petrosus superficialis major, die laterale für den
“N. petrösuä üUpeniClähs mmor bestimmt ist. Die mediale Furche
führt nach hinten zum Hiatus {simrius) canalis facialis, aus
welchem der N. petr. superf. major, die laterale Furche zu der
Apertura superiar canaliculi tympanici, aus welcher der N. petr.
superf. minor austritt. Weiter nach hinten und oben, dicht neben
der oberen Kante, erhebt sich ein rundlicher Vorsprung, die
Eminetitia arcuata, unter welcher der obere verticale Bogengang
des inneren Ohres liegt. Lateral und vom von der Eminentia
arcuata liegt die Decke der Paukenhöhle, das Tegmen tympani,
welches vielfach etwas dünn und durchscheinend aussieht. Zwischen
Pyramide und Schläfenschuppe kann man häufig eine Andeutung
der Fissura petrosquamosa bemerken.
3. Die hintereSchädelgrubeistdie geräumigste von
allen imd hat eine mehr rundliche Beschaffenheit. Sie dient zur
Aufnahme für das Kleinhirn, die Medulla oblongata und die
Varolsbrücke. Als hintere Grenze der hinteren Schädelgrube ist der
Stdcus transversus zu bezeichnen, in welcher der gleichnamige
Sinus liegt, ln der Mitte des Sulcus befindet sich die Protu-
berantia ocdpitalis interna und an der linken oder rechten Seite
derselben mitunter ein tieferer Eindruck, wo verschiedene Hirn¬
sinus zusaimnenfliessen. Die alten Anatomen bezeichneten diesen
Zusammenfluss als Torcular Herophili s. Confluens sinuum. Die
Knochen, welche sich an der Bildung der hinteren Schädelgrube
beteiligen, sind zimächst das Keilbein mit der hinteren Fläche
des Dorsum sellae, dann das Hinterhauptbein mit der
Pars basilaris, den Partes laterales und dem unteren Abschnitte der
Schuppe, endlich das Schläfenbein mit der hinteren oberen
Pyramidenfläche und der Pars mastoidea. An diesen Knochen
haben wir folgende Einzelheiten zu erwähnen. Die obere Fläche
der Pars basilaris des Hinterhauptbeines bildet zusammen mit der
hinteren Fläche des Dorsum sellae den Clivus {Blumenbachi), ^uf
*) Man hat die Furche für den N. petrosus superficialis major auch
als Semicanalis n. Vidiani bezeichnet, was jedoch insofern incorrect ist,
als der eigentliche N. Vidianus (N. petrosus superficialis major + N. petrosus
profundus major) nicht hier, sondern im Vidianischen Canal des Keilbeines
liegt (8. S.43, Fig.l).
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welchem oben die Varolsbrücke, unten (Fossa pro medulla oblon-
gata, das verlängerte Rückenmark ruht. 2u i^eiden bellüll ilcs-
'seioen, zwischen Schläfenbeinpyramide und Pars basilaris, befindet
sich der Sulcus petrosus inferior, in welchem der gleichnamige
Sinus gelegen ist, während der Sulcus petrosus stiperior längs aei
oberen Kante der Schläfenbeinpyramide dahinzieht. Der schmale
Spalt zwischen Pars basilaris und Pyramide wird als Fissura
petrooccipitalis bezeichnet und setzt sich nach hinten in das
Foramen jugulare fort. An dem letzteren kann man zwei Fächer
unterscheiden, ein vorderes kleineres und ein grösseres hinteres,
welche durch einen, sowohl am Schläfenbeine, wie am Hinter¬
hauptbeine vorhandenen, kleinen Vorsprung, Processus intra-
jugularis s. jugularis medius, getrennt sind. In der Regel hängen
diese beiden Vorsprünge durch ein Band, mitunter sogar durch eine
Knochenbrücke zusammen. Dturch das vordere kleine Fach des
For. jugulare gehen drei Himnerven, nämlich der IX. (N. glosso-
pharyngeus), der X. (N. vagus), der XI. (N. accessorius Willisii)
hindurch, während durch das hintere grössere Fach die V. jugu¬
laris interna ihren Weg nach abwärts nimmt. Medial vom For.
jugulare liegen die Partes laterales des Hinterhauptbeines, an
deren oberer Fläche sich jederseits das Tuberculum jugulare
(anonymum) und hinter dem letzteren mitunter eine transversale
Furche für die eben erwähnten drei Nerven vorfindet, welche
das For. jugulare passieren. Dicht tmterhalb des Tub. jugulare
liegt der Canalis hypoglossi (condyloideus anterior), durch welchen
der XII. Hirnnerv (N. hypoglossus) hindiu'chtritt. Der hinter dem
For. jugulare gelegene Teil der Pars lateralis wird als Processus
jugularis bezeichnet. Die transversale Kante, welche sich an
der oberen Fläche des letzteren befindet, entspricht der am iso¬
lierten Hinterhauptbeine dornig vorspringenden Spina jugularis.
Am medialen Ende der Spina liegt die vordere Mündung des
Canalis condyloideus (posterior), der jedoch inconstant ist, da
durch denselben nur ein Emissarium Santorini als Verbindung
zwischen der V. jugularis interna und den Venen des Nacken¬
geflechtes seinen Weg nimmt. Die Hin'.erhauptschuppe, insoweit
sie zur hinteren Schädelgrube gehört, zeigt die beiden Fossae
occipitales inferiores für die Kleinhimhemisphären. Die beiden
Gruben sind durch die median gelegene Crista occijntalis interna
getrennt, an welche sich die kleine Hirnsichel der Dura mater,
Falx minor, ansetrt. Vereinzelte Oefässfurchen in den Fossae
occipitales inferiores kommen von dem Ramus meningeus der A.
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occipitalis, der sogen. A. meningea post, externa^) her. Die
Mitte zwischen den vier Teilen des Hinterhauptbeines und die
tiefste Stelle der Schädelgrube wird durch das ovale Foratmn
occipiiale tnagnum eingenommen, durch welches folgende' Organe
iundurchtreteh die Medulla oblongata; b) in der Richtimg
von unten nach oben die beiden Aa. vertebrales; c) in der
Richtung von oben nach unten vier Aeste der Vertebralarterien:
die beiden Aa. spinales anteriores, welche, zu einem gemeisamen
Stamme vereinigt, an der Vorderfläche des Rückenmarkes nach
abwärts ziehen, und die beiden Aa. spinales posteriores, welche,
gewöhnlich getreimt, längs der hinteren Fläche des Rückenmarkes
verlaufen; d) in der Richtung von unten nach oben die beiden
XI. Himnerven (Nn. accessorii Willisii), die gleich darauf die
Schädelhöhle durch das For. jugulare wieder verlassen; e) diverse
Verbindungen zwischen den Venen der Schädel- und der Rücken¬
markshöhle. An der hinteren oberen Fläche der Schläfenbein¬
pyramide fällt- zunächst die ovale Oeffnung des Porus acusiicus
internus auf, durch welche der VII. Himnerv (N. facialis) und der
VIII. (N. acusticus), ferner die A. und V. auditiva interna (aus
der A. und V. basilaris) hindurchtreten. Geht man vom Porus
in horizontaler Richtung nach hinten, so findet man unter einem
überhängenden Knochenplättchen die sogen, äussere Mündung
des Aquaeductus vestibuli welcher die lymphatische Flüssigkeit
aus dem Vorhofe des inneren Ohres nach den Lymphräumen
der Dura mater ableitet, ^wischen Porus und Aquaeductus, je¬
doch etwas höher, nahe der oberen Kante, liegt eine Einziehung,
Fossa suharcuata (Hiatus subarc.), welche besonders bei jungen
Individuen stärker entwickelt ist und sich hier bis tief unter den
oberen verticalen Bogengang in die Knochensubstanz erstrecken
kann. Die Pars mastoidea des Schläfenbeines zeigt den untersten
Teil des Sulcus transversus, den sog. Sulcus sigmoideus, welcher
den gleichnamigen Sinus aufnimmt. In letzterer Furche oder
dicht neben derselben liegt die vordere Mündung des Foramen
mastoideunt, durch welches ein Emissarium Santorini zwischen
dem Sinus sigmoideus und den Venen des Nackengeflechtes ver¬
läuft und ausserdem sehr häufig die oben erwähnte A. meningea
post, externa von aussen in die Schädelhöhle hineintritt.
Alle Aa. meningeae werden von den gleichnamigen kleinen Venen
begleitet.
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70
C. Die Augenhöhlen.
Die Augenhöhlen, Orbitae, bilden zwei grosse Höhlen
zu beiden Seiten der Nasenhöhle und dienen zur Aufnahme für den
Augapfel und seine Nebenorgane, welche in eine grosse Menge
von Fett eingebettet sind. Die Augenhöhlen haben die Gestalt
von vierkantigen liegenden Pyramiden, welche mit der Basis nach
vorn, mit der .Spitze nach hinten gekehrt sind. Die beiden Axen
dieser Pyramiden liegen etwas schäg, sodass sie, nach hinten ver¬
längert, sich in der Sella turcica schneiden würden.
Die Basis der Augenhöhle ist durch die Augenhöhlen¬
öffnung, Aditus orbitae, gebildet. Der obere Rand der
letzteren entspricht dem Margo supraorbitalis des Stirnbeines,
welcher lateralwärts in den Processus zyyomaiicus desselben
Knochens ausläuft. Am medialen Teile dieses Randes liegt ein
Einschnitt oder eine Oeffnung, Foramen s. Incisura supraorbitalis,
welche zum Durchtritt für den N. supraorbitalis (vom ersten
Aste des Trigeminus) und die gleichnamigen Gefässe (aus der A.
und V. ophthalmica) dient. Mitunter findet sich medial von der
Inc. supraorbitalis noch ein zweiter, flacherer Einschnitt, die
Incisura frontalis, durch welche der R. frontalis (ein Zweig des
N. frontalis) und die A. und V. frontalis (aus der A. und V.
ophthalmica) hindurchgehen. Der mediale Rand der Aper-
tura orbitae wird durch die Crista lacrimalis anterior vom Stim-
fortsatze des Oberkieferbeines gebildet. Der untere Rand
heisst Margo infraorbitalis und gehört mit seinem medialen Teile
dem Oberkieferbeine, mit seinem lateralen Teile dem Proc. maxillaris
des Jochbeines an. Unterhalb dieses Randes sieht man an der Ge-
sichtsfläche das Foramen infraorbitale, aus welchem der N. infra¬
orbitalis (vom zweiten Aste des Trigeminus) und die A. und V.
infraorbitalis (aus der Maxillaris interna) heraustreten. Der 1 a -
terale Rand der Apertura orbitae wird als Margo orbitalis des
Jochbeines bezeichnet und gehört zum Teil dem Körper, zum Teil
dem Proc. frontosphenoidalis des letzteren Knochens an.
Von den vier Wänden der Orbita ist die obere
Wand, Paries superior, oder Decke, Lacunar orbitae, leicht
ausgehöhlt und wird von der Pars orbitalis des Stirnbeines und dem
kleinen Keilbeinflügel gebildet. An derselben befindet sich unter
dem Proc. zygomaticus des Stirnbeines die Fossa glandidae lacri¬
malis, welche für die Thränendrüse bestimmt ist. Vom und medial.
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71
in der Nähe des Marge supraorbitalis, ist häufig eine zweite,
erheblich kleinere Grube gelegen, Fovea frochlearis, in welcher
die Zwischensehne des M. obliquus oculi superior liegt. Neben
der Fovea trochlearis springt mitunter ein kleiner Dorn, Spina
trochlearis, hervor, der zum Ansätze für die Rolle (Trochlea)
dient, über welche die vorher erwähnte Sehne gleitet. Die
Grenze zwischen der oberen und medialen Orbitalwand ist vorn
durch die Naht zwischen dem Stirnbein und seinen Nachbar¬
knochen gebildet, während ganz hinten das Foramen opticum
so ziemlich dieser Grenze entspricht. In der Naht zwischen der
Lamina papyracea und dem Stirnbeine sind zwei Löcher, das
Foramen ethmoidale anterius und posterius, gelegen. Mitunter
sind diese Oeffnungen auch in dreifacher Zahl vorhanden. Das
For. ethmoidale ant. dient zum Durchtritt für die A. und V. eth-
moidalis ant. (aus der Ophthalmica) und den N. ethmoidalis ant.
(vom ersten Aste des Trigeminus). Durch das For. ethmoidale
post, treten die A. und V. ethmoidalis post, (aus der Ophthalmica)
und die Nn. ethmoidales posteriores s. sphenoethmoidales, welche
zum Teil vom ersten und zum Teil vom zweiten Aste des Trige¬
minus kommen, i) Endlich befindet sich ganz hinten, an der
Grenze zwischen oberer und medialer Wand, zwischen den beiden
Wurzeln des kleinen Keilbeinflügels das Foramen opticum, durch
welches der II._Hirnn.eDr (N. opticus) und die A. ophthalmica in
die Augenhöhle hineindringen.
Die m e d i a 1 e Wand, Paries medialis, der Orbita wird
gebildet durch den Stimfortsatz des Oberkieferbeines, dann durch
das Thränenbein, die Lamina papyracea des Siebbeines und endlich
durch einen kleinen Teil der ^itenfläche des Keilbeinkörpers. An
dieser Wand sieht man vorn, zwischen der Crista lacrimalis anterior
des Oberkieferbeines und der Crista lacrimalis imterior des
Thränenbeines, den Sulcus lacrimalis, in welchem der Thränen-
sack, Saccus lacrimalis, gelegen ist, und welcher sich nach unten
in den Dudus nasolacrimalis fortsetzt. Die Grenze zwischen
medialer und unterer Wand entspricht der Naht zwischen dem
Körper des Oberkiefer- nebst dem Proc. orbitalis des Gaumen-
0 Beide Löcher und die hindurchtretenden Gefasse und Nerven gehen
aus der Augenhöhle zunächst in die Schädelhöhle und erst
dann durch die Lamina cribrosa in die Nasenhöhle hinein. Manchmal führt
jedoch das Foramen ethmoidale posterius direct aus der Augenhöhle in die
Nasenhöhle hinein.
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72
beines einerseits und dem Thränenbeine nebst der Lamina
papyracea des Siebbeines andererseits.
Die untere Wand, Partes inferior oder der Boden,
Pamnetttum orhitae, wird vom gebildet durch den Proc. maxilla-
ris des Jochbeines und die obere Fläche (Facies orbitalis) des
Oberkieferbeines, ganz hinten durch den kleinen Proc. orbitalis
des Gaumenbeines. An dieser Wand verläuft hinten in sagittaler
Richtung der Sulcus infraorbitalis, welcher sich nach vom zum
Canalis infraorbitalis schliesst. Beide dienen zur Aufnahme für die
schon mehrfach erwähnten gleichnamigen Gefässe und Nerven.
Im Canalis infraorbitalis liegen noch, von aussen unsichtbar, feine
Oeffnungen, die Foraniina alveolaria supp, antpriora und media,
für die vorderen und mittleren Öberkiefwuei^en imd Ober-
kiefergefässe, welche von hier aus in feinen Knochencanälchen zu
den Zahnwurzeln hinziehen. An der Grenze zwischen der
unteren und lateralen Wand liegt hinten ein länglicher Schlitz, die
Fissura orbitalis inferior, durch welche der N. infraorbitalis und die
gleichnamigen Gefässe, ferner die V. ophthalmica inferior^) hin¬
durchtreten (mihmter auch der N. zygomaticus s. subcutaneus
malae und die gleichnamigen Gefässe, wenn di^lben nämlich
schon ausserhalb der Augenhöhle vom N., der A. und V. infra¬
orbitalis entspringen).
Die laterale Wand, Parks lateralis, der Orbita ist end¬
lich gebildet vom durch den Körper und Proc. frontosphenoidalis
des Jochbeines, sowie durch die Spina zygomatica des Oberkiefer¬
beines, hinten durch den grossen Keilbeinflügel. In die Augen¬
höhlenfläche des Jochbeines dringt der Canalis zygomaticus s.
zygomaticoorbitalis (für den N. zygomaticus und die gleich¬
namigen Gefässe) hinein, welcher sich alsdann weiter nach vom
in zwei Canälchen, den an der Gesichtsfläche des Jochbeines
mündenden Canalis zygomatkofaeialis und den an der Schläfen¬
fläche des JudibeiiieS äuStrelenden' Can. zygomaticotemporalis
(für die gleichnamigen Zweige der soeben genannten Geläss-''
und Nervenäste) spaltet. Mitunter sind die letzteren jedoch schon
in der Augenhöhle von einander getrennt. Die Grenze zwischen
der lateralen und der oberen Wand wird vom durch die Naht
zwischen dem Stirnbein einerseits und dem Jochbein nebst dem
') Während die F. ophthalmica sup. in den Sinus cavernosus ein-
mündet, ergiesst sich die F. ophthalmica inf. meistens in den Hexus pterygoi-
deus, ein Venengeflecht, welches die Kaumuskeln umspinnt.
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73
grossen Keilbeinflügel andererseits gebildet. Hinten liegt an dieser
Grenze die spaltförmige Fissura orbitalhi suverion durch welche
vier Himnerven, der IIF. (N. oculomotorius), der IV. (N. troch-
Icaris), der erste Ast des V. (N. trigeminus), der VI. (N. abdu-
cens), und die V. ophtalmica superior hindurchtreten. Der Rest
der beiden Fissiurae orbitales, insoweit sie nicht von den Nerven
und Gefässen eingenommen sind, wird durch derbe fibröse Massen
ausgefüllt.
D. Die Nasenhöhle.
Die knöcherne Nasenhöhle, Cavum nasi, stellt eine
geräumige Höhle in der Mitte des Gesichtes vor, welche dazu be¬
stimmt ist, das Geruchsorgan aufzunehmen und den Anfangsteil
des Respirationstractus zu bilden. Durch eine median gelegene
Scheidewand, Septum narium, ist die Nasenhöhle in zwei
gleich grosse Hälften, die linke und rechte Nasenhöhle,
geteilt, welche zu beiden Seiten des Septums gelegen sind. Jede
Hälfte lässt sich wiederum in die Haupthöhle und die
Nebenhöhlen einteilen. Zu den letzteren gehören jederseits
die Stirnhöhle, Sinus frontalis, die Siebbeinhöhle,
Sinus ethtnoidaiis, die Keilbeinhöhle, Sinus sphenoidalis,
und endlich die Kieferhöhle, Sinus maxillaris s. Antnun
Highmori. An einer jeden von den beiden Nasenhöhlen kann man
ausser der gemeinsamen vorderen Nasenöffnung noch
je eine hintere Nasenöffnung, ferner eine mediale,
eine obere, eine laterale und eine untere Wand von
einander unterscheiden.
Die obere Wand oder Decke der Nasenhöhle ist ge¬
bildet durch das Nasenbein, die Pars nasalis des Stirnbeines, die
Lam. cribrosa des Siebbeines, endlich durch die vordere und die
untere Fläche des Keilbeinkörpers. An der hinteren Fläche des
Proc. nasalis des Stirnbeines und des Nasenbeines ist jederseits
der abwärts verlaufende Sulcus ethnmdcdis für den vorderen
Zweig des N. ethmoidalis ant. (von dem ersten Aste des N.
trigeminus) zu bemerken. Durch die Löcher der Lam. cribrosa
treten die einzelnen Zweige des I. Himnerven (N. olfactorius) hin¬
durch. Die vordere Fläche des Keilbeinkörpers zeigt den Eingang
zu der Keilbeinhöhle, Foramen sphenoidale; die untere Fläche des
Keilbeinkörpers ist nur wenig sichtbar, indem dieselbe zum Teil
von der Äla vomeris, zum Teil vom Processus vaginalis des
Gaumenflügelfortsatzes verdeckt ist.
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74
Die mediale Wand (das Septum) der knöchernen Nasen¬
höhle besteht in ihrem oberen Teile aus der Lamina perpen-
dicularis des Siebbeines, in ihrem unteren Teile aus dem Pflug¬
scharbeine. Die Lamina perpendiculans grenzt mit dem vorde¬
ren Rande an die Nasenbeine und den Proc. nasalis des Stirn¬
beines, mit dem oberen an die Lam. cribrosa des Siebbeines,
mit dem hinteren an die Crista sphenoidalis des Keilbein¬
körpers. Ihr unterer Rand legt sich mit seinem hinteren
Teile an den vorderen Rand des Vomer; der vordere Teil des
unteren Randes bildet dagegen mit dem vorderen Rande des Vomer
einen Winkel, in welchen sich der viereckige Nasenscheidewand¬
knorpel einfügt. Der Vom^r grenzt mit seinem oberen Rande
an das Rostrum sphenoidale; mit dem unteren Rande liegt
er auf der Crista nasalis, welche zugleich von dem Proc. palatinus
der Oberkiefer- und von der Pars horizontalis der Gaumenbeine
gebildet wird. Der vordere Rand des Vomer grenzt oben an
die Lam. perpendicularis des Siebbeines, unten an den Nasen¬
scheidewandknorpel. Der hintere Rand ist frei. An den beiden
Seitenflächen des Vomer verläuft vr>n hinfpn Iind..nhpn narh vorn
und unten der Sulcus tiasoDalaünus Scarpgp in v^elchem der gleich¬
namige Nerv (vom zweiten Aste des Trigeminus) und die gleich¬
namigen Gefässe (aus der A. und V. maxillaris int.) liegen.
Abwärts mündet diese Furche in die obere Oeffnung des Can.
incisivus.
Die untere Wand oder der Boden der Nasenhöhle be¬
steht vorn aus dem Os incisivum, in der Mitte aus dem Proc. pa¬
latinus des Oberkieferbeines und ganz hinten aus der Pars horizon¬
talis des Gaumenbeines. Im Zwischenkiefer liegt (unten einfach,
oben doppelt) der Cavalis inciftivm, in welchem Anastomosen
zwischen dem N. nasopalatinus Scarpae und dem N. palatinus an¬
terior nebst den gleichnamigen Gefässen verlaufen.
Die laterale Wand der Nasenhöhle ist gebildet aus dem
Stimfortsatz und der medialen Körperfläche des Oberkieferbeines,
dem Thränenbeine, dann aus dem Labyrinth des Siebbeines, aus
der Pars perpendicularis des Gaumenbeines, aus der unteren
Muschel und endlich aus der Lam. medialis des Proc. pterygoideus.
Als platte Vorsprünge ragen an dieser -Wand die drei
Muscheln, Conchae, — wie Henle es nennt — pultdachförmig
in das Lumen der Nasenhöhle nach unten imd medianwärts hin¬
ein; sie werden als eine obere, Concha superior, eine m i 1 1 1 e re,
Concha media, und eine untere Muschel, Concha inferior, s. Os
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75
turbinatum, unterschieden. Von diesen drei Muscheln gehören die
beiden oberen dem Siebbein an, während die untere ein besonderes
Knochenstück darstellt, welches mit drei Fortsätzen versehen ist,
die zum Schlüsse des Kieferloches beitragen. Zwei von diesen
Fortsätzen, der Processus lacrimalis und der Processus ethmoidalis,
ragen nach oben, der dritte, Processus marillaris, erstreckt sich
nach unten und füllt die untere Ecke des Kieferloches aus. In
die letztere Oeffnung ragt ausserdem noch von oben her der
Proc. uncinatus des Siebbeins hinein. An jeder Muschel unter¬
scheidet man ein vorderes mehr .shinipfps, und £in-hintpms inehr
spitzes Ende, ferner einen angehefteten, mehr graden oberen und
einen freien, convexen imteren Rand, von denen der letztere nach
lateralwärts umgebogen ist. Ausserdem zeigt jede Muschel eine
rauhe, mediale Fläche, welche convex, und eine mehr glatte, laterale
Fläche, welche concav erscheint. Die oberste Muschel
ist am kleinsten und stellt nur ein dünnes Knochenplättchen dar.
Etwas grösser ist die mittlere, welche sich mit dem vorderen
Ende an die Crista ethmoidalis (turbinalis sup.) des Oberkiefer¬
beines, mit dem hinteren Ende an die gleichnamige Crista des
Gaumenbeines ansetzt. Die untere und zugleich grösste Muschel
ist in derselben Weise mit dem vordefen und hinteren Ende an
die Crista conchalis (turbinalis inf.) des Oberkieferbeines und
Gaumenbeines angeheftet, während der mittlere Teil des an¬
gehefteten Randes in sagittaler Richtung über die Kieferöffnung
hinwegläuft. Unter jeder dieser drei Muscheln liegt je ein
Nasengang, Meatus narimn, von denen man einen oberen,
einen mittleren und einen unteren unterscheidet. Die Länge
dieser Nasengänge nimmt ebenfalls in der Richtung von oben
nach unten zu. Der obere Nasengang, Meatus uarium
Superior, liegt zwischen der oberen und mittleren Muschel und stellt
eigentlich nur einen kurzen Einschnitt vor, welcher in den vor¬
dersten Teil der Nasenhöhle nicht mehr hineinreicht. Daher münden
in den oberen Naaengang jederseits nicht mehr der Sinus frontalis,
was nahe läge, sondern nur die mittler_en.und hjnteren
S iebbeinzellen und dicht über seinem hinteren Ende, im
Becessus sphenoethmoidalis, die Keil beinhöhle. Ausserdem
befindet sich am hinteren Ende des oberen Nasenganges das Foramen_
, sphenopalatinum, durch Reiches die Nn. septi Tiarronr und die Nn.
nasales .supenores posteriores (beide vom zweiten Aste des Trige¬
minus), sowie die gleichnamigen Gefässe (aus der A. und V.
maxillaris int.) in die Nasenhöhle hineintreten. Dieses Loch ist
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vorn von dem Proc. orbitalis des Gaumenbeines, hinten von dem
Proc. sphenoidalis des letzteren und oben von dem Körper des
Keilbeines begrenzt. Der mittlere Nasengang, Meattts
narium medius, liegt zwischen der mittleren und unteren Muschel.
In denselben münden vom und oben, unter dem vorderen Ende der
mittleren Muschel verborgen, die Stirnhöhle, sodann ober¬
halb eines blasigen Knochenvorsprunges, SuUa ethmoidalis, die“
V orderen Siebbeinzellen ,'“en^Iich in ^r Mitte h^n
dein ' Tröc.' ünctnärü^dis Siebbclnes das Kieferloch, durch
welches man in die Highmorshöhle kommt. Der untere
Nasengang, Meatus narium inferior, liegt zwischen der un¬
teren Muschel und dem Boden der Nasenhöhle. In denselben
mündet, unter dem vorderen Ende der unteren Muschel verborgen,
der Ductus nasolacrimalis, welcher die Augenhöhle mit der Nasen¬
höhle in Verbindimg setzt und zum Abflüsse des überschüssig
abgesonderten Thränensecretes dient. Am Boden der Nasenhöhle
findet sich vom, zu beiden Seiten der Crista nasalis, die obere
Mündung des Canalis incisivus, durch welchen kleine Anastomosen
zwischen dem N. nasopalatinus Scarpae tmd dem N. palatinus ant.
(beide vom zweiten Aste des Trigeminus), sowie zwischen den
gleichnamigen Gelassen (aus der A. und V. maxillaris int.) ver¬
laufen.
Der vordere Eingang zur Nasenhöhle wird als
Apertura piriformis bezeichnet. Die Oeffnung wird oben vom
unteren Rande der beiden Nasenbeine, seitlich vom Körper
des Oberkieferbeines und unten vom Zwischenkiefer (s. S. 55)
begrenzt. Am unteren Teile der Aperhu-a piriformis springt
in der Medianlinie die Spina nasalis anterior hervor, auf welcher
der viereckige Nasenscheidewandknorpel gelegen ist.
Die hinterenNasenöffnungen, Choanae, sind von
abgerundet rechteckiger Form und werden begrenzt: medial
durch den hinteren Rand des Vomer, oben durch die Ala vomeris
und den Proc. vaginalis des Gaumenflügelfortsatzes, lateral
durch die Lamina medialis des letzteren, unten durch die Pars
horizontalis des Gaumenbeines. In der Medianlinie springt an der
letzteren nach hinten die Spina nasalis posterior hervor. Unmittel¬
bar hinter dem lateralen Rande der Choanen befindet sich im
Schlunde die pharyngeale Mündung der Tuba Eustachii, deren
Höhenlage genau dem hinteren Ende der unteren Muschel ent¬
spricht.
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77
IV. Unterkiefer, Zungenbein und Bänder
des Unterkiefers.
A. Der Unterkiefer. -
Der Unterkiefer, Mandibula^ s. Maxilla inferior, stellt
einen hufeisenförmig gebogenen, an den Enden winklig geknickten
platten Knochen vor, welcher den unteren Teil des Gesichtes ein-
ninunt und demselben eine feste Stütze gibt. Man teilt den Unter¬
kiefer ein in: 1) ein unpaares Mittelstück, den Körper, Corpus,
auch als Ramus horizontalis bezeichnet, und 2) die beiden von *
den Enden des Körpers in die Höhe strebenden A e s t e , Rami,
die man auch Rami perpendiculares benannt hat. Einfacher ist es
jedoch, kurzweg von dem Körper und den beiden Aesten
des Unterkiefers zu sprechen.
1. Der Körper ist hufeisenförmig gebogen und mit der
Convexität nach vom gekehrt. Man unterscheidet an demselben
einen unteren Rand, welcher meist etwas verdickt ist und
auch als Bans mandibulae^) bezeichnet wird, ferner einen oberen
Rand, Pärs alvedarui s7 Proc. alveolaris welcher in den Zahn-
lücken, ÄlveoU, die Zähne des Unterkiefers beherbergt. Die Alve¬
olen sind, wie bei dem Oberkiefer, durch die Sepia alvodaria ge¬
trennt und zeigen eine verschiedene Form, welche durch die in
denselben gelegenen Zahnwurzeln bedingt wird. Der mittlere, den
Schneidezähnen entsprechende Teil des Proc. alveolaris des Unter¬
kiefers verläuft mehr transversal, derjenige des Oberkiefers mehr
bogenförmig, sodass infolge dessen beim Kieferschluss die Schneide¬
zähne des Unterkiefers hinter diejenigen des Oberkiefers zu liegen
kommen. An der Aussenseite des Proc. alveolaris finden sich end¬
lich, ebenso wie beim Oberkiefer, die Juga alvedaria, Erhaben¬
heiten, welche den Zahnwurzeln entsprechen und die Stellen mar¬
kieren, an denen die letzteren gelegen sind.
Von den beiden Flächen des Körpers zeigt die äussere
in der Mitte eine dreiseitige Hervorragung, die Piotiibemutia '
mentalis, welche auch als Spina mentalis externa bezeichnet wurde, A'' ^
^ ^4 fi
Der untere Rand des Unterkiefers ist jederzeit entsprechend dem Eck¬
zahne durch einen Vorsprung, das von Henle so benannte Tuberculum men-
Uüe, ausgezeichnet.
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78
t
obschon dieselbe eigentlich nicht einen Dorn, sondern einen
stumpfen Vorsprung darstellt. Zu beiden Seiten und etwas ober¬
halb des letzteren liegt je eine seichte Grube, die Fossa mentalis,
in welcher der M. mentalis s. levator menü seinen Ursprung
nimmt. Lateral davon findet sich jederseits eine runde Oeffnung,
das Foramen mentale, durch welches das vordere Ende des
N. alyeoTa'ris inf. (vom dritten Aste des N. trigeminus) und der
gleichnamigen Blutgefässe (aus der A. und V. maxillaris int.) her¬
austritt, um von hier an als N-. A^^und V. mentalis bezeichnet
zu werden. Noch weiter latefal und hinten sieht man in schräger
Richtung eine längliche Erhabenheit, die Linea ohliqua. vom
unteren Rande des Körpers bis nach dem vorderen Rande des
Unterkieferastes verlaufen. Die innere Fläche des Körpers
zeigt in der Mfdiaill'"'“ *>■"**" Dom, die Spina mentalis interna,
besser kurzweg Spinn mentalis genannt, von welcher die Mm.
geniohyoideus und genioglossus ihren Ursprung nehmen. Zu
beiden Seiten derselben findet man mitunter, aber nicht immer
zwei seichte Gruben, die Foveae sublinguales, welche (wenn sie
vorhanden sind) dazu dienen, das vordere Ende der Glandulae
sublinguales aufzunehmen. Etwas weiter abwärts, nahe dem
unteren Rande, liegen, ebenfalls zu beiden Seiten der Spina, die
mehr rauhen Fossae digastrkae, welche die Ansatzstellen des
M. digastricus s. biventer mandibulae bilden. Mehr hinten sieht
man endlich jederseits eine Leiste schräg von unten und vorn
nach hinten und oben verlaufen, die Linea mglohjoidea, von
welcher der M. mylohyoideus entspringt. Dicht unterhalb der
Linea mylohyoidea läuft eine Furche, der Sulcus mylohyoideus,
welcher zur Aufnahme für die gleichnamigen Gefässe und Nerven
(von dem N., der A. und V. alveolaris inf.) bestimmt ist.
2. Die beiden A e s t e des Unterkiefers setzen sich beim Er¬
wachsenen an das hintere Ende des Körpers unter einem fast
rechten Winkel an; beim Kinde und beim greisen Individuum
ist dieser Winkel stumpf oder mitunter nahezu flach. Die nach
unten und meist etwas lateralwärts vorspringende Ecke des An¬
satzwinkels stellt den Kieferwinkel, Angulus mandibulae,
dar. An der lateralen Fläche des letzteren befindet sich eine Rauhig¬
keit zum Ansätze für den M. masseter, an der medialen Fläche eine
ebensolche für den M. pterygoideus internus. Im übrigen unter¬
scheidet man an den Aesten vier Ränder, von denen der un¬
tere ohne scharfe Grenze mit dem Körper zusammenhängt. Der
vordereRandist mehr scharf, bildet jedoch häufig imten eine
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79
Rinne, welche durch eine schwache Längsleiste, die Crisia bucci-
natoria (für den Ursprung des M. buccinator), in zwei Hälften
geteilt wird. Diese Leiste pflegt sich alsdann noch eine kurze
Strecke weit längs der Aussenfläche des Proc. alveolaris nach
vorn fortzusetzen. Der hintere Rand ist mehr stumpf; der
obereRandist scharf, concav und wird als Indsura mandibulae
s. semilunaris bezeichnet. Ueber denselben hinweg treten der
N. massetericus (vom drit en Aste des Trigeminus) imd die gleich¬
namigen Gefässe (aus der A. und V. maxillaris int.) zum M.
masseter hin. Durch die eben genannte Incisur werden am oberen
Rande des Astes zwei Fortsätze von einander getrennt, von
denen der vordere, hakenförmige, als Processus coronoideus be¬
zeichnet wird.i) Der hintere Fortsatz, der Gelenkfortsatz,
Processus condyloideus, zeigt oben eine knopfförmige Anschwellung,
Capitulum s. Condylus mandibulae, welche mit einer über-
knorpelten, ellipsoidischen Gelenkfläche versehen ist, deren längste
Axe nahezu quersteht. Der eingeschnürte Teil unterhalb des
Capit. mandibulae wird als Unterkieferhals, Collum man¬
dibulae bezeichnet. Die vordere Seite des Proc. condyloideus zeigt
eine kleine Grube, die Fovea pterygoidea^), an welche sich der M.
pterygoideus externus ansetzt. An der lateralen Fläche
eines jeden Unterkieferastes ist nichts Besonderes zu erwähnen;
die mediale Fläche hat in der Mitte eine grosse Oeffnung,
das Foramen mandibulare s. alveolare inferius, welches den Ein¬
gang zu dem gleichnamigen C^nal bildet, und in weiches der N.
alveolaris inf. (vom dritten Aste des Trigeminus) und die gleich¬
namigen Gefässe (aus der Maxillaris interna) hineintreten, um
weiterhin die Zahngefässe und Zahnnerven abzugeben. Am vor¬
deren Ende des Canalis mandibulae, welcher den ganzen Unter¬
kiefer der Länge nach durchzieht, ist das vorhin an der äusseren
Fläche erwähnte Foramen mentale. Dicht vor dem Rande des
For. mandibulare ragt endlich ein kleiner Fortsatz nach oben, die
Lingula mandibulae, an welche sich das mediale Seitenband des
Kiefergelenkes ansetzt. Die Furche, welche von dem For. mandi¬
bulare nach abwärts zieht, ist der Anfangsteil des schon erwähnten
Sulcus mylohyoideus.
') EKese Bezeichnung kommt nicht von dem lateinischen Worte Corona,
sondern von dem griechischen Kogiiyy; (die Krähe oder Krohne) her.
*) Diese Orube wurde früher in vielen Handbüchern wenig correct als
Fossa condyloidea bezeichnet.
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80
B. Das Zungenbein.
Das Zungenbein, Os hyoideum, stellt ein hufeisenförmig
gebogenes Knochenstück vor, welches oben der Zungenwurzel
zum Ursprünge dient, während unten der Kehlkopf an ihm auf¬
gehängt ist. Die Convexität des Hufeisens ist nach vom gerichtet,
die beiden Enden desselben nach hinten. Der mittlere Teil des
Zungenbeines bildet eine vierseitige Platte, den Körper, Corpus
s. Basis, an dessen vorderer Fläche, durch eine transver¬
sale und eine median verlaufende Leiste getrennt, vier kleine
Felder sichtbar sind, von welchen nach abwärts und nach auf¬
wärts die an dem Zungenbeine befestigten Muskeln ausgehen. Die
h i ntere Fläche des Körpers ist stets ziemlich stark ausge-
höhlt und zur Aufnahme für einen Schleimbeutel, die
Bursa huoidea s. subhvoidea. bestimmt. Die beiden hinteren Enden
des Zungenbeines, welche mit dem Körper bald durch Gelenke,
bald durch Bandmassen, bald knöchern verbunden sind, hat man
als grosse Hörner, Cornua majora, bezeichnet. Genau an
der Grenze zwischen dem Körper imd den grossen Höraera
springen nach oben die kleinen Hörner, Cornua minora,
hervor, welche meistens aus Knorpel bestehen und ebenfalls ent¬
weder durch wirkliche Gelenke oder durch Bandmassen oder auch
knöchern mit dem Körper und den grossen Höraera verbunden
sind. Von den Cornua minora erstreckt sich zur Spitze des Proc.
styloideus jederseits ein dünnes Plastisches Band, das Ligamentum
stylohyoidennu welches jedoch in grösserer oder geringerer Aus¬
dehnung veAndchert sein kann; ja es kann Vorkommen, dass der
Proc. styloideus und das kleine Horn des Zungenbeines auf
diese Weise direct in einander übergehen. Die Lage des Zungen¬
beines pflegt dem oberen Rande des IV. Halswirbels zu ent¬
sprechen.
C. Die Bänder des Unterkiefers.
' - Kiefergelenk, Articulatio mandibularis stellt die
Gelenkverbindimg zwischen der Fossa mandihularis des Schläfen¬
beines und dem Proc. condyloideus des Unterkiefers dar. Dasselbe
kann als ein modificiertes Scharniergelenk aufge¬
fasst werden, wenngleich seine Gelenkflächen nur annähernd cylin-
drisch und nebenbei vollständig incongruent sind. Diese Incon-
gruenz wird ausgeglichen durch eine rundliche derbfaserige
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81
Gelenkscheibe, ^iscus s. Meniscus nrticularis welche an
ihrer Peripherie mit derli^apsel des üeIenkw~fSt verwachen ist.^)
Die Gelenkhöhle wird also durch den Discus in zwei völlig von
einander getrennte Abteilungen, eine obere und eine untere (ieienk-
höhle, geschieden. Seiner Füncfibh~nach ist der Discus des Kiefer-
gelenkes als eine Art von portativerGelenk Pfanne auf-
zufassen. Bei der Oeffnung der Kiefer, d. h. bei der Entfernung
der beiden Kiefer von einander, tritt nämlich der Gelenkkopf des
Unterkiefers nach vom auf das Tuberculum articulare des Schläfen¬
beines hinüber und müsste sich an dem letzteren reiben, wenn
sich nicht der Discus zu gleicher Zeit nach vom bewegen und
zwischen Tuberc. articulare und Gelenkkopf einschieben würde.
Der Unterkiefer ninimL.sich also bei der Kieferöffnung den Discus
wie eine Art Gelenkpfanne auf das Tuberc. articulare mit. Wenn
jedoch der Proc. condyloideus des Unterkiefers zu weit über das
Tuberc. articulare nach vorn hinübertritt, kann es zur Zerreissung
der Gelenkkapsel und zu einer Verrenkung (Luxation) des Unter¬
kiefers nach vom kommen.
Unter den Bewegungen, welche im Kiefergelenk ausge¬
führt werden können, ist die hauptsächlichste die Scharnier¬
bewegung. welche beim Heben und Senken des Unterkiefers
stattfindet (Kieferöffnung und Kieferschluss). Diese Bewegung ist
jedoch dadurch compliciert, dass 3ibei der Gelenkkopf des Unter¬
kiefers nicht in seinen Pfanne bleibt, sondern, wie erwähnt, nach vom
auf das Tuberc. articulare rückt — eine Einrichtung,
welche den Zweck hat, die Oeffnung der Kiefer ausgiebiger
zu machen, ln eigentümlicher Weise kommt die sogen, seitliche
Verschiebun gdes Unterkiefers (die Mahlbewegung) zustande.
Wird beispielsweise der Unterkiefer nach rechts verschoben, so
rückt der linke Proc. condyloideus aus der Gelenkpfanne nach
vom auf das Tuberc. articulare, während der rechte in seiner
Pfanne verbleibt und lediglich eine Drehung um die verticale Axe
macht — und umgekehrt. Die Bewegungen des Proc. condy¬
loideus kann man sehr leicht vor dem Gehörgange durch die
Haut hindurchfühlen. Aus allen diesen Gründen kann das
Ausser dem Kiefergelenke finden sich derartige Bandscheiben noch
am Kniegelenk, am Sternoclaviculargelenk, am dem O e-
lenke zwischen Ulna und Hand, endlich mitunter an dem
Acromioclaviculargelenke vor. So beschaffene Gelenke hat man
auch als Doppelgelenke bezeichnet.
Broeaike, Anatomie. 9. Anfl. 6
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82
Kiefergelenk nicht als ein reines, sondern nur als ein m o d i f i -
ciertes Scharniergelenk bezeichnet werden.^)
Von Verstärkungsbändern besitzt das Kiefergelenk
(wie jedes Schamiergelenk) zwei seitliche Bandstreifen,
welche man als mediales und laterales Spifpnband v^n einander
unterscheidet. Von denselben entspringt das laterale Seiten¬
ban A.^lÄa^emporomandi}»^u^^Äg. laterale extemiun s. acces-
sorium TäKrale^OTnBnOTe^Tnae des Jochbogens und geht zur
lateralen Seite des Unterkieferhalses, ist jedoch in die eigentliche
Gelenkkapsel fest eingewebt. Dagegen besteht das mediale
Seitenband (Lig. laterale intemum s. accessoriiun mediale) aus
zwei Portionen: die eine, die sogen, kurze Portion, läuft
an der medialen Seite des Kiefergelenkes vom Schläfenbein bis ziun
Unterkieferhalse dicht auf der Kapsel, ist jedoch von letzterer
durch lockeres Bindegewebe getrennt; die andere, die sogen,
lange Portion. Lia. svhemmandibulare. ist noch weiter von der
eigentlichen Gelenkkapsel entfernt, entspringt von der Spina
angularis des Keilbeines und geht zur Lingula mandibulae hin.
Zwischen Jteiden Portionen ist die. A. und V. maYiHaris intema
un^ der N. auriculotemporalis gelegen.
Von anderen Bändern ist am Unterkiefer noch das Lig. stylo¬
mandibulare (stylomaxillare s. stylomyloideum) zu nennen, welches
an der medialen Fläche des M. pterygoideus int. liegt und den
Proc. styloideus mit dem Kieferwinkel verbindet. Das Band ver¬
hindert eine zu weite Vorwärtsbewegung des Unterkiefers.
Endlich entspringt noch ein ziemlich derber Bandstreifen,
das Juig. ptertfgomnndihiiJare s. intermaxillare, vom Hamulus ptery¬
goideus und setzt sich am^/oc*.“alveolaris des Unterkiefers dicht
hinter dem letzten Backenzahne an. Das Band kann deutlich
gefühlt werden, wenn man bei weitgeöffnetem Mimde mit dem
Finger die Innenfläche der Wangen dicht hinter dem letzten
Backenzahn abtastet; es ist in diesem Falle stark gespannt und
hat also offenbar die Function, eine zu ausgiebige Entfernung
der beiden Kiefer von einander zu verhindern. Nach vom ent-
springt von diesem Bande der M. buccinator, nach hinten der
IVT buccopharyi^euSj welcher einen TeiT~ des obersten ^cElund-
kopfscHiiürers, M. constrictor pharyngis superior, bildet.
*) Bei vielen Raubtieren ist der Gelenkkopf des Unterkiefers von einem
Knochenwall umgeben, so dass er überhaupt nicht aus der Gelenkpfanne
heraustreten kann, und das Kiefergelenk würde also bei der letzteren Klasse
von Tieren ein wirkliches Scharniergelenk darstellen.
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83
V. Die Muskeln und Fascien des Kopfes.
Man teilt die Kopfmuskeln in folgende Gruppen ein:
A. die Schädelmuskeln (oder Kopfmuskeln im enge-
len Sinne); B. die Augenmuskeln; C. die Gesichts¬
muskeln; D. die Kaumuskeln und E. die Fascien
des Kopfes.
A. Die Schädel- oder Kopfmuskeln im engeren Sinne.
Diese Muskeln bilden eigentlich einen einzigen, die ganze
Oberfläche des' Schädeldaches bedeckenden Muskel, den M. ,4-*^
•epicraHm von HENLE, welcher sich in verschiedene Portionen zer-<
legen lässt. Alle diese Portionen strahlen in eine sehnig glänzende ^
Haut aus, die GaUa (der sehnige Helm), welche
dicht unter dem sübcutane n Fettgewebe gelegen
ist und die äussere Fläche des Schädeldacnes oedMM. Die Oalea —
ist mit dem Periost des Schädels {Pericranium) nicht verwachsen,
sondern im Gegenteil von demselben durch lockeres_Bindegewe^
getrennt und also gegen den Schädel verschieblich. Dagegen isb''**'^/
dieselbe mit der Cutis der Kopfhaut tder sogen. Kopfschwarte)
durch eine Anzahl von festen fibrösen Strängen unbeweglich ver-
bunden, so da^~äIso' diifcK jeden Muskelzug an der Galea die
kopfschwarte mit bewegt werden muss. Die einzelnen Portionen
des M. epicranius sind nun folgende:
1. Der M. frontaUs entspringt a) mit der Nasalportion
procerus s. pyramidalis nasi) von dem ’NüenEemF; B) mit
cler~A u TTn winkeloortion vom Proc. frontalis des Ober-
kiefers, also am medialen Augenwinkel; endlich c) mit dem grössten
Teile seiner Fasern, der sogen. Augenbrauenportion,
von einem annähernd transversalen Sehn e n b o g e n , welcher
zwischen dem Frontalis und dem Orbiculäns oculi gelegen und
nicht allein mit diesen beiden Muskeln, sondern auch mit der Haut
der Augenbrauen verwachsen ist.*) Die Fasern des Frontalis
ziehen vertical nach oben und strahlen in die Galea aponeurotica
aus. Er hebt die Augenbrauen, was er nicht tun könnte, wenn er
an den Arcus superciliares befestigt wäre: zu gleicher Zeit runzelt
er die Stirn in Querfalten. Wenn der eben erwähnte Sehnen¬
bogen gänzlich fixiert ist, was durch die gleichzeitige Contraction
>) Dagegen entspringt der Frontalis nicht von den Arcus super¬
ciliares, wie dies in einzelnen Handbüchern fälschlich angegeben ist.
6»
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84
des Orbicularis oculi bewirkt wird, so zieht der Frontalis die
Galea nebst der Kopfschwarte nach vom.
Unter .dem Frontalis liegt der M. corrufintor supercilii ')
(Runzler der Augenbraue). Derselbe entspringt medial an der
Glabella und strahlt mit seinen Fasern, dem Arcus superciliaris
folgend und die Frontalisfasern durchsetzend, nach lateralwärts
in die Haut der Augenbraue aus. Der Muskel zieht die Augen¬
brauen medianwärts und legt dadurch die Stirn in eine oder
mehrere perpendiculäre Falten. Er gibt also dem Gesicht den
finsteren oder nachdenklichen Ausdmck, während der M. fron¬
talis den erstaunten Gesichtsausdmck bewirkt.
2. Der M. occipUalis entspringt von dem lateralen Teile der
Linea nuchae superior und strahlt nach oben in die Galea aus,
sodass er bei seiner Contraction Galea und Kopfschwarte nach
hinten zu ziehen imstande ist.
3. Der M. aurkidam anterior s. attrahens auriculae ent¬
springt vom Ohrknorpel, bei starker Entwicklung auch noch
vom knöchernen Gehörgang und strahlt nach vorn und oben in
die Galea aus. Meistens geht er ohne scharfe Grenze in den
folgenden Muskel über. Er ist imstande, das Ohr nach vom
und oben zu ziehen und zugleich die Galea zu spannen.
4. Der M. nuricularis superior s. attollens auriculae entspringt
vom oberen Teile des Ohrknorpels und strahlt in die Galea aus.
Vt-ie dies in seinem Namen liegt, hebt er das Ohr und muss
dabei zu gleicher Zeit die Galea spannen.
5. M. auriculnris posterior s. retrahens auriculae, gewöhnlich
jederseits dpppel^ vorhanden, entspringt von der Pars mastoidea
des Schläfenbeines und setzt sich an der medialen Fläche
des Ohrknorpels fest, welchen er nach rückwärts zu ziehen
vermag.2)
Mot. Nerven: Sämtliche Muskeln dieser Gmppe werden
vom N. facialis versorgt.
*) Der M. corrugator supercilii wird von Henle als eine tiefe Portion
des M. orbicularis oculi aufgefasst.
*) Die drei letztgenannten kleinen Ohrmuskeln, welche übrigens nach
der neuen Nomenclatur nicht mehr als Teile des M. epicranius aufgefasst
werden, sind bei den meisten Jndividuen so schwach entwickelt, dass es
nicht möglich ist, dieselben zu contrahieren. Indessen gelingt es doch, we¬
nigstens den M. retrahens auriculae durch Uebung soweit zu kräftigen,
dass derselbe functioniert.
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85
B. Die Augenmuskeln.
Die Augenmuskeln kann man einteilen in: 1) einen
äussejren Augenmuskel, M. orbicularis oculi s. sphincter
oculi, und 2) die inneren Augenmuskeln. Zu den letzte¬
ren gehören; a) der M. levator palpebrae superioris\ b) der M.
redus superior; c) der M. redus inferior ; d) der M. redus niedialis
s. internus; e) der M. redus lateralis s. externus s. M. abducens;
f) der M. obUquus superior und g) der M. obliquus inferior.
1. Der äussere Augenmuskel, M. orbicularis oculi
im weiteren Sinne, {M. sphincter oculi) zerfällt wieder in folgende
Portionen: a) Die Pars orbUalis (M. orbicularis im engeren Sinne,
M. orbitalis von HENLE) entspringt von den Knochen des medi¬
alen Augenwinkels und verläuft ringförmig um den Augenhöhlen¬
rand bis zur Ursprungsstelle zurück. i) b) Die Pars palpebralis
besteht aus dem M. jMlpebralis superior und inferior (M. ciliaris
sup. und inf. der älteren Autoren), von denen der obere an dem
oberen, der untere an dem unteren Augenlide zwischen der dünnen,
fettlosen Haut und dem Augenlidknorpel liegt. Beide entspringen
von dem Ligamentum palpebrale mediate "(mternum), welches
einen kleinen Sehnenbogen zwischen der Crista lacrimalis ant.
und der Crista lacrimalis post, bildet und dabei zugleich mit dem
medialen Ende der Augenlidknorpel in Verbindung steht. Das
Band spannt sich auf diese Weise über den Thränensack hinüber,
mit welchem es fest verwachsen ist. Die Fasern beider Muskeln
ziehen alsdann bogenförmig nach lateralwärts und setzen sich an
das Ligamentum palpebrale biterale (extemum) fest, welches als
einfacher Streifen von den lateralen Enden der Augenlidknorpel
zum Augenhöhlenrande zieht. Derjenige Teil der Palpebralis-
fasem, welcher dem freien Augenlidrande am nächsten liegt, ist
am stärksten entwickelt und wird als M. ciliaris Eiolani be¬
zeichnet. c) Die dritte Portion des M. orbicularis oculi, der
Horner’sche Muskel, Pars lacrimalis (M.. sacci lacrimalis), liegt
ganz in der Tiefe, entspringt von der Crista lacrimalis post, und
setzt sich hauptsächlich in den M. ciliaris Riolani fort.
Was die Functionen des M. orbicularis betrifft, so run¬
zeln die ringförmigen Fasern desselben die Haut um die Augen-
’) Einzelne, übrigens nicht immer vorhandene Fasern dieser Portion,
welche nach abwärts in die Haut der Wange abstrahlen, werden von Henle
als M. orbicularis malaris bezeichnet.
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Uder, wie dies z. B. beim krampfhaften Lidschluss geschieht. Die
beiden Mm. palpebrales bringen den ruhigen Lidschluss des Auges
hervor, der bekanntlich in sehr kurzen, regelmässigen Intervallen
erfolgt, um die vordere Fläche der Cornea feucht zu erhalten.
Insbesondere ist der M. ciliaris Riolani dazu geeignet, ein festes
Aufeinanderpressen der beiden Lidränder zu bewirken. Da jedoch
die Mm. palpebrales vom Lig. palpebrale mediale entspringen, das,
wie erwähnt, mit der Wand des Thränensackes verwachsen ist,
so müssen die^lben auch bei jeder Contraction den Thränensack
erweitern undj auf diese Weise das Thränensecret durch die
Thiänencanälchen in den letzteren hineinsaugen.
Mot. Nerv: der N. facialis.
2. lieber die inneren Augenmuskeln ist beim Seh¬
organ nachzusehen.
C. Die Gesichtsmuskeln.
Man kann nach dem Vorgänge von Henle die Oesichtsmus-
keln in drei Schichten einteilen. Die erste Schicht besteht
aus dem M. sygomaticus, M. risorius und M. triangularis, die
zweite Schicht aus dem M. quadratus Idbii superioris, M.
caninus und M. quadratus lahii inferioris die dritte Schicht
aus dem M. orbicularis oris, M. buccinator, M. nasalis, M. mentalis
und endlich aus den Mm. incisivi.
I. Schicht.
1. Der M. eygomaticus (M. zygomaticus major) entspringt vom
Proc. temporalis des Jochbeines oder vom Jochbeinkörper;
2. Der M. risorius vonjder Fascia parotideomasscterka, einer
starken Fascie, welche die Parotis und den M. masseter bedeckt;
endlich
3. Der M. triangularis (M. triangularis menti s. depressor an-
guli oris) vom unteren Rande des Unterkiefers.
Alle drei Muskeln setzen sich am Mundwinkel fest.
Functionen: Der M. zygotnaücus zieht den Mtmdwinkel
nach oben imd lateralwärts, wird also beim breiten Lachen oder
Grinsen in Function treten. Der M. risorius, welcher eigentlich
nur die Fortsetzung der hinteren Fasern des Platysma myoides
bildet, zieht den Muskelwinkel lateralwärts, wird also das feine
Lachen oder Lächeln hervorbringen. Der M. triangularis (M. de¬
pressor anguli oris) zieht den Mundwinkel abwärts, wie dies bei¬
spielsweise beim Weinen der Fall ist.
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87
3Z Schicht.
1. Der M. quadratus labii superioris (M. levator alae nasi et
labii superioris + M. levator labii superioris proprius + M. zygoma-
ticus minor der älteren Anatomen) entspringt, entsprechend den
drei eben erwähnten Portionen: a) vom Stimfortsatze des Ober¬
kieferbeines, Caput angulare, b) dicht unterhalb des Margo infra-
orbitalis, Caput infraorbitale, c) von der Aussenfläche des Joch¬
beines, Caput eygomaticum, und setzt sich an der Haut des Nasen¬
flügels und der Oberlippe fest. Er hebt die Nasenflügel und Ober¬
lippe, wie wir dies z. B. tun, wenn wir etwas Uebles riechen.
2. Der M. caninus s. levator anguli oris entspringt aus der
Fossa canina des Oberkiefers und geht ziun Mtmdwinkel, den er,
wie sein Name besagt, zu heben imstande ist.
3. Der M. quadratus labii inferioris (M. depressor labii infe-
rioris) geht vom unteren Rande des Unterkiefers zur Haut der
Unterlippe. Er zieht die Unterlippe abwärts, wie dies z. B. ge¬
schehen muss, wenn man die Zähne des Unterkiefers be¬
trachten will.
III. Schicht
1. M. orbicularis oris (M. sphincter oris). Die Fasern
desselben verlaufen zum Teil ringförmig um die Mtmdspalte
zum Teil setzen sie sich, in sagittaler Richhmg durchbrechend,
an die Haut des Lippenrots an {Mm. recii labiorum von Aeby
Ein anderer Teil seiner Fasern geht ^r Nasenscheidewand in
die Höhe und wird äis M. depressor besonders bezeichnet.
Die ringförmigen Fasern des Orbicularis oris schieben den Mund,
wie z. B. beim Küssen, rüsselförmig vor, während die Mm. recti
labiorum dazu dienen, die Haut des Lippenrots zu bewegen.
Der M. depressor septi zieht die Nasensdieidewand nach ab¬
wärts.
2. Der M. bucänator (Trompetermuskel) entspringt hinten von
dem Lig. pterygomandibulare, oben und unten vom Proc. alveo-
lari^ des Oberkiefers und Unterkiefers (bezw. von der Crista bucci-
natoria des letzteren). Die Fasern des Buccinator convergieren
alsdann nach dem Mtmdwinkel hin, wo sie sich in den M. orbi¬
cularis oris verlieren. Nach Aeby setzen sich die Fasern des Bucci¬
nator, indem sie sich am Mundwinkel kreuzen, direct in die Fasern
des Orbicularis oris fort, sodass also die beiden Mm. buccinatores
tmd der M. orbicularis oris eigentlich nur einen einzigen Muskel
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88
darstellen würden. In der Höhe des II. oberen Backzahnes wird
der M. buccinator durch den Ausführungsgang der Ohrspeichel¬
drüse, den Ductus parotideus s. Stenonianus, durchbohrt. Zwischen
dem M. buccinator und dem M. masseter gelangt man nach hinten
ln eine tiefe Tasche, welche mit Fettgewebe gefüllt ist. Dieses Fett¬
gewebe bildet etne Art von zusammenhängender Masse, den sogen.
B i c h ajj sehen F e 1 1 k lumpen, Corpus adiposum buccae,
^^cher schon dem Säugfing als'ane Art von Saugpolster dient
(Ranke) und selbst im Zustande höchster Abmagerung weder bei
dem letzteren, noch bei Erwachsenen vollständig zu schwinden
pflegt. Die Funktion des Muskels ist, bei gefüllten Backen den
im Vestibulmn oris befindlichen Inhalt, sei es Luft, seien es Flüssig¬
keiten oder Speisebestandteile, aus demselben herauszupressen. Der
M. buccinator wird - also auch beim Blasen einer Trompete in
Action treten, indem er durch seine Contraction die in den aufge¬
blasenen Backen enthaltene Luft herausstösst.i)
3. Der M. mentalis (levator menti) entspringt jederseits aus
der Fossa mentalis des Unterkiefers und setzt sich, abwärts ziehend,
an der Haut des Kinnes fest. Er rimzelt und hebt die letztere,
wie dies z. B. beim Schmollen geschieht.
4. Der M. nasalis Unter dieser Bezeichnung fasst HENLE-
die sämtlichen kleinen Nasenmuskeln anderer Autoren, nämlich die
Mm. compressor nasi, depressor alae nasi und levator alae nasae
proprius zusammen. Der M. nasalis entspringt jederseits von
den luga alveolaria des oberen Eck- und lateralen Schneide-
lind 2ieht mit einem Teile seiner Fasern bis zum Nasen¬
rücken in die Höhe, Pars transversa (M. compressor nasi), geht
mit einem anderen Teile bogenförmig in den Nasenflügel hinein,
Pars alaris (M. levator alae nasi proprius), während endlich eine
dritte Portion dieses Muskels von unten her an den Nasenflügel
herantritt (3f. depressor alae nasi). Die Wirkung dieser verschie¬
denen Muskelportionen ist durch ihre Namen ausgedrückt.
5. Die Mm. incisivi zwei obere und zwei untere, entspringen
von den Juga alveolaria der Eckzähne und gehen sämtlich zu
den beiden Mundwinkeln hin. Ihre Function wird (bei einem Zu¬
sammenwirken sämtlicher Incisivi) ähnlich sein, wie die der
ringförmigen Fasern des Orbicularis oris, nämlich die Mund¬
winkel nach medianwärts zu ziehen.
1) Nach Henle soll allerdings der M. huccinntor zum Austreiben der
Luft beim Blasen etc. nichts beitragen können.
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89
Mot. Nerven: Sämtliche Gesichtsmuskeln werden eben¬
so wie die Schädelmuskeln und der M. sphincter oculi) vom
N. facialis innerviert.
D. Die Kaumuskeln.
Zu den Kaumuskeln gehören 1) der M. wasseter; 2) der
M. temporalis; 3) der M. pterygoideus externus; 4) der pterggoideus
internus.
1. Der M. niasseter entspringt vom Jochbeine mit einer medi¬
alen und einer lateralen Portion, deren Fasern sich unter spitzem
Winkel kreuzen. Zwischen beide Portionen kann man von
hinten her wie in eine Art von Tasche eindringen. Der Muskel
setzt sich an der lateralen Fläche des Kieferastes und Kiefer¬
winkels fest.
2. Der M. temporalis kommt in ganzer Ausdehnung erst nach
ausgiebiger Durchsägung und Entfernung des Jochbogens zu Ge¬
sicht. Er entspringt mittels einer tiefen Lage vom Planum tempo¬
rale an der Seitenfläche des Schädels, mittels einer oberflächlichen
Lage von der Fascia temporalis und geht medial vom Arcus zygo-
maticus zum Proc. coronoideus des Unterkiefers. Seine Sehne reicht
an der medialen Fläche des letzteren erheblich weiter nach ab¬
wärts wie an der lateralen. Dieses Verhalten ist bei einer etwaigen
Durchsägung des Unterkiefers behufs Freilegung des M. pterygoi-
deus ext. zu beachten.
3. Der M. pterggoideus externus kommt zum Vorschein, wenn
man den Proc. coronoideus nebst dem abwärts angrenzenden Teil
des Kieferastes durchsägt und zusammen mit dem M. temporalis
nach oben zurückschlägt. Er entspringt mit einem oberen
Kopfe vnt] Hpr Crista infratempnraliR, . mit einem unteren
Kopfe von der Lamina lateralis des Proc. pterygoideus. Mit¬
unter kommt noch ein accessorischer Kopf von dem Tuber
maxillare her. Der Muskel verläuft in nahezu horizontaler Rich¬
tung nach hinten und lateralwärts und setzt sich an der Fossa
pterygoidea, also am Proc. condyloideus des Unterkiefers und der
benachbarten Gelenkkapsel fest.
4. Der M. pterggoideus internus entspringt von der Fossa ptery¬
goidea, den> beiden Laminae des Gaumenflügelfortsatzes, meist
auch noch mit einem oberflächlichen Bündel vom Tuber maxillare
und geht nach unten und lateralwärts zur medialen Fläche des
Ramus und Angulus madibulae hin.
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90
Was die FunctionderKaumuskeln betrifft, so ziehen
die Mm. masseter, temporalis und pterygoideus internus den Unter¬
kiefer an den Oberkiefer heran, eine Bewegung, die man als
Kieferschluss bezeichnet. Die Pterygoidei extt. ziehen den
Gelenkkopf des Unterkiefers auf das Tuberculum articulare hinüber,
treten also bei einer jeden ausgiebigen Kieferöffnung
in Tätigkeit. Wenn jedoch die Pterygoidei extt. sich contrahieren
und zu gleicher Zeit die Kieferöffnung durch die anderen Kau¬
muskeln verhindert wird, so wird der Unterkiefer nach vorn
geschoben. Die sogen, seitliche Verschiebung des Un¬
terkiefers wird dadurch bewirkt, dass sich immer nur der Ptery¬
goideus ext. der einen Seite contrahiert. Zieht sich z. B. der
Pterygoideus ext. dexter zusammen, so wird der Unterkiefer nach
links geschoben, indem er sich um eine durch den linken Gelenk¬
kopf gehende vertikale Axe dreht, während zugleich der
letztere in seiner Gelenkpfanne verharrt. Dass sich dies in der Tat
so verhält, kann man s^r leicht durch die Haut hindurchfühlen,
wenn man während einer solchen Bewegung die Gegend vor dem
Ohre abtastet. Den Unterkiefer nach rückwärts zu ziehen,
sind nur die hintersten Fasern des M. temporalis imstande, welche
ja in nahezu horizontaler Richtung verlaufen. Die Kieferöff¬
nung, d. h. das Herabziehen des Unterkiefers, wird übrigens,
abgesehen von der Tätigkeit des Pterygoideus ext., noch durch ver¬
schiedene Muskeln des Halses, z. B. den M. digastricus, mylohy¬
oideus etc. bewirkt — vorausgesetzt, dass dabei das Zungenbein
durch andere Muskeln fixiert ist.
Mot. Nerven: Sämtliche Kaumuskeln werden durch den
N. mastkatorms s. crotaphiticobuccinatorius von dem dritten Aste
des N.
E. Die Fascien des Kopfes.
1. Dicht unterhalb der Galea aponeurotica, welche hier sehr
schwach entwickelt ist, liegt an der Aussenfläche des M. temporalis
die Fasda tempnral'is welche von der Linea temporalis superior
entspringt und sich am Jochbogen ansetzt. Oben einfach, spaltet
sie sich nach abwärts in zwei Blätter, von denen sich das eine an
der lateralen, das andere an der medialen Fläche des Arcus zygo-
maticus befestigt. Zwischen beiden ist stets eine gewisse Menge
Fett eingelagert.
2. Vom Jochbogen erstreckt sich dicht unter der Haut die
Fasda parotideoniasseterica nach abwärts, indem sie die Parotis
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einhüllt und zugleich den M. masseter bedeckt. Nach abwärts und
hinten setzt sich diese sehr derbe Fascie in das oberflächliche Blatt
der Jascia colli propria fort; nach vorn ist dieselbe mit dem
vorderen Rande des M. masseter' verwachsen.
3. Eine ziemlich starke Lage von fibrösem Gewebe findet sich
endlich an der Aussenf läche des M. buccinator vor: sie ist als
- - - - - - - -
JFacia bur.t^nphn.rfin(ifn hpypirhnpf worden, Weil Sie sich nach hinten
in die Fascie fortsetzt, welche die seitliche und hintere Fläche der
Mm. constrictores pharyngis bedeckt. Mit dem S. 82 erwähnten
Lig. pterygomandibulare ist sie fest verwachsen.
IV. Die Muskeln, Fascien und Regionen
des Halses.
A. Die Halsmuskeln.
Die Halsmuskeln können in folgender Wei^ eingeteilt
werden:
a) Der Hautmuskel des Halses, Platysma s. Pla¬
tysma myoides s. M. subcutaneus colli.
b) Der dicht unter dem Platysma gelegene M. sternocleido-
mastoidms.
c) Die mittleren (medialen) Halsmuskeln,
d. h. Muskeln, welche entweder in ihrer ganzen Länge oder doch
wenigstens mit ihren Insertionen neben der Medianlinie
liegen. Ein Teil derselben ist vom Stemocleidomastoideus bedeckt.
Hier unterscheidet man:
a) Muskeln oberhalbdesZungenbeines (Zun¬
genbein-Kiefermuskeln oder obere Zungenbeimnuskeln). Da¬
zu gehören 1) der M. digastricus s. biventer mandibulae;
2) der M, stylohoideus; 3) der M. mylohyoideus; 4) der
M. geniohyoideus.
ß) MuskelnunterhalbdesZungenbeines (un¬
tere Ztmgenbeinmuskeln). Dazu gehören: 1) dtrM.stemo-
hyoideus; 2) der M. sternothyreoideus ; 3) der M. thyreo-
hyoideus; 4) der M. omohyoideus.
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d) Die seitlichen (lateralen) Halsmuskeln,
d. h. Muskeln, welche lateral von den vorigen und ebenfalls
zum Teil unter dem Stemocleidomastoideus gelegen sind. Dazu
gehören: 1) der M. scahnus anterior (anticus) 2) der M. scalenus
medius; 3) der M. scalenus posterior {posticus) 4) der M.levätor
Scapulae, i)
e) Die prävertebralen Halsmuskeln, d. h.
Muskeln, welche unmittelbar vor der Wirbelsäule liegen. Dazu
gehören: 1) der M. longus cMi; 2) der M. longas capitis s. rectus
capitis anticus major; 3) der M. rectus capitis anterior s. rectus
capitis anticus minor.
a) Das Platysma.
Das Flatgsina (M. subcutaneus colli) ist jinmittelbar unter
dm subcutanen Fettgewebe der Haut des Halses gelegen und mit
dem unter ihm gelegenen oberflächlichen Blatte der Fascia colli
ziemlich fest verbunden. Die Fasern des Platysma entstehen unter¬
halb der Clavicula in der Höhe der II. Rippe von der Fascia pec-
toralis und ziehen nach oben und medianwärts zum Unterkiefer¬
rande hin, setzen sich jedoch zum Teil noch über den letzteren
hinaus in den M. risorius und quadratus labii inferioris fort. Die
am meisten medial gelegenen Fasern kreuzen sich am Kinn
spitzwinklig, weichen jedoch abwärts mehr oder weniger weit aus¬
einander. Die am meisten lateral befindlichen Fasern bedecken
unten schon den vordersten Teil des Trapezius und gehen oben
am Gesicht unter einer fast rechtwinkligen Umbiegung in den M.
risorius über.
Die Function des Muskels besteht darin, während der In¬
spiration die Fascia colli zu spannen und dadurch das Collabieren
der oberflächlichen Hautvenen zu verhindern, welche die Halsfascie
durchbohren. Somit ist auch während der Inspiration der
ungehinderte Blutabfluss aus den letzteren gesichert.
Mot. N e r v : der Ramm colli vom N. facialis.
b) Der M. stemocleidomastoideus.
Der M. sternodeidomastoideus (fälschlich als Kopfnicker
bezeichnet) entspringt unten mittels der Portio sternalis vom
Manubrium sterni, mittels der Portio clavicularis vom medialen
*) Der M. levator scapulae wird von manchen Autoren zu den ober¬
flächlichen RUckenmuskeln gerechnet.
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Ende der Clavicula und setzt sich oben an dem Proc. mastoideus
und dem angrenzenden Teil der Linea nuchea superior fest, in¬
dem er meistens hinten mit dem Trapezius zusammenstösst.
Die Function der beiden Sternocleidomastoidei ist nicht
darin zu suchen, dass sie den Kopf nach vom ziehen (wie dies
bei der Nickbewegung der Fall wäre), da in der aufrechten Haltung
die Verbindungslinie zwischen den beiden Insertionen dieser Mus¬
keln hinter dem Unterstützungspunkte des Kopfes, also hinter
der Wirbelsäule, gelegen ist. Wirken beide Muskeln zusammen, so
wird vielmehr [jAti^han Con-
trahiert sich der Steraocleidomastoideus der einen, z. B. der rechten
Seite, so wird das Gesicht nach links gedreht und zu gleicher Zeit
nach rechts und abwärts geneigt. Ist der Kopf fixiert, so können
beide Sternocleidomastoidei als Heber des Brustkorbes, d. h. als
Inspirationsmuskeln, wirken.
Zwischen den beiden Ursprungsportionen eines jeden Sternocleido-
^mastoideus liegt dicht oberhalb der Qaviaila eine mit lockerem Bindegewebe"
ausgefUllte Lücke, welche bei mageren Jndividuen schon unter der Haut
durch eine deutlich sichtbare Grube, J'osaa suvracJavieularis minor oder
Zang'scher Raum, markiert ist. In die letztere Grube wird das Stetho-
scop eingesetzt, um die V. jugularis communis zu auscultieren, welche hier
hinter dem Stemocleidomastoideus gelegen ist.
Mot. Nerv; der N. accessorius Willisü.
c) Die mittleren Halsmuskeln.
a) Muskeln oberhalb des Zungenbeines.
1. Der M. äigastricus s. biventer mandibulae entspringt in
der Incisura mastoidea s. digastrica des Schläfenbeines, verläuft
alsdann zum Zungenbein und bekommt hier eine Zwischensehne,
welche mit dem Körper des Zungenbeines aponeurotisch ver¬
bunden ist. Indem der Digastricus alsdann wieder musculös
wird, zieht er nach vorn und inseriert sich in der Fossa digastrica
des Unterkiefers. Die Zwischensehne durchbohrt das untere Ende
des M. stvlohvoideus. Die beiden durch die Zwischensehne ge-
^chiedenen Abschnitle des Muskels werden als unterer oder
vorderer Bauch, Venttr anterior s. inferior, und als
oberer oder hinterer Bauch, Venter posterior s. supe¬
rior desselben unterschieden.
Function: der Muskel hebt das Zungenbein. Wenn das
letztere durch andere Muskeln fixiert ist, zieht er den Unterkiefer
herab, wie dies beim Oeffnen der Kiefer geschieht.
Mot. Nerven: der N. mylohyoidetts (von dem dritten Aste
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— 94
des N. trüfeminus) für den vorderen Bauch, der N. facialis für
den hinteren Bauch des Digastricus.
2. Der M. stylohyoideus entspringt von der Basis des Proc.
slyloideus und setzt sich mit zwei die Sehne des Digastricus um¬
fassenden Zacken am Körper und grossen Hom des Zungen¬
beines fest.
Function: Heber des Zungenbeines.
Mot. Nerv: der Muskel wird zusammen mit dem hinteren
Bauch des Digastricus vom N. facialis innerviert.
3. Der M. mylohyoideus (ftvltj, Kinnbacke) liegt (bei aufrechter
Körperhaltung) über dem Digastricus. Der unpaare platte Muskel
entspringt von der Linea mylohyoidea des Unterkiefers jederseits
bis dicht zur Spina mentalis hin. Die Fasern des Muskels conver-
gieren, schräg nach medianwärts ziehend, an einer sehnigen Leiste
(Baphe), welche in der Medianlinie gelegen ist und zwischen Kinn
u^ Zungenbein verläuft. Die hintersten Fasern des M. mylohyoi¬
deus Erreichen somit den Körper des Zungenbeines, an welchem
sie sich festsetzen.
Die Function des Muskels ist hauptsächlich darin zu
suchen, dass derselbe den Boden der Mundhöhle hebt, die Zunge
gegen den Gaumen drückt und auf diese Weise in der Mundhöhle
befindliche Speisen und Getränke nach hinten drängt. Der M. mylo¬
hyoideus bildet recht eigentlich den Hauptbestandteil des Bodens
der Mundhöhle und kann daher mit Kecnt als Diaplvfdynia ot^
bezeichnet werden. Ausserdem hebt derselbe das Zungenbein und
kann, wenn das letztere durch die unteren Zungenbeinmuskeln
fixiert ist, auch zur Oeffnung der Kiefer beitragen.
Mot. Nerv: der JV. mylohyoideus (von dem dritten Aste
des N. triyeminus).
4. Der M. geniohyoideus (von ysvtiov das Kinn) ist ein paari¬
ger Muskel, welcher von der Spina mentalis des Unterkiefers zum
Körper des Zungenbeines verläuft.
Function: er wird wie die vorigen Muskeln bald als
Heber des Zungenbeines, bald als Oeffner der Kiefer wirken können.
Mot. Nerv: der N. hypoglossus.
ß) Muskeln unterhalb des Zungenbeins.
1. Der M. omohyoideus (von oiyog, die Schulter) entspringt
vom oberen Rand der Scapula dicht neben der Incisur derselben
und häufig auch vom Lig. transversum scapulae. Er zieht hinter
dem Sternocleidomastoideus, sich mit dem letzteren kreuzend, zum
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Körper des Zungenbeines. Der Muskel ist zweibäuchig, besitzt
also eine Zwischensehne. Der M. omohyoideus ist in eine,
besonders an seinem unteren Teile starke Fascienaus-
b r^ i t u n g (die Lam. profunda des Fascia colli s. S._98) einge¬
lagert, welche an^Ttei hiiilciui nutlM der Lllavicula ^festigt ist
und durch eine scharfrandige Lücke die Nn. supraclaviculares
passieren lässt (HENLE). Hinten ist diese Fascie mit der Scheide
der grossen Blutgefässe des Halses (A. carotis comm. und V. ju-
gularis interna) verwachsen.
Function : Indem der M. omohyoideus die eben beschrie¬
bene, mit der Scheide der grossen Oefässe verwachsene Fascie
spannt, kann derselbe verhindern, dass die grossen
collabieren, was besonders bei kräftigen Inspirationsbewegungen
eintreten müsste (Henle). Wahrscheinlich ist der Muskel ebenso
wie das Platysma bei jeder Inspiration in geringerem Grade con-
trahiert.i) Ausserdem kann er das Zungenbein abwärts ziehen;
Mot. Nerv: der Bamus descendens des N. hypoglossus.
2. Der M. sternohyoideus entspringt von der hinteren Fläche
des Manubrium stemi, des Stemoclaviculargelenkes und des an¬
grenzenden Teiles der Clavicula und setzt sich am Körper des
Zungenbeines an.
Function: er zieht das Zungenbein nach abwärts.
Mot. Nerv: der Ramus descendeus des N. hypoglossus.
3. Der M. sternothyreoideus entspringt etwas tiefer als der vorige
von der hinteren Fläche des Manubrium stemi und dem angren¬
zenden Teile der I., mitunter auch der II. Rippe und setzt sich an
der Linea obliqua des Schildknorpels fest. Er liegt hinter dem
vorigen, den er jedoch mit seinem unteren Teile nach medianwärts
erheblich überragt, sodass beide M. stemothyreoidei am Brustbein
in der Medianlinie zusammenstossen.
Function: er zieht den Schildknorpel nach abwärts.
Mot. Nerv: der Bamus descendens des A. hypoglossus.
4. Der M. thyreohyoideus verläuft gewissermassen als Fort¬
setzung des vorigen Muskels von der Linea obliqua des Schild¬
knorpels zum Körper des Zungenbeines.
Function: er zieht das Zungenbein herab, wenn der
Schildknorpel durch den vorigen Muskel fixiert ist. Steht das
Zungenbein fest, so wird er den Schildknorpel heben müssen.
Mot. Nerv: der Bamus thyreohyoideus des N. hypoglossus.
>) Theile und Hyrtl sind im Gegenteil der Ansicht, dass der Muskel
bei seiner Contraction einen Druck auf die V. jugularis ausüben müsste.
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d) Die seitlichen Halsmuskeln.
1. Die drei Mm. scaleni {axaXtjvog, ungleich dreiseitig) teilt
man in den M. sc&lenus anterior s. anticus, medius und posterior
s. posticus ein.
Der M. scalenus anterior und posterior entspringen von den
Querfortsätzen der 3 — 4 unteren Halswirbel, der M. scalenus
medius von den Querfortsätzen sämtlicher Halswirbel, i) Der Sca¬
lenus anterior und medius setzen sich an der I. Rippe fest, während
der Scalenus posterior zur II. Rippe geht.
Function: die Mm. scaleni heben die 1. und II. Rippe, wie
dies beim sogen. Costalatmen während der Inspiration ge¬
schieht.
Mot. Nerven: directe Zweige vom Flexus cervicdlis und
hrachialis.
Der Ansatzpunkt des Scalenus anterior an der I. Rippe ist durch
einen besonderen Vorsprung, Tuberculum scaleni s. Lisfranci, ausgezeichnet,
welcher nach Durchschneidung der Haut leicht beim Betasten constatiert wer¬
den kann und bei der Unterbindung der A. subclavia eine wichtige Rolle
spielt. Vor dem Tub. Lisfranci, also auch vor dem M. scalenus ant., ver¬
läuft nämlich die V. subclavia, hinter dem Tub. Lisfranci, also zwischen
dem M. scalenus ant. und med., ist die A. subclavia und oberhalb, . zum Teil
auch hinter der letzteren der Plexus brachialis gelegen.
Für den Chirurgen ist es bei der Unterbindung der A. subclavia ferner
wichtig, dass das untere Ende des Scalenus ant. dicht Uber dem Tuberculum
Lisfranci eine starre, sehnig glänzende Beschaffenheit zeigt.
2. Der M. levator scapuloe (M. levator anguli Scapulae) ent¬
springt mit vier Zacken von den hinteren Zacken der Querfortsätze
der vier oberen Halswirbel und setzt sich am oberen medialen
Winkel der Scapula fest.
Function: er hebt die Scapula, wie z. B. beim Achsel¬
zucken, und ist deswegen auch von den alten Anatomen als
M. patentiac bezeichnet worden.
Mot. Nerv: der N. thoracalis post. {N. dorsalis scaptdae)
aus dem Plexus hrachialis.
a) Die praevertebralen Halsmuskeln.
1. Der M. longus colli bildet ein an der Spitze abgestutztes
Dreieck, dessen Basis sich längs der Wirbelkörper vom Tuberculum
anterius des Atlas bis zum III. Brustwirbel erstreckt. Die abge¬
schnittene Spitze des Dreiecks liegt lateral und entspricht etwa den
Der M. scalenus ant. und medius entspringen dabei von den vor¬
deren, der posterior von den hinteren 2^cken der Querfortsätze.
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Querfortsätzen des III. — VII. Halswirbels. Der Muäkel besteht aus
verticalen, schrägen oberen und schrägen unteren Fasern.
Ueber die verticalen (die Basis des Dreiecks bildenden)
Fasern lässt sich nur im allgemeinen sagen, dass dieselben ge¬
wöhnlich vott den Körpern der drei oberen Brust- und der drei
unteren Halswirbel entspringen und sich an den Körpern der 3 — 4
oberen Halswirbel (beim Atlas am Tuberc. ant.) anheften. Die
oberen schrägen (der oberen Dreieckseite entsprechenden)
Fasern entspringen von den Querfortsätzen oberer Halswirbel (vom
II. oder III. bis zum IV.) und setzen sich am Tuberc. ant. des
Atlas fest. Henle hat diese Portion als M. longus atlantis besonders
bezeichnet. Die unteren schrägen (an der unteren Seite
gelegenen) Fasern entspringen imten zusammen mit den verticalen
Fasern und setzen sich an den Querfortsätzen der 2 — 3 unteren
Halswirbel fest.
Luschka hat (wie mir scheint in recht treffender Weise) die verticalen
Fasern als M. reetus coüi, die oberen schrägen Fasern als M. obliquu» coM
sup. (M. longus atlantis von Henle), die unteren schrägen Fasern als 3f. ob-
liquus colli inf. bezeichnet.
2. Der M. longus capitis (M. rechts capitis anticus major) ent¬
springt von den Querfortsätzen des III. bis VI. Halswirbels und
setzt sich an der Pars basilaris des Hinterhauptbeines fest.
3. Der M. reetus capitis anterior (M. rechts capitis anticus
minor) entspringt zwischen Querfortsatz und vorderem Bogen des
Atlas und zieht (hinter dem vorigen Muskel) ebenfalls zitr Pars
basilaris des Hinterhauptbeines.
Function: der M. reetus capitis anterior und longus capitis
ziehen den Kopf nach vom (Nickbewegung), während durch den
M. longus colli die einzelnen Halswirbel nach vom und bei ein¬
seitiger Contraction wohl auch ein wenig nach seitwärts gebeugt
werden können.
Mot. Nerven: direkte Zweige aus dem Plexus cervicedis
und brachialis.
B. Die Fascien des Halses.
Am Halse kann man drei Fascien, nämlich: 1) die Faseia
superßcialis colli, 2) die Faseia propria colli und 3) die Faseia
praevertebralis unterscheiden.
1. Die Faseia superficialis colli ist ein Teil der allgemei¬
nen Körperfascie, Fasda superficialis corporis, welche ihren
Namen als Fascie kaum verdient, da dieselbe an den meisten Stellen
des Körpers nur als sehr dünne Bindegewebe uninihelbar unter
Broesike, Anatomie. 9. Aofl. 7
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dem subcutanen Fettgewebe den ganzen Körper einhüllt. Das Pla¬
tysma ist in die Fascia superf. colli gewissermassen eingelagert.
2. Die Fascia propria colli (auch kurzWeg als Fascia colli oder
cervicalis bezeichnet) ist an dem grössten Teile ihrer äusseren
Fläche von dem Platysma bedeckt, welches mit ihr ziemlich fest
verbunden ist. Wo das Platysma fehlt, ist die Fascia colli von der
Haut nur durch die dünne allgemeine Körperfascie getrennt.
Zwischen Unterkiefer und Zungenbein zeigt
sich nun die Fascia colli in einfacher Lage und wird hier
auch als Fascia suprahyoidca. bezeichnet. Nur an einer Stelle wird
sie durch die Einlagerung der Clandula submaxillaris gewisser-
massen in zwei Blätter geteilt. Nach obenhin ist dieselbe zum Teil
mit dem Unterkiefer verwadisen, zum Teil setzt sie sich in die Fas¬
cia parotideomasseterica (s. S. 90) fort. Am Zungenbein ist die
Fascia colli mit der Vorderfläche des letzteren fest verbunden.
Den unterhalb des Zungenbeines gelegenen Teil
der Fascia colli hat man auch als Fascia in/rahyoidea bezeichnet.
Man kann an derselben vom Kehlkopf bis zum Sternum und der
Clavicula hin deutlich ein vorderes und ein hinteres Blatt imter-
scheiden, welche überall durch Fettgewebe oder lockeres Binde¬
gewebe von einander gescEieden sind. Das vordere Blatt,
Lamina superficialis, geht (nur zum Teil vom Platysma bedeckt)
vor dem Stemocleidomastoideus nach hinten und setzt sich dort
am vorderen Rande des Trapezius in die dünne Fascie fort,
welche dessen äussere Fläche bekleidet. Nach abwärts geht
dieses Blatt vor dem Sternum und der Clavicula in die Fascia
pectoralis superficialis über. Das h i n t e r e B 1 a 1 1 , Lamina
profunda, hüllt die unteren Zungenbeinmuskeln (insbesondere den
M. omohyoideus) ein und geht zugleich v o r den grossen Hals-
gefässen, aber hinter dem Stemocleidomastoideus nach lateral-
wärts, um schliesslich in eine an der inneren (vorderen) Fläche
des M. trapezius gelegene Fascie überzugehen. Unten ist es an der
hinteren Fläche des Sternum und der Clavicula befestigt; auf
diese Weise bildet es die aponeurotische Ausbreitung, mittelst
welcher der M. omyhyoideus (s. S. 95) an die Clavicula angeheftet
ist. Da dieses Blatt ausserdem mit der Scheide der grossen Hals-
gefässe (A. carotis comm. und V. jugularis interna) verwachsen
ist, so soll, wie erwähnt, der M. omohyoideus bei seiner Con-
traction die letzteren erweitern.
Dabei ist jedoch zu bemerken, dass das oberflächliche und
das tiefe Blatt im Trigonum colli laterale (s. S. 102)
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nur dicht oberhalb der Clavicula durch lockeres Bindegewebe oder
Fettgewebe von einander geschieden sind; etwas oberhalb des M.
omohyoideus, also im Trig. omotrapezoides (s. Fig. 3, S. 101),
sind beide Blätter ebenso wie in der Regio suprahyoidea zu einer
einzigen Fascie verechmolzen.
Fig. 2,
Schematische Darstellung der (als blaue Linien gezeichneten) Halsfascien
unter Anlehnung an einen Durchschnitt von BRAUNE.
Injiciert man den zwischen dem hoch- und dem tiefliegenden Blatte der
Fascia colli dicht oberhalb des Manubrium sterni gelegenen, keilförmigen,
mit der Schneide des Keiles aufwärts gerichteten Zwischenraum, so dringt
die Injectionsmasse hinter dem Sternocleidomastoideus in
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das oberhalb der Qavicula ebenfalls zwischen beiden Blättern befindliche
Bindegewebe vor. Gruber hat diesen Zwischenraum als Spatium inierapo-
neuroticum suprastemale und seine seitlichen Ausbuchtungen als Sacci retro-
stemodeidomastoidei bezeichnet.
3. Die Fascia praevertebralis zieht vor der Wirbelsäule und
den praevertebralen Halsmuskeln vom Schädel an nach abwärts
und verliert sich unten in die Fascia endothoracica. Lateral ist
die Fascia praevertebralis mit den Querfortsätzen der Halswirbel
ysrwachMQ.und setzt sich von hier aus nach beiden Seiten
(d. h. in das Trig. colli lateral# hinein) auf die Mm. scaleni, den
Levator scapulae und Splenius foid, an deren Oberfläche sie bis
Dieser (seitliche) Teil der
Abschnitte des Trig. colli
laterale durch reichliches Binde- oder Fettgewebe von dem tiefen
Blatte der fascia (.'0111 tfHtffennt. Oben, d. h. an der Spitze des
Trig. colli laterale sind dagegen die Fascia praevertebralis, das
tiefe und das oberflächliche Blatt der Fascia colli mit einander
^verwachsM. Auch die Fäsdä praevertebralis ist mit der Sdidde
der grossen Halsgefässe (jedoch mit der h i n t e r e n Wand dieser
Scheide) fest verschmolzüi, sodass also der Kehlkopf und die
Trachea nebst der Schilddrüse, der Oesophagus, endlich die
grossen Halsgefässe nebst dem N. vagus gewissermassen in einer
Röhre stecken, welche vom von dem tiefen Blatte der Fascia colli,
hinten von der Fascia praevertebralis, seitlich von der Oefäss-
scheide gebildet wird.
Von dem Phaiynx und Oesophagus ist die Fascia praevertebralis durdt
lockeres Bindegewe^ das sogen, retropharyngeale Bindege-
I webe, getrennt, wdches sich nach unten bis in die Brusthöhle (in das
Mediastinum posterius) fortsetzt. Zwischen der hinteren Pharynxwand und
der Wirbelsäule bezw. der Fascia praevertebralis entstandene Eiteransamm-
lungen (Retropharyngealabscesse) werden natürlich in diesem lockeren
Bindegewebe ihren Weg nach abwärts nehmen müssen.
Wenn man will, kann man die Fasctu colli propria (unter
Ignorienmg der allgemeinen Körperfascie) auch in drei Blätter ein¬
teilen, nämlich: 1) ein oberflächliches Blatt, 2) ein mitt¬
leres (unser tiefes Blatt) und 3) ein tiefes Blatt (unsere Fas¬
cia praevertebralis). Diese Einteilung hat insofern viel für sich, als
die oben so bezeichnete Fasda praenertehralis keineswegs nur vor
der Wirbelsäule gelegen ist, sondern sich auch über die Muskeln
des Trig. colli laterale nach seitwärts erstreckt.
C. Übersicht über die Regionen des Halses.
Am Halse, Collum s. Cervix, kann man den Vorderhals
oder Hals im engeren Sinne, Collum, tmd den Hinter-
uqter den M. trapezius hinunterzieht.
Fascia praevertebralis ist im unteren
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hals oder Nacken, Cervix b. Nucha, unterscheiden. Vorder¬
hals und Hinh»rhals sind i«»derseits durch den lateralen Rand des
Der Halsim engere n Sinne, also die vordere Region
des Halses, wird durch die beiden schräg nach unten conver-
gierenden Mm. sternocleidomastoidei in ein unpaares, median ge¬
legenes Dreieck, Trigonum ccHi medianum, und in die beiden seit¬
lichen Dreiecke, Trigona colU lateralia, eingeteilt. Das Trigonum
colli medianum liegt mit der ß a s i s nach oben, mit der S p i t z e
Regio mentalis.
Regio submentalis.
Regio hyoidea.
Regio siibhyoidea.
Regio larjngea.
Regio trachealis (Regio)
thyreoidea B. N. A.
Regio
suprasternalis.
Regio retroman-
dibularis (Fossa
parotidea).
Regio submaxillaris
Fossa supracla-
vicalaris minor.
Fossa supracla-
vicularis major .
(Trig. omoclavi-
culare).
Fig. 3.
Halbschematische Obersicht über die Regionen der vorderen Halsgegend,
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102
nach unten ; die Basis wird durch die gebrochene Linie') des
Unterkieferrandes und die Seiten des Dreieckes durch die M. sterno-
cleidomastoidei gebildet, während seine Spitze am Manubrium stemi
gelegen ist. Ein jedes Trigotmm colli laterale ist im Gegensätze da¬
zu mit der Basis nach unten, mit der Spitze nach oben
gerichtet: die Basis wird durch die Clavicula, der vordere Rand des
Dreieckes durch den M. sternocleidomastoideus, der hintere Rand
durch den M. trapezius gebildet. Der Wulst, welcher durch den
vorspringenden M. sternocleidomastoideus jederseits am Halse her¬
vorgebracht wird, ist auch als Begio stemocleidoniastoidea bezeich¬
net worden. In der letzteren findet sich dicht über der Clavicula
zwischen den beiden Ursprungsköpfen des M. stemocleidomastoi-
deus die Fossa supraclavicularis minor (s. S. 93), «n. Tipfp ^
hinter dem letztgenannten Muskel die grossen Halsgefässe l A. carotis
comm. und V. jugularis interna) nebst dem N. vagus gelegen sind.
Das Trigonum colli laterale, Meyio colli lateralis
w'ird nun durch den M. omohyoideus jederseits in ein oberes und
ein unteres Dreieck geteilt. Das untere Dreieck zwischen der
Clavicula, dem M. omohyoideus und dem 'M. sternocleidomastoideus
wird als Fossa supraclavicularis major s. Trigonum omoclaviculare
{Trigonum eermcale inferius der Chirurgen) bezeichnet. In der Tiefe
dieses Dreieckes (oder dieser Grube) ist der Plexus brachialis und
diei A. und V. subclavia n h e r h a 1 b des M. omohyoi¬
deus — zwischen dem M. sternocleidomastoideus und dem M. trape¬
zius — ist das obere Dreieck, Trigonum omotrapezoides, ge¬
legen, dessen Boden von den Mm. scaleni, dem M. levator scapulae
und dem M. splenius gebildet wird, und in welchem verschiedene
Zweige des Plexus cervicalis und die A. cervicalis superficialis an
die Oberfläche treten. '
Auch das Trigonum colli medianum, Begio colli
anterior wird durch die beiden hinteren Bäuche der Mm. digastrici
und das Zungenbein in ein oberes und ein unteres Dreieck geteilt.
Das obere Dreieck, zwischen den hinteren Bäuchen der Mm.
digastrici bzw. dem Zungenbeine und dem Unterkiefer gelegen,
wird als Trigonum submaxillare s. Regio suprahyoidea bezeichnet.
An dem letzteren werden wieder unterschieden: 1) die unmittelbar
hinter dem Kinn gelegene Gegend, Begio submentalis ; 2) die Gegend
medianwärts vom Kieferwinkel, Begio s. Fossa suhmaxillaris, wel-
') Da der Unterkieferrand eine gebrochene Linie darstellt, so hat das
Trigonum colli medianum streng genommen eine vierseitige Form (wie Henle
sagt, die eines Papierdrachens).
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103
ehe von der Glandula submaxillaris eingenommen wird; 3) die
Gegend zwischen dem Unterkieferaste und dem M. sternocleido-
mastoideus, Regio s. Fossa retromandiMnrijt s Fo<wa parotidea. in
welcher die Parotis und'unter der letzteren die Carotis ext. und^V.
facialis post., noch tiefer die vom Proc. styloideus entspringenden
Muskeln gelegen sind. Unterhalb der beiden hinteren Bäuche der
Mm. digastrici und des Zungenbeines {Regio hgoidea) befindet sich
das untere Dreieck, die Regio infrahyoidea, an welcher man
wiederum folgende Unterabteilungen unterscheiden kann: 1) das
jederseits zwischen dem M. digastricus, M. omohyoideus und M.
sternocleidomastoideus gelegene Dreieck, welches als Malgaigne-
sche Grube oder Fossa carotka (das Trigonttm cervicale superius^)
der Chirurgen) bezeichnet wird, und in welchem die A. carotis
communis bzw. externa und interna und die V. jugularis interna,
zwischen und hinter den letzteren der N. vagus, vor innen aut der
Gfelässscheide der R. descendens n. nypogiossi erlaufen; 2) die
Gegend unterhalb des Zungenbeines, Regio subhyoidea, welche
zwischen Zungenbein und Kehlkopf gelegen ist; 3) die Regio laryn-
gea, an welcher der Schild- und Ringknorpel des Kehlkopfes fühl¬
bar sind; 4) die Regio trachealis, welche sich an die letztere nach
abwärts anschliesst, auch Regio thyreoidea genannt, wegen der
dort gelegenen Schilddrüse; 5) die Regio suprastemalis, d. h. die
oberhalb des Sternum gelegene Grube, deren tiefster Teil als
Fossa jugularis s. Jugulum bezeichnet wird.
VII. Die Knochen, Bänder und Muskeln
des Rückens.
A. Die Wirbelsäule.
Die Wirbelsäule, Colimna vertcbralis, bildet ein lang¬
gestrecktes röhrenförmiges Organ, welches zugleich dem Rumpf
als Stütze und dem Rückeiunark nebst seinen Häuten als Behälter
dient. Die Länge derselben taxiert man auf etwa zwei Fünftel
der ganzen Körperlänge, und' ihre Stellung ist in der aufrechten,
sogen, militärischen Haltung des Menschen eine der-
Das Trigonum cervicale superius und inferius sind also durch Scheitel¬
winkel mit einander verbunden.
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104
artige, dass eine vom vordersten Teile des obersten Halswirbels ab¬
wärts gezogene verticale Linie gerade das unterste Ende^ d. h. die
SteissbeinspitzSj treTffeir wünte. TWe Wirbelsäule setzt sich aus einer
Anzahl von knöchernen Segmenten zusammen, welche man als
Wirbel, Vertebrae, bezeichnet. Da die beiden obersten Wirbel,
der Atlas und Epistropheus, in Bezug auf den Bau ihrer Gelenke
im wesäiflichen auf die Drehung um die Längsaxe der Wirbel¬
säule eingerichtet sind, so benennt Henle dieselben als Dreh-
Wirbel. Alle übrigen Wirbel fasst er unter der Bezeichnung
If e u ge w rfb e 1 zusammen, da dieselben hauptsächlich dem
Z>^kC der Beugung def Wirbelsäule dienen. Der Lage und dem
Aussehen nach teilt man die Wirbel ein in: a) die 7 H a 1 s - oder
Nackenwirbel, Vertebrae cervicales s. colli; b) die 12
Brust- oder Rückenwirbel, Vertebrae thoraeales s. dor¬
sales; c) die 5 Lenden- oder Bauchwirbel, Vertebrae
lumbales s. abdominales; d) die 5 Kreuzbeinwirbel, Verte¬
brat saerales, und endlich e) die 4 — 5 Steissbeinwirbel,
Vertebrae coccygeae. Im ganzen sind also 33 — 34 Wirbel vorhanden,
von denen man die 24 oberen, nämlich die Hals-, Brust- und Len¬
denwirbel, welche durch Bandmassen mit einander verbunden sind,
auch alswahreWirbel, Vertebrae vera^ bezeichnet, während
die 9 unteren, die Kreuz- und üieissbemwirb^ welche für gewöhn-
Vertebrae spw'iae, begannt werden. Die letzteren werden genauer
ßam' Becken beschrieben, und die folgende Schilderimg bezieht
sich somit nur auf die wahren Wirbel des menschlichen Körpers.
Die Wirbelsäule verläuft nicht in gerader Richtung, sondern
zeigt verschiedene Krümmunge n. Zwei von diesen Krümmun-
gen liegen mit der Convexität na^ vo*"? L*”** ihrem am
stärksten prominierenden Teile entspricht die obere den oberen
Halswirbeln, die ujrte re der Grenze zwischen dem V. Lenden¬
wirbel und dem Kreuzbein. An letzterer Stelle springt die Wirbel¬
säule stets in Form eines queren, mitunter ziemlich scharfen Vor¬
sprunges, des Prommitotium, hervor, welches bei der geburtshülf-
lichen Untersuchung des Weibes eine wichtige Rolle spielt. Zwei
andere Krümmungen liegen mit der C o n c a v i t ä t nach w.ojn-;
von diesen beiden entspricht die obere mit ihrer tiefsten Stelle ,
etwa dem IV. — VI. Brustwirbel, während sich die untere, ani
^teren Teile des Kreuzbeins, der Kreuzbeinaushöhlung,. befindeL-
An der Rückseite zeigt die Wirbelsäule zu beiden Seiten der Me¬
dianlinie, zwischen den Domen und Querfortsätzen gelegen, die
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beiden Rückenfurchen, Stdd dorsales, welche die Streck¬
muskeln des Rückens aufnehmen. ' ~~
a) Allgemeine Merkmale der wahren Wirbel.
Jeder wahre Wirbel stellt einen knöchernen Ring dar, der ein
Loch, das Foramen vertebrale s. spinale, umschliesst, in welchem
das Rückenmark mit seinen Häuten gelegen ist. An jedem wahren
Wirbel unterscheidet man nun folgende Teile: 1) einen verdickten,
spongiösen vorderen Teil, den Wirbelkörper, Corpus verte-
brae; 2) einen dünneren, nach hinten gelegenen Teil, den Wirbel¬
bogen, Arcus vertebrae. Jeder Wirbelbogen besteht wieder aus
di'ei Abschnitten, nämlich: a) den am meisten nach vom gelegenen,
etwas eingeschnürten Teile, dem Wirbelhalse, Radio; arcus
vertebrae s. Collum vertebrae; b) den verdickten Seitenteilen,
Massae laterales, und c) dem hintersten Teile, welchen man als
hinteren Bogenabschnitt, Pars posterior, bezeichnet hat.
An den Massae laterales springt auf jeder Seite der transversal
stehende Querfortsatz, Processus transversus, vor. Ferner er¬
strecken sich von den Massae laterales nach- oben hin die beiden
oberen Gelenkfortsätze, Processus articülares (s. obli-
qui) superiores, und nach abwärts die beiden unterenOelenk-
fortsätze, Processus articülares, (s. obliqui) inferiores. Durch
die Gelenkfortsätze, welche eine überknorpelte Gelenkfläche zeigen,
stehen die Wirbelbogen mit einander in Articulation. Endlich ragt
an dem hinteren Bogenabschnitt in der Medianebene ein unpaarer
Fortsatz nach hinten, welchen man als Dorn oder Dornfort¬
satz, Processus spinosus s. Spina, bezeichnet hat. Der Hals des
Bogens zeigt ferner an seinem oberen Rande einen seichten Ein¬
schnitt, die Incisura vertebralis superior, an seinem unteren Rande
einen etwas tieferen Einschnitt, die Incisura vtriebralis inferior.
Die Incistu'a vertebralis superior und inferior je zweier ben ,... . 1er
Wirbel treten derartig mit einander zusammen, dass dieselben eine
rundliche Oeffnung, das Foramen intervertehrale. _ bilden, durch
welches die Spinalnerven und die Rami spinales verschiedener Ar¬
terien und Venen aus- und eintreten.^)
>) Diese Rami spinales kommen in den verschiedenen Regionen
der Wirbelsäule von verschiedenen benachbarten Oefässen her; so z. B. an
der Halswirbelsäule hauptsächlich von der A. vertebralis, an der
Brustwirbelsäule von den Intercostalarterien, an der Lenden¬
wirbelsäule von den Lumbalarterien, endlich am Kreuzbeine von
den Aa. sacrales laterales. Die Arterien werden von gleichnamigen
Venen begleitet.
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Die eben genannten Merkmale sind allen wahren Wirbeln ge¬
meinsam, und es erübrigt nun, diejenigen Characteristica anzuführen,
durch welche sich die Wirbel in den einzelnen Regionen der Wirbel¬
säule von einander unterscheiden. Hierbei ist jedoch voraus¬
zuschicken, dass an der Uebergangstelle zwischen Hals- und Brust¬
wirbelsäule und zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule die unter¬
scheidenden Merkmale der betreffenden Wirbel mehr oder weniger ver¬
wischt sind und sich infolgedessen hier nur teilweise erörtern lassen.
b) Die Halswirbel.
Für die 7 Halswirbel gilt zunächst, wie für alle übrigen
wahren Wirbel, das Gesetz, dass ihre Körper im allgemeinen in
der Richtung von oben nach unten an Grösse zunehmen. Der
horizontale Durchschnitt eines jeden Halswirbelkörpers gleicht
einem Rechteck mit abgerundeten Ecken. Seine obere Fläche ist in
der Richtung von einer Seite zur anderen, die untere Fläche da¬
gegen m der Richtung von vom nach hinten concävT^ödäss also
an der oberen Fläche des Körpers die öeitenränder, an der unteren
Fläche der vordere und hintere Rand am stärksten vorspringen und
die einzelnen Halswirbelkörper — wie HENLE es nennt — nach Art
zweier Hände beim Handschlag in einander greifen. Der Hals
des Bogens steht ziemlich stark nach lateralwärts, und das
Foramen vertebrale ist deshalb trotz des kleinen Volumens der
Wirbelkörper an den Halswirbeln relativ gross und von dreiseitiger
Form. Die Querfortsätze entspringen mit zwei Wurzeln,
einer vorderen von der Seitenfläche d» Körpers und einer hinteren
von den Massae laterales; zwischen beiden Wurzeln liegt eine rund¬
liche Oeffnung, das Foramen tratisversarium, in welchem die A.
und V. vertebralis gelegen sind. Nach lateralwärts laufen dieT*röccT
traiisversi in je eine vordere und eine hintere Zacke,
J'ubereulum anterim und posterius^ aus. Die vordere Wurzel nebst
der dazu gehörigen vorderen Zacke ist als das verkümmerte Rudi¬
ment einer Halsrippe {Proe. costarms) anzusehen. i) Hinter dem For.
transversarium findet sich an der oberen Fläche eines jeden Quer¬
fortsatzes eine transversale Rinne. Sttlem n. spinalh, in welcher der
Spinalnerv liegt. Die Gelenk f o ä t z e , Wiche von den Massae
laterales ausgehen, besitzen plane Gelehkflachen, welche derartig
Sehr stark springt die vordere Zacke am Querfortsatze des VI. Hals-
wirbels vor: da man an dieser Stelle bei mageren Leuten die Carotis gegen
die Wirbelsäule andrücken kann, hat man dieselbe al^Tuberculum caroUcum
ffr Kr'rrirhnrt
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•h ' •'*
schräg geneigt sind, dass die obere nach hinten und oben, /die
untere nach vom und unten'^sieht. Der Dornfortsatz end-
lieh ist bei den Halswirbeln ziemlich klein, von unregelmässiger
Form und läuft meistens in zwei Zacken aus. Von dem eben ge-
schilderten Verhalten machen jedoch der II. und VII. Hals¬
wirbel eine Ausnahme.
Der erste Halswirbel, AÜas, besitzt zunächst keinen
Wirbelkörper, sondern man unterscheide? an ihm einen v o r d eren
Bogen, Arcus antetior, einen hinteren Bogen, Arcus
posterior, und die stark entwickelten Seitenteile, Massae
laterales. Der vordere Bogen zeigt in der Mitte seiner vorderen
Fläche einen kleinen Höcker, Tuberculum anterius, an seiner hinteren
Fläche eine rundliche Knorpelfacette, Fovea dentis s. Facies arti-
cularis posterior, zur Gelenkverbindung mit dem Zahne des Epi-
stropheus. Der hintere Bogen zeigt ebenso in der Mitte seiner
hinteren Fläche das Tuberculum posterius, welches den verkümmer¬
ten Dornfortsatz des Atlas darstelit An den Massae laterales
finden sich oben zwei länglich ovale, stark concave Gelenk-
f o r t s ä t z e für die Condyli occipitales (die Procc. condyloidei
des Hinterhauptbeines), unten zwei runde, nur wenig concave Ge¬
lenkfortsätze zur Articulation mit dem zweiten Halswirbel. Die ent¬
sprechenden Knorpelfacetten dieser Fortsätze werden als Facies
articulares superiores und inferiores bezeichnet. Die Querfort¬
sätze stehen fast horizontal und laufen in je eine einzige Spitze
aus. An der medialen Fläche der Massae laterales befindet sich
jederseits eine Rauhigkeit zum Ansatz für das Lig. transversum
atlantis. Die_^wjyj|^gy^jjyj^^|jgjjj^j^jjy)^vorund^«/cr/orliegenbe^
■beiffl-Atlaa-h i n t e r den Gelenkfortsätzen^insbesdndere bildet die
Inc. vertebraU^sup"^Ine*zl«nlicin!efeRinne, welche auch als
Sulcus arferiae vertehralis s. Sinus atlantis bezeichnet wird und
zur Einlagerung für die A. vertebrälis dient, die sich hier von " ’ '
hinten her in die Membrana atlanto-occipitalis posterior einbohrt.
Der zweite Halswirbel, Episfrojihrus^ ist zunächst
gegenüber den übrigen Halswirbeln durch einen relativ hohen
Körper ausgezeichnet, an dessen oberer Fläche der Zahnfort-
Satz, Dms episfrophei s. Processus odontoideus, hervorspringt. i)
Der Zahn ist beim Embryo durch einen mit dem späteren vor¬
deren Bogen des Atlas knorpelig verbundenen Knochenkern repräsentiert.
Später bildet sich jedoch zwischen diesem Knochenkern und dem vorderen
Bogen ein Gelenk, und der Kern des Zahnes verschmilzt mit dem Körper
des Epistropheus. Der Zahn ist somit als abgelöstes Stück des ehemaligen
Aliaskörpers aufzufassen.
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An dem letzteren unterscheidet man den etwas eingeschnürten
Hals, Collum dentis, und den mehr rundlichen Kopf, Caput
dentis, welcher nach oben hin mit einer abgestumpften Spitze,
Apex dentis, endigt. Der Kopf des Zahnes zeigt vom eine rundliche,
kleine üelenklläche, Facies artictdaris anterior, zur Articulation mit
dem vorderen BogelT des Atlas, hinten eine ähnliche kleine Facette,
Faxies articularis posterior, über welche das Lig. transversum at-
lantls gleitet, uie yuerlortsätze des tpistropHeus sind sehr
Klein und stark* abwärts geneigt. Von den Oelenk fortsät zen
sind die beiden oberen fast horizontel gelegen und weit nach vorn
auf den Körper gerückt, sodass die ^^ßi^isumvcrtebndisst^^
(ebenso wie die obere und untere Inc. verteEräU^clesAtla^
h inJ_g^dmGelMikf ortsätzen liegt, während die Inäsura vcrtcr.
^«KsiM/cmm^tlpistropheus das Verhalten der übrigen Hals¬
wirbel zeigt . Der B o g e n und der Dorn sind relativ stark entwickelt.
Der siebente Halswirbe 1 endlich zeigt einen Körper,
welcher schon mehr dem Körper der Brustwirbel ähnlich sieht.
Der Querfortsatz desselben besitzt in den meisten Fällen
kein Foramen transversarium, oder wenn ein solches vorhanden
ist, so ist es relativ klein, da durch dasselbe nicht die Arteria, son¬
dern nur die Vena vertebralis hindurchzugehen pflegt. Der Dorn
des VII. Halswirbels endlich ist durch seine Länge ausgezeichnet
und steht horizontal nach hinten, sodass man ihn besonders deüF'
lieh unter der Haut fühlen und von ihm ausgehend, nach abwärts
ohne Schwierigkeit die übri^n Wirbel abzählen kann. Wegen des
stark hervorragenden Domes hat der VII. Halswirbel auch die Be¬
zeichnung Vertebra promimns erhalten. Uebrigens ist häufig schon
der Dom des VI. Halswirbels mit einfacher Spitze versehen und
relativ stark entwickelt.
c) Die Brustwirbel.
Die 12 Brustwirbel besitzen einen Körper, welcher
ebenso wie derjenige der Halswirbel im allgemeinen von oben nach
unten an Voliunen zunimmt. Nur etwa zwischen dem IV. bis
VI. Brustwirbel zeigt sich die Wirbelsäule etwas schlanker, indem
hier die Körper im transversalen Durchmesser ein wenig verkürzt
sind. Auf dem Horizontalschnitt erscheint der Körper der Brust¬
wirbel mehr dreiseitig mit abgerundeten Ecken. Der Hals des
Bogens steht ziemlich sagittal nach hinten. Infolgedessen ist das
Foramen vertebrale kleiner als bei den Halswirbeln und hat ein
mehr rundliches Aussehen. Zu beiden Seiten zeigt sich zwischen
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Körper und Bogenhals eine kleine Gelenkpfanne, die Fovea cosMis,
mit welcher das Rippenköpfchen articuliert, und welche sich nur
an den Brustwirbeln vorfindet, also für die letzteren be¬
sonders charakteristisch ist. Die Foveae costales sind derartig pla¬
ciert, dass sie sich bei allen Wirbeln, mit Ausnahme des I, des XI.
und XII. Brustwirbels, zwischen je zwei benachbarte Wirbelkörper
sozusagen hineinschieben, d. h. dass die obere Hälfte der Fovea
immer dem oberen, die untere dem unteren Wirbel angehört. Es
besitzt also eigentlich jeder Brustwirbel jederseits eine halbe^) obere
und eine halbe untere Gelenkpfanne, mit Ausnahme des 1., welcher
oben meist eine ganze und unten eine halbe, ferner des XI. und XII
Brustwirbels, welche auf ]^ef Seite etwa zwischen der Mitte und
dem oberen Rande des Körpers je eine ganze Fovea costalis haben.
Der _X. Brustwirbel muss'^emziilolge im TJegensatz z;ijr(Ien beiden
letzteren sogar nur eine halbe obere Gelenkpfanne besitzen. Die
Querfortsätze stehen, ganz besonders bei den untersten
Brustwirbeln, ziemlich stark nach hinten und zeigen an der vorde-
ren Fläche ihrer Spitze eineldeine GelerTkräcette, _die Fovea
transversalis (Facie§ articularis transversalis), an welche
sich der Rippenhöcker, das/Tuberculum costae^mittels eines wahren
Gelenkes anfügt. Diese kleine Gelenkfacette ist jedoch am XI. und
XII. Brustwirbel nicht wahrnehmbar, weil hier anstatt einer Ge-
lenkhöhle nur eine Bandmasse zwischen dem Querfortsatz und dem
Rippenhöker gelegen ist. Die Spitze ^r Querfortsätze zeigt hinten
einen rauhen Vorsprung, die M uskeltuberosität, 'Tubcro-
sitas, welche zum Ansatz für die tiefen Rückenmuskeln dient. Diese
Tuberositäten sind jedoch an den unteren Brustwirbeln (besonders
deutlich am XI. und XII.) durch die weiter unten zu erwähnenden
Procc. mamillares und accessorii ersetzt. Die Gelenkfort-
Sätze der Brustwirbel stehen mit ihren völlig ebenen Gelenk¬
flächen fast ganz irT der Frontalebene. Die oberen Gelenkflächen
sehen dabei nach hinten, die unteren nach vorn. Für den XIL Brust¬
wirbel ist besonders charakteristisch, dass der obere CeTenkfortsatz
mit seiner Knorpelfläche noch in der Frontalebene, der untere da¬
gegen, wie bei den Lendenwirbeln überhaupt, in der Sagittalebene
steht. Die Dornen sind stark entwickelt und besonders an den
mittleren Brustwirbeln erheblich nach abwärts geneigt, sodass sie
sich dachziegelförmig decken.
>) Die Bezeichnung „halb“ ist nicht wörtlich zu nehmen, da an jedem
von den oberen und unteren Brustwirbeln die oberen halben Foveae
costales grösser zu sein pflegen als die unteren.
/
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d) Die Lendenwirbel.
Die 5 Lendenwirbel besitzen einen Körper, wel¬
cher, wie an allen übrigen Wirbeln, je weiter nach unten um so
mehr an Grösse zunimmt und dessen horizontaler Durchschnitt
etwa bohnenförmig aussieht. Der HalsdesBogens steht nach
hinten. Das Foramen vertebrale erscheint an allen, besonders an
den unteren Lendenwirbeln, dreiseitig mit abgerundeten Ecken und
ist wegen der grösseren Breite des Körpers etwas grösser als bei
den Brustwirbeln. Dip nplenkfortsätze stehen mit ihren
fdJi Gelenkflächen in der Sagittalehene — die oberen sind dabei etwas
^ concav, die unteren ein wenig convex. Nur die unteren Ge¬
lenkfortsätze des V. Lendenwirbels sind mit ihrer
Knorpelfläche mehr nach vorn gerichtet. Die Querfortsätzc,
welche bei den Brustwirbe!n stark nach hinten stehen, richten sich
bei den Lendenwirbeln wiederum ganz transversal. Am oberen Ge-
lenkfortsatze befiatlet sicli hinten ein Vorsprung, der Froccssus ma-
, ^iuTzwiscnen^em oberen Gelenkfortsatze und der Wurzel
des tjuerfortsatzes ein zweiter kleinerer, der ProecssKS accessorius,
welche beide für Miiskelansätze bestimmt sind. Die Procc. ma-
inillares und accessorii sind besonders stark an den oberen Lenden¬
wirbeln und meistens auch noch an den unteren Brustwirbeln ent¬
wickelt. Die Dornen der Lendenwirbel stehen horizontal nach
hinten und sind durch ihre Stärke und Höhe ausgezeichnet.
Die Gelenke und Bänder der Wirbelsäule.
a) Gelenke und Bänder der Beugewirbel.
1. Das LU), loufiitiidinale nnteriiis (commune vertebrarum an-
terius) verläuft in verticaler Richtung längs der Vorderfläche
der Wirbelkörper vom Tuberculum anterius des Atlas bis
zur Kreuzbeinaushöhlung hinab, wo es sich allmählich verliert.
Die Fasern dieses Bandes sind mit dem Periost der Wirbelkörper
fest verwachsen.
2. Das Lig. loiwfndintile postrriiin (commune vertebrarum po¬
sterius) verläuft an der H i n t e r f 1 ä c he der Wirbelkör-
p e r (also innerhalb der Rückenmarkshöhle) vom Epistropheus
an nach abwärts und verliert sicfTailmähricir nfi Kreuzbeinkanal.
3. Die Zwischenwirbelscheibe n . Fihrortntilamnes
bdervertcbrales s. Ligg. intervertebralia, stellen faserknorpelige
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111
Scheiben!) vor^ w eiche zwischen den Wirbelkör-
p e r n gelegen sind und den letzteren nur eine geringe Beweglich¬
keit gegen einander gestatten. Doch ist die Mitte einer jeden
Zwischenwirbelscheibe nicht faserknorpelig, sondern gallertig imd
wird deswegen als Gallertkern, Nmieus pulposus s. gelati-
nosus, bezeichnet (ein Rest der ehemals beim tmöryo vortiandenen
Chorda dorsalis), während die faserige Umgrenzung des Gallert-
kems den sogen. Amulusfibrosus (richhger fibrocartilagineus) bildet,
4. Die Gelenke zwischen den Procc. artimlarcs sind wahre / j
Gelenke (und zwar Amphiarthrosen). deren Kapseln besonders an
den Lendenwirbeln hinten durch mächtigere Faserzüge verstärkt -
sind (cf. S. 15).
5. Die Lipg. (intercruralia) füllen die Lücken zwischen ' '
den K inte renAbsc hnittenderWirbelb o g e n aus. 7" ‘ ; c
Ihr gelbes Aussehen (und damit ihre Bezeichnung) rührt davon
her, dass sie ganz aus elastischem Gewebe bestehen.
6. Die Ligg. interspinalia verlaufen zwischen je zwei
b e n a c hbarten Wirbeld o r n e n ; sie sind am stärksten
■ätl deh Lendenwiroem entwickelt. ~
7. Das Lig. supraspinale s. apicum hängt mit den vorigen Bän¬
dern zusammen und erstreckt sich lan^ä der Spitzen der
Wirbeldornen vom VIL Halswirbel bis zum Kreuzbein herab.
8. Das Lig. nuchae bildet einen Ersatz für die Ligg. inter¬
spinalia und das Lig. supraspinale der Halswirbel. Das Lig.
nuchae ist ein dreiseitiges Band, welches an den Dornen sämt-
licherHalswirbel entspringt und sich oben an der Crista
o c c i p i t a 1 i_s e x t e r n a ansetzt. Sein hinterer freier Rand ist
etwas verdickt und stellt die eigentliche Fortsetzung des Lig. supra¬
spinale dar.
Da die Halswirbeldomen relativ klein und die Nackenmuskeln ziemlich
massig sind, entspringen vom Lig. nuchae alle oberflächlichen Muskeln des
Nackens, welche eigentlich von den Dornfortsätzen ihren Ursprung nehmen ;
sollten. Das Lig. nuchae ist beim Menschen durch seinen grossen Gehalt l
an elastischen Fasern ausgezeichnet. Bei vielen Tieren, z. B. beim Ochsen, •
besteht dasselbe sogar gänzlich aus elastischem Gewebe.
9. Die Ligg. inicrtmnsvcrmirki ^nd unregelmässige Band¬
streifen, welche zwischen je zwei benachbarten
Wirbelquerf o r t s ä_t z.e n. verlaufen.
!) Die Zwischenwirbelscheiben bestehen aus wirklichem Faser¬
knorpel, während verschiedene andere Gebilde, welche man gewöhn¬
lich kurzweg als faserknorpelig bezeichnet, eigentlich aus derbem fibrösen
Bindegewebe zusammengesetzt sind.
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112
Die Bewegungen, welche mittels der Beugewirbel und
damit überhaupt mittels der ganzen Wirbelsäule ausgeführt werden
können, sind: 1) die Beugung nach vorn oder hinten (die
letztere ist auch als Streckung bezeichnet worden); 2) die
seitliche Beugung nach rechts und links; und end¬
lich 3) eine Torsion nach rechts oder links (um eine senk¬
rechte Axe). Die Ausgiebigkeit dieser Bewegungen nach
dieser oder jener Richtung ist nun einerseits von der Elastizität
der Bandapparate, insbesondere der Zwischenwirbelscheiben, an¬
dererseits von der Stellung der Gelenkflächen an den Procc. arti-
culares abhängig. Im H a 1 s t e i 1 e der Wirbelsäule kann demge¬
mäss vermöge der schrägfrontalen Stellung dieser Gelenke eine ge¬
ringere Beugung nach vorn, eine ausgiebigere nach
hinten, aber auch eine solche nach links oder rechts
ausgeführt werden. Auch eine seitliche Beugung in Ver¬
bindung mit einer Torsionsdrehung nach derselben Seite kann hier
f stattfinden. Im Brustteile ist, entsprechend den frontal gerich¬
teten Gelenkflächen der Procc. articulares, hauptsächlich eine Beu-
gungnachlinksoderrechts ausführbar. Der Lenden¬
teil endlich mit seinen sagittal gestellten Gelenkfortsätzen bietet
die günstigsten Bedingungen für die Beugung nach vorne
oder hinten dar. In der Tat sind hier andere Bewegungen
auf ein Minimimi reduciert. Die Länge der Wirbelsäule
I kann selbst bei ein und demselben Individuum sehr wechseln, je
nachdem dasselbe längere Zeit die Rückenlage eingenommen oder
sich in aufrechter Stellung befunden hatte.
$
b) Gelenke und Bänder der Drehwirbel und des
Hinterhauptbeines.
1. Die Gelenkverbindung zwischen den
oberen Gelenkfortsätzen des Atlas u'nd den
Procc. condyloidei des Hinterhauptbeines
Artic. aüantooccipitälis besteht somit aus zwei combinierten Ge-
lenken, welche ellipsoidische Gelenkflächen zeigen. Als Verstär¬
kungsbänder dieser Gelenke können die Membrana aÜantooccipUalis
anterior und posterior aufgefasst werden.
Die Membrana atiantooccivitalis (s. obturatoria) anterior liegt
zwischen dem vorderen Bogen~3^ AtlaFünd"dem v ö r d e r en
Rande des Foramen magnum als eine straffe fibröse Haut, deren
Vorderfläche in der Medianlinie gewöhnlich einen stärkeren Faser-
zug, den Lacertus medius Weitbrechti, Tiesifzt. "
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113
Zwischen dem hinteren Bogen des Atlas und dem h i n -
t e r e n Kande des Foramen mägnum befindet sich die Mnnbrana
aÜanto-ocdpHaUs (s. obturatoria) posterior, eine schlaffe bindege¬
webige Haut, weictie von der A. und V. vertebralis, sowie dem N.
suboccipitalis, durchbohrt wird.
Die Hauptbeweg u n g , welche in diesen Gelenken aus¬
geführt werden kann, ist die Nickbewegung, welche sich um
eine transversale Axe vollzieht. Auch eine geringe seitliche
Beugung des Kopfes (um eine sagittale Axe) kann hier statt¬
finden.
2. Die Gelenkverbindung zwischen dem
Zahne des Epistropheus und dem vorderen
Bogen des Atlas , Art, atlanto-odontoidea, stellt ein sog. Rad¬
gelenk. Trochoides s. Rotatio tcf. S. 13), vor. Zu ihrer Fixation
dient hauptsächlich ein kreuzförmiges Verstärkungsband,
das Liq. cruciatum nüantia, welches hinter dem Zahnfortsatze ge¬
legen ist. Zwischen diesem Bande und der hinteren Fläche des
Zahnes befindet sich ein Schleimbeutel, welcher hier als
eine Art von zweitem Gelenk fungiert. Das Lig. cruciatum hat
die wichtige Function, zu verhindern, dass der Zahn des Epistro¬
pheus bei den Bewegungen des Kopfes auf das dahintergelegene
Rückenmark drückt, und eine Zerreissung dieses Bandes würde so¬
mit Quetschung des Rückenmarkes und den Tod zur Folge haben.
^ Am Lig. cruciatum unterscheidet man wieder: a) einen queren
'l Schenkel, das Lia. tramv<rsum atlmitis. welches zwischen den
I beiden Massae laterales des Atlas verläuft; b) einen oberen
.t Schenkel . AooendU sumrior, welcher sich am vorderen Rande
^ des Foramen magnum ansetzt; und c) einen unteren Schen-
3 k e 1 , Appendix ivttrior. welcher nach abwärts zur hinteren
Fläche des Körpers, des Epistropheus zieht.
Von dem Kopfe des Zahnes gehen ferner drei schmale
Bänder zum Hinterhauptbein: eins (dicht vor dem Appendix
.Superior) in der Medianlinie zum vorderen Rande des For. magnum,
das Lüf. apids s. Suspensorium dentis, und zwei nach lateralwärts
zur medialen Fläche der Processus condyloidei, die Ligg. nlaria.
Das Lig. cruciatum wird hinten bedeckt von dem Li^.
lat um i-imtrophd (auch als Membrana ligamentosa s. Apparatus
ligamentosus Weitbrechti bezeichnet). Das Lig. latum entspringt
vom vorderen Rande des For. magnum und heftet sich an der h i n-
teren Fläche des Epistropheuskörpersan. Nach
abwärts setzt sich dasselbe ohne scharfe Grenze in das Lig. longi-
Broeüike, Anatomie. 9. Aufl. 8
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114
tudinale posterius fort. Dorsalwärts vom Lig. latum, von ihm deut¬
lich getrennt, ist dann iiodi ein' äluiliüies' deiUta» Builtf, die sogen.
Membrana tectoria, gelegen, welche sich nach abwärts ebenfalls in
das Lig. loii^llUÜliiale posterius fortsetzt.
Inf der Artic. atlantoodontoidea findet die seitliche
Drehung des Kopfes um eine verticale Axe statt, welche
der Längsaxe des Cylinders (also des Zahnfortsatzes) entspricht.
3. Die Gelenkverbindung zwischen den un¬
teren Procc. articulares des Atlas und den
oberen des Epistropheus, Artic. aüanto-epistrophica late¬
ralis, kann als ein Gelenk mit k e g e'l f ö r m i g e n Knorpemacnöi
"aufgefasst werden, von denen die obere concav, die untere convex
ist. Die Axe dieses Kegels fällt mit der Axe des Zahnfortsatzes zu¬
sammen. Während sich somit der Atlas um den Zahn dreht, ver¬
schieben sich zugleich die Gelenkfortsätze des Atlas gegen diejenigen
des Epistropheus, so dass also die seitliche Dr e_h_u_n.g_d-fi.s_
Kopfes in allen drei Gelenken zugleich ausgeführt wird.
C. Die Muskeln des Rückens.
Die Muskeln des Rückens teilt man in drei grosse
Gruppen ein:
a) Die oberflächlichen Rückenmuskeln, wel¬
che sämtlich von Domfortsätzen nach lateralwärts verlaufen. An
denselben unterscheidet man 2 Unterabteilungen, nämlich:
a) Extremitäteiunuskeln, welche sich an der oberen Extremität,
ß) Rippenmuskeln, welche sich an den Rippen festsetzen.
b) Die tiefen langen Rückenmuskeln (auch als
eigentliche Rückenmuskeln bezeichnet), welche longitudinal zu bei¬
den Seiten der Wirbelsäule verlaufen. Man teilt dieselben in 2
Unterabteilungen, nämlich :
a) den M. splenius capitis ct colU-,
ß) den M. sacrospinalis (extensor dorsi communis).
c) Die tiefen kurzen Rücken - und Nackenmus¬
muskeln. Dieselben zerfallen in 2 Unterabteilungen, nämlich;
a) kurze tiefe Rückenmuskeln;
ß) kurze tiefe Nackenmuskeln.
a) Die oberflächlichen Rückenmuskel n.*)
a) Extremitätenmuskeln.
Hierzu gehören: 1) der M. trapezius; 2) der M. latissimus
*) Mnemotechnisch ist zu beachten, dass bei den Ursprüngen und An¬
sätzen dieser ganzen Muskelgruppe die Zahlen 2 bis 4 fast überall (ausge¬
nommen beim Jli. trapezius) eine Rolle spielen.
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115
dorsi’, 3) der M. teres major; 4) die Mm. rhomboidei tnajor et
minor.^)
1. E>er M. trapeeim s. cucullaris entspringt vom medialen Teile
der Linea nuchae superior, vom Lig. nuchae und von den Domen
sämtlicher Brustwirbel. Die oberen Fasern des Muskels setzen sich
am lateralen Drittel der Clavicula, die mittleren am Acromion und
die unteren an dem Rest der Spina scapulae fest. Zu merken ist,
dass die Ansatzlinie des Trapezi'us genau dem Ursprung
des M. deltoideus entspricht. Die Mm. trapezii bilden in der Um¬
gebung des VII. Halswirbels einen Sehnenspiegel, d. h.
eine vierseitige Stelle, welche ganz aus Sehnensubstanz besteht und
ziemlich genau die Form der beiden Muskeln wiederholt.
Die Function des Trapezius: wenn sich alle Fasern
des Muskels contrahieren, wird die Schulter nach hinten und me-
dianwärts gezogen, wie dies z. B. bei der militärischen Haltung ge¬
schieht. Die oberen Fasern des Trapezius heben den Schulter¬
gürtel (worunter man die Clavicula + Scapula versteht) und treten
somit in Action, wenn Lasten auf der Schulter getragen werden.
Indem jedoch die oberen Fasern des Trapezius die Clavicula und
Scapula heben, wird zu gleicher Zeit der untere Winkel der Scapula
nach lateralwärtsgedreht — eine Drehung, welche z. B.
eintritt, wenn derOberarm über die Horizontale hinauserhoben wird.
Die unteren Fasern müssen die Schulter nach abwärts ziehen.
M o t. N e r V : d&x N. accessorius Willmi und Zweige der
oberen Nn. cervicales.
2. Der M. latissimus dorsi liegt mit seinen obersten Fasern
unter dem vorigen Muskel. Er entspringt von den Domen der
4 (mitunter auch 5 — 8) unteren Brustwirbel, von den Domen sämt¬
licher Lenden- und Kreuzbeinwirbel, ferner von der Crista iliaca,
endlich mit 4 (mitunter auch 3) Zacken von den 4 (oder auch nur
3) untersten Rippen. Die Fasern des Latissimus convergieren nach
oben hin und setzen sich zum Teil an der Crista tuberculi minoris
des Oberarmes fest, strahlen jedoch hauptsächlich in den Sulcus
intertubercularis hinein. Während dieses Verlaufes bedecken ' die
obersten Muskelbündel noch einen kleinen Teil von dem unteren
Winkel der Scapula.
Die Function des Latissimus ist, den Oberarm nach unten
imd hinten zu ziehen und ihn zugleich nach einwärts zu rollen.
Am vollständigsten tritt er in Tätigkeit, wenn jemand versucht, sich
*) Viele Autoren rechnen den M. levator scapulae (s. S. 96) ebenfalls
hierher.
8*
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116
das Taschentuch aus der hinteren Rocktasche zu ziehen, ferner be¬
sonders bei den sogen. Schwadronshieben, bei denen der Hieb
weniger mit dem Handgelenk als mit dem ganzen Arm ausgeführt
wird. Wenn der Schultergfürtel fixiert ist, so kann der Latissimus
vermöge seines Ursprunges von den untersten 4 Rippen die letzte¬
ren heben, dadurch zur Erweiterung des Thorax beitragen und
somit auch als Inspirationsmuskel fungieren.
Mot. Nerv: der N. thoraco-dorsalis aus dem Plexus braehialis.
3. Der M. kres major entspringt von der hinteren Fläche des
unteren Schulterblattwinkels und setzt sich gemeinsam mit dem
vorigen MuskeF) an der Crista tuberculi minoris fest. Seine End¬
sehne ist dabei' h i n t e r der Endsehne des Latissimus gelegen. Der
Teres major wird vielfach zu den Armmuskeln gerechnet, kann je¬
doch auch ebenso gut als eine vom Schulterblatt entspringende
Portion des Latissimus aufgefasst werden, da beide Muskeln ge¬
meinsam inserieren und von demselben Nerven versorgt werden.
Die Function ist ähnlich wie beim Latissimus. Der Teres
major ist also Einwärtsroller und Herabzieher des Armes, d. h.
wenn der untere Schulterblattwinkel durch andere Muskeln fixiert ist.,
Mot. Nerv: der N. subsrapularis aus dem Plexus braehialis.
4. Die Mm. rhomboidei major ei minor können auch als ein
einziger Muskel, M. rhomboidms. zusammengefasst werden. Der
Rhomboideus minor s. superior entspringt vom Lig. nuchae der
2 untersten Halswirbel, der Rhomboideus major s. inferior von den
4 obersten Brustwirbeldornen. Beide Muskeln setzen sich am me¬
dialen Rande des Scapula (von der Spina an nach abwärts) fest.
Ihre Function besteht somit darin, die Scapula (insbeson¬
dere den unteren Winkel derselben) nach medianwärts, oben und
hinten zu ziehen.
Mot. Nerv: dtr N. dor.snli.'i .seapnlae aus dem Plexus braehialis.
ß) Die Rippenmuskeln.
Zu dieser Gruppe rechnet man:: 1) den M. .wrutus posterior
(s. posticus) superior \ 2) den M. serraius posterior (s. posticus)
inferior.
1. Der M. serratus posterior superior entspringt vom Lig.
nuchae der 2 unteren Halswirbeldomen und von den 2 oberen
Brastwirbeldoraen und setzt sich an 4 Rippen fest, von der 11.
nach abwärts gerechnet.
*) Zwischen den Insertionssehnen beider Muskeln ist ein Schleimbeulel,
die Bursa m. latissimi, zwischen der Sehne des M. teres major und dem
Os humeri die Bursa m. teretis majoris gelegen.
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117
Function: er muss diese Rippen heben und dadurch als
Inspirationsmuskel fungieren können.
1. Der M. serratus posterior inferior entspringt von den Dor¬
nen der 2 untersten Brust- und der 2 obersten Lendenwirbel und
setzt sich an den vier untersten Rippen fest.
Function: er soll diese Rippen nach abwärts ziehen und
würde in diesem Falle als Verengerer des Thorax, d. h. als Expira¬
tionsmuskel wirken. Da er die Rippen aber anscheinend zugleich
ein wenig nach hinten ziehen kann— eine Bewegung, die den unteren
Teil des Thorax eigentlich erweitern müsste — so muss man sagen,
dass seine Function zur Zeit noch nicht völlig klar erkannt ist.
Mot. Nerven: aus den hinteren Aesten der Nn. sphudes.
b) Die tiefen langen Rückenmuskeln (Rumpf¬
mus k e ln).
a) Der M. sjilenixs capitis ctjcrvicis s. colli (M. spinotransversalis
von Gegenbaur).
Der M. splenixs ca^nti^ entsprmgt von den Dornen des 111.
Halswirbels bis zum 111. Brustwirbel, der M. sptcnms cervicls von
cfcn i nach abwärts tolgenoen Brüstwirbeldornen (IV— VI.). Der
■'ipicniiis ccrvin.i seT/.t Sich alsdann an den Querförtsätzen der drei
^iSWri Halswirbel, der Splmius capitis an d«>ni Hintprhaiipth«»ini»
.dirlll uillElllälb der Linea nuchae superior fest.H Beide Muskeln
hängen continuierlich mit einander zusammen.
Die Function der Splenii besteht darin, den Kopf und die
3 obersten Halswirbel bei einseitiger Wirkung seitwärts zu drehen
bei doppelseitiger Wirkung nach hinten und abwärts zu ziehen.
Mot. Nerven: aus den hinteren Aesten der Nn. spinales,
ß) Der Mj^jßomüpnTalis (M. extensor dorsi communis. M. erector
trunci).
Dej^ M. sacrospinalis ist ein sehr complicierter .Muskel, welcher
zu beiden tieiten der WirDeldornen gelegen ist und im wesentlichen
die Streckung der Wirbelsäule und die Drehung der einzelnen
Wirbel gegen einander bewirkt. Er kann zunächst in 2 Unterab¬
teilungen eingeteilt werden, nämlich: 1. den M. spinotransversalis
(WALDEYER)(M. sacrospinaüs von HENLE), welcher mehr lateral ge¬
legen ist und dessen Fasern im Wesentlichen von unteren Dorn-
und Querfortsätzen zu oberen Querfortsätzen verlaufen; und II.
Es ist zu beachten, dass für die Ursprünge und Ansätze der Mm
splenii dit Zahl 3 eine bemerkenswerte RoUe spielt: doch sind Variationen
von dem eben angegebenen Verhalten sehr häufig.
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118
den M. transversospinalis (HENLE) welcher mehr medial, in den
Sulci dorsales der Wirbelsäule (d. h. in den beiden zwischen den
Domen und Querfortsätzen . befindlichen longitudenalen Ripnen)
gelegen ist, und dessen Fasern im wesentlichen von unteren Quer¬
fortsätzen zu oberen Dorafortsätzen verlaufen.
I. Der M. spinotransverscUis.
Der Spinotrunsvermtts Wild lii'3 "Unterabteilungen geteilt, näm¬
lich: 1) den lateral gelegenen M. üiocostalis (M. sacrolumbalis);
2) den medial j gelegenen Jf. Imgissimus und 3) den noch weiter
^ medial gelegenen äf. sjnnalis dorsi.
1. Der M. iUocosMm wird wieder in 3 Unterabteilungen zer¬
legt, nämlich: a) dttl M. iliocostalis lumbortim; ß) den M. üiocostalis
dorsi; und y) den M. üiocostalis^cervicis (M. cervicalis ascendens).
Der Jli2£osfalis_£nlaBäflgi_aiSaiBfllffi.niitjdeni_Lo^
von der hinteren Fläche des Kr^zbeines und dem hintersten l eile
der Crista iliaca (lUocostalis lumborum) und erstreckt sich längs
der feippenwinkel und der Querfortsätze der Halswirbel nach oben
hin bis etwa zum Querfortsatze des IV. Halswirbels. Während er
so in verticaler Richtung über die Rippenwinkel hinüberzieht, em¬
pfängt er von den unteren Rippen neuej Ursprungszacken {lUocostalis
dorsi) ; in gleichem Masse gibt er jedoch wieder Insertionszacken
an die oberen Rippen ab. Der oberste Teil des Muskels, dtr lUocostalis
(7^» entspringt von den (4 bis 6) obersten Rippen und setzt sich
an f|fn C)upHnriaäH(^n ^ »Slmlirh 4) nntprgfpni Hakwirhpl ff;Rt
2. Der M. longissimus wird eingeteilt in: a) den Lotfffissimus
dorsi; i9)^35ll LimßMiHiüä cervicis (M. transversalis cervicis); y) den
? . ^ Longissimus ca/ntis (M. h'achelomastoideus s. complexuS minor).
’Y ***uer Lonffissitmis dorsi entspringt unten gemeinsam mit dem M.
: ' if^^^iliocostalis, mit welchem er hier so fest verwachsen ist, dass beide
nur künstlich getrennt werden können. Weiter oben sieht man je¬
doch eine deutliche Rinne zwischen denselben verlaufen. Ausserdem
bekommt der Longissimus dorsi a ccessoris che U r r,
s p r üngevon den Dornen und Mt^elTüSrjösitaten-det-Lenden--
^TrBel und der~uhleTsten Brustwirbel .Die Insprfir^npn. des
Muskels laufen n a c h~Ä f 7Ti n e r K o rn ä h r e in mediale und
laterale Zacken ans -^ie~ mediale n'~Zacken~setzen sich an' die
Procc. accessorii der Lenden- und die Muskeltuberositäieii— der
TTrüStwirbel', die later a 1 e n Zacken an die Querfortsätze der
Lenden wirDel ürid^clTe Rippen fest. Der Lon(/issioius ceroicis bildet
die Fortsetzung des Longissimus dorsi nach der Halswirbelsäule
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119
hin, entspringt von den Queriorisätzen der oberen Brustwirbel
(mifUUlei aüill dW untersten Halswirbel) und befestigt, sich an den
Querfortsätzen der oberen HalsY^irbel ~ iwr Lmmmym mvom
"^entspringt von den Querfoi^tzen der unteren Hals- und SPflftri
Brustwirbel und ,setzt sich arf die Pars mastoidea des Schläfen-"
beines j
sjßndlis wird eingeteilt in a) den Spinalis dorsi;
ß) den üpincuts Qermcts. , Unter der Bezeichnung Spinal nTU S - '
kein versteht man alle Muskeln, welche von unteren zu oberen
Wirbeldomen verlaufen und dabei mindestens einen Wirbel über-
i)er Spinalis dorsi ist mit den von den Wirbeldornen
kommenden accessorischen Sehnen des Longissimus meist so fest
verschmolzen, dass beide hier nur künstlich getrennt werdwi können.
Er entspringt mit mehreren Zacken von den unteren Brust- und
oberen Lendenwirbeldornen und g^hf zu oberen Brustwirbeldomen
Jiin._ E)er Spinalis cervic'is ist sehr unbeständig und verläuft von'
unteren Halswirbeldomen zu oberen Halswirbeldomen.*)
Mot. Nerven : aus den hinteren Aesten der Nn. spinales.
~ '1I. Der M. transversospinalis.
Der M. transverso^nalis besteht aus J Unterabteilungen, näm¬
lich; 1) den Mm. semispm<ües\ 2) dem M. mulüfidns (spinae) und
3) den Mm. rotatores (THEILE).
1. VAtMm. semispinales teilt man ein in: a) den Setnispinalis
dorsi^) den Semisplncdis eervic^; y) den Senüspinalis capitis (M.
’ complexus major et biventer cervicis). Unter der cezeicnnung
S e m i s D i n a I m u s k e 1 n versteht man alle Muskeln, welche
von unteren tTuerforisatzen zu h ö h e r gelegenen Wirbeldornen
gehen und dabei mehrere Wirbel überspringen Der SemisjänciTis
dorsi begihht an den'unteren Brustwirbeln und setzt sich _cgiitinu-
ierlich in den Semhpinalis fort, welcher bis zum Dom des
II. Halswirbels in die Höhe reichet. Am Semispimdis capitis unter-
scheidet man einen medialen Kopf, idnndn' und
einen^ lateralen Kopf, M. complexus niaior . Der M. biventer
entspringt von deiT QueifoffsälzehT der oberen Brustwii^el (etwa
des 11. bis VI.) und besitzt eine Z w i^ c njs ebne, von wel¬
cher sein Name herrührt. Xytr M. comidcom ma ior entspringt von
’) Der M. longissimus entspringt also, abgesehen von den accessori¬
schen Ursprüngen, im Wesentlichen von Wirbelquerfortsätzen und setzt sich
ebenso an die letzteren an.
*) Als ilf. spinalis capitis könnte man den M. reetus capitis posterior
major auffassen.
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den Querfortsätzen der oberen Brustwirbel und sämtlicher Hals¬
wirbel bis 7iim 11 hinauf Beide Muskeln setzen ^ch am Hmter-
hauptbeine zwischen der. Linea -üuchae snp. und inf.Jtest^.3
' 7.. Der mulüMus a^mac ist an der Hals- und Brustwirbel¬
säule V o n d e m M. s e nii s p i n a
tritt dagegen
an der Lendenwirbelsäule dicht unter den accessorischen Sehnen~
des Longissiniiis tiei zu 'I apfp-_ I )ie~Fäsern des 'Multifidus haben
zwar ctenselben aber kürzer als diejenigen des Semi-
spinalis und übergingen meistens nur zwei Wirbel, indem sie im
übrigen ebenfalls von unteren Querfortsätzen zu den Dornen
h ö her gelegener Wirbel ziehen. Der Muskel erstreckt sich auf
“tlltse Weise mittels kurzer schräger Faserzüge von der hinteren
Fläche des Kreuzbeines bis zum Dorn des limalswirbels.
J. pie Mm. rotatnns^) liegen noch^Hefer als der MuTtifidus,
haben denselDen t^asprlauf und gehen von dcr Wurzdl times"
unteren Querfortsatzes zur Wiirzed JDpjiilQftsaUes .ein<J&.
nächst höhere n Wirbels. Diese Muskeln verlaufen aber
immei;^ zwischen je zwei benachbarten W i r b e 1 n und
haupfsäch iTc h
finden sich übrigens
jv i 1 h e I s ä II I ü-i/or.
Mot. Nerven
Nu. .‘ipinnlrs.
r u s t -
sämtlich aus den hinteren Zweigen der
c) Die kurzen tiefen Rücken - und Nacken¬
muskeln.
a) Die kurzen tiefen Rückenmuskeln (Muskeln der Beugewirbel).
Hierzu rechnet man: 1) die Mui. iuterspinalcs; 2) die Mm.
intcrirammrmrU ; 3) die Mm. Icvatoffn cDstarum.
1. Die Mm. intcrspinahs verlaufen von Wirbeldorn zu Wirbel¬
dom zwischen je zwei benachbarten Wirbeln. An den
Hals- und Lendenwirbeln liegen sie paarig zu beiden Seiten der
Medianlinie, während sie an den sich dachziegelförmig deckenden
Dornen der Brustwirbel fehlen.
2. Die Mm. intcrtranmrsarU verlaufen zwischen den Querfort-
säizen je zweier benachbarter Wirbel. Dieselben fehlen
ebenfalls an der Brustwirbelsäule, sind dagegen an der Hals- und
“) Während diese Muskeln beim Menschen nur schwach entwickelt
sind, zeigen sich dieselben beim Bären, wie Theile zuerst auffand, sehr
stark ausgebildet. Man hat Mm. rotatorea hteves und Mm. rotatores longi
von einander unterschieden, von denen die letzteren einen, mitunter auch
zwei Wirbel überspringen.
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Lendenwirbelsäule doppelt. An der Halswirbelsäule unterscheidet
man entsprechend den doppelten Zacken der Querfortsätze Mm.
intertransversarü anteriores und posteriores, zwischen den Quer¬
fortsätzen der Lendenwirbel Mm. intertransversarii mediales und
laterales.
3. Die Mm. levatores costaruni (Heber der Rippen) gehen von
der Muskeltuberosität je eines Querfortsatzes zur nächst tiefer ge¬
legenen Rippe. Man unterscheidet Mm. levatores breves und longi,
von denen die letzteren eine oder mehrere Rippen überspringen.
Die Functionen dieser Muskeln bedürfen keiner beson¬
deren Erklärung.
Mot. Nerven: sämtlich aus den hinteren Zweigen der
Nn. spinales.
ß) Kurze tiefe Nackenmuskeln (Muskeln der Drehwirbel).
Hierzu gehören; 1) der Mm. reetus capitis post, major; 2) der
M. reetus capitis post, minor; 3) der M. reetus capitis lateralis;
4) der M. obliqnus capitis superior; 5) der M. obliquus capitis
inferior. Von diesen Muskeln setzen sich die beiden Recti capitis
posteriores und der Obliqnus superior an der Linea nuchae inferior
des Hinterhauptbeines an. Im Einzelnen verhalten sich dieselben
folgendermassen:
1. Der M. reetus capitis posterior major geht vom Dorn des
Epistropheus zur Linea nuchae inferior.
2. Der3f. reetus capitis posterior minor geht vom Tuberetdum
posterius des Atlas zur Linea nuchae inferior.
3. Der M. oblkpius capitis superior verläuft vom Querfortsatze
des Atlas zur Linea nuchae inferior.
4. Der M. obliquus capitis inferior verläuft vom Dom des
Epistropheus zum Querfortsatze des Atlas.
5. Der M. rechts capitis lateralis geht vom Querfortsatze des
Atlas zum Proc. jugularis des Hinterhauptbeines.
Functionen: Während der Reetus lateralis den Kopf zur
Seite neigt, die Recti posteriores und der Obliquus superior ihn
hauptsächlich nach hinten ziehen, dient der Obliquus inferior ganz
besonders dazu, den Atlas (und damit auch den Kopf) seitlich zu
drehen. Zu beachten ist, dass die Drehbewegung des
Kopfes sich hauptsächlich in den Gelenken zwischen Atlas und
Epistropheus vollzieht, während die Nickbewegung in dem
Gelenk zwischen Atlas und Hinterhauptbein stattfindet.
Mot. Nerven: sämtlich vom N. suboccipitalis, dem hinteren
Aste des I. Cervicalnerven.
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Die Mm. obliqui superiores und inferiores beider Seiten begrenzen zu¬
sammen eine rhombische Figur mit abgestutzter oberer Ecke; in diesem
Rhombus kann man die A. vertebralis und die hinteren Aeste der beiden
oberen Cervicalnerven, nämlich den N. suboccipitalis und N. occipitalis
major, auffinden.
D. Die Fascien des Rückens.
Am Rücken unterscheidet man;
1 . Die oberflächliche Rückenfascie, Faseia
superficialis dorsi. Sie bedeckt als eine meist nicht sehr starke, graue
fibröse Lage die Oberfläche des M. trapezius und latissimus .
2. Die tiefe Rückenfascie, Faseia profunda dorsi s.
lumbodorsalis. Diese fäsae"BS!€Ät aus emeiri'vorderen und einem
hinteren 'BTättei 'welche den M. sacrospinalis (Extensor dorsi com¬
munis) zwischen sich fassen.
Yord.Blatt JfintBlatt
d.'Fäecia lamho-
dorsalis
Fig. 4.
Horizontalschnitt durch die Lendenwirbeigegend.
Das vordere Blatt der Faseia lumbodorsalis liegt (dicht
vor dem Extensor dorsi communis) zwischen der XII. Rippe, den
Querfortsätzen der Lendenwirbel und der Crista iliaca und wird
auch als Lig. lumbocostale oder Lig. üiocostale bezeichnet. An der
Vorderfläche dieses Blattes ist der M. quadratus lumborum gelegen.
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Das hintere Blatt der Fascie erstreckt sich (hinter
dem Extensör dorsi communis) hauptsächlich zwischen
beiden Mm. serrati posteriores (sup. und in f.)
und über dieselben nach oben und unten hinaus, weshalb es auch
als Fc^äa serrata_bezeichnet worden ist. Man kann also sagen,
dass die beiden Mm. serrati posteriores mit ihren Aponeurosen
eigentlich nur Unterbrechungen dieses Fascienblattes darstellen,
welche an bestimmten Stellen in das letztere eingelagert sind.
Oberhalb des M. serratus post, sup., also am Halse, setzt
sich dieses Blatt allmählich auf die Oberfläche des M. splenius
fort, indem es immer schwächer wird. Unten ist dasselbe un¬
trennbar mit der hinter ihm gelegenen Aponeurose des Latissimus
dorsi verschmolzen. Medianwärts (s. Fig. 4) ist es an die
Procc. spinosi der Wirbel befestigt. Nach lateralwärts
geht dasselbe am Thorax auf die Aussenfläche der Rippen und
Intercostalmuskeln über, während es am Lendenteile mit dem
vorderen Blatte zu einer einzigen, mehr sehnigen Ausbreitung zu-
sammenfliesst, welche dem M. obliquus int. und transveisus ab-
dominis zum Ursprünge dient. ”
VIII. Die Knochen, Bänder, Muskeln,
Fascien und Regionen des Thorax.
A. Der knöcherne Thorax,
a) Allgemeines.
Der knöcherne Brustkorb, Thorax, stellt einen kuppel¬
förmigen Behälter dar, dessen Binnenraum, Cavum thoracis, zur
Aufnahme der Brusteingeweide bestimmt ist. Man unterscheidet
an dem Thorax eine kleinere obere Oeffnung, Apertura
thoracis superior, eine grössere untere, Apertura thoracis in¬
ferior, und vier Wände, die sich indessen nicht scharf von
einander abgrenzen lassen.
Die Apertura thoracis superior wird begrenzt vom I. Brust¬
wirbel, von den beiden ersten Rippen und dem Manubrium stemi
und hat die F^rm eines Kartenherzens mit abgestumpfter, nach
vorn und abwärts gelegener Spitze. Die Ebene, in welcher die
Apertura thoracis sup. liegt, ist derart schräg geneigt, dass ihre
Fortsetzimg fast in einer Flucht mit der vorderen Fläche des
Sternum liegt. Hierbei ist als wichtig zu beachten, dass der
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obere Rand des Manubrium siemi sich an der Leiche nahezu
constant in einer Höhe mit der Bandscheibe zwischen dem II. und
III. Brustwirbel befindet.
Die Apertura thoracis inferior wird durch den XII. Brust¬
wirbel, die beiden XII. Rippen, die Spitzen der beiden XI. und
die Knorpel der übrigen unteren Rippen bis zur VII. hin, endlich
ganz nach vom durch den Processus xiphoideus stemi gebildet.
Die untere Oeffnung des Brustkorbes hat eine bohnenförmige Ge¬
stalt, bildet jedoch nach vorn und oben, also nach dem Brustbein
hin, zwischen den Knorpeln der beiden VII. Rippen einen tiefen .
winkligen Einschnitt, welchen man als Thoraxeinschnitt
oder Thoraxwinkel, Atupdua infrasürnalis s. Incisura tho¬
racis, bezeichnet hat. Der untere bogenförmige Rand des Thorax
wird auch Rippenbogen, Arcus costaruin, benannt. Während
durch die obere Oeffnung des Thorax die Luft- und die Speiseröhre
nebst einer Anzahl von wichtigen Gelassen und Nerven hindurch¬
treten, ist die untere Oeffnung durch das Zwerchfell verschlossen,
welches allerdings ebenfalls vojp Oesophagus, sowie von verschie¬
denen Gefässen und Nerven durchbohrt wird.
Die vordere Wand des skelettierten Thorax wird durch das
Brustbein und die Rippenknorpel gebildet. Die beiden lateralen
Wände setzen sich aus den Rippenkörpem zusammen, während
endlich die hintere Wand aus der Brustwirbelsäule und den
hinteren Enden der Rippen besteht. Die zu beiden Seiten der
Wirbelsäule an der Innenfläche der hinteren Wand gelegenen
Ausbuchtungen des Thorax hat man pulmonales benannt.
Zwischen den Rippen sind die Zwischenrippenrä u"m e ,
Spatia intercostalia, gelegen.
b) Das Brustbein.
Das Brustbein, Sternum, stellt einen plattlänglichen spon¬
giösen Knochen dar, welcher aus drei Stücken besteht: 1) dem
Handgriff, Manubrium sferni, 2) dem Körper, Corpus sterni',
3) dem Schwertfortsatz, Processus xiphoideus s. ensiformis.
Der H a n d g r i f f hat die Form eines Dreieckes, dessen sämt¬
liche Ecken abgestutzt sind. Die nach oben gelegene Basis dieses
Dreieckes wird dmeh einen flachen Einschnitt, die Incisura jugu~
laris s. interclavicularis, gebildet, i) An den beic(m~Basisecken~^
findet sich je eine überknorpelte Gelenkfläche, Incisura clavicularis,
0 Die Bezeichnung Incisura jugularis bezieht sich darauf, dass ober¬
halb dieses Einschnittes das Jugulum (die Fossa suprasternalis) gelegen ist
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welche zur Articulation mit dem Schlüsselbein bestimmt ist. Dicht
unterhalb dieser Incisur ist jederseits an dem Seitenrande des
Manubrium ein ebenfalls überknorpelter Einschnitt, die Incisur a __
(s. Fovea) costalis prima (für die 1. Rippe) gelegen. Die Incisura
(s. Fovea) costalis secunda (für die II. Rippe) schiebt sich dagegen,
ebenfalls am Seitenrande, genau in die Grenze zwischen Manu¬
brium und Corpus stemi ein. Diese Stelle, die Grenze zwischen
Manubrium und Corpus sterni, bildet einen transversalen, manch¬
mal sogar winkligen Vorsprung, welchen man als Brustbein¬
winkel oder L u d w i gaschen Winkel. Anoulus stemi s.
Ludovici. bezeichnet hat und auch unter der Haut sehr deutlich
fühlen kann. Der Angulus Ludovici ist für den praktischen Medi-
ciner von grosser Wichtigkeit, weil man genau weiss, dass die
lateralwärts an denselben anschliessende Rippe die II. ist und man
infolgedessen von der letzteren aus leicht die übrigen kippen ab-
zählen kann.
Der K ö r p er (auch Klinge genannt) ist mit dem Manu¬
brium entweder bindegewebig oder knorplig (seltener durch ein
Gelenk) verbunden und hat eine platte, länglich ovale Gestalt. Seine
Seitenränder zeigen die Licistfrae (s. Foveae) costales für' die
III^VI. Rippe, während 3ie Incisur für die VII. Rippe sich in
die Grenze zwischen Proc. xiphoideus und Körper des Brustbeines
einschiebt, also zur Hälfte dem Körper und zur Hälfte dem
Schwertfortsatze angehört.
Der Schwer tforsatz, Processus xiphoideus s. ensifor-
mis, hat meistens eine unregelmässig dreiseitige Form, indem er
nach abwärts bald in eine einzige Zacke ausläuft, bald mehrere
Zacken besitzt, bald stumpf endigt. Der Fortsatz pflegt ganz oder
teilweise aus Knorpel zu bestehen und r^ nach unten in das Fett¬
gewebe hin«nj welches sich zwischen dem Peritonaeum und dem
hinteren Blatte der Rectusscheibe befindet. Sein unterstes, übrigens ^
sehr verschieden weit abwärtsragendes Ende pflegt etwa dem
X. — XI. Brustwirbel zu entsprechen (s. w. u.). ' "
Das Längenverhältnis zwischen Griff und
Körper ist beim Manne und beim Weibe ein verschiedenes.
Nach HYRTL „charakterisiert sich das weibliche Brustbein durch die
grössere Breite seiner Handhabe und durch seine schmälere, aber
längere Klinge“. Bei Weibern, die sich stark geschnürt haben,
pflegt der Proc. xiphoideus nach hinten gedrängt zu sein, und es
können sogar die Knorpelenden der beiden VII. Rippen ganz vor
dem Proc. xiphoideus in der Medianlinie zusammenstossen.
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126
Nach der unter Leitung von Stieda geschriebenen Dissertation von
MAX Strauch ist das männliche Brustbein im Mittel 2 cm länger als das
weibliche. Der Unterschied beruht im wesentlichen darauf, dass das Corpus
stemi bei Männern absolut und relativ länger ist als bei Weibern. Das
Blrustbein des Weibes erscheint infolgedessen mehr plump, dasjenige des
Mannes schlank. Das untere Ende des Körpers soll beim Weibe dem
V’lll., beim Manne dem X. Brustwirbel entsprechen.
c) D i e R i p p e n.
Die Rippen, Costae, .sind gekrümmte Reifen, welche aus
einem vorderen knorpeligen Teile, dem Rippenknorpel
Gartilago costcUis s. Pars cartilaginea costae, und einem hinteren
knöchernen Teile, dem Rippenknochen, Os costale s. Pars
ossea costae bestehen. Die Rippen, im ganzen betrachtet, sind
derart zur Wirbelsäule gestellt, dass die hinteren Enden derselben
stets etwas höher als die vorderen stehen. Die tiefsten Punkte
der Rippen entsprechen jedoch nicht den Ansätzen der Rippen¬
knorpel an das Brustbein, sondern -liegen bej den oberen Rijppen
etwa an der KgorpeLknochengrenze, dagegen je weiter nach ab¬
wärts um so mehr medianwärts von der letzteren. Je nachdem die
Knorpel der verschiedenen Rippen das Brustbein erreichen oder
nicht, hat man die letzteren in wahre und falsche Rippen
eingeteilt. Die 7 nherstep sind die ^taliren Rippen, (hstae
verae, da sie sich sämtlich direkt am Brustbein inserieren, die 5
unteren dagegen erreichen das Brustbein nicht und
werden deshalb alsfalscheRippen , Costae spuriae, bezeichnet.
Von den letzteren setzen sich die drei oberen, d. h. die Vlll., IX.
und X. Rippe, mit ihren Knorpeln stets an den Knorpel der nächst
höher gelegenen Rippe an und sind mit demselben durch Band¬
massen verbunden. Die XI. und XII. Rippe dagegen besitzen
wohl noch eine knorpelige Spitze, ragen aber im übrigen frei in
die Bauchmuskulatur hinein und sind deshalb als Costae fluduantes
besonders benannt worden.
Was nun die Rippenknorpel anbetrifft, so lässt sich zu¬
nächst sagen, dass sie vom I. bis VII. allmählich an Länge zu¬
nehmen, während sie vom VII. nach abwärts allmählich wieder
kürzer werden. Sehr kurz ist der Knorpel der I. Rippe, weshalb
man sich beim Durchschneiden desselben höchstens einen Finger breit
von dem Seitenrande des Manubrium stemi entfernt halten darf.^)
*) Die Knorpel der VI. — IX. Rippe sind meistens miteinander durch'
Knorpelbrücken verbunden, welche mehr zwischen ihren lateralen Enden ge¬
legen und oft sogar durch Gelenke unterbrochen sind.
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Die Rippenknochen nehmen von der I. bis VIII. Rippe
an Länge zu und beginnen von da nagh abwäris allmählicfiTEurieT
zu werderiTl^in jedes Os costale ist in dreifacher Weise gekrümmt,
nämlich in ^zug aut: 1) die Mache; 2) die Kante und 3) die
Die Mächenkrümmung der Rippe findet ihren
Langsaxe.
— Jtnsdfuct in der seitlichen Wölbung des Thorax. Die Kanten
krümmung zeigt sich besonders deutlich, wenn man eine Rippe
auf eine ebene Unterlage legt, indem alsdann das eine Ende der¬
selben höher steht als das andere (vgl. S. 126). Die K r ü m -
mungumdie Längsaxeist eine sogen. Torsionskrümmung
d. h. jede Rippe macht den Eindruck, als. wenn sie in ähnlicher
Weise gedreht wäre, wie man etwa ein nasses Handtuch beim Aus¬
winden dreht. Die linken Rippen sind dabei nach rechts, die
rechten nach links torquiert. An jedem Os costale unterscheidet
man ferner drei Teile: l)einvorderesEnde,die Extremüas
anterior s. stemalis; 2) ein M i 1 1 e 1 s t ü c k , den Körper,
Corpus costae; und 3) ein hinteres Ende, Extremüas poste¬
rior s. vertebralis. Die Extremüas anterior ist gewöhnlich etwas
stärker entwickelt als der übrige Teil der Rippe und nicht selten
kolbig angeschwollen. Dieselbe geht ohne scharfe Grenze in das
Corpus costae über, an welchem man einen oberen stumpfen und
einen unteren scharfen Rand, ferner eine äussere convexe und eine
innere concave Fläche unterscheidet. An der inneren Fläche
findet sich dicht über dem unteren Rande eine deutliche Längs-
nnne, der Sulcus costae, welctier zur Aufnahme für den oberen Ast
der Intercostalgefässe und -nerven bestimmt ist. Der Sulcus costalis
ist von zwei Leisten eingefasst, von denen die eine längs des unteren
Randes der Rippe verläuft und dem M. intercostalis extemus zum
Ansätze dient, während sich an der anderen, höher gelegenen
Leiste der M. intercostalis internus inseriert. Die Grenze zwischen
dem Körper und der Extremüas posterior ist durch eine Einbiegung,
den Rippen winkel , Anaulus costae gegeben, welcher den
Zacken des M. iliocostalis teils zum Ursprünge, teils zum Ansätze
~ cnent. Die Kippenwinkel rücken immer weiter nach lateralwärts.
je weiter man an den Rippen von oben nach unten herabgeht, d. h.
die Extremitas posterior wird je weiter nach abwärts um so länger
und ist also bei^ der XII. Rippe am längsten. Das mediale Ende
der Extremitas post, ist zudem Rippenköpfchen. Capüulum
costae, angeschwollen. Das Rippenköpfchen besitzt für seinen An¬
satz an die Wirbel eine Gelenkfläche, welche bei der I., XI. und
XII. Rippe einfach, dagegen bei den übrigen durch 'Hhe~~Leiste,'
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Grista capituli, in eine obere und untere Facette geteilt ist —
entsprechend dem Umstande, dass alle Rippen mit Ausnahme der
1., XI. und XII. sich mit ihren Ansätzen immer zwischen je zwei
benachbarte Wirbelkörper hineinschieben. In einiger Entfernung
lateralwärts vom Capitulum costae befindet sich an der hinteren
Fläche der. Ripp enhöcker, Tuberctdum costae, welcher sich
ebenfalls durch eine Gelenkfacette mit dem Qüerföftsatze des ent¬
sprechenden Wirbels in Verbindung setzt. Der zwischen dem Capi¬
tulum und dem Tuberculum costae gelegene, etwas eingeschnürte
Teil der Rippe wird als Rippenhals, OMum costae, bezeich¬
net. An dem letzteren kann man noch einen oberen und einen
unteren scharfen Rand, Crista colli superior und inferior, unter¬
scheiden; die hintere Fläche des Rippenhalses zeigt meistens in¬
folge der hier befestigten Bänder ein rauhes Aussehen.
Eine gewisse Ausnahmestellimg in Bezug auf ihr Aussehen
nehmen im Vergleich zu den übrigen die beiden oberen und die
beiden unteren Rippen ein. Die I. Rippe ermangelt vollständig
jeder Flächenkrümmung, d. h. die Flächen sind eben, während
dagegen die Kanten ausserordentlich stark gekrümmt sind. Die
beiden Flächen sind nahezu in gleicher Ebene mit der Apertura
thoracis sup. gelegen, müssen somit als eine obere und eine
untere Fläche bezeichnet werden. Das Capitulum costae besitzt,
wie schon erwähnt, bei der I. Rippe eine einfache Gelenkfläche.
Ihr HjppenxyinkeL fällt mit dem Tuberculum costae zusammen,
welches somit zugleich die laterale Grenze der Extremitas posterior
bildet. Am oberen Rande der I. Rippe findet sich ein kleiner,
mitunter scharfkantiger Vorsprung, das Tuberculum scaleni s. Lis-
franci, an welchem sich der M. scalenus anterior ansetzt; diese
Stelle kann man nicht allein bei chirurgischen Operationen, sondern
auch am Skelett stets besser fühlen als sehen. In chirurgischer Be¬
ziehung ist das Tuberculum Lisfranci deswegen sehr wichtig, weil
vor demselben die V. subclavia, hinter demselben in einer be¬
sonderen transversalen Rinne, dem sog. Stdcus subclavius, die A.
subclavia (und teils hinter, teils über der letzteren der Plexus
brachialis) gelegen ist. Auch für die Vene kann sich mitunter an
der oberen Fläche der 1. Rippe eine ähnliche Furche, und dicht
vor der letzteren, in unmittelbarer Nähe der Knorpelknochengrenze,
noch ein kleiner glatter Höcker für den M. subclavius vorfinden.
Die II. Rippe schliesst sich in Bezug auf ihr Aussehen an die
I. Rippe an, d. h. sie ist ebenfalls durch ihre starke Kanten¬
krümmung ausgezeichnet; doch stellt sich bei ihr schon eine ge-
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ringe Flächenkrünunung ein. An der äusseren Fläche der II. Rippe
findet sich (etwa in der Mitte derselben) eine Rauhigkeit für den
M. serratus anterior, welche eigentümlicherweise bei den übrigen
Rippen nicht deutlich ausgeprägt ist. Die Xl. und XII. Rippe
sind hauptsächlich dadurch charakterisitilT; lläM
Crista capituli und die Gelenkflächen des Tuberculum völligJfiliifiiL.^
Endlich ist an den letzteren Im üegensatz zu “SSTTeiSen oneren
Rippen ihre schwache Kantenkrümmung besonders zu erwähnen.
Das vordere Ende der_ ilWIllIgh genau in einer Ver-
bindungslinle fwTschen der Alitte der Achselhöhle und der Mit1e“der 'Cjisla
ilfacar gelegen. " * -
Eine von der Knorpelknochengrenze der X. Kippe nach abwärts ge¬
zogene Verticale trifft die Spina iliaca ant. sup.
B. Die Gelenke und Bänder des Thorax.
a) DieGelenke und Bänderdes Brustbeins.
l.Die Gelenkverbindung zwischen Sternum
und Clavicul a . Articulatio stemoclavicularis, ist betreffs der
Formation ihrer Gelenkflächen schwer in eine der bekannten Kate¬
gorien von Gelenken zu bringen und könnte noch am ehesten als
eine Art von Amphiarthrose bezeichnet werden, deren
Kapsel jedoch der äavicula ziemlich freie Bewegung gestattet, und
deren Gelenkflächen in ihrer Form sehr variabel sind. Mitunter
machen die letzteren den Eindruck, annähernd sattelförmig zu sein.
Im Sternoclaviculargelenke sind, abgesehen von geringfügi-
genRotationenumdie Längsaxe, hauptsächlich zwei zu ein¬
ander in senkrechter Richtung stehende Bewegungen ausführbar,
nämlirh: H Hi> H p h u n p und S e n k n n g Aor riavin^la^ wip sie
z. B. beim Achselzucken zugleich mit der Hebung und der darauf
folgenden Senkimg der Schulter ausgeführt werden; 2) die V o r -
w ä r jjLc^Jind Rückwärtsbewegung der Qavicula, von
dMen Qie letztere so weit nach hinten ausgedeHSF werden kann,
dass die A. subclavia völlig gegen die erste Rippe gepres.st wird und
Blutleere der oberen Extremität eintritt. Die Kapsel des Stemoclavi-
culargelenkes ist zwar nichrstraff,"äber kräftig entwickelt und be¬
sitzt in der Gelenkhöhle noch eine faserknorpelige Scheibe, Discus
articularis, welche an ihrer Peripherie mit der Kapsel überall fest
verounaen ist und dazu dient, die Incongruenzen der beiden Ge¬
lenkflächen etwaä auszugleichen und die starke Reibung zu mildern,
welche zwischen dem Schlüsselbein und dem Brustbein bei den häu¬
figen und mannigfachen Bewegungen des Schultergürtels stattfinden
muss.
B r 0 e s i k e , Anatomie. 9. Aufl. 9
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j 9 Daa J.i^ ;»i^An.nintinri> wriäiift zwischen den beiden me-
i dialen Enden der Schlüsselbeine über die Incisura jugularis stemi
I hinw^ und ist mit der letzteren verwachsen.
3. Das Lig. costoclavictdare verläuft zwischen dem Knorpel der
I. Rippe und dem medialen Ende des Schlüsselbeines, indem es
medianwärts an das Brustbein, lateralwärts an dem M. subclavius
grenzt. Das Lig. costoclaviculare ebenso wie das Lig. interclavi-
culare dienen dazu, dass Schlüsselbein besser zu fixieren und eine
zu freie Beweglichkeit desselben zu verhindern.
4. Die Gelenkverbindung zwischen dem Ster¬
num und den 7 oberen (wahren) Rippen, Articu-
lationes stemocostales, bilden wirkliche Gelenkhöhlen; nur die 1.
kl^ ist gewölifillch knorplig mit dem Brustbeine verwachsen.
Mitunter ist die Gelenkhöhle durch einen horizontalen Knorpel¬
streifen, Lig. sternocostal» itUerariictdare, in zwei Abschnitte geteilt.
5. Die Liigg. stemocostalm radüita\\on HYRTL) s. Ligg. sterno-
costalia anteriora liegen als Verstärkungsbänder an der vorde¬
ren Seite der Articulationes stemocostales und stellen unregel¬
mässige Fasern vor, welche in das Periost an der Vorderfläche des
Brustbeines ausstrahlen. Das auf diese Weise verdickte Periost
wird auch als Membrana sterni (antica) bezeichnet.
6. Die Ligg. sternocostalia posteriora liegen in derselben Weise
an deF hinteren Fläche' der Äracuiatiönes stemocostales und
bilden hinten, ebenso in das Periost ausstrahlend, eine, wenn auch
erheblich schwächere Ausbreitung, welche auch als Membrana
stemi vostica bezeichnet worden ist.
7. Das Lig. costoxiphoidenm ist ein dreiseitiges Band mit nach
oben gekehrter Basis, welches von” der Vord«rfläche des Proc.
xiphoideus zu den Knorpeln der beiden Vll. Rippen aufsteigt und
zur Befestigung des Schwertfortsatzes dient, so dass derselbe nicht
zu weit nach hinten in die Bauchhöhle hineingedrückt werden kann.
b) Bänder zwischen den einzelnen Rippen.
1. Die Ligg. intereostalia externa (anteriora s. coruscantia)
liegen als sehnige Streifen_ zischen dm Rippenknorpeln und .er¬
setzen die Mm. intercostales extemi, welche hier fehlen. Sie haben
infolgedessen denselben Faserverlauf, wie ihn die Intercostales ex¬
temi hier haben würden, d. h. sie verlaufen von oben und lateral¬
wärts nach unten und medianwärts.
2. Die Ligg. intereostalia interna (posteriora) liegen zwischen den
hinteren Enden der Rippen und ersetzen daselbst die Mm. inter-
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costales interni, welche wiederum an dieser Stelle fehlen. Infolge¬
dessen haben sie genau denselben Faserverlauf, wie ihn die letzte¬
ren Muskel hier haben würden, d. h. sie verlaufen von oben und
laieralwärts nach unten und medianwärts. •
c) Die Gelenke und Bänder der hinteren ^ ' w
Rippenenden. ■ ^
1. Die Gelenkverbindungen zwischen den
Rippenköpfchen und den dazu gehörigen Wir-
belkö'Tpern , Articulationes caoitulorum. sind Amohiar-
t h r o s e n und besitzen an der Vorderfläche ein medianwärts aus¬
strahlendes Verstärkungsband, welches man als Lig. capituli costae
raäiatum (Lig. capituli costae anterius von HYRTL ) bezeichnet hat,
und welches in das Periost an der Seitenfläche der Wirbelkörper
ausstrahlt. Das Band spannt sich, wenn die Rippe nach hinten
gezogen wird, indem es eine zu weite Bewegung des Rippenköpf¬
chens nach vom verhindert. Bei den mit einer Crista capituli ver¬
sehenen Rippen (s. S. 128) ist die letztere durch das sogen. Lig.
capituli costae interarticulare s. intermedium mit der benachBärfSH
Zwischenwirbelscheibe derart verbunden, dass die Gelenkhöhle in
eine obere und eine untere Hälfte geteilt wird.
2. Die Gelenkverbindungen zwischen den
Rippenhöcker und dem Querfortsatze des zuge¬
hörigen Wirbels , Artietdatumes costotransversariae S. tuber-
culi costae, sind ebenfalls Amphiarthrosen und werden
hauptsächlich durch ein starkes Band fixiert, welches an der hin¬
teren Fläche derselben vom Rippenhöcker zum Querfortsatze des
zugehörigen Wirbels verläuft, das Lig. tuberculi costae in-
ferius oder kurzweg Lig. tuberculi costoc; dasselbe spannt sich, wenn
die Rippe zu weit nach vorn gezogen wird. Ein weniger bestän¬
diges Lig. tuberculi costae superius geht nach HENLE von dem
Rippenhöcker zu dem Querfortsatze des nächst höheren
Wirbels.
3. Das Lig. costotransversarium anterius (Lig. colli costae
anterius von Hyrtl) geht, sich medianwärts an das Lig. inter-
costale intemum anschliessend, _yom Hals einer Ripj» zum unteren
Rande der nächst oberen Rippe und des Querfortsatzes, mit wel¬
chem die letztere articuliert. Zwischen diesem Bande und dem
Wirbelkörper zieht der hintere Ast des Intercostalnerven und der
Intercostalgefässe zum Rücken hin.
9*
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c.
4. Das Lig. costotransversarium posterius (Lig. colli costae
posterius von HYRTL) liegt hinter dem vorigen und verläuft, sich
mit demselben kreuzend, vom Halse einer Rippe schräg nach oben
und medianwärts zur hinteren Mache des Gelenk- und Qnerfort-,
satzes deft ria<^hst hoherpn wirnpis. I)t>r hinfprp Ast
costalnerven
höheren U/irnpis. i)t>r hinten» Ast des Inter-
der Intercostalgefässe geht lateral von diesem
und
Bande nach hinten.
5. Zwischen diesem Rippenhalse und dem dazu gehörigen
Querfortsatze liegt eine Bandmasse, Lig. coUi costae, vyelche die hier
befindliche Lücke vollständig ausfüllt. Henle teilt diese Band¬
masse in einen oberen Abschnitt. Lig. colli costae superitis, und
einen unteren Abschnitt, T.jg miu Mstnp inferius. welche durch
lockeres Bindegewebe von einander getrennt sind.
Durch die eben beschriebenen Gelenke und Bänder sind nun die hin¬
teren Rippenenden derartig fixiert, dass an denselben im wesentlidien nur
eine Rotation um die Längsaxedes Rippenhalses statt-
finden kann. Wenn aber der Hals der Kippe um seme LäilgSäVe IHtl- und
hergedreht wird, muss das vordere Ende derselben gehoben und gesenkt
werden, wie dies beim Ein- und Ausatmen geschieht.
6. Zwischen der XII. Rippe, den Querfortsätzen der Lenden¬
wirbel und dem hinteren Teile der Crista iliaca liegt das Lig.
lumbocostale, welches mit dem vorderen Blatte der Fascia lumbo-
^orsaiis cs. &. izi) identisch ist. Lateralwärts geht dasselbe in den
M. obliquus int. und transversus abdominis über.
C. Die Brustmuskeln.
Zu den Brustmuskeln rechnet man: l)den M. pectoralis major;
2) den M. pectoralis minor (auch M. serratusanticusminor genannt);
3) den M. serratus anterior (anticus major); 4) den M. subdavius;
5) den Mm. intercostales extemi; 6) die Mm. intercostales intemi;
7) den M. transversus thoracis (M. transversus thoracis ant. s. M.
triangularis sterni); 8) die Mm. mbcostales (M. transversus tho¬
racis post.) und 9) das Zwerchfell, Diaphragma.
1) Der M. pectoralis major entspringt mit einer Parsdaoicu-
laris von den zwei medialen Dritteln der Clavicula, mit einer
Pars sternocostalis von der Vorderfläche des Sternum bis nahe
zur Medianlinie hin und von den Knorpeln der 6 bis 7 oberen
Rippen. Ausserdem kommt konstant eine Ursprungszacke (Pars
abdominalis) von dem vorderen Blatte der Scheide des M. rectus
abdominis her. Die Fasern des Pectoralis major convergieren nach
lateralwärts und setzen sich an der Crista tuberculi majoris des
Oberarmes fest.
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Zwischen dem M. pectoralis major und dem M. deltoideus findet sich
dicht imter der Qavicula eine dreiseitige, mit lockerem Bindegewebe gefüllte
Lücke, das Trigonum infraclaviculare s. ddUMeopectorale, welches sich an der
Hautoberfläche als eine Vertiefung, die sog. Mohrenheim ’s che Grube,
markiert. Schon durch die Haut ist in dieser Grube etwas lateral der Proc.
coracoideus zu fühlen. Geht man an dieser Stelle praeparando in die Tiefe,
so trifft man daselbst unter der Fasda coracodavicularis die A. subclavia,
welche hier bd Blutungen imterbunden werden kann. iV^e d i a 1 und nach
vorn von der A. subdavia liegt die gleichnamige Vene, lateral tmd
nach hinten von der Al suBcTävTa der 'Timam brachialis. In die Mohren-
heim’sche Grube dringt ausserdem die wichtigste Hau|tvene des Armes, die
V. cephalica hinein, um in die V. subdavia zu münden. Endlich bricht an
dieser Stelle der Ramus deltoideus der A. thoracoacromialis aus der Tiefe
hervor.
Function: Der Pectoralis major abduciert den Oberarm,
d. h. er zieht ihn an den Rumpf heran und rollt ihn zu gleicher
Zeit nach einwärts, i) Wenn der Oberarm jedoch fixiert ist, wie
dies z. B. unwillkürhch bei grosser Atemnot geschieht, wenn das
.betreffende Individuum sich mit den Armen auf eine feste Unter¬
lage stützt (Orthopnoe), so kann der Pectoralis major vermittelst
der Pars stemocostalis Rippen und Brustbein heben und dadurch
zur Inspiration beitragen.
Mot. Nerven: die Nn. thoracales anlL (aus dem Fleocus
brachialis).
2. Der M. pectoralis minor (wegen seines zackigen Urspnmges
auch als M. serratus anticus minor bezeichnet) entspringt von der
II. bis V. Rippe mit 4 Zacken, von denen die oberste mitunter
fehlen kann, und setzt sich an dem Proc. coracoideus des Schulter¬
blattes fest.
Zwischen dem oberen Rande des Muskels und der Qavicula befindet
sich eine dreiseitige Lücke, das Trigonum clavipectorale, welches durch die
Fasda coracodavicularis verdeckt ist. Unmittelbar hinter der letzteren ist
die A. und V. subclavia gelegen.
Function: Der M. pectoralis minor zieht das Schulter¬
blatt nach vom und ein wenig nach abwärts, wie dies z. B. beim
Schieben von Lasten oder bei einem sehr kräftigen Stoss nach vom
geschieht. Ist der Schultergürtel (Scapula + Qavicula) fixiert, wie
dies z. B. bei dem vorhin erwähnten Zustande der Orthopnoe
0 Unter dem Einwärtsrollen und Auswärtsrollen des
Oberarmes versteht man Drehungen um die Längsaxe desselben. Unter A b-
d u c t i o n und A d d u c t i o n versteht man das Entfernen imd Heranziehen
des Oberarmes von und zu dem Rumpfe. Das sogen, seitliche Heben des
Armes ist also auch eine Abductionsbewegung, das Senken desselben eine
Adductionsbewegung.
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durch Aufstützen des Annes auf eine feste Unterlage bewirkt wird,
so kann der Pectoralis minor ebenfalls die Rippen, von denen er
entspringt, heben und somit als Inspirationsmuskel fungieren.
Mot. Nerven: wie beim M. pectoralis major.
3. Der M. serratus anterior (M. serratus anticus major) ent¬
springt mit 8 (manchmal mit 9 Zacken von den S (bis 9) obersten
Rippen und verläuft alsdann, dicht auf der äusseren Fläche des
Thorax aufliegend, zwischen dem Thorax und dem M. subscapu-
laris nach hinten, um sich am medialen Rande (der sogen. Basis)
des Schulterbuttes anzusetzen. Doch ist zu bemerken, dass der
grösste Teil der Serratusfasern mehr nach dem
unteren Winkel des Schulterblattes conver-
giert. Die untersten Zacken des Serratus greifen vom in die
Ursprungszacken des Obliquus ext. abdominis ein.
Die Function des Serratus besteht bei Contraction aller
seiner Fasern darin, dass das Schulterblatt nach vom gezogen wird.
Er verhält sich also ähnlich wie dßT Pectoralis minor, indem er
ganz besonders beim Schieben von Lasten und beim Stossen nach
vom in Tätigkeit tritt. Da jedoch der grösste Teil der Serratus-
fasern nach dem unteren Winkel der Scapula convergiert, so wird
der Muskel imstande sein, mittelst dieser Fasern diesen Winkel
nach lateralwärts zu ziehen, wie dies notwendig ist, wenn der
Oberarm über die Horizontale hinaus gehoben werden soll.*) Wenn
der Schultergürtel (wie z. B. bei der Orthopnoe) fixiert ist, so
kann auch der Serratus anterior die Rippen heben, von denen er
entspringt, d. h. als Inspirationsmuskel dienen.
Mot. Nerv: der N. thoracalis longus ausdemP/^Ms&racÄtaZis.
4. Der M. subdavius entspringt zwischen den Fasern des
Lig. costoclaviculare von der Knorpelknochengrenze der I. Rippe
und geht lateralwärts zur unteren Fläche des Schlüsselbeinkörpers,
wo sich für ihn eine besondere Rinne befindet.
Function: Der M. subdavius zieht das Schlüsselbein nach
unten und medianwärts und trägt auf diese Weise dazu bei, das¬
selbe besser gegen das Sternum zu befestigen. Wird die Clavicula
jedoch (wie z. B. beim Aufstemmen beider Arme) festgestellt, so
kann er die I. Rippe ein wenig nach oben ziehen und dadurch
ebenfalls bei der Inspiration in Tätigkeit treten.
Mot. Nerv: Der M. subdavius wird wie der M. pedo-
‘) Bei einer Lähmung des Serratus ist also die Hebung des Armes
beschränkt, und wenn sie ausgeführt wird, bleibt der untere Winkel der
Scapula fast unverändert in seiner Lage stehen.
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ralis major und minor von einem der Nn. thoracales antt. (aus
dem Flexus brachialis) innerviert. Der feine Zweig, welcher diesen
Muskel versorgt, wird jedoch auch vielfach als besonderer Ast,
N. subdavius, bezeichnet.
5. Eüe Mm. intercostales externi verlaufen zwischen je zwei
benachbarten Rippen in der Richtung von hinten und oben nach
vom und unten. Die Muskeln fehlen jedoch zwischen den Rippen¬
knorpeln, wo sie durch, die Ligg. inta:niSlalia-fytt ti, nntt. ersetzb
werden.
6. Die Mm. intercostales interni haben einen Faserverlauf, wel¬
cher sich mit dem vorigen kreüzt7”d. h. sie verlaufen von vorn und
oben nach hinten und unten. Sie fehlen zwischen den hinteren
Enden der Rippen und sind hier durch die Ligg. intercostalia intt.
s. postt. ersetzt. Denjenigen Teil der Mm. intercostales interni,
welcher zwischen” den Rippenknorpeln liegt, hat man auch als
Mm. intercartilaginei bezeichnet.
^as die F u n c t ion der Intercostalmuskeln be¬
trifft, so sollen nach dem sogen. HAMBERGER’schen Schema^) die
Intercostales extern! und die Intercartilaginei Inspirationsmuskeln
sein, wahrend die Intercostales interni Fvpiratirtn.gmilälrpTfi
darstellen. Gegen das HAMBEROER'sche Schema lässt sich jedoch
einwenden, dass, wenn sich die Interni und Extern! zugleich
contrahieren, die Rippen einander genähert werden müssen, wie
dies bei der Inspiration geschieht. Infolgedessen könnte man beide
auch für inspiratorische Muskeln erklären. Nach Henle haben in¬
dessen die Mm. intercostales extern! tmd interni noch eine andere
Function, welche in neuerer Zeit wohl von allen Anatomen als
zweifellos anerkannt wird, nämlich bei starker Inspiration ein z u
tiefes Einsinken der Intercostalräume, bei
starker Expiration ein Hervordringen der Lunge
zwischen die Rippen und eine eventuelle Ein¬
klemmung von Lungenteilen zu verhüten. Würde sich
nämlich anstatt der Mm. intercostales zwischen den Rippen eine
Membran befinden, so würde die letztere bei der Inspiration durch
die Elastidtät der Lunge nach einwärts gezogen werden, d. h. die
Intercostalräume würden stark einsinken. Umgekehrt würde sich
bei der Expiration die Lunge zwischen die Intercostalräume drän-
>) Da sich beim Heben der Rippen die Insertionspunkte der Intercosta¬
les externi und Intercartilaginei einander nähern, die Insertionspunkte der
Intercostales interni von einander entfernen, so nahm Hamberoer an, dass
die ersteren zur Hebung der Rippen, also zur Inspiration, die letzteren zur
Senkung derselben, also zur Exspiration, bestimmt seien.
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136
gen und dieselben hervorwölben, ganz besonders dann, wenn (wie
z. B. beim Husten) bei geschlossener Stimmritze eine kräftige Exspi¬
rationsbewegung gemacht wird. Bei sehr starker Exspiration könnten
sogar Teile der Lunge zwischen den Rippen eingeklemmt werden.
Da jedoch die Intercostalräume anstatt eines Bandes Muskeln ent¬
halten, welche sich zum Teil bei der Exspiration, zum Teil bei der
Inspiration contrahieren, so wird dem Druck oder Zug innerhalb
des Thoiaxraumes auf die wirksamste Weise Widerstand geleistet.
Dass letztere Ansicht richtig ist, dafür spricht das Verhalten der Mus¬
keln bei einer Anomalie, welche man als Bildung eines Rippenfensters
bezeichnet hat — wenn nämlich zwei Rippen durch zwei Knochenbrücken
nach Art eines vierseitigen Fensters unbeweglich miteinander verbunden sind.
Da die Rippen an der Stelle des Fensters gegen einander nicht bewegt wer¬
den können, so müsste der von dem Rippenfenster umschlossene Teil der
Mm. intercostales infolge ihres Nichtgebrauches bald degenerieren, wenn die
Intercostalmuskeln hauptsächlich auf die Annäherung oder Entfernung der
Rippen zu und von einander einen Einfluss ausüben würden. Da indess die
Intercostales in einem solchen Rippenfenster stets ebenso kräftig entwidcelt
sind wie in den übrigen Intercostalräumen, so ist der Beweis geliefert, dass
die eben erwähnte HENLE'sche Ansicht richtig ist. Henle macht auch da¬
rauf aufmerksam, dass die Intercostalmuskeln nur dort (an den vorderen
und hinteren Enden der Rippen) fehlen, wo bereits von aussen andere starke
Muskeln (vom der Pectoralis major und hinten die Rückenmuskeln) ange¬
lagert sind.
Mot. Nerven: Die Nn. intercostales.
7. Der m. transversus thoracis (M. triangularis stemi s. stemo-
costalis) entspringt vom Seitenrande des Sternum und geht mit
5 Zacken zu den Knorpeln der II. bis VI. Rippe; doch können
einige von diesen Zacken fehlen.
Function: Da der Muskel an der Innenfläche der vorde¬
ren Thoraxvvand liegt, so wird derselbe durchT seine Contraction
dieTHppen, an welchen er sich inseriert, etwas nach einwärts
ziehen, also bei starker Exspiration mit aushelfen können.
Mot. Nerven: die vorderen Enden der Nn. intercostales.
8. Die Mm. subcostales (M. transversus thoracis posterior)
liegen als verstreute Zacken an der Innenfläche der hinteren Rippen¬
enden und haben denselben Verlauf wie die Mm. intercostales in-
temi; nur überspringen sie eine oder 'mehrere Rippen.
“T u n c t i o n : Die einzelnen Zacken der eben erwähnten Mm.
subcostales scheinen (ebenso wie die hinter ihnen gelegenen Mm.
intercostales intt.) als Exspiratoren zu wirken. Bei Individuen,
welche viel an Atemnot gelitten haben, sollen sie stark ent¬
wickelt sein.
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Mot. Nerven: die Nn. intercostcUes.
Hbnle bat den Triangularis stemi und die Subcostales als Transversus
thoracis bezeichnet, 1) weil dieselben entsprechend der schrägen Lage der
Rippen mit ihren Fasern im Ganzen horizontal verlaufen, und 2) weil er
zwischen den letztgenannten Muskeln und den Bauchmuskeln eine Parallele
zieht. Die Intercostaks extt. haben nämlich denselben Faserverlauf wie der
OUiquus abdominia extemua; die Intercoatdles intt. verlaufen ebenso wie die
Fasern des Obliquua abdominia intemua, in welche sie sich auch unmittelbar
fortsetzen; der Triangutaria und die SubcoataUa würden dem Tranaveraua abdominia
gleichwertig sein. Man kann sich daher vorstellen, dass in einer früheren
Entwicklungsperiode die Innenfläche des Thorax mit einem einzigen M.
transversus thoracis ausgekleidet gewesen ist, von welchem der Triangularis
und die Subcostales die letzten Ueberbleibsel darstellen.
9. Das Zwerchfell, Diaphragma, bildet einen in der Fläche
ausgebreiteten, platten und dünnen Muskel, welcher, abgesehen von
einzelnen ihn durchbohrenden Oeffnungen, die Bauchhöhle und die
Brusthöhle vollständig von einander scheidet. Am Zwerchfell kann
man a) einen s e hnigen Teil, Pars tendinea s. Centrum ten-
dineum, und b) einen muskulösen Teil, Pars carnosa, untef^
scheiden.
a) Der sehnige Teil nimmt die mittlere^ also centrale
Partie des Zwerchfelles ein und hat die Form eines Kleeblattes, von
dessen drei Blähem sich gewöhnlich eins nach vorn, eins nach
links und eins nach rechts eratreckt, während der hintere Rand
der kleeblattförmigen Figur concav ist. Auf dem vorderen Blatte
des Centrum tendineum ruht das Herz mit dem Herzbeutel, die
beiden seitlichen Blätter sind zur Auflagerung für die linke und
rechte Lunge besHIh mt. Unweit der Medianlinie, aber zugleich
nach rechts und hintetT gelegen, befindet sich im Centrum tendineum
eine vierseitige Lücke, das Foramen venae cavae s. quadrilaterum,
welches vorn und hinten von transversalen, links und rechts von
sagittalen Sehnenfasern begrenzt wird. Das Foramen quadrilaterum
dient zum Durchtritt für die V. cava inf. und für einzelne Zweige
des N. phrenicus, die Kami phrenicoabdominales, welche dürch
das Zwerchfell zur oberen Fläche der Leber ziehen.
b) DermusculöseTeil nimmt die periphere Partie des
Zwerdifelles ein und lässt sich in drei Abschnitte oder Portionen
zerlegen. Die erste, kleinste Portion des Zwerchfells,
Pars stemodis, entspringt von der hinteren Fläche des Proc. xiphoi-
deus und dem hinteren Blatte der Rectusscheide) mit einer oder
mehreren imregelmässigen Zacken. Die zweite Portion , Pars
costcdis, nimmt ihren Ursprung an einer nur wenig abwärts ge-
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bogenen Verbindungslinie zwischen der Mitte des VII. Rippen-
knorpels und der Spitze^ der XTl. Rippe mit einer~Äh^rVdn
Zacken, von denen jede einer Rippe entspricht. Die dritte
Portion , Pars lumbalia s. vertebralis, bildet den hintersten Teil
des Muskels und wird wieder in zwei Abschnitte zerlegt, welche
map^als medialen oder inneren Schenkel, Crus medi-
, aU s. internum und als lateralen oder äusseren Schen-
k e 1 , Crus laterale s. externum, bezeichnet hat.
Die bwden m^ d i a 1 ^ i entspringen jederseits
von den KörpernT^^nMlnalV^enclenwiSels (rechis gewöhnlich
ein Stück tiefer als links) und verlaufen södaHiTnäch oben, indem
zwischen ihnen eine unmittelbar vor der Wirbelsäule gelegene
Oeffnung bleibt, der sogen. Aortenschlitz, Hiatus aorticus, durch
welchen die Aorta und hinter derseiben^^TTu^usmoracicus
hindurchtreten. Nach der Bilduhg~cIes'XortenschTTtzes' kreuzen sich
die beiden medialen Schenkel und divergieren alsdann von Neuem,
um etwas nach links hinüberzugehen und eine zweite Oeffnung
zwischen sich zu fassen, welche man alsHiaius oesophageus^) be-
zeichnet hat, und durch welche der Oeso^WS^S^fiMPW^TOWPn
Nn. vagi (der linke etwas mehr vorn, der rechte etwas mehr hinten
gelegen) filhäufcfiiEö^ ‘
Der Pars lumbalis entspringt
jederseits'vö^^^T^^hnenDogMi^^m<siiMi!»6ocogtaie5, ^che man
auch als \Ligg. arcuata HaUeri {mediale und laterale) bezeichnet
hat. Der erste , 'me3iäIe~von diesen Sehnenbogen spannt sich
von der Seitenfläche des I. (odeFTI.)~ Lendenwirbelkörpers zur
Spitze des Querfortsatzes desselben Wirbels hinüber "lind über-
brückt den M. psoas major, weicher somit unterlhm Tiervörfiltr
und nach aöwarts ziem. DeF~z w eite, laterale Sehnenbogen
schliesst sich an den ersten unmittelbar an und geht von dem Quer-
fprtsa^^]^"f:’todef TI;)rLendenvvirbels bis zur Spitze der XU.
Rippe hin, indem er den M. quadratus lumborum überbrücTcf; doch
kann dieser Sehnenbogen und die von ihm entspringende Muskel¬
portion auch fehlen. Von beiden Sehnenbogen erstrecken sich nun
die Muskelfasern des Crus laterale ziemlich senkrecht nach oben
bis zum Centrum tendineum hin.
Es ist zu beachten, dass der Hiatus aorticus ebenso wie das For.
venäecavae von sehniger Substanz eingefasst ist, welche sich bei den Con-
tractionen des Zwerchfells zurückzieht und somit eine Erweiterung dieser
Oeffnungen bewirkt — während der Hiatus oesophageus gänzlich zwischen
Muskelfasern liegt, deren Zusammenziehung ihn verengern muss.
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Zwischen dem medialen und d e m 1 a.t*" r a 1 p. n,, )
S c h e n k e 1 der Pars lumbalis pflegt meistens jederseits der Grenz- jl
Strang des N.^^y)iyiil^^wdurchzutreten. Ausserdem passieren |
durch eineLückeindemmedialenSchenkel: 1) aut
der rechten Seite di^V^j^göä^uf der linken _
2) auf beiden Seiten die zu einem Zweige vereini^n
niri maW iin/^ jpinrui^-tupirhp vott dem Bruststrange des N. sympa-
tlucü^z^ dem in der Bauchhöhle gelegenen Ganglion coeliacum
bezw. renaliaorticum verlaufen. Da die letztgenannte Lücke mit¬
unter weit nach aufwärts reicht und den medialen Schenkel
deutlich spaltet, so hat dies Veranlassung gegeben, anstatt zweier
Schenkel drei auf jeder Seite, nämlich ein Grus mediale, htter-
medium und laterale (intemum, medium und extemum) zu unter¬
scheiden. Von vielen Autoren wird diese Dreiteilung sogar als
constant angesehen. Nicht seiten findet übrigens noch eine weitere
Spaltung des einen oder anderen Zwerchfellschenkels statt, wenn
nämlich irgend eines der sub 1 imd 2 erwähnten Organe anstatt
in der angegebenen Weise isoliert durch den einen oder anderen
Schenkel hindurchtritt. Auch kaim es Vorkommen, dass zwischen
den verschiedenen Portionen des Diaphragma
sich in der Muskelsubstan-z Lücken vorfinden,
an denen die Pleura bezw. das Pericard von dem Peritonaeum nur
noch durch lockeres Bindegewebe geschieden sind. Constant findet
sich eine dreieckige Lücke dieser Art jederseits neben dem Sternum
zwischen der Pars sternalis und costalis und
sehr häufig, eine zweite hinten, etwas oberhalb der Spitze der XII.
Rippe, zwischen der Pars lumbalis und costalis
des Diaphragma vor. Durch beide Lücken können eitrige Ansamm¬
lungen aus der Brusthöhle in die Bauchhöhle (oder auch in um¬
gekehrter Richtung) leichter als an irgend einer anderen Stelle des
Zwerchfells durchbrechen. Auch die Möglichkeit des Durchtrittes
von Eingeweidebrüchen durch diese Lücken ist vorhanden.
Das Zwerchfell, im Ganzen betrachtet, hat eine k u p p ei¬
förmige Gestalt und zwar muss man, entsprechend der con-
caven Basis der linken und rechten Lunge, eine linke und rechte
Kuppel von einander unterscheiden, von denen die letztere (ent¬
sprechend dem darunter liegenden, stärker entwickelten rechen Leber¬
lappen) stets ein gewisses Stück höher steht. Der höchste Punkt
*) So teilt z. B. Hyrtl den hier so bezeichneten medialen Schen¬
kel in ein Crus internum, medium und extemum ein. Den lateralen
Schenkel rechnet er zur Pars costalis.
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des Zwerchfelles liegt nach LUSCHKA beimittleremZwer ch-
fellstande etwa in der Höhe des IV. Stemocostal-Gelenkes. Bei
tiefster Inspiration, bei welcher sich das Zwerchfell sehr
abflacht, ist der niedrigste 'Stand desselben um einen Intercostal-
raum tiefer, also in^clef Höhe des V. Rippenknorpelansatzes an das
Sternum. Bei tirister Exspiration, also beim höchsten
Stande des Zwerchfelles, müsste der höchste Punkt der Kuppel dem
III. Rippenknorpel entsprechen also wieder um einen Intercos-
talraum höher, als bei mittlerem Stande desselben gelegen sein.
Der Function nach ist das Zwerchfell wesentlich ein Atem¬
muskel, welcher ebensowohl bei ruhiger wie bei angestrengter At¬
mung in Tätigkeit ist, indem er sich zum Zwecke der Inspiration
durch seine Contraction abflacht und dadurch Luft in die Lunge
saugt. Während der Exspiration wird das schlaffe Zwerchfell durch
die Bauchpresse nach oben gedrängt und hierdurch die Luft aus
den Lungen hinausgetrieben.
Mot. Nerv: der N. phrenicus vom Plextts ccrvicalis.
D. Die Fasclen der Brustmuskeln.
1. Die freie Oberfläche des M. pectoralis major ist von einer
dünnen Fascie bekleidet, welche man als oberflächliches
Blatt der Fascia pectoralis oder auch als oberflächliche
Brustfascie, Fascia pectoraiis superficialis, bezeichnet hat und
auf welcher noch der unterste Teil des Platysma und als dünne
Bindegewebslage die schon erwähnte allgemeine Körperfascie ge¬
legen ist (s. S. 97 sub. 1). Die oberflächliche Brustfascie ist oben
mit der Clavicula und medial mit dem Sternum verwachsen. Lateral
senkt sie sich in die Mohrenheim’sche Grube ein, um mit der
tiefen Brustfascie zu verschmelzen. Nach abwärts setzt sie sich
auf die äussere Fläche des M. serratus anterior und in die Fascia
superficialis abdominis fort. Ausserdem schlägt sich die Fascie
von dem unteren Rande des Pectoraiis major auf den unteren
Rand des Latissimus mittels stärkerer bogenförmiger Fasern her¬
über, welche als L,^j^;_ej;^scherAch s e 1 b o^^ n oder
leil
^HHrtSffn'SuSh'ms Fascia axillaris bezeichnet) ist mit der Haut
der Achselhöhle fest
2. Wenn man den M. pectoralis major quer durchschneidet und
zurückschlägt, so findet man vor dem M. pectoralis minor das t i e fe
B 1 a 1 1 der Fascia pectoralis, gewöhnlich als Fascia coracoclavicularis
(Fascia coracopectoralis s. Fascia clavipectoralis) ^zeichnet. Diese
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tiefe Fasde geht zunächst dicht vor dem M. pectoralis minor und
dem M. subclavius von der Clavicula zum Proc. coracoideus und
erstreckt sich zwischen dem M. pectoralis major imd minor nach
abwärts bis ziu* Fascia axillaris, mit welcher sie verschmilzt. Nach
HENLE soll sogar die Fascia axillaris durch die Fascia coraco-
pectoralis nach oben und einwärts gezogen werden, deren Zug
somit die eigentliche Ursache für die Bildung der Achselgrube
sein würde. Während die Fascia coracopectoralis in ihrem unteren
Teile ntu* schwach und dünn ist, zeigt sie sich oberhalb des M.
pectoralis minor erheblich stärker und besitzt hier noch insofern
eine besondere Bedeutung, als sie mit der Scheide der (hinter ihr
gelegenen) A. und V. subclavia derartig verbunden ist, dass die
letzteren bei der Aufwärts- oder Vorwärtsbewegung der Clavicula
erweitert, und das Blut in dieselben hineingezc^en werden muss.
Hier (im Trigonum clavipectorale) ist die Fascie noch durch einen
stärkeren fibrösen Streifen, das von Henle so benannte Zig.
coracoclaviculare anticum, verstärkt, welches vom Proc. coracoideus
Tiach^öbcti^HTfr zum Schlüsselbein zieht und bei sehr
mageren Personen sogar in der Mohrenheim’schen Grube durch
die Haut hindurch gefühlt werden kann.
3. Die Aussen- und die Innenfläche der pippen und Inter-
costalmuskeln werden von zarten Bindegeweb^agen bekleidet, von
denen man die innere als. Fascia endothoraäca besonders bezeichnet
hat. Die letztere überzieht auch die obere Fläche des Zwerchfells
und wird ihrerseits wiederum an der Innenfläche grösstenteils von
der Pleura austapeziert.
E. Oie Achselhöhle und die Regionen des Thorax.
Die Achselhöhle, Cavitas axülaris, ist äusserlich durch
die Achselgrube, Fossa axillaris, markiert und nimmt die
untere Gegend des Ansatzes der oberen Extremität an dem Rumpf
ein. Die vordere Wand derselben wird durch die Mm. pecto¬
ralis major und minor, die h i n t e r e Wand durch den Mm. latis-
simus imd teres major, weiter in der Tiefe aber durch den M. sub-
scapularis gebildet. Die mediale Wand besteht aus dem Thorax,
an dessen Aussenfläche der M. serratus anterior gelegen ist, während
endlich die 1 a t e r a 1 e Wand sehr schmal ist und den Mm. biceps
und coracobrachialis entspricht. Dringt man von unten her weiter
nach oben in die Achselhöhle hinein, so gelangt man lateralwärts
Zinn Schultergelenk und medianwärts in das lockere Bindegewebe,
welches sich hinter dem M. pectoralis minor zwischen dem Thorax
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und der Clavicula bis zu den Mm. scaleni erstreckt. In diesem
lockeren Bindegewebe ziehen die A. und V. subclavia’^ünJ cteT
Plexus brachialis nach abwärts. Von den Gefässen ist am meisten
mediär und zugleich am oberflächlichsten, d. h. dicht an der Fascia
axillaris, die Ven. axillaris, lateral von derselben die Art. axillaris
gelegen. Die Art. axillaris ist ihrerseits von den drei Strängen
umgeben, welche der Plexus brachialis an dieser Stelle bildet.
Von den beiden vorderen Strängen des Plexus entspringt gabUg
mit zwei Wurzeln der N. medianus, welcher hier oben nach vorn
und etwas lateral von der Art. axillaris gelegen ist. Von den
Lymphdrüsen der Achselhöhle liegt ein Teil dicht unter der Pascia
axillaris, ein anderer Teil begleitet die Vene nach aufwärts. Der Rest
der Achselhöhle ist mitFett ausgef üilt. lieber die kleineren hier gelegenen
Gefässe und Nerven muss betreffenden Ortes nachgesehen werden.
Zur besseren Orientienmg hat man sich an der Aussenfläche
des Thorax verschiedene Linien gezogen, mittels deren es möglich
ist, die Lage verschiedener Punkte genauer zu bestimmen. Am
Seitenrande des Stemiun verläuft die Sternallinie nach ab¬
wärts. Von der Brustwarze hat man, trotz deren unbeständiger
Lage, die Mammillarlinie vertikal nach unten gezogen. In
der Mitte zwischen Mammillar- und Sternallinie ist die Para¬
sternallinie gelegen. Eine aus der Mitte der Achselhöhle
nach abwärts gezogene Vertikale wird Axillarlinie genannt:
doch empfiehlt es sich aus praktischen Gründen wohl mehr, anstatt
einer Axillarlinie drei anzunehmen, nämlich eine vordere
A X i 1 1 a r 1 i n i e , welche man sich von dem imteren Rande der
Pectoralis major, eine mittlere Axillarlinie, welche man
sich von der Mitte der Achselhöhle, und eine hintere Axil¬
la r 1 i n i e , welche man sich von dem unteren Rande des M. la-
tissimus dorsi abwärts gezogen denkt. Als Scapularlinie
bezeichnet man endlich eine Senkrechte, welche durch die untere
Spitze des Schulterblattes hindurchgelegt wird. Die Lage der
Brustwarze ist selbst beim Manne und beim virginalen Weibe
nicht lest zu bestimmen: am häufigsten ist noch die Brustwarze in
der Höht» Hp» IV _ Intercostalraiims gelegen. Die Furche, welche
durch den vorspringenden unteren Rand des M. pectoralis major
an der Aussenfläche des Thorax hervorgerufen wird, hat man als
S i b s o n’sche Furchej_die unterhalb der Clavicula zwischen
Deltoideus und Pectoralis major gelegene Vertiefung (s. S. 133) als
Mohrenhei m’sche Grube bezeichnet. Weitere Anhaltspunkte
für die Lagebestimmung der einzelnen Teile werden hinten durch
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die Wirbeldoraen, vorn und seitlich durch die Rippen gegeben.
Die letzteren können leicht von dem Ängulus Ludovici (AnguJus
sterni) aus (s. S. 125) abgezählt werden, welcher dem Ansatz der
II. Rippe an das Sternum entspricht. 1/
X. Bauchmuskeln und Bauchfascien,
Leistenkanal und Regionen des Bauches.
A. Die Bauchmuskeln.
Man rechnet zu denselben: 1) den M. obliquus extemus
aMominis; 2) den M. obliquus internus abdominis; 3) den M. trans-
versus abdominis', 4) den M. rectus abdominis; 5) denlf. pyrami¬
dalis; 6) den üf. quadratus lumborum, welcher jedoch auch nach
Belieben zu den Hüftmuskeln gezählt werden kann. Abgesehen
von dem letzteren grenzen alle übrigen Bauchmuskeln in der
Medianlinie der vorderen Bauchwand mittels eines sehnigen Streifens
an einander, welcher vom Proc. xiphoideus bis zur Symphysis
pubis verläuft und als Linea alba bezeichnet wird. Etwa in der
Mitte ist die Linea alba durch eine rundliche Narbe, den Nabel,
Umbo, unterbrochen, dessen Lage ungefähr der Grenze zwischen
dem II 1. und IV. Lendenwirbel entspricht.
1. Der M. obliquus extemus abdominis entspringt gewöhnlich
von der Aussenfläche der 7 untersten Rippen mit 7 Zacken, welche
in die Zacken des Serratüs~ anterior und des Latissimus dorsi ein-
greifen. Die Fasern des Muskels verlaufen genau in derselben
Riditung wie die der Mm. intercostales extemi, d. h. von hinten
und oben nach vöfh und unten, und gehen niedianwärts in eine
Aponeurose*^) über, welche sich bis zur Linea alba erstreckt. Die
Ansatzlinie des Obliquus extemus ist durch das Labium externum
der Crista iliaca, das Lig. Pouparti und endlich die Linea alba
g^eben.
Zwischen dem hinteren (freien) Rande des M. obliquus extemus und
dem vorderen Rande des M. latissimus liegt unmittelbar über der Crista
iliaca ein dreieckiger Zwischenraum, in welchem die Fasern des M. obliquus
internus zum Vorscheine kommen. Dieses Dreieck, das Petit 'sehe Drei¬
eck, Triangulum Petiti s. Trigonum lumbale, dessen Öasis also durch die
‘) Unter einer Aponeurose versteht man eine jede platte, d. h. in
der Fläche ausgebreitete Sehne, welche mehr den Charakter einer sehnigen
Haut trägt.
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Crista Uiaca, dessen vorderer Rand durch den M. obliquus extemus
abdominis, dessen hinterer Rand durch den Latissimus dorsi gebildet wird,
und dessen Spitze nach oben liegt, stellt eine etwas schwächere Stelle der
Bauchwand vor, weil hier die Fasern des M. obliquus extemus fehlen. Das
linke Trigonum Petiti wird von den Chirurgen mitunter zur Anlegung eines
künstlichen Afters benutzt, weil man hier das nahe gelegene Colon descendens
leicht erreichen kann. Durch beide Trigona können auch in seltenen Fällen
die sogen. Lumbalheraien durchtreten.
2. Der M. obliquus internus abdominis entspringt hinten in
grösserer oder geringerer Ausdehnung von der Fascia lumbo-
dorsalis, untep von der Linea intermedia der Crista iliaca und dem
Lig. Pouparti und geht in eine Aponeurose über, welche sich
oben an dem unteren Thoraxrande (den 3 — 4 untersten Rippen)
und medianwärts an die Linea alba ansetzt. Die obersten Fasern
des Obliquus internus verlaufen senkrecht zu der Faserrichtung
des Obliquus extemus, also wie die Mm. intercostales interni, in
welche sie auch zwischen' den untersten Rippen ohne scharfe
Grenze übergehen. Die mittleren Fasern gehen allmählich in die
horizontale Verlaufsrichtung über, die unteren Fasern schlagen, je
weiter unten um so ausgeprägter, die Richtung nach abwärts ein.
Die am meisten abwärts gelegenen ' Fasern des Obliquus internus
gehen endlich als M. cremaster (Heber des Hodens) durch
den Leistencanal in den Hodensack hinab, wo sie mitunter das
untere Ende des Hodens schlingenförmig umgreifen.
3. Der M. transversus abdominis entspringt von der Innen¬
fläche der 6 untersten Rippen^) mit ebensoviel Zacken; ferner
hinten von der Fascia lumbodorsalis, unten von dem Labium int.
der Crista iliaca und dem Poupart’schen Bande. Der Uebergang
des fleischigen in den aponeurotischen Teil des Muskels ist durch
eine ziemlich regelmässige, halbmondförmige Linie gegeben, welche
man als Linea semilunaris {Spigeli) bezeichnet hat. Die Aponeu¬
rose des Muskels erstreckt sich, wie die der beiden vorigen, bis
zur Linea alba hin.
4. Der M. rectus abdominis entspringt von den Knorpeln der
V. bis VII. Rippe (mitunter noch vom Proc. xiphoideus) und zieht
in vertikaler Richtung nach abwärts, um sich zwischen derSym-
physis und dem Tuberculum publicum festzusetzen. Der Muskel ist
während seines Verlaufes durch 3 bis 4 sehnige Streifen, Inscrip-
tiones tendineae, unterbrochen.
Das Verhältnis der eben genannten drei Bauchmuskeln zum Thorax
ist also ein derartiges, dass der Obliquus extemus an der Aussenfläche,
der Obliquus internus am unteren Rande, der Transversus an der I n-
nenfläche desselben befestigt ist.
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5. Mit dem M. rectus in eine gemeinsame Scheide einge-
schlossen findet sich der M. pyramidalis, welcher fischen Sym-
physis und Tuberculum pubicum entspringt und sich an der Linea
alba inseriert. Der kleine Muskel ist beim Menschen inconstant, je¬
doch bei den Beuteltieren sehr stark entwickelt, bei denen er die
wichtige Bestimmung hat, den Beutel zu tragen, in welchem sich
die Jungen befinden.
Der M. rectus abdominis ist von einer sehnigen Scheide, der
sogen. Rectusscheide eingeschlossen, welche durch die Apo-
neurc^en der übrigen Bauchmuskeln^ nämlich des M.~bbliqüüs ex-
temus, internus un3~ M. transversus gä)il3er wird. Die Rectus-
scheide“ bestehf nun aus einem vorderen und einem hinte¬
ren Blatte, welche an der Linea alba mit einander verschmol¬
zen sind. Die drei dien genannten Bauchmuskeln (s. Fig. 4a.)
nehmen in folgender Weise an der Bildung derselben Teil. Die
Aponeurose des Obliquus ext. bleibt vor dem Rectus, diejenige
des Obliquus int. spaltet sich in zwei Blätter, von denen das
eine vor dem Rectus, das andere hinter demselben hinweggeht. Die
sehnige Ausbreitung des Transversus endlich verläuft gänzlich
Zinea Vard.Blatt
alia iLBieta$-
tduidt
Bait Blatt
(LBtctussdtäde
Linta Vwd. Blatt
alba dJUdus-
scktid*
Fig. 4 a.
LoBurt
BindsywnnUlaße
Haut
außtrMalis^
Hquu9 obtcrf.
//701 M, at
Jjnmamaw abd.
traraatnalif '
BETitoMmn
■ Bkut
. BucsujurikiaUs
n.obliquasabd.act,
HMlquusabd.üiL
M. tnmsvETSua ab±
. Fiise.tranar9nali9
PniUium
Fig. 4b.
Fig. 4a. Schematischer Durchschnitt durch den oberen Teil der Rectusscheide
Fig.4b. Schematischer Durchschnitt durch den unteren Teil der Rectusscheide
hinter dem Rectus. Das vordere Blatt der Rectusscheide
wird also durch die ganze Aponeurose des Obliquus ext. und die
«ine Hälfte der Aponeurose des Obliquus int. gebildet, während
das hintere Blatt aus der anderen Hälfte der Aponeurose
Broeaike, Anatomie. 9. Aufl. 10
X i
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des M. obliquus internus und aus der ganzen Aponeurose des
M. transversus besteht.
Das hintere Blatt der Rectusscheide ist nun in
seinem oberenzwei Dritteln ebenso stark wie das vordere
Blatt; imunterenDrittel wird es dagegen immer schwächer,
indem die sehnigen Fasern dünner werden und zuletzt ganz auf¬
hören. Sehr häufig hört jedoch das hintere Blatt der Rectusscheide
an der Grenze zwischen dem mittleren und unteren Drittel nicht
allmählich, sondern mehr scharfrandig unter Bildung einer halb¬
mondförmigen Begrenzungslinie auf, welche man als JAnea min-
drcularis (Dottglasi) benannt hat. Unterhalb letzterer Linie
isralsö ~d&s hintere Blatt der Rectusscheide nicht vorhanden, son¬
dern der M. rechts abdominis (s. Fig. 4b) grenzt hier unmittelbar,
d. h. nur durch eine dünne Bindegewebslage geschieden, an die
hinter ihm Upende Fascia transversalis. Somit müssten (nach der
Darstellung der meisten Autoren) unterhalb der Linea Dou-
glasi die Aponeurosen sämtlicher Bauchmuskeln, des Obli¬
quus ext., int. und Transversus in das vordere Blatt der Rec¬
tusscheide übergehen.
Die Bedeutung dieses Fehlens des hinteren Blattes der Rectusscheide
im unteren Drittel sucht Henle darin, dass der Eintritt der A. und V. epi-
gastrica inf. in die Scheide erleichtert werden soll. Nach anderen Autoren
ist das hintere Blatt der Scheide im unteren Drittel deswegen so dünn, da¬
mit beim Manne das Emporsteigen der in der Füllung begriffenen Blase,
beim Weibe dasjenige des wachsenden schwangeren Uterus weniger Wider¬
stand findet.
Funktion der Bauchmuskeln: Da sich die Bauch¬
muskeln in allen Richtungen der Windrose mittels ihres Faserver¬
laufes kreuzen, so muss, wenn sie sich zusammenziehen, auf die im
Abdomen befindlichen Eingeweide ein sehr vollkommener Druck
ausgeübt werden, welcher dazu dienen kann, bei der Exspiration
das Zwerchfell nach oben zu drängen, ferner den Darminhalt, wie
z. B. bei der Kotentleerung, nach abwärts und den Mageninhalt,
wie beim Erbrechen, nach aufwärts zu bewegen, endlich beim
Weibe während der Geburt den Foetus herauszupressen und bei
beiden Geschlechtern die Blase zu entleeren. Sämtliche Bauch¬
muskeln stellen also bei vereinter Wirkung die sogen. Bauch-
presse, abdomitudis, dar. Der Rectus und Obliquus ext.
sind ferner noch besonders imstande, den Thorax nach vorn und
abwärts zu ziehen, wie dies z. B. bei Verbeugungen geschieht
(vorausgesetzt, dass das Becken feststeht). Wenn umgekehrt der
Thorax fixiert ist, so können diese Muskeln die vordere Becken-
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147
hälfte heben. Die Bauchmuskeln können auch bei starker Exspiration
die Rippen nach abwärts ziehen.
Mot. Nerven für sämtliche soeben genannten Bauchmuskeln:
die untersten Nn. intercostales und die oberen Zweige des Plexus
lumbalis, insbesondere der N. iliohypogastricus und N. ilioinguinalis.
6. Der M. quadratus lutnborum entspringt von dem unteren
Rande der XII. Rippe und den Querfortsätzen sämtlicher Lenden¬
wirbel und setzt sich an dem hintersten Teile der Crista iliaca an.
Er bildet also ein ähnliches Viereck wie” das Lig. lumbocostale, ''
vor welchem er unmittelbar gelegen ist.
Fuükrtion: Der M. quadratus lumborum hebt diejenige
Beckenhälfte, an welcher er sich ansetzt — wie dies beim Gehen
oder Stehen auf einem Beine geschieht, um das Becken in der Gleich¬
gewichtslage zu erhalten. Steht man z. B. auf dem linken Beine, '
so müsste die rechte Beckenhälfte henmtersinken, wenn dies nicht
der M. quadratus lumborum durch seine Contraction verhindern !
würde. In dieser Wirkung wird der Muskel noch durch den un¬
tersten Teil des Extensor dorsi communis unterstützt. Bildet das
Becken den festen Punkt, so zieht der Quadratus lumborum die XII.
Rippe nach abwärts und kann dann als Exspirationsmuskel dienen.
Mot. Nerven: direkte Zweige des Plexus lumbalis.
B. Oie Fascien der Bauchwand.
An der Bauchwand kann man zwei Fascien, nämlich
1) die Fascia superficialis abdominis und 2) die Fa.scia transversa-
lis abdominis unterscheiden.
1. Die Fascia superficialis abdominis liegt unter der Haut und
überzieht den Obliquus ext. und das vordere Blatt der Rectus-
scheide, indem sie sich nach oben, hinten und unten ohne scharfe
Grenze in die oberflächlichen Fascien der benachbarten Körper¬
gegenden fortsetzt. Dje Fascie ist unten mit dem Poupart’schen
Bande und der Crista iliaca verwachsen. -
2. Die Fascia transversales abdominis (Fascia transversa von
Hyrtl) liegt nicht nur der Innenfläche des M. transversus, sondern
derjenigen der ganzen Bauch wand an, indm sie sich nach hinten
auch auf die Vorderfläche des M. quadratus lumborum und nach
oben auf die untere Fläche des Zwerchfells forterstreckt. Nach innen
von dieser Fascie ist alsdann das Bauchfell oder Peritonaeum als
eine besondere Haut gelegen. Jünten ist die Fascia transversalis mit
der Crista iliaca und dem Poupart’schen Bande verwachsen. Durch
den Leistenkanal sendet diese Fascie einen sackartigen Fortsatz, den
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Proc. vaginalis fasciae transversalis, nach abwärts, welcher als
Tunica vaginalis communis (Fasda inftmdibuliformis) um den
Hoden und Samenstrang eine vollständige Hülle bildet. An ihrer
Aussenfläche ist die letztere Hülle vom M. cremaster be3^t.
T)er unterste Teil der Fascia transversalis, welcher an das Poupart-
sche Band stösst, verdickt .sich zu dem von Henle so bezeichneten Lig.
inguinale ititemum, einem mitunter ziemlich starken sehnigen Streifen, dessen
Fasern zunächst von der Spina iliaca ant. sup. an parallel mit dem Poupart-
schen Bande verlaufen, um sich weiterhin unter dem inneren T i^i<;ipnringp
nach medianwärts und oben zu wenden und ^auf diese Weise einen halb-
moncllormigen Vorsprung, den Processus falcifarmis (die Plica semüunarxs
des inneren Leistenringes zu bil3en. Das obere Ende dieses Faserzeuges
reicht oHi/o ^«.tn lotoraUm Q^ch
aufwärts. Dieser letztere mediale und zugleich senkrecht stehende Abschnitt
des Bande», welcher wie ein C den medialen Rand des inneren Leisten-
ringes umgiebt und gewissermassen seine Form "sichert, wird von Braune"
Sals Hesselbach ^syhes Band bezeichnet (neuerdings auch als Lig.
interfoveoLure. weil es zwischen den beiden Foveae inguinales gelegen ist).
Braune betrachtet übrigens das letztere als „einen Teil der Sehne des M.
transversus, oder, wenn man will, ein fibröses Band, das mit der Trans-
versussehne zusammenhängt". Als Henle’sches Band bezeichnet ferner
Braune einen ebenfaUs mit der Transversussehne zusammenhängenden Band¬
streifen, weicher vom Os pubis, lateral von der Rectussehne und eng mit
ihr verwachsen, ebenfalls bis zum lateralen Schenkel des Douglas’schen
Bogens nach auswärts zieht. Zwischen dem Hesselbach’schen und dem
Henle’schen Bande liegt eine dünne Stelle, welche der Fovea inguinalis me-
dialis entspricht und somit eine bequeme Eintrittspforte für die sogen, inneren
Leistenbrüche darstellt (s. d. nächste Kapitel Fig. 7). Das von Henle so
benannte lAg. inguinale extemum würde ungefähr mit dem von mir weiter¬
hin zu beschreibenden PouparFschen Bande identisch sein. Endlich hat
Henle als Adminiculum lineae eine dreieckige Bindegewebsplatte be¬
zeichnet, wel(3fe ais Veroyjntunj^^ der Fascia transversalis über der Symphysis
pubis gelegen ist und mit der Linea alba zusammenhängt. ’
C. Der Leistenkanal.
Für die Beschreibung des Leistenkanals ist es nötig, vorher
zu erwähnen, dass das Poupart’sche Band (auch als
Schenkelbogen, Arcus cruralis, oder als Lig. inguinale be¬
zeichnet) einen derben sehnigen Streifen bildet, welcher sich von
dem Tuberculum pubicum bis zur Spina iliaca ant. sup. erstreckt
(s. Fig. 6) und genau der Grenze zwischen vorderer Bauchwand und
Oberschenkel entspricht. Diese Grenze, an welcher die Haut weniger
fettreich ist und durch fibröse Stränge mit dem Lig. Pouparti zu¬
sammenhängt, ist äusserlich durch die sog. Leistenfurche,
Sulcus inguinalis, markiert. Am medialen Ende läuft das Poupart-
sche Band in zwei ligamentöse Fortsetzungen aus.
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149
EHe eine Fortsetzung des Poupart’schen Bandes (s. Fig. 6) geht
längs des oberen Randes des ^hambeines bis zur Linea alba hin
und wird als Lig. inguinale reflexum s. Lig. Collesi (Lig. Gimber-
nati reflexum von Henle) bezeichnet; die andere Fortsetzung, das
Lig. lacunare s. Oimbemati (s. Fig. 7, S. 151), geht nach unten und
hinten, um sich am Pecten ossis pubis festzusetzen. Das letzte Band
ist von dreiseitiger Form und mit einem lateralwärtsconcaven Rande
versehen. Beide, das Lig. Collesi ebensowohl wie das Lig. Gimber-
nati, sind also nicht besondere Bänder, sondern mu* medial und
lateral gel^ene Ausstrahlungen d^ Poupart’schen Bandes.
Oberhalb des Lig. Pouparti, an der lateralen Seite des M.
rectus abdominis, li^ nun der Leistenkanal, Canalis ingui-
nalis, durch welchen beim Manne der Samenstrang hindurch¬
geht (gebildet von dem Ausführungsgange des Hodens, Ductus de-
ferens, und der A. und V. spermatica interna). Der Samenstrang
wird ausserdem noch von einem sympathischen Nervengeflechte,
dem Plexus spermaticus int. begleitet, welcher jedoch mitunter mehr
einen einfachen Strang darstellt und dann als N. spermaticus int.
bezeichnet wird. Endlich gehen noch durch den Leistenkanal
zwei Aeste des Plexus lumbalis, nämlich der N. spermaticus exter-
nus und der N. ilioinguinalis und schliesslich die von einer kleinen
Vene begleitete A. spermatica ext. (aus der A. epigastrica inf., hin-
Schematischer Horizontalschnitt durch den Leistenkanal.
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150
durch. Beim Weibe geht anstatt des Ductus deferens das vor¬
dere Ende des Lig. teres uteri durch den Leistenkanal hindurch.
Die Vasa spermatica intt. ziehen beim Weibe gar nicht in den
Leistenkanal hinein, sondern zum Lig. latum uteri hin. Die an¬
deren Nerven und Gefässe verhalten sich wie beim Manne.
Die Richtung, in welcher der Leistenkanal die vordere
Bauchwand durchzieht (s. Fig. 5), entspricht ungefähr dem Faser¬
verlaufe des M. obliquus abdominis ext., d. h. der Leistenkanal
verläuft von hinten, oben und lateralwärts nach vorn, unten und
medianwärts. .Indem der Kanal in dieser Richtung die Bauchwand
durchbricht, muss er in der letzteren eine vordere (oder äussere)
und eine hintere (oder innere) Oeffnung bilden.
Cras suji.
VoiaAmcr'''
Vena sa]ih.magna
Fig. 6.
Vorderansicht des äusseren Leistenringes und der Fossa ovalis des rechten
Oberschenkels.
Die vordere, zugleich mehr medial gelegene Oeffnung, der
sogen, äussere Leistenring, Annultis inguinalis snb-
cutaneus (WALDEYER) s. externus, liegt zwischen den Sehnenfasern
des M. obliqtws externus abdominis (s. Fig. 6), welche diese Oeff¬
nung mit einem oberen und zugleich medial gelegenen sehnigen
Streifen, Grus superius s. mediale, und mit einem zweiten, unteren
und zugleich lateral gelegenen, ebenso beschaffenen Streifen, Grus
inferius s. laterale, umfassen. Zwischen den beiden Crura befindet
sich jedoch eigentlich nicht eine ringförmige Oeffnung, sondern
ein dreieckiger Spalt, dessen obere Ecke durch besondere, von dem
Poupart’schen Bande bogenförmig nach medianwärts ziehende
Sehnenfasern, die sogen. Fibrac intereruralcs s. intercolumnares (s.
Fig. 6), zu dem Annulus inguinalis externus abgerundet wird.
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151
Die hintere zuf^leirh m«>hr lafwal «rplptrona. noffaiimgr
Leistenkanäls (s. t'ig. 7) bildet den inneren Leistenring,
AnnvUus inguinalis abdominalis (WALDEYER) s. internus, welcher
von der Fascia transversalis aMotninis gebildet wird; letztere Las^
de ist jedbclT an dieser Stelle nicht durchbrochen, sondern setzt
sich als eine besondere Hülle, die sogen. Tunica vaginalis commu¬
nis, in den Hodensack fort. An der medialen und nnfpren 5^itp dp«;
inneren Leistenringes ist die F^ia Jransversalis zu einem sichel-
forQiigen Vorsprunge, dem P^ccssi^ faUiformis, verdickt, über
welchen hinweg sich der Ductus deferens und beim Manne^ir A.
und V. spermatica int. in den Leistenkanal einsenken.
Das oben (S. 148) erwähnte r o n h itUer-
foveolare würde also mit seinem freien 'kUeraien Rande den eben erwälia-
ien Proc. falciformis bilden.
Cier'B ö den oder die untere Wand des Leistenkanales
wird durch das Lig. Pouparti bezw. das Lig^ ColjesJ gebildet. An
iliaca.ext.
hl., Am.
obturatoria
Fig. 7.
Die vordere Bauchwand von hinten (von der Bauchhöhle aus) gesehen.
Auf der linken Seite ist das Peritonaeum wegpräpariert, während es auf der rechten Seite die
Bauchwand bedeckt. Links sind die A. und V. sperm. int abgeschnitten und nach lateralwärts
zurückgeschlagen. Rechts sieht man die vom Bauchfell bedeckten Gebilde unter demselben hin¬
durchschimmern.
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152
der Bildung seiner übrigenWände nehmen die Bauchmuskeln
in folgender Weise Teil. Der M. obliquus ext. umfasst, wie eben
erwähnt, den Leistenkanal mittels seiner Sehnenfasem, wird also
anscheinend von diesem Kanäle durchbohrt. Doch gibt er in
Wirklichkeit als Fortsetzung seiner Sehnenfasem dem durch¬
tretenden Samenstrange eine dünne Bindegewebslage, die sogen.
Fasda cremasterica mit, welche den M. cremaster aussen umhüllt.
I>er M. obliquus int. ist an dieser Stelle noch muskulös und geht
mit dem Samenstrange durch den Leistenkanal zum Hoden
hinab, welchen er als M. cremaster schlingenförmig umgreift.
Der M- transversus endlich geht mit seiner Sehne bogenförmig
über dem Leistenkanale nach medianwärts. Eine Fortsetzung
dieses Muskels nach abwärts ist makroskopisch nicht nachzuweisen.
Dagegen ist dies wiederum bei der Fasda transversalis der Fall,
welche in Gestalt des sogen. Proc. vaginalis fasciae transversalis
den ganzen Kanal sozusagen austapeziert, indem sie sich
von der Innenfläche der vorderen Bauchwand durch den Leisten¬
kanal nach dem Hoden begibt und hierbei, nach innen von dem
M. cremaster gelegen, als Tunica vaginalis communis Hoden und
Samenstrang völlig umhüllt, worüber Näheres bei den Hüllen des
Hodens nachzusehen ist.
Das Bauchfell, Perüonaeum, überzieht beim Erwach¬
senen die ganze Gegend des inneren Leistenringes als eine glatte
Haut, die jedoch einige Falten bildet, welche durch die damnter-
liegenden Organe abgehoben werden. Zwischen und neben diesen
Falten sind verschiedene kleine Gmben gelten. Am medialen
Rande des Aimulus inguinalis abdorminalis steigen zunächst in
vertikaler Richtung die A. und V. epigastrica inf. in die Höhe und
heben, besonders bei gespannter Bauchwand, eine kleine Falte des
Peritonaeum, die sogen. Plica epigastrica, empor (s. Fig. 5 u. 7).
Zu beiden Seiten dieser Falte findet sich nun je eine Grube, von
denen die lateral gelegene seitens der Chirurgen gewöhnlidi als
Fovea inguinalis externa, die medial gelegene als Fovea inguinalis
interna bezeichnet wird. Die Fovea inguinalis externa (jetzt als
Fovea inguinalis lateralis bezeichnet) entspricht in ihrer Lage
genau dem inneren (abdominalen) Leistenringe (s. Fig. 5) tmd
kommt eben lediglich dadurch zu Stande, dass das Peritonaeum
an dieser Stelle eine kleine Bucht in den inneren Leistenring hinein
bildet. Die Fovea inguinalis interna (jetzt als Fovea inguinalis
medialis bezeichnet) entspricht wieder in ihrer Lage genau dem
äusseren (subcutanen) Leistenringe, d. h. wenn man von
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hinten her in sagittaler Richtung die Fovea inguinalis interna durch¬
bohrt, so kommt man vom am äusseren Leistenringe heraus.
Die beiden eben genannten Gruben dienen sehr häufig Ein¬
geweidebrüchen, den. sog. Leistenbrüchen, Hemiae ingui¬
nales, zum Durchtritt, indem imter Umständen durch cGS' BaHClT-'**
presse in diese Gruben Darmteile oder Netzstücke hineingedrängt
werden, welche weiterhin' durch den äusseren (subcutanen Leisten¬
ring unter die Haut treten. Diejenigen Leistenbrüche, welche in die
Fovea inguinalis externa s. lateralis eindringen, werden
nun ab äussere oder i ndire k t e i) L eiste n ü c h e ,
Hemiae inguinalis internae si indirectae, bezeichnet; dieselbm ge-“
langen durch den inneren (abdominalen) Leistenring in den Lebten-
kanal hinein, in welchem sie (s. Fig. 5) sozusagen einen natür¬
lichen, praeformierten Weg finden, um diu'ch den äusseren (subcu¬
tanen) Lebtenring in den Hodensack zu gelangen. Dieser praefor-
mierte Weg wird nämlich durch den Proc. vaginalis der Fascia
transversalis gebildet, von welchem bereite S. 152 erwähnt wiu'de,
dass er den Leistenkanal gewissermassen austapeziert, indem er
zugleich den Samenstrang und weiter abwärts auch den Hoden
allseitig nach Art eines Sackes (Tunica vagin. communb) umhüllt,
ln diesem, am inneren Lebtenringe sich öffnenden Sacke würde
also neben einem etwa vorhandenen äusseren Leistenbruche stete
noch der Samenstrang und weiter unten der Hoden gelegen sein
Natürlich müssen die äusseren Leistenbrüche bei ihrem Eintritt
in den Proc. vaginalb fasdae transversalis das Peritonaeum vor
sich durch den Leistenkanal fn den Hodensack hinabdrängen ;>
dieser Teil des Peritonaemn wird alsdann als Bruchsack be¬
zeichnet. Nach aussen würde der Bruchsack zunächst von dem
eben erwähnten Fortsatze der Fascia transversalis lungeben sein.
Schon ein Blick auf die Lage der Fovea inguin. lateralis auf Fig. 7
zeigt, dass die äusseren Leistenbrüche nach ihrem Austritte aus
dem Lebtenkanale gewöhnlich vor dem Samenstrange tmd etwas
bteralwärte von demselben liegen müssen. Diejenigen Leisten-
brüche dagegen, welche in die Fovea inguinalis interna s. me¬
dial i s eindringen, werden ab innere oder direkte
Leistenbrüche, Hemiae inguinales eodemae s. directae, be-
^) Anstatt von „inneren und äusseren Leistenbrtlchen"
sollte besser von „lateralen und medialen Leistenbrtlchen“
die Rede sein. DÜ' Ausdruck „indirekt“ ist hier im Gegensatz zu „di¬
rekt“ (d. h. gerade) gebraucht, weil die indirekten Leistenbrüche den
schrägen Weg durch den Leistenkanal nehmen, um nach aussen zu
gelangen. Letztere heissen daher auch schräge Leistenbrüche.
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T
zeichnet; dieselben müssen (s. Fig. 5) einen geraden Weg durch die
Bauchwand nehmen, um schliesslich ebenfalls durch den äusseren
(subcutanen) Leistenring unter die Haut zu treten. Auf diesem Wege
müssen folglich die inneren Leistenbrüche ausser dem Peritonaeum
stets noch dasjenige Stück der vorderen Bauchwand vor sich her¬
drängen, welches der Fovea inguinalis int. entspricht. Ihr B r u c h-
s a c k wird also ausser dem Peritonaeum noch aus der Fascia
transversalis und den Sehnen- und Muskelfasern der M. transver-
sus und obliquus int. bestehen. Dagegen müssen diese Brüche na¬
türlich zwischen den Sehnenfasem des ObHquus ext. hmdurch-
gehen, da die letzteren den äusseren Leistenring mittelst der beiden
Crura umgeben. Die inneren Leistenbrüche liegen beim Austritt
aus dem Leistenkanal gewöhnlich medianwärts tmd etwas nach
vom von dem Samenstrange. Jedoch ist zu beachten, dass sich
bei älteren Brüchen mit sehr weiter Bmchpforte dieses Lageverhält¬
nis zum Samenstrange ändern kann, indem die einzelnen, oben ge¬
nannten Teile des letzteren sowohl bei den äusseren wie bei den
inneren Leistenbrüchen auseinander - gedrängt werden und den
Bruchsack zwischen sich fassen können. Unter allen I
sind aber sowohl die ^iden Leistengrüben wie die inneren und
äusseren Leistenbrüche stets oberhalb des PouparPschen _
Bandes gelegen.
Medial von der Fovea inguinalis medialis liegt ferner noch
jederseits eine Falte des Peritonaeum, die Plica umbäicalis lateralis
(Plica vesicoumbilicalis lateralis) welche durch das Lig. umbilicale s.
vesicae laterale (die ehemalige, später obliterierte Nabelarterie) gebil¬
det wird. Endlich befindet sich noch in der Medianebene des Kör¬
pers eine dritte unpaare Falte, die Plica umbilicalis media {Plica
vesicoumbilicalis media), welche durch das Lig. umbilicale s. vesicae
medium, (den letzten Ueberrest des ehemaligen Urachus) abgehoben
wird. Auch zwischen der Plica umbilicalis media und lateralis liegt
jederseits eine Vertiefung, welche man als Fovea interligamentosa')
oder auch als Fovea supravesicalis bezeichnen kann, welche in¬
dessen keine besondere Bedeutung beanspmcht, weil von hier
aus nur in ganz seltenen Fällen (zwischen dem Lig. umbilicale
laterale und dem lateralen Rande des Rectus) Brüche in den Leisten¬
kanal einzudringen pflegen. Unterhalb des Poupart’schen
1) Von einzelnen älteren Autoren wird die Fovea interligamentosa als
Fovea inguinalia interna, die Fovea inguinalis interna der Chirurgen als
Fovea inguinalia media und die Fovea inguinalis externa derselben als Fovea
inguinalia externa bezeichnet.
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Bandes, zwischen der V. femoralis und dem Lig. Gimbemati, liegt
endlich der sogen. innereSchenkelring, Anmäus femoralis,
über welchen jedoch Näheres erst bei der Beschreibung des Pou-
part’schen Bandes und der Fascia lata des Oberschenkels gesagt
werden wird.
D. Die Regionen des Bauches.
Zur besseren Orientierung denkt man sich an der Aussen-
fläche des Bauches verschiedene Linien gezogen, durch welche der¬
selbe in eine Anzahl von Gegenden oder Regionen eingeteilt wird.
Von diesen Linien verbindet nach Hyrtl die eine die Spitzen der
beiden XII. Rippen; eine andere die beiden S^nae illäcae autt. supp; —
miteinander. Nach H yrtl verläuft die obere Linie zwischen den beiden
tiefsten Punkten des oberen Thoraxrandes, die.untereLiiiie zwischen
den beiden höchsten Punkten der Darmbeinkämme. Oberhalb
der oberen Linie ist die Begio epigastrica, zwischen den beiden
Linien die Regio mesogastrica, und unterhalb der unteren
Linie die Begio hypogastrica g^\tgtn. Eine jede von diesen 3 Regi¬
onen zerfällt wieder in einen mittleren und zwei seitliche
Abschnitte, welche jedoch ohne scharfe Grenze in einander über¬
gehen. Wenn man will, kann man als Grenze eine der Median¬
linie parallele Verticale annehmen^ welche man sich vom Tuber-
culum pubicum nach oben gezogen denkt. Andere Autoren denken
sich diese Linie von der Mitte des Poupart’schen Bandes nach auf¬
wärts gezogen, was indessen aus dem Grunde nicht sehr zweck¬
mässig ist, weil dadurch eigentlich die später zu erwähnende Regio
inguinalis geteilt wird. Durch diese beiden Verticallinien wird nun
die Regio epigastrica in das in der Mitte gelegene Epigastrium (die
Regio epigastrica im engeren Sinne) und die beiden seitlichen
Regiones hypochondriacae geteilt. Der vor dem Proc. xiphoideus
gelegene Teil des Epigastrium wird auch als Magen- oder
Herzgrube oder als Praecordialgegend , Scrohicidus
cordis. bezeichnet. Die Regiones hypochondriacae liegen unterhalb
der untersten Rippenknorpel. Nach der neuen Nomenclatur (vgl.
Atlas Fig. 443) sind jedoch die Regiones hypochondriacae nicht
unterhalb sondern unter den untersten Rippenknorpeln (also be¬
reits im Bereich des Thorax) gelegen. An der Regio mesogastrica
hat man die mittlere Regio umbilicalis in deren Mitte etwa der Nabel
gelegen ist, und die beiden seitlichen Regiones Abdominales laterales
zu unterscheiden. Die Regio hypogastrica endlich wird wiederum
in die mittlere Regio pubica und die beiden seitlichen Regiones
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inguinales eingeteilt. Die Höhe des Nabels scheint meistens
der -Grenze zwischen dem III. und IV. Lendenwirbel zu ent¬
sprechen.
X. Die Knochen der oberen Extremität.
Zu den Knochen der oberen Extremität werden die Clavi-
cula, die Scapula, der Humerus, der Radius und die
Ulna, endlich die Knochen der Hand gerechnet. Unter
der Bezeichnung Schultergürtel fasst man die Clavicula + Scapula
zusammen.
A. Die Knochen des Schultergfirtels.
a) Das Schlüsselbein.
Das Schlüsselbein, Clavicula, bildet einen S-förmig ge¬
krümmten Röhrenknochen, welcher wie eine Art von Strebepfeiler
zwischen dem Brustbein und dem Schülterblatt eingeschaltet ist.
Man unterscheidet an der Qavicula: 1) ein mediales Ende, Extre-
mitas st^nalis; 2) ein mittleres Stück, den Körper, Corpus davi-
culae; 3) ein laterales Ende, Extremitas acromialis.
Die Extremitas stemalis ist dreikantig und legt sich mittelst
einer gewöhnlich etwas concaven Gelenkfläche an die Inc. clavicu-
laris des Manubrium stemi an.^) An ihrem unteren Teile befindet
sich eine Rauhigkeit (mitunter ein Vorsprung) für den Ansatz des
Lig. costoclaviculare, welche inan demzufolge als Tuheromtas costalis
s. costoclavicularis bezeichnen kann. Der Körper ist auf dem
Querschnitt rundlich; seine obere Fläche liegt dicht unter der Haut,
die untere zeigt eine deutliche Längsriiine, den Stdcus sui<lavius, .an
welchem sich der M. subclaviuS befestigt. Die Extremitas acromialis
der Qavicula ist mehr platt tmd breit und durch eine ziemlich
plane Gelenkfläche mit dem Acromion des Schulterblattes verbun¬
den. Zu beachten ist, dass das laterale Ende der Clavicula mit
der Concavität "nach vorn gerichtet ist, weil man hieran
unterschefden kann, ob eine isolierte Clavicula eine linke oder rechte
ist. Die obere Fläche der Extremitas aoromialis ist meist etwas rauh
vom Ansatz des Lig. acromioclaviculare, die-untere Fläche zeigt einen
*) Bei Personen, welche schwere Lasten auf der Schulter zu tragen
pflegen, zeigt die Extremitas stemalis starke Wulstungen, welche leicht zu
diagnostischen Irrtümera Veranlassung geben können.
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gleichfalls rauhen Vorspnmg, welcher zum Ansatz für das Lig.
coracoclaviculare dient unddeswegen auch als Tuherosiias coracoidea
oder Processus cleidocoracoideus oder nach HENLE als Tuberositas
scapularis bezeichnet werden kann.
b) Das Schulterblatt.
Das Schulterblatt, Scapula s. Omoplata, stellt einen
platten dreiseitigen Knochen vor, weicher sich vom ersten Inter-
costalraume bis etwa zur VII. oder VIII. Rippe nach abwärts er*
streckt. Man unterscheidet an demselben drei Ränder, drei Winkel
und zwei Flächen.
Von den Rändern ist der obere ziemlich scharf und be¬
sitzt einen concaven Einschnitt, die Incisura scaptdae, welche vom
Lig. transversum scapulae überbrückt ist. Durch die Incisur, also
unterhalb des eben genannten Bandes, geht der N. suprascapularis
hindurch, während gewöhnlich die Vasa transversa scapulae über
das Lig. transversum hinwegziehen. Lateral von der Incisura liegt
der Schulterhaken oder Processus coracoideus (Raben¬
schnabelfortsatz), welcher nach vom und lateralwärts vorspringt
und dem M. coracobrachialis, dem M. pectoralis minor und dem
kurzen Kopfe des M. biceps zum Ursprung resp. zum Ansatz dient
Der mediale Rand des Schulterblattes, Margo vertebralis s.
Basis scapulae, ist leicht gebogen und bei ruhiger aufrechter Kör¬
perhaltung ziemlich genau vertical gestellt. Der^l ateraleRand,
Margo axillaris, ist mehr wulstig und zum Ursprung für den M.
teres. minor bestimmt.
Von den Winkeln ist der obere mediale Winkel
nahezu ein rechter und dient dem M. levator scapulae zum Ansatz.
Der oberelateraleWinkel bildet eine Anschwellung, den
Gelenkkopf, Condglus scapulae, welcher durch eine flach con-
cave, ovale Gelenkfläche, Cavitas glenoidcdis, mit dem Humerus arti-
culiert. Von der übrigen Scapula ist der Condylus durch eine
ringförmige Einschnürung, den Hals, Collum scapulae, abge¬
setzt. Man hat die letztere auch als Collum anatomicum scaptdae
bezeichnet. Im Gegensatz dazu wird das Collum chirurgicum sca¬
pulae (der gewöhnliche Sitz der Schulterblattbrüche) durch eine
Linie bezeichnet, welche sich von der Inc. scapulae durch die sog.
Inc. coUi scapulae (s. weiter unten) bis tmterhalb des Condylus
hinzieht und daim an der Vorderfläche- des Schulterblattes wieder
bis zur Inc. scapulae zurückläuft. Der Proc. coracoideus würde
also lateral von dem Collum chinu'gicum gelegen sein. Dicht ober-
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158
halb des Condylus zeigt sich ferner eine Rauhigkeit oder ein
Höcker, die Tuberositas supraglenbidalis, von welchem die Sehne
des langen Bicepskopfes entspringt; dicht unterhalb des Condylus
ist eine ähnliche zweite Muskelmarke, die Tuberositas infraglenoi-
dalis für den langen Kopf des Triceps gelegen. Der untere
Winkel der Scapula zeigt gewöhnlich an seiner hinteren Fläche
eine etwas rauhe Stelle für den Ansatz des M. teres major.
Von den beiden Flächen ist die vordere vertieft und bildet
die Fdksa subscapularis, welche zum Ursprünge für den gleich¬
namigen Muskel bestimmt ist. Einzelne schräge Leisten, die sog.
Lineae musculares (Costae scapulares), welche sich an derselben
vorfinden, entsprechen nicht etwa den Rippen, mit denen sie sich
im Gegenteil kreuzen, sondern sind Muskelmarken für einzelne
Portionen des M. subscapularis, welche von und zwischen ihnen
entspringen. Nahe dem medialen Rande ist an dieser Fläche die
.\nsatziinie des M. serratus anterior wahrzunehmen, welche nach
oben tmd unten in je ein kleines dreiseitiges Feld ausläuft. Die
hintere Fläche der Scapula zeigt in ihrem oberen Teile einen
platten dreiseitigen Vorsprung, die Schultergräte, Spitia
Scapulae, welche nach oben tmd vorn in die platte, leicht gebogene
Schulter höhe oder Grätenecke, Acromio», übergeht.
Der laterale Rand der Spina scapulae ist concav und bildet einen
Einschnitt, welcher sich nach lateralwärts auf den Hals der Scapula
fortsetzt und deswegen als Incisura colli scapulae bezeichnet wird.
Den oberhalb der Spina scapulae gelegenen Teil der hinteren
Fläche bezeichnet man als Fossa supraspinata, den unterhalb der¬
selben liegenden Teil als Fossa infraspinata. Beide Gruben dienen
den gleichnamigen Muskeln zum Ursprünge. Doch ist ein etwas
erhöhtes, nahezu dreiseitiges Feld an d^r hinteren Fläche des un¬
teren Schulterblattwinkels für den oben erwähnten Ursprung des
M. teres major bestimmt.
B. Das Oberarmbein.
Das Oberarmbein, Humerus s. Os brachii, ist ein
Röhrenknochen, an welchem man wie an allen Röhrenknochen;
1) ein oberes Ende, 2) ein unteres Ende und 3) das
Mittelstück oder den Körper unterscheidet.
Das obere (proximale) Ende des Humerus besitzt
eine halbkugelige Anschwellung mit überknorpelter Gelenkfläche,
den Oberarmkopf, Caput humeri, welcher sich mit dem Con¬
dylus scapulae in Articulation setzt. Rings um das Caput humeri
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läuft eine seichte Rinne, welche man als Collum analanticum humeri
bezeichnet hat. Das sogen. Collum chirurgicum humeri liegt weiter
abwärts dicht imterhalb der beiden sogleich zu erwähnenden
Tubercula humeri. Das obere Ende ist nämlich ferner durch einen
^lateral gelefrenpn stärkceP Vnisprimg, das Tuberculum majue. und
einen vom gelegenen schwä^^en. das .Tubencuhnn giiiiufi, aus-
gezeicKnet. Von diesen beiden Vorsprüngen besitzt das Tuberculum
minus eine kleine Facette, welche zum Ansatz für die Sehne des
M. subscapularis dient. Das Tuberculum majus zeigt dagegen drei
Facetten: eine obere für den M. supraspinatus, eine mittlere für
den M. infraspinatus und eine untere (hintere) für den M. teres
minor. Von dem Tuberculiun minus läuft sodann eine Leiste nach
abwärts, die Crista s. Spina tuherculi minoris, an welcher sich die
Mm. latissimus und teres major mit einer gemeinsamen Sehne an¬
setzen. Ebenso verläuft vom Tuberculum majus parallel der vori¬
gen eine zweite Leiste nach abwärts, die Crista s. Spina tuherculi
an weicher sich der M. pectoralis major inseriert. Zwischen
den beiden Tubercula und 'den von ihnen ausgehenden Cristae
findet sich eine Rinne, der Sulcus intertuhercularis, welcher zur
Aufnahme für die Sehne des langen Bicepskopfes b^timmt ist.
Der Körper des Humerus hat eine dreikantige Form und
zwar ist von den (auch als Angvili bezeichneten) drei Kanten
die eine nach vom gekehrt, während die beiden anderen nach hin¬
ten liegen. Die drei Flächen, welche auf diese Weise am
Körper des Humerus abgegrenzt werden, sind eine vordere mediale,
eine vordere laterale und eine hintere Fläche. Von den letzteren
zeigt die vordere laterale Fläche etwa in der Mitte eine
rauhe Stelle, die Tuhrosiias deltoidea s. humeri, an welcher sich
der M. deltoideus befestigt. Die v ordere mediale Fläche
besitzt ziemlich in gleicher Höhe ebenfalls eine Rauhigkeit, die je¬
doch nicht immer ausgeprägt ist und dem M. coracobrachialis zur
Insertion dient. Die hintere Fläche endlich zeigt ziemlich
in der Mitte pini» srhpjjg- von nhen \ind medianwärt? nach unten
lind lateralwärfs verlaiifpndp fnrrhp, Hpn Sulrus n. radiatis {s.
spiralis), welcher sich unterhalb der Tuberositas deltoidea auf die
laterale Fläche fortsetzt und in welchem der N. radialis und die
A. und V. profunda brachii um den Humerus verlaufen.
Das untere (distale) Ende des Humerus ist etwas breit
gezogen und besitzt zwei seitliche Vorsprünge, die Oberarm-
k n o r r e n , Epicondyli, von denen man den medialen als Epicondglus
tnedialis (Condylus internus s. flexorius) und den lateralen als
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Epicondylus lateralis (Condylus externus s. extensorius) bezeichnet.
Beide dienen zum Ursprünge für die Muskulatur des Vorderarmes.
Der Epicondylus medialis springt erheblich stärker vor als der
Epicondylus lateralis und zeigt hinten eine seichte Rinne, Stdcus n.
ulnaris, in welcher der N. ulnaris unmittelbar unter der Haut ge¬
legen ist tmd deshalb sehr leicht dimch Stoss etc. lädiert werden
kann.i) Der überknorpelte Teil des unteren Humerusendes wird
als unter e r O ^ e n k f o r t s a t z , Processus culntalis, bezeich-
neff’an'dem^rben unterscheidet man einen lateralen, mehr kuge¬
ligen Teil Capitulum humeri s. Eminentia capitata (Rotula von
J. M. WEBER), welcher mit dem Radiusköpfchen, und einen medi¬
alen in transversaler Richtung concaven Teil, Trochlea humeri
(Rotula anderer Autoren), welcher mit der Ulna articuliert. Beide
Teile sind durch eine seichte sagittale Rinne von einander getrennt.
Oberhalb des Gelenkfortsatzes des Humerus liegen ferner an der
Vorderseite zwei Gruben: die kleinere über dem Capitulum humeri,
Fossa radioUis s. Fossa anterior minor, nimmt in der Beugtmg des
Armes das Radiusköpfchen auf; die grössere, über der Trochlea ge¬
legene Fossa coronoidea s. Fossa anterior major dient während der
Beugung dem Proc. coronoideus der Ulna zur Aufnahme. Hinten
besitzt das untere Humerusende nur eine einzige grosse Grube, die
Fossa olecrani s. posterior, in welche sich bei der Streckung des
Armes das Olecranon der Ulna einlagert. Die beiden letztgenannten
Gruben sind auch als Fossae suprairochleares bezeichnet worden.
C. Die Unterarmknochen.
Der Vorderarm oder Unterarm, Äntibrachium, be¬
steht aus zwei Knochen, nämlich dem Ellenbogenbein,
Ulna, s. Cubitus und der Speiche, Radius, welche einen
Zwischenraum, das Spatium interosseum, zwischen sich fassen.
Beide Knochen sind gegen den Oberarm mittels der sogenannten
Streckung und Beugung des Unterarmes beweglich. AusserdankaM
sich aber der Radius um die Ulna drehei^, und diese Drehbe¬
wegung” geht um eine Axe vor sich, welche die Mitte des oberen (proximalen)
Radiusendes und des unteren (distalen) Ulnaendes mit einander verbindet.
Wird die Drehung so ausgeführt, dass am Ende derselben def- Radius und
die Ulna parallel nebeneinander liegen und die Hohlhandfläche nach oben
(bei herabhängendem Arm nach vom) gerichtet ist, so bezeichnet man dies
als eine Supinationsbewegung. Wird in umgekehrter Weise der
Radius so gedreht, dass er sich am Ende der Drehung spitzwinklig mit der
Ulna kreuzt und vor derselben liegt, während der Rücken der Hand zu-
^) Der Volksmund hat diese Stelle als „Musikantenknochen*^ bezeichnet.
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gleich nach oben (bei herabhängendem Arm nach vom) gekehrt ist, so stellt
dies eine Pronationsbewegung dar. Die Supination führt man
z. B. aus, wenn man mit der rechten Hand einen Bohrer in ein Brett oder
eine Schraube in die dazu gehörige Schraubenmutter hineindreht, die Prona¬
tion dagegen, weim man den Bohrer oder die Schraube wieder herausdreht.
Für die nachfolgende Beschreibung der Unterarmknochen ist stets die¬
jenige Stellung des Unterarmes zugrunde gelegt, in welcher Radius und
Ulna paraUel liegen, d. h. vollständig supiniert sind. Im Gegen¬
satz dazu geht die Beschreibung in manchen anderen anatomischen Lehr¬
büchern von der Mittellage zwischen Pronation und Supination aus, in
welcher der Daumen der Hand nach vom gerichtet ist. In letzterem Falle
hat man von einer inneren und äusseren Fläche des Unterarmes
und der Hand (in dem Sinne von medial und lateral) gesprochen
und darnach die Bezeichnungen eingerichtet. Indesen wird das Verständnis
der vorliegenden anatomischen Verhältnisse erheblich erleichtert, wenn man
von der Supinationsstellung ausgehl und somit eine vordere oder
Volarfläche und eine hintere oder Dorsalfläche des Unter¬
armes und der Hand unterscheidet. Es ist hierbei als wichtig zu betonen,
dass in der Supinationsstellung von den beiden Knochen des Unterarmes
die Ulna medial liegt und somit der Kleinfingerseite der Hand
entspricht, während sich der Radius lateral, also an der Daumen¬
seite befindet.
a) D i e U 1 n a.
An dem Ellbogenbeine, Ulna s. Cubitus, unterscheidet
man: 1) ein oberes Ende; 2) ein Mittelstück, den Körper
oder Corpus ulnae; und 3) ein unteres Ende, welches auch
als Capitulum tdnae bezeichnet wird.
Das obere (proximale) Ende ist ziemlich dick und
durch einen tiefen, überknorpelten Ausschnitt, die Incisura semi-
lunaris^ in zwei Vorsprünge geteilt, von denen der vordere als
Processus coronoideus (abgeleitet von dem griechischen Worte
X0QWV7] die Krähe) und der hintere als Ellbogenfortsatz,
Olecranon s. Proc. anconaeus, bezeichnet wird. Die von einer
sagittalen Kante durchzogene Inc. semilunaris dient zur Articula-
tion für die Trochlea des Humerus, das Olecranon zum Ansatz
für die Tricepssehne. An der lateralen Seite des Proc. coronoideus
findet sich ausserdem eine kleine halbmondförmige Oelenkfläche,
die Incisura radialis ulnae (Sinus lunatus ulnae), in welcher sich
das Radiusköpfchen bei seinen Drehungen bewegt. Etwas unter¬
halb des Proc. coronoideus ist vom ein rauher Vorsprung, Tubero-
sitas ulnae^ gelegen, an welchem sich der M. brachialis ansetzt.
Der Körper der Ulna hat drei Kanten, von denen
die eine nach lateralwärts, die beiden anderen, Margo volaris und
Margo dorsaHs. nach medianwärts sehen. Die laterale Kante,
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. 11
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welche dem Radius gegenüber liegt, ist scharf, dient der Membr.
interossea zum Ansatz und wird deshalb als Crista interossea be¬
zeichnet. Von den drei Flächen des Ulnakörpers sind die
vordere, Facies vdaris, und die hintere, Facies dorsalis, leicht aus¬
gehöhlt und ganz von Muskeln bedeckt, während die mediale,
Facies medialis, mehr eben und in ganzer Ausdehnung unmittelbar
unter der Haut zu fühlen ist. Von der Incisura radialis erstreckt sich
eine schmale rauhe Leiste, Crista m. supinatoris, nach abwärts.
Das untere (distale) Ende, auch als CapiMum ulnae
bezeichnet, zeigt an der medialen Seite einen kiu’zen, distalwäils
ragenden, griffelförmigen Vorsprung, den Processus styloiäeus ulva£,
für das Seitenband des Handgelenkes. An der Dorsalseite ist neben
dem Proc. styloideus eine Rinne gelegen, weiche zur Einlagerung
für die Sehne des M. extensor carpi ulnaris^) bestimmt ist. Um den
Rand des Capitulum ulnae läuft eine schmale, nahezu ringförmige
Gelenkfläche, die Circumferentia articularis ulnae, welche sich mit
der Incisura ulnaris radii (Sinus Itmatus radii) in Verbindung setzt.
Dei' unterste Teil des Capitulum endlich zeigt noch eine runde Oe-
lenkfläche, welche dem Os triquetrum der Handwurzel entspricht.
b) Der Radius.
An der S p e i c h e , Radius, unterscheidet man ebenfalls 1) ein
oberes Ende; 2) das M i 1 1 e 1 s t ü c k oder den Körper,
Corpus radii; und 3) ein unteres Ende.
Das obere (proximale) Ende des Radius läuft in das
Radiusköpfchen, Capitulum radii, aus, welches an seinem
Umfange eine ringförmige Oelenkfläche, Circumferentia articularis
radii, besitzt, durch welche der Radius mit der Inc. radialis ulnae,
(Sinus lunatus ulnae) articuliert. Oben zeigt das Capitulum eine
flache, tellerartige Gelenkfläche, Fovea capituU radii, welche das
Capitulum des unteren Humerusendes aufnimmt. Unterhalb des
Capitulum befindet sich eine Einschnürung, der Hals, Collum
radii, und wieder unterhalb des Collum radii ist an der Vorder¬
fläche ein Vorsprung, die Tuberositas radii, gelegen, an welcher
sich die Sehne des M. biceps ansetzt.
0 Für die Rinne merke man sich mnemotechnisch, dass sie sich zu¬
gleich an der Extensionsseite und Ulnarseite der Hand befin¬
det, und somit die in derselben gelegene Sehne dem M. extensor carpi
ulnaris angehören muss. Ganz in ähnlicher Weise kann man sich die
Bedeutung verschiedener anderer Sehnenrinnen am unteren Radiusende und
an der Hand einprägen.
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Der Körper des Radius, Corpus radii, verhält sich ähnlich
wie derjenige der Ulna, d. h. an demselben sind ebenfalls drei
Kanten und drei Flächen zu unterscheiden. Von den drei Kan¬
ten ist die mediale, der Ulna gegenüber gelegene, durch ihre
Schärfe ausgezeichnet, die dem Lig. interosseum zum Ansatz und
wird deswegen auch Crista interossea benannt. Die beiden anderen
Kanten, Margo volaris und Margo dorsalis, sind mehr stumpf und
nach lateralwärts gerichtet. Von den drei Flächen sind die
vordere, ‘Fades volaris^ und die hintere. Fades dorsalis, leicht aus¬
gehöhlt und gänzlich von Muskeln bedeckt. Die, laterale und zu-^
gleich leicht gewölbte Fläche. Fades lateralis, ist oben von Mus¬
keln bedeckt, an dem unteren Ende dagegen zu einem kleinen Teile
deutlich unter der Haut dufchzufühlen^
Das untere (distale) Ende des Radius ist dicker als das
obere und besitzt an der medialen Seite eine halbmondförmige Oe-
lenkfacette, Indsura ulnar is radii (Sinus lunatus radii), welche zur
Articulation mit dem tmteren Ulnaende dient. An der lateralen Seite
springt nach distalwärts der shunpf pyramidale Processus stgloideus
radii hervor. Die den Handwurzelknochen angrenzende (carpale)
Fläche des unteren Radiusendes, Fades articularis carpea, ist über-
knorpelt und durch zwei Gelenkfacetten ausgezeichnet, von denen
die dreiseitige, lateral gel^ene,-mit dem Os naviculare, die vierseitige
mediale mit dem Os lunatiun in Articulation steht. An der lateralen
Seite des Proc. styloideus radii zeigt sich ferner eine nur undeutlich
markierte Furche, welche von den Sehnen des M. abductor pollicis
longus und M. extensor pollicis brevis herrührt. An diese Furche
schliesst sich eine andere unmittelbar an, welche jedoch schon an
der Dorsalfläche des unteren Endes liegt und zur Aufnahme der
Sehnen des M. extensor carpi radialis longus und brevis bestimmt
ist. Dicht daneben, mehr ulnarwärts, liegt ferner eine kleine, aber
sehr deutlich ausgeprägte Furche für den M. extensor pollicis lon¬
gus. Endlich der Ulna am nächsten zeigt sich noch eine vierte
grössere Furche, in welcher die Sehnen des M. extensor indicis
proprius und extensor digitorum communis zur Hand ziehen.
D. Die Knochen der Hand.
Die Hand, Manus, besteht in der Richtung von proximalwärts
nach distalwärts aus folgenden Knochen: a) aus den 8 Hand¬
wurzelknochen, Ossa carpi, welche zusammen die Han d-
Wurzel, Carpus, bilden; b) aus den 5 Mittelhandkno¬
chen, Ossa metacarpi; c) aus den 14 Phalangen oder
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Fingergliedern (dem Daumen fehlt die mittelste Phalange),
Phalanges digitorum manus.
a) Die Handwurzelknochen.
Die Handwurzelknochen, Ossa carpi, sind in zwei
Reihen angeordnet, einer oberen (proximalen) und einer unteren
(distalen), von denen eine jede aus vier Knochen besteht. Die 4
Knochen der ersten (oberen oder proximalen) Reihe,
von der Daumen- oder Radialseite an gerechnet, heissen: 1) das
Os navicidare manus s. scaphoideum, das Kahnbein; 2) das
Os lunatum oder Mondbein; 3) das Os triquetrum s. pyrami¬
dale, das Dreieckbein oder Pyramidenbein; 4) das
Os pisiforme oder Erbsenbein. Die 4 Knochen der zwei¬
ten (unteren oder distalen) Reihe sind (wenn ebenso
von der Daumen- oder Radialseite ausgegangen wird): 1) das Os
multangulum majus s. trapezium, das grosse Vieleckbein
oder Trapezbein; 2) das Os multangulum minus s. trapezoides,
das kleine Vieleckbein oder Trapezoidbein;
3) das Os capitatum oder das Kopfbein; 4) das Os hamatum
oder Hakenbein.
Die Handwurzelknochen in ihrer Gesamt¬
heit bilden ein auf der Dorsalseite convexes, auf der Volarseite
concaves Gewölbe. Von den Knochen der oberen Reihe arti-
cuiieren nur die drei ersten mit dem Radius und der Ulna, während
der vierte und letzte Knochen dieser Reihe, das Erbsenbein,
durch eine plane, kreisrunde Gelenkfläche alleinmitdemOs
triquetrum in Verbindung steht. Von den 4 Knochen der
unteren Reihe, welche distal mit den 5 Metacarpalknochen in
Verbindung stehen, ragt der eine, nämlich das K o p f b e i n ,
mittels eines kugeligen Gelenkkopfes zwischen die Handwurzelknochen
der oberen Reihe hinein, so dass die letzteren in ihrer Totalität einen
distalwärts concaven Bogen bilden. An der Volarfläche der Hand¬
würzelknochen erheben sich zwei Hervorragungen, von denen die
an der Radialseite gelegene sogen. Eminentia carpi radkUis von
zwei rauhen Höckern, nämlich dem Tuberculum ossis navictdaris
und dem Tuberculum ossis multanguU majoris gebildet wird. Die
zweite Hervorragung liegt an der Ulnarseite und wird demgemäss
als Eminentia carpi Inaris bezeichnet: sie setzt sich aus dem^ Os
pisiforme und dem hakenförmigen Vorsprunge des Hakenbeines,
dem Hamtdus ossis hamati, zusammen. Zwischen der Eminentia
carpi radialis und ulnaris ist ein starkes queres Band, das Lig. carpi
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transversum (Lig. earpr volare proprium), ausgespaant^ unter wel¬
chem die ^hnen der Fingerbeuger und der N. medianus hindurch-!
gehen. Die Rinne, in welcher sie liegen, wird iSWcMsca»yi benannt.!
Wie im übrigen die Handwurzelknochen zu einander gelegen
sind und unter einander articulieren, ist leicht ersichtlich, wenn man
ein Knochenpräparat der Hand betrachtet, so dass es unnötig er¬
scheint, dies genauer zu beschreiben. Als wichtig sind jedoch für
diese Knochen noch folgende Einzelheiten hervorzu¬
heben. Das Os multangulum majus besitzt an seiner Volarfläche
medial von dem schon erwähnten Tuberculum ossis multanguli majoris
eine Rinne, welche für den M. flexor carpi radialis bestimmt
ist.^) Mit dem Metacarpale des Daumens ist das Os multangulum
majus durch eine sattelförmige Gelenkfläche, durch
eine kleinere plane Gelenkfacette ausserdem mit dem II. Metacarpale
verbunden. Das Os multangulum minus articuliert mit dem Reste
des II. Metacarpalknochens, das Os capitatum mit dem III. Meta¬
carpale, während das Os hamatum mit den beiden letzten Meta¬
carpalknochen in Verbindung steht. Das Os capitatum ist ferner
durch den schon erwähnten halbkugelförmigen Kopf, Capüulum ossis
capitaü, ausgezeichnet, welcher proximalwärts in die obere Reihe
der Handwurzelknochen hineinragt. Ausserdem befindet sich an
der Volarseite des Os capitatum eine starke Rauhigkeit, TuberosUas
ossis capitati, von welcher nach allen Seiten Bandmassen aus¬
strahlen. Das Os hamatum endlich ist an seiner Volarfläche mit
dem schon erwähnten Hamulus s. Uncus ossis hamati versehen.
Die radiale Fläche des Hamulus ist stark ausgehöhlt.
b) Die Metacarpalknochen.
An den 5 Metacarpalknochen, Ossa metacärpi, kann man 1) ein
oberes (proximales) Ende, die B a s i s ; 2) ein Mittelstück oder den
Körper, Corpus, und endlich 3) ein unteres (distales) Ende, das
Köpfchen, Capüulum, unterscheiden. Am längsten ist nicht das
Os metacarpale des Mittelfingers, sondern dasjenige des Zeigefingers.
Die Basen haben eine mehr kantige Form und stehen unter ein¬
ander, sowie mit den entsprechenden Handwurzelknochen durch
plane Gelenkflächen in Verbindung. Eine Ausnahme hiervon macht
*) Wie dies schon in ähnlicher Weise in der Anm. S. 162 auseinander¬
gesetzt ist, haben wir es hier mit der Flexionsseite einerseits und
der Radialseite andererseits zu tun, so dass also die Rinne dem M.
flexor carpi radialis entsprechen muss.
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nur der Metacarpalknochen des JDaumens. von welchem schon er¬
wähnt ist, dass er_mit dem Os multangulum maius durch ein Sattel¬
gelenk articuliert. woraus seine treiere Beweglichkeit und seine von
"SSflFSFnyeii rinfem abgesetzte Lage resultiert. Die Basis des II.
Os metacarpale ist durch eine tiefe Incisur ausgezeichnet, in welche
sich das kleine Vieleckbein hineinlegt. Die Basis des III. Metacar¬
palknochens zeigt an der Dorsalseite einen kurzen Vorsprung, den
Processus styloideus ossis metacarpi tertii, an welchem sich die Sehne
des M. extensof carpi radialis brevis ansetzt. Mit einem ähnlichen,
für die Sehne des M. extensor carpi ulnaris bestimmten Vorsprung,
der sogen. Tuberositas ossis metacarpi^quinti, ist auch die Basis des
V. Metacarpale an ihrer Ulnarseite versehen. Der Körper des Meta¬
carpalknochens ist beim Daumen mehr breit und platt, bei den
übrigen Fingern dagegen von dreikantigen prismatischer Form. Die
Köpfchen, Capitula, sind bei allen Metacarpalknochen mit Ge-
lenkflächen versehen, welche nach der Dorsalseite hin mehr kugelig,
nach der Volarseite dagegen von mehr cylindrischer Form sind.
An den Seiten der Köpfchen (jedoch mehr nach dem Handrücken
gelegen) finden sich zwei kleine Höcker (je einer auf jeder Seite),
von welchen die Ligg. collateralia (Ligg. accessoria von HENLE)
ihren Ursprung nehmen. In den volarwärts von diesen Höckern
gelegenen kleinen Grübchen (Sinus capitulorum) scheinen sich die
Ligg. collateralia während der Beugung imd Streckung der 1. Pha¬
lanx hin und her zu bewegen. Das Capitulum des 1. Os metacar¬
pale besitzt an der Volarfläche zwei glatte Stellen, auf welche zwei
in die Gelenkkapsel eingewebte Sesambeine (ein mediales und ein
laterales) aufgelagert sind.
c) Die Phalangen.
Die Phalangen oder Fingerglieder sind bei sämt¬
lichen Fingern mit Ausnahme des Datunens (welchem eine Phalange
fehlt) in der Dreizahl vorhanden. Die oberste, am meisten proxi¬
male Phalange eines jeden Fingers wird als 1. Phalange oder
Grundphalange, Phalanx prima, die mittlere als 11. Pha¬
lange oder Mittelphalange, Phalanx secunda, die un¬
terste, am meisten distal gelegene als N a g e 1 g 1 i e d oder End-
phalange, Phalanx tertia, bezeichnet. An jeder Phalanx
unterscheidet man wieder: 1) ein oberes (proximales) Ende, die
Basis; 2) ein Mittelstück oder den Körper, Corpus; und 3) ein un¬
teres (distales) Ende, das Köpfchen, Capitulum s. Trochlea.
An den ersten Phalangen ist die Basis, entsprechend
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den Capitula der Metacarpalknochen, kugelig ausgehöhlt. Der
Körper ist an der Dorsalfläche convex, an der Volarfläche dagegen
für die Sehnen der Tnngerbenger .rinnenförmig ausgehöhlt. An dem
Köpfchen der I. Phalange verläuft in der Richtung von dorsal wärts
nach volarwärts (also sagittal) eine kleine Rinne, deren Richtung
den in diesem Gelenke möglichen Schamierbewegungen entspricht.
Die Basis der zweiten Phalangen zeigt wiederum eine kleine
sagittale Leiste, welche bei der Beugung und Streckung der Finger
in der eben erwähnten Rinne hin und her gleitet. Der Körper der
II. Phalange verhält sich wie bei der I. Phalanx, imd ganz ebenso
zeigt das Köpfchen der II. Phalange eine sagittale Rinne. Der letzte¬
ren entspricht wieder an der Basis der Endphalangen eine
kleine, meist nur undeutliche Leiste. Das Köpfchen der Endphalange
besteht endlich aus einem mehr platten, hufeisenförmigen Gebilde,
der Tuberositas unguiadaris^ an welcher der Nagel ansitzt.
Beim Daumen sind nur 2 Phalangen vorhanden. Die Frage, welche
Phalange bei demselben fehlt, ist scheinbar durch die Betrachtung der Oe-
lenkflächen Jeicht zu entscheiden. Das Gelenk zwischen dem ersten Meta-
carpale und der ersten Phalange des Daumens zeigt zwar nicht ganz kugelige
aber doch wenigstens querelliptische Gelenkflächen, das Gelenk zwischen der
ersten und letzten Phalange dagegen die vorhin erwähnte kleine Rinne am
Capitulum der ersten und die entsprechende Leiste an der Basis der letzten
Phalange. Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass die I. Phalange des
Daumens annähernd mit den I. Phalangen der übrigen Finger übereinstimmt,
und da das Nagelglied des Daumens als solches leicht kenntlich ist, so
scheint daraus weiterhin zu folgen, dass beim Daumen die II. Phalange
oder Mittfelphalange fehlt. Demgegenüber lassen sich jedoch schwerwiegende
entwickelungsgeschichtliche Gründe für die Ansicht geltend machen, dass der
sogen. Metacarpalknochen des Daumens eigentlich eine I. Phalanx darstellt,
so dass, wie Hyrtl sagt, „es jedem unbenommen bleibt, an die Zwei- oder
Dreigliedrigkeit seines Daumens zu glauben".
XI. Die Bänder der oberen Extremität.
A. Die Gelenke und Bänder der Scapula und Clavicüla.*)
1. Die Gelenkverbindung zwischen Acromion
undSchlüsselbein, AHkulaiioacr<m%odavimlaris,\yi\d^itinQ
Art von mehr beweglicher Amphiarthrose, deren Gelenk¬
kapsel an der unteren Seite schwacn entwickelt ist, dagegen oben
ein kräftiges Verstärkungsband besitzt, welches man auch als Lig.
>) Die Bänder des medialen Endes der Qavicula sind bereits bei
den Bändern des Thorax beschrieben worden.
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acromiodavieulare bezeichnet hat. Innerhalb der Kapsel findet sich
mitunter ein schwach entwickelter Meniscus (Discus articuUms) vor.
2. Das Lig. coracoclaviculare (Lig. coracoclaviculare posti-
cum von HENLE) verläuft zwischen dem Proc. coracoideus und
der Rauhigkeit an dem lateralen Ende der Clavicula (Tuberositas
coracoidea). Dieses Band, durch welches Clavicula und Scapula
gegen einander fixiert werden, macht von vom gesehen mehr den
Eindruck eines Trapezes, von hinten betrachtet mehr den Eindruck
eines Dreiecks. Den vorderen Teil des Bandes hat man deswegen
auch als Lig. trapezoideum, ^en hinteren ~äW~Tig. conoideum s.
^gnijimii) besonders bezeichnet.
Das Lig. coracodaviculare anticum (Henle) bildet kein eigentliches Liga¬
ment, sondern einen Verstärkungsstreifen der Fascia coracodavictdaris, wel¬
cher (vor dem M. subdavius) vom Proc. coracoideus schräg nach median-
wärts zur Qavicula verläuft und bei sehr mageren Leuten in der M o h -
renheim’schen Grube gefühlt werden kann (s. S. 141).
3. Das Lig. coracoacromiale spannt sich platt von dem Proc.
coracoideus zum Acromion hinüber und bildet mit diesen beiden
Vorsprüngen eine Art von Brücke, das sogen. Schulterge-
g e w ö 1 b e , weiches dem Schultergelenk zum Schutze dient.
Zwischen dem Lig. coracoacromiale und der Gelenkkapsel geht der
M. supraspinatus zum Humems hin.
falls brückenförmig über die Incisura scapulae hinüber. Unter ihm
tritt der N. suprascapularis hindurch, während über dasselbe ge¬
wöhnlich die A. und V. transversa scapulae dahinziehen.
5. Ein schwächeres und nicht immer deutlich entwickeltes Z,ig.
transversum scapulae inferius spannt sich über die Incisura colli
scapulae hinüber. Unter demselben ziehen ebenfalls Aeste des N.
suprascapularis und vereinzelte Gefässanastomosen zwischen den
Vasa transversa und circumflexa scapulae hindurch.
B. Das Schultergelenk.
Das Schultergelenk, ArticukUio kunteri, ist ein Ku¬
gel g e 1 e n k4AitJiro^j_e}j_d h. sowohl die Cavitas glenoi-
dalis scapulae wie das Caput humeri sind Abschnitte von Kugel¬
flächen, so dass Bewegungen des Oberarmes gegen das Schulter¬
blatt nach allen Richtungen (um alle möglichen Axen) ausgeführt
1) Merkwürdiger Weise bezeichnet Hyrtl (und auch Heitzmann) den
vorderen Teil des Bandes als Lig. conicum und den hinteren Teil desselben
als lAg. trapezoideum woraus jedenfalls für den Studierenden ebenfalls die Be¬
rechtigung resultiert, diese Bänder beliebig zu verwechseln.
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— 169 —
/Tiw "R , 'ficßL »Vv aÄ
werden ipnnen. In wrklichkeit freifch ist die ^weglichkeit beider
Knochen in diesem Gelenke nicht ganz unbeschränkt, insofern der
Humerus bei feststehender Scapula nur bis zur Horizontalebene ge¬
hoben werden kann, weil er dann an das Schultergewölbe
(Acromion + Lig. coracoacromiale + Proc. coracoideus) anstösst,
und weil ferner das weiterhin zu erwähnende untere Verstärkungs¬
band des Schultergelenkes nicht über diese Ebene hinaus dehnbar ist.
Nach vom lässt sich der Arm im Schultergelenk ebenfalls bis etwa
zur Horizontalebene, nach hinten jedoch nur in sehr geringer Aus¬
dehnung erheben. Der Oberarmkopf stösst auch gegen das Schulter¬
gewölbe, wenn der Arm auf irgend eine Unterlage fest aufgestützt
wird, wie dies z. B. bei gewissen Hebungen am Barren der Fall ist.
Die hauptsächlichsten Bewegungen, welche im Schulter¬
gelenk vor sich zu gehen pflegen, sind: 1) die A b d u c t i o n und
A d d u c t i o n , d. h. der Arm kann seitwärts gehoben und wieder
an den Rumpf herangezogen werden; 2) die Hebung des H u-
merusnachvorn (auch incorrect als Extension benannt);
bei beiden Bewegungen pendelt der Humerus um eine transversale
Axe, wie dies z. B. beim Gehen geschieht; 3) die Rotation
nach einwärts (medianwärts) und nachauswärts (late-
ralwärts), welche in jeder Stellung des Humerus ausgeführt werden
kann, und bei welcher der letztere sich um seine Längsachse dreht.
Die Rotation nach einwärts pflegt meistens die Pronation, die
Rotation nach auswärts die Supination der Hand zu unt^tützen.
Die Rotationsbewegungen des Humerus lassen sich bei herabhän¬
gendem Arm unterhalb des Acromion am Tuberc. majus, bei er¬
hobenem Arm in der Achselhöhle am Caput humeri abtasten —
was unter Umständen bei der Diagnose chimrgischer Verletzungen
seine Verwertung findet.
Die Cavitas glenoidalis der Scapula ist viel kleiner
als die Articulationsfläche des Caput humeri: sie wird indessen da¬
durch vergrössert, dass ihr Rand von einem fibrösen Ringe, dem
Lahrum glenoidale s. Limbus cartilagineus umsäumt ist, an dessen
Aussenfläche sich erst die Gelenkkapsel ansetzt. Letztere
wird verstärkt: 11 an der oberen Seite durch das Lig. coraco-
humerale, welches sich von der Wurzel des Proc. coracoideus zum
Tuberculum majus und minus humeri begibt und ein zu weites
Hinabsinken des Armes bei erschlafften Muskeln verhindert; 2) durch
ein vorderes Verstärkungsband , welche eine zu starke
Drehung des Humerus nach auswärts, und 3) durch ein u nteres
Verstärkungsb and, welches die Hebung des Armes über
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170
die Horizontale hinaus verhindert. Sämtliche drei Bänder, von denen
die beiden letzteren von vielen Autoren gar nicht besonders erwähnt
werden, sind lediglich als stärkere Faserzüge aufzufassen, welche
in die Kapsel eingewebt sind. Durch besondere Stärke und Selbst¬
ständigkeit ist das Lig. coracohumerale ausgezeichnet. An der hin¬
teren Seite des Gelenkes ist kein Verstärkungsband vorhanden, und
die Kapsel somit am schwächsten. Am Humerus wird die Ansatz¬
link der rifknltlfapsel durch Ha.s Cnllum anatomicum ^bijdet.
Weit wichtiger als die eben erwähnten Verstärkungsbänder sind
jedoch für den Schutz des Gelenkes die benachbarten Mus¬
keln, d. h. die Mm. subscapularis, supraspinatus, infraspinatus
und teres minor, deren Sehnen mit der Kapsel fest verschmelzen,
während sie über die letztere hinwegziehen. In diesem Sehnenpanzer
befinden sich nur zwei Lücken; die erste, kleinere Lücke
liegt dicht unter dem Processus coracoideus amoberenRande
des M. subscapularis (zwischen dem letzteren Muskel und dem M.
supraspinatus); die zweite gfrössere Lücke ist erheblich breiter
und befindet sich am unteren Rande des M. subscapularis
(zwischen dem letzteren und dem M. teres minor). An beiden Stellen
pflegt bei Verrenkungen des Schultergelenkes am häufigsten die
Kapsel einzureissen und der Humeruskopf hindurchzutreten. Durch
den Zug der eben erwähnten Muskeln wird zugleich 'der Gelenk¬
kopf gegen das Schulterblatt gepresst. Sind die Muskeln gelähmt, so
sinkt das Caput humeri hinunter und unterhalb des Acromion wird
aussen anstatt der normalen Rundung eine Einsenkung sichtbar.
In der Nähe des Schultergelenkes sind eine An¬
zahl von Schleimbeuteln gelegen, welche dazu dienen, ein¬
zelne Muskeln und Sehnen vor der Reibung an den daruntergele¬
genen Teilen zu schützen. Sie sind folgendermassen benannt: 1) Die
yi) Bursa subacromialis liegt unter dem Acromion (zwischen ihm und
der Sehne des Supraspinatus) und erstreckt sich von hier aus unter
dem M. deltoideus bis zu dem Tuberculum majus nach lateralwärts.
Aus diesem Grunde ist dieser Schleimbeutel auch vielfach als
A ■ Bursa subddtoidea bezeichnet worden. Gar nicht selten finden sich
anstatt eines einzigen zwei getrennte Schleimbeutel, von denen man
alsdann die obere Bursa subacromialis, die untere Bursa subddtoidea
benennt. 2) Die- Bursa m. coracobrachicUis s. subcoracoidea liegt
zwischen dem Proc. coracoideus, dem M. coracobrachialis und
der Kapselwand (entsprechend der obengenannten ersten Lücke)
und hängt häufig mit dem nächstfolgenden Schleimbeutel, der Bursa
subscapularis, zusammen. 3j[_ Die_.BMrsa m. subs^pularis schiebt
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171
sich zwischen den oberen Rand der Subscapularissehne und die
Gelenkkapsel nach abwärts hinein. 4) Die Bursa intertvhercularis
erstreckt sich im Sulcus intertubercularis nach abwärts und umgibt
die Sehne des langen Bicepskopfes. Von diesen Schleimbeuteln
stehen die Bursa subscapularis, subcoracoidea und intertubercularis
constant mit der GelenÜiöhle in Communication und können des¬
wegen auch als Ausstülpungen der letzteren betrachtet werden.
Ausser den ebengenannten Schleimbeuteln sind in der Schul¬
tergegend noch: 1) die Bursa subcutanea acromialis zwischen
Haut und Acromion, 2) die Bursa m. infraspinati zwischen dem
M. infraspinatus und dem lateralen Rande der Spina scapulae,
3) die Bursa m. latissimi zwischen den Sehnen des M. latissimus
und teres major, 4) die Bursa m. teretis maioris zwischen der Sehne
des letzteren imd dem Os humeri gelegen — ohne übrigens be¬
sondere chirurgische Bedeutung zu beanspruchen.
C. Das Ellbogengelenk.
Das E 1 1 b o g e n - oder Ellenbogengelenk, Articu-
latio cubiü, wird meistens als modificiertes
gelenk bezeichnet — ais em_^hamier- oder Winkelgelrak (s.
b. zunächst deswegen, weil die Hauptbewegung in diesem Ge¬
lenke, nämlich die Beugung und Streckung des Unterarmes,
für den ersten Blick eine Scharnierbewegung zu sein scheint. Wenn
man indessen diese Bewegung genauer analysiert, findet man, dass
der Oberarm und der Unterarm (bei dem letzteren wird in der
Supination die Mittellinie zwischen Radius und Ulna als Längsaxe
angenommen) nur bei stärkster Beugung ein einer sagittalen Ebene
liegen, während in der Streckung der Unterarm mit dem Oberarme
einen lateralwärtsoffenenWinkel bildet. Beim Ueber-
gang aus der Streckung in die Beugung rückt also der Unterarm
von lateralwärts nach medianwärts hinüber, d. h. er macht auf dem
Proc. cubitalis des Oberarmes eine Art von Schraubenbewegung,
weshalb man das Ellbogengelenk auch als S c h r a u b e e 1 enk
bezeichnet hat. Diese sogen. Schraubenbwegung" "^nemt jedoch
nur dadurch bedingt zu sein, dass die Axe der annähernd cylin-
drischen Trochlea mit der Längsaxe des Humerus nicht einen rech¬
ten, sondern einen medianwärts offenen, stumpfen Winkel bildet.
Ausser der Beugung und Streckung, mittels deren beide Unterarm¬
knochen gegen den Humerus beweglich sind, kann sich im Ellbogen¬
gelenke während der Pronation und S u p i n a t i ö n (s. S. 160)
noch das Radiusköpfchen gegen das obere Ende der Ulna und zu-
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172
gleich gegen das Capitulum humeri drehen. Es ist jedoch zu be¬
merken, dass die Pro- und Supination für gewöhnlich nicht
allein durch die Drehung des Radius zu Stande gebracht wird, son¬
dern dass sich hieran auch die Ulna in gewissem Grade beteiligt,
insofern di^lbe sich erstens ein wenig um ihre Längsaxe dreht
und zweitens mit ihrem distalen Ende einen Kreisbogen beschreibt.
Dass die Ulna bei der Pro- und Supination keineswegs stillsteht,
kann man schon an sich selbst konstatieren, wenn man versucht,
während dieser Bewegung das untere Ulnaende des einen Armes
mit der Hand des anderen festzuhalten.
Die Gelenkkapsel entspringt am Humerus oberhalb
der Fossae supratrochleares und reicht abwärts bis zur Umrandung
der Incisura semilunaris ulnae und dem Halse des Radius, so dass
also die Gelenkverbindung zwischen Ulna und Capitulum radii,
Arüculatio radioidnaris proxitnaiis s. Superior, keine beson¬
dere Gelenkkapsel besitzt, sondern in die Articulatio
cubiti miteinbezogen ist. Man kann somit sagen, dass das Ellbogen¬
gelenk eigentlich aus drei combinierten Gelenken be¬
steht, nämlich: 1) dem Gelenke zwischen der Incisura semilunaris
ulnae und der Trochlea humeri, Articulatio humeroulnaris] 2) dem
Gelenke zwischen der Fovea capituli radii und dem Capitulum
humeri, Articulatio humeroradialis; und endlich 3) dem Gelenke
zwischen Incisura radialis ulnae und Circumferentia articularis radii
(s. die Knochenlehre). Von diesen Gelenken kann das erste als ein
^charnierg e 1 e n k , das zweite als ein Kugelge lenk,
radlich das aritte als ein P a H gii» 1 e n k (s. ö. 13) aüfgefasst
werden. Wie sich die Bewegung in diesen Gelenken bei der Beu¬
gung und Streckung oder bei der Pronation und Supination com-
binieren, wird nach dem vorhin Gesagten leicht b^reiflich sein.
Die Gelenkkapsel ist in der Beugung des Armes an der Vorderseite,
in der Streckung dagegen an der Rückseite schlaff und gefaltet;
doch wird die Einklemmung derselben bei starker Flexion durch
den M. brachialis internus, bei comple^r Extension durch die Mm.
triceps und anconaeus quartus verhindert, welche beide mit der
Kapselwand verwachsen sind (Näheres hierüber s. bei den eben ge¬
nannten Muskeln). Hinten bildet die Gelenkkapsel zu beiden Seiten
des Olecranon nach oben hin Ausbuchtungen, welche bei Flüssig¬
keitsergüssen in die Gelenkhöhle deutlich unter der Haut wahrzu¬
nehmen sind. Sehr schlaff ist di^elgßjdcaj}se|_auch dort, wo sie sich
andenRadiüshals^m]2gt2j^(der sogen. .«ßj^^gg^jji^ogct^om^zwisch^
dTni leiiiif^ren und dem 1 io. anniilare) — sonst könnt^siai ja der
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173
Radius bei der Pro- und Supination gamicht hin- und her¬
bewegen.
Als Verstärkungsbänder des Ellbogengelenkes sind
folgende Ligamente zu bezeichnen:
1. Die beiden Seitenbänder des Ellbogengelenkes, Lig.
collaterale radiale und tünare (Lig. laterale extemum und intemum,
Lig. accessorium laterale und mediale von HENLE). Das Lig. cdOa-
ierale radiale verläuft vom Epicondylus lateralis hiuneri längs der
Seite des Radiusköpfchens herab und endigt in dem weiter unten
zu erwähnenden Lig. annulare radii. Das Lig. cdlaterdle ulnare s.
deltoideum ist dreiseitig und zieht sich vom Epicondylus medialis
humeri zum Processus coronoideus imd Olecranon der Ulna hin,
wo es sich längs des Randes der Incisura semilunaris befestigt.
2. An der vorderen und hinteren Seite der Kapsel hat man
(überflüssiger Weise) einzelne stärkere Faserzüge als mhM. an.
ticum und oostiojm besonders bezeichnet.
3. Das Radiusköpfchen wird gegen die Ulna durch das Lia.
camulare radii befestigt, welches vom vor der Inc. radialis ulnae
entspringt, um das Capitulum und Collum radii nach hinten zieht
und sich dort wiederum hinter der Inc. radialis ulnae ansetzt.
4. An der vorderen Seite der Gelenkkapsel zieht von der
'G^end des Processus coronoideus ulnae zur Tuberositas radii die
Chorda transversalis cubiti, richtiger Chorda obliqua, ein Bandstrei¬
fen von sehniger Beschaffenheit, welcher nach Henle" eine zu starke
Supination des Radius verhindern soll, indessen ist hierbei zu be¬
merken, das erstens die Chorda für diesen Zweck meistens zu
schwach entwickelt erscheint, und dass zweitens auch nach Durch¬
schneidung der Chorda und Abtragung sämtlicher Unterarmmus¬
keln schon die Kapsel des Ellenbogengelenkes für sich einer Hyper¬
supination die nötigen Schranken setzt.
Von S c h 1 e i m b e u t e 1 n ist in der Nähe des Ellenbogen-
lenkes als wichtigster die Bursa subcutanea olecrani zu nennen,
welche ganz oberflächlich zwischen dem Ulecranon und^ der Haut
gelegen ist und niemals mit H<»r nelenkhöhl«» rnmmiiniciert. Bei
englischen Kohlenarbeitem ist sie nicht selten durch überschüssige
Secretion vergrössert und schon unter der Haut als Geschwulst
(the miner’s elbow) deutlich sichtbar. Zwischen der Haut und den
beiden Epicondyli des Oberarmes sind ferner die Bursae suheutaneae
des Epicondylus medialis und laterajis^ gelegen. Weiter wäre noch
zu erwähnen, dass sich zwischen derBicepssehne und
dem Radius die__^rso bicipitoradialis^ zwischen der Biceps-
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174
I sehne und der Chorda obliqua die Bursa cubitalis itUerossea be-
I findet. Endlich ist dicht oberhalb des uiecranon
1 zwischen der Tricepssehne und dem Os humeri dic.Bwrsa subten-
1 dinea olecrani und der Tricepssehne selbst die Bursa intratendinea
gelegen. Auch die letz^enannten Bursae stehen niemals
• mit dem Ellbogengelenk in Verbindung.
Als praktisch wichtig sind noch folgende Einzel¬
heiten zu merken: l)inderStreckungdesEllbogenge-
1 e n k e s berührt eine Verbindungslinie zwischen den Spitzen beider
Oberarmcondylen das obere Ende des Olecranon ulnae; ist dies
nicht der Fall, so muss eine pathologische Lageveränderung statt¬
gefunden haben; 2) in der Streckung bildet sich zu beiden
Seiten des Olecranon je eine deutlich fühlbare Grube; in der Tiefe
dermedialeGrube liegt der N. ulnaris, in der lateralen Grube
ist das Radiusköpfchen besonders dann deutlich zu fühlen, wenn
man den Unterarm mittelst der Pro- und Supination hin- und her¬
dreht; 3) endlich ist zu beachten, dass bei gestreckte m A rm
die sog. Condylenli'nie i(die Verbindungslinie zwischen den
Spitzen der beiden Condylen) am lateralen Ende etwa 1 — 1,5 cm,
am medialen Ende etwa 3 cm über der eigentlichen Gelenk-
1 i n i e (dem Gelenkspalt zwischen dem Proc. cubitalis humeri
einerseits und dem Radiusköpfchen und Proc. coronoideus ulnae -
andererseits) gelegen ist. Dies liegt daran, dass in der verticalen
Stellung des Oberarmes die Trochlea erheblich weiter abwärts ragt
als das Capitulum humeri.
D. Die Gelenke und Bänder zwischen den beiden
Unterarmknochen.
1. Die Articulaüo radioulnaris proximalis s. superior, d. h. die
Gelenkverbindung zwischen Radiusköpfchen und Proc.
coronoideus der Ulna, ist als Radgelenk, Rotatio s.
Trochoides, aufzufassen (cf. S. 13). Es ist bereits S. 172 erwähnt
worden, dass diese Gelenkverbindung keine besondere Kapsel be¬
sitzt, sondern mit dem Ellbogengelenk eine einzige gemeinsame
Gelenkhöhle bildet.
2. Den Zwischenraum zwischen Radius und Ulna füllt das
Zwischenknochenband, Membrana interossea atiMrachii
s. Lig. interosseum, aus. Dieses Band besitzt sowohl am proxi¬
malen wie am distalen Ende eine Lücke zum Durchtritt je einer
wichtigen Arterie nebst den zugehörigen Begleitvenen, ^ide,^ Ar¬
terien treten von der Volarseite des Unterarmes zur Dorsalseite, und
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175
zwar am oberen (proximalen) Ende die A. interossea dorsälis s.
posterior (A.perforansstiperior): am unteren (distalen) Ende der dor¬
sale Ast der A. interossea volaris s. anterior (A.perforans inferior).
3. Die Articulatiojradioulnaris distalis s. inferior, d. h. die Ge¬
lenkverbindung zwischen dem Capitulum ulnae und dem
unteren Radiusende kann ebenfalls als ein,,,£^j^^J,ejlJj^
aufgefasst werden, indem sich hier bei der Pro- und Supination das
untere Radiusende um die Ulna dreht. Wenngleich dieses Gelenk
(abgesehen von seltenen Ausnahmen) eine vollständig abge¬
schlossene Gelenkhöhle hat, steht dasselbe doch zu dem Handge¬
lenk in so naher Beziehung, dass die genauere Beschreibung des¬
selben im nächsten Kapitel erfolgt. ^ ''
E. Die Gelenkverbindungen der Hand.
1. Das soeben erwähnte Gelenk zwischen den unte¬
ren (distalen Enden derUnterarmknochen, _Arti~
ctdatio radioulnaris distalis s. inferior besitzt eine Höhle, welche in¬
dessen nicht allein zwischen Radius und Ulna gelegen ist, sondern
sich unter Bildung eines rechtwinkeligen Knickes noch zwischen
der Ulna und dem Os triquetrum nach medianwärts erstreckt. Trotz¬
dem bildet die Articulatio radioulnaris inferior mit dem eigentlichen
Handgelenke keine gemeinsame Höhle. Die Ulna wird nämlich von
dem Carpus durch eine dreiseitige faserknorpelige Platte getrennt,
welche gewissermassen eine continuierliche Verlängerung der car¬
palen Gelenkfläche des Radius bildet, indem sie sich als eine Art
von Meniscus zwischen die Ulna und das Os triquetmm einschiebt.
Diese faserknorpelige Platte heisst Discus articularis s. Cartilago
triangularis; das Band, welches dieselbe äil üüfl PfOF styloideus
ulnae befestigt, ist dasZw^a&gjHl^ipfc^Es wird also die HöhltT"
der Art. rachoulnäriTTRstau^aurchd«! Discus articularis gegen
die Carpalknochen hin völlig abgeschlossen. Doch ist natürlich
zwischen dieser Knorpelplatte und dem Os triquetrum die Höhle
des eigentlichen Handgelenkes gelegen. Da die Excursionen beider
Unterarmknochen um einander während der Pro- und Supination
ziemlich beträchtliche sind, so ist Hie Kansel Her Articulatio radio-
ttlnaris distalis sehj .s(;hl{if(r we.sh^ sie auch
sacciformis besonders bezeichnet worden ist. Zwischen
Radius und Ulna erstreckt sie sich in Gestalt einer blindsackförmi¬
gen Ausstülpung noch etwa 0,5 cm weit über die eigentliche Arti-
culationsfläche nach oben hinaus.
2. Das Gelenk zwischendemUnterarm und der
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I. Reihe der Carpalknochen, das Handgelenk
im engeren Sinne, Articulath (Articulatio
manus s. brachiocarpea, Articulatio carpi von Hyrtl), wird einer¬
seits von der unteren Gelenkfläche des Radius und dem soeben er¬
wähnten Discus articularis, andererseits von den oberen (proxi¬
malen) Fläche der drei ersten Handwurzelknochen (also des Os
naviculare, lunatum und triquetrum) gebildet. Der vierte Hand-
wurzelknochen, das Os pisiforme, ist dagegen durch ein völlig
isoliertesGelenk allein mit dem Os triquetrum verbunden.
Die Ulna beteiligt sich also, wie auch schon oben erwähnt wurde,
nicht direkt an der Bildung des Handgelenkes, sondern ist von dem¬
selben durch den Discus articularis (sowie das Lig. subcruentum)
getrennt. Da somit die Articulatio manus hauptsächlich zwischen
Fig. 8.
Die Gelenke der Hand (Flächendurchschnitt).
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177
dem Radius und den Carpalknochen liegt, wird sie auch als Radio¬
carpalgelenk bezeichnet. Die Gelenkhöhle des letzteren ist
von den Nachbargelenken völlig geschieden, da nach oben hin
(proximalwärts) der Discus articularis, nach unten hin (distalwärts)
die zwischen den Seitenflächen der drei oben aufgezählten Hand¬
wurzelknochen gelegenen Ligg. inlercarpea vnterossea einen Ab¬
schluss bewerkstelligen. NurgSIfSwSäfiffllWRsTlIomBRn Commu-
nicationen mit den Nachbargelenken vor..
Das Radiocarpalgelenk besitzt annähernd ellipsoidische
Gelenkflächen und stellt somit eine sogen. iC^n d y 1 a r -
t h r 0 s e vor. Abgesehen von beschränkten anderen Bewegungen
einem solchen Gelenke Bewegungen um die grosse
und kleine Axe des Ellipsoides ausgeführt werden.
Die Bewegungen der Hand um die grosse Axe werden als
Dorsalflexion (identisch mit der ^Ejc t e iis i Q.n“ einzelner
Autoren)*), d. h. Beugung nach der Rückseite der Hand und als
V o 1 a r f 1 e X i o n , d. h. Beugung nach der Hohlhandfläche, be¬
zeichnet. Die Bewegungen der Hand um die kleine Axe des Ellip¬
soides werden in ähnlicher Weise als Radial- und Ulnar-
f 1 e X i o n , d. h. Beugung nach der Radial- oder Ulnarseite, von
einander unterschieden.
3. Die Gelenkverbindungzwischender I. und
II. Reihe der C a r p a 1 k n o c h e n ,
(Carpalgelenk von Henle), bildet ^(z^^^pSSeron
Form ihrer Gelenkflächen funktionell ein Schannergelenk, d. h. es
ist in derselben V o 1 a r f iTinTHHUffB^WT? c k u n g (Extension),
also ein Knicken und Graderichten des Carpus, möglich. Dagegen
kann die Dorsalflexion (Hyperextension) in nennenswerter Weise
in diesem Gelenke nicht ausgeübt werden. Das liegt daran, dass
die Kapsel des Carpalgelenkes oben dünn und schlaff, unten^ jedoch
^ürcfl b'edeurende BandtnässeiT^T^äs tAtj. "arpijöolare'^rof.^ von
HENLE), verstärkt ist, welche eine irgendwie erhebliche Beugung
nach dorsalwärts verhindern. Seitliche Bewegungen
(Radial- und Ulnarflexion) können jedcKh in beschränktem Masse
ausgeführt werden. Die Gelenkhöhle setzt sich mittels kleiner Aus¬
buchtungen noch eine Strecke weit zwischen die neben einander
liegenden Handwurzelknochen der I. und II. Reihe fort, wird aber
*) Unter einer Extension oder Streckung versteht man streng
genommen nur diejenige Stellung zweier Glieder, in welcher dieselben eine
gerade Linie bilden. Die Dorsalflexion ist somit keine Extension,
sondern könnte höchstens als Hyperextension bezeichnet werden.
Broestke, Anstomie. 9. Autl. 12
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178
dann durch die zwischen diesen Knochen befindlichen
carpea interossea abgeschlossen, so dass das Carpalgelenk eine iso-
“SBIs^eiinSliÖfirtHdet. Ausnahmen von dieser Regel finden sich
indessen mitunter, indem durch spaltförmige, zwischen den ein¬
zelnen Carpalknochen der I. und II. Reihe befindliche Lücken eine
Communication des Carpalgelenkes mit dem Radiocarpal¬
gelenke oder den Carpometacarpalgelenken statthaben kann. Von
den drei Ausbuchhmgen, welche das Carpalgelenk zwischen den 4
Handwurzeiknochen der II. Reihe hineinschickt, soll nach HENLE
die mittelste sogar constant mit dem Carpometacarpalge-
lenk communicieren.
4. Das gemeinsame Gelenk zwischen der II.
Reihe der Handwurzelknochen und den Basen
des II.— V. Metacarpalknochens
carpea, besteht aus einer Anzahl von zusammennangenaer
p h I a r|^ ^ n n d, k die Oelenkf lachen der articulierenden
Knochen sind eben und werden an der Aussenfläche der Kapsel
durch kurze, straffe Bänder ziisapimengehalten, so dass diese
Knochen gegen einander nur in sehr geringem Masse verschieblich
und beweglich sind. Die gemeinsame Gelenkhöhle des Carpometa-
carpaigelenkes ist jedoch sehr häufig durch eine Scheidewand in
der Gegend zwischen dem III. und IV. Metacarpale in zwei ge¬
trennte Abteilungen geschieden. Diese Scheidewand hängt nach
hinten meistens mit demjenigen Lig. interosseum zusammen, wel¬
ches zwischen Kopfbein und Hakenbein gelegen ist. Das C a r p o -
metacarpalgelenk des D g n s (zwischen Os mult-
angulum majus und Metacarpale^lTTSudetaiSserdem stets eine für
sich a b g e s c h 1 o s s e n e G e 1 e n k h ö h 1 e und imterscheidet
sich auch darin wesentlich von den übrigen Gelenkverbindimgen
zwischen den Carpal- und Metacarpalknochen, dass es keine Am¬
phiarthrose, sondern ein S. 14) darstellt,
also am leichtesten Bewegungen in zwe^i^mander senkrechten
Richtungen gestattet. Diese Bewegungen sind: 1) die Ad-
d u c t i o n und Abduction, bei welcher das Metacarpale des
Daumens gegen den Zeigefinger herangezogen oder von demselben
entfernt wird; 2) ziemlich senkrecht dazu die O p p o s i t i o n, bei
welcher das 1. Metacarpale volarwärts, und die Contraoppo¬
sition, bei welcher dasselbe dorsalwärts gezogen wird.
5. Die Gelenke zwischen den Metacarpal¬
köpfchen und den Grundphalangen . ^Artictdationes
metacarvophalammm (Fingercarpalgelen k evoÜ
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179
sind sogen._G inglymo-Arthrodien, d. h. ihre Gelenk¬
flächen tschnitte, in
ihrem volaren Teile Cylinderabschnit t e. Damit hängt zu¬
sammen, dass an diesen Gelenken die Beweglichkeit in der Exten¬
sionsstellung nach allen Richtungen ziemlich frei ist, in der Flexions¬
stellung jedoch nur zu einer weiteren Beugung führen kann. Dazu
kommt noch, dass in der Beugestellung die seitliche Beweglichkeit
durch je ein mediales und laterales Seitenband (s. folgendes Ka¬
pitel) eingeschränkt wird. Eine Ausnahme von dem eben geschil¬
derten Verhalten zeigt nur das Metacarpophalangealgelenk des
Daumens, welches lediglich eine Schamierbewegung gestattet.
6. Die Gelenke zwischen den einzelnen P h a-
langen, ^^rticid^ione^digitorumtnmms^^ interphalangeae
(Finger gel^n^vöirTfERCEfs^en die reinsten Schar-
jnjjj^jUdUÜy&JfiWUfinschlichen Körpers vor, msotern m diesen
Gelenken eigentlich nur die Beugung und Streckung ausgeführt
werden kann. Wenn jedoch die Finger gestreckt sind, ist noch
eine sehr geringe passive seitliche Bewegung möglich, welche offen¬
bar darauf zurackzuführen ist, dass auch hier, wie bei den vorigen
Gelenken, die Seitenbänder während der Extensionsstellung ein
wenig schlaffer als während der Beugestellung sind.
F. Die Verstärkungsbänder der Hand.
a) An der Volarseite.
1. Das Lig. carpi volare commune ist an der Volarseite des
Handgelenkes gelegen und streng genommen kein eigentliches Band,
sondern (ebenso wie das Lig. carpi dorsale commune) nur ein
fibröser Verstärkungsstreifen, welcher hier i n d i e Fasciaanti-
b r a c h i i ein g e w l^t_ ist. Das Lig. carpi volare commune ist
viel schwächer als das Dorsalband und bedeckt die Sehne des M.
palmaris longus, welche unter ihm zur Hohlhand zieht.
JiENLE fasst das Lig. carpi commune volare und dorsale als einen ein¬
zigen (ring- oder armbandfömiigen) Bandstreifen unter der Bezeichnung
Lig. cdrpi commune zusammen und imterscheidet an dem letzteren einen u 1-
n a r e n und radialen Teil, deren Fasern beide von einer kleinen
Knochenleiste entspringen, welche an der Dorsalseite des unteren Radius¬
endes die kleine, für den M. extensor poUicis longus bestimmte Rinne lateral-
wärts begrenzt. Der ulnare Teil läuft alsdann um die Ulna, der radiale um
den Radius herum. Auf der Volarseite würden beide Teile jm Erbsenbein
und der Sehne des M. flexor carpi ulnaris zusammenfliessen. Die Namen
Lig. carpi commune volare und dorsale würden somit nach Henle nur die
Re^onen, nicht den Faserverlauf des Bandes bezeichnen.
2. Das Lig. carpi transversum (HENLE), auch Lig. carpi volare
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proprium genannt, verläuft als ein starkes derbes Band quer von
der Eminentia carpi radialis zu der Eminentia carpi ulnaris hinüber.
Zwischen dem Lig. carpi volare commune und transversum sind ausser
der Sehne des M. palmaris longus an der R a d i a 1 s e i t e der Ramus vo-
laris superficialis der A. und V. radialis, an der Ulnarseite lateral
vom Erbsenbeine die A. und V. ulnaris, sowie der N. ulnaris gelegen.
Unter dem Lig. carpi transversum gehen die Sehnen des M. flexor digitorum
sublimis und profundus, sowie der N. medianus hindurch.
3. Das Lig, msohamatum und das Lia, visometacarpeunt sind
eigentlich als zwei Fortsetzungen der Sehne des M. flexor carpi
ulnaris aufzufassen, von denen die erste re vom Erbsenbeine
zum Hamulus ossis hamati, die letztere vom Erbsenbeine zur
Basis des V. Metacarpalknochens verläuft. Ein dritter derber Band¬
streifen, das Lig. hamometacarpeuyn, zieht vom Hamulus zur Basis
des V. Metacarpalknochens hin.
Die beiden erstgenannten Bänder sind in vielen Handbüchern nicht be¬
sonders bezeichnet, weil man sie eben als Endteüe der Sehne des M. flexor
carpi ulnaris betrachtet. Nach der letzteren Auffassung erscheint das Erbsen¬
bein als eine Art von Sesambein, welches an der Sehne des eben genannten
Muskels eingeschaltet ist.
4. Das Lig. carpi volare profundum (HENLE) erstreckt sich an
der Vola manus von dem unteren Ende des Radius, ferner von
dem Discus articularis und dem Proc. styloideus ulnae bis zu den
Basen der Metacarpalknochen als eine Bandmasse, welche sämt¬
liche Handwurzelknochen fest mit einander verbindet.
Henle unterscheidet an diesem Bande einzelne besondere Faser¬
züge, welche sich indessen nur künsüich aus der gesamten Bandmasse
herausschneiden lassen. Fasern, welche von dem Ende des Radius und dQr
Ulna grösstenteils bogenförmig zur Mittellinie der Hand verlaufen, bilden
das Lig. radiocarpeum volare s. arcuatum, welches mit dem Lig. accessorium
obliquum + rectum von Hyrtl identisch sein würde. Eine andere Portion,
das Lig. carpi radiatum, strahlt von der Tuberositas des Os capitatum ra-
dientSrmig nach alT^h weiten aus. Quer auf den Basen der Metacarpalia liegt
das Lig. transversum von Henle welches mit den Ligg. hasium volaria
der neuen Nomenclatur übereinstimmt. Indessen erscheint es eigentlich üoer-
flüssig, an dem Lig. carpi volare profundum diese Unterabteüungen zu un¬
terscheiden, da das letztere, wie bereits erwähnt, eine continuierliche
Bandmasse zwischen den unteren Enden der Unterarm- und den Basen der
Metacarpalknochen darstellt.
b) An der Radial - und Ulnarseite.
An der Radial- und Ulnarseite des Handgelenkes hat man als
Lig. collaterale carpi radiale und ulnare zwei Seitenbänder
1) Man hat diese beiden Seitenbänder des Handgelenkes auch kurzweg
Lig. lateralia oder im HENLE’schen Sinne als Lig. accessorium mediale und
laterale bezeichnet.
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besonders benannt, welche von den Processus styloidei des Radius
und der Ulna zu den entsprechend gelegenen Handwurzelknochen
der 1. und II. Reihe verlaufen.
c) An der Dorsalseite.
1. Das Lig. carpi dorsale commune bildet (ebenso wie das
S. 179 beschriebene volare Band) einen queren Streifen, welcher in
die Unterarmfascie eingewebt ist, unter welchen die Sehnen
der Extensoren in besonderen Fächern zur Hand ziehen. Diese
Fächer sind durch fibröse Septa geschieden, welche an den unteren
Enden des Radius und der Ulna angeheftet sind.
2. Das Lig. carpi dorsale profundum von HENLE (dessen vom
Radius entspringender Teil mit dem Lig. radiocarveum dorsale s.
rhomboideum anderer Autoren identisch ist) zieht vom unteren
Ende des Radius und dem Proc. styloideus ulnae zur I. Reihe der
Handwurzelknochen (insbesondere zum Os triquetrum). Einzelne
schwache Faserzüge strahlen noch über die Rückseite der Artic.
intercarpea bis zur II. Reihe der Handwurzelknochen hinüber.
3. Die Ligg. carpi dorsalia brevia verlaufen an der II. Reihe der
Carpal- und den Basen der Metacarpalknochen als kurze, unregel¬
mässige Bandstreifen, welche ziun Teil in sagittaler, zum Teil in
transversaler Richtung gelegen sind. Man bezeichnet diese Band¬
streifen als Ligg. intercarpea, wenn sie zwischen zwei Carpalknochen,
als Liga, intermetacarvea wenn sie zwischen den Basen zweier Meta¬
carpalknochen, und ils Ligg. carpometacarpea, wenn sie zwischen
einem Carpalknochei und der Basis eines Metacarpalknochens ver¬
laufen. Die Ligg. inwnnetucarpea dorsalia werden nach der neueren
Nomenclahu* als Liga, basium dorsalia bezeichnet. Ausserdem sind
zwischen den Basen je zweier Metacarpalknochen mehr in der Tiefe
noch die Ligg. basium interossea (Ligg. intermetacarpea interossea)
gelten, welche die Artic. carpometacarpea distalwärts abschliessen.
Durch die ebengenannten Bänder werden die Carpalknochen der
II. Reihe und die Basen der Metacarpalknochen straff und nahezu
unbeweglich mit- und untereinander verbunden.
d) An den Fingern.
l.Die Ligg. cMateralia s. lateralia (Ligg. accessoria von HENLE
sind an dSh Selten dCi* MCtäCäfpophalangealgelenke und der Ge¬
lenke zwischen den einzelnen Phalangen gelegen. An den Meta¬
carpalköpfchen inserieren sich diese Bänder e x c e ntrisch
zur Krümmung der Gelenkfläche, d. h. mehr nach
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der Dorsalseite der Hand hin (s. Fig. 9c). Infolgedessen sind die¬
selben in der Beugestellung der Finger so gespannt, dass die Finger
nicht gegen den Metacarpus bewegt werden können. In der Streckung
sind die Ligg. collateralia schlaff, und deswegen können die ge¬
streckten Finger ziemlich ausgiebig nach allen Richtungen gegen
den Metacarpus gedreht werden. An den Gelenken zwischen den
einzelnen Phalangen findet sich ebenfalls eine geringe ex¬
centrische Insertion der Seitenbänder, doch ist dieselbe
bei Weitem nicht ausgeprägt wie an den Metacarpophalangealge-
lenken. Auch hier kann man jedoch in der Streckung der Finger
eine leichte passive seitliche Beweglichkeit der einzelnen Phalangen
zu einander konstatieren.
2. An der Volarfläche der Metacarpophalan-
gealgelenke und der Phalangealgelenke findet sich
überall eine fibröse Verdickung der Kapsel, welche man auch als
Ltg. accessorium volare oder als Trochlea bezeichnet hat, und auf
welcher die öennen der Fmgerbeuger gleiten. Ausserdem ist riocfi
das Metacarpophalangealgelenk des Daumens dadurch ausgezeich¬
net, dass es an der medialen und
lateralen Seite der Trochlea je
1 cü* kleines Knöchelchen, ein sog.
_ \r _ Sesam bein, Os sesamoideum,
besitzt, welche beide in dieOe-
V / lenkkapsel fest eingewebt sind
\ i I und den Muskeln des Daumen-
1®' ballens zum Ansatz dienen.
I 3. Die Trochleae der 4 letzten
Pjg g Metacarpophalangealgelenke
Schema für die Insertion der Ligg. Sind duTCh
collateralia. transversa
b ist der Mittelpunkt der im Profil, d. h. kräftig entwickelt sind
_ J _ 1 _ X _ ^1.X^X _ - - — O
von der Seite betrachteten Krümmung des
und die Köpfchen der Metacar-
Capitul. oss. metacarpi, a und c sind die *
Insertionspunkte der Ligg. collateralia. Zusammenhalten. Ult Ligg.
Ein Blick auf Figur 9 zeigt, dass die capitulorum transversa dorsalia
Punkte a und c in der Streckung einan- sind nur schwach : sie verlaufen
der weit näher gelegen sind, als in der dünne Streifen zwischen den
Beugung (daher in der Streckung Er-
schlaffung, in der Beugung Spannung Extensorensehnen.
der Seitenbänder). Volarseite
de r F i n g e r p h a 1 a ngen
sind die Sehnen des Flexor digitorum sublimis und profundus in
einer Scheide, dem sogen. Zig, vaginale (richtiger Fa^wo fibrosa),
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eingeschlossen, welche an den Seiten der Fingerphalangen befestigt
ist. Diese fibröse Scheide besitzt nun einzelne mehr oder weniger
unregelmässige Faserzüge, welche als Verstärkungsstreifen in die¬
selbe eingewebt sind. Die queren, konstant vorkommenden Ver¬
stärkungsstreifen hat man als Ligg. annularia bezeichnet, obwohl
sie, streng genommen, nicht ringförmig, sondern nur halbring¬
förmig sind. Ausserdem sind in der Vagina fibrosa noch schräge
Faserzöge, Ligg. obliqua, und mitunter kreuzförmige Faserzüge,
Ligg. cruciaiä, zu unterscheiden, welche sämtlich dazu bestimmt
sind, die von der Scheide umschlossenen Sehnen sicherer in ihrer
Bahn zurückzuhalten. In der Vagina fibrosa eines jeden Fingers
ist noch je eine Schleimscheide für die betreffenden Beugesehnen
eingeschlossen. Näheres über diese Scheiden ist bei der Fascie der
oberen Extremität nachzusehen. X,
XII. Die Muskeln und Fascien der oberen
Extremität.')
Zu den Muskeln der oberen Extremität werden gerechnet:
A) die Schultermuskein;B) die Oberarmmuskeln;
C) die U n t e r a r m m u s k e 1 n; D) die M u s k e 1 n der H a n d.
A. Die Schultermuskeln.
1. Ein äusserer Schultermuskel, M. ddtoideus,
entspringt vom lateralen Drittel der Clavicula, vom Acromion und
der Spina scapulae, genau gegenüber der Stelle, wo sich der M.
trapezius ansetzt. Der Deltoideus inseriert sich an der Tuberositas
deltoidea des Oberarmbeins.
Die Funktion des M. deltoideus besteht bei fixierter Sca¬
pula darin, den Oberarm bis zur Horizontalen zu heben.
Die weitere Hebung des Oberarmes Ober die Horizontale
hinaus wird durch die Drehung des unteren Winkels der Scapula nach la-
teralwärts bewirkt und von den obersten Fasern des M. trapezius und den
untersten Fasern des M. serratus anterior hervorgebracht. Doch muss man
nicht glauben, dass bei dieser Hebung zuerst der Deltoideus allein den Ober¬
arm bis zur Horizontalen abduziert und erst nachher der Trapezius und
Serratus anterior eingreifen. Alle drei Muskeln langen schon an, sich in
Tätigkeit zu setzen, wenn man beginnt, den Arm aus der Ruhelage zu er¬
heben — wie man daraus folgern kann, dass der untere Winkel der Scapula
Betreffs der Innervation dieser Muskeln s. bei der Nervenlehre die
allgemeine Uebersidit über die Zweige des Plexus brachialis.
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sich schon bei sehr geringer Hebung des Armes nach lateralwärts dreht.
Es sei übrigens noch bemerkt, dass die vorderen Fasern des Deltoideus den
Humerus nach vom, die hinteren Fasern ihn nach hinten zu ziehen im¬
stande sind.
2. Ein vorderer Schultermuskel, der M. subscapu-
laris entspringt von der vorderen Fläche der Scapula aus der Fossa
subscapularis und setzt sich am Tuberculum minus des Ober¬
armes fest.
Function: Er rotiert den Oberarm nach einwärts.
Vermöge seiner Verwachsung mit der Kapsel des Schultergelenkes
ist er zugleich imstande, die letztere während dieser Bewegung zu
spannen und vor Einklemmung zu schätzen.
3. Drei hintere Schultermuskeln, der M. supra-
spinatus aus der Fossa supraspinata, der Jf. infraspinatus und M.
teres minor aus der Fossa infraspinata entspringend, setzen sich am
Tuberculum majus des Humerus an den dort befindlichen drei
Facetten fest. Der M. teres minor stellt eigentlich nur die unterste
Portion des Infraspinatus vor, welche mehr vcun lateralen Rande
der Scapula entspringt; beide Muskeln müssen mindestens erst
künstlich von einander getrennt werden.
Funktion : Alle drei Muskeln dienen dazu, den Oberarm
auswärts zu rotieren und dabei zugleich vermöge ihrer
Verwachsungen mit der Schultergelenkkapsel die letztere derartig
zu spannen, dass eine Faltenbildung und Einklemmung verhindert
wird. Der M. supraspinatus ist ausserdem imstande, in geringem
Grade zur Hebung (Abduction) des Humerus beizutragen.
B. Die Oberamimuskeln.
Die Oberarmmuskeln zerfallen in zwei Gruppen, näm¬
lich in: a) die v o r d e r e n oder Beugemuskeln (Flexo-
r e n); und b) die hinteren oder Streckmuskeln (Ex¬
tensoren).
a) Die Beugemuskeln oder Flexoren.
Zu dieser Gruppe gehören: 1) der M. coracobrachialis: 2) der
Jlf. biceps brachii; 3) der M. brachialis.
1. Der äf. coracobrachialis (häufig durchbohrt vom N.musculo-
cutaneus und deswegen auch als M. perforatus Casseri bezeichnet),
entspringt vom Proc! coracoideus und ^setzt sich mit der Haupt¬
masse seiner Fasern in der Mitte der medialen Hiunerusfläche an
einer dort mitunter befindlichen Rauhigkeit an. Ein Teil seiner
Fasern inseriert sich jedoch an einem zwischen dem Tuberculum
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Lanssimus hindurchtreten.
duction des Humerus
ntspringt mit einem kurzen Ko^it
z. coracoideus und mit einem langen ‘
minus und der eben genannten Rauhigkeit ausgespannten Sehnen-
bogen, unter welchem die Vasa circumflexa humeri antt. und
die Insertionssehne des Latissimus hindurchtreten.
Funktion : Adduction
2. Der M. Uceps entspringt
Caput breve, vom Proc. coracoideus und mit einem 1 a n g (
Kopfe, Caput longum, von der Tuberositas supraglenoidalis dei
Scapula; die Sehne des langen Bicepskopfes ist vollständig in die
Kapsel des Schultergelenkes einges^lossen, durchzieht also die
Höhle des letzteren. Der Biceps setzt sich an der Tuberositas radii
fest; ausserdem strahlt von seiner Sehne ein starkes Fascikel, der
^Lgsertus-fihrottis, nach medianwärts in die Fascie aus, welche die
Flexoren des Unterarmes deckt. Dieser Lacertus fibrosus bildet
eine Art von Schutzdach für die A. und V. brachialis und den N.
medianus, welche hier in der Eilbogenbeuge dicht unterhalb der
Fascie (also ziemlich oberflächlich) gelegen sind.
Funktion : Die Wirkung des M. biceps ist in erster
Linie eine supinierende, da derselbe bei seiner Con-
traction zuerst die Tuberositas radii nach vom zieht, welche in der
Pronationsstellung je nach dem Grade der letzteren mehr oder
weniger nach hinten gedreht ist. Erst wenn der Unterarm supi-
niert ist, tritt die volle Beugewirkung in Kraft.
Zu beiden Seifen des M. biceps ist je eine Furche, der Sulcus
bicipitalis medialis und lateralis gelegen. In dem weit stärker markierten
Sulcus bicipitalis medialis verläuft die A. brachialis nüt den breitenden
Venen und Nefvenj~~nnter denen der N. Ihedianus und N. ciifaiieus~~'WiiKllus
die weiteste Strecke neben diesen Gefässen entlang zlehen.~'N®en der Tu-'
berositas radii ist zwischen dem Radius und der Bicepssehne ein kleiner
S c h 1 e i m b e u t e 1 , die Bursa bicipitoradialis gelegen.
3. Der M. brachialis (brachialis internus) entspringt von der
unteren Hälfte der beiden Vorderflächen des Humems (also etwa
zwischen der Tuberositas humeri und dem Ellbogengelenk) und
setzt sich an der Tuberositas ulnae fest.
Funktion: Der Muskel ist ein kräftiger Beuger,
da er zur Ulna geht, welche hauptsächlich die Beugung des Unter¬
armes gegen den Oberarm vermittelt. Ausserdem ist der M. brachi¬
alis mit der vorderen Kapselwand des Ellbogengelenkes verwachsen
und zieht dieselbe durch seine Contraction derart nach oben, dass
sie selbst bei stärkster Beugung nicht eingeklemmt werden kann.
b) Die Streckmuskeln oder Extensoren.
Zu dieser Muskelgruppe wird der M. tricks brachii mit seinen
drei Köpfen, nämlich: 1) dem langen Kopfe, Caput longum
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s. Anconaeus longus; 2) dem inneren Kopfe, Caput mediale
s. internum s. Anconaeusi internus; 3) dem äusseren (kurzen)
Kopfe, Caput laterale s. extemum s. Anconaeus extemus (Anco¬
naeus brevis von Henle) gerechnet. Zu den Extensoren kann man
ferner den M. anconaeus (quartus) zählen, welcher jedoch von vielen
Autoren zu den Unterarmmuskeln gerechnet wird, obschon seine
Fasern sich continuierlich an diejenigen des Caput mediale an-
schliessen.
E>as Caput longum tricipitis entspringt von der Tuberositas infra-
glenoidalis der Scapula und läuft zwischen dem' (vor ihm gelegenen)
M. teres major und dem (hinter ihm gelegenen) M. teres minor nach
abwärts. Das Caput mediale nimmt seinen Ursprung von der ganzen
hinteren (dreiseitigen) Fläche des Humerus unterhalb des Sul¬
cus radialis. Das Captä laterale endlich entspringt vom oberen
Rande des Sulcus radialis und bedeckt den grössten Teil des Caput
mediale. Alle drei Köpfe vereinigen sich zu einer gemein¬
samen Sehne, welche sich an dem Olecranon ulnae inseriert.
An die untersten, mehr schräg gelegenen Bündel des Caput
mediale schliesst sich, wie bereits erwähnt, ohne scharfe Grenze der
M. anconaeus (quartus) an, welcher vom Epicondylus lateralis ent¬
springt und zur lateralen Fläche des Olecranon verläuft.
Das Caput longum ist an seinem oberen Ende mit der gemein¬
samen Sehne des Teres major und Latissimus durch ein starkes
sehniges Fascikel verbunden. HENLE betrachtet dieses
Fascikel als eine constante Ursprungszacke des Caput longum von
den beiden eben genannten Muskeln.
Funktion: Der M. triceps streckt den Unterarm. An
letzterer Wirkung beteiligt sich auch der M. anconaeus quartus,
welcher jedoch ausserdem durch seine Verwachsung mit der hin¬
teren Kapselwand des Ellbogengelenkes die wichtige Fähigkeit er¬
langt, die Kapsel zu spannen und dadurch bei der Extension vor
Einklemmung zu schützen. Mitunter gibt auch der Triceps einige
Fasern zur Gel^kkapsel ab.
C. Die Muskeln des Unterarmes.
Die Muskelnd,esUnterarmes teilt man am besten in
zwei grosse Hauptgruppen ein: 1) die Beugemuskeln oder
Flexoren, und 2) die Streckmuskeln oder Exten-
s o r e n. Von den Extensoren spaltet Henle einen Teil imter der
Bezeichnung Radialgruppe ab, zu welcher er den M. brachio-
radialis s. Supinator longus, den Jf. extensor carpi radialis longtts
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und den M. eztensor carpi radialis bcevis rechnet. Diese drei Mus¬
keln bilden nämlich an der Radialseite des oberen Unterarmendes
einen ziemlich starken Wulst, welcher dort besonders deutlich her¬
vorragt. Der nachfolgenden Besprechung ist jedoch des leichteren
Verständnisses wegen die Einteilung des Unterarmmuskeln in Exten¬
soren und Flexoren zu Grunde gelegt, über welche sich in Bezug
auf Insertionen und Ursprünge folgende allgemeine Sätze aufstellen
lassen:
Sowohl die Flexoren als auch die Extensoren des
Unterarmes werden in je eine oberflächliche und eine tiefe
Schicht eingeteilt. Die oberflächlic h e_S c h i c h t de r
Extensoren entspringt im Wesentlichen vom E p i c o n d y-
1 US 1 a te r a.l i.s ie X t e r n u s) des Oberarmes, die oberfla^ilicHe
Schicht der F l_e x o r e n fast gänzlich vom _ E p i.c n n.d-yXn.s
m e d i a 1 i s (internus) desselben. Die tiefe Schicht
“der Flexoren wie de r Extensoren findet an den Epi-
condylen des Humerus keinen Platz mehr und rückt deshalb mit
ihren Ursprüngen auf den Radius, die Ulna und die da¬
zwischen gelegene Membrana interossea hinunter. Was
die Ansätze der Unterarmmuskeln betrifft, so hat man zu beachten,
dass die Mm. f 1 e x o r e s und extensores carpi radia-
1 e s und ulnares mit ihren Insertionen der Basis des
II. und des V. Metacarpalknochens zustreben
Im Einzelnen verhalten sich diese Muskeln folgendermassen:
a) Flexoren. 2
Oberflächliche Schicht der Flexoren,
Zu derselben gehören: 1) der M. pronator teres; 2) der M.
flexor carpi radialis (auch als M. radialis internus bezeichnet); 3) der
äf. palmaris longus; 4) der M. flexor digitorum sublimis', 5) der
M. flexor carpi tdnaris (auch als M. ulnaris internus bezeichnet).
Alle diese Muskeln entspringen, wie eben erwähnt, vom
Epicondylus medialis und sind in der Nähe desselben
gewöhnlich so fest mit einander verschmolzen, dass sie nur künst¬
lich getrennt werden können. Ausser dem Ursprünge von Epicon¬
dylus medialis (Caput humerale) bekommt der M. jiexor digitorum
sublimis noch eine Muskelzacke, den sogen. Radialkopf, vom
oberen Teile des Radius, und der M. flexor carpi ülnaris entspringt
ausser vom Epicondylus noch mit einer platten Aponeurose
von dem grössten Teile der medialen Fläche der Ulna. Zwischen
den beiden Köpfen des M. flexor digitorum sublimis tritt der N.
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niedianus, zwischen denen des M. flexor carpi ulnaris der N. ul*
naris in die Tiefe.
Was die Insertion dieser Muskeln anbetrifft, so setzen
sich fest:
1) Der M. proncAor teres in der Mitte der lateralen Fläche
des^ a d i u s y
2) der M. flexor carpi radialis an der Basis des II. Os
m e t a c a r p a 1 e (da ja der II. Metacarpalknochen der Radial¬
seite entspricht). Seine Sehne verläuft in einer Rinne des Os mul-
tangulum majus neben dem Tuberculum des letzteren Knochens;
3) der M. palmaris longus geht mit seiner Sehne zwischen dem
Lig. carpi volare commune und Lig. carpi transversum zur Hohl¬
handfläche und strahlt hier in eine starke sehnige Ausbreitung aus,
welche man als Aponettrosis palmaris bezeichnet hat;
4) der M. jkxor digitorum sublimis geht mit seiner Sehne
unter dem Lig. carpi transversum hindurch imd setzt sich mit 4
Zipfeln an der Basen der, Mittelphalangen sämtlicher Finger
mit Ausnahme des Daumens an (also des II. bis V. Fingers).
Diese 4 Sehnenzipfel werden von den Sehnen des darunter gelege¬
nen M. flexor digitorum profundus durchbohrt, weshalb der M.
flexor digitorum sublimis auch als M. perforatus bezeichnet ist;
5) der M. flexor carpi ulnaris setzt sich an dem Erbsen-
b e i n fest, welches er wie eine Art von Sesambein vollständig
zwischen seine Sehnenfasem aufnimmt. Als Fortsetzung der letzte¬
ren kann man (s. S. 180) das Lig. pisohamatum und pisometa-
carpeum betrachten, von denen das erstere vom Erbsenbein zum
Hamulus des Hakenbeines, das letztere vom Erbsenbein zur Basis
des V. Os metacarpale hinzieht, so dass also auch für den M.
flexor carpi ulnaris das vorhin erwähnte Gesetz gilt, dass seine
Sehiie (entsprechend der Ulnarseite) nach der Basis des V. Meta¬
carpalknochens hinstrebt.
Tiefe Schicht der Flexoren. 1
Hierzu gehören: 1) der M. flexor pollicis longus; 2) der M.
flexor digitorum profundus; 3) der M. pronator quadratus.
Diese Muskeln finden, wie oben erwähnt, an dem Epicondylus
medialis keinen Platz mehr und rückendeshalbmitihren
Ursprüngen auf Radius, Ulna und Lig. inter-
o s s e u m hinunter. Im einzelnen verhalten sie sichfolgendermassen:
1. Der Jlf. flexor poUicis longus entspringt von demjenigen
Knochen des Unterarmes, welcher an der Damenseite liegt, näm-
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lieh V 0 m . R a d i u s, £^ht unter dem Lig. carpi transversum hin¬
durch Und setzt sich an der Basis der Endphalange des Daumens an.
2. Der M. flexor digitorum profundus (mehr ulnar gelegen)
entspringt vom Lig. interosseum und der Ulna, geht
ebenfalls unter dem Lig. carpi transversum hindurch und setzt sich
mit 4 Sehnenzipfeln an den Basen der E n d p h a 1 a n g e n der
4 letzten Finger an. Seine Sehnen durchbohren die Sehnen des M.
flexor digitorum sublimis, und er ist deswegen auch als M. perforans
bezeichnet worden. Die Sehnen des M. flexor digitorum sublimis
und profundus sind in der (S. 182) erwähnten Vagina fibrosa zu¬
sammen eingeschlossen.^) Während sie in dem durch diese Scheide
gebildeten Kanal verlaufen^ sind die^lben mit den Phalangen durch
fibröse Stränge, Vincula tendinum, verbunden,' welche nicht allein
zur Befestigung der Sehnen dienen, sondern auch den letzteren Er-
nährungsgefässe zuführen sollen.
3. Der M. prmator qttadraius liegt in transversaler Richtung
am unteren (distalen) Ende des Unterarmes. Er
entspringt von der vorderen Fläche der Ulna und geht zur vorde¬
ren Fläche des Radius.
b) Extensoren.
Oberflächliche Schicht der Extensoren.
Zu derselben gehören: 1) der M. bracMoradialis (M. supinator
longus); 2) der M. extensor carpi raäialis longus und brevis M.
radialis extemus longus und brevis), welche vielfach einen gemein¬
samen Muskelbauch bilden; 3) der M. extensor digitorum communis
und extensor digiti minimi proprius, welche ebenfalls an ihrem
Ursprung eng Zusammenhängen; 4) dtrM. extensor carpi ulnaris
(M. ulnaris externus); 5) der M. anconoeus (quartus) den man je¬
doch auch zu den Oberarmmuskeln rechnen kann, wo er bereits
beschrieb«! ist.
Alle die eben genannten Muskeln entspringen vom
Epicondyluslateralis, wo sie zum Teil mit einander so
*) Wenn man im Zweifel darüber ist, welcher von beiden Finger-
beugem der perforierte und welcher der perforierende ist, so möge man
sich vergegenwärtigen, dass immer die Sehne des tiefer liegenden Muskels
den oberflächlichen durchbohren und zur Endphalange gehen muss. Ein
Perforationsverhältnis könnte überhaupt nicht zustande kommen, wenn der
M. flexor digit. prof. zur II. Phalange, der M. flexor digitorum sublimis
bis zur Endphalange ginge.
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innig verschmolzen sind, dass sie nur künstlich getrennt werden
können. Doch ist dabei zu bemerken, dass der M. brachioradialis
nicht eigentlich vom Epicondylus, sondern von der darüber
gelegenen Kante des Humerus seinen Ursprung nimmt, und
dass der M. exlensor carpi tdnaris ähnlich wie der M. flexor carpi
ulnaris, eine accessorische Ursprungsehne vom
oberen Teile der Ulna bekommt. Die Muskeln inserieren
sich, wie folgt:
1) der M. brachioradialis am Proc. styloideusradii;
2) der M. exlensor carpi radialis longus (entsprechend der
Radialseite) an der Basis des II. Os metacarpale;
3) der M. exlensor carpi radialis brevis am Proc. styloideus
der B a s i s des III. Os metacarpale. Die Sehnen der
beiden letztgenannten Muskeln werden von den zum Daumen
ziehenden Mm. abductor pollicis longus imd extensor pollicis bre¬
vis, sowie von der Sehne des M. extensor pollicis longus über¬
lagert und spitzwinklig gekreuzt.
4) die Sehne des M. extensor digitorum communis besteht aus
4 Strängen, von denen je einer für einen der vier letzten Finger be¬
stimmt ist. Die Extensorensehne eines jeden Fingers bildet einen ziem¬
lich komplizierten Apparat, da mit derselben die von der Hohl-
h a n d an den Seiten der Finger hinaufziehenden Sehnen der Mm.
lumbricales und interossei verschmolzen sind (Näheres s. S. 195
bis 198). Betreffs dieser Sehne sei hier nur erwähnt, dass die
eigentlichen Sehnenfasern des M. extensor dig. com¬
munis sich an jedem Finger indreiZipfel spalten, von denen
der mittlere und stärkste sich nur bis zur Basis der Mittel-
p h a 1 a n g e erstreckt, während die beiden seitlichen Zipfel
zur Basis des Nagelgliedes ziehen und mit den Sehnen
der Mm. lumbricales und interossei verschmolzen sind (s. Fig. 11
S. 198). Die vier Sehnen des Extensor digitoriun communis sind auf
dem Handrücken dimch quere fibröse Streifen mit einander ver¬
bunden. Am kürzesten, stärksten und konstantesten sind die fibrösen
Zwischenbänder zwischen der Ringfingersehne und den Nachbar¬
sehnen, weswegen es zum Bedauern der Klavierspieler nur in be¬
schränktem Masse gelingt, bei gebeugten übrigen Fingern den Ring¬
finger einzeln zu strecken. Die grösste Selbständigkeit inbezug auf
die Streckung steht dem Zeigefinger und dem kleinen Finger zu.
5) Der M. exlensor digüi minimi proprius tritt mit seiner Sehne
dimch ein besonderes Fach unter dem Lig. carpi comm. dorsale
und vereinigt sich schliesslich mit der zum kleinen Finger
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ziehenden Sehne des vorigen Muskels. Er kann
fehlen, in welchem Falle dann eine doppelte Sehne vom Extensor
digit. communis zu dem kleinen* Finger zu ziehen pflegt.
6) Der M. extensor carpi ulnaris inseriert sich (entsprechend
der Ulnarseite) an der Basis des V. Metacarpal¬
knochens.
ft) Tiefe Schicht der Extensoren.
Dazu gehören: 1) der M. abductor poüicis longus und dtr M .
extensor pollicis brevis; 2) der M. extensor poUicis longus; 3) der
M. extensor indids proprius 4) der M. Supinator s. Supinator brevis.
Die tiefe Schicht der Extensoren findet an dem Epicondylus
lat. keinen Platz mehr und rückt deswegen mit ihren Ur¬
sprüngen auf Radius, Membr. interossea und
Ulna hinunter. Die Sehnen der hierher gehörigen Muskeln, mit
Ausnahme des Supinator brevis, brechen zwischen dem M. exten¬
sor digitorum communis und den Muskeln der von Henle so be-
zeichneten Radialgruppe hindurch und treten alsdann zum Daumen
und Zeigefinger. Im Einzelnen verhalten sich die tiefen Extensoren
(von der Radial- nach der Ulnarseite gerechnet) folgendermassen:
1. Der M. abductor poUicis longus und der Af. extensor j^ids
brevis entspringen mit einem gemeinsamen Muskelbauch vom Ra¬
dius und der angrenzenden Membr. interossea
und ziehen hierauf am unteren Radiusende über die Sehnen des M.
extensor carpi radialis longus und brevis hinweg zum Daumen. Die
Sehne des M. abductor pollicis longus geht zur Basis des I.
Os metacarpale, diejenige des M. extensor pollicis brevis
zur Basis der I. Phalanx des Daumens; die letztere
ist an ihrem Ende mit der Sehne des M. extensor pollicis longus
zu einem gemeinsamen Strang verschmolzen, an welchem sich, ge¬
wöhnlich die Sehnenfasern beider Muskeln nicht mehr deutlich
von einander abgrenzen lassen.
2. Der Af. extensor poUicis longus entspringt von der Membr.
interossea und setzt sich, wie die beiden vorigen Muskeln
über die Sehnen des M. extensor carpi radialis longus und brevis
hinwegziehend, bis zur Basis der Endpha lange des
Daumens fort.
3. Der M. extensor indicis proprius s. Indicator entspringt
von der Membr. interossea und der Ulna, geht m i t
derSehne des M. extensor digitorum communis
durch ein gemeinsames Fach unter dem Lig. carpi dorsale commune
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zur Hand und verschmilzt mit demjenigen Strang der eben er¬
wähnten Sehne, welcher zum Zeigefinger geht.
Der M. supinator (brevis) liegt aufderDorsalseitean
dem oberen (proximalen) Ende beider Unterarmknochen und ist
somit nicht allein inbezug auf die Funktion, sondern auch auf die
Lage ein Antagonist des M. pronator quadratus. Der Supinator
(brevis) entspringt von der lateralen Fläche des oberen Ulna¬
endes, sowie von der anschliessenden hinteren und late¬
ralen Kapselwand des Ellbogengelenkes. Seine
Fasern steigen schräg nach unten und umgreifen zum grössten Teil
hakenförmig das obere Ende des Radius, indem sie von hinten auf
die vordere Fläche des letzteren hinübertreten, wo sie sich ober¬
halb und unterhalb der Tuberositas radii inserieren.
Allgemeine Uebersicht über die Funktionen
der Unterarmmuskeln.
Was zunächst die Mm. flexores und extmsores carpi betrifft,
so müssen der Flexor carpi radialis und ulnaris zusammen die
Hand volarwärts beugen (ganz gleich, ob dieselbe zu einer
Faust geballt ist, oder ob die Fii^er gestreckt sind). Umgekehrt
werden der M. extensor carpi radialis longus und brevis in Ge¬
meinschaft mit dem M. ext. carpi ulnaris die Hand d o r s a 1 w ä rts
beugen. Der M. extensor carpi ulnaris und flexor carpi ulnaris zu¬
sammen beugen die Hand ulnarwärt s; lungekehrt müssen die
Extensores carpi radiales und der Flexor carpi radialis die Hand
radialwärts flektieren. Wirkt nur einer von diesen Muskeln,
z. B. der M. flexor carpi ulnaris, so wird die Hand zugleich
volar-undulnarwärts, also in ^hräger Richtung gebeugt.
Der M. palmaris longus spannt die Aponeurosis palmaris und
schützt dadurch die imter der letzteren gelegenen Gebilde der
Hohlhand vor Druck.
Die Funktion der Mm. pronatores und supmaiores ist durch
ihren Namen ausgedrückt; dpdi' ist dabei zu.-bemerken, dass der
M. sppinator longus seineti Namen eigentHdh nicht verdient, inso-
fejri er den Unterpirf "niemals supii^en, sondern nur gegen den
Oberarm beugeii kann. Aus diesem Grunde hat Henle für diesen
Muskel auch die jetzt allgemein übliche Bezeichnung M. brachio-
radialis vorgeschlagen. Dagegen ist der M. supinator (brevis) ein
äusserst kräftiger Supinator, weil er von hinten her um das obere
Ende des Radius weit nach vom herumgreift.
Die Funktion der übrigen Muskeln ist ziemlich selbstverständ-
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193
lieh: sie beugen oder strecken oder abducieren diejenigen Knochen,
an welchen sie sich ansetzen.
D. Die Muskeln der Hand.
Die Muskeln der Hand teilt man in drei Gruppen ein: a) in
die Muskeln des Daumenballens oder Thenar; b) die Mus¬
keln des Kleinfingerballen, Hypothenar s. Anthithenar;
c) die mittleren Handmuskeln.
a) Die Muskeln des Daumenballens.
Hierzu gehören: 1) der M. abductor pollicis brems-, 2) der
M. flexer pollicis brevis; 3) der M. opponens pollicis; 4) der M.
adductor pollicis.
Alle diese Muskeln (mit Ausnahme des Adductor pollicis ent¬
springen von derEminentiacarpi radialis und dem
angrenzenden Lig. carpi transversum und s e t z e n sich
(mit Ausnahme des Opponens) entweder an dem medialen
oder lateralenSesambeinean, welche an der Volarfläche
in die Kapsel des 1. Metacarpophalangealgelenkes eingelagert sind.
Durch Vermittlung der Kapsel können sie einen Zug auf die I. Pha¬
lanx ausäben. Im Einzelnen verhalten sich dieselben folgender-
massen:
1. Der M. abductor pollicis brevis entspringt von dem Tuber¬
culum ossis navicularis und dem angrenzenden Lig. carpi trans¬
versum und inseriert sich am lateralen Sesambeine des Daumens.
Seine Funktion ist durch seinen Namen bezeichnet.
2. Der M. opponens pollicis entspringt von dem Tuberculum
ossis multanguli majoris und dem Lig. carpi transversum und setzt
sich am ganzen Os metacarpale des Daumens an.
Funktion: Er ist imstande, das Os metacarpale des Dau¬
mens gegen die Vola manus zu ziehen — eine Bewegung, welche
beim Greifen ausgeführt und als Opposition bezeichnet wird.
3. Der M. flexor pollicis brevis entspringt mit zwei Köp¬
fen, von denen der oberflächliche von dem gegen das
Tuberculum ossis navicularis umbiegenden Teile des Lig. carpi
transversum, der tiefe von dem Lig. carpi volare prof. bezw.
Lig. carpi radiatum in der Gegend des II. — IV. Carpalknochens der
II. Reihe herkommt. Von den beiden Köpfen — zwischen denen
die Sehne des M. flexor pollicis longus hindurchtritt — inseriert
sich der oberflächliche am lateralen, der tiefe am medialen Sesam¬
beine des Daumens. Eine dritte, mittlerePortipn entspringt
Broesiko, Anatomie. 9. Aufl. 13
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194
mit dem tiefen und inseriert sich mit dem oberflächlichen Kopfe des
Muskels.
Funktion: Er beugt durch Vermittlung der Kapsel des
Metacarpophalangealgelenkes die I. Phalanx des Daumens.
Flemmino rechnet den ganzen tiefen Kopf zum Adductor poUids,
weil derselbe ebenso wie der Addudor vom N. ulnaris innerviert wird,
während der Flexor pollids brevis im Uebrigen Zweige vom N. medianus
erhält. Henle beschreibt den oberflächlichen Kopf des Flexor
pollids brevis als eine tiefe Portion des Abdudor pollids brevis.
4. Der M. adductor pdlicis entspringt hauptsächUch vom Os
metacarpale des III. Fingers, kann sich jedoch von hier aus mit
seinem Ursprünge auch auf die Handwurzelknochen erstrecken.
Nicht selten kommen noch Muskelbündel von den beiden benach¬
barten Metacarpalknochen (also vom II. und IV.) her'. Seine In¬
sertion ist am medialen Sesambeine des Daumens.
Seine Funktion ist durch seinen Namen ausgedrückt.
b) Die Muskeln des Kleinfingerballens.
Dazu gehören: 1) der M. patmaris brevis; 2) der M. abductor
digiti nünimi; 3) der M. flexor brevis digiü mitünii; 4) der M. op-
ponens digiti minimi.
Abgesehen vc«i Pahnaris brevis, entspringen diese Mus¬
keln im wesentlichen von der Eminentia carpi ulnaris
und dem angrenzenden Lig. carpi transversum und i n -
s e r i e r e n sich (mit Ausnahme des Opponens) an der medi¬
alen Kapselwand des Metacar pophalangeal-
gelenkesdeskleinen Fingers. Im Einzelnen verhalten
sich dieselben folgendermassen:
1. Der M. paltnaris brevis, ein platter querer Muskel, wird ge¬
wöhnlich zu den Muskeln des Kleinfingerballens gerechnet, obschon
derselbe auch als eine in der Hohlhand gelegene Portion des M.
palmaris longus aufgefasst werden kann. Der Muskel entspringt
nämlich von der Sehne des Palmaris longus dort, wo dieselbe in
die Aponeurose auszustrahlen beginnt, liegt ganz oberflächlich quer
über sämtlichen anderen Muskeln des Kleinfingerballens und
setzt sich an der Haut des letzteren fest.
Funktion : Der Palmaris brevis ist imstande, die Apo-
neurosis palmaris zu spannen und die Haut des Kleinfingerballens
nach der Mittellinie der Hand zu ziehen. Wenn man eine Faust
macht, bemerkt man am Kleinfingerballen eine Anzahl kleiner
Grübchen, welche durch die Contraction des ebengenannten Mus¬
kels hervorgebracht werden.
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195
2) Der M. dbductor digiti minimi entspringt vom Os pisi-
forme und dem angrenzenden Lig. carpi transversum und geht
zur medialen Seite der oben erwähnten Gelenkkapsel.
Die Funktion liegt im Namen.
3. Der M. ojoponens digiti minimi entspringt vom Hamulus
ossis hamati und dem angrenzenden Lig. carpi transversum und
setzt sich am Os metacarpale des kleinen Fingers an.
Funktion: Er zieht das Os metacarpale des kleinen Fingers
demjenigen des Daumens entgegen und nach der Vota manus hin
(Oppositionsbewegung des kleinen Fingers).
4. Der M. ßexor brevis digiti minimi entspringt meistens nur
vom Lig. carpi transversum oder auch vom Hamulus des Haken¬
beines und verschmilzt mit der Insertionssehne des Abductor digiti
minimi. Der Muskel ist in seinem Verhalten sehr unbeständig imd
kann auch vollständig fehlen. Von dem Abductor digiti minimi ist
er an seinem Ursprung durch eine Lücke getrennt,
durch welche der tiefe Ast des N., der A. und V. ulnaris in die
Hohlhand treten.
Die Funktion besteht in einer Beugung der I. Phalanx.
c) Die mittleren Handmuskeln.
Zu den mittleren Handmuskeln gehören: die Mm.
lutnbricales; 2) die Mm. interossei dorsales und volares (extemi und
intemi von Hyrtl und anderen Autoren).
1. Die 4 Mm. lumbricales (Regenwurm- oder Spulwurmmus¬
keln entspringen als dünne, schlanke Muskelbäuche am R a d i a 1 -
ran de der 4 Sehnen des M. flexor digitorum pföfundus^) und
gehen zum Radialrande sämtlicher Finger (mit Ausnahme
des Daumens) hin, wo sie sich an der I. Phalanx mit der Sehne |
des M. extensor digitorum communis vereinigen. Verfolgt man die i
Sehnenfasem der Lumbricales innerhalb der Extensorsehne weiter,
so findet man, dass dieselben bis zur Endphalange hingehen, wo
sie sich inserieren (vgl. auch S. 190 und 198).
Die Funktion der Mm. lumbricales muss also darin be¬
stehen, die I. Phalanx zu beugen und nach erfolgter Beu¬
gung derselben die letzten beiden Phalangen zu strecken.
Diese Bewegung wird am reinsten ausgeführt, wenn man jemand
einen Nasenstüber gibt. Die Mm. lumbricales sind früher auch als
Mm. fidicini (Geigermuskeln) bezeichnet, weil in der Tat die Vio-
‘) E)er III. und VI. Lumbricalis entspringen auch vom ^ Ulnarrande
der II. und III. Flexorsehne.
13*
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196
linisten beim Greifen der Seiten dieselben in Tätigkeit setzen, in¬
dem sie bei gebeugter I. Phalanx die anderen beiden Phalangen
mehr oder weniger strecken.
2. Die Mm. interossd teilt man ebensowohl an der Hand wie
am Fusse in Mm. interossei dorsales (extemi) und volares resp.
plantares (intemi) ein. Man kann an der Hand i(wie am Fusse) 4
Fig. 10.
Schema fflr die Anordnung der Mm. interossei an der Hand.
Die roten Linien bezeichnen die Mm. interossei dorsales,, die schwarzen
Linien die Mm. interossei volares. Die Gruppierungsaxe geht durch den
Mittelfinger.
Interossei dorsales und ^ Interossei volares (plantares) unterschei¬
den ;[jnur muss man hinzufügen, dass der I. M. interosseus volaris
(plantaris) stets mit dem Adductor pollicis (hallu-
cis) verschmolzen isQ An der Hand lässt sich der so¬
eben genannte Muskel noch herauspräparieren, am Fusse dagegen
ist dies nicht mehr möglich, weil die Verschmelzung eine zu innige
ist. Aus diesem Grunde werden gewöhnlich für den Fuss in den
Wenn übrigens in einzelnen älteren Handbüchern (Hyrtl, Holstein)
für den Fuss 3 Interossei dorsales {externi) und 4 Interossei plantares
{intemi) angenommen werden, so ist dies dadurch zu erklären, dass der
Interosseus dorsalis I mitunter nur e i n k ö p f i g ist und demzufolge von
diesen Autoren als Interosseus plantaris 1 betrachtet wird. Die letz¬
teren Autoren müssen sich natürlich die Gruppierungsaxe durch die grosse
Zehe gelegt denken.
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meisten Handbüchern nur 3 Interossei plantares*) angegeben
^während für die Hand einzelne Autoren ^andere dagegen 3 In-
terossei volares annehmen.
Sämtliche Mm. interossei gruppieren sich mit ihren Ansätzen
um eine A x e , welche an der Hand ebenso wie beim Fusse stets
durch das längste Glied geht. Das längste Glied der
Hand ist der Mittelfinger, das längste Glied des Fusses die II.
Zehe. Die Inte^ssc’i_4är$ales sind zweiköpfig und entsprin¬
gen von den einander zugewandten Seitenflächen der Basen je
zweier benachbarter Metacarpalknochen (Metatarsalknochen am
Fusse). Ihre Insertionen wenden sich der vorhin er¬
wähnten Axe zu. Die Interossei volares (j)lantarcs) wenden
sich dagegen mit ihre r t i o o-e n-v-o-n d re r- ,
A X e a b und entspringen mittels eines einfachen Kopfes an
derselben Seite der Basis des Metacarpalknochens (Metatarsal¬
knochens), an welcher sie sich inserieren. Die Sehnen sämt¬
licher Interossei verschmelzen endlich mit der Extensorensehne,
indem sie einen ähnlichen Verlauf wie die Sehnen der Mm. lum-
bricales nehmen, d. h. sie gehen zunächst zur I. Phalanx, legen
sich an die Sehne des M. extensor digitorum communis an, setzen
sich aber dann schliesslich bis zur Endphalange der Finger (oder
Zehen) fort (s. Fig. 11).
Was die Funktionen der Interossei betrifft, so hat man
stets daran zu denken, dass der Interosseus volaris
(plantaris) primus mit dem M. adductor polli-
cis (hallucis) verschmolzen ist. Die Mm. interossei
volares {plantares) sind also Adductoren der Finger (oder
Zehen), d. h. sie nähern dieselben der vorhin erwähnten Axe. Die
Mm. interossei dorsales sind im Gegensatz dazu Abductoren,
d. h. sie spreizen die 3 mittleren Finger (oder Zehen), während be¬
kanntlich der Daumen und der kleine Finger (grosse und kleine
Zehe) schon ihre eigenen Abductoren besitzen. Wirken die Inter¬
ossei dorsales und volares zusammen, so beugen sie die Grund¬
phalangen und strecken zugleich die Mittel- und Endphalangen, da
ihre Sehnen sich ja schliesslich an den letzteren inserieren (HENLE).
Die Extensorsehne, von welcher schon mehrfach die
Rede gewesen, ist ein ziemlich kompliziertes Gebilde, da sie sich
nicht allein aus den Sehnenfasem des M. extensor digi¬
torum communis, sondern auch aus denjenigen der Mm.
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198
interossei und lumbricales zusammensetzt. Die eigent¬
liche Sehne des M. ext. digitorum communis ist vom Periost durch
lockeres Bindegewebe geschieden, dagegen mit der hier nur sehr
dünnen Kapsel der Metacarpophalang^l- imd sämtlicher übrigen
Fingergelenke fest verwachsen. Weiterhin setzt sich diese Sehne an
jedem Finger mittels eines mittleren Zipfels bis zur Basis
der II. Phalange fort, während zwei seitliche Zipfel ziu:
Basis der III. Phalange hinziehen. An diese beiden seitlichen
Zipfel der Sehne des M. extensor digitorum communis legen sich
nun die Sehnen der Mm. interossei und lumbricales an und gehen,
M. Phalange -
KHialange
I.PJialanqe
Seit l. Zipfel
MittL Zipfel
SehnAusSreit
oeeei und
lumbricales
Fibrae
arcuatae
Sehne
d.M.ext.
dig.comm.
Fig. 11.
Die Extensorsehne.
mit denselben eng verschmolzen, bis zur Basis der Endphalange
hin.i) Am Rücken der 1. Phalanx eines jeden Fingers sieht man
noch bogenförmige Verbindungsfasem, die Fibrae arcttaiae {Ligg.
dorsalia von DURSY), zwischen den Sehnen der Lumbricales und
Interossei in transversaler Richtung verlaufen. Diese Fasern sind
eigentlich ringförmig, da sie nach volarwärts in die Kapselwand
der Metacarpophalangealgelenke übergehen.
‘) Nach Henle geht noch ein Teil der von den Interossei und Lumbri-
cales stammenden Sehnenfasern unter den beiden seitlichen Zipfeln zum
mittleren Zipfel hin, wodurch es erklärlich würde, dass die Interossei und
Lumbricales auch die Mittelphalange direkt zu strecken imstande sind.
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199
E. Die Fascien der oberen Extremität.
Die Fascie der oberen Extremität ist, wie die meisten übrigen
Fasden, überall dort mit dem Periost der Knochen verwachsen, wo
sie dem letzteren unmittelbar anliegt. Ihr Beginn ist ober an der
Spina Scapulae, dem Acromion und der Clavicula; nach hinten setzt
sie sich continuierlich in die oberflächliche Rückenfascie, nach vom
in die Fasda pedoralis superfidalis fort. Besondere, mit den Rän¬
dern der Scapula verwachsene Fasdenblätter, die Fasda supraspinata,
infraspinata und subscapidaris überziehen ausserdem die Oberfläche
der gleichnamigen Muskeln, wobd natürlich von den ersteren
beiden die hintere, von der letzteren die vordere Fläche der ent¬
sprechenden Muskeln beklddet ist.
Am Oberarm ist die Fasde, Fasda brachü, von den unter
ihr gel^enen Muskeln Idcht abzuziehen, während sie dagegen an
den Condylen des Humerus mit dem Periost untrennbar ver¬
schmolzen ist. Zwischen M. triceps und brachialis internus schiebt
sie sich als eine Art von fester Scheidewand hinein, welche an der
Kante über dem Epicondylus med. angeheftet und als Septum s.
Lig. — bezeichnet ist. Ebenso setzt sie sich
an der Kante oberhalb des Epicondylus lat. zwischen dem Triceps
einerseits, dem Brachioradialis und Brachialis internus andererseits
in üestalt des Septum s. Lig. intermusetdare laterale fest.
Am Unterarm ist die Fascie, Fasda antibrackü, unterhalb
der beiden Epicondylen mit den oberflächlichen Beuge- und Streck¬
muskeln so fest verwachsen, dass sie hier nicht mehr von den
letzteren abgezogen werden kann und daher mit ihnen bei der Prä¬
paration am besten im Zusammenhang gelassen wird. Weiter ab¬
wärts am Unterarm lässt sie sich jedoch leicht von der Muskulatur
treimen. In der Ellbogenbeuge strahlt über die Flexoren des Unter¬
arms von der Bicepssehne der schon früher erwähnte Lacertus fibrosus
in die Fascie aus. Wo der Radius und die Ulna frei unter der Haut
liegen, ist die Fascie mit dem Periost derselben fest verschmolzen.
In der Nähe des Handgelenkes zeigt endlich die Fascie der oberen
Extremität zwei quere Verstärkungsstreifen, das lAg. carpi volare
(Lig. carpi commune volare) und das Lig. car^'dorsale (Lig. carpi
commune dorsale), welche schon bei den Bändern S. 179 und 181
beschrieben sind. Das volare von diesen beiden Bändern ist das
schwächere und wird meistens nur durch einzelne stärkere Fasern
gebildet, während sich das dorsale Band stets sehr leicht erkennen
und herauspräparieren lässt. Zwischen dem Lig. carpi commune
volare und dem Lig. carpi transversum geht die Sehne des M. pal-
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200
maris longus, ferner (dicht neben der’ Daumenseite des Erbsen¬
beins) die A. und V. ulnaris, sowie der N. ulnaris hindurch.
An der VolarflächederHand verstärkt sich die ober¬
flächliche Fascie zu einer starken sehnigen Ausbrei¬
tung, welche zugleich eine Fortsetzung der Sehne des M. pal-
maris longus bildet und sich mit einer Anzahl von Zipfeln an den
Köpfen des II. bis V. Metacarpalknochens ansetzt. Sie hat die Auf¬
gabe, die in der Hohlhand befindlichen Gebilde vor Druck zu
schützen. Diese sehnige Ausbreitung, Apmcurosis paltmris s. vola-
ris, ist mit der Haut der Hohlhand durch eine Menge von fibrösen
Strängen so fest verbunden, dass sich die Haut an dieser Stelle
nicht in Falten abheben lässt. Zwischen den fibrösen Strängen
liegen Fettträubchen so fest eingepresst, dass dieselben beim Hinein¬
schneiden meist stark hervorspringen. Auch dieses Fettpolster dient
ganz besonders zum Schutz der darunter liegenden Teile. Mit den
Muskeln des Daumens und Kleinfingerballens ist die Aponeurose
fest verwachsen; doch ist sie hier schwächer entwickelt. Ihre End¬
zipfel sind durch starke Querfasem mit einander verbunden. Am
RuckenderHandist dagegen die crfjerflächliche Fascie ausser¬
ordentlich schlaff und dünn, so dass sie sich ebenso wie die darüber
gelegene Haut sehr leicht verschieben lässt und ihren Namen
Fascia dorsalüs numus kaum verdient. Ausserdem findet sich sowohl
an dem Dorsum wie an der Vola manus noch eine tiefe Fascie,
welche die Mm. interossei bedeckt und mit dem Periost der Meta-
carpalknochen verschmolzen ist. Diese tiefe Fascie kann man auch
als Fascia interossca {dorsalis und volaris) bezeichnen.
Was die wichtigsten Durchtrittsstellen für die
Hautgefässe und Hautnerven betrifft, so ist bereits mehrfach er¬
wähnt worden, dass die Vena cephaUca in der Mohrenheim’schen
Grube zur V. subclavia in die Tiefe tritt. Der Hautast Ae&N. axil¬
laris tritt etwa in der Mitte des hinteren Deltoideusrandes zur Haut.
Ferner zeigt die Fascie des Oberarmes am oberen Ende des Septum
intermusculare mediale einen Schlitz, durch welchen die V. basilica
ein- und der N. cutanms anübrachii medialis austritt. Höher oben,
der Achselhöhle näher, ist ebenfalls an der medialen Seite des Ober¬
armes die Austrittsöffnung für den N. cutaneus brachii medialis
bezw. intercostobrachialis gelegen. Der N. cutaneus anübrachii
lateralis (musculocufaneus) durchbohrt die Fascie in der Ellbogen¬
beuge neben dem lateralen Rande der Bicepssehne. Im oberen
Drittel der medialen Fläche des Oberarmes, etwas nach hinten ge¬
legen, geht der obere Hautast des N radialis, N. cutaneus brachii
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201
posterior, durch die Fascie hindurch. Zum Austritt für den unte¬
ren Hautast des N. radialis, den N. cutaneus antibrachii dorsalis,
findet sich endlich (ebenfalls etwas nach hinten) in der Fascie eine
Oeffnung vor, welche etwas oberhalb des Epicondylus lateralis ge¬
legen ist. Alle Durchschnittsstellen^) für die erwähnten Nerven sind
deswegen von Wichtigkeit, weil bei Neuralgien die sog. Points
dottloureux sehr häufig mit diesen Oeffnungen identisch sind.
N. medianus
M. abd. dig. V.
M. flex. dig. V. brev.
Scheide d. Mm. flex. digg.
subl. et prof.
M. lumbric. II, 111.
Scheide d. Mm. flex.
digg. subl. et prof.
M. abd. poll. long.
N. medianus.
Scheide d. M. flexor carp. rad.
M. abd. poll. brev.
Scheide d.M.flex.poll.long
M. flex. poll. brev.
M. abd. poll.
Scheide d. M. flex. poll.
long.
Scheide d.Mm.flex. digg.subl. et prof.
Fig. 12.
Die Sehnenscheiden an der Volarseite der Hand mit roter Masse injiciert (nach JOESSEL).
Die Sehnenscheiden und Schlei mbeutel der
Hand.
Zwischen dem Lig. carpi transversum und den Handwurzel¬
knochen liegen in der H o h 1 h a n d die Sehnen des M. flexor poUicis
longus und des M. flexor digitorum subliinis und profundus, welche
*) Ueber die hier kurz genannten Nerven kann Genaueres beim Plexus
hrachialis (s. die Nervenlehre) nachgesehen werden.
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202
hier von sogen. Sehnen- oder Schleimsc beide n*)
umgeben sind. Die Scheiden für die eben genannten Flexoren be¬
ginnen ungefähr am Handgelenk (Randiocarpalgelenk) und umgeben
die Sehne für den Daumen und häufig auch für den kleinen
Finger continuierlich bis zur Fingerspitze hin. Dagegen hören die
Lig. carpi comm. dors.
Oemeins.Scheided.M. abd.
poll. long u. ext poll. brev.
Scheide d. M. ext.poll.long.,
ext carp. rad. long.,
ext caip. rad. brev.
H.^inteross. dors. I.
Scheide d. M. ext carp.
uln.
Scheide d. M. ext dig. V.
propr.
Scheide d. ]£. ext digg,
comm. u. ext indicia prop.
M. inteross. IIL dors.
M. inteross. IV. dors.
Zwiachen-Sehne.
Fig. 13.
Die Sehnenscheiden an der Doraalseite der Hand mit roter Masse inj iciert (nach JOESSEL)
Sehnenscheiden für die drei mittleren Finger gewöhnlich etwa in
der Mitte der Hohlhand auf, können sich jedoch auch, namentlich
beim III. und IV. Finger, noch eine kurze Strecke weiter distal-
2) Die Sehnenscheiden bilden dünne) schlaffe, aUseitig geschlos¬
sene HüUen, welche die Sehnen einzelner Muskeln auf eine kürzere oder
längere Strecke umgeben und durch ihren schleimigen Inhalt die Reibung
dieser Sehnen gegen die NachbarteUe vermindern. An jeder Sehnenscheide
kann man ein parietales (äusseres) und ein viscerales (inneres) Blatt imter*
scheiden, von denen das letztere die ganze Oberfläche der ^hne bedeckt,
mit welcher es fest verwachsen ist. Zwischen dem visceralen und dem pa¬
rietalen Blatte findet sich eine Ansammlung schleimiger Rüssigkeit vor,
welche ziemlich die gleiche Beschaffenheit wie die Synovia der Gelenkhöhlen
"le
203
wärts erstrecken, ohne übrigens die erste Phalange zu erreichen.
Dafür finden sich alsdann an den drei mittleren Fingern unter der
Vagina fibrosa (s. S. 182) neue, von den eben genannten vollstän¬
dig getrennte Sehnenscheiden vor, welche von den Köpfen der Me¬
tacarpalknochen bis zur Fingerspitze reichen. Gewöhnlich sind die
Sehnen des M. ^exor digitorum sublitnis und profundits von einer
g e,m e i n s a i) Sehnenscheide umschlossen^). Dagegen ist die’
Sehne des M. flexor poUids longus stets von einer besonderen
Scheide tungeben, welche indessen mitunter mit der vorigen commu-
niciert. Eine kleine, weniger wichtige Sehnenscheide umgibt die
Sehne des M. flexor carpi radicUis, während die letztere unter dem
Lig. carpi transversum zu ihrem Ansatzpunkte verläuft.
Am Handrücken finden sich unter dem Lig. carpi dor¬
sale ebenfalls hfsnnHw- SrhpiHpn für alle diejenigien Extensoren
vor, deren Sehnen durch besondere Fächer des eben genannten
Bandes hindurchtreten. Von gesonderten Schleimscheiden werden
umschlossen: l)die Jlfm. abductor longus und extensor brevis pollicis',
^) der M. extensor longus pollids: ^ die Mm. extensores carpi
radialis longus und brevis \ 4) die Mm. extensores digitorum communis
und itidicis proprius', 5) der M. extensor digiti nüninü prtprius',
6) der M. extensor carpi tdnaris. Wie man sieht, sind dies alle
diejenigen Muskeln, für welche sich an den distalen Enden von
Radius und Ulna besondere Furchen vorfinden. Die Scheide des
M. extensor pollicis longus pflegt constant mit derjenigen der beiden
Mm. extensores carpi radiales an derjenigen Stelle zu communi-
cieren, wo die Sehne des ersteren Muskels über die beiden letzteren
hinwegzieht. Säm^******»- nehmen etwa am Capi-
tulum ulnae ihren Anfang.. Ganz ähnlich wie in der Hohlhand,
pflegen sich alsdann die Scheiden für die Strecksehnen des Daumens
insbesondere die sub 1 genannte) und des IV. und V. Fingers
sehr häufig noch ein wenig über die Basen der Ossa metacarpalia
hinaus auf den Rücken der Hand zu erstrecken, während diejenigen
für die übrigen Sehnen meist an den Basen der Metacarpalknochen
selbst aufhören. Es ist in chirurgischer Beziehung von Wichtigkeit,
über die Lage und Ausdehnung der Sehnenscheiden orientiert zu
sein, weil dieselben häufig der Sitz von Entzündungen (Tendovagi-
‘) Bei Henlb findet sich unter Bezugnahme auf Schüller die Angabe
vor, dass die gemeinsame Schleimscheide der Fingerbeuger entsprechend
dem Mittelfinger durch ein Septum in einen radialen und ulnaren Teil
geschieden sein soll — während andere Autoren ein solches Septum nicht
erwähnen.
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204
nitis) sind. Das Knarren (Crepitation), welches sich in letzterem
Falle bei Handbew^ungen fühlen lässt, kann ohne genaue Kennt-
der Scheiden fälschlich auf einen Knochenbruch bezc^en werden
— besonders dann, wenn die Entzündung die Folge einer plötz¬
lichen Verletzung ist.
Ausser den eben genannten Schleimscheiden kommen an der
Hand noch mehr oder weniger constant eine Anzahl von Schleim¬
beuteln, Bursae mucosae vor, von denen zunächst eine unter
dem Sehnenansatz des M. flexor carpi ulnaris
am Erbsenbein gelegene, sodann eine zweite unter der
Insertionssehne des M. extensor carpi radi¬
al i s b r e V i s , endlich die Bursae intermetacarji$ophalangeae
zwischen den gleichnamigen Gelenken der vier
letzten Finger zu nennen sind. Auch subcutane Schleimbeutel
finden sich mitunter an den Köpfchen der Metacar-
pälknochen und ersten Fingerphalangen vor.
XIII. Die Knochen der unteren Extremität
A. Das Becken.
Das Becken (auch als Beckengürtel bezeichnet), Peltüs,
stellt einen Knochenring dar, welcher sich aus drei Knochenstücken
so zusammensetzt, dass das eine unpaare, das Kreuzbein, Os
sacrum nebst seinem Anhänge, dem Steissbein, Os cocctfffis, den
hinteren Teil des Knochenringes bildet, während die beiden ande¬
ren, die H ü f t- oder Beckenbeine, Ossa coxae s. pelvis (s.
innominata) den seitlichen und vorderen Teil desselben darstellen.
a) Das Kreuzbein.
Das Kreuzbein, Osjm'Uiih, stellt den Endteil der Wirbel¬
säule vor und bildet einen dreiseitigen platten Knochen, welcher vom
schaufelförmig^ ausgehöhlt ist. Man unterscheidet an demselben zu¬
nächsteinen oberen Rand (eigentlich eine obere Fläche), die
Basis, welche in der Mitte eine länglich runde Fläche zur Articulation
für den Körper des V. Lendenwirbels und dahinter die obere Oeff-
nung des Kreuzbeinkanales zeigt. Die Verbindung dieser Articu-
lationsfläche mit dem Körper des V. Lendenwirbels bildet einen
queren, nach vorn vorspringenden Winkel, das sogen. Proniontoriim,
welches bei gynaekologischen Untersuchungen eine wichtige Rolle
spielt. An dem oberen Teile der beiden Seitenränder findet
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205
sich zunächst eine halbmondförmige, überknorpelte Fläche, die
Facies aurkularis, welche jederseits mit dem Os coxae zu der Arti-
culatio sacroiliaca verbunden ist. Der übrige Teil des Seitenrandes
ist mehr scharf und geht unten, nahe der Spitze, in einen Einschnitt,
Incisura sacralis (s. sacrococcygea) über, welcher durch Anlagerung
des Stembeines meist zu einer Oeffnung, geschlossen wird, die man
als Foramen sacrale quintum bezeichnet hat. Die Spitze des Kreuz¬
beins zeigt eine rundliche Fläche, welche sich mit dem I. Steissbein-
wirbel entweder durch ein Gelenk oder auch knöchern verbindet.
Von den beiden Flächen des Os sacrum ist die v o r d e re;
Facies pdvina, ziemlich stark concav und durch 4 transversale
Leisten, Lineae transversae (eminentes), ausgezeichnet, welche in
ihrer Lage den Zwischenwirbelscheiben der 5 Kreuzbeinwirbel ent¬
sprechen, d. h. also diejenigen Stellen bezeichnen, an welchen die
Körper der Kreuzbeinwirbel mit einander verschmolzen sind. An
den lateralen Enden der Lineae transversae liegen 4 Oeffnungen, die
Foramina sacralia anteriora, durch welche die vorderen Aeste der
Sacralnerven und einzelne kleine Arterien- und Venenzweige aus-
und eintreten. Das Foramen sacrale quintum befindet sich, wie er¬
wähnt, zwischen Kreuz- und Steisstein; an Stelle desselben ist
jedoch vielfach nur ein Einschnitt vorhanden, wenn nämlich das
Steissbein mit seinem seitlichen Ende nicht an das Kreuzbein stösst.
Die zwischen den Foramina sacralia und den Seitenrändem des
Kreuzbeines gel^enen Knochenmassen hat man Partes laterales
(Massae laterales s. Alae ossis sacri) benannt.
Die hintere Fläche des Kreuzbeines, Facies dorsalis,
zeigt im ganzen ein convexes^ Aussehen. In der M^iänlihTe'fiHdet
sich an derselben eine Reihe von Höckern, welche meistens zu einer
verticalen Leiste vereinigt sind, die man als Oiste sacralis media
bezeichnet hat. Die einzelnen Höcker der Crista sacralis sind die
falschen Dornfortsätze des Kreuzbeins, Processus spinosi
spurii, welche den Domfortsätzen der übrigen Wirbel entsprechen.
"Zu beiden Seiten der Crista sacralis verlaufen, parallel mit der
letzteren, wieder eine Anzahl von kleinen Höckern, die Processus
articidares spurii (die falschen Oelenkfortsätze der
Kreuzbeinwirbel), welche als Analoga der Gelenkfortsätze der
wahren Wirbel aufzufassen sind und in ihrer Gesamtheit vielfach
eine Art von Leiste, Crista sacralis artieularis, darstellen. Der
oberste KreuzbeinwirbeTärficuliert jedoch mit dem letzten Lenden¬
wirbel durch zwei wirkliche Gelenkfortsätze mit überknorpelter Ge¬
lenkfläche. Wenn man die Processus artieularis spurii nach ab-
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wärts verfolgt, so gelangt man zuletzt an die Kreuzbein¬
hörner, Comua sacralia, d. h. je einen griffelfönnigen Vor^
Sprung auf jeder Seite, welcher den letzten Proc. articularis spurius
bildet tmd sich mit dem Steissbefn in Verbindung setzt. Zwischen ^
den Kreuzbeinhömetm liegt der Hiatus sacralis d. h. die untere
Oeffnung des Kreuzbeinkanales, welcher das Kreuzbein seiner
ganzen Länge nach durchzieht. Dieser Hiatus erstreckt sich in
vielen Fällen noch eine Strecke weit nach oben, so dass ein
grösserer oder geringerer Teil der Crista sacralis media vollständig
fehlen und der Kreuzbeinkanal offen zu Tage liegen kann. Der
Verschluss dieser Oeffnung oder Spalte erfolgt durch feste Bän¬
der, welche einen Druck auf die darunter gelegenen Teile*) verhin¬
dern. Lateral von den Procc. articulares spurii liegen die 4 Foramina
sacralia posteriora, durch welche die hinteren Aeste der Sacral-
nerven, sowie einzelne kleinere Gefässe aus- und eintreten. Endlich
noch weiter lateral, näher dem Seitenrande, findet sich an der
hinteren Fläche des Kreuzbeines jederseits noch eine Reihe von
meist stärker ausgeprägten Höckern, die Processus transversi spurii
als letzte Andeutung der ehemals hier vorhanderen Q u e r f o r t -
Sätze der Kreuzwirbel vor; in ihrer Gesamtheit auch
eine Art von Leiste, Crista sacralis lateralis. Ein Analogon der
Forr. intervertebralia würden ^le Verbindüngskanäle zwischen dem
Canalis sacralis und den Forr. sacralia darstellen. Die rauhe Partie,
welche jederseits unmittelbar hinter der Fascies auricularis gelegen
ist, wird als Tuberositas sacralis bezeichnet.
b) DasSteissbein.
Das S t e i s s b e i n, Os coccy^, besteht meistens aus 4,
seltener aus 5 Witbehv-von denen jedoch nur der oberste noch
einigermassen den Wirbelcharakter repräsentiert. Am obersten
Steissbeinwirbel kann man zunächst die rundliche Fläche, welche
sich mit dem letzten Kreuzbeinwirbel verbindet, ferner die nach
beiden Seiten vorspringenden Processus transversi spurii und end¬
lich oberhalb derselben je einen EinschriiHT^die ^cisura coccygea
(s. sacrococcygea) unterscheiden. Die Procc. transversi spurii sind
jedoch an ihren Spitzen oft mit dem Seitenrande des Kreuzbeines
verschmolzen, und dadurch wird die Incisura coccygea in das
Foramen sacrale quintum verwandelt. Hinten ragen an dem
Doch ist zu beachten, dass sich im Kreuzbeinkanal nicht mehr die
eigentliche Rückenmarksubstan;:, sondern nur die Wurzeln der Nn. sacrales
befinden.
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obersten Sieissbeinwirbel die Comua coccvaea hervor, welche sich
mit der Comua sacralia meistens durch Synostose verbinden und
den Gelenkfortsätzen des obersten Steissbeinwirbels entsprechen.
Die 3 — 4 imteren Sieissbeinwirbel sind nur rundliche oder auch
unregelmässig gestaltete Knochenstückchen,- die miteinander für
gewöhnlich verschmolzen sind. Am häufigsten liegt die Sache so,
dass der I. Sieissbeinwirbel mit dem letzten Kreuzbeinwirbel knö¬
chern verwachsen ist, während sich zwischen dem I. und II. Steiss-
beinwirbel ein Gelenk vorfindet, und die drei letzten Sieissbeinwirbel
dann wieder ein einziges Knochenstück bilden. Doch kommen von
diesem Verhalten auch zahlreiche Abweichungen vor.
c) Das Hüftbein.
Das H ü f t - oder Beckenbein, Os coxae s. Os pelvis,
stellt ein eingeschnürtes Knochenstück vor, an welchem man drei
Teile unterscheidet, nämlich: a) das. Darmbein, Osüüm s. ilei;
ß) das Sitzbein, Os ischii] y) das Schambein, Osptsbis.^)
Diese drei Teile sind beim Foetus und beim Kinde sehr deutlich
von einander abzugrenzen, da sie hier durch Knorpelmassen in
Verbindung stehen. Beim Erwachsenen dag^en sind sie knöchern
mit einander verschmolzen, so dass die Grenzen zwischen ihnen
nicht mehr deutlich zu constatieren sind. Alle drei Teile stossen an
der Hüftgelenkpfanne, Äcetabulum zusammen, welche zur
Aufnahme für den Kopf des Oberschenkels bestimmt ist.
a) Das Darmbein, Os üium s. Os ilei, hat eine platte,
schaufelförmige, im wesentlichen vierseitige Gestalt, und man kann
demzufolge an demselben vier- Ränder und zwei Flächen imter-
scheiden. E>en der Hüftgelenkpfanne nahe gelegenen etwas verdickten
Teil hat man auch als Darmbeinkörper, Corpus ossis üium,
den grösseren schaufelförmigen Rest als Darmbeinschau fei,
Ala ossis ilium, bezeichnet.
Von den vier Rändern ist der obere convex und
verläuft zugleich von vom nach hinten in einer S-förmigen Krüm¬
mung: er wird als Darmbeinkamm, Crista iliaca s. ossis
ilium, besonders bezeichnet. An diesem Rande sind die Ansätze
der drei Bauchmuskeln (besonders bei jüngeren Individuen) durch
drei Linien angedeutet, von denen die mittlere eigentlich eine Kante
darstellt. Die am meisten nach aussen gelegene Linie, Labium ex-
temum, entspricht dem Ansätze des M. obliquus abdominis ex-
Das Os ischii und Os pubis werden von Henle auch zusammen als
Leistenbein, 0« puboischiadicunij bezeichnet.
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206
ternus, die mittlere Linie oder Kante, Linea intermedia s. Labium
medium, dient zur Anheftung für den M. obliquus abdominis in¬
ternus und endlich die innerste, Labium intemum, ist für den M.
transversus abdominis bestimmt. An der Grenze zwischen dem
oberen und dem vorderen Rande springt die stumpfe Spina üiaca
anterior superior hervor, von welcher der M. Sartorius (dicht da¬
neben der M. tensor fasciae latae) und das Lig. Pouparti s. ingui¬
nale ihren Ursprung nehmen. Etwas weiter nach unten findet sich
an dem vorderen Rande dicht über der Hüftgelenkpfanne die
Spina iliaca anterior inferior von welcher der M. rechts femoris
und das Lig. Bertini (iliofemorale) entspringen. Die Spina ant.
sup. wird von der Spina ant. inf. durch einen seichten Einschnitt,
die Indsura semüunaris {Incisura üiaca minor von HENLE), ge¬
trennt. Von der Spina ant. inf. erstreckt sich ein zweiter, grösserer
Einschnitt (die Incisura iliaca major von HENLE nach vom und
medianwärts bis auf das Schambein hinüber. Die Incisura iliaca
major zeigt in der Mitte einen ziemlich starken Höcker, Emmentia
äiopectinea s. Tuber iliopubicum, welche die ehemalige Synchon-
drose zwischen dem Os pubis und Os ilium bezeichnet und dem
später zu erwähnenden Lig. iliopectineum zum Ansätze dient. Der
untere Rand des Os ilium ist mit dem Os ischii imd Os pubis
verschmolzen. Der hintere Rand desselben zeigt am Ueber-
gang zu dem oberen Rande einen Höcker, die i^ina iliaca posterior
superior, und etwas weiter nach abwärts einen zweiten, die Spina
iliaca posterior inferior, welche beide zum Ansatz für die Ligg.
sacroiliaca posteriora dienen. An die Spina posterior inferior
schliesst sich nach abwärts die Indsura ischiadica major an.
Von den beiden Flächen des Os ilium zeigt die i n n ere
zunächst eine bogenförmige Erhabenheit, Linea arcuata s. inno-
minata (Crista iliopectinea, Linea arcuata interna), welche sich vom
Promontorium aus nach vom bis auf das Os pubis fortsetzt und
die Grenze zwischen dem grossen und kleinen Becken bildet. Ober¬
halb der Linea arcuata liegt die flache Fossa iliaca, in welcher der
M. iliacus internus entspringt. Am hinteren Ende der Linea arcuata
zeigt das Os ilium die halbmondförmige überknorpelte Facies auri-'
ciüaris s. articularis, welche mit der gleichnamigen Gelenkfläche
des Kreuzbeines die Articulatio sacroiliaca bildet. Hinter und ober¬
halb der Facies auricularis endlich liegt eine rauhe Stelle, Tuberositas
iliaca, an welcher sich die Ligg. sacroiliaca interossea ansetzen.
Etwas vor und über der Fascies auricularis geht ein grösseres Er-
nährungsgefäss für das Os coxae durch ein sogen. Foramennutritium
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in den Knochen hinein. Die äussere Fläche des Osiilium ist
durch zwei rauhe Linien ausgezeichnet, von denen die vordere,
die Linea gltäaea anterior (Linea arcuata externa), in der Nähe der
Spina iliaca ant. sup. beginnt und bogenförmig zur Inc. ischiadica
major nach hinten zieht, die zweite, die Linea gliUaea posterior^
mehr vertical verläuft und ganz hinten gelegen ist. Unterhalb
der Linea glutaea anterior ist der Ursprung des M. glutaeus mini-
mus, zwischen Linea glutaea anterior und posterior derjenige
des M. glutaeus medius und h i n t e r der Linea glutaea posterior
ein Teil des Urspnmges des M. glutaeus maximus gelegen. Etwas
oberhalb der Hüftgelenkpfanne findet sich mitunter noch eine
Linea glutaea inferior vor, welche die untere Ursprunggrenze des
M. glutaeus minimus bezeichnet.
ß) Das Sitzbein, Os ischü, besteht aus einem oberen ver¬
dickten Teile, dem Körper, Corpus ossis ischü, welcher sich an
der Bildung der Hüftgelenkpfanne beteiligt, ferner aus dem an den
Körper sich anschliessenden oberen oder absteigenden
Ast, Ramus superior s. descendens ossis ischü, und endlich aus
dem unteren oder aufsteigenden Ast, Ramus inferior
s'. ascendens ossis ischü, welcher sich unter nahezu rechtem Winkel
von dem vorigen nach oben erstreckt. Am hinteren Rande des
Ramus superior springt nun ein stachelartiger Vorsprung hervor,
die Spina ischiadica, welche dem_Lig. sacrospinosiun zum AnMtz_
dient. Etwas^ Weiter nach abwärts, an der Uebergangsstelle zwischen
Ramus superior und inferior, liegt eine ziemlich grosse rauhe Stelle,
Tuber ischindicum s. Tuberositas ossis ischü, an welcher sich das
Lig. sacrotuberosum befestigt, und von der ausserdem noch ver-
scfiiääMie^ Muskeln, insbesondere die Beugemuskeln des Ober¬
schenkels, entspringen. Der Einschnitt oberhalb der Spina ischi¬
adica bildet die schon erwähnte Indsura ischiadica major,
zwischen der Spina und der Tuberositas ossis ischü ist die Incisura
ischiadica minor gelegen. Durch die beiden soeben genannten
Bänder, das Lig. sacrospinosum und sacrotuberosum, werden nun
diese beiden Incisuren in die gleichnamigen Oeffnungen (Foramina)
verwandelt. Dmch das Foramen ischiadicum majus treten zum
Becken hinaus; 1) der M. piriformis; 2) durch eine kleine, ober-
h a 1 b des M. piriformis befindliche Lücke (For. suprapiriforme
von Waldeyer) der N. glutaeus superior und die gleichnamige
Arterie und Vene; 3) u n t e r h a 1 b des M. piriformis durch die
hier befindliche Lücke (For. infrapiriforme von WALDEYER) der
N. ischiadicus und N. cutaneus femoris posterior, der N. glutaeus
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. n 14
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inferior nebst den gleichnamigen Gefässen, endlich der N. pudendus
nebst der A. und V. pudenda interna. Durch das Foramen ischia-
dicum minus gehen der M. obturator internus, der eben erwähnte
N. pudendus und die A. und V. pudenda interna hindurch, welche
letzteren also hier wieder in das Becken, richtiger in die Fossa
ischiorectalis, zurücktreten.
y) Das Schambein, Os pubis besteht wiederum zunächst
aus einem verdickten Teile, dem Körper, Corpus ossis pubis,
welcher zur Bildung des Acetabulum beiträgt, ferner aus dem von
dem Körper nach medianwärts verlaufenden oberen oder hori¬
zontalen Ast, Ramus superior s. horizontalis, und endlich
aus dem unter einem nahezu rechten Winkel von dem vorigen ent¬
springenden unteren oder absteigenden Ast, Bamtis
inferior s. descendens. Der Ramus superior ossis pubis besitzt
drei Kanten, von denen die obere den vordersten Teil der Linea
terminalis darstellt und wegen ihrer Schärfe als Pecten s. Crista
ossis pubis besonders benannt wird. Die vordere Kante stösst an
das Acetabulum und wird von HENLE als Crista obturatoria be¬
zeichnet. Die untere Kante ist eigentlich zu einer Rinne, dem
Sulcus obturatorius ausgerundet, welcher in der oberen Ecke des
weiterhin zu erwähnenden Foramen obturatum gelegen ist und
dem N. obturatorius und der A. und V. obturatoria zum Durchtritt
dient. Dort, wo der Pecten ossis pubis und die Crista obturatoria
medianwärts miteinander) zusammenstossen, liegt ein stumpfer
Höcker, das Tuherctdum jmbicum^ an welchem sich das Lig^Jngui:.
nale befestigt. Die Verbindung zwischen den beiden pubis
ist durch die faserknorpelige Spmphysis ossium pubis gegeben.
Unterhalb der Symphyse liegt der Schambogen oder Scham¬
winkel, Arcus s. Angulus pubis der von den beiden gewulsteten
Rändern der Rami inferioris ossis pubis begrenzt wird.
Von dem Os pubis und dem Os ischii wird das schon er¬
wähnte Hüftbeinloch , Foramen obturatunij^ eingeschlossen,
eine ovale Oeffnung, welche grösstenteils durch die dünne, liga-
mentöse Membrana ofttwratorw eingenommen wird und nur an der
oberen Ecke, entsprechend dem vorhin erwähnten Stdcus obtura¬
torius ^), eine Lücke besitzt, welche, wie schon erwähnt, zum Durch¬
tritt für den N. obturatorius und die gleichnamigen Gefässe dient.
') HENLE hat zwei stumpfe Höcker, den einen vor, den anderen hinter
dem Sulcus obturatorius, als Tuberculum obturatorium inferitis und superius
besonders bezeichnet.
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Die Hüftgelenkpfanne, Acetabulmn, ist eine halbkuge¬
lige Aushöhlung, welche zur AufnäTüh^ für den Kopf des Ober¬
schenkels bestimmt ist. Das Os ischii trägt am meisten, das Os
pubis am wenigsten zur Bildung derselben bei. An dem Acetabu-
lum unterscheidet man zunächst den gewulsteten Rand, SujaerciU^
acetabuli, welcher in der Nähe des Foramen obturatum einen Ein-
schnift, die lucisura acetabidi, besitzt. Die concäve Fläche der Ge¬
lenkpfanne ~z»^ emen mehr hinten und oben gelegenen, halbmond¬
förmigen überknorpelten Abschnitt, die Facies lunata, mit welcher
die Knorpelfläche des Caput femoris articuliert, und eine mehr vorn
und unten gelegene rundliche Vertiefung, Fossa acetabuli, von
welcher das Lig. teres entspringt. Dicht unterhalb des Acetabulum
li^ eine transversale Rinne für den M. obturator externus, wel¬
cher hier dicht vor dem Os ischii vorbeizieht.
d) Allgemeine Betrachtung des Beckens.
Das Becken, im ganzen betrachtet, bildet einen knöchernen
Ring, den sog. Beckengü r t e 1_^ auf welchem oben die Wirbel¬
säule aufsitzt, während derselbe sich unten auf die unteren Extremi¬
täten stützt. Man unterscheidet an dem Becken zwei Abschnitte,
von denen der obere, das grosse Becken, Pelvis major, ober-
halb des Prömontorium und der Linea terminalis gelegen ist und
seitlich von den beiden Darmbeinschaufeln begrenzt wird, während
der unterhalb der Linea terminalis befindliche, ziemlich ringförmige
Teil als Jcleines Becken, Pelvis minor, bezeichnet wird. Die
Ebene, welche man sich durch die Linea terminalis und das Pro¬
montorium gelegt denkt, ist der Beckeneingang. Apertura
pelvis Superior s. Aditus pelvis, dessen Durchmesser in der Medi¬
anlinie die sogen, anatomische ConjuQata vera i) bildet. Der
.B-C ckenausgang, Apertura pelvis inferior s. Exitus pelvis,
wird am knöchernen Becken durch den mehrfach ausgeschnittenen
Rand desselben dargestellt. Beim Lebenden wird dagegen der
Beckenausgang vorn durch die Rami inferiores ossis pubis und
ossis ischii, hinten durch die Ligg. sacrotuberosa und die Steiss-
beinspitze begrenzt.
Die natÜT^liche StellungdesB ecken &in der aufrechten
Haltung ist eine derartige, dass die Ebene des Beckeneinganges
(oder was dasselbe sagt, die Conjugata vera) mit der Horizontal-
0 Die Geburtshelfer beweichnen als Conjugata vera etwas anderes,
nämlich die kürzeste Linie, welche Promont, und Symphyse verbindet. Das
vordere Ende dieser Linie pflegt in der Regel 0,5 cm unterhalb des
oberen Symphysenrandes zu liegen.
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ebene einen Winkel von etwa 50® beim Manne, von etwa 55® beim
~\VeiDe Diiaet. pei dieser Stellung liegen che spmae iliacae anteri-
ores superiores und die Tubercula pubica in einer nahezu fron¬
talen Ebene.
Das männliche und das weibliche Becken zeigen
eine Reihe von Unterschieden, von denen die wichtigsten folgende
sind: 1) das normale weibliche Becken ist in allen Durchmessern
geräumiger als das männliche; 2) die Darmbein¬
schaufeln liegen beim weiblichen Becken flacher, d. h. mehr
g^en den Horizont geneigt, während siebeimmannlichen steiler
stehen; hierauf beruht zum Teil die Tatsache, dass das /Weib dem
Manne gegenüber durch stärkere Hüften ausgezeichnet ist; 3) der
Beckeneingang ist beim Weibe mehr rundlich oder in die
Quere gezogen, während er beim Manne mehr kartenherzförmig
erscheint; 4) der mehr spitze Schamwinkel des Mannes,
Angtdm pubis, ist beim Weibe zum Schambogen, Arcus pubis,
auSgenmdet.
Die eben ausgeführten Unterschiede finden sich jedoch erst von
der Pubertät an und sind auch manchmal beim Erwachsenen nicht
so deutlich ausgeprägt, dass es unter allen Umständen möglich
wäre, ein Becken mit Sicherheit als ein männliches oder weibliches
zu recognoscieren.
B. Das Oberschenkelbein und die Kniescheibe,
a) Das Oberschenkelbein.
Das Oberschenkelbein, Femur s. Os femoris, stellt
den stärksten und längsten Röhrenknochen des menschlichen Ske¬
lettes dar. Man kann ihn wie alle Röhrenknochen in die bei¬
den Enden und in ein Mittelstück, den Körper, einteilen.
Das obere (proximale) Ende beginnt mit einer über-
knorpelten Anschwellung, dem Oberschenkelkopf, Capui
femoris, dessen Knorpelfläche den Umfang einer Halbkugel über¬
schreitet und welcher in die Hüf^elenkpfanne eingefügt ist. An dem
medialen Teile des Caput femoris befindet sich eine ziemlich tiefe
Grube, Fovea capUis femoris, in welcher sich das Lig. teres inse¬
riert. Dicht unterhalb des Kopfes ist das obere Ende des Ober¬
schenkelbeines stark eingeschnürt und wird hier als Ober¬
schenkelhals, Collum femoris, bezeichnet. Die Stellung des
Collum femoris zur Längsaxe des übrigen Oberschenkelbeines ist
bei beiden Geschlechtern insofern eine verschiedene, als dasselbe
mit dieser Axe beim Weibe einen mehr rechten, beim Manne einen
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mehr stumpfen Winkel bildet. Weiter abwärts zeigt das obere Ende
zwei starke Vorsprünge, die beiden R o 1 1 h ü g e 1 oder T r o -
chanteren, von denen der grössere, lateral und oben gelegene
als Trochanter ma jor bezeichnS^ wird und eine annähernd vierseitige
~ Fuilll flät, wahrend <;jer kleinere, mehr medial und tiefer gelegene
Trochanter minor heisst und eine sfWipt pyramidale I5escnanen-
'^elf ieigt. beide 'l'rocnanteren sind lediglich Muskelvorsprünge,
indem sich am Trochanter minor der M. il^soas, am Trochanter
major der grösste Teil der hinteren Hüftmuskeln inseriert. Die me¬
diale Fläche des Trochanter major ist noch durch eine Grube,
Fossa trochanterica, ausgezeichnet, in welcher sich von den hin¬
teren Hüftmuskeln die Mm. obturatores und gemelli festsetzen. Vom
Trochanter major verläuft vom eine schräge Linie, Linea inter-
trochanferica (anterior), {Linea obliqua femoris von HenlE), nach
unten und medianwärts, welche jedoch ihren Namen eigentlich nicht
verdient, da sie strenggenommen nicht die beiden Trochanteren ver¬
bindet, sondern unterhalb des Trochanter minor an das La-
bium med. der Linea aspera femoris stösst. Der obere (laterale)
Teil der Linea intertroch. ist zum Ansatz für das Lig. Bertini be¬
stimmt, der untere (mediale) Teil zeigt die obere Grenze des M.
vastus medialis an. Hinten verbindet eine viel stärker ausgeprägte
Erhabenheit, die Crista intertrochanterica s. Linea intertrochanterica
posterior, beide Rollhügel miteinander.
Der K ö r p e r des Femur, Corpus femoris, ist nach vom con¬
vex und zugleich von dreikantig prismatischer Beschaffenheit, so
dass man an demselben drei Kanten und drei Flächen unterschei¬
den kann. Von den drei Kanten sind die beiden vorderen
sehr stumpf und wenig ausgeprägt, die hintere Kante dagegen ist
um so stärker entwickelt und wird wegen ihrer rauhen "Beschaffen¬
heit als Linea aspera s. Crista femoris besonders bezeichnet. An
der letzteren lassen sich sehr deutlich zwei nebeneinander verlau¬
fende Leisten, das Labium mediale s. intemum und das Labium
laiercde s. extemum, unterscheiden, welche sich nach oben hin bis
zu den beiden Trochanteren, nach hinten hin bis zu den beiden
Condylen des Femur fortsetzen. Durch besondere Rauhigkeit ist
der oberste Teil des Labium laterale ausgezeichnet, welcher dem
M. glutaeus max. zur Insertion dient; er wird auch als Tuberosilas
glutaea bezeichnet und kann etwas unterhalb des Trochanter major
zu einem Höcker, dem sogen. Trochanter tertius, anschwellen. Der
oberste Teil des Labium med., welcher zwischen dem tmteren me¬
dialen Ende der Lin. intertrochant. und dem Trochanter minor ge-
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legen ist, bildet die sogen. Linea s. Crista pectinea, welche dem
M. pectineus zum Ansätze dient. Mitunter ist lateral von der Linea
pectinea (zwischen ihr und der Tuberositas glutaea) als Abzwei¬
gung des Labium med. noch eine verticale Leiste gelegen, welche
den Ansatz des M. adductor minimus bezeichnet. In der Nähe
der Linea aspera sind gewöhnlich ein oder mehrere Foramina
nutricia sichtbar, in welche die Ernährungsgefässe des Oberschen¬
kelbeines eintreten. Von den drei Flächen des Oberschenkels
ist die vordere convex, die beiden hinteren (eine mediale und eine
laterale Fläche) sind dagegen mehr eben. An denselben ist nichts
Besonderes zu bemerken.
Das untere (distale) Ende des Oberschenkels läuft in
zwei Anschwellungen aus, welche man als Condylus lateralis (ex-
temus) und als Condylus medialis (internus) von einander unter¬
schieden hat. Von -diesen beiden Condylen ist der mediale stärker
entwickelt und reicht infolgedessen weiter nach abwärts (wenn man
den Oberschenkel mit seiner Längsaxe vertical stellt). In der natür¬
lichen, aufrechten Stellung des Menschen liegen jedoch die tiefsten
Punkte beider Condylen durchaus in der Horizontalebene, weil
dann die Längsaxe beider Femora derart schräg stehen, dass ihre
unteren Enden einander näher sind als die oberen und somit Femur
und Tibia einen nach lateralwärts offenen Winkel bilden. i) Anseiner
unteren Fläche ist jeder Condylus von einem breiten Streifen von
Knorpelsubstanz überzogen. Beide Knorpelstreifen dienen zur Ar-
ticulation mit der Tibia und vereinigen sich vom, so dass sie zu¬
sammen eine hufeisenförmige Figur bilden. Entsprechend seiner
stärkeren Ausbildung zeigt sich an dem medialen Condylus die
Knorpelfläche stärker gekrümmt als an dem lateralen, was sich am
besten constatieren lässt, wenn man die Condylen im Profil be¬
trachtet. Beide Condylen werden hinten durch einen tiefen Einschnitt,
die Fossa intercondyloidea (posterior) getrennt, welche zum Ansatz
für die beiden Ligg. cruciata bestimmt ist. Vorn liegt zwischen den
beiden Condylen die Facies patellaris (Fossa patellaris), welche je¬
doch zu der Knorpelfläche der Condylen gehört und die Knie¬
scheibe aufnimmt. Die Seitenflächen der beiden Condylen sind end¬
lich durch je eine Rauhigkeit, den Epicondylus medialis und lateralis
(Tuberositas condyli med. und lat.) ausgezeichnet, welche zum An¬
satz für die Ligg. collateralia des Kniegelenkes dienen. Die drei¬
seitige Fläche, welche sich hinten oberhalb beider Condylen befin-
Man kann also sagen, dass jeder Mensch — wenigstens an seinem
Skelett — X-Beine besitzt.
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det, hat man als Planum povlUeum des Oberschenkels, die transver¬
sale Kante zwischen dem Planum popliteum tmd der Fossa intercon-
dyloidea auch als Linea intercondyloidea (HENLE) bezeichnet ')•
b) Die Kniescheibe.
Die Kniescheibe, Patella, bildet eigentlich eine Art von
grossem Sesambein, welches in die Sehne des M. quadriceps femoris
eingefügt ist, aber zugleich die Höhle des Kniegelenkes von vorn
her begrenzen hilft. An der Patella unterscheidet man ein breites
oberes Ende, Basis patellae, ein spitzes unteres Ende,
Apex patellae, ferner eine rauhe vordere Fläche, über wel¬
che die Sehnenfasem des Extensor cruris hinüberziehen, und eine
zum allergrössten Teil überknorpelte hintere Fläche, welche
in die Kniegelenkhöhle hineinsieht. Die überknorpelte Fläche der
Patella, Facies artieularis, wird nun wieder durch eine verticale
Erhabenheit in zwei Abschnitte geteilt, von denen der kieTngry,"
medial gelegene für den medialen Condylus des Femur, der
■'gi'ä^s s e r e, lateral gelegene für den lateralen Condylus des-
selben bestimmt ist. Die kleinere Gelenkfacette dpr Patella fntspricht
und inng<>k«»hrt die grössere
also eigentümlicherweise Hem
C. Die Unterschenkelknochen.
Das Skelett des Unterschenkels besteht aus zwei Knochen, näm¬
lich aus dem Schienbeine, Tihia, und dem Wadenbeine,
Fibula s. Perone. Beide Knochen sind am oberen und unteren Ende
derart miteinander verbunden, dass sie nur in sehr geringem Grade
gegen einander beweglich sind. Nur der eine von beiden, nämlich
die Tibia, articuliert mit dem Femur, während die Fibula an ihrem
oberen Ende allein mit der Tibia in Verbindung steht.
a) Die Tibia.
Das Schienbein, Tihia, ist ebenso wie das Os femoris
ein sehr starker und kräftiger Röhrenknochen, welcher gleichfalls
in ein o b e r e s, ein u n t e r e s E n d e und das Mittelstück,
den Körper, eingeteilt wird.
Das obere (proximale) Ende der Tibia ist das stär-
Dicht oberhalb des Condylus medialis befindet sich nicht selten an
der hinteren Seite das Tuberculum aupracondyloideum für den medialen Gastro-
cnemiuskopf; ein ähnlicher Höcker für den lateralen Gastrocnemiuskopf ist
mitunter auch oberhalb des Condylus lateralis wahrzunehmen.
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kere und zeigt ähnlich wie das untere Ende des Oberschenkelbeines
zwei seitliche Anschwellungen, dieCondylenderTibia, die
jedoch nicht so deutlich voneinander abgegrenzt sind, wie dies beim
Oberschenkel der Fall ist. Die Condylen werden wieder als Condylus
medialis (internus) und Condylm lateralis (extemus) unterschieden.
Jeder Condylus trägt oben eine rundliche Knorpelfläche, von denen
die mediale entsprechend dem stärker gekrümmten Condylus medi¬
alis des Oberschenkelbeines auch stärker vertieft ist, w^rend die
laterale aus ebendemselben Grunde flacher erscheint. Beide Knorpel¬
flächen zusammen bilden die Facies articularis superior des Schien¬
beines. Zwischen diesen beiden Gelenkflächen ist in der Mitte eine
Erhöhung, Eminentia intercondyloidea, gelegen, welche eigentlich
aus zwei kleinen Höckern, dem Tuberculum intercondyloideum mediale
und laterale, besteht. Vor der Eminentia intercondyloidea be¬
findet sich die Fossa intercondyloidea anterior, in welcher sich das
Lig. cruciatum ant. ansetzt, und hinter der Eminentia intercondy¬
loidea die Fossa intercondyloidea posterior, welche für das Lig. cru¬
ciatum post, zur Insertion bestimmt ist. Der wallförmige Rand,
welcher die beiden Knorpelflächen nebst den zwischen ihnen ge¬
legenen, soeben erwähnten Gruben umgibt, wird als Kargo infra-
glenoidalis bezeichnet. Unterhalb des letzteren findet sich vom die
Tuberositas tibiae (s. patellaris), ein starker Höcker, an welchem
sich die Sehne des Quadriceps femoris ansetzt. Hinten zieht unter¬
halb des Margo infraglenoidalis die Linea poplitea vom Condylus
Jateralis_ schr^ nach unten und medianwärts. Die~3rerseitige’
Fläche oberhalb der Linea poplitea dient dem M. popliteus zum
Ursprünge und wird als Planum popUteum der Tibia bezeichnet.
Etwas unterhalb der Linea poplitea findet sich gewöhnlich ein
Foramen nutricium, durch welches das Hauptemähmngsgefäss der
Tibia in den Knochen eindringt. Etwas unterhalb des Margo
infraglenoidaUs zeigt sich endlich an der lateralen hinteren Seite
des Condylus lateralis eine kleine plane Gelenkfacette, die
Facies articularis fibularis, welche zur Articulation für das obere
Ende der Fibula bestimmt ist.
Der Körper der Tibia ist dreikantig prismatisch. Von den
drei Kanten ist die vordere, der sog. Schienbein¬
kamm, die Crista anterior oder kurzweg Crista tibiae, durch ihre
Schärfe ausgezeichnet und schon unter der äusseren Haut ohne
Schwierigkeit sichtbar. Was die beiden hinteren Kan¬
ten anbetrifft, so ist die mediale mehr stumpf {Margo medi¬
alis) die laterale, der Fibula gegenüber gelegene dagegen
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217
schärfer. An der lateralen Kante setzt sich die Membr. interossea
an, und dieselbe wird deswegen als Crista interossea besonders be¬
zeichnet. Von den drei Flächen der Tibia ist die v o r d e r e
mediale Fläche, Facies medicdis, ziemlich eben und unmittel¬
bar unter der Haut gelegen, wo ihr Periost bekanntlich nicht selten
allerlei schmerzhaften mechanischen Insulten ausgesetzt ist. Die
vordere laterale Fläche, Facies lateralis, und die h i n-
tere Fläche, Facies posterior, dagegen sind von Muskeln
bedeckt.
Das untere (distale) Ende der Tibia zeigt an seinem
medialen Teile einen vierseitigen, nach abwärts ragenden Fort¬
satz, den medialen Knöche \, Malleolus medialis (internus),
dessen laterale, überknorpelte Fläche, Facies articularis mcdleolaris,
mit dem Talus articuliert. Die laterale Seite des unteren Tibia¬
endes bildet einen Ausschnitt, Incisura fibularis, welcher zur Auf¬
nahme für das untere Ende der Fibula dient. Von der hinteren
Fläche der Tibia ist der Malleolus medialis durch eine Furche,
Sulcus malleolaris geschieden, in welchem ^_Sehnen _der_ Mm^
tibialis posterior jmdJiexor digitorum longus liegen. Etwas weiter
lateral findet sich mitunter noch eine . Furche für die Sehne des M.
. flexor hallucis longus vor. Die untere Fläche des unteren Tibia¬
endes endlich ist überknorpelt (Facies arüculai-is inferior) und mit
dem Talus durch ein Gelenk verbunden.
b) Die Fibula.
Das Wadenbein, Fibula, ist ein schlanker, zierlicher
Röhrenknochen, wacher ebenso, wie die Tibia, in ein oberes,
ein unteres Ende und das Mittelstück oder den Kör¬
per eingeteilt wird.
Das obere, proximale Ende oder Capitulum ßbulae
articuliert mittels einer planen rundlichen Gelenkfacette, Facies
articularis capituli, mit dem Condylus lat. der Tibia. Dicht ober¬
halb dieser Gelenkfacette befindet sich ein stumpfer Höcker*)
Apex capituli s. Tuberculum fibulae, welcher zur Insertion für die
Bicepssehne bestimmt ist.
Der Körper der Fibula ist von dreikantig prismatischer Be¬
schaffenheit mit drei Kanten, Ciista anterior, lateralis und medialis.
>) Nach Henle kann man am Capitulum fibulae constant noch einen
vorderen Höcker für eine Portion des M. peronaeus longus und einen hin¬
teren für den fibularen Kopf des M. soleus erkennen.
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218
sowie drei Flächen, Facirs mrdüilis, lateralis und posterior una ci-
scheint derartig um seine Längsaxe gedreht, dass die mediale Fläche
zur vorderen, die laterale zur hinteren und die hintere zur medialen
wird. Lieber die mediale Fläche zieht ausserdem in verticaler Rich¬
tung noch eine vierte Kante oder Leiste, die Crista interossea,
welche zum Ansatz für das gleichnamige Band bestimmt ist. Ganz
nahe am Capitulum fibulae runden sich die Kanten ab, und es
kommt so zur Bildung des Collum fibulae HYRTL.
Das untere distale Ende der Fibula bildet den late¬
ralen Knöchel, Malleolus lateralis (extemus), welcher er¬
heblich weiter als der mediale Knöchel nach abwärts ragt. An der
medialen Fläche des ersteren liegt eine Gelenkfacette (Fades arti-
ctUaris mallcoli) für den Talus, welcher also von den beiden Malle-
olen wie von einer Gabel umfasst wird. Unmittelbar hinter
dieser Gelenkfacette (noch zur medialen Fläche des Knöchels ge¬
hörig) ist eine Grube für den Ansatz des Lig. talofibulare poste¬
rius zu bemerken. An der hinteren Seite des Malleolus lateralis
findet sich endlich ane nicnt ifhther deutlich ausgeprägte Rinne,
TSilUllS Wälleolarisf in welcher die Sehnen der M. peronaeus lon-
gUi> uHd previs nin und her gleiten.
D. Die Knochen des Fusses.
Der Fuss, Pes, in seiner Totalität betrachtet, stellt ein Gewölbe
vor, dessen Skelett hauptsächlich auf drei Unterstützungspunkten
ruht. Diese drei Punkte sind: 1) der hinterste Teil des Calcaneus,
das Tuber calcanei; 2) und 3) die Capitula des 1. und V. Meta^Ir-
palknochens. Beim Stehen und Gehen berühren allerdings ausser¬
dem noch die Zehenspitzen, die Capitula sämtlicher Metacarpal¬
knochen und der ganze laterale Fussrand den Fussboden. Wenn
die Bänder der Fusssohle, wie z. B. durch übermässige Dehnung
oder infolge eines angeborenen Bildungsfehlers zu schlaff sind, so
bildet der Fuss kein Gewölbe mehr, sondern liegt der Unterlage platt
an und wird alsdann als Plattfuss, Pes planus, bezeichnet, eine
Abnormität, welche das Gehen und Stehen erheblich erschwert.
Die Knochen, welche den Fuss zusammensetzen, teilt man in
drei Gruppen ein: a) die Ossa tarsi oder Fusswurzel-
k n o c h e n ; b) die Ossa metatarsi oder Mittelfuss-
knochen; c) die Phalangen oder Zehenglieder.
a) Die Fusswurzelknochen.
Die Fusswurzelknochen, Ossa tarsi, bestehen (von
hinten nach vorn gerechnet) aus folgenden Knochen: 1) dem
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219
Sprungbein, Talus-, 2) dem F e r s e n b e i n , CaZcanews;
3) dem Kahnbein, Os naviculare; 4), 5) und 6) den 3 Keil¬
beinen, Ossa cuneiformia; 7) dem Würfelbein, Os cuboideum.
Die Fusswurzelknochen kann man sich ähnlich wie diejenigen
der Hand in eine hintere (proximale) Reihe und eine
vordere (distale) Reihe eingeteilt denken. Die 1., hin¬
tere oder proximale Reihe würde vom Grosszehenrande
an gerechnet 1) aus dem Os naviculare, 2) dem Taltis und 3) dem
Calcaneiis bestehen. Das vor den Talus gelagerte Os naviculare
entspricht jedoch nicht dem Os naviculare der Hand, sondern einem
Os centrale, welches an der Hand des Menschen nicht gesondert
vorhanden ist. Der über dem Calcaneus liegende Talus entspricht
dem Os naviculare und Os lunahun der Hand, der Calcaneus dem
Os triquetrum und pisiforme (Henle). Eine Analogie des Erbsen¬
beines wurde eigentümlicherweise gerade in dem dicksten und
stärksten Teile des Calcaneus gegeben sein, nämlich in dem hin¬
tersten Ende desselben, an welchem sich die Achillessehne inseriert.
Dagegen liegen die vier Knochen der II., vorderen oder
distalen Reihe, d. h. die 3 Ossa cuneiformia und das Os
cuboidcum, in derselben Weise nebeneinander wie die vier Knochen
der II. Reihe an der Handwurzel. Im übrigen unterscheidet man
an den Fusswurzelknochen folgende Besonderheiten:
1. Das Sprungbein, Talus b. Astragalus, besteht aus
einem nach hinten gelegenen stärkeren Teile, dem Körper,
Corpus tali, und einem nach vorn gelegenen schwächeren Teile,
dem Kopfe, Caput tali. Zwischen dem Körper und dem Kopfe
ist eine etwas eingeschnürte Stelle, der Hals, Collum tali, gelegen.
Der Körper hat 6 Flächen, von denen die obere Fläche,
Facies Superior, überknorpelt ist und in der Richtung von vom
nach hinten convex, dagegen in der Richtung von einer Seite zur
anderen leicht ausgehöhlt erscheint. Di^ Knorpelfläche ist ausser¬
dem vorn breiter als hinten, was deshalb von Wichtigkeit ist, weil
die Gabel der Unterschenkelknochen bei den Bewegungen des
Fusses sich auf dem vorderen breiteren Teile fest einklemmt, dem
hinteren schmäleren Teile dagegen ntu’ lose aufliegt. An der m e-
dialen Seitenfläche des Talus ist eine kleinere halbmond¬
förmige Gelenkfacette, Facies malleolaris medialis, für den Malle¬
olus medialis, an der lateralen eine grössere dreiseitige,
Facies malleolaris lateralis, für den Malleolus lateralis gelegen. Am
unteren Ende der letzteren ragt ein Fortsatz, der Processus lateralis
tali, hervor. In ihrer Gesamtheit setzen die drei soeben beschrie-
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220
benen Knorpelflächen die Trochlea tali zusammen. Die kleine h i n-
tere Fläche des Talus ist gänzlich durch einen kurzen Fort¬
satz, den Proc. posterior tali (STIEDA) eingenommen, welcher dimch
eine schräg verlaufende Rinne für den M. flexor hallucis longus,
Sulcm m. flexoris j^allucis lonaK in zwei Hpinp Hnrker geteilt wird.
_ beide Tlöcker, ein Tulerctilum mediale und laterale, dienen zum
Ansätze für die hinteren Verstärkungsbänder der Artic. talocru-
ralis und talocalcanearXile ü~n t e r e FTa c h e des Talus zeigt '
hinten eine ausgehöhlte grosse Gelenkfläche, Facies arücularis cal-
canea posterior, für den Körper des Calcaneus. Vor dieser Facette
liegt eine schräge Furche, Sulcus tali (Sulcus interarticularis von
HENLE), welche durch die Anlagerung des Calcaneus zu einem
nahezu transversalen Gange, dem Sinus tarsi s. Canalis tarsi, ge-
schlossen wird. Dieser Gang ist ziun grossen T^eile _durch Band-
^massen au.sgpfiillf HENLE bezeichnet jedoch als Sinus tarsi die
Vertiefung, in welche dieser Gang nach lateralwärts ausläuft. Vor
dem Sulcus tali liegen noch zwei kleinere Oelenkfacetten, Facies
articularis calcanea media und anterior, die indessen schon zum
Caput tali gehören und zur Articulation für den Proc. anterior des
Calcaneus und das Sustentaculum dienen. Mitunter werden die beiden
letzteren Facetten noch durch den Sulcus interarticularis accessorius
(HENLE) geschieden; doch kommt es auch vor, dass an der unteren
Talusfläche alle drei soeben erwähnten Gelenkflächen continuierlich
Zusammenhängen. Was den Kopf, Caput tali s. Processus anterior
tali, betrifft, so endigt derselbe vom mit einer kugeligen Gelenk¬
fläche, welche sich allein mit dem Os naviculare in Verbindung
setzt. Die Gelenkfläche, Fades articularis navicidaris, geht längs
des unteren medialen Randes des Caput tali in eine andere über,
welche gegen das Lig. tibiocalcaneonaviculare verschieblich ist.
2. An dem Fersenbeine, Calcaneus unterscheidet man:
a) den nach hinten gelegenen stärkeren Teil, den Körper, Corpus
calcand; b) den nach vorn gelegenen schwächeren Teil, Processus
anterior calcand; c) einen Höcker, Sustentaculum tali (Stütze des
Talus), als Sustentaculum bezeichnet, weil derselbe den Talus tragen
V G ' ^ hilft^). Das Sustentaculum ist in chirurgischer Beziehung insofern
' I f. t M. grosser Wichtigkeit, 'als es am Fusse unter der Haut deutlich _
T, u ( fühlbar ist und man somit das unmittelbar über demselben gele-
■ ■ V , gene Gelenk zwischen Talus und Calcaneus leicht auffinden kann.
*) Das Sustentaculum tali ist auch als Frocessus lateralis calcand
bezeichnet worden. Richtiger wäre es, diesen Höcker als Processus medialis
calcanei zu bezeichnen, da derselbe nach medianwärts vorspringt.
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221
Der KörperdesCalcaneus zeigt 6 Flächen, von denen
die obere in ihrem vorderen Teile eine convexe Gelenkfläche,
Facies articidaris posterior, zur Anlagerung für den Talus besitzt.
Die hintere Fläche ist in ihrem unteren Teile ziemlich rauh
und dient hier ztun Ansatz für die Achillessehne; in ihrem oberen
Teile ist sie dagegen glatt, und entsprechend dieser glätten Stelle
ist zwischen dem Calcaneus un<f~der Ächilless^ne ein S^leim-
beutel, iursa caicanea, gelegen. Die m e d i a 1 e Fläche ist aus-
geHöhlt und dicht unFerBalB "des Sustentaculum mit einer tiefen
Furche, Sulcus m. flexoris hcHlucis longi, für die Sehne des M.
flexor hallucis longus versehen, welche die Fortsetzung der schon
bei der hinteren Talusfläche erwähnten Furche bildet.-D>e-4-a L e~^
rale Fläche des Calcaneus zeigt in ihrem mittleren Abschnitt
mitunter einen Höcker, den Proc. iröchlmris tProc. lateralis von
STlEDA), hinter welchem die Sehne des M. peronaeus longus in
einer Rinne, Sulcus m. peronaei, gleitet, während oberhalb desselben
7die~ Sehne des Pgronaeus brevis vörüberzieht. Mitunter sieht man~^
für die Sehnen der beideireT)en genannten Muskeln zwei deutliche
Rinnen, welche durch drei kleine Höcker begrenzt werden, von
denen alsdann der mittelste (der Proc. trochlearis) am grössten ist.
Die untere Fläche besitzt hinten einen starken rauhen Vorsprung,
das Tuber ccUcanei: an diesem unterscheidet man wiederum einen
stärkeren medialen Höcker, Proc. medialis tuberis calcanei, welcher
zum Ursprünge für den M. abductor hallucis und M. flexor digi-
torum brevis, und einen schwächeren lateralen Höcker, Proc. lateralis
tuberis calcanei, welcher zum Ursprünge für den M. abductor digiti
V. dient, während ausserdem von beiden Höckern die Fascia plan¬
taris entspringt. Der Processus anterior des Calcaneus steht vorn
durch eine sattelförmige Gelenkfläche, Faries articularis cuboidea,
allein mit dem Os cuboideiun in Verbindung. Ausserdem besitzen
sowohl der Proc. ant. calcanei, wie das Sustentaculum oben je
eine kleine Gelenkfacette Facies articularis anterior resp. media,
welche sich mit dem Talus^) in Verbindung setzen. Hinter beiden
Gelenkfacetten liegt der Sulcus calcanei (Sulcus interarticularis von
Henle), welcher sich durch Anlagerung des Talus zu dem vorhin
erwähnten ^nus tarsi s. Canalis tarsi . schliesst. Auch ein Sulcus
>) Es ist also zu beachten, dass jeder der 3 Teile des Calcaneus —
der Körper, der Proc. anterior und das Sustentaculum —
je eine Gelenkfläche zur Articulation mit dem Talus besitzt. Wie schon er¬
wähnt, können diese Gelenkflächen sämtlich untereinander Zusammenhängen.
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interarticularis accessorius (Henle) kann hier ebenso wie beim
Talus zwischen den beiden kleinen Oelenkfacetten Vorkommen.
3. Das K a h n b e i n, Os navictdare s. scaphoideum, besitzt
an seiner hinteren (proximalen) Fläche eine halb¬
kugelige concave Oelenkfläche zur Aufnahme für das Caput tali. An
der vorderen (distalen) Fläche finden sich dagegen drei
ebene Gelenkfacetten, welche mit den drei Keilbeinen articulieren.
An der lateralen Fläche steht das Os naviculare (meistens
durch Bandmasse, seltener durch eine kleine, mehr vorn gelegene
Gelenkfacette) mit dem Os cuboideum in Verbindung. An der
medialen Seite endlich besitzt es einen stark vorspringenden
Höcker, die Tuberositas ossis navietdaris, welche unter der
“Haut fühlbar Uttd lll "Eliliuigisdiei Beziehung wichtig ist, —
wen timter’^rseTbEn das sog. Chopart’sche Gelenk gelegen ist.
4., 5. und 6. Die drei Keilbeine, Ossa cundformia, haben
eine keilförmige Gestalt, und zwar ist die Schneide des Keils bei
dem 1. Keilbein nach oben, bei dem II. und III. Keilbein dagegen
nach unten gekehrt. Das 1. Keilbein ist das grösste von allen, das
II, jgt Hag ifipin<^fg^_woraus die TatsachTT^ultiert, dass def~ll:
Metatarsalknochen sidr~inrr~serner Basels, zwist-hen das 1. und .111.
^eilhem-7lwM4iiebEri~^flrp Tat^arhp ist ^eshall^ von Wichtigkeit,
l^eil infolge ^ler Mett^tarsaUrnnrhen
der Schnitt nicht in gerader Linie geführt werden kann, sondern
winkelig um die Basis des II. Os metatarsale herumgehen muss.
Hinten stehen alle drei Keilbeine mit dem Os naviculare in Ver¬
bindung; nach vom articuliert ein jedes Keilbein mit dem ent¬
sprechenden' I., II. oder III. Metatarsalknochen, wobei jedoch zu
bemerken ist, dass das I. und III. Keilbein auch noch mit der Basis
des II. Metatarsalknochens in Verbindung stehen müssen, da der
letztere sich, wie schon erwähnt, zwischen beide Knochen hinein¬
schiebt. Ausserdem ist das III. Keilbein an seiner lateralen Seite
(durch eine mehr nach hinten gelegene kleine Gelenkfläche) mit
dem Würfelbein verbunden.
7. Das Würfelbein, Os cuboideum., steht h i n t e n mit dem
Processus anterior des Calcaneus, vorn mit dem IV. und V., also
mit den beiden letzten Metatarsalknochen in Verbindung. Medial
articuliert es mit dem III. Keilbeih und dem Os naviculare. An der
Plantarfläche besitzt das Würfelbein einen schrägen Wulst,
die sog. Tuhr.rosUn.<i os.d.^‘t Fminentia obliqua, auf welcher
wie STIEDA sehr richtig betont., die Sehne des M. peronaeus longus
u/i». auf pinpr hin iinH hpr gjpjtgf Dip vor der Fminentia
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223
obliqua befindliche Furche, der Sulcus m. peromci (von HENLE),
dient nur dem Rande der Sehne zur Einlagerung. Die Furche
und die angrenzende Fläche der Tuberositas sind übeiTcnorpelt.
b)Die Mittelfussknochen.
Die 5 Mittelfussknochen, Ossa mdatarsi, verhalten
sich ähnlich wie die Mittelhandknochen; nur sind sie länger und
stärker entwickelt. Durch besondere Länge ist der II. Metatarsal¬
knochen ausgezeichnet. Auch an ihnen unterscheidet man ein
hinteres (proximales) Ende, die .Basis, welche eine
mehr keilförmige Gestalt und eine plane Gelenkfläche zur Articu-
lation mit dem betreffenden Tarsalknochen besitzt, ein dreikantiges
prismatisches Mittelstück, den Körper, und ein vorderes
(distales) Ende, das Capitulum, welches mit einer annähernd
kugelförmigen Gelenkfläche versehen ist. An der Basis ist die
Schneide des Keils bei den ersten 4 Metatarsalknochen nach ab¬
wärts, dagegen bei dem V. Metatarsale nach lateralwärts gerichtet.
Hier springt dieselbe in Gestalt eines starken Höckers, der Tube¬
rositas ossis metatarsalis V., hervor, an welcher sich die Sehnen des
M. peronaeus brevis und tertius. inserieren. Diese Tuberosität ist
insofern von grosser chirurgischer Wichtigkeit, als dieselbe unter
der Haut deutlich fühlbar und unmittelbar hinter derselben das
Tarsometätarsalgeienk~ (das Lisfranc’sche Gelenk) gelegen istr*Ari”
der Basis des I. Metatarsalknochens ragt plantarwärts ebenfalls ein
stumpfe Höcker, die Tuberositas ossis metatarsalis L, hervor, wel¬
ches der Sehne des M. peronaeus longus und zum Teil auch der
des M. tibialis anterior zum Ansatz dient. Das Capitulum des I.
Metatarsalknochens zeigt an der Plantarfläche zwei besondere über-
knorpelte kleine Gelenkfacetten, welche sattelförmig ausgehöhlt sind
und zur Einlagerung für die weiter unten zu erwähnenden Ossa
sesamoidea dienen. Die auch hier bei allen Metatarsalknochen vor¬
handenen Sinus capiUdarim verhalten sich wie bei den Metacar¬
palknochen.
c) Die Phalangen.
Die Phalangen oder Zehenglieder des Fusses ver¬
halten sich genau ebenso wie die der Hand, so dass auf die Be¬
schreibung der letzteren verwiesen werden kann. Es ist jedoch zu
bemerken, dass die Phalangen der Zehen viel kleiner und schwächer
entwickelt sind als diejenigen der Hand. Auch die für die Phalan¬
gen charakteristischen Merkmale sind am Fusse in viel geringerem
Grade ausgeprägt. E)ennoch ist es nicht schwer, auch am Fusse
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224
die I. O r u n d p h a 1 a n g e, die II. oder Mittelphalange
und die III. oder Endphalange zu unterscheiden, weil die
II. Phalange gegenüber der I. durch ihre grosse Kürze ausge¬
zeichnet ist, während ja die III. Phalange, das N a g e 1 g 1 i e d ,
als solches schon durch die hufeisenförmige Anschwellung des vor¬
deren Endes (Tuberosiias unguicularis) leicht kenntlich ist. In der
Kapsel des I. Metatarsc^halangealgelenkes liegen an der Plantar¬
fläche ein mediales und ein laterales kleines Knöchelchen, die Se¬
sam b e i n e oder Ossa sesamoidea der grossen Zehne, an wel¬
chen sich die meisten Muskeln des Grosszehenballens inserieren.
XIV. Die Gelenke und Bänder der
unteren Extremität.
A. Die Gelenke und Bänder des Beckens.
1. Die Liga, üiolunihalia tsuoerius und inferius) gehen jeder-
seits von dem Qu^prtsatz des V. Lendenwirbels, das obere zur
Crista iliaca, däslmtere etwas tiefer zum hintersten Teile der Fossa
iliaca hin. Nach oben hin hängt das Lig. iliolumbale sup. con-
tinuierlich mit dem Lig. lumbocostale (s. S. 123) zusammen.
2. Die Artictdatio sacroiliaca. d. h. die Gelenkverbin¬
dung z wischen Hüft- und Kreuzbein, ist eine sehr
straffe Amphiarthrose, welche in den allermeisten Fällen
eine wirkliche Gelenkhöhle enthält. An der v o r d e r en Fläche
dieser Gelenkverbindung verlaufen nur sehr schwach ausgeprägte,
verticale Verstärkungsfasem, deren Gesamtheit man als Ligg. sacro¬
iliaca anteriora bezeichnet hat. An der hinteren FXI.c he
finden sich jederseits drei gut entwickelte Verstärkungsbänder, näm¬
lich: longurn ^}, welches von der
Spina, iliaca post. sup. zum Seitenrande des Kreuzbeines geht;
b) das Lid. sacroUiacmn vosterius breve, welches von der Spina
iliaca post. inf. zum Seitenrande des Kreuzbeines zieht, wo es
ebenso wie das vorige Band mit dem Lig. sacrotuberosiun und
sacrospinosum continuierlich zusammenhängt; c) die Ligg. sacro-
üiaca interossea, welche in dem Winkel zwischen der Tuberositas
iliaca und der hinteren Fläche des Kreuzbeines gelegen sind, in¬
dem sie den hier befindlichen schmalen Spalt ausfüllen.
Von vielen Autoren wird das Lig. sacroüiacum potticum Umgum und
itreve zu einem einzigen Bande, dem Lig. sacroüiacum, zusammengefasst.
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3. Die Arüctdatio sacroeoccuaea. d. h. die Gelenkver¬
bindung zwischen dem V. Kreuzbein- und 1.
Steissbeinwirbel, ist meistens verknöchert; alsdann findet
sich aber ein bewegliches Gelenk zwischen dem I. und II. Steiss¬
beinwirbel vor. An der Vorderfläche dieser Gelenkverbindungen
zieht sich das schwache Lig. sacrococcygeum anterius hin, welches
als Analogon des Lig. longitudinale anterius aufgefasst werden ^
kann. Zwischen dem Comu sacrale und coccygeum i^ jederseits ^
das Lig. sacrococcygeum laterale s. articulare (posticum breve) ge¬
legen — ein AnalogöiT der~GeIenkkapsel, welche die Proc. articu-
lares der Wirbel umschliesst. Endlich das Lig. jacrococcygmm
posterius superficiale (posticum longum) ist das stärkstTVon allen
diesen Bändern und verschliesst den Hiatus canalis sacralis von
hinten, indem es sich nach oben längs der Crista sacralis in das
Lig. apicum fortsetzt.
4. Das Lig. sacrospinosum verläuft von der Spina ischiadica zum
Seitenrande des Kreuzbeines und ist somit zwischen das Foramen
jschiadicum majus und minus eingeschaltet. Unmittelbar vor dem
Bande ist der M. coccygeus gelegen. Oft genug wird das Band
durch den in gleicher Richtung- verlaufenden Muskej^ völlig ersetzt.
5. Das Lia. sacrotuberosuni geht von dem Tuber ischiadicum
zum Seitenrande des Kreuzbeines und dient zur Begrenzung des
Beckenausganges, wie sich derselbe am Bänderbecken darstellt.
Zwischen ihm und dem vorigen Bande ist das For. ischiadicum
minus gelegen.
Eine sichelfönnige Fortsetzung dieses Bandes, der sog. Proc. falciformis,
zieht sich längs des medialen Randes des Ramus inferior ossis ischii nach
oben und bildet mit dem Knochen eine nach oben offene Rinne, in welcher
der unterste Teil des M. obturator int. gelegen ist. Die freie Rinne des Proc.
falciformis geht continuierlich in die an der medialen Fläche des M. obturator
int. befindliche Fascia obturatoria Uber. Ist der sichelförmige Fortsatz stark
entwickelt, so kann zwischen ihm und dem M. obturator int. noch die A.
und V. pudendaint. s. comm. nebst dem gleichnamigen
Nerven gelegen sein; gewöhnlich liegen sie in einem besonderen Kanäle
der Fascia obturatoria, dem sog. Alcock’schen Kanal.
6. Die Schamfuge, Syniphgsis ossium pubis, besteht aus
einer faserknorpeligen Masse, welche die beiden Ossa pubis in der
Medianebene mit einander verbindet. Im Innern dieser Masse
findet sich nun meistens ein median gelegener, mit ^noviaähnlicher
')HENLe nimmt noch ein innerhalb des Kreuzbeinkanales gelegenes Lt^.
saeroeoecygeum posterius profundum an, welches als Fortsetzung des an der
Dorsalfläche der Wirbelkörper gelegenen Lig. longitudinale posterius aufzu¬
fassen ist.
Broesike, Anatomie. 9. Anfl. lö
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Flüssigkeit gefüllter Spaltraum, welcher indessen keine wirkliche
Gelenkhöhle darstellt, sondern lediglich aus einer Erweichung des
Knorpels hervorgegangen ist. Beim schwangeren Weibe soll der¬
selbe besonders gross sein. An der vorderen Fläche der Symphyse
ziehen verticale Verstärkungsfasem herunter, welche man auch als
Lia. annutare pubis bezeichnet hat, weil dieselben oben und unten
bogenförmig nach der hinteren Fläche umbiegen. Indessen bildet
dieses Ligament doch nur einen unvollständigen Ring, welcher nach
hinten offen ist. Quere Verstärkungsfasem, Lig. pubicum ’superius
(Lig. transversum pubis), verlaufen am oberen Rande der Symphyse.
Endlich wird der Schamwinkel oder Schambogen durch Fasern
ausgerundet, welche auch als Lig. arcuatum pubUi bezeichnet
worden sind. Alle diese Verstärkungsfasem sincT jedoc^ö“ innig
mit einander verschmolzen, dass es nur möglich ist, dieselben
künstlich von einander zu trennen.
7. Die Membrana oUurataria verschliesst ganz oder teilweise
das Foramen obturatmn und dient einem Teile der Mm. obturator
ext. und int. zum Ursprünge. In der oberen Ecke zeigt sie eine
J. ü c k e (Canalis obturatorius), durch welche der N. obturatorius
und die gleichnamigen Gefässe aus dem Becken heraustreten. Im
unteren Teile ist die Membran meistens nur sehr dünn und
schwach entwickelt, im oberen Teile dagegen stets ligamentös.
8. Das Li^. inQuifude ^ Pmparti s. Fallopiae (auch als Arcus
cruralis oder als Lig. iliopubicum ^zeichnet) erstreckt sich als
sehniger Streifen von der Spina iliaca ant. sup. bis zum Tuberculum
pubicum und ist mit folgenden 4 Fascien fest verwachsen: a) der
Fascia superficialis abdominis; b) der Fascia transversalis abdo-
minis; c) der Fascia iliaca, d. i. der den M. iliacus bedeckenden
Fascia; d) der Fascia lata des Oberschenkels. Ausserdem stehen die
Mm. obliquus ext., obliquus int. und transversus abdominis teils
sehnig, teils muskulös mit diesem Bande im Zusammenhänge. Auch
mit der äusseren Haut ist das Lig. inguinale durch fibröse Stränge
verbunden. Da die Haut an dieser Befestigungslinie im Gegensätze
zur Bauch- und Schenkelhaut nahezu fettlos ist, so entsteht die
Leistenfurche, Sulcus inguinaUs, welche somit in ihrer Lage
genau den Verlauf des Lig. inguinale markiert und die Grenze
zwischen Bauchgegend und Oberschenkel bildet. Nach median-
wärts läuft das Poupart’sche Band in zwei Fortsetzungen aus, von
denen die eine, das L. inguinale reflexum s. Collesi^), längs des
*) Von Henle wird das Lig. Coüesi als Lig. Gimbemati reflexum bezeichnet.
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227
oberen Randes des Os pubis im vorderen Blatte der Rectusscheide
-bis zur Linea aiba hinzieht, während die andere, As&Lki^Jtaama^
s. Gimbemati. sich nach hinten und abwärts zum Pecten ossis
pubis begibt/wo sie sich in Form einer kleinen dreiseitigen Mem¬
bran (s. Fig. 14) inseriert. Der laterale Rand des Lig. Gimbemati
ist von concaver Beschaffenheit.
Von der Eminentia iliopectinea ersh^t sich ferner zum Lig.
Pouparti ein Verstärkungsstreifen der Fascia iliaca, welchen man
als lAg. iliopecUneum besonders bezeichnet hat. Durch letztere
Streifen werden unter dem Poupart’schen Bande zwei Fächer von
einander geschieden. Das mediale Fach wird Lamna vasorum
Fig. 14.
Das Lig. inguinale s. Pouparti nebst der Lacuna vasorum ufid musculorum.
benannt, weil in demselben die A. und V. femoralisich erurohs liegen
(und zwar die Vpne myiial. die i^rterie lateral). Zwischen der V.
femoralis und dem Gimbernat’schen Bande zeigt die Lacuna vaso¬
rum noch eine kleine Lücke, den inneren Schenkelring,
Ammlus femoralis s. cruralis (int.), welcher, abgesehen von einigen
Xymphgefässen und Bindegewebe, gewöhnlich durch eine Lymph-
drüse, die Rosenmülle r’s che Drüse, ausgefüllt ist und
die Eintrittspforte für die Schenkelbrüche, fpmn-
rales s. crurales, darstellt. Das bald mehr lockere, bald mehr
feste Bindegewebe, welches beim Fehlen oder nach Hinwegnahme
der Rosenmüller’schen Drüse den inneren Schenkelring ausfüllt, ist
auch als Septum femordle s. crurale (Cloqueti) bezeichnet worden.
Das laterale Fach unterhalb des Poupart’schen Bandes wird
15*
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228
Lacuna musctdorum genannt, weil durch dasselbe der M. iliacus
und M. psoas major hindurchtreten. Mit diesen Muskeln geht-
noch (lateral von der Art. femoralis gelegen) der N. femoraüs s.
cruralis durch die Lacuna musculorum hindurch. Das Lagever-
^ hältnis zwischen V., A. Und N. femoraüs unterhalb des Pourpart-
. ^ sehen Bandes ist also ein derartiges, dass sich die Vene am meisten
t V medial, die Arterie in der Mitte und der Nerv am meisten lateral
« befindet.
Es muss jedoch zum Schlüsse erwähnt werden, dass sehr viele
Autoren die g a n z e Lacuna vasorum als Schenkelring oder
inneren Schenkelring bezeichnen, weil die Schenkel¬
brüche ausnahmsweise vor oder gar lateral von der A. und V.
femoralis nach dem Oberschenkel hindurchtreten. Näheres über den
Schenkelring ist am Schlüsse der Muskellehre nachzusehen.
Als Lig. pubicum Cooperi bezeichnet man endlich einen derben, jedoch
nicht immer deutlich ausgeprägten Bindegewebstreifen, welcher von dem Lig.
Oimbemati längs des Pecten ossispubis bis zum Lig. iliopecti-
neum hinzieht und somit eine Art von Verbindung zwischen den beiden
letztgenannten Bändern herstellt. Das Lig. pubicum würde also den unteren
Rand der Lacuna vasorum bilden. Da die Fasda pecünea in das Cooper-
sche Band direkt übergeht, so haben einzelne Autoren das letztere auch als
eine verdickte Partie der ersteren angesehen.
B. Das Hüftgelenk.
Das Hüftgelenk. Articidatio coxae s. femoris, bildet ein
sogen. Nussgelenk, Enarthrosis, d. h. eine Arthrodie, bei wel¬
cher der grössere Teil des Gelenkkopfes von der Gelenkpfanne (ähn¬
lich wie der Kern einer defecten Nuss von seiner Schale) umschlossen
wird. Die Beweglichkeit des Gelenkkopfes in der Pfanne muss hier
beschränkter sein als bei anderen Kugelgelenken, da bei grösseren
Excursionen in Folge der eben erwähnten Einrichtung der Ober¬
schenkelhals an den Rand der Pfanne anstossen muss. Beim Hüft¬
gelenk wird ausserdem die BewegUchkeit des Femur gegen das
Becken noch durch starke Bänder beeinträchtigt, welche in die
Kapsel dieses Gelenkes eingewebt sind und der letzteren eine be¬
sondere Widerstandsfähigkeit verleihen. Die Gelenkkapsel des Hüft¬
gelenkes entspringt (ebenso wie diejenige des Schultergelenkes)
nicht allein am Pfannenrande (Supercilium acetabuli), sondern auch
an der Aussenseite eines ringförmigen, faserknorpeligen Streifens,
Labrum glenoidale^ s. Limbus cartilagineus, welchen an dem knöcher¬
nen Rande dw Pfanne festsitzt und noch dazu beiträgt, das Aceta-
bulum zu vertiefen und den Gelenkkopf fester zu umfassen, lieber
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22Q
die Incisura acetabuli spannt sich das Labrum glenoidale als sogen.
Lig. transversum acetabuli in Form einer Brücke herüber, unter
' welcher kleine OefSsscund t4ervenzweige zum Lig. teres hindurch¬
treten. Der Abschluss der Gelenkhöhle durch das Labrum glenoi¬
dale ist ein so exacter, dass der Oberschenkelkopf noch durch den
Luftdruck in der Pfanne festgehalten wird, selbst wenn die ganze
Kapsel mit ihren Verstärkungsbändem ringsum durchschnitten ist.
Erst beim Anbohren des Acetabulum von der Beckenhöhle aus
fällt das Femur aus der Pfanne heraus. Die Gelenkkapsel inseriert
-«i6b vom an der Linea intertrochanterica, hinten aber o b e r h a Ib
der Crista intertrochanterica am Collum femoris. ln der Gelenk¬
kapsel ist also der ganze Kopf, die ganze vordere und der grösste
.Teil der hinteren Fläche des Schenkelhalses eingeschlossen.
Die Bewegungen, welche im Hüftgelenk ausgeführt wer¬
den, sind folgende: a) die A b d u c t i o n und A d d u c t i o n
des Oberschenkels, bei denen der letztere von der Medianebene ent¬
fernt oder an dieselbe herangezogen wird; b) das Heben und
Senken des Oberschenkels. Bei der Hebung wird der letztere an
den Bauch herangezogen, weshalb man diese Bewegung auch als
Ventralflexion oder kurzweg als Flexion bezeichnet hat.
Beim Senken wird der Oberschenkel mit dem Rumpf in eine Linie
gebracht, d. h. die Extension desselben ausgeführt. Der Ober¬
schenkel kann jedoch auch noch ein wenig über die gerade Linie
hinaus nach rückwärts gezogen werden — eine Bewegung, welche
Hyperextensioni) benannt worden ist; c) die Rotation
(Drehung) nach einwärts (medianwär t's) und a u s-
wärts (lateralwärt s), d. h. Bewegungen, bei denen das
Femur derartig um seine verticale Achse gedreht wird, dass sich
der Trochanter major nach vom oder nach hinten bewegt. Da der
letztere unter der Haut deutlich fühlbar ist, so kann man sich an
demselben leicht über diese Bewegungen orientieren. Von der Rota-
0 Streng genommen ist eine Hyperextension im Hüftgelenke
unmöglich, da bei dieser Bewegung nicht das Femur über die Verticale hin¬
aus nach hinten gezogen, sondern lediglich das Becken stärker nach vom
geneigt wird. Eigentümlich erscheint die Tatsache, dass wir bei gebeug¬
tem Knie, wie z. B. beim Hocken, den Oberschenkel bis dicht an den
Bauch heranziehen können, während wir das gestreckte Bein nur
bis zur Horizontalen zu erheben imstande sind. Dies liegt offenbar daran,
dass sich bei letzterer Procedur die übermässig gedehnten Beugemuskeln
contrahieren und auf diese Weise eine Weiterbewegung verhindern. Viel¬
leicht kommt auch die vermehrte Spannung der Oberschenkelfascie in Frage.
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\
tion des Oberschenkels um seine Längsaxe ist auch die Stellung der
Füsse nach einwärts oder auswärts bei gestrecktem Knie abhängig.
Die Verstärkungsbänder der Häf^elenkkapsel sind
die folgenden:
1. Das Lig. üiofemordle s. Bertini entspringt von der Spina
/ . iliaca ant. inf . (und dem angrenzenden Darmbeinteile des Pfannen¬
randes) und setzt sich fast an der ganzen Linea intertrochanterica
fest. Ein Teil der tieferen Fasern dieses Bandes zieht jedoch
nach unten und medianwärts ringförmig um den Schenkelhals
herum, um in die sogen. Zona orbicularis (Weberi) (s. weiter
unten) überzugehen. Das Lig. Bertini ist das stärkste Band des
_ menschlichen Körpers tmd pflegt infolgedessen bei Verrenkungen
im Hüftgelenke fast niemals zu zerreissen und selbst dann noch,
erhalten zu sein, wenn die ganze übrige Kapsel durchrissen ist.
Wenn das Becken fixiert ist, so hemmt das Band die Hyper-
extension des Oberschenkels, d. h. eine zu weite Bewegung
desselben nach hinten. Steht das Femur fest, so verhindert das
Lig. Bertini, dass das Becken in der aufrechten Stellung des Men¬
schen zu weit nach hinten sinkt.
2. Das Lui. vubocavsulare s. pubofemorale entspringt vom
Ramus superior ossis pubis (hauptsächlich von der ganzen Crista
obturatoria) und fliesst abwärts mit dem medialen Teile des Lig.
Bertini und der Zona orbicularis zusammen. Im Verein mit
letzterem Bande kann das Lig. pubofemorale eine zu starke
Auswärtsrotation des Femur, für sich allein eine zu starke
Abduction desselben verhindern, indem es sich bei diesen Be¬
wegungen anspannt.
Zwischen dem Lig. Bertini und dem Lig. pubocapsulare findet
sich stets eine dünne Stelle der Kapsel, an welcher unter dem M.
iliopsoas ein Schleimbeute 1. Bursa iliopectinea (Bursa iliaca
s. subiliaca), gelegen ist. Dieser Schleimbeutel kann die dünne Stelle
der Kapselwand zwischen den beiden eben genannten Bändern
durchbrechen und mit der Höhle des Hüftgelenkes communicieren,
sodass also Abscesse aus der letzteren leicht nach vom unter
den M. iliopsoas treten können. Dagegen sind die von der Wirbel¬
säule unter der Fascia iliaca nach dem Oberschenkel hinabsteigen-
den Senkungsabscesse natürlich vor dem letzteren Muskel ge¬
legen. Ueber verschiedene andere Schleimbeutel der Beckeng^end
ist in meinem anatomischen Atlas nachzusehen.
3. Das Lig. ischioenpsulare entspringt oberhalb und neben dem
Tuber ischiadicum und verschmilzt nach abwärts mit der Zona
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orbicularis, ohne sich eigentlich am Collum femoris anzusetzen.')
Dieses Band kann eine zu starke Rotation des Oberschenkels nach
einwärts verhindern.
4. Die Zona orbicularis (Weberi) besteht zunächst aus circu-
lären Fasern, welche, in die Kapsel fest eingewebt, den Schenkel¬
hals umkrdsen, ohne sich an demselben irgendwie festzusetzen.
Im Gegenteil ist die Kapselwand zwischen der Zona und der
hinteren Fläche des Collum femoris schlaff und relativ dünn
{jRecessus sacäfonnis), sodass sich die hintere Fläche des Collum
femoris bei den Bewegungen des Oberschenkels gegen die Zona
bequem hin- und herschieben kann. Diesen unabhängigen Ring-
fasem mischen sich von den sämtlichen drei eben beschriebenen
Bändern ausstrahlende Fasern zu, welche bogenförmig in die
Bahnen der Zona übergehen.
5. Das Zigr. teres entspringt aus der Fossa acetabuli und setzt
sich an der Fovea capitis femoris festT Da dieses Band nach
Struthers nur bei vollständiger Auswärtsrotation und Flexion
des Oberschenkels gespannt ist, so kann es für gewöhnlich nicht
dazu dienen, die Beweglichkeit des Oberschenkels nach irgend einer
Richtung hin zu beschränken. Da ferner Hyrtl behauptet, dass
die durch die Inc. acetabuli in das Lig. teres eindringenden Blut¬
gefässe nicht bis ziun Caput femoris gelangen, sondern vorher
schlingenförmig umbiegen, so scheint es fast, als ob dieses Band
auch n i c h t die Function hätte, dem Oberschenkelkopfe Emährungs-
gefässe zuzuführen. Nach Welcker soll es „die Umtreibung der
Synovia im Gelenke besorgen“. Nach HENLE ist es „wesentlich
Träger von Gefässen und wie die Synovialzotten an der Absonde¬
rung der Gelenkflüssigkeit beteiligt“.*)
Die dünneren Stellen der Kapsel sind zwischen den
drei vorhin genannten Verstärkungsbändem gelegen und begünsti¬
gen das Durchtreten des Caput femoris bei Verrenkungen umso¬
mehr, als nach MALGAIGNE an diesen Stellen der freie Rand des
Supercilium acetabuli vertieft zu sein pflegt. Die erste dünne
Stelle der Gelenkkapsel liegt zwischen dem Lig. ilio- und pubo-
femorale, d. h. also nach unten und lateral von der Eminentia ilio-
0 Aus diesem Grunde muss das Band als Lig. ischiocapsulare und nicht
als Lig, ischiofemorale bezeichnet werden. Das sogen. Lig. pubocapsidare (B.
N. A.) setzt sich dagegen mit einem Teile seiner Fasern (s. oben) am
Femur fest.
•) Regelmässig fehlt das Band beim Orang, zuweilen auch beim
Menschen.
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pectinea, und ist vielfach von der Conununication zwischen Hüft¬
gelenk und Bursa iliopectinea direct durdibrochen; eine zweite
Stelle befindet sich zwischen Lig. pubofemorale und ischiocap-
sulare und entspricht in ihrer Lage der Incisura acetabuli und dem
For. obturatum; die dritte schwache Stelle der Kapsel¬
wand endlich ist zwischen Lig. ilibfemorale und ischiocapsulare,
d. h. also gegenüber der Incisura ischiadica major gelegen. Durch
diese drei Stellen pflegt, wie schon erwähnt, bei Luxationen am
häufigsten der Gelenkkopf des Oberschenkels hindurchzutreten.
Endlich ist auf die bereits auf voriger Seite (sub 4) erwähnte
dünnere Ansatzstelle der Kapsel an die hintere Fläche des Collum
femoris i(Recessus sacciformis) hinzuweisen.
C. Das Kniegelenk.
Das Kniegelenk, Articulatio genu, stellt einen äusserst
complitierten Apparat dar, da an demselben nicht allein die articu-
lierenden Knochen (Femur, Tibia und Patella) sehr eigentümlich
gekrümmte Gelenkflächen zeigen, sondern auch zwischen Femur
und Tibia zwei halbringförmige faserknorpelige Scheiben, die
sögen.' Menisci, eingeschaltet sind, gegen welche sich diese Ge-
lenkflächen bei "den verschiedenen Bewegungen in sehr mannig¬
faltiger Weise verschieben. Trotz dieses complizierten und noch
in vieler Hinsicht unaufgeklärten Mechanismus der einzelnen Ge¬
lenkverbindungen, welche sich hier zu einem Ganzen vereinigen,
können wir das Kniegelenk doch in functioneller Beziehung als
ein modificiertes Scharniergelenk (Ginglym ch
A r t h r o d i e) bezeichnen. Die Hauptbewegung, Welche in dem¬
selben ausgeführt werden kann, nämlich die Beugung und
Streckung des Unterschenkels, kann als eine Schamierbewe-
gung aufgefasst werden. Indessen handelt es sich hierbei um keine
reine Scharnierbewegung, da die Knochen des Oberschenkels
und des Unterschenkels in der Extension einen lateralwärts
offenen Winkel bilden — ähnlich wie dies auch für das
Ellbogengelenk beschrieben worden ist. Ausserdem wird von dem
Unterschenkel am Ende einer jeden Streckung zugleich eine ge-
ringe Rotation nach auswärts (Supination) ausge-
- 1 führt. Ist der Unterschenkel dagegen gebeugt, so kann der¬
selbe um seine Längsaxe nach auswärts (lateralwärts)
und nach einwärts (medianwärt s) rotiert werden.
Die Kapsel des Kniegelenkes ist fast überall durch
derbe Faserzüge verstärkt, welche in dieselbe eingewebt oder auf
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dieselbe aufgelagert sind. Eine Ausnahme hiervon macht nur der
oberhalb der Patella gelegene, vordere Teil der Kapsel, an
welchem dieselbe zwar sehr dütm und schlaff erscheint, aber von
dem M. quadriceps femoris bedeckt imd geschützt wird. Die
Kapsel geht nämlich vom oberen Rande der Patella eine Strecke
weit an der hinteren Seite des Quadriceps hinauf und schlägt
sich dann zur Vorderfläche des Oberschenkels hinüber, wo sie
sich 2 — 8 cm oberhalb der Fossa patellae ansetzt. Auf diese
Weise bildet die Kapsel eine Art von Recessus (Bursa supror
pateUaris s. Recessus subcrurali^, welcher sich bei Flüssigkeits-
ansammlungen im Kufegelehke vorzugsweise zu füllen pflegt; man
kann alsdann zu beiden Seiten der Quadricepssehne oberhalb der
Patella statt der beiden normalen Gruben zwei deutliche Hervor¬
wölbungen konstatieren. An diesen Recessus der Kapselwand
setzen sich auch die Fasern des M. articularis genu an und ver¬
hindern die Einklemmung derselben zwischen Femur und Patella,
indem sie dieselbe während der Extension nach oben ziehen. Die
Gelenkkapsel reicht also vom und zu beiden Seiten etwas höher
hinauf, als der Rand des Gelenkknorpels. Bei der Tibia heftet sich
die Kapsel an den Margo infraglenoi^lis an, so dass sie die Fossae
intercondyloideae mit einschliesst. Bei der Paf^iia s^tTi sie sich an
den Rand der Knorpelfläche an, sodass die letztere direct in die
Gelenkhöhle hineinsieht. Ausserdem ist sie — von einem
kleinen Stücke dea lateralen Meniscus — miLjler Peripherie der
beiden Gelenkscheiben fest verwachsen (s.jmch S. 236).
Die Verstärkung sbänder des Kniegelenkes sind
folgende:
1. Die Befestigungsbänder der Patella werden
als ein unteres, mediales und laterales unterschieden.
Das unte r e , Lig. patellae (inferius s. proprium patellae), ver-
läuft von~ der Spitze der _Pate]la ^ Tuberositas tibiae und kann
um so eher als eine Fortsetzung der Quadricepssehne aufgefasst
werden, als einzelne Fasern der letzteren auch vor der Patella
hinweg ziehen und in das eben genannte Band übergehen (s. Mus¬
kellehre). Das Lig. patellae inf. ist sehr kräftig, sodqss bei zu starker
Dehnung desselben weit eher ein Querbruch der Kniescheibe als
eine Zerreissung des Bandes stattfindet. Die beiden Seiten-
b ä n d e r der Kniescheibe, das Retinaculum patellae mediale (inter-
num) und vatellae ?qteraZe (extemum), bestehen aus Fasern, welche
von den Ligg. collateralia und dem Epicondylus medialis und late¬
ralis zu den beiden Seitenrändera der Patella hinziehen und mit
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234
der darüber gelegenen Fasda lata zum Teil fest verwachsen sind.
Durch letztere Bänder wird eine zu starke seitlidie Verschiebung
der Patella nach medianwärts und lateralwärts verhindert.
2. Die Seitenbänder des Kniegelenkes werden
als Lig. collcOerale tibiale (Lig. accessorium mediale von HENLE,
Li^läterale internum) und Lig. coUcUerde ßndare (Lig. acces¬
sorium laterale von HENLE, Lig. laterale extemum) bezeidinet. Das
Lig. coUaterde tibide entspringt von dem Epicondylus medialis
d« FemuT'ünff' setzt sich an der medialen Fläche der Tibia etwas
unterhalb des Condylus an. Mit dem Meniscus medialis ist dieses
Band fest verwachsen. Das Lig. coUaterde jibulare verläuft vom
Epicon3yl0s~iateralis zum Capitulum fibulae, ist jedoch vom Menis¬
cus lateralis durch die Sehne des M. popliteus getrennt. Beide Seiten¬
bänder des Kniegelenkes inserieren an den Condylen des Femur ‘
ejc_ce_n trisch zurK r ü m m u,n_£ derlK n o r p e li L£c-ben
und zwar mehr nach der Flexionsseite des Beines hin. Wenn der
Unterschenkel gebeugt ist, werden infolgedessen die Insertions¬
punkte eines jeden Seitenbandes einander näher liegen, als wenn
derselbe gestreckt ist. Hieraus resultiert die weitere Tatsache, dass
Hit» .«^Hpi^bänder bei gestrecktem Unterschenkel sich stark spannen — .
und jede Rotationsbewegung des letzteren verhindern, während sie
bei gebeugtem Unterschenkel schlaff sind und den Bewegungen
des letzteren (insbesondere der Rotation um die Längsaxe) keiner¬
lei Widerstand entgegensetzen. Die Ligg. collateralia des Kniege¬
lenkes verhalten sich also ähnlich wie die Ligg. collateralia der
Metacarpophalangealgelenke (S. Fig. 9, S. 182) ,nur dass dort der
Insertionspunkt mehr nach der Extensionsseite, hier dagegen nach
der Flexionseite des Gliedes liegt. Infolgedessen sind die Ligg.
collateralia der Finger im Gegensatz zu denen des Kniegelenkes in
der Streckung schlaff, in der Beugung dagegen gespannt.
3. AnderhinterenSeiteder Kapselwand liegt
das lAa. voyliteum obligumn, welches sich in schräger Richtung von
der Gegend des Condylus med. tibiae zum Condylus lat, femoris
erstreckt^) und im Wesentlichen eine nach oben und lateralwärts
gerichtete Ausstrahlung der Sehne des M. semimembranosus bildet.
HENLE bezeichnet ausserdem als Lig. pnplUmm arcuaium mit der
Sehne des M. popliteus verwachsene Fasern, welche bogenförmig
vom Condylus lat. femods in die hintere Kapselwand ausstrahlen
0 Der Faserverlauf des Lig. popliteum obliquum ist also derselbe wie
derjenige des M. popliteus.
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235
und sich mit abwärts gerichteter Convexität allmählich unter dem
vorigen Bande verlieren. Ein besonderes Retinaculum, Metma-
ßulvm Ug. arcuaü, verbindet das Ljg. arcuahun bezw. die Popliteus-
§!ehne mit dem Capitulum fibulae. Beide Bänder sind (ebenso wie
die ganze hintere Kapselwand) in der Streckung des Beines gespannt
und müssen also der Hyperextension "entgegenwirken. Durch Ver¬
mittelung dieser Bänder können ausserdem (he Mm. semimembra-
nosus und popliteus die hintere Kapselwand während starker
Beugtmg spannen und dadurch vor Einklemmung schützen.
4. Innerhalb der Gelenkhöhle sind die beiden
Kreuzbänder des Kniegelenkes, Ligg. cruciata genu,
gelegen. Das Lig. cruciatum anterius erstreckt ^ch von der hossa
intercondyloidea ant. der Ti^ia_zur medialen Seite des ^ndylus
lat, femoris. das Lü/. cruciatum posterius von (ier Fossa intercon¬
dyloidea post, der Tibia zu der lateralen Seite des Condylus med.
femoris. Die Hauptfunktion beider Bänder besteht jedenfalls (iarin,
bei gebe ^ t e m Knie Femur tmd Tibia gegen einander zu
fixieren, d. h. eine Verschiebung beider Knochen gegen einander
zu verhindern. Letztere müsste in der Beugestellung eintreten, weil
die Ligg. collateralia in diesem Falle schlaff und somit nicht ge¬
eignet sind, einer solchen Dislocation beider Knochenenden ent¬
gegen zu wirken.
NacHi Henle „widersetzen sich die Ligg. cruciata nebst der hinteren
Kapselwand jeder Fortsetzung der Streckbew^ung, durch welche die Tibia
mit dem Schenkelbein einen nach vorn offenen Winkel bilden würde.“ Nach
JOESSEL sind die Ligg. cruciata „Hemmungsbänder für die Rotationsbewegun¬
gen des Unterschenkels nach innen, die übrigens nur im flectierten Zustande
des Kniegelenkes ausführbar sind. Die Rotationsbewegungen des Unter-
srrhenkels nach aussen werden aber nicht durch die Ligg. cruciata beschränkt,
deim diese entspannen sich bei letzterer Bewegung. Das Lig. cruciatum
post, widersetzt sich einer forcierten Extension; das Lig. cruciatum ant.
spannt sich bei forcierter Flexion“.
5. Innerhalb (ier Gelenkhöhle liegen ferner die
bereits oben erwähnten faserknorpeligen Gelenkscheiben, der
Meniscttö mediaiis und lateralis (Fibrocartilagines interarticulares
s. semilunares von Hyrtl), welche zwischen den Condylen des
Femur und der Tibia eingeschaltet sind, um den Krümmungsunter¬
schied der Gelenkflächen auszugleichen, die an den Condylen der
l'ibia erheblich flacher sind als an denen des Femur. Dement¬
sprechend besitzen diese Ringscheiben einen äusseren hohen und
einen inneren zugeschärften Rand, so dass sie ajd dem Querschnitt
keilförmig pr-srheinpn Die Gebrüder WEBER vergleichen denn auch
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236
die Function der beiden Menisci mit derjenigen von zwei Keilen,
welche, von vom und hinten unter ein Wagenrad geschoben, be¬
wirken, dass sich dasselbe bei Bewegungsversuchen auf der Stelle
dreht und nicht auf der Unterlage weitet* fortgleiten kann. Beide
Menisci entspringen mit ihren vorderen Enden dicht vor der Emi-
nentia intercondyloidea und setzen sich mit den hinteren Enden
dicht hinter derselben fest. Zwischen den vorderen Enden der
Menisci zieht häufig, in dem Fett hinter dem Lig. patellae inferius
gelegen, ein transversaler Faserstreifen entlang, welchen man als
Lig. transversum amu bezeichnet hat. An ihrer Peripherie sind die
beiden Knorpeischeiben .fest mit der Gelenkkapsel verwachsen,
doch ist der Meniscus lateralis von dem Lig. collaterale fibulare
durch die Sehne des M. popliteus getrennt. Die Beugung und
Streckung des Unterschenkels geschieht in den beiden obe¬
ren Gelenken zwischen den Menisci und dem Femur, die Ro¬
ta t i o n des gebeugten Unterschenkels in den unteren Gelen¬
ken zwischen den Menisci und der Tibia (ganz besonders in dem
Gelenke zwischen Meniscus und Condylus lateralis der Tibia).
6. Die vordere Wand der Gelenkkapsel zeigt an
ihrer Innenfläche eine fetthaltige Erhebung der Synovialhaut,
Plica sgttovMis patdlaris, welche unterhalb der Patellaspitze li^
und eine gabelförmige Falte‘) bildet. Die beiden Enden ^ Gabel
liegen neben den Seitenrändem der Patella und werden auch als
Plicae (dares ^ Ligg. alaria bezeichnet. Häufig ist die Plica syno¬
vialis patellaris auch mit den Ligg. cruciata und sogar mit der
hinteren Kapselwand verwachsen, so dass dieselbe alsdann eine
Art von sagittaler Scheidewand innerhalb der Gelenkhöhle bildet.
Alle diese Synovialfalten haben — abgesehen von der Absonderung
von Synovia — wohl hauptsächlich die Bestimmung, die verschie¬
denen Incongruenzen der articulierenden Knochen auszugleichen,
indem sie die zwischen den letzteren und der Gelenkkapsel befind¬
lichen Lücken ausfüllen.
Das Kniegelenk ist ausgezeichnet durch einen grossen Reich¬
tum von Schleimbeuteln, Bursae mucosae, welche in seiner
Nachbarschaft liegen und meistens mit demselben communicieren,
so dass also bei einer Injection des Kniegelenkes auch die Schleim¬
beutel gefüllt werden. Bei der Dünnwandigkeit dieser Schleim¬
beutel werden natürlich Kniegelenkabscesse mit Vorliebe durch die
*) Uebrigens können auch sonst noch Synovialfalten von ge¬
ringerer Grösse innerhalb des Kniegelenkes Vorkommen.
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237
Wand derselben nach aussen durchbrechen. Die wichtigsten von
diesen Bursae mucosae sind folgende:
1. Die Bursa suprapateUaris s. subcruralis liegt unter der
Sehne des M. quadriceps femoris oberhalb der Patella und stellt
in frühester Jugend eine abgeschlossene, mit Synovia gefüllte
Höhle dar; späterhin schwindet jedoch die Scheidewand zwischen
Bursa tmd Kniegelenkkapsel allmählich, und es stellt sich zunächst
eine enge Communication zwischen beiden her. Die letztere er¬
weitert sich immer mehr und mehr, so dass in etwa 80 % der
Fälle die Bursa suprapateUaris mit dem Recessus suprapateUaris
des Kniegelenkes eine einzige gemeinsame Höhle bildet. Nur selten
pfl^ sich noch beim Erwachsenen eine von der Gelenkhöhle
völlig getrennte Bursa vorzufinden.
2. Die drei Bursae praepateUares liegen an der Vorderfläche
der Patella und können ihrer Lage nach als ^ Bursa praepat. sub-
cutanea (zwischen Haut und Fascie), als Bursa praepai. subfascMis
(zwischen Fascie und Extensorsehne) und als Bursa praepat. sub-_
tendmea (zwischen Extensorsehne und vorderer Patellafläche} unter¬
schieden werden. Nur selten sind indessen sämtliche drei Schleim¬
beutel vorhanden, einer oder auch zwei davon können fehlen.
Am constantesten scheint der tiefste, die Bursa subtendinea, vor¬
zukommen.
o{_ c
Bei Leuten, welche durch ihre Profession gezwungen sind, häufig zu
knieen, pflegen sich in diesen Schleimbeuteln stärkere Flüssigkeitsmengen an-
zusammeln, so dass dieselben als rundliche Geschwulst vor der Patella her¬
vorragen können. Da der Körper beim Knieen nicht auf der Patella, son¬
dern auf der Tuberositas tibiae ruht, so sind diese Zustände nicht als eine
Folge direkten Druckes, sondern höchstens der Dehnung und Reibung auf¬
zufassen, welche die Fascie und Extensorsehne bei dieser Gelegenheit er¬
fahren. Alle drei Schlefmbeutel können wohl untereinander, aber niemals
mit der Kniegelenkhöhle communicieren.
3. Die Bursa infrapateüaris profunda liegt hinter dem Lig.
patellae inferius zwischen Kniescheibe und Tuberositas tibiae. Eine
Bursa infrapatellaris subcutanea ist mitimter noch weiter abwärts
vor dem Lig. patellae inferiuT" vorhanden.
4. Die Bursa subcutanea tuherosüatis tibiae ist direct vor der
Tuberositas tibiae gelegen.
5. Die Bursa m. poplitd liegt etwas oberhalb des Capitulum
fibulae, zwischen der Sehne des M. popliteus und der Gelenkkapsel.
Sie communiciert stets mit der Kniegelenkhöhle, so dass sie auch
als eine Ausstülpung der Synovialkapsel aufgefasst werden kann.
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6. E)ie Bursa m. semimembranosi ist zwischen der Sehne des
M. semimembranosus und dem medialen Gastrocnemiuskopfe ge¬
legen. Dicht neben ihr liegt häufig unter dem letzteren noch die
Bursa m. gastrocnemii medialis: fliessen beide Schleimbeutel zu
einem einzigen zusammen, so hat man den letzteren auch als
Bursa gastrocnemiosemimembranosa bezeichnet. Meistens ist eine
Communication derselben mit dem Kniegelenke vorhanden.
7. Auch zwischen dem lateralen Kopfe des M. gastrocnemius
und der Gelenkkapsel findet sich nicht selten ein Schleimbeutel, die
Bursa m. gastrocnemii lateralis^ welche ebenfalls mit der Gelenk-
höhle coihmühlciefeirTanhr
8. Zwischen Bicepssehne und Kniegelenkkapsel ist endlich fast
constant die Bursa ni. bicipitis femoris inferior (Bursa bidpitalis)
gelegen, welche irtdessen nur seifen“ triiF der üelenkhöhle in Ver¬
bindung zu stehen scheint.
9. Zwischen der gemeinsamen sehnigen Ausbreitung der Mm
Sartorius, gracilis und semitendinosus (Patte d’oie) und der Tibia
ist in Höhe der Tuberositas die sog. Bursa anscrinu gelegen. Eine
besondere Bursa m. sartorii propria kommt ausserdem noch mit¬
unter zwischen der Gelenkkapsel und der Sartoriussehne etwa in
der Höhe des Condylus medialis femoris vor.
D. Die Bandverbindungen zwischen Tibia und Fibula.
1. Das obere Ende der Fibula ist mit der Tibia diu'ch die
Articulatio übiofibularis (Artic. tibiofibularis proximalis s. superior)
verbunden, welche eine Amphiarthrose also eine straffe,
wenig bewegliche Gelenkverbindung darstellt, deren vordere und
hintere Fläche mit Verstärkungsfasern, Ligg. capituli fihulae ant.
und post, versehen ist. ~
2. Die Memtrrana interossea cruris verläuft zwischen beiden
Knochen und besitzt an seinem oberen und unteren Ende je eine
Lücke zum Durchtritt für Blutgefässe. Durch die, obere Lücke
tiitt die A. und V. tibialis ant. von hinten nach vom hindurch,
durch die u n t e r e in derselben Kichtüng em Zweig der A. pero-
iiaea, welchen män als AT. peronaea peffbrans s. Ar~perönäea ariT
bezeichnet hat.
3. Die Syndesmosis tihiofibularis (Artic. tibiofibularis distal is
s. inferior) verbindet das untere Ende der Tibia und Fibula mit ein¬
ander. Zwischen beiden Knochen ist jedoch keine abgeschlossene
Gelenkhöhle, soridem nur eine Fortsetzung des Talocruralgelenkes
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239
gelegen. Auch hier ist ein queres Verstärkungsband, das Ltg,
malleoli lateralis anterius an der vorderen, und ein ebensolches,
das Li(j. malleoli lateraiis posterius^ an der hinteren Seite vorhanden.
E. Die Gelenke und Bänder des Fusses.
a) Die Articulatio talocruralis.
Die Artieulatio talocrurdlis s. pedis, d. h. die Gelenkverbindung
zwischen dem Talus und den beiden Unterschenkelknochen (auch
kurzweg als F u s s - oder Knöchelgelenk bezeichnet), stellt
einen G i n g 1 y m u s vor, dessen Scharnierbewegungen als D o r-
s a 1 f 1 e X i o n (Heben des Fusses), und als PJ.aji t a r f 1 e x i o n
(iaenken des f'usseg7''utneisdiiedeii werden. Doch ist es wohl rich-
tiger, von einer D orsalmotion und Plantarmotion
zu sprechen, da der Fuss nach plantarwärts nicht einmal extendiert,
geschweige denn wirklich flektiert werden kann. Ausser dieser
Scharnierbewegung sind jedoch in diesem Gelenke am Ende der
Plantarmotion, also bei gesenkter Fussspitze, noch g e-
ringe seitliche Locomotionen des Fusses möglich,
welche sich als Bewegungen der Fussspitze nach median wärts oder
lateralwärts*) manifestieren und gewöhnlich mit dem Heben des
medialen oder lateralen Fussrandes combiniert sind. Die beiden
Unterschenkelknochen umfassen nämlich den Talus nach Art einer
Gabel. Da der vordere Teil der oberen Gelenkfläche des Talus
breiter ist, als der hintere, so muss sich diese Gabel auf dem
ersteren festklemmen, wenn der Fuss dorsalwärts bewegt wird. Da¬
gegen liegt die Gabel der Unterschenkelknochen bei gesenkter Fuss¬
spitze dem hinteren schmalen Teile der eben erwähnten Gelenk¬
fläche nur lose und schlotterig auf, so dass seitliche Bewegungen
in diesem Gelenke möglich sind, die allerdings eigentlich nur in
einem Wackeln bestehen. Die Dorsal- und Plantarmotion gehen
um die t r a n s v e r s a 1 e ^ A x e , die Abduction und Adduction
um die v e r t i c a 1 e Axe dieses Gelenkes vor sich. Dagegen
werden die Bewegungen um die s a g i 1 1 a 1 e Axe des Fusses (das
Heben und ^nken des medialen und lateralen Fussrandes) nicht
in der Articulatio talocruralis, sondern Jiauptsächlich in dem hin¬
teren Talusgelenke und dem Chopart’schen Gelenke ausgeführt.
*) Die. letzteren, nur in geringem Grade ausführbaren Bewegungen
hat man auch als Abduction und Adduction des Fusses bezeichnet,
und es sind dieselben an und für sich mit dem Heben oder Senken
der Fussränder durchaus nicht zu identificieren, wenngleich sich diese
Bew^^ngen meistens combinieren.
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240
Die Dorsalflexion des Fusses, d. h. das Heben der Fussspitze, hat man
auch als Extension bezeichnet — ein Ausdruck, der gänzlich zu ver¬
werfen ist, weil hierbei der Fuss nicht gestreckt, d. h. nicht in eine gerade
Linie mit dem Unterschenkel gebracht, sondern im Gegenteil gebeugt wird.
Die Verstärkungsbänder der Articulatio talocru-
ralis sind folgendermassen angeordnet:
1. An der .m e d i a 1 e n Seite des Gelenkes sind 3 Bänder
vorhanden, nämlich: jt) das Lig. talotibiale anterius, b) das L^. talo-
tibiale posterius und c) das Lig. calcaneotibiale. Alle drei gehen
von dem Malleolus medialis (also von der Tibia) aus.
Das Lig. talotibiale anterius setzt sich vom an der medial^
Fläche des Talus, das Lig. calcaneotibiale am Susten-
t a c u 1 u m und das Ligamentum talotibiale posterius am P r o c.
posterior des Talus fest. Alle drei Bänder stellen'^igent-
lich eine continuierliche Bandmasse vor, welche deshalb von vielen
Autoren als ein einziges Ligament aufgefasst und ^ig. ddtoideum
s. laterale interaum benannt wird. Eine mehr c^rflachliche Schicht
des Lig. deltoideum erstreckt sich oberhalb des Lig. talotibiale ant.
von der Tibia über den Talus hinweg bis zum Os naviculare hin
und wird deshalb als Lig. tibionaviculare _^esonders bezeichnet.
2. An der Jl ateralen Seite des Gelenkes sind ebenfalls
3 BändcLgelegen, nämlich: a) das L^. talofibulare anterius, b) das
Lig. calcaneofibulare und c) das Lig. talofibulare posterius, welche
in ganz ähnlicher Weise wie die vorigen drei Bänder vom M a 1 -
^olus lateralis nach abwärts divergieren. Von denselben
inseriert sich das Lig. talofibulare anterius dicht vor der
t e r a 1^ ^norpelfäche des T a 1 u ^ das Lig. calca-
neofibuiare an der Seitenfläche des Calcaneus und
das Lig. talofibulare posterius am Proc. posterior des
_T a 1 u s. Obschon die letzteren drei Bänder sehr scharf von ein¬
ander gesondert sind, so sind dieselben doch von manchen Autoren
als ein einziges Band, nämlich als Lig. laterale exteramn des Fuss-
gelenkes, aufgefasst und beschrieben worden.
Was die Function dieser Verstärkungsbänder betrifft, so
müssen die vorderen, nämlich das Lig. talofibulare und talotibiale
anterius die Plantarmotion hemmen, da sie sich hierbei spannen.
Umgekehrt müssen die hinteren, also das Lig. talotibiale und talo¬
fibulare posterius, eine zu starke Dorsalflexion verhindern. Das
Lig. calcaneotibiale spannt sich, wenn der laterale Fussrand, das
Lig. calcaneofibulare, wenn der mediale Fussrand gehoben wird.
Da sich die letzteren Bewegungen jedoch in den folgenden Ge-
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241
ienkverbindungen, d. h. der Articulation talocalcanea und dem
sogen. Chopart’schen Gelenke vollziehen, so sind das Lig. calca-
neotibiale und calcaneofibulare nur in b^hränktem Sinne als Ver¬
stärkungsbänder der Articulation talocruralis aufzufassen.
b) Die Articulatio talocalcanea.
Unter der Bezeichnung Arüculatio talocalcanea versteht man
im engeren Sinne nur die grössere Gelenkverbindung zwischen
dem Körper des Talus und demjenigen des Calcaneus. Da die¬
selbe h i n t e r dem, Sinus, tarsi Riegen ist, so wird sie auch als
hinteres Talu s g e 1 e n k , Articulatio talocalcanea propria s.
posterior, bezeichnet, während die beiden kleinen, vor dem
Sinustarsi gelegenen Gelenkfacetten beider Knochen (s. S. 220
u. 221) mit dem Gelenke zwischen Taluskopf und Os naviculare
gewöhnlich eine gemeinsame Gelenkhöhle bilden, welche von vielen
Autoren als vorderes Talusgelenk, Articulatio talocoH-
caneonavieularis, zusammengefasst wird.
Was nun das hintere Talusgelenk (die Articulatio
talocalcanea im engeren Sinne) betrifft, so bildet dasselbe ein
Drehgelenk, Botatio, d. h. ein Gelenk mit cylindrischen
Knorpelflächen, in^'‘^^gl«h^m sich der Calcaneus gegen den Talus
dreht. Die Axe des_Qvhnders geht durch die Tuberositas calcanei
imd den Kopf des Talus und steht somit in einer nahezu sagit-
talen Richtung, so dass also die Bewegungen in di^m Ge¬
lenke in einm Heben und Senken des medialen und
lateralen Fussrandes bestehen.^) Doch ist zu bemerken,
dass sich an dem Heben und Senken der beiden Fussränder auch
das bereits oben genannte und weiter unten genauer zu beschrei¬
bende C h o p a r t’sche Gelenk beteiligt.
Die Verstärkungsbänder der Articulatio talocalcanea
liegen an dem vorderen, dem hinteren und den beiden seitlichen
Teilen der Kapselwand und werden demgemäss als Lig. talocal-
caneum anterius^ posterius, mediale und laterale von einander unter-
schieden. Von diesen Bändern isf ~das~Xt<7. iälocalcaneum anterius
im Sinus tarsi gelegen. Dicht vor demselben befindet sich noch,
durch lockere Bindegewebsmassen von ihm getrennt, das Lig. tcdo-
calcaneum interosseum ( Apparatus ligamentosus sinus tarsi), welches
*) Nach anderer Ansicht (d. Stieda-Panseh, Anatomie d. Menschen)
sollen diese Oelenkflädien Stücke eines Kegelmantels darstellen, dessen Basis
lateralwärts, dessen Spitze medianwärts gerichtet wäre. Die Achse dieses
Kq^els (Drehachse des Gelenkes) wäre soiräg gerichtet, so dass die Achsen
des linken und des rechten Gelenkes sich bet ihrer Verlängerung vom und
oben schneiden würden.
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. 10
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242
den letztgenannten Gang fast vollständig ausfüllt. Das Lig. talo-
cdkaneum mediale läuft nahezu horizontal vom Talus zum Susteii^
taculum, das Lig. Moccdcaneum posterius vom Pror. posterior tali
mit zwei Schenkeln zur obereiTFl^e des Calcaneus nach abwärts.
Das Lig. taloecUcaneun laterale ist ein starker schräger Bandstrei¬
fen, ~weIcIiwTir^ie~I^^K^^apselwand_des Gelenkes eingewebt
ist. ln welcher Weise diese Bänder die Bewegungen im hinteren
Talusgelenke beschränken, ist leicht zu verstehen, wenn man eine
Vorstellung von ihrer Lage besitzt.
c) Die Articulatio tarsi transversa s. medio -
tarsea (Chopart’sches Gelenk).
Unter letzterer Bezeichntmg fasse ich in Uebereinstimmung mit
iaZo-caZcan.
pari. proprUx^.
Arl.ctutjeo-ivauoifiuZ.
CotnjTuxjvicaJbicift..
Arü.äaj’sa-jateiec.-
iaa’SeaeChisfra/tc-
scTtesG^UmMD'. '
Z£ff.öa*iajn,6j'an*a€ittt.
Fig. 15.
Die Gelenke des Fusses (schrflger Horizontalschnitt).
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243
den Chirurgen zwei völlig von einander getrennte Oelenkhöhlen
zusammen, nämlich: 1) d^ vordere Calcaneusgelenk.
d. h. die Verbindung zwischen Proc. ant. des Calcaneus und
Würfelbein, Ärtieulatio ccUcaneocuboidca; und 2) das schon auf
voriger Seite geannte vordereTalusgelenk, d. h. die Ver¬
bindung zwischen Taluskopf und Os naviculare, Ärtieulatio talo-
navkiüaris, welche sich jedoch auch zwischen Talus und Cal¬
caneus nach hiafen erstreckt und deswegen auch als Artkulatio
taiocalcaneonavicularis bezeichnet worden ist. Beide Gelenke 1 fTg e n
in einer Linie, welche, von oben betrachtet, wellenförmig
verläuft, indem die Convexität des Taluskopfes und die Concavität
des Proc. anterior calcanei nach vom sehen.*) Von diesen beiden
Gelenken ist das vordere Talusgelenk ein Kugelgelenk.
also eine Arthrodie, während das vordere Ca 1 c a n e us-
gelenk als ein Sattelgelenk aufzufassen ist. Die Be¬
wegungen, welchelm TSiopaVt^scHeh Gelenke ausführbar sind,
bestehen in Rotationen um die Längsaxe des Fusses, d. h. in dem
Heben und Senken des medialen und lateralen
Fussrandes, und das Chopart’sche Gelenk, im ganzen be¬
trachtet, kann also seiner Function nach als eine Art von Dreh¬
gelenk bezeichnet werden, dessen Bewegungen sich mit denen eines
anderen Drehgelenkes, nämlich der Ärtieulatio talocalcanea propriä
s. posterior, combinieren. Mit dem Heben und Senken der beiden
Fussränder pflegt zugleich die A d d u c t i o n und A b d u c t ion
des Fusses bzw. der Fussspitze in den beiden eben genähnteh Ge-
lehken ausgeführt zu werden.
Die Scheidewand zwischen dem vorderen Talus- und
vorderen Calcaneusgelenke ist durch ein starkes Zwischenknochen¬
band, das _Lig. bifurcatum (Lig. calcaneocuboideonaviculare), ge¬
bildet, welches sich vom Proc. anterior des Calcaneus zwischen
das Os cuboideum und naviculare hineinschiebt, indem es sich an
jedem von diesen beiden Knochen mit je einem Zipfel ansetzt,
_JPar8 calcaneonamcularis und Pars catr.aneoouhnulp.n. Das Band hat
somit die Gestalt eines Y (Lk. ypsiloforme der französ. Autoren);
bei der Eröffnung des Chopart’schen Gelenkes ist es vom Chirurgen
zu beachten.
') Wegen der Lage beider Gelenke in einer continuierlichen Linie wird
hier häufig die Amputation nach Chopart ausgeführt: auf die letztere ist
die Bezeichnung des Gelenkes zurUckzuführen. EM dieser Amputation bleiben
also von sämtlichen Fussknochen nur der Talus und Calcaneus am Ampu-
iationsstumpf zurück. Das Chopart’sche Gelenk ist unter der Haut des me¬
dialen Fussrandes dicht hinter der Tuberositas ossis navicularis aufzufinden.
16*
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244
Unter den Verstärkungsbändern des Chopart’schen
Gelenkes sind die an der P 1 a n t a r s e i t e gelegenen anl mäch-
-tigsten entwickelt. Das Lig. plantare Imgum, das stärkste und aus¬
gedehnteste Band des ganzen Fusses, geht von der ganzen unteren
Fläche des Galcaneus zur Tuberositas des Würfelbeines hin und er¬
streckt sich sogar noch über das Würfelbein hinaus bis zu den Basen
der Metatarsalknochen, indem es auf diese Weise die vor der Tu¬
berositas ossis cuboidei gelegene transversale Rinne für die Sehne
des M. peronaeus longtis zum Kanal schliesst. Oewissermassen als
tiefere Portion dieses Bandes kann man das Lig. calcaneocuboideum
plantare auttassen, unter welcher Bezeichnung man diejenigen
Fasern des Lig. plantare longum verstehen kann, welche vom an
der Tuberositas ossis cuboidei enden. Von der unteren Fläche des
Calcaneus zieht ferner ziu* lateralen und hinteren Seite des Schiff¬
beines das Lig. calcaneonaviculare plantare hin. Auch das vorhin
(S. 240) bereits erwähnte Lig. übionavktdare kann man zu den
Verstärkungsbändem des Chopart’schen Gelenkes rechnen, da dies
Band an dem Taluskopf verüberzieht, ohne sich an dem¬
selben festzusetzen. Das Caput tali kann sich infolge¬
dessen gegen das Band wie gegen eine Art von Gelenkpfanne be-
wegen.i) Hierauf ist auch seine Bezeichnung als „Pfannenband“
zurückzuführen.
Was die dorsalen Verstärkimgsbänder des“
Chopart’schen Gelenkes betrifft, so sind dieselben schwächer als
die plantaren Ligamente: man hat hier ein Lig. tulonavmüare
\rsgle und calcaneocuboideum dorsale besonders bezeichnet.
Von sämtlichen Bändern der Fusssohle sind das Lia. plantare longum
bezw. calcaneocuboideum plantare und das Lig. calcaneonaviculare plantare ganz
besonders dasni bestknmt, die Gewölbeform des Fusses zu erhalten. Bei
dieser Function werden dieselben nach Henle aufs Wesentlichste durch den
M. t i b i a 1 i s DjQ s t. unterstützt, ^dessen Sehne unter dem membranösen
Teile der Pfanne vorüberzieHt, und den Sprungbeinkopf tragen hilft. Er¬
schlaffung dieses Muskels wäre für sich allein schon ein hinreichender Grund,
dass das Sprungbein zwischen dem Fersen- und Schiffbein allmählich sich
herabsenkt, und die Wölbung des medialen Fussrandes verloren ginge".
Nach Duchenne soll die Wölbung des Fusses hauptsächlich von dem M.
peronaeus longus abhängig sein, dessen Sehne quer über die Fuss¬
sohle hinw^ zum Tuberculum plantare des 1. Metacarpale zieht. In der
Tat müssen beide Muskeln einen wesentlichen Einfluss in diesem Sinne aus¬
üben und somit bei guter Entnickelung der Bildung des Plattfusses Wider¬
stand leisten.
Von vielen Autoren wird das lAg. tibionaviculare direct zu den Arti-
culationsflächen des vorderen Talusgelenkes gerechnet, wozu allerdings um
so mehr Berechtigung vorliegt, als die dem Taluskopfe zugewandte Fläche
dieses Bandes glatt, nicht selten sogar völlig überknorpdt ist.
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245
d) Die Articulatio cuneonavicularis
und cuneocuboidea.
Unter der Bezeichnung Schiffbeingelenk oder Arti-
cvilaiio cuneonavicularis versteht man ehe Gelenkverbindung zwischen
dem Os naviculare und den drei Keilbeinen, welche eine einzige
Gelenkhöhle bildet. lateral ist dieselbe durch ras Os cuboideum
und das S. 243 erw^nte Zwischenknochenband, das Lig. bifuP~
^tum, abgeschlossen. Vom sendet die Gelenkhöhle Divertikel in die
Spalten zwischen die drei Keilbeine hinein. Von diesen Divertikeln
setzt sich gewöhnlich eines zwischen dem I. und II. Os
cuneiforme bis zur Articulatio tarsometatarsea fort, so dass
also zwischen der letzteren und dem Schiffbeingelenke meistens
eine Communication existiert.
Das Schiffbeingelenk ist eine Amphiarthrose, also eine
straffe, wenig bewegliche Gelenkverbindung, deren s a g i 1 1 a 1 e
Verstärkungsbänder an der dorsalen und plan¬
taren Seite vc«n Schiffbein zu den drei Keilbeinen hinziehen und
nach den Knochen benannt werden, zwischen denen sie verlaufen.
Die plantaren Bänder werden erheblich verstärkt und teilweise er¬
setzt durch die S e h n e n f a s e r n des M. t i b i a 1 i s poste¬
rior. weldie vom Os naviculare auf die Ossa cuneifcffmia hin-
öberstrahlen. Ausserdem sind zwischen dem Schiffbein und Würfel¬
bein sowohl an der Dorsal- wie an der Plantarseite mehr trans¬
versale Bandstreifen gelegen. Die plantaren Bänder zählt die
B. N. A. auf als: Lüjq. navictdaricuneiformm plantaria, Lüj. cu-
bmde&naviculare plantare, Ligg. intercuneiformia plantaria und Lig.
cuneocuboideum plantare.
Das zwischen dem lU*Keilbein und dem Würfelbein gelegene
Divertikel stellt oft eine kleine, völlig abgeschlossene Gelenkhöhle, .
die Art, cuneocubnidßa. dar.
e) Die Articulationes tartometatarseae
(L i s f r a n c’s c h e s Gelenk).
Die Gelenkverbindungen zwischen der II. Reihe der Fuss-
wurzelknochen und den Basen der 5 Metatarsalknochen. Ärtictda-
.Jtowes tarsometatarseae oder L i s f r a n c’s^c h e s Gelenk^), werden
*) Die Bezeichnung Lisfranc’sches Gelenk rührt (ähnlich wie
die des Qiopart’schen Gelenkes) daher, dass in der Articulatio tarsometa-
tarsea die Exarticulation des Fusses nach Lisfranc ausgefUhrt wird. Zur
Auffindung resp. zutn Beginn der SchnittfUhrung dient die Tuberositas ossis
metatarsi V., hinter welcher das Gelenk gelegen ist.
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246
als ein einziges Gelenk aufgefasst und beschrieben, obschon die
Höhle desselben (genau so wie bei dem Carpometacarpalgelenk der
Hand) durch Zwischenknochenbänder in drei separate kleinere Oe-
lenkhöhlen geschieden wird. Die erste Gelenkhöhle, welche wohl
^stets für sich abgeschlossen bleibt, ist zwischen dem 1. Keilbein
^\'t
dem Metatarsale der grossen Zehe gelegen; die zweite be¬
findet sich zwischen dem II. und III. Keilbein und den beiden
^'ientsprechenden Metatarsalknochen, während endlich die dritte
pvischen dem Würfelbein und den beiden letzten Ossa metatarsi
ir4i.'>^'^*^'^'4ingeschlossea ist. Die mittlere Gelenkhöhle ist es, welche, wie
dies oben erwähnt ist, zwischen dem I. und If Keilbein sehr häufig
mit dem Schiffbeingelenk in Communication steht. Von dem Lisfranc-
schen Gelenk gehen nach vom zwischen die Basen der Metatarsal¬
knochen, nach hinten zwischen die Keilbeine und das Würfelbein
kleine Ausstülpungen der Oelenkhöhle hinein, die vom durch die
/ Ligg. basium interossea (zwischen den Seitenflächen der Basen) imd
I hinten durch die/iiüiv. intertarsea interossea abgeschlossen werden,
1 welche zwischen den benachbarten Seitenflächen der Keilbeine als
\jjigg. intercuneit ormia interossea. zwischen dmen des III. Keil- und
Würfelbeines ais^ Lig. cuneocuboideum interosseum benannt werden.
Die verschiedenen Abteilungen des Lisfranc’schen Gelenkes sind
sämtlich straffe, nur sehr wenig be-
weglich^GelMikeTderenkurz^^^ 1 1 a 1 e Verstärkungs -
b ä n d e r (abgesehen von den eben erwähnten Zwischenknochen-
bändem) als Ligg. tarsometatarsea dorsalia und plantaria unter-
schieden werden und zwischen den Tarsal- und den MeTaQrsal-
knochen verlaufen. Es erscheint überflüssig, dieselben einzeln nach
den Knochen zu benennen, welche sie verbinden. Ganz dasselbe
gilt von den kurzen transversalen Bändern, welche an der
Dorsal- und Plantarseite zwischen den Fusswurzelknochen der II.
Reihe oder zwischen den Basen der: Metatarsalknochen dahinziehen.
Die ersteren sind als Ligg. intertarsea dorsalia und plantaria, die
letzteren als Ligg. intermetatarsea dorsalia und jalantari^ {Ligg. ba¬
sium dorsalia und plantaria) bezeichnet worden.
f) Die Zehengelenke.
Zu den Zehengelenken kann man: 1) die Gelenke
zwischen den Köpfchen der Meta tarsal kn ochen
und den ersten Phalangen, Articulationpjt nudnt/irso-
phoMtigp/iP., 2) die Gelenke zwischen den einzelnen
P h a 1 a n g e n_jL Articülationes digitorum pedis s. interphalangeae.
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247
rechnen. Von diesen sind die
(Zehentarsalgelenke voI^nENLE) wie bei den Fingern
Gin^lymoarthr o dU yj^während h.p
jflriw (Z e h e n g e 1 e rH^^on HENLE) als^ Scham i e r -
^^rnnTe aufzufassen sind. Wie an den FingernDeffiWW^pi^
zu beiden Seiten eines jeden von diesen Gelenken als Verstär¬
kungsbänder di.e Ligg. coUateralia s. lateralia (Ligg. acces-
soria von HENLE), für welche auf alles dasjenige verwiesen werden
kann, was bereits bei der Hand (S. 181) gesagt ist. Die Kapsel
zeigt auch bei sämtlichen Zehengelenken an der Plantaj-
Seite eine derbe fibröse Verdtekung. das JAgMne^um_acc§ssotium.
(Trnfhipa)^ ü^r welche die Sehnen der Zehenbeuger
gleiten. Am Metatarsophalangealgelenk der grossen Zehe sind wie
am Daumen in die Trochlea zwei grosse Sesambeine einge¬
schaltet, von denen das eine medial, das andere lateral gelegen ist.
Die Trochleae sind ähnlich wie an der Hand durch quere Streifen,
die Ligg. capUidorum transversa, verbunden.
^Betreffs der zahlreichen, am Fusse befindlichen Schleimbeulel
ist am Schlüsse des nächsten Kapitels nachzusehen.
XV. Die Muskeln und Fascien der
unteren Extremität.
Die Muskeln der unteren Extremität werden eingeteilt in:
A)die Hüftmuskeln; ß)die Oberschenkelmus¬
keln; C) die Unterschenkelmuskeln; D) die Mus-
kelndesFusses.
A. Die Hfiftmuskeln.
a) Vordere Hüftmuskeln.
Zu den vorderen Hüftmuskeln rechnet man: 1) den M. psoas
major; 2. den M. (internus); 3) den M. psoas minor; 4. den
M. quadratus lutnborum, welcher jedoch auch zu den Bauchmuskeln
gezählt werden kann und dort (s. S. 147) bereits beschrieben ist.
1. Der M. psoas major entspringt mit einer vorderen
Schicht von den Körpern des XII. Brustwirbels und der vier
oberen Lendenwirbel, mit einer hinteren Schicht von den
Querfortsätzen sämtlicher Lendenwirbel, fischen beiden Schich-
ten üst der .Anfangsteil d» Plexus lumbalis gelegen. Die Sehne
des Psoas major verschmilzt mit der Sehne des M. iliacus und
setzt sich am Trochanter minor fest.
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248
2. Der M. üiacus (internus) entspringt aus der Fossa iliaca
des Darmbeines und inseriert ’^ieh, mit dem vorigen vereinigt, an
dem Trochanter minor. Wegen dieser Verschmelzung beider Sehnen
zieht HENLE bei^ Muskeln zu einem einzigen, dem M. üiopsoas
zusammen. Zwisü^ dem letzteren und der Hüftgelenkkapsel ist
der schon erwähnls^^hleimbeutel, die Bursa subiliaea oder Uiaca
gelegen.
Function : Beide Muskeln heben den Oberschenkel ven-
tralwärts; ist der letztere fixiert, so können dieselben die Lenden¬
wirbelsäule und das Becken nach vom ziehen, wie dies z. B. bei
Verbeugungen geschieht.
3. Der M. psoas minor entspringt von der Yprderfläche der
mittleren Lendenwirbelkör^r imd setzt sich entweder an der Linw
te^inälis (iipiominata) oder an der Fascia iliaca an. Der Muskel"*
ist nicht immer vorhanden. ~~ ~ •
Function: Da das Becken für gewöhnlich den festeren
Punkt darstellen dürfte, so wird der Psoas minor bei seiner Con-
traction die Lendenwirbelsäule in ganz derselben Weise nach vom
ziehen, wie dies soeben für den M. iliopsoas erörtert worden ist.
Wenn der Psoas minor an der -Fascia iliaca inseriert, wird er
jedoch selbstverständlich eher die letztere spannen, als die Lenden¬
wirbelsäule beugen.
b) Hintere Hüftmuskeln.
Zu den hinteren Hüftmuskeln gehören: 1) der M. glutaeus
maximus ; 2) der M. glutaeus medius", 3) der M. glutaeus minimus;
4) der M. piriformis; 5) der M. obturator internus mit den beiden
Mm. gemeUi; 6) der M. quadratus femoris; 7) der M. obturator
externus. Alle dies e Muskeln, mit Ausnahme des M.
glutaeus maximus, i n sTrTe reiT am Trochanter
m a j o r , und zwar die beiden Mm. obturatores und gemelli im
Speziellen in der Fossa trochanterica des letzteren. Im Einzelnen
verhalten dieselben sich folgendermassen.
1. Der M. glutaeus maximus s. magnus entspringt am Os
ilium hinter der Linea glutaea po^rior, ferner von der Fascia
lumbodorsalis und dem Seitenranäe des Kreuz- und Steissbeines,
endlich von dem Lig. sacrotuberosum. Die in groben Bündeln
angeordneten Fasern des Muskels ziehen schräg nach unten und
lateralwärts, imd in dieser Richtung müssen auch die Schnitte für
diejenigen chirurgischen Operationen geführt werden, bei welchen
der M. glutaeus maximus durchschnitten werden muss. Der Mus-
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kel setzt sich nicht am Trochanter major fest, von welchem er
im Gegenteil durch einen starken Schleimbeutel, die Bursa
Irochmterim m. glutaei niaximi, _getrennt ist, sondern seine Fasern
gehen zum Teil zum obersten Abschnitt (Tuberositas glutaea) ^es
Labium -laterale der Linea asoera femoris. zum Teil in den Maissiat-
schen Streifen^) der Fascia lata über.
Ein zweiter Schleimbeutel, Bursa plutaeofenioralis. ist
mitunter zwischen dem Trochanter minor und der Tuberositas
glutaea unter der Insertionssehne dieses Muskels gelegen.
Auch zwischen dem M. glutaeus maximus und dem Tuber
ischiadicum findet sich mitunter noch ein dritter S c h 1 e i m- b e u-
t e 1 , die Bursa glutaeotuberosa, welche “Wohl am stärksten bei
Leuten mit sitzender Lebensweise entwickelt sein dürfte, da beim
Sitzen der Körper auf den Tubera ischiadica ruht. Schliesslich wäre
noch die auf der Sehne dieses Muskels dicht unter der
Haut befindliche Bursa trochantmca subcutanea zu erwähnen.
Die Gegend des Gesässes ist von dem Oberschenkel durch
eine transversale Furche, die Gesässfurche oder G^u t a e-
a 1 f ßJ4< , getrennt. Diese Furche , entepricht keineswegs dem
unteren Rande des M. glutaeus mc^BUS^ sondern kreuzt sich mit
demjrtzteren unter spitzem Winkel.
2. Der Jf. glutaeus medius entspringt von dem Felde zwischen
der Linea glutaea ant., der Linea glutaea post, und der Crista
iliaca und setzt sich (wie alle folgenden Hüftmuskeln) am Tro¬
chanter major fest. Der Muskel ist in seinem unteren Teile vom
M. glutaeus bedeckt, in seinem oberen Teile dagegen frei
und besitzt hier eine sehr derbe Fascie, welche so fest mit seiner
Oberfläche verwachsen ist, dass man bei der Praeparation ge¬
zwungen ist, dieselbe mit dem Muskel in Verbindung zu lassen.
Zwischen seiner Ansatzsehne und dem Trochanter major sind zwei
kleine Schleimbeutel, Bursa trochanterica glutaei medii ant.
und post, gelegen.
3. Der M. gluta,eus minimus., unter dem vorigen gelegen, ent-
') Als M a issiat’schen Streifen bezeichnet man einen stärke¬
ren Streifen der Fascia lata des Oberschenkels, welcher in der Nähe des
Trochanter major aus dem unteren Ende des M. glutaeus<^f||(^A|^ und M.
tensor fasdae latae hervorgeht und bis zum Condvlus lateralis fibiae nach
abwärts zieht. Der hintere Rand dieses Streifens ist an das Labium laL der
Linea aspera femoris angeheftet. Maissiat selbst nannte ihn Lig.üiotibiale,
die B. N. A. Tractüs iUotihialig. weil er sich vom Tub^culum coxae des Darm¬
beinkammes bis zu einer Verdickung am lateralen Umfange der Tibia, 2V«6er-
eule de Oerdy der Franzosen s. Tuberculum tractus iliotibiaiia, erstredd.
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springt unterhalb der Linea glutaea ant. von der Aussenfläche des
Darmbeines und setzt sich am Trochanter major fest. Auch zwischen
der Insertionssehne dieses Muskels und dem Knochen kann eine
kleine Bursa trochanterica m. glutaei minimi Vorkommen.
4. Der M. piriformis entspringt von der vorderen, concaven
Fläche des Kreuzbeines, geht durch das Foramen ischiadicum
majus hinaus und setzt sich an der Spitze des Trochanter major
fest. Die kleine Lücke oberhalb des Muskels ist das Foramen
suprapiriforme (WALDEYER) und diejenige unterhalb desselben das
Foramen infrapwiforme (WALDEYER), durch welche die bei der
Besprechung des knöchernen Beckens aufgezählten Gefässe und
Nerven (s. S. 209) aus tlem letzteren heraustreten. Zwischen seiner
Insertionssehne und dem Knochen ist mitunter die Bp^sa m. piri-
fomis gelegen.
5. Der M. obturator internus entspringt von der ganzen
Innenfläche des Hüftibeines unterhalb der Linea terminalis
incl. der Membrana obturatoria) und geht alsdann durch das
Foramen ischiadicum minus zum B^en hinaus. Dem M. obturator
int. gesellen sich ausserhalb des kleinen Beckens als Trabanten
die Mm. gemeUus superior und inferior hinzu, von denen der
obere von der Spina ischiadica, der untere von dem Tuber
desselben Knochens entspringt. Die Sehnen der beiden Gemelli
sind mit der Sehne des Obturator int. verschmolzen. Wo sich der
letztere Muskel tun die Incisura ischiadica minor herumbiegt, ist
zwischen ihm und dem überknorpelten Rande der Incisur ein
Schleimbeutel gelegen, welchen man als Bursa m. obtura-
toris intemi bezeichnet hat.
6. Der M. quadratus femoris entspringt von dem Tuber ischi¬
adicum und setzt sich am hintersten Teile des Trochanter major
und der angrenzenden Crista intertrochantrica fest.
7. Der M. obturator extemus entspringt von der Aussenfläche
der Membrana obturatoria und dem angrenzenden Rande des For.
obturatum. Der Muskel verläuft in der S. 211 erwähnten Rinne
dicht unterhalb des Hüftgelenkes und hinter dem Collum
femoris zur Fossa trochanterica.
Function : Die hinteren Hüftmuskeln sind im
allgemeinen Auswärtsroller des Oberschenkels, _ weil sie
«ist» am Trochanter major oder wie der M. glutaeus magnus- in
der Nähe desselben inserieren. Auch der M. obturator ext. muss
ein Auswärtsroller sein, da er nicht vor, sondern hinter dem
Schenkelhälse zum Trochanter zieht. Würde er vor dem Schenkel-
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251
halse verlaufen, so müsste er allerdings den Oberschenkel nach ein¬
wärts rotieren. Die drei Mm. glutaei dienen ausserdem dazu, den
Oberschenkel dorsalwärts zu ziehen. Der M. glutaeus
maximus muss zugleich vermittels des Maissiat’schen Streifens die
Fascia lata soannen. Eine besondere Rolle spielen die vorder¬
sten Fasern des Glutaeus medius, welche vom und oben nahe
der Spina iliaca ant. sup. entspringen und alsdann nach hinten
und unten zum Trochanter ziehen. Sie müssen infolge ihrer Zug¬
richtung den Trochanter major nach vom bewegen und auf diese
Weise den Oberschenkel n a c h einwärts rotieren. Die
hintersten Fasern dieses Muskels würden dagegen eine
auswärts rotierende Wirkung haben. Wirken sämt¬
liche Fasern des Glutaeus medius zu gleicher Zeit, so soll
nach Henle eine Abduction des Oberschenkels eintreten. Die
Wirkung des Glutaeus minimus dürfte sich von der des vorigen
Muskels nicht wesentlich unterscheiden.
Während wir also als Einwärtsroller des Oberschenkels nur den
vordersten Abschnitt des MT gISteetis mecRwüriS minfmüs^zü'be-
zeichnen haben, besitzt der OßerscherikeT eine ^ösm Anzahl von
Auswärtsrollem so dass infolgedessen die letztere Bewegung stets
mit grosser Leichtigkeit und Präzision ausgeführt werden kann.
Die Einwärtsrotation des Femur lässt sich im Gegensatz dazu
immer nur in beschränktem Masse und unter grösserer Kraftan¬
strengung zustandebringen.
B. Die Muskeln des Oberschenkels.
Die Muskeln des Oberschenkels werden in drei Gruppen ein¬
geteilt, nämlich: 1) die Streckmuskeln oder Extenso-
ren ; 2) die Beugemuskeln oder Flexoren' ; und
3) die Adductoren.
Man kann sich merken, dass fast sämtliche Oberschenkelmus¬
keln sich an der Linea aspera ansetzen oder von derselben ent¬
springen, insoweit sie überhaupt am Os femoris befestigt sind.
a) Die Extensoren.
Diese Gruppe wird eingeteilt in: a) eine oberflächliche
Schicht oder die uneigentlichen Extensoren; und
b) eine tiefe Schicht oder die eigentlichen E'x t e n -
soren.
a) Oberflächliche Schicht oder uneigenüiche Extensoren.
Hierzu gehören: 1) der M. sartorius; 2) der M.tensor fasüae laiae.
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252
1. Der M. sarUyritAs entspringt dicht unter der Spina iliaca ant.
sup., geht alsdann schräg nach unten und medianwärts bis zu
dem hinteren Rande des Condylus medialis femoris und setzt sich
schliesslich, wieder nach vom verlaufend, an der medialen Fläche
der Tibia unweit der Tuberositas tibiae fest.
Mit dem M. sartorius zusammen inserieren sich an dieser Stelle
die Sehnen des M. gracilis und semitendinosus; die Sehnen aller
drei Muskeln strahlen ausserdem noch in die Fascia cruris aus und
bilden zusammen eine aponeurotischc Ausbreitung, welche die
Franzosen als Patte d’ok (Gänsefuss) bezeichnet haben. Zwischen
der letzteren und der Tibia ist constant ein Schleimbeutel,
die Bursa_ansenna, gelegen. Ein anderer, die Bursa m. sartorn
ist mitunter zwischen der Sartoriussehne und der Knie¬
gelenkkapsel etwa in der Höhe des Epicondylus anzutreffen.
Function : Der M. sartorius (Schneidermuskel) tritt iii
Tätigkeit, wenn man, wie die Sdineider beim Nähen, das eine Bein
über das andere hebt. Ist der Unterschenkel gestreckt, so kann
er denselben noch fester gegen den Oberschenkel heranziehen. Ist
der LInterschenkel jedoch gebeugt, so wird der Sartorius ihn noch
weiter beugen und zugleich nach einwärts rotieren können.
Zwischen deiuJÜ-fiMtasius, dem M. addudor Inngus und dem Poucarj-
^hen Rande. lieg« eine dreiseitige Grube, das Scarpa’sche Dreieck.
TriQonun^Jmoral^ subinguinale (s. auch S. 256, sub 1), welches mn aer
Sa^sis nach aufwärts, nnt der Spitze nach abwärts gerichtet ist, und in
welchem die A. und V. femoralis nebst den Zweigen des N. femoralis ge¬
legen sind.
2. Der M. tensor fasciac lafae entspringt lateral von der Spina
iliaca ant. sup. und setzt sich in den S. 249 bereits erwähnten
Maissiat’schen Streifen fort, welcher einen Teil der Fascia lata bildet.
Function : Der M. tensor fasciae latae spannt die Fascia
lata und abduciert den Oberschenkel.
ß) Die tiefe Schicht oder die eigentlichen Extensoren.
Die Muskeln dieser Schicht bestehen eigentlich aus einem ein¬
zigen Muskel, dem M. quadrkeps femoris s. Extensor cruris quadri-
ceps, welcher sich aus vier Köpfen zusammensetzt, nämlich: 1) dem
M. rectus femoris; 2) dem M. vastus medialis (internus); 3) dem
M. vastus intermedius (anterior s. medius); 4) dem M. vastus lateralis
(extemus). Doch sind die drei Mm. vasti bei der Präparation
nicht immer leicht von einander abzugrenzen.
Alle vier Köpfe gehen in eine gemeinsameSehne über,
welche sich zum Teil an der Basis, zum Teil (dem Vastus medialis
und lateralis entsprechend) an den Seitenrändem der Patella an-
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253
setzt. Ein anderer Teil der Sehnenfasern des Quadriceps femoris
geht vor der Patella hinweg nach unter und vereinigt sich mit
dem Lig. patellae (inferius) zu einem starken sehnigen Streifen,
welcher sich an der Tuberositas tibiae inseriert, i) Betreffs ihrer
Ursprünge verhalten sich die einzelnen Portionen des M. quadri¬
ceps femoris folgendermassen:
1. Der M. rectus femoris entspringt mit einem Zipfel von der
Spina iliaca anterior inferior, mit einem zweiten von dem oberen
Rande des Supercilium acetabuli, insoweit der letztere zum Os
ilium gehört. Unter seiner oberen Sehne ist die kleine m.
recti femoris gelegen.
2. Der M. vastus medüüis entspringt von dem ganzen Labium
mediale der Linea aspera femoris und dem unteren Teile der Linea
intertrochanterica ant.
3. Der M. vastus intermedius (auch als M. cruralis s. femo¬
ralis bezeichnet) entspringt von der Vorderfläche des Oberschen¬
kels bis zur Linea intertrochanterica ant. hin.
4. Der M. vastus lateralis entspringt von dem ganzen Labium
laterale der Linea aspera femoris bis zum Trochanter major hinauf.
Unter dem M. vastus intermedius liegt noch der M.^artkularis
genu s. subcruralis, welchen man auch als einen Teil des M. vastus
ifiiermedius auffassen kann, weil seine Fasern sich ohne scharfe
Grenze an den letzteren anschliessen. Der M. articularis entspdngt
vpn, dem unteren^ Teile der Vorderfläche dw C^^tenkels und
(Bec. s.
setzt sich an
Bursa suprapatellaris s. subcruralis) an.
Die F u n c t i o n des Jlf. quadriceps besteht darin, den Unter¬
schenkel zu strecken. Eine besondere, sehr wichtige Function be¬
sitzen die Fasern des M. articutaris genu, insofern dieselben den
oberhalb der Patella gelegenen Recessus der Kniegelenkkapsel
während der Streckung nach oben zieheni und dadurch vor der
Einklemmung zwischen Patella und unterem Femurende bewahren.
b) Die Flexoren.
Zu dieser Gruppe gehören: 1) der M. semitendinosus', 2) der
M. semimembranosus ; 3) der M. biceps femoris.
0 Man kann also auch ebensogut sagen, dass die Patella eine von
Sesambein darstellt, welches in die Quadricepssehne eingeschaltet ist. Da
ein Teil der Sehnenfasem vor der Patella hinweggeht, so können bei
queren Brüchen der Kniescheibe die beiden Bruchstücke nur
in beschränktem Masse auseinanderweichen, so lange diese Sehnenfasem un¬
zerrissen sind.
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254
Sämtliche Beugemuskeln, mit Ausnahme des kurzen Biceps-
kopfes, entspringen von dem Tuber ischiadicum und verhalten sich
im Einzelnen folgendermassen:
1. Der M. semUendinosus (so bezeichnet wegen seiner langen
Sehne, welche fast die ganze untere Hälfte des Muskels bildet) ent¬
springt von dem Tuber ischiadicum imd geht zunächst hinter dem
Semimembranosus, hierauf an der medialen Seite des oberen Endes
des Tibia bis neben die Tuberositas tibiae, wo seine Sehne in die
auf S. 252 erwähnte PaUe d’oie übergeht.
2. Der M. semimembranosiis (so bezdichnet, weil seine Ur¬
sprungssehne eine membranartige Ausbreitung bildet) entspringt
von dem Tuber ischiadicum und setzt sich hinten an^ Condylus
medialis tibiae an. Einzelne Fasern seiner Endsehne strahlen als
Lig. popliteum obliquum in die Kniegelenkkapsel aus. Ueber die
Bursa m. semimetnbranosi ist beim Kniegelenk nachzusehen.
3. Der M. biceps fetnoris entspringt mit einem langen
Kopfe von dem Tuber ischiadicum und mit einem kurzen
Kopfe vom unteren Teile des Labium laterale der Linea aspera
femoris. Beide Köpfe verschmelzen mit einander und setzen sich
im ripitjiliim fihiilnr fnt Sowohl unter seiner Ursprungs- wie
unter seiner Insertionssehne ist je ein kleiner Schleimbeutel,
die Bursa m. bicipiüs femoris superwr und inferior, zwischen ihm
und drai M.‘ gastrocnemius lateralis die Bursa bicipitogastrocne-
imalis gelegen.
Function der Beugemuskeln: Wenn der Unter¬
schenkel gestreckt ist, so dienen sämtliche Flexoren dazu, denselben
zu beugen. Befindet sich derselbe schon in Beugestellung, so kann
er vom M. semUendinosus. und M. semimembranosus nach einwärts,
dagegen vom M. biceps nach auswärts rotiert werden. Die Beuge¬
muskeln liefern also ein Beispiel dafür, dass ganz dieselben Muskeln
je nach den Umständen entweder als Synergisten wirken,
d. h. die gleichen Functionen ausüben oder als Antagonisten,
d. h. mit enfeegengesetzter Function, tätig sein können. Ist der
Unterschenkel gestreckt, so wirken alle drei Muskeln als Syner¬
gisten, ist er dagegen gebeugt, so betätigt sich der Biceps den
anderen Beugemuskeln gegenüber als Antagonist.
c) Die Adductoren.
Die Adductoren bestehen aus: 1) dem M. pecHneus; 2) dem
M. gracUis; 3) dem M. adductor longus’, 4) dem M. addttctor brevis;
5) dem M. adductor magnus; 6) dem M. adductor mininius.
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Diese Muskeln entspringen sämtlich vom Becken in zwei con-
centrischen Kreisbogen, welche dem medialen Umfange des Fo-
ramen obturatum parallel verlaufen. Der grössere und zugleich
mehr medial gelegene von beiden Bogen (s. Fig. 16) wird durch
den Ursprung des M. peäineus vom Pecten ossis pubis, ferner des
M. oMuctor longus zwischen Tuberculum und Symphysis pubis,
sodann des M. gracilis von dem freien unteren Rande des Ramus
inf. ossis pubis, endlich des M. adductor magnus vom Ramus in-
X.
magnus
Fig. 16.
Schematische Uebersicht über die Ursprflnge der Adductoren.
ferior und dem Tuber ischiadicum gebildet. Der kleinere und mehr
lateral gelegene Kreis wird von den Ursprüngen der beiden
kleinen Adductoren, nämlich des M. adductor brevis am Os pubis
und des M. adductor rnimmus am Os pubis und ichii eingenommen.
Der M. adductor minimus bildet eigentlich keinen selbständigen
Muskel, ins<rfem er nur aus den obersten, mehr transversal ver¬
laufenden Fasern des M. adductor magnus besteht. Sämtliche Ad¬
ductoren, mit Ausnahme des Gracilis, inserieren sich am Labium
mediale der Linea aspera femoris. Im Einzelnen verhalten sich
diese Muskeln folgendermassen:
1. Der Hd. peäineus entspringt vom Pecten ossis pubis (auch
unterhalb desselben und vom Lig. pubicum Cooperi) und setzt
sich an der Crista pectinea (dem obersten Teile des Labium me¬
diale der Linea aspera femoris) an.
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Zwischen dem M. pedineus und M. iliopsoas liegt eine tiefe Rinne, die
den Boden des S. 252 erwähnten Scarpa’schen Drd-
ecks bildet und in welcher die A. und V. femoralis nebst dem N. femoralis
gelegen sind.
2. Der M. gracüis entspringt vom freien, unteren Rande des
unteren Schambeinastes und setzt sich neben der Tuberositas tibiae
an, wo seine Sehne zusammen mit derjenigen des Sartorius und
Semitendinosus in die S. 252 erwähnte FatU ^oie übergeht.
3. Der M. adductor longtts entspringt zwischen Symphysis tmd
Tuberculum ossis pubis imd inseriert sich an dem mittleren Teile
des Labium mediale der Linea aspera femoris.
4. Der M. adducto^ brems liegt zur Hälfte unter dem M. ad-
ductor longus und zur anderen Hälfte unter dem M. pectineus, enP
springt vc«n Os** pubis an Stelle, wÖ’cBe beiden Aeste desselben
zusammenstossen, und inseriert sich etwas oberhalb des M. ad-
ductor longus an dem Labium mediale der Linea aspera femoris.
5. Der M. adductor niagnus entspringt von dem Ramus inferior
und dem Tuber des Os ischii und setzt sich fast an dem ganzen
Labium mediale der Linea aspera femoris an. Seine Sehne er¬
streckt sich sogar bis zum Condylus med. femoris hinab, und der
Adductor magnus ist somit nicht nur der grösste, sondern auch
der längste von sämtlichen Adductoren.
Etwa an der Grenze zwischen dem mittleren und dem unteren
Dittel des Oberschenkels besitzt die Sehne des Adductor magnus
eine Oeffnung, den sogen. Adductorenschlitz, ERatüs
tendineus s. adductorius, durch welchen die A. und V. femoralis
auf die Rückseite des Oberschenkels hindurchtreten, um von hier
als A. und V. poplitea weiter zu verlaufen. Oberhalb des Adduc-
torenschlitzes ziehen von der Vorderfläche des Adductor magnus
sehnige Fasern vor der A. und V. femoralis zum Vastus medialis
hinüber, welche somit die eben genannten Gefässe in eine Art von
Kanal, den Adductorenkanal von HUNTER, einschliessen.
Die untere (distale) Oeffnung des Adductorenkanals würde also
durch den Adductorenschlitz gebildet sein.
6. Der M. adductor minimus entspringt vom Ramus inferior
ossis ischii nebst dem angrenzenden Stück des Schambeines und
setzt sich lateral von der Crista pectinea (dicht hinter dem M.
pectineus und Adductor brevis) an einer Linie an, welche von der
Linea aspera bis zur Mitte der Linea intertrochanterica post, ver-
tical nach aufwärts verläuft und als eine Art von Abzweigung des
Labium mediale erscheint (wenn sie nämlich am macerierten
Knochen als besondere Linie sichtbar ist, s. S. 213). Sein oberer
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Rand stösst an den M. quadratus_femoris, sein unterer an den
Adductor magnus. Wie schon erwähnt, wird er von vielen Auto¬
ren als ein Teirdes Adductor magnus angesehen und deswegen
überhaupt nicht besonders bezeichnet.
Function; Sämtliche Adductoren adduderen
den Oberschenkel, d. h. sie ziehen ihn an der Medianebene heran.
Wenn der Unterschenkel gebeugt ist, so kann der M. gracüis den¬
selben auch nach einwärts Rotieren. X
C. Die Muskeln des Unterschenkels.
Die Muskeln des Unterschehkels werden in drei
Gruppen eingeteiit; a)dievorderen MuskelnoderEx-
tensoren; b) die lateralen Muskeln oder die
Peronaealgruppe; c) die hinteren Muskeln oder
Flexoren (Wadenmuskeln).
Betreffs der Insertion der Unterschenkelmuskeln kann man sich
den allgemeinen Satz merken, dass die Jlf»»jJ^ics_n^hren End¬
sehnen n a^JulerJB_a__si s des I. Metätarsale, die Mm.
peronaei dagegen nach der Basis des V. Metatarsale
hinstreben. Die Mm. tibiales und peronaei zeigen also in
dieser Beziehung ein ähnliches Verhalten, wie die Mm. flexores und
extensores carpi radiales und ulnares an der Hand (s. S. 187).
a) Die Extensoren.
Hierzu gehören: 1) der M. tibialis anterior', 2) der
M. extensor häUuds longus; 3) der M. extensor äigitorum longtts
mit dem M. peronaeus tertins, welche sämtlich an der Vorderfläche
des Unterschenkels gelegen sind.
Die Hauptursprünge dieser Muskeln sind in derselben
Reihenfolge: 1) an der Tibia, 2) der Membrana interossea, 3) an
der Fibula parallel neben einando* gelegen. Ihre Sehnen wer¬
den am unteren Ende des Unterschenkels durch stärkere Fasden-
streifen, das Lig. transversum cruris imd das bereits mehr am Fuss-
rücken gel^ene Lig. erudatum cruris in ihrer Lage gehalten. Im
Einzelnen verhalten sich die Extensoren folgendermassen:
1. Der M. tibialis anterior entspringt oben von der lateralen
Fläche, unten von der Crista interossea der T i b i a, daneben auch
noch von der Membrana interossea, zieht mit seiner Sehne zu¬
nächst nach dem Fussrücken, sodann längs der medialen Fläche
des I. Keilbeines zur Fusssohle und setzt sich schliesslich mit
einem Zipfel an der Basis des I. Metatarsale, mit einem zweiten
an dem dahin^gelegenen I. Keilbein an. Es ist also zu beachten,
Broeaike, Anatomie. 9. Äufl. 17
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dass der Muskel, anstatt sich an der Rückseite des Fusses zu in¬
serieren, auf die Plantarseite hinübergreift, um so den medialen
Fussrand ausgiebiger zu umfassen. Zwischen seiner Sehne und
den beiden soeben genannten Knoch/en des medialen Fussrandes
ist constant ein Sc^h leimbeutel gelegen.
2. Der M. extmsor hcülucis longus entspringt hauptsächlich
von der Membrana interossea (ausserdem mit einem Teile seiner
Fasern von der Mitte der Fibula) und geht in die Extensorensehne
der grossen Zehe über, welche sich an dem Nagelglied der letz¬
teren inseriert.
3. Der M. extmsor digitorum longus entspringt hauptsächlich
von den oberen drei Vierteln der F i b u 1 a treicht jedoch oben
bis an die Tibia heran) und geht in die Extensorensehnen für die
4 letzteren Zehen über, welche sich ähnlich wie an der Hand ver¬
halten, d. h. mittels eines mittler en Zipfels bis zur
Basisder Mittelphalange, mittels zwweFs eT t Ti cü er
Z i p l e 1 bi s zu r BTFs isder Endphalange ziehen. Der
unter^TöI des M. extensor digitorum longus geht in. eine fünfte
^hne über, welche sich an der Basis des V. Metatarsalknochens
ansetzt, und wird deswegen als M. peronaeus terüus besonders be¬
zeichnet.
b)DielateraleoderPeronaealgruppe.
Die Peronaealgruppe besteht aus: 1) dem M. pero¬
naeus brevis; 2) dem M. peronaeus longus, welche beide, wie dies
in ihrem Namen liegt, von der Fibula (s. Perone) ihren Ursprung
nehmen.
1. Der M. peronaeus brevis entspringt von der Aussenfläche
der Fibula (untere Hälfte) und geht in einer eigenen Furche dicht
hinter dem Malleolus lat., hierauf an der Aussenfläche des Cal-
caneus oberhalb des Proc. trochlearis bis zur Tuberositas ossis
metatarsalis V. hin, wo er sich ansetzt.
2. Der M. peronaeus longus entspringt vom oberen Abschnitt
der Fibula, bedeckt zum Teil den vorigen Muskel und verläuft
sodann in derselben Furche des Malleolus lat., aber hinter der
vorigen Sehne, nach abwärts, um weiterhin an der Aussenfläche
des Calcaneus unterhalb des Proc^ trochl^ns zunächst bis in die
Nähe der Basis d^ V. Metatarsale zu ziehen. Hier setzt er sich
jedoch nicht fest, sondern geht wie auf einer Rolle (STIEDA)
längs der Eminentia obliqua des Würfelbeins in die Fusssohle,
durch welche er schräg nach vom und medianwärts zieht, um
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sich schliesslich am Tuberculum plantare der Basis des 1. Metatar-
sde zu i'nserierem "
Die ^hnen beider Peronaei werden durch besondere, mit
der Unterschenkelfascie eng verbundene Faserzüge, das ReHna-
culum mm. perm. mp. (zwischen dem Malleolus lat. und der
TtnSSCnftSche dfö öllcaneus) und das Reiinaculum mm. peron. inf.
(an der Aussenfläche des Calcaneus) in ihrer Lage gehalten.
c) Die Flexoren oder Wadenmuskeln.
Die Flexoren des Unterschenkels zerfallen in: ,o) die ober¬
flächliche Schicht, welche den M. qu^driceps bezw.
triceps surae bildet; /J)die tiefe Schicht, welche aus den
übrigen Beugemuskeln besteht. y
a) Die oberflächliche Schicht der Wadenmuskeln. ‘
Der M. quadriceps surae besteht aus: 1) dem zweiköpfigen
M. gastrocnemius ; 2) dem M. sdleus^nA 3) dem M. plantaris.,
welche sämtlich nach abwärts in eine gemeinsame Sehne über¬
gehen. Diese sehr starke Sehne, die sogen. Achillessehne,
Tendo calcaneus s. Achittis., inseriert sich an dem unteren Teile
der hinteren «Fläche des Calcaneus. Zwischen ihr und dem oberen
Teile der hinteren Calcaneusfläche ist der (S. 221) erwähnte
Schleimbeutel, die Bursa calcanea, gelegen. Nach den
B. N. A. werden jedoch die beiden Gastrocnemiusköpfe imd der
M. soleus unter der Bezeichnung M. triceps mrae zusammenge¬
fasst und der M. plantaris gesondert beschrieben.
1. Der M. gastrocnemius entspringt mit 2 Köpfen {Caput me¬
diale und laterale, Mm. gemelli surae) dicht oberhalb des Condy-
lus med. und lat. femoris und geht in die gemeinsame Achilles¬
sehne über. In der Mitte zwischen den vereinigten Muskelbäuchen
befindet sich eine P?ph?r welche der Länge nach von dem
N. cutaneus surae medialis (N. communicans tibialisjL durchzogen
wird. Unter jedem der beiden Köpfe kann ein Schleimbeutel
gelegen sein (s. beim Kniegelenk).
2. Der If. soleus (von sdea die Scholle) hat ein plattes Aus¬
sehen und entspringt von der Linea poplitea tibiae und dem Capi-
tulum .fibulae mit zwei PorfionenT^ zwikhen denen imter einem
kleinen Sehnenbogen die A. und V. poplitea und der N. tibialis
in die Tiefe treten. Nach abwärts geht der Muskel in die gemein¬
same Achillessehne über.
Der M. plantaris ist ein sehr kleiner Muskel, welcher (ober¬
halb des lateralen Gastrocnemiuskopfes) teils von der Kniegelenk-
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kapsel, teils vom Knochen dicht über dem Condylus lat. femoris
entspringt und mit einer sehr längen, dünnen Sehne zwischen
Gastrocnemius und Soleus bis zur medialen Seite der Achillessehne
verläuft, um hier mit der letzteren zu verschmelzen. Doch kommt
es auch vor, dass die Sehne des Plantaris sich an der Fussgelenk-
kapsel oder am Calcaneus oder an der benachbarten Fascie ansetzt.
Tiefe Schicht der Wadenmuskeln.
Zu derselben gehören; 1) der M. popliteus'); 2) der M. tibi-
alis posterior] 3) der M. flexor haUucis longus; 4) der M. flexor
digitorum longus.
Abgesehen vom M. popliteus, müssten die drei übrigen Mus¬
keln (theoretisch gedacht) eigentlich in derselben Weise wie die
entsprechenden gleichnamigen Muskeln der vorderen Gruppe ent¬
springen, d. h. der M. tibialis posterior von der Tibia, der M.
flexor hallucis longus von der Membrana interossea und der M.
flexor digitorum longus von der Fibula. Indessen ist dies tatsäch¬
lich nicht der Fall, indem hier eine Unordnung, eine sogen. Re¬
volution der Ursprünge, stattigefunden hat, welche
man sich vielleicht am besten in folgender Weise merkt:
Der erstgenannte von diesen drei Muskeln, der M. tibialis
posterior., beginnt diese Revolution, indem er mit seinem Ursprünge
von der Tibia auf die Membrana interossea rückt. Der auf diese
Weise vom Ug. interosseum verdrängte M. flexor hallucis longus
rückt mit seinem Ursprünge auf die Fibula hinüber und nimmt dem
M. flexor digitorum longus den ihm eigentlich zukommenden Platz,
so dass dem letzteren nur noch die freigewordene Tibia als Ur¬
sprungsstätte übrig bleibt.
Infolge dieser Umordnung der Ursprünge können die drei
Sehnen der eben genannten Muskeln natürlich nicht mehr parallel
nebeneinander verlaufen, sondern müssen sich kreuzen, tun zu ihrer
Insertion zu gelangen. Von diesen Kreuzungen finden statt:
1) eine Krguzung zwischen den Sehnen des M. tibialis posterior
und M. flexor digitorum longus hinter dem Malleolus
m e d i a 1 i s ; 2) eine Kreuzung zwischen den Sehnen des M. flexor
digitorum longus. und M. flsxor haüucis longus in der Fuss-
sohle. Uebrigens werden diese Sehnen während ihres Verlaufes
zur Fusssohle sämtlich von einem Streifen der Fascia cruris, dem
sogen. Lig. laciniatum; bedeckt, welches vom Malleolus med. zur
*) Der M. popliteus wird bald zur oberflächlichen Schicht (Henle),
bald zur tiefen &hicht der Wadenmuskeln (Holstein u. a.) gerechnet.
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medialen Fläche des Calcaneus zieht Im einzelnen verhalten sich
die eben genannten Muskeln folgendermassen:
1. Der M. popliteus entspringt vom Condylus lat. femoris
und setzt sich am Planum popliteum TTBia, also öBerfiält» "der
Linea poplitea an. Die vom Condylus kommende Sehne liegt in
der Höhle des Kniegelenkes tmd hängt mit dem in die
hintere Wand der Kniegelenkkapsel eingewebten Lig. popliteum
arcuatum (Henle) zusammen. Unter dieser Sehne ist die bereits
beim Kniegelenk beschriebene Bursa m. poplitei gelegen, welche
stets mit der Kniegelenkhöhle communiciert.
2. Der M. ßexor digitorum longus entspringt von der Tibia,
zieht mit seiner Sehne dicht hinter der Sehne des M. tibialis post,
abwärts (Kreuzung hinter _dem medialen Knöchel), gleitet an dem
freien Rande des Sustentaculum in die Fusssohle hinein und teilt
sich in 4 Sehnenzipfel für die 4 letzten Zehen, an deren Endpha¬
langen er sich ansetzt, indem_ seine eben erwähnten 4 Sehnenzipfel
die Sehnen des M. flexor^ digitorum brevis durchbohren.
3. Der M. tibialis posterior entspringt hauptsächlich von der
Membrana interossea, ausserdem aber von der angren¬
zenden Partie der Tibia und Fibula bis nach (^n hin, läuft in
einer besonderen Furche hinter dem medialen Knöchel zur Fuss¬
sohle und setzt sich ^ Os naviculare und mittels mehrerer Aus¬
strahlungen an den drei davor gelegenen Keilbeinen fest.
Der Muskel sollte sich nach der S. 257 gegebenen R^el eigentlich an
der Basis des 1. Metatarsale inserieren; dort ist ihm jedoch sein Platz durch
die Insertion des M. tibialis anterior und peronaeus longus genommen.
4. Der M. flexor haUucis longus ist der stärkste Muskel dieser
Gruppe, weil beim Gehen der Fuss hauptsächlich auf der grossen
Zehe ruht. Der M. flexor halluds longus entspringt von der
Fibula (mitunter auch noch von der Membrana interossea),
verläuft zunächst dicht hinter dem tmteren Ende der Tibia, dann
in der Rinne des Proc. posterior tali, endlich unterhalb des
Si^tentaculum nach vom und setzt sich an der Endphalange der
grossen Zehe an. ln der Fusssohle ist seine Sehne oberhalb
derjenigen des M. flexor digitorum longus gelegen und setzt sich
mit der letzteren an der vorhin erwähnten Kreuzungsstelle durch
einen Zwischenstreifen in Verbindung.
Die Functionen der Unterschenkelmuskeln:
Die Mm. ßexores und extensores digitorum sind betreffs ihrer
Functionen einfach zu verstehen, indem dieselben stets diejenige
Phalange strecken oder beugen, an welcher sie sich ansetzen.
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262
Der M. triceps surae bewegt den Fuss plantarwärts und wird also
hauptsächlich beim Gehen oder Stehen auf den Fussspitzen in
Tätigkeit treten. Der M. plantaris kann vermöge seiner Ver¬
wachsung mit der Kniegelenkkapsel (oder seiner Insertion an der
Fussgelenkkapsel) dazu dienen, diese Gelenkkapseln zu spannen,
obschon seine Wirkung keine erhebliche sein wird, ln wirk¬
samerer Weise vermag der M. popliteus die Kniegelenkkapsel zu¬
rechtzuziehen imd dadurch bei izu starker Beugung vor Einklemmung
zu bewahren.' Ausserdem muss der letztere Muskel den Unter¬
schenkel beug^ und in der Beugestellung nach einwärts rotieren
können. Der k. Hbialis anterior hebt den medialen Fussrand, wozu
er, wie schon erwähnt, besonders befähigt ist, da seine Insertion
auf die Plantarseite übergreift. Der M. tUnalis posterior zieht den
medialen Rand des Fusses nach abwärts, indem er dabei zugleich
die Fusssohle einwärts kehrt, wie dies z. B. beim Klettern auf
eine Stange oder einen Mastbaiun geschieht ‘). Die Mm. peronaei
heben sämtlich den lateralen Fussrand. Von diesen vermag der
Peronaeus longus insbesondere zu gleicher Zeit den medialen Fuss¬
rand nach abwärts zu ziehen, wie dies z. B. beim Tanzen oder
noch besser bei Schwimmbewegungen geschieht.
D. Die Muskeln des Fusses.
Die Muskeln des Fusses werden zunächst in zwei
Unterabteilungen eingeteilt: a) die Muskeln des Fuss-
r ü c k e n s; und b) die Muskeln der Fusssohle.
Die Function fast sämtlicher Fussmuskeln ist durch ihre
Namen ausgedrückt.
a) Die Muskeln des Fussrückens.
Die Muskelndes Fussrückens bestehen aus: 1) dem
M. extensor hallucis brevis; 2) dem M. extensor eiigitorum brevis.
Beide Muskeln sind an ihrem Ursprünge vom Calcaneus mit¬
einander verschmolzen.
1. Der M. extensor hallucis brevis entspringt von der oberen
Fläche des Proc. anterior calcanei (und der unteren Fläche des
Lig. cruciatum) und geht in die Extensorensehne der grossen
Zehe über, wo seine Fasern jedoch nur bis zur Basis der I. Pha-
lange gelangen.
') Die alte Bezeichnung dieses Muskels als M. nmüicus ist wie
bemerkt, demzufolge nicht als „Schwimmmuskel“, sondern als „Schiffer¬
muskel“ zu übersetzen, da der M. tibialis post, wohl beim Klettern der
Matrosen, aber nicht beim Schwimmen in Tätigkeit treten kann.
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263
2. Der M. exlensor digiiorum brevis entspringt von der oberen
und lateralen Fläche des Proc. anterior calcanei; seine 4 Sehnen
gehen zu den 4 übrigen Zehen des Fusses und verschmelzen da¬
selbst ohne scharfe Grenze mit den Sehnenzipfeln des Extensor
digitorum longus, indm sie gemeinsam mit den letzteren die
complicierte Extensorensehne bilden, welche sich am Fusse ähn¬
lich wie an der Hand verhält (s. S. 197).
b) Die Muskeln der Fusssohle.
Die Muskeln der Fusssohle zerfallen in drei Grup¬
pen, nämlich in: a) die Muskeln des Grosszehen¬
ballens; /})die Muskelndes Kleinzehenballens;
y) die mittleren Fussmuskeln oder Muskeln des
Mittelballens.
a) Die Muskeln des Grosszehenballens.
Alle diese Muskeln inserieren sich an dem medialen oder
lateralen Sesambein in der Gelenkkapsel des I. Meta-
tarsophalangealgelenkes und können durch Vermittelung dieser
Kapsel auch auf die I. Phalange der grossen Zehe einen Zug aus¬
üben. Einen M. opponensbesitztdiegrosseZehe
nicht, weil beim Menschen VRrTFuss aus einem Greiforgan zu
einem Gehorgan und dadurch der Opppnens überflüssig geworden
ist. In ganz besonderem Masse tritt beim Gehen die grosse Zehe
in Tätigkeit weil die Körperlast hauptsächlich auf derselben ruht.
Bei den Affen, wo der Fuss noch zum Greifen benutzt wird, fehlt
auch der M. opponens nicht. Im Einzelnen verhalten sich diese
Muskeln, nämlich; 1) der M. abduetor haUucis, 2) der M. flexor
brevis hcdluds, 3) der M. adductor haUucis, folgendermassen ;
1. Der M. abduetor haUucis entspringt vom Proc. medialis
des Tuber calcanei <Tuberculum majus des Calcaneus) und dem
Lig. laciniatuirii) (mitunter mittels jEines accessorischen Kopfes
vom Os naviculare) und inseriert sich an dem medialen Sesam¬
beine der grossen Zehe.
2. Der M. flexor haUucis brevis entspringt vom 1. Keilbein
und dem Lig. plantare longum*) und teilt sich in 'zwei Köpfe, von
denen sich der eine am medialen Sesambein, der andere am lateralen
Sesambein der großen Zehe anheftet.
‘) S. die Beschreibung der Fascie des Fusses (S. 271).
’) Es ist zu beachten, dass das Lig. plantar^ longum den grössten
Teil der Fusssohle einnimmt und infolgedessen einer grossen Anzahl der
Fusssohlenmuskeln zum Ursprung dient.
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264
3. Der M. adductor haüucis setzt sich aus einem schrägen
und einem queren Kopfe zusammen. Der schräge Kopf
nimmt seinen Ursprung von einer Linie, welche vom WOrfelbein
und dem vorderen Teile des Lig. plantare longum über das
111.' Keilbein und die Sehne des M. peronaeus longus hinweg
bis' zu den Basen des ü. und 111. Metatarsälknochens hinzieht,
der q uereKopf {M. transversus plantae) entspringt mit 3 Zipfeln
von der unteren Kapselwand der 3 letzten Metatarsophalangeal-
gelenke. Beide Köpfe inserieren sich am lateralen Sesambein der
grossen Zehe.
jS) Die Muskeln des Kleinzehenballens.
Die Muskeln dieser Gruppe bestehen aus: 1) dem M, abducUtr
digiti minitni; 2) dem äf. flexor brevis digiti minimi; 3) dem M.
oppenens digiti minimi. Von denselben ist der M. flexor brevis
sehr unbeständig und vielfach von dem M. oppenens nicht deut¬
lich zu trennen.
1. Der M. abductor digiti minimi entspringt von dem Proc.
lateralis des Tuber calcanei (Tuberculum minus des Calcaneus),
sowie mittels eines accessorischen Kopfes von der Tuberositas
ossis metatarsi V., und inseriert sich an der Basis der 1. Phalange
der kleinen Zehe.
2. Der M. flexor brevis digiti minimi entspringt mit dem M.
opponens zusammen ^^qn den vorderen Zipfeln des. Lig. plantare
Iq^um und der Basis des V. Mittelfussknochens und geht mit
dem M. abductor vereinigt zur ^^s der 1. Phalange der kleinen
Zehe hin.
3. Der M. opponens digiti minimi entspringt wie der vorige,
erreicht aber nicht die 1. Phalange, sondern setzt sich am Körper
des V. Metatarsale an.
}’) Die nüttteren Fusstnuskdn.
Zu dieser Gruppe gehören: 1) der M. flexor digitorvmx brevis;
2) der M. qmdratus plantae; 3) die Mm. lumbriccdes; 4) die
Mm. interossei.
1. Deräf. flexor digitorum brevis entspringt vom Proc. medi-
alis des Tuber calcanei (Tuberculum majus des Calcaneus) und
der Aponeurosis plantaris, mit welcher sein hinterer Abschnitt in¬
folgedessen fest verwachsen ist, imd inseriert sich mit 4 Sehnen¬
zipfeln an den Basen der Mittelphalangen der 4 letzten
Zehen. Die 4 Sehnen des M. flexor digitorum brevis werden von
den Sehnen des M. flexor digitorum longus perforiert, welche
(in der aufrechten Stellung des Menschen) über dem ersteren
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265
Muskel, d. h. also zwischen jenem und den Fussknochen, gelegen
sind und, wie schon erwähnt, bis zur Basis der Endphalange
gehen. Der M. flexor digitorum brevis ist also als Analogon des
M. flexor digit. sublimis der Hand aufzufassen.
Auch hier gilt, wie bei der Hand, das Gesetz, dass der oberfläch¬
lichere (nicht der kürzere) von beiden Flexoren der perforierte ist und
sich an der Basis der II. Phalange ansetzt. Würde die S^ne des M. flexor
digitorum brevis bis zur III. Phalange gehen, so könnte überhaupt kein
Perforationsverhältnis stattfinden.
2. E)er M. quadratus plantae (auch als C^o quadrata Sylvü
oder als Claput plantare des M. flexor digitorum longus bezeichnet)
bildet einen vierseitigen Muskel, welcher (von dem vorigen Muskel
bedeckt) an der medialen und unteren Fläche des (^alcaneus seinen
Ursprung nimmt und schräg nach vom zur Sehne des M. flexor
digito'rüm longus hinzieht. Der M. quadratus plantae ist ein
sogen. Leit - oder Zügelmuskel, welchem die Aufgabe
zufällt, die Sehne des M. flexor digitorum longus zurechtzuziehen.
Da letztere Sehne, vom Malleolus medialis kommend, in schräger
Richtung durch die Fusssohle läuft und da bei einem schrägen
Zuge durch Reibung immer mehr Kraft verloren geht, als bei
einem graden, so dient der Quadratus plantae dazu, den schrägen
Zug des M. flexor digitorum longus auf die Zehen in einen graden
zu verwandeln, wodurch natürlich eine kräftigere Flexion der
letzteren ermöglicht wird.
3. Die 4 Mm. lumbricales entspringen vOnjdem Grosszehen-
rande der 4 Sehnenzipfel des- M. flexor digitor^ longus^) und
gehen am Grosszehenrande der I. Phalange in die Extensoren¬
sehne der 4 letzten Zehen über. Das Verhältnis der Lumbricales
zu diesen Extensorensehnen ist ebenso wie an der Hand, nur viel
unregelmässiger, indem dieselben sich mitunter direct an der 1. Pha¬
lange inserieren oder doch der Strecksehne nur wenige Fasern
abgeben.
4. Die Mm. interossei des Fusses teilt man in Interossei dor¬
sales und Interrossei plantares ein. Ueber dieselben ist das Nötige
bereits bei der Hand (s. S. 195 — 198) erwähnt worden; nur muss
hinzugefügt werden, dass diese Muskeln und ihre Wirkungen beim
Fuss in mehr verkümmerter Form zutage treten. Der Hauptunter¬
schied zwischen Hand und Fuss besteht darin, dass beim Fuss die
Die drei lateralen Mm. lumbricales entspringen übrigens
nicht allein vom Grosszehenrande der entsprechenden Sehnen, sondern aus
den Winkeln der einander zugekehrten Sehnenränder des M. flexor digitorum
longus.
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266
A X e , um welche sich die Interossei gruppieren, nicht durch die
dritte, sondern durch die, zweite Zehe geht. Ausserdem ist
der M. interosseus plantaris 1 mit dem Adductor hallucis u n -
t r ennbar verschmolzen, so dass man gezwungen ist, beim
russ nur 3 hiterossei nlantares anzunehmen, während man bei
der Hana bekanntlich 4 Interossei volares imterscheiden kann. Auch
betreffs der Function der Mm. interossei ist für den Fuss dasselbe
wie für die Hand gültig.*^ ^
E. Die Fascien der unteren Extremität.
Zu den Fascien der unteren Extremität ist zunächst ein im
Abdomen gelegenes Fascienblatt, die Fasäa iliaca, zu rechnen,
welche die Vorderfläche des M. iliopsoas bekleidet. Die Fascia
iliaca nimmt zugleich mit diesem Muskel ihren Ursprung von
den Lendenwirbeln und dem Rande des grossen Beckens. Lateral
ist sie mit der Crista iliaca, medial tnit der Linea terminalis s.
arcuata fest verwachsen, erstreckt sich jedoch an der letzteren nur
bis zur Eminentia iliopectinea. An dieser Stelle bildet die Fa^iä
iliaH~das Zig.~ iliöpedineum, d. h. einen stärkeren Streifen, welcher
von der Eminentia iliopectinea zum Poupart’schen Bande hin¬
zieht (s. Fig. 14 S. 226) und unterhalb des letzteren die Lacuna
vasorum von der Lacuna musculorum scheidet. Vorn ist die
Fascia iliaca mit dem Poupart’schen Bande verwachsen: doch
hört sie an dem letzteren nicht auf, sondern setzt sich als dünnes
Blatt auf den Oberschenkel fort, indem sie die vordere Fläche
des M. iliopsoas bis zu seinem Ansatz überzieht. Von hier aus
erstreckt sie sich als Fascia pectinea ganz in derselben Weise
auch vor dem M. pectineus nach median wärts, indem sie oben
mit dem Pecten pubis, unten mit dem Labium mediale der Linea
aspera femoris, medial mit dem oberflächlichen Blatte der Fascie
lata verschmilzt. Die Fascia pectinea nebst demjenigen Teil der
Fascia iliaca, welcher in" der beschriebenen Weise die Fossa ilio¬
pectinea bekleidet, hat man auch als Fascia iliopectinea oder als
tiefes Blatt der Oberschenkelfascie zusammenge-
fassT. Die A. imd V. iliaca ext. sind medial von der Fascia iliaca,
die A. und V. femoralis vor der Fascia iliopertnea gelegen.
Die Oberschenkelfascie, Fascia lala, ist durch ihre
grosse Stärke ausgezeichnet und, wenigstens an der vorderen
Seite des Oberschenkels, deutlich in ein oberflächliches
und ein t i e f e s B 1 a 1 1 zu trennen. "
') Das oberflächliche Blall der Fascia lata ist jedoch nicht mit der
allgemeinen Körperfascie, Fascia superficialis corporis^ zu ver-
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267
Von dem tiefen Blatte der Fascia lata der sogen. Faseia
üiopectinea, haben wir soeben gesprochen, und es wäre nur hinzu¬
zufügen, dass dasselbe nach abwärts, median- und lateralwärts sich
mit dem oberflächlichen Blatte vereinigt. Beide Blätter sind sonst
am ganzen Oberschenk^miteinander verwachsen — abgesehen da- "
von, dass sie ^e grossen Oterschenkeigefässe zwischen sich fassen.
Ausser der Afund V. fSnöralis'^dr^Tchen' beiden Bläffern äucir~*
noch die Mm. sart^us^und tensor fasciae latae gelegen.
Das o^berflächlicheBlatt der Fascia lata Ist oben mit
dem Kreuzbein, mit der Crista iliaca und dem Poupart’schen Bande,
medial mit dem Ramus inferior ossis pubis und ossis ischii fest
verbunden und erstreckt sich von hier nach abwärts, indem es sämt¬
liche Oberschenkelmuskeln umhüllt. Dicht unterhalb des Poupart-
schen Bandes und etwas nach medianwärts ist die Fascia lata durch
die^ Eintrittsstelle der V. saphena magna durchbrochen (s. Fig. 6
S. 150). An der Stelle, wo die Vene unter die Fascie tritt, bildet
die letztere einen sichelförmigen Vorsprung, den
formis (Jncisura falciformis von HENLE), dessen ^Concavität . I
(Marge falciformis) nach medianwärts gekehrt ist, und unterhalb y
dessen mitunter noch ein Stück der A^ femoralis, beständig ein
solches der V. femoralis zutage tritt, in welche sich die V. saphena
magna ergiesst. Das obere Hom des Proc. falciformis endet ent¬
weder am Gimbemat’schen Bande oder in der Nähe desselben, das
untere Hom verliert sich allmählich an der Vorderfläche der Fas- ^
de. Medial von dem Proc. falciformis ist nun die Eintrittsstelle der
V. saphena magna zu einer seichten Grube, der ^ssa s. Fovea
ovdis vertieft, welche gewöhnlich durch einzelne Lymphdnisen so¬
wie durch Binde- oder Fettgewebe bezw. verschiedene Gefässe und
Nerven ausgefüllt wird. Ausser der V. saphena magna brechen
nämlich in der Fossa ovalis oder neben derselben noch die Aa.
undVv^pudendae externae, der N. lumboingiiinalis und verschiedene
Lymphgefässe des Oberschenkels durch, so dass' hier die die Fossa
deckende, ziemlich derbe Bindegeweblage immer ein durchlöchertes
Aussehen zeigt, woher die Bezeichnung derselben als L^ina
cribrosa oder Fascia cribriformis herrührt. Geht man mit dem
Finger längs der V. saphena und femoralis und dem Proc. falci¬
formis nach oben, so gelangt man zwischen dem oberflächlichen
wechseln, welche noch ausserdem den ganzen Körper und somit auch die
untere Extremität unmittelbar unter dem subcutanen Fettgewebe als dünne'
Bindegewebslage Uberzieht. Nach Joessel besteht hier auch die letztere
aus zwei deutlichen Schichten, zwischen denen bei fettleibigen Personen noch
eine beträchttiche Menge von Fettgewebe eingelagert ist.
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268
und tiefen Blatte der Fascia lata bis zu dem inneren Schen¬
ke 1 r i n g, Annvlus femoralis s. cruralis internus, welcher, wie dies
schon bei der Beschreibung des Poupart’schen Bandes erwähnt
wurde, zwischen dem Lig. Gimbemati und der V. femoralis gelegen
ist. Der Finger befindet sich alsdann in dem sogen. Schenkel¬
kanal, Canalis femoralis s. cruralis, durch welchen sidi häufig,
besonders bei weiblichen Individuen, die Schenkelbrüche,
Hepiiae femorales. s. crurales, hervordrängen. Doch ist dabei zu
bemerken, dass der Schenkelkanal keineswegs einen wirklichen Kanal
darstellt, da derselbe von lockerem Bindegewebe ausgefüllt ist; durch
das letztere müssen sich die Schenkelbrüche ihren Weg bahnen.
Ausserdem ist in demselben häufig eine Lymphdrüse, d i e s o g en.
Rosenmülle r’s che DriLse,. gelegen. Der äussere
S cTTe nTTe Ir i n g, Annulus femoralis s. cruralis extemus würde
also durch die Fossa ovalis gebildet sein, und in der Tat treten
grössere Schenkelbrüche durch dieselbe hervor tmd bleiben unter
der Haut des Oberschenkels liegen. An der lateralen Seite des Ober¬
schenkels ist die Fascia lata durch verticale Faserzüge verstärkt,
welche man als M a i s s i a t’s c h e n S t r e i f e n, Tractus üiotibialis
bezeichnet. Dieser Streifen ist hauptisächlich durch die sehnigen^
Ausstrahlungen des M. tensor fasciae latae und M. glutaeus maxi-
mus gebildet und erstreckt sich nach abwärts bjs zum Condylus^
lat. tiWae (Tubercule de Gerdy) hin, wo er sich anheftet. Nach
MÄTssiat ~ soll dieser Streifen die A(Muctionsbewegung des Ober-
, Schenkels hemmen. Als Fortsetzung des Maissiat’schen Streifens
nach hinten ist das Septum s. Lig. intermusculare laterale s. exter-
num zu betrachten, welches sich zwischen den M. vastus lateralis
und die Flexoren des Oberschenkels einschiebt und an dem ganzen
LabTum laterale der Linea aspera femoris ansetzt. Ein zweites Fas-
cienblatt, das Sgptum s. Lig. intermusculare mediale s. intemum,
geht von der Fascia lata zwischen dem vastus medialis und den
Adductoren in die Tiefe und befestigt sich am ganzen Labium me¬
diale. Weit schwächer ist noch ein drittes, nicht besonders benanntes
Fascienblatt, welches sich in ganz ähnlicher Weise zwischen den
Adductoren und Flexoren in die Tiefe senkt; oberhalb der Knie¬
kehle erreicht dasselbe jedoch nicht mit seinem Ansätze das Femur
sondern pflegt mit dem Lig. intermusculare laterale zu verschmelzen.
Durch' diese drei Fascienblätter oder Ligamente wird also die Mus-
culatur des Oberschenkels in die bekannten drei Muskelcom-
p I e X e oder Muskelgruppen, nämlich die Extensoren,
Flexoren und Adductoren geschieden. Am wichtigsten in prakti-
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269
scher Beziehung ist das Lig. intermusculare laterale, längs
dessen man an der ganzen Aussenseite des
Oberschenkels biszumOsfemorisvordringen
kann, <Ane Gefässe, Muskeln oder Nerven zu verletzen. Im
[Obrigen ist die Fascia lata von den Muskeln überall durch,
loc^es Bint^^gewebe getrennt, in welchem sich subfa§cial^._Fnt-
zündungen un^EUeru^en natürlich sehr weit verbreiten können.
Am Knie ist die Fascia lata vorn mit der Patella gänzlich,
mit den Kniescheibenbändem und der Sehne des Quadriceps fe-
moris zum Teil verwachsen. Hinten ist sie dagegen von der Knie¬
gelenkkapsel durch die Fettmassen, grossen Gefässe imd Nerven
getrennt, welche in der Kniegelenkgrube, ^ssa poplitea,
gelegen sind. Die Fossa poplitea hat eine raüfenförmige "Gestalt;
sie wird oben an der lateralen Seite vom M. biceps, an der me- 'i ’
dialen von den Mm. semitendinosus und semimembranosus be- . . r /
'U
grenzt, während ihre beiden unteren Seiten' durch den medialen ^
und lateralen Gastrocnemiuskopf gebildet werden. Die Lage der/^/V^^
grossen Gefässe imd Nerven in dieser Grube ist eine derartige, ^ ■
dass am oberflächlichsten (also dicht unter der Fasde) der N.
tibialisT^ätaal von demselben der N. peronaeus), unter dem N.
tibialis die V. poplitea (vielfach doppelt) und endlich am tiefsten,
also dicht auf dem Knochen und der Kapsel, die A. poplitea ge¬
legen ist.i) Dabei ist der N. tibialis zugleich am meisten lateral,
die A. poplitea am meisten medial gelegen. Da die Fascie vom mit
der Kniegelenkkapsel fest verwachsen, hinten dagegen von der¬
selben durch lockeres Fettgewebe getrennt ist, so folgt daraus, dass
unter der Fascie befindliche Abscesse des Oberschenkels sich wohl
an der hinteren, aber nicht an der vorderen Seite nach dem Unter¬
schenkel hinabsenken können.
Vom Knie aus erstreckt sich die Fascie als Fascia cruris con-
tinuierlich auf den Unterschenkel nach abwärts, indem sie
mit dem Periost der beiden Unterschenkelknochen überall dort
mehr oder weniger fest verwachsen ist, wo die letzteren nicht von
Muskeln bedeckt sind, sondern mit ihr in unmittelbarer Berührung
stehen. Oben und vorn ist sie jedoch nicht allein mit den
Condylen der Tibia und dem Capitulum fibulae, sondern auch mit
den Extensoren so fest verbunden, dass man bei der Praeparation
am besten die Fascie mit den Muskeln im Zusammenhänge lässt.
• /
>) Mnemotechnisch wird das Wort Neioa angegeben, um hier das- Lage¬
verhältnis der Nerven, der Vene und der Arterie zu bezeichnen (also Ne.
V. A. in der Richtung von der Oberfläche nach der Tiefe gerechnet.
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270
Weiter abwärts ist sie dagegen von den Muskeln durch lockeres
Bindegewebe getrennt. hinteren Seite des Unterschen- ^
kels muss man ein oberflächliches und ein tiefes
Blatt der Fascia crüris unterscheiden, von denen das
erstere, 3Ie Fascio cruris superficialis, den M. triceps siu'ae an
seiner Oberfläche locker bedeckt, während das letztere, die,Fascia
cfwm profunda, zwi^hen dem obengenannten Muskel und den ^
tiefen Beugemuskeln gelegen ist. Nach oben hin setzt sich das'
tiefe Blatt {Lamina profunda) an der hinteren F'läche des M.
popliteus bis zur Kniegelenkkapsel fort, seitlich ist es an die Tibia
und Fibula'befestigt und auf diese Weise auch mit dem öbetfiath-"
licReh~Blatt verbunden. Während das tiefe Blatt im oberen Teile
sehr dünn und zart ist, verstärkt sich dasselbe nach abwärts ganz
erheblich durch quere Faserzüge, welche sich bis zum Calcaneus
hinab erstrecken. Was das oberflächliche Blatt {Lamina
stq>erfidalis) betrifft, so schiebt sidivqjjtonselben ein derber Streifen,
das jSeptow s. Zijr. intermuscu^re zwischen die Mm. peronaei _
und die Extensoreri'm die "Tiefe, indem es sicliTan der Fibula be¬
festigt. Anjler v o r^d e r e n JSeite des Unterschenkels sind ober¬
halb der Malleolen in die Fascie stärkere quere Fasern eingewebt,
welche zwischen Tibia und Fibula verlaufen und das sogen. Lig.
transversum cruris bilden. Ganz in derselben Weise zeigt sich
vor dem Talocruralgelenk das Lip. cruciatum in die Fascie ein¬
gewebt. Die Faserzüge der letzteren kreuzen sich, indem sie von
den beiden Malleolen zum medialen und lateralen Fussrand ver¬
laufen. Nach Henle sollte dieses Band eigentlich nicht als Lig.
cruciatum bezeichnet werden, weil gewöhnlich der obere laterale
Schenkel desselben nur schwach entwickelt ist und das Band somit
meistens nicht ein kreuzförmiges, sondern ein A-ähnliches Aus¬
sehen hat. Das Lig. cruciatum bildet ein R e t i n a c u 1 u m für
die Sehnen der Extensoren, welche unter demselben in drei, durch
Septa von einander getrennten Fächern (das eine für den M. tibi-
alis ant., das zweite für den M. extensor hallucis longus, das dritte
für die Mm. extensor dig. comm. und peronaeus tertius) zum Fuss
ziehen.') Ein ähnliches Retinaculum für die Sehnen des M. tibi-
alis post, und M. flexor dig. comm. longus ist in die Fascie an
der medialen Seite des Fussgelenkes in Gestalt des Lig. laciniatum
') Streng genommen besteht das Lig. cruciatum aus zwei Blättern,
welche sich nach Henle „wiederholt vereinigen und trennen, um in gesonder¬
ten platten Ringen die Sehnen des Ext. dig. longus, des Ext. hall. long. und
des Tibialis ant. einzuschliessen“. Das tide Blatt desselben würde mit dem
271
(internum) eingewebt, welches vom Malleolns medialis zum Cal-
caneus herabzieht. Ebenfalls als eine Verstärkung der Fascie ist
endlich das Betinacidum iendinutn mm. jieronaeorum superius (Lig.
laciniatum 6xtemumf~ lufzufissen, welches vom Malleolus lateralis
zum Calcaneus verläuft und, wie dies im Namen hegt, die
SehliedraM. peronaeus longus und brevis hinter dem lateralen
Knöchel zurückhält. Als ein mehr selbständiges, jedoch fest mit
der Fascie verwachsenes, halbringförmiges Ligament ist ausserdem
noch das BeHnaculum tmdinum mm. peronaeorum inferius zu nennen,
welches (durch eine Scheidewand in zwei Fäcjher geteilt und aji
die Procf frnrhiparac (jer Seitenfläche des Fersen¬
beines die Sehnen der Mm. peronaei in die für dieselben bestimm¬
ten Furchen einschliesst.
Die Fascie an der D o r s a I s e i t e des F u s s e s ist eine di-
recte Fortsetzung des Fascia cruris; sie ist, abgesehen v<mi den
eben erwähnten Verstärkimgsbändem, dünn, schlaff und gegen die
darunter liegenden Sehnen leicht verschieblich. Durch ihre grosse
Stärke und sehnige Beschaffenheit ist dagegen die oberflächliche
Fascie an der Plantarseite, Fa$^ plantaris, ausgezeichnet, welche
die wichtige Function besitzt, die in der Fusssohle gelegenen Ge¬
bilde vor Druck zu schützen. Der mehr sehnige Teil dieser Fascie,
Aponeurosis plantaris, entspringt am Tuber calcanei imd setzt sich
'^ach voim 'Ws zu 'den Köpfchen der Mittelfussknochen fort; hier
\ teilt sie sich in fiipf Stränge für sämtliche ^eh^P welche
sich schliesslicli gabelförmig teil^an der Haut, teils an den Basen
der Grimdphalangen inserieren. Diese fünf Stränge sind ausser¬
dem durcff Querfasem (Fascictdi transversi) verbunden. Median-
wärts und lateralwärts geht die Fascia plantaris an der Oberfläche
des M. abductor hallucis imd dig. minimi continuierlich in die
Rückenfascie des Fusses üb^^f^ndem sie an den Fussrändem über¬
all dort mit dem Periost der Fussknochen verwachsen ist, wo sie
mit den letzteren in unmittelbare Berührung tritt. Ebenso ist die
Fascie mit den angrenzenden Muskeln mehr oder weniger fest
verbunden, am innigsten mit dem hinteren Teile des M. flexor di-
gitorum brevis, so dass es sich empfiehlt, bei der Praeparation
dieses Muskels die Fascie quer zu durchschneiden, hinten mit dem
Muskelfleisch in Zusammenhang zu lassen und nur vom von dem¬
selben abzulösen. Zwischen die drei grossen Muskelgruppen der
Fuss^hle schickt die Fascia plantaris Septa hinein, welche mit der
Fascia int^ossea der Fusssohle verschmelzen. Ausser der soeben
erwähnten oberflächlichen Fascie findet sich nämlich ebensowohl
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272
an der Dorsal- wie an der Plantarseite des Fusses noch ein tiefes
Fascienblatt, die Fascia interossea dorsalis und plantaris, welche
den Mm. interosslTdichT aüfliegt und mit sämtlichen MetatarsaP
knochen verwachsen ist.
Es erübrigt noch, die wichtigeren Durchtrittstellen
für die Hautnerven und Hautvenen durch die Fascien der unteren
Extremität zu erwähnen. Die Fossa ovalis ist bereits als Eintritt¬
stelle für die V. saphena magna beschrieben worden. Die V. sa¬
phena parva senkt sich in der Kniekehle in die V. poplUea-fiuT
Von Nerven tritt am Oberschenkel durch die Fossa ovalis
oder den Proc. faldformis der N. lumboinguinalis zur Haut. Der
N. cutaneus femoris lateralis bricht gewöhnlich 2 — 3 cm unterhalb
der Spina iliaca ant. sup., der N. cutaneus anterior meist vom ln
der Mitte des Oberschenkels, der 'cuiahet4s ntedialis m^t ir^
gleicher _Höhe und etwas weiter medial durch die Fascie hindurch.
Die Durchtrittstelle für den Hauptast des N. obturatorius ist ziem¬
lich hoch oben an der medialen Seite des Oberschenkels (etwa
zwischen dem oberen und mittleren Drittel desselben) gelegen.
Der Hauptstamm des N. cutaneus femoris posterior durchbohrt die
Fascie meistens erst in der Gegend der Kniekehle; der N. saphenus
(major) an der medialen Seite der Kniegegend. Ein besonderer
Zweig des N. saphenus jTdä' R. infrapatellaris, kann mitunter schon
etwas oberhalb der Kniegegend die Fascie durchbrechen. Am U n-
terschenkel wird die Fascie vom (im unteren Drittel des¬
selben) durch die Zweige des N. peronaeus superficialis, hinten und
lateral (etwas imter der Kniekehle) durch den N. cutaneus surae
lateralis {N. communicans peronaei), endlich aiSLlateralen Rande der
Achillessehne (liT^eni infffleren' Drittel des Unterschenkels) durch
den N. cutaneus surae ntedialis (N. communicans tibiäUs) perforiert.
Die eben erwähnten Durchtrittstellen ^er Nerven durch die Fascie
haben hauptsächlich deswegen ein practisches Interesse, weil sie
bei Neuralgien mit Vorliebe die sogen. Points dotdoureux darstellen.
Die Schleimscheiden (Sehnenscheiden) und
Schleimbeuteldes Fusses.
Am Fussrücken werden die Sehnen der dort gelegenen
Muskeln von 4 gesonderten Schleimscheide m um¬
geben. Die erste Schleimscheide gehört dem M. tibialis anterior
an; sie beginnt (cf. JOESSEL Topograph. Anatomie) schon 5 — 6 cm
über dem Knöchelgelenk und pflegt sich unter dem Lig. cruciatum
bis zum Schiffbein zu erstrecken. Etwas tiefer, nämlich ungefähr
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1 cm üJjerjdem Knöchelgelenk, beginnt die zweite, die Schleim¬
scheide für den M. extensor hcUlucis longus, und begleitet die
Sehne des letzteren bis in die Nähe des 1. Metatarsalknochens,
mitunter sogar bis zur Orundphalange hin. Ein wenig höher,
d. h. etwa 2 cm über dem Knöchelgelenk, ist der Anfang der
d r i 1 1 H II , für “den M. extensor digitorum longus und peronaeus
terüus bestimmten Schleimscheide, welche sich etwa bis in die
Nähe des Chopart’schen Gelenkes erstreckt. Die vierte Scheide
umschliesst zugleich die Mm. peronaeus longus und brevis’, sie be¬
ginnt etwa^ bis 4 cm über der Spitze des Malleolus lateralis und
kann sicBT eBehfalTs' bis zum Chopart’schen Gelenk erstrecken.
Während ihres Verlaufes an der Tüsssohie ist die Sehne des M.
peronaeus longus von einer zweiten, besonderen Schleimscheide
umgeben. Die Verbindungslinie zwischen den oberen (proximalen)
Enden der eben genannten Sehnenscheiden bildet also einen nach
abwärts convexen Bogen, dessen höchster Punkt, entsprechend
dem M. tibialis anterior, am meisten medial gelegen ist. Die u n-
t e r e n (distalen) Enden reichen sämtlich bis in die Nähe des
Chopart’schen Gelenkes — nur die Scheide für den M. extensor
hallucis longus erstreikt sich bis in die Nähe des I. Metatarsal¬
knochens.
An der F u s s o h 1 e sind von gesonderten Schleim-
scheiden umgeben 1 ) der Jlf. übüüis posterior) 2) der M. flexor
digg, pedis longus) 3) der M. flexor haUucis longus. Die Scheiden
für die beiden erstgenannten Muskeln beginnen dicht oberhalb des
medialen Knöchels, diejenige für den M. flexor hcUlucis longus ge¬
wöhnlich etwas tiefer, also ungefähr in der Höhe der Articulatio
talocruralis. Die Scheide des M. tibialis posterior begleitet die
Sehne dieses Muskels bis zum Chopart’schen Gelenk, während sich
die Scheiden für die beidoi unteren Sehnen bis über die 'Kreuzungs¬
stelle derselben hinaus erstrecken. Ausserdem ist die Sehne des
M.j)eronaeus laaaus. wie- schoa erwähnt, während ihres Verlaufes
in ^r Fus^sohle vom latn'alen -Fussrande bis zur Ipsertion von
einer zweiten Schleimscheide umschlossen. Auch die Sehnen
der Ilm. lumbricales sind in der Gegend der Metatarsalköpfchen
noch ganz oder teilweise von kurzen Schleimscheiden umhüllt.
An den Zehen sind die Sehnen des M. flexor digitorum
longus und brevis ähnlich wie an den Fingern von Schleim-
scheiden umhüllt, welche durch eine fibröse Scheide,
Vagina fibrosa in den Längsrinnen der Phalangen festgehalten
werden. Auch bei den Zehen sind in die fibröse Scheide Ver-
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. 18
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stärkungstreifen eingewebt, welche man allgemein als Ligg vagi-
Tjßlia, im Einzelnen je nach ihrer Verlaufsrichtung als Ligg. an^
ntdaria, cruciata und obliqua bezeichnet hat. Ein continuierlichM^
Zusammenhang zwischen den Schleimscheiden der Zehen und der
Fussohle, wie wir sie (wenigstens für den Daumen und kleinen
Finger) bei den Flexoren der Hand nahezu constant vorfinden (s.
S. 202), ist am Fusse jedoch nicht vorhanden. Dass eine genaue
Kenntnis der Sehnenscheiden in chirurgischer Beziehimg von Wich¬
tigkeit ist, ist bereits bei Besprechung der Fascie der oberen Ex¬
tremität erörtert worden.
Ausser den eben geschilderten Schleimscheiden sind am Fusse
noch eine ganze Anzahl von mehr oder weniger constant vor¬
kommenden Schleimbeuteln vorhanden, für welche auf die
in meinem anatomischen Atlas gegebenen Abbildungen des Nähe¬
ren verwiesen werden muss. Hier mag nur erwähnt werden, dass
zunächst subcutane Schleimbeutel an den bei^eo. Malle; -
ölen, ferneT'an den' drei hauptsächlichsten Unterstützungspunkten
der Füsssohle, nämlich am Tuber calcanei. und an den Köpfchen
des ersten imd fünften Metatarsalknochens, schliesslich auch am
Fussrücken oberhalb der beiden obengenannten Stellen und der
Köpfchen der Grundphalangen sich vorfinden können. Von den
siibfascialen bezw. subtendinösen Schleimbeu¬
teln mögen hier nur noch die Bursae unter den Insertionssehnen
des M. tibialis anterior und postmor sowie die Bursäe intermeta-
tarsophalangeae (zwischen den Metatarsophalangealgelenken)
besonders genannt sein.
F. Der Schenkelkanal.
Um nicht unnötigerweise bereits bekannte Dinge zu recapitu-
Heren, sei zunächst auf dasjenige verwiesen, was bereits S. 226
beim Poupart’schen Bande und S. 266 bei der Fascia lata über
diesen Gegenstand gesagt wurde. Zum besseren Verständnis der
etwas schwierigen anatomischen Verhältnisse müssen ferner Fig. 6
auf S. 150, Fig. 7 auf S. 151 und Fig. 14 auf S. 227 genauer stu¬
diert werden.
Der Schenkelkanal Canalis femoralis s. cruralis, bildet
jeeinen offen^ Gang^ sondern stellt lediglich einen mit Binde-
gewebe ausgefüllten Weg dar, in welchen unter gewissen Um¬
ständen die Baticheingeweide von den Bauchmuskeln hineingepresst
werden können, i) Liegen derartige Eingeweide im Schenkelkanal,
*) Roser (Chirurg.- Anatomisches Vademecum S. 116) gibt allerdings an:
„die ^henkelbriiche entstehen nicht durch Druck von innen, sondern durch
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♦
so wird dieser Zustand als Schenkelbruch, Hernia femo¬
ralis s. cruralis, bezeichnet. An dem Schenkelkanal kann man nun
ähnlich wie an dem Leistenkanal den sogen, inneren Schen¬
kelring, die Wände und den äusseren Schenkel¬
ring unterscheiden.
1. Der innere Schenkelring, Änuulus femoralis s.
cruralis internus (auch kurzweg Schenkelring oder
Schenkellücke im engeren Sinne bezeichnet), bildet die Ein¬
trittpforte für die Schenkelbrüche, wenn dieselben aus der Bauch¬
höhle in den Schenkelkanal eindringen: er ist zugleich die engste
Stelle des Kanals, an welcher es somit am häufigsten zu Einklem¬
mungen des Bruches kommt, der innere Schenkelring ist eine u n-
t e r h a 1 b des medialen Endes des Lig. Pouparti gelegene Lücke
von annähernd elliptischer Gestalt (s. Fig. 14): sein oberer
Rand wird somit von dem Poupart’schen Bande, sein medi¬
aler Rand von dem Lig. Gimbernati, sein unterer Rand
vom Pecten ossis pubis resp. vchi dem längs des letzteren verlau¬
fenden Lig. pubicum Cooperi (s. S. 2^), endlich sein lateraler
Rand vöü der V. femoralis, richti^r gesagt, von der die V. und
A. femoralis gemeinsam umhüllenden fibrösen Gefässscheide*) ge¬
bildet. Die A. und V. epdgastrica inferior ist somit auch am la-
t e r a 1 e n bezw. oberen Rande des inneren Schenkelringes und
folglich auch der Schenkelbrüche gelegen. Hierbei ist zu beachten,
dass in der aufrechten Stellung des Menschen die Ebene des inne¬
ren Schenkelringes schräg nach vorn geneigt ist, d. h. dass der
obere Rand mehr nach vom, der untere mehr nach hinten gelegen
ist. Wichtig ist ferner, dass, von der Bauchseite aus betrachtet,
das Gimbernat’sche Band mit der Schenkelvene eine Art von
trichterförmigem Raum {Infundihulum, Entonnoir crural der Fran¬
zosen) bildet, dessen tiefste und engste Stelle durch den Annulus
Herauszerrung“, ohne übrigens an der ebengenannten Stelle diese Ansicht
irgendwie zu begründen.
*) Wenn hier und späterhin von der Gefässscheide (Crural-
scheide) kurzweg die Rede ist, so ist damit niemals das von den vielen
englischen und deutschen Autoren unter dieser Bezeichnung zusammenge¬
fasste oberflächliche und tiefe Blatt der Fasda lata gemeint, zwischen denen
die Vasa femoralia gelegen sind. Als Gefässscheide bezeichne ich hier stets
die von dem oberflächlichen Blatt der Fascia lata bedeckte bindegewebige
Scheide, welche die A. und V. femoralis gemeinsam umhüllt. Durch eine
Art von sagittalem Septum ist diese Gefässscheide im engeren
Sinne in zwei Fächer, das eine für die Arterie, das andere für die Vene
geteilt.
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femoralis int. gegeben sein würde, was möglicherweise das Ent¬
stehen der Brüche begünstigt.
Indessen bildet der innere Schenkelring nur eine schema¬
tische Lücke: in Wirklichkeit ist derselbe durch eine bald mehr
lockere, bald mehr feste Bindegewebsmasse ausgefüllt, welche man
als Septum femaraU s. crurale (nach CLOQUET) bezeichnet hat.
Dieses Septum femorale wird durch die von der unteren Extremi¬
tät in die Bauchhöhle ziehenden Lymphgefässe durchbrochen.
Nicht selten ist zwischen den Fasern des Septum sogar eine Lymph-
drüse, die sogen. Rosenmüiler’sche Drüse, gelegen.
An der gegen die Bauchhöhle gewandten Fläche des Septum ist
die Fascia transversalis, nach innen von der letzteren das Perito-
naeum gelegen, von welchem bereits früher gesagt wurde, dass es
an der Stelle des inneren Schenkelringes (also auch das Infundi-
bulum) eine kleine ^ucht oder GfüT«^ die_sogen, Fovea femoralis
s. cruralis, bildet (s. Fig. 7 auf S. 151).
2. Die Wände des Schenkelkanals werden nun in folgender
Weise gebildet. Die vordere Wand wird durch den oberen
Teil (das sogen, obere Hom) des Processus faläfortnis (s. Fig. 6)
dargestellt, von welchem bei der Beschreibung der Oberschenkel-
fascie gesagt wurde, dass er ein Stück des oberflächlichen
Blattes der Fascia late ist. Die hintere W a n d ist' dimch
das tiefe Blatt der Fascia lata gegeben, welches die Fossa ilio-
pectinea (also die Vorderfläche der Mm. iliopsoas und pectineus)
überzieht und demzufolge auch als Fascia ilibpectinea bezeichnet
wird. Doch ist nur derjenige Teil dieser Fascie, welcher den M.
pectineus bekleidet, die sogen. Fascia pectinea als hintere Wand
des Schenkelkanals anzusehen. Die laterale Wand des letz¬
teren wird durch die Gefässscheide der V. femoralis gebildet. Eine
eigentliche mediale Wand ist endlich am Schenkelkanal nicht
vorhanden, da die Grenze der letzteren an dieser Seite durch die
Verwachsungsstelle der Fascia pectinea mit dem oberflächlichen
Blatte der Fascia lata gegeben ist.
3. Als äusserer Schenkelring, Amulus femoralis
s. cruralis externus, d. h. als Austrittpforte der Schenkelbrüche
aus dem Schenkelkanal unter der Haut, kann die Fossa ovalis an¬
gesehen werden, d. h. jene ovale vertiefte Stelle, welche von dem
Rande des Proc. falciformis umgrenzt wird und der V. saphena
magna behufs Einmündung in die V. femoralis zum Durchtritt
dient. Um diese Durchtrittstelle sind die oberflächlichen Lym^h-
drüsen des Oberschenkels gelegen, hier treten auch eine Anzahl
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277
von kleinen Oefäss- und Nervenzweigen zur Haut (s. a. S. 267).
Der Rand des Proc. falcifonnis bildet einen medianwärts concaven
Bogen. Margo fcdciformis, welcher mit dem sogen, oberen
Horn entweder am Gjmbemat’schen Bande oder mehr abwärts
an der Fascia pectinea entspringt, während das untere Horn
sich unter der Eintiittstelle der V. saphena magna wieder nach
einwärts krümmt. Von der Insertion des oberen Hornes ist nun
die Länge des Schenkel kan als abhängig. Entspringt
das obere Horn des Marg. falcifonnis direct am Oimbernat’schen
oder gar am Poupart’schen Bande, so ist der Schenkelkanal nur
kurz, so dass die durch den inneren Schenkelring austretenden
Bräche sofort durch die Fossa ovalis unter die Haut gelangen
müssen. Ist das obere Hom dagegen weiter abwärts in einer
grösseren oder geringeren Entfernung vom Poupart’schen Bande
an die Fascia pectinea befestigt, so müssen die Schenkelbrüche
auch dementsprechend einen längeren oder kürzeren Weg zurück¬
legen, bevor sie aus der Fossa ovalis austreten. Von der Ent¬
wickelung des Proc. falcifonnis hängt ferner die Grösse der
Fossa ovalis ab. Während die letztere für gewöhnlich nur
so gross ist, dass der mediale Rand der V. femoralis unter dem
Margo falcifonnis hervorsieht, kann in anderen Fällen der Rand
des letzteren soweit zurückweichen, dass noch ein Teil der Arterie
sichtbar wird. Unter der Bezeichnung Lamina s. Fascia cribrosa
s. cribriformis endlich versteht ein Teil der Autoren ganz allge¬
mein das obeiilächliche Blatt der Fascia lata, insoweit das¬
selbe nach abwärts vom Poupart’schen Bande die Schenkelgefässe
deckt, weil hier nach Entfernung der hindurchtretenden Blutge¬
fässe, Lymphgefässe und Nerven die Fascie ein durchlöchertes Aus¬
sehen zeigt. Andere Autoren — denen ich beipflichte — haben
diesen von der Pariser Schule herrührenden Ausdruck auf den¬
jenigen Teil der a 1 1 g e m e i n e n Körperfascie (s. S. 267 unten)
bezogen, welcher den Proc. falciformis, die Fovea ovalis und die
V. saphena magna bedeckt.
4. Die Schenkelbräche, Uerniae femorales s. crurales
treten somit in die dicht unterhalb der Fovea inguinalis medialis,
gelegene Fovea femoralis s. cruralis hinein, schieben das Peri-
tonaeum vor sich her und dringen im wesentlichen zwischen
den Fasern des Septum femorale durch den inneren Schenkelring
in den Schenkelkanal hinein, um den letzteren schliesslich durch die
Fossa ovalis zu verlassen und unter die Haut des Oberschenkels
zu gelangen. Nach ROSER bleibt sogar stets der laterale Teil des
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Septum crurale in Gestalt eines fibrösen Stranges zwischen dem
Bruch und der V. femoralis stehen, so dass er einen Druck auf
die letztere verhindert, welche zmn Oedem oder zu Venenerweite¬
rung an der unteren Extremität führen könnte. Nur bei sehr aus¬
gedehnten Schenkelbrüchen oder sehr zart entwickeltem Septum
femorale soll der eben erwähnte fibröse Strang nicht nadiweisbar
sein. Der Bruchsack der Schenkelbrüche besteht;
1) aus dem Peritoneum, welches nach dem vorher genannten
Autor wegen seiner wenig entwickelten Verwachsungen mit der
folgenden Fascie die Eigentümlichkeit besitzt, dass es auch an
seiner Auss^nfläche eine glatte, ja sogar mitunter glänzende
Beschaffenheit zeigt, welche bei Operationen zu der irrigen An¬
nähme führen kann, dass man es nicht mit dem Peritonaeum des
Bruchsackes, sondern mit einer Darmschlinge zu tun hat; 2) aus
der Fascia proprio hemiae femoralis (COOPER). d. h. einer aponeu-
rotisch verdichteten, bindegewebigen Lage, welche sich aus den
herausgedrängten und später zu einer gemeinsamen Ausbreitung
verschmolzenen Fasern des Septum femorale, des im Schenkelkanal
gelegenen lockeren Bindegewebes und der Fascia cribrosa, zu¬
sammensetzt. Die Schenkelhemien kommen im Gegensatz zu den
Leistenbrüchen beim weiblichen Geschlechte bedeutend häufiger
als bei männlichen vor, was vielleicht darauf zurückzuführen ist,
dass bei Weibern infolge der grösseren Breite des Beckens auch
der innere Schenkelring grösser zu sein pflegt. Beim Manne ist
oberhalb des Schenkelbruches der Samenstrang gelegen.
In seltenen Fällen kann der Schenkelbruch zwischen dem
Poupart’schen Bande imd den Vasa femoralia, also vor den Schenkel-
gefässen, noch seltener zwischen der Arterie und dem Lig. ilio-
pectineum, also lateral von den Schenkelgefässen oder endlich
gar hinter den letzteren nach abwärts dringen und alsdann mit¬
unter hinter dem oberflächlichen Blatte der Fascia lata liegen
bleiben, ohne aus der Fossa ovalis herauszutreten. Diese Varie¬
täten des Schenkelbruches haben einige Autoren veranlasst, als
inneren Schenkelring nicht die oben beschriebene Lücke zwischen
dem Gimbernat’schen Bande und der V. femoralis, sondern die
ganze Lacuna vasorum(s. S. 227) zu bezeichnen.
Es möge noch an dieser Stelle darauf hingewiesen sein, dass für die
Operation der eingeklemmten Schenkelbrüche gewisse Anomalien im Verlaufe
der A. obturatoria oder .\. epigastrica inf. von Wichtigkeit sind, über welche
bei den letzteren Näheres nachzusehen ist.
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Zweiter Teil.
Gefäss- und Nervenlehre.
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A. Das Herz und der Herzbeutel
1. Allgemeine Betrachtung des Herzens.
Das Herz, Cor, ist eine dickwandige, muskulöse Tasche, wel¬
che die Aufgabe hat, durch rythmische Contractionen das im Ge-
fässBystem enthaltene Blut in steter circuißerender Bewegung zu
erhalten und durch alle Teile des Körpers zu treiben. Das Herz
hat eine mit der Faust des betreffenden Individuums ungefähr
übereinstimmende Grösse und ein annähernd kegelförmiges Aus¬
sehen. Man unterscheidet an demselben ein breites oberes
Ende, Basis cordis, und ein mehr spitzes unteres Ende, die
Herzspitze, Apex cordis, ferner eine gewölbte vordere
und eine plane hintere Fläche, endlich einen scharfen
rechten und einen stumpfen linken Rand. Durch die bei¬
den Ränder werden einerseits die Basis und die Spitze miteinander
verbunden, andererseits die vordere und hintere Fläche vonein¬
ander abgegrenzt.
Die Lage des Herzens (s. auch d. Kap. der Einge¬
weidelehre über die Lage der Brusteingeweide) ist eine derartige,
dass etwa ein Drittel seiner Masse der rechten, etwa zwei Drittel
der linken Körperhältte angehören. * ) Seine Längsaxe ent- ~
spricht nicht der longitudinalen Körperaxe, sondern verläuft von
rechts, oben und hinten nach links, unten und vorn. Die gewölbte
vordere Fläche. Facies steintalis s. sternocostalis, sieht ein wenig
nach links und oben und ist grösstenteils von beiden Liingen be-
deckt. welche sich zwischen das Herz und^ die Brusfwand mit
ihren vorderen Rändern _einschie^n. Nur ein Teil des recht e-n—
Ventrikels bleibt unbedeckt imd grenzt an das Sternum und den
linken V. — VI. Rippenknorpel. Will man also bei einer Function
des HerzbeuMs eine Verletzung der Lungen vermeiden, so sticht
man am besten im V. Intercostalraum dicht neben dem linken
*) Der einfacheren Darstellung wegen sind die Herzbeutel und das
Brustfell bei der Schilderung dieser Lageverhältnisse nicht berücksichtigt,
obschon diese Häute selbstverständlicher Weise stets das Herz, die Lungen
und ihre Nachbarorgane voneinander trennen.
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282
Steraalrande ein. Die plane hintere Fläche des Herzens,
Facies dtayhraomatica, sieht dagegen ein wenig nach rechts und
unten. Sie ruht aul Hfjim vnrderpn AhschniHp df»R rpntniin tentji-
neum des Zwerchfelles und grenzt hinten an den Oesophagus und
die Aorta descendens. Der scharfe rechteRand lie^ ein wenig .ti •
nach vom und unten; sein oberer Teil grenzt an die mediale Fläche
der rechten Lunge, sein unterer Teil schiebt sich zwischen das
Zwerchfell und die vordere Brustwand ein. Der stumpfe link e
R a n d ist nach hinten und oben gerichtet und grenzt an die me¬
diale Fläche der linken Lunge. An der Aussenflächedes
Thorax ist die Lage des Herzens folgendermassen zu bestim¬
men: Das rechte Drittel desselben liegt hinter der media
len Hälfte des III. und IV. rechten Rippenknorpels. Die Her:
spitze entspricht in ihrer Lage dem V. linken Intercostalraumt
dicht unter der Grenze zwischen dem Knorpel und dem Knocher
der V. Rippe. Die obere Grenze des Herzens überragt nur
in sehr geringem Grade das III. Sternocostalgelenk, so dass also
über dem letzteren hinter dem Sternum nur die grossen Gefässe des
Herzens gelegen sein würden. Nach diesen Angaben lassen sich
die Conturen der beiden Ränder des Herzens leicht ergänzen.
Betrachtet man die Oberfläche des Herzens, so
sieht man, dass die grossen Gefässe desselben mit ihren Ursprung¬
stellen sämtlich auf die Basis zusammengedrängt sind. Nach dem
Schema des Herzens könnte man erwarten, dass nur die blutzu¬
führenden Gefässe, also die Venen, an der Basis einmünden, da¬
gegen die blutabführenden Gefässe. also die Arterien, an der
Spitze ihren Ursprung nehmen müssten. Indessen auch die Ur¬
sprungstellen der letzteren, nämlich die Aorta und A. pulmonalis,
sind an die beiden oberen, vorderen Enden der Ventrikel (dicht
neben das Septum cordis) verlegt, so dass eben schliesslich sämt¬
liche g yoss ,?n H_erzgefässe ander Basis zusam¬
men 1 i e g e n. An der Oberfläche des Herzens sieht man weiter¬
hin zunächst entsprechend der Längsaxe sowohl vorn wie hinten
eine Furche, den Sulcus longitudinalis cordis verlaufen, welcher un¬
ten nicht über die? Hil'zspitze, sondern rechts von derselben hin-
weg zieht, indem er Hier gewnhrtlfl'fl etlir "Art von Einkerbung,
Indsura cordis, bildet. Senkrecht zum Sulcus longitudinalis cordis
läuft ringförmig eine zweite Furche, der Sulcus coronarius s. cir-
cularis s. atrioventricularis, um das Herz herum. Den an der vor¬
deren Fläche des Herzens gelegenen Teil der Längsfurche hat
man als Sulnis longitudinalis anterior, den an der hinteren Fläche
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gelegenen Teil derselben als Sulcus longitudinaUs posterior bezeich¬
net. In ähnlicher Weise pflegt man die linke und rechte Häfte der
ringförmigen Furche als Sulcus coronarius dexter und sinister von¬
einander zu unterscheiden. Hierbei ist jedoch zu betonen, dass
beide Furchen vollständig nur an der hinteren Fläche
des Herzens sichtbar sind, da dieselben am oberen Teile
der vorderen Fläche durch die vcM'hin erwähnten grossen
Arterien (die Aorta und A. pulmonalis) verdeckt werden. Dem
Sulcus longitüdinalis cordis entspricht in ihrer Lage genau die
Scheidewand des Herzens, Septum cordis. durch wel¬
che dasselbe in zwei, beim Erwachsenen vollständig von einander
getrennte Abteilungen, die linke und die rechte Herz¬
hälfte, geschieden wird. Der Sulcus coronarius cordis ent¬
spricht wiederum in seiner Lage der sogen. Atrioventricu-
1 argrenze , d. h. eine jede Herzhälfte ist dieser Furche ent¬
sprechend in einen oberen Abschnitt, den V o r h o f oder die Vor¬
kammer, Atrium, und in einen unteren Abschnitt, die Her z-
k a m m e r , Ventrictdus cordis, eingeteilt, so dass wir also im
Ganzen am Herzen 4 Abteilungen, nämlich zwei obere, das linke
und das rechte Atrium, und zwei untere, den linken
und den rechten Ventrikel, unterscheiden müssen. Diese
4 Abteilungen des Herzens haben zwar eine verschiedene Form,
besitzen jedoch die gleiche (Kapazität, d. h. sie können in gefülltem
Zustande alle vier das gleiche Quantum von Blut fassen. Es sollen
nun in dem Folgenden zunächst diejenigen Merkmale geschildert
werden, welche einerseits den beiden Atrien, andererseits den bei¬
den Ventrikeln gemeinsam sind.
Die beiden Vorkammern oder Atrien haben eine an¬
nähernd rnhi-scht» Form mit abgerundeten Ecken und Kanten und
dienen den grossen Venen des Herzens (links den 4 Lungen¬
venen, rechts den beiden grossen Hohlvenen) zur Einmündung.
An jedem von beiden Atrien unterscheidet man die Haupt-
höhle, Sinus atrii, und einen von dieser Hauptliöhle ausgehen¬
den hohlen Fortsatz, das H e r z o h r , Auricula cordis. welches i
sich sowohl .links wie rechts bis neben die A. pulmonalis nach I
vorn erstrecken kann. Die Wand der beiden Atrien ist relativ dünn
und ihre Innenfläche grösstenteils glatt. Nur in den Herzohren
und einem Teile des rechten Atrium . finden sich parallele Muskel-
"vorslHlinge, die "man wegeiT ihres kammähnlichen Aussehens als
Kammmuskeln, MuscuU bezeichnet hat. Die
Scheidewand, das ^ijtum .atriorum, ist muskulös und nur in der
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Mitte entsprechend der sogen. Fossa ovalis (s. S. 287) von hän. _
tiger Beschaffenheit.
An der Uebergangstelle der beiden Atrien
i n d i e beide n Ventrikel findet sich jederseits eine rund¬
liche Öeffnung, das Ostium venosum s. atrioventriculare. dessen
Lage genau dem Sulcus coronarius cordis entspricht. Die Mus¬
kulatur der Atrien ist hier von derjenigen der Ventrikel durch ie
einen derben, bindegewebigen Ring, den Anntdus ßbrosus (früher
inkorrekt als Annulus ßbrocartilagineus bezeichnet), völlig geschie¬
den. Diese beiden Ringe dienen nun den Atrioventricu-
lar klappen zum Ursprung, d. h. häutigen Lappen, welche
in die Ventrikel hinabhängen. Durch mehr oder weniger deutliche
Einschnitte wird die rechte Atrioventricularklappe in drei, die Ihike
in zwei dreiseitige Zipfel geteilt. Die rechte wird demzufolge als
Valvula tricmpidalis, die linke als Valvtda bictispidalis oder wegen
ihrer Aehnlichkeit mit einer Bischofsmütze auch als Valvula tni-
tralis bezeichnet. Wenn die Ventrikelwand schlaff ist (also in der
Diastole), liegen diese Klappen derselben dicht an. Bei der Con-
^ traction der Ventrikel müssten dieselben jedoch durch das andrän-
W'^-^/gende Blut in das Lumen der hineingeschleudert werden,
— ^ wenn sie nicht durch die Musculi papilläres vermittelst der Chor-
dae tendineae zurückgehalten würden. Die Musculi papülares sind
nämlich kegelförmige Muskelvorsprünge der inneren Ventrikelwand
mit mehrfach zerklüfteten Spitzen, von denen sehnige Fäden, die
Chordae tendineae zu den freien Rändern der Atrioventricular-
klappen hinziehen. Die Zahl der Papillarmuskeln pflegt im Gan¬
zen der Zahl der Klappenzipfel zu entsprechen. Doch ist zu be¬
achten, dass die Chordae tendineae eines jeden Papillarmuskels
sich nicht an je einem Klappenzipfel, sondern an den benach¬
barten Rändern je zweier Klappenzipfel ansetzen. Die Contraction ^
dieser Muskeln erfolgt glpichypitig mit der Ventrikelcontraction.
Infolgedessen fängt sich während jeder Contraction das Blut in
den schlaffen Klappen (ähnlich wie der Wind in einem Segel) und
die letzteren werden mit den Schliessungsrändern fest aneinander
gedrängt. 1) Nicht mit Unrecht hat man die Atrioventricularklap-
pen deshalb als Segelventile bezeichnet. Ist ihr Schluss er-
*) Man begreift somit, warum schon eine Erkrankung oder Erschlaf¬
fung der Papillarmuskeln für sich alleip zur Insufficienz der Klappen,
d. h. dazu führen muss, dass sich die letzteren während der Ventrikdeon-
traction mehr oder weniger undicht aneinanderlegen und somit einen Tdl
des Blutes in das Atrium zurückströmen lassen.
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J
.— v^ j_
folgt, so bilden dieselben einen nach oben (nach dem Atrium)
offenen Trichter. Ihrer Struktur nach besteht jede Klappe aus
zwei Lamellen, welche als Fortsetzungen des Endocards zu be¬
trachten sind und eine bindegewebige Platte zwischen sich fassen.
Reim An.satz an den Anniiliis fihrngus verdickt sich diese Platte
zu einer knorpelharten Bindegewebsmasse, welche sich an der
Klappe selbst durch hellere Färbung und grössere Undurch¬
sichtigkeit markiert. Diese knorpelharte Masse hat Henle als
Knoten, Nodus valvttlae atrioventricularis, bezeichnet.
Die beiden Kammern oder Ventrikel nehmen den un¬
tersten Teil des Herzens ein und haben (von aussen betrachtet)
Schematischer Querschnitt durch die beiden Ventrikel des Herzens.
die Form von Halbkegeln, deren Spitzen der Herzspitze ent-
sprechen. Auf dem Querschnitte sieht man jedoch, dass die
Scheidewand, das Septum ventriadorum, sich stark in das Lumen
des_ rechten Ventrikels hineinwölbt, so dass das Lunwn_des linken
Ventrikels rundlich, das des rechten dagegen halbmondförmig er¬
scheint. Zugleich stirnnit das Septum in seiner Dicke mit der Wand
des linken Ventrikels überein, so dass es sich wie ein Teil der
letzteren ausnimmt (s. Mg. 17). Die Innenfläche beider Ven¬
trikel bekommt durch eine Anzahl von netzförmigen Muskelbalken,
Trabeadae carneae, ein Sehr unebenes Aussehen. Neben den
letzteren ragen die schon erwähnten kegelförmigen Musculi pa¬
pilläres hervor. Die Scheidewand der Ventrikel ist . wie das
Septum atriorum muskulös bis auf eine dünne, häutige, durch¬
scheinende Stelle, die Pars memhranacea septi ventriculorum, welche
allerdings nur teilweise den Ventrikeln angehört, da sie zwischen
der Aortenwurzel und dem Ansatz der, rechten Atrioventriculai-
klappe gelegen ist.
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286
Die Uebergangstelle der beiden Ventrikel
in die grossen Arterien des Herzens (links die Aorta,
rechts die A. pubnonalis) wird wiederum jederseits durch eine
rundliche Oeffnung, das Ostium arteriosum, gebildet, welches, wie
schon erwähnt, in der obersten vordersten Ecke eines
jeden Ventrikels dicht neben dem Septum cordis gelegen ist. Dicht
oberhalb eines jeden Ostium arteriosum (also eigentlich schon in
den Arterien) sitzen nun drei halbmondförmige Klap¬
pen, Valvulae semäunares, welche infolge ihrer Form und An¬
heftung in wesentlich anderer Weise als die Atrioventricularklap*
pen funktionieren müssen. Eine jede Valvula semüunaris zeigt
nämlich einen convexen Rand, mittels dessen sie an die Arterien¬
wand angeheftet ist, und einen geraden Rand, welcher frei in das
Lumen der Arterie hineinragt. Beim Klappenschluss erscheint je¬
doch der gerade Rand einer jeden Semilunarklappe winkelig ge¬
knickt, so dass alle drei Valvulae semilunares mit ihren Schliessungs¬
rändern die Gestalt eines dreistrahligen Sternes bilden. Jede
Klappe besitzt ferner in der Mitte des freien Randes ein Knötchen,
Nodultts valvulae semütaiaris s. AranMt. welches beim Schluss in
~ das Centrum der eben erwähnten dreistrahligen Figur zu liegen
kommt. 1) Die Valvulae semilunares gleichen somit kleinen Taschen,
in welchen sich das aus den Arterien zusammenströmende Blut
fängt, dieselben aufbauscht und dadurch ziun Schluss bringt. Sie
werden infolgedessen mit Recht als Taschenventile be-
zeichndt. Der Raiun zwischen einer jeden Valvula semilunaris
und der Arterienwand (d. h. also das Linnen der Tasche) stellt
den -Si/ieis Valsalvae dar. Da an der Stelle der eben genannten
Sini!^ffe“ffi?erlenwand dem stärksten Anpralle des regurgitieren-
den Blutes ausgesetzt ist, so ist dieselbe hier ausgebuchtet. Die
Zahl der Sinus Vasalvae entspricht natürlich der Zahl der Valvulae
semilunares.
2. Betrachtung der einzelnen Herzhöhlen
imBesonderen.
Das rechte Atrium wird auch als Hohlvenen¬
sinus bezeichnet, weil, dasselbe den beiden Hohlvenen zur Ein¬
mündung dient. Die Einmündungstelle der V^c a v a i n f e r i o r
*) Nicht selten zeigt der freie Rand der Valvulae semilunares zu beiden
Seiten des Noduliis Arantli die sog,,^unut^d. h. ziuei— halbmondiöziiiige,
verdünnte Stellen, welche offenbar dazu dienen sollen, eine jgenaue Anlage
rüTi'j^der Klappenränder beim Klappenschlusse zu ermöglichen.
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287
ist an der hinteren Wand nahe dem Sept^ cordis und der Atrio-
ventriculargrenze. diejenige der V. cava superior an der
oberen Wand ebenfalls dicht neben dem Septum gelegen. Das vom
rechten Atrium 'ausgehende H e r z o h r hat eine mehr pyrami-
dale Form und erstreckt sich vor der Aorta bis zum Ursprünge
der Lungenarterie hinüber. Am injicierten Herzen wird dasselbe
durch eine deutliche Furche, Stdcus terminulis von dem übrigen
Atrium abgegrenzt. Die Innenfläche des rechten Atrium
ist durch ziemlich viele und recht deutliche ilusculi pecünati aus¬
gezeichnet, welche sich jedoch nur am Herzohr, an der vorderen
und rechten Wand desselben vorfinden. Die Musculi pectinati
entspringen von einer Leiste, Crista termimlis, welcher aussen der
genannte Sulcus terminal is entspricht. Im Uebrigen ist die Innen¬
fläche glatt — abgesehen von einzelnen kleinen Oeffnungen, Fora-
minq venarum. minimariim 8.- TUeOesii, welche zum Teil blinde
Vertiefungen, zum Teil Einmündungstellen der kleinsten Herzvenen
darstellen.- Uebrigens finden sich diese Foramina Thebesii, aller¬
dings in weit geringerer Zahl, auch in den anderen Höhlen des
Herzens vor.
An der sonst muskulösen Scheidewand der beiden
Atrien bemerkt man eine ovale häutige Stelle, welche durch¬
sichtig erscheint, wenn man das Septum gegen das Licht hält.
Diese bereits S. 284 erwähnte Stelle erscheint an der Innenfläche
des rechten Atrium zugleich etwas vertieft imd wird deshalb
als Fossa s. Fovea ovaiis bezeichnet. Beim Fötus ist jedoch an
Stelle der Fossa ein Loch, das Fqramen ovale, vorhanden, durch
welche die beiden Atrien miteinander ' kömmunicieren. Von
dem hinteren Rande des Foramen ovale ragt ferner nach
links hin, also in das Lumen des linken Atri-
u m , eine häutige Klappe mit concavem Rande, die Valvtda
foraminis ovaiis, hinein, welche sich nach der Geburt an
das Septum anlegt und somit das vorhandene Loch schliesst.
Gar nicht selten findet sich übrigens auch beim Erwach¬
senen noch eine enge Communication beider Atrien als Ueber-
rest des Foramen ovale vor. Der Rand, welcher die Fossa ovaiis
umgrenzt, ist gewulstet und wird als Limbus fossae ovaiis s. Isth-
mus Vieussenii bezeichnet.*) Vom unteren Kande des Foramm
*) An derjenigen Stelle des Limbus, welche zwischen den Einmündungs¬
stellen der V. cava superior und inferior gelegen ist, befindet sich ein stär¬
kerer Vorsprung, rM6erci//i/mt«ter«icno««»»s.2x)weri, welcher durch eine geringe
Anhäufung von Fett hervorgerufen ist und dazu dienen soll, das Zusammen-
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288
ovale zieht zum vorderen (unteren) Rande der Mündung der V.
cava inferior eine häutige Falte hinüber, die Valvtda venae cavae
^ Eustacbü. welche beim Fötus sehr stark entwickelt ist und dort
die Aufgabe hat, das aus der V. cava inferior kcmimende gute,
d. h. sauerstoffhaltige Blut nach dem Foramen ovale und durch
dasselbe in das linke Atrium hinüber zu leiten. In der Ecke £cbe
zwischen der Valvula Eustachii und der Atrioventriculargrenze,
dicht neben dem Septum cordis, liegt die Einmündungstelle der
Vena magna xinus von einer kleinen
halbmondförmigen häutigen Klappe, der Valvula sinus coronarii
s. Tkebesii, zum Teil verdeckt ist. Die Erweiterung, welche diese
Vene kurz vor ihrer Einmündung in das Atrium bildet, wird ate
Das linke Atrium (auch als Lungenvenensinus
bezeichnet), zeigt die Einmündungstellen der b e i d e n linken
und der beiden rechte n L u n g e ny e n en an den beiden
Ecken, welche der Grenze zwischen der hinteren und der oberen
Wand entsprechen. Das von ihm ausgehende linke H eTy-
o h r ist erheblich schmäler und länger als das rechte, S-förmig
gekrümmt und mit einem eingekerbten Rande versehen. Sein vor¬
deres Ende überlagert mindestens einen Teil der Lungenarterie.
Die Innenfläche des linken Atrium ist dadurch ausgezeich¬
net, dass sie ein ganz glattes Aussehen besitzt. Musculi pectimti
finden sich nur an dem Herzohr vor. An dem Septum atriorum
bemerkt man den letzten Ueberrest der Valvula foraminis ovalis
in Gestalt einer kleinen Falte, deren concaver Rand nach vorn ge¬
richtet ist.
Im rechten Ventrikel befindet sich die dreilappige
Valvula tricuspidalis, von deren Klappenzipfeln der eine m e d i a 1
(also »m Septum), der zweite vorn, der dritte hinten gelegen
ist. *Män“ häT 'demzufolge einen Cmpis medialis, anterior und
posterior unterschieden. Das ganze Ostium venosum dcxtrum steht
in der natürlichen Lage des Herzens nicht horizontal, sondenP
etwas schräg, so dass dasselbe eine Verbindungslinie zwischen
dem Stemalansatze des III. linken und des V. rechten
Rippen k n o r p e 1 s entspricht. Der Stand der Papillarmuskeln
entspricht den Einschnitten zwischen den Klappenzipfeln. Ge-
fliessen des Blutes aus den beiden eben genannten Venen zu verhindern.
Während dieser Vorsprung bei Tieren und beim Fötus mehr oder weniger
gut ausgeprägt ist, ist er, wie Hyrtl ganz richtig bemerkt, beim Erwach¬
senen niemals deutlich wahrzunehmen.
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289
wohnlich sind nur drei Mm. papilläres, nämlich ein vorderer,
ein lateraler und ein hinterer vorhanden, doch kann ihre
Zahl auch vermehrt sein. Bpjpi I Iphprgang in die A. pulmonalis
v.eriüngt sich der rechte Ventrikel ganz allmählich und otme scharfe
Grenze zu einer Art von Trichter, "welchen man als Conus arteriosus
bezeichnet hat. Vcrni Ostium venosum wird derTloiHK lUieilUsus |
durch eine stärkere Muskelleiste, Crista supraventricularis abge-
fi^renz^^üas Ostium artenosum (Ostium puimonai^'j i^Hlgt lll' Ü6l
natürlichen Lage des Herzens die drd_r«lüMZae semilunares so an2_
geordnet, dass die eine vorn, die beiden anderen links hin¬
ten gelegen sind. Die Klappen werden demgemäss als VcdvtUa
semilunaris anterior, sinistra und dextra bezeichnet. Die Lage des
Ostium pulmonale entspricht ungefähr dem linken Seitenrande des
Sternum dicht über dem 111. Sternocostalgelenk.
Oer linke Ventrikel ist zunächst gegenüber dem rech¬
ten durch seine zwei- bis dreimal stärkere Wandung ausgezeichnet.
In das Lumen desselben hängt die zweizipflige Vatvütä^icuspiddlis
s. mitralis hinein, an welcher man einen medialen (in der
natürlichen Stellung des Herzens zugleich nach vorngele-
g e n e n) Klappenzipfel, 'Qnspiß. anterior und einen lateralen
(zugleich mehr hinteren), Cuspis posterior unterscheidet. Der
mediale Klappenzipfel entspringt ziun Teil an dem Ostium aorticum
und wird deshalb auch als Velum aorticum bezeichnet. Die beiden
Mm. papilläres (ein vorderer und ein hinterer) stehen wiederum
an den Einschnittstellen zwischen den Klappenzipfeln. Das Ostium
venosum sin, liegt ein wenig höher und etwas weiter nach links
als das gleichnamige Ostium der rechten Seite. Seine Lage dürfte
somit etwa dem 111. linken Rippenknorpel entsprechen. Dis Ostium
arteriosum sin. (UsUurn aorticumT zeigt die drei Valmlae semäu-
nares SO angeordnet, dass man eine hintere, eine vordere
^jTc h t e und eine vordere linke Klappe^) unterscheiden
kann~~welche demzufolge als Valvula semilunaris dextra, sinistra~
_ und posterior^ztichntt werden. Seine Lage ist dicht hinter dem
Ostiüm' der A. pulmonalis (ein wenig tiefer als das letztere) und
entspricht also dem IIL linken Sternocostalgelenk.
Werfen wir noch einmal einen kurzen Überblick Uber die Lage der
einzelnen Teile des Herzens, so finden wir die Herzspitze im V. In-
tercostalraum (zwischen Parasternal- und Mammillarlinie, Knorpelknochen¬
grenze der V. Rippe), die Einmündung der V. cava sup. dicht
>) Das Lageverhältnis zwischen den Valvulae semilunares der Aorta
und der A. pulmonalis würde somit dieser Figur ^ entsprechen. Hierbei
stellen die Seiten der beiden Dreiecke die freien Klappenränder dar.
Broesike, Anatomie. 9. Aofl. 19
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über dem III. rechten Sternocostalgelenk, die Semilunarklappen
der A. pu-lmonalis am oberen Ra^e des III. linken Stemocostal-
gelenkes, die Semilunarklappen^der Aorta hinter den vorigen
und etwas tiefer, also am III. linken <^temocostalgelenk, die Basis der
Valvula tricuspidalis in einer Verbindungslinie zwischen dem III.
linken und dem V. rechten Sternocostalgelenk, die Basis der Valvula
icuspidalis am III. linken Rippenknorpel. Nimmt man hinzu, dass
die recht e Grenze des Herzens sich etwa bis zur Mitte des 111. und
W. rechten Rippenknorpels (^arasternaUinie) erstreckt, so macht cs keine
Schwierigkeit, sich die ganze, dem Herzen entsprechende Figur auf die
r '^oraxwand zu projicieren.
t. , \ Will man sich am herausgeschnittenen Herzen über die
t- .
\ 3 V einzelnen Höhlen desselben orientieren, so hat man zuerst den Conus
r t e r i o s u s\ und die von demselben aufwärtsstrebende Lungenarterie
cAXvV _ _ _ _ _ _ j _ \r _ I _ nu-i-. j _ ij _ _ i _ _ ■
aufzusuchen, welche an der Vorderfläche des Herzens gelegen und leicht
kenntlich sind. Man weiss, dass man sich am rechten Ventrikel befindet
■ und kann nun leicht die anderen Höhlen auffinden.
3. Diegenauere Structur der Herzwand.
Die Muskulatur des Herzens, Myocardium, ist quergesfreift,
obschon ihre Contractionen dem Einflüsse des Willens entzogen
sind. Mit der glatten Muskulatur stimmen die Muskelfasern des
Herzens übrigens nicht allein in letzterer Beziehung, sondern auch
darin überein, dass sie kein deutlich nachweisbares Sarkolemm be¬
sitzen. Eine fernere Eijgentümlichkeit der HerzmuskeTfasem liegt
darin, dass dieselben anastomosieren und auf Behandlung mit ge¬
wissen Reagenlien, wie z. B. Argentum nitricum, in eine Anzahl
von Elementen zerfallen, von denen jedes einen Kern besitzt, also
einem sogen. Muskelkörperchen äquivalent ist. Betreffs der A n -
Ordnung der Muskelfasern ist vor allem das physio¬
logisch wichtige Resultat zu betonen, dass die Muskulatur der
V o r h ö f e von derjenigen der Ventrikel durch die früher
erwähnten Annuli fibrosi vollständig geschieden ist.
Ebenso wie die Atrioventricularklappen nehmen auch die Muskel¬
fasern von diesen Ringen zum Teil ihren Ursprung. Im übrigen
ist über die Muskulatur des Herzens folgendes zu merken:
1. Die beiden Atrien besitzen eine äussere Muskellage,
welche ihnen g e m e i n s a m , und eine ionere _MusleTIage,
welche jedem Atrium besonders angehört. Für die bei¬
den Ventrikel gilt dasselbe.
2. Die Atrien zeigen an den meisten Stellen aussen eine
tiji n s V e r s a 1 e j_ innen eine Lo ngitudinale SrhirhL
von Muskelfasern, von denen die letztere in Gestalt der Mm.
pectinati sichtbar hervortritt. Um das Foramen ovale und
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die Einmündungstellen der Venen pflegen kreisförmige Faser¬
züge zu verlaufen.
3. An den Ventrikeln ist im Gegensätze dazu aussen eine
longitudinale, innen eine circulare Muskelschicht
gelegen. An die letztere schliesst sich noch weiter nach innen
das Netzwerk der Trabeculae carneae nebst
dem Mm. papilläres an. Die äusseren longitudinalen
Fasern laufen schief über beide Ventrikel, um an der Herz-
spitze spiralig zu convergieren, und sich hierauf, nach innen
und aufwärts umbiegend, in die Trabeculae und Mm pa¬
pilläres fortzusetzen. Die spiralige Convergenz dieser Fasern
ist an der Herzspitze von aussen als Herzwirbe 1. Vortex
rnrilis, hpttipfkhar.
Die Nerven des Herzens werden vom iV. icuius jund__
sympathicus geliefert, von denen der erstere h e m ni e n.d_e_, .dfiL.
^^eite bTTcTiTe u^n i g e n d e Fasern . für. jüe, Hprzartinn führt
Die Rr. cardiaci des Vagus kommen nicht allein vom Stamm, son¬
dern auch vom N. larvngeus sup. pnd inf. desselben, diejenigen
des_ Sympathicu.s von sämtlichen drei Halsganglien des letzteren:
beide Arten von Fasern ziehen längs der grossen Gefässe zum
Herzen, wo sie die Aa. coronariae in den Herzfurchen geflechtartig
umspinnen ~und~hiefauf zu den Muskelfasern treten. Ihre kleinen
undeutlich entwickelten Endorgane können nicht mehr als moto¬
rische Endplatten bezeichnet werden. Ranvier hat denselben eben-
so wie denTJervenendigungen in den glatten Muskelfasern) nur .
die Bezeichnung motorische Flecken (Tächcs motrices) zuerkannt, ('>^■‘<10.
Im Verlaufe der Herznerven finden sich endlich an einzelnen Stellen ^ ,
Ganglienzellen in grösserer Zahl eingelagert. Eine derartige An¬
häufung, das einfache oder dopple Wrisberg’sche Gan- i
^ 1 i o n , ist schon vor dem Eintritt der Nerven in das Herz, j
nämlich an der Teilungstelle der Lungenarterie. gelegen. Beim 1
Frosch (nich SCHLAREWSKY auch bei Säugetieren und Vögeln)
sind über die Atrioventriculargrenze die B i d d e r ’s c h e n Ga n-
g 1 i e n, im %ptum atriorum die Ludwig ’s chen Gan-
g 1 i e n zu finden. Wenn gleich nun für den Menschen genauere
Untersuchungen über die Herzganglien nicht existieren, so scheint
^ es doch, dass die letzteren auch im menschlichen Herzen nicht
allein an den eben bezeichnten, sondern auch noch an anderen
Stellen vorhanden sind.
Die Blutgefässe des Herzens bestehen aus Arterien
und Venen, deren Hauptäste an der äusseren Oberfläche des Her-
19*
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i*«<> eixMi, Pi/iwv.
• <t-n/) Ula^ JaaiJ*-a-~
zens unmittelbar unter dem Periqafd gelegen sind. Die A r t e •
A. coronaria cordis dexi^a und sinisffn. entspringen aus
r 1 e n
dem vorderen rechten und vorderen linken Sinus Valsavae der
Aorta. Die A. coronaria cordis dextra verläuft hierauf in dem Sul-
cus circularis dexter (also um die rechte Herzhälfte)
nach hinten und alsdann als Ramus descendens posterior im Sulcus
longitudinalis posterior bis zur Herzspitze. \3^ A.' coronaria cör-
_ d.i-s xhi. teilt sich von vornherein in einen R. descendetts anterior,
wpirhpr im Sulcus longitudinalis ant., und einen B. circumflexus
s. posterior, welcher im Sulcus circularis sin. verläuft Beide Ar~
terien sollen nach Hyrtl nur durch capilläreTinästomosen mit ein¬
ander verbunden sein. Die Venen unterscheidet man in folgen¬
der Weise: die grösste von ihnen, die V. cordis magna (V. coro¬
naria magna), beginnt im Sulcus longitudinalis ant. und läuft als- _
dann im Sulcus circularis sin. um die 1 i nTe~H e r z h ä 1 f t c,
um sich an der tS. 290) erwähnlen Stelle in das rechte Atrium
einzusenken. Eine zweite Vene, die V. cordis media (auch als V. cor¬
dis minor S. posterior bezeichnet), liegt im Sulcus longitud. post,
und senkt sich in die V. cordis magna ^unmittelbar neben ihrer
Einmündungstel)e) ein. Im rechten Sulcus circularis laufen ferner
eine oder mehrwe kleine Venen, Vv. cordis parvae, und ergiessen
ihr Blut in der Nähe dieser Furche in das rechte Atrium. Als
Vv. minimae cordis hat man endlich jene kleinen Venen benannt,
welche mittels der schon erwähnten Foramina Thebesii nicht allein
in das rechte Atrium, sondern auch in die anderen Herzhöhlen
einmünden. Ausser diesen Venen werden noch die V. posterior vm-] ^juAl.
triculi sinistri und die sog. Marsh all ’s che Vene , V. obliaua • V
atrii sinistri, besonders bezeichnet. Die letztere stellt einen Ueber-
rest der fötalen V. cava sup. sinistra dar, dessen obliteriertes Stück
als Lig. V. cavae sinistrae bezeichnet wird.
4. Peri'cardium und Endocardium.
Der Herzbeutel, Pericardium, gehört zu den sogen, s e-
r ö s e n Säcken, d. h. er stellt einen, nur sehr wenig seröse
Flüssigkeit enthaltenden, allseitig geschlossenen Beutel vor, in wel¬
chen man sich das Herz von oben her eingestülpt denken kann.
Der eingestülpte Teil des Pericards, das sogen, viscerale
Blatt, Pericardium viscerale s. Epicardinm, ist mit der Herz-
muskulatur fest verwachsen und verleiht der Herzoberfläche das
glatte, spiegelnde Aussehen. Zwischen dem visceralen Blatt und der
Muskulatur ist bei vielen Individuen an verschiedenen Stellen, be-
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293
sonders aber neben den Blutgefässen^ das subpericard i a 1 e
Fettgewebe angehäuft. Der Rest des Herzbeutels, djß^ogenr
parietale Blatt, Pericardium parietale oder kurzweg Peri-
eardium, umgibt das Herz in Gestalt eines schlaffen, faltigen Sackes,
so dass das letztere auch im grössten Füllungszustande für »'•'oe
Excursionen Platz behält. Von dem visceralen ist das parietale
Blatt durch die seröse Höhle, das Cavum pericardii, getrennt.
Diese Höhle besitzt jedoch in Wirklichkeit nur ein virtu¬
elles Lumen, d. h. sie stellt unter normalen Verhältnissen
einen feinen Spalt vor, welcher nur so viele seröse Flüssigkeit ent¬
hält, als notwendig ist, um die beiden Blätter des Pericards
schlüpfrig und gegeneinander leicht verschieblich zu erhalten.
Die Uebergangstelle zwischen beiden Blät¬
tern tdie Umschlagstelle des Pericardium) ist nicht an der Herz¬
basis gelegen, sondern das viscerale Blatt erstreckt sich über die
letztere hinaus bis auf die grossen jGjefässe, so dass
es die Aorta und A. pulmonalis mittels einer gemeinsamen
Scheide allseitig umhüllt, während es die Hohl- und Lun¬
genvenen meistens nur an ihrer V o r d e r J 1 ä ci e überzieht. In
dieser Weise wird die Aorta bis zvm- Concavität ihres Bogens,
die A. pulmonalis bis zum Teilungstelle, die V. cava sup. bis etwa
einen Zoll unterhalb ihrer Teilungstelle vom Pericard bekleidet.
Die V. cava inf. kommt nur sehr wenig mit dem Herzbeutel in
Berührung, da sie sich unmittelbar nach ihrem Durchtritt durch
das Zwerchfell in das rechte Atrium einsenkt. Die Lungenvenen
werden dagegen an der Vorderfläche bis zu ihrem Eintritt in die
Lunge vom Pericard bedeckt. Da die Aorta und A. pulmonalis
gem^sam und allseitig vom Pericard umschlossen werden, so
findet sich zwischen H i p s p n beide n Arterie n u n d d e r
Vorderfläche der A t r i e n eine weite, für zwei Finger
bequem durchgängige Spalte, welche völlig von dem visceralen
Blatte des Pericards ausgekleidet ist und von HENLEalsSümg^r^äfc
pericardii bezeichnet wird. Nach beiden Seiten hängt diese
” Spalte continuie'rlich mit dem übrigen Cavum pericardii zusammen.
Da sich der Herzbeutel, wie eben erwähnt, so weit nach oben
auf die grossen Gefässe fortsetzt, so muss derselbe in natürlicher
Lage (von vorn betrachtet) die Figur eines Dreiecks mit abgenutz¬
ten Ecken bilden. Die Basis des Dreiecks liegt nach unten und
entspricht dem rechten scharfen Rande des Herzens, die nach oben
gelegene Spitze desselben wird durch die Austrittstelle der grossen
Gefässe gebildet. Bei krankhafter Flüssigkeitsansammlung im Peri-
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cardialraum lässt sich demzufolge durch die Percussion eine Herz¬
dämpfung von der eben beschriebenen, sogen, „ccwiischen“ Form
an der vorderen Brustwand nachweisen. Was im übrigen die Be¬
ziehungen des Herzbeutels zu seiner Nachbarschaft betrifft, so ist
seine vordere Fläche mit dem Sternum durch einzelne fibröse
Stränge, die Ligg. sternopericar^ca, verbunden. Seitlich ist
das parietale Fericard mit cfem mediastinalen Blatte des Brustfelles,
unten mit der oberen Fläche des Zwerchfelles ziemlich fest ver¬
wachsen. Hinten ist die Verbindung mit dem Oesophagus und
der Aorta deicendens hauptsächlich durch lockeres Bindegewebe
gegeben. Dodi pflegen daneben einige festere fibröse Stränge
zwischen dem Herzbeutel und der Wirbelsäule zu verlaufen.
Seiner Structur nach besteht der Herzbeutel, wie alle serösen
Säcke, aus festem Bindegewebe mit zahlreichen elastischen Fasern
und ist an der Innenfläche mit platten Endothelzellen austapeziert.
Das parietale Blatt ist aussen noch von einer besonderen fibrösen
I^ge überzogen, welche sich oben in die AdvCTtia deT~ grössetT
Gefässe fortsetzt. Viele Autoren haben diese fibröse Lage als
fibröses Blatt und das eigentliche Pericardium als serö¬
ses Blatt des Herzbeutels bezeichnet.
Die Herzmuskulatur mit allen ihren Unebenheiten und Ver¬
tiefungen ist an der 1 n n e n f 1 ä c h e von dem sogen. Endocardium
ausgekleidet, einer dünnen, glänzenden Haut, welche als Fort¬
setzung der Intima der grossen Gefässe aufgefasst werden kann.
Das Endocardium^BestehF'namlich in den Atrien aus geschichteten
elastischen Lamellen, in den Ventrikeln aus feinen Fasemetzen,
welche mit ^f~Müskulatur durch Bindegewebe fest zusamynen-
hängen. Seine Innenfläche ist wie die der grossen Gefässe mit
platten Endoftelzellen ausgekleidet. Die Klappen sind als Dupli-
katuren des Endocäfd^äüTztifässen.
Beim Menschen in den ersten Lebensmonaten und auch bei vielen er¬
wachsenen Tieren fand zuerst Purkinje unter dem Endocard eigentümliche
graue Fäden vor, von welchen sich später bei genauerer Untersuchung
zeigte, dass sie aus „kürbiskemartigen“ ^llen zusammengesetzt waren. Da
diese Zellen vielfach eine quere Streifung zeigen, so scheinen dieselben neue,
in Bildung begriffene Schichten der Herzwand darzustellen.
Die aus dem Herzen entspringenden Blutgefässe werden als
Arterien und Venen unterschieden. Unter einer Arterie
versteht man ein jedes Gefäss, dessen Blut vom Herzen
iigend einem Organe zugetrieben wird, ganz gleich, ob dieses
Blut sauerstoffarm, also dunkel, oder sauerstoffreich, also hellrot.
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gefärbt ist. Im Gegensätze dazu liegt das Charakteristikum einer
Vene darin, dass das Blut in derselben von irgend einem Körper¬
organe nach dem Herzen fliesst. Zwischen den Arterien und
Venen ist das Netzwerk der C a p i 1 1 a r e n eingeschaltet, welche
so fein sind, dass sie niemals mit blossem Auge wahrgenommen
werden können. Eine stärkere B 1 u t f ü 1 1 u n g der C a p i 1 1 a-
r e n tritt demgemäss für das unbewaffnete Auge immer nur als
eine stärkere Rötung des betreffenden Organes in Erscheinung.
In Bezug auf ihre histologische Beschaffenheit sind die ^r^
terien vor den Venen zunächst dadurch ausgezeichnet, dass ihre
Wandung sehr zahlreiche und stark entwickelte elastische
E 1 e mente enthält. Die Härte oder Weichheit des Pulses hängt '
im Wesentlichen von dem grösseren oder geringeren Widerstand
ab, welchen die Arterienwände der Blutwelle entgegensetzen. Die
Grösse oder Kleinheit des Pulses hängt dagegen von der Menge
des Blutes und der Grösse der durch das Herz ausgetriebenen Blut¬
welle ab. Ausserdem sind die mittleren und kleineren Arterien
durch ihren Gehalt an glatten Muskelfasern , insbeson¬
dere von ringförmiger Beschaffenheit, ausgezeichnet. Hierauf be¬
ruht auch die für den Arzt so wichtige Eigenschaft verletzter Ar¬
terien, sich nach Anwendung der Kälte, adstringierencter Mittel
oder bei Gemütsbewegungen zusammenzuziehen. Die Arterien des
menschlichen Körpers werden in zwei Systeme geteilt, nämlich:
1) das System der Lungenarterie, A. indmonalis, 2) das
System der grossen Körperpulsader, Aorta.
B.. Die A. pulmonalis.
Die A. jpf<i)nona?is entspringt aus dem rechten Ventrikel dicht --ut .v;. ,
oberhalb des III. linken Sternocostalgelenkes
und verläuft vorder Aortenwurzel nach oben und zu¬
gleich etwas nach hinten- bis unter die Gincavität des Aorten¬
bogens, wo sie sich in die linke und rechte Lungenar¬
terie, A. pulmonalis dextra und sinistra, teilt. Von diesen bei¬
den Aesten zieht die A. pulmonalis sin, vorder Aorta de-
s c e n d e n s . die A. mdmonalis dext. hinter der Aor t a
ascendens und V. c a v a s u p. zum Hilus der entsprechen¬
den Lunge hin. Die Lungenarterie führt im Gegensätze zu allen
übrigen Arterien des menschlichen Körpers dimkles, sauerstoff¬
armes Blut, welches erst in den Lungen wieder mit Sauerstoff ge-
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sättigt, also hellrot wird. Wie an der Aorta fasst man auch an
der Lungenarterie die Siunme der drei Sintis VaUalvae (s. S. 288)
als Sulbus arteriae pulmomlis zusammen. Zwischen der Teilung-
i^stelle der Lungenarterie un<^ -der Concavität des Aortenoogens ist
beim Erwachsend ein bindegewebiger Strang, das Lig. arteriosum,
zu constatieren. Dieser Strang stellt den letzten Ueberrest eines
ehemals sehr grossen Blutgefässes, des Ductus arteriosus {Botalli)
dar, durch welchen beim Foetus die Aorta und die A. pulmonalis
miteinander conununicieren.
C. Die Aorta.
Die Ursprungstelle der Aorta aus dem linken Ventrikel ist , , .
mehr dorsal und zugleich ein wenig tiefer wie diejenige der A. ^
pulmonalis (also etwa in Höhe des III. linken Siterno-Miii^ - ^
costalgelenkes) gelegen. Von diesem Punkte aus zieht das ^
Oefäss zunächst als aufsteigende Aorta, Aorta ascendmsj
hinter der Lungenarterie bis zum II. rechten Sterno-
c o s t a.l ge 1 e n k in die Höhe (also nach rechts und oben).
Beide Arterien müssen sifch also kreuzen. Dicht oberhalb ihres
Ursprunges bildet die Aortenwand in Gestalt der drei bereits
S. 288 erwähnten Sinus Valsalvae eine Erweiterung, welche man
als Aortenzwiebel, Bulbus aortae, bezeichnet. Noch ein
wenig höher (bereits hinter dem Sternum) ist eine andere, mehr
cy lindrische Erweiterung der Aorta, der Sinus quartus s. maximus,
gelegen. Nadidem die Aorta diesen Sinus gebildet hat, tritt sie
aus dem Herzbeutel heraus und bildet den aufwärts convexen
Aortenbogen, Arcus aortae, welcher vom II. rechten Stemo-
costalgelenke nach hinten zieht, um^hier an der linken Seite
des III. B r u s t w i r h e 1 k ö r p e r s in die absteigende
Aorta descendms, überzugehen. Der höchste Punkt des
Aortenbogens soll dem oberen Rande des I. Rippenknorpels ent¬
sprechen. Die absteigende Aorta wird während ihres Verlaufes
in der Brusthöhle als Aorta descendens thoracica, in der Bauch¬
höhle als Aorta descendens abdominalis bezeichnet und ist ^cht
vor der Wirbelsäule (oben mehr links, imten dicht neben der Me^
dianlinie) gelegen. Ihr L a g e v e r h ä 1 1 n i s zu den Nachbar¬
organen ist in der Brusthöhle ein derartiges, dass sie zu¬
nächst links vom Oesophagus, dann aber links von der V. azygos
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297
verläuft, da der Oesophagus vom VIII. Brustwirbel an sich all-
Inählich vor der Aorta hinweg nach links hinüberbegibt, um zur
Cardia des Magens zu gelangen. In der Bauchhöhle ist
rechts von der Aorta und dicht neben derselben die V- cava inf.
gelegen. Links schiebt sich zwischen die Aorta und das__Qbe£e_
^nde der linken Niere die Nebenniere hinein. Lieber die Lage¬
beziehungen der Aorta zum Ductus thoracicus ist beim Kapitel
„Lymphgefässe“ nachzusehen. Ungefähr an dw Grenze zwischen
dem IV. und V. J-endenwirbel sj)altet sich die Aorta in drei Aeste,
von denen die beiden seitlichen, die Aa. iliacae communes, sehr
stark sind, während der mittlere, die A. sacraiis medio, nur ein
sehr schwaches Kaliber besitzt. Nichtsdestoweniger ist die letztere
Arterie als eigentliche Fortsetzung der Aorta aufzufassen.
Die Summe aller aus der Aorta direct oder indirect entspringen¬
den Äste hat man imter der Bezeichnung „Aortensystem“ zusammen¬
gefasst. Diese Äste können nun betreffs ihres Ursprunges und ihres Ver¬
laufes vielfache Abweichungen von dem normalen Verhalten zeigen. Am
häufigsten ist der Ursprung einer Arterie auf eine höhere oder tiefere
Stelle verlegt, oder mehrere kleinere Arterienzweige sind zu einem gemein¬
samen Stamm vereinigt, anstatt gesondert von der Hauptarterie zu entsprin¬
gen. Erheblich seltener kommen Variationen in bezug auf den Verlauf
einer Arterie vor. Es muss somit als wichtig betont werden, dass sich die
Bezeichnung einer vorliegenden Arterie nicht nach ihrem Ursprung odei
ihrem Verlaufe, sondern nach ihrem Verbreitungsbezirke, d. h.
darnach richtet, welche Organe dieselbe versorgt. Es sollen nun zunächst
sämtliche aus der Aorta direct entspringenden Äste aufgezählt und unter
ihnen die kleineren sogleich genauer betreffs ihres Verbreitungsbezirkes cha¬
rakterisiert werden. Die grossen Äste werden alsdann weiterhin noch aus¬
führlicher besprochen werden. Wo bei den einzelnen Arterien nichts be¬
sonderes erwähnt ist, gilt es als selbstverständlich, dass sie die be¬
nachbarten Organe versorgen. Auch die kleinen Muskel äste,
welche von den stärkeren Arterien in grosser Zahl und sehr unregelmässi¬
ger Weise zu den benachbarten Muskeln ziehen, und die zahlreichen
Anastomosen zwischen benachbarten Arterien werden nicht überall
besonders hervorgehoben werden.
D. Die directen Äste der Aorta.
a) Brustaorta, Aorta thoracalis,
1. Die A. coronaria cordis dextra und sinistra ist in Bezug auf
Verlauf, Ursprung und Verbreitung bereits beim Herzen S. 292 be¬
sprochen worden.
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C St tr^^cCy, !>. ‘c 7^'^-
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2. Die .4. anonyma entspringt aus dem Anfangsteil des Arcus
aortae, ist etwa 5 cm lang und in ausgedehntem Zustande etwa
von der Dicke eines kleinen Fingers. Ihr Anfangsteil ist meist
noch vordem unteren Ende . der Trachea gelegen. Indem sie hierauf
hinter dem Sternum ein wenig schräg von links und unten nach
rechts und oben verläuft, teilt sie sich in der Höhe des rechten
Sternoclaviculargelenkes in die A. carotis communis
dextra und A. subdavia dextra.
3. Die A. thyreoidea ima (Neubauer ’s che Arterie)
entspringt meistens zwischen der vorhergehenden und der folgen¬
den Arterie und bildet einen abnormen Ast der Aorta, welcher
jedoch keineswegs selten vorkommt (nach der Mittelzahl zwischen
den Beobachtungen von ORUBER und NUHN etwa an jeder zehnten
Leiche). Dieser Ast ist von xhirurgischer Wichtigkeit, weil der¬
selbe in der Medianlinie dicht vor der Trachea zur
Schilddrüse zieht und deswegen beim Luftröhrenschnitt un¬
ter das Messer kommen kann.
4. Die A. carotis communis sinistra entspringt wie die beiden
vorigen aus der Convexität des Aortenbogens und läuft längs des
Halses zum Kopf in die Höh e.
5. Die A. subclavia sinistra entspringt ebenfalls aus desr Gsn-
vexität des Aortenbogens und verläuft zur linken oberen
Extremität.
6. Die Aa. bronchiales stellen mehrere kleine Aeste vor, welche
zum Teil aus der Concavität des Aortenbogens, zum Teil bereits
aus des Aorta descendens ihren Ursprung nehmen und mit dem
linken und rechten Bronchus zu den beiden Lungen ziehen, wo
sie sidi in den Lymphdrüsen, in der Wand der
B r o n chien, im peribronchitischen und inter¬
lobulären Bindegewebe verzweigen.
7. Die Aa. oesophageae sind zwei bis vier kleine Aeste, welche
hauptsächlich von der vorderen Wand der Aorta zum nahe ge¬
legenen Oesophagus verlaufen.
8. Die Aa. mediastinales posteriores bestehen aus zahlreichen
kleinen Zweigen, welche das Bindegewebe des Mediastinum
posterius und dessen N a c h b a r t e i 1 e (wie z. B. die. huu
fere Wand des Herzbeutels, die benachbarte. Pleura etc.) versorgen.
Die untersten von diesen Arterien treten mitunter auf die obere
Fläche des Zwerchfelles hinüber und werden alsdann
als Aa. phrenirne superiorrs besonders bezeichnet.
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299
9. Die Aa. intercostales (Aa. intercostalvs posteriores), gewöhn-
lich 8 — 10 paarige Aeste, entspringen in zwei longitudinalen Reihen
Ain hinteren Anfang der Aorta und verlaufen zunächst hinter der
Pleura, dann hinter dem Mm. subcostales, endlich zwischen
den Mm. intercostales ext. und intt. nach vorn.
Wie jeder N. intercostalis ist auch jede A. intercostalis in einen
oberen Ast für den Sulcus costalis je einer oberen Rippe und
einen unteren Ast für den oberen Rand der entsprechenden
Nachbarrippe geteilt. Doch werden die beiden o bersten .
Intercostalräume v<^ einem Ast der Subclavia^ ^ l
A. intercostalis suprema, versorgt. Eine jede Intercostalarterie gibt Ji
unmittelbar neben der Wirbelsäule den Rückenast, H. posterior
s. dorsalis, ab, welcher mit dem Rückenast des betreffenden Inter-
costalnerven zur Haut und Muskulatur desRückens
zieht und überdies einen B. spinolis durch das entsprechende For.
intervertebrale in den W i r b e 1 k a n aj^ schickt. _ Perforierende
Aeste gehen ferner noch von den Intercostalarterien zu den
Rücken-, den Brustmuskeln und der Brustdrüse
hin. Die vorderen Enden der Aa. intercostales fliessen mit den
Rr. intercostales aus der Mammaria int, zii.sammen.
b) Bauchaorta, Aorta ahdotHinalis.
Die Aeste der Aorte abdominalis sind in paarige. Rami parie¬
tales. und unpaare Aeste. Rami viscerales, einzuteilen, von denen
die letzteren an der vorderen Seite der Aorta entspringen
und für den Verdauungstractus nebst seinen Anhängen bestimmt sind.
a) Unpaare Äste.
1. Die A. coeliaca (Tripus Halleri) versorgt den obersten Teil / , > ..
des Verdauungskanales und seiner Anhänge, d. h. den M a g e n,
die obere Hälfte des Duodenum und Pankreas, die^ tct'TMi.,
Leber und die Mil z.
2. Die A. mesenterica superior versorgt den nächstfolgenden
Teil des Verdauungskanales, d. h. die untere Hälfte des D u o -
d e n u m und P a n k r e a Sj den ganzen übrigen Dünndarm
und den oberen Teil des D i c k d a ijn e^ , also das Caecum
Colon ascendens und die rechte obere Hälfte des Colon transversum.
3. Die A. mesenterica inferior versorgt den unteren Teil
des Dickdarmes, d. h. die linke Hälfte des Colon trans¬
versum, das Colon descendens, das Colon sigmoideum und den
obersten Teil des Rectum.
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ß) Paarigej Äsle.-
4. Die Aa. phrenicae inferiores entspringen entweder neben
oder seltener aus der A. coeliaca und gelangen (die rechte hinter
der V. cava inf.) zur unteren Flächedes Zwerchfel-
1 e s , wo sie sich in je einen vorderen und hinteren Ast
spalten. Kleinere Zweige desselben können auch zu den Nachbar¬
organen des Zwerchfelles, wie z. B. ziu" Leber, Milz, dem Pankreas
und den Nebennieren (iJr. suprarenales superiores), hinübertreten.
5. Die .4a. lumbales t4— 5) sind Analoga der Intercostalartmen
und entspringen demzufolge gewöhnlich vor den entsprechenden
Lendenwirbeln. Sie ziehen hinter den Zwerchfell¬
schenkeln und dem M. psoas major nach lateralwärts
und versorgen (mittels des sogen. R. anterior) die Lenden-
und Bauchmuskeln. Jede A. lumbalis gibt ferner wie die
Intercostalarterien einen Rückenast. R. dorsalis s. posterior,
ab, welcher neben der Wirbelsäule zur Haut und Muskula¬
tur des Rückens zieht und ausserdem einen R. spinalis
durch das entsprechende Zwischenwirbelloch in den W i r b el¬
kanal hineinschickt.
ö. Die Aa. suprarenales können aus der Aorta (Aa. suprare-
nales mediae) aber auch aus den Aa. phrenicae inff. (Rami suprare-
ncdes superiores) oder aus den Aa. renales (Aa. suprarenalsß_mfe-
riores) kommen und ziehen zu den Nebennieren hin.
7. Die Aa. renales (meistens einfach, selten im mehrfacher Zahl)
gehen meist j^twinkelig zum H i 1 u sj3e r N i e r e n . können
jedoch auch an die Umgebung der letzteren und an die Neben¬
nieren Zweige abgeben.
8. Die Aa. spermaticat', in/er/tae sind lange, dünne Aeste, wel¬
che meistens ausder vorderen \x/anH Har-Anr-^a sel¬
tener aus der rechten oder linken A. renalis) entspringen und
vor dem M. psoas, vor dem Ureter und vor der A. und V.
iliaca nach abwärts ziehen. Beim Männe durchsetzen sie in Be-
gleitung des Ductus deferens den Leistenkanal und enden im H o-
^en; beim Weibe ziehen sie zum Ovarium (A. ovaricn)
und dem lateralen Teile der Tube und gehen mit den
Zweigen^ der A. uterina innerhalb des Lig. latum zahlreiche
Anastpmqsen ein.
9. Die Aa. iliacae communes (Aa. anonymae iliacae von HENLE)
ziehen schräg divergierend von der Teilungstelle der Aorta am me¬
dialen Psoasrande bis zur Artic. sacroiliaca, wo sich eine
jede in die Arterie der unteren Extremität, A. iliaca
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301
externa, und die Arterie des Beckens, A. hypogas^ica s. iliaca in¬
terna, teilt.
10. Die A. sacralis media ist, wie oben erwähnt, eigentlich
nicht als Ast der Aorta, sondern als ihre direkte Fortsetzung nach
abwärts zu betrachten. Sie zieht an der Vorderflächedes
V. Lendenwirbels und des Kreuzbeines nach ab-
wärts. um in der Steissdrüse. Glomus eor.euaeum. zu endigen. Ihre
Seitenäste, unter denen der oberste, die A. lumhalis quinta. durch
seihe Stärke ausgezeichnet ist, entsprechen den Intercostalarteriea
und anastomosieren mit den Zweigen dCT_A._M«alis lateralis,. __
E. Die grösseren Zweige der Aorta.
I. A. carotis communis.
Die A. carotis communis verläuft an der Seite der Trachea und
des Kehlkopfes b i s etwa zur H öhe der Protuberan-
t i a 1 a r V n g e a. welche beim männlichen Geschlechfe ariTTIarse
stets deutlich hervorragt. An dieser Stelle (bei Kurzhalsigen etwas
höher) teilt sie sich in zwei ziemlich grosse Hauptäste, die Ä. ca~
rotis externa und die A. carotis interna. Die Lage der A. carotis
commimis ist eine derartige, dass sich medial von derselben
die Trachea und der Kehlkopf, 1 a t e r a 1 die V. jugularis interna
befindet. Zwischen und hinter der A; carotis communis und V.
jugularis interna s. communis ist der N. vagus, hinter der Arterie
der N. sympathicus gelegen. Alle drei Organe werden von einer
gemeinsamen Scheide umhüllt. Vor dem unteren Teile der Ca¬
rotis comm. ist der M. sternocleidomastoideus gelegen, während
der obere TeiLjdes Gefässe,s_ medial von letzterem Muskel In der
sogen. M a Igaigne 'sehen Grube oder Fossa carotica s.
carotidea (s. S. 103) dicht unter der Haut gefühlt werden kairn?
Die A. carotis* cömmühis kann^egen den ziemlich stark promi¬
nierenden Querfortsatz des sechsten Halswirbels (Tuberculum ca-
fötieum s. Tubercule de Chassaignac) angedrückt werden.
II. A. carotis externa.
Die A. carotis externa verläuft in ziemlich senkrechter Rich¬
tung von ihrer Urspnmgstelle nach aufwärts, indem sie zunächst
von dem M. stylohyoideus und dOT hinteren Bauche des M. di-
gastricus, weiter nach oben von der Ohryieicheldrüse bedeckt ist.
TTTdeFlrizteren Gegend (der Fossa parotidea) liegt sie zwischen
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302
dem Unterkieferaste und dem Proc. mastoideus und teilt sich als¬
dann etwa in der Höhe des Unterkieferhalses in
ihre beiden _ E n d ä s t e , die A. tempor<jä,is superficialis und die
Ä. tnaxälaris interna. Die 9 Aeste, welche die Carotis ext. abgibt, *)
heissen folgendermassen: ?■ - • ^ . 4..
^ 1. Die A. pharyngea aseendeiis entspringt meistens dicht neben
der Teilungstelle der beiden Carotiden — seltener höher aufwärs
aus der Carotis ext. — und läuft an der Seitenwand des
Pharynx in verticaler Richtung nach oben. Ihre Zweige ver¬
ästeln sich zum Teil im Schlundkopf {Rami pkaryngei) zum Teil
dringen sie sogar {Bami meningei) durch das For. lacenun ante-
rius und posterius in die Schädelhöhle hinein. ’
2. Die A. sicrnocleidomastoidta (mitunter in mehrfacher Zahl>
bildet einen seiner Stärke wegen besonders benannten Muskel¬
zweig zum Sternocleidomastoideus.'i*^' ‘ ■ '
3. / Die A. thyreoidea superior verläuft unterhalb des
Zungenbeines nach abwärts~zur Schilddrüse und verästelt
sich in dem oberen Abschnitte der letzteren. Ein Zweig dieser Ar¬
terie, die A. laryngea superior, geht zusammen mit dem gleich-
namigen Nerven d u r c hd i^e Membrana hyothyreoi-
d e a zu den inneren Teilen de^ Kehlkopfes hin. Sie teilt sich
dort injeiacn. aufsteigenden und absteigenden Ast, von denen d^
letztere mit der A. laryngea inf. (aus der A. thyreoidea inf.)
anastomosiert. In chirurgjgjJlgj^^gjjjjJyjßgjj^^ ferner ein
ziemlich constanter Verbindungszweig zwischen den beiden Aa.
thyreoideae supp., der ii. cricoihyreoideus, welcher vor TTe m"
L i g. er i_c o t h^ r e q^i d e ujn medium in transversaler Rich¬
tung verläuft und deshalb bei der Laryngotomie leicht durch-
^hnitten werdOT kann.
4. ..Die_.fl. Ungualis verläuft oberhalb des Zungen-
h e i n e s zunächst mit dem .N. hyppglo^:^ sodann unter denf
A^^lohyoideus und dem hinteren Bauch des M. digastricus zur
_ZuingenwurzeI,_um hier unter die Fasern des M. hyoglossus zu
ireten und sich alsdann in ihre b e i d e h d ä s t e, die A. dor-
salis limuae und A. profund a linyuac zu spalten. Die A. und VT
iingualis verlaufen nicht zusammen, sondern sind durch den M.
hyoglossus getrennt. Die Vene liegt also mehr nach aussen wie
die Arterie. Zweige der A. Iingualis sind:
') Drei grosse Körperarlerien, nämlich die Carotis ext., die Sub¬
clavia und die H y p o g a s t r i c a, sind durch die Neunzahl ihrer Aste
ausgezeichnet.
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303
a) ein R. hyoideus verläuft längs des Zungenbeines
nach medianwärts und anastomosiert mitunter miü^dem gleich¬
namigen Zweige der anderen Seite.
b) die A. sublingualis verläuft dicht oberhalb des M
mylohyoideus und lateral vom Ductus Whartonianus
am Boden der Mundhöhle nach vorn, indem sie der Glan¬
dula sublingualis Zweige abgibt.
c) die A. dorsalis linguae (vielfach in mehrere feine Aestchen ge¬
teilt, welche alsdann als Rami dorsales linguae bezeichnet
werden), dringt in den M. hyoglossus hinein und zieht
hierauf am Zungenrücken in der Nähe der Schleim¬
haut bis zur Zungenspitze hin.
d) die A. profunda linguae s. ranina wird von vielen Autoren
als das eigentliche Ende der A. lingualis angesehen und zieht
in der Zungensubstanz nahe der unteren Zungen¬
fläche zur Seite des M. genioglossus bis zur Zungenspitze
hin.
53 Die A. maxillaris externa verläuft zunächst ebenso wie die
Ungualis medial vom M. stviohvoideus und dem hinteren Bauche
des Digastricus bis unter d i e Glandula s u b m a x i 1 1 a-
r 1 s . von welcher sie also bedeckt wird. Alsdann tritt sie am
vorderen Rande des M. masseter über die Basis des
Unterkiefers zum Gesicht und verläuft von hier aus bis in die
Nähe d» m edialen Augenwinkel s.^ indem sie von der
nherflärhlirhpn Hpr Oesichtsmuskelft-bedeckt -wird. Am
vorderen Rande des Masseter kann die A. maxillaris ext. leicht
aufgesucht und gegen den Unterkiefer comprimiert werden. Ihre
Zweige sind:
a) die A. palatina ascendens (A. pharyngopalatina) entspringt
unterhalb des Unterkiefers und steigt zwischen dem M. t.,-
styloglossus und dem M. stylopharyngeus neben der '
Seiten wand des Schlundes zum Velum palatinum
und den angrenzenden Teilen in die Höhe. Die Arterie*^ ,
kommt nicht selten direkt aus der Carotis ext. '■<
b) der R. tonsillaris entspringt häufig aus der vorigen Arterie
und bildet für gewöhnlich nur einen kleinen Ast, welcher
medial vom Kieferwinkel zur Tonsille geht; wenn die
letztere krankhaft vergrössert ist, kann der R. tonsillaris je¬
doch sehr stark werden und bei^oerationeij^n den Mandeln
zu beträchtlichen Blutungen Venmlässun^^eWn.
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304
c) die A. submmtalis (meist von dem Hauptzweige des N. mylo¬
hyoideus begleitet) verläuft an der unteren Fläche des
M. mylohyoideus zwischen dem Unterkiefer und dem
vorderen Bauche des M. digastricus nach vorn. Entweder
aus ihr oder dem Stamme der A. maxillaris externa ziehen
Zweige zur Glandula submaxillaris hin {Rami glanduläres).
d) die A. praemasseterica ist ein zwar nur kleiner, aber ziem¬
lich constanter Ast, welcher am vorderen Rande des Masse¬
ter aufwärts zieht.
e) die Aa. labiales inferior und superior (Aa. coronariae labii in-
ferioris und labii superioris) gehören schon zu den Gesichts¬
ästen der A. maxillaris externa und verlaufen in transversaler
Richtung in der Unter - und Oberlippe nach me-
dianwärts, wo sie mit den gleichnamigen Arterien der ande¬
ren Seite anastomosieren und sennit einen Gefässkranz um
die Mundöffnung bilden. Von der A. labialis superior steigt
die kleine A. septi mobilis narium zur Nasenscheidewand in
die Höhe.
f) die Rami buccales gehen nach hinten zu den Wangen
und anastomosieren mit den Aesten der A. maxillaris interna.
g) die A. angularis (nasi) bildet das Ende der Maxillaris ex¬
terna und läuft an der Seitenwand der Nase in die
Höhe, um am medialen Augenwinkel mit der A. nasalis aus
der Ophthalmica zu anastomosieren.
6. Die A. occipitalis läuft unter dem Schutze des M.
s t y I 0 h y o i d e u s und des hinteren Bauches des
M. digastricus nach hinten und oben bis zu der kleinen für
sie bestimmten Rinne am Schläfenbein (s. S. 39). Hierauf verläuft
sie zunächst bedeckt vom M. sternocleidomastoi-
d e u s bis in die Nähe des For. mastoideum nach aufwärts, s o-
dann bedeckt vom Splenius nach medianwärts, um
schliesslich am medialen Rande des Splenius den M. trapezius zu
durchbohren und sich zusammen mit den Zweigen des N. occi¬
pitalis major am Hinterhaupt zu verästeln {Rami nrripitnl.ps). F.in
kleiner Zweig derselben, der Ramus mastoideus (A. meningca
post, externa) j[eht durch das For. mastoideum zur
Dura mater in die Schädelhöhle hinein. Andere Zweige der Occi-
pitalisL.R»V s. cervicales, ziehen zu den Nackenmus-
. kein nach abwärts.
7. Dit A. auricularis posterior verläuft meistens neben dem
M. stylohyoideus und digastricus nach hinten und
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305
oben zum Proc. styloideus, wendet sich jedoch alsdann dicht vor
dem Proc. mastoideus und hierauf hinter demOhre
nach aufwärts. Die Arterie gibt zunächst einen kleinen Zweig,
die A. stvlomastotdea. ab. welche durch das For. stylomastoideum
in den Fallopischen Kanal und in die Paukenhöhle eindringt.
Weiterhin gehen von ihr Zweige für das Ohr (Bami auriculares)
und die Seitenfläche des Hinterhauptes (Rami oecipitales) ab.
8 Die A. maxillaris interna der eine von den beiden End¬
ästen der Carotis ext., zieht in einer schrägen Linie von der
medialen Seite des Unterkieferhalses zwischen
dem M. pterygoideus ext. und dem M. temporalis sodann zwischen
■ beiden Köpfen des M. pterygoideus ext. zjii r Fiss. spheno-
~~~ m a X i 1 1 a r i s , in welcher sie sich in ihre Endzweige auflöst.
^ Sie kreuzt den N. lingualis und alveolaris inf., welche einwärts
^von ihr gelegen sind. Die Zweige der Maxillaris int. lassen sich
"am besten in drei Gruppen einteilen.
Die erste Gruppe entspringt an der medialen
Seite* des Unterkieferhalses' d. h. bevor die A.
maxill. int. zwischen die oben genannten Kaumuskeln tritt. Zu
dieser Gruppe gehören:
a) die Ä. auricularis profunda steigt hinter dem Kiefer-
gelenk zum äusseren Gehörgang empor;
b) die A. tympanica anterior geht durch die Fiss. Gla¬
se r i zur Schleimhaut der Paukenhöhle;
c) die A. alveolaris inferior tritt mit dem N. alveolaris inf.
zwischen dem Lig. sphenomandibulare und dem Unterkiefer¬
aste in den Can. mandibulae des Unterkie¬
lers hinein, kommt als A. mentalis diurch das gleichnamige
Loch wieder heraus und verästelt sich am Kinn und an der
Unterlippe Vor Eintritt in den Unterkieferkanal entspringt
von ihr oer R. mylohyoideus, welcher mit dem gleichnamigen
Nerven im Sulcus mylohyoideus des Unterkieflers
nach vom zieht, ln dem Unterkieferkanal selbst sendet die
A. alveolaris inf. die Aa. dentales durch feine Knochenkanäl¬
chen zu den Zähnen des Unterkiefers;
d) die A. meningea media dringt durch das For. spi¬
nös u m zusammen mit dem N. spinosus (N. recurrens des
111. Trigotninusastes) in die Schädelhöhle und teilt
sich hier in einen vorderen und einen hinteren Ast,
von denen der erstere bis in die vordere Schädelgmbe hin-
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. 20
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306
einzieht, während der letztere sich hauptsächlich am Schei¬
telbein und am oberen Teile des Hinterhauptbeines verästelt.
Beide Aeste versorgen die Dura mater imd die angrenzenden
Schädelknochen. Ein inconstanter kleiner Zweig der A. me-
ningea media, der Ramus meningeus accessorius s. A. meningea
parva, entspringt dicht unterhalb der Schädelbasis und gellt
von imten her durch das For. ovale zur Dura mater.
Die zweiteOruppe von Zweigen der A. maxillaris int.
entspringt aus der letzteren während ihres Verlaufes
zwischen den Kaumuskeln tmd entspricht den Zwei¬
gen des N. masticatorius s. . crotaphiticobuccinatorius (vom III.
Aste des Trigeminus), welche bekanntlich die Kaumuskeln und
die Haut und Schleimhaut der Wange versorgen. Zu dieser Gruppe
gehören :
a) die A. masseterka zieht durch die Inc. mandibulae
des Unterkiefers zu dem gleichnamigen Muskel hin;
b) und c) die Aa. pterygoidea externa und interna verlaufen di¬
rekt zu den gleichnamigen Kaumuskeln;
d) zwei Aa. temporales profundae steigen immittelbar auf dem
Planum temporale des Schädels in die Höhe und ver¬
ästeln sich im M. temporlis;
e) die A. buccinatorin verläuft mit dem N. buccinatorius ander
Aussenflächedes M. buccinator zur Haut und
Schleimhaut der Wange.
Die dritte Gruppeliegt inder Fiss. spheno-
maxillaris und bildet die E n d z w e i g e , in welche sich
die A. maxillaris int. auflöst. Zu dieser Gruppe gehören: '
a) die A. in/raorbitalk verläuft mit demi N. infraorbitalis durch
den Sulcus und Ca n. infraorbitalis zum Ge¬
sicht, wo dieselbe mit den anderen Gesichtsarterien zahlreiche
Anastomosen eingeht. Kleinere Zweige deii|plben sind die
Oberkieferarterien, Aa. alveolares superiores,*) von
denen man wiederum vordere, mittlere und hintere Aestchen
(Aa. alveol. supp, anteriores, mediae und posteriores) unter¬
scheidet, welche durch die gleichnamigen Löcher und Kanäle
des Oberkiefers zu /den Zähnen des letzteren hinziehen
und daher auch £Ös Aa. dentales superiores etc. bezeichnet
Dieser Ast geht mitunter mit der A. ophthalmica durch die Fissura
orbitalis Superior oder ein eigenes Loch im grossen KeilbeinflUgel. Fora-
men meningeoorhitale (W a 1 d e y e r), eine Anastomose ein.
’) Die Aa. alveol. supp, posteriores entspringen sehr häufig dirdd von
der Maxillaris int. als einfache A. alveolaris superior posterior.
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307
werden. Ein anderer Zweig, die A. eygomatica s. subcutanea
malae, die übrigens sehr häufig auch aus der vorderen A.
temporalis profunda kommt, geht mit dem gleichnamigen
Nerven durch die Fiss. orbitalis inf. in die Augenhöhle, um
dort entweder die A. lacrimalis zu ersetzen oder auch mit
ihren Zweigen durch den Can. zygomaticofacialis tmd zygo-
maticotemporalis zur Haut zu treten;
b) die A. pcdaifSf descendens s. A. pterygopalatina sendet zuerst
die A. Vidiana s. canalis pterygoidti durch dep Can. Vidianus
zS^^a tustachii und ^m oberen Teil des Pharynx, steigt
hierauf durch den Can. pterygopalatinus nach
abwärts und teilt sich wie die gleichnamigen Nerven in zwei
kleinere Zweige, die Aa. pcUatinae minores, für den weichen
Gaumen imd die Mandel und einen grösseren Zweig, die
A. pdkuina major, für die imtere Fläche des harten Gaumens
bis zum For. incisivum;
c) die A. sphenopalatina (A. nasalis posterior) zieht durch
das For. sphenopalatinum in die Nasen¬
höhle hinein, indem sie sich meistens schon in der eben
genannten Oeffnung in drei oder mehrere kleinere Zweige
spaltet, nämlich: «) die A. pharyngea descendens zur Decke
des Pharynx, ß) die Aa. nasales posteriores laterales (postt.
supp.) zur Seitenwand der Nasenhöhle, y) die Aa. nasales
posteriores septi narium zur Nasenscheidewand. Unter den
Scheidewandästen ist durch ihre Stärke die A. nasopalatina
Scarpae ausgezeichnet, welche mit dem gleichnamigen Nerven
in einer Furche des Vomer (s. daselbst) bis zum For. incisi¬
vum nach abwärts zieht, um in dem letzteren mit dem vor¬
deren Aste der A. palatina major zu anastomosieren.
9. Die A. temporalis superficicdis bildet den letzten Ast und
die direkte Fortsetzung der Carotis externa nach oben und zieht
V o r d e m ^^r j^icht unter der Haut und auf der Fascia tem¬
poralis, in die Höhe, um sich sQflfessllch än~der Schläfe in zwei
fast rechtwinkelig zueinander stehende E n d ä s t e , den K f ron-
talis und den R. zu teilen. Die Zweige der A. tempo¬
ralis superf. sind:
a) jRr. auriculares anteriores zum vorderen Teile des Ohres;
b) die A. transversa faciei verläuft unterhalb des Joch¬
bogens und bedeckt yo n der Parotis zum Ge¬
sicht; entweder von ihr oder direkt aus der A. temporalis
superficialis gehen die Band parotidei zur Parotis hin;
20*
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308
c) die A. eygomaticoorbitalis zieht oberhalb des Joch¬
bogens auf der Fascia temporalis zum lateralen
Augenwinkel;
d) die A. temporalis media bohrt sich dicht oberhalb
des Jochbogens in die Fascia temporalis ein und
verästelt sich sodann im M. temporalis;
e) der B. frontalis läuft schräg nach vorn und oben. zur
Stimgegend;
f ) der B. parietalis (B. ocäpitalis) zieht * längs der Seitenwand
des Schädels nachhinten undoben bis in die Nähe
des Scheitels.
111. A. carotis Interna.
Die Carotis interna liegt zunächst lateral und ein wenig
nach hinten von der Carotis externa^) und geht dann hinter
der letzteren hinweg mehr nach medianwärts hinüber, so
dass sie weiterhin neben der Pharynxwand aufwärts steigend, von
der Carotis ext. durdTdie Mm. styloglossus und stylopharyngeus
getrennt ist. Alsdann durchzieht die Arterie den a n. c a r o 1
cus des Schläfenbeines und gelangt durch das For.
lacerum zu dem Sulcus caroticus des Keilbeines. Während sie in
dieser Furche nach vorn zieht, ist sie in dem unteren late¬
ralen Teile desSinus cavernosus gelegen, von dessen
Blut ihre Wandung lunspült wird. Neben dem Proc. clinoideus
ant. löst sich die Carotis interna schliesslich in ihre Endäste auf.
Während dieses Verlaufes bildet die Arterie folgende Krüm¬
mungen. Die erste schwach S-förmige Krümmung ist an ihrem
Ursprungteile und dicht hinter der Carotis ext. gelegen.
Eine zweite, nahezu horizontal liegende Krümmung mit nach
vom und medianwärts gerichteter Convexität, wird von ihr dicht
unterhalb der Schädelbasis gebildet. Hieran schliesst
sich innedialb des Can. caroticus des Schläfenbeines die
dritte Krümmung, das sogen.” Genu caroticum. Eine vierte,
leicht S-förmige Krümmung liegtin dem Sulcus caroti¬
cus zur Seite des Türkensattels. Die fünfte Krümmimg endlich
entspricht der Impressio carotica des Keilbeines
und ist mit der Convexität nach vom gerichtet. Am Halse
*) Dies ist die Stellung, welche man gewöhnlich an Leichen findet,
bei denen der Kopf nach hinten und abwärts hängt. Bei vorn übergeneig¬
tem Kopfe ist die Carotis interna mehr gestreckt und deshalb zunächst hin¬
ten und dann medianwärts von der Carotis externa gelegen.
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309
gehen von der Carotis int. keinerlei Aeste ab. Nachdem
sie im Can. caroticus einige kleinere Zweige für die Paukenhöhle
(Er. carotiml'ymjTatiirf-und ip Sinus cavernosus für die nahe ge¬
legene Dura und andere Nachbarteile abgegeben hat, entsendet sie
folgende Aest^
1. Die A. opkthalmica nimmt ihren Ursprung von der letzten
nach vom convexen Krümmimg der Carotis int. und dringt
durch das For. ppticum mit und unter dem N. opticus
in die Augenhöhle hinein. Hier tritt sie mnächst lateral von die¬
sem Nerven und <tenn über demselben hinweg zu der media¬
len Wand der Örbita, an welcher sie mit dem N. naso-
ciliaris etwa in einer Verbindungslinie zwischen dem For. ethmoi-
dale ant. und post, verläuft, um schliesslich o berhalb des
L i g. ^alpebrale mediale zur AugenhöhlTTunäüszütreten
und sich in ihre E n d ä s t e , ®e Ä.’ dorsatis nasi und die Ä.'
frotUaiis, zu spalten. Atd diesem Wege gibt sie folgende Zweige ab:
a) die A. centralis retinae durchbohrt die Hüllen des N. opticus
und verläuft in dessen Längsachse bis zur Retina, .
welche sie ausschliesslich versorgt, ohne mit anderen Arte¬
rien zu communicieren;
b) die A. lacrimalis geht mit dem N. lacrimalis an der
Grenze zwischen oberer und lateraler
A ug enhöhlenwand dicht unter dem Periost der Or¬
bita zur Thränendrüse und über diese hinaus zum lateralen
Augenwinkel, wo sie die A. palpehralis lat. superior und in¬
ferior für das obere und untere Augenlid abgibt;
c) die A. supraorbUalis geht mit dem Hauptzweige des N. fron-
talis (dem N. supraorbitalis) a u f d e m_M. levator pal-
p e b r a e s u p e r, i o r is und dicht unterhalb des Fmosfe
des Orbitaldaches nach vom, tritt durch die Inc. su¬
praorbitalis zur Augenhöhle hinaus und steigt als¬
dann in verticaler Richtung längs der Stirn in die Höhe;
d) die A. etkmoidalis posterior zieht durch das For. eth-
moidalepost. mit dem N. ethmoidalis posterior zu den
hinteren Siebbeinzellen;
e) die A. ethmoidalis anterior geht durch das For. eth-
moidale ant. zusammen mit dem N. ethmoidalis ant.
erst in die Schädelhöhle und dann durch die
Lam. cribrosa zum vorderen Teil der Nasenhöhle (insbeson¬
dere ziun Sinus frontalis und zu den vorderen und mittleren
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310
Siebbeinzellen). Ein Zweig derselben, die A, mmingea an¬
terior, läuft in einer kleinen Furche neben der Crista
g a 1 1 i an der hinteren Fläche des Stirnbeines in die Höhe;
f) Rr. musculares zu den Augenmuskeln entspringen zum Teil
selbständig aus der Ophthalmica, zum Teil als Zweige der
bereits genannten Arterien: sie geben die Aa. ciliares anteriores
ab, welche am vordersten Teile des Bulbus auf der
Aussenfläche der Sclera geechlängdf zum
■Bande def Cornea verlaufen, üin" hiS die Sclera zu durch-
bohren und in einen um den Ciliarrand der Iris gelegenen
Qefässkranz, den Xjtfcülus atJeriosus tndt^fmjär, übefzügehfen.
Andere Zweige Aa. ciliares anH. Kleiben an der Aussen¬
fläche des Bulbus und bilden um den Rand der Cornea das
arterielle Randschlingennetz;
g) die Aa. ciliares posteriores (etwa 4 — 6 an der Zahl) entsprin¬
gen direkt aus der Ophthalmica und ziehen neben dem
N. opticus in Begleitung der Nn. ciliares breves zum
hinrersten leil des Bulbus. Als cili<ires postt. breves
bezeichnet man djgienigen Zweige, welche sich nach Durchs:
Iwhrung des Sclera in der Qiorioidea verästeln. Zwei Aa.
(Miares vosü. longae (die eine auf der medialen, die andere
auf der lateralen Seite des Bulbus) ziehen an der Innen¬
fläche der Sclera nach vom, um schliesslich am Ci¬
liarrande der Iris in der bereits erwähnten Circulus arieriosvs
iridis maior überzugehen. Aus diesem Gefässkranz gehen
1 alsdann die feinen arteriellen Zweige für die Iris und das
Corpus ciliare hervor. Diejenigen Zwfige, welche den Pu-
pillarrand der Iris erreichen, bilden daselbst den sc^en.
Circulus artcriosus iridis minor\
h) die Aa. palpehrales mediales, eine superior und eine inferior,
ziehen nahe dem freien Rande der Augen¬
lider an der Vorderfläche des Tarsus den Aa. palpebr.
latt. aus der A. lacrimalis entgegen, um mit den letzteren tun
die Augenlidspalte einen oberen imd einen unteren Oefäss-
bogen, den Arcus tarscus superior .und inferior^ zu bilden;
i) die A. frontalis läuft mit dem medialen Zweige des N. fron-
talis medial von der A. und dem N. supraorbi¬
tal i s längs der Stirn in die Höhe;
k) die A. dorsalis nasi fliesst an der Seite der Nase mit der A.
angularis näsi aus der Maxillaris ext. zusammen (Anasto-
mose zwischen Carotis ext. und int.).
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311
2. Die A, cerebri anterior s. corporis callosi gehört ebenso
wie die nächstfolgenden Aeste der Carotis int, schon zu deren
Endverzweigungen. Sie läuft von vom her u m das Genu
corporis call o s i und alsdann längs der oberen
Fläche des Balkens nach hinten, indem sie dje mediak
Fläche der Orosshimhemisphären und (ten Balken mit Zweigen
versorgt. Dicht vor dem Chiasma nerv, opticorum werden die
beiden Aa. corporis callosi durch eine kurze quere unpaare Anasto-
mose verbunden, welche man als A. communicans anterior bezeich-
net hat.
3. Die A. cerebri media s. fos^^^lvii läuft i nderFossa
cerebri lateralis {Fossa Sulvii) nach hinten und oben und
versorgt die benachbarten Orosshimlappen.
4. Die A. chorioidea zieht lateral von den Pedun-
culi cerebri mit dem Tractus opticus nach hinten und
dringt hierauf von unten her in das Unterhorn des Seitenventri-
kels ein, wo sie' sTcH’Tiauptsächlich in~3öinPrexus cTwrioidei ver¬
ästelt. Doch sendet sie auch den nahe gelegenen Himteilen kleine
Zweige zu.
5. Die A. communicans posterior läuft jederseits late¬
ral vom Tuber cinereumund den Cor pp. mam-
millaria in sagittaler Richtung nach hinten und senkt
sich in den Endast der A. basilaris, die A. cerebi posterior s. pro-
funda, ein, indem sie auf diese Weise einen arteriellen Gefässkranz,
den (Hrculus arteriosus Wülisi, schliesst.
Der Circulus arteriosus Wülisi bildet einen an der G e h i r n-
b a s i s gelegenen Gefässkranz, welcher das Chiasma, das Tuber-
cinereüm und die Cörpp. mammillaria umfasst und sich (von vom
nach hinten gezählt) aus folgenden Arterien zusammensetzt:
a) die A. communicans anterior,
b) den beiden Aa. cerebri anteriores,
c) einem kimzen Stücke der A. carotis interna dextra und si-
nistra,
d) den beiden Aa. communicantes posteriores,
e) den beiden Aa. cerebri posteriores.
Die sub e) genannten Arterien kommen jedoch nicht mehr
aus (ter Carotis int., sondern aus der A. basilaris. Man kaim
also auch sagen, dass die A. communicans posterior jederseits eine
Communication zwischen der A. carotis in-
te r n a und der A. basilaris bildet, durcTi welche eine
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312
vollständige Versorgung des Gehirnes mit arteriellem Blute auch
dann stattfindet, wenn die eine oder die andere der beiden letz¬
teren Arterien (durch Embolie etc.) verstopft ist.
VI. Die A. subclavia. ,
Die A. subclavia verläuft nach ihrem Ursprünge (rechts aus-
der A. anonyma, links aus der Aorta) bogenförmig dicht über
der Pleurakuppel nach aufwärts und geht alsdann dicht
über der ersten Rippe wieder nach abwärts. Oberhalb
der ersten Rippe liegt sie zwischen dem M. scalenus anterior tmd
medius, welche sich beide (der erstere an dem Tuberculum scaleni
s. Lisfranci) an dieser Rippe ansetzen. Das Lageverhält-
n i s zwischen der A. imd V. subclavia imd dem Plexus brachia-
lis oberhalb der ersten Rippe ist ein derartiges, dass die V. sub~
. r t'j- clavia vor dem M. scalenus anterior und somit auch vor dem
A, Tuberculum scaleni, die A. subclavia zwischen M. scalenus an- ■
, . r . terior und medius, also hinter dem Lisfranc’schen iHöckeift^ß***^^^-
^ .*•. -endlich der Plexus brachiatis ebenfalls zwischen dem M. scalenus.
ant. und medius zum Teil oberhalb, zum Teil hin-
ter der Arterie gelegen ist. Weiter nach abwärts gelangt
■ 1 . die A. subclavia unte r das Schlüsselbein (resp. den
M. subclavius) tmd schliesslich hinterdenM. pectoralis ]
m i n o r , um sich alsdann in die A. axillaris fortzusetzen. Wird
also das Schlüsselbein stark nach hinten, d. h. gegen die erste-
Rippe gezogen, so kann die Subclavia zwischen diesen beiden
Knochen derartig con^primiert werden, dass der Radialpuls un¬
fühlbar wird. Das Ende der A. subclavia wird von den meisten
Autoren schon dort angenommen, wo dieselbe unter der Clavicula
hervortritt. Von anderen wird dagegen das Stück zwischen der
Clavicula und dem oberen Rande des M. pectoralis minor eben¬
falls zur Subclavia gerechnet Die 0 Aesfe "der "Subclavia' Ttei^n
folgendermssen;
1. Die A. niqmmaria interna (A. thoracica interna) läuft zu¬
nächst hinter dem Sternoclaviculargelenk ünd vor der V. anonyma,
dann hinter den Rippenknorpeln, in einiger Entfernung neben
dem Seitenrande des Sternum bis zum Zwerchfell
nach abwärts, wo sie sich in ihre Endäste, die A. epipastriea Su¬
perior und die A. musculojfhrenica, spaltet. Auf diesem Wege gibt
sie folgende Zweige ab:
a) die A. pericardiacophrenica nimmt oft schon in der oberen
Brustapertur ihren Ursprung und zieht mit dem N. phrenicus-
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313
(s. daselbst) zwischen d e m P e.ri c a r d u n d d e r
Pleura meJTistinalis bis zum Zwerchfell nach ab¬
wärts;
b) die Rr. stemcUes, wediastinales anteriores und thymici ver¬
ästeln sich an der hinteren Fläche des Stemtun, im Mediasti-
mun anterius und der Thymusdrüse (falls die letztere noch
vorhanden ist); /
c) die Rami intereostales ( Aa. intercostales anteriores) inr die
5 — 6 oberen Intercostalräume ziehen den Aa. intercostales
postenöres ' enlgegen imd anastomosieren mit denselben;
d) die Rr. perforantes (häufig Zweige der vorigen Arterien)
brechen zwischen den Rippenknorpeln hindurch
und verästeln sich zum Teil in cfen Brustmuskeln, zum Teil
als Äa. mammariae extemae in der Brustdrüse, wo sie selbst-
verständUcherweise beim Weibe besonders stark entwickelt
sind;
e) die A, musctdophrenica läuft dicht oberhalb des
Zwerchfellansatzes längs der Brustwand nach la-
teralwärts und gibt Zweige für das Zwerchfell sowie die
Rr. intercostales für die 5—6 unteren Intercostalräume ab;
f) die £ epigastrica superior durchbricht die Lücke zwischen
der Portio stemalis und costalis des Zwerchfelles und läuft
längs der hinteren FlächedesM. rectus ab-
dpminis^ (innerhalb seiner Scheide) nach abwärts,
um schliesslich mittels Ihrer Zweige innerhalb des ebenge¬
nannten Muskel? mit der A. epigastrica inferior (aus der A.
iliaca externa) zu anastomosieren. Durch die A. epigastrica
superior und inferior wird also eine wichtige Anasto-
m o s e zwischen den grossen Gefässen der oberen und der
unteren Extremität hergestellt (s. die Anm. bei der A. epi¬
gastrica inferior).
2. Die A. vertebralis läuft zwischen dem M. scalenus anterior
und Icmgus colli vertical in die Höhe und tritt meistens in das
For. transv«sarium des VI. Halswirbels') ein, um alsdann durch
die Forr. transversaria aller übrigen Hals¬
wirbel bis ziun Atlas nach oben zu ziehen. Hierauf geht die
Arterie hinter dem oberen Gelenkfortsatz des Atlas (im Sinus
atlantis) nach hinten und bohrt sich alsdann indie Membra-
na atlantooccipitalis posterior ein. Auf diese
Der Eintritt kann jedoch auch in das For. transv. irgend eines an^
deren Halswirbels (vom III. bis VII.) erfolgen.
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Weise gelangt die Vertebralis zuerst in den Wirbelkanal und
alsdann nach kurzem Verlauf in derselben durch das For.
magnum in die Schädelhöhle. Am unteren Ran-
de der Varolsbrücke vereinigen sich die beiden Aa. vertebrales zu '
der, iinpaaren welche sich am oberen Rande der Va¬
rolsbrücke wieder in ihre beiden E n d ä s t e , die ui. cerebri poste¬
riores s. profundae, teilt.
• Während ihres Verlaufes am Halse gibt die A. vertebralis
ausser einzelnen Muskelästen noch Rr. spinales ab, welche dimch
die Forr. intervertebralia in die Wirbelhöhle eindringen. In der
Schädelhöhle entspringen zum Teil aus der A. vertebralis (a— c),
zum Teil aus der A. basilaris (d — h) folgende Zweige:
a) die Aa, spinales anteriores entspringen aus dem Vereinigungs¬
winkel der beiden Aa. vertebrales und laufen alsdann zuerst
getrennt durch das For. magnum, hierauf zu einem
gemeinsamen Stamm vereinigt an der vorderen Fläche
des Rückenmarks nachabwärts;
b) die Aa. spinales posteriores entspringen weiter nach hinten,
gehen ebenfalls durch das For. magnum und laufen
an der hinteren Fläche des Rückenmarks getrennt nach
abwärts. Die Aa. soin. antt. und postt. gehen sowohl
untereinander, wie mit den durch die Intervertebralöffnungen
eindringenden Blutgefässen, Anastomosen ein:
c) der Ramus meningeus (A. meningea posterior interna) ver¬
ästelt sich jederseits in der Dura mater der hinteren
S c h ä d e 1 g r u b e; .
d) die A. auditiva interna entspringt ebenso wie die folgenden
Arterien bereits aus derA. basilaris oder aus
der A. cerebelli inferior anterior imd tritt
jederseits zusammen mit dem N. acusticus i n d e n P o r u s
a custicus int, hinein, lun das innere Ohr mit Zweigen
zu versehen;
e) die Aa. cerebeUi inferiores (gewöhnlich jederseits aus einem
hinteren und einem vorderen Zweige bestehend) verlaufen
längs der unteren Fläche des Kleinhirns
nach hinten;
f ) die Aa. cerebelli superiores verlaufen längs der obe¬
ren Fläche des Kleinhirns, welches sie ebenso
wie die vorigen versorgen;
g) die Eami ad pontem sind kleinere Zweige, welche in die
Substanz der Varolsbrücke eindringen;
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315
h) die A. cerebri posterior s. profunda zieht jederseits am obe¬
ren Rande der Varolsbrücke zuerst vor dem N.
oculdmotorins, dann lateral von den “Pedunculi
c e r^^ ri nach hinten und verästelt sich am hinteren
Telle des Grosshims. Kleinere Zweige dringen durdi den ^
Querschlitz des Gehirns in die Tela chorioidea superior hin¬
ein. Die Aa. cerebri posteriores stehen durch die Aa. com-
municantes postt. mit der Carotis int. in Verbindung (Circu¬
lus arteriosus WUlisi s. S. 313).
3. Die A. thyreoidea inferior entspringt gewöhnlich mit den
drei folgenden Arterien, nämlich der A. cervicalis ascendens, der
A. cervicalis superficialis und der A. transversa scaptdae, von einem . J
kurzen gemeinsamen Stamm, welchen man als Truncus thpimcexm^.
calis bezeichnet hat. Die A. thyreoidea inferior zieht dicht h i n-
t er der Carotis com mjiniS-JLn dvorderA. verte¬
bral i s zürn unteren und seitlichen Teil der Schilddrüse hin und
verargt die letztere mit Zweigen. Bevor sie in die Schilddrüse
eintritt, gibt sie die A. laryngea inferior ab, welche mit dem N.
laryngeus inf. zur hinteren Fläche des Kehlkopfes
verläuft. Zwischen den Aa. thyreoideae inferiores, sowie zwischen
diesen und den Aa. thyreoideae supp, finden in der Regel keine
Anastomosen statt (HYRTL).
4. Die A. cervicalis ascendens geht in senkrechter Richtung
vor den Querfortsätzen der Halswirbel mitunter
sogar bis zur Schädelbasis in die Höhe, i: , .. .
5. Die A. cervicalis superficialis läuft unter dem oberflächlichen
Blatte der Fascia colli quer durch die Fossa supraclavicularis ma-
jorbis unter den vorderen Rand des M. trape-
z i u s . in den sie sich einsenkt '
6. Die A. transversa scaptdae s. suprascapularis läuft, der
vorigen parallel (aber etwas weiter lateral und tiefer igelegen,
meist hinter dem Schlüsselbein versteckt), zur Inc. scapulae
und geht gewöhnlich ^er dem Lig. transversum zimächst in
die Fossa supraspinata, dann durch die Inc. colli scapulae in die
Fossa infraspinata, indem sie die in diesen beiden Gruben gelege¬
nen Muskeln versorgt und mit der A. circumflexa (s. S. 319) ana-
stomosiert. Ein R. acrowaZis" geht nach Durchbohrung des M.
trapezius zur Gegend des Acromion.
7. Die A. transversa colli entspringt meistens schon unterlralb
des Schlüsselbeines und zieht in der Tiefe der Fossa supraclavicu-
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laris major, zunächst zwischen den Zweigen des Plexus brachialis^
sodann dicht auf dem M. scalenus med. und post- nach- iiinten^
Indessen verläuft sie den vorigen Aesten nicht parallel, sondern
kreuzt dieselben häufig und gelangt auf diese Weise zum oberen
medial e n W i n k e 1 der Scapula. Hier teilt sie sich in
einen^ Itamus^ j^cem<äiÄ_welcher fischen den Mm. splenii und
dem M. levator scapulae nach aufwärts zieht, und einen
descendens, welcher zwischen den Mm. rhomboidei und dem M.
serratus post. sup. längs der Basis scapulae nach abwärts verläuft.
Beide Aeste verzweigen sich in den benachbarten Muskeln.
8. Die A. cervicalis profunda bildet meistens an ihrem Ur¬
sprünge mit der folgenden Arterie einen kurzen gemeinsamen
Stamm, den Tmn^s costocervicalis welcher bei der Präparation
nicht ganz leicht aufzufinden ist, weil er vom hintersten Um¬
fange der A. subclavia diclU neben der I. Rippe seinen Ursprungs
nimmt. Die A. cervicalis profunda geht hinter den Mnr.
scaleni und den Q n er f o r 1 64 t-a-e-n-d-er; H a 1 s w i r -
b e 1 in die Höhe und lässt sich auf dem M. semispinalis cervicis
bis zu den tiefen Nackenmuskeln verfolgen.
9. Die A. intercosUdis suprema geht über den Stamm des
letzten Cervicalnerven nach hinten ^u m Halse der I. Rip p e
und gibt alsdann die beiden Aa. intercostales vosti. für
obersten Intercostalräume ab.
V. A. axillaris.
Die A. axillaris bildet die Fortsetzung der A. subclavia, be-
ginnt am oberen Rande des M. pectoralis minor und reicht bis
zum unteren Rande des M. pectoralis major, wo sie ajiw der
Achselhöhle hervortritt und sich in die Ä. brachialis fortsetä. ln
der Achselhöhle ist sie neben der V. axillaris dicht unter der Fascie
und den oberflächlichen Lymphdrüsen gelegen. Die V. axillaris
befindet sich dabei medial und etwas o be r f 1 ä c h-
licher als die Arterie. Der Jflexus brachialis ist aicht
ctei- Aflfflfe
unterhalb der Clavicula lateral von aer gelegen; Wd-
ter abwärts ist er in Gestalt der später zu erwähnenden drei
S t r ä n g e um die Arterie angeordnet. Der aus beiden vorderen
Strängen entspringende N. medianus umfasst die A. axillaris gabel¬
förmig. Ihre Aeste sind folgende:
1. Die A. tkoracalis suprema verästelt sich (teilweise mit den
Zweigen der Nn. thoracales antt.) am oberen Rande des
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317
M. pectoralisminor, indem sie dem M. subclavius, pec-
{oralis minor und major und sogar nach Durchbohrung des letz-
ieren der Brustdrüse und der darüber gelegenen Haut Zweige gibt.
Auch der M. serratus ant. und die Intercostalmuskeln können von
ihr Zweige bekcnnmen.
2. Die A. thoracoacrominJis der vorigen zu einem
Stamme vereint) zieht über den oberen Rand des M.
— pectoralis minor nach vom und teilt sich in: a) Rr.pec-
torales für die äusseren Brustmuskeln, b) einen B. acrotnialis,
welcher den M. deltoideus durchbohrt und zum Acromion zieht,
c) einen R. deltoideus, welcher in der Mohrenheim’schen Grube
neben der V. cephalica zur Haut durchbricht.
3. Die A. thoraccdis lateralis s. longa verläuft meist nach
hinten von dem N. thoracalis longus an derAussenfläche
— _des M. serratus ant. nach abwärts, um diesen Muskel und
mit einigen aufwärts umbiegenden Zweigen auch die Brustdrüse
zu versorgen.
4. Die A. cireumflexa humeri anterior zieht unter den Mm. co-
racobrachialis und biceps vordem Collumchirurgicum
humeri nach lateralwärts, um schliesslich am Schultergelenk,
im Periost des Humerus und den benachbarten Muskeln zu enden.
5. Die A. cireumflexa humeri posterior tritt in Begleitung des
N. axillaris zwischen dem M. subscapularis imd dem M. latissi-
mus (bezw. M. teres major) nach hinten und schlingt sich hierauf
V o r der Sehne des M. anconaeus longus und hinter dem
Collum chirurgicum humeri nach lateralwärts, um am
Schultergelenk und den benachbarten Muskeln zu enden und mit
der vorigen Arterie zu anastomosieren.
6. Die A. subscapularis (mitimter mehrfach vorhanden) zieht
längs des lateralen Randes der Scapula nach abwärts
und versorgt den M. subscapularis, latissimus und teres major.
Ein Ast derselben, die A. cireumflexa scapulae, schlingt sich
• zwischen dem M. subscapularis und M. latissimus~Xt)ezw.*”M.
teres major), aber medial vom M. anconaeus longus,. u m d e n
lateralen Rand derScapula und gelangt auf die Rück-
seite derselben zur Fossa infraspinata, um mit der Ä. transversa
_ scapulae zu anastomosieren. fein zweiter Ast, die A. thoracoäor-
sedis, zieht zwischendeni M. latissimus und serra¬
tus ant. (also etwa an der Grenze zwischen der eigentlichen
Brust- und Rückengegend) nach abwärts.
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VI. A. brachialis.
Die A. brachialis geht am unteren Rande des M. pectoralis
major aus der A. axillaris hervor und läuft in dem Sulcus
bicipitalismedialis (internus), d. h. in der medi¬
alen Furche zwischen dem M. biceps und triceps, nach imten. .In
V.'' f. zieht die Arterie auf dem M. brachialis und
I' ■/ ' - bedeckt vom Lacertus fibrosus der Bicepssehne nach abwärts, ^ün
'ij schliesslich meist dicht unterhalb des Ellbogengelenkes in ihre
/■' ‘ beiden E n d ä s t e , die A. ulnaris und radialis, zu spalten^ Doch
kommt es nicht selten vor, dass diese Teilung schon höher am
(wuAOberarm ja sogar in der Achselhöhle erfolgt.
“l;, ■ / '' f •. 1 £)jg ^ brachialis ist zu beiden Seiten von den Vv.brachi^s
I,' ^^jjjT^/O^/^begleitet, deren Verbindungsäste sie mitunter vielfach umstricken.
/Cöy welcher sich ebenfalls in ihrer Nachbarschaft
befindet, ist gewöhnlich ganz oben lateral, in der Mitte vor
t: '^^'.-und ganz unten medial von den oben genannten Gefässen ge¬
legen. Die meisten Zweige der A. brachialis hat man als Seiten¬
äste, Aa. collatercUes bezeichnet und weiterhin radiale und
ulnare Seitenäste unterschieden, je nachdem diese sich
nach der Radial- oder Ulnarseite des Oberarmes wenden. Diese
Aeste sind:
1. Der Bamus dcUoideus (A. collateralis radialis superior) bil¬
det einen kleinen, aber ziemlich constanten Ast, welcher hinter dem
M. biceps transversal zur Insertion des M. deltoi-
d e u s hinzieht. Mitunter nimmt derselbe aus der folgenden Ar¬
terie seinen Ursprung.
2. Die A. profunda brachii verläuft (vom M. triceps bedeckt)
mit dem N. radialis in dem Sulcus spiralis, d. h. also unmit¬
telbar hinter dem Humerus, nach unten und lateral-
wärts. Ihre beiden Endzweige sind: ... ' y
a) A. collcderalis mediaii$ zitht in der Substanz des M. anco- '•' o
naeus int. an der hinteren Fläche des Humerus
bis zum Ellbogen nach abwärts, tun sich in das dort be¬
findliche arterielle Bdc olccrani nach abwärts.
b) die A. collateralis radialis (A. collateralis radialis inferior)
verläuft dicht hinter dem Lig. intermuscu-
lare laterale bis zum Bete olecrani nach abwärts.
3.. Die A. collateralis tdnaris superior entspringt meistenteils in
der Nähe der A. profunda brachii (mitunter auch gemeinsam mit
der letzteren) und läuft in Gesellschaft des N. ulnaris hinter
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dem Lig. intermusculare mediale bis zum Rete
olecrani nach abwärts.
4, Die A. cdlateralis ulnar is inferior entspringt unter rechtem
Winkel in der Ellenbeuge und zieht, S-förmig gekrümmt, auf dem
M. brachialis int. obe rhalb des Condylus int. nach
medianwärts, um sich schliesslich ebenfalls in das Rete olecrani
einzusenken. Vorher pflegt sie je einen aufsteigenden und abstei¬
genden Ast zu den benachbarten Muskeln abzugeben.
5. Die A. plicae cubiti superficialis, ein kleiner, nicht ganz
konstanter Ast, läuft dicht unter dem Lacertus fibro-
sus derBicepssehne nach medianwärts zur Haut der
Ellenbeuge.
VII. A. ulnarls, ^ ^
l ■ "‘i
Die A. ulnaris zieht zunächst zwischen der ober¬
flächlichen und der tiefen Schicht der Flexo¬
ren des Unterarmes nach ulnarwärts und ist weiterhin, ebenso
wie der N. ulnaris, von dem M. flexor carpiulnarisi)^^-^
bedeckt, unterdessen Schutze beide zur Hand verlaufen. Am
Handgelenk tritt alsdann die A. ulnaris zwischen dem Lig. carpi
volare commune und dem Lig. carpi transversum an der Ra¬
dialseite des Erbsenbeines zur Vola manus und teilt
sich hier, ebenso wie der N. ulnaris, in einen oberfläch¬
lichen Ast, R. volaris superficialis, und in einen tiefen Ast,
R. vdaris profundus, von denen der erstere, bedeutend stär¬
kere, in den oberflächlichen, der zweite in den tiefen Hohlhand¬
bogen übergeht. Auf diesem Wege gehen von der A. ulnaris
ausser verschiedenen, nicht besonders benannten Muskelzweigen
folgende Aeste ab.
1. Die A. recurrens ulnaris (vielfach doppelt) teilt sich in einen
vorderen und einen hinterenAst: dervordereAst
geht vor dem Epicondylus medialis zur A. collat.
uln. inf. in die Höhe, der hintere Ast bohrt sich durch
den Ursprung des M. flexor carpi ulnaris hin¬
durch und zieht hinter dem Epicondylus medialis
zum Rete olecrani.
‘) Das Lageverhältnis des N. ulnaris und N. radialis zu den beiden
gleichnamigen Arterien des Unterarmes ist ein derartiges, dass beide Ner¬
ven peripher von den Arterien verlaufen, d. h. die letzteren so¬
zusagen zwischen sich fassen.
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320
nixf c
, ^ i^^ossea communis ist ein kurzer Stamm, welcher
/?77t>^**'ch bald in zwei starke Aeste, die Äa. interossea volaris und
dorsalis teilt.
a) die A. interossea volaris $. anterior s. interna verläuft mit dem
N. interosseus volaris längsderVorderfläche des
Lig. interosseum zwischen dem M. flexor pollicis
longus und dem M. flexor digitorum profundus nach ab¬
wärts und zieht unter dem M. pronator quadratus zu einem
arteriellen Netzwerk, dem Rete carpi volare hin, welches an
der Volarfläche der Handwurzelknochen gelegen ist. Ein
Zweig der A. interossea volaris, der mitunter zu beträcht¬
licher Stärke anwachsen und sich sogar in den tiefen Hohl¬
handbogen einsenken kann, ist die A. mediana, welche den
N. medianus begleitet. Ein anderer Zweig, A. interossea vo¬
laris perforans (A. interossea inferior dorsalis s. interossea
perforans inferior), tritt am unteren (distalen) Ende
des Lig. interosseum auf der Rückseite des Unter¬
armes und geht an der Dorsalfläche der Handwurzelknochen
in das hier gelegene Reti carpi dorsale über.
b) die A. interossea dorsalis s. posterior s. externa (auch als
A. interossea perforans superior bezeichnet) tritt am obe¬
ren (proximalen) Ende des Lig. interosse-
u m unter dem M. Supinator brevis zur Rückseite des Unter¬
armes und zieht hier in Begleitung des N. interosseus dorsal
zwischen den oberflächlichen und den tie¬
fen Extensoren des Unterarmes nach abwärts. Ein
Zweig derselben, die A. recurrens interossea, geht unter
dem M. anconaeus quartus zum Rete decrani.
3. Der R. carpeus volaris (mitimter mehrere kleine Aeste) zieht
am unteren Rande des M. pronator quadratus
zum Rete carpi vdare hin.
4. Der R. carpeus dorsalis (mitunter ebenfalls mehrere kleine
Aeste) zieht unter der Insertionssehne des M.
flexor carpi ulnaris zur Rückseite der Hand, um in das
dort gelegene Rete carpi dorsale überzugehen.
5. Die A. metacarpea dorsalis von HENLE, welche öfters mit
den vorigen Arterien gemeinsam entspringt, geht ebenfalls unter
der Insertionssehne des M. flexor carpi ulna-
r i s zur Rückseite der Hand und endet am Ulnarrande des kleinen
Fingers (A. digit. V. dors. ulnans).
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321
6. Der R. volar is superficialis (A. metacarpea volaris sublimis
von HENLE geht neben dem oberflächlichen Aste des N. ulnaris
unterdemM. palmarisbrevisundderAponeu-
rosis palmaris in den oberflächlichen Hohlhandbogen,
Arcus volaris superficialis, über.
7. Der R. volaris profundus (A. metacarpea volaris profunda
von HENLE zweigt sich in der Nähe des Erbsenbeines von der
vorigen Arterie ab und dringt mit dem tiefen Aste des N. ulnaris
meistens zwischen d em M-abduct^r^nfi ^
brevisdigiti minimi in die Tiefe, um sich in den tiefen
Hohlhandbogen Arcus volaris profundus, einzusenken.
Von den beiden Endästen der A. ulnaris ist der tiefe Ast er-
hebüch schwächer als der oberflächliche; den letzteren kann man
somit als eigentliche Fortsetzung der Arterie auffassen.
^^A. radialls, .
Die A. radialis ist am oberen Teile des Vorderarmes
zwischen dem Muskelbauche des Brachioradialis und dem M.
pronator teres in derselben fibrösen Scheide*) gelegen, welche den
M. pronator teres bekleidet. Weiter u n t e n-verläuft sie sehr ober¬
flächlich, nämlich nur von der Haut und Fascie bedeckt, zwischen
der Sehne des M. brachioradialis”ünd ‘M. ffexor carpi radialis.
Man kann also sagen, dass die Arterie zunächst etwas tiefer, dann
oberflächlicher zwischen dem Brachioradialis und
den oberflächlichen Flexoren nach abwärts zieht.
Ihre Verlaufsrichtung ist durch eine Linie gegeben,
welche von der Mitte der Ellenbeuge bis zur Mitte zwischen dem
Proc. styloideus radii und der Sehne des M. flexor carpi radialis
geht. In der Nähe des Handgelenkes ist die Arterie dicht vor
dem Radius gelegen und ihr Pulsieren dort bekanntlich sehr
deutlich unter der Haut zu fühlen. Von dieser Stelle aus tritt die
A. radialis unter den Sehnen der Mm. abductor pollicis longus,
extensor policis brevis und extensor pollicis longus dicht auf der
Kapsel des Handgelenkes zum Rücken der Hand hinüber. Die
Arterie ist auch hier in der sogen. Tabati&re*) deutlich fühl-
>) Will man die A. radialis in dieser Gegend unterbinden, so muss
man infolgedessen, nachdem man den M. brachioradialis lateralwärts ver¬
schoben hat, zuerst diese fibröse Scheide spalten, um das Ge-
fäss zu Gesicht zu bekommen.
>) Die Bezeichnung Tabatiire (Schnupftabakdose) rührt daher,
weil die alten Anatomen in diese Grube den Schnupftabak zu schütten pfleg¬
ten, wenn sie schnupfen wollten, ohne sich die schmutzigen Finger zu
wasdien.
Broesike, Anatomie. 9. Aofl. 21
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322
bar, d. h. einer Grube, welche zwischen den beiden Sehnen der
Mm. abductor pollicis longus und extensor pollicis brevis einer¬
seits und der Sehne des M. extensor pollicis longus andererseits
deutlich sichtbar wird, wenn man den Daumen abduciert. Vom
Handrücken kehrt jedoch die A. radialis bald wieder zur
Hohlhand zurück, indem sie im 1. Intermetacarpalraum
zw ischendie beiden Ursprungköpfe desM. in-
terosseus dorsalis I eindringt und sich hier in ihre bei¬
den E n d ä s t e , die princeps pollicis für den, Daumen und
den R. volaris profundus für den tiefen Hohlhandbogen, spaltet.
Während die Arterie unter dem M. brachioradialis liegt, ist sie
von dem oberflächlichen Aste des N. radialis begleitet, welcher
sich jedoch weiter abwärts von ihr trennt und schon früher unter
der Brachioradialissehne zur Rückseite des Unterarmes tritt. Die
Aeste der A. radialis heissen:
1 . Die A. recurrens radialis läuft unter den Muskeln
der Radialgruppe zum Rete olecraui hin.
2. Der R. carpcus volaris begibt sich am unteren Rande
d e s M. pronator quadratus zum Rete carpi volare.
3. Der R, volaris superficialis (A. metacarpea volaris sublimis
von HENLE) ist ein schwacher Ast, welcher meistens auf,
seltener zwischen den Muskeln des Daumen¬
ballens zum Arcus volaris superficialis hinzieht. Dieser
Ast kann übrigens auch ganz fehlen oder sich zwischen den
Daumenmuskeln verlieren.
4. Der R. carpeus dorsalis (mitunter doppelt) geht dicht
aufder Rückseite der Handwurzelknochen
zum Rete carpi dorsale hin.
5. Die A. metacarpea s. intermetacarpea dorsalis prima (A. in-
terossea dorsalis prima von HYRTL entspringt ebenfalls be¬
reits am Handrücken und spaltet sich in drei Aa. di-
gitaljs doi^s^l^s Vax die beiden Ränder des Daumens und den
Radialrand des Zeigefingers.
6. Der R. volaris profundus (A. metacarpea volaris profunda von
HENLE) geht zwischen den beiden Köpfen des
M. interosseus dorsalis 1. in den Arcus volaris
profundus über, zu dessen Bildung er hauptsächlich beiträgt.
7. Die A. princeps pollicis (A. digitalis communis volaris prima
von Henle) spaltet sich unter den Muskeln des
Daumenballens in drei Aa. digitales volares vrooriae,
welche die beiden Ränder des Daumens und den Radialrand
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323
des Zeigefii^ers (A. vdaris indicis radialis) an der Volar¬
seite versorgen.
Rete cubitale s. olecrani s. articulare cubiti.
Die vielen Zweige, welche von den Annarterien nach der
Gegend des Ellbogengelenkes hinstreben, bilden hauptsächlich an
der hinteren Fläche des Olecranon ein arterielles Netzwerk,
welches man als Rete cubitale s. olecrani bezeichnet hat. An der
Bildung derselben nehmen teil:
a) die A. collateralis radialis (inferior) Aeste der A^ brachia-
b) die A. collateralis medm lis, welche sämtlich
c) die A. collateralis ultiaris superior nach abwärts ver-
d) die A. collateralis tdnaris inferior laufen.
e) die A. recurrens radialis Aeste der entsprechenden Unter-
f) die Aa. recurrentes ulnares armarterien (A. radialis, ulnaris
g) die A. recurrens interossea und interossea dors.), welche
sämtlich aufwärts ziehen.
Rete carpi volare.
Das Rete carpi vorlare bildet ein meistens nur sehr schwach
und undeutlich entwickeltes Netzwerk, welches an der Volar-
fläche unmittelbar auf den Bändern der Hand¬
wurzelknochen gelegen ist. Abgesehen von den schwachen
Endzweigen der A. interossea vol. wird dieses Netz von der A.
carpea volaris aus der A. radialis und von der A. carpea vdaris
aus der A. ulnaris gebildet.
Reti carpi dorsale.
Das Rete carpi dorsale liegt an der Dorsalfläche un¬
mittelbar auf den Bändern der Handwurzel¬
knochen und ist immer bedeutend stärker entwickelt als die
Rete carpi volare. An der Blldüng des dorsalen Arteriennetzes
beteiligen sich zunächst die A. carpea dorsalis aus der A. radialis
und die A. carpea dorsalis aus der A. ulnaris. Ausserdem senkt
sich die Ä. interossea volaris perforans {A. interossea perforans in¬
ferior mit ihren Endzweigen in dieses Netz ein.
Ist das Rete carpi dorsale gut entwickelt, so entspringen aus
demselben 3 Aa. metaearpeae s. intermetacarpeae dorsales (Aa. in-
terosseae externae s. dorsales anderer Autoren), welche auf den
Mm. interossei zwischen den letzten 4 Metacarpal-
21*
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324
k n o c h e n nach abwärts ziehen, um sich alsdann in die Aa. di¬
gitales dorsales für je zwei benachbarte Fingerränder zu spalten.
Doch pflegen die letzteren die Versorgung der Fingerrücken nur
bis zur Mitte der II. Phalange zu übernehmen.
Arcus volaris superficialis.
Der oberflächliche Hohlhandbogen, Arcus
volaris Wird von dem stark entwickelten^ R. volaris
superficialis (A. metacarpea vol. subl. von Henle> aus der A. ul-
mris und von dem viel schwächeren R. volaris superficials (A.
metacarpea vol. subl. von HENLE) aus der A. radialis gebildet,
welche beide bogenförmig zusammenfliessen. Dieser arterielle Bo¬
gen liegt unmittelbarunter der Aponeurosispal-
m a r i s und bedeckt eine ziemlich constant vorh^dene Anast o-
mose zwischen dem N. medianus und ulnaris.
""^orrdem ccmvexen Randr des Arcus volaris superficialis gehen
3 Aa. digitales communes ab, welche sich in der Nähe der Meta¬
carpalköpfchen gabelig spalten und auf diese Weise die Aa. digi¬
tales volares propriae für die einander zugekehrten Ränder an der
Volarseite der letzten vier Finger abgeben. Die letzgenannten Ar¬
terien übernehmen jedoch mittels feiner Netze auch die Versorgung
der Fingerrücken von der Mitte der II. Phalange bis zur Fingerspitze.
Arcus volaris profundus.
Der tiefe Hohlhandbogen, Arcus volaris profundus,
wird von^m starken R. volaris profund^ ( A. metacarpea vöIänT'
profunda von HENLE aüs~der~3.'~>^^tgfo,.und von dem viel
schwächeren gleichnamigen Aste aus der A. ulnaris gebildet und
ist vor den Basen der Metacarpalknochen neben,
dem tiefen Aste des N. ulnaris gelegen.
Aus dem convexen Rande des tiefen Bogens gehen in den
Zwischenräumen der 4 letzten Metacarpalknochen 3 Aa. metor
carpeae s intermetacarpeae volares (Aa. interosseae intemae s. vo¬
lares) ab und senken sich in die Enden der Aa. digitales commu¬
nes des oberflächlichen Bogens ein. Die Aa. metacarpeae volares
und dorsales sind zwischen den Basen und mitunter auch zwischen
den Köpfchen der Metacarpalknochen durch je einen R. perforans
interosseus verbunden. Wenn das Rete carpi dorsale schwächer
entwickelt ist, so können die Aa. intermetacarpeae dorsales aus
den hinteren Rami perforantes interossei hervorgehen.
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325
IX. A coeliaca.
Die A. coeliaca ist ein unpaarer Ast, welcher aus der Aorta
d icht über dem oberen Rande des Pankreas ent-
springt und sich kurz nach seinem Ursprünge in drei Zweige
spaltet. Diese drei Zweige, denen die Arterie die Bezeichnung
Tripus Halleri verdankt, heissen folgendennassen:
1. Die A. qostriai..säaifaMfaar^ronaria ventriculi sinistra ver¬
läuft von der Cardia an längs der linken Hälfte der
kleinen Curvatur des Magens, indem sie den angren-
den Teil des letzteren und das Lig. hepatogastricum versorgt und
mit den anderen Magenarterien Anastomosen eingeht.')
2. Die A. lienalis s. splenica zieht längs des oberen
Rand es des Pättkreäs in transversaler Richtung nach links
zumHilus der Milz und gibt auf diesem Wege folgende Zweige ab:
f a) Rr. pancreatiä zum angrenzenden Teil des Pankreas;
2, b) Rr. gastrici breves zum Fundus des Magens;
j c) die A. gastroepiploica sinistra, welche längs der linken
Hälfte der grossen Curvatur des Magens
verläuft und den angrenzenden Teil des letzteren nebst dem
grossen Netz (Epiploon) versorgt;
j/ d) Er. lienales, welche in den Hilus der Milz eindringen.
3. Die A. hepglirr in dem Lig. hepatoduode-
n a 1 e zusammen mit der Pfortader und dem Ductus choledochus
zur Porta hepatis und teilt sich hier in zwei Zwdge, von
denen der R. hepaticus sinister den linken, der R. hepaticus dexter
den rechten Leberlappen versorgt. Die Lage der Leberarterie, des
Oallenganges und der Pfortader zu einander ist eine derartige,
dass die A. hepaiica am meisten nach links, der Ductus choledochus
am meisten nach rechts imd die V. portae zwischen und
zugleich hinter den beiden eben genannten Oefässen gelegen
ist. Von der A. hepatica entspringen folgende Zweige:
/a) die A. gastrica dextra s. coronaria ventriculi dextra verläuft
^~^ängs der rechten Hälfte der kleinen Curva¬
tur des Magens und versorgt den angrenzenden Teil
des letzteren und des Lig. hepatogastricum;
b) die A. gastroduodenalis zieht hinter der^ars hori-
zontalis sup. des Duodenum nach abwärts und
teilt sich in zwei Zweige, nämlich
tußiU,
.-»i
‘) Sämtliche Magenarterien stehen übrigens untereinander durdi
zahlreiche Anastomosen in Verbindung.
S.
V/tc < ,
v^i / r j rf</ i ,
-t' - /f.‘
/
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326
a) die A. gasiroepiploica dextra, welche längs der rech¬
ten Hälfte der grossen Curvatur des Ma¬
gens verläuft und den angrenzenden Teil des letzteren
nebst dem grossen Netz versorgt, und
ß) die A. pancreaticoduodencUis superior, welche zwischen
dem Kopfe des Pankreas und der oberen
Hälfte der Pars descendens duodeni liegt
imd die eben genannten Organe versorgt;
er R. hepaticus dexter und sinister treten an der Porta he-
latis in den linken und den rechtenLeberlappen
hinein. Lieber ihren weiteren Verlauf in der Lebersubstanz
ist bei der Leber nachzusehen. Aus dem stärkeren R. hepa-
ticüs dexter entspringt kurz vor seinem Eintritt in die Leber
die A. cystka, welche die Gallenblase nebst der an¬
grenzenden Lebersubstanz versorgt.
X. A. mesenterica superior.
Die A. mesenterica (mesaraica) superior ist ebenfalls ein un-
paares Gefäss, welches an demunteren Rande des Pan¬
kreas (dicht oberhalb de^ Flexura duodenojejunalis)_„aus der
Aorta hervortritt und in der Winkel des Dünndarmgekröses unter
einem nach links convexen Bogen bis in die rechte Fossa
i 1 i a c a verläuft, wo sie an der Uebergangstelle zwischen Ileum
und Caecum als A. ileocdica endet. Die Aeste derselben sind:
1. Die A. pancreaticoduodenalis inferior läuft zwischen
dem Kopfe des Pankreas und der Concavität
der unteren Hälfte des Duodenum der A. pancrea¬
ticoduodenalis superior entgegen, um mit der letzteren zu anasto-
niosieren und den unteren Teil des Pankreaskopfes und des Duo¬
denum zu versorgen. Äii a</
2. Die Aa. intestinales ( 14LJ16 an Her 7^hl\ entspringen aus
t der Convexität des Bogens und verlaufen zwischen den bei-
- den Blättern des Gekröseszum Dünndarm, wel-
. ' ' chen sie (mit Ausnahme des Duodenum) vollständig versorgen,
indem die benachbarten Gefässe untereinander b o g e n f ö r m i-
■, ' . ge Anastomosen eingehen. ; . ' :
3. Mehrere Rr. coliei dextri entspringen aüs der A. coiica
media und ileocolia oder eine A. colica dextra aus der Concayi-
ff' tät des Stammes der A. mesenterica superior und verlaufen längs
der hinteren Bauchwand nach rechts zum Colon ascen-
d e n s.
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327
4. Die A. colica media geht zwischen den beiden Blättern des
Mesocolon transversum zum Colon transversum.
5. Die A. ileocdica versorgt die Uebergangstelle
zwischen Ileum und Caecum und tritt auch hinter
dem ersteren Darmabschnitte als A. appendicularis zum Proc.
vermiformis hin. >.
XI. A. mesenterica Inferior.
Die A. tnesenterica (mesaraica) inferior ist ebenso wie die bei¬
den vorigen unpaar und entspringt etwa 3—4 cm über der
Teilu n gstelle der Aorta in die beiden Aa. iliacae com-
munes. Sie zFeht ~erst dfcht vor ' der Aorta, sodann an der hinteren
Rauchwand nach links und abwärts und teilt sich bald in ihre
beiden E n d ä s t e , die A. colica sinistra und die A. haeniorrhoi-
dalis Superior, welche stumpfwinkelig nach oben und nach unten
divergieren.
1. Die A. colica sinistra zieht vor Hem linlfpn Ureter und der
linken A. spermatica int. nach oben und lateralwärts, um das —
Colon descendens zu versorgen. Die Zweige derselben ' "
anastomosieren mit der A. colica media und A. haemorrhoidalis ^ ■
Superior durch ähnliche Gefässbogen, wie sie sich auch
sonst überall an der Gefässen des Dünndarmes und Dickdarmes
vorfinden. Mit der A. colica sin. zusammen verläuft der obere
Teil der V. mesenterica inferior nach aufwärts.
2. Die A. haemorrhoidalis superior s. interna läuft nach ab¬
wärts zur Flexura sigmoidea und dem oberen
Teile d e s K eTT ü rif. 'Die zur Flexur gehenden Zweige können
als Aa. siqmoideae bezeichnet werden. Nach oben geht diese Ar¬
terie mit der A. colica sin., nach unten mit der A. haemorrhoi¬
dalis media (aus der A. hypogastrica) Anastomosen ein.
XII. A. Illaca cotntnunls.
Die An. iliacae commuiies (Aa. anonymae iliacae von HENLE)
entstehen gabelförmig aus dem Ende der Aorta, welches ungefähr
an der Grenze zwischen dem IV. und V. Lendenwir-
b ^(mitunter aber auch efwas” höher öder tiefer) gelegen ist. Eine
y^e von diesen beiden Arterien bildet einen kurzen Stamm, wel¬
cher von der eben genannten Stelle längs des medialen
Randes des M. psoas major bis zum oberen Ende der Ar-,
t i c u 1 a t i o^ s a c r o i 1 i a c a zieht, . um sich vor der letzteren
iti die A. hypogastrica s. iliaca interna und die A. iliaca externa'
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328
zu teileiL Zu beachten ist das Lageverhältnis zwischen
den eben genannten Arterien und den gleichnamigen Venen,
welche dieselben begleiten. Die V. cava inf. liegt rechts von der
Aorta und teilt sich in gleicher Höhe mit der letzteren in die bei¬
den Vv. iliacac communes, von denen sich jede wiederum in die
V. iliaca ext. und V. hypogastrica spaltet. Diese Venen haben nun
das Bestreben, an die mediale Seite d ej" entspreche n-
den Arterien zu gelangen, und es müssen zu diesem
Zwecke verschiedene Kreuzungen stattfinden, welche ein Blick auf
die unten gegebene Zeichnung besser klar macht, als dies eine de-
J.undP'. A.unäl''.
ren. deitra rcTt. sin.
iliaca ezh hypogastrica iliaca ejl.
Fig. 18.
Die Lageverhaitoisse der Vasa renalia und iliaca.
taillierte Schilderung tun könnte. Für alle diese Kreuzimgen gilt
jedoch das Gesetz, dass an den Kreuzungstellen die <>ntspr«»rhi»ti.
den Venen stets hinter den A r _t,e r i e n hinwegziehen.l^)
Umgekehrt gilt für die Nierengegend das Gesetz, dass die Vena
cava inferior und die von ihr abgehenden Nierenvenen bei den verschiedc-
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cTTf] ^l.fd r( . ■'''/<’'). :ix,. ^ . ^ *' ‘ ,.,t i/.'-(t' -'.
lAA'^-^uo 7
Ccu^7,<jU^-<
329 —
Xlil. A. hypogastrica. pAtv^lcCb.
Die Ä. hypogastrica s. iliaca interna steigt vor der Art i -
culatiosaoroiliaca in das kleine Becken hinab und löst
sich nach kurzem Verlauf Tn~9‘ "ÄStiFJ “aufj” welche grösstenteils
vor dem Plevns «arralis nach verschiedenen Richtungen divergieren.
Sehr häufig ist die Arterie auch erst in einen oberen und unteren
Ast gespalten, von denen alsdann ihre 9 Endäste abgehen. Die
Aeste heissen:
1. Die A, umhilicalis (Nabelarterie) verläuft beim F o e t u s
jederseits neben der Harnblase zur vorderen Bauchwand,
wo sie, bedeckt vom Peritonaeum, bis zum Nabel in die Höhe
zieht, um sich hierauf innerhalb des Nab e 1 s t r a n g e s
bis zum Mutterkuchen fortzusetzen. Beim Erwachsenen ist die Ar¬
terie obliteriert und bildet auf jeder Seite einen bindegewebigen
Strang, das Lig. M«j6t/icofe (vesicale) fnteraZc, welches in gewissem
Grade dazu dientp die Blase in ihrer Lage zu erhalten. Doch bleibt
auch beim Erwachsenen nicht seiten der Anfangsteil der A. lun-
bilicialis wegsam, und von diesem für das Blut passierbaren Ab¬
schnitte der Arterie entspringen dann die Aa. vesicales superiores,
welche zum oberen Teile der Harnblase ziehen.
2. Die A. ohturatoria zieht in Begleitung des N. obturatorius
dicht unterhalb der Liftea terminalis s. inno¬
min a t a an der Innenfläche des M. obturator int. nach vorn und
tritt durch die obere Ecke des For. obturatum
zum Becken hinaus, um sich dort in einen medialen und
einen. 1 ateralen Endzweig zu spalten. Die Zweige dieser
Arterie sind:
a) ein B. pubicus zieht hinter dem oberen
S c hT~m b e i n a s t nach medianwärts und anastomosiert
mit dem gleichnamigen Aste der A. epigastrica inferior. Diese
Anastomose verläuft dicht hinter dem lateralen Rande des
Lig. Gimbemati. Wenn der Anfangsteil der A. obturatoria
sehr schwach und diese Anastomose sehr stark entwickelt ist,
so kommt jene für Bruchoperationen so wichtige Gefäss-
nen Kreuzungen mit der Aorta und den NiereHwt/rieif^ets v^^f'"de^le^-
teren gelegen sind.
‘) Wenn man die A. umbilicalis mitzählt, welche beim Foetus ein an¬
sehnliches Gefäss darstellt, beim Erwachsenen dagegen obliteriert ist, würde
die Zahl der Aste zehn betragen.
’) Die verde^bhche_Bedeutung dieser Anomalie liegt darin, dass die
anomale A. ofiturator «ö’^ünTalCTalen Rande des Gimbemat’schen Bandes
verläuft, welches bei Einklemmungen von SchenkelbrUchen eingeschnitten
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anomalie zu Stande, bei welcher die A. obturatoria aus der
A. epigastrica inf. entspringt;
1)) der m ^d i a 1 e E n d a s tj^ Ä. anterior s. internus, verläuft
längs des medialen Randes des For. obtu-
r a t u m und versorgt ausser den Mm. obturatores haupt¬
sächlich die Adductoren des Oberschenkels;
c) der 1 aj.e r a 1 e E n d a s t , R. posterior s. externus, verläuft
am lateralen Rande des For. oblaLr.atum imd
verästelt sich in den benachba^n Hüftmuskeln- und der Hüft¬
gelenkkapsel. Von’ diesem Endaste geht ein kleiner Zweig,
die A. acetabuH, durch die Inc. acetabuliin das
Lig. teiges hinein.
3. Die A. ütolumhalis zieht zwischen M. psoas und
iliacus nach laterarwäris und versorgt dieselben mit Zweigen.
Wenn die Arterie gut entwickelt ist, so läuft ein Ast derselben
längs der Crista iliaca nach vom, um mit der A. cir-
cuhiflexa ilium zu anastomosieren. Ein R. spinalis zieht nach hin¬
ten in den Wirbelkanal hinein. ’
4. Die A. sacralis lateralis läuft an der Vorderfläche des
Kreuzbeines vor den Forr. sacralia anteriora nach
abwärts und schickt durch die letzteren die Rr. spinales in den
Kreuzbeinkanal hinein. Die Enden der Rr. spinales gelangen durch
•die Forr. sacralia posteriora zur Rückseite des Kreuzbeines, wo
sie die dort gelegene Muskulatur imd Haut versorgen.
5. Die Aa. vesicales inferiores gehen nach vorn und median-
wärts zum Blasengrunde, zur Prostata und zu den
S a m e i^b 1 a s e n. Beim Weibe wird auch die Vagina durch
einige Zweige derselben versorgt.
6. Die A. haemorrhoidalis media läuft oberhalb der
Beckenfascie zum Rectum, indem sie dem letzteren und dem
Mnevator'ähi Zweige gibt.
7. Die A. uterina (beim Weibe) und die A deferentialis (beim
Manne) stellen Analoga dar. Die A. uterina verläuft nach vom
und medianwärts bis in die Nähe der Cervix uteri.
Nachdem sie hier die A. vaginalis abgegeben hat, welche ander
Seitenwand der Vagina nach abwärts verläuft, zieht sie
zwischen den beiden Blättern des Lig. latum unweit des Seiten
wurde, um den cinschtiürenden Ring zu trennen {Corona mortis, Totenkranz*
arterie, Hesselbach).
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331
Tandes der Oe b ä r m u 1 1 e r in die Höhe und versorgt die
letztere mit Zweigen. Vom fundus~iiteri an zieht die A. uterina
alsdann wieder nach lateralwärts und endet in Zweigen für die
Tube und das O v a r i u ni , welche mh den Zweigen der A,
spehnatica int. anastomosieren. Die A. uterina ist für gewöhnlich
■ein leicht geschlängeltes Oefäss von massigem Kaliber, erlangt je¬
doch beim schwangeren Weibe eine beträchtliche Stärke. Sehr
häufig ist sie schon in einer gewissen Entfernung von der Cervix
Uteri in mehrere Zweige geteilt. Lieber ihre Beziehungen zum
Ureter ist ebendaselbst nachzusehen. Die derselben analoge A. de-
ferentiulis des Mannes läuft zu dem Ductus deferens und
versorgt denselben mit auf- und absteigenden Zweigen, von denen
die letzteren sich sogar bis zum Nebenhoden erstrecken und mit
der A. sperm. int. anastomosieren können.
8. Die A. glutaea superior (A. glutaea von HENLE) tritt, ge¬
wöhnlich zwischen dem letzten Lumbal- und ersten Sacralnerven,
oberhalb des M. piriformis (For. suprapiriforme) zu¬
sammen mit dem N. glutaeus sup. aus dem For. ischiadicum ma-
jus heraus und teilt sich gewöhnlich in zwei Zweige, von denen
sich der eine zwischen M. glutaeus maximus und medius, der an¬
dere zwischen M. glutaeus medius und minimus zu verästeln pflegt.
9. Die A. glutaea inferior (A. ischiadica von HENLE) geht nach
Durchbrechung des Plexus sacralis unterhalb des M. piri¬
formis (For. infrapirifonne) zusammen mit dem N. glutaeus
inf. durch das For. ischiadicum majus heraus und versorgt haupt¬
sächlich den M. glutaeus maximus. Andere Zweige gehen zum
Hüf^elenk und zu den benachbarten Auswärtsrollem und Flexoren
•des Oberschenkels. Unter den abwärts verlaufenden Zweigen be¬
gleitet constant die kleine A. comes n. ischiadici den N. ischiadi-
■cus eine längere oder kürzere Strecke.
10. Die A. pudenda interna s. communis geht ebenfalls u n-
te r h a 1 b des M. piriformis mit dem N. pudendus (com¬
munis) durch das For. ischiadicum majus aus dem Becken
heraus, gelangt hierauf hinter die Spina ischiadica
und geht alsdann durch das For. ischiadicum minus wieder
in das kleine Becken (richtiger die Fossa ischiorectalis)
hinein. Daselbst verläuft die Arterie an der Innen fläche
_ _ des M. Obturator int, in der hier gelegenen Fascie nach
vom, um schliesslich längs des medialen Randes des oberen Sitz¬
bein- und unteren Schambeinastes zwischen den Fasern
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332
des M. transversus perinei pro ^is unter die
Svmphvsis oss. pubis zu ziehen, wo sie sich in ihre beiden End¬
äste, die A. dorscdis penis und A. profunda penis, spaltet. Ihre
Zweige, welche stets von den gleichnamigen Aesten des N. puden¬
dus (communis) begleitet sind, heissen folgendermassen:
a) die Aa. haemorrhoidales inferiores s. extemae ziehen schräg
oder transversal durchdas Fett derFossa ischio-
r e c t a 1 i s zur Analöffnung hin;
b) die perinei zieht oberflächlich unter der Haut des Dammes
in der Furche zwischen dem M. ischio - undbul-
bocavernosus beim Manne ziun Scrotum, beim Weibe
zu den grossen Schamlippen hin. Ihre Endzweige hat
man infolgedessen als Aa. scrotales (labiales) posteriores be-
zeichnet. Die Arterie versorgt ausser den Dammmuskeln die
Haut am Damm und am hinteren Teile des Scrohun (der
grossen Schamlippen). Beim Weibe erhält auch das Vestibu-
lum vaginae nebst den Nymphen kleinere Zweige;
c) die Ä. hulbourethralis (vielfach in eine .4. bulbi urethrae und
A. urethrdlis geteilt) verläuft zwischen den Fasern
des M. transversus perinei pr»f, mpHian. — .
wärts, um hauptsächlich die Urethra zu versorgen. Ist die
Arterie in zwei Aeste geteilt, so pflegt die A. bulbi urethrae
den Bulbus urethrae und die im Diaphragma urogenitale ge¬
legenen Gebilde zu versorgen, während die A. urethrälis jeder-
seits in der Rinne zwischen dem Corpus cavemosum penis
und dem Corpus cavernosum urethrae bis zur Glans jiach
vom verläuft;
d) die A. profunda penis (beim Weibe A. profunda clUoridis)
dringt an der medialen Seite in die WurzelderCorpp.
cavernosa p e n i s (c li t o r i d 1 s) ein und führt den
den letzteren das zur Erection nötige Blut zu;..
e) die A.dorsalis penis {clUoridis) bohrt sich dicht, unter
l_de_r_Sy..mp.hy se ne^n dem Lig. Suspensorium penis hin-
_durch ujidyexläuft in der Rückenfurche des P.eji.i s
_ nach vom, um hauptsächlich die Haut desselben nebst der
Eichel zu versorgen, ln der letzteren pfl:gen die linke und
rechte A. dorsalis penis bogenförmig zu anastomosieren.
Kleine Zweige dringen auch in die Ck>rpp. cavernosa ein.
Nach Henle teilt sich die A. pudenda int. am hinteren Rande des
M. transv. per. prof. in die A. perinei und A, penis, von denen sich die letz¬
tere wiederum unter der Symphyse in die A.dorsälis und profunda penis spaMei.
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Zwischen den beiden Aa. dorsales penis ist eine einfache V.
dorsahs penis gelegen. Die beiden Nn. dorsales ziehen an
der lateralen Seite der Arterien nach vom.
XIV. A. iliaca externa.
Die A. iliaca externa (von HENLE im Gegensätze zur A. hypo-
gastrica auch kurzweg als A. iliaca von anderen Autoren als Bauch-
stflck der A. femoralis bezeichnet) läuft am medialenRande
des M. psoas nach abwärts, um alsdann durch die Lacuna vaso-
rum unterhalb des Poupart 'sehen Bandes hin¬
durchzutreten und in die A. femoralis s. cruralis überzugehen.
M-e d i a 1 von der Arterie ist die V. iliaca ext. gelegen. Der N.
femoralis gelangt erst unterhalb des Poupart’schen Bandes (s. Fig.
114, S. 226) an die laterale Seite derselben. Ausser kleineren
Muskelzweigen gibt die A. iliaca kurz vor ihrem Aus¬
tritte aus der Bauchhöhle folgende Aeste ab;
1. Die A. circumflexa üium pro/unda s. posterior zieht zuerst
Jrinter dem Poupart 'sehen Bande und dann
längsder Crista iliaca nach hinten, wo sie mit Zweigen
der A. iliolumbalis zu anastomosieren und^die benachbarten Bauch-
und Häftmuskeln _z^u_ versorgen pflegt.
2. Die A. epi^astrica inferior verläuft zunächst unterhalb des
Aimulus inguin. int. . Fig. 7, S. 151) in horizontaler Richtung
nach medianwärt s, biegt sich hierauf fast rechtwinkelig
um und dringt alsdann in die Rcctusscheide ein, um an der hin¬
teren Fläche des M. rectus nach ob e n zu verlaufen! und schliß- _
lieh in der Substanz dieses Muskels mit der A. epigastrica superior _ I
(aus der A. mammaria interna) zu anastomosieren.^) Lieber die |
rechtwinkelige Umbiegungsstelle der Epigastrica inf. hinweg tritt
der Ductus deferens in das kläne Becken hinab. Aus der A. epi¬
gastrica inf. entspringen noch folgende kleine Zweige:
a) Ein R. pubicus zieht hinter demLig. P o u p^a r^t^i
Svmphvsisoss.pu b i s parallel mit dem gieichnanii-
gen Aste der A. obturatoria, mit welchem _er eine ~Anasto-
mose bildet. Die Anastomose ist hinter dem lateralen Rande
des Lig. Oimbernati gelegen. Wenn dieselbe sich im Laufe
_ - A ‘ ■
Durch die Anastomose zwischen A. epigastrica siip. und inf. wird
eine wichtige arterielle Verbindung zwischen der
hergestellt, durch welche bei einer Unterbin-
dun^oaerVerSBpi!!!I2^^^ das Blut aus der oberen in die untere
Körperhälfte gelangen kann.
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334
der Entwickelung stark ausbildet, während der Anfangsteil
der A. obturatoria verkümmert, so kann die letztere durch
die erstere vollständig eraetzt werden (anomaler Ursprung
der A. obturatoria aus a. epigastr. inf. cf. S.
b) Die A. spermatica externa (A. cremasterica von COOPER).
zieht durch den Leistenkanal nach au^n und ver¬
ästelt sich mit ihren Zweigen beim Manne in den Hüllen des
Hodens, beim Weibe im Lig. teres uteri und in den grossen
Schamlippen.
XV. A. femoralis.
Die Ä. femoralis s. cruralis beginnt als Fortsetzung der A.
iliaca ext. dicht unterhalb des Lig. Pouparti und
endet an dem sogen. Adductorenschlitz, an welchem
sie die Sehne des Adductor magnus durchbricht, um an der Rück¬
seite der Kniegegend in die A. poplitea überzugehen. Während
dieses Verlaufes kann man an der Arterie drei Segmente
unterscheiden, von denen das erste medial, das zweite h i n t e r,
das dritte lateral v o n d e m~M. s äF t ö r i u s~gelegeri ist.
'TTas erste S e g m e n t liegt in dem sogen. S c a r p a -
sehen Dreieck {Trig. femorale), d. h. in jenem Dreieck,
welches oben von dem Poupart’schen Bande, medial vom M. ad¬
ductor longus und lateral vom M. sartorius begrenzt wird. Die
Arterie zieht hier unterhalb des Poupart’schenBan-
d e s , und zwar in der Mitte zwischen dem vorde¬
ren oberen D a r m b e i n h ö c k e r und derSymphy-
s i s p u b i s , zusammen mit der V. und dem N. femoralis i n
der^ossa iliopectinea naA abwärte,_ d. h. in jeher
Rinne, welche sich zwischen' denTM. pectineus und iliopsoas be¬
findet und sozusagen den Boden des Scarpa’schen Dreiecks bildet.
Die Lage der A. femoralis ist eine derartige, dass medial
von derselben die V. fnnoralis liegt, welche sich jedoch, je weiter
nach abwärts um so mehr, hinter die Arterie begibt. Der N. femo¬
ralis ist zunächst lateral von der Arterie gelegen, pflegt sich
jedoch schon etwa 3 cm unterhalb des Lig. Pouparti in seine
Aeste aufzulösen.
Das zweite Segment der Arterie liegt unterhalb
des Trigonum femorale s. subinguinale in jenem Raum, der
vom vom M. sartorius, medial vom M. adductor longus
und lateral vom M. vastus medialis begrenzt wird. Die
Arterie ist also während ihres Verlaufes in diesem Ratun von
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335
dem M. sartorius bedeckt. Die V. femoralis ist hier
und ebenso im folgenden Abschnitte schon nach hinten und
sogar nach lateralwärts von der Arterie getreten. V o r J^iden
Gefässen zieht der N. saphenus nach abwärts, welcher sich jedoch
weiter unten mehr nach medianwärts Wendet, - um zur Haut des
Unrierschenkels zu gelangen. ( Aj U, Ai
Das dritte Segment der Arterie ist lateral vom
M. sartorius gelten. Die Arterie befindet sich hier zwischen
dem M. vastus medialis und M. adductor magnus in einem
etwa 5 cm langen Kanal (Adductorenkanal von JlUNTERl.
welcher nach vorn durch sehnige Streifen, Fascia vastoadduc-^
toria, zwischen den beiden eben genannten Muskeln abgeschlossen
ist. Am unteren Ende dieses Kanals tritt die Arterie (im sogen. A d -
ductorenschlitz) durch die Sehne des M. adductor magnus
auf die Rückseite des Oberschenkels und wird von hier ab als
A. poplitea bezeichnet.
Während dieses Verlaufes gibt die A. femoralis folgende
Aeste ab:
l.,.^Die A. epmstrica superficialis entspringt dicht unterhalb des-
Poupart’schen Bandes, durchbohrt meistens den Proc. falciformis
der Fascia lata und läuft dicht unter der Haut des Bauches in die
Höhe, indem sie die Richtung nach demNabel einschlägt.
2. Die A. circumßexa ilium superficialis s. anterior entspringt
dicht neben oder gemeinsam mit der vorigen Arterie und schlägt
alsdann fast parallel mit dem Poupart’schen Bande die Rich¬
tung nach der Spina iliaca ant. sup. ein, indem sie
(wie die vorige Arterie) Zweige für die benachbarten Lymphdrüsen
und die nahe gelegene Haut abgibt.
3. Die Aa. pudend ae externac (selten einfach) durchbrechen die
Fascia lata in oder neben der Fossa ovalis und ziehen vor oder
hinter der V. femoralis nach medianwärts zur Haut der
äusseren Geschlechtsteile, wo sie als Aa. scrotales (lohiales) ante¬
riores endigen.
4. Die A. profimda femoris ist von nahezu gleicher Stärke wie
die A. femoralis und entspringt gewöhnlich etwa 3 cm unterhalb
de^ Poupartschen Bandes von der letzteren. Liegt der Ursprung
der A. profunda fern, höher oben, dicht unter dem Lig.
Pouparti, so kann es bei Unterbindungen Vorkommen, dass
beide Arterien miteinander verwechselt werden. Zur Unterschei¬
dung hat man sich zu merken, dass die A. profunda femoris als-
clänn^tefs nach hinten und (nach JOESSEL u. a.) fast immer
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etwas lateral von der A. femoralis gelegen ist. Wei¬
ter abwärts kommt sie jedoch stets h i n t e r die A. femoralis zu
liegen. Schon kurz nach ihrem Urspnmge gibt die Arterie eine
grosse Anzahl von starken Aesten ab, welche nach allen Seiten
divergieren. Der Hauptstamm zieht zwischen den Adductoren imo
dem M. vastus medialis nach abwärts, indem er sich dem tiefer
getegencö uoerscnenkelknochen nähert. Das Ende der Profunda
f(aHoris dringt zwischen den M. adductor longus und magnus ein
und geht in die letzte A. perforans über (sT sub c"). Ausser
zahlreichen Muskelzweigen gibt die Ä. profunda fern, ab:
a) die A. circumflexa femoris medialis (interna s. posterior) geht
oberhalb der Adductoren, also zwischen M. ilio-
psoas und Pectineus, an der mediale n__S-e i te des
Schenkelhalses nach hinten bis in die Gegend der
• Fossa trochanterica, wo sie mit der nächstfolgenden Arterie
Ihre Zweige verästeln sich hauptsächlich in
den T)enachbarten Adductoren und Flexoren. Andere Zweige
können entweder in die Inc. acetabuli. Ramm acetabuli_{s.
auch bei der A. obturatoria), oder in die Hüftgelenkkapsel
Vordringen;
0
(.'X
b) die A circumßexa femoris lateralis (extema s. anterior) ver¬
läuft dicht auf der Vorderfläche de,s_Fem.ujr
(also bedeckt von den Mm. vasti) unterhalb des Trochanter
majoi^ naclMateralwärts und gelangt schliesslich ebenfalls bis
zur Fossa trochanterica, wo sie mit der vorhergehenden Ar¬
terie anastomosiert. Aufsteigende Aeste ziehen zu den Mm.
iliopsoas, sartorius und tensor fasciae latae. Ein absteigen¬
der Zweig pflegt sich hinter dem M. rectus zum M. quadri-
ceps zu begeben und kann mitunter bis zum Knie nach ab¬
wärts verfolgt werden;
I
' n
- /?
c) die Aa. perforantes (3 — 4 an der Zahl) durchbre c h e n
die Adductoren dicht neben dem Knochen und gelan-
^ ^ j / gen so_äuf die Rückseite des Oberschenkels, wo sie die
'J^j^lexoren versorgen. Die unterste von diesen Aa. perforan-
/t^ kann als das Ende der A. profunda femoris aufgefasst
werden. Von der III. A. perforans geht gewöhnlich das Er-
r( # nährungsgefäss des Oberschenkelbeines, die A. nutricia
f “' etwa in der Mitte der Linea aspera in den Knochen hinein. /
Doch können kleinere Aa. nutriciae femoris auch von den
J anderen Aa. perforantes herkommen.
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5. Die A. ffenu suprema s. superficialis (A. anastomotica magna),
entspringt meist kurz vor dem Eintritt der A. femo-
ralis in den Adductorenkanal, gibt einen tieferen
Zweig an den M. vastus medialis und zieht (in der Nähe des N.
saphenus) vor der Sehne des M. adductor magnus
zum Kniegelenk, wo sie sich mit den übrigen Kniegelenkarterien
an der Bildung eines grossen arteriellen Netzes, des Rete articidare
genu, beteiligt, welches die Kniegelenkkapsel umspinnt.
XVI. A. poplitea.
Die A. poplitea (iKnlekehlenpulsader) bildet die Fortsetzus^
der A. femoralis und zieht durch die rautenförmige Fossa popli¬
tea auf dem Planum popliteum des Femur nach abwärts, von wel¬
cher sie jedoch durch eine 1 — 2 cm dicke Fettschicht getrennt ist.
Weiter unten ist die Arterie uiunittelbar hinter der hinte¬
ren Wand der Kniegelenkkapsel, noch weiter ab¬
wärts h inter dem M. p^o p 1 i t e u s gelegen, an des^ unte¬
rem ^nde sie_sich iiwhre beiden Endäste, die Aa. übiales arüeriöT
und posterior, spaltet.
“TJIe Arterie verläuft jedoch nicht in verticaler Richtung durch
die Fossa poplitea, sondern ist schon in der Mitte derselben mehr
nach lateralwärts abgewichen. Im übrigen ist ihr L a g e v e r -
h aTTh i s zu den dort gelegenen Venen und Nerven ein derarti¬
ges, dass der N. tibialis am oberflächlichsten, nämlich unmittelbar
unter der Fascie, etwas tiefer die einfache oder doppelte V.
poplitea und am tiefsten die A. poplitea gelegen ist (s. auch die
Anm. S. 269), so dass also die Auffindung der letzteren bei Ope-//
rationen sehr schwierig ist. Zugleich ist der Nerv (besonders im
oberen Teile) am meisten lateral, mehr medial die Vene und end¬
lich noch ein wenig weiter medial die Arterie gelegen, d. h. also
je tiefer man kommt, desto mehr medianwärts hat man das
betreffende von diesen drei Organen zu suchen. Arterie imd Vene
sind durch festes Bindegewebe miteinander verbunden. Ausser ver¬
schiedenen unregelmässigen Rr. musculares, welche zum Teil vom
Hauptstamm der A. poplitea, zum Teil von ihren Aesten zu den
benachbarten Muskeln ziehen, sendet die Arterie hauptsächlich
Aeste zum Kniegelenk, welche sich in das bereits erwähnte Rete
articulare genu einsenken.
1. Die A. genu superior medialis (int.) geht dicht auf dem
Knochen und bedeckt von der Sehne des M. adductor magnus
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. 22
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oberhalb des Condylus med. femoris nach vom
zum Rete articulare genu.
2. Die Ä. genu superior lateralis (ext.) geht wie die vorige
dicht auf dem Knochen und bedeckt vom M. biceps oberhalb
des Condylus lat. femoris nach vom, um an der Bil¬
dung des Rete articulare genu teilzunehmen.
3. Die A. genu media s. azygos genu (gewöhnlich ein ein¬
facher Ast) dringt in die hintere Wand der Kniege¬
lenkkapsel ein, um sich in den Ligg. cruciata und den Sy¬
novialfalten des Kniegelenkes zu verästeln.
4. Die A. genu inferior medialis (int.) wendet sich unter-
halbdesCondylusmed. derTibia zwischen dem Lig.
collaterale tibiale und dem Knochen (also dicht auf dem letzteren)
zum Rete articulare genu.
5. Die A. genu inferior lateralis (ext.) zieht zunächst unter
den Mm. gastrocnemius und plantaris^ nach lateralwärts, geht so¬
dann dicht oberhalb des Capitulum fibulae bis unter die Biceps-
sehne und umkreist hierauf unter dem Lig. collaterale fibulare den
lateralen Meniscus d e s K n i e g e 1 e n k e s , um sich
, .ebenfalls in das Rete articulare genu einzusenken.’)
ßi. Die Aa. surales, zwei starke Muskeläste für die bei-
den üastroicnemiusköpfe. sind zu beiden Seiten des
■ N'.'"tttJtaHs"gt;legen;'"ZwelgE lifeser-Arterien können auch in Be¬
gleitung des N. cu’taneus surae lateralis und N. cutaneus surae
medialis zur Haut treten.
XVII. A. tibialis anterior.
Die A. tibialis anterior s. antica durchbohrt das Lig. inter-
osseum am oberen (proximalen) Ende und gelangt so
zur Vorderfläche desselben. Ueberall, wo sie dem Lig. in-
terosseum dicht anliegt, ist sie von einem besonderen fibrösen
Blatte bedeckt (Canalis fibrosus von HYRTL). Während ihres gan¬
zen Verlaufes am Unterschenkel ist die Arterie an der late-
ralen Seite des M. tibialis anterior und zwar zu-
nächst Zwischen dem M7~tibialis anterior und *M extensor digi^
tnrum longus. weiter unten dagegen zwischen dein M. tibialis an-
terior und.M. extensor hallucis longus gelegen. In der Nähe des
Fussgelenkes tritt sie alsdann unter der Sehne des M. extensor
Die beiden oberen und unteren Aa, genu sind auch als Aa. circum^
fiexae genu bezeichnet worden, weil sie sich bogenförmig von hinten nach
vorn schlingen.
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339
hallucis longus und dem Lig. cruciatum auf den Fussrücken, wo
sife als A. dorsalis pedis s. pediaea bezeichnet wird. Hier zieht
die Artene ganz oberflächlich, lateral von der Sehne des M. ex-
tensor hallucis longus, zum I. Intermetatar salraum.
um sich zwischen den Basen des I. und II. Metatarsalknochens
in ihre beiden E n d ä s t e , die A. metatarsea (mtertnetatarsea)
dorsalis 1 und den R. jilantaris /TSSIdM^zuspaiten . von denen
er letztere zur russsohle hmdurchtritt und an der Bildung des
Arcus plantaris Teil nimmt. Auf diesem Wege wird die Arterie,
abgesehen von den beiden gleichnamigen Venen, von dtm N.pero‘
naeus profundus begleitet. Der Nerv pflegt oben lateral, in 1
der Mitte vor, unten medial von den Blutgefässen zu liege
Der Verlauf der A. tibialis anterior wird durch
eine Linie bezeichnet, welche oben in der Mitte zwischen der Tu-
berositas tibiae und dem Capitulum fibulae beginnt und unten in
der Mitte zwischen den Spitzen beider Malleolen endigt, um sich
von da an bis zum I. Intermetatarsalraum fortzusetzen. Von der
A. tibialis anterior gehen folgende Aeste ab:
1. _Die A. fihularis superior entspringt vor dem Durchtritt der CU^
A. tibialis ant. durch das Lig. interosseum und wendet sich, be- ^ .
deckt vom M. soleus, unter Abgabe von Muskelästen (dicht auf
dem Knochen) un^denHals der Fibulae nach vom, um
im Rete articulare genu zu enden.
2. Die A. recurrens tibialis posterior entspringt wie die vorige
noch an der Rückseite des Unterschenkels und geht, bedeckt
von dem M. popliteus, zur hinteren Wand der Knie-
gclenkkapsel, um ebenfalls im Rete articulare genu zu enden.
3. Die A. recurrens tibialis anterior entspringt gleich na c h
dem Durchtritt der A. tibialis ant. durah Sa s
“rTgTin t e r o s s e u m und verläuft dicht vor der Tib i a~^'^
zwischen den Ursprungfasem des M. tibialis ant. nach aufwärts,
um sich an der vorderen und lateralen Seite des Kniegelenkes in
das Rete articulare genu einzusenken.
Wie man sieht, haben der N. medianusy der N. saphenus und der N»
peronaem prof. alle das gleiche Lageverhältnis zu den entsprechenden Be-
gleitgefässen, oben lateral, in der Mitte vor | unten medial von den-
2) Es ist zu beachten, d^ar alle eben geg^naten r ü cl^i^ftTg s n
Äste zum Kniegelenk üyjaff^rsprung ajja^-iler Ä.tMßM^^terior und
nicht aus der A. tibj^H^^steriorn^hTOnr EHe laiH^fe sendet keine der¬
artigen Äste nach TOfwärts.
,y , . ' ' , ' ^ / 22*
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340
4.. Br, mttsculares in sehr unregelmässiger Zahl, welche die
Muskeln an der Vorderseite des Unterschen-
kelsversorgen.
Die A. maUeolaris ant. medialis (int.) zieht unterder
S e hne des M. tibialis ant. (also dicht auf dem Knochen)
zum Malleolus medialis hin.
Q/Die A. mcUleolaris ant. lateralis (ext.) zieht unter den
S e' h n en des M. extensor digg, longus und pero-
naeus tertius (also ebenfalls dicht auf dem Knochen) nach
dem Malleolus lateralis hin.
^ 7. Die Aa, tarseae mediales s. intt. (2 — 3 kleinere Zweige)
-Entspringen schon von der A. dorsalis pedis und ziehen unter
der Sehne des M. extensorjiallucis longus (also
dicht auf den Fusswurzelknochen) ^um medialen Fussrande hin,
wo sie noch bis zu den Muskeln des Orosszehenballens hinab-
steigen können.
§. Die A. tarsea lateralis (ext.) entspringt hinter dem Lg.
cruciatum und zieht zuerst dicht aut dem laluskopt, soaann
unter dem M. extensor digg, brevis schräg nach la-
teralwärts, um sich mit ihren Zweigen nach vorn m das ueie
tarsi dorsale einzusenken.
9. Die A. arcuata s. tarsea lateralis ant. entspringt kurz vor
der Teilungstelle der A. dorsaiis pedis und zieht wie die vorige
unter den Sehnen des M. extensor digg, brevis
(dicht neben den Basen der Metatarsalknochen) in bald mehr
schräger, bald mehr querer, bald mehr bogenförmiger Richtung
bis zum lateralen Fussrande. Ihre Zweige gehen nach rückwärts
in das Rete dorsale pedis über. Nach vorn entsendet sie die
Aa. jmetatarseae dorsales (s. S. 345) sowie einen Zweig zum
Fibularrand der grossen Zehe.
• 10. Die A, metatarsea dorsaiis prima (A. interossea dors. I.)
geht im I. Intermetatarsalraum dicht neben dem I.
Mittelfussknochen nach vorn und spaltet sich am vorderen Ende
des letzteren gabelig in drei Aa. digitales dorsales für den medialen
Rand der I. und die einander zugekehrten Ränder der 1. und II.
Zehe.
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llv> Der R. plantan^ profund^ bohrt sich zwischen de n
3-a s e iTd e s I. und II. M e t a t a r s a 1 e zur Fusssohle hin-'
durch, um an der Bildung des Arcus plantaris teilzunehmen. _
XVIll. A. tibialis posterior.
Die A. tibialis posterior s. postica ist oben zwischen dem
M. soleus und den tiefen Flexoren, am unterenDrittel des
UntCTSERenEels nahe 3*e f H ä ü rih. der'’ Mitte~zwi8Ghen '36f~
Achillessehne und der Tibia gelegen. Während dieses Verlaufes
ist" die Arterie^ilete von der Tasciä cruris profunda bedeckt, so
dass die letztere gespalten werden muss, wenn das Gefäss unter¬
bunden werden soll. Hierauf tritt die A. tibialis post, unter dem
Lig. laciniatum und dem Ursprung des M. abductor hallucis zur
Fusssohle und teilt sich hier in ihre beiden E n d ä s t e , die A.
plantaris medialis s. interna und die A. plantaris lateralis s. externa.
Der Verlauf der Arterie am Unterschenkel ist durch
eine Linie gegeben, welche in der Mitte der Regio poplitea be¬
ginnt und etwas vor der Mitte zwischen Malleolus med. und
Fersenhöcker endigt, /ja. ihrer Begleitung ziehen 2—3 mitunter
^ stark erweiterte Vv. comitantes und der N. tibialis nSiCh abwärts,
per N. tibialis ist zunächst dorsal, weiter unten noch ein wenig
lateral von den eben genannten öefässen (dicht unter der Fascia
cruris profund^)- gelegen. Die Aeste der A. tibialis post, sind:
1. Die A. peronaeartin starker Ast, zieht Längs der hin-
teren Seite der^Fibula (grösstenteils bedeckt vom M.
flexor hallucis longus) nach abwärts imd endigt in Gestalt der
Br. calcanei laterales an der lateralen Fläche des Fersenbeines.
Anomaler Weise kann die A. peronaea mitunter die A. tibialis
post, oder (mittels der A. peronaea perforans) die A. tibialis ant.
ersetzen. Ausser verschiedenen Br. musculares entspringen von
dieser Arterie:
a) die A. nutrieia fibulae (das Emährungsgefäss der Fibula)
geht etwa in der Mit tederFibulain das dort be¬
findliche For. nutricium hinein;
>) Wie aus dem Gesagten folgt, verlaufen mit Ausnahme der unbestän¬
digen Rr. musculares sämtliche Aste der Ä. tibiaUs anterior dicht auf den
Knochen und Bändern zu ihrem Verbreitungsbezirk.
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b) der R. perforans (A. peronaea perforans) geht am unteren
Q e 0 e s Li g. interosseum naciT vom und senkt
sich am Fussende in das dort gelegene Rete dorsale pedxs
eini);
c) der JL communicans (A. coronaria malleolaris, R. anastomo-
tlcus transversus) verläuft etwas oberhalb der Malle-
ölen, bedeckt von den Sehnen der Flexoren, lateralwärts
?ur A. übialis post., um sich in die letztere einzusenken;
d) die Ä. malleolaris post. lat. zieht zum lateralen
Knöchel hin;
e) die schon erwälinten Rr. calcanei laterales (extt.), welche sich
an der lateralen Fläche des Calcaneus verästeln.
2. Die A. nutricia tibiae (das stark entwickelte Emährungs-
gefäss der Tibia) dringt dicht unterhalb der Linea
p o p 1 i t e a in das dort gelegene For. nutriciiun ein.
3. Die A. malleolaris posterior medialis (int.) geht dicht
h inter dem medialen Knöchel der A. malleolaris ant.
med. entgegen.
4. Die Rr. calcanei mediales (intt.) gehen zur medialen
F läche der Ferse, um mit den Rr. calcanei laterales (aus
den A. peronaea) ein schwaches arterielles Ndtzwerk {Rete cal-
caneum, um das hintere Ende des Calcaneus zu bilden.
5. Die A. plantaris medüdis (int.) läuft mit dem gleichnamigen
bTerven. zwischen dem M. abductor hallucis
und M. flexor digitorum brevis nach vom, wo sie
si^h bei genügend starker Entwickelung^ mittels des Itämus pro-
fundus in den Arcus plantaris oder die A. digitalis comm. plan¬
taris I. einsenkt. Ein Zweig derselben (Ramus superficialis s. A.
superfic. pedis medialis von Henle kann am medialen Fussrande
bis zur grossen Zehe verlaufen.
6. Die A. plantaris lateralis (ext.) ist zunächst von dem M.
flexor digitorum ’ Brms bedeckt. Zwischen letzterem
Muskel und der Caro quadrata geht die Arterie als¬
dann schräg lateralwärts bis zur Basis des V. Metatarsal¬
knochens, um sich hier bogenförmig in den Arcus plantaris einzu-
senken. Ein Zweig derselben (A. digitalis plantaris propria lat.
von Henle geht zum lateralen Rande der V. Zehe.
Den Rest der A. peronaea, welcher nach Abgabe der A. peronaea
perforans s. anterior übrig bleibt, hat Hyrtl als A. peronaea posterior bezeichnet,
so dass sich also nach diesem Autor die A. peronaea ant. und post, zu
einander ganz ähnlich wie die A. tibialis ant. und post, verhalten würden.
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343
Rete articulare genu.
Unter dem Rete articulare genu versteht man ein aus feinen
arteriellen Zweigen gebildetes Netzwerk, welches die ganze Knie¬
gelenkkapsel nebst der Vorderfläche der Kniescheibe umspinnt und
von folgenden, teils vom Oberschenkel, teils vom Unterschenkel
herkommenden Arterien gebildet wird:
1) von der A. genu supremu
2) von der A. genu sup. medialis
3) von der A. genu sup. lateralis
4) von der A. genu media
5) von der A. genu in/, medialis
6) von der A. genu inf. lateralis
1) von der A. ßbularis superior
8) von der A. recurrens tibialis j)ostenor
9) von der A. recurrens tibialis antmor
Das Netzwerk, welches aus diesen Arterien hervorgeht, ist an
dem vorderen Teile der Kniegelenkkapsel ganz besonders
stark entwickelt. Hier ist ein feineres, weitläufiges Netz zwischen
Haut und Fascie, ein stärkeres, enges uiiter den Sehnen und Bän¬
dern des Kni^elenkes gelegen. Das so reich entwickelte Gefäss-
netz der vorderen Kniegegend ist schuld daran, dass Verletzungen
hier zu relativ starken Blutergüssen zu führen pflegen.
aus der A. femoralis
sämtlich aus der
A. poplitea
sämtlich aus der
A. tibialis
anterior. _
Reti pedis s. tarsi dorsale.
Das, Rete dorsale pedis ist ein arterielles Netzwerk, welches
an der Rückseite des Fusses dich t auf den Bändern der
Fusswurzelknochen gelegen ist und von der A. peronaea
perforans und den beiden Aa. tarseae laterales gebildet wird. Von
diesem Netzwerk (richtiger gesagt von der A. tarsea lat
anterior s. arcuata) ziehen 3 Aa. metatarseae dorsales (Aa. inter-
osseae dorsales) zwischen den 4 letzten Metatarsalknochen nach
vom-, um sich an den Köpfchen derselben gabelig in die
Aa. digitales dorsales zu spalten. Ein anderer Zweig, die A
dorsalis digiti minimi lateralis (A. metatarsea dorsalis fibula-
ris von Henle, A. digitalis dorsalis ext. von Hyrtl), verläuft
längs des lateralen Fussrandes zur kleinen Zehe.
, Ein Rete nlantare pedis fehlt beim Fusse und auch das Rete
dorsale pedis ist mitunter sehr schwach entwickelt; in letzterem
Falle werden die Aa. metatarseae dorsales durch die Rr. per/o-
rantes anteriores und posteriores der an der Fusssohle gelegenen
Aa. metatarseae plantares ersetzt.
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344
Arcus plantaris. jiW.j
^-Per Arcus plantaris wfrd von dem B. plantaris profundus (aus
der A. tibialis anterior) junl der A. plantaris lateralis (aus der Ä.
tUnaiis pos<grto>0 gebildet und stellt somit eine Anastomose zwischen
den beiden eben genannten Arterien vor, welche an der Fusssohle
zwischen den Sehnender Zehenbeuger und den
Basen der Metatarsalknochen gelten ist. Aus die¬
sem Bogen entspringen die vier Aa. metatarseac plantares (Aa. di¬
gitales communes, Aa. interosseae plantares), welche sich zwischen
den Köpfchen der Metatarsalknochen gabelig in die Aa.
diffi/nlm jnlnntfirejt fprnpriap) für Sämtliche Zehen spaltefT fiT'
jedem Intermetatarsalraume steigen zwischen den Basen und den
Köpfchen der Metatarsalknochen die oben erwähnten Br. per-
forantes antt. und mstt. zum Fussrücken in die Höhe, um sich in
die Aa. metatarseae dorsales einzusenken.
F. Das Venensystem.
Zu den Venen rechnet man alle diejenigen Blutgefässe, wel¬
che das Blut aus irgend einem Teile des menschlichen Körpers
direkt oder indirekt nach dem Herzen leiten. Von den Arterien
unterscheiden sich die Venen zunächst durch die dünnere Be-
schaffenheit ihrer Wandungen, welche eine erheblich geringere
Menge von elastischen Elementen und glätten Muskelfasern ent¬
halten. Ein weiterer Unterschied beider Gefässarten liegt darin,
dass die Arterien hellrotes, also sauerstoffreiches und kohlensäure¬
armes Blut führen, während die Venen dunkelrotes, also kohlen¬
säurereiches und sauerstoffarmes Blut besitzoi. Eine Ausnahme
von dieser Regel wird beim Erwachsenen durch die Lungenarterien
und Lungenvenen, beim Foetus ausserdem noch durch die Nabel¬
arterien und die Nabelvene gebildet. Während die Lungen-
a r t e r i e , A. ptdmonaiis, der Lunge dunkelrotes Blut zuführt,
welches in der letzter^ durch Sauerstoäfaufnahme tmd Kohlen¬
säureabgabe restauriert wird, strömt das restaurierte hellrote Blut
durch die Lungenvenen, Vv. pulmonales, wieder zum Her¬
zen zurück*).
1) Wesentlich anders wie beim Erwachsenen gestalten sich in dieser
Beziehung die Verhältnisse beim Föetus, dessen Kreislauf weiter unten in
einem besonderen Kapitel behandelt werden wird.
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345
Im Gegensätze zu den Arterien besitzen endlich die Venen an
ihrer Innenfläche Klappen, denen die Aufgabe zufällt, den
Rückfluss und die Rückstauung des Blutes nach den Capillaren zu
verhindern. Klappenlos sii^ die grössten und die kleinsten Venen
.. feiner die Sneren-~ilnd Lebervenen, die Pfortader mit ihren Ver-
j^weigungen, die Venen des Gehirns und Rückenmarkes u. a. m.
i^piljstärksteq sind die Venenklaopen ap den Extremitätp entwickelt, I
bei denen die Gefahr einer Rückstauung des ^üt^' am grössten !
^ist, weil sie für gewöhnlich n:irh ahwärfg gprirhfpf Auch
die häufigen und starken Muskelactionen, welche hier Vorkommen, •
begünstigen die Compression der Venen und damit die Stauung
des Blutes in denselben mehr als an anderen Körperteilen.
Nach K. V. Bardeleben betragen die Abstände der Venenklappen das
n-fache (1-, 2-, 3- bis vielfache) einer bestimmten Grunddistanz, welche in
geradem Verhältnis zur Länge der betreffenden Extremität steht. Beim Er¬
wachsenen beträgt diese Orunddistanz 5,5 mm für die obere, 7 mm für die
untere Extremität.
Bei vielen Venen wird der Rückfluss des Blutes nach dem
Herzen durch andere mechanische Einrichtungen erleichtert. Diese
Venen können nämlich derart mit nahe gelegenen F a s c i e n ver-
wacJjggjygifl, dass ihr Lumen bei gespannter Fascie sich erweitern,
bei schlaffer Fascie zusammensinken muss. Wenn nun durch Mus¬
kelaction die betreffende Fascie gespannt und somit das Lumen
einer solchen Vene erweitert wird, muss das Blut in dieselbe hin¬
eingezogen werden. Das wichtigste hierüber ist bereits bei den
betreffenden Muskeln imd Fascien gesagt worden. So muss sich
z. B. das Lumen der V. subclavia bei jeder Vorwärtsbewegung
^der Hebung der Clavicula erweitern. In gleicher Weise wird das
Blut in das erweiterte Lumen der V. femoralis hineingesogen, wenn
das Poupart’sche Band gespannt wird, wie dies z. B. bei jeder
Contraction der Bauchmuskeln geschieht. Auch die Auswärts¬
rotation des Oberschenkels soll auf die V. femoralis ansaugend
wirken. Eine genaue Kenntnis dieser Einrichtungen ist für den
Chirurj[en deswegen von grosser Wichtigkeit, weil eine ange¬
schnittene Vene bei jeder Erweiterung ihres Lumens Luft in sich
hineinsaugenmuss, welche in Gestalt von kleinen Bläschen durch
das Herz bis in die Lungen gelangen und dort durch Ver¬
stopfung der Lungencapillaren den Tod herbeiführen kann.
Wenn schon Abnormitäten bei den Arterien keineswegs selten
sind, so muss man von den Venen sagen, dass zahlreiche Varia-
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346
t i o n e n in der Stärke, dem Ursprung und Verlauf derselben fast
zur Regel gehören. Diese Neigung zur Bildung von Varie¬
täten ist darauf zurückzuführen, dass sich zwischen benachbarten
Venen (mit Ausnahmen von einigen grossen Hauptstämmen) stets
zahlreiche Anastomosen vorfinden, < welche vielfach voll¬
ständige Geflechte bilden können. Innerhalb dieser Anasto¬
mosen und Geflechte ist es oft schwierig, den Verlauf des Haupt¬
stammes zu verfolgen, und so erklären sich Differenzen, welche
sich bei verschiedenen Autoren in der Darstellung des Venen¬
systems vorfinden. Die Venen des menschlichen Körpers kann man
nun in folgende Kategorien einteilen;
1. Die Hautvenen. Vv. subcutaneae, sind oberflächlich
zwischen Haut und Fascie gelegen und sehr häufig von Nerven,
aber nur sehr selten von Arterien begleitet.
2. Die tiefen Venen oder B e g 1 e i t v e.n e n , Vv. cotni-
tantes s. satellites arteriarum, sind unter den oberflächlichen Kör-
perfascien gelegen und verlaufen fast immer in Begleihmg von Ar-
terien. Nur dpr F. azmos und hemiazygos, der V. portae, den
Sinus durae matris und den Vv. diploeticac entsprechen keine gleich-
wertigen Arterien. Im Allgemeinen wird eine Arterie imfhgTvon
zwei Venen beglfflet. Nur die grössten Venen pflegen constant
in einfacher Zahl vorzukommen. An einzelnen Stellen sind auch
die kleineren Begleitvenen nur in einfacher Zahl vcnrhanden: die
einfache V. umbilicalis und V. dorsalis penis werden sogar von
doppelten Arterien escortiert.
3. Die Blutleiterder harten Hirnhaut, Sinus
durae matris, sind venöse Blutleiter, welche, obschon tief gelegen,
wie gesagt, doch nicht von Arterien begleitet werden. Indes^n
sind sie von den anderen Körpervenen noch durch manche andere
Eigentümlichkeit unterschieden, so dass es nicht möglich ist, sie
einer von den beiden vorhin genannten Kategorien zuzuzählen.
Die Wand der Sinus besteht nämlich nicht wie bei den übrigen
Venen aus drei deutlich von einander gesonderten Schichten (der
Intima, Media und Adventia), sondern lediglich aus dem Gewebe
der Dura mater, welches an der Innenfläche eines solchen Blut¬
leiters mit einem Endothel_mi^kleidet ist. Die Wand der Sinus
ist infolgedessen von starrer Beschaffenheit und fällt nach dem An¬
schneiden nicht zusammen. Das Lumen eines durchschnittenen
Sinus erscheint auf dem Querschnitt aus eben demselben Gnmde
entweder dreiseitig oder unregelmässig polygonal, während der
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347
Querschnitt einer gewöhnlichen Vene rundlich ist. Endlich ist /u
erwähnen, dass das' Lumen vieler Sinus von fibrösen Balken durch-_
zogen ist, welche ebenfalls mit einer einfachen Endotheliale
kleidet sind. Durch besonders zahlreiche fibröse Balken ist der
Sinus cavernosus ausgezeichnet. Klappen finden sich in dem Sinus
nicht vor. _
Wenn wir von den eigenen Venen des Herzens, den Vv. mi-
nimae, parvae, media und niagna cordis, absehen, welche ihr Blut
direkt ins Herz ergiessen, und über welche bereits beim Herzen
(s. S. 294) das Wichtigste gesagt worden ist, so stellen die übri¬
gen Venen des menschlichen Körpers nim Aeste und Zweige fol¬
gender Hauptstämme dar;
1) der Lungenvenen, Vv. pulmonales,
2) der oberen Hohlvene, V. cava superior,
3) der unteren Hohlvene, V. cava inferior,
4) der Pfortader, V. portae.
y.L Vv. pulmonales.
Die beiden linken und die beiden rechten Lungenvenen,
Vv. ptdmonales sind dazu bestimmt, das in den Lungen restau¬
rierte, also sauerstoffhaltige und hellrote Blut dem Herzen zuzu¬
führen. Nachdem sie am Hilus der Lunge hervorgetreten sind,
ziehen sie sogleich im vordersten untersten Teileder
Lungenwurzel zum linken Vorhof, in welchem sie an den
beiden oberen Ecken, an der Grenze zwischen der oberen und der
hinteren Wand des Atrium, einmünden. Die beiden rechten Lun¬
genvenen müssen natürlich auf diesem Wege h i n t e r der V. cava
sup. und dem rechten Vorhof hinwegziehen. Die Lage der bei¬
den Vv. pulmonales innerhalb der Lungenwurzel (genauer ge¬
schildert) ist gewöhnlich derartig, dass jederseits die obere Lun¬
genvene von der Lungenarterie und dem Bronchus, die untere ^
LungöiVene dagegen schon etwas unterhalb der eben genann¬
ten Organe gelegen ist. Die obere V. pulmonalis führt jederseits
das Blut aus dem Oberlappen, die untere aus dem Unterlappen
der Lunge zum Herzen. Rechterseits nimmt die obere Vene auch
den Ast des mittleren Lungenlappens auf. Die Zahl der Lungen¬
venen kann übrigens auf beiden Seiten vermehrt oder die beiden
Venen einer Seite zu einem gemeinsamen Stamm verschmolzen sein.
Klappen finden sich in denselben nicht vor.
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W 11. V. cava Superior.
Die obere Hohlvene, V. cava snperior, mündet dicht
über dem III. rechten Stemocostalgelenke in den rechten Vorhoi
und zieht rechts von der Aorta hinter dem rech¬
ten Sternalrande nach aufwärts. Hinter dem Knorpel der
I. rechten Rippe teilt sie sich in zwei gleich starke Aeste, die V.
anonuma dextra und sinistra, von denen die erstere fast senkrecht
in die Höhe steigt, während die letztere dicht hinter dem Sternum
fast horizontal nach links zieht. Eine jede V. anonyma spaltet sich
weiterhin (die rechte hinter dem rechten, ^e linke hin¬
ter dem linken Sternoclaviculargelenk) in die V.
subclavia und die V. jugularis interna s. communis. Die V. sub¬
clavia entspricht mit ihren Verzweigungen im Wesentlichen der A.
subclavia und führt somit hauptsächlich das Blut der oberen
Extremität zum Herzen. Die V. jugularis interna entspricht
mit ihren Aesten der Carotis communis und nimmt folglich das
Blut aus den meisten Venen des Kopfes tmd Halses auf.
lieber die Lage der V. subclavia zur A. subclavia imd der V. ju¬
gularis int. s. comm. zur Carotis comm. ist bei diesen beiden Ar¬
terien nachzusehen.
An dem Vereinigungswinke 1 /der V. subclavia und
V. jugularis comm. s. int. oder dicht neben denselben münden je¬
doch jederseits in die V. anonyma noch eine Aiirahl von kleineren
und grösseren Venen ein, welche eigentlich Aest^der V. subclavia
oder V. jugularis communis sein sollten.^) DieseWenen sind:
1) die V. thyreoidea inferior, \
2) die V. mammaria interna,
3) die V. cervicaiis profunda,
4) die V. intercostalis suprema,
5) die V. vertebralis,
6) die V. jugularis externa,
7) die V. jugularis anterior,
8) die V. jugularis posterior.
Von den eben genannten Venen ist die V. jugularis post, nicht
immer vorhanden; wenn sie sich vorfindet, zieht sie ohne die Be¬
gleitung einer Arterie neben der V. cervicaiis prof. auf den tiefen
•) Henle drückt dieses Verhältnis so aus: „Die Äste der V. anonyma
scheinen, mit dem arteriellen System verglichen, von der Subclavia auf die
Anonyma vorgerückt zu sein.“
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349
Nackenmuskeln nach abwärts. Da der Vereinigungswinkel der V.
subclavia und jugularis communis die Einmündungstelle einer so
grossen Anzahl von Venen darstellt, hat man denselben auch als
Ängulus venosus bezeichnet. Im Speziellen betrachtet, verhalten
sich die Venen des Kopfes, Halses und der oberen Extremität
folgendermassen:
v») Kopf und Hals.
Am Halse sind ausser der V. jugularis interna noch jederseits
zwei Hautvenen, die soeben erwähnte V. jugularis anterior
und V. jugularis externa vorhanden.
1. Die V. jugularis anterior ( V. subcutanea colli mediana)
zieht ^icht neben der Medianlinie des Halses zwischen Haut und
Fascie nach abwärts, durchbricht am medialen Rande des
M. stemocleidomastoideus die Fascie und zieht hinter dem eben
genannten Muskel nach lateralwärts zum Angulus venosus oder zur
V. jugularis ext. hin. Ihr Blut empfängt sie aus benachbarten klei¬
neren Venen, welche an der vorderen Seite des Halses ein weit¬
läufiges Netz bilden. Ein querer starker Venenast pflegt ziemlich
constant die imteren Enden der beiden Vv. jugulares antt. zu ver¬
binden.
2. Die V. jugularis externa sammelt das Blut aus den vor und
hinter dem Ohre gelegenen Venen, den Vv. occipitdles, auriculares
posteriores und zum Teil aus den Vv. temporales, welche in ihrem
Verlaufe den gleichnamigen Arterien entsprechen. Ihr Stamm zieht
jn_ ziemlich verticaler Richtung vom Ohr nach abwärts, um sich
s^iessiicn am läferä' I j^n R a rf M. sternocleTdomastoi-
deus in die Tiefe und in den Angulus venosus einzusenken.
Die tiefenVenen des Halses und Kopfes (abgesehen von
den bereits beim Angulus venosus erwähnten)' fliessen sämtlich
in die V. jugularis interna ,s.. communis ein. Der Stamm der letz¬
teren kommt durch das For. jugulare aus der Schädelhöhle und
ist oben lateral und nach hinten von der Carotis int., weiter unten
lateral vcm letzterer gelegen. Im Foramen jugulare und vor ihrer
Vereinigung mit der V. subclavia pflegt sie je eine Anschwellung,
den Bulbus v. jugularis superior und inferior zu bilden. Die V.
jugularis int. bezieht (von unten nach oben gerechnet) ihr Blut
durch folgende Venen:
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1. Die V. facialis communis entsteht etwa in der Höhe des
Unterkieferwinkels aus der V. facialis anterior und der V. facialis
posterior und bildet einen kurzen, ziemlich dicken Stamm, welcher,
nur bedeckt vom Platysma, lateral von der Carotis ext. nach ab¬
wärts zieht, um sich, etwa der Teilungstelle der Carotiden ent¬
sprechend- in die V. jugularis ^ltema einzusenken, i) Die Aeste
der y. facialis post, entsprechen den gleichnamigen Aesten . der
A. maxillaris"rnf. lind Ä. temporalis. Diejenigen Aeste, welche
der M a X i 1 1 a r i s i n tr’rä^pr^en, bilden zwischen den Kau¬
muskeln ein dichtes Geflecht, den Plexm pteryspidcus (Plexus
maxill. int.), welcher auch die ophthalmica inferior aufnimmt;
die letztere verläuft am Boden der Augenhöhle imd tritt durch die
Fiss. orbit. inf. zu dem eben erwähnten Geflecht. Das einfache
oder doppelte Stämmchen, welches aus dem Plexus pterygoideus ,
hervorgeht und in die V. facialis post, mündet, hat man auch als
tiefen Ast de^V. facialis post, bezeichnet. Die facialis ant.
entspricht mit ihren Aesten dem Verbreitungsbezirke der M a x i 1 1 a-
r i s ext., ist jedoch von der letzteren durch die Glandula sub-
maxillaris getrennt, d. h. sie verläuft oberflächlich unter dem
Platysma: auch in diese Vene pflegt sich ein tiefer Ast aus
dem Plexus pterygoideus einzusenken.
2. Die y. lingualis (cf. S. 304) und die FtJ. thyreoideae supp.
entsprechen den gleichnamigen Arterien. Die Vv. pharyngeae
kommen von dem an der äusseren Pharynxfläche gelegenen Plexus
phdryngeus her und können auch in die V. lingualis oder die Vv.
thyreoideae supp, einmünden.
3. Die Sinus durae matns ergiessen ihr Blut schliesslich sämt¬
lich durch das For, jugulare in die V. jugularis int. Die detaillierte
Beschreibung der Sinus wird später bei der Dura gegeben wer¬
den. Nur die Zuflüsse sollen hier genauer erörtert werden. Die
Sinus erhalten ihr Blut ausser von den Venen der Dura {Vv. me-
ningeae) noch durch folgende Gefässe:
a) die Vv.jerebri s. cerebrales treten an der Oberfläche
s G_§ hi *■ ns hervor und münden in verschiedenen Höhe_ .
*) Während die meisten Autoren die Bezeichnungen der V. jugularis
communis und interna identisch gebrauchen, wird von anderen der ober¬
halb der V. facialis gelegene Teil derselben als V. jugularis int., der unter¬
halb der V. facialis gelegene Teil als V. jugularis communis bezeichnet.
Hyrtl reserviert die Bezeichnung V. jugularis comm. für den aus der Ver¬
einigung der V. jugul. int. und ext. entstandenen Stamm — wenn sich näm¬
lich die letztere in die erstere ergiesst.
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351
in die benachbarten Sinus ^in. Je nach ihrer Lage hat man
^vTceredfrsupp., mediae und inff. unterschieden. Blut
aus den Wänden- der Hirnventrikel und- den Plexus-chocioidei
sammelt sich in .der Y. cerebri ioL^dextra und sijmtra,
welche unter ^era Balkenwulst heryortreten und zu der un-
^aar^n cerebri magna s. Galeni (V. cerebri int. comm. von
HENLE) zusammenfliessen, die sich nach kurzem Verlauf und
nach Aufnahme einiger Zweige von der Hirnbasis und dem
Kleinhirn in H^n Sinn.«? rprtn.s <»rpips.<tt;
b) die Vv. diploicae (auch alsBreschet’sche Venen be¬
zeichnet) sind ziemlich grosse dünnwandige Oefässe, welche
inderDiploeder Schädelknochen gelegen sind und ihr
Blut zum Teil in die Sinus, zum Teil in andere benachbarte
Schädelvenen ergiessen;
c) die V. ophthalmica superior sammelt das Blut aus dem
oberenTeil der Augenhöhle und geht durch die
Fiss. orbit. superior in den Sinus cavernosus hinein. Die
V. ophthalmica inferior, welche das Blut aus dem unteren
Teil der Augenhöhle sammelt und durch die Fiss.
orbitalis inf. hindurchtritt, ergiesst sich zwar meistens in den
Plexus pterygoideus, kann jedoch auch mit der vorigen in
den Sinus cavernosus einmünden ;
d) die Vv. auditivae intemae (cf. die gleichnamigen Arterien)
kommen aus dem Porus acust. int. heraus und führen das
Blut aus dem inneren Ohr zum Sinus transversus oder pe-
trosus inferior;
e) die Vene des Aquaeductus vestibuli ergiesst sich gewöhnlich
in eine Vene der Dura mater, die Vene des Aquaeductus coch-
leae (V. canaliculi cochleaejin den Bulbus der V. jugularis
int.
Die Sinus stehen durch zahlreiche Emissaria Santorini mit den
Venen an der Aussenfläche des Schädels in Verbindung, worüber
alles Wichtigste bereits beim Stirnbein, Scheitelbein, Hinterhaupt¬
bein etc. gesagt worden ist.
)^b) Obere Extremität.
An der oberen Extremität sind ebenfalls die Hautvenen
und die tiefen Venen zu unterscheiden.
Die Hautvenen münden sämtlich in zwei Hauptstämme
ein, die F. cephalica und F. hasilica: beide entwickeln sich aus
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einem Venenyeflecht H«>s Hanrlrürlfpng dem sogen. Rete venosum
dorsale manus, an welchem übrigens gewöhnlich zwei Stämme,
der eine ( V. salvntellal im vierten, der andere ( F. cephalica poUicis)
im ersten Intermetacarpalraiun gelegen, besonders hervortreten.
1. Die F. cephalica entsteht in der Gegend des Datunens (also
an der H a u p t s e i t e der Hand) und steigt zunächst an der
Radialseite des Unterarmes und Oberarmes
in die Höhe, um sich schliesslich mehr nach vom zu wenden und
durch die Mohrenheim’sche Grube in die V. axillaris
einzusenken.
Nach K. V. Barüeleben setzt sich beim Embryo die spätere V.
cephalica des Unterarmes in einen starken Venenstamm fort, welcher vor
der EUbeuge zur medialen Seite des Oberarmes zieht und sich schliesslich
in der Achselhöhle in die V. axillaris einsenkt. B. betrachtet das Unterarmstück
der V. cephalica und den eben erwähnten Venenstamm des Oberarmes als
die Hauptvene des Armes, F. capitalis brachii, und sieht in der
letzteren ein Analogon der V. saphena magna der unteren Extremität, ln
späterem Alter geht gewöhnlich das Oberarmstück der V. capitalis brachii
verloren.
2. Die F. hasilica kommt von der Kleinfingerseite der Hand
und zieht (häufig in einen vorderen und einen hinteren Zweig ge¬
teilt) am Ulnarrande des Unterarmes bis etwa zur
Mitte des Oberarmes in die Höhe, um hier im Sulcus bicipitalis
med. die Fascie zu durchbrechen und sich in die mediale V. bra-
chialis einzusenken.
Ausser den beiden genannten Venen findet sich sehr häufig
noch zwischen der V. cephalica und basilica die sog. F. mediana
cubiü vor, welche an der Vorderfläche des Unterarmes bis zur Ell-
beuge nach aufwärts zieht und sich dort gewöhnlich in zwei
Zweige teilt, von denen sich der eine, die F, mediana cephalica,
in die V. cephalica, der andere, die F. mediana basilica, in die V.
basilica einsenkt.
Die tiefen V e n e n der oberen Extremität entsprechen in
ihrem Verlaufe und ihren Bezeichnungen den Arterien, weldie
sie überall in doppelter Zahl begleiten. Nur die F. axillaris und
s^clavia sind als einfache S t äjn rn^ vorhanden. Ueber die
Lage der letzteren ist bei den gleichnamigen Arterien nachzusehen.
t/c) Thorax.
Wenn wir von den yv^intrrcostales supremae und mammariae
hitt. nebst ihren Zweigen absehen, so sammeln sich die Venen
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353
des Thorax in einem unpaaren Stamme, der F. azygos, deren Blut
sich schliesslich in die V. cava sup. ergiesst^'^H; V. azvtLUS ent¬
springt in der rechten Hälfte der Bauchhöh 1 e aus
den Vv. lumbales (mitunter auch aus der V. renalis dextra oder
der V. cava int.) und tritt meistens durch eine Lücke in dem me-
dialen Schenkel des Zwerchfelles (nach anderer Version zwischen
dem mittleren und inneren Zwerchfellschenkel s. S. 139) jn die
Brusthöhle hinein. Hier zieht die Vene im Mediastinum posterius
rechts vor den Rnistwirhelkörpern und dpti Aa. intercQStaks. dex-
trae ziemlich senkrecht in die Höhe und krümmt sich dann etwa
^ Brustwirbels über die rec
Ol hinüber^ um sjch in die V. cava sup. (di^
vor deren Eintritt in den Herzbeutel) einzusenken. Links von
der V. azygos ist im unteren Teile des Thorax' die Aorta descen-
dens, im oberen Teile desselben der Oesophagus gelegen. Doch
schiebt sich zwischen die Azygos und die Aorta noch der Ductus
thoracicus ein, welcher also ebenfalls vor der Wirbelsäule (an der
-linken Seite der Vene) in die Höhe steigt.
Da die Vv. lumbales, aus welchen die V. azygos entsteht.
eine Anastomose zwischen der V. cava iTi
darstellt eine Anastomose. deren Blut sich
allerdings hauptsächlich nach einer Richtung, nämlich in die Cava
sup., ergiesst.
An der linken Seite des Körpers findet sich an Stelle der
V. azygos ein kürzerer Stamm vor,
ähnlich wie die vorige aus den linken Vv. lumbales entsteht und
durch eine Lücke im medialen ZWCl'UlKlMÜUyiRt!! 111 Ule Brust¬
höhle tritt, um hier links von der _^rta und dicht vor den An-
fängen der Aa. intercostales sinistrae in die Höhe zu ziehen. In¬
dessen meistens schon ip Höhe des VII L Brustwirbels^wendel~Mch
iüe V. hemiazygos unter deno^ und dem'*T?u?f5?'iiioracicu^
■^aHi rechts, um iir~dig~V.' azYgos~einznmünden. Nicht^ selten -en^
steht jedoch aus dem oberen Teile der V. hemiazygos ein neuer
Venenstamm, die F. hemiazygos accessoria (superior), welche links
von der Aorta und der Wirbelsäule nach oben zieht, um sich ent¬
weder in die V. anonyma sin. oder in die V. intercostalis suprema
zu ergiessen. Die V. hemiazygos sup. zeigt übrigens ein äusserst
variables Verhalten. Wenn sie vorhanden ist, würde sie im Verein
mit der hemiazygos auf der linken Seite des Körpers eine Ana¬
stomose zwischen der V. cava sup. und inf. darstellen.
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. 23
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354
Ausser der V. hemiazygos, in welche sich meistens nur die
4— 5 . unteren linken. Intercostalvenen und einzelne kleine Nachbar¬
venen aus dem Mediastinum posterius einsenken, nimmt die V,-
a z y g o s folgende Venen auf:
1. sämtliche Vv. intercostales, welche nicht in die V. hemi¬
azygos (resp. V. hemiazygos accessöria) und die V. intercostalis
suprema (Ast der V. subclavia) einmünden;
2^ die Vv. oesophageae und mediasünales posteriores vom
Oesophagus und den benachbarten Organen des Mediastinum
posterius;
^ 3. die Vv. bronchiales dextra und sinistra, welche neben den
Bronchien aus dem Hilus der Limge heraustreten.
Wie man sieht, bezieht die V. azygos ihr Blut im Brustkorb
aus denjenigen Venen, welche den Aesten der Aorta
descendens thoracica entsprechen. Wenn die V.
hemiazygos accessöria vorhanden ist, pflegt dieselbe allerdings das
Blut aus einigen Nachbarvenen, wie z. B. einigen Vv. intercostales,
aufzunehmen und in die V. anonyma sin. zu leiten.
III. V. cava inferior.
Die untere Hohlvene, V. cava inferior, mündet un¬
mittelbar nach ihrem Durchtritt durch das Zwerchfell (s. S. 137)
in das rechte Atrium ein. Von dieser Einmündungstelle an er¬
streckt sie sich dicht vor der Wbfa Wirbelsäule und rechts von der
Aorta descendens bis etwa zur Grenze zwischen dem IV. und V.
Lendenwirbel nach abwärts, wo sie sich ebenso wie die Aorta in
die beiden Vv. iliacac communes und die V. sacralis tnedia teilt.
Jede V. üiaca communis (V. anonyma iliaca von HENLE) teilt sich
wiederum in eine V. Jlypogastrica und eine V. Uiaca externa (V.
iliaca von HENLE), deren Verzweigungen völlig den gleichnamigen
Arterien entsprechen. Die V. iliaca ext. führt das Blut aus den
Venen der unteren Extremität, die -V. hypogasfrfca aus
den Venen des Beckens der V. cava inf. zUj Was die Lage
dieser Venen betrifft, so ist hierüber Fig. 18, S..:B§-nachzusehen.
Während ihres Verlaufes von der Teilungstelle bis zur Einmün¬
dung in den rechten Vorhof nimmt die V. cava inf. eine Anzahl
von Venenästen auf, welche den paarigen Aesten der Bauch-
aorta entsprechen. Man kann also sagen, dass die Verzweigungen
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der ganzen V. cava inf. den Aesten der Aorta abdomina¬
lis entsptt^ai — mit Ausnahme der drei Ein¬
geweideäste, der A. coeliaca, mesenterica sup. und inf.,
deren Begleitvenen in die Pfortader fliessen (s. weiter unten). Im
Speziellen verhalten sich die Verzweigimgen der V. cava inf. fol¬
gendennassen:
|/ a) Bauchhöhle.
Da, wie eben erwähnt, die Begleitvenen der drei unpaaren
Aortenäste zu einem besonderen Stamm, der Pfortader, zusammen-
fliessen, so muss die V. cava inf., der Bauchaorta entsprechend,
jederseits folgende Venen in sich aufnehmen, welche mit Aus¬
nahme der Yv. hepaiicae neben den gleichnamigen Arterienästen
verlaufen:
1. die Yv. hepaiicae, zwei bis drei grössere imd verschiedene
kleinere Venen, welche aus dem hinteren Rande de r L e -
b e r hervortreten und sofort in die V. cava inf. einmünden, deren
vordere Wand der Leber unmittelbar anliegt;
2. die Fl), phrmicae inferiores (jederseits doppelt);
3. die Ft), lumbales^ von denen die obere durch verticale Ana-
stomosen in Verbindung stehen, welche sich nach oben in die V.
azygos tmd hemiazygos fortsetzen. Den durch di^ Anastrxnosen
gebildeten Anfangsteil der V. azygos und hemiazygos hat man
auch als V. lumbalis ascendens bezeichnet;
4. die F. suprarencUis, welche sich übrigens sehr häufig in
die V. renalis einsenkt;
5. die F. renalis (nur selten jederseits in mehrfacher Zahl vor¬
handen) kommt vor der A. renalis aus dem Hilus der Niere her¬
vor (betreffs ihres weiteren Verlaufes s. Fig. 18, S. 328);
6. die Yv. spermaticae internae (meistens jederseits doppelt)
kommen beim Manne vom Hoden und bilden im Samen¬
strange ein starkes Geflecht, den Plexus pantpiniformis s. sperma-
ticus, an dem sehr leicht infolge der Stauung des Blutes jene Er¬
weiterungen entstehen können, welche man als Krampfader¬
bruch, Yaricocele, bezeichnet hat. Nachdem diese Venen den
Leistenkanal passiert haben, ziehen sie neben den gleichnamigen
Arterien an der hinteren Bauchwand in die Höhe. Doch pflegt
sich gewöhnlich nur die rechte V. spermatica in die V. cava
inf., die linke dagegen in die V. renalis sin. einzusenken, so dass
also der Blutstrom rechts unter spitzem Winkel in die V. cava inf.
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einströmt, während er links zwei Mal einen nahezu rechtwinkelig
geknickten Verlauf nehmen würde. Infolge dieses Hindernisses
wird linkerseits eine grössere PrädispositicMi für Stauungen im
Plexus pampiniformis, d. h. also für das Zustandekommen der
Varicocele, vorhanden sein müssen. Beim Weibe bilden die Vv.
spermaticae intt. zwischen den beiden Blättern des Lig. latum einen
erheblich kleineren Plexus, welcher mit dem Plexus uterinus zu¬
sammenhängt.
b) Becken.
Die Verzweigungen der F. hypogastrica entsprechen den Aesten
der A. hypc^astrica, welche sie in doppelter Zahl begleiten; sie
sind ausserhalb des Beckens mit Klappen versehen. Im Becken
sind die Eingeweideäste dieser Venen durch starke Ge¬
flechte ersetzt, welche man zum Teil besonders benannt hat, ob¬
schon sie continuierlich untereinander und mit den Nachbarvenen
Zusammenhängen. Man unterscheidet:
1. den Plexus pudendedis (pubicus impar), welcher hinter dem
unteren Rande der Symphysis oss. pubis gelegen ist und sich bis
zur vorderen Wand der Blase imd Urethra erstreckt. Da dieses
Geflecht beim Manne die Prostata umspinnt, hat man es hier auch
als Plexus prostaticus s. Santorini bezeichnet. Dasselbe erhält
seinen Zufluss ausser diu'ch die kleinen Venen der Nachbarorgane
hauptsächlich durch die F. dorsalis penis {clüoridis und ergiesst
sein Blut in die F. pudenda interna. Die Vv. profundae penis
{düoridis) sollen dagegen nach HENLE stets direkt in den Plexus
pudendalis einmünden;
2. den Plexus vesicalis, welcher den Grund der Harnblase
umgibt und sein Blut durch die Vv. vesicales in die V. hypo¬
gastrica ergiesst;
3. beim Weibe den Plexus uierovaginalis, welcher die Vagina
umstrickt und sich auch (im Lig. latum) längs der Seitenränder
der Gebärmutter bis zum Fundus uteri ausdehnt. Das Blut dieses
Plexus wird hauptsächlich durch die Vv. uterinae in die V. hypo¬
gastrica geleitet. Indessen wird ein Teil desselben auch durch die
Vv. spermatt. intt. abgeführt;
4. den Plexus haemorrhoidalis, welcher das Rectum umgibt
und sich in seinem oberen Teile diu'ch die F. haemorrhoidalis sup.
s. int. in die Pfortader, in seinem mittleren Teile durch die v.
haemorrhoidalis media in die V. hypogastrica, in seinem unteren
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Teile durch die Vv. haemorrhoidales inff. s. extt. in die V. pudenda
int. ergiesst.
c) Untere Extremität.
An der unteren Extremität sind wie an der oberen die H a u t-
V e n e n und die tiefen Venen von einander zu unterscheiden.
Die Hautvenen entstehen beide hauptsächlich aus einem
venösen Geflecht am Fussrücken, dem Rete venosutn dorsale pedis,
und sammeln sich in folgenden beiden Stämmen:
1 ■ Die V. saphena maana tintema) entwickelt sich am medialen
Fussrande aus den Venen des Fussrücken.«; und der Fusssohle und
verläuft hierauf vor dem inneren Knöchel zum Unterschenkel, an
dessen medialer Fläche sie zimächst bis zum Condylus med. ferao-
ris in die Höhe zieht. Am Oberschenkel pflegt sie weiterhin ziem¬
lich genau dem Verlaufe des M. sartorius zu folgen, um sich
schliesslich medial vom Proc. falciformis in die V. femoralis ein¬
zusenken. Nicht selten ist sie doppelt vorhanden, in sehr seltenen
Fällen kann sie gänzlich fehlen. Ausser den benachbarten Haut¬
venen an der medialen und der hinteren Seite der unteren Extremi¬
tät pflegt die V. saphena magna noch in der Nähe der Fossa
ovalis die_l^y. epuiaslricae su)>erßciales, Vv. pudendae externae und
mitunter auch einige Vv. dorsales penis subcutaneae aufzunehmen.
2. Die V. saphena parva (minor s. posterior) entsteht in ähn-
licher Weise wie die vorige am 1 a t e r a 1 e n Fussrande und ver-
läflfThinter dem äu.sseren Knöchel .zur hinteren Fläche des Untei';^
schenke^ wo sie weiterhin zwischen den beiden Gastrocnemius-
köpf^ in die Höhe zieht, um sich entweder in der Kniekehle in
~d[e V. Doplitea einzusenken . oder _ mit der nahe gelegenen „V.
saphena magna zu vereinigen.. _
^ Die tiefen Venen der unteren Extremität entsprechen in
Bezug auf ihren Verlauf und ihre Beziehung vollständig den
Aesten der Aa. iliaca ext., femoralis und poplitea: hierbei ist zu
betonen, dass die grossen Venen, d. h. also die V. üiaca ext., fe¬
moralis und meistens auch die F. poplitea, einfache Stämme
bilden, während die übrigen, kleineren Venen in doppelter Zahl
die entsprechenden Arterien begleiten. Ueber die Lageverhältnisse
dieser Gefässe ist bei den Arterien nachzusehen.
Nach BRAUNE ist die V. femoralis das einzige Gefäss. wel-
ches_das_BluLav^_de£^]ifliaaLJutÜaiBitäL^?»ni - führt, so
dass nach einer Verschliessung oder Verletzung aieser Vene unter-
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halb des Poupart’schen Bandes kein collateraler Kreislauf zu
Stande kommt, durch welchen das Blut der unteren Extremität
zum Herzen gelangen könnte.
Die Venen des Rückens ergiessen ihr Blut zum Teil
in Zweige der V. cava sup., zum Teil in solche der V. cava inf.:
ihr Blut sammelt sich in den Rückenästen (Rr. dorsales) der
Vti. vertebrales^ mtercostales. lumbales und sacrales, deren Ver¬
zweigungen durchaus den Arterien entsprechen.
Ueber die Venen innerhalb und ausserhalb des W i r b el¬
kanales, welche ihr Blut ebenfalls in die soeben aufgezählten
Stämme ergiessen, ist beim Rückenmark nachzusehen.
IV. V. portae.
Die Pfortader, V. portae s. portarum, führt das Blut aus
dem grössten Teile des VerdauungsKanäls~~vinB seinef~~^bänge
\zur Leber, deren Capillaren es passiert, um sctiliesslidTd^ch die
Lebervenen, ~Ft;. hepaticae, der V. cava inf. zugeführt zu werden.
^_D££_Stamm_dgL^fortader entsteht hinter dem Kopfe
,..jLfc&.£.aJlJLLeA^^^^de^verein!gung"clerTrTIg8Wf!gyf!ff^B^
V. lienalis und V. mesenterica inf. ^) und zieht hierauf hinter
Pars horizontalis sup. des Duodenum zmn Lig. hepatoduodenife,
in welchem derselbe zwischen der Leberarterie und dem Gallen¬
gang ztxr Fossa transversa (Porta) hepatis aufwärts steigt, um
sich hier in einen linken und einen r^ten Arm zu teilen. Die
Leberarterie ist hierbei 1 i n k s . der Ductus choledochus rechts.
(am freien Rande des Lig. hepatoduodenale) und die Pfortade£_
etwas nach hinten und zwischen den beiden an d^
ren Gefässen gelegen.
Die Lage der drei venösen Hauptstämme, aus welchen
sich die Pfortader zusammensetzt, verhält sich zu derjenigen der
gleichnamigen Arterien derart, dass die T. mesenterica sup. rechts
von der A. mesent. sup. gelegen ist, die V. lienalis mehr hinter
dem Pankreas nach rechts zieht und die ^F. mesenterica inf.
zuerst in Begleitung der A. colica ■ sin. senkrecht nacn ooen
zieht, um dann aie letztere zu "VSHSSyöfi und bogenförmig
Anstatt in den Vereinigungswinkel kann sich die V. mesenterica inf.
auch in die V. mesenterica sup. oder V. lienalis ergiessen.
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nach rechts zu den anderen Venen hinzustreben. Da¬
gegen entsprechen die Verzweigungen der eben
genannten drei Venen in ihrem Verlaufe und ihren Benennungen
genau den Zweigen der drei unpaaren Aortenäste, also der
A. coeliaca, mesenterica sup. und mesenterica inf. — mit Aus¬
nahme der A. hepatica, welche in Begleitung des Pfortaderstam¬
mes zur Leber tritt. Doch pflegen die F. coronaria ventriculi und
die V. cysüca sich direkt in den Stamm der Pfortader zu ergiessen.
Anastomosen zwischen der Pfortader und anderen Körpervenen
sind für verschiedene Stellen beschrieben worden. So soll sich ziemlich
häufig ein Verbindungsast zwischen der V. lienalis und der V. azygos vor¬
finden. Ferner ist bereits erwähnt worden, dass die venösen Beckengeflechte
ihr Blut zum Teil in die Pfortader, zum Teil in die Zweige der V. hypo-
gastrica ergiessen. Nach Retzius sollen sich kleine Pfortaderästchen aus
dem Dünn- und Dickdarme direkt in die V. cava inf. oder V. renalis ein¬
senken. Endlich treten aus dem benachbarten Peritonaeum und der vorde¬
ren Bauchwand eine grosse Anzahl von kleinen Venen durch die Ligamente
der Leber in die Substanz der letzteren hinein. Diese Gefässe sind deswe¬
gen von grosser Wichtigkeit, weil sie bei Störungen im Pfortaderkreislauf
(wie z. B. durch Lebercirrhose) dazu dienen, das Blut nach den äusseren
Venen abzuleiten. Nach Sappey pflegt sich in diesem Falle ganz besonders
ein stärkerer Ast {Vena parumbilicalis) zu erweitern, welcher von der Bauch¬
wand aus neben der Nabelvene zum linken Pfortaderast hinzieht.
Bisweilen geben auch die Venae epigastricae inferiores Aste ab, welche
sich zu einem Stamm vereinigen, der sich in die Vena umbilicalis ergiesst.
Diesen Y-förmigen Venenstamm bezeichnet man in diesem Falk 'als Bu-
row'sche Vene, Vena Burowii,
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G. Der Kreislauf des Blutes beim Foetus.
Während der Mensch nach der Geburt durch den Atmungs¬
prozess sein Sauerstoffbedürfnis befriedigt und sich der über¬
schüssigen Kohlensäure entledigt, kann sich das Blut des intra¬
uterinen Foetus nur dadurch restaurieren, dass es mit dem Blute
der Mutter in einen direkten Austausch von Gasen und anderen
Stoffen tritt. Dieser Stoffaustausch findet diuch ein plattes, rund¬
liches Organ, den Mutterkuchen, Placenta, statt, welcher
an der Innenfläche des Uterus angeheftet ist und sich mittels zotti¬
ger . Hervorragungen, der sojgen. Placentarzotten, in
dessen Wand einsenkt. Zu dem Mutterkuchen zieht nun von
dem Nabel des Foetus ein ziemlich langer Strang, der N a b ei¬
st r a n g , Fmiculus umbilicalis, welcher drei grosse Blutgefässe
enthält, von denen zwei, die Nabelarterien, Aa. umbilicales,
das schlechte, d. h. dunkle und kohlensäurereiche Blut des Foetus
zur Placenta führen, während das dritte, die Nabelvene,
V. umbilicalis, das in der Placenta restaurierte, also hellrote und
sauerstoffreiche Blut wieder zum Foetus zurückleitet.
Wenn wir nun bei der Schilderung des fatalen Kreislaufes
von der Nabelvene ausgehen, so führt dieselbe das
gute, sauerstoffhaltige Blut zunächst von der Placenta zum N a •
b e 1 und gelangt hierauf durch den letzteren zur unteren
Fläche der Leber, wo sie sich an der Leberpforte in zwei
A e s t e teilt, von denen der eine sich in die Pfortader einsenkt
und sein Blut auf diese Weise in die Leber hineinsendet, während
der andere, der Ductus venosus (Arant^ weiter nach hinten zieht
und in die V. cava ini. einmundet. indessen auch das Blut aus
dem ersteren Aste muss, nachdem es sich mit dem Pfortaderblut
gemischt und die Lebercapillaren passiert hat, durch die Vv. he-
paticae in die V. cava inferior gelangen, so dass also schliesslich
das ganze Nabelvenenblut dem rechten Atri¬
um zugeführtwird. Natürlich ist das Blut im oberen Ab¬
schnitte der V. cava inf. schon erheblich dunkler als das Blut der
Nabelvene, weil einerseits dem Nabelvenenblut beim Passieren der
Lebercapillaren schon etwas Sauerstoff entzogen und ausserdem
das Pfortaderblut beigemischt ist, andererseits die V. cava inf. auch
das schlechte, mit Kohlensäure überladene Blut der unteren
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Fig. 19.
Schema für den Kreislauf des Blutes beim Foetus
(unter Benutzung einer Zeichnung von HEITZMANN).
Die roten Pfeile bezeichnen den Weg, welchen das hellrote oxydierte Blut
aus der Nabelvene nimmt, die schwarzen Pfeile den Weg, welchen das
dunkle desoxydierte Blut der V. cava sup. einschlägt. Der Verlauf des
Blutes in den übrigen Gefässen ist der Einfachheit wegen nicht besonders
bezeichnet worden.
Körperhälfte zum Herzen leitet. Nachdem nun das Blut
der unteren Hohlvene in das rechte Atrium eingetreten ist, fliesst
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dasselbe nicht wie beim Erwachsenen in den rechten Ventrikel,
sondern wird durch die Valvida vcna cavae s. Eustachii derartig ab-
gelenkt, dass es fast gänzlich durch das For. ovale in das linke
Atrium hinüberströnit. Aus dem linken Atrium gelangt es alsdann
in den linken Ventrikel und aus dem letzteren in das Aorten¬
system, durch dessen Verzweigungen es allen Organen des Kör¬
pers zugeführt wird. Wenngleich dem guten Blute der Nabelvene
auf seinem Wege bis zum Aortensystem somit eine erhebliche
Menge schlechten, kohlensäurehaltigen Blutes beigemischt wird,
so genügt doch der in demselben enthaltene Sauerstoff vollständig
für die Ernährung des F^tus, da der letztere nur ein relativ ge¬
ringes Sauerstoffbedürfnis besitzt.
Während der V. cava inf. durch die Nabelvene gutes Blut bei¬
gemischt wird, erhält die V. c a v a s u p. nur das schlechte Blut,
welches aus dem Kojrfe und den oberen Extremitäten zum Her¬
zen zurückkehrt. Aus dem rechten Vorhofe gelangt nun das Blut
der V. cava sup. in den rechten Ventrikel: es fliesst also an dem¬
jenigen der V. cava inf. vorbei, so dass sich beide Blutströme
kreuzen und jedenfalls auch in geringem Grade mischen. Aus
dem rechten Ventrikel fliesst dasselbe in die Limgenarterie, und
somit erhalten die Lungen unter allen Körperorganen das schlech¬
teste Blut. Indessen gelangt nur ein kleiner Teil des Blutes aus
der V. cava sup. in die Lungen. Beim Foetus findet sich näm¬
lich zwischen der Teilungstelle der A. pulmonalis und der Con-
cavität des Aortenbogens eine starke Anastomose, der Ductus ar-
teriost« durch welchen der grösste Teil des Lungen¬
arterienblutes in die Aorta hinübergeleitet wird. Da dieses Blut
aus der V. cava sup. stammt und somit stark kohlensäurehaltig
ist, so wird das Blut der Aorta descendens in Bezug auf seinen
Sauerstoffgehalt derartig verschlechtert, dass es wieder der Restau¬
ration bedürftig ist. Die letztere wird durch die beiden Nabel¬
arterien, Aa. umbükales, vermittelt, welche jederseits aus der
A. hypogastrica entspringen und zunächst zu beiden Seiten
der Blase, hierauf längs der hinteren Fläche der vorderen
ßauchwand bis zum Nabel verlaufen, um durch den Nabelstrang
zum Mutterkuchen zu gelangen.
Das beste Blut von allen foetalen Organen erhält auf diese
Der Ductus Botalli ist beim Foetus so stark entwickelt, dass es fast
den Eindruck macht, als ob die Aorta mit zwei Wurzeln, einer linken aus
dem linken Ventrikel, einer rechten (A. pulmonalis + Ductus Botalli) aus
dem rechten Ventrikel ihren Ursprung nähme.
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Weise zunächst die Leber, in welche das reine sauerstoffhaltige
Blut -der Nabelvene (ledi|glich mit dem Pfortaderblut gemischt) ein-
fliesst. Weiterhin führen durch Vermittelung der V. cava inf. noch
gutes Blut diejenigen Blutgefässe, welche vom Aortenbogen ab¬
geben, d. h. die Gefässe für den Kopf und die obere Extremität.
Infolge der Ernährung mit diesem noch wenig benutzten Blute
sind auch die Leber, der Kopf und die o b e r e Extremi¬
tät beim Foetus im Vergleich mii anoeren örgahen jcTsGirlc ’ent-
wickeit, dass aer Schwerpunkt des Foetus nach der'oBefeTf Kör-
^rhälfte verlegt wird — wodurch man wiedenun die grosse
Häufigkeit der sogen. Schädellagen zu erklären versucht
hat, bei welchen der Kopf des Embryo nach abwärts geneigt ist.
Das schlechteste Blut (nämlich das Blut aus der V. cava sup.,
welches sich im rechten Vorhofe jedenfalls nur in sehr geringem
Grade mit dem Blute der V. cava inf. mischt) erhalten dagegen
die Lungen, welche demzufolge beim Foetus auch relativ gering
entwickelt sind: der knorpelige Thorax ist vollständig eingesunken,
und die Lungen zeigen den Zustand tiefster Exspiration, d. h. sie
sind völlig contrahiert und die Alveolen gänzlich luftleer. Wie man
siebt, lässt sich mit Recht sagen, dass das sauerstoffhaltige Blut
beim Foetus soviel als möglich die Lungen vermeide.
Nachder Geburt treten folgende Veränderungen
ein. Die Placenta wird durch die Zusammenziehung der Gebär¬
mutter von der Uteruswand abgelöst und später ebenfalls ausge-
stossen. Der Foetus kann infolgedessen seinen Sauerstoff nicht
mehr vom Mutterkuchen beziehen und muss die erste Atembewe¬
gung machen. Die bis dahin zusammengezogenen Lungen dehnen
sich jetzt so stark aus, dass in die erweiterten Lungencapillaren
aus der Lungenarterie eine erhebliche Menge von Blut einfliessen
muss, welches aus der rechten Herzhälfte stammt. Der Blutdruck
muss infolgedessen in der rechten Herzhälfte so gering werden,
dass kein Blut mehr durch das For. ovale von rechts nach links
hinüberströmen kann. Ja, es müsste das Blut aus der linken Herz¬
hälfte in die rechte hinübertreten, wenn nicht die Valvula fo-
raminisovalis vorhanden wäre, welche durch das von links
her andrängende Blut an das Septum atriorum angedrückt wird
und somit das For. ovale schliesst. Nachdem sich späterhin der
Druck der beiden Herzhälften so ziemlich ausgeglichen hat, obli-
teriert der Ductus arteriosus (Botalli), indem sich in
demselben das Blut aus der Aorta demjenigen aus der A. pulmo-
nalis sozusagen entgegenstaut und die Blutbewegung dadurch
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zum Stillstand kommt. Da der Placentarkreislauf aufgehört hat,
so muss ferner das Blut in der Nabelvene, dem Ductus venosus
Arantii imd den Nabelarterien gerinnen, so dass diese Gdässe
späterhin ebenfalls zur Obliteration kommen. Die Nabel-
vene^) wir^ aicHann Lig. teres. die N a b'e i a r f e r 1 e n
zu den ügg. umbilicalia lateralia, und an Stelle des Ductus
B o t a 1 1 i und Arantii finden sich beim Erwachsenen nur
bindegewebige Stränge vor.
H. Das Lymphgefässsystem.
1. Die Lymphgefässe.
Die Lymphgefässe haben die Aufgabe, die in den Ge¬
weben des menschlichen Körpers vorhandenen lymphatischen
Flüssigkeiten aufzusaugen und von neuem den STutgefässeiT zu¬
zuführen, aus denen sie vorher in~die Gewebe transsudiert waren.
Da sich sämtliche Lymphgefässe schliesslich in zwei Hauptstäm¬
men sammeln, welche in die obere Hohlvene münden (s. weiter
unter), so kann man das ganze Lymphgefässsystem auch als einen
Anhang des Venensystems bezeichnen. Diejenigen Lymphgefässe,
welche das nahrhafte Produkt der Verdauung, den Milchsaft
oder C h y 1 u s , aus dem Darmkanal aufnehmen, hat man als
Chylusgefässe bezeichnet. Man kann die letzteren als weiss-
liche Streifen sehr deutlich in der Darmwand und im Gekröse
von Tieren constatieren, welche während der Verdauimg getötet
wurden.
Die Anfänge der Lvmtrfigefässe sind noch vielfach Gegenstand
der Controverse; doch sind sie zweifellos in den Saftlücken und
Saftkanälchen der Gewebe zu suchen. Die aus diesen Safträumen
entstehenden Lymphcapillaren bilden vielfach Netze und
sind wie die Blutcapillaren aus Endothelzellen gebildet. Die
grösseren Lymphgefässe unterscheiden sich in ihrem
Bau sehr wenig von den Venen: nur sind sie dünnwandiger tmd
weniger reich an elastischen Fasern. Auch pflegt im Gegensatz\v^
zu den Venen ihre Tunica media zahlreiche glatte Ringmuskelfasem
Ein kleines Stück der Nabelvene, welches die Venae parumbilicales
und Burowii aufnimmt, bleibt meist wegsam.
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zu enthalten. Alle Lymphgefässe mittleren und grösseren Kalibers
sind in geringen Abständen mit Klappe«t vprsptipn^ oberhalb
deren sich bei gefüllten Gefässen die Lymphe derart staut, dass
dieselben dem Sitze der Klappen entsprechende rosenkranzförmige
Einschnürungen zeigen. In ihrem Verlaufe pflegen die tiefliegen-
den Lymphgefässe den Arterien, die oberflächlichen dagegen we-
nigstens zum Teil den subcutanen vehen~Zu folgen. In einzelnen'
Organen, wie z. B. im Gehirn, bilden die Lymphgefässe vollstän¬
dige Scheiden um die Blutgefässe, welche somit ganz in dem In¬
nern der Lymphgefässe stecken und ringsum von Lymphe um¬
spült sind. Man hat diese Art von Lymphbahnen als p e r i v a s-
culäre Lymphgefässe bezeichnet.
Nachdem nun die Lymphgefässe allmählich zu immer grösse¬
ren Aesten zusammengetreten sind, sammeln sie sich zuletzt in
zwei Hauptstämmen, von denen man den grösseren als Ductm tho-
racicus s. lymphaticus sinister, den kleineren als Ductus lympha-
ticus dexter bezeichnet hat.
Der Ductus lymphaticus dexter nimmt vermittelst des Truncus
—bronchomediaslinalis. iuaularis und subclavius dexter die l.vmph-
^ prefas.se der rechten Bru^^älf^ der ganzen rechten oberen Ex¬
tremität und der rechten Hälfte des Halses und Kopfes — also
kurz gesagt, der rechten oberen Körnerhälfte — auf
und bildet einen etwa 1—2 cm langen Stamm, welcher sich in
d&r_ rechten Fossa supraclav. major meistens in den Angulus
— v£npsus, d. h. deji Vereinigungswinkel der V. jugularis interna
. subclavia, ergiesst.
Der Ductus thoracicus s. lymphaticus sin. entsteht etwa an
^er Vorderfläche des zweiten l pnH«»nwirhp.l&-aus-der Vereinigung
von drei kurzen und weiten Lymphgefässstämmen. nämlich des
Truncus {lymph.)_intestinalis welcher die Lymphgefässe’ der Bauch¬
eingeweide” sammelt, und des Truncus (Jpnph.) lumbalis dexter
und sinister, welche die übrigen Lymphgefässe der rechten und
Tmkeh unteren Körperhälfte aufnehmen. Die Vereinigungsstelle
dieser drei Stämme ist mitunter durch eine Erweiterung, das
PEQUETsche Receptaculum s. Cistema chyli, ausgezeichnet. Von
ffieser Stelie aus zieht nun der Ductus thoracicus hinten und rechts
von der Aorta nach oben, tritt mit der letzteren durch den Hiatus
jorticus des Zwerchfelles hindurch und verläuft nun vor den Wir-
belkörpem nach aufwärts. In der Brusthöhle ist der Gang
unten zwisctien der Aorta und der V. azygos vor den Aa. inter-
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costales dextrae gelegen, wendet sich jedoch weiter aufwärts hin¬
ter dem Oesophagus mehr nach links hinüber. Vor~3ein II L
1_ Bnistwirbel hebt er sich etwas von der Wirbelsäule ab und zidit
dann hinter dem Ende des Aortenbogens und der A. sutxriavia
sin. bis zur Höhe des VII. Halswirbels weiter, um hierauf unter
einem steilen Bogen durch den Winkel zwischen der A. carotis
und A. subclavia nach vom imd abwärts zum linken Aoguiufa^
venosus hinzuziehen. Während seines Verlaufes vom Zwerchfell
bis zum Angulus venosus nimmt er, ähnlich wie der Ductus lym-
phaticus dexter, tltn Truncus bronchomediastincdis, jugularis un^
j subclavius sin, auf. Der Ductus thoracicus ist also dazu bestirnt,
die Lymphgefässe der ganzen unteren und der link ej.
oberen Körperhälfte aufzunehmen.
II. Die LymphdrQsen.
An gewissen Stellen des menschlichen Körpers sind in den
Verlauf der Lymjhgefässe die Lymphdrüsen, Lumvhoalan-
dulac ibe.sser als Lymphknoten, Ganglia lymphatka, zu be¬
zeichnen), eingeschaltet, d. h. rundliche, meistens etwas platte
Körper von Hirsekorn- bis Bohnensfrösse. welche für die hinduräi-
tretende Lymphe gewissermassen a1.s Filtratiomsapparate dienen,
indem sie verschiedene, der letzteren beigemengte Elemente ent¬
weder ganz oder nur für einige Zeit zurückhalten. So werden
Zinnober- und andere Farbstoffkörnchen, welche an irgend einer
Stelle unter die Haut gebracht wurden, von den Lymphgefässen
zu den nächstgelegenen Lymphdrüsen transportiert und in den¬
selben retiniert. Auch verschiedene Gifte, wie z. B. das Tripper¬
gift, das Schankergift etc., werden zunächst in den benachbarten
Lymphdrüsen zurückgehalten und können dann zu Entzündungen
derselben führen. Meist pflegen die Lymphdrüsen in Haufen oder
Ketten zusammenzuliegen, deren einzelne Glieder durch Lymph¬
gefässe miteinander in Verbindung stehen.
In Bezug auf ihren mikroskopischen Bau bestehen die Lymph¬
drüsen aus reticulärem Bindegeweb e , in dessen
-Maschen zahlreiche Rundzellen, die sogen. Lymphkörper-
c h e n , eingelagert sind, welche sich in ihrem Bau von den farb¬
losen Blutkörperchen (Leukocyten) lücht wesentlich unterscheiden.
Man hat infolgedessen beide Arten von Zellen identificiert und die
Lymphdrüsen als eine Hauptbildungstätte derselben angesehen.
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In gewissen Organen des menschlichen Körpers (insbeson¬
dere in den Schleimhäuten) sind sehr kleine, vielfach mikrosko¬
pische Körperchen eingelagert, welche sich in ihrem Bau von
den Lymphdrflsen nicht unterscheiden und im Allgemeinen als
Lymphfollikel bezeichnet werden. Wenn dieselben, wie z. B. im
Darmkanal, vereinzelt auftreten, hat man sie als solitäre Fol¬
likel, wenn sie in Gruppen zusammenliegen, als aggregierte
Follikel oder Peyer’sche Haufen (Peyer’sche Plaques) be¬
zeichnet. Auch die Balgdrüsen der Zunge und des Rachens
und die Malpighi’schen Körperchen der Milz sind der Kate¬
gorie der Lymphfollikel zuzuzählen.
Die Lymphdrüsen nehmen sämtlich auf der einen Seite eine
Anzahl von Lymphgefässen, die Vasa afferentia, auf und senden
auf der anderen, meistens etwas vertieften Seite (dem sogen.
Hilus) die Vasa eferentia aus, welche entweder zu benach¬
barten Lymphdrüsen ziehen, oder sich in die grösseren Lymph-
gefässstämme ergiessen. So ist es erklärlich, wie Entzündungs-
producte von der einen Lymphdrüse zur anderen transportiert
werden können, bis sie schliesslich in den Kreislauf des Körpers
gelangen. Da die Lymphdrüsen sehr häufig der Sitz von Er¬
krankungen sind, so ist es wic(|tig, die Stellen kennen zu lernen,
wo dieselben gelegen sind.
a) Lymphdrüsen des Kopfes und Halses,
a) Oberflächliche Drüsen.
1. Die Lymphoglandülae occipitales (1 — 2) sind auf der Ur¬
sprungsehne des M. trapezius unweit der Protub. occip. ext. ge¬
legen. Ihre Vasa afferentia stammen aus der Scheitel- und
Hinterhauptgegend, ihre Vasa efferentia gehen zu den Lgl. cervi-
cales superficiales. _
2. Die 2 — 3 Lai, auriculares posteriores tsubauriculares^ liegen
hinter dem Ohre auf der Insertion des Stemocleidomastoideus.
Ihre V. aff er. stammen aus der hinteren Ohrgegend, ihre V.
eff er. gehen zu den Lgl. cervicales superff. hin.
3. Die 2 — 4 Lgl. auriculares anteriores (Lgl. faciales superfic.)
liegen vor dem Ohre zum Teil auf, zum Teil in der Substanz
der Parotis. Ihre V. aff er. stammen aus der Schläfengegend,
ihre V. eff er. gehen zu den Lgl. cervicales
maxillarps hin _
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368
4. Die 8—10 Lgl. submcuvUlares liegen zum Teil an der in¬
neren Fläche, zum Teil auf dem Rande des Unterkiefers. Ihre
V. aff er. stammen aus den vorigen Drüsen und aus den Weich¬
teilen des ganzen Gesichtes nebst dem Boden der Mundhöhle
und der Zunge. Ihre V. eff er. gehen zu den Lgl. cervicales
superff. und proff. hin.
5. Die 2 — 4 Lgl. lingmks liegen zur Seite des Genio- und
Hyoglossus. Ihre V. aff er. stammen aus der Zunge, ihre V.
eff er. gehen zu den Lgl. cervicales proff. hin.
6. Die 4 — 5 Lgl. cervicales superficiales liegen längs der V.
jugularis ext. auf dem M. sternocleidomastoideus. Ihre V. aff er.
stammen aus den vorhin genannten Lymphdrüsen und dem Ohre,
von der Haut des Halses und des Nackens. Ihre V. effer. gehen
in die Lgl. cervicales proff. inf. über.
b) Tiefe Drüsen.
7. Die Lgl. faciales profundae liegen in der Fossa spheno-
maxillaris, auf dem hinteren Teile des M. buccinator und an der
Seitenwand des Pharynx. Ihre V. affer. sammeln die Lymphe
aus der Fossa sphenomaxillaris, der Augen- und Nasenhöhle, dem
Gaumen und dem oberen Teile des Pharynx, ihre V. effer. gehen
zu den folgenden Drüsen hin.
8. Die 10—16 Lgl. cervicales profundae supp. (Lgl. jugulares
supp. s. cervicales proff.) sind längs der Vv. iugulares intt. und
der Carotiden gelegen. Ihre V. affer. stammen aus den Lgl.
faciales proff. und submaxillares, ferner aus der Schädelhöhle, dem
Schlundkopfe, Kehlkopfe und anderen Nachbarteilen, ihre V.
effer. gehen zu den folgenden Drüsen hin.
9. Die Lgl. cervicales proff. inff. (Lgl. supraclaviculares s. ju¬
gulares inff.) liegen in der Fossa supraclavicularis major neben
dem Plexus brachialis^ Ihre V. affer. nehmen zürn Teil direkt
aus der Nachbarschaft, zum Teil indirekt aus anderen Drüsen
sämtliche Lymphgefässe des Kopfes und Halses auf, ihre V. effer.
gehen in den Truncus jugularis über.
b) Lymphdrüsen der oberen Extremität.
1. Die Lgl. cubitales superficiales et profundae liegen zum Teil
(2 — 5) in der Tiefe um die Vasa brachialia, zum Teil oberflächlich,
gewöhnlich eine vor, die zweite hinter dem Condylus med. und
etwas oberhalb desselben. Die V. affer. der oberflächlichen Drüsen
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369
stammen aus dem ulnaren Teile der Haut des Unterarmes und der
Hand, diejenigen der tiefen Drüsen begleiten die A. radialis, ulnaris
und interossea und sammeln die Lymphe aus den übrigen Teilen
des Unterarmes und der Hand. Ihre V. eff er. gehen zu den fol¬
genden Drüsen hin.
2. Die 10 — 12 Lgl. axillares liegen in der Achselhöhle zum
Teil (hcht unter der Fascie. zum Teil neben der V. axillaris bis
zur Claviciila. Rin anderer Teil davon liegt dicht auf dpm Thnrav;
unter den letzteren pflegen eine oder zwei, in Höhe der 111. bis
IV. Rippe gelegene Drüsen bei Krebs der Mamma zuerst zu er¬
kranken. Die V. affer. stammen entweder durch Vermittelung der
vorigen Drüsen oder direkt aus der ganzen oberen Extremität,
ferner aus der ganzen entsprechenden Hälfte der Thoraxwand und
der vorderen Raiichwnnrl hi‘i l^lllll Milirpl, endlich aus der ent¬
sprechenden Hälfte des Rückens und zum^eil sogar des Nackens.
Auch die oberflächlichen und tiefen Lymphgefässe der Mamma
ziehen zum allergrössten Teile zu den Lgl. axillares hin. Von den
Lymphgefässen der vorderen Bauchwand pflegt ein Teil durch
eine kleine, zwischen Nabel und Herzgrube gelegene Drüse, die
Lgl. epigastrica, hindurchzutreten. Die V. eff er. der Axillardrüsen
vereinigen sich zum Truncus subclavius.
c) Lymphdrüsen der Brusthöhle.
1. Die Lgl. pectordles am unteren Rande des M. pectoralis major
und die Lgl. thoracciae laterales an der Aussenfläche des M. ser-
ratus anterior kommen nur unbeständig vor und senden ihre Lymph¬
gefässe den Achseldrüsen zu.
2. Die 8 — 10 Lgl. stemoHes liegen an der Innenfläche des
Thorax zwischen den Rippenknorpeln und neben den Vasa mam-
maria intt. Ihre V. affer. stammen aus dem medialen Rande der
Mamma, dem vorderen Teile der Intercostalräume und des Zwerch¬
felles und dem oberen Teile der vorderen Bauchwand. Ihre V. effer.
vereinigen sich mit denen der folgenden Drüsen.
3. Die Lgl. mediastinales anteriores liegen zum Teil (3 — 4)
dicht über dem Zwerchfell und hinter dein Sternum, zum Teil
(8 — 10) höher oben um die grossen Gefässe des Herzens. Ihre
V. affer. stammen vom vorderen Teile des Zwerchfelles und durch
Vermittelung des letzteren sogar von der oberen Fläche der Leber,
ferner vom Pericärd und vom Herzen, endlich aus der Thymus¬
drüse. Ihre V. effer. gehen nach oben in die Hauptlymphgefäss-
stämme hinein.
Broeaike, Anatoinie. 9. Aofl. 24
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370
4. Die Lgl. intercostales liegen vereinzelt an der Innenfläche der
Rippenköpfchengelenke. Ihre V. affer. kommen aus dem Wirbel¬
kanal, den Intercostal- und tiefen Rückenmuskeln, ihre V. effer. er-
giessen sich in den Truncus bronchomediastinalis oder direkt in
den Ductus thoracicus.
5. Die 8 — 10 Lgl. mediasünales posteriores liegen neben der
Aorta thoracica. Ihre V. affer. kommen vom Oesophagus, von dem
hinteren Teile des Zwerchfelles, der Leber und des Pericards. Ihre
V. effer. gehen zum Teil direkt in den Ductus thoracicus, zum
Teil in die Bronchialdrüsen über.
6. Die 20 — 30 Lgl. bronchiales liegen längs der Bronchien von
der Teilungsstelle der i rachea bis zu ihrem Eintritt in den Hilus der
Lunge. Die meist graue oder schwarze Färbung derselben ist auf
den von den Lungen eingeatmeten Kohlenstaub zurückzuführen.
Ihre V. affer. kommen, abgesehen von den vorigen Drüsen, aus
den Lungen und dem hinteren Teile des Herzens, ihre V. effer.
münden in den Duct. thoracicus ein.
d) Lymphdrüsen der unteren Extremität.
1. Die Lgl. popliteae sind unbeständig in der Kniekehle ge¬
legen.
2. Die Lgl. inguinales sind oberhalb, die Lgl. suhingumales
superficiales unterhalb des Poupart’schen Bandes im subcutanen
Bindegewebe gelegen. Ihre V. affer. stammen aus defTöberflacb-
lichen Partien der unteren Extremität und des Gesässes, vom
unteren Teil der Bauchwand, vom Damm und den Genitalien, ihre
V. effer. gehen zu den folgenden Drüsen.
3. Die Lgl. subinguinales profundae liegen unter dem Proc.
falciformis auf und neben den Stämmen der Vasa femoralia. Zu
ihnen gehört auch die Rosenmüller’ sehe Drüse, welche im Schenkel-
ring gelegen ist. Ihre V. affer. stammen aus den vorigen Drüsen
und den treten Teilen der unteren Extremität, ihre V. effer. gehen
zu den Lgl. iliacae hin.
e) Lymphdrüsen der Beckenhöhle.
1 . Die 3-5 Lgl. üiacae liegen gewissermassen als Fortsetzung
der vorigen neben den Vasa iliaca. Ihre V. affer. stammen aus
den vorigen Drüsen und aus den tiefen Partien der nahe ge¬
legenen Bauch- und Beckenwand, ihre V. effer. gehen zu den
Lgl. lumbales.
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371
2. Die 9 — 12 Lgl. hypogastricae liegen um die Vasa hypo-
gastrica etwas oberhalb der Inc. ischiadica major. Ihre V. aff er.
stammen aus den Muskeln des Beckens und den tieferen Teilen
des Dammes und der Genitalien, ihre V. eff er. gehen zu den
Lgl. lumbales.
3. Die Lgl. sacrcdes sind in der Aushöhlung des Kreuzbeines
gelegen. Ihre V. affer. kommen aus dem Rectum, der hinteren
Beckenwand und dem unteren Teile der Wirbelhöhle, ihre V. eff er.
gehen zu den Lgl. lumbales.
f) Lymphdrüsen der Bauchhöhle.
1. Die Lgl. lumbales (20 — 30~> liegen an der hinteren Wand
der Bauchhöhle zum Teil um den Stamm der Aorta, zum Teil
zwischen den Querfortsätzen der Lendenwirbel. Ihre V. atfe'r.
stammen aus’ sämtlicnen Drusengruppen des Be(ikens, aus dem
Lendenteile der Bauchwand, der tiefen RQckenmuskeln und der
Wirbelhöhle, endlich aus der Flexura sigmoidea, aus den paarigen
Bauch- und einigen Beckeneingfeweiden. Ihre V. effer treten zum
Truncus lumbalis zusammen.
2. Die Lgl. mesentericae sind in grosser Zahl in dem Gekröse
des Dünndarmes und Dickdarmes gelegen. Ihre V. affer. sind die
Chylusgefässe des Dünndarmes und des Colon bis zur Flexura
sigmoidea, ihre V. effer. gehen zum Truncus intestinalis oder zu
den folgenden Drüsen.
^ 3. Die Lgl. codiacae schliessen sich continuierlich an die
Lenden- und Oekrösdrüsen an und sind vor dem oberen Ende
der Bauchaorta dicht hinter dem Pankreas gelegen. Ihre V. affer.
stammen aus dem Magen, durch Vermittelung der Lgl. mesentericae
aus dem Dünn- und Dickdarme, ferner aus der Leber, der Milz
und dem Pankreas. Während diese Gefässe zu den Lgl. coeliacae
hinziehen, können sie ausser den Lgl. mesentericae noch einzelne
andere kleinere Drüsen passieren, wie z. B. die Lgl. gastricae
supp, und inf., welche längs der kleinen und grossen Curvatur des
Magens, die Lgl. hepaücae, welche in dem Bindegewebe um die
Pfortader, und die Lgl. pancreaticolienales s. splenicopancreaticae,
welche neben den Milzgefässen längs des oberen Randes der Pan¬
kreas gelegen sind. Die V. effer. gehen in den Truncus inte¬
stinalis über.
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372
J. Das Gehirn und seine Häute.
1. Die Hirnhäute.
Das Gehirn, Encephalon, ist innerhalb der Schädelhöhle
von drei häutigen Hüllen umschlossen, welche, in der Richtung
von aussen nach innen gerechnet, folgendennassen heissen: 1) die
harte Hirnhaut, Dura nUUer encephali, 2) die Spinn-
webenhaut, Arachnoidea encephali, 3) die weicheHirn-
haut, Pia mater encephali. Von diesen drei Häuten bilden die
zwei letzteren, die Arachnoidea und Pia mater, die eigentliche Um¬
hüllung des Gehirnes, Indumentum proprium cerebri, welche an der
Himoberfläche haften bleibt, wenn man das Gehirn aus der
Schädelhöhle herausnimmt. *)
1. Die Dura mater.
Die harte Hirnhaut, Dura mater (auch als Pachy-
meninx oder Meninx fibrosa bezeichnet) überzieht die innere
Fläche des Schädels nach Art eines inneren Periostes,
welches' Jedoch' den du7chtretenden Hirnnerven scheidenartige Fort-
sätze auf den Weg mitgibt. Bei Kindern ist sie mit den Schädel¬
knochen so fest verwachsen, dass es stets eine gewisse Mühe
kostet, sie von den letzteren loszulösen. Beim Erwachsenen ist da¬
gegen unter normalen Verhältnissen der Zusammenhang zwischen
der Dura und den benachbarten Knochen an den meisten Stellen
(insbesondere am Schädeldache) ziemlich locker und wird hier
hauptsächlich durch zahlreiche feine bindegewebige Fäden und
kleine Gefässe aufrecht erhalten. Am wachsenden Schädel
lassen sich ferner bei mikroskopischer Untersuchung zwischen der
hartpn Hirnhaut und Hgn Knochen die sogen. Riesenzellen oder
Myeloplaxen constatieren, d. h. grosse vielkemige Zellen, denen
die Aufgabe zufällt, in demselben Masse von innen her die
Knochensubstanz zu resorbieren und dadurch zur Erweitenmg
des Schädelraumes beizutragen, als von aussen her neue Knochen-
R. ViRCHOW zieht die Arachnoidea und Pia zu einer einzigen Haut
zusammen, welche er als Pia mater bezeichnet. Die ViRCHOWsche Pia-
mater ist also identisch mit dem Indumentum proprium anderer Autoren und
an derselben muss natürlich ein äusseres Blatt (die Arachnoidea) und
ein inneres Blatt (die Pia mater im engeren Sinne) unterschieden wer¬
den. Arachnoidea und Pia mater hat man auch als Leptomeninx, die Dura,
als Pachymeninx bezeichnet.
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373
schichten apponiert werden. Zwischen dem Schädel und i
der Dura mater befinden sich endlich noch spaltartige [
capilläre Lymphräiune, die e p i d u r a 1 e n Räum e , welche
ebenso wie alle Lymphräume mit Endothel ausgekleidet sind. |
Während nun die äussere Fläche der äbgelösten Dura infolge der
zahlreichen abgerissenen Verbindimgsfäden ein rauhes Aussehen
zeigt, ist die innere Fläche derselben glatt und von einem Endothel
(nach der älteren Termiriolögie von einem Epithel)naitageklfiid£L,
Da sich dieses Endothel längs der aus dem Gehirne austretenden
Nerven- und Venenstämme continuierlich auf die äussere Fläche
derArachnoidea fortsetzt und letztere bekleidet, so haben die älte¬
ren Anatomen den zwischen Diu'a und Arachnoidea gelegenen
Spaltraum als einen serösen Sack aufgefasst, dessen parietales Blatt
von der Dura mater, dessen viscerales Blatt von der Arachnoidea
gebildet sein sollte. Dieser Raum, der sogen. S u b d u r a 1 -
raum , Jst stets spaltförmig imd infolgedessen niir mit einer sehr
geringen Menge seröser Flüssigkeit gefüllt, welche durch . die
Lymphgefässe der Dura m i t dem Epiduralraume in Communi-
cation steht. Im Übrigen wird die Hautsub6tai^_ der Dura aus
dicht verfloditenen Bündeln fibrillären Bindegewebe gebildet,
welche an verschiedenen Stellen in verschiedener Richtung verlaufen.
Die Dura mater sendet in das Innere der Schädelhöhle ver¬
schiedene Fortsätze hinein, welche sich zwischen die einzelnen
Teile des Gehirnes einschieben und dieselben voneinander trennen.
Diese Fortsätze werden folgendermassen bezeichnet:
1. Die grosse Hirnsichel, Fah cerebri (Falx major
s. Processus falciformis major), verläuft in der Medianebene und
schiebt sich zwischen die beiden Hemisphären des Grosshirnes
hinein. Sie entspringt vorn an der Crista galli und läuft alsdann
längs des Sulcus sagittalis des Schädeldaches bis zur Protuberantia
occipitalis int., wo sie mit den beiden nächstfolgenden Vorsprün¬
gen zusammenstösst. Der convexe Rand der grossen Himsichel
ist natürlich nach aufwärts, der concave Rand nach abwärts ge¬
kehrt.
2. DiekleineHirnsichel, Falx cerehdli (Falx minor
s. Processus falciformis minor), erstreckt sich von der Protube¬
rantia occipitalis int. bis zum Foramen magnum und sitzt an der
Der Subduralraum ist (sehr mit Unrecht) von den älteren Anatomen
als Arachnoidealraum oder Arachnoidealsack bezeichnet
worden, weil dieselben das innere Endothel der Dura mater als zur Arach¬
noidea gehörig betrachteten,
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374
Crista occipitalis int. fest, indem sie sich zwischen die beiden
Kleinhirnhemisphären einschiebt. Die kleine Himsichel ist viel
schwächer entwickelt als die grosse und vielfach durch eine Längs-
rinne in zwei vorsfM'ingende Lefzen geteilt. Nach'^wärts umfasst
■äie gewöhnlich 'das horäni«! magnum mit zwei divergierenden
Schenkeln.
3. Das H i r n z e 1 1 , Tentorium cerebelli s. Tentorium, ist in
nahezu horizontaler Richtung gelegen. Das Tentorimn sitzt an
der oberen K^uite der Schläfenbeinpyramide und dem Sulcus trans-
versus des Hinterhauptbeines fest und schiebt sich zwischen das
Kleinhirn und Grosshim hinein. Die obere Fläche desselben
hängt mit der grossen, die untere Fläche mit der kleinen Him¬
sichel zusammen. Der vordere concave Rand, die Indsura tentorii,
begrenzt eine Öffnung, 'welche^man aUclT als Foramen occipifäle
superius>) s. Pacchioni bezeichnet hat.
4. Die beiden vorderen Enden oder Spitzen des Tentorium
ziehen seitwärts von der Sattellehne bis zu den Procc. clinotdei
antt. der kleinen Keilbeinflügel hin, indem sie über dem Türken¬
sattel zu einer Art von Dach zusammenfliessen, welches man als
Diaphragma seUae oder als Operculum (Deckel) bezeichnet, und
unter welchem der Himanhang, Hypophysis cerebri, gelegen ist.
Eh der Mitte besitzt das Diaphragma ein Loch, Foramen diaphrag-
tnaüs. durch welches der Stil der Hypophysis hindurchgeht, so
dass also bei der Herau^iahme des Gehirnes das Diaphragma
durchschnitten werden muss, wenn die Hypophysis mit entfernt
werden soll.
Die Nerven der Dura mater sind grösstenteils sen¬
sibler Natur und werden durch drei Nn. recurrentes geliefert, von
denen je einer vom ersten, zweiten und dritten Trigeminus¬
ast entspringt, und über welche beim N. trigeminus Genaueres
gesagt werden wird. Auch der N^vagus sendet vor seinem
Austritt aus der Schädelhöhle einen Zweig, den B. meningeus, zur
_ Dura mater der hinteren Schädelgrube. Abgesehen von den eben
genannten Nerven gehen, wie mit allen Blutgefässen des Körpers,
so auch mit den Aa. und Vv. meningeae zur Dura sympathi¬
sche Nervengeflechte, welche wohl im Wesentliches“
vasomotorischer Natur sind.
Die Arterien der Dura mater, Aa. meningeae, ver¬
laufen zwischen derselben und den Schädelknochen in den Gefäss-
1) Das Foramen magnum würde im Gegensalze dazu das Foramm
occipitale inferius bilden.
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furchen, welche in der Osteologie beschrieben sind, und sind im
Einzelnen folgendermassen bezeichnet worden;
1. Die A. meningea anterior kommt aus der A. eäimoidalis
ant. (diese wieder aus der A. ophthalmica) und verläuft jederseits
neben der Crista galli am Stirnbeine nach aufwärts.
2. Die A. meningea media kommt jederseits aus der A. maxil-
laris int. und gelangt durch das For. spinosum in die Schädel¬
höhle, wo sie sich bald in einen vorderen und einen hinteren Ast
teilt. Der vordere Ast geht längs des grossen Keilbeinflügels
zur Stirnbeingegend bis in die vordere Schädelgrübe hinüber,
während der hintere Ast längs der Schläfenschuppe auf das
Scheitelbein Übertritt und sich weiterhin am Hinterhauptbeine bis
zum Tentorium hinab verästelt. Mihmter geht noch ein kleiner
Ast der Meningea media, Ramus meningeus accessorius s. A.
meningea parva, durch das For. ovale in die Schädelhöhle hinein.
3. Von den auf beiden Seiten vorhandenen Aa. meningeae
posteriores kommt die A. meningea posterior interna aus der A.
vertebralis {R. meningeus der A. vertebralis) und bleibt in der
hinteren Schädelgrube; die A. meningea posterior externa (R. mastoi-
deus der A. occipitalis) ist, wie eben erwähnt, ein Ast der A.
occipitalis und tritt durch das Foramen mastoideum von aussen
in die Schädelhöhle hinein, wo sie sich ebenfalls in der hinteren
Schädelgrube verästelt. Für die beiden letzteren, nicht ganz con-
stanten Arterien sind meistens keine Fyrchen am Hinterhauptbeine
aufzufinden. Auch durch das Foramen parietale geht meist ein
Ast der Occipitalis*. Bam«« meningeus.
4. Auch von der A. pharyngea ascendens und der A. Vidiana
können R. meningei durch das For. laceriun u. For. jugulare zur
Dura mater treten.
Die venösen Oefässe der Dura mater werden,
abgesehen von den Begleitvenen für die soeben aufgezählten Aa.
meningeae, durch die* Äwms durae matris repräsentiert, welche ihr
Blut jedoch nicht allein aus der Dura, sondern auch aus dem Ge-
Inm und den Schädelknochen beziehen und sich, schliesslich alle
durch die V. jugularis int. nach abwärts ergiessen. Ausserdem
steherrdTe Sinus durch die verschiedenen, bei den Schädelknochen
genauer beschriebenen Ennssaria Santorini (s. S. 20, 25 imd 29)
mit den Venen an der Aussenfläche des Schädels in Verbindung.
Diese Emissaria stellen Reserveabzugskanäle für das in der Schädel¬
höhle enthaltene Blut vor, welche in Function treten, wenn der
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Abfluss des Blutes aus der V. jugularis int. irgendwie behindert
ist. Die verschiedenen Sinus heissen;
1. Der Smtts sagittalis superior (falcifonnis major s. longitudi-
nalis sup.) verläuft in dem Sulcus sagittalis an der Convex i-
tät der grossen Hirnsichel tmd ergiesst sich neben der
Protub. occipitalis int. in den Sinus transveistis.
2. Der Sintts sagittalis inferior (falciformis minor s. longitu-
dinalis inf.) x^Iäuft in der Concavität der grossen
H i r n s i c h e 1 und ergiesst sich zusammen mit der V. magna
Galeni i) in den Sinus rectus. ^
3. Der Sinus rectus s. tentorii liegt an der Stelle, an welcher
das Hirnzelt und die grosse Hirnsichel anein-
anderstossen und fliesst zusammen mit dem Sinus sagittalis
sup. in der Nähe der Protub. occipitalis int. in den Sinus trans-
versus hinein.
4. Der Sinus transversus liegt in dem gleichnamigen
Sulcus des Hinterhauptbeines und setzt sich von
hier in die Fossa sigmoidea des Schläfenbeines fort. Diese i n d e r
Fossa sigmoidea gelegene Fortsetzung desselben wird als
Simms sigmoidetts bezeichnet und ergiesst sich jederseits in die V.
jugularis interna. v«) *
5. Der Sinus sphenoparietalis s. alae parvae verläuft jederseits
längs des lateralen (hinteren) Randes des kleinen Keilbeinflügels
und ergiesst sich in den Sulcus cavernosus.
6. Der Sinus cavernosus nimmt ausser dem eben genannten
Sinus sphenoparietalis noch die V. ophthalmica sup. auf und ist
zu beiden Seiten 3Ys Tu rkensattels (also auch der
Hypophysis cerebri) gelegen. Sein Name bezieht sich auf eine
Masse von feinen Bälkchen, von welchen dieser Sinus nach Art
eines cavefhosen Körpers durchzogen ist. In dem unteren ünd~^
lateralen Teile desselben ist die Carotis interna nebst ihrem sym¬
pathischen Geflecht in der Weise gelegen, dass ihre Wand von
dem venösen Blut umspült wird. In der o b e r e n Wand des
Sinus verlaufen ausserdem in sagittaler Richtung zwei Nerven,
nämlich der medial gelegene III. Himnerv (N. oculomotorius) und
der lateral gelegene IV. Himnerv (N. trochlearis): an dieselben
schliesisen sich weiter abwärts der VI. (N. abducens) und der
erste Ast des V. (N. trigeminus) an, von denen der erstere i n d e r
Die T". magna Galeni s. cerebri magna führt das Blut aus den in¬
neren Teilen des Gehirnes in den Sinus rectus hinein.
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Nähe der lateralen Wand durch den Sinus selbst zieht, während
der letztere in der lateralen Wand selbst gelegen ist.*)
7. Der Sinus petrosus inferior zieht jederseits als die Fort¬
setzung des vorigen Sinus in dergleichnamigen Fur¬
che zwischen Schläfen- und Hinterhauptbein zur vorderen Ab¬
teilung des For. jugulare und senkt sich meist erst ausserhalb des
Schädels in die dort befindliche V. jugulahs int. ein.
8. Der Sinus petrosus superior verläuft jederseits längs der
oberen Kante der Schläfenbeinpyramide und
verbindet den Sinus cavernosus mit dem Sinus transversus.
9. Auf dem Türkensattel befinden sich zwei quere Verbindungs¬
äste zwischen den Sinus cavernosi, welche man als ^us int^aver-
nosus anterior und posterior benannt hat, und von denen der erstere
V or, der letztere hinter der Hypophysis liegt. Die bei¬
den Sinus cavernosi nebst diesen Verbindungsästen lungeben die
Hypophysis in Gestalt eines abgerundeten Viereckes, welches man
als Sims circularis (Ridleyi) bezeichnet hat.
10. Der Plexus basilaris s. Sinus occipitalis anterior bildet in
ganz ähnlicher Weise einen oder mehrere quere Verbindungsäste
zwischen den beiden Sinus petrosi inferiores und ist auf der
Pars basilaris des Hinterhauptbeines gelegen.
11. Der Sinus occipitalis (posterior), selten doppelt, verläuft
längs der Crista occipitalis int. vcrni Sinus trans¬
versus an bis zum For. magnum, durch welches es hindurchtritt,
um sich in_die Venen der Rückenmarkhöhle zu ergiessen. Um das
For. magnum bildet dieser Sinus mitunter eine Art von Geflecht,
Sinus circularis foraminis magni, iq^anderen Fällen teilt
er sich gabelförmig in zwei Zweige, die Sinus marginales, von denen
ein jeder längs des Seitenrandes des For. magnum zum Ende des
Sinus sigmoideus zieht.
Die verschiedenen Zuflüsse der Sinus werden noch bei dem
Venensystem genauer beschrieben werden. Hier sei nur erwähnt,
dass auch aus der Hirnoberfläche zahlreiche Venen hervortreten,
welche sich_ itr~deiin5Inü5r~ergiesseu. Wenn- man das Gehirn aus
der Schädelhöhle herausnehmen will, so spannen sich stets zwischen
seiner Oberfläche und der Dura mater eine Anzahl von Strängen,
*) Die Reihenfolge, in welcher die eben genannten vier Himnerven von
oben und medianwärts nach unten und lateralwärts gelegen sind, würde also
durch die Zahlen 111. IV. VI. V. ausgedrückt sein.
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welche man für einfache Bindegewebstränge halten könnte, welche
aber nichts anderes sind als blutleere Venen, die vom Gehirn zu
dem Sinus verlaufdi.
2. Die Arachnoidea.
Die Spinnwe bienhaut, Arachnoidea (Meninx serosa
s. Leptomeninx [äusseres Blatt]) bildet das äussere Blatt des In-
dumentum proprium cerebri und spannt sich über alle Vertiefungen
und Unebenheiten an der Oberfläche d^ Gehirnes brückenförmig
hinüber. Ihren Namen verdankt sie dem Umstande, “dass zwischen
ihr Tffld der Pia mater sehr viele feine fibröse Stränge verlaufen,
welche sich beün Abheben der Arachnoidea spinnwebenartig aus-
spannen und zum Arachnoidealgewebe hinzugerechnet worden
sind, obschon diese Stränge eigentlich nur Verbindungsbrücken
zwischen Arachnoidea und Pia darstellen. Zwischen diesen Binde-
gewebsträngen (also unter- der Arachnoidea) liegen die Sub-
a f a c h poidealräume^), Cavum subarachnoideale, welche
stets mit einem~gewisseh (Rantum (nach MAGENDIE etwa 60 g)
von seröser Flüssigkeit, dem Jjiguw gefüllt sind und
eine unregelm^ig gestaltete, durch viele Balken unterbrochene
Höhle darstellen. Die Höhle ist am besten an der Himbasis aus-
gebildet, ^wo sich die Arachnoidea über die dort befindlichen
grossen Vertiefungen hinwegspannt. Man unterscheidet an ihr
verschiedene Abteilungen. Cisternae subarachnoideaies, genannt
und zwar: 1) die Cisterna cerebeUotnedullaris, zwischen Klein¬
hirn und Medulla oblongata; 2) die Cvitema fossae lateraiis
cerebri an der Fossa Sylvii; 3) die Cisterna chiasmatis um das
Chiasma opticum herum; 4) die Cisterna interpeduncularis
zwischen den Pedunculi cerebri und 5) die Cisterna venae magnae
cerebri s. ambicens neben den Vierhügeln und am hinteren Ende
des Becl^s. Bei der Herausnahme des Gehirnes müssen die Sub-
aractinoidalräume angeschnitten werden und ihren Liquor teilweise
in die Schädelhöhle entleeren. Es ist also zu beachten, dass die
nicht unbeträchtliche Flüssigkeitsmenge, welche man in diesem
Falle in den Gruben der Schädelbasis vorfindet, nicht aus den
*) R.-Virchow, welcher die Arachnoidea und Pia mater anderer Auto¬
ren als eine einzige Haut zusammenfasst und einfach Pia mater benennt,
bezeichnet die Subarachnoidealräume als Arachnoidealräume, d. h.
nicht Räume, die zur Arachnoidea gehören, sondern Räume von spinnweben¬
artiger Beschaffenheit. Die ViRCHOW’schen Arachnoidealräume sind also
etwas ganz anderes als der in der Anm. S. 373 erwähnte Arachnoidealraum
der älteren Anatomen. ’l .) „
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Hiraventrikeln stammt. Die letzteren enthalten im Gegenteil unter
normalen Verhältnissen nur so viel Flüssigkeit, als nötig ist, um
ihre Wände schlüpfrig zu erhalten und die zwischen den letzteren
befindlichen kleinen Lücken auszufüllen. Die Subarachnoideal-
räume sind nun ebenso wie alle Lymphräume mit einem Endothel
^usfä^ziert, welches auch die Verbindungsbalken zwiscHen Arach-
noidea und Pia allseitig umkleidet. Da die Arachnoidea ebenso
wie die Dura mater den Hirnnerven bei ihrem Austritte aus der
Schädelh^le scheidenartige Fortsetzungen auf den Weg gibt, so
ist es begreiflich, dass die Subarachnoidealräume mit den Lymph-
bahnen der Nervenscheiden und durch diese auch mit denjenigen
anderer Organe in Conuntmication stehen können. Im Übrigen
besteht die Substanz der Arachnoidea aus gewt^nlichem fibrillä¬
rem Bindegewebe mit elastischen Fasern, welche hier eigentüm¬
licher Weise derart angcMÖnet sind, dass sie ringförmig oder in
Spiraltouren die einzelnen Bindegewebsbündel umspinnenf
“Eine weitere Eigentümlichkeit der Arachnoideä^sTirdllie P a c-
chioni’schen Granulationen oder Arachnoi-
dealzotten, Grantdationes arachnoideales, über welche bereits
S. 21 das Wichtigste gesagt worden istT* Es kann noch hinzu¬
gefügt werden, dass dieselben nicht allein in die Dura und die
Schädelknochen, sondern häufig auch in das Lumen der venösen
Sinus durae matris hineinwuchem können. Nach Axel KEY und
RETZIUS kann nun der Abfluss der subarachnoidealen Lymphe
mittels Filtration durch die Aussenwand der Arachnoidealzotten
auch direkt in die venösen Blutleiter erfolgen. Die Function der
Pacchionischen Granulationen würde also im Wesentlichen darin
bestehen, dieser Lynphe einen Abfluss zu schaffet^ für welchen
sonst eigentllcli"‘nur"durch' die Saftbahnen der peripheren Hirn¬
nerven gesorgt ist.
Gefässe und Ne.r.ven scheinen sich in der Arachnoidea
_Ili£hl_zu-verzweigen, sondern lediglich auf ihrem Wege zur Pia
mater durch dieselbe hindurchzutreten.
3. Die Pia mater.
Die weiche Hirnhaut oder Gefässhaut, Pia mater
(auch als Leptomeninx [inneres Blatt] oder Meninx vasculosa be-
zeichnet), liegt unter der Arachnoidea und bekleidet die Ober¬
fläche des Gehirnes als eine dünne, zarte Lage, welche sich nor¬
maler Weise leicht von letzteren abziehen lässt. Die Pia mater ist
durch ihren grossen Rei^tum an Blutgefässen ausgezeichnet, welche
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380
jedoch nur zum kleinsten Teile für das Gehirn bestimmt sind,
in dessen Substanz sie an der Oberfläche desselben eintreten. Wäh¬
rend sich die Arachnoidea — al^esehen von den grossen, durch
die Durafortsätze eingenommenen Gehimspalten — brückenförmig
über alle Vertiefungen der Himoberfläche hinwegspannt, dringt
die Pia im Gegenteil überall in die letzteren ein, indem sie die
letzteren bis zum Grunde ausfüllt.
Indessen auch in das Innere des Gehirnes, in die sogen.
Hirnhöhlen oder V e a tj: i k e 1 , schickt die Pia mater Fort-
setzungen hinein, welche man als A d e r g e w e b e , Tda chorioi-
dea bezeichnet hat und welche an einzelnen Stellen zottenartige,
mit zahlreichen Blutgefässen versehene Anhänge, die Aderge-
flechte, Plexus chorioidei, besitzen.^ Diesen Anhängen fällt
wahrscheinlich die Aufgabe zu, die in den Himventrikeln ent¬
haltene seröse Flüssigkeit abzusondem. Nicht selten finden sich
in diesen Plexus (ebenso auch in den Wand der Ventrikel) An¬
häufungen von Kalkconcrementen, welche den sogen. Hirn-
s a n d , Acervidus darstellen. Das Eindringen der Tela chorioidea
m die HirrihoEIeri erfolgt nun an zwei bestimmten Stellen, welche
beide an der hinteren (dorsalen) Partie des Gehirnes liegen.
Die erste Eintrittstelle entspricht der Fissura cerebri
transversa anterior (s. S. 386) und befindet sich^ zwisclien dem
Balkenwulste (Splenium corp. callosi) imd der Zirbeldrüse, Corpus
pineale. Der hier eindringende Fortsatz der Pia wird als Tda
c?u)noideaventricuUterUis. superior (Velum interpositum s. triangu¬
läre) bezeichnet. Wie aus Fig. 21 (S. 39pf' ersichtlich ist, bildet
die Tela chorioidea sup. die Decke des III. Ventrikels und stellt
eine Duplicatur dar, d. h. sie besteht aus zwei Platten, zwischen
denen sogar subarachnoideale Räume und ausser kleineren Blut¬
gefässen die grossen Venae cerebri intemae *) gelegen sind. Von
den zottigen Anhängen der Tela chorioidea sup. verläuft der Plexus
chorioideus vetUriculi tertii (medius s. medialis) als paariger Zotten¬
streif neben der Medianlinie und hängt in das Lumen des III.
Ventrikels hinein. Die beiden Pleocus chorioidei ventriculi late¬
ralis (chorioidei laterales) verlaufen' zunächst zu beiden Seiten
des vorigen von vorn nach hinten und erstrecken sich als-
1) Dieses Eindringen in die Ventrikel ist nur scheinbar, denn in Wirk¬
lichkeit sind die Adergeflechte noch bedeckt von der epithelial gebliebenen
Wand des Hirns, den Laminae chorioideae cj^iUieliales.
2) Ehe beiden I'ü. cerehn intemae fllessen alsdann zu der unpaaren V.
magna Galeni zusammen, welche sich in d^n Sinus rectus ergiesst.
(
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1
381
dann weit in die Seitenventrikel hinab. Eine Communi-
cation zwischen dem III. Ventrikel und den Subarachnoideal-
räumen, wie sie früher angenommen und als Foramen Bichati be¬
zeichnet wurde, ist jedoch an dieser Stelle nicht vorhanden.
Die zweite Eintrittstelle der Pia mater in die Him-
höhlen entspricht der Fissura cerebri transversa posterior (s. S. 386)
und befindet sich zwischen Kleinhirn und Medulla oblongata.
Die hier befindliche Tela chorioidea ventriculi qüarti s. inferior
dringt nicht eigentlich in den IV. Ventrikel hinein, sondern
bildet als einfache Platte die hintere Wand desselben; doch sind
auch zwischen ihr und demjenigen Teile der Pia, welcher die
untere Hälfte des Kleinhirnes überzieht, subarachnoideale Räume
gelegen. Ganz in ähnlicher Weise wie vorhin sind auch hier ein
paariger Plexus chorioideus medius und die beiden Plexus chori-
oidei laterales ventriculi quarti^) voneinander zu unterscheiden.
Hier im Bereiche des IV. Ventrikels (also fast an der tiefsten Partie
der Himhöhlen ist nun die Pia mater an drei Stellen derart durch-
brochen. dass eine vollständige Communication zwischen der
Flüssigkeit in dem Ventrikel^ und in den_ Subar^hnoidealräumen
existiert. Die eine Communicationsöffnung ist in der Medianlinie
gelegen und stellt die Apertur a medialis ventriculi quarü (Foramen
Magendii) dar. Ausser dieser einen unpaärwf ÖfTnüng Tiriaet sich
jederseits an der Spitze des Recessus lateralis des IV. Ventrikels
die Apertura lateralis ventriculi quarti (AXEL KEY und RETZIUS)
vor. Andere Communicationen zwischen den Subarachnoideal-
räumen und den Himhöhlen haben sich bisher nicht nachweisen
lassen.
Was die Nerven der Pia mater anbetrifft, so ist schon seit
Purkinje bekannt, dass die s yln p a t h i s c h en Nerven,
welche die Blutgefässe dieser Haut begleiten," Iri ^erselBen ein viel-
verzweigtes Geflecht bilden, welches wahrscheinlioh vasomotorische
Functionen auszuüben hat. Doch ist auch für verschiedene
Hirnnerven der Nachweis geführt, dass von denselten feine
sensible Zweige abgehen können, welche sich an der Bildui^ der
eben erwähnten Geflechte beteiligen.
Während an der Tda chorioidea ventriculi tertii der Plexus
chorioideus medius und die beiden Plexus chorioidei laterales drei nacA
vom convergierende Schenkel /|\ bilden, stellen dieselben an der Tela chori-
oridea ventriculi quarti eine T-förmige Figur dar. In beiden Figuren ist der
Einfachheit wegen der paarige Plexus chorioideus medius durch die unpaare
verticale Lage repräsentiert.
V
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382
II. Die Entwickelung des Gehirnes.
Um den Bau des Gehirne vollständig verstehen zu können,
ist es nötig, einen kurzen Blick auf die Entwickelungsgeschichte
desselben zu werfen.
Der menschliche Embryo bildet bekanntlich in seiner frühesten
Entwickelungszeit eine platte, längliche Anlage, an welcher man
ein Kopf- und ein Schwanzende, ferner eine dorsale
oder Röcken- und eine ventrale oder Bauchfläche
unterscheidet. An der RQckenfläche des Embryo bildet sich schon
sehr früh in der Medianlinie eine longitudinale Furche, die
Rückenfurche oder Medullarrinne, welche zu bei¬
den Seiten vcm zwei longitudinal verlaufenden Wülsten, den
Rückenwülsten oder Medullarwülsten, b^enzt
wird. Die beiden Rückenwülste wachsen nun mehr und mehr in
die Höhe, so dass die Rückenfurche immer tiefer wird. Schliess¬
lich vereinigen sich dieselben mit ihren höchsten Punkten in der
Medianlinie, indem sie auf diese Weise einen röhrenförmigen Hohl¬
raum, die Rückenröhre oder das Medullarro h r bilden.
Di^ Wand dieser Röhre wird durch eine concentrisch gruppierte
Lage von Zellen repräsentiert, welche die erste Anlage des C e n-
tralnervensystemes, d. h. des Gehirnes und Rücken¬
markes, darstellt. Der Hc^lraum selbst ist die erste Anlage der
Höhlen, welche sich später im Gehirne und im Rückenmarke vor¬
finden und untereinander continuierlich Zusammenhängen. Die
Höhle des Gehirnes scheidet sich weiterhin in eine Anzahl
von Abteilungen, welche man als Ventrikel bezeichnet. Die
Höhle des Rückenmarkes bleibt einfach, langgestreckt und
wird beim Erwachsenen als Centralkanal bezeichnet. An
zwei Stellen ist jedoch die Wand der Ventrikel so dünn,.-dass das
Epithe^ welches die letzteren an der Innenfläche jmskleidet. un-
mittelbar an die Pia mater angrenzt. Dies sind jene bereits S. 380^
beschriebenen Eintrittstellen, durch welche die Pia in -das Innere
des Gehirnes eindringt, indem sie das Ventrikelepithel vor sich
fi^schiebt.
Die Wand des Centralnervensystemes in seiner ersten Anlage
ist nun im Vergleiche zur Weite seiner Höhle zunächst relativ
schwach entwickelt. Später ändert sich das Verhältnis, indem die
Wand der Röhre an Mächtigkeit immer mehr und mehr zunimmt,
wälifend die Höhlung derselben in dem gleichen Masse im Wachs¬
tum zurückbleibt. Beim Erwachsenen sind also die H^len des
Gehirnes und Rückenmarkes relativ eng und klein, während die
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383
Wand dieser Höhlen durch die grossen Massen weisser und grauer
Substanz gebildet wird, aus weichen sich diese Organe zusanunen-
setzen. Beim Embryo bildet sich ntm im weiteren Laufe der
Entwickelung an der Anlage des Centralnervensystemes ein
dickerer vorderer Abschnitt heraus, welcher dem späteren Gehirn
entspricht und durch zwei Einschnürungen in drei Bläschen ab¬
geteilt wird, die man als erstes Hirnbläschen oder V Or¬
der h i r n (ProsencephaloH) als zweites Hirnbläschen
oder M i 1 1 e l h i r n (MesencephaUm) und als drittes Hirn¬
bläschen oder Rautenhirn (Rhombencephalm) voneinan¬
der unterscheidet. Aus dem ersten Himbläschen wachsen alsdann
nach vorn und oben zwei kleine halbkugelige Gebilde heraus, die
beiden G r ossh irnbläschen oder Hemisphären-;-«. „i '
j^l ä s c h e n Tdencephahtt^ weldie zunächst relativ klein sind,
und deren Höhlung mit def übrigen Medullarröhre in continuier-
ikhem Zusammenhänge steht. Während jedoch die Grosshimbläs-
chen bei vielen Tieren auch im postembryonalen Leben nur eine
geringe Ausdehnung gewinnen, werden dieselben beim Menschen
unter stets fortschreitendem Wachstum ihrer Wandungen und
Höhlen so mächtig, dass sie schliesslich die ganze ursprüngliche
Anlage der drei Hirnbläschen überdecken, tmd in Gestalt der bei¬
den Grosshirnhemisphären die Hauptmasse des gan¬
zen späteren Gehirnes bilden. Die beiden, dtnch eine mediale
Spalte unvollständig voneinander getrennten Grosshirnhemisphären
stellen die beiden Hälften des Grosshirnes dar. Jede Gross-
himhemisphäre besitzt eine Höhle, den Seitenventrikel,
welcher also flus_der H^lung des ursprünglichen (rechten oder
linken) Grqsshimbläschens hervorgegangen ist. Der sogen.
dritte Ventrikel q^jt "seijien Wänden, welcher vorn
dm^ das Eor. interventi^lSre*^ederseits mit den beiden Seiten¬
ventrikeln zusammenhängt, ist also als ein Derivat des ersten
Hirnbläschens aufzufassen, des Z w i s c h e n h irnbläs¬
chen, DimcephcUon. Zwischen dem dritten und vierten Ven¬
trikel verläuft als enger Verbindungsgang der Aquaeductus
c e r e b r i , dieser Gang nebst den begrenzenden 'VfUnderTRaT sicfT
aus dem z w eiten Hirnbläschen entwickelt. Die Höhlung
und die Wände des vierten Ventrikels werden endlich
von dem dritten Hirnbläschen geliefert. Dieses sondert
sich in das Hinterhirn b 1 ä s c h e n , Metencephalon und das
N ach h i r n b 1 ^s^ h e n , Mydmcephcäon. ~Den engen, einge-
scbnürten Übergang vom Mittelhimbläschen in das Hinterhirn-
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384
bläschen bezeichnet man als H i r n e n g e o^trlslkmusrliombencephali
Wie wir nun das Grosshim als einen Anhang oder Auswuchs des
ersten Himbläschens kennen gelernt haben, so entwickelt sich re-
lattv spät das Kleinhir n als ein Auswuchs an der Rückwand
des Hinterhimbläschens. Ebenso wie das OrMihifirerreicIiräuch
das Kleinhirn beim Mächen im Vergleiche zu den übrigen Him-
teilen eine beträchtliche Grösse. Derjenige Teil des Gehirnes, wel¬
cher aus der ursprünglichen Anlage der drei Himbläschen hervor¬
geht, wird auch als Hi r n s t o c k oder H i r n s ^m m bezeich¬
net. Demzufolge kann man an~dem Gehirne des Erwachsenen drei
Hauptteile, nämlich 1) das Grosshirn, 2) das Kleinhirn
und 3) den H i r n s t o c k , voneinander unterscheiden. Nach ent¬
wicklungsgeschichtlicher Grundlage imterscheidet man dagegen
folgende sechs Abteilungen: 1) das E n d h i r n , Telencephalon,
2) das Zwischenhirn, Dimcephdlon^ 3) das M i 1 1 e 1 h i r n,
Mesencephalon, 4) die H i r n e n g e , Isthmus rhombencephali, 5)
das Hinterhirn, Metencephalon, und 6) das N a c h h i r n ,
Myelencephalon.
Endhim und Zwischenhim, wie schon gesagt, stammen vcm
dem Vorderhim; Himenge, Hinterhirn und Nachhim von dem
Rautenhirn. _End-, Zwischen.- und -Mittelhirn zusammen bilden
das Grosshim.
Die Spalte, welche sich zwischen dem Kleinhirn und Gross¬
hirn befindet, hat man als Fissura transversa cerehri (cerebri an-
terior), diejenige, welche zwischen Kleinhirn und Medulla oblon-
gata gelten ist, als Fissura transversa ccrehfMx (cerebri posterior)
bezeichnet. Ausserdem wird das Grosshirn durch die Fissura lon-
güudincdis cerebri in die linke und rechte Grosshirnhemi-
Sphäre eingeteilt. Als wichtigstes Endresultat dieser entwicke¬
lungsgeschichtlichen Betrachtungen ist die Tatsache hervorzuheben,
dass das Centralnervensystem ursprünglich eine Röhre bildet, deren
Hohlraum auch beim Erwachsenen in den Höhlen des Gehirnes
und Rückenmarkes ihr Analogon findet. Während aber beim Em¬
bryo die Höhlung der Röhre relativ gross und ihre Wand relativ
dünn ist, sind beim Erwachsenen die Ventrikel des Gehirnes imd
der Centralkanal des Rückenmarkes nur enge Räume, deren Wände
jedoch von kolossaler Dicke sind, und deren Configuration beim
Gehirn von der ursprünglichen Röhrenform erheblich abweicht.
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385
III. Das Grosshirn.
Das Grosshirn, Cereirum wird, wie schon erwähnt,
durch eine tiefe, median gelegene Spalte, die Fissura longitudim-
lis cerebri (auch als Incisura pallii bezeichnet), in eine linke und
eine rechte Hemisphäre, Hemisphaerium, geteilt, welche
die Hauptmasse des Grosshims darstellen. Jede Hemisphäre be-
■ steht aus dem Hirnmantel, Pallium, dem R i e c h h i r n ,
Bhinencephüon und dem Stamme des Endhirn, Corpus
Striatum. Jede Hemisphäre zeigt drei Flächen, eine gewölbte dorso-
laterale, eine plane mediale, und eine basale (untere) Fläche,
Fig. 20.
Die laterale Fliehe des Orosshirnes in schematischer Darstellung.
welche durch eine tiefe Furche in eine vordere kleinere und eine
hintere grössere schwach ausgehöhlte Abteilung zerfällt. Das vor¬
dere Ende heisst Pdlus frontedis, das hintere Polus oceipitalis und
das vordere Ende der hinteren Abteiltmg an der unteren Fläche
Polus temporalis. Die Oberfläche des Grosshims zeigt ein ziemlich
unebenes Aussehen, indem an derselben eine Anzahl von an¬
scheinend sehr unregelmässigen Vertiefungen und Spalten, die
Hirnfurchen, Sulci (resp. Fissurae cerebri, verlaufen, zwischen
denen wieder mehr erhabene Stellen in Gestalt der Hirnwin¬
dungen, Gyri cerebri, hervortreten. Indessen ist die Unregel¬
mässigkeit der Sulci und Gyri des Grosshirnes nur eine schein¬
bare und es gelingt bei genauerer Betrachtung, für den Verlauf
derselben eine gewisse Norm aufzustellen, von welcher allerdings
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. 25
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386
ausserordentlich zahlreiche Abweichungen stattfinden. Die ver¬
schiedenen Hirnfurchen, welche man an der Oberfläche des Gross-
himes erblickt, unterscheiden sich nämlich zunächst dadurch von¬
einander, dass sie mehr oder weniger tief in die Himsubstanz ein-
dringen.
Durch die tiefsten Furchen wird das Grosshirn in eine An¬
zahl von Lappen, Lohi cerebri, geteilt, welche als 1) der vor¬
dere oder Stirnlappen, Lobus frontalis, 2) der mitt¬
lere oder Scheitellappen, Lobus parietalis, 3) der hin¬
tere oder Hinterhauptlappen, Lobus occipitalis, und
4) der untere oder Schläfenlappen, Lobus temporalis,
voneinander unterschieden werden. Dazu kommt noch der in der
Tiefe einer Fissur gelegene Teil Instda (s. S. 391).
Zunächst zwischen dem Stirn- und Schläfenlappen
ist die tiefe Furche, Fissura cerebri lateralis, s. Fossa Sylvii, ge¬
legen, welche vorn an der Himbasis in einer Grube, Fossa cerebri
lateralis, beginnt und alsdann eine beträchtliche Strecke nach hin¬
ten und oben weiter zieht, indem sie auf diese Weise mit ihrem
hinteren Teile zu gleicher Zeit die Grenze zwischen dem Schläfen-
und Scheitellappen bildet. An dieser Furche oder Spalte unter¬
scheidet man nun den nach vom und unten gelegenen Anfangs¬
teil oder Stamm, Truncus fossae Sylvii (s) und drei von dem
letzteren ausgehende Äste, nämlich: a) den Bamus posterior (s')
welcher sich als eigentliche Fortsetzung des Stammes nach hinten
und oben zwischen den Scheitel- und Schläfenlappen erstreckt;
b) den Ramus anterior ascendens s. medius (s"); und c) den
Ramm anterior horizontalis s. ant. kurzweg (s"'); welche letztere von
der Fossa Sylvii aus in den Stimlappen hineinstrahlen. Sehr oft
sind s“ und s“‘ zu einem Y-förmigen Aste vereinigt. Zwischen
dem Stirn- und Scheitellappen liegt ferner eine zweite,
lange tmd tiefe Furche, der Sulcus centralis s. Rdandi, welcher
hinten und oben ziemlich in der Mitte der Incisura pallii beginnt
und alsdann schräg nach vom und tmten bis in die Nähe der
Fissura cerebri lateralis verläuft, ohne die letztere übrigens voll¬
ständig zu erreichen. Parallel dem Sulcus centralis sieht man als¬
dann vor und hinter dem letzteren constant zwei andere gut
entwickelte Furchen, den Sulcus praeeentralis (praerolandicus) und
den Sulcus post- s. retroccntralis (retrorolandicus) dahinziehen, so
dass also an dieser Stelle des Gehirnes drei parallele Furchen in
die Hirnsubstanz einschneiden. Von den beiden Hirnwindungen,
welche durch die letzteren abgegrenzt werden, hat man die
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387
zwischen Sulcus centralis und Sulcus praecentralis gelegene als
Gyrus centralis anterior s. praecentralis, die zwischen Sulcus cen¬
tralis und Sulcus retrocentralis befindliche als Gyrus centralis poste¬
rior s. retrocentralis bezeichnet. Da der Sulcus centralis die Grenze
zwischen dem Stirn- tmd dem Scheitellappen bildet, so muss der
Gyrus centralis anterior zum Stirnlappen, der Gyrus centralis
posterior zum Scheitellappen gehören. Die Grenze zwischen dem
Scheitel- und Hinterhauptlappen ist an dem obe¬
ren Teile des Grosshirnes nur durch einen kurzen senkrechten
Einschnitt markiert. An der medialen Fläche der Grosshim-
hemisphären (s. Fig. 21) isF jedoch als Fortsetziing“ dieses Ein- ^
Schnittes eine verticale Spalte, Fissura parietooccipitalis, sehr deut- ,
lieh zu constatieren.i) Viel weniger deutlich, nämlich nur durch !
die kurze Incisura praeoccipitalis (SCHWALBE) ist die Grenze zwi-
schen'~Hcm Sc h 1 ä t e n - und H interhaupt lappen aus¬
geprägt, welche an der Impressio petrosa beginnt; diese ist bedingt
■ durch deiTAngulus superior der Pyramide.'
Ausser diesen zwischen den einzelnen Lappen gelegenen
Spalten zeigt nun jeder Grosshimlappen an seiner Oberfläche eine
Anzahl von weiteren Furchen, Sulci cerebri, von denen eün
Teil, die sogen. Hauptfurchen, constanter vorkommt, tiefer
einschneidet und deswegen auch besonders bezeichnet ist, während
die kleineren, unregelmässigen Nebenfurchen meistens keine
besonderen Namen führen. Durch diese Nebenfurchen kann jedoch
an vielen Gehirnen die klare Erkennung der Hauptfurchen erheb¬
lich beeinträchtigt werden. Durch die Furchen werden die Hirn¬
windungen, wie oben erwähnt, voneinander getrennt; sie sind oft
liTder Tiefe der Furchen durch Tiefenwindungen, Gyn
profundi, miteinander _yerbunden; mehr oberflächliche Windungen,
die zwei Windtmgen verbinden, nennt man Übergangswin¬
dungen, Gyri transitivi.
Der Stirnlappen zeigt zunächst an seiner lateralen
Fläche (s. Fig. 20) zwei sagittale Furchen, welche beide hinten
mit dem Sulcus praecentralis zusammenfliessen und sich nach vorn
und unten allm^lich verlieren. Man hat dieselben als I. oder
obere Stirnfurche, Sulcus frontalis superior (4), und als
II. oder untere Stirnfurche, Sulcus frontalis inferior (/j)
*) Bei Affen erstreckt sich der Hinterhauptlappen weit nach vom auf den
Scheitellappen hinüber, von welchem er indessen durch einen tiefen Spalt ge¬
trennt bleibt, der in die Fissura parietooccipitalis ausläuft. Diese .Affenspalte*
ist indessen nicht als eine einfache Fortsetzung der Fissur nach lateralwärts zu
betrachten. , ■ "
/'
25*
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388
unterschiedlen. Durch diese beiden Furchen werden nun die drei
Stimwindungen voneinander abgegrenzt. In ganz ähnlicher Weise
wie die Stimfurchen werden auch die Windungen in der Reihen¬
folge von oben nach unten als 1. oder obere Stirnwin¬
dung, Gyrus frontalis superior (F,), als II. oder mittlere
Stirnwindung, Gyrus frontalis medius (F^) und als III.
oder untere Stirnwindung, .Gryrus frontcUis inferior (F^)
bezeichnet. Die mittlere Stimwindung zerfällt oft durch eine
Furche, Sulcus frontalis medius, in eine Pars superior
und eine Pars inferior. Die untere Stirnwindung, vön den
Engländern zuerst BROCA’sche Windung genannt, liegt der
Fissura lateralis cerebri am nächsten und wird durch den Ramus
anterior («"') und den Ramus ascendens («“) derselben in drei
kleinere Abschnitte geteilt, welche als Pars opercularis (a), als Pars
triangularis (b) und als Pars orhitalis (c) unterschieden werden.
Die Pars opercularis beansprucht insofern eine hc^e physiologische
Bedeutung, als dieselbe nachgewiesenermassen den Sitz des mo¬
torischen Sprachcentrums darstellt, so dass also bei
Zerstörung derselben auch die Fähigkeit zum Sprechen schwindet
(motorische Aphasie).
Die drei Stimwindungen (nicht so die entsprechenden
Furchen) setzen sich indessen auch über das vordere Ende auf die
untere Fläche des Stimlappens fort. Die erste Stirnwin¬
dung ist an’ dieser Flädie wegen ihres geraden Verlaufes auch
vielfach als Gyrus rectus bezeichnet worden. Von den hier befind¬
lichen Furchen wird die mediale, gerade verlaufende (s. Fig. 22)
Sulfus olfactorius genannt, weil in ihr der Bulbus und Tractus
olfactorius gelegen ist. Durch dieselbe werden die I. und II. Stira-
windung vmieinander getrennt. Die lateralen, zwischen der II.
und III. Stimwindung b^indlichen Furchen stellen die sogen.
Sulci orbitales dar, welche meistens ein dreischenkelig^ oder Ei¬
förmiges Aussehen haben.
Der Scheitellappen wird an seiner lateralen Fläche
ebenfalls von einer sagittalen Furche, der Scheitelfurche,
Sulcus interparietalis (p), durchzogen, welche denselben in das I.
oder obere Scheitelläppchen, Lobulus parietalis supe¬
rior (Pi) und in das II. oder untere Scheitelläpp¬
chen, Lobulus parietalis inferior (P,), scheidet. itjl-
' A»-das untere Scheitelläppchen gsaaoMMKiiF^vtlltir^r ^Gyr^
' ‘supramarginalis, welcher bogenförmig das äu^steigende Ende des
Ramus post, der Fissura cerebri lateralis umgibt und mehr nach
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— 389 —
hinten der Gyrus anwlaris, welcher in ähnlicher Weise den Sulcus
temporäll^ superlüf lühläS^' (beide in Fig. 20 nicht bezeichnet).
Der Hinterhauptlappen zeigt an seiner lateralen
Fläche eine Reihe von unregelmässigen Furchen und Windungen,
welche als Sidci occipiUUes superiores und inferiores resp. Gyri occipi-
Uües superiores und inferiores unterschieden werden. Diese Furchen
und Windungen werden nun häufig von einer nahezu verticalen Furche,
dem Sulcus occipiialis tramversus (ot), durchkreuzt. Ausser den v .
drei eben genannten Oyri sind noch an der unteren Fläche
(Kleinhimfläche) des Hinterhauptlappens zwei Windungen oder
Läppchen vorhanden, von denen man mit Rücksicht auf ^e Form
die laterale als Spindelläppchen, Gyrus, s. Lobulus fusi-
formis (0^, die mediale als Z uli g enläppchen, Gyrm^i~
Xobulus linyualis T'ö'K)~6ezeidihrf XiaL Da sich diese' BeidMi
Windungen nach vom hin continuierlich in die beiden unteren
Windungen des Schläfenlappens fortsetzen, sind dieselben von
Pansch u. a. auch als Gyrus occipitotempordlis medüüis und lateralis
benannt worden: beide sind durch die Fissura collateralis(Oinnd ot)
voneinander getrennt.
Der Schläfenlappen ist an seiner Aussenfläche
durch drei sagittale Furchen ausgezeichnet, weldie als I. oder
obere Schläfenfurche, Sulcus temporalis superior (<) usw.)
bis (<3) benannt werden. In entsprechender Weise werden alsdann
drei Windungen als I., II. und III. Schläfenwindung
voneinander unterschieden. Nach der unteren (T„ T, und Tg
Fläche hin (s. Fig. 22, S. 396) schliesst sich an die III.
Schläfenwindung der Gwus fusiformis (Ti) und an den letzteren
wiedemm der Gyrus hippocampi (Tg) an, welche als Fortsetzungen
des Gyms fusiformis und Gyrus lingualis des Hinterhauptlappens
zu betrachten sind.i). Wie am Hinterhauptlappen sind beide Win¬
dungen auch am Schläfenlappen durch die Fissura collateralis (t,
oder ot) voneinander getrennt. Der Gyrus hippocampi hat seinen
Namen daher, weil er dicht unterhal6”desTirppDcampus-(srS. 400)
1) Schwalbe faßt den Lobulus fusifonnis des Hinterhaupt- und des
Schlafenlappens als Gyrus occipitotempordlis zusammen. Den Gyrus hippocampi
betrachtet er als einen Teil des Gyrus fomicatus. Die letztere Windung
nebst dem Uncus, das Septum pellucidum, die Crura fomids, die Fimbrie
und die Fascia dentata werden von dem Autor aus vergleichend anatomi
sehen Gründen als Teile dnes besonderen Hirnlappens, des von ihm sogen.
Sichellappen, Lohw falciformis beschrieben. Die Windungen um den Balken
herum an dem inneren unteren Grenzrande der Hemisphäre hat Broca zu¬
erst 1878 unter dem Namen grand lobe limhique^ beschrieben.
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gelegen ist, mit welchem er auch vorn durch eine kurze haken¬
förmige Windung, den Haken. Uneus in Verhindiing steht.
Wenn man nun die beiden Grosshimhemisphären auf einem
Medianschnitt, d. h. auf einem Schnitt, welcher das Ge¬
hirn in eine rechte und eine linke Hälfte zerlegt, betrachtet, so
kann man an demselben noch folgende Furchen und Windungen
bemerken. Unmittelbar über dem Balken, Corpus caUosum, be-
f^rus fornica/j
dibutum
MonronS^
Taenia
mdullaris
Te/acho-
rioidea sup.
Foramen
Magenäii
Fig. 21.
Medianschnitt des Gehirnes (halbschematisch).
Die rote Linie soll die durchschnittene Pia mater, die punktierte schwarze
Linie das Ventrikelepithel darstellen. Das Vel. medull. post, ist eigentlich
auf dem Medianschnitt nicht wahrnehmbar, sondern es ist nur die Stelle
bezeichnet, wo die beiden Vela postt. mit dem Markkem des Kleinhirnes
zusammenstossen.
findet sich der Ggrus cinguli (auch als Zwinge, Cingulum be¬
zeichnet), welcher sich in der ganzen Länge des Balkens von vorn
nach hinten erstreckt, um hinten und unten durch den^ Isthmus
gyri fornicati in den schon erwähnten Gyrus hippocampi überzu-
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391
gehen.^) Oben wird der Gyrus fomicatus zunächst durch den
""Sulcus cinguli s. callosomarginalis begrenzt (Pars sub/rontalis),
welClrci — jeduch mit Seinem hinteren Ende {Pars margittalis)
nach aufwärts abbiegt und sich bis zum oberen Rande der me¬
dialen Grosshimfläche erstreckt. Hinten wird die obere Grenze
des Gyrus fomicatus erst durch den Sulcus subparietalis, alsdann
durch den untersten Teil der Fissura parietooccipitaUs (Fiss. occip.
perpendicularis von Henle) gebildet. J)ie letztere Spalte zeigt
sich hier am Medianschnitte ausserordentlich deutlich ausgeprägt.
Zwischen ihr und der weiter nach hinten gelegenen Fissura calca-
(nais. OOOlp." traflS^gfsa von Henlcj ist eih~drei^tiger Ab-
scKnm aes Hinterhauptlappens, der Zwickel, Cuneus, gelegen,
an den sich nach abwärts der bereits vorhin erwähnte Gyms lin-
gualis (Og) anschliesst. Zwischen der Fiss. parietooccipitalis und
dem Ende des Sulcus cinguli (Pars marginalis) befindet sich der
V o r z w i c k e 1 , Praecuneus, welcher noch zum Parietallappen
gehört, yor dem Praecuneus fiegt weiterhin der^ L^ulus paracen-
tralis, dessen Lage dem oberen Ende des Sulcus centralis s. Ro-
landi emspricht. Der nach vorn gelegene übrige Teil ^r medialen
Fläche des Grosshiraes (abgesehen von dem Gyrus fomicatus)
wird noch zur 1. Stirawindung (F,) gerechnet.
Wenn man endlich den Schläfenlappen von dem Stirnlappen
abzieht, also die Ränder der Fissura Sylvii auseinanderbiegt (s. die
linke Seite von Fig. 22), so erblickt man in der Tiefe der Fossa
cerebri lateralis dicht hinter der unteren Fläche des Lobus frontalis
einen dreiseitigen, aus mehreren Windungen bestehenden Lappen,
welchen man als Stammlappen oder Insel, Insula (Reiiü),
bezeichnet hat. Die Spitze dieses Lappens, 1 n s e 1 p o 1 , sieht
nach unten und vom, die Basis nach oben. Z^^hen Inselpol
-j;nd Substantia perforata anterior liegt eine Falte, die von SCHWALBE
als Limen i n s u 1 a e b^eicBhet ist. Die Windungen werden
als ein Gi/rus longus instdae (nach hinten) imd eine Reihe
breves insulae (nach vorn und oben) unterschieden. Die bogen- '
förmig verlaufende vordere, obere und hintere Begrenzung der
Insel heisst Sulcus circularis (RdUi). Diejenigen Teile des Stirn-,
Scheitel- und SchlMeniappens, welche die Insel, welche am foetalen
Hirne frei zutage liegt, später verdecken, sind die sogen. DecTc-
lappen (PANSCH) oder der, Klappdeckel, Operculum, an
dem man entsprechend den Hirnlappen eine Pars frontalis, pa-
1) Gyrus cinguli, Isthmus und Gyrus hippocampi zusammen heissen
Oyrus fomicatus.
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rietalis und temporalis unterscheidet. Die Insel, der Bulbus und
Tractus olfactorius nebst der dahinter gelegenen bubstantia per-
torata anterior (s. S. 394) werden ais 5 1 a m ni t e i 1 ,^) üer~Hes't,
also die Hauptmasse des Urosshirnes, als Mantelteil des¬
selben bezeichnet.
Der Balken, Corpus callosum.
Die mediane Fissura ^erebri trennt die beiden Orosshimhemi-
sphären nicht vcdiständig voneinander, obschon sie tief zwischen
dieselben einschneidet, sondern es bleibt zwischen ihnen eine quere,
horizontal gelegene Verbindungsbrücke übrig (s. Fig. 21), welche
man als Balken, Corpus callosum, bezeichnet und an welchem
man ein vorderes Ende, Genu, corporis caUosi, ein Mittelstück Trun¬
cus corpons callosi, und ein hinteres Ende, Spletäum corporis cal-
losi, unterscheidet. Das vordere Ende des Balkens, das B a 1 k elf’
k n i e , Genu corporis callosi, ist etwas verdickt und knieförmig
nach abwärts gebogen. Unten endet das Balkenknie mit einer Spitze,
Bostrum corporis callosi, die sich in eine dünne Platte, Lamina
rostralis, for~6eM,~welcTie den Boden des Cavum septi pellucidi
bildeflihd^ödann in die vordere Warid^des llir Ventrikels über-J^
geht. Hinter dem Genu corporis callosi liegt inderMedian- -
ebene eine dreiseitige Platte, das Septum pellucidum, zu dessen
beiden Seiten die Vorderhörner der beiden Seitenventrikel gelegen
sind. Das Septum pellucidum enthält in seinem' Inneren eine kleine,
ebenfalls median gestellte und mit seröser Flüssigkeit gdüllte, _
_spaltförmige Höhle, Cavum septi pellucidi, durcE~ wHche ^das^^sC^"^
') ln diesem Stammteil finden wir zum grossen Teil die beim Menschen
zurUckgebildeten Teile des Riechhimes, sie werden als Skinencepluüon zu¬
sammengefasst. An ihm unterscheidet man eine Pars anterior und
eine Pars posterior. Die erstere wird gebildet von dem Lobus olfac¬
torius, mit seinem Bulbus, Tractus, Trigonum olfactorium nebst Stria me-
dialis et intermedia, und der Area parolfactoria (BROCAe). Ober den Lobus
olfactorius s. w. unten. Die Area parolfactoria, (Broca’sches Feld, von
Broca Carrefour h6misphirique genannt) liegt an der medialen Hemisphäien-
wand am hinteren Ende des Stimlappen unter dem vorderen Ende der Bal¬
kenwindungen. Es wird nach vom und hinten begrenzt von einem Sulcus,
Sulcus parolfactorius anterior et posterior. Die Pars posterior umfasst den
Gyrus subcallosus, die Suhstantia perforata anterior (s. S. 394), die Stria
olfactoria lateralis (s. S. 394) und den erwähnten Limen insulue. Der
Qvrus subcallosus (Zucke rkan dl), eine schmale Windung, steigt vom
Rostrum corporis caÜösi zwischen Lamina rostralis und Area parolfactoria
herab, wendet sich zur Basis und setzt sich als das diagonale Band von
Broca (bandelette diagonale) durch die Substantia perforata anterior bis
zum Schläfenlappen (Hippocampus) fort.
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393
tum also in eine linke und eine rechte Platte geschieden wird. Im
Übrigen ist das Caviim sfpH poiinHnj abgeschlossea
und commimiciert nicht mit jiea ihm nahe gelegenen anderen Ven¬
trikeln des Gehirnes^, Hinter dem Septum und dem vorderen Ge¬
wölbeschenkel (s. unleri)~liegf ledefseits das ^Föränlcif
culare S. Mcmroi, dufCh Welch« fflJktt Vönnil.' VtllBHU*! liadi
links lind recnts in aie Seitenventrikel gelangt und welches die
einzige Ccmimunication zwischen den eben genannten drei Him-
höhlen darstellt. Der hinterste Teil des Balkens ist wulstartig an¬
geschwollen und wird deswegen Balkenwulst, Splenium
corporis caUosi, bezeichnet. Unter dem letzteren befindet sich die
Spalte, durch welche die Tela chorioidea ventriculi tertii in den
III. Ventrikel eindringt. Die obere Fläche des Balkens ist
zunächst durch eine median verlaufende Linie, die Jtiaphe corporis
j^osi, ausgezeichnet. Zu beiden Seiten derselben sieht, man ein-”
zelne sagittale Faserzüge verlaufen, welche als Striae longitudinales
mediales bezeichnet sind. Neben den medialen Sfreifen liegt jeder-
seits vom Gyrus cinguli bedeckt die Stria longitudindlis lateralis, an
welche sich hinten ein Streifen grauer Substanz anschliesst, die
Fasdola^ cinerea, welche m die Fascia dentata (s. S. 400) übergeht.
Die Hauptmasse des Balkens besteht jedoch aus queren Faser¬
zügen, den Striae' transversae (Chordae transversales Willisii),
welche nach laterälwärts in die Gros^irnhemisphären ausstrahlen
und die eigentliche Verbindung derselben darstellen. Während
nun die obere Fläche des Balkens ein im Ganzen ebenes Aussehen
zeigt, liegt an der u n t e r e n concaven Fläche desselben eine Bil¬
dung, welche man als Gewölbe, Fomix bezeichnet. Der For-
nix besteht aus zwei bogenförmig von vorn nach hinten ziehen¬
den Streifen, den Gewölbschenkeln, Crura fomicis. Die
beiden vorderen Enden der letzteren, welche in nahezu verticaler
Richtung verlaufen, werden als vordere Gewölb^chen-
k e 1 , Crura anteriora fomicis, bezeichnet, oder als Columnae, weil
dieselben nach Art von kleinen Säulen nebeneinander stehen. Die
mittleren Teile der beiden Crura legen sich in der Medianlinie
dicht aneinander imd bilden ein scheinbar unpaares Organ, den
Gewölbkörper, Corpus fomicis. Die hinteren Enden, welche
wiederum ziemlich weit auseinanderweichen, stellen die hinte¬
ren Gewölbschenkel, Crura fomicis (posteriora), dar.
Corpus und Crura fomicis hängen an ihrem Seitenrande durch
einen schmalen Marksaum, Taenia jfomicis mit der Tela chorioidea
epithelialis des Plexus chorioideus lateralis zusammen. Zwischen
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394
den beiden Gewölbschenkeln und dem Balkenwulst ist die Com-
missura hippocampi s. Lyra Davidis s. Psalterium, gelegeiT DlC"
vorderen üewölbschenkel setzen sich sctiliesslich weiter nach ab¬
wärts bis zu den bei der Hirnbasis zu erwähnenden Corpora mam-
millaria fort, während die Innteren Gewölbschenkd iu.die fimbrie
und das Ammonshom übergehen, Gebilde, welche in das Unter-
honTder Seitenventrikel hinabsteigen. Unmittelbar unter dem Ge¬
wölbe des Balkens liegt als horizontale Platte die Tda chorioidea
ventriculi tertii (das Velum interposihun) und bildet somit die
eigentliche Decke des III. Ventrikels.
IV. Die Hlrnbasls.
Wenn man die Hirnbasis, d. h. die untere Fläche
des Gehirnes betrachtet, so kann man an derselben in der
Richtung von vom nach hinten folgende Einzelheiten wahraehmtn.
Zunächst findet sich jederseits an der unteren Fläche des Stirn¬
lappens in dem Sulcus olfactorius eine sagittale 'längliche An¬
schwellung, der Bulbus olfactorius, welcher auf der Lamina cribrosa
des Siebbeines liegt und durch die Löcher der letzteren nach der
Nasenhöhle eine Anzhl von Nervenzweigen schickt, die zusammen
den 1. Himnerven, B. olfactorius, bilden. Die Bulbi sind das vor¬
dere Ende der Tractus dfactorii, welche hinten mittels einer m e -
d i a 1 e n und lateralen Wurzel Stria medialis~ündi~SMcnat€-
ralis entspringen, zwischen denen eine 3tSieifige Erhabenheit,
Trigonum s. Jvititx olfactoriurn, gelegen ist.^) Unmittelbar hinter
dem Trigonum findet sich jederseits die Substantia (Lamina) per-
forata anterior s. lateralis, so bezeichnet, weil sich an derselben
eine Anzahl von kleinen Löchern zum Durchtritt für Blutgefässe
vorfindet. In der Mitte zwischen den beiden Substantiae perforatae
liegt die Sehnervenkreuzung, Ghiasma opticum, welche
auf dem Sulcus chiasmatis des Keilbeines ruht. Die beiden vor¬
deren Enden des Chiasma gehen jederseits in den 11. Hirnnerven,
den N. opticus, über, die beiden hinteren Enden dagegen setzen sich
in die S e h s t r ä n g e , Tractus optici, fort, welche sich um
die Pedunculi cerebri nach hinten wenden und in eine Radix me-
dialis und Badi^ lateral^ teilen, f Letzterey^eht zum Corpus geni-
culatum laterale, dem Pul|^inar tn3lmin5(Jptici und zum Colliculus
Superior des Corpus quadrigenimum y(<Q'deren VierhügeT)fiIe~tst
') Bisweilen ist im Trigonum selbst noch ein mittlerer Streifen, Stria
ifttermedia.
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395
die Hauptwurzel. Die Rac
tum mediale und zum CollA
iiedialis geht zum Corpus genicula-
inferior (hinteren Vierhügel) und
rlxkri Q/äViYimrrain 'wii +nn N r'lA'TtonirrA ^ J
Tiat wahrscheinllich nichits Ai\den Sehwegen zu tun.^ Derjenige JT-'nS^fcx
Teil der Hirnbasis, welcher zwiVdien dem Chiasma imd dem An¬
fänge des Rückenmarkes gelegen ist, entspricht der unteren (ven¬
tralen) Fläche des Hirnstockes; Hinte^dwj^Cjnasm^ ist ein
kleiner Hügel, dasI^jftcj^tnCTjeMOTj^u^SmeJIcS^^irfcenannt, weil
dasselbe am friscte^uenin^m^räue Farbe zeigt. Von diesem
Hügel hängt an einem länglichen hohlen Stiel, Infundibulum s. Pe-
dunculus hypophyseos, ein Körper von der Form imd Grösse
einer kleinen Bohne, der Hirnanhang, Hypophysis cerebri s.
Glandula pituitaria, nach abwärts. Dicht hinter dem Tuber cine-
reum springen die beiden halbkugeligen, etwa erbsgrossen weissen
Corpora mamtnillaria s. candicantia (Globi medulläres) hervor und
wieder unmittelbar hinter den letzteren befindet sich eine dreiseitige,
von Blutgefässen stark dürchlöcherte Partie, welche man als Sub-
stantia perforata media (nach ViCQ D^zyrJ* oder auch im Gegen¬
sätze zu den beiden Substantiae perforatae anteriores als Substantia
verforaia vosterior bezeichnet hat. Zu beiden Seiten der Subst. ^
perforata post, liegen zwei stark prominierende Stränge, die
H i r II S r 1 e 1 e , reduncuWcerebri, so bezeichnet, weil in der na-
lürncirerrSfelIuhg~des Menschen das Grosshim auf denselben wie
auf Füssen steht. i) Die Pedunculi werden jedoch auch Gross¬
hirnschenkel, Crura cerebri ad pontem, benannt, weil sie
die Verbindung zwischen dem Grosshim und der Varolsbrücke
darstellen.
Wenn man die Pedunculi quer durchschneidet, so sieht man,
dass dieselben aus einem mehr oberflächlich (ventralwärtsf) gele¬
genen Abschnitte, dem Grundteile, Basis pedunculi und
einem tiefer (dorsalwärts) gelegenen Abschnitte, der Haube ,
Tegmentum, bestehen. Die Haube grenzt an den Aquaeductus cerehri
^(liiylvii) und hängt mit den Vierhügeln continuierliäPziisämmm
(s. S. 403). Zwischen Basis und Haube ist eine schmale Zone
schwarzbrauner Substanz, die Substantia nigra, (SOEMMERRING)
gelegen. An dem medialen Rande der Pedunculi cerebri tritt jeder-
seits d^ III. Hirnnerv, N. oculomotorius^ neben der Subst. perforata
post, heraus, in einer Rinne, Sulcus w. oculomotorii; am lateralen
Der Raum zwischen den divergierenden Pedunculi cerebri heisst
auch Fossa interpeduncularis (Tarini), an ihm wird noch ein Eecessua ante¬
rior und posterior unterschieden, in letzterem liegt die Substantia perforata
posterior.
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Rande der Pedunculi ist eine mehr flache Furche, ämZcms UtteraUs,
sie entspricht der Grenze zwischen Basis und Haube. Lateral von
beiden Pedunculi kommt jederseits der IV. und dünnste aller Him-
nerven, der 2^. trocMearis, zum Vorschein, welcher jedoch viel
weiter hinten, nämlich zwischen Corpp. quadrigemina und Velum
Cornus
callosam
\N.oflticus
*mmWarni\
H.N.gi
\tii reäiforme
LN. cervic^^^^
Die Hirnbasis (halbschematisch). •( ^
Auf der linken Seite ist der Schläfenlappen nach hinten gezogen, so dass
die Insula Reilii freiliegt. Die Hypophysis ist nach vom über das Chiasma
hinübergelegt.
medulläre ant. (s. Fig. 21) entspringt und lediglich lateral neben
den l^edunculi vörbeizieht. Geht man an der Hirnbasis weiter
nach hinten, so schliesst sich unmittelbar an die Pedunculi ein
starker querer Wulst an, die V a r o 1 s b r ü c k e , Pons (Varoli),
welche sich jederseits nach lateralwärts vermittels des Brachiuni
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(Crus cerebelli ad pontOT)_m das Kleinhirn fortsetzt. In
dw Medianlinie der Varolsbrücke verläuft eine unpaare Furche,
Stdcus basäaris, für die A. basilaris. Zu beiden Seiten der Brücke
tritt aus den Brachia pontis der V. Himnerv, N. trüieminus, mit
einer schwächeren moit'orischen und einer stärkeren sensiblen Wurzel
hervor. j^interen Rande der Varolsbrücke tritt
jederseits «T^TTTfinme^^. ahducens, aus der Medulla oblon-
gata heraus. An dem unteren Rande der Brachia pontis nehmen
beiderseits dicht neben dem Flocculus des Kleinhirnes noch zwei
Himnerven. der VII.. /aciq?t5. und der VIIL. ihren
Ursprung. Dicht unterhalb (hinter) der Varolsbrücke wird der
vordere Teil der Medulla oblongata sichtbar, an welchem man an
der Medianlinie eine Längsspalte, die Fissura longitudincdis anterior,
und zu beiden Seiten zwei longitudinale Stränge, die Pyrami¬
den, Pyratnides, unterscheiden kann. Der unterste (hinterste) Ab¬
schnitt der letzteren zeigt die Decussatio pyramidum, d. h. diejenige ^
Stelle, an welcher der grösste Teil der Pyramidenfasern sich kreuzt / ’/
und von der einen auf die andere Seite Übertritt. Lateral von den ^
Pyramiden liegt jederseits eine ovale Erhabenheit, welche man wegen < y >
ilu’er Form als Olive, Oliva, bezeichnet hat. Der Rest der Me¬
dulla oblongata wird unter der Bezeichnung der strangför-
migen Körper, Corpora resüforwia, zusammengefasst. An
den Seiten der Corpora restiformia entspringen dann in drei Etagen
^ arei"weitere Tlirnnerven, nämlich am meisten ji^h^ der
N. glossopharyngeus. etwas tiefer der X.. N. vaaus. und endlich am
meisten nach abwärts der XL, N. accessorius (Willisii s. recurrens),
welcher jedoch schon mit dem grössten Teile seiner Fasern vom
eigentlichen Rückenmark herkommt. Zwischen der Pyramide und
tritt jeder^seits der XII. Hirnnerv, iV. hypoglossus, mit meh-
rereTTfeinen Wurzeln hervor. Zu beiden Seiten der Medulla oblon¬
gata sieht man endlich die Lappen der unteren Kleinhirnfläche,
nämlich jederseits dicht neben den Crura cerebelli ad pontem den
Flocculus, dicht neben der Medulla oblongata die Tonsilla, lateral
von der Tonsilla den Lohus hiventer und noch weiter lateral den
Lohns semüunaris inferior liegen.
tj
Die Bezeichnungen vorn und hinten werden auch beim Er¬
wachsenen für sehr viele Stellen des Gehirnes in dem Sinne gebraucht, wie
wenn man sich das* Centralnervensystem noch im embryonalen Zustande,
d. h. als eine gerade Röhre dachte, an welcher man ein vorderes oder
Kopfende und ein hinteres oder Schwanzende unterscheiden
kann. Was also beim erwachsenen Gehirn vielfach als vom und hinten be¬
zeichnet wird, ist tatsächlich (in der aufrechten Haltung des Körpers) oben
und unten gelegen.
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V. Die Hlrnhöhlen oder Ventrikel.
Von Hohlränmen werden innerhalb des Gehirnes vier,
nämlich 1) der rechte Seitenventrikel, Vmiriculus la¬
teralis dexter, 2) der linke Seitenventrikel, Ventrietdus
lateralis sinister, 3) der III. Ventrikel, Ventriculus tertius, 4) der
IV. Ventrikel, Ventricu/us quartus, voneinander unterschieden.
Die beiden Seitenventrikel stehen mit dem III. Ventrikel durch das
Foramen intervenirictdare s. Monroi (s. Fig. 21) in Verbindung,
welches jedei^its unmittelbar hinter der Cplumna fornicis gelegen
ist. Der III. und IV. Ventrikel sind durch den Aquaeductus cerebri
(Sylvii) miteinander verbunden. Nach abwärts setzt sich der IV.
Ventrikel in den Centralkanal des Rückenmarkes fort.
Die Ventrikel im allgemeinen betrachtet, stellen unter normalen
Verhältnissen schmale, spaltförmige Höhlen, vor, deren Wände
ziemlich dicht aneinander liegen und welche nur eine sehr geringe
Menge seröser Flüssigkeit enthalten. Die Auskleidung der Hirn-
höhlen ebenso wie die des Centralkanales wird als E p j n_d y m
bezeichnet und besteht aus einem einfachen Flimmerep^^ welcfics
auf einer besonderen Scjiicht von feinen, filzförmig verflochtenen
Fasern aufsitzt. In reiferem Alter pflegt jedoch das Flimmerepithel
an manchen Stellen verloren zu gehen.
1. Die S e i t e n V e n t r i k e 1.
Die beiden Seitenventrikel bilden die Höhlungen
der beiden Orosshirnhemisphären. Nachdem man die beiden letz¬
teren durch einen horizontalen Schnitt in der Höhe der oberen
Balkenfläche abgetragen hat, kann man diese Hohlräume öffnen,
indem man lateral von dem Balken durch die Ventrikeldecke in
die Tiefe dringt. An jedem Seitenventrikel unterscheidet man nun
vier Abschnitte, von denen der vordere, das Vorderhorn,
Cornu anterius, dem Stirnlappen, der mittlere, Pars ccnhalis s. Cella
media, dem Scheitellappen, der hintere, das Hinterhorn,
Comu posterius, dem Hinterhauptlappen, endlich der untere Ab¬
schnitt, das Unterhorn, Cornu inferius, dem Schläfenlappen
entspricht, so dass also ein jeder von den vier Lappen des Gross¬
hirnes auch an der Höhlung der Seitenventrikel gewissermassen
seinen eigenen Anteil hat. Doch sind die eben bezeichneten vier
Abschnitte keineswegs überall voneinander abzugrenzen.
Nach Eröffnung der Seitenventrikel von oben her findet man
zunächst im V_o_r fjLsjTi o r n als hintere und laterale Begrenzung
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eine bimförmige Hervorragung, den Streifenhügel, Corpus
Striatum, welcher die freie Fläche eines grauen Kernes, ^jcte«scaM-
darstellt, von dem jedoch nur das dickere vordere Ende,
Caput nuclei caudati, dem Vorderhom angehört, während das
spitze hintere Ende, Cauda nuclei caudati, sich durch die Pars cen¬
tralis bis in das Unterhorn erstreckt, wo es dessen Decke bilden
hilft. Die mediale Begrenzung ist das erwähnte Segtuni^iggJljjgj-
dum^ die obere die Ausstrahlung des^^l^gjj^^ den ^
lappen.
Die Parscentralis ist ein niedriger Spalt, dessen Decke
die seitliche Ausstrahlung des Balkens bildet. Der Boden dagegen
setzt sich zusammen aus der Cauda nuclei caudati und einem Teil
der freien Oberfläche des Thalamus opticus. Beide sind
getrennt durch den weissen Grenzstreifen, die Stria termi-
nodis oder Stria cornea, sogenannt nach einer bläulichen
Färbung, che durch die darimter liegende Vena terminalis bedingt
ist, an diese schliesst medianwärts sich eine dünne Lanelle an,
welche den erwähnten Abschnitt des Thalamus opticus bedeckt, die
Lamina affixa, welche mit einem schmalen Saum, Taenia chorioidea
in die mediale Wand des Seitenventrikels übergeht, die dünne
Lamina chorioidea epithelialis, die den Plexus chorioideus ventri-
culi lateralis überzieht. Die Lamina epithelialis hängt nach oben
mit dem freien Rande des Fornix durch einen ähnlichen Saum
Taenia fomicis zusammen. Der mediale Teil der freien Oberfläche
des Thalamus dagegen ist von der Tela chorioidea des dritten Ven¬
trikel bedeckt.
E^asJiÜU^iiLSLLiL seiner medialen Wand eine
längliche Hervorragung, welche man als Vogelsporn, Cal-
car am, oder kleinen Seepferdef u s s , PSTuppocampi
minor, bezeichnet hat, und deren stärkere oder geringere Entwicke¬
lung von dem mehr oder weniger tiefen Eindringen der Fissura
calcarihä in den Hinterhauptlappen abhängig ist. Oberhalb des
Calcar avis ist mitunter noch ein zweiter Längswulst, der Bulbus
cornu posterioris von HENLE, gelegen. Noch seltener findet sich
(meistens an der Grenze zwischen dem Hinter- und Unterhorn)
als wulstiger Vorsprung der unteren Wand das Trigonum collate-
rale, welches sich in das Unterhorn als länglicher Wulst fortsetzt
und durch die Fissura collateralis des Schläfenlappens bedingt ist
Das Unterhorn entspringt zwischen der Pars centralis
und dem Hinterhorn und erstreckt sich mit nach vorn gerichteter
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400
Concavität^) in den Schläfenlappen hinein. In die Höhle desselben
ragt an der medialen Wand bogenförmig eine weisse Erhabenheit
hinein, welche man als Ammonshorn, Comu Ammonis,
oder als grossen Seepferdefuss, Pes hippocampi major,
oder auch kurzweg als S e e p f e r d, bezeichnet hat.
Der unterste Teil des letzteren ist nuTTJnCT/Uizahl von Kerben
versehen, durch welche kleine, secundäre Wülste, Digitationes hip¬
pocampi, von einander geschieden werden. Längs der medialen
Seite der Concavität springt ein weisser Markstreif, die Fimbria
hippocampi, hervor, welche jederseits die continuierliche Fortsetzung
des Crus fornicis bildet. An dem freien Saum derselben, Taenia
fimbriae heftet sich der Plexus chorioideus ventriculi lateralis an,
wdcher sich von der Pars centralis direkt in das Unterhorn fort¬
setzt und hier wie dort die mediale Wand des Seitenventrikels
bildet. An der Übergangstelle ist der Plexus oft besonders stark
entwickelt und wird als Glomus chorioideum bezeichnet. Hebt man
die Fimbrie von ihrer Unterlage ab, so findet man als gekerbten
grauen Streifen in der Fissura hippocampi die Fascia. dentata
hippocampi (Tarini) vor. Diese tritt am vorderen Ende der Fissura
frei zutage und überzieht als ein ungekerbtes schmales Band den
Uncus, Uncusbändchen von GIACOMINI.
Zwischen dan Seiten- und dritten Ventrikel befindet sich der
Thalamus ovticus. eines der Grosshimganglien von annähernd ei¬
förmiger Gestalt mit einem vorderen spitzen und hinteren breiten
Ende. Es hat vier Flächen, von denen zwei eine obere und medi¬
ale frei, die anderen eine laterale und untere mit den angrenzen-
Hirnteilen verbunden sind. Die obere Fläche ist von vom
nach hinten leicht gewölbt und von aussen nach innen leicht ab-
^llend; der mediale Rapd ist gerade und wird begrenzt durch
einen vvg|gggl_^Shjeifen^di^S^rä^»j«^ßam^ an welche sich als
schmaie^Saumme^5mS^ÄS!ß5w!ra^ Anheftungsrand der Tela
chorioidea anschliesst. Die vordere Spitze wird als Tuberculum
anterius thaiami bezeichnet; der hintere Rand biegt in einen breiten
Wulst um das Polster, Pulvinar s. Tuberculum posterius. Der
laterale Rand verläuft schräge von vom nach hinten und ist durch
die erwähnte Stria terminalis von der Cauda des Nucleus cauda-
tus getrennt. Neben der Stria terminalis ist eine Rinne Sulcus
chorioideus mit einem Saum Taenia chorioidea (s. o.), wo-
Die G>ncavitä( des Unterhornes ist nach vorn, die des
Vorderhornes nach lateralwärts, die des Hinterhornes
nach medianwärts gerichtet.
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401
durch ein breites mediales extraventriculäres und von Tela chorioi-
dea von einem schmalen von der Lamina affixa bedeckten intra<
ventriculären getrennt wird.
Die mediale Fläche ist senkrecht gestellt imd bildet jederseits
die Seitenwand des dritten Ventrikel (s. u.). Nach hinten von
dem Thalamus liegen die Vierhügel und die Zirbeldrüse, Corpus
pinedle. In diese ziehen zum Teil die Fasern der Stria medullaris
als ein Zügel, Habenula, zum Teil vereini^h sie Sidl 'Vöf'tför'
Zirbel und bilden eine quere Brücke, die Commissura habentdarum.
Neben den Habenulae an (fer hinteren medialen Ecke des Thala¬
mus ist ein dreieckiges Feld, das Trigonum habentdae, dort liegt
ein Ganglicm, das Ganglion habenulae, in dem die Hauptmasse
der Stria medullaris endet.
Wo die hintere Fläche des Thalamus sich nach unten umbiegt,
liegen noch zwei höckrige Gebilde, die Kniehöcker, Corpora
geniculata, ein laterales und ein mediales. Das Corp. gen. laterale
liegt weiter nach vom und aussen imd nimmt die Radix lateralis
des Tractus opticus auf. Das Corp. gen. mediale ist kleiner, aber
deutlicher abgesetzt als ersteres, von dem es nach hinten und me¬
dial liegt neben den Pedunculi cerebri.
2. Der dritte Ventrikel.
Der III. Ventrikel (s. Fig. 21) stellt einen schmalen, impaaren,
spaltförmigen, in der Medianebene gel^enen Raum dar, welcher
durch das Foramen intervSm^cul^^ mit den Seiten¬
ventrikeln communiciert, hinten durch den Aquaeductus cerebri in
den IV. Ventrikel übergeht. Man kann an ihm sechs Wände un¬
terscheiden, zwei Hauptwände, die Seitenwände, ferner eine vor¬
dere und hintere sowie eine obere und untere Wand.
Die vordere Wand wird gebildet oben durch die beiden Co-
lumnae fomicis und die Comndssura anterior, weiter unten durch
die schon erwähnte Xomina terminaZts, welche sich bis zum Chiasma
nervomm opticcunim abwärts erstreckt.
Die Seitenwände werden durch die oben erwähnten
medialen Flächen den Thalami optici dargestellt. Längs des unte¬
ren Randes der Thalami zieht vom Foramen interventriculare aus
eine schwach ausgeprägte bogenförmige Furche, der Sulcus hgpo-
Oudatnicus s. Monroi, nach hinten, um sich in der Nähe des Aquae¬
ductus Sylvii allmählich zu verlieren. Der unterhalb des Sulcus
Broesike, Anatomie. 9. Anfl. 26
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402
hypothalamicus gel^ene Teil des III. Ventrikels bildet eine nach
abwärts gerichtete Vertiefung, die das Tuier dnereum aushöhlt und
als Infundibtdum bezeichnet wird.
Die untere Wand des III. Ventrikels wird durch das
Chiasma, das Tuber cineretun, die Corpp. mammillaria und die
Subst. perforata post, gebildet.
Die obere Wand wird durch die Tda chorioidea ventricuU
tertii mit ihrer Lamina chorioidea epithelialis dargestellt, welche
dicht unter dem Fomix gelegen und mit ihrem lateralen Abschnitte
■^n die Taenia thalami (s. S. 400) und die o b e F'^*"*^**
beiden Sehhügel fest angewachsen isL Infolgedessen ist es nicht
möglich, nach lateralwärts unter der Tela chorioidea hinweg in
die Seitenventrikel zu gelegen. Ebenso ist die Verwachsung
zwTscHeif der^elä chorioidea imd dem darüber gelegenen Fomix
eine ziemlich feste.
Die hintere Wand entspricht dem Ursprünge der Zir¬
beldrüse und gebt an ihrem unteren Teile in den Aquaeductus
Sylvii über.
Ausser dem grossen Infundibulum zeigt die Höhle des III.
Ventrikels noch einzelne kleinere Buchten, welche folgendermassen
benannt sind: 1) der Recessus opticus, welcher der Stelle des Chias¬
ma nervorum opticorum entspricht; 2) der schon erwähnte dicht
dahinter gelegene Recessus infundibuli, welcher die Spitze des In¬
fundibulum bildet; 3) der Recessus pinealis, welcher sich nach
hinten in die Wurzel der Zirbeldrüse erstreckt; 4) der Recessus
suprapinealis, welcher dicht ü^^em vorigen zwischen der Zir¬
beldrüse und der Tela chorioidea gelegen ist; 5) der Recessus
triangidaris, welcher vorn zwischen den Columnae fornicis über
der Commissura anterior gelegen ist. Die beiden Seitenflächen der
Wandungen des III. Ventrikels sind fernerhin durch drei quere
Stränge oder Commissuren miteinander verbunden Die
vorderste, Commissura anterior, bildet einen kurzen, queren Balken
zwischen den beiden Columnae fornicis; die mittlere. MassaitUer-
media (Commissura media mollis), spannt sich als brückenförmi-
' ges'^BancT zwiärhen den medialen Flächen der Sehhügel aus; sie
ist keine wahre Commissur, enthält nur wenig weisse Fasern und
besteht zum grössj^ Y^ij^ ausTgraupi: Substanz.- Endlich die hin¬
terste, Commissura posterior, bildet einen kurzen, queren Faserzug,
welcher zwischen der Zirbeldrüse und der oberen Mündung des
Aquaeductus Sylvii gelegen ist.
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403
Der dritte Ventrikel ist der Ventrikel des Diencephalon, welches in den
Hypothalamus und das Thalameneephalon zerfällt. Ersterer besteht aus einem
hinteren Abschnitt, Pars mamUHrT und einem vorderen Pars optica, zu
welcher man das Tuber dnereum, das Infundibulum, die Hypophyse, den
Tractus op^s, das Chiasma und die Lamina terminalis rechnet.
Das l^amencephalon besteht aus dem Ihaiamus, dem Metathtdamus mit
den beiden Kniehöckem und dem Epithalamus mit dem G>rpus pineale, der
Habenula, dem Trigonum habenulae und der Commissura habenularum.
3. Der Aquaeductus cerebri.
Der Aquaeductus cerebri s. Aquaeductus Sylvii ist ein ziemlich
enger, für eine Sonde eben passierbarer Gang von dreieckiger
oder herzförmiger Gestalt, welcher, wie schon erwähnt, den III.
und IV. Ventrikel miteinander verbindet. Die ventrale oder
Vorderwand des Aquaeductus entspricht der sogen. Hau-
b enregion IH a u b e , Tegmentum s. S. 395), deren Lage an
der Hirnbasis der Substantia perforata posterior netet den beiden
Hirnschenkeln entspricht. Die dorsale oder Hinterwand
desselben wird (än ihrer äusseren, dorsalen Fläche) durch viel
rundliche Erhabenheiten, die V i e r h ü g e 1 , Corpora quadrigemma^
gebildet, welche zusammen eine Art von dicker Platte, Lamina
quadrigemina, darstellen. *) Die beiden vorderen heissen Colliculi
superiores, die beiden kleineren hinteren Colliculi inferiores.
Nach lateralwärts laufen die beiden oberen Vierhügel in die obe¬
ren oder vorderen, die beiden unteren in die unteren oder hinteren
Seitenarme, Brachia quadrigemina superiora und inferiora
s. Brachia conjunctiva, von denen die letzteren beiderseits zum
Corpus geniculatum mediale hinziehen, während die ersteren zum
Corpus geniculatum laterale gehen und zum Tractus opticus Be¬
ziehungen haben.
4. Der vierte Ventrikel.
Der IV. Ventrikel bildet einen Hohlraum, welcher auf don
Frontalschnitte eine vierseitige, auf dem Medianschnitte (s. Fig. 21)
eine dreiseitige Form zeigt. Die vordere (untere) Wand,
auch als Boden des IV. Ventrikels bezeichnet, entspricht in
ihrer Lage der Varolsbrücke und der Medulla oblongata und ist
wegen ihrer rhombischen Form als Rautengrube, Fossa
1) Die oben besprochenen Teile gehören zum Mesencqahalon, nebst den
schon an der Hirnbasis erwähnten (S. 395) Pedunculi cerebri, Fossa inter-
peduncularis und Substantia perforata posterior. Der Aquaeductus ist dem¬
nach der Ventrikel des Mittelhirns. Vom Vierhügel zieht unter dem inneren
Kniehöcker um die Hirnstiele quer nach vorn zum Sulcus oculomotorius
ein Faserzug, Fasciculus transversus pedunculi.
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404
\
rhomboidea, benannt worden. Die Fossa rhcMnboidea ist deswegen
von besonderer Wichtigkeit, weil sich an derselben die centralen
Ursprungstellen für die meisten Oehimnerven befinden. Die obert
(vordere) Ecke derselben, Pars superior fossae rhotnboideae, wdche
also nach dem Aquaeductus cerebri hin gelegen ist, zeigt am
frischen Gehirne eine bräunliche Stelle, Loctts caertdeus (Substantia
femiginea), deren Färbung von zahlreichen pigmentierten
Ganglienzellen herrührt. Die untere (hintere) Ecke der Rauten¬
grube, Pars inferior fossae rhomboideae, welche in den Centralkanal
des Rückenmarkes übergeht, wird w^en seiner Ähnlichkeit mit
einer Schreibfeder als Calamus scriptorius benannt. Ferner verläuft
durch die Fossa rhomboidea eine mediane Furche, dtr Sulcus me-
^nus fossae rhomboidea^, zu dessen beiden Seiten die Eminentiae
mediales s. Funiculi teretes als longitudinale Wülste hervorsprin¬
gen. Seitlich werden diese jederseits begrenzt durch den Stdcus
Umitans welcher nach oben sowie nach unten in einer kleinen
Grube endet, Fovea superior und Fovea imferior. Nach unten sind
die Eminentiae schmal und bilden ein Dreieck, das Trigonum nervi
h^aoglossi. Nach oben sind sie breiter imd zeigen eine rundliche
Erhabenheit, CoUiculm facialis. Die beiden lateralen Ecken des
IV. Ventrikels sind etwas nach ventralwärts umgebogen und wer¬
den als Recessus laterales bezeichnet; sie entsprechen dem breitesten
Abschnitte der Rautengrube. Sie umfassen ein breites Feld, Area
acustica, das gegen die Spitze des Recessus oft eine kleine Er¬
habenheit zeigt, das Tuberculum a^Msticum. Quer durch dieses Feld
ziehen einige, an Zahl wechselnde, weisse Stränge, welche sich in
die Eminentia medialis einsenken, sie heissen Striae meduUares
oder Chordae acusticae, da sie zu den Hömerven in Beziehung
stehen, sie stellen aber keine Wurzel derselben dar. Sie trennen
die Pars superior der Rautengrube von der Pars inferior; ihr Ge¬
biet wird als Pars mtermedia der Rautengrube bezeichnet, ln der
Pars inferior liegt neben dem Trigonum n. hypoglossi nach unten
von der Fovea inferior noch dn drdeckiges, durch seine graue
Farbe ausgezeichnetes Feld, die Ala cinerea. An den Spitzen der
Recessus laterales haben KEY und Retzius die (S. 381) schon er¬
wähnte feine Öffnung, Apertura lateralis ventriculi quarti, aulge¬
funden, durch welche der IV. Ventrikel ebenso wie durch das Fo-
ramen Magendii mit dem Subarachnoidealraume communiciert.
Die hintere (obere) Wanddes IV. Ventrikels, welche man
auch als Dach- oder Deckplatte, Tegmen ventriculi quartL
desselben bezeichnet hat, wird in ihrem oberen Abschnitte
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405
durch eine dünne Markplatte, das Velum medulläre anterius ge¬
bildet.*) Der untere Abschnitt dieser Wand ist dagegen von
einer Platte gebildet, welche sich noch aus verschiedenen Unter¬
abteilungen zusammengesetzt. Unter den letzteren ist zunächst eine
kurze paarige Markplatte, das Velum medulläre yp; nonnAn^_
welche jederseits den FlncciiHis mit des NnHulmt fte« WleinhirnpR . ..
verbindet. Zwei andere schmale Markplättchen, die Taeniae oder
Ligulae, verlaufen längs der beiden hinteren tmteren Seiten der
Fossa rhomboidea. Mitunter findet sich auch ein anderer drei¬
seitiger Markstreifen, der Riegel, Obex, vor, welcher den Win¬
kel zwischen den beiden eben erwähnten Beiten ausfüllt. Der
Raum zwischen all diesen kleinen Markplättchen wird endlich
durch die Tela chorioidea ventriculi quarü ausgefüllt, welche somit
hauptsächlich dazu dient, den IV. Ventrikel in seinem hinteren,
unteren Teile zu verschliessen. Indessen auch die letztere ist durch
das schon erwähnte Foramen Magendii (s. Fig. 21) s. Apertura
medialis ventriculi quarti dicht oberhalb des Obex durchbrochen.
Dort wo das Velum medulläre ant. und das Velum medulläre post,
einander nahe kommen, setzt sich alsdann das Kleinhirn an, wel¬
ches auf diese Weise den IV. Ventrikel ebenfalls von hinten her
begrenzen hilft. An der Insertionsstelle des Kleinhirnes bildet der
fV. Ventrikel eine nach hinten gerichtete Ausbuchtung, welche
man Giebelkante, Fastigium, benannt hat, indem man wie¬
derum von der Vorstellung ausging, dass die hintere Wand des
IV. Ventrikels als Dach desselben zu betrachten sei.
Der vierte Ventrikel ist der Hohlraum des Rautenhims, Ehombence-
phalati, welches man in drei Abschnitte, einen oberen, mittleren und unteren
zerlegt. Der obere ist schmal und verbindet Mittelhirn und Rautenhim. Er
heisst Hirnenge, Isthmus rhomhencephali. Man rechnet zu ihm das er¬
wähnte Velum medulläre anterius, von dem ein schmaler Streifen zu dem
hinteren Vierhügel zieht, Frenulum veli medullaris anterius, die sjjäter beim
Kleinhirn zu beschreibenden Brachia conjunctiva und die Schleife, Lemniscus
Die Schleife besteht aus Faserzügen, die in der Medylla und dom Pnns
"^ipOrsteigerr und oberhalb derselben in Gestalt ein^s dreieckigen _ Bandes,
[Tri^nwn lemnisci frei 2~^‘ ' ^ ' •• «s . •
iirnfa^fet üfld tfriter ^en
zwei Zügeir zusammen, _ _
und Lemniscus oder s~e n? i b 1 e Sc h Fe i f e. Der mittlere Ab-
schnitt ist das Hinterhirn, Metencephalon. Es besteht aus Brücke, Pons, und
Kleinhirn, Cerebellum. Der untere Abschnitt ist das Nachhirn, Myelencephalon
oder Medulla oblongata.
mage liegen, weicnes oie Dracnia conjunctiva aussen
Die Schleife setzt^ sich_aus
Lemniscus lateralis oder Ac usticusscfileife
1) Betreffs dieser Bezeichnungen gilt genau dasselbe, was bereits in
der Anm. S. 403 gesagt wurde. Aus den dort erörterten Gründen kann das
Velum medtUlare anterius und posterius auch als Velum medulläre superius und
inferius bezeichnet werden.
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406
VI. Das Kleinhirn.
Das Kleinhirn, CerdfeUum, besitzt im ganzen eine mehr
ebene Oberfläche als das Grosshim, indem die schmalen Gyri des¬
selben mehr oder weniger parallel ziehen und dichter aneinander
gepresst erscheinen.
Der Zusammenhang zwischen dem Kleinhirn und den Nach¬
barteilen wird hauptsächlich dtmch drei Paar Stränge, Brachia s.
Crura cerd>eUi, vermittelt, welche folgendermassen unterschieden
werden: 1) die Brachia conjunctiva s. Crura cerebelli ad corpora
quadrigemina gSen von der Wurzel des Kleinhirnes nach vom
(oben) und verschwinden unter den Vierhügeln, indem sie das
schon erwähnte Velum medulläre anterius zwischen sich fassen;
2) die Brachia pontis s. Crura cerebelli ad pontem verbinden das
Kleinhirn mit der Varolsbrücke, in deren lateralen Teil sie sich ein¬
senken; 3) die Corpora restiformia s. Crura cerebelli ad medullam
oblongatam erstrecken sich' Voh dem Ursprünge des Kleinhirnes
nach abwärts und gehen crfine scharfe Grenze in die Corpora
restiformia der Medulla oblongata über.
Das Kleinhirn besteht aus zwei Hälften, den beiden Klein¬
hirnhemisphären, weiche durch einen seichten Einschnitt
am hinteren Rande, die Incisura cerebelli s. marginalis posterior,
weit weniger deutlich als die beiden Grosshirnhemisplhären von
einander geschieden sind. Indem sich ferner der vordere Rand
des Kleinhirnes wie ein Kragen um den Hirnstock herumlegt, wird
die Incisura cerebdli 8. marginalis anterior gebildet. Die Com-
missur, welche die Kleinhirnhemisphären mit einander verbindet,
wird als Wurm, Vertnis, bezeichnet. An der letzteren unter¬
scheidet man voneinander den Oberwurm, Vermis superior,
und den Unterwurm, Vermis inferior, welche man jedoch
nicht als zwei getrennte Commissuren, sondern lediglich als den
oberen und unteren Teil des Wurmes aufzufassen hat.*) Wie das
Grosshim ist auch das Kleinhirn durch verschiedene tiefer ein¬
schneidende Furchen in eine Anzahl von Lappen geteilt. Die ent¬
sprechenden Lappen der beiden Kieinhimhemisphären werden
stets durch einen besonderen Teil des Wurmes miteinander ver¬
bunden, welcher wiedemm eine besondere Bezeichnung besitzt.
Unter den Furchen ist zunächst durch seine Deutlichkeit und Tiefe
Die longitudinale Furche an der unteren Fläche des Kleinhirnes,
welche dem Verlaufe des Wunnes entspricht, hat man auch als VaUecvia
Reim bezeichnet.
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407
\
der Sulcus horieontalis eerebelli s. magnus ausgezeichnet, welcher
in horizontaler Richtung um das Kleinhirn verläuft und an dem
letzteren eine obere und eine untere Fläche von einander
abgrenzt.
• An der oberen Fläche, Facies superior, des Kleinhirnes
werden zunächst am meisten nach vom die beiden Ldbtüi quadran-
gtdares (Lobi antt. supp.) unterschieden, welche durch den höchst
gelegenen Teil des Wurmes, den Berg, Monticulus, mit einander
verbunden sind. Nach hinten sind die beiden Lobuli setnüunares
superiores (Lobi postt. supp.) gelegen, welche durch das schmale
dünne Wipfel blatt, Folium vermis *) s. Folium cacuminis,
miteinander in Verbindung stehen. Äii” der unteren Fläche,
Facies inferior, zeigen sich am meisten nach hinten die beiden
Lobidi semüunares inferiores (s. Fig. 22), zwischen denen ein
kurzer Vorsprung! des Wurmes, der Klapp e n w u 1 s t , Tuher
„jjemi^verläuft. Dicht davcM" liegen alsdann die Lobuli biventeres
s. LÖBüli cimeiformes, welche durch die Pyramide des Wurmes,
Pyramis, miteinander verbunden sind. Noch weiter nach vom und
inedianwärts finden sich zwei kleinere Lappen, die Mandeln,
Tonsillae, vor; ihnen entspricht ein Teil des Wurmes, welchen
man nach Analogie der am Rachen vorkommenden Gebilde als
Zäpfchen Umda, benannt hat. Die am meisten vorn befind¬
lichen Läppchen der unteren Kleinhimfläche sind endlich die bei¬
den kleinen F 1 o c k e n , Ftoccw/i, welche zu beiden Seiten der
Medulla oblongata gelegen sind und durch die ^edunctäi ßoccuU
mit dem sog. Knötchen, Nodulus, des Wurmes in Verbindung
stehen. Der Nodulus ist jedoch bei der “Betrachtung der Hirabasis
nicht sichtbar, da er unter der Medulla oblongata verborgen liegt.
Es wäre noch zu erwähnen, dass sich an der hinteren Fläche des
Velum medulläre ant. ein kleines Läppchen von Kleinhirasubstanz
befindet, welches man mit Rücksicht auf seine Form als Lingtda
bezeichnet hat; dieses geht seitlich über in je ein dünnes Mark¬
blatt, die Vincula lingulae eerebelli. Nach hinten schliesst sich an
die Lingula an das Centralläppchen, Lobulus centralis, die vorderste
Abteilung des Wurmes, welcher an den Hemisphären die Aloe
. lobuli centralis entsprechen .
') Wie man sieht, sind die beiden Abschnitte an der oberen Fläche
des Wurmes durch hohe Dinge (Berg und W i p f e 1 b I a 1 1) bildlich be¬
zeichnet. Weiterhin hat man am Monticulus noch die höchste Stelle, den
Gipfel, Ctilmen s. Cacumen, und den hinten gelegenen Abhang
Declive, von einander unterschieden.
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VII. Die MeduUa oblongata.
Das verlängerte Rückenmark, Medtdla oblongcUa,
schliesst »ch unmittelbar an die Varolsbrücke und das Kleinhirn
nach abwärts an. An der vorderen Fläche desselben verläuft in
der Medianlinie die Fissura mediana s. longitudinalis anterior,
welche sich nach abwärts in die gleichnamige Spalte des Rücken¬
markes fortsetzt und nach cü^en und unterhalb des Pons mit einer
dreieckigen Vertiefung, Foramen caecum endet. Zu beiden Seiten
dieser Spalte li^en zwei Icmgitudinale Stränge, die Pyrami¬
den PyranUdes, welche etwa 1 — 2 cm unterhalb der Varolsbrücke
die sogen. Decussatio pyramidum zeigen, an welcher eine Kreuzung
des grössten Teiles der Pyramidenfasem stattfindet. Lateral von
dem oberen Ende der Pyramiden sieht man jederseits eine ovale
Erhabenheit, die Olive, Oliva, hervorspringen. Die_EurcheJwischen__
Pyramide und Olive ist eine Fortsetzung des Stdcus lateralis anterior
des Rückenmarkes, in ihr treten die Wiu’zeln des N. hypc^ossus zu-"
tage. Gegen das untere Ende der Olive besonders ist diese Furche
überbrückt durch querverlaufende Faserzüge, Fibrae arcuatae exter-
nae. Unterhalb der Oliven liegt der Seitenstrang, Fmieulus late¬
ralis, welcher nach hinten durch den Stdcus lateralis posterior
von den Hintersträngen getrennt ist. Die Hinterstränge sind von
einander getrennt durch den Sulcus s. Fissura mediana posterior.
Jeder Hinterstrang ist durch eine Furche Sulcus intermedius in
einen medialen und einen lateralen Abschnitt getrennt. Der mediale
heisst zarter oder GOLLSCHERscher Strang, lunictdus
gracUis, der laterale K e i 1 s t r a n g oder BURDACH scher
S t r a Q g , Funictdus cuneatus. Eine Anschwellung am oberen
Ende des Funiculus gracilis heisst Keule, Clara, eine ähnlich^
am oberen Ende~ des FunTculus cuneatus Tuberculum cuneatum;
beide sind bedingt durch in ihnen liegende graue Kerne. Neben"
dem Tuberculum cuneatum, zwischen ihm und einer Furche in
der IX. — XI. Himnerv austreten, liegt eine dritte flache Anschwel¬
lung von grauer Färbung, das Tuberculum cmereunt, wo durch
die dünne weisse Faserlage der verdickte Kopf des oberen Endes
der grauen Hintersäule des Rückenmarkes durchschimmert. Die
oberen Enden der Hinterstränge weichen da, wo sich der Central¬
kanal des Rückenmarkes in den vierten Ventrikel erweitert ausein¬
ander und bilden die laterale Wand des vierten Ventrikels, über
den erwähnten Anschwellungen vereinigen sie sich mit einem Teil
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409
des Seitenstranges und ziehen als strick- oder strangför-
mige Körper, Corpora restiformia (früher Crura cerebelli
ad medullam oblongatam genannt) in das Kleinhirn.
VIII. Die Nervencentren und Faserbahnen der weissen
und grauen Hlmsubstanz.
Nachdem in den vorhergehenden Abschnitten die äusseren
Farmverhältnisse des Gehirns und seine Hohlräume besprochen
sind, muss nunmehr sein innerer Aufbau und seine Zusammen¬
setzung betrachtet werden. Grobsinnlich finden wir zwei Arten
von Substanzen, die lediglich nach ihrem Aussehen als graue und
weisse Substanz bezeichnet werden; zum Beispiel ist die Rinde am
Grosshim und Kleinhirn grau, das übrige weiss, von grauen
Massen, die in Gruppen angeordnet sind, unterbrochen, am
Rückenmark, wie wir später sehen werden, umgeben äussere weisse
Stränge im Innern gelegene graue Säulen. Die Verteilung der
grauen und weissen Substanz studiert man am besten an Schnitten,
Sectiones enc^hali, welche in bestimmten Richtungen durch das
Gehirn gelegt werden.
Die w e i sse Substanz besteht im Wesentlichen aus mark¬
haltigen Nervenfasern, die g r a.uj& SjuJ}.s t
marklosen Nervenfasern und Nervenfibrillen. Beide stehen in mit¬
telbarem oder unmittelbarem Zusammenhänge. Neben diesen Ner¬
venzellen und Nervenfasern findet sich besonders reichlich in der
grauen Substanz no^_ eine andere, die S t ü^s u b s t a n z ,
Ncuroglia. Sie, findet sich nur im Centralnervensysfeiii und besteht
aus Zellen und zahlreichen Fäden, welche von den Zellen aus¬
gehen oder diese umfassen und durchziehen und eine Art Filz¬
werk, S p o n g i o p i 1 e m j bilden. Eine Nervenzelle mit ihren
Ausläufern und deren Endigungen fasst man zusammen als eine
Nerveneinheit, Neuron (WALDEYER). Der Fortsatz, welcher meist
in eine markhaltige Faser übergeht, heisst Neurü, die anderen
Dendriten. Die nervöse Erregung, welche in den Bahnen zum
Gehirn hin verläuft, heisst centripetcd, diejenige, welche vom Ge¬
hirn fort leitet, heisst centrifugal. Nervenzellen, die in Gruppen
zusammenliegen und von denen eine bestimmte gemeinsame
Funktion ausgeht, heissen K e r n e oder Nuclä. Nervenfasern, die
in Strängen und Bahnen zusammenliegen und ebenfalls gleiche
Aufgaben haben nennt man Faserbahnen.
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410
1. Das Grosshirn.
(Im Grosshirn findet sich die graue Substanz zu-
/ ' nächst an der ganzen äusseren Oberfläche als ein etwa 2—3 mm
dicker Überzug vor, welchen man als g r a u e Rinde bezeichnet.
Grössere Massen von grauer Substanz sind ferner in Gestalt deF
2 ! G r oss h i r n g a n g 1 i e n (s. S. 399) etwas oberhalb der Him-
basis vorhanden. Die Ganglien bilden ursprünglich eine einzige
graue Masse, später aber werden sie von weissen Markfasem
durchsetzt, s6 dass sie besonders auf frontalen Schnitten, ein streifi¬
ges Aussehen haben, weshalb sie in' ihrer Gesamtheit auch als
S t r eifejikörper, Corpus striatum, b^eiclinet werden. An
dem Streifenkörper unterscheidet man nun wieder zwei grosse An¬
häufungen von grauer Masse, welche nach ihrer Form als
^ Schwanzker n , Nuclem caudatus, und Linsenkern,
^jNwleus letUiformis, unterschieden werden.
Der Schwanzkern hat eine bimförmige Gestalt; man
hat an ihm ein vorderes dickes Ende, den Kopf, Caput, sodann
ein Mittelstück, den Körper, Corpus, imd endlich ein schmal
ausgezogenes Ende, den Schwanz, Cauda, unterschieden.
Djese drei Abschnitte liegen mcht in_einei^ Ebene, sondern der
ganze Kern ist derartig gekrümmt, dass der Kopf und Körper
mit der Convexität nach vom, bezw. oben, der Schwanz dagegen
nach hiiitm, ^zw. abwärts gerichtet ist. Der Kopf ist zum Teil
im Vorderhome des Seitenventrikels sichtbar, der Körper, eben¬
falls teilweise, in der Pars centralis, während der Schwanz des
Schwanzkernes in der oberen Wand des Unterhornes (der Con-
cavität des letzteren entsprechend) verläuft.
Vom hinteren Abschnitte des Nucleus caudatus umfasst, an
der lateralen Seite des Schwanzkernkopfes und des~Thälämt^ opti-
_cus, medial von der Insula Reilii liegt der zweite länglich geformte
graue Körper, der L iji s e n k e r n , Nucleus lentiformis. Der¬
selbe zeigt sich auf Horizontalschnitten biconvex mit einer stärke¬
ren Krümmung an der medialen Seite; auf Frontalschnitten er¬
scheint er annähernd keilförmig mit lateral gelegener Basis und
mediänwärts gekehrter Schneide. Man unterscheidet an ihm auf
dem Querschnitte drei verschieden gefärbte, vertical gestellte Zonen,
_das rötlich_graue äussere Glied, Piäamen (Schale^ und das
_m i 1 1 1 e r e und innere Glied, beide von mehr gelblicher
Farbe, daher auch msammen als Globm pcäliäus bezeichnt Sein
vorderes Ende hängt durch eine schmale graue Brücke mit ^m_
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1
411
Nucleus caudatus zusammen. Lateral vom Linsenkerne befindet
sich wiederum ein bandartiger Streifen von grauer Substanz, die
Vormauer oder der Ban d k e r n , Cfaustrum s. Nucleus
taeniaeformis, welcher nur durch eine ^n^le Brücke weisserSub-
stanz von der grauen Rinde der Insula Reilii getrennt ist. Line
vierte grössere Anhäufung von grauer Substanz, ^r Mandel-
kern, Nucleus ami/gdahte, liegt im vorderen Ende des Schläfen-
Jappens, wo er mit der Rinde des Oyrus hippocampi und der
(gleichfalls grauen) Substantia jgerforata anterior zusammenhängt.
Die weisse Substanz des Grosshirnes füllt die
Zwischenräume zwischen der grauen Rinde und den eben beschrie-
benen grauen Massen aus. Auf einem Horizontalschnitte in Höhe
der oberen ßalkenfläche bildet sie ein mächtiges ovales Feld, das
Centrum semiovale (Vieussenii), welches medianwärts mit den
Querfasern des Balkens zusammenhängt. Denjenigen Teil der
weissen Substanz, welcher den Linsenkern umgibt, hat man als
Linsenkapsel bezeichnet und an der letzteren wiederum die
Capsula interna und~die Capsula externa voneinander unterschieden.
Die Capsula interna trennt den Linsenkern von dem Kopfe des
Nucleus caudatus und dem Thalamus opticus^ während die Cap-
sula externa zwischen Linsenkem und Claustrum gelegen ist. Von
besonderer Wichtigkeit ist die innere Lin senkapsel : den
zwischen dem Linsenkerne und Schwanzkerne gelegenen Abschnitt
derselben bezeichnet man als y o r d e r e n S c h e ¥Tc e I ~Pärs frc^
talis, d«i "zwischen Linsenkern und Sehhügel gelegenen Teil als
h i n t e rTn Schenkel, Fars occipitalis. Die Grenze zwischen
den beiden Schenkeln, das sog. Knie. Genu, der Kapsel, entspricht
dem am meisten medianwärts gelegenen Punkte, dw sog. S p i t z e
des Linsenkernes, ln der inneren Kapsel laufen, dicht gedrängt,
eine Reihe von wichtigen Bahnen, über die später näheres mitge-
teilt wird.
Die in der weis s e n S u b s t a n z g e 1 ege n e n N e r-
venfasern kann man in drei Gruppen trennen, nämlich: 1) >
Verbindungsfasern zwischen Bezirken in ein und derselben Hemi-
sphäre, 2) solche, die von einer Hemisphäre zur anderen ziehen,
und endlich 3) solche, die von der Grosshirnrinde entweder zu
den Grosshirnganglien oder durch Vermittelung der Brücke zu ;
dem Kleinhirn oder zu der .Medulla gelangen.
1. In e i n und derselben Hemisphäre werden be¬
nachbarte Bezirke der Rinde durch die sog. Associations-
fasern, welche an dem Gehirne des Neugeborenen kaum
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412
vorhanden, an dem des entwickelten Menschen sehr zahl¬
reich sind. Sie wachsen demnach mit der Entwickeltmg der In*
telligenz und bilden wahrscheinlich die Unterlage^für die combi-
, nierten Leistungen im Denken, ümpfiridHi und I landein. Ül^
Fasern, welche benachbarte Bezirke verbinden, heissen Fibrae
4 1 1. arctiatae cerehri s. propriae. Bahnen, die entferntere Bezirke ver-
i) binden, sind die Z w i n g e , Cingulum, deren Fasern um den Bal-
ken herümzi^en; das obere Längsbündel oder Bogen-
ij b ü n d e 1 , Fasdctdus longitudinalis superior s. Fasciculus arcuatus,
welches oberhalb der Grosshimganglien vom Stirn- zum Hinter-
,}) hauptlappen verläuft; das H a kenbündel Fasciculus uncinatus,
welches von der unteren Stimwindung um die Fossa Sylvii herum
zur "Spftze des Schläfenlappens zieht; endlich das untere
^7 L ä n g s b ü n d e 1 , Fasciculus longitudinalis inferior, welches vom
_ Hinterhauptlappen zum Schläfenlappen verläuft, indem es die ün-""
tere Wand des Hinter- und Ünterhornes bilden hilft.
^ 2, Von einer zur anderen Hemisphäre verlaufen
-'.'h »I :4<,die sog. Commissuren. Die Hauptcommissur, von
den Engländern great commissure genannt, ist der Balken,
welcher in seiner mächtigen Entfaltung dem Menschen eigentüm¬
lich ist. Die Ausstrahlung der Balkenfasern erfolgt nach lateral-
wärts, nach vorn, nach hinten und nach unten. Die meisten Fasern
verlaufen in der Frontalebene in einem ventealwärts convexen
Bogen ^Badiatio corporis caUosi) von einem zum anderen Scheitel-
lappen, Pars paridaliiritrntx noch vom Stirn- zum Stirn-, Pars
/rontalis, und vom Hinterhaupt- zum Hinterhauptlappen Pars occipi-
, talis. Da die letzteren^ beiden Lappen aber weiter nach vom resp.
hinten reichen als der Balken, so hat man die vom Balkenknie
nach vorn in den Stirnlappen ziehende Strahlung früher auch als
Forceps minor, kleine Zange, die vom Balkenwulst nach hinten
in den Hinterhauptlappen hineinstrahlenden Fasern dagegen als
Forceps major, grosse Zange, besonders bezeichnet. Letz-
tere bedingt den Bulbus comu posterioris (S. 399). Endlich läuft
r/:i/a noch ein Faserzug, das Tayetum vom hinteren Ende ^ Balkens
unter einem nach aussen und _unten convexen Bogen nach vom
in den Schläfenlappen hinein, indem es auf diesem Wege zmn Teil
das Dach bezw. die laterale_Wand des HiDter- undTlnterhornes
— bildet _
^ _ / . Von den übrigen Commissuren ist die Conunissura anterior
- -' •''beim Menschen nicht stark entwickelt. Sie liegt zwischen der
. Lamina terminalis .und den Columnae fornicis und strahlt von
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hier nach hinten und unten, transversal den Boden des Corpus
Striatum durchsetzend, in die Rinde des ScMäfenlappens hinein.
Bei Tieren mit grossen L<rf)i olfactorii ist sie sehr stark entwickelt
und wird ^aher aucIT R i e chcommissur genanntJL)
3. Die Fasern, w ^1 che y o n d er Rinde ab-
wärts ziehen, fasst man unter dem Namen S t a b k r a n :
Corona radiata, zusammen. Sie haben einen längeren oder kür¬
zeren Verlauf und verbinden die Rinde mit tiefer gelegenen Him-
teilen bis ins Rückenmark hinein, umgekehrt verlaufen aucR^emF"
Reihe von Fasern in aufsteigender Richtung zur Hirnrinde. Je
nach ihrem Verlaufe unterscheidet man eine JPars frontalis, parie-
■ — talis, temporalis und occipitalis. _Ein grosser Teil derselben geht
zum Sehhügel und wird als Badiatio thalami ofitici bezeichnet. Die
letzteren Fasern convergieren in ihrem Laufe von der Rinde nach
verschiedenen Punkten des Thalamus und treten als dichte Bün¬
del, _SjJi_s^J^J_e_oderJ[J]i_ajj^m_u^ssJJ_eJ_e^ in denselben ein.
Diese Stiele werden als ein vorderer, oberer, hinterer
und unterer unterschieden. Ein andere^ Teil endet im Corpus
Striatum (Nucleus caudatus und Nucleus ^ntriformis) und wird
als Radiatio corporis striati bezeichnet (s. d. Tafel, blaue Linien
zum Thalamus). D^jühdgea, . Stabkranzfasern ^ziehen von der
Rinfle haiipteächlirh durch die innere Linsenkapsel und dann
-durch, die Grossiurnstide abwärts. Ein Teil endet in der Brücke.
Sie bilden die ^rosshirnbrückenbahnen (Hirnschema,
blau)
grün u. Taf. 1 blau). Es gibt eine vordere, frontale Brücken-
bahn, welche durch den vorderen Schenkel der inneren Linsenkapsel
ziehtj_ und eine hintere, temporo-occipitale Bahn, welche
durch den mittleren Abschnitt des hinteren Schenkels der inneren
Linsenkapsel zieht. Eine weitere Gruppe sind die motorischen
^er psychomotorischen Bahnen. Sie bestehen aus einem Teil,
der zu den motorischen Hirnnervenkernen und zwar der e n t -
g egengesetzten Seite zieht (genau bekannt sind sie für den
' ..‘y , Vv-i —
4
Vr
Die Commissura posterior ebenfalls transversal zwischen Zirbeldrüse
und Aqaaeductus gcTegeh, ist dem ßallceri und" der vorderen Commi'ssüf üICtTt
gleichwertig, da sie nicht wie die beiden letzteren entsprechende Punkte der
Grosshimrinde verbindet Ihre Fasern sind in ihrer Bedeutung und ihrem
weiteren Verlaufe noch nicht erkannt. Ein Teii kommt nach Meynbrt aus der
Tiefe des Thalamuskemes und geht durch die Commissur auf die andere Seite
hinüber, um dort wahrscheinlich im hinteren Längsbündel zum Kern des Ocu-
lomotorius zu verlaufen. Auch die Commissura media s. mollis ist keine Com-
missur im eigentlichen Snne des Wortes, da sie fast nur aus grauer Substanz
besteht, welche die beiden Seitenwände _dei dritten Ventrikels verbindet, sie_
heisst daher letzt Mossa inttrmeiiam - , .
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414
V Facialis und Hypoglossus) jind einem Teil, Pyramidenbahn,
der 201 den Vorderhornzellen des Rückenmarkes, und zwar auch
denen der anderen Seite zieht. Diese Bahnen liegen am Knie und
im vorderen Teil des hinteren Schenkels der inneren Linsenkapsel
(s. Tafel I gelbrot). Am weitesten nach vom liegen die Bahnen
des Facialis und Hypoglossus, dann folgen die Bahnen des Armes
^ ^ ^ und schliesslich die des Beines. Im hinteren Teil des hinteren
^ Schenkels liegen aufsteigende sensible und sensorische Bahnen.
**** (Tafel 1 dunkelrot). Eine ebeiTfalls dort gelegene Bahn, welche
eine Verbindung zwischen der Sehsphäre des Occipitallappens «s.
Hirnschema u. Tafel I) und dem Corpus geniculatum laterale
und Thalamus darstellt, wird als Sehstrahlung von
GRATIOLET, Badiatio occipitothalamica bezeichnet. Der ganze
Verlauf dieser Bahnen wird später noch einmal genauer beschrieben.
//
2. Der Hirnstock.
Am H i r n s t o c k ist die mächtigste Anhäufung von grauer
Substanz durch den Sehhügel, Thalamus lypticus (s. S. 4UU) ge-
bildet, dessen obere Fläche allerdings von einer dünnen Lage
weisser Substanz, dem Stratum eoncUe, überzogen ist, während die
mediale dem III. Ventrikel zugekehrte Fläche gänzlich eine
graue Färbung zeigt. Die umgebende weisse Substanz dringt in
schmalen Zügen in die graue hinein, wo sie sich netzartig auf¬
löst. Durch diese weissen Züge, Laminae medulläres, wird die
graue Substanz in drei Abteilungen geschieden, welche man als
medialen, lateralen und vorderen Kern, Nudeust mpAinJis^ inij^nlis
anterior thqlami, bezeichnet hat. Der mediale bildet die
Seitenwand des dritten Ventrikels. Er verdickt sich hinten zum
P u 1 V i n a r , neben welchem medial ui dem sog. Trigonum
habenulae (dem kleinen dreieckigen Felde zwischen dem h’ulvinar,
.‘(I
der Taenia medullaris und dem oberen Hügelpaär) nögr ein t)e-
sonderer kleiner grauer Kern, der Nucleiis habenulae, gelegen ist.
Der laterale, grösste Thalamuskem ist nach aussen gegen di^_
Capsula inter^na nicht scharf abgegrenzt, sondern von vielen
. weissen Fasern durchbrochen (G U t e r s c h i c h t). Der kleine
vordere endlich entspricht ^m Tuberculum anterius des Tha-
lamus und schiebt sich nach hinten zwischen die beiden
iiinein.
Dw V e r b i ndungen des Thalamus gehen haupt¬
sächlich nach drei Richtungen~ erstens na~clir~3er Rinde,
zweitens nach dem Tractus opticus und drittens nach
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£dm der CapsoU
int-erna
Hialerer Schenkel der
Capeula interna
OocipitO'tenipüral«
OrMabirn-Urackenhaliu
▼orderrr Scbenkol
dw Capinla iatarna
Claastrom
Bahn doe Arruoa
ilot Bilin dos Beine« JF !i i
Secfiible Bahn d. Haut- p'
temperal« Gtoeehirn-
lirtceefthUTB B6irie
H u sk elai n nec fas ein
Oroeshira-
RrUckenbahn
rr
senMtif
(hoher« .SinnwnerTcn jnit
Ausaalim« 'd Oiractonos)
Bahn JT
Hypogloaau«
Tafel !._
Die Faserbahnen der Capsula interna
bezw. in deren Nachbarschaft auf einem Horizontalschnitt des Gehirns
dargestellt (nach ZIEHEN).
Centrifugale (psychomotorische) Bahnen gelbrot, centripetale
dunkelrot, Großhirnbrückenbahnen blau.
Aus Broesike, Anatomischer Atlas, verkleinert.
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415
d e r H a u b e. Die Verbindungen nach der Rinde sind die beim
Stabkranze erwähnten Thalamusstiele. Der vordere Stiel des
Thalamus geht von der Frontalzone zum vorderen und lateralen
Kerne, der obere Stiel aus der Parietalzone ztun lateralen
und inneren Kerne, der hintere aus der Temporo^occipital-
zone zum lateralen Kerne. Zu diesen Jtfeunt noch ein unterer
oder innerer Stiel, welchep^m Gyrus hippocämpi des
Schläfenlappens zuiiT vorder^y^eme geht (s. d. Tafel No. 2).
Mit diesem Stiele verläuft eine Verbindung vom Linsenkem zum
vorderen Kerne, die LTns^ k e rAjiXJLa=l^JlL|^^|gJy|j.(s-
d. latel No. 1) uim^auc^zurRegio hypothalamica. Beioege-
hören zur Ansa lenticularis, welche mit dem unteren Thalamus¬
stiel zusammen die Ansa veduncularis bildet. Diese liegen schon
im Gebiete der Regio hypothalamica. , ln ihr finden wir unter dem
Thalamus über der Substantia nigra, medial von Globus pallidus.
einen linsenförmigen Körper, LUYS*scher K ö r p e r, JTwcfetts Ay-
pothcdamicus : derselbe ist etwa 1 cm lang von hellbrauner Farbe
(pigmentierte Ganglienzellen). Weitere Kerne des Hypothalamus
sind die Nucli corporis mamiUaris ein grösserer medialer, und a
ÄusserlichJ^^
ein kleinerer, den ersten vorn umfassender lateraler. _
sind sie überzogen von weisser Substanz (daher der Name Corpora
candicantia. s. Gföbi medullaresl.
Der weisse Überzug wird von einer Fortsetzung der Columnae
fomiäs gebildet, deren Fasern zum Teil in der grauen Substanz
enden. Aus dem medialen Kerne zieht ein Bündel (s.
Himschema, 31 zum Tuberculum anterius (vorderen Kern V des Tha¬
lamus. das Vicq d'Azyr’sche B ündeP), Fasciculustha-
janutmatnrninYiriSj ripm sich auch schleifenförmig umbiegende Fasern
der Columnae fornicis zugesellen. _Aus dem 1 a t ^ a 1 e n , zum
Teil auch aus dem medialen Kerne ziehen Fasern, die sogen.
Haubenbü n d e 1 des Corpus mammillare von
4,
QUDDEN, Fasciculi vedunculomammUlaris, weit jiach alwärts in die_
Haube hinein; sicher lassen sich dieselben jedoch nur bis zur
Biücke verfolgen. (Hirnschema, 5.) Man unterscheidet an ihnen eine
Pars teamentalis und eine hasüaris. Weitere graue Substanz
ist die Pars ^risea hypothalami^ welche den Boden und die Sei-
tenwände des 111. Ventrikels auskleiden hilft, mit dem (^ntfälen
*) Das ganze Vicq d'Azyr’sche Bündel wurde früher als eine
direkte Fortsetzung der Fornixtasem betrachtet, weswegen man dasselbe auch
als Badix destendenSj die Columna fornicis dagegen als Badix ascendens des
Fomix bezeichnete.
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416
Höhlengrau des Mittelhims in Verbindung steht, sowie mit der
sogenannten grauen Bodencommissur, worunter man
^ubstai^a,. perforata^ posterior, Tuber cinereum und Lamina ter-
jT j jminalis zusammenfasst. Drei weitere Kerne des Thalamencephalon
sind der Nudeus corporis geniädati medialis und lateralis sowie
der Nucleus habentUae. Von diesem steigt ein grobfaseriges Bündel
Substantia perforata _
abwärts der Fasci-
im leichten Bogen senkrecht (ventral) 2ur
posterior tzum Ganglion interpedunculere)
c
. <(
<■
'.ufi
d)
culus retroAexus von MEYNERT. .
Weiterhin sind an Schnitten des Mittelhims zunächst die
Grosshirnstiele. Pedunctdi cerebri, zu betrachten. Sie be¬
stehen aus einem an der Himbasis sichtbaren ventralen Abschnitte
von weisser Substanz, dem Hirnschenkelfusse oder
Grundteile, Basis s. Pes pedunculi und einem dorsalen, aus
grauer und weisser Masse zusammengesetzten, unter dem Aquae¬
ductus cerebri liegenden Abschnitte, der Haube, Tegmentum.
Beide sind durch eine schon makroskopisch deutliche, jauchgraue
Ganglienmasse, die Substantia nigra (SOEMMERlNGl), geschieden.
^erJllrjLS.ch.e-a-ke_l f u s s setzt sich nach oben in die Capsula
Jnlema^ nach unten in die Brücke fort. Er wird in seinem mitt-
Ht. leren Abschnitte gebildet von den Pyramidenbahnen, in^
seinem medialen vcMi der V or d e r e n G r OS s h i r n-B rücken-
b ahn und in seinem lateralen Teile von der hinteren Gross-
n
h i r n - B r ü c k_e n b a h n. Was nun den zweiten oben erwähn¬
ten Abschnitt des Pedunculus, die sogen. Haube, betrifft, so
muss hier zunächst vorausgeschickt werden, dass man diesen Aus¬
druck keineswegs nur für den dorsalen Abschnitt des Hirastockes
gebraucht, welcher ventral unter dem Thalamus am dritten Ven¬
trikel beginnt und sich dann dorsal von dem HimsdienkelfiKse
(Basis pedunculi) und der Brücke bis in die Medulla oblongata
erstreckt, so dass derselbe zum Teil den Boden des III. Ventrikels,
sowie den des Aquaeductus und des IV. Ventrikels bild^.‘ Besser
müsste er somit als Haubenregion bezeichnet werden. Das
obere (vordere) Ende dieser Gegend unter dem Thalamus ist als
Begio subthalamica s. hypothcdami beschrieben. Hinter (imterhalb
dieser Gegend) begjnnt durch das Auftreten der bereite erwähnten
Substantia nigra, welche sich bis zur Brücke erstr^kt, die ^ar~
_fere Scheidimg von Fuss und Haube. In dem Tegmentiun finden
wir weisse Faserzüge, die sich ziun Teil kreuzen, untermischt mit
grauer Substanz. Die graue Substanz umgibt (am meisten dorsal)
\den Aquaeductus cerebri &\s Stratum griseum centrale, c e n t r a-
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Radix
.V. descend.
Loc.caerul.
Hinf.Längs
I bündei
f Nucllll>
1 Hinter -
^Längsbnd
Rcrthcr.jj
Kern yp
Radm.
Fig. 1.
Querschnitt in Höhe der
vorderen Vierhügcl
(cf. S. 417—419).
Fig. 2.
Querschnitt durch die Brücke
nahe dem vorderen (oberen) Rande
(cf. Text S. 418-420).
tNucl.YII
V.asccnd ^
i anter^^
Rad.vm e>
Rad.:iII.
RadVI.BrücKe
Fig. 3.
Querschnitt durch die Brücke
etwa in der Mitte der Rautengrube
(cL Text S. 420 u. 422 und S. 432—433).
Fig. 4-
Querschnitt der MeduUa oblongata
etwa durch die Mitte der Olive
(cC Text S. 419>422 und S. 435).
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I
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les Höhlengrau. _ Im ventralen Teile derselben liegen die
motorischen Kerne des dritten und vierten Hirnnerven, Nucleus
oculomotorii und der kleine Nucleus. n. trochlwris. Die kleine-
n.
ren zerstreuten Kerne der Haube fasst man als Nuclei tegmenti zu¬
sammen. Der grösste von ihnen ist auf dem Querschnitte von
rundlicher Gestalt und rotbrauner Farbe und daher als roter
oder Haubenkern. Nucleus ruber bezeichnet. Dimch ihn ver¬
laufen die Nervenbündel. Füa radktdaria, des Oculomotorius.
Lateral vom centralen Höhlengrau finden sich bereits die
Kerne und Fasern der absteigende n Q u i n t u s w u r z e 1,
JRadix descendens n. trigemini, welche sich von hier bis zu dem
in der Brücke gelegenen Trigeminuskern erstrecken, wo sie sich
den übrigen Wurzelfasern des letzteren Nerven zugesellen. Eben¬
falls in der Gegend des Oculomotoriuskernes beginnt das hin-
tere Längsbündel. FascicuTus longiiüdmiüis medialis,
w. u.), welches dicht neben der Medianebene (Raphe) ventral von
den Augenmusiceikernen liegt. Ventral vom hinteren Längsbündel
breitet sich die Formatio reticularis aus. Der sfrösste Teil der
Fasern des Tegmentüm wird gebildet von den Brachia cotiimcüva
die vom Nucleus dentatus des_ Kleinhirns zum roten Kern, und
Untieren Seite ziehen«, ihre Kreuzung in der Mittellinie
bezeichnet man als Decussutio brachii conjunctivi und trennt sie
von anderen sich kreuzenden Fasern der beiden Hauben, die zu¬
sammen als Decussatio tegmentorum bezeichnet werden (dorsale
oder MEYNERT’sche, ventrale oder FOREL’sche Haubenkreuzung).
Lateral vom Nucleus ruber liegt über der Substantia ^igra noch
ein bogenförmig angeordneter schmaler blattförmiger Zug, die
mediale Schleife, Lemniscus medialis. Das Dach des Aquaeductus
^ird gebildet von den Vierhügeln '(S. 403). Das v ö rtf eT e
Paar, Colliculi sup^ioresTderselböT ist von weissen Fasern, dem*
oberf 1 äc hl i chen Mark, Stratmi emah, ^erzogen. _Im
Innern besteht er aus grauer Substanz, Stratum griseum cdliculi
superioris, kleinen Ganglienzellen, die von feinen Fasern lungeben
sind. Ventral von der grauen Masse liegt eine weisse Sthicht,
welche es vom centralen Höhlengrau trennt, das sogeni tiefe
_M a r k , Stratum aibum profundum. Das hintere Hügel¬
paar , Co/h'cMZi m/eriores, beim Menschen ziemlich gross und
ebenfalls von eineF weissen Schicht überzogen, enthält einen -Kern,
Nucleus colliculi inferioris.
An die Pedunculi schliesst sich spinalwärts die Brücke,
^ons {Varoli). an, an welcheF man einen ventralen Abschnitt,
Droosike, Anatomie. 9. Aofl. 27
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a) Brücke im engeren Sinne, Pars basilaris potUis, in den
der Fussteil des Himschenkels eintritt, und einen dorsalen
i/ Brückenteil der Haube. Pars dorsalis pontis, unterschei¬
det. Den letztgenannten Abschnitt, also den Brückenteil der Haube,
bilden nun drei Teile, nämlich: 1) die Schleife, Lemniscus s.
Laqueus, welche am meisten ventral gelegen ist und einen breiten
2^) aber wenig tiefen Zug von Längsfasern darstellt; 2) dieFormatio
reticularis, eine ziemlich breite Schicht von geflechtartigem Aus-
3 "sehen) und 3) das h intere Längsb ^n d e 1 . Fasciculus
qitudinalis medialis, welches am meisten dorsal liegt und ein drei¬
kantiges Bündel von Längsfasem bildet.
An der Schleife, von welcher äusserlich am Himstock
nur ein kleines Stück auf dem Brachium conjuticlivum in UestalT
eines schrägen .Streifens sichtbar ist, unterscheidet man zwei Ab¬
teilungen: a) die nahe der Medianebene gelegene mediale
^ ) Sch 1 e i f e und bX dje lateral e Schleife. Die mediale
oder sen sible Schleife (Himschema, gelbe Linien) setzt
sich cerebralwärts zum Thalamus und durch die Linsenkem-
schlinge in den Linsenkerp, und weiter durch die Haubenstrahlung
in den Scheitellappen fort. EMe mediale Schleife kommt zumeist
von den Nuclei gracilis et cuneatus und den Strangkernen ts. u.),
Hirnnervenkemen und zwar immer von den Kernen
der anderen Seite, ist also gekreuzt. Sie bildet in der Medulla
oblongata den grössten Teil der bogenförmigen Fasern, Fibrae
arcuatae s^ arciformes intern^, welche man auf allen Querschnitten
vom Nachhirn bis ins Mittelhirn findet (s. d. Querschnitt Fig. 4).
Auf allen diesen Querschnitten sieht man ferner in der Mittellinie
einen schmalen Streifen, die schon mehrfach erwähnte R a p h e.
Dieselbe kommt zustande durch die spitzwinkelige Kreuzung der_
if] Fasern. Decussatio Jemj iscortim. Die laterale oder A c u s t i-
cusschleife verliert sich nach oben in dem tiefen Mark unter
den Vierhügeln und geht vor allem in den Kern des hinteren Vier¬
hügelpaares über. Nach abwärts ersjreckt sich die laterale Schleife
nicht so weit als die mediale.,. Ihre Fasern kommen aus folgen-
_ den Stellen; einmal aus dem Cortms irapezoideum _ Dasselbe sind
jin der Tiefe der Haube, dicht über der l^rs basilaris der Brücke
quer verlaufende Fasern.^) Dieselben stammen zum Teil aus dem
_N^cleus_yentraJis_.des. Acusticus, .zum_ jeil aus der Oliva superior
') Bei vielen Tieren liegt das Corpus Trapezoideum am unteren Rande
der Brücke als ein querer viereckiger Zug hinter den Pyramiden frei zu Tage.
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419
und den Nuclei des Corpus trapezoideum selbst. Sie überschreiten
die Mittellinie und enden zum grossen Teil in der Oliva superior
der anderen Seite. Ein Teil geht mit Fasern, die aus dieser letzt¬
genannten Oliva stammen, verstärkt durch die Striae medulläres
(s. früher') und Fasern, die aus Kernen in der Schleife selbst
(Nucleus lemnisci laiercUis) stammen, in die laterale Schleife über.
Physiologisch haben wir in der medialen Schleife die Gefühls-
bahnen zum Ge h i r n tp s y c h p_s e tTs o r i sTB~e~h B aH-
n e n) vor uns, die laterale Schleife überträgt Gehörempfin¬
dungen durch Vermirteiung des hinteren Hügelpaares.
Über t dorsal voni) der Schleife liegt in der Mitte der Hauben- z)
region die sogen. Formatio reticularis (s. d. Quer- ^
schnitte Fig. 2 und 41. welche aus einem Geflechte von weissen.
kurzen Fasern mit eingesprengten kleinen grauen Kernen besteht.
Nuclei reticülares teamcnti.
Dorsal wiederum von der Formatio reticularis, dicht unter ^ v
dem Boden des IV. Ventrikels und Aquaeductus, liegt das bereits
erwähnte dreikantige Bündel von Längsfasern, welches man als f
hinteres Längsbü n d e 1 , Fasciculus longitudinaUs medialis,
■bezeichnet. Sein oberes Ende lässt sich mit Sicherheit nur bis in
die Gegend des Oculomotoriuskernes (vielleicht bis zu den vor¬
deren Vierhügeln) verfolgen, nach abwärts (medullarwärts) reicht
er l?is zum Ende der Substantia reticularis und noch weiter. Das
hintere Längsbündel besteht aus gröberen und feineren Fasern.
Die gröberen (s. d. Tafel, rote Linie) finden sich auf der Strecke ^
'Zwischen dem Kerne des Oculomotonus u£djfcniL'dfö_A_bducens.
und verbinden wahrscheinlich in complicierter Weise j^ter teil-
weiser Kreuzung) die Kerne~der motorischen Augennerven unter- '
einander. Die feineren hat man b^ in das Rückenmark verfolgt _'CJ
(s. w. unten), ihre Bedeutung ist noch nicht erkannt.
Gegenüber den soeben geschilderten weissen Faserzügen ist_in
dem Brückenteile der Haube die graue Substanz nur^spär-
lich und zerstreut vorhanden, weiter spinalwärt^M^ Boden d^
IV. Ventrikels beginnt sie sich in Gestalt der 7 letzten Hirnnerven-
kerne mächtiger zu entfalten. _ Ausserdem liegt im vorderen
(cerebralwärts gelegenen) Abschnitte vom Boden des IV. Ventri-
kels. lateral vom hinteren Längsbündel, noch eine Gruppe stark
pigmentierter Ganglienzellen, die Substantia fjrrtmn^^ wtkhe man
daselbst durchschimmem sieht, sie lässt den Boden bläulich-grau
erscheinen, weshalb diese Stelle als Loctts eaeruleus bezeichnet wird.
(S. 404.) ‘
27*
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420
$ < 'f
/i.-l-'i' Im ventralen Abschnitte, der Brücke im engeren
Sinne , Vars basUaris pontis, finden wir die Fasern des Him-
schenkelfusses wieder, welche daselbst von queren Fasern gekreuzt
und mit Kernen untermischt sind. Von den Fasern des Busses
laufen nur die Pyramidenbahnen, Fasciculi longitudinales (das mitt-
lere Drittel), in viele grössere und kleinere Bündel gespalten, durch
/<lie Brücke hindurch. Die Fasern des äusseren und inneren
Drittels vom Himschenkelfusse (s. S. 416) dagegen treten in der
Brücke durch Vermittelung der Brückenkerne Nuclei pontis,
mit Querfasern in Verbindung, welche sich in der Mittellinie
{Baphe pontis) kreuzen un<^dinch_die mittleren Kleinhirn-
s t i e ll ” Brächia pontk, zur Rinde der gegenüberliegenden Klein-
_ hirnhemisphäre gehen. Auf diesem Wege~wird dieTirosshimrinde
einer Seite (durch die bereits erwähnten Orosshirn-Brückenbahnen,
Tafel, grüne Linien) mit der Kleinhirnrinde der anderen Seite ver¬
binden. Die Querfasern sind in zwei Lagen angeordnet,,
einem Stratum superficiale und yrofundum s. Fibrae pontis super-
der M e d u 1 1 a x> b l_o n_g ata liegen am weitesten ven-
/ftral. aussen deutlich sichtbar, die Pyramiden (s. S. 408), der~
/ Ausdruck der vereinigten Pyramidenbahnen, die sich weiter ab-
yärts an der Decussatio in die Pyramiden-Vorderstrang- und Py-
ramiden-Seitenstrangbahn trennen! Sie bestehen äüs weissen
fasern, die der Länge nach verlaufen. Vor den Pj^amiden ver^_
, laufen der Quere nach schmale Faserbündel, ^x^Bibrae arcuatae
^ernae; zwischen ihnen liegen die kleinen Nttclei arcuati. Von
i i/i Corpus resüforme weiter die Rede sein. "Seitlich
von den Pyramiden sind die bereits fridier als Oliven beschrie-
benen beiden ovalen Erhebungen gelegen, welche die freie Ober-
^iläche eines eigentümlidi geformten Gebil^, der sogen, grossen
oder unteren Oliv e , Oliva inferior, bilden. Dieselbe zeigt
auf Querschnitten in ihrem Innern ein vielfach gewundenes, ge¬
zacktes schmales Band, den Olivenkern, Nudeus olivaris inferior,
welcher aus Gliamasse mit eingestreuten Nervenzellenhäufchen be¬
steht (s. den Querschnitt Fig. 4). ln di^Penpherie dieses Band^
""treten von aussen zahlreiche Fasern (Stratum zonale. Vliess der _
. Olive) ein, welche durch Vermittelung de.s Corpus re-stiforme vom
_Kleinhirn Jcpinnien_iK 1 e i n h i r n - 0 1] venfasern). Aus
dem Hilus. Hilus nuclei olivaris, treten ebenso zahlreiche Fasern
(Stiel der Olive) wieder aus und gehen durch die Raphe in
die andere Olive hinein, wo sie zu enden scheinen: man hat dieses
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aus der Tatsache geschlossen, dass mit einer Kleinhirnhemisphäre
die Olive der anderen Seite zu Grunde zu gehen pflegt. In der
Nachbarschaft der grossen Olive gibt es noch mehrere kleinere
Ganglien, welche nach ihrer Lage zu der vorigen als i n n e r e
Nebenolive. Nucleus olivaris accessorius medialis als äusssere
Nebenolive. Nucleus olivaris accessorius dorsalis. und als yirj
obere 0 1 i v e bezeichnet werden. Die Nebenoliven sind wie
die Oliven gebaut; die i n n e r e liegt als ein länglich schmales,
fast sagittal gestelltes Blatt dorsal von den Pyramiden und wrd
_ daher auch Pyramiden k_ej n genannt; die ä u s s e r.e^.(hin-
tere, obere, dorsale) Nebenolive liegt dorsal von der Ohve gegen
die Formatio reticularis hin. Die obere Olive, Nucleus di-^
varis superior, beim Menschen wenig entwickelt, M dorsal vom.
Corpus traoezoideum der Haube^elegen 4s. d. Querschnitt Fig. 3).
Sie steht mit dem ventralen Acusticuskern durch das Corpus, tra-
-pezoideum, mit dem Kerne des Abducens durch ihren sogen. -
Stiel, mit dem hinteren Vierhügel und mit dem Seitenstrange
des Rückenmarkes durch die Schleife in Verbindung. _ Diese zahl-
reichen Verbindungen kennzeichnen sie als eine wichtige Vermitte-
lungsstation zwischen Gehör- und Gesichtesinnj;_sie beantwortet i
z. B. einen Gehöreindruck mit einer seitlichen Bewegung des
Auges und des Kopfes (GOWERS). Zwischen den Oliven findet
sich eine Schicht von quer und hauptsächlich längsverlaufenden
Fasern, die O 1 ivenzwischenschicht, Stratum interoli-
vare lemnisci, der Teil der medialen Schleife, der aus den Hinter-
strangkernen kam. Dorsal von der Olivenzwischenschicht und den
Oliven, liegt wieder die schon erwähnte Formatio reticularis,
bestehend aus longitudinalen Fasern, Substantia reticularis alba
jmit dngestreuten grauen Kernen, Substantia reticularis yriseu. ^
Lateral von den Oliven liegen die Strickkörper, Corpora ,
restiformia, welche äusserlich als eine Fortsetzung der Hinter- und
^eitenstränge "des Flüc^kenmarkes in die unteren Kleinhirnstiele er-
scfieinen. Am Corpus restiforme unterscheidet man eine Reihe von
Fasersträngen, Fasciculi corpori^ restiformis^ die sich zusammen-
setzen 1 ) aus der Kleinhirnseitenstrangbahn, 2) aus Fasern der
_ Hjntersban^skerne der zugehörigen Seite und der entgegengesetz¬
ten ^it^ und 3) aus Fasern der unteren Olive. _ Die Klein- <-1
hirnseitenstrangbahn (FLECHSIG) hat ihr cerebrales
Ende im Wurme des Kleinhirn«, dem Hauptsitze der Coordina-
tion. Im Rückenmarke liegt sie .im Seitenstrange, von dessen
Peripherie sie einen Teil einnimmt. Hier hebt sie sich beim Neu-
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« V
422
geborenen in Gestalt des sogen. Foville’schen Stranges gegen die
noch marklose Pyramidenbahn als ein schmaler weisser Saum ab.
. Im Rückenmarke kommen ihre Fasern vOn den Zellen der Clarke¬
schen Säule, welche mit den hinteren Wurzeln des Rückenmarkes
in Verbindung stehen. Wenn oei Tabes döfSällS (Rückenmark”
Schwindsucht) mit - den Hintersträngen die Clarke’schen Säulen
erkrankt sind, werden auch die Kleinhirnseitenstrangbahnen er¬
griffen; die auf diese Weise entstandenen Sensibilitätsstörungen be¬
dingen den unsicheren Gang (Ataxie) der Tabiker. Auf ein und
derselben Seite 'gelangen auch Fasern derHinterstrangs-
kerne in das Corpus restifOTm^ fhdenPsiF'äus ”der TarigsnclT”
tung umbiegen und alsdann bogenförmig an der dorsalen Fläche
der Medulla nach lateralwärts verlaufen; sie werden von EDINOER
als librae arcuaiae extemae posteriores s. dorsales bezeichnet. Aus
den anderseitigen Hintersträngen gehen solche Fasern zunächst mit
den Fibrae arcwxtae intemae der Schleife bogenförmig nach median-
und ventral wärts, treten unter Überschreitung der ’TSphe in die
OHvenzwIschen^i^if der entgegehgesetzfen Seife~ünd ziehen dann~
zuerst ventralwärts, weiterhin an der äusseren (ventralen) Fläche
cler Pyramiden und Oliven herum in~dis~üörpüs~restitorme; aüT"
diesem Wege werden sie als Fibrae arcaiae extcrnäe {anteriores)Tr
jomtrales, bezeichnet. Der Ölivenanteil des Corpus resti--
yforme, die Olive n-Kleinhirnbahn, Fibrae cerebellooli-
vares, verbindet die untere Olive der einen Seite mit der ander-^
seitigen Kleinhirnhetnisphäre (s. tolg. beite). Hinten finden slclT
äusserlich am oberen Ende deF Hinterstränge das Tuberculum £une-
atum und die Clavae; sie entsprechen dem Nucleus funiculi cuneati
des burdach 'sehen, und dem Nucleus funiculi gracilis desGOLL’
sehen Stranges, von denen ^ie bereits mehrfäcirerwähnte Fibrae
arcuatae internae zur Schleife und die eben erwähnten Fibrae ar--
cuatae externae zum Kleinhirn ausgehen. Ebenso sieht man bis¬
weilen jid2fin_ikiiLJaieralen_Eandeiler Olive eine, kleine Anschwel¬
lung. das Tuberculum äjiereum (Rolandi), welchem im Innern der _
Medulla das stark verdickte. Ende.. _des Hinterhornes entspri^t.
Dieses Ende (der Kopf) hängt nur noch durch eine schmale
Brücke (den Hals) mit dem übrigen Grau zusammen. Nach oben
vom Tuberculum cinereum findet sich ein dünner langgestreckter
Zug von Nervenzellen. Nucleus tr actus spinaUs nervi inganin^
An diesen Zellen enden die Fasern eines Bündels, welches sich
von den sensiblen Wurzeln des Trigeminus abzweigt und nach
unten zieht. Tractus spinalis n. iripenrini (früher als Radix ascen-
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423
dens nervi V bezeichnet). Das scharf ausgeprägte halbmondför¬
mige Bündel findet sich auf allen Querschnitten vom oberen Cer-
vicalmark bis zum Austritte des Trigeminus aus der Brücke. Es
liegt lateral von der Fortsetzung des Hinterhomes und medial
vom Corpus restiforme.
3. Das Kleinhirn.
Das Kleinhirn stimmt in seinem Bau mit dem Grosshim
insofern überein, als dasselbe aus centraler weisser
Marksubstanz und einer grauen Rinde besteht. Die
graiip Riqde, Substantia corticalis, besteht aus einer äusseren grauen
oder Molecularschicht, StraLwni aineraim und einer inne¬
ren graugelben oder rostfarbenen K ö rnerschicht, Stratum
aranulosum. Zwischen beiden liegt eine einfache Lage von grossen
Zellen mit dickem, keulenförmigen Leib und prachtvollen geweih¬
artigen Verzweigungen in die Molecularschicht hinein, die Schicht
der PURKlNJE’schen Zellen. Aussen liegt der Molecularschicht
noch eine mikroskopisch dünne Grenzhaut auf, Lamina basalis.
Die weisse Marksubstanz ist in den Hemisphären stärker entwickelt
als im Wimne und bildet hier den grossen, etwa eiförmigen
Markkern. Cormis medulläre, in welchen die Kleinhirnstiele
übergehen. Im Wurme stellt der Markkem eine Art von Com-
missur dar, an welcher übrigens auch Faserkreuzungsbilder sicht¬
bar sind. Am bekanntesten ist das Markbild des Wurmelgauf
j:inem Medianschnitte des Kleinhirnes, wo er zusammen mit der da¬
rauf sitzenden grauen Rinde seit Alters her als Arhor vitae be-
zeichnet wird. Von dem Markkeme gehen in die einzelnen Ab-
jSfchnitte des Wurmes und der Hemisphären Leisten, sogen. M a rk-
leisten. Laminae medulläres., von welchen die kleineren (se-
cundären Markleisten) bereits von der grauen Rinde überzogen
sind. Die Leisten vom oberen Abschnitte des Wurmes biiden_ ge^ _
wöhnlich eine mehr vertical gestellte zusammenhängende Masse,
den Ramus vercaülis iJie Leisten des_ hinteren Wurmatßchnittes m
ähnlicher Weise den Ramus horizontaiis. Ausser der grauen Rinde
finden sich nun im Kleinhirne jederseits eine Reihe eigentümlich
geformter grauer Kerne vor, welche sämtlich auf den medialen
Teil des Markkernes zusammengedrängt sind. Am meisten lateral
von diesen Kernen ist zunächst ein sehr charakteristisches gezack¬
tes Band, der gezahnte Kern, Nucleus dentatus s. Corpus
ciliare, gelegen, welcher dem gleichnamigen Kerne der Olive sehr
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424
ähnlich ist. Das Band ist cerebral- und medianwärts offen
(H i 1 u s). Die Convexität desselben ist umgeben von einem dich¬
ten Gewirre von Markfasern, welche man mit einem Schaffelle ver¬
glichen hat (STILLING’s V 1 i e s s), Capsula nuclei dentaii. Ein an-
Ij derer Kern, der Pfropf. Nucleus emboUformis, ist eine keulen-
' förmige graue Masse, welche in sagittaler Richhmg mit dem
spitzen Ende nach hinten und zugleich medial von dem Nucleus
dentatus gelegen ist. Noch weiter medianwärts, aber etwas tiefer
als der Pfropf, befindet sich ein sagittal gestellter Streifen, der
y K u g e 1 k e r n , Nucleus globosus, dessen Name sich auf kugelige
Anschwellungen bezieht, welche derselbe an seinem oberen Rande
(die stärkste an seinem hinteren Ende) besitzt. Der Dachkern.
^ Nucleus fasügii, endlich liegt schon in dem Marke des Wurmes
/ dicht hinter dem Dache des IV. Ventrikels und bildet ein horizon-~
tal liegendes plattes Ellipsoid, dessen hinteres Ende in drei zipfel¬
artige Fortsätze ausläuft. Beide Dachkeme sind in der Median¬
ebene ntu' diirch einen schmalen Streifen Marksubstanz getrennt
und fliessen sogar hinten undeutlich zusammen. Alle die eben be¬
schriebenen Kerne _sind nur in sehr geringer Entfernung /on dem
Hohlraume des IV, Ventrikels gelegen _und am besten auf Flach-
^ ^ schnitten durch den Markkem des Kleinhirnes wahrzunehmen.
Die Faserbahnen des Kleinhirnes sind solche,"
die in das Kleinhirn eintreten und dort enden und solche, die
vom Kleinhirn ausgehen. Alle Verbindungen mit den übrigen Ab¬
schnitten des nervösen Centralorganes müssen durch ^ie Klein-
, ’ ' h i r n s t i e 1 e . Crura cerebelli, hindurchtreten. Im Binde-
^ arm, Brachium conjuncüvum, verlaufen austretende Fasern,
welche hauptsächlich aus dem Hilus des Corpus ciliare (Nucleus
dentatus) kommen (intraciliare Fasern), zunächst zum
• roten Kerne der anderen Seite gehen, Tractus cerebdlo teamen-
'■-■f talis (s. S. 417) und schliesslich in der Rinde des Grosshimes.
') A'.} '\Tractus corücotegmmtalis (besonders im Scheitellappen) und_ im
Corpus Striatum enden. Im B rücke n_s^h e n k e 1 , Brachium
ponüs, ziehen besonders Fa^rn von den Kernen der entg^en^;^
, , gesetzten Brückenhälfte zu der Kleinhirnhemisphärenrinde, Traäus
^ , j»mtocerehellaris. Von der Brücke aus (s. S. 420) stehen sie
durch die Grosshimbrückenbahnen mit der Rinde des Stirn-,
, Hinterhaupt- und Schläfenlappens in Verbindung, Tractus corücis
^ ' I‘t4d ponlem. Auf diese Weise sehen wir das Kleinhirn im innigen
Zusammenhänge mit dem ganzen Grosshim. Die Verbindungen
mit der Medulla oblongata und spinalis nehmen ihren Weg durch
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Kb ocnlo-Dotoril
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Corpus icBoicBlituin
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(Xuclaus ambigouik)
NurUas alaa ciaarca«
It. <L N glofso'pharjDK-
und *acns)
Corpus gi>nicvUtum
Trigonun I«mDitci
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nnJ
Portio major
faciilia
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Trsctus opticus .
in dl« SnhcBotrcn
Koro d. N lrocbloaris> ■ -
Locus caenilcus
Nocleas u. Rsdit do«-
CBodcas d N. Irigtminu'*
Haupikero (Xucipus
inolor. pnncpps d N.--
thgeminus)
Nuclnua nnrri,
abducentis
Viicloii« ti. Kail II ««rcnilcns
n<T»i irigamini (Nurlrus und
Trsctus «ptoslis B trigcniiDt'
Noclaas oeni tccesaorii
Tafel //.
Die Kerne der Hirnnerven (nach ZIEHEN)a
Ansicht von hinten. Motorische Kerne und Fasern gelbrot, sensible bezw.
sensorielle dunkelrot.
a = Nucleus medialis (SCHWALBE)
b = Nucleus Superior (BECHTEREW) a—d = Nuclei nervi
c = Nucleus lateralis (DEITERS) vestibularis.
d = Nucleus radicis descendentis
e — Nuclei nervi cochlearis.
Aus Broesike, Anatomischer Atlas, verkleinert.
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425
<den unteren Kleinhirnstiel, Corpus restiforme. In dem ^
letzteren verlaufen vornehmlich die bereits S. 422 als Klein-
hirn- Olivenbahn beschriebenen Fasern. Die vom Wurme
kommenden Fasern gehen hauptsächlich in den Rückenmarksan¬
teil des Corpus restiforme über. _ Auch die Verbindungen, v/elche
man zwischen dem Kleinhirn und den Kernen des Trigeminus und
Acusticus, wahrscheinlich auch des Glosspharyngeus und Vagus
angenommen hat (diesogen. direkte sensorische Klein¬
hirn b a h n von EDINGER) verlaufen im Corpus restiforme.
Das Kleinhirn ist in erster Linie das Organ für die Erhaltung
_des Gleichgewichtes des Körpers. Die vergleichende Anatomie
lehrt uns, dass die Kleinhimhemisphären um so mächtiger ent¬
wickelt sind, je höher die Stufe ist, welche ein Geschöpf in der
Tierreihe eiimimmt. Bei den niedriger organisierten Tieren ist zu¬
erst nur ein Mittelstück (ein Analogon des Wurmes) vorhanden,
welches ganz bescmders stark bei denjenigen Arten ausgebildet
ist, die, wie die Fische und Vögel (im Schwimmen und Fliegen)
Meister der Bewegung sind.
IX. Die Ursprünge der Himnerven. Die Rindencentren des
Hirnes. Der Bau der Hirnrinde.
Von den zwölf Himnerven nehmen die beiden ersten, der
Olfactorius und Opticus, in mancher Beziehimg eine
Sonderstellung ein. Ihr Ursprung wird später bei der Beschrei¬
bung ihrer peripheren Nervenausbreitung näher erörtert. Die
übrigen zehn, vom III. — XII., sollen hier nacheinander aufgezählt
werden. Der Austritt derselben ist bei der Beschreibung der Hira-
basis (s. Fig. 22) kurz geschildert. Das Gebiet ihrer Kerne reicht
von dem oberen Ende des Aquaeductus bis zur Höhe der De-
cussatio pyramidum. ; Diese Kerne liegen in demjenigen ventralen
Abschnitte des ursprünglichen Medullarrohres, welcher später im
Mittelhime durch den Aquaeductus cerebri, im Hinter- und Nacü^^
hirae durch den IV. Ventrikel repräsentiert wird. Sie liegen zum
Teil dicht an der Medianebene, ziun Teil weiter lateralwärts.
Unter dem Aquaeductus liegen nur der III. und IV., unter
der Rautengrube, dem Boden des IV. Ventrikels, die üjirigen acHF^
Hirnnervenkeme, von weichen sich der V.Jjis VH. im oberen, der
Vlll. bis XII. im unteren Abschnitte der Grube finden; der VHI.
ragt noch in den oberen Abschnitt hinein. — Ihrer Function nach
zerfallen diese Nerven in rein motorische, rein sensible resp. sen-
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426
soriscbe und gemischte, d. h. solche, welche beide Functionen in
sich vereinigen. Rein motorisch sind der HL. IV., VF, VIl., XL und
XII.; rein sensorisch derVlII., gemischt der V., IX., X. Hirnnerv.
.{ H !■ lim ngulü-fl8»cind die motorischen Kerne und Wiu’zeln gelb-
^ rot, die sensiblen bezw. sensorischen dunkelrot dargestellt. Von
den motorischen Kernen liegen der Mittellinie nahe die Kerne des
^ ^ Oculomotorius, Trochlearis, Abducens und Hypoglossus, etwas
weiter lateralwärts die motorischen Kerne des Trigeminus, Facia-
" 23 T i^is, Glossopharyngeus, Vagus und Accessorius {Nudeus ambigutts).
^ Die sensiblen Kerne li^en noch weiter lateralwärts mit
Ausnahme der sensiblen Kerne des Glossopharyngeus un(i Vagus^"
{Nudeus alae einige), welche sich zwischen Nucleus n. hypo-
glossi und Nucleus ambiguus einschieben. Zwischen den mo-
torischen und sensiblen WürzSn .besteht bezüglich ihres Ursprunges
jedoch ein grosser Unterschied., Nur die motorischen Wurzeln
haben ihren Ursprung in den Zellen der entsprechenden Kerne
(Ursprungskern e) und treten aus ihnen aus; die sensiblen
Wurzeln dagegen haben ihre Ursprungszellen in Kernen, die
ausserhalb der Medulla oblongata liegen (Ganglion semilunare,
petrosum usw.l. sie treten mit ihren Wurzeln daher richtiger ge¬
sagt in die Medulla ein und enden an den entsprechenden Kernen
der Medulla (E n d k e r n e). Die von den Zellen der Endkerne
ausgehenden Fortsätze oder Fasern leiten und führen in das Cen¬
tralnervensystem weiter hinein. Es ist dies ein ähnliches Verhält¬
nis, wie wir es bei den hinteren Wurzeln des Rückenmarkes wie¬
derfinden Werden.
Die Wurzeln kommen alle an der ventralen Seite des Gehirnes
zum Vorschein, mit Ausnahme der Trochleariswurzel,
welche allein dorsalwärts austritt, nachdem sie sich mit dölenigen
der anderen Seite gekreuzt hat, ln Figur 23, welche durchsichtig
gedacht ist, sind die Himnerven und ihre Kerne von der Seite
dargestellt, die motorischen rot, die sensiblen schwarz. Hier sieht
man, dass die Kerne in verschiedener Tiefe liegen, teils mehr dor¬
sal, teils mehr ventralwärts. Am meisten dorsal, dicht unter dem
Boden der Rautengrube, liegt der Kern des Hypoglossus, am
meisten ventral der eine Kern des Nervus acusticus (Nucleus nervi
cochlearis). Vor^ der sensiblen Wurzel des Trigeminus geht ein
schwarz punktierter Streif cerebralwärts, die Radix descendens V.~
Dieselbe konnte in der Figur auch rot dargesteilt werden (wie in
Tafel 2), weil ihre Fasern nach Ansicht der meisten Autoren in
die motorische Wurzel dieses Nerven übergehen. Ebenso geht von
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427
der sensiblen Wurzel ein schwarzer Streif spinalwärts. Dieser
Tractus spincUis n. trigemini ist unbestritten sensibel. Vom Facialis
(VII) sehen wir die Fasern erst dorsalwärts ziehen und dann
knieförmig ventralwärts umbiegen. In der Concavität dieses Bogens
liegt^der Abducenskern (VI). Beim Acusticus (VIII)
sehen wir zwei Wurzeln, eine vordere, N. vestibtdaris, welche aus
den dorsal gelegenen Nuclei n. veslibularis und eine hintere, N.
cochlearis, welche aus den ventral gelegenen Nudei n. cochlearis, _
kommt. Die Kerne des VIII., IX., X. und XII. Hirnnerven
sind mehr neben- als untereinander liegend zu denken (man ver-
Fig. 23. <■'> : . ■ -v.
Schematische Darstellung der Hirnnervenkerne und ihrer Wurzeln
nach EDINGER.
gleiche Figur 23). Der schwarz punktierte Streifen, welcher über
den austretenden Wurzeln des XI. Himnerven gelegen ist, soll
den Tractus solitarius bezeichnen, von dem beim Glosso-
pharyngeus die Rede sein wird.
. N. oculomotorius. j , j
J3er dritte Hirnnerv, der O c u 1 o m o t o r i u s , ist ein r e i
motorisch e r N e r v , welcher, wie schon sein Name sagt,
Augenmuskeln versorgt. Seine Fasern kommen aus einem Strange
von multipolaren Ganglienzellen, Nucteü^. oculomoiörii, weicher
unmittelbar dorsal vom hinteren Längsbündel in der v e n t r a -
1 e n Wand des Aquaeductus, dem sogen, centralen Grau, liegt_
(s. die Querschnittafel Fig. 1) und in seiner Ausdehnung der
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428
»
Strecke, zwischen der hinteren Conunissur und der Grenze der
beiden Vierhügelpaare entspricht.
Man unterscheidet an ihm einen vorderen und einen h i n-
t e r p n oder Hauptkern. Der vordere. EDINGER-
WESTPHAL’scher Kern besteht aus kleinen Ganglienzellen,
welche die Fasern für die Pupille (den M. sphincter iridis) ab-
geben. Der hintere oder Hauptkern besteht aus grossen,
multipolaren, gelblich pigmentierten Ganglienzellen, welche eine
Heinere jnediale unpaare Gruppe (M e d i a^n^ e r n) und zwei
grössere seitliche Gruppen (Lateral kern) bilden. Aus letz¬
terem kommen von vom nach hinten gezählt die Fasern des M.
levator palpebrarum, des M. rectus stiperior, des M. rectus me
dialis, des M. obliquus inferior und des M. rectus inferior. Aus
dem Mediankem die Fasern für die Accomodation (M. ciliaris).
Vcm den Kernen verlaufen die Fasern in einem leichten, late-
ralwärts convexen Bogen ventralwärts dtu'ch den roten Kern und
treten schliesslich an der lateralen Seite der Grosshimschenkel in
einer Rinne, dem Sulcus oculomotorius, aus. Die meisten Fasern
kommen aus dem Kerne derselben Seite, wenige stammen aus dem
der anderen Seite, so dass auch hier eine teilweise Kreuzung
stattfindet. Eine Anzahl von Fasern zieht, wie bereits erwähnt,
im hinteren Längsbundei spinalwärts und bringt bescmders den
Kern des Rectus medialis mit dem Kerne des anderseitigen Ab^
ducens in Verbindung. Denselben Weg nehmen wahrsdieinlich
auch Fasern vom hinteren Ende des Oculomotoriüskemes spinal¬
wärts in die Wurzel des Facialis hinein. Sie versorgen (fraglich)
den Orbicularis palpebrarum, wie man daraus geschlossen hat,
dass bei pathologis^en Affectionen des Facialiskemes der Orbi¬
cularis palpebrarum funcüonsfähig bleibt (Mendel).
N. trochlearis.
Der IV. Himnerv, der Trochlearis, ist ebenfalls rein
motorisch und nur für einen Augenmuskel, den M. obliquus su-
perior, bestimmt. Sein Kern schliesst sich spinalwärts unmittel-
bar an ^n des Oculomotorit^ an^hat dieselbe Lage und nimmt
die Gegend ein, weicher äusserlich das »hintere Paar der
Vierhügel entspricht. Seine Wimzelfasern treten, wie schon er¬
wähnt, allein von allen Hirnnerven dorsalwärts aus und kreuzen
sich mit den Fasern des gleidinamigen Nerven der anderen Seite ~
fast vollständig vor ihrem Austritte. Die Fasern kommen aus der
lateralen Seite des Kernes, kreuzen sich im Velum medulläre an-
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429
terius mit den anderseitigen Fasern,
riumy j^nd treten hinter den Vierhügeln naben-denL-Eremilum aus.
N. trigeminus.
Der V. Hirnnerv, der Tri g e minus, ist ein gemischter
(m o 1 o r i s c h -_s e n s i b 1 e r)_ Nerv, Seine motorische Vert>fet=
tung ist nicht umfangreich (Kaumuskeln), sein sensibles Gebiet
nimmt jedoch den grössten ml des kopfes' ein. DemeriKprecnend
umfasst auch die centrale Ausbreitung des sensiblen T^es ein
grosses Gebiet, das sich von den vorderen Vierhügeln bis ^uhiT
zweiten Cervicalsegment des Rückenmarkes erstreckt. Diese grosse»
Ausbreitung seines centralen Gebietes wird, wie GOWERS bemerkt,
verständlich, wenn man bedenkt, dass der Trigeminus in seiner
_ sensiblen peripherischen Ausbreitung gewissennassen die sensiblen
Fasern sämtlicher motorischen Hirnnerven ersetzt. Seine Wurzel¬
fasern treten in zwei gesonderten, aber dicht nebeneinander ge-
legenen Portionen an dem Übergang der Brücke in die Brücken-
schenkel zum Kleinhirn aus. Die vordere Abteilung,
Portio minor, ist klein und motorisch, die hintere, Portio
major, ist vier- KrTflnfmäl ~slSkeT~tihd sensibel; sie tritt riciitiger
gesagt in die Brücke ein, da ihre Nervenfasern von einem beson¬
deren Kern (Ganglion semilunare) stammen, welches als eine Art
Spinalganglion anzusehen ist. Das Ganglion semüunare s. GASSERI
liegt im Cavum Meckeli (s. S. 459). Es besteht aus tscheinbarl
unipolaren Ganglienzellen, deren Fortsatz sich T-förmig teilt, in
einen peripheren, der in einen der Äste des Trigeminus übergeht
und einen centralen, der in der Portio major ins Gehirn tritt und
an einem Endkern des Trigeminus endet.
Die moto rische Wurzel stammt aus dem m o t o r i-
schen Kerne. Nuclei motorii n. trigemini (Noi/au masticateur
von DUVAL), welcher eine ovale graue Masse von grossen, leicht
pigmentierten Ganglienzellen bi Idet, die im vorderen Abschnihe _
der Rautengrube unter dem Locus caeruleus gelegen ist. Ausser¬
dem geht, wie von den meisten Autoren angenommen wird, die
absteigende Quintuswurzel, Radix descendens V.
(trophische Wurzel von MERKEL), fast ganz in die motorische
Wurzel über. Die groben Fasern derselben kommen aiis~klelnen
Anhäufungen von grossen blasigen Zellen, welche sich im cen¬
tralen Grau der ganzen ventralen Wand des Aquaeductus bis zum
Locus caeruleus hin finden, und an der lateralen Seite dieser Zell¬
haufen ein ziemlich compactes Bündel bilden (s. d. Querschnitts¬
tafel Fig. 2).
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430
Die sensible Wurzel kommt oder geht richtiger zum
Teil zu dem sensiblen Kern, welcher sich lateral vom mo-
torischen in grösserer Ausdehnung findet, zum Teil aber biegt
sie nach unten um und wird zum Tractus spinalis n. trigemini
{Badix ascendens FQ. Derselbe bildet, wie schon erwähnt, auf Quer¬
schnitten (s. Qu. Taf. Figg. 3 u. 4) jenes medianwärts concave
Bündel von feinen Fasern, welches sich vom Tuberc. Rolandi an'^
bis nahe zur Austrittstelle der Nerven cerebralwärts verfolgen
lässt, indem es die sogen. Substantia gelatinosa (eine Fort¬
setzung des Hinterhornes des Rückenmarkes) mit seiner Concavi-
tät umfasst; in dieser liegen die Zellen, Nucleus tractus spinalis n.
trigemini. Das Bündel schwillt von spinal- nach cerebralwärts
scheinbar immer mehr an, tateächlich nimmt es oben nach unten
ab durch die Art der Endigung seiner Fasern (s. Anmerkung).
Von der sensiblen Wtirzel soll auch ein Bündel zum Kleinhirn,
das an der medialen und dorsalen Peripherie des Corpus resti-
forme verläuft, die sog. sensorische Kleinhirnbahn
von Edinoer, gelangen. ~~ --
N. abducens.
. Der sechste Hirnnerv, der Abducens, ist reinmoto-
risch und versorgt, wie der Trochlearis. auch nur einen Augen-
muskel, den M. rectus lateralis. Die Lage seines Kernes ist in
der Rautengrube durch eine Erhebung in der Eminentia medialis
oberhalb der Striae medulläres markiert (s. Fig. 23), welche man
als Collicidus facialis ( Genu intermm -nervi facialis) bezeichnet hat.
Diese Erhebung wird bedingt durch eine knieförmige Biegtmg der
Facialisfasern, von deren ventralwärts gerichteter Qmcavität der
Abducenskern umschlossen und sogar zum Teil durchsetzt wird
(s. Fig. 23). Der Kern des Abducens ist mehr breit als hodi und
läuft nach vorn (cerebralwärts) spitz aus. Seine Zellen sind ziem¬
lich gross. .Die Wurzeln (s. d. Querschnitt Fig. 3) treten an seiner_
medialen Seite aus, verlaufen dann medial von der oberen Olive
nach ventralwärts, zugleich ein wenig spinalwärts absteigend, un3~^
treten am lateralen Rande der Pyramide in der Querfür^
zwischen Brücke und verlängertem Mark zu Tage. . Weil der Kern
des Abducens teilweise von Facialisfasern durchsetzt wird, wurde
I ') Wahrscheinlich teilt sich jede eintretende sensible Wurzelfaser in einen
aufsteigenden Ast, der zu einer Zelle des genannten Kernes geht und einen
absteigenden Ast, der in die Radix dubueiidülfr geht und an einer Zelle des Nucleus
tractus spinalis n. V. endet. Von den Zellen beider Kerne gehen Fasern ceor
tralwärts und bilden einen Teil der medialen Schlehe.
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431
er früher auch als oberer Facialiskem bezeichnet. Er hat zum
Facialis jedoch keine Beziehungen; dag^en ist er durch das
hintere Längsbündel mit dem Oculomotoriuskerne tmd
durch die bereits S. 421 erwähnte direkte Bahn, den Stiel, mit der
oberen Olive verbunden. Cerebrale Bahnen von ihm sind noch
nicht Jbekannt.
N. facialis.
Der siebente Hirnnerv, der Facialis, ist an sich ebenfalls
rein motorisch imd in erster Linie der mimische Nerv des
Gesichtes. Sein Kern liegt ziemlich tief in der Bodensubstanz des
IV. Ventrikels, im lateralen Abschnitte der Formatio reticularis,
ventral und lateral vom Abducenskem. dorsal von der oberen
Olive (Querschnitt Fig. 3); spinalwärts schliesst sich an ihn der
Nucleus ambiguus und cerebralwärts der motorische Trigeminus¬
kern an (Tafel 11). Seine grossen Zellen sind multipolar und
leicht pigmentiert. An seiner Wurzel, welche eine dorsalwärts
convexe, hufeisenförmige Gestalt besitzt, und in deren Convexität
der Abducenskem liegt, unterscheidet man drei Abschnitte, ln
dem aufsteigenden oder K.e r n s.c h e n k e 1 , Vars prima.
steigen die Fasern, fächerförmig convergierend, nach dorsal- und
medianwärts empor und biegen dann an dem Colliculus facialis
um, um in Gestalt eines compacten Bündels in der Eminentia me-
dialis neben dem Sulcus longitudinalis eine Strecke weit als sogen.
Mittel- oder Z w i s c h e n s t ü c k , Genu, (zweiter Abschnitt)
cerebralwärts zu verlaufen. Am vorderen (oberen) Ende der
Eminentia teres biegt dieses Stück wieder um und zieht als a b -
steigender oder Austrittschenkel , Pars secunda,
" (dritter Abschnitt), lateral-, ventral- und spinalwärts zu seiner Aus¬
trittstelle in der Furche zwischen Olive und Brückenschenkel hin.
Auf diesem Wege liegt medial vom ateteigenden Schenkel der
Kern des Facialis, lateral die Quintuswurzel (Querschnitt Fig. 3
V. asc.) In die Wurzel gelangen auch einzelne Fasern vom an¬
derseitigen Kerne. Die cerebrale Bahn des Facialis geht zunächst
^ durch die Raphe zur anderen Seite, um sodann mit dem Bündel
von der Haube zum Fuss neben die psychomotorischen Extremi¬
tätenbahnen zu gelangen, ln Her inneren T insgnkapsel liegt sie
vor den letzteren im Knie und findpf srhlipsslirh ihr RinHpnfpld
im unteren Teile der vorderen Centralwindung (s. Tafel III).
Zwischen Facialis und Acusticus zunächst und dann mit dem Fa¬
cialis verläuft der N. intermedius s. Portio intermedia "Wrlsbergi ; er
ist im WPSPnHirhpn f>in SPnsihW »Hpr c/^ncna-ierhar M^rw g<»inA
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432
Zellen bilden das Ganglion geniculi des N. facialis. Die Nerven¬
fasern dieser Zellen teilen sich T-förmig, der periphere Fortsa^
geht in die Chorda tympani über, der centrale geht zum Gehirn
und endet äii 3en Zellen des Tlücleüi solitarius. DTe
motorischen (secretorischen) Fasern des Nervus intermedms ent¬
stammen einem Kleinen zerstreuten Kern, der dorsal vom Facialis-
kern in der Substantia reticularis liegt.
N. acusticus.
Per achte Hirnnerv, der Acusticus, ist ein reiner
Sinnesnerv. Derselbe tritt lateral vc«n Facialis, in der Furche
zwischen Olive und Brückenschenkel, zu Tage und legt sich so
dicht dem Facialis an, dass früher beide, Facialis und Acusti¬
cus, als ein Nervenpaar, Par septimum von WILLIS, zusammen¬
gefasst und in eine Portio dura (Facialis) und eine Portio tndUis
(Acusticus) getrennt wurden. Von der Portio dura wurde später
noch von WRISBERG die Portio intermedia, jetzt N. intermedius,
wieder gesondert.
Die Fasern des Acusticus bilden zwei Wurzeln, eine vordere,
_ Badix vestibularis, und eine hintere, Radix cochlearis. Di^ zuge-
hörigen Nervenzellen der ersteren sind in den Ganglia vestibularia,
die der letzteren im Ganglion spirale der Schnecke gelegen. Die^
Fasern der Radix cochlearis gehen zum grössten Teile zu den
Nudein. cochlearis (e) einem grösseren ventralen ventralis n.
cochlearis, imd einem dorsalen, Nucleus dorsalis s. Nucleus tuber-
cuÜ acustici. Aus dem Nucleus dorsalis besonders stammen die
Striae medulläres s. Chordae acusticae. Aus dem Nucleus ventra-
hs ^ehra die Fasern als geschlos^ner Zug, Corpus trapeeoideum,
meist nach der .anderen Seite, verstärkt durch die Neuriten des
Nucleus trapezoideus, zur oberen Olive und von hier eine neue
Bahn als laterale Schleife („A custicusschleife“) zu dem
■ Vierhügelpaar und endlich zur Rinde des Schläfenlappens (Gyi^
_ temporalis superior) der anderen Seite — ^
Die Fasern der Radix vestibularis enden an den NueMn.resti-
, Indaris. Sie umfassen ein grosses Gebiet der Rautenfrnihe tsiehe
Tafel II, a b c d) und zerfallen in vier Kerngruppen, die leider von
den einzelnen Autoren ganz verschieden benannt sind. Am meisten
medial, im Gebiet der Striae medulläres liegt der grösste, drei¬
eckige, kleinzellige iVacZeMs mediaiis (a)von SCHWALBE, auch Nucleus
principalis, triangularis oder_dorealis genannt, dter auch mit
der oberen 01ive_in_Ziisammenhang steht. Tjiteral vnn ihm liegt
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der aus errossen Zellen bestehende ywc^ewsZaferaKs von Deiters (c).
Aus ihm ziehen Fasern zum Rückenmark (Tractus vestibulo-spi-
nalis anterior und lateralis). Ferner Fasern, die auf- und ab¬
steigend einen grossen Teil des hinteren Längsbündels (s. dieses)
bilden und dadurch eine Verbindung mit den Augenmuskelnerven¬
kernen herstellen. Dorsal vom Eteiterschen Kern im lateralen
Winkel desvierten Ventrikel liegt der Nucleus sup^ior y. BECHTEREW (b)
auch Nucleus angularis genannt, gewissermassen der obere äussere
Teil des Deiter’schen Kernes. Alle diese Kerne stehen in Verbin-»
düng mit dem Wurme des Kleinhirns (Tractus nucleo-cerebellaris^).
Neben den Fasern, die in diesen Kernen enden, zieht ein beträcht¬
liches Bündel ycm Fasern eine längere Strecke abwärts, ähnlich
dem Tractus spinalis n. trigemini oder dem Tractus solitarius.
Es ist die Radix descendens n. vestihtdaris (aufsteigende Acusticus-
wurzel von ROLLER)^ Ihre Fasern enden an dem Nucleus radids
descendentis (d) (s. Nucleus nervi vestihtdaris spinalis) der vierten
Kerngruppe, die man als eine schmale Fortsetzung des Nucleus
lateralis und medialis nach unten auffassen kann.
N. glossophaiyngeus, vagus und accessorius.
Eter IX. und X. Hirnnerv, der Glossopharyngeus,
Vagus sind gemischte Nerven. Der XL Himnerv, N. accessoriu^
s. recurrens WILLIS ii ist ein rein motorischer Nerv. Der IX. ist in
erster Linie Geschmack snprv^ H«»ry _ m n t n r fAc h e r
undsensibler Nerv für Kehlkopf. Schlund. Lunge, Herz,
Speiseröhre und Magen, der XI. mit seinem grösseren Abschnitte
eigentlich ein m o t orischer Sp i_n a 1 n e r v , welcher sich
insofern durch einen eigentümlichen Verlauf auszeichnet, als er
irotz seines Ursprunges aus dem Rückenmarke erst in die Schädel-
nohle hineinzieht, lim~s6dann die_,letzter^ih "Begleitüngldfe IX._
und X. Himnerven wieder zu verlassen und die Mm. stemocleido-
mastoideus und trioezius zu versorgen. Diese drei Nerven lassen
sich bezüglich ihres Ursprunges am besten zusammen schil¬
dern. Ihre Wtmzeln treten in einer continuierlichen Rinne hervor,
welche als Fortsetzung dfö Sulcus lateralis posterior der Medulla
spinalis sich zwischen Olive und Corpus resüforme findet. Dle~
oben (cerebral) austretenden Fasern bilden den Glossopharyngeus,
Auch direkte Fasern ziehen vom Nervus vestibularis zum Wurm des
Kleinhirn. Sie bilden einen Teil der direkten sensorischen Kleinhimbahn, der
gegenüber man die Tractus nucleo-cerebellares als indirekte Bahn gegenüber¬
stellen kann.
Broesike, Anatomie. 9. Aofl. 28
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434
die in der Mitte gelegenen den Vagus und die unten (spinal) aus¬
tretenden den Accessorius.
Der filossQpharyngeiis und Vagus haben wie der
Jrigeminus eine motorische und eine sensible Portion. Die s e n-
s i b 1 e n Fasern des IX. haben ihre Nervenzellen im Ganglion
superius (jugulare) und (Janglion petrosum, diejenigen des X. im
Ganglion jugulare und Ganglion nodosum. Die in die Medulla
eintretenden Fortsätze enden ziun grössten Teil in dem Nucleus
älac cinereae, früherer sensibler resp. sensorischer oder
Hauptendkern des Glossopharyngeus und Vagus. Andere
Fasern bilden ein spindlwärts absteigendes Bündel. Tractus soli-
tarius, dessen Fasern an den NurM trarlus snlUnrii enden.
, ^ Die motorischen Fasern des IX. und X. Hirnnerven treten
{ tu juJcu4 aus der Medulla *^us; sie kommen zum grössten Teil vom Nucleus
(a ''.mU't ambiguus, welcher nach vom von der Olive und Nebenolive, nach
hinten von den sensiblen Endkernen und nach aussen von deren
Wurzeln li^. Seine Fasern laufen erst eine Strecke nach hinten
(dorsalwärts) und biegen dann in die gemeinsame Wurzel ein
(Fig. 4, (^.-Tafel). Ein Teil der motorischen Wurzeln kommt von
einem zweiten Kern, Nucleus motorius dorsalis n. IX. u. X-i wel¬
cher im Nucleus alae cinereae nahe am Hypoglossuskern gelegen ist.
Am N. accessorius hat man einen A c cessorius
V a g i und A c c e s s o r i u s sp i n a 1 i s unterschieden, ^a je¬
doch der sogen. A cjc^ess-o r i u s v a g i von ^en Vaguskemen
kpmirrt und dann nach kurzem ^erlaufe in der Bahn des Acc^o-
rius sich wieder dem Vagus ansctiliesst, tut man vielleicht besser,
ihn ganz zum Vagus zu rechnen. ~ Der' A ccessorius spi¬
nal i s reicht mit seinem Ursprünge bis in das 6. Orvicalsegment
des Rückenmarkes hinab. Er entspringt mit 6 — 7 Wurzelfäden,
welche zwischen Radix posterior und Ligamentum denticulatum
austreten und von unten nach oben successive in einen gemein-
s^en Nervenstamm iimbiegen. Die Fasern sind schlecht bis zu
ihren Kernen zu verfolgen. Sie /kommen aus den Kernen des
Seitenhomes, laufen erst eine Strecke hirnwärts und biegen dann
zu ihrem Austritte um (Knie von DARKSCHEWITSCH).
N. hypoglossus.
,_DeT XII. Himnerv. der Hypoglossus. ist ^ rein
m o t o^r j s eher, für die Zunge bestimmter Nerv. Sein 'Kern-,—
Nucleus n. hiipoalossi. tritt in der Fortsetzung des Vorderhomes
• ■ ■ 'der Medulla spinalis gegen die Medulla oblongata'' hin iul ünd
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435
liegt dicht unter fventral von) dem Boden des IV. Ventrikels,
medial von der Ala cinerea, neben dem Sulcus medianus in dem
sog. Stilling’schen Hypoglossusdreiecke, Trigo-
num n. hypoglossi. Die Zellen desselben sind gross und durch
ein feines Netzwerk verbunden. Die Wurzelfasern vereinigen sich
zu Bündeln, welche, mehrmals geschlängelt, medial "von der Olive
und lateral von der inneren Nebenolive und der Pyramide nach
ventralwärts ziehen, um schliesslich in einer Furche auszutreten,
welche die Fortsetzung vom Sulcus lateralis anterior des Rücken¬
markes bildet (Querschnitt Fig. 4). Beide Hypoglossuskeme sind
wahrscheinlich durch Commissurenfasem miteinander verbunden.
Auch gehen Fasern von dem Kerne der einen Seite in die Ne'Beri-
wurzeln der anderen Seite über, was man mit der Tatsache in Zu¬
sammenhang bringen will, dass beide Nerven meist zusammen in
Action treten. Die cerebralen Bahnen des Hypoglossus laufen
durch die Ranhe zum medialsten Teile der Schleife (s. S. 414)
und dann mit den motorischen Extremitätenbahnen durch die
innere Linsenkapsel zu einem Rindenfelde, welches . unterhalb des
Facialisfeldes dort liegt, wo die untere Stirn- und die vordere
Centralwindung zusammenstossen (s. Tafel 111. Zunge).
Die Bindencentren des Grosshirns. Während man früher
glaubte, dass die Oberfläche des Grosshirns überall die gleichen
Funktionen ausübe, unterscheidet man jetzt eine Reihe von mehr
oder minder scharf abgrenzbaren Bezirken, an welche die Aus¬
übung einer bestimmten Leistung geknüpft ist und welche daher
als das Centrum derselben bezeichnet wird. Zu diesem Resultate
gelangte man durch das Experiment an Tieren (meist Hunden und
Affen), wo nach Reizung bestimmter Rindenbezirke durch den gal¬
vanischen (später auch faradischen) Strom bestimmte Muskelerregun¬
gen oder umgekehrt nadi Abtragung bestimmter Hirnbezirke ge¬
wisse Ausfallserscheinimgen eintraten, ausserdem durch die klini¬
sche Beobachtung solcher Erscheinungen und den nachfolgenden
pathologischen Befund am Gehirn. Zuerst wurde ein solches
Centrum für die Sprache in der dritten Stirnwn^ng^ von BROCA
festgestellt. Diese Stelle wird heute noch als B r o c a ’s c h e
Windung bezeichnet.
Später erkannte man, dass Reizungen der Rinde der Central¬
windungen Zuckungen der Muskeln an der entgegenge¬
setzten Seite bedingten und Zerstörungen der Rinde Uihmun-
gen von Muskeln der anderen Seite zur Folge hatten. (JACKSON-
28‘
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436
sehe Rindenepilepsie). Man nannte diese Centren motorische
C e n t r e n und die von ihren Zellen ausgehenden Bahnen moto¬
rische oder psychomotorische Bidinen, weil sie eine be-
wusste oder beabsichtige Bewegung einleiten. Die s e n s i b 1 e n
Centren, die Stellen wo die Empfindungen, das Gefühl für
Wärme, Kälte, Druck, Schmerz und der sogenannte Muskelsinn
zum Bewusstsein kommen sind weniger genau bekannt, dagegen
die Centren für die höheren Sinne (Gesicht, Gehör und zum Teil
auch für Geruch und Geschmack) wiederum besser lokalisiert.
Die motorischen Centren liegen in den beiden Cen¬
tralwindungen, im wesentlichen in der vorderen Centralwindung,
im Lobus paracentralis, am unteren Ende der hinteren Central-
Windung und in einigen angrenzenden Partien des Stimlappens.
An der vorderen Centralwindpng kann man drei Felder unter¬
scheiden. ein <^res, mittleres und unteres. Das obere und der
ganze Lobus paracentralis gehören dem Bein an, das mittlere
dem Arm in der Reihenfolge Oberarm, U nterarm, Hand und Fin¬
ger; das untere dem Mundfacialis (Gesicht), Zunge und von hier _
auf das untere Ende der hinteren Centralwindung übergreifend,
dem Kehlkopf. Kauen und' &hluckM (Pharynx). Die Reihenfolge
der Centren liegt also gerade in umgekehrter Richtung wie die
Muskeln am Körper (z. B. das Beincentrum am höchsten, wäh¬
rend die Beinmuskeln der unteren Partie des Körpers angdiören.
(Siehe Tafel III u. IV.)
Für das Schreiben hat man ein, übrigens bestrittenes. Centrum
in der Nähe des Armcentrum am hinteren Ende der zweiten Stim-
windung angenommen (s. Tafel III). Ebenfalls in der zweiten
Stimwindung soll ein Centrum liegen für~die Kopf-, Augen- und~
Nackendrehung nach der entg^engesetzten (gekreuzten) Seite. Die
psychomotorischen Bahnen verlaufen fast vollständig gekreuzt, das
heisst, sie wirken auf Muskeln der anderen Seite dimch Eitegung -
der rein motorischen Kerne, von denen die myomotorischen
Balmen ausgehen. Nur wenige Muskeln besitzen gekreuzte und
ungekreuzte psychomotorische Bahnen; es sind die meist airf bei¬
den Seiten gleichzeitig wirkenden Muskeln, wie der Schlitesmus-
kel des Auges, die Kau- und Schlundmuskeln sowie die Kehlkopf¬
muskeln.
Die sensiblen Centren, auch als Fühlsphäre
bezeichnet (s. später) hat man lange Zeit zwischen die motorischen
Centren in beide Centralwindungen gelegt. Jetzt legt man sie in
den Scheitellappen, den Praecuneus und Lobulus parietalis supe-
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Aus Broesike, Anatomischer Atlas, verkleinert.
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Motorische Centrcn gelbrot, sensible bezw. sensorielle dunkelrot.
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rior, sowie das obere Ende der hinteren Centralwindimg. In das¬
selbe Gebiet legt man (kn_Mus k e. I s i n n (s. Tafel III und IV),
das heisst die Fähigkeit, sich übeg' die Lage und Bewegung der
Muskeln zu orientieren. Die sensiblen Bahnen verlaufen alle ge¬
kreuzt (mediale Schleife).
Das Hörcent rum (VIII.. N. acusticus) hat seinen Sitz
in der ersten Schläfenwindung und zum Teil auch in den Gyri
transversi des Schläfenlappens der Insel.
Das Sehcentrua (Tafel III u. IV) nimmt den Cuneus,
die laterale Fläche des Occipitallappens* und den Gyrus angularis
(s. später) in Anspruch. Zu dem Sehfelde einer Hemisphäre ge¬
hört die tpmporal«» Hälhf Hpr grl«>irli«>n und rtip na.«Ml<» Hälftg fl«H-
anderseitigen Retina (gekreuzte und ungekreuzte Bahnen). Das
rein optische Empfinden liegt im Cuneus, besonders in den an
die Fissura calcarina anstossenden Bezirken. Auf der lateralen
Fläche des (Dccipitallappens liegen die Felder für die optischen
Erinnerungs/bilder (Gesichtsvorstellungen). Ihr Ausfall
führt zur sog. -Seelenhlindheit“ _
Die Lage des Riechcentrums (s. Tafel IV) ist beim
Menschen sichergestellt für den Uncus und das vordere Ende des
(jyrüs hippocampi (T5), vielleicht auch einen Teil des Gyrus for-
tficati^ Bei beeren Osmatikem, als es der Mensch ist, kommt
ihm wahrscheinlich der ganze Gyrus fomicatus (cinguli) zu.
Das Geschmackscentrum ist nicht genau festgestellt,
wahrscheinlich fällt es mit dem Riechcentrum im Gyrus hippo-
campi zusammen.
Die Hör- und Geschmacksbahnen sind vorzugsweise gekreuzt,
die Riechbahnen dagegen fast ganz ungekreuzt.
Für die Sprache unterscheidet man drei Qntren, die man als
motorisches, als akustisches und als optisches Sprachceitoim un-_
terscheidet. (Tafel III.) Das motorische Sprachcen-
t r u m oder das BROCA’sche Ontrum liegt in der_dritten Stirn-
windung (s. S. 388), und zwar bei Rechtshändern auf der linken
Seite^ Seine Zerstönmg führte zur sog, m^o t orisc h e h
Aphasie. _ das _ heisst der Kranke k^n ni^t articulier^
sprechen, besonders keine zusammengesetzten Wörter, er gleicht
einem Kinde, das erst .sprechen lenit^ _ .Das a jt u s t i s c h e
Sprachcen t rum oder Ontrum von Wernicke liegt in dw_
ersten Schläfenwindung (s. Tafel III), ebenfalls links, ^ine Zer¬
störung führt zur sog. sensoriellen Aphasie oder Wort-_
taubheit, das heisst der Kranke hört das ^sprochene Wort, aber
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438
A’ersteht es nicht, es erweckt ihm keine Vorstellung, ihm fehlt das
^Sprachverständnis“. Das dritte, das optische Sprach-
c e n t r u m , liegt links im Gyrus angularis. Sein Verlust bedingt
die Wortblindheit oder „Alexie*^, das heisst der Kranke sieht wohl
die Buchstaben. Zahlen. Noten u. dgl., aber er verbindet mit ihnen
keine Vorstellung, er kann nicht lesen^ daher wird dieses Centrum
auch Lesecentrum genannt. (S. Tafel III.)
Bau der Hirnrinde. Die Grosshirnrinde ist von ver¬
schiedener Dicke (2 — 3 mm) und in den einzelnen Bezirken von
nicht ganz gleichem Bau. Sie besteht aus einer Reihe von Zell¬
lagen (meist 6) und einer grossen Zahl in bestimmter Weise an¬
geordneter Nervenfasern. Bezüglich der Gestaltung dieser beiden
(cytoarchitectonischer und myeloarchitecto-
n i s c h e r Aufbau der Rinde sind neuerdings von BRODMANN
und VOGT eine grosse Anzahl von bestimmten Rindenfeldem auf*
gestellt worden. Im Allgemeinen sind die . Nervenzellen der Hirn¬
rinde von Pyramidengestalt, von der kleinsten bis zur grössten
Form. Daneben finden sich irahlreiche Übergänge von drei- und
vieleckigen, spindelförmigen, gezackten und runden Formen.
Die Schichten sind von aussen nach innen, vcm der Ober¬
fläche zum Marke: i) die M ol e c ul ar schiebt, 2) die
äussere Körnerschicht, 3) die Schicht der klei¬
nen Pyramidenzelken, 4) die innere Körner¬
schicht, 5) die Schicht der grossen Pyr am iden-
zellen und 6) die Schicht der polymorphen Zel-
1 e n. Die Fasern verteilen sich in diesen in folgender Weise. Vom
Mark aus dringen sie bis in die vierte (und dritte) Schicht noch
in dichten Bündeln (Radii) ein, zwischen denen bereits ein feinw
Flechtwerk von Nervenfasern gelegen ist. In der vierten Schicht
wird das Flechtwerk sehr dicht und oft schon macroscopisch als
weisser Streifen sichtbar, welcher als Gennari 'scher oder
Baillarger’scher Streif (speziell im Cuneus als V i c q
d’Azyr’scher Streif) bezeichnet worden ist. In der zweiten
Schicht hören die Radiärfasem auf und es findet sich ntu" noch
das Flechtwerk, ebenso in dw ersten, wo sich dasselbe nahe der
Oberfläche zu einem schmalen Saume, der tangentialen
Randzone, verdichtet, deren Fasern der Oberfläche parallel
verlaufen. SCHWALBE unterscheidet in der Rinde zwei Haupt-
zonen: 1) die äussere aus der ersten bis dritten Schicht
und 2) die i n n e r e aus der vierten bis sechsten Schicht bestehend.
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Die Pyramidenzellen sind fast alle von gleichem Bau.
Sie haben einen mehr oder minder langen Spitzenfortsatz,
welcher gegen die Oberfläche der Rinde hinzieht, wobei er hin
und wieder einen dünnen' Seitenzweig abgibt; ausserdem besitzen
sie Seiten- und B a s a 1 f o r t s ä t z e ^ welche sich durch
dichotomische Teilimg in ein feines Netzwerk auflösen. Von den
Basalfortsätzen ist ein mittlerer Basalfortsatz besonders dadurch
ausgezeichnet, dass er als Achsencylinderfortsatz in eine mark-
haltige Nervenfaser überg^ "" ■
Die Kleinhirnrinde besteht macroscopisch aus zwei
Schichten, im microscopischen Bilde dagegen aus drei Schichten
1) Die äussere, graue (Stratum cinereum) oder Mole- ', Ci
culärschicht ist von grauer Farbe imdbesteht aus Neuroglia, y
kleinen Nervenzellen und einem dichten Netzwerke feiner Fasern. ,
Die Zellen dieser Schicht verbreiten sich mit ihren Protoplasma-“//^ ' - • .
fortsätzen in derselben, sollen aber ihren Axencylinderfortsatz^
gegen die nächste Schicht senden, wo er mit zahlreichen Fort-
Sätzen die Purkinje’schen Zellen umflicht (Koelliker’s Faserkörbe).
2) Die mittlere oder Schicht der Purkinje ’s che
Zellen besteht aus einer einfacljöi-^age grosser Ganglienzellen ’ /
(daher auch Stratum gattgi^>mfngtmnnt), welche einen kürbiskem-
ähnlichen Leib mit grossem Kern und Kemkörperchen haben.
Die Zeilen senden meiste zwei Protoplasmafortsätze, Dendriten, i n
die erste Schicht, welche erst eine Strecke horizontal und
dann senkrecht gegen die Oberfläche des Kleiidiimes verlaufen
(wie die Stangen eines Hirschgeweihes'), indem sie sich äusserst
reich zwischen den Elementen der vorigen Schicht verästeln. Alle
diese Äste verlaufen wie die Zweige eines Spalierbaumes in einer
Ebene, welche senkrecht zu der Längsrichhmg einer Windung
steht. Ihren Axencylinderfortsatz senden die Zellen dagegen durch
die folgende Schicht in das Mark hinein, wo er sich direkt m ^
eine markhaltige Nervenfaser fortsetzt. 3) Die innerste, ros t-^; -
farbene oder Körnerschicht (Stratum gramUosum)
besteht aus zahlreichen' Lagen von kleinen multipolaren Zellen.
Ihre Fortsätze sind ebenfalls reich verzweigt, die Protoplasma¬
fortsätze bleiben in der Kömerschicht selbst, der Axencylinider-
foiisatz geht in die Molecularschicht, wo er sich in zwei horizon¬
tal verlaufende Äste teilt. Ausserdem findet sich in ihr ein Ge¬
flecht markhaltiger Nervenfasern, welches von den in sie eintreten-
Jen Fasern des Markes, Femfasem, gebildet wird.
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K. Das Rückenmark und seine Häute.
I. Die Häute des Rückenmarkes.
Die Häute des Rückenmarkes bilden die Fort¬
setzungen der drei Hirnhäute und werden demzufolge wie die letz¬
teren als: 1) Dura mater, 2) Arachnoidea und 3) Pia mater von¬
einander unterschieden, (die des Hirnes als encephali, die des
Rückenmarkes als spinales). Doch ist von der Dura mater
s p i n a 1 i s zu bemerken, dass dieselbe im Gegensätze zur Dura
der Schädelhöhle deutlich aus zwei Schichten besteht, von deneiT
die äussere zugleich das Periost an dier Innenfläche des Wir¬
belkanals bildet und mit den Bändern der WirbelsäuT^zusammen-~~
hängt, während die innere Schicht als eigentliche Dura das
Rückenmark einhüllt. Zwischen diesen beiden ^hichten der DuraJ
mater befindet sich ein Raum, Epiduralraum, erfüllt von
lockerem, fetthaltigem Bindegewebe. Ausser diesem Bindegewebe
finden sich zwischen diesen beiden Schichten der Dura V e n e n g e -
flechte, die sogen. Plexus venosi intemi der Wirbelsäule, wäh¬
rend die Plexus venosi extemi in den Sulci dorsal^ der letzteren
gelegen sind und hier die Fortsätze der Wirbel und die von
ihnen entspringenden Muskel tunspimien. Beide Plexus communi-
cieren mit einander und pflegen ihr Blut in die benadibarten Vv~
vertebrales, intercostales, lumbales etc. zu ergiessen. Wie am Ge¬
hirn, so sind auch hier Dura und Arachnoidea nur durch einen ^
engen, mit Endothel _ausgekleidetm Spaltraum, Subdural
raum, von einander getrennt. _Erheblich weiter ist dagegen der
Subarachnoidealraum des'Rückenm^kes, so dass also die Arach¬
noidea das letztere _nach Äirt eines schlaffen weiten^
Sackes umgibt. Die P i a mater spinalis besteht (wie die
Dura mater spinalis und im Gegensätze zur Pia des Gehirnes)
deutlich aus einer ä u s s e rj; n und einer i n n e_r e n S c h i c h t,
_von denen erstere nnt den Balken der Subarachnoidealräume
continuierlich zu^mmenhängt, während die zweite (Intima pia
KEY und RETZius aus ringförmigen Bindegewebfaseni' besteht.
Zwischen diesen beiden Schichten verlaufen die Blutgefässe der
_Pia, indem sie ins Rückenmark unter rechtem Winkel Äste hinein^
senden. Die Pia bildet im Lendenwirbel- tmd Kreuzbeinkanale
nur noch einen dünnen Strang, den End f a d e n , Filum termi^
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441
nofe, welcher in seinem oberen Teile noch etwas Rückenmarksub-
^tanz mit dem Centralkanal, unten nur das Ependym des letzteren
enthält. Die Dura und Arachnoidea. welchg, wie vorhin erwähnt,
dicht aneinander liegen, kleiden den ganzen Spinalkanal bis etwa
zum II. oder III. Kreuzbeinwirbei glatt aus und enden hier co-
nisch zugespitzt, um alsdann als äussere Scheide des Filum ter-
minale bis zum Steissbein zu verlaufen.
Eine Verbindung zwischen Dura und
das gezahn t e B a n d , Lig. dmticulatum s. serratum, gegeben.
Dieses Band ist in der Frontalebene zu beiden Seiten des Rücken¬
markes gelegen imd besteht in ausgespanntero Zustande aus einer
Anzahl von dreiseitigen Zacken, welche continuierlich miteinander
Zusammenhängen. Die medial gelegene Basis eines jeden solchen
Dreieckes ist
Spinalnerven an die Pia, jein^Spita lateral an die Dura mater
^ anf?ehettet.. Da die Araclmoidea zwischen der Pia und Dura ge¬
legen ist, so ist natürlich eine jede Zacke des Lig. denticulatum
von einer scheidenartigen Fortsetzung Hier AfarhnniHea nmhülU
und an ihrer Spitze erst durch Vermittelung der letzteren mit der
Dura verwachsen.
Im Übrigen ..gilt für die Häute des Rückenmarkes alles das¬
jenige, was bereits für die Hirnhäute gesagt wurde. Die Ner¬
ven derselben werdra hauptsächlich von den sympathischen Oe-
flechten geliefert, welche ^e eintretraden Blutgefäß ^^TeHen.]^
Ausserdem soll noch die Dura mater feine Fäden aus der
Seitenfläche des Rückenmarkes empfangen, welche durdL.Vcnnitte-
lung des Lig. denticulatum in dieselbe eintreten. Die Arachnoidea
scheint auch am Rückenmark keine eigenen Nerven zu besitzen.
Die Pia mater spinalis bekcunmt ausser sympathischen Nferven-
zweigen PURKINJE’ schea Nervengdlecht) noch r ü cjk 1 ^i^f i^^
Nervenfasern von den sensiblen Wurzeln der Spinalnerven.
Die Blutgefässe für das Rückenmark „und _ seine_ Häute ’
stammen: 1) von den beiden Aa. spinales anteriores (aus den Aa.
vertebrales), welche zu einem einfachen Stamm vereinigt an der
Vorderfläche des Rückenmarkes. 2) von den Aa. spinales posteriores
(ebenfalls aus den Aa^yertehrcdes), welche getrennt an der hin¬
teren Fläche des Rückenmarkes nach abwärts ziehen; 3) von den
Mr. spinales der Aa. ver^braleSj cervicales proff. und ~äscendente's,
intercostales, lumbales und sacrdles. Die letzgenannten Zweige treten
durch die Foramina intervertebralia in den Wirbelkanal und sen¬
ken sich schliesslich hauptsächlich an der hinteren Seitenhwche
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442
und durch die vordere Medianspalte in die Rückenmarksubstanz
ein. Die Arterien sind von Venen begleitet, welche bei ihrem
Durchtritte durch die Dura die vorhingenannten Plexus venosi
intemi bilden.
II. Das Rückenmark.
Das Rückenmark, MeduUa spinalis, stellt, für sich be¬
trachtet, einen langen, platt cylindrischen Strai^ vor, welcher
jedoch nicht überall die gleiche Dicke besitzt, sondern sich an
zwei Stellen spindelförmig angeschwollen zeigt. Diese beiden
Stellen entsprechen denjenigen Abschnitten des Rückenmarkes, an
welchen von dem letzteren die starken Nervenwurzeln für die obere
und untere Extremität, entspringen. Die obere Anschwel¬
lung, Intumescentia cervicalis. ist somit in dem untersten Teile
der Halswirbelsäule, die untere , Intumescentia lumbalis, an dem
Übergange zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule gelegen. Das~
£ig£iltli£.he_ Rückenm.ark pflegt schon an der Grenze zwischetiT:
und 11. Lendenwirbel mittels einer kegelförmigen Spitze. Conus
.meäullaris, zu enden. Doch ist bereits erwähnt worden, dass sich
von dem letzteren aus in das Füum terminale noch der Central-
kanal nebst seinem Ependym und ein wenig graua’ Sutstänz näch”
abwärts fortsetzt. Ausser dem Eilum tamihafe sind daher in dem
'( Lumbal- und Saäüiteile des Wirbelkanales nur^^^^e staken
i Nervenwurzeln des Plexus lumbalis und sacralis jjelegen, weldie^
’ am Ende des Rückenmarkes ein Bild darsteilen, dasi man als
Pferdes c h w a n z , Cauda equina, bezeichnet hat. An der vot-’
deren und hinte^ren Fläche des Rückenniärke^ieht man nun in
der Medianlinie je eine Furche verlaufen, welche jedoch beide
ziemlich tief in die Rückenmarksubstanz hineindringen und des¬
wegen als vordere Längsspalte, Fissura mediana s.
longitudinalis anterior, und als hintere Längsspalte,
■ Sulcus s. Fissura mediana posterior, benannt waden. An jeder
Seitenhälfte des Rückenmarkes finden sich ferner zwei schwach an¬
gedeutete longitudinale Furchen oder Linien vor, welche dadurch
gebildet waden, dass die vordaen und hintaen Wurzeln der
Spinalnerven jederseits in zwei Längsreihen aus dem Rückenmarke
ihren Ursprimg nehmen. Man hat diese Furchen als vordere
Seitenfurche, Sulcus lateralis anterior, und als hintere
Seitenfurche, Sulctts lateralis posterior, bezeichnet. Was nun
die eben erwähnten Spinalnervenwurzeln anbetrifft, so enthalten
die vorderen Wurzelt! (abgesehen von einigen rückläufigen
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sensiblen Fasern für die Pia mater) motorische Nervenfasern,
während die hinteren Nervenwurzeln aus sensiblen Fa¬
sern bestehen. In den Foramina intervertebralia vereinigt sich je
eine vordere und hinter«» Nir^rv<>p>ypr7«»1 711 einem gemeinsamen
Stamm, dem N. spinalis, in welchem_eine__Mischung^_der .mptori:_
sehen und sensiblen Fasern statttindet, und welcher a^aim durch
das For. intervertebrale aus dan Wirhelkanale heraustritt. An _
der hinteren, sensiblen Wurzel eines jeden Spinalnerygi sitzt ein_
kleines Knötchen, das Gan^on single s. intervertebrale, welches
eTne Anzahl von scheinbar, unipolaren -Ganglienzellen . enthält, _
Vord med.
Ganglienzellen
gruppe '
VorcLIfti.
Ganglien »Ile ngrupp^
Ganglieniellen
(LSdtenngrns
ßiss.lnngitant
fMant
Centralcanal
Ganglien»lhn
ä.i/inter^ok^
Subst.gelat.y
Rolandi
Garn
Garn lienzelleng rapp i
cLClarke'schen Säule
fiss.longitpo.
Substgelat
centralis
Fig. 24.
Querschnitt durch das Rückenmark (schematisch).
d. h. von Ganglienzellen, von denen jede in eine einzige (sich
weiterhin T-förmig teilende) Nervenfaser” ausläuft; der eineTöffsatz
geht in den peripheren Nerven über, der andere” tritt als Teil der
hinteren Wurzel in das Rückenmark ein.
Der Querschnitt des Rückenmarkes zeigt fol¬
gende Einzelheiten, welche sich zum grössten Teile schon mit
blossem Auge am frischen oder gut gehärteten Organe wahr¬
nehmen lassen. Die centrale Partie des Rückenmarkes wird von
der grauen Substanz eingenommen, welche eine^Art von
Schmetterlingsfigur bildet. Etwa in der Mitte dieser Figur und
des ganzen Rückenmarkes ist der Centralkanal, Canalis centralis,
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gelegen, welcher in verschiedenen Abschnitten des Rückenmarkes
eine verschiedene Grösse und eine bald mehr runcfliche, bald mehr
spaltähnliche Fonn besitzt. Die stärkste Erweiterung desselben,
der VeniriculusterfnincUis, befindet sich im Conus terminalis. Rings
um die graue Substanz ist die weisse Substanz gelegen,
welche auf diese Weise die Rinde des Rückenmarkes bildet wäh¬
rend' sie dagegen beim Gehirn die centralen Partien einnimmt.
^ Der vor dem Centralkanale befindliche Teil der grauen Substanz
wird als Commissura grisea anterior, der dahinter gelegene- Teil
derselben als Vommmura grisea posienör bezeichnet. Die beiden
stumpfen Vorsprünge der grauen Substanz, welche nach vom in
die vorderen (motorischen) Nervenwurzeln übergehen, stellen die
Vorderhörner, Cornua anteriora, dar. Nach hinten läuft die
graue Substanz in die beiden Hinterhörner, Comuaposte-
ijora, aus. Ausser den Vwder- und Hinterhörnera ist jederseits
noch ein kürzerer Vorsprung, das, Seitenhorn, zu bemerken.
Denkt man sich jedoch die graue Substanz aus der weissen her¬
ausgeschält, so stellen diese drei »Hömer“ jederseits senkrecht ver¬
laufende Säulen dar, welche man als Cdumna anterior, lateralis und
posterior (grmae) bezeichnet. Durch die vorderen und hinteren
Nervenwurzeln, sowie durch die vordere und hintere Längsspalte
wird nun die weisse Substanz in folgende sechs Stränge geteilt.
Zwischen den beiden Vorderhömem liegen die ^iden Vorder-
stränge, Fumeuli anteriores, welche durch die schon erwähnte
Fiss. mediana ant. von einander geschieden werden. Diese Spalte
erstreckt sich nach hinten nicht vollständig bis zur Commissura
grisea anterior, so dass hier zwischen den beiden Vordersträngen
noch eine quere Verbindüngsbrücke von weisser Substanz, die^
Commissura alba anterior, bestehen bleibt, welche grösstenteils aus
gekreuzten Nervenfasern besteht: die letzteren verlieren sich beider¬
seits in den Vordersträngen. Am hinteren Teile des Rückenmarkes
liegen zwischen den beiden Hinterhöraem der grauen Substanz
die' weissen, Hinterstränge, Funiculi posteriores, welche
durdi die vorhin erwähnte mediane Furche, Strfews »nediawttsposfe-
rior, von einander getrennt sind. Von letzterer Furche erstreckt
sich jedoch ein Bindegewebsseptum bis dicht an die graue Sub¬
stanz heran, so dass eine nur spärliche weisse Commissur zwischen
den beiden Hintersträngen existiert. Ein jeder von den beiden
Hintersträngen wird endlich in einen medialen Abschnitt, den
G o 1 1 ’s c h e n_S t r a n g. Fasciculus jrrawYw, und in einen lateralen
—Abschnitt^Jlen.B u r d a c h ’s c h e n S t r a n g, Fasdcultis cuneatus,
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eingeteilt, welche man am frischen Rückenmarke schon mit blossem
Auge von einander unterscheiden kann. Zwischen dem Vorder-
und HinterhcMTie einer jeden Seite sind endlich die weissen Sei-
t^nstränge, Funicvii laterales, gelegen. Bei Neugeborenen ist
an dem hinteren Teile der letzteren noch jederseits der sogen.
F o V i 1 1 e ’s c h e Stram; (siehe späterl mit blns-sem Auge zii er¬
kennen.
Bei mikroskopischer Betrachtung zeigt sich die
graue Su^g^gzdes Rückenmarkes zusammengesetzt aus nervo-
s t a ncl teil e n und aus einem S t ü t z g. e_w e be ,
Neurdglia. Dieses besShi äuT einer grossen Zahl von Fäden oder
Fäserchen und der zugehörigen Gliazellen. Die Fäserchen bilden
ein feines Flechtwerk, ii^ des^n Lücken die Nen^enzellen liegen
(S u b s t a n t i a s ^o n g i o s a). Um den Centralkanal li^t die
Neuroglia als Substantiagelatinosa central i s . um
den Kopf des Hinterhornes als S u b s t a n^^i a g ^1 a t iin_o s a
posterior ^Roland i). Die Substaniia spongiosa besteht, ab¬
gesehen von gruppenweise angeordneten Qaaglienzellen,.ims.£inem_
complicierten Geflechte sehr feiner Nervenfasern, welche durch eine _
geringe Menge von Neuroglia zusammengehalten werden. Die
Sübstantia gdatinosa ist dagegen arm an nervösen_ Elementen .und__
Blutgefässen, von durchscheiueoiieiL. Beschaffenheit und findet _
sich, wie eben erwähnt, nur;_ _ 1) als Sübstantia gelatinosa ,
centralis in der Umgebung des Centralkanales und 2l im Hinter- .
home 2l]& Suhstanüa gdaünosa Bolandi. -Was die nervösen Bestand-
teile, die Ganglienzellen, betrifft, so sind zunächst im Vor-
derhome jederseits vier Gruppen von Zellen zu unterscheiden, _
nämlich~ eine ventromediale und v6titrolaterale, sowie eine dorsg-
medicde und dorsolaterale. Weitere Gruppen werden durch die
Gang lienz eilen der S e i t e n.h ö r n e r gebildet. Aus
diesen Zellen kommen die motorischen Fasern, welche fast aus¬
schliesslich in die vordere Wurzel des Rückenmarkes übergehen.
An derjenigen Stelle, an welcher die Hinterhörner in die Com-
missura grisea posterior übergehen, findet sich endlich noch eine
weitere Anhäufung von Ganglienzellen, die sog. Stilling-
sehen K e r n e ,Jfucle^ dorsalis, deren Gesamtheit man auch
als C 1 a rjce’sche Säulen bezeichnet hat, weil diese Gan¬
glienzellen sich in continuierlicher Reihenfolge von oben nach
unten durch die Rückenmarksubstanz erstrecken. Doch ist dabei
zu bemerken, dass diese Säulen im oberen imd unteren Teile des
Rückenmarkes immer schwächer werden und zuletzt ganz auf-
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446
hören. Am stärksten sind sie am Dorsal- und Lumbalteile ent¬
wickelt. (Siehe hierzu Tafel V, Fig. a.)
Die histologische Structur des Rückenmarkes ist in den
letzten Jahrzehnten genauer erforscht worden, besonders durch
die einschneidenden Untersuchungen von Golgi, Koelliker und
Ramon Y Cajal. Die wesentlichsten Resultate, welche von diesen
Autoren gewonnen wurden, sind folgende. Die Zellen des Rücken¬
markes teilt RAMON Y Cajal in vier Arten: 1) Nervenwur-
zelzellen des Vorderhornes. deren Axencylinder di¬
rekt in eine vordere (motorische) Wurzelfaser übergeht
21 Strangzellen, deren Axencylinderfortsatz in eine Nerven¬
faser übergeht, welche meist in einem aut der gleichen
Seite gelegenen Strange des Rückenmarkes auf- und absteigend,
mit und ohne Collateralen. weiter verläuft. 31 Commissure n-
^ellen. deren Axencylinderfortsatz durch die Commis-
s u r a a n t. in eine Nervenfaser im Vorderstrange der g e g e n-
überli egenden Seite übergeht und ebenso verläuft. 4)
Zellen des Hinterhornes mit reich verzweigten Axen-
cylinderfortsätzen, welche sich in der grauen Substanz des Rücken¬
markes ausbreiten, ohne dieselben zu verlassen (GOLorsche Zellen
des II. Typus). Die vorderen Wurzeln kmnmen als di¬
rekte Fortsetzungen der Axencylinder der motorischen Zellen aus
dem Vorderhome. Die hinteren Wurzeln enthalten vorwiegend
Fasern, welche aus den Zellen des Spinalganglion stammen und
in das Rückenmark eintreten. Die Spinalganglienzellen entsenden
nämlich zwei, entweder mittels eines gemeinsamen Stammes oder
gleich getrennt entspringende Nervenfortsätze, von denen einer
nach der Peripherie, der andere nach dem Rückenmarke hinzieht.
(S. oben). Der Rückenmarkfortsatz, die hintere Wurzelfaser, geht
transversal in den Hinterstrang hinein und teilt sich alsbald gabel-
förmig (T- oder Y-förmig) in je einen aufsteigenden und
^a b steigenden, longitudinal verlaufenden ^Ast_ymi^lem^&
tretenden Stanime der Wurzdfaser sowohl^ wje von diesen beiden^
Ästen gehen zahlreiche Seitenäste (Collateralen) meist
im rechten Wihkel~Ih die graue Sub^nz dw Rückenmarkes hin¬
ein, wo sie sich baumförmig in der Un^bung der Ganglienzellen
des Hinter- und Vorderhornes verästdn (E n d b ä u m c h e n),
ohne direkt in die Ausläufer einer Ganglienzelle überzugehen.
Nach kürzerem oder längerem Laufe biegt auch der* absteigende
Ast in die graue Substanz um und endet wie ein Seitenast. Vot
den aufsteigenden Ästen dagegen endet nur*ein Teil in der grauen
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447
Substanz des Rückenmarkes; ein grosser Teil derselben steigt
gegen die Medulla c^longata empor und läuft in H^r ripgptiH
Nucleus funiculi gracilis und cuneati in Endbäumchen aus.. Bei ihrem
Eintritte in die graue Substanz liegen die Collateralen meist in
Bündeln zusammen und wurden früher als aus dem Hinterhome
austretende hintere Wurzelfasem angesehen. Die hinteren Wurzel-
fasern mit ihren Ästen bilden fast die ganze Masse der Hinter-
stränge. Durch die Collateralen, welche an die motorischen Zellen
des Vorderhomes herantreten, werden die RückenmarksrelTexe ver-
nüttelt; durch die bis zum Nuclejus gracüis _und cuneatus aufst^
genden Äste werden die _ sensiblen Bahnen an die hier beginnende
psycho-sensorische Bahn (die mediale Schleife) ^gesc^ossen.
Die Nervenfaserbahnen des Rückenmarkes.
Die Vorder-, Hinter- und Seitenstränge des
Rückenmarkes sind mm jedoch nidit, wie es nach dem Vor¬
hergehenden scheinen möchte, gleichartige Fasennassen, sondern
aus einer Anzahl von Abteilungen zusammengesetzt, welche fol¬
gende Bahnen enthalten: 1) lange Bahnen, die vom Gehirn gegen
,das Rückenmark hin absteigen (c e n t r i f u g a 1 e oder abstei¬
gende Bahne n): 2) lange Bahnen, die von den Strangzellen
des Rückenmarkes zum Gehirn hin aufsteigen (centripetale
oder aufsteigende Ba h ne n); 3) Fasern die aus den hin¬
teren Wurzeln in das Rückenmark gehen und in den Hintersträn¬
gen sich in einen absteigmden (meist kürzeren) und einen auf-
steigenden langen Ast teilen; 4) kurze Strangzellenfasern, die im
Rückenmark anfangen und endpn^
Fasern, die von ausserhalb des Rückenmarkes liegenden Zellen
kommen, hat man auch exogene Fasern genannt, die von
Zellen im Rückoimark selbst kommenden dagegen endogene.
Zunächst besteht der Vorderstrang, Fascicultis anterior,
aus folgenden a b steigenden (centrifugalen) Bahnen: l)derschma-
len, an der Fissura longitudinalis anterior gelegenen P y r a m i -
denvorders trangbahn, Faseiculus cerebrospinalis anterior,
ln der derjenige Teil der psychomotorischen Bahnen verläuft, wel¬
cher erst weiter caudalwärts ja der weissen Commissiir auf die
andere Seite des Rückenmarkes zu den motorischen Vorderhom-
zellen geht. Dazu kommt 2) ein schmales Bündel am nw^alen
Rande des ersten Faseiculus sulcomarginalis s. Tractus tectospinalis,
Vierhügelvorderstrangbahn oder MARIE’ sches Bündel. 3) ein
. schmales Bündel am vorderen Rande des Vorderstranges, das v ö~r-
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448
dere Randbündel, Traeius vestUndo spinalis, LOEWENIHAL-
sches Bündel, welches vom Deiter’schen Kem herkommt. 4)
schliesslich hinter dem Pyramidenvorderstrang die Fissura mediana
lii der Tiefe begrenzend noch der Fasciculus lotigUudinalis me-
dicuts, das h i nTe r e L aü^s b ü n d e 1. Der übrige grosse
Rest des Vorderstranges heisst Vorderstrangsgrund-
b ü n d e 1 , Fasciculus anterior proprius von FLECHSIG. Er enthält
endc^ene Bahnen mit kurzen Fasern, die Teile des Rückenmarkes
mit einander verbinden.
_ Der Seitenstrang enthält folgende a b steigende Bahnen:
1) die mächtige Pyramidenseitenstrangbahn, Fasciculus cerebro-
svinalis lateralis. Sie liegt im hinteren Teil . des Seitenstranges
(Tafel V Fig. b) und enthält die gekreuzten psychomotofischen
Bahnen, welche im Rückenmark zu den Vorderhornzellen dersel¬
ben Seite gehen. Ferner sind im Seitenstrang npch einige kleinere
absteigende Bündel vorhanden, nämlich 2) der vor der Pyramiden¬
bahn gelegene Tractus rubrosvinalis oder das MONAKOW’ sehe Bün¬
del. vom roten Kern der anderen Seite kommend, sowie 3) ein
Tractus tecto- und vestibulospinalis (laterales), wie im Vorder-
strang (Tractus anteriores). A u f steigende Bahnen des Seitenstran¬
ges sind: 1) der Fasciculus cerebdlospinalis, auch dorsale oder
FLECHSlNO’sche Kleinhirnsei t e n s t r a n g b a h n genaümt^
Jhre Fasern gehen von den Zellen der Clarke’sdien Säule in da^
hintere Randgebiet des Seitenstranges und steigen hier neben der
Pyramidenhahn empor iin|rt Hnrrh Ha.s Corpu.s restitorme zum
Wurm des Kleinhirns; diese Bahn wird daher besser Fasciculus
. spinocerebellaris genannt; 2) der Fasciculus anterolaferalis super¬
ficialis oder GOWER’sches Bündel. Die Fasern stammen von den
Strangzellen des Vorderhoms und der Substrantia grisea derselben
und der anderen Seite und ziehen am Rande des Seitenstranges
und auch noch Vorderstranges zum Kleinhirn, daher auch ven¬
trale Kleinhirnseitenstrangbahn oder Klein¬
hirnvorderstrangbahn genannt. Sie gehen nicht in das
Corpus restiforme über, sondern ziehen durch die Brücke auf¬
wärts, biegen dann in die Brachia conjunctiva mn und gelangen
so ebenfalls zum Wurme des Kleinhirns. (S. Tafel V Fig. b
dunkelrot.) Weitere aufsteigende Bahnen sind 3) dei Tractus spino-
thalamicus und Tractus spimtectalis, sie liegen an der medialen
Seite des Oowers’schen Bündels, stammen aus den Strangzellen
der anderen Sleite, gehen durch die vordere Commissur und enden
am Thalamus resp. im Vierhügelgebiet. (Oberflächensinnbahn.)
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fritea
Vordrrlmrn
(C uluiuiia
Cuiiiiiiii'». aiil
Vordore Wurzel
d. ^plltalll< rvfii
Donso-lataral«
und dorao'ine*
Gaorlien-
(«llangrupp« d
Vord«horo»»
«utro-laUrala und
vaiitro-madule natiglirn-
zellcQiruppe d Vordar-
horns
oiornuaura aolarior
gruea
Canalit. reotralia tnmiltcD den
>ubsiNntia gelatinoFi cenltali*
Snlcn'» m**dianna
posL Fnnicului grwili» (GoU'iirlior Strang)
Worzel
d Spinatnerraii
Fuiiicolii<^ runeatu»
Vvlicr Strang)
Hiiiterliwrii
(CulumDa
Saitrnhurii
tt'vlumna
lateralis )
Subttanlia
■ ^celatinota
Uolandi
Rern d®.*
Hinter¬
heroes
Nurleus
(Clarke'arhe
Säule)
Tafel Va.
Halbschematischer Rückenmarksquerschnitt
Paaeni des Mu^ketgeruhl«
(iro IfinUralxaiig
Hintere (ceolripetal»-
Wurielfasern
Narb der Liasauer-
•eben Randtona ^
(irbendo Faaern
Taklitrho
Sentibililats-
V Order» trang
aulsteigend)
Vordarr (motorisebe)
Wurzelfasera
Im
narb
Ovale« HlnlerslraogbOndel
(ovales Feld, mediane WurreltoD«)
Goll'tcher Strang ((. d. Beio)
Burdacb'aeber Strang
(f. d Arm)
Liaaaoer'arbe
Raadxone
Veatralea Hinter'-
^ alEangfeld
Klembirn-
cerebello'
iptnaliO
trang
bahn (Faaeic
eerebfO'Spi
n alle lateralis)
rubi^spin
Spitl. Urenrsrbirht
graoen Subataos
iFaacie. lat propr.
Flecbsig)
gemiechle
Seitcnvtaaagaone
0«wera‘scbe% DOndel
atporf. :
iibiruvorderstrangbahn)
Order atranggrun ibOndsl
< Fase, ant proprins Flechsig)
iroidenvorderstrangbabn
corebro-apinalia ani.)
Tafel Vb.
Halbschematischer Rückenmarksqiserschnitt zur Demonstration
der Lage der wichtigsten Faserbahnen.
Lange Bahnen farbig: centrifugale gelbrot, centripetale dunkelrot.
Aus Broesike, Anatomischer Atlas, verkleinert.
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449
Schliesslich liegt vor (ventral vom) dem Gower’schen Bündel noch
eine Bahn, Tractus spinoolivaris (BECHTEREW) oder HELWEG 'sehe
Dreikantenbahn (vom oberen Halsmark an), die von der
grauen Substanz zu den Oliven zieht. Tractus tecto-spinalis und
spino-iectalis liegen zusammen in einem Gebiet, das also auf- und
absteigende Fasern enthält und daher auch als vordere ge¬
mischte Seitenstrangzone (Tafel V Fig. b) bezeich¬
net wird. Der Rest des Seitenstranges wird als Fasci-
culus lateralis proprius (FLECHSIG) bezeichnet. Seine mediale an
die graue Substanz des Rückenmarks grenzende Partie wird seit¬
liche Grenzschicht genannt.
Die Hinterstränge werden fast ausschliesslich von den
kürzeren absteigenden und längeren aufsteigenden Ästen der hin¬
teren Wurzelfasem gebil(tet. Die hinteren Wurzeln sind zum
grössten Teil centripetale Fortsätze (Neuriten) der Spinalganglien¬
zellen. Sie zerfallen in zwei nicht scharf getrennte Gruppen, eine
kleinere aus feinen Fasern bestehende laterale, deren kurze auf-
und absteigende Fasern nebst ihren Collateralen in den Zellen
des Hinterhornes enden. Auf dem Querschnitte liegen sie gegen
den Seitenstrang hin zwischen äusserem Umfang des Rückenmarkes
und der Spitze des Hinterhornes. Ihr Gebiet wird als Zorn termi-
nalis, L 1 S S A U E R ’sches Randbündel oder Markbrücke
von Waldeyer bezeichnet. Die innere Haup^uppe, aus dicke¬
ren Fasern bestehend, entsendet von ihrem Stanun und ihren
Ästen zahlreiche Collateralen, Wurzelzone, welche quer in
die graue Substanz eintreten und dort nach einem kurzen Verlauf
enden. Sie enden zum grossen Teil an den Zellen der Substantia
gelatinosa und den Zellen des Hinterhorns (Nucleus dorsalis), an¬
dere gehen zu den Zellen der Clarke’schen Säule, andere enden
an Strangzellen oder an den motorischen Vorderhornzellen (diese
bilden die kurzen Reflexbahnen). Fast alle diese Collateralen enden
auf derselben Seite, nur wenige überschreiten die Mittellinie durch
die hintere Commissur imd enden im Hinterhorn der anderen
Seite. Die aufsteigenden Äste der hinteren Wurzeln bilden Stränge,
die von unten nach obe^n durch ständigen Zuwachs zunehmen.
Da die neue Anlagerung stets von lateralwärts erfolgt, nehmen
die von unten kommenden allmählich eine mediale Lagerung an,
so dass im Halsmarke deutlich zwei Stränge zu imterscheiden sind,
ein medialer, Funiculus gracilis oder Goll’scher Strang, er enthält
Fasern von der unteren Extremität, und ein lateraler, Funiculus
cuneatus oder Burdach’scher Strang, er enthält hauptsächlich
Broesike. Anatomie. 9. Aofl. 29
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450
Fasern von der oberen Extremität. Die aufsteigenden Äste enden
fast alle am Nucleus gracilis resp. Nucleus cuneatus. Die abstei¬
genden meist nach kurzem Verlauf in dem Rückenmark. Die ab¬
steigenden liegen in einem Bündel zusammen, das im Querschnitt
die Form eines Kcmima hat und daher als kommaförmiges
Bündel von SCHULTZE bezeichnet ist. Ausserdem sind im
Hinterstrange noch zwei Felder besonders bezeichnet; das eine
erstreckt sich vom Cervicalmark bis zum Liunbalmark, liegt oben
als schmaler Saum am Ooll’schen Strang, reicht weiter abwärts
gegen das Septum medianum und bildet im Sacratmarke an der
Mittellinie ein ovales Feld (jederseits ein halbovales), das ovale
Feld oder die mediale Wurzelzone. Seine Fasern bil¬
den das ovale Hinterstrangbündel oder den Tradm
cervicdumbalis dorsalis. Ventral von dem Ooll’schen und Burdach-
schen Strang liegt das ventrale Hinterstrangfeld.
Seine Fasern bilden das ventrale Hinterstrangbün¬
del. Sie kommen von den Zellen des Hinterhoms und enden
meist aufsteigend nach kurzem Verlauf im Rückenmark selbst.
Es möge zum Schluss der Lauf der beiden wichtigsten, nämlich
der sensiblen und motorischen Bahnen des Ge¬
hirnes und R ü ckenmark es an einem Beispiel erläutert
werden (vgl. Tafel VI). Wenn wir z. B. eine Empfindung
in der rechten FusssoMe haben, welche uns bestimmt, das Bein
zu heben, so spielt sich dieser Vorgang in folgenden Bahnen ab;
Von dem betroffenen Nervenendapparat geht der Reiz durch den
zugehörigen sensiblen Nerven empor zu einer Spinal¬
ganglienzelle und von. dieser durch ihren zweiten Nerven-
fortsatz, die hintere Wurzelfaser, in das Rückenmark
hinein. Im Rückenmarke geht der Reiz durch den aufsteigenden
Ast der hinteren Wurzel im O o 1 1 ’s c h e n Strange bis zu
dessen Endausbreitung in dem Nucleus funiculi graci-
1 i s weiter.!) Hier endet die Bahn, welche bis hierher noch immer
auf der rechten Seite liegt. Von diesem Kern bringt eine
zweite Bahn, die Schleife, den Reiz auf folgendem Wege
*) Nach neuerer Ansicht sollen die Endigungen der Hinterslränge an den
Hinterstrangkernen (Nucleus gracilis und Nucleus cuneatus) nur die centripetale
Bahn für den Tiefensinn (Muskelsinn) sein, die Bahnen für den Oberflächensinn
(Tast-, Temperatur-, Schmerzempfindung) sollen vorher durch die Collateralen
an den Zellen der grauen Substanz des Rückenmarks enden. Von diesen aus
beginnt die Bahn (Neuron II), die durch die Commissura anterior in den Tractus
spino-thalamicus resp. tectalis der anderen Seite übergeht, der sich oben der
medialen Schleife anschließt.
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TronUU Cronybirn
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il K. upUcai
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1- N. kpiaalis
Pjr*initlcn>-'*it«‘n-
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S#nfil>l«> ilaaplbahn ^
incl. Muitkeli’tiruhl \
P/rmmidaaTorderstnas
(Pawie. carebnHspiaalit uterforl
Tafel VI.
Die wichtigsten centrifugalen und centripetalen Nervenfaserbahnen
des Gehirns und Rückenmarkes (nach ZIEHEN).
X Kreuzung (Übergang der Fasern auf die andere Seite.)
O Unterbrechung durch Ganglienzellen.
Aus Uroesike, Anatomischer Atlas, verkleinert.
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451
weiter. Von dem Nucleus funiculi gracilis läuft derselbe in einer
Fibra arcuata interna durch die Raphe zur anderen Seite der Me-
du'lla (befindet sich also von jetzt ab auf der linken Seite).
Die Bogenfaser biegt dann in eine Schleitenfaser um und verläuft
durch die Haubenregion, den hinteren Abschnitt der inneren
Linsenkapsel und die Haubenstrahlung des Centrum
s e m i o V a 1 e zur Rinde des linken Scheitel lappens,
wo uns der Reiz an der Fussohle zum Bewusstsein kommt. Die
solchergestalt hervorgerufene Empfindung veranlasst uns, das
Bein zu heben, was auf folgendem geschieht. Von: den
grossen Pyramidenzellen im oberen Abschnitte der linken Cen¬
tralwindungen geht der Impuls (motorischer Reiz) centri-
fugal durch die psychomotorischen Extnemitätenbahnen zunächst
von der Rinde durch das Centrum semiovale in den hin¬
teren Schenkel der inneren Linsenkapsel, dann durch
das mittlere Drittel des Hirnschenkelfusses, endlich
durch die Brücke in die Pyramide der linken Seite.
Hier teilt sich die psychomotorische Bahn in die Pyramidenseiten¬
strangbahn und Pyramidenvorderstrangbahn. Lassen wir den
Reiz in der ersteren Bahn weiter ziehen, so gelangt er in dieser
(durch die Decussatio) alsbald auf die andere, die rechte Seite
des Rückenmarkes, tun alsdann im rechten Seitenstrange zu den
Zellen des rechten Vorderhornes zu verlaufen. Nehmen wir da¬
gegen an, er verliefe in der Pyramidenvorderstrangbahn, so geht
er zunächst noch im linken Vorderstrange abwärts und gelangt
erst durch die Commissura anterior alba zu den Zellen des r e c h-
t e n Vorderhornes. Hier endet die psychomotorische Bahn und
veranlasst die motorischen Vorderhomzellen durch ihre Axen-
cylinderfortsätze, welche als vordere Wurzel austreten, in
einen motorischen Nerven übergehen und in dem motorischen End¬
apparat einer Muskelfaser enden, die Muskeln des rechten Beines
für die beabsichtigte Bewegung zu contrahieren.
Kurze Übersicht der wichtigsten Hirn- und
Rückenmarksbahnen (s. Hirnschema u. Tafel VI).
1. Sensible, psychosensorische oder Gefühls¬
bahn des Rückenmarkes. (Rechts) sensibler Nervenend-
apparat, sensibler Nerv, Spinalganglion, hintere Wurzel, Hinter¬
strang, dann a) Muskelsinnbahn, Nucleus funiculi gracilis
und cuneati„ Fibräe afcuatae internae — Raphe ( Kreuzung) — ( Links)
Schleife (Haube, hinteres Ende der inneren Linsenkapsel), Hau-
29*
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452
benstrahlung, Rinde des Scheitellappens — Empfindung, b) O b e r-
flächensinnbahn (Tast-, ^hmerz-, Temperaturempfindung)
hintere Wurzel, graue Substanz des Rückehniärkes, Oommissura
anterior (Kreuzimg) Seitenstrang — mediale Schleife — Thalamus
— Hirnrinde.
2. Motorische, psychomotorische . Extre¬
mitäten- oder JP_y r a m i d e n b a h.n. . CLinks) Centralwin¬
dungen, Centrum semiovale, hinterer Schenkel der inneren Unsen-
kapsel, Himschenkelfuss, Brücke, Pyramide, Pyramidenstränge —
Kreuzung entweder in der Decussatio oder der Commissura an¬
terior alba — (Rechts) Vorderhomzellen* motorische Wurzel, mo¬
torischer Endapparat — Bewegung.
3. Vordere Gross’ - ~un<r Kleinhirnbrücker¬
bahn. (Rechts) FrMitalzone, Cenitrum semiovale, vorderer
Schenkel der inneren Linsenkapsel, mediales Drittel des Hirn-
schenkelfusses, Brücke, Brückenkeme, Querfasern — Raphe (Kreu¬
zung) — (Links) Brückenschenkel zum Kleinhirn, Hemisphären¬
rinde des Kleinhirnes.
4. Hintere Gross- und Kleinhirnbrücken¬
bahn. (Rechts) Temporo-Occipitalzone, weisses Marklager (Cen¬
trum semiovale), hinterer Schenkel der inneren Linsenkapsel, late¬
rales Drittel des Himschenkelfusses, Brücke, Brückenkeme —
Raphe (Kreuzung) — (Links) Brückenschenkel, Kleinhirnrinde.
5. Kleinhirn — Grosshirnbahn über den roten
Kem. (Rechts) Nucleus dentatus des Kleinhirnes, Bindearm —
Rafrfie (Bindearm-Kreuzimg) — (Links) roter Kern von hier: 1)
Haubenstrahlung, Praecuneus, 2) Laminae medulläres (Bündel zum
roten Kern), Thalamus, 3) Linsenkemschlinge, Nucleus lentifor-
mis und caudatus.
6. Olfactoriusbahn. Riechepithel der Nasenschleim¬
haut, Nervus olfactorius, Bulbus und Tractus olfactorius, vcm
hier aus wahrscheinlich ziun Gyrus uncinatus bezw. fomicatus.
Teilweise Kreuzung in der Commissura anterior.
7. Opticusbahn (Näheres beim Opticus). Retina:
links temporale, rechts nasale Hälfte: von links durch die
Fibrae directae, von rechts durch die Fibrae cruciatae nach dem
linken Tractus opticus, dann durch die laterale Wurzel des letz¬
teren zum linken Corpus genic. lat., vorderem Vierhügel und
Pulvinar, von hier aus durch den hinteren Schenkel der inneren
Linsenkapsel als Sehstrahlung zum Hinterhauptlappen (hauptsäch¬
lich Cuneus) derselben Seite — Sehempfindung (s. Tafel VI).
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453
8. Acusticusbahn. (Rechte) Schnecke, Nervus cochleae,
Nuclei n. acustici, Corpus trapezoides — Raphe (Kreuzung) —
(Links) obere Olive, laterale Schleife, hinterer Vierhügel, Arm des¬
selben, medialer Kniehöcker, hinterer Teil der inneren Linsen¬
kapsel, Marklager, obere Schläfenwindung. Neben diesem ctMnpli-
cierten Wege geht noch ein einfacherer von den Nuclei n. cochlea-
ris durch die Striae medulläres ebenfalls zur Schleife.
9. Facialisbahn. (Rechte) Unteres Drittel der vorderen
Centralwindung, weisse Substanz, Knie der inneren Linsenkapsel,
Himschenkelfuss, Bündel vom Fuss zur Haube (Schleife) — Raphe
(Kreuzung) — (Links) Facialiskern, N. facialis, Muskelinnervation.
10. Hypoglossusbahn. (Rechte) Unteres Ende dei
vorderen Centralwindung, innere Linsenkapsel (Knie bezw. Über¬
gang in den hinteren Schenkel), Himschenkelfuss, Bündel vom
Fuss zur Haube (medialster Teil "Her Schleife) — Raphe (Kreu-
zung) (Links) Hypoglossuskern, N. hypoglossus, Zungen¬
muskeln (für 9 und 10 s. Tafel III u. VI).
Bei einer Aufzählung dieser Bahnen fällt auf, dass sie alle
durch die innere Linsen k. a_p sei, besonders durch den
hinteren Schenkel derselben ziehen. Im vorderen
Abschnitte des letzteren liegen hintereinander die Bahnen
des Facialis, des Hypoglossus und der Extremitäten, also die m o-
torischen Bahnen. Im h-interen Abschnitte
treffen die Bahnen des Acusticus, des Opticus, die sensiblen Bah¬
nen und wahrscheinlich auch die anatomisch noch nicht sicher
nachgewiesenen Bahnen des Trigeminus, Olfactorius und Glosso-
pharyngeus zur Rinde zusammen. Dieser Teil des hinteren Schen¬
kels wurde deshalb von CHARCOT als (Carrefour sermtif s. Tafel 1)
bezeichnet. Ferner ist zu beachten, dass bei allen diesen
Bahnen während ihres Verlaufes zwischen der Rinde und
den Kernen eine Kreuzung (Übergang der Fasern von der
einen auf die andere Seite) stattfindet. In der weissen Substanz
(sagittales Marklager, Centrum semiovale) werden die Faserbahnen
auch als Strahlungen bezeichnet (z. B. Sehstrahlung, Hau¬
benstrahlung oder sensible. Strahlung, Pyramidenstrahlung).
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454
L. Die Hirnnerven.
Als Hirnnerven, Nervi cerebrales, hat man alle diejeni¬
gen Nerven bezeichnet, welche direkt vom Gehirne ihren Ursprung
nehmen. Von den Himnerven sind die Rückenmarksner¬
ven, Nervi spinales, zu unterscheiden, welche aus dem Rücken¬
marke hervortreten. Beide Arten von Nerven werden als C e r e -
brospinaljierven zusammengefasst.
Die Himnerven bilden zwölf Paare, welche man nicht allein
nach ihrem Namen, sondern auch nach ihrer Nummer genau ken¬
nen muss, da dieselben häufig nur nach letzterer, z. B. als V. Paar,
VI. Paar etc. bezeichnet werden. Diese 12 Nervenpaare brechen
nun an der Hirnbasis (von vom nach hinten gerechnet) in fol¬
gender Reihenfolge hervor;
1. der N. cUfactorius, II. der N. opticus, 111. der N. oculoniotorius,
IV. der N. trocJdearis, V. der N. trigeminus, VI. der N. abducens,
VII. der N. facialis, VIII. der N. acusticus, IX. der N. glossopha-
ryngeus, X. der N. vagus, XI. der N. accessoritts (WilUsii} s. recur¬
rens, XII. der N. kgpoghssus.
I. N. olfactorius.
Da man aus entwicklungsgeschichtlichen Gründen den Trac-
tus und Bulbus olfactorius als eine Art von vorgeschobenen Hirn¬
lappen {Lobus olfactorius) auf fassen muss, so kann man unter der
Bezeichnung Geruchsnerv, Nervtts olfactorius, nur die zahl¬
reichen Nervenfäden, Fila olfactoria, zusammenfassen, welche zum
Bulbus durch die Lamina cribrosa des Siebbeines von der Nasen¬
höhle her gelangen. Diese Nervenfäden besitzen kein Nervenmark,
. sie sind die centripetalen Fortsätze der Riechzellen der Nasen-
schleimhant. Ihr Verbreitungsbezirk erstreckt sich an der Scheide¬
wand und der lateralen Wand der Nasenhöhle bis etwa in die
Höhe des unteren R a n d e s d e_r mittlere n Muschel,
so dass also nur der oberste Teil der .Nasensctileimhaut imstande
ist, Geruchsempfindungen zu vermitteln (s. a. beim Gemchsorgan).
Die .Fila olfactoria stehen-im Coatact- mit den peripheren Fort-
^tzen der Rindenzellen des Rnlhns (MitralTellen), deren centri-
petale Fasern im Tractus olfactorius weiter laufen. V(»i ihm geht
eine Bahn, d\t Stria olfactoria lateralis, schon äusserlich sichtbar,
in die Spitze des Schläfenlappens, des Gyrus uncinatus, und noch
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.weiter in den Gyrus hippocampi hinein. Eine zweit^.
olfactoria mcdialis, ist nur ausnahmsweise heim Mpnsrh4i riputlirh;
sie geht in das frontale Ende des Gyrus cinguli s. Jütnkatus.
Zwischen beiden letzteren Striae liegt die nicht imimer deutliche
Stria intermedia. Bei Tieren mit ausgeprägtem Geruchssinn gehört
wahrscheinlich die ganze den Balken umfassende Randwindling
(Gyrus fomicatus und Gyrus hippocampi) dem Riecheentnun an.
Beide Riechlappen sind durch wenig zahlreiche Fasern verbunden,
welche als Teil der Commissura anterior von einer Himhälfte zur
anderen ziehen.
II. N. opticus.
Die beiden Sehnerven, Nn. optici, treten in Gestalt der
Tractus optici an der Himbasis hervor und bilden alsdann eine
Kreuzung, das Chiasma nervorum opHcorum, welches auf dem Sul¬
cus chiasmatis des Keilbeines gelegen ist. Diese Kreuzung der
_ Opticusfasem im Chiasma ist jedoch nur scheinbar eine vollstän¬
dige, da sjch der Faserverlauf in dem letzteren folgendermassen
gestaltet;
1. Nur die innersten (am meisten medial gelegenen) Fa-
^ sern des N. opticus kreuzen sich und werden daher auch
als Fibrae cruciutac bezeichnet. Auf diese Weise geht also ein
Teil der aus dem rechten Tractus opticus kommenden Fasern zu
dem linken, ein Teil der in dem linken Tractus gelegenen Fasern
zu dem rechten Augapfel hin und zwar zur nasalen Seite.^) 7^'
2. Die beiden 1 a t e r a 1 e n Winkel des Chiasma werden
durch Fasern eingenommen, welche man Fibrae directae benannt
hat, weil sie ^von dem Tractus opticus zu dem Augapfel _d e t_i _
selben Sei t e verlaufen und zwar zur temporalen Seite.
Der vordere Winkel des Chiasma wird durch die sogen, vor¬
deren Commissurenfasern, Commissura anterior s.
retinarum. ausgerundet, welche demgemäss von dem Bulbus
der einen zu dem Bulbus der anderen Seite ver-
laufen müssen. Indessen ist diese Bahn fraglich. Ebensö-Äiid
der hintere Winkel des Chiasma durch die hinteren Com-
^ni i s s u r enfasern, Commissura j)osterior s. tractuum, ausge-
l
/
Fagf ^llp OpfiriiRfa&prn gphpn nirht zur Retina Sondern kommen von da:
sie gehören bereits dem dritten Neuron an. Das erste sind die Stäbchen und
Zapfensehzellen, das zweite die biporalen Ganglienzellen (Retinaganglion) und
das dritte die multipolaren Ganglienzellen (Opticusganglion). Ihr centraler
Fortsatz bildet die Opticusfasern.
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456
rundet. Neuerdings werden diese beiden Commissuren als Com-
missura inferior (GUDDEN) und als Conimissura superior (MEYNERT)
bezeichnet. Beide haben nichts mit dem Sehen zu tun.
Vom Chiasma aus tritt der N. opticus (zusammen mit dir A.
ophthalmica) durch das Foramen opticum in die Augenhöhle hin¬
ein und zieht hierauf in deren Längsaxe, S-förmig gekrümmt, bis
zum Bulbus oculi, wo er sich ein wenig medianwärts vom hin¬
teren Pol desselben einsenkt. Vor anderen Nerven ist der N.
opticus durch den compliciertep Bau seiner Scheide ausgezeichnet,
an welcher man ein sehr derbes äusseres Neurilemm
als Fortsetzung der Dura, ein sehr zartes m i t tj eres Neuri¬
lemm als Fortsetzung der Arachnoidea und ein wiederum
derberes inneres Neurilemm als Fortsetzung der Pia
mater unterscheidet. Zwischen diesen drei Hüllen sind lymphati¬
sche intervaginale Räume gelegen, welche mit dem Sub¬
dural- und Subarachnoidealraume communicieren. Nach dem Ein-
tritte in die Retina verlieren die Opticusfasern i h r
Nervenmark, so dass sit* durchsichtig werden und somit die
Lichtstrahlen ungehindert zu den das Licht percipierenden Ele¬
menten des Auges, den Stäbchen und Zapfen, passieren lassen.
Verfolgen wir den Tractus opticuscere-
bralwärts . so spaltet er sich bereits bei seinem Verlaufe über
den Himschenkel in eine laterale und eine mediale Wur¬
zel. Die laterale grössere Wurzel des Tractus opti-
cus geht zum Corpus geniculatum laterale, ziirii
vorderen V i e r h ü g e 1 und zum P u 1 v i n a r des 1 hala-
mus opticus. In den Zellen dieser drei Ganglien enden wahr¬
scheinlich die Fasern der lateralen Tractuswurzel. Von diesen_
dreien wiederum gehen Fasern (Stabkranzfasem) durch den hin¬
teren Abschnitt des hinteren Schenkels der inneren Linsenkapsel
und das Marklager des Hinterhauptlappens lateral vom Hinter-
horne zur _Rinde desselben (S e h s t r ä hl u n g,' s. mmscnema,
rot vom Cuneus zum Corp. genic. latV Die mediale
kleinere Tractuswurzel geht zum Corpus geni-
_c u 1 a t u m mediale, wo sie zum Teil endet; ein Teil ihrer
Fasern läuft dagegen durch dasselbe weiter zum hinteren
V i e r h ü g e 1. Die beiden letztgenannten Hirnteile sind mm eben¬
falls durchs Stabkranzfasern mit der Rinde des Hinterhaupt-, viel-
Jeicht _auch des Schläfenlappens verbunden.
*) Die S-förmige Krümmung ist im hinteren Abschnitt der Nerven mit der
Convexität, im vorderen Abschnitte mit der Concavität nach lateralwärts gerichtet.
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457
Die partielle Kreuzung der Tractus optici hat zur Folge, dass
bei Laesion eines Tractus (z. B. des linken) die gleichseitigen Hälf¬
ten der Retina beider Augen (linkes Auge linke [temporale]
Hälfte; rechtes Auge linke [nasale] Hälfte) ihre Functionsfähig¬
keit verlieren. Nach Zerstörung beider Nervi optici gehen die
beiden Tractus mit Ausnahme der Onnmissura posterior zu Grunde
und im Anschlüsse daran werden die Corpora geniculata lateralia,
der vordere Vierhügel und das Pulvinar des Sehhügels atrophisch.
Wie die hinteren Commissurenfasem bleiben hierbei auch die
Corpora geniculata medialia und der hintere Vierhügel vollständig
intact. Sie sind also beim Sehakte direkt nicht beteiligt; ob sie,
wie man aus verschiedenen Gründen angenommen hat, mit dem
Hören Zusammenhängen, ist wahrscheinlich aber nicht sicher er¬
wiesen.
HI. N. oculomotoiius.
Über die Kerne des N. ocidomotorhts ist Seite 428 gesprochen.
vereinigten Fasern de.s Nerven kommen an der medialen Seite
^er Pedunculi cerebri zum Vorschein und treten jederseits nahe
dem Proc. clinoideus posterior in die obere Wand des Sinus
~ cavernosus ein. Hieraut dringt der Nerv zuerst durch die Fissura
orbitalis superior, dann durch die Ursprungsehne des M. rectus
lateralis in die Augenhöhle und spaltet sich endlich in einen o b e-
ren und einen unteren Ast, zwischen denen der N. nasocilia-
ris (vom I. Aste des Trigeminus) nach vorn und medianwärts
,hindurchtritt. _
Der obere Ast versorgt den M. rectus oculi sup. imd M.
levator naloebrae superioris. während der untere Ast zu
allen übrigen inneren Augenmuskeln geht, mit Ausnahme des
rectus lat, und M. obliquus sup., welche ihre eigenen Nerven
empfangen. Von dem unteren Aste des N. oculomotorius
Oan-
le Kurze Wurzel, die Radix brevis des _ _
n und .senkt sich in den hinteren unteren Teil des
letzteren ein.
Der N. oculomotorius ist ein rein motorischer Nerv,
denn selbst diejenigen Fasern, welche durch die Radix brevis zum
Ganglion cilmre und von diesem Ganglion aus durch die Nn. cili¬
ares breves zum Bulbus oculi gelangen, vereor^en_ in den^ letzt^
Das Ganglion ciliare ist eigentlich als ein sympathisches Ganglion
aulzufassen. Doch soll dasselbe (wie in aen 'rtKlsten aiialuiiiisclieii llaiiü'
büchern) der bequemeren Beschreibung wegen erst beim N. trigeminus näher
geschildert werden.
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458
ren Muskeln, und zwar: 1 ) den Verengerer der Pu p i 1 1 e, _
M. sphincter pupiUae, und 2) den Brücke *s che n~M u s k e 1, _
M. ciliaris s. tensor chorioideae, welcher durch seine Contractoi,.
die Äccommodation des Auges für die Nähe zustande bringt.
IV. N. trochlearis.
Der Ursprung des N. trochlearis ist Seite 428 abgehandelt.
Von der Urspnuigstelle aus verläuft der Nerv (der dünnste aller
Himnervenl zunächst lateral von den Pedunculi ce-
r e b r i nach vom und senkt sich alsdann in die Dura mater eftwas
medial von derjenigen Stelle ein, an welcher sich die vordere
Spitze des Tentorium befindet. Hierauf zieht der N.
trochlearis in der oberen Wand des Sinus cavernosus und
durch die Fissura orbitalis sup. zur Augenhöhle hinein und ge¬
langt zu dem einzigen Muskel, den er versorgt, dem _M.
obliquus oculi sup. s. trochlearis. von welchem der Nerv auch
seinen Namen hat.
»1,1
Die vier Himnerven, welche in die Wand als Sinus cavernosus ein-
treten und alsdann durch die Fissura orbitalis superior in die Augenhöhle
gelangen, sind folgendermassen zu einander gelegen. In der oberen
j -^Wflnd des Sinus cavernosus nimmt der III. Hirnnerv, der At ocuiomoioriüs,
den höchstgelegenen Platz ein. tU)enfäIls iil def öberai Waud, abei el\A/äs~~
mehr lateral, zieht der IV. Hirnnerv, der N. trochlearis, nzoh vorn. An derT
letzteren schliessen sich, schon in dW lateralen Wand des Sinus
cavernosus gelegen, der VI. Hirnnerv, N. abducens, und der erste Ast des
V. Himnerven. des trigeminus, an. Der Abducens liegt auerdings strengt
genommen nicht in der Seitenwand des Sinus, sondern medianwärts von der*
letzteren, indem er ebenso wie die Carotis int. von dem venösen Blute des
Sinus cavernosus umspült wird, ln Zahlen ausgedrückt, würden die vier
Hirnnerven also von oben und medianwärts nach unten und lateralwärts
in der Reihenfolge III, IV, VI und V gelegen sein. Weiter nach vnrn_
i;, (dicht vor der Fissura orbitalis sup.) findet^ jedoch eine Kreuzung
dieser Nerven in der Weise statt, dass aie mit T Peglnncnggfl
ven. d. h. der Trigeminus und Trochlearis, am höchsten liegen, in^
dem sie dicht nebeneinander in sagihaler Richtung (^aer N. trochlearis nie(§
der N. trigeminus latö-älT liber die beiden .IfhlRTgh Nerven hlh\)yegzi9i5i.
Es ist deswegen von Wichtigkeit, bei der Präparation der Augenhöhlen*
nerven zuerst mit dem N. trochlearis oder N. trigeminus zu beginnen, wenn
man es vermeiden will, den N. oculomotorius und N. abducens zu durch-
schneiden.
V. N. trigeminus.
Der N. trigeminus entsteht, wie auf Seite 429 dargestellt, mit
einer kleiner e n „m pl p r i s eben und einer grösseren
^ sensiblen Wurzel. Beide Wurzeln treten, zum N. trige¬
minus vereinigt, aber leicht in eine Portio minor und major trenn-
bar, zwischen den Fasern der Varolsbrücke aus, dort wo dieselbe
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in die Brachia pontis überzugdien anfängt. Der N. trigeminus
tritt weiterhin oberhalb der Spitze der Schläfenfaeinpyramide unter
die Dura mater, wo sich für ihn ein grösserer Raum, das Cavum
Mechdi. befindet^ welches in seiner Lage der beim Schläfenbeine
erwähnten Impressio trigemini entspricht. Hier im Cavum Meckelii
bildet der Nerv eine mit Gai^lienzellen versehene Anschwellung,
das Ganglion semüunare s. Gasseri, von welchem drei Äste aus¬
gehen, die man (nach der Richtung, welche sie einschlagen) als
ersten Ast oder Nervus ophtalmicus, als zweiten Ast,
Nervus maxUlaris s. supramaxillaris und endlich als dritten
Ast, Nervus mandibularis s. inframaxillaris, bezeichnet hat. , An
der Bildung des Ganglion nimmt nur die Portio major teil, die
Portio minor streicht unter demselben hinweg und gesellt sich
lediglich dem dritten Aste zu.^)
,^Ein jeder von diesen drei Ästen sendet nun einen sehr feinen
r ü c k 1 ä u f igen Zweig, N. recurrens s. tneningeus, in die
'Schädfilhöhle hinein, dem die Aufgabe zutällt, einen bestimmten
Bezirk der Dura mater mit s e n s ij» 1 e n F a,s e r n zu versorgen.
Der Recurrens des ersten Trigeminusastes, N.
tentorii s. N. recurrens Arnoldi, entspringt vor dem Eintritte des
ersten Astes in die Fiss. orbitalis sup. und hat insofern einen
eigentümlichen Verlauf, als er sich an den N. trochlearis anlegt
und in der Scheide dieses Nerven von vom nach hinten verläuft,
um zuletzt den Trochlearis wieder zu verlassen und im Tentorium
und den Landungen der nahe gelegenen Sinus zu enden. Der
Recurrens des zweiten Trig eminusastes, N.
meninaeus medius, entspringt von dem letzteren ebenfalls noch in
der Schädelhöhle, schliesst sich an den vorderen Ast der
A. meningea media und versorgt in Begkitung des letzte-
ren die Dura mater an dem vorderen und oberen Teile des Schä¬
dels. Der Recurrens des dritten Trigeminus-
a s t e s . N. svinosus, entspringt im Gegensätze zu den beiden an-
deren erst ausserha Lb der Schädelhöhle und geht mit der
A meningpa mpdia durch das Foramen spinpsum Jn jdie^lbe hin-
ein. Indem er den vorderen und hinteren Ast dieser Arterie be-
gleitet und mit dem vorigen Nerven anastomosiert, gibt er feine
Zweige zur Dura, ferner durch die Sut. petrosquamosa zur Aus¬
kleidung der Cellulae mastoideae, endlich (nach LUSCHKA) auch in
*) Die Ganglienzellen des Ganglion Gasseri haben einen Fortsatz, der sich
T-förmig teilt. Der periphere Fortsatz geht in einen der drei Aste, der centrale
in die Portio major, die in das Hirn eintritt (s. S. 429).
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die Substanz des Keilbeines hinein. Es sei hier der Vollständig¬
keit wegen gleich erwähnt, dass^die Dura mater der hinteren
Schädelgrube von einem rückläufigen Zweige des N.
g u s versorgt wird, den man als B. meningeus n. mgi be¬
zeichnet hat-O ^
Ein jeder von den drei Ästen des N. trigeminus steht ferner¬
hin während seines Verlaufes noch mit einem besonderen
Ganglion in Zusammenhang, in welches jedoch auch Zweige
von anderen Hirnnerven eintreten. Das Ganglion des er¬
sten Trigeminusastes ist das Ganolim ciliare, welches
innerhalb der Augenhöhle gelegen ist. Das Ganglion des
zweiten Trigieminusastes wird als Ganglion sphenooa-
latinum s. nasale bezeidmet, weil es nahe der Nasenhöhle in die
Fissura sphenomaxillaris eingebettet ist. Das Ganglion des
dritten Trigeminusastes heisst Ganglion oticum^ weil
dasselbe dicht unter dem Foramen ovale, also in der Nähe des
Gehörganges seinen Sitz hat.^)
ErsterAstdesTrigeminus.
Der erste Ast des Trigeminus,jr. ophthal^micus,
teilt sich gewöhnlich schon vor dem Eintritte in die Fissura orbi-
talis sup. in drei weitere Zweige, welche man als 1) N. frontalis,
2) N. lacrimalis, 3) N. nasociliaris von einander unterschieden hat.
,1 . Der N. frontalis, rein sensibel, verläuft auf dem M.
levator palpebrae superior^ cKcht unter dem Periost der Orbita
nach vorn, teilt sich jedoch sehr bald in zwei oder drei Zweige.
Seine Endverzweigungen erstrecken sich nach Durchbohrung des
M. frontalis über das Stirn- und Scheitelbein bis in die Nähe des
Hinterhauptbeines, indem sie die Haut dieser Gegend versorgen. *)
Als Zweige des N. frontalis sind zu nennen:
a) der N. supraorbitalis tritt durch die gleichnamige Incisur des
Stirnbeines in Begleitung der A. und V. supraorbitalis heraus
*) Alle eben erwähnten Xn. recurrentes sind von dem älteren ARNOLD
entdeckt worden, doch pflegt man nur den erstgenannten als N. recurrens
Amoldi zu bezeichnen.
*) Diese drei Ganglien werden jetzt allgemein als sympathische Ganglien
betrachtet. Es sind die Kopfganglien des Sympathicus. Ihre Zellen gleichen
denen der Sympathicusganglien. Nur für das Ganglion ciliare ist es fraglich, ob
es ein rein sympathisches Ganglion ist, da es bei manchen ^Tieren von Zellen
gebildet oder untermischt ist, die nicht sympathischer Natur sind.
*) Der Verbreitungsbezirk des N. frontalis entspricht also jenem Teile
der behaarten Kopfhaut, welcher so häufig den Sitz vorzeitiger Kahlköpfig¬
keit darstellt.
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— 461 —
und versorgt die Haut der Stim und des Scheitels mit s e n-
/,) s i b 1 e n Fasern. R. frontalts, tritt
mitunter durch die Incisura frontalis des Stirnbeines hindurch
und gesellt sidi zu der A. und V. frontalis, um alsdann den
s/
mehr medialen Teil der Stirn zu versorgen.^ )
Der N. supratrochlearis löst sich schon früh vom Stamme /yi<
ab, tritt oberhalb der Trochlea des M. obliquus sup. zur ^ , y
Augenhöhle heraus und sendet einem kleinen Hautbezirk am I f
medialen Augenwinkel und oberen Augenlide sensible
Fasern zu. y.j.j .
2. Der N. lacrimalis zieht in Begleitung der A. und V. lacri- '
malis ziemlich dicht unter dem Periost (etwa an der Grenze zwF-
schen oberer" und lateraler Orbital wand) zur Tränendrüse
_ welche er mit s e r r elo-T is-c h e n 4^ a s e r n versorgt. Ausser-
dem treten verschiedene Zweige des N. lacrimalis zum Teil durch
die Tränendrüse, zum Teil neben derselben aus der Augenhöhle
heraus,, um den lateralen Augenwinkel mit sensiblen Fasern
zu versorgen. Ein andweF Zweig des FT "lacrimalis bildet dne
J7A nastomose mit dem N. zygomaticus’s. subcuta - <
n e u s m a 1 a e, welche zwischen dem M. rectus lat, und der läteT
ralen Wand der Orbita gelegen ist. In dieser Anastomose ziehen
vom N. zygcwnaticus ebenfalls secretorische Fasern zur Tränen-
^.^drüse. Doch wird von verschiedenen Autoren auch dem
Sympathicus eine secretorische Wirkung auf letzteres Organ zuge¬
schrieben.
3. Der N. nasociliaris, rein sensibel, wird so bezeich¬
net, weil er erstens die Nasenhöhle und zweitens durch die Nn.
ciliares den Augapfel versorgt. Nachdem der Nerv die Ürsprung-
sehne des M. rectus lat. durchbohrt hat, zieht er zunächst zwi-
sehen dem oberen und unteren Aste des Oculomotorius, hierauf
über dem N. optijcus (zwischen ihm und dem M. i^tus sup.)
zur medialen Wand der Orbita hin. Hier verläuft er neben der A.
ophthalmica etwa in einer Verbindungslinie zwischen dem For.
ethmoidale ant. imd post, nach vom, um sich schliesslich in seine
beiden Endzweige, den N. infratrochlearis und N. ethmoidalis ante¬
rior zu spalten. Die Zweige des Nasociliaris sind:
a) Die lange Wurzel, Badix longa, zum oberen Teile des
Ganglion ciliare, in welches dieselbe von hinten eintritt, und
In vielen Handbüchern findet man die Bezeichnungen iV.SMj>raor6i-
talis und N. frontalis identisch gebraucht; die hier gewählten Bezeichnungen
entsprechen den durch die B. N. A. festgelegten.
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462
welchem sie sensible Fasern für den Bulbus oculi
zuführt (s. weiter unten).
b) Ein oder zwei Nn. ciliares longi verlaufen längs der oberen
oder auch lateralen Seite des N. opticus ziun Augapfel, in
dessen hinteren Abschnitt sie eintreten. Nach Dxurchbohrung
der Sclera ziehen diese I^ryen zwi^en Sclera und -Chonoi-
dea zum vordersten Teile des Bulbus, indem sie schliesslich
die Cornea mit sensiblen Fasern versehen.
c) Der N. efhmoidalis posterior s. sphenoethmoidalis ist ein kleiner
inconstanter Nerv, welcher mit der A. und V. eth-
moidalis post, durch das For. ethmoidale post, in die Nasen¬
höhle dringt und dort — wie dies in seinem Namen hegt —
die hinteren Siebbeinzellen und die Keilbeinhöhle mit sen¬
siblen Fasern versorgt.
d) Der N. ethmoidalis anterior, ebenfalls rein sensibel, geht
mit der A. und V. ethmoidalis ant. durch das For. ethmoi¬
dale ant. zuerst in die Schädelhöhle und alsdann
o durch die Lamina cribrosa in die Nasenhöhle hinein. Hier
j gibt er ab: a) einen R. lateralis zur Schleimhaut der "Sieb-
/ iuj i;V. (^-bcinrouscheln (wahrscheinlich auch der Stirnhöhlen und vor-
( ’ ' iH 4. Siebbeinzellen); 0) einen E. medialis zum vorderen
,v oberen Teile der Nasenscheidewand; y) den E. externus s.
ahtenor, welcher in einer kleinen Furche an der hinteren
Fläche des Nasenbeines (s. S. 47) bis zur Haut des Nasen¬
rückens und der Nasenspitze hinzieht.
e) Der N. infratrochlearis geht unterhalb der Trochlea des M.
obliquus sup. aus der Augenhöhle heraus und versorgt aie
Gegend des medialen Augffl winkeis (auch Tränensack und
_ Conjunctiva mit sensi bien Fasern. _ _
Die Verzweigungen des ersten Trigeminusastes
sind also sämtlich sensibler Natur — abgesehen von
dem N. lacrimalis, welcher wahrscheinlich mit einem Teile seiner
Fasern auch die Tränendrüse versorgt.
Das (Innglion ciliare (s. auch die Anm. S. 457 u. 460) liegt in dem
spitzen^ Winkel, welchen der N. opticus mit dem M. reotus latera¬
lis bildet, d. h. also lateral von dm N. opticus, und ist ein grau¬
rötliches, etwas durchscheinendes plattes Knötchen von nahezu
vierseitiger Form. Die von hinten in das Ganglion eintreten¬
den Nerven werden als Wurzeln desselben bezeichnet und foigen-
dermassen unterschieden:
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1. Die Radix brevis vom N. oculomotorius ist kurz und dick,
tritt in den hinteren unteren Winkel des Ganglion ein und
führt demselben motorische Nervenfasern zu, welche den M,
sphincter pupillae und/M. tensor chorioideae ' innervieren tsiehe
S. 458). ^ ^
2. Die Badix media s. sympathica kommt von dem sympathi¬
schen Geflecht, welches die A. carotis interna umspinnt. Diese
Wurzel ist wohl niu: sehr selten macroscopisch durch Präparation
darzustellen, so dass es den Eindruck macht, als ob dieselbe für
gewöhnlich gänzlich fehlt. Indessen ist die Tatsache darauf zurück¬
zuführen, dass die Wurzel fast immer statt aus einem stärkeren
aus mehreren schwachen Fäden besteht, welche einzeln nicht mehr
leicht wahrnehmbar sind. Die Radix media senkt sich ebenfalls
in den hinteren Teil des Ganglion ein xmd besteht aus S v m-
pathicusfasern. welche weiterhin den M. dilatator pupillae_
3. Die Badix longa vom N. nasociliaris tritt in den hinte¬
ren oberen Teil des Ganglion ein und führt dem Bulbus oculi
sensible Fasern zu. _
, Aus dem vorderen Teile des Ganglion ciliare brechen als
Äste desselben 3—6 Nn. ciliares breves hervor, welche in der
Umgebung des Opticus (meist lateral und nach imten vor dem¬
selben)^ zum_Biilbus_ogaU_yei1autoLjyid_^de_die_Nm_cüi^^
zwischen Sclera und Chorioidea (in der sogen. Lamina supracho-
i'ioidea) unter Bildung eines vielverzweigten Plexus nach' vom
ziehen, um in dem Corpus ciliare, der Iris und Cornea zu enden.
Auch die Arterien der Chorioidea erhalten von diesem Plexus _
Zweige. Die Nn. ciliares breves führen gemischte Fasern, welche
sich aus den drei Wurzeln des Ganglion zusammensetzen.
Zweiter Ast des Trigeminus. ■
Der zweite Ast des Trigemin u s , N. maxiUaris
s. supramaxillaris. geht durch das For. rotundum aus der _ Schä-,
delhöhle und teilt sich in Fiss. sphenomaxillaris in drei ZweigCj^
nämlich: 1) den N. infraorbitalis; 2) den N. zygomaticus s. sub-
cutaneus malae, der jedoch vielfach erst innerhalb der Augenhöhle
von dem N. infraorbitalis entspringt und demzufolge auch als
Zweig des letzteren beschrieben ist; 3) die Nn. sphenopalatini s.
pterygopalatini.
1. Der N. infraorhitalis (gänzlich aus sensiblen Fasern
zusammengesetzt) verläuft durch die Fissura orbitalis inf. nach
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der Augenhöhle und gelangt hier zuerst in den Sulcus und dann
in den Canalis infraorbitalis, dwch dessen vordere Mündtmg er
zur Gesichtshaut tritt. -Der Nerv wird von der A. infraorbitalis
begleitet, deren Zweige sich ebenfalls an die gleichnamigen Zweige
des Nerven anschliessen. Die Äste des N. infraorbitalis sind:
j a) Feine Hr. gingivales und buccaUs verlaufen zum Teil an der
■ y / Aussenfläche des Oberkiefers, zum Teil als Zweige der fol¬
genden Nerven durch kleine Knochenkanälchen zum Zahn¬
fleisch und zur Wangenschleimhaut.
/■ b) Die hinteren, mittleren undvorderen Ober-
^ „ k i e f e r n e r V e n Nn. alveolares superiores posteriores, medii
" ’ v'f/’ jv und anteriores, verlaufen in den nach ihnen benannten Kanäl-
y " chen des Oberkieferbeines (s. S. 51) bis zu den Zahnwurzeln,
welche sie in Form eines Geflechtes, des sogen. Plexus den-
talis Superior, umspinnen. Von diesem Plexus treten die
oberen Zahnnerve n. Nn. dentales superiores, in die
Zahnwurzeln. Die Nn. alveolares supp, postt. versorgen so die
Molarzähne (wahrscheinlich auch die Schleimhaut der High¬
morshöhle), die Nn. alveolares supp, medii die Praemolar-
zähine und die N. alveolares supp. antt. die Eck- und Schneide¬
zähne des Oberkiefers. Von den letztgenannten Nerven trennt
sich ein B. nasalis ab, um die Nasenschleimhaut in der Nähe
der Mündung des Tränenganges zu versorgen. Nach BOCH-
DALE/i^sollte in den vordersten Teil des Plexus dentalis das
kleine Ganglion supramaxUlare eingeschaltet sein; indessen
. konnte ein solches Ganglion von ARNOLD und HENLE hier
nicht aufgefunden werden.
, , • J/ c) Die Gesichtsäste, Br. faciales, des N.‘ infraorbitalis
' Ij ' entspringen nach dem Austritte desselben aus dem Canalis
infraorbitalis und gehen als Nn. palpebrales inferiores zum
unteren Augenlide, als Nn. nasales subcutanei zur Haut an
der Seitenfläche der Nase und alsiVn. labiales superiores zur
Haut der Oberlippe. Die letzteren bilden mit den Zweigen
des N. facialis ein Geflecht, welches man als Pes anserius
minor oder auch als Plexus infraorbitalis bezeichnet hat.
2. Der N. zvaomaticus s. subcutaneus malae tN. orbitalis von
HENLE) tritt in Begleitung der gleichnamigen Arterie imd Vene
durch die Fiss. orbitalis inferior in die Augenhöhle und dringt
alsdann in den Canalis zygomaticus des Jochbeines ein (s. S. 49),
? wo er sich in den Bamus zygomalico facialis unA zygomaticotempora-
lis spaltet. Der N. zygomaticofacialis tritT durch den gleichnami-
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gen Kanal an der Gesichisfläche des Jochbeines, der N. zygomatico-
temporalis durch den gleichnamigen Kanal an der Schläfenfläche
des Jochbeines hervor. Beide Nerven versorgen kleine Hautbe¬
zirke der Wangen- und Schläfengegend mit sensiblen Fasern.
Innerhalb der Augenhöhle geht der N. zygomaticus mit dem N. -f. "
lacrimalis eine constante Anastomose ein, welche dem letz- '
teren secretorische Fasern für die Tränmidrüse zuführt.
(s. S. 461).
3. Die Kn. sphenopalatini fauch als Nn. pterifgopalatini s, pa- ^
latini descendentes bezeichnet, sind gewöhnlich in doppelter^ahl ,
vorhanden und steigen durch den Canalis pterygopalatinus mit den
gleichnamigen Blutgefässen zum Gaumen hinab. Schon in diesem
Kanäle erfolgt eine Teilimg dieser Nerven in folgende drei Zweige:
a) Der Nupalatinm. anteriort.iriit dtmch das For. palatinum
majus s. pter^opalaünum heraus und teilt sich in mehrere
Zweige, welche die Gaumenschleimhaut mit sensiblen
Fasern versehen. Noch aus dem Can. pterygopalatinus schickt
der N. palatinus ant. die Nn. nasales posteriores inferiores (N.
nasales inff. laterales) durch Knochenkanälchen in die Nasen¬
höhle, wo sie die Schleimhaut der unteren Muschel und der
beiden unteren Nasengänge mit sensiblen Fasern ver¬
sorgen.
b) Der N. palatinus niedms s. lateralis (ebenfalls sensibel)
geht durch einen der Canales palaüni (s. S. 57) zur Schleim¬
haut der Tonsille und des Gaumensegels!
c> Eier NMiolatinüs- posteriorejgtht wie der vorige durch einen V.
der Canales palatini hindurch und versorgt mit motori¬
schen Fasern (aus dem N. petrosus superf. major (s. u.
sämtliche Gaumenmuskeln mit Ausnahme des M. lehs'ör 'veli
palatini. ~ '.rrrr . . ..
Das Ganglion sphenopalatinum s. nasale (rhinictun, spheno-
maxillare, Meckeli) wird von den Nn. spheno- s. pterygopalatini
vollständig durchsetzt und ist in der Fiss. sphenomaxillaris ge-~
legen.
Als Wurzeln des Ganglion muss man folgende Zweige
beh-achten:
1. den ober h a 1 b des Ganglion gelegenen Teil der Nn.
sphenopalatini;
2. den N, canalis pterijroidei s. N. Vidignus, welcher sich aus
dem N. petrosus superficialis maior und dem N. petrosus profundus
Broesike, Anatomie. 9. Aull. 30
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maioT (s. Fig. 1, S. 43) .zusammensetzt und sich, durch den Can.
pterygoideus hindurchtretend, von hinten her in das Ganglion
einsenkt.
Der N. petrosus superficialis major verlasst am Ganglion geniculi den N.
facialis und geht zum GangliorfftWfllrtff* durch welches seine rasem hin-
durchtreten, um in der Bahn der Nn. sphenopalatini zum Gaumen zu ge¬
langen, wo sie in Gestalt des oben besduiebenen N. palatimis post, sämt¬
liche Oaumenmuskeln (mit Ausnahme des M. tensor veli palatini) versorgen.
Der K vetrosus nrofundus maior kommt vom sympathischen Geflehte
der Carotis interna, und seine Fasern gehen vielleicht durch das Gan¬
glion nasale zu ~gen Drüsen der Nasenschleimhaut hin.
Als Äste des Ganglion nasale müssen folgende Nerven¬
zweige bezeichnet werden:
1. der unterhalb des Ganglion gelegene Teil der A*»?.
sphenopalatini (s. oben);
2. die Rr. orbitales (A^n. sphenoethmoidales s. ethmoidales postl.)
stellen nach Luschka zwei bis drei feine sensible Zweige dar,
welche durch die Fiss. orbitalis inf. in die Augenhöhle und hier¬
auf mit der A. und V. ethmoidalis post, (sowie mit dem N. eth-
moidalis posterior vom ersten Aste des Trigeminus) durch das
For. ethmoidale post, zu den hinteren Siebbeinzellen und zur
Keilbeinhöhle gehen;
3. die Nn. nasales superiores postt. laterales gehen in Be¬
gleitung der gleichnamigen Blutgefässe durch das For. spheno-
palatinum in die Nasenhöhle hinein und versorgen die ScEleim-
haut in der Gegend der beiden oberen Muscheln mit s e n- ~
siblen Zweigen;
Feine Zweige, die Rr, pharyngei, ziehen von diesen Nerven aus zwi¬
schen Keilbeinkörper und Proc. sphenoidalis des Gaumenbeines zur Schleim¬
haut des Pharynxgewölbes hin.
4. die Nn. nasales suvv. mstt. mediales (Nn. septi narium)
gehen wie die vorigen mit den gleichnamigen Gelassen durch das
For. sphenopalatinuin in die Nasenhöhle hinein und gelangen als¬
dann zurblas^cheidewand, welche sie ebenfalls mit sen¬
siblen Zweigen versehen. Unter den Nn. septi narium ist
durch seine Stärke der N. nasopalatinus (Scarpae) ausgezeichnet,
welcher in einer besonderen Furche des Vomer bis zum Canalts
incisivüs^näclTäbwärts^ zieht und in dem letzteren mit dem vor¬
deren Zweige der Nn. sphenopalatini (s. S. 465) anastcmiosiert.
De rzweite Ast des N. tri g e m i n u s ist also seiner
Hauptmasse nach ein s e n s i b 1er Nerv; die wenigen moto-
rischen Fasern, welche ihm beigemischt sind, werden ihm durch
den N. i)etrosus jnperficiaUs major vom Facialis aus zugeführt^
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Dritter Ast des Trigeminus.
Der dritte Ast des Trigeminus, N. mandibularis
s. inframaxillaris, verlässt die Schädelhöhle durch das For. ovale
und teilt sich hierauf in den oberen Ast, TZ. superior s. N.
masticatorius s. crotaphiticobuccinatorius, welcher im Wesent¬
lichen motorische, und den unteren Ast, B. inferior
welcher im Wesentlichen sensible Fasern enthält.
I. R. superior (N. crotaphiticobuccinatorius s. masticatorius).
Der N. masticatorius gibt ausser Zweigen für sämmtliche
Kaumuskeln als einzigen sensiblen Nerven den AC
bucänatoritts ab. Seine Zweige, welche stets von den gleichnami¬
gen Blutgefässen (aus der A. und V. maxillaris int.) begleitet sind,
heissen folgendermassen:
1. Der N. masselericus geht über den M. pterygoideus ext.,
dann durch die Inc. mandibularis des Unterkiefers zum M.
masseter hin.
2. Die Nn. temporales irrofundi (gewöhnlich doppelt oder auch^^^'-
dreifach) verlaufen zuerst dicht unter dem Planum infratemporale ? ; -f .
(s. S. 35), dann auf dem Planum temporale nach aufwärts zum
M. temporalis hin.
3. Der N. vterugoideus externus (ebenfalls für den gleichnami¬
gen Muskel bestimmt) entspringt meist von dem N. buccinatorius,
während der letztere den M. pterygoideus ext. durchsetzt.
4. Der N. pterpcioideus internus entspringt an der medialen Seite
des Hauptstammes und senkt sich in die mediale Seite des M.
pterygoideus int. ein.
5. Der N. buccinatorius (der einzige sensible Nerv dieser
— Gruppe! durchbohrt entweder den M. pterygoideus ext. oder geht
unter demselben hindurch, um sich zwischen letzterem Muskel und
dem M. temporalis zur_ Aussenfläche des M. buccinator zu be¬
geben. in dessen Fascie er eingelagert ist. Seine Zweige durch¬
bohren grösstenteils den M. buccinator, ohne ihn zu ver¬
sorge n,i) und gelangen zur Schleimhaut der Mundhöhle. An¬
dere Zweige ziehen zur Haut der Backe und des Mundwinkels
und anastomosieren mit Zweigen des N. facialis.
*) Der M. buccinator wird nach Henle, Schwalbe u. A. ebenso wie
alle Übrigen Oesichtsmuskeln ausschliesslich vom N. facialis ver¬
sorgt. Nur HYRTL vindiciert dem N. buccinatorius teilweise motorische
Fasern für den ebengenannten und einzelne andere Gesichtsmuskeln.
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11. R. inferior.
Der Ju inferior. dritten Trigeminusastes ist im W e s e n t-
1 i c h e n s e n s i b 1 e r N a ^ r. Von allen seinen Zweigen ist
nur der N. mylohyoideus motorisch. Ausserdem sind dem R.
fnferior^^nöch s e~cr et o r Ts c B'e^limT Oeschmacksner~^
V e n beigemischt (s. den N. auriculotemporalis und N, lingudlis).
Seine 3 Zweige sind:
1. Der N. auriculotemporalis entspringt oft mit zwei- Wurzeln
welche die A. meningea media umfassen. Er zieht über der A.
maxiiians int. zunächst an der medialen Fläche des M. ptery-
goideus ext., sodann an der medialen Fläche des Unterkieferhalses
nach unten und hinten, biegt sich hierauf hinter dem Unterkiefer¬
halse lateralwärts, endlich vor dem Ohr und dicht hinter der A.
und V. temporalis superf. nach aufwärts, mit deren Verzweigun¬
gen er sich schliesslich an der Haut der Schläfe verästelt. Von
ihm gehen folgende Nebenzweige aus:
a) Feine sensible Br. articulares zum Kiefergelenk.
,b) Eine constante Anastomose mit dem Ganglion oticum]
I diese Anastomose führt dem N. auriculotemporalis von dem
1 eben genannten Ganglion secretorische Fasern zu,
/ welche nach HEIDENHAIN durch den N. oetr. superT. minor
' vom N.alossopharynqeus herkommen (s. Fig. 1, S. 43 u. 44)
und
c) durch die Rr. parotidei des N. aiuiculotemporalis zur Ohr-
Speicheldrüse ziehen.
d) Eine constante Anastomose mit dem N. facialis, welche
den Zweigen des letzteren sensible Fasern zutühr^.
e) JSn. meatus audiiorii externi, sensibel, durchbohren den
Gehörgang an der Grenze zwischen dem knorpeligen und
knöchernen Teil und versorgen die Innenhaut an der vor¬
deren und oberen Wand desselben. Ein B. membranae
i^tympani geht längs der oberen Wand des Gehörganges zum
Trommelfell.
f ) Die Nn. auriculares anteriores, s e n s i b 1 e Zweige zur Haut
am vorderen Rande des Ohres.
g) Der E n d a s t , N. temporalis superficialis, verläuft mit der
gleichnamigen Arterie zur Haut der Schläfe, welche von
seinen Zweigen mit sensiblen Fasern versehen wird.
_ 2. Per_ N. alveolaris inferior s. mandibularis (im engeren Sinne)
verläuft zunächst zwischen beiden Mm. pterygoidei, dann zwischen
dem Unterkiefer und dem Lig. sphenomandibulare desselben in
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Begleittmg der gleichnamigen Arterie und Vene (aus der A. und
V. maxillaris int.) zum Can. mandibularis, welchen er seiner gan¬
zen Länge nach durchzieht, tun schliesslich als N. mentalis
zum Gesicht zu gelangen. Auf diesem Wege gibt der Nerv fol¬
gende von den Zweigen der eben genannten Blutgefässe begleitete
Nebenzweige ab:
a) Den N. mylohyoideus, fast gänzlich motorisch; er verläuft
an der unteren Fläche des M. mylohyoideus im~Sulicus mylo¬
hyoideus des Unterkiefers und versorgt den M. mylohyoideus
und den vorderen Bauch des M. digastricus mandibulae.^)
b) Die Nn. dentales inferiores, sensibel; sie gehen innerhalb
des Unterkieferkanales zu den Zähnen, deren Wurzeln sie
vorher mittels eines Geflechtes, des Plexus dentalis inferior,
umspinnen. Feine Br. gingivales gehen durch die Knochen¬
substanz zum Zahnfleisch des Unterkiefers.
c) Den E n d a s t , N. mentalis, ebenfalls sensibel; er teilt
sich bald nach seinem Austritt aus dem for. mentale in eine
Anzahl von Zweigen für die Haut des Kinnes und der Un¬
terlippe (Rr. mentales und labiales inferiores).
_ 3. Der N. linaucUis verläuft (vom und medial von dem vori¬
gen Nerven) zunächst ebenfalls zwischen den Mm. pterygoidei ext.
- und int., dann zwischen letzterem Muskel und dem vorderen
Rande des Unterkieferastes zum Seitenrande der Zungenwurzel,
wo er von dem dicht unter der Mundschleimhaut gelegenen Duc¬
tus Whartonianus überkreuzt wird. In den Nerven senkt sich von
hinten her die Chorda tympani ein, welche vom N. facialis (Gan¬
glion geniculi) herstammt und dem N. lingualis secretori-
sche Fasern für zwei Speicheldrüsen (die Glandula submaxil-
lari.s lind suhlinyualis) nebst Geschma£k.sfasern jPür den vorderen
Teil der Zunge zuführt. Der N. lingualis giBT abl
welche der Glandula submaxillaris die aus
der Chorda stammenden secretorischen Fasern zu¬
führen. In den Verlauf dieser Zweige ist dicht hinter der
eben erwähnten Kreuzungstelle imd unterhalb des N. lingua¬
lis das Ganglion suhmaxillare s. linguale eingeschaltet.
b) Rr. sublinguales, welche der Glandula sublingualis ebenfalls
die secretorischen Chordafasera zuführen, aber auch
‘) Wie man sieht, werden vom N. trigeminus nicht allein die Kau¬
muskeln, welche den Kieferschluss, sondern auch die beiden Mus¬
keln versorgt, welche hauptsächlich die Kieferöffnung bewirken.
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sensible Zweige zum Zahnfleisch des Unterkiefers {Rr. mandi¬
bulares von Henle) und zum Boden der Mundhöhienschleim-
haut abgeben, ebenso Zweige zum Isthmus faucium, Br.
isthmi faucium.
c) t)ie 1: n d ä s t e zur Zungenschleimhaut, Br. linguales, welche
im Wesentlichen sensibler Natur sind, also die Schmerz¬
empfindungen der Zunge fortleiten. Doch sind in den Rr.
linguales auch Qiordafasem enthalten, welche die Ge¬
schmacksempfindungen für den vorderen Teil der
Zunge vermitteln.
Das Ganglion octicum (auriculare s. Amoldi) ist dicht unter
dem For. ovale an die mediale Seite des dritten Trigeminusastes
angeheftet und zwischen letzterem und der. Tuba Eustachii gelegen.
Als Wurzeln des Ganglion oticum sind zu betrachten;
1. Verbindungszweige, durch welche das Ganglion
mit dem Stamme des III. Astes, insbesondere dem N,
pterygoideus int, verbunden ist. Von letzterem Nerven wird das¬
selbe sogar häufig durchbohrt.
2. Der N. petrosus superficialis minor (s. S. 43, Fig. 1), durch
welchen nach HEIDENHAIN dem Ganglion secretorische _
Fasern vom N. glossopharyngeus zugeführt werden, die zunT^^
N. auriculoteniporalis und durch dessen Rr. parotidei zur Parotis
gelangen (s. S. 468).
Als Äste des Ganglion oticum sind zu bezeichnen:
_ 1. Die soeben genannten secretorischen Verbin¬
dungszweige zum N. auricuiotenipordtis ;
2. ein motorischer Zweig ^üm M. fensor tympani;
3. ein motorischer Zweig zum M. tensor veli palcUini.
Der dritte Ast des Trigeminus ist also ein ge¬
mischter Nerv, d. h. aus motorischen imd s e n -
siblen Fasern zusammengesetzt. Die Geschmacks-
nerven und secretorischen Fasern für die Speicfael-
drüsen, welche derselbe enthält, werden ihm durch den N. petrosus
superfic. minor vom Glossopharyngeus und durch die Chorda
tympani vom Facialis zugeführt. Indessen auch die Chordafasern
gehören — wie dies weiterhin erörtert werden wird — nicht
eigentlich dem Facialis an, sondern kommen vom Ganglion
geniculi, so dass also höchst wahrscheinlich die Inner¬
vation sämtlicher Speicheldrüsen und sämt-
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lieber Geschmacksempfindungen sich sozu¬
sagen in einerHand befindet, d. h. allein dem
Kerne des N. glossopharyngeus zusteht.
VI. N. abducens.
Der N. abducens, von dessen Ursprung Seite 430 die Rede war,
- tritt am hinteren (unteren) Rande der Varolsbrücke heraus. Zwi-
schen der Spitze der Schläfenbeinpyramide und dem lateralen Rande
des Dorsum sellae (medial vom Trigeminus) bohrt sich der Nerv
alsdann in die Dura mater ein und zieht zunächst durch den Sinus
cavernosus (in der Nähe seiner lateralen Wand), dann durch die
Fiss. orbitalis sup. in die Augenhöhle hinein. Nachdem er den
Ursprung des M. rectus lateralis durchbohrt hat,__«nkt er sich in
die mediale Fläche jiies^ Muskels ein und versorgt denselben aus-
schliesslidi' ÄBg^hen von einigen feinen Verbindungszweigen
mit dem sympathischen Geflechte der Carotis int. ist der N. ab¬
ducens also als r e i n motorische r Nerv zu bezeichnen.
VII. N. facialis.
Der Gesichtsnerv, N. facialis, über dessen Herkwnmen
Seite 431 nachzulesen ist, tritt, etwa idem Übergange zwischen
-Brücke und Brückenschenkel entsprechend, medial vom Flocculus
ans d***' Hirnsubstanz heraus. Dicht neben der lateralen Seite des
Facialis kommt auch den N. acusticus an der Hirnbasis zum Vor¬
schein.
Die beiden soeben genannten Nerven treten hierauf mit der
A. und V. auditiva int, in den Porus acusticus int, ein und trennen
^ sich alsdann, indem der Acusticus zum Laoynnm zieht. Während
^ der Fariali.s in den Fallopischen K a n a 1 des Schläfen-
_ beincs eindringt. Der N. facialis verläuft in diesem Kanal ^UfläChSt
(dicht oberhalb der Übergangstelle des Vestibulum in die Schnecke)
nach vorn und lateralwärts. um in der Gegend des
Hiatus canalis facialis eine knieförmige Umbiegung zu bilden,
in welcher das Ganglion geniculi gelegen ist. Von dem Knie zieht
der Nerv zunächst dicht über der Fenestra ovalis nach hin¬
ten und lateralwä r t s , hierauf im Bogen nach abwärts,
um das Schläfenbein durch das For. stylomastoideum zu verlassen.
Nach seinem Austritte aus dieser Öffnung dringt der N. facialis
in die Substa n z d e r Parotis ein und verläuft in der
letzteren lateral von der Carotis ext. zum Gesicht, wo er sich bald
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in zwei grössere Äste, einen oberen, den R. temporofacialis. und
einen unteren, R. cervicofacialis. spaltet. Die Zweige dieser bei¬
den Hauptäste bilden vermittels zahlreicher Anastomosen unter ein¬
ander ein Geflecht, welches grösstenteils in der Parotis gelegen
ist und als Plexus parotideus s. Pes anserinus major bezeichnet
wird.
Die Äste des N. facialis kann man in zwei Gruppen einteilen,
nämlich: 1) Äste, welche während seines Verlaufes im Schläfen¬
beine, intracranieller Verlauf, und 2) Äste, welche nach seinem
Austritte aus demselben, extracranieller Verlauf, entspringen.
Facialisäste während seines Verlaufes im
Schläfenbeine.
1. Der N. intermedius (Portio intermedia Wrisbergi) bildet eine
scheinbare Anastpmose zwischen dem N. facialis und acusticus,
welche innerhalb des Meatus ariKtinis int^gelegen ist. Die Ana-
stomose muss deswegen als scheinbar bezeichnet werden, weil der
N. intermedius juir-eioe— Sehleif&- zum Acusticus -bildet, deren
sämtliche Fasern wieder zum Facialis zurückkehren.
Eine Anzahl von neueren Untersuchungen machen es wahr¬
scheinlich, dass der N. intermedius vom Ganglion geniculi her¬
stammt. . Seine centralen Fasern bilden den N. intermedius, seine
peripheren gehen in enger Verbindung mit dem N. facialis durch _
den Fallopischen Kanal, um schliesslich mit allen Fasern i n die _
Chorda tympani überzugehen ts. sub 5).
2. Der N. petrosus superficialis major geht in der Gegend des
Ganglion geniculi vom Facialis aus„ tritt durch den Hiatus canalis
faciajis heraus und verläuft hierauf in der für ihn bestimmten _
J^urche an der vorderen oberen Fläche der Schläfenbeinpvramide _
bis zumJFor._ lacerum hin. Durch das letztere gelangt der Nerv
in den Canalis pterygoideus, wo er mit dem N. petrosus profun-
dus major zusammen den N. pterygoideus (Vidianus) bildet. Seine
Fasern (s. S. 43 Fig. 1) gehen weiterhin zum Ganglion spheno- _
palatinum (nasale) und schliesslich durch das letztere hindurch in
der Bahn der Nn. sphenopalatini (pterygopalatini) zum Gau-
men, wo sie sämtliche Gaumenmuskeln versorgen (mit Aus¬
nahme des M. tensor veli palatini, welcher einen Zweig yom_Gian-
glion oticum bekcmunt).
Wenn sich bei Facialislähmungen der Sitz der Erkrankung cerebral-
wärts vom Ursprünge des N. petrosus superficialis major befindet, hat man
infolgedessen eine Schiefstellung des Gaumensegels mit Ab¬
weichung nach der gesunden Seite beobachtet. Ausser den eben erwähnten
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motorischen Fasern soll dieser Nerv auch noch sensible Fasern
enthalten, welche in der Bahn desselben vom Ganglion nasale zum Facialis
verlaufen und die Empfindlichkeit der Fadaliszweige gleich nach seinem
Austritte aus dem For. stylomastoideum bedingen würden.
3. Eine Anastomose vom Oansrlion eenicuU zum N.
petrosus superficialis minor führt diesem Nerven Fasern zu, welche
wahrscheinlich in der Bahn desselben zum Ganglion oticum ge¬
langen.
Was^ aus diesen Fasern wird, weiss man nicht. Man konnte vermuten,
dass dieselben aus dem Ganglion in den eben erwähnten M. tensor veli
palatini übergehen, so dass schliesslich alle Gaumenmuskeln vom Facialis
versorgt werden würden. Oder es könnten auch durch diesen Nerven vom
Facialis secretorische Fasern zunächst zum Ganglion oticum und dann durch
Vermittelung des N. auriculotemporalis zur Parotis gelangen.
4. Der JT. -entspringt bereits von dem absteigenden
Teile des Facialis und geht durch ein kleines Knochenkanälchen
zu dem M. stapedius hin.
5. Die Chorda tympani entspringt im unteren Ende des Fallo-
pischen Kanales, zieht hierauf unter einem nach aufwärts
convexen B o g e n zwischen Hammer und Ambos, d. h. also
Jich durch die Fissura GlaserL heraus, um sich a
ie vordere Flälfte der
e und secretorische Fasern für die Glan-
d u 1 a SU b m a X i llaris und sublin g u a 1 i s zu — Fa-
sem. welche jedoch eigentlich nicht vom Facialis, sondern wahr¬
scheinlich vom Ganglion geniculi stammen und durch die sub 1
erwähnte Portio intermedia zu den Endkernen des Glossppharyn-
.6. Eine Anastomose mit dem B. aurkularis n. vagi (s.
S. 478), über deren Bedeutung nichts Sicheres feststeht.
Facialis äste nach seinem Austritt aus dem
Schläfenbeine.
1. Der N. auricularis posterior s. profundus geht vom For.
stylomastoideum zur vorderen Fläche des Warzenfortsatzes, wo er
sich in einen vorderen Zweig für die hinteren Ohrmuskeln
und einen hinteren Zweig für den M. occipitalis teilt. Der
Nerv ist von der A. imd V. auricularis post, begleitet.
2. Der R. stulohuoideus et diaastricus tvon HENLE als N. styloideus
zusammengefasst) versorgt die gleichnamigen Muskeln und geht
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eine ziemlich constante Anastomose mit dem Glossopharyngeus
ein, R. anastomoticus ciim n. glossopharyngeo.
■ 3. Die Endästedes N. facialis strahlen von dem Pes
^nserinus major 'nach allen Teilen des Gesichtes aus und werden
nach den Regionen, zu welchen sie hinziehen, als Rr. temporales,
, Br. sniaomatiäs Rr. buccales. endlich als R. maroinalis manAibulae
und R. colli bezeichnet. Durch die vier erstgenannten Zweige wer¬
den die ihnen nahe gelegenen Muskeln, also die vorderen Ohr¬
muskeln, der M. frontalis, der M. sphincter oculi und sämtliche
Gesichtsmuskeln, durch den R. colli Aas, Platysma mynid<*°
sorgt. Der R. maroinalis mandibulae s. subcutaneus mandibulae
hat seinen Namen daher, weil er längs des Unterkieferrandes zur
Kinngegend verläuft, der Ramus colli zieht hinter dem Kieferwinkel
schräg nach abwärts und vom: beide werden vom Platysma be¬
deckt.
Der N. facialis ist dadurch ausgezeichnet, dass er am Gesichte
mit allen dort befindlichen Ästen des Trigeminus A n a s t o mo^
sen eingeht, durch welche ihm se n s i b le F aser n bei-
gemischt werden. Er ist deswegen auch als N. communicans fadei
bezeichnet worden. Abgesehen von den beigemischlen Trigeminus-
und Chordafasern ist der Nerv rein motorisch, daer die
Schädelmuskeln, die Ohrmuskeln, die Gesichtsmuskeln und~er^
lieh das Platysma mvoides versorgt. Ausserdem gehen noch mo¬
torische Facialiszweige zu den Gaumenmuskeln (cf. den N. petr.
superf. major), sowie zu dem M. stylohyoideus und dem hinteren
Bauch des M. digastricus hin.
Vlll. N. acusticus.
Von den Kernen und Wurzeln des Hörnerven, N.aoisti-
cus, war S. 432 u. w. ausführlich die Rede. An der Himbasis
wird der N. acusticus lateral vom N. facialis sichtbar. In Beglei¬
tung des Facialis und der A. und V. auditiva int. verläuft er hier¬
auf _zum_^orus_acusticus_mb^_m welchem er sich nach Henle in
zwei Hauptäste, den K vestibuli und den N. cochleae, teilt, welche
sich nach den neueren Untersuchungen von Retzius in folgender
Weise ausbreiten.
1. Der N. vestibuli wird gebildet von den centralen Fort-
sätzen der_ Zellen des Ganglion vestibuläre {Infumescentia gangliö-
formis Scarpae) während die peripheren Fortsätze zum Utriculus
und zu den Ampullen der Bogengänge gefiääT
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2. Der N. cochleae durchsetzt vor seiner Endausbreitung einen
zusammenhängenden gangliösen Streifen (Gannlion spirale, Habe-
nida ganglioHuris) und übernimmt die Versorgung des Cortischen
^ Organes in der Schnecke, von welcher der Nerv seinen Namen _ ^
hat; ausserdem sendet er vor seinem Eintritt in die Schnecke einen ^
Ast zum Sacculus und häufig einen zweiten zur Ampulle des un- ^
teren Bogengänge^.
Der N. acusticus ist in erster Linie für die Fortleitung der
— Gehörsempfindung e~n bestimmt, indem seine Fasern zu
den nervösen Endorganen verlaufen, welche die Schallempfindung
percipieren. Derjenige Teil seiner Fasern (N. vestibuli), welcher _
die Bogengänge versorgt, geht in die der vorderen Acusticus-
Wurzel (physiologischer N. vestibuli) über und hat mit dem _
Hören direkt nichts zu tun, sondern dient zur Erhaltung des
_ Gleichgewichtes.
\
IX. N. glossopharyngeus.
Der Ursprung des Glossopharyngeus wurde mit dem des N.
vagus und des N. accessorius zusammen abgehandelt (s. S. 433).
Die Wurzelfasern des Nerven treten zwischen denen des Acusticus
und Vagus neben der Olive aus dem Corpus restiforme hervor.
Der N. glossopharyngeus verlässt hierauf zusammen mit dem
Vagpis und Accessorius durch das For. jugulare die Schädelhöhle.
Kurz vor dem Eintritt in die eben genannte Öffnung bildet der
Glossopharyngeus gewöhnlich zunächst das Ganglion supcrius s.
jugulare (Ehrenritter’sche Ganglion), etwas weiter abwärts in der
Fossula petrosa constant das Ganglion peirosum tOanglion An-
derschii) und gelangt hierauf zwischen V. jugularis int. und Ca-
rotis int, an die hin tere Seite ^e s M. s t ylopharyn-
g e u s ■ welchen er"* nicht 'änein'"vef5l7igt. sundem' aucTT'häch aF^ ^
Wärfs begleitet. Hinter diesem Muskel ist der Nerv auch bei der
l^räparation am Halse leicht aufzufinden. Schliesslich tritt er im
Bogen an der lateralen Seite des M. stylopharyngeus (nicht selten
auch ihm durchbohrend) zur Zungenwurzel, um sich dort in seine
E n d 7. w e i p e . die Jtr. linguales, zu spalten. Die Äste des
Glossopharyngeus heissen:
1. Der N. tummnicus s. lacobsoni (auch als Jacobson-
sche Anastomose bezeichnet) geht vom Ganglion petro-
sum durch die untere Öffnung des Cinalicus' t^pahicu^ln die
^Paukenhöhle und versorgt die Schleimhaut derselben mü
sensiblen Zweigen. Unter den letzteren kann ein langer
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* if. /
/
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Zweig für die Tubenschleimhaut, B. tubae, bis zur Rachenmün-
dung der Tube verfolgt werden, (jewissennassen als Fort¬
setzung des N. tvmpanicus tritt der N. pdrosus super-
fidoHis minor (s. Fig. I, S. 43) aus der Paukenhöhle heraus, wel-
cher alsdann zuerst an der vorderen oberen Fläche der Schläfen-
beinpyramide und hierauf durch das For. lacertun zum Ganglion
oticum desSTrigeminusastes hinzieht. Der N. petrosus superf.
minor führt nach den Untersuchungen von Heidenhain dem
Ganglion oticum secretorische Gloss opharyn-
geusfasern zu, welche durch das Ganglion ziun M. aun-
xulotemooralis und schliesslich durch die Ranil parotidei des'
letzteren zur Ohrspeicheldrüse gelangen. Abgesehen von der
beim N. facialis S. 473 sub 3 erwähnten Anastomose verbindet
sich der N. tympanicus durch die Nn- caroticotympanid mit dem
c sympathischen Geflechte der (Zarotis int. Unter den Nn. carohco-
tympanici ist der oberste durch seine Stärke ausgezeichnet und
deshalb als N. petrosus profundus minor besonders benannt wor¬
den. Vielfach ist derselbe auch nur allein vorhanden. Ober die
Bedeutung der Nn. caroticotympanid ist nichts Sicheres bekannt.
2. Eine Anastomose mit dem R. stylohyoideus et digastri-
cus des N. facialis, durch welche dem N. glossopharyngeus nach
LONGET und RUEDINGER wahrscheinlich motorische Facialis-
fasern zugeführt werden, die durch den N. stylopharyngeus zu
dem gleichnamigen Muskel gelangen.
3. Der N. stylopharyngeus zum M. stylopharyngeus. _
4. Die Rr. pharungei, wahrscheinlich sensible Zweige zur
Schleimhaut des Schlundes, welche mit den Zweigen des N. vagus
und sympathicus ein Geflecht, den Plexus pharyngeus^ bilden.
Nach Volkmann soll auch der M. constrictor pharyngis medius
durch diese Glossopharyngeuszweige innerviert werden.
5. Die Br. tonsülares, sensible Zweige zur Schleimhaut
der Mandeln und Gaumenbögen
6. Die Rr. linguales verästeln sich in der Zungenschleimhaut
und erhalten die Geschmacksfasern für den hinteren
Teil der Zunge.
Der N. glossopharyngeus ist, abgesehen von einzelnen sen-
.s i h 1 e n Zweigen für die Paukenhöhle und den Schlund als der
_ alleinige_G ejc iLni a c k s n e r v der Zunge und Secretions-
n e r y für die Speicheldrü^n anzusehen, da auch die Geschmacks¬
fasern der Chorda tympani (s. S. 473j^ aus dem Glossopharyngeus-
kern entstehen sollem Die m o t o r i sehen Fasern für den
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M. stylopharyngeus sind ihm möglicherweise vom Facialis bei-
(s. S. 434).
X. N. Vagus.
Der Kern des N. mgtis ist bereits Seite 433 beschrieben.
Seine Wurzelfasem treten dicht unterhalb des N. glossopharyn-
getis aus dem Corp. restiforme hervor. Der Vagus verlässt hierauf
in Begleitung des IX. und XI. Hirnnerven durch das For. jugu-
-lare die Schädelhöhle. In dieser Öffnung schwillt er 7um Ganglion
mis) an.
rleich nach
lalseefas
nodosus s. gangliofor-
(weiter nach abwärts zur Carotis communis) und zur V. iugu-
laris int, ist eine derartige, dass er zwischen und zugleich hinter
beiden Gefässen gelegen und mit denselben von einer gemeinsamen
Scheide umschlossen i.st. Ein wenig nach hinten und medial .vom
jrenzstrans
Der N. vag^s tritt alsdann auf die beiden Seiten zwischen der A.
subclavia und V. anonyma in die Brusthöhle, wo sich wei-
terhin der rechte sofort nach hinten umbiegt und dem Oesopha-
gus zugesellt, während der linke erst vor dem Aorten-
ohagus heranzufrpjten. 5^ann begleiten beide Nn. vagi den
Oesophagus (der linke mehr vom, der rechte mehr hinten) und
treten mit demselben in die Bauchhöhle hinein, wo schliess-
lich der linke Vagus auf die vordere, der rechte auf die hintere
Seite des Magens gelangt, i)
Abgesehen von zahlreichen Anastomosen mit dem Sympathi-
cus, dem VII., IX., XI. und XII. Hirnnerven gibt der Vagus fol¬
gende Äste ab:
1. Der R. meninqeus (N. durae matris) entspringt vom Gan¬
glion iugulare und versorgt die Dura mater der hinteren Schä¬
delgrube.
Dieses eigentümliche Lageverhältnis ist dadurch zu erklären, dass
beim Foetus der Magen ursprünglich in der Medianebene, mitdem Fun¬
dus nach hinten, gelegen ist. Erst später erfolgt eine derartige
Drehung des Magens, dass sich der Fundus nach links hinUberschiebt, und
demzufolge die ursprüngliche linke Seite des Magens zur vorderen,
die rechte zur hinteren wird. Mit dem Magen werden auch die beiden
Nn. vagi in gleicher Weise gedreht.
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478
2. Der R. auricularis n. vagi entspringt meistenteils ebenfalls
^vom Ganglion jugulare und geht hierauf durch den Qanaliculus
_mastoideus des Schläfenbeines (s. S. 43) in transversaler Richtung
jiach_ lateralwärts, um durch die Fissura tympanicomastoidea her-
auszutreten und die untere und hintere Wand des äusse-~~
ren Gehörganges mit sensiblen Zweigen zu versehen. Durch
seine Vermittelung sollen das Husten, Niesen, der Brechreiz und
die Schwindelerscheinungen zustande kommen, welche eintreten,
wenn die Auskleidung des äusseren Gehörganges wie z. B. durch
Kratzen, mechanisch gereizt wird. Hierbei ist allerdings hervor¬
zuheben, dass die Innenfläche der vorderen und oberen WancL^
ihre sen.sihlen Zweige vom N. auriculotemporalis empfängt, wel¬
cher den R. auricularis n. vagi übrigens auch für die untere Wand
ersetzen kann. Auf seinem Wege im Schläfenbeine kreuzt der R. _
auricularis den Fallopischen Kanal und wechselt mildem N. fa¬
cialis einige Verbindungszweige ans Bei den Fischen ist dieser
Ast sehr entwickelt und geht zu nervösen Endapparaten, welche
den Geschmacksknospen sehr ähnlich sind und in den sog. Seiten¬
linien dieser Tiere liegen.
3. Die Rr. vhnrungei, beide vom Ganglion nodosum, gehen
zwischen der 'parotis int. und ext. schräg nach unten zur Seiten¬
wand des Pharynx und bilden an seiner Aussenfläche mit den
gleichnamigen Zweigen des N. glossopharyngeus und Sympathi-
cus ein von zahlreichen Ganglienzellen durchsetztes üetleclit,
~^lexus pharyngeus, dessen stärkste Fäden in der Höhe des M.
constrictor pharvngls medius liegen, welches aber auch zwischen
den Muskeln und in der Submucosa Netze bildet und feine Äst¬
chen zur Schleimhaut schickt.
Wie sich der Vagus und Glossopharyngeus zur Innervation der
Schlundmusculatur verhalten, ist noch zweifelhaft. Sicher ist, dass
eine Durchschneidung des Glossopharyngeus die Schlingbewegungen nicht
beeinträchtigt (Longet), so dass also wohl der. grösste Teil der moto¬
rischen Fasern für die Schlundmusculatur (vielleicht mit Ausnahme
des M. constrictor pharyngis medius s. S. 476 sub 4) vom Vagus ge¬
liefert wird. Vaguszweige sollen (nach ARNOLD) auch noch vom Plexus
pharyngeus zum M. levator veli palatini, azygos uvulae und palatopharyn-
geus hingehen. Ebensowenig ist es sicher entschieden, ob die sensiblen
Zweige der Pharynxschleimhaut vom Glossopharyngeus oder
Vagus herstammen.
4 — Der y inryngotis mverior geht an ^er medialen ^ite der |
(~^i oti.s int, nach abwärts und teilt sich in einen i n n e i' ll und
__einen .ä..u s s e r e o Ast. Der innere Ast dringt zusammen mit
der A._ und V. laryngea sup. d u r ch die Membrana hyo-
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479
thyreoidea in den Kehlkopf hinein, wo er die Schleimhaut
des letzteren von Her ZiingpnwnryM hia yur Trarhpa mif g p n .
s i b 1 e n Zweigen versorgt. n«»r 5 » s s p ri> Ast, n. fixiernus s.
R. cricothyreoideuSf läuft an der Anssenflärhp d<>s M rnnstrirtnr
pharyngis inf. schräg nach ahwärte »mrf vprcnrgt M rrirn-
thvreoideus.
» - - - - - •
Der innere Ast ist mit dem N. laryngeus inf. durch einen anastomo
sierenden Zweig, die sogen. Galen 's che Anastomose. ü. anasto-
_ moticui cum n. laryngeo inferiot^, verbunden, welche am lateralen Teile der
hinteren Mache der Mm. aryläenöidei und des M. cricoarytaenoideus post,
nach abwärts zieht und nach Phiupeaux und Vulpian dem N. laryngeus
inf. sensible Fasern zuführen soll.
5. Der N. laryngeus inferior s. renirrens i
kurz nach seinem Eintritte in die Brusthöhle.
Der linke N. re-
j:urrens geht unter dem Aortenbogen (lateral vom Lig. Botallil,
_^r rechte unter der A. subclavia nach hinten. Jeder von beiden.
_p h a g u s und Trachea nach aiifwärts und tritt hierauf in
Begleitung der A. und V. laryngea inf. zur hinteren Fläche
des Kehlkopfes, wo derselbe in einer zwischen Schild- und
Ringknorpel (dicht hinter der Artic. cricothyreoidea) gelegenen
Rinne weiter aufwärts zieht, um sich schliesslich in Zweige für
die Musculatur des Kehlkopfes aufzulösen. Der N. laryngeus int.
versorgt hauptsächlich sämtliche TTe hlkopfmuskeln
mit Ausnahme des M. cricothyreoideus, der, wie oben erwähnt
wurde, einen Zweig vom N. laryngeus superior erhält.
Einige feine Zweige sollen übrigens auch die Kehlkopfschleimhaut unter¬
halb der Stimmritze erreichen. Betreffs der anderen Zweige dieses Nerven
s. sub 6, 7 und 9.
6. Die Br. cardiaci entspringen nicht allein vom Stamme des
j'I. vagus, sondern auch vom N. laryngeus sup. undjtlf. Dte"
oberen, Rr. cardiaci superior es ziehen längs der Carotis com¬
munis (rechts, auch längs der A. anonyma), die unteren. Er.
^ardiac^nfenores, direkt zum Aortenbogen, um in dessen Um¬
gebung mit den Zweigen des N. sympathicus den Plexus cardiacus
zu bilden (s. Näheres beim Herzen). Die Rr. cardiaci des Vagus
führen H e m m u n g s f a s e r n für die Herzmusculatur: in der
Bahn eines der Herznerven verläuft ausserdem in centripe-
t a 1 e r Richtung der sog. N. depressor (cordi/t) (LUDWIG und
Cyon). Reizung des centralen Endes des durchschnittenen
Nerven hat zur Folge, dass der Blutdruck innerhalb
des Herzens beträchtlich sinkt, während die Rei¬
zung des peripheren Nervenendes von keinerlei Wirkung auf das
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480
Herz begleitet ist. Bei Tieren bildet der N. depressor einen be¬
sonderen Zweig des N. vagus; beim Menschen aber verläuft er
wahrscheinlich in der Bahn der oberen Rami cardiad zum
Herzen. Ausserdem treten (gesondert von deirRF.~cardiad)^se n-
s i b 1 e Br. pericardiaci, teils vom Stamme teils von Zweigen
Vagus, zum Herzbeutel, hin.
7. Die Mr. tracheales kommen, die oberen vom N. laryngeus
inf., die unteren vom Stamme des Vagus, und versorgen die g 1 at-
ten Muskeln imd die Schleimhaut der Luftröhre.
8. Die Rr, bronchialen s. pulmonales entspringen in der Nähe
der Bronchien und dringen mit den letzteren in die Lungen ein,
nachdem sie an der vorderen Wand eines jeden Bronchus den
Plexus ptdmonalis atU., an der hinteren Wand desselben den Plexus
ptdmonalis post, gebildet haben. Die von diesen Geflechten aus¬
gehenden Zweige versorgen die glatte Musculatur der
Bronchien und scheinen auch sensible Fasern für die Lunge
tmd die Bronchien zu enthalten.
9. Die Rr. oesophagei kommen für den H a 1 s t e i 1 des Oeso¬
phagus jederseits aus dem N. laryngeus inf., den Rr. tracheales
und bronchiales, für den B r u s 1 1 e i 1 desselben aus dem Haupt¬
stamme des N. vagus, während der letztere mit dem Oesophagus
nach abwärts zieht. Die Rr. oesophagei bilden um die Speise¬
röhre den Plexus oesovhaaeus, von welchem sensible Fasern
für die Schleimhaut und motorische für die glatte Muscula¬
tur des Oesophagus abgehen.
10. Der Plexus gastricus anterior und posterior (beide in der
Nähe der kleinen Curvatur gelegen) gehen aus den tindzweigenll,
der beiden Vagusstämme hervor, von welchen bereits erwähnt ist,
dass sich der linke in der vorderen, der rechte an der hin¬
teren Wand des Magens ausbreitet. Von diesen beiden Geflech¬
ten, welche Zcihlreiche Anastomosen mit sympathischen Zweigen
bilden, entspringen:
a) Rr. gastrwi für die glatten Muskelfasern und die _
Schleimhaut d^ Magens, von denen die vorderen aus
dem linken, die hinteren aus dem rechten Vagus stammen.
b) Rr. hepatici, welche dtu'ch das Lig. hepatogastricum und
hepatöduödenale zur Leber gelangen (wahrscheinlich sen¬
sibel).
c) Är. cocliaci (sensibel?) kommen nur aus dem Plexus
_ gastricus post, und ziehen zunächst längs der A. coronaria
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481
sin. bis zum Plexus coeli8cifö.Jiin^ wo sie sich . alsdann zum
Teil in das Ganglion rneliaciim des N sympathirns pinspn-
ken, zum Teil neben dem Ganglion den enteprechenden Ar¬
terien zur M i 1 z . Rami liencdes, zum Dünndarm,
Pankreas, zu den Niere n . Eami renales, und Ne¬
bennieren anschliessen. Welche Bedeutung diese Vagus¬
zweige haben, und ob dieselben noch tiefer, d. h. bis zum
Dickdarm, zur Blase und zu den Geschlechtsorganen, hin¬
absteigen, isit durch die anatomische Untersuchung nicht mit
Sicherheit zu constatieren.
Der N. vagus (der herumschweifende Nerv) ist der längste von
allen Hirnnerven. Der Hauptsache nach versorgt derselbe nicht
allein das Herz und die Respirationsorgane, son-
dern auch einen grossen Abschnitt des Verdauungstrac-
t u s zum Teil mit sensiblen zum Teil mit motorischen
F a 3 e r n D. Was jedoch die motorischen Vagusfasem m-
betrifft. so ist experimentell nachgewiesen, dass ein grosser feil
derselben (s. unten) vom N. accessorius stammt. Die
Musculatur des Pharynx und Larvnx scheint von beiden Nerven
zugleich versorgt zu werden. Dagegen sollen die H e m m u n g s-
nerven des Herzens vom Accessorius, die motorischen
Fasern für die glatte Musculatur der Trachea, der Bronchien, des
Magens und des Oesophagus vom Vagus allein geliefert werden.
XI. N. accessorius (Willis! i).
Der N. accessorius (Willisii s. recurrens) entspringt mit einem
(N. afre.SRnriii.s vagi) aus. de]m Vagus-
lit .einem , anderen Teile derselben {N. accessorius ^inalis)
aus dem hinteren Abschnitte des Vorderhornes oder auch d^ .
Seitenhornes des Medulla spinalis (s. S. 434). Beide Teile ver¬
einigen sich zu einem gemeinsamen Stamme, welcher zunächst
durch das For. magnum i n die Schädelhöhle hin¬
ein g e h t , jedoch gleich darauf d£« For. jugula^re (zu¬
sammen mit dem IX. und X. Hirnnerven) wieder aus der¬
selben heraustritt. Indem sich dann ^ide Teile wieder
trennen, geht der obere Teil (der Accessorius vagi) in den B. in-
ternus, der untere (der N. accessorius sj>inali^ in den R. externus
über. _
*) Nach dieser seiner Ausbreitung nennen ihn die Franzosen und Engländer
N. pneumogastricus (Lungen-Magennerv).
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. 31
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432
1. Der innere Ast, R. internus, der, wie eben erwähnt
wurde, vom Vaguskeme stammt, legt sich auch an den N. vagus
an und geht gänzlich in die Bahn desselben über, indem er den
_ fir. pharyngä. laryngei und cardiaci des letzteren motorische
Fasern zuführt. _
2. Der äussere Ast. B. extemus, zieht nach kurzem Ver¬
laufe zur Innenfläche des M. sternocleidomastoideus.
bohrt sich in diesen Muskel an der Grenze von dessen oberem
und mittlerem Drittel ein und kommt hierauf etwa in der Mitte
seines hinteren Randes wieder zum Vorschein, um schliesslich in
der Fossa supraclavicuJaris major zum M. t r a p e z i u s naclT
abwärts, zu ziehen. Beide eben genannten Muskeln werden von
diesem Nerven versorgt.
Der N. accessorius scheint also ein rein motorischer
— Nerv 711 sein
XU. N. hypoglossus.
Der Ursprung des N. hypoglosstis ist S. 434 beschrieben.
, Seine Wurzelfasern treten zwischen der Pyramide und Olive aus
der Medulla oblongata hervor und gehen zunächst meist in zwei
Bündeln durch den Canalis hypoglossi zur ^hädelhöhle hinaus.
Hierauf schlingt sich der Nerv hinter dem Vagus auf dessen late-
rale Seite herum und geht weiterhin auch an der lateralen
Seite der Carotis int, und ext. bogenförmig nach ab-
wärts. indem er zunächst von dem- M. stylohyoideus und dein
hinteren Bauche des Digastricus bedeckt ist, später aber unterhalb
dieser Muskeln frei zum Vorschein kommt. Schliesslich tritt der
Nerv wieder unter die beiden eben genannten Muskeln und teiU
sich dicht oberhalb des Zungenbeines und an der
Aussenfläche des M. hyl^^lossus in seine Fndzweige, welche liT
die Zungenwurzel eindringen. Schon hoch oben geht der N. hypo-
glossus mit dem Sympathlcus. Vagus und — was am wichtigsten
— ist — mit den beiden obersten Cervicalnerven Ana-
stomosen ein. Die letztgenannte Anastomose mit dem I. und 117
Cervicalnerven führt dem N. hypoglossus Fasern zu, welcfie ganz-
lich in den B. descendms desselben übergehen. Die Äste des Hypö^
glossus sind:
1. Der B. orxipitalis s. meningens [B. recurrens hypoglossi),
ein feiner s e n s i b 1 e r Zweig zur Diploe des Hinterhauptbeines
und zur Wand des Sinus occipitalis. Seine Fasern werden dem
Hypoglossus wahrscheinlich durch eine der eben genannten Ana-
stomosen zugeführt.
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483
2. Der R. thvreohvoideus, zum gleichnamigenMuskel.
3. Der B. descendens n. hypoglossi (N. cervicalis descendens),
dessen Fasern, wie erwähnt, aus dem L iowiHI: Cervicalnerven
_ stammen, verläuft vor der Scheide der grossen HalsgefäSSfe (lättgs
der Carods int, und comm.V nach abwärts und gibt motori¬
sche Zweige an die Mm. stemohyoideus, stemothyreoideus und~
omohvoideus ab. Eine Anastcwnose mit dem II. und III. Cervi¬
calnerven. die sogen. Ansa hwoalossi, führt dem R. descendens
- ebenfalls cervicale Nervenfasern zu.
4. Der B. geniohyoideus, zum gleichnamigen Muskel.
5. Die Br. linguales zu s ä m 1 1 i eben Zungenmus -
kein mit Einschluss des M. styloglossus.
Der N. hypoglossus ist ursprüngiieh ein rein motori¬
scher Nerv und versorgt sämtliche Zungenmus¬
keln (nebst dem M. geniohyoideus) und diejenigen m i 1 1 1 e -
ren Halsmuskeln, welche _ unterhalb des Zungen-
b e i n e s gelegen sind. Doch kommen nur die Fasern für die
Zungenmuskeln von dem eigentlichen Hypc^lossusstamme her.
Die Fasern für alle übrigen Muskeln, welche der Hypoglossus
innerviert, werden ihm durch die beiden eben erwähnten Anasto-
mosen vom Plexus cervicalis aus zugeführt. Der ganze B. descen¬
dens hypoglossi besteht demgemäss lediglich ausCervi-
calnervenfasern. Die wenigen sensiblen Elemente,
■ welche der Hvooglossus enthält, werden ihm ebenfalls durch Anä^
_ stomosen mit anderen Nerven zugeführt. _
M. Die Rfickenmarksnerven.
Unter der Bezeichnung Rückenmarks- oder Spinal¬
nerven versteht man alle diejenigen Nerven, welche vom Rücken¬
marke ihren Ursprung nehmen. Jeder Spinalnerv entsteht aus dem¬
selben mittels zweier Wurzeln (s. Fig. 24, S. 443), von
denen die vordere motorische, die hintere sensible
Fasern enthält. Doch ist dabei zu betonen, dass von der hinteren
Wurzel sensible Elemente in die vordere umbiegen, um sich in der
Pia mater zu verästeln, worauf die sog. rückläufige Emp¬
findlichkeit der vorderen zurückzuführen ist. Im For. in¬
tervertebrale vereinigen sich beide Wurzeln zu einem Stamme, wel¬
cher den eigentlichen Spinalnerven darstellt. Noch im For. inter-
31*
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vertebrale ist auch das Ganglion spinale s. intervertebrale gelegen,
deren Zellen sowohl den hinteren Wurzelfasern als auch den peri¬
pheren sensiblen Nervenfasern zum Ursprünge dienen (s. S. 443
u. 446).
Der Zahl nach bilden die Spinalnerven 31 Paare, nämlich:
a) 8 Paar Halsjierven. Nn. cervicales, von denen der
oberste zwischen Hinterhauptbein und Atlas, der unterste
zwischen dem letzten Hals- und ersten Brustwirbel hervortritt;
b) 12 Paar Brust- oder Rückennerven. Nn. thoracales
s. dorsales,, (der unterste zwischen dem letzten und
ersten Lendenwirbel);
c) 5 Paar Lendennerven, Nn. lumbales, (der letrfe zwi¬
schen dem letzten Lendenwirbel und dem Kreuzbeine;
d) 5 Paar Kreuzbeinnerven, Nn. sacrales, derwi Äste
aus den Foramina sacralia antt. und postt. heraustreten;
e) 1 Paar Steissbeinnerven, Nn. coccygei, welche' aus
dem Hiatus canalis sacralis herauskommen.^)
Nachdem sich im Stamme des Spinalnerven die sensiblen
Fasern der hinteren und die motorischen der vorderen Wurzeln
miteinander gemischt und teilweise durchkreuzt haben, teilt sich
jeder Spinalnerv in einen vorderen Ast, Hamas anterior, und
einen hinteren Ast, Bamus posterior, von denen ein jeder ge¬
mischte, d. h. sensible und motorische Nervenfasern enthält.
Die hinteren Äste sämtlicher Spinalnerven treten zu der
Haut und den tiefen Muskeln des Nackens, Rückens, der Lenden-
und hinteren Kreuzbeingegend. Von den drei oberen Lumbal-
imd den drei oberen Sacralnerven gehen sogar Zweige (in Ge¬
stalt der Nn. clunium s. glutaei superiores und medii) zur Haut des
Gesässes nach abwärts. Ihrem Kaliber nach sind die hinteren Äste
der Spinalnerven erheblich schwächer als die vorderen. Eine Aus¬
nahme hiervon machen nur die hinteren Äste der beiden ober¬
sten Spinalnerven, von denen der erste als N. suboccipitalis
sämtliche kurzen tiefen Nackenmuskeln (s. S. 121)
versorgt, während der zweite, der N. occipitalis major, am unteren
Rande des M. obliquus cap. inf. hervortritt und sich hierauf nach
oben und medianwärts begibt, um unter Durchbohrung des M.
semispinalis capitis und M. trapezius zur Haut des Hinte r-
1) Räuber hat im Filum terminale noch die Rudimente eines zweiten
und driften Steissbeinpaares aufgefunden, so dass also mit den beiden letz¬
teren die Zahl der Spinalnervenpaare 33 betragen würde.
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h a u p t e s zu gelangen. Auch die benachbarten Muskeln können
vom Occipitalis major einige Zweige erhalten.
Die vorderen Äste der Spinalnerven sind von erheb¬
licher Stärke und bilden eine Anzahl von starken Geflechten, Plexus,
welche sich in der Richtung von oben nach imten in folgender
Weise aneinander schliessen;
1. I>er Plexus cervicalis stizt sich aus den 4 obersten Cervical-
nerven zusammen.
2. Der Plexus brachialis entsteht aus den 4 imtersten Cervical-
calnerven und dem grössten Teile des I. Brustnerven, während der ^ y-JJ,
Rest des letzteren als N. intercostalis primus nach vom verläuft.
3. Die vorderen Äste der Nn. thoracales bilden kein eigent¬
liches Geflecht, sondern gehen als A«. iM^ercosteZcs in den Zwischen¬
rippenräumen nach vom. Der XII. Intercostalnerv verläuft dem¬
gemäss längs des unteren Randes der XII. Rippe.
4. Der Plexus lumbalis s. cruralis bildet sich aus den 3 ober¬
sten und dem grössten Teile des IV. Lumbalnerven.
5. Der Plexus sacralis s. ischiadicus (das stärkste dieser Ge¬
flechte!) setzt sich aus einem Teile des IV., aus dem ganzen V.
Lumbalnerven und aus den 3 — 4 obersten Sacralnerven zusammen.
6. Der Plexus coccygeus besteht aus einem Teile des IV., dem
ganzen V. Sacral- und ^n Steissbeinnerven.
Sämtliche Spinalnerven hängen mit dem Grenzstrange des N.
sympathicus durch die Bami communicantes zusammen. Von den
letzteren gehen feine Zweige, die Nn. sinuvertebrales s. Bami me-
ningei, in den Wirbelkanal hinein. Diese Zweige sind ziun Teil
aus sensiblen, zum Teil aus sympathischen Nmenfasem' zusammen¬
gesetzt, und verzweigen sich an den Gefässen, in dem Periost und
den Knochen des Wirbelkanales.
1. Plexus cervicalis.
Der Plexus cervicalis entsteht aus den vorderen Ästen der 4
obersten Cervicalnerven und ist zur Seite der betreffenden Hals¬
wirbelquerfortsätze gelegen. Die hinteren Äste der beiden ober¬
sten Cervicalnerven, der A. suboccipitalis und N. occipitalis major, sind
bereits S. 484 erwähnt, ebenso, dass vom 1. — 11. Cervicalnerven
anastomotische Zweige zum N. hypoglossus gelangen, welche in
den B. descendens n. hypoglossi übergehen. Eine zweite Anasto-
mose zwischen dem 11. — III. Cervicalnerven und dem R. descen¬
dens hypoglossi wird durch die ebendaselbst genannte Ansa hypo-
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486
glossi^) gebildet; auch diese führt dem R. descendens hypoglossi
Cervicalnervenfasem zu. Abgesehen von den eben genannten ana*
stomotischen Zweigen gehen vom eigentlichen Plexus cervicalis
folgende Äste ab:
1. Muskeläste zu den praevertebralen Hals¬
muskeln, den oberen Zacken der Mm. s c a 1 e n i und mit¬
unter auch zu dem M. levatorscapulae.
2. Der N. occipitalis minor (vom II. — III. Gervicalnerven)
kommt wie alle folgenden Nerven in der Mitte des
hinteren Randes des M. sternocleidomastoi-
d e u s zum Vorschein und verläuft alsdann dicht hinter und
parallel diesem Rande zur Haut des Hinterhaup¬
tes, in deren Versorgung er sich mit dem N. occipitalis major
teilt. Nicht selten ist er doppelt vorhanden oder wenigstens in
einen vorderen und hinteren Ast geteilt.
3 Der N. auricularis magnus (vom III. Gervicalnerven) geht von
demselben Punkte wie der vorige in ziemlich verticaler Richhmg
auf dem M. sternocleidomastoideus zum Ohre
in die Höhe. Er ist etwas nach hinten von der V. jugularis ext.
gelegen. In Höhe des Kieferwinkels zerfällt er in einen vorderen
und einen hinteren Ast, welche beide die Haut am Ohre und
in dessen Umgebung versorgen und zugleich mit dem N. occipi¬
talis minor und N. facialis anastomosieren.
4. Der N. cutaneus s. subcutaneus cMi entspringt wie der
.vorige Und ist gewöhnlich schon kurz nach seinem Abgänge in
( rf j^einen oberen Zweig, den N. cutanetis coUi medius, und in
einen unteren Zweig, den N. cutaneus colli inferior, geteilt,
welche sich beide lun den Sternocleidomastoideus nach vorn
schlingen und alsdann unter das Platysma myoi'des
treten, ohne dem letzteren Zweige zu geben (s. S. 474). Nach
Durchbohnmg des Platysma gelangen sie zur Hautdes Hal¬
ses und versorgen dieselbe. Der N. cutaneus colli medius ana-
stomosiert constant mit dem Ramus colli vom Facialis.
5. Die Nn. supraclaviculares (aus dem III. — IV. Cervicalner-
ven) gehen, bedeckt vom Platysma, zum Teil vor dem M. stemo-
cleidomastoideus, zum Teil in der Fossa supraclavicularis majcn*,
sodann vor dem Schlüsselbein nach abwärts und lateralwärts, in¬
dem sie die Haut der unteren Hals-, der oberen Brust- und
Der R. descendens hypoglossi ist demzufolge auch als N. cervicalis
descendens sup., die Ansa hypoglossi als N. cervicalis descendens inf. bezeich¬
net worden.
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vorderen Schultergegend bis über das Acromion hinaus
versorgen.
6. Muskeläste zum M. stemocleidomastoideus und M. tra-
pejnus, welche den N. accessorius Willisii vertreten können, wenn
derselbe nicht stark genug entwickelt ist. Diese Äste verbinden
sich meistens mit dem Accessorius und gehen in der Bahn dieses
Nerven zu den eben genannten Muskeln, können jedoch auch iso¬
liert auftreten.
7. Der N. phrenicus (vom IV., manchmal auch noch vom III.
oder V. Cervicalnerven) geht dicht v o.r d e m M. s c a 1 e i]i ir ? /
anterior nach abwärts und tritt zunächst zwischen A. und V.
sulxlavia, sodann hinter der Artic. sternoclavicularis in die Brust¬
höhle. InBegleitungdM^A^imdJ/;_pericardiacoghrei^_vw^ _
er hier jederseits vor der Lungenwurzel t zwischen dem Pericard
und der Pleura mediastinalis) zum Z^er_cl^^ll, welches er
mit motorischen Fasern versorgt. Der linke Phrenicus ist
dabei mehr vom imd lateral, der rechte mehr hinten und medial
gelegen. Noch während! dieses Verlaufes gibt er sensible
^ Zweige zur Pleura und zum Pericardiumab. Ausserdem
treten noch sensible^ Zweige dieses Nerven, die Nn. phrmico-
^ abdominales, durch das Zwerchfell in die Bauchhöhle. Ein
Teil derselben bildet qiit sympathischen Zweigen den Pleocus dia-
phropmcdicus und verästelt sicn am j^CTT!o55e5Tü5erzug^^ Zwercn-
feiles, ein anderer Teil geht durch das Lig. Suspensorium und
coronarium hepatis zum Bauchfell der oberen Leberfläche. Ja so¬
gar bis zu den Nebennieren und dem Ganglion coeliacum sollen
Phrenicuszweige gelangen.
Nach Luschka soll übrigens die Pars costalis des Zwerchfelles ent¬
sprechend den 3—4 unteren Rippen ihre motorischen Fasern nicht vom
Phrenicus, sondern von den unteren Intercostalnerven beziehen.
II. Plexus brachlalis. C ^ ^ 'i l
Der Plexus brachicdis setzt sich aus den vorderen Ästen der
4 untersten Cervicalnerven und dem grössten Teile des ersten
Brustnerven zusammen und kommt zwischen den Mm. sc a- ,
lenus anterior und mediu s in der Fnss?* i.:' /
laris major zum Teil oberhalb, ziun' Teil hinter der A,
suScIävia zum Vorschein. Aus dem Geflechte entwickeln sich bald
drei Hauptstränge, welche die A. axillaris in der Weise
umfassen, dass einer von diesen Strängen hinter derselben, die
beiden andern vorn, und zwar der eine medial und unten.
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der andere lateral und oben gelegen sind, Fasdculus poste¬
rior, lateralis und medialis. Die Äste, welche von dem Plexus ab¬
gehen, teilt man in zwei Hauptgruppen, nämlich;
a) die kurzen Äste (Pars supraclavictUaris), welche ge¬
wöhnlich oberhalb des Schlüsselbeines entspringen, und
b) die langen Äste (Pars infraclavicularis), welche unter¬
halb des Schlüsselbeines von den (rfjen erwähnten drei
Strängen ihren Ursprung nehmen.
a) Die kurzen Äste des Plexus brachialis.
1. Muskeläste zum unteren Teile der Mm. s c a 1 e n i
und des M. longuscolli.
2. Der N. thoracalis s. thoracicus posterior (N, dorscd-is s/inpulfu! .
von Henle) waidet sich nach hinten, indem er meistens den M.
scalenus medius durchsetzt. Er versorgt den M. levator Sca¬
pulae imd die Mm. rhomboidei (mitunter noch eine Zacke
des M. serratus post. sup.).
3. Die Nn. thoracales s. thoracicae ariteriores treten unter-
■ — -
halb des Schlüsselbeines nach vorn tmd versorgen den
M. pectoralis major und minor. Ein feiner Zweig
derselben, der N. subclavius (von vielen Autoren als ein beson¬
derer Ast des Plexus beschrieben), versorgt den M. subclavius.
4. Der N. pioracalis s. thoracicus lonaus s. lateraUs (N. thora¬
cicus posterior von HENLE) durchsetzt mit mehreren feinen Wur¬
zeln den M. scalenus medius und verläuft alsdann (etwa in der
mittleren Axillarlinie) auf der Aussenfläche des M.
serratus anT^ach abwärts, indem er diesen Muskel ver-
SOTgt.l) jjJ ' . T'' -1
* ^ /
5. Der N. suprascapularis geht längs des M. omohyoideus
/ nach hinten zur Incisura scapulae, wo er n p t r r dam ~
’ Lig. transversum scapulae sup. zur Rückseite der Scapula gelangt,
während die~Ä. und V. transversa scapulae neben ihm meistens
über, seltener unter dem eben genannten Ligament verlaufen. Ab¬
gesehen von sehr feinen Zweigen für das Schultergelenk (RUE-
DINGER), versorgt der Nerv zunächst den M. supraspina-
^) Wie es scheint, ist der N. thoracalis longus beim Tragen schwerer
Gegenstände auf der Schulter nicht selten Quetschungen ausgesetzt, welche
zu einer isolierten Serratuslähmung führen können. Da der Nerv vom V.
bis VII. Cervicalnerven herkommt, so scheint die exponierte Stelle dem
Durchtritte desselben durch den Scalenus medius zu entsprechen.
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P-0..\ -ll-l , L-t'' T‘l' --'■' ■ ■■- ■ / ■> ./. Vl,. .■ .<<-<•(_<
L >.tM.''s . ', 489 — -^cUi^ <i'<i .
tus und tritt hierauf imter dem Lig. transversum scapulae inf.
zum M. infraspinatus hin.
6. Die Nn. subscapulares (gewöhnlich 2 — 3) gehen nach ab¬
wärts zu (ten Mm. subscapularis, latissimus und
teres major. Der Zweig zum Latissimus verläuft als N. iho-
racordorscUis s. marginalis scapulae am lateralen Schulterblattrande.
7. Der N. axillaris (circumflexus humeri) entspringt schon
vom hinteren Strange des Plexus und kann deswegen auch zur
nächstfolgenden Gruppe gerechnet werden. Er verläuft zimächst
zwischen dem M. subscapularis und latissimus nach hinten, ge-' / • ^
langt hierauf unter den langen Kopf des Triceps, alsdann unter ^ ^
den M. deltoideus und umgreift auf diese Weise von hinten her
das Collum chirurgicum humeri. Abgesehen von feinen Zwei¬
gen für das Schultergelenk (RUEDINGER), gibt er Äste an den M.
deltoideus und teres minor. Am hinteren Rande des
_ Deltoideus gibt er einen H a u t a s t , den N. cutanetisl»rachincäe-
rcUis, für die hintere la terale Seite des Ober-
armes ab. Der N. axillaris wird von d^r A. jii^ V. ar^in-
fiexa humeri posterior begleitet.
b) Die langen Äste des Plexus brachial! s.
1. Der N. ctäaneus brachii medialis s. cutaneus internus (in¬
ternus minor) kommt aus dem vorderen medialen Strange des
Armgeflechtes, zieht zue^iTEInter, dann medial von der V. axillaris
nach unten, durchbohrt die Fascie etwa in der Mitte des Humerus
und versorgt alsdann dieHautandermedialenSeite
des Oberarmes. Dieser Nerv wird mihmter gänzlich durch
den N. irUercostobrachialis (intercostohumeralis) ersetzt, einen Zweig
des II. Intercostalnerven, welcher nahe der Achselhöhle die Inter-
costalmuskeln durchbricht. Wenn sich, wie dies meistens der Fall
ist, beide Nerven in der Versorgung der medialen Fläche des Ober¬
armes teilen, so pflegen sie miteinander zu anastomosieren. In
letzterem Falle versorgt der Intercostobrachialis die Achselhöhle
und den oberen, der Cutaneus medialis den unteren Teil der ge¬
nannten Oberarmfläche.
2. Der N. cutaneus antibrachii medialis s. cutaneus medius (in¬
ternus major) entspringt wie der vorige und verläuft zunächst am
') Derselbe darf bei Drtisenausräumungen der Achselhöhle nicht ver¬
letzt werden, da von ihm die Functionsfähigkeit des M. latissimus abhängig
ist, welcher bekanntlich für die Armbewegung nach hinten von besonderer
Wichtigkeit ist.
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Oberarme unter der Fascie vor dem N. ulnaris und an der
medialen Seite der V. und A. brachialis. Er durchbohrt gewöhn¬
lich am oberen Ende des Lig. intermusculare mediale zusammen
mit der V. basilica die Fascie und teilt sich alsdann in einen vor¬
deren, B. volarisy und einen hinteren Ast, B. ulnaris, wel¬
che beide die Ulnarseite der Haut des Unterarmes
versorgen.
3. Der N. musculocutaneus (so bezeichnet, weil er neben den
Hautästen noch Muskeläste abgibt) s. cutaneus extemus entspringt
aus dem vOTderen lateralen Strange des Plexus, durchbohrt gewöhn¬
lich den M. coracobrachialis (N. perforans Casseri) und tritt als¬
dann zwischen Biceps und Brachialis zur lateralen Seite des Ober¬
armes hin. Lateral von der Bicepssehne durchbohrt er die Fascie
und versorgt hierauf als N. cutaneus antibrachii lateralis die
Haut an der Radialseite des Unterarmes mit
seinen Zweigen, von denen gewöhnlich einer die V. cephalica be¬
gleitet. Am Oberarme gibt er ausserdem Zweige für s ä m t-
1 i c he Beugemuskeln ab.
4. Del mcrfia««« entspringt aus den beiden vorderen Strän¬
gen des Plexus mit zwei Wurzeln, welche die A. axillaris vorn
nach Art einer sjMtzwinkligeji Gabel umfassen. Der Nerv zieht
hierauf im Sulcus bicipitali&medialis zusammen mit der A. brachia¬
lis nach abwärts, indem er gewöhnlich oben an der lateralen
Seite, in der Mitte vor, unten medial von der Arterie gelegen
ist. Unter dem Lacertus fibrosus der Bicepssehne tritt der N. me-
dianus hierauf zum Unterarme und verläuft hier nach Durchboh¬
rung des M. Pronator Vteres zwischen dem M. flexor di-
gj t_p_r u m s u b 1 i m i s und profundus bis zur Hand, in¬
dem er mit den Sehnen dieser beiden Muskeln u n t e"? "de in L i g.
carpi transversum hindurchtritt. An der Hand teilt er
sich in einen medialen und einen lateralen Endast. Am
Oberarme gibt der N. medianus keineZweige ab. Ausser
einigen feinen Br. articulares für die vordere Kapsel des Ellen¬
bogengelenkes (RUEDINGER) entsendet er am Unterarme fol¬
gende Zweige:
a) Zweige für sämtliche Flexoren des Unterar¬
mes mit Ausnahme des M. flexor carpi ulnaris und des
Ulnarteiles des M. flexor digitorum profundus, welche von
dem ihnen nahe gelegenen N. ulnaris innerviert werden.
b) Der N. interosseus volaris s. anterior (internus) zieht mit der
A. und V. interossea volaris zwischen dem M. flexor pollicis
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491
longus und flexor digit. profundus an der Vorder¬
fläche der Membr. interossea nach abwärts und
versorgt schliesslich den M. pronator quadratus.
Ein feiner Faden gelangt unter dem letzteren zum Handgelenk,
c) Der R. cutaneus palmaris (R. palmaris longus) bildet einen
feinen, nicht ganz constanten Ast, welcher oberhalb des Hand¬
gelenkes den volaren Abschnitt der Unterarmfascie durch¬
bohrt und einen kleinen Hautbezirk amDaumen-
ballen und der Hohlhand versorgt.
• d) Der laterale E n d a s t pflegt die Muskeln des
Daumenballens (mit Ausnahme des Adductor pollicis)
und den M. lumbricalis I zu versorgen. Ausserdem
gibt er die sensiblen Nn. digitales volaren proprii für beide / 'i
Ränder des Daumens und den Radialrand des Zeigdinders ab.
e) per mediale Endast gibt dem II., manchmal auch dem
III. M. lumbricalis Zweige und teilt sich ausserdem in
die^ sensiblen Nn. digitales volares proprii für die ein-
ai^er zugewandten Ränder des Zelge-r 'MüfeP und IV. Fin- ^
gers. Hierbei ist jedoch zu bemerken, dass der mediale End-
ast des Medianus mit dem oberflächlichen Endaste des N.
u i na r is ziemlich constant durch eine Anastomose
v^lihdüi ist, welche von dem oberflächlichen
Hohlhandbogen bedeckt wird, und deren« Fasern wohl
grösstenteils in den N. medianus übergehen.
Der N. medianus versorgt an der Hand die Ränder der 3—4 ersten
Finger (den letzten derselben zusammen mit dem Ulnaris), die Muskeln
des Daumenballens (mit Ausnahme des Adductor) und die ersten 2 — 3 Mm.
lumbricales.
5. Der If. ulnaris (aus dem medialen Vorderstrange des Plexus
brachialis) verläuft am Oberarme zunächst- medial und hinten von
der A. brachialis, weiter imten an der hinteren Seite des Lig. inter-
musculare mediale und gelangt auf diese Weise hinter den
Condylusmedialis humeri, wo er in einer besonderen
Rinne ziemlich dicht unter der Haut liegt und somit leicht verletzt
werden kann. (Stelle des sogen. Musdkantenknochens). Hierauf
bohrt sich der Nerv durch den Ursprung des M. flexw carpi ul-
naris hindurch und zient unter diesem Muskel medial von 'der 'Ä.
und V. ulnaris nach abwärts. Zur Hc4ilhand gelangt der Nerv
an der radialen Seite des E rbsenbeines zwischen
dem Lig. carpi commune volare und carpi transversum und teilt
sich gleich darauf in einen oberflächlichen und tiefen
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E n d a s t. Am Oberarme gibt der N. ulnaris keine Zweige
ab; dagegen entspringen ausser einigen feinen Gelenkästen für die
hintere Kapsel des Ellbogengelenkes (RUEDINQER) am Unter¬
arme von demselben:
a) Rr. musctdares für den M. flexorcarpi ulnaris und
den ulnaren Teil des M. flexor digitorum
profundus, zwischen welchen beiden Muskeln der N.
ulnaris verläuft.
b) Der R. cutaneus palmaris (R. palmaris longus), welcher eben¬
so wie der Hauptstamm die A. ulnaris begleitet, der letzteren
feine Zweige gibt, in der Nähe des Handgelenkes den volaren
Teil der Unteranmfiascie durchbricht und schliessMch einen
beschränkten Hautbezirk am untersten Teile
des Unterarmes und am Kleinfing. erballen
versorgt.
c) Der R. dorsalis mantis, welcher zwischen der Ulna und dem
M. flexor carpi ulnaris auf die Rückseite der Hand
tritt und hier in Gestalt der Nn. digitales dorsales sensible
Zweige für die Ränder der 2% letzten Pinger abgibt.
Ziemlich constant ist hier eine Anastomose mit dem N. ra^^.^
dialis vorhanden.
d) Der oberflächliche Endast, R.votaris superficialis,
versorgt an derHohlhand (abgesehen vcm einem Zweige
für den M. palmarisbrevis) mittels der sensiblen
Nn. digitales volares proprii die Ränder der letzten
Finger und schickt ausserdem dem N. medianus die oben
erwähnte Anastomose zu, welche unter dem Arcus vo-
laris sublimis gelegen ist.
e) Der tiefe Endast, R. volaris profundus, dringt zwischen
M. abductor und flexor brevis digiti minimi in die Tiefe und
verläuft mit dem tiefen Hohlhandbogen längs der Basen der
Metacarpalia. Dieser Ast versorgt — abgesehen von einigen
feinen Fäden für die Bänder der Hand (Ruedinger) — »Ä*"**- — •
liehe Handmuskeln, welche vorhin beim N. medianus nicht
genannt wurden, d. h. die _M uskeln des Klein¬
fingerballens, den III. oder nur den IV. M. 1 u m -
bricalis, sämtliche Mm. interossei und den
M. adductorpollicis.
6. Der N. radialis kommt aus dem hinteren Strange des Plexus
brachialis und zieht hinter der A. brachialis zusammen mit der A.
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und V. prc^unda brachii zur hinteren Seite des Oberarmbeines,
wo er in dem Sulcus n. radialis des letzteren, bedeckt vom
T r i c e p s , gelegen ist. Nachdem er hierauf das Lig. inter-
musculare lat. durchbohrt hat, tritt der Nerv zwischen dem
M. brachialis und Brachioradialis nach vorn, um
sich alsdann in einen oberflächlichen und einen tiefen
Ast zu teilen. Die Zweige des N. radialis sind:
a) Rr. tnusculares für sämtliche Mm. anconaei.
b) Der N. cutaneus brachii posterior (posterior superior) ent¬
springt vom N. radialis, bevor derselbe unter den M. tri-
ceps tritt, und versorgt die Haut an der Rückseite
desOberarmes bis zum Ellbogen.
c) Der N. cutaneus antibrachii dorsalis (posterior inferior) ent¬
springt dort, wo der N. radialis unter dem Triceps her¬
vor t r i 1 1 und das Lig; intermusculare lat. durchbohrt,
und findet seinen Verbreitungsbezirk in der Haut an der
Rücksieite des Unterarmes (N. cutaneus ex-
ternus antibrachii der älteren Autoren).
d) Der tiefe E n d a s t , B. (radialis) profundus, bohrt sich In; den
Supinator ein und gelangt so auf die R ü cTreTT?
des Unterarmes, wo er als N. interosseus dorsalis s.
posterior (extemus) mit der gleichnamigen Arterie und Vene
zwischen den tiefen Extensoren längs der Membr. interossea
nach abwärts zieht. Nachdem dieser Ast einen feinen Faden
zum Ellbogengelenk abgegeben hat (RUEDINGER) versorgt
derselbe) sämtliche Extensoren des, Unter¬
armes (die Muskeln der Radialgruppe mit einbegriffen).
Die Endzweige erstreck«! sich nach RUEDlNGER unter den
tiefen Extensoren bis zu den Bändern der Handwurzel hin.
e) Der oberflächliche Endast, B. (radialis) super¬
ficialis, verläuft zunächst unter dem Schutze des M.
brachioradialis an der lateralen Seite der A. radialis^)
nach abwärts und tritt hierauf zwischen dem Radius und der
Supinatorsehne zur Rückseite der Hand. Nachdem er
hier mit dem N. musculcxutaneus bzw. N. ulnaris Ana-
s t o m o s e n gebildet hat, versorgt er unter mehrfacher ga-
1) Da der N. radialis an der lateralen Seile der A. radialis,
der N. ulnaris an der medialen Seite der A. ulnaris gelegen ist, so
kann man sagen, dass die eben genannten Nerven peripher von den -
entsprechenden Arterien verlaufen oder dieselben gewissermassen
‘^WiSCIIen sich lasseti.
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beliger Teilung mittels der sensiblen Nn. digitales dor¬
sales die beiden Ränder des Danmpnc iin/4 7Aigaiingaiai-iin/<
den Radialrand des Mittelfingers talso die Ränder der 2%
ersten Finger an der Rückseite).
Übersicht über die Verbreitung der Haut¬
nerven des Plexus brachial! s.
cni
atalis
1. Am Oberarme wird die mediaje Seite vom N.
cutaneus brachü medialis (cutaneus intemus)/^i2ll^vom N. inter-
costobrachialisi die laterale Seite vom Hautaste des N. axiU
die hintere Seite von dem oberen Hautaste des N. ra-
^ vetgoigtr ' i.'.' 1 .
2. Am Unterarme wird die hintere Seite von dem
, , ^V-«nteren Hautaste des N. radialis, die ulnare Seite vom J'T. cm-
ianeus anühradiii medialis (cutaneus medius) und die radiale
^te vom N. muscidocutaneus (cutaneus externus) innerviert.
. 3. An der Hand wird die Volarfläche entsprechend
den ersten 3% Fingern vom N. tnedianus, entsprechend den
letzten Fingern vom N. ulnaris versorgt. Die Dorsalfläche
dagegen wird entsprechend den ersten 2V^ Fingern vom N. radüdis,
entsprechend den letzten 2V^ Fingern vom N. ulnaris innerviert.
Hierbei ist zu beachten, dass die dorsalen Fingernerven nur
.auf dem Rücken der ersten Phalanx ihre Ausbreitung finden
— mit Ausnahme des Daumens, _wo sie sich bis zur Fingerspitze
erstrecken. Die erheblich stärkeren volaren Äste fihemehmen auch-
die Versorgung der Rückseite der Finger iÜT- die 11. und III.
Phalanx: an der Vorderseite .sind sie mit zahlreirhen Vater-Pacini-
sehen Körperchen versehen
Übersicht über die Muskelzweige des Plexus
b r a c h i a 1 i s.
Von den betreffenden Muskeln werden versorgt:
Die Mm. pectoralis major, minor und s u b c 1 a-
V i u s von den Nn. thoracales anteriores. Doch bekommt der Ä
f. subclavius sehr oft einen eigenen Zweig (den N. suhclamus) von
dem Plexus brachialis zugesandt.
Der M. levatorscapulae und die beiden Mm. rhom-
b o i d e i vom N. thoracalis post. (N. dorsalis scapulae von HENLE).
Der M. serratus anterior vom N. thoracalis longus.
Die Mm. supraspinatus und infraspinatus vom
N. suprascapularis.
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Die Mm. latissimus, teres major tmd s u b s ca¬
pul a r i s von den Nn. subseapulares.
Die Mm. deltoideus und teres minor vom N. axil- '
laris.
Am Oberarme sämtliche Beugemuskeln vom N.
musctdocutaneus, sämtliche Streckmuskeln vom N. radialis.
Am Unterarme ebenso sämtliche Streckmuskeln .
vom N. radialis*), sämtliche Beuger vom N. medianus mit Aus¬
nahme des M. flexorcarpi ulnaris und eines Teiles des
M. f 1 e X o r digitorum profundus, welche der N. ulnaris versorgt. ,
An der Hand die Muskeln des Daumenballens (mit .
Ausnahme des Adductor) und gewöhnlich noch die ersten 2
bis 3 Lumbricales vom N. medianus, alle übrigen Hand¬
muskeln vom N. ulnaris.
III. N. thoracales.
Die 12 Brust- oder Rückennerven, N. thoracales s.
thoracici s. dorsales, teilen sich ebenso wie alle übrigen Spinal¬
nerven in je einen vorderen und hinteren Ast.
Für die hinteren oder Rückenäste dieser Nerven gilt
dasselbe, was über die hinteren Äste der Spinalnerven im Allge¬
meinen gesagt wurde. Die Hautäste derselben sind ein Bamuscu-
taneus lateralis und medialis.
Die vorderen Äste der Brustnerven bezeichnet man als
Nn. intercostales, weil dieselben in den Zwischenrippenräumen
nach vorwärts verlaufen. Der oberste Intercostalnerv geht jedoch
mit dem grössten Teil seiner Fasern in den Plexus brachialis
über. Die unterste verläuft am unteren Rande der XII. Rippe.
Ein jeder Intercostalnerv teilt sich bald nach seinem Abgänge
von dem Hauptstamme in zwei Äste, von denen der obere am
unteren Rande, der untere dagegen am oberen Rande je zweier
benachbarter Rippen mit den gleichen Ästen der A. und V. inter-
costalis verläuft. Die Intercostalnerven sind zunächst vor dem
Lig. costfth-i^ngwrftariiim anti| -rwicrtipn fjpn Mm. intercosta-
Jes extt. imd intt. gelegen. Auf diesem Wege geben sie folgertde
Zweige ab:
1. Muskeläste für die Mm. intercostales, sub-
c o s t a 1 e s und transversus thoracis, ferner die Mm.
E)er N. radialis versorgt also an der hinteren oder E x t e n -
sorenseite des Armes nicht allein die ganze Haut, sondern auch
sämtliche Muskeln.
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levatores costarum, endlich die Mm. serratuspost.
s u p. und i n f . Die vorderen Enden der 6 untersten Intercostal-
nerven treten ausserdem zwischen den Rippen zu den Bauchmus¬
keln hin, um den weitaus grösseren oberen Abschnitt der letzteren
zu versorgen.
2. H a u t ä s t e , welche die Brust- und Bauchmuskeln durch¬
bohren. Man unterscheidet:
a) Die Jir. ciUanei laterales (pectorales et abdominales treten
etwa in der Mitte zwischen Wirbelsäule imd Brustbein zur
Haut der Brust und des Bauches hindurch und
teilen sich wiederum in je einen vorderen und einen
hinteren Zweig. Dem I. Intercostalnerven, welcher
allerdings grössjteniteils in den Plexus brachialis übergeht,
fehlt der seitliche perforierende Ast, derjenige des .II. In¬
tercostalnerven stellt den S. 489 sub. 1 erwähnten N. inier-
eostobracMalis dar. Zweige des IV. — VI. R. cutaneus lat.
gehen in die Brustdrüse selbst hinein (Br. mamtnarii laterales).
Der Verbreitungsbezirk der Rr. latt. ist etwa zwischen der
Mammillar- und Scapularlinie gelegen.
b) Die Br. cutanei anteriores (pectorales et abdominales) bilden
die vorderen Enden der Intercostalnerven und versorgen
die Haut über und neben dem Brustheine,
nachdem sie den M. pectoralis major am Seitenrande des
Sternum perforiert, und die Haut über dem M.
rectus abdominis, nachdem sie den letzteren durch¬
bohrt und zugleich innerviert haben. Auch zur Brustdrüse
gehen einige Br. mammarü mediales hin.
IV. Plexus lumbalis. 'i
Der PlesAts lumbalis s. cruralis setzt sich aus den vorderen
Ästen der 4 oberen Liunbalnerven zusammen, von denen der vierte
allerdings noch einen Zweig ztun Plexus sacralis abgibt. Der
Plexus lumbalis liegt zwiscl}en_der vorderen und hinteren Schicht
des M. psoas major, durch welchen somit seine Äste hindurch¬
treten. Diese Äste, welche sich sehr häufig gegenseitig ersetzen,
heissen folgendermassen:
1. Der N. iliohypogastricus verläuft vor dem M. quadratus
lumbonun und parallel dem XII. Intercostalner¬
ven (also auch der XII. Rippe) in schräger Richtung nach ab¬
wärts und teilt sich über der Mitte des Darmbeinkammes in den
B. cutaneus lateralis s, iliacus für die H a u t ü b e r d e m M. g 1 u-
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faeus medius und den B. cutaneus anterior s. hypogastricus
für den untersten Teil der Haut des Bauches. Br. mus-
eulares versorgieD die benachbarten Abschnitte der Muskeln
des Bauches.
2. Der N. üioiriguinalis verläuft etwas tiefer und parallel
dem vorigen. Beide Nerven sind sehr häufig zu einem ge¬
meinsamen Stamme verschmolzen. Indem der N. ilioinguinalis
seinen Weg nach vmh nimmt und allmählich die Bauchmuskeln
ditfchbohrt, tritt er schliesslich durch den Leistenkanal heraus,
um einen kleinen Hautbezirk am Mons pubis und
dem angrenzenden Teile der Leistengegend
zu versorgen. Wie es scheint, kann er mitunter auch noch Zweige
an den vorderen Abschnitten des Scrotum bezw. der gjrossen
Schamlippen (Nn. scrotales bezw. labiales anteriores) abgeben.
3. E)er N. genüofemoralis (genitocruralis) liegt auf der vor¬
deren Fläche des M. psoas major, wo er sicE~ bald
"höher, bald tiefer in den N. ^permaticus externus und den N. lum-
hoinguindlis spaltet. Manchmal Bndet die Teilimg schon am Ur¬
sprung der Nerven (also in der Substanz des M. psoas major)
statt. Der N. spermaücus externus {H. pudendus ext.) geht vor der
A. und V. iliaca ext i q, d e n. L e.Ls t e n k a n a 1 hinein und
soll nach seinem Austritt aus dem letzteren hauptsächlidi den
M. cremasterund die Tunica dartos versorgen
(Hyrtl, Schwalbe u. a.). Ist er stark entwickelt, so kann er
den N. iUoinguinalis ganz oder teilweise ersetzen, indem er auch
an die Haut des Scrotum (beim Weibe der grossen Schamlippen)
und der angrenzenden Schenkelfläche feine Zweige abgibt. Der
TiT ...... — li. /lowoi yoj] dem vorigen und der A. und
V. iliaca ext.) unterhalb des Poupart* sehen Ban-
des nach abwärts und tritt bald durch die Fovea ovalis, bald ^
lateral von derselben zur Haut, wo er einen grösseren oder
kleineren Bezirk in der Nähe der Fovea ovalis ver¬
sorgt.
4. Der N. cutaneus femoris lateralis s. ext^us verläuft in
schräger Richtimg vordem M. i 1 i a c u s bis in die Nähe der
Spina iliaca ant. sup., wo er unter dem Poupart’schen
Bande hindurchtritt, um die Haut an der lateralen
_ _ ^
Seite des über sctienkels zu versorgen. Auch der laterale
Teil des Gesässes kann noch Zweige erhalten.
5. Der N. femoralis, s. cruralis, der stärkste Nerv des ganzen
Lendengeflechtes bezieht seine Fasern aus sämtlichen 4 oberen
Broesike, ADatomie. 9. Anfl. 32
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Lendennerven imd zieht zunächst zwischen dem Psoas
m a j o r und Iliacus internus, dann dicht unterhalb
9 des Pouparfschen Bandes durch die Lacuna musculorum zum
Oberschenkel (s. S. 227). HKrTi^ eFzunl^st m der rossa ilio-
pectinea 1 a t e rji: tojL.d e r A. f e m o rj^l i s , löst sich jedoch
sehr bald in zahlreiche Zweige auf. Auf diesem Wege gibt er ab:
a) Muskeläste zum-M. psoas major und 1 1 i a -
C U s , die innerhalb des Beckens entspringen. Diese Äste kei¬
nen jedoch auch direkt vom Plexus lumbalis geliefert werden.
b) Muskeläste zu sämtlichen Streckmuskeln des
O b e r s c h e-n k e 1 s mit Ausnahme des M. Tensor fasdäe
la^. Hinter den Schenkelgefässen geht mitunter ein Zweig
N. femoralis auch zum_M. pectineus^ hin. Von diesen
Muskelästen zweigen sich feine Br. äkiculares zur vorderen
Wand der Hüftgelenkkapsel (RUEDINOER) und weiter unten
auch der Kniegelenkkapsel (Räuber) ab. Auch der N. saphe-
nus (s. u.) soll nach Ruedinger einen Zweig zur Kniege¬
lenkkapsel abgeben.
c) Ein Zweig zur A. und V. femoralis.
;-d) Der N. cutaneus femoris medialis s. internus (N. saphenus
, minor) ist meistens schon an seinem Ursprünge in mehrere
Zweige gespalten, von denen gewöhnlich der eine dicht
unter der Fovea ovalis hervortritt und neben der V. saphena
I magna abwärts zieht, während der andere tiefer tmten am
medialen Rande des Sartorius die Fascie ditfchbricht. Beide
/ Zweige versorgen die Haut an dermedialenSeite
< desOberschenkels.
I e) Der N. cutaneus femoris medius s. anterior kann ebenso wie
der vorige von vornherein in mehrere Zweige gespalten sein,
I welche die Fascia lata zum Teil etwas über der Mitte des
Oberschenkels, ziun Teil weiter abwärts durchbrechen tmd
' die Haut an der vorderen Fläche desOber¬
schenkels versorgen. Ein Zweig dieser Nerven durch¬
bohrt vielfach den M. sartorius, bevor er aus der Fascie
heraustritt. Die Äste von d) u. e) werden jetzt einfach als
Bami cutanei anteriores zusammengefasst.
f) n«»r N fuuoluma' -fN. saphenus major) verläuft am O b e r-
schenkel zuerst lateral, dann vor, endlich
medial vcwi der A. femoralis bis zum Adduktorenschlitz
nach abwärts, wo er sich von der Arterie trennt. Der Nerv
zieht hierauf hinter dem unteren Ende des M. sartorius
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weiter, dessen Sehne er schliesslich meistens durchbohrt, um
zur Haut an der medialen Seite des Kniees ju gelangen.^Am
Unterschenkel verläuft er dicht hintei- dfir ^ gaphi»na —
magna nach unten, um entweder nur bis zum Fussgelenk
^ (Är. cutänä cruM msSiales) oder bei besonders starker Ent¬
wickelung noch längs des medialen Fussrandes bisi zur
grossen Zehe hinzuziehen imd die H a u t a n de r me d i -
a 1 e n Seite d e-s Unters che n k e Ijl. und^lfm
Q/P^Äze-henran de des.jFjiss£s zu versdien.
6. Kr 2fo&i!urä(0r««^^tspringt vomu^^^ Teile des Plexus
lumbalis und zieht in Begleitung der A. und V. obturatoria an der
Seitenwand des kleinen Beckens etwas unterhalb der
Linea terminalis zur <^ren Ecke des For. obturatum,
durch welches er zum Oberschenkel hindurchtritt. Hier versorgt
der Nerv mittels verschiedener Muskeläste -
Adductoren nei>st -dejn.JM. ahTur atQ r e x t. ^Ein
H a u t a s t , B. cutaneus tt. obluratorii, gelangt zwischen Adductor
löngus tmd Oracilis ^etwa iii'def "Hohe zwischeiT dem oberen uncf
mittleren Drittel des nh«»T.«irhpnke1gt Tttr Haut an Hpr itipHia.
len flätihfi dfisOh firsrhpnifp lg Fpitip Zweige ziehen
ausserdem vom N. obturatorius zur vorderen medialen Seite der
Hüftgelenkkapsel hin.
V. Plexus sacralls s. ischiadicus.<^,6^
Dieses grösste Geflecht der Spinalnerven setzt sich aus einem
Teile des IV., aus dem ganzen V. Lunibalnerven {N. lumbosacralis)
und den 3 — 4 Sacralnerven zusammen. Seine Lage ist im kleinen
Becken an der Vorder fläche d es M. piriformlis.
Ausser den Nn. haemorrhoidales medii, vesicales inff. üntMSo^inafes
für die Beckeneingeweide gehen von dein Plexiis für dre“nahe ge- '
legenen Muskeln, nämlich den M^ piriformis und o b t u -
rator int, nebst den beiden Mm. gemeTTi, sowie für den
M. levatorani direkte Zweige ab. Dieselben können jedoch
auch von dem einen oder anderen Aste des Plexus ihren Ursprung
nehmen. Diese Äste teilt nun HENLE in kurze und lange
ein, von denen die erste Gruppe sich im Wesentlichen in der Nähe
des Beckengürtels verzweigt, während die zweite Gruppe weiter
zu der unteren Extremität hinabzieht.
Die kurzen Äste des Plexus sacralis.
1. Der N. glutaeus superior tritt mit der A. und V. glutaea
sup. oberhalb des M. piriformis durch das For. ischiadicum majus
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aus dem kleinen Becken heraus und verläuft zwischen dem M.
glutaeus medius undminimus bis zum M. t e n s o r
fasciae latae, indem er diese Muskeln versorgt.
2. Der N. glutaeus inferior tritt in Begleitung der A. und V.
glutaea inf. unterhalb des M. piriformis durch das
For. ischiadicum majus aus dem kleinen Becken heraus und ver-
~iörgt schliesslich den M. glutaeus maximus (nach RUE-
DINGER auch den hinteren Teil der Hüftgelenkkapsel).
3^ Der N. pudendus communis s. internus (N. pudendohae-
morrhoidalis) ^tt wie der vorige in Begleitung der A. imd V.
pudenda comm. s. int, unterhalb des M. piriformis
aus dem For. ischiadiciun majus hmror und zieht hierauf mit
den genannten Gefässen hinter der Spina ischiadica
zum For ischiadiciun minus, durch welches er wieder in das
vd, kleine Becken hineintritt. Der Nerv verläuft alsdann an der 1 a-
■ JLaralen Wand der Fossa i s c h i o r e c t a 1 is td- h.an
medialen Fläche des M. obturator int.l bis zum hinteren Rande
^es M. transversus nerinei prof. und gelangt weiterhin zwischen
den Fasern dieses Muskels lä ngsdes medialen Randes
_ des unteren Sitz- und Schambe inastes bis unter
die Svmphvsis pubis, wo er neben dem Lig. Suspensorium pcnis
nach vom tritt tmd als N. dorsalis penis (beim Weibe als N. dor-
sdlis clUoridis) auf dem Rücken des Penis (der Clitoris) bis zur
Eichel zieht. Ausser feinen' Zweigen für den M. transv. perin.
prof. entsendet er auf diesem Wege folgende, meistens von den
gleichnamigen Blutgefässen begleitete Äste:
a) Der N. perforans li^. tuberososacri (SCHWALBE) geht dimch das
Lig. sacrotuberosum um den unteren Rand des M. glutaeus
maxim. zum medialen Teile der G esässhaut.
b) Der iV. haemorrhoidalis inferior (extemus) zieht schräg nach
vom und medianwärts durch das Fett der Fossa
ischi.orectalis zum Anus, woselbst er die Haut
und den M. sphincter ani ext. versorgt.
c) . Der N. perinei zieht dicht unter der Haut zwi¬
schen dem M. bulbocaver nosus und ischio-
cavernosus nach vom und versorgt auf diesem Wege
sämtliche Dammuskeln (mit Ausnahme des Le¬
vator ani und Transv. per. prof.) und die über den-
yS eiben gelegene Haut. Ein Zweig dringt durch den
Bulbus der Urethra zur Schleimhaut der letzteren. Das Ende
des N. perinei bilden Zweige, welche beim Manne fast die
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ganze Haut des Scrotum (Nn. scrotales posteriores),
beim Weibe in gleicher Weise die Haut der grossen
Schamlippe n (N. labiales posteriores) versorgen.
d) Der E n d a s t , N. dorsalis penis (beim Weibe elitoridis),
tritt neben dem Lig. Suspensorium penis zur Rückenfurche
des Penis (der Clitoris) und versorgt die Haut desPenis
(der Clitoris) nebst der Eichel. Feine g.e 11 s s-
V n g e r o d^-Zweige (LOVEN) clringen auch in die
Corpp. cavernosa penis hineinT
Die langen Äste des Plexus sacralis.
1. Der N.mtaneus femoris posterior tritt ebenfalls unter¬
halb des M. piriformis aus dem For. ischiadicum majus
heraus und ist zunächst vom M. glutaeus maximus bedeckt, an
dessen imterem Rande er (hinter dem N. ischiadicus) ziemlich
genau in der Mitte zwischen Tuber ischiadicum
und Trochanter major zum Vorscheine kommt. Er wird
'bald höher, bald tiefer (meistens wohl in der Mitte der hinteren
Oberschenkelfläche) subcutan und zieht hierauf nach abwärts, in¬
dem er sich entweder nur bis zum Knie oder bis zur Wade (in
seltenen Fällen sogar bis zur Ferse) erstreckt. Die Zweige des
Nerven sind:
a) Die Nn. (cutanei) clunium inferiores (Nn. subcut. glutaei inff.)
gehen um den unteren Rand des M. glutaeus maximus auf¬
wärts zur Hautam unteren Teile des Gesässes.
b) Die Rami perineales cutaneus perinei s. N. pudendus Ic^^
inf. von HENLE ziehen unterhalb des Tuber ischiadicum zur
Haut des Dammes und Scrotum (bezw. der
grossen Schamlippen).
c) Die Nn. cutan^ femoris {cruris) posteriores (zur Haut an
der hinteren Fläche des Oberschenkels
(wenn der Nerv so weit hinunterreicht, auch des Unter¬
schenkels).
2. Der N. ischiadicus tritt wie der vorige unterhalb des
M. piriformis aus dem For. ischiadicum majus heraus und
verläuft alsdann etwa in der Mitte zwischen Tuber
i s c h i a d i c um und Trochanter major, bedeckt vcrni
Glutaeus maximus und hinter den Mm. gemelli, obturator int. und
quadratus femoris nach abwärts. Der Nerv gelangt hierauf unter
die Beugemuskeln und teilt sich gewöhnlich in der Mitte
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502
des Oberschetifkels (mitunter jedoch auch viel höher oder tiefer)
in deii iV. tibialis und N. peronaeus. ^Da der N. ischiadicus sich
jedoch steß" bis zu '^neinTJrsprunge in die beiden eben genann¬
ten Aeste spalten lässt, so können alle Zweige desselben auch als
Zweige des N. tibialis oder N. peronaeus betrachtet werden,
a) DtTN.übialis (N. poplitetis mt.) bildet die eigentliche Fort¬
setzung des N. ischiadicus und ist in der Kniekehle nach
hinten (und etwas lateral) von der V. poplitea gelten (s.
S. 269). , Er tritt hierauf zuerst zwischen «üe beiden Gastro-
cnemiusköpfe, dann unter den M. soleus und verläuft nun
zusammen mit der A. und V. tibialis posterior zur medialen
Seite des Fus^elenkes, lun sich hier (ebenso wie die eben
genannten Blu^fässe) in seine beiden E n d ä s t e , den N.
plantaris tnedüUis s. internus und N. plantaris lateralis s. ex-
temus zu teilen. Auf diesem Wege gehen von ihm folgende
Zweige ab:
a) In der Hältgegend mitunter Zweige für die Mm.
Obturator internus, gemelli und q u a d r a -
tus femoris, sowie ein Zweig für die hintere Kapsel¬
wand des Hüftgelenkes.
ß) Am Oberschenkel Zweige für sämtlich e
Beugemuskeln mit Ausnahme des kurzen Biceps-
kopfes (s. S. N. peronaeus).
y) In der K n i e k e h 1 e ausser einigen Zweigen für das
/i//i surae medüüis (N. communi-
^ cans hbiali^ N. suralis), welcher auf der Sehne zwischen
beiden uastrocnemiusköpfen (zuweilen in einem besonde¬
ren fibrösen Kanäle) nach abwärts verläuft, etwa am An¬
fänge der Achillessehne die Fascie durchbcArt imd hierauf
mit dem N. communicans peronaei verschmilzt. Aus der
Vereinigung beider Nerven geht der N. cutanens pedis dor-
salis lateralis hervor, der die Haut am lateralen
Teile der Ferse {Br. calcanei laterales) und dem
ganzen lateralen Fussrande mit sensiblen
Fasern versorgt.
d) Am Unterschenkel Zweige zu sämtlichen
Beugemuskeln. Von dem Zweige, welcher den M.
popliteus versorgt, geht ein sensibler Nebenzweig,
der If. interosseus cruris, teils an der hinteren Fläche, teils
zwischen den Fasern der Membrana interossea bis zum
Tibiofibulargelenke nach abwärts. Vom Stamme des Ti-
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bialis gehen endlich noch Hautzweige zum medialen
Teile der Ferse {Rr. ctücanä mediales),
e) A m F u s s e der plantaris me^alis s. internus, welcher
zimächst vom Lig. laciniatum und dem M. abductor hallucis
bedeckt ist und hierauf zwischen dem letzteren Muskel und
dem M. flexor digitorum brevis in B^leitung der A. und
V. plantaris med. nach vom zieht. Nachdem der Nerv den
M. flexor dig. brevis und die Muskeln des
Grosszeheniballens (mit Ausnahme des Adduc-
tor) versorgt hat, teilt er sich in zwei Äste, vcm denen der
mediale den me dialen Rand der. grossen
Zehe versorgt, während der laterale sich in 3 Nn. digi¬
tales plantares co>wmi«>ies_spaltet^welche sich nach Abgabe
von Zweigen für die beiden medialen Mm. lum-
bri'cales wiederum ^belTörmig in die N. digitales
pianüires j^oprii für die einander zugekehrten
R’aTrtTer der I. — IV.' Zehe teilen. Auch der ent¬
sprechende Teil der Fusssohle enüiält sensible Zweige.
Der N. plantaris lateralis s. extemus geht zwischen dem
M. flexor digitcMiim brevis und M. quadratus plantae zu¬
erst in Begleitung der A. und V. plant, lat. nach lateral-
wärts und dann mit dem Arcus plantaris in die Tiefe.
Auf diesem W^e gibt cfer Nerv“ dSfi JT. digitalis plantaris
communis IF. ab, welcher sich in dkt Nn. digitales plantares
proprii für die noch unversorgten Ränder der IV.
und V. Zehe teilt, und innerviert ausserdem die
Haut und alle Muskeln der Fussohle, welche
von 'd'eiir N. 'plantaris mediatis nicht versorgt werden,
b) Der N. peronaeus (N. popliteus ext.) zieht lateral vom N.
tibialis und ganz oberflächlich längs des medialen
Bicepsramdes nach unten und wendet sich unterhalb
des Capitulum fibulae zur Vorderfläche des Unterschenkels.
Hier durchbohrt er den M. peronaeus longus und spaltet sich
hierauf in den N. peronaeus profundus und superficialis.
Auf diesem Wege gibt er ab:
aj Einen Zweig zum kurzen Kopfe des M. biceps
f e m o r i s.
ß) Zwei feine Zweige zur hinteren Wand der Knie¬
gelenkkapsel.
y) Den JV. eutaneus surae lateralis (N. communicans peronaei),
welcher die Fascie meistens Sehern in der Kniegegend
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durchbc^ und die Haut an dejl^eralen Seit«
des Unters c h e^ lilf e. T s— m«. i' n n r p"t: Sein ^nde
senSTs® in döi N. cutaneus surae medialis ein (s. S. 502).
£)gj. 2i. cittaneus cruris posterior versorgt die Haut an
der hinteren Seite des Unterschenkels,
insoweit der N. cutaneus femoris posterior nicht deren
Versorgung übeminunt. Wenn der letztere bis zur Ferse
nach abwärts reicht, kann der erstere ganz fehlen,
e) Der N. peronaeus superficialis gibt Zweige für die Mm.
p e r o n a e i ab, läuft hierauf zwischen den Mm. peronaei
und dem M. extensor digitonun longus nach abwärts tmd
durchbohrt die Fascie im unteren Drittel des Unterschen¬
kels. Der Nerv teilt sich alsdann (mitunter auch schon viel
h^er oben) in zwei Äste, von denen der N. cutaneus (pedis)
dorsalis medialis s^ internus, den m e d fäl e n R'a'n d
der grossen Zehe und die einander zugekehrten
R*! n d e r d e r H. und III. Zehe versorji,^ während
döf andere, der N. cutaneus (pedis) dorsalis intermedius s. me-
dius, zu den einander zugekehrten Rändern der III.
b i s V. Zehe hinzieht {N. digitales dorsales). Mitunter
>^erden sämtliche Zehen (II. bis V.) von dem letzteren
Nerven allein versorgt.
Der N. peronaeus pro/undus verläuft mit der A. und V.
tibialis ant.~ lateral vwi dem M. tibialis ant. und dicht vor
der Membrana interossea nach abwärts, indem er sämt¬
liche Extensoren des Unterschenkels
versorgt. Nachdem er unter dem Lig. cruciahun zum
Fussrücken getreten ist, gibt er die Zweige für die Mus¬
keln des Fussrückens und 3ie Gelenke d^ Fusses
ab und strebt schliesslich mit der A. und V. dorsalis pedis
dem I. Intermetatarsalraume zu, an dessen vorderem
Ende er sich in zwei Nn. digitcdes dorsales für die einander
zugewandten Ränder derl. und II. Zehe spaltet. |
VI. Plexus coccygeus.
Dieses Geflecht setzt sich aus den vorderen Ästen des IV. bis
V. Sacralnerven und dem vorderen Aste des Steissbein-
nerven zusammen. E>er aus diesem Geflechte entstehende N.
anococcygeus lateral vom Steissbeine nach unten imd hinten,
nimmt den hinteren Ast des Steissbeinnerven auf tmd versorgt die
Haut in der Umgebung derSteissbeinspitze. Nach KRAUSE gehen
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auch feine Zweige desselben zu den Mm. levator ani, ischiococcy-
geus und coccygeus hin.
Übersicht über die Versorgung der Haut¬
bezirke am Becken und derunteren Extremität.
1. Die Haut des Gesässes wird in ihrem oberen Teile
dmch die Nn. clunium supp, und medii aus den hinteren Ästen
der diid' uU!ivi'..Mi. sacrales, in ihrem medialen
Teile durch den N. ligamenti tuberososacri (Schwalbe) vom N.
pudendus communis, in ihrem unteren Teile durch die Nn.
clunium inff. vom N. cutaneus femoris post., in ihrem lateralen
Teile oben vom N. üiohypogastricus, unten mitunter auch noch
vom N. cutaneus femoris lat. versorgt.
2. Die Haut der äusseren Geschlechtsteile wird
am Monspubis vom N. spermaticus extemus oder ilioingiä-
nälis, an den Hoden (grossen Schamlippen) durch die
Nn. scrotales (labiales) postt. vom N. pudendus communis, unten
und lateral durch die Br. perineales vom N. cutaneus femoris post.
versorgt.
3. Am Oberschenkel wird die Haut unterhalb
des Poupart’schen Bandes in ihrem medialen Ab¬
schnitte noch von dem N. spermaticus ext. oder ilioinguinalis,
lateral davon vom N. lumboinguinalis versorgt. Im Übrigen ist die
ganze laterale Seite des Oberschenkels dem N. cutaneus fern.
die vordere Seite den Nn. cutanei antt. aus dem N. femo¬
ralis, die m e d i.a i_e Seite den Nn. cutanei mediales des N. fe¬
moralis und dem Hautaste des N. obturatorius, die hintere
Seite dem N. cutaneus femoris post, zugehörig.
4. Am Unterschenkel gehört die hintere Seite
entweder dem N. cutaneus femoris posterior, oder, wenn der letz¬
tere sich nicht soweit abwärts erstreckt, dem N. cutaneus cruris
posterior ius dem N.peronaeus. Die laterale Seite versorgt der
N. cutaneus surae lateralis aus dem N. peronaeus, die mediale
Seite der N. saphenus aus dem N. femoralis.
5. Am F u s s e übernimmt die Versorgtmg des ganzen m e-
dialen Randes entweder der N. saphenus, oder, wenn der
letztere sich nicht soweit nach vom erstreckt, der N. peronaeus
superßdalis. Der ganze laterale Rand wird vom N. cutaneus
dorsalis lateralis aus dem N. tibialis innerviert. Am Fuss-
rücken werden die einander zugekehrten Ränder der I. — II.
Zehe vom N. peronaeus profundus, diejenigen der II. — V. Zehe vom
• ^ •
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N. peronaeus superficialis versorgt. Die Fusssohle gehört
dem N. tibialis, welcher mittels des N. plantaris medialis die Rän¬
der der 3% ersten Zehen, mittels des N. plantaris lateralis die¬
jenigen der letzten Zehen übernimmt.
Die Nn. digitales dorsales des Fusses erstrecken sich weiter
nach vom als an der Hand, pflegen jedoch den Nn. digitales plan¬
tares noch die Versorgung d^ Nagelbettes zu überlassen.
Übersicht über die Versorgung der Muskeln
an der unteren Extremität.
1. Von den Hüftmuskeln werden der M. iliacus,
psoas major und m i n o r durch direkte Zweige des Plexus
htmbalis oder vom N. femoralis A^ersorgt. Der M. obturator
i n t. nebst den beiden Gemelli und der P i r i f o r m i s er¬
halten Zweige vom Plexus sacralis, oder von einem der grossen
Äste desselben. Der M. glutaeus maximus wird vom N.
glutaeus inf., der M. glutaeus medius und m i n i m u s
(sowie der M. tensor fasciae latae) werden vom N. glu¬
taeus sup. innerviert. Der M. quadratus femoris erhält
einen Zweig vom N. ischiadicus, der M. obturator ext. vom
N. obturatorius.
2. Am Oberschenkel werden sämtliche ETTf e n-
s o r e n vom N.Jptnoralis versorgt, ausgenommen der M. ten¬
sor fasciae latae, der, wie schon erwähnt, vom N. glutaeus
sup. einen Zweig erhält. Auch der M. pectineus wird durch
einen Zweig des N. femoralis (nicht selten auch durch den N. ob¬
turatorius) innerviert. Im Übrigen werden die Adductoren sämt¬
lich vom N. obturotorius versorgt, doch bekommt der A d -
ductor magnus ziemlich constant noch einen Zweig vom
N. ischiadicus. Die F 1 e xjd*t ’e'n erhalten ihre Zweige vom N.
tMalis, nur der kurze Kopf desBiceps femoris wird
vom N. peronaeus versorgt.
3. Am Unterschenkel werden die Flexoren ebenso wie am
Oberschenkel vom N. tibialis versehen. Die Extensoren und die
Mm. peronaei verden vom N. peronaeus versorgt.
4. Am F u s s e werden die Muskeln desFussrückens vom
N. peronaeus profundus innerviert. Sämtliche Muskeln der Fuss¬
sohle sind dem N. tibialis untergeordnet, imd zwar übernimmt
der N. plantaris medialis den M. flexordigitorum bre-
vis, die Muskeln des Grosszehenballens (mit
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Ausnahme des Adductor) und die beiden medialen Lum-
b r i c a I e s , während dem N. plantaris lateralis alle übrigen Mus¬
keln der Fusssohle zufallen (also der M. adductor hallucis,
der Quadratus plantae, die beiden lateralen Mm.
lumbricales, sämtliche M. interossei und sämt¬
liche Muskeln des Kleinzehenballens.
Der N. tibialis, versorgt also (mit Ausnahme des kurzen Bicepskopfes)
sämtliche Muskeln an der Rückseite des Oberschenkels und Unterschenkels
sowie an der Fusssohle.
Systema nervorum sympathicum.
Der N. sympathicus stellt einen geflechtartig verzweigten Ner-
ven vor, welcher neben' dem Gehirn und Rückenmark als eine Art
von selbständigem Ontralorgan aufgefasst werden kann, da er bis
zu einem gewissen Grade unabhängig von erstgenannten funktio¬
nieren kann. Der N. sympathicus innerviert hauptsächlich die ge¬
samte glatte Musculatur des menschlichen Körpers, so
dass ihm also die unwillkürlichen Bewegungen unter¬
geordnet sind.
Die Nervenfasern des N. sympathicus sind zwar zum gröss¬
ten Twle, aber nicht wie man früher annahm alle, marklose Ner¬
venfasern. REMAK'sche Fasern, es gibt auch zahlreiche feine mark¬
haltige Fasern sympathischer Herkunft _ Fin TmI Hpr Ni>rvpnfa.«u»m _
kommt von Zellen, die im Rückenmark (im lateralen Teil des Vor¬
derhorn) in der Medulla oblongata neben den Hirnnervenkernen
liegen. Sie verlassen die Medulla oblongata mit den Fasern der
Himnerven zusammen (III. V. VII. IX. X. XI) das Rückenmark
niic den vorderen Wurzeln, als sogenannte praeganglio-
naere Fas ern von Lanoley. feine markhaltige Faser^
Die Mehrzahl der (marklosen) Nervenfasern stammt aus Zellen,
die nahe der Wirbelsäule (im Grenzstrang) oder peripher in
Gjruppen oder Haufen zusammenliegen. Diese Anhäufungen wer¬
den als Ganglia si/mpathica bezeichnet. Die Ganglienzellen zeigen
hauptsächlich zwei FormenT 1) rundliche oder ovale Zellen mit
vielen kurzen mit stachelartigen Zacken besetzten Dendriten, deren
.Neurit in eine marklose (motorische) Nervenfaser übergeht, die_an —
einer glatten Muskelfaser endet. 2) Zellen mit sehr langen Den-
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. dritenr die sich über das Ganglion hinaus weit in die Nerven-
sfämmchen erstrecken und deren Neurit. markhaltig oder marklos,
I unbestimmt, vielleicht an Spinalganglienzellen (sensible Fasern)
oder an den vorgenannten Zellen tunter 1> endet. Tede einzelne
Zelle ist in den Ganglien _ von einer besonderen endothelialen
Scheide oder Bindegewebshülle umgeben.
Man muss nun an dem N. sympathicus drei Abschnitte aus¬
einanderhalten, nämlich: 1) den Grenzstrang oder Stamm.
Ti uiirtis siitiiiialhicus. 21 die liami communicantes zwischen dem
_ üiciizstaiii^e und den Cerebrospinalnerven. 31 die peripheren
sympathischen Geflechte, l^lßxiis smwathi^i^^^ht
sämtliche Blutgefässe des menschlichen Körpers bis zu ihren
feinsten Verzweigungen begleiten und folglich mit den letzteren
in alle Teile des Körpers gelangen.
1. Der Grenzstrang desN. sympathicus.
Der Grenzstrang des Sympathicus begleitet bei¬
derseits als dünner Strang in longitudinaler Richtung die Wirbel¬
säule. AnderHalswirbelsäulejst derselbe vor den Ouer-
fortsäf7i^n, an der Brustwirbels J u 1 e vor ^n Rippen¬
köpfchengelenken. an der L e n d e n w i r b e 1 s ä u^e längs der
Sekenfläche der Lendenwirbelkörper und am medialen Rande des
M. psoas maior. endlich anT^ r'e ü z - und Steissbeine
längs der v/ordertläche und mpHial von den Foramina sacralia an-
teriora .gelegen. Während dieses Verlaufes bildet der Grenzstrang
eine Reihe von Ganglien, Gmglia trunci sympaihici, welche im All¬
gemeinen der Zahl der'^rbel entsprechen; doch können an ver-
schiedenen Stellen mehrere benachbarte Ganglien zu einem einzigen
verschmolzen sein. Am Halse ist dies die Regel, indem anstatt
.xler 7 sympathischen Ganglien hier nur 3 vorhanden sind, von
denen das mittlere meistens auch noch fehlt. Von diesen 3 Ganglien
liegt das oberste, das Ganglion cervicale superius, hoch oben vor
den Querfortsätzen der otersten Halswirbel und ist das stärkste
■■ von allen. Das Ganglion cervicale medium ist meistens vor den
Querfortsätzen der untersten Halswirbel und das Ganglion cervi-
schon ganz oder teilweise vor dem
_ .ersten Rippenköpfchengelenke gelegen, so dass es also in die Brust¬
höhle hineinragt. Das erste Dorsalganglion ist entweder
mit dem untersten Halsganglion verschmolzen oder ein wenig seit¬
wärts und etwas tiefer auf dem oberen Rande des zweiten Rippen-
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köpfchens gelten. ‘j . Der Brustteil des Grenzstranges zeigt ge- i
wöhnlich 12 Ganglien^ von denen das 1. — X. in ihrer Lage ziem- |
lieh genau den Rippenköpfchengelenken entsprechen; die beiden
untersten Dorsalganglien treten schon an die Seitenfläche der
Brustwirbelkörper heran. Am Lenden- und Kreuzbein¬
teile des Sympathicus sind die Ganglien meistens nur schwache,
spindelförmige Anschwellungen und bleiben in ihrer Zahl oft hin¬
ter der Zahl der Wirbel zurück. .. Das Ende beider Grehzstränge
wird entweder durch ein unpaares Knötchen, das Ganglion coccu-
ffeum, oder durch eine abwä^ convexe Schlinge gphildpT
Die Nervenfasern innerhalb des Grenzstranges sind erstens
Fasern, die vom Rückenmark (präganglionäre Fasern) auf oder
absteigend zu den Ganglien des Grenzstranges oder peripheren
Ganglien verlaufen; zweitens Fasern, die von den Zellen der Gan¬
glien selbst (postganglionäre Fasern) kommen und in ähnlicher
Weise verlaufen öder durch die Eami communicantes grisei in die
Bahn der Spinalnerven gelangen.
2. Die Rami communicantes.
Die Eami communicantes sind Verbindungszweige
zwischen dem Grenzstrange und dem nahe; ge¬
legenen Spinalnerven und dienen wohl hauptsächlich
dazu, Fasern aus dem Rückenmark in den Grenzstrang und durch
diesen zu den peripheren Svmpathicuszweigen , zu leiten. Die
meisten verlaufen durch die Radix anterior des Rückenmarkes,
wenige vielleicht durch die Radix posterior. Sie sind markhaltig.
bilden oft einen eigenen Strang. Bamus comtnunicans albus oder sind
untermischt von marklosen Fasern, die vom Sympathicusganglion
gegen das Rückenmark hin ziehen. Verlaufen diese getrennt, so
bilden sie einen Ramus communicans griseus, von dem Fasern
in alle Abteilungen des Sjpinalnerven gelangen, in den Ram^ an-
terior und posterior, mit deren Rami cutanei sie bis zur Haut ge¬
lange Jür die Haarmuskefn;* Drüsen und Gefässe, sowie in das
Spinalganglion und in die Radix anterior tmd posterior. Dass
eine Beeinflussung der sympathischen Nervenfasern von Seiten
des Gehirnes und Rückemnarkes möglich ist, lehrt z. B. die Tat¬
sache, dass nach verschiedenen psychischen Einwirkungen (Angst,
*) Die Verbindung zwischen dem unteren Hals- und dem ersten Dor-
salgangüon ist mitunter durch z}vei Fäden gegeben, von denen der eine vor,
der andere hinter der A. subäavia liegt (An«a subclavia) s. Vieussenii).
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Scheck etc.) eine vermehrte Darmperistaltik eintreten kann. Die
letztere Art vcm Fasern findet sich auch in Hpn v« sjminttrifhmiAs
vor, welche von den Spinalnerven kurz nach ihrem Austritt aus, — ^
den ^oramina intervertebralia entspringen und hierauf wieder in
den Wirbelkanal zurückkehren (s. S. 485).
^ Die peripheren sympathischen Geflechte.
Unter dieser Bezeichnung versteht man eine Anzahl von sym¬
pathischen Zweigen, welche vom Grenzstrange zu den nahe ge¬
legenen grossen üeiässen treten, dieKlben^eflechtartig umspinnen
un3 mit ihnen in aüe^ Teile des menschlichen Körpers gelangen.
a) Zweige vom Halsteile des Orenzstranges.
Das Ganglion cervicalesuperius gibt — ausser
verschiedenen Verbindui^szweigen zu den Nn. glossopharyngeus,
vagus (N. jugularis), und hypoglossus, — nach oben hin (wie eine
Art von Fortsetzung des Grenzstranges) den N. caroticus internus
ab, welcher mit der Carotis interna in den carotischen Kanal des
Felsenbeines eindringt und sich entweder dort oder schon früher
in ein diese Arterie umspinnendes Geflecht, den Plexus caroticus •
int., auflöst. Während des Verlaufs der Carotis im Sinus caverno¬
sus wird letzteres Geflecht als Plexus cavernosus bezeichnet. Vom
Plexus caroticus int. geht zunächst der N. petrosus profundus
major (s. S. 43 Fig. I) durch den Vidianischen Kanal zum Ganglion
sphenopalatinum hin, um wahrscheinlich von dem Ganglion mit
den Nasennerven in die Nasenhöhle zu treten und die Drüsen der
letzteren zu versorgen. Fernerhin existieren zwischen dem Plexus
caroticus int. und dem N.tympanicuseine Anzahl von Verbindungs¬
zweigen, die Nn. caroticotympanici (s. ebenfalls Fig. 1), von denen
der grösste auch als N. petrosus profundus minor besonders be¬
zeichnet ist. Über die Bedeutung der zuletzt genannten Nerven¬
zweige ist nichts Sicheres bekannt. Dasselbe Geflecht gibt auch
die Radix media (Radices sympathicae ganglü ciliaris) zum Gan¬
glion c i 1 i a r e ab, von welcher man annimmt, dass sie die
Fasern für den M. dilatator pupillae liefert (s. S. 463). Der Plexus
cavernosus sendet noch feine Zweige zur Hypophysis cerebri und
begleitet schliesslich die Äste der Carotis int. bis zu den feinsten
Verzweigungen. Aus dem Ganglion cervicale supremum gehen
fernerhin Zweige hervor, welche die Carotis exÜ. und ihre Äste
begleiten und umspinnen {Plexus caroticus extemu.s).
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511
Der Rest des Halsteiles sendet Zweige zum Plexus >
pharyngeus, zur Glandula carotiea und thyreoidea, endlich zur A. !
vertebralis {Plexus verldtraUs). Jedes der drei Halsganglien liefert '
endlich einen Zweig zum Herzen. Man hat diese Zweige, welche
die beschleunigenden H erznerven enthalten, als
N. cardiacus sup. medius und inf., von einander tmterschieden.
Sie ziehen zunächst neben doT grossen Halsgefässen nach abwärts
und gelangen weiterhin längs der aufsteigenden Aorta Her-
zen, wo sie die Aa. coronariae als Plexus coronarius dexter und
sinister begleiten. Näheres hierüber s. beim Herzen.
b) Zweige vom Brustteile des Orenzstranges.
Vom Brustteile des Grenzstranges ziehen eine
grosse Anzahl von Ästen zur Aorta thoracica und bilden um die
letztere den Plexus aorticus thoraccdis, welcher auch zu den Inter-
costalgefässen und der V. azygos teme Zweige schickt. Auch in
den Plexus bronchialis post, treten Sympathicuszweige ein. Vom
VI. — X. Dorsalganglion des Bruststranges pflegt sich eine Anzahl
variabler Äste zu entwickeln, welche sich zu dem N. splanchnicus
major vereinigen. Aus dem XI. und XII. Ddrsalganglion gebt in
ahniicner Weise der N. sylatichmem nnnor ~ hervor. Beide Nn.
splanchnici verlaufen neben der Wirbelsäule dicht hinter der Pleura
nach unten und medianwärts und vereinigen sich hierauf zu einem i
gemeinsamen Stamme, welcher durch Ha.«i Grus mediale des Zwerch- |
feiles in die Bauchhöhle tritt. Die Fasern des N. splanchnicus
major gelangen zu dem Ganglion coeliacum. diejenigen des N.
splanchnicus minor gelangen zum Teil zu dem letzteren, zum Teil
zum Ganglion renalT-aorticum (s. weiter unten). In der Bahn der
Nn. splanchnici hat man 1) vasomotorische Nervenfasern
für die Darmgefässe, 2) b eschleunigend ^ und H e m -
mungsfasern für ehe glatte Musculattu’ des Danhtractus,
endlich 3) sensible Fasern tfür die Darmwand?) aufgefunden.
Übrigens soll nur der fünfte Teil der Splanchjiicusfa^rn marklos
(also postganglionaer), der~Rest derselben markhaltig (also aus
spinalen (praeg^glionaeren Fasern) gebildet sein (RUEDINGER).
c) Zweige vom Bauch teil des Grenzstranges.
Von dem Bauchteile des Grenzstranges geht
eine kleinere Anzahl von ziemlich starken Ästen zur Aorta abdo¬
minalis und bildet um die letztere den Plexus aorticus abdominalis,
welcher einerseits mit dem Plexus aorticus thoracalis zusammen-
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512
hängt, andererseits die Äste der Bauchaorta mittels geflechtartiger
Zweige begleitet. Durch besondere Stärke zeichnen sich die Ge¬
flechte um die 3 unpaaren Äste der Aorta abdominalis aus, wel¬
che man als Plexus coeliacus, Plexus mesentericus superior und
Plexus mesentericus inferior "bezeichnet hat. Doch sind auch die
anderen Zweige der Bauchaorta mit sympathischen Nerven ver¬
sehen. In alle diese Geflechte sind Ganglien eingestreut, von denen
sich einzelne wieder durch besondere Grösse auszeichnen. Das
Ganglion coeliacum (s. semilunare s. splanchnicum s. solare) liegi
paarig zu beiden Seiten des Ursprunges der A. coeliaca, das
Ganglion renaliao^cum jederseits am Urspnmge der A. renalis
aus der Aorta. Ausserdem pflegt man noch ein Ganglion phrenicum,
\ mesentericum superius und inferius besonders zu imterscheiden,
welche in der Nähe der gleichnamigen Arterien gelegen) sind.
Die sympathischen Geflechte gelangen nun mit den Ästen der
Bauchaorta nicht allein zum Darmkanal, sondern auch zur
Leber, dem Pankreas, der Milz, den Nieren und
Nebennieren. Mit den Aa. spermaticae intt. steigen ferner
sympathische Zweige als Plexus spermaticus ( internus) bis zum H o -
den (beim Weibe bis zum Ovariumund Fundus uteri)
nach abwärts. Die Endigungen aller dieser Nerven sind grössten¬
teils unbekannt. Nur vom Magen und Darmkanale, wo sie die
glatte Musculatur versorgen, weiss man, dass sie an der Wand
dieser Organe zwei grosse Geflechte bilden. Das eine Geflecht,
■der Auerbach ’s ch e Plexus, Plexus myentericus, ist
zwischen der Ring- tmd Längsmusculatur des Verdauungstractus
gelegen und versorgt beide Muskelschichten. Nach innen von dem
Plexus myentericus und mit ihm durch Nervenfäden verbunden
findet sich in der Submucosa des Darmes der Meissner ’s che
Plexus, Plexus» submucosus, welcher ziun Teil für die Gefässe
der Submucosa, zum Teil für die Muscularis mucosae bestimmt
zu sein scheint.
d) Zweige vom Beckenteile des Grenzstranges.
Am Promontori um teilt sich der Plexus aort. abd<Mni-
nalis in ein paariges Geflecht, den Plexus hypogastricus, welcher
dicht unter dem Peritonaeiun zu beiden Seiten des Rectiun und
neben den Beckengefässen nach abwärts zieht und die Nerven für
die Beckeneingeweide und die cavernösen Körper der Genitalien
liefert. Man hat diese paarigen, in der Medianebene zusammen-
hängenden Geflechte als Plexus haemorrhoidalis, Plexus vesiaüis,
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513
Plexus uterovaginalis oder deferenüdlis, Plexus semindlis und
prostaHcus, endlich als Plexus cavernosus penis {düoridis) be¬
zeichnet, und es scheint, als ob dieselben wohl hauptsächlich die
glatte Mus c u 1 a t u r der entsprechenden Eingeweide ver¬
sorgen. Doch tinden sich in diesem Plextis auch marRhaltige Ner»
venfasem vor, welche ihnen durch Conununication mit spinalen
Nerven zugeführt sind und welche die Schleimhaut der b^effen-
den Teile mit s e n s i b 1 e n Fasern versehen. Der Plexus caver¬
nosus penis verläuft zunächst neben der Pars membranacea der
Urethra nach vorn, tritt hierauf in die Corpora cavemosa
ein und scheint vorzugsweise gefässerw ^t e r n~de~Ta-
sem (Nn. erioentes penis) zu enthalten, welche ihm nach ECKARD
vom TII.-^IV. ~SacräInerven zugeführt werden. Als Verenge-
r e iL der Fenisgetässe hat LOVEN den JT. dorsalis penis nachge¬
wiesen.
Broesike, Anatomie. 9. Aufl.
33
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Dritter Teil.
Eingeweide und Sinnesorgane.
33*
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V
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A. Atmungsorgane.
1. Der Kehlkopf.
E>er Kehlkopf Larynx^ bildet ein an dem Zungenbein
aufgehängtes Gerüst von beweglichen Knorpeln, welche durch
Bän(jer miteinander verbimden und durch Muskeln gegeneinander
verstellbar sind. Seine Function besteht darin, dirnrh die Schwin¬
gungen der an seiner Innenfläche befestigten elastischen Stimm¬
bänder (he Stimme (aber nicht die Sprache) hervorzubringen.
Der Kehlkopf besitzt eine obere öffnimg, den Kehlkopfein¬
gang, AdUus s. Aperlwra superior laryngis, durch welche er mit
dem Schlunde (Pharynx) zusammenhängt. Die tmtere Öffnung,
der Kehlkopfausgang, Exiitis s. Apertura inferior laryngis,
geht in die Trachea über. Man kann den Binnenratun des Larynx,
Cavum laryngis, in drei Abschnitte oder Etagen einteilen, nämlich:
1) einen oberen Abschnitt, das Vestihulum laryngis (Regio supra-
glottica), welches sich vom Kehlkopfeingange bis zu den" oberen
(falschen) Stimmbändern erstreckt, 2) einen mittleren Ab¬
schnitt _(Ä^oj[^jica}j_welcher von den oberen (falschen) bis zu
den unteren (wahren) Stimmbändern reicht und der (falschen imd
wahren) Stimmritze nebst den Morgagni 'sehen
Ventrikeln (s. S. 527) entspricht und 3) einen unteren
Abschnitt (Regio infraglottica), welcher sich von den wahren
Stimmbändern bis zum Kehlkopfausgange er-
streckt. Da sich der letztere Abschnitt von den wahren Stimm¬
bändern an nach abwärts erweitert und zugleich durch die be¬
sonders stark hervortretende elastische Beschaffenheit seiner Wan¬
dung ausgezeichnet ist, ist derselbe auch als Comts elasticus be-
zeichnet worden.
Die Lage des Zungenbeines und Kehlkopfes
ist meistens eine derartige, dass das Zungenbein dem oberen
Rande des IV. Halswirbels, der obere Randdes Schild¬
knorpels der Grenze zwischen dem IV. — V. Halswirbel, der
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518
untere Rand des Ringknorpels der Grenze zwischen
dem VI. — VII. Halswirbel entspricht. Der Kehlkopf ist somit in —
der Höhe des V. und VI. Halswirbels gel^^en. H i n t ar dem
Kehlkopfe befindet sich der unterste Teil (die Pars laryngea) des
Pharynx, zu beiden Seiten die Carotis communis, welche
neben dem hinteren Rande des Schildknorpels nach oben zieht
und sich meistens in der Höhe der Prominentia laryngea (s. S.
519) in die Carotis ext. und int, teilt. Doch kommt es bei stär¬
kerer Entwicklung der Schilddrüse nicht selten vor, dass die letz¬
tere sich zwischen Carotis und Larynx beträchtlich nach hinten
und oben verengert, so dass sie den Kehlkopf teilweise seitlidi
b^frenzt. Die beiden hinteren Spitzen der Schilddrüse können sich
unter Umständen bis zum oberen Rande des Schildknorpels auf¬
wärts erstrecken. Vorn ist der Kehlkopf zunächst vcm den tm-
teren_ Zungenbeinmuskeln bedeckt, welche .«jämtlirh in das tiefe
^att der Fascia colli <»ingi»lagi»rt sind Von der letzteren durch
wenig lockeres Binde- oder Fet^webe getrennt, ist alsdann nach
aussen das oberflächliche Blatt der Fascia colli und auf dem letz¬
teren wiederum die Haut gelegen. Doch ist der Kehlkopf in der
- M e d i a lU i Jii e nicht von Muskeln, sondern lediglich '^7 dan¬
eben genannten Fascignblättem und der Haut bedeckt. Als cUrur-
gisch wichtig ist noch die unmittelbar vor dem Lig. cricothyreoi-
deum medium gäegene A. cricothyreoidea (s. S. 302) zu nennen.
Beim Verschieben des Kehlkopfes gegen die Wirbelsäule fühlt man nor¬
maler Weise ein Reibegeräusch (Q«pitaüon), welches zu der Annahme ver¬
leiten kann, dass das Knorpelgerüst gebrochen sei.
a)DieKnorpeldesKehlkopfes.
Die Knorpel, aus welchen sich der Larynx zusammensetzt,
heissen folgendermassen;
1. Der Ringknorpel Cart. cricoidea, wird auch als
Grundknorpel bezeichnet, weil er für gewöhnlich während
des Muskelaction des Kehlkopfes fe^tebt, während sich die an¬
deren Knorpel gegen ihn bewegen. Dieser Knorpel besteht aus
einem hinteren hohen Teile, der Platte Lamina, und einem vor¬
deren niedrigen Teile, dem Bogen, Arcus, und hat somit die
Form eines Siegelringes, dessen Stein nach hinten gelegen wäre.
Die hintere Fläche der Platte zeigt in der Medianlinie eine verti-
cale Leiste, Crista mediana, neben welcher sich jederseits eine
Grube, Fossa lananae, befindet, die für den Ursprung des M.
cricoarytaenoideus post, bestimmt ist. Etwa an der Stelle, wo die
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519
Platte anfängt m den Bogen überzugehen, befindet sich an bei¬
den Seitenflächen je eine rundlidie Gelenkfacette {Facies
arüctdaris ihyremdea) zur Articulation mit den unteren Hörnern
des Schildknorpels. Eine mehr ovale Gelenkfläche, Facies articu-
larisarytaenoidea, jederseits am oberen Rande des Ring¬
knorpels — ebenfalls dort, wo die Platte anfängt in den Bogen
überzugehen. Die beiden letzteren Gelenkflächen sind zur Articu¬
lation für die Basis der Giessbeckenknorpel bestimmt.
2. Der Schildknorpel, Gart, thyreoidea, wird auch als
Spannknorpel bezeictoet, weil durch seine Bewegungen
g^en den Ringimorpel die Spannung und Erschlaffung der Stimm¬
bänder bewerkstelligt wird. Er besteht aus' zwei vierseitigen Platten,
Laminae, welche vom in der Medianlinie derart mit einander ver¬
schmolzen sind, dass sie einen nach hinten offenen Winkel bilden.
Sein oberer Rand zeigt in der Medianlinie einen ziemlich
tiefen Einschnitt, die Incisura thyreoidea superior, eine Stelle, wel¬
che beim männlichen Geschlechte etwa in der Mitte des Halses
stark hervorspringt und daher auch Prominentia (Protuberantia)
laryngea s. Pomum adami benannt worden ist. Drei seichtere Ein¬
schnitte kann man an dem unteren Rande wahmehmen: von
diesen ist die Inc. thyreoidea inf. (media s. medialis) in der Mitte,
die beiden Incc. thyreoideae inff. laterales zu beiden Seiten gelegen.
Der mittlere und die beiden seitlichen Einschnitte sind durch je
einen kleinen Vorsprung, Tuberculum thyreoideum inferius s. Pro- .
cessus marginalis, von einander getrennt. Die äussere Fläche
der beiden Schildknorpelplatten zeigt in ihrem hinteren Abschnitte
eine schräge Leiste, die Linea obliqua, welche dem M. hyothyreoi-
deus und steraothyreoideus zur Befestigung dient. Dicht vor dem
hinteren Rande bdder Schildknorpelplatten befindet sich mitimter
noch eine zweite, jedoch verticale Leiste, an welche sich der
M. constrictor pharyngis inf. ansetzt. Die Linea obliqua und die
eben erwähnte verticale Leiste stossen nach oben hin zusammen,
indem sie an dieser Stelle einen Höcker, das Tuberculum thyreoideum
superius, bilden. Die innere Fläche der beiden Schildknorpel¬
platten zeigt keinerlei Besonderheiten. Mitunter finden sich an
derselben dicht neben der MedianUnie zwei seichte Grübchen,
welche der Insertion der wahren Stimmbänder entsprechen. Der
hintere Rand der beiden Schildknorpelplatten läuft endUch
oben und unten in je einen griffelförmigen Fortsatz aus, das
obere Horn, Cornu superius, und das untere Horn,
Gomu inferius. Mittels der oberen Hörner ist der Kehlkopf am
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520
Zungenbeine aufgehängt. Die beiden unteren Hörner articulieten
mit den erwähnten Gelenkfacetten an den beiden Seiten des Ring¬
knorpels.
3. Der Kehldeckel, EpigloUis, hat eine platte, zungen¬
förmige Gestalt. Man unterscheidet an demselben ein breites,
oberes Ende, die beiden Seitenränder und den> nach
abwärts gekehrten S t i e 1^ Petidus s. Radix, welcher in der Me¬
dianlinie an (he hintere Fläche des Schildknorpelwänkels angeheftet
ist. Der Kehldeckel besitzt ferner an seiner hinteren Fläche eine
median gelegene Erhabenheit, den Epiglottiswulst, Tu^-
ctdutn epiglotücum, welcher sich beim Schlingacte in den Kehl-
kbpfSngän^meinlegeh soll. Hauptsächlich an derbintereiLFIäche
und in der Nähe dieses Wulstes zeigt die Epiglottis eine Anzahl
voiL- 'kleinen Gruben, welche Hiirrh RinHipgpw«»!^ und Jctein«»
-Schkimdrüsea aüsgefüllt sind.
4. Die beiden Giessbeckenknorpel, Cartt. arytaenoi-
deae, werden auch als Stellknorpel bezeidmet, weil durch _
ihre Drehung um eine verticale Axe, d. h. also durch ihre ver¬
schiedene Stellung, die Stimmrit^ erweitert oder verengert wird.
Sie haben die Gestalt von dreikantigen Pyramiden' welche mit Ihrer
Basis auf den beiden Gelenkflächen am oberen Rande des Ring¬
knorpels aufsitzen. Ihre Längsaxe steht annähernd vertical, doch .
ist ihre Spitze etwas nach hinten und medianwärts gerichtet.
Von den drei Flächen ist die m e d i a 1 e ziemlich eben und mit
Schleimhaut bekleidet. Die laterale Flädie, welche bei enger
d- Stimmritze zugleich nach vorn gekehrt ist, erscheint in ihrem
oberen Teile convex, in ihrem unteren Teile concav.i) Die hin¬
tere Fläche ist in der Richtung von oben nach unten concav.
Die laterale und die hintere Flädie sind fast gänzlich von den
Kehlkopfmuskeln bedeckt. Die Kanten sind dem entsprechend
als eine vordere, eine hintere mediale und hintere
laterale zu unterscheiden. Dort wo die vordere Kante mit der
Basis zusammenstösst, springt der spitze Processus voccdis hervor,
welcher jederseits dem wahren Stimmbande zum Ansatz dient, ln
ähnlicher Weise ist an der Stelle, wo die laterale Kante die Basis
An der lateralen Fläche läuR von unten nach oben mit nach hinten
(aussen) gekehrter Convexität eine Leiste, Crista arcuata. Sie beginnt mit
einem dreieckigen Höcker, Tuberculum, und endet mit einem rundlichoi
Wulste, Collieulus (Tourtual). Unter der Crista liegt eine quere längliche
Grube, Fovea oblonga, für den Ursprung des M. vocalis, in der Concavität
' der Leiste eine abgerundete dreieckige Grube, Fovea triangularis, welche
ebenso wie die Crista dem M. thyreoaryt. ext. zum Ursprung dient.
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521
trifft, der stumpfe Processus tnuscularis gelegen, welcher versdiie*
denen Muskeln zur Insertion dient.
5. Die beiden Santorini’schen Knorpel, auch
Cartt. cormculatae genannt, haben eine meistens etwas platte, läng-
lieh gebogene Fonn und hängen von den Spitzen der Aryknorpel >
nach hinten und medianwärts, indem sie am hinteren Ende der
Plicae aryepiglotticae S. 528) durch die ’^lileimhaut des Kehl¬
kopfes hindurchschimmem {Tuberculum corniculatum).
6. Die Wrisberg 'sehen Knorpel, auch als Cartt.
cuneiformes bezeichnet, bilden zwei vertical gestellte, keilförmige
oder plattcylindrische Knorpelstreifen, welche jederseits dicht vor
den Santoriiri'schen Knorpeln in den Plicae aryepiglotticae gelegen c .
sind, wo sie ebenfalls als s^wachgelbllche Stellen duicK le^
Schleimhaut hindurchschimmem (Tuberculum cunetforme). Die •
Wrisberg’schen Knorpel können jedoch vollständig fehlen.
7. Die Cartt. sesamoideae (LUSCHKA)^md noch unbeständiger
als die vorherigen und stellenJdMnel^orpelstückchen dar, welche
mitimter unweit der^pitzf^i der lateralen Kante der Oiessbecken-
knorpel gelegen-sfndT • ' a
In Bezug auf ihre microscopische Stmetur zeigen sich der
Schildknorpel, der Ringknorpel und die Hauptmasse der Ary¬
knorpel aus hyalinem Knorpel gebildet. Dagegen bestehen
die Epjglottis. die Santorini'schen. die Wrisberg'schen Knorpel
.und der Proc. vocalis. sowie nach HENLE mitunter auch die Spitze
der Aryknorpel und die Sesamknorpel aus elastischer Knor-
pelsubstanz. Verknöcherungen kommen in höherem Alter
häufig vor.
b) Die Gelenke unddieBänder des Kehlkopfes.
1. Das lÄg. hyoepiglottumm bildet eine breite, starke, band¬
artige Membran, welche sich vcm der Vorderfläche des Kehldeckels
zum oberen Rande de» Zungenbeines erstreckt und sich spannt,
wenn der Kehldeckel zu stark nach hinten und abwärts gezogen
wird.
2. Die Ligg. glossoepiglottica (ein medium und zwei laterälia)
sind keine eigentlichen Bänder, sondern , sagittale Sk^hleimhaut-
falten. welche dicht oberhalb des Lig. hyoepiglotti-
c u m von der Vorderfläche des Kehldeckels zur Zungenwand ^
ziehen. Das Lig. glossoepiglotticum medium ist am stärksten ent¬
wickelt imd wird auch als Frenulum etnaloUidis bezeichnet
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Zwischen ihm und den beiden seitlichen Schleimhauifalten ist jeder-
seits eine Vertiefung. Vallecida s. Recessus glossoepiglotti-
cus, gelegen.
3. Lig. thyreoepiglolücum befestigt an der Medianlinie den
knorpels und dem unteren Hom des Schildknorpels befindet. Alle
Bewegungen des. Schildknorpels erfolgen um eine transversale
A X e , welche diese beiden Gelenke mit einander verbindet und
bestehen bei fixiertem Ringknorpel darin, dass der vordere Teil
des Schildknorpels gehoben oder gesenkt wird. Wiixt der
Schildknorpel gehoben, so nähert ajdi derselbe den Ol^jecken-
knorpelpj^ un^ die Stimmbänder werden schl aff. Wird der
Schildknorpel dagegen nach abwärts ge zöge n7 so entfernt
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523
er sich von den Giessbeckenknorpeln und die Stimmbänder müssen
gespannt werden.
ln die Gelenkkapsel der Art. cricothyreoidea sind
drei kleine Verstärkungsbänder eingewebt, welche man als ein
vorderes, das Lig. keratocricoideum anterius s. latercUCj und zwei hintere, die
Ligg. k^atocricaidea posieriora, unterschieden hat. Die letzteren werden
wiederum als ein oberes und ein .tmteres auseinandergehalten. Diese kleinen
Bänder gestatten die Bewegungen des Schildknorpels um die transversale
Axe; wird jedoch der Schildknorpel in anderer Weise bewegt, so spannen
sidi dieselben entweder einzeln oder zu mehreren, je nachdem diese oder
jene Bewegung ausgeführt wird.
6. Die Gelenkverbindtmg zwischen der Basis der
Giessbeckenknorpel und dem oberen Rande
des Ringknorpels , Art, cricoarytaenoidea, ist durch die
Ptaitedes
Hingfüiorpds
Fig. 25.
Schematischer Horizontalschnitt durch die wahren Stimmbänder.
Schlaffheit ihrer Kapsel ausgezeichnet. Nur in die hintere Fläche
ist ein unbedeutendes Verstärkungs^ihd, Lig. cncoarytaenoideum
posterius, eingewebt. In diesem Gelenke erfolgt die Drehung der
Giessbeckenknorpel um eine verticale Axe, welche man sich
etwa durch die hintere mediale Kante derselben gelegt denken
muss s. Fig. 25). Bei der Drehung nach lateral wärts
werden die Procc. musculares nach hinten gezogen, während sich
die Procc. vocales nach lateralwärts bewegen, also von einander
entfernen. Wenn sich jedoch die Procc. vocales von einander ent¬
fernen, muss sich die Stimmritze erweitern. Umgekehrt müssen
sich bei der Drehung nach medianwärts die Procc. mus¬
culares nach vom bewegen, während die Procc. vocales median¬
wärts zusammenrücken, d. h. sich einander nähern. Wenn sich
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524
aber die Procc. vocales einander nähern, wird die Stimmritze
verengt.
7. Zwischen den be i n G i e s s b e c k e^n k n ox -- -
_g eln u n d du I n n e n f 1 ä c h_e dx.s. Sx_h i 1 d.kjLQr.peLs —
A'erlaufen Hip S H m m h a n H p r fflyiUiiJJs g fhyrpnaryfapnni.
dea, als sagittale, mit Schleimhaut überzogene Bandstreifen, welche
in das Lumen des Kehlkopfes hineinragen. Die unteren oder,
W-a hren Stimmbänder. Liaa. vocalia s. Ligg. thyreo-
arytaenoidea inferiora s. Ligg. glottidis vera, verlaufen vom Proc.
vocalis des Giessbeckenknorpels zur Innenfläche des Schild¬
knorpels, wo sie sich dicht neben der Medianlinie ansetzen. Die
wahren Stimmbänder bestehen gänzlich aus elastischem Gewebe
Zi'gff. corniculo-
pharynyea
Sanli^rinisc/ier
JCnorpei/tarl,
corniculatoj
Ary^
Khoppel
Anheftungssteüc
an diel^arpix-
scMeimhaul
X/g. ary
cornicuiatum
Lia. erico-
pharjngeum
Arth, cricfi-
arjlaenoidea
Fig. 26,
Hintere Ansicht der Ring- und Giessbeckenknorpel mit dem Lig. jugale.
und können durch Anblasen in Schwingungen versetzt werden,
welche zur Erzeugung der Stimme dienen. Die oberen oder_ _
f a 1 s Chen Stirn m b ä n d e r , Ligg. thyreoarytaenoidea su-
periora s. Ligg. glottidis spuria, jetzt als T a s c ffe'h'trä n d eT^r
Lig<j. ^tricularia, bezeichnet, entspringen dicHl^՚berhalb dۤ
Proc. vocalis von der vorderen Kante der Aryknorpel und ziehen
parallel mit den wahren Stimmbändern zur Innenfläche des Schild¬
knorpels, wo sie sich ebenfalls dicht neben der Medianlinie fest¬
setzen. Die falschen Stimmbänder sind nicht wie die wahren com¬
pacte elastische Stränge, sondern bestehen aus elastischen Faser¬
netzen, in deren Maschen gewöhnliche Bindegewebsfasern und
Schleimdrüsen eingelagert sind.
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525
Der zwischen den wahren Stiimid>ändem gelegene Spalt
wird Stimmritze . itiiwo alottiäis. benannt.^) Der zwisdhen
den Stimmbändern gelegene Teil wird als Pars intermett^anacea
(vocalis) unterschieden, der zwischen den Arytaenoidknorpeln ge¬
legene Teil ist als Pars «ntercarftiogmco oder als Atmungsritze.
Pars resmratona s. Glottis resoiratoria. bezeichnet worden, weil
die ausgeatmete Luft durch die letztere auch dann noch entweichen
kann, wenn die Stimmritze, wie z. B. beim Sprechen oder Singen,
geschlossen ist, d. h. wenn die Stimmbänder dicht nebeneinander
liegen.
8. Die kleinen Liga, ar^eomicviala dienen dazu, die Santo-
rini’schen Knorpel an die Spitze der Aryknorpel zu befestigen.
9. Das Lia. iuaale (LUSCHKA) ist ein Y-förmiges. also aus drei
Schenkeln bestehendes Band, welches zwischen dem oberen Rande
der Ringknorpelplatte und den Santorini’schen Knorpeln gelegen
ist (s. Fig. 26). Der Kreuzungspunkt der drei Schenkel_jst mit
demjenigen Teile der Pharvnxschleimhaut yrrwarhspn,
welcher die hintere Fläche des Kehlkopfes bekleidet. Da nun die
beiden oberen Schenkel dieses Bandes an die Santorini’schen
Knorpel (Cartt. comiculaftae) befestigt sind, so werden sie von
Henle Liffg. corniculopharyngea benannt. Der untere Schenkel,
welcher am oberen Rande der Ringknorpelplatte festsitzt, wird von
demselben Autor als Lig. ericophargngeum bezeichnet. Die Ligg.
comiculophar>'ngea müssen sich spannen, wenn die Pharynx¬
schleimhaut, wie z. B. beim Schlucken von Speisen, zu weit ab¬
wärts gezerrt wird. Im Gegensätze dazu würde das Lig. crico-
pharyngeum verhindern müssen, dass die Schleimhaut des Schlun¬
des zu weit aufwärts geschoben wird, wie dies z. B. beim Regur-
gitieren der Speisen geschehen könnte. Das Lig. jugale ist un¬
mittelbar hinter den Mm. arytaenoidei (s. S. 526 und 527) gelegen.
10. Das Lig. cricotracheale ist eine bindegewebige Membran,
welche den Ringknorpel und den obersten Trachealknorpel mit
einander verbindet.
c) Die Muskeln des Kehlkopfes.
1. Der M. cricothyreoideus ist an der Vorderfläche des
Kehlkopfes gelegen, wo er jederseits am Bogen des Ring¬
knorpels unweit der Medianlinie entspringt und sich mehr lateral
1) Glottis, das „Zungenwerk“, ist der Stinunapparat, gebildet von
den Stimmlippen, Labia voealia, deren wesentlicher B^tandteil das
Lig. vocale ist.
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am unteren Rande des Schildknorpels festsetzt. HENLE teilt diesen
Muskel in zwei Portionen, den medialen M. cricothyreoideus
Tectus und den lateralen M. cricothyreoideus obliquus, deren
Grenze durch das Tuberculum thyreoideiun inferius g^eben ist.
{Pars recta und Pars dbliqua der B. N. A.)
Function: Der M. cricothyrecüdeus zieht den Schild-
knorpel nach vom und unten. Dadurch wird der letztere vom Ary-
knorpel entfernt, d. h. die Stimmbänder werden gespannt.
2. Der M. cricoariftamoideus «o.<tenV)r_entspringt jederseits aus
der Grube, welche an der hinteren Fläche der Ringknorpelplatte
gelegen ist, imd setzt sich am Proc. muscularis des Giessbecken¬
knorpels fest. Nicht selten springt dieser Muskel hinter der Art.
cricothyreoidea auf das untere Hom des Schildknorpels über, und
man hat alsdann den letzteren Teil seiner Fasern als M. keratocri-
eoideus bezeichnet.
Function: Er zieht den Proc. muscularis nach hinten
— eine Bewegung, durch welche zugleich (s. Fig. 26) der Proc.
vocalis lateralwärts gedreht und die Stimmrifyi^ <>rwi»itprt-wird.
Wird diese Drehung in sehr ausgiebiger Weise au^e-
führt, so könnte dadurch auch die Spannung des Stimmbandes in
einem gewissen Grade erhöht werden.^)
3. Der M. cricoarytaenoideus lateralis entspringt vom lateralen
oberen Rande des Ringknorpelhogens und zieht in etwas sduäger
Richhmg nach .hinten zum Proc. muscularis, wo er ach festsetzt.
Function: Er zieht den Proc. muscularis nach vom —
eine Bewegung, dmch weldie zt^leich der Proc. vocalis nach me-
dianwärts gedreht und die Stimmritze verengert wird.
4. Der M. arytaenoideus (transversus) s. interai^taenoideus ist
unpaar imd verläuft zwischen den hinteren concaven Flächen der
beiden Giessbeckenknorpel.
Function: Der Muskel nähert die beiden Aryknorpel, so
dass der Arytaenoidwinkel («ljf_Glotiis respiratoria) versfhlns.«ien
wird. Der letztere ist nämlich für gewöhnlich offen, so dass beim
Sprechen oder Singen die Atemluft durch denselben entweichen
kann. Doch kann auch ein vollständiger Verschluss des Arytae-
Es ist zu beachten, dass an imd für sich die Erweiterung
und Verengerung der Stimmritze völlig unabhängig von der
Spannung und Erschlaffung der Stimmbänder erfolgen kann. Bei enger
Stimmritze können di^ Stimmbänder ebensowohl als zwei schlaffe, wellig
verlaufende, wie als zwei gespannte, geradlinige Saiten nd^eneinander liegen.
Ebenso kann die erweiterte Stimmritze bald von schlaffen, bald von ge¬
spannten Stimmbändem begrenzt sein.
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noidwinkels, wie z. B. beim Husten oder Räuspern, stattfinden.
Hierbei wird erst tief inspiriert, alsdann die Stimmritze fest ver^
schlossen und hierauf die eingeatmete Luft aus dem Thoraxraum
durch eine starke Expiration herausbefördert, welche den Arytae*
noidwinkel nur dann vollständig schliessen, wenn zu gleicher Zeit
die Procc. vocales durch den M. cricoarytaencudeus lat. einander
genähert werden.
5. Die Mm. aryepightüei (Mm. arytaenoidei oUiqui) liegen ziun
Teil hinter dem vorigen und sind zwei sich kreuzende kleine Mus¬
keln, von denen jeder einzelne vom Proc. muscularis den. einen
Giessbeckenknorpels entspringt und sidi hierauf über die Spitze
des anderen Giesbeckenknorpels hinweg in der PliVa aryppig-lattira
bis ziun Kehldeckel fortsetzt. Da ausserdem sehr häufig ein Teil
der Fasern dieses Muskels nach abwärts zieht und sich am Win¬
kel des Schildknorpels ansetzt, so ist der ganze Muskel von HÖJLE
als M. thyreoaryepiglotticus bezeichnet Worden.
Function: HENLE hat diese beiden Muskeln als eine Art
von Constrictor des Kehlkopfeinganges aufgefasst. Wenngleich
HYRTL diese Wirkung deF MmTä^epiglottici unter Bezugnahme
auf ihre schwache Entwickelung leugnet, so dürfte sie doch nicht
ganz in Abrede zu stellen sein. Auch die Epiglottis könnte durch
dieselben nach unten und abwärts gezogen werden.
6. Der M. thyreoepiglotticus (unbeständig) entspringt unweit
der Medianlinie von der Innenfläche des Schildknorpels imd zieht
zur Epiglottis und Plica aryepiglottica in die Höhe, welche er bei
seiner (^ontraction abwärts ziehen müsste. Nach GEGENBAUR sollen
seine Fasern häufig den folgenden Muskel kreuzen und durch¬
flechten.
7. Der M. thyreoarytaenoideus bildet eine Muskelmasse, welche
jederseits latpralvnn Hpti wahren Stimmbändern
gelegen ist und ebenso wie die letzteren einen im Wesentlichen sa-
gittalen Faserverlauf zeigt. Man kann ihn in eine laterale und
eine mediale Portion, den MLikftt&oarytaenoideus externus
undiB^erw!«, zerlegen.
Der M. thyreoarytaenoideus (ext) entspringt unweit der Median¬
linie von der Innenfläche des Schildknorpels und setzt sich an der
lateralen Fläche (Crista arcuata und Fovea triangularis) des Giess¬
beckenknorpels fest. Seine Function muss einerseits darin be¬
stehen, die Procc. musculares nach vom zu ziehen und somit die
Procc. vocales einander zu nähern, d. h. die Stiinnjrit^ zu_yerr
engem. Da jedoch andererseits bei seiner (3ontradtion auch der
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Schildknorpel an die Aryknorpel herangezc^en wird, so müssen
zu gleicher Zeit die Stimmhänfter ^rsrhlaffwi WMin indessen wäh¬
rend der Contraction des M. thyreoarytaenoideus der Proc. mus-
cularis durch den M. cric<^u7taenoideus post, nach hinten ge¬
zogen wird, so kann keine Verengerung der Stinunritze, sondern
nur eine Erschlaffung der Stimmbänder eintreten (s. Fig. 26).
Der M. vocalis s. fcvreQaryfaenftiH«>iis inf rMERKEL) ist ein
dreikantig prismatischer Muskel, welcher die Schleimhautfalte des
wahren Stimmbandes völlig ausyefüllt und mit dem vorigen Mus¬
kel vielfach so verwachsen ist, dass sie nur künstlich getrennt wer¬
den können. Die Fasern des Muskels entspringen von der Innen¬
fläche des Schildknorpels (medial von dem vorigen) und inserieren
sich am Proc. vocalis und in der Fovea ohlnnga de» Aryknnrp«>k
Von denjenigen Fasern, welche in unmittelbarer Nähe des Stimm¬
bandes verlaufen, soll sich ausserdem nach LUDWIG ein Teil direkt
an das letztere festsetzen — was allerdings von LUSCHKA be¬
stritten wird. Die Function dieses Muskels istfolgendermassen
zu definieren: Mittels des grössten Teiles seiner Fasern müsste
derselbe auf das ganze Stimmband einen erschlaffenden
Einfluss ausüben. Diejenigen Fasern, welch«» sich am Sfimmhande
selbst festseizen, würden bei ihrer Contraction den einen Teil des
letzteren spannen, dpn anderpn Argrhijffon — Da nun von zwei
gleich stark gespannten Saiten die kürzere immer den höheren Ton
gibt, so scheint es (wenigstens nach der LUDWIG’ sehen Theorie),
als ob diese Fasern von ganz besonderer Wichtigkeit für die Er-
zeugung der höchsten Töne sind.
8. Auch in der Substanz der Taschenbänder sollen nach
RUEDINGER quergestreifte Muskelfasern (der sc^. Taschen¬
bandmuskel, M. ventricularis) gelegen sein. Diese Fasern
verlaufen zum Teil sagittal und würden somit das Taschenband
.erschlaffen, zum Teil sind dieselben frontal in mehr schiefer oder
verticaler Richtung gelegen, so dass sie bei ihrer Contraction die
falsche Stimmritze erweitern müssten. Hierdurch könnten sie auf
die Phonation und den Klang der Stimme Einfluss haben. '
d) Die Schleimhaut, Gefässe und Nerven
des Kehlkopfes.
Die Schleimhaut des Kehlkopfes begrenzt den
Kehlkopfeingang auf beiden Seiten in Form von zwei sagittal ver¬
laufenden Falten, den .Fliege aruemaloHicae. welche sich von den
Seitenrändern der Epiglottis zu den vorderen Kanten der Giess-
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beckenknorpel erstrecken. Zwischen der Plica aryepiglottica und
der Schildtoorpelplatte bildet die Schleimhaut dagegen jederseiis
eine tiefe Bucht, den Becessus mrifomds. welcher indessen als ein
Teil des Pharynx betrachtet werden muss (s. ebendaselbst), da er
hauptsächlich dem Speisebrei beim Schlucken zur Passage dient.
Auch an der Innenseite des Kehlkopfes ist jederseits zwischen dem
wahren und dem falschen Sdmmbande eine tiefe Schleimhautbucht,
die Morgagni ’s che Tasche, Vmtriculus larmois s. Mor-
-gagnii. gelegen, welche sich übrigens in Form eines Blindsackes,
__ Appendix ventrictdi laryngis^ lateral von dem falschen Stimmbande
noch ein beträchtliches Stück nach oben erstreckt. In seltenen
Fällen kann dieser Blindsack sogar bis an die Zungenschleimhaut
reichen.!) Djg ^^leimhaut d^ Keldkopf^ ist an die hintere
Fläche der Epiglottis und an die mediale Flädie der Äryknorpel
f^t und uiwei^Weblich angeheftet. Auch mit dem freien Rande
der Stimmbänder ist sie ziemlich fest verbunden, während sie an
allen anderen Teilen d^ Kehlkopfes ihrer Unterlage mehr oder
weniger verschieblich aufliegt. Hierdurch wird die Tatsache erklär¬
lich, dass die hier gelegene Schleimhaut in relativ kurzer Zeit ge¬
waltige Anschwellungen erleiden kann, welche unter Umständen
(wie z. B. bei Glottisoedem) zur Erstickui^ führen können.
In Bezug auf die microscoj)ische Structur der
Kehlkopfschleimhaut ist zu sagen,, dass die letztere vcnn Kehlkopf¬
eingange nach abwärts von einem geschichteten Flimmer-
Epithel überzogen ist, dessen Bewegfung nach der Mundhöhle
gerichtet ist. Eine Ausnahme hiervon machen die wahren Stimm¬
bänder, welche an ihrer Oberfläche ein g e s c h i c h t e t e s
Plattenepithel besitzen, da das zarte Flimmerepithel den
zahlreichen mechanischen Insulten nicht widerstehen würde, wel¬
chen die Stimmbänder ausgesetzt sind. Aus demselben Grunde
ist auch^e vordere und hintere Fläche der Epiglottis mit Pflaster¬
epithel versehen.^)" Übrigens kann das Pflasterepithel der Mund¬
höhle sich auch noch ein kurzes Stück durch den Kehlkopfeingang
ins Vestibulum laryngis abwärts erstrecken. In das Epithel der
Stimmbänder sind auch Geschmacksorgane, die sogen. Schmeck-
!) Die vordere Kante der Äryknorpel hebt ferner, gewissemiassen als
hintere Fortsetzung der wahren Stimmbänder, eine Schleimhautfalte empor,
vor welcher wiederum als Fortsetzung der Morgagni 'sehen Tasche eine
Furche gelegen ist, welche als Filtrum laryngis s. ventriculorum (Merkel)
bezeichnet wird.
2) Beim Neugeborenen soll die hintere Epiglottishälfte noch mit Flimmer¬
epithel bekleidet sein (s. Henle, Eingeweidelehre p. 274).
Broeslk«, Anatomie. 9. Anll. 34
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becher (Näheres s. bei der Mundhöhle), eingelagert. Das
Substrat, auf welchem dies Epithel aufsitzt, ist an der Vor¬
derfläche der Epiglottis und den wahren Stimmbändern mit Pa¬
pillen versehen und zeigt an Querschnitten dicht unter dem Epithel
einen hellen Saum, welchen man auf das Vorhandensein einer glas¬
hellen (allerdings nicht isolierbaren) Basalmembran zurück¬
fährt. Im Übrigen besteht das Substrat aus gewöhnlichem f i -
brillären Bindegewebe mit zahlreichen elastischen Faser¬
netzen, welche um so dichter und mächtiger auftreten, je weiter
man von innen nach aussen (also in die Tiefe) dringt.
Die Drüsen des Kehlkopfes, (xZanrfwZoe laryngeoA^ ^nd^yeri.
ästelte hihiilnsp 5^hlpimdrä5s<>n^ deren Mündungen als nadelstich¬
förmige Öffnungen mit blossem Auge sichtbar sind. Vereinzelt
kommen dieselben an der ganzen Innenfläche des Kehlkopfes vor
und scheinen nur am Rande der wahren Stimmbänder zu fehlen,
ln grösseren Anhäufungen finden sie sich in der Gegend des Epi¬
glottiswulstes, um die Wrisberg’schen Knorpel, an den Taschen-
bändem, in den MorgagnFschen Taschen und im Arytaenoidwinkel
vor. Umschriebene Lymphfollikel, Noduli lymphatici laryngeh
scheinen in der menschlichen Kehlkopfschleimhaut nur ausnahms¬
weise vorzukommen; dagegen finden sich Leukocyten in wechseln-
der Menge, besonders in dem Bindegewete der Morgagni^^hen
Tasche und des hinteren Arytaenoidwinkels vor.
Die Nerven des Kehlkopfes werden vom A. laryngeus sup. und inf. des
N. vagus geliefert und bilden in der Schleimhaut zahlreiche Verzweigungen,
in deren Verlaufe nach Remak Ganglienzellen eingestreut sind, JDer N^Ja-
ryngeus si^. (s. 478) versorgt mittels des R. internus die Kehlkopfschleim-
haut, mittels des R. externm den M. cricothyreoideus. übrigen Kehl-
__kQpfmuskeln werden vom ;V. laryngeus inf. inneryiert (Näheres s. S. 479).
Die Arterien des Kehlkopfes werden von der A. larirngea mp. und
cricothyreoidea (diws der Thyreoidea sup.) und von der A. laryngea inf. (aus
der Thyreoidea inf.) gelidert. Die A. laryngea mp. dringt durch die Mem¬
brana hyothyreoidea (selten durch die Schildknorpelplatte) in das Innere des
Kehlkopfes hinein, wo sie den R. epiglotticns abgibt, welcher zur Seife des
Kehldeckels senkrecht in die Höhe steigt. Hierauf zieht sie unter der Schleim¬
haut des Recessus piriformis bis zum unteren Schildknorpelrand abwärts
und geht hier mit den beiden folgenden Arterien Anastomosen ein. Die A.
cricothyreoideu ist dicht vor dem Lig. cricothyreoideum gelegen und anasto-
mosiert mit der gleichnamigen Arterie der alleren Seite. Die A, laryngea
inf. ist ein schwaches Ästchen, welches mit dem N. laryngeus inf. hinter
der Articulatio cricothyreoidea aufwärts zieht.
Die Venen des Kehlkopfes begleiten im allgemeinen die gleichnami¬
gen Arterien und hängen sämtlich unter einander zusammen. Doch ist der
Kehlkopf an seiner vorderen und hinteren Fläche ausserdem nnt dichten
Venengeflechten versehen. Nach oben hängen die Kehlkopfvenen mit den
Venen am Rücken der Zungenwurzel, nach unten mit einem Venenkranz zu¬
sammen, welcher den Anfangsteil der Trachea völlig umgibt {Circulus
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oenotus trachealia von LUSCHKA). Dieser Venenkranz steht wiederum mit
den zahlreichen VenengeQechten der Schilddrüse in Zusammenhang.
Die Lymphgefässe aus dem oberhalb der wahren Stimm¬
bänder gdegenen Teile des Kehlkopfes ziehen zu einer Lymphdrüse hin,
welche in der Nähe der Membraha hyothyreoidea neben den grossen Hals-
gefässen gelegen ist. Die Ljrmphgefässe aus dem unteren Teile des Kehl¬
kopfes münden in die zur ^te der Luftröhre gelegenen tiefen Halsdrüsen ein.
II. Trachea und Bronchien.
Die Luftröhre, Trachea, bildet die Fortsetzung des Kehl¬
kopfes nach abwärts und entsteht aus dem letzteren etwa an der
Grenze zwischen dem VI. — VII. Halswirbel. Von hier aus ^ieht
sie in der Medianlinie bis in die Brusthöhle hinein und teilt sich
als trocAeoe) in der Höhe des IV. Brustwirbels^) in die
beiden Luftröhrenäste, den Bronchus dexter und sinister, welche sich
alsdann zu den Lungen begeben. Die Trachea besitzt als Stütze
eine Anzahl von hufeisenförmigen Knorpelringen. Cartüagines
tracheales (18 — 22), deren Enden nach hinten gekehrt sind und
deren Verbindung durch feste Bandstreifen, Ligg. annidlaria, ge-
geben ist, welche an der Aussen fläche der Knorpel conti-
nuierlich mit einander Zusammenhängen. Der Bandstreifen zwischen
-dem Ringknorpel und dem obersten Trachealringe wird auch be¬
sonders als Lia. cricotracheale bezeichnet. Zwischen den hinteren
Enden der Knorpelringe sind quer verlaufende glatte Muskelfasern
ausgespannt und die Wand, Partes membranaceus, ist hier infolge¬
dessen nachgiebiger und schlaffer.
Was die Lage der Trachea anbetrifft, so verläuft dicht h i n-
t e r derselben der Oesophagus, welcher den hinteren musculösen
Teil der Trachea ein wenig in das Lumen der letzteren nach vorn
vorzuwölben pflegt. Doch ist zu beachten, dass die Spejseri^re
^on an^ Halse hinter der Trachea ein wenig nach links her-
vorragt, sodass sie weiter abwärts hinter den linken Bronchus zu
liegen kommt. Vor dem oberen teile der Trachea
(meistens zwischen dem fl.— V, Trachealringe) ist der Isthmus der
Schilddrüse gelegen, welcher sich allerdii^s auch erheblich weiter
nach oben oder nach unten erstrecken kann, wenn dieses Organ
vergrössert ist. Gar nicht selten (vielleicht bei jedem zwölften
Menschen) wächst der obere Rand des Isthmus in eine schmale
Verlängerung, den Proc. fn/ramidalis, aus, welcher bei dem obe¬
ren Luftröhrenschnitte unter das Messer geraten kann. Z w i -
*) Die Strecke zwischen dem Zungenbein und der Teilungstelle der
Trachea ist also zwischen dem IV. Hals- und IV. Brustwirbel gelegen.
34*
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sehen dem Brustbeine und der Schilddrüse ist
tei_Kindern yd_r de_r Trachea die Thymusdmse anzutreffen,
welche wiederum heim unteren Luftröhrenschnitte abwärts ge¬
drängt werden muss, wenn man Platz zum Operieren erhalten will.
Vor der Schild- und Thymusdrüse sind jedoch noch ähnlich wie
beim Kehlkopfe die unteren Zungenbeinmuskeln und die Fascien
des Halses gelegen. Hinter dem tiefen Blatte der Fascia colU steigt
ausserdem noch die manchmal sd^ stärk entwickelte Vena thy-
reoidea ima nebst ihren Ästen zur Schilddrüse empor. An Stelle
dieser Vene ist häufig ein Geflecht, der Flexus, ihi/reoideus imjiar,
gelegen. In der sdtlichen Rinne zwischen dem Oesophagus und
der Luftröhre zieht der N. laryngeus inf. aufwärts. Es bliebe noch
zu bemerken, dass vor dem untersten, in der Brusthöhle befind¬
lichen Teile der Trachea (dicht oberhalb der Bifurcaticmsstelle) die
y A. anonyma sin. gelegen ist. Oie Teilungstelle der Trachea selbst ■
ist hinter dem Aortenbogen gelegen.
Die Schleimhaut der Trachea besteht ebenso wie die
des Kehlkopfes: 1. aus einem Flimmerepithelium, 2. aus
einer glashellen Basalmembran und 3. aus einem binde¬
gewebigen Substrat, in welches starke elastische Fasernetze
eingelagert sind, die man schon mit blossem Auge an der Innen¬
fläche gelblich durchschimmem sieht. An der Innenfläche sind
ferner als punktförmige Offntmgen die Mündungen von verästelten
tubulösen Schleimdrüsen, Gdandiüae.. irachaileSy sichtbar,
welche am zahlreichsten in den Zwischenräumen zwischen je zwei
Knorpelringen _und. an, dem hinteren musculösen Teile der Trachea
auftreten. Hier sind sie zum kleineren Teile an der inneren und
äusseren Fläche der letzteren gelegen.
Die Blutgefässe der Trachea stammen hauptsächlich aus
der A, und V. thyreoidea inf., nahe der Bifurcationsstelle auch aus
den ,4a. bronchiales, die Nerven vom Stamme des N. vagus und
dem N. laryngeus inf. Die Ly m p h,ge.fÄS5£ senken sich in
die untersten tiefen Hals- und die obersten Bronchialdrüsra ein.
Von den beiden Luftröhrenästen, Bronchi (Haupt¬
oder Stammbronchi), ist nach A e b y der rechte Bronchus nur
halb so lang, dafür aber etwas weiter und höher gelegen D als der
linke und zugleich ein wenig gekrümmt. Auf ihm reitet die V.
azygos. Der linke Bronchus ist deutlich S-förmig gekrümmt, auf
Daraus erklärt sich, dass Fremdkörper meist in den rechten Bronchus
geraten.
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seiner oberen Concavität reitet der Aortenbogen; seine untere Con-
^avität ruht aüf~deni“ n e r z e n. Über das Lageverhältnis der
Bronchien zu den ebenfalls am Lungenhilus eintretenden Aa. und
Vv. pulmonales ist bei der Lunge nachzusehen.
III. Die Lungen.
Die Lungen, jPidmones stellen zwei unvollständig kegel-
-förmigp Organe Har, welche den Austausch der Blutgase mit der
atmosphärischen Luft, d. h. die Aufnahme des Sauerstoffes und
die Ausscheidung der Kc^lensäure vermitteln. An jeder Lunge
unterscheidet man eine concave untere Fläche, Basis ptd-
monis s. Facies diaphragmaUca, welche auf dem Zwerchfell ruht,
eine convexe äussere Fläche, Facies costaiis, welche der
'Fhoraxwand anliegt, xmd eine concave innere Fläche, Facies
mecUasUnalis, welche an den Mittelfellraum, das Mediastinum, an¬
grenzt. Ausserdm imterscheidet man an jeder Lunge einen schar¬
fen unteren, einen scharfen vorderen, einen' stumpfen
h i n t e r^ n R a njl^nd die kugelförmig gewölbte Spitze, Apex
pulmoms.
Die vorderen Ränder der linkai und rechten Lunge
laufen ziemlich vertical nach abwärts: beide sind dicht neben
dem linken Sternalrande gelegen. Doch ist zu bemerken, dass
der unterste Teil des vorderen Randes der linken Lunge (s.
Fig. 28a a. S. 544) einen nach rechts concaven Ausschnitt, die
Insicura cardiaca, bildet, welche sich vom IV. Unken Stemocostal-
gelenke bogenförmig bis zur VI. Rippe erstreckt. Am Herzen ent¬
spricht dieser Ausschnitt einem Teile der Vorderfläche des rechten
Ventrikels (s. auch S. 281). Die scharfen unteren Ränder
schieben sich jederseits zwischen das Zwerchfell und die Thorax¬
wand ein.*) Die stumpfen hinteren Ränder liegen in den
sogen. Sulci pulmonales zu beideiT Äiten deV Wirbelsäule: sie
entsprechen in ihrer Läge etwa den Rippenköpfchen. Die Lun¬
genspitzen endlich lehnen sich an die beiden ersten Rippen
an, . überragen jedoch vom die erste Rippe und das Schlüs^lbein
iun.ein„Beträchtliches: sie sind lateral von den Mm. scaleni, vom
imd medial von der A. und V. subclavia, ganz oben von den un¬
tersten Strängen des Plexus brachialis bedeckt. Der Verlauf der
A. subclavia ist sc^ar jederseits an der Lungenspitze durch eine
*) Bei die^r ganzen Betrachtung ist selbstverständlicherweise die Pleura
ausseracht gelassen, welche die Lunge wie ein Sack umhüllt und sie demge¬
mäss von ihren Nachbarorganen scheidet.
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transversale dichte Furche, Sulcus subclavius, markiert. Am hin¬
teren Teile der medialen Lungenfläche zieht ferner dicht hinter dem
Lungenhilus (s. ^e folg. Seite) eine verticale Furche nach abwärts,
weiche linkerseits von der A orta d^s c e n d e n s , rechterseite
von der V. a z v g o s herrührt: doch ist die letztere nicht immer
deutlich sichtbar.
Die Lungen werden durch Einschnitte, Insicurae interlobares,
in eine Anzahl von Lappen geteilt. Die linke Lunge besitzt
nur einen tiefen Einschnitt, welcher schräg von hinten und oben
nach vom und unten verläuft; demgemäss kann man an derselben
einen Oberl'appen, Lobus si^perioTf und einen U n t e r 1 a p-
p e n , r/i/w« Aln♦^»rcrl^oi/^on Der vordcTsfe unterste Teil
des linken Oberlappens bekommt durch die Inc. cardiaca ein mehr
zungenföitniges Aussehen und ist deswegen auch als Lobus lingutüis
bezeichnet worden. Die rechte Lunge zeigt zunächst einen
tiefen schrägen Einschnitt, welcher einen ganz ähnlichen Verlauf
wie auf der linken Seite nimmt. Etwa von der Mitte dieses schrä¬
gen Einschnittes zweigt sich jedoch ein zweiter^ Einschnitt von
geringerer Tiefe ab, welcher in nahezu horizontaler Richtung nach
\am verläuft.- Die rechte Lunge besitzt folglich drei Lappen,
welche man als O b e r 1 ajLp e n , Lobus superior, als Mitte 1-
1 a p p e n . Lobus medius, und als U n t e rj a pj)e n , Lobus
inferior, unterscheidet. Der Mitteilappen ist nur sehr klein und,
ganz nach vorn gelegen, so dass es den Eindruck macht, als wäre
derselbe nur ein kleineres abgetrenntes Stück der rechten Ober¬
lappens. Obwohl aber der rechte Ober- und Mittellappen zu¬
sammen ebenso gross sind wie der linke Oberlappen, wäre es doch
falsch, den letzteren als ein Analogon der beiden ersteren zu be¬
trachten — eine Annahme, welche durch die weiter imten zu er¬
örternden Untersuchungen von Aeby widerlegt sind.
Betrachtet man nun die Lungenoberfläche näher, so
findet man überall ein System von feinen Linien, durch welche eine
Anzahl von unregelmässig polygonalen Feldern {Insulaepulmonales)
begrenzt werden. Diese Felder entsprechen Abschnitten der Lungen¬
substanz, welche als Lungen 1 ä p p c h e n , Lobuli pulmonales,
bezeichnet werden und durch fibrilläres Bindegewebe von einT'
ander getrennt sind. Sehr häufig pflegt sich bei Erwachsenen
zwischen den einzelnen Lobuli ein schwarzer Farbstoff, das sogen
Lungenpigment, abzulagem, so dass ihre Grenzen sehr
deutlich erkennbar werden. Indessen kann sich das Pigment auch
über die ganze Oberfläche der Lungen ausbreiten, und zwar soll
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sich dasselbe nach R. VIRCHOW hauptsächlich an den nachgiebi¬
gen, den Intercostalräumen entsprechenden Partieen der Lunge an-
sammeln, während den Rippen hellere, pigmentarme Streifen ent¬
sprechen. Von HUSCHKE und HENLE wird allerdings das gerade
Gegenteil behauptet. Nicht minder verschieden sind die Ansichten
über die Beschaffenheit des Lungenpigmentes: während die meisten
Autoren alles Pigment an normalen Lungen für einge¬
atmeten Kohlenstaub ansehen, halten andere, wie z. B. HENLE,
an der Möglichkeit fest, dass der schwarze Farbstoff wenig,^ns
teilweise von der Lunge selbst gebildet werde. Sicher ist, dass
bei Tieren, welche immer im Freien gelebt haben, und beim
neugeborenen Menschen kein Pigment an der Lungenober¬
fläche sichtbar ist. Im Übrigen hat die letztere ein spiegelndes,
glattes, glänzendes Aussehen, welches sie ihrem Pleuraüberzuge
verdankt. Trübungen oder Rauhigkeiten an dem letzteren deuten
immer auf frische oder abgelaufene Krankheitsprozesse hin. Sind
die Lungen aufgeblasen, so sieht man an der Oberfläche derselben
eine Anzahl von sehr kleinen mit Luft gefüllten Bläschen, die
VeskutiULJi£rM f Malpjghi’srht» Bläschen V von denen iede.s einer
Lungenalveole entspricht. _
"""Tnr^mnTcfr^RnT ’nrc'hederLu ngen findet sich
der sog. Hüus pulmonis, d. h. eine birnföimigp, mit rl<»ni spit7gn
Ende abwärts gelegene Stelle, an welcher die Bronchien nebst den
Aa. und Vv. bronchiales, die Lungenarterien und die Limgenvenen
eintreten. In Begleitung der eben genannten Organe dringen hier
auch Nerven und Lymphgefässe in die Lunge ein. Alle diese Or¬
gane zusammen bilden einen dicken Strang, die L u n g e n w u r-
z e 1 , Radix pidmonis, an welcher die Lunge wie an einem Stiele
hängt Auf der link e n Lungenw u r z^l_ reitet der
Aortenbogen^ auf der rechten die^. azygos.
l)er Höhe nach ninrnit der HilusT etwä die unteren zweiT5rittel der
medialen Lungenfläche ein. Die Lage der am Hilus ein- und aus¬
tretenden Organe ist eine derartige, dass jederseits am meisten nach J
vor n die Lungenvenen, etwas weiter rückwärts die Lun¬
genarterie, endlich am meisten nach hinten der Bronchus _
gelegen ist. Doch ist dabei zu beachten, dass rech t s d e r
Bronchus, Jjnks die n g e n a r t e rie am höch¬
sten liegt, ~'w^rend die LÜngenvenen beiderseits die tiefste _
Stelle des Hilus~elnhehmeri.
Nachdem nun die beiden aus der Teilung der Trachea hervor¬
gegangenen Bronchi am Hilus angelangt sind, treten sie in die
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^ S-.l- ;
iv '
Bronchiolu*
Bronchiolu*
retpiratorius
Lunge ein und geben in einem nach imten immer spitzer werden¬
den Winkel eine Reihe von Ästen, die Seitenbronchi. ab.
von denen die ventralen stärker, die dorsalen schwächer
sind. Der linke Bronchus hat vief~vaäiiile und vier dor¬
sale ^itenäste. Von diesen geht lediglidi der wst^ ventrale in den
oberen linken Lungenlappen, alle übrigen in den unteren linken
Lungenlappen. Der rechte Bronchus besitzt ztmächst einen
besonderen Seitenbronchus, welcher für d«>n oberen rechten Lun-
genlappen bestimmt ist und dann wie links vier ventrale imd vier
dorsaleSeitenäste. Von
diesen geht ebenfalls
wie links lediglich der
erste ventrale in. den. .
mittleren rechten Lun-
genlappen. alle übri¬
gen in den rechten
Unterlappen, Wichtig
ist das Lageverhältnis
dieser Äste zur Lun¬
genarterie— ein Punkt,
auf welchen zuerst
AEBY aufmerksam ge¬
macht hat. Die Lun¬
genarterie ist nämlich
auf der rechten Seite
unter dem beson¬
deren Seitenbronchus
des rechten Oberlap¬
pens und über allen
anderen Bronchial¬
ästen gelegen, so dass
also r e c h t s ein „eparterieller“ und sonst „hyparterielle“ Bronchien^
in die Lungensub^nz eintret^T^ährentf sich l ih_k_s nür
partielle“ Bronchien vorfinden. Hieraus ^ und aus anderen Grün¬
den — zieht Aeby den Schluss, dass sich: 1) der linke und der
Jnfundibula
Fig. 27.
ji^:'^rwhte Unterlappen, 2) der linke Oberlappen und der rechte Mittel-
*^den, nehmen sie an
■ '' ' schliesslich nur 1,0 l
lappen entsprechen, während ein Änal^goii des rechten Ober¬
lappens an der linken Lunge nicht existiert. Indem sich mm die
Seitenbronchii dichotomi^^ (seltener fiichot<Mnisch) weiter-
Caliber mehr und mehr ab, bis sie
bis 1,5 mm im Durchmesser halten.
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Diese kleitisten Brc«chialverzweigui^en, welche man als End¬
bronchien ,.5rowcÄi(rft, bezeichnet hat, gehen nun in die
Alveolargänge, Ductuli alveolares, über, d. h. sackartige
G^ge, deren Wand vollständig von kleinen Ausbuchhmgen, den
Lungenbläschen, Mveoli, besetzt ist. Übrigens zeigt schon
der unterste Abschnitt eines jeden Bronchiolus an seiner Wand
zahlreiche LungenaFveolen und wird deshalb im Bereiche der letz¬
teren von KOELLIKER als Bronchiolus respircUorius bezeichnet.
Sämtliche A 1 v e o 1 a r g ä n g e , welche aus einem Bronchi-
olüs hervorgehen, setzen je ein L u n g e n 1 ä_pjp c h e n , Lobi^is
pultnonis, zusammen^ Dass die Grenzen der Lobuli an der Lungen¬
oberfläche den Insulae pulmonales entsprechen, ist bereits erwähnt
worden. Da sich die Alveolargänge vom Bronchiolus an trichter¬
förmig erweitern, so haben viele Autoren die blinden Enden der-
selben nach dem Vorgänge von ROSSIGNOL Jnßoidibula benannt.
Auch hat man die Ausbuchtungen der Infundibula als termi¬
nale, die der Seitenwände als parietale Alveolen be¬
zeichnet. Was die microscopische Structur der Bron¬
chien und des Ltmgenparenchyms betrifft, so ist zunächst mit Be¬
zug auf die Bronchien zu bemerken, dass dieselben ebenso wie die
Trachea mit einer durch feine Längsfalten ausgezeichneten
Schleimhaut ausgekleidet sind, welche (von innen nachi. aussen
gerechnet) aus einem Flimmerepithel, einer homogenen
Basalmembran und einem von elastischen Fasern reichlich
durchsetzten bindegewebigen Substrat besteht. In
dem letzteren finden sich normaler Weise spärlichere oder reich¬
lichere Anhäufungen von Leukocyten vor und ausserdem als Fort¬
setzung der glatten Musculatur der Trachea eine c i r c u 1 ä r e
Schicht von glatten Muskelfasern, welche sich
bis in die Bronchiolen abwärts erstreckt und sich nach Rindfleisch
am Ende der letzteren zu einem ringförmigen Sphincter verdicken
soll.*) Nach KOELLIKER sollen sogar einzelne schleifenförmige
Faserzüge auf die Wand der Alveolargänge übergehen und auch
um den Eingang zu jeder Alveole eine Art von circulärem Schliess-
muskel bilden. Die Schleimhaut enthält in ihrer tieferen (vielfach
als Submucosa bezeichneten) Schicht verästelte tubulöse Drüsen^
Glandulae bronchiales, welche mit ihrem Ausführungsgang die Mus-
*) Denkt man sich die Sphincteren sämüicher Bronchioli contra-
hiert, so muss dadurch dem Eindringen der Respirationsluft in die Lungen
ein erheblicher Widerstand erwachsen, welcher (je nach dem Grade der
Contraction) zu grösserer oder geringerer Atemnot führen kann.
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538
kelschicht' durchsetzen. Auf die Submucosa folgt endlich an den
gröberen Bronchien überall eine Art von bindegewebiger
Adventitia, in welche unregelmässig gestaltete Knorpel-
stücke eingebettet sind. Priicpn fahipn j<»Hnrh
in der Wand der Bronchiolen, welche somit lediglich aus der
Schleimhaut und der Ringmuskelschicht zusammengesetzt sind.
Das FlimmerefHthel bildet hier nur eine einfache niedrige Lage
und geht schon in den Bronchioli respiratorii in das sog. respi¬
ratorische Epithel über, welches Weiterhin auch die Al¬
veolen austapeziert. Dieses respiratorische Epithel besteht itach
KOELLIKER hauptsächlich aus grossen, hellen, kernlosen Platten,
zwischen denen kleinere, kernhaltige und noch Protoplasma füh¬
rende Zellen einzeln oder in Gruppen eingestreut sind. Welche
Bedeutung die letzteren haben, weiss man nidit genau, doch lässt
sich vermuten, dass aus ihnen durch Proliferation die hellen Zell¬
platten hervorgehen. Beim Neugeborenen scheint übrigens das
ganze Lungenepithel kernhaltig zu sein. Abgesehen von dem re¬
spiratorischen Epithel besteht die Wand der Alveolen aus einer
(nur an einzelnen Stellen undeutlich faserigen) homogenen
Grundsubstanz, in welche (abgesehen von einem dichten
Capillametz) vereinzelte Bindegewebszellen imd ein starkes Netz-
w^erk von elastischen Fasern eingelagert sind. Um den
Eingang zu einer jeden Alveole findet sich ein vollständiger elasti¬
scher Ring vor. Dem Vorhandensein dieser elastischen Elemente
in deni Alveolenwänden verdankt die Limge die Eigenschaft, dass sie
sich nach dem Aufblasen wieder zusammenzieht und die einge¬
blasene Luft heraustreibt. Gewöhnliches fibrilläres Bindegewebe
findet sich in der Lunge nur interstitiell, d. h. in der Um¬
gebung der Bronchien und ihrer Begleitgefässe (peribronchi¬
ales Bindegewebe), zwischen den Lobuli (i n t e r i o b u-
läres Bindegewebe), und unter der Pleura (s u b p 1 e u-
rales Bindegewebe) vor. Dagegen muss betont werden,
dass im übrigen abweichend von dem in Fig 27 dargestellten
Schema die Wände sämtlicher zu einem Lobulus gehö¬
rigen benachbarten Alveolen völlig miteinander verschmolzen
sind {Septa cdveolaria), so dass ein Querschnitt eines Limgenläpp-
chens ein durchaus schwammiges Aussehen darbietet.
An den Blutgefässen der Lunge hat man sogenannte "Kasa publiea
und Fosa privata zu unterscheiden. Die Verzweigungen der Aa. und Vv.
pulmonales (s. S. 295 und S. 347) folgen den Bronchien und lösen sich zu¬
letzt in.. der Wand der Alveolen in ein engmaschiges Capillametz auf, wel¬
ches vielfach schlingenförmig in das Lumen der Alveolen hineinragt. Die
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539
I^erne des respiratorischen Epithels, welches diesem Capillametz unmit¬
telbar aufliegt, sind hierbei stets in den Maschen zwischen den Blut-
gelassen gelegen, so dass sie die Capillarwand niemals verdecken. Da nun
in diesen Capillaren der Gasaustausch, d. h. die Säuerstoffaufnahme und
Kohlensäureabgabe des Blutes erfolgt, welches weiterhin in oxydiertem Zu¬
stande durch die Vv. pulmonales zum Herzen und hierauf in den ganzen
Körper gelangt, so sind die Pulmonalgefässe als Vasa publica bezeich-
net worden. Die jia. und Vv. bronchiales dagegen (s. S. 298 und 354) ziehen
zwar auch in Begleitung der Bronchien in das Innere der Lunge hinein,
verästeln sich jedoch hauptsächlich in dem peribronchialep, ipt^rlohulären
und subpleuralen Bindegewebe, indem .sie_ zugleich ^e Wa^d der Bronchien
und die Lungenpleura versorgen. Ihr Blut dient also nur zur Ernährung
von Lungenteilen, und somit können sie als Vasa privata der Lunge be¬
zeichnet werden. Indessen ist zu betonen, dass die Capillargebiete der Pul¬
monal- und Bronchialgefässe überall dort continuieiiich miteinander Zu¬
sammenhängen, wo sie aneinanderstossen. Man kann infolgedessen durch
eine Injection der Aa. bronchiales stets die Capillaren der Alveolen
füllen (Hyrtl). Auch sollen zwischen den gröberen Zweigen J)eider_Oefäss-
arten Anastomosen stattfinden, so dass eine strenge Scheidung zwischen den
Vasa privata und publica der Lunge nur einen schematischen Wert hat.
Die Ly^mphgefäs s e der Lunge sind unter dem Pleuraüberzuge und
in dem interstitiellen Bindegewe^ gelegen. Sie ziehen zum Teil längs der
Lungenoberlläche^ zum Teil längs der Bronchialzweige zum Lungenhüus, um
sich, in die Glandulae bronMjUes einzusenken. Häufig sind auch im Innern
der Lunge neben den Bronchien Lymphdrüsen gelegen {Lymphoglandulae
jpulmonales]^ durch welche die tiefen Lymphgefässe hindurchtreten müssen,
um zu den Glandulae bronchiales zu gelangen.
Die Nerven werden von den Zweigen des N. vagus und des N. sym-
pathicus geliefert. Die Sympathicuszweige, welche mit den Blutgefässen in
die Lunge eindringeri, scheinen lediglich vasomotorischer Natur zu sein.
Ober die Vagusfasern s. S. 480 sub 8.
IV^ Pleura und Mediastinum.
Das Brustfell, Pleura, bildet jederseits einen völlig ge¬
schlossenen, serösen Sack, in welchem man sich die Lunge von
der Mittelebene her eingestülpt denken kann. Die Wand dieses
Sackes besteht aus einer Bindegewebschicht, welche von elastischen
Easetnetzen durchzogen und an der freien Oberfläche (der Innen¬
fläche der Pleurahöhle) mit einem einfachen, polygonalen Endothel
ausgekleidet ist. Wie an allen anderen serösen Säcken unterscheidet
man auch an der Pleura ein v i s c e r a 1 e s und ein p a r i e t a -
1 e s B La 1 1 , deren Übergangstelle (Umschlagstelle)--ilie Lungen¬
wurzel bekleidet. Zwischen diesen beiden Blättern li^ die
Pleurahöhle, Cavum pleurae, welche allerdings normaler
Weise nur einen lumenlösen Spalt bildet, d. h. das parietale und
das viscerale Blatt liegen überall dicht aneinander und zwischen
ihnen befindet sich nur soviel seröse Flüssigkeit, als notwendig
ist, um beide Blätter schlüpfrig und gegeneinander leicht verschieb¬
lich zu erhalten.
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540
Das viscerale Blatt, Pleura pulmonalis, ist es nun,
welches mit der Lungenoberfläche fest verwachsen ist und der
letzteren das glatte, glänzende, siMegelnde Aussehen verleiht; es
scheint völlig zu dem Organ zu gehören, indem es auch die Ein¬
schnittstellen zwischen zwei benachbarten Lappen bekleidet. Doch
spannt sich die Pleura hiier in Form von kurzen Falten, den Ligg.
interhbaria (interlobularia), von dem einen Lappen zu den ande¬
ren hinüber. Indem das viscerale Blatt weiterhin die Lungenwurzel
allseitig bekleidet, geht es allmählich in das parietale Blatt über.
Unterhalb der Lungenwurzel wird diese Obergai^telle durch
eine Duplicatur der Pleura, das sog. Lia vulmoru^e. gebildet. Das
Band spannt sich in frontaler Richtung von der medialen Ltiogen-
fläche zur Pleura mediastinalis hinüber (s. weiter unten), indem
es gewissermassen eine häutige Fortsetzung der. Lungenwurzel
nach abwärts darstellt. Sein unteres Ende reicht bis zur Lungen-
basis hinab und besitzt einen scharfen freien Rand, welcher der
oberen Fläche des Zwerchfelles aufliegt. .
An dem parietalen Blatte hat man die Pleura¬
kuppel, Cupula s. Apex pleurae, die Rippenpleura {Pleura
eostalis), die Zwerchfellpleura (Pleura diaphragmaiica)
und die Mittelfellpleura {Pleura mediastinalis) zu unter¬
scheiden. AlsJB.1 e-u r a k u p p e 1 bezeichnet man denjenigen Ab¬
schnitt des Brustfelles, welcher vorn die I. Rippe und das
Schlüsselbein überragt und somit der Lungenspitze entspricht.
Die Pleuraspitze ist lateral von den Mm. scaleni, medial von einem
Stücke der Trachea und des Oesophagus, vom und medial von
der A. und V. subclavia, .ganz, .oben \oa den untersten Strängen
des Plexus brachialis begrenzt. Infolgedessen pflegt der I. Dor-
salnerv, welcher den untersten Abschnitt des Plexiis bildet, bei
Lungenspitzenaffectionen mit besonderer Vorliebe in Mitleiden¬
schaft gezogen zu werden. Indem sich die Pleurakuppel hinten
an die beiden obersten Rippen anlehnt, reicht sie bis zum ersten
Rippenköpfchengelenk in die Höhe. Die Pleura eostalis
überzieht die Innenflächen der Rippen und Intercostalmuskeln vom
Brustbein bis zu den Wirbelkörpera. Unten setzt sie sich in die
Pleura diaphragmatica fort, weldie die obere Zwerch-
I fellfläche beklei^t. Doch wird der Winkel, welchen der Ansate
1 des Zwerchfelles mit der Thoraxwand bildet, von der Pleura nicht
' vollständig austapeziert, sondern nur ausgerundet. Als Pleura
! mediastinalis {Lamina mediastinalis) bezeichnet man end¬
lich denjenigen Teil des Brustfelles, welcher sich je^rseits von der
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541
Seite der Wirbelkörper in ziemlich sqgjttaler Richtung.. ZUm Ster¬
num hinüberspannt. Derjenige Abschnitt, welcher an den Herz¬
beutel grenzt, wird im besonderen Pleura jaericardiaca benannt.
Zw ischender linken undder rechten Pleura
mediastinalis bleibt jedoch ein Raum, welchen man M i t -
telfellraupi, Cavum mediastinale, benannt hat, obschon der¬
selbe keineswegs eine Höhle darstellt, sondern durch eine
Anzahl von Organen, wie z. B. das Herz, die Trachea, den
Oesophagus, verschiedene Gefässe und Nerven, völlig ausgefällt ist.
Von anderen Autoren, wie z. B. Henle, wird dieser Raum kurz¬
weg als MediasHnum bezeichnet.^) Wo die Pleura mediastinalis
dön Herzbeutel anliegt (Pleura pericardiaca), i.st sie mit dem letz¬
teren ziemlich f^_verwadisen. Das Cavtun mediastinale (Me¬
diastinum) würde sich also nach Art eines ^ptum Septum me-
diastinale, in der Sagittalebene vcHn Sternum bis zu den Wirbel¬
körpern erstrecken. Man hat nun an diesem Raume einen vor¬
deren Abschnitt, das Cavum mediastinale anterius, und
einen hinteren Abschnitt, das Cavum mediastinale poste¬
rius, imterschieden. Diese Einteiltmg ist deswegen nicht ganz
korrekt, weil es nicht möglich ist, beide Abschnitte präcise von ein¬
ander abzugrenzen. Gewöhnlich gibt man als Grenze eine ziem¬
lich frontale Ebene an, welche man sich durch den vorderen Teil
der Lungenwurzel gelegt denkt. Geht man von dieser Voraus¬
setzung aus, so würden zum Cavum mediastinale anterius s. Me¬
diastinum anticum 2) die Thymusdrüse, das Herz mit dem Herz¬
beutel, und den Anfangsstücken der grossen Gefässe und zu beiden
Seiten des Herzbeutels der N. phrenicus gehören. Das Cavum me¬
diastinale posterius s. Mediastinum posticum — dicht vor den
Wirbelkörpem gelegen — würde die Trachea, den Oesophagus
i
Da nach S PIOELIUS dasjenige ist „quod per medium
so ist diese Terminologie durchaus korreld. Andere Autoren, wie z. B.
Hyrtl, gebrauchen dagegen die Ausdrücke Mediastinum und Pleura mediasii-
nalis völlig gleichbedeutend. Indessen ist es wohl einfacher, sich in diesem
Falle an die HENLE’sche Bezeichnung anzuschliessen.
2) Hyrtl u. a. bezeichnen als Cavum mediastini ant. lediglich das
lockere Bindegewebe, welches zwischen dem Sternum und dem Herzbeutel
nebst den aus ihm hervortretenden grossen Gefässen gelegen und in welches
hinter dem Manubrium sterni bei Kindern die Thymusdrüse eingelagert ist.
Wenn übrigens Henle und Struthers es vorzieht, ein Mediabtinum supe-
rius und inferius zu unterscheiden, deren Grenze dem oberen Rande der
Lungenwurzel entsprechen würde, so lassen sich dagegen doch vom prak¬
tisch-medizinischen Standpunkte aus schwere Bedenken erheben. Statt Ca¬
vum mediastinale ist es vielleicht besser zu sagen Spatium mediastinale,
da es sich nicht um eine „Höhle“ handelt.
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542
nebst den Nn. vagi, die V. azygos und hemiazygos, den Ehictus
thoracicus, die A(»1a descendräs, endlich den Grenzstrang des
N. sympathicus und die Nn. splanchnici major und minor ent¬
halten. Die letztgenannten Nerven sind allerdings schon an der
Übergangstelle der Pleura mediastinalis in die Pleura- costalis ge¬
legen.
An der kindlichen Leiche oder der mageren Leiche eines Er¬
wachsenen kann man nach Eröffnung des Brustkor¬
bes einen grossen- Teil der eben erwähnten Organe ohne weitere
Präparation wahmehmen. Schlägt man die linke Lunge
nach rechts hinüber, so kann man vor der Wirbelsäule die
Aorta descendens, links von derselben (halb unter ihr verborgen)
die V. hemiazygos, endlich im unteren Teile vor der Aorta auch
den Oesophagus wjdirnehmen. Schlägt tnan die rechte Lunge
nach links hinüber, so kann man vor der Wirbelsäule die
V. azygos, neben derselben oben den Oesophagus, unten ein Stück
der Aorta erkennen. An beiden Seiten sieht man ferner neben
dem Oesophagus die Nn. vagi, vor den Rippenköpfchengelenken
den Grenzstrang des Sympathicus, zur Seite der unteren Brust¬
wirbelkörper die Nn. splanchnici durch die Pleura hindurch-
schimmem. Auch die Nn. phrenid sind ohne weitere Präparation
zu beiden Seiten des Herzbeutels sichtbar.
V. Die Lage der Bnistelngeweide.
Was zunächsit die Pleuragrenzen anbetrifft, so ist be¬
treffs der P 1 e u r a k u e l_(s^. d. vor. Seite) zu bemerken, dass
der höchste Punkt derselben ziemlich • genau dem I. Rippea-
köpfchengelenke oder, was dasselbe sagen will, der Spitze des
VlL_fcIals.wirbeldornes (der Vertebra prominens) entspricht. Von
vom betrachtet würde also die Pleurakuppel die Clavicula um 3
bis 5 cm überragen. H i n t e n ist die Grenze zwischen der Pleura
costalis und mediastinalis nicht scharf zu bezeichnen; man kann
nur sagen, dass sie an der Seitenfläche der Wirbelkörper gelegen
ist. Noch weit weniger präcise lassen sich die v ö r d e r e n
Pleuragrenzen, d. h. die vordere Übergangstelle zwischen
der Pleura costalis und mediastinalis, definieren, weil sie indivi¬
duell ausserordentlich variieren. Indessen wird man nicht fehl¬
gehen, wenn man für die Mehrzahl der Fälle folgendes Verhalten
als Norm nimmt. An dem mittleren Teile des Sternum (s. Fig. 28a)
stossen die linke und rechte Pleura dicht nebendem Ster¬
na 1 r a n d e zusammen, indem sie den grössten Teil des dahinter
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543
gelegenen Herzens verdecken. Nach oben tritt jedoch eine Diver¬
genz ^ePbeidenTTeürablätter ein, so dass sie hinter dem Ma-
nubrium stemi einen dreiseitigen Raum, die sogen.' Area inter-
pleurica superior, zwischen sich fassen, welche zur Auinahme für
die Thymusdrüse bestimmt ist. Vom IV. Sternncostalgelenke an
weichen die Pleuragrenzen nach abwärts auseinander. Doch ist
es hier nur die linke Pleura, welche entsprechend der Incisura car-
diaca der Lunge eine geringe Ausbuchtung nach links zeigt (s.
Fig. 28a), während der vordere Rand der rechten Pleura senk¬
recht nach abwärts zieht. In der Höhe des VI. Rippenknqrpels
geht .alsdann sowohl rechts wie links die vordere Pleuragrenze in
die untere «über. Es entsteht auf diese Weise hinter den Knorpeln
der V. — VI. Rippe linlK die .4rea interpleurica inferior, an welcher
das vom Pericard umhüilte Herz der Brustwand unmittelbar an¬
liegt. Sticht man dicht neben dem Sternum im V. (oder IV.) Inter-
costalraum ein, so kann man ohne Verletzung der Pleura den
Herzbeutel öffnen. i ) Was endlich die »ntgre Plpnragrpnzt».
betrifft, so gibt HENLE an, dass dieselbe von der Mitte des*^»« .. ,mva/
Knorpels der yi- über_den Knorpel der VII.. Rippe längs der vor¬
deren Enden der folgenden Rippenknochen bis zur Mitte der XII
Rippe zieht. Der hintere Teil derselben pflegt nahezu horizontal
zu verlaufen. Nach PANSCH erstreckt sich diese Linie leicht ab¬
wärts geixten vom Sternalende des VI. Rippenknorpels über die
Knorpelknochengrenze der VII. Rippe hinweg bis zum Halse der""*^ «-u..
XII. Rippe, also ähnlich wie dies in Fig. 28 a und 28b angegeben ‘ ^ '' '
ist. Auch hier scheinen also individuelle Verschiedenheiten vorzu-^,^^^ ^ v.
kommen. Ausserdem ist die untere PleuragtreAze (ebenso wie das «
Zwerchfell) links stets etwas tiefer als_ rechts gelegen.
Die Lungengre.nzen entsprechen oben an der Wirbel¬
säule sowohl während der Exspiration wie während der Inspira¬
tion durchaus den soeben angegebenen Pleuragrenzen. Nur an
der Incisura cardiaca pflegt der Lungenrand nicht an die Pleura-
*) Die Abweichungen von dem eben geschilderten Verhalten beziehen
sich einerseits darauf, dass die beiden vorderen Pleuragrenzen gänzlich aus¬
einanderweichen können, so dass die linke dem linken, die rechte dem rech¬
ten Stemalrande entspricht; andererseits können dieselben in der ganzen
Ausdehnung des Brustbeines dicht nebeneinandertiegen, so dass weder oben
noch unten eine Area interpleurica existiert. Nach Hamernik und Nuhn ist
das letztere Verhalten sogar das normale, so dass bei gesunden Lun¬
gen vor dem Pericardium kein Raum existieren würde, an welchem die
Paracentese des Herzbeutels ausführbar wäre. Wo die letztere mit Erfolg
gemacht ist, soll es sich nach der Annahme dieser Autoren um kranke Lun¬
gen und Pleurae gehandelt haben.
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gienze heranzureichen. Für die untere Lungengrenze
ander Leiche (also im Zustande der Exspiration) wird ziem¬
lich übereinkimmend eine fast gerade Linie angegeben, welche
vom rechts am Stemalansatze der VI. Rippe, links etwa in der
Mitte des VI. Rippenknorpels beginnt und hinten an dem Ansätze
der XI. Rippe — (oder was dasselbe sagen will) in der Höhe
Fig. 28 a.
Die Grenzen der beiden Lungen, ihrer Lappen und ihrer Pleurae von vom betrachtet Die Um¬
risse des Herzens sind in roter Farbe auf die Brustwand projiciert, die Lungengrenzen durch
schwarze Zackenlinien, die Pleuragrenzen durch schwarze gerade Linien dargestellt
des X. Brustwirbeldornes endet, indem sie die X. Rippe unweit der
Wirbelsäule schneidet. Auch diese Grenze ist links stets etwas
tiefer als rechts gelegen. Beim Lebenden wird als u n -
texe Lungengrenze rechts nach den Resultaten der Per¬
cussion in der P a r a s t e r n a 1 1 i n i e die VI., in der M a m -
millarlinie der obere Rand der VII., in der Axillar¬
linie der untere Rand der VII., in der S c a p u 1 a r I i n i e die
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IX., zur Seite der Wirbelsäule die X. Rippe angegeben.
Links ist die Grenze höchstens um eine Rippenbreite tiefer gelegen.
Bei tiefer Inspiration kann jedoch der untere Lungenrand um
mehrere Centimeter nach abwärts rücken.
Was endlich die Grenzen zwischen den einzel¬
nen Lungenlappen anbetrifft, so ist zunächst auf der r e c h-
t e n Seite die Grenze zwischen dem Ober- und Mittellappen
durch eine Linie gegeben, welche vom IV. Stemocoetalgelenk^
Fig. 28b.
Die Grenzen der beiden Lungen, ihrer Lappen und ihrer Pleurae von hinten betrachtet. Auf der
rechten Seite ist noch ein Stück des Mittellappens sichtbar. Alles Übrige wie Fig. 28 a.
zjymlich horizontal narh hintfn läuft r>i<. Grenze zwischen dem
rechten Mittel- und Unterlappen erstr^kt sich von der Knorpel-
ki^hengrenze der VI. Rippe in ziemlich gerader Linie bis in die
Nätie des V. Rippenköpfchengelenkes nach hinten. Auf der 1 i n -
k e n S eite entspricht die Grenze zwischen dem Ober- und Un¬
terlappen ebenfalls im Wesentlichen der VI. Rippe; nur kann sie
vorn nicht selten etwas unterhalb der letzteren beginnen, pflegt
jedoch hinten meistens etwas oberhalb der V. Rippe zu endigen.
Es muss also betcmt werden, dass sich der rechte Mittellappen
Droeaike, Anatomie. 9. Aofl. 35
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nur mittels einer schmalen Spitze bis zur Rückenfläche d^Jliorax
erstreckt (s. Fig. 28 b).
Aus dem Gesagten und aus Fig. 28 a und 28 b ist ersichtlich,
dass die unteren Pleuragrenzen erhebUch tiefer als die unteren
Lungengrenzen gelegen sind d. h. dass der unterste Teil des
Pleurasackes jederseits einen Raum besitzt, welcher nur ganz aus¬
nahmsweise im Zustande tiefster Inspiration vcm der Lunge aus¬
gefüllt wird. Diese Räume hat man als Sinus pleuraephrenicocostales ,
oder nach GERHARDT als Complementärräiimp
Über Hip T a g p H p r ^ r g a n e i m C a V u m m e d i a s t i-_
hier nur Allgemeines gesagt werden und muss im
Speziellen auf die betreffenden Kapitel verwiesen werden. Im C a-
vum mediastinale ist unten das Herz mit dem Herzbeutel
gelegen, über dessen Lageverhältnisse S. 281 und 289 sowie Fig.
28a nachzusehen ist. Es ist bereits erwähnt worden, dass für ge¬
wöhnlich jdievOTdereSeitedesHer^utds von dem Stemiun
zum grössten Teile durch <lie vorderen Luh^nränder nebst der
entsprechenden' Partie der Pleura abgedrängt ist und nur links
, hinter dem IV. bis VI. Rippenknorpel der. Brustwandlmmittelbar
anliegt. Mit der letzteren ist sie durch lockeres Bindegewebe ver¬
bunden. Zwischen dem Pericard und der Pleura mediastinahs
s^zieht vor def Lungenwurzel zu beiden ^ten des Herzens der N.'
phrenicus (s7'S.' '48V ) nach abwärts. O b e D Ist Im C a v umme-
d i a s t i n aTe a n t e fTü s dicht hlflfer dem Manubrium stemi
die Thymusdrüse gelegen, welche allerdings in vorgerückterem
Lebensalter nur noch rudimentär vorhanden ist. Hinter der Thy¬
musdrüse befinden sich die grossen Gefässe des Herzens, die V.
cava sup., Aorta und A. pulmonalis nebst ihren Ästen, über welche
S. 348, 295 und 296 nachzusehen ist. Das Cavum media¬
stinale posterius enthält die Aorta descendens, die V.
azygos und honiazygos, den Oesophagus nebst den beiden Nn.
vagi, den Ductus thoracicus, im oberen Teile die Trachea nebst
den Bronchien, endlich, wenn man will, den Grenzstrang des
Sympathicus ndjst den beiden Nn. splanchnici. Von diesen
Organen ist die Aorta descendens (s. S. 296) links, die V.
azygos (s. S. 353) rechts von der Wirbelsäule gelegen. Die Aorta
und die V. azygos sind im oberen Teile der Brusthöhle durch den
Oesophagus getrennt, welcher indessen in Begleitung der Nn. :yagi
(der linke mehr nach vorn, der rechte mehr nach hinten) etwa in
Höhe des VlII. Brustwirbels vor der Aorta hinweg nach links
hinüberzieht. Im unteren Abschnitte des MediiSmunPpost. ist
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Jinks und hinten von der Aorta (dicht vor den Ursprüngen der
Aa. intercostales sin.) noch die^V. hemiazygos (s. S. 353) gelegen:
dieselbe zieht indessen sehr bald (nämlich ebenfalls in die Höhe
yill. Bnistwirbels) hinter der Aorta und dem Ductus thora-
dcus nach rechts hinüber, um sidi in die V. azygos zu ergipA««»n.
Der Ductus thoracicus (s. S. 365) ist im unteren Teile des Thorax
zwischen V. azygos und Aorta, ganz oben hinter dem Oesophagus
ein wenig mehr nach links gelegen. Die Trachea (s. S. 529) ist
ziemlich genau in der Medianlinie und vor dem Oesophagus ge¬
legen, welchen sie indessen ein wenig nach links überragt. Der
Grenzstrang des Sympathicus wird dicht vor dra Rippenköpfdien-
gelenken gefunden; vor ihm ziehen in der unteren Hälfte des Tho¬
rax der N. splanctmicus major und minor längs der Seitenflächen
der Wirbelkörper nach unten und medianwärts, tun dann zu einem
gemeinsamen Strange vereinigt, das Zwerchfell zu passieren.
VI. Nebenorgane. Die Schild- und Thymusdrüse.
Wenngleich die Schild- und Thymusdrüse dem Atmungs¬
prozesse gänzlich femstehen, so pflegt man dieselben doch nicht
allein wegen ihrer benachbarten Lage, sondern auch aus entwicke¬
lungsgeschichtlichen Gründen im Anschluss an die Atmungs¬
organe zu beschreiben.
a) Die Schilddrüse.
Die Schilddrüse, Glandula thyreoidea, ist ein gefäss-
reiches drüsiges Organ, welches entwickelungsgeschichtlich ebenso
wie die Atmungsorgane als ein Auswuchs aus dem Epithel der
vorderen PhjQrnxwand enteteht, Dieser Auswuchs schnürt sich
indessen sehr bald ab und wächst von vorn nach hinten bogen¬
förmig um die Luftröhre herum. Zugleich werden an dem Organe
eine Anzahl von Drüsenläppchen bemerkbar, welche völlig abge¬
schlossen sind und keinen Ausführungsgang besitzen, da die Con-
tinuität mit dem Schlunde (s. bei der Zunge) durch die eben er¬
wähnte Abschnürung unterbrochen ist. Die physiologische Be¬
deutung der Schilddrüse ist dunkel; doch weiss man, dass nach
der operativen Herausnahme derselben häufig Cachexien einzu¬
treten pflegen. Die Form des Organs kann man mit pinem abwärts
convexen Halbmonde vergleichen, welcher in der Mitte mehr oder
weniger tief eingeschnürt ist. Die eingeschnürte Stelle hat man
35*
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2 -i
als Isthnm^dK beiden seitlichen Hälften als Lappen, Lobi s.
, Cornua, bezeichnet. E)er Isthmus ist vor den oDereten Iracheal-
/'3‘f ringen gelegen (s. C W während sich che leiden Lappen bis
^ die Wirhelsäule nach hinten erstrecken, indem sie sich zwischen
die. Carotis comm. imd die Seitenfläche d«»r Trachea und de.«t Kehl-
kopfes einschieben. Die spitzen Endien der Lappen pflegen meistens
den (^)eren Rand des S^ildknorpels nidit zu überragen. Vom
ist die Schilddrüse von' den unteren' Zungenbeinmuskeln (M.sterao-
und M. (xnohyoideus, M. stemothyreoideus) bedeckt, welche in
das tiefe Blatt ^r Fasda colli eingelagert sind. Von dem letzteren
durch lockeres Binde- oder Fettgewebe geschieden, ist hierauf noch
weiter vom das cd)erflächliche Blatt der Fasda colli gelegen. Häu¬
fig löst sich von dem medialen Rande des M. hyothyreoideus ein
kleines Muskelfascikel ab und tritt als M. susj^ensoritis s. levgior
(ilandulae thyreoideae zur Schilddrüse hin. Übrigens kann dieser
kleine Muskel auch selbständig auftreten. Es ist sdiliesslich noch
als wichtig zu betonen, dass die Schilddrüse besonders bei kleinen
Kindern mit dem Ringknorpel und den obersten Trachealringen
durch fascienähnliche Bindegewebsmassen (Liga, alandulae thi/reoi-
deae) zusammenhängt, welche in ihre Bindegewebshülle übergehen
und nebst der ganzen Schilddrüse vom Ringknorpel abgelöst wer¬
den müssen, wenn man den oberen Luftröhrenschnitt machen will.
Mannigfache Variationen in Bezug auf die Gestalt und Grösse
des Organes sind indessen^ ausserordentlich häufig. Die oben er¬
wähnte Einschnürung (der Isthmus) ist entweder gar nicht vor¬
handen oder trennt die beiden Schilddrüsenlappen völlig vonein¬
ander, so dass sie nur durch einen Bindegewebstrang miteinander
Zusammenhängen. Gar nicht selten (etwa bei jeder zwölften Leiche,
nach GRUBER sogar unter 100 Fällen 40 mal) wächst .^r Isthmus
oder einer der Lappen (häufiger der linke) nach oben in eine
schmale Verlängerung,. I/o6«s s. Proc. jpyramidalis (Comu medium),
aus, welche sich bald neben, bald in der Medianlinie vor der
Trachea und dem Kehlkopf sogar bis zum Zungenbein erstrecken
und somit bei der oberen Tracheotomie tmter das Messer kommen
kann. Ist die Schilddrüse krankhaft vergrössert — ein Zustand,
welchen man als Kropf, Struma, bezeichnet — so kann ihr
Mittelstück bis vor den Ringknorpel nach aufwärts und bis hinter
das Sterniun nach abwärts reichen. Auch können sich al^e-
schnürte Stücke, sogen. Glandulae thyreoideae accessoriae, neben
der Schilddrüse (insbesondere neben dem Proc. pyramidalis der¬
selben) vorfinden.
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549
In Bezug auf die m i c r o s c o p i s c h e S t r u c t u r ist zu
bemerken, dass die Bindegewebshülle der Drüse nur die verdich¬
tete und mit elastischen Fasern durchsetzte Aussenschicht eines
bindegewebigen Stroma bildet, welches durch eine Anzahl mdir
lodcerer Bindegewebszüge in verschiedene Lappen oder Läf^hen
geteilt wird. In das Strcnna der Läppchen {Lobult) sind nun eine
Anzahl von kugeligen, völlig abgeschlossenen Drüsenbläschen einge-
bettet, welche aus einer zarten homogenen Tunica propria bestehen,
deren Innenfläche wiederum ein einschichtiges cubisches Epithel
auskleidet. Die Höhle der Bläschen wird von einer hellen, stark
eiweisshaltigen, in Essigsätne imd Alkdiol gerinnbaren Flüssig¬
keit eingenommen. In Folge einer Degeneration der Drüse ist
diese Flüssigkeit beim Erwachsenen sehr häufig durch eine eigen¬
tümliche, gelbbräunlich gefärbte, leicht brüchige Masse, die sogen.
Colloidsubstanz, ersetzt, imd es können alsdann auch die^^^E^itiiel-
zclleil yaHJ^JBBTIeilweise fehlen.
Die Blutgefässe H^r Driiai* ainH gphr yflViliwh 80 daSS bei
einer Verletzung besonders dann gefährliche Blutungen eintreten können,
wenn das Organ coUoid entartet und somit von breiig weicher oder brüchi¬
ger Beschaffenheit ist. Die Arterien kommen von der sup.
(aus der Carotis ext.), welche sich mehr an der Spitze uSTaffr^obei eu
Rande des Organes verzweigt und von der Ä. ihyreoidea inf. (äus der A.
subclavia), welche sich am untarm- Rande und der- hinteren Fläche der¬
selben verästelt. Nicht selten ist noch eine chirurgisch wichtige A. thyre-
vorhanden. Diese Arterien, welche übrigens nach Hyrtl
in der Regel nicht miteinander anastomosieren, dringen zwischen die
Drüsenläppchen und Ehüsenbiäschen ein und umspinnen schliesslich die letz¬
teren mit engmaschigen Netzen. Die Venen communicieren vielfach unter¬
einander und verlaufen teUs isoliert, teils in Begleitung der vorhin genannten
Arterien.
Die Lymphgefässe, welche hauptsächlich zwischen d^ Läpp¬
chen und an der Oberfläche des Organes gdegen sind, senken sich dir^
in den Ductus thoracicus und lymphaticus dexter ein.
Von Nerven ziehen lediglich einzelne sympathische Zweige mit den
Blutgefässen in das Innere des Organes hinein.
b) Die Thymusdrüse.
Die Thymus^ oder innere Brustdrüse, Thymus
(beim Kalbe Milch oder Bries genannt)^ ist ein plattlängliches,,
übrigens sehr verschieden geformtes rötliches Organ, welches bei
der Aussenbetrachtung aus einer Anzahl deutlich erkennbarer
Lappen oder Läppchen zusammengesetzt erscheint, die ihm das
Aussehen einer Speicheldrüse geben. In den meisten Fällen ist sie
der Länge nach in zwei gesonderte, nur durch Bindegewebe ver¬
bundene Seitenlappen geschieden. Die centrale Partie, Treustus
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550
eentraUs, eines jeden Seitenlappens ist durch eine weichere Sub-
, stanz eingenommen, welche nach dem Anschneiden in Form einer
; ^ milchigen Flüssigkeit hervorquillt. Dies hat zu der An>
, /vy/7/ti!^ahme Veranlassung gegeben, dass die Thymus in ihrem
/ Innern einen hohlen Gang besitze, welcher sich mittels kleiner
Divertikel auch in die Läppchen fortsetzen und mit einem milchi¬
gen Safte erfüllt sein sollte. Indessen ist in Wirklichkeit weder
eine solche centrale Höhle noch ein Ausführungsgang an dem Or¬
gane vorhanden. Iii.yQller Entwickeluiig existiert die Thymus nur
ini. ersten Kin4^1ter und scheint sich hierauf bis ztu: Pubertät
in ziemlich der gleichen Grösse zu erhalten. Von dieser Zeit an
tritt ein scheinbarer Schwund des Organes ein, welcher indessen
nur darauf beruht, dass die Drüsensubstanz allmählich ypn. Fett-.,,
zellen durchsetz , wüd; in diesem teilweise fettig metamorphosier-
I ten Zustande findet sie sich stets noch im späteren Lebensalter vor
WALDEYER). Ihre physiologische Bedeutung ist gänzlich dtmkel.
In Bezug auf ihre Entwickelung muss erwähnt werden,
dass die Thymusdrüse nach KOELLIKER ursprünglich ein^egü^gUa«^
ales Organ ist, dessen erste Anlage aus dem Epithel der zweiten
"TnglHgTBB^e hervorwuchert. Dieses dickwahüiyt!, 11111 liutm Spalt-'“
I iSraugen Höhlratun versehene Epithelialorgan soll dann erst
f später, indem allmählich Gefässe rmd Bindesubstanz in seine dicken
Wandungen hineinwachsen imd die Epithelzellen verihrängen, den
mehr lymphdrüsenähnlichen Charakter der fertigen Thymus an¬
nehmen. Was die Lage der gut entwickelten Drüse betrifft, so
erstreckt sich dieselbe vor der Trachea von der Schilddrüse an bis
in das Mediastinum _ant_Wna^ ae vor den grösseren Herz-
gefässen und dem Herzheutel pntwpdpr dicht hinter Hem Stemum
(s. d. Anm. S. 541) oder dicht binterjdea jfCffdetfiiLLuggai- und
Pleurarändem gelegen ist. ^ie kann bis ziun Zwerchfell hinab¬
reichen.
In Bezug auf ihre microscopische Structur ist 2ui
bemerken, dass das lockere Bindegewebe, in welches die Thymus
eingelägert ist, und welches sich an ihrer Oberfläche zu einer Art
von Involucrum verdichtet, in die eigentliche Drüsensub¬
stanz eindringt und dieselbe mehr oder weniger vollständig in
eine grosse Anzahl v(m Lappen oder Läppchen (LobuU)
teilt, von denen schliesslich ein jedes wiederum aus kleinen follikel¬
ähnlichen Körnern zusammengesetzt ist. Ein jeder Thymus-
f o 1 1 i k e 1 — wie man ihn wcAl nennen kann — unterscheidet
sich microscopisch in nichts von den gewöhnlichen Lymphfollikeln
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551
d. h. er besteht aus einem Reticulum von sternförmigen, anasto-
mosierenden Zellen, in dessen Maschen runde Lymphkörperchen
(Leukocyten) eingelagert sind. Die periphere Zone (Rind e) eines
Follikels ist dunkel, reich an Lymphzellen, das (Zentrum (M a r k)
hell, arm an LJhn^zellen. Der milchige Saft, welcher auS a6P"än-
geschnitteneff “Thymus nervorquillt, besteht aus solchen Zellen imd
ihren durch Zerfall frei gewordenen Kernen. Ausserdem finden
sich in der Substanz der Thymusfollikel bald vereinzelt, bald in
Reihen, bald in Fcmn concentrisch (zwiebelschalenartig) gesdiich-
teter Kugeln (sogen. Perlkugeln oder V i r c h o w -
s a 1 ’s c h erKörperchen) eigentümliche epithelähnliche^eHen
"vorT '^^eim^acfi" ubS die Bedeutung des letzteren blshefTifPfUS
sicheres feststeht, so wird man wohl nicht fehlgehen, weim man
sie für Überreste der von KOELLIKER angenommenen ursprüng¬
lichen Epithelanlage .ansieht.
Die Blutgefässe der Thymusdrüse stammen von den Aa. und F«.
ihymicae(aus der Mamm. int, oder seltener aus der Thyrecridea inf.) und
haben eine derartige Verteilung, dass die gröswfen Stämme sich zuerst
zwischen den Läppchen verbreiten und dann in die Mitte der Läppchen und
Follikel eindringen, in denen sie sich schliesslich zu Capillaren auflösen.
Ober die Lymphgefässe ist wenig mehr bdcannt, als dass sie in
dem Bindegewebe zwischen den Läppchen nachgewiesen worden sind.
Die Nerven sind sympathisch und begleiten in geringer Zahl
die Blutgefässe.
B. Verdauungsorgane.
1. Die Mundhöhle mit den Zähnen und Speicheldrüsen.
Die Mundhöhle, Cavum oris, bildet den Anfang des
sogen. Verdauung^anales und kann in drei Abschnitte einge¬
teilt werden: 1: den V o r h o f , Vestibulum oris; 2) die eigent¬
liche Mundhöhle im engeren Sinne, das Cavum oris pro-
prium; 3) die R a c h e n e n g e , Isthmus faucium, welche berats
den Übergang von der Mundhöhle zu dem Schlunde bildet.
1. Das Vestibulum oris nebst den Zähnen.
Der Eingang zu dem Vestibulum oris ist die M u n d s p a 1 1 e
^ma oris, welche von den beiden Lippen, dem Labium su-
perius und dem Labium inferius, begrenzt wird. Die beiden Seiten¬
enden der Mundspalte sindi die Mundwinkel, Anguli oris,
an denen die Ober- und die Unterlippe durch die Commissura la-
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552
biorum dextra und sinistra in Verbindung stehen. Aussen zeigt die
Oberlippe die vom Septum narium nach abwärts laufenjJ^jyj^,^
zu deren beiden Seiten sich beim
männlichen Geschlechtc der Schnurrbart, ^Mtptoxjbe^det. La¬
teral wird die Oberlippe begrenzt durcl^wePsclirage^Furchen,
den Sidcusjiasolabi^s^tUiier sich jederseits vom Nasenflügel bis
in die Nähe des Mundwinkels erstreckt. Die Unterlippe wird an
ihrer Aussenfläche von .der rundlicheo Prominenz dtes Kinnes
durch eine quere Furche, den Stdeus mentolabialis, geschieden.
Kinn und Unterlippe sind beim mänmiaieirTjSSilSIBte mit dem
JCu^^^^rKPaggMSjVereeh^ welcher am stärksten an und
unter denTTinn^uSmttnRrTippen bestdien an ihrer Aussen¬
fläche aus der äusseren Haut, an ihrer Iimenfläche aus der
Schleimhat^dg^Mundhöhle: zwischen beiden ist die Musculatur
des M^%psäS^oris gel^^. Die Übergangstelle der Haut in
die Schleimhaut wird als Lippenrot bezeichnet: ihre Farbe
rührt von den hier bescmders stark entwickelten und mit beson¬
ders reichen Blutgefässnetzen versehenen Papillen, her. Auch
durch zahlreiche Nerven, welche in den Papillen zum Teil als
K r a II .s e Fndknlhen enHiirt>ti ist das Liopenrot aUSgezeich-
net, womit auch die Tatsache zusammenhängt, dass hier das Tast-
und das Schmerzgefühl sehr entwickelt sind. An der Innenfläche
der Lippen kann man unter der Schleimhaut kldne hügelige Pro¬
minenzen, die verästelten tubulösen Lippendrüsen, Glan-
den Lippen wird die vordere Wand noch von den Wang^p j^
Buccae s. Malae, gebildet, an deren Innenfläche ebenfalls eine
Anzahl von _verästdtmtjjbulö^^&^lemidrä^ij^die GlanduUie
6Mccafes^ausmünclen^Di^DnisenKor|^^^^!oSerS
Tuccätes drängen sich zwischen den Fasern des M. buccinator
nach aussen durch, während die kleineren dicht unter der Mund¬
schleimhaut liegen. Ihre Ausführungsgänge münden in die Mimd-
höhle. Die hintere Wand des Vestibulum besteht aus den Zähnen
und den Procc. alveolares des Unterkiefers tmd des Oberkiefers,
welche überall von Zahnfleisch überzogen sind, wo sich kleine
Alveolen befinden.
Die hintere Grenze des Vestibulum wird dicht hinter den
letzten Backzähnen jederseits durch eine, besonders bei geöffnetem
Munde, deutlich fühlbare Falte, die iPlica pterygomandibularis. ee-
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553
bildet, welche durch das bereits beim Unterkiefer erwähnte gleich¬
namige Band hervorgerufen wird.
Die Arterien der Lippen sind die Äa. labiales s. -coronariae
labii 8up. et inf. (aus der Maxill. ext.). Die gleidmanügra Venen er-
giessen sich in die Vena facialis anteAor, Die sensiblen Nerven der
Oberlippe stammen vom N. infraorhitalis (aus d. Ram. 11. d. Trig.), die der
Unterlippe vom N. mentalis (aus d. Ram. alveol. inf. vom Ram. III. d.
Trig,). Die motorischen Nerven liefert der Nervus facialis. Die' L y m p h-
gefässe gehen zu den Glandulae lymphaticae submaxülares.
Die Wangenarterien stammen aus den Bami buccales der Max.
ext., aus der Ä. transversa faciei (von der A. temp. superf.) und aus der
A. hucdnatoria sowie der A. infraorhitalis (beide von der Maxill. int.) Die
gleichnamügen Venen gehen zum Teil in die Vena facialis anterior, zum
Teil in denPl€a?ii5 venosus pterygoideus. Die sensiblen Nerven stammen vom
N. infraorhitalis (aus dem Ram. II. d. Trig.) und vom N. hucdnatorius
(aus dem Ram. III. d. Trig.); die motorischen vom N. facialis. Die Lymph-
g e f ä s s e gehen zu den Glandulae suhmaxillares und fadcdes profundae.
Die Zähne.
Die Zähne, Dentes, sind harte, in den Alveolen des Ober¬
und Unterkiefers festsitzende Organe, welche die Aufgabe haben,
die Speisen zu ergreifen, zu zerreissen, zu zerkleinern und zu zer¬
malmen. Sie sind in zwei bogenförmige ^ti\it.iy(^rcusdentalissup.
et. inf. angeordnet, deren Krümmung indessen nicht die gleiche
ist, da die VOTderzähne des Unterkiefers beim Kieferschlusse hin¬
ter diejenigen des Oberkiefers zurücktreten'. An jedem 2^ne
kann man: 1) die in der Alveole steckende Zahnwurzel,
Baäix dentis, 2) den vom Zahnfleisch bekleideten, leicht einge¬
schnürten Zahnhals, Collum dentis, imd 3) die frei in die
(Mundhöhle hinausragende Zahnkrone, Corona dentis, unter¬
scheiden. An der Krone unterscheidet man eine Endfläche
oder Kauftäche. Facies masiicatoria . welche ziun Ergreifen
und Zerkleinern der Speisen benutzt wird, eine Aussen-
fläche' . Facies labialis resp. buccalis, eine Innenfläche,
Fades linquaUs, und die Seitenflächen, Fade^cm^a^^
wo sich die benachbarten Zähne eines Kiefers ^üSiSSTB?^
der Krone befindlichen einzelnen Zacken hat man als Twicrcidi
^ai^^jg^eichnet Jeder Zahn besitzt ferner eine seiner Längs-
achse entsprechende , Zahnhöhle. Cavum dentis, welche von
einer rötlichen Masse, der Zahnpulpa. Pulpa dentis, ausgefüllt
in einen Kanal, Canalis radicis dentis, und so
in die Zahnhöhle hinein.
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Hinsichtlich ihrer Form lassen sich die Zähne einer
jeden Kieferhälfte in vier Arten einteil6n, nämlich 1) die
beiden am meisten medial gelegenen Sc h neide zäh ne, 2>e»-
tes incisivi s. Incisores, von denen somit jede Kieferhälfte einen
medialen tmd einen lateralen besitzt; 2) den Eck- oder Hunds¬
zahn, Bens caninus. welcher sich lateral an die Incisoren an-
schliesst; 3) noch weiter nach hinten die beiden kleinenBack-
zähne. Benies praemolares s. bicuspidati (auch Deutes molares
minores ^ ouccaies genannt); 4) am Ende einer jeden Zahnreihe
die drei grossen Backzähne, Benies molares s. multicu-
spidati (auch als Dmtes molares majores bezeichnet). Da jede
Kieferhälfte scnnit 8 Zähne enthält, muss das vollständige Gebiss
des Erwachsenen aus 32 Zähnen bestehen, deren Stellung sich
durch folgendes Schema (die sog. Zahnformeln) wiedergeben
lässt:
3. 2. 1. 2. I 2. 1. 2. 3.
3. 2. 1. 2. 1 2. 1. 2. 3.
Diese vier Arten von Zähnen sind mm durch verschiedene Merk¬
male voneinand^ unterschieden.
Die Schneidezähne besitzen eine meisseiförmige Kreme,
welche eine convexe vordere (labiale) Fläche, eine concave, mit
leichten Längsrinnen versehene hintere (linguale) Fläche lU^zwei
dreiseitige, ziemlich ebene Seitenflächen zeigt. Die Grena^^^i-
schen der Krone und dem Zahnhalse ist durch eine vordere und
eine hintere Bogenlinie gegeben, welche an den Seitenflädien unter
einem nach der Wurzel offenen, nahezu rechten Winkel z^m-
menstossen. Dicht neben dieser Grenze zeigt die hintere-I^OTeiV!
fläche die S c h m e ) z leJ^ste^^t^waidMw^d^. einen kleinep huf-
eisenförmigen Wall, dessen CÖnwjuta^^^^en Zahn^ls gekehrt
ist. Die vordere und die hintere Fläche der Krone gossen an
dem freien Ende in einer Kante zusammen, welche'^Phum als
Schneide bezeichnet. Ehe Schneide bildet jedoch mx bei
abgenutzten 2^nen eine geradlinige, transversale Kante, Während
sie bei eben hervorgebrochenen Schneidezähnen aus drei
Zacken best^t, von denen die mittelste etwas stärker hervcM*-
ragt. Die Wurzel der Schneidezähne ist etwa doppelt so lang als
die Krone, an den Seiten etwas comprimiert und mit einer schwach
ausgeprägten Längsrinne versehen. Die Schneidezähne des Ober¬
kiefers sind stärker als die des Unterkiefers, und zwar sind am
grössten die oberen medialen Schneidezähne, dann folgen die obe¬
ren lateralen, dann die unteren lateralen imd endlich die unteren
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medialen. Die beiden Schneidezähne einer jeden Kieferhälfte un¬
terscheiden sich voneinander dadurch, dass dte/’laterale an den
beiden Enden der Schneide abgenmdete Winkel besitzt, während
der mediale einen abgerundeten lateralen und einen fast rechten _
medialen Winkel zeigt.
Die t c k z ä h n e besitzen eine Krone, welche die der
. Schneidezähne an Dicke übertrifft, in Bezug auf die Flächen aber
sich ganz anaic^ verhalt. Nur darin weichen die Eckzähne von
den Schneidezähnen ab, dass ihre vordere tmd hintere Fläche sich
an dem freien Ende der Krone zu einer^änla^vereinigen, welche
winifPiig ppiftiirirf ist. Die Cckzähne haben also ein
pfriemenförmiges Aussehen. Die Wurzel der Eckzähne ist eben¬
falls seitlich comprimiert und mit einer seitlichen Längsrinne ver¬
sehen, ist jedoch mindestens dreimal so lang als die Krone. Am
Oberkiefer reicht sie sogar bis nabe an d&e Augenhöhle heran, wes¬
halb man che oberen,Eckzähneauchals Augenzähne bezeichnet.
Die Praemolarzähne besitzen) eine Kreme, welche
durch eine horizontal um den Zahn verlaufende Linie vcmi Halse
des letzteren abgegrenzt wird. Diese Krone zeigt eine elliptische
KfUlfi^''*^**! meistens saerittal verlaufen^Tui'clie
in eine grössere, laterale tbuccalel. und eine' kleinere mediale (Tnir
^;ualej^^Zack£_£gteilt ist. Die Wurzel ist von vorn nach hinten
comprimiert und stets mit einer deutlichen Längsrinne versehen.
Nicht selten läuft ihre Spitze in zwei oder sogar drei kleine
Zacken aus.
Die M olarzähne besitzen eine Krone, welche vom Zahn-
\<älse wiederum durch eine horizontale Bogenlinie abgegrenzt ist.
Die Krone zeigt eine runde^^at^fl^^ welche in den regelmässig-
sten Fällen durch eine^sagittateunaeine transversale Furcl^e in
geteilt ist. Sehr häufig finden sich jedoch Abweichun-
gen von diesem Verhalten vor, indem entweder die Furchen bald
mehr bt^enförmig, bald mehr H-förmig aussehen oder durch eine
Nebenfurche eine fünfte Zacke abgegrenzt wird. Di^^Jünfte^aej«
scheint an den ersten Molarzähnen beider Kiefer besonders oft
vorzukommen, Tuberculum anomale CarabeLLI. Die Wurzel
l^ft normaler Weise gewöhnlich in mfitlf
entaprefhen
Was die microscopische Structur der Zähne be¬
trifft, so sind dieselben (abgesehen von der Zahnpulpa) aus drei
Arten von Geweben, nämlich ausdem Dentin, ckm Schmelz
und dem Gement zusammengesetzt. Das Dentin findet sich an
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der Innenfläche der Zahnhöhle vw und begrenzt die letztere voll*4tu<JU-
' sich voneinander dadurch, dass v
...■.''^Schmelz, die Wurzel dagegen von dem Gement überzogen/^usser-
dem findet sich zwischen der Wurzel und der Alveole eines jeden
Zahnes als einfache Bindegewebslage das Zahnperiost, Pe-
riosteum alveolare s. Periodontium, vor, welches am Alveolanande
allmählich in das derbe Bindegewebe des Zahnfleisches übergeht.
Das Dentin oder die Substantia eburnea hat im frischen
Zustande en^eIBII3IS^un"geffocl!neSI^uirweIssatlasglänzendes
Aussehen und besteht aus einer hcmiogenen Gnmdsubstanz, in
welche ausserordentlich feine Fäserchen, die v. Ebner ’schen
DejnrMj^nbri^^n. eingelagert sind. Die Dentinfibrillen sind
leimgeilend und unverKÜlkt, während in der zwischen ihnen ge¬
legenen (interfibrillären)
finden.*) Das Dentin wird ferner von den sogen. Dentin«
kanälrtiPn rfnrrhynopn welche sich in
leicht schraubenförmigen' Windungen ‘) bis in die Nähe des Schmel¬
zes und Gementes erstrecken, wo sie entweder aufhören oder sich
noch ein Stück in die letzteren beiden Substanzen fortsetzen
können. Nach KOELLIKER und E. NEUMANN besteht die Wand der
Dentinkanälchen aus einer besonderen Schicht der Grundsubstanz,
der Zahnscheide, weidie isolierbar ist und sich g^en
Säuren sehr widerstandfähig zeigt. Endlich zeigt das Dentin in
der dem Gement und Schmelz angrenzenden Schidit die sogen.
Interglobularräume. Soaim interalobularia^ d. h. von
Kugelabschnittai (den' sog. Zahnbeinkugeln) h^enzte
kleine Inseln von Grundsubstanz, welche unverkalkt sein sollen,
und über deren Bedeutung man zur Zeit noch nichts Sicheres
weiss. Diese Interglobularräume sind an der Grenze zwischen
dem Dentin und dem Gement so klein, dass sie an luftgefüllten
Zahnschlififen den Eindruck von Körnern machen, wesw^en
Koelliker und TOMES die ihnen entsprechende Schicht auch als
Knrnprsfhirht he7i»irhii«>t haben; an der Grenze von Schmelz und
Dentin sind sie bedeutend grösser und in einiger Entfemui^ vwi
dieser Grenze im Dentin gelegen.
Der Schmelz, Substantia adamantina s. vitrea, ist von bläu¬
lich weisser Farbe und so hart, dass er beim Anschlägen mit dem
*) NachKOELLiKER sind auch die Dentinfibrillen und Knochen¬
fibrillen verkalkt.
>) Die gleichzeitigen Krümmungen erscheinen optisch als parallele
Linien, S.£jLrJi g-C e Linien.
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Stahl Funken gibt. Microscopisch beh'achtet zeigt sich derselbe
zusanunengesetzt aus einer Anzahl von meistens fünf- oder sechs¬
kantigen, mehr oder weniger deutlich quergestreiften Prismen, den
Schmelzfasern oder Schmelzprismen, Prismata
(Fibrae) adcmantina, weldie ähnlich wie die Dentinkanälchen in
leichten Biegungen verlaufen und der Oberfläche des Dentins ziem¬
lich senkrecht aufeitzen. An frisch hervorgebrochenen, noch nicht
abgenutzten Zähnen ist ausserdem die Aussenfläche des Schmelzes
von dem Nasmyth’schen Schmelzoberhäut c h e n
(Outicula dentis) überzogen, d. h.' Völl äher verhornten 'homogenen
“Haut, welche eine so grosse Widerstandfähigkeit gegen Sätnen
und Alkalien besitzt, dass sie sich selbst beim Kochen in den letz¬
teren nur wenig verändert.
oidra7b«teh^lusgewSinn3Im7l^o^bein^MeiKchen gefäss-
losem Knochengewebe, d. h. aus sternförmigen Knochenkörperr
chen und einer kalkhaltigen Grundsubstanz, in welche leimgebende,
unverkalkte Fasern, die v. Ebner ’s chen Knochenfi¬
brillen, eingelagert sind (s. d. Anm. auf vor. Seite).
Die Zahnpulpa oder der Z a h n k e i m , Pulpa dentis,
endlich ist die weiche rötliche Masse, welche die Zahitiiöhle aus-
füllt. Ihre äusserste, dem Dentin angrenzende Schiebt besteht aus
den sogen. D e n t i n z e 1 1 e n , d. h. epithelähnlichen grossen
Zellen, von denen jede einzelne einen langen Fortsatz in das zu¬
nächst gelegene Dentinkanälchen hineinschickt. Diese protoplas¬
matischen Fortsätze der Dentinzeilen hat man früher auch als
Zahn- oder Dentihfasem bezeichnet, eine Bezeichntmg, welche
man jedoch jetzt am besten fallen lässt, seitdem durch v. EBNER im
Dentin eine andere Art von Fasern, nämlich die leimgebenden
Dentinfibrillen, entdeckt worden sind. Die Entwickelnngsgeschichte
lehrt, dass das Dentin als ein Ausscheidungsprodukt der
Dentinzellen zu betrachten ist, weswegen WALDEYER die letzteren
auch als O d o n t o b 1 a s t e n bezeichnet. Abgesehen von den
Dentinzellen bestdit die Pulpa aus einem undeutlich faserigen
Bind^webe, weiches gar keine elastischen Elemente, wohl aber
zahlreiche runde und nur wenig sternförmige Zellen besitzt, so
dass, es fast völlig den Charakter des embryonalen Bindegewebes
zeigt. Gefässe und Nerven sind in der Pulpa in ziemlich grosser
Zahl vorhanden; die letzteren sind zunächst markhaltig und bil¬
den Geflechte, von denen alsdann feine marklose Fasern bis in die
Schicht der Dentinzellen hineinzuragen scheinen.
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558
Die erste Anlage der Zähne besteht in einer aus
Epithelzellen zusammengesetzten Leiste, der sogen. Schmelz-
leiste, welche von dem Epidielüberzuge des Proc. alveolaris
in das Kiefergewebe hineinwuchert. Von dieser Leiste wachsen
alsdann, der Zahl der späteren Zähne entsprechend, zapfenartige
Epithelsprossen in die Tiefe, welche sich weiterhin von dem Mund¬
epithel allmählich abzuschnüren b^^nen. Eine jede solche Sprosse
wird als Schmelzkeim oder Schmelzorgan, die
dünnere Abschnürungstelle als der Hals des Schmelz¬
organes bezeichnet. Nach seiner völligen Abschnürung und
Trennung von dem Mundepithel besitzt das Schmelzorgan die
Gestalt einer dickwandigen Kappe oder Haube, welche scunit ganz
aus Epitiielzellen zusammengesetzt ist. An der concaven (inneren)
Fläche der Kappe bildet das EpiÖiel des Schmelzorganes eine con-
tinuierlidie Schicht von cylindrischen 2^11en, die Membrana ada-
mantma, an der convexen (äusseren) eine solche v<xi pflasterför¬
migen Zellen. Zwischen diesen beiden Schichten findet sich noch
eine eigentümliche, anscheinend gallertartige Masse, die sogen
Schmelzpulpa vor, welche indessen aus sternförmigen, ana-
stomosierenden Epithelzellen und einer hcunogenen Intercellular¬
substanz besteht. Den von der Kappe bedeckten Teil des Kiefer¬
gewebes hat man als Zahnpapille bezeichnet. Um das
Schmelzorgan und die Papille differenziert sich nun weiterhin als
bindegewebige Schicht das Zahnsäckchen, indem es die
beiden eben genannten Teile (abgesehen von den an der späteren
Wurzel aus- und eintretenden Gefässen und Nerven) continuierUch
einhüllt. Im weiteren Verlaufe der Entwickelung wandelt sich
die Peripherie der Zahnpapille in das Dentin um, während der
centrale Rest der letzteren weich bleibt und zur Pulpa dentis wird.
Das kappenförmige Schmelzorgan wird späterhin zum Schmelz,
indem die Zellen den Membrana adamantina sich in die Sdimelz-
prismen verwandeln und verkalken, während der Rest des Schmelz¬
organes gänzlich zu schwinden scheint. Die Cuticula den-
t i s muss jedoch nach v. BRUNN als eine von dem Sdunelzepithel
gelieferte Bildung betrachtet werden. Von dem Zahnsäckchen wan¬
delt sich derjenige Teil, welcher der späteren Zahnwurzel ent¬
spricht, in das Cement um. Der dem ^hmelzorgane anliegende
Teil des Zahnsäckchens scheint dagegen allmählich von dem wach¬
senden Zahne durchbrochen und zerstört zu werden. Zuerst wer¬
den die Keime der Milchzähne in Gestalt der s(^en. pri¬
mitiven Schmelzorgane angelegt. Von dem Halse eines
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559
jeden primitiven Schmelzorganes wächst alsdann nach einer Seite
ein neuer Fortsatz aus, welcher die erste Anlage des b 1 e i b e n-
den Zahnes darstellt und zum sog. secundären
Schmelzorgan wird.
Die Entwickelung der Milch zfe h^n e beginnt schon
sehr früh, nämlich in dem fünften Monate des F^tallebens: doch i
bleiben die Zahnanlagen zunächst in dem Kiefergewebe verbor¬
gen, so dass der Mensch in der Regel zahnlos geboren wird.
(£rst sechs Monate nach derOeburt pflegt der Durch¬
bruch der 7ähne zu beginnen, und zwar kommen zuerst die me¬
dialen, dann die lateralen Schneidezähne, hierauf (mit Umgehung
der Eckzähne) die ersten Praemolarzähne, dann erst die Eckzähne
und endlich die zweiten Praemolarzähne heraus. In dieser Reihen¬
folge treten die Zähne sowohl am Oberkiefer wie am Unterkiefer
hervor; nur pflegt jede einzelne Art am Unterkiefer etwas früher
als am Oberkiefer zum Vorschein zu kommen. Mit dem Ende
des zweit-eo Lebensjahres ist der Durchbruch der so¬
eben ^ufgezählten Zäbji,^ Gebiss des Kindes besteht
also zu dieser Zeit aus 20 Zähnen, deren Stellung folgendes
Schema
2. 1. 2. I 2. 1. 2.
2. 1. 2. 1 2. 1. 2.
widergibt, und welche man als M i 1 r h 7 ä h n e , Dutriat derMui
(lactei s. caduci). bezeichnet. Wie man sieht, fehlen dem Milch¬
gebisse sämtliche Molarzähne. Dafür gleichen die beiden hinter-
■ sten tpraemolarenl Milchzähne an jeder Kieferhälfte durchaus
^den Molarzähnen d e a Er w achse n e n. Die übrigen
Zähne des Milchgebisses sind in Bezug auf ihre Form von den
bleibenden Zähnen des Erwachsenen nicht verschieden.
Das Hervorbrechen der bleibenden Zähne,
Pentes permanentes, geht in derselben Reihenfolge vor sich, wie das
der Milchzähne, d. h. es treten zuerst die medialen, dann die late¬
ralen Schneidezähne, hierauf die ersten Praemolares, dann die
Eckzähne und endlich die zweiten Praemolares hervor, nachdem
sie durch ihr Wachstum die entsprechenden Zähne des Milchge¬
bisses gelockert, verdrängt und zum Ausfallen gebracht haben.
Der Ersatz der 20 Milchzähne durch die bleibenden Zähne be¬
ginnt ungefähr mit dem sechsten Lebensjahre und ist
meistens mit dem zwölften beendet. Doch geht dem Hervor¬
brechen sämtlicher bleibenden Zähne das derersten Molar¬
zähne /voraus, welche im vierten oder fjünfden
•?
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560
Lebensjahre hervorzutreten pflegen. Die ersten Molarzähne
beider Kiefer sind somit die ältesten am Gebiss des Erwach¬
senen. Da sie demgemäss am längsten der Abnutzung ausge¬
setzt sind und somit auch am frühesten schadhaft zu werden
pfl^en, hat sie der Volksmund als Stockzähne bezeidmet.
Die zweiten bleibenden Molarzähne kommen dagegen viel später,
nämlidi zwischen dem vierzehnten bis sechzehnten
Lebensjahre, die dritten bleibenden Molarzähne erst zwi¬
schen dem sechzehnten bis fünfunddreissigsten
Lebensjahre zum Durchbruch. Bei den letzteren pflegt
dieser Prozess nicht selten unter lebhafter Entzündung des Zahn¬
fleisches und grossen Schmerzen vor sich zu gehen. Da die dritten
Molarzähne erst so spät hervorbrechen, hat man dieselben auch
als Weisheitszähne, JDentes seroüni (s. sapientiae), bezeich¬
net! Im späteren Alter pflegen bekanntiicn auch die sogenannten
bleibenden Zähne auszufallen. Dem Ausfallen derselben soll
meistens eine Verknöcherung der Pulpa vorhergehen. Übrigens
sind einzelne Fälle von einem sogen, zweiten Zahnwechsel in
hohem Alter, einer DenHMo tertia, beschrieben. Indessen erscheint
es zweifelhaft, ob diese spät hervorbrechenden Zähne nicht bei
einer früheren Dentition im Kiefer stecken geblieben und erst dann
zur Entwickelung gelangt sind, wenn die übrigen Zähne ausge¬
fallen waren.
Die Zähne des Oberkiefers werden versorgt von den Rami dentales
der Aa.^ Vv, und Nn. alveolares superiores (aus der A., V. und dem N. infra-
orbitaiis) ; die Zähne des Unterkiefers durch die Rami dentales der V. und
des N. alveolaris inferior.
Lymphgefässe der 2^hne sind nicht bekannt.
2. Das Cavum oris nebst der Zunge und den
Speicheldrüsen.
Die eigentliche Mundhöhle, Cavum oris proprium
im engeren Sinne, wird vorn und seitlich durch den Proc.
alveolaris der beiden Kiefer und durch die in denselben steckenden
Zähne begrenzt. Ihr Boden wird hauptsächlich vom M. mylo¬
hyoideus ( Dianhraatm oris) gebildet, welcher an seiner oberen
-£läcbe von der Mundschleimhaut_übCTzogen ist. Doch sind die
Glandulae sublinguales zwischen den Muskel und die Mund¬
schleimhaut eingelagert. Die Drüsen heben die Schleimhaut am
Boden der Mundhöhle dicht neben dem Frenulum linguae (s. u.)
in Gestalt von zwei länglichen, nach vorn convergierenden Wül-
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561
sten, den^igae^j^jjj|gJg^^j^j^^nj{MoZgs_empor; letztere enden vom
mit zwei rundlichen Höckern,,_2grtjgg<^o^ttWi22MgJg^^2liSäl^»—
weldie in der Mitte eine Öffnung, den Au^ünmigSSi^aer
-jjlandula subm^^ar^^ ^l|^^li[]|^^l^s■ zeigen. Die obere
Wand der Mundhöhle wird vom durch den harten Gau¬
men, Palatum durum, hinten durch den weichen Gaumen
oder das Gaumensegel, Palatum motte s. Velum palatinum,
gebildet, von dessen hinterem Rande in der Mitte ein stumpf kegel¬
förmiger Vorsprung, das Zäpfchen, TJviüa, herabhängt. Am
vorderen Abschnitte der unteren Fläche des harten Gaumens dicht
hinter den Schneidezähnen finden sich nicht seiten mehrere quere
Erhabenheiten, die Gaumenleisten^ P^aejj^la^iaeUram-^^
Audi kanTr'aitepred5enT"3er*TInIerenn5ffiKui^''cleJ*'*^
Canalis indsivus ein kleiner Schleimhautzapfen, ^_diePapiK^Mc^^
^^«vo^iac^ abwärts hängen. Statt der hinter e n W a n^nn3et^
^stcITelRe^grosse Öffnung vor, welche in den Isthmus faudum führt.
a. Die Zunge.
Am Boden der Mundhöhle erhebt sich ferner die Zunge,
Lingua, an welcher man einen nach hinten gelegenen Teil, die
Zungenwurzel, Badix linguae, den mittleren Abschnitt, ,
Corpus linguae, und das nach vorn gelegene freie Ende, die Zun¬
genspitze, Apex linguae, ferner eine obere Fläche, den
Zungenrücken, Dorsum linguae und eine untere
Fläche, Facies inferior, sowie die bdden Seitenränder,
Margines laterales, von einander unterscheidet. In der Median¬
linie ist die unter e F 1 ä c h e mit dem Boden der Mundhöhle
durch einen hauptsächlich aus dem M. genioglossus bestehenden
yind mit Schleimhaut überzogenen Stil, das Zungenbänd -
eben. ^JVgwitlMm^wgMae^erbunden. Im Übrigen ist die untere
Fläche zi^n^R^Iaf^^Bgesehen von zwei schmalen, nach vom
convergierenden und von einem Venenast begleiteten Schleimhaut¬
falten, welche man als. Plicae s. Cristae fimbriatae bezeichnet hat.
Dieselben sind beim Neugeborenen am besten entwickelt und
stellen ein Rudiment der bei manchen Tieren stark entwickelten
Unterzunge - dar. Am Zungenrücken kann man mit blossem
Auge sehr deutlich einen vorderen, mehr rauhen und einen hinteren,
mehr glatten Abschnitt erkennen. Beide sind jederseits geschieden
durch eine Linie,.iiMla4^^ii4yjj[^^j^jvelchebeideaiTMForamenca^
keiten des vorderen Teiles werden zum grössten Teile durch faden-
Broesike, Anatomie. 9. Aofl. 36
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562
zottenfönnige Fortsätze, ditPapiUaeßiformes, gebildet, deren
' Spitzen vielfach in eine Anzahl kleinerer Zotten auslaufen und so¬
mit wie zerklüftet aussdien. Die Form derselben ist o^eder mehr
walzenförmig oder mehr zugespitzt, so dass man cylindrische und
conische Papillae filiformes (Pajw^gg cowtcae) unterscheiden kann.
Zwischen den Papp, filifcxmes sind zerstreut in geringer Anzahl
- mehr rundliche, pilz- oder keulenförmige Prominenzen, die PaptUtie
? s. clavatae waAlenticulares, gelegen. Die Grenze zwi-
' • sehen dem vorderen rauhen und dm hinteren glatten Abschnitte
3- rfil ifi rfrr Zungenrückens wird durch die Papiüae vaUatae s. circum-
vallate gebildet, d. h. durch 8 — 15 grössere, rundliche Hervor-
ragungen, deren jede von’ einem ringförmigen Wall umgeben ist.
Wall ist durch eine ebenfalls ringförmige Vertiefung (den
sogen. Wallgraben) von der eigentlichen Papille getrennt. Sämt¬
liche Papillae vallatae sind in der Form eines V angeordnet, dessen
Spitze nach hinten gerichtet ist. An dieser Spitze oder dicht hin¬
ter derselben ist ziemlich constant eine Vertiefung,
Zahl und Entwickelung M^^^^^SSFT0^isolierte, von einem
besonderen Balge unschlossene kleine Körper darstellen oder auch
derartig confluieren können, dass sie unter der Zungenschleim¬
haut eine nahezu continuierliche Schicht von lymphatischer Drü¬
sensubstanz darstellen. Die Gesamtheit dieser an dem hinteren
Teile des Zungenrückens gelegenen Zimgenbalgdrüsen hat man
auch als 7 ii n g e n t n n s i 1 1 e . 'Tonsiüa Ungualis, bezeichnet.
Fast jeder Balgdrüse entspricht an ihrer freien Oberfläche eine
(höchstens 1 mm grosse) Öffnung, welche Indexen k^nen Aus-
führui^gsgang c(arstellt. sondern, als blinde Vertiefung {Recessits"
- foüiculaiis) endigt. Der Recessus ist überall vom Mundepiihel
ausgekleidet und kann einen kleinen, käsigen Pfropf enthalten,
welcher aus abgeschilferten Epithelzellen, ausgewanderten Leuko-
cyten etc. besteht. Dass sich von dem hintersten Teile des Zungen¬
rückens die drei Plicae glossoepiglotücae zur Epiglottis hinüber
erstrecken, ist bereits S. 521 sub 2 erwähnt worden. An den
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563
Seitenrändern der Zunge sind endlich eine Reihe vertical gestellter
streifiger Erhabenheiten, die Patnllae fciiatae, wahrzundimen.
^ Die Hauptmasse (ter Zunge setzt sich aus quergestreiften
_M«»slfylfasern zusammen, welche sich mannigfach durch¬
flechten. Ihre Endigimgsweise in der Zunge ist, wie HYRTL meint,
noch unbekannt. Von anderer Seite wird behauptet, dass
die Muskelfasern in Sehnen auslaufen, welche sich an den
fibrösen oder elastischen Elementen der Zunge inserieren.
Die Muskelsubstanz ist durch eine median gelegene,- derbe fibröse
Platte, das Septum linguae (fälschlich alsCartilago linguae bezeich¬
net), in zwei symmetrische Seitenhälften geteilt. Diese Teilung 'st
jedodi keine vollständige, da das Septum lingiiae erstens überhaupt
nicht an die Oberfläche der .Zunge heranreicht und zweitens eine
sichelförmige Gestalt hat, d. h. nur hinten eine gewisse Breite be-
sitzt. während es vorn soitz endigt. Die einzelnen Muskeln, welche
zum Teil von aussen in die Zunge hineinstrahlen, zum Teil gänz¬
lich in derselben gelegen sind, sind alle paarig und heissen folgen-
dermassen;
1. Der M. genioglossus bildet den im Frenulum linguae ge-
legenensogen. MuskelstielderZunge. Er entspringt von
der Spina mentalis int. dicht oberhalb der Mm. geniohyoidei und
strahlt von hier aus fächerförmig in die Zungensubstanz hinein,
wo sich seine Fasern bis zum Zungenrücken erstrecken sollen.
Bei seiner Contraction würde dieser Muskel die Zunge
nach vom und abwärts ziehen.
2. Der M. hyoglossus entspringt vom ganzen grossen Zungen¬
beinhorn und ist lateral von dem vorigen an der unteren
Zungenfläche gelegen. Seine Fasern gehen ziun Teil zwi¬
schen den folgenden Muskeln, zum Teil mehr am Seitenrande der
Zunge aufwärts, lun schliesslich ebenfalls am Zungenrücken zu
endigen. Sehr häufig greift der Ursprung dieses Muskels auf den
Körper oder das kleine Horn des Zungenbeines über. Man hat
alsdann an dem Muskel drei Portiemen, nämlich die vom grossen
Home kommende als M. Jceratoglossus, die vom kleinen Home kom¬
mende als M. chondroglossus und die vom Körper des Zungen¬
beines entspringende als M. basioglossus unterschieden. Die
Function des M. hyoglossus würde wohl hauptsächlich da¬
rin bestehen, die Zunge nach unten imd rückwärts zu ziehen.
3. Der M. styloglossus «st mit seinem unteren Abschnitte wie¬
derum lateral von dem M. hyoglossus gelegen. Er entspringt
vom Proc. styloideus, meistens auch noch vom Lig. stylomandi-
36*
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564
bulare und zieht zunächst dicht hinter, sodann medial vom M.
pterygoideus int. bis zum unteren Teile des vorderen Gaumen¬
bogens, um hier in den Seitenrand der Zungenwur-
z e 1 einzustrahlen. Ein Teil seiner Fasern soll sich bis ziu* Zun¬
genspitze erstrecken. Seine Function besteht darin, die Zun¬
genwurzel nach hinten und oben zu ziehen.
4. Der M. transversas linguae bildet keinen compacten Mus¬
kel, sondern besteht aus queren Fasern, welche unter Durchflech-
tung mit den eben genannten Muskeln jederseitsjyom_5fiptum-Jia-
guae entspringen und sich Seitenrande der ^ngeJ^tsetzen.
Vor der Spitze des Septmn ziehen seine Fasern continuierlich von
dem einen zu dem anderen Seitenrande hinüber. Seine hintersten
Fasern sollen nach lateralwärts in den (im vorderen Gaumenbogen
gelegenen) M. palatoglossus und in den oberen Schlundkopf¬
schnürer ausstrahlen. Function: er muss die Zunge im queren
Dimchmesser verkleinern und somit verlängern.
5. Der M. longitudinalis linguae inf, (M. lingualis HenLE)
zieht an der unteren Zungenfläche zwischen dem M.
genioglossus und hyoglossus von der Basis der Spitze zur Zunge.
Am vorderen Ende existiert er nicht mehr als selbständiger Mus¬
kel, sondern ist mit den Fasern des Stylöglossus und Transversus
verflochten. Seine Function besteht darin, die Zunge zu ver¬
kürzen und somit breiter zu machen.
Verschiedene Anatomen, wie z. B. Hyrtl, nehmen auch unter der
Schleimhaut des Zungenrückens sagittale Fasern, einen M. langitu-
dincUxs linguae sup. an. Henle bezweifelt die Existenz derartiger selbst¬
ständiger Fasern. Auch das von manchen Autoren behauptete Vorkommen
besonderer verticaler Fasern an der Zungenspitze wird von Henle in Ab¬
rede gestellt. j
Von den Nerven der Zunge liefert der N. hypoglossus die moto r i_- _
— sehen Fasern für dje ZuPgei^nmskeln, d^^ N. glossopharmaens dieGe-
AxJlpIA-C iLsja s e r n , der N. lingualis aus dem III. Aste des Trigeminus
die sensiblen Fasern der ^unge, wo5ei~allerdings hmzuzulugen ist,
dass die in der Bahn des N. lingualis verlaufenden Fasern der Chor^ tyn^ _
pani ebenfalls GescTimacksnerven sind, welcRe'^efetiralwarts bis
in die Portio intermedia Wrisbergi und weiterhin bis zum Glossopharyn-
geuskem verfolgt worden sind (s. S. 473).
Die Arterien der Zunge stammen aus der Arteria lingualis (einem
Aste der Carotis ext.). Ihre Äste gehen als A. dorsalis linguae zum Rücken
der Zunge, als A. profunda linguae s. ranina zum Zungenboden bis zur
Zungenspitze und als Br, suhlinguales zum Frenulum linguae. Die gleich¬
namigen Venen aus dem vorderen Abschnitte der Zunge sammeln sich
zur Vena lingualis, welche mit dem N. hypoglossus verläuft imd sidi ge¬
wöhnlich in die Vena facialis communis ergiesst, hinten gehen sie in den
Plexus venosus pharyngeus über. Die Lymphgefässe gehen zu den Glan-
dulae submaxillares und den Gl. cervicales proff. supp.
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565
Betreffs der in die Zungenschleimhaut eingebetteten Ge¬
schmacksorgane istS. 576 bei der Mundschleimhaut nach¬
zusehen. Ntu' das eine mag hier hervorgehoben werden, dass
unter der Schleimhaut des Zungenrückens sich eine derbe Sub-
mucosa. Fasd^^J^^o^r^islin^uae, befindet. Die Schleimhaut,
die Submucos^md die darunter gelegenen Muskeln sind hier fest
mit einander verwachsen. An der unteren Zungoifläche ist die
Schleimhaut dagegen mit den angrenzenden Muskeln weniger fest
verbunden.
Eine Anzahl verästelter tubulöser Drüsen. ^Glandid^
Umuales, sind am Zungenrande und am Zungenrücken in die
Mii.srnlatur eingebettet. _ Am Zungenrücken liegen diese Drüsen
hinter den Papillae vallatae zwischen den Follikeln der Zungen¬
tonsille, wo sie entweder frei an der Oberfläche der Zunge oder
in die Recessus folliculares oder auch in den ringförmigen Gra¬
ben der Papillae vallatae ausmünden können. Am Zungenrande
sind ihre AusführungsoSnungen zwischen den Leisten der Papillae
foliatae gelegen. Ober die an der Zungenspitze befindliche
N u h n ’sche oder B 1 a n d i n ’sche Drüse ist S. 570 nachzusehen.
ß. Der Gaumen.
Der Gaumen Palatum, bildet die obere Wand des Cavum
oris und setzt sich aus einem vorderen festen und einem hinteren
beweglichen Teil zusammen. Der vordere feste Teil, der harte
Gaumen, Palatum durum, besitzt als feste Stütze che knöcherne
Platte, welche vom Proc. palatinus des Oberkieferbeines und der Pars
horizontalis des Gaumenbeines gebildet wird. Oben ist diese Platte
von der Nasenschleimhaut, unten von der Mundschleimhaut über¬
zogen. Ihre Fortsetzung nach hinten wird durch den weichen
Gaumen oder das Gaumensegel, Palatum motte s. Velum
pakdmum, gebildet — eine bewegliche, in derselben Weise mit
Schleimhaut bekleidete Platte, welche Muskel- und Sehnenfasem
nebst einer Anzahl von Sdileimdrüsen, Glandulae palatmae, ein-
schliesst. In der Mitte des hinteren Randes hängt von dem Gau¬
mensegel eine platt kegelförmige Verlängerung, das Zäpfchen,
Uvula s. Staphyle. nach abwärts, dessen stumpfe Spitze bei ge¬
schlossenen Kiefern sich für gewöhnlich dem For. caecum der
Zunge gegenüber befindet. Der weiche Gaumen wird von folgen¬
den Muskeln bewegt:
1. Der M. tensor veli palaiini s. spheno-salpingo-staphylinus
(Salpinx, die Tube) entspringt jederseits von der Spina angularis
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566
und aus der Fossa scaphoidea des Keilbeines, sowie vc« dem
Knorpelhaken und besonders von dem häutigen Teile der
Tuba Eustachii und zieht sodann an der medialen Fläche des M.
pterygoideus int., aber zugleich lateral von der Lamina
medialis des Proc. pterygoideus nach abwärts, bis
er den Hamulus pterygoideus erreicht. Die Sehne des Muskels
schlingt sich alsdann in der Inc. hamuli um den Hamulus und
strahlt in das Gaumens^l aus, indem ihre Fasern ztun Teil an
dem hinteren Rande des knöchernen Gaumens inserieren, zum Teil
in der Medianlinie mit denen des gegenöberli^[enden Muskels
verschmelzen. Die sehnige Ausstrahlung beider Mm. tensores
veli palatini bildet somit eine Art von fibr^r Pfaffe (Gau¬
rn e n a p o n e u ros e), welche als eine direkte Fortsetzung des
knöchernen Gaumens angesehen werden kann. Diese Platte wird
nun durch die Contraction beider Muskeln seitlich
auseinandergezogen und scunit gespannt. Da der M. tehsor veli
am knöchernen Gaumen festsitä, wird er ausserdem ganz bescm-
ders dazu geeignet sein, die Tuba Eustachii zu erweitern. Eine
solche Erweiterung findet demgemäss zugleich mit der Hebung und
Spannung des Gaumensegels bei jedem Schlingakt statt.
2. Der M. levator veli palatini s. M. petro-salpingo-stajdiylinus
entspringt jederseits von der Spitze d^Sdifäfenbeihpyrämide und"
dem knorpligen Teile der Tuba Eustachii und zieht hier*
auf medial von der Lam. medialis des Proc. pte¬
rygoideus (dicht an der Rachenschleinthaut) zum weichen
Gaumen, um sidi in innigem Zusammenhänge mit der vcnigen
erwähnten fibrösen Platte bis zur Medianlinie auszubreiten, wo
die beiden gleichnamigen' Muskeln teilweise ineinander übergehen.
Bei seiner Contraction drängt er den zwischen der Tubenöffnung
und dem Gaumensegel gelegenen Schleimhautabschnitt wulstför¬
mig nach medianwärtej Levatcwwulst^ . Seiner Function nach
ist der M. levator veli wohl hauptsächlich als ein Heber des Gau¬
mensegels anzusehen..
Würde das Gaumensegel durch die in den beiden Gaumenbdgen nach abwflrts
verlaufenden Mm. glossopalatinus und pharyngopalatinus (s. sub 4 u. 5) festgehalten,
so könnte der M. levator palatini das Gaumensegel seitlich breitziehen und
somit im Gegensatz zu sdnem Namen als ein Spanner des letzteren wirken
(Theile. Henle). Nach diesen beiden Autoren soll er sogar der eigentliche
Spanner des Gaumensegels sein. Die Tuba Eustachii soll bei gespann¬
tem Gaumensegel nach der Ansicht verschiedener Autoren wenigstens in
ihrem oberen Abschnitte durch seine Contraction erweitert werden können.
3. Der M. uvulae s. azygos uvulae (M. palatostaphylinus von
HENLE) bildet entweder einen doppelten oder einfachen neben
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oder in der Medianlinie des weichen Gaumens
gelegenen Muskel, welcher von der Spina nasalis post, entspringt
und an der Spitze des Zäpfchens endi^. Der Muskel ist oberhalb
der vorhin erwähnten fibrösen Platte in einen Längszug von ver¬
ästelten tubulösen Drüsen eii^bettet und muss bei seiner Con-
traction die Uvula verkürzen.
.4. Der M, glossopalatinus (M. glosso-staphylinus) steigt als
eine Fortsetzung des M. transversus linguae s. S. 564) jm v o r¬
deren Gaumenbogen bis zum Gaumensegel in die Höhe
und muss somit imstande sein, das letztere abwärts zu ziehen und
zugleich die beiden vorderen Gaumenbögen einander zu n^em,
so dass der Isthmus taucium verengert wird.
5. Der M. phart/ngopa/aänus kann auch zu den Schlundmus¬
keln gerechnet werden' und ist im hinteren Gaume nbo-
gen gelegen. Der Muskel entspringt erstens an. dem' unteren Ab¬
schnitte der hinterem Phar^xwand von der dort gel^enen medianen
sehnigen Raphe, zweitens von einem elastischen Streifen, welcher sich
von dem unteren Ende dieser Raphe bis zum unteren Htmie des
Schildknorpels hinüberspannt; er findet seine Insertion in der fi¬
brösen Platte des Gaumensegels und am unteren Ende des Tuben¬
knorpels. Seine Function würde ähnlich wie die des vorigen
Muskels darin bestehen, das Gaumensegel abwärts zu ziehen und
die hinteren Gaumenbögen einander zu nähern, so dass der Isth- .
mus faucium verengert wird. Audi der Tubenknorpel könnte
durch ihn nach abwärts gezogen werden.
Verästelte tubulöse Schleimdrüsen, Glandtäae pd-
latinae (vgl. S. 565), sind sowohl an der oberen wie an der un¬
teren Gaumenfläche vorhanden. Oben sind sie auf das Gaumen¬
segel beschränkt. Unten pflegen sie sich neben der Medianlinie
von der Mitte des harten Gatunens bis an das Zäpfchen hinein
zu erstrecken. Die oberen Gaumendrüsen werden durch die seh¬
nige Ausbreitung der Gaumenmuskeln von den unteren' Gaumen¬
drüsen geschieden.
Betreffs der Innervation der Gaumenmuskeln steht fest, dass der
M. levator veU und wahrscheinlich auch der M. uvulae durch Vermittelung
der Nn. pterygopalatini und des N. petrosus superficialis inajor (s7 S. 465
und 4^2) vom N. facialis versorgt werdeli] Der JÜ. iensor velt wird durch
einen Zweig vom üanglion otrcüm'des 111. Trigeminusastes (s. S. 470
sub 31 innerviert. _ Die 3Im. alossapalatinus und pharungopalatinus. welche
übrigens auch den Schlundmuskeln zugezählt werden können, scheinen Zweige
vom Plexus pharyn g e u s (s. S. 478 sub 3) zu erhalten.
bie Arterien dfö Härten Gaumens kommen aus der Ä. palatina
major betw-pterygopalatina (von der Maxill. int.). Die gleichnamigen Venen
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568
verlaul^ ebenso. Die Arterien des weichen Gaumens stammen aus der
A. palatina ascendens (aus der MaxiU. ext.) und der A. palatina minor bezw.
pterygopalatina (aus der Maxill. int.). Die entsprechenden Venen gehen in
den Plexus venosus phatyngeus und pierygoideus. Die Lymphgefässe
gehen zu den Glandulae fadales profundae.
/. Die Speicheldrüsen.
^ Zu den Speicheldrüsen kann man vier Paar Drüsen,
nämlich: 1) die Oh rsp eichel^ Poro/is, 2) die U n-
erkieferdrüse, Unterzunge n-
f . drüst, Gl. sublingualis, 4) die N u h n ’s c h e oder B 1 a n d i n-
'vJnA x4»-aI v^sche Drüse, Gl. lingualis anterior, rechnen. Da von diesen
4 Drüsen nur das Secret der Parotis aus reinem Speichel besteht,
während diasjenige der drei anderen mehr schleimiger Natur ist,
sind die letzteren (besonders die Nuhn’sche Drüse) auch vielfach
zu den Schleimdrüsen gerechnet, die Parotis da^en als
eine Eiweissdrüse oder seröse Drüse bezeichnet wor¬
den. Das Absonderungsprodukt sämtlicher eben genannten Drü¬
sen wird als Speichel bezeichnet und bildet die Hauptmasse
der sogen. Mundflüssigkeit. Der Speichel ist eine wasserhelle,
schaumige, schwach fadenziehende Hüssigkeit von leicht alkali¬
scher Reaction, welche zu 99 % aus Wasser, ferner aus Mucin,
sodann aus dem Speichelferment oder Ptyalin; endlich aus gerin¬
gen Mengen von Eiweissstc^n und Salzen besteht. Der Parotis-
speichel ist übrigens noch dtu-ch einen Gehalt an Schwefdcyan-
kalium (Rhodankaliuml auscre^ichnet. Ausser einer grossen An¬
zahl von Luftblasen' enthält die Mundflüssigkeit weho’hin eine
Menge von corpusculären Elementen, unter denen hauptsächlich
die sogen. Speichelkörperchen^), sodann abgestossene Plattenepi-
thelien der Mundschleimhaut, ferner Bacterien imd Mikrokokken,
sowie mitunter ein Fadenpilz, der Leptothrix buccalis, endlich
allerlei 2^allsprodukte und melu: oder weniger veränderte Speise¬
bestandteile, wie z. B: Muskelfasern, Amylumkörper etc., hervor¬
zuheben sind. Im Einzelnen* verhalten sich die Speicheldrüsen
folgendermassen:
_ l. Die Ohrspeicheldrüse, Gl. parotis, ein ziemlich
grosses plattes Organ von annähernd dreiseitiger, mit <ler Sp«tzc
abwärts gerichteter Form, ist in die derbe Fascia parotideomasse-
Die Speichelkörperchen gleichen in ihrem Verhalteh den
Leuko^en, nur sind sie etwas grösser und stark granuliert. Es sind
Lymphzellen, welche aus den Lymphknötchen der Mundschleimhaut, beson¬
ders der Tonsillen ausgewandert und in der Mundflüssigkeit aufgequollen
sind. Dieselben zeigen im mikroskopischen Präparat eine Mokkularbeweguag.
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terica eingehüllt und somit an die Aussenfläche des M. masseter
fest angeheftet. Sie erstreckt sich von dem Jochbogen und der
Gegend des äusseren Gehörganges bis ziun Kieferwinkel nach ab-^ .
wärts und kann sogar mit einem unteren Zipfel das tiefe Blatt
der Fascia colli durchbrechen, so dass sich bei Vereiterungen der
Parotis der Eiter bis in die tieferen Teile des Halses abwärts
senken kann. Ihr unterer Abschnitt dringt zwischen dem Unter¬
kieferaste und dem M. stemocleidomastoideus bis ziun Proc. sty-
loideus in die Tiefe. Die Parotis bedeckt die V. facialis post, und
die Carotis ext. nebst einem Teile ihrer Äste und wird von den
Zweigen des N. facialis durchsetzt. Einige kleinere Lymphdrüsen
sind ebenfalls in oder auf der Parotissubstanz gelegen (s. S. 367
sub 3), was unter Umständen von chiruif[ischem Interesse sein
kann. Die Ausföhrungsgänge der einzelnen Drüsenläppchen mün¬
den schliesslich sämtlich in den Stenon 'sehen Gang,
Dudus pai^deus s. Stenonianus. zusammen, welcher
_der h(a££n^p^lpg~Iionzoh?äl nach vorwärts zieht, um sich schliess-
~IIcir~am vorderen Rande des Masseter mehr in die Tiefe^u_sen-
ken und durch_dCT_M. buccinator m '^^^ündhöhle-finzutreten.
Während dieses Verlaufes ist der Gang an der Aussenfläche des
Masseter 1 — 2 cm unterhal b d e s J oc h b o g e n_s_j[elegen.
Seine 3ie l^undhöhle befindet sich etwa in
der Gegend des II. oder III. oberen Molarzahnes. Mitunter sind
am vorderen Rande der Parotis einige accessorische Drüsenlappen
{Gl. parotis accessoria) vorhanden, deren Ausführungsgänge eben-
falls in den Stenon'schen Gang einmünden.
2. Die U n t e rkieferdrüse. Gl. sulfjßa^aris, ein mehr
rundliches plattes Organ, ist medial ~vöm lueferwinkel in dem
dreiseitigen Raume gelegen, welcher vom Unterkiefer und den bei¬
den Bäuchen des M. digastricus mandibulae gebildet wird. Die
Drüse grenzt medial an den M. hyogilossus, oben an den M.
mylohyoideus und ist unten von der Fascia colli und dem Pla¬
tysma bedeckt. Ihr hinteres Ende kann die Parotis berühren, oben
pflegt ein Zipfel derselben längs der oberen Fläche des M.
mylohyoideus bis an die Gl. sublingualis hinanzureichen. Aus die¬
sem Zipfel geht auch der Ausführungsgang der Submaxillar-
drüse hervor. Die V. facialis ant. verläuft an der unteren (äusse-
ren) Fläche der Drüse, die A. maxillaris ext. an der oberen (inne-
ren) Fläche derselben nach aufwärts. Ihr Ausführungsgang, der
Wharton’sche Gang, Ductus.submar^iU^ri^ s Whartr>niiYm&
zieht ander oberen Flärtip b.^Q i de u s
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570
(zwischen ihm und der Sublingualdrüse) nach vom, tun die
Mundschleimhaut am vorderen Ende der Caruncula sublingualis
dicht neben dem Frenulum linguae zu durchbohren. Auf diesem
Wege wird er unter spitzem Winkel_vOT^jj^jj|jJ|^j||j^J5yä^g^
:MA lingualis taus dem III. Trigeminusaste) gekreuzt.
3. z u n ge n d r ü s e , 6r^ a n
d e r oberen Fläche des M. mYTo h y o i d e u s zwischen
dem Unterkiefer und dem M. genic^yoideus gelegen und nur von
der Mundschleimhaut bedeckt. Die Einllagerung dieser Drüse be¬
dingt das Hervortreten der Plica sublingualis (s. S. 561). Die Unter¬
zungendrüse ist von länglicher, platt eiförmiger Gestalt: sie kann
nach vorn bis zur Fovea sublingualis des Unterkiefers' ts- S. 78),
nadi hinten bis zur Sutunaxillardrüse reichen. Ihr Secret entleert
die Drüse durch etwa 8 — 10 kurze Ausführungsgänge, die Ductus
äiMmmiksrnmimes s. Riviniani. welche aut der Höhe der
Caruncula sublingualis oder neben der letz-
_Xe r e n die Mundschleimhaut durchbohren. Manchmal ist~ euT
Teil dieser Gänge zu einem einzigen ^tärkmn Ausführungsgang,
d^ Ductus sublimualis mo^or^s^^^artholinianus, vereinigt. Der
Bartholin’sche Gang zieht alsdann zusammen mit dem Ductus
Whartonianus unter der Sublingualdrüse nach vom, wo beide
Gänge entweder vereint oder getrennt am vorderen Ende der Ca¬
runcula sublingualis ausmünden.
4, Die N u h n *sche oder B 1 a n d i n ’sche Drüse (Z u n -
genspitzen drüse, Gl. lingualis anteriw) B^tefit aus einer
etwa 2 cm langen Reihe kleiner tubulöser verästelter Drüsen, welche
zu beiden ^iten des vorderen Endes des Frenulum Ungute in die
Zungensubstanz eingelagert sind. Die Drüse ist zwischm den
Muskelfasern des M. transversus linguae in geringer Entfernung
von der unteren Zungenfläche gelegen. Ihre Aii.«rfrihninpsgänge
(4 — 5 an der Zahl) aüadgifaayfcJer unteren Zungenfläche längs der
dort befindlichen Cris^~frfnhriata.~
Betreffs der Innervation der Speicheldrüsen hat PflOobr
festgestellt, dass Nervenfasern in die Zellsubstanz der absondemden Epithe-
lien eindringen, wo sie im Zdlkem zu endigen scheinen. Kurz vor dem
Eintritt in die Drüsenepithelien sind in den Verlauf dieser Nervenfasern
Ganglienzellen eingelagert. Im Übrigen muss man die secretorischen Ner¬
ven der Speicheldrüsen in zwei Kategorien einteüen. Die erste Art von
Nerven stammt von sympathischen Faser n , welche in Begleitung
der Blutgefässe zu den Speicheldrüsen ziehen! I5ä eine Reizung dieser Fa¬
sern ausser der Speichelabsonderung noch eine Verengerung der Blutge¬
fässe hervorruft, so wird nach derselben ein zähes, spärliches und dick¬
flüssiges Secret abgesondert. Die zweite Art von Nervenfasern
stammt trotz ihres complicierten Verlaufes in der Bahn des Facialis und
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571
Trigeminus in letzter Instanz von dem G 1 o s s o p h a r y n ge u s k e r n
ab.O Die Secretionsnerven d er F* a r o t i s zi^ra nämlich vom
Ganglion petrosum des Glossopharyngeus durch den N. tympanicus und den
N. petrosus superfic. minor zum Ganglion oticum des III. Trigeminusastes
und von hier durch den N. auriculolemporalis zur Parolis (s. S. 468 sub 1).
Die Secretionsnerven für _d j eG 1. submaxilla r i s und
sublingualis gehen vom Glossopharyngeuskern zunächst^jdurcIT die
Portio intermcdia Wrisbergi' in die Bahn des N. facialis und von letzterem
Nerven als Chorda lyjnpanLzum N. lingualis des 111. Trigeminusaste§ _(s.
. 472 sub 1 und S. 469 sub 3), um schliesslich als Zweige des N. lingua¬
lis zu den beiden eben genannten Speicheldrüsen zu gelangen. Da auf
Reizung dieser zweiten Art von secretorischen Nervenfasern sich zugleich
die Blutgefässe der Speicheldrüsen erweitern, so erscheint es begreiflich, dass
ihr Absondenmgsprodukt ein reichlicher, dünnflüssiger und an festen
Bestandteilen ärmerer Speichel sein muss.
Die arteriellen Gefässe der Parotis (Eami parotidei) stam¬
men aus der A. temporalis superficialis, der A. transversa faeiei und dirdd
aus der Carotis externa. Die entsprechenden Venen gehen in die Vena
temporalis superficialis^ V. maxülaris interna und V. jugularis externa. Die
Lymphgefässe ergiessen sich in die Lymphogl. fadales anU. Die A r-
terien der Submaxillaris (Rami suhmaxülares) stammen aus der
Art. maxMl. externa; die Venen gehen in die Vena facialis anterior; die
Lymphgefässe verlaufen zu den Glandulae snbmaxiUares. Die Sub¬
lingualis bekommt ihre Arterien aus der Art. sublingualis und
schickt ihre Venen zur Vena lingualis, ihre Lymphgefässe dagegen
zu den Lymphoglandulae submaxillares.
In Bezug auf die Structur der Speicheldrüsen ist zu be¬
merken, dass dieselbe ziemlidi compliciert ist und mehrfache I>eu-
tungen erfahren hat; jetzt wird die seröse (Ol. parotis) als zu¬
sammengesetzt alveoläre, die Schleimdrüsen als zusammengesetzt
alveolotubuläre Drüsen angesehen. Die vielfach gewundenen und
verästelten Endstücke oder Endkammern treten zu klei¬
nen Läppchen (LobuliJ zusammen, welche von einem reichlich
mit Blutgefässen versehenen' interstitiellen oder i n t e r -
lobulären Bindegewebe umgeben sind. Dieses Binde¬
gewebe schickt zwischen' die einzelnen Endstücke eines Läppchens
feine Fasern (intralobuläres Bindegewebe). Mehre Läpp¬
chen werrten von stärkeren Bindegewebszügen (Septa) umfasst und
schliesslich bildet das Bindegewebe an der Oberfläche der Drüse
eine Art von Kapsel. An den Ausführungsgängen lassen sich
nach Stöhr meist verschiedene Abschnitte unterscheiden. An die
Endkammern schliessen sich zunächst als feinste Ausfühnmgsgänge
die sogen. Schaltstücke, an die letzteren wiederum die er¬
heblich weiteren Secretröhren an: beide sind dadurch cha¬
rakterisiert, dass ihr Epithel (s. w. u.) secretorische Eigen-
‘) Man sollte also anstatt von einem „Trigeminusspeichel“ korrekter
Weise von einem „CHossopharyngeusspeichel“ im Gegensatz zu dem „Syrapa-
thicusspeichel“ sprechen.
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572
schäften besitzt. Die Secretröhren gehen alsdann erst in die eigent¬
lichen AusfüHrungsgänge über.
Jede Endkammer' besteht nun aus einer homogenen
Membrana propria tmd aus Epithelzellen, welche in den verschie¬
denen Drüsen und selbst in ein tmd derselben Drüse, je nach dem
Zustande der Ruhe oder Tätigkeit, ein verschiedenes Aussehen
haben. Die eine Art von Zellen,, Schleimzellen (Cdltdae
mudparae), besitzen' vielfach nur undeutliche Kerne, lassen sich
durch (Jarmin nur wenig färben und zeigen an der dem Drüsen¬
lumen zugewandten Seite einen heilen, gallertartigen Inhalt, wel¬
cher indessen auch die ganze Zelle erfüllen kann. Ihr Inhalt und
ihr Secret besteht hauptsächlich aus Mucin (Schleimstoff), welches
bekanntlich durch einen Zusatz von Essigsäure zum Gerinnen ge¬
bracht wird. Die zweite Art von Zellen, E i w e i s s zellen
(fiditdae aquiferae s. serosae), sind viel kleiner und mit einer
Menge von Körnchen' versehen, welche sich durch Überosmiumsäure
stark bräunen und dadurch als Fermentbestandteile charakterisie¬
ren. Man schreibt diesen Zellen zu gleicher Zeit die Absonderimg
von Wasser und Speichelferment (Ptyalin) zu. Eine dritte Art von
Zellen werden w^en ihrer Halbmondform nach ihrem Entdecker
als Gianuzzi’sche Halbmonde be^ichnet und sind
stets dicht an der Tumca pröpnä, d. h. an der Wand der End-
kammem, gelegen. Diese Halbmondzellen sind stets dunkelkömig,
stark färbbar und können mehrere Kerne enthalten. Ihre Bedeu¬
tung ist nicht ganz klar. Nach der einen Ansicht sollen aus ihnen
durch Proliferation die Cellulae muciparae und aquiferae hervor¬
geben. Ihre Halbmondform rührt wahrscheinlich nur daher, weil
sie durch die stark gefüllten Schleimzellen an die Wand gedrängt
werden. Die auf die Endkammem folgenden Schaltstücke
sind eng und mit platten oder cubischen Zellen ausgekleidet. Die
Secretröhren sind weit und besitzen hohe Cvlinderzellen.
welche an der Basis oft eine deutliche Streifung zeigen. Die Aus¬
führungsgänge bestehen aus Bindegewebe mit elastischen Fasern
und einem niedrigen Cylinderepithel.
Die Parotis enthält nur Eiweisszellen, welche secretleer
dunkel und körnig, secretgefüilt grösser und heller erscheinen.
Die Sublingualis besitzt nur Schleimzellen, daneben grosse
Ili.ä!SS5!55^Samnionde*Tnd waluicheinhcti keine Sfliialt: _ ~
■sHirkp Die S » Ij | ] | a r i s enthält h«^'dp
und ^ch kurze Schaltstücke. SecreTronren oesitze^anWIre^ae^
Zellen derselben fehlt in d^ Sublingualis die~Eäsale Streifung).
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573
Die eigentlichen Ausführungsgänge sind bei allen gleich. Hier¬
nach kann die Parotis als eine reine Speicheldrüse, dieSub-
1 i n g u a 1 i s als eine reine Schleimdrüse und die Submaxll-
1 a r i s als eine gemischte £)rüse bezeichnet werden. Die N u h n-
sehe Drüse ist dagegen nur als eine Anhäufung von gewöhnlichen
kleinen Schleimdrüsen der Mundhöhle zu betrachten.
3. Der Isthmus faucium.
Die Rachen enge, Isthmus faucium., bildet den hintersten
Teil der Mundhöhle, weldier sich dorsalwärts in den Pharynx
fortsetzt. Die Seitenwände des Isthmus werden jederseits dtmeh
den ^^orderen und hinteren Gaumenbogen, d. h.
durch zwei Schleimhautfalten begrenzt, welche oben spitzwinkelig
convergieren und in den hinteren Rand des Oaumensegels ül^-
gehen, während sie nach unten divergieren und somit eine drei¬
seitige Nische zwischen sich fassen. Der vordere Gaumen¬
bogen, Arcus glossopalatint$s, verläuft vom hinteren Rande des
Gaumensegels zum Seitenrande der Zungenwurzel nach abwärts.
Der hintere Gaumenbogen, Arcus pharynuopcilatinus,
zieht vom hinteren Rande des Gaiunensegels ^ur Seitenwand des
Pharynx nach hinten und abwärts; doch zweigt sich von demselben
noch eine secundäre Falte, der Arcus palatoepiglotticus {phor
ryngo^iglotticus), ab, welcher nach vom und abwärts zum Öeiten-
rande der Epiglottis verläuft. Im vorderen Gaiunenbogen ist der
M. glossopalatinus. im hinteren der M. pharyngonalatinus ge¬
legen (s. S. 567 sub 4 u. 5). Die dreiseitige Nische zwischen dem
vorderen und hinteren Gaumenbogen. Sinus tonsillaris, zeigt jeder¬
seits die Mandel, Tmsilla palaiina (für gewöhnlich kurzweg
alsT o n s i 1 1 e bezeichnet, welche, von der Mundhöhle aus be¬
trachtet, sich als eine rundliche, normaler Weise nur wenig vor¬
springende Hervorragung präsentiert, während sie, von aussen
präpariert, mehr die Form einer vertical gestellten Mandel zeigt.
JDie TonsHle besteht aus einer Anhäufung von Lymphfoflikeln,
welche indessen vielfach so miteinander versdimolzen sind, dass
das ganze Organ, ähnlich wie die Zungentonsille, eine einzige
lymphatische Drüsenplatte_ darstellt Ihre mediale Fläche ist mit
^ der Mundschleimhaut, ihre laterale Fläche mit dem M. constrictor
pharyngis sup. fest verwachsen. Nach au^n von dem letztge-
nannten Muskel ist ztmächst noch ein ansehnlicher mit Bindege¬
webe oder Fett erfüllter Zwischenraum gelegen. Erst dann schliesst
sich nach lateralwärts der M. pterygoideus int. an. Die nahe ge-
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574
legenen Halsgefässe (Carotis int., A. pharyngea asc., V. jugal.
int.) sind nicht lateral sondern mehr d o rsal von der Ton-
s i 1 1 e gelegen — was bei Tonsillenoperationen beachtet werden
muss. E>och sind audi diese Gefässe durch die Schlundmuskeln
und die eben erwähnte Bindegewebs- oder Fettmasse von der Ton¬
sille getreimt. Die Grösse der Tonsille ist variabel; sie kann bei
Entzündungen wallnussgross in die Mtmdh^le hineinragen. Ihre
Schleimhautfläche zeigt stets eine Anzahl von grösseren oder klei¬
neren Buchten und Vertiefungen tmsiUares s. Recessus fol-
, liculares), in welche sich (ähnUch wie bei der Zungentonsille und
anderen Tonsillen) das, Epithel der Mtmdschleimhaut hineinsenkt,
indem es dieselben ccmtinuierlidi auskleidet. ^ Auch hier enthal¬
ten die Recessus sehr häufig käsige Pfröpfe, welche hauptsädilich
aus abgeschilfertem Epithel tmd Leukoc^en bestehen und bei län¬
gerer Stagnation übelriechend werden können. Werden diese Käse-
pfröpfe beim Husten oder Räuspern nach aussen entleert, so wer¬
den Unkundige häxifig zu de|^ Annahme verleitet, dass dieselben
aus den Limgen stammen.
Der vordere Gaumenbc^en läuft (^t gegen die Zunge in eine
oben schmale, unten breite dreieckige Falte aus. Flieg trianqularisx^^
bisweilen füllt die Tonsille den Sinus tcmsillaris nicht ganz aus,
der nach oben gelegene freibleibende Teil wird dann als Fossa
supratonsiUaris bezeichnet.
Die drei Abschnitte des Isthmxis faucium, deren erster zwi¬
schen den beiden vorderen Gaumenbögen, deren zweiter zwischen
den beiden Tonsillen und deren dritter zwischen den beiden hin¬
teren Gaiunenbögen gelegen ist, hat man auch als Isthmus atU.,
medius und post, vooeinan^r unterschieden.
Anhang. Die Schleimhaut der Mundhöhle.
Die Schleimhaut der Mundhöhle beginnt mit
dem sogen. Lippenrot und geht am hinteren Gaumenbogen in die
Pharynficschleimhaut über. Am harten Gaumen bildet sie (deut¬
licher beim Kinde als beim Erwachsenen) eine mediane Erhebung,
Baphe, von welcher einige transversale Leisten, Gaumen-
leisten {PHcae palatinae iransversae), ausgehen können (vgl. S.
561). Noch seltener findet sich am vorderen Ende der Raphe ein
Zwischen den über den Follikeln gelegenen Epithelzellen (insbeson¬
dere in den Rec. folliculares^ finden sich 1^ ^en Scnleimhäuten zahlreidie
in der Auswanderung begriffene Leukocyten. Mitunter haben die letzteren
die Epithelzellen ganz verdrängt. Derartige von Epithel nahezu entblösste
Stellen hat Stöhr als „physiologisch wunde“ SchleimhautsteUen bezeichnet.
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575
Schleimhautzapfen, PapiUa indsiva, auf welchem ein gegen die
Nasenhöhle hin gegabelter blinder Gai^ mündet, ein Rest des ehe¬
maligen Stenonschen Ganges. Über die sonst von der Mund¬
schleimhaut gebildeten Falten, Fohtsätze, Erhebtmgen tmd Ver-
tiefimgen ist in den vorhergehaiden Kapiteln bereits das Wichtig¬
ste gesagt worden. An^ den Alveolarfortsätzen der Kiefer bildet
sie das Zahnfleisch, Gingiva, welches von den Zähnen
durchbrochen ist.*-) Das Zahnfleisch und Hip Srhlpimhanf Hpr
harten Gaumens sind durch eine sehr dicke, derbe submucöse
Schicht unverschieblich mit den vcwi ihnen bedeckten Knochen ver-
bunden. Auch am Zungenrücken ist die Mundschleimhaut fest
an die darunter Hegenden Muskeln angeheftet. Sonst ist der Zu¬
sammenhang mit den von ihr bedeckten Organen weniger innig.
Bei mikroskopischer Untersuchung zeigt sich
die Mundschleimhaut aus einem , ziemlich festen binde-
/gewebigen Substrat und _ einem — gesch ichte-U-n
Pflasterepithel zusammengesetzt. Die Elemente des letz¬
teren sind auch in den oberen Schichten noch mit je einem Kerne
versdien. Das bindegewebige Substrat, welches nur am harten
^ Gaumen und am Zahnfleisch keine elastischen Fasern besitzt,
zeigt an seiner Oberfläche gef ässhaltige Paoillen.
welche an verschiedenen Stellen verschieden stark entwickelt sind.
Am Lippenrot sind sie am stärksten und enthalten das dichteste
Nfetzwerk von Capillarschlingen. Auch am Zahnfleisch ragen sie
recht weit in die Epithelschicht hinein, worauf vielleicht die Tat¬
sache zurückzuführen ist, dass das Zahnfleisch so leicht blutet.
Eine besondere Entwickelung nehmen die Papillen auf dem
Rücken und an den Seitenrändem der Zunge. Indem sie hier
gruppenweise zusammentreten und an jeder Gruppe mit ihren
Basen verschmelzen, bilden sie die zusammengesetzten
Papillen, welche wir als Papillae filiformes, fungiformes, len-
tictdares, vaUatae und foliatae kennen gelernt haben. Eine jede zu-"
sammengesetzte Papille bildet also einen Complex von einfachen,
an der Basis miteinander verschmolzenen Papillen (von Einzel¬
papillen). Bei den Papillae fungiformes, lenticulares, vallatae über¬
zieht das Mundepithel den ganzen Complex der Epithelpapillen in
toto, so dass die zusammengesetzte Papille äusserlich eine ein-
‘) In dem Zahnfleische Neugeborener findet man ähnlich wie an der
Raphe des Gaumens kleine Körnchen, aus concentrisch geschichteten Epi¬
thelzellen bestehend, Epithelperlen (oder Oa-umenperlen) ge¬
nannt), am Zahnfleisch auch lälschlich als Glandulae tartarieae bezeichnet.
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576
fache Hervorragung bildet. Bei den Papillae fiUfonnes dagegen
(ausnahmsweise auch bei den Papillae fungiformes) besitzt jede
Einzelpaoille ihren besonderen Epithelüberzug. Die Papillae fili¬
formes verhalten sich somit betreffs des letzteren zu den übrigen
Papillen ähnlich wie ein Finger- zu einem Fausthandschuh^ wie
von Henle zutreffend bemerkt wird. Doch kommt es auch vor,
dass bei einer Papilla filiformis mehrere einfache Papöllen von
einem gemeinsamen Epithelüberzug begleitet sind: in diesem Falle
ist der letztere jedoch an seinem freien Ende stets in eine Anzahl
von feinen Spitzen zerklüftet, von denen jede einzelne gänzlich
aus EpithelzeUen besteht.
^Die Papillen der Zunge sind sämtlich Gefässpa-
jlLLL£JLibÄ._ h- jede einzelne Papille besitzt eine (Zapillarschlinge.
Ausserdem ist aber ein Teil derselben mit Nervenfasern
versehen, welche in das Epithel eindringen, um die hier gelegenen,
von LovfeN als Geschmacksknospen oder Ge¬
schmackszwiebeln, von SCHWALBE als Schmeck¬
becher, von Henle als Geschmackskolben bezeich-
neten Organe zu versorgen. Ein jedes von diesen Organen hat
in der Tat in Bezug auf seine Form am meisten Ähnlidikeit mit
einer Knospe oder Zwiebel, welche vollständig in das Mund¬
epithel eingebettet ist, indem sie dessen ganze Dicke von dem binde¬
gewebigen Substrat bis zur freien Oberfläche durchsetzt. An jeder
Geschmacksknospe kann man zwei Arten von Zellen, nämlich die
sogen. Deckzellen und Stiftzellen unterscheiden. Die Deck-
zellen nehmen in mehreren Schichten die Peripherie des Or¬
ganes ein, sind platt, länglich und an beiden Enden zugespitzt.
Die S t i f t z e 1 1 e n (auch als Stäbchenzellen oder G e-
schmackszellen bezeichnet) sind in der Mitte der Ge¬
schmackszwiebeln/ gelegt und besitzen einen spindelförmigen
Körper, dessen Enden in je einen schmalen Fortsatz auslaufen.
Der eine von diesen Fortsätzen ist kurz, stiftförmig und ragt über
die Schleimhautoberfläche frei in die Mundhöhle hinein. Der an¬
dere ist lang, dünn, fadenförmig und senkt sich in das bindege¬
webige Substrat ein, um sich dort wahrscheinlich in eine Ge¬
schmacksnervenfaser fortzusetzen. Die Speisen, deren Geschmack
wir unterscheiden, scheinen also zunächst die „Stifte“ oder „Stöb-
chen“ der Stiftzellen zu erregen. Von hier aus pflanzt sich die
Erregung durch den Körper der letzteren auf die Geschmacks-
nervenfasem fort. _G_e schm acksknospen hat man in der
Mundhöhle an folgenden Steilen vorgefunden: 1) an den Seiten-
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wänden des ringförmigen Grabens, welcher die P a p i 1 1 a e
V a 1 1 a t a e umgibt; 2) an der freien Fläche der P a p i 1 1 a e
fungiformes_L 3) an den jSeitenffätben der verticalen Falten _
der Papillae foliatae: 4) am Gau m e n s e g e 1 . wo
sie sich von der vorderen Grenze bis zur Uvula sowie auf ^ie _
Vorderfläche des vorderen Gaumenbogsns ersü’eckfeo.- _ Indessen
auch an anderen, nicht zur Mundhöhle gehörigen Organen, näm¬
lich an der hinteren Fläche der Epiglottis und an den wahren
Stimmbändern, sind eijgentümlicherweise Geschmacksknospen auf¬
gefunden worden. Auch Krause ’st he Endkolben sind
in den oberflächlichen Bindegewebslagen der Mundschleimhaut, _
insbesondere der Zungenpapillen aufgefundei^ worden: sie schei¬
nen als Tastorgane zu dienen. SERTOLI endlich fand in der Zun-
genschieimhaut überall feine, vom subepithelialen Nervennetz aus¬
gehende Nervenfasern vor, welche frei innerhalb des Epidiels
enden. Ihre Function ist zweifelhaft.
Dass die Mundschleimhaut an der Zungentonsille
und den Mandeln einen ganz besonderen Charakter zeigt, ist
bereits betreffenden Ortes (S. 562 und 573) erwähnt worden.
Ganz abgesehen von den zahlreichen hier eii^elagerten Follikeln
hat nämlich das bindegewebige Substrat an dieser Stelle einen
„lymphatischen Charakter“, d. h. zwischen seine Bindiegiewebs-
fibrillen sind zahlreiche Rundzellen von dem Aussehen farbloser
Blutkörperchen, sogen. Leukocyten. eingelagert In der Wande¬
rung begriffene Leukocyten finden sich aüch in überraschend
grosser Zahl (s. S. 574 Anm.) zwischen den hier gelegenen Epi¬
thelzellen vor.
Ausser den Speicheldrüsen sind noch eine Menge kleinerer
Drüsen über die Mundschleimhaut verstreut. Diese Drüsen bil¬
den an einzelnen Stellen grössere Gruppen, welche man sls Glan¬
dulae labiales, buccales, palahnae und linguales bezeichnet hat tmd
über welche bei den betreffenden Organen nachzusehen ist, nach
denen sie benannt sind. Zum grössten Teile sind dieselben |
Schleimdrüsen : nur an deii~PäpiHie'^llatae und foliataej
^ finden sich Eiweissdrüsen (Stöhr). J
JC Der Pharynx.
Der Schlund*) oder Rachen, Pharynx., schliesst sich
unmittelbar an die Nase und Mundhöhle an und geht abwärts
‘) Als Schlundkopf ist bald der ganze Pharynx, bald der obere
Teil, bald der untere Teil desselben bezeichnet worden, so dass man wohl
am besten tut, diesen Ausdruck ganz fallen zu lassen.
Broesike, Anatomie. 9. Anfl. 37
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578
unter allmählicher Verengerung in die Speiseröhre über. Seine
obereWand, das Dach oder Gewölbe (Fomix pharyn-
gi$), ist an die Pars basilaris des Occiput angeheftet. Die h i n-
tere Wand ist dicht vcm* der Halswirbelsäule imd den praeverte-
bralen Halanuskeln gelegen : sie ist von diesen Teilen nur durch
eine leicht verschiebliche, lockere Bindegewebslage, das sogen,
retropharyngeale Bindegewebe, getrennt, in wel-
ches einige kleinere Lympbdrüsen eingeiagert siiid. Die Seiten-
wände grenzen an die Carotiden, sowie an einzelne kleinere
Zweige der Carotis ext. (A. palatina ascendens, A. pha-
ryngea ascendens). Doch kcxnmt es nicht selten vor, dass sich
zwischen die Carotiden und die seitliche Pbarynxwand jederseits
das hintere Ende der Sdiilddrüse einschiebt. Die ÜbergMgstelle ^
des Schlundes in die Speiseröhre entspricht genau der üBergang-
stelle des Kehlkopfes in die Luftröhre, d. h. sie ist etwa an der
Grenze zwischen dem VI. bis VII. Halswirbel gelegen. Da der
Pharynx eine Art vcm Kreuzweg darstellt, welcher in der einen
Richtung für die Speisen, in der anderen für die Atmungsluft zur
Passage dient, so kann derselbe zum Teil zu den Atmungsorganen,
zum Teil zu den Verdauungsorganen geredinet werden. E)er Kreu¬
zungspunkt beider W^e jw ü r de. dem mittleren Teil,
der "sögen. Pars qralis des Schlundes ent¬
sprechen.
Der Pharynx kann in drei, etagenförmig übereinander gel^^ene
Abschnitte eingeteilt werden, welche man (von oben nadi
unten gerechnet) Pars nasalis, Pars oralis und Pars laryngea pha-
ryngis unterschieden hat.
Die Pars nasalis pharyngi s ^avum pharyngonasale,
Nasen-Rachenraiun) bildet den obersten Teil des Schlundes und
ist dicht hinter den Choanen gelegen. Ihre untere Grenze würdcL,
also dem Gaumensegel entsprechen. Nach vom hin wird sie von
der Seitenwand der Nase durch eine aufwärts an Mächtigkeit zu¬
nehmende Falte, Plica ttasopharyngea abgegrenzt. Neben der Falte,
oder auch an ihrer Stelle, findet sich eine gleichlaufende Furche,
Sulcus nasopharyngeus; beide, Furche wie Falte, sind nicht immer
deutlich ausgeprägt. An der Seitenwand der Pars nasalis ist in
der Höhe des hinteren Endes der unteren Muschel das^^um-
pharyngeum der Tuba Eustacfaii gelegen: man hat den vorderen
Rand desselben als vordere Tubenlippe, Labium anterius,
den hinteren als hintere Tubenlippe . Labium posterius^
bezeichnet. Da die hintere Tubenlippe besonders stark hervor-
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579
springt, wird sie auch Tuben wulst. Torus tubarius, benannt.
Die vordere Tubenlippe würde die von ZAUFAL sogen. Haken-
la 1 1 e , die hintere Tubenlippe die sogen. Wulstf al t e bilden
(Näheres s. beim Gehörorgan). Das starke Hervortreten des Tu¬
benwulstes bedingt nun die Entstehung einer ziemlich tiefen
Bucht, der Rosenmül ler ’s chen Grube (Recessus pharynr
geus), welche hinter und über dem Tubenwulste gelegen ist. Der
vordere wie der hintere Rand der Tubenmündung verlängert sich
nach abwärts in je eine Schleimhautfalte, von denen die vordere
{Flieg sal/nngopalaHna) zu dem weichen Gaumen hinunterzieht und
in ihrer Lage etwa dem hinteren Rande der Lam. medialis ptery-
j^oidea entspricht, während die hintere {Plica saljiingophargngea)
sich unten allmählich an der Seitenwand des Pharynx _verliert.
Der zwischen diesen beiden Falten gelegene untere Rand der Tu¬
benmündung ist flach: in demselben springt ein zum Gaumen
nach abwärts ziehender Wulst, der sog. Levatorwulst her-
vor, welcher durch den dicht unter der ^hleimhaut gelegenen M.
tevator veli palatini hervorgebracht wird. Zwischen der Tuben-
mündimg und dem Gaumensegel ist jederseits in der Schleimhaut
eine meist nur geringe Zahl von Lymphfollikeln gelegen, deren
Gesamtheit von QERLACH als Jl^ubentonsi 1 1^ bezeichnet
worden ist. Eine andere weit grössere Anhäufimg von
Lymphfollikeln, die von LUSCHKA sog. T o n s i 1 1 a pharyn -
gea (entdeckt von LAGAUCHIE), zieht sich längs der oberen und
hinteren Pharynxwand von der einen Tubenmündung zur ande¬
ren hinüber. Wie bei der Mandel- und Zungentonsilje sind auch
bei der Tuben- und Pharynxtonsille in vorgerückterem Lebens¬
alter die Follikel vielfach derartig mit einander verschmolzen, dass
sie eine einzige Drüsenplatte darstellen.^ Indessen auch wo die
Follikel nicht miteinander verschmolzen sind, zeigt das bindege¬
webige Substrat der Tonsillen einen exquisit lymphatischen Cha¬
rakter, durch welchen sich dasselbe wesentlich von der Mund¬
schleimhaut unterscheidet. Recessus folliculares können sich an
der Tuben- und Pharynxtonsiile~3)enso Tiaüfig wie an den anderen
bereits beschriebenen Tonsillen vorfinden. Nicht selten ist an der
Grenze zwischen der oberen und hinteren Pharynxwand in der
Medianlinie eine etwa erbsgrosse Bucht, die Bursa pharynqea.
1) Wie man sieht, ist der Eingang zum Pharynx von einer Art
lymphatischem Rachenringe umgeben, welcher von der Zun¬
gentonsille, den beiden Mandeln, den beiden Tubentonsillen und der Ton-
silla pharyngea gebildet wird. .
I ■ ■ ' . - ''' i i 37* •
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580
wahrzunehmen, welche von HENLE wohl mit Recht lediglich als
ein sehr grosser Recessus follicularis angesehen wird, während
andere Autoren dieselbe für einen Überrest eines beim ^i^tus
zwischen der Pharynx- und der Schädelhöhle vorhandenen Gan¬
ges, des Canalis craniopharyngeus, halten. Die Pars nasalis tdas
Cavum pharvngonasaleV dient für gewöhnlich nur der Atmui^[s-
■ luft zur Passage, indem sie während des Schlingaktes öder~l»im
Regurgitieren der Speisen durch das Gaumensegel von dem übri¬
gen Teile des Schlundes (dem Caviun pharyngö-laryi^emn ver¬
schiedener Autoren) abgeschlossen ist.
Die Pars oral i s des Schlundes ist unmittelbar hinter
dem Isthmus faucium gelegen xmd würde sich also vom Gamnen-
segel bis etwa zur Hohe des Kehlkopfeinganges erstrecken. Sie
dient ebensowohl der Atmungsluft wie den Speisen zum Durch¬
tritt imd zeigt im Übrigen keinerlei Besonderheiten.
Die Pars laryngea des Pharynx bildet den untersten,
engsten ’l eil desselben undTsrdicht hinter dem Kehlkopfe gelegen.
Sie erstreckt sich also vom Kehlkopfeingang bis zum untersten
Rande des Ringknorpels, wo sie in die Speiseröhre übergeht.
Zur Pars laryngea kann man auch den Recessus s. Sjnus piriformis
rechnen (s. S. 529) — eine tiefe Bucht, welche jederseits zwischen
der Plica aryepigiottica und’ der Schildknorpelplatte geli^ga. ist.
Diese Bucht ist von einer schräg von oben nach unten verlaufen¬
den Schleimhautfalte (Plka nervi laryttgei) durchzogen, welche
durch den darunter gelegenen N. laryngeus sup. tmd die gleich: —
namigen Blutgefässe emporgehoben wird. Die Pars laryngeaL dient
_ausschliessiich zur Passage für die hindurchtretenden Speiseteile. _
welche, wie bereits früher erwähnt wur(fe, ihren Weg nicht in der
Medianlinie, sondern hauptsächlich zu beiden Seiten des Kehlkopf¬
einganges durch^den Sinus piriformis nehmen.
Die Pharvnxwand bestdit (von innen nach aussen ge¬
zählt), aus vier Schichten, nämlich 1) der Schleimhaut , (Mucosa)!
2) der Submucosa; 3) den quergestreiften Muskelfasern und 4)
_dei^Pasciä buccophaö’hgear Nach aussen von der letzteren ist
5 poch lockeres Bindegewebe gelegen. Die Schleimhaut ist
aus zwei Lagen, nämlich aus Epithel und einem bind^ewebigen
Substrat, zusammengesetzt. Die Epithelschicht besteht in der Pars
nasalis entsprechend ihrer lediglich respiratorischen Bestimmung
aus Flimmerepithel. Die Pars oralis und laryngea, durch welche
die Speisen ihren Weg nehmen, besitzen dagegen ähnlich wie die
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581
Mundhöhle geschichtetes Pflasterepithel, welches sich auch in den
Oesophagus continuierlich fortsetzt. Das bindegewebige Substrat
der Schleimhaut zeigt besonders im oberen Teile des Schlundes
— ganz abgesehen von den Tonsillen und eingestreuten Solitär¬
follikeln — meistens einen lymphatischen Charakter. Wo dasselbe
mit Pflasterepitiiel bekleidet ist, besitzt es auch Papillen. Tubu-
1^- verästelte Sch Le i in d r ü s e n j Gldndulaepharyngeae, finden
sich hauptsächlich an der hinteren Pharynxwand vor: hier sind
sie in grossoi Mengen zwischen den Follikeln der Pharynxton- ^
sille, spärlicher im unteren Teile des Pharynx gelegen. Die S u b-
m u c o s a bildet eine starke Lage fibrillären Bmd^webes, welche
mehr den Charakter einer Fasde besitzt und mit der Schleimhaut^
iimig verbunden ist. Da diese Bindegewebslage oben an die
Schädelbasis fest angeheftet ist, hat man dieselbe auch als Fascia
^ir~Membrana pharyngobasüaris bezeichnet. Nach aussen von der
Submucosa, von~ihir "durch "ein wenig lockeres Bindegewebe ge¬
trennt, ist alsdann die Musculatur des Pharynx gelegen.
Die Schluindmuskein (sämtlich paarig) werden gewöhnlich in
Schlundkopfschnürer, Constrictores pharyngis, und
Schlundkopfheber, Levaiores pharyngis, eingeteilt. Zu
den Levatoren können der Jlf. stylopharyngeus und palatopharyngeus
gerechnet werden. Zu den Constrictoren gehören der M. con-
strictor pharyngis sup., niedius unii in f., \on denen der mittlere den
untersten Teil des oberen, der untere wiederum den imtersten Teil
des mittleren von hinten her bedeckt. Sämtliche Constrictoren
setzen sich hinten an einem sehnigen Streifen (Raphe) an, welcher
in der Medianlinie der hinteren Pharynxwand vom Tubercultin
pharyngeum des Hinterhauptbeines nach abwärts zieht und sich
nach unten allmählich verliert. Im Einzelnen verhalten sich diese
Muskeln folgendermassen:
1. Der M. constrietor pharyngis sup. s. kephalgpharyngeus ent¬
springt von so verschiedenen Stellen des Kopfes, dass man an
ihm verschiedene Portionen besonders unterschieden hat, obschon
dieselben eigentlich eine continuterliche Muskehnasse darstellen.
Der Muskel nimmt nämlich seinen Urspnmg in einer zusarmnen-
hängenden Linie: a) vom unteren Ende der Lamina medialis des
Proc. pterygoideus (M. pterygopharyngeus), b) vom Lig. pterygo-
mandibulare (M. buccopharyngeus), worüber auch S. 82 nachzu¬
sehen ist, c) vom hinteren Ende der Linea mylohyoidea (M. mylo-
pharyngeus), d) aus der Zungenwurzel {M. glossopharyngeus), wo
seine Fasern als eine continuierliche Fortsetziuig des M. trans-
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582
versus linguae entstehen. Sein Ansatz erfolgt an der oben erwähn¬
ten medianen sehnigen Raj^e. Seine obersten Fasern sind ebenso
wie die Raphe an das Tuberc. pharyngeum des Hinterhauptbeines
angeheftet. Da diese obersten Fasern von dem Tuberc. jAaryn-
geum in einem schrägen Bogen zum unteren Ende des Proc.
pterygoideus nach vom und abwärts ziehen, so erhellt daraus,
dass an dem obersten Abschnitte des Pharynx
(entsprechend der Pars nasalis) die Seitenwände und ein Teil
der hinteren Wand keine Musculatur besitzen. Die Muscula-
tur ist hier allerdings nicht notwendig, da in diesen Teil des
Schlundes für gewöhnlich keine Speisen hineingelangen.
2. Der M. constrictor pharyngis medius s. hyopharyngeus ent¬
springt von dem grossen und kleinen Home des Zungenbeines tmd
setzt sich mittels einer fächerförmigen Ausbreitung an der vorhin
erwähnten sehnigen Raphe fest. Die vom kleinen (meistens knor¬
peligen) Zungenbeinhome kommende Portion ist auch als M.
chondropharyngeus, die v(Mn grossen Zungenbeinhome stammende
Portion als M. keratopharyngeus bezeichnet worden.
3. Der M. constrictor pharyngis inf. s. laryngopharyngeus ent¬
springt von der Aussenfläche des Kehlkopfes und zwar mittels
einer oberen Portion {M. thyreopharyngeus) vom Schildknorpel nahe
dessen hinterem Rande, mittels einer unteren Portion (M. cricopha-
ryngeus) vom Ringknorpel dicht unterhalb der Artic. cricothyreo-
idea. Die eine oder die andere dieser beiden Portionen kann
übrigens sehr schwach entwickelt sein oder ganz fdilen. Indem
sich der M. ccmstrictor phäryngis inf. alsdann ebenso wie der
vorige Muskel fächerförmig ausbreitet, setzt er sich ebenfalls an
die erwähnte mediane sehnige Raphe fest. Der Übergang der un¬
tersten Fasern in die Musculatur des Oesophagus geschieht ganz
allmählich. Die Fasern des M. constrictor pharyngis inf. weichen
hierbei unten mehr und mehr auseinander imd reichen noch ein
Stück an der hinteren Oesophaguswand nach abwärts, deren
Längsmusculatur sie ersetzen. Diese Stelle des Oesophagus ist in
Folge dessen dünner (s. S. 585).
4. Der M. stylopharyngeus entspringt an der Wurzel des Proc.
styloideus imd zieht nach imten imd medianwärts, um in der
Lücke zwischen dem oberen tmd mittleren Schlundkopfsc^ürer
in die Seitenwand des Pharynx einzustrahlen. Seine Fasern enden
zum Teil an der fibrösen Submucosa des Pharynx, ziun Teil
ziehen sie noch weiter nach vom tmd abwärts zur Epdglottis und
zum oberen Rand des Schildknorpels.
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5. Der M. phoaryngop<üa^us s. pcäatopharyngeus (in der gleich¬
namigen Schleimhautfalte gelegen) ist bereits S. 567 beschrieben
worden. Andere Muskelfasern, welche vom unteren Ende des
Tubenknorpels entspringen imd in der Plica salpingopharyngea
abwMts ziehen, werden von einigen Autoren als M. salpingopha-
ryngeus beschrieben.
_An ihre£ Aussenf lache sind die Schlundmuskeln von
einer mässig Hunnen Bindegewebslage, dss Fasdahuccopharyngea,
bedeckt, über wflcBe '
Ober die Innervation der ScHTeimKauPund Musculatur des Pha¬
rynx ist S. 478 sub 3 das Wichtigste zu finden.
Die Arterien des Pharynx werden von den Zweigen der A. Utyreoi-
dea inf. (aus der Subclavia), der A. thyreoidea sup. und der A. pharyngea ascen-
dens (aus der Carotis ext.), endlich der A. pharyngea deseendens s. suprema
(aus der A. sphenopalatina) geliefert. Die Venen bilden hauptsächlich an
der Aussenfläche der Pharynxwand dichte Geflechte, aus denen sich einzelne
stärkere Siännne, die Vv. pharyngeae, entwickeln, welche sich wiederum in
die V. jugularis int. ergiessen. >
Die Lymphgefässe münden in die retropharyngealen und die
benachbarten tiefen cervicalen LymphdrUsen ein.
III. Der Oesophagus.
Die Speiseröhre, Oesophagus, bildet ein cyUndrisches
Rohr, welches etwa an der Grenze zwischen dem VI. — VII. Hals- - .7
' — ■ ■ ' ■- ' ' ' . . - - - Cu t
^Wirbel als die Fortsetzung des Pharynx be^nt und ungefähr in
der Höhe des X. oder XI. Brustwirbels in die Cardia des Magens
einmündet. Seine Länge beträgt etwa 23 — 24 Centimeter, wovon
7 — 8 cm auf die Strecke vom Anfang bis zu seiner Kreuztmgstelle
mit dem linken Bronchus, 16 — 17 cm auf die Entfemtmg von hier
bis zur Cardia entfallen. Da die Distanz zwischen den Schneide¬
zähnen und dem Anfänge der Speiseröhre 14 — 15 cm beträgt, so
kann man annehmen, dass eine Magensonde die Cardia passiert
hat, wenn sie 40 cm (15 + 25 cm) weit nach abwärts geführt ist. . ^ .
Eine gute Sonde muss somit eine Gesamtlänge von einem halben j ,
Meter besitzen. Der oberste Teil des Oesophagus liegt dicht hinter ..
der Trachea iuid~unmittelbar vor der Wirbelsäule. Weiter abwärts ‘
tritt er jedoch, hinter der Tracht ein wenig nach links
her v_Qr , so dass er sich neben der Teilungsstelle der _
Trachea mit dem linken Bronchus kreuzt, in¬
dem er hinter demselben hinweggeht. In der Brusthöhle
liegt der Oesophagus zunächst noch vor der Wir^lsäule
7.wi.schen Aorta deseendens und V. azygc«j indem er vom
dicht an den Herzbeutel grenzt. Weiter nach abwärts, etwa in der
Höhe des VII I.^ Brustwirbels, wendet er sich jedoch vor der
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584
Aorta hinweg noch weiter nadi links hinüber, um endlich
durch den Hiatus oesc^hagus des Zwerdifells züir Cardia des
Magens zu gelangen. Der Oesophagus hat also von seinem Ur¬
sprünge an die Tendenz, allmählich aus der Medianlinie nach
links hinüberzurücken, um ziu’ Cardia zu gelangen.
Auf diesem Wege wird er von den Nn. vagi b^leitet, welche im
oberen Teile der Brusthöhle zu beiden Seiten desselben gelegen
sind. Weiter abwärts tritt der linke Vagus mehr an die vordere,
der rechte mehr an die hintere Fläche der Speiseröhre.
Der Oesc^hagus stellt kein gleichmässig weites Rohr dar,
sondern zeigt abwechselnd engere und weitere Partien, welche
sich übrigens nicht immer in gleicher Regelmässigkeit nachweisen
lassen. Am häufigsten finden sich drei enge Partie n des
Oesophagus und zwar an folgenden Stellen vor: .1) an' seiner
Obergangstelle zum Pharynx, 2) an seiner Kreuzungstelle mit dem
linkpn Bronchus, 3) dicht über seiner.. Eintrittestelle in ^e t^dia
des Magens. Da sich oberhalb der engen Stellen natürlich die
hindurchpassierenden Stellen etwas stauen, so findet sidi über
jeder engeren Stelle eine Erweiterung vor. Die oberste Erweite¬
rung wird durch die Pars laryngea des Pharynx gebildet.
Die Wand der Speiseröhre besteht, von innen nach
aussen betrachtet, aus folgenden schichten ;
1. Die Schleimhaut. Mucosa, ist innen von einem ge¬
schichteten Pflasterepithel bedeckt, welches an der Cardia mittels
einer deutlichen, gezackten Grenzlinie in das Cylinderepithel des
Magois übergeht. Dieses Pflasterepithel sitzt auf einem bindege¬
webigen, mit langen Papillen versehenen Substrat, welches zahl¬
reiche elastische Fasern imd eine deutliche Lage von Iqngiti^na-
len glatten Muskelfasern {Mmcularis mucosae) enthält. Auch ver¬
einzelte lymphfollikelähnliche Körper finden sich in derselben vor.
Dicht oberhalb der Cardia befindet sich ein etwa 5 mm hcüier
Kranz von Schleimdrüsen vor (COBELLI).
2. Unter der Schleimhaut liegt die sogen. S u b -
, mucosa (Nervea), welche aus einem mehr lockeren Bindegewebe
mit gröberen elastischen Elementen und zahlreichen Fettanhäufun¬
gen besteht und die grösseren Gefässe (besonders zahlreiche Ve¬
nen) und Nerven enthält. Auch vereinzelte Schleimdrüsen ((rlan-
dulae oesophageae) sind mit ihren Drüsenkörpem in dieser Sdiicht
gelegen.
Nach aussen davon ist eine Muskellage, die Muscularis,
gelegen, welche aus einer äusseren longitudinalen und einer
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inneren ringförmigen Schicht von glatten Mxiskelfasem be¬
steht. Nach den Untersuchungen von LAIMER scheinen die soge¬
nannten ringförmigen Fasern nicht eifrentlich circular, sondern
spiralig zu verlaufen — eine Einrichtung, welche die Hinabbe¬
förderung der Speisen noch mehr begünstigen soll. Ajm H^ktpiip
sind die Muskelfasern der Speiseröhre noch gestreift, am_ Rmst-
teile dag^^en' treten zuerst in der Ringfaserschicht glatte Muskel¬
zellen auf, welche, je weiter abwärts, umscmiehr an Zahl zuneh¬
men, ohne übrigens die quergestreiften gänzlich zu verdrängen.
Mitunter sendet die Längsmuskelschicht des Oesophagus dem
ihr nahe gelegenen linken Bronchus ein Muskelfascikel, den von
HYRTL sogen. M. bronchooesophageus, zu. Etwas tiefer kann ein
zweites ähnliches Fascikel, der M. pleurooesophageus (HYRTL), vor
der Aorta hinweg^ auf di^ linke Pleima mediastinaiis ausstrahlen.
Die schwächste Stelle der Oesophagusmuskulatur soll nach Laimer
an ihrer hinteren Wand dicht imterhalb der Obergangstelle zwi¬
schen Pharynx und Oesophagus liegen, was eine Erklärung dafür
bietet, dass hier mit Vorliebe krankhafte Erweiterungen '(Diver¬
tikel) der Speiseröhre entstehen.
Nach aussen hin wird die Muscularis von dem lockeren Binde¬
gewebe des Halses und des Mediastinum posterius (Tunica adven-
titia) eingehüllt. J
IV. Der Magen.
Der Magen, Ventriculus s. Stomachus s. Gaster, ist der wei¬
teste Teil des Tractus alimentarius imd hat eine birnförmige Ge-
stalt. wenn er gefüllt und aufgeblasen ist. Sein oberes, an der
Eintrittstelle des Oesophagus gelegenes Ende wird als Magen¬
mund, Cardia, bezeichnet, sein unteres Ende geht mittels einer
ringförmigen Einschnürung, des Pförtners, Pylorus, in den
Dünndarm über. An dieser Stelle springt in das Lumen des Ma¬
gens eine Art von circulärer Klappe, die Valvtda pylori, hervor,
welche jedoch keine einfache Schleimhautfalte darstellt, sondern
durch eine Verdickung der Ringmuskelschicht der Magenwand
hervorgerufen wird. Die Übergangstelle zwischen dem Pförtner
und dem Dünndarm ist ausserdem noch an ihrer äusseren Fläche
durch je einen vorderen und einen hinteren Längsstreifen, die
Ligamenta s. Taeniae pulori, ausgezeichnet, welche im Gegensätze
zur Valvula pylori durch Verdickung der Längsmuskulatur ent¬
standen sind. Im Übrigen wird hinsichtlich der äusseren Form
des Magens eine vordere imd eine hintere Fläche,
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Facies anterior et posterior, ferner ein concaver oberer Rand, die
kleine Curvatur, Curvatura tnmor, und ein convexer unterer
Rand, die grosse Curvatur, Curvatura major, unterschieden.
Den nach links und oben, unweit der Cardia gelegenen, ausge¬
buchteten weitesten' Teil des Magens bezeichnet man als Grund
oder B 1 i n d s a c k, Fundus ventriculi s. Saccus caecus; an ihn
schliesst sich ohne scharfe Grenze der Körper, Corpus ventri¬
culi, an, welcher wiedenun in die am meisten nach rechts und
imter, d. h. dem Pylorus am nächsten gelegene, tagtrtPars pylorica
übergeht. Den Binnenraum, welcher der letzteren entspricht, hat
man auch als Antrum mloricum bezeichnet. Die Grenze zwischen
dem Corpus und der Pars pylorica ist meistens keine scharfe, wird
jedoch mitunter durch eine undeutliche Einschnünmg markiert,
an deren Innenfläche sogar in seltenen Fällen eine ebensolche
Falte, die Valvula praepylorica, in das Lumen des Magens hinein¬
ragen kann. Der an die C!^rdia zunächst sich anschliessende Teil
wird als Fars cardiaca unterschieden.
Die Grösse des Magens ist individuell ausserordent¬
lich verschieden. Man hat Fälle beobachtet, bei denen unter sonst
ganz normalen Verhältnissen der gefüllte Magen bis zu einer beide
Spmae supp, anteriores des Darmbeines verbindenden Linie hin¬
unterreichte. Beim Lebenden pflegt man jedoch für gewöhnlich
eine krankhafte Magenerweiterung anzunehmen, wenn der (durch
Verschlucken von Brausepulver) künstlich aufgeblähte Magen den
Nabel nach abwärts üb^ragt.
Was die Lage des Magens anbetrifft, so sind etwa fünf
Sechstel desselben in der linken, ein Sechstel in der rechten Kör¬
perhälfte gelegen. Da die Cardia links neben der Medianlinie etwa
in Höhe des X. bis XL' Brustwirbels imd der_ Pylorus in frontaler
Stellung rechts neben-dem I. Lendenwirbel, etwa drei Querfinger
breit von der Medianlinie, gelegen ist, so muss die Längsaxe des
Magens in der natürlichen Stellung desselben ein wenig schräg
von links oben nach rechts und unten verlaufen. Indessen steht
diese schräge Richtung der verticalen ausserordentlich nahe. Bei
zunehmender Füllung des Magens kann sich nach LESSHAFT die
Lage irgend eines seiner Teile nicht wesentlich ändern. Da die
Cardia fixiert ist und die kleine Curvatur an die imtere Leber¬
fläche stösst, so wird die Ausdehnung des Magens nach links,
nach vom und besonders n ach unten erfolgen müssen. Nur
der Pylorus rückt bei stärkerem Füllungszustande mdir nach
rechts hinüber.
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Die Lage zu den Nachbarorganen ist derartig, ,iiu:
dass die kleine Curvatur vom linken Leberlaooen bedeckt
wird, während längs der grossen Curvatiir-in grösserer oder ge-
ringerer Entfernung das Colon transversum von rechts nach links
Jiinüberzieht. Der Fund u s des Magens nimmt im linken Hy- W. Cn/.«s>
DOChondrium die Kuppe des Zwerchfelles ein: er grenzt hinten
pochondrium die Kuppe des Zwerchfelles ein: er grenzt hinten
_aa die linke Niere und Nebenniere sowie an die Milz, welche
"sich übrigens auch, je nach ihrer Grösse, von hinten her (zwi¬
schen Fundus und Zwerchfell) mehr oder weniger weit nach vom . m
erstrecken kann. Der Rest der hinteren Magenfläche ' -
ist vor dem Vertebralteile des Zwerchfelles und dem Pancreas ge- ' •
legm. Die vordere Fläche endlich, insoweit sie nicht vcm '
der Leber verdeckt wird, liegt links dem vorderen Teile des
Zwerchfelles, rechtS' (im Tharaxeinschnitte) unmittelbar der vor- p ^
deren Bauchwan3~an. Mit den eiibpi'tHjieflden Nadibaioigaiien ^
ist der Magen durch die Lig. phrmicogastricum, gastrolienale, hepa-
Aoaastricum und gastrocolicum verbunden. Näheres über diese
Bänder ist bei der Beschreibung des Peritonaeum nachzusehen.
Die Wand des Magens zeigt ebenso wie die des übri¬
gen Darmkanales folgende, in der Richtung von innen nach aussen
gelegene Schichten: 1) die Schleimhaut oder Mucosa;
2)dieSubmucosa; 3) die Muskelschicht oder Mus-
cularis; 4) die Subserosa; 5) die Seros a oder das
Peritonaeum.
1. Die Schleimhaut des Magens ist nur im ausgedehn¬
ten Zustande des Organes glatt. Ist der Magen contrahiert, so / iLtU. ,
bildet sie mehr oder weniger starke Falten oder Höcker (^< ma- \cu-. l
melonne), welche sich indessen am aufgeschnittenen Organe leicht
mit der Hand verstreichen und glätten, lassen. Ist dies nicht mög- «cv
lieh, so hat man es mit einer pathologischen Schwellung der W- V - '
Magenschleimhaut zu hm. Nur im Pylorusteile finden sich ganz
normaler Weise feine, faden- oder blattförmige Hervorragungen 'u\
Plinae mllosaA vor, welche man als eine Art von Vorläufer der /•.i «'- .
Dünndarmzotten auffassen kann. Zwischen den Falten sind Ver- ''' '■-<■:•
tiefungen, Areae gastricae, gelegen.
Bei microscopischer Betrachtung zeigt sich
die Schleimhaut zunächst an ihrer Innenfläche mit einem einfachen
Cvlinderepithel bedeckt, welches sich an den Einmündung- ^
stellen der Magendrüsen unmittelbar in das Epithel der letzteren
fortsetzt. An der Cardia ist die Übergangsstelle dieses Cylinder-'^ ‘
epithels in das Pflasterepithel des Oesophagus schhn für das
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blosse Auge durch eine scharfe zackige Grenzlinie markiert. Das
Schleünhautepithel sizt auf einem Substrat auf, welches beim
Magen ebenso wie beim Darmkanale nicht aus gewöhnlichem,
fibrillären Bindegeweoe, sondern aus einer nur tmdeutlich faseri-
Orimdsubstanz mit zahlreichen Rundzellen besteht.*). In ^s
Sul^strat der Mucosa sind ferner dichtgedrängte Drusen eingebettet,
welche beim Magen dadurch besonders charakterisiert sind, dass
sie an ihrer Mündungstelle eine trichterförmige Erweitenmg, eine
Art von V o r r a u m . Foveola gastrica (Magengrube _DON-
DERS), besitzen, welcher sich an anderen Drüsen des men^hlichen
Körpers nicht vorfindet. In diesen Vorraum können jedoch auch
mehrere Drüsen zugleich einmünden.
Die Magendrüsen, Glandulae gastricae, sind sämtlich
schlauchförmig, t u b u 1 ö s ; doch können ihreblinden
Enden gabelig geteilt oder auch mit Ausbuchtungen ver¬
sehen sein. Jede Drüse besitzt eine homogene durchsichtige, zarte
Wand (Membrana propria), welche das Drüsenepithel einschliesst.
Dieses Epithel tritt nun in zwei Formen auf. Die eine Art von
Epithelzellen sind kleiner, hell, nahezu cylindrisch gestaltet und
lassen sich durch verschiedene Eärbemittei niu" relativ schwach
Kwv fingieren. Man hat dieselben nach Heidenhain als H a u p t z e 1-
■ ^ ^ ^ ihnen die Secretion des Magenschleimes zu¬
schrieb, als S c h 1 e i m z e 1 1 e n bezeichnet. Die zweite Art von
Epithelzellen sind .gross, rundlich oder polygonal, von körni¬
gem, dunklem Aussehen und durch eine Anzahl von Färbe¬
mitteln leicht und stark zu färben. Weil sie sich nur vereinzelt,
gewissermassen als Belag, im Grimde eines Teiles der Magen¬
drüsen vorfinden, sind sie von Heidenhain als R e 1 e g z e 1 1 e n
oder, da ihnen die Secretion des Lab oder Pepsin vindiciertwiu'de,
von anderen Autoren als L a b z e 1 1 e n bezeichnet worden. Da
nun die Drüsen in der Pars p y 1 o r i c a des Magens ledig-
lieh die oben beschriebenen Haupt- oder Schleimzellen enthalten,
hat man dieselben auch als Schleimdrüsen b e z^ i c h n e t.
Da diese Rundzellen sich in Bezug auf ihr Aussehen von farblosen
Blutkö^rchen oder Lymphkörperchen nicht wesentlich unterscheiden, so hält
man sie für ausgewanderte farblose Blut- oder Lymphkörp)erchen und hal
alle drei eben genannten Arten von Zellen unter dem Sammelnamen „Leuko-
cyten" zusammengefasst. Man sagt jetzt von einer Schleimhaut, welche der¬
gleichen Leukocyten in reichlicher Menge enthält, dass sie einen lympha¬
tischen Charakter habe, da diese Zellen wohl nur zum geringeren
Teile aus den Blutgefässen, zum grösseren Teile aber aus den in der
Schleimhaut ^legenen Lymphfollikeln herzustammen scheinen.
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Im Gegensätze dazu sind die an anderen Teilendes Ma¬
gens befindlichen Drüsen ausser den Hauotzellen noch mit Be¬
leg- oder Lahzellen versehen: sie sind desw^en anrh T ah-
drüsen benannt worden. Gegen diese Bezeichnungen jst je¬
doch in neuerer Zeit Einspruch erhellen worden, indem von
EBSTEIN u. a. behauptet wird, dass ebensowohl die Hauptzellen
wie die Belegzellen Pepsin secemieren kräinen. Nach COBELLl
sollen sich ferner in der Schleimhaut der Pars pylorica noch 5 — 7
Reihen von wirklichen a c i n ö s e n Ehüsen vorfinden, welche sich
radienförmig vom Pylorus nach links erstrecken. Nach den neue¬
ren Anschauungen sind auch diese Drüsen, ^ Glandulae pyloricae,
_als verästelte tubulöse anzusehen. Weiter wäre noch zu betonen,
dass die Schleimhaut des Magens gegenüber derjenigen von an¬
deren Organen durch ihren ausserordentlichen Reichtum an E)rü-
sen ausgezeichnet ist (etwa 100 Ehüsen auf einen Quadratmilli-
meter Magenoberfläche), so dass man gezwungen ist, in dem
Magen nicht allein ein Reservoir für die aufgenemunenen Speisen,
sondern auch ein wichtiges Abeonderungsorgan des mensch-
lidien Körpers zu sehen.
In der tiefsten Lage der Magenschleimhaut findet sich übri¬
gens eine schmale Schidit glatter Muskelfasern, die sogen. Mus-
^cularis mucosae, von welcher nach KOELLIKER zarte Faserbündel
senkrecht zwischen den Drüsen in die Höhe steigen sollen. Ihre
Qtntraction könnte also zur Entleenmg der Ehüsen beitragen.
Endlich wäre noch zu erwähnen, dass die Mucosa bei manchen
Individuen zahlreiche solitäre Follikel enthalten kann, welche als
kleine, hellgraue Erhabenheiten hervorragen und die Grösse eines
Stecknadelknopfes erreichen können. In anderen Fällen sind sic
mit blossem Auge kaum wahrzunehmen oder scheinen sogar gänz¬
lich zu fehlen.
2. Die Submucosa des Magens besteht aus locke¬
rem. bläulich weissem Bindegewebe und enthält zahlreiche kleine
Gefäss- und Nervenstämmchen. weswegen sie früher auch als
Tunica vasculosa oder Tunica nervea bezeichnet wurde.
3. Die Muskelschicht des Magens besteht: a) aus einer
inneren circulären. bl aus einer ä ü~s s e r e n 1 o n g i-
■ tudinalen Schi c h t , welche sich an die entsprechenden
Schichten des Oesophagus anschliessen. Diese Schichten sind je¬
doch in ihrem regulären Verlaufe erheblich alteriert durch die ein¬
seitige Ausbuchtung, welche der Magen in Gestalt des Fimdiis
nach links hin erfahren hat. Die Längsifasern des Oeso-
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590
phagus strahlen nämlich beim Übergange in die Cardia diver*'
gierend nach verschiedenen Richtungen auseinander, ohne die
grosse Curvatur zu erreichen; hierbei gehen sie m bescmders
dichten Massen auf die kleine Curvatur über. Ein selb¬
ständiger, stärkerer Längsfaserzug ist alsdann noch an der
grossen Curvatur gelten. Von der darunter gelegenen
Ringfaserschicht verläuft nur ein Teil vom Fundus bis
zum Pylorus in wirklich circulärer Richtung. Andere (ursprüng¬
lich circuläre Fasern) haben einen zur Längsaxe des /Magens m^
. j schrägen Verlauf imd sind deshalb auch als Vibrae obliquae be-
p , zeichnet worden. Ein Teil der letzteren reitet sattelförmig auf dem
1 i n k s von der Cardia gelegenen Winkel zwischen dem
V " ' ’ " " V ’ Oesophagus und dem Fundus ventriculi und strahlt nach rechts
■ und unten aus. Ein anderer Teil sitzt ebenfalls, sattelförmig
rechts von der Cardia auf der kleinen Curvatur und
strahlt wiederum nach links und unten aus. Beide Arten von
Fasern kreuzen sich somit an der vorderen und hinteren Magen-
wand, olme^üBngens die gro^e Curvatur zu erreichen. Nach
Henlb sollen diese schrägen Fasern zwischen der Längs- und
Ringfaserschicht, nach KOBLLIKER dagegen nach innen von der
letzteren, also dicht unter der Schleimhaut gelegen sein.
4. Die S u b »AÜMA^ist nur dort als besondere Lage von
lockerem Bindegewebe vorhanden, wo sich die Ligamente des
Magens an denselben ansetzen oder seine Oberfläche auf schmale
Strecken vomJPeritonaeiun unbedeckt bleibt. Im Übrigen jst diese
Schicht völlig mit dem letzteren verscTimölzen.
5. Die S e r o s ä oder das Bauchfell, Peritonaeum, be-
steht aus einem b s t r a t von fibrillärem
elastischen Fasern
welches an seiner
Bindegewet»^ mit ^
Oberfläche mit einem ein-
fachen, platten polygonalen
E p i t h e 1 (Endothel) ^kleidet »st.
Das Peritonaeum ist sowohl am Magen wie am Darme mit der
Muscularis fest verwachsen, so dass man wohl sagen kann, dass
es einen integrierenden Bestandteil dieser Organe überall dort
bildet, wo es ihre Oberfläche bekleidet.
Die Nerven des Magen s werden, abgesehen von den Verzwei¬
gungen des N. vagvs vom N. sympathicus, geliefert (s. daselbst),i welcher
sowohl die Magen- wie die Danhwand “in Form von zwei grossen öe-
flechten durchzieht, die sich den ganzen Tractus intestinalis entlang erstrecken,
ln den Knotenpunkten dieser Geflechte sind zahlreiche Ganglienzellen
legen. Das eine von diesen Geflechten, der AUERBACH sche Plexus muscularis
s. mventericus. ist zwischen der longitudinalen und circularen Muskelschicht
gelegen, welche er beide versorgt; das andere GeÜ^fit. der MEissNER'sche'
Plexus supmucosus s. entericus, findet sich in der Submucosa vor, wo er die
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JVluscularis mucosae innerviert. Der Vagus scheint der sensible Nerv dcb
Jagens zu sein, während der Sympathicus die glatten Muskelfasern des-
■^If^ti vprRnrgr, ^
Die Arterien d e s M a g e n s werden von der A. coeliaca und von ^
■ikrrn Ästen gelielertj Längs der kleinen Curvatur verläuft von links
her die aastrica atn. s. coronaria ventriculi sin. (direder Ast der A. coe¬
liaca). von rechts her die coronaria ventriculi dextra
(aus der A. hepatica). Der F un^^s des Magens wird von den iJr. ^as^rict
breves (aus der A. Unealis), die linke Hälfte der grossen Curvatur von
der Ä. g<i8troepiploica sin, (ebenfalls aus der A. linealis), die rechte Hälfte
dersdben durch die Ä. gastroepiploica d^tra (aus dem R. gastroduodenalis
der A. hepatica) vereorgT Die ausT diesen Arterien hervorgehenden Zweige
dringen durch die Musculaiis in, die submucöse Schicht hinein, wo sie sich
in Capillaren aufzulösen beginnen, welche netzlörmig die~~ Brüsfflschläuche
der MLucosa bis zu ihren Mündungen umspinnen. Aus den d i ch t u riTe r
d^ I ’Sr li 1 e li ni h ft u t o b e r f 1 ä t li ir^gTOgenen* Capillaren entstehen als¬
dann kleine, um die Drüsenmündungen gdegene Venennetze, aus denen
wiederum Venenstämmchen hervorgehra, welche eigentümlicherweise zwischen
den Drüsenpapillaren nach abwärts ziehen, ohne irgend welche Zweige aus
den letzteren aufzunehmen. Im Übrigen entsprechen die Venen den Arterien
und können sich entweder in die F. lienalis (Vv. goftricae breves) oder die
F. niesenterica sup, oder direkt in dirTTporloe (Ft?, coronariae ventriculi^ er-
giessenT Die Ly mp hgefässe der Mägöhd bilden zwischen Serosa und
Muscuiaris ein oberflächliches, in der Submucosa ein tiefer gelegenes Netz,
von welchem einige grössere Stämmchen zu den an der kleinen und grossen
Curvatur gelegenen Lymphoglandulae gastroepiploicae supp, und inff. oder
direkt zu den Lymphoglandiüae coeliacae hinziehen.
V. Der Dannkanal.
Der Darmkanal, Tractus intestinalis, wird in den Dünn¬
darm . Intestinum tenue^ und den D i c k d a r m, Intestinum cras--
sum., eingeteilt. Diese beiden Abteilungen des Darmes sind zunächst
dadurch von einander unterschieden, dass im aufgeblasenen
Zustande der Dünndarm ein geringeres, der Dickdarm ein
grösseres Kaliber hat. Doch kann man bei Eröffnung der Bauch¬
höhle nicht selten das Gegenteil constatieren: wenn nämlich der
Dünndarm durch Oase stark ausgedehnt ist, während der Dick¬
darm in eng contrahiertem Zustande vorliegt. In diesem Falle ist
jedoch der D i c k d a r m als solcher stets daran deutlich zu er¬
kennen, dass an seiner Oberfläche drei Längsstreifen, die
Taeniae coli ( Valsalvae), sichtbar sind, welche Verdickungen seiner
Längsmusculatur darstellen und dem Dünndarme vollständig fehlen.
Ausserdem zeiert der Dickdarm schon an seiner Aussenfläche zwi- ^ ,
o - - - — ' • ' .. ■ ■ ■ — — — I ■ tvj'*
sehen den Taenien Ausbuchtungen, Haustracoli, welche der Dünn- ^
dann ebenfalls nicht hat. Ferner ist der Dickdarm bei gut genähr-
ten Individuen stets durch eine Reihe von fettgefüllten Anhängen ......
verschiedener Grösse (Ävpendices epirdoicae) ausgezeichnet, welche . ,
beim Dünndärme niemals vorhanden sind. Ein weiterer Unter-
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592
schied zwischen Dick- und Dünndarm liegt endlich in der Be¬
schaffenheit ihrer Schleimhaut. Die Schleimhaut des Dünndarmes
besitzt nämlich an ihrer Innenfläche sehr feine, etwa 1 nun lange,
fadenförmige Fortsätze, die Zotten, Villi intestinales^ weldie der
Schleimhaut ein sammetartiges Aussehen geben und am besten
sichtbar werden, wenn man sie unter Wasser flottieren lässt.
a) Der Dünndarm.
Der Dünndarm, Intestinum tenue, wird in drei AbschniUe,
nämlich: 1> den Zwölffingerdarm, DModcnum, 2) den
Leercfarm, Jejunum, und 3) den Krummdarm, lleum,
eingeteilt, von denen jedoch nur das Duodenum und das Jejunum
einigermassen scharf von einander abzugrenzen sind, während
das Jejunum und das lleum allmählich in einander übergehen.
Das Duodenum ist der weiteste Teil des Dünndarmes; von hier
aus nimmt der letztere ganzallmählich an Kaliber ab,
so dass seine engste Stelle dem Obergange in den Dickdarm ent¬
spricht. Der Dünndarm t durchzieht hauptsäshlich den unteren
Teil der Bauchhöhle mittels einer Menge sehr variabel gelegener
Schlingen, welche mit Ausnahme der unteren zwei Drittel des
Duodenum .sämtlich durch eine. Duplicatur des Bauchf dies, das
P ü n n d a r m^ e k r ö s e , das Mesenterium '\m engeren Sinne,
an der hinteren Bauchwand aufgehängt sind.
1. Der Z w ö 1 f f i n g e r d äTmT ^Duodenum, so genannt
wegen seiner angeblich der Breite von etwa 12 Fingern gleich¬
kommenden Länge, bildet die umnittelbare Fortsetzimg des Magens
und besteht beim Erwachsenen meistens aus drei Abschnitten,
welche folgenden Verlauf haben. Der erste Abschnitt. Pars Supe¬
rior (horizontalis s. transversa), zieht etwa in der Höhe des XII.
Brust- oder I. Lendenwirbels von links nach rechts und hinten:
er ist mit der Leber durch das Lig. hepatndundenale verbunden.
Mil einer Krümmung, der Fleonira duodeni superior s. prima, gdit
er in den zweiten Abschnitt, (iie_Pai^ descendem, s. ver-
ticalis, über, welche vor der rechten Niere nach abwärts verläuft.
Unter Bildung einer zweiten Krümmung, der Flexura duodeni in¬
ferior s. secunda, setzt sich die Pars descendens alsdann etwa in
der Höhe des III. Lendenwirbels in den dritten Abschnitt,
die Pars ascendens, fort, welche schräg von rechts und unten nach
links und oben vor der Aorta und Vena cava inf.^jn die Höhe
zieht, um am unteren Rande des Pancreas (etwa vor der Grenze
zwischen' dem I. und II. Lendenwirbel) mittels einer dritten
l.-.V
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593
Krümmung, der Flexura duodenoieiunalis. in das leiunum überzu-
_ gehen. Zwischen die Pars descendens und ascendens ist mitunter
noch (s. S. 594) ein zweites queres, der Pars superior paralleles
Stück eingeschaltet. Die Flexura duodenoieiunalis wird durch den
sogen. M. supensorins duodeni ^TRBITZ) fixiert, d. h. glatte Mus¬
kelfasern, welche vom Ürsprimge der A. coeliaca und mesent. sup.
in die Wand des Duodenum einstrahlen. Das Duodenum bildet
also ein nach links offenes Hufeisen^), in dessen Concavität der
-Kopf des Pancreas hineinragt, woher auch eine sehr zutreffende r
Bezeichnung als Intesthjumpancreaticum oder kurzweg Pawcreattcwm (f%t< ^ (
Luschka stammt. Der Pancreaskopf und die Aussenfläche des ^
Duodenum sind ziemlich fest mit einander verwachsen. Beim
Kinde und häufig auch noch im späteren Lebensalter kann man
übrigens am Duodenum deutlich 4 Abschnitte, nämlich: 1) eine
Pars transversa sup., 2) eine Pars descendens (verticalis dexlrd) 3)
eine Pars transversa inf., 4) eine Pars ascendens (verticalis sin.)
unterscheiden. Die eben erwähnte vierteilige Form des Duodenum
scheint also sozusagen die Grundform darzustellen imd sich erst
später durch den Verlust der sogen. Pars transversa inferior in
die dreiteilige Form umzuwandeln.
Über und vor der Pars horizontalis sup. lagert die Leber
mit der Gallenblase, in deren Nähe das Duodenum an der Leiche
gewöhnlich durch den Gallenfarbstoff gelblich imbibiert ist. .Vor
der Pars dpsrendens duodeni zieht das Mpsnrnlon transyprsiim in
transversaler Richttmg hinweg. Längs der Pars ascendens ver¬
läuft endlich die Radix mesenterii nach rechts und abwärts^ Durch
die über die Vorderfläche des Duodenum hinwegziehenden Ur¬
sprungslinien des Mesocolon einerseits und des Mesenterium an¬
dererseits werden am Duodenum drei Abschnitte abgegrenzt, von
denen jeder einzelne nur dann zu Gesicht kommt, wenn folgende
Manipulationen ausgeführt werden. Der erste Abschnitt, wel¬
cher vom Magen aus zu verfolgen ist, umfasst die Pars superior
(Pars horizontalis superior) nebst dem oberen Teile der Pars
descendens und reicht bis zum Mesocolon; man übersieht ihn,
wenn man die Leber gegen den Rippenbogen em¬
por h e b t. Der zweite Abschnitt, welcher beim Zurück-
>) Da das Ende des Duodenum nahezu in gleicher Höhe mit seinem
Anfänge, d. h. dem Pylorus, gelegen ist, so bildet dasselbe eigentlich nicht
ein Hufeisen, sondern einen unvollständigen, jedoch nahezu geschlossenen
Ring (Braune). Noch richtiger wäre es freilich, von einem unvollständigen
Drei^k oder Viereck mit abgerundeten Ecken zu reden (V- oder U-förmig).
Broesike, Anatomie. 9. AuO. 38
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594
schlagen des Colon transv. nach oben und der
Dünndärmenach links zu Tage tritt, entspricht dem u n-
t e r e n Teile des Pars descendens und der Umbiegungsstelle in
die Pars ascendens. Der dritte Abschnitt endlich besteht aus
der Pars ascendens und ihrem Übergange in die Flexura duodeno-
jejunalis und wird dadurch sichtbar, dass man bei aufwärts
geschilagenem Colon die Dünndärmel nach
rechts und ebenfalls nach oben hinüberlegt.
_ We Pars superior des Duodenum ist an ihrer Oberfläche gänzlich
vom Peritonaeum umhüllt, ist also, wie" inän zu sagen pllegi^ja^—
sacmm peritonaei gelegen. Die anderen beiden Abschnitte sind
dagegen nur an ihrer Vorderfläche vom Peritonaeum überzogen,
während die hintere Fläche durch lockeres Bindegewebe mit der
hinteren Bauchwand verbunden ist. Diese beiden Teile sind somit
extra saccum veniönaei gelegen.
Die Innenfläche desDuodenum zeigt vom Pylorus
bis zur Flexura duodeni prima eine etwas höckerige Beschaffen¬
heit, welche davon herrührt, dass die Schleimhaut hier dicht ge¬
drängt kleine verästelte tubulöse Drüsen, die B r u n n ’s c h e n
oder Brunner ’s c h^ji_Drü^nj_gljdMorfcwa^ enthält, welche
bis in die Submucosa hineinreichen und deren alkalisches Secret
eine Pewis.se Ähnlichkeit mit Hem PancrKis-safte zeiort und somit
ebenfalls bei der Verdauung eine Rolle zu spielen scheint. Ver¬
einzelt kommen diese Drüsen auch noch im übrigen Teile des
Duodenum Während scwnit der Anfangsteil des Duodenum
fajtfnfrei ist, besitzen die Pars descendens und ascendens duodeni
an ihrer Innenfläche grössere, mitunter vollkommen ringförmige
Querfalten, die Plicae circulares s. Valvulae conniventes KERKRINOII.
deren Name sich darauf bezieht, dass dieselben vielfach spitzwin¬
kelig confluieren. Die Valvulae conniventes sind Schleimhautfalten,
in welche sich zwar ein Fortsatz der Submucosa, aber keine
Muscularis hineinerstreckt, sie lassen sich auch nach Ent¬
fernung der Muskelhaut nicht verstreichen (Henle). Indem sie
sich vom Duodenum aus durch das ganze Jejimum fortsetzen,
werden sie immer niedriger und rücken immer weiter auseinander,
bis sie an der Genze zwischen Jejunum und Ileum ganz ver¬
schwinden. Mitten in der Concavität des Duodenum, also jn der
linken Wand der Pars descendens^ ist (ein wenig nach hinten)^ie~
gemeinsame^^^uijnüj|i_d_tyijg|^£t_ejJ_e_^_£S_Dji^tu^^cJ^oJ^
^ gelegen. Dies^Eumünoun^
stelle befindet sich stets auf der Höhe einer kleinen warzenförmi-
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595
gen Erhabenheit, der Papilla duodeni (Santorini), welche indessen
für gewöhnlich durch eine unmittelbar daneben gelegene Valvula
JCerkringii überlagert wird. ScMidiert man diese Mündung, so ge¬
langt man zunächst in eine Art von Ampulle oder Vorraum, das
Biverticulum Vateri, und kann alsdann nach oben in den Ductus _
_ choledochus. nach links in den Ductus pancreaticus eindringen.
Nicht selten ist der Verlauf des Ductus choledochus an der Innen¬
fläche der Duodenalschleimhauit durch einen Längswulst {Plica
longitudinalis duodeni) markiert, welcher zu der eben erwähnten
Valvula Kerkringii senkrecht steht. Im Übrigen ist das Duodenum
^ebenso wie der ganze übrige Dünndarm mit Zotten versehen. Nur
sind sie in der Pars Superior nicht fadenförmig, sondern mehr
breitgezogen oder falten^nlich. Solitäre (d. h. vereinzelte)
L V m p h follikel. im Duodenum
wie im ganzen übrigen . Darmkanal vorhanden.
2. Der I^erdarm, Jejunum, so genannt-, weil derselbe /
meist leer von Speisen gefunden wird, beginnt an _der Flexur^
duodenojejunalis, d. h. dort, wo der Dünndarm ein__e_igenfö Oe- '
kröse zu bekommen anfängt. Die untere Grenze des Jejuniun ist
nicht genau anzugeben. Man pflegt das Ende des Jejunum dort
anzunehmen, Danach wür- r
den (abgesehen v<Mn Duodenum) zwei Fünftel des gesamten Dünn¬
darmes dem Jejunum, ^ei Fünffel dem lle^ zuzurechnen seih.
Wie bereits oben erwähnt wurde, ist das leiunum gegenüber dem
Ileum durch sein grösseres Kaliber ausgezeichnet. Solitäre
Lymphfollike 1 , Noduli lymphatici sditarii, sind hier wie im
ganzen Darmkanal s|tets vorhanden, i) Nur sehr selten sind da¬
gegen die letzteren im Jqunum zu kleinen rundlichen Hau¬
fen vereinigt. Man hat solche Aggregate von Solitärfollikeln,
Noduli lymphaüci agyregati, auch als Peyer’sche Haufen
^oder Plaques, Insulae s. Agmina Peyefi, bezelcfiriet. ~jDas~Te-
junum besitzt die g r ö s s t e n Zotten. |
3. Der Krummdarm Hcum, zieht als Fortsetzung des
Jejunum in mannigfachen Windungen bis zur Fossa iliaca dextra,
um sich daselbst in den Anfangsteil des Dickdarmes, das Caecum,
einzusenken. Das Ileum nimmt vom Jejunum an allmählich nach
abwärts an Kaliber ab, so dass sich seine engste Stelle an der .
0 Die Solitärfollikel sind im normalen Zustande eben noch
mit blossem Auge zu erkennen, am besten wenn man den Darm gegen das
Licht hält. Geschwollen aber können sie die Grösse einer Linse erreichen
und sehr deutlich sichtbar werden.
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Einmündung in das Caecum befindet. ^Valvulae Kerkringii sind
im Ileum nie h t vorhand^. Dagegen ist die Schleimhaut ebenso
wie im Jejunum mit einzelnen Solitärfollikeln, NoduU
lymphcUici solitarii, versehen. Ausser diesen sind hier jedoch noch
grösste, länglich ovale Follikelhaufen, die
mui^, Nodul^j^tn^}iatic^ilj(^mia^ vorhanoen^welch^stets
^en^Änsatze^!es^^e^n^S^^^^SfaäM*nd mit ihrer Längsaxe
li^^r^ngsnaitung des Darmes liegen. Zotten sind zwar regel¬
mässig im Ileum da, werden jedoch gegen das Caecum hin immer
niedriger und kleiner. Im Gegensätze zu dem Jejunum pRegt der
Inhalt des Ileum schon eine faeculente Beschaffenheit zu zeigen,
leiunum und Ileum sind an ihrer Oberfläche völlig vom Perito-
nae]yfljl2£ddeide^jmddurch das Mesenterium an der hinteren
Bauchwand aufgehängt. Beide Teile des Dünndarmes werden clä^
her auch als Intestinum tenue mesenteyiale zusammengefasst.
b) D,.er Dickdarm.
Der P i c k d arm, Intestinum crassum, ist gegenüber dem
Dünndarme zunächst durch das grössere Kaliber ausgezeidinet,
ferner dadurch, dass sich an seiner Oberfläche^drei Verdickun-
u 1 a t u r . die sogen. Taeniae coli
befinden, welche, wie schon oben erwähnt wurde, dem uunn
darme vollständig fehlen. Von diesen Taenien entspricht die eine
dem Ansätze des Mesocolon {Taenia mesocoUca), die zweite dem
Ansätze des Netzes oder den mit ihm zusammenhängenden, fett¬
gefüllten beutelförmigen Appendices epiploicae {Taenia omentalisX
die dritte {Taenia libera) liegt an der Oberfläche des Darmes frei
zu Tage. Zotten und Pever’sche Haufen hat der Dickdarm nicht.
_ 1 der ganzen Ausaennung
des^lben Vorhänden T Fernei lagefT äii seiner Innenfläche überall
halbmondförmigeVorsprünge, die Plicae s. Valvulae
semilunares coli s. sigmoideae, hervor, welche jedoch nicht wie die
Valvulae Kerkringii einfache Schleimhautfalten sind, sondern ausser
der Mucosa und Submucosa noch Fortsetzungen der R i n g m u s-
culatur enthalten Zwischen den Plicae sigmoideae liegen
Ausbuchtungen der Wand des Dickdarmes, welche man
als Haustra coli bezeichnet hat. Nur im untersten Abschnitte des
Dickdarme^M^J^ectuni^inddiföelbei^iich^orhanden. Wie der
Dünndarm lässt sichaudiaer'"BI3!3äran^^r^^bschnitte,
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597
nämlich: 1) den Blinddarm, Caecum, 2) den Grimm-
d a r m , Colon, und 3) den Mastdarm, Rectum, einteilen.
1. Der Blinddarm, Intestinum caecum s. Typhlon, bildet
in der rechten Fossa iliaca einen abwärts hängenden, meistens all¬
seitig _ vom Peritonaeum bekleideten Blindsack und geht ohne
scHürT^Grenze aufwärts in das Colon über. Sein unteres Ende
ist mit einem kleinen regenwurmähnlichen Anhang, dem Wurm¬
fortsatz , Proc. vermif ormis, versehen, welcher sogar durch
sein eigenes Gekröse, das Mesenteridum vrocessus vermiformis, mit
der hinteren Bauchwandi verbunden ist und eine sehr variable
Lage zeigt. Etwas oberhalb des Wurmfortsatzes ist an der linken
Seite des Caecum die Einmündungstelle des Ileum
gelegen, welche stets durch eine Plica sigmojdea in der Weise hin-
durchtrit^ dass die letztere in zwei Lippen gespalten wird. Da
diese zweilippige Plica sigmoidea in das Lumen des Caecum hin¬
einragt, so gestattet sie wohl den Eintritt des Darminhaltes aus
dem Ileum in das Caecum, muss sich jedoch nach Art einer Klappe
schliessen, wenn der letztere aus dem Caecum nach dem Ileum
zurückzutreten sucht. Man hat sie a]sValvula coli s. ileocaecalis
s. Bauhini s. Tulpii bezeichnet. ' . •
2. Der Grimmdarm, Colon, welcher sich unmittelbar an
das Caecum anschliesst, kann in vier Abschnitte eingeteilt werden.
Der erste Abschnitt, das Colon ascendens, läuft als Fort¬
setzung des Caecum zunächst vor der rechten Niere, sodann mehr ’
medianwärts bis zur Leber nach oben, um schliesslich mit einer ‘
vor der Pars verticalis duodeni gelegenen Biegung, dtr tlexura coli
dextra s. hepatica, nach links in den zweiten Abschnitt,
das Colon transversum, überzugehen. Das letztere zieht alsdann
unterhalb der Pars superior duodeni und der grossen Curvatur
des Magens in transversaler Richtung bis zur Milz, um sich hier • .
unter Bildung einer zweiten Biegung, der Flexura coli sinistra s.
lienalis, in den dritten Abschnitt, das Colon descmdtns,
fortzusetzen. Das Colon descendens steigt sodann vor dem late- I
ralen Teile der linken Niere abwärts und setzt sich etwa an der
Crista iliaca in den vierten Abschnitt , ^as Colon sigmoi-
deum s. Flexura sigmoidea s. S r<^anum, fort, welches, seinem
Namen entsprechend, in der Fossa iliaca sin. eine S-förmige
Krümmung bildet imd etwa in Höhe der Articulatio sacroiliaca
-in das Rectum übergeht. Doch kann auch das Colon sigmoideiun
erheblich weit, bis in die rechte Bauchhälfte, hinübergelagert sein.
Von diesen vier Abschnitten sind nur das Colon ascendens und
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— ii'. j-UU-V 'b'vvion^^i^*A*AV
— 598 —
descendens dadurch einigermassen in ihrer Lage fixiert, dass ihre
hintere Fläche mit den hinter ihnen gel^enen Teilen durch locke¬
res Bindegewebe verbunden ist, während die vordere und die
Seitenflächen vom Peritonaetun bekleidet sind. Daher muss auch
bei der Colotomie der Schnitt hinten angelegt werden, wenn man
das Peritonaeum nicht verletzen will. Weiterhin tragen zwei
Bauchfellduplicaturen, das allerdings nicht immer vor-
handene Lia. hevatocoUcum (zwischen der imteren Leberfläche und
der Flexura coli dextra) und das Lig. phrenicocolicum (zwischen
dem ZwerchfeQ imd der Flexura coli sin.) zur Fixierung dieser
Teile bei. Das Colon transversum und sigmoideum sind dagegen
allseitig vom Peritonaeum überzogen imd durch ein langes
O e k r ö s e, llesocolon, mit der hinteren Bauchwand verbunden : sie
müssen somit, je nach der Länge des Gekröses, eine wechselnde
Lage haben. Ist das Gekröse sehr lang, so kann das Colon trans¬
versum sogar unterhalb des Nabels gelegen sein, ln gleicher Weise
kann (namentlich bei starker Ausdehnung durch Gase) das CcJon
sigmoideum bis in die Fossa iliaca dextra und sogar bis in die
Nähe des rechten Leberlappens hin verlagert sein. Das S. roma-
num bildet den engsten Teil des Colon; die Taeniae coli und in
gleichem Masse die Haustra und die Plicae semilunares sind an
demselben mitunter nur undeutlich ausgeprägt.
3. Der M a s t d a r m, Intestinum rectum, kann während seines
Verlaufes von der Articulatio sacroiliaca bis zur Afteröffnung in
drei Abschnitte eingeteilt werden, welche verschiedene Krümmun¬
gen zeigen. Der erste Abschnitt erstreckt sich in der Fron-
talebene von der Articulatio sacroiliaca bis etwa zum' zweiten
Kreuzbeinwirbell ind^ er mehr oder weniger die Medianlinie
nach rechts überschreitet Seine Concavität ist bald nach links,
bald nach rechts gerichtet. Dieser Abschnitt (das obere Drittel
des Rectum) ist gänzlich vom Peritonaeum umhüllt und be¬
sitzt demgemäss ein Gekröse {Mesöredum), ^än dem er
herabhängt. Der zweite Abschnit t~("das mittlere Drittel
des Rectum)^ entspricht der Aushöhlung desTKreuzbeines und ist
demgemäss mit der Concavität nach voni~ gelten. NüFseine Vor¬
derfläche ist vom Peritonaeum überzogen. Ohne scharfe Grenze
geht der zweite Abschnitt in den dFitten Abschnitt über,
welcher sich vor der Steissbeinspitze nach hinten und abwärts
krümmt, so dass seine Concavität nach hinten gerichtet ist. Dieser
dritte Abschnitt (das untere Drittel des Rectum), welcher am
After, Anus, endet, ist nicht mehr vom Peritonaeum überzogen
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599
und so geräumig, dass er fast eine ganze Faust fassen kann, wes¬
halb er auch AmpuJla recti, genannt wird. Etwas enger ist der
mittlere und am engsten der obere Abschnitt des Rectum, so dass
man nicht über den zweiten Kreuzbeinwirbel hinauf mit der Hand
Vordringen kann, ohne eine Sprengung des Rectum befürchten zu
müssen. Übrigens sind auch die beiden unteren Abschnitte des
Rectum meistens nicht genau in der Medianlinie gelten, sondern
pflegen die letztere ein wenig nach links zu überschreiten. Die
dem zweiten und dritten Abschmfte’eritsprethCödSirlCnanmungen
des Rectiun hat man auch als Kreuzbeinkrümmung,
Flexura sacralis. und Perinealkrümmung , Hexura peri-
nealis bezeichnet. Die Innenfläche des Rectum zeigt
meistens drei Plicae sigmoideae, von denen eine jede
aussen durch eine seitliche Einknickung der Wand markiert wird.
Jeder Einknickung der einen Seite liegt eihe Ausbuchtung der
anderen gegenüber. Die mittelste von diesen Plicae sigmcndeae
(£(jggeJmns»2|safe^rectivot^KOHLRAUSCHj_Jst die stärkste und
kommt auch am constantesten vor: sie [st beiläufig in der Höhe
der Plicae semilunares Douglasii, d. h. etwa 7 — 8 cm über der
Afteröffnung, gelegen. Die anderen beiden Plicae sigmoideae sind
etwa 2 — 4 cm höher und tiefer wahrzunehmen. Die mittlere nimmt
die rechte, die anderen leiden die linke Wand des Rectum ein.
Ausser diesen Querfalten finden sich dicht oberhalb der
Analöffnung (Pars analis rect'i) an der Schleimhaut Längs¬
falten, die Plicae longitukünales recti s^CdumnaerecMes^^
zwischen den letzteren befindlichen Gruben
(Sinns rectales) können mitunter Fremdkörper (Gräten, Nadeln
etc.) enthalten. Das Lumen des Rectiun erscheint hier in Folge
des Vorhandenseins dieser Längsfalten auf dem Qurschnitt stern¬
förmig. Dicht oberhalb der Analöffnung liegen unter der Schleim¬
haut meist stärkere Venengeflechte, Annulus hae-
morrhoidalis, welche wie eine Art von Wasserkissen, einen weichen
Verschluss des Anus bilden. Bei Stauungszuständen im Pfortader-
gebiet können diese Venen aus der Analöffnung hinausragen und
sogar zu Blutungen Veranlassimg geben (Hämorrhoiden). Am
Lebenden wird die Afteröffnung durch eine Verdickung der glatten
Ringmusculatur, den M. spkincter ani internus, verschlossen. Unter-
halb desselben, dicht Unter der Haut des Anus, also weit ober¬
flächlicher liegt der M. sphincter ani externus, welcher aus quer¬
gestreifter Musculatur besteht und deshalb willkürlich zum Ver¬
schlüsse des Anus benutzt werden kann.
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600
Entsprechend jener eben erwähnten Plica transversalis recti (Kohl¬
rausch) soll nach Hyrtl beim Lebenden die Rfngmusculatur für gewöhn¬
lich contrahiert sein, so dass die Kotmassen sich nicht im unteren Mast¬
darmende, sondern im Colon sigmoideum ansammeln. Da sich nadi dem¬
selben Autor diese Muskelfasern hier, wenn auch nicht immer, so doch in
vielen Fällen zu einem stärkeren Bündel zusammendrängen, so hat derselbe
an dieser Stelle einen Sphincter am tertiua angenommen, welcher übrigens
schon von NELATON als Sphincter ani superior vorher in die Anatomie ein¬
geführt war. Von anderen Autoren, wie z. B. Laimer wird eine Verdickung
der Ringmusculatur nur in dem Sinne zugegeben, dass die Plica transver¬
salis recti, wie alle Plicae sigmoideae in ihrer Schleimhaut noch stärkere
circuläre Muskelfasern bdierbergt.
c) Die microscopische Structur
des Darmkanales.
Die Wand des Darmkanales wird in folgende Schich¬
ten eingeteilt, welche sich im Grossen und Ganzen inbezug auf
ihren Bau durchaus wie die entsprechenden Schichten des Magens
verhalten, nämlich: 1) die Schleimhaut oder Mucosa,
2) die Suhmucosa, 3) die Muscularis, 4) die Sub-
serosa, 5)dieSerosa oder das Peritonaeum.
Die Schleimhaut besteht wie diejenige des Magens aus
Epithel und Substrat {Corpus proprium). Das Epithel ist im gan-
Epithelie?13l^f^7frTr9in!^?
im Speziellen sind- noch dadurch ausgezeichnet, dass sie an dem
freien Ende mit einem membranartigen Saume (oder Deckel)
versehen sind, welcher in senkrechter Richtung von feinen Poren¬
kanälchen durchbrochen ist und somit ein streifiges Aussehen
zeigt. Dieser ist so empfindlich,
dass er z. B. schon durch Wasser oder verdünnte Säuren quillt und
in stäbchenförmige Stücke zerfällt. Durch die Poren des Saumes geht
die Resorption der Speisebestandteile vor sich. Unter den Cylin-
derepithelien des ganzen Darmkanales finden sich vereinzelt noch
andere eigentümliche Zellen, die sogen. Becherzellen, vor.
Die Zellen besitzen keinen Saum, sondern tragen statt dessen an
dem freien Ende in einer weinbecherartigen Vertiefung eine helle
gallertartige Masse, welche aus Schleim zu bestehen scheint. Da be¬
sondere Schleimdrüsen im Darme nicht vorhanden sind, so wird
man wohl nicht fehlgehen, wenn man den Becherzellen die Se-
cretion des Schleimes zuschreibt, welcher sich schon normaler
Weise in geringem Grade, bei pathologischer Reizung der Schleim¬
haut selbst in grösseren Massen im Darme vorfindet. Das Sub¬
strat der Mucosa ist bindegewebig, zeic^ jedoch einen exquisit
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601
lymphatischen Charakter (s. S. 588 Anm.); ja es nimmt in den
Zotten fast ganz das Aussehen adenoiden Bindegewebes an.
In die Schleimhaut sind im oberen Teile des Duodenum die
verästelten tubulösen Brunn ’s chen oder Brunner ’s eben
Drüsen (s. S. 504), an dem ganzen übrigen Darmkanale die
Lieberkühn ’s chen Drüs e n_ eingelagert. Die B r u n -
ner’schen Drüsen, Glandulae duodenales^ liegen richtiger ge¬
sagt in der Submucosa, und zwar vom Sphincter pylori
bis zur Papilla duodenalis, gegen das Ende des Duodenum ver¬
schwinden sie. — Die Lieberkühn ’s chen, Glandtdae intes-
ünales. gehören zu den tubulösen. also sebUeWmugen JJrusenT
besitzen eine glashelle structurlose Membrana propria und sind
mit einem hellen Cylinderepithel ausgekleidet, welches durchaus
den epithelialen Charakter des betreffenden Dannstückes, zeigt.
Ittr_äll^aUschesSecreHst^^cJe^S2g£nj_,^äJ^jgi^3,f,tj_ÄMcgtj^^j^^
von~dein man annimmt, dass er ebenfalls zur Verdauung der
Speisen beiträgt, ltn Dünndarme sind die Mündungen der Lieber-
kühn’schen Drüsen zwischen gelegen.
Das Cylinderepithel der Darmzotten soll nach Haiden-
HAIN durch direkte Fortsätze mit den Bindegewebszellen innerhalb
der Zotten und die Bindegewebszellen wieder mit den Lymphge-
fässen der Zotten in Verbindung stehen. Jede Zotte besitzt näm-
lich in ihrer Achse ein capilläres Lymph- oder Chylusgefäss, durch
welches der in die Zotte eingeluhrte Speisebrei~(6ViywMg) abgetührt
wird. Dieses centrale Lymphgefäss ist immer von Blutcapillaren
umsponnen. Zwischen den Blutcapillaren und den Lymphcapilla-
ren ist als Fortsetzung der Muscularis mucosae (s. S. 589) eine
Schicht von glatten Muskelfasern gelegen, welche bei ihrer Con-
traction das Lymphgefäss schnell entleeren und die Zotte verkürzen.
Die nachherige Aufrichtung der Zotte erfolgt durch den Blutstrom,
welcher sich in die Arterien ergiesst.
Für die übrigen Schichten der Darmwand gilt
im allgemeinen dasselbe was beim Mag e j^S. 580 und S. 590
bereits gesagt worden ist. Nur von der Muskelschicht ist
für den Darm zu bemerken, dass sich an derselben überall deut¬
lich eine äussere longitudinale und eine innere ci r-
5:uläre Schiich t unterscheiden lassen. Etwas oberhalb des”
M. levatoi ani strahlen von der Längsfaserschicht des Rectum
einige Muskelfascikel (Mm. rectococcijgei TREITZ auf die benach¬
barte Vorderfläche des Steissbeines und in die Beckenfascie aus.
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Die Nerven des Darmes werden vom t^mjialhicus (s. S. 590) und
wahrscheiiiircTi auch vorn i'agus (s. S. suD c) geliefert. Von den A r -
I t e r i e n versorgt die A. mesenierica sicp. den Dünndarm durch ihre Ää.
1 intestinales, das Caecum durch die ÄTueocoltca. das CöTönT ascendäir durch
1 die .1. colica dextra das Colon transversum durch die .-1. colica inedia, die
1 A. mäenterlcii infer. aas ixiion aescendertS durch — die Ar tolica sinütiu, die
1 ^ Flexura sigmoidea durch die .la.mHKttdlfaf und 'das obere Drittel” des"Rec:
Itum durch die A. haemorrhoidaTifsüperiör. DaS' rnittlere E)rittel— der Rectum
und zum Teil dis ünfere verborgt die A. haemorrhoidalis media. Das untere
Drittel bekommt auch noch Äste von der A. haemorrhoidalis inferior aus der
A. pudenda communis. Das Duodenum wird in seiner oberen Partie von
j A. pancreaticoduodenalis Superior ans der A gastroduodenalisdtx A. hepiatica,
i in seiner unteren von der A. pancreaticoduodenalis inferior, einem Aste der
A. mesenterica superior, versorgt. Die gleichnamigen Venen treffen
\ schliesslich in der Plortader zusammen, in welche sich ihr Blut ergiesst.
Die Lymphgefässe dringen durch die Lymphoglandulae mesente-
ricae und coeliacae zum Trttneus intestinalis und dann in den Ductus thoracicus.
VI. Die Leber.
Die Leber, H^r s. Jecur, ist die grösste Drüse des mensch¬
lichen Körpers und hat eine platte vierseitige Form mit abgerun¬
deten Ecken. Man unterscheidet an ihr eine convexe obere und
eine concave untere Fläche, ferner einen scharfen vor d e^
r e n und einen stumpfen hinteren Rand exier besser
Fläche, endlich die beiden Seitenränder, welche vom
mehr scharf, hinten wiederum stumpfer zu sein pflegen.
Die convexe obere Fläche grenzt an die Concavität des
Zwerchfelles, mit einem kleineren Teile (dem Thoraxeinschnitt ent¬
sprechend) an die vordere Bauchwand. Die concave untere
Fläche liegt über der kleinen Curvatur und der Vorderfläche des
Magens nebst der sich an den letzteren anschliessenden Pars hori-
zontalis sup. duodeni; auch die Flexura coli dextra, das obere
Ende der rechten Niere und die rechte Nebenniere stehen mit der
unteren Leberfläche in Berührung. Die hintere Fläche, Faäes
posterior, grenzt an die Pars lumbalis des Zwerchfelles, an die V.
cava inferior und an die Aorta. Der scharfe vordere Rand
(Margo anterior) steht etwas tiefer; er ist hinter dem rechten unte¬
ren Thoraxrande, weiter vorn hinter der vorderen Bauchwand ge¬
legen. J)ie untere Lebergrenze entspricht rechts hinten
imgefähr demniB^ifttl! Brustwirbel und zieht alsdann an der
rechten Körperseite längs* des unteren Thoraxrandes bis zur Mitte
des X. rechten Rippenknorpels n^lLvom, um hierauf im Thorax-
~eTnschnitte schräg zur Mjtte des linken VII. Rippenknorpels zu
verlaufen. Das linke Ende der Leber pflegt sich schliesslich von
der Cardia hinweg bis zur Mitte der linken Zwerchfellkuppe zu
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— 603 — ‘'■’ l'•‘■,‘l.(. v< ' . .
erstrecken. Der höchste Punkt der Leber ist stets von
dem Stande des Zwerchfelles abhängig, über welchen S. 140 das :
Nähere gesagt ist. Im Übrigen sind die Fc*rmverhältnisse und ^
damit auch die Grenzen der Leber sehr wechselnde. j 7
In ihrer Lage wird die Leber hauptsächlich durdi zwei
peritonaeale Bänder erhalten, welche beide von der unte¬
ren Fläche des Zwerchfelles zur oberen Leberfläche hinabsteigen.
Das eine von diesen Bändern, das Lig. falciforme (s. suspenso-
rium) hepoHs, ist in der Medianlinie des Körpers gelegen und er¬
streckt sich mit seinem vorderen freien Rande bis zum Nabel. In
diesem freien Rande eingeschlossen zieht vom Nabel zur unteren
Leberfläche als dicker Bindegewebstrang das Lig. tei^ h^tüts hin,
welches der ehemaligen, obliterierten NaMvene entspricht. Nach
hinten stösst das Lig. falciforme rechtwinklig an das zweite Be¬
festigungsband, das Lig. coronarium hepatis, welches oberhalb der
hinteren stumpfen Leberfläche in n^ezu frontaler Richtung ver¬
läuft und jederseits mit einem freien Rande endigt. Nach abwärts
steht die Leber durch das Lig. hepatogastricum, h^atoditodmale, he-
patorenale und hepatocolicum mit den entsprechenden Nachbar¬
organen in Verbindung. Diese Nachbarorgane hinterlassen an der
unteren Leberfläche fast sämtlich Eindrücke, welche aber an der
herausgenommenen Leber mit Ausnahme der Impressio renalis
meistens nicht mehr deutlich wahrgencnnmen werden können.
Die Oberfläche der Leber ist nun dem Lig. falci¬
forme entsprechend in einen kleineren linken und in einen
grösseren rechten Lappen geteilt. Dem vorderen Ende des
Lig. falciforme entspricht am vorderen Leberrande ein
Einschnitt, Incisura umbilicalis (interlobularis), durch welchen das
oben erwähnte Lig. teres zum Nabel zieht. Rechts von der Inc.
umbilicalis findet sich ferner am vorderen Rande der Leber die
Inösura vesicalis, ein seichter Einschnitt, über welchen der Blind¬
sack der an der unteren Leberfläche befestigten Gallenblase nach
vorn hinausragt. Dieser Punkt liegt nach GERHARDT eine Finger
breite unter der Vlll. Rippe, ungefähr zwei Fingerbreiten von der
.Medianlinie entfernt. Der hintere Rand der Leber zeigt an
dem hinteren Ende des Lig. falciforme ebeiifalls einen Einschnitt,
die Incisura vertebralis, deren Lage der dort befindlichen Prominenz
der Wirbelsäule nebst den vor der letzteren gelegenen grossen Ge-
fässen (Aorta und V. cava inf.) entspricht. Die untere Le¬
be r f 1 ä ch e wird durch drei Gruben, welche zusammen die Ge¬
stalt eines unvollständigen H zeigen, in verschiedene Abschnitte
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604
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fn^ V. ■■.-..UUt
geteilt. Die längste dieser drei Gruben, die Fossa sagittalis (lon-
gitudinalisl smistra. entspricht in ihrer Lage genau dem Lig. falci-^
forme hepatis, verläuft also in der Medianlinie des Körpers und
markiert an der unteren Leberfläche die ljren2sFzwischen dem
linken und dem rechten Leberlappen. Der vordere Teil der Fossa
sagittalis sinistra wird von dem erwähnten Lig. teres, der hintere
Teil von einer Fortsetzung des letzteren, einem bindegewebigen
Strange, dem Lig. venosum (Arantii) durchzogen, welches beim
Foetus als Ductus venös. Arantii die Nabelvene mit der V. cava inf.
verbindet. Weiter nach rechts ziehen parallerder Fossa sagittarte
sinistra die Fossae sagittales (longitudinales) dextrae, von denen die
vordere als Fossa vesicae felleae bezeichnet worden ist, weil in
derselben die Gallenblase, Vesica fellea, liegt. Verlängert
man die Fossa vesicae felleae nach hinten, so kommt man über
eine Brücke von Lebersubstanz hinweg in die hintere kurze Fossa
venae came, in welcher die V. cava inf. glelegen ist. In die V.
cava inf. münden an dieser Stelle die V v. h e p a t i c a e immittel¬
bar nach ihrem Austritte aus der Lebersubstanz ein. Zwischen den
beiden Fossae sagittales (dextra und sinistra) verläuft in der Mitte
der unteren Leberfläche eine quere Furche, die Forta (Hilus)
hepatis s. Fossa transversa, in welche die meisten Gefäsise uiid
Nerven der Leber eintreten, nämlich die Pfortader, die A.
h e p a t i c a und der Ductus hepaticus, ferner die
Lymphgefässe und die Nerven, welche vom Vagus imd
vom Sympathicus stammen! Den~ vor der Porta hepatis
gelegenen Abschnitt der unteren Leberfläche hat man als Lohns
quadratus s. anterior bezeichnet. Hinter der Porta lie^ der
Lobus caudatus s. posterior s. S p i g e 1 i , von welchem ein
stumpfer Vorsprung, Proc. papillaris, über die Porta hepatis hin¬
weg weit nach vorn und abwärts ragt. Nach rechts hin hängt
der. Lobus Spigeli durch die vorhin erwähnte Brücke von Leber-
subgtanz. Proc. caudatns. mit dem übrigen Teile des rechten Leber¬
lappens zusammen. Meist ziemlich deutlich ist noch an der un¬
teren Fläche des rechten Leberlappens nahe dem hinteren Rande
die Impressio rencdis zu sehen, welche vom oberen Ende der rech¬
ten Niere herrührt. Undeutlich ist am linken Lappen eine Impressio
gastrica, deutlicher ein Vorsprung (Tuber omentale)^ welcher dem
Processus papillaris gegenüberliegt. Bei weiblichen Individuen,
welche sich lange Zeit stark zu schnüren- pflegten, zeigt sich der
Einschnürungstelle entsprechend an der oberen Lebeifläche eine
horizontale, ringförmige Furche, welche zuweilen so tief gehen
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605
kann, dass die Leber dadurch deutlich in einen oberen und einen
unteren Lappen geteilt wird. Ausser der ringförmigen Einschnü¬
rung ist der Schnürleber noch eine nicht imerhebliche Vergrösse-
rtng im verUcälelTT^urcllmesser auf Kosten der übrigen Dimen¬
sionen eigentümlich. Auch seichte, striemenartige sagittale Furchen
können als Folge der Einschnürung an der oberen Leberfläche
vorkmnmen. Andere, mehr spaltenähnliche Furchen (Rintae caecae),
durch welche die Leber mitunter noch in kleinere Lappen geteilt
wird, sind dagegen congenital. Im übrigen zeigt die Oberfläche
der Leber überall ein spiegelglattes, glänzendes Aussehen, welches
von dem Peritonaealüberzuge derselben herrührt. Die natürliche
Farbe des Organes ist ein Braunrot, welches durch eine Mischung
aus der roten Farbe des Blutes tmd der bräunlichen des Drüsen¬
parenchyms entsteht.
Macht man einen Schnitt durch die Lebersub¬
stanz, so kann man schon mit blossem Auge eine an manchen
Stellen sehr deutlidi hervortretende Zeichnung von nebeneinander
liegenden, polygonalen kleinen Feldern erkennen, welche übrigens
auch an der Oberfläche der Leber unter dem Peritonaealüberzuge
nicht selten wahrzunehmen sind. Diese kleinen Felder entsprechen
den Leberläppcheni oder Leberinseln, Lobuli s.
Acini, aus denen sidi das Organ zusammensetzt. Bei einzefnen
Tieren, z. B. beim Schweine und beim Eisbären, sind nun die
Leberläppchen durch bindegewebige Scheidewände vollständig von
einander geschieden. Beim Menschen ist dagegen die Bezeichnung
„Leberläppchen“ insofern keine korrekte, als dieselben nur durch
die Verzweigungen der an der Porta hepatis eintretenden Gefässe
unvollständig von einander abgegrenzt werden, während sie im
Übrigen durdi die ganze Lebersubstanz continuierlich Zusammen¬
hängen. Beim Menschen ist zwischen den Läppchen auch n u r
iji der Umgebung der eben genannten Gefässe
interstitielles Bindegewebe vorhanden. Dieses
Bindegewebe bildet an der Porta hepatis um die hier eintretenden
Organe unter dem Peritonaeum eine ziemlich feste Lage, die sog.
Capsula fibrosa (Glissoni), und zieht von hier mit den portalen Ge-
fässen in die Leber hinein. Den einzelnen Lobulus kann man als
ein vier- oder fünfkantiges Prisma betrachten, dessen eines Ende '
kuppenförmig abgerundet ist. Im Querschnitte muss sich derselbe
als ein fast regelmässiges Vier- oder Fünfeck darstellen, im Längs¬
schnitte hat er die Form eines schmalen Viereckes, dessen eine
Schmalseite abgerundete Ecken besitzt, und auf schrägen Schnitten
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606
müssen natürlich je nach der Schnittrichtung Übergangsbilder
zwischen den beiden eben genannten Figuren entstehen (s. Fig. 29).
Der genauere Verlauf der Gefässe in der Leber gestaltet sich fol¬
gendennassen.
Die V. p o r t a e , die A. h e p a t i c a und der Ductus
h e p a t i c u s , welche an der Porta hepatis zusammen in die
Leber eintreten, bleiben auch bei ihren mannigfachen Verzweigun¬
gen in der Leber stets zusammen und gelangen schliesslich zur
Peripherie der Lobuli, welche sie mit ihren Endästen
umspinnen (s. Fig. 29). Diese Endäste hat man, weil sie zwischen
IVig. 29.
Schema für die Verzweigung der Blutgefässe der Leber. Rechts sind zwei Läppchen
der Länge nach, links der Quere nach durchschnitten. Die Äste und die Capillarzone der Leber¬
vene sind dunkel, die der Pfortader heil dargesteilt. Der Einfachheit wegen sind die in den
Capiliarmaschen gelegenen Leberzelien nicht gezeichnet.
den einzelnen Lobuli gelegen sind, als Vasainterlobuhrm bezeich¬
net. Von den Vv. interlobulares der Pfortader gehen hüiTtn das
Innere der Lobuli Capillaren hinein, welche die im peripheren
JTeile des Lobulus gelegenen sog. ^fortadercapillar-
z o n e bilden. Im Gegensätze zur Pfortader treten die W. h e -
paticae als Äste der V. cava inf. am hinteren Leberrande iso¬
liert in die Lebersubstanz hinein und verlaufen in der letzteren
mit allen ihren Verzweigungen, ohne von irgend einem anderen
Gefässe begleitet zu sein. Ihre feinsten Zweige werden als Vv. cm-
trales s. intralobulares bezeichnet, weil sie in die Axe des Lobulus
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eintreten, so dass also der letztere auf der Lebervene wie die Him¬
beere auf ihrem Zapfen aufsitzt. Von jeder V. centralis gehen
wiederum Capillaren in den Lobulus hinein, um in der Mitte des¬
selben die Lebervenencapillarzone zu bilden. Auf
dem Querschnitte eines Lobulus sieht man nun die periphere Pfort-
adercapillarzone normaler Weise stets heller gefärbt^ als die in
der Mitte des Lobulus gelegene Lebervenencapillarzone. Diese
verschiedene Färbung rührt davon her^ düs^ erstens
die Pfortaderzweige an der Leiche weniger Blut enthalten, zweitens
die Leberzellen der Pfortadercapillarzone stets fetthaltiger sind,
weil das ^m Därme resorbierte Fett von der Pfo^der und den
niit ihr verlaufenden Lymphgefässen zuerst zur Peripherie des Lo¬
bulus geführt wird. Doch müssen natürlich die grösseren
Aste der L^ervene ebenfalls zwischen den Lobuli gelegen
sein. Die kleinsten Lebervenenzweige, in welche sich die Vv. in¬
tralobulares ergiessen, hat man auch als Vv. suhlqbulares_ besonders
bezeichnet. Doch sollen nach HENLE eine grosse Anzahl von Vv.
centrales auch direkt in die grösseren Lebervenenäste einmünden.
Auf einem Leberschnitte unterscheidet man mit blossem Auge die
Lebervenen und die Pfortaderäste durch folgende Merkmale. Ein
jeder Querschnitt eines Pfortaderastes hat in
seiner unmittelbaren Nähe zwei kleinere Gdässquerschnitte, von
denen der eine einer Leberarterie, der andere einem Zweige des
Ductus hepaticuB entspricht. Alle drei Gefässquerschnitte sind von
einem feinen hellgrauen Ring von Bindegewebe Umgeben. Die
Lebervenenäste dagegen haben niemals einen anderen Ge-
fässquerschnitt neben sich, und ihr Lumen sieht stets so aus, als
ob es mit einem Locheisen in die Lebersubstanz eingeschlagen
wäre, weil es nicht von Bindegewebe umgeben, sondern fest an
die benachbarten Leberzeilen angeheftet ist. Sieht man in das
Lumen eines grösseren Lebervenenastes hinein, so gewahrt man
stets eine grosse Menge vcm kleineren Nebenästen, welche nach
allen Seiten hin abgehen (die Vv. hepaticae minores der Autoren).
Im Übrigen gdien natürlich die üapillaren der Pfortader direkt
in diejenigen der Lebervenen über, indem sie ein Netzwerk bil¬
den, dessen Maschen überall ziemlich gleich weit sind und die
Leberzellen enthalten.
Die Leberzellen sind wirkliche E p i t h e 1 z e 1 1 e n
mit grossem, bläschenförmigem Kerne und einem fein granulier¬
ten Protoplasma, welches nicht selten Gallenpigment oder Fett¬
tropfen enthält. Das Vorkommen von Fetttropfen ist eine durch-
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608
aus normale Erscheinung; nadi jeder Mahlzeit finden sie sidi in
grösserer Menge in den Zellen vor und verschwinden wieder,
wenn die Verdauung beendet ist. An der Peripherie jeder Leber¬
zelle sieht man einen oder mehrere concave AbÄücke, welche von
den Blutcapillaren der Leber herrühren, so dass man also sagen
kann, dass jede Leberzelle mit mindestens einer Blutcapillare in
Berührung ist (s. Fig. 3Ö). Wenn man einen feinen Leberschnitt
anfertigt und die Leberzellen durch fortgesetztes Auspinseln aus
demselben entfernt, so findet man in den Maschen des Capillar-
netzes noch feine Fäden vor, sogen.^G itterfasern, welche
von einigen Autoren für Bindegewebstränge, von anderen für
collabierte Lymphgefässe und wieder von anderen für eine Art
von rudimentären Tunicaei propriae der Leberzellen angesehen
werden. Jedenfalls ist also innerhalb der Lobuli Binde¬
gewebe in nennenswerter Maige nicht mit Sicherheit nachzuweisen.
Zwischen je zwei bMiach-
barten Leberzellen liegen die
Blut¬
capillaren
Gallen^
capillarm
Fig. 30.
Schema für das Verhalten der Leberzellen
zu den Blut- und Oallencapi Haren.
feinsten Gallengänge, welche
auch als Gallencapil-
1 a r e n bezeichnet sind; sie
dienen dazu, das Secret der
Leberzellen, die Galle, in sich
aufzimehmen tmd aus dem Lo¬
buli in die Verzweigungen des
Ductus hepaticus zu leiten. Die
Gallencapillaren bilden durch
den ganzen' Lobulus hindurch (ähnlich wie die BlutcajMllaren) ein
continuierliches Netzwerk von anastomosierenden Gängen. Die
Blut- und Gallencapillaren liegen jedoch nicht zusammen. Die
Blutcapillaren verlaufen an den Kanten der Leberzellen, die Gallen-,.
capillaren über die Fläch^CT derselben, wie es obiges Schema zeigt.
Diese Gänge besitzen jedoch keine eigene Wand, sondern
stellen nur röhrenartige Lücken dar, welche zwischen je zwei be¬
nachbarten Leberzellen gelegen sind; mit ihnen beginnen die Drü-
senkanäle der Leber, Ductus hüi/eri. Aus deni^ intralobülaren
Gallencapillaren gelangt die Galle in die interlobulären
G a 1 1 e n g ä n g e (Ductus interlobulares), welche lediglich aus Cy-
linderepithel bestehen, das auf einer glashellen Tunica pnopria
sitzt. Die grösseren Gallengänge haben Cylinderepithel
und ein bindegewebiges, mit elastischen Netzen reichlich versehe¬
nes Substrat, in welchem sich zahlreiche Schleimdrüsen eingelagert
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609
finden. Ausserdem besitzt die Wand dieser Gallengänge flache
ririihrhpti kleine Blindsäcke, welche sich in ihrem Aussehen
vielfach an die eben erwähnten Drüsen anschliessen und' nach
Hbnlb als Reservoirs für die ü^schüssige secemierte Galle
dienen. HBNLB neigt übrigens der Ansicht zu, dass auch die ~^ir
erwähnten Gallengangdrüsen nicht irgend ein Secret absondem,
vielmehr nur als Behälter aufzufassen sind, weldie sich im Stau¬
ungsfalle mit der abgesonderten Galle füllen. Indem nun die
grösseren Gallengänge zu immer gröberen Ästen zusammentreten,
' entsteht schliesslich ein gemeinsamer Ausführungsgang, der Dudtts
hepaücus, welcher an der Porta hepatis hervortritt. Der Ductus
hepateus vereinigt sich wieder mit dem Ausführungsgai^e der
Gallenblase, dem Ductus cysticus, zu einem gemeinsamen Gange,
dem Ductus choledochus, welcher zimächst im freien Rande des Lig.
hepatoduodenale, sodann hinter der Pars superior duodeni und"
_dem Kopfe des Pancreas zty Pars desö^dens duodeni hinzieht,
an deren Concavität er zunächst auf eine Str^e von etwj. _14inni
zwischen A^scularis und Schleimhaut verläuft (entsprechend der
Plica longitud. duodeni), um schliesshdi zusammen mif dem Duc¬
tus pancreaticus in das Darmlumen einzumünden.
Die Gallenblase, Vesica fellea, bildet ein Reservoir für
die während, der verdauungslreien Zeit uoerschüssig secemierte
Galle und nimmt den vorderen Teil der Fossa sj^itt. dextfä ein,"^
wo sie durch Bindegewebe ziemlich fest an die Lebersubstanz an¬
geheftet ist. Sie hat eine bimförmige Gestalt und pflegt mit ihrem
vorderen blinden Ende, dem Grunde, Fundus vesicae fellae,
den vorderen Leberrand etwas zu überragen (s. auch S. 6Ö3). Das
hintere Ende, der H a l'^, CoßMm Vesicae, gdit in den bereits er¬
wähnten Ausführungsgang der Gallenblase, deiiT Ductus cysticus,
über. Den zwischen Fundus und Collum gelegenen Teil des Or¬
ganes kann man als Körper, Corpus vesicae, bezeidinen. Die
_W and der Gallenblase hat innen ein feines Gitterwerk von
SchJeimhautfalten. Im Halse der Jjallenblase treten an die Stelle
dieses Gitterwerkes Querfalten, welche vielfach zu einer einzigen
spiraligen Falte, der sogen. Vait)«?a sgtrg^jm^Jjfiifiteri, zusammen-
fliessen, die sich weit in den buctiis cysticus fortsetzen kann. Die
Innenfläche der Gallenblase ist im Übrigen mit Cylinder-
_ e p i t h e 1 bekleidet, welches ganz ähnlich wie “ das Dünndarm-^
* epiinel m ^mer freien Oberfläche einen Saum trägt. Dieser Saiun
soll sich übrigens auch an dem Epithel der grösseren und mitt¬
leren Gallengänge vorfinden und sich erst in den Vasa interlobu-
Broesike, Anatomie. 9. Äufl. 39
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610
Uuria verlieren. Das Substrat der Gallenblasenschleimhaut be¬
steht aus abwechselnden Lagen jycm Bindegewete ui^ netefönni-
gen' Muskelfasern, welche inldasOittorwerk eingelagert sind. Nach
verschiedenen Autoren sollen sich auch im Ductus choledochus,
hepaticus und cysticus sowie den übrigen grösseren Gallengängen
hier und da glatte Muskelfasern vorfinden. Von anderen wird
dagegen das Vorkonunen derselben in Abrede gestellt. Da die
Galle sich während der verdauungsfreien Zeit in der Gallenblase
ansammelt, so sollte man theoretisch wenigstens dem Ductus cho¬
ledochus glatte Muskelfasern vindicieren, welche durdi ihre Con-
traction den eben genannten Gang während der verdauungsfreien
Zeit verschliessen und auf diese Weise bewirken würden, dass die
von der Leber secemierte Galle ihren Weg nidit dimdi den Duc¬
tus choledochus in den Darm, sondern durch den Ductus cysticus
in die Gallenblase nimmt. Das Vorkommen vcm Schleimdrüsen
in der Wand der Gallenblase wird von LUSCHKA und Henle be¬
hauptet, von Theile und KOELLIKER gänzlich bestritten.
Wie aus dem Gesagten hervorgeht, kann man die Leber des
Erwachsenen nicht ohne weiteres zu den zusammengesetzt tubu-
lösen Drüsen rechnen. Die vergleichende Anatomie und die Ent¬
wickelungsgeschichte lehren indessen, dass die Leber ursprünglich
ein tubulöses Organ ist dessen einzelne Schläuche sich erst später
durch Anastomosen verbinden. Bei niedrigen Tieren, wie z. B.
den Schlangen, ist die Leber noch ein rein tubulöses Organ.
Eine besondere Art von Gallengefässen stellen die sc^oiann-
ten Vasa aberranüa vcw. Es sind miteinander anastomosierende
,GaHengänge. welche sich nicht im Leberparenchym, sondern im
Lig. coronarium hepatis, ganz umgeben von Bindegewebe, vör-
finden. Auch abnorme i^ritonaeale Brücken, welche sich zuweilen
über die Leberfurchen hinausspannen, können dergleichen Gallen¬
gangnetze enthalten. Man muss sich vorstellen, dass zwischen die¬
sen Vasa aberrantia ursprünglich ebenfalls Leberzellen gelten
waren, welche jedoch im weiteren Verlaufe der Entwickelung ge¬
schwunden sind.
Was die Blutgefässe der Leber betrifft, so sind als z u f ü h•
r e n d e G e f ä s s e die Pfortader T’ portae. und die L e b e r a r -
terie, A. hepatica^ zu nennen. Über den Verlauf und die Verästelung
der Pfortader in der Leber ist bereits oben das Wichtigste gesagt worden.
Die A. he^tica ist als ein FaspWratMm s. nutricium der Leber aufzufassen,
da .die jlus derselben hervorgehenden Caplllaren sich lediglich in dem um
die Pfortader und die Oallengänge befindlichen (periport^en) Bindegewebe
verästeln. Das Blut aus diesen Capillaren geht in kleine Venen über, welche
sich in die Pfortaderäste ergiessen und deshalb auch' alsXeberwuf-
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611
zeln der Pfortader bezeichnet werden. Die ausserhalb der
Ijcber jgrelegenen Wurzeln der Pfortader sind natürlich im Verdauungskanale
tind seinen Anhängen zu suchen (s. S. 358). Als alleinige ausführende
Blutgefäs 8 e sind die Vv. hepaticae zu nennen, welche sich in die
V. cava inf. ergiessen.
Die Lymphgefässe der Leber sind nach y.WiTTiCH u. A, schon
innerhalb der Lobuli nachzuweisen. Sie sollen hier zwischen den Blut-
capiUaren imd Leberzellen, also perivasaüär, gelegen sein. Indem sie als^
dann aus dem Lobulus heraustreten, umspumen sie die interlobulären Blut¬
gefässe, um weiterhin zum Teil mit den Zweigen der Pfortader ziu: Porta
h^tis, zum Teil durch die Ligamente der &ber~ zu den Lymphgefässen
des^wefchfelles zu gelangen. — - -
N e r V der L^r werden von den Bami hepaiici des N.vagas
und N. sympaUiicua geliefert, welche an der Porta hepatls mit Sen Bluige-
gefässen in die Leoer hineinziehen. Ausserdem sendet der N. phrmicm die
j Br, vhrenicoahdominales nach abwärts, welche das Zwerchfell durchbrechen
und durch das Lig. coronarium und falciforme zur oberen Fläche der Leber
gelangen. Wie es scheint, sind die Sympathicuszweige vasomotorisch, alle
übrigen sensibler Natur: denn es ist bisher noch nicht der sichere Nach¬
weis gelungen, dass die Secretion der Galle unter Nerveneinfluss erfolgt.
VII. Das Pancreas. ' <
Die B a uchspeicheldrüs e.Pancreas. ist eine zusam¬
mengesetzt tubulöse Drüse von rötlich-grauer Farbe und langge¬
streckter, platter oder audi auf dem Querschnitte _dreiseitiger‘)
O^alt, an welcher man ein rechts gelegenes breites Ende, den
' ^ < K o p f . Caput pancreatis, den das Mittelstück bildenden Kör- ,
/ / per, Corpus pancreatisf. und ein nach links gelegenes schmales Ende,
'/ . / den Schwanz, Cauda pancreatis, unterscheidet.^) Die Aus- ,
'''■ führungsgänge der Drüsenläppchen gehen sämtlich in einen ge-
■ meinsamen Ausführungsgang, den Ductus pancreaticus s. Wirsun-
gianus, über, welcher in der Längsaxe des Organes,
ganz um^ben von Pancreassubstanz, von links nach rechte zieht
und zusammen mit dem Ductus choledochus (s. S. 60Q) ins Duo-
denum mündet. Der Ausführungsgang hebt sich durch seine^^
weissgraue Farbe deutlich von der rotgrauen Drüsensubstanz ab.
In Bezug auf diemicroscopische Structur imter-
scheidet sich das Pancreas nidit von anderen tubulösen Drüsen.
Die Drüsenläppchen enthalten ein vollsaftiges niedriges Cylinder-
Wenn das Pancreas eine solche Form hat, kann man an demselben
ausser einer vorderen und hinteren noch eine untere Fläche,
Facies anterior, posterior und inferior, unterscheiden.
2) £)er Kopf des Pancreas biegt oft hakenförmig nach links und unten
um, Processus uncinatus s. Pancreas Winslowii, umfasst die Vena mesenterica,
vrelche dann in einem- Einschnitte oder einer Rinne des Pancreas, Incisura
. pancreatica, liegt. An dem MittelstUcke findet sich entsprechend den Wir¬
belkörpern oh eine Vorwölbimg, Tuber omentale, während weiter links die
vordere Fläche ausgehöhlt ist für die Aufnahme der hinteren Magenwand.
39*
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r
epithel, dessen Protoplasma an der dem Lumen zugekehrten Seite
mit einer Anzahl' von stark lichtbrechenden Körnchen ausgefüllt
ist, welche schwinden, wenn die Drüse in Tätigkeit tritt. Aus
diesem Grunde hat man jn denselben das t^ancffeasfenuentT-P a n-
c r e a t i n oder Trypsin, vermutet. Nach anderen Autoren
(cf. HenlE) sollen di^ Körnchen aus Fett bestehen.
Eigentümliche, in gefärbten Präparaten hellere, mit weiten
Capillaren versehene Zellhaufen werden als „L a n g e r h a n s-
.,s c h e ins e 1 n“ bezeichnet.
Wichtig ist die Lage des Pancreas innerhalb der Bauch-
höh'e. Die vordere Flädie desselben ist vom parietalen Blatte des
Peritonaeum bekleidet, welches die hintere Wand der Bursa omen-
talis ts. das Nähere darüber weiter imten beim Peritonaeum) bil-
■«^-'^/A<^u'/det. Dicht vordem Pancreas liegt der Magen; beide -Or*'
< gane sind nur durch einen schmalen Spalt, die Höhle der eben
' ' genannten Bursa omentalis, getrennt. Die hintere Pancre-
: a s f 1 ä c h e ist in der Höhe des I. Lendenwirbels vor der Aorta
und V. cava inf. sowie vor der Pars lumbalis des Zwerchfelles
gelegen. Das rechte Ende, der Kopf des Pancreas, ragt
in die Concavität des Duodenum hinein, wo es mit der Dannwand
, fest verwachsen ist. Das linke Ende, der Schwanz des Or¬
ganes, steht mit der inneren Fläche der Milz und mit dem
oberen Ende der linken Niere in Verbindimg. Längs des oberen
Randes des Pancreas verlaufen ^e A. und mitunter auch die V.
lienalis zur Milz. Doch kann die V. lienalTs auch mehr an der
hinteren Fläche oder ausnahmsweise sogar längs des unteren Ran¬
des des Organes von links nach rechts zur Pfortader zu ziehen,
welche wiederum hinter dem Kopfe des Pancreas gelegen ist.
Dicht oberhalb des Pancreas tritt die A. coeliaca, dicht unterhalb
. desselben die A. mesenterica superior nach vom.
1 Die Arterien des Pancreas werden von den Br. pancreatici der A.
I UevaliSj ferner von der A. pancreaticoduodencdis mp. aus der A. hepcdiea,
' endlich der A, pancreaticoduodenalis inf. aus der A. mesenterica mp. geliefert. Die
* beiden letzteren versorgen den Kopf, die ersteren Zweige den Rest des
Pancreas. Die Venen ergiessen sidi durch die V. lienalis und mesenterica
! SUD, in die Pfortadä. Die L v m |) h g e f a sX^~ver6ihigen sidf üiit“ denen 3
I xlec.Milz. Die Nerven werden von Zweigen ~^ts~l^rsymp(ini%cüs una
Aiagns geliefert (s. S. 481).
VIII. Anhang. Die Milz.
Die Milz,iien s. Spien, wird gewöhnlich wegen ihrer Nach¬
barschaft mit den Verdauungsorganen als ein Anhang der letz-
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613
teren beschrieben, (^)schon sie ihrer Bedeutung nach zu den so¬
genannten _Eseiido:_odaLGefässdrüs^gehört. Das Organ hat die
.Grösse einer Faust, die Form dner Kaffeebohne und eine teigige
Consistenz. Seine Farbe ist auf dnem frischen Durchschnitte wie
dy des geronnenen Blutes, pflegt jedoch an der Luft durch Oxy¬
dation in ein helleres Rot überzugehen. Man unterscheidd an der
Milz ein oberes luid ein unteres Ende, Extremitas Supe¬
rior und inferior, dnen vorderen und einen hinteren
Rand, Margo anterior und posterior, eine äussere und dne
innere Fläche. Die Milz liegt links von der Wirbelsäule
zwischen der IX. bis XI. Rippe so, dass ihre Längsaxe etwas j, / ^
schräg (von medianwärts imd oben nadi lateralwärts und unten) ^
steht, indem sie entweder dem Verlaufe der X. Rippe folgt oder^'^ ' /
mit der letzteren einen spitzen Winkel bildet. Das (meistens etwas ,
stumpfere) obere Ende ist etwa 2 Fingerbreiten von der Wirbel- ^ ^
Säule entfernt. Das untere Ende pflegt die Axillarlinie nur
wenig nach vorn zu überschreiten: als vordere Grenze hat man^
auch eine Verbindungslinie zwischen der linken Art. stenoclavi-^ , ’ ‘ ‘ '
cularis und ^r 'SpTtze~der KT. ^fppe (die sogen. Costo-arti-/: , ‘
c u 1 a r 1 rnTerbezercHhd. Der v oT d e r e Rand Uti Milz, auch ' '
Margo crmcdus genannt, ist meistens mit Einkerbungen versehen'
und pflegt etwas schärfer als der hintere, desw^en als Margo ‘
obtusus benannte zu sein. Die convexe äussere Fläche,
Facies diaphragmatica^ grenzt an die Concavität des Zwerchfelles.
Die innere Fläche wird durdi eine längsverlaufende Kante
in zwei leicht concave Abschnitte geteilt, von denen der vor¬
dere grössere, die Facies gastrica, an den Blindsack des
Magens grenzt, während der hintere kleinere, die Facies
renalis, (besser pancreaticorenalis sich an das obere Ende der lin¬
ken Niere und Nebenniere anlegt und zugleich mit dem Schwänze
des Pancreas verbimden ist. _Zwischen diesen beiden Abschnitten,^
etwas vor der erwähnten Längskante, liegt der Hüus lienis, d. h.
diejenige Stelle, an welcher die A. und F. lienalis, sowie die Nerven
der Milz aus- und eintreten. In ihrer Lage wird die Milz zu¬
nächst durch das Lig. gastrolienale und das Lig. phrenicolienale er¬
halten, welche continuierTich zusammenhängend, das erstere vom
Magen, das andere vom Zwerchfell ^ur inneren Fläche der Milz
ziehen. Nicht minder wichtig für die Lage der Miiz ist das Ziy.
phrenicocolicum, auf welchem ihr unteres Ende derartig ruht, dass
sie sich selbst bei stärkeren Vergrössertmgen nicht wesentlich nach
abwärts senken kann, sondern gezwungen ist, sich in geringerem
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614
Grade nach hinten und oben, häuptsächUch aber nach vom aus¬
zudehnen.
Die Oberfläche der Milz wird vom Peritonaeum in Gestalt
einer derben, fibrösen Kapsel, CavsuTa fibrosa Itenis^'^,
überzogen, weldie nach der Angabe verschiedener Autoren glatte
Muskelfasern enthalten- soll, während das V<M'komnien der letz¬
teren von anderen geleugnet wird. Bei Tieren sind dag^en der¬
artige glatte Muskelfasern in der Milzkapsel mit Sicherheit nach¬
gewiesen worden. Von dieser Kapsel gehen in das Innere feine
hellgraue Bällchen von fibrillärem Bindegewebe, (Trabekel-
System da:. Milz, Trdbecuiae lienis) hinein, welche sich mahnig-
fach durchkreuzen. Zwischen den Trabekeln ist nun das eigent¬
liche Milzgewebe, das Milzparenchym. Ptüpa lienis, ge¬
legen, welches von braunroter, ziemlicAi weicher Beschaffenheit
i^. Bei genauerem Zusehen sieht man auf jedem Querschnitte in
der Pülpa eine Anzahl von- hellgrauen, meistens rundlichen Flecken,
die Milzfollikel oder Malpighi’schen Lymph¬
knoten. Nodidi Ivmvhatici limales, welche sich in keiner Weise
von gewöhnlichen Lymphfollikeln unterscheiden. Ihre Grösse ist
je nach dem Schwellungszustande der Milz verschieden. Während
sie für gewöhnlich nur Sandkomgrösse besitzen, können sie doch
unter gewissen Umständen sogar stecknadelkopfgross werden.
Jeder Follikel ist von einer kleinen Arterie durchbohrt, welche ihn
durchzieht, crime für gewöhnlich an denselben Äste abzugeben.
In ihrer microscopischen Structm sind die Malpighf’schen Kör¬
perchen von den Lymphfollikeln anderer Organe nicht verschieden;
sie bestehen aus reticulärer Bindesubsianz, in deren Maschen zahl¬
reiche Rundzellen von dem Aussehen der Leukocyten eingelagert
sind. In der Peripherie des Follikels ist die netzförmige Gerüst¬
substanz engmaschiger und in Folge dessen fester, wasi anscheinend
die Veranlassung gewesen ist, dass einzelne Autoren eine beson¬
dere Kapsel um jeden Follikel annehmen. Eine solche Kapsel
existiert jedoch nicht, vielmehr hängt das Reticulum der FolUkel
continuierlich mit demjenigen der Milzpulpa zusammen. Die
zwischen den Follikeln gelegene M i 1 z p u 1 p a ist nämUdi eben¬
falls aus reticulärem Bindegewebe zusammengesetzt, in dessen
Maschen sich Rundzellen vorfinden. Diese Rundzellen, die söge-
Verschiedene Autoren unterscheiden an der Milzkapsel rwd
besondere Schichten, nämlich erstens die Tunica serosa (das Peritonaeum)
und zweitens darunter die Tunica albuginea: beide Schichten sind jedoch un¬
trennbar verwachsen. ~
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— 615 —
nannten Pulpazellen oder Milz zellen, sdien ähnlich
aus wie die Leukocyten, übertreffen die letzteren jedoch an Grösse.
Ausserdem enthält das Reticulum der Milzpulpa -aber noch zahl¬
reiche wirkliche Leukocyten’ und rote Blutkörperchen. Die letz¬
teren sieht man dort teils frei und unverändert, teils in dem Pror
toplasma der Pulpazellen, wo sie sich entweder in zerfallenem Zu¬
stande oder in Blutcrystalle umgewandelt vorfinden. Es hat somit
den Anschein, als ob die Milz ein Ort sei, wo die abgenutzten
roten Blutkörperchen zu Grunde gehen. Nach anderen Autoren
sollen sidi daselbst zugleidi Ob^ganjgsformen zwischen Leuko¬
cyten und roten Blutkörperchen finden, was darauf hindeuten
würde, dass in der Milz auch eine Neubildung von roten Blüt-
körperchen stattfindet. Da das Blut in der Milzvene reicher an
Leukocyten ist, wie in der Milzarterie, so scheint es übrigens, als
ob die Milz audi eine Bildungsstätte für die letztgenannte Art
von Zellen darstellt.
Der Verlauf der Blutgefässe in der Milz ist ein
derartiger, dass die A. imd V. lienalis nach ihrem Eintritt in den
Hilus lienalis mit ihren Verästelungen zunächst in den Trabekeln
nebeneinander dahinziehen. Wenn die Arterien so klein gewor¬
den sind, dass sie mn noch 0,2 mm im Durchmesser haben,
trennen sie sich von den Venen und verlaufen eine kurze Strecke
isoliert, um alsdann' pinselförmig in eine Anzahl von kurzen Äst¬
chen, PenicilU s. Aa. ^eniciilatae, zu zerfallen. Eine jede A. peni-
cillata durchbohrt einen Malpighi’schen FoUi-
k e 1 der Länge nach, so dass also der letztere die Arterienwand
unmittelbar umgibt. Das Bindegewebe der arteriellen Adventitia
geht dabei continuierlich in die reticuläre Bindesubstanz des Fol¬
likels über, ja bei vielen Tieren ist die Adventitia der kleinsten
Milzarterien auf grosse Strecken in lymphadenoides Gewebe um¬
gewandelt. Über den weiteren Verlauf der Arterienzweige ist man
noch nicht vollständig einig. Doch ist wohl die Ansicht jetzt all¬
gemein verlassen, dass die Arterien sich in Capillaren fortsetzen,
welche ihrerseits wieder in die Milzvenen übergehen. Aller Wahr¬
scheinlichkeit nach ergiesst sich das Blut aus den Arterien d j r e k t
zwische n d i e Z e 1 1 e n der M i 1 z p u 1 p a , indem es
durch dieselben in ähnlicher Weise wie Wasser dturch einen Sand¬
haufen hindurchsickert. Die Sandkörner bleiben dabei in ihrer
Lage, und analog hat man sich vorzustellen, dass die Pulpazellen
durch das zwischen ihnen hindurchtretende Blut nicht wegge¬
schwemmt werden. Um zu erklären, dass das Blut alsdann in die
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Milzvenen übergdit, nimmt man an, dass die Wand der letzteren
Öffnungen besitzt, durch welche das Blut in ihr Lumen
eintritt. Die Wand der kleinsten Venen ist sehr dünn; sie besteht
nur aus Endothelzellen, mit wenigen, dieselben umspinnenden
elastischen Fasern. Diese Endothelzellen haben insofern ein sehr
eigentümliches Aussehen, als der an der Concavität jeder Zel’e ge*
legene Kern buckelf&mig ins Lumen der Vene vorspringt, wäh¬
rend der convexe Zellenrand verdickt ist und in einer guirlanden-
artigen Linie verläuft. Bei den grösseren Venen kommt noch eine
bindeigewebige Adventitia hinzu. Schneidet man eine grössere
Vene auf, so erscheint die Wand derselben von den Einmündung¬
stellen kleinerer Venen siebförmig durchlöchert: diese Öffnungen
sind früher als Stigmata Malpighii bezeichnet worden.
Die zufUhrende Arterie der Milz ist dieA.ltenatM aus* der A.codüu».
Die ausführende Vene, V. lietudis, fliesst mit der V. mesenterica inf. zur
V. portae, zusammen.
Die Lymphgefässe der Milz sind bisher nur bei Tieren injidert
worden, wo sie in den Balken und unter der Kapsel Netze bilden, welche
wiederum mit anderen, um die arteriellen Gefässschdden gelegenen Lymph-
gefässen Zusammenhängen. iMit den Arterien ziehen die letzteren zum Hilus
hinaus, um sich schliesslich in den Dudus thoradcus zu ergiessen.
Die Nerven werden vom Sympathicus und Vagus (s. S. 481) geliefert.
Die sympathischen Fasern sind anscheinend vasomotorischer, die Vayus-
fasem sensibler Natur.
IX. Das Peritonaeum.
Das Bauchfell, Peritonaeum, bildet einen echt serösen
Sack, dessen Höhle, das Cavum peritonaei, allerdings für gewöhn¬
lich und bei uneröffnetem Abdomen nur ein lumenloser Spalt ist,
d. h. nur soviel seröse Flüssigkeit enthält, als nötig ist, die Ober¬
fläche der Eingeweide schlüpfrig zu machen und gegeneinander
leicht verschieblich zu erhalten. Beim Manne ist der Bauchfell¬
sack überall geschlossen. Beim Weibe steht er dagegen federseits
durch eine Öffnung, die laterale Tubenmündung, zunächst mit dem
Lumen der Tube, d^n durch dasjenige des Uterus und der Va¬
gina mjt der Aussenweit in Communication. Wie an jedenFechl
serösen Sacke imterscheidet man auch am Peritonaeum ein pa¬
rietales Blatt, welches die Innenfläche der Bauchwand be¬
kleidet, und ein viscerales Blatt, welches sich von der
Bauchwand auf die Oberfläche der Baucheingeweide fortsetzt und
dieselben mehr oder weniger vollständig einhüllt.
Die im Abdomen gelegenen Organe hat man nun
in Bezug auf ihr Verhalten zum Bauchfell in zwei Klassen ein-
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geteilt, nämlidi in die Organe, weldie intra saccum peritonaei und
solche, welche extra saceum peritonaei gelegen sind. Zu den Or¬
gana intra saccum rechnet man alle diejenigen Organe,
deren Oberfläche entweder vollständig oder doch zum grössten
Teile vom Bauchfell überzogen ist. Als Organa extra sac-
cum bezeidinet man alle diejenigen' Organe, welche entweder mit
dem Bauchfell gar nicht in ^rührung stehen, d. h. nach aussen
von demselben, in den Wandungen des Abdomen gelegen sind,
oder deren Oberfläche das Bauchfell niu’ zum geringen Teil be¬
kleidet, - indem es über dieselbe mehr oder wenige straff hinweg-
zieht. Dass die Scheidung in Organa intra und extra saccum pe¬
ritonaei nidit streng durchzuführen ist, leuchtet ein, wenn man
z. B. bedenkt, dass sidi das Peritonaeum über die entleerte Blase
straff hinwegspannt, während es die gefüllte Blase in ihrem oberen
Teile kapuzenförmig bekleidet. Zweifellos intra saccum pe¬
ritonaei gelegen sind ausser der Milz zunädist der grösste
Teil der Verdauungsorgane, nämlich die Leber, der Magen und
der ganze Darmkanal mit Ausnahme der unteren zwei Drittel dfc*>~
Duodenum und des unteren Drittels des Rectum, während man
bei dem mittleren Drittel des Rectum, welches nur an seiner Vor¬
derfläche einen Bauchfellüberzug hat, zweifelhaft sein kann, ob
man es noch zu den intra saccum peritonaei befindlidien rechnen
soll. Von den Geschlechtsorganen befinden sich intra saccum beim
Weibe die Tuben, die Ovarien und der grösste Teil d^ U terj^
beim Manne aber die Hoden, weil dieselben von einem Abkömm¬
ling des Peritonaeum, der Timica vaginalis propria, umhüllt wer¬
den. Auch die Blutgefässe und Nerven, welche zu den Organa
intra saccum hinziehen, müssen natürlich zum grössten Teile intra
saccum gelegen sein. Alle übrigen innerhalb der Bauch¬
höhle oder an den Wänden derselben vorhandenen Organe, wie
z. B. das Pancreas, die unteren zwei Drittel des Duodenum, das
untere Drittel des Rectum, der grösste teil der Geschlechtsorgane,”’^
die Hamorgane, die Aorta und V. cava inf. mit ihren paarigen
Ästen, der Grenzstrang dem Sympathicus. die Zweige des~FIexu^'
lumbalis tmd sacralis u. a. m. müssen als e x tra s accum ji e-
ritonaei befindlich bezeichnet werden.
Das parietale Blatt des Bauchfelles überzieht mm die
innere Fläche der vorderen und seitlidien Bauchwand in continu-
ierlicher Folge und setzt sich auch auf die untere Fläche des
Zwerchfelles und auf die hintere Bauchwand fort. Von den bei¬
den letzteren Teilen geht das Peritonaeum in Form vieler band-
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artiger Duplicaturen auf die Baucheingeweide über, welche es
hierauf als sog. viscerales Blatt umhüllt (s. Fig. 31). Man
kann also sagen, dass alle intra saccum gelegenen Organe von der
oberen oder hinteren Bauchwand an oder vielmehr in den E>upli-
caturen des Bauchfelles herabhängen. Im Einzelnen ist über den
Verlauf des Peritonaeum Folgendes zu bemerken.
Fig. 31.
Medianschnitt. Verlauf des Peritonaeum (dasselbe ist durch die rote Linie
bezeichnet).
Von der unteren Fläche des Zwerchfelles
spannt sich das Peritonaeiun zur oberen Fläche der Leber in Form
zweier bandartiger Duplicaturen hinüber, welche die Leber tragen
und in ihrer Lage erhalten. Die eine dieser Duplicaturen, das
Lia. fdciforme s. Suspensorium hejyatis, ist in der Medianlinie, ge¬
legen und endet vorn mit einem freien Rande, in welchem ein
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dicker bindegewebiger Strang, das sogen. Lüj. teres hepaiis, fflhl-
bar ist. Das Lig. teres ist der letzte Überrest der ehemaligen Na¬
belvene und lässt sich daher nach vom bis zum Nabel, nach hin¬
ten bis in die Fossa sagittaUs sin. der Leber verfolgen. Hinten
stösst das Lig. falciforme unter rechtem Winkel an das lAg. coro-
narium hepatis. weldies dicht c^rhalb des hinteren, stumpfen
Randes der Leber in frontaler Richtung verläuft und, an Höhe
zunehmend, lateralwärts mit einem scharfen, leicht concaven Rande
endigt. Die linke und rechte Hälfte des l ig. mronarinm hepatis
hat man auch ab Lig. trianguläre sinistrum und äextrum bezeich¬
net. Verfolgt man den Verlauf der beiden Peritonaealbiätter, aus
denen das Lig. coronarium und das lig. falciforme bestehen,
weiter, so findet man, dass sie wieder auseinander weichen und
in einfacher Lage die Oberfläche der Leber überziehen.'^
V o n d e r u n te r e n Fl ä^ h eder Leber geht das Bauch-
fell wieder als Duplicatur auf die kleine Cun^tur des "Magens und
auf > die Pars horizontalis duodeni über. Eier zwischm~Leber und
Mägen bezw. Duodenum verlaufende Teil des Bauchfelles heisst
das kleine Net z. Omentum minus, das links aus dem Lig. he-
patogastrieum, rechts aus dem Lig. h^atoduodmale besteht, von denen
das letztere auf der rechten Seite mit einem freien geraden Rande
endigt tmd dadurch eine gewisse Dicke erlangt, , dass in demselben
die Pfortader, der Ductus choledochus und die A. hepatica zur
Leber ziehen. Von diesen drei Gefässen lie^ der Ductus chole¬
dochus am meisten nach rechts, die Leberarterie am meisten nach
links und die Pfortader zwischen und hinter den beiden ersteren.
Ausserdem ziehen im Lig. hepatoduodenale noch Lymphgefässe
und Nerven zur Leber hin.
Indem das Bauchfell auf den Magen und die
Pars hör izointalis duodeni Übertritt, spaltet es
sich wieder in zwei Blätter, welche die vordere und die hintere
Fläche dieser Eingeweide in einfacher Lage überziehen imd am
unteren Rande derselben sich wieder zu einer Duplicatur vereini¬
gen. Diese Duplicatur, das grosse Netz, Omentum majus,_
zieht zimächst vor dem Colon transversum nach ab-
wärts (s. Fig. 31), schlägt sich hierauf nach hintei^um und jäuft
"WSTneuem vor dem Golon transversum in die Höhe, um alsdann
an''der~ oberen Flädie des Colongekröses (s. S. 621) zur hin¬
teren Bauchwand zu verlaufen. Das grosse Netz ist jedoch schon
sehr früh mit dem Colon transversum und dessen Gekröse ver¬
wachsen. Dagegen pflegen sich die vor dem Colon transversum
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abwärts hängenden zwei vorderen und zwei hinteren Blätter des
grossen Netzes noch längere Zeit nach der Geburt gegeneinander
verschieblich zu erhalten, so dass man (in der Richtui^ des Pfeiles
auf Fig. 31) zwischen die vier Blätter des grossen Netzes durch
das For. Winslowi Luft hinednblasen und die Bursa omentalis
(s. d. folg. Seite) beutelfönhig hervortreiben kann. Als Omentum
majus pflegt man bei erwachsenen Menschen nur diese vier von
dem Colon transversum herabhängenden Blätter zu bezeichnen,
welche die Dünndärme schürzenförmig vom bedecken. Der zwi¬
schen Magen und Colon transversum gelegene Abschnitt des
grossen Netzes wird dagegen beim Erwachsenen als Lig.gastroco-
^cum bezeichnet. Am Colon ascendens und descendens wird
das grosse Netz durch kleinere zottenförmige Anhänge, die sog.
Appendices epiploicae {Epiploon bedeutet dasselbe wie Omenlutn),
I vertreten, welche übrigens ebenso wie das erstere grosse Massen
von Fett enthalten können.
Die linke Seite der ’Cardia des Magens steht mit dem Zwerch¬
fell durch eine Peritonaealfalte, das Lig. phrmicogastricum, in Ver¬
bindung. Nach links und unten geht dieses peritonaeale Band
ohne scharfe Grenze in das Lig. gastrolienale über, welches sidi
zwischen dem Ftmdus des Magens und der inneren Fläche der
Milz ausspannt, indem es nach abwärts in die vordere Platte des
grossen Netzes übergeht. Den hinter dem Lig. gastrolienale
gelegenen Teil des Peritonaeum, welcher wiederum von der inne¬
ren Fläche der Milz zum Zwerchfell zieht, hat man als Lig. phre-
nicolienale bezeichnet. Zwischen dem Lig. phrenicolienale und
gastrolienale ziehen die Blutgefässe der Milz zum Hilus der letz¬
teren. Die drei letztgenannten Bänder erscheinen nur dann als
faltenförmige Duplicaturen, wenn man die Organe, zwischen denen
sie liegen, auseinanderzieht, weil die Bänder sich dadurch spannen.
Ohne diese Manipulation sind übrigens auch viele andere Peri-
tonaealligamenie nicht deutlich sichtbar, da dieselben bei der leich¬
ten Verschiebbarkeit des Bauchfelles für gewöhnlich verstrichen
sind und nur dann hervortreten, wenn die betrdfenden Organe
voneinander entfernt werden.
Während des geschilderten Verlaufes bildet das Bauchfell die
Wand einer grossen Tasche, des Netzbeutels, Bursaomenta-
lis (Saccus epiploicus), de^n Eingangsöffnung unter der Leber
in der rechten Körperhälfte gelegen ist und als Foramen epiploicum
^ Winslowi bezeichnet wird. Das Foramen Winslowi ist vom von
dem Lig. hepatoduodenale, oben von der unteren Fläche der Leber.
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621
hinten von einer bisher noch nicht erwähnten Bauchfellfalte, dem
Lig.hepatorenale begrenzt, welches sich von der tmteren Fläche der
Leber bi^ zum oberen Rande der rechten Niere erstreckt. Der un-
tere Rand des Foramen Winslowi wird entweder von dem oberen
Ende der rechten Niere oder zuweilen auch von einer schwachen
Peritonaealfalte. dem Hq. duodenorenale gebildet, weldies sich vom
in das Lig. hepatoduodenale, hinten in das Lig. hepatorenale fort¬
setzt. Geht man mit dem Finger von rechts nach links in das
Foramen Winslowi hinein, so kommt man in die Bursa omenta-
lis, welche sidi nach links bis zur Milz erstreckt und dort blind
endigt (Recessus lienalis). Die obere Wand der Bursa omen-
talis wird durch die Leber imd das Zwerchfell gebildet. Die h i n-
t e r e Wand der Bursa ist die hintere Bauchwand, an welcher
(s. Fig. 31), vom vom parietalen Blatte des Peritonaeum über¬
zogen, das Pancreas gelegen ist. Die vordere Wand wird
durch das Lig- hepatogastriciun und hepatoduodenale, weiter ab¬
wärts durch den Magen und die Pars horizontalis duodeni, noch
weiter abwärts durch das Lig. gastrcxolicum (beim Foetus oder
Kinde durch das grosse Netz) gebildet. Als untere Wand
des Netzbeutels kann man das Colon transversum imd sein Ge¬
kröse betrachten, dessen obere Fläche allerdings eigentlich auch
ncKh durch einen Teil des grossen Netzes gebildet wird, welcher
jedoch beim Erwachsenen' von dem eigentlichen Colongekröse
nicht mehr zu trennen ist. Zieht man den Magen von der hin¬
teren Bauchwand ab, so spannt sich von der Cardia aus zwischen
der hinteren Fläche des Magens und der vorderen Fläche des
Pancreas die PUca aastropancreatica (Lig. pancreaticogastricum)
hinüber, d. h. eine kleine sichelförmige Peritonaealfalte, deren
scharfm Rand man mit dem Finger deutlich vom Foramen Wins¬
lowi aus fühlen kann, und welche durch in llirfin
^^^JaufaK|^^jj5l|tekg^gm^ebildet wird. Diese Falte hat man nun
"^als Grenze zwischei^wei Abschnitten des Netzbeutels betrachtet.
Derjenige Teil des letzterm, in welchen man vom For. Winslowi
zuerst hineinkcHnmt, ist das Vesiibulum bursae omentalis (Bursa
omentalis minor), welches sich nach oben in den kleinen Recessus
Superior bursae omentalis fortsetzt. Geht man von dem letzteren
"Tus neben der Plica pancreaticogastrica weiter
nach abwärts, so gelangt man in einen grösseren Raum, Recessus
inferior bursae omentalis (Bursa omentalis major), welcher sich, beim
Foetus in (ter Richtung des Pfeiles auf Fig. 31 zwischen den
Blättern des Netzes weit nach unten fortsetzt.
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622
Was nun die mehrfach gebrauchte Bezeichnung Gekröse
{Mesenterium im weiteren Sinne) betrifft, so versteht man danmter
denjenigen Teil des Peritonaeum, dwch welchen der Darm mit
dem parietalai Blatte der hinteren Bauchwand im Zusammenhänge"
steht. Das eigentliche Gekröse besteht aus zwei Blättern, welche
an ihrem Ende den Darm zwischen sich nehmen und ihn somit
nur in einfadier Lage überziehen. Die Länge des Gekröses ist
eine sdir wechselnde. Das Gekröse des Dünndarmes bezeichnet
man als Mesenterium, das des Colon als Mesocolm und das des Rec¬
tum als Mesorectum. Die unteren zwei Drittel des Duodenum haben
natürlich kein Gekröse, da sie extra saccum peritonaei ■ li^en,
d Ir nur aii ^r Vordeifläche vom Peritonaeum über-
kleidet sind. Dagegen sind Jejunum und Ilemn mit einem ziemlich
langen Gekröse versehen, dessen Wurzel sich von dem 11. Len-
denwirbelkörper schräg nach abwärts bis zur rechten Fossa iliaM
erstreckt, wo der Dünndarm in den Dickdarm übergeht. Das Co-
Ilon ascendens und das Colon descendens haben eigentlich kein
Gekröse, weil sie mit ihrer hinteren Fläche der hinteren Bauch¬
wand dicht anliegen. Nur wenn man sie von dort hinwegzuzie¬
hen versucht, spannt sich mitunter eine Art von kurzem Mesocolon
ascendens und Mesocolon descendens an. Dagegen ist das Colon
transversum durch ein sehr langes Gekröse. Mesocolon transversum,
ausgezeichnet, welches in transversaler Riditung vot der Pars de¬
scendens duodeni längs des imteren Pancreasrandes nach links
zieht. Ebenfalls mit einem sehr langen Gekröse sind die Flexura
sigmoidea {Mesocolon sigmoideum) und das obere Drittel des Rectum
{Mesorectum) versehen. Die Flexura coli dextra ist häufig mit der
unteren Fläche der Leber durch eine Peritonaealfalte, das Xiy. he-
patocolicum, verbunden, welches übrigens immer mit dem Lig. he-
patoduodenale continuierlich zusammenhängt. Constant ist ferner
die Flexura coli sinistra durch eine ähnliche Falte, das Lig. phre-
nicocolicum (pleurocolicum), mit dem Zwerchfell _yerbunden._ Das
Lig. phrenicocolicum bildet eine Art von Blindsack (Saccus
1 i e n a 1 i s). welcher die wichtige Function hat, die Milz zu
tragen. Wenn man endlich beim Kinde die Dünndärme nach,
rechts zurückschlägt, so spannt sich nicht seiten zwischen dem
Gekröse des Colon sigmoideum und der Wxuzei des Dünndarm-
, q gekröses eine scharfe, nahezu querlaufende Falte, das^^^^^j^
<mco»ws;ocöi^ßttj_aus. >
Im k le 1 n e n Becken überzieht das Bauchfell; wie schon
erwähnt, das obere Drittel des Rectum vollständig, das mittlere an
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623
seiner Vorderfläche und die in gefälltem Zustande an ihron
ganzen oberen Teile. Zieht man beim Manne die Blase imd
das Rectum auseinander, so findet man zwischen beiden eine tiefe,
vom Bauchfell ausgekleidete Tasche. Excavatio rectovesicalis, deren
Eingang seitUch von zwei halbmondförmigen Peritonaealfalten, den
Plieae rectovesicales s. Plicae semilunares Douglasi, begrenzt wird,
welche sich von beiden Seitenflächen der Blase neben dem Rectum
in sa^ttaler Riditung bis ztun Kreuzbein hinüberspannen. Nicht
selten fliessen die beiden Plicae Douglasi mit ihren vorderen En->
den zu einer, an der hinteren -Flädie der Blase gelegenen queren
Falte zusammen, welche als Plica vesicdlis transversa bezeichnet
werden kann. Beim Weibe schiebt sich zwischen die Blase
und das Rectum der Uterus mit den Tuben und Ovarien' ein.
Die drei letztgenannten Organe liegen sämtlich an einer aimähemd
frontal gestellten Duplicatur des Bauchfelles, die man als Lig. la-
tum bezeichnet hat. Vor und hinter diesem Ligament befindet sich
je eine vom Peritonaeum ausgekleidete Veiüefimg, von denen man
die vordere zwischen Uterus xmd Blase gelegene als Excavatio ve-
sicouterina, die hintere zwischen Uterus und Rectum befindliche als
Excavatio rectöuterina s. Cavum Douglasi bezeichnet. Der
Douglasraum wird vöö zwei Falten begrenzt, welche den
gleichen Namen wie dieser selbst führen. Die plicae rectoiUerinae
s. Douglasi sind stets zwei deutliche sagittale Falten; vidfach
fliessen ihre vorderen Enden an der hinteren Fläche des Uterus
(an der Grenze zwischen Corpus und Cervix uteri) zn einer
queren Falte zusammen. Ihre hinteren Enden ziehen zu beiden
Seiten des Rectum zum Kreuzbein hin. Das zwischen ihnen be¬
findliche Cavum Douglasi ist bei ncumalem Verhalten dn lumen¬
loser Spaltraum, in ausgedehntem Zustand eine tiefe Bucht, deren
am meisten nach abwärts gelegener Teil an das hintere Scheiden¬
gewölbe grenzt.
In’ der. Leistengegend bildet das Peritonaeum jeder-
sdts dicht oberhalb des Poupart’schen Bandes zwei Gruben, die
Povea inguinalis medialis un^late^is (interna und externa der Chi¬
rurgen), zwischen denen die Plica epigastrica in die Höhe zieht
(s. das Nähere darüber S. 151, Fig. 7). Etwas unterhalb der Fo¬
vea inguinalis medialis ist die Fovea femoralis s. cruralis gelegen.
Dürch die Fovea femoralis treten die bcnenkeiDriiche, durch die
Fovea inguinalis medialis die inneren, durch die Fovea inguinalis
lateralis die äusseren Leistenbrüche der Chirurgen aus der Bauch¬
höhle heraus. Medial von der Fovea, inguin. medialis ist jeder-
N
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624
seits noch die Fovea supravesicalis gelegen (s. S. 154). Drei von
der Blase zum Nabel ziehende Bauchfellfalten, die Pücae umbäicales
s. vesicales (vesicoumbilicales), b^enzen die beiden letz^enannten
Gruben. Die Plica utnbilicaiis (vesicalis) media, s. urachi, enthält
einen bindegewebigen, von der Spitze der Bläse zum Näbel zie¬
henden Strang, das Lig. umbilicale (vesicale) medium, welches einem
beim Foetus zu einer gewissen Zeit off^n Gange, dem ehemali-
gen Urachus, entspricht. Die beiden Plicae umbilicales (vesicales)
laterales enthalten je einen von der” Ä. hypogastrica entspringen¬
den und seitlich vom Scheitel der Blase bis^um Nab^ verlaufen¬
den Strang, welcher den letzten Überrest der beim Foetus offenen,
nach der Geburt jedoch obliterierten Nabelarterie darstellt.
Ausser den zuletzt genannten Gruben weist das Bauchfell
noch eine Reihe von anderen auf, die sich mitunter zu förmlichen
Taschen vertiefen imd in denen sich Darmstücke fangen oder so¬
gar einklemmen können. Eierartige Zustände werden alsdann als
Hemiae abdominales intemae oder nach meinem Vorschläge als
Herniae intraabdominales bezeichnet. Alle diese Recessus können
jedoch auch ganz fehlen oder niu* schwach angedeutet sein. Auch
sind bei einem Teile derselben nur in ganz vereinzelten, zum Teil
sogar noch angezweifelten Fällen derartige Hernien beobachtet
w’orden. Sehen wir von der grössten derartigen Tasche, der Bursa
omentalis, ab, in deren Öffnung, dem For. Winslowi, sich eben¬
falls mitunter Darmschlingen einklemmen können, so sind die
wichtigsten folgende:
1. Die Fossa duodenoiejunalis (HUSCHKE), welche man wohl
besser als Bec. duodenojejunalis sin, oder Rec. venosus bezeichnet
Man findet sie, wenn man die Dünndärme nach rechts und das
Colon transversum nach aufwärts zurückschlägt, links von der
Flexura duodenojejunalis. Ihr Eingang wird rechts von dieser
Flexur, links von einer Falte (der PUcaymosa) begrenzt, in wel-
eher <he V. mesenterica inf., unten auch noch die A. colica sin.
verläuft. Hernien dieser Grube (die sog. 'Hmnae retroperitonaeales
sinistrae) sind in mehr als 60 Fällen beobachtet worden.
2. Der Recessus intersigmoideus (TREITZ) wird sichtbar, wenn
man das CoTori ^gmoideum nach aufwärts umschlägt. Dieser Re¬
cessus schiebt sich zwischen die Anheftungslinie des Mesocolon
sigmoideum und die hintere Bauchwand hinein und erstreckt sich
mit seinem blinden Aste nach aufwärts. Links von den Recessus
intersigmoideus sind die A. und V. spermatica int., rechts von
demselben Äste der A. und V. haemorrhoidalis sup. gelegen.
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625
3. Der Becessus retrocaecalis, welcher wahrscheinlich mit der
von TREITZ nur unklar beschriebenen Fossa subcaecalis identisch
ist, bildet eine nicht selten vorkommende Tasche, welche zwischen
dem Caecum und der hinteren Baudiwand derartig gelegen ist,
dass sich ihre Eingangsöffntmg unten, ihr blindes Ende oben
befindet. Unter Umständen kann sich das letztere bis weit hinter
das Colon ascendens nach aufwärts erstrecken und alsdann der
Rec. retrocaecalis ziun Bec. rdroeolictis werden. .
4. Unter den anderen am Caecum mitunter vorkommenden
Taschen kann man mit LUSCHKA als Becessus üeocaecalis, oder noch
besser mit JONNESCO als Becessus üeoappendictdaris eine Tasche
bezeichnen, welche an der Übergangstelle des Ileiun in das Cae¬
cum zwischen dem unteren lleumende und dem Prcx. vermiformis
(appendicularis) gelegen ist, indem sie zugleich hinten von dem
Mesoappendix (dem Mesenteriolum des Proc. vermiformis), vom
von der sogen. Plica üeocaecalis begrenzt wird. Die letztgenannte,
bisher noch nicht erwähnte Plica zieht von der Vorderfläche des
Ileuiä auf das Caecum hinüber, wo sie mitunter sogar mit dem
Mesenteriolum des Proc. vermiformis verschmilzt.
An der Übergangstelle des lleuin in das Caecum unterscheidet Wal-
33EYER einen Becessus üeocaecalis 8\tp. und in/., von denen der erstere zwischen
einer besonderen, einen Zweig der A. ileocolica führenden Falte und der
Übergangstelle des Deum in das Caecum gelegen ist, während der letztere
mit dem Luschka* sehen Rec. üeocaecalis identisch sein würde. Als
mesentericoparietalis s. parajejunalis habe ich endlich eine sehr seltene Bauch-
felltasche bezeichnet, welche immer nur dann vorzukommen scheint, wenn
das Anfangstück des Jejunum mit der hinteren Bauchwand verlötet ist. Diese
Tasche ist dort gelegen, wo das Jejunum anfängt, ein freies Gekröse zu
bekommen, und schiebt sich nach rechts zwischen die Wurzel des Dünn¬
darmgekröses und die hintere Bauchwand hinein. Ihr Eingang öffnet sich
nach links. Derselbe stellt nach meiner Auüassung den Sitz der sog.
Hemiae retroperitonaeales dextrae der Autoren (10 Fälle) dar.
C. Die Harnorgane.
Zu den Harnorganen sind: 1) die Nieren, Benes,
2) ' die Harnleiter, üreteres, 3) die Harnblase, Vesica
urinaria, und 4) die Harnröhre, Urethra, zu rechnen. Doch
ist zu bemerken, dass die letztere beim Manne zugleich einen Aus¬
führungsgang für die samenbereitenden Organe darstellt.. Aus
diesem Grunde und wegen ihrer engen Verbindung mit den Ge¬
schlechtsteilen wird sie für beide Geschlechter bei den letzteren
näher beschrieben werden.
Broesike, Anatomie. 9. Aufl. 40
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626
I. Die Nieren.
Die beiden Nieren, Benes, stellen bohnenfönnige, etwas ab-
geplattete Organe von braum’oter Farbe und ziemlich derbm* Con-
sistenz dar, an welchen man eine nur wenig gewölbte vordere
und eine etwas plattere hintere Fläche, ein abgerundetes
oberes und unteres Ende, endlich einen convexen late¬
ralen und einen concaven medialen Rand unterscheidet.
Der concave mediale Rand besitzt einen Sdilitz, Hüus rentdis s.
Porta renis, durch welchen der Anfaigsteil des Ureter, die Ge-
fässe und Nerven der Niere ein- resp. ausireten. Die Lage der
letztgenannten Organe ist dabei eine derartige, dass gewöhnlich
die N i e r e n V e n e am meisten nach vorn, die Nierenar¬
terie in der Mitte, der Harnleiter endlich am meisten
nach hinten gelegen ist.^)
Bettefis der L a g e d e r N i e r e n, ist zu bemeAea^^^^ die¬
selben etwa in der Höhe^^%>fir^n. Brust- bis zum Lenden-
^wirbel zu beiden Seiten der Wirbelsäule gelegen sind, so dass sie
unten einige Finger breit vom Darmbeinkamme e)^e^j^bl€iben.
Durch die XII. Rippe werden die Nieren nahezu halbiert imd
pflegen aufwärts die XI. Rippe noch zu überragen. Doch kommt
eine höhere oder tiefere Lage der Nieren gar nicht selten vor. Die
rechte Niere steht meistens (jedoch durchaus nicht immer) etwas
tieIer_iU§.,.ditL.Unke, weil sidi der voluminöse rechte Leberlappen
zwischen diese und das Zwerchfell einschiebt. Die mediale Seite
des oberen Niere nendes wird jederseits von der Neben¬
niere bedeckt, welche der Niere wie eine Kappe airfsitzt. Ausser¬
dem wird das obere Ende der rechten Niere von der tmteren
Fläche des rechten Leberlappens, dasjenige den linken Niere von
der Milz und dem Pancreas bedeckt. Milz und Niere stossen da¬
bei unter einem medianwärts offenen Winkel zusammen, welcher
etwas grösser als ein rechter ist. Der laterale Rand g^zt
an den M. transversus abdominis, der mediale ist dicht neben
dem Psoas major und dem medialen Zwerchfellschenkel gelegen.
Die hintere Fläche beider Nieren ist ziemlich fest mit dem M.
quadratus lumborum und mit dem lateralen Schenkel der Pars
lumbalis des Zwerchfelles verbunden. Die vordere Fläche
der linken Niere ist (meist in ihrem lateralen Abschnitte)
von dem Colon descendens, diejenige der rechtenNiere (meist
in ihrem unteren Abschnitte) von dem Colon ascendens, etwas
‘) Wie man sieht, ist die Lage eine ganz ähnliche wie am Hilus der
Lunge (Lungenvene, Lungenarterie, Bronchus cf. S. 535).
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^ 627 —
^ i ! , V a\v')
weiter medial von der Pars verticalis duodeni bedeckt. Im Übri¬
gen ist die Vorderfläche an beiden Nieren vcmi Peritonaeum über¬
zogen. In ihrer Lage werden die Nieren wohl hauptsächlich
durch eine bindegewebige, ziemlich derbe Lamelle, die
nalis propria, erhalten, in welche die Nieren wie eine Art von
Tasche eingeschoben sind und welche vom mit dem Peritonaeum,
hinten (wenigstens teilweise) mit der Specialfascie der Mm. qua-
dratus lumbortun und psoas major verwachsen ist. Das die Nie- J
ren umhüllende Fett, die sogen. CapsuhtL adiposä retßis, ist bereits
innerhalb der Fascia propria gelegen. Auch hinter der letzteren '
kann eine besondere Fetts^icht vorhanden sein. Bei mageren Per- pp
sonen ist jedodi überall anstatt eines fettreichen mehr lockeres
Bindegewebe mit spärlidien Fetteinlagerungen vorhanden.
Ausserdem sind beide Nieren an ihrer Oberfläche von j
einer bindegewebigen Kapsel, der Tunica s. Capsula fibrosa
renis überzogen, an welcher manbeimicroscopischerUntersuchimg
deutlich ^ei Schichten unterscheiden kann, welche lymphatische
Räime zwischen sich fassen. Unter der tieferen Schidit liegen
glatte Muskelfasern (Tunica musctdaris). welche mit der Kapsel in
dfiT Hilus renis eindringen und sich bis auf die später zu be-
.«tchreihenrien Nierenpapillen erstrecken, wo sie sich _zu^einer Art
von ringförmigem Sphinder papillae verdicken sollen. Die fibröse
Kapsel lässt sich unter nomalen Verhältnissen ohne besondere
Scfiwerigkeit von der Nierenoberfläche”ab’ziehen. ‘Gelingt dies
nicht leicht, so ist es immer ein Zeichen dafür, dass das Binde¬
gewebe der Niere durch chronisch entzündliche Processe verdickt
ist. Wenn man die fibröse Kapsel abgelöst hat, so gewahrt man
ein Furchensystem, welches, ein weitmaschiges Netz darstellend,
die Nierenoberfläche in einzelne Felder teilt, von denen ein jedes
einem beim Foetus deutlich erkennbaren , Nierenlappen.
rmaltö s. Renculus, entspricht. Aus einer gewissen Anzahl
solcher RencuU setzt sich jede Niere zusammen, ^im Foetus imd
Kinde sind diese Furchen demzufolge ziemlich tid. Beim Erwach¬
senen sind sie dag^n meistens nur noch undeutlich zu erkennen
und vielfach ganz verwischt. Ausser diesen Furchen zeigen sich
auf der Nierenoberfläche bei stärkerer Blutfüllung kleine,
radiär nach einem Punkte confluierende V en e^n. die man dieser
eigentümlichen Gruppierung halber als^ Tewac ^llatae s. Stellulae
Verheyenii bezeichnet.
Der concave Rand der Niere zeigt nach Entfernung der ein-
resp. austretenden Gefässe und des dort befindlichen Fettes
,Xj,U0iJyC
• t ^ _ - _
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628
(Sinusfettes) den bereits erwähnten Schlitz, J9t7ttö renoZis,
welcher seinerseits wieder in eine taschenförmige Höhle, den 5mws
renaiis, hineinführt. Im Sinus renis finden sich nun eine Anzahl
(6 — 12) k^elförmige, an der Spitze abgerundete Hervorragungen,
die Nierenpapillen; PaptUae rendlea, von denen eine jede einem der
vorhin erwähnten Lobi öder Kericuli entspricht. Diese Papilleir~
(s. Fig. 32) bilden die freien Spitzen der sogen. M a 1 p i g h i -
^ -s c h e n P y r a m i d e n oder M a V k k e g e 1 , Pt/räww?^ renales,
deren Eäsis in der Niefensübsianz~stÄkt.“ SchiTeidet man die"nze
Niere durch einen Längsschnitt auf, welcher vom convexen.
Marksirahlen
Fig. 32.
Längsschnitt der Niere (schematisch).
nach dem ccmcaven Rande gerichtet ist, so sieht man eine Anzahl
dieser Pyramiden, der Länge nach durchschnitten, als dreiseitige
Figuren. Die Summe •sämtlicher Malpighi’schen Pyramiden bil¬
det die sogen. Marksubstanz, Substantia medullaris, welche
in Folge der darin wth^tenen j[ e r a d e n H a r n k a n ä 1 c h e n,
Tubuli renales recü (B e 1 1 i n i ’s c h e Röhrchen), gestreift
erscheint, und zwar so, dass die Streifen nach der Papille zu com
vergieren. Die Marksubstanz wird allseitig von der Rindensub¬
stanz, Substantia corticalis (s. glomerulosa), umgeben, welche so¬
mit an der Peripherie der Niere gelegen ist und ihrerseits wieder
von der Nierenkapsel überzogen wird. Indessen liegt die Rinden¬
substanz nicht ausschliesslich in der Peripherie der Niere (s. Fig.
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629
32), sondern erstreckt sich auch in Gestalt der CWmnwge renales
(Septa s. Column?»*» Rfj'li"') zwischen den Basaltteilen der Mal-
pighi'schen Pyramiden bis an den Sinus renis hin. Betrachtet
man die Rindensubstanz genauer, so sieht man in derselben eben¬
falls eine Anzahl von feinen Streifen, welche bündelweise in ge-
yajf/ferens
Glomerulus
Vajafftfrent
Absteigender
Schenkel
Aiufstrigender
Sehenkrt '
Fig. 33.
Schematische Darstellung des Verlaufes der Harnkanälchen und
Nierengefässe innerhalb eines Rönculus.
wissen Abständen aus der Marksubstanz in die Rindensubstanz
hineinstrahlen und deswegen Markstrahlen oder Pyra-
m i de n f o r t s ä t z e (Ferrein’sche Fortsätze, Pars radiata der
Rinde) genannt werden. Die zwischen den Markstrahlen gelege-
nen Teile hat man als _L ajbj^ r i n t h (Pars cmvolutä) der Rinde)
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630
bfezeichnet weil in denselben die gewundenen Harnka-
n ä 1 c h e n, Tubtdi renales contorti^ enthalten sind oder aucn als
Rindenpyr am i d e n , obschon diese Abschnitte der Rinden-
Substanz mit Pyramiden durchaus keine Ähidichkeit haben. In
dm Labyrinth sieht man noch mit blossem Auge eine grosse An¬
zahl von feinen Punkten, die Malpighi’schen Körper¬
chen (s. d. Anm.), welche in bluüeerem Zustande der Niere
blassgrau erscheinen, während sie bei Blutfüllung als rote Pünkt¬
chen etwas hervorragen. Endlich kann man leicht Quer- und
Längsschnitte -von grösseren und kleineren Blutgefässen erkennen,
welche stets iü den Columnae Bertini und an der Basis der Mal-
pigfai’schen Pyramiden gdegen sind.
Bei microscopischer Untersuchung zeigt sich,
dass die Niere zu den zusammengesetzten tubulösen Drüsen ge¬
hört, und zwar werden die Tubuli hier Hamkanälcfae;p. CandlicuU
uriniferi, genannt. Der Verlauf dieser Kanälchen ist ein ziemlich
con^licierter und muss deslb^b eingehoid erörtert werden. Ein
jedes; Harnkanälchen beginnt mit einer kugeligen Anschwellung,
deren Wand durch einen O efässknäuel, den Glomerulus, so
eingestülpt ist, dass der letztere vollständig von ihr umschlö^en
wird. Diese kugelige Anschwellung heisst die Müller ’s che
y oder Bowman’sche KapseH), Capsula glomeruli, die ganz
nach Art eines serösen. Sackes aus einem parietalen und einem
visceralen Blatte besteht, welche einen spaltförmigen Hohlraum
zwischen sich fassen. Als parietales Blatt kann man die Aussen-
wand, als viscerales Blatt denjenigen Abschnitt der Bowman’schen
Kapsel bezeichnen, welcher den Glomerulus direkt bekleidet (s.
Fig. 33). Die Bowman’sche Kapsel geht mittels einer verengten
Stelle, welche man auch als Hals bezeichnet hat, in ein vielfach
2, gewundenes Kanälchen, den Tulmlus cmtortus, über, welcher nur
im Labyrinth der Rinde verläuft. Die Fortsetzung dieses Tubulus
contortus ist ein schleifenförmiges Kanälchen, die H e n 1 e ’s c h e
3 S c h 1 e i f e , Ansa Henlei, welche in einen Markstrahl eintritt, um
dann bis in die MalpIghi’scEe Pyramide abwärts zu verlaufen
und hierauf unter einer schlingenförmigen Umbiegung wieder in
den Markstrahl zurückzukehren. An jeder HehTe’schen Schleife
. unterscheidet man demzufolge einen absteigenden (proxi¬
malen) Schenk ^1, welcher in einem MärksträEle bis in die
>) Meistens wird unter dem Ausdruck „M alpighi’sches Kör¬
per c h e n“) Corpusculum renis, der Glomerulus nebst der ihn umhüllenden
Bowman’schen Kapsel verstanden.
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631
entsprechende Pyramide hinabsteigt, einen mehr engen Teil, den
sogen. Isthmus, welcher meistens der Umbiegiingsstelle nahe ^
liegt, und einen aufsteigen d e t^Jdistalen) Schenkel, ^
welcher dem absteigenden parallel wieder zurückläuft und zuweilen
im Markstrahle bis in die Nähe der Nierenoberfläche vordringt.
Den in den Markstrahl eintretenden Anfang der Schleife hat man, ,
■wenn er noch gewunden ist, auch als Spiralkanälchen •
bezeichnet, ^as Ende der Schleife tritt aus dem Markstrahl wie¬
der heraus, erweitert sich schnell und bildet ein dem vorhin er¬
wähnten Tubulus contortus ähnliches, aber viel kürzeres gewun-
denes Kanälchen, das sogen. Schaltstück (SCHWEiGBR-SEl- ^
DEL), welches mittels der kurzen geraden Vei-hifiHnn.ga. — ^
k a n ä 1 c h e n s in den Tubulus rectus eines Markstrahles einmün¬
det. Die Tubuli recti der Markstrahlen^ welche die Verbindunes-
kanälchen aufnehmen, bezeichnet man als Sammelröhren. ^
Indem die letzteren dann nach abwärts ziehen, fliessen sie in den
Malpighi’schen Pyramiden zu den Hauptröhren zusammen^
deren letztes, in den Papillen gelegenes, einfaches Endstück Ductus ^
papülaris genannt wird. Die Ductus paoillari».» münden _
in einer Zahl von 10—30 (selten darüber) an der Spitze einer
jeden Papille, wodurdi diese siebartig durchlöchert erscheint. _
Hierauf ist die alte Bezeichnung dieser Stelle als Area cribrosa s.
Cribrum benedictum zu beziehen.
Was nun den feinere nBau derHarn k a n ä 1 c h e n
betrifft, so bestehen sie durchweg aus eines glasheilen Basalmem¬
bran, der Tunica propr i a , und einer auf deren Innenfläche
aufsitzenden Schicht von E p i t h e 1 z e 1 1 e n. ^ Dieses Epithel ist
durchaus nicht überall von gleicher Beschaffenheit. Im Allge¬
meinen kann man sagen, dass mit der Weite des Kanälchens auch
die Höhe des Epithels zunimmt. Das Epithel, welches den schma¬
len Spalt zwischen beiden Blättern der Bowman*schen Kapsel aus¬
kleidet, p 1 a 1 1. ln den Tubuli contorti tritt ein dunkles, mehr_
cubisches Epithel ai^ welches bei schwacher Vergrösserung mehr
körnig, bei stärkerer dag^en vielfach feinstreifig aussieht. Die
feinen Streifen stehen damit in Zusammenhang, dass das Epithel,
mit gewissen chemischen Reagentien behandelt, an seiner Basis in
Stäbchen zerfällt, weshalb es auch von HEIDENHAIN als Stäb¬
chenepithel bezeichnet worden ist. Dieses Stäbchenepithel
setzt sich, etwas niedriger werdend, durch die ganze Henle’sche KuJtsJtCAeu'-
Schleife fort. Nur in dem absteigenden Schenkel der Schleife sind :
die Epithelzellen ganz abgeplattet und decken sich nach LUDWIG
^ Ukift )
632
dachziegelförmig. .Von dem Ende der Henle’schen Scl^i-
fen an bis zur Mündung der Ductus papilläres besitzen die Harn-
Ttanälchen ein helles Cylinderepithel mit deutlich begrenz¬
ten Kernen, welches mit zunehmender Dicke der Harnkanälchen
I ebenfalls an Höhe zunimmt, also in den Ductus papilläres am
, höchsten ist. Obrigens wird das Epithel der Schaltkanälchen von
verschiedehe^ anderen Autoren nicht als helles Cylinderepithel,
sondern nodT'älS' Stäbchenepiffid beschrieben. Vielleicht kmnmt
hier in der Tat bald die eine, bald die andere Epithelart vor. Die
Zwischenräume zwischen den Harnkanälchen werden durch ein
Gerüst von fibrillärem Bindegewebe (das sogen, i n t e r s t i t 1 l_e
Bindegeweb ausgefüllt, welches auch die Blutgefässe, Ner-
-ven und Lymphbalmen in sich schliesst
Was die Blutgefässe der Niere betrifft, so tritt der
Hauptstamm der Ä. renalis, gewöhnlich schon in einzelne Aste
geteilt, dtuxh den Hilus in die Niere und sendet seine Verzwei¬
gungen zwischen den Malpi^i’schen Pyramiden in die Colunmae
Bertini hinein. Zuweilen dringt auch ein Arterienast direkt durch
die Kapsel neben dem Hilus in das Organ. Von den in den
Columnae Bertini gelegenen Ästen gehen stärkere Zweige, die sog.
A r c a d e n. Arcus renales s. Arteriae arciformes, Ix^^enförmig
über die Basalteile der Malpighi’schen Pyramiden hinweg imd
senden alsdann von ihrer Convexität gerade verlaufende Ästchen,
die Aa. interlobulares s. ascendentes (Aa. radiatae), zwischen den
Markstrahlen gegen die Peripherie der Niere hin. Der Ausdrude
Aa. interlobulares ist darauf zurückzuführen, dass man je einen
Markstrahl nebst seiner unmittelbaren Umgebung auch als N i e-
renläppchen, Lohdus renis, bezeichnet hat. Von einer jeden
A. ascendens gehen nun nach allen Seiten hin kurze Zweige, die
Vasa afferentia zu den Bowman’schen Kapseln, um sich in den¬
selben in je einen kleinen Gefässknäuel, den Glomendus, &ufzu-
lösen. Ein jeder Glomerulus entsteht dadurch, dass die Arterie,
sobald sie in die Bowman’sche Kapsel getreten ist, sofort in meh¬
rere Ästchen zerfällt, die sich wiederum in eine grössere Anzahl
kleiner Zweige teilen. Die letzteren vereinigen sich jedoch bald
wieder, um schliesslich als ein einziges Stämmchen, das Vas efferens.
die Kapsel an derselben Stelle wieder zu verlassen, an welcher
das Vas afferens eingetreten ist. Da sich einerseits dmeh die plötz¬
liche Teilung des Vas afferens der Blutstrom im Glcmierulus sehr
verlangsamen muss, andererseits das Vas efferens meistens erheb¬
lich enger ist als das Vas afferens, so sind alle Bedingungen da-
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633
für gegeben, dass im Gl<xnerulus eine Blutstauung eintritt. welche
zur Filtration gewisser Blutbestandteile in den Hohlraum der
Müller’schen Kapsel, d. h. zur Bereitung des Harnes, führt. Wenn '
man Nierenschnitte mit gut injicierten Arterien durch ein schwaches
Vergrösserungssystm betrachtet, gewähren die dim:h ihre Vasa
atierentia mit der zugehörigen A. interlobularis zusammenhän¬
genden Glomeruli ein ähnliches Bild wie Johannisbeeren, welche
an einem gemeinsamen Stiele sitzen.
Nachdem nun die Vasa efferentia die Malpighi’schen Körper¬
chen verlassen haben, gehen sie nicht, wie man wohl glauben
könnte, direkt in die Venen über, sondern lösen sich zu¬
nächst in Cap i 1 laren auf, welcl^e an dem interstitiellen
Bindegewebe der Niere verlaufen »nH «tämHifhP Hamicanälrhpn —
mnspinnen, indon sie sich nicht allein in der ganzen Rinde, son¬
dern auchj;^ jn die Spitzen der Papillen nach abwä^ verbreiten.
Erst aus diesem Capillametze geht nunmehr das Blut in die
Nierenvenen über, welche stets die Arterien in ihrem Ver¬
laufe begleiten, somit auch, wie diese, Arcaden und Vv. mter-
lobulares s. ascendentes (richtiger descendentesi) bilden. Die
Stellulae Verheyenii werden^ wie schon bei der Beschreibung der
Nierenoberfläche gesagt i^ von Venen der Rinde gebildet, welche
dicht an der Oberfläche der Niere strahlenförmig nach einem
Punkte zusammenfliessen und dann in eine Vena ascendens (de-
scendensl einmünden. Dass diese Vasa efferentia der Glomeruli
nicht direkt in Venen übergehen, hat seinen Gnmd darin, dass in
den Glomeruli kein Sauerstoff verbraucht wird, sondern dem Blute
nur Wasser und einige andere Hambestandteile durch Filtration
entzogen werden. Das Blut bleibt also rein arteriell und/
ist in Folge dessen zur Ernährung der Harnkanälchen noch voll¬
ständig geeignet. Die Glomeruli können somit auch als eine Art'
von arteriellen Wundemetzen betrachtet werden. Es möge nodi
erwähnt werden, dass nach verschiedenen Autoren die M a 1 -
, pighi^schen Pyramiden nicht durch die aus den Vasa
efferentia hervorgegangenen Capillaren, sondern durch die sogen.
Arteriolae rectae versorgt werden, welche zum Teil am der Con- _
cavität der Arcaden. zum Teil aus den Arteriae interlobulares, zuni
Teil sogar aus den Vasa efferentia entspringen sollen und in der
Richtung ziu* Papille abwärts steigen. Der Urspmng aus den
Vasa efferentia würde die von HENLE bisher gegen diese Mei¬
nung ins Feld geführte Tatsache erklären, dass arterielle Injec-
tionen immer nur dann die Gefässe der Pyramiden füllen, wenn
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634
sie die Glomeruli passiert haben. Dag^en entstehen aus den Ca-
pillaren der Malpighi’schen Pyramiden Venen, welche ziemlich
gerade aufsteigen, um sich schliesslich in die bogenförmigen Ve¬
nenstämme der Arcaden einzusenken.
11. Die Harnleiter.
Die beiden Harnleiter, üreteres, sind lange, im leeren
Zustande etwas abgeplattete Röhren, welche von den Nieren nach
der Blase verlaufen, wdiin sie den abgesonderten Ham abführen.
Sie begännen in dem Sinus renalis in Gestalt der Nieren - _ -
kelche, Calyces renales, d. h. kurzer häutiger ^hläuche, in
deren Lumen in die Nierenpapillen hineinragen. Für gewöhnlich
umschliesst jeder Calyx nur eine Papille, zuweilen jedoch auch
zwei und seltener sogar drei Papillen. Da sich weiterhin mehrere
von diesen (die Nierenpapillen umschliessenden) Calyces zu ge¬
meinsamen Stämmen zu vereinigen pflegen, so hat man die erste-
ren als Calyces minores^ die letzteren als Calyces majores bezeich¬
net. Pje_ Calyces majores bilden wiederum durch ihre Vereini¬
gung einen weiteren Behälter, das Nierenbecke n. Pdvis
renis, welrhes ebenfalls noch im Sinus renalis liegt. Aus dem
Nierenbecken geht nunmehr der eigentliche Ureter hervor.
Was den Verlauf des Harnleiters betrifft, so zieht
derselbe von dem M. psoas major nach unten und ein wenig me-
dianwärts in das kleine Becken hinab, um sich hier in den Bla-
sengrund einzusenken. Auf diesem finden zwischen dem
Üretier ünd^olgenden Gefässen drei Kreuz u n g e n statt. Die
/ erste Kr e u z u n g betrifft die Vasa spermatic a intt.,
welche vor dem Ureter abwäite ziehen~ Die sich kreuzenden Or-
gane sind dabei vor dem Psoas gelegen. Die zweite Kreu¬
zungstelle entspricht dem Eintritte des Ureter in das kleine
Becken. Die V a s a i 1 i a c a, über welche der Ureter hier unge- _
• fähr_an ihrer Teilungstelle hinw^zieht, sind hinter demselb^
gelegen. Die dritte Kreuzung findet im kleinen Becken
■ statt, wo (beim Manne) der Ductus deferen s dicht vor
dem Harnleiter gelegen ist. Beim Weibe ziehen die Ureteren etwa
1 — 1,5 cm seitlich von der Cervix uteri, sdiräg nach vom und
unten convergierend, zur Blase hinab, indem sie dabei entweder
auf dem vorderen seitlichen Teile des Scheidengewölbes ruhen
oder nur in geringer Entfernung (etwa 5 mm) über dem letz-
' teren liegen. Hierbei kreuzen dieselben jederseits die A. uterina,
_deren Hauptstamm jed.erseits in der Rückenlage dicht oberhalb.
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in der atifrechten Stellung vor don Ureter gelegen isrf. Die Bla-,
senwand wird von den Uretern in schräger Richtiing_durch-
^bdij^^was zur Folge hat, dass bei stärkerer Füllung der Blase
der in ihrer Wand verlaufende Ureterabschnitt zusammengedrückt
und scrniit seine spaHförmige Mündiuigsöffnung ventilartig ge¬
schlossen wird. Auf diese Weise kann der einmal in die Blase ge¬
langte Ham nicht wieder in den Ureter resp. in das Nierenbecken
zurücktreten.
Die Calyces, das Nierenbecken imd die Ureteren sind innen
mit einer dünnen, im Ureter selbst längsgefalteten und daher auf
dem Querschnitte ste^öi^aen Schleimhaut (Tunica mucosa)
ausgekleidet, welch^iKeinm geschichteten Pflaster-
^e p i t h e 1 (s. auch S. 637) xiaid einem bindegewebigen
Su bstrat besteht. In den Calyces setzt sich dies Epithel auf
die freie Oberfläche der Nierenpapillen fort. Das bindegewe-
bl g e Substrat enthält im Nierenbecken und im oberen Teile
des Ureter kldne Schleimdrüsen, welche indessen immer nur in
geringer Zahl Vorkommen. An das bindegewebige Substrat
schliesst sich aussen eine Lage von glatten Muskelfasern
an {Tunica musctdaris), welche in einer inneren longitudinalen,
einer mittleren ringförmigen und einer äusseren wiederum longi¬
tudinalen Schicht! angeordnet sind. Die äussere longitudinale
Schicht scheint, besonders in den oberen Abschnitten des Ureter,
vielfach sdiwach entwickelt zu sein, weshalb wohl HENLE angibt,
dass der Ureter nur aus einer äusseren ringförmigen und einer
inneren longitudinalen Schicht bestehe. Auf die Musculatur 'f(dgt
zuletzt eine Art von bindegewebiger Tunica adventitia,
welche vcm innen nach aussen immer lockerer wird.
HI. Die Harnblase.
Die Harnblase, Vesica urinaria, ist ein je nach dem Ge¬
schlecht und Füllungszustande verschieden geformter Sack, wel¬
cher als Reservoir für den von den Nieren abgesonderten Ham
dient. Beim Manne ist die Blase in gefülltem Zustande ei-
förmig, in leerem und völlig strahiertem Zu^nde kugelig.
Beim Weibe st^t die^ gefüllte Blase ebenfalls einen annähernd
eiförmigen Körper dar, welcher jedoch stets etwas in die Breite
gezogen aussieht. Die leere weibliche Blase erscheint dagegen
immer an ihrem Scheitel naptförmig eingedrückt, in völlig contra-
hiertem Zustande wahrscheinlich ebenfalls kugelige Man' unter¬
scheidet an der Blase einen unteren Teil oder Blasengrund,
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636
.Fundus vesicae, einen mittleren oder Blasenkörper, Corpus
vesicae. und einen oberen Teil oder Blasenscheite 1, Vertex
vesicae. Alle diese Teile sind jedoch nidit deutlich von einander
abzugrenzen. An den Blasengrund schliesst sich beim Manne tm-
mittelbar die Prostata an. Ein eigentlicher B 1 a s e n h a 1 s, Col¬
lum vesicae, d. h. ein trichterförmiger Fortsatz der Blase beim
Übergange in die UreÖira, existiert nicht. Höchstens findet äcb
an den Blasen älterer Leute mit stark entwickelter Prostata mit¬
unter eine Art von Basfond, d. h. eine tellerförmige Vertiefung
vor, weldie der stark verbreiterten Prostatabasis entspricht.
Die Lage der Blase ist unmittelbar hinter der Symphy-
sis Qssium pubis^ mit der sie durch lockeres Bindegewebe ver¬
bunden ist,, und welche sie beim Erwachsenen nur im gefüllten
Zustande überragt. Je mehr sie gefüllt ist, tun so höher muss sie
stehen. Beim Foetus und Kinde wird dagegai die Blase durch . .
das im frühesten Lebensalter sehr kurze Lig. umbilicale medium
(vesicae medium) ständig (^)erhalb der Symphyse festgehalten. In
Folge dessen hat die Blase hier mehr Spindelform und erscheint
in leerem Zustande von vom nach hinten at^eplattet. Nach hin¬
ten grenzt sie W dem Manne _an die ^nKnblasen und das Rec-
tum. Beim Weibe sind dagegen hinter der Blase die Vagina und_
~31e Cövix Uteri gelegen, welche mit ihr dufchninässig lockeres
Bindegewebe verbunden sind. Vom Corpus uteri wird sie durch
die Excavatio vesicouterina getrennt.
Was die Beziehungen des Bauchfelles zur
Blase betrifft, so geht dasselbe bei vollständig entleerter Blase
__von d^ hinteren oberen Symphysengegend aus auf den Blasen- ___
ischeitel über, ohn^eine Einbuchtung zwischen Symphyse und Blase
zu bilden. Füllt sich aber die Blase mehr und mehr, so steigt mit
dem Scheitel auch das Bauchfell in die Höhe und entfernt sich in
demselben Masse von der Symphyse. Bei vollständig gefüllter
Blase endlich beträgt diese Entfernung 3 — 5 cm. Das Bauchfell
bedeckt alsdann den Blasenscheitel wie eine Kapuze und zeigt
zwischen Blase und vorderer Bauchwand eine leichte Einsenkung
nach unten, weldie durch das Lig. umbilicale medium in zwei
_ Gruben, die Fossae supravesicales, geteilt wird. In der grössten
Entfernung von der Symphyse befindet sich das Bauchfell, wenn
man zugleich mit der Blase auch das Rectum künstlich mit Flüssig¬
keit angefüllt hat. Man kann in diesem Falle, wenn man dicht
oberhalb der Symphyse die Bauchwand öffnet, leicht die Blase er¬
reichen, ohne das Bauchfell zu verletzen. Den mit lockerem Binde-
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637
gewebe ausgdüllten Raum zwischen Peritcmaeum und vorderer
Bauchwand, in welchm sich die Blase bei stärkerer Füllimg so¬
zusagen hineindrängt, hat man als Cavum praeperüonaeale s. Ca-
vum Retzii bezeichnet.
Zur Befestigung des Blasenscheitels an der Bauchwand
sollen die drei Liga, umbilicalia s. vesicae s. vesico-umbilicalia
dienen. Diesem Zwecke entspricht jedoch eigentlich nur das Lig.
umbilicdle medium, der ehemalige Urachus,^) welches vom höch-
sten Punkte des Scheitels zum Nabel verläuft. Die beiden Ligg.
unMicaiialateralia, die obliterierten Nabelarterien, ziehen dagegen
von der A. hypogastrica über die Seite des Blasenscheitels ztun
Nabel hin, ohne mit der Blase allzu fest verbunden zu sein. Wie
bereits erwähnt wurde, ist das Lig. umbilicak medium beim Foe-
tus und beim jungen Kinde verhältnismässig viel kürzer als beim
Erwadisenen. Die Blase wird somit dtu-di dasselbe näher an den
Nabel herangezogen und überragt in diesem Lebensalter
auch in leerem Zustande die Symphyse, wobei sie aber stets
zwischen Bauchwand und Peritonaeum eingeschot>en bleibt, so
dass sich das Bauchfell weder bei leerer, noch bei voller Blase
zwischen die vordere Bauchwand und die Harnblase einsenkt. Es
hat demnach die kindliche Blase trotz ihres höheren Standes an
ihrer Vorderfläche keinen Bauchfellüberzug. Betreffs der sogen.
Ligg. pubovesicalia und der in ihnen gelegenen glatten Muskel¬
fasern ist bei den Fasden des Dammes nachzusehen.
Die Wand der Blase ist an ihrer Innenfläche mit einem
geschichteten Epithel bekleidet, welches je nach dem
Füllungszustande der Blase ein verschiedenes Aussehen zeigt, in¬
dem es sich bei stärkerer Ausdehnung der Blasenwand verbreitert
und abplattet Während dasselbe bei gefüllter Blase vcm
gewöhnlichem geschichteten Pflasterepithel nicht zu unter-
scHeiden ist, nimmt es bei contrahierter Blase eine mehr
cübische Beschaffenheit an. Wichtig ist es, dass in den tieferen
^ÜHelscHichien hier ebenso wie in den Calyces, dem Nierenbecken
und Ureter sehr unregelmässig gestaltete Zellen Vorkommen, wel¬
che vielfach geschwänzt, d. h. in Winkel oder Fortsätze ausge¬
zogen, erscheinen. Das Epithel sitzt auf einem mit elastischen
Elementen gemischten bindegewebigen Substrat, wel-
*) Der U r a c h u s bildet beim Foetus einen offenen Gang, welcher
die Höhle der Blase mit derjenigen der Allantois verbindet.
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638
ches um die Einmündungstellen- der Ureteren herum kurze Pa¬
pillen zeigt, ln der Nähe der Hamröhrenmündtmg sind zuweilen
schon kleine tnbulöse Drüsen vom Charakter der Prostatadrflsen
(Glandulae vesicales) vorhanden. An die Schleimhaut schliesst sich
nach aussen eine beträditliche bindegewebige Submucosa und
an diese eine Lage glatter M u s kelfasern an. welche
in drei Schichten angeordnet ist. Die innerste Schicht besteht aus
1^- n e t z a r t i g mit einander verbundenen Muskeltaserbflndeln,
welche bei stärkerer Entwickelung der Blasenmusculatur die
Schleimhaut vorwölben, so dass die Inneidläche der Blase, den
Maschen des Netzwerkes entsprechend, starke Buchten enthalten
kann (sog. Balkenblase). Aut diese netzförmige Lage folgt eine
ringförmige Schicht. Diese Ringfaserschicht wird wiedenmi
an ihrer Aussenfläche von Fo n g i t u d i n a 1 e n Faserzügen be-
deckt, die an der vorderen und hinteren Fläche der Blase beson-
ders stark entwickelt sind und in ihrer Gesamtheit auch als Jf.,
_ detrusor urinae bezeichnet werden. Beim Übergange der Blase in
die Harnröhre Ycrdickt sich die Ringmusculatur,^n»M7t<s urethralis, ' ■
und geht continuierlich in den ringförmigen jlf. sj^Amcter wgtcae tnf.
über, wejcher ^reits den Anfang der Urethra umschUesst. Beim _
Manne ist._der -M-. ^sphincler vesicae int, somit in d e f P r o~^
stata gelegen. Als Sf7sj>)iincter vesicae ext. werden afculäre
q u e r g e s t r e i f t e Fasern bezeichnet, w^he Ebenfalls in der
.Prostata (s. daselbst) gelegt smd^
Am Blasengrund-e bildet die Schleimhaut einen drei¬
eckigen Wulst, das Triaonum v>^sicae s. Trigonum Lieutaudi, dessen
Basis nach oben und dessen Spitze nach unten gerichtet ist. Die
beiden Ecken der Basis werden durch die Einmündungstellen der
beiden Ureteren gebildet^ welche beim Durchtritte durch
die Wand der Harnblase eine Falte. Plica ureterica, bilden. Streng
genommen, besteht das Trigonum Lieutaudi aus einem zwischen
den Ureterenmündungen verlaufenden Querwulste. Plica interurete-
rica, und einem Längsw.ulste, Uvula vesicae ( Luelte vesicale der
Franzosen), welcher zu dem vorigen senkrecht steht und mit
seinem vorderen Ende in die Harnröhre hineinzieht, ^nn- man
von der Schlejmhaut^bsieht, so enthält das Dreieck glatte Muskel-
—faaem^. welche in der etwas stärker hervortretenden Basis von einer
Uretermündung zur anderen hinziehen, während sie in dem eben
erwähnten Längswulste longitudinal verlaufen. Die glatten Mus¬
kelfasern des Trigonum Lieutaudi sind mit zahlreichen elastischen
Fasern untermischt.
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639
Da die Schteimhaut der Blase keine eigenflichcn Schleim¬
drüsen besitzt — denn die in der Nähe der Urethralmündung be¬
findlichen Drüsen sind als solche wohl kaum anzusdien — , so
kann der bei Blasencatarrhen abgesonderte Schleim nur als, ein
Secreticmsprodukt der Epithelzellen angesehen werden.
D. Die männlichen Geschlechtsorgane.
Zu den männlichen Geschlechtsorganen ge¬
hören: 1) die Hoden nebst ihren Hüllen, 2) die Samen¬
leiter und S a m e n b 1 a s e n, 3) die H a r n r ö h r e, 4) die
Schwellkörper des Penis. Der grösste Teil der Harn¬
röhre ist mit den letzteren zum männlichen Begattungs¬
glied e , Penis, vereinigt. Ferner kann man noch zu den Ge¬
schlechtsorganen das sog. Girald6s’sche Organ (die Pa-
radidymis HENLE) rechnen.
I. Die Hüllen des Hodens.
Die Hüllen des Hodens können als eine Aussackung
(ein Divertikel) der vorderen Bauchwand aufgefasst werden, in
welche die ursp^glich in der Bauchhöhle zu beiden Seiten der
.Wirbelsäule gelegenen und an ihro- Volarfläche vom Bauchfelle
überzogenen Hoden hinabgestiegen sind. Noch bevor die Hoden
ihren Descensus beginnen, bildet nämlich die vordere Bauchwand
an der Stelle, wo sich später der Leistenkanal befindet, jederseits
eine Aussackung, weiche aussen in Gestalt des sogen. Genital¬
wulstes sichtbar ist. Die linke und redite Aussackung ver¬
wachsen schliesslich miteinander, wodurch der Hodensack
entsteht. Die Verwachsungstelie ist auch bei Erwachsenen an einer
medianen Leiste, der sogen. Eaphe, deutlich kenntlich. Es ist da¬
bei zu betonen, dass sich die ganze Bauchwand, also auch das
Peritonaeum, an dieser Aussackung beteiligt: derjenige Teil des
Peritonaeum, welcher in den Hodensack hinabsteigt, wird als Proc.
vaginalis peritonaei bezeichnet. ') Der Proc. vaginalis steht natür¬
lich ursprünglich in der Richtung des Pfeiles auf Fig. 3^ durch
>) Nach einer anderen, in einigen anatomischen LehrbUchem ge¬
gebenen Darstellung soll das Peritonaeum nicht von vornherein in die für
den Hoden bestimmte Aussackung hinabsteigen, sondern erst später von
dem wandernden Hoden in die letztere hinabgezogen werden.
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640
einen offenen Gang mit der Bauchhöhle in Verbindung. Später
obliteriert dieser Gang und der Proc. vaginalis ist meist schon
nach der Geburt nur in Fwm einä~cltinhen Bindegewebstranges
{Lig. vaginale) vorhanden. Bleibt er natji^der fifhiu-t offen, so ist
natürlich die Gefahr vorhanden, dass Darmschlingen aus der
Bauchhöhle in denselben hineintreten. Derartige Brüche hat man
als angeborene Leistenbrüche, Hertiiae inguinales cow-
genitae, bezeichnet. Noch während der Kode hoch in der Bauch-
Haut
Faset a super ftcaSt
M.oMiquusaöd.ext.
MMiguusabd. int
M. transversus.a6dz
Fasern transversaltdz
Peritoneum
Vas deferens
Scrotnm
Tunica durtos
Cooper'scheFascie
M.cremaster externus
Tunica vupinalis communis
Mxremaster internus
Pariet.Biatt). ITunica va-
ViscerBlatnigin
Iginaiisproprim
Fig. 34.
Schema der Hüllen des Hodens.
Die glatte Muskulatur ist durch punktierte rote Linien angedeutet Derjenige Teil des Proc. vagi¬
nalis peritonaei, welcher beim Erwachsenen obliteriert, ist schwarz punktiert
höhle gelegen ist, ist bereis sein unteres Ende mit dun Grunde
der entsprechenden Aussackung durch einen mit glatten Muskel¬
fasern versehenen Strang, das sogen. Leitband des Ho¬
dens, Gubemaeulum iesüs s. Hunteri, verbunden, welches seine
Länge nicht wesentlich ändert, auch wenn der Embryo sich stark
vergrössert. Schon dadurch muss der Hode bei zunehmendem
Wachstum des Embryo allmählich immer weiter nach abwärts
rücken. Zweifelhaft erscheint es, ob die glatten Muskelfasern des
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641
Bandes direkt dazu dienen, den Hoden abwärts zu ziehen. Jeden¬
falls bewegt sich also der Hode hinter dem Peritonaealüberzuge
der hinteren Baucliwand abwärts nach dun inneren Leistenring
hin, passiert, vom Gubemaculiun geleitet, den Leistenkanal und
gelangt schliesslich neben toder mitl dem Proc. vaginalis peri-
tonaei in den Grund des Hodensackes. Hier wird er alsdann von
dem Proc. vaginalis peritonaei vollständig umwachsen. Nach
Öbiiteration des auf Fig. 34 punktiert dargestellten Teiles des
Proc. vaginalis bildet der letzte Oberrest desselben einen' serösen
Sack, welcher den Hoden umgibt wie der Herzbeutel das Herz und
somit auch ein viscerales und ein parietales Blatt besitzt. Dieser
Sack ist die Tunica vaginalis propria testis. Da die Höllen des
Hodens eine Aussackung der gesamten Bauchwand bilden, müssen
wir auch sämtliche Schichten' der letzteren in. ihnen wiederfinden;
es sind von aussen nach innen gerechnet folgende:
1. Der Hodensack. Scrotum. eine Fortsetzung
der äusseren Haut, stellt einen schlaffen, faltigen Sack
dar, welcher in der Medianebene entsprechend der bereits erwähnten
ten Raphe durch ein bindegewebiges Septum in zwei Hälften ge¬
schieden wird. Vor der äusseren Haut ist das Scrotum dadurch
ausgezeichnet, dass es dunkler pigmentiert, mit grossen Haaren
besetzt und vollständig fettlos ist. ^ den Haarfollikeln des Ho-
deasackes. sitzen , sehr grosse Talgdrüsen, , welche man mit blossem
Auge sehen kann, wenn man das abgezogene Scrotum an seiner
Innenfläche betrachtet.
2. Die FleischhautdesHodens, Tunij-/!. ^nrf^s wirrf
von einigen Autoren als eine Fortsetzung der Fascia superficialis
abdominis betrachtet, wie dies z. B. auch in Fig. 34 dargestellt ist.
Richtiger ist es vielleicht mit HBNLB, dieselbe ledigjlich als eine
modifizierte F ortsetz u n.j[^_ des subcutanen Fett-
g e w e b e s dejL^auchbaut.zu betrachten. Die Tunica dartosstellt
nämlich eine ziemlich feste Bindegewebslage vor, in welche beson¬
ders vom und an den Seiten des Scrohun ^Ireiche glatte Mus¬
kelfasern eingewebt sind, die bald parallel verlaufen, bald sidi in
verschiedenen Richtungen durchkreuzen und durch ihre Contrac-
tion eine starke Runzelung des Hodensackes hervomifen. Eine
derartige Ccmtra^on kaim' z. B. bei Einwirkung der Kälte, nach
einem kalten Bade etc. beobachtet werden.
Eine zweite, viel stärkere, sehr lockere Bindegewebschicht liegt
zwischen der Tunica dartos und der nächstfolgenden Hülle des
Hodens. Sie ist es hauptsächlich, welche die leichte Verschieblich-
Broeeike, Anatomie. 9. Anfl. 41
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642
keit des Hodens im Scrotum ermöglicht. Bei alten Leuten pflegt
sie eine festere Beschaffenheit anzunehmen und sehr dick zu wer¬
den. Da diese Lage (cf. H e n 1 e p. 438) zuerst von CÖOPER be¬
schrieben sein soll, so ist dieselbe auch als Cooper’sche
F a SIC i e , Fascia Cooperi, besonders bezeichnet worden. HYRTL
versteht dagegen wcrfil mit mehr Recht als Cooper’sche Fascie
eine dünne Bindegewebslage, welche sich am äusseren Leistenrii^e
von den Sdinenfasem des M. obliquus abdcMninis extemus' aus
längs der Aussenif lache des M. cremaster ext.
auf den Samenstrang und sogar bis zum Hoden abwärts verfolgen
lässt und die letzteren Organe eng umhüllt (Intercolumnar-
fascie der Chirurgen, Fascia cremasterica s. Vagina Scarpae aut.).
Die letztere Bindegewebslage^) würde also eine Fortsetzung des M.
obliquus abd. ext. bilden (in Fig. 34 nidit dargestellt).
3. Der Heber des Hodens. M. cremaster (externus). bildet eine
Fortsetzung des M. obliquus abdominis in t e^
n u s , des einzigen Bauchmuskels, welcher an der Stelle des
Leistenkanales nicht mehr sehnig, sondern ncxÄ muscuiös ist. Der
M. cremaster umgreift mit seinen Fasern den Samenstrang und
den Hoden schlingenförmig oder richtiger schleudeildrmig und
zieht somit den Hoden bei seiner Contraction aufwärts. Da der
M. cremaster aus quergestreiften Muskelfasern besteht, so müsste
man mittels desselben (ten Hoden willkürlich heben können, wenn
der Muskel genügend geübt wäre.
4. Die gemeinsam! eScheidenhaut,
comm^is. bildet eine Fortsetzung der Fascia trans-
versalis abdominis und ist eine dünne, aber doch ohne
Schwierigkeit isolierbare Haut, welche jederseits den Samenstrang,
Hoden und Nebenhoden allseitig umhüllt. An der Innenwand der
Tunica vaginalis communis lassen sich durch das Microscop
glatte Muskelfasern nachweisen, welche den sogen. M. cremaster
internus bilden, dessen Fasern nach KOELLIKER durch weitere Ent¬
wickelung des ehemaligen Gubemaculum testis entstanden sind.
5. Die besondere Scheidenhaut
propria, ist, wie schon erwähnt, ein Derivat des Peritonaeum und
bildet einen serösen, mit Endothel (nach älterer Terminologie mit
Epithel) ausgekleideten Sack, in welchen der Hode und Neben-
Es mag hier bemerkt werden, dass verschiedene Autoren, wie z. B.
Gegenbaur, die Tunica d a r t o s als eine Schicht des Scrotum, die
Cooper’sche Fascie dagegen als Fortsetzung der Fascia superf.
abdominis betrachten.
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hode mit Ausnahme ihres hinteren Randes vollständig eingestülpt
sind. Das parietale Bla ft dieser Haurist mit deF Tunica
vaginalis communis ziemlich fest verbunden. Das viscerale
Blatt liegt der Oberfläche des Hodens unmittelbar an und ist
nut_ihr untrennbar verwachsen. Die zwischen beiden Blättern
befindliche seröse Höhle der Tunica vaginalis propria ent¬
hält meistens nur sehr wenig Flüssigkeit. Bei gewissen patholo¬
gischen Zuständen kann sich diese Flüssigkeit jedoch sehr ver¬
mehren und dann den sogen. Wasserbruch, Hydro^de, darstellen.
6. Die Faserhaut des Hodens,
te&üs. bildet eine weisse, feste, ziemlich dicke Bindegewebschicht,
welche an der Innenfläche der vorigen Lage den Hoden umhüllt
und eigentlich gar keine besondere Schicht darstellt, da sie mit
dem visceralen Blatte der Tunica propria so fest verwachsen ist,
dass beide nur künstlich getrennt werden können.
II. Der Hode und Nebenhode.
Der Hode, Testis, s. Testiculus s. Didymis, ist ein seitlich
etwas abgeplatteter ovaler Körper, an welchem man ein oberes
und ein unteres Ende, eine mediale und eine laterale
Fläche, ferner einen convexen vorderen und einen geraden
hinteren R an d unterscheidet. Das obere Ende steht in der
natürlichen Lage des Hodens gewöhnlich etwas nach vorn über¬
geneigt. Ausserdem pflegt der linke Hode meistens etwas tiefer
zu stehen als der rechte, was wahrscheinlich damit züsämmen-
hängt, dass sich das Blut in den venösen Geflechten der linken
V. spermat. int. leichter staut und somit schon durch sein grösseres
Gewicht den Hoden herabzieht (s. auch S. 355).
An dem hinteren Rande des Hodens (S. Fig. 35) liegt
der Nebenhode, Epididymis s. Paratestis, an dem man ein ver¬
dicktes oberes Ende, den Kopf, Caput epididymidis, ferner ein
Mittelstück, den Körper, Corpus epididymidis, und ein unteres
Ende, den Schwanz, Cauda epididymidis, unterscheidet, wel¬
cher nach hinten und oben umbiegt, um in den Samenleiter,
Ductus s. Vas deferens, überzugehen. Der Kopf steht mit dem
Hoden durch die aus dem letzteren austretenden Vasa efferentia
testis im Zusammenhang. Der übrige Teil des Nebenhodens ist
dagegen lediglich durch eine Duplicatur des visceralen Blattes
der Tunica vaginalis propria testis, das sog. Lig. epididymidis, mit
dem Hoden verbunden. Diese Duplicatur geht von der medialen
Fläche des Hodens straff auf den Nebenhoden über, während sie
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an der lateralen Seite sich zwischen Hoden und Neben¬
hoden ziemlich tiefeinsen kt ( Sinus, so dass
man die laterale und die mediale Fläche beider Organe audi dann
deutlich erkennen kann^ wenn sie aus dem Hodensacke entfernt
sind.
Jn dem Bindegewebe des Samenstranges und
von den' Blutgefässen des letzteren umschlossen, liegt zwischen
dem Kopfe des Nebenhodens und dem Ductus
(Vas) d e f e r e n s eint länglicher, rötlich aussehender kleiner
Körper, das Giraldes*sche Organ oder die Paradidymis,
welche einen Ülxrr^ d« beim Foetus vorhandenen Wolff’schen
Körpers, der Urnier^ Erstellt und aus einem Häufchen knäuel¬
förmig gewundener blinder Drüsenschläuche bestdit- Diese
Drüsenschläuche sind mit fetthaltigen oder in Zerfall begriffenen
cvlindrischen Epithelzellen und' einer jerö^ Flüssigkeit _ ausge-
füllt. Am Kopfe des Nebenhodens oder dem zu¬
nächst gelegenen Teile des Hodens finden sich
ferner nicht selten Anhänge, die baden Morgagni ’s chen
Hydati'den, von denen gewöhnUch die eine als gestielte, die
andere als ungestielte oder nach Waldeyer besser als lappige
Hydatide bezeichheFwird!" Die ungestielte oder 1 a p -
.jp i ge Hydatide. Avvendia: testts, verdiem den Namen ,H V-
d a t i d e“ insofern nicht, als sie kein mit Flüssigkeit gefülltes
Bläschen, sondern einen soliden an seiner Oberfläche mit Flim-
merepithel bekleideten Körp^ darstellt, welcher meistens kolben-
iöimig und abgeplattet ist. Ausnahmsweise kann diese Hydatide
übrigens trotz ihres Namens audi gestielt oder durdi Einschnitte
geteilt sein. Ein in. ihrem Jnnem enthaltenes, mit Flimmerepithel
ausgekteidetes Kanälchen kaim mitunter mit dem Kopfe des Ne¬
benhodens Zusammenhängen' und dann Spermatozoen führen.
Entwickelui^geschichtlich ist sie wahrscheinlich als ein Analogon
des_ abdominalen Tubenendes beim Weibe aufzufassen. Die g e -
stielte Hydatide, Appendix epididynädis, bildet em Bläs¬
chen, welches an einem bindegewebigen Stiele hängt und eine
klare seröse Flüssigkeit mit rudimentären Zellen und Kernen ent¬
hält. Über ihre Bedeutung ist nichts Gewisses bekannt.
Wenn man den Hoden der Länge nach durch einen von
seinem vorderen bis zu seinem hinteren Rande gehenden Schnitt
in zwei Hälften teilt, so sieht man bei Betrachtung der
Schnittfläche von der Albuginea aus eine Reihe von
bindegewebigen Scheidewänden, Septula testis, etwas, ctmver-
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gierend nach dem hinteren Rande des Hodens hinziehen, wo sie
sich zu einer dichten Bindegeiwebsmasse, dem sogen. Mediasti¬
num testiB s. Corpus Highmori, vereinigen. Durch diese Binde-
gewebsmasse treten auch die Vasa spermatica intt. nd>st den sie
begleitenden _^mpatbischen Nerveo vcm hinten jn den .HödOT fiiff
ein. Die Muskelfasern des Cronaster int. bilden hier eine mit¬
unter recht starke Auflagerm^, welche als der eigentliche letzte
Überrest des Gubemaculum Hunten betrachtet wird. Zwischen
Tubidi fubuli
reeti contorti
Fig. 35.
Schema fflr den Verlauf der SammelkanXlchen.
den Septula testis kann man in dem weichen, gelblichen Hoden¬
parenchym schon mit blossem Auge die Windungen der Samen¬
kanälchen, Tubuli seminiferi, erkeimen. Von der Innenfläche
der Tunica albuginea und den Septula testis sind sie jedodi noch
durch eine besondere gefässreiche Bindegewebschicht, Imwico
vascidqsa s. erythroides, geschieden. Die zwischen def) Septula
gel^enen Abschnitte des Hodens werden auch als Lobtdi tesüs
bezeichnet. Auch von der Albuginea des* Nebenhodens gehen
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unvollkcmimene bindegewebige Scheidewände in das Innere des
letzteren hinein, welche die sogen. Lobuli epididymidis von ein¬
ander abgrenzen.
Der Verlauf der Samenkanälchen ist folgender
(s. Fig. 35). Sie beginnen^) an der Peripherie des Hodens und
ziehen unter mannigfachen Windungen als von hier
h, nach dem Mediastinum testis hin. Kurz voiTdemEinmtt in das
letztere gehen sie in die geraden Kanälchen, die Tubuli recti, über.
2/ . Die Tubuli senken sich alsdann sämtlich in das jsitediastinum testis
ein und geheü dort in ein Netzwerk von Gängen über, welches
das ganze Mediastinum durchzieht und als Bete testis s. vascu-
losum Halleri bezeichnet wird. Aus diesem noch im Hoden ge¬
legenen Netzwerk gehen alsdann am pursten Teile Medi;^
astinum_12 — 14 kleine Kanäle, die Ductuli efferentes s. Vasa
efferentia testis s. Graafiana, heraus und in den Kopf des Neben-
hodens hinein, wo sie sich zu kegelförmigem mit der Spitze nach
dem Hoden gerichteten Knäueln, den Ckaii vasctdosi Halleri,
roU^. Aus der Basis eines jeden solchen Ginus vasculosus tntl
dann als Fortsetzung des entsprechenden, zum Knäuel aufgeroll¬
ten Vas efferens je ein kleines Kanälchen heraus, welches sich in
ein Gefäss vc«i grösserer Weite Ductus s. Vas epididymidis, ein¬
senkt. Der Ductus epididymidis entsteht gewissermassen durch den
Zusammenfluss der eben genannten Kanälchen und durchzieht hier¬
auf in vielfachen Windungen den ganzen Nebenhoden, um schliess¬
lich in den bereits erwähnten Ductus deferens überzugehen. Es
wäre noch zu erwähnen, dass der Ductus epididymidis blinde
seitliche Abzweigungen von wediselnder Zahl imd Länge besitzt,
welche man Vasa aberrantia testis genannt hat. Der Hode und
Nebenhode stellen scmiit eine zusammengesetzt tubulös^Dröse dar,
deren Ausführungsgänge vielfach durch Anastomosen mit ein¬
ander Zusammenhängen. Ihr Secret, die Samenflüssigkeit (Sperma),
enthält als wichtigsten^ morphologischen Bestandteil die Sa¬
mentierchen oder Spermatozoen, auch Samen-
f ä d c h e n oder Spermatosomen, neuerdings Spermien
genannt, an denen man den etwas abgeplatteten, verdickten Kopf,
ein schmaleres Mittelstück und den langen fadenförmigen Schwanz
unterscheidet.
In Bezug auf den microscopischen Bau des Ho¬
dens ist folgendes zu bemerken. Die Septula testis be-
') Ob die Anfangstücke der Samenkanälchen blind sind oder schleifen-
förmig miteinander Zusammenhängen, ist zweifelhaft.
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stehen ebenso wie die Tunica albuginea aus festem, fibrillärem
Bindegewebe und enthalten die grösseren Blutgefässe des Hodens.
Die Zwischenräume zwisch enden S a m e n k a n ä 1-
cTi e n werdeiflm Übrigen durch ein Gewebe ausgefüllt, welches
mehr den Character des embryonalen Bindegewebes zeigt, d. h. aus
einer homogenen Grundsubstanz mit eing^lagerira Rundzellen be¬
steht, welche mit Leukocyten Ähnlichkeit haben und Fett oder
Pigmrati) enthalten können. Ausserdem finden sich in dem Ge¬
webe zwischen den Samenkanälchen mitunter Stränge voneiuthei-
ähnlichen, mehr cubischen, granulierten Zellen, von denen man
glaubt, dass sie entweder unentwickelte Hodenkanälchen (Reste
des Wolff’schen Körpers) darstellen oder vielleicht zur Anlage
neuer Hodenkanälchen dienen. Die Samenkanäl clie n selbst
besitzen eine Tunica propria. welche aus einer Anzahl von
Laimllra best^t, von denen eine jede aus platten Endothelzellen
zusammengesetzt ist. Zwischen diesen Lamellen befindenL_sich
Lymphräume. Die Tunica propria lunscfaliesst ntm eine mehrfache
Schicht von Zellen, das sogen. Samenepithel, welches
ein sehr verschiedenes Aussehoi zeigt, je nachdem der Hodesich
im Zustande der Ridie oder Tätigkeit Ixfindet. Im Zustande der
Ruhe bildet dieses Epithel nur eine mehrfache Schicht von run¬
den Zellen. Im Stadium der Tätigkeit dägi^en verändern sich
diese Zellen in der Weise, dass man zwei Zellarten, nämlich l>die
Stütz- oder Fusszellen und 2) die Rundzellen unter¬
scheiden kann. Die Fusszellen (SERTOLI), Stütz- oder
Basalzellen (MERKEL), Spermatoblasten(v. EBNER)
sitzen an der Tunica propria mit breiter Basis auf und erstrecken
sich mit ihren handschuhfingerförmig ausgdmchteten, länglichen
Körpern in das Lumen der Samenkanälchen. Ihr j^o^r runder
K^I ist stets in ihrem Basalteile gel^;en. Zwischen den Fuss-
oder Stützzellen li^en die Rundzellen, welche von der Pe¬
ripherie nach der Achse der Kanälchen hin immer kleiner werden.
Es ist in neuerer Zeit viel darüber debattiert worden, ob
die Spermatozoen sich aus den Stützzellen oder aus den Rund¬
zellen bilden. Die eine Gruppe von Autoren bezeichnet die Stütz¬
zellen als Samenbildner, Spermatoblasten, andere For¬
scher behaupten, dass die Spermatozoen sich aus den Rundzellen
entwickeln, und dass somit den letzteren diese Bezeichnung zu¬
kommen müsste. Wieder andere lassen beide Zellenarten sich bei
Besonders stark pigmenthaltige derartige Zellen sind im
Hoden des Ebers anzutreffien.
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der Samenbildui^ beteiligen. Wahrscheinlich sind jedoch die
Rundzellen die eigentlichen' Samenbildner und können scunitwohl
mit Recht als die eigentlichen Samenzellen bezeichnet wer¬
den. Die Wandschicht der Rundzellen bezeichnet man als
Stammzellen (Spermiogonieo). Diese erzeugen
durch Teilung die nädiste Schicht, die Samenmutterzel¬
len (Spermiocyte n), aus denen durch weitere Teilungen' die
Samentochterzellen (Praespermiden o^ Sper-
m i d.£ n) hervorgehen. Letztere reifen, in den am meisten nach
der Mitte der Samenkanälchen gelegenen, etwas gelappt aussehen¬
den Enden Her Stützzfillen .«sttylcend, zu den Spermien heran.
Bei der Entwickelung der Spermien spielt der Kern der Rund¬
zellen eine Hauptrolle, indem aus ihm der wichtigste Bestandteil
des Samenfadens, der Kopf, hervorgeht, während es noch eine
offene Frage ist, ob der Schwanz aus dem Kern oder aus dem
Zellprotoplasma auswächst. Nur das an der Grenze zwischen
Kopf und Schwanz befindliche, von SCHWEIGGER-SEIDEL sogen.
Mittelsttick scheint sicher vcm Zellprotoplasma abzustammen.
Da schon die TubuH recti reife, d. h. frei bewegUche Sper¬
mien enthalten, so muss man dieselben bereits zu dem System der
Au^ül^ngsgänge rechnen. Hieftir spricht auch der Umstand,
dass die Tubuli recti ein h e H e s C j^lj nderepithel ent¬
halten, welches sich bis in dm Ductus deferens Hontmulerlidi fort¬
setzt. Doch ist dabei zu bemerken, dass das Epithel in den sehr
engen Gäpgen des Rete vasculosum Halleri sehr niedrig, fast
pflasterförmig ist. Die cylindrischen Epithelien im Kopfe
des Nebenhodens sind dadurch ausgezeichnet, dass sie mit
F.Um'merhärchen besetzt sind, welche zu den schönsten
und längsten des menschlichen Körpers gehören. Schon die Vasa
efferentia testis zeigen ini ihrer Wand glatte M us k-£ii.ase rn,
welche sich durch den Nebenhoden hindurch längs der dort ver¬
laufenden Kanälchen bis zu dem Ductus deferens fortsetzen und
offenbar notwendig sind, um die in diesen Teilen enthaltene Sa-
menflüssigkeit bei der Ejaculatio seminis plötzlich zu entleeren.
UL Samenleiter und Samenblasen.
1. Der Samenleiter, Ductus s. Vas deferens, verläuft jeder-
seits zunächst hinter dem Nebenhoden, zieht dann bis zum äusse¬
ren Leistenring in die Höhe, passiert den Leistenkanal und tritt
schliesslich aus dem inneren Leistenringe hervor, um über die
rechtwinkelige Umbiegungsstelle der Arteria epigastrica inf. hin-
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U-u
weg dicht unter dem Peritonaeum nach dem kleinen Becken hinab-
zuziehen. Der Ductus deferens verläuft bei seinem Wege ins
kleine Becken jederseits medial von dem Lig. lunbilicale s. vesicae
_ laterale, imd kreuzt sich dmm spitzwinkelig mit dem Ureter, indem __
- er zwischen demselben' und der hinteren Blasenwand abwärts zieht
und sich schliesslidh in den oberen Teil der Prostata einsenict.
Gegen das Ernte hin wird der Ductus deferens etwas weit«' und
ist hier mit höckerigen Ausbuchtungen versehen. Dieser weitere
Teil, die sogen. Ampulle, vereinigt sich schliesslich mit dem
Ausführungsgange der Sam e n b 1 a s e , Vesicula semitudis, zum
Ausspritzungs g a n g , Ductus ejacukUorius. Während des
3^erlaufes vcan Hoden bis zum inneren Leistenring ist der Pucttis
deferens von der A. imd V. spermatica interna begleite^und bil¬
det mit diesen zusammen den Samens t r a n g, Funiculus sper-
maticus. Der Ductus deferens nimmt dabd. nur umspcmnen vtm
Venen- und Nervengeftechten, ziemlich den hintersten Teil des
Samenstranges ein. Die V. ^raatica int. besteht nmnlich nicht
aus einem einzelnen Stamme, sondern bildet ein rankenförmiges
Geflecht, welches man als Plexus pampiniformis bezeichnet. In
Folge stärkerer Blutstauung können die Äste dieses Plexus sich
stark erweitern und verlängern, so dass sie geschlängelt verlau¬
fen; man spricht dann' von einem Krampfaderb ruche
(Varicocele). Ausser der A. und V. spermatica int. und den ge-
ftechtartigcn sympathischen Zweigen des N. spermaticus int, ziehen
noch andere Nerven und Blutgefässe aus der Bauchhöhle mit dem
Samenstrange dinch den Leistenkanal hindurch und von hieraus
eine kürzere öder längere Strecke nach abwärts. Es sind dies die
A. und V. ^rmatica ext. (ms der A. und V. epigastrica inf.^
mitunter noch feine Äste der A. deferentialis (aus der A. hypo^
j[a^ca), der N. spermaticus ext. und der N. ilioinguinalis (Nähe¬
res s. beim Leistenkanal). Sobald der Ductus dder^ aus dem
inneren Leistenring in die Bauchhöhle getreten ist, trennt er sich
von den Vasa spermatica interna, um isoliert nach dem kleinen _
Becken zu verlaufen.
Die Wand des Ductus deferens ist im Vergleich zu
seinem Tumeii ausserordentlich- öick. . In Folge dessöi istdäsgan^
Organ diurch eine knorpelartige Härte ausgezeichnet und sc«nit
überall leicht durchzufühlen. Auf der Innenfläche findet sich in
seinem ganzen Verlauf ein_hell^.mcht flimmerndes Cy linde r-
e p i t h e Ij welches auf einem bindegewebigen, in wenige
^ teilte Falten gelegten Substrat aufsitzt.' Darauf folgt eine
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dicke Lage von glatten Muskelfasern, welche aus einer
starken Ringfaserschicht zwischen einer äusseren und inneren lon¬
gitudinalen Schicht bestehen. Doch kann letztere in der Mitte
auch fehlen. Die Muskelzellen des Ductus deferens sind nächst
denjenigen des schwangeren UtMTis~3ie grössten, welche man
im menschlichen Körper überhaupt findet. Nach’"iussen von der
Muscularis ist noch eine^bindegewebige Adventitia
gelegen. Die Wand der A m p u 1 1 ^ ist ausserdem noch durch
besondere A u s b uchtungen, Diverticula, und nach HENLE
auch durch eigentümTidie tubulösV Drüsen ausgezeichnet,
von denen mehrere sich häufig zu einem gemeinsamen Ausfüh-
rungsgang vereinigen. In diesen Drüsen findet sich eine Lage
kleiner, meist vieleckiger Epithelzellen, welche in ihrem Proto¬
plasma z^reidie Partikelchen eines ^Ibbräunlichen— EarbsteSes
enthalten. Von den letzteren rührt die gelblichbratuie Färbung
der Ampullenschleimhaut her.
2. Die Samenblas e n , Vesicülae seminales, bestehen aus
je einem igehrfaclLgewundenen, lateral von Ter Ampulle gelege-
nen, blinden Gange, dessen Wand zahlreiche Ausbuditungen und
Divertikel besitzt. Die Längsachsen der beiden Samenblasen ver¬
laufen nicht parallel, scmdem ccmvergieren nach unten und vom
gegen die Prostata hin. Die vordere Fläche der Vesicülae semi¬
nales grenzt an den Hamblasengnmd, die hintere Fläche an das
Rectum, jede Samenblase ist von einer dicken Bind^webskapsel i
umereben, welche durch die Fortsetzung der Fascia pelvis gebildet |
wird. Präpariert man diese Kapsel ab, so sieht man erst, dass
die Samenbläschen, wie schon gesagt, je einen langen Oang dar¬
stellen, welcher derart gewunden und umgebogen ist, dass das
blinde Ende nahe anT Ausführungsgange liegt.
Was die microscopische Structur betrifft, so haben
die Wandungen der Samenbläschen die gleiche buchtige, an der
Innenfläche faltenreiche Beschaffenheit wie diejenigen dCT Ampul¬
len der Ductus deferentes. Man findet nämlich auch hier ein
Cy linderepithel auf einem b i n d e g e webige n S u b-
stra t, in welches die oben erwähnten, mit polygonalen, jugment-
haltigen Epithelien versehenen tubulösen Drüsen einge-
lagert sind. Die Schleimhaut hjt deshalb auch hier ^ gelbliches
^Aussehen. Auch die gl a 1 1 e n Muskelfasern sind in der
Wandung vorhanden, wenn sie~aü^~~nicht in so r^lmässigen
Schichten wie im Ductus deferens angeordnet sind. Ihrer Bedeu¬
tung nach hat man die Samenblasen früher als Reservoire für
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651
den überschüssig gebildeten Samen angesehen; indessen findet
man nur wenig Spermatozoen in denselben vor. JPie_Samen:^
blasen sind vielmehr als Drüsen zu betrachten, die ein eiweis-
artiges Secret absondem, welches zugleich mit dem Samen nach
aussen entleert wird. An Leichen zeigt sich die in den Vesiculae
seminales enthaltene Flüssigkeit häufig gelblich gefärbt, was nach
Hbnlb wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass die in den
Epithelzellen befindlichen Farbstoffpartikelchen in die Flüssigkeit
ausgetreten sind. E>er Ausführungsgang der Samenblasen, Ductus
excretorius, tritt beim Eintritt in die Prostata mit dem Ductus defe-
rens zu einem gemeinschaftlichen Ausführungsgange, dem bereits
^ erwähnten Diictus ejaciäatorius, zusammen. ~~ '
3. Die beiden S a m e n a u s s p r i t^ uji gsgänge, Ductus
ejaeulatorii, durchbohren die Substanz der Prostata in schräger
Richtung nach vom, unten imd medianwärts und münden am
sogen. Coliiculus seminalis seitlich _yqn dem Eingänge des Ütri-
culus prostaticus in die Harnröhre. Die Wand der Ductus ejacu-
latorii ist viel dünner als die der Ductus deferentes. Nach HBNLB
werden die glatten Muskelfasern des Ductus deferensinidem Ductus
ejaculatorius allmählich durch ein cavemöses Gewebe ersetzt. Die
Schleimhaut ist im Anfangsteile des letzteren noch etwas gefaltet
und mit tubulösen Drüsen versehen. Gegen das Ende des Gan¬
ges wird sie ganz glatt und drüsenlos. Im Übrigen ist sie von
der Schleimhaut der Ampullen und Samenblasen nicht verschieden.
IV. Die Harnröhre.
Die männliche Harnröhre, Ureihra, beginnt mittels des
Orificium intemum an der Harnblase und endet mittels des Ori-
ficium extermm s. cutaneum an der EicheL Sie wird in drei Ab¬
schnitte eingeteilt, nämlich: 1) die Prostata oder Pars prosiatica
urethrae, 2) die Pars membranacea urethrae, 3) die Pars cavemosa
urethrae. Von diesen drei Teilen der Urethra liegt die Pars prosta-
tica oberhalb des sogen. Triponum. s. Diaphragma .uro¬
genitale. H die Pars membranacea innerhalb und die Pars
cavemosa unterhalb desselben.
Der Verlauf der Urethra ist im schlaffen Zustande
des Penis ein S-förmiger, so dass man an derselben zwei Convexi-
i) Das DicqAragma urogenitale ist eine dreiseitige, aus MuskeUasem
und Fasden bestehende Platte, welche den Schamwinkel ausfttllt (Näheres
ist bei den Dammniuskeln nachzusehen).
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täten unterscheiden kann. Die erste, abwärts gerichtete Conr
vexität bildet den tiefsten Teil der Urethra und entspricht unge¬
fähr dem Bulbus der letzteren. Man hat sie wegen ihrer Lage
am Damme als Perinealkrümmung bezeichnet. JMe zweite,_
_a u f w ä r t s gerichtete Convexität der Urethra liegt vor der
Symphyse und wird daher alsSvmphvsenkrümmungbc;
zeichnet. Wenn der Penis erigiert ist, ist die Symphysenkrümmung
ausgeglichen imd es bleibt nur die Perinealkrämmung übrig.
1. Die V o r s t e h e r d r ü s e , {Prostata s. Pars prostatica
urethrae, bildet ein etwa wallnussgrosses Organ, welches sich mit
seinem oberen, breiten Ende {Basis) an die Blase anschliesst und
mit dem unteren, spitzen Ende {Apex) auf dem Diaphragma iir<v
g^itole a^i^, indem es den Anfangsteil der Harnröhre allseitig
umgibt. Die vordere Fläche {Facies anterior s. pubica) dersel¬
ben ist mit dem unteren Ende der Symphysis oss. pubis durch
die Liga, puboprostatica (pubovesicalia), die hintere Fläche {Fades
posterior) s. rectalisi) mit dem Rectum durch fettloses lockeres
Bindegewebe verbunden. Vom Mastdarm aus ist die Prostata in
Folge dessen mit dem Finger leicht durchzufühlen. Durch den
Eintritt der Ductus ejaculatorii wird die Prostata entweder in
einen mittleren {Isthmus) und zwei seitliche Lap¬
pen oder auch mitunter in einen vorderen imd einen hinteren
Lappen geteilt. Doch treten die Grenzen dieser Lappen niemals
scharf hervor. Mit zunehmendem Alter pflegt sich die Prostata
in mehr oder weniger beträchtlichem Masse zu vergrössem. Bei
starker Hypertrophie kann alsdann der sogen, mittlere Lappen das
Lumen der Harnröhre verengern imd zu beträchtlichen Hambe-
schwerden Veranlassung geben. Ihrer Hauptmasse nadi besteht
die Prostata aus glatten Muskelfasern, welche das
Organ in mannigfachen Richtungen durchsetzen. An der Über¬
gangsstelle in die Blase gruppieren sie sich jedoch in der Peri¬
pherie der Prostata zu einer ziemlich dicken’ Ringfaserschicht, welche
man als Sphinctrr vesicae internus ^zeichnet hat. Nach aussen
vcwn Sphincter vesicae int. liegt ^nn noch eine Zone querge-
streifter Muskelfase r n, der Sphincter vesicae extemus,
welcher zunächst nur an der y orderen Fläche der Prostata auf-
teitt, dieselbe aber bald nach allen Seiten umgibt. In die Muskel¬
substanz der Prostata sind mit einfachem Cylinderepithel aus-
gekteidete, verästelte t u b u 1 ö s e I^ ü s e n (das Corpus glanduläre
prostatae) eingebettet, welche ein eiweissartiges Secret absondem,
aus dem sich in den Ausführungsgängen zuweilen gelbliche oder
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bräunliche, kugelige, concentrisch geschichtete Concremente, sogen.
Prostatasteine, niecterschlagen.
Die Innenfläche der Prostataschleimhaut zeigt an
der hinteren Wand den schon mehriacn erwähnten SaTITfen-
h ü g e 1 , CoUictdus seminalis s. Caput gallinaginis s. Veru monta-
hum, eine halbkugelige Hervorragung, welche nach vom (nach
der Pars membranacea hin) in eine lange Spitze, Crista urethrcUis,
ausläuft. Der Colliculus seminalis besitzt an seiner hödisien Stelle
eine Öffnung, durch welche man- in eine bimförmige Vertiefung,
ütriculus prostaticus s. Vesicula prostatica s. Sinus pocularis s.
prostaticus, hineingelangt — auch Uterus masculiniis benannt, ~Weil
derselbe ein Analogon des weiblichen Uterus darstellen solTT Zu
beiden Seiten der Vesicula prostatica sind (ebenfalls auf der Höhe
des Colliculus) die Mündungen der DuchK^eJäcufatöni gel^Si7
welche jedoch meistens ziemlich klein sind imd daher bei der Prä-~
paration am besten in der Weise aufgesucht werden, dass man in
den Ductus deferens eine feine Sonde dnführt tmd bis zum Colli-
cus seminalis einschiebt. Übrigens können die Ductus ejaculatorii
auch direkt in den Ütriculus prostaticus einmünden. Die Ein-
münduhgstellen der vorhin erwähnten tubulösen Prostatadrüsen
sind in wechselnder Zahl meistens neben dem Colliculus, seltener
auf demselben als feine Öffnungen wahrzundunen-. .Der Colliculus
selbst besteht aus cavernösem Gewetej durch dessen ^weilung
die Urethra und somit der Weg nach der Blase vollständig ver¬
schlossen werden kann.
2. Die Pars membranacea (Pars nuda s. accreta s. trigonalis)
ist der dünnwandigste, engste und kürzeste Teil der Urethra und
ist gänzlich von den Muskelfasern des Diaphragma urogenitale
umgeben, welche hier hauptsächlich ringförmig Erlaufen.
3. Die Pars cavemosa urethrae ist unterhalb des Diaphragma
urogenitale gelegen und hat ihren Namen daher, weil die Wand
der Urethra hier von einem cavemösen Gewebe umgeben ist,^) wel¬
ches in seiner Gesamtheit das Corpus cavernosum urethrae darstellt.
Dieser cs^nöse Körper ist nun än^mem vorderen urid^^inem
Unter der Bezeichnung cavernöses Gewebe versteht man
ein schwammähnliches Gewebe, bei dem die Balken des Schwammes haupt-
sädilich aus elastischen Fasern bestehen, während in den Maschenräumen
das Blut frei drculiert. ln den Balken verlaufen Artwien und Venen, deren
Blut sich durch schlitzförmige Öffnungen in die eben erwähnten Hohlräume
ergiesst. Man kann somit die letzeren als colossal erweiterte Capillaren be¬
trachten.
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hinteren Ende angeschwollen. Die Anschwellung des vorde¬
ren Endes ist die Eiche 1, diejenige des hinteren Endes
bildet den sogen. Bulbus urethrae. Der Bulbus ure-
thrae (Hamröhrenzwiebel) ist eine kolbige Anschwellung, deren
obere fläche an die^ jratere Fläche des jDiaghragma urogenitale
angeheftet, deren untere Fläche vom M. bulbocavemosus bedeckt
i^. Da Jas cavernöse Gewebe des Bulbus die Urethra nur unten
und seitlich umgibt, so nimmt das Lumen der letzteren auf einem
Querschnitt nicht die Mitte, sondern die obere Partie des ganzen
Bulbus ein. In der Medianlinie zeiget die untere Flache des Bul¬
bus eine seichte Furche, von der aus ein dünnes, fibröses Septum
in die Tiefe des cavemösen Gewebes eindrin^ und das letztere urT"
"vollständig in zwei Hälften scheidet. Der Bulbus wird jederseits
(uMfUilidtJiLvon dem Ausführungsgange der sogen. Cowper ’schen D r ü se,
A*«» (xlandula bulbourethrcUis, durchbohTtr~ Die Cowper’schen Drüsen
(^r\^.t^W-46ttsind erbsengrosse, im Durchmesser etwa 5 — 9 mm grosse, zusam-
mengesetzt tubulöse Drüsen von dunkelgelber Farbe, welche unweit
der Medianlinie nahe dem unteren Rande des Diaphragma uro-
genitale in die Muskelfasern des M. transversus perinei prof. ein-
gebettet sind. Ihre Ausführungsgänge ziehen zunächst in dem
Diaphragma urogenitale zum hinteren Ende des Bulbus und
verlaufen alsdann in dem cavemösen Gewebe dicht neben
dem Septum des letzteren noch etwa 5 cm weit nach vcmti,
um schliesslich die Schleimhaut der Urethra zu durchbohren. Ihr
helles, fadenziehendes Secret scheint dazu bestimmt, die XJrethral-
schleimhaut schlüpfrig zu machäL ~Die~vordere Anä:hwellün^der
Urethra ist, wie schon erwähntT” die E i c hei, Glanspmis, welche
sich im Gegensätze zum Bulbtis hauptsächlich nach oben aus¬
dehnt. Die Eichel besitzt an ihrer hinteren Fläche eine glocken¬
förmige Aushöhlung, in welche sich die beiden Corpora cavemosa
penis mit ihren Spitzen einschieben. Vom in der Medianlinie der
Eichel ist als senkrechter Spalt das bereits erwähnte Orißcium ex-
ternnm urethrae gelegen. In den beiden Anschwellungen des Cor¬
pus cavernosum zeigt das Lumen der Urethra zwei Erweitemn-
gen, von denen somit die eine dem Bulbus urethrae entspricht und
sich nach unten vertieft, während die andere in der Eichel dicht
hinter dem Orificium externum liegt und als Fossa navicularis
besonders bezeichnet ist.
Die Schlei'mhaut der Pars cavernosa zeigt zu¬
nächst eine Anzahl von Ion g j t u d i n a i e n F alten, welche
der Urethra auf dem Querschnitte ein sternförmiges Aussehen
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geben. Ausserdem finden sich an der Schleimhaut mit¬
unter noch kleine Querfalten in wechselnder Zahl, von
denen gewöhnlidi eine grössere an der oberen Wand, entsprechend
der hinteren Grenze dff Fossa navicularis, gelegen ist und dem¬
zufolge als Valvula fossae navicularis oder auch als G u e r i n -
sehe Falte besonders benannt wird, leils von den eoen ge-
nannten Querfalten bedeckt, teils frei sichtbar finden sich in der
Schleimhaut der Pars cavemosa die Öffnungen der Lacunae ure¬
thrales s. Morgagnii, welche enge, längliche, schlauchförmige Gänge
sind, dfe sich verhältnismässig weit imter die Schleimhaut er¬
strecken können. Ausserdem besitzt die Schleimhaut der Pars ca-
vernosa in Grösse und Zahl wechselnde, verästelte, t u b u 1 ö s e
Drüsen. Glandulae urethrales s. Littrei, deren Enden mitunter
bis in das cavemöse Gewebe hineinragen. Ihre Ausführungsgänge
münden nicht selten in die Lacunae Morgagnii ein. Ihre sonsti¬
gen Mündiuigstellen an der Schleimhautinnenfläche sind übrigens
mit blossem Auge nicht zu sehen. Der Schwellkörper der Urethra
wird zwar bei der geschleditlichen Erregung stark mit Blut gefüllt
und nimmt infolgedessen an Volumen zu, trägt aber zur Erection
des Penis nicht bei, da er immer weich und compr^ibel bleibt.
Die Schleimhaut der Urethra trägt in der Pars
prostatica wie die Blase ein geschichtetes Plattenepithel, m der
Pars membranacea ein geschichtetes Cylinderepithel, welches in
der Pars cavernosa einschichtig wird und in (kr Fo^ navicubris
_in geschichtetes Pflasterepithel übergeht. Das bin<legewebige Sub-
strat ist durch seinen Reichtum an elastischen Fasern ausgezeicH-
net und besitzt ausserdem glatte Muskelfasern, welche jedoch
incht in regelmässigen Schichten angeordnet sind und nach dem
vorderen Ende der Urethra hin allmählich abnehmen.
V. Der Penis.
An dem männlichen Gliede, Penis, unterscheidet
man ein hinteres Ende oder die W u r z e 1, Radix, das Mittelstück
oder den Schaft Corpus s. Scaphus, imd ein vorderes Ende
oder die Eichel, Glans penis. Letztere ist nach hinten dadurch
deutlich begrenzt, dass der Rand der Eichel oben imd seitlich den
übrigen Penis stark überragt. Dieser vorspringende Rand wird
^ßorona glandis, die dahinter liegende Furche Collum glandis oder
Sulcus retroglandularis benannt. Mit Ausnahme der Eichel ist der
Penis überall von <ier etwas pigmentierten, leicht verschiebüchen,
dünnen und fettlosen Haut überzogen, i unter welcher zunächst
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656
eine Schicht lockeren Bind^ewebes, dann die dünne, mit der
Oberfläche des Penis fest verbundene Fascia penis gelegen ist. Die
Haut des Penis ist die Fortsetzui^ derjenigen des Bauches resp.
des Scrotums. Sie bildet nach vom eine Duplicatur, die Vor¬
haut, Praeputium, welche gewöhnlich so lang ist, dass sie die
Eichel bis nahe an das vordere Ende bedeckt. Man unterscheidet
an der Vorhaut ein äusseres und ein inneres Blatt.
welche sehr leicht gegeneinander verschieblich sind, so dass die
ganze Praeputiumfalte durch Zurückziehen der Penishaut voll¬
ständig ausgeglidien werden kann. Das äussere Blatt zeigt durch¬
aus den Charakter der äusseren Haut, das innere Blatt sowie die
Haut der Eidiel haben dagegen das Aussehen einer Schleimhaut,
obwohl sie microscopisch sich in nichts von der äusseren Haut
unterscheiden . An der imteren Seite steht die Vorhaut mit der
.Eichel durch eine medial gestellte Falte, das V orhautbänd-
chen, Frmulum praeputü, in engerer Verbindung. Auf der inne*
ren Fläche der Vorhaut und an der Corona glandis finden ach
haarlose Talgdrüsen, die Tyson ’s chen oder Vorhaut¬
drüsen, Glandulae praeputiales, welche ein talgähnliches Secret
_ateondem. IMe sc^en. Vorhautbutter Smegma praeputü,
"d. h. Jäie' ei^ntümlich riechende, zwischen Eichd und Vorhaut
befindliche Substanz, besteht jedoch nur ztun geringsten Teile aus
dem Secret dieser Drüsen, vielmehr hauptsächlich aus at«eschilfer-
ten Epidermiszellen.
Der wichtigste Bestandteil des Penis sind die Schwell^
k ö r p e r. Es gibt deren drei, nämlich das bereits erwähirie Cor¬
pus cavemosum urethrae und die beiden Corpora cavemosa penis.
Die Corpora cavemosa penis entspringen jederseits am Ramus iif^
ferior ossis pubis mittete öer Crura penis, convergieren nach vom
und oben imd verschmelzen alsdann am unteren Rande der Sym¬
physe, so dass sie nur noch durch ein einfaches Seotum gesdüe-
den sind. Indessen ist auch das letztere vielfach kammartig tSeo-
tum pectiniforme) durchbrochen imd auf diese Weise eine ausge¬
dehnte Commimication zwischen den Höhlensystemen der beiden
cavernösen Körper vorhanden. Die Wurzel der Corpora cavemosa
penis ist an ihrer oberen Fläche mit der Symphyse durch das drei-
seitige Lig. Suspensorium penis mediale verbunden, welches fast ganz
aus elastischen Fasern besteht. Zur weiteren Befestigung der Corp.
cavemosa penis am Schambeine dienen die Ligg. suspensoria penis
l^ralia, wdche jederseits vom medialen Rande des Ramus inferior
_<^is pubis _zur Seitenfläche des Schwellkörpers ziehen und mit
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657
dessen Albuginea verschmelzen. Die vorderen Enden dc^ Corpora
cavemosa penis sind abgerundet und, wie schon früher erwähnt
wurde, in die Concavität der Eichel eingelagert. Die untere Fläche
der vereinigten Corpora cavemosa penis. Facies urethrälis, zeigt
eine ziemlich tiefe Furche, dep Sulcus urethrälis, welcher zur Auf¬
nahme des Corpus cavemosum urethrae dient, so dass also das
letztere in demselben Verhältnis zu den beiden Corpora cavemosa
penis steht, wie der Ladestock zu den beiden Läufen einer Doppel¬
flinte. Die obere Fläche der Corpora cavemosa penis. Borsutn
penis, besitzt in der Medianlinie eine viel seiditere Fmche, den
Sulcus dorsaUs petiis, in welchem in der Mitte die einfache V.dor-
salis penis, zu beiden Seiten die Äa. dorsales penis und noch weiter
lateral jederseits der N. dorsalis venis verlaitfen.
Ihrer Stmctur nach bestehen die cavernösen Körper _
aus einer derben, mit elastischen Fasern reichlich durchsetzten,
bindegewebigen Hülle, der Tunica albu^hwa, und aus einem mit 0
dieser Hülle zusammenhängenden, von elastischen Fasern gebilde¬
ten Ha 1 k e n w e r k, dessen Zwischenrätune die blutgefüllten ca-
vernösen Hohlräume darstellen. Die Innenfläche der letzteren ist _
wie bei allen Gefässen mit Endothel ausgekleidet. Mitten in jedem
Corpus cavemosum penis liegt je eine A. und V. profunda penis,
deren Äste in dem Balkenwerk verlaufen imd schliesslich dufdF
feine, spaltförmige Lücken in die Cavemen einmünden. Die Ca-
vemen kann man damit als stark erweiterte Blutcapillaren auf¬
fassen, welche die Verbindung zwischen den Arterien und Venen
darstellen. Die Musculatur der Arterien ist wie bei
allen Arterien rini^förmig;. daneben ist aber jede Arterie von lon-
gitudinalen Muskelfasern begleitet, welche den Arterien parallel
in den Balken und Bälkchen des cavernösen Gewebes verlaufen.
Beide Arten von MuskeKasem muss man sich für gewöhnlich
contrahiert denken.,. Bei ihrer Contraction verhindern die ringför¬
migen direkt, die longitudinalen durch die einfretericle~vvenenfor-
mige Kräuselung der Arterien (Rankenarterien, Arieriae helicinae)
,den Zufluss des Blutes zu den Cavernen. Wenn diese Muskeln
nun erschlaffen, so jnuss das in grösserer Menge eindringende
Blut die Höhlen prall anfüllen. Doch ist zum Zustandekommen
einer wirklichen E r e c t i o n nicht allein ein vermehrter Blut-
zufluss notwendig: es muss auch der Rückfluss in die Venen ge¬
hemmt werden, damit das Blut aus den cavernösen Körpern nicht
in demselben Ma^e a_bströmt, als es ihnen durch die Arterien
zuffführt wird. In dieser Beziehung existiert nun ein Unterschied
Broesike, Anatomie. 9. Anfl. 42
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658
zwischen den beiden Corpora cavemosa penis und dem Corpus
cavernosum urethraec Das Blut der Corpora cavemosa pMiis fliesst
nämlich durch die Vv. pro/undae penis in die V. pudenda communis
ab. Die ~Vv. profundae penis bezw. die V. pudenda comm. treten
jedoch zwischen den Muskelfasern des M. transversus periaei prö-
fundus hindurch und können durch die letzteren derartig com-
primiert werden, dass der Blutstrom völlig unterbrochen wird.
Das Blut aus dem Corpus cavernosum urethrae fliesst dag^en
durch die 7. dorsalis penis ab, welche untelüän) der Symphyse
zwischen bindegewebigen Teilen hindurchtritt und in den
Fleam pubicus impar einmündet. Infolgedessen bleibt das Corpus
cavemosiun urethrae auch bei vollständiger Erection des Peni^
stets weich und lässt sich zusammendrücken, während die Cor¬
pora cavemosa penis so prall mit Blut gefüllt werden, dass sie
sich steinhart anfühlen. Henle hat deswegen das caveraöse Ge¬
webe der Corpp. cavemosa penis als e r e c t i 1. dasjenige des
Corpus cavernosum urethrae als compressibel bezeichnet.
E. Die weiblichen Geschlechtsteile.
Zu den weiblichen Geschlechtsorganen ge¬
hören 1) die äussere Scham, Pudendum muliebre (Vulva,
Cunnus), 2) der Scheidenvorhof, Vestibtdum vaginae, 3)
die Scheide, Vagina, 4) die Gebärmutter, Uterus, 5) die
^ ^ . Eileiter, Tuba uterina s. Oviductus, 6) die E i e r s t ö c k e,
' Ovaria, 7) dne prus_tdrüse n, Mammae. Zu den Geschlechts-
T örganen des Weibes kann man ferner zwei mdimentäre, zwischen
beiden Blättern des Ug. latiun gel^ene Organe, das Epoophoron
und das Paro(^>Äoron, rechnen.
I. Pudendum muliebre.
Der Eingang in das Pudendum muli^re wird
durch zwei grosse, mit Fett ausgepolsterte, mit Haaren und zahl¬
reichen Talgdrüsen besetzte Hautfalten, die grossen Scham¬
lippen, Labia majora, gebildet, welche beim Kinde und beim
jungfräulichen Weibe gewöhnlich dicht nebeneinander liegen,
während sie bei deflorierten Individuen imd bei Weibern,
die geboren haben, eine in der Medianlinie befindliche
Spalte, die S c h a m s p a 1 1 e, Bima pudendi, zwischen sich fassen.
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Vorn und oben stehen die beiden grossen Schamlippen durch eine
Hervorragung der äusseren Haut, die Commissuralabiorum anterior.
in Verbindung. Oberhalb dieser G^mmissur ist eine erheblich
grössere Erhabenheit, dec-Jfowg Veneris s. mbis, gelegen, welcher
durch eine stärkere Anhäufung von subcutanem Fettgewdx ge-
bildet und bei gesdilechtsreifai Individuen gewöhnlich mit mehr
oder weniger langen, gekräuselten Haaren besetzt sind. Die Haare
der grossen Schamlippen und des Mons veneris werden als Scham-
haare bezeichnet. Die Behaarung pflegt bei Weibern nach auf¬
wärts in einer horizontalen Linie aufzuhören, welche etwas über
eine Handbreite unterhalb des Nabels gelten ist. Bei Männern
soll sie sich dagegen gewöhnlich noch eine kürzere oder längere
Strecke längs der Linea alba nach oben erstrecken. Hinten und
unten, also nach der Analöffnung zu, sind die beiden grossen
Scliamlippen durch die Commissura labiorum posterior verbun-
den. Zieht man an dieser Stelle die Schamlippen auseiimnder,
so bildet sich dicht vor der Commissura post, eine transversal ver¬
laufende concave Falte, welche von den Geburtshelfern dAsFrenu-
lum labiorum}) bezeichnet wird. Die hinter dem Frenulum be¬
findliche kleine Vertiefung heisst Fossa navicularis. Übrigens kann
die Commissura posterior mit dem Frenulum laborium zu einer
einzigen Falte zusammenfliessen.
II. Vestlbulum vaginae.
An den unbehaarten glatten Seitenwänden des Vesiti-
b u 1 u m erheben sich die beiden kleinen Schamlippen,
Labia minora s. Nymphae, welche fast gänzlich aus cavemösen
Venengeflechten bestehen. Nach oben hin spaltet sich eine jede
Nymphe in eine mediale und eine laterale Falte. Die beiden late¬
ralen Falten vereinigen sich in der Medianlinie über der Clitoris
zu dem kappenförmigen Praepnüum clitoridis^ während die beiden
medialen von unten her an die Clitoris herantreten und zusammen
das Frenulum clitoridis bilden. Die Clitoris (der Kitzler), welche
somit zwischen den eben genannten Falten gelegen ist, bildet in
kleinem Massstabe ein Analogon der beiden Corpora cavemosa
. penis. mit denen sie auch hinsichtlich der Structur und der Erec-
tionsfähigkeit übereinstimmt. Das vom Praeputiiun unbedeckte
freie Ende der Qitoris hat man auch als Eichel. Glans clito-
1) HENLE bezeichnet das Frenulum als Navicula, weil der Ausdruck
Frenulum seiner Ansicht nach nur für eine in der Medianebene ge¬
legene Schleimhautfalte gebraucht werden soll.
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660
ridis, bezeichnet, obschon dasselbe keine besondere Anschwellung
bildet, sondern nur den abgerundeten, frei hervorragenden Spitzen
der beiden, -Corpora cavemosa ditoridis entspricht, ^in Analogon
des männlichen Corpus cavemosum urethrae findet sich beim
Weibe ebenfalls in Gestalt eines hufeisenförmigen, cavernösen
Venengeflechtes, dessen Convexität, Isthmus s. Pars intermedia.
vorn und oben zwischen Clitoris und Urethra gelegen Jst. wäh¬
rend die beiden kolbig angeschwollenen Enden, Bidbi vestibuli,
sich unter der Schleimhaut an den Seitenwänden des Vestibulum
nach abwärts erstrecken. Endlich wäre noch zu erwähnen, dass
zwischen den Fasern des M. bulbocavemosus s. constrictor cunni
(s. beim Damm) zur Seite des Scheideneinganges die Bartho¬
lin ’s c h e n Drüsen. Glandulae vestibuläres tnajores, gelegen
sind, welche den Cowper’schen Drüsen des Mannes entsprechen
und etwa die Form und Grösse einer platten Bohne besitzen.
Die Bartholin’schen Drüsen sind bei älteren Individuen zwischen
den beiden Flächen der grossen Schamlippen nahe der hinteren
Commissur meistens ohne Schwierigkeit durchzufühlen. Ihre Aus¬
führungsgänge sind gewöhnlich an der Innenfläche der Nymphen
zwischen deren unterem Ende und dem Hymen als punktförmige
Öffnungen sichtbar: doch können sie auch höher oben, sogar in
eine der späterhin zu erwähnenden Lacunae urethrales aus-
münden. Ihr Secret ist wie jenes des Cowper’schen Drüsen hell
und fadenzidiend und scheint das Vestibulum für die Cohabitation
schlüpfrig zu machen. Mitunter finden sich neben der Haupt¬
drüse zwischen den angrenzenden Muskelfasern noch kleinere
Drüsenläppchen. Glandtdae vestibuläres minores, vor oder die Bar-
tholin’sche Drüse selbst ist in eine Anzahl von kleineren Lappen
I geteilt. Mit diesen Drüsen sind nicht zu verwechseln die zahl¬
reichen _Jsoherten__Talgdrüsenj_WawrfMta£_s£6aceae^ an der
Innenfläche des ganzen Vestibulum insbesondere der Nymphen
vorhanden sind.
Die Grenze des Vestibulum und der Vagina
ist bei jungfräulichen Individuen durch eine meistens halbmond¬
förmige Falte, das Jungfernhäutchen oder die Schei¬
denklappe. Hymen, gebildet deren spitze Enden nach oben
ragen und eine rundliche Öffnung, den S c h e n e i n g a n
Orificium s. Introitus vagiiiae, zwischen sich fassen. Zuweilen con-
fluieren die beiden oberen Enden dieser Falte, und es ist dann
die Ringform des Hymen iHnmen anmdaris) vorhanden, ln sel¬
tenen Fällen ist der concave Rand des Hymen mit Einkerbungen
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661
versehen {Hymen ßmbriatus); noch seltener kommt es vor, dass der
Hymen entweder das Orificium vaginae vollständig verschliesst
(Hffmen imperforatus), oder dass derselbe verschiedene siebförmige
kleine Öffnungen zeigt iflwwcn cribiformis). Nach der ersten Co-
habitation pflegt der Hymen einen oder mehrere Einrisse zu zeigen,
und die vordere Wand der Vagina ^ragt kielförmig in das Ori¬
ficium vaginae hinein ( Carina vaainae). Die Überbleibsel des ehe¬
maligen Hymen werden später atrophisch und bleiben dann nur
noch als kleine, unregelmässig gestaltete Hervorragungen, Garun-
culae hymendles s. myrtiformes sichtbar. Die beiden oberen Enden
des Hymen stossen stets an der Mündung der Urethra zusammen,
was desw^en zu betonen ist, weil Unkundige ein scharf hervor¬
springendes Frenulum labiorum mit dem Hymen verwechseln kön¬
nen. Bei deflorierten Individuen isit die Mündung der Urethra
ohne Schwierigkeit etwas nach hinten von der Clitoris imterhalb
des Schambeins zu fühlen.^Unj^da^^^lMifiyiiihÄilliBliflUilöÄIä^
Jierum sind zwischen faltigim Prominenzen kleine Buditei^mcr
Vertiefimgen der Schleimhaut gelegen, die man als Lacunae urethra¬
les s. Morgagnii bezeichnet hat. •**®****^*~ "
Die brethrades Wei b e s ist im Vergleich mit derjeni¬
gen des Mannes sehr kurz (etwa von der Grösse eines kleinen
_Fingergliedes) und nur wenig nach vorn concav. Ihre Wand be¬
steht innen aus einer Schleimhaut, deren bindegewebiges,
mit Papillen verästeltes Substrat tubulöse, kleine Drüsen, Glandulae
urethrales, enthält und an der Innenfläche von einem geschichteten
Pflasterepithel bekleidet ist. Nach aussen von der Schleimhaut ist
eine mächtige Lage von glatten Musk e 1 f a s e r n gelegen,
welche aus einer inneren longitudinalen und aus einer äusseren
ringförmigen Faserschicht besteht. Noch weiter aussen sind zu¬
nächst ringförmige, dann longitudinale quergestreifte
Muskelfasern gelegen. _ Die ringförmigen gestreiften Fasern
stellen beim Weibe den willkürlichen Sjphincter der Blase dar.
In der Wand der Urethra sind ferner reichliche Venenplexus vor¬
handen. ln den beiden Seitenwänden der Urethra liegen endlich
unter der Schleimhaut zwei lange, schlauchförmige Gänge, die
Skene’schen Gänge. Ductus oaraurcthrales. deren Mündung
sich dicht neben dem Orif. urethrae ext. befindet, während ihre
blinden Enden bis in die Wand der Harnblase hineinreichen. Ihre
entwickelungsgeschichtliche Bedeutung ist unklar., wahrscheinlich
entsprechen sie der Prostata des Mannes. Dagegen scheinen sie
in klinischer Beziehung eine Rolle zu spielen, insofern sich Ent-
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662
zündungsprocesse in dieselben fortpflanzen können, welche wegen
ihrer versteckten Lage schwer zu behandeln sind.
Die Schleimhaut des Vestibulum ist zwar röt-
lich, glatt und schlüpfrig, unterscheidet sich jedoch hinsichtlich
ihrer microscopischen Strucfair, abgesehen von ihrem Mangel an
Haaren und Knäueldrüsen, in nichts von einer äusseren Haut.
Durch sehr hohe und schlanke Papillen ist der Hymen ausge¬
zeichnet. Das Vestibuliun besitzt, wie bereits erwähnt, besonders
an den Nymphen zahlreiche und gut entwickelte a c i n ö s e Drü¬
sen, welche ein fettiges Secret liefern (Talgdrüsen ohne Haarbälge).
Die Arterien der äusseren Scham sind die ,An. pudendae
y^xkrnae aus der Femoralis und Äste der Pudnida interua (Aa. la¬
biales). Die Venen entsprechen den Arterien. Die Lvmphge-
fasse laufen zu den Glandulae inguinales superficiales. Die
Nerven sind teils sympathische, teils Spinalnerven; die letzteren
sind Äste des N. spcnmticus externus. ilioingnitiaUs, cufancus f>-
moris posterior und jnidend us .
III. Die Vagina.
Die Scheide, Vaffina, stellt einen häutigen Schlauch vor,
dessen Längsachse der Achse des Beckens entspricht. Den bei
jungfräulichen Individuen vom Hymen begrenzten Eingai^ be¬
zeichnet man als Scheideneingang, Orificitm s. Introitus
vaginae; an diesen schliesst sich der Scheidenkörper, Cor-
^ vaginae, an. Der oberste Teil der Scheide, in welchen die
Portio vaginalis uteri (s. S. 664) hineinragt, heisst das Schei-
dengewölbe, Fornix s. Fundus vaginae, welches wiederum
in eine vor der Portio gelegene kürzere Bucht, das vordere
Scheidengewölbe, und eine hinter der Portio befindliche,
stärker vertiefte und erheblich weiter aufwärts reichende Partie,
das hintere Scheidengewölbe, eingeteilt ist. Die
Lage der Vagina zu den Nachbarteilen ist derartig, dass
vor ihr die Urethra und die Blase, hinter ihr das Rectum gele-
gen sind. Mit der Urethra ist sie durch eine feste Bindegewebs-
masse, das Septum urethrovoginale, unverschieblich verbunden.
Dagegen liegt zwischen der Blase und der Vagina nur lockeres
Bindegewebe, so dass es bei Operationen keine Schwierigkeiten
macht, den Uterus nebst den oberen Teilen der Vagina in die
Scheide herabzuziehen. Der Querschnitt der Vagina hat
die Form eines H, welche davon herrührt, dass sich an der vor-
deren und hinteren Wanid der Scheide je ein langer, median gele-
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gener Wulst befindet, welcher durch den Zusammenfluss einer
Anzahl von quer verlaufenden Runzeln. Bugae vaginales, gebildet
wird. Der Längswulst der vorderen Wand heisst Columna ruga-
rum anterior: sein vorderer, besonders stark entwickelter Teil
liegt bei deflorierten Individuen als die früher erwähnte Carina
urethralis vaginae im Scheideneingange frei zu Tage. Die Längs¬
wulst der hinteren Wand wird als Columna rugarum posterior be-
zeicbnet. Das Lumen der Vagina ist für gewöhnlich ein virtu¬
elles. d. h. die Wände derselben liegen so dicht nebeneinander,
dass zwischen ihnen eigentlich gar kein Linnen existiert.
Bei microscopischer Untersuchung zeigt sich
die Wand der Vagina mit einem geschichteten Pflaster¬
epithel bekleidet, unter dem ein derbes Bindegewebe
li^, welches zahlreiche schlanke Papillen besitzt. .In dem binde¬
gewebigen Substrat sind nun glatte Muskelfasern ge¬
legen, welche abwechselnd bald in longitudinaler, bald in drcu-
läier Richtung verlaufen, ohne dass die Reihenfolge der Schichten
ein constantes Verhalten zeigt. Durch die Contraction dieser
glatten Muskelfasern muss natürlich die Vagina verengt werden,
wie es z. B. der Fall ist, wenn adstringierende Flüssigkeiten in
dieselbe eingespritzt werden. Diese glatten, sich unwillkürlich zut
sammenziehenden Muskelfasern der Scheide sind nicht zu ver¬
wechseln mit dem M. bulbocavemosus s. constrictor cunni, welcher
den Scheideneingang umgibt und aus quergestreiften
Muskelfasern besieht (s. auch beim Damm). Dass sich
Schleimdrüsen. Gl. vaginales, in der Wandung der Vagina be¬
finden, wird von einzelnen Autoren behauptet, von anderen be¬
stritten. Jedenfalls kann, wenn sie vorhanden sind, ihre Zahl
nur sehr klein sein und der si^genannte Vaginalschleim muss als
Product des Scheidenepithels aufeefasst werden. Dagegen findet
man solitäre Lymphfollikel, Nodtdi lumphatici vaginales^
zuweilen in ziemlich reichlicher Menge in der Schleimhaut vor.
Nach aussen von der Musculatur ist die Wand der Vagina
von zahlreichen engmaschigen Venenplexus umgeben, ’eren
Äste auch zwischen die glatten Muskelfasern eindringen und in
beiden Columnae rugarum zu einem cavemösen Geflecht zusam-
mentreten, welches die Hauptmasse der Wülste bildet.
Die Arterien der Scheide stammen aus der A. uterina
. und anderen Asten der Umogastrica, die Vene n ergiessen sich
in die V. hi/pogastrica. Die Lymphgefässe gelangen in die
Glandulae h^no^astricae. Die Nerven stammen aus dem l*lex!Üs~
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664
h^poaastricus des N. sympathicuSf dem sich Zweige vom III. und
IV. Sacralnerven zugesellen.
IV. Der Uterus.
Die Gebärmutter, Uterus {Mrirga ist ein mus¬
kulöses, annähernd bimförmiges Organ, welches die Function hat,
das befruchtete Ei aufzunehmen, den Foetus zu entwickeln und
schliesslich durch die Contractioh seiner Muskelfasern unter Mit¬
hilfe der Bauchpresse an die Aussenwelt zu befördern. Die Form
desselben ist bei jungfräulichen Individuen mehr langgestreckt und
die Cervix (s. w. unten) erscheint hier im Vergleich zum Körper
relativ gross. Bei Weibern, welche schon geboren haben, ist das
Organ breiter und mehr kugelig; seine Wand ist beträchtlich
dicker und der Uteruskörper im Vergleich ztun Cervicalteil erheb-
lieh stärker entwickelt. Pig, vordere Fläche des Uterus, Facies
1 r), vesicalis, ist (umgekehrt wie beim Herzen) platt, während ^die
hintere, Fades intestinalis, gewölbt ersdieint! AuSser den Baden
Flächen unterscheidet man am Uterus ein oberes breites Ende, den
fie*, Grund, Fundus uteri, einen mittleren weniger breiten Teil, den
^ ' uu/c Körper Corpus uteri, und einen unteren Abschnitt, den HalS;,
Cervix uteri, welcher am schmälsten ist und mit seinem Ende m"
~^s Scheidengewölbe hineinragt. Diesen in das Scheidengewölbe
hineinragenden Teil der C e r v i x hat man als Mutterkegel,
Portio vaginalis cervicis s. uteri, den oberhalb des Ansatzes der
Vagina gelegenen Teil der Cervix dagegen als Portio supravagindlis
cervicis bezeichnet. Das Corpus uteri ist gegen die Cervix durch
eine ringförmige Einschnürung abgesetzt: dieser Einschnürung
entsprechend ist die Höhle des Organes ebenfalls durch eine engere
Stelle, das sog. Qrificium uteri intemum, ausgezeichnet. Am Ende
der Portio vaginalis befinden sich die beiden Mutte r m u n d s-
und Labium posterius, WtAdlt bei
jungfräulichen Individuen eine quere Spalte, den äusseren
Muttermund. [Qrificium extemum uteri, zwischen sich fassen.
Die vordere Muttermundslippe ist länger als die hintere: doch
erscheint beider Untersuchung mit dem Finger die erstere erheb¬
lich kürzer, weil das Scheidengewölbe sich dicht vor ihrem im-
teren Rande ansetzt, während es hinten viel weiter hinaufreicht
und somit einen grossen Teil des Labium posterius frei fühlbar
lässt. Die beiden Labia nebst dem zwischen ihnen befindlichen,
spaltförmigen Qrificium .ext.,_hat man wegen ihrer ÄhnlichkeiF
.. mit dem Maul einer Schleie auch als Os üncae bezeichneL Bei
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Individuen, welche schon geboren haben, bildet die äussere
Muttermund ein nmdes Grübchen, und die Muttermundslippen
zeigen vielfach narbige Einziehungen. Durch das Orifidum ext.
gelangt man in den .Cervicalcanal, Canalis cervicis s. cervkalis,
dessen Lumen gewöhnlich mit dnem glashellen Schleimpfropfe aus¬
gefüllt ist. Mittels der bereits erwähnten engeren Stellendes Ori-
fieium intemum tUeri, geht der Cervicalcanal in die eigentliche
Oebärmutterhöhle. das Cavum tUeri, über. Da das Ori-
fiduffl ext. und int. enger sind als der Cervicalcanal, so muss
dessen Lumen sowohl im Sagittalschnitte wie im Frontalschnitte
Spindelförmig erscheinen. Im Gegensätze zum Cervicalcanal bildet
das eigentiiche Cavum uteri im Frontalschnitte eine platte, drei-
sdtige Höhle, deren vordere und hintere Wand jedoch unmittelbar
aneinander liegen, weil sich zwischen denselben normaler Weise
fast gar keine Flüssigkeit befindet. An den beiden oberen Ecken
dieser Höhlen sind die Einmündungsstellen der beiden Tuben ge-
l^eiT yPie Innenfläche des Cavum uteri ist glatt, .während
"sich an der vorderen und hintereniWand des Cervicalcanals schräge
Si^hleimhautfaltenp Plicae mlmatae^) vorfinden, welche in der
MeHianlinie zu je einem Längswulste convergieren. Das Gesamt¬
bild dieser convergierenden Plicae palmatae wird auch als Arhor
vitae bezeichnet.
Die normale Lage des Uterus ist bei Kindern und
bei Nulliparen derartig, dass Corpus und Fundus desselben bei
leerer Blase stark nach vorn gebeugt auf dem eingedrückten Bla¬
senscheitel ruhen, also mit der Cervix eine n a t ü r 1 i c h e Ante-
f 1 e X i o n bilden. Diese Vorwärtsbeugung der Gebärmutter ist
zuweilen so stark ausgeprägt, dass der Winkel, welchen Cervix
und Corpus uteri bilden, ein Spitzer wird. Ist die Blase gefüllt,
so mus.s natürlich der Uteruskörper in die Höhe gehoben und
die Längsachse der Gebärmutter mehr gerade gerichtet werden.
Auch wenn sich Darmschlingen zwischen den Uterus und die
Blase einschieben, muss die anteflectierte Stellung mehr oder
weniger aufgehoben werden. Die Cervicalportion steht entweder
ungefähr in der Beckenachse (Führungslinie des Beckens) als
Fortsetzung des Vaginalrohres oder bildet auch mit dem letzteren
einen nach vom offenen Winkel, d. h. der Uterus ist zugleich
antevertiert. Auch bei Weibern, welche schon geboren
>) Die eben beschriebenen Falten müssen als Plicae palmatue und nicht
als Psdtnae plicatae bezeichnet werden, weil es sich hier nicht um gelaltete
Palmen, sondern um palmenförmige Falten handelt.
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haben, scheint die Lage des Fundus uteri nach vorn das normale
Verhalten darzustellen. Sehr häufig ist eine Extramectian-
s te 1 1 u n g des Uterus vorhanden, d. h. derselbe ist mH <tetn
Fundus nach rechts oder nach links abgpwirhen.
In seiner Lage wird der Uterus durch folgende Bänder
festgehalten. Das Lig. ieres s- jotimduni itl^ entspringt ieder-
seits am Fundus dicht unter der Ttibenmündung und verläuft un¬
mittelbar unter dem Peritonaeum, dasselbe zu einer Falte empor-
liebend. bis zum Leistencanal, durch welchen es hindurchtritt, um
sich allmählich in dem Fettpolster der Labia majora zu verlieren.
Das Band stellt entwickelungsgeschichtlich ein Analogon des üu-
bernaculum testis dar und besitzt zahlreiche glatte Muskelfasern.
durch deren Contraction der Uteruskörper nach vom gezogen
werden könnte. Zwischen den Seitenrändern des Uterus und der
Rückenwand der Blase bildet das Peritonaeum nur selten (eigent¬
lich nur wenn man die Blase und den Uterus auseinanderzieht)
zwei sagittale, schwach axisgeprägte Peritonaealfalten, welche Plicae
Douglasi s. semilunares anterior« (Plicae vesicouterinae) genannt
werden. Die kleine Vertiefung, welche sie von beiden Seiten her
einfassen, heisst der vordere Douglas’sche Raum,
oder besser nur Excavatio vesicotUerina. ln analoger Weise
finden sich zwischen Uterus und Rectum die Plicae redou-
tervnue, Plicae Douglasi s. semi lunares posteriores, welche stets
sehr deutlich und stark entwickelt sind. Die tiefe Bucht, welche
sie von beiden Seiten zwischen sich fassen tmd deren bhndes
Ende an das hintere Scheidengewölbe anstösst, wird als (hin¬
terer) Douglas ’s eher Raum. Cavum Douglasi posterius
s. Excavatio rectouierina bezeichnet. Bei genauerer Betrach¬
tung zeigt sich, dass die beiden (hinteren) Douglas’schen Falten
am Kreuzbein zu beiden Seiten des Rectum entspringen tmd sich
an der hinteren Uterusfläche entsprechend der Grenze zwischen
Corpus und Clervix festsetzen, wo sie zusammenfliessen und da-
~bei meistens einen Wulst, den Torus uierintts, bilden. Die in diesen
Falten verlaufenden bindegewebigen Stränge, die L^g. sacrou-
ierina (rectouterina), sind nicht selten von glatten Muskelfasern, den
sogen. Mm. rectoutirini s. retractores uteri, begleitet. Ausserdem
liegt fast der ganze Uterus nebst den Tuben und Ovarien meiner
annähernd frontal gestellten Duplicatur des Bauchfelles, dem Lig.
latum, dessen oberer Rand durch die beiden Oviducte eingenom-
1) Das Cavuiu Douglasi posterius ist das eigentliche Cavum DougUui
der Gynaecologen.
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men wird. Das vordere Blatt des Lig. latum bekleidet
die vordere Fläche des Uteruskörpers und reicht an derselben bis
dicht an die Cervix hinab, um sich alsdann unter Bildu^ des
vorderen Douglas’schen Raumes auf die Blase fortzusetzen. Das
hintere Blatt des Lig. latum reicht erheblich weiter
nach abwärts, indem es die ganze hintere Fläche des Uteruskör-
pers und der Cervix uteri, sowie die obere Fläche des Scheiden¬
gewölbes bekleidet, um sich schliesslich auf die Vorderfläche des
Rectum hinüberzuschlagen und auf diese Weise den hinteren Dou-
glas'schen Raum zu bilden. Wenn man also von der Vagina
aus in das hintere Scheidengewölbe einsticht, muss man durch das
Peritonaeum in den hinteren Douglas’schen Raum gelangen. Wo
das Peritonaeum der Oberfläche des Uterus unmittelbar anliegt,
ist es straff mit derselben verbunden . Diesen mit dem Uterus
fest verwachsenen Teil des Bauchfelles hat man als Perimdrium
bezeichnet. Unter dem Ausdruck Farameirium versteht man da¬
gegen das lockere Bindegewebe, weiches zu beiden Seiten und an
der Vorderfläche der Cervix uteri gelegen ist und zahlreiche
Venenplexus enthält. Natürlich setzt sich dieses Bindegewebe la-
teralwärts continuierlich in das Bindegewebe fort, welches zwi¬
schen den beiden Blättern des Lig. latum und den weiter abwärts
befindlichen Beckeneingeweiden gelegen ist.
Die Wand des Uterus besteht, von innen nach aussen
betrachtet: 1) aus der S c h 1 e i m h a u t 2) aus
der Muskulatur (Mnometrium), 3) aus dem Bauchfell-
ü’b e r z u g [Ferimetrium s. 0.).
Die Schleimhaut ist in dem unteren Teile der Cervix
mit geschichtetem Pflasterepithel, im ober^ 1 eile"
derselben und im Cavum uteri mit einschichtigem F 1 i m mer-
e p i t h e 1 mit abwärts gerichtetem Flimmerstrome bekleidet Das
Substrat besteht im Cervicalteile aus fibrillärem Bindege¬
webe. im Uteruskörper dagegen aus einer homogenen Grundsub-_
stanz mit zahlreichen eingelagerten Rundzellen von dem Charakter
der Leukocyten, d. h. die Schleimhaut des Cavum uteri besitzt
einen ausgeprägt lymphatischen Charakter. Damit hängt
auch ihre Neigung zusammen, bei Reizungszuständen ausseror¬
dentlich leicht und mitunter in grossen Mengen ein katarrhalisches
Secret, den sogen. Fluor albus, zu liefern, welcher hauptsächlich
aus zahlreichen ausgewähdeffeh“Leukocyten besteht.
Was die Diü s e n der Cervix betrifft, so findet man in den
Buchten .zwischen den Plicae palmatae kurze, schlauchförmige
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Vertiefungen^ Glandulae cervicales. welche mit hellem Cvlindereoi-
thel ausgekleidet sind und den Schleim secemieren, welcher —
abgesehen von der Zeit der Menstruation und der Schwanger¬
schaft — gewöhnlich in Gestalt eines zähen, glashellen Pfropfes
den Cervicalkanal ausfüllt. Wenn sich diese Schleimbälge der
Cervix verstopfen, so werden sie durch den sich ansammelnden
Schleim kugelig ausgedehnt und ragen in Gestalt von Bläschen
{Ovula Nabothi) über die Oberfläche der Schleimhaut h^or.
Auch die Schleimhaut des Corpus uteri besitzt schlauchför¬
mige Drüsen, die Glandulae uterinae s. utriculares, deren blinde
Enden vielfach gabelig geteilt sind und bis an die Musku¬
latur in die Tiefe ragen. Die Glandulae uterinae zeigen
ein Cylinderepithel, welches bei Tieren und wahrscheinlich auch
beim Menschen gerade so wie das Epithel des Cavum uteri
Flimmerhaare besitzt. Wenn bei der Geburt die Uterusschleim-
haut abgestossen wird, bleiben die blinden Enden der Uterin¬
drüsen noch ziuück, und von dem Epithel derselben geht die
Regeneration des Uterusepithels atis. Eine andere Funktion schei¬
nen die Uterusclrüsen nicht zu haben, da sich nicht nachweisen
lässt, dass sie irgend ein Secret absondern. Somit sollten diesel¬
ben streng genommen eigentlich nicht als Drüsen bezeichnet Werden.
Die Muskulatur des Uterus besteht im C e r v i -
c a 1 k a n a 1 e aus drei deutlich von einander gesonderten Schicli-
ten, von denen die äussere longitudinal, die mittlere
ringförmig und die innere wiederum longitudinal
verläuft. Am U t e r u s k ö r p e r ist die Muskulatur nicht so
deutlich in Schichten geordnet; die Angaben der Autoren über
den Verlauf differieren so erheblich, dass es Schwierigkeiten macht,
sich für die eine oder die andere Ansicht definitiv zu entscheiden.
Doch ist auch hier eine mittlere Lage dadurch ausgezeichnet, dass
in derselben die grösseren Gefässe des Uterus li^n,
welche besonders dann stark entwickelt sind, wenn das betreffende
Individuum bereits geboren hatte. Die innere longitudinale
Schicht heisst auch Stratum stibmueosum; sie entspricht der Mus-
cularis mucosae (eine Submucosa fehlt im Uterus). Die mittlere ^
ringförmige Schicht nennt man wegen ihres Gefässreichtumes
Stratum vascidosum, d^ äussere longitudinale Stratum supravascu-
lare. Es ist noch zu bemerken, dass die Muskulatur der Tuben
bei ihrem Durchgang durch die Uteruswand ihre Selbständigkeit
behält, indem die Schichten derselben sich bis zur Einmündung¬
stelle fortsetzen.*
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Die Arterien des Uterus stanunen aus der A. uterina,
^ einem Aste der Hypogastrica, welcher mit der A. spermatica intema
^astcwnosiert. Die Venen bilden 201 beiden Seiten den Flexus
uterinus. dessen Zweige zum Teil in die V. hypogastrica, zum Teil
in die V. sperniatica intema einmünden. Die zahlreictien Lymph-
ffefä«jse gehen zu denf Glandulae lumbales und hypogastricae.
Die Nerven stammen aus dem Flexus hypogastricus und sper-
maticus int, des N. sympathicus. welchem sich Zweige aus
dem III. und IV. Sacralnerven ziuresellen.
V. Die Eileiter.
Die Eileiter oder Muttertrompeten Tubae ute-
rmae s. Falioppianae s. Oviductus, sind Röhren, denen die Auf¬
gabe zufällt, das aus dem Ovarium herausgetretene Ei in den Ute¬
rus hinüberzuleiten. Sie sind_in dem oberen Rande (dem sog.
Kamriel des Lig. latum uteri ohne Schwierigkeit wahrzunehmen.
Eine jede Tube mündet an ihrem lattfggn Ende mittels einer
engen Öffnung, des Osüum uteriiimn tubae, zu beiden Seiten des
Muttergrundes in den Uterus, während die an dem lateralen Ende
befindliche weitere Öffnung, das Ostinum abdominale tubae, frei in
die Bauchhöhle hineinragt. Der Rand dieser letzteren öffi^g
ist durch tiefe radiäre Einschnitte in eine Anzahl von Lappen
oder Fransen. Fimbriae, geteilt, so dass derselbe mitunter einen
etwas zerfetzten Eindruck macht. Von den alten Anatomen, die
im Sommer Botaniker waren, wurde diese Stelle Morsus diaboli
genannt nach einer Scabiose (Scabiosa morsus didbdi, Teufelsab¬
biss). deren zerfaserte Wurzel hiermit viel Ähnlichkeit hat. Von
den Fimbrien ist gewöhnlich eine besonders lang und schmal:
sie zieht nach dem Ovarium und wird deshalb als Fimbria ova-
rica bezeichnet. HYRTL u. a. glauben, dass das aus dem Ova¬
rium .ausgetretene Ei längs dieser Eiinbrie wie in einer Rinne bis
in die Tubenöffnung hineinwandere. Nicht selten sieht man eine
der Fimbrien in einen langen Stiel ausgezogen, welcher ein was¬
serhaltiges Bläschen, die sogen. Morgagni *s che Hjy d a -
t i d e ■ Amendix vesiculosa. trägt. Man kann die letztere als ein
Analogo!lFWf^iff^^BFnydatide des Mannes auffassen. Zieht
man die Fimbrien auseinander, so sieht man in eine trichterför¬
mige Vertiefung, das sogen. Infundibulum, hinein, welches also
nur den vom Uterus am weitest entfernt gelegenen Teil des
Tubenlumens darstellt. Das Ostium abdominale tubae ist mit der
Seitenwand des Beckens durch einen imter dem Peritonaeum ge-
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legenen bindegewebigen Strang, dasLia. infundibtdomlvicum, ver-
bunden, welches indessen dem lateralen Tubenende ziemlich freie
Excursionen gestattet. Mit dem lateralen Ende des Ovarium ist
es durch einen im Lig. latum gel^enen ßindegewebstrang, das
Lia. infundibuloovaricum. verbunden, an welches übrigens die ge¬
nau in gleicher Richtung verlaufende Fimbria ovarica befestigt
ist. Beide Bänder fasst man besser unter dem Namen Lia. Suspen¬
sorium ovarii (WALDBYBRl zusammen: in ihm verlaufen die Vasa
.nvarira. Die Tube hat nicht überall die gleiche Weite und Dicke,
sondern besteht aus einem medialen engen Abschnitte, dem
Isthmus tubae, und einem lateralen weiteren Abschnitte, de:
AmpuUa tuhae. Der Isthmus und die Ampulle zeigen auf denT
Querschnitte ein verschieden gestaltetes Lumen: das Lumen des
Isthmus besitzt eine glatte Schleimhautfläche und erscheint dem¬
zufolge auf einem Querschnitte rundlich oder eckig, während das-
jenige der Ampulle ein zackiges Aussehen hat, welches durch zahl-
rekhe- Sclileimhautfalten und Schleimhautbuchten bedingt wird.
ln diesen Buchten hat man bei Tieren vielfach Spermieh vorgefun¬
den, weshalb man sie für eine Art Receotaculum seminis ansieht,
in welchem die ersteren das nach dem Uterus wandernde Ei zum
Zwecke der Befruchtung erwarten. Den in der Uteruswand ge¬
legenen Abschnitt der Tube hat man als Pars uterina derselben
bezeichnet.
Was die Lage der Tuben betrifft, so findet man bei
völlig normalen weiblichen Individuen (also bei anteflectiertem
Uterus) das laterale Tubenende höher liegend und zugleich der¬
artig nach hinten zurückgebogen, dass seine Convexität nach
"oben und lateralwärts gerichtet ist und das Infimdibulum der
^ Oberfläche des Ovarium direkt aufliegt.
Hinsichthch der microscopischen Structur ist zu
erwähnen, dass die Schleimhaut der Tube mit einem Flimmer-
y e. p i t h e 1 bekleidet ist, dpfKpn Haare nach dem Uterus ZU flim¬
mern und das Ei somit dorthin befördern müssen. Unter dem
l Flimmerepithel liegt wieder ein bindegewebiges Substrat von
3 jxquisit lymphatischem Charakter. Nach aussen vcm der
Schleimhaut befinden sich glatte Muskelfasern, welche
in drei Lagen, nämlich einer ringförmigen zwischen zwei longi¬
tudinalen. angeordnet sind. Die innere longitudinale Schicht ent¬
spricht einer Muscularis mucosae und ist durch eine dünne Binde-
gewebslage (Submucosa) von der ringförmigen Schicht getrennt.
An dem Ostium abdominale geht die Tubenschleimhaut direkt in
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das Bauchfell über — der einzige Fall, wo eine Schleimhaut sich
cootinuierlich in eine seröse Haut fortsetzt. Gefässe und
Nerven wie beim Ovarium (s. S. 676).
IV. Die Eierstöcke.
Die Eierstöcke, Ovaria, sind zwei abgeplattete, ellip¬
tische Körper, an denen man ein etwas spitzes unteres {Ex~
treniifas uterina', und ein stumpfes oberes Ende (Extreynitas .
tuhariaj, ferner eine leicht gewölbte vordere bezw. laterale
und hintere bezw. mediale Fläche, endlich einen freien
convexen und einen angehefteten geraden Rand unter¬
scheidet.^! Der gerade Rand, Margo mesovaricus, ist an die hin-
Jere Fläche des Lig. latum befestigt und bildet zugleich die Ein-
trittsstelle der grösseren Gefässe und Nerven, weshalb man iHh
auch^als //t/t^Qtoriibezeichnet. Man kann sagen, dass das
ganze Organ in einer Ausstülpung des hinteren Blattes des Lig.
latum liegt, mit welcher übrigens seine Oberfläche untrennbar ver-
wachsen ist. Doch ist dabei zu bemerken, dass die Oberfläche
des Ovarium nach Waldbyer in jugendlichem Alter nicht von
(jem gewöhnlichen platten Peritonaealepithel, sondern von kleine¬
ren, mehr vollsaftigen Pflaster- oder sogar von Cvlinderepithel-
zellen überzogen ist, welche er als Keime p i t.h e 1 bezeichnet^
weil von diesen Zellen die Bildung der Graaf’schen Follikel und
der Eier des Ovarium ausgeht. Da das Epithel an der Oberfläche
des Eierstockes in dieser Weise von dem des übrigen Peritonaeum
abweicht, so wird von einigen Autoren die Auffassting festgehal¬
ten, dass das Ovarium überhaupt nicht vom Peritonaeum über¬
kleidet werde. Indessen ist das Keimepithel doch zweifellos nur \
als ein mächtiger entwickeltes Peritonaealepithel anzusehen. \
Beim Embryo zeichnet sich nun unter den 21ellen des *
Keimepithels eine bestimmte Anzahl durch ihre Grösse aus. Es
sind dies tfie sogen. Ureier, welche im weiteren Verlaufe der
Entwickelung zu Eiern des reifen Ovarium werden. Das Keim¬
epithel sendet nämlich in das Stroma des Ovarium zapfenförmige
Wucherungen, die Keimschläuche, hinein, von denen
jeder einzelne Schlauch in seinem Inneren ein Urei beherbergt.
Diese Keimschläuche schnüren sich später ab und verwanddn sich
>) Diese Bezeichnungen beziehen sich lediglich auf das Ovarium, wie
es sich an den herausgeschnittenen inneren Geschlechtsteilen dar¬
stellt, wenn der Uterus nebst den Ligg. lata ausgebreitet vorliegt. Ober
die natürliche Lage des Organes s. die nächste Seite.
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in kugelige Bläschen, dieGraaf’schen Follikel: ihr
Epithel gruppiert sich dabei in Gestalt der späteren Membrana
granulosa lun das Urei, welches allmählich die Form des reifen
Eies annimmt. Das Keimepithel, welches an der Oberfläche des
Ovarium zurückgeblieben ist, geht jedoch während der extradte-
rinen Entwickelung des Menschen verloren, so dass die Ober¬
fläche des reifen Ovarium gänzlich von Epithelzellen entblösst sein
kann.
Die natürliche Lage desOvarium (in der auf¬
rechten Stellung des Weibes) ist an der seitlichen Beckenwand
dicht tmterhalb der Linea innominata. Seine Längsaxe ver¬
läuft schräg oder nahezu senkrecht, indem das laterale Ende nach
hinten und oben, das mediale nach vom und abwärts gerichtet
ist, Der angeheftete gerade Rand liegt vom, der convexe
freie Rand sieht nach hinten. Die Flächen des Orga¬
nes sind im wesentlichen mgittal gestellt, so dass die laterale
Fläche meistens ganz der seitlichen Beckenwand anliegt, während
die .mediale Fläche g^n den Beckenraum gewendet ist. Steht
jedoch der Uterus extramedian, so kann das eine Ovarium durch
denselben mehr in das Becken hineingezogen werden, der Art,
dass seine laterale Fläche mehr nach vorn, seine mediale mehr
nach hinten sieht, während zugleich der freie Rand g^zUch nach
abwärts hängt. Mit dem Uterus ist nämlich das mediale Ende
dpR Ovarjum durch einen festen, bindegewebigen Strang das Lig.
ovarii vroiirium. verbunden, welches sich zwischen den beiden
Blättern des Lig. latum bis in die Nähe der uterinen Tubenmün¬
dung hinzieht und dort am Uterus befestigt. Das laterale Ende
des Ovarium steht ebenfalls durch einen bindegewebigen Strang,
das schon erwähnte Lig. infundibuloovaricum, mit dem Ostium
abdominale tubae in Verbindung.
Wenn man das Ovarium durch einen der Flächenriditungdes
Organes parallel geführten Längsschnitt teilt, so kann man
auf der Schnittfläche mit blossem Auge sehr deutlich zwei Schich¬
ten unterscheiden, von denen die eine, mehr nach dem Hilus ge¬
legene, als Marksubstanz bezeichnet wird, während die andere,
die Rindensubstanz, mit Ausnahme des Hilus die ganze Peripherie
des Ovarium einnimmt. Die Marksubstanz oder Zona
t'aaculosu hat ein mehr schwammiges Aussehen und besteht aus
lockerem Bindengewebe, welches von . den . am Hilus eintretenden
grö^ren Oefä.ssen des Ovarium dnrrhzogpn wird. Die Rin^
densubstanz oder Zotia ipnr/y^rhymninsn. bpgfpht wiederum aus
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einer inneren und einer äusseren Zone. Die innere,
ebenfalls noch ziemlich gefässreiche Zone enthält in einem binde¬
gewebigen zellenreichen Stroma eine Anzahl kugeliger Bläschen,
die Graaf’schen Follikel, FdlicuU oophori vesiculosi. Die
äussere Zone ist mit dem Peritonaeum verschmolzen, und wird
als Tunica albnainea bezeichnet: sie besteht aus derbem, festem,
fibrillärem Bindegewebe, welches an der Peripherie mehrere Lagen
bildet, von denen jede einzelne^in^ anderen Faserverlauf hat.
Die in der inneren Rindenzone gelegenen G r a a f-
schen Follikel sind kugelige Bläschen, welche in reifem
Zustande einen Durchmesser von 1—1,5 cm besitzen und in die¬
sem Stadium ihrer Entwickelung mitunter die Oberfläche des Ova-
rium kuppenförmig hervorwölben. Das Stroma des Ovarium bil¬
det um jeden Foilikel eine besondere Wand, Theca s. Tunica
folliculi, an welcher man wiederum eine äussere und eine innere
Schicht unterscheiden kann. Die äussere Schicht {Tunica ex¬
terna folliculi) besteht aus derbem fibrösem Bindegewebe. Die
innere, ebenfalls gefässreiche Schicht {Tunica interna folliculi)
ist erheblich weicher und besteht aus einer homogenen Grund¬
substanz mit zahlreichen Spindel- oder Rundzellen. Die Tunica
interna zeigt also mehr den Charakter des embryonalen Bindege¬
webes oder Granulationsgewebes. Die Zellen dieser Schicht sind
sogenannte Plasmazellen, d. h. ihr Protoplasma ist stark granu¬
liert und durch gewisse Anilinfarben sehr intensiv färbbar. An
der Innenfläche der Tunica interna endlich sitzt ein vollsaftiges
Pflasterepithel, dessen einzelne Zellen ebenfalls ein stark
körniges Protoplasma zeigen, weshalb man diese Zellenlage als
Membrana s. Stratum granulosum bezeichnet hat. An irgend einer
Stelle dieser Membrana granulosa häufen sich die Zellen in stär¬
kerem Masse an und bilden den sog. Cumulus s. Discus oophorus
(proligerus), welcher das Ei des Graaf’schen Follikels einschliesst.
Abgesehen von dem Stratum granulosum und dem von ihm um¬
schlossenen Ovulum ist jeder reife Follikel noch von einer relativ
grossen Menge seröser Flüssigkeit, dem iig«or/'oZfic«Zj. ausgefüllt.i)
Als ein besonderes Charakteristikum eines reifen Follikels ist
ausser der oben angegebenen Grösse von 1 — 1,5 cm noch die Er¬
scheinung aufzufassen, dass die Zellen der Membrana granulosa
*) In früheren Entwickelungsstadien ist die Höhle des Qraaf’schen Fol¬
likels selbstverständlicherweise nur von Epithelzellen ausgefüllt, welche das
Ei umlagern.
Broesikc, Anatomie. 9. Aufl. 43
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— 674
in demselben radiär um das Ei angeordnet sind, so dass das letz¬
tere gleichsam von einer Art Glcuienschein umgeben ist. Das
reife menschliche Ei. 0vulum^]y2t etwa die Grösse eines kleinen
Sm^komes, ist somit eben noch mit blossem Auge als Pünkt¬
chen sichtbar. Es besteht: 1) aus einer weissen glänzenden
Hülle, der Zona pdlpida oder Odemma, einer Ausscheidung des
Strahun granulosum, welche der Membran anderer tierischer
Zellen analog ist; 2) aus dem schmalen, mit Lymphe gefüllten
perivite Minen Spaltraum; 3) aus dem Eidotter,
Yitdltis, welcher das Zellprotoplasma bildet und stets an der einen
Seite des Eies stärker granuliert ist; 4) aus dem Keimbläs¬
chen oder Purkinje 'sehen Bläschen, Vesicula germi-
naüva, welches den Kern des Ovulum darstellt. In dem Keim¬
bläschen liegt noch ein glänzendes Körperchen, der . K e i m-
f 1 e c k oder Wagner ’s che Fleck, Macula germinativa, wel¬
cher als das Kemkörperchen des Ovulum anzusehen ist.
Die beträchtliche Grösse, welche der reife Follikel im
Verlaufe seiner Entwickelung erreicht, hat zur Folge, dass der¬
selbe allmählich bis dicht tmter der Oberfläche des Ovarium rückt
und, wie bereits erwähnt, die letztere sogar kuppenförmig hervor¬
wölbt. Wenn nun durch weiteres Wachsen desselben der intra-
folliculäre Druck zunimmt, platzt die Theca folliculi an der Ober¬
fläche des Ovarium und der Follikelinhalt nebst dem reifen Ei
wird in die Bauchhöhle entleert. Dem Platzen der Theca folliculi
soll übrigens an der Einrissstelle eine Verfettung der vorhin er¬
wähnten Plasmazellen (Luteinzellen) vorhergehen. Wie das Ei
alsdann in die Tuben gelangt, lässt sich nicht bestimmt sagen.
Man nimmt an, dass durch die Flimmerepithelien des abdominalen
Tubenendes Strömungen in der peritonaealen Flüssigkeit erregt
werden, welche wahrscheinlich das Ei in die betreffende Tube
hineinbugsieren. Auch ist zu beachten, dass, wie schon früher
gesagt wurde, unter normalen Verhältnissen das Infundibulum mit
dem Ostium abdominale tubae sehr häufig umnittelbar auf der
Oberfläche des Ovarium aufliegt, so dass also ein direkter Ein¬
tritt des Ovulum m die Tube möglich wäre. Die Eilösung scheint
meist zur Zeit der Menstruation zu erfolgen; doch ist erwiesen,
dass auch nicht selten in den Intervallen zwischen den einzelnen
Menstruatiemen Eier aus den Graaf’schen Follikeln austreten tmd
befruchtet werden. Die Zahl der ursprünglichen in der Anlage
vorhandenen Eier soll für beide Ovarien nach HENLE (bei einem
18 jährigen Mädchen) etwa 72 000 betragen. Wie man sieht, kann
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von den letzteren nur ein geringer Bruchteil zur Reife und nur
eine verschwindend kleine Zahl zur Befruchtung kommen.
Das Schicksal des geplatzten Follikels gestaltet sich nach
Austritt des Eies in folgender Weise. Beim Platzen der
Follikelwanid müssen natürlich auch Blutcapillaren zerreissen,
deren Inhalt sich zum Teil in den Follikel ergiesst, so dass in
dem letzteren ein grösseres oder kleineres Blutgerinnsel zurück¬
bleibt. Die erste Veränderung, welche sich nach dem Austritt des
Eies einstellt, ist die Wucherung der Zellen des Stratum granu-
losum, durch welche schliesslich der entleerte Folfikelraum völlig
gefüllt wird. In demselben Masse jedoch, als die Epithelzellen
das Stratum granulosum sich durch Proliferation vermehren, tritt
bei ihnen eine fettige Degeneration ein, welche weiterhin zum Ver-~
fall derselben führt. Diese verfetteten Massen haben natürlich ein
gelbliches Aussehen, welches dazu geführt hat, einen in dieser
Weise veränderten Follikel als/Corcws luteum zu bezeichnen. Ist
das ausgetretene Ei zur Befruchtung gekommen, so pfl^ die
Wucherung des Epithelium granulosum eine viel stärkere zu wer¬
den, als wenn das Ei unbefruchtet zu Grunde geht — wahrschein¬
lich nur deswegen, weil im Falle der Befruchtimg ganz allgemein
ein stärkerer Blutzufluss zu den Genitalorganen eintritt. Das wäh¬
rend einer Schwangerschaft zur Entwickelung kommende, erheb¬
lich grössere Corpus luteum wird als Corpus luteum verum be¬
zeichnet — im Gegensätze zu dem kleineren Corpus luteum fcHsum,
welches nach einer gewöhnlichen Menstruation ohne folgende
Schwangerschaft zurückbleibt. Genauere Grössenbestimmungen
zur Unterscheidung beider Arten von Corpora lutea lassen sich
nicht angeben, weil ihre Grösse überhaupt individuellen Schwan¬
kungen unterworfen ist. Das Corpus luteum verum ist in der
Mitte der Schwangerschaft am besten entwickelt; es kann alsdann
auf dem grössten Ehirchschnitt die Grösse einer Kirsche erreichen.
Nachdem das Corpus luteum seine höchste Entwickelung erreicht
hat, tritt es in das Stadium der Rückbildung ein, indem aus der
zellenreichen Tunica interna Wucherungen von dem Charakter des
Granulationsgewebes in das Innere des Follikels hineinwachsen,
während zu gleicher Zeit das fettig zerfallene Epithel der Mem¬
brana granulosa der Resorption unterliegt. Nachdem diese Wuche¬
rungen den Follikelraum gänzlich ausgefällt haben, bilden sich
dieselben in Narbengewdie um, so dass sich an der Stelle des ur¬
sprünglichen Follikels schliesslich eine weissliche Narbe, das Cor-
pus albicans der alten Anatomen, vorfindet, welches sich an der
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Oberfläche des Ovarium durch eine Einziehung kenntlich macht.
Wenn nach dem Platzen des Follikels ein , ßlu^erinnsel in dem¬
selben zurückgeblieben war, so finden sich in der Narbe als
Überrest desselben Blutcrystalle oder Partikelchen von verändertem
Blutfarbstoff vor, in welchem Falle die alten Anatomen von einem
Corpus nigrum sprachen.
„ Die Arterien des Eierstocks stammen aus der A. ovarica
(A. spermatica interna) und der A, uterina. Die Veh e n " ent¬
sprechen den Arterien. Die l.ymphgpfässp hilrlen jim. Hie.
Follikel einen perifolliculären Lymphraum und gelangen zu den
^andulae hypogästricae und lumbales. Die Nerven sind sym¬
pathischer Natur und stammen vom Plmts sprrmatieus int, und
uterinus. .
VII. Das Epoophoron und Paroophoron.
Das Epoophoron (Parovarium) liegt jederseits zwischen dem
lateralen Ende der Tube und dem Ovarium in dem Bindegewebe,
welches beide Blätter des Lig. latum trennt. Das Organ besteht
aus einer Anzahl von Canälchen, welche von der lateralen Spitze
des Ovarium nach oben hin ausstrahlen und in ein anderes,
der Längsaxe des Ovarium< parallel laufendes Canälchen,
Duclus epoophori longitudincdis (Gartneri), ausmünden. In dem
letzteren hat man wahrscheinlich einen Überrest des ehemaligen
WolfPschen Ganges zu suchen. Alle diese Canälchen enden blind
in der Nähe des Ovarium und zeigen an ihrer Innenwand ein
Flimmere|üthel; ihr Inhalt ist eine helle Flüssigkeit, welche durch
Essigsäur£_gerinnt. Das Epoophoron im Ganzen ist als ein Ana¬
logon des Konfcs der Epididymis beim Manne anzusehen. Es
kann mit blossem Auge leicht wahrgenommen werden, wenn man
das Lig. latum gegen das Licht hält.
Das Paroophoron ist ebenfalls zwischen beiden Blättern des
Lig. latum medial vom vorigen, gegen die Tube hin gelegen und
b^teht aus einem Häufchen fein geschlängelter Canälchen, welche"
mit zerfallenden Epithelzellen und körnigen Detritusmassen aus-
gefüllt sind und blind endigen. Im ersten Lebensjahre ziemlich
deutlich, ist dieses Organ beim Erwachsenen mit blossem Ai^e
meistens nicht mehr wahrzunehmen. Das Paroophoron ist ein
Analogon der Paradidymis (des Giraldes’schen Organes) beim
Manne und somit als ein Überrest des ehemaligen WolfFschen
Körpers oder der Ürniere aufzufassen.
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VIII. Die Brustdrüse.
Die Brustdrüsen, Mammae, müssen beim Weibe eben¬
falls zu den Genitalorganen gerechnet werden, da sie bekanntlich
im Verlaufe der Schwangerschaft eine erhebliche Entwickelimg er¬
reichen, welche schliesslich zur Milchsecretion führt. EMe Brüste
liegen vor der 111. bis V. Rippe und bestehen beim Manne wie
beim Weibe aus einer^nnter der Haut gelegenem Fettschicht, welche
eine feste fibröse Masse (das sogen mammae) bedcgl^ In
dem Corpus mammae liegt nun die Brust- oder Milch d r üT^
Glandula lactifera, welche bis zur Zeit der Pubertät bei beiden Ge¬
schlechtern annähernd gleich stark entwickelt ist. Die stärkere Pro¬
minenz der weiblichen Brust nach erlangter Geschlechtsreife ist
hauptsächlich auf den grösseren Fettreichtum derselben zurückzu¬
führen. Erst etwa nach dem 30. Lebensjahre b^nnt beim Manne
die Rückbildung der Drüse. Bei beiden Geschlechtern ist das
Corpus mammae mit der darüber liegenden Haut durch feste
Bindegewebstränge verwachsen. Mit der danmter liegenden Fasde
des Pectoralis major ist dasselbe nur durch lockeres Bindegewebe
leicht verschiebbar verbunden. _In der Mitte der Brust springt die
Brustwarze, Papilla mammae (Mammilla), vor, welche stets
dunkler pigmentiert ist,^ als die umgebende Haut und zahlreiche
meist ringförmige glatte Muskeln enthält. ■ Ihre Contraction führt
zu einer Erection der Brustwarze. Die Brustwarze ist ferner aus¬
gezeichnet durch sehr grosse Cutispapillen: wenn die letzteren
sehr stark entwickelt sind, zeigt sie auch schmi äusserlich ein un¬
regelmässig zerklüftetes Aussehen. Um die Brustwarze liegt der
gleichfalls stärker pigmentierte Warzenhof, Areola mammae,
an welchem sich neben gewöhnlichen Talgdrüsen, Glandulae seba-
ceae, noch grössere (5 — 15) Talgdrüsen, sogen. Montgome-
ry’sche Drüsen, Glandulae aredares, vörfinden.
Die e i g"e n fliehe B r ü's t d r ü s e ist eine in das Corpus
mammae eingebettete z u s a m m e n e s ^^^z t_ acinöse
Drüse, deren Drüsenläppc h e n^ Lobuli mammae, eine
homogene Tunica propria besitzen, an deren Innenfläche das se-'
cernierende polyedrische oder kurzcyUndrische Drüsenepithel sitzt.
Man hat behauptet, dass diese Tunica propria aus platten, stern¬
förmigen Zellen zusammengesetzt sei, so dass also das Epithel von
denselben wie von dem Flechtwerke eines Körbchens lunschlossen
sein würde. Aus den Lobuli gehen die Ausführungsgänge, Dmc(ms
lacüferi, heri^j welche sich zu immer grösseren Stämmen vereini¬
gst Man hat diese Gänge je nach ihrer Grösse als Ductus lacti-
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feri erster, zweiter oder dritter Ordnung unterschieden. Die
erster Ordnung (12 bis 15 an der Zahl) sind die durch Ver¬
einigung der Gänge zweiter und dritter Ordnung entstandenen
Hauptstämme: ein jeder von ihnen bildet, nachdem derselbe aus
den Lobuli bezw. Lobi mammae in den bindegewebigen Teil des
Corpus mammae eingetreten ist, eine Erweiterung, den sogen.
Sinus lactiferus und, mündet alsdann mittels einer zweiten trichter¬
förmigen Erweiterung, des sogen. Mündungstrichters,
an der Haut der Brustwarze. Die Ductus lactiferi besitzen bis zu
den Sinus cyliqdrisches, hierauf bis zum Mündungstrichter s(^en.
Obergangsepithei, endlich in' dem Mündungstrichter geschichtetes
Pflasterepithel, welches continuierlich in das der äusseren natte-
ÄbCfgait; Das "bindegewebige Stroma der Brustdrüse ist sehr
derb und besitzt in der Umgebung dw Acini zahlreiche Rimd-
zellen von dem Charakter der Leukocyten, von denen sogar in
neuerer Zeit behauptet worden ist, dass sie in die Acini hinein-
wandem und durch ihren . Zerfall direkt zur Bildimg der Milch
beitragen sollen.
Ihre volle Entwickeltmg erlangt die Brustdrüse beim Weibe
erst gegen Ende der Schwangerschaft, nachdem die
vorhandenen Lobuli neue Sprossen getrieben und sich dadurch
erheblich vergrössert haben. Zu derselben Zeit gehen die Epithel¬
zellen eine fettige Degeneraticm ein, so dass sie schliesslich wie
mit . kleinen Fettkömchen vollgepfropft erscheinen und maulbeer-
förmige Kugeln, sogeiK Körnchenkugeln, bilden. Durch
den Zerfall dieser Kugeln werden die Fettkörnchen frei, und es
kommt so zur Bildung der Milch. Lac, femininum, welche aus _
einer ei weisshaltigen Flüssigkeit mit zahlreichen, darin suspen-
dierten Fettkörnchen besteht. Ein jedes Fettkömchen ist jedoch
von einer Caseinhülle umgeben' wie schon aus der Tatsache her-
vorgeht, dass sie nicht zusammenf Hessen, sondern isoliert bleiben.
Die erste Milch, welche von dem schwangeren Weibe abgesondert
wird,^zeigt eine mehr gelbliche, fettartige Beschaffenheit und wird
als Colostrum bezeichnet. Die Ursache dieser Beschaffenheit ist
die, dass in dieser Absonderung statt der feinen Fettkömchen
grössere, verfettete Epithelzellen, die sogen. Colostrumkör-
_ per c h^ n, enthalten sind, welche ein gelbbräuniiches Aussehen
haben. . Auch bei Neugeborenen und in seltenen Fälleni beim
_Mamie _hat man eine Milchsecretion, die~i^en. hexenmilch, be-
obachtet, welche auf eine abnorme Verfettung der bpitneizeiien
der Drüsenacini zurückzuführen ist.
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Anhang. Die Muskeln und Fascien des Dammes,
a) Die Muskeln des Dammes.
Die Muskeln des Dammes bilden zusammen mit den
zwischen ihnen gelegenen Fascien eine im wesentlichen horizon¬
tale Ausbreitung, welche das kleine Becken unten abschliesst und
hauptsächlich verhindert, dass die Baucheingeweäde zu tief in das¬
selbe hinabsinken. Während man nun früher diese ganze aus
Muskeln und Fascien bestehende Ausbreitung Diaphragma pelvis
benannte, fasst man jetzt unter dieser Bezeichming nur die Mm.
levator ani und coccygeus nebst den an ihrer oberen und unteren
Fläche befindlichen Fascien zusammen. Ausserdem ist unter¬
halb des M. 1 e V a t o r a n i vorn zwischen der Symphyse und
den beiden Tubera ischiadica noch eine dreiseitige Plätte.
das sogen. Trigonum s. Diaphragma urocfenitale. ausgespannt, wel¬
ches ebenfalls aus zwei Fascienblättern besteht, die den M. trans-
versus perinei profundus zwischen sich fassen. Das Trigonum
urogenitale wird so bezeichnet, weil dasselbe beim Manne von
der Urethra, beim Weibe vwi der Urethra und Vagina durch¬
brochen ist. Sittiche Muskeln des Dammes mit Ausnahme de?
M. transversus perinei profundus sind paarig. Meistens stossen
je zwei, von rechts und links kommend, an einer medianen
sehnigen Raphe zusammen, welche sich, von Anus, Ure¬
thra und Vagina durchbrochen, von der Steissbeinspitze nach der
Richtung der Svmphvse hin erstreckt. Zu den Muskeln des Dam¬
mes werden (zunächst beim Manne) folgende gerechnet:
1. Der M. levator ani bildet eine musculöse Platte, welche den
Beckenausgang verschliesst und die Beckeneingeweide tragen hilft.
Der M. levator ani entspringt jedersdts von einer Linie, welche
man sich vom Os pubis nahe der Svmphvse bis zur Soina ischi¬
adica gezogen denken muss. Diese Verbindungslinie verläuft
längs der m e dJ^^ljn F 1 ä c h e des obturator in-
t e r n us und bildet in der hier gelegenen Fascie eine sehnige, Ver¬
dickung, den Arcus tendineus m. levatorisani. Sämtliche Fa¬
sern des M. levator ani ziehen, insoweit sie nicht am Anus selbst
inserieren, schräg nach abwärts zu jener eben erwähnten medianen
sehnigen Raphe. Die v ordersten F a s e r n, welche vom Os
pubis entspringen und in beinahe sagittaler Richtung zu beiden
Seiten der Prostata nach hinten ziehen, um sich erst hinter der¬
selbe zu vereinig«!, sind auch als M. levator prostatäe besom
ders bezeichnet worden. Die mittleren Fasern, welche vom
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Ö80
Arcus tendineus entspringen und sich am Anus und dicht hinter
demselben festsetzen, stellen den eigentlichen Levator ani
dar. Die hintersten Fasern, welche vom hintersten Teile
des Arcus tendineus und der Spina ischiadica entspringen und
sich am Steissbein inserieren, hat man auch als M. ischiococcy-
geus besonders benannt. Endlich kann man auch den M. coccygeus,
welcher sich unmittelbar an die hintersten Fasern des M. ischio-
coccygeus anschliesst und an der medialen Fläche des Lig. sacro-
spinosum zwischen Spina ischiadica und Kreuzbein verläuft, als
eine Portion des M. levator ani auffassen. Von den eben genannten
Portionen des M. levator ani pfl^en die Mm. ischiococcygeus
und coccygeus die grösste Selbständigkeit zu besitzen. D i e
Function des Levator ani besteht nicht allein darin, bei
der Defaecation die Analöffnung in die Höhe zu ziehen, sondern
auch darin, die ganzen Beckeneingeweide zu trag^ Unter-
h a l^des Levator ani (bei autrecliter btellung des Körpers) liegf
zwischen dem Anus und der Seitenwand des kleinen Beckens ein
tiefer, mit Fett gefüllter Raum, die Fossa ischiorectalis, an deren
lateraler Wand, in einem besonderen Canale der Fascie des M.
Obturator int. (A Icock 'scher Ca n a 1) eingeschlossen, die
A. pudenda interna s. communis nebst verschiedenen Asten des N.
pudendus mitsamt der Vene ihren Verlauf nimmt.
_ 2. Der M. transversu^ perinei profmidus liegt an der u n t e -
r e n Fläche des M. Iwator ani zwischen zwei derben Fascien-
blättern als eine dreiseitige platte Ausbreitung, welche zwischen
der Symphysis pubis und den beiden Tubera ischiadica ausge¬
spannt ist und von der Urethra, beim Weibe ausserdem noch von
der Vagina durchbohrt wird. Der M. transversus perinei profun-
dus nebst den beiden ihn einschliessenden Fascienblättem. Fascia
diaphragtnatis urogenitalis superior und inferior, stellt das bereits
oben erwähnte trigonum s. Diaphragma urogenitale (Lig. triangu¬
läre urethrae von HYRTL) dar. Der Faserverlauf in diesem Mus¬
kel ist ein sehr complicierter, insofern derselbe nidit allein aus
quergestreiften, sondern auch aus glatten Muskelfasern besteht,
welche in sehr verschiedenen Richtimgen verlaufen. Die quer¬
gestreiften Muskelfasern können parallel der Medianlinie
des Muskels oder transversal oder schräg oder endlich circulär
verlaufen. Bei kräftiger Entwickelung des M. transversus per.
prof. sind alle eben bezeichneten Arten von Fasern an demselben
nachzuweisen. Von den transversalen Fasern hat man die
unmittelbar oberhalb und unterhalb der Urethra vorüberziehen-
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den als 3f. compressor urethrae (M. transversourethralis, Guthrie-
scher Musk ej)- besonders benannt, wenngleich es zweifel¬
haft erscheint, ob sie wirklich im Stande sind, die Urethra zu
comprimieren. Weit eher könnten dies die circularen Fasern
leistten. welche die Pars membranacea ringförmig umgeben und so¬
mit als M. sphincter urethrae memhranuceae (Jf. urethrälis von GE-
GENBAUR) bezeichnet werden können. Die glatten Muskel¬
fasern sind zwischen' die querges&eiften eingewebt, verlaufen
hauptsächlich in transversaler Richhmg und sollen nach Henle
das Zustandekommen der Erection (s. S. 657) da-
Fig. 36.
Schematische Obersicht der (durch rote Linien bezeichneten) Damm-
fascien auf einem Medianschnitt durch das Becken.
durch bewirken, dass sie die Vv. profundae penis (clitoridis) com¬
primieren, welche zwischen diesen Fasern zu den Vv. pudendae
communes hindurchtreten.
Der oberste, dicht unterhalb der Symphyse gelegene Teil
^ des Trigonum urogenitale ist jedoch nicht mehr musculös. son¬
dern bildet ein ziemlich derbes Band, das Lig. transversum pdvis
s. praeurethrale. Zwischen dem letzteren imd der Symphyse tritt
die V. dorsalis penis hindurch. Am unteren Rande des M.
transv. perinei prof. befindet sich ebenfalls ein bindegewebiger
Sheifen, das Septum perinei transversum (HENLE) welches haupt-
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sächlich dadurch gebildet wird, dass dort sämtliche Fascien des
Dammes zusammenstossen.
3. Der M. transversus verinei suverficidlis liegt oberflächlich,
d. h. unter der Haut des Dammes, am unteren Rande des vorigen.
entspringt gewöhnlich jederseits von dem Tuber ischiadiciun und
setzt sich an der medianen sehnigen Rache fest. Er kann aber
auch gänzlich fehlen oder doch vielfache Varietäten seines Ver¬
laufes zeigen. Seine Function scheint wie diejenige des Le-
^^ator ani in der Hebung des Beckenbodens zu bestehen.
4. Der M. bulbocavemosus umgreift den Bulbus urethrae zum
Teil mit tiefer gelegenen ringförmigen, zum Teil mit mehr caber-
flächlichen, schräg halbringförmigen Fasern, von denen die letz¬
teren (s. Fig. 36) unten von der medianen sehnigen Raphe ent¬
springen und sich oben an die Corpora cavemosa penis ansetzen.
Zwischen die schrägen und die ringförmigen können sich sagittale
\Fasem einschieben, welche vom Septum transversum perinei ziun
Bulbus hinziehen. Bei seiner Contraction muss der M. bul¬
bocavemosus den Bulbus urethrae ebenso comprimieren, wie man
einen Kautschukballon mit der Hand zusammendrückt. Auf diese
Weise müssen im Bulbus befindliche Flüssigkeiten (Samen< oder
Ham) durch die Urethra hinausgespritzt werden; daher pflegen
die alten Anatomen diesen Muskel auch als Ejaculator seminis s.
Accelerator urinae zu bezeichnen.
5. Der ischiocavemosus entspringt jederseits vom Ramus
inferior ossis ischii und setzt sich in die entsprechende Wurzer
des Corpus cavemosiim penis fest, welche er unten, medial und
lateral bedeckt. Wahrscheinlich besteht seinefT u n c t i o n darin,
die Erection noch dadurch zu verstärken, dass er die aus der Wur¬
zel des Corpus cavernosum penis^ustretenden Venen comprimiert.
6. Der' M. »nhincter gut ext>‘mus umgibt die Analöffnung und
ist im Gegensätze zu dem M. Sphincter ani internus ein q u e r-
gestreifter. also willkürlicher Muskel. Seine Fasern verlau¬
fen zum Teil ringförmig um die Analöffnung, zum Teil umgeben
sie dieselben halbringförmig, indem sie vorn an der medianen
Raphe entspringen und sich hinten wieder an derselben festsetzen.
Einzelne von den letzteren Fasern gehen direkt in die Haut hinein
und können dieselbe somit nach einwärts ziehen. . Durch die
Contraction aller Fasern des Sphincter ani ext. kann die
■4nalöffnung willkürlich verschlossen werden.
Die Muskeln am weiblichen Damme verhalten sich
ebenso wie diejenigen des Mannes; nur geht der M. ischiocavemosus
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683
,zum Corpus cavemosum clitoridis und ist demgemäss auch viel
schwächer entwickelt als heim Manne. Der M. trammarsus ptnrinä
prof. besteht ferner beim Weibe hauptsächlich aus glatten Muskel¬
fasern und ist scwnit ebenfalls erheblich schwächer. Der M. bulbo-
cavemosus des Weibes ( M. constrictor cunni) umgifbt den Schei¬
deneingang lateral von den Bulbi vestibuli und kann denselben
bei kräftiger Entwickelung unwiMkürlich verengern. Seine Fa-
sem entspringen vom an der Clitoris, dem Corpus cavemosum
urethrae und der Schleimhaut des Vestibulum. kreuzen sich hinter
■der Vayina und setzen sich in die Fasern des Sphincter ani ext. |
■ forty worauf vielleidit die Tatsache zurückzuführen ist, dass sich |
beide Muskeln gleichzeitig zu contrahieren pflegen.
b) Die Fasciendes Dammes.
Zu den Fascien des Dammes rechnet man: 1) die
Beckdnfascie, Fascia peHvis (früher auch Fascia endopel-
vina benannt); 2) die tiefe Dammfascie, Fascia perind
profunda s. propria; 3) die oberflächliche Damm¬
fascie, Fascia perinei superficialis.
1. Ander Beckenfascie, Fascia pelvis {Fascia hypo-
gasirica GEGENBAUR), unterscheidet man am besten nach dem
Vorgänge von Hyrtl einen parietalen und einen visceralen Teil.
als deren Grenze der in der Fascie eingewehte Arcus tendineus
fasciae pdms anzusehen ist. Der parietale Teil ist an
der Linea innominata fest mit dem Periost verbunden und erstreckt
sich von hier bis zum Arcus tendineus nach abwärts, indem er
die mediale Fläche des M. obturator internus (oberer Abschnitt
der Fascia obturatoria), nach hinten auch den- M. piriformis und
die vor demselben gelegenen grösseren Gefässe und Nerven, so¬
wie die vordere Fläche des Kreuzbeines bekleidet, ln seinem hin¬
teren Teile ist dieses Fascienblatt jedoch kaum als solches zu be¬
zeichnen, da es hier nur eine dünne Bindegewebslage bildet,
welche ausserdem noch durch die zahlreichen Gefässe und Nerven
stark diu'chlöchert erscheint. Nach abwärts vom Arcus
tendineus m. levatoris (also von der Ursprungslinie
des M. levator ani aus) setzt sich das parietale Blatt der Fascia
pelvis als Fascia diaphragmatis velvis superior auf die ganze
obere Fläche des M. levator ani und von derselben
als visceraler Teil, Fascia endopelvina der B. N. A., aut
die Beckeneingeweide nach aufwärts fort, indem es sich nach
oben hin an der Blase, dem Rectum und der Vagina allmählich
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684
verliert. Um die Prostata und die Samenblasen herum bildet
dieses Fascienblatt die kapselartigen Hüllen, welche bei jenen Or-
ganen beschrieben sind. Als eine Verdickung des visceralen Tei-,-
_ les der Fascia pelvis sind auch die Ligg. pubovesicalia s. pubo-
prostatica aufzufassen — sehnige Streifen, welche zu beiden Sei¬
ten des unteren Svmnhvsenendes entspringen und zur vorderen
Fläche der Prostata ziehen. Endlich ist noch an der Übergangs¬
linie des parietalen in den visceralen Teil ein sehniger Streifen,
der neuerdings sogen. Ärctts tendineus fasciae pelm. gelegen, wel¬
cher nicht mit dem vorhin genannten -Arcus tendineus m. levatoris
zu verwechseln ist. Auch die ganze untere Fläche des
M. 1 e V a t o r a n i ist von einer dünnen Bindegewebslage, Fas-
cia diaphragmatis pelvis inferior, bekleidet, welche indessen 3ST1
Namen einer Fascie kaum verdient.
2. Die tiefe Dammfascie, Fascia perinä profunda
s. propria, besteht aus zwei, in dem dreiseitigen Kaume zwischen
der Symphysis ossium pubis und den Tubera ischiadica ausge-
spannten. sehr starken und festen Fascienblättem. Fasciä^superior
, und inferior trigoni urogenitalis. welche den M. transversus pe-
rinei profundus zwischen sich fassen imd mit dem letzteren ^s
Diaphragma urogenitale^ s. Trigonum urogenifale bilden. Vorn,
d. h. unterhalb der Symphyse bilden beide Fascienblätter das _
Lig. ifamverstim pelvis s. pracurethrdle: am hinteren Rande des
M. transversus perinei prof. sind dieselben zu dem Septum
transvcrsum jxiinei (s. S. 681) vereinigt. Da die vorhin ge¬
nannten Bezeichnungen für die beiden Fascienblätter ungebühr¬
lich lang sind, hätte man besser die Namen Fascia triangularis
Superior und inferior wählen sollen.
3. Die (oberflächliche Dammfascie, Fascia
perin^isuperficialis) li^ unmittelbar unter dem subcutanen Fett-
gewebe und bedeckt in dünner Lage die Mm. bulbocavemosus,
/ ischiocavernosus und transversus perinei superficialis. Hinten
am Septum transversum perinei verschmilzt sie mit der vorigen
Fascie, vorn geht sie in die fettlose Fascia penis über.
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685
F. Das Sehorgan.
Das Sehorgan, Oaüus s. Organon visus, besteht: 1) aus
dem Augapfel, Bulbus octUi, 2) aus dessen N e b e n t e i -
len, Organa octdi accessoria. Die Nebenteile werden wieder ein¬
geteilt in: a) den Bewegungsapparat, d. h. die Mus¬
keln des Auges, b) die Schutzorgane iTutamina) des Auges.
r^tK.<4.€ 1 . . / At
I. Die Nebenteile des Auges.
Der Bewegungsapparat des Auges besteht aus
den sogen, inneren Augenmuskeln, zu denen folgende
Muskeln gehören: 1) der M. levator palpebrae superioris; 2) der
M. rectus superior; 3) der M. rectus inferior', 4) der M. rectus
medialis s. internus ; 5) der M. rectus lateralis s. externus s. abdu-
cens; 6) der M. oUiquus superior und 7) der M. obliquus inferior.
Die inneren Augenmuskeln sind innerhalb ,
^ - - - - - O -
Augenhöhle gelten und entspringen sämtlich, mit
Ausnahme des M. obliquus. von dw Peripherie ‘‘ ^
^g^v^oramen opticum und der angrenzenden Sehnervenscheide. Doch / jU'x
_^kommt der M. rectus lateralis noch einen Kopf von einem ' f.' ‘'
■■'Mj'nJt Höckerchen des grossen Keillbeinflügels {Spina recti lateralis .
Ferkel). Die- vier Mm. recti setzen sich dicht vor dem Aqua-
tor des Bulbus oculi an. und zwar der M. rectus superior oben, * . / VA
der Rectus lateralis lateral, der Rectus medialis medial und der yv '
Rectus inferior unten. Der M. levator välpebrae superioris liegt /-f vt
unmittelbar über dem Rectus superior unter dem Periost des ( ; -
Daches der Orbita und setzt sich an dem oberen Rande des obe-
ren Augenli(||(norpels” an. Der M. obliquus superior s. M. troch- '^' ^ - '
learis entspringt, wie die anderen Augenmuskeln, an der Peri-
pherie des For. c^ticum und verläuft sodann nach vorn und me-
dianwärts bis zur Fossa trochlearis des Stirnbeines, unter welcher
sich ein besonderer fibröser Streifen, die Tj; o c h 1 e a , vom me¬
dialen zum lateralen Rande dieser Grube hinüberspannt. Hier be¬
kommt der Mu^el eine Z w ischensehne {Tendo intermedius), _
welche auf der Trochlea hin und her gleitet. Nachdem er nun
über die letztere nach vom getreten ist, zieht er weiterhin unter
dem Rectus superior nach hinten und lateralwärts, um sich schliess¬
lich ^ Bulbus hinten, oben und lateral anzusetzen. Der M.oh-
liquus inferior entepringt unweit des Hamulus lacrimalis vomun-
~lereirXiigehTiÖHrenrande und geht alsdann (zuerst unter dem M.
rectus inf. und hierauf medial vom M. rectus lat.) bis in die Nähe
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686
derselben Stelle hin, wo der vorige Mu^l sich inseriert. Beide
Mm. obliqui setzen sich also hinter dem Äquator des Aug¬
apfels fest.
Was die Funktionen der inneren Augenmuskeln betrifft,
so zieht der M. levator palpebrae superioris (Heber des oberen
Augenlides) das letztere nach hinten und hebt es dadurch in die
Höhe. Das imtere Augenlid besitzt keinen besonderen Muskel,
der es zurückzieht. Die vier M. recti drehen, wenn jeder für sich
isoliert wirkt, den Bulbus oculi und damit die Pupille nach der¬
jenigen Seite, an welcher sie sich festsetzen, also z. B. der Rec-
tus lateralis nach lateralwärts, der Rectus medialis nach median-
wärts usw. Bei kombinierter Aktion dieser Muskeln müssen na¬
türlich sehr versdiiedene andere Zugwirkungen eintreten. Wirken
z. B. der Rectus superior und der Rectus lateralis zusammen, so
wird die Pupille nach oben und lateralwärts gedreht, tmd es kön¬
nen in dieser Weise die vier Recti sich zu einer komplizierten
Zahl von Bew^liuigseffekten ztisammentiin. Falls endlich alle
Recti Zusammenwirken, so würde der Augapfel imch hinten in
die Augenhöhle gezogen werden, wenn nicht die beiden Obliqui
zu gleicher Zeit dnen Zug nach vom ausübten.
Der M. obliguus superior dreht, isoliert wirkend, den Bulbus
derart, dass die Pupille sich nach unten und lateralwärts richtet.
Die alten Anatomen bezeichneten ihn als M. patheticus, doch ist
diese Bezeichnimg keineswegs zutreffend, da eine pathetische Augen¬
bewegung nach oben gerichtet zu sein pflegt. Eher verdiente der
Muskel die Bezeichnung M. spemens (der verachtende). Dag^en
würde der M. obliguus inferior, isoliert wirkend, die Pupille nach
oben und lateralwärts drehen, also mit viel grösserem T?echte als
Patheticus, allerdings als ein schielender Patheticus zu' bezeichnen
sein. Da indessen die Bewegungen des Bulbus, besser gesagt der
Pupille, nach unten und lateralwärts wie auch nach (^)en und la¬
teralwärts, nicht allein durch die Obliqtü, sondern auch durch
die Recti ausgeführt werden können, so wären die Obliqui über¬
flüssig, wenn sie nicht als Antagonisten der Recti wir-
ken würden, indem sie andauernd verhindern, dass der Bulbus
durch die Recti zu tief in die Orbita hineingezogen wird. In der
Tat ist letztere Tätigkeit wohl als die Hauptfunktion der Obliqui
zu betrachten, was allerdings von Henle geleugnet wird. Treten
beide Obliqui (bei vollständiger Lähmtmg der Recti) abwechselnd
in Tätigkeit, so muss dadurch der Augapfel um seine sagittale
Axe, die sogen. Augenaxe, hin und her gedreht werden.
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687
Mot. Nerven: Der M. obliquus oculi sup. wird vom
N. trochlearis, dtr M. rectus lat. \OTn N. abducens, adt übrigen in¬
neren Augenmuskeln werden vom N. octdomotorius versorgt.
Dem eben Gesagten wäre nur noch hinzuzufügen, dass die
Orbita auch glatte Muskelfasern enthält. So verschliesst
z. B. ein glatter Muskel, der M. orbUalis (H. MÖLLER), die Fiss.
orbitalis inf. mit Fasern, welche den t^ändem dieser Spalte pa¬
rallel verlaufen. Ein anderer von H. Müller als M. oalvebralis
sup. (M. tarsalis sup.) bezeichneter glatter Muskel geht unter der
Sehne des M. levator palpebrae superioris von der Conjunctiva
in sagittaler Richtung zum oberen Augenlidknorpel. In ähnlicher
Weise zieht der von demselben Autor so benannte M. palp^alis
M. (M. tarsalis inf.) von der Conjunctiva zum unteren Augenlid¬
knorpel hin.
Somit wären noch die Schutzorgane des Auges ge¬
nauer zu schildern. Zu den letzteren gehören: 1) die Augen¬
brauen, 2) die Augenlider, 3) die Augenbinde¬
haut, 4) die Tränenorgane.
1. Die beiden Augenbrauen, Supercilia, sind’ zwei
bogenförmige, mit kurzen Haaren besetzte Hautwülste, die mit
dem Sehnenbogen verwachsen sind, welcher den M. frontalisund
den M. orbicularis oculi trennt, Ihre Lage entspricht den Mar-
gines supraorbitales: sie sollen dazu dienen, die Augen vor dem
herabrieselnden Stimschweiss zu schützen.
2. Die Augenlider, Palpebrae s. Blephara, liegen als
zwei bewegliche Deckel vor dem Augapfel, welchen sie vor äusse¬
ren Einwirkungen schützen. Die beiden Augenlider, von
denen man ein oberes, Pcdpebra superior., imd ein u n te -
res, Pälpebra inferior, unterecheidet, hängen medianwärts und
lateralwärts miteinand^ zusammen, während zwischen ihnen< die
A u g e n 1 i d s p^a 1 1 e , Bima palpebrarum, offen bleibt. Die me¬
diale Vereinigungsstefle beider Augenlider wird als Commissura
palpebrarum medialis. die laterale als Commissura palpebrarum
lat.ernlL<t^ bezeichnet. Das laterale, zugespitzte Ende der Lidspalte,
bildet den ä u s s e r e n A u_g ^ w i n k e 1 , Angrdus s. Canthus
oculi lateralis s. extemus, das mediale, mit einer an der Spitze
etwas abgerundeten, länglich dreiseitigen kleinen Bucht vers^ene
Ende den inneren A u g e n w i n k e 1 , Angulus s. Canthus
oculi medialis s. internus. Die länglich clreiseitige Ausbuchtung
des letzteren stellt den Tränensee, Lacus lacrimalis, dar,
welcher allerdii^s nur bei völlig geöffneten Augenlidern in seiner
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688
ganzen Grösse sichtbar ist. An der Stelle, wo der Rand dieser
kleinen Bucht in den freien Rand des oberen und des unteren
Augenlides übergeht, ragt je eine k(mische Erhabenheit, Papilia
lacrimalis, hervor, an deren Spitze man bei genauerem 'Zusehen
/-
eine punktförmige Öffnung, Punctum lacrimale, bemerken kann,
welche den Eingang zu d^m 1 ränenkanälchen, Ductus s. Canali-
culus lacrimalis, darstellt. Im Übrigen ist der freie ßand der
Augenlider gerade und besitzt je eine vordere und eine hintere
Kante (Limbus anterior und Limbus posterior), von denen sich beim
Schlüsse der Augenlider nur die beidüT wrderen Kanten anein¬
ander legen. Dadurch entsteht zwischen der Vorderfläche des
Augapfels und den dicht aufeinander gepressten vorderen Kanten
^ ^ der beiden Lidränder ein dreiseitiger Raum, der T ränenbacb,
(-Vi'Vv lao^ivus lacrimalis. Aus der vorderen Kante des freien Randes
ragen kurze, gekrümmte feine Härchen, die Wimpern, Cilia,
nach vom hervor, deren Concavität bei den oberen Augenlidern
nach oben, bei den unteren nach unten gerichtet ist, so dass beim
Schlüsse der Lider die obere und die untere Reihe der Augen¬
wimpern ineinander greifen. Da die Cilien einem raschen Wech¬
sel xmterwcH'fen sind (ihre l.ebensdauer soll 100 — 150 Tage be¬
tragen), so findet man häufig Ersatzwimpem in verschiedenen
Enswickelungsstadien vor.
Was den Bau der Augenlider betrifft, so wird ihre
äussere Fläche von der^ä usseren Haut gebildet, welche hier
schlaffe Falten zeigt und völlig fettlos ist. Dicht unter der dün¬
nen Haut li^en die S. 85 beschriebenen^uergestreiften Mm.palpe-
brales superior und inferior auf welche daim der obere und
untere Augen iTd k ITo r p e 1 (besser Tarsalscheibe
oder L i d p 1 a 1 1 e genannt, da sie bindegewebiger Natur sind),
Tarsus st^prrior und inferior folgen. Beide Knorpel sind an der
inneren Fläche von der Augenhindehaut. v Conmnctiva^
überzogen.
Die Augenlidknorpel sind leicht gebogene, aus, derb-
faserigfem Bindegewd)e (nach der älteren Auffassung ausBinde-
gewebsknorpel) bestehende Plättchen, an welchen man einen
etwas convexen angehefteten und einen geraden freien Rand, fer¬
ner eine vordere convexe und eine hintere concave Fläche und
endlich ein etwas zugespitztes mediales und laterales Ende imter-
scheidet. Der convexe Rand der Augenlidknorpel ist mit dem
Rande der Augenhöhle durch je eine schlaffe,, bindegewebige
Haut, das Lia. tarsi suverius und infcrius. verbunden. Die lateralen
'■4-
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689
Enden der beiden Tarsi hängen durch einen gemeinsamen, binde¬
gewebigen Strang, das Lig. pcUpebrale laterale s. externum, besser
als Raphe palpebraiis lateralis bezeichnet, mit dem lateralen Rande
der Orbita zusammen. Ebenso findet sich am medialen Augen¬
winkel ein Bandstreifen, das Ly. palpebrale mediale s. intemum,
welches eigentlich einen kleinen Sehnenbogen bildet, der sich von
der Crista lacrimalis post, zur Crista lacrimalis ant. hinüber¬
spannt und sich auf diesem Wege mit den medialen Enden der
beiden Tarsi in Verbindung setzt. .Auch mit der Aussenf lache
des Tränensackes ist dieses Ligament fest verwachsen, was von
Wichtigkeit ist, weil infolge dessen eine jede Contraction der Mm.
palpebrales das Band spannen tmd auf diese Weise eine Erweite¬
rung des Tränensackes herbeiführen muss. In der Substanz der
beiden Augenlidknorpel liegen veiästelte acinöse Talgdrüsen, die
Meibom’schen Drüsen, Glandulae tarsales, welche verti- '
cal zum Lidrande verlaufen und am freien Rande der Augenlider
münden. Betrachtet man das Augenlid an seiner Innenfläche, so
sieht man diese Drüsen unter der Gjnjunctiva als gelbliche Strei¬
fen durchschimmem. Ihr Ausführungsgang ist dadiurch ausge¬
zeichnet, dass er einfach, also unverzweigt verläuft, während die
Drüsenacini an den Seiten desselben liegen. Das fettige Secret
der Meibom’schen' Drüsen, die sogen. Augenbutter, Sebum
jaalpebrate, hat wahrscheinlich die Funktion, ein etwaiges Über- ~
laufen der 1 ränenflüssigkeit über die vordere Kante der Lider zu
verhüten, wenn die letzteren geschlossen sind. Hebenden Meibom-
schen Drüsen finden sich im Augenlide noch gewöhnliche Talg- _ ^
jfrüsen als Begleiter der Cilien, welche mit deren Haarbälgen im
Zusammenhänge stehen. In die Haarbälge der Cilien münden
auch noch, knäuelförmige Drüsen, die M o 1 1 ’ s c h e n Drüsen,
deren Drüsenknäuel jedoch keine so mannigfachen Windungen
wie bei den Schweissdrüsen zeigt.
3. Die Augenbindehaut, Cmjtmctiva oculi, ist eine
Schleimhaut, welche als Conjunctiva palpebraiis mit der inneren'
(hinteren) Fläche der Augenlider fest verbunden ist, sich von da
aus unter Bildung einer Tasche, des Fomix conhmctivac ^), auf
den Augapfel umschlägt und sodann den letzteren als Conjunc-
tiva bulbi tekleidet. Bei geschlossenen Augenlidern bildet die
ganze Conjunctiva einen praebulbären Raum, welchen man als
Dem oberen und unteren Augenlide entsprechend kann man einen
lomix Superior und Fomix inferior unterscheiden.
ßroesike, Anatomie. 9. Aufl. 44
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einen geschlossenen Sack, den sogen. Conjunctivalsack.
Saccus conjunctivalis, bezeichnen kann. An der Übergangsstelle
ier. Sclera in die Cornea hört die ConjwoftivaL.bulbi auf, indem
ihr Epithel continuierlich in das vordere Hornhautepiftel über¬
geht. Am inneren Augenwinkel bildet die Gonjunctiva eine fron¬
tal gestellte Falte mit lateralwärts gerichtetem freien Rande, die
Plica semilunaris conjunctivae, in welche ein Häufchen acinöser
Talgdrüsen nebst etwas Fett derartig eingelagert ist, dass an der-
selben eine kleine, mit äusserst feinen Härchen besetzte Erhaben¬
heit, die CaruncHla lacrimalis, entsteht. Die. Ccmjunctiva ist an
ihrer freien Oberfläche mit geschichtetem, häufig mehr
vollsaftigem Pflastere^thel bekleidet, unter dem sich ein
bindege w.€ b-jLg es Substrat befindet, welches einen ex¬
quisit lymphatischen Charakter zeigt. Deutlich abgegrenzte
Lymphfo 1 1 i k e 1 scheinen jedoch in dem Substrat nicht vor¬
zukommen. Von einzelnen AutoireiPist zwar das Vorkommen der¬
artiger Lymphfollikel, der sogen. T rachomdrüsen , als
ndrmal behauptet worden: doch ist zu konstatieren, dass diesel¬
ben jedenfalls sehr häufig fehlen. Wirkliche, einfach blind-
darmförmige Drüsen, die sogen. He nl ersehen
D r li s p n , sollen sich in^dfin kleinen strahligen Furchen der
Conjunctiva palpebrarum vorfinden. Ihre Bedeutimg ist unklar.
Vielleicht handelt es sich hier nur um einfache „Conjunctlval-
buchten“, welche man irriger Weise für Drüsen gehalten hat.
In dem Fornix conjunctivae und besonders um die Mündtmgen
der Tränendrüsen sind jedoch kleine acinöse Drüsen eingebettet^
von denen Henle annimmt, dass sie die Bedeutung von accesso-
rischen Tränendrüisen haben; sie werden auch als Krause .
sehe Drüsen oder nach letzterem Autor als Glandulae mu¬
cosae _ bezeichnet.
4. Zu den Tränenorganen gehört zimächst die Trä¬
nendrüse, Glandula lacrimalis, welche in der nach ihr Be¬
nannten Grube (Fossa glandulae lacrimalis) unterhalb des Pro-_
cessus zygomaticus des Stirnbeines gelegen ist. Sie ist eine z u -
sammengesetzt tubulöse , gewöhnlich aus mehreren
Lappen bestehende Drüse, deren Ausführungsgänge de« Fornix
sup. conjunctivae durchbohren und an der freien Oberfläche des¬
selben münden. Das von dieser Drüse abgesonderte, im Wesent¬
lichen aus Wasser und etwa 1 % Salzen bestehende Tränen-
s e c r e t nimmt seinen Weg teils zwischen der Conjunctiva paipe-
brarum und der Conjunctiva bulbi, teils in dem oben erwähnten
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Rivus lacrimalis zwischen den freien Rändern der At^[enlider
nach dem medialen Augenwinkel, wo es sich im Tränensee sam¬
melt. Das Tränensecret dient dazu, die freie Fläche des Bulbus
oculi feucht und schlüpfrig zu erhalten, seine gleichmässige Ver¬
teilung an der Vorderfläche des Bulbus wird durch das häufige
öffnen und Schliessen der Lider bewirkt. Das im Tränensee an¬
gesammelte, überschüssige Tränensecret gelangt dmch die Pimcta
lacrimalia in die beiden Tränenkanälchen, Ductus 3.
Canaliculi lacrimales, welche zwischen den Fasern des M. palpe-
bralis sup und inf. längs des oberen und unteren Randes ^
Tränensees convergierend nach median wärts ziehem und von denen
gewöhnlich das obere ein wenig nach aufwärts, das untere ein
wenig nach abwärts gekrümmt ist. Der Krümmungsstelle ent¬
sprechend pflegt sich an jedem Kanälchen eine Erweitenmg, Am-
puUa, vorzufinden. Beide Kanälchen münden entweder isoliert
oder zu einem kurzen Gange vereinigt in den Tränensack,
Saccus lacrimalis, ein. Der Tränensack ist das obere, blinde,
^ kuppelförmige Ende des Tränenganges, Ductus nasdacri-
malis, welcher in dem Ductus nasolacrimalis des ScHacleTs abwärts
zieht und im unteren i^asehgän^,“Bedecl(t von der CöncÜa “iiP
ferior mündet. Die . Mündungstelle ist bald mehr rund, bald mehr
spaltförmig und vielfach durch ein von oben nach abwärts ragen¬
des Schleimhautfältchen {Flka lacrimalis s. Valvula llasneri) nach
Art einer Klappe verschlossen. Diese Klappe würde den Abfluss ’
des Tränensecretes in keiner Weise verhindern, wohl aber das
Eindringen von _ Luft, welche in den Tränengang eintreten
könnte, wenn bei geschlossener Mund- und Nasenöffnung kräf¬
tig ausgeatmet wird.
Es wäre noch zu erörtern, wie die Tränenflüssigkeit durch
die Puncta lacrimalia in die Tränenkanälchen und von hier aus
in den Tränensack gelangt. Da die M m. palpebrales, wie
oben bereits erwähnt wurde, von dem mit dem Tränensäcke fest
verwachsenen Lig. palpebrale mediale entspringen^ so scheint beL
ieder Contraction dieser Muskeln, d. h. also bei jedem Lidschlusse,
der Tränensack erweitert und auf diese Weise die Tränenflüssig-
keit in die Tränenkanälchen hlneii^e^zögralEu "werden. T5äss der
sogen. Horner’sche Muskel (s. S. 85) im Stande wäre, bei seiner
Contraction den Tränensack zu comprimieren und dadurch den
Abfluss des Tränensekretes zu befördern, ist mit Unrecht behaup¬
tet worden, er zieht vielmehr die Tränenpunkte in den Tränen¬
see hinein.
44.
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692
Die , Tränenkanälchen sind noch mit demselben geschich¬
teten P f 1 a s t e r e p i th e 1 (s. S. 690) wie die Conjunctiva
ausgekleidet. Dag^en besitzt der .Tränengang ein F 1 i m m e r~
e p i t h e 1 , welches continuierlich in das Flimmerepithel der
Nasenschleimhaut übergeht. Das . bindegewebige S u b -
strat der ableitenden Tränenwege ist mit elasHschen Fasern
durchsetzt und enthält zahlreiche Rundzellen. Das Vorkommen
von Drüsen im Ductus lacrimalis wird noch angezweifelt.
II. Der Augapfel.
Der Augapfel, Bulbus oculi, ist ein annähernd kugeliger^)
Körper, welcher in das Fett der Orbita eingebettet ist und als
wichtigste Elemente die das Licht percipierenden Endorgane des
N. opticus enthält. Der ganze hintere Teil des Bulbus vom Seh¬
nerven bis zum Ansatz der Conjimctiva ist zunächst von einer
besonderen fibrösen Haut, der T e n o n ’ s c h e n Kapsel Fas-
CM Tenoni, J>ekleidet, welche von den Muskeln, Gefässen und Ner¬
ven des Büfbus durchbohrt wird. Von der Durchbcrfirungsstelle
aus setzt sich die Tenon’sche Kap^l eine Strecke weit auf die
Qhfirfläche eines jeden Muskels fort, um sich dann allmählich-zu
verlieren (cf. Fig. 37). Diese Fortsetzungen der Kapsel auf die
Augenmuskeln hat man auch als Fascienziofel bezeichnet.
Da die Tenon^sche Kapsel (abgesehen von ihrem Befestigungs¬
rande) _mit_d^_^u^us_nurd!m^ lockeres Bindegewebe verbun-
den ist, so kann sich der letztere itrd^~erstereirwie liTeTher ArT
von Gelenkpfanne drehen. Zwischen dem Bulbus und derTenon’-
schen Kapsel sind Lymphräume (Spatium suprasclerale) (cf. Fig. 38 r
gelegen.
An dem Augapfel kann man 1) den Kern oder die licht¬
brechenden Medien, 2) die einhüllenden Häute unterscheiden.
Der Kern wird am meisten nach vom durch das Kammer-
Wasser, den Humor aqueus der vorderen xmd hinteren Augen¬
kammer, dann durch die Crystallinse, Lens crystaüina,
und endlich am meisten nach hinten dtmch den Glaskörper,
Corpus vUreum, gebildet.
Die Häute, von denen zunächst die Rede sein soll, sind:
1) die harte Haut, Sclera s. Sclerotica, welche sich vom
1) Die Form ist keine vollständig kugelige, weil der vordere Teil des
Bulbus, die Cornea, stärker hervorgewölbt ist. Die ringförmige Einschnü¬
rungstelle, durch welche die Cornea von der Sclera an der Aussenfläche
abgegrenzt ist, wird auch als Falz der Cornea bezeichnet.
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693
in die H o r n h a u t , Comea, fortsetzt, 2) die A d e r h a u t ,
Chorioidea, welche nach vom in die Regenbogenhaut,
Iris, übergeht, 3) die Netzhaut Betina, welche vom durch
die sogen. Zonu/g Zinnii mit der L i n s e n k a p s e 1 zusamtnäjk
hängt.
I. ScleraundCornea.
1. Die Sclera ist eine derbe fibröse Haut, welche bei ge¬
öffneten Augenlidern als das sogen. Weisse im Auge sichtbar
wird. Diese von aussen sichtbare Partie der Sclera ist je-
)pa scrra ta^
VoccVcilidi^es^
; RJ er i ha
0 r.b^clu4us ^
fc. C'li.ä ris^
M. recl'us «nF.
M. levabr palpebrae
M.recFus
Superior
Fornix des
ConjuncFivalsackes
Jarsalknoppel mih
Meibomscher Drüse
Fig. 37.
Sagittalschnitt durch die Orbita.
Tenon'sche Kapsel, Conjunctiva mit blauer Farbe dargestellt L. Linse. V. K. Vordere Kammer.
doch noch von der Conjunctiva bedeckt, mit welcher sie durch
lockeres Bindegewebe zusammenhängt. Hinten setzt sich dTe"
Sclera in die Duralscheide des N. opticus fort, vom ist sie durch
eine seichte Furche, Sulcus sclerae, von der Hornhaut abgegrenzt.
Denkt man sich die einzelnen Nervenfasern aus der Eintrittsstelle
dieses Nerven in den Bulbus herausgezogen, so bleibt sowohl an
der Sclera wie an der nach innen von letzteren gelegenen Chori¬
oidea eine siebförmige durchlöcherte Stelle zurück, welche man
als Lamina cribrosa der Sclera resp. der Chorioidea bezeichnet
(s. Fig. 38). HinSchflicir ihrer inTcr^ s c ö ^iTc h e n S t r u c-
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icu^ c'ji\ ^■~
t u r zeigt sich die Sclera aus vielfach verflochtenem, derbem, fi¬
brillärem Bindegewebe mit eingestreutenr feinen^ elastischen Fasern
zusammengesetzt, zwischen denen sich, zumal bei brünetten Per¬
sonen, mitunter dunkle Pigmentkörnchen finden. Auch die stern¬
förmigen Bindegewebskörperchen der Sclerotica pflegen bei sol-
chen Individuen, besonders im vorderen Teile der Sclera, mit
Pigment vollgestopft zu sein. Eine zusammenhängende Lage von
Pigmentzellen, Lamina fusca (sclerae), findet -sich in der innersten
Lage der Scler^ also an ihrer Grenze gegen die Qiorioidea vor.
Die Sclera selbst besitzt nur wenig eigene Oefässe und Nerven —
abgesehen von den feinen Stämmchen, welche sie durchbohren, um
in die anderen Häute des Auges einzutreten.
2. Nach vom geht die Sclera in die helle, durchsichtige
Hornhaut. Cornea, über, welche uhrglasförmig in die vordere
Öffnung der Sclera eingefalzt ist, der Art, dass sich die letztere
an ihrer vorderen Fläche mit einem zugeschärften Rande über die
Cornea hinüberschiebt. Der periphere Rand der Cornea wird
Limbus corneae genannt. Der Übergang der Sclera in die Cornea
geschieht ganz allmählich dadurch, dass die Sclerafa^rh beginnen^
durchscheinend zu werden. An der Stelle des Falzes (Sima cor-
nealis stlerae), also an der Grenze zwischen Sclera und Cornea,
liegt in der ersteren ein ringförmiges, längs der Peripherie der
Cornea verlaufendes venöses Gefäss, der Schlemm ’s che
Canal. Sinus venosus sclerae (Circulus venosus iridis corneae),
in welchen die Venen der Iris einmünden, und welcher von
lymphatischen Räumen umgeben ist. Mit der Iris ist die Cornea
durch das Lia. vedinatum iridis (cf. Fig. 38) verbunden, w«»lrhp.q
in der Gegend des Homhautfalzes aus der hinteren Schicht der
Cornea, der sog. Descemet ’s eben Haut, seinen Ursprung
nimmt und mittels bogenförmiger Bälkchen sag^ttal in den peri¬
pheren Rand der Iris hineinstrahlt. Das Gewebe des Lig. iridis
pectinatum besteht aus einem Netzwerke ziemlich starker Fasern,
welche von einigen Autoren als Bindegewebe, von anderen als
elastisches Gewebe, von Koelliker als eine Zwischenstufe zwi¬
schen beiden Gewebsarten betrachtet werden. Zwischen und um
die Bälkchen des Lig. iridis pectinatum sind in einem mehr locke¬
ren netzförmigen Fasergewebe mit Endothel ausgekleidete Lymph-
räume, die Fontana ’s eben Räume, Spatia angvili iridis,
gelegen, welche mit der vorderen Augenkammer, d. h. mit dem
Raume zwischen Cornea und Iris, communicierem~ Diese Räume
sind deswegen von grosser physiologischer uhcricirhischer Wich-
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695
tigkeit, weil sie zweifellos die Hauptabflusswege für die seröse
Flüssigkeit aus der vorderen und auch aus der hinteren Augen-
-kammer darstellen, da beide Kammern zwischen dem Rande der
Pupille und der vorderen Fläche der Linsenkapsel mit einander
in Verbindung stehen. Aus den Fontana’schen Räumen geht als-
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696
dann die Flüssigkeit in den Schlenun’schen Canal und von hier
direkt in die vorderen Ciliarvenen über (Schwalbe).
Die Hornhaut lässt sich in toigende Schichten einteilen:
1) das vordere, geschichtete Epithel, Epithdium
corneae., 2) die Lamina dastica anterior (REICHERT, BOWMAN), 3) das
eigentliche Corneasubstrat (Subslantia propria s. Corpus
corneae), 4) die Lamina dastica posterior, 5) das hintere ein-
% fache Endothel, Endothdium eamerae anterioris. Die bei¬
den letztgenannten Schichten,, (Lam. elast. post, und das hint. einf.
Endothel) werden auch luiter der Bezeichnung D e ra o u r s 'sehe
oder Descemet ’s che Haut zusammengefasst.
1. Das vordere, geschichtete Epithel der Cor¬
nea besteht aus Zellen, welche in der inneren Schicht cylindrisch
I sind, sich jedoch nach aussen immer mehr abplatten, ohng dabei
I den Kern 2;^ verlieren oder zu verhornen.
2. Die Laminae lastica anterior ist auf dem Quer¬
schnitte der Cornea als ein (0,01 mm) schmaler glänzender Streiten
sichtbar und stellt wahrscheinlich gar keine besondere Membran,
sondern nur eine dichtere Schicht des Corneasubstrates vor.
3. Das eigentliche Corneagewebe {Substanüa
vromia) zeigt einen lamellösen Bau, d. h. es besteht aus einer An¬
zahl von Rlättprn rvtpr Tügpn, von denen jede einzelne aus einer
eiflfach.en Schicht _parallel__verlaufender. feiner Fasern, den Cor¬
neafibrillen. zusammengesetzt ist. Die Cornea in frischem
Zustande erscheint vollkcanmen hom(^en, und ihre Fibrillen sind
nicht sichtbar. Man kann sie aber durch Behandlung mit verschie¬
denen Reagentien, wie z. B. mit übermangansaurem Kali, mit
Pikrinsäure oder mit Überosmiiunsäure ohne Schwierigkeit .erktam:.
Aar marhfn Die Faserrichtung ist in den verschiedenen Lamellen
eine verschiedene, indem sich die Fasern in je zwei benachbarten
Lamellen bald mehr spitzwinkelig, bald mehr rechtwinkelig zu
kreuzen pflegen. Daneben sollen bogenförmige Fasern, Fibrae
axeuatae, aus den tieferen Schichten den Cornea zur Vorderfläche
der letzteren hervortreten. SelbstverständRärmüspen die Fibrillen
noch durch eine homogene interfibrilläre Zwischensubstanz zu¬
sammengehalten werden. Zwischen den Lamellen befinden sich
platte, sternförmige, mit grossem, bläschenförmigen Kern ver¬
sehene Zellen, welche durch meistens rechtwinkelig abgehende
Ausläufer jnit. einander anastomosieren, imd in den sogen. Saft-
c a n ä Ichen undSaftlücken der Homha^ gelegen sind.
Einzelne Autoren haben behauptet, dass auch die Saftlücken tmd
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697
Saftkanälchen mit Endotfaelzellen ausgekleidet seien. Jedenfalls
scheint die Innenwand der Saftlücken von einer besonderen) Grenz¬
schicht austapeziert zu sein. Diese Wandschicht des Saftraumes
nebst der in ihr gelegenen Hornhautzelle wird auch als H o r n-
hautkörperchen bezeichnet.
4. Die Lamina elastica posterior ist eine im Ver-
gleiche zur Lam. elast. ant. erheblich dicke (0,06 mm), elastische
Haut, welche, abgelöst, die Neigung zeigt, sich näCh Vorn einzu- 9
rollen. Eine Zusammensetzung aus Fasern hat man an derselben
bisher nicht nachweisen können. Dagegen löst sie sich am Cor-
nealfalze zweifellos in ein feines Netzwerk von Fasern auf, welche
allmählich stärker werden' und in das Gewebe des Lig. iridis pec-
tinatum übergehen. Wie das Gewebe des letzteren Bandes, so ist
auch das Gewebe der Lam. elastica post, chemisch nicht vollstän¬
dig mit dem elastischen Gewebe identisch, obgleich es demselben
sehr nahe steht.
5. Das hintere, einfache Endothel besteht aus
einer einfachen Lage von sehr platten, polygonalen Zellen, welche
sich von der Cornea auf die vordere Fläche der Iris fortsetzen.
Die Cornea ist gefässlos mit Ausnahme einer schmalen am
Rande gelegenen Zone, wo sich zwischen das vordere Epithel und
die Substantia prqpria Gefä^chling^n, in_ lockeres Bindegewebe
gelagert, einschieben und das Ran d s c h 1 i n~g e n n e t z der Cor¬
nea bilden. Ihre Nmenfasem, welche bis in das vordere Epithel
eindringen, werden von den JT«. ciliares longi und~&rei;fs gdiefert.
II. Chorioidea und Iris.
1. Die Aderhaut, Chorioidca s. Qioroides, ist nach innen
von der Sclera gelegen und durch ihren Reichtum an Gelassen
und dunklem Farbstoff ausgezeichnet. Hat man die Sclera von
der Chorioidea abgezogen, so sieht man schon mit blossem Auge
die^mae vorticosae., d. h. kleinere, venöse Gefässe, welche an ver¬
schiedenen Punkten der Chorioidea sternförmig zusammenfliessen.
Da die Chorioidea ebenso wie die Sclera vom N. opticus durch¬
bohrt wird, so zeigt sie an der Eintrittstelle des letzteren eben¬
falls eine siebförmig durchlöcherte Partie, dit Lamina cribrosa
chorioidea, d. h. wenn man sich sämtliche Opticusfasem aus die¬
ser Stelle herausgezogen denkt. Der. vorderste _Teil der Chorioi¬
dea ist durch seine Dicke und durch seinen besonderen Bau aus¬
gezeichnet: er wird Strahlenkörper, Corpus ciliare be¬
nannt und setzt sich aus drei Abschnitten, nämlich 1) der Corona
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698
^^iliaris, 2) dem Orhietdus ciliaris und 3) dem Musadus cäiaris
zusammen (cf. Fig. 37). Die Corona ciliaris nimmt den~
vordersten Abschnitt des Corpus ciliare ein und besteht aus einer
Anzahl (etwa 70 — 80) tolbenähnlicher, radiär oder besser gesagt
meridionaU) gestellter Vorsprünge, der Strahlenfortsätze.
Processus ciliares, welche durch Furchen von einander getrennt,
den Rand der Linse umgeben und durch ihren Gefässreichtmn
f ausgezeichnet sind. Man schreibt ihnen die Absonderung des in
beiden Augenkammern enthaltenen Humor aqueus zu. An die
Strahlenfortsätze schliesst sich nach hinten eine etwa 4 mm breite
Zone an, der Orbiculus ciliaris, dessen feine me-
ridionale Falten mit blossem Auge kaum zu sehen sind. Die hin¬
tere Grenze, d. h. die Übergangstelle des Orbiculus ciliaris in die
übrige Chorioidea, ist durch eine zackige Linie, die Ora serraia,
markiert.
Die ganze äussere Partie des Corpus ciliare wird dagegen
vom A c c 9 I o ns in u s k ej des Au ^ s, auch M.
s. tensor chorioideae^) genannt, gebildet, welcher aus einer
äusseren Schicht, vcm meridional und einer inneren Schicht von _
circulär verlatifenden glattffl Muskelfasern bestehtr' TJle c i r c u-
lären Fasern werden auch als Müller ’s che Ring¬
muskel bezeichnet. Der Ringmuskel hat die Function, xhirch
seine Contraction eine stärkere Hervorwölbi|ipp[ der Linse zu be-
wirken. durch welche das Auge für Hag Sphpn in Hpr Näh» -«»in¬
gestellt wird. Dieser Effect könnte dadurch hervorgebracht wer¬
den, dass die circulären Fasern den Rand der Linse in der Weise
comprimieren, dass die vordere und hintere Fläche der letzteren
sich stärker wölben müsste. Die meridionalen Fasern
der sogen. Bj: ü cke’sche Muskel entspringen an dem elasti-
schen Gewebe der Chorioidea und inserieren sich am Lig. iridis
pectinatum. Wenn sie sich contrahieren, muss die Qiorioidea luch
vom gezogen werden. Nun ist aber die Ora serrata mit der da¬
runter gelegenen Retina fest verwachsen. Infolge dessen muss bei
*) Als Meridiane des Bulbus bezeichnet man alle Linien, welche
von der Milte der Cornea (dem vorderen Augenpol) längs der Feripherie
des Bulbus zum hinteren Augenpol hinziehen (s. auch die Anm. S. 703).
Der Äquator des Auges würde, dem Homhautrande parallel laufend,
den Augapfel in eine vordere und eine hintere Hälfte teilen.
2) Da der M. ciliaris auf dem Durchschnitt des Auges im Uegen-
satze zu der übrigen Chorioidea grauweiss aussieht, so wurde derselbe
früher für ein Band gehalten und Lig. ciliare benannt. Übrigens wird auch
vielfach der ganze M. ciliaris als Brücke ’s eher Muskel bezeichnet.
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699
jeder Vorwärtsbewegung der Ora serrata die ^iwla Zinnii, d. h.
derjenige Teil der Retina eis(±la{fen, welcher zwischen Ora ser¬
rata und Linse ausgespannt ist. HELMHOLTZ nimmt nun an, dass
für gewöhnlich die Zonula Zinnii auf die Linse einen Zug aus¬
übt, welcher die letztere abplattet. Wenn dieser Zug infolge der
Wirkung des M. tensor chorioideae nachlässt, so folgt die Linse
ihrer natürlichen Elastizität und wölbt sich stärker hervor. Übri¬
gens wird von einigen Autoren auch die Wirkung der circulären
'Fasern des Brücke’schen Muskels durch den Zug nach vorn er¬
klärt, welchen sie allerdings bei ihrer Contraction auf das ganze
Corpus ciliare ausüben müssen.
Dip Chnrinidpa besteht, in der Richtung von aussen nach
_ L.n n.e.n betrachtet, aus folgenden Schichten: 1) aus der La-
mina suprachorioidca s. Lamina fusca chorioideae (von einigen
Autoren noch der Sclera zugerechnet); 2) aus der Schicht der grö¬
beren Gefässe, Lamina vasculosa ; 3) aus der Schicht der
Capillargefässe, Lamina choriocapillaris (s. Membrana
Ruyschii); 4) aus einer glashellen Basalmembran {Lamina
bascUis s. vitrea); 5) aus dem Pigmentepithel, Stratum
I pigmenti, ^IchjK entwickelungsgeschichtlich .eigenjtUch_zur _Retina
I
gehört, jedoch beim Abziehen der Chorioidea meist nnt derselben
in Verbindung bleibt nnd daher zu ihr gerechnet werden kann.
/l) Die-L amina sunrachorioidea ist eine weiche,
braune Lage, welche aus einer eigentümlichen homogenen Grund¬
substanz mit mannigfaltig verzweigten sternförmigen Pigment¬
zellen besteht, ln diese Grundsubstanz~^ndi zahlreiche elastisOie
— hasprnpfzp pingphpttpt, wplrhp vielfach in Lamellen angeordnet
sind und mit den elastischen Elementen der übrigen Chorioidea
und Sderotica continuierlich Zusammenhängen. An der Grenze
zwischen der Sclera und Chorioidea sind die Maschen des Faser¬
netzes von endothelbekleideten Lymphräumen eingenommen, deren
Gesamtheit Schwalbe als P e r i c h o r o i d e a 1 r a u m' Q zu¬
sammengefasst hat und deren Inhalt durch Lvmphgefässe abge¬
führt werden soll, welche in den Scheiden der Chorioidealvenen
gelegen sind und in Begleitung der letzteren den Bulbus verlassen.
) — Die zweite Schicht der Chorioidea wird als Schicht der
gröberen Gef ä s s e deswegen bezeichnet, weil sie lediglich
die stärkeren Arterien und Venen der Chorioidea enthält, von
In der Figur 38 ist das Spatium suprachorioideale als Spatium
subsclerale (Flemming) bezeichnet.
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700
denen die letzteren, wie schon erwähnt, in Gestalt der Vasa vor-
ticosa angeordnet sind. Die Oefässe sind in ^ Stroma einge-
l^ert, welches ebenfalls aus einer eigentümlichen, homogenen
Orundsubstanz mit zahlreichen elastischen Fasemetzen ^d stera-
'3)förmig(m Pigmentzellen bSt& — Die dritte Schicht, die L a - ,
m i n a c h o r i oc a p i 11 a r i s zeigt nur B 1 u t c a p i 1 1 a-
r e n , zwischen denen eine feinkörnige, structurlose, homogene
Grundsubstanz gelegen ist. Die Capillarschicht ist somit gegen¬
über den beiden vorhin beschriebenen Schichten durch ihren
. Mangel an Pigment und elastischen Elementen ausgezeichnet. —
^ Die Basalmembran ist glashell, elastisch und in Fetzen ab-
.^lö.sbar. — Das Pi u mente pithel gehört eigentlich zur Re¬
tina (Stratum pigmenti retinae) und bildet eine einfache Lage von
ausserordentlich regelmässigen, sechseckigen, platten Epithelzellen,
welche je nach der Färbung des betreffenden Individuums mehr
oder weniger mit Pigmentkörachen vollgestopft sind. Bei albino¬
tischen Individuen kann das Pigment sowohl in diesen Zellen wie
in der Chorioidea vollständig fehlen. Bei dimkler gefärbten In¬
dividuen ist dasselbe zunächst um den Kern der Zelle in Form
von kleinen Körnchen angeordnet. Bei den schwarzen Rassen end¬
lich kann das in den Epithelzellen enthaltene Pigment den Kern
vollständig verdecken. Die Pigmentkörnchen sollen übrigens bei
stärkerer Vergrösserung eine fristallini.«;che Form zeigen.
Am Corpus ciliare erleiden die Schichten der Chorio¬
idea folgende Veränderungen. Die Lam. suprachorio-
i d e a wird gewissermassen durch den M. ciliaris ersetzt. Die
gröberen Gefässe ziehen hier parallel in menaioflaler
Richtung nach vom und bilden in den Procc. ciliares zahlreiche
Netze und Anastomosen. Irgend eine Scheidung in eine Schicht
der gröberen Gefässe und der Capillargefässe ist hier jedoch nicht
vorhanden. Das Stroma wandelt sich zugleich in ein gewöhn-
liches, fibrilläres Bindegewebe mit meridional verlaufenden Fasern
um: sternförmige Pigmentzellen sind in demselben nicht vorhan¬
den. Die Basalmembran ist noch nachzuweisen, zeigt sich
jedoch gegen Säuren und Alkalien weniger resistent. Das Pi_g-
‘j Zwischen der Schicht der gröberen Gefässe und der Membrana
choriocapillaris ist bei Pferden und Wiederkäuern eine besondere irisierende
Bindegewebschicht, das sogen. Tapetum, gelegen, welches das Funkeln der
Augen im Dunkeln bedingt. Bei anderen Tieren (nach Sattler auch beim
Menschen) ist das Tapetum durch platte, endothelähnliche Zellen gebildet.
Man hat somit ein Tapetum fihrosum und cellulosum unterschieden.
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701
m e.n Lfi4ii-l!iL«J endlich bildet am Corpus ciliare eine relativ
<^cke doppelte Lage von mit grossen Körnern odecnötunpen vön~
Pigment gefüllten Zellen, weiche sich auch auf die hintere Fläche
der Iris fortsetzen.
2. Die Regenbogenhaut, Iris, welche sich nach vom
an das Corpus ciliare anschliesst, bildet eine kreisförmige Scheibe,
eine Art von Diaphragma, welches in der Mitte ein rundes Loch,
das S e h 1 o c h oder die Pupille besitzt. Man kann scmit
an der Iris einen C i 1 i a r r a n d, Margo ciliaris, und einen P u-
p i 1 1 a r r a n d, Margo pupillaris, unterscheiden. In die Pupille
legt sich die Vorderfläche der Linse hinein. Durch das Vorsprin¬
gen der Iris werden nun zwei Räume von einander getrennt, von
denen der vordere grössere, zwischen Iris und Cornea gelegene,
als vordere Augenkammer, der hintere kleinere, zwischen
Iris, Corpus ciliare und Zonula Zinnii befindliche, als hintere
Augenkammer bezeichnet wird. Beide Räiune sind mit einer
wasserhellen, eiweisshaltigen Flüssigkeit, dem Humor aqueus, an¬
gefüllt und stehen zwischen der Linse und dem Pupillarrande mit
einander in Communication. Die Iris besteht aus drei Schichten: • / • - //
1) aus dem die vordere Fläche des Stroma überziehenden E ri‘- >) •
dothel der vorderen Augen kämme r; 2) aus~3enr’ y
eigentlichen Irisge webe {Stroma iridis), welches man
in eine vordere zellreiche Grenzschicht, in eine mittlere Gefäss-
schicht und in die fast stmcturlose hintpre firen2.«M-hicht {Mem¬
brana Bruchii) zerlegen kann; 3) aus der der hinteren Grenzschicht ZJ
aufgelagerten, aus zwei Lagen bestehenden Pigmentschichf,
Stratum pigmenti iriiis s. Lamina pigmenti S:fJ*ars iridica relinae.
Im Irisgewebe finden sich glatte Muskelfasern einge-
lagert, von denen die radiär verlaufenden dicht vor der Lammä
pigmenti gelegen sind und als E r w e i t e rer der Pu p i ij e, ,
M. dilatator pupülae, bezeichnet werden, während andere Fasern ' ’
ringförmig um den Pupillenrand ziehen und den Verengerer (7
der P u p i 1 1 e, ilf. sphincter pupülae, darstdlen. Die Farbe der
Iris beim blauen Auge rührt von der durchschimmernden Lamina
pigmenti her. Die Farbe der grünlich oder grau schillernden Iris
soll eine Interferenzerscheinung, d. h. durch die feine parallele
Streifung der Bindegewebsbündel bedingt sein. Bei vollständig
pigmentlosen, den sogen, albinotischen Individuen, sieht die Iris
rötlich aus. Di«» braunen iinH schwarzen sinH von
der grösseren oder geringeren Pigmentanhäufung zwischen den
Bindegeweh.«ArinHeln abhängig.
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702
Betreffs der Blutgefässe der Chorioidea und
I r i s ist zu bemerken, dass die eigentliche Chorioidea. ihr Blut
durch die Aa. ciliares postt. breves (aus der OphthcUmica odgL-ihrea-
' . ) Muskelästen) erhält, welche am hinteren Abschnitte des Auges die
’ ' Sclera durchbohren und dann in die Lamina vasculosa der Cho¬
rioidea eintreten. Das Corpus ciliare und die Iris werden von den
£/ Aa. ciliares postt. longae (aus der Ophthalmica) und den
ciliares antt- (aus den Muskelästen der Ophthalmica) versorgt, von
denen die ersteren am hinteren Pole die Sclera durchbohren luid
dann in der Suprachorioidea unverästelt bis zum vorderen
Rande der Ciliarmuskel ziehen, während di£ letzteren durch- die
Sehnen der M. recti nahe dem vorderen HnmhantranHp in _die
Sclera eindringen und hierauf mit den Aa. ciliares postt. longae
einen Oefässkranz, den Circulus arteriosus iridis, lun den Ciliar¬
rand der Iris bilden. Von diesem Gefässkranze gehen die Zweige
für die Iris und das C>>rpus ciliare ab. Die Iriszweige ziehen
radiär zum Pupillarrande, wo sie vielfach noch einen zweiten
Oefässkranz bilden. Wenn der letztere vorhanden ist, hat man
ihn als Circulus art. iridis tninor, den vorhin erwähnten, am
, , Ciliarrande gelegenen als Circulus art. iridis major bezeichnet. Die
, , <ifi, ,■ Venen entsprechen im Allgemeinen den Arterien: sie ergiessen
' sich zum Teil in die Vv. ciliares postt. longae, zum Teil durch Ver¬
mittelung des Schlemm’schen Kanales in die Vv. ciliares aatL..
'■ zum Teil |n die Vv. voiticosae. Die Vv. vorticosae gehen alsdann
in die Vv. ciliares postt. breves und weiterhin in die vorher ge¬
nannten Venen in die 7v. ophthcdmicae über: sie dienen übrigens-
(wenn wir von den Retinavenen absehen) hauptsächlich dazu,
das Blut aus dem Bulbus abzuführen, weshalb ihre CompressiOT
stets eine beträchtliche venöse Stauung zur Folge hat
< . '’fiv ; Die Nerven der Chorioidea und Iris stanunea
von den Nn. ciliares tongi und breves, die Hn der Suprachcui-
oidea reichhaltige Plexus bilden, von welchen Zweige zum Ciliar¬
muskel und zu den Arterienwandungen hinziehen. Diese Plexus
enthalten oft Ganglienzellen. Eine verhältnismässig sehr geringe
Zahl von Fasern lässt sich über die Chorioidea hinaus bis zu
den glatten Muskeln der Iris verfolgen. Näheres s. S. 457 u. 463
III. Die Retina.
Die Netzhaut Retina, ist im Auge des lebenden Indivi¬
duums fast durchsichtig, nach dem Tode dagegen etwas trübe imd
graugelblich. Die Netzhaut erhält die Endausbreitungen des N.
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703
_ Stäbehen-uud
Zapfenschicht
— —Limitans externa
— Krim e r schick t
— Äussere granulirtt /
Schicht
opticus, dessen Eintrittsstelle medial vom hinteren Ende der
Sehaxe^) gelegen ist. Diese Eintrittsstelle bildet einen Hügel,
PatnUa nervi ootici. welcher in der Mitte eine kraterförmige Ver¬
tiefung (Excavatio) besitzt (cf. Fig. 38). Lateral von der Papilla
optica befindet sich der kreisförmige gelbe Fleck, Macula
lutea, welcher in der Leiche gelb, bef der ophthaTmoscopischen
Untersuchung am Lebenden dagegen meistens dunkelbraunrot er¬
scheint. Auch die Ma¬
cula lutea besitzt ii^der
Mitte eine Vertiefung,
die Fovea oentrolis, wel-
che der Stelle des deut-,
Sehens, und zu-
gleich, wie erwähnt,
dem hinterenEn-
de der Sehaxe ent¬
spricht. Na c h XP r
V q n d e r O r a s e r-
r a t a verliert die Re->
tijia ihre nervösen Eie-
lemente; die letzteren
sind hier überflüssig,
weil doch von aussen
her zu diesem Teile der
Retina keine Lichtstrah¬
len gelangen, welche
die nervösen Endor¬
gane des Opticus zur
Sdiempfindung anregen
könnten. Diesen vor¬
deren, dem Cor¬
pus ciliare ent¬
sprechenden Teil der Retina hat man als Pars (La-
rmna) c'üiaris retinae bezeichnet: er sieht durch die sogen. Zomila
ciliaris s. Zinnü mit der Linsenkapsel in Verbindung. Betreffs der
Zonula ist weiter unter S. 708 nachzusehen.
- Äussere gangliöse
Schicht
— Jnnere granulirtt .
Schicht
%
— — Jnnere gangliöse
_ Schicht
- Opticusfnse Hage
— Limitans interna
Fig. 39.
Microscopischer Durchschnitt durch die Retina
(nach MERKEL). Die StOtzfasem sind schwarz, die Opticus
fasern rot gehalten.
1) Als Sehaxe bezeichnet man diejenige sagittale Augenaxe, welche
(bei horizontaler Einstellung beider Augen für die Ferne) jfon der Mitte
der Cornea nach hinten zur Macula lütea bezwr Fovea centralis verläuft.
Das vordere Ende der Sehaxe wird als v o r d eTr^T^P-ert , tlH5"1itntefe. als
hinterer Pol des Auges bezeichnet.
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704
/;. ■
Die Retina besteht nun vcMn Sehnerveneintritt bis
zur Ora serrata (sogen. Pars optica retinae) aus einer An¬
zahl von Schichten, welche wir (im Gegensätze zur Chorio-
idea) in der Richtung von innen nac h_aJLS.S^ be-
trachten wollen, weil die Opticusfasern denselben Weg nehmen,
um zu den lichtpercipierenden Endorganen, den Stäbchen und
Zapfen, zu gelangen. Die Stäbchen und Z^fen liegen also am
meisteiL nadi aussen, nach der Chorioidea zu, und die zu ihnen
gelangenden Lichtstrahlen müssen durch die ganze Netzhaut hin¬
durchgehen. Die Schichten der Netzhaut sind: 1. die Membrana
limitans interna (s. hyaloidea), 2. die Opticusfa^serlage,
3. die Ganglienzeilenlage oder innere g a n g 1 i ö s e
Schicht, 4. die innere reticuläre (moleculäre
oder granulierte Schicht, 5. die innere Körner¬
ach i c h t oder äussere gangliöse Schicht, 6. die
äussere (reticuläre (moleculäre oder granu¬
lierte Schicht, 7. die äussere Körner Schicht,
8. die Membrana limitans externa, 9. die Stäbchen- und
Zapfenschicht.
Die Membrana limitans interna liegt dem Glas¬
körper unmittelbar an und bildet eine zarte, glashelle Haut, an
welcher keinerlei besondere Structur wahrztmehmen ist. Im Ge¬
gensätze zu Henle nehmen neuerdings verschiedene Autoren an,
dass diese Haut aus zwei Schichten bestehe, vcm denen die in¬
nere, Hyaloidea. als eine Art von Begrenzungshaut des Glaskörpers
; t/gngesehen, die äussere, Limitans interna, zur Retina gerechnet
wird. Beide Häute sollen bis zur Ora serrata im engsten Contact
stehen und besonders an der letzteren miteinander fest verbunden
sein: weiter nach vom trennen sie sich, indem sich die Hyaloidea
längs der hinteren Fläche der Zonula Zimüi in die hintere^ W^d
4er Linsenkapsel fortsetzt, während sich die Limitans interna längs
der Innenfläche der Procc. ciliares bis zum Ciliarrande der Iris
verfolgen lässt. — Die Opticusfaserlage wird durch die
Ausbreitung der Nervenfasern des Opticus gebildet, welche beim
Eintreten in die Netzhaut i hr Mark verlieren und durch¬
scheinend werden, so dass die Lichtstrahlen ungehindert' passieren
, * ,, können. — Die innere gangliöse Schicht, Gang-
“ // ^ ® 2 ® ^ ^ ® ® ^ h ‘ ^ ^ » wird gebildet von miiltipnlaren Zellen,
! die man als Opticusganglienzellen auffasst: ihj zentraler Fortsatz
^ ; isL eine Opticusfaser, ihre peripheren gehen in die innere re-
' ' t i c u 1 ä r e (granulierte) Schicht über, in welcher sie
i., U I v,
Ci '
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705
mit Fortsätzen der nächsten Schicht ein dichtes Flechtwerk bilden.
Die äussere gangliöse Schicht, innere Körner-
Schicht, h t^ hpstpht aii.^hipnla.
ren Ganglienzellen, welche indessen nur ein schwach entwickeltes
Protoplasma besitzen, so dass sie viel eher einem grossen Kerne
als einer wirklichen Ganglienzelle gleichen. Aus diesem Gnmde
ist diese Schicht auch von vielen Autoren nicht mehr als äussere
Ganglienzellenschicht, sondern als innere Körnerschicht
bezeichnet worden; die einen Fortsätze gehen, wie erwähnt in
die innere reticuläre, die anderen in die äussere reticuläre Schicht.
— Die äussere reticuläre (granulierte) Schicht
erscheint sehr schmal: da sie zwischen den beiden Kömerschichten
liegt, wird sie auch Zwischenkörnerschicht genannt.
Dieselbe enthält die peripheren Fortsätze der Retinaganglienzellen
und die zentralen der äusseren Kömerschicht (Sehzellen). —
Diese nächstfolgende Schicht wird als aus sere Körner-
Schicht oder auch kurzweg als Körnerschicht bezeich¬
net. Die Körner derselben können ebenfalls als verkümmerte
Ganglienzellen aufgefasst werden, von welchen nur der Kern mit
einer dünnen Hülle übrig geblieben ist, während das Protoplasma
auf ein Minimum reduziert ist. Von jedem Korne tritt alsdann;
ein feines Fäserchen durch die Limitans externa hindurch, umj
iujKM.
iiA • ♦
schliesslich entweder in ein Stäbchen oder in einen Zapfen über¬
zugehen. Die einzelnen Körner dieser Schicht werden daher als
Stäbchen- oder Zapfenkörner unterschieden. Ihre
Körner bilden mit den oben erwähnten zentralen Fortsätzen
, (
/v
und mit den gleich zu erwähnenden Stäbchen und Zapfen
eine Einheit, die Stäbchensehzellen und die Zapfensehzellen.
— Die Membrana limitans externa bildet eine
glashelle Haut, welche durchlöchert erscheint, weil die aus
der vorigen Schicht austretenden feinen Fasern dieselbe durch¬
bohren. — Was endlich die an der äussersten Schicht der . y:/ //
Retina gelegenen Stäbchen , Bacilli, und Zapfen,^ Coni, ,,
betrifft, so sind dieselben die eigentlichen, Licht percipierenden
Endorgane, durch welche das Sehen zustande kommt. Die Stäb¬
chen bilden kleine,, an ihrem Innenabschnitte etwas verdickte Cy-
linder und sind etwas länger als die Zapfen, welche eine mehr
flaschenförmige Gestalt haben. An beiden Arten von Endor¬
ganen lassen sich somit je zwei Abteilungen von verschiedenem
Bau, nämlich ein etwas dickeres Innenglied und ein etwas
dünneres Aussenglied unterscheiden. Nur ist bei den Zap¬
fen das Innenglied (Bauch der Flasche) beträchtlich stärto;j^das
Broesike, Anatomie. 9. Aull. 45
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706
Aussenglied (Hals der Flasche) beträchtlich kürzer als an den
Stäbchen. Nach dem Tode zerfallen die Aussenglieder sowohl
der Stäbchen wie der Zapfen in eine Anzahl sehr dünner kreis-
_ förmiger Plättchen. Aber nur an den Stäbchen sind die Aussen-
//^^^6fi^;l^tA«iglieder mit dem sogen. Sehpurpur gefärbt, einer roten Farbe,
' welche im Licht schwindet und sich im Dunkeln wieder erneuert.
Dieser Prozess lässt sich auch nach dem Tode noch eine gewisse
Zeit lang beobachten, wenn die Retina mit der Chorioidea in
Verbindung bleibt.
Die Netzhaut besteht also aus drei Nerveneinheiten (Neura):
erstens den Stäbchen- tmd Zapfensehzellen, zweitens den bipo¬
laren Retinaganglienzellen und drittens den Opticusganglienzellen,
deren Ausläufer sich in der äusseren und inneren reticulären
Schicht berühren.
Die Netzhaut besteht aber nicht allein aus nervösen Elemen¬
ten, sondern enthält auch bindegewebige Fasern, die so¬
gen. Müller*schen Fasern (Radiärfasem, Stützfasem),
welche für die nervösen Elemente sozusageri em tragendes (jerüst
bilden (Fig. 39). Die Stützfasem stehen mit breiter Basis (Ba-
salk^el) auf der Limitans interna (oder bilden sie vielmehr) und
erstrecken sich durch die ganze Netzhaut bis zu den Stäbchen und
Zapfen, welche sie schliesslich wie eine Art von Scheide beklei-
4gEL^^ . jede Stützfaser ist während ihres Verlaufes "durch die
äussere gangliöse Schicht (innere Kömerschicht) eine zackige,
deutlichem Kerne versehene Zelle eingelagert. Die Kerne
dieser Zellen sind von den nervösen Köriiern'der'eben genannten
Schicht nicht ohne weiteres zu unterscheiden. Die innere Körner¬
schicht ist also aus nervösen und bindegewebigen Körnern zu¬
sammengesetzt.
Diese Darstellung der Netzhauielemente hat nach den neuesten Unter¬
suchungen, unter denen die von Ramon Cajal und Dooiel die erste Stelle
einnehmen, manche Modification erfahren, deren Hauptpunkte in folgendem
nodi einmal wiederholt werden sollen.
Die innere gangliöse Schicht (auch Ganglion nervi wtici
genannt) besteht aus einer Schicht von m u 1 1 i p o 1 a ren Oanglien-
zellen, von deren Ausläufern einer (Nervenfortsatz, Achsencylinderfort-
satz) in je eine Opticusfaser übergeht, während die anderen Fortsätze
(Protoplasmafortsätze, Dendriten) sich in der inneren reticulären Schicht
verzweigen. Die Ganglienzellen der Rethia verhalten sich also wie auch
sonst die Ganglienzellen der Centralorgane, an denen man meist den einen
durch seinen geraden unverästelten Verlauf ausgezeichneten Fortsatz als
Achsencylinderfortsatz, die übrigen Fortsätze dagegen, welche sich kurz nach
ihrem Abgänge von der Ganglienzelle in gröbere und feinere Zweige ver¬
ästeln, als Protoplasmafortsätze (Deiters) oder Dendriten
His) bezeichnet hat. Die nun folgende innere reticuläre (granu-
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707
lierte) Schicht wird auch nach der neuen Auffassung aus Fäserchen
g^ebildet, welche ein feines Gewirr darstellen. Dieses Faserwerk besteht nun
einerseits aus den vorhin erwähnten Verzweigungen der Ganglienzellen, an¬
dererseits auch aus Verzweigungen der Ganglienzellen der nächsten Schicht,
d. h. von den dort liegenden bipolaren Ganglienzellen und den sogen.
Spongioblasten (s. w. u.). Die ä ussere gangliöse Schi c h t
(früher auch Ganglion retinae genannt) besteht aus drei Zellarten, nämlich:
1) vnrziigrftwpj^ aiiR hipnlarrh nanglipn^j^llpn welche SOWohl
in die innere wie in die äussere reticuläre Schicht je einen Fortsatz senden;
2) aus den horizontalen Zelle n (Ramon), subepithelialen Zellen
(Tartuferi) oder concentrischen Stützzellen (Schiefferdecker), deren Ver¬
zweigungen sich vorwiegend in horizontaler Richtung riach leiden Seiten
verbreiten; 3) aus den Spongioblasten (W. Mueller), Amakrinen
(Ramon), parareticulären Zellen (Rallius), welche dicht an der innerep ^eti-
.xulären Schicht liegen und Ji^ dieserj wie erwähnt^ sich verzweigen. Die
sehr schmale äussere reticuläre , (g r a n üTIe f t e^ Sxh i c h t
besteht wiederum aus Verzweigungen der soeben beschriebenen horizontalen
und bipolaren Zellen, an welche jedoch auch die Enden der weiter unten
zu beschreibenden Stäbchen — und Zapfensehzellen herantreten. Diese bis
jetzt besprochenen Schichten, die Opticusfaserschicht, die innere gangliöse,
die innere reticuläre, die äussere gangliöse und die äussere reticuläre nennt
man zusammen die Gehirnschicht der Retina, weil sie der grauen
und weissen Substanz des Gehirnes entsprechen. Die folgenden Schichten
fasst man als Neuroepithelschicht zusammen: sie sollen dem
FppnHym der Ventrikel entsprechen. Die Neuroepithelschicht besteht noch
aus der (äusseren) Körnerschicht und der Schicht der
Stäbchen und Zapfen, welche durch eine feine Haut, die Mem¬
brana limitans externa, von einander getrennt werden. Die Kör¬
nerschicht wird aus einer grossen Anzahl von Körnern oder Kernen ge-
büdet, welche in mehreren Reihen angeordnet über einander lagern. \’on
jedem Korn gehen zwei Fasern aus; die eine geht in die äussere reticuläre
Schicht, die andere durch Löcher der Membrana limitans externa in je ein
Stäbchen oder einen Zapfen über. Danach unterscheidet man Stäbchen-
und Z a p f e n f a s e r n und ebenso Stäbchen- und Z n kör
Die Stäbchenkonier ^Tnd elliptisch und zeigen 1 — 3 helle Ouerbänder; sie
finden sich dyrch die ganze Körnefschicht verbreitet vor. Die ZapfeiAönier
liegen nur an der_Membrana limitans externa und sind nicht quergdjändert,
enthalten dagegen aber ein Kernkörpprchpn. Die dünnen, oft varicösen
Styjchenfasern enden in der äusseren reticulären Schicht (dicht an der
Grenze) tnit je einer kleinen knopfförmigen Anschwellung. T)ie breiteren
7iipfpnffl«u*rn pnHpn ebenfalls dort, fapch mit einer k^elförmigen
Schwellung, von deren Fuss in horizontaler Richtung zahlreiche FasenPab-
yphen. SfährhPTi Stäbchenfaser und Stäbcftenkorn, ebenso z^pien, ^pren-
faser und Zapfenkom bUden je eine Sehzelle.
Danach würde sich der Aufbau der Netzhautelemente kurz so gestalten.
Es gehören zusammen: 1) eine Opticusfaser, ihre in der gangliösen
Schicht gelegene Ganglienzelle und deren Dendriten, welche in
die innere reticuläre Schicht hineinragen; 2) die bipolaren Zellen
der äusseren gangliösen Schicht, welche den einen Fortsatz
in die innere, den anderen in die äussere reticuläre Schicht hineinsenden;
3) die vorhin erwähnten Sehzellen, welche mit dem einen Ende in die
äussere reticuläre Schicht hineinragen, während ihr anderes Ende durch je
ein Stäbchen oder einen Zapfen gebildet wird. In der äusseren und inneren
reticulären Schicht treffen also die Enden dieser drei Glieder zusammen.
45*
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708
Ob zwischen den letzteren in diesen beiden Schichten ein direkter Zusammen'-
hang stattfindet, ist fraglich. Ein solcher Zusammenhang soll Vorkommen,
dürfte aber durchaus nicht das Gewöhnliche sein. Vielmehr scheint durch
die feine Verzweigung der terminalen Endigungen (Endbäumchen, Eeder-
büscherefcr'Hhe so er^ebige Annäherung der einzSnen Glieder erzeug! zu
sein, dass der Reiz ohne Schwierigkeit von einem Glieds zum “äHdereu“
weitergeleitet wird. Der Zweck der horizontalen Zellen und "Spohgioblaslen*
ist noch dunkeF.
In keine
Stäbchen vof^^M^bcmcnteiwni^Ausnanm^ae^uanglienzellen--
schicht haben hier an Mächtigkeit bedeutend abgenommen. Noch
auffälliger ist diese Abnahme in der Fovea centralis, wo sich
, - von allen Schichten nur die äusseren Körner und Zapfen vor-
/ finden. Die letzteren Elemente wird man somit wohl als die
. physiologisch wichtigsten für das Zustandekommen der Sehemp-
HtuA*- ^zeichnen müs-sen.
Im vorderen Teile der Retina nach der Ora ser-
rata hin schwinden zuerstz/die Nervenfasern und Nervenzellen,
weiterhin die^lemente der Stäbchen- und Zapfenschicht, endlich
jjflie übrigen Schichten immer mehr, so dass schliesslich die Pars
‘'ojsj M. Ic v^/ciliaris retinae nur noch aus den beiden Membranae limi-
^ tantes mit den Müller> sehen Stü^z fasern be¬
steht. In dem am meisten nach vom befindlichen Teile der Pars
ciliaris retinae sind endlich auch noch die Stützfasern durch eine
einfache Lage von cylindrischen, epithelähnlichen Zellen ersetzt,
von denen man nicht genau weiss, ob sie die modificierten Binde¬
gewebszellen der Stü'zfasem oder wirkliches Epithel darstellen.
Die Limitans ext. ist hier nämlich auch schon ver'loren gegangen,
so dass die eben genannten Zellen unmittelbar an das Pigment¬
epithel der Chorioidea angrenzen, das ja entwickelungsgeschicht¬
lich eigentlich auch zur Retina gehört. In dieser Weise auf eine
0,02 mm schmale, helle Schicht reduciert, lässt sich die Pars
ciliaris retinae in inniger Verbindung mit der Innenfläche des
Corpus ciliare bis zur Iris verfolgen.
Während nun die Retina in dieser reducierten Form von der
Ora serrata bis zum hervorragendsten Punkte der Procc. ciliares
verläuft, entspringen von ihr, d. h. von der Limitans interna,
eine Anzahl von eigentümlichen, parallel, oder richtiger gesagt,
meridional zur Pupille verlaufenden Fasern, Fibrae zonulares,
welche zum Rand der Linse hinziehen und dort zum grössten
Teil in die vordere, ziun kleineren Teil in die hintere Wand der
Linsenkapsel übergehen. Die Gesamtheit dieser Fasern wird als
Zonula ciliaris (Zinnii) bezeichnet und bildet somit ein ring-
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709
förmiges Band, welches die Linse aufgespaimt erhält. L i g. Sus¬
pensorium lentis. Doch soll sich zwischen den Zonula-
lasem in der Nähe des Linsenrandes (nach einer anderen Version
zwischen Zonula und Hvaloideal. ein mit seröser Flüssieiteit ge¬
füllter Raum, der Canalis Petiti. vorfinden, welcher nach SCHWALBE
u. a. durch eine regelmässige Reihe von feinen Lücken mit der
hinteren Augenkammer in Verbindung steht und somit eigentlich
keinen einheitlichen Raum, sondern eine Anzahl von Lücken,
ßpatia eonularia, zwischen den Fasern (Fibrae emulares) darstellt.
Die Blutgefässe der Retina bilden ein fast gänzlich für
sich abgeschlossenes System und stammen aus der A. und V. cen¬
tralis retinae (aus der A. und F. ophtalmicd), welche in der Axe
des N. opticus zur Retina verlaufen, tun dann radiär in die letz¬
tere auszustrahlen, wobei jedoch die Stelle der Macula lutea in
grösserem Umfang&jgefässlos erscheint, indem sie gewissermassen
von den gröberen Gefässen umrahmt wird. Henle teilt die Re¬
tina in eine innere gefässhaltige und eine äussere gefässlose (mu- ,
sivische Schicht, von denen die letztere aus der äusseren Körner-/ V
Schicht, der Limitans externa und der Stäbchen-Zapfenschicht be-|
steht. Die Fovea centralis ist gänzlich gefässlos. '
Henle leugnet auf Grund der Ünlersüchungen vbh’MERKEL die Existenz
eines Canalis Petiti voUkomtnen und erklärt denselben für ein Kunst¬
produkt, dessen Darstellung den Autoren nur deswegen gelingen soll, weil
die Zonulafasem post mortem sich leicht zerreissen und auseinanderdrängen
lassen. Auch die Existenz einer besonderen UmhUUungshaut des CHas-
körpers, einer Membrana hyaloidea, wird von ihm geleugnet. Dagegen be¬
zeichnet er die L i m i t a n s int. der Retina als Limitans hyaloidea. Diese
Membran lässt er ganz in Einklang mit anderen Autoren längs des Corpus
ciliare bis zur Iris verlaufen. Die Zonulafasem .stehen nach dem¬
selben Autor den elastischen Fasern sehr nahe, da sic in Kalilauge und Essig¬
säure zwar blass werden, aber nlcEl ä^ufquelleh.
4. Linse und Glaskörper.
1. Die Linse, Lens crystallina, ist ein biconvexer Körper.
an welchem man einen abgerundeten Rand (den Linsen-
ä q u a t o r , Aeqitator letUis), sowie eine gewölbte vordere
und hintere Fläche unterscheiden karai. Die Mitte der vor¬
deren Linsenfiäche hat man als den vorderen, Polus anterior,
diejenige der hinteren Linsenfläche als den hinteren Lin¬
se n p o 1 , Polus posterior, bezeichnet. Die vordere, . weniger ge- ■
krfimmtp Fläche hat einen Krümmungsradius von 10 mm, die
hintere, stärker gekrümmte, von 6 mm. Die Linse" Ist absoluf”"
durchsichtig, von ziemlich fester Corisistenz und bedeutender
Elastizität: sie steckt in der ebenfalls völlig durchsichtigen, struc-
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710
turlosen Linsenkapsel, welche sich g^en chemische Rea-
gentien sehr resistent zeigt. An der vorderen und hinteren Fläche
der Linse bemerkt man unter der Kapsel, eine meistens mm drei-
sfrahligp Figiir^ den Linsenstern, dessen Zentrum am vor¬
deren und hinteren Linsenpol sichtbar ist, ohne dass sich übri¬
gens die Stemfiguren vorn und hinten in der Lage genau ent-
sprechen. Die Strahlen der Sternfigur, Radü lentis, erscheinen an
frischen Linsen als wellige oder gezackte Linien tLinsen-
n äh te). Der hintere Linsenstern entspricht einem Ypsilon mit nach
unten gekehrten^ geraden &henkel der vordere einem solchem
mit nach oben i gekehrtem geraden Schenkel Q. Vorn ist die
Linsenkapsel am dicksten: sie ist hier an ihrer Innenfläche mit
einem einschichtigen,' meist iecEseckIgen Epithel überzogen'
welches am Äquator allmählicirin Tmmef längere Zellen übergeBl,"
die der Kapsel breit aufsitzen und sich nach innen verschmälem.
Der Rest des Linsenkörpers besteht aus sechskantigen Prismen,
den Linsenfasern, Fibrae lentis, welche dadurch entstanden
sind, dass das sechseckige Epithel in die Länge ausgewachsen ist.
Eine jede Faser enthält eine zähe, ei weissartige Flüssigkeit, in
Äquator der Lin.se gelegen (Kemzone). In den zentralen Fasern
ist der Kern ganz geschwunden; auch hat ihr Kand im Gegen-
Satze zu dem der peripheren Fasern vielfach ein gezähneltes Aus¬
sehen. Der Verlauf der Linsenfasern ist ein ziemlich komplizier¬
ter. Doch kann man festhalten, dass die meisten Fasern in Bogen
gewundenen Linien von der hinteren zur yorrlpren Flärhe
ziehen, indem sie an den Linsennähten anfangen und enden. Hat
man beim Lebenden auf operativem Wege die Linse aus der
Kapsel entfernt, so regeneriert sich dieses Organ wieder, indem die
Epithelzellen der vorderen Kapselwand zu Linsenfasem auswachsen.
2. Der Glaskörper, Corpus vitreum, ist ein kugeliger,
völlig~durchsichtig^'Körper, weTdier nur ari '^iner VorderflacEe
eine Delle, Fossa hyaloidea s. lenticularis s. patellaris, besitzt, in
welcher die Linse' eingefü^' ist. Er'besteht aü^ einer glashellen,
gallertartigen Masse, Humor vitreus, die jedoch nicht mucinartig,
sondern eiwpiRshaitjg ist. HANSÄARCHOW hat in der Glaskörper-
substanz ein feines Netzwerk von Fasern, Stroma vitrmm. nach¬
gewiesen, in. dessen Maschen diese eiweissartige Substanz gelegen
ist. Nicht selten findet man das Corpus vitreum in der '^htung
von der Opticuspapille bis zur l.inyienkapsel vöiNeinem mqde-
gewebigen Strange, ^em sogen. Canalis hyaloideus, durchzc^^t».
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711
welcher einen. Überrest der fneialen T in.«i<>nifap<tfiart<>riPj der A
hycioidea s. capsularis, darstellt. Auch andere Fäden und zellige
Gebilde können in der Substanz des Glaskörpers Vorkommen
und als sogen. JifoncAes volanUs selbst von sonst gesunden Augen
’ entoptisch wahrgenommen' werden. Dass der Glaskörper von
einer homogenen zarten Membran, dex Membrana hyaloidea, rings
umhüllt wird, ist bereits oben erwähnt worden. Bis zur Ora
.serrata ist die Hyaloidea mit der Limitans int. retinae untrennbar
verwachsen. Von hier an trennen sich beide, indenTdTe Limitans
int. längs der Innenfläche des G>rpus ciliare nach vorn verläuft,
während d^ Hyaloidea sich längs der hinteren Fläche der Zo-
nula Zinnii bis an die Linsenkapsel fortsetzt.
G. Das Gehörorgan.
Das Gehörorgan, Organon auditus, liegt zum grössten
Teile in der Knochensubstanz des Schläfenbeines und wird in
drei Abschnitte eingeteilt, nämlich in: 1) das äussere Ohr,
Aurxcula und Meatus amsticus externus, 2) das mittlere Ohr
(auch als Paukenhöhle, Cavum tgmpani, im weiteren Sinne
bezeichnet); 3) das innere Ohr oder Labyrinth, Laby-
rinthus.
I. Das äusssere Ohr.
Das äussere Ohr setzt sich aus der Ohrmuschel,
Äuricula auris, imd dem äusseren Gehörgange, Meatus
acusticus externus, zusammen.
1. Die Ohrmuschel wird hauptsächlich durch den
Ohrknorpel, Cartilago auriculae, gebildet, welcher seiner
histologischen Beschaffenheit nach aus elastischem Knorpel
(Netzknorpel) besteht. Sein Perichondrium ist an der lateralen
Fläche erheblich fester mit der äusseren Haut verwachsen als an
der medialen Fläche, wo sich der Hautüberzug leichter in Falten
abheben lässt. Unten hängt an der Ohrmusdhel eine mit Fett
gefüllte Hautfalte, das Ohrläppchen Lobulus aunculae, her¬
ab. Der freie Rand des Ohrknorpels wird durch eine krempen¬
artig nach aussen gebogene Leiste, Helix, gebildet, welche vom
oberiialb der äusseren Ohröffnung als Oms helicis (nach hinten)
.und Spina helicis (nach vorn gerichtrf), beginnt und hinten im
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Ohrläppchen mit einem kurzen Fortsatze, der Cauda helicis, endet.
Parallel der Helix zieht an der lateralen Fläche der Ohr¬
muschel eine bogenförmige Erhabenheit, Änthelix, nach oben und
läuft dort in zwei Schenkel, Crura anthelids, aus. Zwischen diesen
Crura ist eine dreiseitige Vertiefimg, die Fossa triangularis s.
intercruralis, gelegen. Die tiefe Rinne zwischen Heüx imd Ant-
helix wird als Scapha s. Fossa scaphoidea s. navicularis bezeich¬
net. Nach vom und unten von der Änthelix bildet die Ohr¬
muschel eine tiefe Bucht, die Concha, welche sich medianwärts
in den äusseren Gehörgang fortsetzt. Durch das Crus helicis wird
die Concha in eine kleine obere Abteilung, Cymba conchae, und
eine grössere untere Abteilung, Camm conchae, geschieden. Die
Cymba muss also zwischen dem Crus helicis und der Änthelix
gelegen sein. Das Cavum conchae wird von vorn her teilweise
durch einen stumpfen klappenartigen Vorsprung, den Tragus,
überlagert, welcher sich gegen die Helix durch eine seichte Furche
Incisura anterior {auris), absetzt. Dem Tragus g^enüber ist am
unteren Ende der Änthelix ein anderer kleiner Vorspffimg, der
Antitragus, gelegen. Tragus und Antitragus sind wiederum durch
einen tiefen Ausschnitt, luc. intertragica, geschieden. Die m e d i-
a 1 e Fläche der Ohrmuschel ist dimch eine tiefe, der Änthelix
entsprechende Grube, die Fossa anthelids, ausgezeichnet. Auch
den anderen Vertiefungen imd Erhabenheiten der lateralen Fläche
pflegen an der medialen Fläche mehr oder weniger ausgeprägte
Erhabenheiten und Vertiefungen zu entsprechen. Als eine beson¬
dere vefticale Leiste ist die Ansatzstelle der Mm. retrahentes, der
sogen. Ponticulus s. Agger, zu erwähnen. Am concaven Rande
der Helix, nahe ihrer Umbiegungsstelle nach vom, findet sich mit¬
unter ein mehr oder minder deutlicher Höcker, der Darwin’-
sche Höcker, Tuberculum auriculae s. Darwini, welcher der
Ohrspitze der Tiere entspricht.
Zwischen der Haut und dem Perichondrium des Ohrknorpels
liegen an einigen Stellen kleine Muskeln, welche indessen
meistens so schwach entwickelt sind, dass sie nicht willkürlich
zur Contractioh gebracht werden können. An der äusseren Fläche
des Tragus liegt der M. tragicus, an der äusseren Fläche des
Antitragus der M. antitragkus. Längs des vorderen Teiles der
Helix zieht der N. helicis major, wohl der grösste von den eben
genannten Muskeln, welcher von einem unten befindlichen kleinen
Höcker, der Spina helicis, seinen Ursprung nimmt. Auf dem Crus
helicis ist der M. helicis minor gelegen. Endlich ist noch an der
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medialen Fläche des Ohres in der Fossa anthelicis der M. trans-
versus auriculae zu erwähnen. Etwas vor dem letzteren spannt
sich mihmter noch ein M. obliquus auriculae von der Convexität
der Concha zu derjenigen der Fossa triangularis hinüber.
2. Der äussere Oehörgang, Meaius acusticus externus,
besteht aus einem medialen knöchernen und einem lateralen knor¬
peligen Teile. Der knorpelige Teil bildet eine Fortsetzung
des unteren Endes des Ohrknorpels (hauptsächlich der Tragus¬
platte) und stellt eine oben und hinten offene Rinne dar, welche
durch eine feste Membran zu einer Röhre ergänzt ist. Diese
Vorhof Vllj Hirnner»
Anfpum mashideum
Tube
c Schnecke
o
'Tpommcifell
c.sfyloideus/
Paukenhbh.'e mil^ "masfoideus
Hammer, Ambos und Sheigbügel
JncisuraeSan^orini
AussererGdiiirgan^
knorpliger Theil
Jsthmus des
knöch^rnenTheiles
Fig. 40.
Schnitt durch ein linkes Gehörorgan (hintere Schnittfläche, halbschematisch).
o. oberer, a. äusserer, h. hinterer Bogengang.
Knorpelrinne besitzt gewöhnlich zwei kleine, durch Bindegewebs-
massen verschlossene Spalten, die Fissurae s. Incisura SaHttorini,
von denen die laterale grössere hauptsächlich der vorderen Wand,
die mediale kleinere dem Boden des OehörgangK _angehört (cf.
Fig. 40). Diese Spalten haben deswegen praktjscfie Bedeutungj
weil durch dieselben Parotiseiterungen sich in den Oehörgang
öffnen und umgekehrt Schleimhauterkrankungen des Gehörganges
sich nach aussen fortpflanzen können. Mittels einer Art von Ring¬
band geht alsdann der knorpelige Gehörgang in den knöchernen
über. Was den knöchernen Gehör g a n g anbetrifft, so
wäre zu erwähnen, dass derselbe zum grössten Teile, d. h. vorn.
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unten und zum Teil auch hinten, durch die Pars tympanka (den
Anntdus tympanicm) des Schläfenbeines gebildet wird, welcher
beim Foetus und beim Kinde im ersten Lebensalter einen nach
oben offenen Ring darstellt. Die defekte Stelle des Ringes wird
als Incisura tympanica s. Rivini bezeichnet: an dieser Stelle wird
die Wand des knöchernen Gehörganges oben von der Parssqua-
mpsa, hinten vom Proc. mastoideus gebildet. Die vordere
Wand des knöchernen Ganges ist in ihrem medialen Teile häufig
sehr dünn; auch die hintere Wand variiert je nach der
Entwickelung des Annulus tympanicus in Bezug auf ihre Dicke,
was deswegen von Wichtigkeit ist, weil bei dünner Wand mit¬
unter Abscesse aus dem Cellulae mastoideae in den äusseren Ge¬
hörgang durchbrechen können.
Der äussere Gehörgang, als Ganzes betrachtet,
verläuft zwar ziemlich transversal, ist jedoch i n h o r i z o n -
t _§ 1 e r Richtung zickzackförmig geknickt. Die erstere, stär¬
kere Knickung entspricht etwa der Mitte des knorpeligen Gehör-
2 r ganges und ist mit dem Scheitel nach vorn gerichtet. Die
w/lt^^eite Knickung ist mit dem Scheitel nach hinten gelegen,
findet sich an der Übergangstelle zwischen dem knorpeligen imd
dem knöchernen Abschnitte des Ganges und bildet zugleich den
engsten Teil flsthmus) des Meatus acusticus ext. In der Fron¬
talansicht zeigt sich der Gehörgang zugleich nach aufwärts
gebogen, der Art, dass seine höchste Stelle wiederum ungefähr
der 'Grenze zwischen dem knorpeligen imd knöchernen Teile ent¬
spricht. Will man das Trommelfell von aussen besichtigen, so
muss man diese Krümmungen und Knickungen dadurch aus-
gleichen, dass man die Ohrmuschel nach hinten, oben und aussen
zieht: dann ist der Gang gerade gestreckt.
Die innere Auskleidung des knorpeligen Gehör¬
ganges ist eine Fortsetzimg der äusseren Haut, welche feine Här¬
chen, kleine acinöse Talgdrüsen und knäuelförmige Drüsen mit
kurzem Ausführungsgang, die sogen. Ohrenschmalzdrü¬
sen, Glandulae ceruminosae, enthält. Das Secret der letzteren, das
Ohrerischmäizr'Cem»o?r*lsl~9urch besonderen Geruch, eine gelb¬
liche oder bräunliche Farbe und einen eigentümlichen bitteren
Geschmadc ausgezeichnet: es kann (besonders in höherem Alter)
den Gehörgang in solcher Menge ausfüllen, dass derselbe ganz
verstopft wird xmd Schwerhörigkeit eintritt. Als eine Modifi-
cation der äusseren Haut setzt sich die 1 — 2 mm dicke Ausklei¬
dung des knorpeligen Gehörganges noch mittels eines dreieckigen^
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mphrare mm — breiten — Eortsatzes auf die hintere Wand des
k n ö ehernen Gehörganges fort. Im übrigen Teile des knöcher-
nen üang^ist die Auskieufüng dünn, seidenartig glänzend und
enthält keine Haarbälge und Drüsen. Die periostale Schicht des-
selben ist mit den Cutiselementen so innig verwachsen, dass es
nur möglich ist, beide vereint von der Knochenwand abzustreifen.
3. Die Grenze zwischen dem äusseren Gehörgange und der
Paukenhöhle wird durch das Trommelfell, Membrana tym-
pani, gebildet, welches zu dem Gehörgange derartig gestellt ist.
Shrapnell's
Membrana
F laccida
Kurzer
Fortsatz
mmer-
piff
PS
tensa
* tympani
Fig. 41.
Rechtes Trommelfell von Innen. Hammerkopf entfernt.
dass es mit der oberen Wand desselben einen stumpfen, mit der
unteren dagegen einen spitzen Winkel bildet. Mit einer durch den
unteren Rand gelegten Horizontalebene bildet es einen nach aussen
offenen Winkel von 45 — 50*>. Beim Neugeborenen steht das Trom¬
melfell fast horizontal. Da die untere Wand des Gehörganges
zugleich in diesem spitzen Winkel ausgehöhlt ist, so entsteht hier
eine Art von enger Bucht, in welche sich sehr leicht kleinere,
in das Ohr hineingeratene Fremdkörper einkeilen können. Die
beiden Trommelfelle convergieren aber auch ein wenig nach vorn.
So bildet jedes Trommelfell mit einer durch seinen vördereri ‘Ranch
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gelegten Sagittalebene einen nach hinten offenen Winkel von 50®.
Im Übrigen sind sie an ihrem freien Rande mittels eines sehnigen
Ringes, Limbus membranae tympani s. Anntdus fibrocarUlcuiineus
in eine nur am Os tyjnpaaicum, vdjhandene ringförmige Furche,
den Stäcus tifmpanicus, eingefalzt. Am Rivini’schen Ausschnitt geht
dieser Sehnenring unter allmählicher Auflockerung in das Periost
des Schuppen- und Warzenteiles über.
Bei der Betrachtung v o n aussen her sieht man
etwa in der Mitte des Trcnnmelfelles eine trichterförmige Ein¬
ziehung, den Nabel, Umbo, welcher dadurch bedingt ist, dass
hier das Trommelfell durch die Spitze des Hammergriffes ein¬
wärts gezogen wird. Im Gegensatz dazu wird das Trommel¬
fell höher oben (nahe dem oberen Rande) durch einen conischen
Vorsprung, den kurzen Fortsatz des Hammers, in Gestalt der
Prominentia malleolaris, nach a u s s en gedrängt (cf. Fig. 43). In
der verticalen Verbindxmgslinie zwischen dem Umbo xmd dem
kurzen Hammerfortsatz ist alsdann der Hammergriff gel^n, wel¬
cher völlig in die Tunica propria des Trommelfelles eingebettet
ist. Das Vorspringen des kinzen Hammerfortsatzes bedingt zu¬
gleich das Auftreten zweier ziemlich in sagittaler Richtung ver¬
laufender Falten oder Leisten, der vorderen und hinteren
Trommelfalte, PHca mallcolaris anterior und posterior, von
denen die erstere von der vorderen Ecke des Rivini’schen Aus¬
schnittes zum kurzen Hammerfortsatz, die zweite in continuier-
licher Fortsetzung von dem kurzen Hammerfortsatz zur hinteren
Ecke der Inc. Rivini hinzieht. Der oberhalb des eben genannten
Fortsatzes und der beiden Trommelfellfalten gelegene Teil des
Trommelfelles ist schlaffer und dünner: er wird deswegen als
Pors flaccida (Shrapnell’sche Membran) bezeichnet
(s. Fig. 41). Der unterhalb der Trommelfellfalten gelegene
grössere Rest des Trommelfelles kann im Gegensatz dazu Pars
tensa benannt werden. In der Membrana flaccida findet sich mit¬
unter eine Öffnung, Foramen Rivini, deren Existenz die Tatsache
erklären soll, dass gewisse Personen mit normalem Gehörorgan
durch das Ohr Tabaksrauch blasen können. Denkt man sich
durch den Umbo des Trommelfelles eine horizontale Linie gelegt,
so würde durch die letztere am Trommelfell eine Regio supra-
umbilicalis und mf raumbilicalis von einander getrennt werden.
Durch eine hierzu senkrechte Linie wird jede Region wiederum
in zwei, das ganze Trommelfell in vier Quadranten geteilt. Will
man nun eine Perforation des Trommelfelles vornehmen, so muss
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717
man immer nur im vorderen Quadranten der Regio |
infra umbilicalis durchstechen, wenn man die Gehör-
knöchelchen und die Wand des Labyrinthes schonen will.
Das Trommelfell setzt sich zusammen aus einem äusseren
glatte, Stratum cutanenm, welches von der äusseren Haut, und ^ ^
einem Tn n e r e n ti 1 a 1 1 e, Stratum mucosum, welches von der *2.
Schleimhaut der Paukenhöhle gelielert wird. Zwischen l^den
Blättern befindet sich in der MembräncT tensa ausserdem nodi eine
starre, wenig elastische fibröse Zwi.«yhpnsrhirht. Hip sog. Sub- ^
~shnhä5. Tmuca propria des Trommelfelles, welche wiederum aus
äusseren radiären. Stratum radiatum^ und inneren
besteh), V(m denen
die letzteren in der Peripherie des Trommelfelles einen mit dem
Sehnenringe concentrischen Ring bilden. Der Ring ist schon mit
blossem Auge wahrnehmbar. Die radiären, speichenförmigen
Fasern gehen von der Spitze des Hammergriffes bis zum Sehnen¬
ringe. Die circulären Fasern sollen am Hammergriff Ursprung
und Ende finden.
II. Das Mittelohr.
. Am Mittelohre kann man drei Abteilungen, nämlich:
* 1) die Paukenhöhle, Cavum tympani, 2) die Ohrtrom¬
pete, Tuba auditiva s. Eustachii, und 3) die Zellen des
Warzenfortsatzes, Cellulae masloideae unterscheiden. Doch
werden von vielen Autoren die Begriffe „Paukenhöhle“ imd „Mit¬
telohr“ auch identificiert.
1. Die Paukenhöhle.
Die Paukenhöhle, Cavum tympani s. Tympanum, ist
eine ziemlich unregelmässig gestaltete, in der Richtung von innen
nach aussen ccnnprimierte Höhle, welche die Kette der Oehör-
ki^helchen einschliesst und vorn durch die Eustachische Röhre
mit dem Pharynx in offener Verbindung steht. Man kann an der¬
selben sechs Wände unterscheiden, von denen die obere und die
vordere Wand mitunter sehr dünn sind, so dass sie an
einzelnen Stellen ganz durchsichtig erscheinen: —
Die laterale Wand {Paries membranaceus) wird oben von
der Pars squamosa, unten vom Irommelfelle gSiildet, zwischen
dessen beiden j3iättern in verticaler Stellung der Hammergriff ge^
liegen ist. Zwischen dem Hammergriffe und dem Ambos zieht
nahe dem oberen Rande des Trommelfelles unter aufwärts con-
\
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vexem Bogen die Chorda tympani vorüber, welche den N. fa¬
cialis mit dem Ramus lingualis vom dritten Aste des Trigeminus
verbindet.
Die obere Wand (Paries tegmentalis) der Paukenhöhle
ist zum Teil durch ein kleines Stück der Schuppe^ zum Teil durch
einen mitunter sehr dünnen, platten Fortsatz der Pars petrosa, das
Tegmen tymmni, gebildet. Bricht man diese Platte von oben her
auf, so wird zuerst der Kopf des Hammers sichtbar.
Die vordere Wand (wegen ihrer Nachbarschaft mit dem
Canaiis caroTicus"'äüch als ^<r<gi^xfl^jj*<*«^bezeichnet, setzt sich
in den Canalis musculotubafius fort, welcher durch ein knöcher¬
nes Septum in ein oberes Fach für den M. tensor tympani und
in ein imteres für die Tuba auditiva geschieden ist. Das Septum
bildet beim Eintritt in die Paukenhöhle einen aufwärts concaven
Vorsprung, den Processus cochlearis s. cochleariformis, welcher
dann längs der memalST^^änS 38’ 'letzteren oberhalb des Pro¬
montorium nach hinten verläuft. Auf dem Proc. cochleariformis
ruht der M. tensor tympani, welcher von hier aus imter einer
fast rechtwinkeligen Umbiegung zum Hammergriff hinzieht.
Die hintere Wand (Panesniastoideus) besitzt einen kur¬
zen pyraiiirUeilfOI ItllgCn iTnochenfortsatz, die Eminmüa pyramiäalis
s. stapedia, welche den M. stapedius all^lllg UlllScBfi^r' una
meistens durch eine Knochenbrücke {Pontiääusj mit dem Promon¬
torium verbunden ist. Oberhalb der Eminentia ist der Eingang x
zu den Cellulae mastoideae, das sogen. Antrum tympanicum, in Ge- \
stalt eines röhrenförmigen Hohlraumes gelegen. Die Cdlulae mastoi- \
deae sind wie die Paukenhöhle lufthaltige, mit Schleimhaut aus¬
gekleidete Räume, welche sich, durch mannigfaltige Balken unter-
ßr^hen, nicht allein weit in den Proc. mastoideus, sondern auch
in die Schuppe und selbst in die Pyramide hinein erstrecken kön¬
nen. (Näheres hierüber s. weiter unten.)
Die mediale Wand {Pane^ labyrinthicus) ist zunächst
durch einen rundlichen Vorsprung— s. Eminentia
cochlearis, ausgezeichnet, welcher dem blinden End^^ der Scala ■- .
tympani (s. bei der Schnecke) entspricht. ^ An dem vorderen Teile ' ^ ^
des Promontorium verläuft der rJ. tympamcus s. Jacobsohfi mit
seinen Verzweigungen nach aufwärts" Hinter dem PronioutölTum
(besser gesagt an der hinteren steilen Fläche desselben) befind^
sich eine rundliche Öffnung, die Fenestra cocMeae s. Fen. rotunda,
in welcher eine dünne bindegewebige Haut, Membrana tympani
secundaria, ausgespannt ist. Nach oben und etwas nach hinten
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719
von dem Prom(Hitoriutn liegt eine ovale ÖKnung, die Fenestra'/**^ii^
vesHbuli s. Feri. ovalis, welche durch die darin gelegene Basi&
des Steigbügels ausgefüllt wird. Dicht über der Fenestra ovalis, ,
an der Grenze zwischen der oberen, hinten und medialen Wand
der Paukenhöhle ist mitunter der Verlauf des Fallopischen Ca-
nales durch einen etwas schräg volTvorn' naäTHinten und abwärts
zieheh^i Wulst markiert.
Die untere Wand (Faries Jugularis) grenzt an die Fossa
jugularis des Schläfenbeines und ist mit einer Anzahl von blin¬
den Buchten (CelltUae tummnicae) versehen, welche sich übrigens
von hier aus auch auf die vordere und hintere Wand hinüber
erstrecken können.
Die Aushöhlung der unteren Wand mit ihren Buchten hat man
auch als unteren Trommelhöhlenraum bezeichnet.
Als oberen Tr p m in eihöhlenraum (Recessus epUympa-
nicus) oder auch als Gipfelbucht, Kuppelraum, Ät tl^
c u s bezeichnet man die weite, oberhalb des Trommelfelles gelegene
Nische, welche sich vod imten her in die Substanz der Pars squa-
mosa ¥ineinschiebt, und m welche der Hammerkoirf und der grösste
Teil des Ambos hineinragen (s. Fig. 42). Ausser verschiedenen k 1 e i-
n e n N i s c h eüTsFdänri'noch die am hinteren Teile der medialen
Wand gelegene Bucht (Sinus tmipani) besonders hervorzuheben,,
welche sich zwischen das Promontorium und die Eminentia sta-
pedia einschiebt und in welche die Fenestra cochleae hinemsient.
Die engste Stelle der Paukenhöhle ist zwischen dem Umbo
und dem Promontorium gelegen, welche nur 1,5 — 2 mm von ein-
ander entfernt sind. Ei wäre noch zu erwähnen, dass das B i n-
degewebe; der Paukenhöhlenschleimhaut: a)
durch die am lateralen 'leile der q^ren Wand gelegene, beim Er¬
wachsenen meist verknöcherte Fiss. petrosguamosa mit der Dma
mater, b) durch die am vorderen Teile der lateralen Wand ge¬
legene Fiss. Glaseri (petrotympanica) mit ^erh pefiäftTcüläreh BTnde
gewebe des Kiefergelenkes zusammenhängt. Durch die Fiss.
Glaseri treten die Clwrda tympani, die Ä. und V. tympäiWytünd
jlas Lig. maliei ant. (s. weiter imten) hindurch.
Von .^ktischer "Wich^lceit ist es, genau darüber orientiert
zu sein, wie sich verschiedene Teile der Paukenhöhle in Bezug
auf ihre Lage verhalten, wenn man sich dieselben a u f d a s
Trommelfell projiciert denkt. In dieser Beziehung ist
Folgendes zu merken. Nach TRöltsch sollte die Fenestra
V e s t i b u 1 i entweder in Höhe des oberen hinteren Trommel-
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720
fellabschnittes und sogar noch etwas oberhalb desselben gelten
sein. Die Fenestra cochleae würde dem unteren hinteren
Quadranten des Trommelfelles gegenüberliegen. Das Promon¬
torium würde der Mitte, dem vorderen und unteren Teile des
Trommelfelles entsprechen. Die Eminentia stapedia mit
der Stapediussehne würde ungefähr an der Grenze zwischen den
beiden hinteren Quadranten verlaufen. Hinter dem vordersten
Teile des Trommelfelles würde man ferner bereits das O s t i u m
tympanicum der Tuba Eustachii zu suchen haben.
Endlich ist dicht hinter der Membrana flaccida der Hammer¬
hais und der weiter unten zu erwähnende Prussak’sche
Raum gelegen.
Die drei Gehörknöchelchen, Ossicula audüus, bilden
ein im Ganzen transversal gestelltes, gegliedertes Knochenstäbchen,
eine Art von knöcherner, durch winzige Gelenke imterbrochener
Kette, welche die Fortleitung der Schallwellen vom Trommelfelle
zum Labyrinth vermittelt. Diese Knöchelchen sind, in der Rich¬
tung von lateralwärts nach medianwärts gerechnet: 1) der Ham¬
mer, Malleus; 2) der Ambos, Incus; 3) der Steigbügel,
Stapcs.
Am keulenförmigen Hammer hat man ein oberes, kugeli¬
ges Ende, den Kopf, Capitulum mallei, einen darunter gelegenen,
eingeschnürten Teil, den Hals, Collum mallei, xmd den sich weit
abwärts erstreckenden schlanken Griff, Manubrium mailet, zu un¬
terscheiden. An der Grenze_zwischen Hals und Griff ist der Ham-
mer stumpfwinkelig geknickt: Has iCnip Hammerwinkels ist
dem Troipu^lfelle zugekehrt und springt als ein knötchenähnlicher
kurzer Fortsatz, Processus lateralis s. brevis, nach aussen
vor. Vom Hals des Hammers springt ausserdem dicht oberhalb
des vorigen fast rechtwinkelig der lange Fortsatz, Processus
anterior s. s. Polianus, nach vorn vor. Der Hammer¬
kopf ragt oberhalb des Trommelfelles bis gegen die Decke der
Paukenhöhle in den Recessus epitympanicus hinein, der Hals liegt
neben der Membrana flaccida, der kurze Fortsatz und der Griff
zwischen beiden Blättern des Tronmelfelles xmd der Substantia
propria desselben. Der ProcessusT^Srus .erstreckt sich vom und
abwärts in die Fissura Glaseri hinein. Beim Erwachsenen wird
derselbe jedoch ^rös^enteils ^rch einen bindegewebigen Strang,
^as Lip. mallei antcrius ersetzt, welcher sich zum l eil am vorderen^
Ende des_Os_tympanicum^ zuni teil an der SpHia anguians de^
Keilbeines ^^esti^. Die älteren Anatomen hielten dieses Band
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721
fälschlich für einen Muskel, welchen sie als M. laxator tympani
bezeichneten. Wenn der Hanunerkopf die Decke der Paukenhöhle
nicht direkt berührt, ist er mit derselben durch ein kiu'zes kleines
Band, das Lig. mallei superius s. Suspensorium, verbimden (cf.
Fig. 42). Ein anderes Band, das Lig. mallei- laterale s. ext., ver¬
bindet ferner constant den Hammerhais mit der knöchernen Um¬
randung des Trommelfelles, insoweit dieselbe dem hinteren Teile
des Rivini’schen Ausschnittes entspricht*) (cf. Fig. 41 und 43.
Am hinteren Teile des Hammerkopfes ist eine convexe Gelenkt'
facette für den Körper des Ambos gelegen. Beide Knöchelchen
sind durch ein mit scblatler Kapsel versehenes Gelenk, das Ham¬
mer-Ambosgelenk, derart verbunden, dass das untere
Ende des Ambos und damit auch der Steigbügel sich nach ein¬
wärts bew^, wenn der Hammergriff einwärts gedrängt wird.
Wird aber umgekehrt der Hammergriff nach auswärts gezogen,
so folgt der Ambos nicht mit, sondern beide Knöchelchen ent¬
fernen sich von einander. HELMHOLTZ hat diese Einrichtung sehr
richtig mit einem Sperrzahn verglichen.
Der nach hinten vom Hammer gelegene Ambos kann mit
einem zweiwurzeligen Molarzahn verliehen werden: sein Kör¬
per würde der Zahnkrone, sein kurzer und langer Fort¬
satz den beiden Wurzeln entsprechen. Der Körper, Corpus
incudis, ist vorn durch eine concave Gelenkfacette mit dem Ham¬
mer verbunden: seine laterale Fläche li^ an der lateralen Wand
Hps ohprpn TrfvmmHhfthlpi^jimp^ Wpnfrn«»l kTönwi ilfx Amhiy. -
nicht direkt an das Tegmen tympani anstösst, ist er ähnlich wie
der Hammerkopf mit dem letzteren durch ein kurzes Band, Lig.
incudis superius, verbunden. Der kurze Fortsatz des Am-
bos. Grus breve s. Processus brevis^ ragt horizontal nach hinten:
seine Fortsetzung wird durch das Lig. incudis posterius gebildet
(c. Fig. 42), weiches sich medial vom Antrum mastoideüm an die
hintere Wand des Rec. epitympanicus befestigt. Der Körper und
der kurze Fortsatz sind gänzlich oberhalb des Trommelfelles im
oberen Trcmimelhöhlenraume gelegen. Der 1 an ge F o r t s a t z,
Grus longum s. Processus longus, dagegen zieht (dem Hammer¬
griff parallel, aber etwas weiter nach hinten und medial gelegen)
1) Henle zieht den vom Os tympanicum entspringenden Teil des Lig.
mallei anterius und das Lig. mallei laterale unter der Bezeichnung A x e n-
band des Hammers, Lig. mallei radiatum^ zusammen, weil das letz¬
tere die Axe darstellt, um welche sich der Hammer bewegt. Doch ist
zwischen dem Lig. mallei anterius und laterale eine deutliche Lücke vor¬
handen.
Broesike, Anatomie. 9. Aofl. 46
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722
unter einer leichten, lateralwärts convexen Biegung nach abwärts
und geht mit dem medianwärts tungebogenen Ende in eine knopf¬
förmige Anschwellung, rti»n Prnr lj>nMcularis, über. Da der letztere
leicht abbricht, hielt man ihn früher für ein besonderes Knochen¬
stückchen,, welches man als Ossiculum Sylvii bezeichnete. Der
Proc. lenticularis steht mit dem Steigbügel durch ein kleines Kugel- _
gelenk, das sogen. A m Fö s - S t e i g b ü g e 1 g e Te n k, in Ver¬
bindung.
An dem Steigbügel unterscheidet man wiederum das
Köpfchen, Capitulum stapedis, die von demselben ausgehen¬
den beiden Schenkel, Crura stapedis, welche an der einander
zugekehrten Fläche rinnenförmig ausgehöhlt und nicht selten durch
ein dünnes zwischen ihnen gelegenes Häutchen, das Lig. obtura~
toriums. Membrana obturatoria^taj^edi«, verbunden sind, und end¬
lich den F u s s oder die Fussplatte, Basis stapedis, welche
in die Fenestra ovalis eingefügt und in derselben durch das ring-
förmige Lig. annulare (Syndesmosis tympanostapedia) befestigt ist.
Der Steigbügel ist horizontal gelegen, so dass man an demselben
einen vorderen und einen hinteren Scheitel unterscheiden kann.
Der vordere RrhpnWpi {Grus anterius s. rectilineum) ist
dünner, kürzer und fast gerade. Der hintere Schenkel
{Grus posterius s. curvilineum) ist breiter, länger und stärker
gekrümmt. An der Basis ist der untere Rand an¬
nähernd gerade oder ein wenig concav, der obere Rand da¬
gegen deutlich convex.
Im Cavum tympani sind ausser den Gehörknöchelchen noch
zwei Muskeln, der M. tensor tympani und der M. stapedius, ge¬
legen. Der M. tensor tumvani entspringt von der Spina ai^laris
des Keilbeines, dem Dache des Tubenknorpels und der Wand des
Can. musculotubarius: iiäiSdem er ’deri'Tetztefen durchzogen hat,
biegt er sich bei seinem Eintritt in die Paukenhöhle rechtwinkelig
um den Proc. cochlearis, nach lateralwärts, um sich schliesslich
gegenüber dem kurzen Fortsatze am oberen Ende des Hammer-
griffes festzusetzen. Durch seiiie C'ö h f rä c t i o n muss er den
JdammCTgriff nach einwärts ziehen und das Trommelfell spannen,
wobei zugleich der Steigbügel in die Fen. ovalis hineingedruckt
und somit der Druck im Labyrinth gesteigert wird. Wie es scheint.
Wird dadurch das deutliche Hören begünstigt. Seine Nerven er¬
hält der M. tensor tympani vom Ganglion oticum des 111. Trige¬
minusastes. Der zweite Muskel, M. stapedius, ist ganz umschlossen
von der Eminentia pyramidalis der Paukenhöhle und tritt von
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hinten rechtwinkelig ztun Köpfchen des Steigbügels, an welchem
er sich festsetzt. Seine Function ist zweifelhaft. Dwch seine
Contraction müsste er das hintere Ende der Steigbügelbasis
an die Fenestra ovalis herandrücken und das vordere aus dersel¬
ben herausheben, wodurch nach POLITZER auf indirektem Wege
zugleich das Trommelfell entspannt und der Druck im Labyrinth
vermindert werden würde. Nach dem letzteren Autor soll eine
Haupt function b^id-£.r Mii.sk e-Lo-ijarin hp5itehpn^ dass
sie die _ durch Luftdruckschwankungen _ bedingten Variationen in
fler Stellung und Spannung der fietiorknofhelrhen regulieren wo¬
durch ziigleirh Her Dnirk im T ahyrinihinhalt Änderungen erfah¬
ren müsste. ledenfalls kann man sich gut vorstellen, dass bei
gleichzeitiger Contraction beider Muskeln die Gehörknöchel¬
chen in ihren Gelenken fester gegeneinander gepresst werden, was
die Fortleitung der Schallwellen natürlich sehr begünstigen würde.
Die Schleimhaut der Paukenhöh 1 e ist eine
zarte durchscheinende Membran, an welcher sich ein bind^webi-
ges Substrat und ein denn letzteren aufsitzendes Epithel imter-
scheiden lassen. Das bindegewebige Sji b s t r a t vertritt
fast in der ganzen Paukenhöhle zugleich die Stelle des Periostes:
nur am Trommelfellrande und an der Oberfläche der G^öT^
knöchelchen ist ein besonderes Periost vorhanden. Im Übrigen
zeigt das Substrat, hauptsächlich in der dicht unter dem Epithel
gelegenen Schicht, an vielen Stellen einen deutlich lymphatischen
Character (zahlreiche Leukocyten). Das Epithel ist nach der
Entdeckung von KöLLIKER ein flimmerndes CylinHpfypithel : nur
auf dem Trommelfelle und den Gehörknöchelchen 50II sich
fache.s~ P^terepitnel vorfinden. Ob das Promontoritun ebenfalls
mit Flimmerzellen besetzt ist, darüber wird noch gestritten. Jeden¬
falls ist der Übergang zwischen beiden Epithelarten nicht durch
feste Grenzlinien bezeichnet. Auch das Antrum mastoideum ist
mit Pflasterepithel ausgekleidet. Das "^rkommen von vereinzelten
Drüsen wird von einigen Autoren behauptet.
Die Schleimhaut der Paukenhöhle überzieht mcht allein die
Wandungen mit all ihren Vorsprüngen und Nischen, sondern auch
die Gehörknöchelchen, ihre Bänder und Muskeln, sowie die ver¬
schiedenen Knochenbälkchen, welche das Lumen der Paukenhöhle
mitunter durchsetzen können. Ausserdem sp^nt sie sich mittels
einer Anzahl von Falten oder Brücken von den Wänden
der Paukenhöhle zu den früher beschriebenen Organen hinüber.
Eine derartig an der lateralen Wand in horizontaler Richtung ge-
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legene Schleimhautfalte th o r i z — tLajn m e r f a 1 1 e)
hüllt z. B. zugleich das J^ig. maUei ant. und lat. ein. Von dieser
Falte aus zieht eine andere, die verticale Hämmerfalte^
zwischen dem Hammerkopf und der lateralen Wand des c^ren
Trommelhöhlenraumes senkrecht nach aufwärts. In gleicher Weise
sind der kurze Fortsatz und der Körper des Ambos durch die
sogen, laterale Ambos falte (SCHWALBE) mit der lateralen
Wand des Rec. epitympanicus verbunden. Nach vorn fliesst sie
mit der vorigen Falte zusammen. Durch die beiden letz^enannten
Falten werden drei Buchten von einander getrennt, von denen
SCHWALBE die vor dem Hammerkopfe (zwischen der horizontalen
und verticalen Hammerfalte) gelegene als vordere Hammer¬
bucht. die hinter dem Hammerkopfe und oberhalb des Ambos
Lig. mallei
Felsenbein.
Vordere Ham-
merbuchr
Lig. mallei anh
nebs^Proc.
Abgeschnil^kne
Sehne des m.
tensor lympani
Obere hbosbuchh
Unsere)
An^r.mastoideum
Lig. incudis posK
Chorda ^ympani
Fig. 42.
Laterale Wand der rechten Paukenhöhle (von innen gesehen).
A. Ambos. H. Hammer.
Von den beiden Pfeilen führt der links vom Hammergriff gelegene zur vorderen Trommelfelltasche,
der rechts vom Hammergriff gelegene (zwischen ihm und dem Amboa) zur hinteren Tromraelfelltasche.
(zwischen der verticalen Hammerfalte und der lateralen Ambos¬
falte) befindliche als obere Ambosbucht, die unterhalb
des Ambos (zwischen der lateralen Ambosfalte und der gleich zu
erwähnenden hinteren Taschenfalte gelegene) als untere A m-
b OS b u c h t bezeichnet. Als hintere Tascheniaii ttTir-
zeichnet man nämlich eine Sdileimhautfalte, welche am Hammer¬
griffe beginnend nach hinten zieht, indem sie das Lig. mallei lat.
und den hinteren Teil der Chorda tympani einhüllt. Die
zwischen der hinteren Taschenfalte und dem Trommelfelle gelegene,
nach unten offene Bucht bildet die sogen, hintere Trom¬
mel f e 1 1 1 a s c h e. Als vordere' T aschen falte be^
zeichnet man eine Schleimhautfalte, werche vom Hammergriff nach
vom zieht, indem sie den vorderen Teil der Chorda nebst
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gesehen). Trommelfell und Hammer in situ.
(Oben sind die letzteren Organe noch einmal in vergrössertem Massstabe dargestellt
deren Teil der letzteren auch als Flica mallecHaris ant., den hin¬
teren als Pliea malleolans post, bezeichnet. Von erheblich grösse¬
rer praktischer Wichtigkeit als die eben beschriebenen Taschen
ist eine dritte, der sogen. Prussak’sche Raum (die
obere Trommelfelltasche PRUSSAK). Dieser Raum ist
zwischen dem Hammerhalse und der Shrapnell’schen Membrana
flaccida gelegen. Nach oben wird er vom Lig. maliei fat. s. 'ext77
nach tmtCT vom kurzen~Tortsitz des Hammers begrenzt. Vom
endigt er blind, hinten communiciert er mit der hinteren Trommel¬
felltasche. Die Communicationsöffnung ist mitunter so gross.
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726
dass dieser Raum von HELMHOLTZ, SCHWALBE u. a. überhaupt
zur hinteren Trommelfelltasche gerechnet wird. Die praktische
Wichtigkeit des Prussak’schen Raumes liegt darin, dass sich in
demselben bei FntTjmHungpn des Mittelohres sehr leicht isolierte
Ansammlungen vcm Secret oder Eiter bilden, welche dufchrdie
Membrana flaccida nach aussen durchbrechen können. E)erartige
Ansammlungen werden noch dadurch besonders begünstigt, dass
die an der hinteren Wand' dieser Tasche befindliche Communi-
cationsöffnung .meistens höher als das vordere blinde Ende der¬
selben gelegen: ist. In‘ der vorderen imd hinteren Trommelfell¬
falte kaim sich dagegen kein Secret verhalten, weil dieselben nach
unten offen sind und dem letzteren somit freien Abfluss gestatten.
2.
Die Tuba Eustachi i.
Die Ohrtrompete, Tuba auditiva s. Eustachii, ist ein
röhriger Gang, welcher das Mittelohr mit dem Pharynx verbindet.
iinWpn irnrtrppiigpn Ahsrhnit t unterscheiden. Ihre
engste Stelle, der Isthmus ist (wie beim äusseren Gehörgange) an
der Grenze zwischen beiden Abschnittai gelegen — von hier an
nimmt sowohl der knorpelige wie der knöcherne Teil' allmählich
an Weite zu. Die Einmündungsstelle der Tube in die Paukenhöhle
wird als Ostium tt/mpanicum tubae, die Einmündungsstelle in den
Schlund als Ostium pharyngeum tüFae bezeichnet: die erstere ist an
der_yorderen Wand der Paukenhöhle, knapp imter dem~Tegmen
tympani und neben dem vorderQi' "Rande des Trommelfelles, die
letztere im Pharynx dicht hinter dem hinteren Ende der unteren
Muschel gelegen. Der hintere Teii der Pharynxöffnung' springt
in Gestalt des T ubenwulstes stets beträchtlich hervor (Nä¬
heres hierüber s. S. 579): auch oben und vom ist der gebogene
Rand derselben deutlich ausgeprägt, während unten die Tuben¬
wand ohne jede scharfe Grenze in die Pharynxwand überzugehen
pflegt. Die durch den vorderen Rand emporgehobene Schleimhaut¬
falte hat Zaupal als Hakenfalte bezeichnet. Der Tubenwulst
bildet dementsprechend die sogen. W u 1 s t f a 1 1 e. Die Tube im
Ganzen betrachtet zieht von hinten, oben und lateral — nach vom,
unten und medianwärts, so dass also das Ostimn tympamctinf
höher als das Ostium pharyngeum gelegen ist. Die Länge der
Tube beträgt 35 mm: hiervon kommen etwa ejn Drittyi rtpn
knöchernen, zwei Driitel auf den knorpeligen Teil des Organes^
Die knöcherne Abteilung hat einen Durchmesser von 2 mm, die
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727
knorpelige bildet (wenigstens in dem mittleren Teile der Tube)
für gewöhnlich einen Spalt, dessen Wände dicht aneinander lie¬
gen, so dass für die VentilaticMi der Paukenhöhle Muskeln in
Aktion treten müssen, welche die Tubenwände voneinander ent¬
fernen.
Übrigens besteht der knorpelige Abschnitt der
Tube ähnlich wie derjenige des äusseren Gehörganges aus einem
häutigen Teile, der Lamina s. Pars tnembranacea, und dem
eigentlichen Tubenknorpel, Carlüago tubae s. Pars carti-
laginea, welche sich zu einem Rohre ergänzen. Der Tubenknor-
pel bildet im unteren Abschnitte der m e d i a 1 e n (dem Phärj^
zugekehrten) Tubenwand eine annähernd dreiseitige Plattej_ .^e
Knorpel- oder Tubenplatte, an weläer man eine vor¬
dere, eine hintere und eine untere Seite unterscheiden kann, von denen
-die letztere dem hinteren Rande der Tubenöffnung
entsprechen . würde. Diese Platte biegt sich nun an der vorderen,
zugleich mehr nach oben gelegeneii Sdte hakenförmig in die 1 a-
t e r a 1 e Tubenwand um, so dass der ganze Tubenknorpel auf
dem Tubenquerschnitte ein hirtenstabförmiges Aussehen zeigt.
Das hakenförmig eingerollte Stück heisst Kuorpelbaken
oder Tubenhaken. Während nun die Tubenplatte (ihrer Dreiecks¬
form entsprechend) imten breit ist und sich nach oben allmählich
bis auf ein Minimum verschmälert, behält der Tubenhaken über-
all nahezu jlie gleiche_ Grösse. Man kann somit sagen, dass sich
von dem ganzen Tubenknorpel beim Übergange in den knöcher¬
nen Abschnitt der Tube nur noch der Knorpelhaken vorfindet,
welcher sich an die fibröse Substanz der äusseren Schädelbasis
betätigt, ln Bezug auf die histologische Structur wird der
Knorpel' von einigen Autoren als elastischer, von anderen als
Faserknorpel bezeichnet. Unter dem Ausdruck Tuben da clr~-~
versteht man den über dem Tubenlumen befindlichen (medialen)
^ Anteil der knorpeligen Tube. Ihm gegenüber, d. h. unten und
lateral, würde dann der Tubenboden gelegen sein, welcher
grösstenteils häutig ist. _An dem Ostium pharyngeum wird der
Tubenboden durch den M. levator veli palatini wulstförmig vör-~
gedrängt (Le v a t o r w u 1 s t cf. Fig. 47).
_Die ScineTniIiä~ü~t der Tube ist mitFlimmer-
e p i t h e 1 ausgekleidet, dessen Haare nach dem Pharynx flim-
mern. Ihr Substrat ist im knöchernen Teile mit der periosta¬
len Bindegewebslage fest verbunden und 'im Übrigen fast in
der ganzen Tube adenoid oder mit L y m p h f o 1 1 i k e 1 n , Nb-
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didi hmphatici tubariL durchsetzt. Kleine Schleimdrüsen
finden sich überall, besonders reichlich jedoch im unteren Tuben¬
abschnitte vor. Nur am Tubendache sind keine Drüsen vorhanden.
Die Schleimhaut ist besonders im knorpeligen Teile in deutliche
Längsfalten gelegt.
Wie bereits erwähnt wurde, sollen die Tubenwände im mitt¬
leren Teile des Organes für gewöhnlich dicht aufeinander liegen.
Während der Phonation und des Schlingaktes werden sie jedoch
durch die Contraction der Mm. tensor und levator vdi palaiini aus¬
einandergezogen. Der M. tensor veli, welcher vom Knorpel¬
haken und der Pars membranacea entspringt und somit lateral
von der Tube gelegen ist, muss die laterale Wand der letzteren
nach aussen zi^^. Betreffs der erweiternden Wirkung des Le¬
va t o r v e 1 i sind die Meinungen der Autoren noch geteilt. Der
Muskel wirkt auf den grösseren Teil des knorpeligen Abschnittes
wahrscheinlich nur in der Weise, dass er die mediale und laterale
Tubenwand von hintenher auseinanderdrängt. Das Ostium pha-
ryngeum soll er nach LUCAE, ZAUFAL u. a. eher verengern, in¬
dem er den Tubenboden wulstförmig nach vom imd einwär's hebt.
3. DieCellulaemastoideae.
Die Warzenzellen, Cellulae mastoideae, sind durch
Fächer vielfach geteilte Hohlräume, welche hauptsächlich den
Warzenfortsatz einnehmen, sich indessen auch bis in die Schuppe,
den Rest der Pars mastoidea, ja selbst bis weit in die Knochen¬
substanz der Pyramide hinein erstrecken können. Diese Zellen
stehen mittelbar oder unmittelbar untereinander und mit der Pau¬
kenhöhle in Communication. Wie die Paukenhöhle enthalten auch
die Warzenzellen Luft, so dass also das Schläfenbein unter Um¬
ständen einen exquisit pneumatischen Knochen darstellen kann.
Die ' Paukenhöhle und die War^zenm~stehen durch eine weite
röhrenförmige Aushöhlung, das sogen. Antrum tympanicum, s.‘^
mastoideum (besser Antrum tympanicomastoideum), miteinander in
Verbindung. Während jedoch die Warzenzellen in ihrer Beschaf¬
fenheit, Anzahl und Ausdehnung ausserordentlich variieren, ist
das Antrum mastoideum constant vorhanden und mündet am
oberen~Ab"schnitfe der hinteren Wand in die _ Paukenhöhle, .ein
(Aditus ad antrum).
Die Auskleidung der Warzenzell' en zeichnet
sich durch besondere Zartheit aus, hängt jedoch im Übrigen mit
der Paukenhöhlenschleimhaut continuierlich zusammen, von wel-
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— 729 —
eher sie sich histologisch nicht wesentlich «nterscheidet. Vor dem
Eingänge des Antrum mastoideum ist für gewöhnlich eine netz¬
förmig durchbrochene Membran ausgespannt, deren Fäden am
Rande der Öffnung inserieren. Die Communication zwischen der
Paukenhöhle und den Warzenzellen scheint wohl nur in den sel¬
tensten Fällen durch diese Membran unterbrochen zu sein.
Von den späteren pneumatischen Rätunen ist beim Embryo
nur das Antrum vorhanden. Im ersten Lebensjahre schreitet die
Zellenbildung zunächst an der hinteren oberen Peripherie des
letzteren nach dem Sinus sigmoideus, später abwärts gegen den
Proc. mastoideus vor. Der Warzenfortsatz des dreijährigen Kin¬
des gleicht schon in vielen Fällen dem des Erwachsenen.
Will man aus irgend einem Grunde den Warzenfortsatz
künstlich eröffnen, so kann es sich wegen der grossen
Verschiedenheit inbezug auf die Ausdehmmg der Cellulae mastoi-
deae immer nur darum handeln, das constant vorhandene Antrum
mastoideum freizulegen. Bekanntlich springt das hintere untere
Ende der Linea temporalis bei ihrem Übergange in den Proc.
zygomaticus des Schl^enbeines fast immer in Gestalt einer deut¬
lich erkennbaren Leiste, der Ciista supramastoidea, hervc«'. Unter¬
halb dieser Leiste und Icnapp hinter dem oberen Abschnitte des
Porus acusticus extemus') muss man die äussere Wand des
Warzenfortsatzes anbohren, wenn man das Antrum eröffnen und
eine Verletzimg des Sinus sigmoideus vermeiden will.
III. Das Innere Ohr oder Labyrinth.
An dem inneren Ohr oder Labyrinth hat man das
knöcherne und das häutige Labyrinth zu unter¬
scheiden. Das knöcherne Labyrinth ist kein besonderer
Körper, sondern stellt nur eine kapselartig verdichtete Schicht
^_^lsenbeines vor, welche sich bei Kinderschädeln gut aus der
übrigen spongiösen Knochensubstanz herausschneiden und her-
ausmeisseln lässt. Beim Erwachsenen geht dagegen die knöcherne
Kapsel des Labyrinthes continuierlich in die compacte Knochen¬
substanz des übrigen Felsenbeines über, von welcher sie nur
durch die Farbe ein wenig unterschieden ist. Das häutige
*) An dieser Stelle zeigt der Rand des Porus meistens eine hinter dem
Ohre deutlich fühlbare kleine Knochenleiste (Spina tupra meatum ZOCKER-
KANDL), an welche sich übrigens der Gehörgang bezw. die Ohrmuschel an¬
setzen.
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730
Labyrinth stellt einen Complex von zartwandigen Bläschen
und Röhren dar, deren GesämtheiF ziemlich gfinau—dic.- -Form
des knöchernen Labyrinthes wiedergibt, von dsssea. Wänden es
allseitig umschlossen ist. Die Wände des häutigen Labyrinthes
tragen an ihrer Innenfläche die Endausbreitungen des N. acusti-
cus, welche durch die in das Labyrinthwasser eintretenden Schall¬
wellen zur Oehörempfindung angeregt werden. Zwischen dem
knöchernen und dem häutigen Labyrinthe befindet sich nämlich
eine seröse Flüssigkeit, die sogen. P e r i 1 y m p h e , innerhalb
des häutigen die JE n d o 1 x n? P h ^ j. welche _ _beide_durdL die _
dünne Wand des häutigen Labyrinthes ohne Schwierigkeit com-
municieren können .
a) Das knöcherne Labyrinth.
Das knöcherne Labyrinth, Ldbyrinthus osseus, be¬
steht aus drei Teilen, nämlich dem in der Mitte gelegenen Vor¬
hof, Vesübulum, an den sich nach vom die Schnecke, Cochlea s.
Helix, und nach hinten^ die "^ti h albzirkelTörmigen
Bogengänge, Canales semieirculares ossei, anschliessen. Da
die Lage des ganzen Labyrinthes der Axe der Pyramide entspricht,
so ist zugleich der vorderste Teil, die Schnecke, am meisten medial
gelegen, während die den hintersten Teil des, Labyrinthes bilden¬
den Bogengänge sich zugleich am meisten lateral befinden.
1. Das V e s t i b u 1 u m ist der weiteste Teil des knöchernen
Labyrinthes und schliesst sich medianwärts an die Basis des
Steigbügels an, welche, wie bereits oben erwähnt wurde, in der
Fenestra vestibuli s. ovalis steckt. Die laterale Wand des Vestibu-
lum ist folglich mit demjenigen Teile der medialen Paukenhöhlen¬
wand identisch, welcher von der Fenestra ovalis durchbrochen ist.
Die mediale (der Fenestra vestibuli gegenüberliegende) Wand des
Vestibulum zeigt eine verticale Leiste, Crista vestibuli, welche sich
auch auf die obere Wand fortsetzt und daselbst in eine scharfe
Spitze, Pyramis vestibuli, ausläuft. Nach unten spaltet sich die
Crista vestibuli in zwei Schenkel, welche eine kleine Bucht, den
Eecessus cochlearis, zwischen sich fassen. Durch die Crista vesti-
buli werden nun zwei Nischen voneinander geschieden, eine vor¬
dere, Eecessus sphaericus s. hemisphaericus, und eine hintere, Ee¬
cessus ellipticus s. hemiellipticus, von denen die erstere für den
Sacculus sphaericus (oder kurzweg Sacculus), die zweite für den
Sacculus ellipticus (Utriculus) des häutigen Labyrinthes bestimmt
ist. An dem unteren Ende des Recessus ellipticus ist die Ein-
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731
mündungssteile des Aquaeductus vestibuli gelegen, welche nach
vom in eine kleine Grube (Fossula suläformis) ausläuft. An der
Innenfläche des Vestibulum sind ferner eine Reihe von feinen,
siebförmigen Öffnungen, Maculae cribrosae, sichtbar, durch welche
die Zweige des N. vestibularis in den Vorhof eintreten.
Eine Macula crihr. sup. liegt in der Spitze der Crista
vestibuli und ist von den Nerven für den Sacculus elllipticus und
die benachbarten Bogengänge durchbohrt. Eine Macula cribr. media
befindet sich in der Mitte des Rec. sphaericus und führt die Ner¬
ven für (kn Sacculus sphaericus. Endlich besteht eine Macula
cribr. inf. in der Ampulle des unteren ^ vertikalen Bogeilgänges
für die zu dem letzteren hindurchtretenden Acusticuszweige.
2. Die drei Bogengänge entspringen sämtlich aus
der hinteren Wand des Vestibulum und kehren nach einer nicht
ganz vollständigen Kreistour wieder zur letzteren ziurück. Ihre
Lage entspricht den drei zu einander senkrecht stehenden Nor-
malebenen, welche man sich durch die Schläfenbeinpyramide ge¬
legt denken kann. Man kann nämlich einen oberen verti-
c a 1 e n , einen unteren verticalen und einen h o r i zon-
talen Bogengang unterscheiden. Der obere verticale Bor
gengang ist zugleich (kr vordere: er steht senkrecht zur
oberen Kante <kr Pyramide, indem er an der vorderen oberen
Fläche der letzteren die Eminentia arcuata bildet. Der untere ver¬
ticale Bogengang li^ nach hinten und tiefer als (kr vorige:
seine Ebene ist in der Richtung (kr oberen Pyramidenkante ge¬
legen. Der horizontale Bogengang ist in der Horizontakbene
und zugleich am meisten lateral gelegen. Man hat infolge die¬
ser Lageverhältnisse den oberen verticalen Bogengang auch als
oberen, den imteren verticalen Bogengang als hinteren
und den horizontalen auch als lateralen Bogengang bezeich¬
net. Der hintere Schenkel des oberen verticalen Botenganges und
der obere Schenkel des imteren verticalen Bogenganges sind an
ihren Enden zu einem einfachen Kanal verschmolzen, so dass die
drei Bogengänge nicht mit sechs, sondern mit fünf Öffnungen in
das Vestibuliun einmünden. Jeder Bogengang ist an dem einen
Ende mit einer gerin^ügigen Erweiterung, Ämpulla, versehen
(s. Fig. 45). Von den beiden verticalen Bogengängen zeigt sie
der obere am lateralen, der untere am imteren Ende. Beimhori-
zimtakn Bogengänge ist die Ampulle am vorderen ~(rateralen)r
"Ende gelegen. Man glaubte früher, dass an die Bogengänge das
Gefühl für die Erhaltung des Gleichgewichtes im menschlichen
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732
Körper geknüpft sei. Indessen ist diese Theorie auf Grund
neuerer Untersuchungen von B. Baginsky angegriffen worden.
3. Die Schnecke, Cochlea, besteht ebenso wie das Ge¬
häuse des gleichnamigen Tieres aus zwei und einer halben Win-
dung, von denen die letztere kuppelförmig mittels der sogen
Sehne ckenkuppel, Cupula, endigt. Das Knochenstück,
um welches die windtmgen nerumlaufen, wird als Spindel,
Modiolus, bezeichnet. Der Teil, xun welchen die erste Windung
herutnläuft, heisst Basis modioli, diejenige der zweiten Windung
das Säulchen, Columella, derjenige Teil des Modiolus end-
lich,wetcher der halben dritten Schneckenwindung entspricht, die
Spitze, Apex s. Lamina modioli. Da die Apex . modioU in
Ihrem obersten AOschnme nur ein dünnes Knochenplättchen bil¬
det, welches nach Art eines halbierten Trichters gebogen ist, hat
man das letztere auch als Infundibulum s. Scyphus Vieussenii be-
zeichnet. Die Schnecke ist mm in ihrer natürlichen Lage derart
auf die Kante gestellt,, dass der Modiolus in der Flucht des in¬
neren Gehörganges gelegen ist. Ihre Kuppel grenzt an den oberen
Teil der knöchernen Tuba Eustachii. Ihre erste Windung, Basis
eochleae, ist dagegen derart dem inneren Gehörgange zugekehrt,
dass die Basis modioli direkt den Grund des letzteren bildet. Da
in den Grund des Gehörganges die Zweige des N. acusticus ein-
treten, so muss die Basis modioli (vom uehofgailU aus ueselieii) '
am macerierten Schädel von einer Anzahl von feinen Öffnungen
durchlöchert erscheinen. Der vordere untere Abschnitt des Grun¬
des ist ein kreisförmiges Feld von feinen Löchern, Fossa eri- _
brosa eochleae, in deren Mitte eine grössere centrale Öffnung Fo-
ramen centrale eochleae, gelegen ist. Der Rand der Fossa cribrosa
eochleae geht entsprechend den Windungen der Schnecke in einen
weiteren, spiraligen Längszug von feinen Öffnungen über, den
man als Tractus spiralis Joraniivulenti^ bezeichnet'). Der Bin¬
nenraum der Schnecke ist durch eine dem Laufe der Schnecken¬
windungen folgende, jedoch nur zum Teil knöcherne (Laminajpi-
ralis ossea), verticale Scheidewand in zwei Hälften geschieden,
von denen man die eine als Vorhofstreppe, Scala vestibuli,
die andere als P a u k e n t r e p p e , Scala tympani, bezeichnet (s.
Fig. 45). Die Scala vestibuli ist so benannnt, weil sie die im-
^) Ausser den eben genannten Öffnungen sind im Grunde des inneren
Gehörganges noch: a) vorn oben die Eintrittsöffnung /für den N. /acialis,
b) hinten mehrere Gruppen feiner Öffnungen für Zweige des M vestibularis
vorhanden.
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733
mittelbare Fortsetzung des Vestibulum bildet. JDie Scala tympaöi
ist mit ihrem imtersten Abschnitte jedoch schon unter dem Boden
des ^^ySüBühm^^TegenJ ihre laterale Wand entspricht hier dem
Promontorium, ihr hinteres, blindes Ende der Fenestra cochleae, ^
welche durch eine dünne, bindegewebige Haut, Membrana tymtani
secundaria, verschlossen ist. In der Nähe der Fenestra cochleae
geht aus diesem Anfangstücke der Scala tympani dtr ÄQuaeducius
cochleae hervor, welcher alsdann in nahezu transversaler Rich¬
tung nach unten und medianwärts zieht. Aus dem Gesagten geht
hervor, dass der (horizontal gelegene) Boden des Vestibulum zu¬
nächst die Scheidewand zwischen dem Vestibulum tmd dem An¬
fangsteile der Scala tympani bildet. Der Boden des Vestibulum
setzt sich weiterhin continuierlich in die Scheidewand zwischen
der Scala tympani und der Scala vestibuli fort: diese Scheide¬
wand geht jedoch sehr bald aus der horizontalen in die verticale
Stellung über, so dass weiterhin die Scala vestibuli lateral
(besser gesagt vom), die Scala tympani medial (besser hinten)
gelegen ist. Die Scheidewand wird zunächst in der ganzen
Schnecke durch die Lamina spirälis ossea gebildet, ein Knochen¬
plättchen, welches längs der dem Modiolus zugekehrten Seite
der Schneckenwand den Schneckenwindüngen folgend, also spi¬
ralig bis zur Schneckenkuppel in die Hphe läuft und dort mittels
eines hakenförmigen Vorsprunges, des Hamulus osseus cocMeae,
endigt. Die vollständige Scheidung der Schnecke in die beiden
Scalae wird jedoch erst durch eine Haut, die Membrana basüaris
oder Lamina spirälis membranacea, bewirkt, welche von der La¬
mina spirälis ossea zur entgegengesetzten Wand zieht und sich
daselbst an einem zweiten, kleineren, spiraligen Knochenplättchen,
der Lamina spirälis secundaria, festsetzt. Nur an einer Stelle ccmi-
municieren die Scala tympani und die Scala vestibuli durch eine
Öffnung miteinander, welche sich in der Schneckenkuppel befindet
und als Schneckenloch, Hdwcöircim, ^bezdcFnet~ wird.
Das Schneckenloch ist zwischen dein~HärauIus osseus cochleae
und der dem Modiolus angrenzenden Seite der Schneckenwand
gelegen.
b) Das häutige Labyrinth.
Das häutige Labyrinth besteht aus den beiden
Vorhofsäckchen, aus den häutigen Bogengän¬
gen und aus dem Schneckenkanal, welches entsprechend
den gleichnamigen Teilen des knöchernen Labyrinthes gelegen
sind. Die beiden Vorhofsäckchen werden von einander
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734
als der grössere Utrictdus s. Sacculus ellipticus und der
kleinere Sacculus s. Sacculus sphaericus unterschieden, ln
ihrer Lage entsprechen sie den gleichnamigen Recessus des Vesti-
bulum. Die beiden Vorho^ckchen stehen untereinanckr nicht im
direkter Communication, wohl aber in indirekter^ insOfmr~aus
jedem ein kurzer Schenkel hervorgeht, welche sich beide zu einem
blind endigenden, in dem Aqiuaeductus vestibu 1 i
liegenden Kanälchen, dem Ductus utriculosaccularis s. Recessus la-~
byrinthi (s. Fig. 44), vereinigen. Das blinde Ende dieses Ductus
endolympathicus tritt sogar bis zur Dura mater heran" und T?ildeF~
zwischen den beiden Schicht^ der letzteren eine sackartige kleine
Anschwellung, welche man als Saccus endolymphaticus (Böttcher-
blindsaci
Fig, 44.
Das häutige Labyrinth (schematisch). Nach HENLE.
Cotugno’schen Raum) bezeichnet hat. Aus dem Utriculus gehen
die drei häutigen Boge n g ä n g e hervor, welche ebenso
wie die knöchernen an dem einen Eni^ eine weitere Anfangstelle,
Ampulla, besitzen. Der Sacculus geht durch einen kurzen Verbin¬
dungskanal, den H e n s e n’s c h'e'n Ductus s. Canalis reu-
niens, in den Ductus cochlearis über. Der Schneckenk ali'äT7
Ductus T^nalis cochiearis, hat auf dem Querschnitte eine drei¬
seitige Form und muss in der Scala vestibuli gelegen sein,
da derselbe durch den Ductus reuniens mit dem S>accuius zusam-
menhängt, welcher ja im Vestibulum liegt. An den beiden Enden
dieses Kanales befindet sich je eine blinde Anschwellimg, von
welchen man die in das Vestibulum hineinragende Vorhof-
b 1 i n d s a c k, Caecum vestibuläre, die in der Schneckenkuppel ge-
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735
legene Kuppelblindsack, Caeeum cutndare, genannt hat
(cf. Fig. 44). Die drei Wände des uuctus cochieans werden ge¬
bildet: 1) von d&x Lamina basilaris (Lamina spiralis ossea mem-
branacea), 2) von der Wand der Scala vestibuli, bezw.
dem Lig. spirale cochleae, 3) von der sog. Reissner’schen ^
Membran, Membrana vestibularis, welche von der Irmina spi¬
ralis ossea entspring und schräg zur gegenüberliegenden Wand
zieht, indem sie sozusagetT ein ShicÜ ~der "Scala ~ vestibuli
Gunsten des Ductus cochlearis abschneidet.
Während jedoch dieMembrana Reissneri von der Lamina spiralis
ossea dort entspringt, wo die letztere mit der knöchernen Wand des
Labyrinthes zusammenstösst, heftet sich die Lamina membranacea an
den freien Rand derLamina ossea, sö dass die erstere gewissermassen
die Fortsetzung der letzteren bildet. Die ganze zwischen den Ansatz¬
stellen dieser beiden Membranen gelegene, der Scala vestibuli zuge¬
wandte (vestibuläre) Fläche derLamina ossea ist nun durch derbfase¬
rige bindegewebige Auflagerungen ganz beträchtlich verdickt undwird
als Limbus spiralis bezeichnet. Dä:~~L i m b u s spiralis ver¬
jüngt sich weiterhin zu einer Art ^^^^^aSwmvestiUilai^^)'' an
welche sich unmittelbar die später zu betrachtende Membrana
tectoria anschliesst. Hier (gegen das Labium vestibuläre hin) wird
die Oberfläche des Limbus von eigentümlichen abgeplatteten neben¬
einanderstehenden Leisten tHuschke’sche Hörzähne), weiter ein¬
wärts von k^elförmigen Warzen mit nach oben gerichteter Basis
gebildet. Zwischen den Leisten und Warzen befinden sich tiefe
Furchen. "Alle drei sind von Epithel bekleidet, welches in den
Tiefen höher, auf (1^ Warzen und Zähnen abgeplattet ist. Diese
Gebilde haben die morphologische Bedeutung von Hautpapillen.
Die MembranaReissneri ist ein zartes, fast structurloses
Häutchen, welches im Ductus cochlearis von Epithel-, aussen von
Endothelzellen bekleidet ist. Das Ligamentum spirale
endlich stellt eine bedeutende halbmondtörmige Verstärkung d^
Periostes der lateralen SHineckenwari3''dar,'Tn welche ’dle'Lamina
"Säinäris gewissennassen ausstrahlt. Hauptsächlich im Bereiche
desT)uctus cochlearis ist ferner das Ligamentum spirale über¬
zogen von einer weichen, äusserst gefässreichen Schicht (Stria
vascularis)^ ^Iche gegen den Ductus cochlwris hin mit einer
Epithellaj[e abschliesst. Die Gefässe wölben die Stria vascularis
an manchen Hellen vor: eine besonders vorspringende Partie,
Prominentia spiralis (cf. Fig. 45), wird durch ein grösseres Ge*
fäss bedingt, welches daher auch als Vas prominens bezeichnet
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736
wird.^ Diese Oefässe sind dazu bestimmt, die Endolymphe für den
^ Ductus cochlearis abzusondern.
Der N. acusticus tntt mit~seinen Zweigen durch die oben
erwähnten Maculae cribrosa^fn das Vestibulum und die Bogen-
Dritte Schneckenwindung
Scala vestibuli
Membrana Reissneri ^
Stria' '
^ vascularis
Ductus cochlearis
Membrana tecforia
Limbus spiralis,
J CorMsches Organ\
^ Lamina spiralis j
ossea membranacea
Erste Schneckenwindung
Fig. 45.
Querschnitt durch die zweite Schneckenwindung (vergrössert).
gänge, durch die Lamina spiralis ossea in die Schncf-ke hinein.
Die zum Vestibulum ziehenden Zweige bilden noch innerhalb des
inneren Gehörganges eine mit Ganglienzellen durchsetzte An¬
schwellung, Gamlion vestibuläre s. Intumescentia ganglioformis
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737
Scarpae (s. S. 474). Auch in die für die Schnecke bestimmten i
Zweige sind kurz vor ihrem Eintritt in die Lamina spiralis ossea
zahlreiche Ganglienzellen eingelagert, deren Gesamtheit man alsi
Ganglion spirale oder Habenula ganglionaris bezeichnet. Im Obri-
gen sind die Endorgane des N. acustious in den verschiedenen
Abschnitten des häutigen Labyrinthes von verschiedener Be¬
schaffenheit.
In den beiden Vorhofsäckchen findet sich an
der EintriWstelle der Acusiicusotweige eine verdickte Partie, die
sogen. Macula acustica vor. Die Verdickung ist dadurch gebildet,
dass die. Epithelzellen, welche sonst an der Innenwand der bei-
Jnnerc
Äussere
f PFeilerzcIlc
I Hörzelle
Pfeilerzelle
Spiralstrang
<quepgctPofFen)
Lamina rehcularis
Hensensche
Claudius'sche
Zellen
CorhscherTunnel
mi h
^ Tunnels^pänge
Nervus cochlearis
Membrana basilaris
Tympanale BelegschichF
DeiFers'sche Zellen
NueTscher Raum
Fig. 46.
Querschnitt durch das Gort i’s che Organ.
den Säckchen platt und polygonal sind, an der Stelle der Macula
acustica zu höheren Cvlinderzejlen werden. Zwischen diesen Cy-
linderepithelien finden sich dann an der Macula acustica aber
auch noch andere, mehr stäbchenförmige Zellen, welche an der
freien Oberfläche mit kurzen Härchen, den sogen. Hörhaaren, be¬
setzt sind und daher als Hörzellen bezeichnet werden. Aul
der Macula acustica liegt in den beiden Säckchen ein eigentiTm- _ . '■
liches feines Pulver, dessen Körnchen aus Krystallen von kohlen-
saurem Kalk bestehen und Otocmia oder O t h p 1 i then genannt
werden. Beim Zustandekommen- der -Gehörempfindung scheinen .i,, uc
die Otholitl^n .direkLdie-Hörhaare zu percutieren, wenn die in den-^«-'- c.(.. -I.
SäcKen befindliche Endolymphe in &hwingungen versetzt wird. "
Br 0 es ike, Anatomie. 9. Anfl. 47
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738
In den Ampullen der Bo[?engänge findet sich
ebenfalls ein" acuafsclies Endorgnn in Ocstalt einer queren
Erhabenheit, der Crista acustica, welche im Übrigen ziemlich die¬
selbe StructuV wie die MaciiTJracustica der Vorhofsäckchen zeigt;
nur pflegen in den Ampullen die Otholithen zu fehlen.
Lien compliciertesten Bau zeigt jedoch der a c u s t i s c h c
Endapparat des Ductus cochlearis, das sog.
Corti’sche Organ, Organon spirale, welches der Membrana
basilaris aufsitzt, indem es in das Lumen des Ductus cochlearis
hineinragt (s. Fig. 45 und 46). Das Corti’sche Organ (auf dem
Querschnitte betrachtet) besteht zunächst in seinem centralen Teile
aus zwei pfeilerartigen Stützzellen, dem inneren und dem
äusseren Corti’schen Pfeiler (Gehörstäbchen, BaciUi
acustici, von HENLE), welche der Membrana basilaris breit aufsitzen
und mit ihren oberen, einander zugeneigten Endstücken gelenk-
articT ineinandergryifer^ le zwei miteinander verbundene Pfeiler
bilden zusammen einen Corti’schen Bogen. Die Mem¬
brana basilaris, der sogen, innere und äussere uorti'sche Pfeiler
begrenzen zusammen eine Art von dreiseitigem Tunnel (C o r t i-
schen Tunnel), dessen Basis von der Membrana basilaris,
dessen beide Seiten von den Corti’schen Pfeilern gebildet werden.
Die Basisecken dieses Tunnels werden von je einer kurzen, an der
einen Seite concaven Zelle, ^ sogen. Bodenzelle (HßNLE), aus¬
gerundet. Nach neuerer Ansicht ist die Bbdenzelle~ titir~dä~ proto¬
plasmareiche, nicht in ein starres Gebilde umgewandelte Teil der
Pfeilerzelle. An deni inneren wie an den äusseren CortPschen
Pfeiler schliessen sich nun die Hör z e 1 1 e n oder H a r z e 1 1 e n
an, cylindrische Zellen^ welche mit ihrem abgerundeten untereo^^
Ende nur bis etwa zur Mitte der Höhe der Corti’scben
Pfeiler reichen und an ihrem oberen mit feinen Härchen besetz¬
ten Ende durch die Zawiwa rdicularis, (s.-W^u.X -getragen werden.
An^ie innere Pfeiierzelle grenzt nur eine einfache (innere Hör-
zelle), an die äussere Pfeilerzelle eine vierfache Schicht dieser Hör¬
zellen (äussere Hörzellen). Doch werden auch die Hörzellen wie-
derum durch besondere S t ü t z z e 1 1 e n getragen. Die zwischen
den vier Reihen der äusseren Hörzellen ^legenen, durch be¬
sondere Länge ausgezeichneten Stützzellen hat man auch als D e i-
t e r s ’s c h ^^TeTI len bezeichnet. Sie bestehen aus einem unte-
ren breiteren Abschnitte und einem oberen sclmiä!ereDL_Absduiitte,
von denen der letztere tPhalangenfortsatz) neben den
äusseren Hörzellen liegt. Die Bezeichnung Phalangenfortsatz be-
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739
zieht sich darauf, dass derselbe beim Übergange in die Lamina
reticularis zu einem fingergliedätuilichen Fortsatze (P h a 1 a n g e)
anschwillt, welcher rechtwinkelig umbiegend in die Lamina reti-
cularis übergeht; ja man kann eigentlich sagen, dass die~gänze
Lamina reticularis sich aus den Phalangen sämtlicher Deiters-
sehen Zellen zusammensetzt, welche sich hier mehr in der
Flächenrichtung ausbreiten. Nach aussen von den Stütz- und Hör¬
zellen wird das Epithel allmählich niedriger, die nächsten noch
hohen Zellen werden H e n s e n ’s c h e, die darauf folgenden
C 1 a u d i u s ’s c h e Zellen genannt. Auf allen äusseren Hör-
und Stützzellen liegt die bereits erwähnte Lamina reticu¬
laris, welche jedoch, wie bereits vorhin geschildert, kein selb¬
ständiges Gebilde ist; sie ist zwischen den Ansaty-stpllpn Her Pha¬
langen durch die Hörhaare unterbrochen. Oberhalb des Corti-
schen Organes liegt endrich n6cE”'die" bereits S. 735 erwähnte
eigentümliche, aus verschiedenen Schichten von feinen Fasern be¬
stehende Membrana tedoria oder Corti’sche Membran,
welche mit dem einen Ende an den Limbus spiralis befestigt ist,
während das andere Ende frei in das Lumen des Ductus coch-
learis hineinragt. Wie es scheint, hat auch diese Membran die
Bestimmung, die Oehörsempfindung dadurch hervorzubringen,
dass sie Härchen der Hörzellen direkt percutiert, wenn sie durch
die ha Labyrinthwasser verlaufenden Schallwellen in Schwingun¬
gen versetzt worden ist. Nach anderer Version soll sie als ein
Dämpfungsapparat wirken. Neben dem Corti’schen Tunnel findet
man noch kleine Räume in der Nähe und zwischen den Hörzellen.
An den inneren Hörzellen werden sie innereinterepithe-
Haie Räume genannt, an den äusseren äussere inter¬
epitheliale oder Nuel’sche Räume. Die Nerven
verlaufen im Corti’schen Organe zum Teil spiralig, zum Teil
radiär. Solcher Spiralstränge sind in Fig. 46 fünf
quergetroffen; ausserdem sieht man aber auch radiäre Fasern
(T unnelstränge) durch den Tunnel gehen. Ob die Nerven
intra- oder pericellulär enden, ist noch imentschieden. Während
somit die vestibuläre, d. h. im Ductus cochlearis gelegoie Fläche
der Membrana basilaris einen sehr complicierten Bau zeigt, ist
die tympanale Bekleidung einfacher gebaut. Sie be¬
steht aus einer Bindegewebschicht mit zahlreichen Bindegeweb-
zellen und zeigt gewöhnlich dicht unter dem Corti’schen Tunnel ein
grösseres capilläres Gefäss (Fas spirale)-
Die Schallwellen müssen somit im Gehörorgane fol-
47*
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740
genden Weg nehmen. Vom Trommelfell aus gehen dieselben durch
die Kette der Gehörhnöchelchen zur Fenestra vestibuli und ge¬
langen durch die letzteren in das Vestibuliun des knöchernen La¬
byrinthes. Aus dem Vestibulum weiterziehend verlaufen sie durch
die ganze Scala vestibuli, den Windungen der Schnecke aufwärts
folgend, bis zu dem an der Schneckenkuppel gel^enen Helico-
trema. Durch das Helicotrema treten sie in die Scala tympani ein
und ziehen in der letzteren, den Schneckenwindungen abwärts
folgend, bis zu dem blinden, unterhalb des Vestibulum gelegenen
Ende der Scala tympani zurück, wo sie in die an der Fenestra
cochleae gelegene Membrana tympani sectmdaria anschlagen und
die letztere bei jedem Anprall nach der Paukenhöhle hin vor¬
wölben. Das Vorhandensein der Membrana tympani secundaria
ist deswegen notwendig, weil ohne dieselbe de im Labyrinthe
enthaltene Flüssigkeit überall vcm starren Wänden umschlossen
wäre und also durch die Schallwellen nicht in Schwingungen ge¬
raten könnte, da bekanntlich Flüssigkeiten im Wesentlichen in-
compressibler Natur sind. Da aber am Ende des Weges, den die
Scrhallwellen ndunen, die eben erwähnte Membran eingeschaltet
ist, so wird dieselbe stets in dem Masse ausweichen, als durch
den Druck des Steigbügels in der Flüssigkeit des Labyrinthes
Schwingungen erzeugt werden.
11. Das Geruchsorgan.
Zum Geruchsorgan rechnet man die äussere
Nase, Nasus extemus, und die innere Nase, Nasus internus:
letztere würde mit der sogen. Nasenhöhle identisch sein.
Die äussere Nase bildet eine Hervorragung in der Mitte des
Gesichtes, an welcher man das obere Ende oder die Nasen¬
wurzel, Badix nasi, das untere Ende oder die Nasen¬
spitze, Apex nasi, ferner den Nasenrücken, Dorsum nasi,
die S e i t e n w ä n d e, Latera nasi, und endlich die Nasen¬
flügel, Älae s. Pinnae nasi, unterscheidet. Mit der Aussenluft
steht die Nasenhöhle dtnch die äusseren Nasenöffnun¬
gen Nares exterr^e, in Communication, welche durch die
knorpelige Scheidewand, Septum cartilagineum nasi,
von einahder getrennt werden. Von der Seite eines jeden Nasen¬
flügels zieht ziun Mundwinkel der entsprechenden Seite eine
Furche (Sulcus nasolabicdis) abwärts, welche die seitliche Begren-
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741
zung der Oberlippe bildet. Als Stütze der äusseren Nase dienen
ausser den Nasenbeinen die Nasenknorpel, welche folgendermassen
bezeichnet werden. Zunächst wird das Septum cartilagdneum der
Nase durch den viereckigen Nasenscheidewand-
- k n o r p 1 dessen hintere
Ecke sich in den Winkel zwischen Vomer und Lamina perpendi-
cularis des Siebbeines einschiebt. Die Seitenwände der Nase wer¬
den in ihrem oberen Teile durch die beiden CartUagines nasi
trianguläres oder Seitenwand
gebildet, welche dreiseitige, in der Medianlinie verschmolzene
Knorpelstückchen darstellen, deren Basis an die Nasenbeine an¬
geheftet ist, während ihre Spitze nach abwärts zieht. Die Seiten¬
wandplatten sind constant mit dem Nasenscheidewandknorpel ver¬
schmolzen. Als Stütze für die Nasenflügel dienen halbmond¬
förmig gebogene, mit der Concavität abwärts gerichtete, am un¬
teren Rande der Nasenflügel gelegene Knorpelstreifen, die N a -
senflügelknorp einem
ausserdeintinaffl^iai^n cler Seiten-
wand der Nase mitunter noch andere kleine Knorpelstückchen,
die
s. sesamoideae. vor.
Während man den im Gebiete der beweglichen Nasenflügel
gelegenen Abschnitt der äusseren Nase auch als V o r h o f ,
Vestibulum nasi, bezeichnet, versteht man unter der Bezeichnung
Atrium den zweiten Abschnitt derselben, welcher sich nach
hinten bis etwa zum vorderen Ende der beiden unteren Muskeln
erstreckt. Vestibulum und Atrium werden durch eine bogen¬
förmige Leiste, Limen nasi, von einander abgegrenzt. Im obersten
Abschnitt des Atrium liegt der sogen. Agger nasi, ein Wulst
welcher gewissennassen eine Fortsetzung der mittleren Muschel
nach vorn darstellt und als Rudiment einer Muschel der Säuge¬
tiere (des sogen. NasoturUnale) betrachtet wird. Der dritte und,
hintere Abschnitt der Nasenhöhle, welcher die Muscheln enthält
und bis zu den Choanen reicht, kann als Cavum narium im
engeren Sinne bezeichnet werden. Mit dem letzteren hän¬
gen die sogenannten Nebenhöhlen zusammen, zu denen
man jederseits d^ Sinus frontalis, die Cellulae ethmoidales, den
Sinus sphenoidalis und den Sinus maxillaris rechnet. Die hintere
Grenze des Cavum narium, d. h. die Übergangsstelle in den
Schlund,, wird mitunter durch eine vertical verlaufende längliche
Erhöhung {Flieg nasopharmgea) abgegrenzt.
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742
Die knöchernen Wände des Cavum narium sind bereits ein¬
gehend Seite 73 — 76 beschrieben worden und ist hierüber daselbst
nachzulesen. Hier nicken nur ganz kurz noch einige Bemerkun¬
gen über die mit Schleimhaut überzogene laterale
Wand derselben hinzugefügt werden, wie sie in Fig 47 dargestellt
ist. Man sieht auf der letzteren zunächst die untere, mitt¬
lere und obere Nasenmuschel, von denen die erstere
am grössten, die letztere am kleinsten ist. Unterhalb einer jeden
von diesen drei Muscheln ist der entsprechende Nasengang gele¬
gen. Es ist dalbei zu beachten, dass nur der untere und mitt¬
lere Nasengang nach vom in das Atrium übergehen, wäh¬
rend der obere Nasengang nur einen kurzen schrägen Einschnitt
darstellt, dessen vorderes Ende kaum die vordere Hälfte der ganzen
Nasenhöhle erreicht. Zu den drei eben genannten Muscheln kommt
an dem Fig. 47 abgebildeten Präparate ausnahmsweise noch eine
sogenannte Concha suprema, welche nach hinten und oben von
der oberen Muschel gelegen ist; zwischen der Concha suprema
und Superior ist ebenfalls eine Art von Meatus narium supremus
gelegen. Hinter der Concha suprema sieht man alsdann die me-
dian durchschnittene Keilbeinhöhle, in deren vorn gelegener OBh~
nung (Foramen sühenoidale) eine Sonde steckt. Die letztere Öff¬
nung pfl^ für gewöhnlich in einer Höhe mit der oberen
Muschel zu liegen, wesw^en man auch vielfach die nicht ganz
correcte Angabe findet, dass jj|g];_§jgi^sghenoid^isjn^en oberen
Nasengang mündet. Richtiger wäre es zu sagen, dass die Öff¬
nung des Sinus in eine kleine Vertiefung (Äccesgj^
e i n m ü n d e t , welche zwischen der^CerelT
uschel und der vorderen Wand des Sinus sphenoidalis gelegen.
ish^^J^^^j^j^jjgrgi^Nagengangjnün^ dagegen (auf Fig 47 nicht
sichtbar! die- h i n t e r e n^t^^n i 1 1 1 e r e n Sieb bei n-
Zeilen.
ferner die mittlere Muschel ziun grössten Teil
weg, so sieht man am vorderen Ende des mittleren Nasenganges
eine halbmondförmige schmale Rinne, welche man als Infundibulum
s. Hiatus semüundris bezeichnet. Das Infundibulum wird vom
imd unten durch den yProcessws uncinatus des Siebbeines, oben
und hinten durch eine stark vorgewölbte Siebbeinzelle (Sulla eih-
moidalis) begrenzt, welche ebenso wie der Agger narium für ein
Rudiment einer Nasenmuschel angesehen wird, ln dem oberen
Ende des lnfuadi(juluni ist aup die M ü iLd u n
b e i nh Q h La, tcf. die Sonde in Fig. 47),_weiter untendag^^ü
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743
,-die H a Up t öf f n u n g_des_Ani^jlJlL_^^ m o r i yeiegen.
Sehr häufig sieht man naciniin!5r"TSr''Tler*Tefzleren’ in der
Schleimhaut noch ein kleines rundes Loch, welches ebenfalls in
die Highmorshöhle hineinführt und als accessorische
oder Nebenöffnung bezeichnet wird. Die Mündungen
der vorderen Sr ebbe i n z e 1 1 e n endlich sind oberhalb
und hinter der Bulla ethmoidalis gelegen. Nimmt man schliess¬
lich den vorderen Abschnitt der unteren Muschel hinweg, so
erblickt man diejijUer^öffni^igd^_^J[jJ^^J^yy^^^
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744
,jA£JLiJLaJ-L§-.- welcher bekanntlich vor der Augenh^le in den
unteren Nasengang hinabführt. Über die hier mitunter vor¬
handene VcUvula lacrimalis s. Hasneri ist S. 691 nachzusehen'.
Die Conimunicationen der Nasenhaupthöh¬
len, d. h. die Wege, welche aus der letzteren heraus oder in dieselbe
hineinführen, sind demgemäss folgende: 1) die Nasenlöcher
(jVam), welche von vorn her in die Nasenhöhle führen und aus
denen nicht selten kürzere oder längere Haare (Vibrissa^ zum
Schutze gegen etwa eindringende Insekten hervooragen; 2) die
hinteren Nasenöffnungen oder C h o a n e n , welche
in die Pars nasalis des Schlundes führen (cf. S. 578); 3) die
Mündung des Ductus nasolacrimalis am vor¬
deren Ende des unteren Nasenganges; 4) die Mündungen
des Sinus frontalis, des Sinus maxillaris und
der vorderen Ce llulae ethmoidales im mittleren
Nasengange; 5) dieMündung der hinteren Siebbein¬
zellen im oberen Nasengange; 6) die Mündung des
Sinus sphenoidalis im Recessus sphenoethmcüdalis, wel¬
cher, wie obOT erwähnt, direkt hinter der oberen Muschel
gelegen ist.
An ihrer Innenfläche ist die ganze Nasenhöhle von der N a-
senschleimhaut oder Schneider’schen Mem¬
bran (Membrana pituUaria s. Schneidert) überzogen, welche
allerdings in den verschiedenen Abschnitten der Nase eine ver¬
schiedene Beschaffenheit zeigt. Die Schleimhaut des V e s t i b u-
lum und Atrium nariumist mit geschichtetem Pflaster¬
epithel bekleidet und besitzt ein Substrat, welches sich ebenso wie
das Epithel in seinem Baue an die äussere Haut anschliesst und
an den Nasenlöchern mit vereinzelten kurzen steifen Haaren, Vi-
brissae, besetzt ist. Die Schleimhaut im Cavum narium os-
, s.e u m wird in eine Pars dfactoria und eine Pars respiraioria ein¬
geteilt. Die Pars olfactoria nimmt den obersten Abschnitt der
_ Nasenhöhle ein und_ei^p^ht dm Verbreitungsbezirke des Ner¬
vus olfactorius: sie reicht ebensowohl an der ^itenwand wie
am Septum narium bis in die Höhe des unteren Randes
der m i 1 1 1 e r e n M u s c hje 1 hinab. Den unterhalb dieser
Grenze befindlichen R^t def~ Haupthöhle bezeichnet man als
Pars respiraioria derselben. Die Nebenhöhlen haben wahr¬
scheinlich nur die Funktion, das Gewicht des Schädels zu ver¬
mindern. da sich in denselben Ausbreitungen des Nervus ol-
_Jactoriys.jnicJhLjdadmdM _
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745
Die Regio olfactoria und die Regio respiratoria sind bd
Tieren schon durch ihr« Aussehen deutlich unterschieden, indem
die Regio olfactoria stark gelblich erscheint, während die Regio
respiratoria das gewöhnliche rote Aussehen der Schleimhäute be-
, sitzt. Beim Menschen ist die gelbliche Färbung der Regio olfac¬
toria weit weniger auffallend.
In Bezug auf den' feineren Bau der Nasen¬
schleimhaut ist zu bemerken, dass die Regio respiratoria
und e^nso sämtliche Nebenhöhlen mit einem Fl i m m e r e~p i -
t h e 1 bekleidet sind, welches in der Haup:höhle nach hinten, in
den Nebenliöhlen nach, der Haupthöhle zu flimmen^
olfactoria ist dagegen mit hohlen, schlanken /
len ohne Flimmerhaarp heicfplflet welche ein
körniges Pigment enthalten, von dem wahrscheinlich die gelbe
Farbe dieser Partie herriihrt. Zwischen den Cvlinderzellep^^ |iecren ß
-die_R-Le.cJi.Z-e 1 1 e n . ^wejehe Spindelform besitzen. , ihdem ' sie ^
zwei einander entgegengesetztero^ätze zeigen, von denen der
eine, an der freien Oberfläche der Schleimhaut gelegene, ein Bün¬
del feiner divergierender Haare, die sogen.
trägt, während der andere in das Substrat eindringt und in eine
Olfactoriusfaser übergeht. Es ist unzweifelhaft, dass diese Art
von Zellen die Riechempfindung nach erfolgter Erregung der
Riechhaare vermittelt: die letzteren ragen frei in das Lumen der
Nasenhöhle hinein. Die imterste Lage des Epithels wird endlich
durch eine einfache Schicht von annähernd kegelförmigen Zellen
_Jf^^^L6i^[en^^Kbildet, welche ausserdem noch durch pro- 3
toplasmatische rortsatze zusammenhäi^en sollen. Die freie Ober¬
fläche des Epithels der Regio olfactoria ist mit einer glashellen
Membran, der sogen. Limitans olfactoria oder Brunn’schen
M e m b r a n , bekleideTT^etcBeTenT^Loaier besitzt, ^uT~denen
die Härchen der Riechzellen hervorschauen.
Das S u b s t r a t (dig^^W)^« der Nasenschleimhaut
ist hindy^fgYy’lj^gund in den Me^Smomen 3er Niasen sehr dünn,
obwohl es mit cTm Periost m einer einzigen Schicht verschmol-
zen ist. Erheblich stärker ist das Substrat in der Haupthöhle, be¬
sonders _stark_JlL.--d€r_JEars respiratoria _ und hier wieder am
stärksten an der unteren Muschel entwickelt. An der letzterenTsT"
es durch sehr starke Venenplexus ausgezeichnet, welche sehr
leicht ansch^llen und älsdaniT die Nasenhöhle völlig unwegsam
machen können. Dieser Blu^chtum der jintereiL-Musy^el muss
Mie Wirkling hahej^^ dass die eingf^tmpt«^ T.iift fi<|t|nell erwärmt. .
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sifh ffipwiHimlirh rifmiK»- _
imH hihiiinsf^ nriispn die B o w tn a n ’ s ch e D.P r Ü5fca- ,
vor, welche nach VON BRUNN pin —
Die Bildung des^^lijggjjgyj^Qjljg^soll nach HEIDENHAIN haupt-
Stande
kommen, welches zahlreich^Becncr^netr Tsan eimzin!^ enthäli
(s. S. 600). Doch besitzt auch die Regio respiratoria, insbeson¬
dere die untere Muschel, zahlreiche verästelte tubulöse Drüsen,
welche zum Teil Schleim, zum Teil Eiweis absondem. Nur die
Nebenhöhlen sind entweder drüsenlos oder höchstens mit verein¬
zelten kleinen Drüsen versehen. Nach VON BRUNN sind die letz¬
teren als seröse Drüsen anzusehen.
J. Das Geschmacksorgan
ist bereits bei der Beschreibung der Zunge abgehandelt worden,
weshalb auf jenen Abschnitt verwiesen werden kann.
K. Die äussere Haut.
Die äussere Haut Integumentum commune extemum, ist
im Vergleich zur Haut der Tiere haararm, weich und elastisch;
sie besitzt, wenigstens bei normal genährten Individuen, eine fett¬
reiche Unterlage, deren Dicke man am besten auf die Weise
taxieren kann, dass man eine Hautfalte zwischen die Finger
nimmt. Dergleichen Falten sind ausserordentlich leicht, besonders
an der Haut des Rückens, der Brust, des Bauches und desScro-
tum zu erheben. An anderen Stellen, z. B. an der Hohlhand, an
der Fussohle, an der Eichel des Penis und an der Kopfhaut, ist
dagegen die Haut so fest mit der Unterlage verwachsen, dass
sich keine Falte ahhehen _lässt. _ Als natürliche Falten
der H^J sind die Ohrläppchen, die Vorhaut und die grossen
Schamlippen zu betrachten. Die Lippen, die Augenlider und die"
Nasenflügel sind Reine ergehtlichen Hautfalten, weil in ihrem In¬
nern Muskeln und Knorpel eingeschlossen sind. Die Farbe
der Haut ist bei den weissen Rassen eigentlich ein helles
Gelb, welches häufig mit einer Nuance von Rot durchsetzt ist.
Die gelbliche Farbe rührt von der Epidermis her, da die Cutis
_2äemlich rein weiss ist, während, das Rot von den diurchschei-
nenden Blutgefässen herstammt. Bei den pigmentierten Rassen ist
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747
in der tiefsten Schicht der Epidermis Pigment in grösseren oder
geringeren Massen abgelagert. Doch finden sich auch bei jedem
menschlichen' Individuum normaler Weise stärker pigmentierte
Hautstellen vor. Solche Stellen sind z. B. die Brustwarze und
,die Haut der Genitalen; auch neben der Linea alba finden sich
mitunter stärkere Pigmentanhäufungen vor. Die normale Haut muss
eine gewisse Tuxgescenz besitzen, d. h. sich in gewissem
Grade prall und zugleich sammetartig weich anfühlen. Die sam¬
metartige Beschaffenheit derselben rüHrf daher, dass'^ich an ihrer
Oberfläche zahlreiche kleine Unebenheiten vorfinden. Bei cachec-
tischen Individuen ist die Haut schlaff, trocken und glanzlos.
Übermässig glänzend wird dieselbe bei stärkerer Spannung in
Folge der Ausgleichung der Unebenheiten, jt. B. bei' Entzündun¬
gen oder bei der Wassersucht, wo sie über die Norm ausgedehnt
ist. Die Haut ist sehr elastisch, was insofern von chinm-
gischer Wichtigkeit ist, als sich Hautlappen nach der Loslösung
stets erheblich zusammenziehen. Auch die Festigkeit derselben
ist eine beträchtliche, was am besten dadurch illustriert wird, dass
man an einem Hautstreifen von 4 cm Breite eine ganze Leiche
aufheben kann. Efer Übergang der Haut in die Schleimhäute ge-
schieht entweder unter Bildung einer scharfen Grenze, wie z. B.
an den Augenlidern und an der Afteröffnung, oder allmählich,
wie z. B. an den Genitalien. Man kann nun am Integumentum
commune externum erstens die Haut im engeren Sinne,
zweitens die Anhangsgebilde derselben xmterscheiden.
Die Haut im engeren Sinne besteht wiederum aus drei Schichten,
nämlich: 1) die Oberhaut {Epidermis); 2) die Lederhaut
oder eigentliche Ha ut(Cori«»ns. Cutis s. Dermal); 3) das
Unterhautbindegewebe oder Unterhautfettge¬
webe {Tela subcutanea s. Panniculus adiposus). Zu den An¬
hangsgebilden der Haut rechnet man; 1) die Haare mitden
Haarbalgdrü'sen; 2) die isolierten Talgdrü¬
sen; 3) die K n ä u e 1 d r ü s e n ; 4) die N ä g e 1 ; 5) die
Blutgefässe; 6) die Nerven; 7) die Muskeln.
1. Die Epidermis.
1. Die Oberhaut, Epidermis, kann man in drei Schichten
einteilen, welche, in der Richtung von innen nach aussen gerech-
1) Cutis kommt von x/ro^ (Sack oder Schlauch), Derma von depai
(abziehen) her. C o r i u m heisst Lederhaut, weil die Cutis durch Ein-
wirkung von Gerbsäure in Leder ^verwandelt \rä®in<ähn.
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I
748
k in I
*
net, folgendermassen heissen; 1) ^e Malpighi’sche
Schicht oder Schleimschicht \ Strt^um ^erminaiivunu,
welche der Unterhaut unmittelbar aufsitzt; 2) Ü b e r g a n g-
schicht; 3) die Hornschicht, Stratum comemn, welche
die freie Oberfläche der Haut bildet. Wenn sich durch irgend ein
Reizmittel an der Haut Blasen bilden, so bleibt nur die erste
Schicht zurück, während sich die beiden anderen Schichten ab¬
heben. Die Malpighi’sche Schicht kann man auch als aktive
Schicht bezeichnen, weil dieselbe einer Vermehrung ihrer zelligen
Elemente fähig ist, während die beiden anderen Schichten als
Schutzschichten aufgefasst werden müssen, da sie im Wesent-
^ liehen nur zur Bedeckung der darunter liegenden Teile dienen.
/. f'i / ■ . f u / 1. Die Malpighi’sche Schicht, Bete Medpighii,
setzt sich wieder aus zwei Lagen zusammen, von denen die am
/(' tiefsten gelegene aus Cvlinderzellen (Stratum cglindriatm)
besteht und die ganze Oberfläche der Cutis in einfachö' Lage be¬
kleidet. Hieran schUesst sich die sogen. Stachelzellen-
4/ s c h i c h t (S^rotMmdaitatMw), welche der vorigen unmittelbar auf-
sitzt und die Unebenheiten zwischen den Papillen ausfüllt. Letz¬
tere Lage ist aus Zellen zusammengesetzt, von denen eine jede
an ihrer Oberfläche eine Anzahl von stacheligen Fortsätzen be¬
sitzt, welche mit den Stacheln der Nachbarzellen in Verbindung
stehen. Diese dünnen Verbindungsbrücken zwischen den einzelnen
Zellen hat man als Inte rcellularbrücke:^ bezeichnet,
ln der Mitte besitzt jede Intercelluiarbrücke ein kleines Knötchen,
an welchem sie auseinander bricht^ wenn die einzelnen Zellen von
einander gelöst werden. Auch die Cylinderzellenschicht scheint
solche Intercellularbrücken oder Riffelfortsätze zu besitzen. Zwi¬
schen den Intercellularbrücken finden sich;^ Intercellular-
spalten, in denen Lymphe circuliert. Das Vorhandensein
dieser Intercellularspalten erklärt die Tatsache, dass sich so
ausserordentlich schnell so grosse Mengen von Lymphe ansam-
^ mein können, wie es bei der Blasenbildung der Haut geschieht.
2. Die Ü b e r g a ngss ch i c h t besteht aus zwei Doppel-
(\j schichten, nämlich erstens aus dem Stratum gramdosum (AUFHAM-
MER), welches der vorigen Schicht unmittelbar aufsitzt, und zwei-
-4 1 tens aus dem Stratum lucidum (OEHL), welches an die Homschicht
angrenzt. Das Stratum granulosum hat seinen Namen
daher, weil dasselbe aus mehr platten vollsaftigen Zellen besteht,
welche eine Anzahl von relativ grossen Körnchen enthalten, die
sich in Karmin sehr intensiv färben. WALDEYER sieht diese
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Körnchen als eine Vorstufe des Keratins an : wegen gewisser che¬
mischer Ähnlichkeiten mit dem sogen. Hyalin schlägt er für die
Substanz dieser Körnchen die Bezeichnong Keratohy a 1 i n
vor. Nach Ranvier sollen sie mit einem flüchtigen 01 (E 1 e i -
d i n) eine gewisse Ähnlichkeit haben. Übrigens findet sich diese
Substanz an verschiedenen Stellen des Körpers auch in anderen
Epithelzellen vor, wenn dieselben anfangen abzusterben. Das
Stratum lucidum hat seinen Namen daher, weil es auf
Querschnitten stark glänzend aussieht. Die Zeilen desselben sind
wahrscheinlich schon verhornt, besitzen jedoch noch Kerne und
sind noch nicht vollständig platt. Oft erscheinen dieselben senk¬
recht zur Hautoberfläche gestreift.
3. Die Hornschlicht (Stratum cor neum) besteht aus J- •
platten Zellen, welche jedoch keine Kerne mehr besitzen und das
Aussehen vcwi zerknitterten Schüppchen haben. In dieser Schicht
hat sich das Protoplasma der Zeilen in Hornsubstanz
(Keratin) verwandelt, welche einerseits wegen ihrer grossen
Festigkeit zum Schutz des Körpers besonders geeignet ist, anderer¬
seits dem letzteren als schlechter Wärmeleiter Dienste leistet.
Dem Keratin ist sein relativ grosser Gehalt an Schwefel (0,5—8% )
eigentümlich. Gegen Säuren ist das Keratin sehr widerstands¬
fähig. ln Lösungen von Kali- oder Natronlauge dagegen hellen
sich die verhornten Epidermiszellen auf, indem sie mehr und mehr
aufquellen und sich zuletzt vollständig auflösen. Hierauf beruht
auch die Verwendung der Seifei7<Iürch wfldie die obersten Epi-
dermisschichten aufgeweicht und weggenommen werden.
2. DasCorium.
An der Lederhaut, Corium s. Cutis, unterscheidet man
zwei Lagen, nämlich das in der Tiefe gelegene Stratum reüctilare, ;
(Tunica nropria) und das oberflächliche Corpus JoßpiUare^ Das
Stratum reticulare besteht aus Faserbündeln von derbem
fibrillärem Bind^webe, welche sich ziemlich regelmässig und
nahezu rechtwinkelig durchkreuzen und zwischen denen sich zahl¬
reiche elastische Fasernetze vorfinden. Das Corpus papil¬
läre ist deswegen so bezeichnet, weil es sich aus den H a u t -
p a p i 1 1 e n , Papillae, zusammensetzt, d. h. zuckerhutähnlichen
Hervorragungen der Cutisoberfläche, welche derartig in der Epi¬
dermis stecken, dass die unterste Schicht der letzteren, abgezogen
und von unten betrachtet, den Eindruck eines Netzes (Rete Mal-
pighii) macht. Die Grundsubstanz des Corpus s. Stratum papil-
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lare ist nur undeutlich faserig und von zahlreichen Rundzellen
durchsetzt. Eine iedfe Papille enthält nun entweder eine Capillar-
schlinge oder ein Tastkörperchen, so dass man Gefass- luid
Tastpapillen voneinander unterscheiden muss. Hierbei muss
jedoch bemerkt werden, dass nach den Resultaten neuerer, Injec-
tionen auch die Tastpapillen eine allerdings sehr kleine Blutgefäss*
schlinge enthalten. An den Fingerspitzen hat man auf 300 Ge-
fässpapillen 80 bis 90 Tastpapdllen zu rechnen; in anderen Regi¬
onen pflegen jedoch die Gefässpapillen die Tastpapillen an Zahl
noch erheblicher zu übertreffen. Nicht selten läuft eine einzelne
Papille in mehrere Spitzen aus, weswegen man von einfachen
und zusammengesetzten Papillen spricht. Meistens sind die Pa¬
pillen in kleineren Gruppen um die Mündung der Schweissdrüsen
angeordnet, welche letztere sich wiederum reihenweise auf der
Höhe von kleinen Leistchen finden, die man an der Hohlhand
und Fusssohle, durch feine Furchen getrennt, .bereits mit blossem
Auge deutlich wahrnehmen kann.
ii DieTelasubcutanea.
Das Unterhautbinde- oder Unterhautfett¬
gewebe, Tela subcutanaea s. Panniculus adiposus, besteht aus
einem Gerüst von lockerem Bindegewebe, welches grosse kugelige
Feltzellen in grösserer oder geringerer Menge enthält. Die letz¬
teren sind in Form von kleinen Läppchen angeordnet, welche
man als Fettträubchen oder F e 1 1 a c i n i bezeichnet. An
verschiedenen Stellen des menschlichen Körpers, wie z. B. in der
Augenhöhle und an dem sog. Bichat’schen Fettklumpen (s. S. 88),
bleibt das Fett selbst dann noch erhalten, wenn das betreffende
Individuum im Zustande völligster Abmagerung gestorben ist.
An anderen Stellen besitzt die Tela subcutanea niemals Fett, so
z. B. an den Augenlidern, an derconcaven Seite der Ohrmuscheln,
an der Haut des Penis und des Scrotum. An der Hohlhand und
der Fussohle findet sich insofern eine besondere Einrichtui^ vor,
~ils dort das Fett~^w[^ermassen zwischen die fibrösen Stränge
eingepresst ist, welche die Äponeurosis palmaris und plantaris
~~mir'ger Cutis verbinden.' ^
4. D a s H a a r.
Das Haar tritt am menschlichen Körper in zwei Formen
auf, welche man als die gewöhnlichen Haare (Owes)
und das F 1 a ü m h a a x_(Lani^o) unterscheidet. Diegewötuiiicfien~
Haare bezeichnet man wiederum je nach ihrem Sitze als Kopf-
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haar {Capilli s. Crines capitis), als Barthaar (Barba), als Augen-
brauen (Supercilia), als Augenwimpern {Cüia), als Vibrissae (die
feinen Härchen im V^estibulum narium), als Tragi (die teinen
Härchen in der Nähe des äusseren Uehörganges), als Hirct
(die Haare in der Achselhöhle), endlich als Pubes (das Scham¬
haar). Die Kopfhaare stehen in kleinen Gruppen zu zweien,
dreien und vieren zusammen und besitzen ebenso wie das Flaum¬
haar einen nahezu kreisförmigen Querschnitt. Im fötalen Lebens¬
alter ist die ganze Oberfläche des Körpers nur mk dem weichen
Flaumhaar bedeckt. Doch wird das letztere zum Teil schon im
ersten Lebensjahre, zum Teil erst während der Geschlechtsreife
durch bleibendes Haar ersetzt.
Unter der Bezeichnimg „Gesamthaar“ versteht man
nicht allein das eigentliche, aus verhornten Zellen bestehende
Haar, sondern fasst darunter folgende Gebilde zusammen: 1) das
einzelne Haar im engeren Sinne; 2) die innereWur-
zelscheide; 3) die äussere Wurzelscheide; 4) den
H a a r b a 1 g mit der Haarpapille. Als accessori-
sehe Bestandteile des Gesamthaares kommen dazu noch
die Talgdrüsen (die sogen. Haarbalgdrüsen), die H a a r -
balgmuskeln, die Blut- und Lymphgefässe, end¬
lich die Nerven des Haares, so dass also das Gesamthaar
ein sehr compliciertes Organ darstellt.
An dem Haar im engeren Sinne, Film., unter¬
scheidet man das unterste, kolbig angeschwollene Ende, die
Haarzwiebel (Bulbus _piliy. über demselben — zum Teil
noch unter, zum Teil schon über der Haut gelegen — eine ein¬
geschnürte Stelle, den Hals des Haares {Collum pili); endlich den
über der Haut gelegenen Haarschaft (Srapus pili); welcher
bei unbeschnittenen Haaren in eine feine Spitze {Apex pili) aus-
läuft. Den ganzen in der Haut steckenden Teil des Haares hat
man als Haarwurzel (Radix pili) bezeichnet. Der Bulbus
pili ist entweder nach Art eines Flaschenbodens ausgehöhlt (er
bildet den Haar knopf von Henle oder die sc^en. H oh 1-
w u r z e 11 oder er endigt besenartig aufgefasert (als Kolben
von Henle oder . V o 1 1 w u r z e 1). Die besenartige Vollwurzel
soll sich nur bei absterbenden Haaren vorfinden, in welchem Falle
sich das Haar von der Papille löst und allmählich aufwärts rückt.
Durch Zählungen hat man constatiert, dass das einzelne Haar zu-
erst etwa 30 Tage lang eine Hohlwurzel besitzt ühff dann etwa “
100 Tage lang mit einer VollwuFzervefselien ist, 'so ■da^''dässglt>&
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752
also auch noch im absterbenden Zustande längere Zeit in dem
Haarbalg zu verweilen scheint. An dem einzelnen Haare imter-
scheidet man ferner folgende Schichten: 1) das Oberhäut-
- c h e n oder die Cuticula: 2) die Rinde des Haares; 3) das
Haarmark. Die Cuticula besteht aus dachziegelartig über
einander gelagerten Schüppchen, welche mit den überstehenden
Enden nach der Spitze des Haares gerichtet sind, so dass man
auch bei abgeschnittenen Haaren durch die microscopisdie Unter¬
suchung bestimmen kann, wo sich das untere Ende derselben be¬
findet. Die Schuppen der Cuticula sind verhornte, kernlose, glas¬
helle Epidermiszellen, welche durch Kochen in verdünnter Schwefel¬
säure isoliert werden können. Die R i n e besteht aus verhorn-
ten, langen, spindelförmigen Zellen, welche nach der Wurzel hin
allmählich kürzer und dicker werden und im Bulbus pili noch
einen deutlichen Kern besitzen. J)as Mark besteht aus polygo-
nalen Zellen, welche eine grosse Menge von Keratohyaiin in~
ihrem Innern führen. Am oberen Ende des Haares sehen die
Markzellen wie ausgetrocknet und geschrumpft aus: zwischen
ihnen befinden sich, wenigstens beim Menschen, Luftspalten, wäh¬
rend bei einzelnen Tieren, wie z. B. den Gemsen, che Markzellen
gross und blasig aussehen und in ihrem Innern die Luft
beherbergen.
Die inner e _W u r ze 1 scheide des Haares liegt der
Haarwurzel unmittelbar an und besteht aus di^ei Schichten, näm¬
lich :_Jj_aus_de£^^h^i^jj^uJXLMj_ai_ welche mit Zähnen
zwischen die Zähne der Haarcuticula eingreift und dieselbe Struc-
rur wie die letztere besitzt; 2) nach aussen von derselben aus
der sogen. Huxlev*schen Schicht, welche aus kernhalti¬
gen cylindrischen Zellen zusammengesetzt ist; 3) nach aussen von
der letzteren aus der sogen. H e n 1 e ’s c h Vh Schicht, welche
aus kernlosen platten Zellen b^teht, die auf Zusatz von Essig-
säure von einander platzen. Die zwischen diesen platten Zellen
entstehenden Löcher sind früher fälschlich für Kerne gehalten
worden.
_ 3. Diei äussere Wurzelscheide besteht: 1) am
meisten nach innen aus der Binnenzellen ^ h i c h t, einer
einfachen Lage von vollsaftigen platten Epithelien, welche sich
ähnlich wie das Stratum granulosum von AUFHAMMER ziemlich
intensiv in Karmin färben 2) aus einer Schicht von Riff- oder
Stachelzellen, ähnlich wie in der Schleimschicht; 3) aus
einer. Cylinderze IJ e n s^ h i c h ^ welche ebenfalls vollsfän-
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dig derjenigen des Rete Malpighii analog ist. Die äussere Wur¬
zelscheide ist somit als identisch mit den tieferen Schichten der
Epidermis aufzufassen.
4. An dem H a a r b a 1 g, FoUictdus päi, unterscheidet man
1) die H a a r p a p i 1 1 e^ auf welcher der Bulbus pili mit seiner
flaschOTbodenförmigen Aushöhlimg aufsitzt; 2) den unteren er-
^iteden Teil oder Grund (Fundus) des HaärBilges; 3) den Hais
(Collum) des Haarbalges7welcEef'3eri”öbersten 'Teil desselben dar-
stellt. Im Übrigen besteht der Haarbalg aus einer inneren glas-'
hellen Haut, an welche sich zunächst eine Ringfase r-
Schicht und alsdann, am meisten nach aussen,~erhe Läh g s'-'~
f asersc h, i c h t v<mi gewöhnlichem Bindegewebe ] anschliesst.
Das Ergrauen des Haär^~ verschönt fist lmmer~cIie 'Qrien
und" berunt aut dem Schwund des Haarfarbstoffes oder
Pigmentes, welches sich erstens in gelöster imd zweitens in kör¬
niger Form in den Zellen der Haarrinde vorfinden kann. Die
gänzlich pigmentlosen Haare der albinotischen Individuen sehen
rein weiss aus. Das gelöste Pigment gibt dem Haar die flachs¬
blonde Farbe, das körnige die anderen Nüancen. Das Pigment
des Haares kann entweder in der ganzen Rinde oder, wie bei
gewissen Rassen, auch nur in der Peripherie derselben verteilt
sein. Doch kann ein Ergrauen auch bei pigmenthaltigen Haaren
dadurch zustande kommen, dass die Haarrinde von einer Anzahl
grösserer oder kleinerer Luftspalten durchsetzt wird, welche bei
auffallendem Licht grau oder weiss erscheinen.
Die accessorischen Bestandteile des Haares, wie z. B. die
Talgdrüsen etc., werden weiter unten besprochen werden. Nur
über die Nerven des Haares möge hier erwähnt sein, dass
sie bis in die Cvlinderzellenschicht der äü^ren' ”WüYzelsch€tde
eintreten. wo sie nach Merkel direkt in den Epfthelzellen endigen
sollen. Bei den Tast- oder Spürhaaren gewisser Tiere wird die¬
sen Nervenendigungen die Bedeutung von Tastapparaten zuge¬
sprochen. Nach der Ansicht anderer Autoren enden alle Nerven
an der Glashaut des Haares.
5. Die Nägel.
Die Nägel (üngues) sind kleine, gewölbte hornige Platten,
an welchen man den freien Rand, die Seitenränder,
dann den Nagelkörper, Corpus unguis, endlich den hinter-
Broosike. Anatomie. 9. Aufl. 48
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sten Teil, die Nagelwurzel, Badix unguis, untersdieidet.
Die Wurzel und die Seitenränder des Nagels liegen in dem sogen.
N a g e 1 f a 1 z, d. h. in einer rinnenförmigen Vertiefung der Haut,^
welche von dem N a g e 1 w a 1 1, Valium unguis, umwölbt wird.
Der hinterste Teil des Nagelfalzes bildet den sogen. Wurzelfalz,
während derjenige Teil desselben, in welchem die Seitenränder
stecken, als Seitenfalz bezeichnet wird. Derjenige Abschnitt der
Haut, auf welchem die untere Fläche des Nagels aufliegt, heisst
der Nagelboden oder das Nagelbett, Matrix unguis, und
besteht wie die übrige Epidermis atis einer deutlichen Schleim¬
schicht, Übergangsschicht oder Homschicht. Nur ist die Hom-
schicht wenig entwickelt und mit kernhaltigen Zellen versehen, so
dass man sie auch als ein stark ausgebildetes Stratum lucidum auf¬
fassen kann. Der hinterste Teil des Nagelbodens bildet die
Nagelmatrix, von weicher das Wachstum des Nagels aus¬
geht, welche jedoch von aussen her nicht sichtbar ist. An der
Nagelmatrix fehlt die Homschicht der Epidermis, und man kann
somit sagen, dass sich aus der hier befindlichen Spalte der letz¬
teren der Nagel bei seinem Wachstum herausschiebt. Die Cutis
des Nagelbettes ist an der Nagelmatrix mit gewöhnlichen
Gefässpapillen besetzt; weiter nach vom finden sich anstatt der
letzteren kleine, längs verlaufene Leistchen, Crisiae matricis,
welche zunächst noch an ihrer Oberfläche mit Papillen besetzt
sind. Der bei weitem grösste vordere Teil des Nagelbettes be¬
steht endlich aus papillenfreien Längsleisten, auf denen bei seinem
Wachstum der Nagel nach vom gleitet. An der Oberfläche des
Nagels sieht man schon mit blossem Auge die Längsstreifen,
welche den eben erwähnten Längsileisten entsprechen. An dem
hintersten, frei sichtbaren Teile des Nagels kann man ferner viel¬
fach eine reine weisse, halbmondförmige Stelle, die sogen. Lu-
n u 1 a . wahrnehmen, deren vorderer Rand die Grenze bildet, an
welcher die Papillen des Nagelbettes aufhören. Man nimmt an,~
dass die weisse Farbe der Lunula davon herrühre, dass an der-~
selben die Blutgefässe weniger zahlreich sind. Dass diese Er-
klärung” nicht äusreicht, geht aus der Tatsache hervor, dass die
Lunula auch am völlig blutlosen Finger stets deutlich sichtbar ist.
Übrigens kommen bei einzelnen Individuen auch sonst in der Sub¬
stanz des Nagels kleine weissliche Fleckchen vor. Über die Limula
endlich schiebt sich häufig vom hinteren Abschnitte des Nagel¬
walles ein dünner Fortsatz der Epidermis herüber, welchen man
als a g_eTb n d c h e n bezeichnet hat.
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6. Die Knäuel- und Talgdrüsen.
Die Knäueldrüsen. Glandulae dlomif armes, der Haut
treten in grösseren Formen als Schweissdrüsen' dei
Achselhöhle, der Leistenbeuge, um den Anus,Glandulaecircumana-
les, und endlich am Hofe der Brustwarze auf. In der Achselhöhle
reichen die Schweissdrüsen bis in die Tela subcutanea hinein, und
die Knäuel der^lben können bei der Präparation der Haut von
unten her sehr deutlich mit blossem Auge als stecknadelknopf¬
grosse Körper gesehen werdten. Mittelgrosse Formen
der Knäueldrüsen sind die sogen. Ohrenschmalzdrüsen. Glandulae
ceruminosae, welche nicht, wie die anderen Knäueldrüsen, den
Schweiss, sondern ein dickes, mehr talgähnliches Secret, das
Ohrenschmalz, absondem‘). Die kleineren Formen der
Knäueldrüsen sind endlich durch die gewöhnlichen Schweissdrüsen
{Glandulae sudoriferae) des menschlichen Körpers repräsentiert.
An jeder Knäueldrüse hat man den Drüsenknäuel imd den
Ausführungsgang zu unterscheiden, welche beide aus
einer glashellen Tunica propria und einem an der Innenfläche der
letzteren ansitzenden Epithel bestehen. Der Drüsenknäuel
ist gewöhnlich noch in der Cutis, manchmal aber auch schon im
subcutanen Fettgewebe gelegen; sein Epithel wird von einer ein¬
fachen Lage niedriger Cylinderzellen gebildet. E>er Ausfüh¬
rungsgang kann in drei Abschnitte eingeteilt werden, näm¬
lich während seines Verlaufes: a) in der Cutis, b) in der Schleim¬
schicht und c) in der Hornschicht der Epidermis. In der Cutis
hat der Ausführungsgang denselben Bau wie der Drüsenknäuel,
nur ist sein Epithel mehr cubisch und in zwei oder drei Schichten
angeordnet. In der Schleimschicht fehlt ihm bereits die Tunica
propria, da die letztere beim Eintritt des Ganges in die Epider¬
mis sich in den hellen Saum fortsetzt, welcher Epidermis und
Cutis voneinander scheidet: Dafür sind die Epidermiszelten der
Malpighi’schen Schicht um den Ausführungsgang radiär ange¬
ordnet. In den übrigen Schichten der Epidermis ist er kork-
zieherförmig gewunden und verläuft wandungslos zwischen den
Epithelzellen, so dass der Schweiss direkt zwischen die letzteren
>) Man kann zu den mittelgrossen Formen der Knäueldriisen auch die
sogen. Moll’schen Drüsen. Glandulae ciliares, der Augenlider rech¬
nen, weiche leicht gewundene Schläuche darstellen, die zugleich mit den
Haarbälgen der Wimpern ausmUnden. Ihr blindes ^de ist weniger gewun¬
den als bei den Schweissdrüsen und mit mannigfachen Ausbuchtungen ver¬
sehen.
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eindringen kann. Während' ihres Verlaufes in der Cutis sind die
Schweissdrüsen von glatten Muskelfaserzellen! be¬
gleitet, welche bei ihrer Cantraction imstande wären, das bereits
fertig secemierte Secret, wie z. B. beim Angstschweiss, plötzlich
hervorzupressen. Nach KOELLIKER sollen dieselben zwischen der
Tunica propria imd dem Epithel liegen.. Die Zahl der Schweiss-
drüsen ist an der Hohlhand und Fusssohle am grössten (400 auf
den Quadratcentimeter nach $APPBY). Von ~inderen Autoren wird
di^lbe noch höher angegeben.
Die Talgdrüsen (Glandulae sebaeeae) sind acinöse Drü¬
sen, deren Secret eine gelfalichweisse fette Masse, der Hauttalg.
Sebum, ist. Die Absonderung des Hauttalges erfolgt in der
Weise, dass das Protoplasma des Talgdrüsenepithels sich in Fett-
kömchen umwandelt, wekhe dann durch den Zerfall der Zelle
frei werden. An jeder Talgdrüse unterscheidet man wiederum
eine glashelle Tunica propria imd das Epithel, welches in den
Drüsenacini mehr vollsaftig ist und dann continuierlich in das
Epithel der äusseren Haarwurzelscheide übergeht, ln den aller¬
meisten Fällen sind die Talgdrüsen nämlich Anhangsgebilde der
Haare. Doch kommen auch an vielen Körpersttellen, wie z. B.
an der Haut des Qesichtes, an den Schamlippen des Weibes, am
Hofe der Brustwarze, an der Glans ^riis und der Innenfläche
der Vorhaut isolierte Talgdrüsen vor. Von besonderer Grösse
pflegen die letzteren an der Stirn und der Nase zu sein, wo ihre
iMündungen ohne Schwierigkeit als grössere oder kleinere Punkte
wahrzunehmen sind. Bei einer Verstopfung dieser Mündtuigen
können sich die Talgdrü^n ausdehhen und sogar entzünden. In
diesem Zustande hat man sie früher auch Mitesser, Coniedones^
benannt, welche nicht selten, aber durchaus nicht immer, eine
Milbe, Demödex foUiculorum, enthaften. ~
7. Nerven, Muskeln und Gefässe der Haut.
1. Die Nerven der menschlichen Haut kaniLman ^zunächst
in mark lose und jnarkhaltige einteiien. Die marklosen
oder sympathischen l!tervfinfaseai. begleiten und umspinnen sämt¬
liche Blutgefässe. Die markhaltigen Nervenfasern verlieren bei
Jhren letzten Endigungen, Corjpttscula nervorum terminalia, ebenfalls
das Nervenmark. Ihre Endigungsweise in der Haut ist pntwpder;
frei oder b) in Gestalt der Terminalkö^perch e n.
Unter den letzteren sind die Wagner-Meissner ’s chen
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T a s t k ö r r c h e n, Corpusetda tactus, die K r a u s e ’s c h e n
E k o Iben, Corpuscula buboidela, und die Vater-Pa cini-
schen Körperchen. Cormscula lamellosa, zu umterscEMden.
Bei der freien Endigungsweise endigen die Nervenfasern
entweder zugespitzt oder mit einer ganz geringen knopfförmigen
Anschwellung: man will sie in dieser Weise noch zwischen den
Zellen des Stratum granulosum vorgefunden haben. Wahrschein¬
lich wird durch diese Art von Nervenendorganen die Schmerz¬
empfindung, vielleicht auch Temperahmeindrücke, vennittelt.
Die Wagner-Meissne r’schen Tastkörperch en
sind in den Tastpapillen der^Haut gelegen und haben die Gestalt
eines kleingi^Tannenzapfens. Ober ihren Bau herrscht noch
keineswegs völlige Übereinstimmung. Man soll an ihnen eine
Hülle mit quergestellten Kernen, einen homogenen Innen-
kolben und die in der Axe des letzteren gelegene, mehrfach
verästelte Nervenfaser unterscheiden. Nach einer anderen
Ansicht besteht der Innenkolben ganz aus Zellen, zwischen denen
sich die Nervenfasern .verästeln. Die scheinbar zur Hülle gehöri¬
gen quergestreiften Kerne sollen eigentlich den Kernen der flachen,
quergestreiften Zellen des Innenkolbens selbst entsprechen.
Die Krause ^schen Endkolben sind erheblich kleiner
als die vorigen, bald mehr kugelig, bald mehr biräförmig, bald
jnehr cylindrisch gestaltet. Sie finden sich nicht in der eigent¬
lichen Haut, dagegen in Schleimhäuten, welche unmittelbar in die _
Haut übergehen — so z. B. in der Conjunctiva, den Lippen, der _
Mundhöhlej_ara ..Anu^ endlich an der Glans penis imd clitoridiSj _
d. h. also an Stellen, welche entwickelungsgeschichtlich als ein- _
gestülpte Teile der Haut aufzufassen sind, l^i manchen
Säugetieren vertreten sie iii def Haut die Stelle der Tastkörper¬
chen. Die Endkolben sind ebenso wie die letzteren in der
Cutis oder in dem bindegewebigen Substrat der Schleimhäute
gelegen. ^ bestehen ebenfalls aus einer Hülle, einem homogenen
Innen kolben xmd der a^ iäTe riTJ er v e nTä s e r,' welche
in das innere des Körperchens hineindringt.' Auch hier’ erscheint
der Innenkolben bei genauerer Untersuchung aus Zellen zusam¬
mengesetzt. Die zugehörige Nervenfaser zeigt vielfach kurz vor
oder nach ihrem Eintritte in den Endkolben einen geschlängel¬
ten, mitimter sogar knäuelförmigen Verlauf. Das Körperchen
wird dabei häufig von den Nervenfasern in Spiraltouren um¬
sponnen. Wie es scheint, sind die Endkolben ebenfalls für Tast¬
empfindungen bestimmt.
758
, Die Vater-Pacini'schen Körperchen sind ovoid
und etwa hirsekorngross, so dass sie schon mit blossem Auge als
kleine blassbläuliche Körper deutlich wahrgenommen werden kön¬
nen. In der Haut sind sie am reichlichsten im subcutanen Fett¬
gewebe der Finger und Zehen, aber audi am Arme und Halse.
an der Brustwarze, endlich an der Haut des Penis, der grossen
Schamlippen und des Prae^utium clitoridis aufgefunden worden.
Ausserdem sind sie jedoch noch an vielen anderen Stellen des
Körpers, wie f. B. im Periost, in Gelenkkapseln und Bändern,
in dem periaortalen und peripancreatisdien Bind^ewebe, in
Fascien imd Söhnen, im Bindegewebe des Samenstranges, , end¬
lich im Mesenterium vorhanden. Besonders schöne und deutliche
Vater-Pacini’sche Körperchen kommen im Mesenterium der Katze
vor. Auch an dieser Art von Terminalkörperchen kann man eine
Hülle, einen Innenkolben und die in der Axe des letz¬
teren gelegene N erven endfaser unterscheiden. Die Hülle
ist aus einer grossen Zahl nach Art von Zwiebelschalen concen-
trisch geschichteter Lamellen zusammengesetzt. Jede Lamelle be¬
steht aus plätten Endofhelzellen; zwischen den Lamellen sind mit
lymphatischer Flüssigkeit gefüllte Spalträtune gelegen. Der Innen¬
kolben, frisch untersucht, macht einen homogenen Eindruck. Doch
wird von einigen Autoren behauptet, dass er ebeitialls ganz oder
teilweise aus Zellen zusammengesetzt sei. Die physiologische Be¬
deutung des Vater-Pacini’scheni Körperchen ist noch zweifelhaft:
vielleicht dienen sie dazu, die Empfindungen des Druckes und des
Zuges zu vermitteln. Für die Fortpflanzui^ der letzteren wäre
das Vorhandensein von Flüssigkeit zwischen den einzelnen La-
mellwi hydrostatisch wichtig.
Unter der Bezeichnung Tastzellen versteht Henle im Einklänge
mit Merkel helle grosse blasige Zellen von meist ovaler Gestalt und mit
deutlichem Kern, in welche an der einen Seite die Nervenfaser in der Art
einzumUnden pflegt, d.ass_Faser und Zelle zusammen im Profil das Bild
, einer halben Ncrfe geben. Die ^hwann’sche Scheide begleitet die End-
fasem bis zur 2!elle und überzieht auch die letztere. EÄe isolierten Tast¬
zellen sind beim Menschen stets in den tiefsten Schichten der Epidermis
zwischen den anderen Epithelzellen gelegen, von denen sie sich durch ihre
Grösse auszeichnen. Afa, Z w i 1 1 i n g s - oder Drillingstastzellen
Rann n^an auch die Grandry’schen Körperchen im ^hnabel der
-£nte_bezeichnen; _ Die Nervenendfaser tritt hier z wischen die Tastzellen
hinein und geht daselbst in eine scheibenförmige Verdickung, die sogen.
_T astscheib e, über. Die Hülle ist bei diesen Körperchen mit Kernen
versehen.
Z Die Muskeln der Haut sind gestreifte und glatte. G e-
streifte Muskeln, welche sich in der Haut festsetzen, sind
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in der Myologie beim Schädel, am Gesicht und am Damm be¬
schrieben worden. Unter den glatten Hautmuskeln sind
zu nennen: 1) die netzförmigen Muskelfasern in der Cutis des
B r u s t w a rzen ho f es. durch deren Contraction die Brust-
_warze erigj^rt wird; . 2) die -ebenfall&..iiLJEfiOT. j?oil itfitzförmigen^ _
Bündeln, jedoch m^y HP^iphranartiff ausgebreüete.-I lULULa
iliLü-t ö s„d es. H o d e n s a c k e s; 31 die Mm. a r r e ctores
p i 1 i , welche dazu dienen, die Hq^re aufzurichten und aus der
Jiaut.herau.szi}lieben. Ein jedes Haar steckt nämlich mehr oder
weniger schief in der Haut, so dass es mit der Oberfläche der
letzteren auf der einen Seite einen stumpfen, auf der anderen
Seite einen spitzen Winkel bildet. Auf der Seite des stumpfen
Winkels zieht nun je ein M. arrector pili als schmaler Strang vom
Grunde des Haarbalges zu einem Papillental der Cutis: bei seiner
Contraction muss somit der stumpfe Winkel zu einem rechten und
der Haarbalg nebst dem darin steckenden Haar gehoben werden.
Eine jede Contraction dieser Muskeln macht das Gefühl der
Gänsehaut. Endlich müssen zur Kategorie der glatten Hautmus¬
keln noch die vorhin erwähnten Muskelfasern der Schweiss-
■dx-iLs em. gerechnet werdfio.
3. Die Blutgefässe der Haut verlaufen mit ihren grösse¬
ren Stämmen in der Cutis nahe der Grenze zwischen ihr und dem
subcutanen Gewebe. Von hier steigen kleine Zweige einerseits in
die Papillen nach aufwärts, andererseits nach unten in das sub-
cutane Fettgewebe hinein. Die Pars reticularis der Cutis ist sehr
arm an Blutgefässen. Von besonderen Capillametzen sind: 1) die
Haarbälge, 2) die Schweissdrüsen, 3) die Talgdrüsen, 4) die Fett-
träubchen, 5) die glatten Muskelfasern der Haut umgeben.
4. Die Lymphgefässe der Haut beginnen schon in den
Papillen, wo sie offenbar in irgend einer Weise mit den Inter-
cellularspalten Zusammenhängen müssen, welche sich in der
Schleimschicht der Epidermis finden. Sie gehen alsdann in ein
gröberes Netz über, welches an der Basis der Papillen gelegen ist.
und wiederum mit weitmaschigen Geflechten zusammenhängt,
welche die Cutis durchsetzen und in die Tiefe eindringen. Von
grösseren spaltähnlichen, mit Endothel ausgekleideten | Lymph-
räumen sind ausserdem fast alle in der Cutis gelegenen Gebilde,
wie z. B. die Drüsen, Haarbälge und Muskeln, umgeben.
Anhang.
Die Blutgefässdrfisen des metischlichen Körpers.
Ausser den Lymprfidrüsen existieren im menschlichen Körper
noch andere Arten von Pseudodrüsen ohne Ausfüh¬
rungsgang, welche man trotz ihrer verschiedenen Structur
unter der Bezeichnung Blutgefässdrüsen zusammenge¬
fasst hat, weil die meisten von ihnen in gewissen engeren Bezie¬
hungen zum Gefässsystem zu stehen scheinen. Jedenfalls zeichnen
sie sich durch ihren grossen Reichtum an Blut- und Lymphge-
fässen aus. Auch der Reichtum an Nerven und Ganglienzellea
fällt bei vielen v(m diesen Organen auf. Ein Teil ist beim Embryo
stärker entwickelt als beim Erwachsenen und scheint daher wäh¬
rend des fötalen Lebens eine gewisse Rolle zu spielen; doch weiss
man über ihre Function nichts Genaueres. Es gehören hierher:
die Milz, die Nebennieren, die Schilddrüse, die
Hypophysis cerebri, die Steissdrüse, die Glan¬
dula carotica, die Thymusdrüse und die B e i -
Schilddrüsen.
1. D i e M i 1 z.
Über die Milz ist S. 605 nachzusehen.
2. Die Nebennieren.
Die Nebennieren, Glandulae suprarenales, sind' zwei platte,
halbmondförmige^) Organe, deren Oberfläche entweder eben oder
höckerig oder sogar gelappt erscheint. Das Organ sitzt mit seinem .
concaven Rande der medialen Seite des oberen Nierenrandes auf.
Die linke Nebenniere, ist somit zwischen der linken Niere und der
Aorta, die rechte zwischen der rechten Niere und der V. cava inf.
gelegen.
Die linke Nebenniere ist meist halbmondförmig, die rechte oft drei-
eckig und nach oben spitz ausgezogen.
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j Pie Milz-
iS, S.605 nachzuseben.
2. Di*NebenniereD_ ^
Organe, der® DasOreL^SJ^
licre ist
I ausgezogefl.
centralen Hohlraum zu besitzen scheinen. Wie es scheint, besteht
die Function der Nebennieren cüarin, gewisse, allerdings nicht
näher bekannte Elemente zu secemieren, welche sich dem Blute
beimischen.
3. Die Hypophysis cerebri.
Der Hirnanhang, Hypophysis cerebri, liegt in dem Tür¬
kensattel und hängt durch seinen Stiel mit dem Tuberc. cinereum
des Gehirnes zusammen. Das Organ besteht aus zwei Lappen,
von denen der vordere dadurch entstanden ist, dass beim
Embryo von dem Epithel der Mundbucht eine drüsenähnliche An¬
lage nach der Himbasis auswächst, welche sich späterhin ab¬
schnürt. Der hintere Lappen der Hypophysis ist als ein Ab-
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kömmling des Infundibulum aufzufassen, mit welchem er zu einer
gewissen Zeit sogar durch die offene Höhle commimiciert. Im
Einklänge mit seiner Entwickelung besteht in Folge dessen der
vordere Lappen, abgesehen von einem bindegewebigen
Stroma, aus einer Anzahl von Schläuchen, welche mehr oder we¬
niger vollständig mit Epithel ausgefüllt sind, so dass dieser Ab¬
schnitt einer tubulösen Drüse nicht unähnlich sieht. Der hin¬
tere Lappen besteht ursprünglich aus demselben Geflechte von
feinen Nervenfasern, welches auch den Boden des Infundibulum
bildet. Später werden die nervösen Elemente durch dasf^inein-
wuchern von Bindegewebe und Blutgefässen verdrängt. Der hin¬
tere Lappen ist scnnit beim Erwachsenen hauptsächlich aus fibril¬
lärem Bindegewebe mit zahlreichen Rund- und Spindelzellen zu¬
sammengesetzt.
4. DäsOlomuscoccygeum.
Die Steissdrüse, Glomus coccygeum s. Glandula coccy-
gea (LUSCHKA), stellt ein rätselhaftes Organ vor, welches entweder
unmittelbar vor der Spitze des Steissbeines oder auf der hinteren
Fläche des letzten Steisswirbels gelegen ist. Die Steissdrüse bildet
ein höchstens erbsengrosses, rötliches Klümpchen, welches sich
schon durch seine Farbe ziemlich deutlich von dem umgebenden
Fett abhebt. Das Organ wird von einigen feinen Ästen der A.
sacralis media versorgt und besteht hauptsächlich aus Knäueln von
dickwandigen, vielfach mit eigentümlichen Ausbuchtungen ver¬
sehenen kleinen Arterien, von denen die feineren von mehr oder
weniger mächtigen Lagen kleiner polygonaler Zellen umgeben
sind. Die Arterien lösen sich in Capillaren auf, welche das Organ
ziemlich gleichmässig durchsetzen. Das Stroma der Drüse ist im
Übrigen bindegewebig: dasselbe wird ausser von den eben er¬
wähnten Blutgefässen noch von Netzen sympathischer Nerven und
einzelnen glatten Muskelbündeln durchzogen.
3. Das Glomus caroticum.
Das Glomus caroticum s. Glandula carotica, früher als sym¬
pathisches Ganglion (Ganglion intercaroticum) beschrieben, ist
ein plaÄtlängliches, etwa 0,5 cm langes Organ, welches gewöhn¬
lich an der medialen Seite der Teilungstelle der Carotis conun,
gelegen ist. Das Organ wird durch einen feinen Ast der Carotis
versorgt, welcher sich in demselben in eine Anzahl von gewun-*
denen und anastomosierenden Zweigen auflöst, die ähnlich wie in
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der Steissdrüse von Massen kleiner polygonaler Zellen schdiden-
artig lungeben sind. Erweiterungen und Ausbuchtungen konunen
jedoch in diesen Gelassen nicht vor. Das Stroma besteht hier eben¬
falls aus fettreichem, mit elastischen' Elementen untermischten Binde¬
gewebe, welches von einem Netzwerke feiner sympathischer Ner¬
venfasern mit eingelagerten Ganglienzellen durchzogen wird.
6. Die Thymusdrüse.
Ober dieselbe ist S. 543 nachzusehen.
7. D i e S c h i 1 d d r ü s e.
Über dieselbe ist S. 541 nachzusehen.
8. Die Beischilddrüsen.
Hinter der Schilddrüse, in der Nähe der Trachea, höher oder
tiefer liegen eine Anzahl von kleinen Körpern, die früher allge¬
mein als Lymphdrüsen oder als abgesprengte Teile der Schild¬
drüse betrachtet wurden. Der erste, der sie eingehender beschrieb
und sie als besondere Gebilde hinstellte, war SanöSTRÖm
(1880); er gab ihnen wegen ihrer Lage den Namen Glandulae
parathyreoideae, Beischilddrüsen. Sie wurden von
ihm beim Menschen und bei einigen Säugetieren gefunden. Fünf¬
zehn Jahre später (1895) wurden sie von KOHN, an Katzen be¬
sonders — neu untersucht. Sie entstehen nach ihm in der Nähe
der Schilddrüsenanlage aus der dritten und vierten Kiementasche,
sind compacte Epithelzellenhaufen mit eigener bindegewebiger
Kapsel und leicht von der Schilddrüse trennbar. Er bezeichnete
sie, um sie als besondere Organe hinzustellen, als Epithel¬
körperchen.
Nach WELSH sind es gewöhnlich vier an der Zahl, auf
jeder Seite zwei. Sie sind von rotbrauner Farbe, mit einem
Strich ins Gelbliche, von wechselnder Grösse (3 — 15 mm), meist
6 — 7 mm lang. Ihre Form ist länglich, ovoid, meist leicht ab¬
geplattet, selten rund, wie eine grosse Linse oder ein Kürbiskern.
Welsh unterscheidet nach der Lage jederseits zwei, eine obere
hintere und eine untere vordere.
Die obere, konstanter in ihrem Vorkommen und ihrer
Lage, liegt nahe der Grenze zwischen Oesophagus und Pharynx
am hintern innern Umfange des Seitenlappens der Schilddrüse,
etwa dem untern Rande der Cartilago cricoidea entsprechend.
764
Die Arteria thyreoidea inferior und der Nervus laryngeus inferior
liegen vor und nach innen von ihr.
Die untere liegt am unteren Ende der Schilddrüse neben
der Trachea, am Seitenrande derselben, entweder etwas nach vom
oder hinten, manchmal sind sie von der Schilddrüse leicht über¬
deckt oder liegen weiter von ihr entfernt abwärts, bis zum zehnten
Trachealringe. Die unteren liegen vor der Arteria thyreoidea
inferior und dem Nervus laryngeus inferior. Beide Drüsenpaare
sind stets leicht von der Schilddrüse zu isolieren, wenn man sich
hart an der Schilddrüse hält. Funktionell sind sie dadurch von
hohem chirurgischen Interesse, daß ihre vollständige Entfernung,
zum Beispiel bei Strumaexstirpationen, Starrkrampf (Tetanie) mit
td^ichem Ausgange zur Folge hat.
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Register
Abhang 407.
Accessorius-vagus-glossopharyngeus-
bahn 434.
Acervulus 380.
Acetabulum 207, 210.
Achillessehne 259.
Achselbogen 140.
Achselhöhle od. -grübe 141.
Acini hepatis 605.
Acromion 158.
Acusticus 432, 474.
Acusticusbahn 453.
Acusticuskerne 434.
Acusticusschleife 405, 418, 432.
Acusticusteile 474.
Adergeflechte 380.
Adergewebe 380.
Aderhaut des Auges 693, 697.
Aditus ad antrum 728.
— laryngis 517.
— orbitae 70.
— pelvis 211.
Adminiculum lineae albae 148.
Aequator des Auges 698.
— d. Linse 709.
Affenspalte 387.
After 598.
Agger 712.
— nasi 741.
Agmina Peyeri 596.
Ala cinerea 404.
Alae lobuli centralis 407.
— magnae (temporales) 33.
— minimae 65.
— parvae (orbitales) 32.
— — Ingrassiae 34. 62.
— nasi 740.
— sacrales 205.
— vomeris 49, 73.
Alcock^scher Canal 680.
Alexie 438.
Alveolargänge 537.
Alveoli dentium 54, 77.
— pulmonum 537.
Ambos 721.
Ambosbucht 724.
Ambos-Steigbügelgelenk 722.
Ammonshorn 400.
Amphiarthrose 13, 15.
Ampulla canalis lacrim. 691.
— recti 599.
— tubae uterinae 670.
— d. ductus deferens 649.
Ampullen d. Bogengänge 731.
Anconaei 186.
Angulus costae 127.
— ethmolacrimalis 51.
— infrastemalis 124.
— Ludovici 125, 143.
— mandibulae 78.
— oculi 687.
— oris 551.
— pubis 210, 212.
stemi 125, 143.
— thorads 124.
Anlage 10.
Annulus cruralis internus 227, 268, 275.
— — extemus 268, 276.
— femoralis 155, 227, 268, 275.
— fibrosus cordis 284.
— haemorrhoidalis 599.
— inguinalis abdominalis 151.
— — int. s. subperiton. 150.
— — int. s. subperiton. 150.
— tympanicus 37, 60, 714.
— urethralis 638.
Ansa Henlei 630.
— hypoglossi 483, 485.
— lenticularis 415.
— peduncularis 415.
— subclavia 509.
— Vieussenii 509.
Ansatz der Muskeln 17.
Antagonisten 18.
Antibrachium 160.
Anthelix 712.
Antithenar 193.
Antitragus 712.
Antrum Highmori 46, 52.
— pyloricum 586.
766
Antrum mastoideum 728.
— tympanicum 718, 728.
— tympanicomastoideum 728.
Anus 598.
Aorta 296.
Aortenbogen 296.
Aortensdüitz 138.
Aortensystem 297.
Aortenzwiebel 296.
Apertura ext. aquaed. vestib. 41.
— inf. s. ext. canal.-tymp. 42, 62.
— sup. s. int. canal. tymp. 40,
42, 43.
~ lat. ventr. quarti 381, 404.
— med. ventr. quarti 381, 405.
pelvis 211.
— piriformis 47, 76.
— sin. sphenoid. 32.
— super, can. tymp. 40, 67.
— thoracis 124.
Apex cordis 281.
— modioli 732.
— pulmonis 533.
Aphasie 437.
Aponeurosen 16, 146.
Aponeurosis linguae 565.
— palmaris 188, 200.
— plantaris 271.
— volaris 200.
Apophyse 7.
~ siehe Proc. lent.
Apparatus ligam. Weitbrechti 113.
— — sinus tarsi 241.
Appendices epiploicae 591, 620.
Appendix sup. et inf. 113.
— epididymidis 644.
— testis 644.
— ventriculi laryngis 529.
— vesiculosa 669.
Aquaeductus cerebri 395, 398, 401.
— Cochleae 43, 351, 733.
- Sylvii 395.
— vestibuli 41, 69, 351.
Arachnoidealsack od. -raum 373, 378,
440.
Arachnoidealzotten 20, 379.
Arachnoidea 378, 440.
Arbor vitae (Kleinhirn) 423.
— — (Cervicalcanal) 665.
Arcaden 632.
Arcus aortae 296.
— cricoideus 518.
— cruralis 148, 226.
— glossopalatinus 573.
— lumbosacralis 138.
— palaloepiglotticus 573.
— pharyngoepiglotticus 573.
— pharyngopalatinus 573.
— plantaris 342, 344.
— pubis 210, 212.
— renales 632.
— superciliaris 19.
— tarseus 310.
— — palpebrar. 310.
— tendineus 679, 683.
— vertebrae 105.
— volaris prof. 324.
— — superficialis 324.
— zygomaticus 38, 48.
Area cribrosa 631.
— acustica 404.
— interpleurica inf. 543.
— — sup. 543.
— parolfactoria Brocae 392.
Areae gastricae 587.
Areola mammae 677.
Armmuskeln 183.
Armnerven 487.
Arteria acetabuli 336.
Arteria alveolaris inferior 305.
Arteriae alveolares superiores 306.
Arteria anastomotica magna 337.
Arteria angularis nasi 304.
— anonyma 298.
Arteriae anonymae iliacae 300, 327.
Arteria appendicularis 327.
Arteriae ardformes 632.
Arteriae (articulares) genu 337.
Arteria (articularis) genu superficialis
337.
— (articularis) genu suprema 337*
Arteria auditiva interna 314.
— auricularis posterior 304.
— — profunda 305.
— axillaris 316.
— azygos genu 338.
— basilaris 314.
— brachialis 318.
— bronchialis 298.
Arteriae buccales 304.
Arteria bucdnatoria 306.
— Arteria bulbosa 332.
— bulbourethralis 332.
— capsularis 711.
Arteriae calcaneae 342.
— caroticotympanicae 309.
— canalis pterygoidei 306.
Arteria carotis communis 301.
— — externa 301.
-- — interna 301, 308.
Arteriae carpeae dorsales 320, 322.
— — volares 322, 323.
Digitized by ^ooQle
uarti 381, 405.
I 76.
d. 32.
lymp. 40, 67.
Vi5.
1S8. 200.
271.
».
lent.
iibrechfi 113.
5 tarsi 241.
591, ö20.
113.
i 644.
- acusöa m
- inlerpleuria d 3Ö.
_ _ sup. JÖ.
- pirolfactoria ßro®
Arcic gastricae 587.
Areola mammie 677.
Annmuskeln 183.
Armnerven 487.
Artcria acetabuli 3^
Arteria alveoUris inieno[ »
Arleriac alveoUres superiflß -
Arteria anastomotkiir»^^
Artcria angulans^
__ iflonyma 2«. .
Artcriac aflonyiMC flu«»'*
Arterii appendinliiB ®'
Arten« aw'“*,® jf
Arten«
Arteria (artoilans) p" ^
337.
ria auditiva inj^
.nii. \.ii (.uiiiiicAa juuiii pusi. s. prui. ooo.
— — — superf. s. ant. 335.
— — Scapulae 317.
— coeliaca 299, 325.
— colica dextra 326.
— — media 327.
— — sinistra 327.
— collateralis media 318.
— — radialis super. 318.
— — ulnaris inferior 319.
— — — Superior 318.
— comes nervi ischiadici 321.
— communicans anterior 311.
— — posterior 311, 31 5j
Arteriae coronariae cordis 297
— — labior. 304.
Arteria coronaria malleolaris 342.
— — ventriculi dextra 325.
Arteria coronaria ventriculi sinistra 325.
— corporis callosi 311.
— cremasterica 334.
— cricothyreoidea 302, 522. ^
— cruralis 334. Digitized by CjC
~ cystica 326.
Arteriae dentales inff. 305.
— naemorrnoiaaiis externa 332.
— — interna 327.
— — media 320.
— — Superior 327.
— helicinae 657.
— hepatica 325.
— hyaloidea 711.
— hypogastrica 327, 739.
Arteria ileocolica 326.
Arteriae iliacae communes 327, 300.
Arteria iliaca externa 301, 333.
— — interna 300, 321.
— iliolumbalis 300.
— infraorbitalis 306.
Arteriae intercostales 299.
Artt. intercostales anteriores 313.
Artt. intercostales posteriores 299, 316.
Arteria intercostalis suprema 316.
— interossea communis 320.
— — anterior 320.
— — posterior 320.
Arteriae interjnetacarpeae dorsales 233.
— C — volares 324.
Arteriae interlobulares 632.
— interosseae dors. s. extemae 323.
768
Arteriae malleolares anteriores 340.
Arteria malleolaris posterior medialis
(int.) 342.
Arteriae mammariae intemae 313.
Arteria mammaria interna 312.
— mandibularis 305.
— masseterica 306.
— mastoidea (Ram.) 304, 375.
— maxillaris externa 303.
— — interna 305.
— mediana 320.
Arteriae mediastinales posteriores 2Q8.
Arteria meningea anterior 310, 375.
— — media 305, 375.
— — parva 305, 375.
— — posterior externa 304,
375.
— — — interna 314,
375.
— mentalis 305.
— mesaraica inferior 327.
— — Superior 326.
— mesenterica inferior 299, 327.
— — Superior 299, 326.
— metacarpea dorsalis 320.
— sublimis 320.
Arteria metatarsea 344.
— — dorsalis I 340.
— musculophrenica 312.
— mylohyoidea 305.
Artt. nasales superiores (posteriores)
307.
Arteria nasalis posterior 307,
Arteria nasopalatina Scarpae 307.
— nutritia fibularis 341.
— — tibiae 342.
— obturatoria 329.
— occipitalis 304.
Arteriae oesophagae 298.
Arteria ophthalmica 309.
— ovarica 300.
Arteria palatina ascendens 303.
— — descendens 306.
— palatina major 307.
Arteriae palatinae 307.
— palpebrales 309.
Arteria pancreatico-duodenalis inf. 326.
— — — super. 326.
Arteriae penicillatae 615.
— perforantes 336.
Arteria pericardiaco-phrenica 312.
— perinei 332.
— peronaea 341.
— — perforans s. ant. 342.
pharyngea ascendens 301.
— — descendens 307.
Arteria pharyngo-palatina 303.
Arteriae phrenicae inferiores 300.
— — superiores 298.
Arteria plantaris later, s. ext. 341.
— — medial, s. int. 341.
— — profunda 339.
— plicae cubiti 319.
— poplitea 337.
— praemasseterica 304.
— princeps pollids 322.
— profunda brachii 318.
— — cerebri 314.
— — clitoridis 322.
— — femoris 335.
— — linguae 302, 303.
— — penis 336.
Arteriae pterygoideae 306.
Arteria pterygopalatina 306.
— pudenda int. 331, 344.
Arteriae pudendae externae 335.
Arteria pulmonalis 295, 344.
— radialis 317, 322.
Arteria ranina 303.
— recurrens interossea 320.
— — radialis 323.
— — tibialis 339.
— ulnaris 319.
Arteriae renales 300, 632.
— sacrales laterales 330.
Arteria sacralis media 297, 301.
Arteriae scrotales anteriores 335.
— — posteriores 332.
Arteria septi narium 307.
— — mobilis narium 304.
Arteriae sigmoideae 327.
Arteria spermatica externa 334.
Arteriae spermaticae intemae 300.
Arteria spheno-palatina 307.
— zygomatica 306.
Arteriae spinales 314.
Arteria splenica 325.
— stemocleidomastoidea 302.
— stylomastoidea 305.
Arteria subclavia 298, 312.
— subcutanea malae 306.
*- sublingualis 303.
Arteria submentalis 304.
— subscapularis 317.
Arteriae sternales 312.
— suprarenales 300.
Arteria supraorbitalis 309.
— suprascapularis 315.
Arteriae surales 338.
— tarseae 340.
Arteria temporalis media 308.
Arteriae temporales profundae 306.
Digitized by ^ooQle
305, 375.
or cxtenu 304,
375.
interna 314,
375.
lor 327.
nor 326.
•rior 209, 327.
?rior 200, 326.
jalis 320.
US 320.
’alis I 340.
a 312.
)5.
s (posteriores)
)r 307.
carpae 307.
IS 341.
342.
— — linguM 30;
— - penis 33&.
.Arteriae pterygokkae 30ö.
Artcria pteijgopalatina %
— pudenda int. Sl,
Arteriae pudendae al^ ^
Artcria puimonalis 2^ 51t.
_ radialis 317, 321
Artcria ranina 303.
— recurrens inferossö j-
_ radialis 315
_ libialis 33^
_ ulnaris 319.
Arteriae renales 300. p-
_ sacrales latente 3^
Artcria sacralis
Arteriae scrotales antenofts^
nncfenoits
rteria scpti narium 301
_ roobflisnaninnJ
rteriae sigmoideae
rteria si^nnabaex^^
— luiiauiaris juö.
— transversa colli 315.
— — fadei 307.
— — Scapulae 315.
— tympanica 305.
— ulnaris 314.
— umbilicalis 329, 360, 362.
Arteriae urethralis 332.
— uterina 330.
— vaginalis 330.
— vertebralis 313.
— — Lage 122.
Arteriae vesicales inferiores 330.
— — superiores 329.
Arteria Vidiana 306.
— zygomatica 306.
— zygomaticoorbitalis 308.
Arterien 294.
Arteriolae redae 633.
Arthrodien 14.
Articulationen 13.
Articulatio acromiodavicularis 167.
— atlanticoepistrophica lat.^<^
Digitized by Vj
— atlantooccipitalis 112.
— atlantoodontoddea 113.
sacroiliaca 208, 224.
— sacrococcygea 225.
— sellaris 14.
— sphaeroidea 14.
— stemodavicularis 129.
— stemocostalis 130.
— talocalcanea 241.
— talicalcanecmavicularis
— talocruralis 239.
— talonavicularis 243.
— tarsi transversa 242.
— tarso metatarsea 245.
— tibiofibularis 238.
— trochoidea 13.
— tuberculi costae 131.
Arytaenoidwinkd 526.
Assodationsfasem 411.
Astragalus 219.
AUas 107.
Atmungsorgane 517.
Atmungsritze 525.
Atrio-ventricularklappen 286.
Atrium 283.
Atticus 719.
Auerbach’scher Plexus 512.
241.
770
Axenband des Hammers 721.
Axillarlinie 142.
Badlli retinae 705.
— acustici 738.
Backzähne 554.
Bahnen des Grosshimes 409.
— myomotorische 436.
Baillarger’scher Streif 438.
Balgdrüsen der Zunge 562.
Balken 392, 412.
Balkenstrahlung 412.
Band, gezahntes 441.
Bandelette diagonale 392.
Bandkem, 411.
Bandhaft, 9.
Bandscheiben 11.
Bandverbindung 9.
Barba 751.
Bartholin’sche Drüsen Ö60.
Basalmembran 699.
BasalzeUen des Hodens 647.
— d. Nase 745.
Basis cordis 281.
— cranii 18.
— — ext. 18, 58.
— — int. 18, 64.
— mandibulae 77.
— pedunculi 395, 416.
— Scapulae 157.
Bauchaorta 299.
Bauchfell 152, 616.
Bauchmuskeln 143.
Bauchpresse 146.
Bauchregionen 155.
Bauchspeicheldrüse 611.
Bauchwandfascien 147.
Becherzellen 600.
Becken 204, 211.
Beckenbein 207.
Beckenfascie 683.
Beckeneingang 211.
Beckengelenke 224.
Beckengürtel 204, 207.
Beckenneigung 211.
Begleitvenen 346.
BeischUddrüsen 764.
Belegzellen 588.
Berg 407.
Bellini^sches Röhrchen 628.
Bichat’scher Fettklumpen 88.
Bidder’sche Ganglien 291.
Bindearm 424.
Bindehaut 689.
Binnenzellenschicht (des Haars) 752.
Bland in’ sehe Drüse 565, 570.
Blase 635.
Blephara 687.
Blinddarm 597.
Blindsack des Magens 586.
Blutgefässdrüsen 760.
Bluüeiter der Hirnhaut 346, 350.
Bogenbündel 412.
Bogengänge, häutige 734.
Bogengänge, knöcherne 731.
Böttcher-Cutogno’scher Raum 734.
Bowman’sche Drüsen 746.
— Kapsel 630.
Brachium pontis 396, 406, 420, 424.
Brachia conjunctiva 403, 406, 417, 424.
Brechet’sche Venen 351.
Briess 549.
Broca’sche Windung 435.
Bronchi 531.
Bronchioli 537.
Bronchiolus respiratorius 537.
Bruchsack 153, 278.
Brücke 417.
Brücke’scher Muskel 458, 698.
Brückenkeme 420.
Brückenschenkel 424.
Brunn’sche Membran 745.
Brunner’sche Drüsen 594, 601.
Brustaorta 297-
Brustbein 124.
Brustdrüse, innere 549.
Brustdrüse 677.
Brusteingeweide, Lage 542.
Brustkorb 123.
Brustfascie 140.
Brustfell 539.
Brustmuskel 132.
Brustwarze 677.
— Lage 142.
Brustwirbel 108.
Buccae 552.
Bulbus aortae 296.
— arteriae pulmonal. 296.
— comu posterioris 412.
— oculi 685.
— olfactorius 394, 454.
— pili 751.
— urethrae 654.
— venae jugularis 349.
— vestibuli 660.
Bulla ethmoidalis 45, 76, 742.
Bündel vom Fuss zur Haube 416.
— kommaförmiges 450.
Burdach’scher Strang 403, 444, 449.
Bursa anserina 238, 252.
— bicipitalis 238.
— bicipitoradialis 173, 185.
Digitized by ^ooQle
Brustlcüm
BrustinusW 132-
Brustwarze 677.
_ Lage l«-
Brustwirbel 108.
Bucae 552.
Buito aort« 2^
_ iifcn« ,
_ coraupo**^
- oculi jjj
^ otfactonus 3Pi
I _ |äi75l.
Bfiodd »0® ,
Bursa .
— oiecrani i rö.
— pharyngea 579.
Bursae plantares subcut. 274.
— praepatellares subcut. 237.
Bursa subacromialis 170.
— subcoracoidea 170.
— subcruralis 237, 254.
— subcutanea acromialis 171.
— — oiecrani 173.
— — tuberositatis tibiae 237.
— subdeltoidea 170.
— subhyoidea 80, 522.
— subiliaca 230, 248.
— subscapularis 170.
— subtendinea oiecrani 173.
— suprapatellaris 233, 236, 253.
— trochanterica glutaeor. 248, 249.
— — subcutan. 249.
— tuberositatis tibiae 237.
Cacumen 407.
Caecum 597.
— zygomaticus 48, 72.
Canaliculi caroticotympanici 42.
— dentales 5%.
— lacrimales 691.
Canaliculus mastoideus 43, 61.
Canaliculi uriniferi 630.
— seminiferi 645.
Canaliculus tympanicus 40, 42.
Canthus 687.
Capilli 751.
Capitula ossium metacarp. 166.
Capitulum costae 127.
— fibulae 217.
— humeri 160.
— mandibulae 79.
— radii 162.
Capsula adiposa renis 627.
— articularis 10.
— externa 411.
— fibrosa lienis 614.
— — renis 627.
49*
Digitized by
772
Capsula Glissonii 604.
— glomeruli 630.
— interna 411.
Caput gallinaginis 653.
— humeri 158.
— plantare 265.
Cardia 585.
Carina vaginae 661, 663.
Caro quadrata Sylvii 265.
Carotidendrüse 763.
Carpalgelenk 176.
Carpo-metacarpalgelenk 178.
Carpus 163.
Carrefour sensitif 453.
Cartilago alaris 741.
— arytaenoidea 520.
— auriculae 711.
Cartilagines corniculatae 521.
— costae 126.
Cartilago cricoidea 518.
Cartilagines cuneiformes 521.
— epactiles 741 .
— nasi laterales 741.
Cartilago lingual 563.
— quadrangularis 741.
— ^ntoriniana 521.
Cartilagg. sesamoideae 521.
— sesamoideae nasi 730.
tracheales 531.
Cartilago thyreoidea 519.
— triangularis carpi 175.
— triangularis nasi 741.
— triticea 522.
— tubae (Eustach.) 727.
— Wrisbergi 521.
Carunculae lacrimales 691.
— hymenales 661.
— myrtiformes 661.
— sublinguales s. salivales 561,
570.
Cauda equina 442.
Cavemöses Gewebe des Penis 657.
Cavitas axillaris 141.
— glenoidalis scapulac 157, 169.
Cavum articulare 10.
— conchae 712.
— Gouglasii 623, 666.
— laryngis 517.
— mediastinale ant. 541, 546.
— — post. 541, 546.
— medulläre 8.
— Meckeli 459.
— narium 741.
— nasi 73.
— oris 551, 560.
— pericardii 293.
Cavum peritonaei 616.
— pharyngonasale 578.
— pleurae 539.
— praeperitonaeale 637.
— Retzii 637.
— subarachnoidale 378.
— septi pelluddi 392.
— thoracis 123.
— tympani 717.
— Uteri 665.
Cella media 398.
Cellulae aquiferae 572.
— ethmoidales 45, 744.
— intestini crassi s. Haustra.
— mastoideae 717, 728.
— mudparae 572.
— serosae 572.
Cement 555.
Centralkanal des Rüdcenmarkes 382,
443.
Centralläppchen 407.
Centrales Höhlengrau 417.
Centrum tendineum 137.
— semiovale Vieusscnii 411.
Cerebdlum 406.
Cerebrum 385.
Cerebrospinalnerven 454.
Cerumen 714.
Cervicalkanal 665.
Cervicalnerven 485.
Cervix 101.
— Uteri 664.
Charntergelenk 13.
— modific. 82.
Chiasma nervorum opt. 394, 455.
Choanae 62, 76.
Chopart^sches Gelenk 242.
Chordae acusticae 404, 432.
— tendineae 284.
Chorda obliqua 173.
— transversal, cubiti 173.
Chordae transversal. Willisii 393.
Chorda tympani 42, 469, 473.
Chorioidea 697.
Chylus 364.
Chylusgefässe 364.
Chymus 601.
Ciliae 688, 751.
Ciliarkörper 697.
Cingulum 390, 412.
— dentis 554.
Circonvolution de Broca 435.
Circulus arteriös, iridis major. 310, 702.
— — — min. 310, 702.
— — Willisü 311, 315.
— venosus trachealis Öl.
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— nastokle« 71'. ^
_ mudpiiae 571
_ scrosie 572.
Cemcnt 355. „ , . «
Centnlkiittl des RndBiaiB^
443.
Centralläppchen 4Ö7.
Centrales Höhlengnu 417.
Centrum tendineuin 137.
_ semiovilc VieusstEife-
CerebeUum 406.
Ccrdmiffl 385.
Ccrebrospinalnen'® ^
Cerumen 71i
Cervicalkanal 665.
Cervicalncrvcn 485.
Cervix 101-
_ Uteri 664.
Odniiia iientoraB"!'-*®
rhoidie
CoUateralen 446.
Colliculus seminalis 653.
— facialis, 404, 430.
— Superior 403.
— inferior 403.
— des Stellknorpels 520.
Colloidsubstanz 549.
Collum 100.
— costae 128.
dentis 558.
— femoris 212.
— humeri 158.
— mandibulae 79.
— pili 751.
— Scapulae 157.
— vertebrae 105.
Colon 597.
Colostrum 678.
— -Körperchen 678.
Columella modioli 732.
Columnae Bertini 629.
— fomicis 393, 415.
— medullae 444.
— Morgagni 599. tized
— rectales 599.
— renales 629.
Confluens sinuum 32.
Coni 705.
— vasculosi Halleri 646.
Conjugata vera 211.
Conjunctiva 688.
Conjunctivalsack 690.
Contraopposition 178.
Conus arieriosus 289.
— elasticus 517.
— meduUaris 442.
Cooper'sche Fascie 642.
Cor 281.
Corona dentis 553.
Corium 747.
Cornea 693.
— -fibrillen 696.
— -Substrat 696.
Comu Ammonis 400.
Comua cartilag. thyre-3d, 519.
— coccygea 206, 207.
— medullae spinal. 444.
— ossis hyodei 80.
sacralia 206.
sphenoidalia 32.
— ventriculor. cerebri 396.
Cnrnn;! alanHie
774
Corpus luteum 675.
Corpp. manunillaria 395, 415.
Corpus medulläre 423.
Corpus nig^m 676.
— papillare 749.
— pineale 380, 401.
Corpp. quadrigemina 403.
— restiformia 397, 406, 421, 425.
Corpus sterni 124.
Corpus Striatum 385, 399, 410.
— trapezoideum 418, 432.
— vertebrae 195.
— vitreum 69i 710.
Corti’scher Bogen fes.
Corti’sches Organ 738.
Corti’sche Membran 739.
Corti^sche Pfeiler 738.
Corti’scher Tunnel 738.
Costae 126, 127.
— scapulares 158.
Costalatmen 96.
Costo-articularlinie 613.
Cotugno’scher Raum 734.
Cowper’sche Drüsen 654.
— Fasde 642.
Cranium 18.
Crepitation 204.
Crines 750.
Cribrum benedictum 631.
Crista acustica 738.
Crista arcuata 520.
— buccinatoria 79.
— conchalis 53, 56.
— ethmoidalis oss. maxill. super.
53, 56.
— femoris 213.
— fimbriata 561.
— frontalis cxt. 19.
— — int. 20, 65.
— galli 45, 64.
— iliaca 207.
— iliopectinea 206.
— incisiva 54.
— infratemporalis 35, 58.
— intertrochanterica 213.
— lacrimalis anter. 48, 54, 70.
— — p<^t. 47, 71.
— m. supinatoris 162.
— marginalis 56, 64.
— mediana 518.
— nasalis 54, 56.
— occipitalis ext. 29, 59.
— — int 30, 68.
— obturatoria 210.
— orbitalis 34.
— ossis ilium 207.
Crista pectinea 214.
— petrosa 40, 60.
— sacralis 205, 206.
— sphenoidalis 32.
— spheno-maxillaris 34.
— supramastoidea 729.
— supraventricularis 289.
— terminalis 287.
— tibiae 216.
— tuberculi 159.
Cristae sublinguales 561.
— turbinales 53, 56.
Crista urethralis 653.
— vestibuli 730.
— zygomatica 34.
Crura cerebelli 406, 397, 424.
— — ad pontem 395, 397.
— cerebri 395.
— fomicis 393.
— penis 656.
Cruralscheide 275.
Crus curvilineum 722.
— helids 712.
— rectilineum 722.
Cubitus 160, 161.
Culmen 407.
Cumulus proligerus 673.
Cuneus 391.
Cunnus 658.
Cupula 732.
— pleurae 540.
Curvaturae ventriculi 586.
Cuticula dentis 557, 558.
— püi 752.
Cutis 747.
Cylindergelenke 13.
Cylinderzellenschicht (d. Haares) 752-
C3rmba conchae 713.
Dachkem 424.
Dammfascien 683.
Dammmuskeln 679.
Darmbein 207.
Darmkanal 591.
— Structur desselben 600.
Darmsaft 601.
Darmzotten 601.
Darwin’sche Höcker 712.
DaumenbaUen 192.
Decklappen 391.
Deckzdlen 576.“
Declive 407.
Decussatio brachii conjunctivi 417.
— lemniscorum 418.
— nn. trochlearium 429.
— pyramidum 397, 408.
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— 775 —
Decussatio tegmentorum 417.
Deiters’scher Kern 432.
Efeiters^sche Zellen 738.
Deltamuskel 183.
I>emodex folliculorum 756.
Dendrit 409.
Dendriten (Kleinhirn) 439.
Dens epistrophei 107.
Dentes 553.
— angulares 554.
— biscuspidati 554.
— caduci 560.
— canini 554.
— decidui 554.
— i'ndsivi 554.
— lactei 560.
— molares 554.
— multicuspidati 554.
— permanentes 559.
— praemolares 554.
— sapientiae 560.
— serotini 560.
Dentin 556.
Dentinkanälchen 556.
Dentinzellen 557.
ntitio tertia 560.
rma 747
Descemet^sche Haut 694.
Desmours’sche Haut 694.
Diagonales Band 392.
Diaphragma 137.
— oris 94, 560.
— pelvis 679.
-- sellae 374.
— urogenitale 651,679,680.
Diaphyse 7.
Diarthrosis 10.
Dickdarm 591, 596.
Didymis 643.
Diencephalon 383, 384, 403.
Digitationes hippocampi 400.
Diploe 8.
Discus articulares 11.
— articularis 81, 129, 165, 175.
— oophorus 673.
— triangularis 175.
Diverticulum Vateri 595.
Domfortsatz 105.
Dorsalganglien 511.
Dorsalflexion 177, 239.
Dorsalmotion 239.
Dorsum sellae s. ephippii 32, 65.
Douglas’scher Raum 623, 666.
Dreh Wirbel 104.
Dreieckbein 164.
Ductuli alveolares 537.
Ductus arteriosus Botalli 296, 362.
— Bartholinianus 570.
— biliferi 608.
— choledochus 594, 609.
— cochlearis 734, 738.
— cysticus 609.
— deferens 646, 648.
— epoophori longitud 676.
— ejaculatorius 649, 651.
— endolymphaticus 734.
— epididymidis 646.
— excretorius 651.
— interlobulares 608.
— hepaticus 609.
— lacrimalis 688, 691.
— lactiferi 677. .
— lymphaticus dexter et sin. 365.
— nasolacrimalis 53, 76, 691, 744.
— pancreaticus 594, 611.
papiilares 631.
— paraurethrales 661.
— parotideus 569.
reuniens 734.
— Riviniani 570.
-- Stenonianus 56, 569.
— sublinguales 570.
— submaxillaris 569.
thoracicus 365.
— utriculosaccularis 734.
venosus (Arantii) 360, 604.
— Whartonianus 569.
— Wirsungianus 611.
Dünndarm 591.
— -Gekröse 592.
Duodenum 592.
Dura mater 372, 440.
Ebner'sche Dentinlibrillen 556.
— Knochenfibrillen 557.
Eckzähne 555.
Edinger-WestphaPscher Kern 428.
Ehrenritter^sches Ganglion 475.
Ei 694.
Eichel der Qitoris 659.
Eichel des Penis 654.
Eidotter 674.
Eierstöcke 671.
Eiförmige Gelenke 14.
Eileiter 669.
Einkeilung 9.
Eiweissdrüsen 568.
Eiweisszellen 572.
Eleidin 749.
Ellbogenbein 161.
Ellbogenfortsatz 161.
Ellbogengelenk 171.
776
Ellipsoidgelenk 14.
Eminentia arcuata 41, 67.
Eminentia carpi radialis 164.
— — ulnaris 164.
— capitata 160.
— cochlearis 718.
— collateral. Medceli s. Tri-
gonum collat.
— crudata 30.
Eminentia ileopectinea 208.
— intercondyloidea 216.
— medialis 430.
— obliqua 222.
pyramidalis 720.
— stapedia 720.
— teres 430.
Emissarium Santorini 20, 351, 375.
Enarthrosis 15, 228.
Encephalon 372.
Endbronchien 537.
Endbäumchen 446.
Endfaden 440.
Endkeme 426.
Endkoiben 757.
Endocardium 292.
Endolymphe 730.
Endometrium 667.
Entonnoir crural 275.
Ependym 398.
Ephippium 31.
Epicardium 294.
Epicondyli femoris 214.
— humeri 160.
Epidermis 747.
Epididymis 643.
Epidurale Räume 373, 440.
Epigastrium 155.
Epiglottis 520.
Epiglottiswulst 520.
Epiphysen der Knochen 7.
Epiploon 620.
Epistropheus 107.
Epithalamus 403.
Epithdkörperchen 764.
Epoophoron 676.
Erbsenbein 164.
Erection 657.
Erinnerungsbilder 437.
Erweiterer der Pupille 701.
Etat mamelonn^ 587.
Excavatio papillae nerv. opt. 703.
— rectouterina 623, 666.
— redovesicalis 623.
— vesicouterina 623.
Exitus pelvis 211.
Extension 177.
Extensorsehne der Hand 195.
Extremitätenmuskeln des Rückens 114.
Extremitätenbahnen 415, 452.
Facialisbahn 453.
Facies auricularis 208.
-- lunata 211.
— patellari^ 224.
Falx cerebelli s. minor 373.
— cerebri s. major 373.
Falz der Cornea 694.
Fasda axillaris 141.
— brachti 199.
— bucco-pharyngea 91, 583.
— cervicalis
— davipectoralis 141.
— coUi 97.
— colli propria 98, 100.
— Cooperi 642.
— coraco-davicularis 140.
^ -pectoralis 140.
— cremasterica 152, 642.
— cribriformis 277, 267.
— cribrosa 277.
— cruris 270.
— dentata hippocampi (s. Tarini)
393.
— diaphragmatica pelvis 680.
— endopelvina 683.
— endothoracica 141.
— hypogastrica 683.
— iliaca 266.
— üiopectinea 266, 276.
— infrahyoidea 98.
— infraspinata 199.
— infundibuliformis 148.
— interossea brachii 200.
— — pedis 272.
— lata 266.
— linguae 565.
— lumbodorsalis 122. .
— obturatoria 682.
— parotideomasseterica 90.
pectinea 276.
— pectoralis superf. 140.
— pelvina 205.
— pelvis 683.
— penis 656.
— perinei profunda s. propria 683.
— — (superficialis) 683.
— plantaris 271.
— - praevertebralis 100.
— profunda dorsi 122.
— propria hemiae 278.
— renalis 627.
— serrata 123.
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777
Fascia subscapularis 199,
— superficialis abdominis 146.
— — colli 97.
— — corporis 97, 267.
— — dorsi 122.
— suprahyoidea 98.
— supraspinata 199.
— temporalis 90.
— Tenoni 692.
— transversalis abdominis 147.
— transversa 147.
— triangularis 684.
— trigoni ar. 684.
Fasciculi corp. restiformis 421.
— musculorum 16.
— pedunculo-mamtnillares 41 5.
— transversi 271.
Fasciculus anterior 448.
— anterolateralis 448.
— arcuatus 412.
— oerebellospinalis 448.
— cerebrospinalis ant. et. lat.
447.
— cuneatus 444.
— gracilis 444.
— lateralis proprius 449.
— longitudin. inf. 412.
— — med. 417.
— — sup. 412.
— retroflexus 416.
— sulcomarginalis 447.
— thalamomammiliaris 415.
— transversus pedunculi 403.
— uncinatus 412.
Fascien 16, 140.
Fascienbänder 16.
Fascienzipfel 692.
Fasdola cinerea 393.
Faserhaut des Hodens 643.
Faserkörbe u. KöUiker 439.
Fasern exogene, endogene 447.
Fastigium 405, 424.
Feld ovales 450.
Felsenbein 37.
Femur 212.
Fenestra cochleae 718.
— ovalis 718.
— rotunda 719.
— vestibuli 719.
Ferrein’sche Fortsätze 629.
Fersenbein 220.
Fettacini 750.
Fettträubchen 750.
Fibrae arcuatae cerebri 412.
— — corneae 687.
— — externae 408.
Fibrae aicuatae phalang. 195.
— arciformes ext. ant. 420, 422.
— - __ _ post. 422.
— — int. s. arcuatae 418.
— — cerebello-olivares
422.
— cruciatae 455.
— directae 455.
— intercolumnares 158.
— intercrurales 150.
— obliquae ventriculi 598.
— propriae cerebri 410.
Fibrocartilago intervertebralis 110.
— interarticularis 235.
— semilunaris 235.
Fila olfactoria 454.
Filtrum laryngis s. ventriculorum 529.
Filum terminale 440. 442.
Fimbria Hippocampi 400.
— ovarica 669.
Fingerglieder 166.
Fissura calcarina 391.
— cerebri transversa 380, 384.
— — lateralis 385.
— — longitudinalis 384.
— — collateralis 389.
— Qlaseri 42, 61, 719.
longitudinalis anterior 389, 408^
442. j
— — posterior 408, 442.
— mediana s. longitudinalis ant.
442.
— ocdpitalis perpendicularis 389.
— — transversa 389.
— occipito-parietalis 387.
— orbitalis inferior 35, 51, 72.
— — Superior 33, 66, 73.
— parieto-ocdpitalis 387, 391.
— petrooccipitalis 27, 42, 60, 68.
— — squamosa 37, 39, 61, 67,
712.
— — tympanica 42, 61, 719.
— pterygomaxillaris 52, 63.
— sphenomaxillaris 34, 52, 63.
— — -petrosa 34.
— Santorini 713.
— tympanicomastoidea 38, 60.
Flaumhaar 750.
Flechsig^sches Bündel 448.
Fleck, gelber 703.
Flcischhaut des Hodensackes 641.
Flexura coli 597.
— duodeno-jejanalis 593.
— sigmoidea 597.
Flocculus 397, 407.
Flügel (Kleinhirn) 407.
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778
Flügdfortsatz 35.
Foetaler Kreislauf 360.
Folium cacuminis 406, 407.
— vermis 407.
Folliculus pili 753.
Folliculi oophori vesiculosi 673.
Folliculi tonsillares 562.
Follikel 367.
Fontana’sche Räume 6Q4.
Fontanellen 24.
Fonticuli 24.
Foramen alveolare inf.- 79.
Forannna alveolaria 51, 63, 72, 79.
— carotica 41, 61.
Foramen centrale cochleae 732.
Foramen caecum oss. front. 20, 45, 64.
— — medull. obl. 408.
— — linguae 562.
— epiploicum 620.
~ ethmoidale anter. 22,46, 71.
— — post. 22, 46, 71.
— incisivum 64.
— infraorbitale 51, 70.
— infrapiriforme 209, 250.
— interventriculare 393, 398,
401.
— intervertebrale 105.
— ischiadicum majus et minus
209, 210.
— jugulare 28, 40, 60, 68.
— lacerum anter. 33, 39, 61, 66.
— — post. 28, 40, 60.
— Magendii 381.
— magnum 26, 58, 69.
— mandibulare 79.
— mastoideum 29, 38, 59, 69.
— maxillare 52.
— meningeoorbitale 3C6.
— mentale 78.
— Monroi 393, 398.
Foramina nasalia 47.
Foramen nutritium 208, 214, 216.
— obturatum 210.
— occipitale 26, 58, 63, 66, 374.
— opticum 32, 66, 71.
— ovale 33, 62,
— — septi atrior. 287.
— Pacchioni 374.
— palatinum 57, 63.
— parietale 25.
— pterygo-palatin. 63.
— quadrilaterum 137.
— Rivini 716.
— rotundum 33, 66.
— sacrale quintum 205, 206.
Foramina sacralia ant. 205.
— — p(^. 206.
— sphenoidalia 32, 73.
Foramen spheno-palatinum 75.
— spinosum 33, 62, 66.
— spinale 105.
— stylo-mastoideum 40, 44, 61.
-- supraorbitale 20, 70.
suprapiriforme 209, 250.
— transversarium 106.
Foramina Thebesii 287.
— venar. minim. 287.
Foramen venae cavae 137.
— vertebrale 105.
— Winslowi 620.
Forceps 412.
Formatio reticularis 417, 418.
Fomixbahn 415.
Fomix cranii 18.
— cerebri 393.
— conjunctivae 689.
— pharyngis 578.
— vaginae 662.
Fossa s. auch Fovea 43.
Fossa acetabuli 211.
— anthelids 712.
— axillaris 141.
— canina 51.
— cerebri lateraalis 386.
— carotica 103, 301.
— condyloidea oss. ocdp. 28, 59.
— — — max. inf. 79.
— — — tempor. 38.
— coronoidea 160.
— cribrosa cochleae 732.
Fossae digastricae 78.
Fossa duodenojejunalis 624.
— hyaloidea 710.
— hypophyseos 31.
— iliaca 208.
— iliopectinea 256.
— infraspinata 158.
— intercondyloidea 214.
— intercruralis auris 712.
— interpeduncularis s. Tarini 395.
— ischiorectalis 210, 6S0.
— jugularis 61, 103.
— glandulae lacrimalis 23, 70.
— lacrimalis 48.
— lenticularis 710.
— longitudinalis hepatis 604.
— mandibularis 38.
— maxillaris 51.
— mentalis 78.
— navicularis auris 712.
— — oss. sphen. 36,
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779
Fossa navicularis urethrae 654, 659.
Fossae occipitales 30, 68.
Fossa olecrani 160.
— • ovalis 267.
— septi afr. 287.
— parotidea 103.
— patellaris 213.
— patellaris corp. vitrei 710.
— pro hypophysi 31.
— — m^ulla obl. 27, 68.
— poplitea 269.
— pterygoidea oss. sphen. 35, 62.
— — — max. inf. 75.
— pterygopalatina 52, 57, 63.
— radialis 160.
— retromandibularis 103.
— rhomboidea 403.
— sagittalis hepatis 604.
— scaphoidea oss. sphen. 36, 63.
— — s. auris 702.
— sagittalis hepatis 604.
— subarcuata 41, 69.
— subcaecalis 625.
— subinguinalis 268.
Fossae sublinguales 78.
Fossa submaxillaris 103.
— subscapularis 158.
— supraciavicularis major 102.
— — minor 93, 102.
— suprasternalis 103.
— supraspinata 158.
— supratonsillaris 74.
— supratrochlearis 160.
— supravesicalis 636.
Fossa Sylvii 311, 386.
— transversa hepatis 604.
— triangularis auris 712.
— trochanterica 213.
— trochlearis 22, 71.
— ulnaris 160.
— vesicae lelleae 604.
— venae cavae 604.
Fossula petrosa 42, 62.
— sulciformis 720.
Fossulae tonsillares 574.
Fovea s. auch Fossa.
— capituli radii 162.
— centralis 709.
— costalis 109, 125.
— cruralis 276, 623.
— femoralis 276, 623.
Foveae inguinales 152, 623.
Fovea interligamentosa 154.
— oblongata 520.
— ovalis septi atr. 287.
Fovea ovalis (-Annulus crural. ext.)
277, 287.
— pterygoidea 79.
— sublingualis 78.
— supraclavicul. major 102.
— — minor 102.
— suprasternalis 130.
— supravesicalis 154, 624.
— triangularis 520.
— trochlearis 22, 71.
— ventriculi quarti 404.
Foveolae granuläres 21.
— gastricae 588.
Foville’scher Strang 445.
Frenulum clitoridis 659.
— epiglottidis 521.
— labii 552.
— lab. (pudend.) 659.
— linguae 561.
— praeputii 656.
— veli medull. ant. 405.
Fühlsphäre 436.
Fundus vaginae 662.
— Uteri 664.
— ventriculi 586.
Funiculi cuneati 408.
— gracUes 408.
— laterales 408.
— medulläres 444.
— post. 449.
Funiculus spermaticus 649.
Funiculi teretes 404.
Funiculus umbilicalis 360.
Furchennaht 10.
Fussknochen 218.
Fussmuskeln 262.
Fusssohle 218.
Fusswurzelknochen 218.
Fusszellen 647.
Qalea aponeurotica 83.
Galen’sche Anastomose 479.
Gallenblase 604, 609.
Gallencapillaren 606.
Gallengänge 608.
GaUertkern 111.
Ganglion Anderschi 475.
— Arnoldi 470.
— auriculare 470.
— Bochdalecki 464.
— cervicale inferius 508.
— — medium 508.
— — superius 508, 510.
— ciliare 457, 460, 462.
— coccygeum 509.
— coeliacum 512.
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780
Ganglion Gassen 429, 459.
— geniculi 432, 472.
— habenulae 401.
— intercaroticum 763.
— interpedunculare 416.
— intervertebrale 443, 484.
— jugulare glo8so-pharyngei475.
— — vagi 477.
— linguale 469.
Ganglia lymphatica 366.
Ganglien des Grenzstranges 510.
— der Spinalnerven 484.
— Meckeli 465.
Ganglion mesentericum 512.
— nasale 460, 465.
— nervi optici 706.
— nodosum 477.
~ oticum 460, 470.
— petrosum 475.
— phrenicum 512.
~ renali-aorticum 512.
— retinae 707.
— rhinicum 465.
— semilunare 429, 459, 512.
— solare 512.
— sphenomaxillare 465.
— sphenopalatinum 460, 465.
Ganglia spinalia 443, 484.
Ganglion spirale 475, 737.
— splanchnicum 512.
— submaxillare 469.
— superius IX 475.
— supramaxillare 464.
— vestibuläre 474, 736.
Ganglienzellen 409.
Gänsefuss 252.
Gaster 585.
Gaumen 561, 565.
Gaumenbein 56.
Gaumenbogen 573.
Gaumenleisten 561, 574.
Gaumenfortsatz 54.
Gaumenperlen 575.
Gaumensegel 561, 565.
Gebärmutter 664.
Gebärmutterhöhle 665.
Gebiss 554.
Gefässfurchen (a. d. Knochen) 21.
Gefässhaut 379.
Gefässknäuel 630.
Gefässscheide 275.
Oefässpapillen 750.
Geflechte der Venen 346.
Gefühlsbahnen 451.
Gehirn 372.
— Entwickelung desselben 382.
Gehimnerven, Urspnmg 425.
Gehöröffnung 39.
Gehörgang, äusserer 39, 713.
Gehörgang innerer 41.
Gehörknöchdchen 720.
Gehörorgan 711.
Gehörstäbchen 738.
Geigermuskdn 195.
Gekröse 597, 622.
Gelber Fleck 703.
Gelenkarten 10 — 15.
Gelenke, Bau derselben 10, 11.
Gelenkenden, 12.
Gelenkhöhle, 10.
Gelenkfortsätze 28, 79.
Gelenkkapsel 10.
Gelenkpfanne 11.
Gelenkschmiere 11.
Gennari'scher Streif 438.
Genu caroticum 308.
— corpwns callosi 392.
— (int.) nervi facialis 430.
Geruchsnerv 454.
Geruchsorgan 740.
Gesässfurche 249.
Gesamthaar 751.
Geschlechtsorgane, männliche 639-
Geschlechtsorgane, weibliche, 658.
Geschmadcsnerven 476.
Geschmackscentrum 437.
Geschmadcsknospen 576.
Geschmacksorgan 565.
Gesichtsknochen 47.
Gesichtsmuskeln 86.
Gesichtsschädel 18.
Gesichtsvorstellung 437.
Gewölbe des Gehirnes 393.
Gianuzzi’sche Halbmonde 572.
Giebelkante 405.
Giessbeckenknorpel 520.
Gingiva 552, 575.
Ginglymoarthrodie 232.
Ginglymus 13.
Gipfel 407.
Gipfelbucht 719.
Girald^^sches Organ 644.
Gitterschicht 414.
Glabella 19.
Glandulae areolares 677.
auriculares 367.
— axillares 369.
— bronchiales 371, 539.
buccales 552, 577.
— ceniminosae 755.
— cervicales 368, 668.
— ciliares 755.
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781
Glandulae drcumanales 755.
— - coeliacae 371.
— cubitales 368.
Glandula carotica 763.
— bulbourethralis 654.
— coccygea 763.
— duodenalis 594, 601.
— epigastrica 369.
Glandulae gasfricae 371.
— fadales 368.
— gastricae 581.
— glomifomies 755.
— inguinales 370.
— intestinales 601.
— labiales 552, 577.
— lacrimales 690.
— lactiferae^677.
— laryngeae 530.
— Hnguales 368, 565, 568, 577.
— lenticulares ^2.
— Littrei 655.
— lymphaticae 366.
— mesentericae 37 1 .
— mucosae 690.
— ocdpitales 367.
— oesophageae 584.
palatinae 565, 567, 577.
Glandula parotis^568.
— — accessoria 569.
— pharyngea 581.
— pinealis 401.
— pituitaria 395.
— poplitea 370.
Glandulae parathyreoideae 764.
— pedorales 369.
— praeputiales 656.
— pyloricae 589.
— sebaceae 660, 677, 756.
Glandula sublingualis 570.
— submaxillaris 569.
Glandulae submaxillares 368.
— sudoriferae 755.
— supraclaviculares 368.
Glandula suprarenalis 760.
— thymus 549.
— thyreoidea 547.
— — accessoria 548.
Glandulae tartaricae 575.
— thoracicae laterales 369.
— urethrales 655, 661.
— utriculares s. uterinae 668.
— vesicales 638.
— vestibuläres maj. 660.
Glans ditoridis 660.
— penis 654.
Glashaut des Haares 753.
Glaskörper 692, 710.
Glied, männliches 655.
Globi medulläres 395, 415.
Globus pallidus 410.
Glomeruli 630, 632.
Glomus caroticum 763.
— chorioideum 400.
— coccygeum 301, 763.
Glottis respiratoria 525.
— vocalis 524.
Glutaeaifalte 249.
Golgi’sche Zellen Typus II 446.
GolPscher Strang 408, 444, 448.
Gomphosis 9.
Gower’sches Bündel 448.
Graafscher Follikel 672.
Grand lobe limbique 389.
Granulationes arachnoideales 379.
Grandry^sche Körperchen 758.
Grätende 158.
Great commissure 412.
Grenzstrang d. Sympathicus 508.
Grenzstreif 399.
Griffelfortsatz 44.
Orimmdarm 597.
Qrosshim 385, 410, 452.
— -Brückenbahnen 413, 452.
Grosshimbläschen 383.
Grosshirnfaserung 410.
Grosshimganglien 410.
Grosshimhemisphären 384.
Grosshimrinde 410.
Grosöhimschenkel 395.
Grundbein 31.
Grundknorpel 518.
Grundteile 395, 416.
— oss. occ. 26.
Gubernaculum Hunteri 640.
— testis 640.
Gudden’sche Commissur 456.
Gu^rin’sche Falte 655.
Guthrie’scher Muskel 681.
Gyri centrales 387.
I — cerebri 385.
Gyrus angularis 389.
— dnguli 390.
— fornicatus 391 .
— frontalis 387.
— fusiformis 389.
— hippocampi 389, 411.
— lingualis 389.
— longus insulae 391.
Gyri ocdpitales 389.
— profundi 387.
Gyrus occipitotemporalis 389.
— praecentralis 388.
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782
Gyrus transitiv! 387.
— subcallosus 392.
— retrocentralis 387.
— rectus 388.
— supramarginalis 388.
Haar 750.
Haarbalg 751.
Haarknopf 751.
Haarmark 752.
Haarpapille 751.
Haarschaft 751
Haarwurzel 751 .
Haarzelle 738.
Haarzwiebel 751.
Habenula 401.
Habenula ganglionaris 475, 737.
Haken am Gehirn 390.
Hakenbein 164.
Hakenbündel 412.
Hakenfalte 579, 726.
Hals 100.
Halsfascien 97.
Halsmuskeln 91.
Halsregionen 101.
Halswirbel 106.
Hamberger^s Schema 135.
Hammer 720.
Hammer- Ambosgelenk 721.
Hammerbucht 724.
Hammerfalte 724.
Hamuli frontales 45, 61.
Hamulus lacrimalis 48.
— oss. hamati 164.
— osseus cochleae 722.
— pterygoideus 36, 63.
Handgriff 124.
Handknochen 163.
Handmuskeln 192.
Handwurzelknochen 163.
Harmonia 10.
Harnblase 635.
Harnkanälchen, gerade 630.
— gewundene 628.
Harnleiter 634.
— Kreuzung 634.
Hamorgane 625.
Harnröhre 651.
Harnröhrenzwiebel 654.
Haube 395, 403, 416.
Haubenbündel 415.
Haubenkem 417.
Haubenkreuzung 417.
Haubenregion 416.
Haubenstrahlung 416.
Hauptcommissur 412.
Hauptfurchen 387.
Haupthöhle des Herzens 283.
Hauptröhren 631.
Hauptzellen (Magen) 588.
Haustra coU 591, 596.
Haut, äussere 746.
Haut^ässe 759.
Hautmuskeln 758.
— des Halses 91.
Hautnerven 756.
— d. Armes (Obers.) 494.
— d. Beckens u. Beines 505.
Hautpapillen 749.
Hautvenen 346.
Heber d. Hodens 144, 642.
Helicotrema 733.
Helweg’sche Dreikantenbahn 449.
Hemisphäre 385.
Hemisphärenbläschen 383.
Henle’sches Band 148.
Henle’sche Drüsen 690.
— Schicht 752.
— Schleife 630.
Hensen’sche Zellen 739.
Hepar 602.
Hemiae abdominales 624.
— crurales s. femorales 227, 268,
277, 280.
— inguinales 153, 640.
— intraabdominales 624.
— retroperitonaeales 624.
Herz, Allgemeines 281 .
— Structur 290.
Herzbeutel 294.
Herzgefässe 292.
Herzgrube 155.
Herzkammer 285, 288.
Herzknoten 286.
Herzlage 289.
Herznerven 291.
Herzohr 283.
Herzwirbel 291.
Hesselbach’sches Band 148, 151.
Hiatus aorticus 138.
— adductorius 256.
— spurius canalis Fallopiae 40, 67.
— canalis facialis 40.
— (canalis) sacralis 206.
— maxillaris 52.
— oesophageus 138.
— sacralis 206.
— tendineus 256.
Highmorshöhle 52, 76.
Hilus hepatis 604.
— lienis 613.
— ovarii 671.
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Hilus pulmonis 535.
- renalis, 626, 628.
Hinterhauptbein 26.
Hinterhauptfontanelle 24.
Hinterhauptlappen 386, 38Q.
Hinterhals 100.
Hinterhim 383, 384.
Hinterhimblase 383.
Hinterhömer d. Rückenmarkes 444, 446.
— d. Seitenventrikels 398.
Hinterstränge d. Rückenmarkes 444,
449.
Hippocampus 400.
Hirci 751.
Himanhang 395, 762.
Hirnbasis 394.
Hirnbläschen 383.
Himenge 384.
Hirnfurchen 385.
Hirnhäute 372.
Himhöhlen 398.
Himmantel 385.
Himnerven 4541
— Ursprünge 425.
Hirnrinde, Bau 425, 438.
Himsand 380.
Hirnschenkelfuss 416.
Hirnschenkelschlinge 415.
Himsichel 373.
Himstamm 384.
Himstiel 395.
Himstock 384, 414.
Hirn- u. Rückenmarksbahnen (Übers.)
451.
Hirnwindungen 385.
Hirnzelt 374.
Hode 643.
Hodenheber 642.
Hodenhüllen 639.
Hodensack 639.
Hohlvenen 348.
Hohlvenensinus 286.
Hohlwurzel des Haares 751 .
Hörcentnim 437.
Hörzellen 738.
Homerischer Muskel 85.
Horaschicht 749.
Hornhaut 694.
Hüftbein 204, 207.
Hüftbeinloch 210.
Hüftbeinmuskeln 247.
Hüftgelenk 228.
Hüftgelenkpfanne 207, 211.
Hüllen des Hodens 639.
Humerus 158.
Humor aqueus 692.
Hundszahn 554.
Hunterischer Kanal 335.
Huschkeische Hörzähne 735.
Huxleyische Schicht 752.
Hyaloidea 711.
Hydatiden d. Nd)enhodens 644.
Hydrocele 643.
Hymen 661.
Hyperextension 177, 229.
Hypoglossusbahn 453.
Hypoglossusdreieck von Stilling 435.
Hypophysis cerebri 374, 395, 762.
Hypothenar 193.
Jacksonische Rindenepilepsie 438.
Jacobsohnische Anastomose 475.
Jacobsohn’sches Organ 56.
Jecur 602.
Jejunum 592, 595.
Jochbogen 38, 48.
lleum 592, 595.
Impressio carotica 32, 66.
— petrosa 387.
Impressiones digitatae 20, 30, 34, 37,
64.
Impressio trigemini 40, 67.
— renalis 604.
Incisores 554.
Incisura acetabuli 211.
— auris 712.
— cardiaca 533.
— clavicularis 125.
— cordis 282.
Incisurae costales 125.
Incisura anterior (aurts) 712.
— cerebelli 406.
— coccygea 206.
— digastrica 39, 60.
— ethmoidalis 23.
— falciformis 267.
— fibularis 217.
— frontalis 20, 70.
— hamuli pterygoidei 36.
— iliaca 208.
— interclavicularis 125.
— interlobaris 534.
— interlobularis 603.
— intertragica 712.
— ischiadica 208, 209.
— jugularis 28, 40, 125.
— 'mandibulae 79.
— marginalis 406.
— mastoidea 39, 60.
— pallii 385.
— parietalis 37.
— praeoccipitalis 387.
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784
Incisura pterygoidea 62.
— Rivini 37, 714.
-- sacralis 205.
— sacro-coccygea 205, 206.
— Scapulae 157.
Incisurae Santorini 713.
— seminulares 79, 161, 208.
Incisura supraorbitalis 20, 70.
— thyreoidea 519.
— thoracis 124.
— tympanica 714.
— ulnaris radii 162.
— umbilicalis 603.
— vertebralis 107 (Leber) 603.
- vesicalis 603.
Incus 720, 721.
Indicator 191.
Indumentum proprium 372.
Infundibula (pulm.) 537.
Infundibulum (venlr. III.) 402.
— crurale 275.
— hypophyseos 395.
— oviductus 669.
— cochleae 732.
— nasi 742.
Innenkolben 757.
Inscriptiones tendineae 16, 145.
Insel 391.
Inselpol 391.
Insula (Reilii) 391.
Insulae Peyeri 5%.
Insulae pulmonales 534.
Insertio musculorum 17.
Insufficienz der Herzklappen 284.
Integumentum commune 746.
Intercellularbrücken 748.
Intercellularspalten 748.
Intercolumnarfascie 642.
Interepitheliale Räume 739.
Interglobularräume 556.
Intermediärknorpel 7.
Interlobuläre Oallengänge 608.
Intervaginale Räume 456.
Intestinum caecum 596.
— crassum 591, 596.
— pancreaticum 593.
— tenue 592.
Intima pia 440.
Introitus vaginae 660, 662.
Intumescentia cervicalis 442.
— ganglioformis Scarpae
474, 736.
— lumbalis 442.
Involucrum 550.
Iris 697.
Isthmus faucium 551, 573.
Isthmus gland. thyreoid. 548.
— gyri fomicati 390.
— meatus acust. ext. 714.
— prostatae 652.
— rhombencephali 384, 405.
— tubae Fallopiae 670.
— — Eustach. 726.
— Vieussenii 287.
Jochbein 48.
Jochbogen 38, 48.
Jochfortsatz 54.
Juga alveolaria 54, 77.
— cerebralia 20, 34, 37, 84.
Jugulum 103.
Jugum sphenoidale 28, 64.
Ju^erhäutchen 660.
Kahnbein (Hand) 164.
— (Fuss) 222.
Kalbsmilch 549.
Kammerwasser 692.
Kammmuskeln 283.
Kaumuskeln 89. *
Kehldedcel 520.
Kehlkopf 517.
— -Gefässe und Nerven 528.
— -Gelenke und Bänder 521.
— -Knorpel 518.
— -Muskeln 525.
— Schleimhaut 528.
Keilbein 31.
— -Joch 31.
— -Höhlen 32, 73, 75.
— -Flügel 32.
— -Fontanelle 25.
— (Fuss Wurzel) 219, 222.
Keilstrang 408.
Keimbläschen 674.
Keimepithel 671.
Keimfleck 674.
Keimschläuche 671.
Kerato-hyalin 749.
Kerkring'sche Falten 595.
Kern, gezahnter 428.
Keulen 408.
Kiefergelenk 80.
— höhle 32, 51, 73.
— loch 51, 76.
— Öffnung 81.
— Winkel 78.
Kinnbart 552.
Kitzler 659.
Klappdedcel 391.
Klappenwulst 409.
Klappen des Herzens 284, 286.
— der Venen 345.
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785
Kleinfingerballen 194.
Kleinhirn 406, 423.
— -Bahn, sensorische 425, 430,
433.
-- ^Brückenbahn 452.
— Olivenbahn 425.
— -Rinde 439.
— Seitenstrangbahn 421, 448.
— -Stiele 424, 425.
Knäueldrüsen 755.
Kniegelenk 232.
— -Orube 269.
Kniehöcker 401.
Kniescheibe 215.
Knochen 7, 8.
Knorpelfuge oder -Haft 9.
Knorpelhaken 728.
Knorpelplatte 727.
Knötchen 407.
Kolben (des Haares) 751.
Kohlrausch^sche Falte 599.
Kohn, Epithelkörperchen 764.
Kommafönniges Feld 450.
Kömerformation der Hirnrinde 438.
Kömerschicht des Kleinhirnes 423, 439.
Kopfbein 164.
Kopffascien 89.
Kopfmuskeln 83.
Kopfnicker 92.
Kopfschwarte 83.
Krampfaderbruch 355, 649.
Krause’sche Drüsen 690.
Krause’sche Endkolben 577, 757.
Kreislauf des Blutes beim Foetus 360.
Kropf 548.
Kreuzbein 204.
•Kronennaht 21.
Krummdarm 592, 595.
Krystallinse 692, 709.
Kugelgelenke 14.
Kugelkern 424.
Kuppelblindsack 735.
Kuppelraum 719.
Kürbiskernartige Zellen 294.
Labdrüsen 589.
Labia majora 658.
— minora 659.
— oris 551.
— Uteri 664.
Labium vestibuläre 735.
Labrum glenoidale s. cartilagineum
11, 169, 228.
Labyrinth d. Hörorganes, knöchernes
730.
— — — häutiges 733.
B r o e s i k e , Anatomie. 9. Aofl
Labyrinth der Niere 629.
— des Siebbeines 45.
Lac femininum 678.
Lacertus fibrosus 185, 199.
— medius Weitbrechti 112.
Lacuna musculorum 227.
— vasorum 227, 278.
Lacunae Morgagnii 655.
— urethrales 655, 661.
Lacunar orbitae 70.
Lacus lacrimalis 687.
Lambdanaht 24.
Lamina basalis 700.
— affixa 399.
— ciliaris retinae 703.
— choriocapillaris 700.
— chorioidea epithelialis 380, 399.
— cribrosa 44.
— — chorioideae 697.
— fasciaelatae 267,277.
— — oss. ethmoidal. 44.
— — sclerae 693.
— cricoidea 518.
Laminae elasticae corneae 696.
Lamina externa proc. pteryg. 35.
— fusca 694.
— interna proc. pteryg. 35.
Laminae medulläres thalami 414.
Lamina modioli 732.
— orbitalis 51.
-- papyracea 45.
— perforata ant. s. lat. 394.
— perpendicularis 45.
— quadrigemina 403.
— reticularis 739.
— rostralis 392.
— spiralis membranacea 733.
— — ossea 733.
— — secundaria 733.
suprachorioidea 699, 700.
— vasculosa 699.
— terminalis 401.
— vitrea 699.
Langer^scher Achselbogen 140.
Langerhans^sche Inseln 612.
Längsbündel, hinteres 412, 417, 431, 448.
— unteres 412.
Lanugo 750.
Laqueus 412, 418.
Larynx 517.
Leber 602.
— Structur ders. 605.
Leberinseln 605.
Leberläppchen 605.
Leberzellen 607.
Leerdarm 592, 595.
50
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786
Leisfenbein 207.
Leistenbrüche 153, 640.
Leistencanal 149, 151.
Leistenfurche 149, 226.
Leistengruben 152.
Leistenring, äusserer 150.
— innerer 151.
Leitband des Hodens 640.
Lemniscus 405, 418.
Lenden wiii>el 110.
Lens cristallina 692, 709.
Leptomehinx 378.
Lesecentrum 438.
Levatorwulst 579.
Lieberkühn’sche Drüsen 601.
Lidplatte 688.
Lien 612.
Ligamentum accessorium 82.
— acromio-daviculare 166.
Ligamenta accessoriä 183, 234, 246, 247.
— alaria dentis epistrophei 113.
— — genu 236.
— annularia 183, 531.
Ligamentum annulare pedis 274.
— — pubis 226.
— — radii 173.
— — stapedis 712.
— apicis dentis 113.
— apicum 111.
Ligamenta arcuata Halleri 138.
Ligamentum arcuatum pubis 226.
— arteriosiun s. Ductus arter.
Ligamenta ary-comiculata 525.
— basium metacarp. vol. 180,
181.
— — metatars. dors. 246.
Ligamentum Bertini 230.
— bifurcatum 243.
— calcaneocuboideonavi-
culare 243.
— calcaneocuboideum plan¬
tare 244, 245.
— calcaneo-fibulare 240.
— — -naviculare 244,
245.
Ligamentum calcaneo-tibiale 240.
— capituli costae 131.
— — fibulae 238.
Ligamenta capitulorum transv. 182.
— — metatarsi 247.
Ligamentum carpi dorsale 181, 199.
— — radiatum 180.
— — transversum 179.
Ligamentum carpi volare 177, 179, 199.
Ligamenta carpo-metacarpea 181.
Ligamentum cUiare 698.
— collaterale fibulare 2[34.
— — tibiale 234.’
— — cubiü 172.
Ligg. coliateralia manus 180.
— — digitorum 181.
— — genu 233.
— — pedis 247.
Ligamentum Collesi 1^, 226.
— colli costae 132.
— columnae vertebr. 110.
— commune vertebr. ant. et
post. 110.
— conicum 168, 522.
— conoideum 168.
— coracoacrominale 168.
— coracoclaviculare 141,
168.
— coracohumerale 169.
— comiculopharyngeum
525.
— coronarium hepatis 603,
619.
Ligamenta coruscantia 130.
Ligamentum costoclavicul^e 130.
— — -transversarium 132.
— — -vertebrale 131.
— -xiphoides 130.
— cricoarytaenoideum 523.
— — -pharyngeum 525.
— — -thyreoideum 522.
— — -tracheale 525, 531.
Ligamenta cruciata cruris 257, 270.
— — digitorum (manus)
183.
— — genu 235.
Ligamentum cruciatum (Ocdpito-Verte-
bralgelenk 113.
— — pedis 257, 270.
— cubiti 173.
— cuboideo - naviculare plan¬
tare 245.
— cuneo-cuboideum 245,
246.
— deltoideum (articul. cubit.)
173.
— deltoideum (articulat. pe¬
dis) 240.
Ligamentum denticulatum 441.
Ligamenta dorsalia (phalang.) 199.
Ligamentum duodenorenale 621.
— ■ fibulare 234.
— epididymidis 643.
— falciforme hepatis 603,
618.
— ’ Fallopiae 226.
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787
Ligamenta flava 111.
Ligamentum gastrocolicum 620.
— gastrolienale 613, 620.
— Gimbemati 149, 227.
— — reflexum 149,
226.
Ligamenta glandulae thyreoid. 548.
— glottidis 524.
Ligamentum glossoepiglott. 521.
— hamometacarpeum 180.
— hepatocolicum 598, 603,
621.
— hepatogastricum 603, 619.
— hepatoduodenale 603, 619.
— — renale 603, 621.
— hyoepiglotticum 521.
— — -thyreoideum 522.
— iliocostale 122.
Ligamentum ilio-femorale 230.
Ligamenta iliolumbalia 224.
Ligamentum iliopectineum 227, 266.
— — pubicum 226.
— — tibiale 249.
— incudis post. 721.
— — sup. 721.
— infundibuloovaricum 670,
672.
— infundibulo-pelvicum 670.
— inguinale 148, 226.
— — internum 148.
— — ext. 148.
— — reflexum 149,
226.
Ligamenta intercarpea 177, 181.
— — interossea 177.
Ligamentum interclaviculare 130.
Ligamenta intercostalia 130.
— intercruralia 111.
— intercuneiformiä 245, 246.
Ligamentum interfoveolare 148, 151.
Ligamenta interlobaria 540.
Ligamentum intermaxillare 82.
Ligamenta intermetacarpea 181.
— intermetatarsea 246.
— intermuscularia 16, 268,
270.
Ligamentum intermusculare brachii 199.
— — fibulare 270.
— interosseum antibrachii
174.
— interosseum cruris 238.
Ligamenta interspinalia 111.
— intertarsea 246.
— intertransversaria 111, 267.
— intervertebralia 110.
Ligamentum jugale 525.
— ischiocapsulare 230.
-- — -femorale 230.
— keratocricoideum 523.
Ligamentum laciniatum 270.
— ~ int. 270.
— lacunare 149, 227.
Ligamenta lateralia (Kiefergelenk) 82.
— — cubiti 172.
— — genu 234.
— — manus 181.
— — pedis 247.
Ligamentum latum epistrophei 113.
— — Uteri 623, 666.
— longitudinale 1 10.
— lumbocostale 122, 132.
Ligamenta mallei 721.
— malleoli 239.
— mandibulae 80.
Ligamentum mesentericomesocolicum
622.
— nuchae 111.
Ligamenta navicularicuneiformia 245.
— obliqua 183, 274. —
Ligamentum obturatorium stapedis 722.
— ovarii proprium 672.
Ligamenta palp)ebralia 85, 689.
— patellae 233.
Ligamentum pancreatico-gastricum 621.
— pectinatum iridis 694..
— phrenicocolicum 598, 613,
622.
— phrenicogastricum 620.
— — -lienale 613, 620.
— pisohamatum 180.
— — -metacarpeum 180.
— plantare longum 244, 263.
— pleurocolicum 622.
— plicae synov. pat. 236.
— popliteum obliquum 234.
— — arcuatum 234.
— Pouparti 226.
— praeurethrale 681.
— pterygo-mandibulare 82.
— pubicum Cooperi 228.
— — superius 226.
— pubocapsulare 230.
— — -femorale 230.
Ligamenta pubovesicalia 637, 652, 684.
— — -prostatica 644, 652,
684.
Ligamentum pulmonale 540.
Ligamenta pylori 585.
Ligamentum radiatum costae 131.
— radiocarpeum 180, 181.
— rectouterinum 666.
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788
Ligamentum rhomboideum 181.
— rotundum uteri 666.
— sacciforme 175.
Ligamenta sacrococcygea 225.
— — -iliaca 224.
— — -spinosa 225.
— — -tuberosa 225.
— — -uterina 666.
Ligamentum serratum 441.
— sphenomandibulare 82.
— spirale cochleae 735.
Ligamenta sternocostalia 130.
— — -pericardiaca 294.
Ligamentum stylo-hyoideum 80.
— sfylo-mandibulare 82.
— — maxillare 82.
— — myloideum 82.
— subcruentum 175.
— supraspinale 111.
— Suspensorium dent. epistr.
113.
— — hepatis 603, 618.
— — lentis 709.
— — ovarii 640.
— — penis 656.
Ligamenta talocalcanea 241.
— — fibularia 240.
— — tibialia 240.
Ligamentum tarsi oculi 688.
— tarsometatarseum 246.
— tarseum transversum 246.
— temporomandubilare 82.
— teres femoris 231.
— — hepatis 603, 619.
— — Uteri 666.
Ligamenta thyreo-arytaenoid. 524.
— — -epiglott. 522.
Ligamentum tibiocalcaneonavic. 244.
Ligamentum tibionaviculare 240, 244.
— transvers. acetabuli 229.
— — atlantis 113.
— — carpi 179.
— — cruris 257,
270.
— — genu 236.
— — pelvis 681.
— — pubis 225.
— — Scapulae 168.
— — d. Atlanto-oc
dp. Gelenkes 113.
— trapezoideum 168,
— trianguläre hepatis 619.
— — urethrae 680, 683.
— tuberculi costae 131.
Ligamenta umbilicalia 624, 637.
Ligamentum uteri rotundum 666.
— vaginale 640.
Ligamenta vaginalia (digit.) 182, 274.
Ligamentum venae cavae sin. 294.
— venosum 604.
— ventriculare 524.
— vesicae laterale 624, 637.
Ligamenta vesicoumbilicalia 624, 637.
Ligamentum vocale 524.
— ypsiloforme 243.
Lingua 561.
Lingula 407.
— mandibulae 79.
Limbus cartilagineus 169, 228.
— corneae 694.
— fossae ovalis 287.
— oculi 688.
sphenoidalis 31, 64.
— spiralis 735.
— Vieussenii 287.
Limbi palpebrarum 688.
Limen insulae 391.
— -nasi 741.
Limitans olfadoria 745.
Linea alba 143.
Linea arcuata interna 208.
— aspera 213.
— glutaea 209.
-- innominata 203.
— intercondyloidea 214.
— intermedia 208.
— intertrochanterica 213.
Lineae musculares 158.
Linea mylohyoidea 78.
Lineae nuchae 29, 59.
Linea obliqua (cartil. thyr.) 519.
— — (femoris) 213.
. — — (mandibulae) 78.
— pectinea 213.
— poplitea 216.
— semicircularis oss. front. 20.
— — Douglasi 146.
— — oss. ocdp. 29, 59.
— — — parietalis 25.
— semilunaris Spigeli 144.
— temporalis s. semidrcul. 20, 25.
— terminalis s. innominata 62, 203,
208.
— trochanterica 213.
Lineae transv. s. eminentes oss. sacr.
205.
Lingula carotica 32, 66.
— cerebelli 407.
mandibularis 79.
— sphenoidalis 32, 66.
Linse 709.
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789
Linsenfasern 710.
Linsenkapsel (Auge) 710.
— (Gehirn) 411.
Linsenkern (des Grosshimes) 410.
~ -Schlinge 415.
— Thalatnusbahn 415.
Linsennähte 710.
Linsenpol 709.
Linsenstern 710.
Lippen 552.
Lippendrtisen 552.
Lippenrot 552.
.Liquor folliculi 673.
— cerebro-spinalis 378.
Lisfranc’sches Gelenk 245.
Lissauer’sches Randbündel 449.
Littr^^sche Drüsen 655.
Lobulus auriculae 711.
— biventer 407.
— centralis 407.
Lobi cerebri 386.
— hepatis 605.
— renales 627.
Lobulus fusdonnis 389.
— lingualis 389.
— parietalis 388.
Lobuli hepatis 607.
— pulmonis 537.
— antt. supp, 407.
— testis 645.
Lobus biventer 397.
— caudatus 604.
~ cuneiformis 389.
— falciformis 389.
— frontalis 386.
— glandulae thyreoid. 548.
— ocdpitalis 386.
— olfactorius 454.
— paracentralis 391 .
— parietalis 386, 388.
— pyramidalis 548.
Lobi postt. supp. 408.
Lobus quadrangularis 407.
— quadratus 604.
semilunaris inf. 397, 407.
— — sup. 407.
— Spigeli 604.
— temporalis 386.
Locus caerideus 404, 419.
LöwenthaPsches Bündel 448.
Ludwig’scher Winkel 125.
Ludwig'sches Ganglion 241.
Luftröhre 531.
Luette v^sicale 638.
Lungen 533.
I Lungenalveolen 537.
I “ bläschen 537.
j Lunge, Structur 537.
I — Arterien 295.
I Lungengrenzen 543.
Lungenmagennerv 477.
I Lungenpigment 534.
I Lungenvenen 344, 347.
i Lungenvenensinus 288.
I Lungenwurzel 535.
Lungenzellen 537.
i Lunula (Oberkiefer) 50.
' ~ (Nägel 754.
I Lunulae valvul. semilun. 286.
Luys’scher Körper 415.
I Lymphatischer Rachenring 579.
' Lymphcapillaren 364.
Lymphdrüsen 366.
— der Bauchhöhle 371.
— der Brusthöhle 369.
1 — der Beckenhöhle 370.
1 — - des Kopfes u. Halses 367.
j -- der oberen Extrem. 368.
I — der unteren Extrem. 370.
Lymphfollikel 367.
Lymphgefässe 364.
Lymphknoten 366.
Lymphknoten 366.
Lymphkörperchen 366.
Lymphoglandulae s. Glandulae.
Lymphoglandulae 366, 368, 369.
Lyra Davidis 394.
Macula acustica 737.
I Maculae cribrosae 731.
Maaila germiuativa 674.
— lutea 703, 708.
Magen 585.
Magendrüsen 588.
I Magengrube 155, 588.
I Magenmund 585.
Maissiat’scher Streifen 249, 268.
Malae 552.
Malgaigne’sche Grube 101, 301.
Malleolus 217, 218.
Malleus 720.
Malpighi^sche Bläschen 535.
— Lymphknoten (Milz) 614.
— Körperchen (Niere) 630.
I — Pyramide 628, 633.
I Mammae 677.
Mammilla 677.
Mammillarlinie 142.
Mandel 573, 577.
Mandeln des Kleinhirnes 407.
Mandelkern 411.
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790
Mandibula 77.
Männliche Geschlechtsorgane 639.
Manubrium sterni 124.
Manns 163.
Margo falciformis 267, 277.
— infraglenoidalis 216.
— infraorbitalis 50, 70.
— supraorbitalis 19, 20, 22, 70.
Marie’sches Bündel 447.
Mark, oberflächliches 417.
— tiefes 417.
Markbrücke von Waldeyer 449.
Markhöhle 8.
Markkegel 628. <
Markkem 423.
Markleisten 423.
Markstrahlen 629.
Marksubstanz (der Niere) 628.
Marshall’sche Vene 292.
Massa intermedia 402, 413.
Massae laterales oss. ethm. 45.
— — oss. sacri 205.
— — vertebrae 105.
Mastdarm 596.
Matrix unguis 754.
Mäuschen 17.
Maxilla inf. 77.
— sup. 50.
Meatus acusticus ext. 39, 713.
— — int. 41.
— narium 45, 75.
Mediastinum 539.
— testis 645.
Medulla oblongata 408, 420.
— spinalis 442.
Medularrinne 382.
Medullarrohr 382.
Medullarwulst 382.
Meibom’sche Drüsen 639.
Meissner’sche Plexus 512.
Membrana adamantina 518.
— aüantooccipit. 112, 113.
— basilaris 735.
— Bruchii 701.
— choriocapUlaris 700.
— flaccida 716.
— granulosa 673.
— hyaloidea 711.
— hyothyreoidea 522.
— interossea cruris 228.
— ligamentosa Weitbrechti 113.
— limitans ext. 704.
— — int. 704.
— — olfactoria 745.
— obturatoria 210, 226.
— — atlantis 112, 113.
Membrana obturatoria laryngis 522.
— — stapedis 723.
— pharyngobasilaris 581 .
— pituitaria 744.
— sacciformis 175.
— Schneideri 744.
— sterni 130.
— tectoria 735, 739.
— tensa 716.
— trachealis 531.
— tympani 715.
— — secundaria 718,
733.
— vestibularis 735.
Meninx fibrosa 372.
-- serosa 378.
— vasculosa 379.
Menisci articulares 11.
Meniscus articularis 81.
— genu 235.
— mandibulae 79.
Meridiane des Auges 698.
Mesencephalon 383.
Mesenteriolum proc. vermif. 597.
Aiesenterium 592, 622.
Mesoappendix 625.
Mesocolon 598, 622.
Mesorectum 598, 622.
Metacarpalknochen 165.
Metathalamus 403.
Metencephalon 383.
Meynert’sches Bündel 416.
— Commissur 456.
Milch 678.
Milchdrüsen 677.
Milchsaft 364.
Milchzähne 558.
Milz 612.
Müzfollikel 614.
Milzparenchym 614.
Milzpulpa 615.
Milzzellen 615.
Mittelfellraum 541.
Mittelfussknochen 223.
Mittelhandknochen 163.
Mittelhirn 383.
Mittelhirnbläschen 383.
Mittelhirnschleife 418.
Mittelohr 717.
Mitesser 756.
Modiolus 732.
Mohrenheim’sche Grube 133, 142.
Molarzähne 555.
Molecurlär Schicht des Grosshimes 438.
— des Klönhimes 423,
439.
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791
Moil’sche Drüsen 689, 755.
Monakow’s Bündel 448.
Mondbein 164.
Mons veneris s. pubis (&).
Motgomery^sche Drüsen 677.
Monticulus- 407.
Morgagni’sche Hydatide 644, 669.
— Tasche 539.
Morsus diaboli 669.
Motorische Aphasie 388.
Motorische Flecken 291.
Motorisches Sprachcentrum 388.
Mouches volantes 711.
MülleFsche Fasern 706, 708.
MüUer’sche Kapsel 630.
Müller'scher Ringmuskel 698.
Mundhöhle 551, 560.
Mundspalte 551.
Mundwinkel 551.
Mündungstrichter 678.
Muscheln der Nasenhöhle 45.
Musculus 17.
— abductor. digit. minim, man. 194.
— _ — pedis 264.
— — hallucis 263, 264.
— — pollicis brevis 193.
— — — longus 191.
— accelerator urinae 682.
— adductor femoris brevis 256.
— — — longus 256.
— — — magnus 256.
— — — minimus 256.
— — hallucis 264.
— — pollicis 193.
— anconaeus 186.
— — quartus 189.
— anütragicus 711.
— ary-epigloticus 527.
— arytaenoideus (transversus) 526.
— — (obliqui) 527.
Musculi arrectores pili 759.
Musculus articularis genu 253.
— attollens auriculae 84.
— attrahens auriculae 84.
— auricularis ant. 84.
— — post. 84.
— — sup. 84.
— azygos uvulae 566.
— basio-glossus 563.
— biceps brachii 185.
— — femoris 254.
— bivcnter cervicis 119.
— — mandibulae 93.
— brachialis int. 185, 190.
— broncho-oesophageus 585.
— brachioradialis 186, 190.
Musculus buccinator 87.
— buccopharyngeus 581.
— bulbocavemosus 663, 682.
— caninus 87.
— cervicalis ascendens 118.
— chondroglossus 563.
. — dliaris 85, 698.
— — Riolani 85.
— coccygeus 680.
— complexus minor 118.
— — major 119.
— compressor nasi 88.
— — urethrae 681.
— constrictor pharyngis inf. 582.
_ — _ med. 582.
— — — sup. 581.
— constrictor cunni 683.
— coracobrachialis 184.
— corrugator superdlii 84.
— cremaster 144, 152, 642.
— crico-arytaen. lat. 526.
— — — post. 526.
— — -thyreoid. 525.
— cricopharyngeus 582.
— cruralis 253.
— cucullaris 115. .
— deltoideus 183.
— depressor alae nasi 88.
— — anguli oris 86.
— — labii inf. 87.
— — septi mobil, nar.
87.
— detrusor urinae 638.
— digastricus 93.
— dilatator pupillae 701.
— ejaculator seminis 682.
epicranius 79, 83.
— erector trunci 117.
— extensor carpi radial. 189.
__ _ —ulnar. 189, 191.
— — cruris s. quadriceps 252.
— — digiti min. prop. 189,
190.
— — digitorum comm. man.
189, 190.
_ __ __ pedis 258, 263.
— extensor dorsi communis 117.
— — hallucis brevis 263.
— — — longus 258.
— — indicis proprius 19l.
— — pollicis brevis 191,
193.
— — — longus 191.
— femoralis 253.
Musculi fididni 195.
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792
Muscuius flexor brevis digil. min. 195,
264.
— — carpi radial. 187.
— — — lünaris 187.
— - digit. min. ped. brev.
265.
— _ _ man. prof. 189.
- — - subl. 187,
188.
— — — ped. comm.longus
261.
— — - — brevis
264.
— — hallucis brevis 262, •
263.
— — — longus 261.
— — poUicis brevis 193.
— — . — longus 188, 201.
— frontalis 83.
— gastrocnemius 259.
Musculi gemein 250.
— — surae 259.
Muscuius genioglossus 563.
— geniohyoideus 94.
— glossopalatinus 567.
— glossopharyngeus 581 .
— glossostaphylinus 567.
— glutaeus maximus 251.
— glutaeus medius 251.
— — minimus 249.
— gracilis 256.
— helicis 712.
— hyoglossus 563.
— hyopharyngeus 582.
— iliocostalis 118.
— iliopsoas 247.
— iliacus int. 248.
Musculi incisivi 88.
Muscuius indicator 191.
— infraspinatus 184.
— interarytaenoideus 526.
Musculi intercartilaginei 135.
— intercostales 135.
— interossei manus 195.
— — pedis 265.
— interspinales 120.
— intertransversarii 120.
Muscuius ischiocavernosus 682.
— — -coccygeus 680.
— kephalo-pharyngeus 581 .
— keratoglossus 563.
— — pharyngeus 581.
— laryngo-pharyngeus 582.
— latissimus dorsi 115.
— laxator tympani 721.
— levator alae nasi propr. 88.
Muscuius levator alae nasi et lab. sub. 87.
— — ani 679.
— — anguli oris 87.
— — Scapulae 96.
Musculi levatores costarum 121.
Muscuius levator gland. thyr. 548.
— — lab. sup. prop. 87.
— — menti 87.
— — palpeb. sup. 685.
— * — vdi palatini 566.
— lingualis 564.
— longissimus capitis 118.
— — cervicis 118.
— — dorsi 118.
— longitudinalis linguae 564.
— longus atlantis 97.
— — capitis 97.
— — colli 96.
Musculi lumbricales manus 195.
— — pedis 265.
Muscuius masseter 89.
— mentalis 88.
— multifidus Spinae 120.
— mylohyoideus 94.
— mylopharyngeus 5S1 .
— nasalis 88.
— nauticus 262.
— obliquuus abd. ext. 143.
— — abd. int. 144.
— — auriculae 713.
— — capitis inf. 121.
— obliquus capitis sup. 121.
— — coUi 97.
— obliquus oculi inf. 686.
— __ _ sup. 685.
— Obturator ext. 250.
— — int. 250.
— occipitalis 84.
— omohyoideus 94.
— opponens digiti minim, man. 194.
— — — — pedis 264-
— — pollicis 193.
— orbicularis oculi 85.
— — oris 87.
— orbitalis 85, 687.
— palato-glossus 567.
— -- -pharyngeus 567, 581.
— — -staphylinus 565.
— palmaris brevis 194.
— — longus 187, 188, 192.
— palpebralis 85, 687.
Musculi papiUares 284.
Muscuius patheticus 686.
— patientiae 96.
Musculi p^inati 283.
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793
Musculus pedineus 255.
— pedoralis major 132*
— — minor 133, 140.
— perforans 189.
— perforatus Casseri 184, 188.
— peronaeus brevis 258.
— — longus 258.
— - — tertius 258.
— petrosalpingostaphylinus
566.
— piriformis 250.
— pharyngopalatinus 567, 583.
— plantaris 259, 262.
— pleuro-oesophageus 585.
— popliteus 261.
— procerus nasi 83.
— pronator leres 187, 188.
— quadratus 189.
— psoas major 247.
— — minor 248.
— plerygoideus ext. 89.
— — int. 89.
— pterygopharyngeus 581.
— pyramidalis (nasi) 83.
— — (abdominis) 145.
— quadratus femoris 250.
— — kbii inf. 87.
— — — sup. 87.
— — lumbonim 147.
— — plantae 265.
— quadricq^s femoris 252.
— — surae 259.
Musculi redococcygei 601.
— — uterini 666.
Musculus redus abdominis 144.
— - — capit. anter. 97.
— — — anter. maj. 97.
— — — ant. min. 97.
— — — lateral. 121.
— _ _ poster. 121.
— ~ colli 97.
~ redus femoris 253.
Musculi redi labiorum 87.
— — oculi 85, 686.
— redouterini 6^.
— retradores uteri 666.
Musculus retrahens auriculae 84.
— rhomboideus 116.
— risorius 86.
Musculi rotatores 120.
Musculus sacd lacrimal. 85.
— sacrolumbalis 1 18.
— sacrospinalis 117.
— salpingopharyngeus 583.
— Sartorius 252.
Musculi scaleni 96.
Musculus semimembranosuB 254.
— semispinalis 119.
— semitendinosus 254.
— serratus ant. (maj.) 134.
— — post. 116.
— soleus 259.
— spemens 686.
— spheno-salpingo^taphylinus
565.
sphinder ani ext. 599, 682.
— — ^ int. 599.
— _ sup. 600.
— sphinder ani tertius 600.
— — oculi 85.
— — oris 87.
— — pupillae 458, 701.
— — urethrae 681.
— — vesicae 638.
— spinalis cervids 119.
— — dorsi 119.
— spinotransversalis 117.
— splenius 117.
— stapedius 722. ‘
— sternocleidomastoideus 92.
— stemocostalis 136.
— stemohyoideus 95.
— stemothyreoideus 95.
— styloglossus 563.
— stylohyoideus 94.
— stylopharyngeus 582.
— subdavius 134.
— subcostalis 136.
— subcruralis 253.
— subcutaneus colli 92.
— subscapularis 184.
~ Supinator (brevis) 191.
— — longus 186, 189.
— supraspinatus 184.
— suspensorius duoden. 593.
— — gland. thyr. 548.
— tarsalis sup. et inf. 687.
— temporalis 89.
tensor chorioideae 698.
— tensor fasdae latae 252.
— — tympani 722.
— — veli palatini 565, 728.
— teres major 116.
— teres minor 184.
— thyreoarytaenoideus 527.
— — -aryepiglotticus 527.
— — -hycideus 95.
— — -epiglotticus 527.
— — -pharyngeüs 582.
— tibialis anterior 257.
— — posterior 261.
— trachelomastoideus 118.
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794
Musculus tragicus 712.
— transversalis cervicis 118.
— transversoepinalis IIQ.
— — -urethralis 681.
— transversus auriculae 713.
— — abdominis 144.
— — linguae 564.
— — perinei profund.
680, 683.
— ~ perinei superf.
682.
— — thoracis 136.
— trapezius 115.
— triangulari's (inf. s. menti) 86.
— — super. 87.
— — slemi 136.
— triceps brachii 185.
— — surae 259.
— uvulae 566.
— urelhralis 681.
— vastus lateralis 253.
— — medialis 253.
— — inlermedius 253.
— ventricularis 528.
— vocalis 528.
— zygomaticus (major) 86.
— — nünor 86.
Musikanienknochen 160.
Muskelbinden 16.
Muskelbündel 16.
Muskeln 16.
Muskelnerven d. oberen Extremität 494.
— d. unteren Extremität 506.
Muskelsinn 437, 450.
— -bahn 451.
Mutterkegel 664.
Mutterkuchen 360.
Muttermund 664.
Muttermundslippen 664.
Muttertrompeten 669.
Myelencephalon 383, 405.
Myocardium 290.
Myometrium 667.
Mystax 552.
Nabel 143, 155.
Nabel (des Trommelfelles) 716.
Nabelarterien 329, 360.. 362.
Nabelstrang 360.
Nabelvene 360, 364.
Nachhirn 383.
Nachhirnbläschen 383.
Nacken 101.
Nackenmuskeln 120.
— Wirbel 104.
Nägel 753.
Nagelbändchen 754.
Nagelbett 754.
Nagelboden 754.
Nagelfalz 754.
Nagelmatrix 754.
Nagelwall 754.
Nagelwurzel 754.
Naht 10
Nares (extemae) 740, 744.
Nase 7^.
Nasenbeine 47.
Nasengänge 45, 75.
Nasenhöhle 73, 740.
Nasenlöcher 744.
Nasenmuscheln 75.
Nasenscheidewand 740.
Nasenschleimhaut 745.
Nasmyth’sches Schmelzoberhäutchen
557.
Nasoturbinale 740.
Navicula 659.
Nebenfurchen 387.
Nebenhoden 643.
Nebenhöhlen der Nase 73, 730.
Nebennieren 761.
Nebenoliven 420.
Nervenfaserbahnen d. Rückenmarkes
447.
Nervenfaserbahnen d. Gehirnes 409.
Nervenfasern rückläufige 441.
Nervus abducens 430.
— accessorius Willisii 433, 481.
— — spinalis 433, 481.
— — vagi 481 .
— acusticus 432, 474.
Nervi alveolares inferiores 468.
— — superiores 464.
Nervus anococcygeus 504.
Nervi auriculares antt. 468.
Nervus auricularis magnus 486.
— — post. s. prof. 473-
— — vagi 38, 478.
— auriculotemporalis 468.
— axillaris 489.
Nervi bronchiales 480.
— buccales 474.
Nervus bucdnatorius 467.
— canalis pterygoidei 94, 465.
Nervi cardiaci 479, 511.
— carotico-tympanici 476, 510.
Nervus caroticus intern. 510.
Nervi cerebrales 454.
— cervicales 485.
Nervus cervicalis descendens 483, 486.
Nervi cUiares breves 462, 463.
— — longi 462.
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795
Nervus ctrcumflexus humeri 489.
Nervi dunium 501, 505.
— coccygd 485 .
— coeliad 512.
Nervus s. Radix cochlearis 432.
— Cochleae 475.
— s. Ramus colli n. facialis 474.
— communicans faciei 475.
— — peronaei 503.
— — tibialis 502.
— crotaphiticobuccinatorius 467.
— cruralis 497.
— cutaneus aniibrachii dorsalis
493.
— — — lateralis
490.
— — — medialis
489.
— — — poBterior
493.
— — brachii exiernus 494.
— — — internus major
489.
— — — internus minor
489.
— — — medialis 489.
— — — lateralis 489.
— — — posterior 493.
— — — posterior in¬
ferior 493.
— — — posterior Su¬
perior 493.
— — medius (brachii) 489.
Nervi cutanei dunium inferiores 484,
501.
— — — superiores 484.
— — colli 486.
Nervus cutaneus cruris p>osterior 504.
— — - dorsalis pedis inter¬
nus 504.
— — — pedis inter-
medius 504.
— — — p)edis late¬
ralis 502.
— — — pedis me¬
dialis 505.
Nervus cutaneus femoris extern, s. late¬
ralis 497.
— — — intern, s. me¬
dial. 498.
— — — medius 498.
— — — posterior 501.
— — palmaris 491.
Nervi cutanei pectoris anteriores et ab-
dominis 496.
— — pedoris laterales 496.
Nervi cutanei perinei 500.
— dentales inferiores 468.
— — superiores 464.
— digitale dorsales manus 492.
— — plantares 503.
— — volares manus 491.
Nervus cutaneus surae lateralis 501.
— — — medialis 502.
— depressor cordis 480.
— desoendens hypoglossi 483.
Nervi dorsales 484.
Nervus dorsalis clitoridis 501.
— — penis 501, 513.
— — scapulae 488.
durae IX u. X 477.
— ethmoidalis 61, 462.
Nervi erigentes penis 513.
Nervus facialis 431.
— femoralis 497.
— frontalis 460.
Nervi gastrici 480.
Nervus geniohyoideus 483.
— genitofemoralis 497.
Nervi gingivales 464.
Nervus glossopharyngeus 433, 475.
— glutaeus inf. 500.
— — sup. 484, 499. 1
Nervi haemorrhoidales inif. 500.
— medii 499.
— hepatid 480.
Nervus hypoglossus 434, 482.
— Jacobsonii 475.
— iliohypogastricus 496.
— — inguinalis 497.
— inframaxillaris 459, 467.
— infraorhitalis 463.
— infratrochlearis 461, 462.
Nervi intercostales 489, 495.
Nervus intercostobrachialis 496.
— Nervus intermedius 431, 472.
— interosseus ant. s. vol. brachii
490.
— — cruris 502.
— — post; s. ext. 494.
— ischiadicus 501.
— jugularis 510.
Nervi labiales supp. 464.
— — antt. et postt. 497, 501.
Nervus lacrimalis 461.
— laryngeus inf. 478.
— — sup. 479.
— lingualis 469.
Nervi linguales 476, 483.
Nervus lumboinguinalis 497.
— — -sacralis 499.
— mandibularis 459, 467.
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796
Nervus marginalis scapuläe 489.
— mandibulae 474.
— masselericus 467.
— masticatorius 467.
— maxillaris 459, 462, 468.
— meatus auditorii ext. 463.
— medianus 490.
— membranae tympani 468.
— meningeus 4W.
— — hypoglossi 482.
— — m^ius 459.
— — vagi 477.
Nervi meningei medullae spin. 485.
Nervus mentalis 469.
— musculocutaneus 490.
— mylohyoideus 469.
Nervi nasales inferiores 465.
— — subcutanei 464.
— — superiores 466.
Nervus nasociliaris 461.
— nasopalatinus Scarpae 466.
~ obturatorius 499.
— occipitalis hypoglossi 482.
— — major 485.
— — minor 486.
Nervus oculomotorius 427, 457.
Nervi oesophagei 480.
Nervus olfactorius 394, 454.
— ophthalmicus 460.
— opticus 455.
— orbitalis 464, 466.
Nervi palatini descendentes 465.
Nervus palatinus anterior 465.
Nervi palpebrales inff. 464.
— parotidei 468.
Nervus perforans Casseri 490.
— — ligam. tuberososacri 500.
Nervi pericardiaci 480.
Nervus perinei 500.
— peronaeus 503.
— — prof. 503.
— — superfic. 503.
Nervi petrosi (Allgem.) 44.
Nervus petr. prof. maj. 466, 510.
— — — minor 476, 510.
— — superf. maj. 466, 510.
— — — minor 34, 44.
476.
Nervi pharyngei 466, 476, 478.
— phrenicoabdominales 487.
Nervus phrenicus 487.
— plantaris 503.
— pneumogastricus 481.
— popliteus extemus 503.
— — internus 502.
— pterygoideiis ext. 467.
Nervus pterygoideus int. 457, 472.
Nervi pterygopalatini 463, 465.
Nervus pudendus communis 500.
— — longus 501.
Nervus pudendohaemorrhoid 500.
Nervi pulmonales 480.
Nervus radialis 492.
— — profundus 493.
~ recurrens 481.
— — Amoldi 459.
— — hypoglossi 482.
— — trigemini 459.
— — vagi 481.
~ — WiUisii 433.
Nervi recurrentes mening. 374, 459.
Nervus saphenus major 498.
— — minor 498.
Nervi scrotales ant. 497.
— — poster. 501.
— septi narium 466.
— sinuvertebrales 485.
Nervus spermaticus ext. 497, 505.
— sphenoethmoid. 462.
Nervi sphenopalatini 463, 465.
— spinales 483.
Nervus spinosus 459.
Nervi splanchnici 511.
Nervus stapedius 473.
Nervus stylohyoideus et digastr. 473.
— — -pharyngeus 476.
— subclavius 488.
— subcut. inf. et med. colli 486.
— — malae 463.
Nervi — glutaei inff. 500.
Nervus — mandibulae s. margi¬
nalis mandib. 474.
— suboccipitalis 485.
Nervi sublinguales 469.
— submaxillares 469.
— subscapulares 489.
— supraclaviculares 486.
Nervus supramaxillaris 459, 463.
— supraorbitalis 460.
— suprascapularis 488.
— supratrochlearis 461 .
— suralis 502.
— sympathicus 507.
— temporalis prof. 467.
— — superf. 468.
— tensoris veli palatini 470.
— — tympani 470.
— tentorii 459.
Nervi thoracales 495.
— thoracales antt. 488.
Nervus thoracalis longus s. lateralis 488.
— thoracicus post. 488.
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797
Nervus thoracodorsalis 489.
— tibialis 502.
Nervi tonsillares 476.
— tracheales 479.
Nervus trigeininus 429, 458.
— - trochlearis 428, 458.
— tubae (Eustachianae) 476.
Nervus tympauicus s. Jacobsonii 475.
— lünaris 491.
Nervi vaginales 499.
Nervus vagus 433, 477.
— vestibularis 432.
— vestibuli 475.
Nervi vesicales inff. 499.
Nervus Vidianus 44, 465.
— zygomatico-facialis 464.
— — -temporalis 464.
— zygomaticus 463.
Netz 619.
Netzbeutel 620.
Netzhaut 693.
— -Schichten 704, 706.
Neubauer’sche Arterie 298.
Neurit 409.
Neuroglia 409, 445.
Neurogliaschicht 438.
Neuron 409.
Nieren 626.
Nieren-Arterien 632.
— -Becken 634.
— -Kelche 634.
— -Lappen 627.
— -Papillen 628.
— -Venen 683,
Nodulus Arantii 286.
— cerebelli 407.
— valvulae semilunaris 2£6.
Noduli lymphatici solitarii 594, 614.
— — aggregati 595.
Nodus valvulae atrioventricularis 285.
Noyau masticateur 429.
Nucha 101.
Nucleus alae cinereae 434.
— ambiguus 434.
*— amygdalae 411.
— an^aria 433.
— arcuatus 420.
— caudatus 399, 410, 413.
— corporis mamillaris 415.
— cochlearis 427, 432.
— • cuneatus 408, 422.
— dentatus cer^lli 422.
— dorsalis 445.
— emboliformis 424.
— fastigii 424.
— gelatinosus 111.
! Nucleus globosus 424.
— gracilis 408, 422.
— habenulae 414, 416.
— hypothalamicus 41 5.
— lateralis 433.
— lemnisci 419.
— lentilormis 413.
Nuclei acustici 418.
— motorii n. trigemini 429, 434.
— olivares 420.
— pontis 420.
Nucleus pulposus 111.
— princii>alis 432.
~ reticularis tegmenti 419.
— ruber 417.
— taeniaeformis 41 1 .
— tegmenti 417.
— tractus spxin. n. V. 422, 430.
— triangularis 482.
tuberculi acustici 432.
— vestibularis 427, 432, 433.
Nuclei thalami 414.
Nuel’sche Räume 739.
Nuhn*sche Drüse 565, 570,
Nussgelenk 15, 228.
Nymphae 659.
Oberarmbein 158.
— -muskeln 184.
I Oberflächensinnbahn 448.
— 430.
Oberhaut 747.
Oberhäutchen des Haares 752.
Oberkieferbein 50.
Oberschenkelbein 212.
— -muskeln 231 .
Obex 405.
Occiput 26.
Oculus 685.
Odontoblasten 557.
Oesophagus 583.
Ohr, inneres 730.
Ohrenschmalz 714.
Ohrenschmalzdrüsen 714, 754.
Ohrknorpel 711.
Ohrläppchen 711.
Ohrmuschel 711.
Ohrspeicheldrüse 568.
Ohrtrompete 726.
Olecranon 161.
Olfactoriusbahn 452.
aive 397, 420.
— obere 421 .
— untere 420.
Olivenkerne 420.
Oliven-Kleinhirnfasern 420.
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798
Olivenstiel 420.
Olivenzwischenschicht 421.
Omentum majus 619. .
Omentum minus 619.
Omoplata 157.
Oolemma 674.
Opposition 178.
Operculum sellae turcicae 374.
— - (Gehirn) 391 .
Opticusbahn 452.
Opticusfaserlage 704.
Ora serrata 698.
Orbiculus ciliaris 698.
Orbitae 70.
Orbitalflügel 32.
— -platte 48.
Organa intra und extra sacc. peri-
tonaei 594, 617.
Organon auditus 711.
— spirale 738.
— visus 685.
Orificium urethrae s. ext. 651, 654.
— Uteri 664.
— vaginae 660, 662.
— vesicale s. int. 651.
Origo 17.
Os basilare 27.
— brachii 158.
— bregmatis 24.
— -capitatum 164.
Ossa carpi 163.
Os coccygis 206.
— coxae 204, 207.
— cuboideum 222.
— cuneiforme 31.
Ossa cranii 18.
— cuneiformia 222.
Os ethmoidale 44.
— femoris 212.
— frontale 19.
— hamatum 164.
— hyoideum 80.
— ilium 207.
— incisivum 55.
— innominatum 204, 207.
— intermaxillare 55.
— ischii 207, 209.
— lacrimale 47.
— lunatum 164.
— maxillae sup. 50.
Ossa metacarpi 163, 165.
— metatarsi 223.
Os multangulum 164.
Ossa nasalia 47.
Os naviculare (carpi) 164.
— — (tarsi) 222.
Os occipitale 26.
— palatinum 56.
— parietale 24.
— pelvis 204, 207.
— pisiforme 164.
— pubis 207, 210.
— pneumaticum 9.
— puboischiadicum 207.
— pyramidale 164.
— sacrum 204.
— scaphoideum (carpi) 164.
— scaphoideum (tarsi) 222.
Ossa tarsi 218.
Os sincipitis 19.
— sphenoideum 31.
— sphenoidale 31.
Ossa tarsi 218.
Os tincae 664.
— temporale 36.
— trapezium 164.
— trapezoides 164.
— triquetrum 164.
— turbinatum 45, 49, 75.
— zygomaticum 48.
Ossicula auditus 720.
— Bertini 32.
Ossiculum Sylvii 722.
Ostium aorticum 289.
— arteriosum 286, 289.
— atrio-ventriculare 286, 289.
— pulmonale 289.
— sinus coronarii 288.
— tubae (Eustachianae) 726.
— venosum 284.
Otoconia 737.
Otolithen 737.
Ovaria 671.
Oviductüs 669.
Ovula Naböthi 668.
Ovulum 674.
Pachymeninx 372.
Pacchioni’sche Granulationen 21, 379.
Palatum durum et molle 561, 5^.
Pallium 385.
Palpebrae 687.
Pancreas 611.
Pancreaticum 593. *
Pancreatin 612.
Panniculus adiposus 750.
Papillae circumvallatae 562.
— clavatae 562.
— conicae 562.
Papilla duodeni 593.
Papillae filiformes 562, 575.
— foliatae 563, 575.
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799
Papillae fungiformes 562, 575.
Papilla indsiva 561, 575.
— lacrimalis 688.
Papillae lenticulares 562, 575.
Papilla mammae 679.
— nervi optid 703.
— Santorini 595.
Papillae renales 628.
— vallatae 562.
Pappus 552.
Par seplimum 432.
Paradidymis 644.
Parametrium 667.
Parastemallinie 142.
Paratestis 643.
Parietales Blatt des Bauchfelles 616.
Paries caroticus 718.
Paries jugularis 719.
— labyrinthicus 718.
— membranaceus tracheae 531.
— — tympani 717.
— tegmentalis 718.
Parotis 568.
Paroophoron 676.
Parovarium 676.
Pars alveolaris mandibulae 77.
• — centralis ventr. lat. 399.
— cavernosa urethrae 651, 653.
— membranacea septi ventriculo-
rum 285.
— urethrae 651.
“ olfadoria 744.
— opercularis gyr. front. 388.
— orbitalis gyr. front. 388.
— respiratoria 744.
— petrosa oss. temp. 37.
— triangularis g. f. 388.
— tympanica oss. temp. 37, 60.
Patella 215.
Patte d^oie 252, 254.
Paukenhöhle 717.
— Taschen u. Falten ders. 724.
Paukentreppe 732.
Pavimentum orbitae 72.
Peden oss. pubis 210.
Pedunculus hypophyseos 395.
Pedunaili cerebri 395, 416, 378.
— flocculi 407.
Pelvis 204, 211.
— renis 634.
Penicilli 615.
Penis 655.
PequeFsches Receptaculum 365.
Pericardium 295.
Perichoroidalraum 699.
Pericranium 83.
Perilymphe 730.
Perimetrium 667.
Perimysium intemum 16.
Perinealkrtimmung 599.
Periodontium 556.
Peritonaeum 152, 616.
Perivasculäre Lymphgefässe 365.
Perlkugdn 551.
Perone 215.
Pes 218.
— anserinus major 472.
— anserinus minor 464.
— hippocampi major 399.
— — minor 400.
— pedunculi 416.
— planus 218.
Petiolus 520.
PetiFsches Dreieck 143.
Peyer^sche Haufen od. Plaques 367,
595.
Pfeilnaht 24.
Pferdeschwanz 442.
Pflugscharbein 49.
Pförtner 585.
Pfortader 358, 606.
Pfropf 424.
Phalangen d. Finger 166.
— d. Zehen 223.
Phalangenfortsatz (Gehör) 739.
Pharynx 577.
Philtrum 552.
Pia mater 379, 440.
Pigmentepithel 700.
Pinnae nasi 740.
Pilus 751.
Placenta 360.
Plantarflexion od. -motion 240.
Planum infratemporale 35, 38.
— popliteum 216.
— temporale 20, 35, 37.
Plattfuss 218.
Platysma 92.
— myoides 91.
Pleura 539.
Pleuragrenzen 542.
Pleurahöhle 539.
Pleurakuppel 540.
Plexus aorticus abdom. 511.
— — thoradc. 511.
— basilaris 377.
— brachialis 485, 487, 494.
— cardiacus 479.
— caroticus ext. 510.
— — int. 510.
— cavernosus (d. Carotis) 510.
— — penis 513.
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800
Plexus cervicalis 485.
— chorioides 380.
— — later. 380, 381.
— — medius 3^).
— coccygeus 504.
— coeliacus 512.
— coronarius cordis 511.
— cruralis 496.
— dentalis super. 464.
— — infer. 469.
— deferentialis 513.
— diaphragmaticus 487.
— entericus 512, 590.
— ganglioformis 477.
— gastricus 480.
— haemorrhoidales 356, 512.
— hypogastricus 512.
— infraorbitalis 464.
— ischiadicus 499.
— lumbalis 496.
— maxillae int. 350.
— mesentericus 512.
— muscularis (ventric.) 590.
— myentericus 512, 590.
— nodosus 497.
— oesophageus 480.
— pampiniformis 355, 649.
— parotideus 472.
— pharyngeus 478, 511, 350.
— prostaticus 356, 513.
— pterygoideus 350.
— pubicus impar 356, 658.
— pudendalis 356.
— pulmonalis 480.
— sacralis 485, 499.
— Santorini 356.
— seminalis 513.
— spermaticus 355.
— — intern. 512.
— submucosus 512, 590.
— uterovaginalis 356, 513.
— venosi 440.
— vertebralis 51 1 .
— vesicalis 512, 356.
Plicae alares 236.
— aryepiglotticae 528.
— circulares 594.
— Douglasi 666, 623.
Plica epigastrica 152.
Plicae fimbriatae 561.
Plica glossoepiglottica 562.
— ileocaecalis 625.
— interureterica 638.
— lacrimalis 691 .
— longitudinalis duodeni 595.
— — recti 599.
Plica nasopharyngea 578.
— nervi laryngei 580.
Plicae palatinae transversae 561, 574.
— palraatae 665.
Plica pancreaticogastrica 621.
— pterygomandibularis 552.
Plicae rectovesicales 623.
— -uterinae 623, 666.
Plica salpingo-palatina 578.
— salpingo-pharyngea 578.
Plicae semilunares 148, 623, 666.
I Plica semilunaris conjunctivae 690.
— — fasciae transversalis 148.
Plicae sigmoideae 561.
— sublinguales 561 .
Plica synovialis patellaris 236.
— transversalis 600.
— triangularis 574.
-- umbilicalis 154, 624.
— urachi 624.
— - ureterica 638.
— venosa 624.
Plicae synoviales 11.
— transversales recti 599.
' — vesicales 154, 623.
— vesicoumbilicales 154, 624.
— vesicouterinae 666.
— villosae 587.
Points douloureux (Arm) 201.
— — (Bein) 272.
Pole des Auges 703.
Poli cerebri 385.
Pomum Adami 519.
Pons (Varoli) 396, 417.
Ponticulus (Öhr) 712, 718.
j Porta hepatis 604.
I — renis 626.
j Portio dura et mollis 432.
lacrimalis m. sphinct. oculi 85.
' — intermedia Wrisbergi 431, 472.
I — supra vaginalis 664.
— vaginalis 664.
Porus acusticus externus 39, 60.
— — internus 41, 69.
Poupart’sches Band 148.
Praecordialgegend 155.
Praecuneus 391.
Praemolarzähne 555.
Praeputium clitoridis 659.
— penis 656.
Praespermiden 648.
Premula abdominalis 146.
Presse d. Herophilus 30.
Prismata adamantina 557.
Processus accessorius 110.
— alares 45, 65.
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801
Processus anconaeus 161.
— alveolaris 54, 77.
— articulares (vertebrae) 105,
205.
— caudalus (jOA.
— ciliares 698.
— Civinrai 36.
— cleidocoracoideus 157.
— clinoidei antt. 33, 64.
— — medii 31, 65.
— — postt. 32, 65.
— - cochlearis 718.
— condyloideus oss. ocdp. 59.
— — mandib. 79.
— coracoideus 157.
— coronoideus mandib. 79.
— — ulnae 161.
— - costarius 106.
— cubitalis 160.
— dentali^ 54.
— ensiformis oss. sphen. 33.
— — sterni 124.
— ethmoidalis conchae infer.
50, 75.
-r- faldformis axillaris 140.
— — cerebri 373.
— — fasdae transver-
salis 148, 151, 267, 276.
— faldformis fasdae latac 267,
276, 277.
— — lig. sacrotub. 225.
— Folianus 720.
“ fronfalis 48, 53.
— - inf. tegm. tymp. 41, 61.
— intrajug^aris 2B, 40, 60, 68.
— - jugularis 59, 60, 68.
— lacrim. conchae inf. 50, 75.
— lateralis oss. calcan. 221.
— lenticularis 711.
— mamillaris 110.
— marginalis 519.
— mastoideus 38, 60.
— maxillaris oss. palatini 57.
— — conchae inf. 50.
— muscularis d. Stellknorpel
521.
— nasalis oss. frontis 23.
— obliqui 105.
— odontoideus 107.
— orbitalis oss. palatini 57.
— palatinus oss. max. sup. 50,
54.
— papillaris 604.
— pterygoidei 35.
— pterygospinosus 36, 63.
Broesike, Anatomie. 9. Anfl.
Processus pyramidalis gl. thyr. 531,
548.
— - — oss. palatini 57,
162.
— spinosus oss. sphen. 105.
— — — vertebr. 105,
205.
— sphenoidalis oss. palat. 57.
— - styloideus oss. temp. 44.
— — oss. metacarpi
tertii 135, 166.
— — radii 163.
— — ulnae 162.
— transversus 105, 206.
— trochlearis 22.
— tubarius 36, 63.
— undnatus oss. ethm. 46, 76,
442.
— — pancr. 611.
— vaginalis (oss. sphen.) 36,
63, 73.
— — (fasdae transv.) 148,
152.
— — - peritonaei 639.
~ vermiformis 597.
— vocalis 520,
— xyphoides (Keilbein) 33, 65.
— — (Sternum) 124, 125.
— zygomaticus 20, 37, 54, 70.
Prominentia laryngea 519.
Promontorium (Becken) 104, 204.
— (Mittelohr) 718.
Pronationsbewegung 1 61 .
Pfropf 424.
Prosencephalon 383.
Prostata 651, 652.
Protuberantia occip. ext. 29, 59.
— — int. 30, 67.
— laryngea 519.
— mentalis 77.
Prussak^scher Raum 725.
Psalterium 394.
Psychomotorische Bahnen 411, 452.
Psychosensorische Bahnen 452.
Ptyalin 572.
Pubes 751.
Pudendum muliebre 658.
Pulmones 533.
Pulpa d. Milz 614.
— d. Zähne 553, 557.
Pulvinar 400, 414.
Punda lacrimalia 688.
Pupille 701.
Purkynje^sche Bläschen 674.
— Zellen 439.
Putamen 410.
51
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802
Pylorus 585.
Pyramiden d. Med. obl. 397, 408.
— d. Kleinhirnes 407.
— d. Schläfenbeines 39.
Pyramidenbahnen 406, 416, 452.
Pyramidenbein 164.
Pyramidenfortsätze (der Nieren) 629.
Pyramidenkem 421.
Pyramidenkreuzung 408.
Pyramidenseitenstrang 448.
Pyramidenstränge AOß, 447.
Pyramidenzellen 438.
Pyramis vermis 407.
Pyramis vestibuli 730.
Querfasem der Brücke 420.
Querfortsatz 105.
Quintuswurzel 417, 429.
Rabenschnabelfortsatz 157.
Rachen 577.
Rachenenge 551, 573.
Rachenring lymphatischer 579.
Radgelenk 13, 174.
Radiärfasern 710.
Radiatio corp. callosi 412.
— thalami opt. 413.
Radii (Hirnrinde) 438.
Radiocarpalgelenk 175.
Radius 160.
Radix ascend. V. 430.
— — VIII. s. Acusticusschleife.
— cochlearis 432.
— descend. V. 417, 429.
— pulmonis 535.
— vestibularis 432.
Rami arteriarum s. Arteriae.
— nervorum s. Nervi.
— communicantes n. symp. 491,
509.
— intercostales 313.
Ramus meningeus accessorius 306.
— deltoideus 318.
Randschlingennetz 697.
Randzone 438.
Rankenarterien 657.
Raphe 418.
— corp. callosi 393.
— (a. d. Halsmuskel) 94.
— palati duri 574.
— palpebralis lat. 689.
— perinei 679.
— pharyngis 582.
— pontis 420.
— scroti 639.
Rautengrube 403.
Rautenhim 383.
Receptaculum chyli 365.
Recessus bursae omentalis 621.
— cochlearis 730.
— duodenojejunalis 624.
— ellipticus 730.
— epitympanicus 7l9.
— foUicullares 562, 574.
— glossoepiglotticus 522.
— hemiellipticus 730.
— hemisphaerisus 730.
— ileocaecalis 625.
— — appendicularis 625.
— infundibuli 402.
— intersigmoideus 624.
— lat. ventr. quarti 404.
-- labyrinthi 734.
— mesentericoparietalis 625.
— opticus 402.
— parajejunalis 625.
— pharyngeus 579.
— pinealis 402.
— piriformis 529, 580.
— retrocolicus 625.
— sacciformis 23, 172, 175.
— sphaericus 730.
spheno-ethmoidalis 75, 742.
— s. Fossa subcaecalis 625.
— subcruralis 233.
— suprapatellaris 253.
— suprapinealis 402.
— triang^aris 402.
— venosus 624.
Rectum 598.
Rectusscheide 145.
Regenbogenhaut 693.
Regenwurmmuskeln 195.
Regio abdominalis later. 155.
— colli ant. 102.
— — lat. 102.
— epigastrica 155.
— hyoidea 103.
— hypogastrica 155.
— hypochondriaca 155.
— hypothalamica 416.
— infrahyoidea 103.
— inguinalis 156.
— laryngea 103.
— lumbalis 155.
— mesogastrica 155.
— s. Pars olfactoria 744.
— s. Pars respiratoria 744,
— pubica 155.
— retromandibularis 103.
— stemocleidomast. 102.
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803
Regio subhyoidea 103,
— submaxillaris 102.
— submentalis 102.
— subthalamica 416.
— suprahyoidea 102.
— suprasternalis 103.
— Ihyreoidea 103.
— trachealis 103.
— umbilicalis 155.
Reissner’sche Membran 735.
Renes 626.
Renculi 627.
Rete articulare cubiti 322.
— — genu 338, 343.
— calcanetim 432.
— carpi 320, 323.
— cubitale 322.
— o’ecrani 318, 319, 323.
— Malpighii 748.
— manus 352.
— tarsi dorsale 343.
— testis 646.
— vasculostim Halleri 646.
— venosum dorsale manus 352.
— — — pedis 357.
Retina 693.
Retinacula tendinum 17.
— — peronaeorum 259,
271.
Retinaculum lig. arcuati 235.
— patellae 233.
Retropharyngeales Bindegewebe 100,
571.
Rhinencephalon 385, 392.
Rhombencephalon 383, 405.
Riechcentrum 437.
Riechcommissur 413.
Riechhim 385.
Riechzellen 745.
Riegel 405.
Riffzellenschicht des Haares 752.
Rimae caecae 605.
Rima cornealis 694.
— glottidis 525.
— oris 551.
— palpebrarum 787.
— pudendi 658.
Rinde des Haares 751.
Rindencentren425, 436.
Rindenpyramiden 630.
Rindensubstanz 629.
Ringknorpel 518.
Rippen 126.
Rippenbogen 124.
Rippenfenster 136.
Rippenhals 128.
Rippenhöcker 128.
Rippenknochen 127.
Rippenknorpel 126.
Rippenköpfchen 127.
Rippenmuskeln des Rückens 116.
Rippenwirbel 127.
Rivus lacrimalis 688.
Röhrenknochen 7.
Rollhügel 212.
Rosenmüller’sche Drüse 227, 268, 276.
— Grube 579.
Rostfarbene Schicht ^439.
Rostrum sphenoidale 32, 49.
— corporis callosi 392.
Rotationsgelenke 13.
Rotatio 174.
Rotula 160.
Rückenfascien 122.
Rückenfurchen 105, 382.
Rüdcenmark 440, 442.
— -Blutgefässe 441 .
— verlängertes
Rückenmarkshäute 440.
Rückenmarksnerven 483.
— querschnitt 443.
— bahnen 447.
Rückenmuskeln 114.
— -rohr 382.
— - -Wülste 382.
Rüddäufige Empfindlichkeit 441.
Rugae vaginales 663.
Rumpfmuskeln 117.
Rundzellen (d. Hodens) 647.
S. romanum 597.
Sacculus 734.
— ellipücus 734.
— sphaericus 734.
Saccus caecus 586.
— conjunctivalis 690.
— endolymphaticus 734.
— epiploicus 620.
— lacrimalis 691.
— lienalis 622.
Sacci retrosterno-cleido-mast. 100.
Saftlücken oder -kanälchen der G)mca
696.
Sägenaht 10.
Salpinx audit. 565.
Samenausspritzungsgänge 651 .
Samenblase 648, 649.
Samencanälchen 645, 647.
Samenepithel 647.
Samenfädchen 646.
Samenflüssigkeit 646.
Samenhügel 658.
51*
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804
Samenleiter 643, 648.
Samenmutterzellen 648.
Samenstrang 149, 649.
Samentierchen 6^.
Samentochterzellen 648.
Sammelröhren 631.
Sammelzellen 648.
Sandström QU. parathyr. 764.
Santorini’sche Knorpel 521.
Sattelgelenk 14.
Sattelknopf 31.
Säulchen 732.
Saumnaht 10.
Scala tympani 732.
— vestibuli 732.
Scapha 12.
Scapus pili 751.
Scapula 157.
Scapularlinie 142.
Scarpa’sches Dreieck 252, 334.
Schädeldach 18.
Schädelfläche, äussere 58.
— innere 64.
Schädelgewölbe 18.
Schädelgrube, vordere 64.
— mittlere 65.
— hintere 67.
Schädelgrund 18.
Schädelknochen 18.
Schädelmuskeln 83.
Schallwellenweg 739.
Schaltstück 571, 631.
Schambein 210.
Schambogen 212.
Schamfuge 225.
Schamhaare 659, 751.
Schamlippen, grosse 658.
— kleine 659.
Schamspalte 658.
Schamwinkel 210.
Schamiergelenk 13.
Scheide 662.
Scheidencuticula 752.
Scheideneingang 658, 660, 662.
Scheidenhäute des Hodens 642.
Scheidenklappe 660.
Scheidengewölbe 662.
Scheitelbein 24.
Scheidewand des Herzens 285.
— der Nasenhöhlen 73.
Scheitelhöcker 25.
ScheiteUappen 386.
Schenkelbogen 148.
Schenkelbrüche 227, 268, 277, 278.
Schenkelcanal 268, 274.
Schenkellücke 275.
Schenkelringe 227, 268, 275, 277.
Schichten der Retina 704, 706.
Schienbein 215.
Schiffermuskel 262.
Schilddrüse 531, 547.
Schildknoipel 519.
Schindylesis 10.
Schläfenbein 36.
Schläfenlappen 386.
Schläfenlinie 25.
Schleife 418.
Schleifenkreuzung 418.
Schleifenschicht 418.
Schleimbeutel 11, 80, 201, 230, 236,
272.
Schleimhaut der Mundhöhle 574.
Schleimscheiden 16.
— der Hand 201.
— des Fusses 272.
Schleimschicht der Epidermis 748.
Schlemm’scher Canal 694.
Schlüsselbein 156.
Schlund 577.
Schlundkopf 577, 581.
Schmeckbecher 529, 576.
Schmelz 555.
Schmelzfasern 557.
Schmelzkeim 558.
Schmelzleiste 554, 558.
Schmelzoberhäutchen 557.
Schnielzorgan 558.
Schmelzprismen 557.
Schmelzpulpa 558.
Schnecke 732.
I Schneckenkanal 734.
j Schneckenkuppel 732.
I Schneckenloch 733.
I Schneider’sche Membran 744.
Schneidezähne 554.
Schnurrbart 552.
Schraubengelenk 14, 17, 104.
Schreger’sche Linien 556.
Schulterblatt 157.
) Schultergelenk 168.
1 Schultergewölbe 168.
Schultergräte 158.
Schultergürtel 156.
Schulterhaken 157.
Schulterhöhe 158.
Schultermuskeln 183.
Schultze^sches Bündd 450.
Schuppe 26, 29, 37.
Schuppennaht 10, 24.
Schuppenteil 26, 37.
Schwanzkem 410.
I Schwertfortsatz 124.
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805
Schwdlkörper des Penis 656.
Schwimmmuskel 262.
Sclera 692.
Scrobiculus cordis 155.
Scroium 641.
Scyphus Vieussenii 732.
Sebum palpebrale 689.
Secretröhren 571.
Seepferdefuss 399, 400.
Seelenblindheit 437.
Segelventile 284.
Sehaxe 703.
Sehcentrum 437.
Sehhügd 400.
Sehloch 701.
Sehnen 16.
Sehnenscheiden der Hand 201.
— des Fusses 272.
Sehnerv 455.
Sehnervenkreuzung 394.
Sehorgan 685.
Sehpurpur 706.
Sehstiele 413.
Sehstränge 394.
Sehstrahlung 414.
Seitenarme 403.
Seitenäste 446.
Seitenfontandle 25.
Seitenfurche 442.
Seitenhom des Rückenmarkes 444.
Seitenstrang 445, 448.
Seitenstranggrundbündel 449.
Seitenstrangzone 449.
Seitenventrikel 398.
Seitenwandbein 24.
Sella turcica 31, 65.
Semicanalis m. tens. tymp. 41.
— n. Vidiani 40, 67.
— tubae auditivae 42.
Sensible Bahnen 450.
Sensorische Kleinhimbahn 425.
Septa alveolaria 54, 77, 538.
— Bertini 622.
Septula testis 644.
Septum atriorum 283.
— cartilagineum 740.
— Qoqueti 227, 276.
— cordis 283.
— crurale 227, 276.
— femorale 227, 276.
— intermusculare 16, 199, 268.
— linguae 563. •
— narium cartilagineum 740.
— narium (osseum) 73.
— pectiniforme 656.
— pellucidum 392.
Septum perinei transversum 681, 684.
— (scroti) 641.
— urethro-vaginale 662.
— ventriculorum 285.
Sertoli’sche Fusszellen 647.
Sesambeine 182, 224.
Shrapnell’sche Membran 716.
Sibson’sche Furche 142.
Siebbein 44.
Siebbeinhöhlen 73.
Siebbeinmuscheln 45.
Siebbeinzellen 45, 75.
Sinciput 19.
Sinus alae parvae 376.
Sinus aortae 296.
— atlantis 107.
— atrii 283.
— capitulorum 166.
— cavernosus 376.
— circularis foraminis magni 377.
— — Ridleyi 377.
— coronarius 288.
— durae matris 346, 350, 375.
— epididymidis 644.
— ethmoidalis 73.
— faldformis 376.
— frontalis 19, 23, 73, 741.
— intercavernosus 377.
— lactiferi 678.
— longitudinalife 376.
— lunatus radii 162.
— — ulnae 162,
— marginalis 377.
— maxillaris 46, 52, 73, 741.
— maximus 296.
— Morgagnii 529.
— s. Recessus piriformis 528, 580.
— occipitalis (ant.) 377.
— — (post.) 377.
— petrosus 377.
— pleurae 546.
— pocularis 653.
— prostaticus 653.
— quartus 296.
— rectales 599.
— rectus 376.
— sagittalis 376.
— sigmoideus 376.
— sphenoidalis 33, 747,
— sphenoparietalis 376.
— tarsi 220.
— tentorii 376.
— tonsillaris 573.
-- transversus pericardii 293.
I — — (venös.) 376.
— tympani 719.
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806
Sinus Valsalvae 286, 296. !
— venosus sclerae 694.
Sinusfett 628.
Sitzbein 207, 209. !
Skene’sche Gänge 661.
Smegma praeputii 656.
SoHtärbündel 434.
Solitärfollikel 596.
Spannknorpel 519.
Spatia anguli iridis 694.
— intercostaUa 124. !
— interglobmaria 556.
Spatium interapoheuroticum supraster-
hale 100.
— subsclerale 699.
— suprachorioideale 699. |
Speiche 160. |
Speicheldrüsen 568. i
— Structur 571. |
Speisd)rei 601. i
Speiseröhre 583.
Spermatoblasten 647.
Spermatosomen 646.
Spermatozoen 646.
Spermiden 648.
Spermien 646.
Spermiocyten 648.
Spermiogonien 648.
Sphincter papillae renis 627. [
— pupillae 458, 701.
— vesicae 652.
Spina angularis 34, 62.
— ethmoidalis 31.
— helicis 711,
— iliaca ant. 208. i
— — post. 208. ^
— ischiadica 209.
— jugularis 28, 68.
— mentalis 77, 78.
rect. lat. 685.
— nasalis ant. 76.
— — oss. front. 23, 54. '
— post. 56, 63, 76. j
— Scapulae 158.
— supra meatum 729. 1
Spina trochlearis 22, 71.
Spinae tuberculi 159.
Spina zygomatica 54.
Spindel 732;
Spindelläppchen 389.
Spinnwebehaut 378.
Spiralkanälchen 631. j
Spiralstrang 739. 1
Spien 612.
Splenium corporis callosi 392.
Spongiopilem 409.
Sprachcentrum 389, 437.
— (optisches) 438.
Sprachverständnis 438.
Sprungbein 219.
Spulwurmmuskeln 195.
Squama frontalis 19.
— ocdpitalis 26, 29, 59.
— t^nporalis 36.
Stäbchen 705.
Stäbchenepithel 631.
Stäbchenzellen 576.
Stabkranz 413.
Stachelzellenschicht (der Haut) 478.
— (des Haares) 752.
Stammlappen 391.
StammteU 384.
Stammzellen 648.
Stapes 720.
Staphyle 565.
Steigbügel 720.
Steissbein 206.
Steissdrüse 763.
Stellknorpel 520.
Stellulae Verheynii 627.
Stenon^scher Gang 56, 569.
Sternallinie 142.
Sternum 124.
Stiele d. Thalamus 413.
Stiftzellen 575.
Stigmata Malpighii 616.
Stilling’sches Hypoglossus-Dreieck 435.
Stilling’sche Kerne 445.
Stimmbänder 524.
Stimmritze 524.
Stirnbein 19.
Stirnfortsatz 53.
Stirnfontanelle 24.
Stirnfurchen 387.
Stirnglatze 191
Stirnhöhlen 23, 73, 76.
Stimlappen 386.
StimschuFT« 19.
Stockzähne 560.
Stomachus 585,
Strahlenfortsätzc 698.
Strahlenkörper 697.
Strangförmige Körper 397, 409.
Strangzellen 446.
Stratum album prof. 417.
— cinereum 423, 439.
— complexum 422.
— corneum 749.
— cylindricum 748.
— dentatum 748.
— gangliosum 439.
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807
Stratum granulosum 423, 439, 673,
749.
— griseum centrale 417.
— interolivare 421.
— lucidum 748.
— s. Corpus papillare 749.
— pigmenti 700.
— reticulare 749.
— synoviale 10.
— zonale thalami optici 414.
— — (corp. quadrig. 417.
Streifenhügel 399.
Streifenkörper 410.
Stria cornea 399.
Striae longitudinales 393.
— medulläres 484.
Stria lateralis 395.
— medialis 395.
— medtülaris 400, 403, 432.
— terminalis 399.
— vascularis 735.
Strickkörper 409, 421.
Struma S4S.
Stützsubstanz 409.
Stützfasem 706, 708.
Stützgewebe 445.
Stützzellen (Corti’sches Organ) 738.
— des Hodens 647.
Subarachnoidalräume 378, 440.
Subduralraum 373. 440.
Substantia adamantina 556.
— compacta 8.
— corticalis 7, 628 (renis).
— eburnea 556.
— ferruginea 404, 419.
— gelatinoea centr. 445.
— — Rolandi 445.
— glomerulosa 628.
— medullaris s. tubulosa
• renum 628.
— nigra 395, 416.
— — Sömmerringi 416.
— ossea 557.
— osteoidea 557.
— perforata ant. 392, 394, 411.
— — med. 395.
— — post. 395.
— s. Formatio reticularis 420.
— Spongiosa 445.
— vitrea 556.
Substanz, graue 409.
— weisse 409.
Succus entericus 601.
Sulcus arteriae vertebralis 107.
— atrioventricularis 282.
— basilaris 397.
Sulci bicipitales 185.
Sulcus calcanei 221.
— callosomarginalis 391.
— caroticus 32, 66.
— carpi 164.
Suld cerebri 385, 387.
Sulcus centralis 386.
— chiasmatis 31, 86.
-- cinguli 391.
— circularis cordis 282.
— Reilii 391.
— coronarius 282.
— costalis 127.
Sulci cordis 283.
— dorsales 105.
Sulcus dorsalis penis 657.
— ethmoidalis 47, 73.
— frontalis oss. front. 20.
— — cerebri 387.
— hamuli pterygoidei 36.
— horizontalis cerebelli 407.
— hypothalamicus 401.
— infraorbitalis 42, 51.
— inguinalis 149, 226.
— interarticularis 220, 221.
— intermedius 408.
— interparietalis 388.
— intertubercularis 159.
— jugularis 43.
^ci medull. spin. 442.
Sulcus lacrimalis 53, 71.
— limitans 404.
— longitudinalis 25, 30, 403.
— — cordis 282, 283.
— — fovea rhomb.
404.
— magnus 407.
— malleolaris 218.
— medianus f. rh. 404, 408.
— mentolabialis 552.
Monroi 401 .
— mylohyoideus 78.
— n. oculomotorii 395.
— — radialis 159.
— — spinalis 109, 159.
— — ulnaris 160.
— nn. d. Rückenmarkes 442,
— nasolabialis 552, 740.
— — -palatinus ^arpae 49, 74
— — -pharyngeus 578,
— obturatorius 210.
Sulci occipitales 389.
Sulcus oculomotorius 428.
— olfactorius 388.
— orbitalis 388.
— optiais 31 .
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808
Sulcus parolfaclorius 392.
Suld p^tini 55.
Sulci peronaei 222.
Sulcus petrosus infer. 27, 39, 68.
Sulcus petrosus super. 39, 65.
— postcentralis s. postrolandicus
386.
— praecentralis s. praerolandicus
386.
— pterygopalatinus 35, 53, 57.
Sulci pulmonales 124.
Sulcus retrocentralis 386.
— reiroglandularis 655.
— Rolandi 386.
— sagittalis 20, 25, 30.
— sigmoideus 38, 69.
spiralis 159.
— subclavius 129, .156, 534.
— subparietalis 391.
— faU 220.
Sulci temporales 389.
Sulcus linguae 561.
— terminalis 287.
— transversus^30, 67.
— tubae Eustachii 36.
— tympanicus 716.
— ulnaris 160.
— urethralis 657.
Supercilia 687, 751.
Supercilium acetabuli 211.
Supinationsbewegung 160.
Sustentaculum tali 220.
Suturae 9, 10.
Sutura coronalis 21, 24.
— dentata 10.
— froiitalis 19.
— incisiva 55.
— infraorbitalis 51.
— lambdoidea 24.
— limbosa 10.
— longitudinalis imperfecta 54.
— — palati 56.
— palatinae 54, 55.
— sagittalis 24.
— serrata 10.
— squamosa 10, 24.
— sulcata 10.
Symphysis 9.
— oss. pubis 225.
— sacroiliaca 208.
Symphysenkrümmimg 652.
Synarthrosis 9.
Synchondrosis 9.
Synchondroses cranii 27.
Syndesmosis 9.
— tibiofibularis 238.
Synergisten 18.
Synostosis 9.
Synovia 11.
Synovialfalten 236.
Synovialmembran 10.
Synovialzotten 11.
Systema nervorum sympathicum 507.
Tabati^re 321.
Tabiker 422.
Tabula interna s. vitrea 8.
— — chorioidea 399.
T&ches motrices 291.
Taeniae coli 591, 596.
Taenia fomicis 393, 399
— fimbriae 400.
— hippocampi 400.
— libera 596.
— medüUaris 414.
— mesocolica 596.
— omentalis 596.
— pylori 585. ^
— thalami 400, 402.
— Valsalvae 591 .
— ventriculi quarti 405.
Talgdrüsen 755.
Talus 219.
— gelenk 241.
Tapetum 412.
— des Auges 700.
Tarsalscheibe 688.
Tarsaldrüsen 689.
Tarsus der Augenlider 688.
Taschenbänder 524.
Taschenbandmuskel 528.
Taschenfalte 725.
Taschenventile 286.
Tastkörperchen 757.
Tastpapillen 750.
Tastscheibe 758.
Tastzellen 758.
Tegmentum 395, 403, 416.
— pedunculi 416.
Tegmen tympani 41, 67, 718.
— ventriculi quarii 404.
Tela chorioidea 380.
— - inf. 381.
— — sup. ventriculi III 380,
393, 402.
— — sup. ventriculi IV 381,
405.
— subcutanea 750.
Tdencephalon 383, 384.
Temporalflügel 33.
Tendines 16.
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809
Tendo Achillis 259.
— calcaneus 259.
— intermedius 16, 685.
Tenon’sche Kapsel 692.
Tentorium cerd)elli 374.
Terminalkörperchen 756.
Testes 643.
Testiculus 643.
Thalamencephalon 403.
Thalamus opticus 400, 413.
Theca folliculi 673.
Thenar 193.
Thorax 123.
— -Regionen 141.
— -Winkel 124.
Thränenbach 688.
Thränenbein 47.
Thränenkanälchen 691.
Thränendrüsen 690.
Thränengang 691.
Thränensack 691.
Thränensee 687.
Thymusdrüse 547, 549.
Tibia 215.
Tiefensinn 450.
Tiefenwindungeu 387.
Todtenkranzarterie 330.
Tonsilla cerebelli 397, 407.
— lingualis 562.
— palatina 573.
— pharyngea 579.
Tonsille 573.
Torcular Herophili 30, 67.
Torus occipitalis 30.
— tubarius 579.
— uterinus 666.
Trabeculae cameae 285, 291.
— lienis 614.
Trachea 531. ,
Trachomdrüsen 690.
Tractus centralis 549.
— cerebellotegmentalis 424.
— cervicolumbalis dorsalis 450.
— cortids ad pontem 424.
— corticotegmentalis 424.
— iliotibialis 248, 268.
— intestinalis 591.
— nucleocerebellaris 433.
— pontocerebellaris 424.
— olfadorius 394.
— optici 394, 456.
— rubrospinalis 448.
— solitarius 434, 425.
— spinalis n. trigemini 422, 430.
— spinoolivaris 449.
— spinotectalis 448.
Tractus spinothalamicus 448.
— spiralis foraminulentus 722.
— tedospinabs 447, 448.
— vestibulospinalis 433, 448.
Traduswurzel 456.
Tragi 751.
Tragus 712.
Trapezbdn 164.
Trapezoidbein 164.
Triangulum Petiti 143.
Trichter 402.
Trigeminusspeichel 571.
Trigonum cervicale 102, 103.
— clavipedorale 134.
— coUaterale 399.
— colli later. 99, 102.
— colli medianum 101.
— deltoideopedorale 133.
— femorale 334.
— habenulae 401, 414.
— infradaviculare 133.
— Lieutaudi 638.
— lemnisd 405.
— lumbale 143.
— n. hypoglossi 435.
— olfadorium 394.
— omoclaviculare 102.
— omotrapezoides 102.
— n. hypoglossi 404.
— palatinum 51.
— Peüti 144.
— submaxillare 102.
— subinguinale 252, 334.
— urogenitale 680, 684.
— vesicae 638.
Tripus Halleri 305.
Trochanter 212, 213.
— tertius 213.
Trochlea (humeri) 160.
— der Fingergelenke 182.
— (Augenmuskeln) 85, 685.
— tali 219.
Trochoides 174.
Trommelfell 715.
Trommclfelltaschen 724.
Trommelhöhlenraum 719.
Trompdermuskel 87.
Truncus bronchomediast. 365.
— costocervicalis 316.
— fossae Sylvii 386.
— intestinalis 365.
— jugularis 365.
— lumbalis 365.
— lymphaticus 365.
— subclavius 365.
— thyreocervicalis 315.
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— 810
Trypsin 612.
Tuba Eustachii 34, 727.
— Fallopiana s. uterina 669.
Tubenknorpel 727.
Tubenlippe 578.
Tubenwulst 579, 726.
Tubentonsille 579.
Tuber s. auch Tuberculum.
Tuber calcanei 221.
— dnereuni 395.
— frontale 19.
— iliopubicum 208.
— ischiadicum 209.
— olfactorium 394.
— omentale 604, 611.
~ parietale 25.
— vermis 407.
— zygomaticum 48.
Tubercule de Chassaignac 106, 301.
— de Oerdy 249.
Tuberculum s. auch Tuber.
— acusticum 404.
— anomale s. Carabelli 555.
— anonymum 27.
— articulare 38.
— atlantis 107.
— auriculae 712.
— caroticum 106, 301.
— cinereum 395, 408.
— — Rolandi 422.
— corniculatum 521.
— costae 128.
— coxae 249.
— cuneatum 422, 406.
— cuneiforme 521.
— Darwini 712.
— epiglotticum 520.
— faciale s. Colliculus.
— intercondyloideum 216.
— intervenosum 287.
— jugulare 27.
— Lisfranci 96. 128.
— Lüweri 287.
— mentale 77.
— obturatoriutn 210.
— oss. multang. 164.
— — navicul. 164.
— pharyngeum 27, 60.
— pubicum 210.
— scaleni 96, 128.
~ sellae turcicae 31, 65.
— spinosum 34.
— supracondyloideum 215.
— thyreoideum 519.
— tractus iliotibialis 249.
Tuberositas coracoidea 157.
Tuberositas costoclavicularis 156.
— costalis 156.
— deltoidea 159.
— glufaea 213.
— humeri 159.
— infraglenoidalis 158.
— malaris 48.
— maxillaris 52.
— ossis capitati 165.
— — cuboidei 222.
— — ischii 209.
— — metatars. quint.-166,
223.
— — primi 223.
patellaris 216.
— sacralis 206.
— scapularis 157.
— supraglenoidalis 158.
— tibiae 216.
— unguicularis man. 167.
— — ped. 224.
— zygomatica 54.
Tubuli contorti (renales) 630.
— — (testis) 646.
— recti (renales) 628.
— — (testis) 646.
Tubuli seminiferi 645.
Tunica albuginea testis 643.
Tunica albuginea d. Hodens 643.
— — - d. Ovarium 673.
— — d. Penis 657.
— dartos 641.
— erythroides 645.
— foUiculi 673.
— nervea 589.
— vaginalis comm. 148, 642.
— — propria 642.
— vasculosa 589.
— vasculosa d. Hodens 645.
Tunnelstrang 739.
Türkensattel 31, 64.
Tutamina 685.
Tympanum 717.
Typhlon 597.
Tyson’sche Drüse 656.
Uebergangsschicht der Epidermis 748.
Uebergangswindungen 387.
Ulna 161.
Umbo 143, 706.
Uncus ossis hamati 165.
— cerebri 390, 400.
Uncusbändchen 400.
Unterarmknochen 160.
Unterarmmuskeln 186.
Unterhautbinde- od. Fettgewebe 750.
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811
Unterhorn 398.
Unterkiefer 77, 80.
Unterkieferdrüse 569.
Unternasenrinne 552.
Unterschenkelknochen 215.
Unterschenkelmuskeln 252.
Unterstützungspunkte (des Fusses) 218.
Unterzungendrüse 570.
Urachus 624, 637.
Ureier 671.
Ureteres 634.
Urethra (des Mannes) 651.
— (des Weibes) 661.
Ursprung der Muskeln 17.
— der H imnerven 426.
Ursprungskerne 426.
Uterus 664.
— masculinus 653.
Utriculus 734.
— prostaticus 653.
Uvula 561, 565.
— cerebelli 407.
— vesicae 638.
Vagina 662.
— fibrosa 16
— — (Hand) 182.
— - (Fuss) 273.
Vaginae mucosae 16.
Vagina proc. styloid. 40, 61.
— Scarpae 642.
Vallecula cordis 284.
— epiglottica 522.
— Reilii 406.
Valvula Bauhini 597.
— bicuspidalis 289.
— coli 597.
Valvulae conniventes Kerkringi 594.
Valvula Eustachii 288, 362.
— foraminis ovalis 287, 363.
— fossae navicularis 655.
— Hasneri 691, 744.
— Heisteri 609.
~ ileocaecalis 597.
— lacrimalis 744.
— mitralis 289.
— praepylorica 586.
— pylori 585.
Valvulae semilunares 286, 596 (coli).
— sigmoideae 596.
Valvula sinus coronarii 288.
— spiralis 609.
— TTiebesii 288.
— tricuspidalis 288.
— Tulpii 597.
— venae cavae 288, 362.
Varicocele 355, 649.
Varolsbrücke 396, 408.
Vasa aberrantia testis 646.
— — hepatis 610.
— afferentia (d. Lymphdrüsen) 367.
— — (renum) 632.
Vas 8. Ductus deferens 643, 648.
Vasa efferentia (d. Lymphdrüsen) 367.
— — (d. Nieren) 632.
— — testis 646.
Vas epididymidis 646.
Vasa Qraafiana 646.
— interlobularia 606, 609.
— intralobularia 606.
— nutritia hepatis 610.
— privata hepatis 610.
— — pulmonum 538.
— publica pulmonum 533.
j Vas prominens 735.
— spirale 739.
I Vater-Padni’sche Körperchen 758.
I Velum aorticum 890.
— interpositum 380, 394.
medulläre ant. 405, 407.
— — infer. 405.
— — post. 405.
— palatinum 561, 565.
— trianguläre 380.
Vena anonyma 348.
— — iliaca 354.
— aquaeductus vestib. 351.
— — cochleae 351.
I Venae auditivae intt. 351.
I — auriculares postt. 349.
I Vena axillaris 352.
— azygos 353.
— basilica 351 .
Venae bronchiales 354.
Vena Burowi 359.
— canaliculi cochleae 351.
— capitalis brachii 352.
— cava inf. 354.
j - sup. 348.
— centralis retinae 709.
1 Venae centrales 606.
; Vena cephalica 200, 351.
I — — pollicis 351.
I — cerebri int. 351, 380.
— magna cerebri 351, 380.
Venae cerebrales 350.
Vena cervicalis pro!. 348.
Venae comitantes 346.
Vena cordis 347.
— coronaria magna cordis 292.
' Vena coronaria ventriculi 359.
cystica 359.
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812
Venae diploeticae 346, 357.
Vena dorsalis ditoridis 356.
— — penis 356.
Venae dorsales penis subcutt. 357,
— epigastric. superff. 357.
Vena fadalis ant. 350.
— — communis 350.
— — post. 350.
— femoralis 341, 357.
Venae haemorrhoidales 356.
Vena hemiazygos 353.
Venae hepaticae 355, 358.
— — minores 607.
Vena hypogastrica 354, 356.
Venae iliacae comm. 354.
Vena iliaca ext. 328, 354, 357.
— — int. 328, 356.
Venae intercostales 352, 354, 358.
Vena intercostalis suprema 352.
Venae intralobulares 348, 606.
Vena jugularis comm. 348, 349.
— — ant. 349.
— — ext. 348.
— — int. 349.
— lienalis 358.
— lingualis 350.
Venae lumbales 355, 358.
Vena lumbalis asceridens 355.
— magna cordis 292.
— — Galeni 351, 371, 380.
— mammaria int. 348.
— mediana 352.
— — basilica 352.
— — cephalica 352.
— mediastinal. post. 354.
Venae meningeae 3^.
Vena mesenterica inf. 358.
— — sup. 358.
— obliqua atrii sinistri 292.
Venae occipitales 349.
— oesophageae 354.
Vena ophthalmica inf. 350.
— — sup. 351.
— parumbilicalis 359.
Venae pharyngeae 350.
— phrenicae inf. 355.
Vena poplitea 357.
— portae 358.
Venae proff. ditoridis 356.
— ~ penis 356.
— pudendae cxtt. 357.
Venae pudenda interna 356.
— pulmonales 344, 347. .
— renales 355.
— sacrales 354, 358.
Vena salvatella 352.
— saphena magna (int.) 357.
— — parva (s. min. post.)
357.
Venae satellites arter. 346.
Vena spermatica int. 355, 356.
Venae stellatae 627.
— subcutaneae 346.
— sublobulares 507.
Vena subdavia 348, 352.
— subcut. coli, mediana 349.
Venae sublobulares 607.
Vena suprarenalis 355.
— thyreoidea inf. 348.
— umbilicalis 360.
Venae uterinae 356.
Vena ventriculi sin. post. 292.
~ vertebralis 348.
Venae vertebrales 348, 358.
— vesicales 356.
— vorticosae 702.
Venen 344.
— tiefe 346.
— -geflechte 346.
— -klappen 345.
— -System 344.
— -Sinus 375.
Ventralflexion 229.
Ventriculus 585.
— cordis 289.
— lateralis cerebri 398.
— laryngis 529.
— Morgagnii 529.
— quartus cerebri 398, 403.
— terminalis 444.
Ventriculus tertius cerebri 398, 401.
Ventrikel des Hirnes 382, 398.
Verbindungskanälchen 631.
Verdauungsorgane 551.
Verengerer der Pupille 401, 458.
Verlängertes Rückenmark 408.
Vermis 408.
Vertebra prominens 108.
Vertebrae 104.
Veru montanum 658.
Vesica fellea 604, 609.
— urinaria 635.
Vesiculae aereae 535.
Vesicula germinativa 674.
— prostatica 658.
— seminalis 649.
Vestibulum bursae omentalis 621.
— labyrinthi 730.
— laryngis 517.
— nasi 741.
— oris 551.
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813
Vestibulum vaginae 650.
Vibrissae 744, 751.
Vicq d^Azyr^sches Bündel 415.
Vicq d’Azyr’scher Streif 438.
Vieleckbein 164.
Vierhügel 403.
Villi intestinales 592.
— synoviales 11.
Vincula tendinum 189.
— lingulae cerebelli 407.
Vfndiow-Hassal’sche Körperchen 551 .
Visceralblatt 616.
Vitellus 674.
Vliess des Kleinhirnes 424.
Vogelsporn 399.
Volarflexion 177.
VoUwurzel des Haares 751.
Vomer 49.
Vorderhals 100.
Vorderhirn 385.
Vorderhörner des Rückenmarkes 444.
Vorderhom des Seitenventrikels 398.
Vorderstränge d. Rückenmarkes 444.
Vorhaut 553.
Vorhautbändchen 656.
Vorhautbutter 656.
Vorhautdrüsen 656.
Vorhof des Herzens 283?
— des Hörorganes 730.
— des Mundes 551.
— - der Nase 741.
— der Scheide 651.
Vorhofblindsack 734.
Vorhofsäckchen 733.
Vorhoftreppe 732.
Vorkammer 283.
Vormauer 411.
Vorraum (Magen) 588.
Vorsteherdrüse 652.
Vortex cordis 296.
Vorzwickel 391.
Vulva 664.
Wagnerischer Fleck 674.
Wagner-Meissner’sche Tastkörperchen
756.
Wadenbein 215, 217.
Wangen 552.
Wangenhöcker u. -platte 48.
Warzenfontanelle 25.
Warzenfortsatz 38.
Warzenhof 677.
Warzenzellen 728.
Wasserbruch 643.
Weibliche Geschlechtsteile 658.
Weisheitszähne 560.
Weizenknorpel 522.
Wespenbein 31.
Whartonischer Gang 569.
Wimpern 688, 750.
Winkelgelenke 13.
Wipfelblatt 407.
Wirbel 104.
Wirbelbogen 105.
Wirbelhals 103, 105.
Wirbelkörper 105.
Wirbelsäule 103.
Wolffischer Körper 647.
Wortblindheit 4^.
Worttaubheit 437.
> Wrisbergisches Ganglion 291.
I Wrisbergischer Knorpel 521.
I Wulstfalte 579, 726.
; Würfelbein 222.
I Wurm 406.
j Wurmfortsatz 597.
j Wurzeln der Spinalnerven 446.
I Wurzelscheide des Haares 752.
I Wurzelzone 449.
j Zähne 553.
' Zahnanlage 558.
Zahnbeinkugeln 556.
Zahnentwickelung 559.
Zahnfächer 54.
Zahnfleisch 552, 575.
Zahnformel 554, 559.
Zahnfortsatz 54, 107.
Zahnhals u. -höhle 553.
Zahnkeim 557.
Zahnkitt 557.
I 2^hnkrone 553.
I Zahnnaht 10.
Zahnpapille 588.
Zahnpulpa 553, 557.
Zahnsäckchen 558.
Zahnscheiden 556.
Zahnstructur 555.
Zahnwurzel 553.
Zangischer Raum 93.
2^nge 412.
Zäpfchen 561, 565.
— des Kleinhirnes 407.
Zapfen 705.
Zapfenteil 26.
Zehengelenke 246.
Zehenglieder 223.
Zellen des Rückenmarkes 446.
Zirbeldrüse 401.
Zona orbicularis Weberi 230.
Zona parenchymatosa 672.
— pellucida 674.
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814
Zona terminalis 449.
— - vasculosa 672.
Zonula ciliaris 704, 708. .
— Zinni 693, 704, 708.
Zotten 592.
Zuckerkandl spina supra meatum 729.
Zunge 561.
Zungenbalgdrüsen 562.
Zungenbändchen 561.
Zungenbein 80.
Zungenbeinmuskeln 93.
Zungenläppchen 389.
Zungenpapillen 562, 576.
Zungenspitzendrüse 570.
Zungentonsille 562, 577.
Zwerchfell 137.
Zwickel 391.
Zwinge 390, 412.
Zwischenhim 384.
Zwischenhirnbläschen 383.
Zwischenkiefer 55.
Zwischenknochenband 174.
Zwischenrippenräume 124.
Zwischensehne 16.
Zwischenfwirbelscheiben 110.
Zwölffingerdarm 522.
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