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Full text of "Lehrbuch der normalen anatomie des menschlichen korpers"

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Regio  mentalis. 


>  retroman-^''' 
laris  (Fossa 
irotidea). 


io  submaxillaris 


a  supracla- 

laris  major . 

%  ompclavi- 
iilarej. 


ssa  supracla- 
:u]aris  minor. 


Lehrbuch  der  normalen 
anatomie  des  menschlichen ... 


Gustav  Broesike 


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Lehrbuch 


der 

normalen  Anatomie. 


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Lehrbuch 


der 

normalen  Anatomie 

i 

des 

menschlichen  Körpers 

von 

Dr.  Gustav^^roesike, 

Prosector  am  Königl.  Anatomischen  Institut  zu  Berlin. 


Neunte  verbesserte  und  vermehrte  Auflage. 


Mit  47  Abbildungen  im  Text  und  acht  Tafeln. 


BERLIN  W.  35. 

FISCHER’s  MEDICIN.  BUCHHANDLUNG  H.  KORNFELD, 
Herzogi.  Bayer.  Hof-  und  K.  u.  K.  Kammer-Buchhändler. 

19J2. 


17 


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Copyright  1912  by  Fischer’s  medicin.  Buchhandlung 
H.  Kornfeld,  Berlin. 

Alle  Rechte  Vorbehalten. 


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Vorrede  zur  sechsten  Auflage. 


Seit  dem  ersten  Erscheinen  dieses  Werkes  im  Juli  1889  hat 
dasselbe  mannigfache  Umänderungen  und  Erweiterungen  erfahren. 
Dass  ihm  trotzdem  die  Gunst  seiner  Leser  treu  geblieben  darf 
ich  aus  der  erfreulichen  Tatsache  schliessen,  dass  ich  trotz  der 
bei  der  vorigen  Auflage  wesentlich  vermehrten  Anzahl  der  Exem¬ 
plare  schon  in  diesem  Jahre  gezwungen  war,  an  die  Fertigstellung 
einer  neuen  Auflage  zu  denken. 

Den  Umfang  dieses  Buches  erheblich  zu  vergrössern,  dazu  lag 
kaum  eine  Veranlassung  vor,  da  dasselbe  wohl  bereits  in  früheren 
Auflagen  in  Bezug  auf  seinen  Inhalt  im  Wesentlichen  das  Maxi- 
num  desjenigen  erreicht  haben  dürfte,  was  ein  in  erster  Linie  für 
den  Studenten  bestimmtes  anatomisches  Werk  enthalten  darf.  Meine 
Hauptau^be  musste  sich  —  abgesehen  von  einzelnen  Verbesse¬ 
rungen  und  Veränderungen  —  darauf  beschränken,  die  Termino¬ 
logie  mit  den  Bezeichmuigen  der  neuen  Baseler  anatomisd:en 
Nomenclatur  in  Einklang  zu  bringen,  welche  bei  der  vorigen  Auf¬ 
lage  noch  nicht  vollständig  berücksichtigt  werden  konnte.  Indessen 
konnte  ich  mich  andererseits  nicht  dazu  entschliessen',  die  alten, 
bereits  eingebürgerten  anatomischen  Ausdrücke  gänzlich  unerwähnt 
zu  lassen,  da  ich  mir  nicht  vorstellen  konnte,  hiermit  dem  Stu¬ 
dierenden  oder  Arzte  einen  Dienst  zu  erweisen.  Ein  Mediziner, 
welcher  in  seinen  ersten  Semestern  nur  die  neue  Nomenclatur 
kennen  gelernt  hätte,  würde  nicht  in  der  Lage  sein,  einerseits  die 
ältere  medizinische  Literatur,  andererseits  die  klinischen  Vorlesun¬ 
gen  immer  richtig  zu  verstehen.  Insbesondere  dürften  wohl  noch 
Jahrzehnte  vergehen,  ehe  die  äWeren  Kliniker  vollständig  durch 
jüngeren  Nachwuchs  ersetzt  sind,  welcher  an  die  neuen  anatomi¬ 
schen  Bezeichnungen  gewöhnt  ist.  Hat  man  doch  selbst  als  Ana¬ 
tom  vom  Fach  Schwierigkeiten,  wenn  es  sich  darum  handelt,  ge¬ 
gebenen  Falles  sofort  mit  Sicherheit  den  von  der  neuen  Nomencla- 


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VI 


tur  vorgeschriebenen  Ausdruck  anzuwenden!  Dieser  Übergangs¬ 
periode  musste  somit  nach  meiner  Ansicht  auch  bei  dieser  neuen 
Auflage  wenigstens  in  gewissem  Maasse  Rechnung  getragen 
werden. 

Ungefähr  zu  gleicher  Zeit  mit  diesem  Werke  dürfte  die  erste 
Lieferung  meines  „Atlas  der  normalen  Anatcmiie“  erscheinen,  von 
welchem  ich  bereits  in  der  vorigen  Auflage  bemerkt  hatte,  dass 
deiselbe  die  so  oft  von  mir  mündlich  und  schriftlich  beehrten 
Illustrationen  zu  meinem  Lehrbuch  enthalten  soll.  Wie  in  meinem 
Lehrbuch,  so! bin  ich  auch  in  meinem  Atlas  bestrebt  gewesen, 
vor  Allem  das'für  den  Studenten  wirklich  Wichtige  und 
Notwendige  und  ganz  besonders  die  Bedürf¬ 
nisse  des  Präpariersaales  zu  berücksichtigen,  denen  in 
Zahlreichen,  zum  Teil  topographischen  Abbildungen  Reclmung  ge¬ 
tragen  werden  wird.  So  hoffe  ich  denn,  dass  auch  diese  Ergän¬ 
zung  zu  meinem  Lehrbuch  sich  des  gleichen  Wc^lwdlens  wie 
das  letztere  erfreuen  möge,  zumal  reichliche  Mühe  und  grosse 
Kosten  nicht  gescheut  sind,  um  auch  meinem  Atlas  einen  gedie¬ 
genen  Inhalt  und  eine  würdige  Ausstattung  zu  geben. 

Vcm  der  Fertigstelltmg  des  Atlas  stark  in  Anspruch  genom¬ 
men,  konnte  ich  die  Korrekturen  bei  dem  Druck  deser  Auflage 
nicht  selbst  ausführen.  Ich  bin  meinem  verehrten  Freunde  und 
Kollegen  F.  Hein  zu  grossem  Danke  verpflichtet,  dass  er  die 
Liebenswürdigkeit  hatte,  mir  diese  grosse  Arbeit  abzunehmen. 

Berlin,  im  Juni  1899. 


Dr.  med.  Q.  Broesike. 


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Vorrede  zur  siebenten  Auflage. 


Die  siebente  Aufläge  meines  Werkes  unterscheidet  sich  von 
den  vorhergehenden  zunächst  dadurch,  dass  dieselbe  in  Bezug  auf 
die  neue  Nomenclatur  noch  einmal  einer  sorgfältigen  Durchsicht 
tmd  Kontrolle  unterzogen  wurde.  Die  älteren  Bezeichnungen  sind 
indessen  auch  noch  hier  nicht  vollständig  weggelassen,  sondern 
stets  nebenbei  und  in  zweiter  Linie  angeführt,  lun  den  notwendi¬ 
gen  Zusammenhang  mit  der  älteren  anatomischen  Literatur  noch 
nicht  vollständig  aufzuheben.  Die  neueren  Ergebnisse  wissen¬ 
schaftlicher  Forschtmgen  sind  —  insoweit  dieselben  als  f^tstehend 
angesehen  werden  konnten  —  stets  berücksichtigt  und  in  den  Text 
eingefügt  worden.  Manche  Abschnitte,  wie  z.  B.  die  Schleimbeutel 
tmd  Schleimscheiden,  sind  ausführlicher  bearbeitet,  andere  in  ein¬ 
facherer  und  mehr  fasslicher  Form  dargestellt  worden. 

Nach  mannigfachen  an  mich  gerichteten  Anfragen  zu  urteilen, 
dürfte  es  den  Lesern  dieses  Buches  eine  willkommene  Mitteilung 
sein,  dass  der  bereits  in  der  vorigen  Auflage  von  mir  angekündigte, 
die  dringend  gewünschten  Illustrationen  zu  diesem  Werke  ent¬ 
haltende  Atlas  insoweit  gefördert  werden  konnte,  dass  in  diesen 
Tagen  die  dritte  Liefenmg  desselben  erscheinen  wird.  Die  vierte 
Lieferung  ist  ebenfalls  soweit  vcwgeschritten,  dass  dieselbe  im 
nächsten  Frühjahr  zur  Ausgabe  gelangen  kann.  Der  erste  Band 
des  Atlas  enthält  in  zwei  Lieferungen  die  vollständige  Knochen-, 
Muskel-  und  Bänderlehre.  Der  zweite  Band,  also  die  dritte  und 
vierte  Lieferung,  wird  insofern  dem  Studenten  etwas  Besonderes 
bieten,  als  in  demselben  das  Herz,  die  Blutgefässe  und  Nerven 
to.pogt^aphisch  für  den  Präpariersaal  dargestellt 
sind.  Dieser  zweite  Band  bildet  also  gewissermassen  einen  Prä¬ 
parieratlas  für  das  zweite  Präpariersemester, 
in  dem  die  verschiedenen  Phasen  der  Oefäss-  und  Nervenpräpara- 
tion  durch  ^ine  Reihe  von  Abbildungen  erläutert  werden.  Da  der 


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Vlll 


Student  in  diesem  Semester  wc^l  fast  überall  die  Gefässe  und 
Nerven  zugleich  präparieren  soll,  so  kommt  er  sicher  oft  in 
arge  Verlegenheit,  wenn  er  in  seinem  Atlas  nur  entweder  Gefässe 
o(ter  Nerven  abgebildet  findet.  Da  auch  die  neuere  Prüfungsord¬ 
nung  erheblich  mehr  das  topographische  Studium  der  Anatomie 
betont,  so  glaube  ich  hiermit  eine  wesentliche  Lücke  in  unseren 
Unterrichtsmitteln  ausgefüllt  zu  haben. 

Für  die  Ausführung  der  notwendigen  Korrekturen  und  die 
Herstellung  des  Index  gestatte  ich  mir  den  Herren  Dr.  m  e  d. 
F.  Hein  imd  W.  Türckheim  meinen  besten  Dank  zu  sagen. 

B  e  r  1  i  n ,  im  Oktober  1903. 

Dr.  med.  G.  Broeslke. 


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Vorrede  zur  achten  Auflage. 


Seit  seinem  ersten  Erscheinen  im  Juni  1889  hat  dieses  Buch 
mannigfache  Umgestaltungen  und  Erweiterungen  erfahren.  Ur¬ 
sprünglich  nur  als  compendiöses  Repetitoriiun  geweht,  hat  sich 
dasselbe  allmählich  zu  einem  Lehrbuch  der  Anatomie  aus¬ 
gewachsen,  dessen  Inhalt  bei  aller  Kürze  und  Knappheit  der  Dar- 
'Stellung  doch  keineswegs  weniger  reichhaltig  als  der  anderer  ähn¬ 
licher  Werke  ist  und  welches  jedenfalls  alles  für  den  Studenten 
und  practischen  Mediciner  wirklich  Wichtige  in  ausführlicher  Dar¬ 
stellung  enthält.  Da  das  letztere  schon  bei  beiden  vorhergehenden 
Auflagen  der  Fall  war,  so  lag  kein  Bedürfnis  vor,  den  Umfang  . 
des  Werkes  noch  mehr  zu  erweitern.  Demzufolge  sind  in  dieser 
achten  Auflage  —  abgesehen  davon,  dass  hier  und  da  die  Re¬ 
sultate  neuerer  Forschungen  eingefügt  wurden  —  keine  wesentlichen 
Änderungen  vorgenommen  worden.  Der  Hauptimterschied  ge¬ 
genüber  der  VII.  Auflage  besteht  darin,  dass  jetzt  die  Bezeich¬ 
nungen  der  neuen  Nomenclatur  (B.  N.  A.)  allein  in  Cursiv- 
lettem  gedruckt  sind  und  sich  somit  von  den  hier  und  dort  noch 
erwähnten  älteren  Bezeichnungen  stets  deutlich  abheben.  Nur 
dort,  wo  die  neue  Nomenclatur  noch  Lücken  gelassen  hatte,  sind 
derartige  Bezeichnungen  ebenfalls  cursiv  gedruckt. 

Da  die  Prüfungsordnung  neuerdings  ganz  besondere  Anfor¬ 
derungen  an  die  topographisch-anatomischen  Kenntnisse  des  Me- 
diciners  stellt,  so  habe  ich  mich  ferner  entschlossen,  diesem  Buche 
einen  Anhang  „Die  Lageverhältnisse  der  wichtig¬ 
sten  Körperregionen“  beizufügen,  welcher  in  einigen 
Wochen  erscheinen  dürfte  und  mit  dem  ich  namentlich  den  älteren 
Semestern  einen  guten  Dienst  zu  leisten  hoffe. 

Was  meinen  anatomischen  Atlas  betrifft,  welcher  ja  einmal 
die  zu  diesem  Werke  so  oft  gewünschten  anatomischen  Illustratio¬ 
nen  enthält,  aber  nebenbei  auch  dem  Bedürfnisse  des  Präparier- 


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X 


Saales  und  der  practischen  Medicin  in  ganz  besonderer  Weise  ge¬ 
recht  zu  werden  sucht,  so  ist  ja  mit  der  ebenfalls  in  den  nächsten 
Wochen  erscheinenden  Eingeweidelehre  die  schwerste  Arbeit  ge¬ 
tan  und  b^^ndete  Aussicht  vorhanden,  dass  das  Werk  im  näch¬ 
sten  Jahre  seinen  Abschluss  erreicht.  Für  seine  tätige  Beihälfe 
bei  Ausführung  der  nötigen  Correcturen  gestatte  ich  mir  schliess¬ 
lich  Herrn  Dr.  med.  F.  Hein  meinen  besten  Dank  auszusprechen. 

Berlin-Halensee,  im  November  1907. 

Dr.  med.  0.  Broeslke. 


Vorrede  zur  neunten  Auflage. 


Die  neunte  Auflage  dieses  Werkes  unterscheidet  sich  von  der 
vorhergehenden  hauptsächlich  dadurch,  dass  bei  derselben  die  Re¬ 
sultate  neuerer  wissenschaftlicher  Forschungen  über  die  Anatomie 
und  Physiologie  des  Gehirns  und  Rückenmarkes  eine  eingehendere 
Berücksichtigung  gefunden  haben.  Diesem  Zweck  entsprechend 
sind  auch  eine  gewisse  Anzahl  von  Abbildungen  in  Tafelform  aus 
meinem  Atlas  in  dies  Werk  übernommen  worden,  um  auch  den¬ 
jenigen  Lesern  desselben  das  Verständnis  des  Textes  zu  erleichtern, 
welche  sich  lediglich  im  Besitz  anderer  Atlanten  befinden,  in 
denen  sich  ähnliche  Abbildungen  entweder  gar  nicht  vorfinden 
oder  welche  einen  anderm  Standpunkt  vertreten.  Die  Neubearbei¬ 
tung  dieses  Abschnittes  sowie  die  Ausführung  der  notwendigen 
Correcturen  habe  ich  aus  besonderen  Gründen  meinem  verehrten 
Kollegen  Herrn  Dr.  med.  F.  Hein  überlassen  müssen,  dem  ich 
für  die  Ausführung  derselben  meinen  herzlichsten  Dank  aus¬ 
spreche. 

Berlin,  im  Oktober  1911. 


Dr.  med.  0.  Broeslke. 


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4^^  .  M^rrCCK 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

1 


t^E  inleitung . 

ö  Erster  Te i I. 

Knochen-,  Bänder-  und  Muskellehre. 


Allgemeines  über  die  Knochen,  Gelenke 

und  Muskeln .  7 

Q  Kopf  und  Hals. 

^J.  Die  Knochen  des  Himschädels .  18 

^  \  /  ^  0k,  Das  Stirnbein . 19 

Das  Scheitelbein . 24 

K  Das  Hinterhauptbein . 26 

OD.  Das  Keilbein . 31 

O  IL  Das  Schläfenbein . 36 

.  ^F.  Das  Siebbein . 44 

^^11.  Die  Gesichtsknochen . 47 

^  ^  k.  Das  Nasenbein . 47 

^  B.  Das  Tränenbein . .  .  47 

C  Das  Jochbein . 48 

eT>,  Das  Pflugscharbein . 49 

*  E.  Die  untere  Muschel . 49 

/^F.  Das  Oberkieferbein .  50 

c  O.  Das  Gaumenbein . 56 

aH.  Der  Unterkiefer . 58 

X>"  Allgemeine  Betrachhmg  der  SchädeloberPäche  ....  58 

^A.  Die  Basis  cranii  externa  . . 58 

O  B.  Die  Basis  cranii  interna . 64 

Q  C.  Die  Augenhöhlen . 70 

^  D.  Die  Nasenhöhle .  73 

Unterkiefei',  Zungenbein  und  Bänder  des  Unterkiefers  77 

\  ^  A.  Der  Unterkiefer . 77 

0  C  Die  Bänder  des  Unterkiefers . 80 


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XII 


Xv.  Die  Muskeln  und  Fasden  des  Kopfes . 

oA.  Die  Schädel-  oder  Kopfmuskeln  im  engeren  Sinne  .  .  .  . 

•  B.  Die  Augenmuskeln . 

ö  C  Die  Gesichtsmuskeln . 

OD.  Die  Kaumuskeln  . 

fi  E.  Die  Fasden  des  Kopfes . 

yC  Die  Muskeln,  Fascien  und  Regionen  des  Halses  .  .  .  . 

ö  A.  Die  Halsmuskeln . . 

«  B.  Die  Fasden  des  Halses . 

C.  Übersicht  über  die  Regionen  des  Halses . 

Rücken,  Brust  und  Bauch. 

VII.  Die  Knochen,  Bänder  luid  Muskeln  des  Rückens  .  .  . 

Wirbelsäule  .  . . 

Die  Gelenke  und  Bänder  der  Wirbelsäule . 

Die  Muskeln  des  Rückens . 

j  0  D.  Die  Fascien  des  Rückens . 

Die  Knochen,  Bänder,  Muskeln,  Fascien  und  Regionen 

des  Thorax  . 

Der  knöcherne  Thorax . 

Die  Gelenke  und  Bänder  des  Thorax . 

^  C.  Die  Brustmuskeln . 

^  D.  Die  Fasden  der  Brustmuskdn . 

Die  Achselhöhle  und  Regionen  des  Thorax . 

IX.  Bauchmuskeln  und  Bauchfascien,  Leistenkanal  und  Regi- 

/  onen  des  Bauches . 

f)A.  Die  Bauchmuskeln . 

^  B.  Die  Fascien  der  Bauchwand . . 

öC.  Der  Leistenkanal . 

oD.  Die  Regionen  des  Bauches . 

w  Obere  Extremität.  _ 

^X.  Die  Knochtm^^  oberen  Extremität . 

^  ^  ^  .  A.  Die  Knochen  des  Schultergürtels  (Schlüsselbein  und  Schulter¬ 
blatt)  . 

^  B.  Das  Oberarmbein . 

r  V  C.  Die  Unterarmknochen . 

D.  Die  Knochen  der  Hand . 

)^XI.  Die  Bänder  der  oberen  Extremität . 

'y  \o  A.  Die  Gelenke  und  Bänder  der  Scapula  und  Qavicula  .  .  . 

o  ^  B.  Das  Schultergelenk . 

C.  Das  Ellbogengdenk . 

'  ^  D.  Die  Gelenke  und  Bänder  zwischen  den  beiden  Unterarm¬ 
knochen  . 

f  "  E.  Die  Gelenkverbindungen  der  Hand . 

.  F.  Die  Verstärkungsbänder  der  Hand . 


Seite 

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156 

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171 

174 

175 
179 


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XIII 


Seite 

XII.  Die  Muskeln  und  Fascien  der  oberen  Extremität  ...  183 

d  /  A.  Die  Schultermuskeln . 183 

4;'  B.  Die  Oberartnmuskeln . 184 

Die  Muskeln  des  Unterarmes . 186 


D.  Die  Muskeln  der  Hand . . . 192 

E.  Die  Fascien  der  oberen  Extremität . 199 

Die  Sehnenscheiden  der  Hand  . . 201 


Untere  Extremität. 

III.  Die  Kneten  der  unteren  Extremität  . 

.  OA.  Das  Becken . 

ÖB.  Das  Oberschenkelbein  und  die  Kniescheibe 
oC.  Die  Unterschenkelknochen . 


o  D.  Die  Knochen  des  Fusses . 

^XIV.  Die  Gelenke  und  Bänder  der  unteren  Extremität 

oA.  Die  Bänder  des  Beckens . 

oB.  Das  Hüftgelenk . 

oQ-  Das  Kniegelenk  .  . . 

oD.  Die  Bandverbindungen  zwischen  Tibia  und  Fibula  . 
y  E.  Die  Gelenke  und  Bänder  des  Fusses . 

j^XV.  Die  Muskeln  und  Fascien  dtr  unteren  Extremität 

-  A.  Die  Hüftmuskeln  . . 

"  B.  Die  Muskeln  des  Oberschenkels 

-  C  Die  Muskeln  des  Unterschenkels  ........ 

D.  Die  Muskeln  des  Fusses  . . .  .  .  . 

^  E.  Die  Fascien  der  unteren  Extremität  ....... 

.  JeWe  Sehnenscheiden  des  Fusses  ....... 

Schenkelkanal . 


204 

204 

212 

215 

218 

224 

224 

228 

232 

238 

239 
247 
247 
251 
257 
262 
266 
272 
274 


Zweiter  Teil. 

Gefäss-  und  Nervenlehre. 


Cefässlehre. 

Pas  Herz  und  der  Herzbeutel . 

1.  Allgemeine  Betrachtung  des  Herzens . 

2.  Betrachtung  der  einzelnen  Herzhöhlen  im  Besonderen  .  .  .  . 

3.  Die  genauere  Structur  der  Herzwand . 

4.  Pericardium  und  Endocardium . 


Die  A.  pulmcHialis . 

hip  AoHa . 

^ 3p.-iji£-jflirei{ten  Äste  der  Aorta.  . 
E.  Die  grösseren  Zweige  der  Aorta 


O.X  .A.„carptis  communis 
OVL.  A.  carotis  externa  . 


281 

281 

286 

290 

292 

295 

296 

297 
301 

301 

301 


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XIV 


X  G-  Der  Kreislauf  des  Blutes  beim  Foetus . 360 

X»  Das  Lymphgefässsystem  . 364 

I.  Lymphgefässe . 364 

1!.  Lymphdrüsen . 366 


Nervenlehre. 

Das  Gehirn  und  seine  Häute . 372 

/  I.  Die  Hirnhäute . 372 

Die  Entwickelung  des  Gehirnes . 382 

-  "  Grosshim . 385 

_  ^  ;  ^IV.  Die  Himbasis . .  .  . . 394 

j  1  V.  Die  Himhöhlen  oder  Ventrikel . 398 

(  'oVI.  Das  Kleinhirn . 406 

o  VII.  Oie  Medulla  oblongata . 408 

Cm.  Die  Nervencentren  und  Faserbahnen  der  weissen  und  grauen 

Himsubstanz . 409 

IX.  Die  Ursprünge  der  Himnerven.  Die  Rindencentren  der  Hirnes. 

Der  Bau  der  Hirnrinde . 425 

K.  Das  Rückenmark  imd  seine  Häute . 440 

1.  Die  Häute  des  Rückenmarkes . 440 

V  /  n.  Das  Rückenmark . 442 

/  '>0;L.  Die  Himnerven . 454 

^  I.  N.  olfactorius . 454 

^  ^  II.  N.  opticus . 455 

^III.  N.  oculomotorius  . 457 


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XV 


/  o  IV.  N.  trochlearis 
'  o  V.  N.  trigeminus 


oVI.  N.  abducens  .... 

OVII.  N.  facialis . 

(Vlll.  N.  acusticus . 

OlX.  N.  glossopharyngeus  . 

^  X.  N.  vagus . 

^XI.  N.  accessorius  (Willisii) 
OXII.  N.  hypoglossus  .  .  . 


Die  Rückenmarksnerven .  .  .  . 

Plexua  oervicalis  . . 

/  oll.  Plexus  brachialis  .  .  .  .  .  . 

vOULJNn.  thoracales . 

■^1  Imnbalts  (s.  cruralis) 

PIPYII«;  cnccygptt^ . 

N.  Systema  nervorum  sympathicum 


Seite 

456 

458 

471 

471 

474 

475 
477 

481 

482 
4fö 

485 

487 

495 

496 
499 
504 

507 


ODrIttcr  Teil. 

Eingeweide  und  Sinnesorgane. 

XO  Eingeweide. 

A.  Die  Aimungsorgane . 

'  *r  ^  Ikt.KehllBnil . 

*^all,  Trachea  .und-Btogchien . 

1  j  <y  111.  Die  Lungen . 

I  ‘^IV.  Pleura  und  Mediastinum . 

V.  Die  Lage  der  Brusteingeweide . 

‘  CVl.  Nebenorgane.  DüeJSchild-  und  ■  .  • 

Die  Verdauungsorgane . 

Mundhöhle  mit  den  Zähnen  und  Speicheldrüsen 

'f  ^IL  Der  Pharynx . 

^II.  der  Oesophagus . . 

^  ylV.  Oer  Magen . 

0V.  Der  Darmkanal . 

-  ’f  ^Vl.  Die  Leber . 

^  ^  ,  %^Vn.  Das  Pancreas . 

.  ‘  Wvill.  Anhang.  Die  Milz . 

.Jji/  Das  Peritonaeum . 

Hamorgane . 

^  9  I.  Die  Nieren . 

\  0  II.  Die  Harnleiter . 

\  0 III.  Die  Harnblase . 


518 

518 

531 

533 

539 

542 

547 

551 

551 

577 

583 

58S 

591 

602 

611 

612 

616 

625 

626 

634 

635 


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XVI 


^  y  Seite 

jfciL  Die  männlichen  Geschlechtsorgane . 639 

ö  I.  Die  Hüllen  des  Hodens . 639 

«  II.  Der  Hode  und  Nebenhode . 643 

I  ^  III.  Die  Samenleiter  und  Samenblasen . 648 

I  ^  IV.  Die  Harnröhre . 651 

i  ^  V.  Der  Penis . 655 

I  jfe.  Die  weiblichen  Geschlechtsorgane  . 658 

I  o  I.  Das  Pudendum  muliebre . 658 

\  ^  II.  Das  Vestibulum  vaginae  . 659 

\  olll.  Die  Vagina . 662 

\  oIV.  Der  Uterus . 664 

\  aV.  Die  Eileiter . 669 

\  fiVL  Die  Eierstöcke . 671 

'  dVII.  Das  Epoophoron  und  Paroophoron . 676 

\  ^VIII.  Die  Brustdrüse . 677 

\  o  Anhang.  Die  Muskeln  und  Fasden  des  Dammes  .  .  679 


rU'  , 

I  : 

Das  Sehorgan 


(i^i^innesorgane. 


I.  Die  Nebenteüe  des  Auges 

II.  Der  Augapfel . 


Das  Gehörorgan  .  . 

I.  Das  äussere  Ohr 

II.  Das  Mittelohr  .  . 
III.  Das  innere  Ohr  , 


Das  Geruchsorgan  . 
Das  Geschmacksorgan 
Die  äussere  Haut  . 


685 

685 

692 

7ll 

711 

717 

729 

740 

746 

746 


^Anhang.  Die  Blutgefässdrüsen  des  menschlichen  Körpers 

o  I.  Die  Milz . 

0  II.  Die  Nebennieren . 

o  III.  Die  Hypophysis  cerebri . 

jIV.  Die  Glandula  coccygea . 

V.  Die  Glandula  carotica . 

cVl.  Die  Thymusdrüse . 

c  VII.  Die  Schilddrüse . 

c^VIII.  Die  Beischilddrüsen . 


761 

761 

761 

762 

763 

763 

764 
764 
764 


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Einleitung. 


Zur  Beschreibung  der  einzelnen  Organe  des  menschlichen 
Körpers  ist  man  gezwungen,  an  demselben  drei  Richtungen  oder 
Axen  anzunehmen,  welche  man  sich  in  der  aufrechten,  na¬ 
türlichen  Haltung  des  Menschen  durch  den  Körper 
desselben  gelegt  denkt.  Die  erste,  die  verticale  (longitu¬ 
dinale)  A  X  e ,  steht  perpendiculär  zur  Erdoberfläche  und  ver¬ 
bindet  das  obere,  craniale  oder  Kopfende  und  das  untere,  c  a  u  - 
d a  1  e  oder  Steissende  miteinander.  Die  zweite,  die  transver¬ 
sale  A  X  e ,  verläuft  senkrecht  zur  longitudinalen  Axe  und  ver¬ 
bindet  zwei  seitlich  und  gleich  gelegene  Punkte  des  Körpers  (z.  B. 
die  beiden  Schultergelenke).  Die  dritte,  die  s  a  g  i  1 1  a  1  e  (d  o  r  s  o- 
ventrale)  Axe,  verbindet  einen  Punkt  an  der  ventralen 
oder  Vorderfläche  mit  einem  Punkt  an  der  dorsalen  oder 
Rückenfläche  des  Körpers,  indem  sie  zugleich  senkrecht  zur  longi¬ 
tudinalen  und  zur  transversalen  Axe  verläuft.  Man  hat  sie  als  sagit- 
tale  Axe  bezeichnet,  weil  sie  in  derselben  Richtung  zieht,  in  welcher 
ein  Pfeil  gehen  würde,  der  von  vorn  her  auf  den  menschlichen 
Körper  abgeschossen  wird. 

Durch  diese  drei  Axen  kann  man  sich  nun  folgende  Ebenen 
gelegt  denken:  1)  die  H  o  r  i  z  o  n  t  a  1  e  b  e  n  e ,  d.  h.  jede  Ebene, 
welche  den  Körper  parallel  zur  Erdoberfläche  durchschneidet; 
2)  die  F  r  o  n  t  a  1  e  b  e  n  e ,  d.  h.  jede  Ebene,  welche  senkrecht  zur 
Erdoberfläche  steht  und  den  Körper  in  transversaler  Richtung  der¬ 
art  durchschneidet,  dass  er  in  einen  vorderen  und  einen  hinteren 
Teil  zerfällt;  3)  die  S  a  g  i  1 1  a  1  e  b  e  n  e  ,  d.  h.  jede  Ebene,  welche 
senkrecht  zur  Erdoberfläche  steht  und  den  Körper  in  sagittaler  Rich¬ 
tung  von  vom  nach  hinten  durchschneidet,  so  dass  derselbe  also 
in  einen  linken  und  einen  rechten  Abschnitt  geteilt  wird.  Von  den 
Sagittalebenen  geht  eine  derart  durch  den  Körper,  dass  sie  densel¬ 
ben  bilateral-symmetrisch  in  zwei  gleiche  Hälften  zerlegt.  Diese 
Ebene  ist  die  mittelste  von  allen  Sagittalebenen  und  wird  deshalb 

Br oesike,  Anatomie.  9.  Anfl.  1 


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als  Medianebene  bezeichnet.  Eine  Linie,  welche  in  derselben 
Richtung  verläuft,  wie  die  Medianebene,  bezeichnet  man  als  Me¬ 
dianlinie.  Unter  Bezug  auf  die  Medianebene  hat  nun  HENLE 
zwei  Ausdrücke  eingeführt,  die  für  die  Klarheit  der  Beschreibung 
in  manchen  Fällen  unerlässlich  sind,  nämlich  die  Bezeichnungen 
„medial"  und  „lateral“,  falls  die  Lage  zur  Medianebene, 
„medianwärt s“  und  „1  a t e r a  1  w ä r t s“,  falls  die  Richtung 
nach  und  von  der  Medianebene  bezeichnet  werden  soll.  Unter  der 
Bezeichnung  „medial“  begreift  man  alles,  was  der  Medianebene 
näher,  und  unter  der  Bezeichnung  „lateral“  alles,  was  mehr 
von  der  Medianebene  entfernt  gelegen  ist.  Am  Schlüsselbein  würde 
z.  B.  das  Brustbeinende  als  medial,  das  nach  dem  Schulterblatt  ge¬ 
legene  Ende  als  lateral  zu  bezeichnen  sein.  Natürlich  werden  diese 
beiden  Begriffe  immer  nur  in  Beziehung  zu  einander  gebraucht, 
bei  Vergleichung  zweier  Punkte,  welche  man  in  ihrer  Lage  zur 
Medianebene  bestimmen  will. 

Anstatt  der  Ausdrücke  „medial“  und  „lateral“  wandte 
man  früher  die  Bezeichnungen  „innen“  und  „aussen“  an.  Wie 
wir  jedoch  weiterhin  sehen  werden,  entsteht  durch  die  Anwendung 
der  letzteren  in  diesem  Sinne  mitunter  arge  Verwirrung.  Die 
ganze  Anatomie  der  Leistengegend  würde  dem  Anfänger  nicht 
so  schwer  fallen,  wenn  die  Chirurgen  sich  daran  gewöhnen  wollten 
—  anstatt  von  inneren  und  äusseren  —  von  medialen  und  lateralen 
Leistengruben  und  Leistenbrüchen  zu  sprechen.  Die  Ausdrücke 
„innen“  und  „aussen“  wendet  man  deshalb  am  besten  nur  in  dem¬ 
selben  Sinne  wie  „central“  und  „peripher“  an.  Am  Schädel 
würde  z.  B.  die  unter  der  Haut  gelegene  Fläche  als  äussere,  die 
dem  Hirn  angrenzende  als  innere  zu  bezeichnen  sein. 

ln  neuerer  Zeit  hat  man  noch  zwei  weitere  Ausdrücke  für  die 
Beschreibung  der  Extremitäten  eingeführt.  Dies  sind  die  beiden 
Ausdrücke  „proximal“  und  „distal“.  Unter  der  Bezeich¬ 
nung  „proximal“  begreift  man  alle  Punkte,  welche  an  einer 
Extremität  dem  Rumpfansatz  näher  gelegen  sind.  „Distal“  nennt 
man  alle  diejenigen  Punkte  an  einer  Extremität,  welche  von  dem 
Rumpfansatz  entfernter  liegen.  Am  Unterarm  z.  B.  ist  dasjenige 
Ende,  welches  sich  an  den  Oberarm  anschliesst,  als  das  proximale 
Ende,  dasjenige,  welches  sich  in  die  Hand  fortsetzt,  als  das  distale 
Ende  zu  bezeichnen.  Die  beiden  Ausdrücke  „proximal“  und 
„distal“  sind  also  gleichbedeutend  mit  dem,  was  an  der  Extre¬ 
mität  für  gewöhnlich  als  „oben“  und  „unten“  bezeichnet  wird.  Die 
letzteren,  allerdings  sehr  gebräuchlichen  Bezeichnungen  sollte  man 


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jedoch  besser  ganz  fallen  lassen,  da  Fälle  denkbar  sind,  in  denen 
sie  missverstanden  werden  können.  Bei  erhobenem  Arme  müsste 
z.  B.  das  für  gewöhnlich  so  bezeichnete  obere  Ende  des  Unter¬ 
armes  als  unteres  benannt  werden,  während  die  Bezeichnungen 
„distal"  und  „proximal"  in  jeder  Stellung  des  Armes  gleich 
richtig  gebraucht  werden  können.  Schliesslich  werden  beim 
Unterarm  alle  nach  der  Speiche  (Radius)  näher  liegenden  Punkte 
oder  Organe  als  „r  a  d  i  a  1",  alle  der  Elle  (Ulna)  näher  gelegenen 
als  „ulnar“  bezeichnet.  In  demselben  Sinne  werden  unter  Bezug¬ 
nahme  auf  die  beiden  Unterschenkelknochen,  das  Schienbein  (Tibia) 
und  das  Wadenbein  (Fibula),  daselbst  die  Ausdrücke  „t  i  b  i  a  1" 
und  „f  i  b  u  1  a  r“  gebraucht.  ^ 


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Erster  Teil. 

Knochen-,  Bänder-  und 
Muskellehre. 


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Allgemeines  über  die  Knochen,  Gelenke  und  Muskeln. 

Die  Knochen  des  menschlichen  Körpers  werden  in:  1)  1  a  n  g  e 
oder  Röhrenknochen;  2)  platte  Knochen;  3)  kurze 
Knochen  eingeteilt  {Os  longum,  planum,  breve). 

Die  Röhrenknochen  finden  sich  am  deutlichsten  ent¬ 
wickelt  an  den  Extremitäten  und  verdanken  ihren  Namen  der  in 
ihnen  enthaltenen  grossen  Markhöhle,  welche  beim  Kinde  mit  röt¬ 
lichem,  beim  Erwachsenen  mit  gelblichem  Knochenmarke  ge¬ 
füllt  ist.  Man  unterscheidet  an  jedem  Röhrenknochen  ein  Mittelstück, 
die  Diaphyse,  und  die  beiden  Enden,  die  Epiphysen. 
Zwischen  den  beiden  Epiphysen  und  der  Diaphyse  ist  im  jugend¬ 
lichen  Al  er  stets  je  ein  Knorpelstreif,  der  sog.  Intermediär¬ 
knorpel,  gelegen*).  Wenn  jedoch  in  der  weiteren  anatomischen 
Beschreibung  von  dem  proximalen  (oberen)  oder  distalen  (unteren) 
Ende  eines  Röhrenknochens  die  Rede  ist,  so  ist  damit  nicht  immer 
gesagt,  dass  diese  Bezeichnungen  sich  streng  auf  die  Epiphysen¬ 
abschnitte  desselben  beziehen.  Beim  Oberschenkel  entspricht  z.  B. 
die  obere  Epiphyse  dem  eigentlichen  Gelenkkopfe,  dem  Caput 
femoris,  während  in  der  osteologischen  Beschreibung  unter  der 
Bezeichnung  „oberes  Ende“  für  gewöhnlich  der  ganze  obere  Teil 
des  Femur  mit  den  Trochanteren  gemeint  ist.  Ihrer  Structur  nach 
bestehen  die  beiden  Epiphysen  hauptsächlich  aus  spongiöser  Sub¬ 
stanz,  d.  h.  wir  haben  an  denselben  ein  feines  Maschenwerk  von 
Knochenbälkchen,  Substantia  Spongiosa,  und  nur  eine 
relativ  dünne  Knochenrinde,  Substantia  corticalis,  an 
der  Aussenfläche,  welche  überall  dort  mit  Knorpel  überzogen  ist, 
wo  die  Epiphyse  an  die  Gelenkhöhle  grenzt.  Die  Diaphyse  zeigt 


Uebrigens  sind  im  jugendlichen  Alter  nicht  nur  die  beiden  Enden, 
sondern  auch  viele  Fortsätze  der  Röhrenknochen,  wie  z.  B.  der  Trochanter 
major  des  Femur,  mit  der  Diaphyse  durch  eine  Knorpelplatte  verbunden  und 
müssen  somit  auch  als  Knochenanwüchse,  Epiphyseriy  bezeichnet  werden. 
Als  Knochenauswüchse,  Apophysen,  werden  dagegen  alle  diejenigen  Fort¬ 
sätze  benannt,  welche  von  vornherein  einen  integrierenden  Bestandteil  des 
Knochens  bilden  (Hyrtl). 


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8 


eine  dicke -Rinde  aus  fester,  compakter  Knochensubstanz,  Sub~ 
stantia  compada,  welche  eine  einzige  grosse  Markhöhle, '  Gavum 
medulläre,  umschliesst.  Nur  in  den  beiden  Enden  der  Mark¬ 
höhle  findet  sich  auch  bei  der  Diaphyse  spongiöse  Knochen¬ 
substanz  vor.  Man  glaubte  nun  früher,  dass  an  diesen  spongiösen 
Stellen  die  Knochenbälkchen  regellos  angeordnet  ständen.  Indessen 
ist  durch  eingehendere  Untersuchungen,  besonders  durch  das 
Verdienst  von  H.  v.  Meyer,  festgestellt  worden,  dass  die  Spon¬ 
giosa  der  Knochen  eine  streng  architektonische  Gliederung  ihrer 
Bälkchen  zeigt.  Alle  Knochenbälkchen  sind  so  gestellt,  wie  sie 
eiii  Baumeister  anordnen  müsste,  wenn  er  den  betreffenden  Knochen 
bei  möglichster  Leichtigkeit  möglichst  widerstandsfähig  gegen  den 
auf  ihn  wirkenden  Druck  oder  Zug  machen  wollte.  Bei  älteren 
Individuen  verknöchert  der  intermediäre  Knorpel,  so  dass  die 
Spongiosa  der  Diaphysenenden  und  die  der  Epiphysen  continuier- 
lich  in  einander  üt^gehen. 

Die  platten  oder  breiten  Knochen  sind,  wie  es 
schon  im  Namen  liegt,  mehr  der  Fläche  nach  ausgedehnt;  auch  sie 
besitzen  eine  äussere,  zwar  nur  dünne,  aber  feste  Rinde  und  inner¬ 
halb  derselben  wieder  spongiöse  Knochensubstanz.  Bei  den  Knochen 
des  Schädels,  die  ein  Beispiel  für  diese  Kategorie  abgeben,  hat  man 
im  besonderen  die  äussere  feste  Rinde  als  Lamina  externa  (Tabula 
externa)  und  die  innere  feste  Rinde  als  Lamina  interna  (Tabula  in¬ 
terna  s,  vitrea)  bezeichnet.  Die  letztere  führt  ihren  Namen  daher, 
weil  dieselbe  ähnlich  spröde  ist,  wie  Glas,  so  dass  z.  B.  nach  einem 
Schlage  auf  den  Kopf  die  Tabula  vitrea  zersplittert  sein  kann,  ohne 
dass  die  Aussenfläche  des  Schädels  eine  Continuitätstrennung  zeigt. 
Zwischen  der  Lamina  externa  und  interna  liegt  dann  die  spongiöse 
Substanz,  welche  man,  besonders  bei  den  Schädelknochen,  von 
Alters  her  als  Diploe  bezeichnet  und  welche  wieder  aus  einem  System 
von  Bälkchen  besteht,  in  dessen  Lücken  (wie  in  der  Spongiosa 
überhaupt)  sowohl  beim  Kinde  wie  beim  Erwachsenen  stets 
rötliches  Knochenmark  vorhanden  ist. 

Die  kurzen  Knochen,  wie  z.  B.  die  Wirbel,  sind  we¬ 
niger  in  der  Fläche  als  in  anderen  Dimensionen  entwickelt.  Sie 
bestehen  hauptsächlich  aus  spongiöser  Substanz;  ihre  feste  Rinden¬ 
schicht  ist  wie  bei  den  platten  Knochen  relativ  dünn  und  vielfach 
von  grösseren  Gefässen  durchlöchert. 

Unter  dem  Ausdrucke  „gemischte  Knochen“  hat  man 
endlich  verschiedene  Knochen  des  menschlichen  Körpers  zusammen¬ 
gefasst,  welche  sich  nicht  leicht  in  eine  der  genannten  drei  Gruppen 


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einfügen  lassen,  z.  B.  die  Knochen  des  Gesichtsschädels,  die  bald 
mehr  kurz,  bald  mehr  platt  sind,  bald  eine  ganz  unregelmässige 
Gestalt  haben.  Als  „pneumatische  Knochen"  bezeichnet 
man  schliesslich  Knochen,  deren  Inneres  luftgefüllte  Hohlräume 
enthält,  welche  auf  irgend  eine  Weise  mit  der  atmosphärischen 
Luft  communicieren  (Os  pneumaticum). 

Die  Knochen  können  nun  auf  zweierlei  Weise,  nämlich  erstens 
durch  Synarthrose  und  zweitens  durch  Diarthrose  mit- 
einander  verbunden  sein. 

1.  Bei  der  Synarthrose  hängen  die  Verbindungsflächen 
je’  zweier  Knochen  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  durch  eine 
c o n t i n u i e r  1  i c h e  bindegewebige  oder  knorpe- 
T1  g  e  8  c  hJxiiX  z  u  s  a  111  m  e  n  (Syvarlhrosis  fibrosu  s.  carlrtugi- 
nea),  von  der  cGe'^weghchkeit  dieser  Knochen  gegen  einander  ab¬ 
hängig  ist. 

Als  verschiedene  Formen  der  Synarthrose  werden:  a)’  die  ,  ^ 
Knorpelfuge  oder.  Knorpelhaft,  SynchondrosisCb)  die 
Bandverbindungode  r  Bandhatt,  Syndesmosis,  c)  die 
Naht,  Sutura,  von  einander  unterschieden.  Alle  drei  Arten 
können  durch  Ossification  der  die  beiden  Knochen  verbindenden 
Massen  in  den  Zustand  der  Synostose  übergehen.  Wenn  man 
will,  kann  man  in  dieselbe  Kategorie  der  Knochenverbindungen 
noch  die  sogen.  Einkeilung,  Gomphosis,  rechnen,  wobei  ein 
zapfenförmiger  Teil  in  einen  trichterförmig  vertieften  eingreift,  wie 
dies  z.  B.  bei  der  Verbindung  der  Zähne  mit  den  Kiefern  der  Fall 
ist;  auch  hier  sind  beide  Teile  durch  eine  fibröse  Masse,  das  Zahn¬ 
periost,  miteinander  verbunden.  Doch  wird  auch  von  einigen 
Autoren  die  Gomphosis  als  eine  Art  von  Sutur  betrachtet. 

Bei  der  Knorpelfuge,  Synchondrosis  s.  Symphysis,  sind 
die  einander  zugewandten  Knochenflächen  entweder,  wie  z.  B.  an 
der  Verbindungsstelle  zwischen  Keilbein  und  Hinterhauptbein,  durch 
hyaline  oder,  wie  z.  B.  zwischen  den  Wirbelkörpern  und  den  bei¬ 
den  Schambeinen,  durch  faserige  Knorpelmassen  vereinigt.  Hierher 
kann  auch  der  zwischen  den  Epiphysen  und  Diaphysen  der  Röhren¬ 
knochen  befindliche  Intermediärlmorpel  gerechnet  werden. 

Bei  der  Bandhaft,  Syndesmosis,  sind  die  Knochen  nicht 
durch  Knorpel,  sondern  durch  fibröse  oder  elastische  Bänder  ver¬ 
bunden.  Fibröse  Bandmassen  finden  sich  z.  B.  zwischen  den  vor- 
-d^en  Enden  der  falschen  Rippen  vor;  als  elastische,  zwischen 
Knochen  gelegene  Bänder  können  das  Lig.  stylohyoideum  und  die 
die  Ligg.  flava  zwischen  den  Wirbelbögen  genannt  werden. 


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Uebrigens  wird  in  der  neuen  Nomenclatur  (B.  N.  A.)  die  Syn- 
desmosis  neben  der  Synarthrose  und  Diarthrose  als  eine  dritte 
besondere  Art  der  'Knochenverbindung  angeführt. 

Auch  bei  der  N  a  h  t ,  Sutura,  werden  die  Knochen  durch  eine 
bindegewebige  Zwischensubstanz  verbunden,  welche  jedoch  ge¬ 
wöhnlich  im  weiteren  Laufe  der  Entwickelung  in  der  Weise  ver¬ 
knöchert,  dass  schliesslich  die  beiden  Knochen,  sei  es  mit  einem 
zackigen,  sei  es  mit  einem  mehr  geraden  Rande,  dicht  neben 
einander  liegen.  Diese  sehr  feste  und  im  fertigen  Zustande  un¬ 
bewegliche  Verbindung  findet  sich  ausschliesslich  an  den  meist 
platten  Knochen  des  Schädels  dar,  welche  mit  dessen  fortschreiten¬ 
der  Verknöcherung  mehr  und  mehr  schwindet.  Je  nach  der 
Beschaffenheit  der  Knochenränder  kann  man  nun  die  Nähte  als 
wahre  oder  falsche  unterscheiden.  Die  wahre  oder  echte 
Naht,  Sutura  s  er  rata  besitzt  Ränder,  deren  Zacken  und 
Ausschnitte  gegenseitig  in  einander  greifen.  Bei  der  falschen 
Naht  liegen  die  zackenlosen  Ränder  mit  ihren  mehr  oder  minder 
rauhen  Berührungsflächen  entweder  einfach  neben  einander  (An¬ 
lage,  harmonische  Naht,  Harmonia)  oder  sind  etwas 
zugeschärft  und  über  einander  geschoben- (Schuppennaht, 
Sutura  squamosa),  oder  es  ist  endlich  der  scharfe  Rand  oder  eine 
scharfe  Hervorragung  des  einen  Knochens  in  eine  entsprechende 
Furche  des  anderen  oder  zweier  benachbarter  Knochen  eingelassen 
(Furchennaht,  Sutura  sulcata  s.  Schindylesis). 

2.  Bei  der  D  i  a  r  t  h  r  o  s  i  s  (auch  als  wahres  Gelenk, 
Articulatio,  bezeichnet)  stehen  die  Knochen  nicht  in  continuierlicher 
Verbindung  mit  einander,  sondern  sind  durch  einen  schmalen  Spalt, 
die  Gelenkhöhle,  Cavum  articulare,  getrennt.  Die  Berührungs- 
flächen  der  Knochen  sind  hier  stets  mit  hyalinem  Knorpel 
überzogen,  welcher  an  den  Rändern  in  dünnerer  Schicht  aufliegt 
und  von  dessen  intactem  Vorhandensein  die  leichte  Beweglichkeit 
der  Knochen  gegen  einander  abhängig  ist.  Die  Gelenkhöhle 
wird  nach  aussen  hin  abgeschlossen  durch  die  Gelenk¬ 
kapsel,  Capsula  articularis,  welche  sich  gewöhnlich  am  Rande 
des  Gelenkknorpels  anzusetzen  pflegt.  Die  Gelenkkapsel  besteht 
aus  einer  äusseren,  derberen  fibrösen  Schicht,  Stratum 
fibrosum  und  aus  einer  inneren,  an  der  freien  Innenfläche  glanzerF' 
den  glatten  Haut,  der  sogenannten  Synovialmembran, 
Stratum  synoviale,  welche  ihrerseits  mehr  lockeres  Bindegewebe  be- 
sitzt,  elastische  Fasern  und  Fettzellen  enthalten  kann  und  an  ihrer 
der  Gelenkhöhle  zugekehrten  Fläche  durch  eine  ein-  oder  mehrfache 


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11 


Lage  von  kleinen  rundlichen  oder  polygonalen  Endothelzellen  aus¬ 
tapeziert  ist.  Die  Innenfläche  dieser  Membran  besitzt  oft  frei  in  die 
Gelenkhöhie  hineinragende  Falten,  die  Synovialfalte  n  .  Flieae 
synoviales,  und  zeigt  ausserdem  verschiedenartig  gestaltete  Fortsätze 
von  meist  mikroskopischer  Grösse,  die  Synovialzotten, 
Villi  smovicdes.  Von  diesen  hauptsächlich  am  Rande  der  Gelenk¬ 
flächen  befindlichen,  gefässhaltigen  Zotten  rührt  das  rötlich  sammet¬ 
artige  Aussehen  der  Synovialhaut  her.  E>och  kommen  auch  Zotten 
vor,  welche  keine  Blutgefässe  enthalten.  Die  Synovialhaut  hat  nun 
die  Aufgabe,  eine  in  jeder  Gelenkhöhle  befindliche  mudnhaltige 
Flüssigkeit,  die  sogen.  G  e  1  e  n  k  s  c  h  m  i  e  r  e  ^  Synovia,  abzuson- 
dem,  welche  die  articulierenden  Knorpelflächen  schlüpfrig  erhält. 
Mitunter  finden  sich  auch  Bänder  oder  Bandscheiben  innerhalb 
der  Gelenkhöhle  vor.  Die  Bandschei  b e  n  ,  Menisci  s.  Discus 
articulares,  hängen  an  ihrer  Peripherie  mit  der  Gelenkkapsel  zu- 
sammen  und  können  somit  die  Gelenkhöhle  mehr  oder  weniger  voll¬ 
ständig  in  zwei  besondere  Fächer  scheiden.  Ausserordentlich  häu¬ 
fig  stehen  einzelne  Gelenkhöhlen  durch  kleinere  oder  grössere 
Oeffnungen  in  der  Kapsel  mit  benachbarten  Schleimbeuteln  in  Ver¬ 
bindung.  Derartige  Schleimbeutel,  Bursae  mucosae,  sind 
mit  Schleim  gefüllte  Höhlungen,  deren  Wand  ausserordentlich  dünn 
ist,  und  welche  überall  dort  eingeschaltet  zu  sein  pflegen,  wo  die 
Gefahr  vorliegt,  dass  gewisse  Organe,  wie  z.  B.  Muskeln,  Sehnen, 
Fascien  und  Knochen,  bei  den  Bewegungen  gegen  einander  einer 
zu  starken  Reibung  ausgesetzt  sind.  Doch  können  Schleimbeutel 
auch  durch  künstlichen  Druck  an  Stellen  entstehen,  an  welchen, 
wie  z.  B.  unter  der  Haut,  sie  sich  für  gewöhnlich  nicht  vorfinden. 
Endlich  wäre  noch  zu  erwähnen,  dass  mitunter  wie  z.  B.  beim 
Hilft-  und  Schultergelenk,  die  sogen.  Gelenkpfanne  des  einen 
Knochens  durch  einen  faserknorpeligen  Ring,  Labrum  glenoidale 
(cartilagipeum)  vertieft  wird,  an  welchem  sich  erst  die  Gelenkkapsel 
festsetzt. 

Eine  sehr  wichtige  Rolle  als  Hilfsapparate  spielen  bei 
den  Gelenken  die  Bänder,  Ligamenta,  weiche  in  zwei  Haupt¬ 
formen  auftreten.  Die  erste  Form  derselben  ist  in  die  f  i  b  r  öse 
Schicht  der  Gelenkkapsel  eingewebt,  d.  h.  sie 
stellt  einen  stärkeren  Zug  von  Fasern  in  der  Kapselwand  vor,  den 
man  sich  genau  eben  so  denken  muss,  wie  wenn  in  ein  Stück  Zeug 
an  einer  Stelle  ein  stärkerer  Streifen  eingewebt  wäre.  Ein  Beispiel  für 
diese  Form  sind  die  Seitenbänder  des  Kniegelenkes.  Die  zweite 
Form  von  Hilfsbändem  läuft  neben  der  eigentlichen  Gelenk- 


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k  a  p  s  e  1  her  und  ist  von  derselben  durch  mehr  oder  weniger  fett¬ 
reiches  Bindegewdie  getrennt.  Als  Beispiel  für  diese  Kategorie 
möchte  ich  das  mediale  Seitenband  des  Kiefergelenkes  anführen. 
Die  Funktion  der  Bänder  im  allgemeinen  ist  eine  doppelte:  sie 
können  einerseits  zwei  Knochen  besser  an  einander  befestigen,  an¬ 
dererseits  die  Bewegungen  der  beiden  Knochen  gegen  einander  nach 
bestimmten  Richtungen  beschränken.  Denn  die  Beweglichkeit  des 
Skelettes  soll  keineswegs  eine  unbeschränkte  sein:  oft  genug  kommt 
es  darauf  an,  dass  für  eine  bestimmte  Stellung  zwei  benachbarte 
Knochen  eine  möglichst  feste  Position  gegen  einander  einnehmen. 

Die  Beweglichkeit  in  den  einzelnen  Gelen¬ 
ken  des  menschlichen  Körpers  ist  nun  von  verschiedenen  Momen¬ 
ten  abhängig.  In  erster  Linie  kommt  es  auf  die  C  o  n  f  i  g  u  r  ation 
der  Gelenkflächen  an:  ein  Gelenk  mit  cylindrischen  Knor¬ 
pelflächen  wird  natürlich  eine  beschränktere  Beweglichkeit,  als  ein 
Gelenk  mit  Kugelflächen  besitzen.  Zum  zweiten  ist  die  Beweglich¬ 
keit  von  der  Anordnung  und  Festigkeit  der  Hilfs- 
und  Verstärkungsbänder  abhängig;  werden  die 
Knochen  zu  weit  nach  einer  Richtung  hin  bewegt,  so  spannt  sich 
dieses  oder  jenes  Band  mehr  oder  weniger  an,  bis  die  Weiterbe¬ 
wegung  beim  stärksten  Grade  der  Anspannung  aufhört.  Uebrigens 
können  die  Bewegungen  zweier  Knochen  gegen  einander  auch  da¬ 
durch  beschränkt  sein,  dass  die  Knochen  oder  ihre  Vor- 
sprüngebeidenselbenschliesslichzusammen- 
s  t  o  s  s  e  n  ,  wie  z.  B.  bei  starker  Hebung  des  Oberarmes  der 
letztere  gegen  das  Acromion  anstösst.  Wo  keine  besonderen  Ver¬ 
stärkungsbänder  vorhanden  sind,  spielt  endlich  drittens  die  grössere 
oder  geringere  Schlaffheit  der  Gelenkkapsel  eine 
wichtige  Rolle.  Je  straffer  die  Gelenkkapsel,  um  so  geringer  wird 
ceteris  paribus  die  Beweglichkeit  sein.  Die  Bewegungsmöglichkeit 
in  einem  Gelenke  kann  schliesslich  auch  noch  dadurch  vergrössert 
W’erden,  dass  mitunter  ein  teilweises  Entfernen  der  Gelenkflächen 
von  einander,  ein  Klaffen  des  Gelenkes,  eintritt.  ^ 

Die  Gelenkenden  zweier  articulierender  Knochen  sind 
nun  zwar  im  allgemeinen  congruent,  doch  kann  man  selbst  bei  den 
reinsten  Gelenken  des  menschlichen  Körpers  auf  keine  vollkommene 
mathematische  Congruenz  rechnen.  Die  Bewegungen  in  den  Ge¬ 
lenken  sind  Drehbewegungen,  bei  welchen  man  sich  die  Knochen 
um  die  eine  oder  andere  ideale  Axe  in  ähnlicher  Weise  bewegt 
denken  muss,  wie  dies  seitens  eines  Rades  um  die  Radaxe  ge¬ 
schieht.  Je  nach  der  Zahl  der  Axen,  um  welche  Bewegungen  in 


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einem  Gelenke  möglich  sind,  oder,  was  dasselbe  sagen  will,  je 
nachdem  die  Bewegungen  in  einem  Gelenke  nur  in  einer  oder  in 
mehreren  Ebenen  stattfinden  können,  hat  nran  die  Diarthrosen  ia 
einaxige,  zweiaxige  oder  v i e  1  a x i g e  eingeteilt.  Da¬ 
neben  bilden  die  ebenen  oder  straffen  Gelenke  (Am¬ 
phiarthrosen)  insofern  eine  besondere  Gruppe,  als  in  denselben 
eine  gewisse  geringe  Beweglichkeit  zwar  für  gewöhnlich  vorhan¬ 
den  ist,  jedoch  bei  völlig  straffer  Kapsel  eigentlich  nicht  statt¬ 
finden  sollte. 

Unter  den  einaxigen  Gelenken  sind  die  reinsten  die 
sogenannten  Cylindergelenke,  d.  h.  Gelenke,  bei  denen  die 
eine  Fläche  einen  Abschnitt  eines  voiicylinders,  die  andere  den 
eines  Hohlcylinders  darstellt.  Der  Vollcylinder  besitzt  vielfach  eine 
Leitfurche,  welche  wie  z.  B.  beim  Ellenbogengelenke  die  seitliche 
Verschiebung  der  Gelenkflächen  gegeneinander  so  lange  verhindert, 
als  die  letzteren  einander  überall  dicht  anliegen.  Man  unterscheidet 
hier  zwei  Hauptarten,  nämlich  erstens  die  sogen.-t)W  i  n  k  e  1  ge¬ 
lenke,  zweitens  diesogen^^  otations  -  oder  R  a  d  g  e  1  e  nkeT" 
Bei  einem^  Winkel-  oder  Scharniergelenke  ( Gin- 
dlt/mus)  bleiben  die  beiden  articulierenden  Knochen  bei  allen  ihreiT^ 
Bewegungen  stets  in  einer  Ebene,  und  die  Bewegungsaxe  entspricht 
der  Längsaxe  des  Cylinders.  Die  reinsten  Scharniergelenke  sind 
die  Fingergelenke;  die  Bewegung  findet  hier  in  ganz  ähnlicher 
Weise  statt  wie  bei  dem  Auf-  und  Zuklappen  eines  Taschenmessers, 
bei  welchem  ja  Griff  und  Klinge  ebenfalls  durch  ein  Scharnier  ver¬ 
bunden  sind.  Bei  den  Rotations-  oder  Radgelenken 
{Articulatio  trochoidea)  erfolgt  die  Bewegung  ebenfalls 
um  die  Längsaxe  des  Cylinders.  Während  aber  beim  Winkelge¬ 
lenke  die  Längsaxen  der  bewegten  Knochen  zu  der  Drehungsaxe 
senkrecht  stehen,  fällt  hier  die  Axe  der  sich  bewegenden  Knochen 
mit  der  Drehungsaxe  zusammen,  ähnlich  wie  dieses  bei  den  Be¬ 
wegungen  eines  Rades  und  seiner  (körperlichen)  Radaxe  geschieht. 
Eine  derartige  Gelenkform  finden  wir  im  menschlichen  Körper  bei¬ 
spielsweise  an  der  Articulation  zwischen  dem  Zahn  des  Epistro- 
pheus  und  dem  vorderen  Bogen  des  Atlas  vor:  dieselbe  vermittelt 
die  seitliche  Drehung  des  Kopfes  um  die  longitudinale  Körperaxe. 
Auch  die  Gelenkverbindungen  zwischen  den  oberen  und  unteren 
Enden  der  Unterarmknochen  für  die  Ein-  und  Auswärtsdrehung 
der  Hand  (Pronation  und  Supination)  sind  Radgelenke.  Gewisser¬ 
massen  als  Modifikationen  der  Cylindergelenke 
kann  man  endlich  die  Gelenke  mit  kegelförmigen  und 


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schraubenförmigen  Gelenkflächen  bezeichnen:  bei  den 
ersteren  ist  die  Drehungsaxe  des  Gelenkes  die  Axe  des  Kegels;  die 
Schraubengelenkp  ( Artij^drü.in  kann  man  eigent¬ 

lich  besser  als  einaxige  cylindrische  Gelenke  bezeichnen,  welche 
mit  einer  schräg  laufenden  Leitfurche  versehen  sind.  Zu  den 
Schraubengelenken  wird  gewöhnlich  das  Ellenbogengelenk  gerech- 
net  (näheres  s.  ebendaselbst). 

Von  den  zweiaxigen  Gelenken  gibt  es  zwei  Arten, 
nämlich;  1)  das  Ellipsoid-  und  Z)  das  S attelgelenk. 
Wie  dies  schon  im  Namen  liegt,  stellen  öei  derä“'Cl  li  iJSo4-d- 
gelenke  (Arliculatio  ellipsoidea)  die  beiden  articulierenden  GeTe'nlP> 
flä(;hen  Abschnitte  von  ElÜpioiden  dar.  Wegen  ihrer  Aehnlichkeit 
mit  der  Oberfläche  eines  Eies  hat  man  sie  auch  als  eiförmige 
Gelenke  oder  auch  alsCondylarthro  s  e  n  bezeichnet.  An 
einem  Ellipsoid  unterscheidet  man  die  sogen,  kurze  und  die  lange 
Axe,  welche  beide  zu  einander  senkrecht  stehen.  Die  Bewegungen 
in  einem  Ellipsoidgelenke  erfolgen  nun  am  leichtesten  das  eine  Mal 
um  die  kurze,  das  andere  Mal  um  die  lange  Axe  desselben.  Ein 
allerdings  nicht  ganz  regelmässiges  Ellipsoidgelenk  wird  durch  das 
sogen.  Handgelenk,  d.  h.  das  zwischen  den  beiden  Unterarm¬ 
knochen  und  der  ersten  Reihe  der  Handwurzelknochen  befindliche 
Gelenk  dargestellt.  Bei  dem ^;^;,^^,£j.^[_e_l_enJ(^^rttci4atiosellam) 
ist  eine  jede  Knorpelfläche  "in^k^ineir^iditun^convex,  m  der 
andern  hierzu  senkrecht  stehenden  Richtung  dagegen  concav.  Wie 
sich  nun  ein  Reiter  in  einem  Sattel  am  leichtesten  einmal  in  der 
Richtung  von  vorn  nach  hinten,  andererseits  in  der  Richtung  von 
einer  Seite  zur  anderen  bewegen  kann,  so  sind  auch  in  einem 
Satteigelenke  die  Bewegungen  am  leichtesten  um  zwei  zu  einander 
senkrecht  stehende  Axen,  d.  h.  also  in  zwei  gegen  einander  senk¬ 
recht  stehende  Axen,  d.  h.  also  in  zwei  gegen  einander  senkrechten 
Richtungen  möglich.  Während  beim  Ellipsoidgelenke  beide 
Drehungsaxen  in  dem  convexen  Körper,  dem  sogen.  „Gelenkkopf“ 
gelegen  sind,  liegt  hier  die  eine  Axe  in  dem  einen,  die  andere  in 
dem  anderen  articulierenden  Knochen,  so  dass  also  jede  Gelenk¬ 
fläche  sozusagen  gleichzeitig  Kopf  und  Pfanne  darstellt.  Ein  Sattel¬ 
gelenk  ist  das  Gelenk  zwischen  dem  grossen  Vieleckbeine  und  dem 
Metacamale  des  Daumens.  - — 

Die  V  i  e  1  a  X  i  g  e  n  G  e  1  e  n  k  e  werden  auch  K  u  g  e  1  g  e  - 
1  e  n  k  e  genannt.  Der  GelenTtkopf  stellt  hier  den  Abschnitt  einer 
KugeloBerfläche,  die  Gelenkpfanne  eine  entsprechende  Schale  dar. 
Das  Kugelgelenk  (Arliculatio  .^pAoerotdeo)  bildet  die  freieste 


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Verbindung  der  Skelettteilemiteinander,  d.  h. 
es  kann  hier  eine  Bewegung  um  alle  nur  irgend  denkbaren  Axen 
(nach  allen  möglichen  Richtungen)  ausgeführt  werden;  man  hat 
daher  die  Kugelgelenke  auch  als  freie  Gelenke  bezeichnet. 
Das  reinste  Beispiel  eines  solchen  findet  sich  in  Gestalt  des  Schulter¬ 
gelenkes  vor.  Wenn  die  Gelenkpfanne  eines  Kugelgelenkes  den  Ge¬ 
lenkkopf  zum  grössten  Teile  umschliesst  (ähnlich  wie  die 
unvollständig  gespaltene  Schale  den  Kern  einer  Nuss),  so  wird  das 
Gelenk  Nussgelenk  (Euarthrosis)  benannt;  eine  derartige  Con- 
figuration  finden  wir  beim  Hüftgelenk  vor.  ln  einem  Nussgelenke 
sind  die  Bewegungen  beschränkter  wie  in  einem  gewöhnlichen 
Kugelgelenke,  weil  hier  der  eine  articulierende  Knochen  (in  depi- 
eben  erwähnten  Falle  das  Oberschenkelbein)  bei  ausgedehnteren 
Excursionen  sehr  bald  an  den  Rand  der  Gelenkpfanne  anstösst. 

Eine  Sonderstellung  unter  den  Diarthrosen  nehmen  die  sogen. 
ebenen  oder  straffen  G  e  lenke  (Amphiarthrosen) 
ein,  bei  welchen  sich  zwischen  den  articulierenden  Knochen  eben¬ 
falls  ein  wahres  Gelenk  vorfindet,  dessen  Knorpelflächen  jedoch 
eben  sind.  Wenngleich  in  neuerer  Zeit  behauptet  worden  ist,  dass 
die  Gelenkflächen  bei  diesen  Amphiarthrosen  eigentlich  auch  nicht 
eben,  sondern  nur  kleine  Abschnitte  sehr  grosser  Rotationskörper 
wären,  bei  denen  sich  die  Krümmung  nicht  leicht  erkennen  Hesse, 
so  ist  doch  für  diese  Behauptung  der  strikte  Nachweis  immerhin 
noch  nicht  erbracht.  Wenn  bei  einem  planen  Gelenke  die  Gelenk¬ 
kapsel  völlig  straff  und  unnachgiebig  ist,  kann  die  Beweglichkeit 
in  demselben  nur  gleich  Null  sein:  somit  müsste  man  eigentlich 
die  Amphiarthrosen  als  unbewegliche,  als  wahre  Gelenke  ohne 
Axe,  bezeichnen.  Ist  dagegen  die  Gelenkkapsel  schlaff,  so  können 
in  einem  solchen  Gelenke  einerseits  seitliche  Verschiebungen, 
andererseits  Rotationen  des  einen  Knochens  um  eine  zur  Gelenk¬ 
fläche  senkrecht  stehende  Axe,  endlich  Wackelbewegungen  statt¬ 
finden.  Beispiele  von  Amphiarthrosen  stellen  die  Carpometacarpal- 
gelenke,  sowie  die  Gelenke  an  den  vorderen  und  hinteren  Rippen¬ 
enden  dar. 

Combinierte  Gelenke  sind  solche,  welche  zwar 
räumUch  von  einander  getrennt  sind,  aber  doch  in  mechanischer 
Beziehung  ein  einziges  Gelenk  bilden,  wie  dies  z.  B.  bei  den  bei¬ 
den  Gelenken  zwischen  den  oberen  und  unteren  Enden  der  Unter¬ 
armknochen  der  Fall  ist. 

Bei  den  zusammengesetzten  Gelenken  werden 
die  Gelenkflächen  einer-  oder  beiderseits  von  mehr  als  einem 


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Knochen  gebildet.  Beispiele  hierfür  sind  durch  das  Ellenbogen¬ 
gelenk,  Handgelenk  und  die  Fussgelenke  gegeben.  Hierbei  kommt 
es  vielfach  vor,  dass  mehrere  Oelenke  von  einer  einzigen  Kapsel 
umschlossen  werden. 

Die  willkürlichen  Bewegungen  des  menschlichen  Skelettes  wer¬ 
den  durch  die  querge-streiften  Muskeln  ausgeführt, 
welche  die  Fähigkeit  besitzen,  Skh  huf  6lnen  Nervenreiz  hin  zu- 
sammenzuziehen  und  auf  diese  Weise  sich  derart  zu  verkürzen, 
dass  ihre  Anheftungspunkte  einander  genähert  werden.  Jeder  ge¬ 
streifte  Muskel  besteht  erstens  aus  einer  bindegewebigen 
Scheide,  dem  sogen.  Perimysium  externum,  zweitens  aus  gröbe¬ 
ren  und  feineren  B  ü  n  d  ein  von  Muskeita  s  e  r  n  (FascicuU) 
und  endlich  drittens  aus  dem  zwischen  den  letzteren  gelegenen  ge- 
fäss-  und  nervenhaltigen  interstitiellen  Bindegew ebe, 
Perimysium  internum.  An  den  beiden  Enden  gehen  die  Muskeln 
ln  die  Sehnen,  Tendines^  über,  welche  hauptsächlich  aus  der¬ 
ben,  parallelen  Bindegewebefasem  zusammengesetzt  sind.  Wenn 
die  Sehnen  so  platt  und  breit  sind,  dass  sie  eine  mehr  hautartige 
Beschaffenheit  annehmen,  werden  sie  als  A  p  o  n  e  u  r  o  s  e  n  be¬ 
zeichnet.  Mitunter  ist  jedoch  ein  Muskel  einmal  oder  mehrfach 
durch  Sehnen  unterbrochen,  welche  man  dann  entweder  als 
Zwischensehne,  Tendo  intermedius,  oder  bei  geringerer  Aus¬ 
dehnung  auch  als  Inscriptio  tendinea  bezeichnet.  Ein  Muskel  mit 
einer  Zwischensehne  wird  zweibäuchig,  M.  biventer  s.  di- 
gastricus,  genannt.  Wo  die  Sehnen,  wie  z.  B.  in  der  Nähe  des  Hand- 
und  Fussgelenkes,  durch  enge  Kanäle  hindurchgehen,  in  denen  sie 
leicht  einer  Reibung  ausgesetzt  wären,  sind  dieselben  in  sogen. 
Schleimschedden,  Vaginae  mucosae,  eingebettet.  An  ein¬ 
zelnen  Stellen  sind  die  letzteren  noch  von  besonderen  fibrösen 
Scheiden,  Vaginae  fibrosae,  umgeben. 

Ganze  Gruppen  von  Muskeln  oder  auch  die  ganze  Muskula¬ 
tur  eines  Körperteiles  werden  endlich  von  festen  Bindegewebs- 
blättem,  den  sogen.  Muskelbinden  oder  F a s c i e n  ,  um¬ 
schlossen,  welche  an  und  für  sich  mit  den  Aponeurosen  nicht  zu 
verwechseln  sind.  Am  stärksten  sind  die  Fascien  an  den  Extremi¬ 
täten  entwickelt.  Die  Fascien  zeigen  im  allgemeinen  die  Eigentüm¬ 
lichkeit,  sich  überall  dort  fest  an  die  Knochen  oder  deren  Vor¬ 
sprünge  anzuheften,  wo  sie  an  die  letzteren  stossen.  Die  Scheide¬ 
wände,  welche  die  Fascien  zwischen  einzelne  Muskelgruppen  hin¬ 
einsenden  und  welche  sich  dann  in  der  Tiefe  am  Knochen  anzu¬ 
setzen  pflegen,  werden  als  Septa  intermuscularia  bezeichnet.  Hie 


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und  da  sind  in  die  Fascien  stärkere  Streifen  eingewebt,  welche  an 
einzelnen  Stellen,  wie  z.  B.  am  Hand-  und  Fussgelenke,  zugleich 
als  Betinactda  für  die  Sehnen  von  Muskeln  dienen.  Man  hat  diese 
Streifen  nicht  ganz  mit  Recht  Bänder  genannt,  höchstens  könnte 
man  sie  als  Fascienbänder  bezeichnen. 

Die  Form  der  Muskeln  ist  ebenso  wie  die  der  Sehnen 
äusserst  verschieden.  Die  am  häufigsten  vorkommende  Grundform, 
welche  auch  zu  der  Benennung  dieses  Gebildes  (Musculus,  d^s 
Mäuschen)  Veranlassung  gegeben  hat,  ist  die  S  p  i  n  d  e  1  f  o  r  m  ; 
daneben  kommen  aber  im  menschlichen  Körper  noch  alle  mög¬ 
lichen  anderen  Formen,  wie  z.  B.  die  platte  oder  breite, 
die  kurze  und  die  Ringform  vor.  Insbesondere  treten  die 
platten  Muskeln  bald  dreieckig,  bald  viereckig,  bald  rauten-  oder 
trapezförmig,  bald  in  noch  unregelmässigerer  Form  auf.  Wenn 
ein  Muskel  an  einem  oder  an  beiden  Enden  in  mehrere  Portionen 
zerfällt,  deren  Sehnen  sich  gesondert  befestigen,  so  wird  derselbe 
als  mehrköpfig  bezeichnet.  Wenn  eine  Sehne  nicht  allein  aäi 
Ende,  sondern  noch  teilweise  im  Innern  eines  Muskels  gelegen 
ist,  so  dass  sich  die  Muskelfasern  auch  seitlich  an  dieselbe  an¬ 
setzen,  so  wird  der  betreffende  Muskel  als  gefiedert  bezeich¬ 
net;  halbgefiederte  Muskeln  sind  solche,  bei  denen  die 
Sehne  noch  am  Muskelbauche  eine  Strecke  entlang  läuft.  Je  nach¬ 
dem  die  Muskeln  sich  endlich  über  eines  oder  mehrere  Gelenke  er¬ 
strecken,  werden  dieselben  als  ein-,  zwei-  oder  m  e  h  r  ge¬ 
lenkige  Muskeln  unterschieden.  Daneben  finden  sich  auch  ge¬ 
streifte  Muskeln,  welche  keine  Skeletteile  verbinden,  sondern  sich  an 
der  Haut  oder  an  Fascien  oder  an  anderen  Organen  ansetzen.  Mit 
wenigen  Ausnahmen  sind  alle  Muskeln  des  Körpers  paarig. 

Die  Befestigungspunkte  eines  Muskels  werden  als 
Ursprung,  Origo,  und  Ansatz,  Insertio,  unterschieden.  Der  Ur¬ 
sprung  ist  stets  der  festere,  der  Ansatz  der  weniger  bewegliche  von 
beiden  Punkten;  sind  beide  Anheftungspunkte  gleich  beweglich, 
so  bleibt  es  ganz  dem  Belieben  anheim  gestellt,  welchen  man  als 
Urspnmgs-  und  welchen  als  Ansatzpunkt  bezeichnen  will.  Zieht 
sich  nun  ein  Muskel  zusammen,  so  muss  natürlich  der  beweglichere 
Punkt  an  den  festeren  herangezogen  werden;  sind  beide  Punkte 
gleich  beweglich,  so  werden  sie  einander  in  gleichem  Masse  ge¬ 
nähert.  Wird  jedoch  der  für  gewöhnlich  beweglichere  von  beiden 
Anheftungspunkten  eines  Muskels  durch  irgend  eine  stärkere  Ge¬ 
walt,  sei  es  durch  den  Zug  anderer  Muskeln,  sei  es  durch  äussere 
Einwirkung,  festgehalten,  so  muss  bei  der  Contraction  des  erste- 

B  r  o  e  8  i  k  e ,  Anatomie.  9.  Anfl.  2 


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ren  der  Ursprungspunkt  je  nach  dem  Grade  seiner  Beweglichkeit 
än  den  Ansatzpunkt  herangezogen  werden.  Diese  Verhältnisse  hat 
man  sich  stets  zu  vergegenwärtigen,  wenn  es  darauf  ankommt,  den 
Effect  einer  Muskelcontraction  im  concreten  Falle  zu  beurteilen. 
Die  Wirkung  ein  und  desselben  Muskels  kann  somit  unter  ver¬ 
schiedenen  Verhältnissen  eine  ganz  verschiedene  sein. 

Wenn,  wie  es  mitunter  der  Fall  ist,  mehrere  Muskeln  die 
gleiche  Bewegung  ausführen,  werden  sie  als  Synergisten  be¬ 
zeichnet,  Muskeln,  welche  entgegengesetzte  Bewegungen  bewirken, 
heissen  Antagonisten.  Doch  kann  es  Vorkommen,  dass  ganz 
dieseHJeii  Muskeln  unter  gewissen  Umständen  als  Synergisten, 
unter  anderen  Umständen  als  Antagonisten  wirken  können  (vergl. 
die  Flexoren  des  Oberschenkels).  Die  Eintrittstelle  des  zugehöri¬ 
gen  Nerven  in  einen  Muskel  soll  nach  Schwalbe  meistens  dem  ge¬ 
ometrischen  Mittelpunkt  des  letzteren  entsprechen.  Von  der  gestreif¬ 
ten  Muskulatur  des  Skelettes  sind  die  glatten  Muskeln  zu 
unterscheiden,  welche  dem  Einflüsse  des  Willens  nicht  unterworfen 
sind  und  sich  hauptsächlich  in  den  Eingeweiden  und  dem  Gefäss- 
systeme  des  Körpers  vorfinden.  Während  die  quergestreiften  Mus¬ 
keln  zwar  sehr  kräftige  Contractionen  auszuführen  imstande  sind, 
aber  schon  nach  ziemlich  kurzer  Zeit  zu  ermüden  pflegen,  können 
die  glatten  Muskelfasern  dauernd  contrahiert  bleiten.  Gegenüber 
den  ersteren  sind  die  letzteren  durch  ein  erheblich  blässeres  Aus¬ 
sehen  ausgezeichnet. 


1.  Die  Knochen  des  Hirnschädels. 

Unter  den  Schädelknochen,  Ossa  cranii,  mit  denen  wir 
uns  zunächst  zu  beschäftigen  haben,  muss  man  unterscheiden; 

1 )  die  8  Knochen  des  Hirnschädels,  d.  h.  diejenigen 
Knochen,  welche  das  Hirn  bezw.  seine  Häute  unmittelbar  umgeben; 

2)  die  14  Knochen  des  Gesichtsschädels,  worunter  man 
alle  diejenigen  Knochen  versteht,  welche  an  das  Gehirn  nicht  direkt 
angrenzen,  aber  dennoch  zum  Schädel  gehören.  Betrachtet  man 
den  Schädel  in  seiner  Totalität,  so  unterscheidet  man  ferner  einen 
oberen  Teil,  das  Schädeldach  oder  Schädelgewölbe, 
Calvaria  (Fomix  cranii),  imd  einen  unteren  Teil,  den  Schädel¬ 
grund,  Basis  cranii,  dessen  äussere  Fläche  man  wiederum  als 
Basis  cranii  externa,  dessen  innere  man  als  Basis  cranii  interna  be¬ 
zeichnet  hat. 


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A.  Das  Stirnbein. 

Das  Stirnbein,  Os  frontale  (Os  sincipiüs  s.  Sinciput) 
stellt  einen  muschelförmigen  Knochen  vor,  welcher  den  vordersten 
Teil  des  Schädels  in  der  Weise  einnimmt,  dass  er  zum  kleineren 
Teile  die  Schädelbasis,  zum  grösseren  Teile  das  Schädeldach  bildet. 
Den  mehr  horizontal  gelegenen  Teil,  welcher  zur  Schädelbasis  ge¬ 
hört,  bezeichnet  man  als  Par«  naso-orbitalis,  den  mehr  vertical  ge¬ 
legenen  Teil,  welcher  das  Schädeldach  bilden  hilft,  als  Squama 
/rotüalis  (Pars  frontalis  des  Stirnbeines).  Die  Pars  naso-orbitalis 
teilt  man  wieder  in  drei  Abteilungen,  nämlich  einen  mittleren  huf¬ 
eisenförmigen  Teil,  Pars  nasaiis,  und  die  beiden  seitlich  gelegenen 
vierseitigen  Partes  orbitales  ein. 

1.  An  der  Stirnschuppe  oder  dem  Stirnteile, 
Squama  frontalis  s.  Pars  frontalis,  müssen  wir  eine  vordere  con¬ 
vexe,  eine  hintere  concave  Fläche  und  die  Umgrenzungsränder 
unterscheiden. 

Die  vordere  oder  äussere  Fläche,  Facies  frontalis^ 
zeigt  zunächst  in  der  Medianlinie  mitunter  eine  longitudinale  Er¬ 
habenheit,  welche  man  (wenn  sie  vorhanden  ist),  als  Orista  fronta¬ 
lis  externa  bezeichnen  kann.  Sie  entspricht  der  Sutura  frontalis, 
einer  Naht,  welche  sich  beim  Kinde  in  den  ersten  Lebensjahren 
constant  vorfindet,  beim  Erwachsenen  dagegen  gewöhnlich  nicht 
mehr  existiert.  Zu  beiden  Seiten  der  Crista  frontalis  externa  finden 
wir  an  jeder  Hälfte  der  Squama  frontalis  einen  Höcker,  das  Tuber 
frontale.  Die  Tubera  frontalia  sind  bei  Kindern  in  den  ersten 
Lebensjahren  wiederum  relativ  stark  entwickelt,  beim  Erwachsenen 
dagegen  meistens  nur  undeutlich  sichtbar.  Sie  entsprechen  bei 
Tieren  denjenigen  Stellen,  an  welchen  sich  die  Hörner  ansetzen. 
Unterhalb  des  Tuber  frontale  zieht  auf  jeder  Seite  ein  bogenförmi¬ 
ger  Wulst,  der  Arcus  superciliaris,  von  medianwärts  nach  lateral- 
wärts.  Die  beiden  Arcus  superciliares  führen  ihren  Namen  inso¬ 
fern  mit  Unrecht,  als  dieselben  in  ihrer  Lage  nicht  den  Augen¬ 
brauen,  SupercUia,  entsprechen:  die  letzteren  sind  tiefer,  nämlich 
entsprechend  dem  oberen  Rande  der  Augenhöhlenöffnungen,  dem 
Margo  supraorbitalis,  gelegen.  Die  stärkere  oder  geringere  Entwick¬ 
lung  der  Arcus  superciliares  hängt  mit  der  Ausbildung  der  Stirn¬ 
höhlen,  Sinus  frontales,  zusammen.  Wenn  die  Arcus  gut  ausgeprägt 
sind,  findet  sich  in  der  Mitte  zwischen  und  über  denselben  eine 
flache,  glatte,  dreiseitige  Vertiefung,  die  Glabdla  oder  Stirn- 
g  1  a  t  z  e  ,  vor.  Unterhalb  der  Arcus  superciliares  zieht  jederseits 

2* 


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der  obere  Rand  der  Augenhöhlenöffnung,  der  soeben  erwähnte 
Margo  supraorbitalis,  entlang.  Am  medialen  Teile  des  letzteren  liegt 
jederzeit  die  Ineisura  supraorbitaiis,  welche  den  gleichnamigen  Ge¬ 
lassen  und  Nerven,  nämlich  dem  N.  supraorbitalis  (vom  ersten 
Aste  des  Trigeminus)  und  der  A.  und  V.  supraorbitalis  (aus  der 
A.  und  V.  ophthalmica)  zum  Durchtritt  dient.  Manchmal  findet 
sich  anstatt  oder  auch  neben  der  Incisur  ein  Loch,  das  Foramen 
supraorbitale,  vor.  Noch  weiter  einwärts  von  der  Ineisura  supra- 
orbitalis  ist  mitunter  noch  ein  zweiter  flacher  Einschnitt,  die  In- 
cisura  frontaliA,  gelegen,  durch  welche  der  R.  frontalis  (vom  ersten 
Aste  des  Trigeminus)  und  die  A.  und  V.  frontalis  (aus  der  A.  und 
V.  ophthalmica)  hindiuxhtreten.  Der  laterale  Teil  eines  jeden  Margo 
supraorbitalis  läuft  in  einen  stumpfen  Fortsatz  aus,  den  Processus 
sygomaticus,  welcher  seinen  Namen  daher  führt,  weil  er  sich  mit 
dem  Jochbein,  Os  zygomaticmn,  verbindet.  Von  diesem  Fortsatze 
erstreckt  sich  wiederum  nach  oben  hin  eine  bogenförmige  Linie, 
die  Linea  temporalis  (semicircularis).  Das  kleine,  etwas  vertiefte 
Feld  nach  hinten  von  dieser .  Linie,  Facies  temporalis,  gehört  der 
Ursprungsfläche  des  M.  temporalis,  dem  sogen.  Planum  temporale 
an,  welches  fast  -die  ganze  ^tenfläche  des  Schädels  einnimmt. 

Die  innere  oder  hintere  Fläche  der  Squama 
frontalis,  Facies  cerebralis,  ist  viel  unebener  und  weniger  glatt 
als  die  vordere.  Man  sieht  an  derselben  zunächst  in  der  Median¬ 
linie  eine  ziemlich  scharfe  Leiste  verlaufen,  die  Crista  frontalis  (in¬ 
terna),  welche  sich  nach  oben  hin  in  eine  Furche,  den  Sulcus 
sagittalis  (Sulcus  frontalis)  spaltet.  Die  Leiste  und  die  beiden  Rän¬ 
der  der  Furche  dienen  einem  Fortsatze  der  Dura  mater,  der  grossen 
Himsichel  (Falx  major  s.  Processus  falciformis  major)  zum  Ur¬ 
sprünge;  die  Furche  selber  nimmt  einen  venösen  Blutleiter,  den 
Sinus  sagittalis  superior  auf.  Am  unteren  Ende  der  Crista  frontalis 
liegt  eine  Oeffnung,  das  Foramen  caecum^),  welches  zur  Auf¬ 
nahme  für  eine  kleine  Vene,  ein  sogen.  Emissarium  Santorini^), 


Das  Foramen  caecum  liegt  meistens  zwischen  Stirnbein  und  Siebbein, 
kann  jedoch  auch  in  der  Substanz  des  Stirnbeines  oder  des  Siebbeines  ge¬ 
legen  sein. 

*)  Unter  dem  Ausdrucke  Emissarium  Santorini  versteht  man  ganz  all¬ 
gemein  eine  jede  Venenverbindung  zwischen  den  Venen  innerhalb  der  Schädel¬ 
höhle  und  denen  ausserhalb  derselben.  EHese  Emissaria  haben  insofern  eine 
gewisse  Bedeutung,  als  dieselben  bei  Blutüberfüllung  des  Schädels  sozusagen 
als  Reservekanäle  dienen.  Gewöhnlich  fliesst  das  Blut  fast  aus  der  ganzen 
Schädelhöhle  durch  die  Vena  jugularis  interna  nach  abwärts;  wenn  indessen 


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bestimmt  ist;  das  letztere  verbindet  den  Sinus  sagittalis  superior 
mit  den  Venen  der  Nasenhöhle.  Zu  beiden  Seiten  der  Crista 
finden  sich  endlich  eine  Anzahl  von  flachen  Gruben,  die  Im- 
pressiones  digitatae,  welche  so  aussehen,  als  ob  man  mit  der 
Fingerspitze  in  den  Knochen  hineingedrückt  hätte.  Die  Erhaben¬ 
heiten  zwischen  diesen  Eindrücken  werden  als  Juga  cerebralia  be¬ 
zeichnet.  Die  Impressiones  digitatae  entsprechen  den  Windungen, 
die  Juga  cerebralia  den  Furchen  der  Orosshimoberfläche  und  sind 
nicht  zu  verwechseln  mit  anderen,  nicht  ganz  constant  vorhandenen 
Vertiefungen,  Foveolae  granuläres,  welche  sich  meistens  in  unmittel¬ 
barer  Nachbarschaft  des  Sulcus  sagittalis  vorfinden  und  von  den 
sogen.  Pacchioni’schen  Granulationen^)  herrühren. 
Im  übrigen  zeigen  sich  an  der  Innenfläche  der  Pars  frontalis  noch 
Gefässfurchen,  welche  zum  Teil  vom  Rande  des  Stirn¬ 
beines  herkommen  und  alsdann  von  den  vorderen  Aesten  der  A. 
meningea  media  (aus  der  A.  maxillaris  int.)  herrühren.  Zwei  an¬ 
dere  Gefässfurchen,  je  eine  an  jeder  Seite  des  For.  caecum,  ver-, 
laufen  nach  oben  und  sind  durch  die  beiden  Aa.  meningeae  ante¬ 
riores  (aus  der  A.  ethmoidalis  ant.)  verursacht. 

Die  Begrenzungsränder  der  Squama  front a- 
1  i  s  sind  zunächst  ein  freier  Rand,  der  Marge  parietalis,  welcher 
sich  im  oberen  Abschnitte  mit  den  beiden  ^heitelbeinen,  unten 
jederseits  durch  ein  besonderes  dreiseitiges  Feld  {Sutura  sphenofron- 
ialis)  mit  dem  grossen  Keilbeinflügel  in  Verbindung  setzt  und  mit 
diesen  Knochen  die  Kronennaht,  Sutura  coronalis,  bildet. 
Die  untereGrenzeder  Squama  frontalis  gegen  die  Pars  naso- 
orbitalis  ist  an  der  hinteren  Fläche  nicht  durch  eine  scharfe 

in  der  letzteren  eine  Stauung  eintritt,  kann  es  auch  durch  die  Emissaria  San- 
torini  nach  aussen  gelangen,  welche  sich  an  verschiedenen  Stellen  des  Schädels 
ziemlich  regelmässig  vorfinden. 

Die  Pacchioni 'sehen  Granulationen  ( Arachnoideal- 
zotten)  sind  \Yarzenähnliche  Wucherungen  der  Arachnoidea,  weiche  vielfach 
durch  die  Dura  mater  mehr  oder  weniger  tid  in  das  Schädeldach  eindringen 
und  die  Knochensubstanz  aufsaugen  können.  Von  den  alten  Anatomen  wur¬ 
den  sie  fälschlich  für  Drüsen  gehalten  und  demzufolge  auch  als  Pacchioni- 
sche  Drüsen  bezeichnet.  Da  dieselben  unter  normalen  Verhältnissen  und  in 
grosser  Häufigkeit  Vorkommen,  ist  man  fast  gezwungen,  sie  als  eine  normale 
Erscheinung  zu  betrachten.  Nach  neueren  Untersuchungen  von  Axel  Key 
und  RETZIUS  sollen  durch  ihr  rlip  ciihararfinniAtaJan  l.yitq)h- 

räume  mit  den  Lymphräumen  der  Dura  matei.in  Commumcation  gebracht 
und  dadurch  für  einen.  Abfluss  der  Lymphe  aus  den  ersteren  gesorgt  werden. 
Mitunter  sind  die  Gruben  für  die  Pacchioni’schen  Granulationen  so  tief,  dass 
der  Schädel  an  diesen  Stellen  ganz  durchscheinend  aussieht. 


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Linie  g^eben,  sondern  bildet  einen  mehr  allmählichen  Uebergang. 
Vorn  und  unten  haben  wir  in  der  Mitte  den  Margo  nasale  als 
Grenze  zu  nennen;  an  ihn  legen  sich  die  oberen  Ränder  der  bei¬ 
den  Nasenbeine  imd  der  beiden  Stimfortsätze  der  Oberkieferbeine. 
Zu  beiden  Seiten  des  Margo  nasalis  wird  die  untere  Grenze  der 
Squama  frontalis  durch  diel  schon  erwähnten  Margines  supraorbitcUes^ 
gebildet. 

2.  Die  Augenhöhlenteile,  Partes  obüales,  sind  vier¬ 
seitige  Knochenplatten,  an  welchen  man  jederseits  ausser  den  vier 
Rändern  eine  obere  convexe  und  eine  untere  concave  Fläche  unter¬ 
scheidet. 

Der  vordere  Rand  der  Pars  orbitalis  ist  jederseits  gebildet 
durch  den  schon  erwähnten  Margo  supraorbitalis,  an  dessen  me¬ 
dialem  Abschnitte  sich  die  Incisura  supraorbitalis  und  mitunter 
(s.  S.  20)  die  Incisura  frontalis  befinden.  Der  laterale  Rand 
wird  auch  als  Margo  zygomaticus  bezeichnet  und  steht  vom  mit 
dem  Jochbeine,  hinten  mit  dem  grossen  Keilbeinflügel  in  Verbin¬ 
dung.  Der  hintere  Rand,  Margo  sphevoidalis,  legt  sich  an  den 
kleinen  Keilbeinflügel.  Der  mediale  Rand,  auch  als  Margo 
eihmolacrimalis  (von  H  ENLE  als  Margo  naso-orbitalis  bezeichnet), 
setzt  sich  an  das  Thränenbein  und  die  Lamina  papyracea  des  Sieb¬ 
beins  an.  In  der  Naht  zwischen  Siebbein  und  Stirnbein  sind  nun 
jederseits  zwei  Oeffnungen  gelegen.  Die  vordere,  Forameti  ethmoi- 
dale  anterius,  ist  zum  Durchschnitt  für  die  A.  und  V.  ethmoidalis 
anterior  (aus  der  A.  und  V.  ophthalmica)  und  den  N.  ethmoidalis 
anterior  (aus  dem  N.  naso-ciliaris  des  ersten  Trigeminusastes)  be¬ 
stimmt.  Die  zweite  Oeffnung  liegt  mehr  nach  hinten  und  wird 
als  Foramen  ethmoidale  posterius  bezeichnet.  Durch  dieselbe  gehen 
die  A.  und  V.  ethmoidalis  posterior  (aus  der  A.  und  V.  ophthal¬ 
mica)  und  die  Nn.  ethnioidales  posteriores^)  hindurch  (welche 
nicht  constant  sind  und  zum  Teil  vom  ersten,  zum  Teil  vom 
zweiten  Aste  des  Trigeminus  herkommen).  Beide  Oeffnungen  sind 
von  der  Augenhöhle  aus  deutlich  sichtbar. 

Von  den  beiden  Flächen  des  Partes  orbitales  des  Stirn¬ 
beines  ist  die  Facies  cerebralis,  dit  obere,  durch  sehr  deutliche /tn- 
pressiones  digitatae  und  Juga  cerebralia  ausgezeichnet.  Die  untere 
Fläche,  Facies  orbitalis,  ist  glatt  und  besitzt  vorn  und  medial 
eine  kleine  Grube,  Fovea  trochlearis,  neben  welcher  häufig  ein 

>)  Der  N.  ethmoidalis  anterior  ist  früher  auch  kurzweg  als  N.  ethmoi- 
dalis,  die  Nn.  ethmoidales  posteriores  als  jVh.  spheno-ethmoidales  bezeichnet 
worden. 


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Höcker,  die  Spina  trochlearis  hervorragt.  In  der  Grube  gleitet  die 
Sehne  des  M.  obliquus  oculi  superior,  und  an  dem  Höcker  ist 
eine  kleine  Rolle  (Trochlea)  befestigt,  über  welche  die  Sehne  hin- 
überziebt.  Lateral  tmd  vom  unterhalb  des  Proc.  zygomaticus, 
liegt  eine  zweite,  viel  grössere  Vertiefung,  dit Fossaglandttlaelacri- 
nuUis,  welche  zur  Aufnahme  für  die  Thränendrüse  bestimmt  ist. 

3.  Der  N  a  s  e  n  t  e  i  1 ,  Pars  nasalis,  liegt  in  der  Mitte  zwischen 
den  beiden  Partes  orbitales  und  hat  Hufeisenform.  In  einzelnen 
Handbüchern  wurde  früher  als  Pars  nasalis  nur  der  vordere 
mittlere  Teil  des  Hufeisens  bezeichnet,  welcher  stark  nach  abwärts 
vorspringt,  und  welchen  man  sonst  auch  Processus  nasalis  des 
Stirnbeines  benannte.  Indessen  ist  es  unzweifelhaft  richtiger,  nach 
dem  Vorgänge  von  Henle  den  ganzen  hufeisenförmigen  Teil 
als  Pars  nasalis  zu  bezeichnen,  weil  derselbe  in  der  Tat  nicht 
in  die  Augenhöhle,  sondern  in  die  Nasenhöhle  hineinsieht.  Die 
Concavität  desselben  bildet  nun  einen  Ausschnitt,  die  Incisura 
ethmoidalis,  in  welche  die  Lamina  cribrosa  des  Siebbeines  ein¬ 
gefügt  ist.  Das  vordere,  mittlere  Stück  des  Hufeisens  besteht 
aus  einem  compacten  Vorsprunge,  dem  eben  erwähnten  Processus 
nasaUs,  welcher  nach  abwärts  in  einen  spitzen  Stachel,  die  Spina 
nasalis  ausläuft  und  jetzt  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  als  Spina 
frontdlis  bezeichnet  wird.  Dieser  Vorsprung  besitzt  an  seiner 
hinteren  Seite  in  der  Medianlinie  eine  Leiste,  .welche  zur  An¬ 
lagerung  für  die  Lamina  perpendicularis  des  Siebbeines  bestimmt 
ist.  Lateral  von  dieser  Leiste  läuft  jederseits  eine  feine  Furche 
nach  abwärts,  die  für  den  vorderen  Ast  des  N.  ethmoidalis  ant. 
bestimmt  ist,  welcher,  begleitet  von  kleinen  Oefässen,  weiterhin 
an  der  hinteren  Fläche  der  Nasenbeine  in  einer  ähnlichen  kleinen 
Furche  (s.  ebendaselbst)  nach  unten  zieht.  Die  beiden  Enden  des 
Hufeisens  sind  dagegen  hohl,  indem  hier-  die  Lamina  interna  und 
externa  des  Schädels  auseinanderweichen:  sie  lagern  über  den 
Siebbeinzellen,  Cellulae  ethmoidales,  deren  Deckel  sie  bilden.  Mehr 
nach  vorn,  dicht  neben  der  Spina  frontalis,  gelangt  man  jeder- 
seifs  durch  eine  ziemlich  grosse  Oeffnung  nach  oben  in  die 
Stirnhöhlen,  Sinus  frontales,  hinein,  welche  man  sich  eben 
dadurch  entstanden  denken  muss,  dass  die  Lam.  interna  und  die 
Lam.  externa  an  dieser  Stelle  auseinander  gewichen  sind  und  das 
Balkenwerk  der  Spongiosa  sich  zu  grösseren  zeitigen  Räumen 
erweitert  hat.  Die  Stirnhöhlen  sind  durch  ein  medianes  Septum 
von  einander  geschieden  und  münden  abwärts  in  die  Nasen¬ 
höhle  ein. 


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B.  Das  Scheitelbein. 

Das  Scheitelbein  oder  Seitenwandbein,  Os 
parietale  s.  Os  bregmatis,  stellt  eine  vierseitige,  gebogene  Knochen¬ 
platte  dar,  welche  den  Scheitel  und  den  oberen  Teil  der  Schläfe 
einnimmt.  Seiner  Form  entsprechend,  unterscheidet  man  an  jedem 
Scheitelbeine  vier  Ränder,  vier  Winkel  und  zwei  Flächen. 

Der  vordere  Rand  setzt  sich  durch  die  Sutura  coronalis 
mit  dem  Stirnbeine  in  Verbindung  und  wird  deswegen  als  Marge 
frontalis  s.  coronalis  bezeichnet.  Der  obere  Rand  bildet  mit 
dem  Seitenwandbeine  der  anderen  Seite  die  Sutura  sagittalis,  die 
P  f  e  i  1  n  a  h  t ,  und  wird  deshalb  Marge  sagiUalis  benannt.  Der 
hintere  Rand,  Marge  eccipitalis  s.  lambdoideus,  bildet  mit 
dem  Hinterhauptbeine  die  Sutura  lambdeidea,  Lambdalnaht, 
so  bezeichnet,  weil  die  rechte  und  die  linke  Naht  zusammen  die 
Gestalt  eines  A  haben.  Der  untere  Rand  setzt  sich  vorn  auf 
eine  kurze  Strecke  mit  dem  grossen  Keilbeinflügel  in  Veil^indung 
imd  legt  sich  im  übrigen  an  die  Schläfenbeinschuppe  an;  dieser 
Rand  sollte  deswegen  am  besten  als  Marge  sphenetemperalis  bezeich¬ 
net  werden,  wird  aber  jetzt  Marge  squamesus  benannt.  Die  Naht 
zwischen  dem  Scheitelbeine  und  der  Schuppe  des  Schläfenbeines 
insbesondere  heisst  Schuppennaht,  Sutura  squamesa  und 
erscheint  dadurch,  bemerkenswert,  dass  die  beiden  Knochen  an 
dieser  Stelle  nicht  mit  Zacken  in  einander  greifen,  wie  an  den 
übrigen  Nähten,  sondern  zugeschärft  sidi  aneinander  lagern.  Man 
bezeichnet  deswegen  jede  Naht,  bei  welcher  die  Knochen  sich  in 
dieser  Weise  mit  einander  verbinden,  kurzweg  als  Schuppennaht. 

Von  den  vier  Winkeln  des  Scheitelbeines  ist  der  vordere 
obere  Winkel  nahezu  ein  rechter  und  wird  auch  als  Ängultts 
frontalis  bezeichnet,  weil  er  sich  mit  dem  Stirnbeine  in  Ver¬ 
bindung  setzt.  Diesem  Winkel  entsprechend,  liegt  beim  neu¬ 
geborenen  Kinde  zwischen  den  beiden  Scheitelbeinen  und  den 
beiden  Hälften  des  Stirnbeines  die  v  i  e  r  e  c  k  i  g  e  g  r  o^sjs  e- F  o  n-, 
_tjun-e4-l  e  oder  S  tiTJ?  f'O  n  t  a  n  e  1 1  e  ,  Fonticulus  frontalis^  eine 
ÖefßungT^die  sich  indessen  späfer  durch  VerkhochSnrig  schfiesst. 
Der  hintere  obere  Winkel  ist  etwas  grösser,  setzt  sich  mit 
der  Spitze  des  Hinterhauptes  in  Verbindung  und  wird  infolgedessen 
als  Angtdus  eccipitalis  bezeichnet.  An  der  Stelle  dieses  Winkels  liegt 
zwischen  den  beiden  Scheitelbeinen  und  dem  Hinterhauptbeine  beim 
Neugeborenen  die  dreiseitige  kleine  Fontanelle  oder 
Hinterhauptfontanelle,  Fonticulus  eccipitalis,  die  sich 


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ebenfalls  beim  weiteren  Wachsen  der  Knochen  vollständig  verliert. 
Der  vordere  untere  Winkel  ist  meistens  zugespitzt  und 
setzt  sich  mit  dem  grossen  Keilbeinflügel  in  Verbindung,  weswegen 
man  ihn  als  Angulus  sphenoidulis  bezeichnet.  Beim  Neugeborenen 
liegt  an  dieser  Stelle  die  vordere  Seitenfontanelle  oder 
Keilbeinfontanelle,  Fonticulm  sphenoidcdis  s.  temporalis. 
Der  hintereuntereWinkelist  abgestutzt.  Er  legt  sich  der 
Pars  mastoidea  des  Schläfenbeins  an  und  heisst  deswegen  Angtdm 
mastoideus.  Auch  hier  ist  am  Schädel  des  neugeborenen  Kindes 
eine  kleine  Lücke,  die  hintere  Seitenfontanelle  oder 
Warzenfontanelle,  Fonticulm  mastoidem,  vorhanden. 

Von  den  beiden  Flächen  des  Scheitelbeines  ist  die  äussere, 
Facies  parietalis,  convex  und  im  ganzen  ziemlich  glatt.  Etwa  in  der 
Mitte  derselben  findet  sich  der  Scheitelhöcker,  Tuber  pa- 
rietale,  welcher  ebenso  wie  das  Tuber  frontale  an  Kinderschädeln 
in  den  ersten  Lebensjahren  am  stärksten  entwickelt  ist  und  derjeni¬ 
gen  Stelle  entspricht,  von  welcher  zuerst  die  Verknöcherung  des 
Scheitelbeines  ausgeht.  Meistens  etwas  unterhalb  des  Tub.  parietale, 
mitunter  aber  auch  über  dasselbe  hinweg,  verläuft  von  vom  nach 
hinten  die  schon  beim  Stirnbein  erwähnte  Schläfenlinie, 
Linea  temporalis,  s.  semicircularis,  welche,  die  Ursprungsfläche  des 
M.  temporalis,  das  sogen.  Planum  temporale,  nach  oben  hin  ab¬ 
grenzt.  Mitunter  findet  sich  anstatt  einer  einfachen  Linie  eine 
doppelte  vor,  von  denen  alsdann  die  untere  dem  oberen  Rande  des 
Muskels  die  obere  der  ihn  bedeckenden  Fascia  temporalis  zum  An¬ 
satz  dient.  Nahe  dem  oberen  Rande  des  Scheitelbeines  sieht  man 
endlich  sehr  häufig  eine  Oeffnung,  das  Foramen  parietale,  durch 
welches  ein  Emissariun^  Santorini  zwisdien  dem  Sinus  sagittalis 
sup.  und  den  veneiTäir  der  Äussenfläche  des  Schädels  verläuft.  An 
der  Innenfläche  Facies  cerebralis,  des  Scheitelbeines  fallen 
zunächst  Impressiones  digitatae  und  Jttga  cerebralia  auf,  welche  haupt¬ 
sächlich  dem  Scheitellappen  des  Grosshirns  entsprechen.  Längs  des 
oberen  Randes  sehen  wir  an  der  Innenfläche  des  Scheitelbeines 
eine  Halbrinne  verlaufen,  den  Sulcus  (Semisulcus  von  HENLE) 
sagittalis  s.  longitudinalis,  welcher  im  Verein  mit  der  gleichnami¬ 
gen  Halbrinne  des  anderen  Scheitelbeines  dazu  dient,  den  Sinus 
sagittalis  s.  longitudinalis  sup.  aufzunehmen.  Dicht  daneben  liegen 
sehr  häufig  rundliche  Vertiefungen,  welche  von  Pacchioni’schen 
Granulationen  herrühren  und  mit  den  Impressiones  digitatae  nicht 
zu  verwechseln  sind  (s.  S.  21).  Ausserdem  zeigt  die  Innenfläche 
schöne,  baumförmig  verästelte  Gefässfurchen,  Sulci  arteriosi, 


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in  welchen  Zweige  der  A.  meningea  media  (aus  der  A.  maxillaris 
int.)  gelegen  sind.  Die  Gefässfurchen  strahlen  meistens  von  dem 
vorderen  unteren  Winkel,  dem  Angulus  sphenoidalis, 
nach  hinten  und  oben,  so  dass  also  ^ein  Blick  auf  die  Eintrittstelle 
dieser  Gefässe  genügt,’ um  sich  darüber  zu  orientieren,  wie  die  vier 
Winkel  eines  vorliegenden  Scheitelbeines  zu  bezeichnen  sind.  Sehr 
häufig  tritt  aber  noch  eine  starke  Gefässfurche  von  der  Mitte  des 
unteren  Scheitelbeinrandes  auf  die  innere  Fläche  dieses  Knochens 
hinüber.  Am  hinteren  unteren  Winkel  der  Innenfläche  ist  eine 
breite  Furche,  der  Sulcus  transversus  für  den  gleich¬ 
namigen  Sinus  gelegen. 

C.  Das  Hinterhauptbein. 

Das  Hinterhauptbein,  Os  ocäpitale  s.  Occiput,  ist  ein 
schalenförmiger  Knochen,  welcher  zum  Teil  zur  Schädelbasis, 
zum  Teil  zum  Schädeldache  gehört  und  den  hintersten  Abschnitt 
des  Schädels  einnimmt.  An  demselben  werden  vier  Teile  unter¬ 
schieden,  welche  beim  Kinde  durch  Knorpelmasse  (Synchondrose) 
mit  einander  verbunden,  beim  Erwachsenen  dagegen  nach  Ver¬ 
knöcherung  dieser  Synchondrosen  nicht  mehr  deutlich  abzugrenzen 
sind.  Die  vier  Teile  des  Hinterhauptbeines  sind:  1)  der  Grund- 
oder  Zapfenteil,  Pars  basilarüs,  welcher  vor  dem  Foramen 
magnum  liegt;  2)  die  beiden  Seiten-  oder  Gelenkteile, 
Partes  laterales  s.  condyloideae  (so  genannt,  weil  sich  an  ihnen 
die  Gelenkfortsätze,  Condyli  occipitales,  befinden),  welche  zu 
beiden  Seiten  des  Foramen  magnum  gelegen  sind;  3)  die 
Schuppe  oder  der  Schuppenteil,  Squatna  occipitalis  s. 
Pars  squamosa,  welcher  hinter  dem  Foramen  magnum  liegt  und 
den  grössten  Abschnitt  des  Hinterhauptbeines  bildet.  Das  Foramen 
occipitale  magnum,  um  welches  also  diese  vier  Teile  gruppiert  sind, 
hat  eine  ovale  Gestalt  und  dient  folgenden  wichtigen  Organen 
zum  Durchtritt:  a)  der  Medulla  oblongata  (dem  verlängerten 
Rückenmark);  b)  den  beiden  Aa.  vertebrales,  welche  in  der 
Richtung  von  unten  nach  oben  verlaufen,  also  aus  der  Rücken¬ 
markshöhle  in  die  Schädelhöhle  hineinziehen;  c)  den  beiden  Aa. 
spinales  anteriores  (aus  den  Aa.  vertebrales),  welche  in  der 
Richtung  von  oben  nach  unten  verlaufen  und  an  der  vorderen 
Fläche  des  Rückenmarks,  zu  einem  einfachen  Stamm  vereinigt, 
entlang  ziehen;  d)  den  beiden  Aa.  spinales  posteriores  (ebenfalls 
Aeste  der  Vertebralarterien),  welche  an  der  hinteren  Fläche  des 
Rückenmarks  getrennt  nach  abwärts  ziehen;  e)  den  beiden  Nn. 


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accessorii,  welche  in  der  Richtung  von  unten  nach  oben  in  die 
Schädelhöhe  eintreten,  um  sie  jedoch  bald  darauf  durch  das  Foramen 
jugulare  wieder  zu  verlassen;  f)  diversen  Venenverbindungen  zwi¬ 
schen  den  Venen  der  Schädel-  und  denen  der  Rückenmarkshöhle. 

1.  An  dem  O  r  u  n  d  t  e  i  1  e  ,  der  Pars  basüaris,  unterscheidet 
man  5  Flächen,  von  denen  die  obere  und  die  untere  sich  am 
vorderen  Rande  des  For.  magnum  vereinigen,  so  dass  also  die 
Pars  basilaris  Keilform  besitzt.  Die  vordere  Fläche  dersel¬ 
ben  ist  rauh,  vierseitig  und  mit  dem  Körper  des  Keilbeines  verbun¬ 
den.  Die  Verbindung  ist  beim  jüngeren  Individuum  eine  knorplige 
(Synchondrosis),  verknöchert  aber  beim  Erwachsenen  (Synostosis). 

Ist  das  letztere  der  Fall,  so  bilden  das  Keilbein  und  das  Hinter¬ 
hauptbein  einen  einzigen  Knochen,  welchen  man  als  Os  basilare 
bezeichnet  hat.  Die  obere  Fläche  bildet  nahe  dem  For.  mag¬ 
num  eine  ziemlich  tiefe  sagittale  Rinne.  Climtss.  Fossa  pro  medulla 
oblongata,  zur  Aufnahme  für  das  verlängerte  Rückenmark.  Zu  <?./’/■ 
beiden  Seiten  der  oberen  Fläche  findet  sidi  dicht  neben  der  Seiten- 
kante  je  eine  kleinere  Rinne,  der  Sulcus  (Semisulcus  von  (HENLE) 
petrosus  inferior,  in  welchem  der  gleichnamige  Sinus  gelegen  ist. 

Die  beiden  Seitenflächen  sind  rauh  und  bilden  mit  dem 
Felsenbeine  zusammen  eine  Spalte,  die  Fissura  petrooccipitalis 
welche  durch  fasrige  Massen  verschlosiSen  ist.^)  Die  untere 
Fläche  der  Pars  basilaris  zeigt  in  der  Mitte  einen  kleinen 
Höcker,  das  Tuberculum  yharynpetim,  welches  den  obersten  Fasern 
des  M.  constrictor  pharyngis  sup.  zum  Ansätze  dient.  An  jeder 
Seite  Ties  Tuo.  pnaryngeum  bdindeh  sich  zwei  transversale  Leisten, 
die  vordere  herrührend  von  dem  Ansätze  des  M.  longus  capitis 
(M.  rectus  capitis  anticus  major),  die  hintere  von  dem  des  M. 
rectus  capitis  anterior  (M.  rectus  capitis  anticus  minor). 

2.  Die  beiden  Seiten-  oder  Oelenkteile,  Partes  lode- 
rales  s.  condyloideae,  sind  zu  beiden  Seiten  des  For.  magnum  ge¬ 
legen  und  aus  einem  vorderen  schmäleren  und  einem  hinteren  brei¬ 
teren  Abschnitte  zusammengesetzt.  An  der  oberen  Fläche  des  mehr 
nach  vom  gelegenen,  schmäleren  Teiles  desselben  findet  sich  das 
Tuberculum  jugulare  (Tubercullun  anonymum),  ein  Höcker,  hinter 
Sichern  eine  t r  a n s  versale  Furche  gelegen  ist,  die  für  drei 
Himnerven,  den  IX.  (N.  glossopharyngeus)  den  X.  (N.  vagus) 

Die  ganze  Basis  cranii  externa  und  alle  in  ihr  befindlichen  Spalten^ 
insoweit  durch  dieselben  keine  Gefässe  oder  Nerven  hindurchtreten,  sind  durch 
faserknorplige  (eigentlich  durch  derbe  fibröse)  Massen  eingenommen,  die 
man  zusammen  als  Syrtchondroses  cranii  bezeichnet. 


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und  den  XI.  (N.  accessorius)  bestimmt  ist.^)  Unterhalb  des 
Tuberculum  jugulare  wird  die  Substanz  der  Partes  laterales 
jederseits  in  schräger  Richtung  von  einem  Canale,  dem  Canalis 
hypoglossi  (Can.  condyloideus  anterior)  durchbohrt,  durch 'welchen 
der  All.  Himnerv  (N.  hypoglossus)  hindurchgeht.  Der  vordere 
Rand  des  mehr  nach  hinten  gelegenen,  breiteren  Teiles  der  Pars 
condyloidea  wird  durch  einen  Einschnitt,  die  Incisura  jttgularis, 
eingenommen,  welche  durch  die  Anlagerung  des  Schläfenbeines 
zu  einem  Loche,  dem  Foramen  jugulare  (lacerum  posterius),  ge¬ 
schlossen  wird.  An  der  Incisur  unterscheidet  man  wiederum  ein 
vorderes  kleineres  Fach,  welches  für  die  erwähnten  drei  Him- 
nerven,  und  ein  grösseres  hinteres  Fach,  welches  für  die  V.  jugu- 
laris  int.  zum  Durchtritt  bestimmt  ist.  Zwischen  dem  vorderen 
und  dem  hinteren  Fache  ist  ein  kleiner  Vorsprung,  der  Processus 
intrajugularis  (jugularis  medius),  gelegen.  Auch  am  vorderen 
Ende  der  Incisura  jugularis  findet  sich  mitunter  noch  ein  kleiner 
spitzer  Vorsprung,  der  Processus  jugularis  accessorius,  welcher 
indes  keine  besondere  Bedeutung  beansprucht.  Der  hinter  der 
Inc.  jugularis  ge'egene  Teil  des  Hinterhauptbeines  wtrd  als 
Processus  jugtdaris  bezeichnet.  An  der  oberen  Fläche  des  Proc. 
jugularis  erhebt  sich  ein  spitzer  Höcker,  die  Spina  jugularis  durch 
welche  diese  Fläche  in  ein  vorderes  und  ein^hinter^  Feia  geteilt 
wird.  Das  kleine  Feld  v  o  r  der  Spina  jugularis  ist  für  die  V.  ju- 
guläris  int.,  das  etwas  grössere  hintere  Feld  für  den  Endteil 
des  Sinus  sigmoideus  bestimmt.  Die  kleine  rauhe  Fläche  an  der 
lateralen  Seite  der  Spina  dient  zur  Anlagerung  für  die  Schläfenbein¬ 
pyramide.  Die  untere  Fläche  des  Proc.  jugularis  ist  uneben  und 
wird  von  dem  Ansätze  des  M.  rectus  capitis  lateralis  eingenommen. 
Medial  von  dieser*  Fläche  ragen  die  Gelenkfortsätze,  Condyli 
occipitales  s.  Processus  condyloidei,  hervor,  die  zur  Articulation 
des  Occiput  mit  dem  Atlas  dienen.  Hinter  den  Oelenkfortsätzen 
liegt  eine  Grube,  die  Fossa  condyloidea,  und  in  derselben  findet 
sich  mitunter  die  hintere  Mündung  des  Canalis  condyloideus  (Can. 
condyloideus  posterior),  während  die  vordere  Mündung  desselben 
medial  von  der  Spina  jugularis  zu  suchen  ist.  Durch  den  Canal 
geht  ein  Emissarium  Santorini  zwischen  den  Nackenvenen  und  dem 
Anfangsteile  der  V.  jugul.  int.  hindurch,  und  da  alle  diese  Emissa- 
rien  mitunter  fehlen  können,  so  ist  auch  der  Can.  condyloideus 
nicht  immer  vorhanden. 

1)  Das  Tuberculum  jugulare  entspricht  in  seiner  Lage  der  Grenze 
zwischen  der  Varolsbrücke  und  dem  verlängerten  Rückenmark. 


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3.  An  der  S  c  h  u  p  p  e  ,  Squama  occipUalis  (Pars  squamosa), 
unterscheidet  man  die  Basis,  welche  an  die  Partes  condyloideae 
und  das  For.  magnum  grenzt,  die  S  p  i  t  z  e ,  welche  sich  zwischen 
die'  Anguli  occipitales  der  beiden  Scheitelbeine  einschiebt,  und  die 
beiden  Seitenränder,  welche  oben  mit  den  Scheitelbeinen 
und  unten  jederseits  mit  der  Pars  mastoidea  des  Schläfenbeines  in 
Verbindung  stehen.  Die  Naht  zwischen  Schuppe  und  Scheitelbein 
ist  meist  scharfzackig,  die  zwischeiFSchüppe  und  Pars  mastoidea 
des  ächlätenbeines  dagegen  weit  weniger  gezackt.  Zwischen  diesen 
beiden  Abschnitten  eines  jeden  Seitenrandes,  dem  sogen.  Margo 
lambdoideus  und  Margo  mastoideus,  ist  stets  ein  winkliger  Vor- 
sprudg  vorhandehl  ln  ^r  NahT” zwischen  Schuppe  und  Pars 
mastoidea,  nicht  selten  jedoch  in  der  Substanz  des  Os  occipitale 
oder  der  Pars  mastoidea  gelegen,  findet  sich  das  Foramen  masioi- 
deum,  durch  welches  ein  Emissarium  Santorini  als  Verbindung 
zwischen  den  Nackenvenen  und  dem  Sinus  sigmoideus  seinen  Weg 
nimmt.  Ausserdem  geht  durch  dieses  Loch  noch  eine  kleine  Ar¬ 
terie  hindurch,  die  A.  meningea  post,  externa  (Bamus  meningeus), 
welche  von  der  A.  occipitalis  kommt,  also  von  aussen  nach  innen 
in  die  Schädelhöhle  hineintritt.  Ausser  den  Begrenzungsrändem 
ist  an  der  Schuppe  noch  eine  vordere  concave  und  eine 
hintere  convexe  Fläche  zu  unterscheiden. 

Die  hintere  Fläche  zeigt  zunächst  ziemlich  in  der  Mitte 
einen  Vorsprung,  die  Protuberantia  occipitalis  externa,  dessen 
starke  Entwickltmg  nach  Ansicht  der  alten  Phrenologen  auf  einen 
stark  ausgeprägten  Geschlechtstrieb  deuten  sollte.  Von  demselben 
läuft  zum  Foramen  magnum  nach  abwärts  eine  median  gelegene 
Leiste,  die  Cmta  occivitaiis  externa  t  Linea  nuchae  mediana  von 
HENLE),  welche  dem  Ugamentum  nuchae  zum  Ansätze  dient. 
Von  der  Protub.  occipitalis  ext.  erstreckt  sich  ferner  nach  beiden 
Seiten  hin  bogenförmig  die  lAnea  nuchae  superior  (semicircularis 
Superior)  und  etwas  weiter  nach  abwärts,  parallel  der  vorigen, 
verläuft  die  Linea  nuchae  inferior  (semicircularis  inferior).  Beide 
Linien  dienen  zum  Ansätze  von  Muskeln,  imd  zwar  sind  an  der 
Linea  nuchae  sup.  die  Mm.  stemo-cleido-mastoideus,  trapezius 
und  occipitalis  bef(ätigt.  Än~~def~  Linrä  nuchae  ihf.'  setzen  sich 
dFeT^urzen  tiefen  Nackenmuskeln  ntämlich  der  M.  rechts  capitis 
post,  major.  der  M.  rechts  cap.  post  minor  jn^  der  M.  obliquus 
cap.  iuperior  fest.  Z  w  fs  c  h^  li  beiden  Linien  endlich  inserieren 
sich  die  complicierten  Muskeln  des  Rückens,  insoweit  sie  den 
Schädel  überhaupt  erreichen,  nämlich  der  M.  splenius  capihs 


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und  der  M.  semispinalis  capitis  (M.  complexus  major  et  biventer 
cervicisi). 

Die  vordere  Fläche  der  Schuppe  zeigt  eine  kreuzförmige 
Figur,  welche  als  EminmUa  truäata  bezeichnet,  und  deren 
Kreuzungspunkt  durcH  einen  Höcker,  die  Protuberantia  occipitalis 
interna,  gebildet  wird.  Der  quere  Schenkel  des  Kreuzes  besteht 
aus  einer  Furche,  Sulats  iransversus,  die  zur  Aufnahme  für  den 
Sinus  transversus  bestimmt  ist,  und  an  deren  beiden  Rändern  sich 
das  Himzelt,  Tentorium  cerebelli,  ansetzt.  Der  .  obere  Schenkel 
des  Kreuzes  entspricht  dem  Endteile  des  Sulcm  sagiitalis  s.  longi- 
tudinalis,  der  zur  Aufnahme  für  den  Sinus  sagittalis  s.  longi- 
tudinalis  superior  dient;  der  untere  Schenkel  desselben  stellt  eine 
Leiste,  die  Crista  occipitalis  interna  dar,  an  welche  sich  die 
kleine  Himsichel,  Falx  cerebelli  s.  Processus  falciformis  minor, 
ansetzt,  ln  seltenen  Fällen  sieht  man  auch  längs  der  Crista 
occipitalis  int.  eine  Gefässfurche  verlaufen,  welche  dann  dem 
Sinus  occipitalis  (posterior)  entspricht.  Endlich  ist  zu  erwähnen, 
dass  sich  mitunter  an  der  einen  oder  der  anderen  Seite  der 
Protub.  occipitalis  int.  im  Sulcus  transversus  ein  tiefer  Eindruck 
befindet,  welchen  die  Alten  als  Torcular  Herophili  t  Presse  des 
Herophili^  oder  als  Confluetis  sinuum  bezeichneten,  weil  an 
dieser  Stelle  So  viele  venöse  ^lutleiter  zusammenfliessen*).  Durch 
die  eben  beschriebene  Eminentia  cruciata  werden  nun  an  der 
inneren  Fläche  des  Hinterhauptbeines  vier  Gruben  von  einander 
abgegrenzt,  von  denen  die  beiden  oberen,  die  ocäpitales 

superiores,  zur  Aufnahme  für  den  Hinterhauptlappen  des  Gross- 
hims  dienen  und  in  Folge  dessen  Impressiones  digüatae  und 
Juga  cerebralia  zeigen,  während  die  beiden  unteren,  die  Fossae 
occipitales  inferiores,  zur  Einlagerung  für  die  Kleinhimhemisphären 
bestimmt  sind  und  entsprechend  der  mehr  glatten  Oberfläche  der 
letzteren  ebenfalls  ein  ziemlich  glattes  Aussehen' besitzen.  Einzelne 
Gefässfurchen,  die  sich  mitunter  an  den  beiden  unteren  Gruben 

Mitunter  verläuft  oberhalb  der  Linea  nuchae  superior  auch  die 
Linea  nuchae  suprema,  eine  dritte  Nackenlinie,  welche  alsdann  der  oberfläch¬ 
lichen  Nackenfascie  zum  Ansätze  dient.  Der  Teil  der  Schuppe  über  dieser 
Linie  heisst  Planum  occipitale,  der  Teil  unter  derselben  Planum 
nuchae.  Zwischen  der  Linea  nuchae  superior  und  suprema  kann  sich 
ferner  mitunter  noch  ein  querer  Wulst,  der  Torus  occipitalis  (Ecker),  vor¬ 
finden. 

2)  Es  treffen  sich  hier  die  beiden  Sinus  transversi.  der  Sinus  sagittalis 
sup.,  dtrSintu  occipitalis  und  der  Sinus  rectus,  so  dass  nach  Ansicht  der  Alten 
an  dieser  SteUe  ein  hoher  Druck  entstehen  musste,  welcher  zu  der  Bezeich¬ 
nung  „Presse  des  Herophilus“  geführt  hat. 


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vorfinden,  rühren  entweder  von  der  schon  erwähnten  A.  meningea 
post,  externa  (dem  Ramus  meningeus  der  A.  occipitaüs)  oder  von 
der  A.  meningea  post,  interna  (dem  Ramus  meningeus  der  A.  ver- 
tebralis)  her,  welche  sich  beide  in  der  harten  Hirnhaut  verzweigen. 


D.  Das  Keilbein. 

Das  Keilbein,  Os  uphenoidale  (sphenoideum  s.  cuneiforme), 
bildet  beim  Erwachsenen  mit  dem  Hinterhauptbeine  zusammen  das 
Orundbein  des  Schädels,  Os  basüare,  und  stellt  isoliert  einen 
Körper  vor,  dessen  Gestalt  man  mit  einem  mit  Flügeln  versehenen 
Insekt  vergleichen  kann,  woher  auch  seine  Bezeichnung  als  Wes¬ 
pe  n  b  e  i  n  ,  Os  sphenoideum,  stammt.  Man  unterscheidet  am 
Keilbeine:  1.  ein  unpaares  Mittelstück,  den  Körper,  Corpus; 
2.  drei  Paar  Fortsätze,  nämlich  a)  die  kleinen  Keil- 
beinflügel,  Aloe  parvae;  b)diegrossenKeilbein- 
f  1  fi  g  e  I ,  Aloe  magnae,  und  c)  die  Gaumenflügelfort- 
Sätze,  Processus  pterygoidei. 

1.  Der  Körper,  Corpus,  zeigt  6  Flächen,  von  denen  die 
vierseifge  hintere  Fläche  beim  Erwachsenen  gewöhnlich 
knöchern  (durch  Synostose),  beim  Fötus  dagegen  knorplig  (durch 
Synchondrose)  mit  dem  Hinterhauptbeine  verwachsen  ist. 

Die  obere  Fläche  bildet  in  ihrem  vordersten  Teile  das 
Keilbein  joch,  Jugum  sphenoidale,  so  bezeichnet,  weil  dieser 
Teil  die  höchste  Stelledes  Keilbeinkörpers  darstellt.  Das  Jugum 
sphenoidale  ist  vom  durch  eine  Naht  mit  der  Lamina  cibrosa  des 
Siebbeines  verbunden;  von  seinem  vorderen  Rande  springen  mit¬ 
unter  zwei  kleine  Vorsprünge  in  die  Siebbeinplatte  hinein,  welche 
man  als  Alae  minimae  oder,  wenn  sie  zu  einem  einzigen  grösseren 
vereinigt  sind,  als' Spina  ethmoidalis  bezeichnet.  Hinten  wird  das 
Jugum  durch  eine  transversale  Litlle  begrenzt,  den  Limbus  sphenoi- 
dalis,  welcher  sich  lateralwärts  in  den  hinteren  Rand  der  kleinen 
Kleinbeinflügel  fortsetzt.  Hinter  dem  Limbus  sphenoidalis  liegt  eine 
■quere  Furche,  derÄ<tct«scAiasma<is(Sulcu$  opticus),  welcher  zur  Auf¬ 
nahme  für  die  Sehnervenkreuzung,  Chiasma  nervorum  opticorum, 
bestimmt  ist  und  urunittelbar  hinter  dieser  Furche  befindet  sich 
der  Sattelknopf,  Tuberculum  sellae  (turcicae)  zu  dessen  beiden 
Seiten  mitunter  zwei  kleine  Höcker,  die  Processus  dinoidei 
medii,  vorspringen.  Dicht  hinter  dem  Tuberculum  sellae  liegt 
ferner  eine  tiefe  Grube,  der  Türkensattel,  Sdla  turcica  s. 
Ephippium  s.  Fossa  hypophyseos,  in  welche  sich  die  Hypophysis 


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cerebri,  der  Hinanhang,  einlagert.  Die  Sella  turcica  wird  endlich 
hinten  durch  eine  vierseitige  Knochenplatte,  die  S  a  1 1  e  1 1  e  h  n  e, 
Dorsum  sellae  s.  ephippii,  begrenzt,  an  deren  beiden  oberen 
Ecken  die  kleinen  kolbigen  Processus  dinoidei  posteriores  her¬ 
vorragen.  Die  hintere  Fläche  der  Sattellehne  bildet  zusammen  mit 
der  oberen  Fläche  der  Pars  basilaris  des  Hinterhauptbeines  einen 
steilen  Abhang,  den  Clims  (Blumenbachi),  welcher  oben  der  Varols- 
brücke,  unten  (entsprechend  der  dort  befindlichen  Furche  des 
Hinterhauptbeines)  der  Medulla  oblongata  zur  Auflagerung  dient. 

Die  vordere  Fläche  deS:  Keilbeinkörpers  zeigt  in  der  Median¬ 
linie  eine  Leiste,  die  Crista  sphenoidalis,  an  welche  sich  die  Lamina 
perpendicularis  des  Siebbeines  anlegt.  Zu  beiden  Seiten  der  Crista 
sphenoidalis  befinden  sich  die  Eingangsöffnungen  zu 
den  Keilbeinhöhlen,  Aperturae  sinuum  sphenoidalium 
(Foramina  sphenoidalia),  während  der  übrige  laterale  Teil  der 
vorderen  Fläche  des  Keilbeinkörpers  (am  vollständigen  Schädel) 
durch  die  Anlagerung  des  Siebbeinlabyrinthes  verdeckt  wird. 

Die  untere  Fläche  besitzt  in  der  Mitte  eine  ziemlich 
starke  keilförmige  Hervorragung,  das  Rostrum  sphenoidale,  an  wel¬ 
ches  sich  der  Vomer  anlegt.  Zu  beid^TSeiten  des  Rostrum  liegen 
die  Conchae  sphenoidales  (Ossicula  Bertini  s.  Cornua  sphenoidalia), 
dreiseitige  Knochenplättchen,  welche  sich  nach  der  vorderen  Fläche 
des  Keilbeinkörpers  hin  umbiegen  und  bis  zu  den  Aperturae  sinu¬ 
um  erstrecken.  Diese  beiden  Knochenplättchen  sind  also  Teile  der 
Wand  der  Keilbeinhöhlen;  noch  zur  Pubertätszeit  sind  sie  von 
dem  übrigen  Keilbeinkörper  dtu'ch  eine  Naht  getrennt,  welche  in¬ 
dessen  im  späteren  Alter  verknöchert. 

Die  beiden  Seitenflächen  des  Keilbeinkörpers  sind 
grösstenteils  durch  die  von  demselben  entspringenden  Fortsätze  ein¬ 
genommen.  Ihr  oberer  Teil  ist  jedoch  frei  lufd  zeigt  eine  leicht 
S-förmig  gekrümmte  Furche  für  die  Carotis  interna,  den  Sulcus 
earoticusy  dessen  vorderes  Ende  entsprechend  der  hier  befindlichen 
Umbiegungstelle  der  Carotis  eine  rundliche  Vertiefung,  die  Im- 
pressio  carotica,  bildet.  Am  hinteren  Ende  des  Sulcus  caroticus 
springt  lateral  mitunter  ein  kleines  Knochenplättchen  hervor,  wel¬ 
ches  als  Lingula  sphenoidalis  (carotica)  bezeichnet  wird. 

2,  Die  kleinenKeilbeinflügel oder O r b i t a  1  f lügel, 
Aloe  parvae  s.  orbitales,  entspringen  vom  Körper  mit  zwei 
Wurzeln,  welche  zwischen  sich  ein  Loch,  das  Foramen  opticum 
fassen.  Durch  das  letztere  treten  der  II.  Himnärv  (N.  opticus)  und 
die  A.  ophthalmjca.  (aus  der  Carotis  int.)  hindurch,  aber  nicht  die 


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gleichnamige  Vene.  Die  obere  Fläche  der  kleinen  Keilbein¬ 
flügel  sieht  in  die  Schädelhöhle,  die  u  n  t  e  r  e  in  die  Augenhöhle. 
Der  vordere  Rand  steht  jederseits  mit  der  Pars  orbitalis  des 
Stirnbeines  in  Verbindung,  amhinterenRande  springen  die 
Processus  dinoiclei  anteriores  hervor,  welche  vielfach  mit  den 
Proc.  clin.  medii  und  posteriores  durch  Knochenbälkchen  ver¬ 
bunden  sind.  Nach  lateralwärts  laufen  die  kleinen  Keilbeinflügel 
in  je  einen  kurzen  Fortsatz,  Processus  ensiformis  (xiphoideus)  aus. 
Zwischen  dem  kleinen  und  dem  grossen  KenÖElnllügfl  liegf  ein 
schlitzförmiger  Spalt,  die  Fissura  obilalis  superior,  durch  welche 
der  111.  Himnerv  (N.  oculomotorius),  der  IV.  Himnerv  (N.  troch- 
learis),  der  erste  Ast  des  V.  Himnerven  (N.  trigeminus),  der 
VI.  Himnerv  (N.  abducens)  und  die  Vena  ophthalmica  superior^) 
hindurchtreten. 

3.  Die  grossen  Keilbeinflügel  oder  Temporal¬ 
flügel,  Aloe  mcmae  s.  temporales,  haben  eine  fächerförmige  Ge¬ 
stalt  und  entspringen  jederseits  von  der  Seitenfläche  des  Körpers 
mit  d^rei  Wurzeln,  von  denen  die  mittelste  am  stärksten  ist. 
Zwisten  der  vorderen  und  der  mittleren  Wurzel  liegt  das  Foramen 
yWunäum,  durch  weldies  der  Äsf  d<»a  NI  fTigffminii.«t  hindnrch- 

geht,  zwischen  der  mittleren  und_der  hinteren  Wurzel  das  Foramen 
ovale,  welches  dem  dritten  Aste  des  N.  trigeminus  .  zum  Durchtritt 
~dISnr  Etwas  nach  hinten  und  lateralwärts  vom  For.  ovale  befindet 
sich  ferner  das  kleine  rundliche  Foramen^  spinosum,  durch  welches 
die  A.  meningea  media  und  Tjpr  .spinnsus  .s.  recurrens  des 
drittm  TrlgöHlhüsaste^n  die  ^ädelhöhle  gelangen.  Im  übrigen 
kann  man  an  den  grossen  Keilbeinflügeln  4  Ränder  und  2 
Flächen  unterscheiden. 

Von  den  Rändern  grenzt  der  vordere  an  die  schon  er¬ 
wähnte  Fissura  orbitalis  sup.,  welche  zwischen  dem  grossen  und 
kleinen  Keilbeinflügel  gelegen  ist.  Der  obere  Rand  ist  rauh, 
dreiseitig  und  dient  zur  Anlagerung  für  das  Stirnbein  und  den 
Angulus  sphenoidalis  des  Scheitelbeines.  Der  laterale  Rand 
ist  bogenförmig  ausgeschnitten,  wenig  gezackt  und  legt  sich  an  den 
vorderen  Teil  der  Schläfenschuppe  an.  Der  hintere  Rand  ist 
mehr  scharf  und  von  dem  Schläfenbeine  durch  eine  Spalte,  das 
Foramen  lacerum^).  getrennt,  durch  welches  folgende  Organe  hin- 

Die  V.  ophthalmica  superior  ergiesst  sich  in  den  zu  beiden  Seiten 
des  Türkensattels  gelegenen  Sinus  cavernosus. 

^  Das  Foramen  lacerum  (lacer  =  zerrissen)  wird  auch  im  Gegensätze 
zu  dem  For.  lacerum  post.  s.  jugulare  als  For.  lacerum  anterius  oder,  da  es 
Broesike  Anatomie.  9.  Anfl.  3 


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durchtreten:  a)  am  meisten  medial  die  A.  carotis  interna;  b)  die 
Nn.  petrosus  superficialis  major  und  minor>);  c)  am  meisten  lateral 
die  Tuba  auditiva^)  und  auf  derselben  der  M.  tensor  tympani. 
Der  Rest  der  Spalte  ist  entweder  durch  derbe  fibröse  oder  ver¬ 
knöcherte  Massen  angefällt.  An  der  Stelle,  an  welcher  der  late¬ 
rale  und  hintere  Rand  des  grossen  Keilbeinflügels  zusammen- 
stossen,  ragt  dicht  neben  dem  nach  ihm  benaimten  Foramen 
spinosum  der  Keilbeinstache  1 ,  Spina  angularis  (Processus 
spinosus),  nadi  abwärts.  Weim  die  Spinae  angulares’  stark  ent¬ 
wickelt  und  mehr  platt  sind,  hat  man  sie  auch  als  Aloe  parvae  In- 
grassiae  bezeichnet. 

Von  den  Flächen  des  grossen  Keilbeinflügels  ist  die 
i  n  n  e  re  ,  Facies  cerebralis,  durch  Impressiones  digitaiae  und  Juga 
cerehralia  ausgezeichnet,  welche  vom  Schläfenlappen  des  Orosshirns 
herrühren.  Ausserdem  finden  sich  an  derselben  baumförmig  ver¬ 
ästelte  Oefässfurchen  von  der  A.  meningea  media  (aus  der 
A.  maxillaris  interna).  Die  äussere  Fläche  zeigt  vier  Leisten, 
welche  in  Form  eines  Kreuzes  zusammenstossen  und  auf  diese 
Weise  vier  kleinere  Felder  von  einander  abgrenzen.  Der  Kreuzungs¬ 
punkt  derselben  springt  dornig  hervor  und  wird  als  Tubercidtm 
spinosum  bezeichnet.  Von  den  vier  Schenkeln  des  Kreuzes  bildet 
der  obere  die  Crista  zygomatica,  welche  durch  eine  Naht  mit  dem 
Jochbein  verbunden  ist.  Der  untere  Schenkel  setzt  sich  nach  ab¬ 
wärts  auf  die  Procc.  pterygoidei  fort  und  heisst  Omto  sphenomaxü- 
laris,  weil  er  mit  dem  Oberkieferbein  eine  Spalte,  die  Fissur a  spheno- 
maxillaris  bildet,  in  welcher  das  Oanfrlion  nasale  des  zweiten  Tri- 
geminusast<»s  tunri  rfac  FndA-rfgr  .A  iinrl  V  m^fxiiiaris  int.i  gele¬ 
gen  sind.  Der  mediale  Schenkel  des  Kreuzes,  Crista  orbitalis,  be¬ 
grenzt  von  oben  her  die  zwischen  Keilbein  und  Oberkiefer  gele- 

zwischen  Schläfenbein  und  Keilbein  gelegen  ist,  als  Fiasura  spheno-peirosa 
bezeichnet. 

Der  N.  petrosus  superficialis  major  verbindet  das  Ganglion  geniculi  des 
N.  facialis  mit  dem  Ganglion  nasale  des  zweiten  Trigeminusastes,  indem  er 
durch  den  Canalis  Vidianus  hindurchgeht  und  zum  Ganglion  nasale  mo¬ 
torische  Fasern  führt,  welche  durch .  die  Nn.  pterygo-palatini  zur  Gaumen¬ 
muskulatur  gelangen  (s.  Fig.  1,  S.  43). 

Der  N.  petrosus  superficialis  minor  bildet  die  Fortsetzung  des  N.  tym- 
panicus  s.  Jacobsonii,  welcher  vom  Ganglion  petrosum  des  N.  glosso- 
pharyngeus  kommt  und  (durch  Vermittelung  des  N.  petrosus  superficialis 
minor)  zum  Ganglion  oticum  des  dritten  Tringeminusastes  hineingeht  (s.  Fig. 
1,  S.43). 

*)Die  Tuba  auditiva^  s.  Eustachii  ist  eine  lufthaltige  Röhre,  welche  die 
Verbindung  zischen  dem  Mittelohre  und  dem  Schlunde  bildet. 


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35 


gene  Fissura  orbitalis  inferior,  durch  welche  der  N.  infraorbitalte  I 
(vom  zweiten  Äite"  des  irigeminus),  die  A.  und  V.  infraorbitalis 
(aus  d.  A.  u.  V.  maxillaris  int.),  ferner  die  V.  ophthalmica  inferior 
hindurchtreten  —  wie  auch  endlich  der  N.  zygomaticus  s.  subcu- 
taneus  malae  und  die  gleichnamigen  Gefässe,  wenn  di^elben  näm¬ 
lich  vom  N.,  von  der  A.  und  V.  infraorbitalis  schon  ausserhalb  der 
Augenhöhle  entspringen,  was  nicht  immer  der  Fall  ist.  Die  laterale  | 
Schenkel  .des  Kreuzes  bildet  die  Crista  infratemporalis,  welche  das 
Planum  temporale  von  dem  Planum  infratemporale-.scbeidtt^)  Die 
vier  Felder,  welche  durch  diese  Leisten  an  der  äusseren  Fläche  des 
grossen  Keilbeinflügels  von  einander  abgegrenzt  werden,  sind: 
a)  eine  Facies  orbitoUis  nach  der  Augenhöhle  hin;  b)  eine  ii’acies 
iemporalis,  die  zum  Planum  temporale  gehört;  c)  eine  Facies  infra¬ 
temporalis,  zum  Planum  infratemporale  gehörig;  d)  eine  Facies 
sphenomaxülaris,  welche  in  die  Fissura  sphenomaxillaris  hinein¬ 
sieht.  v:' 

4.  Die  Gaumenflügelfortsätze,  Processus  ptery- 
goidei,  ragen  vertical  nach  abwärts  und  entspringen  mit  zwei 
Wurzeln,  zwischen  denen  ein  sagittal  gelegener  Canal,  der 
Canalis  pterygoideus  (Vidii)  verläuft.  Derselbe  ist  zur  Aufnahme 
des  rN.~VidiäUus  und  der  A.tind  V.  Vidiana  bestimmt.^)  Die  Proc. 
pterygoidei  bestehen  im  übrigen'aüs  zwei  Platten,  der  Lamina  medialis 
s.  interna  und  der  Lamina  lateralis  s.  externa,  welche  vorn  mit  ein¬ 
ander  verschmolzen,  hinten  durch  eine  tiefe  Grube,  die  Fossa 
pterygoidea,  von  einander  getrennt  sind.  Unten  schneidet  zwischen 
die  beiden  Platten  die  ein,  in  welche  sich  der 

Proc.  pyramidalis  des  Gaumenbeines  einschiebt.  An  der  vorderen  \ 

Fläche  der  Procc.  pterygoidei  zieht  vom  Can.  Vidianus  aus  nach  \ 

abwärts  eine  Furche,  der  Stdcus  pterygopalatinus,  welcher  durch  \ 

Anlagerung  des  Gaumenbeines  tmd  des  Oberkieferbeines  zum  \ 


0  Als  Planum  infratemporale  bezeichnet  man  das  ganze,  teils  zum 
Keilbeine,  teils  zum  Schläfenbeine  gehörige  Feld,  welches  an  der  unteren 
Fläche  der  Schädelbasis  median  wärts  von  der  Crista  infratemporalis 
gelegen  ist.  Das  Planum  temporale^  die  Ursprungsfläche  des  M.  temporalis, 
befindet  sich  oberhalb  letzterer  Leiste. 

Der  N.  candlis  pterygoridei  s.  Vidianus  entsteht  durch  Vereinigung 
des  N.  petrosus  superficialis  major  (vom  Ganglion  geniculi  des  Facialis) 
und  des  N.  petrosus  profundus  major  (von  dem  sympathischen  Geflechte 
der  Carotis  ihtema).  Beide  eben  genannten  N.  petrosi  gehen  vereinigt  als 
N.  Vidianus  zum  Ganglion  sphenopalatinum  des  zweiten  Trigeminusastes 
hin.  Die  vordere  Mündung  des  Can.  Vidianus  öhnet  sich  in  die  Fissura 
sphenomaxillaris,  die  hintere  in  das  Foramen  lacerum  (s.  Fig.  1,  S.  43). 

3* 


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36 


Canalis  pterygopalatinm  geschlossen  wird.  In  dem  letzteren 
verlaufen  die  Nn.  pterygopalatini  (aus  dem  zweiten  Aste  des 
Trigeminus)  und  die  gleichnamigen  Oefässe  (aus  der  A.  imd  V. 
maxillaris  int.)  nach  abwärts.  Die  Fns.««  pterygoidea  zeigt  ferner 
oben  dicht  neben  der  Lam.  medialis  eine  besondere,  schräg  ver¬ 
laufende  Grube,  die  Fossa  scaphoidea  s.  naviculafis,  welche  einem 
Teile  des  M.  tensor  veli  oalatini,  zum  Ursprung  dient,  i)  Am  hin¬ 
teren  Rande  der  Lamina  medialis  befindet  sich  mitunter  ein  Fort- 

t 

Satz,  Processtistubarius,  auf  welchem  die  Tuba  Eustachii  ruht:  nach 
abwärts  läuft  die  Platte  in  einen  kleinen  Haken,  Hamulus  pterygoideits 
aus.  An  dem  letzteren  ist  der  Einschnitt,  Sulcus  (Incisura)  hamuli 
pterygoidei,  vorhanden,  um  welchen  sich  die  Sehne  des  M.  tensor 
veli  palatini  henunschlingt.  Auch  die  Lamina  lateralis,  welche 
grösser  ist  als  die  vorige,  zeigt  am  hinteren  Rande  einen  Vorsprung,^ 
den  Processus'  pterygospinosus  s.  Oivinini,  welcher  häufiger  durch 
ein  Band,  seltener  durch  eine  Knochenbrücke  mit  der  Spina  angu¬ 
laris  des  Keilbeins  in  Verbindung  steht.  Es  ist  endlich  noch  zu  er¬ 
wähnen,  dass  sich  von  der  Wurzel  der  Lamina  medialis  nach  dem 
Vomer  ein  kleines  Knochenplättchen  hinüberschiebt,  welches  Henle 
als  Processus  vaginalis  des  Gaumenflügelfortsatzes  bezeichnet  hat. 

E.  Das  Schläfenbein. 

Das  Schläfenbein,  Os  temporale  s.  temporum,  stellt 
einen  unregelmässig  gestalteten  Knochen  vor,  welcher  sich  aus  zwei 
Teilen  zusammensetzt,  nämlich  erstens  aus  einem  mehr  verti- 
c  a  1  e  n  Teile,  der  die  Seitenwand  des  Schädels  einnimmt,  und 
zweitens  aus  einem  mehr  horizontal  liegenden  Teile, 
welcher  zur  Schädelbasis  gehört.  Der  vertical  gestellte  Teil  des 
Schläfenbeines  besteht  wiederum  aus  einem  vorderen  Abschnitte, 
der  Schuppe  oder  dem  Schuppenteil,  Squama  tempörali» 
s.  Pars  squamosa  und  aus  einem  hinteren  Abschnitte,  dem  War¬ 
zen!  e  ile,  Pors mastoidea.  Der  horizontale  Teil  des  Schläfenbeines, 
die  Pyramide,  Pyramis,  bildet  beim  Erwachsenen  ein  einziges 

1)  Die  Fossa  scaphoidea  wird  in  einigen  Handbüchern  incorreder  Weise 
auch  als  Tubenrinne,  Sulcus  tubae  Eustachianae  s.  auditivae,  bezeichnet.  Die 
Tuba  Eustachii  verläuft  allerdings  in  derselben  Richtung  wie  die  eben  er¬ 
wähnte  Rinne,  ist  jedoch  von  der  letzteren  durch  den  M.  tensor  veli  palatini 
getrennt.  Als  Sulcus  tubae  könnte  man  höchstens  eine  am  hinteren  Rande 
des  grossen  Keilbeinflttgels  schräg  von  der  Fossa  scaphoidea  nach  lateral- 
wärts  ziehende  Rinne  bezeichnen,  in  welcher  in  der  Tat  die  Tuba  Eustachii 
gelegen  ist. 


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37 


Knochenstück,  besteht  jedoch  beim  Foetus  ebenfalls  aus  zwei  von 
einander  deutlich  getrennten  Abschnitten,  nämlich  erstens  aus  dem 
Paukenteile, Para  tympanxca  s.  Annulus  tympanicus,  welcher 
ungefähr  dem  späteren  knöchernen  Gehörgange  entspricht,  und 
zweitens  aus  dem  Felsenteile,  Para  petroaa,  welcher  den  Rest 
der  Pyramide  darsiellt.  Die  Pars  tympanica  bildet  beim  Fötus 
einen  nach  oben  offenen  Ring,  der  jedoch  späterhin  fast  voll¬ 
ständig  mit  den  Nachbarteilen  verschmilzt.  Die  in  diesem  Ringe 
oben  befindliche  Lücke  wird  Inciaura  Bivini  benannt.  In  älteren 
Handbüchern  ist  die  ganze  Pyramide  als  Para  petroaa  bezeichnet, 
was  aber  nicht  correct  ist,  da  dieselbe  streng  genommen  aus  einer 
Pars  tympanica  und  einer  Pars  petrosa  zusammengesetzt  ist. 

1.  Die  Schuppe  oder  der  Schuppenteil  Squama  tem- 
poralia  s.  Pars  squamosa,  stellt  ein  plattes  Knochenstück  von  der 
Form  eines  Kreissegmentes  dar.  Der  freie  Rand  derselben 
grenzt  vorn  durch  eine  nur  wenig  gezackte  Naht  an  den  grossen 
Keilbeinflügel,  oben  durch  die  zugeschärfte  Schuppennaht  an  den 
unteren  Rand  des  Scheitelbeines.  Am  hinteren  Ende  des  freien 
Randes  der  Schuppe  liegt  zwischen  letzterer  und  der  Pars 
mastoidea  ein  Einschnitt,  Inciaura  parietalia,  in  welchen  sich  die 
vordere  Ecke  des  Angulus  mastoideus  des  Scheitelbeines  einschiebt. 
Der  untere  Rand  der  Schuppe  ist  in  seinem  vorderen  Teile 
mit  der  Pars  petrosa  durch  eine  mehr  oder  weniger  deutlich  aus¬ 
geprägte  Naht,  Fiaaura  petroaquamosa,  verbunden,  welche  jedoch 
auch  verknöchert  und  alsdann  gänzlich  verschwunden  sein  kann; 
der  hintere  Teil  des  unteren  Randes  ist  dagegen  mit  der  Pars 
mastoidea  ohne  scharfe  Grenze  verwachsen. 

Die  beiden  Flächen  der  Pars  squamosa  haben  einen  ver¬ 
schiedenen  Krümmungsradius,  da  die  innere  Fläche  concav,  die 
äussere  nahezu  plan  erscheint.  Die  Schuppe  weist  deswegen  in 
der  Mitte  eine  äusserst  dünne,  durchscheinende  Stelle  auf.  Die 
innere  Fläche  zeigt  im  übrigen  Impressiones  digitatae  und 
Juga  cerebralia  von  den  Sulci  und  Gyri  des  Schläfenlappens  und 
ausserdem  Gefässfurchen,  welche  von  der  A.  meningea 
media  (aus  der  A.  maxillaris  int.)  herrühren.  Die  äussere 
Fläche  ist  in  ihrem  oberen  Teile  ziemlich  glatt  und  gehört  hier 
zu  dem  Planum  temporale,  von  welchem  der  M.  temporalis  ent¬ 
springt.  Auch  hier  sieht  man  in  verticaler  Richhmg  vor  dem  Gehör¬ 
gange  eine  Gefässfurche  nach  oben  ziehen,  welche  von  der 
A.  temporalis  media  herrührt.  Der  untere  Teil  der  äusseren  Fläche 
ist  durch  einen  nach  vom  gerichteten  Vorsprung,  den  Procesaus 


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sygomaticus,  ausgezeichnet,  welcher  sich  mit  dem  Proc.  temporalis 
des  Jochbeines  zum  Jochbogen, Arcus  eygomaiicus^  vereinigt. 
Der  Proc.  zygomaticus  entspringt  mit  zwei  Wurzeln,  welche  die 
Fossa  mandibidaris  (s.  condyloidea)  zwischen  sich  fassen.  Letztere 
Ist  überknorpelt  und  zur  Atdnahme  für  den  Proc.  condyloideus  des 
Unterkiefers  bestimmt.  Die  vordere  Wurzel  des  Proc.  zygomaticus 
verdickt  sich  vor  der  Fossa  mandibularis  zu  einem  Höcker,  dem 
Tuberculum  articulare,  auf  welches  sich  bei  den  Kaubewegungen 
der  Oelenkkopf .  des  Unterkiefers  hinüberschiebt.  Die  hintere  Wurzel 
geht  in  das  Ende  des  Linea  temporalis  über.  Ein  kleines  drei¬ 
seitiges  Feld  vor  dem  Tuberculum  articulare  gehört  noch  dem  auf 
S.  35  bereits  erwähnten  Planum  infratemporale  an. 

2.  Der  W  a  r  z  e  n  t  e  i  1 ,  Pars  mastoidea,  besitzt  einen  vor¬ 
deren  Rand,  welcher  oben  mit  der  Schuppe,  unten  mit 
der  Pyramide  verwachsen  ist,  einen  oberen  Rand,  an  welchen 
sich  der  Angulus  mastoideus  des  Scheitelbeines  anlegt,  und  einen 
hinteren  Rand,  welcher  sich  mit  dem  Hinterhauptbein  in 
Verbindung  setzt,  ln  der  Naht  zwischen  der  Pars  mastoidea  und 
dem  Hinterhauptbein  befindet  sich  das  schon  genannte  Foramen 
welches  einem  Emissarium  Santorini  und  der  A.  meoHU 
■$ea  post,  externa  R.meningeus  der  A.  occipitalis)  zum  Durchs 
tiitt  dient.*)  Die  innere  Fläche  des  Warzenteiles  besitzt  eine 
S-förmig  gekrümmte  Grube,  den  Sulcus  sigmoideus  in  welchem  der 
gleichnamige  Sinus  liegt,  und  an  der  die  innere  Mündung  des  For. 
niastoideum  sichtbar  ist.  An  der  äusseren  Fläche  befindet 
sich  der  Warzenfortsatz,  Processus  mastoideus,  an  welchem 
sich  der  M.  stemocleidomastoideus  ansetzt.  Dieser  Fortsatz  ist  in 
seinem  Inneren  hohl  und  enthält  die  Cellulae  mastoideae,  welche 
mit  der  Paukenhöhle  in  Communication  stehen.  Zwischen  dem 
Proc.  mastoideus  und  dem  äusseren  Gehörgang  sieht  man  die  An¬ 
deutung  einer  Naht  oder  eine  Spalte,  der  Fissura  tympänico- 
mastoidea,  aus  welcher  der  Ramus  auricularis  des  N.  vagus  her- 
austritt.2)  Medial  von  der  Spitze  des  Proc.  mastoideus  befindet 

0  Mitunter  geht  nach  Hyrtl  auch  noch  ein  Ast  der  Art.  tneningea 
media  in  der  Richtung  von  innen  nach  aussen  durch  diese  Oeffnung  hin¬ 
durch.  Auch  liegt  das  For.  mastoideum  nicht  immer  in  der  Naht,  vielfach 
in  der  Substanz  des  Hinterhaupt-  und  Schläfenbeins. 

*)  Der  R.  auricularis  n.  vagi  ist  der  sensible  Nerv  für  die  untere  und 
hintere  Wand  der  Schleimhaut  des  äusseren  Gehörganges.  Wenn  man  die 
letztere  mechanisch  reizt,  erfolgen  eigentümliche  Reflexerscheinungen  (Husten, 
Niesen,  Schwindelanfälle),  welche  durch  diesen  Nervenzweig  vermittelt  wer¬ 
den  sollen. 


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sich  ferner  ein  Einschnitt,  die  Incisura  mastoidea  s.  digastrica, 
in  welcher  der  M.  di^stricus  s.  biventer  mandibulae  seinen  Ur¬ 
sprung  ninunt.  Parallel  mit  der  Inc.  mastoidea,  aber  noch  weiter 
medial  gelegen,  verläuft  endlich  eine  zweite,  meist  nur  undeut¬ 
liche  R  i  n  n  e  ^  welche  von  der  hier  gelegenen  A.  occioitalis  her- 
rührt  und  sich  mitunter  nach  oben  bis  zum  For.  mastoideum  ver- 
folgen  lässt,  durch  welches  die  A.  ocdpitalis,  wie  schon  erwähnt, 
die  A.  meningea  post.  ext.  (Ramus  meningeus)  in  die  Schädelhöhle  ] 
hineinschickt.  Im  übrigen  sind  an  dsTTusseren  Fläche  der  Pars 
mastoidea  noch  einzelne  Gefässfurchen  vorhanden,  welche 
von  anliegenden  Venennetzen  herrühren. 

3.  An  der  P  v  r  a  m  i  d  e ,  welche  wir  in  ihrer  Totalität,  d.  h. 
at^esehen  von  ihrer  Zusammensetzung  aus  einer  Pars  petrosa  und 
tympanica.  betrachten,  unterscheidet  man  die  B  a  s  i  s,  die  S  p  i  t  z  e, 

4  Kanten  und  4  Flächen.  Die  Basis  der  Pyramide  ist  nach 
hinten  und  lateralwäris,  die  Spitze  nach  vom  und  medianwärts 
gerichtet. 

Die  Basis  ist  grösstenteils  mit  der  Schuppe  und  der  Pars 
mastoidea  verwachsen.  Nur  ein  Teil  derselben  li^  in  Gestalt 
der  äusseren  Gehöröffnung,  Poms  acustieus  extemus, 
frei  zu  Tage,' welche  wiederum  in  den  äusseren  Gehörgang, 
Meatus  acustieus  extemus,  hineinführt.  Die  knöcherne  Umgrenzung 
dieser  Oeffnung  entspricht  zum  grössten  Teile  der  vorhin  schon 
erwähnten  Pars  tympanica,  welche  jedoch  an  dieser  Stelle  beim  Er¬ 
wachsenen  nicht  mehr  deutlich  von  den  Nachbarteilen  abzugrenzen 
ist;  nur  der  obere  Abschnitt  des  Porus  wird  von  der  Schuppe 
gebildet. 

Die  4  Kanten  der  Pyramide  (nach  den  B.  N.  A.  als  W  i  n- 
k  e  1 ,  Angtdi  bezeichnet)  sind  zu  unterscheiden  als  eine  obere 
(innere)  eine  untere  (äussere),  eine  vordere  und  eine  hintere.  Die 
obere  Kante,  Angulus  superior,  zeigt  eine  Längsfurche,  den 
Sulcus  yetrosus  surmior,  welcher  zur  Aufnahme  für  den  gleichnami¬ 
gen  Sinus  bestimmt  ist.  Die  vordere  Kante,  Angulus  anterior, 
begrenzt  mit  ihrem  medialen  Abschnitte  das  Foramen  lacerum  (la- 
cerum  anterius),  durch  welches  folgende  Gebilde  hindürcHFreten: 
a)  die  Carotis  interna;  b)  der  N.  petrosus  superficialis  major  und 
minor  (s.  S.  34);  c)  die  Tuba  auditiva  und  auf  derselben  der  M. 
tensor  tympani.  Der  laterale  Teil  der  vorderen  Kante  ist  mit  der  . 
Schuppe  durch  die  häufig  nur  schwach  angedeutete  Fissura  petro- 
squamosa  verbunden.  Die  hintere  Kante,  Angulus  posterior, 
zeigt  in  ihrem  medialen  Teile  eine  Längsrinne,  den  Sulcus  petrosus 


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inferior,  in  welchem  der  gleichnamige  Sinus  gelegen  ist;  der  laterale 
Teil  stellt  die  Incisura  jugularis  dar,  welche  mit  der  gleichnamigen 
Incisur  des  Hinterhauptbeines  zusammen  das  Foramen  jugtdare 
[lacerum  posterius]  bildet.  Wie  am  Hinterhauptbeine,  springt  auch 
am  Schläfenbeine  ein  Processus  intrajugularis  in  dieser  Incisur  her¬ 
vor  und  teilt  dieselbe  in  ein  kleines  vorderes  Fach,  in  welchem  drei 
Himnerven,  nämlich  der  IX.  (N.  glossopharyngeus),  der  X.  (N. 
vagus),  der  XI.  (N.  accessorius  Willisii)  gelegen  sind,  und  ein 
grosses  hinteres  Fach,  durch  welches  die  V.  jugularis  int.  hindurch¬ 
geht.  Die  untere  Kante  der  Pyramide  ist  nahe  der  Spitze 
nur  schwach  entwickelt,  so  dass  infolgedessen  in  älteren  anato¬ 
mischen  Lehrbüchern  nur  von  drei  Flächen  der  Pyramide  die 
Rede  ist.  An  ihrem  lateralen  Abschnitte  springt  die  Kante  jedoch 
scharf  hervor  und  wird  deswegen  als  Crista  petrosa  besonders  be¬ 
zeichnet.  Während  die  Crista  dicht  nebendem  Proc.  styloideus 
vorbeizieht,  gibt  sie  dem  letzteren  einen  Vorsprung  in  Form  einer 
halben  Scheide,  Vagina  processus  styloidei,  mit  auf  den  Weg. 

Durch  die  eben  beschriebenen  4  Kanten  werden  nun  die  4 
Flächen  der  Pyramide  von  einander  abgegrenzt,  von  welchen 
die  beiden  oberen  inneren)  in  die  Schädelhöhle,  die  beiden  unteren 
(äusseren)  nach  abwärts  sehen. 

Die  vordereobere  Fläche,  Fades  anterior,  zeigt  dicht 
neben  der  Pyramidenspitze  einen  Eindruck,  Impressio  trigemini,  in 
welchem  das  Ganglion  semilunare  s.  Gasseri  des  N.  trigeminus 
gelegen  ist.  Lateral  von  diesem  Eindrücke  verlaufen  in  schräger 
Richtung  zwei  parallele  Furchen,  von  denen  die  mediale  für 
den  N.  petrosus  superficialis  major  bestimmt  ist.  Die  Furche  für 
den  N.  petr.  superf.  major  (incorrect  auch  als  Semicanalis  nervi 
Vidiaui  bezeichnet)  führt  nach  hinten  zur  Austrittsöffnung  dieses 
Nerven,  die  man  Hiatus  canalis  fadalis  oder  auch  Hiatus  spurius 
canalis  Falloppii  benannt  hat.*)  Die  laterale,  für  den  N.  petr. 
superf.  minor  bestimmte  Furche  führt  ebenfalls  zu  einer  kleinen 
Oeffnung,  welche  man  als  Apertura  superior  [interna]  candliculi 
tympanici  bezeichnet,  weil  der  eben  erwähnte,  aus  derselben  heraus- 

*)  In  dem  Can.  Falloppii  verläuft  den  N.  facialis.  Führt  man  in  diesen 
Canal  von  unten  her  durch  das  Foramen  stylomastoideum  eine  Sonde  ein,  so 
kommt  dieselbe  wegen  der  mehrfachen  Krümmung  des  Canals  nicht  an 
der  Eintrittstelle  des  N.  facialis,  also  nicht  am  Porus  acust.  int.  heraus, 
sondern  durch  den  oben  erwähnten  Hiatus  spurius  can.  Faloppii  (die 
f  a  1  s  ch  e  Mündung  des  Falloppischen  Canals),  woher  letztere  ihren  Namen 
hat  (s.  auch  Fig.  1,  S.  43). 


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tretende  Nerv  die  Fortsetzung  des  N.  tympanicus  bildet  (s.  Fig.  1, 

S.  43).  Etwas  weiter  nach  hinten,  nahe  der  oberen  Kante,  liegt 
ein  ziemlich  starker  Höcker,  ditEminentia  arcmta,  unter  welcher 
sich  der  obere  verticale  Bogengang  des  inneren  Ohres  befindet.  Nach 
vom  und  auch  läterälwafte  von  der  Eminehtiä~arctiata  zeigt  sich 
endlich  eine  mitunter  durchscheinende  Stelle,  welche  die  Decke 
der  Paukenhöhle,  das  Tegmen  tympani,  darstellt;  von  dem 
Tegmen  aus  schiebt  sich  ein  kleiner  splitterartiger  Vorsprung, 

Processus  inferior  tegminis  tympani^  nach  vorn  und  abwärts  in  die  ^ 
Fissura  petrosquamosa  hinein. 

Die  hintereobere  Fläche  der  Pyramide  zeigt  zunächst 
am  meisten  nach  vom  die  ovale  innere  Gehöröffnung, 

Porus  acusticus  internus,  welche  in  den  innerenGehörgang, 

Meatus  acusticus  internus,  hineinfährt  und  in  welche  der  VII.  Hira- 
nerv  (N.  facialis),  der  VIII.  (N.  acusticus),  ferner  die  A.  und  V. 
auditiva  int,  (aus  der  A.  und  V.  basilaris)  hineintreten.  Wenn  man 
in  den  Porus  hineinsieht,  erblickt  man  in  dem  Grunde  desselben 
vom  und  oben  eine  Grube  (eigentlich  ein  Loch)  für  den  N.  facialis,  ‘«-»i 

während  der  Rest  des  Grundes  von  feinen  Oeffnungen  für  die^/,:>^ 
Zweige  des  N.  acusticus  siebförmig  durchlöchert  ist.  Verbindet  man 
die  Spitze  der  Pyramide  mit  der  inneren  Gehöröffnung,  so  trifft  ^ 
diese  Linie  bei  ihrer  Verlängerung  nach  hinten  imter  einem  über- ,'^^***^ 
hängenden  Knochenplättchen  eine  Einziehung,  die  Apertura  externa 
aquaedudus  vestibuli,  durch  welche  die  lymphatische  Flüssigkeit 
aus  dem  V^tibulum  des  inneren  Ohres  mit  den  Lymphgefässen  der 
Diu'a  mater  communiciert.  Zwischen  Porus  und  Aquaeductus, 
aber  etwas  höher  nach  oben  nahe  der  oberen  Kante,  liegt  eine 
zweite  Einziehung,  die  Fossa  subarcuata,  welche  bei  Kindern  und 
Embryonen  tief  unter  den  oberen  verticalen  Bogengang  (die  Emi- 
nentia  arcuata)  in  die  Knochensubstanz  hineindringt.  Beim  Foetus, 
bei  Kindern  (und  auch  bei  Tieren)  ist  die  Hiatus  nämlich  sehr 
gr^^und  dient  zur  Aufnahme  für  den  Flocculus  des  Kleinhirns, 
welcher  sich  jedoch  im  Laufe  spätrer  Entwicklung  unter  Ver¬ 
flachung  der  Grube  zurückzieht. 

Die  vordere  untere  Fläche  der  Pyramide  zeigt  am 
meisten  nach  vorn  das  Foramen  caroiicum  intemum,  durch  welches 
die  Carotis  int.  aus  der  Pyramidensubstanz  in  das  For.  lacerum 
hineintritt.  Dicht  daneben  und  lateral  von  dem  For.  caroticum  int. 
liegt,  durch  ein  Septum  geteilt,  ein  Doppelcanal,  Canalis  muscu- 
lotubarius,  in  dessen  oberem  Fache,  Semicanalis  in.  tensoris  tympani 
der  M.  tensor  tympani,  in  dessen  unterem  Fache,  Semicanalis  tubae 


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auditivae,  die  Tuba  Eustachi!  gelegen  ist.  Ncx:h  weiter  lateral 
von  diesem  Canal  befindet  sich  der  schon  vorhin  erwähnte  Processus 
inferior  tegmitiis  tgmpani,  welcher  entwicklungsgeschichtlich  zur 
Pars  petrosa  gehört.  Aus  diesem  Grunde  wird  die  v o r  dem¬ 
selben  gelegene  Spalte  als  Fissura  petrosquamosa,  die  hj  p  I  c  r 
demselben,  zwischen  ihm  und  der  ehemaligen  Pars  tympanica  be¬ 
findliche  Spalte  als  Fisjura  petrotympanica  s.  Glaseri  bezeichnet.^) 
Die  Glaser’sche  Spalte  dient  zum  Durchtritt:  a;  tur  die  Chorda  tym- 
pani*);  b)  für  die  A.  und  V.  tympanica  (aus  der  A.  und  V.  ma- 
xillaris  int.);  c)  für  einen  bindegewebigen  Strang,  das  Lig.  mall^i 
anterius,  welches  man  früher  fälschlich  für  einen  Muskel  (M.  laxator 
tympani)  hielt.  Der  übrige,  hinter  der  Fissura  Glaseri  gelegene 
Teil  der  vorderen  unteren  Pyramidenfläche  bildet  die  vordere 
Wand  der  Paukenhöhle  und  des  äusseren  Gehörganges  und  ist  ent¬ 
wicklungsgeschichtlich  zur  Pars  tympanica  zu  rechnen. 

Die  hintere  untere  Fläche  der  Pyramide  teilt  HENLE 
in  vier  Abschnitte  oder  Zonen  ein.  Die  vorderste  und  zugleich 
am  meisten  medial  gelegene  Zone  ist  rauh  und  grenzt  an  das 
Hinterhauptbein,  mit  welchem  sie  die  Fissura  petro-occipitalis  bildet. 
Die  zweite  Zone  zeigt  am  meisten  nach  vom  das  Foramen 
earoticum  extemum,  in  welches  die  Carotis  int.  hineintritt.®)  Dicht 
neben  und  hinter  dem  letzteren  befindet  sich  eine  kleine  drei¬ 
seitige  Grube,  die  FosstUa  petrosa,  in  welcher  das  Ganglion 
petrosum  des  N.  glossopharyngeus  gelegen  ist.  An  irgend  einem 
Punkte  dieser  Grube  findet  man  ferner  eine  Oeffnung,  in  welche 
der  vom  Ganglion  petrosum  kommende  N.  tympanicus  hineintritt, 
und  welche  somit  die  Apertura  inferior  (externa)  canaliculi  tympanici 


*)  Während  die  Fiss.  petrosquamosa  verknöchert  sein,  also  fehlen  kann, 
ist  die  Fiss.  Glaseri  stets  vorhanden,  weil  sie  den  oben  aufgezählten  wichtigen 
Organen  zum  Durchtritt  dient. 

^  Die  Chorda  tympani  geht  vom  ■  N.  facialis  zum  Ramus  lingualis  des 
dritten  Trigeminusastes  und  führt  dem  letzteren  Ceschmaddasem  für  die 
Zungenspitze  und  secretorische  Fasern  für  die  Speicheldrüsen  (Glandula 
siibmaxillaris  und  sublingualis)  zu. 

Sieht  man  in  das  For.  earoticum  ext.  hinein,  so  findet  man  in  der 
Wand  des  Can.  caroticus  eine  Anzahl  von  feinen  Löchern,  die  Canaliculi 
caroticotympanici,  welche  für  die  gleichnamigen  Gefässe  und  Nerven  zum 
Durchtritt  dienen.  Wenn  anstatt  mehrerer  Nn.  caroticotympanici  nur  ein  ein¬ 
ziger  grösserer  Zweig  vorhanden  ist,  so  wird  derselbe  a|s  N.  petro^  pro- 
fjiminjt  hi»7»irhin>t  Der  letztere  stellt  ebenso  wie  die  T^n.  carotico¬ 

tympanici  eine  Anastomose  zwischen  dem  N.  tympanicus  und  dem  caroti- 
schen  Geflecht  vor. 


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darstelli.  ‘ )  Etwas  nach  hinten  und  j^dianwärts^von  der_  Fpssula 
petrosa  eine  SteHe,  welche  aussieht,  als  ob  man  mit  einer 
Schrablecler'iirden  ^nnrhpn  hinpinpedriiclft  hätte.  Hier  geht  in 
die  Knochensubstanz  Atr  Aquaeductus  cocMeae  hinein,  welcher  die 
lymphatische  Flüssigkeit  der  Schnecke  in  die  Lymiphräume  der 
Dura  mater  ableitet.  Die  dritte  Zone  ist  durch  eine  glatte 


Furche,  Fossa  s.  Sidcus  juffularis,  gebildet,  welche  für  diF~V7~' 
jugularis^  mt.  bestimmt  ist”  An  irgend  einer  Stelle  dieser  Grube, 
meistens  in  der  Mitte  derselben,  liegt  die  feine  Oeffnung  des 
Canalicus  masioideus,  in  welche  der  Ramus  auricularis  n.  vagi 
eintritt,  um  alsdann  ziemlich  transversal  zur  Fissura  tympanico-. 


0  Die  obere  Oeffnung  des  Canal,  tympanicus  {Apertura  sup.  s.  inU 
ean.  tffmp.)  liegt  an  der  vorderen  oberen  Pyramidenfläche,  wo  der  N.  petr- 
superf.  minor  als  Fortsetzung  des  N.  tympanicus  austritt. 


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mastoidea  zu  verlaufen.  Die  vierte  und  zugleich  am  meisten 
nach  hinten  und  lateralwärts  gelegene  Zone  zeigt  zunächst  an 
ihrem  medialen  Abschnitte  ein  kleines  rauhes  Feld,  an  welches 
sich  die  Spina  jugularis  des  Hinterhauptbeines  anlagert.  Dicht 
daneben  liegt  das  Foramen  stylomastoideum,  aus  welchem  der 
N.  facialis  herauskommt,  und  in  welches  die  A.  imd  V.  styio- 
mastoidea  (aus  der  A.  und  V.  auricularis  post.)  hineintreten.  Dicht 
vor  dem  Foramen  stylomastoideum  ragt  der  Oriffelfortsatz, 
Processus  siyloideus,  nach  abwärts,  welcher  den  Mm.  stylohyoideus, 
styloglossus,  stylopharyngeus  und  dem  Lig.  stylohyoideum  und 
stylomandibulare  zum  Ursprünge  dient. 

Allgemeines  über  die  Nn.  petrosi. 

1.  Die  beiden  Nn.  petrosi  stjpeiiic!äle&,  (major  imd  minor) 
liegen  an  der  Oberfläche  de.s  Schläfenbei  n  e  s  und 
gehen  durch  das  Foramen  JaceruiD-hindurch . 

2.  Die  beiden  TÜnT^petrosi  profundi  (major  und  minor)  sind 

s  V  m  p  a  t  h  ische  Nerven  und  kommen  vom  Plexus  caroticus 
internus  her.  """ 

3.  Die  beiden  Nn.  petrosi  majores  (superficialis  und  profun- 

dus)  V  e  r  e  i  n  i  g  e  n  s  i  c  h  z^u  m  N.  V  i  d  i  a  n  u  s  und  gehen  ztun 
Ganglioi^aMje_  hinr  ^  ' 

4.  Die  beiden  Nn.  petrosi  minor^  (superficialis  und  pro- 
fundus)  kqnimen  vom  N.  tympanicus  und  sind  als 
Anastomosen  von  diesem  NefvenTünirOangtion  oticum  und  zum 
Plexus  caroticus^  aufzufassen . 

F.  Das  Siebbein. 

Das  S  i  e  b  b  e  i  n  ,  Os  ethmoidale,  wird  zu  den  Knochen  des 
Himschädels  gerechnet,  obschon  es  eigentlich  mit  dem  grössten 
Teile  seiner  Masse  sich  an  der  Bildung  des  Gesichtsschädels, 
insbesondere  der  Nasenhöhle  beteiligt.^')  Der  zum  Himschädel 
gehörende  Teil  derselben  besteht  in  einer  siebfönnig  durch¬ 
löcherten  Platte,  der  Lamina  cribrosa,  welche  in  die  Inc.  eth- 
nioidalis  des  Stirnbeines  eingefügt  ist  und  den  Zweigen  des 

>)  Wenn  man,  wie  dies  sehr  häuKg  von  Anfängern  zum  Schaden  der 
Schädel  geschieht,  mit  der  Hand  in  die  beiden  Augenhöhlen  hineinfasst,  um 
den  Schädel  näher  zu  betrachten,  hält  man  das  ganze  Siebbein  zwischen 
den  Fingern  und  ist  somit  Uber  die  Lage  des  Siebbeines  am  schnellsten 
orientiert  —  allerdings  auf  Kosten  des  Schädels,  weil  bei  diesem  Griffe  ge¬ 
wöhnlich  das  Siebbein  und  das  Thränenbein  zerdrückt  werden. 


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I.  Hirnnerven  (N.  olfactorius)  zum  Durchtritt  dient.  Nach  oben  von 
der  Lamina  cribrosa  ragt  in  der  Medianlinie  ein  dreiseitiger  Vor¬ 
sprung,  ^rista  gaüiy  hervor,  welcher  dem  vorderen  Ende  der 
grossen  Himsichel,  Falx  cerebri  s.  Proc.  falciformis  major,  zum 
Ansätze  dient.  Vor  der  Crista  galli  liegt  zwischen  dem  Stirn-  und 
dem  Sielbbeine  das  Foramen  caecum.  durch  welches  ein  Emissarium 
Santorini  als  Communication  zwischen  dem  Sinus  sagittalis  su^ 
und  den  Venen  der  Nasenhöhle  verläuft.  Zu  beiden  Seiten  wird 
dasselbe  von  zwei  kleinen  Vorsprüngen  der  Crista  galli,  den  Pro¬ 
cessus  alares  (Hamuli  frontales)  umfasst.  Als  Fortsetztmg  der  Crista 
galli  erstreckt  sich  nach  abwärts  eine  mediane  Platte,  die  Lamina 
perpendicularis  des  Siebbeines,  die  sich  an  der  Bildung  der  Nasen¬ 
scheidewand  beteiligt.  Dieselbe  grenzt  mit  dem  vorderen, 
winklig  geknickten  Rande  oben  an  die  Spina  frontalis  (Proc. 
nasalis)  des  Stirnbeines  und  an  die  Nasenbeine,  unten  an  dea 
Nasenscheidewandknorpel,  mit  ihrem  unteren  Rande  an  das 
Pflugscharbein  und  mit  dem  hinteren  Rande  an  die  Crista 
sphenoidalis  des  Keilbeinkörpers. 

Von  den  Seitenrändern  der  Lam.  cribrosa  hängen  zwei 
schwammige  Körper  nach  abwärts,  welche  man  als  Labyrinth, 
Labyrinthus  s.  Massae  laterales,  des  Siebbeines  bezeichnet,  und 
welche  eine  Anzahl  von  zeitigen  Räumen,  die  Siebbei  n^e  1 1  en, 
Cellulae  ethmoidales.  enthalten.  An  den  letzteren  hat  man  vöiTSn' 
ander  drei,  jedoch  nicht  scharf  begrenzte  Gruppen  als  vordere, 
mittlere  und  hintere  Siebbeinzellen  unterschieden, 
die,  durch  stärkere  Knochenbalken  getrennt,  im  übrigen  continuier- 
Uch  Zusammenhängen.  Die  lateraleWand  des  Labyrinthes  ist 
jederseits  durch  eine  nach  der  Augenhöhle  zu  gelegene,  pergament- 
ähnliche  Knochenplatte,  die  Lamina  papyracea  gebildet,  während  die 
mediale  Wand  in  die  Nasenhöhle  sieht  und  durch  zwei  Vor¬ 
sprünge,  die  beiden  Siebbeinmuscheln,  Concha  nasalis 
Superior  und  »«/crior,  ausgezeichnet  ist.  Zwischen  den  letzteren  ist 
ein  kurzer  Einichnitt,  der  obere  Nasengang,  Meatus  narium 
Superior,  gelegen.  Die  Concha  inferior  des  Siebbeines  bildet 
jedoch  die  mittlere'^uschel  der  Nasenhöhle,  weil 
ausser  den  beiden  Siebbeinmuscheln  in  der  letzteren  noch  ein  be¬ 
sonderes  Kno^enstück,  die  untere  Muschel  der  Nasen¬ 
höhle,  Concha  inferior  s.  Os  turbinatum  existiert.  Lieber  der 
Concha  superior  ist  mitunter  noch  eine  rudimentäre  Concha  suprema 
vorhanden.  Verdeckt  von  der  mittleren  Muschel  da:  Nasenhöhle 
wäre  noclTair  blasigS~Vbfspfühgj  die  IBulla  ethmoidalis,  zu  er- 


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wähnen  (Atlas  Fig.  54).  Zwischen  der  Bulla  und  dem  weiter  imten  zu 
erwähnenden  Proc.  uncinatus  (also  unterhalb  der  Bulla)  befindet  sich 
eine  Vertiefung,  Infundibtdum,  welche  weiterhin  zu  dem  Haupteingang 
für  die  Kieferhöhle,  Sinus  maxillaris  s.  Antrum  Uighmori,  führt. 
Vorn,  oben,  hinten  imd  unten  sind  die  Siebbeinzellen  offen  und 
werden  erst  durch  die  Anlagerung  der  Nachbarknochen' geschlossen, 
indem  von  vom  her  das  Thränenbein  (CeUulae  lacrimales),  von 
unten  der  Körper  des  Oberkieferbeins  (CeUulae  maxiUares)  und  der 
Proc.  ethmoidalis  des  Gaumenbeins  (Cellulae  palatinae),  von  oben 
die  Pars  nasalis  des  Stirnbeins  {Ceüulae  frontales),  von  hinten  her 
die  Vorderfläche  des  Keilbeinkörpers  (Cdlulae  sphenoidales  sich  an 
dieselben  anlegen.  Der  obere  Rand  des  Labyrinthes  zeigt  jeder- 
seits  zwei  transversale  Furchen,  von  denen  die  vordere  dem  Foramen 
ethmoidale  anterius,  die  hintere  dem  Foramen  ethmoidale- posterws 
entspricht,  welche  bereits  beim  Stirnbein  Erwähnung  fanden.  Durch 
das  For.  ethmoidale  ant.  geht  der  N.  ethmoidalis  ant.  (vom  ersten 
Aste  des  Trigeminus)  und  die  A.  und  V.  ethmoidali^nt.  (aus  der 
A.  und  V.  ophthalmica)  hindurch,  während  durch  das  For.  eth¬ 
moidale  post  die  Nn.^thmoidales  postt.  s.  spheno-ethmoidales  (zunT 
leii  vom  ersten,  zum  Teil  vom  zweiten  Aste  des  Trigeminus)  und 
die  A.  und  V.  ethmoidalis  post,  (aus  der  A.  und  V.  ophthalmica) 
hindürcHfreEiT  Der  u  n  t  e  nr  Rand  des  Labyrintties  endlich 
zeigt  nicht  selten  an  seiner  Uebergangstelle  in  den  vorderen  Teil 
der  unteren  Siebbeinmuschel  einen  spitzen  Vorsprung,,  den  Proees^ 
welcher  nach  hinten  und  abwärts  in  die  Oeffnung  der 
Kieferhöhle,  das  For.  maxillare,  hineinragt.  Der  sagittal  gestellte, 
sehr  enge  Raum  zwischen  der  Lam.  perpendicularis  und  dem  Laby¬ 
rinth  bildet  jederseits  den  obersten  Teil  der  Nasenhöhle. 


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II.  Die  Gesichtsknochen. 

Die  knöcherne  Grundlage  des  Gesichts  ist  durch  14  Knochen 
gebildet,  von  denen  sechs  paarig  auftreten,  nämlich  die  Nasen¬ 
beine,  die  Thränenbeine,  die  Jochbeine,  die  un¬ 
teren  Muscheln,  die  Oberkieferbeine  und  die 
Gaumenbeine,  während  zwei,  nämlich  das  Pflugschar¬ 
bein  und  das  Unterkieferbein,  einfach  vorhanden  sind.*) 

A.  Das  Nasenbein. 

DieNasenbeine,  Ossa  nasalia,  sind  vierseitige  Knochen- 
plättcben,  welche  den  obersten  Teil  des  Nasenrückens  bilden. 
E>er  obere  Rand  derselben  setzt  sich  an  den  Margo  nasalis  des 
Stirnbeines  an,  der  mediale  Rand  verbindet  die  beiden  Nasen¬ 
beine  mit  einander,  der  lateraleRand  grenzt  an  den  Stimfort- 
satz  des  Oberkieferbeines,  der  untere  Rand  ist  frei  und  bildet 
den  obersten  Teil  der  vorderen  Nasenöf'fnung .  Ai>er- 
<Wffl  fir/"*'"***'  An  den  letzteren  Rand  setzen  sich  difijCartilagincs. 
trianguläres  der  Nase  an.  An  der  äusseren  Fläche  der 
Nasenbeine  ist  nichts  Besonderes  zu  merken.  Die  innere 
Fläche  zeigt  eine  Längsrinne,  den  Sulais  ethmoidMs^  in  welchem 
der  vordere  Ast  des  N.  ethmQidali.s  ant.  (s.  S.  23)  herabzieht,  um 
schliesslich~die  Haut  der  Nasenspitze  zu  versorgen.  Manchmal 
durchbohrt  dieser  Nervenzweig  einfach  oder  geteilt  das  Nasenbein 
und  tritt  auf  diese  Weise  schon  mehr  oben  zur  Haut  des  Nasen¬ 
rückens  (Forameti  nasale). 

B.  Das  Thränenbeln. 

Das  T  h  r  ä  n  e  n  b  e  i  n  ,  Os-  laerimale,  ist  ein  kleines  vierseiti¬ 
ges  Knochenplättchen,  dessen  vorderer  Rand  an  den  Stirn¬ 
fortsatz  des  Oberkieferbeines,  dessen  oberer  Rand  sich  an 
das  Stirnbein  anlegt,  während  der  hintere  Rand  mit  der  La¬ 
mina  papyracea  des  Siebbeines  und  der  untere  Rand  mit  dem 
Körper  des  Oberkieferbeines  in  Verbindung  steht.  Die  mediale 
Fläche  des  Thränenbeines  grenzt  an  die  vorderen  Siebbeinzellen, 
die  laterale  zeigt  eine  vertikale  Leiste,  die  Crista  lacrimalis 
posterior,  welche  nach  unten  und  vom  in  einen  (am  isolierten 

*)  Von  diesen  Knochen  wird  das  Unterkieferbein  zuletzt,  d. h. 
im  Anschluss  an  die  allgemeine  Betrachtung  des  Schädels  besprochen  werden. 


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Thränenbeine)  deutlich  sichtbaren  kleinen  Dom,  den  Hamtdus 
lacrimalis,  übergeht.  Vor  der  Crista  lacrimalis  posterior  liegt  eine 
tiefe  Rinne  Sulcus  s.  Fossa  lacrimalis,  welche  jedoch  nicht  allein 
vom  Thränenbeine,  sondern  auch  vom  Stimfortsatz  des  Oberkiefer¬ 
beines  gebildet  wird.  Der  Sulcus  lacrimalis  dient  zur  Aufnahme 
für  den  Thränensack:  er  wird  vorn  von  der  Crista  lacrima¬ 
lis  anterior  begrenzt,  die  jedoch  schon  dem  Stirnfortsatz  des 
Oberkieferbeines  angehört. 


C.  Das  Jochbein. 

Das  Jochbein,  Os  eygomaticum,  bildet  jederseits  den 
Backenknochen  des  Gesichts  und  besteht  aus  dem  Körper  und 
drei  von  demselben  ausgehenden  Fortsätzen. 

An  dem  K ö r p e r^)  imterscheidet  man  drei  Flächen; 
nämlich;  a)  die  Facies  ort/t<aZts,  welche  nach  der  Augenhöhle  sieht; 
b)  die  Facies  molaris  s.  anterior,  welche  unter  der  Haut  des  Ge¬ 
sichtes  gelegen  ist;  imd  c)  die  Facies  temporalis,  welche  das  Pla¬ 
num  temporale  von  vom  her  begrenzt.  Von  den  drei  Rän¬ 
dern  des  Körpers  wird  der  vordere  als  Margo  orbiialis,  der 
hintere  als  Margo  temporalis,  der  untere  als  Margo  malaris 
bezeichnet. 

Von  den  drei  Fortsätzen  verbinden  sich  der  Processus 
frontosphenoidalis  s.  frontalis,  vom  mit  dem  Proc.  zygomaticus 
des  Stirnbeines  und  hinteojnit  der  Crista  zygomatica  des  grossen 
Keilbeinflügels.  Der  zweite  Fortsatz,  Processus  temporcdis,  erstreckt 
sich  nach  hinten  und  bildet  mit  dem  Proc.  zygomaticus  des 
Schläfenbeines  den  Jochbogen,  Arcus  eygomaticus,  von  wel¬ 
chem  der  M.  masseter  seinen  Ursprung  nimmt.  Der  dritte  Fort¬ 
satz,  Processus  maxiUaris,  schiebt  sich  nach  vorn  und  medianwärts 
auf  das  Oberkieferbein  hinüber  und  stellt  zugleich  den  lateralen 
Teil  des  Margo  infraorbitalis  dar. 

Am  untersten  Teile  der  Gesichtsfläche  ragt  der  Wangen- 
h  ö  c  k  e  r ,  Tuber  sygomaticum  s.  Tuberositas  molaris,  nach  abwärts 
von  welchem  der  M.  zygomaticus  minor  entspringt.  Ausser¬ 
dem  bohrt  sich  an  der  Facies  orbitalis  in  das  Jochbein  der 
Canalis  eygomaticus  (Canalis  eygomatico-orbitalis)  ein,  welcher 
eine  kurze  Strecke  nach  vom  zieht  und  sich  dann  in  den  Canalis 

>)  Von  Henle  wird  derjenige  Teil  des  Körpers,  welcher  in  die  Augen¬ 
höhle  sieht,  als  Orbitalplatte,  Pars  orbitalis,  derjenige  Teil,  welcher 
unter  der  Oesichtshaut  gelegen  ist,  als  W  a  n  g  e  n  p  1  a  1 1  e  ,  Pars  molaris, 
bezeichnet. 


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zygomaticofadalis  und ,  Canalis  zygomacticotemporalis  teilt,  von 
denen  der  erstere  an  der  Gesichtsfläche,  der  zweite  an  der 
Schläfenfläche  des  Jochbeines  ausmündet.  In  den  Can.  zygomaticus 
tritt  der  N.,  die  A.  und  V.  zygomatica  s.  subcutanea  malae  ein, 
deren  Aeste  alsdann  in  dem  Can.  zygomaticofacialis  nach  vom, 
in  dem  Can.  zygomaticotemporaiis  nach  hinten  ziehen,  indem 
sie  dieselben  Namen  wie  diese  Canälchen  führen.  Anstatt  eines 
einfachen  Can.  zygomaticus  sieht  man  oft  den  Can.  zygomatico¬ 
facialis  und  zygomaticotemporaiis  getrennt  in  die  Facies  oilbitalis 
eintreten. 

D.  Das  Pflugscharbein. 

Das  Pflugscharbein,  Vomer,  ist  eine  unpaare  vier¬ 
seitige  Knochenplatte,  welche  sich  an  der  Bildung  der  Nasenscheide¬ 
wand  beteiligt.  Der  untere  Rand  desselben  ruht  auf  der  me¬ 
dian  gelegenen  Crista  nasalis  des  Oberkieferbeines  und  des 
Gaumenbeines.  Der  vordere  Rand  grenzt  oben  an  die  Lamina 
perpendicularis  des  Siebbeines,  unten  an  den  Nasenscheidewand¬ 
knorpel.  Der  hintere  Rand  ist  frei  und  bildet  die  mediale 
Grenze  der  hinteren  Nasenöffnungen  oder  Choanen.  Der  obere 
Rand  des  Vomer  endlich  legt  sich  mittels  zweier  nacH  beiden 
Seiten  vorspringender  Fortsätze,  Alae  vomeris,  an  das  Rostrum 
sphenoidale  des  Keilbeinkörpers  aiT  ' 

Zwischen  den  Alae  vomeris  und  dem  Keilbeine  verlaufen  nicht  selten 
in  sagittaler  Richtung  die  Canales  vomerobasilares,  von  denen  weiterhin  der 
eine  in  der  Medianlinie  durch  die  Substanz  des  Vomer  nach  abwärts 
zieht,  indem  er  die  letztere  in  zwei  seitliche  Platten  teilt.  Die  anderen,  la¬ 
teralen  Canales  vomerobasilares  können  jederseits  doppelt  Vorkommen: 
ein  unterer  kann  zwischen  Vomer,  Keilbein  und  dem  Proc.  sphenoidalis  des 
Gaumenbeines,  ein  oberer  zwischen  Vomer,  Keilbein  und  dem  Proc.  vagina¬ 
lis  des  Gaumenflügelfortsatzes  gelegen  sein,  ln  allen  diesen  Canälchen  ver¬ 
laufen  kleine  Gefässe  und  Nervenästchen. 

An  den  beiden  Seitenfläche n  des  Vomer  findet  sich 
eine  schräg  von  oben  und  hinten  nach  unten  und  vom  herabstei- 
gende  Furche,  der  Sulcus  nasopalatinus  Scsirme^  in  welchem  der 
gleichnamige  Neiy  (vom  zweiten  Äste  des  Trigeminus),  sowie  die 
gleichnamige  Arterie  und  Vene  (aus  der  A.  und  V.  maxillaris  int.) 
gelegen  sind.  Die  Furche  geht  unten  in  den  Canalis  incisivus  des 
Oberkieferbeines  über,  in  welchen  auch  Zweige  der  eben  erwähnten 
Nerven  und  Gefässe  hineingehen. 

E.  Die  untere  Muschel. 

Die  untere  Muschel,  Concha  inferior  s.  Os  turbinatum, 
stellt  ein  längliches,  gebogenes  Knochenplättchen  vor,  an  welchem 

Br oesike,  Anatomie.  9.  Anfl.  4 


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man  ebenso  wie  an  den  beiden  schon  erwähnten  Muscheln  des  Sieb¬ 
beines  folgende  Teile  unterscheidet:  einen  angehefteten  oberen 
Rand,  welcher  ziemlich  gerade  ist  und  sich  an^die  Crista  con- 
chaljg  nhffitipWbeines  und  Gaumenbeine^ ansetztTelHSTreicn — 
unteren  R  and  ,  welcher  convex  und  zugleich  lateralwärts  um- 
gerollt  erscheint  und  in  die  Nasenhöhle  hineinragt;  ein  mehr  abge¬ 
stumpftes  vorderes  und  ein  spitzes  hinteres  Ende;  end¬ 
lich  eine  convexe,  von  zahlreichen  Oefässfurchen  rauhe  mediale 
Fläche  und  eine  concave,  etwas  weniger  unebene  laterale 
Fläche.  Die  Oefässfurchen  an  der  medialen  Fläche  rühren 
von  einem  starken  Venengeflechte  her,  das  sehr  leicht  anschwellen 
und  dann  zu  Nasenblutungen  Veranlassung  geben  kann.  Der  obere 
angeheftete  Rand  geht  in  sagittaler  Richtung  über  das  For. 
maxillare  hinweg  und  schickt  drei  Fortsätze  aus,  welche 
am  Verschlüsse  des  letzteren  beteiligt  sind.  Von  diesen  Fortsätzen 
ragt  der  eine,  ^Processus  mcuvülaris.  nach  unten  und  füllt  die  untere 
Ecke  des  Kieferloches  aus,  während  die  beiden  anderen  sich  nach 
oben  erstrecken,  indem  der  vordere,  Processus  lacrimalis,  dem 
Thränenbeine,  der  hintere.  Processus  ethmoidalis,  dem  Proc.  unci- 
natus  des  Siebbeines  entgegenstrebt. 

F.  Das  Oberkieferbein. 

Das  Oberkieferbein,  MaxiUa  s.  Maxilla  superior,  stellt 
den  grössten  Knochen  des  Oesichtsschädels  dar  und  hat  eine 
ziemlich  unregelmässige  Gestalt.  Man  unterscheidet  an  demselben: 
a)  ein  keilförmiges  Mittelstück,  den  Körper,  und  b)  vier 
Fortsätze,  von  denen  der  Processus  /rontalis  oder  Stirn- 
fortsatz  nach  oben  und  cter  Processus  alveolaris  s.  dentalis  oder 
Zahnfortsatz  nach  unten  gerichtet  ist,  während  sich  der 
Processus  palatinus  oder  Gaumenfortsatz  nach  median- 
wärts  und  endlich  der  Processus  eygomaticus  oder  Jochfort¬ 
satz  nach  lateralwärts  erstreckt. 

1.  Der  Körper  zeigt  vier  Flächen,  welche  sich  im  ein¬ 
zelnen  folgendennassen  verhalten. 

Die  obere  oder  Augenhöhlenfläche  hat  eine  drei¬ 
seitige  Form.  Ihr  vorderer  Rand  wird  medial  durch  den 
Margo  infraorbüalis,  lateral  durch  eine  jauhe  Stelle  gebildet,  auf 
welche  sich  der  Proc.  maxillaris  des  Jochbeines  legt.  Ihr  medi¬ 
aler  Ra n~d  grenzt~vuui  au  das' ThfahenFein,  hinten  an  die 
Lam.  papyracea  des  Siebbeines  und  besitzt  endlich  an  seinem  hin- 


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tersten  Ende  ein  kleines,  meistens  dreiseitiges  Feld,  Trigonum 
iinum,  auf  welchpfi  ^jrh  der  PrTrf°nr  des~tjäumenbeines 

fefgSTTin  kleiner  winkliger  Vorsprung,  der  Angulus  etfimolacrmcUiST 
bezeichnet  an  diesem  Rande  die  Grenze  zwischen  dem  Ansatz 
des  Thränenbeines  und  des  Siebbeines.  Der  laterale  Rand 
der  oberen  Fläche  bildet  mit  der  Crista  orbitalis  des  grossen 
Keilbeinflügels  eine  Spalte,  die  Fissura  orbitalis  inferior^  durch 
welche  die  V.  ophthalmica  inferior,  ferner  der  N.  infraorbitalis 
(vom  zweiten  Aste  der  Trigeminus)  und  die  A.  und  V.  infraorbitalis 
(aus  der  A.  und  V.  maxillaris  int.)  hindurchgehen.  Manchmal  treten 
noch  durch  diese  Spalte  der  N.  zygomaticus  s.  subcutaneus 
malae  und  die  gleichnamigen  Gefässe  hindurch,  nämUch  dann, 
wenn  die  ^  letzteren  schon  ausserhalb  der  Augenhöhle  von 
den  Infraorbitalgefässen  und  -nerven  ihren  Ursprung  nehmen. 
Ausserdem  verläuft  an  der  oberen  Fläche  des  Körpers  in  sa- 
gittaler  Richtung  eine  Furche,  Sulctts  infraorbitalis,  welche  in 
ihrem  vorderen  Teile  zum  Canälis  infraorbitalis^)  geschlossen 
ist:  in  der  Richtung  der  Furche  verläuft  jedoch  über  dem  Canale 
nach  vom  eine  Naht,  die  Sutura  infraorbitalis.  Der  Sulcus  und 
Canalis  infraorbitalis  dienen  beide  zur  Aufnahme  für  die  gleich¬ 
namigen  Gefässe  und  Nerven.  Bricht  man  die  obere  Wand  des 
Canals  weg,  so  findet  man  an  der  unteren  Wand  desselben,  von 
aussen  nicht  sichtbar,  feine  Oeffnungen,  die  Forämina  aheolaria 
superiora  anteriora  und  media  (vordere  und  mittlere  Oberkiefer¬ 
löcher),  in  welche  die  gleichnamigen  Zweige  des  N.,  der  A.  und 
V.  infraorbitalis  hineintreten,  um  in  kleinen  Knochenkanälchen  zu 
den  Wurzeln  der  vorderen  und  mittleren  Zähne  zu  verlaufen. 

Die  vordere  oder  Gesichtsfläche  des  Körpers, 
Facies  anterior,  s.  facialis,  ist  oben  begrenzt  durch  den  Marpo  infra- 
arbitalis,  medial  durch  dievordereNasenöffnung,  Aper- 
tura  piriformis,  und  geht  nach  oben  in  den  Proc.  frontalis,  ab¬ 
wärts  in  den  Proc.  alveolaris  und  lateralwärts  in  den  Proc.  zygo¬ 
maticus  über.  In  der  Mitte  dieser  Fläche  sieht  man  die  K  i  e  f  er¬ 
grübe,  f  ossa  canina  s.  maxillaris,  die  dem  M.  levator  anguli 
oris  s.  caninus  zum  Ursprünge  dient.  Oberhalb  der  Fossa  canina 
liegt  die  vordere  Mündung  des  Canalis  infraorbitalis,  das  Fo- 
ramen  infraorbitale,  aus  welchem  die  gleichnamigen  Gefässe  und 

0  Diejenige  Knochenplatte,  welche  sich  vom  Proc.  zygomaticus  her 
nach  medianwärts  über  den  Can.  infraorbitalis  hinüberschiebt  und  dessen 
obere  Wand  bildet,  hat  Henle  als  Lamina  orbitalis  des  Proc.  zygomaticus 
bezeichnet. 

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Nerven  zum  Gesichte  treten.  Oberhalb  des  Foramen  infraorbitale 
erstreckt  sich  die  schon  erwähnte  Sutura  infraorbitalis  nach  auf¬ 
wärts,  welche  auch  beim  Erwachsenen  noch  gut  erhalten  zu 
sein  pfl^. 

Die  hintere  Fläche,  Facies  infratemporalis  s.  posterior 
zeigt  in  ihrem  oberen  Teile  eine  Anzahl  von  kleinen  Oeffnimgen, 
die  Foramina  alveolaria  ■  superiora  posteriora  (hintere  Oberkiefer¬ 
löcher),  durch  welche  die  gleichnamigen  Nerven  und  Gefässe 
(aus  dem  N., ’der'A.  unH'V.  infraorbitalis)  hindurchtreten. 
Zwischen  dem  hintef^  Rande  dieser  Fläclft'  und  dem  Proc. 
pterygoideus  'liegt  Sf)alte„  die  -Fissura  sphenomaxillaris  s. 
pterygomaxülaris,  welche  sich  nach  oben  'in  die  Fissura  orbitalis 
inferior  continuierlich  fortsetzt  und  gewissermassen  den  Zugang 
zu  einer  tiefen  Grube,  der  Fossa  pterygopalatina,  darstellt,  deren 
Grund  die  Pars  perpendicularis  des  Gaumenbeines  bildet. ,  ln 
dipser  Fossa  pterygopalatina  ist  .das  Ganglion  sphenopalatinum 
s.  nasale  vom  zweiten  Aste  des  Trigeminus  und  das  Ende  der 
A.  und  V.  maxillaris  int.  gelegen.  Der  hintere  untere  Teil  der 
Facies  infratemporalis  bildet  eine  rauhe  Stelle,  Tuber  maxiUare  s. 
Tuberositatis  maxillaris,  welche  dem  imteren  Ende  des  Proc.  ptery¬ 
goideus  nebst  dem  dort  befindlichen  Proc.  pyramidalis  des 
Gaumenbeines  zur  Anlagenmg  dient. 

Die  mediale  oder  Nasenfläche,  Facies  nasalis,  ist 
durch  eine  grosse  Oeffnung,  das  Kieferloch,  Hiatus  maxillaris  , 
s.  Foramen  maxillare,  ausgezeichnet,  ah  dessen  oberer  vorderer 
Ecke  ein  halbmondförmiges  Knochenplättchen,  die  Lunula,  hervor- 
springt,  welrhi»  7iim  An.<Mtze  fiir  ria.g  Thränpnbpin  öipnt  DaS 
Kieferloch  ist  am  isolierten  Oberkieferbeine  sehr  gross,  wird  jedoch 
durch  die  Anlagertmg  verschiedener  Knochen  derartig  verengt,  dass 
durch  dasselbe  an  der  mit  Schleimhaut  überkleideten  Nasenhöhle 
mitunter  nur  eine  feine  Sonde  passieren  kann.  Die  Knochen,  welche 
dasselbe  verkleinern,  sind:  a)  die  untere  Muschel  mit  drei  Fort¬ 
sätzen,  den  Procc.  lacrimalis,  ethmoidalis  und  maxillaris,  welche 
den  unteren  Teil  des  Kieferloches  schliessen;  b)  von  vorn  her 
das  Thränenbein,  welches  sich  immer  nur  ein  wenig  über  die 
Oeffnung  hinausschiebt;  c)  von  oben  ■  das  Labyrinth  des  Sieb¬ 
beines,  an  dessen  unterem  Rande  ganz  besonders  der  Proc. 
uncinatus  in  das  Kieferloch  vorspringt;  d)  diej^s .perpendicularis 
des  Gaumenbeines,  welche  den  hinteren  Teil  dieser  Oeffnung  ver- 
deckt.  Däs'Kieferloch  bildet  den  Eingang  zu  der  Kieferhöhle 
oder  Higmorshöhle,  Sinus  maxillaris  s.  Antrum  Highmori, 


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welche  fast  den  ganzen  Körper  des  Oberkieferbeines  einnimmt, 
so  dass  die  Wand  dieser  Höhle  vielfach  eine  dünne,  durchschei¬ 
nende  Beschaffenheit  besitzt.  An  der  Innenfläche  der  Highmors¬ 
höhle  sieht  man  vom  Kieferloch  aus  eine  Anzahl  von  Rinnen, 
welche  von  den  Nn.  alveolares  superiores  und  den  gleichnamigen 
Gelassen  herrühren. i)  Im  übrigen  zeigt  die  mediale  Fläche  des 
Körpers  in  ihrem  vorderen  Teile  unmittelbar  vor  der  Limula  den 
Sulcus  lacrimalis,  welcher  durch  die  Anlagerung  des  Thränenbei- 
nes  und  des  Proc.  lacrimalis  der  unteren  Muschel  zum  Ductus 
nasolacrimalis  geschlossen  wird.  Unmittelbar  vor  dein  imteren" 
Ende  des  Sulcus  lacrimalis  liegt  an  der  Grenze  zwischen  Körper 
und  Stimfortsatz  eine  sagittale  Leiste,  die  Crista  conchalis  (turbi- 
nalis  inferior),  an  welche  sich  der  vordere  Teil  der  unteren  Muschel 
ansetzt.  Hinter  dem  Kieferloche  findet  sich  endlich  eine  abwärts 
laufende  Rinne,  der  Sulcus  pterygopalatinus,  welcher  durch  die 
Anlagerung  des  Gaumenbeines  und  —  weiter  oben  —  des  Proc. 
pterygoideus  zum  Canalis  pterygopalatinus  geschlossen  wird. 
In  dem  letzteren  verlaufen  die  gleichnamigen  Gefässe  und  Nerven 
(die  Nn.  palatini  s.  pterygopalatini  vom  zweiten  Aste  des  Trige¬ 
minus,  die  Aa.  und  W.  pterygopalatinae  s.  palatinae  descendentes 
(von  der  A.  und  V.  maxillaris  interna). 

2.  Der  Stirnfortsatz,  Processus  frontalis  (s.  nasalis), 
zeigt  einen  vorderen  Rand,  durch  welchen  er  sich  mit  dem 
Nasenbeine  in  Verbindung  setzt,  einen  oberen  Rand,  welcher 
sich  an  den  Margo  nasalis  des  Stirnbeines  anlegt,  und  einen  hin¬ 
teren  Rand,  welcher  an  das  Thränenbein  stösst.  Unten  geht 
dieser  Fortsatz  ohne  scharfe  Grenze  in  den  Körper  über.  Von  den 
beiden  Flächen  des  Stirnfortsatzes  ist  die  m  e  d  i  a  1  e  der  Nasen¬ 
höhle  zugewandt  und  zeigt  parallel  der  vorhin  erwähnten  Crista 
conchalis  (turbinalis  inferior),  aber  etwas  höher  gelegen,  eine  zweite 
sagittale  Leiste  Crista  ethmoidalis  (turbinalis  superior),  welche  zur 
Anlagerung  für  das  vordere  Ende  der  mittleren  Muschel  dient, 
die,  wie  schon  oben  erwähnt,  zum  Siebbeine  gehört.  Die 


')  Die  bereits  auf  S.  52  erwähnten,  für  die  Zähne  bestimmten  Nerven 
und  Oefässe  liegen  also  hier  unmittelbar  unter  der  Schleimhaut 
der  Kieferhöhle,  was  insofern  wichtig  ist,  als  sie  bei  einer  Entzün¬ 
dung  der  Schleimhaut  sehr  leicht  in  Mitleidenschaft  gezogen  werden  können. 

Das  Antrum  Highmori  entwickelt  sich  (ähnlich  wie  die  übrigen 
Nebenräume  der  Nasenhöhle)  erst  nach  der  Geburt  durch  Resorption  der 
Knochensubstanz  des  Oberkieferbeines  zu  seiner  vollen  Grösse. 


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laterale  Fläche  des  Stimfortsatzes  besitzt '(etwas  nach  hinten 
gelegen)  eine  verticale  Leiste,  die  Crista  lacrimalis  anterior,  welche 
sich  nach  abwärts  in  den  Margo  i'nfraorbitalis  fortsetzt.  Hinter 
dieser  Leiste  liegt  die  vordere  Hälfte  des  Sulcus  lacrimalis,  der 
ziim  Teil  vom  Thränenbeine,  ziun  Teil  vom  Oberkieferbeine 
gebildet  wird.  Vor  der  Crista  lacrimalis  ant.  sieht  man  häufig  die 
Sutura  longitudinalis  imperfecta  von  WEBER,  eine  feine  Furche,  die 
wie  eine  unvollständige  Naht  aussieht,  in  welcher  jedoch  eine 
kleine  Vene  gelegen  ist. 

3.  Der  Jochfortsatz,  Processus  sygomatieus  (Proc.  zygo- 
maticoorbitalis  von  Henle),  hat  die  Form  einer  abgestutzten  Py¬ 
ramide  und  ragt  nach  lateralwärts.  Die  abgestutzte  Fläche  ist 
rauh  (Tuberositas  zygomatica  von  HENLE)  und  verbindet  sich  mit 
dem  Jochbeine.  Von  dem  hinteren  Rande  des  Proc.  zygomaticus 
ragt  ein  spitzer  Vorsprung  in  die  Höhe,  die  Spina  zygomatica^ 
welche  die  Fiss.  orbitalis  inf.  von  vorn  her  begrenzt  und  mitunter 
noch  den  grossen  Keilbeinflügel  erreicht. 

4.  Der  Zahnfortsatz,  Processus  alveolaris  s.  dentalis, 
hat  seinen  Namen  daher,  weil  in  demselben  die  Zähne  stecken;  er 
zeigt  eine  bogenförmige  Gestalt.  Der  freie  Rand  desselben  wird 
als  Limbas  alveolaris  bezeichnet.  Die  in  diesem  Rande  be¬ 
findlichen  Lücken  für  die  Zähne  bezeichnet  man  als  Z  ahn- 
f  ä  c  h  e  r ,  Alveoli ;  die  Scheidewände  zwischen  den  einzelnen  Alve¬ 
olen  sind  die  Septa  alveolaria.  Die  Form  der  verschiedenen  Alve¬ 
olen  entspricht  der  von  einander  abweichenden  Form  der  Zahn¬ 
wurzeln,  welche  bei  der  Beschreibung  der  Mundhöhle  genauer  ge¬ 
schildert  werden.  An  der  Aussenseite  des  Proc.  alveolaris  sieht 
man  'entsprechend  den  Zahnwurzeln  verticale  Hervorragungen, 
welche  man  als  Juga  alveolaria  bezeichnet. 

5.  Der  Gaumenfortsatz,  Processus  palatinus,  liegt 
horizontal  und  bildet  mit  der  Pars  horizontalis  des  Gaumenbeines 
zusammen  den  harten  Gaumen,  ln  der  Medianlinie  stossen 
die  beiden  Gaumenfortsätze  mittelst  einer  Naht  zusammen,  welche 
man  als  Sutura  palatina  mediana  (s.  longitudinalis)  bezeichnet 
hat.  Obeiüajb  iieser  Naht  befindet  sich  an  jedem  Gaumenfort¬ 
satze  eine  sagittale  Leiste,  die  Crista  nasalis,  auf  welcher  das 
Pflugscharbein  ruht.  Die  Crista  nasalis  wird  nach  vorn  erheblich 
stärker  und  bildet  hier  die  von  HENLE  rol>enannte  Crista  incisivä, 
die  am  unteren  Rande  der  Apertura  piriformis  !n  einen  nach 
vorn  ragenden  spitzen  Vorsprung,  die  Spina  -nasalis  anterior. 


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ausläuft,  von  welcher  der  Nasenscheidewandknorpel  getragen  wird. 
Der  hintere  Rand  des  Proc.  palatinus  ist  mit  der  Pars  hori- 
zontalis  des  Gaumenbeines  durch  die  Sutura  palatitia  trnnstyprsa 
verbunden.  Die  obere  Fläche  des  Gaumenfortsatzes  ist  von 
einer  Seite  zur  andern  concav  und  ziemlich  glatt,  die  untere 
Fläche  dagegen  ist  mehr  rauh  und  zeigt  für  dep  vorderen  Ast 
des  N.  pterygopalatiims  ^N  palaHnnc  anforinr)  und  die  gleich- 
hamigen  Gefässe  einige  Furchen,  Sulci  palatiiij,  von  denen  die  be¬ 
ständigste  dicht  neben  dem  Proc.  alveolaris  von  hinten  nach  vom 
verläuft. 

Derjenige  Teil  des  Oberkieferbeines,  an  welchem  der  Proc. 
palatinus  und  der  Proc.  alveolaris  vom  zusammenstossen,  und  in 
welchem  die  Schneidezähne  stecken,  bildet  beim  Foetus  (bei  vielen 
Tieren  während  der  ganzen  Lebensdauer)  ein  besonderes 
Knochenstück,  den  Zwischenkiefer,  Os  incisimm  s.  inter- 
maxillare,  welcher  sich  auch  beim  erwachsenen  Menschen  noch 
häufig  durch  eine  an  der  unteren  Fläche  des  Proc.  palatinus  ge¬ 
legene  Naht,  Sutura  incisiva,  von  dem  übrigen  Oberkirfer  ab¬ 
grenzt.  Lateralwärts  sieht  man  diese  Naht  bis  in  die  Nähe  des 
Eckzahnes  verlaufen  und  dann  allmählich  verschwinden.  An 
der  vorderen  Fläche  des  Proc.  alveolaris  findet  sich  dagegen 
schon  beim  Neugeborenen  gewöhnlich  eine  Andeutung  der 
Sutura  incisiva  nicht  mehr  vor.  Wenn  die  Naht  ausnahmweise 
weit  nlfen  hieihf,  alsn  das  Os  incisivum  nicht  mit  dem  übrigen 
Oberkieferbeine  verschmolzen  ist,  so  wird  diese  Bildung  als 
Hasenscharte  oder  Wolfsrachen  bezeichnet,  ln  letzterem  Falle 
stehtjedociT'^äs^^incisivummit  dem  Vomer  in  Verbindung. 
Im  Zwischenkiefer  liegt  unmittelbar  hinter  den  mittleren  Schneide¬ 
zähnen  in  der  Medianlinie  der  Canalis  incisivus  s.  nasopalatinus, 
welcher  unten  eine  einfache  Mündung  hat,  sich  jedoch  nach  oben 
in  zwei  Gänge  spaltet,  die  sich  zu  beiden  Seiten  der  Crista  in¬ 
cisiva  öffnen.  In  dem  Canal  liegen  Anastomosen  zwischen  den 
Gefässen  und  Nerven  der  Mund-  unJT^asenhöhle,  insbesondere 
zwUc_hen_dem  N.  nasopalatinus  Scarpae  und  dem  N.  palatinus 
aiiferior  (beide  vom  zweiten  Aste  des  Trigeminus)  nebst  den 
gleichnamigen  Gefässen  (aus  der  A.  und  V.  maxillaris  int.).  Die 
Mundschleimhaut  geht  an  der  unteren  Fläche  glatt  über  die 
Mündung  des  Canals  hinweg,  während  die  Nasenschleimhaut  von 
oben  her  einen  kleinen  blinden  Fortsatz  in  denselben  hinein¬ 
schickt.  Mitunter  stehen  jedoch  die  Nasenschleimhaut  und  die 
Mundschleimhaut  durch  einen  im  Can.  incisivus  gelegenen  offenen 


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Gang,  den  sog.  S  t  e  n  s  o  n  sehen  G  a  n  g^)  in  Verbindung,  so 
dass  man  mittels  einer  Sonde  aus  der  Mimdhöhle  in  die  Nasen¬ 
höhle  gelangen  kann. 

Bei  vielen  Säugetieren  ist  der  Stensonsche  Gang  dauernd  offen.  In  die 
Schleimhaut  desselben  erstreckt  sich  das  am  Boden  der  Nasenhöhle,  zu  bei¬ 
den  Seiten  der  Scheidewand  gelegene  Jacobson  sehe  Organ,  welches 
aus  einem  blindsaddörmigen,  von  einer  besonderen  Knorpelplatte  umhüllten 
Schlauche  besteht,  dessen  Wand  continuierlich  mit  der  Nasenschleimhaut  zu- 
sammenhängt  und  genau  dieselbe  Structur  wie  die  R^o  oliactoria  der  Nase 
zeigt.  In  dieser  Wand  findet  auch  ein  bis  zum  Gaumen  herabsteigender  Ast 
des  N.  olfactorius  seine  Endigung. 

O.  Das  Gaumenbein. 

Das  Gaumenbein,  0$  palatinum,  ist  nicht  zu  verwechseln 
mit  dem  Proc.  palatinus  des  Oberkieferbeines;  es  bildet  vielmehr 
ein  selbständiges  Knochenstück,  weiches  allerdings  mit  letzterem 
Fortsatze  in  Verbindung  steht.  Man  unterscheidet  an  dem  Gaumen¬ 
beine:  1)  den  Gaumenteil,  Pars  horieontalis;  2)  den  Nasen¬ 
teil,  Pars perpendicularis',  3) drei  Fortsätze,  den  Processus 
orbitalis,  Processus  sphenoidalis  und  Processus  pyramidadis. 

1.  Der  Gaumenteil,  Pars  horieontalis,  bildet  den  hin¬ 
tersten  Abschnitt  des  harten  Gaumens  und  ist  mit  dem  Proc.  pala¬ 
tinus  des  Oberkieferbeines  durch  die  Sutura  palatina  mediana  s. 
longitudinalis  verbunden,  an  deren  hinterem  Ende  die  l^ina  nasalis 
posterior  hervorragt.  Am  oberen  Teile  des  medialen  Randes  be¬ 
findet  sich  die  Crista  nasalis,  welche  dem  Vomer  zur  Anlagerung 
dient.  Dicht  vor  dem  hinteren  Rande  der  unteren  Fläche  findet 
sich  endlich  nicht  selten  eine  transversale  Leiste,  die  Crista  marginalis 
des  Gaumens,  und  vor  derselben  eine  Furche  für  einen  Zweig  des 
N.  palatinus  anterior  aus  dem  N.  pterygopalatinus  (von  dem  zweiten 
Aste  des  Trigeminus)  und  der  gleichnamigen  Gefässe  (aus  der  A. 
und  V.  maxillaris  int.). 

2.  Der  N  a  s  e  n  t  e  i  1 ,  Pars  perpendicularis,  legt  sich  mit 
seiner  lateralen  Fläche  an  den  hinteren  Abschnitt  der  medialen 
Fläche  des  Oberkieferbeines,  indem  er  dabei  die  hintere  Ecke 
des  Kieferloches  verdeckt.  An  der  medialen  Fläche  (Facies 
nasalis)  der  Pars  perpendicularis  befindet  sich  unten  die  sagittal 
verlaufende  Crista  conchedis  (turbinalis  inferior)  für  die  untere 
Muschel.  Höher  oben,  parallel  der  Crista  turbinalis  inf.,  verläuft 
die  Crista  ethmoidalis  (turbinalis  Superior)  für  die  mittlere  Muschel, 

1)  Der  Name  Stenson  wurde  latinisiert  Stenonis  (sc.  filtus)  geschrieben, 
daher  auch  die  Bezeichnung  Ductus  Stenonianus. 


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die,  wie  schon  erwähnt,  zum  Siebbeine  gehört.  Die  laterale 
Fläche  {Facies  maxillaris)  der  Pars  perpendicularis  zeigt  den  ßulcus 
pterifgopalatinus,  der  durch  Anlagerung  des  Oberkieferbeines  und 
—  höher  oben  —  des  Proc.  pterygoideus  zu  dem  Ganalis  vtermo- 
.valatinus  geschlossen  wird  und  die  bereits  mehrfach  erwähnten 
gleichnamigen  Gefässe  und  Nerven  auf  nimmt.  Hinter  der  unteren 
Mündung  dieses  Canals  {Foramen  palatinuni  majus)  sieht  man 
häufig  noch  die  Forr.  palatina  minora  als  untere  Oeffnungen  der 
Canales  valaUni,  in  denen  Nebenzweige  derselben  Gefässe  und 
Nerven  durch  die  Substanz  des  Gamnenbeines  nach  abwärts  ziehen. 
Der  vordere  Rand  der  Pars  perpendicularis  läuft  nicht  selten 
in  einen  Vorspnmg,  den  Processus  maxiUar'is,  aus,  welcher  in 
das  Kieferloch  hinein-  und  dem  Proc.  uncinatus  des  Siebbeines 
entgegenragt. 

3.  Ausser  dem  letzteren,  inconstanten  Vorsprunge  sind  noch 
drei  constante  Fortsätze  am  Gaumenbeine  zu  nennen. 


Der  erste,  Processus  sitzt  an  der  Stelle,  an  welcher 

die  Pars  horizontalis  und  die  Pars  perpendicularis  züsammen- 
stossen,  und  springt  wie  eine  Art  von  Sporn  nach  hinten  und  late- 
ralwärts  vor,  um  sich  in  die  Fissura  s.  Incisura  pterygoidea  des 
Keilbeines  hineinzulegen.  An  seiner  hinteren  Seite  befinden  sich 
dem  entsprechend  zwei  besondere  verticale  Rinnen,  deren  eine  für 
die  Lamina  medialis,  die  andere  für  die  Lamina  lateralis  des  Proc. 
pterygoideus  bestimmt  ist.  Die  beiden  anderen  Fortsätze 
sitzen  auf  dem  oberen  Ende  der  Pars  perpendicularis.  Von 


denselben  ragt  der  vordere.  Processus  orbitalis.  bis  in  die  Augen¬ 
höhle  hinein,  wo  er  zwischen  dem  Keilbeinkörper,  der  Lani. 
japyracf^  gjjphheinps  lipd  rlar  r.h«iMn'FTärlip''"jje<i 
beinesi|^  dessen  Trigonum  palatinum  er  sich  auflegt),  m^isr 
"eutlich  gesehen  werden  kann.  Mitunter  kann  man  am  Proc. 
orbitalis  noch  zwei  Vertiefungen,  je  eine  Cellula  sphenoidalis  und 
ethmoidalis  2UT_  Anlagerung  an  das  Keilbein  und  Siebbein  wahr¬ 
nehmen.  Der  andere,  hintere  von  den  beiden  Fortsätzen  heisst 
<Pröcessus  snhenoidalis,  weil  er  sich  an  die  untere  Fläche  des 
Keilbeinkörpers  anlegt.  Zwischen  beiden  Fortsätzen  und  dem 
Keilbeinkörper  liegt  eine  rundliche  Oeffnung,  das  Fora^nen 
st)henot)(datinum^\  _ durch  welches  man  von  der  Fiss.  spheno- 


Der  zwischen  dem  Proc  orbitalw  und  sphenoidalis  gelegene  Ein¬ 
schnitt  (dieincisura  sphenopalatina)  wird  also  erst  durch  die  Anlagerung  des 
Keilbeinkörpers  zum  Foramen  sphenopalatinum  geschlossen. 


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maxillaris  (bezw.  Fossa  pterygopalatina)  aus  mit  einer  Sonde 
in  die  Nasenhöhle  nach  medianwärts  gelangen  kann.  Diese  Oeff- 
nung  dient  in  gleicher  Richtung  zum  Durchtritt  für  die  Nn.  septi 
narium  und  nasales  superiores  (vom  zweiten  Aste  des  Trigeminus 
und  für  die  gleichnamigen  Gefässe  (aus  der  A.  und  V.  maxillaris 
interna). 


H.  Der  Unterkiefer. 

Die  Beschreibung  des  Unterkiefers  ist  am  Ende  des  nächsten 
Kapitels  nachzusehen. 


IIL  Allgemeine  Betrachtung  der 
Schädeloberfläche. 

A.  Die  Basis  cranii  externa. 

Die  äussereSchädelfläche,  Basis  cranii  externa  kann 
man  in  zwei  Abschnitte  einteilen,  von  denen  der  vordere  durch  die 
Knochen  des  Gesichtsschädels  gebildet  wird,  während  der 
hintere  den  Knochen  des  eigentlichen  Hirnschädels  angehört. 
Als  Grenze  der  Schädelbasis  ist  hinten  die  Linea  nuchae  superior 
zu  bezeichnen,  in  deren  Mitte  sich  die  Protub.  ocdpitalis  externa 
befindet.  Diese  Grenze  setzt  sich  lateralwärts  zuerst  auf  den  Proc. 
mastoideus,  von  dort  bis  zum  Ursprung  des  Proc.  eygomaiicus  fort 
und  geht  alsdann  weiter  vorn  längs  der  Crista  infratemporalis  und 
dem  Proc.  pterygoideus  auf  den  Proc.  nlveolaris  des  Oberkiefers 
über.  An  den  einzelnen  Knochen,  welche  die  Basis  cranii  externa 
constituieren,  ist  folgendes  zu  merken. 

Das  Hinterhauptbein  bildet  den  hintersten  Teil  der 
äusseren  Schädelfläche  und  zeigt  in  seiner  Mitte  das  ovale  Hin¬ 
terhauptloch,  Foratnen  occipiUdc  niagnum,  durch  welches  fol¬ 
gende  Organe  hindurchgehen;  a)  die  Medulla  oblongata;  b)  in  der 
Richtung  von  unten  nach  oben  die  beiden  Aa.  vertebrales;  c)  in 
der  Richtung  von  oben  nach  unten  die  Aa.  spinales  antt.  und  postt. 
beide  aus  der  Vertebralarterie;  d)  in  der  Richtung  von  unten 
nach  oben  die  beiden  Nn.  accessorii  Willisii;  e)  diverse  Ver¬ 
bindungen  ohne  besondere  Bezeichnung  zwischen  den  Venen  der 
Schädelhöhle  und  denen  des  Rückenmarkes.  Die  vier  Ab¬ 
schnitte,  in  welche  man  das  Hinterhauptbein  einteilt,  sind  der- 


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art  um  das  For.  occip.  magnum  gruppiert,  dass  die  Squama  s. 
Pars  squamosa  hinten;  die  Partes  laterales  s.  condyloideae  z  u 
beidenSeiten  und  die  Pars  basilaris  vor  dem  For.  magnum 
gelegen  ist.  An  der  Squama  occipitalis  findet  sich,  ab¬ 
gesehen  von  der  schon  oben  erwähnten  Linea  nuchae  superior,  pa¬ 
rallel  mit  derselben  und  etwas  weiter  unten  die  Lineanuchaeinferi&r. 
Beide  Linien  dienen  den  Muskeln  des  Nackens  und  Hinterhauptes 
zum  Ansätze,  und  zwar  setzen  sich  an  der  Linea  nuchea  superior 
medial  der  M.  trapezius,  lateral  der  M.  sternocleidomastoideus 
und  über  dem  letzteren  der  M.  occipitalis  an.  E>ie  Linea  nuchae 
inferior  dient  den  kurzen  tiefen  Nackenmuskeln  zur  Insertion, 
d.  h.  dem  M.  rectus  cap.  post,  major  und  minor  und  M.  obliquus 
cap.  superior.  Zwischen  den  beiden  Nackenlinien  setzen  sich 
noch  der  M.  semispinalis  capitis  (M.  complexus  major  et  biventer 
cervicis)  und  der  M.  splenius  capitis  an,  der  letztere  dicht  unter¬ 
halb  der  Linea  nuchae  superior.  Mitunter  befindet  sich  oberhalb 
der  Linea  nuchae  superior  noch  eine  Linea  nuchae  suprenta, 
welche  alsdann  dem  Ansätze  der  oberflächlichen  Fascie  des 
Nackens  entspricht.  Von  der  Protuberantia  occipitalis  externa  zieht 
nach  dem  For.  magnum  in  der  Medianlinie  die  Ckista  occipitalis 
externa,  an  welcher  sich  das  Nackenband,  Lig.  nuchae,  befestigt. 
In  der  Naht  zwischen  dem  Hinterhauptbein  und  dem  Proc.  ma- 
stoideus  des  Schläfenbeines  findet  sich  nicht  immer,  aber  doch 
sehr  häufig,  eine  Oeffnung,  das  Fwanien  mastoideum,  durch 
welches  ein  Emissarium  zwischen  den  Venen  d^  Nackens  und  dem 
Sinus  sigmoideus  verläuft;  ausserdem  geht  durch  diese  Oeffnung 
der  R.  meningeus  der  A.  occipitalis,  (d.  A.  mening.  post,  ext.) 
von  aussen  in  die  Schädelhöhle  hinein.  An  den  Partes  late¬ 
rales  fallen  zunächst  die  zu  beiden  Seiten  des  For.  magnum 
gelegenen  Condyli  occipiudes  s.  Processus  condyloidei  auf,  länglich 
ovale,  überknorpelte  Fortsätze,  welche  mit  den  Oelenkfortsätzen 
des  Atlas  articulieren.  Oberhalb  der  Condyli  occipitales  (in  der 
natürlichen  Haltung  des  Schädels)  liegt  jederseits  der  schräge 
Canalis  hypoglossi  s.  condyloideus  anterior,  der  dem  XII.  Him- 
nerven  (N.  hypoglossus)  zum  Durchtritte  dient.  Nicht  selten  ist 
dieser  Canal  doppelt  vorhanden.  Lateral  vom  Condylus  occipitalis 
sieht  man  jederseits  die  untere  rauhe  Fläche  des  Processus  jugtt- 
laris,  die  dem  M.  rectus  cap.  lateralis  zur  Insertion  dient.  Hinter 
dem  Condylus  findet  sich  die  Fossa  condyloidea,  und  in  derselben 
sehr  häufig  die  hintere  Mündung  des  Canalis  condyloideus  (con¬ 
dyloideus  posterior),  durch  welchen  ein  Emissarium  zwischen  den 


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Nackenvenen  und  dem  Anfangsteile  der  V.  jugularis  int.  ver¬ 
läuft;  doch  kann  letzterer  Canal,  wie  die  Canäle  für  alle  Emissarien, 
eben  auch  fehlen.  Vor  dem  Proc.  jugularis  liegt  das  Foramen 
jugtdare  s.  lacerum  posterius,  durch  welches  in  einem  vorderen 
kleinen  Fache  drei  Himnerven,  der  IX.  (N.  glossopharyngeus),  der 
X.  (N.  vagus),  der  XI.  (N.  accesorius  Willisii),  hindurchtreten, 
während  in  einem  hinteren  grösseren  Fache  die  V.  jugularis  int. 
gelegen  ist.  Beide  Fächer  sind  durch  den  Processus  intrajugu- 
laris  von  einander  getrennt.  Von  der  Pars  basilaris  des 
Hinterhauptbeines  sieht  man  hauptsächlich  die  untere  Fläche  und 
an  der  letzteren  in  der  Medianlinie  das  Tuberculum  pharyngeum, 
an  welchem  sich  die  obersten  Fasern  des  M.  constrictor  pharyngis 
Superior  inserieren.  Zu  jeder  Seite  des  Tuberculum  pharyngeum 
liegen  zwei  transversale  Leisten,  von  denen  die  vordere  dem  An¬ 
sätze  des  M.  longus  capitis  (M.  rectus  cap.  ant.  major),  die 
hintere  dem  des  M.  rectus  cap.  anterior  (M.  rectus  cap.  ant.  minor) 
entspricht.  Die  Seitenflächen  der  Pars  basilaris  bilden  mit  der  Pyra¬ 
mide  des  Schläfenbeines  die  durch  fibröse  Massen  ausgeföllte 
Fissura  petrooccipitalis. 

Das  Schläfenbein,  insoweit  dasselbe  zur  äusseren  Schä¬ 
delbasis  gehört,  zeigt  zunächst  den  Warzenteil  mit  dem  Pro¬ 
cessus  tmstoideus,  welcher  ganz  vom  Ansätze  des  M.  sternocleido- 
mastoideus  eingenommen  wird  und  dessen  Inneres  die  hohlen 
Cellulae  mastoideae  enthält,  welche  mit  der  Paukenhöhle  communi- 
cieren.  Medianwärts  vom  Proc.  mastoideus  liegt  ein  sagittaler  Ein¬ 
schnitt,  die  Incisura  mastoidea  s.  digastrica,  in  welcher  der  M.  di- 
gastricus  s.  biventer  mandibuiae  entspringt.  Parallel  mit  der  Inc. 
mastoidea,  jedoch  weiter  medial  von  derselben,  befindet  sich  eine 
Furche,  in  welcher  die  yl.  ocdjntalis  liegt,  und  welche  sich  mitunter 
deutlich  bis  zu  dem  For.  mastoideum  verfolgen  lässt.  Vor  dem  Proc. 
mastoideus  liegt  der  Porus  acusticus  externus,  grösstenteils  umgeben 
von  demjenigen  Teil  des  Schläfenbeines,  welcher  beim  Embryo  als 
Änntdus  tympanicus  s.  Pars  tympanica  bezeichnet  wird.  Zwischen 
Proc.  mastoideus  und  Porus  befindet  sich  häufig  noch  die  An¬ 
deutung  einer  Naht  oder  Spalte,  der  Fissura  tympanomastoidea, 
aus  welcher  der  Ramus  auricularis  n.  vagi  heraustritt,  um  sich  am 
äusseren  Gehörgange  zu  verästeln.  Von  der  Schläfenbein¬ 
pyramide  sieht  man  den  grössten  Teil  der  beiden  unteren 
Flächen  zu  Tage  treten.  Dieselben  sind  von  einander  getrennt  durch 
die  starke  Crista  petrosa,  welche  an  der  Stelle,  wo  sie  am  Proc.  sty- 
loideus  vorüberzieht,  dem  letzteren  einen  kleinen  Vorsprung,  Vagina 


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processus  styloidei,  nach  abwärts  mit  auf  dem  Weg  gibt.  Der  vor 
der  Crista  petrosa  gelegene  Teil  dervorderenunteren  Py¬ 
ramidenfläche  gehört  noch  zur  Pars  tympanica  und  ent¬ 
spricht  der  vorderen  Wand  der  Paukenhöhle  und  des  äusseren  Ge¬ 
hörganges.  Dicht  vor  der  letzteren  Fläche  sieht  man  zwischen  die 
Pars  tympanica  und  die  Pars  squamosa  sich  ein  kleines  Knochen¬ 
plättchen  einschieben,  den  Processus  inferior  tegnnnis  tynipani,  wel¬ 
cher  noch  zur  Pars  petrosa  des  Schläfenbeines  gehört.  Vor  diesem 
Processus  liegt  die  Fissura  petrosquamosa,  die  jedoch  auch  ver¬ 
knöchert  sein  und  alsdann  fehlen  kann.  Hinter  dem  Fortsatze 
befindet  sich  die  Fissura  petrotympanica  s.  Olaseri,  welche  niemals 
fehlt,  da  durch  dieselbe  wichtige  Organe  hindurchtreten,  nämlich: 
a>  die  Chorda  tympani;  b)  die  A.  tmd  V.  tympanica  (aus  der  Maxil- 
laris  interna);  und  endlich  c)  das  Lig.  mallei  anterius,  früher  fälsch¬ 
lich  als  M.  laxator  tympani  bezeichnet.  Am  medialen  Ende  der 
beiden  Spalten  sieht  man  die  Oeffnung  des  Cnnalis  musculotubarius, 
in  welchem  die  Tuba  auditiva  und  der  M.  tensor  tympani  gelegen 
sind,  und  etwas  weiter  medianwärts  ist  mitunter  das  Foramen 
carotkuni  intemuni  noch  in  der  Tiefe  sichtbar.  Die  beiden  letzteren 
Oeffnungen  münden  in  das  Foramen  lacerum  (anterius)  aus,  welches 
zwischen  dem  grossen  Keilbeinflügel  und  der  Schläfenbeinpyramide 
liegt  und  a)  der  Carotis  interna;  b)  dem  N.  petrosus  superf.  major 
und  minor;  c)  der  Tuba  auditiva  und  dem  M.  tensor  tympani  zum 
Durchtritte  dient.  Hinter  der  Crista  petrosa  ist  der  grösste  Teil  der 
hinteren  unteren  P  y  r  a  m  i  d  e  n  f  1  ä  c  h  e  gelegen.  An 
der  letzteren  nimmt  man  (am  meisten  hinten  und  lateral)  das  Fo¬ 
ramen  stylomastoideum  wahr,  durch  welches  der  N.  facialis  und  die 
A.  und  V.  stylomastoidea  (aus  der  Auricularis  posterior)  aus-  und 
eintreten.  Unmittelbar  vor  dem  For.  stylomastoideum  liegt  der 
Processus  styloideus,  welcher  den  Ligg.  stylohyoideum  und  stylo¬ 
mandibulare,  sowie  den  Mm.  styloglossus,  stylohyoideus  und  stylo- 
pharyngeus  zum  Ursprünge  dient.  Medial  vom  Proc.  styloideus 
sieht  man  (in  dem  Foramen  jugulare)  die  Fossa  jugtdaris  der 
Schläfenbeinpyramide,  welche  für  den  Bulbus  der  V.  jugularis  int. 
bestimmt  ist.  An  irgend  einer  Stelle  der  Fossa  jugularis  findet 
sich  die  feine  Zugangsöffnung  zum  Canalicus  mastoideus,  in  welche 
der  Ramus  auricularis  n.  vagi  eintritt.  Vor  dem  For.  jugulare  liegt 
das  Foramen  caroticum  extemum,  in  welches  von  unten  her  die 
Carotis  interna  hineinzieht.  Betrachtet  man  diese  Oeffnung,  so  er¬ 
blickt  man  in  der  Tiefe  derselben  mehrere  kleine  Löcher,  die 
Canaliculi  cnroticotympanici,  die  zum  Durchtritt  für  die  gleich- 


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namigen  Nerven  und  Gefässe  bestimmt  sind.  Etwas  nach  hinten 
vom  For.  caroticum  extemum  liegt  die  dreieckige  Fosstda  petrosa 
und  in  derselben  eine  feine  Oeffnung,  die  Apertura  inferior, 
s.  externa  canaliculi  tympanid,  in  welche  der  N.  tympanicus  s. 
Jacobsonii  vom  Ganglion  petrosum  des  N.  glossopharyngeus 
hineingeht.  Noch  weiter  nach  hinten  von  der  Fossula  petrosa, 
schon  tief  im  For.  jugulare  gelegen,  befindet  sich  der  schreib¬ 
federförmige  Eindruck,  welcher  dem  Canaliculus  cochleae  ent¬ 
spricht.  Am  Schuppenteile  des  Schläfenbeines  sieht  man  den 
Froc.  eygomaticus  hervorspringen  und  mit  dem  Proc.  tempotalis 
des  Jochbeines  den  Arcus  eygomaticus  bilden,  von  welchem  der 
M.  masseter  entspringt.  Der  Proc.  zygomaticus  entwickelt  sich 
aus  zwei  Wurzeln,  welche  die  Fossa  mandihularis  zwischen  sich 
fassen,  die  zur  Aufnahme  für  den  Gelenkkopf  des  Unterkiefers 
best  mmt  ist.  Die  vordere  Wurzel  dieses  Fortsatzes  verdickt  sich 
zu  dem  Tüberctdum  articulare,  welches  unmittelbar  vor  der  Fossa 
mandibularis  gelegen  ist,  während  die  hintere  Wurzel  des  Proc. 
zygomaticus  oberhalb  des  Poms  in  den  hintersten  Teil  der 
Linea  temporalis  übergeht.  Von  dem  Proc.  zygomaticus  aus  setzt 
sich  die  Crista  infratemporalis  nach  vorn  auf  den  grossen  Keil- 
beinflügel  fort.  Das  Feld  medianwärts  von  derselben  wird  als 
Planum  infratemporale  bezeichnet,  während  sich  oberhalb  der  Crista 
das  grosse  Planum  temporale  für  den  gleichnamigen  Muskel  er¬ 
streckt. 

An  dem  Keilbein,  insoweit  dasselbe  hier  zu  Tage  liegt, 
fallen  zunächst  die  Processus  pterygoidei  auf,  weiche  lateral  von 
den  hinteren  Nasenöffnungen,  Ghoanae.  gelegen  sind. 
Etwas  nach  hinten  und  lateral  vom  Proc.  pterygoideus  befindet  sich 
das  Foramen  ovale,  durch  welches  der  dritte  Ast  des  Trigeminus 
seinen  Weg  nimmt.  Wiederum  nach  hinten  und  lateral  vom  For. 
ovale,  liegt  das  Foramen  spinosum,  durch  welches  die  A.  und  V. 
meningea  media  (aus  der  Maxillaris  interna)  und  der  N.  spinosus 
s.  recurrens  des  dritten  Trigeminusastes  hindurchtreten.  Hinter  dem 
For.  spinosum  springt  die  Spina  angularis  des  Keilbeines  hervor, 
die  sich  mitunter  zu  einem  platten  Fortsatze,  Äla  parva  Ingrassiae, 
vergrössert.  An  dem  Proc.  pterygoideus  unterscheidet  man  hinten 
die  tiefe  Fossa  pterygoidea,  welche  die  Lamina  medialis  s.  interna 
und  die  Lamina  lateralis  s.  externa  von  einander  scheidet.  Zwischen 
die  unteren  Enden  der  beiden  Laminae  schiebt  sich  in  die  dort 
befindliche  Fissura  s.  Incisura  pterygoidea  der  Proc.  pyramidalis 
des  Gaumenbeines  hinein,  der  meistens  als  ein  dreiseitiges  be- 


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sonderes  Knochenstückchen  erkennbar  ist.  An  der  Lamina  medialis 
springt  nach  abwärts  der  Hatmdus  pterygoideus  hervor,  an  dessen 
lateraler  Seite  sich  der  Stdcus  (Incisura)  hamuli  befindet,  in 
welchem  die  Sehne  des  M.  tensor  veli  palatini  gelegen  ist.  Am 
hinteren  Rande  der  Lamina  medialis  (etwa  in  der  Mitte  derselben) 
bemerkt  man  ausserdem  den  Processus  tubarius.  auf  dem  die  Tuba 
Eustachii  ruht.  Von  dem  Proc.  tubarius  sieht  man  (in  der  natür- 
lichen  Stellung  des  Schädels)  nach  oben  und  lateralwärts  eine 
kleine  Rinne,  die  Fossti  scaahoidea  (s.  die  Anm.  auf  S.  36)  ver¬ 
laufen,  in  welcher  ein  Teil  des  M.  tensor  veli  palatini  seinen 
Ursprung  nimmt  Am  hinteren  Rande  der  Lamina  lateralis  springt 
ebenfalls  mitunter  der  (unwichtige)  Processus  pterygospinosus  s. 
Civinini  hervor.  Von  der  Wurzel  der  Lamina  med.  erstreckt  sich 
nach  medianwärts  zu  der  Ala  vomeris  hinüber  ein  dünnes  Knochen¬ 
plättchen,  welches  HENLE  als  Processus  vaginalis  des  Proc.  ptery¬ 
goideus  bezeichnet  hat.  Zwischen  dem  Proc.  pterygoideus  und 
dem  Oberkieferbeine  befindet  sich  ein  Spalt,  die  F'mura  spheno- 
maxUlaris  s.  pierygomaxiUaris,  welche  den  Eingang  zu  der  Fossa 
pterygopalatina  bildet,  in  welcher  wiederum  das  Ganglion  spheno- 
palatinum  s.  nasale  vom  zweiten  Aste  des  Trigeminus  (und  das 
Ende  der  A.  und  V.  maxillaris  int.)  gelegen  sind.  Etwas  vor  der 
Fissura  sphenomaxillaris  sieht  man  an  der  hinteren  Fläche  des 
Oberkieferbeines  die  Foramina  alveolaria  superiora  poste- 
riora,  welche  zum  Durchtritt  für  die  gleichnamigen  Nerven  und 
Gefässe  (aus  dem  N.  infraorbitalis  und  der  gleichnamigen  Arterie 
und  Vene)  bestimmt  sind. 

Der  vorderste  Teil  der  Basis  cranii  externa 
wird  gebildet  durch  die  Processus  cdveolares  der  Oberkieferbeine  und 
den  harten  Gaumen,  welcher  vom  aus  dem  Proc.  palatinus 
der  beiden  Oberkieferbeine,  hinten  aus  der  Pars  horizontalis  der 
beiden  Gaumenbeine  zusammengesetzt  ist.  Am  hinteren  Rande  der 
letzteren  ragt  die  Spina  nasalis  posterior  hervor,  von  welcher  der 
M.  uvulae  (M.  azygos  uvulae)  seinen  Ursprung  nimmt.  Medial 
von  dem  hinteren  Ende  des  Proc.  alveolaris  liegt  die  untere 
Oeffnung  des  Canalis  pterygopalaünus,  durch  welchen  die  Nn. 
palatini  s.  pterygopalatini  (vom  zweiten  Aste  des  Trigeminus)  und 
die  gleichnkmigen  Blutgefässe  (äüs  der  Maxillaris  -int.)  heraus 
treten.  Von  dieser  Oeffnung,  dem  Foramen  pedaünum  majus 
s.  pterygopalatinum,  ziehen  gewöhnlich  nach  vom  und  auch  nach 
medianwärts  einige  Furchen,  in  welchen  Zweige  der  eben  ge¬ 
nannten  Gefässe  und  Nerven  verlaufen.  Am  hinteren  Rande  des 


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Gaumenbeines  ist  mitunter  die  Crista  marginalis  wahrzunehmen. 
E>er  harte  Gaumen  besitzt  zwei  senkrecht  zu  einander  stehende 
Nähte,  die  in  der  Medianlinie  gelegene  Sutura  palatina  mediana 
und  die  quergestellte  Sutura  palatina  transversa.  Am  vorderen 
Ende  der  ersteren  Naht  liegt  das  Foramen  incisivum,  durch 
welches  Anastomosen  zwischen  den  Nn.  nasopalatini  Scarpae 
u^'den  TTn.  palat^i  gus  den  Kn^pefy^palatini.  sowie  zwischen 
den  gleichnamigen  Blutgefässen  hindurchtreten.  Hinter  dem  Fo¬ 
ramen  kann  endlich  eine  transversale,  nicht  immer  deutlich  ent¬ 
wickelte  Naht  verlaufen,  die  Sutura  incisiva.,  welche  die  Grenze  des 
Os  incisivum  s.  intermaxillare  bildet. 

B.  Die  Basis  cranll  Intema. 

Die  innereSchädelfläche,  Basis  cranii  interna.,  zeigt 
drei  grosse  Vertiefungen,  welche  man  als  vordere,  mittlere 
und  hintere  Schädelgrube  unterschieden  hat. 

1.  Die  vordere  Schädelgrube  dient  zur  Aufnahme 
für  die  Stirnlappen  des  Grosshirns  und  wird  gebildet  durch  die 
Partes  orbitales  des  Stirnbeines,  durch  die  Lamina  cribrosa 
des  Siebbeines,  durch  das Jugum  sphenoidale  und  die  Aloe 
parvae  des  Keilbeines.  Die  vordere  Grenze  dieser 
Grube  ist  keine  scharfe,  sondern  durch  den  Uebergang  zwischen 
den  Partes  orbitales  und  der  Squama  des  Stirnbeines  gegeben.  Die 
h  i  n  t  e  r  e  G  r  e  n  z  e  ist  in  der  Mitte  durch  den  Limbus  sphenoidalis 
gebildet,  welcher  sich  nach  lateralwärts  auf  den  hinteren  Rand  der 
kleinen  Keilbeinflügel  fortsetzt.  An  diesem  Rande  springen  nach 
hinten  die  Processus  clinoidei  anteriores  hervor.  Die  verschiedenen 
Knochen,  welche  die  vordere  Schädelgrube  bilden,  zeigen  noch 
folgende  bemerkenswerte  Einzelheiten.  An  den  Partes  orbitales 
des  Stirnbeines  finden  sich  Impressiones  digiiatae  und  Juga  cere- 
bralia,  welche  von  den  Sulci  und  Gyri  des  Stimlappens  herrühren. 
In  der  Mitte  zwischen  den  Partes  orbitales  liegt  die  Lamina  cribrosa 
des  Siebbeines  in  einer  Vertiefung,  welche  für  die  Aufnahme  der 
Bulbi  olfactorii  bestimmt  ist.  Die  feinen  Oeffnungen  der  Lamina 
dienen  den  Zweigen  des  N.  olfactorius  zum  Durchtritt.  In  der 
Medianlinie  sieht  man  die  dreiseitige  Crista  galli  emporstreben,  an 
welche  sich  das  vordere  Ende  der  grossen  Himsichel  (Falx  major 
s.  Proc.  falciformis  major)  ansetzt.  Unmittelbar  vor  der  Crista 
galli  liegt  das  Foram  m  caecum,  durch  welches  ein  Emissarium 
Santorini  hindurchtritt,  um  den  Sinus  sagittalis  sup.  mit  den  Venen 
der  Nasenhöhle  zu  verbinden.  Das  For.  caecum  wird  von  hinten 


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her  umfasst  durch  die  beiden  Processus  alares  (Alae  s.  Hamtili 
frontales),  zwei  kleine  Vorsprünge,  welche  von  der  Crista 
galli  ausgehen.  Nach  aufwärts  von  diesem  Foramen  erstreckt 
sich  in  der  Medianlinie  die  Crista  frontalis  (interna),  welche 
ebenso  wie  die  Crista  galli  ztm  Anheftung  für  die  grosse  Him- 
sichel  dient.  Zu  beiden  Seiten  der  Crista  sieht  man  mitunter  je 
eine  kleine  Oefässfurche  nach  aufwärts  ziehen,  welche 
der  A.  meningea  ant.  (aus  der  A.  ethmoidalis  ant.)  entspricht. 
Weitere  Gefässfurchen,  die  man  ausserdem  an  der 
vorderen  Schädelgrube  bemerkt,  und  welche  von  hinten  her  in 
dieselbe  einstrahlen,  rühren  von  dem  vorderen  Aste  der  A.  me¬ 
ningea  media  (aus  der  A.  maxillaris  interna)  her.  Am  Keilbein, 
insoweit  sich  dasselbe  an  der  Bildung  der  vorderen  Schädelgrube 
beteiligt,  befindet  sich  in  der  Mitte  das  Jugum  sphenoidale,  der 
höchste  Teil  des  Keilbeinkörpers,  welcher  sich  nach  lateralwärts 
in  die  obere  Fläche  des  kleinen  Keilbeinflüge’s  fortsetzt.  Von  dem 
Jugum  aus  setzt  sich  in  die  Naht  zwischen  Keilbein  und  Lam. 
cribrosa  häufig  ein  Vorsprung  fort,  den  man  als  Spina  ethmoidalis 
bezeichnet.  Wenn  derselbe  geteilt  ist,  so  hat  man  diese  beiden 
kleinen  Fortsätze  auch  Aloe  mnimae  benannt.  Die  kleinen  Keil¬ 
beinflügel  laufen  lateralwärts  in  die  Proc.  xiphoidei,  nach  hinten 
in  die  Procc.  clinoidei  anteriores  aus. 

2.  Die  mittlere  Schädelgrube  ist  in  der  Mitte  sand¬ 
uhrförmig  eingeschnürt  und  dient  zur  Aufnahme  für  das  Chiasma, 
die  Hypophysis  cerebri  und  die  beiden  Schläfenlappen  des  Gross- 
hims.  Sie  wird  in  der  Mitte  von  dem  Keilbeinkörper,  zu 
beiden  Seiten  von  den  grossen  Keilbeinflügeln,  ferner 
von  der  Schuppe  und  der  vorderen  oberen  Pyrami¬ 
denfläche  des  Schläfenbeines  gebildet.  Als  hintereGrenze 
der  mittleren  Schädelgrube  ist  der  Rand  des  Dorsum  sellae  (turcicae) 
zu  bezeichnen,  welcher  sich  lateralwärts  auf  die  obere  Kante 
der  Schläfenbeinpyramide  fortsetzt.  An  den  beiden 
Ecken  des  Dorsum  sellae  ragen  nach  oben  bezw.  lateralwärts  die 
Processus  clinoidei  posteriores  hervor,  und  längs  der  oberen  Kante 
der  Schläfenbeinpyramide  verläuft  der  Sulcus  petrosus  superior,  wel¬ 
cher  den  gleichnamigen  Sinus  aufnimmt.  Die  Mitte  der  mittleren 
Schädelgrube,  gebildet  von  der  oberen  Fläche  des  Keilbeinkörpers, 
zeigt  den  Türkensattel,  Sella  turcica,  in  welchem  die  Hypo¬ 
physis  cerebri  gelegen  ist.  Vor  dieser  Vertiefung  liegt  der  Sattel¬ 
knopf,  Tuberculum  sellae  {turcicae)  an  dessen  beiden  Seiten  mit¬ 
unter  die  Processus  clinoidei  medii  hervorspringen,  welche  sich 

Broesike,  Anatomie,  d.  AnÜ.  5 


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nicht  selten  mit  den  Procc.  clinoidei  anteriores  und  posteriores 
durch  Knochenbrücken  in  Verbindung  setzen.  Die  transversale 
Furche  unmittelbar  vor  dem  Tuberculum  sellae  ist  der  Sulcus 
chiasmaüs  s.  opticus,  der  für  das  Chiasma  nervorum  opticorum 
bestimmt  ist.  Der  Sulcus  chiasmatis  führt  lateralwärts  zu  dem 
Foramen  opticum,  welches  jederseits  zwischen  der  oberen  und  un¬ 
teren  Wurzel  des  kleinen  Keilbeinflügels  gelegen  ist,  und  durch 
welches  der  II.  Hirnnerv  (N.  opticus)  und  die  A.  ophthalmica  (aus 
der  Carotis  int.)  hindurchtreten.  Zu  beiden  Seiten  der  Sella  turcica 
liegt,  schon  zur  Seitenfläche  des  Keilbeinkörpers  gehörig,  der 
leicht  S-förmig  gekrümmte  Sulcus  caroücus.  Derselbe  endigt  vorn 
neben  dem  Tuberculum  sellae  (turcicae)  mit  einer  rundlichen  Grube, 
der  Impressio  caroüca,  an  welcher  die  Carotis  interna  in  einen 
nach  vorn  convexen  Bogen  übergeht.  Am  hinteren  Ende  wird 
der  Sulcus  caroticus  lateral  durch  ein  mitunter  sehr  deutlich  vor¬ 
springendes  Knochenplättchen,  die  Linyula  sphemidalis  s.  carotica, 
begrenzt.  Zwischen  dem  grossen  und  kleinen  Keilbeinflügel  liegt 
jederseits  als  schlitzförmiger  Spalt,  die  Fissura  orbitalis  superior, 
durch  welche  der  III.  Himnerv  (N.  oculomotorius),  der  IV.  (N. 
trochlearis),  der  erste  Ast  des  V.  (N.  trigeminus)  und  der  VI.  (N. 
abducens),  sowie  die  V.  ophthalmica  superior  hindurchtreten. 
Zwischen  der  vorderen  und  mittleren  Wurzel  des  grossen  Keil¬ 
beinflügels  befindet  sich  das  Foramen  rotundum,  welches  der 
zweite  Ast  des  Trigeminus  passiert,  zwischen  der  mittleren  und 
hinteren  Wurzel  das  Foramen  ovale  für  den  dritten  Ast  desselben 
Nerven.  Endlich  nach  lateralwärts  und  hinten  vom  For.  ovale 
ist  das  Foramen  spinosum  gelegen,  durch  welches  die  A.  meningea 
media  (aus  der  A.  maxillaris  int.)  und  der  N.  spinosus  s.  recurrens 
des  dritten  Trigeminüsastes  hindurchgehen.  Vom  For.  spinosum 
sieht  man  deswegen  stets  die  O  e  f  ä  s  s  f  u  r  c  h  e  für  die  A.  menin¬ 
gea  media  nach  oben  hin  ausstrahlen.  Zwischen  dem  hinteren 
Rande  des  grossen  Keilbeinflügels  und  der  vorderen  Kante  der 
Schläfenbeinpyramide  befindet  sich  das  Foramen  lacerum  (anterius), 
durch  welches:  a)  am  meisten  medial  die  Carotis  interna;  b)  in 
der  Mitte  der  N.  petrosus  superficialis  major  und  minor;  und  end¬ 
lich  c)  am  meisten  lateral  die  Tuba  auditiva  und  auf  derselben 
der  M.  tensor  tympani  hindurchgehen.  Die  Schuppe  des  Schläfen¬ 
beines  zeigt  nichts  Besonderes,  abgesehen  von  einzelnen  Impr. 
digitatae  und  Juga  cerebralia,  die  vom  Schläfen’appen  des  Gross¬ 
hirns  herrühren  und  sich  auch  am  grossen  Keilbeinflügel  vor¬ 
finden.  Die  vordere  obere  Fläche  der  Schläfenbeinpyramide  be- 


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sitzt  zunächst  nahe  der  Spitze  die  Imj)ressio  trigendni,  eine  Ver¬ 
tiefung,  welche  zur  Aufnahme  für  das  Ganglion  semilunare  s. 
Gasseri  des  N.  trigeminus  bestimmt  ist.  Lateral  davon  sieht  man 
zwei  parallele  kleine  Furchen,  von  den^die  medi- 
alei)  für  den  N.  petrosus  superficialis  major,  die  laterale  für  den 
“N.  petrösuä  üUpeniClähs  mmor  bestimmt  ist.  Die  mediale  Furche 
führt  nach  hinten  zum  Hiatus  {simrius)  canalis  facialis,  aus 
welchem  der  N.  petr.  superf.  major,  die  laterale  Furche  zu  der 
Apertura  superiar  canaliculi  tympanici,  aus  welcher  der  N.  petr. 
superf.  minor  austritt.  Weiter  nach  hinten  und  oben,  dicht  neben 
der  oberen  Kante,  erhebt  sich  ein  rundlicher  Vorsprung,  die 
Eminetitia  arcuata,  unter  welcher  der  obere  verticale  Bogengang 
des  inneren  Ohres  liegt.  Lateral  und  vom  von  der  Eminentia 
arcuata  liegt  die  Decke  der  Paukenhöhle,  das  Tegmen  tympani, 
welches  vielfach  etwas  dünn  und  durchscheinend  aussieht.  Zwischen 
Pyramide  und  Schläfenschuppe  kann  man  häufig  eine  Andeutung 
der  Fissura  petrosquamosa  bemerken. 

3.  Die  hintereSchädelgrubeistdie  geräumigste  von 
allen  imd  hat  eine  mehr  rundliche  Beschaffenheit.  Sie  dient  zur 
Aufnahme  für  das  Kleinhirn,  die  Medulla  oblongata  und  die 
Varolsbrücke.  Als  hintere  Grenze  der  hinteren  Schädelgrube  ist  der 
Stdcus  transversus  zu  bezeichnen,  in  welcher  der  gleichnamige 
Sinus  liegt,  ln  der  Mitte  des  Sulcus  befindet  sich  die  Protu- 
berantia  ocdpitalis  interna  und  an  der  linken  oder  rechten  Seite 
derselben  mitunter  ein  tieferer  Eindruck,  wo  verschiedene  Hirn¬ 
sinus  zusaimnenfliessen.  Die  alten  Anatomen  bezeichneten  diesen 
Zusammenfluss  als  Torcular  Herophili  s.  Confluens  sinuum.  Die 
Knochen,  welche  sich  an  der  Bildung  der  hinteren  Schädelgrube 
beteiligen,  sind  zimächst  das  Keilbein  mit  der  hinteren  Fläche 
des  Dorsum  sellae,  dann  das  Hinterhauptbein  mit  der 
Pars  basilaris,  den  Partes  laterales  und  dem  unteren  Abschnitte  der 
Schuppe,  endlich  das  Schläfenbein  mit  der  hinteren  oberen 
Pyramidenfläche  und  der  Pars  mastoidea.  An  diesen  Knochen 
haben  wir  folgende  Einzelheiten  zu  erwähnen.  Die  obere  Fläche 
der  Pars  basilaris  des  Hinterhauptbeines  bildet  zusammen  mit  der 
hinteren  Fläche  des  Dorsum  sellae  den  Clivus  {Blumenbachi),  ^uf 

*)  Man  hat  die  Furche  für  den  N.  petrosus  superficialis  major  auch 
als  Semicanalis  n.  Vidiani  bezeichnet,  was  jedoch  insofern  incorrect  ist, 
als  der  eigentliche  N.  Vidianus  (N.  petrosus  superficialis  major  +  N.  petrosus 
profundus  major)  nicht  hier,  sondern  im  Vidianischen  Canal  des  Keilbeines 
liegt  (8.  S.43,  Fig.l). 

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welchem  oben  die  Varolsbrücke,  unten  (Fossa  pro  medulla  oblon- 
gata,  das  verlängerte  Rückenmark  ruht.  2u  i^eiden  bellüll  ilcs- 
'seioen,  zwischen  Schläfenbeinpyramide  und  Pars  basilaris,  befindet 
sich  der  Sulcus  petrosus  inferior,  in  welchem  der  gleichnamige 
Sinus  gelegen  ist,  während  der  Sulcus  petrosus  stiperior  längs  aei 
oberen  Kante  der  Schläfenbeinpyramide  dahinzieht.  Der  schmale 
Spalt  zwischen  Pars  basilaris  und  Pyramide  wird  als  Fissura 
petrooccipitalis  bezeichnet  und  setzt  sich  nach  hinten  in  das 
Foramen  jugulare  fort.  An  dem  letzteren  kann  man  zwei  Fächer 
unterscheiden,  ein  vorderes  kleineres  und  ein  grösseres  hinteres, 
welche  durch  einen,  sowohl  am  Schläfenbeine,  wie  am  Hinter¬ 
hauptbeine  vorhandenen,  kleinen  Vorsprung,  Processus  intra- 
jugularis  s.  jugularis  medius,  getrennt  sind.  In  der  Regel  hängen 
diese  beiden  Vorsprünge  durch  ein  Band,  mitunter  sogar  durch  eine 
Knochenbrücke  zusammen.  Dturch  das  vordere  kleine  Fach  des 
For.  jugulare  gehen  drei  Himnerven,  nämlich  der  IX.  (N.  glosso- 
pharyngeus),  der  X.  (N.  vagus),  der  XI.  (N.  accessorius  Willisii) 
hindurch,  während  durch  das  hintere  grössere  Fach  die  V.  jugu¬ 
laris  interna  ihren  Weg  nach  abwärts  nimmt.  Medial  vom  For. 
jugulare  liegen  die  Partes  laterales  des  Hinterhauptbeines,  an 
deren  oberer  Fläche  sich  jederseits  das  Tuberculum  jugulare 
(anonymum)  und  hinter  dem  letzteren  mitunter  eine  transversale 
Furche  für  die  eben  erwähnten  drei  Nerven  vorfindet,  welche 
das  For.  jugulare  passieren.  Dicht  tmterhalb  des  Tub.  jugulare 
liegt  der  Canalis  hypoglossi  (condyloideus  anterior),  durch  welchen 
der  XII.  Hirnnerv  (N.  hypoglossus)  hindiu'chtritt.  Der  hinter  dem 
For.  jugulare  gelegene  Teil  der  Pars  lateralis  wird  als  Processus 
jugularis  bezeichnet.  Die  transversale  Kante,  welche  sich  an 
der  oberen  Fläche  des  letzteren  befindet,  entspricht  der  am  iso¬ 
lierten  Hinterhauptbeine  dornig  vorspringenden  Spina  jugularis. 
Am  medialen  Ende  der  Spina  liegt  die  vordere  Mündung  des 
Canalis  condyloideus  (posterior),  der  jedoch  inconstant  ist,  da 
durch  denselben  nur  ein  Emissarium  Santorini  als  Verbindung 
zwischen  der  V.  jugularis  interna  und  den  Venen  des  Nacken¬ 
geflechtes  seinen  Weg  nimmt.  Die  Hin'.erhauptschuppe,  insoweit 
sie  zur  hinteren  Schädelgrube  gehört,  zeigt  die  beiden  Fossae 
occipitales  inferiores  für  die  Kleinhimhemisphären.  Die  beiden 
Gruben  sind  durch  die  median  gelegene  Crista  occijntalis  interna 
getrennt,  an  welche  sich  die  kleine  Hirnsichel  der  Dura  mater, 
Falx  minor,  ansetrt.  Vereinzelte  Oefässfurchen  in  den  Fossae 
occipitales  inferiores  kommen  von  dem  Ramus  meningeus  der  A. 


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occipitalis,  der  sogen.  A.  meningea  post,  externa^)  her.  Die 
Mitte  zwischen  den  vier  Teilen  des  Hinterhauptbeines  und  die 
tiefste  Stelle  der  Schädelgrube  wird  durch  das  ovale  Foratmn 
occipiiale  tnagnum  eingenommen,  durch  welches  folgende'  Organe 
iundurchtreteh die  Medulla  oblongata;  b)  in  der  Richtimg 
von  unten  nach  oben  die  beiden  Aa.  vertebrales;  c)  in  der 
Richtung  von  oben  nach  unten  vier  Aeste  der  Vertebralarterien: 
die  beiden  Aa.  spinales  anteriores,  welche,  zu  einem  gemeisamen 
Stamme  vereinigt,  an  der  Vorderfläche  des  Rückenmarkes  nach 
abwärts  ziehen,  und  die  beiden  Aa.  spinales  posteriores,  welche, 
gewöhnlich  getreimt,  längs  der  hinteren  Fläche  des  Rückenmarkes 
verlaufen;  d)  in  der  Richtung  von  unten  nach  oben  die  beiden 
XI.  Himnerven  (Nn.  accessorii  Willisii),  die  gleich  darauf  die 
Schädelhöhle  durch  das  For.  jugulare  wieder  verlassen;  e)  diverse 
Verbindungen  zwischen  den  Venen  der  Schädel-  und  der  Rücken¬ 
markshöhle.  An  der  hinteren  oberen  Fläche  der  Schläfenbein¬ 
pyramide  fällt-  zunächst  die  ovale  Oeffnung  des  Porus  acusiicus 
internus  auf,  durch  welche  der  VII.  Himnerv  (N.  facialis)  und  der 
VIII.  (N.  acusticus),  ferner  die  A.  und  V.  auditiva  interna  (aus 
der  A.  und  V.  basilaris)  hindurchtreten.  Geht  man  vom  Porus 
in  horizontaler  Richtung  nach  hinten,  so  findet  man  unter  einem 
überhängenden  Knochenplättchen  die  sogen,  äussere  Mündung 
des  Aquaeductus  vestibuli  welcher  die  lymphatische  Flüssigkeit 
aus  dem  Vorhofe  des  inneren  Ohres  nach  den  Lymphräumen 
der  Dura  mater  ableitet,  ^wischen  Porus  und  Aquaeductus,  je¬ 
doch  etwas  höher,  nahe  der  oberen  Kante,  liegt  eine  Einziehung, 
Fossa  suharcuata  (Hiatus  subarc.),  welche  besonders  bei  jungen 
Individuen  stärker  entwickelt  ist  und  sich  hier  bis  tief  unter  den 
oberen  verticalen  Bogengang  in  die  Knochensubstanz  erstrecken 
kann.  Die  Pars  mastoidea  des  Schläfenbeines  zeigt  den  untersten 
Teil  des  Sulcus  transversus,  den  sog.  Sulcus  sigmoideus,  welcher 
den  gleichnamigen  Sinus  aufnimmt.  In  letzterer  Furche  oder 
dicht  neben  derselben  liegt  die  vordere  Mündung  des  Foramen 
mastoideunt,  durch  welches  ein  Emissarium  Santorini  zwischen 
dem  Sinus  sigmoideus  und  den  Venen  des  Nackengeflechtes  ver¬ 
läuft  und  ausserdem  sehr  häufig  die  oben  erwähnte  A.  meningea 
post,  externa  von  aussen  in  die  Schädelhöhle  hineintritt. 


Alle  Aa.  meningeae  werden  von  den  gleichnamigen  kleinen  Venen 

begleitet. 


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C.  Die  Augenhöhlen. 

Die  Augenhöhlen,  Orbitae,  bilden  zwei  grosse  Höhlen 
zu  beiden  Seiten  der  Nasenhöhle  und  dienen  zur  Aufnahme  für  den 
Augapfel  und  seine  Nebenorgane,  welche  in  eine  grosse  Menge 
von  Fett  eingebettet  sind.  Die  Augenhöhlen  haben  die  Gestalt 
von  vierkantigen  liegenden  Pyramiden,  welche  mit  der  Basis  nach 
vorn,  mit  der  .Spitze  nach  hinten  gekehrt  sind.  Die  beiden  Axen 
dieser  Pyramiden  liegen  etwas  schäg,  sodass  sie,  nach  hinten  ver¬ 
längert,  sich  in  der  Sella  turcica  schneiden  würden. 

Die  Basis  der  Augenhöhle  ist  durch  die  Augenhöhlen¬ 
öffnung,  Aditus  orbitae,  gebildet.  Der  obere  Rand  der 
letzteren  entspricht  dem  Margo  supraorbitalis  des  Stirnbeines, 
welcher  lateralwärts  in  den  Processus  zyyomaiicus  desselben 
Knochens  ausläuft.  Am  medialen  Teile  dieses  Randes  liegt  ein 
Einschnitt  oder  eine  Oeffnung,  Foramen  s.  Incisura  supraorbitalis, 
welche  zum  Durchtritt  für  den  N.  supraorbitalis  (vom  ersten 
Aste  des  Trigeminus)  und  die  gleichnamigen  Gefässe  (aus  der  A. 
und  V.  ophthalmica)  dient.  Mitunter  findet  sich  medial  von  der 
Inc.  supraorbitalis  noch  ein  zweiter,  flacherer  Einschnitt,  die 
Incisura  frontalis,  durch  welche  der  R.  frontalis  (ein  Zweig  des 
N.  frontalis)  und  die  A.  und  V.  frontalis  (aus  der  A.  und  V. 
ophthalmica)  hindurchgehen.  Der  mediale  Rand  der  Aper- 
tura  orbitae  wird  durch  die  Crista  lacrimalis  anterior  vom  Stim- 
fortsatze  des  Oberkieferbeines  gebildet.  Der  untere  Rand 
heisst  Margo  infraorbitalis  und  gehört  mit  seinem  medialen  Teile 
dem  Oberkieferbeine,  mit  seinem  lateralen  Teile  dem  Proc.  maxillaris 
des  Jochbeines  an.  Unterhalb  dieses  Randes  sieht  man  an  der  Ge- 
sichtsfläche  das  Foramen  infraorbitale,  aus  welchem  der  N.  infra¬ 
orbitalis  (vom  zweiten  Aste  des  Trigeminus)  und  die  A.  und  V. 
infraorbitalis  (aus  der  Maxillaris  interna)  heraustreten.  Der  1  a  - 
terale  Rand  der  Apertura  orbitae  wird  als  Margo  orbitalis  des 
Jochbeines  bezeichnet  und  gehört  zum  Teil  dem  Körper,  zum  Teil 
dem  Proc.  frontosphenoidalis  des  letzteren  Knochens  an. 

Von  den  vier  Wänden  der  Orbita  ist  die  obere 
Wand,  Paries  superior,  oder  Decke,  Lacunar  orbitae,  leicht 
ausgehöhlt  und  wird  von  der  Pars  orbitalis  des  Stirnbeines  und  dem 
kleinen  Keilbeinflügel  gebildet.  An  derselben  befindet  sich  unter 
dem  Proc.  zygomaticus  des  Stirnbeines  die  Fossa  glandidae  lacri¬ 
malis,  welche  für  die  Thränendrüse  bestimmt  ist.  Vom  und  medial. 


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in  der  Nähe  des  Marge  supraorbitalis,  ist  häufig  eine  zweite, 
erheblich  kleinere  Grube  gelegen,  Fovea  frochlearis,  in  welcher 
die  Zwischensehne  des  M.  obliquus  oculi  superior  liegt.  Neben 
der  Fovea  trochlearis  springt  mitunter  ein  kleiner  Dorn,  Spina 
trochlearis,  hervor,  der  zum  Ansätze  für  die  Rolle  (Trochlea) 
dient,  über  welche  die  vorher  erwähnte  Sehne  gleitet.  Die 
Grenze  zwischen  der  oberen  und  medialen  Orbitalwand  ist  vorn 
durch  die  Naht  zwischen  dem  Stirnbein  und  seinen  Nachbar¬ 
knochen  gebildet,  während  ganz  hinten  das  Foramen  opticum 
so  ziemlich  dieser  Grenze  entspricht.  In  der  Naht  zwischen  der 
Lamina  papyracea  und  dem  Stirnbeine  sind  zwei  Löcher,  das 
Foramen  ethmoidale  anterius  und  posterius,  gelegen.  Mitunter 
sind  diese  Oeffnungen  auch  in  dreifacher  Zahl  vorhanden.  Das 
For.  ethmoidale  ant.  dient  zum  Durchtritt  für  die  A.  und  V.  eth- 
moidalis  ant.  (aus  der  Ophthalmica)  und  den  N.  ethmoidalis  ant. 
(vom  ersten  Aste  des  Trigeminus).  Durch  das  For.  ethmoidale 
post,  treten  die  A.  und  V.  ethmoidalis  post,  (aus  der  Ophthalmica) 
und  die  Nn.  ethmoidales  posteriores  s.  sphenoethmoidales,  welche 
zum  Teil  vom  ersten  und  zum  Teil  vom  zweiten  Aste  des  Trige¬ 
minus  kommen,  i)  Endlich  befindet  sich  ganz  hinten,  an  der 
Grenze  zwischen  oberer  und  medialer  Wand,  zwischen  den  beiden 
Wurzeln  des  kleinen  Keilbeinflügels  das  Foramen  opticum,  durch 
welches  der  II._Hirnn.eDr  (N.  opticus)  und  die  A.  ophthalmica  in 
die  Augenhöhle  hineindringen. 

Die  m  e  d  i  a  1  e  Wand,  Paries  medialis,  der  Orbita  wird 
gebildet  durch  den  Stimfortsatz  des  Oberkieferbeines,  dann  durch 
das  Thränenbein,  die  Lamina  papyracea  des  Siebbeines  und  endlich 
durch  einen  kleinen  Teil  der  ^itenfläche  des  Keilbeinkörpers.  An 
dieser  Wand  sieht  man  vorn,  zwischen  der  Crista  lacrimalis  anterior 
des  Oberkieferbeines  und  der  Crista  lacrimalis  imterior  des 
Thränenbeines,  den  Sulcus  lacrimalis,  in  welchem  der  Thränen- 
sack,  Saccus  lacrimalis,  gelegen  ist,  und  welcher  sich  nach  unten 
in  den  Dudus  nasolacrimalis  fortsetzt.  Die  Grenze  zwischen 
medialer  und  unterer  Wand  entspricht  der  Naht  zwischen  dem 
Körper  des  Oberkiefer-  nebst  dem  Proc.  orbitalis  des  Gaumen- 


0  Beide  Löcher  und  die  hindurchtretenden  Gefasse  und  Nerven  gehen 
aus  der  Augenhöhle  zunächst  in  die  Schädelhöhle  und  erst 
dann  durch  die  Lamina  cribrosa  in  die  Nasenhöhle  hinein.  Manchmal  führt 
jedoch  das  Foramen  ethmoidale  posterius  direct  aus  der  Augenhöhle  in  die 
Nasenhöhle  hinein. 


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beines  einerseits  und  dem  Thränenbeine  nebst  der  Lamina 
papyracea  des  Siebbeines  andererseits. 

Die  untere  Wand,  Partes  inferior  oder  der  Boden, 
Pamnetttum  orhitae,  wird  vom  gebildet  durch  den  Proc.  maxilla- 
ris  des  Jochbeines  und  die  obere  Fläche  (Facies  orbitalis)  des 
Oberkieferbeines,  ganz  hinten  durch  den  kleinen  Proc.  orbitalis 
des  Gaumenbeines.  An  dieser  Wand  verläuft  hinten  in  sagittaler 
Richtung  der  Sulcus  infraorbitalis,  welcher  sich  nach  vom  zum 
Canalis  infraorbitalis  schliesst.  Beide  dienen  zur  Aufnahme  für  die 
schon  mehrfach  erwähnten  gleichnamigen  Gefässe  und  Nerven. 
Im  Canalis  infraorbitalis  liegen  noch,  von  aussen  unsichtbar,  feine 
Oeffnungen,  die  Foraniina  alveolaria  supp,  antpriora  und  media, 
für  die  vorderen  und  mittleren  Öberkiefwuei^en  imd  Ober- 
kiefergefässe,  welche  von  hier  aus  in  feinen  Knochencanälchen  zu 
den  Zahnwurzeln  hinziehen.  An  der  Grenze  zwischen  der 
unteren  und  lateralen  Wand  liegt  hinten  ein  länglicher  Schlitz,  die 
Fissura  orbitalis  inferior,  durch  welche  der  N.  infraorbitalis  und  die 
gleichnamigen  Gefässe,  ferner  die  V.  ophthalmica  inferior^)  hin¬ 
durchtreten  (mihmter  auch  der  N.  zygomaticus  s.  subcutaneus 
malae  und  die  gleichnamigen  Gefässe,  wenn  di^lben  nämlich 
schon  ausserhalb  der  Augenhöhle  vom  N.,  der  A.  und  V.  infra¬ 
orbitalis  entspringen). 

Die  laterale  Wand,  Parks  lateralis,  der  Orbita  ist  end¬ 
lich  gebildet  vom  durch  den  Körper  und  Proc.  frontosphenoidalis 
des  Jochbeines,  sowie  durch  die  Spina  zygomatica  des  Oberkiefer¬ 
beines,  hinten  durch  den  grossen  Keilbeinflügel.  In  die  Augen¬ 
höhlenfläche  des  Jochbeines  dringt  der  Canalis  zygomaticus  s. 
zygomaticoorbitalis  (für  den  N.  zygomaticus  und  die  gleich¬ 
namigen  Gefässe)  hinein,  welcher  sich  alsdann  weiter  nach  vom 
in  zwei  Canälchen,  den  an  der  Gesichtsfläche  des  Jochbeines 
mündenden  Canalis  zygomatkofaeialis  und  den  an  der  Schläfen¬ 
fläche  des  JudibeiiieS  äuStrelenden'  Can.  zygomaticotemporalis 
(für  die  gleichnamigen  Zweige  der  soeben  genannten  Geläss-'' 
und  Nervenäste)  spaltet.  Mitunter  sind  die  letzteren  jedoch  schon 
in  der  Augenhöhle  von  einander  getrennt.  Die  Grenze  zwischen 
der  lateralen  und  der  oberen  Wand  wird  vom  durch  die  Naht 
zwischen  dem  Stirnbein  einerseits  und  dem  Jochbein  nebst  dem 


')  Während  die  F.  ophthalmica  sup.  in  den  Sinus  cavernosus  ein- 
mündet,  ergiesst  sich  die  F.  ophthalmica  inf.  meistens  in  den  Hexus  pterygoi- 
deus,  ein  Venengeflecht,  welches  die  Kaumuskeln  umspinnt. 


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grossen  Keilbeinflügel  andererseits  gebildet.  Hinten  liegt  an  dieser 
Grenze  die  spaltförmige  Fissura  orbitalhi  suverion  durch  welche 
vier  Himnerven,  der  IIF.  (N.  oculomotorius),  der  IV.  (N.  troch- 
Icaris),  der  erste  Ast  des  V.  (N.  trigeminus),  der  VI.  (N.  abdu- 
cens),  und  die  V.  ophtalmica  superior  hindurchtreten.  Der  Rest 
der  beiden  Fissiurae  orbitales,  insoweit  sie  nicht  von  den  Nerven 
und  Gefässen  eingenommen  sind,  wird  durch  derbe  fibröse  Massen 
ausgefüllt. 


D.  Die  Nasenhöhle. 

Die  knöcherne  Nasenhöhle,  Cavum  nasi,  stellt  eine 
geräumige  Höhle  in  der  Mitte  des  Gesichtes  vor,  welche  dazu  be¬ 
stimmt  ist,  das  Geruchsorgan  aufzunehmen  und  den  Anfangsteil 
des  Respirationstractus  zu  bilden.  Durch  eine  median  gelegene 
Scheidewand,  Septum  narium,  ist  die  Nasenhöhle  in  zwei 
gleich  grosse  Hälften,  die  linke  und  rechte  Nasenhöhle, 
geteilt,  welche  zu  beiden  Seiten  des  Septums  gelegen  sind.  Jede 
Hälfte  lässt  sich  wiederum  in  die  Haupthöhle  und  die 
Nebenhöhlen  einteilen.  Zu  den  letzteren  gehören  jederseits 
die  Stirnhöhle,  Sinus  frontalis,  die  Siebbeinhöhle, 
Sinus  ethtnoidaiis,  die  Keilbeinhöhle,  Sinus  sphenoidalis, 
und  endlich  die  Kieferhöhle,  Sinus  maxillaris  s.  Antnun 
Highmori.  An  einer  jeden  von  den  beiden  Nasenhöhlen  kann  man 
ausser  der  gemeinsamen  vorderen  Nasenöffnung  noch 
je  eine  hintere  Nasenöffnung,  ferner  eine  mediale, 
eine  obere,  eine  laterale  und  eine  untere  Wand  von 
einander  unterscheiden. 

Die  obere  Wand  oder  Decke  der  Nasenhöhle  ist  ge¬ 
bildet  durch  das  Nasenbein,  die  Pars  nasalis  des  Stirnbeines,  die 
Lam.  cribrosa  des  Siebbeines,  endlich  durch  die  vordere  und  die 
untere  Fläche  des  Keilbeinkörpers.  An  der  hinteren  Fläche  des 
Proc.  nasalis  des  Stirnbeines  und  des  Nasenbeines  ist  jederseits 
der  abwärts  verlaufende  Sulcus  ethnmdcdis  für  den  vorderen 
Zweig  des  N.  ethmoidalis  ant.  (von  dem  ersten  Aste  des  N. 
trigeminus)  zu  bemerken.  Durch  die  Löcher  der  Lam.  cribrosa 
treten  die  einzelnen  Zweige  des  I.  Himnerven  (N.  olfactorius)  hin¬ 
durch.  Die  vordere  Fläche  des  Keilbeinkörpers  zeigt  den  Eingang 
zu  der  Keilbeinhöhle,  Foramen  sphenoidale;  die  untere  Fläche  des 
Keilbeinkörpers  ist  nur  wenig  sichtbar,  indem  dieselbe  zum  Teil 
von  der  Äla  vomeris,  zum  Teil  vom  Processus  vaginalis  des 
Gaumenflügelfortsatzes  verdeckt  ist. 


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74 


Die  mediale  Wand  (das  Septum)  der  knöchernen  Nasen¬ 
höhle  besteht  in  ihrem  oberen  Teile  aus  der  Lamina  perpen- 
dicularis  des  Siebbeines,  in  ihrem  unteren  Teile  aus  dem  Pflug¬ 
scharbeine.  Die  Lamina  perpendiculans  grenzt  mit  dem  vorde¬ 
ren  Rande  an  die  Nasenbeine  und  den  Proc.  nasalis  des  Stirn¬ 
beines,  mit  dem  oberen  an  die  Lam.  cribrosa  des  Siebbeines, 
mit  dem  hinteren  an  die  Crista  sphenoidalis  des  Keilbein¬ 
körpers.  Ihr  unterer  Rand  legt  sich  mit  seinem  hinteren 
Teile  an  den  vorderen  Rand  des  Vomer;  der  vordere  Teil  des 
unteren  Randes  bildet  dagegen  mit  dem  vorderen  Rande  des  Vomer 
einen  Winkel,  in  welchen  sich  der  viereckige  Nasenscheidewand¬ 
knorpel  einfügt.  Der  Vom^r  grenzt  mit  seinem  oberen  Rande 
an  das  Rostrum  sphenoidale;  mit  dem  unteren  Rande  liegt 
er  auf  der  Crista  nasalis,  welche  zugleich  von  dem  Proc.  palatinus 
der  Oberkiefer-  und  von  der  Pars  horizontalis  der  Gaumenbeine 
gebildet  wird.  Der  vordere  Rand  des  Vomer  grenzt  oben  an 
die  Lam.  perpendicularis  des  Siebbeines,  unten  an  den  Nasen¬ 
scheidewandknorpel.  Der  hintere  Rand  ist  frei.  An  den  beiden 
Seitenflächen  des  Vomer  verläuft  vr>n  hinfpn  Iind..nhpn  narh  vorn 
und  unten  der  Sulcus  tiasoDalaünus  Scarpgp  in  v^elchem  der  gleich¬ 
namige  Nerv  (vom  zweiten  Aste  des  Trigeminus)  und  die  gleich¬ 
namigen  Gefässe  (aus  der  A.  und  V.  maxillaris  int.)  liegen. 
Abwärts  mündet  diese  Furche  in  die  obere  Oeffnung  des  Can. 
incisivus. 

Die  untere  Wand  oder  der  Boden  der  Nasenhöhle  be¬ 
steht  vorn  aus  dem  Os  incisivum,  in  der  Mitte  aus  dem  Proc.  pa¬ 
latinus  des  Oberkieferbeines  und  ganz  hinten  aus  der  Pars  horizon¬ 
talis  des  Gaumenbeines.  Im  Zwischenkiefer  liegt  (unten  einfach, 
oben  doppelt)  der  Cavalis  inciftivm,  in  welchem  Anastomosen 
zwischen  dem  N.  nasopalatinus  Scarpae  und  dem  N.  palatinus  an¬ 
terior  nebst  den  gleichnamigen  Gefässen  verlaufen. 

Die  laterale  Wand  der  Nasenhöhle  ist  gebildet  aus  dem 
Stimfortsatz  und  der  medialen  Körperfläche  des  Oberkieferbeines, 
dem  Thränenbeine,  dann  aus  dem  Labyrinth  des  Siebbeines,  aus 
der  Pars  perpendicularis  des  Gaumenbeines,  aus  der  unteren 
Muschel  und  endlich  aus  der  Lam.  medialis  des  Proc.  pterygoideus. 
Als  platte  Vorsprünge  ragen  an  dieser  -Wand  die  drei 
Muscheln,  Conchae,  —  wie  Henle  es  nennt  —  pultdachförmig 
in  das  Lumen  der  Nasenhöhle  nach  unten  imd  medianwärts  hin¬ 
ein;  sie  werden  als  eine  obere,  Concha  superior,  eine  m  i  1 1 1  e  re, 
Concha  media,  und  eine  untere  Muschel,  Concha  inferior,  s.  Os 


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turbinatum,  unterschieden.  Von  diesen  drei  Muscheln  gehören  die 
beiden  oberen  dem  Siebbein  an,  während  die  untere  ein  besonderes 
Knochenstück  darstellt,  welches  mit  drei  Fortsätzen  versehen  ist, 
die  zum  Schlüsse  des  Kieferloches  beitragen.  Zwei  von  diesen 
Fortsätzen,  der  Processus  lacrimalis  und  der  Processus  ethmoidalis, 
ragen  nach  oben,  der  dritte,  Processus  marillaris,  erstreckt  sich 
nach  unten  und  füllt  die  untere  Ecke  des  Kieferloches  aus.  In 
die  letztere  Oeffnung  ragt  ausserdem  noch  von  oben  her  der 
Proc.  uncinatus  des  Siebbeins  hinein.  An  jeder  Muschel  unter¬ 
scheidet  man  ein  vorderes  mehr  .shinipfps,  und  £in-hintpms  inehr 
spitzes  Ende,  ferner  einen  angehefteten,  mehr  graden  oberen  und 
einen  freien,  convexen  imteren  Rand,  von  denen  der  letztere  nach 
lateralwärts  umgebogen  ist.  Ausserdem  zeigt  jede  Muschel  eine 
rauhe,  mediale  Fläche,  welche  convex,  und  eine  mehr  glatte,  laterale 
Fläche,  welche  concav  erscheint.  Die  oberste  Muschel 
ist  am  kleinsten  und  stellt  nur  ein  dünnes  Knochenplättchen  dar. 
Etwas  grösser  ist  die  mittlere,  welche  sich  mit  dem  vorderen 
Ende  an  die  Crista  ethmoidalis  (turbinalis  sup.)  des  Oberkiefer¬ 
beines,  mit  dem  hinteren  Ende  an  die  gleichnamige  Crista  des 
Gaumenbeines  ansetzt.  Die  untere  und  zugleich  grösste  Muschel 
ist  in  derselben  Weise  mit  dem  vordefen  und  hinteren  Ende  an 
die  Crista  conchalis  (turbinalis  inf.)  des  Oberkieferbeines  und 
Gaumenbeines  angeheftet,  während  der  mittlere  Teil  des  an¬ 
gehefteten  Randes  in  sagittaler  Richtung  über  die  Kieferöffnung 
hinwegläuft.  Unter  jeder  dieser  drei  Muscheln  liegt  je  ein 
Nasengang,  Meatus  narimn,  von  denen  man  einen  oberen, 
einen  mittleren  und  einen  unteren  unterscheidet.  Die  Länge 
dieser  Nasengänge  nimmt  ebenfalls  in  der  Richtung  von  oben 
nach  unten  zu.  Der  obere  Nasengang,  Meatus  uarium 
Superior,  liegt  zwischen  der  oberen  und  mittleren  Muschel  und  stellt 
eigentlich  nur  einen  kurzen  Einschnitt  vor,  welcher  in  den  vor¬ 
dersten  Teil  der  Nasenhöhle  nicht  mehr  hineinreicht.  Daher  münden 
in  den  oberen  Naaengang  jederseits  nicht  mehr  der  Sinus  frontalis, 
was  nahe  läge,  sondern  nur  die  mittler_en.und  hjnteren 
S  iebbeinzellen  und  dicht  über  seinem  hinteren  Ende,  im 
Becessus  sphenoethmoidalis,  die  Keil  beinhöhle.  Ausserdem 
befindet  sich  am  hinteren  Ende  des  oberen  Nasenganges  das  Foramen_ 
,  sphenopalatinum,  durch  Reiches  die  Nn.  septi  Tiarronr  und  die  Nn. 
nasales  .supenores  posteriores  (beide  vom  zweiten  Aste  des  Trige¬ 
minus),  sowie  die  gleichnamigen  Gefässe  (aus  der  A.  und  V. 
maxillaris  int.)  in  die  Nasenhöhle  hineintreten.  Dieses  Loch  ist 


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vorn  von  dem  Proc.  orbitalis  des  Gaumenbeines,  hinten  von  dem 
Proc.  sphenoidalis  des  letzteren  und  oben  von  dem  Körper  des 
Keilbeines  begrenzt.  Der  mittlere  Nasengang,  Meattts 
narium  medius,  liegt  zwischen  der  mittleren  und  unteren  Muschel. 
In  denselben  münden  vom  und  oben,  unter  dem  vorderen  Ende  der 
mittleren  Muschel  verborgen,  die  Stirnhöhle,  sodann  ober¬ 
halb  eines  blasigen  Knochenvorsprunges,  SuUa  ethmoidalis,  die“ 
V  orderen  Siebbeinzellen  ,'“en^Iich  in  ^r  Mitte  h^n 
dein ' Tröc.' ünctnärü^dis  Siebbclnes  das  Kieferloch,  durch 
welches  man  in  die  Highmorshöhle  kommt.  Der  untere 
Nasengang,  Meatus  narium  inferior,  liegt  zwischen  der  un¬ 
teren  Muschel  und  dem  Boden  der  Nasenhöhle.  In  denselben 
mündet,  unter  dem  vorderen  Ende  der  unteren  Muschel  verborgen, 
der  Ductus  nasolacrimalis,  welcher  die  Augenhöhle  mit  der  Nasen¬ 
höhle  in  Verbindimg  setzt  und  zum  Abflüsse  des  überschüssig 
abgesonderten  Thränensecretes  dient.  Am  Boden  der  Nasenhöhle 
findet  sich  vom,  zu  beiden  Seiten  der  Crista  nasalis,  die  obere 
Mündung  des  Canalis  incisivus,  durch  welchen  kleine  Anastomosen 
zwischen  dem  N.  nasopalatinus  Scarpae  tmd  dem  N.  palatinus  ant. 
(beide  vom  zweiten  Aste  des  Trigeminus),  sowie  zwischen  den 
gleichnamigen  Gelassen  (aus  der  A.  und  V.  maxillaris  int.)  ver¬ 
laufen. 

Der  vordere  Eingang  zur  Nasenhöhle  wird  als 
Apertura  piriformis  bezeichnet.  Die  Oeffnung  wird  oben  vom 
unteren  Rande  der  beiden  Nasenbeine,  seitlich  vom  Körper 
des  Oberkieferbeines  und  unten  vom  Zwischenkiefer  (s.  S.  55) 
begrenzt.  Am  unteren  Teile  der  Aperhu-a  piriformis  springt 
in  der  Medianlinie  die  Spina  nasalis  anterior  hervor,  auf  welcher 
der  viereckige  Nasenscheidewandknorpel  gelegen  ist. 

Die  hinterenNasenöffnungen,  Choanae,  sind  von 
abgerundet  rechteckiger  Form  und  werden  begrenzt:  medial 
durch  den  hinteren  Rand  des  Vomer,  oben  durch  die  Ala  vomeris 
und  den  Proc.  vaginalis  des  Gaumenflügelfortsatzes,  lateral 
durch  die  Lamina  medialis  des  letzteren,  unten  durch  die  Pars 
horizontalis  des  Gaumenbeines.  In  der  Medianlinie  springt  an  der 
letzteren  nach  hinten  die  Spina  nasalis  posterior  hervor.  Unmittel¬ 
bar  hinter  dem  lateralen  Rande  der  Choanen  befindet  sich  im 
Schlunde  die  pharyngeale  Mündung  der  Tuba  Eustachii,  deren 
Höhenlage  genau  dem  hinteren  Ende  der  unteren  Muschel  ent¬ 
spricht. 


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IV.  Unterkiefer,  Zungenbein  und  Bänder 
des  Unterkiefers. 


A.  Der  Unterkiefer.  - 

Der  Unterkiefer,  Mandibula^  s.  Maxilla  inferior,  stellt 
einen  hufeisenförmig  gebogenen,  an  den  Enden  winklig  geknickten 
platten  Knochen  vor,  welcher  den  unteren  Teil  des  Gesichtes  ein- 
ninunt  und  demselben  eine  feste  Stütze  gibt.  Man  teilt  den  Unter¬ 
kiefer  ein  in:  1)  ein  unpaares  Mittelstück,  den  Körper,  Corpus, 
auch  als  Ramus  horizontalis  bezeichnet,  und  2)  die  beiden  von  * 
den  Enden  des  Körpers  in  die  Höhe  strebenden  A  e  s  t  e  ,  Rami, 
die  man  auch  Rami  perpendiculares  benannt  hat.  Einfacher  ist  es 
jedoch,  kurzweg  von  dem  Körper  und  den  beiden  Aesten 
des  Unterkiefers  zu  sprechen. 

1.  Der  Körper  ist  hufeisenförmig  gebogen  und  mit  der 
Convexität  nach  vom  gekehrt.  Man  unterscheidet  an  demselben 
einen  unteren  Rand,  welcher  meist  etwas  verdickt  ist  und 
auch  als  Bans  mandibulae^)  bezeichnet  wird,  ferner  einen  oberen 
Rand,  Pärs  alvedarui  s7  Proc.  alveolaris  welcher  in  den  Zahn- 
lücken,  ÄlveoU,  die  Zähne  des  Unterkiefers  beherbergt.  Die  Alve¬ 
olen  sind,  wie  bei  dem  Oberkiefer,  durch  die  Sepia  alvodaria  ge¬ 
trennt  und  zeigen  eine  verschiedene  Form,  welche  durch  die  in 
denselben  gelegenen  Zahnwurzeln  bedingt  wird.  Der  mittlere,  den 
Schneidezähnen  entsprechende  Teil  des  Proc.  alveolaris  des  Unter¬ 
kiefers  verläuft  mehr  transversal,  derjenige  des  Oberkiefers  mehr 
bogenförmig,  sodass  infolge  dessen  beim  Kieferschluss  die  Schneide¬ 
zähne  des  Unterkiefers  hinter  diejenigen  des  Oberkiefers  zu  liegen 
kommen.  An  der  Aussenseite  des  Proc.  alveolaris  finden  sich  end¬ 
lich,  ebenso  wie  beim  Oberkiefer,  die  Juga  alvedaria,  Erhaben¬ 
heiten,  welche  den  Zahnwurzeln  entsprechen  und  die  Stellen  mar¬ 
kieren,  an  denen  die  letzteren  gelegen  sind. 

Von  den  beiden  Flächen  des  Körpers  zeigt  die  äussere 
in  der  Mitte  eine  dreiseitige  Hervorragung,  die  Piotiibemutia  ' 

mentalis,  welche  auch  als  Spina  mentalis  externa  bezeichnet  wurde,  A''  ^ 


^  ^4  fi 

Der  untere  Rand  des  Unterkiefers  ist  jederzeit  entsprechend  dem  Eck¬ 
zahne  durch  einen  Vorsprung,  das  von  Henle  so  benannte  Tuberculum  men- 
Uüe,  ausgezeichnet. 


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t 


obschon  dieselbe  eigentlich  nicht  einen  Dorn,  sondern  einen 
stumpfen  Vorsprung  darstellt.  Zu  beiden  Seiten  und  etwas  ober¬ 
halb  des  letzteren  liegt  je  eine  seichte  Grube,  die  Fossa  mentalis, 
in  welcher  der  M.  mentalis  s.  levator  menü  seinen  Ursprung 
nimmt.  Lateral  davon  findet  sich  jederseits  eine  runde  Oeffnung, 
das  Foramen  mentale,  durch  welches  das  vordere  Ende  des 
N.  alyeoTa'ris  inf.  (vom  dritten  Aste  des  N.  trigeminus)  und  der 
gleichnamigen  Blutgefässe  (aus  der  A.  und  V.  maxillaris  int.)  her¬ 
austritt,  um  von  hier  an  als  N-.  A^^und  V.  mentalis  bezeichnet 
zu  werden.  Noch  weiter  latefal  und  hinten  sieht  man  in  schräger 
Richtung  eine  längliche  Erhabenheit,  die  Linea  ohliqua.  vom 
unteren  Rande  des  Körpers  bis  nach  dem  vorderen  Rande  des 
Unterkieferastes  verlaufen.  Die  innere  Fläche  des  Körpers 
zeigt  in  der  Mfdiaill'"'“  *>■"**"  Dom,  die  Spina  mentalis  interna, 
besser  kurzweg  Spinn  mentalis  genannt,  von  welcher  die  Mm. 
geniohyoideus  und  genioglossus  ihren  Ursprung  nehmen.  Zu 
beiden  Seiten  derselben  findet  man  mitunter,  aber  nicht  immer 
zwei  seichte  Gruben,  die  Foveae  sublinguales,  welche  (wenn  sie 
vorhanden  sind)  dazu  dienen,  das  vordere  Ende  der  Glandulae 
sublinguales  aufzunehmen.  Etwas  weiter  abwärts,  nahe  dem 
unteren  Rande,  liegen,  ebenfalls  zu  beiden  Seiten  der  Spina,  die 
mehr  rauhen  Fossae  digastrkae,  welche  die  Ansatzstellen  des 
M.  digastricus  s.  biventer  mandibulae  bilden.  Mehr  hinten  sieht 
man  endlich  jederseits  eine  Leiste  schräg  von  unten  und  vorn 
nach  hinten  und  oben  verlaufen,  die  Linea  mglohjoidea,  von 
welcher  der  M.  mylohyoideus  entspringt.  Dicht  unterhalb  der 
Linea  mylohyoidea  läuft  eine  Furche,  der  Sulcus  mylohyoideus, 
welcher  zur  Aufnahme  für  die  gleichnamigen  Gefässe  und  Nerven 
(von  dem  N.,  der  A.  und  V.  alveolaris  inf.)  bestimmt  ist. 

2.  Die  beiden  A  e  s  t  e  des  Unterkiefers  setzen  sich  beim  Er¬ 
wachsenen  an  das  hintere  Ende  des  Körpers  unter  einem  fast 
rechten  Winkel  an;  beim  Kinde  und  beim  greisen  Individuum 
ist  dieser  Winkel  stumpf  oder  mitunter  nahezu  flach.  Die  nach 
unten  und  meist  etwas  lateralwärts  vorspringende  Ecke  des  An¬ 
satzwinkels  stellt  den  Kieferwinkel,  Angulus  mandibulae, 
dar.  An  der  lateralen  Fläche  des  letzteren  befindet  sich  eine  Rauhig¬ 
keit  zum  Ansätze  für  den  M.  masseter,  an  der  medialen  Fläche  eine 
ebensolche  für  den  M.  pterygoideus  internus.  Im  übrigen  unter¬ 
scheidet  man  an  den  Aesten  vier  Ränder,  von  denen  der  un¬ 
tere  ohne  scharfe  Grenze  mit  dem  Körper  zusammenhängt.  Der 
vordereRandist  mehr  scharf,  bildet  jedoch  häufig  imten  eine 


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Rinne,  welche  durch  eine  schwache  Längsleiste,  die  Crisia  bucci- 
natoria  (für  den  Ursprung  des  M.  buccinator),  in  zwei  Hälften 
geteilt  wird.  Diese  Leiste  pflegt  sich  alsdann  noch  eine  kurze 
Strecke  weit  längs  der  Aussenfläche  des  Proc.  alveolaris  nach 
vorn  fortzusetzen.  Der  hintere  Rand  ist  mehr  stumpf;  der 
obereRandist  scharf,  concav  und  wird  als  Indsura  mandibulae 
s.  semilunaris  bezeichnet.  Ueber  denselben  hinweg  treten  der 
N.  massetericus  (vom  drit  en  Aste  des  Trigeminus)  imd  die  gleich¬ 
namigen  Gefässe  (aus  der  A.  und  V.  maxillaris  int.)  zum  M. 
masseter  hin.  Durch  die  eben  genannte  Incisur  werden  am  oberen 
Rande  des  Astes  zwei  Fortsätze  von  einander  getrennt,  von 
denen  der  vordere,  hakenförmige,  als  Processus  coronoideus  be¬ 
zeichnet  wird.i)  Der  hintere  Fortsatz,  der  Gelenkfortsatz, 
Processus  condyloideus,  zeigt  oben  eine  knopfförmige  Anschwellung, 
Capitulum  s.  Condylus  mandibulae,  welche  mit  einer  über- 
knorpelten,  ellipsoidischen  Gelenkfläche  versehen  ist,  deren  längste 
Axe  nahezu  quersteht.  Der  eingeschnürte  Teil  unterhalb  des 
Capit.  mandibulae  wird  als  Unterkieferhals,  Collum  man¬ 
dibulae  bezeichnet.  Die  vordere  Seite  des  Proc.  condyloideus  zeigt 
eine  kleine  Grube,  die  Fovea  pterygoidea^),  an  welche  sich  der  M. 
pterygoideus  externus  ansetzt.  An  der  lateralen  Fläche 
eines  jeden  Unterkieferastes  ist  nichts  Besonderes  zu  erwähnen; 
die  mediale  Fläche  hat  in  der  Mitte  eine  grosse  Oeffnung, 
das  Foramen  mandibulare  s.  alveolare  inferius,  welches  den  Ein¬ 
gang  zu  dem  gleichnamigen  C^nal  bildet,  und  in  weiches  der  N. 
alveolaris  inf.  (vom  dritten  Aste  des  Trigeminus)  und  die  gleich¬ 
namigen  Gefässe  (aus  der  Maxillaris  interna)  hineintreten,  um 
weiterhin  die  Zahngefässe  und  Zahnnerven  abzugeben.  Am  vor¬ 
deren  Ende  des  Canalis  mandibulae,  welcher  den  ganzen  Unter¬ 
kiefer  der  Länge  nach  durchzieht,  ist  das  vorhin  an  der  äusseren 
Fläche  erwähnte  Foramen  mentale.  Dicht  vor  dem  Rande  des 
For.  mandibulare  ragt  endlich  ein  kleiner  Fortsatz  nach  oben,  die 
Lingula  mandibulae,  an  welche  sich  das  mediale  Seitenband  des 
Kiefergelenkes  ansetzt.  Die  Furche,  welche  von  dem  For.  mandi¬ 
bulare  nach  abwärts  zieht,  ist  der  Anfangsteil  des  schon  erwähnten 
Sulcus  mylohyoideus. 


')  EKese  Bezeichnung  kommt  nicht  von  dem  lateinischen  Worte  Corona, 
sondern  von  dem  griechischen  Kogiiyy;  (die  Krähe  oder  Krohne)  her. 

*)  Diese  Orube  wurde  früher  in  vielen  Handbüchern  wenig  correct  als 
Fossa  condyloidea  bezeichnet. 


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80 


B.  Das  Zungenbein. 

Das  Zungenbein,  Os  hyoideum,  stellt  ein  hufeisenförmig 
gebogenes  Knochenstück  vor,  welches  oben  der  Zungenwurzel 
zum  Ursprünge  dient,  während  unten  der  Kehlkopf  an  ihm  auf¬ 
gehängt  ist.  Die  Convexität  des  Hufeisens  ist  nach  vom  gerichtet, 
die  beiden  Enden  desselben  nach  hinten.  Der  mittlere  Teil  des 
Zungenbeines  bildet  eine  vierseitige  Platte,  den  Körper,  Corpus 
s.  Basis,  an  dessen  vorderer  Fläche,  durch  eine  transver¬ 
sale  und  eine  median  verlaufende  Leiste  getrennt,  vier  kleine 
Felder  sichtbar  sind,  von  welchen  nach  abwärts  und  nach  auf¬ 
wärts  die  an  dem  Zungenbeine  befestigten  Muskeln  ausgehen.  Die 
h i ntere  Fläche  des  Körpers  ist  stets  ziemlich  stark  ausge- 
höhlt  und  zur  Aufnahme  für  einen  Schleimbeutel,  die 
Bursa  huoidea  s.  subhvoidea.  bestimmt.  Die  beiden  hinteren  Enden 
des  Zungenbeines,  welche  mit  dem  Körper  bald  durch  Gelenke, 
bald  durch  Bandmassen,  bald  knöchern  verbunden  sind,  hat  man 
als  grosse  Hörner,  Cornua  majora,  bezeichnet.  Genau  an 
der  Grenze  zwischen  dem  Körper  imd  den  grossen  Höraera 
springen  nach  oben  die  kleinen  Hörner,  Cornua  minora, 
hervor,  welche  meistens  aus  Knorpel  bestehen  und  ebenfalls  ent¬ 
weder  durch  wirkliche  Gelenke  oder  durch  Bandmassen  oder  auch 
knöchern  mit  dem  Körper  und  den  grossen  Höraera  verbunden 
sind.  Von  den  Cornua  minora  erstreckt  sich  zur  Spitze  des  Proc. 
styloideus  jederseits  ein  dünnes  Plastisches  Band,  das  Ligamentum 
stylohyoidennu  welches  jedoch  in  grösserer  oder  geringerer  Aus¬ 
dehnung  veAndchert  sein  kann;  ja  es  kann  Vorkommen,  dass  der 
Proc.  styloideus  und  das  kleine  Horn  des  Zungenbeines  auf 
diese  Weise  direct  in  einander  übergehen.  Die  Lage  des  Zungen¬ 
beines  pflegt  dem  oberen  Rande  des  IV.  Halswirbels  zu  ent¬ 
sprechen. 


C.  Die  Bänder  des  Unterkiefers. 

' - Kiefergelenk,  Articulatio  mandibularis  stellt  die 

Gelenkverbindimg  zwischen  der  Fossa  mandihularis  des  Schläfen¬ 
beines  und  dem  Proc.  condyloideus  des  Unterkiefers  dar.  Dasselbe 
kann  als  ein  modificiertes  Scharniergelenk  aufge¬ 
fasst  werden,  wenngleich  seine  Gelenkflächen  nur  annähernd  cylin- 
drisch  und  nebenbei  vollständig  incongruent  sind.  Diese  Incon- 
gruenz  wird  ausgeglichen  durch  eine  rundliche  derbfaserige 


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Gelenkscheibe,  ^iscus  s.  Meniscus  nrticularis  welche  an 
ihrer  Peripherie  mit  derli^apsel  des  üeIenkw~fSt  verwachen  ist.^) 
Die  Gelenkhöhle  wird  also  durch  den  Discus  in  zwei  völlig  von 
einander  getrennte  Abteilungen,  eine  obere  und  eine  untere  (ieienk- 
höhle,  geschieden.  Seiner  Füncfibh~nach  ist  der  Discus  des  Kiefer- 
gelenkes  als  eine  Art  von  portativerGelenk  Pfanne  auf- 
zufassen.  Bei  der  Oeffnung  der  Kiefer,  d.  h.  bei  der  Entfernung 
der  beiden  Kiefer  von  einander,  tritt  nämlich  der  Gelenkkopf  des 
Unterkiefers  nach  vom  auf  das  Tuberculum  articulare  des  Schläfen¬ 
beines  hinüber  und  müsste  sich  an  dem  letzteren  reiben,  wenn 
sich  nicht  der  Discus  zu  gleicher  Zeit  nach  vom  bewegen  und 
zwischen  Tuberc.  articulare  und  Gelenkkopf  einschieben  würde. 
Der  Unterkiefer  ninimL.sich  also  bei  der  Kieferöffnung  den  Discus 
wie  eine  Art  Gelenkpfanne  auf  das  Tuberc.  articulare  mit.  Wenn 
jedoch  der  Proc.  condyloideus  des  Unterkiefers  zu  weit  über  das 
Tuberc.  articulare  nach  vorn  hinübertritt,  kann  es  zur  Zerreissung 
der  Gelenkkapsel  und  zu  einer  Verrenkung  (Luxation)  des  Unter¬ 
kiefers  nach  vom  kommen. 

Unter  den  Bewegungen,  welche  im  Kiefergelenk  ausge¬ 
führt  werden  können,  ist  die  hauptsächlichste  die  Scharnier¬ 
bewegung.  welche  beim  Heben  und  Senken  des  Unterkiefers 
stattfindet  (Kieferöffnung  und  Kieferschluss).  Diese  Bewegung  ist 
jedoch  dadurch  compliciert,  dass  3ibei  der  Gelenkkopf  des  Unter¬ 
kiefers  nicht  in  seinen  Pfanne  bleibt,  sondern,  wie  erwähnt,  nach  vom 
auf  das  Tuberc.  articulare  rückt  —  eine  Einrichtung, 
welche  den  Zweck  hat,  die  Oeffnung  der  Kiefer  ausgiebiger 
zu  machen,  ln  eigentümlicher  Weise  kommt  die  sogen,  seitliche 
Verschiebun  gdes  Unterkiefers  (die  Mahlbewegung)  zustande. 
Wird  beispielsweise  der  Unterkiefer  nach  rechts  verschoben,  so 
rückt  der  linke  Proc.  condyloideus  aus  der  Gelenkpfanne  nach 
vom  auf  das  Tuberc.  articulare,  während  der  rechte  in  seiner 
Pfanne  verbleibt  und  lediglich  eine  Drehung  um  die  verticale  Axe 
macht  —  und  umgekehrt.  Die  Bewegungen  des  Proc.  condy¬ 
loideus  kann  man  sehr  leicht  vor  dem  Gehörgange  durch  die 
Haut  hindurchfühlen.  Aus  allen  diesen  Gründen  kann  das 


Ausser  dem  Kiefergelenke  finden  sich  derartige  Bandscheiben  noch 
am  Kniegelenk,  am  Sternoclaviculargelenk,  am  dem  O e- 
lenke  zwischen  Ulna  und  Hand,  endlich  mitunter  an  dem 
Acromioclaviculargelenke  vor.  So  beschaffene  Gelenke  hat  man 
auch  als  Doppelgelenke  bezeichnet. 

Broeaike,  Anatomie.  9.  Anfl.  6 


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Kiefergelenk  nicht  als  ein  reines,  sondern  nur  als  ein  m  o  d  i  f  i  - 
ciertes  Scharniergelenk  bezeichnet  werden.^) 

Von  Verstärkungsbändern  besitzt  das  Kiefergelenk 
(wie  jedes  Schamiergelenk)  zwei  seitliche  Bandstreifen, 
welche  man  als  mediales  und  laterales  Spifpnband  v^n  einander 
unterscheidet.  Von  denselben  entspringt  das  laterale  Seiten¬ 
ban  A.^lÄa^emporomandi}»^u^^Äg.  laterale  extemiun  s.  acces- 
sorium  TäKrale^OTnBnOTe^Tnae  des  Jochbogens  und  geht  zur 
lateralen  Seite  des  Unterkieferhalses,  ist  jedoch  in  die  eigentliche 
Gelenkkapsel  fest  eingewebt.  Dagegen  besteht  das  mediale 
Seitenband  (Lig.  laterale  intemum  s.  accessoriiun  mediale)  aus 
zwei  Portionen:  die  eine,  die  sogen,  kurze  Portion,  läuft 
an  der  medialen  Seite  des  Kiefergelenkes  vom  Schläfenbein  bis  ziun 
Unterkieferhalse  dicht  auf  der  Kapsel,  ist  jedoch  von  letzterer 
durch  lockeres  Bindegewebe  getrennt;  die  andere,  die  sogen, 
lange  Portion.  Lia.  svhemmandibulare.  ist  noch  weiter  von  der 
eigentlichen  Gelenkkapsel  entfernt,  entspringt  von  der  Spina 
angularis  des  Keilbeines  und  geht  zur  Lingula  mandibulae  hin. 
Zwischen Jteiden  Portionen  ist  die.  A.  und  V.  maYiHaris  intema 
un^  der  N.  auriculotemporalis  gelegen. 

Von  anderen  Bändern  ist  am  Unterkiefer  noch  das  Lig.  stylo¬ 
mandibulare  (stylomaxillare  s.  stylomyloideum)  zu  nennen,  welches 
an  der  medialen  Fläche  des  M.  pterygoideus  int.  liegt  und  den 
Proc.  styloideus  mit  dem  Kieferwinkel  verbindet.  Das  Band  ver¬ 
hindert  eine  zu  weite  Vorwärtsbewegung  des  Unterkiefers. 

Endlich  entspringt  noch  ein  ziemlich  derber  Bandstreifen, 
das  Juig.  ptertfgomnndihiiJare  s.  intermaxillare,  vom  Hamulus  ptery¬ 
goideus  und  setzt  sich  am^/oc*.“alveolaris  des  Unterkiefers  dicht 
hinter  dem  letzten  Backenzahne  an.  Das  Band  kann  deutlich 
gefühlt  werden,  wenn  man  bei  weitgeöffnetem  Mimde  mit  dem 
Finger  die  Innenfläche  der  Wangen  dicht  hinter  dem  letzten 
Backenzahn  abtastet;  es  ist  in  diesem  Falle  stark  gespannt  und 
hat  also  offenbar  die  Function,  eine  zu  ausgiebige  Entfernung 
der  beiden  Kiefer  von  einander  zu  verhindern.  Nach  vom  ent- 
springt  von  diesem  Bande  der  M.  buccinator,  nach  hinten  der 
IVT  buccopharyi^euSj  welcher  einen  TeiT~  des  obersten  ^cElund- 
kopfscHiiürers,  M.  constrictor  pharyngis  superior,  bildet. 

*)  Bei  vielen  Raubtieren  ist  der  Gelenkkopf  des  Unterkiefers  von  einem 
Knochenwall  umgeben,  so  dass  er  überhaupt  nicht  aus  der  Gelenkpfanne 
heraustreten  kann,  und  das  Kiefergelenk  würde  also  bei  der  letzteren  Klasse 
von  Tieren  ein  wirkliches  Scharniergelenk  darstellen. 


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V.  Die  Muskeln  und  Fascien  des  Kopfes. 

Man  teilt  die  Kopfmuskeln  in  folgende  Gruppen  ein: 

A.  die  Schädelmuskeln  (oder  Kopfmuskeln  im  enge- 
len  Sinne);  B.  die  Augenmuskeln;  C.  die  Gesichts¬ 
muskeln;  D.  die  Kaumuskeln  und  E.  die  Fascien 
des  Kopfes. 

A.  Die  Schädel-  oder  Kopfmuskeln  im  engeren  Sinne. 

Diese  Muskeln  bilden  eigentlich  einen  einzigen,  die  ganze 
Oberfläche  des'  Schädeldaches  bedeckenden  Muskel,  den  M.  ,4-*^ 
•epicraHm  von  HENLE,  welcher  sich  in  verschiedene  Portionen  zer-< 
legen  lässt.  Alle  diese  Portionen  strahlen  in  eine  sehnig  glänzende  ^ 

Haut  aus,  die  GaUa  (der  sehnige  Helm),  welche 

dicht  unter  dem  sübcutane n  Fettgewebe  gelegen 
ist  und  die  äussere  Fläche  des  Schädeldacnes  oedMM.  Die  Oalea — 
ist  mit  dem  Periost  des  Schädels  {Pericranium)  nicht  verwachsen, 
sondern  im  Gegenteil  von  demselben  durch  lockeres_Bindegewe^ 
getrennt  und  also  gegen  den  Schädel  verschieblich.  Dagegen  isb''**'^/ 
dieselbe  mit  der  Cutis  der  Kopfhaut  tder  sogen.  Kopfschwarte) 
durch  eine  Anzahl  von  festen  fibrösen  Strängen  unbeweglich  ver- 
bunden,  so  da^~äIso'  diifcK  jeden  Muskelzug  an  der  Galea  die 
kopfschwarte  mit  bewegt  werden  muss.  Die  einzelnen  Portionen 
des  M.  epicranius  sind  nun  folgende: 

1.  Der  M.  frontaUs  entspringt  a)  mit  der  Nasalportion 

procerus  s.  pyramidalis  nasi)  von  dem ’NüenEemF;  B)  mit 
cler~A  u  TTn  winkeloortion  vom  Proc.  frontalis  des  Ober- 
kiefers,  also  am  medialen  Augenwinkel;  endlich  c)  mit  dem  grössten 
Teile  seiner  Fasern,  der  sogen.  Augenbrauenportion, 
von  einem  annähernd  transversalen  Sehn  e  n  b  o  g  e  n  ,  welcher 
zwischen  dem  Frontalis  und  dem  Orbiculäns  oculi  gelegen  und 
nicht  allein  mit  diesen  beiden  Muskeln,  sondern  auch  mit  der  Haut 
der  Augenbrauen  verwachsen  ist.*)  Die  Fasern  des  Frontalis 
ziehen  vertical  nach  oben  und  strahlen  in  die  Galea  aponeurotica 
aus.  Er  hebt  die  Augenbrauen,  was  er  nicht  tun  könnte,  wenn  er 
an  den  Arcus  superciliares  befestigt  wäre:  zu  gleicher  Zeit  runzelt 
er  die  Stirn  in  Querfalten.  Wenn  der  eben  erwähnte  Sehnen¬ 
bogen  gänzlich  fixiert  ist,  was  durch  die  gleichzeitige  Contraction 

>)  Dagegen  entspringt  der  Frontalis  nicht  von  den  Arcus  super¬ 
ciliares,  wie  dies  in  einzelnen  Handbüchern  fälschlich  angegeben  ist. 

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des  Orbicularis  oculi  bewirkt  wird,  so  zieht  der  Frontalis  die 
Galea  nebst  der  Kopfschwarte  nach  vom. 

Unter  .dem  Frontalis  liegt  der  M.  corrufintor  supercilii ') 
(Runzler  der  Augenbraue).  Derselbe  entspringt  medial  an  der 
Glabella  und  strahlt  mit  seinen  Fasern,  dem  Arcus  superciliaris 
folgend  und  die  Frontalisfasern  durchsetzend,  nach  lateralwärts 
in  die  Haut  der  Augenbraue  aus.  Der  Muskel  zieht  die  Augen¬ 
brauen  medianwärts  und  legt  dadurch  die  Stirn  in  eine  oder 
mehrere  perpendiculäre  Falten.  Er  gibt  also  dem  Gesicht  den 
finsteren  oder  nachdenklichen  Ausdmck,  während  der  M.  fron¬ 
talis  den  erstaunten  Gesichtsausdmck  bewirkt. 

2.  Der  M.  occipUalis  entspringt  von  dem  lateralen  Teile  der 
Linea  nuchae  superior  und  strahlt  nach  oben  in  die  Galea  aus, 
sodass  er  bei  seiner  Contraction  Galea  und  Kopfschwarte  nach 
hinten  zu  ziehen  imstande  ist. 

3.  Der  M.  aurkidam  anterior  s.  attrahens  auriculae  ent¬ 
springt  vom  Ohrknorpel,  bei  starker  Entwicklung  auch  noch 
vom  knöchernen  Gehörgang  und  strahlt  nach  vorn  und  oben  in 
die  Galea  aus.  Meistens  geht  er  ohne  scharfe  Grenze  in  den 
folgenden  Muskel  über.  Er  ist  imstande,  das  Ohr  nach  vom 
und  oben  zu  ziehen  und  zugleich  die  Galea  zu  spannen. 

4.  Der  M.  nuricularis  superior  s.  attollens  auriculae  entspringt 
vom  oberen  Teile  des  Ohrknorpels  und  strahlt  in  die  Galea  aus. 
Vt-ie  dies  in  seinem  Namen  liegt,  hebt  er  das  Ohr  und  muss 
dabei  zu  gleicher  Zeit  die  Galea  spannen. 

5.  M.  auriculnris  posterior  s.  retrahens  auriculae,  gewöhnlich 
jederseits  dpppel^  vorhanden,  entspringt  von  der  Pars  mastoidea 
des  Schläfenbeines  und  setzt  sich  an  der  medialen  Fläche 
des  Ohrknorpels  fest,  welchen  er  nach  rückwärts  zu  ziehen 
vermag.2) 

Mot.  Nerven:  Sämtliche  Muskeln  dieser  Gmppe  werden 
vom  N.  facialis  versorgt. 


*)  Der  M.  corrugator  supercilii  wird  von  Henle  als  eine  tiefe  Portion 
des  M.  orbicularis  oculi  aufgefasst. 

*)  Die  drei  letztgenannten  kleinen  Ohrmuskeln,  welche  übrigens  nach 
der  neuen  Nomenclatur  nicht  mehr  als  Teile  des  M.  epicranius  aufgefasst 
werden,  sind  bei  den  meisten  Jndividuen  so  schwach  entwickelt,  dass  es 
nicht  möglich  ist,  dieselben  zu  contrahieren.  Indessen  gelingt  es  doch,  we¬ 
nigstens  den  M.  retrahens  auriculae  durch  Uebung  soweit  zu  kräftigen, 
dass  derselbe  functioniert. 


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B.  Die  Augenmuskeln. 

Die  Augenmuskeln  kann  man  einteilen  in:  1)  einen 
äussejren  Augenmuskel,  M.  orbicularis  oculi  s.  sphincter 
oculi,  und  2)  die  inneren  Augenmuskeln.  Zu  den  letzte¬ 
ren  gehören;  a)  der  M.  levator  palpebrae  superioris\  b)  der  M. 
redus  superior;  c)  der  M.  redus  inferior ;  d)  der  M.  redus  niedialis 
s.  internus;  e)  der  M.  redus  lateralis  s.  externus  s.  M.  abducens; 
f)  der  M.  obUquus  superior  und  g)  der  M.  obliquus  inferior. 

1.  Der  äussere  Augenmuskel,  M.  orbicularis  oculi 
im  weiteren  Sinne,  {M.  sphincter  oculi)  zerfällt  wieder  in  folgende 
Portionen:  a)  Die  Pars  orbUalis  (M.  orbicularis  im  engeren  Sinne, 
M.  orbitalis  von  HENLE)  entspringt  von  den  Knochen  des  medi¬ 
alen  Augenwinkels  und  verläuft  ringförmig  um  den  Augenhöhlen¬ 
rand  bis  zur  Ursprungsstelle  zurück. i)  b)  Die  Pars  palpebralis 
besteht  aus  dem  M.  jMlpebralis  superior  und  inferior  (M.  ciliaris 
sup.  und  inf.  der  älteren  Autoren),  von  denen  der  obere  an  dem 
oberen,  der  untere  an  dem  unteren  Augenlide  zwischen  der  dünnen, 
fettlosen  Haut  und  dem  Augenlidknorpel  liegt.  Beide  entspringen 
von  dem  Ligamentum  palpebrale  mediate  "(mternum),  welches 
einen  kleinen  Sehnenbogen  zwischen  der  Crista  lacrimalis  ant. 
und  der  Crista  lacrimalis  post,  bildet  und  dabei  zugleich  mit  dem 
medialen  Ende  der  Augenlidknorpel  in  Verbindung  steht.  Das 
Band  spannt  sich  auf  diese  Weise  über  den  Thränensack  hinüber, 
mit  welchem  es  fest  verwachsen  ist.  Die  Fasern  beider  Muskeln 
ziehen  alsdann  bogenförmig  nach  lateralwärts  und  setzen  sich  an 
das  Ligamentum  palpebrale  biterale  (extemum)  fest,  welches  als 
einfacher  Streifen  von  den  lateralen  Enden  der  Augenlidknorpel 
zum  Augenhöhlenrande  zieht.  Derjenige  Teil  der  Palpebralis- 
fasem,  welcher  dem  freien  Augenlidrande  am  nächsten  liegt,  ist 
am  stärksten  entwickelt  und  wird  als  M.  ciliaris  Eiolani  be¬ 
zeichnet.  c)  Die  dritte  Portion  des  M.  orbicularis  oculi,  der 
Horner’sche  Muskel, Pars  lacrimalis  (M..  sacci  lacrimalis),  liegt 
ganz  in  der  Tiefe,  entspringt  von  der  Crista  lacrimalis  post,  und 
setzt  sich  hauptsächlich  in  den  M.  ciliaris  Riolani  fort. 

Was  die  Functionen  des  M.  orbicularis  betrifft,  so  run¬ 
zeln  die  ringförmigen  Fasern  desselben  die  Haut  um  die  Augen- 


’)  Einzelne,  übrigens  nicht  immer  vorhandene  Fasern  dieser  Portion, 
welche  nach  abwärts  in  die  Haut  der  Wange  abstrahlen,  werden  von  Henle 
als  M.  orbicularis  malaris  bezeichnet. 


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Uder,  wie  dies  z.  B.  beim  krampfhaften  Lidschluss  geschieht.  Die 
beiden  Mm.  palpebrales  bringen  den  ruhigen  Lidschluss  des  Auges 
hervor,  der  bekanntlich  in  sehr  kurzen,  regelmässigen  Intervallen 
erfolgt,  um  die  vordere  Fläche  der  Cornea  feucht  zu  erhalten. 
Insbesondere  ist  der  M.  ciliaris  Riolani  dazu  geeignet,  ein  festes 
Aufeinanderpressen  der  beiden  Lidränder  zu  bewirken.  Da  jedoch 
die  Mm.  palpebrales  vom  Lig.  palpebrale  mediale  entspringen,  das, 
wie  erwähnt,  mit  der  Wand  des  Thränensackes  verwachsen  ist, 
so  müssen  die^lben  auch  bei  jeder  Contraction  den  Thränensack 
erweitern  undj  auf  diese  Weise  das  Thränensecret  durch  die 
Thiänencanälchen  in  den  letzteren  hineinsaugen. 

Mot.  Nerv:  der  N.  facialis. 

2.  lieber  die  inneren  Augenmuskeln  ist  beim  Seh¬ 
organ  nachzusehen. 


C.  Die  Gesichtsmuskeln. 

Man  kann  nach  dem  Vorgänge  von  Henle  die  Oesichtsmus- 
keln  in  drei  Schichten  einteilen.  Die  erste  Schicht  besteht 
aus  dem  M.  sygomaticus,  M.  risorius  und  M.  triangularis,  die 
zweite  Schicht  aus  dem  M.  quadratus  Idbii  superioris,  M. 
caninus  und  M.  quadratus  lahii  inferioris  die  dritte  Schicht 
aus  dem  M.  orbicularis  oris,  M.  buccinator,  M.  nasalis,  M.  mentalis 
und  endlich  aus  den  Mm.  incisivi. 

I.  Schicht. 

1.  Der  M.  eygomaticus  (M.  zygomaticus  major)  entspringt  vom 
Proc.  temporalis  des  Jochbeines  oder  vom  Jochbeinkörper; 

2.  Der  M.  risorius  vonjder  Fascia  parotideomasscterka,  einer 
starken  Fascie,  welche  die  Parotis  und  den  M.  masseter  bedeckt; 
endlich 

3.  Der  M.  triangularis  (M.  triangularis  menti  s.  depressor  an- 
guli  oris)  vom  unteren  Rande  des  Unterkiefers. 

Alle  drei  Muskeln  setzen  sich  am  Mundwinkel  fest. 

Functionen:  Der  M.  zygotnaücus  zieht  den  Mtmdwinkel 
nach  oben  imd  lateralwärts,  wird  also  beim  breiten  Lachen  oder 
Grinsen  in  Function  treten.  Der  M.  risorius,  welcher  eigentlich 
nur  die  Fortsetzung  der  hinteren  Fasern  des  Platysma  myoides 
bildet,  zieht  den  Muskelwinkel  lateralwärts,  wird  also  das  feine 
Lachen  oder  Lächeln  hervorbringen.  Der  M.  triangularis  (M.  de¬ 
pressor  anguli  oris)  zieht  den  Mundwinkel  abwärts,  wie  dies  bei¬ 
spielsweise  beim  Weinen  der  Fall  ist. 


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3Z  Schicht. 

1.  Der  M.  quadratus  labii  superioris  (M.  levator  alae  nasi  et 
labii  superioris  +  M.  levator  labii  superioris  proprius  +  M.  zygoma- 
ticus  minor  der  älteren  Anatomen)  entspringt,  entsprechend  den 
drei  eben  erwähnten  Portionen:  a)  vom  Stimfortsatze  des  Ober¬ 
kieferbeines,  Caput  angulare,  b)  dicht  unterhalb  des  Margo  infra- 
orbitalis,  Caput  infraorbitale,  c)  von  der  Aussenfläche  des  Joch¬ 
beines,  Caput  eygomaticum,  und  setzt  sich  an  der  Haut  des  Nasen¬ 
flügels  und  der  Oberlippe  fest.  Er  hebt  die  Nasenflügel  und  Ober¬ 
lippe,  wie  wir  dies  z.  B.  tun,  wenn  wir  etwas  Uebles  riechen. 

2.  Der  M.  caninus  s.  levator  anguli  oris  entspringt  aus  der 
Fossa  canina  des  Oberkiefers  und  geht  ziun  Mtmdwinkel,  den  er, 
wie  sein  Name  besagt,  zu  heben  imstande  ist. 

3.  Der  M.  quadratus  labii  inferioris  (M.  depressor  labii  infe- 
rioris)  geht  vom  unteren  Rande  des  Unterkiefers  zur  Haut  der 
Unterlippe.  Er  zieht  die  Unterlippe  abwärts,  wie  dies  z.  B.  ge¬ 
schehen  muss,  wenn  man  die  Zähne  des  Unterkiefers  be¬ 
trachten  will. 


III.  Schicht 

1.  M.  orbicularis  oris  (M.  sphincter  oris).  Die  Fasern 
desselben  verlaufen  zum  Teil  ringförmig  um  die  Mtmdspalte 
zum  Teil  setzen  sie  sich,  in  sagittaler  Richhmg  durchbrechend, 
an  die  Haut  des  Lippenrots  an  {Mm.  recii  labiorum  von  Aeby 
Ein  anderer  Teil  seiner  Fasern  geht  ^r  Nasenscheidewand  in 
die  Höhe  und  wird  äis  M.  depressor  besonders  bezeichnet. 
Die  ringförmigen  Fasern  des  Orbicularis  oris  schieben  den  Mund, 
wie  z.  B.  beim  Küssen,  rüsselförmig  vor,  während  die  Mm.  recti 
labiorum  dazu  dienen,  die  Haut  des  Lippenrots  zu  bewegen. 
Der  M.  depressor  septi  zieht  die  Nasensdieidewand  nach  ab¬ 
wärts. 

2.  Der  M.  bucänator  (Trompetermuskel)  entspringt  hinten  von 
dem  Lig.  pterygomandibulare,  oben  und  unten  vom  Proc.  alveo- 
lari^  des  Oberkiefers  und  Unterkiefers  (bezw.  von  der  Crista  bucci- 
natoria  des  letzteren).  Die  Fasern  des  Buccinator  convergieren 
alsdann  nach  dem  Mtmdwinkel  hin,  wo  sie  sich  in  den  M.  orbi¬ 
cularis  oris  verlieren.  Nach  Aeby  setzen  sich  die  Fasern  des  Bucci¬ 
nator,  indem  sie  sich  am  Mundwinkel  kreuzen,  direct  in  die  Fasern 
des  Orbicularis  oris  fort,  sodass  also  die  beiden  Mm.  buccinatores 
tmd  der  M.  orbicularis  oris  eigentlich  nur  einen  einzigen  Muskel 


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darstellen  würden.  In  der  Höhe  des  II.  oberen  Backzahnes  wird 
der  M.  buccinator  durch  den  Ausführungsgang  der  Ohrspeichel¬ 
drüse,  den  Ductus  parotideus  s.  Stenonianus,  durchbohrt.  Zwischen 
dem  M.  buccinator  und  dem  M.  masseter  gelangt  man  nach  hinten 
ln  eine  tiefe  Tasche,  welche  mit  Fettgewebe  gefüllt  ist.  Dieses  Fett¬ 
gewebe  bildet  etne  Art  von  zusammenhängender  Masse,  den  sogen. 
B  i  c  h  ajj  sehen  F  e  1 1  k  lumpen,  Corpus  adiposum  buccae, 
^^cher  schon  dem  Säugfing  als'ane  Art  von  Saugpolster  dient 
(Ranke)  und  selbst  im  Zustande  höchster  Abmagerung  weder  bei 
dem  letzteren,  noch  bei  Erwachsenen  vollständig  zu  schwinden 
pflegt.  Die  Funktion  des  Muskels  ist,  bei  gefüllten  Backen  den 
im  Vestibulmn  oris  befindlichen  Inhalt,  sei  es  Luft,  seien  es  Flüssig¬ 
keiten  oder  Speisebestandteile,  aus  demselben  herauszupressen.  Der 
M.  buccinator  wird  -  also  auch  beim  Blasen  einer  Trompete  in 
Action  treten,  indem  er  durch  seine  Contraction  die  in  den  aufge¬ 
blasenen  Backen  enthaltene  Luft  herausstösst.i) 

3.  Der  M.  mentalis  (levator  menti)  entspringt  jederseits  aus 
der  Fossa  mentalis  des  Unterkiefers  und  setzt  sich,  abwärts  ziehend, 
an  der  Haut  des  Kinnes  fest.  Er  rimzelt  und  hebt  die  letztere, 
wie  dies  z.  B.  beim  Schmollen  geschieht. 

4.  Der  M.  nasalis  Unter  dieser  Bezeichnung  fasst  HENLE- 
die  sämtlichen  kleinen  Nasenmuskeln  anderer  Autoren,  nämlich  die 
Mm.  compressor  nasi,  depressor  alae  nasi  und  levator  alae  nasae 
proprius  zusammen.  Der  M.  nasalis  entspringt  jederseits  von 
den  luga  alveolaria  des  oberen  Eck-  und  lateralen  Schneide- 

lind  2ieht  mit  einem  Teile  seiner  Fasern  bis  zum  Nasen¬ 
rücken  in  die  Höhe,  Pars  transversa  (M.  compressor  nasi),  geht 
mit  einem  anderen  Teile  bogenförmig  in  den  Nasenflügel  hinein, 
Pars  alaris  (M.  levator  alae  nasi  proprius),  während  endlich  eine 
dritte  Portion  dieses  Muskels  von  unten  her  an  den  Nasenflügel 
herantritt  (3f.  depressor  alae  nasi).  Die  Wirkung  dieser  verschie¬ 
denen  Muskelportionen  ist  durch  ihre  Namen  ausgedrückt. 

5.  Die  Mm.  incisivi  zwei  obere  und  zwei  untere,  entspringen 
von  den  Juga  alveolaria  der  Eckzähne  und  gehen  sämtlich  zu 
den  beiden  Mundwinkeln  hin.  Ihre  Function  wird  (bei  einem  Zu¬ 
sammenwirken  sämtlicher  Incisivi)  ähnlich  sein,  wie  die  der 
ringförmigen  Fasern  des  Orbicularis  oris,  nämlich  die  Mund¬ 
winkel  nach  medianwärts  zu  ziehen. 

1)  Nach  Henle  soll  allerdings  der  M.  huccinntor  zum  Austreiben  der 
Luft  beim  Blasen  etc.  nichts  beitragen  können. 


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Mot.  Nerven:  Sämtliche  Gesichtsmuskeln  werden  eben¬ 
so  wie  die  Schädelmuskeln  und  der  M.  sphincter  oculi)  vom 
N.  facialis  innerviert. 


D.  Die  Kaumuskeln. 

Zu  den  Kaumuskeln  gehören  1)  der  M.  wasseter;  2)  der 
M.  temporalis;  3)  der  M.  pterygoideus  externus;  4)  der  pterggoideus 
internus. 

1.  Der  M.  niasseter  entspringt  vom  Jochbeine  mit  einer  medi¬ 
alen  und  einer  lateralen  Portion,  deren  Fasern  sich  unter  spitzem 
Winkel  kreuzen.  Zwischen  beide  Portionen  kann  man  von 
hinten  her  wie  in  eine  Art  von  Tasche  eindringen.  Der  Muskel 
setzt  sich  an  der  lateralen  Fläche  des  Kieferastes  und  Kiefer¬ 
winkels  fest. 

2.  Der  M.  temporalis  kommt  in  ganzer  Ausdehnung  erst  nach 
ausgiebiger  Durchsägung  und  Entfernung  des  Jochbogens  zu  Ge¬ 
sicht.  Er  entspringt  mittels  einer  tiefen  Lage  vom  Planum  tempo¬ 
rale  an  der  Seitenfläche  des  Schädels,  mittels  einer  oberflächlichen 
Lage  von  der  Fascia  temporalis  und  geht  medial  vom  Arcus  zygo- 
maticus  zum  Proc.  coronoideus  des  Unterkiefers.  Seine  Sehne  reicht 
an  der  medialen  Fläche  des  letzteren  erheblich  weiter  nach  ab¬ 
wärts  wie  an  der  lateralen.  Dieses  Verhalten  ist  bei  einer  etwaigen 
Durchsägung  des  Unterkiefers  behufs  Freilegung  des  M.  pterygoi- 
deus  ext.  zu  beachten. 

3.  Der  M.  pterggoideus  externus  kommt  zum  Vorschein,  wenn 
man  den  Proc.  coronoideus  nebst  dem  abwärts  angrenzenden  Teil 
des  Kieferastes  durchsägt  und  zusammen  mit  dem  M.  temporalis 
nach  oben  zurückschlägt.  Er  entspringt  mit  einem  oberen 
Kopfe  vnt]  Hpr  Crista  infratempnraliR, .  mit  einem  unteren 
Kopfe  von  der  Lamina  lateralis  des  Proc.  pterygoideus.  Mit¬ 
unter  kommt  noch  ein  accessorischer  Kopf  von  dem  Tuber 
maxillare  her.  Der  Muskel  verläuft  in  nahezu  horizontaler  Rich¬ 
tung  nach  hinten  und  lateralwärts  und  setzt  sich  an  der  Fossa 
pterygoidea,  also  am  Proc.  condyloideus  des  Unterkiefers  und  der 
benachbarten  Gelenkkapsel  fest. 

4.  Der  M.  pterggoideus  internus  entspringt  von  der  Fossa  ptery¬ 
goidea,  den>  beiden  Laminae  des  Gaumenflügelfortsatzes,  meist 
auch  noch  mit  einem  oberflächlichen  Bündel  vom  Tuber  maxillare 
und  geht  nach  unten  und  lateralwärts  zur  medialen  Fläche  des 
Ramus  und  Angulus  madibulae  hin. 


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Was  die  FunctionderKaumuskeln  betrifft,  so  ziehen 
die  Mm.  masseter,  temporalis  und  pterygoideus  internus  den  Unter¬ 
kiefer  an  den  Oberkiefer  heran,  eine  Bewegung,  die  man  als 
Kieferschluss  bezeichnet.  Die  Pterygoidei  extt.  ziehen  den 
Gelenkkopf  des  Unterkiefers  auf  das  Tuberculum  articulare  hinüber, 
treten  also  bei  einer  jeden  ausgiebigen  Kieferöffnung 
in  Tätigkeit.  Wenn  jedoch  die  Pterygoidei  extt.  sich  contrahieren 
und  zu  gleicher  Zeit  die  Kieferöffnung  durch  die  anderen  Kau¬ 
muskeln  verhindert  wird,  so  wird  der  Unterkiefer  nach  vorn 
geschoben.  Die  sogen,  seitliche  Verschiebung  des  Un¬ 
terkiefers  wird  dadurch  bewirkt,  dass  sich  immer  nur  der  Ptery¬ 
goideus  ext.  der  einen  Seite  contrahiert.  Zieht  sich  z.  B.  der 
Pterygoideus  ext.  dexter  zusammen,  so  wird  der  Unterkiefer  nach 
links  geschoben,  indem  er  sich  um  eine  durch  den  linken  Gelenk¬ 
kopf  gehende  vertikale  Axe  dreht,  während  zugleich  der 
letztere  in  seiner  Gelenkpfanne  verharrt.  Dass  sich  dies  in  der  Tat 
so  verhält,  kann  man  s^r  leicht  durch  die  Haut  hindurchfühlen, 
wenn  man  während  einer  solchen  Bewegung  die  Gegend  vor  dem 
Ohre  abtastet.  Den  Unterkiefer  nach  rückwärts  zu  ziehen, 
sind  nur  die  hintersten  Fasern  des  M.  temporalis  imstande,  welche 
ja  in  nahezu  horizontaler  Richtung  verlaufen.  Die  Kieferöff¬ 
nung,  d.  h.  das  Herabziehen  des  Unterkiefers,  wird  übrigens, 
abgesehen  von  der  Tätigkeit  des  Pterygoideus  ext.,  noch  durch  ver¬ 
schiedene  Muskeln  des  Halses,  z.  B.  den  M.  digastricus,  mylohy¬ 
oideus  etc.  bewirkt  —  vorausgesetzt,  dass  dabei  das  Zungenbein 
durch  andere  Muskeln  fixiert  ist. 

Mot.  Nerven:  Sämtliche  Kaumuskeln  werden  durch  den 
N.  mastkatorms  s.  crotaphiticobuccinatorius  von  dem  dritten  Aste 
des  N. 

E.  Die  Fascien  des  Kopfes. 

1.  Dicht  unterhalb  der  Galea  aponeurotica,  welche  hier  sehr 
schwach  entwickelt  ist,  liegt  an  der  Aussenfläche  des  M.  temporalis 
die  Fasda  tempnral'is  welche  von  der  Linea  temporalis  superior 
entspringt  und  sich  am  Jochbogen  ansetzt.  Oben  einfach,  spaltet 
sie  sich  nach  abwärts  in  zwei  Blätter,  von  denen  sich  das  eine  an 
der  lateralen,  das  andere  an  der  medialen  Fläche  des  Arcus  zygo- 
maticus  befestigt.  Zwischen  beiden  ist  stets  eine  gewisse  Menge 
Fett  eingelagert. 

2.  Vom  Jochbogen  erstreckt  sich  dicht  unter  der  Haut  die 
Fasda  parotideoniasseterica  nach  abwärts,  indem  sie  die  Parotis 


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einhüllt  und  zugleich  den  M.  masseter  bedeckt.  Nach  abwärts  und 
hinten  setzt  sich  diese  sehr  derbe  Fascie  in  das  oberflächliche  Blatt 
der  Jascia  colli  propria  fort;  nach  vorn  ist  dieselbe  mit  dem 
vorderen  Rande  des  M.  masseter'  verwachsen. 

3.  Eine  ziemlich  starke  Lage  von  fibrösem  Gewebe  findet  sich 

endlich  an  der  Aussenf läche  des  M.  buccinator  vor:  sie  ist  als 

- -  - - - - - - 

JFacia  bur.t^nphn.rfin(ifn  hpypirhnpf  worden,  Weil  Sie  sich  nach  hinten 
in  die  Fascie  fortsetzt,  welche  die  seitliche  und  hintere  Fläche  der 
Mm.  constrictores  pharyngis  bedeckt.  Mit  dem  S.  82  erwähnten 
Lig.  pterygomandibulare  ist  sie  fest  verwachsen. 


IV.  Die  Muskeln,  Fascien  und  Regionen 

des  Halses. 

A.  Die  Halsmuskeln. 

Die  Halsmuskeln  können  in  folgender  Wei^  eingeteilt 
werden: 

a)  Der  Hautmuskel  des  Halses,  Platysma  s.  Pla¬ 
tysma  myoides  s.  M.  subcutaneus  colli. 

b)  Der  dicht  unter  dem  Platysma  gelegene  M.  sternocleido- 
mastoidms. 

c)  Die  mittleren  (medialen)  Halsmuskeln, 
d.  h.  Muskeln,  welche  entweder  in  ihrer  ganzen  Länge  oder  doch 
wenigstens  mit  ihren  Insertionen  neben  der  Medianlinie 
liegen.  Ein  Teil  derselben  ist  vom  Stemocleidomastoideus  bedeckt. 
Hier  unterscheidet  man: 

a)  Muskeln  oberhalbdesZungenbeines (Zun¬ 
genbein-Kiefermuskeln  oder  obere  Zungenbeimnuskeln).  Da¬ 
zu  gehören  1)  der  M.  digastricus  s.  biventer  mandibulae; 
2)  der  M,  stylohoideus;  3)  der  M.  mylohyoideus;  4)  der 
M.  geniohyoideus. 

ß)  MuskelnunterhalbdesZungenbeines  (un¬ 
tere  Ztmgenbeinmuskeln).  Dazu  gehören:  1)  dtrM.stemo- 
hyoideus;  2)  der  M.  sternothyreoideus ;  3)  der  M.  thyreo- 
hyoideus;  4)  der  M.  omohyoideus. 


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d)  Die  seitlichen  (lateralen)  Halsmuskeln, 
d.  h.  Muskeln,  welche  lateral  von  den  vorigen  und  ebenfalls 
zum  Teil  unter  dem  Stemocleidomastoideus  gelegen  sind.  Dazu 
gehören:  1)  der  M.  scahnus  anterior  (anticus)  2)  der  M.  scalenus 
medius;  3)  der  M.  scalenus  posterior  {posticus)  4)  der  M.levätor 
Scapulae,  i) 

e)  Die  prävertebralen  Halsmuskeln,  d.  h. 
Muskeln,  welche  unmittelbar  vor  der  Wirbelsäule  liegen.  Dazu 
gehören:  1)  der  M.  longus  cMi;  2)  der  M.  longas  capitis  s.  rectus 
capitis  anticus  major;  3)  der  M.  rectus  capitis  anterior  s.  rectus 
capitis  anticus  minor. 

a)  Das  Platysma. 

Das  Flatgsina  (M.  subcutaneus  colli)  ist  jinmittelbar  unter 
dm  subcutanen  Fettgewebe  der  Haut  des  Halses  gelegen  und  mit 
dem  unter  ihm  gelegenen  oberflächlichen  Blatte  der  Fascia  colli 
ziemlich  fest  verbunden.  Die  Fasern  des  Platysma  entstehen  unter¬ 
halb  der  Clavicula  in  der  Höhe  der  II.  Rippe  von  der  Fascia  pec- 
toralis  und  ziehen  nach  oben  und  medianwärts  zum  Unterkiefer¬ 
rande  hin,  setzen  sich  jedoch  zum  Teil  noch  über  den  letzteren 
hinaus  in  den  M.  risorius  und  quadratus  labii  inferioris  fort.  Die 
am  meisten  medial  gelegenen  Fasern  kreuzen  sich  am  Kinn 
spitzwinklig,  weichen  jedoch  abwärts  mehr  oder  weniger  weit  aus¬ 
einander.  Die  am  meisten  lateral  befindlichen  Fasern  bedecken 
unten  schon  den  vordersten  Teil  des  Trapezius  und  gehen  oben 
am  Gesicht  unter  einer  fast  rechtwinkligen  Umbiegung  in  den  M. 
risorius  über. 

Die  Function  des  Muskels  besteht  darin,  während  der  In¬ 
spiration  die  Fascia  colli  zu  spannen  und  dadurch  das  Collabieren 
der  oberflächlichen  Hautvenen  zu  verhindern,  welche  die  Halsfascie 
durchbohren.  Somit  ist  auch  während  der  Inspiration  der 
ungehinderte  Blutabfluss  aus  den  letzteren  gesichert. 

Mot.  N  e  r  v  :  der  Ramm  colli  vom  N.  facialis. 

b)  Der  M.  stemocleidomastoideus. 

Der  M.  sternodeidomastoideus  (fälschlich  als  Kopfnicker 
bezeichnet)  entspringt  unten  mittels  der  Portio  sternalis  vom 
Manubrium  sterni,  mittels  der  Portio  clavicularis  vom  medialen 


*)  Der  M.  levator  scapulae  wird  von  manchen  Autoren  zu  den  ober¬ 
flächlichen  RUckenmuskeln  gerechnet. 


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Ende  der  Clavicula  und  setzt  sich  oben  an  dem  Proc.  mastoideus 
und  dem  angrenzenden  Teil  der  Linea  nuchea  superior  fest,  in¬ 
dem  er  meistens  hinten  mit  dem  Trapezius  zusammenstösst. 

Die  Function  der  beiden  Sternocleidomastoidei  ist  nicht 
darin  zu  suchen,  dass  sie  den  Kopf  nach  vom  ziehen  (wie  dies 
bei  der  Nickbewegung  der  Fall  wäre),  da  in  der  aufrechten  Haltung 
die  Verbindungslinie  zwischen  den  beiden  Insertionen  dieser  Mus¬ 
keln  hinter  dem  Unterstützungspunkte  des  Kopfes,  also  hinter 
der  Wirbelsäule,  gelegen  ist.  Wirken  beide  Muskeln  zusammen,  so 
wird  vielmehr  [jAti^han  Con- 

trahiert  sich  der  Steraocleidomastoideus  der  einen,  z.  B.  der  rechten 
Seite,  so  wird  das  Gesicht  nach  links  gedreht  und  zu  gleicher  Zeit 
nach  rechts  und  abwärts  geneigt.  Ist  der  Kopf  fixiert,  so  können 
beide  Sternocleidomastoidei  als  Heber  des  Brustkorbes,  d.  h.  als 
Inspirationsmuskeln,  wirken. 

Zwischen  den  beiden  Ursprungsportionen  eines  jeden  Sternocleido- 
^mastoideus  liegt  dicht  oberhalb  der  Qaviaila  eine  mit  lockerem  Bindegewebe" 
ausgefUllte  Lücke,  welche  bei  mageren  Jndividuen  schon  unter  der  Haut 
durch  eine  deutlich  sichtbare  Grube,  J'osaa  suvracJavieularis  minor  oder 
Zang'scher  Raum,  markiert  ist.  In  die  letztere  Grube  wird  das  Stetho- 
scop  eingesetzt,  um  die  V.  jugularis  communis  zu  auscultieren,  welche  hier 
hinter  dem  Stemocleidomastoideus  gelegen  ist. 

Mot.  Nerv;  der  N.  accessorius  Willisü. 

c)  Die  mittleren  Halsmuskeln. 
a)  Muskeln  oberhalb  des  Zungenbeines. 

1.  Der  M.  äigastricus  s.  biventer  mandibulae  entspringt  in 
der  Incisura  mastoidea  s.  digastrica  des  Schläfenbeines,  verläuft 
alsdann  zum  Zungenbein  und  bekommt  hier  eine  Zwischensehne, 
welche  mit  dem  Körper  des  Zungenbeines  aponeurotisch  ver¬ 
bunden  ist.  Indem  der  Digastricus  alsdann  wieder  musculös 
wird,  zieht  er  nach  vorn  und  inseriert  sich  in  der  Fossa  digastrica 
des  Unterkiefers.  Die  Zwischensehne  durchbohrt  das  untere  Ende 
des  M.  stvlohvoideus.  Die  beiden  durch  die  Zwischensehne  ge- 
^chiedenen  Abschnitle  des  Muskels  werden  als  unterer  oder 
vorderer  Bauch,  Venttr  anterior  s.  inferior,  und  als 
oberer  oder  hinterer  Bauch,  Venter  posterior  s.  supe¬ 
rior  desselben  unterschieden. 

Function:  der  Muskel  hebt  das  Zungenbein.  Wenn  das 
letztere  durch  andere  Muskeln  fixiert  ist,  zieht  er  den  Unterkiefer 
herab,  wie  dies  beim  Oeffnen  der  Kiefer  geschieht. 

Mot.  Nerven:  der  N.  mylohyoidetts  (von  dem  dritten  Aste 


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des  N.  trüfeminus)  für  den  vorderen  Bauch,  der  N.  facialis  für 
den  hinteren  Bauch  des  Digastricus. 

2.  Der  M.  stylohyoideus  entspringt  von  der  Basis  des  Proc. 
slyloideus  und  setzt  sich  mit  zwei  die  Sehne  des  Digastricus  um¬ 
fassenden  Zacken  am  Körper  und  grossen  Hom  des  Zungen¬ 
beines  fest. 

Function:  Heber  des  Zungenbeines. 

Mot.  Nerv:  der  Muskel  wird  zusammen  mit  dem  hinteren 
Bauch  des  Digastricus  vom  N.  facialis  innerviert. 

3.  Der  M.  mylohyoideus  (ftvltj,  Kinnbacke)  liegt  (bei  aufrechter 
Körperhaltung)  über  dem  Digastricus.  Der  unpaare  platte  Muskel 
entspringt  von  der  Linea  mylohyoidea  des  Unterkiefers  jederseits 
bis  dicht  zur  Spina  mentalis  hin.  Die  Fasern  des  Muskels  conver- 
gieren,  schräg  nach  medianwärts  ziehend,  an  einer  sehnigen  Leiste 
(Baphe),  welche  in  der  Medianlinie  gelegen  ist  und  zwischen  Kinn 
u^  Zungenbein  verläuft.  Die  hintersten  Fasern  des  M.  mylohyoi¬ 
deus  Erreichen  somit  den  Körper  des  Zungenbeines,  an  welchem 
sie  sich  festsetzen. 

Die  Function  des  Muskels  ist  hauptsächlich  darin  zu 
suchen,  dass  derselbe  den  Boden  der  Mundhöhle  hebt,  die  Zunge 
gegen  den  Gaumen  drückt  und  auf  diese  Weise  in  der  Mundhöhle 
befindliche  Speisen  und  Getränke  nach  hinten  drängt.  Der  M.  mylo¬ 
hyoideus  bildet  recht  eigentlich  den  Hauptbestandteil  des  Bodens 
der  Mundhöhle  und  kann  daher  mit  Kecnt  als  Diaplvfdynia  ot^ 
bezeichnet  werden.  Ausserdem  hebt  derselbe  das  Zungenbein  und 
kann,  wenn  das  letztere  durch  die  unteren  Zungenbeinmuskeln 
fixiert  ist,  auch  zur  Oeffnung  der  Kiefer  beitragen. 

Mot.  Nerv:  der  JV.  mylohyoideus  (von  dem  dritten  Aste 
des  N.  triyeminus). 

4.  Der  M.  geniohyoideus  (von  ysvtiov  das  Kinn)  ist  ein  paari¬ 
ger  Muskel,  welcher  von  der  Spina  mentalis  des  Unterkiefers  zum 
Körper  des  Zungenbeines  verläuft. 

Function:  er  wird  wie  die  vorigen  Muskeln  bald  als 
Heber  des  Zungenbeines,  bald  als  Oeffner  der  Kiefer  wirken  können. 

Mot.  Nerv:  der  N.  hypoglossus. 

ß)  Muskeln  unterhalb  des  Zungenbeins. 

1.  Der  M.  omohyoideus  (von  oiyog,  die  Schulter)  entspringt 
vom  oberen  Rand  der  Scapula  dicht  neben  der  Incisur  derselben 
und  häufig  auch  vom  Lig.  transversum  scapulae.  Er  zieht  hinter 
dem  Sternocleidomastoideus,  sich  mit  dem  letzteren  kreuzend,  zum 


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Körper  des  Zungenbeines.  Der  Muskel  ist  zweibäuchig,  besitzt 
also  eine  Zwischensehne.  Der  M.  omohyoideus  ist  in  eine, 
besonders  an  seinem  unteren  Teile  starke  Fascienaus- 
b  r^  i  t  u  n  g  (die  Lam.  profunda  des  Fascia  colli  s.  S._98)  einge¬ 
lagert,  welche  an^Ttei  hiiilciui  nutlM  der  Lllavicula  ^festigt  ist 
und  durch  eine  scharfrandige  Lücke  die  Nn.  supraclaviculares 
passieren  lässt  (HENLE).  Hinten  ist  diese  Fascie  mit  der  Scheide 
der  grossen  Blutgefässe  des  Halses  (A.  carotis  comm.  und  V.  ju- 
gularis  interna)  verwachsen. 

Function  :  Indem  der  M.  omohyoideus  die  eben  beschrie¬ 
bene,  mit  der  Scheide  der  grossen  Oefässe  verwachsene  Fascie 
spannt,  kann  derselbe  verhindern,  dass  die  grossen 
collabieren,  was  besonders  bei  kräftigen  Inspirationsbewegungen 
eintreten  müsste  (Henle).  Wahrscheinlich  ist  der  Muskel  ebenso 
wie  das  Platysma  bei  jeder  Inspiration  in  geringerem  Grade  con- 
trahiert.i)  Ausserdem  kann  er  das  Zungenbein  abwärts  ziehen; 

Mot.  Nerv:  der  Bamus  descendens  des  N.  hypoglossus. 

2.  Der  M.  sternohyoideus  entspringt  von  der  hinteren  Fläche 
des  Manubrium  stemi,  des  Stemoclaviculargelenkes  und  des  an¬ 
grenzenden  Teiles  der  Clavicula  und  setzt  sich  am  Körper  des 
Zungenbeines  an. 

Function:  er  zieht  das  Zungenbein  nach  abwärts. 

Mot.  Nerv:  der  Ramus  descendeus  des  N.  hypoglossus. 

3.  Der  M.  sternothyreoideus  entspringt  etwas  tiefer  als  der  vorige 
von  der  hinteren  Fläche  des  Manubrium  stemi  und  dem  angren¬ 
zenden  Teile  der  I.,  mitunter  auch  der  II.  Rippe  und  setzt  sich  an 
der  Linea  obliqua  des  Schildknorpels  fest.  Er  liegt  hinter  dem 
vorigen,  den  er  jedoch  mit  seinem  unteren  Teile  nach  medianwärts 
erheblich  überragt,  sodass  beide  M.  stemothyreoidei  am  Brustbein 
in  der  Medianlinie  zusammenstossen. 

Function:  er  zieht  den  Schildknorpel  nach  abwärts. 

Mot.  Nerv:  der  Bamus  descendens  des  A.  hypoglossus. 

4.  Der  M.  thyreohyoideus  verläuft  gewissermassen  als  Fort¬ 
setzung  des  vorigen  Muskels  von  der  Linea  obliqua  des  Schild¬ 
knorpels  zum  Körper  des  Zungenbeines. 

Function:  er  zieht  das  Zungenbein  herab,  wenn  der 
Schildknorpel  durch  den  vorigen  Muskel  fixiert  ist.  Steht  das 
Zungenbein  fest,  so  wird  er  den  Schildknorpel  heben  müssen. 

Mot.  Nerv:  der  Bamus  thyreohyoideus  des  N.  hypoglossus. 

>)  Theile  und  Hyrtl  sind  im  Gegenteil  der  Ansicht,  dass  der  Muskel 
bei  seiner  Contraction  einen  Druck  auf  die  V.  jugularis  ausüben  müsste. 


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d)  Die  seitlichen  Halsmuskeln. 

1.  Die  drei  Mm.  scaleni  {axaXtjvog,  ungleich  dreiseitig)  teilt 
man  in  den  M.  sc&lenus  anterior  s.  anticus,  medius  und  posterior 
s.  posticus  ein. 

Der  M.  scalenus  anterior  und  posterior  entspringen  von  den 
Querfortsätzen  der  3 — 4  unteren  Halswirbel,  der  M.  scalenus 
medius  von  den  Querfortsätzen  sämtlicher  Halswirbel,  i)  Der  Sca¬ 
lenus  anterior  und  medius  setzen  sich  an  der  I.  Rippe  fest,  während 
der  Scalenus  posterior  zur  II.  Rippe  geht. 

Function:  die  Mm.  scaleni  heben  die  1.  und  II.  Rippe,  wie 
dies  beim  sogen.  Costalatmen  während  der  Inspiration  ge¬ 
schieht. 

Mot.  Nerven:  directe  Zweige  vom  Flexus  cervicdlis  und 
hrachialis. 

Der  Ansatzpunkt  des  Scalenus  anterior  an  der  I.  Rippe  ist  durch 
einen  besonderen  Vorsprung,  Tuberculum  scaleni  s.  Lisfranci,  ausgezeichnet, 
welcher  nach  Durchschneidung  der  Haut  leicht  beim  Betasten  constatiert  wer¬ 
den  kann  und  bei  der  Unterbindung  der  A.  subclavia  eine  wichtige  Rolle 
spielt.  Vor  dem  Tub.  Lisfranci,  also  auch  vor  dem  M.  scalenus  ant.,  ver¬ 
läuft  nämlich  die  V.  subclavia,  hinter  dem  Tub.  Lisfranci,  also  zwischen 
dem  M.  scalenus  ant.  und  med.,  ist  die  A.  subclavia  und  oberhalb, .  zum  Teil 
auch  hinter  der  letzteren  der  Plexus  brachialis  gelegen. 

Für  den  Chirurgen  ist  es  bei  der  Unterbindung  der  A.  subclavia  ferner 
wichtig,  dass  das  untere  Ende  des  Scalenus  ant.  dicht  Uber  dem  Tuberculum 
Lisfranci  eine  starre,  sehnig  glänzende  Beschaffenheit  zeigt. 

2.  Der  M.  levator  scapuloe  (M.  levator  anguli  Scapulae)  ent¬ 
springt  mit  vier  Zacken  von  den  hinteren  Zacken  der  Querfortsätze 
der  vier  oberen  Halswirbel  und  setzt  sich  am  oberen  medialen 
Winkel  der  Scapula  fest. 

Function:  er  hebt  die  Scapula,  wie  z.  B.  beim  Achsel¬ 
zucken,  und  ist  deswegen  auch  von  den  alten  Anatomen  als 
M.  patentiac  bezeichnet  worden. 

Mot.  Nerv:  der  N.  thoracalis  post.  {N.  dorsalis  scaptdae) 
aus  dem  Plexus  hrachialis. 

a)  Die  praevertebralen  Halsmuskeln. 

1.  Der  M.  longus  colli  bildet  ein  an  der  Spitze  abgestutztes 
Dreieck,  dessen  Basis  sich  längs  der  Wirbelkörper  vom  Tuberculum 
anterius  des  Atlas  bis  zum  III.  Brustwirbel  erstreckt.  Die  abge¬ 
schnittene  Spitze  des  Dreiecks  liegt  lateral  und  entspricht  etwa  den 


Der  M.  scalenus  ant.  und  medius  entspringen  dabei  von  den  vor¬ 
deren,  der  posterior  von  den  hinteren  2^cken  der  Querfortsätze. 


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97 


Querfortsätzen  des  III. — VII.  Halswirbels.  Der  Muäkel  besteht  aus 
verticalen,  schrägen  oberen  und  schrägen  unteren  Fasern. 

Ueber  die  verticalen  (die  Basis  des  Dreiecks  bildenden) 
Fasern  lässt  sich  nur  im  allgemeinen  sagen,  dass  dieselben  ge¬ 
wöhnlich  vott  den  Körpern  der  drei  oberen  Brust-  und  der  drei 
unteren  Halswirbel  entspringen  und  sich  an  den  Körpern  der  3 — 4 
oberen  Halswirbel  (beim  Atlas  am  Tuberc.  ant.)  anheften.  Die 
oberen  schrägen  (der  oberen  Dreieckseite  entsprechenden) 
Fasern  entspringen  von  den  Querfortsätzen  oberer  Halswirbel  (vom 
II.  oder  III.  bis  zum  IV.)  und  setzen  sich  am  Tuberc.  ant.  des 
Atlas  fest.  Henle  hat  diese  Portion  als  M.  longus  atlantis  besonders 
bezeichnet.  Die  unteren  schrägen  (an  der  unteren  Seite 
gelegenen)  Fasern  entspringen  imten  zusammen  mit  den  verticalen 
Fasern  und  setzen  sich  an  den  Querfortsätzen  der  2 — 3  unteren 
Halswirbel  fest. 

Luschka  hat  (wie  mir  scheint  in  recht  treffender  Weise)  die  verticalen 
Fasern  als  M.  reetus  coüi,  die  oberen  schrägen  Fasern  als  M.  obliquu»  coM 
sup.  (M.  longus  atlantis  von  Henle),  die  unteren  schrägen  Fasern  als  3f.  ob- 
liquus  colli  inf.  bezeichnet. 

2.  Der  M.  longus  capitis  (M.  rechts  capitis  anticus  major)  ent¬ 
springt  von  den  Querfortsätzen  des  III.  bis  VI.  Halswirbels  und 
setzt  sich  an  der  Pars  basilaris  des  Hinterhauptbeines  fest. 

3.  Der  M.  reetus  capitis  anterior  (M.  rechts  capitis  anticus 
minor)  entspringt  zwischen  Querfortsatz  und  vorderem  Bogen  des 
Atlas  und  zieht  (hinter  dem  vorigen  Muskel)  ebenfalls  zitr  Pars 
basilaris  des  Hinterhauptbeines. 

Function:  der  M.  reetus  capitis  anterior  und  longus  capitis 
ziehen  den  Kopf  nach  vom  (Nickbewegung),  während  durch  den 
M.  longus  colli  die  einzelnen  Halswirbel  nach  vom  und  bei  ein¬ 
seitiger  Contraction  wohl  auch  ein  wenig  nach  seitwärts  gebeugt 
werden  können. 

Mot.  Nerven:  direkte  Zweige  aus  dem  Plexus  cervicedis 
und  brachialis. 


B.  Die  Fascien  des  Halses. 

Am  Halse  kann  man  drei  Fascien,  nämlich:  1)  die  Faseia 
superßcialis  colli,  2)  die  Faseia  propria  colli  und  3)  die  Faseia 
praevertebralis  unterscheiden. 

1.  Die  Faseia  superficialis  colli  ist  ein  Teil  der  allgemei¬ 
nen  Körperfascie,  Fasda  superficialis  corporis,  welche  ihren 
Namen  als  Fascie  kaum  verdient,  da  dieselbe  an  den  meisten  Stellen 
des  Körpers  nur  als  sehr  dünne  Bindegewebe  uninihelbar  unter 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aofl.  7 


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98 


dem  subcutanen  Fettgewebe  den  ganzen  Körper  einhüllt.  Das  Pla¬ 
tysma  ist  in  die  Fascia  superf.  colli  gewissermassen  eingelagert. 

2.  Die  Fascia  propria  colli  (auch  kurzWeg  als  Fascia  colli  oder 
cervicalis  bezeichnet)  ist  an  dem  grössten  Teile  ihrer  äusseren 
Fläche  von  dem  Platysma  bedeckt,  welches  mit  ihr  ziemlich  fest 
verbunden  ist.  Wo  das  Platysma  fehlt,  ist  die  Fascia  colli  von  der 
Haut  nur  durch  die  dünne  allgemeine  Körperfascie  getrennt. 

Zwischen  Unterkiefer  und  Zungenbein  zeigt 
sich  nun  die  Fascia  colli  in  einfacher  Lage  und  wird  hier 
auch  als  Fascia  suprahyoidca.  bezeichnet.  Nur  an  einer  Stelle  wird 
sie  durch  die  Einlagerung  der  Clandula  submaxillaris  gewisser- 
massen  in  zwei  Blätter  geteilt.  Nach  obenhin  ist  dieselbe  zum  Teil 
mit  dem  Unterkiefer  verwadisen,  zum  Teil  setzt  sie  sich  in  die  Fas¬ 
cia  parotideomasseterica  (s.  S.  90)  fort.  Am  Zungenbein  ist  die 
Fascia  colli  mit  der  Vorderfläche  des  letzteren  fest  verbunden. 

Den  unterhalb  des  Zungenbeines  gelegenen  Teil 
der  Fascia  colli  hat  man  auch  als  Fascia  in/rahyoidea  bezeichnet. 
Man  kann  an  derselben  vom  Kehlkopf  bis  zum  Sternum  und  der 
Clavicula  hin  deutlich  ein  vorderes  und  ein  hinteres  Blatt  imter- 
scheiden,  welche  überall  durch  Fettgewebe  oder  lockeres  Binde¬ 
gewebe  von  einander  gescEieden  sind.  Das  vordere  Blatt, 
Lamina  superficialis,  geht  (nur  zum  Teil  vom  Platysma  bedeckt) 
vor  dem  Stemocleidomastoideus  nach  hinten  und  setzt  sich  dort 
am  vorderen  Rande  des  Trapezius  in  die  dünne  Fascie  fort, 
welche  dessen  äussere  Fläche  bekleidet.  Nach  abwärts  geht 
dieses  Blatt  vor  dem  Sternum  und  der  Clavicula  in  die  Fascia 
pectoralis  superficialis  über.  Das  h  i  n  t  e  r  e  B  1  a  1 1 ,  Lamina 
profunda,  hüllt  die  unteren  Zungenbeinmuskeln  (insbesondere  den 
M.  omohyoideus)  ein  und  geht  zugleich  v  o  r  den  grossen  Hals- 
gefässen,  aber  hinter  dem  Stemocleidomastoideus  nach  lateral- 
wärts,  um  schliesslich  in  eine  an  der  inneren  (vorderen)  Fläche 
des  M.  trapezius  gelegene  Fascie  überzugehen.  Unten  ist  es  an  der 
hinteren  Fläche  des  Sternum  und  der  Clavicula  befestigt;  auf 
diese  Weise  bildet  es  die  aponeurotische  Ausbreitung,  mittelst 
welcher  der  M.  omyhyoideus  (s.  S.  95)  an  die  Clavicula  angeheftet 
ist.  Da  dieses  Blatt  ausserdem  mit  der  Scheide  der  grossen  Hals- 
gefässe  (A.  carotis  comm.  und  V.  jugularis  interna)  verwachsen 
ist,  so  soll,  wie  erwähnt,  der  M.  omohyoideus  bei  seiner  Con- 
traction  die  letzteren  erweitern. 

Dabei  ist  jedoch  zu  bemerken,  dass  das  oberflächliche  und 
das  tiefe  Blatt  im  Trigonum  colli  laterale  (s.  S.  102) 


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nur  dicht  oberhalb  der  Clavicula  durch  lockeres  Bindegewebe  oder 
Fettgewebe  von  einander  geschieden  sind;  etwas  oberhalb  des  M. 
omohyoideus,  also  im  Trig.  omotrapezoides  (s.  Fig.  3,  S.  101), 
sind  beide  Blätter  ebenso  wie  in  der  Regio  suprahyoidea  zu  einer 
einzigen  Fascie  verechmolzen. 


Fig.  2, 

Schematische  Darstellung  der  (als  blaue  Linien  gezeichneten)  Halsfascien 
unter  Anlehnung  an  einen  Durchschnitt  von  BRAUNE. 

Injiciert  man  den  zwischen  dem  hoch-  und  dem  tiefliegenden  Blatte  der 
Fascia  colli  dicht  oberhalb  des  Manubrium  sterni  gelegenen,  keilförmigen, 
mit  der  Schneide  des  Keiles  aufwärts  gerichteten  Zwischenraum,  so  dringt 
die  Injectionsmasse  hinter  dem  Sternocleidomastoideus  in 

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das  oberhalb  der  Qavicula  ebenfalls  zwischen  beiden  Blättern  befindliche 
Bindegewebe  vor.  Gruber  hat  diesen  Zwischenraum  als  Spatium  inierapo- 
neuroticum  suprastemale  und  seine  seitlichen  Ausbuchtungen  als  Sacci  retro- 
stemodeidomastoidei  bezeichnet. 

3.  Die  Fascia  praevertebralis  zieht  vor  der  Wirbelsäule  und 
den  praevertebralen  Halsmuskeln  vom  Schädel  an  nach  abwärts 
und  verliert  sich  unten  in  die  Fascia  endothoracica.  Lateral  ist 
die  Fascia  praevertebralis  mit  den  Querfortsätzen  der  Halswirbel 
ysrwachMQ.und  setzt  sich  von  hier  aus  nach  beiden  Seiten 
(d.  h.  in  das  Trig.  colli  lateral#  hinein)  auf  die  Mm.  scaleni,  den 
Levator  scapulae  und  Splenius  foid,  an  deren  Oberfläche  sie  bis 

Dieser  (seitliche)  Teil  der 
Abschnitte  des  Trig.  colli 
laterale  durch  reichliches  Binde-  oder  Fettgewebe  von  dem  tiefen 
Blatte  der  fascia  (.'0111  tfHtffennt.  Oben,  d.  h.  an  der  Spitze  des 
Trig.  colli  laterale  sind  dagegen  die  Fascia  praevertebralis,  das 
tiefe  und  das  oberflächliche  Blatt  der  Fascia  colli  mit  einander 
^verwachsM.  Auch  die  Fäsdä  praevertebralis  ist  mit  der  Sdidde 
der  grossen  Halsgefässe  (jedoch  mit  der  h  i  n  t  e  r  e  n  Wand  dieser 
Scheide)  fest  verschmolzüi,  sodass  also  der  Kehlkopf  und  die 
Trachea  nebst  der  Schilddrüse,  der  Oesophagus,  endlich  die 
grossen  Halsgefässe  nebst  dem  N.  vagus  gewissermassen  in  einer 
Röhre  stecken,  welche  vom  von  dem  tiefen  Blatte  der  Fascia  colli, 
hinten  von  der  Fascia  praevertebralis,  seitlich  von  der  Oefäss- 
scheide  gebildet  wird. 

Von  dem  Phaiynx  und  Oesophagus  ist  die  Fascia  praevertebralis  durdt 
lockeres  Bindegewe^  das  sogen,  retropharyngeale  Bindege- 
I  webe,  getrennt,  wdches  sich  nach  unten  bis  in  die  Brusthöhle  (in  das 
Mediastinum  posterius)  fortsetzt.  Zwischen  der  hinteren  Pharynxwand  und 
der  Wirbelsäule  bezw.  der  Fascia  praevertebralis  entstandene  Eiteransamm- 
lungen  (Retropharyngealabscesse)  werden  natürlich  in  diesem  lockeren 
Bindegewebe  ihren  Weg  nach  abwärts  nehmen  müssen. 

Wenn  man  will,  kann  man  die  Fasctu  colli  propria  (unter 
Ignorienmg  der  allgemeinen  Körperfascie)  auch  in  drei  Blätter  ein¬ 
teilen,  nämlich:  1)  ein  oberflächliches  Blatt,  2)  ein  mitt¬ 
leres  (unser  tiefes  Blatt)  und  3)  ein  tiefes  Blatt  (unsere  Fas¬ 
cia  praevertebralis).  Diese  Einteilung  hat  insofern  viel  für  sich,  als 
die  oben  so  bezeichnete  Fasda  praenertehralis  keineswegs  nur  vor 
der  Wirbelsäule  gelegen  ist,  sondern  sich  auch  über  die  Muskeln 
des  Trig.  colli  laterale  nach  seitwärts  erstreckt. 

C.  Übersicht  über  die  Regionen  des  Halses. 

Am  Halse,  Collum  s.  Cervix,  kann  man  den  Vorderhals 
oder  Hals  im  engeren  Sinne,  Collum,  tmd  den  Hinter- 


uqter  den  M.  trapezius  hinunterzieht. 
Fascia  praevertebralis  ist  im  unteren 


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hals  oder  Nacken,  Cervix  b.  Nucha,  unterscheiden.  Vorder¬ 
hals  und  Hinh»rhals  sind  i«»derseits  durch  den  lateralen  Rand  des 

Der  Halsim  engere  n  Sinne,  also  die  vordere  Region 
des  Halses,  wird  durch  die  beiden  schräg  nach  unten  conver- 
gierenden  Mm.  sternocleidomastoidei  in  ein  unpaares,  median  ge¬ 
legenes  Dreieck,  Trigonum  ccHi  medianum,  und  in  die  beiden  seit¬ 
lichen  Dreiecke,  Trigona  colU  lateralia,  eingeteilt.  Das  Trigonum 
colli  medianum  liegt  mit  der  ß  a  s  i  s  nach  oben,  mit  der  S  p  i  t  z  e 


Regio  mentalis. 

Regio  submentalis. 

Regio  hyoidea. 

Regio  siibhyoidea. 

Regio  larjngea. 

Regio  trachealis  (Regio) 
thyreoidea  B.  N.  A. 


Regio 

suprasternalis. 


Regio  retroman- 
dibularis  (Fossa 
parotidea). 


Regio  submaxillaris 


Fossa  supracla- 
vicalaris  minor. 


Fossa  supracla- 

vicularis  major . 

(Trig.  omoclavi- 
culare). 


Fig.  3. 

Halbschematische  Obersicht  über  die  Regionen  der  vorderen  Halsgegend, 


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102 


nach  unten  ;  die  Basis  wird  durch  die  gebrochene  Linie')  des 
Unterkieferrandes  und  die  Seiten  des  Dreieckes  durch  die  M.  sterno- 
cleidomastoidei  gebildet,  während  seine  Spitze  am  Manubrium  stemi 
gelegen  ist.  Ein  jedes  Trigotmm  colli  laterale  ist  im  Gegensätze  da¬ 
zu  mit  der  Basis  nach  unten,  mit  der  Spitze  nach  oben 
gerichtet:  die  Basis  wird  durch  die  Clavicula,  der  vordere  Rand  des 
Dreieckes  durch  den  M.  sternocleidomastoideus,  der  hintere  Rand 
durch  den  M.  trapezius  gebildet.  Der  Wulst,  welcher  durch  den 
vorspringenden  M.  sternocleidomastoideus  jederseits  am  Halse  her¬ 
vorgebracht  wird,  ist  auch  als  Begio  stemocleidoniastoidea  bezeich¬ 
net  worden.  In  der  letzteren  findet  sich  dicht  über  der  Clavicula 
zwischen  den  beiden  Ursprungsköpfen  des  M.  stemocleidomastoi- 
deus  die  Fossa  supraclavicularis  minor  (s.  S.  93),  «n.  Tipfp  ^ 

hinter  dem  letztgenannten  Muskel  die  grossen  Halsgefässe  l  A.  carotis 
comm.  und  V.  jugularis  interna)  nebst  dem  N.  vagus  gelegen  sind. 

Das  Trigonum  colli  laterale,  Meyio  colli  lateralis 
w'ird  nun  durch  den  M.  omohyoideus  jederseits  in  ein  oberes  und 
ein  unteres  Dreieck  geteilt.  Das  untere  Dreieck  zwischen  der 
Clavicula,  dem  M.  omohyoideus  und  dem  'M.  sternocleidomastoideus 
wird  als  Fossa  supraclavicularis  major  s.  Trigonum  omoclaviculare 
{Trigonum  eermcale  inferius  der  Chirurgen)  bezeichnet.  In  der  Tiefe 
dieses  Dreieckes  (oder  dieser  Grube)  ist  der  Plexus  brachialis  und 
diei  A.  und  V.  subclavia  n  h  e  r  h  a  1  b  des  M.  omohyoi¬ 

deus  —  zwischen  dem  M.  sternocleidomastoideus  und  dem  M.  trape¬ 
zius  —  ist  das  obere  Dreieck,  Trigonum  omotrapezoides,  ge¬ 
legen,  dessen  Boden  von  den  Mm.  scaleni,  dem  M.  levator  scapulae 
und  dem  M.  splenius  gebildet  wird,  und  in  welchem  verschiedene 
Zweige  des  Plexus  cervicalis  und  die  A.  cervicalis  superficialis  an 
die  Oberfläche  treten.  ' 

Auch  das  Trigonum  colli  medianum,  Begio  colli 
anterior  wird  durch  die  beiden  hinteren  Bäuche  der  Mm.  digastrici 
und  das  Zungenbein  in  ein  oberes  und  ein  unteres  Dreieck  geteilt. 
Das  obere  Dreieck,  zwischen  den  hinteren  Bäuchen  der  Mm. 
digastrici  bzw.  dem  Zungenbeine  und  dem  Unterkiefer  gelegen, 
wird  als  Trigonum  submaxillare  s.  Regio  suprahyoidea  bezeichnet. 
An  dem  letzteren  werden  wieder  unterschieden:  1)  die  unmittelbar 
hinter  dem  Kinn  gelegene  Gegend,  Begio  submentalis ;  2)  die  Gegend 
medianwärts  vom  Kieferwinkel,  Begio  s.  Fossa  suhmaxillaris,  wel- 

')  Da  der  Unterkieferrand  eine  gebrochene  Linie  darstellt,  so  hat  das 
Trigonum  colli  medianum  streng  genommen  eine  vierseitige  Form  (wie  Henle 
sagt,  die  eines  Papierdrachens). 


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103 


ehe  von  der  Glandula  submaxillaris  eingenommen  wird;  3)  die 
Gegend  zwischen  dem  Unterkieferaste  und  dem  M.  sternocleido- 
mastoideus,  Regio  s.  Fossa  retromandiMnrijt  s  Fo<wa  parotidea.  in 
welcher  die  Parotis  und'unter  der  letzteren  die  Carotis  ext.  und^V. 
facialis  post.,  noch  tiefer  die  vom  Proc.  styloideus  entspringenden 
Muskeln  gelegen  sind.  Unterhalb  der  beiden  hinteren  Bäuche  der 
Mm.  digastrici  und  des  Zungenbeines  {Regio  hgoidea)  befindet  sich 
das  untere  Dreieck,  die  Regio  infrahyoidea,  an  welcher  man 
wiederum  folgende  Unterabteilungen  unterscheiden  kann:  1)  das 
jederseits  zwischen  dem  M.  digastricus,  M.  omohyoideus  und  M. 
sternocleidomastoideus  gelegene  Dreieck,  welches  als  Malgaigne- 
sche  Grube  oder  Fossa  carotka  (das  Trigonttm  cervicale  superius^) 
der  Chirurgen)  bezeichnet  wird,  und  in  welchem  die  A.  carotis 
communis  bzw.  externa  und  interna  und  die  V.  jugularis  interna, 
zwischen  und  hinter  den  letzteren  der  N.  vagus,  vor  innen  aut  der 
Gfelässscheide  der  R.  descendens  n.  nypogiossi  erlaufen;  2)  die 
Gegend  unterhalb  des  Zungenbeines,  Regio  subhyoidea,  welche 
zwischen  Zungenbein  und  Kehlkopf  gelegen  ist;  3)  die  Regio  laryn- 
gea,  an  welcher  der  Schild-  und  Ringknorpel  des  Kehlkopfes  fühl¬ 
bar  sind;  4)  die  Regio  trachealis,  welche  sich  an  die  letztere  nach 
abwärts  anschliesst,  auch  Regio  thyreoidea  genannt,  wegen  der 
dort  gelegenen  Schilddrüse;  5)  die  Regio  suprastemalis,  d.  h.  die 
oberhalb  des  Sternum  gelegene  Grube,  deren  tiefster  Teil  als 
Fossa  jugularis  s.  Jugulum  bezeichnet  wird. 


VII.  Die  Knochen,  Bänder  und  Muskeln 
des  Rückens. 

A.  Die  Wirbelsäule. 

Die  Wirbelsäule,  Colimna  vertcbralis,  bildet  ein  lang¬ 
gestrecktes  röhrenförmiges  Organ,  welches  zugleich  dem  Rumpf 
als  Stütze  und  dem  Rückeiunark  nebst  seinen  Häuten  als  Behälter 
dient.  Die  Länge  derselben  taxiert  man  auf  etwa  zwei  Fünftel 
der  ganzen  Körperlänge,  und' ihre  Stellung  ist  in  der  aufrechten, 
sogen,  militärischen  Haltung  des  Menschen  eine  der- 


Das  Trigonum  cervicale  superius  und  inferius  sind  also  durch  Scheitel¬ 
winkel  mit  einander  verbunden. 


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104 


artige,  dass  eine  vom  vordersten  Teile  des  obersten  Halswirbels  ab¬ 
wärts  gezogene  verticale  Linie  gerade  das  unterste  Ende^  d.  h.  die 
SteissbeinspitzSj  treTffeir  wünte.  TWe  Wirbelsäule  setzt  sich  aus  einer 
Anzahl  von  knöchernen  Segmenten  zusammen,  welche  man  als 
Wirbel,  Vertebrae,  bezeichnet.  Da  die  beiden  obersten  Wirbel, 
der  Atlas  und  Epistropheus,  in  Bezug  auf  den  Bau  ihrer  Gelenke 
im  wesäiflichen  auf  die  Drehung  um  die  Längsaxe  der  Wirbel¬ 
säule  eingerichtet  sind,  so  benennt  Henle  dieselben  als  Dreh- 
Wirbel.  Alle  übrigen  Wirbel  fasst  er  unter  der  Bezeichnung 
If e u ge w rfb e  1  zusammen,  da  dieselben  hauptsächlich  dem 
Z>^kC  der  Beugung  def  Wirbelsäule  dienen.  Der  Lage  und  dem 
Aussehen  nach  teilt  man  die  Wirbel  ein  in:  a)  die  7  H  a  1  s  -  oder 
Nackenwirbel,  Vertebrae  cervicales  s.  colli;  b)  die  12 
Brust-  oder  Rückenwirbel,  Vertebrae  thoraeales  s.  dor¬ 
sales;  c)  die  5  Lenden-  oder  Bauchwirbel,  Vertebrae 
lumbales  s.  abdominales;  d)  die  5  Kreuzbeinwirbel,  Verte¬ 
brat  saerales,  und  endlich  e)  die  4 — 5  Steissbeinwirbel, 
Vertebrae  coccygeae.  Im  ganzen  sind  also  33 — 34  Wirbel  vorhanden, 
von  denen  man  die  24  oberen,  nämlich  die  Hals-,  Brust-  und  Len¬ 
denwirbel,  welche  durch  Bandmassen  mit  einander  verbunden  sind, 
auch  alswahreWirbel,  Vertebrae  vera^  bezeichnet,  während 
die  9  unteren,  die  Kreuz-  und  üieissbemwirb^  welche  für  gewöhn- 

Vertebrae  spw'iae,  begannt  werden.  Die  letzteren  werden  genauer 
ßam' Becken  beschrieben,  und  die  folgende  Schilderimg  bezieht 
sich  somit  nur  auf  die  wahren  Wirbel  des  menschlichen  Körpers. 

Die  Wirbelsäule  verläuft  nicht  in  gerader  Richtung,  sondern 
zeigt  verschiedene  Krümmunge n.  Zwei  von  diesen  Krümmun- 
gen  liegen  mit  der  Convexität  na^  vo*"?  L*”**  ihrem  am 
stärksten  prominierenden  Teile  entspricht  die  obere  den  oberen 
Halswirbeln,  die  ujrte  re  der  Grenze  zwischen  dem  V.  Lenden¬ 
wirbel  und  dem  Kreuzbein.  An  letzterer  Stelle  springt  die  Wirbel¬ 
säule  stets  in  Form  eines  queren,  mitunter  ziemlich  scharfen  Vor¬ 
sprunges,  des  Prommitotium,  hervor,  welches  bei  der  geburtshülf- 
lichen  Untersuchung  des  Weibes  eine  wichtige  Rolle  spielt.  Zwei 
andere  Krümmungen  liegen  mit  der  C  o  n  c  a  v  i  t  ä  t  nach  w.ojn-; 
von  diesen  beiden  entspricht  die  obere  mit  ihrer  tiefsten  Stelle , 
etwa  dem  IV. — VI.  Brustwirbel,  während  sich  die  untere,  ani 
^teren  Teile  des  Kreuzbeins,  der  Kreuzbeinaushöhlung,. befindeL- 
An  der  Rückseite  zeigt  die  Wirbelsäule  zu  beiden  Seiten  der  Me¬ 
dianlinie,  zwischen  den  Domen  und  Querfortsätzen  gelegen,  die 


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beiden  Rückenfurchen,  Stdd  dorsales,  welche  die  Streck¬ 
muskeln  des  Rückens  aufnehmen. '  ~~ 


a)  Allgemeine  Merkmale  der  wahren  Wirbel. 

Jeder  wahre  Wirbel  stellt  einen  knöchernen  Ring  dar,  der  ein 
Loch,  das  Foramen  vertebrale  s.  spinale,  umschliesst,  in  welchem 
das  Rückenmark  mit  seinen  Häuten  gelegen  ist.  An  jedem  wahren 
Wirbel  unterscheidet  man  nun  folgende  Teile:  1)  einen  verdickten, 
spongiösen  vorderen  Teil,  den  Wirbelkörper,  Corpus  verte- 
brae;  2)  einen  dünneren,  nach  hinten  gelegenen  Teil,  den  Wirbel¬ 
bogen,  Arcus  vertebrae.  Jeder  Wirbelbogen  besteht  wieder  aus 
di'ei  Abschnitten,  nämlich:  a)  den  am  meisten  nach  vom  gelegenen, 
etwas  eingeschnürten  Teile,  dem  Wirbelhalse,  Radio;  arcus 
vertebrae  s.  Collum  vertebrae;  b) den  verdickten  Seitenteilen, 
Massae  laterales,  und  c)  dem  hintersten  Teile,  welchen  man  als 
hinteren  Bogenabschnitt,  Pars  posterior,  bezeichnet  hat. 
An  den  Massae  laterales  springt  auf  jeder  Seite  der  transversal 
stehende  Querfortsatz,  Processus  transversus,  vor.  Ferner  er¬ 
strecken  sich  von  den  Massae  laterales  nach-  oben  hin  die  beiden 
oberen  Gelenkfortsätze,  Processus  articülares  (s.  obli- 
qui)  superiores,  und  nach  abwärts  die  beiden  unterenOelenk- 
fortsätze,  Processus  articülares,  (s.  obliqui)  inferiores.  Durch 
die  Gelenkfortsätze,  welche  eine  überknorpelte  Gelenkfläche  zeigen, 
stehen  die  Wirbelbogen  mit  einander  in  Articulation.  Endlich  ragt 
an  dem  hinteren  Bogenabschnitt  in  der  Medianebene  ein  unpaarer 
Fortsatz  nach  hinten,  welchen  man  als  Dorn  oder  Dornfort¬ 
satz,  Processus  spinosus  s.  Spina,  bezeichnet  hat.  Der  Hals  des 
Bogens  zeigt  ferner  an  seinem  oberen  Rande  einen  seichten  Ein¬ 
schnitt,  die  Incisura  vertebralis  superior,  an  seinem  unteren  Rande 
einen  etwas  tieferen  Einschnitt,  die  Incisura  vtriebralis  inferior. 
Die  Incistu'a  vertebralis  superior  und  inferior  je  zweier  ben ,...  .  1er 
Wirbel  treten  derartig  mit  einander  zusammen,  dass  dieselben  eine 
rundliche  Oeffnung,  das  Foramen  intervertehrale.  _  bilden,  durch 
welches  die  Spinalnerven  und  die  Rami  spinales  verschiedener  Ar¬ 
terien  und  Venen  aus-  und  eintreten.^) 

>)  Diese  Rami  spinales  kommen  in  den  verschiedenen  Regionen 
der  Wirbelsäule  von  verschiedenen  benachbarten  Oefässen  her;  so  z.  B.  an 
der  Halswirbelsäule  hauptsächlich  von  der  A.  vertebralis,  an  der 
Brustwirbelsäule  von  den  Intercostalarterien,  an  der  Lenden¬ 
wirbelsäule  von  den  Lumbalarterien,  endlich  am  Kreuzbeine  von 
den  Aa.  sacrales  laterales.  Die  Arterien  werden  von  gleichnamigen 
Venen  begleitet. 


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Die  eben  genannten  Merkmale  sind  allen  wahren  Wirbeln  ge¬ 
meinsam,  und  es  erübrigt  nun,  diejenigen  Characteristica  anzuführen, 
durch  welche  sich  die  Wirbel  in  den  einzelnen  Regionen  der  Wirbel¬ 
säule  von  einander  unterscheiden.  Hierbei  ist  jedoch  voraus¬ 
zuschicken,  dass  an  der  Uebergangstelle  zwischen  Hals-  und  Brust¬ 
wirbelsäule  und  zwischen  Brust-  und  Lendenwirbelsäule  die  unter¬ 
scheidenden  Merkmale  der  betreffenden  Wirbel  mehr  oder  weniger  ver¬ 
wischt  sind  und  sich  infolgedessen  hier  nur  teilweise  erörtern  lassen. 

b)  Die  Halswirbel. 

Für  die  7  Halswirbel  gilt  zunächst,  wie  für  alle  übrigen 
wahren  Wirbel,  das  Gesetz,  dass  ihre  Körper  im  allgemeinen  in 
der  Richtung  von  oben  nach  unten  an  Grösse  zunehmen.  Der 
horizontale  Durchschnitt  eines  jeden  Halswirbelkörpers  gleicht 
einem  Rechteck  mit  abgerundeten  Ecken.  Seine  obere  Fläche  ist  in 
der  Richtung  von  einer  Seite  zur  anderen,  die  untere  Fläche  da¬ 
gegen  m  der  Richtung  von  vom  nach  hinten  concävT^ödäss  also 
an  der  oberen  Fläche  des  Körpers  die  öeitenränder,  an  der  unteren 
Fläche  der  vordere  und  hintere  Rand  am  stärksten  vorspringen  und 
die  einzelnen  Halswirbelkörper  —  wie  HENLE  es  nennt  —  nach  Art 
zweier  Hände  beim  Handschlag  in  einander  greifen.  Der  Hals 
des  Bogens  steht  ziemlich  stark  nach  lateralwärts,  und  das 
Foramen  vertebrale  ist  deshalb  trotz  des  kleinen  Volumens  der 
Wirbelkörper  an  den  Halswirbeln  relativ  gross  und  von  dreiseitiger 
Form.  Die  Querfortsätze  entspringen  mit  zwei  Wurzeln, 
einer  vorderen  von  der  Seitenfläche  d»  Körpers  und  einer  hinteren 
von  den  Massae  laterales;  zwischen  beiden  Wurzeln  liegt  eine  rund¬ 
liche  Oeffnung,  das  Foramen  tratisversarium,  in  welchem  die  A. 
und  V.  vertebralis  gelegen  sind.  Nach  lateralwärts  laufen  dieT*röccT 
traiisversi  in  je  eine  vordere  und  eine  hintere  Zacke, 
J'ubereulum  anterim  und  posterius^  aus.  Die  vordere  Wurzel  nebst 
der  dazu  gehörigen  vorderen  Zacke  ist  als  das  verkümmerte  Rudi¬ 
ment  einer  Halsrippe  {Proe.  costarms)  anzusehen. i)  Hinter  dem  For. 
transversarium  findet  sich  an  der  oberen  Fläche  eines  jeden  Quer¬ 
fortsatzes  eine  transversale  Rinne.  Sttlem  n.  spinalh,  in  welcher  der 
Spinalnerv  liegt.  Die  Gelenk  f  o  ä  t  z  e  ,  Wiche  von  den  Massae 
laterales  ausgehen,  besitzen  plane  Gelehkflachen,  welche  derartig 

Sehr  stark  springt  die  vordere  Zacke  am  Querfortsatze  des  VI.  Hals- 
wirbels  vor:  da  man  an  dieser  Stelle  bei  mageren  Leuten  die  Carotis  gegen 
die  Wirbelsäule  andrücken  kann,  hat  man  dieselbe  al^Tuberculum  caroUcum 
ffr  Kr'rrirhnrt 


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•h  '  •'* 

schräg  geneigt  sind,  dass  die  obere  nach  hinten  und  oben, /die 
untere  nach  vom  und  unten'^sieht.  Der  Dornfortsatz  end- 
lieh  ist  bei  den  Halswirbeln  ziemlich  klein,  von  unregelmässiger 
Form  und  läuft  meistens  in  zwei  Zacken  aus.  Von  dem  eben  ge- 
schilderten  Verhalten  machen  jedoch  der  II.  und  VII.  Hals¬ 
wirbel  eine  Ausnahme. 

Der  erste  Halswirbel,  AÜas,  besitzt  zunächst  keinen 
Wirbelkörper,  sondern  man  unterscheide? an  ihm  einen  v  o  r  d  eren 
Bogen,  Arcus  antetior,  einen  hinteren  Bogen,  Arcus 
posterior,  und  die  stark  entwickelten  Seitenteile,  Massae 
laterales.  Der  vordere  Bogen  zeigt  in  der  Mitte  seiner  vorderen 
Fläche  einen  kleinen  Höcker,  Tuberculum  anterius,  an  seiner  hinteren 
Fläche  eine  rundliche  Knorpelfacette,  Fovea  dentis  s.  Facies  arti- 
cularis  posterior,  zur  Gelenkverbindung  mit  dem  Zahne  des  Epi- 
stropheus.  Der  hintere  Bogen  zeigt  ebenso  in  der  Mitte  seiner 
hinteren  Fläche  das  Tuberculum  posterius,  welches  den  verkümmer¬ 
ten  Dornfortsatz  des  Atlas  darstelit  An  den  Massae  laterales 
finden  sich  oben  zwei  länglich  ovale,  stark  concave  Gelenk- 
f  o  r  t  s  ä  t  z  e  für  die  Condyli  occipitales  (die  Procc.  condyloidei 
des  Hinterhauptbeines),  unten  zwei  runde,  nur  wenig  concave  Ge¬ 
lenkfortsätze  zur  Articulation  mit  dem  zweiten  Halswirbel.  Die  ent¬ 
sprechenden  Knorpelfacetten  dieser  Fortsätze  werden  als  Facies 
articulares  superiores  und  inferiores  bezeichnet.  Die  Querfort¬ 
sätze  stehen  fast  horizontal  und  laufen  in  je  eine  einzige  Spitze 
aus.  An  der  medialen  Fläche  der  Massae  laterales  befindet  sich 
jederseits  eine  Rauhigkeit  zum  Ansatz  für  das  Lig.  transversum 
atlantis.  Die_^wjyj|^gy^jjyj^^|jgjjj^j^jjy)^vorund^«/cr/orliegenbe^ 
■beiffl-Atlaa-h  i  n  t  e  r  den  Gelenkfortsätzen^insbesdndere  bildet  die 
Inc.  vertebraU^sup"^Ine*zl«nlicin!efeRinne,  welche  auch  als 
Sulcus  arferiae  vertehralis  s.  Sinus  atlantis  bezeichnet  wird  und 
zur  Einlagerung  für  die  A.  vertebrälis  dient,  die  sich  hier  von  "  ’ ' 
hinten  her  in  die  Membrana  atlanto-occipitalis  posterior  einbohrt. 

Der  zweite  Halswirbel,  Episfrojihrus^  ist  zunächst 
gegenüber  den  übrigen  Halswirbeln  durch  einen  relativ  hohen 
Körper  ausgezeichnet,  an  dessen  oberer  Fläche  der  Zahnfort- 
Satz,  Dms  episfrophei  s.  Processus  odontoideus,  hervorspringt. i) 

Der  Zahn  ist  beim  Embryo  durch  einen  mit  dem  späteren  vor¬ 
deren  Bogen  des  Atlas  knorpelig  verbundenen  Knochenkern  repräsentiert. 
Später  bildet  sich  jedoch  zwischen  diesem  Knochenkern  und  dem  vorderen 
Bogen  ein  Gelenk,  und  der  Kern  des  Zahnes  verschmilzt  mit  dem  Körper 
des  Epistropheus.  Der  Zahn  ist  somit  als  abgelöstes  Stück  des  ehemaligen 
Aliaskörpers  aufzufassen. 


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An  dem  letzteren  unterscheidet  man  den  etwas  eingeschnürten 
Hals,  Collum  dentis,  und  den  mehr  rundlichen  Kopf,  Caput 
dentis,  welcher  nach  oben  hin  mit  einer  abgestumpften  Spitze, 
Apex  dentis,  endigt.  Der  Kopf  des  Zahnes  zeigt  vom  eine  rundliche, 
kleine  üelenklläche,  Facies  artictdaris  anterior,  zur  Articulation  mit 
dem  vorderen  BogelT  des  Atlas,  hinten  eine  ähnliche  kleine  Facette, 
Faxies  articularis  posterior,  über  welche  das  Lig.  transversum  at- 
lantls  gleitet,  uie  yuerlortsätze  des  tpistropHeus  sind  sehr 
Klein  und  stark*  abwärts  geneigt.  Von  den  Oelenk  fortsät  zen 
sind  die  beiden  oberen  fast  horizontel  gelegen  und  weit  nach  vorn 
auf  den  Körper  gerückt,  sodass  die  ^^ßi^isumvcrtebndisst^^ 
(ebenso  wie  die  obere  und  untere  Inc.  verteEräU^clesAtla^ 
h  inJ_g^dmGelMikf ortsätzen  liegt,  während  die  Inäsura  vcrtcr. 
^«KsiM/cmm^tlpistropheus  das  Verhalten  der  übrigen  Hals¬ 
wirbel  zeigt .  Der  B o g e n  und  der  Dorn  sind  relativ  stark  entwickelt. 

Der  siebente  Halswirbe  1  endlich  zeigt  einen  Körper, 
welcher  schon  mehr  dem  Körper  der  Brustwirbel  ähnlich  sieht. 
Der  Querfortsatz  desselben  besitzt  in  den  meisten  Fällen 
kein  Foramen  transversarium,  oder  wenn  ein  solches  vorhanden 
ist,  so  ist  es  relativ  klein,  da  durch  dasselbe  nicht  die  Arteria,  son¬ 
dern  nur  die  Vena  vertebralis  hindurchzugehen  pflegt.  Der  Dorn 
des  VII.  Halswirbels  endlich  ist  durch  seine  Länge  ausgezeichnet 
und  steht  horizontal  nach  hinten,  sodass  man  ihn  besonders  deüF' 
lieh  unter  der  Haut  fühlen  und  von  ihm  ausgehend,  nach  abwärts 
ohne  Schwierigkeit  die  übri^n  Wirbel  abzählen  kann.  Wegen  des 
stark  hervorragenden  Domes  hat  der  VII.  Halswirbel  auch  die  Be¬ 
zeichnung  Vertebra  promimns  erhalten.  Uebrigens  ist  häufig  schon 
der  Dom  des  VI.  Halswirbels  mit  einfacher  Spitze  versehen  und 
relativ  stark  entwickelt. 

c)  Die  Brustwirbel. 

Die  12  Brustwirbel  besitzen  einen  Körper,  welcher 
ebenso  wie  derjenige  der  Halswirbel  im  allgemeinen  von  oben  nach 
unten  an  Voliunen  zunimmt.  Nur  etwa  zwischen  dem  IV.  bis 
VI.  Brustwirbel  zeigt  sich  die  Wirbelsäule  etwas  schlanker,  indem 
hier  die  Körper  im  transversalen  Durchmesser  ein  wenig  verkürzt 
sind.  Auf  dem  Horizontalschnitt  erscheint  der  Körper  der  Brust¬ 
wirbel  mehr  dreiseitig  mit  abgerundeten  Ecken.  Der  Hals  des 
Bogens  steht  ziemlich  sagittal  nach  hinten.  Infolgedessen  ist  das 
Foramen  vertebrale  kleiner  als  bei  den  Halswirbeln  und  hat  ein 
mehr  rundliches  Aussehen.  Zu  beiden  Seiten  zeigt  sich  zwischen 


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Körper  und  Bogenhals  eine  kleine  Gelenkpfanne,  die  Fovea  cosMis, 
mit  welcher  das  Rippenköpfchen  articuliert,  und  welche  sich  nur 
an  den  Brustwirbeln  vorfindet,  also  für  die  letzteren  be¬ 
sonders  charakteristisch  ist.  Die  Foveae  costales  sind  derartig  pla¬ 
ciert,  dass  sie  sich  bei  allen  Wirbeln,  mit  Ausnahme  des  I,  des  XI. 
und  XII.  Brustwirbels,  zwischen  je  zwei  benachbarte  Wirbelkörper 
sozusagen  hineinschieben,  d.  h.  dass  die  obere  Hälfte  der  Fovea 
immer  dem  oberen,  die  untere  dem  unteren  Wirbel  angehört.  Es 
besitzt  also  eigentlich  jeder  Brustwirbel  jederseits  eine  halbe^)  obere 
und  eine  halbe  untere  Gelenkpfanne,  mit  Ausnahme  des  1.,  welcher 
oben  meist  eine  ganze  und  unten  eine  halbe,  ferner  des  XI.  und  XII 
Brustwirbels,  welche  auf  ]^ef  Seite  etwa  zwischen  der  Mitte  und 
dem  oberen  Rande  des  Körpers  je  eine  ganze  Fovea  costalis  haben. 
Der  _X.  Brustwirbel  muss'^emziilolge  im  TJegensatz  z;ijr(Ien  beiden 
letzteren  sogar  nur  eine  halbe  obere  Gelenkpfanne  besitzen.  Die 
Querfortsätze  stehen,  ganz  besonders  bei  den  untersten 
Brustwirbeln,  ziemlich  stark  nach  hinten  und  zeigen  an  der  vorde- 
ren  Fläche  ihrer  Spitze  eineldeine  GelerTkräcette, _die  Fovea 
transversalis  (Facie§  articularis  transversalis),  an  welche 
sich  der  Rippenhöcker,  das/Tuberculum  costae^mittels  eines  wahren 
Gelenkes  anfügt.  Diese  kleine  Gelenkfacette  ist  jedoch  am  XI.  und 
XII.  Brustwirbel  nicht  wahrnehmbar,  weil  hier  anstatt  einer  Ge- 
lenkhöhle  nur  eine  Bandmasse  zwischen  dem  Querfortsatz  und  dem 
Rippenhöker  gelegen  ist.  Die  Spitze  ^r  Querfortsätze  zeigt  hinten 
einen  rauhen  Vorsprung,  die  M  uskeltuberosität,  'Tubcro- 
sitas,  welche  zum  Ansatz  für  die  tiefen  Rückenmuskeln  dient.  Diese 
Tuberositäten  sind  jedoch  an  den  unteren  Brustwirbeln  (besonders 
deutlich  am  XI.  und  XII.)  durch  die  weiter  unten  zu  erwähnenden 
Procc.  mamillares  und  accessorii  ersetzt.  Die  Gelenkfort- 
Sätze  der  Brustwirbel  stehen  mit  ihren  völlig  ebenen  Gelenk¬ 
flächen  fast  ganz  irT  der  Frontalebene.  Die  oberen  Gelenkflächen 
sehen  dabei  nach  hinten,  die  unteren  nach  vorn.  Für  den  XIL  Brust¬ 
wirbel  ist  besonders  charakteristisch,  dass  der  obere  CeTenkfortsatz 
mit  seiner  Knorpelfläche  noch  in  der  Frontalebene,  der  untere  da¬ 
gegen,  wie  bei  den  Lendenwirbeln  überhaupt,  in  der  Sagittalebene 
steht.  Die  Dornen  sind  stark  entwickelt  und  besonders  an  den 
mittleren  Brustwirbeln  erheblich  nach  abwärts  geneigt,  sodass  sie 
sich  dachziegelförmig  decken. 

>)  Die  Bezeichnung  „halb“  ist  nicht  wörtlich  zu  nehmen,  da  an  jedem 
von  den  oberen  und  unteren  Brustwirbeln  die  oberen  halben  Foveae 
costales  grösser  zu  sein  pflegen  als  die  unteren. 


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d)  Die  Lendenwirbel. 

Die  5  Lendenwirbel  besitzen  einen  Körper,  wel¬ 
cher,  wie  an  allen  übrigen  Wirbeln,  je  weiter  nach  unten  um  so 
mehr  an  Grösse  zunimmt  und  dessen  horizontaler  Durchschnitt 
etwa  bohnenförmig  aussieht.  Der  HalsdesBogens  steht  nach 
hinten.  Das  Foramen  vertebrale  erscheint  an  allen,  besonders  an 
den  unteren  Lendenwirbeln,  dreiseitig  mit  abgerundeten  Ecken  und 
ist  wegen  der  grösseren  Breite  des  Körpers  etwas  grösser  als  bei 
den  Brustwirbeln.  Dip  nplenkfortsätze  stehen  mit  ihren 
fdJi  Gelenkflächen  in  der  Sagittalehene  —  die  oberen  sind  dabei  etwas 

^  concav,  die  unteren  ein  wenig  convex.  Nur  die  unteren  Ge¬ 

lenkfortsätze  des  V.  Lendenwirbels  sind  mit  ihrer 
Knorpelfläche  mehr  nach  vorn  gerichtet.  Die  Querfortsätzc, 
welche  bei  den  Brustwirbe!n  stark  nach  hinten  stehen,  richten  sich 
bei  den  Lendenwirbeln  wiederum  ganz  transversal.  Am  oberen  Ge- 
lenkfortsatze  befiatlet  sicli  hinten  ein  Vorsprung,  der  Froccssus  ma- 
,  ^iuTzwiscnen^em  oberen  Gelenkfortsatze  und  der  Wurzel 

des  tjuerfortsatzes  ein  zweiter  kleinerer,  der  ProecssKS  accessorius, 
welche  beide  für  Miiskelansätze  bestimmt  sind.  Die  Procc.  ma- 
inillares  und  accessorii  sind  besonders  stark  an  den  oberen  Lenden¬ 
wirbeln  und  meistens  auch  noch  an  den  unteren  Brustwirbeln  ent¬ 
wickelt.  Die  Dornen  der  Lendenwirbel  stehen  horizontal  nach 
hinten  und  sind  durch  ihre  Stärke  und  Höhe  ausgezeichnet. 


Die  Gelenke  und  Bänder  der  Wirbelsäule. 

a)  Gelenke  und  Bänder  der  Beugewirbel. 

1.  Das  LU),  loufiitiidinale  nnteriiis  (commune  vertebrarum  an- 
terius)  verläuft  in  verticaler  Richtung  längs  der  Vorderfläche 
der  Wirbelkörper  vom  Tuberculum  anterius  des  Atlas  bis 
zur  Kreuzbeinaushöhlung  hinab,  wo  es  sich  allmählich  verliert. 
Die  Fasern  dieses  Bandes  sind  mit  dem  Periost  der  Wirbelkörper 
fest  verwachsen. 

2.  Das  Lig.  loiwfndintile  postrriiin  (commune  vertebrarum  po¬ 
sterius)  verläuft  an  der  H  i  n  t  e  r  f  1  ä  c  he  der  Wirbelkör- 
p  e  r  (also  innerhalb  der  Rückenmarkshöhle)  vom  Epistropheus 
an  nach  abwärts  und  verliert  sicfTailmähricir  nfi  Kreuzbeinkanal. 

3.  Die  Zwischenwirbelscheibe  n  .  Fihrortntilamnes 
bdervertcbrales  s.  Ligg.  intervertebralia,  stellen  faserknorpelige 


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Scheiben!)  vor^  w eiche  zwischen  den  Wirbelkör- 
p  e  r  n  gelegen  sind  und  den  letzteren  nur  eine  geringe  Beweglich¬ 
keit  gegen  einander  gestatten.  Doch  ist  die  Mitte  einer  jeden 
Zwischenwirbelscheibe  nicht  faserknorpelig,  sondern  gallertig  imd 
wird  deswegen  als  Gallertkern,  Nmieus  pulposus  s.  gelati- 
nosus,  bezeichnet  (ein  Rest  der  ehemals  beim  tmöryo  vortiandenen 
Chorda  dorsalis),  während  die  faserige  Umgrenzung  des  Gallert- 
kems  den  sogen.  Amulusfibrosus  (richhger  fibrocartilagineus)  bildet, 

4.  Die  Gelenke  zwischen  den  Procc.  artimlarcs  sind  wahre  /  j 
Gelenke  (und  zwar  Amphiarthrosen).  deren  Kapseln  besonders  an 

den  Lendenwirbeln  hinten  durch  mächtigere  Faserzüge  verstärkt  - 
sind  (cf.  S.  15). 

5.  Die  Lipg.  (intercruralia)  füllen  die  Lücken  zwischen  '  ' 
den  K  inte  renAbsc  hnittenderWirbelb  o  g  e  n  aus.  7"  ‘ ;  c 
Ihr  gelbes  Aussehen  (und  damit  ihre  Bezeichnung)  rührt  davon 

her,  dass  sie  ganz  aus  elastischem  Gewebe  bestehen. 

6.  Die  Ligg.  interspinalia  verlaufen  zwischen  je  zwei 
b  e  n  a  c  hbarten  Wirbeld  o  r  n  e  n  ;  sie  sind  am  stärksten 
■ätl  deh  Lendenwiroem  entwickelt.  ~ 

7.  Das  Lig.  supraspinale  s.  apicum  hängt  mit  den  vorigen  Bän¬ 
dern  zusammen  und  erstreckt  sich  lan^ä  der  Spitzen  der 
Wirbeldornen  vom  VIL  Halswirbel  bis  zum  Kreuzbein  herab. 

8.  Das  Lig.  nuchae  bildet  einen  Ersatz  für  die  Ligg.  inter¬ 
spinalia  und  das  Lig.  supraspinale  der  Halswirbel.  Das  Lig. 
nuchae  ist  ein  dreiseitiges  Band,  welches  an  den  Dornen  sämt- 
licherHalswirbel  entspringt  und  sich  oben  an  der  Crista 
o  c  c  i  p  i  t  a  1  i_s  e  x  t  e  r  n  a  ansetzt.  Sein  hinterer  freier  Rand  ist 
etwas  verdickt  und  stellt  die  eigentliche  Fortsetzung  des  Lig.  supra¬ 
spinale  dar. 

Da  die  Halswirbeldomen  relativ  klein  und  die  Nackenmuskeln  ziemlich 
massig  sind,  entspringen  vom  Lig.  nuchae  alle  oberflächlichen  Muskeln  des 
Nackens,  welche  eigentlich  von  den  Dornfortsätzen  ihren  Ursprung  nehmen  ; 
sollten.  Das  Lig.  nuchae  ist  beim  Menschen  durch  seinen  grossen  Gehalt  l 
an  elastischen  Fasern  ausgezeichnet.  Bei  vielen  Tieren,  z.  B.  beim  Ochsen,  • 
besteht  dasselbe  sogar  gänzlich  aus  elastischem  Gewebe. 

9.  Die  Ligg.  inicrtmnsvcrmirki  ^nd  unregelmässige  Band¬ 
streifen,  welche  zwischen  je  zwei  benachbarten 
Wirbelquerf  o  r  t  s  ä_t  z.e  n.  verlaufen. 

!)  Die  Zwischenwirbelscheiben  bestehen  aus  wirklichem  Faser¬ 
knorpel,  während  verschiedene  andere  Gebilde,  welche  man  gewöhn¬ 
lich  kurzweg  als  faserknorpelig  bezeichnet,  eigentlich  aus  derbem  fibrösen 
Bindegewebe  zusammengesetzt  sind. 


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Die  Bewegungen,  welche  mittels  der  Beugewirbel  und 
damit  überhaupt  mittels  der  ganzen  Wirbelsäule  ausgeführt  werden 
können,  sind:  1)  die  Beugung  nach  vorn  oder  hinten  (die 
letztere  ist  auch  als  Streckung  bezeichnet  worden);  2)  die 
seitliche  Beugung  nach  rechts  und  links;  und  end¬ 
lich  3)  eine  Torsion  nach  rechts  oder  links  (um  eine  senk¬ 
rechte  Axe).  Die  Ausgiebigkeit  dieser  Bewegungen  nach 
dieser  oder  jener  Richtung  ist  nun  einerseits  von  der  Elastizität 
der  Bandapparate,  insbesondere  der  Zwischenwirbelscheiben,  an¬ 
dererseits  von  der  Stellung  der  Gelenkflächen  an  den  Procc.  arti- 
culares  abhängig.  Im  H  a  1  s  t  e  i  1  e  der  Wirbelsäule  kann  demge¬ 
mäss  vermöge  der  schrägfrontalen  Stellung  dieser  Gelenke  eine  ge¬ 
ringere  Beugung  nach  vorn,  eine  ausgiebigere  nach 
hinten,  aber  auch  eine  solche  nach  links  oder  rechts 
ausgeführt  werden.  Auch  eine  seitliche  Beugung  in  Ver¬ 
bindung  mit  einer  Torsionsdrehung  nach  derselben  Seite  kann  hier 
f  stattfinden.  Im  Brustteile  ist,  entsprechend  den  frontal  gerich¬ 
teten  Gelenkflächen  der  Procc.  articulares,  hauptsächlich  eine  Beu- 
gungnachlinksoderrechts  ausführbar.  Der  Lenden¬ 
teil  endlich  mit  seinen  sagittal  gestellten  Gelenkfortsätzen  bietet 
die  günstigsten  Bedingungen  für  die  Beugung  nach  vorne 
oder  hinten  dar.  In  der  Tat  sind  hier  andere  Bewegungen 
auf  ein  Minimimi  reduciert.  Die  Länge  der  Wirbelsäule 
I  kann  selbst  bei  ein  und  demselben  Individuum  sehr  wechseln,  je 
nachdem  dasselbe  längere  Zeit  die  Rückenlage  eingenommen  oder 
sich  in  aufrechter  Stellung  befunden  hatte. 

$ 

b)  Gelenke  und  Bänder  der  Drehwirbel  und  des 
Hinterhauptbeines. 

1.  Die  Gelenkverbindung  zwischen  den 
oberen  Gelenkfortsätzen  des  Atlas  u'nd  den 
Procc.  condyloidei  des  Hinterhauptbeines 
Artic.  aüantooccipitälis  besteht  somit  aus  zwei  combinierten  Ge- 
lenken,  welche  ellipsoidische  Gelenkflächen  zeigen.  Als  Verstär¬ 
kungsbänder  dieser  Gelenke  können  die  Membrana  aÜantooccipUalis 
anterior  und  posterior  aufgefasst  werden. 

Die  Membrana  atiantooccivitalis  (s.  obturatoria)  anterior  liegt 
zwischen  dem  vorderen  Bogen~3^  AtlaFünd"dem  v ö r d e r en 
Rande  des  Foramen  magnum  als  eine  straffe  fibröse  Haut,  deren 
Vorderfläche  in  der  Medianlinie  gewöhnlich  einen  stärkeren  Faser- 
zug,  den  Lacertus  medius  Weitbrechti,  Tiesifzt.  " 


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113 


Zwischen  dem  hinteren  Bogen  des  Atlas  und  dem  h  i  n  - 
t  e  r  e  n  Kande  des  Foramen  mägnum  befindet  sich  die  Mnnbrana 
aÜanto-ocdpHaUs  (s.  obturatoria)  posterior,  eine  schlaffe  bindege¬ 
webige  Haut,  weictie  von  der  A.  und  V.  vertebralis,  sowie  dem  N. 
suboccipitalis,  durchbohrt  wird. 

Die  Hauptbeweg  u  n  g  ,  welche  in  diesen  Gelenken  aus¬ 
geführt  werden  kann,  ist  die  Nickbewegung,  welche  sich  um 
eine  transversale  Axe  vollzieht.  Auch  eine  geringe  seitliche 
Beugung  des  Kopfes  (um  eine  sagittale  Axe)  kann  hier  statt¬ 
finden. 

2.  Die  Gelenkverbindung  zwischen  dem 
Zahne  des  Epistropheus  und  dem  vorderen 
Bogen  des  Atlas  ,  Art,  atlanto-odontoidea,  stellt  ein  sog.  Rad¬ 
gelenk.  Trochoides  s.  Rotatio  tcf.  S.  13),  vor.  Zu  ihrer  Fixation 
dient  hauptsächlich  ein  kreuzförmiges  Verstärkungsband, 
das  Liq.  cruciatum  nüantia,  welches  hinter  dem  Zahnfortsatze  ge¬ 
legen  ist.  Zwischen  diesem  Bande  und  der  hinteren  Fläche  des 
Zahnes  befindet  sich  ein  Schleimbeutel,  welcher  hier  als 
eine  Art  von  zweitem  Gelenk  fungiert.  Das  Lig.  cruciatum  hat 
die  wichtige  Function,  zu  verhindern,  dass  der  Zahn  des  Epistro¬ 
pheus  bei  den  Bewegungen  des  Kopfes  auf  das  dahintergelegene 
Rückenmark  drückt,  und  eine  Zerreissung  dieses  Bandes  würde  so¬ 
mit  Quetschung  des  Rückenmarkes  und  den  Tod  zur  Folge  haben. 
^  Am  Lig.  cruciatum  unterscheidet  man  wieder:  a)  einen  queren 
'l  Schenkel,  das Lia.  tramv<rsum  atlmitis.  welches  zwischen  den 
I  beiden  Massae  laterales  des  Atlas  verläuft;  b)  einen  oberen 
.t  Schenkel .  AooendU  sumrior,  welcher  sich  am  vorderen  Rande 
^  des  Foramen  magnum  ansetzt;  und  c)  einen  unteren  Schen- 
3  k  e  1 ,  Appendix  ivttrior.  welcher  nach  abwärts  zur  hinteren 
Fläche  des  Körpers,  des  Epistropheus  zieht. 

Von  dem  Kopfe  des  Zahnes  gehen  ferner  drei  schmale 
Bänder  zum  Hinterhauptbein:  eins  (dicht  vor  dem  Appendix 
.Superior)  in  der  Medianlinie  zum  vorderen  Rande  des  For.  magnum, 
das  Lüf.  apids  s.  Suspensorium  dentis,  und  zwei  nach  lateralwärts 
zur  medialen  Fläche  der  Processus  condyloidei,  die  Ligg.  nlaria. 

Das  Lig.  cruciatum  wird  hinten  bedeckt  von  dem  Li^. 
lat  um  i-imtrophd  (auch  als  Membrana  ligamentosa  s.  Apparatus 
ligamentosus  Weitbrechti  bezeichnet).  Das  Lig.  latum  entspringt 
vom  vorderen  Rande  des  For.  magnum  und  heftet  sich  an  der  h  i  n- 
teren  Fläche  des  Epistropheuskörpersan.  Nach 
abwärts  setzt  sich  dasselbe  ohne  scharfe  Grenze  in  das  Lig.  longi- 

Broeüike,  Anatomie.  9.  Aufl.  8 


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114 


tudinale  posterius  fort.  Dorsalwärts  vom  Lig.  latum,  von  ihm  deut¬ 
lich  getrennt,  ist  dann  iiodi  ein'  äluiliüies'  deiUta»  Builtf,  die  sogen. 
Membrana  tectoria,  gelegen,  welche  sich  nach  abwärts  ebenfalls  in 
das  Lig.  loii^llUÜliiale  posterius  fortsetzt. 

Inf  der  Artic.  atlantoodontoidea  findet  die  seitliche 
Drehung  des  Kopfes  um  eine  verticale  Axe  statt,  welche 
der  Längsaxe  des  Cylinders  (also  des  Zahnfortsatzes)  entspricht. 

3.  Die  Gelenkverbindung  zwischen  den  un¬ 
teren  Procc.  articulares  des  Atlas  und  den 
oberen  des  Epistropheus,  Artic. aüanto-epistrophica late¬ 
ralis,  kann  als  ein  Gelenk  mit  k  e  g  e'l  f  ö  r  m  i  g  e  n  Knorpemacnöi 
"aufgefasst  werden,  von  denen  die  obere  concav,  die  untere  convex 
ist.  Die  Axe  dieses  Kegels  fällt  mit  der  Axe  des  Zahnfortsatzes  zu¬ 
sammen.  Während  sich  somit  der  Atlas  um  den  Zahn  dreht,  ver¬ 
schieben  sich  zugleich  die  Gelenkfortsätze  des  Atlas  gegen  diejenigen 
des  Epistropheus,  so  dass  also  die  seitliche  Dr e_h_u_n.g_d-fi.s_ 
Kopfes  in  allen  drei  Gelenken  zugleich  ausgeführt  wird. 

C.  Die  Muskeln  des  Rückens. 

Die  Muskeln  des  Rückens  teilt  man  in  drei  grosse 
Gruppen  ein: 

a)  Die  oberflächlichen  Rückenmuskeln,  wel¬ 
che  sämtlich  von  Domfortsätzen  nach  lateralwärts  verlaufen.  An 
denselben  unterscheidet  man  2  Unterabteilungen,  nämlich: 

a)  Extremitäteiunuskeln,  welche  sich  an  der  oberen  Extremität, 

ß)  Rippenmuskeln,  welche  sich  an  den  Rippen  festsetzen. 

b)  Die  tiefen  langen  Rückenmuskeln  (auch  als 
eigentliche  Rückenmuskeln  bezeichnet),  welche  longitudinal  zu  bei¬ 
den  Seiten  der  Wirbelsäule  verlaufen.  Man  teilt  dieselben  in  2 
Unterabteilungen,  nämlich : 

a)  den  M.  splenius  capitis  ct  colU-, 

ß)  den  M.  sacrospinalis  (extensor  dorsi  communis). 

c)  Die  tiefen  kurzen  Rücken  -  und  Nackenmus¬ 
muskeln.  Dieselben  zerfallen  in  2  Unterabteilungen,  nämlich; 

a)  kurze  tiefe  Rückenmuskeln; 

ß)  kurze  tiefe  Nackenmuskeln. 

a)  Die  oberflächlichen  Rückenmuskel  n.*) 
a)  Extremitätenmuskeln. 

Hierzu  gehören:  1)  der  M.  trapezius;  2)  der  M.  latissimus 

*)  Mnemotechnisch  ist  zu  beachten,  dass  bei  den  Ursprüngen  und  An¬ 
sätzen  dieser  ganzen  Muskelgruppe  die  Zahlen  2  bis  4  fast  überall  (ausge¬ 
nommen  beim  Jli.  trapezius)  eine  Rolle  spielen. 


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115 


dorsi’,  3)  der  M.  teres  major;  4)  die  Mm.  rhomboidei  tnajor  et 
minor.^) 

1.  E>er  M.  trapeeim  s.  cucullaris  entspringt  vom  medialen  Teile 
der  Linea  nuchae  superior,  vom  Lig.  nuchae  und  von  den  Domen 
sämtlicher  Brustwirbel.  Die  oberen  Fasern  des  Muskels  setzen  sich 
am  lateralen  Drittel  der  Clavicula,  die  mittleren  am  Acromion  und 
die  unteren  an  dem  Rest  der  Spina  scapulae  fest.  Zu  merken  ist, 
dass  die  Ansatzlinie  des  Trapezi'us  genau  dem  Ursprung 
des  M.  deltoideus  entspricht.  Die  Mm.  trapezii  bilden  in  der  Um¬ 
gebung  des  VII.  Halswirbels  einen  Sehnenspiegel,  d.  h. 
eine  vierseitige  Stelle,  welche  ganz  aus  Sehnensubstanz  besteht  und 
ziemlich  genau  die  Form  der  beiden  Muskeln  wiederholt. 

Die  Function  des  Trapezius:  wenn  sich  alle  Fasern 
des  Muskels  contrahieren,  wird  die  Schulter  nach  hinten  und  me- 
dianwärts  gezogen,  wie  dies  z.  B.  bei  der  militärischen  Haltung  ge¬ 
schieht.  Die  oberen  Fasern  des  Trapezius  heben  den  Schulter¬ 
gürtel  (worunter  man  die  Clavicula  +  Scapula  versteht)  und  treten 
somit  in  Action,  wenn  Lasten  auf  der  Schulter  getragen  werden. 
Indem  jedoch  die  oberen  Fasern  des  Trapezius  die  Clavicula  und 
Scapula  heben,  wird  zu  gleicher  Zeit  der  untere  Winkel  der  Scapula 
nach  lateralwärtsgedreht  —  eine  Drehung,  welche  z.  B. 
eintritt,  wenn  derOberarm  über  die  Horizontale  hinauserhoben  wird. 
Die  unteren  Fasern  müssen  die  Schulter  nach  abwärts  ziehen. 

M  o  t.  N  e  r  V  :  d&x  N.  accessorius  Willmi  und  Zweige  der 
oberen  Nn.  cervicales. 

2.  Der  M.  latissimus  dorsi  liegt  mit  seinen  obersten  Fasern 
unter  dem  vorigen  Muskel.  Er  entspringt  von  den  Domen  der 
4  (mitunter  auch  5 — 8)  unteren  Brustwirbel,  von  den  Domen  sämt¬ 
licher  Lenden-  und  Kreuzbeinwirbel,  ferner  von  der  Crista  iliaca, 
endlich  mit  4  (mitunter  auch  3)  Zacken  von  den  4  (oder  auch  nur 
3)  untersten  Rippen.  Die  Fasern  des  Latissimus  convergieren  nach 
oben  hin  und  setzen  sich  zum  Teil  an  der  Crista  tuberculi  minoris 
des  Oberarmes  fest,  strahlen  jedoch  hauptsächlich  in  den  Sulcus 
intertubercularis  hinein.  Während  dieses  Verlaufes  bedecken '  die 
obersten  Muskelbündel  noch  einen  kleinen  Teil  von  dem  unteren 
Winkel  der  Scapula. 

Die  Function  des  Latissimus  ist,  den  Oberarm  nach  unten 
imd  hinten  zu  ziehen  und  ihn  zugleich  nach  einwärts  zu  rollen. 
Am  vollständigsten  tritt  er  in  Tätigkeit,  wenn  jemand  versucht,  sich 


*)  Viele  Autoren  rechnen  den  M.  levator  scapulae  (s.  S.  96)  ebenfalls 
hierher. 


8* 


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116 


das  Taschentuch  aus  der  hinteren  Rocktasche  zu  ziehen,  ferner  be¬ 
sonders  bei  den  sogen.  Schwadronshieben,  bei  denen  der  Hieb 
weniger  mit  dem  Handgelenk  als  mit  dem  ganzen  Arm  ausgeführt 
wird.  Wenn  der  Schultergfürtel  fixiert  ist,  so  kann  der  Latissimus 
vermöge  seines  Ursprunges  von  den  untersten  4  Rippen  die  letzte¬ 
ren  heben,  dadurch  zur  Erweiterung  des  Thorax  beitragen  und 
somit  auch  als  Inspirationsmuskel  fungieren. 

Mot.  Nerv:  der  N.  thoraco-dorsalis  aus  dem  Plexus  braehialis. 

3.  Der  M.  kres  major  entspringt  von  der  hinteren  Fläche  des 
unteren  Schulterblattwinkels  und  setzt  sich  gemeinsam  mit  dem 
vorigen  MuskeF)  an  der  Crista  tuberculi  minoris  fest.  Seine  End¬ 
sehne  ist  dabei'  h  i  n  t  e  r  der  Endsehne  des  Latissimus  gelegen.  Der 
Teres  major  wird  vielfach  zu  den  Armmuskeln  gerechnet,  kann  je¬ 
doch  auch  ebenso  gut  als  eine  vom  Schulterblatt  entspringende 
Portion  des  Latissimus  aufgefasst  werden,  da  beide  Muskeln  ge¬ 
meinsam  inserieren  und  von  demselben  Nerven  versorgt  werden. 

Die  Function  ist  ähnlich  wie  beim  Latissimus.  Der  Teres 
major  ist  also  Einwärtsroller  und  Herabzieher  des  Armes,  d.  h. 
wenn  der  untere  Schulterblattwinkel  durch  andere  Muskeln  fixiert  ist., 

Mot.  Nerv:  der  N.  subsrapularis  aus  dem  Plexus  braehialis. 

4.  Die  Mm.  rhomboidei  major  ei  minor  können  auch  als  ein 
einziger  Muskel,  M.  rhomboidms.  zusammengefasst  werden.  Der 
Rhomboideus  minor  s.  superior  entspringt  vom  Lig.  nuchae  der 
2  untersten  Halswirbel,  der  Rhomboideus  major  s.  inferior  von  den 
4  obersten  Brustwirbeldornen.  Beide  Muskeln  setzen  sich  am  me¬ 
dialen  Rande  des  Scapula  (von  der  Spina  an  nach  abwärts)  fest. 

Ihre  Function  besteht  somit  darin,  die  Scapula  (insbeson¬ 
dere  den  unteren  Winkel  derselben)  nach  medianwärts,  oben  und 
hinten  zu  ziehen. 

Mot.  Nerv:  dtr  N.  dor.snli.'i  .seapnlae  aus  dem  Plexus  braehialis. 
ß)  Die  Rippenmuskeln. 

Zu  dieser  Gruppe  rechnet  man::  1)  den  M.  .wrutus  posterior 
(s.  posticus)  superior  \  2)  den  M.  serraius  posterior  (s.  posticus) 
inferior. 

1.  Der  M.  serratus  posterior  superior  entspringt  vom  Lig. 
nuchae  der  2  unteren  Halswirbeldomen  und  von  den  2  oberen 
Brastwirbeldoraen  und  setzt  sich  an  4  Rippen  fest,  von  der  11. 
nach  abwärts  gerechnet. 

*)  Zwischen  den  Insertionssehnen  beider  Muskeln  ist  ein  Schleimbeulel, 
die  Bursa  m.  latissimi,  zwischen  der  Sehne  des  M.  teres  major  und  dem 
Os  humeri  die  Bursa  m.  teretis  majoris  gelegen. 


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Function:  er  muss  diese  Rippen  heben  und  dadurch  als 
Inspirationsmuskel  fungieren  können. 

1.  Der  M.  serratus  posterior  inferior  entspringt  von  den  Dor¬ 
nen  der  2  untersten  Brust-  und  der  2  obersten  Lendenwirbel  und 
setzt  sich  an  den  vier  untersten  Rippen  fest. 

Function:  er  soll  diese  Rippen  nach  abwärts  ziehen  und 
würde  in  diesem  Falle  als  Verengerer  des  Thorax,  d.  h.  als  Expira¬ 
tionsmuskel  wirken.  Da  er  die  Rippen  aber  anscheinend  zugleich 
ein  wenig  nach  hinten  ziehen  kann— eine  Bewegung,  die  den  unteren 
Teil  des  Thorax  eigentlich  erweitern  müsste  —  so  muss  man  sagen, 
dass  seine  Function  zur  Zeit  noch  nicht  völlig  klar  erkannt  ist. 

Mot.  Nerven:  aus  den  hinteren  Aesten  der  Nn.  sphudes. 

b)  Die  tiefen  langen  Rückenmuskeln  (Rumpf¬ 
mus  k  e  ln). 

a)  Der  M.  sjilenixs  capitis  ctjcrvicis  s.  colli  (M.  spinotransversalis 

von  Gegenbaur). 

Der  M.  splenixs  ca^nti^  entsprmgt  von  den  Dornen  des  111. 
Halswirbels  bis  zum  111.  Brustwirbel,  der  M.  sptcnms  cervicls  von 
cfcn  i  nach  abwärts  tolgenoen  Brüstwirbeldornen  (IV— VI.).  Der 
■'ipicniiis  ccrvin.i  seT/.t  Sich  alsdann  an  den  Querförtsätzen  der  drei 
^iSWri  Halswirbel,  der  Splmius  capitis  an  d«>ni  Hintprhaiipth«»ini» 
.dirlll  uillElllälb  der  Linea  nuchae  superior  fest.H  Beide  Muskeln 
hängen  continuierlich  mit  einander  zusammen. 

Die  Function  der  Splenii  besteht  darin,  den  Kopf  und  die 
3  obersten  Halswirbel  bei  einseitiger  Wirkung  seitwärts  zu  drehen 
bei  doppelseitiger  Wirkung  nach  hinten  und  abwärts  zu  ziehen. 

Mot.  Nerven:  aus  den  hinteren  Aesten  der  Nn.  spinales, 
ß)  Der  Mj^jßomüpnTalis  (M.  extensor  dorsi  communis.  M.  erector 

trunci). 

Dej^  M.  sacrospinalis  ist  ein  sehr  complicierter  .Muskel,  welcher 
zu  beiden  tieiten  der  WirDeldornen  gelegen  ist  und  im  wesentlichen 
die  Streckung  der  Wirbelsäule  und  die  Drehung  der  einzelnen 
Wirbel  gegen  einander  bewirkt.  Er  kann  zunächst  in  2  Unterab¬ 
teilungen  eingeteilt  werden,  nämlich:  1.  den  M.  spinotransversalis 
(WALDEYER)(M.  sacrospinaüs  von  HENLE), welcher  mehr  lateral  ge¬ 
legen  ist  und  dessen  Fasern  im  Wesentlichen  von  unteren  Dorn- 
und  Querfortsätzen  zu  oberen  Querfortsätzen  verlaufen;  und  II. 

Es  ist  zu  beachten,  dass  für  die  Ursprünge  und  Ansätze  der  Mm 
splenii dit  Zahl  3  eine  bemerkenswerte  RoUe  spielt:  doch  sind  Variationen 
von  dem  eben  angegebenen  Verhalten  sehr  häufig. 


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den  M.  transversospinalis  (HENLE)  welcher  mehr  medial,  in  den 
Sulci  dorsales  der  Wirbelsäule  (d.  h.  in  den  beiden  zwischen  den 
Domen  und  Querfortsätzen  .  befindlichen  longitudenalen  Ripnen) 
gelegen  ist,  und  dessen  Fasern  im  wesentlichen  von  unteren  Quer¬ 
fortsätzen  zu  oberen  Dorafortsätzen  verlaufen. 


I.  Der  M.  spinotransverscUis. 

Der  Spinotrunsvermtts  Wild  lii'3 "Unterabteilungen  geteilt,  näm¬ 
lich:  1)  den  lateral  gelegenen  M.  üiocostalis  (M.  sacrolumbalis); 
2)  den  medial  j  gelegenen  Jf.  Imgissimus  und  3)  den  noch  weiter 
^  medial  gelegenen  äf.  sjnnalis  dorsi. 

1.  Der  M.  iUocosMm  wird  wieder  in  3  Unterabteilungen  zer¬ 
legt,  nämlich:  a)  dttl  M.  iliocostalis  lumbortim;  ß)  den  M.  üiocostalis 
dorsi;  und  y)  den  M.  üiocostalis^cervicis  (M.  cervicalis  ascendens). 
Der  Jli2£osfalis_£nlaBäflgi_aiSaiBfllffi.niitjdeni_Lo^ 

von  der  hinteren  Fläche  des  Kr^zbeines  und  dem  hintersten  l  eile 
der  Crista  iliaca  (lUocostalis  lumborum)  und  erstreckt  sich  längs 
der  feippenwinkel  und  der  Querfortsätze  der  Halswirbel  nach  oben 
hin  bis  etwa  zum  Querfortsatze  des  IV.  Halswirbels.  Während  er 
so  in  verticaler  Richtung  über  die  Rippenwinkel  hinüberzieht,  em¬ 
pfängt  er  von  den  unteren  Rippen  neuej  Ursprungszacken  {lUocostalis 
dorsi) ;  in  gleichem  Masse  gibt  er  jedoch  wieder  Insertionszacken 
an  die  oberen  Rippen  ab.  Der  oberste  Teil  des  Muskels,  dtr  lUocostalis 
(7^»  entspringt  von  den  (4  bis  6)  obersten  Rippen  und  setzt  sich 

an  f|fn  C)upHnriaäH(^n  ^  »Slmlirh  4)  nntprgfpni  Hakwirhpl  ff;Rt 

2.  Der  M.  longissimus  wird  eingeteilt  in:  a)  den  Lotfffissimus 
dorsi;  i9)^35ll  LimßMiHiüä  cervicis  (M.  transversalis  cervicis);  y)  den 

?  .  ^  Longissimus  ca/ntis  (M.  h'achelomastoideus  s.  complexuS  minor). 

’Y  ***uer  Lonffissitmis  dorsi  entspringt  unten  gemeinsam  mit  dem  M. 

: '  if^^^iliocostalis,  mit  welchem  er  hier  so  fest  verwachsen  ist,  dass  beide 
nur  künstlich  getrennt  werden  können.  Weiter  oben  sieht  man  je¬ 
doch  eine  deutliche  Rinne  zwischen  denselben  verlaufen.  Ausserdem 
bekommt  der  Longissimus  dorsi  a  ccessoris  che  U  r  r, 
s  p  r  üngevon  den  Dornen  und  Mt^elTüSrjösitaten-det-Lenden-- 
^TrBel  und  der~uhleTsten  Brustwirbel  .Die  Insprfir^npn.  des 
Muskels  laufen  n  a  c  h~Ä  f  7Ti  n  e  r  K  o  rn  ä  h  r  e  in  mediale  und 
laterale  Zacken  ans  -^ie~ mediale  n'~Zacken~setzen  sich  an'  die 
Procc.  accessorii  der  Lenden-  und  die  Muskeltuberositäieii— der 
TTrüStwirbel',  die  later  a  1  e  n  Zacken  an  die  Querfortsätze  der 
Lenden wirDel  ürid^clTe  Rippen  fest.  Der  Lon(/issioius  ceroicis  bildet 
die  Fortsetzung  des  Longissimus  dorsi  nach  der  Halswirbelsäule 


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119 


hin,  entspringt  von  den  Queriorisätzen  der  oberen  Brustwirbel 
(mifUUlei  aüill  dW  untersten  Halswirbel)  und  befestigt,  sich  an  den 
Querfortsätzen  der  oberen  HalsY^irbel  ~  iwr  Lmmmym  mvom 


"^entspringt  von  den  Querfoi^tzen  der  unteren  Hals-  und  SPflftri 
Brustwirbel  und  ,setzt  sich  arf  die  Pars  mastoidea  des  Schläfen-" 
beines  j 

sjßndlis  wird  eingeteilt  in  a)  den  Spinalis  dorsi; 
ß)  den  üpincuts  Qermcts.  ,  Unter  der  Bezeichnung  Spinal  nTU  S  - ' 
kein  versteht  man  alle  Muskeln,  welche  von  unteren  zu  oberen 
Wirbeldomen  verlaufen  und  dabei  mindestens  einen  Wirbel  über- 
i)er  Spinalis  dorsi  ist  mit  den  von  den  Wirbeldornen 


kommenden  accessorischen  Sehnen  des  Longissimus  meist  so  fest 
verschmolzen,  dass  beide  hier  nur  künstlich  getrennt  werdwi  können. 
Er  entspringt  mit  mehreren  Zacken  von  den  unteren  Brust-  und 
oberen  Lendenwirbeldornen  und  g^hf  zu  oberen  Brustwirbeldomen 
Jiin._  E)er  Spinalis  cervic'is  ist  sehr  unbeständig  und  verläuft  von' 
unteren  Halswirbeldomen  zu  oberen  Halswirbeldomen.*) 

Mot.  Nerven  :  aus  den  hinteren  Aesten  der  Nn.  spinales. 


~  '1I.  Der  M.  transversospinalis. 

Der  M.  transverso^nalis  besteht  aus  J  Unterabteilungen,  näm¬ 
lich;  1)  den  Mm.  semispm<ües\  2)  dem  M.  mulüfidns  (spinae)  und 
3)  den  Mm.  rotatores  (THEILE). 

1.  VAtMm.  semispinales  teilt  man  ein  in:  a)  den  Setnispinalis 
dorsi^)  den  Semisplncdis  eervic^;  y)  den  Senüspinalis  capitis  (M. 
’  complexus  major  et  biventer  cervicis).  Unter  der  cezeicnnung 
S  e  m  i  s  D  i  n  a  I  m  u  s  k  e  1  n  versteht  man  alle  Muskeln,  welche 
von  unteren  tTuerforisatzen  zu  h  ö  h  e  r  gelegenen  Wirbeldornen 
gehen  und  dabei  mehrere  Wirbel  überspringen  Der  SemisjänciTis 
dorsi  begihht  an  den'unteren  Brustwirbeln  und  setzt  sich  _cgiitinu- 
ierlich  in  den  Semhpinalis  fort,  welcher  bis  zum  Dom  des 

II.  Halswirbels  in  die  Höhe  reichet.  Am  Semispimdis  capitis  unter- 
scheidet  man  einen  medialen  Kopf,  idnndn'  und 

einen^  lateralen  Kopf,  M.  complexus  niaior .  Der  M.  biventer 
entspringt  von  deiT  QueifoffsälzehT  der  oberen  Brustwii^el  (etwa 
des  11.  bis  VI.)  und  besitzt  eine  Z  w  i^  c njs  ebne,  von  wel¬ 
cher  sein  Name  herrührt.  Xytr  M.  comidcom  ma  ior  entspringt  von 

’)  Der  M.  longissimus  entspringt  also,  abgesehen  von  den  accessori¬ 
schen  Ursprüngen,  im  Wesentlichen  von  Wirbelquerfortsätzen  und  setzt  sich 
ebenso  an  die  letzteren  an. 

*)  Als  ilf.  spinalis  capitis  könnte  man  den  M.  reetus  capitis  posterior 
major  auffassen. 


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120 


den  Querfortsätzen  der  oberen  Brustwirbel  und  sämtlicher  Hals¬ 
wirbel  bis  7iim  11  hinauf  Beide  Muskeln  setzen  ^ch  am  Hmter- 
hauptbeine  zwischen  der.  Linea -üuchae  snp.  und  inf.Jtest^.3 
'  7..  Der  mulüMus  a^mac  ist  an  der  Hals-  und  Brustwirbel¬ 

säule  V  o  n  d  e  m  M.  s  e  nii  s  p  i  n  a 


tritt  dagegen 

an  der  Lendenwirbelsäule  dicht  unter  den  accessorischen  Sehnen~ 
des  Longissiniiis  tiei  zu  'I  apfp-_  I  )ie~Fäsern  des  'Multifidus  haben 
zwar  ctenselben  aber  kürzer  als  diejenigen  des  Semi- 

spinalis  und  übergingen  meistens  nur  zwei  Wirbel,  indem  sie  im 
übrigen  ebenfalls  von  unteren  Querfortsätzen  zu  den  Dornen 
h  ö  her  gelegener  Wirbel  ziehen.  Der  Muskel  erstreckt  sich  auf 
“tlltse  Weise  mittels  kurzer  schräger  Faserzüge  von  der  hinteren 
Fläche  des  Kreuzbeines  bis  zum  Dorn  des  limalswirbels. 

J.  pie  Mm.  rotatnns^)  liegen  noch^Hefer  als  der  MuTtifidus, 
haben  denselDen  t^asprlauf  und  gehen  von  dcr  Wurzdl  times" 


unteren  Querfortsatzes  zur  Wiirzed  JDpjiilQftsaUes  .ein<J&. 
nächst  höhere  n  Wirbels.  Diese  Muskeln  verlaufen  aber 
immei;^  zwischen  je  zwei  benachbarten  W  i  r  b  e  1  n  und 
haupfsäch  iTc  h 


finden  sich  übrigens 
jv  i  1  h  e  I  s  ä  II  I  ü-i/or. 

Mot.  Nerven 
Nu.  .‘ipinnlrs. 


r  u  s  t  - 


sämtlich  aus  den  hinteren  Zweigen  der 


c)  Die  kurzen  tiefen  Rücken  -  und  Nacken¬ 
muskeln. 

a)  Die  kurzen  tiefen  Rückenmuskeln  (Muskeln  der  Beugewirbel). 

Hierzu  rechnet  man:  1)  die  Mui.  iuterspinalcs;  2)  die  Mm. 
intcrirammrmrU ;  3)  die  Mm.  Icvatoffn  cDstarum. 

1.  Die  Mm.  intcrspinahs  verlaufen  von  Wirbeldorn  zu  Wirbel¬ 
dom  zwischen  je  zwei  benachbarten  Wirbeln.  An  den 
Hals-  und  Lendenwirbeln  liegen  sie  paarig  zu  beiden  Seiten  der 
Medianlinie,  während  sie  an  den  sich  dachziegelförmig  deckenden 
Dornen  der  Brustwirbel  fehlen. 

2.  Die  Mm.  intcrtranmrsarU  verlaufen  zwischen  den  Querfort- 
säizen  je  zweier  benachbarter  Wirbel.  Dieselben  fehlen 
ebenfalls  an  der  Brustwirbelsäule,  sind  dagegen  an  der  Hals-  und 

“)  Während  diese  Muskeln  beim  Menschen  nur  schwach  entwickelt 
sind,  zeigen  sich  dieselben  beim  Bären,  wie  Theile  zuerst  auffand,  sehr 
stark  ausgebildet.  Man  hat  Mm.  rotatorea  hteves  und  Mm.  rotatores  longi 
von  einander  unterschieden,  von  denen  die  letzteren  einen,  mitunter  auch 
zwei  Wirbel  überspringen. 


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Lendenwirbelsäule  doppelt.  An  der  Halswirbelsäule  unterscheidet 
man  entsprechend  den  doppelten  Zacken  der  Querfortsätze  Mm. 
intertransversarü  anteriores  und  posteriores,  zwischen  den  Quer¬ 
fortsätzen  der  Lendenwirbel  Mm.  intertransversarii  mediales  und 
laterales. 

3.  Die  Mm.  levatores  costaruni  (Heber  der  Rippen)  gehen  von 
der  Muskeltuberosität  je  eines  Querfortsatzes  zur  nächst  tiefer  ge¬ 
legenen  Rippe.  Man  unterscheidet  Mm.  levatores  breves  und  longi, 
von  denen  die  letzteren  eine  oder  mehrere  Rippen  überspringen. 

Die  Functionen  dieser  Muskeln  bedürfen  keiner  beson¬ 
deren  Erklärung. 

Mot.  Nerven:  sämtlich  aus  den  hinteren  Zweigen  der 
Nn.  spinales. 

ß)  Kurze  tiefe  Nackenmuskeln  (Muskeln  der  Drehwirbel). 

Hierzu  gehören;  1)  der  Mm.  reetus  capitis  post,  major;  2)  der 
M.  reetus  capitis  post,  minor;  3)  der  M.  reetus  capitis  lateralis; 
4)  der  M.  obliqnus  capitis  superior;  5)  der  M.  obliquus  capitis 
inferior.  Von  diesen  Muskeln  setzen  sich  die  beiden  Recti  capitis 
posteriores  und  der  Obliqnus  superior  an  der  Linea  nuchae  inferior 
des  Hinterhauptbeines  an.  Im  Einzelnen  verhalten  sich  dieselben 
folgendermassen: 

1.  Der  M.  reetus  capitis  posterior  major  geht  vom  Dorn  des 
Epistropheus  zur  Linea  nuchae  inferior. 

2.  Der3f.  reetus  capitis  posterior  minor  geht  vom  Tuberetdum 
posterius  des  Atlas  zur  Linea  nuchae  inferior. 

3.  Der  M.  oblkpius  capitis  superior  verläuft  vom  Querfortsatze 
des  Atlas  zur  Linea  nuchae  inferior. 

4.  Der  M.  obliquus  capitis  inferior  verläuft  vom  Dom  des 
Epistropheus  zum  Querfortsatze  des  Atlas. 

5.  Der  M.  rechts  capitis  lateralis  geht  vom  Querfortsatze  des 
Atlas  zum  Proc.  jugularis  des  Hinterhauptbeines. 

Functionen:  Während  der  Reetus  lateralis  den  Kopf  zur 
Seite  neigt,  die  Recti  posteriores  und  der  Obliquus  superior  ihn 
hauptsächlich  nach  hinten  ziehen,  dient  der  Obliquus  inferior  ganz 
besonders  dazu,  den  Atlas  (und  damit  auch  den  Kopf)  seitlich  zu 
drehen.  Zu  beachten  ist,  dass  die  Drehbewegung  des 
Kopfes  sich  hauptsächlich  in  den  Gelenken  zwischen  Atlas  und 
Epistropheus  vollzieht,  während  die  Nickbewegung  in  dem 
Gelenk  zwischen  Atlas  und  Hinterhauptbein  stattfindet. 

Mot.  Nerven:  sämtlich  vom  N.  suboccipitalis,  dem  hinteren 
Aste  des  I.  Cervicalnerven. 


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122 


Die  Mm.  obliqui  superiores  und  inferiores  beider  Seiten  begrenzen  zu¬ 
sammen  eine  rhombische  Figur  mit  abgestutzter  oberer  Ecke;  in  diesem 
Rhombus  kann  man  die  A.  vertebralis  und  die  hinteren  Aeste  der  beiden 
oberen  Cervicalnerven,  nämlich  den  N.  suboccipitalis  und  N.  occipitalis 
major,  auffinden. 

D.  Die  Fascien  des  Rückens. 

Am  Rücken  unterscheidet  man; 

1 .  Die  oberflächliche  Rückenfascie,  Faseia 
superficialis  dorsi.  Sie  bedeckt  als  eine  meist  nicht  sehr  starke,  graue 
fibröse  Lage  die  Oberfläche  des  M.  trapezius  und  latissimus  . 

2.  Die  tiefe  Rückenfascie,  Faseia  profunda  dorsi  s. 
lumbodorsalis.  Diese  fäsae"BS!€Ät  aus  emeiri'vorderen  und  einem 
hinteren  'BTättei  'welche  den  M.  sacrospinalis  (Extensor  dorsi  com¬ 
munis)  zwischen  sich  fassen. 


Yord.Blatt  JfintBlatt 
d.'Fäecia  lamho- 
dorsalis 


Fig.  4. 

Horizontalschnitt  durch  die  Lendenwirbeigegend. 

Das  vordere  Blatt  der  Faseia  lumbodorsalis  liegt  (dicht 
vor  dem  Extensor  dorsi  communis)  zwischen  der  XII.  Rippe,  den 
Querfortsätzen  der  Lendenwirbel  und  der  Crista  iliaca  und  wird 
auch  als  Lig.  lumbocostale  oder  Lig.  üiocostale  bezeichnet.  An  der 
Vorderfläche  dieses  Blattes  ist  der  M.  quadratus  lumborum  gelegen. 


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123 


Das  hintere  Blatt  der  Fascie  erstreckt  sich  (hinter 
dem Extensör dorsi  communis)  hauptsächlich  zwischen 
beiden  Mm.  serrati  posteriores  (sup.  und  in f.) 
und  über  dieselben  nach  oben  und  unten  hinaus,  weshalb  es  auch 
als  Fc^äa  serrata_bezeichnet  worden  ist.  Man  kann  also  sagen, 
dass  die  beiden  Mm.  serrati  posteriores  mit  ihren  Aponeurosen 
eigentlich  nur  Unterbrechungen  dieses  Fascienblattes  darstellen, 
welche  an  bestimmten  Stellen  in  das  letztere  eingelagert  sind. 
Oberhalb  des  M.  serratus  post,  sup.,  also  am  Halse,  setzt 
sich  dieses  Blatt  allmählich  auf  die  Oberfläche  des  M.  splenius 
fort,  indem  es  immer  schwächer  wird.  Unten  ist  dasselbe  un¬ 
trennbar  mit  der  hinter  ihm  gelegenen  Aponeurose  des  Latissimus 
dorsi  verschmolzen.  Medianwärts  (s.  Fig.  4)  ist  es  an  die 
Procc.  spinosi  der  Wirbel  befestigt.  Nach  lateralwärts 
geht  dasselbe  am  Thorax  auf  die  Aussenfläche  der  Rippen  und 
Intercostalmuskeln  über,  während  es  am  Lendenteile  mit  dem 
vorderen  Blatte  zu  einer  einzigen,  mehr  sehnigen  Ausbreitung  zu- 
sammenfliesst,  welche  dem  M.  obliquus  int.  und  transveisus  ab- 
dominis  zum  Ursprünge  dient.  ” 


VIII.  Die  Knochen,  Bänder,  Muskeln, 
Fascien  und  Regionen  des  Thorax. 

A.  Der  knöcherne  Thorax, 
a)  Allgemeines. 

Der  knöcherne  Brustkorb,  Thorax,  stellt  einen  kuppel¬ 
förmigen  Behälter  dar,  dessen  Binnenraum,  Cavum  thoracis,  zur 
Aufnahme  der  Brusteingeweide  bestimmt  ist.  Man  unterscheidet 
an  dem  Thorax  eine  kleinere  obere  Oeffnung,  Apertura 
thoracis  superior,  eine  grössere  untere,  Apertura  thoracis  in¬ 
ferior,  und  vier  Wände,  die  sich  indessen  nicht  scharf  von 
einander  abgrenzen  lassen. 

Die  Apertura  thoracis  superior  wird  begrenzt  vom  I.  Brust¬ 
wirbel,  von  den  beiden  ersten  Rippen  und  dem  Manubrium  stemi 
und  hat  die  F^rm  eines  Kartenherzens  mit  abgestumpfter,  nach 
vorn  und  abwärts  gelegener  Spitze.  Die  Ebene,  in  welcher  die 
Apertura  thoracis  sup.  liegt,  ist  derart  schräg  geneigt,  dass  ihre 
Fortsetzimg  fast  in  einer  Flucht  mit  der  vorderen  Fläche  des 
Sternum  liegt.  Hierbei  ist  als  wichtig  zu  beachten,  dass  der 


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124 


obere  Rand  des  Manubrium  siemi  sich  an  der  Leiche  nahezu 
constant  in  einer  Höhe  mit  der  Bandscheibe  zwischen  dem  II.  und 
III.  Brustwirbel  befindet. 

Die  Apertura  thoracis  inferior  wird  durch  den  XII.  Brust¬ 
wirbel,  die  beiden  XII.  Rippen,  die  Spitzen  der  beiden  XI.  und 
die  Knorpel  der  übrigen  unteren  Rippen  bis  zur  VII.  hin,  endlich 
ganz  nach  vom  durch  den  Processus  xiphoideus  stemi  gebildet. 

Die  untere  Oeffnung  des  Brustkorbes  hat  eine  bohnenförmige  Ge¬ 
stalt,  bildet  jedoch  nach  vorn  und  oben,  also  nach  dem  Brustbein 
hin,  zwischen  den  Knorpeln  der  beiden  VII.  Rippen  einen  tiefen  . 
winkligen  Einschnitt,  welchen  man  als  Thoraxeinschnitt 
oder  Thoraxwinkel,  Atupdua  infrasürnalis  s.  Incisura  tho¬ 
racis,  bezeichnet  hat.  Der  untere  bogenförmige  Rand  des  Thorax 
wird  auch  Rippenbogen,  Arcus  costaruin,  benannt.  Während 
durch  die  obere  Oeffnung  des  Thorax  die  Luft-  und  die  Speiseröhre 
nebst  einer  Anzahl  von  wichtigen  Gelassen  und  Nerven  hindurch¬ 
treten,  ist  die  untere  Oeffnung  durch  das  Zwerchfell  verschlossen, 
welches  allerdings  ebenfalls  vojp  Oesophagus,  sowie  von  verschie¬ 
denen  Gefässen  und  Nerven  durchbohrt  wird. 

Die  vordere  Wand  des  skelettierten  Thorax  wird  durch  das 
Brustbein  und  die  Rippenknorpel  gebildet.  Die  beiden  lateralen 
Wände  setzen  sich  aus  den  Rippenkörpem  zusammen,  während 
endlich  die  hintere  Wand  aus  der  Brustwirbelsäule  und  den 
hinteren  Enden  der  Rippen  besteht.  Die  zu  beiden  Seiten  der 
Wirbelsäule  an  der  Innenfläche  der  hinteren  Wand  gelegenen 
Ausbuchtungen  des  Thorax  hat  man  pulmonales  benannt. 

Zwischen  den  Rippen  sind  die  Zwischenrippenrä  u"m  e  , 
Spatia  intercostalia,  gelegen. 

b)  Das  Brustbein. 

Das  Brustbein,  Sternum,  stellt  einen  plattlänglichen  spon¬ 
giösen  Knochen  dar,  welcher  aus  drei  Stücken  besteht:  1)  dem 
Handgriff,  Manubrium  sferni,  2)  dem  Körper,  Corpus  sterni', 

3)  dem  Schwertfortsatz,  Processus  xiphoideus  s.  ensiformis. 

Der  H  a  n  d  g  r  i  f  f  hat  die  Form  eines  Dreieckes,  dessen  sämt¬ 
liche  Ecken  abgestutzt  sind.  Die  nach  oben  gelegene  Basis  dieses 
Dreieckes  wird  dmeh  einen  flachen  Einschnitt,  die  Incisura  jugu~ 
laris  s.  interclavicularis,  gebildet,  i)  An  den  beic(m~Basisecken~^ 
findet  sich  je  eine  überknorpelte  Gelenkfläche,  Incisura  clavicularis, 

0  Die  Bezeichnung  Incisura  jugularis  bezieht  sich  darauf,  dass  ober¬ 
halb  dieses  Einschnittes  das  Jugulum  (die  Fossa  suprasternalis)  gelegen  ist 


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125 


welche  zur  Articulation  mit  dem  Schlüsselbein  bestimmt  ist.  Dicht 
unterhalb  dieser  Incisur  ist  jederseits  an  dem  Seitenrande  des 
Manubrium  ein  ebenfalls  überknorpelter  Einschnitt,  die  Incisur a  __ 

(s.  Fovea)  costalis  prima  (für  die  1.  Rippe)  gelegen.  Die  Incisura 
(s.  Fovea)  costalis secunda  (für  die  II.  Rippe)  schiebt  sich  dagegen, 
ebenfalls  am  Seitenrande,  genau  in  die  Grenze  zwischen  Manu¬ 
brium  und  Corpus  stemi  ein.  Diese  Stelle,  die  Grenze  zwischen 
Manubrium  und  Corpus  sterni,  bildet  einen  transversalen,  manch¬ 
mal  sogar  winkligen  Vorsprung,  welchen  man  als  Brustbein¬ 
winkel  oder  L  u  d  w  i  gaschen  Winkel.  Anoulus  stemi  s. 
Ludovici.  bezeichnet  hat  und  auch  unter  der  Haut  sehr  deutlich 
fühlen  kann.  Der  Angulus  Ludovici  ist  für  den  praktischen  Medi- 
ciner  von  grosser  Wichtigkeit,  weil  man  genau  weiss,  dass  die 
lateralwärts  an  denselben  anschliessende  Rippe  die  II.  ist  und  man 
infolgedessen  von  der  letzteren  aus  leicht  die  übrigen  kippen  ab- 
zählen  kann. 

Der  K  ö  r  p  er  (auch  Klinge  genannt)  ist  mit  dem  Manu¬ 
brium  entweder  bindegewebig  oder  knorplig  (seltener  durch  ein 
Gelenk)  verbunden  und  hat  eine  platte,  länglich  ovale  Gestalt.  Seine 
Seitenränder  zeigen  die  Licistfrae  (s.  Foveae)  costales  für'  die 
III^VI.  Rippe,  während  3ie  Incisur  für  die  VII.  Rippe  sich  in 
die  Grenze  zwischen  Proc.  xiphoideus  und  Körper  des  Brustbeines 
einschiebt,  also  zur  Hälfte  dem  Körper  und  zur  Hälfte  dem 
Schwertfortsatze  angehört. 

Der  Schwer tforsatz,  Processus  xiphoideus  s.  ensifor- 
mis,  hat  meistens  eine  unregelmässig  dreiseitige  Form,  indem  er 
nach  abwärts  bald  in  eine  einzige  Zacke  ausläuft,  bald  mehrere 
Zacken  besitzt,  bald  stumpf  endigt.  Der  Fortsatz  pflegt  ganz  oder 
teilweise  aus  Knorpel  zu  bestehen  und  r^  nach  unten  in  das  Fett¬ 
gewebe  hin«nj  welches  sich  zwischen  dem  Peritonaeum  und  dem 
hinteren  Blatte  der  Rectusscheibe  befindet.  Sein  unterstes,  übrigens  ^ 
sehr  verschieden  weit  abwärtsragendes  Ende  pflegt  etwa  dem 
X. — XI.  Brustwirbel  zu  entsprechen  (s.  w.  u.).  '  " 

Das  Längenverhältnis  zwischen  Griff  und 
Körper  ist  beim  Manne  und  beim  Weibe  ein  verschiedenes. 

Nach  HYRTL  „charakterisiert  sich  das  weibliche  Brustbein  durch  die 
grössere  Breite  seiner  Handhabe  und  durch  seine  schmälere,  aber 
längere  Klinge“.  Bei  Weibern,  die  sich  stark  geschnürt  haben, 
pflegt  der  Proc.  xiphoideus  nach  hinten  gedrängt  zu  sein,  und  es 
können  sogar  die  Knorpelenden  der  beiden  VII.  Rippen  ganz  vor 
dem  Proc.  xiphoideus  in  der  Medianlinie  zusammenstossen. 


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126 


Nach  der  unter  Leitung  von  Stieda  geschriebenen  Dissertation  von 
MAX  Strauch  ist  das  männliche  Brustbein  im  Mittel  2  cm  länger  als  das 
weibliche.  Der  Unterschied  beruht  im  wesentlichen  darauf,  dass  das  Corpus 
stemi  bei  Männern  absolut  und  relativ  länger  ist  als  bei  Weibern.  Das 
Blrustbein  des  Weibes  erscheint  infolgedessen  mehr  plump,  dasjenige  des 
Mannes  schlank.  Das  untere  Ende  des  Körpers  soll  beim  Weibe  dem 
V’lll.,  beim  Manne  dem  X.  Brustwirbel  entsprechen. 

c)  D  i  e  R  i  p  p  e  n. 

Die  Rippen,  Costae,  .sind  gekrümmte  Reifen,  welche  aus 
einem  vorderen  knorpeligen  Teile,  dem  Rippenknorpel 
Gartilago  costcUis  s.  Pars  cartilaginea  costae,  und  einem  hinteren 
knöchernen  Teile,  dem  Rippenknochen,  Os  costale  s.  Pars 
ossea  costae  bestehen.  Die  Rippen,  im  ganzen  betrachtet,  sind 
derart  zur  Wirbelsäule  gestellt,  dass  die  hinteren  Enden  derselben 
stets  etwas  höher  als  die  vorderen  stehen.  Die  tiefsten  Punkte 
der  Rippen  entsprechen  jedoch  nicht  den  Ansätzen  der  Rippen¬ 
knorpel  an  das  Brustbein,  sondern -liegen  bej  den  oberen  Rijppen 
etwa  an  der  KgorpeLknochengrenze,  dagegen  je  weiter  nach  ab¬ 
wärts  um  so  mehr  medianwärts  von  der  letzteren.  Je  nachdem  die 
Knorpel  der  verschiedenen  Rippen  das  Brustbein  erreichen  oder 
nicht,  hat  man  die  letzteren  in  wahre  und  falsche  Rippen 
eingeteilt.  Die  7  nherstep  sind  die  ^taliren  Rippen,  (hstae 
verae,  da  sie  sich  sämtlich  direkt  am  Brustbein  inserieren,  die  5 
unteren  dagegen  erreichen  das  Brustbein  nicht  und 
werden  deshalb  alsfalscheRippen  ,  Costae  spuriae,  bezeichnet. 
Von  den  letzteren  setzen  sich  die  drei  oberen,  d.  h.  die  Vlll.,  IX. 
und  X.  Rippe,  mit  ihren  Knorpeln  stets  an  den  Knorpel  der  nächst 
höher  gelegenen  Rippe  an  und  sind  mit  demselben  durch  Band¬ 
massen  verbunden.  Die  XI.  und  XII.  Rippe  dagegen  besitzen 
wohl  noch  eine  knorpelige  Spitze,  ragen  aber  im  übrigen  frei  in 
die  Bauchmuskulatur  hinein  und  sind  deshalb  als  Costae  fluduantes 
besonders  benannt  worden. 

Was  nun  die  Rippenknorpel  anbetrifft,  so  lässt  sich  zu¬ 
nächst  sagen,  dass  sie  vom  I.  bis  VII.  allmählich  an  Länge  zu¬ 
nehmen,  während  sie  vom  VII.  nach  abwärts  allmählich  wieder 
kürzer  werden.  Sehr  kurz  ist  der  Knorpel  der  I.  Rippe,  weshalb 
man  sich  beim  Durchschneiden  desselben  höchstens  einen  Finger  breit 
von  dem  Seitenrande  des  Manubrium  stemi  entfernt  halten  darf.^) 

*)  Die  Knorpel  der  VI. — IX.  Rippe  sind  meistens  miteinander  durch' 
Knorpelbrücken  verbunden,  welche  mehr  zwischen  ihren  lateralen  Enden  ge¬ 
legen  und  oft  sogar  durch  Gelenke  unterbrochen  sind. 


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Die  Rippenknochen  nehmen  von  der  I.  bis  VIII.  Rippe 
an  Länge  zu  und  beginnen  von  da  nagh  abwäris  allmählicfiTEurieT 
zu  werderiTl^in  jedes  Os  costale  ist  in  dreifacher  Weise  gekrümmt, 
nämlich  in  ^zug  aut:  1)  die  Mache;  2)  die  Kante  und  3)  die 
Die  Mächenkrümmung  der  Rippe  findet  ihren 


Langsaxe. 

— Jtnsdfuct  in  der  seitlichen  Wölbung  des  Thorax.  Die  Kanten 
krümmung  zeigt  sich  besonders  deutlich,  wenn  man  eine  Rippe 
auf  eine  ebene  Unterlage  legt,  indem  alsdann  das  eine  Ende  der¬ 
selben  höher  steht  als  das  andere  (vgl.  S.  126).  Die  K  r  ü  m  - 
mungumdie  Längsaxeist  eine  sogen.  Torsionskrümmung 
d.  h.  jede  Rippe  macht  den  Eindruck,  als. wenn  sie  in  ähnlicher 
Weise  gedreht  wäre,  wie  man  etwa  ein  nasses  Handtuch  beim  Aus¬ 
winden  dreht.  Die  linken  Rippen  sind  dabei  nach  rechts,  die 
rechten  nach  links  torquiert.  An  jedem  Os  costale  unterscheidet 
man  ferner  drei  Teile:  l)einvorderesEnde,die  Extremüas 
anterior  s.  stemalis;  2)  ein  M  i  1 1  e  1  s  t  ü  c  k  ,  den  Körper, 
Corpus  costae;  und  3)  ein  hinteres  Ende,  Extremüas  poste¬ 
rior  s.  vertebralis.  Die  Extremüas  anterior  ist  gewöhnlich  etwas 
stärker  entwickelt  als  der  übrige  Teil  der  Rippe  und  nicht  selten 
kolbig  angeschwollen.  Dieselbe  geht  ohne  scharfe  Grenze  in  das 
Corpus  costae  über,  an  welchem  man  einen  oberen  stumpfen  und 
einen  unteren  scharfen  Rand,  ferner  eine  äussere  convexe  und  eine 
innere  concave  Fläche  unterscheidet.  An  der  inneren  Fläche 
findet  sich  dicht  über  dem  unteren  Rande  eine  deutliche  Längs- 
nnne,  der  Sulcus  costae,  welctier  zur  Aufnahme  für  den  oberen  Ast 
der  Intercostalgefässe  und  -nerven  bestimmt  ist.  Der  Sulcus  costalis 
ist  von  zwei  Leisten  eingefasst,  von  denen  die  eine  längs  des  unteren 
Randes  der  Rippe  verläuft  und  dem  M.  intercostalis  extemus  zum 
Ansätze  dient,  während  sich  an  der  anderen,  höher  gelegenen 
Leiste  der  M.  intercostalis  internus  inseriert.  Die  Grenze  zwischen 
dem  Körper  und  der  Extremüas  posterior  ist  durch  eine  Einbiegung, 
den  Rippen  winkel ,  Anaulus  costae  gegeben,  welcher  den 
Zacken  des  M.  iliocostalis  teils  zum  Ursprünge,  teils  zum  Ansätze 
~  cnent.  Die  Kippenwinkel  rücken  immer  weiter  nach  lateralwärts. 


je  weiter  man  an  den  Rippen  von  oben  nach  unten  herabgeht,  d.  h. 
die  Extremitas  posterior  wird  je  weiter  nach  abwärts  um  so  länger 
und  ist  also  bei^  der  XII.  Rippe  am  längsten.  Das  mediale  Ende 
der  Extremitas  post,  ist  zudem  Rippenköpfchen.  Capüulum 
costae,  angeschwollen.  Das  Rippenköpfchen  besitzt  für  seinen  An¬ 
satz  an  die  Wirbel  eine  Gelenkfläche,  welche  bei  der  I.,  XI.  und 
XII.  Rippe  einfach,  dagegen  bei  den  übrigen  durch 'Hhe~~Leiste,' 


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128 


Grista  capituli,  in  eine  obere  und  untere  Facette  geteilt  ist  — 
entsprechend  dem  Umstande,  dass  alle  Rippen  mit  Ausnahme  der 
1.,  XI.  und  XII.  sich  mit  ihren  Ansätzen  immer  zwischen  je  zwei 
benachbarte  Wirbelkörper  hineinschieben.  In  einiger  Entfernung 
lateralwärts  vom  Capitulum  costae  befindet  sich  an  der  hinteren 
Fläche  der.  Ripp enhöcker,  Tuberctdum  costae,  welcher  sich 
ebenfalls  durch  eine  Gelenkfacette  mit  dem  Qüerföftsatze  des  ent¬ 
sprechenden  Wirbels  in  Verbindung  setzt.  Der  zwischen  dem  Capi¬ 
tulum  und  dem  Tuberculum  costae  gelegene,  etwas  eingeschnürte 
Teil  der  Rippe  wird  als  Rippenhals,  OMum  costae,  bezeich¬ 
net.  An  dem  letzteren  kann  man  noch  einen  oberen  und  einen 
unteren  scharfen  Rand,  Crista  colli  superior  und  inferior,  unter¬ 
scheiden;  die  hintere  Fläche  des  Rippenhalses  zeigt  meistens  in¬ 
folge  der  hier  befestigten  Bänder  ein  rauhes  Aussehen. 

Eine  gewisse  Ausnahmestellimg  in  Bezug  auf  ihr  Aussehen 
nehmen  im  Vergleich  zu  den  übrigen  die  beiden  oberen  und  die 
beiden  unteren  Rippen  ein.  Die  I.  Rippe  ermangelt  vollständig 
jeder  Flächenkrümmung,  d.  h.  die  Flächen  sind  eben,  während 
dagegen  die  Kanten  ausserordentlich  stark  gekrümmt  sind.  Die 
beiden  Flächen  sind  nahezu  in  gleicher  Ebene  mit  der  Apertura 
thoracis  sup.  gelegen,  müssen  somit  als  eine  obere  und  eine 
untere  Fläche  bezeichnet  werden.  Das  Capitulum  costae  besitzt, 
wie  schon  erwähnt,  bei  der  I.  Rippe  eine  einfache  Gelenkfläche. 
Ihr  HjppenxyinkeL  fällt  mit  dem  Tuberculum  costae  zusammen, 
welches  somit  zugleich  die  laterale  Grenze  der  Extremitas  posterior 
bildet.  Am  oberen  Rande  der  I.  Rippe  findet  sich  ein  kleiner, 
mitunter  scharfkantiger  Vorsprung,  das  Tuberculum  scaleni  s.  Lis- 
franci,  an  welchem  sich  der  M.  scalenus  anterior  ansetzt;  diese 
Stelle  kann  man  nicht  allein  bei  chirurgischen  Operationen,  sondern 
auch  am  Skelett  stets  besser  fühlen  als  sehen.  In  chirurgischer  Be¬ 
ziehung  ist  das  Tuberculum  Lisfranci  deswegen  sehr  wichtig,  weil 
vor  demselben  die  V.  subclavia,  hinter  demselben  in  einer  be¬ 
sonderen  transversalen  Rinne,  dem  sog.  Stdcus  subclavius,  die  A. 
subclavia  (und  teils  hinter,  teils  über  der  letzteren  der  Plexus 
brachialis)  gelegen  ist.  Auch  für  die  Vene  kann  sich  mitunter  an 
der  oberen  Fläche  der  1.  Rippe  eine  ähnliche  Furche,  und  dicht 
vor  der  letzteren,  in  unmittelbarer  Nähe  der  Knorpelknochengrenze, 
noch  ein  kleiner  glatter  Höcker  für  den  M.  subclavius  vorfinden. 
Die  II.  Rippe  schliesst  sich  in  Bezug  auf  ihr  Aussehen  an  die 
I.  Rippe  an,  d.  h.  sie  ist  ebenfalls  durch  ihre  starke  Kanten¬ 
krümmung  ausgezeichnet;  doch  stellt  sich  bei  ihr  schon  eine  ge- 


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129 


ringe  Flächenkrünunung  ein.  An  der  äusseren  Fläche  der  II.  Rippe 
findet  sich  (etwa  in  der  Mitte  derselben)  eine  Rauhigkeit  für  den 
M.  serratus  anterior,  welche  eigentümlicherweise  bei  den  übrigen 
Rippen  nicht  deutlich  ausgeprägt  ist.  Die  Xl.  und  XII.  Rippe 
sind  hauptsächlich  dadurch  charakterisitilT;  lläM 
Crista  capituli  und  die  Gelenkflächen  des  Tuberculum  völligJfiliifiiL.^ 
Endlich  ist  an  den  letzteren  Im  üegensatz  zu  “SSTTeiSen  oneren 
Rippen  ihre  schwache  Kantenkrümmung  besonders  zu  erwähnen. 

Das  vordere  Ende  der_  ilWIllIgh  genau  in  einer  Ver- 

bindungslinle  fwTschen  der  Alitte  der  Achselhöhle  und  der  Mit1e“der  'Cjisla 
ilfacar  gelegen.  "  *  - 

Eine  von  der  Knorpelknochengrenze  der  X.  Kippe  nach  abwärts  ge¬ 
zogene  Verticale  trifft  die  Spina  iliaca  ant.  sup. 

B.  Die  Gelenke  und  Bänder  des  Thorax. 

a)  DieGelenke  und  Bänderdes  Brustbeins. 

l.Die  Gelenkverbindung  zwischen  Sternum 
und  Clavicul  a .  Articulatio  stemoclavicularis,  ist  betreffs  der 
Formation  ihrer  Gelenkflächen  schwer  in  eine  der  bekannten  Kate¬ 
gorien  von  Gelenken  zu  bringen  und  könnte  noch  am  ehesten  als 
eine  Art  von  Amphiarthrose  bezeichnet  werden,  deren 
Kapsel  jedoch  der  äavicula  ziemlich  freie  Bewegung  gestattet,  und 
deren  Gelenkflächen  in  ihrer  Form  sehr  variabel  sind.  Mitunter 
machen  die  letzteren  den  Eindruck,  annähernd  sattelförmig  zu  sein. 

Im  Sternoclaviculargelenke  sind,  abgesehen  von  geringfügi- 
genRotationenumdie  Längsaxe,  hauptsächlich  zwei  zu  ein¬ 
ander  in  senkrechter  Richtung  stehende  Bewegungen  ausführbar, 
nämlirh:  H  Hi>  H  p  h  u  n  p  und  S  e  n  k  n  n  g  Aor  riavin^la^  wip  sie 
z.  B.  beim  Achselzucken  zugleich  mit  der  Hebung  und  der  darauf 
folgenden  Senkimg  der  Schulter  ausgeführt  werden;  2)  die  V  o  r  - 
w ä r jjLc^Jind  Rückwärtsbewegung  der  Qavicula,  von 
dMen  Qie  letztere  so  weit  nach  hinten  ausgedeHSF  werden  kann, 
dass  die  A.  subclavia  völlig  gegen  die  erste  Rippe  gepres.st  wird  und 
Blutleere  der  oberen  Extremität  eintritt.  Die  Kapsel  des  Stemoclavi- 
culargelenkes  ist  zwar  nichrstraff,"äber  kräftig  entwickelt  und  be¬ 
sitzt  in  der  Gelenkhöhle  noch  eine  faserknorpelige  Scheibe,  Discus 
articularis,  welche  an  ihrer  Peripherie  mit  der  Kapsel  überall  fest 
verounaen  ist  und  dazu  dient,  die  Incongruenzen  der  beiden  Ge¬ 
lenkflächen  etwaä  auszugleichen  und  die  starke  Reibung  zu  mildern, 
welche  zwischen  dem  Schlüsselbein  und  dem  Brustbein  bei  den  häu¬ 
figen  und  mannigfachen  Bewegungen  des  Schultergürtels  stattfinden 
muss. 

B  r  0  e  s  i  k  e ,  Anatomie.  9.  Aufl.  9 


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130 


j  9  Daa  J.i^  ;»i^An.nintinri>  wriäiift  zwischen  den  beiden  me- 
i  dialen  Enden  der  Schlüsselbeine  über  die  Incisura  jugularis  stemi 
I  hinw^  und  ist  mit  der  letzteren  verwachsen. 

3.  Das  Lig.  costoclavictdare  verläuft  zwischen  dem  Knorpel  der 
I.  Rippe  und  dem  medialen  Ende  des  Schlüsselbeines,  indem  es 
medianwärts  an  das  Brustbein,  lateralwärts  an  dem  M.  subclavius 
grenzt.  Das  Lig.  costoclaviculare  ebenso  wie  das  Lig.  interclavi- 
culare  dienen  dazu,  dass  Schlüsselbein  besser  zu  fixieren  und  eine 
zu  freie  Beweglichkeit  desselben  zu  verhindern. 

4.  Die  Gelenkverbindung  zwischen  dem  Ster¬ 
num  und  den  7  oberen  (wahren)  Rippen,  Articu- 
lationes  stemocostales,  bilden  wirkliche  Gelenkhöhlen;  nur  die  1. 
kl^  ist  gewölifillch  knorplig  mit  dem  Brustbeine  verwachsen. 
Mitunter  ist  die  Gelenkhöhle  durch  einen  horizontalen  Knorpel¬ 
streifen,  Lig.  sternocostal»  itUerariictdare,  in  zwei  Abschnitte  geteilt. 

5.  Die  Liigg.  stemocostalm  radüita\\on  HYRTL)  s.  Ligg.  sterno- 
costalia  anteriora  liegen  als  Verstärkungsbänder  an  der  vorde¬ 
ren  Seite  der  Articulationes  stemocostales  und  stellen  unregel¬ 
mässige  Fasern  vor,  welche  in  das  Periost  an  der  Vorderfläche  des 
Brustbeines  ausstrahlen.  Das  auf  diese  Weise  verdickte  Periost 
wird  auch  als  Membrana  sterni  (antica)  bezeichnet. 

6.  Die  Ligg.  sternocostalia  posteriora  liegen  in  derselben  Weise 
an  deF  hinteren  Fläche'  der  Äracuiatiönes  stemocostales  und 
bilden  hinten,  ebenso  in  das  Periost  ausstrahlend,  eine,  wenn  auch 
erheblich  schwächere  Ausbreitung,  welche  auch  als  Membrana 
stemi  vostica  bezeichnet  worden  ist. 

7.  Das  Lig.  costoxiphoidenm  ist  ein  dreiseitiges  Band  mit  nach 
oben  gekehrter  Basis,  welches  von”  der  Vord«rfläche  des  Proc. 
xiphoideus  zu  den  Knorpeln  der  beiden  Vll.  Rippen  aufsteigt  und 
zur  Befestigung  des  Schwertfortsatzes  dient,  so  dass  derselbe  nicht 
zu  weit  nach  hinten  in  die  Bauchhöhle  hineingedrückt  werden  kann. 

b)  Bänder  zwischen  den  einzelnen  Rippen. 

1.  Die  Ligg.  intereostalia  externa  (anteriora  s.  coruscantia) 
liegen  als  sehnige  Streifen_  zischen  dm  Rippenknorpeln  und  .er¬ 
setzen  die  Mm.  intercostales  extemi,  welche  hier  fehlen.  Sie  haben 
infolgedessen  denselben  Faserverlauf,  wie  ihn  die  Intercostales  ex¬ 
temi  hier  haben  würden,  d.  h.  sie  verlaufen  von  oben  und  lateral¬ 
wärts  nach  unten  und  medianwärts. 

2.  Die  Ligg.  intereostalia  interna  (posteriora)  liegen  zwischen  den 
hinteren  Enden  der  Rippen  und  ersetzen  daselbst  die  Mm.  inter- 


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costales  interni,  welche  wiederum  an  dieser  Stelle  fehlen.  Infolge¬ 
dessen  haben  sie  genau  denselben  Faserverlauf,  wie  ihn  die  letzte¬ 
ren  Muskel  hier  haben  würden,  d.  h.  sie  verlaufen  von  oben  und 
laieralwärts  nach  unten  und  medianwärts.  • 

c)  Die  Gelenke  und  Bänder  der  hinteren  ^  '  w 

Rippenenden.  ■  ^ 

1.  Die  Gelenkverbindungen  zwischen  den 
Rippenköpfchen  und  den  dazu  gehörigen  Wir- 
belkö'Tpern ,  Articulationes  caoitulorum.  sind  Amohiar- 
t  h  r  o  s  e  n  und  besitzen  an  der  Vorderfläche  ein  medianwärts  aus¬ 
strahlendes  Verstärkungsband,  welches  man  als  Lig.  capituli  costae 
raäiatum  (Lig.  capituli  costae  anterius  von  HYRTL  )  bezeichnet  hat, 
und  welches  in  das  Periost  an  der  Seitenfläche  der  Wirbelkörper 
ausstrahlt.  Das  Band  spannt  sich,  wenn  die  Rippe  nach  hinten 
gezogen  wird,  indem  es  eine  zu  weite  Bewegung  des  Rippenköpf¬ 
chens  nach  vom  verhindert.  Bei  den  mit  einer  Crista  capituli  ver¬ 
sehenen  Rippen  (s.  S.  128)  ist  die  letztere  durch  das  sogen.  Lig. 
capituli  costae  interarticulare  s.  intermedium  mit  der  benachBärfSH 
Zwischenwirbelscheibe  derart  verbunden,  dass  die  Gelenkhöhle  in 
eine  obere  und  eine  untere  Hälfte  geteilt  wird. 

2.  Die  Gelenkverbindungen  zwischen  den 
Rippenhöcker  und  dem  Querfortsatze  des  zuge¬ 
hörigen  Wirbels  ,  Artietdatumes  costotransversariae  S.  tuber- 
culi  costae,  sind  ebenfalls  Amphiarthrosen  und  werden 
hauptsächlich  durch  ein  starkes  Band  fixiert,  welches  an  der  hin¬ 
teren  Fläche  derselben  vom  Rippenhöcker  zum  Querfortsatze  des 
zugehörigen  Wirbels  verläuft,  das  Lig.  tuberculi  costae  in- 
ferius  oder  kurzweg  Lig.  tuberculi  costoc;  dasselbe  spannt  sich,  wenn 
die  Rippe  zu  weit  nach  vorn  gezogen  wird.  Ein  weniger  bestän¬ 
diges  Lig.  tuberculi  costae  superius  geht  nach  HENLE  von  dem 
Rippenhöcker  zu  dem  Querfortsatze  des  nächst  höheren 
Wirbels. 

3.  Das  Lig.  costotransversarium  anterius  (Lig.  colli  costae 
anterius  von  Hyrtl)  geht,  sich  medianwärts  an  das  Lig.  inter- 
costale  intemum  anschliessend,  _yom  Hals  einer  Ripj»  zum  unteren 
Rande  der  nächst  oberen  Rippe  und  des  Querfortsatzes,  mit  wel¬ 
chem  die  letztere  articuliert.  Zwischen  diesem  Bande  und  dem 
Wirbelkörper  zieht  der  hintere  Ast  des  Intercostalnerven  und  der 
Intercostalgefässe  zum  Rücken  hin. 

9* 


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132 


c. 


4.  Das  Lig.  costotransversarium  posterius  (Lig.  colli  costae 
posterius  von  HYRTL)  liegt  hinter  dem  vorigen  und  verläuft,  sich 
mit  demselben  kreuzend,  vom  Halse  einer  Rippe  schräg  nach  oben 
und  medianwärts  zur  hinteren  Mache  des  Gelenk-  und  Qnerfort-, 
satzes  deft  ria<^hst  hoherpn  wirnpis.  I)t>r  hinfprp  Ast 

costalnerven 


höheren  U/irnpis.  i)t>r  hinten»  Ast  des  Inter- 
der  Intercostalgefässe  geht  lateral  von  diesem 


und 

Bande  nach  hinten. 

5.  Zwischen  diesem  Rippenhalse  und  dem  dazu  gehörigen 
Querfortsatze  liegt  eine  Bandmasse,  Lig.  coUi  costae,  vyelche  die  hier 
befindliche  Lücke  vollständig  ausfüllt.  Henle  teilt  diese  Band¬ 
masse  in  einen  oberen  Abschnitt.  Lig.  colli  costae  superitis,  und 
einen  unteren  Abschnitt,  T.jg  miu  Mstnp  inferius.  welche  durch 
lockeres  Bindegewebe  von  einander  getrennt  sind. 


Durch  die  eben  beschriebenen  Gelenke  und  Bänder  sind  nun  die  hin¬ 
teren  Rippenenden  derartig  fixiert,  dass  an  denselben  im  wesentlidien  nur 
eine  Rotation  um  die  Längsaxedes  Rippenhalses  statt- 
finden  kann.  Wenn  aber  der  Hals  der  Kippe  um  seme  LäilgSäVe  IHtl-  und 
hergedreht  wird,  muss  das  vordere  Ende  derselben  gehoben  und  gesenkt 
werden,  wie  dies  beim  Ein-  und  Ausatmen  geschieht. 

6.  Zwischen  der  XII.  Rippe,  den  Querfortsätzen  der  Lenden¬ 
wirbel  und  dem  hinteren  Teile  der  Crista  iliaca  liegt  das  Lig. 
lumbocostale,  welches  mit  dem  vorderen  Blatte  der  Fascia  lumbo- 
^orsaiis  cs.  &.  izi)  identisch  ist.  Lateralwärts  geht  dasselbe  in  den 
M.  obliquus  int.  und  transversus  abdominis  über. 


C.  Die  Brustmuskeln. 

Zu  den  Brustmuskeln  rechnet  man:  l)den  M.  pectoralis  major; 

2)  den  M.  pectoralis  minor  (auch  M.  serratusanticusminor  genannt); 

3)  den  M.  serratus  anterior  (anticus  major);  4)  den  M.  subdavius; 
5)  den  Mm.  intercostales  extemi;  6)  die  Mm.  intercostales  intemi; 
7)  den  M.  transversus  thoracis  (M.  transversus  thoracis  ant.  s.  M. 
triangularis  sterni);  8)  die  Mm.  mbcostales  (M.  transversus  tho¬ 
racis  post.)  und  9)  das  Zwerchfell,  Diaphragma. 

1)  Der  M.  pectoralis  major  entspringt  mit  einer  Parsdaoicu- 
laris  von  den  zwei  medialen  Dritteln  der  Clavicula,  mit  einer 
Pars  sternocostalis  von  der  Vorderfläche  des  Sternum  bis  nahe 
zur  Medianlinie  hin  und  von  den  Knorpeln  der  6  bis  7  oberen 
Rippen.  Ausserdem  kommt  konstant  eine  Ursprungszacke  (Pars 
abdominalis)  von  dem  vorderen  Blatte  der  Scheide  des  M.  rectus 
abdominis  her.  Die  Fasern  des  Pectoralis  major  convergieren  nach 
lateralwärts  und  setzen  sich  an  der  Crista  tuberculi  majoris  des 
Oberarmes  fest. 


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133 


Zwischen  dem  M.  pectoralis  major  und  dem  M.  deltoideus  findet  sich 
dicht  imter  der  Qavicula  eine  dreiseitige,  mit  lockerem  Bindegewebe  gefüllte 
Lücke,  das  Trigonum  infraclaviculare  s.  ddUMeopectorale,  welches  sich  an  der 
Hautoberfläche  als  eine  Vertiefung,  die  sog.  Mohrenheim ’s  che  Grube, 
markiert.  Schon  durch  die  Haut  ist  in  dieser  Grube  etwas  lateral  der  Proc. 
coracoideus  zu  fühlen.  Geht  man  an  dieser  Stelle  praeparando  in  die  Tiefe, 
so  trifft  man  daselbst  unter  der  Fasda  coracodavicularis  die  A.  subclavia, 
welche  hier  bd  Blutungen  imterbunden  werden  kann.  iV^e  d  i  a  1  und  nach 
vorn  von  der  A.  subdavia  liegt  die  gleichnamige  Vene,  lateral  tmd 
nach  hinten  von  der  Al  suBcTävTa  der  'Timam  brachialis.  In  die  Mohren- 
heim’sche  Grube  dringt  ausserdem  die  wichtigste  Hau|tvene  des  Armes,  die 
V.  cephalica  hinein,  um  in  die  V.  subdavia  zu  münden.  Endlich  bricht  an 
dieser  Stelle  der  Ramus  deltoideus  der  A.  thoracoacromialis  aus  der  Tiefe 
hervor. 

Function:  Der  Pectoralis  major  abduciert  den  Oberarm, 
d.  h.  er  zieht  ihn  an  den  Rumpf  heran  und  rollt  ihn  zu  gleicher 
Zeit  nach  einwärts,  i)  Wenn  der  Oberarm  jedoch  fixiert  ist,  wie 
dies  z.  B.  unwillkürhch  bei  grosser  Atemnot  geschieht,  wenn  das 
.betreffende  Individuum  sich  mit  den  Armen  auf  eine  feste  Unter¬ 
lage  stützt  (Orthopnoe),  so  kann  der  Pectoralis  major  vermittelst 
der  Pars  stemocostalis  Rippen  und  Brustbein  heben  und  dadurch 
zur  Inspiration  beitragen. 

Mot.  Nerven:  die  Nn.  thoracales  anlL  (aus  dem  Fleocus 
brachialis). 

2.  Der  M.  pectoralis  minor  (wegen  seines  zackigen  Urspnmges 
auch  als  M.  serratus  anticus  minor  bezeichnet)  entspringt  von  der 
II.  bis  V.  Rippe  mit  4  Zacken,  von  denen  die  oberste  mitunter 
fehlen  kann,  und  setzt  sich  an  dem  Proc.  coracoideus  des  Schulter¬ 
blattes  fest. 

Zwischen  dem  oberen  Rande  des  Muskels  und  der  Qavicula  befindet 
sich  eine  dreiseitige  Lücke,  das  Trigonum  clavipectorale,  welches  durch  die 
Fasda  coracodavicularis  verdeckt  ist.  Unmittelbar  hinter  der  letzteren  ist 
die  A.  und  V.  subclavia  gelegen. 

Function:  Der  M.  pectoralis  minor  zieht  das  Schulter¬ 
blatt  nach  vom  und  ein  wenig  nach  abwärts,  wie  dies  z.  B.  beim 
Schieben  von  Lasten  oder  bei  einem  sehr  kräftigen  Stoss  nach  vom 
geschieht.  Ist  der  Schultergürtel  (Scapula  +  Qavicula)  fixiert,  wie 
dies  z.  B.  bei  dem  vorhin  erwähnten  Zustande  der  Orthopnoe 


0  Unter  dem  Einwärtsrollen  und  Auswärtsrollen  des 
Oberarmes  versteht  man  Drehungen  um  die  Längsaxe  desselben.  Unter  A  b- 
d  u  c  t  i  o  n  und  A  d  d  u  c  t  i  o  n  versteht  man  das  Entfernen  imd  Heranziehen 
des  Oberarmes  von  und  zu  dem  Rumpfe.  Das  sogen,  seitliche  Heben  des 
Armes  ist  also  auch  eine  Abductionsbewegung,  das  Senken  desselben  eine 
Adductionsbewegung. 


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durch  Aufstützen  des  Annes  auf  eine  feste  Unterlage  bewirkt  wird, 
so  kann  der  Pectoralis  minor  ebenfalls  die  Rippen,  von  denen  er 
entspringt,  heben  und  somit  als  Inspirationsmuskel  fungieren. 

Mot.  Nerven:  wie  beim  M.  pectoralis  major. 

3.  Der  M.  serratus  anterior  (M.  serratus  anticus  major)  ent¬ 
springt  mit  8  (manchmal  mit  9  Zacken  von  den  S  (bis  9)  obersten 
Rippen  und  verläuft  alsdann,  dicht  auf  der  äusseren  Fläche  des 
Thorax  aufliegend,  zwischen  dem  Thorax  und  dem  M.  subscapu- 
laris  nach  hinten,  um  sich  am  medialen  Rande  (der  sogen.  Basis) 
des  Schulterbuttes  anzusetzen.  Doch  ist  zu  bemerken,  dass  der 
grösste  Teil  der Serratusfasern  mehr  nach  dem 
unteren  Winkel  des  Schulterblattes  conver- 
giert.  Die  untersten  Zacken  des  Serratus  greifen  vom  in  die 
Ursprungszacken  des  Obliquus  ext.  abdominis  ein. 

Die  Function  des  Serratus  besteht  bei  Contraction  aller 
seiner  Fasern  darin,  dass  das  Schulterblatt  nach  vom  gezogen  wird. 
Er  verhält  sich  also  ähnlich  wie  dßT  Pectoralis  minor,  indem  er 
ganz  besonders  beim  Schieben  von  Lasten  und  beim  Stossen  nach 
vom  in  Tätigkeit  tritt.  Da  jedoch  der  grösste  Teil  der  Serratus- 
fasern  nach  dem  unteren  Winkel  der  Scapula  convergiert,  so  wird 
der  Muskel  imstande  sein,  mittelst  dieser  Fasern  diesen  Winkel 
nach  lateralwärts  zu  ziehen,  wie  dies  notwendig  ist,  wenn  der 
Oberarm  über  die  Horizontale  hinaus  gehoben  werden  soll.*)  Wenn 
der  Schultergürtel  (wie  z.  B.  bei  der  Orthopnoe)  fixiert  ist,  so 
kann  auch  der  Serratus  anterior  die  Rippen  heben,  von  denen  er 
entspringt,  d.  h.  als  Inspirationsmuskel  dienen. 

Mot.  Nerv:  der  N.  thoracalis  longus  ausdemP/^Ms&racÄtaZis. 

4.  Der  M.  subdavius  entspringt  zwischen  den  Fasern  des 
Lig.  costoclaviculare  von  der  Knorpelknochengrenze  der  I.  Rippe 
und  geht  lateralwärts  zur  unteren  Fläche  des  Schlüsselbeinkörpers, 
wo  sich  für  ihn  eine  besondere  Rinne  befindet. 

Function:  Der  M.  subdavius  zieht  das  Schlüsselbein  nach 
unten  und  medianwärts  und  trägt  auf  diese  Weise  dazu  bei,  das¬ 
selbe  besser  gegen  das  Sternum  zu  befestigen.  Wird  die  Clavicula 
jedoch  (wie  z.  B.  beim  Aufstemmen  beider  Arme)  festgestellt,  so 
kann  er  die  I.  Rippe  ein  wenig  nach  oben  ziehen  und  dadurch 
ebenfalls  bei  der  Inspiration  in  Tätigkeit  treten. 

Mot.  Nerv:  Der  M.  subdavius  wird  wie  der  M.  pedo- 

‘)  Bei  einer  Lähmung  des  Serratus  ist  also  die  Hebung  des  Armes 
beschränkt,  und  wenn  sie  ausgeführt  wird,  bleibt  der  untere  Winkel  der 
Scapula  fast  unverändert  in  seiner  Lage  stehen. 


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135 


ralis  major  und  minor  von  einem  der  Nn.  thoracales  antt.  (aus 
dem  Flexus  brachialis)  innerviert.  Der  feine  Zweig,  welcher  diesen 
Muskel  versorgt,  wird  jedoch  auch  vielfach  als  besonderer  Ast, 
N.  subdavius,  bezeichnet. 

5.  Eüe  Mm.  intercostales  externi  verlaufen  zwischen  je  zwei 
benachbarten  Rippen  in  der  Richtung  von  hinten  und  oben  nach 
vom  und  unten.  Die  Muskeln  fehlen  jedoch  zwischen  den  Rippen¬ 
knorpeln,  wo  sie  durch, die  Ligg.  inta:niSlalia-fytt  ti,  nntt.  ersetzb 
werden. 

6.  Die  Mm.  intercostales  interni  haben  einen  Faserverlauf,  wel¬ 
cher  sich  mit  dem  vorigen  kreüzt7”d.  h.  sie  verlaufen  von  vorn  und 
oben  nach  hinten  und  unten.  Sie  fehlen  zwischen  den  hinteren 
Enden  der  Rippen  und  sind  hier  durch  die  Ligg.  intercostalia  intt. 
s.  postt.  ersetzt.  Denjenigen  Teil  der  Mm.  intercostales  interni, 
welcher  zwischen”  den  Rippenknorpeln  liegt,  hat  man  auch  als 
Mm.  intercartilaginei  bezeichnet. 

^as  die  F u n c t ion  der  Intercostalmuskeln  be¬ 
trifft,  so  sollen  nach  dem  sogen.  HAMBERGER’schen  Schema^)  die 
Intercostales  extern!  und  die  Intercartilaginei  Inspirationsmuskeln 
sein,  wahrend  die  Intercostales  interni  Fvpiratirtn.gmilälrpTfi 
darstellen.  Gegen  das  HAMBEROER'sche  Schema  lässt  sich  jedoch 
einwenden,  dass,  wenn  sich  die  Interni  und  Extern!  zugleich 
contrahieren,  die  Rippen  einander  genähert  werden  müssen,  wie 
dies  bei  der  Inspiration  geschieht.  Infolgedessen  könnte  man  beide 
auch  für  inspiratorische  Muskeln  erklären.  Nach  Henle  haben  in¬ 
dessen  die  Mm.  intercostales  extern!  tmd  interni  noch  eine  andere 
Function,  welche  in  neuerer  Zeit  wohl  von  allen  Anatomen  als 
zweifellos  anerkannt  wird,  nämlich  bei  starker  Inspiration  ein  z  u 
tiefes  Einsinken  der  Intercostalräume,  bei 
starker  Expiration  ein  Hervordringen  der  Lunge 
zwischen  die  Rippen  und  eine  eventuelle  Ein¬ 
klemmung  von  Lungenteilen  zu  verhüten.  Würde  sich 
nämlich  anstatt  der  Mm.  intercostales  zwischen  den  Rippen  eine 
Membran  befinden,  so  würde  die  letztere  bei  der  Inspiration  durch 
die  Elastidtät  der  Lunge  nach  einwärts  gezogen  werden,  d.  h.  die 
Intercostalräume  würden  stark  einsinken.  Umgekehrt  würde  sich 
bei  der  Expiration  die  Lunge  zwischen  die  Intercostalräume  drän- 

>)  Da  sich  beim  Heben  der  Rippen  die  Insertionspunkte  der  Intercosta¬ 
les  externi  und  Intercartilaginei  einander  nähern,  die  Insertionspunkte  der 
Intercostales  interni  von  einander  entfernen,  so  nahm  Hamberoer  an,  dass 
die  ersteren  zur  Hebung  der  Rippen,  also  zur  Inspiration,  die  letzteren  zur 
Senkung  derselben,  also  zur  Exspiration,  bestimmt  seien. 


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gen  und  dieselben  hervorwölben,  ganz  besonders  dann,  wenn  (wie 
z.  B.  beim  Husten)  bei  geschlossener  Stimmritze  eine  kräftige  Exspi¬ 
rationsbewegung  gemacht  wird.  Bei  sehr  starker  Exspiration  könnten 
sogar  Teile  der  Lunge  zwischen  den  Rippen  eingeklemmt  werden. 
Da  jedoch  die  Intercostalräume  anstatt  eines  Bandes  Muskeln  ent¬ 
halten,  welche  sich  zum  Teil  bei  der  Exspiration,  zum  Teil  bei  der 
Inspiration  contrahieren,  so  wird  dem  Druck  oder  Zug  innerhalb 
des  Thoiaxraumes  auf  die  wirksamste  Weise  Widerstand  geleistet. 

Dass  letztere  Ansicht  richtig  ist,  dafür  spricht  das  Verhalten  der  Mus¬ 
keln  bei  einer  Anomalie,  welche  man  als  Bildung  eines  Rippenfensters 
bezeichnet  hat  —  wenn  nämlich  zwei  Rippen  durch  zwei  Knochenbrücken 
nach  Art  eines  vierseitigen  Fensters  unbeweglich  miteinander  verbunden  sind. 
Da  die  Rippen  an  der  Stelle  des  Fensters  gegen  einander  nicht  bewegt  wer¬ 
den  können,  so  müsste  der  von  dem  Rippenfenster  umschlossene  Teil  der 
Mm.  intercostales  infolge  ihres  Nichtgebrauches  bald  degenerieren,  wenn  die 
Intercostalmuskeln  hauptsächlich  auf  die  Annäherung  oder  Entfernung  der 
Rippen  zu  und  von  einander  einen  Einfluss  ausüben  würden.  Da  indess  die 
Intercostales  in  einem  solchen  Rippenfenster  stets  ebenso  kräftig  entwidcelt 
sind  wie  in  den  übrigen  Intercostalräumen,  so  ist  der  Beweis  geliefert,  dass 
die  eben  erwähnte  HENLE'sche  Ansicht  richtig  ist.  Henle  macht  auch  da¬ 
rauf  aufmerksam,  dass  die  Intercostalmuskeln  nur  dort  (an  den  vorderen 
und  hinteren  Enden  der  Rippen)  fehlen,  wo  bereits  von  aussen  andere  starke 
Muskeln  (vom  der  Pectoralis  major  und  hinten  die  Rückenmuskeln)  ange¬ 
lagert  sind. 

Mot.  Nerven:  Die  Nn.  intercostales. 

7.  Der  m.  transversus  thoracis  (M.  triangularis  stemi  s.  stemo- 
costalis)  entspringt  vom  Seitenrande  des  Sternum  und  geht  mit 
5  Zacken  zu  den  Knorpeln  der  II.  bis  VI.  Rippe;  doch  können 
einige  von  diesen  Zacken  fehlen. 

Function:  Da  der  Muskel  an  der  Innenfläche  der  vorde¬ 
ren  Thoraxvvand  liegt,  so  wird  derselbe  durchT  seine  Contraction 
dieTHppen,  an  welchen  er  sich  inseriert,  etwas  nach  einwärts 
ziehen,  also  bei  starker  Exspiration  mit  aushelfen  können. 

Mot.  Nerven:  die  vorderen  Enden  der  Nn.  intercostales. 

8.  Die  Mm.  subcostales  (M.  transversus  thoracis  posterior) 
liegen  als  verstreute  Zacken  an  der  Innenfläche  der  hinteren  Rippen¬ 
enden  und  haben  denselben  Verlauf  wie  die  Mm.  intercostales  in- 
temi;  nur  überspringen  sie  eine  oder  'mehrere  Rippen. 

“T  u  n  c  t  i  o  n  :  Die  einzelnen  Zacken  der  eben  erwähnten  Mm. 
subcostales  scheinen  (ebenso  wie  die  hinter  ihnen  gelegenen  Mm. 
intercostales  intt.)  als  Exspiratoren  zu  wirken.  Bei  Individuen, 
welche  viel  an  Atemnot  gelitten  haben,  sollen  sie  stark  ent¬ 
wickelt  sein. 


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Mot.  Nerven:  die  Nn.  intercostcUes. 

Hbnle  bat  den  Triangularis  stemi  und  die  Subcostales  als  Transversus 
thoracis  bezeichnet,  1)  weil  dieselben  entsprechend  der  schrägen  Lage  der 
Rippen  mit  ihren  Fasern  im  Ganzen  horizontal  verlaufen,  und  2)  weil  er 
zwischen  den  letztgenannten  Muskeln  und  den  Bauchmuskeln  eine  Parallele 
zieht.  Die  Intercostaks  extt.  haben  nämlich  denselben  Faserverlauf  wie  der 
OUiquus  abdominia  extemua;  die  Intercoatdles  intt.  verlaufen  ebenso  wie  die 
Fasern  des  Obliquua  abdominia  intemua,  in  welche  sie  sich  auch  unmittelbar 
fortsetzen;  der  Triangutaria  und  die  SubcoataUa  würden  dem  Tranaveraua  abdominia 
gleichwertig  sein.  Man  kann  sich  daher  vorstellen,  dass  in  einer  früheren 
Entwicklungsperiode  die  Innenfläche  des  Thorax  mit  einem  einzigen  M. 
transversus  thoracis  ausgekleidet  gewesen  ist,  von  welchem  der  Triangularis 
und  die  Subcostales  die  letzten  Ueberbleibsel  darstellen. 

9.  Das  Zwerchfell,  Diaphragma,  bildet  einen  in  der  Fläche 
ausgebreiteten,  platten  und  dünnen  Muskel,  welcher,  abgesehen  von 
einzelnen  ihn  durchbohrenden  Oeffnungen,  die  Bauchhöhle  und  die 
Brusthöhle  vollständig  von  einander  scheidet.  Am  Zwerchfell  kann 
man  a)  einen  s e hnigen  Teil,  Pars  tendinea  s.  Centrum  ten- 
dineum,  und  b)  einen  muskulösen  Teil,  Pars  carnosa,  untef^ 
scheiden. 

a)  Der  sehnige  Teil  nimmt  die  mittlere^  also  centrale 
Partie  des  Zwerchfelles  ein  und  hat  die  Form  eines  Kleeblattes,  von 
dessen  drei  Blähem  sich  gewöhnlich  eins  nach  vorn,  eins  nach 
links  und  eins  nach  rechts  eratreckt,  während  der  hintere  Rand 
der  kleeblattförmigen  Figur  concav  ist.  Auf  dem  vorderen  Blatte 
des  Centrum  tendineum  ruht  das  Herz  mit  dem  Herzbeutel,  die 
beiden  seitlichen  Blätter  sind  zur  Auflagerung  für  die  linke  und 
rechte  Lunge  besHIh  mt.  Unweit  der  Medianlinie,  aber  zugleich 
nach  rechts  und  hintetT  gelegen,  befindet  sich  im  Centrum  tendineum 
eine  vierseitige  Lücke,  das  Foramen  venae  cavae  s.  quadrilaterum, 
welches  vorn  und  hinten  von  transversalen,  links  und  rechts  von 
sagittalen  Sehnenfasern  begrenzt  wird.  Das  Foramen  quadrilaterum 
dient  zum  Durchtritt  für  die  V.  cava  inf.  und  für  einzelne  Zweige 
des  N.  phrenicus,  die  Kami  phrenicoabdominales,  welche  dürch 
das  Zwerchfell  zur  oberen  Fläche  der  Leber  ziehen. 

b)  DermusculöseTeil  nimmt  die  periphere  Partie  des 
Zwerdifelles  ein  und  lässt  sich  in  drei  Abschnitte  oder  Portionen 
zerlegen.  Die  erste,  kleinste  Portion  des  Zwerchfells, 
Pars  stemodis,  entspringt  von  der  hinteren  Fläche  des  Proc.  xiphoi- 
deus  und  dem  hinteren  Blatte  der  Rectusscheide)  mit  einer  oder 
mehreren  imregelmässigen  Zacken.  Die  zweite  Portion ,  Pars 
costcdis,  nimmt  ihren  Ursprung  an  einer  nur  wenig  abwärts  ge- 


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bogenen  Verbindungslinie  zwischen  der  Mitte  des  VII.  Rippen- 
knorpels  und  der  Spitze^  der  XTl.  Rippe  mit  einer~Äh^rVdn 
Zacken,  von  denen  jede  einer  Rippe  entspricht.  Die  dritte 
Portion ,  Pars  lumbalia  s.  vertebralis,  bildet  den  hintersten  Teil 
des  Muskels  und  wird  wieder  in  zwei  Abschnitte  zerlegt,  welche 
map^als  medialen  oder  inneren  Schenkel,  Crus  medi- 
,  aU  s.  internum  und  als  lateralen  oder  äusseren  Schen- 
k  e  1 ,  Crus  laterale  s.  externum,  bezeichnet  hat. 

Die  bwden  m^  d  i  a  1  ^ i  entspringen  jederseits 
von  den  KörpernT^^nMlnalV^enclenwiSels  (rechis  gewöhnlich 
ein  Stück  tiefer  als  links)  und  verlaufen  södaHiTnäch  oben,  indem 
zwischen  ihnen  eine  unmittelbar  vor  der  Wirbelsäule  gelegene 
Oeffnung  bleibt,  der  sogen.  Aortenschlitz,  Hiatus  aorticus,  durch 
welchen  die  Aorta  und  hinter  derseiben^^TTu^usmoracicus 
hindurchtreten.  Nach  der  Bilduhg~cIes'XortenschTTtzes'  kreuzen  sich 
die  beiden  medialen  Schenkel  und  divergieren  alsdann  von  Neuem, 
um  etwas  nach  links  hinüberzugehen  und  eine  zweite  Oeffnung 
zwischen  sich  zu  fassen,  welche  man  alsHiaius  oesophageus^)  be- 
zeichnet  hat,  und  durch  welche  der  Oeso^WS^S^fiMPW^TOWPn 
Nn.  vagi  (der  linke  etwas  mehr  vorn,  der  rechte  etwas  mehr  hinten 
gelegen)  filhäufcfiiEö^  ‘ 

Der  Pars  lumbalis  entspringt 

jederseits'vö^^^T^^hnenDogMi^^m<siiMi!»6ocogtaie5,  ^che  man 
auch  als  \Ligg.  arcuata  HaUeri  {mediale  und  laterale)  bezeichnet 
hat.  Der  erste ,  'me3iäIe~von  diesen  Sehnenbogen  spannt  sich 
von  der  Seitenfläche  des  I.  (odeFTI.)~  Lendenwirbelkörpers  zur 
Spitze  des  Querfortsatzes  desselben  Wirbels  hinüber  "lind  über- 
brückt  den  M.  psoas  major,  weicher  somit  unterlhm  Tiervörfiltr 
und  nach  aöwarts  ziem.  DeF~z  w  eite,  laterale  Sehnenbogen 
schliesst  sich  an  den  ersten  unmittelbar  an  und  geht  von  dem  Quer- 
fprtsa^^]^"f:’todef  TI;)rLendenvvirbels  bis  zur  Spitze  der  XU. 
Rippe  hin,  indem  er  den  M.  quadratus  lumborum  überbrücTcf;  doch 
kann  dieser  Sehnenbogen  und  die  von  ihm  entspringende  Muskel¬ 
portion  auch  fehlen.  Von  beiden  Sehnenbogen  erstrecken  sich  nun 
die  Muskelfasern  des  Crus  laterale  ziemlich  senkrecht  nach  oben 
bis  zum  Centrum  tendineum  hin. 


Es  ist  zu  beachten,  dass  der  Hiatus  aorticus  ebenso  wie  das  For. 
venäecavae von  sehniger  Substanz  eingefasst  ist,  welche  sich  bei  den  Con- 
tractionen  des  Zwerchfells  zurückzieht  und  somit  eine  Erweiterung  dieser 
Oeffnungen  bewirkt  —  während  der  Hiatus  oesophageus  gänzlich  zwischen 
Muskelfasern  liegt,  deren  Zusammenziehung  ihn  verengern  muss. 


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Zwischen  dem  medialen  und  d e m  1  a.t*" r a  1  p. n,,  ) 
S  c  h  e  n  k  e  1  der  Pars  lumbalis  pflegt  meistens  jederseits  der  Grenz-  jl 
Strang  des  N.^^y)iyiil^^wdurchzutreten.  Ausserdem  passieren  | 
durch  eineLückeindemmedialenSchenkel:  1)  aut 
der  rechten  Seite  di^V^j^göä^uf  der  linken  _ 

2)  auf  beiden  Seiten  die  zu  einem  Zweige  vereini^n 
niri  maW  iin/^  jpinrui^-tupirhp  vott  dem  Bruststrange  des  N.  sympa- 
tlucü^z^ dem  in  der  Bauchhöhle  gelegenen  Ganglion  coeliacum 
bezw.  renaliaorticum  verlaufen.  Da  die  letztgenannte  Lücke  mit¬ 
unter  weit  nach  aufwärts  reicht  und  den  medialen  Schenkel 
deutlich  spaltet,  so  hat  dies  Veranlassung  gegeben,  anstatt  zweier 
Schenkel  drei  auf  jeder  Seite,  nämlich  ein  Grus  mediale,  htter- 
medium  und  laterale  (intemum,  medium  und  extemum)  zu  unter¬ 
scheiden.  Von  vielen  Autoren  wird  diese  Dreiteilung  sogar  als 
constant  angesehen.  Nicht  seiten  findet  übrigens  noch  eine  weitere 
Spaltung  des  einen  oder  anderen  Zwerchfellschenkels  statt,  wenn 
nämlich  irgend  eines  der  sub  1  imd  2  erwähnten  Organe  anstatt 
in  der  angegebenen  Weise  isoliert  durch  den  einen  oder  anderen 
Schenkel  hindurchtritt. Auch  kaim  es  Vorkommen,  dass  zwischen 
den  verschiedenen  Portionen  des  Diaphragma 
sich  in  der  Muskelsubstan-z  Lücken  vorfinden, 
an  denen  die  Pleura  bezw.  das  Pericard  von  dem  Peritonaeum  nur 
noch  durch  lockeres  Bindegewebe  geschieden  sind.  Constant  findet 
sich  eine  dreieckige  Lücke  dieser  Art  jederseits  neben  dem  Sternum 
zwischen  der  Pars  sternalis  und  costalis  und 
sehr  häufig,  eine  zweite  hinten,  etwas  oberhalb  der  Spitze  der  XII. 
Rippe,  zwischen  der  Pars  lumbalis  und  costalis 
des  Diaphragma  vor.  Durch  beide  Lücken  können  eitrige  Ansamm¬ 
lungen  aus  der  Brusthöhle  in  die  Bauchhöhle  (oder  auch  in  um¬ 
gekehrter  Richtung)  leichter  als  an  irgend  einer  anderen  Stelle  des 
Zwerchfells  durchbrechen.  Auch  die  Möglichkeit  des  Durchtrittes 
von  Eingeweidebrüchen  durch  diese  Lücken  ist  vorhanden. 

Das  Zwerchfell,  im  Ganzen  betrachtet,  hat  eine  k  u  p  p  ei¬ 
förmige  Gestalt  und  zwar  muss  man,  entsprechend  der  con- 
caven  Basis  der  linken  und  rechten  Lunge,  eine  linke  und  rechte 
Kuppel  von  einander  unterscheiden,  von  denen  die  letztere  (ent¬ 
sprechend  dem  darunter  liegenden,  stärker  entwickelten  rechen  Leber¬ 
lappen)  stets  ein  gewisses  Stück  höher  steht.  Der  höchste  Punkt 

*)  So  teilt  z.  B.  Hyrtl  den  hier  so  bezeichneten  medialen  Schen¬ 
kel  in  ein  Crus  internum,  medium  und  extemum  ein.  Den  lateralen 
Schenkel  rechnet  er  zur  Pars  costalis. 


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des  Zwerchfelles  liegt  nach  LUSCHKA  beimittleremZwer  ch- 
fellstande  etwa  in  der  Höhe  des  IV.  Stemocostal-Gelenkes.  Bei 
tiefster  Inspiration,  bei  welcher  sich  das  Zwerchfell  sehr 
abflacht,  ist  der  niedrigste 'Stand  desselben  um  einen  Intercostal- 
raum  tiefer,  also  in^clef  Höhe  des  V.  Rippenknorpelansatzes  an  das 
Sternum.  Bei  tirister  Exspiration,  also  beim  höchsten 
Stande  des  Zwerchfelles,  müsste  der  höchste  Punkt  der  Kuppel  dem 
III.  Rippenknorpel  entsprechen  also  wieder  um  einen  Intercos- 
talraum  höher,  als  bei  mittlerem  Stande  desselben  gelegen  sein. 

Der  Function  nach  ist  das  Zwerchfell  wesentlich  ein  Atem¬ 
muskel,  welcher  ebensowohl  bei  ruhiger  wie  bei  angestrengter  At¬ 
mung  in  Tätigkeit  ist,  indem  er  sich  zum  Zwecke  der  Inspiration 
durch  seine  Contraction  abflacht  und  dadurch  Luft  in  die  Lunge 
saugt.  Während  der  Exspiration  wird  das  schlaffe  Zwerchfell  durch 
die  Bauchpresse  nach  oben  gedrängt  und  hierdurch  die  Luft  aus 
den  Lungen  hinausgetrieben. 

Mot.  Nerv:  der  N.  phrenicus  vom  Plextts  ccrvicalis. 

D.  Die  Fasclen  der  Brustmuskeln. 

1.  Die  freie  Oberfläche  des  M.  pectoralis  major  ist  von  einer 
dünnen  Fascie  bekleidet,  welche  man  als  oberflächliches 
Blatt  der  Fascia  pectoralis  oder  auch  als  oberflächliche 
Brustfascie,  Fascia  pectoraiis  superficialis,  bezeichnet  hat  und 
auf  welcher  noch  der  unterste  Teil  des  Platysma  und  als  dünne 
Bindegewebslage  die  schon  erwähnte  allgemeine  Körperfascie  ge¬ 
legen  ist  (s.  S.  97  sub.  1).  Die  oberflächliche  Brustfascie  ist  oben 
mit  der  Clavicula  und  medial  mit  dem  Sternum  verwachsen.  Lateral 
senkt  sie  sich  in  die  Mohrenheim’sche  Grube  ein,  um  mit  der 
tiefen  Brustfascie  zu  verschmelzen.  Nach  abwärts  setzt  sie  sich 
auf  die  äussere  Fläche  des  M.  serratus  anterior  und  in  die  Fascia 
superficialis  abdominis  fort.  Ausserdem  schlägt  sich  die  Fascie 
von  dem  unteren  Rande  des  Pectoraiis  major  auf  den  unteren 
Rand  des  Latissimus  mittels  stärkerer  bogenförmiger  Fasern  her¬ 
über,  welche  als  L,^j^;_ej;^scherAch  s  e  1  b  o^^  n  oder 

leil 

^HHrtSffn'SuSh'ms  Fascia  axillaris  bezeichnet)  ist  mit  der  Haut 
der  Achselhöhle  fest 

2.  Wenn  man  den  M.  pectoralis  major  quer  durchschneidet  und 
zurückschlägt,  so  findet  man  vor  dem  M.  pectoralis  minor  das  t  i  e  fe 
B  1  a  1 1  der  Fascia  pectoralis,  gewöhnlich  als  Fascia  coracoclavicularis 
(Fascia  coracopectoralis  s.  Fascia  clavipectoralis)  ^zeichnet.  Diese 


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tiefe  Fasde  geht  zunächst  dicht  vor  dem  M.  pectoralis  minor  und 
dem  M.  subclavius  von  der  Clavicula  zum  Proc.  coracoideus  und 
erstreckt  sich  zwischen  dem  M.  pectoralis  major  imd  minor  nach 
abwärts  bis  ziu*  Fascia  axillaris,  mit  welcher  sie  verschmilzt.  Nach 
HENLE  soll  sogar  die  Fascia  axillaris  durch  die  Fascia  coraco- 
pectoralis  nach  oben  und  einwärts  gezogen  werden,  deren  Zug 
somit  die  eigentliche  Ursache  für  die  Bildung  der  Achselgrube 
sein  würde.  Während  die  Fascia  coracopectoralis  in  ihrem  unteren 
Teile  ntu*  schwach  und  dünn  ist,  zeigt  sie  sich  oberhalb  des  M. 
pectoralis  minor  erheblich  stärker  und  besitzt  hier  noch  insofern 
eine  besondere  Bedeutung,  als  sie  mit  der  Scheide  der  (hinter  ihr 
gelegenen)  A.  und  V.  subclavia  derartig  verbunden  ist,  dass  die 
letzteren  bei  der  Aufwärts-  oder  Vorwärtsbewegung  der  Clavicula 
erweitert,  und  das  Blut  in  dieselben  hineingezc^en  werden  muss. 
Hier  (im  Trigonum  clavipectorale)  ist  die  Fascie  noch  durch  einen 
stärkeren  fibrösen  Streifen,  das  von  Henle  so  benannte  Zig. 
coracoclaviculare  anticum,  verstärkt,  welches  vom  Proc.  coracoideus 
Tiach^öbcti^HTfr  zum  Schlüsselbein  zieht  und  bei  sehr 

mageren  Personen  sogar  in  der  Mohrenheim’schen  Grube  durch 
die  Haut  hindurch  gefühlt  werden  kann. 

3.  Die  Aussen-  und  die  Innenfläche  der  pippen  und  Inter- 
costalmuskeln  werden  von  zarten  Bindegeweb^agen  bekleidet,  von 
denen  man  die  innere  als.  Fascia  endothoraäca  besonders  bezeichnet 
hat.  Die  letztere  überzieht  auch  die  obere  Fläche  des  Zwerchfells 
und  wird  ihrerseits  wiederum  an  der  Innenfläche  grösstenteils  von 
der  Pleura  austapeziert. 

E.  Oie  Achselhöhle  und  die  Regionen  des  Thorax. 

Die  Achselhöhle,  Cavitas  axülaris,  ist  äusserlich  durch 
die  Achselgrube,  Fossa  axillaris,  markiert  und  nimmt  die 
untere  Gegend  des  Ansatzes  der  oberen  Extremität  an  dem  Rumpf 
ein.  Die  vordere  Wand  derselben  wird  durch  die  Mm.  pecto¬ 
ralis  major  und  minor,  die  h  i  n  t  e  r  e  Wand  durch  den  Mm.  latis- 
simus  imd  teres  major,  weiter  in  der  Tiefe  aber  durch  den  M.  sub- 
scapularis  gebildet.  Die  mediale  Wand  besteht  aus  dem  Thorax, 
an  dessen  Aussenfläche  der  M.  serratus  anterior  gelegen  ist,  während 
endlich  die  1  a  t  e  r  a  1  e  Wand  sehr  schmal  ist  und  den  Mm.  biceps 
und  coracobrachialis  entspricht.  Dringt  man  von  unten  her  weiter 
nach  oben  in  die  Achselhöhle  hinein,  so  gelangt  man  lateralwärts 
Zinn  Schultergelenk  und  medianwärts  in  das  lockere  Bindegewebe, 
welches  sich  hinter  dem  M.  pectoralis  minor  zwischen  dem  Thorax 


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und  der  Clavicula  bis  zu  den  Mm.  scaleni  erstreckt.  In  diesem 
lockeren  Bindegewebe  ziehen  die  A.  und  V.  subclavia’^ünJ  cteT 
Plexus  brachialis  nach  abwärts.  Von  den  Gefässen  ist  am  meisten 
mediär  und  zugleich  am  oberflächlichsten,  d.  h.  dicht  an  der  Fascia 
axillaris,  die  Ven.  axillaris,  lateral  von  derselben  die  Art.  axillaris 
gelegen.  Die  Art.  axillaris  ist  ihrerseits  von  den  drei  Strängen 
umgeben,  welche  der  Plexus  brachialis  an  dieser  Stelle  bildet. 
Von  den  beiden  vorderen  Strängen  des  Plexus  entspringt  gabUg 
mit  zwei  Wurzeln  der  N.  medianus,  welcher  hier  oben  nach  vorn 
und  etwas  lateral  von  der  Art.  axillaris  gelegen  ist.  Von  den 
Lymphdrüsen  der  Achselhöhle  liegt  ein  Teil  dicht  unter  der  Pascia 
axillaris,  ein  anderer  Teil  begleitet  die  Vene  nach  aufwärts.  Der  Rest 
der  Achselhöhle  ist  mitFett  ausgef  üilt.  lieber  die  kleineren  hier  gelegenen 
Gefässe  und  Nerven  muss  betreffenden  Ortes  nachgesehen  werden. 

Zur  besseren  Orientienmg  hat  man  sich  an  der  Aussenfläche 
des  Thorax  verschiedene  Linien  gezogen,  mittels  deren  es  möglich 
ist,  die  Lage  verschiedener  Punkte  genauer  zu  bestimmen.  Am 
Seitenrande  des  Stemiun  verläuft  die  Sternallinie  nach  ab¬ 
wärts.  Von  der  Brustwarze  hat  man,  trotz  deren  unbeständiger 
Lage,  die  Mammillarlinie  vertikal  nach  unten  gezogen.  In 
der  Mitte  zwischen  Mammillar-  und  Sternallinie  ist  die  Para¬ 
sternallinie  gelegen.  Eine  aus  der  Mitte  der  Achselhöhle 
nach  abwärts  gezogene  Vertikale  wird  Axillarlinie  genannt: 
doch  empfiehlt  es  sich  aus  praktischen  Gründen  wohl  mehr,  anstatt 
einer  Axillarlinie  drei  anzunehmen,  nämlich  eine  vordere 
A  X  i  1 1  a  r  1  i  n  i  e  ,  welche  man  sich  von  dem  imteren  Rande  der 
Pectoralis  major,  eine  mittlere  Axillarlinie,  welche  man 
sich  von  der  Mitte  der  Achselhöhle,  und  eine  hintere  Axil¬ 
la  r  1  i  n  i  e ,  welche  man  sich  von  dem  unteren  Rande  des  M.  la- 
tissimus  dorsi  abwärts  gezogen  denkt.  Als  Scapularlinie 
bezeichnet  man  endlich  eine  Senkrechte,  welche  durch  die  untere 
Spitze  des  Schulterblattes  hindurchgelegt  wird.  Die  Lage  der 
Brustwarze  ist  selbst  beim  Manne  und  beim  virginalen  Weibe 
nicht  lest  zu  bestimmen:  am  häufigsten  ist  noch  die  Brustwarze  in 

der  Höht»  Hp»  IV _ Intercostalraiims  gelegen.  Die  Furche,  welche 

durch  den  vorspringenden  unteren  Rand  des  M.  pectoralis  major 
an  der  Aussenfläche  des  Thorax  hervorgerufen  wird,  hat  man  als 
S i b s o n’sche  Furchej_die  unterhalb  der  Clavicula  zwischen 
Deltoideus  und  Pectoralis  major  gelegene  Vertiefung  (s.  S.  133)  als 
Mohrenhei  m’sche  Grube  bezeichnet.  Weitere  Anhaltspunkte 
für  die  Lagebestimmung  der  einzelnen  Teile  werden  hinten  durch 


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die  Wirbeldoraen,  vorn  und  seitlich  durch  die  Rippen  gegeben. 
Die  letzteren  können  leicht  von  dem  Ängulus  Ludovici  (AnguJus 
sterni)  aus  (s.  S.  125)  abgezählt  werden,  welcher  dem  Ansatz  der 
II.  Rippe  an  das  Sternum  entspricht.  1/ 


X.  Bauchmuskeln  und  Bauchfascien, 
Leistenkanal  und  Regionen  des  Bauches. 

A.  Die  Bauchmuskeln. 

Man  rechnet  zu  denselben:  1)  den  M.  obliquus  extemus 
aMominis;  2)  den  M.  obliquus  internus  abdominis;  3)  den  M.  trans- 
versus  abdominis',  4)  den  M.  rectus  abdominis;  5)  denlf.  pyrami¬ 
dalis;  6)  den  üf.  quadratus  lumborum,  welcher  jedoch  auch  nach 
Belieben  zu  den  Hüftmuskeln  gezählt  werden  kann.  Abgesehen 
von  dem  letzteren  grenzen  alle  übrigen  Bauchmuskeln  in  der 
Medianlinie  der  vorderen  Bauchwand  mittels  eines  sehnigen  Streifens 
an  einander,  welcher  vom  Proc.  xiphoideus  bis  zur  Symphysis 
pubis  verläuft  und  als  Linea  alba  bezeichnet  wird.  Etwa  in  der 
Mitte  ist  die  Linea  alba  durch  eine  rundliche  Narbe,  den  Nabel, 
Umbo,  unterbrochen,  dessen  Lage  ungefähr  der  Grenze  zwischen 
dem  II 1.  und  IV.  Lendenwirbel  entspricht. 

1.  Der  M.  obliquus  extemus  abdominis  entspringt  gewöhnlich 
von  der  Aussenfläche  der  7  untersten  Rippen  mit  7  Zacken,  welche 
in  die  Zacken  des  Serratüs~ anterior  und  des  Latissimus  dorsi  ein- 
greifen.  Die  Fasern  des  Muskels  verlaufen  genau  in  derselben 
Riditung  wie  die  der  Mm.  intercostales  extemi,  d.  h.  von  hinten 
und  oben  nach  vöfh  und  unten,  und  gehen  niedianwärts  in  eine 
Aponeurose*^)  über,  welche  sich  bis  zur  Linea  alba  erstreckt.  Die 
Ansatzlinie  des  Obliquus  extemus  ist  durch  das  Labium  externum 
der  Crista  iliaca,  das  Lig.  Pouparti  und  endlich  die  Linea  alba 
g^eben. 

Zwischen  dem  hinteren  (freien)  Rande  des  M.  obliquus  extemus  und 
dem  vorderen  Rande  des  M.  latissimus  liegt  unmittelbar  über  der  Crista 
iliaca  ein  dreieckiger  Zwischenraum,  in  welchem  die  Fasern  des  M.  obliquus 
internus  zum  Vorscheine  kommen.  Dieses  Dreieck,  das  Petit  'sehe  Drei¬ 
eck,  Triangulum  Petiti  s.  Trigonum  lumbale,  dessen  Öasis  also  durch  die 


‘)  Unter  einer  Aponeurose  versteht  man  eine  jede  platte,  d. h.  in 
der  Fläche  ausgebreitete  Sehne,  welche  mehr  den  Charakter  einer  sehnigen 
Haut  trägt. 


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Crista  Uiaca,  dessen  vorderer  Rand  durch  den  M.  obliquus  extemus 
abdominis,  dessen  hinterer  Rand  durch  den  Latissimus  dorsi  gebildet  wird, 
und  dessen  Spitze  nach  oben  liegt,  stellt  eine  etwas  schwächere  Stelle  der 
Bauchwand  vor,  weil  hier  die  Fasern  des  M.  obliquus  extemus  fehlen.  Das 
linke  Trigonum  Petiti  wird  von  den  Chirurgen  mitunter  zur  Anlegung  eines 
künstlichen  Afters  benutzt,  weil  man  hier  das  nahe  gelegene  Colon  descendens 
leicht  erreichen  kann.  Durch  beide  Trigona  können  auch  in  seltenen  Fällen 
die  sogen.  Lumbalheraien  durchtreten. 

2.  Der  M.  obliquus  internus  abdominis  entspringt  hinten  in 
grösserer  oder  geringerer  Ausdehnung  von  der  Fascia  lumbo- 
dorsalis,  untep  von  der  Linea  intermedia  der  Crista  iliaca  und  dem 
Lig.  Pouparti  und  geht  in  eine  Aponeurose  über,  welche  sich 
oben  an  dem  unteren  Thoraxrande  (den  3 — 4  untersten  Rippen) 
und  medianwärts  an  die  Linea  alba  ansetzt.  Die  obersten  Fasern 
des  Obliquus  internus  verlaufen  senkrecht  zu  der  Faserrichtung 
des  Obliquus  extemus,  also  wie  die  Mm.  intercostales  interni,  in 
welche  sie  auch  zwischen'  den  untersten  Rippen  ohne  scharfe 
Grenze  übergehen.  Die  mittleren  Fasern  gehen  allmählich  in  die 
horizontale  Verlaufsrichtung  über,  die  unteren  Fasern  schlagen,  je 
weiter  unten  um  so  ausgeprägter,  die  Richtung  nach  abwärts  ein. 
Die  am  meisten  abwärts  gelegenen '  Fasern  des  Obliquus  internus 
gehen  endlich  als  M.  cremaster  (Heber  des  Hodens)  durch 
den  Leistencanal  in  den  Hodensack  hinab,  wo  sie  mitunter  das 
untere  Ende  des  Hodens  schlingenförmig  umgreifen. 

3.  Der  M.  transversus  abdominis  entspringt  von  der  Innen¬ 
fläche  der  6  untersten  Rippen^)  mit  ebensoviel  Zacken;  ferner 
hinten  von  der  Fascia  lumbodorsalis,  unten  von  dem  Labium  int. 
der  Crista  iliaca  und  dem  Poupart’schen  Bande.  Der  Uebergang 
des  fleischigen  in  den  aponeurotischen  Teil  des  Muskels  ist  durch 
eine  ziemlich  regelmässige,  halbmondförmige  Linie  gegeben,  welche 
man  als  Linea  semilunaris  {Spigeli)  bezeichnet  hat.  Die  Aponeu¬ 
rose  des  Muskels  erstreckt  sich,  wie  die  der  beiden  vorigen,  bis 
zur  Linea  alba  hin. 

4.  Der  M.  rectus  abdominis  entspringt  von  den  Knorpeln  der 
V.  bis  VII.  Rippe  (mitunter  noch  vom  Proc.  xiphoideus)  und  zieht 
in  vertikaler  Richtung  nach  abwärts,  um  sich  zwischen  derSym- 
physis  und  dem  Tuberculum  publicum  festzusetzen.  Der  Muskel  ist 
während  seines  Verlaufes  durch  3  bis  4  sehnige  Streifen,  Inscrip- 
tiones  tendineae,  unterbrochen. 

Das  Verhältnis  der  eben  genannten  drei  Bauchmuskeln  zum  Thorax 
ist  also  ein  derartiges,  dass  der  Obliquus  extemus  an  der  Aussenfläche, 
der  Obliquus  internus  am  unteren  Rande,  der  Transversus  an  der  I  n- 
nenfläche  desselben  befestigt  ist. 


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5.  Mit  dem  M.  rectus  in  eine  gemeinsame  Scheide  einge- 
schlossen  findet  sich  der  M.  pyramidalis,  welcher  fischen  Sym- 
physis  und  Tuberculum  pubicum  entspringt  und  sich  an  der  Linea 
alba  inseriert.  Der  kleine  Muskel  ist  beim  Menschen  inconstant,  je¬ 
doch  bei  den  Beuteltieren  sehr  stark  entwickelt,  bei  denen  er  die 
wichtige  Bestimmung  hat,  den  Beutel  zu  tragen,  in  welchem  sich 
die  Jungen  befinden. 

Der  M.  rectus  abdominis  ist  von  einer  sehnigen  Scheide,  der 
sogen.  Rectusscheide  eingeschlossen,  welche  durch  die  Apo- 
neurc^en  der  übrigen  Bauchmuskeln^  nämlich  des  M.~bbliqüüs  ex- 
temus,  internus  un3~  M.  transversus  gä)il3er  wird.  Die  Rectus- 
scheide“ bestehf  nun  aus  einem  vorderen  und  einem  hinte¬ 
ren  Blatte,  welche  an  der  Linea  alba  mit  einander  verschmol¬ 
zen  sind.  Die  drei  dien  genannten  Bauchmuskeln  (s.  Fig.  4a.) 
nehmen  in  folgender  Weise  an  der  Bildung  derselben  Teil.  Die 
Aponeurose  des  Obliquus  ext.  bleibt  vor  dem  Rectus,  diejenige 
des  Obliquus  int.  spaltet  sich  in  zwei  Blätter,  von  denen  das 
eine  vor  dem  Rectus,  das  andere  hinter  demselben  hinweggeht.  Die 
sehnige  Ausbreitung  des  Transversus  endlich  verläuft  gänzlich 


Zinea  Vard.Blatt 
alia  iLBieta$- 
tduidt 


Bait  Blatt 
(LBtctussdtäde 
Linta  Vwd.  Blatt 
alba  dJUdus- 
scktid* 


Fig.  4  a. 


LoBurt 

BindsywnnUlaße 


Haut 

außtrMalis^ 
Hquu9  obtcrf. 
//701  M,  at 
Jjnmamaw  abd. 
traraatnalif  ' 
BETitoMmn 


■  Bkut 

.  BucsujurikiaUs 
n.obliquasabd.act, 
HMlquusabd.üiL 
M.  tnmsvETSua  ab± 

.  Fiise.tranar9nali9 
PniUium 


Fig.  4b. 

Fig.  4a.  Schematischer  Durchschnitt  durch  den  oberen  Teil  der  Rectusscheide 
Fig.4b.  Schematischer  Durchschnitt  durch  den  unteren  Teil  der  Rectusscheide 


hinter  dem  Rectus.  Das  vordere  Blatt  der  Rectusscheide 
wird  also  durch  die  ganze  Aponeurose  des  Obliquus  ext.  und  die 
«ine  Hälfte  der  Aponeurose  des  Obliquus  int.  gebildet,  während 
das  hintere  Blatt  aus  der  anderen  Hälfte  der  Aponeurose 

Broeaike,  Anatomie.  9.  Aufl.  10 


X  i 


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des  M.  obliquus  internus  und  aus  der  ganzen  Aponeurose  des 
M.  transversus  besteht. 

Das  hintere  Blatt  der  Rectusscheide  ist  nun  in 
seinem  oberenzwei  Dritteln  ebenso  stark  wie  das  vordere 
Blatt;  imunterenDrittel  wird  es  dagegen  immer  schwächer, 
indem  die  sehnigen  Fasern  dünner  werden  und  zuletzt  ganz  auf¬ 
hören.  Sehr  häufig  hört  jedoch  das  hintere  Blatt  der  Rectusscheide 
an  der  Grenze  zwischen  dem  mittleren  und  unteren  Drittel  nicht 
allmählich,  sondern  mehr  scharfrandig  unter  Bildung  einer  halb¬ 
mondförmigen  Begrenzungslinie  auf,  welche  man  als  JAnea  min- 
drcularis  (Dottglasi)  benannt  hat.  Unterhalb  letzterer  Linie 
isralsö  ~d&s  hintere  Blatt  der  Rectusscheide  nicht  vorhanden,  son¬ 
dern  der  M.  rechts  abdominis  (s.  Fig.  4b)  grenzt  hier  unmittelbar, 
d.  h.  nur  durch  eine  dünne  Bindegewebslage  geschieden,  an  die 
hinter  ihm  Upende  Fascia  transversalis.  Somit  müssten  (nach  der 
Darstellung  der  meisten  Autoren)  unterhalb  der  Linea  Dou- 
glasi  die  Aponeurosen  sämtlicher  Bauchmuskeln,  des  Obli¬ 
quus  ext.,  int.  und  Transversus  in  das  vordere  Blatt  der  Rec¬ 
tusscheide  übergehen. 

Die  Bedeutung  dieses  Fehlens  des  hinteren  Blattes  der  Rectusscheide 
im  unteren  Drittel  sucht  Henle  darin,  dass  der  Eintritt  der  A.  und  V.  epi- 
gastrica  inf.  in  die  Scheide  erleichtert  werden  soll.  Nach  anderen  Autoren 
ist  das  hintere  Blatt  der  Scheide  im  unteren  Drittel  deswegen  so  dünn,  da¬ 
mit  beim  Manne  das  Emporsteigen  der  in  der  Füllung  begriffenen  Blase, 
beim  Weibe  dasjenige  des  wachsenden  schwangeren  Uterus  weniger  Wider¬ 
stand  findet. 

Funktion  der  Bauchmuskeln:  Da  sich  die  Bauch¬ 
muskeln  in  allen  Richtungen  der  Windrose  mittels  ihres  Faserver¬ 
laufes  kreuzen,  so  muss,  wenn  sie  sich  zusammenziehen,  auf  die  im 
Abdomen  befindlichen  Eingeweide  ein  sehr  vollkommener  Druck 
ausgeübt  werden,  welcher  dazu  dienen  kann,  bei  der  Exspiration 
das  Zwerchfell  nach  oben  zu  drängen,  ferner  den  Darminhalt,  wie 
z.  B.  bei  der  Kotentleerung,  nach  abwärts  und  den  Mageninhalt, 
wie  beim  Erbrechen,  nach  aufwärts  zu  bewegen,  endlich  beim 
Weibe  während  der  Geburt  den  Foetus  herauszupressen  und  bei 
beiden  Geschlechtern  die  Blase  zu  entleeren.  Sämtliche  Bauch¬ 
muskeln  stellen  also  bei  vereinter  Wirkung  die  sogen.  Bauch- 
presse,  abdomitudis,  dar.  Der  Rectus  und  Obliquus  ext. 

sind  ferner  noch  besonders  imstande,  den  Thorax  nach  vorn  und 
abwärts  zu  ziehen,  wie  dies  z.  B.  bei  Verbeugungen  geschieht 
(vorausgesetzt,  dass  das  Becken  feststeht).  Wenn  umgekehrt  der 
Thorax  fixiert  ist,  so  können  diese  Muskeln  die  vordere  Becken- 


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hälfte  heben.  Die  Bauchmuskeln  können  auch  bei  starker  Exspiration 
die  Rippen  nach  abwärts  ziehen. 

Mot.  Nerven  für  sämtliche  soeben  genannten  Bauchmuskeln: 
die  untersten  Nn.  intercostales  und  die  oberen  Zweige  des  Plexus 
lumbalis,  insbesondere  der  N.  iliohypogastricus  und  N.  ilioinguinalis. 

6.  Der  M.  quadratus  lutnborum  entspringt  von  dem  unteren 
Rande  der  XII.  Rippe  und  den  Querfortsätzen  sämtlicher  Lenden¬ 
wirbel  und  setzt  sich  an  dem  hintersten  Teile  der  Crista  iliaca  an. 

Er  bildet  also  ein  ähnliches  Viereck  wie”  das  Lig.  lumbocostale,  '' 
vor  welchem  er  unmittelbar  gelegen  ist. 

Fuükrtion:  Der  M.  quadratus  lumborum  hebt  diejenige 
Beckenhälfte,  an  welcher  er  sich  ansetzt  —  wie  dies  beim  Gehen 
oder  Stehen  auf  einem  Beine  geschieht,  um  das  Becken  in  der  Gleich¬ 
gewichtslage  zu  erhalten.  Steht  man  z.  B.  auf  dem  linken  Beine,  ' 
so  müsste  die  rechte  Beckenhälfte  henmtersinken,  wenn  dies  nicht 
der  M.  quadratus  lumborum  durch  seine  Contraction  verhindern  ! 
würde.  In  dieser  Wirkung  wird  der  Muskel  noch  durch  den  un¬ 
tersten  Teil  des  Extensor  dorsi  communis  unterstützt.  Bildet  das 
Becken  den  festen  Punkt,  so  zieht  der  Quadratus  lumborum  die  XII. 
Rippe  nach  abwärts  und  kann  dann  als  Exspirationsmuskel  dienen. 

Mot.  Nerven:  direkte  Zweige  des  Plexus  lumbalis. 

B.  Oie  Fascien  der  Bauchwand. 

An  der  Bauchwand  kann  man  zwei  Fascien,  nämlich 
1)  die  Fascia  superficialis  abdominis  und  2)  die  Fa.scia  transversa- 
lis  abdominis  unterscheiden. 

1.  Die  Fascia  superficialis  abdominis  liegt  unter  der  Haut  und 

überzieht  den  Obliquus  ext.  und  das  vordere  Blatt  der  Rectus- 
scheide,  indem  sie  sich  nach  oben,  hinten  und  unten  ohne  scharfe 
Grenze  in  die  oberflächlichen  Fascien  der  benachbarten  Körper¬ 
gegenden  fortsetzt.  Dje  Fascie  ist  unten  mit  dem  Poupart’schen 
Bande  und  der  Crista  iliaca  verwachsen.  - 

2.  Die  Fascia  transversales  abdominis  (Fascia  transversa  von 
Hyrtl)  liegt  nicht  nur  der  Innenfläche  des  M.  transversus,  sondern 
derjenigen  der  ganzen  Bauch  wand  an,  indm  sie  sich  nach  hinten 
auch  auf  die  Vorderfläche  des  M.  quadratus  lumborum  und  nach 
oben  auf  die  untere  Fläche  des  Zwerchfells  forterstreckt.  Nach  innen 
von  dieser  Fascie  ist  alsdann  das  Bauchfell  oder  Peritonaeum  als 
eine  besondere  Haut  gelegen.  Jünten  ist  die  Fascia  transversalis  mit 
der  Crista  iliaca  und  dem  Poupart’schen  Bande  verwachsen.  Durch 
den  Leistenkanal  sendet  diese  Fascie  einen  sackartigen  Fortsatz,  den 

10* 


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Proc.  vaginalis  fasciae  transversalis,  nach  abwärts,  welcher  als 
Tunica  vaginalis  communis  (Fasda  inftmdibuliformis)  um  den 
Hoden  und  Samenstrang  eine  vollständige  Hülle  bildet.  An  ihrer 
Aussenfläche  ist  die  letztere  Hülle  vom  M.  cremaster  be3^t. 

T)er  unterste  Teil  der  Fascia  transversalis,  welcher  an  das  Poupart- 
sche  Band  stösst,  verdickt  .sich  zu  dem  von  Henle  so  bezeichneten  Lig. 
inguinale  ititemum,  einem  mitunter  ziemlich  starken  sehnigen  Streifen,  dessen 
Fasern  zunächst  von  der  Spina  iliaca  ant.  sup.  an  parallel  mit  dem  Poupart- 
schen  Bande  verlaufen,  um  sich  weiterhin  unter  dem  inneren  T  i^i<;ipnringp 
nach  medianwärts  und  oben  zu  wenden  und  ^auf  diese  Weise  einen  halb- 
moncllormigen  Vorsprung,  den  Processus  falcifarmis  (die  Plica  semüunarxs 
des  inneren  Leistenringes  zu  bil3en.  Das  obere  Ende  dieses  Faserzeuges 
reicht  oHi/o  ^«.tn  lotoraUm  Q^ch 

aufwärts.  Dieser  letztere  mediale  und  zugleich  senkrecht  stehende  Abschnitt 
des  Bande»,  welcher  wie  ein  C  den  medialen  Rand  des  inneren  Leisten- 
ringes  umgiebt  und  gewissermassen  seine  Form  "sichert,  wird  von  Braune" 
Sals  Hesselbach  ^syhes  Band  bezeichnet  (neuerdings  auch  als  Lig. 
interfoveoLure.  weil  es  zwischen  den  beiden  Foveae  inguinales  gelegen  ist). 
Braune  betrachtet  übrigens  das  letztere  als  „einen  Teil  der  Sehne  des  M. 
transversus,  oder,  wenn  man  will,  ein  fibröses  Band,  das  mit  der  Trans- 
versussehne  zusammenhängt".  Als  Henle’sches  Band  bezeichnet  ferner 
Braune  einen  ebenfaUs  mit  der  Transversussehne  zusammenhängenden  Band¬ 
streifen,  weicher  vom  Os  pubis,  lateral  von  der  Rectussehne  und  eng  mit 
ihr  verwachsen,  ebenfalls  bis  zum  lateralen  Schenkel  des  Douglas’schen 
Bogens  nach  auswärts  zieht.  Zwischen  dem  Hesselbach’schen  und  dem 
Henle’schen  Bande  liegt  eine  dünne  Stelle,  welche  der  Fovea  inguinalis  me- 
dialis  entspricht  und  somit  eine  bequeme  Eintrittspforte  für  die  sogen,  inneren 
Leistenbrüche  darstellt  (s.  d.  nächste  Kapitel  Fig.  7).  Das  von  Henle  so 
benannte  lAg.  inguinale  extemum  würde  ungefähr  mit  dem  von  mir  weiter¬ 
hin  zu  beschreibenden  PouparFschen  Bande  identisch  sein.  Endlich  hat 
Henle  als  Adminiculum  lineae  eine  dreieckige  Bindegewebsplatte  be¬ 

zeichnet,  wel(3fe  ais  Veroyjntunj^^  der  Fascia  transversalis  über  der  Symphysis 
pubis  gelegen  ist  und  mit  der  Linea  alba  zusammenhängt.  ’ 

C.  Der  Leistenkanal. 

Für  die  Beschreibung  des  Leistenkanals  ist  es  nötig,  vorher 
zu  erwähnen,  dass  das  Poupart’sche  Band  (auch  als 
Schenkelbogen,  Arcus  cruralis,  oder  als  Lig.  inguinale  be¬ 
zeichnet)  einen  derben  sehnigen  Streifen  bildet,  welcher  sich  von 
dem  Tuberculum  pubicum  bis  zur  Spina  iliaca  ant.  sup.  erstreckt 
(s.  Fig.  6)  und  genau  der  Grenze  zwischen  vorderer  Bauchwand  und 
Oberschenkel  entspricht.  Diese  Grenze,  an  welcher  die  Haut  weniger 
fettreich  ist  und  durch  fibröse  Stränge  mit  dem  Lig.  Pouparti  zu¬ 
sammenhängt,  ist  äusserlich  durch  die  sog.  Leistenfurche, 
Sulcus  inguinalis,  markiert.  Am  medialen  Ende  läuft  das  Poupart- 
sche  Band  in  zwei  ligamentöse  Fortsetzungen  aus. 


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EHe  eine  Fortsetzung  des  Poupart’schen  Bandes  (s.  Fig.  6)  geht 
längs  des  oberen  Randes  des  ^hambeines  bis  zur  Linea  alba  hin 
und  wird  als  Lig.  inguinale  reflexum  s.  Lig.  Collesi  (Lig.  Gimber- 
nati  reflexum  von  Henle)  bezeichnet;  die  andere  Fortsetzung,  das 
Lig.  lacunare  s.  Oimbemati  (s.  Fig.  7,  S.  151),  geht  nach  unten  und 
hinten,  um  sich  am  Pecten  ossis  pubis  festzusetzen.  Das  letzte  Band 
ist  von  dreiseitiger  Form  und  mit  einem  lateralwärtsconcaven  Rande 
versehen.  Beide,  das  Lig.  Collesi  ebensowohl  wie  das  Lig.  Gimber- 
nati,  sind  also  nicht  besondere  Bänder,  sondern  mu*  medial  und 
lateral  gel^ene  Ausstrahlungen  d^  Poupart’schen  Bandes. 

Oberhalb  des  Lig.  Pouparti,  an  der  lateralen  Seite  des  M. 
rectus  abdominis,  li^  nun  der  Leistenkanal,  Canalis  ingui- 
nalis,  durch  welchen  beim  Manne  der  Samenstrang  hindurch¬ 
geht  (gebildet  von  dem  Ausführungsgange  des  Hodens,  Ductus  de- 
ferens,  und  der  A.  und  V.  spermatica  interna).  Der  Samenstrang 
wird  ausserdem  noch  von  einem  sympathischen  Nervengeflechte, 
dem  Plexus  spermaticus  int.  begleitet,  welcher  jedoch  mitunter  mehr 
einen  einfachen  Strang  darstellt  und  dann  als  N.  spermaticus  int. 
bezeichnet  wird.  Endlich  gehen  noch  durch  den  Leistenkanal 
zwei  Aeste  des  Plexus  lumbalis,  nämlich  der  N.  spermaticus  exter- 
nus  und  der  N.  ilioinguinalis  und  schliesslich  die  von  einer  kleinen 
Vene  begleitete  A.  spermatica  ext.  (aus  der  A.  epigastrica  inf.,  hin- 


Schematischer  Horizontalschnitt  durch  den  Leistenkanal. 


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150 


durch.  Beim  Weibe  geht  anstatt  des  Ductus  deferens  das  vor¬ 
dere  Ende  des  Lig.  teres  uteri  durch  den  Leistenkanal  hindurch. 
Die  Vasa  spermatica  intt.  ziehen  beim  Weibe  gar  nicht  in  den 
Leistenkanal  hinein,  sondern  zum  Lig.  latum  uteri  hin.  Die  an¬ 
deren  Nerven  und  Gefässe  verhalten  sich  wie  beim  Manne. 

Die  Richtung,  in  welcher  der  Leistenkanal  die  vordere 
Bauchwand  durchzieht  (s.  Fig.  5),  entspricht  ungefähr  dem  Faser¬ 
verlaufe  des  M.  obliquus  abdominis  ext.,  d.  h.  der  Leistenkanal 
verläuft  von  hinten,  oben  und  lateralwärts  nach  vorn,  unten  und 
medianwärts.  .Indem  der  Kanal  in  dieser  Richtung  die  Bauchwand 
durchbricht,  muss  er  in  der  letzteren  eine  vordere  (oder  äussere) 
und  eine  hintere  (oder  innere)  Oeffnung  bilden. 


Cras  suji. 

VoiaAmcr''' 
Vena  sa]ih.magna 


Fig.  6. 

Vorderansicht  des  äusseren  Leistenringes  und  der  Fossa  ovalis  des  rechten 

Oberschenkels. 


Die  vordere,  zugleich  mehr  medial  gelegene  Oeffnung,  der 
sogen,  äussere  Leistenring,  Annultis  inguinalis  snb- 
cutaneus  (WALDEYER)  s.  externus,  liegt  zwischen  den  Sehnenfasern 
des  M.  obliqtws  externus  abdominis  (s.  Fig.  6),  welche  diese  Oeff¬ 
nung  mit  einem  oberen  und  zugleich  medial  gelegenen  sehnigen 
Streifen,  Grus  superius  s.  mediale,  und  mit  einem  zweiten,  unteren 
und  zugleich  lateral  gelegenen,  ebenso  beschaffenen  Streifen,  Grus 
inferius  s.  laterale,  umfassen.  Zwischen  den  beiden  Crura  befindet 
sich  jedoch  eigentlich  nicht  eine  ringförmige  Oeffnung,  sondern 
ein  dreieckiger  Spalt,  dessen  obere  Ecke  durch  besondere,  von  dem 
Poupart’schen  Bande  bogenförmig  nach  medianwärts  ziehende 
Sehnenfasern,  die  sogen.  Fibrac  intereruralcs  s.  intercolumnares  (s. 
Fig.  6),  zu  dem  Annulus  inguinalis  externus  abgerundet  wird. 


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151 


Die  hintere  zuf^leirh  m«>hr  lafwal  «rplptrona.  noffaiimgr 
Leistenkanäls  (s.  t'ig.  7)  bildet  den  inneren  Leistenring, 
AnnvUus  inguinalis  abdominalis  (WALDEYER)  s.  internus,  welcher 
von  der  Fascia  transversalis  aMotninis  gebildet  wird;  letztere  Las^ 
de  ist  jedbclT  an  dieser  Stelle  nicht  durchbrochen,  sondern  setzt 
sich  als  eine  besondere  Hülle,  die  sogen.  Tunica  vaginalis  commu¬ 
nis,  in  den  Hodensack  fort.  An  der  medialen  und  nnfpren  5^itp  dp«; 
inneren  Leistenringes  ist  die  F^ia  Jransversalis  zu  einem  sichel- 
forQiigen  Vorsprunge,  dem  P^ccssi^  faUiformis,  verdickt,  über 
welchen  hinweg  sich  der  Ductus  deferens  und  beim  Manne^ir  A. 
und  V.  spermatica  int.  in  den  Leistenkanal  einsenken. 

Das  oben  (S.  148)  erwähnte  r  o  n  h  itUer- 

foveolare  würde  also  mit  seinem  freien 'kUeraien  Rande  den  eben  erwälia- 
ien  Proc.  falciformis  bilden. 

Cier'B ö den  oder  die  untere  Wand  des  Leistenkanales 
wird  durch  das  Lig.  Pouparti  bezw.  das  Lig^  ColjesJ  gebildet.  An 


iliaca.ext. 


hl., Am. 
obturatoria 


Fig.  7. 

Die  vordere  Bauchwand  von  hinten  (von  der  Bauchhöhle  aus)  gesehen. 

Auf  der  linken  Seite  ist  das  Peritonaeum  wegpräpariert,  während  es  auf  der  rechten  Seite  die 
Bauchwand  bedeckt.  Links  sind  die  A.  und  V.  sperm.  int  abgeschnitten  und  nach  lateralwärts 
zurückgeschlagen.  Rechts  sieht  man  die  vom  Bauchfell  bedeckten  Gebilde  unter  demselben  hin¬ 
durchschimmern. 


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152 


der  Bildung  seiner  übrigenWände  nehmen  die  Bauchmuskeln 
in  folgender  Weise  Teil.  Der  M.  obliquus  ext.  umfasst,  wie  eben 
erwähnt,  den  Leistenkanal  mittels  seiner  Sehnenfasem,  wird  also 
anscheinend  von  diesem  Kanäle  durchbohrt.  Doch  gibt  er  in 
Wirklichkeit  als  Fortsetzung  seiner  Sehnenfasem  dem  durch¬ 
tretenden  Samenstrange  eine  dünne  Bindegewebslage,  die  sogen. 
Fasda  cremasterica  mit,  welche  den  M.  cremaster  aussen  umhüllt. 
I>er  M.  obliquus  int.  ist  an  dieser  Stelle  noch  muskulös  und  geht 
mit  dem  Samenstrange  durch  den  Leistenkanal  zum  Hoden 
hinab,  welchen  er  als  M.  cremaster  schlingenförmig  umgreift. 
Der  M-  transversus  endlich  geht  mit  seiner  Sehne  bogenförmig 
über  dem  Leistenkanale  nach  medianwärts.  Eine  Fortsetzung 
dieses  Muskels  nach  abwärts  ist  makroskopisch  nicht  nachzuweisen. 
Dagegen  ist  dies  wiederum  bei  der  Fasda  transversalis  der  Fall, 
welche  in  Gestalt  des  sogen.  Proc.  vaginalis  fasciae  transversalis 
den  ganzen  Kanal  sozusagen  austapeziert,  indem  sie  sich 
von  der  Innenfläche  der  vorderen  Bauchwand  durch  den  Leisten¬ 
kanal  nach  dem  Hoden  begibt  und  hierbei,  nach  innen  von  dem 
M.  cremaster  gelegen,  als  Tunica  vaginalis  communis  Hoden  und 
Samenstrang  völlig  umhüllt,  worüber  Näheres  bei  den  Hüllen  des 
Hodens  nachzusehen  ist. 

Das  Bauchfell,  Perüonaeum,  überzieht  beim  Erwach¬ 
senen  die  ganze  Gegend  des  inneren  Leistenringes  als  eine  glatte 
Haut,  die  jedoch  einige  Falten  bildet,  welche  durch  die  damnter- 
liegenden  Organe  abgehoben  werden.  Zwischen  und  neben  diesen 
Falten  sind  verschiedene  kleine  Gmben  gelten.  Am  medialen 
Rande  des  Aimulus  inguinalis  abdorminalis  steigen  zunächst  in 
vertikaler  Richtung  die  A.  und  V.  epigastrica  inf.  in  die  Höhe  und 
heben,  besonders  bei  gespannter  Bauchwand,  eine  kleine  Falte  des 
Peritonaeum,  die  sogen.  Plica  epigastrica,  empor  (s.  Fig.  5  u.  7). 
Zu  beiden  Seiten  dieser  Falte  findet  sich  nun  je  eine  Grube,  von 
denen  die  lateral  gelegene  seitens  der  Chirurgen  gewöhnlidi  als 
Fovea  inguinalis  externa,  die  medial  gelegene  als  Fovea  inguinalis 
interna  bezeichnet  wird.  Die  Fovea  inguinalis  externa  (jetzt  als 
Fovea  inguinalis  lateralis  bezeichnet)  entspricht  in  ihrer  Lage 
genau  dem  inneren  (abdominalen)  Leistenringe  (s.  Fig.  5)  tmd 
kommt  eben  lediglich  dadurch  zu  Stande,  dass  das  Peritonaeum 
an  dieser  Stelle  eine  kleine  Bucht  in  den  inneren  Leistenring  hinein 
bildet.  Die  Fovea  inguinalis  interna  (jetzt  als  Fovea  inguinalis 
medialis  bezeichnet)  entspricht  wieder  in  ihrer  Lage  genau  dem 
äusseren  (subcutanen)  Leistenringe,  d.  h.  wenn  man  von 


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153 


hinten  her  in  sagittaler  Richtung  die  Fovea  inguinalis  interna  durch¬ 
bohrt,  so  kommt  man  vom  am  äusseren  Leistenringe  heraus. 

Die  beiden  eben  genannten  Gruben  dienen  sehr  häufig  Ein¬ 
geweidebrüchen,  den.  sog.  Leistenbrüchen,  Hemiae  ingui¬ 
nales,  zum  Durchtritt,  indem  imter  Umständen  durch  cGS'  BaHClT-'** 
presse  in  diese  Gruben  Darmteile  oder  Netzstücke  hineingedrängt 
werden,  welche  weiterhin'  durch  den  äusseren  (subcutanen  Leisten¬ 
ring  unter  die  Haut  treten.  Diejenigen  Leistenbrüche,  welche  in  die 
Fovea  inguinalis  externa  s.  lateralis  eindringen,  werden 
nun  ab  äussere  oder  i ndire k t e i)  L eiste n  ü c h e  , 
Hemiae  inguinalis  internae  si  indirectae,  bezeichnet;  dieselbm  ge-“ 
langen  durch  den  inneren  (abdominalen)  Leistenring  in  den  Lebten- 
kanal  hinein,  in  welchem  sie  (s.  Fig.  5)  sozusagen  einen  natür¬ 
lichen,  praeformierten  Weg  finden,  um  diu'ch  den  äusseren  (subcu¬ 
tanen)  Lebtenring  in  den  Hodensack  zu  gelangen.  Dieser  praefor- 
mierte  Weg  wird  nämlich  durch  den  Proc.  vaginalis  der  Fascia 
transversalis  gebildet,  von  welchem  bereite  S.  152  erwähnt  wiu'de, 
dass  er  den  Leistenkanal  gewissermassen  austapeziert,  indem  er 
zugleich  den  Samenstrang  und  weiter  abwärts  auch  den  Hoden 
allseitig  nach  Art  eines  Sackes  (Tunica  vagin.  communb)  umhüllt, 
ln  diesem,  am  inneren  Lebtenringe  sich  öffnenden  Sacke  würde 
also  neben  einem  etwa  vorhandenen  äusseren  Leistenbruche  stete 
noch  der  Samenstrang  und  weiter  unten  der  Hoden  gelegen  sein 
Natürlich  müssen  die  äusseren  Leistenbrüche  bei  ihrem  Eintritt 
in  den  Proc.  vaginalb  fasdae  transversalis  das  Peritonaeum  vor 
sich  durch  den  Leistenkanal  fn  den  Hodensack  hinabdrängen  ;> 
dieser  Teil  des  Peritonaemn  wird  alsdann  als  Bruchsack  be¬ 
zeichnet.  Nach  aussen  würde  der  Bruchsack  zunächst  von  dem 
eben  erwähnten  Fortsatze  der  Fascia  transversalis  lungeben  sein. 
Schon  ein  Blick  auf  die  Lage  der  Fovea  inguin.  lateralis  auf  Fig.  7 
zeigt,  dass  die  äusseren  Leistenbrüche  nach  ihrem  Austritte  aus 
dem  Lebtenkanale  gewöhnlich  vor  dem  Samenstrange  tmd  etwas 
bteralwärte  von  demselben  liegen  müssen.  Diejenigen  Leisten- 
brüche  dagegen,  welche  in  die  Fovea  inguinalis  interna  s.  me¬ 
dial  i  s  eindringen,  werden  ab  innere  oder  direkte 
Leistenbrüche,  Hemiae  inguinales  eodemae  s.  directae,  be- 

^)  Anstatt  von  „inneren  und  äusseren  Leistenbrtlchen" 
sollte  besser  von  „lateralen  und  medialen  Leistenbrtlchen“ 
die  Rede  sein.  DÜ'  Ausdruck  „indirekt“  ist  hier  im  Gegensatz  zu  „di¬ 
rekt“  (d.  h.  gerade)  gebraucht,  weil  die  indirekten  Leistenbrüche  den 
schrägen  Weg  durch  den  Leistenkanal  nehmen,  um  nach  aussen  zu 
gelangen.  Letztere  heissen  daher  auch  schräge  Leistenbrüche. 


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154 


T 

zeichnet;  dieselben  müssen  (s.  Fig.  5)  einen  geraden  Weg  durch  die 
Bauchwand  nehmen,  um  schliesslich  ebenfalls  durch  den  äusseren 
(subcutanen)  Leistenring  unter  die  Haut  zu  treten.  Auf  diesem  Wege 
müssen  folglich  die  inneren  Leistenbrüche  ausser  dem  Peritonaeum 
stets  noch  dasjenige  Stück  der  vorderen  Bauchwand  vor  sich  her¬ 
drängen,  welches  der  Fovea  inguinalis  int.  entspricht.  Ihr  B  r  u  c  h- 
s  a  c  k  wird  also  ausser  dem  Peritonaeum  noch  aus  der  Fascia 
transversalis  und  den  Sehnen-  und  Muskelfasern  der  M.  transver- 
sus  und  obliquus  int.  bestehen.  Dagegen  müssen  diese  Brüche  na¬ 
türlich  zwischen  den  Sehnenfasem  des  ObHquus  ext.  hmdurch- 
gehen,  da  die  letzteren  den  äusseren  Leistenring  mittelst  der  beiden 
Crura  umgeben.  Die  inneren  Leistenbrüche  liegen  beim  Austritt 
aus  dem  Leistenkanal  gewöhnlich  medianwärts  tmd  etwas  nach 
vom  von  dem  Samenstrange.  Jedoch  ist  zu  beachten,  dass  sich 
bei  älteren  Brüchen  mit  sehr  weiter  Bmchpforte  dieses  Lageverhält¬ 
nis  zum  Samenstrange  ändern  kann,  indem  die  einzelnen,  oben  ge¬ 
nannten  Teile  des  letzteren  sowohl  bei  den  äusseren  wie  bei  den 
inneren  Leistenbrüchen  auseinander  -  gedrängt  werden  und  den 
Bruchsack  zwischen  sich  fassen  können.  Unter  allen  I 
sind  aber  sowohl  die  ^iden  Leistengrüben  wie  die  inneren  und 
äusseren  Leistenbrüche  stets  oberhalb  des  PouparPschen  _ 
Bandes  gelegen. 

Medial  von  der  Fovea  inguinalis  medialis  liegt  ferner  noch 
jederseits  eine  Falte  des  Peritonaeum,  die  Plica  umbäicalis  lateralis 
(Plica  vesicoumbilicalis  lateralis)  welche  durch  das  Lig.  umbilicale  s. 
vesicae  laterale  (die  ehemalige,  später  obliterierte  Nabelarterie)  gebil¬ 
det  wird.  Endlich  befindet  sich  noch  in  der  Medianebene  des  Kör¬ 
pers  eine  dritte  unpaare  Falte,  die  Plica  umbilicalis  media  {Plica 
vesicoumbilicalis  media),  welche  durch  das  Lig.  umbilicale  s.  vesicae 
medium,  (den  letzten  Ueberrest  des  ehemaligen  Urachus)  abgehoben 
wird.  Auch  zwischen  der  Plica  umbilicalis  media  und  lateralis  liegt 
jederseits  eine  Vertiefung,  welche  man  als  Fovea  interligamentosa') 
oder  auch  als  Fovea  supravesicalis  bezeichnen  kann,  welche  in¬ 
dessen  keine  besondere  Bedeutung  beanspmcht,  weil  von  hier 
aus  nur  in  ganz  seltenen  Fällen  (zwischen  dem  Lig.  umbilicale 
laterale  und  dem  lateralen  Rande  des  Rectus)  Brüche  in  den  Leisten¬ 
kanal  einzudringen  pflegen.  Unterhalb  des  Poupart’schen 

1)  Von  einzelnen  älteren  Autoren  wird  die  Fovea  interligamentosa  als 
Fovea  inguinalia  interna,  die  Fovea  inguinalis  interna  der  Chirurgen  als 
Fovea  inguinalia  media  und  die  Fovea  inguinalis  externa  derselben  als  Fovea 
inguinalia  externa  bezeichnet. 


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155 


Bandes,  zwischen  der  V.  femoralis  und  dem  Lig.  Gimbemati,  liegt 
endlich  der  sogen.  innereSchenkelring,  Anmäus  femoralis, 
über  welchen  jedoch  Näheres  erst  bei  der  Beschreibung  des  Pou- 
part’schen  Bandes  und  der  Fascia  lata  des  Oberschenkels  gesagt 
werden  wird. 


D.  Die  Regionen  des  Bauches. 

Zur  besseren  Orientierung  denkt  man  sich  an  der  Aussen- 
fläche  des  Bauches  verschiedene  Linien  gezogen,  durch  welche  der¬ 
selbe  in  eine  Anzahl  von  Gegenden  oder  Regionen  eingeteilt  wird. 
Von  diesen  Linien  verbindet  nach  Hyrtl  die  eine  die  Spitzen  der 
beiden  XII.  Rippen;  eine  andere  die  beiden  S^nae  illäcae  autt.  supp; — 
miteinander.  Nach  H  yrtl  verläuft  die  obere  Linie  zwischen  den  beiden 
tiefsten  Punkten  des  oberen  Thoraxrandes,  die.untereLiiiie  zwischen 
den  beiden  höchsten  Punkten  der  Darmbeinkämme.  Oberhalb 
der  oberen  Linie  ist  die  Begio  epigastrica,  zwischen  den  beiden 
Linien  die  Regio  mesogastrica,  und  unterhalb  der  unteren 
Linie  die  Begio  hypogastrica  g^\tgtn.  Eine  jede  von  diesen  3  Regi¬ 
onen  zerfällt  wieder  in  einen  mittleren  und  zwei  seitliche 
Abschnitte,  welche  jedoch  ohne  scharfe  Grenze  in  einander  über¬ 
gehen.  Wenn  man  will,  kann  man  als  Grenze  eine  der  Median¬ 
linie  parallele  Verticale  annehmen^  welche  man  sich  vom  Tuber- 
culum  pubicum  nach  oben  gezogen  denkt.  Andere  Autoren  denken 
sich  diese  Linie  von  der  Mitte  des  Poupart’schen  Bandes  nach  auf¬ 
wärts  gezogen,  was  indessen  aus  dem  Grunde  nicht  sehr  zweck¬ 
mässig  ist,  weil  dadurch  eigentlich  die  später  zu  erwähnende  Regio 
inguinalis  geteilt  wird.  Durch  diese  beiden  Verticallinien  wird  nun 
die  Regio  epigastrica  in  das  in  der  Mitte  gelegene  Epigastrium  (die 
Regio  epigastrica  im  engeren  Sinne)  und  die  beiden  seitlichen 
Regiones  hypochondriacae  geteilt.  Der  vor  dem  Proc.  xiphoideus 
gelegene  Teil  des  Epigastrium  wird  auch  als  Magen-  oder 
Herzgrube  oder  als  Praecordialgegend  ,  Scrohicidus 
cordis.  bezeichnet.  Die  Regiones  hypochondriacae  liegen  unterhalb 
der  untersten  Rippenknorpel.  Nach  der  neuen  Nomenclatur  (vgl. 
Atlas  Fig.  443)  sind  jedoch  die  Regiones  hypochondriacae  nicht 
unterhalb  sondern  unter  den  untersten  Rippenknorpeln  (also  be¬ 
reits  im  Bereich  des  Thorax)  gelegen.  An  der  Regio  mesogastrica 
hat  man  die  mittlere  Regio  umbilicalis  in  deren  Mitte  etwa  der  Nabel 
gelegen  ist,  und  die  beiden  seitlichen  Regiones  Abdominales  laterales 
zu  unterscheiden.  Die  Regio  hypogastrica  endlich  wird  wiederum 
in  die  mittlere  Regio  pubica  und  die  beiden  seitlichen  Regiones 


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inguinales  eingeteilt.  Die  Höhe  des  Nabels  scheint  meistens 
der  -Grenze  zwischen  dem  III.  und  IV.  Lendenwirbel  zu  ent¬ 
sprechen. 


X.  Die  Knochen  der  oberen  Extremität. 

Zu  den  Knochen  der  oberen  Extremität  werden  die  Clavi- 
cula,  die  Scapula,  der  Humerus,  der  Radius  und  die 
Ulna,  endlich  die  Knochen  der  Hand  gerechnet.  Unter 
der  Bezeichnung  Schultergürtel  fasst  man  die  Clavicula  +  Scapula 
zusammen. 


A.  Die  Knochen  des  Schultergfirtels. 
a)  Das  Schlüsselbein. 

Das  Schlüsselbein,  Clavicula,  bildet  einen  S-förmig  ge¬ 
krümmten  Röhrenknochen,  welcher  wie  eine  Art  von  Strebepfeiler 
zwischen  dem  Brustbein  und  dem  Schülterblatt  eingeschaltet  ist. 
Man  unterscheidet  an  der  Qavicula:  1)  ein  mediales  Ende,  Extre- 
mitas  st^nalis;  2)  ein  mittleres  Stück,  den  Körper,  Corpus  davi- 
culae;  3)  ein  laterales  Ende,  Extremitas  acromialis. 

Die  Extremitas  stemalis  ist  dreikantig  und  legt  sich  mittelst 
einer  gewöhnlich  etwas  concaven  Gelenkfläche  an  die  Inc.  clavicu- 
laris  des  Manubrium  stemi  an.^)  An  ihrem  unteren  Teile  befindet 
sich  eine  Rauhigkeit  (mitunter  ein  Vorsprung)  für  den  Ansatz  des 
Lig.  costoclaviculare,  welche  inan  demzufolge  als  Tuheromtas  costalis 
s.  costoclavicularis  bezeichnen  kann.  Der  Körper  ist  auf  dem 
Querschnitt  rundlich;  seine  obere  Fläche  liegt  dicht  unter  der  Haut, 
die  untere  zeigt  eine  deutliche  Längsriiine,  den  Stdcus  sui<lavius,  .an 
welchem  sich  der  M.  subclaviuS  befestigt.  Die  Extremitas  acromialis 
der  Qavicula  ist  mehr  platt  tmd  breit  und  durch  eine  ziemlich 
plane  Gelenkfläche  mit  dem  Acromion  des  Schulterblattes  verbun¬ 
den.  Zu  beachten  ist,  dass  das  laterale  Ende  der  Clavicula  mit 
der  Concavität  "nach  vorn  gerichtet  ist,  weil  man  hieran 
unterschefden  kann,  ob  eine  isolierte  Clavicula  eine  linke  oder  rechte 
ist.  Die  obere  Fläche  der  Extremitas  aoromialis  ist  meist  etwas  rauh 
vom  Ansatz  des  Lig.  acromioclaviculare,  die-untere  Fläche  zeigt  einen 

*)  Bei  Personen,  welche  schwere  Lasten  auf  der  Schulter  zu  tragen 
pflegen,  zeigt  die  Extremitas  stemalis  starke  Wulstungen,  welche  leicht  zu 
diagnostischen  Irrtümera  Veranlassung  geben  können. 


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157 


gleichfalls  rauhen  Vorspnmg,  welcher  zum  Ansatz  für  das  Lig. 
coracoclaviculare  dient  unddeswegen  auch  als  Tuherosiias  coracoidea 
oder  Processus  cleidocoracoideus  oder  nach  HENLE  als  Tuberositas 
scapularis  bezeichnet  werden  kann. 

b)  Das  Schulterblatt. 

Das  Schulterblatt,  Scapula  s.  Omoplata,  stellt  einen 
platten  dreiseitigen  Knochen  vor,  weicher  sich  vom  ersten  Inter- 
costalraume  bis  etwa  zur  VII.  oder  VIII.  Rippe  nach  abwärts  er* 
streckt.  Man  unterscheidet  an  demselben  drei  Ränder,  drei  Winkel 
und  zwei  Flächen. 

Von  den  Rändern  ist  der  obere  ziemlich  scharf  und  be¬ 
sitzt  einen  concaven  Einschnitt,  die  Incisura  scaptdae,  welche  vom 
Lig.  transversum  scapulae  überbrückt  ist.  Durch  die  Incisur,  also 
unterhalb  des  eben  genannten  Bandes,  geht  der  N.  suprascapularis 
hindurch,  während  gewöhnlich  die  Vasa  transversa  scapulae  über 
das  Lig.  transversum  hinwegziehen.  Lateral  von  der  Incisura  liegt 
der  Schulterhaken  oder  Processus  coracoideus  (Raben¬ 
schnabelfortsatz),  welcher  nach  vom  und  lateralwärts  vorspringt 
und  dem  M.  coracobrachialis,  dem  M.  pectoralis  minor  und  dem 
kurzen  Kopfe  des  M.  biceps  zum  Ursprung  resp.  zum  Ansatz  dient 
Der  mediale  Rand  des  Schulterblattes,  Margo  vertebralis  s. 
Basis  scapulae,  ist  leicht  gebogen  und  bei  ruhiger  aufrechter  Kör¬ 
perhaltung  ziemlich  genau  vertical  gestellt.  Der^l  ateraleRand, 
Margo  axillaris,  ist  mehr  wulstig  und  zum  Ursprung  für  den  M. 
teres.  minor  bestimmt. 

Von  den  Winkeln  ist  der  obere  mediale  Winkel 
nahezu  ein  rechter  und  dient  dem  M.  levator  scapulae  zum  Ansatz. 
Der  oberelateraleWinkel  bildet  eine  Anschwellung,  den 
Gelenkkopf,  Condglus  scapulae,  welcher  durch  eine  flach  con- 
cave,  ovale  Gelenkfläche,  Cavitas  glenoidcdis,  mit  dem  Humerus  arti- 
culiert.  Von  der  übrigen  Scapula  ist  der  Condylus  durch  eine 
ringförmige  Einschnürung,  den  Hals,  Collum  scapulae,  abge¬ 
setzt.  Man  hat  die  letztere  auch  als  Collum  anatomicum  scaptdae 
bezeichnet.  Im  Gegensatz  dazu  wird  das  Collum  chirurgicum  sca¬ 
pulae  (der  gewöhnliche  Sitz  der  Schulterblattbrüche)  durch  eine 
Linie  bezeichnet,  welche  sich  von  der  Inc.  scapulae  durch  die  sog. 
Inc.  coUi  scapulae  (s.  weiter  unten)  bis  tmterhalb  des  Condylus 
hinzieht  und  daim  an  der  Vorderfläche- des  Schulterblattes  wieder 
bis  zur  Inc.  scapulae  zurückläuft.  Der  Proc.  coracoideus  würde 
also  lateral  von  dem  Collum  chinu'gicum  gelegen  sein.  Dicht  ober- 


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158 


halb  des  Condylus  zeigt  sich  ferner  eine  Rauhigkeit  oder  ein 
Höcker,  die  Tuberositas  supraglenbidalis,  von  welchem  die  Sehne 
des  langen  Bicepskopfes  entspringt;  dicht  unterhalb  des  Condylus 
ist  eine  ähnliche  zweite  Muskelmarke,  die  Tuberositas  infraglenoi- 
dalis  für  den  langen  Kopf  des  Triceps  gelegen.  Der  untere 
Winkel  der  Scapula  zeigt  gewöhnlich  an  seiner  hinteren  Fläche 
eine  etwas  rauhe  Stelle  für  den  Ansatz  des  M.  teres  major. 

Von  den  beiden  Flächen  ist  die  vordere  vertieft  und  bildet 
die  Fdksa  subscapularis,  welche  zum  Ursprünge  für  den  gleich¬ 
namigen  Muskel  bestimmt  ist.  Einzelne  schräge  Leisten,  die  sog. 
Lineae  musculares  (Costae  scapulares),  welche  sich  an  derselben 
vorfinden,  entsprechen  nicht  etwa  den  Rippen,  mit  denen  sie  sich 
im  Gegenteil  kreuzen,  sondern  sind  Muskelmarken  für  einzelne 
Portionen  des  M.  subscapularis,  welche  von  und  zwischen  ihnen 
entspringen.  Nahe  dem  medialen  Rande  ist  an  dieser  Fläche  die 
.\nsatziinie  des  M.  serratus  anterior  wahrzunehmen,  welche  nach 
oben  tmd  unten  in  je  ein  kleines  dreiseitiges  Feld  ausläuft.  Die 
hintere  Fläche  der  Scapula  zeigt  in  ihrem  oberen  Teile  einen 
platten  dreiseitigen  Vorsprung,  die  Schultergräte,  Spitia 
Scapulae,  welche  nach  oben  tmd  vorn  in  die  platte,  leicht  gebogene 
Schulter  höhe  oder  Grätenecke,  Acromio»,  übergeht. 
Der  laterale  Rand  der  Spina  scapulae  ist  concav  und  bildet  einen 
Einschnitt,  welcher  sich  nach  lateralwärts  auf  den  Hals  der  Scapula 
fortsetzt  und  deswegen  als  Incisura  colli  scapulae  bezeichnet  wird. 
Den  oberhalb  der  Spina  scapulae  gelegenen  Teil  der  hinteren 
Fläche  bezeichnet  man  als  Fossa  supraspinata,  den  unterhalb  der¬ 
selben  liegenden  Teil  als  Fossa  infraspinata.  Beide  Gruben  dienen 
den  gleichnamigen  Muskeln  zum  Ursprünge.  Doch  ist  ein  etwas 
erhöhtes,  nahezu  dreiseitiges  Feld  an  d^r  hinteren  Fläche  des  un¬ 
teren  Schulterblattwinkels  für  den  oben  erwähnten  Ursprung  des 
M.  teres  major  bestimmt. 

B.  Das  Oberarmbein. 

Das  Oberarmbein,  Humerus  s.  Os  brachii,  ist  ein 
Röhrenknochen,  an  welchem  man  wie  an  allen  Röhrenknochen; 
1)  ein  oberes  Ende,  2)  ein  unteres  Ende  und  3)  das 
Mittelstück  oder  den  Körper  unterscheidet. 

Das  obere  (proximale)  Ende  des  Humerus  besitzt 
eine  halbkugelige  Anschwellung  mit  überknorpelter  Gelenkfläche, 
den  Oberarmkopf,  Caput  humeri,  welcher  sich  mit  dem  Con¬ 
dylus  scapulae  in  Articulation  setzt.  Rings  um  das  Caput  humeri 


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läuft  eine  seichte  Rinne,  welche  man  als  Collum  analanticum  humeri 
bezeichnet  hat.  Das  sogen.  Collum  chirurgicum  humeri  liegt  weiter 
abwärts  dicht  imterhalb  der  beiden  sogleich  zu  erwähnenden 
Tubercula  humeri.  Das  obere  Ende  ist  nämlich  ferner  durch  einen 
^lateral  gelefrenpn  stärkceP  Vnisprimg,  das  Tuberculum  majue.  und 
einen  vom  gelegenen  schwä^^en.  das  .Tubencuhnn  giiiiufi,  aus- 
gezeicKnet.  Von  diesen  beiden  Vorsprüngen  besitzt  das  Tuberculum 
minus  eine  kleine  Facette,  welche  zum  Ansatz  für  die  Sehne  des 
M.  subscapularis  dient.  Das  Tuberculum  majus  zeigt  dagegen  drei 
Facetten:  eine  obere  für  den  M.  supraspinatus,  eine  mittlere  für 
den  M.  infraspinatus  und  eine  untere  (hintere)  für  den  M.  teres 
minor.  Von  dem  Tuberculiun  minus  läuft  sodann  eine  Leiste  nach 
abwärts,  die  Crista  s.  Spina  tuherculi  minoris,  an  welcher  sich  die 
Mm.  latissimus  und  teres  major  mit  einer  gemeinsamen  Sehne  an¬ 
setzen.  Ebenso  verläuft  vom  Tuberculum  majus  parallel  der  vori¬ 
gen  eine  zweite  Leiste  nach  abwärts,  die  Crista  s.  Spina  tuherculi 
an  weicher  sich  der  M.  pectoralis  major  inseriert.  Zwischen 
den  beiden  Tubercula  und  'den  von  ihnen  ausgehenden  Cristae 
findet  sich  eine  Rinne,  der  Sulcus  intertuhercularis,  welcher  zur 
Aufnahme  für  die  Sehne  des  langen  Bicepskopfes  b^timmt  ist. 

Der  Körper  des  Humerus  hat  eine  dreikantige  Form  und 
zwar  ist  von  den  (auch  als  Angvili  bezeichneten)  drei  Kanten 
die  eine  nach  vom  gekehrt,  während  die  beiden  anderen  nach  hin¬ 
ten  liegen.  Die  drei  Flächen,  welche  auf  diese  Weise  am 
Körper  des  Humerus  abgegrenzt  werden,  sind  eine  vordere  mediale, 
eine  vordere  laterale  und  eine  hintere  Fläche.  Von  den  letzteren 
zeigt  die  vordere  laterale  Fläche  etwa  in  der  Mitte  eine 
rauhe  Stelle,  die  Tuhrosiias  deltoidea  s.  humeri,  an  welcher  sich 
der  M.  deltoideus  befestigt.  Die  v ordere  mediale  Fläche 
besitzt  ziemlich  in  gleicher  Höhe  ebenfalls  eine  Rauhigkeit,  die  je¬ 
doch  nicht  immer  ausgeprägt  ist  und  dem  M.  coracobrachialis  zur 
Insertion  dient.  Die  hintere  Fläche  endlich  zeigt  ziemlich 
in  der  Mitte  pini»  srhpjjg-  von  nhen  \ind  medianwärt?  nach  unten 
lind  lateralwärfs  verlaiifpndp  fnrrhp,  Hpn  Sulrus  n.  radiatis  {s. 
spiralis),  welcher  sich  unterhalb  der  Tuberositas  deltoidea  auf  die 
laterale  Fläche  fortsetzt  und  in  welchem  der  N.  radialis  und  die 
A.  und  V.  profunda  brachii  um  den  Humerus  verlaufen. 

Das  untere  (distale)  Ende  des  Humerus  ist  etwas  breit 
gezogen  und  besitzt  zwei  seitliche  Vorsprünge,  die  Oberarm- 
k  n  o  r  r  e  n  ,  Epicondyli,  von  denen  man  den  medialen  als  Epicondglus 
tnedialis  (Condylus  internus  s.  flexorius)  und  den  lateralen  als 


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Epicondylus  lateralis  (Condylus  externus  s.  extensorius)  bezeichnet. 
Beide  dienen  zum  Ursprünge  für  die  Muskulatur  des  Vorderarmes. 
Der  Epicondylus  medialis  springt  erheblich  stärker  vor  als  der 
Epicondylus  lateralis  und  zeigt  hinten  eine  seichte  Rinne,  Stdcus  n. 
ulnaris,  in  welcher  der  N.  ulnaris  unmittelbar  unter  der  Haut  ge¬ 
legen  ist  tmd  deshalb  sehr  leicht  dimch  Stoss  etc.  lädiert  werden 
kann.i)  Der  überknorpelte  Teil  des  unteren  Humerusendes  wird 
als  unter  e  r  O  ^  e  n  k  f  o  r  t  s  a  t  z  ,  Processus  culntalis,  bezeich- 
neff’an'dem^rben  unterscheidet  man  einen  lateralen,  mehr  kuge¬ 
ligen  Teil  Capitulum  humeri  s.  Eminentia  capitata  (Rotula  von 
J.  M.  WEBER),  welcher  mit  dem  Radiusköpfchen,  und  einen  medi¬ 
alen  in  transversaler  Richtung  concaven  Teil,  Trochlea  humeri 
(Rotula  anderer  Autoren),  welcher  mit  der  Ulna  articuliert.  Beide 
Teile  sind  durch  eine  seichte  sagittale  Rinne  von  einander  getrennt. 
Oberhalb  des  Gelenkfortsatzes  des  Humerus  liegen  ferner  an  der 
Vorderseite  zwei  Gruben:  die  kleinere  über  dem  Capitulum  humeri, 
Fossa  radioUis  s.  Fossa  anterior  minor,  nimmt  in  der  Beugtmg  des 
Armes  das  Radiusköpfchen  auf;  die  grössere,  über  der  Trochlea  ge¬ 
legene  Fossa  coronoidea  s.  Fossa  anterior  major  dient  während  der 
Beugung  dem  Proc.  coronoideus  der  Ulna  zur  Aufnahme.  Hinten 
besitzt  das  untere  Humerusende  nur  eine  einzige  grosse  Grube,  die 
Fossa  olecrani  s.  posterior,  in  welche  sich  bei  der  Streckung  des 
Armes  das  Olecranon  der  Ulna  einlagert.  Die  beiden  letztgenannten 
Gruben  sind  auch  als  Fossae  suprairochleares  bezeichnet  worden. 

C.  Die  Unterarmknochen. 

Der  Vorderarm  oder  Unterarm,  Äntibrachium,  be¬ 
steht  aus  zwei  Knochen,  nämlich  dem  Ellenbogenbein, 
Ulna,  s.  Cubitus  und  der  Speiche,  Radius,  welche  einen 
Zwischenraum,  das  Spatium  interosseum,  zwischen  sich  fassen. 

Beide  Knochen  sind  gegen  den  Oberarm  mittels  der  sogenannten 
Streckung  und  Beugung  des  Unterarmes  beweglich.  AusserdankaM 
sich  aber  der  Radius  um  die  Ulna  drehei^,  und  diese  Drehbe¬ 
wegung”  geht  um  eine  Axe  vor  sich,  welche  die  Mitte  des  oberen  (proximalen) 
Radiusendes  und  des  unteren  (distalen)  Ulnaendes  mit  einander  verbindet. 
Wird  die  Drehung  so  ausgeführt,  dass  am  Ende  derselben  def-  Radius  und 
die  Ulna  parallel  nebeneinander  liegen  und  die  Hohlhandfläche  nach  oben 
(bei  herabhängendem  Arm  nach  vom)  gerichtet  ist,  so  bezeichnet  man  dies 
als  eine  Supinationsbewegung.  Wird  in  umgekehrter  Weise  der 
Radius  so  gedreht,  dass  er  sich  am  Ende  der  Drehung  spitzwinklig  mit  der 
Ulna  kreuzt  und  vor  derselben  liegt,  während  der  Rücken  der  Hand  zu- 

^)  Der  Volksmund  hat  diese  Stelle  als  „Musikantenknochen*^  bezeichnet. 


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gleich  nach  oben  (bei  herabhängendem  Arm  nach  vom)  gekehrt  ist,  so  stellt 
dies  eine  Pronationsbewegung  dar.  Die  Supination  führt  man 
z.  B.  aus,  wenn  man  mit  der  rechten  Hand  einen  Bohrer  in  ein  Brett  oder 
eine  Schraube  in  die  dazu  gehörige  Schraubenmutter  hineindreht,  die  Prona¬ 
tion  dagegen,  weim  man  den  Bohrer  oder  die  Schraube  wieder  herausdreht. 

Für  die  nachfolgende  Beschreibung  der  Unterarmknochen  ist  stets  die¬ 
jenige  Stellung  des  Unterarmes  zugrunde  gelegt,  in  welcher  Radius  und 
Ulna  paraUel  liegen,  d.  h.  vollständig  supiniert  sind.  Im  Gegen¬ 
satz  dazu  geht  die  Beschreibung  in  manchen  anderen  anatomischen  Lehr¬ 
büchern  von  der  Mittellage  zwischen  Pronation  und  Supination  aus,  in 
welcher  der  Daumen  der  Hand  nach  vom  gerichtet  ist.  In  letzterem  Falle 
hat  man  von  einer  inneren  und  äusseren  Fläche  des  Unterarmes 
und  der  Hand  (in  dem  Sinne  von  medial  und  lateral)  gesprochen 
und  darnach  die  Bezeichnungen  eingerichtet.  Indesen  wird  das  Verständnis 
der  vorliegenden  anatomischen  Verhältnisse  erheblich  erleichtert,  wenn  man 
von  der  Supinationsstellung  ausgehl  und  somit  eine  vordere  oder 
Volarfläche  und  eine  hintere  oder  Dorsalfläche  des  Unter¬ 
armes  und  der  Hand  unterscheidet.  Es  ist  hierbei  als  wichtig  zu  betonen, 
dass  in  der  Supinationsstellung  von  den  beiden  Knochen  des  Unterarmes 
die  Ulna  medial  liegt  und  somit  der  Kleinfingerseite  der  Hand 
entspricht,  während  sich  der  Radius  lateral,  also  an  der  Daumen¬ 
seite  befindet. 


a)  D  i  e  U  1  n  a. 

An  dem  Ellbogenbeine,  Ulna s.  Cubitus,  unterscheidet 
man:  1)  ein  oberes  Ende;  2)  ein  Mittelstück,  den  Körper 
oder  Corpus  ulnae;  und  3)  ein  unteres  Ende,  welches  auch 
als  Capitulum  tdnae  bezeichnet  wird. 

Das  obere  (proximale)  Ende  ist  ziemlich  dick  und 
durch  einen  tiefen,  überknorpelten  Ausschnitt,  die  Incisura  semi- 
lunaris^  in  zwei  Vorsprünge  geteilt,  von  denen  der  vordere  als 
Processus  coronoideus  (abgeleitet  von  dem  griechischen  Worte 
X0QWV7]  die  Krähe)  und  der  hintere  als  Ellbogenfortsatz, 
Olecranon  s.  Proc.  anconaeus,  bezeichnet  wird.  Die  von  einer 
sagittalen  Kante  durchzogene  Inc.  semilunaris  dient  zur  Articula- 
tion  für  die  Trochlea  des  Humerus,  das  Olecranon  zum  Ansatz 
für  die  Tricepssehne.  An  der  lateralen  Seite  des  Proc.  coronoideus 
findet  sich  ausserdem  eine  kleine  halbmondförmige  Oelenkfläche, 
die  Incisura  radialis  ulnae  (Sinus  lunatus  ulnae),  in  welcher  sich 
das  Radiusköpfchen  bei  seinen  Drehungen  bewegt.  Etwas  unter¬ 
halb  des  Proc.  coronoideus  ist  vom  ein  rauher  Vorsprung,  Tubero- 
sitas  ulnae^  gelegen,  an  welchem  sich  der  M.  brachialis  ansetzt. 

Der  Körper  der  Ulna  hat  drei  Kanten,  von  denen 
die  eine  nach  lateralwärts,  die  beiden  anderen,  Margo  volaris  und 
Margo  dorsaHs.  nach  medianwärts  sehen.  Die  laterale  Kante, 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  11 


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welche  dem  Radius  gegenüber  liegt,  ist  scharf,  dient  der  Membr. 
interossea  zum  Ansatz  und  wird  deshalb  als  Crista  interossea  be¬ 
zeichnet.  Von  den  drei  Flächen  des  Ulnakörpers  sind  die 
vordere,  Facies  vdaris,  und  die  hintere,  Facies  dorsalis,  leicht  aus¬ 
gehöhlt  und  ganz  von  Muskeln  bedeckt,  während  die  mediale, 
Facies  medialis,  mehr  eben  und  in  ganzer  Ausdehnung  unmittelbar 
unter  der  Haut  zu  fühlen  ist.  Von  der  Incisura  radialis  erstreckt  sich 
eine  schmale  rauhe  Leiste,  Crista  m.  supinatoris,  nach  abwärts. 

Das  untere  (distale)  Ende,  auch  als  CapiMum  ulnae 
bezeichnet,  zeigt  an  der  medialen  Seite  einen  kiu’zen,  distalwäils 
ragenden,  griffelförmigen  Vorsprung,  den  Processus  styloiäeus  ulva£, 
für  das  Seitenband  des  Handgelenkes.  An  der  Dorsalseite  ist  neben 
dem  Proc.  styloideus  eine  Rinne  gelegen,  weiche  zur  Einlagerung 
für  die  Sehne  des  M.  extensor  carpi  ulnaris^)  bestimmt  ist.  Um  den 
Rand  des  Capitulum  ulnae  läuft  eine  schmale,  nahezu  ringförmige 
Gelenkfläche,  die  Circumferentia  articularis  ulnae,  welche  sich  mit 
der  Incisura  ulnaris  radii  (Sinus  Itmatus  radii)  in  Verbindung  setzt. 
Dei'  unterste  Teil  des  Capitulum  endlich  zeigt  noch  eine  runde  Oe- 
lenkfläche,  welche  dem  Os  triquetrum  der  Handwurzel  entspricht. 

b)  Der  Radius. 

An  der  S  p  e  i  c  h  e ,  Radius,  unterscheidet  man  ebenfalls  1)  ein 
oberes  Ende;  2)  das  M  i  1 1  e  1  s  t  ü  c  k  oder  den  Körper, 
Corpus  radii;  und  3)  ein  unteres  Ende. 

Das  obere  (proximale)  Ende  des  Radius  läuft  in  das 
Radiusköpfchen,  Capitulum  radii,  aus,  welches  an  seinem 
Umfange  eine  ringförmige  Oelenkfläche,  Circumferentia  articularis 
radii,  besitzt,  durch  welche  der  Radius  mit  der  Inc.  radialis  ulnae, 
(Sinus  lunatus  ulnae)  articuliert.  Oben  zeigt  das  Capitulum  eine 
flache,  tellerartige  Gelenkfläche,  Fovea  capituU  radii,  welche  das 
Capitulum  des  unteren  Humerusendes  aufnimmt.  Unterhalb  des 
Capitulum  befindet  sich  eine  Einschnürung,  der  Hals,  Collum 
radii,  und  wieder  unterhalb  des  Collum  radii  ist  an  der  Vorder¬ 
fläche  ein  Vorsprung,  die  Tuberositas  radii,  gelegen,  an  welcher 
sich  die  Sehne  des  M.  biceps  ansetzt. 

0  Für  die  Rinne  merke  man  sich  mnemotechnisch,  dass  sie  sich  zu¬ 
gleich  an  der  Extensionsseite  und  Ulnarseite  der  Hand  befin¬ 
det,  und  somit  die  in  derselben  gelegene  Sehne  dem  M.  extensor  carpi 
ulnaris  angehören  muss.  Ganz  in  ähnlicher  Weise  kann  man  sich  die 
Bedeutung  verschiedener  anderer  Sehnenrinnen  am  unteren  Radiusende  und 
an  der  Hand  einprägen. 


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Der  Körper  des  Radius,  Corpus  radii,  verhält  sich  ähnlich 
wie  derjenige  der  Ulna,  d.  h.  an  demselben  sind  ebenfalls  drei 
Kanten  und  drei  Flächen  zu  unterscheiden.  Von  den  drei  Kan¬ 
ten  ist  die  mediale,  der  Ulna  gegenüber  gelegene,  durch  ihre 
Schärfe  ausgezeichnet,  die  dem  Lig.  interosseum  zum  Ansatz  und 
wird  deswegen  auch  Crista  interossea  benannt.  Die  beiden  anderen 
Kanten,  Margo  volaris  und  Margo  dorsalis,  sind  mehr  stumpf  und 
nach  lateralwärts  gerichtet.  Von  den  drei  Flächen  sind  die 
vordere,  ‘Fades  volaris^  und  die  hintere.  Fades  dorsalis,  leicht  aus¬ 
gehöhlt  und  gänzlich  von  Muskeln  bedeckt.  Die,  laterale  und  zu-^ 
gleich  leicht  gewölbte  Fläche.  Fades  lateralis,  ist  oben  von  Mus¬ 
keln  bedeckt,  an  dem  unteren  Ende  dagegen  zu  einem  kleinen  Teile 
deutlich  unter  der  Haut  dufchzufühlen^ 

Das  untere  (distale)  Ende  des  Radius  ist  dicker  als  das 
obere  und  besitzt  an  der  medialen  Seite  eine  halbmondförmige  Oe- 
lenkfacette,  Indsura  ulnar is  radii  (Sinus  lunatus  radii),  welche  zur 
Articulation  mit  dem  tmteren  Ulnaende  dient.  An  der  lateralen  Seite 
springt  nach  distalwärts  der  shunpf  pyramidale  Processus  stgloideus 
radii  hervor.  Die  den  Handwurzelknochen  angrenzende  (carpale) 
Fläche  des  unteren  Radiusendes,  Fades  articularis  carpea,  ist  über- 
knorpelt  und  durch  zwei  Gelenkfacetten  ausgezeichnet,  von  denen 
die  dreiseitige,  lateral  gel^ene,-mit  dem  Os  naviculare,  die  vierseitige 
mediale  mit  dem  Os  lunatiun  in  Articulation  steht.  An  der  lateralen 
Seite  des  Proc.  styloideus  radii  zeigt  sich  ferner  eine  nur  undeutlich 
markierte  Furche,  welche  von  den  Sehnen  des  M.  abductor  pollicis 
longus  und  M.  extensor  pollicis  brevis  herrührt.  An  diese  Furche 
schliesst  sich  eine  andere  unmittelbar  an,  welche  jedoch  schon  an 
der  Dorsalfläche  des  unteren  Endes  liegt  und  zur  Aufnahme  der 
Sehnen  des  M.  extensor  carpi  radialis  longus  und  brevis  bestimmt 
ist.  Dicht  daneben,  mehr  ulnarwärts,  liegt  ferner  eine  kleine,  aber 
sehr  deutlich  ausgeprägte  Furche  für  den  M.  extensor  pollicis  lon¬ 
gus.  Endlich  der  Ulna  am  nächsten  zeigt  sich  noch  eine  vierte 
grössere  Furche,  in  welcher  die  Sehnen  des  M.  extensor  indicis 
proprius  und  extensor  digitorum  communis  zur  Hand  ziehen. 

D.  Die  Knochen  der  Hand. 

Die  Hand,  Manus,  besteht  in  der  Richtung  von  proximalwärts 
nach  distalwärts  aus  folgenden  Knochen:  a)  aus  den  8  Hand¬ 
wurzelknochen,  Ossa  carpi,  welche  zusammen  die  Han  d- 
Wurzel,  Carpus,  bilden;  b)  aus  den  5  Mittelhandkno¬ 
chen,  Ossa  metacarpi;  c)  aus  den  14  Phalangen  oder 

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Fingergliedern  (dem  Daumen  fehlt  die  mittelste  Phalange), 
Phalanges  digitorum  manus. 

a)  Die  Handwurzelknochen. 

Die  Handwurzelknochen,  Ossa  carpi,  sind  in  zwei 
Reihen  angeordnet,  einer  oberen  (proximalen)  und  einer  unteren 
(distalen),  von  denen  eine  jede  aus  vier  Knochen  besteht.  Die  4 
Knochen  der  ersten  (oberen  oder  proximalen) Reihe, 
von  der  Daumen-  oder  Radialseite  an  gerechnet,  heissen:  1)  das 
Os  navicidare  manus  s.  scaphoideum,  das  Kahnbein;  2)  das 
Os  lunatum  oder  Mondbein;  3)  das  Os  triquetrum  s.  pyrami¬ 
dale,  das  Dreieckbein  oder  Pyramidenbein;  4)  das 
Os  pisiforme  oder  Erbsenbein.  Die  4  Knochen  der  zwei¬ 
ten  (unteren  oder  distalen)  Reihe  sind  (wenn  ebenso 
von  der  Daumen-  oder  Radialseite  ausgegangen  wird):  1)  das  Os 
multangulum  majus  s.  trapezium,  das  grosse  Vieleckbein 
oder  Trapezbein;  2)  das  Os  multangulum  minus  s.  trapezoides, 
das  kleine  Vieleckbein  oder  Trapezoidbein; 
3)  das  Os  capitatum  oder  das  Kopfbein;  4)  das  Os  hamatum 
oder  Hakenbein. 

Die  Handwurzelknochen  in  ihrer  Gesamt¬ 
heit  bilden  ein  auf  der  Dorsalseite  convexes,  auf  der  Volarseite 
concaves  Gewölbe.  Von  den  Knochen  der  oberen  Reihe  arti- 
cuiieren  nur  die  drei  ersten  mit  dem  Radius  und  der  Ulna,  während 
der  vierte  und  letzte  Knochen  dieser  Reihe,  das  Erbsenbein, 
durch  eine  plane,  kreisrunde  Gelenkfläche  alleinmitdemOs 
triquetrum  in  Verbindung  steht.  Von  den  4  Knochen  der 
unteren  Reihe,  welche  distal  mit  den  5 Metacarpalknochen  in 
Verbindung  stehen,  ragt  der  eine,  nämlich  das  K  o  p  f  b  e  i  n  , 
mittels  eines  kugeligen  Gelenkkopfes  zwischen  die  Handwurzelknochen 
der  oberen  Reihe  hinein,  so  dass  die  letzteren  in  ihrer  Totalität  einen 
distalwärts  concaven  Bogen  bilden.  An  der  Volarfläche  der  Hand¬ 
würzelknochen  erheben  sich  zwei  Hervorragungen,  von  denen  die 
an  der  Radialseite  gelegene  sogen.  Eminentia  carpi  radkUis  von 
zwei  rauhen  Höckern,  nämlich  dem  Tuberculum  ossis  navictdaris 
und  dem  Tuberculum  ossis  multanguU  majoris  gebildet  wird.  Die 
zweite  Hervorragung  liegt  an  der  Ulnarseite  und  wird  demgemäss 
als  Eminentia  carpi  Inaris  bezeichnet:  sie  setzt  sich  aus  dem^  Os 
pisiforme  und  dem  hakenförmigen  Vorsprunge  des  Hakenbeines, 
dem  Hamtdus  ossis  hamati,  zusammen.  Zwischen  der  Eminentia 
carpi  radialis  und  ulnaris  ist  ein  starkes  queres  Band,  das  Lig.  carpi 


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transversum  (Lig.  earpr  volare  proprium),  ausgespaant^  unter  wel¬ 
chem  die  ^hnen  der  Fingerbeuger  und  der  N.  medianus  hindurch-! 
gehen.  Die  Rinne,  in  welcher  sie  liegen,  wird iSWcMsca»yi  benannt.! 

Wie  im  übrigen  die  Handwurzelknochen  zu  einander  gelegen 
sind  und  unter  einander  articulieren,  ist  leicht  ersichtlich,  wenn  man 
ein  Knochenpräparat  der  Hand  betrachtet,  so  dass  es  unnötig  er¬ 
scheint,  dies  genauer  zu  beschreiben.  Als  wichtig  sind  jedoch  für 
diese  Knochen  noch  folgende  Einzelheiten  hervorzu¬ 
heben.  Das  Os  multangulum  majus  besitzt  an  seiner  Volarfläche 
medial  von  dem  schon  erwähnten  Tuberculum  ossis  multanguli  majoris 
eine  Rinne,  welche  für  den  M.  flexor  carpi  radialis  bestimmt 
ist.^)  Mit  dem  Metacarpale  des  Daumens  ist  das  Os  multangulum 
majus  durch  eine  sattelförmige  Gelenkfläche,  durch 
eine  kleinere  plane  Gelenkfacette  ausserdem  mit  dem  II.  Metacarpale 
verbunden.  Das  Os  multangulum  minus  articuliert  mit  dem  Reste 
des  II.  Metacarpalknochens,  das  Os  capitatum  mit  dem  III.  Meta¬ 
carpale,  während  das  Os  hamatum  mit  den  beiden  letzten  Meta¬ 
carpalknochen  in  Verbindung  steht.  Das  Os  capitatum  ist  ferner 
durch  den  schon  erwähnten  halbkugelförmigen  Kopf,  Capüulum  ossis 
capitaü,  ausgezeichnet,  welcher  proximalwärts  in  die  obere  Reihe 
der  Handwurzelknochen  hineinragt.  Ausserdem  befindet  sich  an 
der  Volarseite  des  Os  capitatum  eine  starke  Rauhigkeit,  TuberosUas 
ossis  capitati,  von  welcher  nach  allen  Seiten  Bandmassen  aus¬ 
strahlen.  Das  Os  hamatum  endlich  ist  an  seiner  Volarfläche  mit 
dem  schon  erwähnten  Hamulus  s.  Uncus  ossis  hamati  versehen. 
Die  radiale  Fläche  des  Hamulus  ist  stark  ausgehöhlt. 

b)  Die  Metacarpalknochen. 

An  den  5  Metacarpalknochen,  Ossa  metacärpi,  kann  man  1)  ein 
oberes  (proximales)  Ende,  die  B  a  s  i  s  ;  2)  ein  Mittelstück  oder  den 
Körper,  Corpus,  und  endlich  3)  ein  unteres  (distales)  Ende,  das 
Köpfchen,  Capüulum,  unterscheiden.  Am  längsten  ist  nicht  das 
Os  metacarpale  des  Mittelfingers,  sondern  dasjenige  des  Zeigefingers. 
Die  Basen  haben  eine  mehr  kantige  Form  und  stehen  unter  ein¬ 
ander,  sowie  mit  den  entsprechenden  Handwurzelknochen  durch 
plane  Gelenkflächen  in  Verbindung.  Eine  Ausnahme  hiervon  macht 


*)  Wie  dies  schon  in  ähnlicher  Weise  in  der  Anm.  S.  162  auseinander¬ 
gesetzt  ist,  haben  wir  es  hier  mit  der  Flexionsseite  einerseits  und 
der  Radialseite  andererseits  zu  tun,  so  dass  also  die  Rinne  dem  M. 
flexor  carpi  radialis  entsprechen  muss. 


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166 


nur  der  Metacarpalknochen  des  JDaumens.  von  welchem  schon  er¬ 
wähnt  ist,  dass  er_mit  dem  Os  multangulum  maius  durch  ein  Sattel¬ 
gelenk  articuliert.  woraus  seine  treiere  Beweglichkeit  und  seine  von 
"SSflFSFnyeii  rinfem  abgesetzte  Lage  resultiert.  Die  Basis  des  II. 
Os  metacarpale  ist  durch  eine  tiefe  Incisur  ausgezeichnet,  in  welche 
sich  das  kleine  Vieleckbein  hineinlegt.  Die  Basis  des  III.  Metacar¬ 
palknochens  zeigt  an  der  Dorsalseite  einen  kurzen  Vorsprung,  den 
Processus  styloideus  ossis  metacarpi  tertii,  an  welchem  sich  die  Sehne 
des  M.  extensof  carpi  radialis  brevis  ansetzt.  Mit  einem  ähnlichen, 
für  die  Sehne  des  M.  extensor  carpi  ulnaris  bestimmten  Vorsprung, 
der  sogen.  Tuberositas  ossis  metacarpi^quinti,  ist  auch  die  Basis  des 
V.  Metacarpale  an  ihrer  Ulnarseite  versehen.  Der  Körper  des  Meta¬ 
carpalknochens  ist  beim  Daumen  mehr  breit  und  platt,  bei  den 
übrigen  Fingern  dagegen  von  dreikantigen  prismatischer  Form.  Die 
Köpfchen,  Capitula,  sind  bei  allen  Metacarpalknochen  mit  Ge- 
lenkflächen  versehen,  welche  nach  der  Dorsalseite  hin  mehr  kugelig, 
nach  der  Volarseite  dagegen  von  mehr  cylindrischer  Form  sind. 
An  den  Seiten  der  Köpfchen  (jedoch  mehr  nach  dem  Handrücken 
gelegen)  finden  sich  zwei  kleine  Höcker  (je  einer  auf  jeder  Seite), 
von  welchen  die  Ligg.  collateralia  (Ligg.  accessoria  von  HENLE) 
ihren  Ursprung  nehmen.  In  den  volarwärts  von  diesen  Höckern 
gelegenen  kleinen  Grübchen  (Sinus  capitulorum)  scheinen  sich  die 
Ligg.  collateralia  während  der  Beugung  imd  Streckung  der  1.  Pha¬ 
lanx  hin  und  her  zu  bewegen.  Das  Capitulum  des  1.  Os  metacar¬ 
pale  besitzt  an  der  Volarfläche  zwei  glatte  Stellen,  auf  welche  zwei 
in  die  Gelenkkapsel  eingewebte  Sesambeine  (ein  mediales  und  ein 
laterales)  aufgelagert  sind. 

c)  Die  Phalangen. 

Die  Phalangen  oder  Fingerglieder  sind  bei  sämt¬ 
lichen  Fingern  mit  Ausnahme  des  Datunens  (welchem  eine  Phalange 
fehlt)  in  der  Dreizahl  vorhanden.  Die  oberste,  am  meisten  proxi¬ 
male  Phalange  eines  jeden  Fingers  wird  als  1.  Phalange  oder 
Grundphalange,  Phalanx  prima,  die  mittlere  als  11.  Pha¬ 
lange  oder  Mittelphalange,  Phalanx  secunda,  die  un¬ 
terste,  am  meisten  distal  gelegene  als  N  a  g  e  1  g  1  i  e  d  oder  End- 
phalange,  Phalanx  tertia,  bezeichnet.  An  jeder  Phalanx 
unterscheidet  man  wieder:  1)  ein  oberes  (proximales)  Ende,  die 
Basis;  2)  ein  Mittelstück  oder  den  Körper,  Corpus;  und  3)  ein  un¬ 
teres  (distales)  Ende,  das  Köpfchen,  Capitulum  s.  Trochlea. 

An  den  ersten  Phalangen  ist  die  Basis,  entsprechend 


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den  Capitula  der  Metacarpalknochen,  kugelig  ausgehöhlt.  Der 
Körper  ist  an  der  Dorsalfläche  convex,  an  der  Volarfläche  dagegen 
für  die  Sehnen  der  Tnngerbenger  .rinnenförmig  ausgehöhlt.  An  dem 
Köpfchen  der  I.  Phalange  verläuft  in  der  Richtung  von  dorsal wärts 
nach  volarwärts  (also  sagittal)  eine  kleine  Rinne,  deren  Richtung 
den  in  diesem  Gelenke  möglichen  Schamierbewegungen  entspricht. 
Die  Basis  der  zweiten  Phalangen  zeigt  wiederum  eine  kleine 
sagittale  Leiste,  welche  bei  der  Beugung  und  Streckung  der  Finger 
in  der  eben  erwähnten  Rinne  hin  und  her  gleitet.  Der  Körper  der 
II.  Phalange  verhält  sich  wie  bei  der  I.  Phalanx,  imd  ganz  ebenso 
zeigt  das  Köpfchen  der  II.  Phalange  eine  sagittale  Rinne.  Der  letzte¬ 
ren  entspricht  wieder  an  der  Basis  der  Endphalangen  eine 
kleine,  meist  nur  undeutliche  Leiste.  Das  Köpfchen  der  Endphalange 
besteht  endlich  aus  einem  mehr  platten,  hufeisenförmigen  Gebilde, 
der  Tuberositas  unguiadaris^  an  welcher  der  Nagel  ansitzt. 

Beim  Daumen  sind  nur  2  Phalangen  vorhanden.  Die  Frage,  welche 
Phalange  bei  demselben  fehlt,  ist  scheinbar  durch  die  Betrachtung  der  Oe- 
lenkflächen  Jeicht  zu  entscheiden.  Das  Gelenk  zwischen  dem  ersten  Meta- 
carpale  und  der  ersten  Phalange  des  Daumens  zeigt  zwar  nicht  ganz  kugelige 
aber  doch  wenigstens  querelliptische  Gelenkflächen,  das  Gelenk  zwischen  der 
ersten  und  letzten  Phalange  dagegen  die  vorhin  erwähnte  kleine  Rinne  am 
Capitulum  der  ersten  und  die  entsprechende  Leiste  an  der  Basis  der  letzten 
Phalange.  Aus  dieser  Beschreibung  geht  hervor,  dass  die  I.  Phalange  des 
Daumens  annähernd  mit  den  I.  Phalangen  der  übrigen  Finger  übereinstimmt, 
und  da  das  Nagelglied  des  Daumens  als  solches  leicht  kenntlich  ist,  so 
scheint  daraus  weiterhin  zu  folgen,  dass  beim  Daumen  die  II.  Phalange 
oder  Mittfelphalange  fehlt.  Demgegenüber  lassen  sich  jedoch  schwerwiegende 
entwickelungsgeschichtliche  Gründe  für  die  Ansicht  geltend  machen,  dass  der 
sogen.  Metacarpalknochen  des  Daumens  eigentlich  eine  I.  Phalanx  darstellt, 
so  dass,  wie  Hyrtl  sagt,  „es  jedem  unbenommen  bleibt,  an  die  Zwei-  oder 
Dreigliedrigkeit  seines  Daumens  zu  glauben". 


XI.  Die  Bänder  der  oberen  Extremität. 

A.  Die  Gelenke  und  Bänder  der  Scapula  und  Clavicüla.*) 

1.  Die  Gelenkverbindung  zwischen  Acromion 
undSchlüsselbein,  AHkulaiioacr<m%odavimlaris,\yi\d^itinQ 
Art  von  mehr  beweglicher  Amphiarthrose,  deren  Gelenk¬ 
kapsel  an  der  unteren  Seite  schwacn  entwickelt  ist,  dagegen  oben 
ein  kräftiges  Verstärkungsband  besitzt,  welches  man  auch  als  Lig. 

>)  Die  Bänder  des  medialen  Endes  der  Qavicula  sind  bereits  bei 
den  Bändern  des  Thorax  beschrieben  worden. 


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acromiodavieulare  bezeichnet  hat.  Innerhalb  der  Kapsel  findet  sich 
mitunter  ein  schwach  entwickelter  Meniscus  (Discus  articuUms)  vor. 

2.  Das  Lig.  coracoclaviculare  (Lig.  coracoclaviculare  posti- 
cum  von  HENLE)  verläuft  zwischen  dem  Proc.  coracoideus  und 
der  Rauhigkeit  an  dem  lateralen  Ende  der  Clavicula  (Tuberositas 
coracoidea).  Dieses  Band,  durch  welches  Clavicula  und  Scapula 
gegen  einander  fixiert  werden,  macht  von  vom  gesehen  mehr  den 
Eindruck  eines  Trapezes,  von  hinten  betrachtet  mehr  den  Eindruck 
eines  Dreiecks.  Den  vorderen  Teil  des  Bandes  hat  man  deswegen 
auch  als  Lig.  trapezoideum,  ^en  hinteren  ~äW~Tig.  conoideum  s. 

^gnijimii)  besonders  bezeichnet. 

Das  Lig.  coracodaviculare  anticum  (Henle)  bildet  kein  eigentliches  Liga¬ 
ment,  sondern  einen  Verstärkungsstreifen  der  Fascia  coracodavictdaris,  wel¬ 
cher  (vor  dem  M.  subdavius)  vom  Proc.  coracoideus  schräg  nach  median- 
wärts  zur  Qavicula  verläuft  und  bei  sehr  mageren  Leuten  in  der  M  o  h  - 
renheim’schen  Grube  gefühlt  werden  kann  (s.  S.  141). 

3.  Das  Lig.  coracoacromiale  spannt  sich  platt  von  dem  Proc. 
coracoideus  zum  Acromion  hinüber  und  bildet  mit  diesen  beiden 
Vorsprüngen  eine  Art  von  Brücke,  das  sogen.  Schulterge- 
g  e  w  ö  1  b  e ,  weiches  dem  Schultergelenk  zum  Schutze  dient. 
Zwischen  dem  Lig.  coracoacromiale  und  der  Gelenkkapsel  geht  der 
M.  supraspinatus  zum  Humems  hin. 

falls  brückenförmig  über  die  Incisura  scapulae  hinüber.  Unter  ihm 
tritt  der  N.  suprascapularis  hindurch,  während  über  dasselbe  ge¬ 
wöhnlich  die  A.  und  V.  transversa  scapulae  dahinziehen. 

5.  Ein  schwächeres  und  nicht  immer  deutlich  entwickeltes  Z,ig. 
transversum  scapulae  inferius  spannt  sich  über  die  Incisura  colli 
scapulae  hinüber.  Unter  demselben  ziehen  ebenfalls  Aeste  des  N. 
suprascapularis  und  vereinzelte  Gefässanastomosen  zwischen  den 
Vasa  transversa  und  circumflexa  scapulae  hindurch. 

B.  Das  Schultergelenk. 

Das  Schultergelenk,  ArticukUio  kunteri,  ist  ein  Ku¬ 
gel  g  e  1  e  n  k4AitJiro^j_e}j_d  h.  sowohl  die  Cavitas  glenoi- 
dalis  scapulae  wie  das  Caput  humeri  sind  Abschnitte  von  Kugel¬ 
flächen,  so  dass  Bewegungen  des  Oberarmes  gegen  das  Schulter¬ 
blatt  nach  allen  Richtungen  (um  alle  möglichen  Axen)  ausgeführt 

1)  Merkwürdiger  Weise  bezeichnet  Hyrtl  (und  auch  Heitzmann)  den 
vorderen  Teil  des  Bandes  als  Lig.  conicum  und  den  hinteren  Teil  desselben 
als  lAg.  trapezoideum  woraus  jedenfalls  für  den  Studierenden  ebenfalls  die  Be¬ 
rechtigung  resultiert,  diese  Bänder  beliebig  zu  verwechseln. 


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/Tiw  "R ,  'ficßL  »Vv  aÄ 

werden  ipnnen.  In  wrklichkeit  freifch  ist  die  ^weglichkeit  beider 
Knochen  in  diesem  Gelenke  nicht  ganz  unbeschränkt,  insofern  der 
Humerus  bei  feststehender  Scapula  nur  bis  zur  Horizontalebene  ge¬ 
hoben  werden  kann,  weil  er  dann  an  das  Schultergewölbe 
(Acromion  +  Lig.  coracoacromiale  +  Proc.  coracoideus)  anstösst, 
und  weil  ferner  das  weiterhin  zu  erwähnende  untere  Verstärkungs¬ 
band  des  Schultergelenkes  nicht  über  diese  Ebene  hinaus  dehnbar  ist. 
Nach  vom  lässt  sich  der  Arm  im  Schultergelenk  ebenfalls  bis  etwa 
zur  Horizontalebene,  nach  hinten  jedoch  nur  in  sehr  geringer  Aus¬ 
dehnung  erheben.  Der  Oberarmkopf  stösst  auch  gegen  das  Schulter¬ 
gewölbe,  wenn  der  Arm  auf  irgend  eine  Unterlage  fest  aufgestützt 
wird,  wie  dies  z.  B.  bei  gewissen  Hebungen  am  Barren  der  Fall  ist. 

Die  hauptsächlichsten  Bewegungen,  welche  im  Schulter¬ 
gelenk  vor  sich  zu  gehen  pflegen,  sind:  1)  die  A  b  d  u  c  t  i  o  n  und 
A  d  d  u  c  t  i  o  n ,  d.  h.  der  Arm  kann  seitwärts  gehoben  und  wieder 
an  den  Rumpf  herangezogen  werden;  2)  die  Hebung  des  H  u- 
merusnachvorn  (auch  incorrect  als  Extension  benannt); 
bei  beiden  Bewegungen  pendelt  der  Humerus  um  eine  transversale 
Axe,  wie  dies  z.  B.  beim  Gehen  geschieht;  3)  die  Rotation 
nach  einwärts  (medianwärts)  und  nachauswärts  (late- 
ralwärts),  welche  in  jeder  Stellung  des  Humerus  ausgeführt  werden 
kann,  und  bei  welcher  der  letztere  sich  um  seine  Längsachse  dreht. 
Die  Rotation  nach  einwärts  pflegt  meistens  die  Pronation,  die 
Rotation  nach  auswärts  die  Supination  der  Hand  zu  unt^tützen. 
Die  Rotationsbewegungen  des  Humerus  lassen  sich  bei  herabhän¬ 
gendem  Arm  unterhalb  des  Acromion  am  Tuberc.  majus,  bei  er¬ 
hobenem  Arm  in  der  Achselhöhle  am  Caput  humeri  abtasten  — 
was  unter  Umständen  bei  der  Diagnose  chimrgischer  Verletzungen 
seine  Verwertung  findet. 

Die  Cavitas  glenoidalis  der  Scapula  ist  viel  kleiner 
als  die  Articulationsfläche  des  Caput  humeri:  sie  wird  indessen  da¬ 
durch  vergrössert,  dass  ihr  Rand  von  einem  fibrösen  Ringe,  dem 
Lahrum  glenoidale  s.  Limbus  cartilagineus  umsäumt  ist,  an  dessen 
Aussenfläche  sich  erst  die  Gelenkkapsel  ansetzt.  Letztere 
wird  verstärkt:  11  an  der  oberen  Seite  durch  das  Lig.  coraco- 
humerale,  welches  sich  von  der  Wurzel  des  Proc.  coracoideus  zum 
Tuberculum  majus  und  minus  humeri  begibt  und  ein  zu  weites 
Hinabsinken  des  Armes  bei  erschlafften  Muskeln  verhindert;  2)  durch 
ein  vorderes  Verstärkungsband  ,  welche  eine  zu  starke 
Drehung  des  Humerus  nach  auswärts,  und  3)  durch  ein  u  nteres 
Verstärkungsb  and,  welches  die  Hebung  des  Armes  über 


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die  Horizontale  hinaus  verhindert.  Sämtliche  drei  Bänder,  von  denen 
die  beiden  letzteren  von  vielen  Autoren  gar  nicht  besonders  erwähnt 
werden,  sind  lediglich  als  stärkere  Faserzüge  aufzufassen,  welche 
in  die  Kapsel  eingewebt  sind.  Durch  besondere  Stärke  und  Selbst¬ 
ständigkeit  ist  das  Lig.  coracohumerale  ausgezeichnet.  An  der  hin¬ 
teren  Seite  des  Gelenkes  ist  kein  Verstärkungsband  vorhanden,  und 
die  Kapsel  somit  am  schwächsten.  Am  Humerus  wird  die  Ansatz¬ 
link  der  rifknltlfapsel  durch  Ha.s  Cnllum  anatomicum  ^bijdet. 

Weit  wichtiger  als  die  eben  erwähnten  Verstärkungsbänder  sind 
jedoch  für  den  Schutz  des  Gelenkes  die  benachbarten  Mus¬ 
keln,  d.  h.  die  Mm.  subscapularis,  supraspinatus,  infraspinatus 
und  teres  minor,  deren  Sehnen  mit  der  Kapsel  fest  verschmelzen, 
während  sie  über  die  letztere  hinwegziehen.  In  diesem  Sehnenpanzer 
befinden  sich  nur  zwei  Lücken;  die  erste,  kleinere  Lücke 
liegt  dicht  unter  dem  Processus  coracoideus  amoberenRande 
des  M.  subscapularis  (zwischen  dem  letzteren  Muskel  und  dem  M. 
supraspinatus);  die  zweite  gfrössere  Lücke  ist  erheblich  breiter 
und  befindet  sich  am  unteren  Rande  des  M.  subscapularis 
(zwischen  dem  letzteren  und  dem  M.  teres  minor).  An  beiden  Stellen 
pflegt  bei  Verrenkungen  des  Schultergelenkes  am  häufigsten  die 
Kapsel  einzureissen  und  der  Humeruskopf  hindurchzutreten.  Durch 
den  Zug  der  eben  erwähnten  Muskeln  wird  zugleich 'der  Gelenk¬ 
kopf  gegen  das  Schulterblatt  gepresst.  Sind  die  Muskeln  gelähmt,  so 
sinkt  das  Caput  humeri  hinunter  und  unterhalb  des  Acromion  wird 
aussen  anstatt  der  normalen  Rundung  eine  Einsenkung  sichtbar. 

In  der  Nähe  des  Schultergelenkes  sind  eine  An¬ 
zahl  von  Schleimbeuteln  gelegen,  welche  dazu  dienen,  ein¬ 
zelne  Muskeln  und  Sehnen  vor  der  Reibung  an  den  daruntergele¬ 
genen  Teilen  zu  schützen.  Sie  sind  folgendermassen  benannt:  1)  Die 
yi)  Bursa  subacromialis  liegt  unter  dem  Acromion  (zwischen  ihm  und 
der  Sehne  des  Supraspinatus)  und  erstreckt  sich  von  hier  aus  unter 
dem  M.  deltoideus  bis  zu  dem  Tuberculum  majus  nach  lateralwärts. 
Aus  diesem  Grunde  ist  dieser  Schleimbeutel  auch  vielfach  als 
A  ■  Bursa  subddtoidea  bezeichnet  worden.  Gar  nicht  selten  finden  sich 
anstatt  eines  einzigen  zwei  getrennte  Schleimbeutel,  von  denen  man 
alsdann  die  obere  Bursa  subacromialis,  die  untere  Bursa  subddtoidea 
benennt.  2)  Die-  Bursa  m.  coracobrachicUis  s.  subcoracoidea  liegt 
zwischen  dem  Proc.  coracoideus,  dem  M.  coracobrachialis  und 
der  Kapselwand  (entsprechend  der  obengenannten  ersten  Lücke) 
und  hängt  häufig  mit  dem  nächstfolgenden  Schleimbeutel,  der  Bursa 
subscapularis,  zusammen.  3j[_  Die_.BMrsa  m.  subs^pularis  schiebt 


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171 


sich  zwischen  den  oberen  Rand  der  Subscapularissehne  und  die 
Gelenkkapsel  nach  abwärts  hinein.  4)  Die  Bursa  intertvhercularis 
erstreckt  sich  im  Sulcus  intertubercularis  nach  abwärts  und  umgibt 
die  Sehne  des  langen  Bicepskopfes.  Von  diesen  Schleimbeuteln 
stehen  die  Bursa  subscapularis,  subcoracoidea  und  intertubercularis 
constant  mit  der  GelenÜiöhle  in  Communication  und  können  des¬ 
wegen  auch  als  Ausstülpungen  der  letzteren  betrachtet  werden. 
Ausser  den  ebengenannten  Schleimbeuteln  sind  in  der  Schul¬ 
tergegend  noch:  1)  die  Bursa  subcutanea  acromialis  zwischen 
Haut  und  Acromion,  2)  die  Bursa  m.  infraspinati  zwischen  dem 
M.  infraspinatus  und  dem  lateralen  Rande  der  Spina  scapulae, 
3)  die  Bursa  m.  latissimi  zwischen  den  Sehnen  des  M.  latissimus 
und  teres  major,  4)  die  Bursa  m.  teretis  maioris  zwischen  der  Sehne 
des  letzteren  imd  dem  Os  humeri  gelegen  —  ohne  übrigens  be¬ 
sondere  chirurgische  Bedeutung  zu  beanspruchen. 

C.  Das  Ellbogengelenk. 

Das  E  1 1  b o g e n -  oder  Ellenbogengelenk,  Articu- 
latio  cubiü,  wird  meistens  als  modificiertes 
gelenk  bezeichnet  —  ais  em_^hamier-  oder  Winkelgelrak  (s. 
b.  zunächst  deswegen,  weil  die  Hauptbewegung  in  diesem  Ge¬ 
lenke,  nämlich  die  Beugung  und  Streckung  des  Unterarmes, 
für  den  ersten  Blick  eine  Scharnierbewegung  zu  sein  scheint.  Wenn 
man  indessen  diese  Bewegung  genauer  analysiert,  findet  man,  dass 
der  Oberarm  und  der  Unterarm  (bei  dem  letzteren  wird  in  der 
Supination  die  Mittellinie  zwischen  Radius  und  Ulna  als  Längsaxe 
angenommen)  nur  bei  stärkster  Beugung  ein  einer  sagittalen  Ebene 
liegen,  während  in  der  Streckung  der  Unterarm  mit  dem  Oberarme 
einen  lateralwärtsoffenenWinkel  bildet.  Beim  Ueber- 
gang  aus  der  Streckung  in  die  Beugung  rückt  also  der  Unterarm 
von  lateralwärts  nach  medianwärts  hinüber,  d.  h.  er  macht  auf  dem 
Proc.  cubitalis  des  Oberarmes  eine  Art  von  Schraubenbewegung, 
weshalb  man  das  Ellbogengelenk  auch  als  S  c  h  r  a  u  b  e  e  1  enk 
bezeichnet  hat.  Diese  sogen.  Schraubenbwegung"  "^nemt  jedoch 
nur  dadurch  bedingt  zu  sein,  dass  die  Axe  der  annähernd  cylin- 
drischen  Trochlea  mit  der  Längsaxe  des  Humerus  nicht  einen  rech¬ 
ten,  sondern  einen  medianwärts  offenen,  stumpfen  Winkel  bildet. 
Ausser  der  Beugung  und  Streckung,  mittels  deren  beide  Unterarm¬ 
knochen  gegen  den  Humerus  beweglich  sind,  kann  sich  im  Ellbogen¬ 
gelenke  während  der  Pronation  und  S  u  p  i  n  a  t  i  ö  n  (s.  S.  160) 
noch  das  Radiusköpfchen  gegen  das  obere  Ende  der  Ulna  und  zu- 


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gleich  gegen  das  Capitulum  humeri  drehen.  Es  ist  jedoch  zu  be¬ 
merken,  dass  die  Pro-  und  Supination  für  gewöhnlich  nicht 
allein  durch  die  Drehung  des  Radius  zu  Stande  gebracht  wird,  son¬ 
dern  dass  sich  hieran  auch  die  Ulna  in  gewissem  Grade  beteiligt, 
insofern  di^lbe  sich  erstens  ein  wenig  um  ihre  Längsaxe  dreht 
und  zweitens  mit  ihrem  distalen  Ende  einen  Kreisbogen  beschreibt. 
Dass  die  Ulna  bei  der  Pro-  und  Supination  keineswegs  stillsteht, 
kann  man  schon  an  sich  selbst  konstatieren,  wenn  man  versucht, 
während  dieser  Bewegung  das  untere  Ulnaende  des  einen  Armes 
mit  der  Hand  des  anderen  festzuhalten. 

Die  Gelenkkapsel  entspringt  am  Humerus  oberhalb 
der  Fossae  supratrochleares  und  reicht  abwärts  bis  zur  Umrandung 
der  Incisura  semilunaris  ulnae  und  dem  Halse  des  Radius,  so  dass 
also  die  Gelenkverbindung  zwischen  Ulna  und  Capitulum  radii, 
Arüculatio  radioidnaris  proxitnaiis  s.  Superior,  keine  beson¬ 
dere  Gelenkkapsel  besitzt,  sondern  in  die  Articulatio 
cubiti  miteinbezogen  ist.  Man  kann  somit  sagen,  dass  das  Ellbogen¬ 
gelenk  eigentlich  aus  drei  combinierten  Gelenken  be¬ 
steht,  nämlich:  1)  dem  Gelenke  zwischen  der  Incisura  semilunaris 
ulnae  und  der  Trochlea  humeri,  Articulatio  humeroulnaris]  2)  dem 
Gelenke  zwischen  der  Fovea  capituli  radii  und  dem  Capitulum 
humeri,  Articulatio  humeroradialis;  und  endlich  3)  dem  Gelenke 
zwischen  Incisura  radialis  ulnae  und  Circumferentia  articularis  radii 
(s.  die  Knochenlehre).  Von  diesen  Gelenken  kann  das  erste  als  ein 
^charnierg e  1  e n k  ,  das  zweite  als  ein  Kugelge lenk, 
radlich  das  aritte  als  ein  P  a  H  gii»  1  e  n  k  (s.  ö.  13)  aüfgefasst 
werden.  Wie  sich  die  Bewegung  in  diesen  Gelenken  bei  der  Beu¬ 
gung  und  Streckung  oder  bei  der  Pronation  und  Supination  com- 
binieren,  wird  nach  dem  vorhin  Gesagten  leicht  b^reiflich  sein. 
Die  Gelenkkapsel  ist  in  der  Beugung  des  Armes  an  der  Vorderseite, 
in  der  Streckung  dagegen  an  der  Rückseite  schlaff  und  gefaltet; 
doch  wird  die  Einklemmung  derselben  bei  starker  Flexion  durch 
den  M.  brachialis  internus,  bei  comple^r  Extension  durch  die  Mm. 
triceps  und  anconaeus  quartus  verhindert,  welche  beide  mit  der 
Kapselwand  verwachsen  sind  (Näheres  hierüber  s.  bei  den  eben  ge¬ 
nannten  Muskeln).  Hinten  bildet  die  Gelenkkapsel  zu  beiden  Seiten 
des  Olecranon  nach  oben  hin  Ausbuchtungen,  welche  bei  Flüssig¬ 
keitsergüssen  in  die  Gelenkhöhle  deutlich  unter  der  Haut  wahrzu¬ 
nehmen  sind.  Sehr  schlaff  ist  di^elgßjdcaj}se|_auch  dort,  wo  sie  sich 
andenRadiüshals^m]2gt2j^(der  sogen. .«ßj^^gg^jji^ogct^om^zwisch^ 
dTni  leiiiif^ren  und  dem  1  io.  anniilare)  —  sonst  könnt^siai  ja  der 


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Radius  bei  der  Pro-  und  Supination  gamicht  hin-  und  her¬ 
bewegen. 

Als  Verstärkungsbänder  des  Ellbogengelenkes  sind 
folgende  Ligamente  zu  bezeichnen: 

1.  Die  beiden  Seitenbänder  des  Ellbogengelenkes,  Lig. 
collaterale  radiale  und  tünare  (Lig.  laterale  extemum  und  intemum, 
Lig.  accessorium  laterale  und  mediale  von  HENLE).  Das  Lig.  cdOa- 
ierale  radiale  verläuft  vom  Epicondylus  lateralis  hiuneri  längs  der 
Seite  des  Radiusköpfchens  herab  und  endigt  in  dem  weiter  unten 
zu  erwähnenden  Lig.  annulare  radii.  Das  Lig.  cdlaterdle  ulnare  s. 
deltoideum  ist  dreiseitig  und  zieht  sich  vom  Epicondylus  medialis 
humeri  zum  Processus  coronoideus  imd  Olecranon  der  Ulna  hin, 
wo  es  sich  längs  des  Randes  der  Incisura  semilunaris  befestigt. 

2.  An  der  vorderen  und  hinteren  Seite  der  Kapsel  hat  man 
(überflüssiger  Weise)  einzelne  stärkere  Faserzüge  als  mhM.  an. 
ticum  und  oostiojm  besonders  bezeichnet. 

3.  Das  Radiusköpfchen  wird  gegen  die  Ulna  durch  das  Lia. 
camulare  radii  befestigt,  welches  vom  vor  der  Inc.  radialis  ulnae 
entspringt,  um  das  Capitulum  und  Collum  radii  nach  hinten  zieht 
und  sich  dort  wiederum  hinter  der  Inc.  radialis  ulnae  ansetzt. 

4.  An  der  vorderen  Seite  der  Gelenkkapsel  zieht  von  der 
'G^end  des  Processus  coronoideus  ulnae  zur  Tuberositas  radii  die 

Chorda  transversalis  cubiti,  richtiger  Chorda  obliqua,  ein  Bandstrei¬ 
fen  von  sehniger  Beschaffenheit,  welcher  nach  Henle" eine  zu  starke 
Supination  des  Radius  verhindern  soll,  indessen  ist  hierbei  zu  be¬ 
merken,  das  erstens  die  Chorda  für  diesen  Zweck  meistens  zu 
schwach  entwickelt  erscheint,  und  dass  zweitens  auch  nach  Durch¬ 
schneidung  der  Chorda  und  Abtragung  sämtlicher  Unterarmmus¬ 
keln  schon  die  Kapsel  des  Ellenbogengelenkes  für  sich  einer  Hyper¬ 
supination  die  nötigen  Schranken  setzt. 

Von  S  c  h  1  e  i  m  b  e  u  t  e  1  n  ist  in  der  Nähe  des  Ellenbogen- 
lenkes  als  wichtigster  die  Bursa  subcutanea  olecrani  zu  nennen, 
welche  ganz  oberflächlich  zwischen  dem  Ulecranon  und^  der  Haut 
gelegen  ist  und  niemals  mit  H<»r  nelenkhöhl«»  rnmmiiniciert.  Bei 
englischen  Kohlenarbeitem  ist  sie  nicht  selten  durch  überschüssige 
Secretion  vergrössert  und  schon  unter  der  Haut  als  Geschwulst 
(the  miner’s  elbow)  deutlich  sichtbar.  Zwischen  der  Haut  und  den 
beiden  Epicondyli  des  Oberarmes  sind  ferner  die  Bursae  suheutaneae 
des  Epicondylus  medialis  und  laterajis^  gelegen.  Weiter  wäre  noch 
zu  erwähnen,  dass  sich  zwischen  derBicepssehne  und 
dem  Radius  die__^rso  bicipitoradialis^  zwischen  der  Biceps- 


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174 


I  sehne  und  der  Chorda  obliqua  die  Bursa  cubitalis  itUerossea  be- 
I  findet.  Endlich  ist  dicht  oberhalb  des  uiecranon 
1  zwischen  der  Tricepssehne  und  dem  Os  humeri  dic.Bwrsa  subten- 
1  dinea  olecrani  und  der  Tricepssehne  selbst  die  Bursa  intratendinea 
gelegen.  Auch  die  letz^enannten  Bursae  stehen  niemals 
•  mit  dem  Ellbogengelenk  in  Verbindung. 

Als  praktisch  wichtig  sind  noch  folgende  Einzel¬ 
heiten  zu  merken:  l)inderStreckungdesEllbogenge- 
1  e  n  k  e  s  berührt  eine  Verbindungslinie  zwischen  den  Spitzen  beider 
Oberarmcondylen  das  obere  Ende  des  Olecranon  ulnae;  ist  dies 
nicht  der  Fall,  so  muss  eine  pathologische  Lageveränderung  statt¬ 
gefunden  haben;  2)  in  der  Streckung  bildet  sich  zu  beiden 
Seiten  des  Olecranon  je  eine  deutlich  fühlbare  Grube;  in  der  Tiefe 
dermedialeGrube  liegt  der  N.  ulnaris,  in  der  lateralen  Grube 
ist  das  Radiusköpfchen  besonders  dann  deutlich  zu  fühlen,  wenn 
man  den  Unterarm  mittelst  der  Pro-  und  Supination  hin-  und  her¬ 
dreht;  3)  endlich  ist  zu  beachten,  dass  bei  gestreckte m  A rm 
die  sog.  Condylenli'nie  i(die  Verbindungslinie  zwischen  den 
Spitzen  der  beiden  Condylen)  am  lateralen  Ende  etwa  1 — 1,5  cm, 
am  medialen  Ende  etwa  3  cm  über  der  eigentlichen  Gelenk- 
1  i  n  i  e  (dem  Gelenkspalt  zwischen  dem  Proc.  cubitalis  humeri 
einerseits  und  dem  Radiusköpfchen  und  Proc.  coronoideus  ulnae  - 
andererseits)  gelegen  ist.  Dies  liegt  daran,  dass  in  der  verticalen 
Stellung  des  Oberarmes  die  Trochlea  erheblich  weiter  abwärts  ragt 
als  das  Capitulum  humeri. 

D.  Die  Gelenke  und  Bänder  zwischen  den  beiden 
Unterarmknochen. 

1.  Die  Articulaüo  radioulnaris  proximalis  s.  superior,  d.  h.  die 
Gelenkverbindung  zwischen  Radiusköpfchen  und  Proc. 
coronoideus  der  Ulna,  ist  als  Radgelenk,  Rotatio  s. 
Trochoides,  aufzufassen  (cf.  S.  13).  Es  ist  bereits  S.  172  erwähnt 
worden,  dass  diese  Gelenkverbindung  keine  besondere  Kapsel  be¬ 
sitzt,  sondern  mit  dem  Ellbogengelenk  eine  einzige  gemeinsame 
Gelenkhöhle  bildet. 

2.  Den  Zwischenraum  zwischen  Radius  und  Ulna  füllt  das 
Zwischenknochenband,  Membrana  interossea  atiMrachii 
s.  Lig.  interosseum,  aus.  Dieses  Band  besitzt  sowohl  am  proxi¬ 
malen  wie  am  distalen  Ende  eine  Lücke  zum  Durchtritt  je  einer 
wichtigen  Arterie  nebst  den  zugehörigen  Begleitvenen,  ^ide,^  Ar¬ 
terien  treten  von  der  Volarseite  des  Unterarmes  zur  Dorsalseite,  und 


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175 


zwar  am  oberen  (proximalen)  Ende  die  A.  interossea  dorsälis  s. 
posterior  (A.perforansstiperior):  am  unteren  (distalen)  Ende  der  dor¬ 
sale  Ast  der  A.  interossea  volaris  s.  anterior  (A.perforans  inferior). 

3.  Die  Articulatiojradioulnaris  distalis  s.  inferior,  d.  h.  die  Ge¬ 
lenkverbindung  zwischen  dem  Capitulum  ulnae  und  dem 
unteren  Radiusende  kann  ebenfalls  als  ein,,,£^j^^J,ejlJj^ 
aufgefasst  werden,  indem  sich  hier  bei  der  Pro-  und  Supination  das 
untere  Radiusende  um  die  Ulna  dreht.  Wenngleich  dieses  Gelenk 
(abgesehen  von  seltenen  Ausnahmen)  eine  vollständig  abge¬ 
schlossene  Gelenkhöhle  hat,  steht  dasselbe  doch  zu  dem  Handge¬ 
lenk  in  so  naher  Beziehung,  dass  die  genauere  Beschreibung  des¬ 
selben  im  nächsten  Kapitel  erfolgt.  ^  '' 

E.  Die  Gelenkverbindungen  der  Hand. 

1.  Das  soeben  erwähnte  Gelenk  zwischen  den  unte¬ 
ren  (distalen  Enden  derUnterarmknochen,  _Arti~ 
ctdatio  radioulnaris  distalis  s.  inferior  besitzt  eine  Höhle,  welche  in¬ 
dessen  nicht  allein  zwischen  Radius  und  Ulna  gelegen  ist,  sondern 
sich  unter  Bildung  eines  rechtwinkeligen  Knickes  noch  zwischen 
der  Ulna  und  dem  Os  triquetrum  nach  medianwärts  erstreckt.  Trotz¬ 
dem  bildet  die  Articulatio  radioulnaris  inferior  mit  dem  eigentlichen 
Handgelenke  keine  gemeinsame  Höhle.  Die  Ulna  wird  nämlich  von 
dem  Carpus  durch  eine  dreiseitige  faserknorpelige  Platte  getrennt, 
welche  gewissermassen  eine  continuierliche  Verlängerung  der  car¬ 
palen  Gelenkfläche  des  Radius  bildet,  indem  sie  sich  als  eine  Art 
von  Meniscus  zwischen  die  Ulna  und  das  Os  triquetmm  einschiebt. 
Diese  faserknorpelige  Platte  heisst  Discus  articularis  s.  Cartilago 
triangularis;  das  Band,  welches  dieselbe  äil  üüfl  PfOF  styloideus 
ulnae  befestigt,  ist  dasZw^a&gjHl^ipfc^Es  wird  also  die  HöhltT" 
der  Art.  rachoulnäriTTRstau^aurchd«!  Discus  articularis  gegen 
die  Carpalknochen  hin  völlig  abgeschlossen.  Doch  ist  natürlich 
zwischen  dieser  Knorpelplatte  und  dem  Os  triquetrum  die  Höhle 
des  eigentlichen  Handgelenkes  gelegen.  Da  die  Excursionen  beider 
Unterarmknochen  um  einander  während  der  Pro-  und  Supination 
ziemlich  beträchtliche  sind,  so  ist  Hie  Kansel  Her  Articulatio  radio- 
ttlnaris  distalis  sehj  .s(;hl{if(r  we.sh^  sie  auch 

sacciformis  besonders  bezeichnet  worden  ist.  Zwischen 
Radius  und  Ulna  erstreckt  sie  sich  in  Gestalt  einer  blindsackförmi¬ 
gen  Ausstülpung  noch  etwa  0,5  cm  weit  über  die  eigentliche  Arti- 
culationsfläche  nach  oben  hinaus. 

2.  Das  Gelenk  zwischendemUnterarm  und  der 


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176 


I.  Reihe  der  Carpalknochen,  das  Handgelenk 
im  engeren  Sinne,  Articulath  (Articulatio 

manus  s.  brachiocarpea,  Articulatio  carpi  von  Hyrtl),  wird  einer¬ 
seits  von  der  unteren  Gelenkfläche  des  Radius  und  dem  soeben  er¬ 
wähnten  Discus  articularis,  andererseits  von  den  oberen  (proxi¬ 
malen)  Fläche  der  drei  ersten  Handwurzelknochen  (also  des  Os 
naviculare,  lunatum  und  triquetrum)  gebildet.  Der  vierte  Hand- 
wurzelknochen,  das  Os  pisiforme,  ist  dagegen  durch  ein  völlig 
isoliertesGelenk  allein  mit  dem  Os  triquetrum  verbunden. 
Die  Ulna  beteiligt  sich  also,  wie  auch  schon  oben  erwähnt  wurde, 
nicht  direkt  an  der  Bildung  des  Handgelenkes,  sondern  ist  von  dem¬ 
selben  durch  den  Discus  articularis  (sowie  das  Lig.  subcruentum) 
getrennt.  Da  somit  die  Articulatio  manus  hauptsächlich  zwischen 


Fig.  8. 

Die  Gelenke  der  Hand  (Flächendurchschnitt). 


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177 


dem  Radius  und  den  Carpalknochen  liegt,  wird  sie  auch  als  Radio¬ 
carpalgelenk  bezeichnet.  Die  Gelenkhöhle  des  letzteren  ist 
von  den  Nachbargelenken  völlig  geschieden,  da  nach  oben  hin 
(proximalwärts)  der  Discus  articularis,  nach  unten  hin  (distalwärts) 
die  zwischen  den  Seitenflächen  der  drei  oben  aufgezählten  Hand¬ 
wurzelknochen  gelegenen  Ligg.  inlercarpea  vnterossea  einen  Ab¬ 
schluss  bewerkstelligen.  NurgSIfSwSäfiffllWRsTlIomBRn Commu- 
nicationen  mit  den  Nachbargelenken  vor.. 

Das  Radiocarpalgelenk  besitzt  annähernd  ellipsoidische 
Gelenkflächen  und  stellt  somit  eine  sogen.  iC^n  d  y  1  a  r  - 
t  h  r  0  s  e  vor.  Abgesehen  von  beschränkten  anderen  Bewegungen 
einem  solchen  Gelenke  Bewegungen  um  die  grosse 
und  kleine  Axe  des  Ellipsoides  ausgeführt  werden. 
Die  Bewegungen  der  Hand  um  die  grosse  Axe  werden  als 
Dorsalflexion  (identisch  mit  der  ^Ejc t e iis i Q.n“  einzelner 
Autoren)*),  d.  h.  Beugung  nach  der  Rückseite  der  Hand  und  als 
V  o  1  a  r  f  1  e  X  i  o  n ,  d.  h.  Beugung  nach  der  Hohlhandfläche,  be¬ 
zeichnet.  Die  Bewegungen  der  Hand  um  die  kleine  Axe  des  Ellip¬ 
soides  werden  in  ähnlicher  Weise  als  Radial-  und  Ulnar- 
f  1  e  X  i  o  n ,  d.  h.  Beugung  nach  der  Radial-  oder  Ulnarseite,  von 
einander  unterschieden. 

3.  Die  Gelenkverbindungzwischender  I.  und 
II.  Reihe  der  C  a  r  p  a  1  k  n  o  c  h  e  n  , 

(Carpalgelenk  von  Henle),  bildet  ^(z^^^pSSeron 
Form  ihrer  Gelenkflächen  funktionell  ein  Schannergelenk,  d.  h.  es 
ist  in  derselben  V  o  1  a  r  f  iTinTHHUffB^WT?  c  k  u  n  g  (Extension), 
also  ein  Knicken  und  Graderichten  des  Carpus,  möglich.  Dagegen 
kann  die  Dorsalflexion  (Hyperextension)  in  nennenswerter  Weise 
in  diesem  Gelenke  nicht  ausgeübt  werden.  Das  liegt  daran,  dass 
die  Kapsel  des  Carpalgelenkes  oben  dünn  und  schlaff,  unten^ jedoch 
^ürcfl  b'edeurende  BandtnässeiT^T^äs  tAtj.  "arpijöolare'^rof.^  von 
HENLE),  verstärkt  ist,  welche  eine  irgendwie  erhebliche  Beugung 
nach  dorsalwärts  verhindern.  Seitliche  Bewegungen 
(Radial-  und  Ulnarflexion)  können  jedcKh  in  beschränktem  Masse 
ausgeführt  werden.  Die  Gelenkhöhle  setzt  sich  mittels  kleiner  Aus¬ 
buchtungen  noch  eine  Strecke  weit  zwischen  die  neben  einander 
liegenden  Handwurzelknochen  der  I.  und  II.  Reihe  fort,  wird  aber 

*)  Unter  einer  Extension  oder  Streckung  versteht  man  streng 
genommen  nur  diejenige  Stellung  zweier  Glieder,  in  welcher  dieselben  eine 
gerade  Linie  bilden.  Die  Dorsalflexion  ist  somit  keine  Extension, 
sondern  könnte  höchstens  als  Hyperextension  bezeichnet  werden. 

Broestke,  Anstomie.  9.  Autl.  12 


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178 


dann  durch  die  zwischen  diesen  Knochen  befindlichen 


carpea  interossea  abgeschlossen,  so  dass  das  Carpalgelenk  eine  iso- 
“SBIs^eiinSliÖfirtHdet.  Ausnahmen  von  dieser  Regel  finden  sich 
indessen  mitunter,  indem  durch  spaltförmige,  zwischen  den  ein¬ 
zelnen  Carpalknochen  der  I.  und  II.  Reihe  befindliche  Lücken  eine 
Communication  des  Carpalgelenkes  mit  dem  Radiocarpal¬ 
gelenke  oder  den  Carpometacarpalgelenken  statthaben  kann.  Von 
den  drei  Ausbuchhmgen,  welche  das  Carpalgelenk  zwischen  den  4 
Handwurzeiknochen  der  II.  Reihe  hineinschickt,  soll  nach  HENLE 
die  mittelste  sogar  constant  mit  dem  Carpometacarpalge- 
lenk  communicieren. 

4.  Das  gemeinsame  Gelenk  zwischen  der  II. 

Reihe  der  Handwurzelknochen  und  den  Basen 
des  II.— V.  Metacarpalknochens 
carpea,  besteht  aus  einer  Anzahl  von  zusammennangenaer 
p  h  I  a  r|^  ^  n  n  d,  k  die  Oelenkf lachen  der  articulierenden 
Knochen  sind  eben  und  werden  an  der  Aussenfläche  der  Kapsel 
durch  kurze,  straffe  Bänder  ziisapimengehalten,  so  dass  diese 
Knochen  gegen  einander  nur  in  sehr  geringem  Masse  verschieblich 
und  beweglich  sind.  Die  gemeinsame  Gelenkhöhle  des  Carpometa- 
carpaigelenkes  ist  jedoch  sehr  häufig  durch  eine  Scheidewand  in 
der  Gegend  zwischen  dem  III.  und  IV.  Metacarpale  in  zwei  ge¬ 
trennte  Abteilungen  geschieden.  Diese  Scheidewand  hängt  nach 
hinten  meistens  mit  demjenigen  Lig.  interosseum  zusammen,  wel¬ 
ches  zwischen  Kopfbein  und  Hakenbein  gelegen  ist.  Das  C  a  r  p  o  - 
metacarpalgelenk  des  D g n s  (zwischen  Os  mult- 
angulum  majus  und  Metacarpale^lTTSudetaiSserdem  stets  eine  für 
sich  a  b  g  e  s  c  h  1  o  s  s  e  n  e  G  e  1  e  n  k  h  ö  h  1  e  und  imterscheidet 
sich  auch  darin  wesentlich  von  den  übrigen  Gelenkverbindimgen 
zwischen  den  Carpal-  und  Metacarpalknochen,  dass  es  keine  Am¬ 
phiarthrose,  sondern  ein  S.  14)  darstellt, 

also  am  leichtesten  Bewegungen  in  zwe^i^mander  senkrechten 
Richtungen  gestattet.  Diese  Bewegungen  sind:  1)  die  Ad- 
d  u  c  t  i  o  n  und  Abduction,  bei  welcher  das  Metacarpale  des 
Daumens  gegen  den  Zeigefinger  herangezogen  oder  von  demselben 
entfernt  wird;  2)  ziemlich  senkrecht  dazu  die  O  p  p  o  s  i  t  i  o  n,  bei 
welcher  das  1.  Metacarpale  volarwärts,  und  die  Contraoppo¬ 
sition,  bei  welcher  dasselbe  dorsalwärts  gezogen  wird. 

5.  Die  Gelenke  zwischen  den  Metacarpal¬ 
köpfchen  und  den  Grundphalangen  .  ^Artictdationes 
metacarvophalammm  (Fingercarpalgelen  k  evoÜ 


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179 


sind  sogen._G  inglymo-Arthrodien,  d.  h.  ihre  Gelenk¬ 
flächen  tschnitte,  in 

ihrem  volaren  Teile  Cylinderabschnit  t  e.  Damit  hängt  zu¬ 
sammen,  dass  an  diesen  Gelenken  die  Beweglichkeit  in  der  Exten¬ 
sionsstellung  nach  allen  Richtungen  ziemlich  frei  ist,  in  der  Flexions¬ 
stellung  jedoch  nur  zu  einer  weiteren  Beugung  führen  kann.  Dazu 
kommt  noch,  dass  in  der  Beugestellung  die  seitliche  Beweglichkeit 
durch  je  ein  mediales  und  laterales  Seitenband  (s.  folgendes  Ka¬ 
pitel)  eingeschränkt  wird.  Eine  Ausnahme  von  dem  eben  geschil¬ 
derten  Verhalten  zeigt  nur  das  Metacarpophalangealgelenk  des 
Daumens,  welches  lediglich  eine  Schamierbewegung  gestattet. 

6.  Die  Gelenke  zwischen  den  einzelnen  P h a- 
langen,  ^^rticid^ione^digitorumtnmms^^  interphalangeae 
(Finger  gel^n^vöirTfERCEfs^en  die  reinsten  Schar- 
jnjjj^jUdUÜy&JfiWUfinschlichen  Körpers  vor,  msotern  m  diesen 
Gelenken  eigentlich  nur  die  Beugung  und  Streckung  ausgeführt 
werden  kann.  Wenn  jedoch  die  Finger  gestreckt  sind,  ist  noch 
eine  sehr  geringe  passive  seitliche  Bewegung  möglich,  welche  offen¬ 
bar  darauf  zurackzuführen  ist,  dass  auch  hier,  wie  bei  den  vorigen 
Gelenken,  die  Seitenbänder  während  der  Extensionsstellung  ein 
wenig  schlaffer  als  während  der  Beugestellung  sind. 

F.  Die  Verstärkungsbänder  der  Hand. 

a)  An  der  Volarseite. 

1.  Das  Lig.  carpi  volare  commune  ist  an  der  Volarseite  des 
Handgelenkes  gelegen  und  streng  genommen  kein  eigentliches  Band, 
sondern  (ebenso  wie  das  Lig.  carpi  dorsale  commune)  nur  ein 
fibröser  Verstärkungsstreifen,  welcher  hier  i  n  d  i  e  Fasciaanti- 
b  r  a  c  h  i  i  ein  g  e  w  l^t_  ist.  Das  Lig.  carpi  volare  commune  ist 
viel  schwächer  als  das  Dorsalband  und  bedeckt  die  Sehne  des  M. 
palmaris  longus,  welche  unter  ihm  zur  Hohlhand  zieht. 

JiENLE  fasst  das  Lig.  carpi  commune  volare  und  dorsale  als  einen  ein¬ 
zigen  (ring-  oder  armbandfömiigen)  Bandstreifen  unter  der  Bezeichnung 
Lig.  cdrpi  commune  zusammen  und  imterscheidet  an  dem  letzteren  einen  u  1- 
n a r e n  und  radialen  Teil,  deren  Fasern  beide  von  einer  kleinen 
Knochenleiste  entspringen,  welche  an  der  Dorsalseite  des  unteren  Radius¬ 
endes  die  kleine,  für  den  M.  extensor  poUicis  longus  bestimmte  Rinne  lateral- 
wärts  begrenzt.  Der  ulnare  Teil  läuft  alsdann  um  die  Ulna,  der  radiale  um 
den  Radius  herum.  Auf  der  Volarseite  würden  beide  Teile  jm  Erbsenbein 
und  der  Sehne  des  M.  flexor  carpi  ulnaris  zusammenfliessen.  Die  Namen 
Lig.  carpi  commune  volare  und  dorsale  würden  somit  nach  Henle  nur  die 
Re^onen,  nicht  den  Faserverlauf  des  Bandes  bezeichnen. 

2.  Das  Lig.  carpi  transversum  (HENLE),  auch  Lig.  carpi  volare 

12* 


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180 


proprium  genannt,  verläuft  als  ein  starkes  derbes  Band  quer  von 
der  Eminentia  carpi  radialis  zu  der  Eminentia  carpi  ulnaris  hinüber. 

Zwischen  dem  Lig.  carpi  volare  commune  und  transversum  sind  ausser 
der  Sehne  des  M.  palmaris  longus  an  der  R  a  d  i  a  1  s  e  i  t  e  der  Ramus  vo- 
laris  superficialis  der  A.  und  V.  radialis,  an  der  Ulnarseite  lateral 
vom  Erbsenbeine  die  A.  und  V.  ulnaris,  sowie  der  N.  ulnaris  gelegen. 
Unter  dem  Lig.  carpi  transversum  gehen  die  Sehnen  des  M.  flexor  digitorum 
sublimis  und  profundus,  sowie  der  N.  medianus  hindurch. 

3.  Das  Lig,  msohamatum  und  das  Lia,  visometacarpeunt  sind 
eigentlich  als  zwei  Fortsetzungen  der  Sehne  des  M.  flexor  carpi 
ulnaris  aufzufassen,  von  denen  die  erste  re  vom  Erbsenbeine 
zum  Hamulus  ossis  hamati,  die  letztere  vom  Erbsenbeine  zur 
Basis  des  V.  Metacarpalknochens  verläuft.  Ein  dritter  derber  Band¬ 
streifen,  das  Lig.  hamometacarpeuyn,  zieht  vom  Hamulus  zur  Basis 
des  V.  Metacarpalknochens  hin. 

Die  beiden  erstgenannten  Bänder  sind  in  vielen  Handbüchern  nicht  be¬ 
sonders  bezeichnet,  weil  man  sie  eben  als  Endteüe  der  Sehne  des  M.  flexor 
carpi  ulnaris  betrachtet.  Nach  der  letzteren  Auffassung  erscheint  das  Erbsen¬ 
bein  als  eine  Art  von  Sesambein,  welches  an  der  Sehne  des  eben  genannten 
Muskels  eingeschaltet  ist. 

4.  Das  Lig.  carpi  volare  profundum  (HENLE)  erstreckt  sich  an 
der  Vola  manus  von  dem  unteren  Ende  des  Radius,  ferner  von 
dem  Discus  articularis  und  dem  Proc.  styloideus  ulnae  bis  zu  den 
Basen  der  Metacarpalknochen  als  eine  Bandmasse,  welche  sämt¬ 
liche  Handwurzelknochen  fest  mit  einander  verbindet. 

Henle  unterscheidet  an  diesem  Bande  einzelne  besondere  Faser¬ 
züge,  welche  sich  indessen  nur  künsüich  aus  der  gesamten  Bandmasse 
herausschneiden  lassen.  Fasern,  welche  von  dem  Ende  des  Radius  und  dQr 
Ulna  grösstenteils  bogenförmig  zur  Mittellinie  der  Hand  verlaufen,  bilden 
das  Lig.  radiocarpeum  volare  s.  arcuatum,  welches  mit  dem  Lig.  accessorium 
obliquum  +  rectum  von  Hyrtl  identisch  sein  würde.  Eine  andere  Portion, 
das  Lig.  carpi  radiatum,  strahlt  von  der  Tuberositas  des  Os  capitatum  ra- 
dientSrmig  nach  alT^h  weiten  aus.  Quer  auf  den  Basen  der  Metacarpalia  liegt 
das  Lig.  transversum  von  Henle  welches  mit  den  Ligg.  hasium  volaria 
der  neuen  Nomenclatur  übereinstimmt.  Indessen  erscheint  es  eigentlich  üoer- 
flüssig,  an  dem  Lig.  carpi  volare  profundum  diese  Unterabteüungen  zu  un¬ 
terscheiden,  da  das  letztere,  wie  bereits  erwähnt,  eine  continuierliche 
Bandmasse  zwischen  den  unteren  Enden  der  Unterarm-  und  den  Basen  der 
Metacarpalknochen  darstellt. 

b)  An  der  Radial  -  und  Ulnarseite. 

An  der  Radial-  und  Ulnarseite  des  Handgelenkes  hat  man  als 
Lig.  collaterale  carpi  radiale  und  ulnare  zwei  Seitenbänder 

1)  Man  hat  diese  beiden  Seitenbänder  des  Handgelenkes  auch  kurzweg 
Lig.  lateralia  oder  im  HENLE’schen  Sinne  als  Lig.  accessorium  mediale  und 
laterale  bezeichnet. 


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besonders  benannt,  welche  von  den  Processus  styloidei  des  Radius 
und  der  Ulna  zu  den  entsprechend  gelegenen  Handwurzelknochen 
der  1.  und  II.  Reihe  verlaufen. 

c)  An  der  Dorsalseite. 

1.  Das  Lig.  carpi  dorsale  commune  bildet  (ebenso  wie  das 
S.  179  beschriebene  volare  Band)  einen  queren  Streifen,  welcher  in 
die  Unterarmfascie  eingewebt  ist,  unter  welchen  die  Sehnen 
der  Extensoren  in  besonderen  Fächern  zur  Hand  ziehen.  Diese 
Fächer  sind  durch  fibröse  Septa  geschieden,  welche  an  den  unteren 
Enden  des  Radius  und  der  Ulna  angeheftet  sind. 

2.  Das  Lig.  carpi  dorsale  profundum  von  HENLE  (dessen  vom 
Radius  entspringender  Teil  mit  dem  Lig.  radiocarveum  dorsale  s. 
rhomboideum  anderer  Autoren  identisch  ist)  zieht  vom  unteren 
Ende  des  Radius  und  dem  Proc.  styloideus  ulnae  zur  I.  Reihe  der 
Handwurzelknochen  (insbesondere  zum  Os  triquetrum).  Einzelne 
schwache  Faserzüge  strahlen  noch  über  die  Rückseite  der  Artic. 
intercarpea  bis  zur  II.  Reihe  der  Handwurzelknochen  hinüber. 

3.  Die  Ligg.  carpi  dorsalia  brevia  verlaufen  an  der  II.  Reihe  der 
Carpal-  und  den  Basen  der  Metacarpalknochen  als  kurze,  unregel¬ 
mässige  Bandstreifen,  welche  ziun  Teil  in  sagittaler,  zum  Teil  in 
transversaler  Richtung  gelegen  sind.  Man  bezeichnet  diese  Band¬ 
streifen  als  Ligg.  intercarpea,  wenn  sie  zwischen  zwei  Carpalknochen, 
als  Liga,  intermetacarvea  wenn  sie  zwischen  den  Basen  zweier  Meta¬ 
carpalknochen,  und  ils  Ligg.  carpometacarpea,  wenn  sie  zwischen 
einem  Carpalknochei  und  der  Basis  eines  Metacarpalknochens  ver¬ 
laufen.  Die  Ligg.  inwnnetucarpea  dorsalia  werden  nach  der  neueren 
Nomenclahu*  als  Liga,  basium  dorsalia  bezeichnet.  Ausserdem  sind 
zwischen  den  Basen  je  zweier  Metacarpalknochen  mehr  in  der  Tiefe 
noch  die  Ligg.  basium  interossea  (Ligg.  intermetacarpea  interossea) 
gelten,  welche  die  Artic.  carpometacarpea  distalwärts  abschliessen. 
Durch  die  ebengenannten  Bänder  werden  die  Carpalknochen  der 
II.  Reihe  und  die  Basen  der  Metacarpalknochen  straff  und  nahezu 
unbeweglich  mit-  und  untereinander  verbunden. 

d)  An  den  Fingern. 

l.Die  Ligg.  cMateralia  s.  lateralia  (Ligg.  accessoria  von  HENLE 
sind  an  dSh  Selten  dCi*  MCtäCäfpophalangealgelenke  und  der  Ge¬ 
lenke  zwischen  den  einzelnen  Phalangen  gelegen.  An  den  Meta¬ 
carpalköpfchen  inserieren  sich  diese  Bänder  e  x  c  e  ntrisch 
zur  Krümmung  der  Gelenkfläche,  d.  h.  mehr  nach 


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der  Dorsalseite  der  Hand  hin  (s.  Fig.  9c).  Infolgedessen  sind  die¬ 
selben  in  der  Beugestellung  der  Finger  so  gespannt,  dass  die  Finger 
nicht  gegen  den  Metacarpus  bewegt  werden  können.  In  der  Streckung 
sind  die  Ligg.  collateralia  schlaff,  und  deswegen  können  die  ge¬ 
streckten  Finger  ziemlich  ausgiebig  nach  allen  Richtungen  gegen 
den  Metacarpus  gedreht  werden.  An  den  Gelenken  zwischen  den 
einzelnen  Phalangen  findet  sich  ebenfalls  eine  geringe  ex¬ 
centrische  Insertion  der  Seitenbänder,  doch  ist  dieselbe 
bei  Weitem  nicht  ausgeprägt  wie  an  den  Metacarpophalangealge- 
lenken.  Auch  hier  kann  man  jedoch  in  der  Streckung  der  Finger 
eine  leichte  passive  seitliche  Beweglichkeit  der  einzelnen  Phalangen 
zu  einander  konstatieren. 

2.  An  der  Volarfläche  der  Metacarpophalan- 
gealgelenke  und  der  Phalangealgelenke  findet  sich 
überall  eine  fibröse  Verdickung  der  Kapsel,  welche  man  auch  als 
Ltg.  accessorium  volare  oder  als  Trochlea  bezeichnet  hat,  und  auf 
welcher  die  öennen  der  Fmgerbeuger  gleiten.  Ausserdem  ist  riocfi 
das  Metacarpophalangealgelenk  des  Daumens  dadurch  ausgezeich¬ 
net,  dass  es  an  der  medialen  und 
lateralen  Seite  der  Trochlea  je 
1  cü*  kleines  Knöchelchen,  ein  sog. 

_ \r  _ Sesam  bein,  Os  sesamoideum, 

besitzt,  welche  beide  in  dieOe- 
V  /  lenkkapsel  fest  eingewebt  sind 

\  i  I  und  den  Muskeln  des  Daumen- 

1®'  ballens  zum  Ansatz  dienen. 

I  3.  Die  Trochleae  der  4  letzten 

Pjg  g  Metacarpophalangealgelenke 

Schema  für  die  Insertion  der  Ligg.  Sind  duTCh 
collateralia.  transversa 


b  ist  der  Mittelpunkt  der  im  Profil,  d.  h.  kräftig  entwickelt  sind 

_ J _ 1 _ X _ ^1.X^X _ - - —  O 


von  der  Seite  betrachteten  Krümmung  des 


und  die  Köpfchen  der  Metacar- 


Capitul.  oss.  metacarpi,  a  und  c  sind  die  * 

Insertionspunkte  der  Ligg.  collateralia.  Zusammenhalten.  Ult  Ligg. 

Ein  Blick  auf  Figur  9  zeigt,  dass  die  capitulorum  transversa  dorsalia 
Punkte  a  und  c  in  der  Streckung  einan-  sind  nur  schwach :  sie  verlaufen 
der  weit  näher  gelegen  sind,  als  in  der  dünne  Streifen  zwischen  den 
Beugung  (daher  in  der  Streckung  Er- 
schlaffung,  in  der  Beugung  Spannung  Extensorensehnen. 

der  Seitenbänder).  Volarseite 

de r F i n g e r p h a 1 a ngen 
sind  die  Sehnen  des  Flexor  digitorum  sublimis  und  profundus  in 
einer  Scheide,  dem  sogen.  Zig,  vaginale  (richtiger  Fa^wo  fibrosa), 


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eingeschlossen,  welche  an  den  Seiten  der  Fingerphalangen  befestigt 
ist.  Diese  fibröse  Scheide  besitzt  nun  einzelne  mehr  oder  weniger 
unregelmässige  Faserzüge,  welche  als  Verstärkungsstreifen  in  die¬ 
selbe  eingewebt  sind.  Die  queren,  konstant  vorkommenden  Ver¬ 
stärkungsstreifen  hat  man  als  Ligg.  annularia  bezeichnet,  obwohl 
sie,  streng  genommen,  nicht  ringförmig,  sondern  nur  halbring¬ 
förmig  sind.  Ausserdem  sind  in  der  Vagina  fibrosa  noch  schräge 
Faserzöge,  Ligg.  obliqua,  und  mitunter  kreuzförmige  Faserzüge, 
Ligg.  cruciaiä,  zu  unterscheiden,  welche  sämtlich  dazu  bestimmt 
sind,  die  von  der  Scheide  umschlossenen  Sehnen  sicherer  in  ihrer 
Bahn  zurückzuhalten.  In  der  Vagina  fibrosa  eines  jeden  Fingers 
ist  noch  je  eine  Schleimscheide  für  die  betreffenden  Beugesehnen 
eingeschlossen.  Näheres  über  diese  Scheiden  ist  bei  der  Fascie  der 
oberen  Extremität  nachzusehen.  X, 

XII.  Die  Muskeln  und  Fascien  der  oberen 

Extremität.') 

Zu  den  Muskeln  der  oberen  Extremität  werden  gerechnet: 
A)  die  Schultermuskein;B)  die  Oberarmmuskeln; 
C)  die  U  n  t  e  r  a  r  m  m  u  s  k  e  1  n;  D)  die  M  u  s  k  e  1  n  der  H  a  n  d. 

A.  Die  Schultermuskeln. 

1.  Ein  äusserer  Schultermuskel,  M.  ddtoideus, 
entspringt  vom  lateralen  Drittel  der  Clavicula,  vom  Acromion  und 
der  Spina  scapulae,  genau  gegenüber  der  Stelle,  wo  sich  der  M. 
trapezius  ansetzt.  Der  Deltoideus  inseriert  sich  an  der  Tuberositas 
deltoidea  des  Oberarmbeins. 

Die  Funktion  des  M.  deltoideus  besteht  bei  fixierter  Sca¬ 
pula  darin,  den  Oberarm  bis  zur  Horizontalen  zu  heben. 

Die  weitere  Hebung  des  Oberarmes  Ober  die  Horizontale 
hinaus  wird  durch  die  Drehung  des  unteren  Winkels  der  Scapula  nach  la- 
teralwärts  bewirkt  und  von  den  obersten  Fasern  des  M.  trapezius  und  den 
untersten  Fasern  des  M.  serratus  anterior  hervorgebracht.  Doch  muss  man 
nicht  glauben,  dass  bei  dieser  Hebung  zuerst  der  Deltoideus  allein  den  Ober¬ 
arm  bis  zur  Horizontalen  abduziert  und  erst  nachher  der  Trapezius  und 
Serratus  anterior  eingreifen.  Alle  drei  Muskeln  langen  schon  an,  sich  in 
Tätigkeit  zu  setzen,  wenn  man  beginnt,  den  Arm  aus  der  Ruhelage  zu  er¬ 
heben  —  wie  man  daraus  folgern  kann,  dass  der  untere  Winkel  der  Scapula 

Betreffs  der  Innervation  dieser  Muskeln  s.  bei  der  Nervenlehre  die 
allgemeine  Uebersidit  über  die  Zweige  des  Plexus  brachialis. 


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sich  schon  bei  sehr  geringer  Hebung  des  Armes  nach  lateralwärts  dreht. 
Es  sei  übrigens  noch  bemerkt,  dass  die  vorderen  Fasern  des  Deltoideus  den 
Humerus  nach  vom,  die  hinteren  Fasern  ihn  nach  hinten  zu  ziehen  im¬ 
stande  sind. 

2.  Ein  vorderer  Schultermuskel,  der  M.  subscapu- 
laris  entspringt  von  der  vorderen  Fläche  der  Scapula  aus  der  Fossa 
subscapularis  und  setzt  sich  am  Tuberculum  minus  des  Ober¬ 
armes  fest. 

Function:  Er  rotiert  den  Oberarm  nach  einwärts. 
Vermöge  seiner  Verwachsung  mit  der  Kapsel  des  Schultergelenkes 
ist  er  zugleich  imstande,  die  letztere  während  dieser  Bewegung  zu 
spannen  und  vor  Einklemmung  zu  schätzen. 

3.  Drei  hintere  Schultermuskeln,  der  M.  supra- 
spinatus  aus  der  Fossa  supraspinata,  der  Jf.  infraspinatus  und  M. 
teres  minor  aus  der  Fossa  infraspinata  entspringend,  setzen  sich  am 
Tuberculum  majus  des  Humerus  an  den  dort  befindlichen  drei 
Facetten  fest.  Der  M.  teres  minor  stellt  eigentlich  nur  die  unterste 
Portion  des  Infraspinatus  vor,  welche  mehr  vcun  lateralen  Rande 
der  Scapula  entspringt;  beide  Muskeln  müssen  mindestens  erst 
künstlich  von  einander  getrennt  werden. 

Funktion  :  Alle  drei  Muskeln  dienen  dazu,  den  Oberarm 
auswärts  zu  rotieren  und  dabei  zugleich  vermöge  ihrer 
Verwachsungen  mit  der  Schultergelenkkapsel  die  letztere  derartig 
zu  spannen,  dass  eine  Faltenbildung  und  Einklemmung  verhindert 
wird.  Der  M.  supraspinatus  ist  ausserdem  imstande,  in  geringem 
Grade  zur  Hebung  (Abduction)  des  Humerus  beizutragen. 

B.  Die  Oberamimuskeln. 

Die  Oberarmmuskeln  zerfallen  in  zwei  Gruppen,  näm¬ 
lich  in:  a)  die  v o r d e r e n  oder  Beugemuskeln  (Flexo- 
r e n);  und  b)  die  hinteren  oder  Streckmuskeln  (Ex¬ 
tensoren). 

a)  Die  Beugemuskeln  oder  Flexoren. 

Zu  dieser  Gruppe  gehören:  1)  der  M.  coracobrachialis:  2)  der 
Jlf.  biceps  brachii;  3)  der  M.  brachialis. 

1.  Der  äf.  coracobrachialis  (häufig  durchbohrt  vom  N.musculo- 
cutaneus  und  deswegen  auch  als  M.  perforatus  Casseri  bezeichnet), 
entspringt  vom  Proc!  coracoideus  und  ^setzt  sich  mit  der  Haupt¬ 
masse  seiner  Fasern  in  der  Mitte  der  medialen  Hiunerusfläche  an 
einer  dort  mitunter  befindlichen  Rauhigkeit  an.  Ein  Teil  seiner 
Fasern  inseriert  sich  jedoch  an  einem  zwischen  dem  Tuberculum 


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Lanssimus  hindurchtreten. 

duction  des  Humerus 

ntspringt  mit  einem  kurzen  Ko^it 

z.  coracoideus  und  mit  einem  langen  ‘ 


minus  und  der  eben  genannten  Rauhigkeit  ausgespannten  Sehnen- 
bogen,  unter  welchem  die  Vasa  circumflexa  humeri  antt.  und 
die  Insertionssehne  des  Latissimus  hindurchtreten. 

Funktion  :  Adduction 

2.  Der  M.  Uceps  entspringt 

Caput  breve,  vom  Proc.  coracoideus  und  mit  einem  1  a  n  g  ( 
Kopfe,  Caput  longum,  von  der  Tuberositas  supraglenoidalis  dei 
Scapula;  die  Sehne  des  langen  Bicepskopfes  ist  vollständig  in  die 
Kapsel  des  Schultergelenkes  einges^lossen,  durchzieht  also  die 
Höhle  des  letzteren.  Der  Biceps  setzt  sich  an  der  Tuberositas  radii 
fest;  ausserdem  strahlt  von  seiner  Sehne  ein  starkes  Fascikel,  der 
^Lgsertus-fihrottis,  nach  medianwärts  in  die  Fascie  aus,  welche  die 
Flexoren  des  Unterarmes  deckt.  Dieser  Lacertus  fibrosus  bildet 
eine  Art  von  Schutzdach  für  die  A.  und  V.  brachialis  und  den  N. 
medianus,  welche  hier  in  der  Eilbogenbeuge  dicht  unterhalb  der 
Fascie  (also  ziemlich  oberflächlich)  gelegen  sind. 

Funktion  :  Die  Wirkung  des  M.  biceps  ist  in  erster 
Linie  eine  supinierende,  da  derselbe  bei  seiner  Con- 
traction  zuerst  die  Tuberositas  radii  nach  vom  zieht,  welche  in  der 
Pronationsstellung  je  nach  dem  Grade  der  letzteren  mehr  oder 
weniger  nach  hinten  gedreht  ist.  Erst  wenn  der  Unterarm  supi- 
niert  ist,  tritt  die  volle  Beugewirkung  in  Kraft. 

Zu  beiden  Seifen  des  M.  biceps  ist  je  eine  Furche,  der  Sulcus 
bicipitalis  medialis  und  lateralis  gelegen.  In  dem  weit  stärker  markierten 
Sulcus  bicipitalis  medialis  verläuft  die  A.  brachialis  nüt  den  breitenden 
Venen  und  Nefvenj~~nnter  denen  der  N.  Ihedianus  und  N.  ciifaiieus~~'WiiKllus 
die  weiteste  Strecke  neben  diesen  Gefässen  entlang  zlehen.~'N®en  der  Tu-' 
berositas  radii  ist  zwischen  dem  Radius  und  der  Bicepssehne  ein  kleiner 
S  c  h  1  e  i  m  b  e  u  t  e  1 ,  die  Bursa  bicipitoradialis  gelegen. 


3.  Der  M.  brachialis  (brachialis  internus)  entspringt  von  der 
unteren  Hälfte  der  beiden  Vorderflächen  des  Humems  (also  etwa 
zwischen  der  Tuberositas  humeri  und  dem  Ellbogengelenk)  und 
setzt  sich  an  der  Tuberositas  ulnae  fest. 

Funktion:  Der  Muskel  ist  ein  kräftiger  Beuger, 
da  er  zur  Ulna  geht,  welche  hauptsächlich  die  Beugung  des  Unter¬ 
armes  gegen  den  Oberarm  vermittelt.  Ausserdem  ist  der  M.  brachi¬ 
alis  mit  der  vorderen  Kapselwand  des  Ellbogengelenkes  verwachsen 
und  zieht  dieselbe  durch  seine  Contraction  derart  nach  oben,  dass 
sie  selbst  bei  stärkster  Beugung  nicht  eingeklemmt  werden  kann. 


b)  Die  Streckmuskeln  oder  Extensoren. 

Zu  dieser  Muskelgruppe  wird  der  M.  tricks  brachii  mit  seinen 
drei  Köpfen,  nämlich:  1)  dem  langen  Kopfe,  Caput  longum 


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s.  Anconaeus  longus;  2)  dem  inneren  Kopfe,  Caput  mediale 
s. internum  s.  Anconaeusi internus;  3) dem  äusseren  (kurzen) 
Kopfe,  Caput  laterale  s.  extemum  s.  Anconaeus  extemus  (Anco¬ 
naeus  brevis  von  Henle)  gerechnet.  Zu  den  Extensoren  kann  man 
ferner  den  M.  anconaeus  (quartus)  zählen,  welcher  jedoch  von  vielen 
Autoren  zu  den  Unterarmmuskeln  gerechnet  wird,  obschon  seine 
Fasern  sich  continuierlich  an  diejenigen  des  Caput  mediale  an- 
schliessen. 

E>as  Caput  longum  tricipitis  entspringt  von  der  Tuberositas  infra- 
glenoidalis  der  Scapula  und  läuft  zwischen  dem' (vor  ihm  gelegenen) 
M.  teres  major  und  dem  (hinter  ihm  gelegenen)  M.  teres  minor  nach 
abwärts.  Das  Caput  mediale  nimmt  seinen  Ursprung  von  der  ganzen 
hinteren  (dreiseitigen)  Fläche  des  Humerus  unterhalb  des  Sul¬ 
cus  radialis.  Das  Captä  laterale  endlich  entspringt  vom  oberen 
Rande  des  Sulcus  radialis  und  bedeckt  den  grössten  Teil  des  Caput 
mediale.  Alle  drei  Köpfe  vereinigen  sich  zu  einer  gemein¬ 
samen  Sehne,  welche  sich  an  dem  Olecranon  ulnae  inseriert. 

An  die  untersten,  mehr  schräg  gelegenen  Bündel  des  Caput 
mediale  schliesst  sich,  wie  bereits  erwähnt,  ohne  scharfe  Grenze  der 
M.  anconaeus  (quartus)  an,  welcher  vom  Epicondylus  lateralis  ent¬ 
springt  und  zur  lateralen  Fläche  des  Olecranon  verläuft. 

Das  Caput  longum  ist  an  seinem  oberen  Ende  mit  der  gemein¬ 
samen  Sehne  des  Teres  major  und  Latissimus  durch  ein  starkes 
sehniges  Fascikel  verbunden.  HENLE  betrachtet  dieses 
Fascikel  als  eine  constante  Ursprungszacke  des  Caput  longum  von 
den  beiden  eben  genannten  Muskeln. 

Funktion:  Der  M.  triceps  streckt  den  Unterarm.  An 
letzterer  Wirkung  beteiligt  sich  auch  der  M.  anconaeus  quartus, 
welcher  jedoch  ausserdem  durch  seine  Verwachsung  mit  der  hin¬ 
teren  Kapselwand  des  Ellbogengelenkes  die  wichtige  Fähigkeit  er¬ 
langt,  die  Kapsel  zu  spannen  und  dadurch  bei  der  Extension  vor 
Einklemmung  zu  schützen.  Mitunter  gibt  auch  der  Triceps  einige 
Fasern  zur  Gel^kkapsel  ab. 

C.  Die  Muskeln  des  Unterarmes. 

Die  Muskelnd,esUnterarmes  teilt  man  am  besten  in 
zwei  grosse  Hauptgruppen  ein:  1)  die  Beugemuskeln  oder 
Flexoren,  und  2)  die  Streckmuskeln  oder  Exten- 
s  o  r  e  n.  Von  den  Extensoren  spaltet  Henle  einen  Teil  imter  der 
Bezeichnung  Radialgruppe  ab,  zu  welcher  er  den  M.  brachio- 
radialis  s.  Supinator  longus,  den  Jf.  extensor  carpi  radialis  longtts 


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und  den  M.  eztensor  carpi  radialis  bcevis  rechnet.  Diese  drei  Mus¬ 
keln  bilden  nämlich  an  der  Radialseite  des  oberen  Unterarmendes 
einen  ziemlich  starken  Wulst,  welcher  dort  besonders  deutlich  her¬ 
vorragt.  Der  nachfolgenden  Besprechung  ist  jedoch  des  leichteren 
Verständnisses  wegen  die  Einteilung  des  Unterarmmuskeln  in  Exten¬ 
soren  und  Flexoren  zu  Grunde  gelegt,  über  welche  sich  in  Bezug 
auf  Insertionen  und  Ursprünge  folgende  allgemeine  Sätze  aufstellen 
lassen: 

Sowohl  die  Flexoren  als  auch  die  Extensoren  des 
Unterarmes  werden  in  je  eine  oberflächliche  und  eine  tiefe 
Schicht  eingeteilt.  Die  oberflächlic  h  e_S  c h  i  c  h  t  de  r 
Extensoren  entspringt  im  Wesentlichen  vom  E  p  i  c  o  n  d  y- 
1  US  1  a  te  r  a.l i.s  ie  X  t  e  r  n  u  s)  des  Oberarmes,  die  oberfla^ilicHe 
Schicht  der  F  l_e  x  o  r  e  n  fast  gänzlich  vom  _  E  p  i.c  n  n.d-yXn.s 
m  e  d  i  a  1  i  s  (internus)  desselben.  Die  tiefe  Schicht 
“der  Flexoren  wie  de r  Extensoren  findet  an  den  Epi- 
condylen  des  Humerus  keinen  Platz  mehr  und  rückt  deshalb  mit 
ihren  Ursprüngen  auf  den  Radius,  die  Ulna  und  die  da¬ 
zwischen  gelegene  Membrana  interossea  hinunter.  Was 
die  Ansätze  der  Unterarmmuskeln  betrifft,  so  hat  man  zu  beachten, 
dass  die  Mm.  f  1  e x o r e s  und  extensores  carpi  radia- 
1  e s  und  ulnares  mit  ihren  Insertionen  der  Basis  des 
II.  und  des  V.  Metacarpalknochens  zustreben 
Im  Einzelnen  verhalten  sich  diese  Muskeln  folgendermassen: 

a)  Flexoren.  2 
Oberflächliche  Schicht  der  Flexoren, 

Zu  derselben  gehören:  1)  der  M.  pronator  teres;  2)  der  M. 
flexor  carpi  radialis  (auch  als  M.  radialis  internus  bezeichnet);  3)  der 
äf.  palmaris  longus;  4)  der  M.  flexor  digitorum  sublimis',  5)  der 
M.  flexor  carpi  tdnaris  (auch  als  M.  ulnaris  internus  bezeichnet). 

Alle  diese  Muskeln  entspringen,  wie  eben  erwähnt,  vom 
Epicondylus  medialis  und  sind  in  der  Nähe  desselben 
gewöhnlich  so  fest  mit  einander  verschmolzen,  dass  sie  nur  künst¬ 
lich  getrennt  werden  können.  Ausser  dem  Ursprünge  von  Epicon¬ 
dylus  medialis  (Caput  humerale)  bekommt  der  M.  jiexor  digitorum 
sublimis  noch  eine  Muskelzacke,  den  sogen.  Radialkopf,  vom 
oberen  Teile  des  Radius,  und  der  M.  flexor  carpi  ülnaris  entspringt 
ausser  vom  Epicondylus  noch  mit  einer  platten  Aponeurose 
von  dem  grössten  Teile  der  medialen  Fläche  der  Ulna.  Zwischen 
den  beiden  Köpfen  des  M.  flexor  digitorum  sublimis  tritt  der  N. 


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niedianus,  zwischen  denen  des  M.  flexor  carpi  ulnaris  der  N.  ul* 
naris  in  die  Tiefe. 

Was  die  Insertion  dieser  Muskeln  anbetrifft,  so  setzen 
sich  fest: 

1)  Der  M.  proncAor  teres  in  der  Mitte  der  lateralen  Fläche 
des^  a  d  i  u  s  y 

2)  der  M.  flexor  carpi  radialis  an  der  Basis  des  II.  Os 
m  e  t  a  c  a  r  p  a  1  e  (da  ja  der  II.  Metacarpalknochen  der  Radial¬ 
seite  entspricht).  Seine  Sehne  verläuft  in  einer  Rinne  des  Os  mul- 
tangulum  majus  neben  dem  Tuberculum  des  letzteren  Knochens; 

3)  der  M.  palmaris  longus  geht  mit  seiner  Sehne  zwischen  dem 
Lig.  carpi  volare  commune  und  Lig.  carpi  transversum  zur  Hohl¬ 
handfläche  und  strahlt  hier  in  eine  starke  sehnige  Ausbreitung  aus, 
welche  man  als  Aponettrosis  palmaris  bezeichnet  hat; 

4)  der  M.  jkxor  digitorum  sublimis  geht  mit  seiner  Sehne 
unter  dem  Lig.  carpi  transversum  hindurch  imd  setzt  sich  mit  4 
Zipfeln  an  der  Basen  der,  Mittelphalangen  sämtlicher  Finger 
mit  Ausnahme  des  Daumens  an  (also  des  II.  bis  V.  Fingers). 
Diese  4  Sehnenzipfel  werden  von  den  Sehnen  des  darunter  gelege¬ 
nen  M.  flexor  digitorum  profundus  durchbohrt,  weshalb  der  M. 
flexor  digitorum  sublimis  auch  als  M.  perforatus  bezeichnet  ist; 

5)  der  M.  flexor  carpi  ulnaris  setzt  sich  an  dem  Erbsen- 
b  e  i  n  fest,  welches  er  wie  eine  Art  von  Sesambein  vollständig 
zwischen  seine  Sehnenfasem  aufnimmt.  Als  Fortsetzung  der  letzte¬ 
ren  kann  man  (s.  S.  180)  das  Lig.  pisohamatum  und  pisometa- 
carpeum  betrachten,  von  denen  das  erstere  vom  Erbsenbein  zum 
Hamulus  des  Hakenbeines,  das  letztere  vom  Erbsenbein  zur  Basis 
des  V.  Os  metacarpale  hinzieht,  so  dass  also  auch  für  den  M. 
flexor  carpi  ulnaris  das  vorhin  erwähnte  Gesetz  gilt,  dass  seine 
Sehiie  (entsprechend  der  Ulnarseite)  nach  der  Basis  des  V.  Meta¬ 
carpalknochens  hinstrebt. 

Tiefe  Schicht  der  Flexoren.  1 

Hierzu  gehören:  1)  der  M.  flexor  pollicis  longus;  2)  der  M. 
flexor  digitorum  profundus;  3)  der  M.  pronator  quadratus. 

Diese  Muskeln  finden,  wie  oben  erwähnt,  an  dem  Epicondylus 
medialis  keinen  Platz  mehr  und  rückendeshalbmitihren 
Ursprüngen  auf  Radius,  Ulna  und  Lig.  inter- 
o  s  s  e  u  m  hinunter.  Im  einzelnen  verhalten  sie  sichfolgendermassen: 

1.  Der  Jlf.  flexor  poUicis  longus  entspringt  von  demjenigen 
Knochen  des  Unterarmes,  welcher  an  der  Damenseite  liegt,  näm- 


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189 


lieh  V  0  m .  R  a  d  i  u  s,  £^ht  unter  dem  Lig.  carpi  transversum  hin¬ 
durch  Und  setzt  sich  an  der  Basis  der  Endphalange  des  Daumens  an. 

2.  Der  M.  flexor  digitorum  profundus  (mehr  ulnar  gelegen) 
entspringt  vom  Lig.  interosseum  und  der  Ulna,  geht 
ebenfalls  unter  dem  Lig.  carpi  transversum  hindurch  und  setzt  sich 
mit  4  Sehnenzipfeln  an  den  Basen  der  E  n  d  p  h  a  1  a  n  g  e  n  der 
4  letzten  Finger  an.  Seine  Sehnen  durchbohren  die  Sehnen  des  M. 
flexor  digitorum  sublimis,  und  er  ist  deswegen  auch  als  M.  perforans 
bezeichnet  worden.  Die  Sehnen  des  M.  flexor  digitorum  sublimis 
und  profundus  sind  in  der  (S.  182)  erwähnten  Vagina  fibrosa  zu¬ 
sammen  eingeschlossen.^)  Während  sie  in  dem  durch  diese  Scheide 
gebildeten  Kanal  verlaufen^  sind  die^lben  mit  den  Phalangen  durch 
fibröse  Stränge,  Vincula  tendinum,  verbunden,'  welche  nicht  allein 
zur  Befestigung  der  Sehnen  dienen,  sondern  auch  den  letzteren  Er- 
nährungsgefässe  zuführen  sollen. 

3.  Der  M.  prmator  qttadraius  liegt  in  transversaler  Richtung 
am  unteren  (distalen)  Ende  des  Unterarmes.  Er 
entspringt  von  der  vorderen  Fläche  der  Ulna  und  geht  zur  vorde¬ 
ren  Fläche  des  Radius. 


b)  Extensoren. 

Oberflächliche  Schicht  der  Extensoren. 

Zu  derselben  gehören:  1)  der  M.  bracMoradialis  (M.  supinator 
longus);  2)  der  M.  extensor  carpi  raäialis  longus  und  brevis  M. 
radialis  extemus  longus  und  brevis),  welche  vielfach  einen  gemein¬ 
samen  Muskelbauch  bilden;  3)  der  M.  extensor  digitorum  communis 
und  extensor  digiti  minimi  proprius,  welche  ebenfalls  an  ihrem 
Ursprung  eng  Zusammenhängen;  4)  dtrM.  extensor  carpi  ulnaris 
(M.  ulnaris  externus);  5)  der  M.  anconoeus  (quartus)  den  man  je¬ 
doch  auch  zu  den  Oberarmmuskeln  rechnen  kann,  wo  er  bereits 
beschrieb«!  ist. 

Alle  die  eben  genannten  Muskeln  entspringen  vom 
Epicondyluslateralis,  wo  sie  zum  Teil  mit  einander  so 


*)  Wenn  man  im  Zweifel  darüber  ist,  welcher  von  beiden  Finger- 
beugem  der  perforierte  und  welcher  der  perforierende  ist,  so  möge  man 
sich  vergegenwärtigen,  dass  immer  die  Sehne  des  tiefer  liegenden  Muskels 
den  oberflächlichen  durchbohren  und  zur  Endphalange  gehen  muss.  Ein 
Perforationsverhältnis  könnte  überhaupt  nicht  zustande  kommen,  wenn  der 
M.  flexor  digit.  prof.  zur  II.  Phalange,  der  M.  flexor  digitorum  sublimis 
bis  zur  Endphalange  ginge. 


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190 


innig  verschmolzen  sind,  dass  sie  nur  künstlich  getrennt  werden 
können.  Doch  ist  dabei  zu  bemerken,  dass  der  M.  brachioradialis 
nicht  eigentlich  vom  Epicondylus,  sondern  von  der  darüber 
gelegenen  Kante  des  Humerus  seinen  Ursprung  nimmt,  und 
dass  der  M.  exlensor  carpi  tdnaris  ähnlich  wie  der  M.  flexor  carpi 
ulnaris,  eine  accessorische  Ursprungsehne  vom 
oberen  Teile  der  Ulna  bekommt.  Die  Muskeln  inserieren 
sich,  wie  folgt: 

1)  der  M.  brachioradialis  am  Proc.  styloideusradii; 

2)  der  M.  exlensor  carpi  radialis  longus  (entsprechend  der 
Radialseite)  an  der  Basis  des  II.  Os  metacarpale; 

3)  der  M.  exlensor  carpi  radialis  brevis  am  Proc.  styloideus 
der  B a s i s  des  III.  Os  metacarpale.  Die  Sehnen  der 
beiden  letztgenannten  Muskeln  werden  von  den  zum  Daumen 
ziehenden  Mm.  abductor  pollicis  longus  imd  extensor  pollicis  bre¬ 
vis,  sowie  von  der  Sehne  des  M.  extensor  pollicis  longus  über¬ 
lagert  und  spitzwinklig  gekreuzt. 

4)  die  Sehne  des  M.  extensor  digitorum  communis  besteht  aus 
4  Strängen,  von  denen  je  einer  für  einen  der  vier  letzten  Finger  be¬ 
stimmt  ist.  Die  Extensorensehne  eines  jeden  Fingers  bildet  einen  ziem¬ 
lich  komplizierten  Apparat,  da  mit  derselben  die  von  der  Hohl- 
h  a  n  d  an  den  Seiten  der  Finger  hinaufziehenden  Sehnen  der  Mm. 
lumbricales  und  interossei  verschmolzen  sind  (Näheres  s.  S.  195 
bis  198).  Betreffs  dieser  Sehne  sei  hier  nur  erwähnt,  dass  die 
eigentlichen  Sehnenfasern  des  M.  extensor  dig.  com¬ 
munis  sich  an  jedem  Finger  indreiZipfel  spalten,  von  denen 
der  mittlere  und  stärkste  sich  nur  bis  zur  Basis  der  Mittel- 
p  h  a  1  a  n  g  e  erstreckt,  während  die  beiden  seitlichen  Zipfel 
zur  Basis  des  Nagelgliedes  ziehen  und  mit  den  Sehnen 
der  Mm.  lumbricales  und  interossei  verschmolzen  sind  (s.  Fig.  11 
S.  198).  Die  vier  Sehnen  des  Extensor  digitoriun  communis  sind  auf 
dem  Handrücken  dimch  quere  fibröse  Streifen  mit  einander  ver¬ 
bunden.  Am  kürzesten,  stärksten  und  konstantesten  sind  die  fibrösen 
Zwischenbänder  zwischen  der  Ringfingersehne  und  den  Nachbar¬ 
sehnen,  weswegen  es  zum  Bedauern  der  Klavierspieler  nur  in  be¬ 
schränktem  Masse  gelingt,  bei  gebeugten  übrigen  Fingern  den  Ring¬ 
finger  einzeln  zu  strecken.  Die  grösste  Selbständigkeit  inbezug  auf 
die  Streckung  steht  dem  Zeigefinger  und  dem  kleinen  Finger  zu. 

5)  Der  M.  exlensor  digüi  minimi  proprius  tritt  mit  seiner  Sehne 
dimch  ein  besonderes  Fach  unter  dem  Lig.  carpi  comm.  dorsale 
und  vereinigt  sich  schliesslich  mit  der  zum  kleinen  Finger 


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191 


ziehenden  Sehne  des  vorigen  Muskels.  Er  kann 
fehlen,  in  welchem  Falle  dann  eine  doppelte  Sehne  vom  Extensor 
digit.  communis  zu  dem  kleinen*  Finger  zu  ziehen  pflegt. 

6)  Der  M.  extensor  carpi  ulnaris  inseriert  sich  (entsprechend 
der  Ulnarseite)  an  der  Basis  des  V.  Metacarpal¬ 
knochens. 


ft)  Tiefe  Schicht  der  Extensoren. 

Dazu  gehören:  1)  der  M.  abductor  poüicis  longus  und  dtr  M . 
extensor  pollicis  brevis;  2)  der  M.  extensor  poUicis  longus;  3)  der 
M.  extensor  indids  proprius  4)  der  M.  Supinator  s.  Supinator  brevis. 

Die  tiefe  Schicht  der  Extensoren  findet  an  dem  Epicondylus 
lat.  keinen  Platz  mehr  und  rückt  deswegen  mit  ihren  Ur¬ 
sprüngen  auf  Radius,  Membr.  interossea  und 
Ulna  hinunter.  Die  Sehnen  der  hierher  gehörigen  Muskeln,  mit 
Ausnahme  des  Supinator  brevis,  brechen  zwischen  dem  M.  exten¬ 
sor  digitorum  communis  und  den  Muskeln  der  von  Henle  so  be- 
zeichneten  Radialgruppe  hindurch  und  treten  alsdann  zum  Daumen 
und  Zeigefinger.  Im  Einzelnen  verhalten  sich  die  tiefen  Extensoren 
(von  der  Radial-  nach  der  Ulnarseite  gerechnet)  folgendermassen: 

1.  Der  M.  abductor  poUicis  longus  und  der  Af.  extensor  j^ids 
brevis  entspringen  mit  einem  gemeinsamen  Muskelbauch  vom  Ra¬ 
dius  und  der  angrenzenden  Membr.  interossea 
und  ziehen  hierauf  am  unteren  Radiusende  über  die  Sehnen  des  M. 
extensor  carpi  radialis  longus  und  brevis  hinweg  zum  Daumen.  Die 
Sehne  des  M.  abductor  pollicis  longus  geht  zur  Basis  des  I. 
Os  metacarpale,  diejenige  des  M.  extensor  pollicis  brevis 
zur  Basis  der  I.  Phalanx  des  Daumens;  die  letztere 
ist  an  ihrem  Ende  mit  der  Sehne  des  M.  extensor  pollicis  longus 
zu  einem  gemeinsamen  Strang  verschmolzen,  an  welchem  sich,  ge¬ 
wöhnlich  die  Sehnenfasern  beider  Muskeln  nicht  mehr  deutlich 
von  einander  abgrenzen  lassen. 

2.  Der  Af.  extensor  poUicis  longus  entspringt  von  der  Membr. 
interossea  und  setzt  sich,  wie  die  beiden  vorigen  Muskeln 
über  die  Sehnen  des  M.  extensor  carpi  radialis  longus  und  brevis 
hinwegziehend,  bis  zur  Basis  der  Endpha  lange  des 
Daumens  fort. 

3.  Der  M.  extensor  indicis  proprius  s.  Indicator  entspringt 
von  der  Membr.  interossea  und  der  Ulna,  geht  m i t 
derSehne  des  M.  extensor  digitorum  communis 
durch  ein  gemeinsames  Fach  unter  dem  Lig.  carpi  dorsale  commune 


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192 


zur  Hand  und  verschmilzt  mit  demjenigen  Strang  der  eben  er¬ 
wähnten  Sehne,  welcher  zum  Zeigefinger  geht. 

Der  M.  supinator  (brevis)  liegt  aufderDorsalseitean 
dem  oberen  (proximalen)  Ende  beider  Unterarmknochen  und  ist 
somit  nicht  allein  inbezug  auf  die  Funktion,  sondern  auch  auf  die 
Lage  ein  Antagonist  des  M.  pronator  quadratus.  Der  Supinator 
(brevis)  entspringt  von  der  lateralen  Fläche  des  oberen  Ulna¬ 
endes,  sowie  von  der  anschliessenden  hinteren  und  late¬ 
ralen  Kapselwand  des  Ellbogengelenkes.  Seine 
Fasern  steigen  schräg  nach  unten  und  umgreifen  zum  grössten  Teil 
hakenförmig  das  obere  Ende  des  Radius,  indem  sie  von  hinten  auf 
die  vordere  Fläche  des  letzteren  hinübertreten,  wo  sie  sich  ober¬ 
halb  und  unterhalb  der  Tuberositas  radii  inserieren. 

Allgemeine  Uebersicht  über  die  Funktionen 
der  Unterarmmuskeln. 

Was  zunächst  die  Mm.  flexores  und  extmsores  carpi  betrifft, 
so  müssen  der  Flexor  carpi  radialis  und  ulnaris  zusammen  die 
Hand  volarwärts  beugen  (ganz  gleich,  ob  dieselbe  zu  einer 
Faust  geballt  ist,  oder  ob  die  Fii^er  gestreckt  sind).  Umgekehrt 
werden  der  M.  extensor  carpi  radialis  longus  und  brevis  in  Ge¬ 
meinschaft  mit  dem  M.  ext.  carpi  ulnaris  die  Hand  d  o  r  s  a  1  w  ä  rts 
beugen.  Der  M.  extensor  carpi  ulnaris  und  flexor  carpi  ulnaris  zu¬ 
sammen  beugen  die  Hand  ulnarwärt s;  lungekehrt  müssen  die 
Extensores  carpi  radiales  und  der  Flexor  carpi  radialis  die  Hand 
radialwärts  flektieren.  Wirkt  nur  einer  von  diesen  Muskeln, 
z.  B.  der  M.  flexor  carpi  ulnaris,  so  wird  die  Hand  zugleich 
volar-undulnarwärts,  also  in  ^hräger  Richtung  gebeugt. 

Der  M.  palmaris  longus  spannt  die  Aponeurosis  palmaris  und 
schützt  dadurch  die  imter  der  letzteren  gelegenen  Gebilde  der 
Hohlhand  vor  Druck. 

Die  Funktion  der  Mm.  pronatores  und  supmaiores  ist  durch 
ihren  Namen  ausgedrückt;  dpdi'  ist  dabei  zu.-bemerken,  dass  der 
M.  sppinator  longus  seineti  Namen  eigentHdh  nicht  verdient,  inso- 
fejri  er  den  Unterpirf  "niemals  supii^en,  sondern  nur  gegen  den 
Oberarm  beugeii  kann.  Aus  diesem  Grunde  hat  Henle  für  diesen 
Muskel  auch  die  jetzt  allgemein  übliche  Bezeichnung  M.  brachio- 
radialis  vorgeschlagen.  Dagegen  ist  der  M.  supinator  (brevis)  ein 
äusserst  kräftiger  Supinator,  weil  er  von  hinten  her  um  das  obere 
Ende  des  Radius  weit  nach  vom  herumgreift. 

Die  Funktion  der  übrigen  Muskeln  ist  ziemlich  selbstverständ- 


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lieh:  sie  beugen  oder  strecken  oder  abducieren  diejenigen  Knochen, 
an  welchen  sie  sich  ansetzen. 

D.  Die  Muskeln  der  Hand. 

Die  Muskeln  der  Hand  teilt  man  in  drei  Gruppen  ein:  a)  in 
die  Muskeln  des  Daumenballens  oder  Thenar;  b)  die  Mus¬ 
keln  des  Kleinfingerballen,  Hypothenar  s.  Anthithenar; 
c)  die  mittleren  Handmuskeln. 

a)  Die  Muskeln  des  Daumenballens. 

Hierzu  gehören:  1)  der  M.  abductor  pollicis  brems-,  2)  der 
M.  flexer  pollicis  brevis;  3)  der  M.  opponens  pollicis;  4)  der  M. 
adductor  pollicis. 

Alle  diese  Muskeln  (mit  Ausnahme  des  Adductor  pollicis  ent¬ 
springen  von  derEminentiacarpi  radialis  und  dem 
angrenzenden  Lig.  carpi  transversum  und  s  e  t  z  e  n  sich 
(mit  Ausnahme  des  Opponens)  entweder  an  dem  medialen 
oder  lateralenSesambeinean,  welche  an  der  Volarfläche 
in  die  Kapsel  des  1.  Metacarpophalangealgelenkes  eingelagert  sind. 
Durch  Vermittlung  der  Kapsel  können  sie  einen  Zug  auf  die  I.  Pha¬ 
lanx  ausäben.  Im  Einzelnen  verhalten  sich  dieselben  folgender- 
massen: 

1.  Der  M.  abductor  pollicis  brevis  entspringt  von  dem  Tuber¬ 
culum  ossis  navicularis  und  dem  angrenzenden  Lig.  carpi  trans¬ 
versum  und  inseriert  sich  am  lateralen  Sesambeine  des  Daumens. 

Seine  Funktion  ist  durch  seinen  Namen  bezeichnet. 

2.  Der  M.  opponens  pollicis  entspringt  von  dem  Tuberculum 
ossis  multanguli  majoris  und  dem  Lig.  carpi  transversum  und  setzt 
sich  am  ganzen  Os  metacarpale  des  Daumens  an. 

Funktion:  Er  ist  imstande,  das  Os  metacarpale  des  Dau¬ 
mens  gegen  die  Vola  manus  zu  ziehen  —  eine  Bewegung,  welche 
beim  Greifen  ausgeführt  und  als  Opposition  bezeichnet  wird. 

3.  Der  M.  flexor  pollicis  brevis  entspringt  mit  zwei  Köp¬ 
fen,  von  denen  der  oberflächliche  von  dem  gegen  das 
Tuberculum  ossis  navicularis  umbiegenden  Teile  des  Lig.  carpi 
transversum,  der  tiefe  von  dem  Lig.  carpi  volare  prof.  bezw. 
Lig.  carpi  radiatum  in  der  Gegend  des  II. — IV.  Carpalknochens  der 
II.  Reihe  herkommt.  Von  den  beiden  Köpfen  —  zwischen  denen 
die  Sehne  des  M.  flexor  pollicis  longus  hindurchtritt  —  inseriert 
sich  der  oberflächliche  am  lateralen,  der  tiefe  am  medialen  Sesam¬ 
beine  des  Daumens.  Eine  dritte,  mittlerePortipn  entspringt 

Broesiko,  Anatomie.  9.  Aufl.  13 


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194 


mit  dem  tiefen  und  inseriert  sich  mit  dem  oberflächlichen  Kopfe  des 
Muskels. 

Funktion:  Er  beugt  durch  Vermittlung  der  Kapsel  des 
Metacarpophalangealgelenkes  die  I.  Phalanx  des  Daumens. 

Flemmino  rechnet  den  ganzen  tiefen  Kopf  zum  Adductor  poUids, 
weil  derselbe  ebenso  wie  der  Addudor  vom  N.  ulnaris  innerviert  wird, 
während  der  Flexor  pollids  brevis  im  Uebrigen  Zweige  vom  N.  medianus 
erhält.  Henle  beschreibt  den  oberflächlichen  Kopf  des  Flexor 
pollids  brevis  als  eine  tiefe  Portion  des  Abdudor  pollids  brevis. 

4.  Der  M.  adductor  pdlicis  entspringt  hauptsächUch  vom  Os 
metacarpale  des  III.  Fingers,  kann  sich  jedoch  von  hier  aus  mit 
seinem  Ursprünge  auch  auf  die  Handwurzelknochen  erstrecken. 
Nicht  selten  kommen  noch  Muskelbündel  von  den  beiden  benach¬ 
barten  Metacarpalknochen  (also  vom  II.  und  IV.)  her'.  Seine  In¬ 
sertion  ist  am  medialen  Sesambeine  des  Daumens. 

Seine  Funktion  ist  durch  seinen  Namen  ausgedrückt. 

b)  Die  Muskeln  des  Kleinfingerballens. 

Dazu  gehören:  1)  der  M.  patmaris  brevis;  2)  der  M.  abductor 
digiti  nünimi;  3)  der  M.  flexor  brevis  digiü  mitünii;  4)  der  M.  op- 
ponens  digiti  minimi. 

Abgesehen  vc«i  Pahnaris  brevis,  entspringen  diese  Mus¬ 
keln  im  wesentlichen  von  der  Eminentia  carpi  ulnaris 
und  dem  angrenzenden  Lig.  carpi  transversum  und  i n - 
s e r i e r e n  sich  (mit  Ausnahme  des  Opponens)  an  der  medi¬ 
alen  Kapselwand  des  Metacar pophalangeal- 
gelenkesdeskleinen  Fingers.  Im  Einzelnen  verhalten 
sich  dieselben  folgendermassen: 

1.  Der  M.  paltnaris  brevis,  ein  platter  querer  Muskel,  wird  ge¬ 
wöhnlich  zu  den  Muskeln  des  Kleinfingerballens  gerechnet,  obschon 
derselbe  auch  als  eine  in  der  Hohlhand  gelegene  Portion  des  M. 
palmaris  longus  aufgefasst  werden  kann.  Der  Muskel  entspringt 
nämlich  von  der  Sehne  des  Palmaris  longus  dort,  wo  dieselbe  in 
die  Aponeurose  auszustrahlen  beginnt,  liegt  ganz  oberflächlich  quer 
über  sämtlichen  anderen  Muskeln  des  Kleinfingerballens  und 
setzt  sich  an  der  Haut  des  letzteren  fest. 

Funktion  :  Der  Palmaris  brevis  ist  imstande,  die  Apo- 
neurosis  palmaris  zu  spannen  und  die  Haut  des  Kleinfingerballens 
nach  der  Mittellinie  der  Hand  zu  ziehen.  Wenn  man  eine  Faust 
macht,  bemerkt  man  am  Kleinfingerballen  eine  Anzahl  kleiner 
Grübchen,  welche  durch  die  Contraction  des  ebengenannten  Mus¬ 
kels  hervorgebracht  werden. 


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195 


2)  Der  M.  dbductor  digiti  minimi  entspringt  vom  Os  pisi- 
forme  und  dem  angrenzenden  Lig.  carpi  transversum  und  geht 
zur  medialen  Seite  der  oben  erwähnten  Gelenkkapsel. 

Die  Funktion  liegt  im  Namen. 

3.  Der  M.  ojoponens  digiti  minimi  entspringt  vom  Hamulus 
ossis  hamati  und  dem  angrenzenden  Lig.  carpi  transversum  und 
setzt  sich  am  Os  metacarpale  des  kleinen  Fingers  an. 

Funktion:  Er  zieht  das  Os  metacarpale  des  kleinen  Fingers 
demjenigen  des  Daumens  entgegen  und  nach  der  Vota  manus  hin 
(Oppositionsbewegung  des  kleinen  Fingers). 

4.  Der  M.  ßexor  brevis  digiti  minimi  entspringt  meistens  nur 
vom  Lig.  carpi  transversum  oder  auch  vom  Hamulus  des  Haken¬ 
beines  und  verschmilzt  mit  der  Insertionssehne  des  Abductor  digiti 
minimi.  Der  Muskel  ist  in  seinem  Verhalten  sehr  unbeständig  imd 
kann  auch  vollständig  fehlen.  Von  dem  Abductor  digiti  minimi  ist 
er  an  seinem  Ursprung  durch  eine  Lücke  getrennt, 
durch  welche  der  tiefe  Ast  des  N.,  der  A.  und  V.  ulnaris  in  die 
Hohlhand  treten. 

Die  Funktion  besteht  in  einer  Beugung  der  I.  Phalanx. 


c)  Die  mittleren  Handmuskeln. 

Zu  den  mittleren  Handmuskeln  gehören:  die  Mm. 
lutnbricales;  2)  die  Mm.  interossei  dorsales  und  volares  (extemi  und 
intemi  von  Hyrtl  und  anderen  Autoren). 

1.  Die  4  Mm.  lumbricales  (Regenwurm-  oder  Spulwurmmus¬ 
keln  entspringen  als  dünne,  schlanke  Muskelbäuche  am  R  a  d  i  a  1  - 
ran  de  der  4  Sehnen  des  M.  flexor  digitorum  pföfundus^)  und 
gehen  zum  Radialrande  sämtlicher  Finger  (mit  Ausnahme 
des  Daumens)  hin,  wo  sie  sich  an  der  I.  Phalanx  mit  der  Sehne  | 
des  M.  extensor  digitorum  communis  vereinigen.  Verfolgt  man  die  i 
Sehnenfasem  der  Lumbricales  innerhalb  der  Extensorsehne  weiter, 
so  findet  man,  dass  dieselben  bis  zur  Endphalange  hingehen,  wo 
sie  sich  inserieren  (vgl.  auch  S.  190  und  198). 

Die  Funktion  der  Mm.  lumbricales  muss  also  darin  be¬ 
stehen,  die  I.  Phalanx  zu  beugen  und  nach  erfolgter  Beu¬ 
gung  derselben  die  letzten  beiden  Phalangen  zu  strecken. 
Diese  Bewegung  wird  am  reinsten  ausgeführt,  wenn  man  jemand 
einen  Nasenstüber  gibt.  Die  Mm.  lumbricales  sind  früher  auch  als 
Mm.  fidicini  (Geigermuskeln)  bezeichnet,  weil  in  der  Tat  die  Vio- 


‘)  E)er  III.  und  VI.  Lumbricalis  entspringen  auch  vom  ^  Ulnarrande 
der  II.  und  III.  Flexorsehne. 


13* 


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196 


linisten  beim  Greifen  der  Seiten  dieselben  in  Tätigkeit  setzen,  in¬ 
dem  sie  bei  gebeugter  I.  Phalanx  die  anderen  beiden  Phalangen 
mehr  oder  weniger  strecken. 

2.  Die  Mm.  interossd  teilt  man  ebensowohl  an  der  Hand  wie 
am  Fusse  in  Mm.  interossei  dorsales  (extemi)  und  volares  resp. 
plantares  (intemi)  ein.  Man  kann  an  der  Hand  i(wie  am  Fusse)  4 


Fig.  10. 

Schema  fflr  die  Anordnung  der  Mm.  interossei  an  der  Hand. 

Die  roten  Linien  bezeichnen  die  Mm.  interossei  dorsales,,  die  schwarzen 
Linien  die  Mm.  interossei  volares.  Die  Gruppierungsaxe  geht  durch  den 

Mittelfinger. 

Interossei  dorsales  und  ^  Interossei  volares  (plantares)  unterschei¬ 
den  ;[jnur  muss  man  hinzufügen,  dass  der  I.  M.  interosseus  volaris 
(plantaris)  stets  mit  dem  Adductor  pollicis  (hallu- 
cis)  verschmolzen  isQ  An  der  Hand  lässt  sich  der  so¬ 
eben  genannte  Muskel  noch  herauspräparieren,  am  Fusse  dagegen 
ist  dies  nicht  mehr  möglich,  weil  die  Verschmelzung  eine  zu  innige 
ist.  Aus  diesem  Grunde  werden  gewöhnlich  für  den  Fuss  in  den 

Wenn  übrigens  in  einzelnen  älteren  Handbüchern  (Hyrtl,  Holstein) 
für  den  Fuss  3  Interossei  dorsales  {externi)  und  4  Interossei  plantares 
{intemi)  angenommen  werden,  so  ist  dies  dadurch  zu  erklären,  dass  der 
Interosseus  dorsalis  I  mitunter  nur  e  i  n  k  ö  p  f  i  g  ist  und  demzufolge  von 
diesen  Autoren  als  Interosseus  plantaris  1  betrachtet  wird.  Die  letz¬ 
teren  Autoren  müssen  sich  natürlich  die  Gruppierungsaxe  durch  die  grosse 
Zehe  gelegt  denken. 


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197 


meisten  Handbüchern  nur  3  Interossei  plantares*)  angegeben 
^während  für  die  Hand  einzelne  Autoren  ^andere  dagegen  3  In- 
terossei  volares  annehmen. 

Sämtliche  Mm.  interossei  gruppieren  sich  mit  ihren  Ansätzen 
um  eine  A  x  e ,  welche  an  der  Hand  ebenso  wie  beim  Fusse  stets 
durch  das  längste  Glied  geht.  Das  längste  Glied  der 
Hand  ist  der  Mittelfinger,  das  längste  Glied  des  Fusses  die  II. 
Zehe.  Die  Inte^ssc’i_4är$ales  sind  zweiköpfig  und  entsprin¬ 
gen  von  den  einander  zugewandten  Seitenflächen  der  Basen  je 
zweier  benachbarter  Metacarpalknochen  (Metatarsalknochen  am 
Fusse).  Ihre  Insertionen  wenden  sich  der  vorhin  er¬ 
wähnten  Axe  zu.  Die  Interossei  volares  (j)lantarcs)  wenden 
sich  dagegen  mit  ihre  r  t  i  o  o-e  n-v-o-n  d  re  r- , 

A X e  a b  und  entspringen  mittels  eines  einfachen  Kopfes  an 
derselben  Seite  der  Basis  des  Metacarpalknochens  (Metatarsal¬ 
knochens),  an  welcher  sie  sich  inserieren.  Die  Sehnen  sämt¬ 
licher  Interossei  verschmelzen  endlich  mit  der  Extensorensehne, 
indem  sie  einen  ähnlichen  Verlauf  wie  die  Sehnen  der  Mm.  lum- 
bricales  nehmen,  d.  h.  sie  gehen  zunächst  zur  I.  Phalanx,  legen 
sich  an  die  Sehne  des  M.  extensor  digitorum  communis  an,  setzen 
sich  aber  dann  schliesslich  bis  zur  Endphalange  der  Finger  (oder 
Zehen)  fort  (s.  Fig.  11). 

Was  die  Funktionen  der  Interossei  betrifft,  so  hat  man 
stets  daran  zu  denken,  dass  der  Interosseus  volaris 
(plantaris)  primus  mit  dem  M.  adductor  polli- 
cis  (hallucis)  verschmolzen  ist.  Die  Mm.  interossei 
volares  {plantares)  sind  also  Adductoren  der  Finger  (oder 
Zehen),  d.  h.  sie  nähern  dieselben  der  vorhin  erwähnten  Axe.  Die 
Mm.  interossei  dorsales  sind  im  Gegensatz  dazu  Abductoren, 
d.  h.  sie  spreizen  die  3  mittleren  Finger  (oder  Zehen),  während  be¬ 
kanntlich  der  Daumen  und  der  kleine  Finger  (grosse  und  kleine 
Zehe)  schon  ihre  eigenen  Abductoren  besitzen.  Wirken  die  Inter¬ 
ossei  dorsales  und  volares  zusammen,  so  beugen  sie  die  Grund¬ 
phalangen  und  strecken  zugleich  die  Mittel-  und  Endphalangen,  da 
ihre  Sehnen  sich  ja  schliesslich  an  den  letzteren  inserieren  (HENLE). 


Die  Extensorsehne,  von  welcher  schon  mehrfach  die 
Rede  gewesen,  ist  ein  ziemlich  kompliziertes  Gebilde,  da  sie  sich 
nicht  allein  aus  den  Sehnenfasem  des  M.  extensor  digi¬ 
torum  communis,  sondern  auch  aus  denjenigen  der  Mm. 


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198 


interossei  und  lumbricales  zusammensetzt.  Die  eigent¬ 
liche  Sehne  des  M.  ext.  digitorum  communis  ist  vom  Periost  durch 
lockeres  Bindegewebe  geschieden,  dagegen  mit  der  hier  nur  sehr 
dünnen  Kapsel  der  Metacarpophalang^l-  imd  sämtlicher  übrigen 
Fingergelenke  fest  verwachsen.  Weiterhin  setzt  sich  diese  Sehne  an 
jedem  Finger  mittels  eines  mittleren  Zipfels  bis  zur  Basis 
der  II.  Phalange  fort,  während  zwei  seitliche  Zipfel  ziu: 
Basis  der  III.  Phalange  hinziehen.  An  diese  beiden  seitlichen 
Zipfel  der  Sehne  des  M.  extensor  digitorum  communis  legen  sich 
nun  die  Sehnen  der  Mm.  interossei  und  lumbricales  an  und  gehen, 


M.  Phalange - 


KHialange 


I.PJialanqe 


Seit  l.  Zipfel 
MittL  Zipfel 


SehnAusSreit 

oeeei  und 
lumbricales 

Fibrae 

arcuatae 

Sehne 

d.M.ext. 

dig.comm. 


Fig.  11. 

Die  Extensorsehne. 


mit  denselben  eng  verschmolzen,  bis  zur  Basis  der  Endphalange 
hin.i)  Am  Rücken  der  1.  Phalanx  eines  jeden  Fingers  sieht  man 
noch  bogenförmige  Verbindungsfasem,  die  Fibrae  arcttaiae  {Ligg. 
dorsalia  von  DURSY),  zwischen  den  Sehnen  der  Lumbricales  und 
Interossei  in  transversaler  Richtung  verlaufen.  Diese  Fasern  sind 
eigentlich  ringförmig,  da  sie  nach  volarwärts  in  die  Kapselwand 
der  Metacarpophalangealgelenke  übergehen. 

‘)  Nach  Henle  geht  noch  ein  Teil  der  von  den  Interossei  und  Lumbri- 
cales  stammenden  Sehnenfasern  unter  den  beiden  seitlichen  Zipfeln  zum 
mittleren  Zipfel  hin,  wodurch  es  erklärlich  würde,  dass  die  Interossei  und 
Lumbricales  auch  die  Mittelphalange  direkt  zu  strecken  imstande  sind. 


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199 


E.  Die  Fascien  der  oberen  Extremität. 

Die  Fascie  der  oberen  Extremität  ist,  wie  die  meisten  übrigen 
Fasden,  überall  dort  mit  dem  Periost  der  Knochen  verwachsen,  wo 
sie  dem  letzteren  unmittelbar  anliegt.  Ihr  Beginn  ist  ober  an  der 
Spina  Scapulae,  dem  Acromion  und  der  Clavicula;  nach  hinten  setzt 
sie  sich  continuierlich  in  die  oberflächliche  Rückenfascie,  nach  vom 
in  die  Fasda  pedoralis  superfidalis  fort.  Besondere,  mit  den  Rän¬ 
dern  der  Scapula  verwachsene  Fasdenblätter,  die  Fasda  supraspinata, 
infraspinata  und  subscapidaris  überziehen  ausserdem  die  Oberfläche 
der  gleichnamigen  Muskeln,  wobd  natürlich  von  den  ersteren 
beiden  die  hintere,  von  der  letzteren  die  vordere  Fläche  der  ent¬ 
sprechenden  Muskeln  beklddet  ist. 

Am  Oberarm  ist  die  Fasde,  Fasda  brachü,  von  den  unter 
ihr  gel^enen  Muskeln  Idcht  abzuziehen,  während  sie  dagegen  an 
den  Condylen  des  Humerus  mit  dem  Periost  untrennbar  ver¬ 
schmolzen  ist.  Zwischen  M.  triceps  und  brachialis  internus  schiebt 
sie  sich  als  eine  Art  von  fester  Scheidewand  hinein,  welche  an  der 
Kante  über  dem  Epicondylus  med.  angeheftet  und  als  Septum  s. 
Lig.  — bezeichnet  ist.  Ebenso  setzt  sie  sich 

an  der  Kante  oberhalb  des  Epicondylus  lat.  zwischen  dem  Triceps 
einerseits,  dem  Brachioradialis  und  Brachialis  internus  andererseits 
in  üestalt  des  Septum  s.  Lig.  intermusetdare  laterale  fest. 

Am  Unterarm  ist  die  Fascie,  Fasda  antibrackü,  unterhalb 
der  beiden  Epicondylen  mit  den  oberflächlichen  Beuge-  und  Streck¬ 
muskeln  so  fest  verwachsen,  dass  sie  hier  nicht  mehr  von  den 
letzteren  abgezogen  werden  kann  und  daher  mit  ihnen  bei  der  Prä¬ 
paration  am  besten  im  Zusammenhang  gelassen  wird.  Weiter  ab¬ 
wärts  am  Unterarm  lässt  sie  sich  jedoch  leicht  von  der  Muskulatur 
treimen.  In  der  Ellbogenbeuge  strahlt  über  die  Flexoren  des  Unter¬ 
arms  von  der  Bicepssehne  der  schon  früher  erwähnte  Lacertus  fibrosus 
in  die  Fascie  aus.  Wo  der  Radius  und  die  Ulna  frei  unter  der  Haut 
liegen,  ist  die  Fascie  mit  dem  Periost  derselben  fest  verschmolzen. 
In  der  Nähe  des  Handgelenkes  zeigt  endlich  die  Fascie  der  oberen 
Extremität  zwei  quere  Verstärkungsstreifen,  das  lAg.  carpi  volare 
(Lig.  carpi  commune  volare)  und  das  Lig.  car^'dorsale  (Lig.  carpi 
commune  dorsale),  welche  schon  bei  den  Bändern  S.  179  und  181 
beschrieben  sind.  Das  volare  von  diesen  beiden  Bändern  ist  das 
schwächere  und  wird  meistens  nur  durch  einzelne  stärkere  Fasern 
gebildet,  während  sich  das  dorsale  Band  stets  sehr  leicht  erkennen 
und  herauspräparieren  lässt.  Zwischen  dem  Lig.  carpi  commune 
volare  und  dem  Lig.  carpi  transversum  geht  die  Sehne  des  M.  pal- 


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200 


maris  longus,  ferner  (dicht  neben  der’  Daumenseite  des  Erbsen¬ 
beins)  die  A.  und  V.  ulnaris,  sowie  der  N.  ulnaris  hindurch. 

An  der  VolarflächederHand  verstärkt  sich  die  ober¬ 
flächliche  Fascie  zu  einer  starken  sehnigen  Ausbrei¬ 
tung,  welche  zugleich  eine  Fortsetzung  der  Sehne  des  M.  pal- 
maris  longus  bildet  und  sich  mit  einer  Anzahl  von  Zipfeln  an  den 
Köpfen  des  II.  bis  V.  Metacarpalknochens  ansetzt.  Sie  hat  die  Auf¬ 
gabe,  die  in  der  Hohlhand  befindlichen  Gebilde  vor  Druck  zu 
schützen.  Diese  sehnige  Ausbreitung,  Apmcurosis  paltmris  s.  vola- 
ris,  ist  mit  der  Haut  der  Hohlhand  durch  eine  Menge  von  fibrösen 
Strängen  so  fest  verbunden,  dass  sich  die  Haut  an  dieser  Stelle 
nicht  in  Falten  abheben  lässt.  Zwischen  den  fibrösen  Strängen 
liegen  Fettträubchen  so  fest  eingepresst,  dass  dieselben  beim  Hinein¬ 
schneiden  meist  stark  hervorspringen.  Auch  dieses  Fettpolster  dient 
ganz  besonders  zum  Schutz  der  darunter  liegenden  Teile.  Mit  den 
Muskeln  des  Daumens  und  Kleinfingerballens  ist  die  Aponeurose 
fest  verwachsen;  doch  ist  sie  hier  schwächer  entwickelt.  Ihre  End¬ 
zipfel  sind  durch  starke  Querfasem  mit  einander  verbunden.  Am 
RuckenderHandist  dagegen  die  crfjerflächliche  Fascie  ausser¬ 
ordentlich  schlaff  und  dünn,  so  dass  sie  sich  ebenso  wie  die  darüber 
gelegene  Haut  sehr  leicht  verschieben  lässt  und  ihren  Namen 
Fascia  dorsalüs  numus  kaum  verdient.  Ausserdem  findet  sich  sowohl 
an  dem  Dorsum  wie  an  der  Vola  manus  noch  eine  tiefe  Fascie, 
welche  die  Mm.  interossei  bedeckt  und  mit  dem  Periost  der  Meta- 
carpalknochen  verschmolzen  ist.  Diese  tiefe  Fascie  kann  man  auch 
als  Fascia  interossca  {dorsalis  und  volaris)  bezeichnen. 

Was  die  wichtigsten  Durchtrittsstellen  für  die 
Hautgefässe  und  Hautnerven  betrifft,  so  ist  bereits  mehrfach  er¬ 
wähnt  worden,  dass  die  Vena  cephaUca  in  der  Mohrenheim’schen 
Grube  zur  V.  subclavia  in  die  Tiefe  tritt.  Der  Hautast  Ae&N.  axil¬ 
laris  tritt  etwa  in  der  Mitte  des  hinteren  Deltoideusrandes  zur  Haut. 
Ferner  zeigt  die  Fascie  des  Oberarmes  am  oberen  Ende  des  Septum 
intermusculare  mediale  einen  Schlitz,  durch  welchen  die  V.  basilica 
ein-  und  der  N.  cutanms  anübrachii  medialis  austritt.  Höher  oben, 
der  Achselhöhle  näher,  ist  ebenfalls  an  der  medialen  Seite  des  Ober¬ 
armes  die  Austrittsöffnung  für  den  N.  cutaneus  brachii  medialis 
bezw.  intercostobrachialis  gelegen.  Der  N.  cutaneus  anübrachii 
lateralis  (musculocufaneus)  durchbohrt  die  Fascie  in  der  Ellbogen¬ 
beuge  neben  dem  lateralen  Rande  der  Bicepssehne.  Im  oberen 
Drittel  der  medialen  Fläche  des  Oberarmes,  etwas  nach  hinten  ge¬ 
legen,  geht  der  obere  Hautast  des  N  radialis,  N.  cutaneus  brachii 


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201 


posterior,  durch  die  Fascie  hindurch.  Zum  Austritt  für  den  unte¬ 
ren  Hautast  des  N.  radialis,  den  N.  cutaneus  antibrachii  dorsalis, 
findet  sich  endlich  (ebenfalls  etwas  nach  hinten)  in  der  Fascie  eine 
Oeffnung  vor,  welche  etwas  oberhalb  des  Epicondylus  lateralis  ge¬ 
legen  ist.  Alle  Durchschnittsstellen^)  für  die  erwähnten  Nerven  sind 
deswegen  von  Wichtigkeit,  weil  bei  Neuralgien  die  sog.  Points 
dottloureux  sehr  häufig  mit  diesen  Oeffnungen  identisch  sind. 


N.  medianus 

M.  abd.  dig.  V. 
M.  flex.  dig.  V.  brev. 

Scheide  d.  Mm.  flex.  digg. 

subl.  et  prof. 
M.  lumbric.  II,  111. 


Scheide  d.  Mm.  flex. 
digg.  subl.  et  prof. 


M.  abd.  poll.  long. 

N.  medianus. 

Scheide  d.  M.  flexor  carp.  rad. 


M.  abd.  poll.  brev. 
Scheide  d.M.flex.poll.long 

M.  flex.  poll.  brev. 

M.  abd.  poll. 

Scheide  d.  M.  flex.  poll. 
long. 


Scheide  d.Mm.flex.  digg.subl.  et  prof. 


Fig.  12. 

Die  Sehnenscheiden  an  der  Volarseite  der  Hand  mit  roter  Masse  injiciert  (nach  JOESSEL). 


Die  Sehnenscheiden  und  Schlei mbeutel  der 

Hand. 

Zwischen  dem  Lig.  carpi  transversum  und  den  Handwurzel¬ 
knochen  liegen  in  der  H  o  h  1  h  a  n  d  die  Sehnen  des  M.  flexor  poUicis 
longus  und  des  M.  flexor  digitorum  subliinis  und  profundus,  welche 

*)  Ueber  die  hier  kurz  genannten  Nerven  kann  Genaueres  beim  Plexus 
hrachialis  (s.  die  Nervenlehre)  nachgesehen  werden. 


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202 


hier  von  sogen.  Sehnen-  oder  Schleimsc beide n*) 
umgeben  sind.  Die  Scheiden  für  die  eben  genannten  Flexoren  be¬ 
ginnen  ungefähr  am  Handgelenk  (Randiocarpalgelenk)  und  umgeben 
die  Sehne  für  den  Daumen  und  häufig  auch  für  den  kleinen 
Finger  continuierlich  bis  zur  Fingerspitze  hin.  Dagegen  hören  die 


Lig.  carpi  comm.  dors. 


Oemeins.Scheided.M.  abd. 
poll.  long  u.  ext  poll.  brev. 

Scheide  d.  M.  ext.poll.long., 
ext  carp.  rad.  long., 
ext  caip.  rad.  brev. 

H.^inteross.  dors.  I. 


Scheide  d.  M.  ext  carp. 
uln. 

Scheide  d.  M.  ext  dig.  V. 
propr. 

Scheide  d.  ]£.  ext  digg, 
comm.  u.  ext  indicia  prop. 


M.  inteross.  IIL  dors. 

M.  inteross.  IV.  dors. 
Zwiachen-Sehne. 


Fig.  13. 


Die  Sehnenscheiden  an  der  Doraalseite  der  Hand  mit  roter  Masse  inj  iciert  (nach  JOESSEL) 


Sehnenscheiden  für  die  drei  mittleren  Finger  gewöhnlich  etwa  in 
der  Mitte  der  Hohlhand  auf,  können  sich  jedoch  auch,  namentlich 
beim  III.  und  IV.  Finger,  noch  eine  kurze  Strecke  weiter  distal- 


2)  Die  Sehnenscheiden  bilden  dünne)  schlaffe,  aUseitig  geschlos¬ 
sene  HüUen,  welche  die  Sehnen  einzelner  Muskeln  auf  eine  kürzere  oder 
längere  Strecke  umgeben  und  durch  ihren  schleimigen  Inhalt  die  Reibung 
dieser  Sehnen  gegen  die  NachbarteUe  vermindern.  An  jeder  Sehnenscheide 
kann  man  ein  parietales  (äusseres)  und  ein  viscerales  (inneres)  Blatt  imter* 
scheiden,  von  denen  das  letztere  die  ganze  Oberfläche  der  ^hne  bedeckt, 
mit  welcher  es  fest  verwachsen  ist.  Zwischen  dem  visceralen  und  dem  pa¬ 
rietalen  Blatte  findet  sich  eine  Ansammlung  schleimiger  Rüssigkeit  vor, 
welche  ziemlich  die  gleiche  Beschaffenheit  wie  die  Synovia  der  Gelenkhöhlen 


"le 


203 


wärts  erstrecken,  ohne  übrigens  die  erste  Phalange  zu  erreichen. 
Dafür  finden  sich  alsdann  an  den  drei  mittleren  Fingern  unter  der 
Vagina  fibrosa  (s.  S.  182)  neue,  von  den  eben  genannten  vollstän¬ 
dig  getrennte  Sehnenscheiden  vor,  welche  von  den  Köpfen  der  Me¬ 
tacarpalknochen  bis  zur  Fingerspitze  reichen.  Gewöhnlich  sind  die 
Sehnen  des  M.  ^exor  digitorum  sublitnis  und  profundits  von  einer 
g  e,m  e  i  n  s  a  i)  Sehnenscheide  umschlossen^).  Dagegen  ist  die’ 
Sehne  des  M.  flexor  poUids  longus  stets  von  einer  besonderen 
Scheide  tungeben,  welche  indessen  mitunter  mit  der  vorigen  commu- 
niciert.  Eine  kleine,  weniger  wichtige  Sehnenscheide  umgibt  die 
Sehne  des  M.  flexor  carpi  radicUis,  während  die  letztere  unter  dem 
Lig.  carpi  transversum  zu  ihrem  Ansatzpunkte  verläuft. 

Am  Handrücken  finden  sich  unter  dem  Lig.  carpi  dor¬ 
sale  ebenfalls  hfsnnHw-  SrhpiHpn  für  alle  diejenigien  Extensoren 
vor,  deren  Sehnen  durch  besondere  Fächer  des  eben  genannten 
Bandes  hindurchtreten.  Von  gesonderten  Schleimscheiden  werden 
umschlossen:  l)die  Jlfm.  abductor  longus  und  extensor  brevis  pollicis', 
^)  der  M.  extensor  longus  pollids:  ^  die  Mm.  extensores  carpi 
radialis  longus  und  brevis  \  4)  die  Mm.  extensores  digitorum  communis 
und  itidicis  proprius',  5)  der  M.  extensor  digiti  nüninü  prtprius', 
6)  der  M.  extensor  carpi  tdnaris.  Wie  man  sieht,  sind  dies  alle 
diejenigen  Muskeln,  für  welche  sich  an  den  distalen  Enden  von 
Radius  und  Ulna  besondere  Furchen  vorfinden.  Die  Scheide  des 
M.  extensor  pollicis  longus  pflegt  constant  mit  derjenigen  der  beiden 
Mm.  extensores  carpi  radiales  an  derjenigen  Stelle  zu  communi- 
cieren,  wo  die  Sehne  des  ersteren  Muskels  über  die  beiden  letzteren 
hinwegzieht.  Säm^******»-  nehmen  etwa  am  Capi- 

tulum  ulnae  ihren  Anfang..  Ganz  ähnlich  wie  in  der  Hohlhand, 
pflegen  sich  alsdann  die  Scheiden  für  die  Strecksehnen  des  Daumens 
insbesondere  die  sub  1  genannte)  und  des  IV.  und  V.  Fingers 
sehr  häufig  noch  ein  wenig  über  die  Basen  der  Ossa  metacarpalia 
hinaus  auf  den  Rücken  der  Hand  zu  erstrecken,  während  diejenigen 
für  die  übrigen  Sehnen  meist  an  den  Basen  der  Metacarpalknochen 
selbst  aufhören.  Es  ist  in  chirurgischer  Beziehung  von  Wichtigkeit, 
über  die  Lage  und  Ausdehnung  der  Sehnenscheiden  orientiert  zu 
sein,  weil  dieselben  häufig  der  Sitz  von  Entzündungen  (Tendovagi- 


‘)  Bei  Henlb  findet  sich  unter  Bezugnahme  auf  Schüller  die  Angabe 
vor,  dass  die  gemeinsame  Schleimscheide  der  Fingerbeuger  entsprechend 
dem  Mittelfinger  durch  ein  Septum  in  einen  radialen  und  ulnaren  Teil 
geschieden  sein  soll  —  während  andere  Autoren  ein  solches  Septum  nicht 
erwähnen. 


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204 


nitis)  sind.  Das  Knarren  (Crepitation),  welches  sich  in  letzterem 
Falle  bei  Handbew^ungen  fühlen  lässt,  kann  ohne  genaue  Kennt- 
der  Scheiden  fälschlich  auf  einen  Knochenbruch  bezc^en  werden 
—  besonders  dann,  wenn  die  Entzündung  die  Folge  einer  plötz¬ 
lichen  Verletzung  ist. 

Ausser  den  eben  genannten  Schleimscheiden  kommen  an  der 
Hand  noch  mehr  oder  weniger  constant  eine  Anzahl  von  Schleim¬ 
beuteln,  Bursae  mucosae  vor,  von  denen  zunächst  eine  unter 
dem  Sehnenansatz  des  M.  flexor  carpi  ulnaris 
am  Erbsenbein  gelegene,  sodann  eine  zweite  unter  der 
Insertionssehne  des  M.  extensor  carpi  radi¬ 
al  i  s  b  r  e  V  i  s  ,  endlich  die  Bursae  intermetacarji$ophalangeae 
zwischen  den  gleichnamigen  Gelenken  der  vier 
letzten  Finger  zu  nennen  sind.  Auch  subcutane  Schleimbeutel 
finden  sich  mitunter  an  den  Köpfchen  der  Metacar- 
pälknochen  und  ersten  Fingerphalangen  vor. 


XIII.  Die  Knochen  der  unteren  Extremität 

A.  Das  Becken. 

Das  Becken  (auch  als  Beckengürtel  bezeichnet),  Peltüs, 
stellt  einen  Knochenring  dar,  welcher  sich  aus  drei  Knochenstücken 
so  zusammensetzt,  dass  das  eine  unpaare,  das  Kreuzbein,  Os 
sacrum  nebst  seinem  Anhänge, dem  Steissbein,  Os cocctfffis,  den 
hinteren  Teil  des  Knochenringes  bildet,  während  die  beiden  ande¬ 
ren,  die  H  ü  f  t-  oder  Beckenbeine,  Ossa  coxae  s.  pelvis  (s. 
innominata)  den  seitlichen  und  vorderen  Teil  desselben  darstellen. 

a)  Das  Kreuzbein. 

Das  Kreuzbein,  Osjm'Uiih,  stellt  den  Endteil  der  Wirbel¬ 
säule  vor  und  bildet  einen  dreiseitigen  platten  Knochen,  welcher  vom 
schaufelförmig^  ausgehöhlt  ist.  Man  unterscheidet  an  demselben  zu¬ 
nächsteinen  oberen  Rand  (eigentlich  eine  obere  Fläche),  die 
Basis,  welche  in  der  Mitte  eine  länglich  runde  Fläche  zur  Articulation 
für  den  Körper  des  V.  Lendenwirbels  und  dahinter  die  obere  Oeff- 
nung  des  Kreuzbeinkanales  zeigt.  Die  Verbindung  dieser  Articu- 
lationsfläche  mit  dem  Körper  des  V.  Lendenwirbels  bildet  einen 
queren,  nach  vorn  vorspringenden  Winkel,  das  sogen.  Proniontoriim, 
welches  bei  gynaekologischen  Untersuchungen  eine  wichtige  Rolle 
spielt.  An  dem  oberen  Teile  der  beiden  Seitenränder  findet 


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sich  zunächst  eine  halbmondförmige,  überknorpelte  Fläche,  die 
Facies  aurkularis,  welche  jederseits  mit  dem  Os  coxae  zu  der  Arti- 
culatio  sacroiliaca  verbunden  ist.  Der  übrige  Teil  des  Seitenrandes 
ist  mehr  scharf  und  geht  unten,  nahe  der  Spitze,  in  einen  Einschnitt, 
Incisura  sacralis  (s.  sacrococcygea)  über,  welcher  durch  Anlagerung 
des  Stembeines  meist  zu  einer  Oeffnung,  geschlossen  wird,  die  man 
als  Foramen  sacrale  quintum  bezeichnet  hat.  Die  Spitze  des  Kreuz¬ 
beins  zeigt  eine  rundliche  Fläche,  welche  sich  mit  dem  I.  Steissbein- 
wirbel  entweder  durch  ein  Gelenk  oder  auch  knöchern  verbindet. 

Von  den  beiden  Flächen  des  Os  sacrum  ist  die  v  o  r  d  e  re; 
Facies  pdvina,  ziemlich  stark  concav  und  durch  4  transversale 
Leisten,  Lineae  transversae  (eminentes),  ausgezeichnet,  welche  in 
ihrer  Lage  den  Zwischenwirbelscheiben  der  5  Kreuzbeinwirbel  ent¬ 
sprechen,  d.  h.  also  diejenigen  Stellen  bezeichnen,  an  welchen  die 
Körper  der  Kreuzbeinwirbel  mit  einander  verschmolzen  sind.  An 
den  lateralen  Enden  der  Lineae  transversae  liegen  4  Oeffnungen,  die 
Foramina  sacralia  anteriora,  durch  welche  die  vorderen  Aeste  der 
Sacralnerven  und  einzelne  kleine  Arterien-  und  Venenzweige  aus- 
und  eintreten.  Das  Foramen  sacrale  quintum  befindet  sich,  wie  er¬ 
wähnt,  zwischen  Kreuz-  und  Steisstein;  an  Stelle  desselben  ist 
jedoch  vielfach  nur  ein  Einschnitt  vorhanden,  wenn  nämlich  das 
Steissbein  mit  seinem  seitlichen  Ende  nicht  an  das  Kreuzbein  stösst. 
Die  zwischen  den  Foramina  sacralia  und  den  Seitenrändem  des 
Kreuzbeines  gel^enen  Knochenmassen  hat  man  Partes  laterales 
(Massae  laterales  s.  Alae  ossis  sacri)  benannt. 

Die  hintere  Fläche  des  Kreuzbeines,  Facies  dorsalis, 
zeigt  im  ganzen  ein  convexes^  Aussehen.  In  der  M^iänlihTe'fiHdet 
sich  an  derselben  eine  Reihe  von  Höckern,  welche  meistens  zu  einer 
verticalen  Leiste  vereinigt  sind,  die  man  als  Oiste  sacralis  media 
bezeichnet  hat.  Die  einzelnen  Höcker  der  Crista  sacralis  sind  die 
falschen  Dornfortsätze  des  Kreuzbeins,  Processus  spinosi 
spurii,  welche  den  Domfortsätzen  der  übrigen  Wirbel  entsprechen. 
"Zu  beiden  Seiten  der  Crista  sacralis  verlaufen,  parallel  mit  der 
letzteren,  wieder  eine  Anzahl  von  kleinen  Höckern,  die  Processus 
articidares  spurii  (die  falschen  Oelenkfortsätze  der 
Kreuzbeinwirbel),  welche  als  Analoga  der  Gelenkfortsätze  der 
wahren  Wirbel  aufzufassen  sind  und  in  ihrer  Gesamtheit  vielfach 
eine  Art  von  Leiste,  Crista  sacralis  artieularis,  darstellen.  Der 
oberste  KreuzbeinwirbeTärficuliert  jedoch  mit  dem  letzten  Lenden¬ 
wirbel  durch  zwei  wirkliche  Gelenkfortsätze  mit  überknorpelter  Ge¬ 
lenkfläche.  Wenn  man  die  Processus  artieularis  spurii  nach  ab- 


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wärts  verfolgt,  so  gelangt  man  zuletzt  an  die  Kreuzbein¬ 
hörner,  Comua  sacralia,  d.  h.  je  einen  griffelfönnigen  Vor^ 
Sprung  auf  jeder  Seite,  welcher  den  letzten  Proc.  articularis  spurius 
bildet  tmd  sich  mit  dem  Steissbefn  in  Verbindung  setzt.  Zwischen  ^ 
den  Kreuzbeinhömetm  liegt  der  Hiatus  sacralis  d.  h.  die  untere 
Oeffnung  des  Kreuzbeinkanales,  welcher  das  Kreuzbein  seiner 
ganzen  Länge  nach  durchzieht.  Dieser  Hiatus  erstreckt  sich  in 
vielen  Fällen  noch  eine  Strecke  weit  nach  oben,  so  dass  ein 
grösserer  oder  geringerer  Teil  der  Crista  sacralis  media  vollständig 
fehlen  und  der  Kreuzbeinkanal  offen  zu  Tage  liegen  kann.  Der 
Verschluss  dieser  Oeffnung  oder  Spalte  erfolgt  durch  feste  Bän¬ 
der,  welche  einen  Druck  auf  die  darunter  gelegenen  Teile*)  verhin¬ 
dern.  Lateral  von  den  Procc.  articulares  spurii  liegen  die  4  Foramina 
sacralia  posteriora,  durch  welche  die  hinteren  Aeste  der  Sacral- 
nerven,  sowie  einzelne  kleinere  Gefässe  aus-  und  eintreten.  Endlich 
noch  weiter  lateral,  näher  dem  Seitenrande,  findet  sich  an  der 
hinteren  Fläche  des  Kreuzbeines  jederseits  noch  eine  Reihe  von 
meist  stärker  ausgeprägten  Höckern,  die  Processus  transversi  spurii 
als  letzte  Andeutung  der  ehemals  hier  vorhanderen  Q  u  e  r  f  o  r  t  - 
Sätze  der  Kreuzwirbel  vor;  in  ihrer  Gesamtheit  auch 
eine  Art  von  Leiste,  Crista  sacralis  lateralis.  Ein  Analogon  der 
Forr.  intervertebralia  würden ^le  Verbindüngskanäle  zwischen  dem 
Canalis  sacralis  und  den  Forr.  sacralia  darstellen.  Die  rauhe  Partie, 
welche  jederseits  unmittelbar  hinter  der  Fascies  auricularis  gelegen 
ist,  wird  als  Tuberositas  sacralis  bezeichnet. 

b)  DasSteissbein. 

Das  S  t  e  i  s  s  b  e  i  n,  Os  coccy^,  besteht  meistens  aus  4, 
seltener  aus  5  Witbehv-von  denen  jedoch  nur  der  oberste  noch 
einigermassen  den  Wirbelcharakter  repräsentiert.  Am  obersten 
Steissbeinwirbel  kann  man  zunächst  die  rundliche  Fläche,  welche 
sich  mit  dem  letzten  Kreuzbeinwirbel  verbindet,  ferner  die  nach 
beiden  Seiten  vorspringenden  Processus  transversi  spurii  und  end¬ 
lich  oberhalb  derselben  je  einen  EinschriiHT^die  ^cisura  coccygea 
(s.  sacrococcygea)  unterscheiden.  Die  Procc.  transversi  spurii  sind 
jedoch  an  ihren  Spitzen  oft  mit  dem  Seitenrande  des  Kreuzbeines 
verschmolzen,  und  dadurch  wird  die  Incisura  coccygea  in  das 
Foramen  sacrale  quintum  verwandelt.  Hinten  ragen  an  dem 

Doch  ist  zu  beachten,  dass  sich  im  Kreuzbeinkanal  nicht  mehr  die 
eigentliche  Rückenmarksubstan;:,  sondern  nur  die  Wurzeln  der  Nn.  sacrales 
befinden. 


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obersten  Sieissbeinwirbel  die  Comua  coccvaea  hervor,  welche  sich 
mit  der  Comua  sacralia  meistens  durch  Synostose  verbinden  und 
den  Gelenkfortsätzen  des  obersten  Steissbeinwirbels  entsprechen. 
Die  3 — 4  imteren  Sieissbeinwirbel  sind  nur  rundliche  oder  auch 
unregelmässig  gestaltete  Knochenstückchen,-  die  miteinander  für 
gewöhnlich  verschmolzen  sind.  Am  häufigsten  liegt  die  Sache  so, 
dass  der  I.  Sieissbeinwirbel  mit  dem  letzten  Kreuzbeinwirbel  knö¬ 
chern  verwachsen  ist,  während  sich  zwischen  dem  I.  und  II.  Steiss- 
beinwirbel  ein  Gelenk  vorfindet,  und  die  drei  letzten  Sieissbeinwirbel 
dann  wieder  ein  einziges  Knochenstück  bilden.  Doch  kommen  von 
diesem  Verhalten  auch  zahlreiche  Abweichungen  vor. 

c)  Das  Hüftbein. 

Das  H ü f t -  oder  Beckenbein,  Os  coxae  s.  Os  pelvis, 
stellt  ein  eingeschnürtes  Knochenstück  vor,  an  welchem  man  drei 
Teile  unterscheidet,  nämlich:  a)  das.  Darmbein,  Osüüm  s.  ilei; 
ß)  das  Sitzbein,  Os  ischii]  y)  das  Schambein,  Osptsbis.^) 
Diese  drei  Teile  sind  beim  Foetus  und  beim  Kinde  sehr  deutlich 
von  einander  abzugrenzen,  da  sie  hier  durch  Knorpelmassen  in 
Verbindung  stehen.  Beim  Erwachsenen  dag^en  sind  sie  knöchern 
mit  einander  verschmolzen,  so  dass  die  Grenzen  zwischen  ihnen 
nicht  mehr  deutlich  zu  constatieren  sind.  Alle  drei  Teile  stossen  an 
der  Hüftgelenkpfanne,  Äcetabulum  zusammen,  welche  zur 
Aufnahme  für  den  Kopf  des  Oberschenkels  bestimmt  ist. 

a)  Das  Darmbein,  Os  üium  s.  Os  ilei,  hat  eine  platte, 
schaufelförmige,  im  wesentlichen  vierseitige  Gestalt,  und  man  kann 
demzufolge  an  demselben  vier-  Ränder  und  zwei  Flächen  imter- 
scheiden.  E>en  der  Hüftgelenkpfanne  nahe  gelegenen  etwas  verdickten 
Teil  hat  man  auch  als  Darmbeinkörper,  Corpus ossis  üium, 
den  grösseren  schaufelförmigen  Rest  als  Darmbeinschau  fei, 
Ala  ossis  ilium,  bezeichnet. 

Von  den  vier  Rändern  ist  der  obere  convex  und 
verläuft  zugleich  von  vom  nach  hinten  in  einer  S-förmigen  Krüm¬ 
mung:  er  wird  als  Darmbeinkamm,  Crista  iliaca  s.  ossis 
ilium,  besonders  bezeichnet.  An  diesem  Rande  sind  die  Ansätze 
der  drei  Bauchmuskeln  (besonders  bei  jüngeren  Individuen)  durch 
drei  Linien  angedeutet,  von  denen  die  mittlere  eigentlich  eine  Kante 
darstellt.  Die  am  meisten  nach  aussen  gelegene  Linie,  Labium  ex- 
temum,  entspricht  dem  Ansätze  des  M.  obliquus  abdominis  ex- 

Das  Os  ischii  und  Os  pubis  werden  von  Henle  auch  zusammen  als 
Leistenbein,  0« puboischiadicunij  bezeichnet. 


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ternus,  die  mittlere  Linie  oder  Kante,  Linea  intermedia  s.  Labium 
medium,  dient  zur  Anheftung  für  den  M.  obliquus  abdominis  in¬ 
ternus  und  endlich  die  innerste,  Labium  intemum,  ist  für  den  M. 
transversus  abdominis  bestimmt.  An  der  Grenze  zwischen  dem 
oberen  und  dem  vorderen  Rande  springt  die  stumpfe  Spina  üiaca 
anterior  superior  hervor,  von  welcher  der  M.  Sartorius  (dicht  da¬ 
neben  der  M.  tensor  fasciae  latae)  und  das  Lig.  Pouparti  s.  ingui¬ 
nale  ihren  Ursprung  nehmen.  Etwas  weiter  nach  unten  findet  sich 
an  dem  vorderen  Rande  dicht  über  der  Hüftgelenkpfanne  die 
Spina  iliaca  anterior  inferior  von  welcher  der  M.  rechts  femoris 
und  das  Lig.  Bertini  (iliofemorale)  entspringen.  Die  Spina  ant. 
sup.  wird  von  der  Spina  ant.  inf.  durch  einen  seichten  Einschnitt, 
die  Indsura  semüunaris  {Incisura  üiaca  minor  von  HENLE),  ge¬ 
trennt.  Von  der  Spina  ant.  inf.  erstreckt  sich  ein  zweiter,  grösserer 
Einschnitt  (die  Incisura  iliaca  major  von  HENLE  nach  vom  und 
medianwärts  bis  auf  das  Schambein  hinüber.  Die  Incisura  iliaca 
major  zeigt  in  der  Mitte  einen  ziemlich  starken  Höcker,  Emmentia 
äiopectinea  s.  Tuber  iliopubicum,  welche  die  ehemalige  Synchon- 
drose  zwischen  dem  Os  pubis  und  Os  ilium  bezeichnet  und  dem 
später  zu  erwähnenden  Lig.  iliopectineum  zum  Ansätze  dient.  Der 
untere  Rand  des  Os  ilium  ist  mit  dem  Os  ischii  imd  Os  pubis 
verschmolzen.  Der  hintere  Rand  desselben  zeigt  am  Ueber- 
gang  zu  dem  oberen  Rande  einen  Höcker,  die  i^ina  iliaca  posterior 
superior,  und  etwas  weiter  nach  abwärts  einen  zweiten,  die  Spina 
iliaca  posterior  inferior,  welche  beide  zum  Ansatz  für  die  Ligg. 
sacroiliaca  posteriora  dienen.  An  die  Spina  posterior  inferior 
schliesst  sich  nach  abwärts  die  Indsura  ischiadica  major  an. 

Von  den  beiden  Flächen  des  Os  ilium  zeigt  die  i  n  n  ere 
zunächst  eine  bogenförmige  Erhabenheit,  Linea  arcuata  s.  inno- 
minata  (Crista  iliopectinea,  Linea  arcuata  interna),  welche  sich  vom 
Promontorium  aus  nach  vom  bis  auf  das  Os  pubis  fortsetzt  und 
die  Grenze  zwischen  dem  grossen  und  kleinen  Becken  bildet.  Ober¬ 
halb  der  Linea  arcuata  liegt  die  flache  Fossa  iliaca,  in  welcher  der 
M.  iliacus  internus  entspringt.  Am  hinteren  Ende  der  Linea  arcuata 
zeigt  das  Os  ilium  die  halbmondförmige  überknorpelte  Facies  auri-' 
ciüaris  s.  articularis,  welche  mit  der  gleichnamigen  Gelenkfläche 
des  Kreuzbeines  die  Articulatio  sacroiliaca  bildet.  Hinter  und  ober¬ 
halb  der  Facies  auricularis  endlich  liegt  eine  rauhe  Stelle,  Tuberositas 
iliaca,  an  welcher  sich  die  Ligg.  sacroiliaca  interossea  ansetzen. 
Etwas  vor  und  über  der  Fascies  auricularis  geht  ein  grösseres  Er- 
nährungsgefäss  für  das  Os  coxae  durch  ein  sogen.  Foramennutritium 


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in  den  Knochen  hinein.  Die  äussere  Fläche  des  Osiilium  ist 
durch  zwei  rauhe  Linien  ausgezeichnet,  von  denen  die  vordere, 
die  Linea  gltäaea  anterior  (Linea  arcuata  externa),  in  der  Nähe  der 
Spina  iliaca  ant.  sup.  beginnt  und  bogenförmig  zur  Inc.  ischiadica 
major  nach  hinten  zieht,  die  zweite,  die  Linea  gliUaea  posterior^ 
mehr  vertical  verläuft  und  ganz  hinten  gelegen  ist.  Unterhalb 
der  Linea  glutaea  anterior  ist  der  Ursprung  des  M.  glutaeus  mini- 
mus,  zwischen  Linea  glutaea  anterior  und  posterior  derjenige 
des  M.  glutaeus  medius  und  h  i  n  t  e  r  der  Linea  glutaea  posterior 
ein  Teil  des  Urspnmges  des  M.  glutaeus  maximus  gelegen.  Etwas 
oberhalb  der  Hüftgelenkpfanne  findet  sich  mitunter  noch  eine 
Linea  glutaea  inferior  vor,  welche  die  untere  Ursprunggrenze  des 

M.  glutaeus  minimus  bezeichnet. 

ß)  Das  Sitzbein,  Os  ischü,  besteht  aus  einem  oberen  ver¬ 
dickten  Teile,  dem  Körper,  Corpus  ossis  ischü,  welcher  sich  an 
der  Bildung  der  Hüftgelenkpfanne  beteiligt,  ferner  aus  dem  an  den 
Körper  sich  anschliessenden  oberen  oder  absteigenden 
Ast,  Ramus  superior  s.  descendens  ossis  ischü,  und  endlich  aus 
dem  unteren  oder  aufsteigenden  Ast,  Ramus  inferior 
s'.  ascendens  ossis  ischü,  welcher  sich  unter  nahezu  rechtem  Winkel 
von  dem  vorigen  nach  oben  erstreckt.  Am  hinteren  Rande  des 
Ramus  superior  springt  nun  ein  stachelartiger  Vorsprung  hervor, 
die  Spina  ischiadica,  welche  dem_Lig.  sacrospinosiun  zum  AnMtz_ 
dient.  Etwas^ Weiter  nach  abwärts,  an  der  Uebergangsstelle  zwischen 
Ramus  superior  und  inferior,  liegt  eine  ziemlich  grosse  rauhe  Stelle, 
Tuber  ischindicum  s.  Tuberositas  ossis  ischü,  an  welcher  sich  das 
Lig.  sacrotuberosum  befestigt,  und  von  der  ausserdem  noch  ver- 
scfiiääMie^  Muskeln,  insbesondere  die  Beugemuskeln  des  Ober¬ 
schenkels,  entspringen.  Der  Einschnitt  oberhalb  der  Spina  ischi¬ 
adica  bildet  die  schon  erwähnte  Indsura  ischiadica  major, 
zwischen  der  Spina  und  der  Tuberositas  ossis  ischü  ist  die  Incisura 
ischiadica  minor  gelegen.  Durch  die  beiden  soeben  genannten 
Bänder,  das  Lig.  sacrospinosum  und  sacrotuberosum,  werden  nun 
diese  beiden  Incisuren  in  die  gleichnamigen  Oeffnungen  (Foramina) 
verwandelt.  Dmch  das  Foramen  ischiadicum  majus  treten  zum 
Becken  hinaus;  1)  der  M.  piriformis;  2)  durch  eine  kleine,  ober- 
h  a  1  b  des  M.  piriformis  befindliche  Lücke  (For.  suprapiriforme 
von  Waldeyer)  der  N.  glutaeus  superior  und  die  gleichnamige 
Arterie  und  Vene;  3)  u  n  t  e  r  h  a  1  b  des  M.  piriformis  durch  die 
hier  befindliche  Lücke  (For.  infrapiriforme  von  WALDEYER)  der 

N.  ischiadicus  und  N.  cutaneus  femoris  posterior,  der  N.  glutaeus 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  n  14 


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210 


inferior  nebst  den  gleichnamigen  Gefässen,  endlich  der  N.  pudendus 
nebst  der  A.  und  V.  pudenda  interna.  Durch  das  Foramen  ischia- 
dicum  minus  gehen  der  M.  obturator  internus,  der  eben  erwähnte 
N.  pudendus  und  die  A.  und  V.  pudenda  interna  hindurch,  welche 
letzteren  also  hier  wieder  in  das  Becken,  richtiger  in  die  Fossa 
ischiorectalis,  zurücktreten. 

y)  Das  Schambein,  Os  pubis  besteht  wiederum  zunächst 
aus  einem  verdickten  Teile,  dem  Körper,  Corpus  ossis  pubis, 
welcher  zur  Bildung  des  Acetabulum  beiträgt,  ferner  aus  dem  von 
dem  Körper  nach  medianwärts  verlaufenden  oberen  oder  hori¬ 
zontalen  Ast,  Ramus  superior  s.  horizontalis,  und  endlich 
aus  dem  unter  einem  nahezu  rechten  Winkel  von  dem  vorigen  ent¬ 
springenden  unteren  oder  absteigenden  Ast,  Bamtis 
inferior  s.  descendens.  Der  Ramus  superior  ossis  pubis  besitzt 
drei  Kanten,  von  denen  die  obere  den  vordersten  Teil  der  Linea 
terminalis  darstellt  und  wegen  ihrer  Schärfe  als  Pecten  s.  Crista 
ossis  pubis  besonders  benannt  wird.  Die  vordere  Kante  stösst  an 
das  Acetabulum  und  wird  von  HENLE  als  Crista  obturatoria  be¬ 
zeichnet.  Die  untere  Kante  ist  eigentlich  zu  einer  Rinne,  dem 
Sulcus  obturatorius  ausgerundet,  welcher  in  der  oberen  Ecke  des 
weiterhin  zu  erwähnenden  Foramen  obturatum  gelegen  ist  und 
dem  N.  obturatorius  und  der  A.  und  V.  obturatoria  zum  Durchtritt 
dient.  Dort,  wo  der  Pecten  ossis  pubis  und  die  Crista  obturatoria 
medianwärts  miteinander)  zusammenstossen,  liegt  ein  stumpfer 
Höcker,  das  Tuherctdum  jmbicum^  an  welchem  sich  das  Lig^Jngui:. 
nale  befestigt.  Die  Verbindung  zwischen  den  beiden  pubis 
ist  durch  die  faserknorpelige  Spmphysis  ossium  pubis  gegeben. 
Unterhalb  der  Symphyse  liegt  der  Schambogen  oder  Scham¬ 
winkel,  Arcus  s.  Angulus  pubis  der  von  den  beiden  gewulsteten 
Rändern  der  Rami  inferioris  ossis  pubis  begrenzt  wird. 


Von  dem  Os  pubis  und  dem  Os  ischii  wird  das  schon  er¬ 
wähnte  Hüftbeinloch  ,  Foramen  obturatunij^  eingeschlossen, 
eine  ovale  Oeffnung,  welche  grösstenteils  durch  die  dünne,  liga- 
mentöse  Membrana  ofttwratorw  eingenommen  wird  und  nur  an  der 
oberen  Ecke,  entsprechend  dem  vorhin  erwähnten  Stdcus  obtura¬ 
torius  ^),  eine  Lücke  besitzt,  welche,  wie  schon  erwähnt,  zum  Durch¬ 
tritt  für  den  N.  obturatorius  und  die  gleichnamigen  Gefässe  dient. 

')  HENLE  hat  zwei  stumpfe  Höcker,  den  einen  vor,  den  anderen  hinter 
dem  Sulcus  obturatorius,  als  Tuberculum  obturatorium  inferitis  und  superius 
besonders  bezeichnet. 


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211 


Die  Hüftgelenkpfanne,  Acetabulmn,  ist  eine  halbkuge¬ 
lige  Aushöhlung,  welche  zur  AufnäTüh^  für  den  Kopf  des  Ober¬ 
schenkels  bestimmt  ist.  Das  Os  ischii  trägt  am  meisten,  das  Os 
pubis  am  wenigsten  zur  Bildung  derselben  bei.  An  dem  Acetabu- 
lum  unterscheidet  man  zunächst  den  gewulsteten  Rand,  SujaerciU^ 
acetabuli,  welcher  in  der  Nähe  des  Foramen  obturatum  einen  Ein- 
schnift,  die  lucisura  acetabidi,  besitzt.  Die  concäve  Fläche  der  Ge¬ 
lenkpfanne  ~z»^  emen  mehr  hinten  und  oben  gelegenen,  halbmond¬ 
förmigen  überknorpelten  Abschnitt,  die  Facies  lunata,  mit  welcher 
die  Knorpelfläche  des  Caput  femoris  articuliert,  und  eine  mehr  vorn 
und  unten  gelegene  rundliche  Vertiefung,  Fossa  acetabuli,  von 
welcher  das  Lig.  teres  entspringt.  Dicht  unterhalb  des  Acetabulum 
li^  eine  transversale  Rinne  für  den  M.  obturator  externus,  wel¬ 
cher  hier  dicht  vor  dem  Os  ischii  vorbeizieht. 

d)  Allgemeine  Betrachtung  des  Beckens. 

Das  Becken,  im  ganzen  betrachtet,  bildet  einen  knöchernen 
Ring,  den  sog.  Beckengü  r  t e  1_^ auf  welchem  oben  die  Wirbel¬ 
säule  aufsitzt,  während  derselbe  sich  unten  auf  die  unteren  Extremi¬ 
täten  stützt.  Man  unterscheidet  an  dem  Becken  zwei  Abschnitte, 
von  denen  der  obere,  das  grosse  Becken,  Pelvis  major,  ober- 
halb  des  Prömontorium  und  der  Linea  terminalis  gelegen  ist  und 
seitlich  von  den  beiden  Darmbeinschaufeln  begrenzt  wird,  während 
der  unterhalb  der  Linea  terminalis  befindliche,  ziemlich  ringförmige 
Teil  als Jcleines  Becken,  Pelvis  minor,  bezeichnet  wird.  Die 
Ebene,  welche  man  sich  durch  die  Linea  terminalis  und  das  Pro¬ 
montorium  gelegt  denkt,  ist  der  Beckeneingang.  Apertura 
pelvis  Superior  s.  Aditus  pelvis,  dessen  Durchmesser  in  der  Medi¬ 
anlinie  die  sogen,  anatomische  ConjuQata  vera  i)  bildet.  Der 
.B-C ckenausgang,  Apertura  pelvis  inferior  s.  Exitus  pelvis, 
wird  am  knöchernen  Becken  durch  den  mehrfach  ausgeschnittenen 
Rand  desselben  dargestellt.  Beim  Lebenden  wird  dagegen  der 
Beckenausgang  vorn  durch  die  Rami  inferiores  ossis  pubis  und 
ossis  ischii,  hinten  durch  die  Ligg.  sacrotuberosa  und  die  Steiss- 
beinspitze  begrenzt. 

Die  natÜT^liche  StellungdesB  ecken  &in  der  aufrechten 
Haltung  ist  eine  derartige,  dass  die  Ebene  des  Beckeneinganges 
(oder  was  dasselbe  sagt,  die  Conjugata  vera)  mit  der  Horizontal- 

0  Die  Geburtshelfer  beweichnen  als  Conjugata  vera  etwas  anderes, 
nämlich  die  kürzeste  Linie,  welche  Promont,  und  Symphyse  verbindet.  Das 
vordere  Ende  dieser  Linie  pflegt  in  der  Regel  0,5  cm  unterhalb  des 
oberen  Symphysenrandes  zu  liegen. 

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212 


ebene  einen  Winkel  von  etwa  50®  beim  Manne,  von  etwa  55®  beim 
~\VeiDe  Diiaet.  pei  dieser  Stellung  liegen  che  spmae  iliacae  anteri- 
ores  superiores  und  die  Tubercula  pubica  in  einer  nahezu  fron¬ 
talen  Ebene. 

Das  männliche  und  das  weibliche  Becken  zeigen 
eine  Reihe  von  Unterschieden,  von  denen  die  wichtigsten  folgende 
sind:  1)  das  normale  weibliche  Becken  ist  in  allen  Durchmessern 
geräumiger  als  das  männliche;  2)  die  Darmbein¬ 
schaufeln  liegen  beim  weiblichen  Becken  flacher,  d.  h.  mehr 
g^en  den  Horizont  geneigt,  während  siebeimmannlichen  steiler 
stehen;  hierauf  beruht  zum  Teil  die  Tatsache,  dass  das /Weib  dem 
Manne  gegenüber  durch  stärkere  Hüften  ausgezeichnet  ist;  3)  der 
Beckeneingang  ist  beim  Weibe  mehr  rundlich  oder  in  die 
Quere  gezogen,  während  er  beim  Manne  mehr  kartenherzförmig 
erscheint;  4)  der  mehr  spitze  Schamwinkel  des  Mannes, 
Angtdm  pubis,  ist  beim  Weibe  zum  Schambogen,  Arcus  pubis, 
auSgenmdet. 

Die  eben  ausgeführten  Unterschiede  finden  sich  jedoch  erst  von 
der  Pubertät  an  und  sind  auch  manchmal  beim  Erwachsenen  nicht 
so  deutlich  ausgeprägt,  dass  es  unter  allen  Umständen  möglich 
wäre,  ein  Becken  mit  Sicherheit  als  ein  männliches  oder  weibliches 
zu  recognoscieren. 

B.  Das  Oberschenkelbein  und  die  Kniescheibe, 
a)  Das  Oberschenkelbein. 

Das  Oberschenkelbein,  Femur  s.  Os  femoris,  stellt 
den  stärksten  und  längsten  Röhrenknochen  des  menschlichen  Ske¬ 
lettes  dar.  Man  kann  ihn  wie  alle  Röhrenknochen  in  die  bei¬ 
den  Enden  und  in  ein  Mittelstück,  den  Körper,  einteilen. 

Das  obere  (proximale)  Ende  beginnt  mit  einer  über- 
knorpelten  Anschwellung,  dem  Oberschenkelkopf,  Capui 
femoris,  dessen  Knorpelfläche  den  Umfang  einer  Halbkugel  über¬ 
schreitet  und  welcher  in  die  Hüf^elenkpfanne  eingefügt  ist.  An  dem 
medialen  Teile  des  Caput  femoris  befindet  sich  eine  ziemlich  tiefe 
Grube,  Fovea  capUis  femoris,  in  welcher  sich  das  Lig.  teres  inse¬ 
riert.  Dicht  unterhalb  des  Kopfes  ist  das  obere  Ende  des  Ober¬ 
schenkelbeines  stark  eingeschnürt  und  wird  hier  als  Ober¬ 
schenkelhals,  Collum  femoris,  bezeichnet.  Die  Stellung  des 
Collum  femoris  zur  Längsaxe  des  übrigen  Oberschenkelbeines  ist 
bei  beiden  Geschlechtern  insofern  eine  verschiedene,  als  dasselbe 
mit  dieser  Axe  beim  Weibe  einen  mehr  rechten,  beim  Manne  einen 


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mehr  stumpfen  Winkel  bildet.  Weiter  abwärts  zeigt  das  obere  Ende 
zwei  starke  Vorsprünge,  die  beiden  R  o  1 1  h  ü  g  e  1  oder  T  r  o  - 
chanteren,  von  denen  der  grössere,  lateral  und  oben  gelegene 
als  Trochanter  ma  jor  bezeichnS^ wird  und  eine  annähernd  vierseitige 
~  Fuilll  flät,  wahrend  <;jer  kleinere,  mehr  medial  und  tiefer  gelegene 
Trochanter  minor  heisst  und  eine  sfWipt  pyramidale  I5escnanen- 
'^elf  ieigt.  beide  'l'rocnanteren  sind  lediglich  Muskelvorsprünge, 
indem  sich  am  Trochanter  minor  der  M.  il^soas,  am  Trochanter 
major  der  grösste  Teil  der  hinteren  Hüftmuskeln  inseriert.  Die  me¬ 
diale  Fläche  des  Trochanter  major  ist  noch  durch  eine  Grube, 
Fossa  trochanterica,  ausgezeichnet,  in  welcher  sich  von  den  hin¬ 
teren  Hüftmuskeln  die  Mm.  obturatores  und  gemelli  festsetzen.  Vom 
Trochanter  major  verläuft  vom  eine  schräge  Linie,  Linea  inter- 
trochanferica  (anterior),  {Linea  obliqua  femoris  von  HenlE),  nach 
unten  und  medianwärts,  welche  jedoch  ihren  Namen  eigentlich  nicht 
verdient,  da  sie  strenggenommen  nicht  die  beiden  Trochanteren  ver¬ 
bindet,  sondern  unterhalb  des  Trochanter  minor  an  das  La- 
bium  med.  der  Linea  aspera  femoris  stösst.  Der  obere  (laterale) 
Teil  der  Linea  intertroch.  ist  zum  Ansatz  für  das  Lig.  Bertini  be¬ 
stimmt,  der  untere  (mediale)  Teil  zeigt  die  obere  Grenze  des  M. 
vastus  medialis  an.  Hinten  verbindet  eine  viel  stärker  ausgeprägte 
Erhabenheit,  die  Crista  intertrochanterica  s.  Linea  intertrochanterica 
posterior,  beide  Rollhügel  miteinander. 

Der  K  ö  r  p  e  r  des  Femur,  Corpus  femoris,  ist  nach  vom  con¬ 
vex  und  zugleich  von  dreikantig  prismatischer  Beschaffenheit,  so 
dass  man  an  demselben  drei  Kanten  und  drei  Flächen  unterschei¬ 
den  kann.  Von  den  drei  Kanten  sind  die  beiden  vorderen 
sehr  stumpf  und  wenig  ausgeprägt,  die  hintere  Kante  dagegen  ist 
um  so  stärker  entwickelt  und  wird  wegen  ihrer  rauhen  "Beschaffen¬ 
heit  als  Linea  aspera  s.  Crista  femoris  besonders  bezeichnet.  An 
der  letzteren  lassen  sich  sehr  deutlich  zwei  nebeneinander  verlau¬ 
fende  Leisten,  das  Labium  mediale  s.  intemum  und  das  Labium 
laiercde  s.  extemum,  unterscheiden,  welche  sich  nach  oben  hin  bis 
zu  den  beiden  Trochanteren,  nach  hinten  hin  bis  zu  den  beiden 
Condylen  des  Femur  fortsetzen.  Durch  besondere  Rauhigkeit  ist 
der  oberste  Teil  des  Labium  laterale  ausgezeichnet,  welcher  dem 
M.  glutaeus  max.  zur  Insertion  dient;  er  wird  auch  als  Tuberosilas 
glutaea  bezeichnet  und  kann  etwas  unterhalb  des  Trochanter  major 
zu  einem  Höcker,  dem  sogen.  Trochanter  tertius,  anschwellen.  Der 
oberste  Teil  des  Labium  med.,  welcher  zwischen  dem  tmteren  me¬ 
dialen  Ende  der  Lin.  intertrochant.  und  dem  Trochanter  minor  ge- 


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legen  ist,  bildet  die  sogen.  Linea  s.  Crista  pectinea,  welche  dem 
M.  pectineus  zum  Ansätze  dient.  Mitunter  ist  lateral  von  der  Linea 
pectinea  (zwischen  ihr  und  der  Tuberositas  glutaea)  als  Abzwei¬ 
gung  des  Labium  med.  noch  eine  verticale  Leiste  gelegen,  welche 
den  Ansatz  des  M.  adductor  minimus  bezeichnet.  In  der  Nähe 
der  Linea  aspera  sind  gewöhnlich  ein  oder  mehrere  Foramina 
nutricia  sichtbar,  in  welche  die  Ernährungsgefässe  des  Oberschen¬ 
kelbeines  eintreten.  Von  den  drei  Flächen  des  Oberschenkels 
ist  die  vordere  convex,  die  beiden  hinteren  (eine  mediale  und  eine 
laterale  Fläche)  sind  dagegen  mehr  eben.  An  denselben  ist  nichts 
Besonderes  zu  bemerken. 

Das  untere  (distale)  Ende  des  Oberschenkels  läuft  in 
zwei  Anschwellungen  aus,  welche  man  als  Condylus  lateralis  (ex- 
temus)  und  als  Condylus  medialis  (internus)  von  einander  unter¬ 
schieden  hat.  Von  -diesen  beiden  Condylen  ist  der  mediale  stärker 
entwickelt  und  reicht  infolgedessen  weiter  nach  abwärts  (wenn  man 
den  Oberschenkel  mit  seiner  Längsaxe  vertical  stellt).  In  der  natür¬ 
lichen,  aufrechten  Stellung  des  Menschen  liegen  jedoch  die  tiefsten 
Punkte  beider  Condylen  durchaus  in  der  Horizontalebene,  weil 
dann  die  Längsaxe  beider  Femora  derart  schräg  stehen,  dass  ihre 
unteren  Enden  einander  näher  sind  als  die  oberen  und  somit  Femur 
und  Tibia  einen  nach  lateralwärts offenen  Winkel  bilden. i)  Anseiner 
unteren  Fläche  ist  jeder  Condylus  von  einem  breiten  Streifen  von 
Knorpelsubstanz  überzogen.  Beide  Knorpelstreifen  dienen  zur  Ar- 
ticulation  mit  der  Tibia  und  vereinigen  sich  vom,  so  dass  sie  zu¬ 
sammen  eine  hufeisenförmige  Figur  bilden.  Entsprechend  seiner 
stärkeren  Ausbildung  zeigt  sich  an  dem  medialen  Condylus  die 
Knorpelfläche  stärker  gekrümmt  als  an  dem  lateralen,  was  sich  am 
besten  constatieren  lässt,  wenn  man  die  Condylen  im  Profil  be¬ 
trachtet.  Beide  Condylen  werden  hinten  durch  einen  tiefen  Einschnitt, 
die  Fossa  intercondyloidea  (posterior)  getrennt,  welche  zum  Ansatz 
für  die  beiden  Ligg.  cruciata  bestimmt  ist.  Vorn  liegt  zwischen  den 
beiden  Condylen  die  Facies  patellaris  (Fossa  patellaris),  welche  je¬ 
doch  zu  der  Knorpelfläche  der  Condylen  gehört  und  die  Knie¬ 
scheibe  aufnimmt.  Die  Seitenflächen  der  beiden  Condylen  sind  end¬ 
lich  durch  je  eine  Rauhigkeit,  den  Epicondylus  medialis  und  lateralis 
(Tuberositas  condyli  med.  und  lat.)  ausgezeichnet,  welche  zum  An¬ 
satz  für  die  Ligg.  collateralia  des  Kniegelenkes  dienen.  Die  drei¬ 
seitige  Fläche,  welche  sich  hinten  oberhalb  beider  Condylen  befin- 

Man  kann  also  sagen,  dass  jeder  Mensch  —  wenigstens  an  seinem 
Skelett  —  X-Beine  besitzt. 


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det,  hat  man  als  Planum  povlUeum  des  Oberschenkels,  die  transver¬ 
sale  Kante  zwischen  dem  Planum  popliteum  tmd  der  Fossa  intercon- 
dyloidea  auch  als  Linea  intercondyloidea  (HENLE)  bezeichnet  ')• 

b)  Die  Kniescheibe. 

Die  Kniescheibe,  Patella,  bildet  eigentlich  eine  Art  von 
grossem  Sesambein,  welches  in  die  Sehne  des  M.  quadriceps  femoris 
eingefügt  ist,  aber  zugleich  die  Höhle  des  Kniegelenkes  von  vorn 
her  begrenzen  hilft.  An  der  Patella  unterscheidet  man  ein  breites 
oberes  Ende,  Basis  patellae,  ein  spitzes  unteres  Ende, 
Apex  patellae,  ferner  eine  rauhe  vordere  Fläche,  über  wel¬ 
che  die  Sehnenfasem  des  Extensor  cruris  hinüberziehen,  und  eine 
zum  allergrössten  Teil  überknorpelte  hintere  Fläche,  welche 
in  die  Kniegelenkhöhle  hineinsieht.  Die  überknorpelte  Fläche  der 
Patella,  Facies  artieularis,  wird  nun  wieder  durch  eine  verticale 
Erhabenheit  in  zwei  Abschnitte  geteilt,  von  denen  der  kieTngry," 
medial  gelegene  für  den  medialen  Condylus  des  Femur,  der 
■'gi'ä^s  s  e  r  e,  lateral  gelegene  für  den  lateralen  Condylus  des- 
selben  bestimmt  ist.  Die  kleinere  Gelenkfacette  dpr  Patella  fntspricht 

und  inng<>k«»hrt  die  grössere 


also  eigentümlicherweise  Hem 


C.  Die  Unterschenkelknochen. 

Das  Skelett  des  Unterschenkels  besteht  aus  zwei  Knochen,  näm¬ 
lich  aus  dem  Schienbeine,  Tihia,  und  dem  Wadenbeine, 
Fibula  s.  Perone.  Beide  Knochen  sind  am  oberen  und  unteren  Ende 
derart  miteinander  verbunden,  dass  sie  nur  in  sehr  geringem  Grade 
gegen  einander  beweglich  sind.  Nur  der  eine  von  beiden,  nämlich 
die  Tibia,  articuliert  mit  dem  Femur,  während  die  Fibula  an  ihrem 
oberen  Ende  allein  mit  der  Tibia  in  Verbindung  steht. 

a)  Die  Tibia. 

Das  Schienbein,  Tihia,  ist  ebenso  wie  das  Os  femoris 
ein  sehr  starker  und  kräftiger  Röhrenknochen,  welcher  gleichfalls 
in  ein  o  b  e  r  e  s,  ein  u  n  t  e  r  e  s  E  n  d  e  und  das  Mittelstück, 
den  Körper,  eingeteilt  wird. 

Das  obere  (proximale)  Ende  der  Tibia  ist  das  stär- 

Dicht  oberhalb  des  Condylus  medialis  befindet  sich  nicht  selten  an 
der  hinteren  Seite  das  Tuberculum  aupracondyloideum  für  den  medialen  Gastro- 
cnemiuskopf;  ein  ähnlicher  Höcker  für  den  lateralen  Gastrocnemiuskopf  ist 
mitunter  auch  oberhalb  des  Condylus  lateralis  wahrzunehmen. 


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kere  und  zeigt  ähnlich  wie  das  untere  Ende  des  Oberschenkelbeines 
zwei  seitliche  Anschwellungen,  dieCondylenderTibia,  die 
jedoch  nicht  so  deutlich  voneinander  abgegrenzt  sind,  wie  dies  beim 
Oberschenkel  der  Fall  ist.  Die  Condylen  werden  wieder  als  Condylus 
medialis  (internus)  und  Condylm  lateralis  (extemus)  unterschieden. 
Jeder  Condylus  trägt  oben  eine  rundliche  Knorpelfläche,  von  denen 
die  mediale  entsprechend  dem  stärker  gekrümmten  Condylus  medi¬ 
alis  des  Oberschenkelbeines  auch  stärker  vertieft  ist,  w^rend  die 
laterale  aus  ebendemselben  Grunde  flacher  erscheint.  Beide  Knorpel¬ 
flächen  zusammen  bilden  die  Facies  articularis  superior  des  Schien¬ 
beines.  Zwischen  diesen  beiden  Gelenkflächen  ist  in  der  Mitte  eine 
Erhöhung,  Eminentia  intercondyloidea,  gelegen,  welche  eigentlich 
aus  zwei  kleinen  Höckern,  dem  Tuberculum  intercondyloideum  mediale 
und  laterale,  besteht.  Vor  der  Eminentia  intercondyloidea  be¬ 
findet  sich  die  Fossa  intercondyloidea  anterior,  in  welcher  sich  das 
Lig.  cruciatum  ant.  ansetzt,  und  hinter  der  Eminentia  intercondy¬ 
loidea  die  Fossa  intercondyloidea  posterior,  welche  für  das  Lig.  cru¬ 
ciatum  post,  zur  Insertion  bestimmt  ist.  Der  wallförmige  Rand, 
welcher  die  beiden  Knorpelflächen  nebst  den  zwischen  ihnen  ge¬ 
legenen,  soeben  erwähnten  Gruben  umgibt,  wird  als  Kargo  infra- 
glenoidalis  bezeichnet.  Unterhalb  des  letzteren  findet  sich  vom  die 
Tuberositas  tibiae  (s.  patellaris),  ein  starker  Höcker,  an  welchem 
sich  die  Sehne  des  Quadriceps  femoris  ansetzt.  Hinten  zieht  unter¬ 
halb  des  Margo  infraglenoidalis  die  Linea  poplitea  vom  Condylus 
Jateralis_  schr^  nach  unten  und  medianwärts.  Die~3rerseitige’ 
Fläche  oberhalb  der  Linea  poplitea  dient  dem  M.  popliteus  zum 
Ursprünge  und  wird  als  Planum  popUteum  der  Tibia  bezeichnet. 
Etwas  unterhalb  der  Linea  poplitea  findet  sich  gewöhnlich  ein 
Foramen  nutricium,  durch  welches  das  Hauptemähmngsgefäss  der 
Tibia  in  den  Knochen  eindringt.  Etwas  unterhalb  des  Margo 
infraglenoidaUs  zeigt  sich  endlich  an  der  lateralen  hinteren  Seite 
des  Condylus  lateralis  eine  kleine  plane  Gelenkfacette,  die 
Facies  articularis  fibularis,  welche  zur  Articulation  für  das  obere 
Ende  der  Fibula  bestimmt  ist. 

Der  Körper  der  Tibia  ist  dreikantig  prismatisch.  Von  den 
drei  Kanten  ist  die  vordere,  der  sog.  Schienbein¬ 
kamm,  die  Crista  anterior  oder  kurzweg  Crista  tibiae,  durch  ihre 
Schärfe  ausgezeichnet  und  schon  unter  der  äusseren  Haut  ohne 
Schwierigkeit  sichtbar.  Was  die  beiden  hinteren  Kan¬ 
ten  anbetrifft,  so  ist  die  mediale  mehr  stumpf  {Margo  medi¬ 
alis)  die  laterale,  der  Fibula  gegenüber  gelegene  dagegen 


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schärfer.  An  der  lateralen  Kante  setzt  sich  die  Membr.  interossea 
an,  und  dieselbe  wird  deswegen  als  Crista  interossea  besonders  be¬ 
zeichnet.  Von  den  drei  Flächen  der  Tibia  ist  die  v o r d e r e 
mediale  Fläche,  Facies  medicdis,  ziemlich  eben  und  unmittel¬ 
bar  unter  der  Haut  gelegen,  wo  ihr  Periost  bekanntlich  nicht  selten 
allerlei  schmerzhaften  mechanischen  Insulten  ausgesetzt  ist.  Die 
vordere  laterale  Fläche,  Facies  lateralis,  und  die  h  i  n- 
tere  Fläche,  Facies  posterior,  dagegen  sind  von  Muskeln 
bedeckt. 

Das  untere  (distale)  Ende  der  Tibia  zeigt  an  seinem 
medialen  Teile  einen  vierseitigen,  nach  abwärts  ragenden  Fort¬ 
satz,  den  medialen  Knöche  \,  Malleolus  medialis  (internus), 
dessen  laterale,  überknorpelte  Fläche,  Facies  articularis  mcdleolaris, 
mit  dem  Talus  articuliert.  Die  laterale  Seite  des  unteren  Tibia¬ 
endes  bildet  einen  Ausschnitt,  Incisura  fibularis,  welcher  zur  Auf¬ 
nahme  für  das  untere  Ende  der  Fibula  dient.  Von  der  hinteren 
Fläche  der  Tibia  ist  der  Malleolus  medialis  durch  eine  Furche, 
Sulcus  malleolaris  geschieden,  in  welchem  ^_Sehnen  _der_  Mm^ 
tibialis  posterior jmdJiexor  digitorum  longus  liegen.  Etwas  weiter 
lateral  findet  sich  mitunter  noch  eine  . Furche  für  die  Sehne  des  M. 
.  flexor  hallucis  longus  vor.  Die  untere  Fläche  des  unteren  Tibia¬ 
endes  endlich  ist  überknorpelt  (Facies  arüculai-is  inferior)  und  mit 
dem  Talus  durch  ein  Gelenk  verbunden. 

b)  Die  Fibula. 

Das  Wadenbein,  Fibula,  ist  ein  schlanker,  zierlicher 
Röhrenknochen,  wacher  ebenso,  wie  die  Tibia,  in  ein  oberes, 
ein  unteres  Ende  und  das  Mittelstück  oder  den  Kör¬ 
per  eingeteilt  wird. 

Das  obere,  proximale  Ende  oder  Capitulum  ßbulae 
articuliert  mittels  einer  planen  rundlichen  Gelenkfacette,  Facies 
articularis  capituli,  mit  dem  Condylus  lat.  der  Tibia.  Dicht  ober¬ 
halb  dieser  Gelenkfacette  befindet  sich  ein  stumpfer  Höcker*) 
Apex  capituli  s.  Tuberculum  fibulae,  welcher  zur  Insertion  für  die 
Bicepssehne  bestimmt  ist. 

Der  Körper  der  Fibula  ist  von  dreikantig  prismatischer  Be¬ 
schaffenheit  mit  drei  Kanten,  Ciista  anterior,  lateralis  und  medialis. 


>)  Nach  Henle  kann  man  am  Capitulum  fibulae  constant  noch  einen 
vorderen  Höcker  für  eine  Portion  des  M.  peronaeus  longus  und  einen  hin¬ 
teren  für  den  fibularen  Kopf  des  M.  soleus  erkennen. 


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sowie  drei  Flächen,  Facirs  mrdüilis,  lateralis  und  posterior  una  ci- 
scheint  derartig  um  seine  Längsaxe  gedreht,  dass  die  mediale  Fläche 
zur  vorderen,  die  laterale  zur  hinteren  und  die  hintere  zur  medialen 
wird.  Lieber  die  mediale  Fläche  zieht  ausserdem  in  verticaler  Rich¬ 
tung  noch  eine  vierte  Kante  oder  Leiste,  die  Crista  interossea, 
welche  zum  Ansatz  für  das  gleichnamige  Band  bestimmt  ist.  Ganz 
nahe  am  Capitulum  fibulae  runden  sich  die  Kanten  ab,  und  es 
kommt  so  zur  Bildung  des  Collum  fibulae  HYRTL. 

Das  untere  distale  Ende  der  Fibula  bildet  den  late¬ 
ralen  Knöchel,  Malleolus  lateralis  (extemus),  welcher  er¬ 
heblich  weiter  als  der  mediale  Knöchel  nach  abwärts  ragt.  An  der 
medialen  Fläche  des  ersteren  liegt  eine  Gelenkfacette  (Fades  arti- 
ctUaris  mallcoli)  für  den  Talus,  welcher  also  von  den  beiden  Malle- 
olen  wie  von  einer  Gabel  umfasst  wird.  Unmittelbar  hinter 
dieser  Gelenkfacette  (noch  zur  medialen  Fläche  des  Knöchels  ge¬ 
hörig)  ist  eine  Grube  für  den  Ansatz  des  Lig.  talofibulare  poste¬ 
rius  zu  bemerken.  An  der  hinteren  Seite  des  Malleolus  lateralis 
findet  sich  endlich  ane  nicnt  ifhther  deutlich  ausgeprägte  Rinne, 
TSilUllS  Wälleolarisf  in  welcher  die  Sehnen  der  M.  peronaeus  lon- 
gUi>  uHd  previs  nin  und  her  gleiten. 

D.  Die  Knochen  des  Fusses. 

Der  Fuss,  Pes,  in  seiner  Totalität  betrachtet,  stellt  ein  Gewölbe 
vor,  dessen  Skelett  hauptsächlich  auf  drei  Unterstützungspunkten 
ruht.  Diese  drei  Punkte  sind:  1)  der  hinterste  Teil  des  Calcaneus, 
das  Tuber  calcanei;  2)  und  3)  die  Capitula  des  1.  und  V.  Meta^Ir- 
palknochens.  Beim  Stehen  und  Gehen  berühren  allerdings  ausser¬ 
dem  noch  die  Zehenspitzen,  die  Capitula  sämtlicher  Metacarpal¬ 
knochen  und  der  ganze  laterale  Fussrand  den  Fussboden.  Wenn 
die  Bänder  der  Fusssohle,  wie  z.  B.  durch  übermässige  Dehnung 
oder  infolge  eines  angeborenen  Bildungsfehlers  zu  schlaff  sind,  so 
bildet  der  Fuss  kein  Gewölbe  mehr,  sondern  liegt  der  Unterlage  platt 
an  und  wird  alsdann  als  Plattfuss,  Pes  planus,  bezeichnet,  eine 
Abnormität,  welche  das  Gehen  und  Stehen  erheblich  erschwert. 

Die  Knochen,  welche  den  Fuss  zusammensetzen,  teilt  man  in 
drei  Gruppen  ein:  a)  die  Ossa  tarsi  oder  Fusswurzel- 
k  n  o  c  h  e  n  ;  b)  die  Ossa  metatarsi  oder  Mittelfuss- 
knochen;  c)  die  Phalangen  oder  Zehenglieder. 

a)  Die  Fusswurzelknochen. 

Die  Fusswurzelknochen,  Ossa  tarsi,  bestehen  (von 
hinten  nach  vorn  gerechnet)  aus  folgenden  Knochen:  1)  dem 


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Sprungbein,  Talus-,  2)  dem  F  e  r  s  e  n  b  e  i  n  ,  CaZcanews; 
3)  dem  Kahnbein,  Os  naviculare;  4),  5)  und  6)  den  3  Keil¬ 
beinen,  Ossa  cuneiformia;  7)  dem  Würfelbein,  Os  cuboideum. 

Die  Fusswurzelknochen  kann  man  sich  ähnlich  wie  diejenigen 
der  Hand  in  eine  hintere  (proximale)  Reihe  und  eine 
vordere  (distale)  Reihe  eingeteilt  denken.  Die  1.,  hin¬ 
tere  oder  proximale  Reihe  würde  vom  Grosszehenrande 
an  gerechnet  1)  aus  dem  Os  naviculare,  2)  dem  Taltis  und  3)  dem 
Calcaneiis  bestehen.  Das  vor  den  Talus  gelagerte  Os  naviculare 
entspricht  jedoch  nicht  dem  Os  naviculare  der  Hand,  sondern  einem 
Os  centrale,  welches  an  der  Hand  des  Menschen  nicht  gesondert 
vorhanden  ist.  Der  über  dem  Calcaneus  liegende  Talus  entspricht 
dem  Os  naviculare  und  Os  lunahun  der  Hand,  der  Calcaneus  dem 
Os  triquetrum  und  pisiforme  (Henle).  Eine  Analogie  des  Erbsen¬ 
beines  wurde  eigentümlicherweise  gerade  in  dem  dicksten  und 
stärksten  Teile  des  Calcaneus  gegeben  sein,  nämlich  in  dem  hin¬ 
tersten  Ende  desselben,  an  welchem  sich  die  Achillessehne  inseriert. 
Dagegen  liegen  die  vier  Knochen  der  II.,  vorderen  oder 
distalen  Reihe,  d.  h.  die  3  Ossa  cuneiformia  und  das  Os 
cuboidcum,  in  derselben  Weise  nebeneinander  wie  die  vier  Knochen 
der  II.  Reihe  an  der  Handwurzel.  Im  übrigen  unterscheidet  man 
an  den  Fusswurzelknochen  folgende  Besonderheiten: 

1.  Das  Sprungbein,  Talus  b.  Astragalus,  besteht  aus 
einem  nach  hinten  gelegenen  stärkeren  Teile,  dem  Körper, 
Corpus  tali,  und  einem  nach  vorn  gelegenen  schwächeren  Teile, 
dem  Kopfe,  Caput  tali.  Zwischen  dem  Körper  und  dem  Kopfe 
ist  eine  etwas  eingeschnürte  Stelle,  der  Hals,  Collum  tali,  gelegen. 
Der  Körper  hat  6  Flächen,  von  denen  die  obere  Fläche, 
Facies  Superior,  überknorpelt  ist  und  in  der  Richtung  von  vom 
nach  hinten  convex,  dagegen  in  der  Richtung  von  einer  Seite  zur 
anderen  leicht  ausgehöhlt  erscheint.  Di^  Knorpelfläche  ist  ausser¬ 
dem  vorn  breiter  als  hinten,  was  deshalb  von  Wichtigkeit  ist,  weil 
die  Gabel  der  Unterschenkelknochen  bei  den  Bewegungen  des 
Fusses  sich  auf  dem  vorderen  breiteren  Teile  fest  einklemmt,  dem 
hinteren  schmäleren  Teile  dagegen  ntu’  lose  aufliegt.  An  der  m  e- 
dialen  Seitenfläche  des  Talus  ist  eine  kleinere  halbmond¬ 
förmige  Gelenkfacette,  Facies  malleolaris  medialis,  für  den  Malle¬ 
olus  medialis,  an  der  lateralen  eine  grössere  dreiseitige, 
Facies  malleolaris  lateralis,  für  den  Malleolus  lateralis  gelegen.  Am 
unteren  Ende  der  letzteren  ragt  ein  Fortsatz,  der  Processus  lateralis 
tali,  hervor.  In  ihrer  Gesamtheit  setzen  die  drei  soeben  beschrie- 


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benen  Knorpelflächen  die  Trochlea  tali  zusammen.  Die  kleine  h  i  n- 
tere  Fläche  des  Talus  ist  gänzlich  durch  einen  kurzen  Fort¬ 
satz,  den  Proc.  posterior  tali  (STIEDA)  eingenommen,  welcher  dimch 
eine  schräg  verlaufende  Rinne  für  den  M.  flexor  hallucis  longus, 

Sulcm  m.  flexoris  j^allucis  lonaK  in  zwei  Hpinp  Hnrker  geteilt  wird. 

_  beide  Tlöcker,  ein  Tulerctilum  mediale  und  laterale,  dienen  zum 
Ansätze  für  die  hinteren  Verstärkungsbänder  der  Artic.  talocru- 
ralis  und  talocalcanearXile  ü~n  t  e  r  e  FTa  c  h  e  des  Talus  zeigt  ' 
hinten  eine  ausgehöhlte  grosse  Gelenkfläche,  Facies  arücularis  cal- 
canea  posterior,  für  den  Körper  des  Calcaneus.  Vor  dieser  Facette 
liegt  eine  schräge  Furche,  Sulcus  tali  (Sulcus  interarticularis  von 
HENLE),  welche  durch  die  Anlagerung  des  Calcaneus  zu  einem 
nahezu  transversalen  Gange,  dem  Sinus  tarsi  s.  Canalis  tarsi,  ge- 
schlossen  wird.  Dieser  Gang  ist  ziun  grossen  T^eile  _durch  Band- 
^massen  au.sgpfiillf  HENLE  bezeichnet  jedoch  als  Sinus  tarsi  die 
Vertiefung,  in  welche  dieser  Gang  nach  lateralwärts  ausläuft.  Vor 
dem  Sulcus  tali  liegen  noch  zwei  kleinere  Oelenkfacetten,  Facies 
articularis  calcanea  media  und  anterior,  die  indessen  schon  zum 
Caput  tali  gehören  und  zur  Articulation  für  den  Proc.  anterior  des 
Calcaneus  und  das  Sustentaculum  dienen.  Mitunter  werden  die  beiden 
letzteren  Facetten  noch  durch  den  Sulcus  interarticularis  accessorius 
(HENLE) geschieden;  doch  kommt  es  auch  vor,  dass  an  der  unteren 
Talusfläche  alle  drei  soeben  erwähnten  Gelenkflächen  continuierlich 
Zusammenhängen.  Was  den  Kopf,  Caput  tali  s.  Processus  anterior 
tali,  betrifft,  so  endigt  derselbe  vom  mit  einer  kugeligen  Gelenk¬ 
fläche,  welche  sich  allein  mit  dem  Os  naviculare  in  Verbindung 
setzt.  Die  Gelenkfläche,  Fades  articularis  navicidaris,  geht  längs 
des  unteren  medialen  Randes  des  Caput  tali  in  eine  andere  über, 
welche  gegen  das  Lig.  tibiocalcaneonaviculare  verschieblich  ist. 

2.  An  dem  Fersenbeine,  Calcaneus  unterscheidet  man: 
a)  den  nach  hinten  gelegenen  stärkeren  Teil,  den  Körper,  Corpus 
calcand;  b)  den  nach  vorn  gelegenen  schwächeren  Teil,  Processus 
anterior  calcand;  c)  einen  Höcker,  Sustentaculum  tali  (Stütze  des 
Talus),  als  Sustentaculum  bezeichnet,  weil  derselbe  den  Talus  tragen 
V  G '  ^  hilft^).  Das  Sustentaculum  ist  in  chirurgischer  Beziehung  insofern 

'  I  f.  t  M.  grosser  Wichtigkeit,  'als  es  am  Fusse  unter  der  Haut  deutlich _ 

T,  u  (  fühlbar  ist  und  man  somit  das  unmittelbar  über  demselben  gele- 

■  ■  V  ,  gene  Gelenk  zwischen  Talus  und  Calcaneus  leicht  auffinden  kann. 

*)  Das  Sustentaculum  tali  ist  auch  als  Frocessus  lateralis  calcand 
bezeichnet  worden.  Richtiger  wäre  es,  diesen  Höcker  als  Processus  medialis 
calcanei  zu  bezeichnen,  da  derselbe  nach  medianwärts  vorspringt. 


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Der  KörperdesCalcaneus  zeigt  6  Flächen,  von  denen 
die  obere  in  ihrem  vorderen  Teile  eine  convexe  Gelenkfläche, 
Facies  articidaris  posterior,  zur  Anlagerung  für  den  Talus  besitzt. 
Die  hintere  Fläche  ist  in  ihrem  unteren  Teile  ziemlich  rauh 
und  dient  hier  ztun  Ansatz  für  die  Achillessehne;  in  ihrem  oberen 
Teile  ist  sie  dagegen  glatt,  und  entsprechend  dieser  glätten  Stelle 
ist  zwischen  dem  Calcaneus  un<f~der  Ächilless^ne  ein  S^leim- 
beutel,  iursa  caicanea,  gelegen.  Die  m  e  d  i  a  1  e  Fläche  ist  aus- 
geHöhlt  und  dicht  unFerBalB  "des  Sustentaculum  mit  einer  tiefen 
Furche,  Sulcus  m.  flexoris  hcHlucis  longi,  für  die  Sehne  des  M. 
flexor  hallucis  longus  versehen,  welche  die  Fortsetzung  der  schon 
bei  der  hinteren  Talusfläche  erwähnten  Furche  bildet.-D>e-4-a  L  e~^ 
rale  Fläche  des  Calcaneus  zeigt  in  ihrem  mittleren  Abschnitt 
mitunter  einen  Höcker,  den  Proc.  iröchlmris  tProc.  lateralis  von 
STlEDA),  hinter  welchem  die  Sehne  des  M.  peronaeus  longus  in 
einer  Rinne,  Sulcus  m.  peronaei,  gleitet,  während  oberhalb  desselben 
7die~  Sehne  des  Pgronaeus  brevis  vörüberzieht.  Mitunter  sieht  man~^ 
für  die  Sehnen  der  beideireT)en  genannten  Muskeln  zwei  deutliche 
Rinnen,  welche  durch  drei  kleine  Höcker  begrenzt  werden,  von 
denen  alsdann  der  mittelste  (der  Proc.  trochlearis)  am  grössten  ist. 
Die  untere  Fläche  besitzt  hinten  einen  starken  rauhen  Vorsprung, 
das  Tuber  ccUcanei:  an  diesem  unterscheidet  man  wiederum  einen 
stärkeren  medialen  Höcker,  Proc.  medialis  tuberis  calcanei,  welcher 
zum  Ursprünge  für  den  M.  abductor  hallucis  und  M.  flexor  digi- 
torum  brevis,  und  einen  schwächeren  lateralen  Höcker,  Proc.  lateralis 
tuberis  calcanei,  welcher  zum  Ursprünge  für  den  M.  abductor  digiti 
V.  dient,  während  ausserdem  von  beiden  Höckern  die  Fascia  plan¬ 
taris  entspringt.  Der  Processus  anterior  des  Calcaneus  steht  vorn 
durch  eine  sattelförmige  Gelenkfläche,  Faries  articularis  cuboidea, 
allein  mit  dem  Os  cuboideiun  in  Verbindung.  Ausserdem  besitzen 
sowohl  der  Proc.  ant.  calcanei,  wie  das  Sustentaculum  oben  je 
eine  kleine  Gelenkfacette  Facies  articularis  anterior  resp.  media, 
welche  sich  mit  dem  Talus^)  in  Verbindung  setzen.  Hinter  beiden 
Gelenkfacetten  liegt  der  Sulcus  calcanei  (Sulcus  interarticularis  von 
Henle),  welcher  sich  durch  Anlagerung  des  Talus  zu  dem  vorhin 
erwähnten  ^nus  tarsi  s.  Canalis  tarsi .  schliesst.  Auch  ein  Sulcus 


>)  Es  ist  also  zu  beachten,  dass  jeder  der  3  Teile  des  Calcaneus  — 
der  Körper,  der  Proc.  anterior  und  das  Sustentaculum  — 
je  eine  Gelenkfläche  zur  Articulation  mit  dem  Talus  besitzt.  Wie  schon  er¬ 
wähnt,  können  diese  Gelenkflächen  sämtlich  untereinander  Zusammenhängen. 


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interarticularis  accessorius  (Henle)  kann  hier  ebenso  wie  beim 
Talus  zwischen  den  beiden  kleinen  Oelenkfacetten  Vorkommen. 

3.  Das  K  a  h  n  b  e  i  n,  Os  navictdare  s.  scaphoideum,  besitzt 
an  seiner  hinteren  (proximalen)  Fläche  eine  halb¬ 
kugelige  concave  Oelenkfläche  zur  Aufnahme  für  das  Caput  tali.  An 
der  vorderen  (distalen)  Fläche  finden  sich  dagegen  drei 
ebene  Gelenkfacetten,  welche  mit  den  drei  Keilbeinen  articulieren. 

An  der  lateralen  Fläche  steht  das  Os  naviculare  (meistens 
durch  Bandmasse,  seltener  durch  eine  kleine,  mehr  vorn  gelegene 
Gelenkfacette)  mit  dem  Os  cuboideum  in  Verbindung.  An  der 
medialen  Seite  endlich  besitzt  es  einen  stark  vorspringenden 
Höcker,  die  Tuberositas  ossis  navietdaris,  welche  unter  der 
“Haut  fühlbar  Uttd  lll  "Eliliuigisdiei  Beziehung  wichtig  ist, — 
wen  timter’^rseTbEn  das  sog.  Chopart’sche  Gelenk  gelegen  ist. 

4.,  5.  und  6.  Die  drei  Keilbeine,  Ossa  cundformia,  haben 
eine  keilförmige  Gestalt,  und  zwar  ist  die  Schneide  des  Keils  bei 
dem  1.  Keilbein  nach  oben,  bei  dem  II.  und  III.  Keilbein  dagegen 
nach  unten  gekehrt.  Das  1.  Keilbein  ist  das  grösste  von  allen,  das 
II,  jgt  Hag  ifipin<^fg^_woraus  die  TatsachTT^ultiert,  dass  def~ll: 
Metatarsalknochen  sidr~inrr~serner  Basels,  zwist-hen  das  1.  und  .111. 
^eilhem-7lwM4iiebEri~^flrp  Tat^arhp  ist  ^eshall^  von  Wichtigkeit, 
l^eil  infolge  ^ler  Mett^tarsaUrnnrhen 

der  Schnitt  nicht  in  gerader  Linie  geführt  werden  kann,  sondern 
winkelig  um  die  Basis  des  II.  Os  metatarsale  herumgehen  muss. 
Hinten  stehen  alle  drei  Keilbeine  mit  dem  Os  naviculare  in  Ver¬ 
bindung;  nach  vom  articuliert  ein  jedes  Keilbein  mit  dem  ent¬ 
sprechenden' I.,  II.  oder  III.  Metatarsalknochen,  wobei  jedoch  zu 
bemerken  ist,  dass  das  I.  und  III.  Keilbein  auch  noch  mit  der  Basis 
des  II.  Metatarsalknochens  in  Verbindung  stehen  müssen,  da  der 
letztere  sich,  wie  schon  erwähnt,  zwischen  beide  Knochen  hinein¬ 
schiebt.  Ausserdem  ist  das  III.  Keilbein  an  seiner  lateralen  Seite 
(durch  eine  mehr  nach  hinten  gelegene  kleine  Gelenkfläche)  mit 
dem  Würfelbein  verbunden. 

7.  Das  Würfelbein,  Os  cuboideum.,  steht  h  i  n  t  e  n  mit  dem 
Processus  anterior  des  Calcaneus,  vorn  mit  dem  IV.  und  V.,  also 
mit  den  beiden  letzten  Metatarsalknochen  in  Verbindung.  Medial 
articuliert  es  mit  dem  III.  Keilbeih  und  dem  Os  naviculare.  An  der 
Plantarfläche  besitzt  das  Würfelbein  einen  schrägen  Wulst, 
die  sog.  Tuhr.rosUn.<i  os.d.^‘t  Fminentia  obliqua,  auf  welcher 

wie  STIEDA  sehr  richtig  betont.,  die  Sehne  des  M.  peronaeus  longus 
u/i».  auf  pinpr  hin  iinH  hpr  gjpjtgf  Dip  vor  der  Fminentia 


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obliqua  befindliche  Furche,  der  Sulcus  m.  peromci  (von  HENLE), 
dient  nur  dem  Rande  der  Sehne  zur  Einlagerung.  Die  Furche 
und  die  angrenzende  Fläche  der  Tuberositas  sind  übeiTcnorpelt. 

b)Die  Mittelfussknochen. 

Die  5  Mittelfussknochen,  Ossa  mdatarsi,  verhalten 
sich  ähnlich  wie  die  Mittelhandknochen;  nur  sind  sie  länger  und 
stärker  entwickelt.  Durch  besondere  Länge  ist  der  II.  Metatarsal¬ 
knochen  ausgezeichnet.  Auch  an  ihnen  unterscheidet  man  ein 
hinteres  (proximales)  Ende,  die  .Basis,  welche  eine 
mehr  keilförmige  Gestalt  und  eine  plane  Gelenkfläche  zur  Articu- 
lation  mit  dem  betreffenden  Tarsalknochen  besitzt,  ein  dreikantiges 
prismatisches  Mittelstück,  den  Körper,  und  ein  vorderes 
(distales)  Ende,  das  Capitulum,  welches  mit  einer  annähernd 
kugelförmigen  Gelenkfläche  versehen  ist.  An  der  Basis  ist  die 
Schneide  des  Keils  bei  den  ersten  4  Metatarsalknochen  nach  ab¬ 
wärts,  dagegen  bei  dem  V.  Metatarsale  nach  lateralwärts  gerichtet. 
Hier  springt  dieselbe  in  Gestalt  eines  starken  Höckers,  der  Tube¬ 
rositas  ossis  metatarsalis  V.,  hervor,  an  welcher  sich  die  Sehnen  des 
M.  peronaeus  brevis  und  tertius.  inserieren.  Diese  Tuberosität  ist 
insofern  von  grosser  chirurgischer  Wichtigkeit,  als  dieselbe  unter 
der  Haut  deutlich  fühlbar  und  unmittelbar  hinter  derselben  das 
Tarsometätarsalgeienk~  (das  Lisfranc’sche  Gelenk)  gelegen  istr*Ari” 
der  Basis  des  I.  Metatarsalknochens  ragt  plantarwärts  ebenfalls  ein 
stumpfe  Höcker,  die  Tuberositas  ossis  metatarsalis  L,  hervor,  wel¬ 
ches  der  Sehne  des  M.  peronaeus  longus  und  zum  Teil  auch  der 
des  M.  tibialis  anterior  zum  Ansatz  dient.  Das  Capitulum  des  I. 
Metatarsalknochens  zeigt  an  der  Plantarfläche  zwei  besondere  über- 
knorpelte  kleine  Gelenkfacetten,  welche  sattelförmig  ausgehöhlt  sind 
und  zur  Einlagerung  für  die  weiter  unten  zu  erwähnenden  Ossa 
sesamoidea  dienen.  Die  auch  hier  bei  allen  Metatarsalknochen  vor¬ 
handenen  Sinus  capiUdarim  verhalten  sich  wie  bei  den  Metacar¬ 
palknochen. 

c)  Die  Phalangen. 

Die  Phalangen  oder  Zehenglieder  des  Fusses  ver¬ 
halten  sich  genau  ebenso  wie  die  der  Hand,  so  dass  auf  die  Be¬ 
schreibung  der  letzteren  verwiesen  werden  kann.  Es  ist  jedoch  zu 
bemerken,  dass  die  Phalangen  der  Zehen  viel  kleiner  und  schwächer 
entwickelt  sind  als  diejenigen  der  Hand.  Auch  die  für  die  Phalan¬ 
gen  charakteristischen  Merkmale  sind  am  Fusse  in  viel  geringerem 
Grade  ausgeprägt.  E)ennoch  ist  es  nicht  schwer,  auch  am  Fusse 


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die  I.  O r u n d p h a  1  a n g e,  die  II.  oder  Mittelphalange 
und  die  III.  oder  Endphalange  zu  unterscheiden,  weil  die 
II.  Phalange  gegenüber  der  I.  durch  ihre  grosse  Kürze  ausge¬ 
zeichnet  ist,  während  ja  die  III.  Phalange,  das  N  a  g  e  1  g  1  i  e  d  , 
als  solches  schon  durch  die  hufeisenförmige  Anschwellung  des  vor¬ 
deren  Endes  (Tuberosiias  unguicularis)  leicht  kenntlich  ist.  In  der 
Kapsel  des  I.  Metatarsc^halangealgelenkes  liegen  an  der  Plantar¬ 
fläche  ein  mediales  und  ein  laterales  kleines  Knöchelchen,  die  Se¬ 
sam  b  e  i  n  e  oder  Ossa  sesamoidea  der  grossen  Zehne,  an  wel¬ 
chen  sich  die  meisten  Muskeln  des  Grosszehenballens  inserieren. 


XIV.  Die  Gelenke  und  Bänder  der 
unteren  Extremität. 

A.  Die  Gelenke  und  Bänder  des  Beckens. 

1.  Die  Liga,  üiolunihalia  tsuoerius  und  inferius)  gehen  jeder- 
seits  von  dem  Qu^prtsatz  des  V.  Lendenwirbels,  das  obere  zur 
Crista  iliaca,  däslmtere  etwas  tiefer  zum  hintersten  Teile  der  Fossa 
iliaca  hin.  Nach  oben  hin  hängt  das  Lig.  iliolumbale  sup.  con- 
tinuierlich  mit  dem  Lig.  lumbocostale  (s.  S.  123)  zusammen. 

2.  Die  Artictdatio  sacroiliaca.  d.  h.  die  Gelenkverbin¬ 

dung  z  wischen  Hüft-  und  Kreuzbein,  ist  eine  sehr 
straffe  Amphiarthrose,  welche  in  den  allermeisten  Fällen 
eine  wirkliche  Gelenkhöhle  enthält.  An  der  v o r d e r en  Fläche 
dieser  Gelenkverbindung  verlaufen  nur  sehr  schwach  ausgeprägte, 
verticale  Verstärkungsfasem,  deren  Gesamtheit  man  als  Ligg.  sacro¬ 
iliaca  anteriora  bezeichnet  hat.  An  der  hinteren  FXI.c he 
finden  sich  jederseits  drei  gut  entwickelte  Verstärkungsbänder,  näm¬ 
lich:  longurn  ^},  welches  von  der 

Spina, iliaca  post.  sup.  zum  Seitenrande  des  Kreuzbeines  geht; 
b)  das  Lid.  sacroUiacmn  vosterius  breve,  welches  von  der  Spina 
iliaca  post.  inf.  zum  Seitenrande  des  Kreuzbeines  zieht,  wo  es 
ebenso  wie  das  vorige  Band  mit  dem  Lig.  sacrotuberosiun  und 
sacrospinosum  continuierlich  zusammenhängt;  c)  die  Ligg.  sacro- 
üiaca  interossea,  welche  in  dem  Winkel  zwischen  der  Tuberositas 
iliaca  und  der  hinteren  Fläche  des  Kreuzbeines  gelegen  sind,  in¬ 
dem  sie  den  hier  befindlichen  schmalen  Spalt  ausfüllen. 

Von  vielen  Autoren  wird  das  Lig.  sacroüiacum  potticum  Umgum  und 
itreve  zu  einem  einzigen  Bande,  dem  Lig.  sacroüiacum,  zusammengefasst. 


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3.  Die  Arüctdatio  sacroeoccuaea.  d.  h.  die  Gelenkver¬ 
bindung  zwischen  dem  V.  Kreuzbein-  und  1. 
Steissbeinwirbel,  ist  meistens  verknöchert;  alsdann  findet 
sich  aber  ein  bewegliches  Gelenk  zwischen  dem  I.  und  II.  Steiss¬ 
beinwirbel  vor.  An  der  Vorderfläche  dieser  Gelenkverbindungen 
zieht  sich  das  schwache  Lig.  sacrococcygeum  anterius  hin,  welches 

als  Analogon  des  Lig.  longitudinale  anterius  aufgefasst  werden  ^ 
kann.  Zwischen  dem  Comu  sacrale  und  coccygeum  i^  jederseits  ^ 
das  Lig.  sacrococcygeum  laterale  s.  articulare  (posticum  breve)  ge¬ 
legen  —  ein  AnalogöiT  der~GeIenkkapsel,  welche  die  Proc.  articu- 
lares  der  Wirbel  umschliesst.  Endlich  das  Lig.  jacrococcygmm 
posterius  superficiale  (posticum  longum)  ist  das  stärkstTVon  allen 
diesen  Bändern  und  verschliesst  den  Hiatus  canalis  sacralis  von 
hinten,  indem  es  sich  nach  oben  längs  der  Crista  sacralis  in  das 
Lig.  apicum  fortsetzt. 

4.  Das  Lig.  sacrospinosum  verläuft  von  der  Spina  ischiadica  zum 
Seitenrande  des  Kreuzbeines  und  ist  somit  zwischen  das  Foramen 
jschiadicum  majus  und  minus  eingeschaltet.  Unmittelbar  vor  dem 

Bande  ist  der  M.  coccygeus  gelegen.  Oft  genug  wird  das  Band 
durch  den  in  gleicher  Richtung- verlaufenden  Muskej^  völlig  ersetzt. 

5.  Das  Lia.  sacrotuberosuni  geht  von  dem  Tuber  ischiadicum 
zum  Seitenrande  des  Kreuzbeines  und  dient  zur  Begrenzung  des 
Beckenausganges,  wie  sich  derselbe  am  Bänderbecken  darstellt. 
Zwischen  ihm  und  dem  vorigen  Bande  ist  das  For.  ischiadicum 
minus  gelegen. 

Eine  sichelfönnige  Fortsetzung  dieses  Bandes,  der  sog.  Proc.  falciformis, 
zieht  sich  längs  des  medialen  Randes  des  Ramus  inferior  ossis  ischii  nach 
oben  und  bildet  mit  dem  Knochen  eine  nach  oben  offene  Rinne,  in  welcher 
der  unterste  Teil  des  M.  obturator  int.  gelegen  ist.  Die  freie  Rinne  des  Proc. 
falciformis  geht  continuierlich  in  die  an  der  medialen  Fläche  des  M.  obturator 
int.  befindliche  Fascia  obturatoria  Uber.  Ist  der  sichelförmige  Fortsatz  stark 
entwickelt,  so  kann  zwischen  ihm  und  dem  M.  obturator  int.  noch  die  A. 
und  V.  pudendaint.  s.  comm.  nebst  dem  gleichnamigen 
Nerven  gelegen  sein;  gewöhnlich  liegen  sie  in  einem  besonderen  Kanäle 
der  Fascia  obturatoria,  dem  sog.  Alcock’schen  Kanal. 

6.  Die  Schamfuge,  Syniphgsis  ossium  pubis,  besteht  aus 
einer  faserknorpeligen  Masse,  welche  die  beiden  Ossa  pubis  in  der 
Medianebene  mit  einander  verbindet.  Im  Innern  dieser  Masse 
findet  sich  nun  meistens  ein  median  gelegener,  mit  ^noviaähnlicher 

')HENLe  nimmt  noch  ein  innerhalb  des  Kreuzbeinkanales  gelegenes  Lt^. 
saeroeoecygeum  posterius  profundum  an,  welches  als  Fortsetzung  des  an  der 
Dorsalfläche  der  Wirbelkörper  gelegenen  Lig.  longitudinale  posterius  aufzu¬ 
fassen  ist. 

Broesike,  Anatomie.  9.  Anfl.  lö 


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226 


Flüssigkeit  gefüllter  Spaltraum,  welcher  indessen  keine  wirkliche 
Gelenkhöhle  darstellt,  sondern  lediglich  aus  einer  Erweichung  des 
Knorpels  hervorgegangen  ist.  Beim  schwangeren  Weibe  soll  der¬ 
selbe  besonders  gross  sein.  An  der  vorderen  Fläche  der  Symphyse 
ziehen  verticale  Verstärkungsfasem  herunter,  welche  man  auch  als 
Lia.  annutare  pubis  bezeichnet  hat,  weil  dieselben  oben  und  unten 
bogenförmig  nach  der  hinteren  Fläche  umbiegen.  Indessen  bildet 
dieses  Ligament  doch  nur  einen  unvollständigen  Ring,  welcher  nach 
hinten  offen  ist.  Quere  Verstärkungsfasem,  Lig.  pubicum  ’superius 
(Lig.  transversum  pubis),  verlaufen  am  oberen  Rande  der  Symphyse. 
Endlich  wird  der  Schamwinkel  oder  Schambogen  durch  Fasern 
ausgerundet,  welche  auch  als  Lig.  arcuatum  pubUi  bezeichnet 
worden  sind.  Alle  diese  Verstärkungsfasem  sincT jedoc^ö“  innig 
mit  einander  verschmolzen,  dass  es  nur  möglich  ist,  dieselben 
künstlich  von  einander  zu  trennen. 

7.  Die  Membrana  oUurataria  verschliesst  ganz  oder  teilweise 
das  Foramen  obturatmn  und  dient  einem  Teile  der  Mm.  obturator 
ext.  und  int.  zum  Ursprünge.  In  der  oberen  Ecke  zeigt  sie  eine 
J.  ü  c  k  e  (Canalis  obturatorius),  durch  welche  der  N.  obturatorius 
und  die  gleichnamigen  Gefässe  aus  dem  Becken  heraustreten.  Im 
unteren  Teile  ist  die  Membran  meistens  nur  sehr  dünn  und 
schwach  entwickelt,  im  oberen  Teile  dagegen  stets  ligamentös. 

8.  Das  Li^.  inQuifude  ^  Pmparti  s.  Fallopiae  (auch  als  Arcus 
cruralis  oder  als  Lig.  iliopubicum  ^zeichnet)  erstreckt  sich  als 
sehniger  Streifen  von  der  Spina  iliaca  ant.  sup.  bis  zum  Tuberculum 
pubicum  und  ist  mit  folgenden  4  Fascien  fest  verwachsen:  a)  der 
Fascia  superficialis  abdominis;  b)  der  Fascia  transversalis  abdo- 
minis;  c)  der  Fascia  iliaca,  d.  i.  der  den  M.  iliacus  bedeckenden 
Fascia;  d)  der  Fascia  lata  des  Oberschenkels.  Ausserdem  stehen  die 
Mm.  obliquus  ext.,  obliquus  int.  und  transversus  abdominis  teils 
sehnig,  teils  muskulös  mit  diesem  Bande  im  Zusammenhänge.  Auch 
mit  der  äusseren  Haut  ist  das  Lig.  inguinale  durch  fibröse  Stränge 
verbunden.  Da  die  Haut  an  dieser  Befestigungslinie  im  Gegensätze 
zur  Bauch-  und  Schenkelhaut  nahezu  fettlos  ist,  so  entsteht  die 
Leistenfurche,  Sulcus  inguinaUs,  welche  somit  in  ihrer  Lage 
genau  den  Verlauf  des  Lig.  inguinale  markiert  und  die  Grenze 
zwischen  Bauchgegend  und  Oberschenkel  bildet.  Nach  median- 
wärts  läuft  das  Poupart’sche  Band  in  zwei  Fortsetzungen  aus,  von 
denen  die  eine,  das  L.  inguinale  reflexum  s.  Collesi^),  längs  des 

*)  Von  Henle  wird  das  Lig.  Coüesi  als  Lig.  Gimbemati  reflexum  bezeichnet. 


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227 


oberen  Randes  des  Os  pubis  im  vorderen  Blatte  der  Rectusscheide 
-bis  zur  Linea  aiba  hinzieht,  während  die  andere,  As&Lki^Jtaama^ 
s.  Gimbemati.  sich  nach  hinten  und  abwärts  zum  Pecten  ossis 
pubis  begibt/wo  sie  sich  in  Form  einer  kleinen  dreiseitigen  Mem¬ 
bran  (s.  Fig.  14)  inseriert.  Der  laterale  Rand  des  Lig.  Gimbemati 
ist  von  concaver  Beschaffenheit. 

Von  der  Eminentia  iliopectinea  ersh^t  sich  ferner  zum  Lig. 
Pouparti  ein  Verstärkungsstreifen  der  Fascia  iliaca,  welchen  man 
als  lAg.  iliopecUneum  besonders  bezeichnet  hat.  Durch  letztere 
Streifen  werden  unter  dem  Poupart’schen  Bande  zwei  Fächer  von 
einander  geschieden.  Das  mediale  Fach  wird  Lamna  vasorum 


Fig.  14. 


Das  Lig.  inguinale  s.  Pouparti  nebst  der  Lacuna  vasorum  ufid  musculorum. 

benannt,  weil  in  demselben  die  A.  und  V.  femoralisich  erurohs  liegen 
(und  zwar  die  Vpne  myiial.  die  i^rterie  lateral).  Zwischen  der  V. 
femoralis  und  dem  Gimbernat’schen  Bande  zeigt  die  Lacuna  vaso¬ 
rum  noch  eine  kleine  Lücke,  den  inneren  Schenkelring, 
Ammlus  femoralis  s.  cruralis  (int.),  welcher,  abgesehen  von  einigen 
Xymphgefässen  und  Bindegewebe,  gewöhnlich  durch  eine  Lymph- 
drüse,  die  Rosenmülle r’s che  Drüse,  ausgefüllt  ist  und 
die  Eintrittspforte  für  die  Schenkelbrüche,  fpmn- 

rales  s.  crurales,  darstellt.  Das  bald  mehr  lockere,  bald  mehr 
feste  Bindegewebe,  welches  beim  Fehlen  oder  nach  Hinwegnahme 
der  Rosenmüller’schen  Drüse  den  inneren  Schenkelring  ausfüllt,  ist 
auch  als  Septum  femordle  s.  crurale  (Cloqueti)  bezeichnet  worden. 
Das  laterale  Fach  unterhalb  des  Poupart’schen  Bandes  wird 

15* 


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Lacuna  musctdorum  genannt,  weil  durch  dasselbe  der  M.  iliacus 
und  M.  psoas  major  hindurchtreten.  Mit  diesen  Muskeln  geht- 
noch  (lateral  von  der  Art.  femoralis  gelegen)  der  N.  femoraüs  s. 
cruralis  durch  die  Lacuna  musculorum  hindurch.  Das  Lagever- 
^  hältnis  zwischen  V.,  A.  Und  N.  femoraüs  unterhalb  des  Pourpart- 

.  ^  sehen  Bandes  ist  also  ein  derartiges,  dass  sich  die  Vene  am  meisten 

t  V  medial,  die  Arterie  in  der  Mitte  und  der  Nerv  am  meisten  lateral 

«  befindet. 

Es  muss  jedoch  zum  Schlüsse  erwähnt  werden,  dass  sehr  viele 
Autoren  die  g  a  n  z  e  Lacuna  vasorum  als  Schenkelring  oder 
inneren  Schenkelring  bezeichnen,  weil  die  Schenkel¬ 
brüche  ausnahmsweise  vor  oder  gar  lateral  von  der  A.  und  V. 
femoralis  nach  dem  Oberschenkel  hindurchtreten.  Näheres  über  den 
Schenkelring  ist  am  Schlüsse  der  Muskellehre  nachzusehen. 

Als  Lig.  pubicum  Cooperi  bezeichnet  man  endlich  einen  derben,  jedoch 
nicht  immer  deutlich  ausgeprägten  Bindegewebstreifen,  welcher  von  dem  Lig. 
Oimbemati  längs  des  Pecten  ossispubis  bis  zum  Lig.  iliopecti- 
neum  hinzieht  und  somit  eine  Art  von  Verbindung  zwischen  den  beiden 
letztgenannten  Bändern  herstellt.  Das  Lig.  pubicum  würde  also  den  unteren 
Rand  der  Lacuna  vasorum  bilden.  Da  die  Fasda  pecünea  in  das  Cooper- 
sche  Band  direkt  übergeht,  so  haben  einzelne  Autoren  das  letztere  auch  als 
eine  verdickte  Partie  der  ersteren  angesehen. 

B.  Das  Hüftgelenk. 

Das  Hüftgelenk.  Articidatio  coxae  s.  femoris,  bildet  ein 
sogen.  Nussgelenk,  Enarthrosis,  d.  h.  eine  Arthrodie,  bei  wel¬ 
cher  der  grössere  Teil  des  Gelenkkopfes  von  der  Gelenkpfanne  (ähn¬ 
lich  wie  der  Kern  einer  defecten  Nuss  von  seiner  Schale)  umschlossen 
wird.  Die  Beweglichkeit  des  Gelenkkopfes  in  der  Pfanne  muss  hier 
beschränkter  sein  als  bei  anderen  Kugelgelenken,  da  bei  grösseren 
Excursionen  in  Folge  der  eben  erwähnten  Einrichtung  der  Ober¬ 
schenkelhals  an  den  Rand  der  Pfanne  anstossen  muss.  Beim  Hüft¬ 
gelenk  wird  ausserdem  die  BewegUchkeit  des  Femur  gegen  das 
Becken  noch  durch  starke  Bänder  beeinträchtigt,  welche  in  die 
Kapsel  dieses  Gelenkes  eingewebt  sind  und  der  letzteren  eine  be¬ 
sondere  Widerstandsfähigkeit  verleihen.  Die  Gelenkkapsel  des  Hüft¬ 
gelenkes  entspringt  (ebenso  wie  diejenige  des  Schultergelenkes) 
nicht  allein  am  Pfannenrande  (Supercilium  acetabuli),  sondern  auch 
an  der  Aussenseite  eines  ringförmigen,  faserknorpeligen  Streifens, 
Labrum  glenoidale^  s.  Limbus  cartilagineus,  welchen  an  dem  knöcher¬ 
nen  Rande  dw  Pfanne  festsitzt  und  noch  dazu  beiträgt,  das  Aceta- 
bulum  zu  vertiefen  und  den  Gelenkkopf  fester  zu  umfassen,  lieber 


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22Q 


die  Incisura  acetabuli  spannt  sich  das  Labrum  glenoidale  als  sogen. 
Lig.  transversum  acetabuli  in  Form  einer  Brücke  herüber,  unter 
'  welcher  kleine  OefSsscund  t4ervenzweige  zum  Lig.  teres  hindurch¬ 
treten.  Der  Abschluss  der  Gelenkhöhle  durch  das  Labrum  glenoi¬ 
dale  ist  ein  so  exacter,  dass  der  Oberschenkelkopf  noch  durch  den 
Luftdruck  in  der  Pfanne  festgehalten  wird,  selbst  wenn  die  ganze 
Kapsel  mit  ihren  Verstärkungsbändem  ringsum  durchschnitten  ist. 
Erst  beim  Anbohren  des  Acetabulum  von  der  Beckenhöhle  aus 
fällt  das  Femur  aus  der  Pfanne  heraus.  Die  Gelenkkapsel  inseriert 
-«i6b  vom  an  der  Linea  intertrochanterica,  hinten  aber  o  b  e  r  h  a  Ib 
der  Crista  intertrochanterica  am  Collum  femoris.  ln  der  Gelenk¬ 
kapsel  ist  also  der  ganze  Kopf,  die  ganze  vordere  und  der  grösste 
.Teil  der  hinteren  Fläche  des  Schenkelhalses  eingeschlossen. 

Die  Bewegungen,  welche  im  Hüftgelenk  ausgeführt  wer¬ 
den,  sind  folgende:  a)  die  A  b  d  u  c  t  i  o  n  und  A  d  d  u  c  t  i  o  n 
des  Oberschenkels,  bei  denen  der  letztere  von  der  Medianebene  ent¬ 
fernt  oder  an  dieselbe  herangezogen  wird;  b)  das  Heben  und 
Senken  des  Oberschenkels.  Bei  der  Hebung  wird  der  letztere  an 
den  Bauch  herangezogen,  weshalb  man  diese  Bewegung  auch  als 
Ventralflexion  oder  kurzweg  als  Flexion  bezeichnet  hat. 
Beim  Senken  wird  der  Oberschenkel  mit  dem  Rumpf  in  eine  Linie 
gebracht,  d.  h.  die  Extension  desselben  ausgeführt.  Der  Ober¬ 
schenkel  kann  jedoch  auch  noch  ein  wenig  über  die  gerade  Linie 
hinaus  nach  rückwärts  gezogen  werden  —  eine  Bewegung,  welche 
Hyperextensioni)  benannt  worden  ist;  c)  die  Rotation 
(Drehung)  nach  einwärts  (medianwär t's)  und  a u s- 
wärts  (lateralwärt s),  d.  h.  Bewegungen,  bei  denen  das 
Femur  derartig  um  seine  verticale  Achse  gedreht  wird,  dass  sich 
der  Trochanter  major  nach  vom  oder  nach  hinten  bewegt.  Da  der 
letztere  unter  der  Haut  deutlich  fühlbar  ist,  so  kann  man  sich  an 
demselben  leicht  über  diese  Bewegungen  orientieren.  Von  der  Rota- 


0  Streng  genommen  ist  eine  Hyperextension  im  Hüftgelenke 
unmöglich,  da  bei  dieser  Bewegung  nicht  das  Femur  über  die  Verticale  hin¬ 
aus  nach  hinten  gezogen,  sondern  lediglich  das  Becken  stärker  nach  vom 
geneigt  wird.  Eigentümlich  erscheint  die  Tatsache,  dass  wir  bei  gebeug¬ 
tem  Knie,  wie  z.  B.  beim  Hocken,  den  Oberschenkel  bis  dicht  an  den 
Bauch  heranziehen  können,  während  wir  das  gestreckte  Bein  nur 
bis  zur  Horizontalen  zu  erheben  imstande  sind.  Dies  liegt  offenbar  daran, 
dass  sich  bei  letzterer  Procedur  die  übermässig  gedehnten  Beugemuskeln 
contrahieren  und  auf  diese  Weise  eine  Weiterbewegung  verhindern.  Viel¬ 
leicht  kommt  auch  die  vermehrte  Spannung  der  Oberschenkelfascie  in  Frage. 


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tion  des  Oberschenkels  um  seine  Längsaxe  ist  auch  die  Stellung  der 
Füsse  nach  einwärts  oder  auswärts  bei  gestrecktem  Knie  abhängig. 

Die  Verstärkungsbänder  der  Häf^elenkkapsel  sind 
die  folgenden: 

1.  Das  Lig.  üiofemordle  s.  Bertini  entspringt  von  der  Spina 
/  .  iliaca  ant.  inf .  (und  dem  angrenzenden  Darmbeinteile  des  Pfannen¬ 
randes)  und  setzt  sich  fast  an  der  ganzen  Linea  intertrochanterica 
fest.  Ein  Teil  der  tieferen  Fasern  dieses  Bandes  zieht  jedoch 
nach  unten  und  medianwärts  ringförmig  um  den  Schenkelhals 
herum,  um  in  die  sogen.  Zona  orbicularis  (Weberi)  (s.  weiter 
unten)  überzugehen.  Das  Lig.  Bertini  ist  das  stärkste  Band  des 

_  menschlichen  Körpers  tmd  pflegt  infolgedessen  bei  Verrenkungen 
im  Hüftgelenke  fast  niemals  zu  zerreissen  und  selbst  dann  noch, 
erhalten  zu  sein,  wenn  die  ganze  übrige  Kapsel  durchrissen  ist. 
Wenn  das  Becken  fixiert  ist,  so  hemmt  das  Band  die  Hyper- 
extension  des  Oberschenkels,  d.  h.  eine  zu  weite  Bewegung 
desselben  nach  hinten.  Steht  das  Femur  fest,  so  verhindert  das 
Lig.  Bertini,  dass  das  Becken  in  der  aufrechten  Stellung  des  Men¬ 
schen  zu  weit  nach  hinten  sinkt. 

2.  Das  Lui.  vubocavsulare  s.  pubofemorale  entspringt  vom 
Ramus  superior  ossis  pubis  (hauptsächlich  von  der  ganzen  Crista 
obturatoria)  und  fliesst  abwärts  mit  dem  medialen  Teile  des  Lig. 
Bertini  und  der  Zona  orbicularis  zusammen.  Im  Verein  mit 
letzterem  Bande  kann  das  Lig.  pubofemorale  eine  zu  starke 
Auswärtsrotation  des  Femur,  für  sich  allein  eine  zu  starke 
Abduction  desselben  verhindern,  indem  es  sich  bei  diesen  Be¬ 
wegungen  anspannt. 

Zwischen  dem  Lig.  Bertini  und  dem  Lig.  pubocapsulare  findet 
sich  stets  eine  dünne  Stelle  der  Kapsel,  an  welcher  unter  dem  M. 
iliopsoas  ein  Schleimbeute  1.  Bursa  iliopectinea  (Bursa  iliaca 
s.  subiliaca),  gelegen  ist.  Dieser  Schleimbeutel  kann  die  dünne  Stelle 
der  Kapselwand  zwischen  den  beiden  eben  genannten  Bändern 
durchbrechen  und  mit  der  Höhle  des  Hüftgelenkes  communicieren, 
sodass  also  Abscesse  aus  der  letzteren  leicht  nach  vom  unter 
den  M.  iliopsoas  treten  können.  Dagegen  sind  die  von  der  Wirbel¬ 
säule  unter  der  Fascia  iliaca  nach  dem  Oberschenkel  hinabsteigen- 
den  Senkungsabscesse  natürlich  vor  dem  letzteren  Muskel  ge¬ 
legen.  Ueber  verschiedene  andere  Schleimbeutel  der  Beckeng^end 
ist  in  meinem  anatomischen  Atlas  nachzusehen. 

3.  Das  Lig.  ischioenpsulare  entspringt  oberhalb  und  neben  dem 
Tuber  ischiadicum  und  verschmilzt  nach  abwärts  mit  der  Zona 


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orbicularis,  ohne  sich  eigentlich  am  Collum  femoris  anzusetzen.') 
Dieses  Band  kann  eine  zu  starke  Rotation  des  Oberschenkels  nach 
einwärts  verhindern. 

4.  Die  Zona  orbicularis  (Weberi)  besteht  zunächst  aus  circu- 
lären  Fasern,  welche,  in  die  Kapsel  fest  eingewebt,  den  Schenkel¬ 
hals  umkrdsen,  ohne  sich  an  demselben  irgendwie  festzusetzen. 
Im  Gegenteil  ist  die  Kapselwand  zwischen  der  Zona  und  der 
hinteren  Fläche  des  Collum  femoris  schlaff  und  relativ  dünn 
{jRecessus  sacäfonnis),  sodass  sich  die  hintere  Fläche  des  Collum 
femoris  bei  den  Bewegungen  des  Oberschenkels  gegen  die  Zona 
bequem  hin-  und  herschieben  kann.  Diesen  unabhängigen  Ring- 
fasem  mischen  sich  von  den  sämtlichen  drei  eben  beschriebenen 
Bändern  ausstrahlende  Fasern  zu,  welche  bogenförmig  in  die 
Bahnen  der  Zona  übergehen. 

5.  Das  Zigr.  teres  entspringt  aus  der  Fossa  acetabuli  und  setzt 
sich  an  der  Fovea  capitis  femoris  festT  Da  dieses  Band  nach 
Struthers  nur  bei  vollständiger  Auswärtsrotation  und  Flexion 
des  Oberschenkels  gespannt  ist,  so  kann  es  für  gewöhnlich  nicht 
dazu  dienen,  die  Beweglichkeit  des  Oberschenkels  nach  irgend  einer 
Richtung  hin  zu  beschränken.  Da  ferner  Hyrtl  behauptet,  dass 
die  durch  die  Inc.  acetabuli  in  das  Lig.  teres  eindringenden  Blut¬ 
gefässe  nicht  bis  ziun  Caput  femoris  gelangen,  sondern  vorher 
schlingenförmig  umbiegen,  so  scheint  es  fast,  als  ob  dieses  Band 
auch  n  i  c  h  t  die  Function  hätte,  dem  Oberschenkelkopfe  Emährungs- 
gefässe  zuzuführen.  Nach  Welcker  soll  es  „die  Umtreibung  der 
Synovia  im  Gelenke  besorgen“.  Nach  HENLE  ist  es  „wesentlich 
Träger  von  Gefässen  und  wie  die  Synovialzotten  an  der  Absonde¬ 
rung  der  Gelenkflüssigkeit  beteiligt“.*) 

Die  dünneren  Stellen  der  Kapsel  sind  zwischen  den 
drei  vorhin  genannten  Verstärkungsbändem  gelegen  und  begünsti¬ 
gen  das  Durchtreten  des  Caput  femoris  bei  Verrenkungen  umso¬ 
mehr,  als  nach  MALGAIGNE  an  diesen  Stellen  der  freie  Rand  des 
Supercilium  acetabuli  vertieft  zu  sein  pflegt.  Die  erste  dünne 
Stelle  der  Gelenkkapsel  liegt  zwischen  dem  Lig.  ilio-  und  pubo- 
femorale,  d.  h.  also  nach  unten  und  lateral  von  der  Eminentia  ilio- 

0  Aus  diesem  Grunde  muss  das  Band  als  Lig.  ischiocapsulare  und  nicht 
als  Lig,  ischiofemorale  bezeichnet  werden.  Das  sogen.  Lig.  pubocapsidare  (B. 
N.  A.)  setzt  sich  dagegen  mit  einem  Teile  seiner  Fasern  (s.  oben)  am 
Femur  fest. 

•)  Regelmässig  fehlt  das  Band  beim  Orang,  zuweilen  auch  beim 
Menschen. 


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pectinea,  und  ist  vielfach  von  der  Conununication  zwischen  Hüft¬ 
gelenk  und  Bursa  iliopectinea  direct  durdibrochen;  eine  zweite 
Stelle  befindet  sich  zwischen  Lig.  pubofemorale  und  ischiocap- 
sulare  und  entspricht  in  ihrer  Lage  der  Incisura  acetabuli  und  dem 
For.  obturatum;  die  dritte  schwache  Stelle  der  Kapsel¬ 
wand  endlich  ist  zwischen  Lig.  ilibfemorale  und  ischiocapsulare, 
d.  h.  also  gegenüber  der  Incisura  ischiadica  major  gelegen.  Durch 
diese  drei  Stellen  pflegt,  wie  schon  erwähnt,  bei  Luxationen  am 
häufigsten  der  Gelenkkopf  des  Oberschenkels  hindurchzutreten. 
Endlich  ist  auf  die  bereits  auf  voriger  Seite  (sub  4)  erwähnte 
dünnere  Ansatzstelle  der  Kapsel  an  die  hintere  Fläche  des  Collum 
femoris  i(Recessus  sacciformis)  hinzuweisen. 

C.  Das  Kniegelenk. 

Das  Kniegelenk,  Articulatio  genu,  stellt  einen  äusserst 
complitierten  Apparat  dar,  da  an  demselben  nicht  allein  die  articu- 
lierenden  Knochen  (Femur,  Tibia  und  Patella)  sehr  eigentümlich 
gekrümmte  Gelenkflächen  zeigen,  sondern  auch  zwischen  Femur 
und  Tibia  zwei  halbringförmige  faserknorpelige  Scheiben,  die 
sögen.'  Menisci,  eingeschaltet  sind,  gegen  welche  sich  diese  Ge- 
lenkflächen  bei  "den  verschiedenen  Bewegungen  in  sehr  mannig¬ 
faltiger  Weise  verschieben.  Trotz  dieses  complizierten  und  noch 
in  vieler  Hinsicht  unaufgeklärten  Mechanismus  der  einzelnen  Ge¬ 
lenkverbindungen,  welche  sich  hier  zu  einem  Ganzen  vereinigen, 
können  wir  das  Kniegelenk  doch  in  functioneller  Beziehung  als 
ein  modificiertes  Scharniergelenk  (Ginglym ch 
A  r  t  h  r  o  d  i  e)  bezeichnen.  Die  Hauptbewegung,  Welche  in  dem¬ 
selben  ausgeführt  werden  kann,  nämlich  die  Beugung  und 
Streckung  des  Unterschenkels,  kann  als  eine  Schamierbewe- 
gung  aufgefasst  werden.  Indessen  handelt  es  sich  hierbei  um  keine 
reine  Scharnierbewegung,  da  die  Knochen  des  Oberschenkels 
und  des  Unterschenkels  in  der  Extension  einen  lateralwärts 
offenen  Winkel  bilden  —  ähnlich  wie  dies  auch  für  das 
Ellbogengelenk  beschrieben  worden  ist.  Ausserdem  wird  von  dem 
Unterschenkel  am  Ende  einer  jeden  Streckung  zugleich  eine  ge- 
ringe  Rotation  nach  auswärts  (Supination)  ausge- 
- 1  führt.  Ist  der  Unterschenkel  dagegen  gebeugt,  so  kann  der¬ 
selbe  um  seine  Längsaxe  nach  auswärts  (lateralwärts) 
und  nach  einwärts  (medianwärt s)  rotiert  werden. 

Die  Kapsel  des  Kniegelenkes  ist  fast  überall  durch 
derbe  Faserzüge  verstärkt,  welche  in  dieselbe  eingewebt  oder  auf 


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dieselbe  aufgelagert  sind.  Eine  Ausnahme  hiervon  macht  nur  der 
oberhalb  der  Patella  gelegene,  vordere  Teil  der  Kapsel,  an 
welchem  dieselbe  zwar  sehr  dütm  und  schlaff  erscheint,  aber  von 
dem  M.  quadriceps  femoris  bedeckt  imd  geschützt  wird.  Die 
Kapsel  geht  nämlich  vom  oberen  Rande  der  Patella  eine  Strecke 
weit  an  der  hinteren  Seite  des  Quadriceps  hinauf  und  schlägt 
sich  dann  zur  Vorderfläche  des  Oberschenkels  hinüber,  wo  sie 
sich  2 — 8  cm  oberhalb  der  Fossa  patellae  ansetzt.  Auf  diese 
Weise  bildet  die  Kapsel  eine  Art  von  Recessus  (Bursa  supror 
pateUaris  s.  Recessus  subcrurali^,  welcher  sich  bei  Flüssigkeits- 
ansammlungen  im  Kufegelehke  vorzugsweise  zu  füllen  pflegt;  man 
kann  alsdann  zu  beiden  Seiten  der  Quadricepssehne  oberhalb  der 
Patella  statt  der  beiden  normalen  Gruben  zwei  deutliche  Hervor¬ 
wölbungen  konstatieren.  An  diesen  Recessus  der  Kapselwand 
setzen  sich  auch  die  Fasern  des  M.  articularis  genu  an  und  ver¬ 
hindern  die  Einklemmung  derselben  zwischen  Femur  und  Patella, 
indem  sie  dieselbe  während  der  Extension  nach  oben  ziehen.  Die 
Gelenkkapsel  reicht  also  vom  und  zu  beiden  Seiten  etwas  höher 
hinauf,  als  der  Rand  des  Gelenkknorpels.  Bei  der  Tibia  heftet  sich 
die  Kapsel  an  den  Margo  infraglenoi^lis  an,  so  dass  sie  die  Fossae 
intercondyloideae  mit  einschliesst.  Bei  der  Paf^iia  s^tTi  sie  sich  an 
den  Rand  der  Knorpelfläche  an,  sodass  die  letztere  direct  in  die 
Gelenkhöhle  hineinsieht.  Ausserdem  ist  sie  —  von  einem 

kleinen  Stücke  dea  lateralen  Meniscus  —  miLjler  Peripherie  der 
beiden  Gelenkscheiben  fest  verwachsen  (s.jmch  S.  236). 

Die  Verstärkung sbänder  des  Kniegelenkes  sind 
folgende: 

1.  Die  Befestigungsbänder  der  Patella  werden 
als  ein  unteres,  mediales  und  laterales  unterschieden. 
Das  unte  r  e ,  Lig.  patellae  (inferius  s.  proprium  patellae),  ver- 
läuft  von~ der  Spitze  der  _Pate]la  ^  Tuberositas  tibiae  und  kann 
um  so  eher  als  eine  Fortsetzung  der  Quadricepssehne  aufgefasst 
werden,  als  einzelne  Fasern  der  letzteren  auch  vor  der  Patella 
hinweg  ziehen  und  in  das  eben  genannte  Band  übergehen  (s.  Mus¬ 
kellehre).  Das  Lig.  patellae  inf.  ist  sehr  kräftig,  sodqss  bei  zu  starker 
Dehnung  desselben  weit  eher  ein  Querbruch  der  Kniescheibe  als 
eine  Zerreissung  des  Bandes  stattfindet.  Die  beiden  Seiten- 
b  ä  n  d  e  r  der  Kniescheibe,  das  Retinaculum  patellae  mediale  (inter- 
num)  und  vatellae  ?qteraZe  (extemum),  bestehen  aus  Fasern,  welche 
von  den  Ligg.  collateralia  und  dem  Epicondylus  medialis  und  late¬ 
ralis  zu  den  beiden  Seitenrändera  der  Patella  hinziehen  und  mit 


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der  darüber  gelegenen  Fasda  lata  zum  Teil  fest  verwachsen  sind. 
Durch  letztere  Bänder  wird  eine  zu  starke  seitlidie  Verschiebung 
der  Patella  nach  medianwärts  und  lateralwärts  verhindert. 

2.  Die  Seitenbänder  des  Kniegelenkes  werden 
als  Lig.  collcOerale  tibiale  (Lig.  accessorium  mediale  von  HENLE, 
Li^läterale  internum)  und  Lig.  coUcUerde  ßndare  (Lig.  acces¬ 
sorium  laterale  von  HENLE,  Lig.  laterale  extemum)  bezeidinet.  Das 
Lig.  coUaterde  tibide  entspringt  von  dem  Epicondylus  medialis 
d«  FemuT'ünff'  setzt  sich  an  der  medialen  Fläche  der  Tibia  etwas 
unterhalb  des  Condylus  an.  Mit  dem  Meniscus  medialis  ist  dieses 
Band  fest  verwachsen.  Das  Lig.  coUaterde  jibulare  verläuft  vom 
Epicon3yl0s~iateralis  zum  Capitulum  fibulae,  ist  jedoch  vom  Menis¬ 
cus  lateralis  durch  die  Sehne  des  M.  popliteus  getrennt.  Beide  Seiten¬ 
bänder  des  Kniegelenkes  inserieren  an  den  Condylen  des  Femur  ‘ 
ejc_ce_n  trisch  zurK  r  ü  m  m  u,n_£  derlK  n  o  r  p  e  li  L£c-ben 
und  zwar  mehr  nach  der  Flexionsseite  des  Beines  hin.  Wenn  der 
Unterschenkel  gebeugt  ist,  werden  infolgedessen  die  Insertions¬ 
punkte  eines  jeden  Seitenbandes  einander  näher  liegen,  als  wenn 
derselbe  gestreckt  ist.  Hieraus  resultiert  die  weitere  Tatsache,  dass 
Hit»  .«^Hpi^bänder  bei  gestrecktem  Unterschenkel  sich  stark  spannen — . 
und  jede  Rotationsbewegung  des  letzteren  verhindern,  während  sie 
bei  gebeugtem  Unterschenkel  schlaff  sind  und  den  Bewegungen 
des  letzteren  (insbesondere  der  Rotation  um  die  Längsaxe)  keiner¬ 
lei  Widerstand  entgegensetzen.  Die  Ligg.  collateralia  des  Kniege¬ 
lenkes  verhalten  sich  also  ähnlich  wie  die  Ligg.  collateralia  der 
Metacarpophalangealgelenke  (S.  Fig.  9,  S.  182)  ,nur  dass  dort  der 
Insertionspunkt  mehr  nach  der  Extensionsseite,  hier  dagegen  nach 
der  Flexionseite  des  Gliedes  liegt.  Infolgedessen  sind  die  Ligg. 
collateralia  der  Finger  im  Gegensatz  zu  denen  des  Kniegelenkes  in 
der  Streckung  schlaff,  in  der  Beugung  dagegen  gespannt. 

3.  AnderhinterenSeiteder  Kapselwand  liegt 
das  lAa.  voyliteum  obligumn,  welches  sich  in  schräger  Richtung  von 
der  Gegend  des  Condylus  med.  tibiae  zum  Condylus  lat,  femoris 
erstreckt^)  und  im  Wesentlichen  eine  nach  oben  und  lateralwärts 
gerichtete  Ausstrahlung  der  Sehne  des  M.  semimembranosus  bildet. 
HENLE  bezeichnet  ausserdem  als  Lig.  pnplUmm  arcuaium  mit  der 
Sehne  des  M.  popliteus  verwachsene  Fasern,  welche  bogenförmig 
vom  Condylus  lat.  femods  in  die  hintere  Kapselwand  ausstrahlen 


0  Der  Faserverlauf  des  Lig.  popliteum  obliquum  ist  also  derselbe  wie 
derjenige  des  M.  popliteus. 


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235 


und  sich  mit  abwärts  gerichteter  Convexität  allmählich  unter  dem 
vorigen  Bande  verlieren.  Ein  besonderes  Retinaculum,  Metma- 
ßulvm  Ug.  arcuaü,  verbindet  das  Ljg.  arcuahun  bezw.  die  Popliteus- 
§!ehne  mit  dem  Capitulum  fibulae.  Beide  Bänder  sind  (ebenso  wie 
die  ganze  hintere  Kapselwand)  in  der  Streckung  des  Beines  gespannt 
und  müssen  also  der  Hyperextension  "entgegenwirken.  Durch  Ver¬ 
mittelung  dieser  Bänder  können  ausserdem  (he  Mm.  semimembra- 
nosus  und  popliteus  die  hintere  Kapselwand  während  starker 
Beugtmg  spannen  und  dadurch  vor  Einklemmung  schützen. 

4.  Innerhalb  der  Gelenkhöhle  sind  die  beiden 
Kreuzbänder  des  Kniegelenkes,  Ligg.  cruciata  genu, 
gelegen.  Das  Lig.  cruciatum  anterius  erstreckt  ^ch  von  der  hossa 
intercondyloidea  ant.  der  Ti^ia_zur  medialen  Seite  des  ^ndylus 
lat,  femoris.  das  Lü/.  cruciatum  posterius  von  (ier  Fossa  intercon¬ 
dyloidea  post,  der  Tibia  zu  der  lateralen  Seite  des  Condylus  med. 
femoris.  Die  Hauptfunktion  beider  Bänder  besteht  jedenfalls  (iarin, 
bei  gebe  ^  t  e  m  Knie  Femur  tmd  Tibia  gegen  einander  zu 
fixieren,  d.  h.  eine  Verschiebung  beider  Knochen  gegen  einander 
zu  verhindern.  Letztere  müsste  in  der  Beugestellung  eintreten,  weil 
die  Ligg.  collateralia  in  diesem  Falle  schlaff  und  somit  nicht  ge¬ 
eignet  sind,  einer  solchen  Dislocation  beider  Knochenenden  ent¬ 
gegen  zu  wirken. 

NacHi  Henle  „widersetzen  sich  die  Ligg.  cruciata  nebst  der  hinteren 
Kapselwand  jeder  Fortsetzung  der  Streckbew^ung,  durch  welche  die  Tibia 
mit  dem  Schenkelbein  einen  nach  vorn  offenen  Winkel  bilden  würde.“  Nach 
JOESSEL  sind  die  Ligg.  cruciata  „Hemmungsbänder  für  die  Rotationsbewegun¬ 
gen  des  Unterschenkels  nach  innen,  die  übrigens  nur  im  flectierten  Zustande 
des  Kniegelenkes  ausführbar  sind.  Die  Rotationsbewegungen  des  Unter- 
srrhenkels  nach  aussen  werden  aber  nicht  durch  die  Ligg.  cruciata  beschränkt, 
deim  diese  entspannen  sich  bei  letzterer  Bewegung.  Das  Lig.  cruciatum 
post,  widersetzt  sich  einer  forcierten  Extension;  das  Lig.  cruciatum  ant. 
spannt  sich  bei  forcierter  Flexion“. 

5.  Innerhalb  (ier  Gelenkhöhle  liegen  ferner  die 
bereits  oben  erwähnten  faserknorpeligen  Gelenkscheiben,  der 
Meniscttö  mediaiis  und  lateralis  (Fibrocartilagines  interarticulares 
s.  semilunares  von  Hyrtl),  welche  zwischen  den  Condylen  des 
Femur  und  der  Tibia  eingeschaltet  sind,  um  den  Krümmungsunter¬ 
schied  der  Gelenkflächen  auszugleichen,  die  an  den  Condylen  der 
l'ibia  erheblich  flacher  sind  als  an  denen  des  Femur.  Dement¬ 
sprechend  besitzen  diese  Ringscheiben  einen  äusseren  hohen  und 
einen  inneren  zugeschärften  Rand,  so  dass  sie  ajd  dem  Querschnitt 
keilförmig  pr-srheinpn  Die  Gebrüder  WEBER  vergleichen  denn  auch 


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236 


die  Function  der  beiden  Menisci  mit  derjenigen  von  zwei  Keilen, 
welche,  von  vom  und  hinten  unter  ein  Wagenrad  geschoben,  be¬ 
wirken,  dass  sich  dasselbe  bei  Bewegungsversuchen  auf  der  Stelle 
dreht  und  nicht  auf  der  Unterlage  weitet*  fortgleiten  kann.  Beide 
Menisci  entspringen  mit  ihren  vorderen  Enden  dicht  vor  der  Emi- 
nentia  intercondyloidea  und  setzen  sich  mit  den  hinteren  Enden 
dicht  hinter  derselben  fest.  Zwischen  den  vorderen  Enden  der 
Menisci  zieht  häufig,  in  dem  Fett  hinter  dem  Lig.  patellae  inferius 
gelegen,  ein  transversaler  Faserstreifen  entlang,  welchen  man  als 
Lig.  transversum  amu  bezeichnet  hat.  An  ihrer  Peripherie  sind  die 
beiden  Knorpeischeiben  .fest  mit  der  Gelenkkapsel  verwachsen, 
doch  ist  der  Meniscus  lateralis  von  dem  Lig.  collaterale  fibulare 
durch  die  Sehne  des  M.  popliteus  getrennt.  Die  Beugung  und 
Streckung  des  Unterschenkels  geschieht  in  den  beiden  obe¬ 
ren  Gelenken  zwischen  den  Menisci  und  dem  Femur,  die  Ro¬ 
ta  t  i  o  n  des  gebeugten  Unterschenkels  in  den  unteren  Gelen¬ 
ken  zwischen  den  Menisci  und  der  Tibia  (ganz  besonders  in  dem 
Gelenke  zwischen  Meniscus  und  Condylus  lateralis  der  Tibia). 

6.  Die  vordere  Wand  der  Gelenkkapsel  zeigt  an 
ihrer  Innenfläche  eine  fetthaltige  Erhebung  der  Synovialhaut, 
Plica  sgttovMis  patdlaris,  welche  unterhalb  der  Patellaspitze  li^ 
und  eine  gabelförmige  Falte‘)  bildet.  Die  beiden  Enden  ^  Gabel 
liegen  neben  den  Seitenrändem  der  Patella  und  werden  auch  als 
Plicae  (dares  ^  Ligg.  alaria  bezeichnet.  Häufig  ist  die  Plica  syno¬ 
vialis  patellaris  auch  mit  den  Ligg.  cruciata  und  sogar  mit  der 
hinteren  Kapselwand  verwachsen,  so  dass  dieselbe  alsdann  eine 
Art  von  sagittaler  Scheidewand  innerhalb  der  Gelenkhöhle  bildet. 
Alle  diese  Synovialfalten  haben  —  abgesehen  von  der  Absonderung 
von  Synovia  —  wohl  hauptsächlich  die  Bestimmung,  die  verschie¬ 
denen  Incongruenzen  der  articulierenden  Knochen  auszugleichen, 
indem  sie  die  zwischen  den  letzteren  und  der  Gelenkkapsel  befind¬ 
lichen  Lücken  ausfüllen. 

Das  Kniegelenk  ist  ausgezeichnet  durch  einen  grossen  Reich¬ 
tum  von  Schleimbeuteln,  Bursae  mucosae,  welche  in  seiner 
Nachbarschaft  liegen  und  meistens  mit  demselben  communicieren, 
so  dass  also  bei  einer  Injection  des  Kniegelenkes  auch  die  Schleim¬ 
beutel  gefüllt  werden.  Bei  der  Dünnwandigkeit  dieser  Schleim¬ 
beutel  werden  natürlich  Kniegelenkabscesse  mit  Vorliebe  durch  die 

*)  Uebrigens  können  auch  sonst  noch  Synovialfalten  von  ge¬ 
ringerer  Grösse  innerhalb  des  Kniegelenkes  Vorkommen. 


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Wand  derselben  nach  aussen  durchbrechen.  Die  wichtigsten  von 
diesen  Bursae  mucosae  sind  folgende: 

1.  Die  Bursa  suprapateUaris  s.  subcruralis  liegt  unter  der 
Sehne  des  M.  quadriceps  femoris  oberhalb  der  Patella  und  stellt 
in  frühester  Jugend  eine  abgeschlossene,  mit  Synovia  gefüllte 
Höhle  dar;  späterhin  schwindet  jedoch  die  Scheidewand  zwischen 
Bursa  tmd  Kniegelenkkapsel  allmählich,  und  es  stellt  sich  zunächst 
eine  enge  Communication  zwischen  beiden  her.  Die  letztere  er¬ 
weitert  sich  immer  mehr  und  mehr,  so  dass  in  etwa  80  %  der 
Fälle  die  Bursa  suprapateUaris  mit  dem  Recessus  suprapateUaris 
des  Kniegelenkes  eine  einzige  gemeinsame  Höhle  bildet.  Nur  selten 
pfl^  sich  noch  beim  Erwachsenen  eine  von  der  Gelenkhöhle 
völlig  getrennte  Bursa  vorzufinden. 

2.  Die  drei  Bursae  praepateUares  liegen  an  der  Vorderfläche 
der  Patella  und  können  ihrer  Lage  nach  als  ^  Bursa  praepat.  sub- 
cutanea  (zwischen  Haut  und  Fascie),  als  Bursa  praepai.  subfascMis 
(zwischen  Fascie  und  Extensorsehne)  und  als  Bursa  praepat.  sub-_ 
tendmea  (zwischen  Extensorsehne  und  vorderer  Patellafläche}  unter¬ 
schieden  werden.  Nur  selten  sind  indessen  sämtliche  drei  Schleim¬ 
beutel  vorhanden,  einer  oder  auch  zwei  davon  können  fehlen. 
Am  constantesten  scheint  der  tiefste,  die  Bursa  subtendinea,  vor¬ 
zukommen. 


o{_  c 


Bei  Leuten,  welche  durch  ihre  Profession  gezwungen  sind,  häufig  zu 
knieen,  pflegen  sich  in  diesen  Schleimbeuteln  stärkere  Flüssigkeitsmengen  an- 
zusammeln,  so  dass  dieselben  als  rundliche  Geschwulst  vor  der  Patella  her¬ 
vorragen  können.  Da  der  Körper  beim  Knieen  nicht  auf  der  Patella,  son¬ 
dern  auf  der  Tuberositas  tibiae  ruht,  so  sind  diese  Zustände  nicht  als  eine 
Folge  direkten  Druckes,  sondern  höchstens  der  Dehnung  und  Reibung  auf¬ 
zufassen,  welche  die  Fascie  und  Extensorsehne  bei  dieser  Gelegenheit  er¬ 
fahren.  Alle  drei  Schlefmbeutel  können  wohl  untereinander,  aber  niemals 
mit  der  Kniegelenkhöhle  communicieren. 

3.  Die  Bursa  infrapateüaris  profunda  liegt  hinter  dem  Lig. 
patellae  inferius  zwischen  Kniescheibe  und  Tuberositas  tibiae.  Eine 
Bursa  infrapatellaris  subcutanea  ist  mitimter  noch  weiter  abwärts 
vor  dem  Lig.  patellae  inferiuT" vorhanden. 

4.  Die  Bursa  subcutanea  tuherosüatis  tibiae  ist  direct  vor  der 
Tuberositas  tibiae  gelegen. 

5.  Die  Bursa  m.  poplitd  liegt  etwas  oberhalb  des  Capitulum 
fibulae,  zwischen  der  Sehne  des  M.  popliteus  und  der  Gelenkkapsel. 
Sie  communiciert  stets  mit  der  Kniegelenkhöhle,  so  dass  sie  auch 
als  eine  Ausstülpung  der  Synovialkapsel  aufgefasst  werden  kann. 


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6.  E)ie  Bursa  m.  semimembranosi  ist  zwischen  der  Sehne  des 
M.  semimembranosus  und  dem  medialen  Gastrocnemiuskopfe  ge¬ 
legen.  Dicht  neben  ihr  liegt  häufig  unter  dem  letzteren  noch  die 
Bursa  m.  gastrocnemii  medialis:  fliessen  beide  Schleimbeutel  zu 
einem  einzigen  zusammen,  so  hat  man  den  letzteren  auch  als 
Bursa  gastrocnemiosemimembranosa  bezeichnet.  Meistens  ist  eine 
Communication  derselben  mit  dem  Kniegelenke  vorhanden. 

7.  Auch  zwischen  dem  lateralen  Kopfe  des  M.  gastrocnemius 
und  der  Gelenkkapsel  findet  sich  nicht  selten  ein  Schleimbeutel,  die 
Bursa  m.  gastrocnemii  lateralis^  welche  ebenfalls  mit  der  Gelenk- 
höhle  coihmühlciefeirTanhr 

8.  Zwischen  Bicepssehne  und  Kniegelenkkapsel  ist  endlich  fast 
constant  die  Bursa  ni.  bicipitis  femoris  inferior  (Bursa  bidpitalis) 
gelegen,  welche  irtdessen  nur  seifen“ triiF der  üelenkhöhle  in  Ver¬ 
bindung  zu  stehen  scheint. 

9.  Zwischen  der  gemeinsamen  sehnigen  Ausbreitung  der  Mm 
Sartorius,  gracilis  und  semitendinosus  (Patte  d’oie)  und  der  Tibia 
ist  in  Höhe  der  Tuberositas  die  sog.  Bursa  anscrinu  gelegen.  Eine 
besondere  Bursa  m.  sartorii  propria  kommt  ausserdem  noch  mit¬ 
unter  zwischen  der  Gelenkkapsel  und  der  Sartoriussehne  etwa  in 
der  Höhe  des  Condylus  medialis  femoris  vor. 

D.  Die  Bandverbindungen  zwischen  Tibia  und  Fibula. 

1.  Das  obere  Ende  der  Fibula  ist  mit  der  Tibia  diu'ch  die 

Articulatio  übiofibularis  (Artic.  tibiofibularis  proximalis  s.  superior) 
verbunden,  welche  eine  Amphiarthrose  also  eine  straffe, 
wenig  bewegliche  Gelenkverbindung  darstellt,  deren  vordere  und 
hintere  Fläche  mit  Verstärkungsfasern,  Ligg.  capituli  fihulae  ant. 
und  post,  versehen  ist.  ~ 

2.  Die  Memtrrana  interossea  cruris  verläuft  zwischen  beiden 
Knochen  und  besitzt  an  seinem  oberen  und  unteren  Ende  je  eine 
Lücke  zum  Durchtritt  für  Blutgefässe.  Durch  die,  obere  Lücke 
tiitt  die  A.  und  V.  tibialis  ant.  von  hinten  nach  vom  hindurch, 
durch  die  u  n  t  e  r  e  in  derselben  Kichtüng  em  Zweig  der  A.  pero- 
iiaea,  welchen  män  als  AT.  peronaea  peffbrans  s.  Ar~perönäea  ariT 
bezeichnet  hat. 

3.  Die  Syndesmosis  tihiofibularis  (Artic.  tibiofibularis  distal is 
s.  inferior)  verbindet  das  untere  Ende  der  Tibia  und  Fibula  mit  ein¬ 
ander.  Zwischen  beiden  Knochen  ist  jedoch  keine  abgeschlossene 
Gelenkhöhle,  soridem  nur  eine  Fortsetzung  des  Talocruralgelenkes 


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gelegen.  Auch  hier  ist  ein  queres  Verstärkungsband,  das  Ltg, 
malleoli  lateralis  anterius  an  der  vorderen,  und  ein  ebensolches, 
das  Li(j.  malleoli  lateraiis  posterius^  an  der  hinteren  Seite  vorhanden. 

E.  Die  Gelenke  und  Bänder  des  Fusses. 
a)  Die  Articulatio  talocruralis. 

Die  Artieulatio  talocrurdlis  s.  pedis,  d.  h.  die  Gelenkverbindung 
zwischen  dem  Talus  und  den  beiden  Unterschenkelknochen  (auch 
kurzweg  als  F u s s -  oder  Knöchelgelenk  bezeichnet),  stellt 
einen  G  i  n  g  1  y  m  u  s  vor,  dessen  Scharnierbewegungen  als  D  o  r- 
s  a  1  f  1  e  X  i  o  n  (Heben  des  Fusses),  und  als  PJ.aji  t  a  r  f  1  e  x  i  o  n 
(iaenken  des  f'usseg7''utneisdiiedeii  werden.  Doch  ist  es  wohl  rich- 
tiger,  von  einer  D orsalmotion  und  Plantarmotion 
zu  sprechen,  da  der  Fuss  nach  plantarwärts  nicht  einmal  extendiert, 
geschweige  denn  wirklich  flektiert  werden  kann.  Ausser  dieser 
Scharnierbewegung  sind  jedoch  in  diesem  Gelenke  am  Ende  der 
Plantarmotion,  also  bei  gesenkter  Fussspitze,  noch  g e- 
ringe  seitliche  Locomotionen  des  Fusses  möglich, 
welche  sich  als  Bewegungen  der  Fussspitze  nach  median wärts  oder 
lateralwärts*)  manifestieren  und  gewöhnlich  mit  dem  Heben  des 
medialen  oder  lateralen  Fussrandes  combiniert  sind.  Die  beiden 
Unterschenkelknochen  umfassen  nämlich  den  Talus  nach  Art  einer 
Gabel.  Da  der  vordere  Teil  der  oberen  Gelenkfläche  des  Talus 
breiter  ist,  als  der  hintere,  so  muss  sich  diese  Gabel  auf  dem 
ersteren  festklemmen,  wenn  der  Fuss  dorsalwärts  bewegt  wird.  Da¬ 
gegen  liegt  die  Gabel  der  Unterschenkelknochen  bei  gesenkter  Fuss¬ 
spitze  dem  hinteren  schmalen  Teile  der  eben  erwähnten  Gelenk¬ 
fläche  nur  lose  und  schlotterig  auf,  so  dass  seitliche  Bewegungen 
in  diesem  Gelenke  möglich  sind,  die  allerdings  eigentlich  nur  in 
einem  Wackeln  bestehen.  Die  Dorsal-  und  Plantarmotion  gehen 
um  die  t  r  a  n  s  v  e  r  s  a  1  e  ^  A  x  e  ,  die  Abduction  und  Adduction 
um  die  v  e  r  t  i  c  a  1  e  Axe  dieses  Gelenkes  vor  sich.  Dagegen 
werden  die  Bewegungen  um  die  s  a  g  i  1 1  a  1  e  Axe  des  Fusses  (das 
Heben  und  ^nken  des  medialen  und  lateralen  Fussrandes)  nicht 
in  der  Articulatio  talocruralis,  sondern  Jiauptsächlich  in  dem  hin¬ 
teren  Talusgelenke  und  dem  Chopart’schen  Gelenke  ausgeführt. 

*)  Die.  letzteren,  nur  in  geringem  Grade  ausführbaren  Bewegungen 
hat  man  auch  als  Abduction  und  Adduction  des  Fusses  bezeichnet, 
und  es  sind  dieselben  an  und  für  sich  mit  dem  Heben  oder  Senken 
der  Fussränder  durchaus  nicht  zu  identificieren,  wenngleich  sich  diese 
Bew^^ngen  meistens  combinieren. 


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240 


Die  Dorsalflexion  des  Fusses,  d.  h.  das  Heben  der  Fussspitze,  hat  man 
auch  als  Extension  bezeichnet  —  ein  Ausdruck,  der  gänzlich  zu  ver¬ 
werfen  ist,  weil  hierbei  der  Fuss  nicht  gestreckt,  d.  h.  nicht  in  eine  gerade 
Linie  mit  dem  Unterschenkel  gebracht,  sondern  im  Gegenteil  gebeugt  wird. 

Die  Verstärkungsbänder  der  Articulatio  talocru- 
ralis  sind  folgendermassen  angeordnet: 

1.  An  der  .m  e  d  i  a  1  e  n  Seite  des  Gelenkes  sind  3  Bänder 
vorhanden,  nämlich:  jt)  das  Lig.  talotibiale  anterius,  b)  das  L^.  talo- 
tibiale  posterius  und  c)  das  Lig.  calcaneotibiale.  Alle  drei  gehen 
von  dem  Malleolus  medialis  (also  von  der  Tibia)  aus. 
Das  Lig.  talotibiale  anterius  setzt  sich  vom  an  der  medial^ 
Fläche  des  Talus,  das  Lig.  calcaneotibiale  am  Susten- 
t  a  c  u  1  u  m  und  das  Ligamentum  talotibiale  posterius  am  P  r  o  c. 
posterior  des  Talus  fest.  Alle  drei  Bänder  stellen'^igent- 
lich  eine  continuierliche  Bandmasse  vor,  welche  deshalb  von  vielen 
Autoren  als  ein  einziges  Ligament  aufgefasst  und  ^ig.  ddtoideum 
s.  laterale  interaum  benannt  wird.  Eine  mehr  c^rflachliche  Schicht 
des  Lig.  deltoideum  erstreckt  sich  oberhalb  des  Lig.  talotibiale  ant. 
von  der  Tibia  über  den  Talus  hinweg  bis  zum  Os  naviculare  hin 
und  wird  deshalb  als  Lig.  tibionaviculare _^esonders  bezeichnet. 

2.  An  der Jl ateralen  Seite  des  Gelenkes  sind  ebenfalls 
3  BändcLgelegen,  nämlich:  a)  das  L^.  talofibulare  anterius,  b)  das 
Lig.  calcaneofibulare  und  c)  das  Lig.  talofibulare  posterius,  welche 
in  ganz  ähnlicher  Weise  wie  die  vorigen  drei  Bänder  vom  M  a  1  - 
^olus  lateralis  nach  abwärts  divergieren.  Von  denselben 
inseriert  sich  das  Lig.  talofibulare  anterius  dicht  vor  der 

t e r a  1^ ^norpelfäche  des  T a  1  u ^  das  Lig.  calca- 
neofibuiare  an  der  Seitenfläche  des  Calcaneus  und 
das  Lig.  talofibulare  posterius  am  Proc.  posterior  des 
_T  a  1  u  s.  Obschon  die  letzteren  drei  Bänder  sehr  scharf  von  ein¬ 
ander  gesondert  sind,  so  sind  dieselben  doch  von  manchen  Autoren 
als  ein  einziges  Band,  nämlich  als  Lig.  laterale  exteramn  des  Fuss- 
gelenkes,  aufgefasst  und  beschrieben  worden. 

Was  die  Function  dieser  Verstärkungsbänder  betrifft,  so 
müssen  die  vorderen,  nämlich  das  Lig.  talofibulare  und  talotibiale 
anterius  die  Plantarmotion  hemmen,  da  sie  sich  hierbei  spannen. 
Umgekehrt  müssen  die  hinteren,  also  das  Lig.  talotibiale  und  talo¬ 
fibulare  posterius,  eine  zu  starke  Dorsalflexion  verhindern.  Das 
Lig.  calcaneotibiale  spannt  sich,  wenn  der  laterale  Fussrand,  das 
Lig.  calcaneofibulare,  wenn  der  mediale  Fussrand  gehoben  wird. 
Da  sich  die  letzteren  Bewegungen  jedoch  in  den  folgenden  Ge- 


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ienkverbindungen,  d.  h.  der  Articulation  talocalcanea  und  dem 
sogen.  Chopart’schen  Gelenke  vollziehen,  so  sind  das  Lig.  calca- 
neotibiale  und  calcaneofibulare  nur  in  b^hränktem  Sinne  als  Ver¬ 
stärkungsbänder  der  Articulation  talocruralis  aufzufassen. 

b)  Die  Articulatio  talocalcanea. 

Unter  der  Bezeichnung  Arüculatio  talocalcanea  versteht  man 
im  engeren  Sinne  nur  die  grössere  Gelenkverbindung  zwischen 
dem  Körper  des  Talus  und  demjenigen  des  Calcaneus.  Da  die¬ 
selbe  h  i  n  t  e  r  dem, Sinus,  tarsi  Riegen  ist,  so  wird  sie  auch  als 
hinteres  Talu  s  g  e  1  e  n  k  ,  Articulatio  talocalcanea  propria  s. 
posterior,  bezeichnet,  während  die  beiden  kleinen,  vor  dem 
Sinustarsi  gelegenen  Gelenkfacetten  beider  Knochen  (s.  S.  220 
u.  221)  mit  dem  Gelenke  zwischen  Taluskopf  und  Os  naviculare 
gewöhnlich  eine  gemeinsame  Gelenkhöhle  bilden,  welche  von  vielen 
Autoren  als  vorderes  Talusgelenk,  Articulatio  talocoH- 
caneonavieularis,  zusammengefasst  wird. 

Was  nun  das  hintere  Talusgelenk  (die  Articulatio 
talocalcanea  im  engeren  Sinne)  betrifft,  so  bildet  dasselbe  ein 
Drehgelenk,  Botatio,  d.  h.  ein  Gelenk  mit  cylindrischen 
Knorpelflächen,  in^'‘^^gl«h^m  sich  der  Calcaneus  gegen  den  Talus 
dreht.  Die  Axe  des_Qvhnders  geht  durch  die  Tuberositas  calcanei 
imd  den  Kopf  des  Talus  und  steht  somit  in  einer  nahezu  sagit- 
talen  Richtung,  so  dass  also  die  Bewegungen  in  di^m Ge¬ 
lenke  in  einm  Heben  und  Senken  des  medialen  und 
lateralen  Fussrandes  bestehen.^)  Doch  ist  zu  bemerken, 
dass  sich  an  dem  Heben  und  Senken  der  beiden  Fussränder  auch 
das  bereits  oben  genannte  und  weiter  unten  genauer  zu  beschrei¬ 
bende  C  h  o  p  a  r  t’sche  Gelenk  beteiligt. 

Die  Verstärkungsbänder  der  Articulatio  talocalcanea 
liegen  an  dem  vorderen,  dem  hinteren  und  den  beiden  seitlichen 
Teilen  der  Kapselwand  und  werden  demgemäss  als  Lig.  talocal- 
caneum  anterius^  posterius,  mediale  und  laterale  von  einander  unter- 
schieden.  Von  diesen  Bändern  isf  ~das~Xt<7.  iälocalcaneum  anterius 
im  Sinus  tarsi  gelegen.  Dicht  vor  demselben  befindet  sich  noch, 
durch  lockere  Bindegewebsmassen  von  ihm  getrennt,  das  Lig.  tcdo- 
calcaneum  interosseum  ( Apparatus  ligamentosus  sinus  tarsi),  welches 

*)  Nach  anderer  Ansicht  (d.  Stieda-Panseh,  Anatomie  d.  Menschen) 
sollen  diese  Oelenkflädien  Stücke  eines  Kegelmantels  darstellen,  dessen  Basis 
lateralwärts,  dessen  Spitze  medianwärts  gerichtet  wäre.  Die  Achse  dieses 
Kq^els  (Drehachse  des  Gelenkes)  wäre  soiräg  gerichtet,  so  dass  die  Achsen 
des  linken  und  des  rechten  Gelenkes  sich  bet  ihrer  Verlängerung  vom  und 
oben  schneiden  würden. 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  10 


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242 


den  letztgenannten  Gang  fast  vollständig  ausfüllt.  Das  Lig.  talo- 
cdkaneum  mediale  läuft  nahezu  horizontal  vom  Talus  zum  Susteii^ 
taculum,  das  Lig.  Moccdcaneum  posterius  vom  Pror.  posterior  tali 
mit  zwei  Schenkeln  zur  obereiTFl^e  des  Calcaneus  nach  abwärts. 
Das  Lig.  taloecUcaneun  laterale  ist  ein  starker  schräger  Bandstrei¬ 
fen, ~weIcIiwTir^ie~I^^K^^apselwand_des  Gelenkes  eingewebt 
ist.  ln  welcher  Weise  diese  Bänder  die  Bewegungen  im  hinteren 
Talusgelenke  beschränken,  ist  leicht  zu  verstehen,  wenn  man  eine 
Vorstellung  von  ihrer  Lage  besitzt. 


c)  Die  Articulatio  tarsi  transversa  s.  medio  - 

tarsea  (Chopart’sches  Gelenk). 

Unter  letzterer  Bezeichntmg  fasse  ich  in  Uebereinstimmung  mit 


iaZo-caZcan. 
pari.  proprUx^. 


Arl.ctutjeo-ivauoifiuZ. 
CotnjTuxjvicaJbicift.. 


Arü.äaj’sa-jateiec.- 

iaa’SeaeChisfra/tc- 

scTtesG^UmMD'. ' 


Z£ff.öa*iajn,6j'an*a€ittt. 

Fig.  15. 

Die  Gelenke  des  Fusses  (schrflger  Horizontalschnitt). 


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243 


den  Chirurgen  zwei  völlig  von  einander  getrennte  Oelenkhöhlen 
zusammen,  nämlich:  1)  d^  vordere  Calcaneusgelenk. 
d.  h.  die  Verbindung  zwischen  Proc.  ant.  des  Calcaneus  und 
Würfelbein,  Ärtieulatio  ccUcaneocuboidca;  und  2)  das  schon  auf 
voriger  Seite  geannte  vordereTalusgelenk,  d.  h.  die  Ver¬ 
bindung  zwischen  Taluskopf  und  Os  naviculare,  Ärtieulatio  talo- 
navkiüaris,  welche  sich  jedoch  auch  zwischen  Talus  und  Cal¬ 
caneus  nach  hiafen  erstreckt  und  deswegen  auch  als  Artkulatio 
taiocalcaneonavicularis  bezeichnet  worden  ist.  Beide  Gelenke  1  fTg  e  n 
in  einer  Linie,  welche,  von  oben  betrachtet,  wellenförmig 
verläuft,  indem  die  Convexität  des  Taluskopfes  und  die  Concavität 
des  Proc.  anterior  calcanei  nach  vom  sehen.*)  Von  diesen  beiden 
Gelenken  ist  das  vordere  Talusgelenk  ein  Kugelgelenk. 
also  eine  Arthrodie,  während  das  vordere  Ca  1  c a n e us- 
gelenk  als  ein  Sattelgelenk  aufzufassen  ist.  Die  Be¬ 
wegungen,  welchelm TSiopaVt^scHeh  Gelenke  ausführbar  sind, 
bestehen  in  Rotationen  um  die  Längsaxe  des  Fusses,  d.  h.  in  dem 
Heben  und  Senken  des  medialen  und  lateralen 
Fussrandes,  und  das  Chopart’sche  Gelenk,  im  ganzen  be¬ 
trachtet,  kann  also  seiner  Function  nach  als  eine  Art  von  Dreh¬ 
gelenk  bezeichnet  werden,  dessen  Bewegungen  sich  mit  denen  eines 
anderen  Drehgelenkes,  nämlich  der  Ärtieulatio  talocalcanea  propriä 
s.  posterior,  combinieren.  Mit  dem  Heben  und  Senken  der  beiden 
Fussränder  pflegt  zugleich  die  A  d  d  u  c  t  i  o  n  und  A  b  d  u  c  t  ion 
des  Fusses  bzw.  der  Fussspitze  in  den  beiden  eben  genähnteh  Ge- 
lehken  ausgeführt  zu  werden. 

Die  Scheidewand  zwischen  dem  vorderen  Talus-  und 
vorderen  Calcaneusgelenke  ist  durch  ein  starkes  Zwischenknochen¬ 
band,  das  _Lig.  bifurcatum  (Lig.  calcaneocuboideonaviculare),  ge¬ 
bildet,  welches  sich  vom  Proc.  anterior  des  Calcaneus  zwischen 
das  Os  cuboideum  und  naviculare  hineinschiebt,  indem  es  sich  an 
jedem  von  diesen  beiden  Knochen  mit  je  einem  Zipfel  ansetzt, 
_JPar8  calcaneonamcularis  und  Pars  catr.aneoouhnulp.n.  Das  Band  hat 
somit  die  Gestalt  eines  Y  (Lk.  ypsiloforme  der  französ.  Autoren); 
bei  der  Eröffnung  des  Chopart’schen  Gelenkes  ist  es  vom  Chirurgen 
zu  beachten. 

')  Wegen  der  Lage  beider  Gelenke  in  einer  continuierlichen  Linie  wird 
hier  häufig  die  Amputation  nach  Chopart  ausgeführt:  auf  die  letztere  ist 
die  Bezeichnung  des  Gelenkes  zurUckzuführen.  EM  dieser  Amputation  bleiben 
also  von  sämtlichen  Fussknochen  nur  der  Talus  und  Calcaneus  am  Ampu- 
iationsstumpf  zurück.  Das  Chopart’sche  Gelenk  ist  unter  der  Haut  des  me¬ 
dialen  Fussrandes  dicht  hinter  der  Tuberositas  ossis  navicularis  aufzufinden. 

16* 


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244 


Unter  den  Verstärkungsbändern  des  Chopart’schen 
Gelenkes  sind  die  an  der  P  1  a  n  t  a  r  s  e  i  t  e  gelegenen  anl  mäch- 
-tigsten  entwickelt.  Das  Lig.  plantare  Imgum,  das  stärkste  und  aus¬ 
gedehnteste  Band  des  ganzen  Fusses,  geht  von  der  ganzen  unteren 
Fläche  des  Galcaneus  zur  Tuberositas  des  Würfelbeines  hin  und  er¬ 
streckt  sich  sogar  noch  über  das  Würfelbein  hinaus  bis  zu  den  Basen 
der  Metatarsalknochen,  indem  es  auf  diese  Weise  die  vor  der  Tu¬ 
berositas  ossis  cuboidei  gelegene  transversale  Rinne  für  die  Sehne 
des  M.  peronaeus  longtis  zum  Kanal  schliesst.  Oewissermassen  als 
tiefere  Portion  dieses  Bandes  kann  man  das  Lig.  calcaneocuboideum 
plantare  auttassen,  unter  welcher  Bezeichnung  man  diejenigen 
Fasern  des  Lig.  plantare  longum  verstehen  kann,  welche  vom  an 
der  Tuberositas  ossis  cuboidei  enden.  Von  der  unteren  Fläche  des 
Calcaneus  zieht  ferner  ziu*  lateralen  und  hinteren  Seite  des  Schiff¬ 
beines  das  Lig.  calcaneonaviculare  plantare  hin.  Auch  das  vorhin 
(S.  240)  bereits  erwähnte  Lig.  übionavktdare  kann  man  zu  den 
Verstärkungsbändem  des  Chopart’schen  Gelenkes  rechnen,  da  dies 
Band  an  dem  Taluskopf  verüberzieht,  ohne  sich  an  dem¬ 
selben  festzusetzen.  Das  Caput  tali  kann  sich  infolge¬ 
dessen  gegen  das  Band  wie  gegen  eine  Art  von  Gelenkpfanne  be- 
wegen.i)  Hierauf  ist  auch  seine  Bezeichnung  als  „Pfannenband“ 
zurückzuführen. 


Was  die  dorsalen  Verstärkimgsbänder  des“ 
Chopart’schen  Gelenkes  betrifft,  so  sind  dieselben  schwächer  als 
die  plantaren  Ligamente:  man  hat  hier  ein  Lig.  tulonavmüare 
\rsgle  und  calcaneocuboideum  dorsale  besonders  bezeichnet. 


Von  sämtlichen  Bändern  der  Fusssohle  sind  das  Lia.  plantare  longum 
bezw.  calcaneocuboideum  plantare  und  das  Lig.  calcaneonaviculare  plantare  ganz 
besonders  dasni  bestknmt,  die  Gewölbeform  des  Fusses  zu  erhalten.  Bei 
dieser  Function  werden  dieselben  nach  Henle  aufs  Wesentlichste  durch  den 
M.  t  i  b  i  a  1  i  s  DjQ  s  t.  unterstützt,  ^dessen  Sehne  unter  dem  membranösen 
Teile  der  Pfanne  vorüberzieHt,  und  den  Sprungbeinkopf  tragen  hilft.  Er¬ 
schlaffung  dieses  Muskels  wäre  für  sich  allein  schon  ein  hinreichender  Grund, 
dass  das  Sprungbein  zwischen  dem  Fersen-  und  Schiffbein  allmählich  sich 
herabsenkt,  und  die  Wölbung  des  medialen  Fussrandes  verloren  ginge". 
Nach  Duchenne  soll  die  Wölbung  des  Fusses  hauptsächlich  von  dem  M. 
peronaeus  longus  abhängig  sein,  dessen  Sehne  quer  über  die  Fuss¬ 
sohle  hinw^  zum  Tuberculum  plantare  des  1.  Metacarpale  zieht.  In  der 
Tat  müssen  beide  Muskeln  einen  wesentlichen  Einfluss  in  diesem  Sinne  aus¬ 
üben  und  somit  bei  guter  Entnickelung  der  Bildung  des  Plattfusses  Wider¬ 
stand  leisten. 


Von  vielen  Autoren  wird  das  lAg.  tibionaviculare  direct  zu  den  Arti- 
culationsflächen  des  vorderen  Talusgelenkes  gerechnet,  wozu  allerdings  um 
so  mehr  Berechtigung  vorliegt,  als  die  dem  Taluskopfe  zugewandte  Fläche 
dieses  Bandes  glatt,  nicht  selten  sogar  völlig  überknorpdt  ist. 


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245 


d)  Die  Articulatio  cuneonavicularis 
und  cuneocuboidea. 

Unter  der  Bezeichnung  Schiffbeingelenk  oder  Arti- 
cvilaiio  cuneonavicularis  versteht  man  ehe  Gelenkverbindung  zwischen 
dem  Os  naviculare  und  den  drei  Keilbeinen,  welche  eine  einzige 
Gelenkhöhle  bildet.  lateral  ist  dieselbe  durch  ras  Os  cuboideum 
und  das  S.  243  erw^nte  Zwischenknochenband,  das  Lig.  bifuP~ 
^tum,  abgeschlossen.  Vom  sendet  die  Gelenkhöhle  Divertikel  in  die 
Spalten  zwischen  die  drei  Keilbeine  hinein.  Von  diesen  Divertikeln 
setzt  sich  gewöhnlich  eines  zwischen  dem  I.  und  II.  Os 
cuneiforme  bis  zur  Articulatio  tarsometatarsea  fort,  so  dass 
also  zwischen  der  letzteren  und  dem  Schiffbeingelenke  meistens 
eine  Communication  existiert. 

Das  Schiffbeingelenk  ist  eine  Amphiarthrose,  also  eine 
straffe,  wenig  bewegliche  Gelenkverbindung,  deren  s  a  g  i  1 1  a  1  e 
Verstärkungsbänder  an  der  dorsalen  und  plan¬ 
taren  Seite  vc«n  Schiffbein  zu  den  drei  Keilbeinen  hinziehen  und 
nach  den  Knochen  benannt  werden,  zwischen  denen  sie  verlaufen. 
Die  plantaren  Bänder  werden  erheblich  verstärkt  und  teilweise  er¬ 
setzt  durch  die  S  e  h  n  e  n  f  a  s  e  r  n  des  M.  t  i  b  i  a  1  i  s  poste¬ 
rior.  weldie  vom  Os  naviculare  auf  die  Ossa  cuneifcffmia  hin- 
öberstrahlen.  Ausserdem  sind  zwischen  dem  Schiffbein  und  Würfel¬ 
bein  sowohl  an  der  Dorsal-  wie  an  der  Plantarseite  mehr  trans¬ 
versale  Bandstreifen  gelegen.  Die  plantaren  Bänder  zählt  die 
B.  N.  A.  auf  als:  Lüjq.  navictdaricuneiformm  plantaria,  Lüj.  cu- 
bmde&naviculare  plantare,  Ligg.  intercuneiformia  plantaria  und  Lig. 
cuneocuboideum  plantare. 

Das  zwischen  dem  lU*Keilbein  und  dem  Würfelbein  gelegene 
Divertikel  stellt  oft  eine  kleine,  völlig  abgeschlossene  Gelenkhöhle,  . 
die  Art,  cuneocubnidßa.  dar. 

e)  Die  Articulationes  tartometatarseae 
(L  i  s  f  r  a  n  c’s  c  h  e  s  Gelenk). 

Die  Gelenkverbindungen  zwischen  der  II.  Reihe  der  Fuss- 
wurzelknochen  und  den  Basen  der  5  Metatarsalknochen.  Ärtictda- 
.Jtowes  tarsometatarseae  oder  L  i  s  f  r  a  n  c’s^c  h  e  s  Gelenk^),  werden 

*)  Die  Bezeichnung  Lisfranc’sches  Gelenk  rührt  (ähnlich  wie 
die  des  Qiopart’schen  Gelenkes)  daher,  dass  in  der  Articulatio  tarsometa- 
tarsea  die  Exarticulation  des  Fusses  nach  Lisfranc  ausgefUhrt  wird.  Zur 
Auffindung  resp.  zutn  Beginn  der  SchnittfUhrung  dient  die  Tuberositas  ossis 
metatarsi  V.,  hinter  welcher  das  Gelenk  gelegen  ist. 


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246 


als  ein  einziges  Gelenk  aufgefasst  und  beschrieben,  obschon  die 
Höhle  desselben  (genau  so  wie  bei  dem  Carpometacarpalgelenk  der 
Hand)  durch  Zwischenknochenbänder  in  drei  separate  kleinere  Oe- 
lenkhöhlen  geschieden  wird.  Die  erste  Gelenkhöhle,  welche  wohl 
^stets  für  sich  abgeschlossen  bleibt,  ist  zwischen  dem  1.  Keilbein 


^\'t 


dem  Metatarsale  der  grossen  Zehe  gelegen;  die  zweite  be¬ 
findet  sich  zwischen  dem  II.  und  III.  Keilbein  und  den  beiden 
^'ientsprechenden  Metatarsalknochen,  während  endlich  die  dritte 
pvischen  dem  Würfelbein  und  den  beiden  letzten  Ossa  metatarsi 
ir4i.'>^'^*^'^'4ingeschlossea  ist.  Die  mittlere  Gelenkhöhle  ist  es,  welche,  wie 
dies  oben  erwähnt  ist,  zwischen  dem  I.  und  If  Keilbein  sehr  häufig 
mit  dem  Schiffbeingelenk  in  Communication  steht.  Von  dem  Lisfranc- 
schen  Gelenk  gehen  nach  vom  zwischen  die  Basen  der  Metatarsal¬ 
knochen,  nach  hinten  zwischen  die  Keilbeine  und  das  Würfelbein 
kleine  Ausstülpungen  der  Oelenkhöhle  hinein,  die  vom  durch  die 
/  Ligg.  basium  interossea  (zwischen  den  Seitenflächen  der  Basen)  imd 
I  hinten  durch  die/iiüiv.  intertarsea  interossea  abgeschlossen  werden, 
1  welche  zwischen  den  benachbarten  Seitenflächen  der  Keilbeine  als 
\jjigg.  intercuneit  ormia  interossea.  zwischen  dmen  des  III.  Keil-  und 
Würfelbeines  ais^  Lig.  cuneocuboideum  interosseum  benannt  werden. 

Die  verschiedenen  Abteilungen  des  Lisfranc’schen  Gelenkes  sind 
sämtlich  straffe,  nur  sehr  wenig  be- 

weglich^GelMikeTderenkurz^^^  1 1  a  1  e  Verstärkungs  - 
b  ä  n  d  e  r  (abgesehen  von  den  eben  erwähnten  Zwischenknochen- 
bändem)  als  Ligg.  tarsometatarsea  dorsalia  und  plantaria  unter- 
schieden  werden  und  zwischen  den  Tarsal-  und  den  MeTaQrsal- 
knochen  verlaufen.  Es  erscheint  überflüssig,  dieselben  einzeln  nach 
den  Knochen  zu  benennen,  welche  sie  verbinden.  Ganz  dasselbe 
gilt  von  den  kurzen  transversalen  Bändern,  welche  an  der 
Dorsal-  und  Plantarseite  zwischen  den  Fusswurzelknochen  der  II. 
Reihe  oder  zwischen  den  Basen  der:  Metatarsalknochen  dahinziehen. 
Die  ersteren  sind  als  Ligg.  intertarsea  dorsalia  und  plantaria,  die 
letzteren  als  Ligg.  intermetatarsea  dorsalia  und  jalantari^  {Ligg.  ba¬ 
sium  dorsalia  und  plantaria)  bezeichnet  worden. 


f)  Die  Zehengelenke. 

Zu  den  Zehengelenken  kann  man:  1)  die  Gelenke 
zwischen  den  Köpfchen  der  Meta  tarsal  kn  ochen 
und  den  ersten  Phalangen,  Articulationpjt  nudnt/irso- 
phoMtigp/iP.,  2)  die  Gelenke  zwischen  den  einzelnen 
P  h  a  1  a  n  g  e  n_jL  Articülationes  digitorum  pedis  s.  interphalangeae. 


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247 


rechnen.  Von  diesen  sind  die 

(Zehentarsalgelenke  voI^nENLE)  wie  bei  den  Fingern 
Gin^lymoarthr  o  dU  yj^während  h.p 
jflriw  (Z  e  h  e  n  g  e  1  e  rH^^on  HENLE)  als^  Scham  i  e  r  - 
^^rnnTe  aufzufassen  sind.  Wie  an  den  FingernDeffiWW^pi^ 
zu  beiden  Seiten  eines  jeden  von  diesen  Gelenken  als  Verstär¬ 
kungsbänder  di.e  Ligg.  coUateralia  s.  lateralia  (Ligg.  acces- 
soria  von  HENLE),  für  welche  auf  alles  dasjenige  verwiesen  werden 
kann,  was  bereits  bei  der  Hand  (S.  181)  gesagt  ist.  Die  Kapsel 
zeigt  auch  bei  sämtlichen  Zehengelenken  an  der  Plantaj- 
Seite  eine  derbe  fibröse  Verdtekung.  das  JAgMne^um_acc§ssotium. 

(Trnfhipa)^  ü^r  welche  die  Sehnen  der  Zehenbeuger 
gleiten.  Am  Metatarsophalangealgelenk  der  grossen  Zehe  sind  wie 
am  Daumen  in  die  Trochlea  zwei  grosse  Sesambeine  einge¬ 
schaltet,  von  denen  das  eine  medial,  das  andere  lateral  gelegen  ist. 
Die  Trochleae  sind  ähnlich  wie  an  der  Hand  durch  quere  Streifen, 
die  Ligg.  capUidorum  transversa,  verbunden. 

^Betreffs  der  zahlreichen,  am  Fusse  befindlichen  Schleimbeulel 
ist  am  Schlüsse  des  nächsten  Kapitels  nachzusehen. 


XV.  Die  Muskeln  und  Fascien  der 
unteren  Extremität. 

Die  Muskeln  der  unteren  Extremität  werden  eingeteilt  in: 
A)die  Hüftmuskeln;  ß)die  Oberschenkelmus¬ 
keln;  C)  die  Unterschenkelmuskeln;  D)  die  Mus- 
kelndesFusses. 

A.  Die  Hfiftmuskeln. 
a)  Vordere  Hüftmuskeln. 

Zu  den  vorderen  Hüftmuskeln  rechnet  man:  1)  den  M.  psoas 
major;  2.  den  M.  (internus);  3)  den  M.  psoas  minor;  4.  den 

M.  quadratus  lutnborum,  welcher  jedoch  auch  zu  den  Bauchmuskeln 
gezählt  werden  kann  und  dort  (s.  S.  147)  bereits  beschrieben  ist. 

1.  Der  M.  psoas  major  entspringt  mit  einer  vorderen 
Schicht  von  den  Körpern  des  XII.  Brustwirbels  und  der  vier 
oberen  Lendenwirbel,  mit  einer  hinteren  Schicht  von  den 
Querfortsätzen  sämtlicher  Lendenwirbel,  fischen  beiden  Schich- 
ten  üst  der  .Anfangsteil  d»  Plexus  lumbalis  gelegen.  Die  Sehne 
des  Psoas  major  verschmilzt  mit  der  Sehne  des  M.  iliacus  und 
setzt  sich  am  Trochanter  minor  fest. 


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2.  Der  M.  üiacus  (internus)  entspringt  aus  der  Fossa  iliaca 
des  Darmbeines  und  inseriert ’^ieh,  mit  dem  vorigen  vereinigt,  an 
dem  Trochanter  minor.  Wegen  dieser  Verschmelzung  beider  Sehnen 
zieht  HENLE  bei^  Muskeln  zu  einem  einzigen,  dem  M.  üiopsoas 
zusammen.  Zwisü^  dem  letzteren  und  der  Hüftgelenkkapsel  ist 
der  schon  erwähnls^^hleimbeutel,  die  Bursa  subiliaea  oder  Uiaca 
gelegen. 

Function  :  Beide  Muskeln  heben  den  Oberschenkel  ven- 
tralwärts;  ist  der  letztere  fixiert,  so  können  dieselben  die  Lenden¬ 
wirbelsäule  und  das  Becken  nach  vom  ziehen,  wie  dies  z.  B.  bei 
Verbeugungen  geschieht. 

3.  Der  M.  psoas  minor  entspringt  von  der  Yprderfläche  der 

mittleren  Lendenwirbelkör^r  imd  setzt  sich  entweder  an  der  Linw 
te^inälis  (iipiominata)  oder  an  der  Fascia  iliaca  an.  Der  Muskel"* 
ist  nicht  immer  vorhanden.  ~~  ~  • 

Function:  Da  das  Becken  für  gewöhnlich  den  festeren 
Punkt  darstellen  dürfte,  so  wird  der  Psoas  minor  bei  seiner  Con- 
traction  die  Lendenwirbelsäule  in  ganz  derselben  Weise  nach  vom 
ziehen,  wie  dies  soeben  für  den  M.  iliopsoas  erörtert  worden  ist. 
Wenn  der  Psoas  minor  an  der  -Fascia  iliaca  inseriert,  wird  er 
jedoch  selbstverständlich  eher  die  letztere  spannen,  als  die  Lenden¬ 
wirbelsäule  beugen. 

b)  Hintere  Hüftmuskeln. 

Zu  den  hinteren  Hüftmuskeln  gehören:  1)  der  M.  glutaeus 
maximus ;  2)  der  M.  glutaeus  medius",  3)  der  M.  glutaeus  minimus; 
4)  der  M.  piriformis;  5)  der  M.  obturator  internus  mit  den  beiden 
Mm.  gemeUi;  6)  der  M.  quadratus  femoris;  7)  der  M.  obturator 
externus.  Alle  dies e  Muskeln,  mit  Ausnahme  des  M. 
glutaeus  maximus,  i n sTrTe reiT am  Trochanter 
m  a  j  o  r ,  und  zwar  die  beiden  Mm.  obturatores  und  gemelli  im 
Speziellen  in  der  Fossa  trochanterica  des  letzteren.  Im  Einzelnen 
verhalten  dieselben  sich  folgendermassen. 

1.  Der  M.  glutaeus  maximus  s.  magnus  entspringt  am  Os 
ilium  hinter  der  Linea  glutaea  po^rior,  ferner  von  der  Fascia 
lumbodorsalis  und  dem  Seitenranäe  des  Kreuz-  und  Steissbeines, 
endlich  von  dem  Lig.  sacrotuberosum.  Die  in  groben  Bündeln 
angeordneten  Fasern  des  Muskels  ziehen  schräg  nach  unten  und 
lateralwärts,  imd  in  dieser  Richtung  müssen  auch  die  Schnitte  für 
diejenigen  chirurgischen  Operationen  geführt  werden,  bei  welchen 
der  M.  glutaeus  maximus  durchschnitten  werden  muss.  Der  Mus- 


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kel  setzt  sich  nicht  am  Trochanter  major  fest,  von  welchem  er 
im  Gegenteil  durch  einen  starken  Schleimbeutel,  die  Bursa 
Irochmterim  m.  glutaei  niaximi,  _getrennt  ist,  sondern  seine  Fasern 
gehen  zum  Teil  zum  obersten  Abschnitt  (Tuberositas  glutaea)  ^es 
Labium -laterale  der  Linea  asoera  femoris.  zum  Teil  in  den  Maissiat- 
schen  Streifen^)  der  Fascia  lata  über. 

Ein  zweiter  Schleimbeutel,  Bursa  plutaeofenioralis.  ist 
mitunter  zwischen  dem  Trochanter  minor  und  der  Tuberositas 
glutaea  unter  der  Insertionssehne  dieses  Muskels  gelegen. 

Auch  zwischen  dem  M.  glutaeus  maximus  und  dem  Tuber 
ischiadicum  findet  sich  mitunter  noch  ein  dritter  S  c  h  1  e  i  m-  b  e  u- 
t  e  1 ,  die  Bursa  glutaeotuberosa,  welche  “Wohl  am  stärksten  bei 
Leuten  mit  sitzender  Lebensweise  entwickelt  sein  dürfte,  da  beim 
Sitzen  der  Körper  auf  den  Tubera  ischiadica  ruht.  Schliesslich  wäre 
noch  die  auf  der  Sehne  dieses  Muskels  dicht  unter  der 
Haut  befindliche  Bursa  trochantmca  subcutanea  zu  erwähnen. 

Die  Gegend  des  Gesässes  ist  von  dem  Oberschenkel  durch 
eine  transversale  Furche,  die  Gesässfurche  oder  G^u t a e- 
a  1  f ßJ4< ,  getrennt.  Diese  Furche ,  entepricht  keineswegs  dem 
unteren  Rande  des  M.  glutaeus  mc^BUS^  sondern  kreuzt  sich  mit 
demjrtzteren  unter  spitzem  Winkel. 

2.  Der  Jf.  glutaeus  medius  entspringt  von  dem  Felde  zwischen 

der  Linea  glutaea  ant.,  der  Linea  glutaea  post,  und  der  Crista 
iliaca  und  setzt  sich  (wie  alle  folgenden  Hüftmuskeln)  am  Tro¬ 
chanter  major  fest.  Der  Muskel  ist  in  seinem  unteren  Teile  vom 
M.  glutaeus  bedeckt,  in  seinem  oberen  Teile  dagegen  frei 

und  besitzt  hier  eine  sehr  derbe  Fascie,  welche  so  fest  mit  seiner 
Oberfläche  verwachsen  ist,  dass  man  bei  der  Praeparation  ge¬ 
zwungen  ist,  dieselbe  mit  dem  Muskel  in  Verbindung  zu  lassen. 
Zwischen  seiner  Ansatzsehne  und  dem  Trochanter  major  sind  zwei 
kleine  Schleimbeutel,  Bursa  trochanterica  glutaei  medii  ant. 
und  post,  gelegen. 

3.  Der  M.  gluta,eus  minimus.,  unter  dem  vorigen  gelegen,  ent- 

')  Als  M a issiat’schen  Streifen  bezeichnet  man  einen  stärke¬ 
ren  Streifen  der  Fascia  lata  des  Oberschenkels,  welcher  in  der  Nähe  des 
Trochanter  major  aus  dem  unteren  Ende  des  M.  glutaeus<^f||(^A|^  und  M. 
tensor  fasdae  latae  hervorgeht  und  bis  zum  Condvlus  lateralis  fibiae  nach 
abwärts  zieht.  Der  hintere  Rand  dieses  Streifens  ist  an  das  Labium  laL  der 
Linea  aspera  femoris  angeheftet.  Maissiat  selbst  nannte  ihn  Lig.üiotibiale, 
die  B.  N.  A.  Tractüs  iUotihialig.  weil  er  sich  vom  Tub^culum  coxae  des  Darm¬ 
beinkammes  bis  zu  einer  Verdickung  am  lateralen  Umfange  der  Tibia,  2V«6er- 
eule  de  Oerdy  der  Franzosen  s.  Tuberculum  tractus  iliotibiaiia,  erstredd. 


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springt  unterhalb  der  Linea  glutaea  ant.  von  der  Aussenfläche  des 
Darmbeines  und  setzt  sich  am  Trochanter  major  fest.  Auch  zwischen 
der  Insertionssehne  dieses  Muskels  und  dem  Knochen  kann  eine 
kleine  Bursa  trochanterica  m.  glutaei  minimi  Vorkommen. 

4.  Der  M.  piriformis  entspringt  von  der  vorderen,  concaven 
Fläche  des  Kreuzbeines,  geht  durch  das  Foramen  ischiadicum 
majus  hinaus  und  setzt  sich  an  der  Spitze  des  Trochanter  major 
fest.  Die  kleine  Lücke  oberhalb  des  Muskels  ist  das  Foramen 
suprapiriforme  (WALDEYER)  und  diejenige  unterhalb  desselben  das 
Foramen  infrapwiforme  (WALDEYER),  durch  welche  die  bei  der 
Besprechung  des  knöchernen  Beckens  aufgezählten  Gefässe  und 
Nerven  (s.  S.  209)  aus  tlem  letzteren  heraustreten.  Zwischen  seiner 
Insertionssehne  und  dem  Knochen  ist  mitunter  die  Bp^sa  m.  piri- 
fomis  gelegen. 

5.  Der  M.  obturator  internus  entspringt  von  der  ganzen 
Innenfläche  des  Hüftibeines  unterhalb  der  Linea  terminalis 
incl.  der  Membrana  obturatoria)  und  geht  alsdann  durch  das 
Foramen  ischiadicum  minus  zum  B^en  hinaus.  Dem  M.  obturator 
int.  gesellen  sich  ausserhalb  des  kleinen  Beckens  als  Trabanten 
die  Mm.  gemeUus  superior  und  inferior  hinzu,  von  denen  der 
obere  von  der  Spina  ischiadica,  der  untere  von  dem  Tuber 
desselben  Knochens  entspringt.  Die  Sehnen  der  beiden  Gemelli 
sind  mit  der  Sehne  des  Obturator  int.  verschmolzen.  Wo  sich  der 
letztere  Muskel  tun  die  Incisura  ischiadica  minor  herumbiegt,  ist 
zwischen  ihm  und  dem  überknorpelten  Rande  der  Incisur  ein 
Schleimbeutel  gelegen,  welchen  man  als  Bursa  m.  obtura- 
toris  intemi  bezeichnet  hat. 

6.  Der  M.  quadratus  femoris  entspringt  von  dem  Tuber  ischi¬ 
adicum  und  setzt  sich  am  hintersten  Teile  des  Trochanter  major 
und  der  angrenzenden  Crista  intertrochantrica  fest. 

7.  Der  M.  obturator  extemus  entspringt  von  der  Aussenfläche 
der  Membrana  obturatoria  und  dem  angrenzenden  Rande  des  For. 
obturatum.  Der  Muskel  verläuft  in  der  S.  211  erwähnten  Rinne 
dicht  unterhalb  des  Hüftgelenkes  und  hinter  dem  Collum 
femoris  zur  Fossa  trochanterica. 

Function  :  Die  hinteren  Hüftmuskeln  sind  im 
allgemeinen  Auswärtsroller  des  Oberschenkels,  _ weil  sie 
«ist»  am  Trochanter  major  oder  wie  der  M.  glutaeus  magnus-  in 
der  Nähe  desselben  inserieren.  Auch  der  M.  obturator  ext.  muss 
ein  Auswärtsroller  sein,  da  er  nicht  vor,  sondern  hinter  dem 
Schenkelhälse  zum  Trochanter  zieht.  Würde  er  vor  dem  Schenkel- 


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251 


halse  verlaufen,  so  müsste  er  allerdings  den  Oberschenkel  nach  ein¬ 
wärts  rotieren.  Die  drei  Mm.  glutaei  dienen  ausserdem  dazu,  den 
Oberschenkel  dorsalwärts  zu  ziehen.  Der  M.  glutaeus 
maximus  muss  zugleich  vermittels  des  Maissiat’schen  Streifens  die 
Fascia  lata  soannen.  Eine  besondere  Rolle  spielen  die  vorder¬ 
sten  Fasern  des  Glutaeus  medius,  welche  vom  und  oben  nahe 
der  Spina  iliaca  ant.  sup.  entspringen  und  alsdann  nach  hinten 
und  unten  zum  Trochanter  ziehen.  Sie  müssen  infolge  ihrer  Zug¬ 
richtung  den  Trochanter  major  nach  vom  bewegen  und  auf  diese 
Weise  den  Oberschenkel  n a c h  einwärts  rotieren.  Die 
hintersten  Fasern  dieses  Muskels  würden  dagegen  eine 
auswärts  rotierende  Wirkung  haben.  Wirken  sämt¬ 
liche  Fasern  des  Glutaeus  medius  zu  gleicher  Zeit,  so  soll 
nach  Henle  eine  Abduction  des  Oberschenkels  eintreten.  Die 
Wirkung  des  Glutaeus  minimus  dürfte  sich  von  der  des  vorigen 
Muskels  nicht  wesentlich  unterscheiden. 

Während  wir  also  als  Einwärtsroller  des  Oberschenkels  nur  den 
vordersten  Abschnitt  des  MT gISteetis  mecRwüriS  minfmüs^zü'be- 
zeichnen  haben,  besitzt  der  OßerscherikeT  eine  ^ösm  Anzahl  von 
Auswärtsrollem  so  dass  infolgedessen  die  letztere  Bewegung  stets 
mit  grosser  Leichtigkeit  und  Präzision  ausgeführt  werden  kann. 
Die  Einwärtsrotation  des  Femur  lässt  sich  im  Gegensatz  dazu 
immer  nur  in  beschränktem  Masse  und  unter  grösserer  Kraftan¬ 
strengung  zustandebringen. 

B.  Die  Muskeln  des  Oberschenkels. 

Die  Muskeln  des  Oberschenkels  werden  in  drei  Gruppen  ein¬ 
geteilt,  nämlich:  1)  die  Streckmuskeln  oder  Extenso- 
ren ;  2)  die  Beugemuskeln  oder  Flexoren' ;  und 
3)  die  Adductoren. 

Man  kann  sich  merken,  dass  fast  sämtliche  Oberschenkelmus¬ 
keln  sich  an  der  Linea  aspera  ansetzen  oder  von  derselben  ent¬ 
springen,  insoweit  sie  überhaupt  am  Os  femoris  befestigt  sind. 

a)  Die  Extensoren. 

Diese  Gruppe  wird  eingeteilt  in:  a)  eine  oberflächliche 
Schicht  oder  die  uneigentlichen  Extensoren;  und 
b)  eine  tiefe  Schicht  oder  die  eigentlichen  E'x t e n - 
soren. 

a)  Oberflächliche  Schicht  oder  uneigenüiche  Extensoren. 

Hierzu  gehören:  1)  der  M.  sartorius;  2)  der  M.tensor  fasüae  laiae. 


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252 


1.  Der  M.  sarUyritAs  entspringt  dicht  unter  der  Spina  iliaca  ant. 
sup.,  geht  alsdann  schräg  nach  unten  und  medianwärts  bis  zu 
dem  hinteren  Rande  des  Condylus  medialis  femoris  und  setzt  sich 
schliesslich,  wieder  nach  vom  verlaufend,  an  der  medialen  Fläche 
der  Tibia  unweit  der  Tuberositas  tibiae  fest. 

Mit  dem  M.  sartorius  zusammen  inserieren  sich  an  dieser  Stelle 
die  Sehnen  des  M.  gracilis  und  semitendinosus;  die  Sehnen  aller 
drei  Muskeln  strahlen  ausserdem  noch  in  die  Fascia  cruris  aus  und 
bilden  zusammen  eine  aponeurotischc  Ausbreitung,  welche  die 
Franzosen  als  Patte  d’ok  (Gänsefuss)  bezeichnet  haben.  Zwischen 
der  letzteren  und  der  Tibia  ist  constant  ein  Schleimbeutel, 
die  Bursa_ansenna,  gelegen.  Ein  anderer,  die  Bursa  m.  sartorn 
ist  mitunter  zwischen  der  Sartoriussehne  und  der  Knie¬ 
gelenkkapsel  etwa  in  der  Höhe  des  Epicondylus  anzutreffen. 

Function  :  Der  M.  sartorius  (Schneidermuskel)  tritt  iii 
Tätigkeit,  wenn  man,  wie  die  Sdineider  beim  Nähen,  das  eine  Bein 
über  das  andere  hebt.  Ist  der  Unterschenkel  gestreckt,  so  kann 
er  denselben  noch  fester  gegen  den  Oberschenkel  heranziehen.  Ist 
der  LInterschenkel  jedoch  gebeugt,  so  wird  der  Sartorius  ihn  noch 
weiter  beugen  und  zugleich  nach  einwärts  rotieren  können. 

Zwischen  deiuJÜ-fiMtasius,  dem  M.  addudor  Inngus  und  dem  Poucarj- 
^hen  Rande. lieg«  eine  dreiseitige  Grube,  das  Scarpa’sche  Dreieck. 
TriQonun^Jmoral^  subinguinale  (s.  auch  S.  256,  sub  1),  welches  mn  aer 
Sa^sis  nach  aufwärts,  nnt  der  Spitze  nach  abwärts  gerichtet  ist,  und  in 
welchem  die  A.  und  V.  femoralis  nebst  den  Zweigen  des  N.  femoralis  ge¬ 
legen  sind. 

2.  Der  M.  tensor  fasciac  lafae  entspringt  lateral  von  der  Spina 
iliaca  ant.  sup.  und  setzt  sich  in  den  S.  249  bereits  erwähnten 
Maissiat’schen  Streifen  fort,  welcher  einen  Teil  der  Fascia  lata  bildet. 

Function  :  Der  M.  tensor  fasciae  latae  spannt  die  Fascia 
lata  und  abduciert  den  Oberschenkel. 

ß)  Die  tiefe  Schicht  oder  die  eigentlichen  Extensoren. 

Die  Muskeln  dieser  Schicht  bestehen  eigentlich  aus  einem  ein¬ 
zigen  Muskel,  dem  M.  quadrkeps  femoris  s.  Extensor  cruris  quadri- 
ceps,  welcher  sich  aus  vier  Köpfen  zusammensetzt,  nämlich:  1)  dem 
M.  rectus  femoris;  2)  dem  M.  vastus  medialis  (internus);  3)  dem 
M.  vastus  intermedius  (anterior  s.  medius);  4)  dem  M.  vastus  lateralis 
(extemus).  Doch  sind  die  drei  Mm.  vasti  bei  der  Präparation 
nicht  immer  leicht  von  einander  abzugrenzen. 

Alle  vier  Köpfe  gehen  in  eine  gemeinsameSehne  über, 
welche  sich  zum  Teil  an  der  Basis,  zum  Teil  (dem  Vastus  medialis 
und  lateralis  entsprechend)  an  den  Seitenrändem  der  Patella  an- 


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253 


setzt.  Ein  anderer  Teil  der  Sehnenfasern  des  Quadriceps  femoris 
geht  vor  der  Patella  hinweg  nach  unter  und  vereinigt  sich  mit 
dem  Lig.  patellae  (inferius)  zu  einem  starken  sehnigen  Streifen, 
welcher  sich  an  der  Tuberositas  tibiae  inseriert,  i)  Betreffs  ihrer 
Ursprünge  verhalten  sich  die  einzelnen  Portionen  des  M.  quadri¬ 
ceps  femoris  folgendermassen: 

1.  Der  M.  rectus  femoris  entspringt  mit  einem  Zipfel  von  der 

Spina  iliaca  anterior  inferior,  mit  einem  zweiten  von  dem  oberen 
Rande  des  Supercilium  acetabuli,  insoweit  der  letztere  zum  Os 
ilium  gehört.  Unter  seiner  oberen  Sehne  ist  die  kleine  m. 

recti  femoris  gelegen. 

2.  Der  M.  vastus  medüüis  entspringt  von  dem  ganzen  Labium 
mediale  der  Linea  aspera  femoris  und  dem  unteren  Teile  der  Linea 
intertrochanterica  ant. 


3.  Der  M.  vastus  intermedius  (auch  als  M.  cruralis  s.  femo¬ 
ralis  bezeichnet)  entspringt  von  der  Vorderfläche  des  Oberschen¬ 
kels  bis  zur  Linea  intertrochanterica  ant.  hin. 

4.  Der  M.  vastus  lateralis  entspringt  von  dem  ganzen  Labium 
laterale  der  Linea  aspera  femoris  bis  zum  Trochanter  major  hinauf. 

Unter  dem  M.  vastus  intermedius  liegt  noch  der  M.^artkularis 
genu  s.  subcruralis,  welchen  man  auch  als  einen  Teil  des  M.  vastus 
ifiiermedius  auffassen  kann,  weil  seine  Fasern  sich  ohne  scharfe 
Grenze  an  den  letzteren  anschliessen.  Der  M.  articularis  entspdngt 
vpn,  dem  unteren^  Teile  der  Vorderfläche  dw  C^^tenkels  und 


(Bec.  s. 


setzt  sich  an 
Bursa  suprapatellaris  s.  subcruralis)  an. 

Die  F  u  n  c  t  i  o  n  des  Jlf.  quadriceps  besteht  darin,  den  Unter¬ 
schenkel  zu  strecken.  Eine  besondere,  sehr  wichtige  Function  be¬ 
sitzen  die  Fasern  des  M.  articutaris  genu,  insofern  dieselben  den 
oberhalb  der  Patella  gelegenen  Recessus  der  Kniegelenkkapsel 
während  der  Streckung  nach  oben  zieheni  und  dadurch  vor  der 
Einklemmung  zwischen  Patella  und  unterem  Femurende  bewahren. 


b)  Die  Flexoren. 

Zu  dieser  Gruppe  gehören:  1)  der  M.  semitendinosus',  2)  der 
M.  semimembranosus ;  3)  der  M.  biceps  femoris. 

0  Man  kann  also  auch  ebensogut  sagen,  dass  die  Patella  eine  von 
Sesambein  darstellt,  welches  in  die  Quadricepssehne  eingeschaltet  ist.  Da 
ein  Teil  der  Sehnenfasem  vor  der  Patella  hinweggeht,  so  können  bei 
queren  Brüchen  der  Kniescheibe  die  beiden  Bruchstücke  nur 
in  beschränktem  Masse  auseinanderweichen,  so  lange  diese  Sehnenfasem  un¬ 
zerrissen  sind. 


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254 


Sämtliche  Beugemuskeln,  mit  Ausnahme  des  kurzen  Biceps- 
kopfes,  entspringen  von  dem  Tuber  ischiadicum  und  verhalten  sich 
im  Einzelnen  folgendermassen: 

1.  Der  M.  semUendinosus  (so  bezeichnet  wegen  seiner  langen 
Sehne,  welche  fast  die  ganze  untere  Hälfte  des  Muskels  bildet)  ent¬ 
springt  von  dem  Tuber  ischiadicum  imd  geht  zunächst  hinter  dem 
Semimembranosus,  hierauf  an  der  medialen  Seite  des  oberen  Endes 
des  Tibia  bis  neben  die  Tuberositas  tibiae,  wo  seine  Sehne  in  die 
auf  S.  252  erwähnte  PaUe  d’oie  übergeht. 

2.  Der  M.  semimembranosiis  (so  bezdichnet,  weil  seine  Ur¬ 
sprungssehne  eine  membranartige  Ausbreitung  bildet)  entspringt 
von  dem  Tuber  ischiadicum  und  setzt  sich  hinten  an^  Condylus 
medialis  tibiae  an.  Einzelne  Fasern  seiner  Endsehne  strahlen  als 
Lig.  popliteum  obliquum  in  die  Kniegelenkkapsel  aus.  Ueber  die 
Bursa  m.  semimetnbranosi  ist  beim  Kniegelenk  nachzusehen. 

3.  Der  M.  biceps  fetnoris  entspringt  mit  einem  langen 
Kopfe  von  dem  Tuber  ischiadicum  und  mit  einem  kurzen 
Kopfe  vom  unteren  Teile  des  Labium  laterale  der  Linea  aspera 
femoris.  Beide  Köpfe  verschmelzen  mit  einander  und  setzen  sich 
im  ripitjiliim  fihiilnr  fnt  Sowohl  unter  seiner  Ursprungs-  wie 
unter  seiner  Insertionssehne  ist  je  ein  kleiner  Schleimbeutel, 
die  Bursa  m.  bicipiüs  femoris  superwr  und  inferior,  zwischen  ihm 
und  drai  M.‘  gastrocnemius  lateralis  die  Bursa  bicipitogastrocne- 
imalis  gelegen. 

Function  der  Beugemuskeln:  Wenn  der  Unter¬ 
schenkel  gestreckt  ist,  so  dienen  sämtliche  Flexoren  dazu,  denselben 
zu  beugen.  Befindet  sich  derselbe  schon  in  Beugestellung,  so  kann 
er  vom  M.  semUendinosus.  und  M.  semimembranosus  nach  einwärts, 
dagegen  vom  M.  biceps  nach  auswärts  rotiert  werden.  Die  Beuge¬ 
muskeln  liefern  also  ein  Beispiel  dafür,  dass  ganz  dieselben  Muskeln 
je  nach  den  Umständen  entweder  als  Synergisten  wirken, 
d.  h.  die  gleichen  Functionen  ausüben  oder  als  Antagonisten, 
d.  h.  mit  enfeegengesetzter  Function,  tätig  sein  können.  Ist  der 
Unterschenkel  gestreckt,  so  wirken  alle  drei  Muskeln  als  Syner¬ 
gisten,  ist  er  dagegen  gebeugt,  so  betätigt  sich  der  Biceps  den 
anderen  Beugemuskeln  gegenüber  als  Antagonist. 

c)  Die  Adductoren. 

Die  Adductoren  bestehen  aus:  1)  dem  M.  pecHneus;  2)  dem 
M.  gracUis;  3)  dem  M.  adductor  longus’,  4)  dem  M.  addttctor  brevis; 
5)  dem  M.  adductor  magnus;  6)  dem  M.  adductor  mininius. 

V 


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255 


Diese  Muskeln  entspringen  sämtlich  vom  Becken  in  zwei  con- 
centrischen  Kreisbogen,  welche  dem  medialen  Umfange  des  Fo- 
ramen  obturatum  parallel  verlaufen.  Der  grössere  und  zugleich 
mehr  medial  gelegene  von  beiden  Bogen  (s.  Fig.  16)  wird  durch 
den  Ursprung  des  M.  peäineus  vom  Pecten  ossis  pubis,  ferner  des 
M.  oMuctor  longus  zwischen  Tuberculum  und  Symphysis  pubis, 
sodann  des  M.  gracilis  von  dem  freien  unteren  Rande  des  Ramus 
inf.  ossis  pubis,  endlich  des  M.  adductor  magnus  vom  Ramus  in- 

X. 


magnus 


Fig.  16. 

Schematische  Uebersicht  über  die  Ursprflnge  der  Adductoren. 


ferior  und  dem  Tuber  ischiadicum  gebildet.  Der  kleinere  und  mehr 
lateral  gelegene  Kreis  wird  von  den  Ursprüngen  der  beiden 
kleinen  Adductoren,  nämlich  des  M.  adductor  brevis  am  Os  pubis 
und  des  M.  adductor  rnimmus  am  Os  pubis  und  ichii  eingenommen. 
Der  M.  adductor  minimus  bildet  eigentlich  keinen  selbständigen 
Muskel,  ins<rfem  er  nur  aus  den  obersten,  mehr  transversal  ver¬ 
laufenden  Fasern  des  M.  adductor  magnus  besteht.  Sämtliche  Ad¬ 
ductoren,  mit  Ausnahme  des  Gracilis,  inserieren  sich  am  Labium 
mediale  der  Linea  aspera  femoris.  Im  Einzelnen  verhalten  sich 
diese  Muskeln  folgendermassen: 

1.  Der  Hd.  peäineus  entspringt  vom  Pecten  ossis  pubis  (auch 
unterhalb  desselben  und  vom  Lig.  pubicum  Cooperi)  und  setzt 
sich  an  der  Crista  pectinea  (dem  obersten  Teile  des  Labium  me¬ 
diale  der  Linea  aspera  femoris)  an. 


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256 


Zwischen  dem  M.  pedineus  und  M.  iliopsoas  liegt  eine  tiefe  Rinne,  die 
den  Boden  des  S.  252  erwähnten  Scarpa’schen  Drd- 
ecks  bildet  und  in  welcher  die  A.  und  V.  femoralis  nebst  dem  N.  femoralis 
gelegen  sind. 

2.  Der  M.  gracüis  entspringt  vom  freien,  unteren  Rande  des 
unteren  Schambeinastes  und  setzt  sich  neben  der  Tuberositas  tibiae 
an,  wo  seine  Sehne  zusammen  mit  derjenigen  des  Sartorius  und 
Semitendinosus  in  die  S.  252  erwähnte  FatU  ^oie  übergeht. 

3.  Der  M.  adductor  longtts  entspringt  zwischen  Symphysis  tmd 
Tuberculum  ossis  pubis  imd  inseriert  sich  an  dem  mittleren  Teile 
des  Labium  mediale  der  Linea  aspera  femoris. 

4.  Der  M.  adducto^  brems  liegt  zur  Hälfte  unter  dem  M.  ad- 
ductor  longus  und  zur  anderen  Hälfte  unter  dem  M.  pectineus,  enP 
springt  vc«n  Os**  pubis  an  Stelle,  wÖ’cBe  beiden  Aeste  desselben 
zusammenstossen,  und  inseriert  sich  etwas  oberhalb  des  M.  ad- 
ductor  longus  an  dem  Labium  mediale  der  Linea  aspera  femoris. 

5.  Der  M.  adductor  niagnus  entspringt  von  dem  Ramus  inferior 
und  dem  Tuber  des  Os  ischii  und  setzt  sich  fast  an  dem  ganzen 
Labium  mediale  der  Linea  aspera  femoris  an.  Seine  Sehne  er¬ 
streckt  sich  sogar  bis  zum  Condylus  med.  femoris  hinab,  und  der 
Adductor  magnus  ist  somit  nicht  nur  der  grösste,  sondern  auch 
der  längste  von  sämtlichen  Adductoren. 

Etwa  an  der  Grenze  zwischen  dem  mittleren  und  dem  unteren 
Dittel  des  Oberschenkels  besitzt  die  Sehne  des  Adductor  magnus 
eine  Oeffnung,  den  sogen.  Adductorenschlitz,  ERatüs 
tendineus  s.  adductorius,  durch  welchen  die  A.  und  V.  femoralis 
auf  die  Rückseite  des  Oberschenkels  hindurchtreten,  um  von  hier 
als  A.  und  V.  poplitea  weiter  zu  verlaufen.  Oberhalb  des  Adduc- 
torenschlitzes  ziehen  von  der  Vorderfläche  des  Adductor  magnus 
sehnige  Fasern  vor  der  A.  und  V.  femoralis  zum  Vastus  medialis 
hinüber,  welche  somit  die  eben  genannten  Gefässe  in  eine  Art  von 
Kanal,  den  Adductorenkanal  von  HUNTER,  einschliessen. 
Die  untere  (distale)  Oeffnung  des  Adductorenkanals  würde  also 
durch  den  Adductorenschlitz  gebildet  sein. 

6.  Der  M.  adductor  minimus  entspringt  vom  Ramus  inferior 
ossis  ischii  nebst  dem  angrenzenden  Stück  des  Schambeines  und 
setzt  sich  lateral  von  der  Crista  pectinea  (dicht  hinter  dem  M. 
pectineus  und  Adductor  brevis)  an  einer  Linie  an,  welche  von  der 
Linea  aspera  bis  zur  Mitte  der  Linea  intertrochanterica  post,  ver- 
tical  nach  aufwärts  verläuft  und  als  eine  Art  von  Abzweigung  des 
Labium  mediale  erscheint  (wenn  sie  nämlich  am  macerierten 
Knochen  als  besondere  Linie  sichtbar  ist,  s.  S.  213).  Sein  oberer 


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Rand  stösst  an  den  M.  quadratus_femoris,  sein  unterer  an  den 
Adductor  magnus.  Wie  schon  erwähnt,  wird  er  von  vielen  Auto¬ 
ren  als  ein  Teirdes  Adductor  magnus  angesehen  und  deswegen 
überhaupt  nicht  besonders  bezeichnet. 

Function;  Sämtliche  Adductoren  adduderen 
den  Oberschenkel,  d.  h.  sie  ziehen  ihn  an  der  Medianebene  heran. 
Wenn  der  Unterschenkel  gebeugt  ist,  so  kann  der  M.  gracüis  den¬ 
selben  auch  nach  einwärts  Rotieren.  X 

C.  Die  Muskeln  des  Unterschenkels. 


Die  Muskeln  des  Unterschehkels  werden  in  drei 
Gruppen  eingeteiit;  a)dievorderen  MuskelnoderEx- 
tensoren;  b)  die  lateralen  Muskeln  oder  die 
Peronaealgruppe;  c)  die  hinteren  Muskeln  oder 
Flexoren  (Wadenmuskeln). 

Betreffs  der  Insertion  der  Unterschenkelmuskeln  kann  man  sich 
den  allgemeinen  Satz  merken,  dass  die  Jlf»»jJ^ics_n^hren  End¬ 
sehnen  n  a^JulerJB_a__si  s  des  I.  Metätarsale,  die  Mm. 
peronaei  dagegen  nach  der  Basis  des  V.  Metatarsale 
hinstreben.  Die  Mm.  tibiales  und  peronaei  zeigen  also  in 
dieser  Beziehung  ein  ähnliches  Verhalten,  wie  die  Mm.  flexores  und 
extensores  carpi  radiales  und  ulnares  an  der  Hand  (s.  S.  187). 

a)  Die  Extensoren. 

Hierzu  gehören:  1)  der  M.  tibialis  anterior',  2)  der 
M.  extensor  häUuds  longus;  3)  der  M.  extensor  äigitorum  longtts 
mit  dem  M.  peronaeus  tertins,  welche  sämtlich  an  der  Vorderfläche 
des  Unterschenkels  gelegen  sind. 

Die  Hauptursprünge  dieser  Muskeln  sind  in  derselben 
Reihenfolge:  1)  an  der  Tibia,  2)  der  Membrana  interossea,  3)  an 
der  Fibula  parallel  neben  einando*  gelegen.  Ihre  Sehnen  wer¬ 
den  am  unteren  Ende  des  Unterschenkels  durch  stärkere  Fasden- 
streifen,  das  Lig.  transversum  cruris  imd  das  bereits  mehr  am  Fuss- 
rücken  gel^ene  Lig.  erudatum  cruris  in  ihrer  Lage  gehalten.  Im 
Einzelnen  verhalten  sich  die  Extensoren  folgendermassen: 

1.  Der  M.  tibialis  anterior  entspringt  oben  von  der  lateralen 
Fläche,  unten  von  der  Crista  interossea  der  T  i  b  i  a,  daneben  auch 
noch  von  der  Membrana  interossea,  zieht  mit  seiner  Sehne  zu¬ 
nächst  nach  dem  Fussrücken,  sodann  längs  der  medialen  Fläche 
des  I.  Keilbeines  zur  Fusssohle  und  setzt  sich  schliesslich  mit 


einem  Zipfel  an  der  Basis  des  I.  Metatarsale,  mit  einem  zweiten 
an  dem  dahin^gelegenen  I.  Keilbein  an.  Es  ist  also  zu  beachten, 

Broeaike,  Anatomie.  9.  Äufl.  17 


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258 


dass  der  Muskel,  anstatt  sich  an  der  Rückseite  des  Fusses  zu  in¬ 
serieren,  auf  die  Plantarseite  hinübergreift,  um  so  den  medialen 
Fussrand  ausgiebiger  zu  umfassen.  Zwischen  seiner  Sehne  und 
den  beiden  soeben  genannten  Knoch/en  des  medialen  Fussrandes 
ist  constant  ein  Sc^h leimbeutel  gelegen. 

2.  Der  M.  extmsor  hcülucis  longus  entspringt  hauptsächlich 
von  der  Membrana  interossea  (ausserdem  mit  einem  Teile  seiner 
Fasern  von  der  Mitte  der  Fibula)  und  geht  in  die  Extensorensehne 
der  grossen  Zehe  über,  welche  sich  an  dem  Nagelglied  der  letz¬ 
teren  inseriert. 

3.  Der  M.  extmsor  digitorum  longus  entspringt  hauptsächlich 
von  den  oberen  drei  Vierteln  der  F  i  b  u  1  a  treicht  jedoch  oben 
bis  an  die  Tibia  heran)  und  geht  in  die  Extensorensehnen  für  die 
4  letzteren  Zehen  über,  welche  sich  ähnlich  wie  an  der  Hand  ver¬ 
halten,  d.  h.  mittels  eines  mittler en  Zipfels  bis  zur 
Basisder  Mittelphalange,  mittels  zwweFs eT t Ti cü er 
Z  i  p  l  e  1  bi  s  zu  r  BTFs  isder  Endphalange  ziehen.  Der 
unter^TöI  des  M.  extensor  digitorum  longus  geht  in.  eine  fünfte 
^hne  über,  welche  sich  an  der  Basis  des  V.  Metatarsalknochens 
ansetzt,  und  wird  deswegen  als  M.  peronaeus  terüus  besonders  be¬ 
zeichnet. 

b)DielateraleoderPeronaealgruppe. 

Die  Peronaealgruppe  besteht  aus:  1)  dem  M.  pero¬ 
naeus  brevis;  2)  dem  M.  peronaeus  longus,  welche  beide,  wie  dies 
in  ihrem  Namen  liegt,  von  der  Fibula  (s.  Perone)  ihren  Ursprung 
nehmen. 

1.  Der  M.  peronaeus  brevis  entspringt  von  der  Aussenfläche 
der  Fibula  (untere  Hälfte)  und  geht  in  einer  eigenen  Furche  dicht 
hinter  dem  Malleolus  lat.,  hierauf  an  der  Aussenfläche  des  Cal- 
caneus  oberhalb  des  Proc.  trochlearis  bis  zur  Tuberositas  ossis 
metatarsalis  V.  hin,  wo  er  sich  ansetzt. 

2.  Der  M.  peronaeus  longus  entspringt  vom  oberen  Abschnitt 
der  Fibula,  bedeckt  zum  Teil  den  vorigen  Muskel  und  verläuft 
sodann  in  derselben  Furche  des  Malleolus  lat.,  aber  hinter  der 
vorigen  Sehne,  nach  abwärts,  um  weiterhin  an  der  Aussenfläche 
des  Calcaneus  unterhalb  des  Proc^  trochl^ns  zunächst  bis  in  die 
Nähe  der  Basis  d^  V.  Metatarsale  zu  ziehen.  Hier  setzt  er  sich 
jedoch  nicht  fest,  sondern  geht  wie  auf  einer  Rolle  (STIEDA) 
längs  der  Eminentia  obliqua  des  Würfelbeins  in  die  Fusssohle, 
durch  welche  er  schräg  nach  vom  und  medianwärts  zieht,  um 


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259 


sich  schliesslich  am  Tuberculum  plantare  der  Basis  des  1.  Metatar- 
sde  zu  i'nserierem  " 

Die  ^hnen  beider  Peronaei  werden  durch  besondere,  mit 
der  Unterschenkelfascie  eng  verbundene  Faserzüge,  das  ReHna- 
culum  mm.  perm.  mp.  (zwischen  dem  Malleolus  lat.  und  der 
TtnSSCnftSche  dfö  öllcaneus)  und  das  Reiinaculum  mm.  peron.  inf. 
(an  der  Aussenfläche  des  Calcaneus)  in  ihrer  Lage  gehalten. 

c)  Die  Flexoren  oder  Wadenmuskeln. 

Die  Flexoren  des  Unterschenkels  zerfallen  in:  ,o)  die  ober¬ 
flächliche  Schicht,  welche  den  M.  qu^driceps  bezw. 
triceps  surae  bildet;  /J)die  tiefe  Schicht,  welche  aus  den 
übrigen  Beugemuskeln  besteht.  y 

a)  Die  oberflächliche  Schicht  der  Wadenmuskeln.  ‘ 

Der  M.  quadriceps  surae  besteht  aus:  1)  dem  zweiköpfigen 
M.  gastrocnemius ;  2)  dem  M.  sdleus^nA  3)  dem  M.  plantaris., 
welche  sämtlich  nach  abwärts  in  eine  gemeinsame  Sehne  über¬ 
gehen.  Diese  sehr  starke  Sehne,  die  sogen.  Achillessehne, 
Tendo  calcaneus  s.  Achittis.,  inseriert  sich  an  dem  unteren  Teile 
der  hinteren  «Fläche  des  Calcaneus.  Zwischen  ihr  und  dem  oberen 
Teile  der  hinteren  Calcaneusfläche  ist  der  (S.  221)  erwähnte 
Schleimbeutel,  die  Bursa  calcanea,  gelegen.  Nach  den 
B.  N.  A.  werden  jedoch  die  beiden  Gastrocnemiusköpfe  imd  der 

M.  soleus  unter  der  Bezeichnung  M.  triceps  mrae  zusammenge¬ 
fasst  und  der  M.  plantaris  gesondert  beschrieben. 

1.  Der  M.  gastrocnemius  entspringt  mit  2  Köpfen  {Caput  me¬ 

diale  und  laterale,  Mm.  gemelli  surae)  dicht  oberhalb  des  Condy- 
lus  med.  und  lat.  femoris  und  geht  in  die  gemeinsame  Achilles¬ 
sehne  über.  In  der  Mitte  zwischen  den  vereinigten  Muskelbäuchen 
befindet  sich  eine  P?ph?r  welche  der  Länge  nach  von  dem 

N.  cutaneus  surae  medialis  (N.  communicans  tibialisjL  durchzogen 
wird.  Unter  jedem  der  beiden  Köpfe  kann  ein  Schleimbeutel 
gelegen  sein  (s.  beim  Kniegelenk). 

2.  Der  If.  soleus  (von  sdea  die  Scholle)  hat  ein  plattes  Aus¬ 
sehen  und  entspringt  von  der  Linea  poplitea  tibiae  und  dem  Capi- 
tulum  .fibulae  mit  zwei  PorfionenT^ zwikhen  denen  imter  einem 
kleinen  Sehnenbogen  die  A.  und  V.  poplitea  und  der  N.  tibialis 
in  die  Tiefe  treten.  Nach  abwärts  geht  der  Muskel  in  die  gemein¬ 
same  Achillessehne  über. 

Der  M.  plantaris  ist  ein  sehr  kleiner  Muskel,  welcher  (ober¬ 
halb  des  lateralen  Gastrocnemiuskopfes)  teils  von  der  Kniegelenk- 

17* 


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260 


kapsel,  teils  vom  Knochen  dicht  über  dem  Condylus  lat.  femoris 
entspringt  und  mit  einer  sehr  längen,  dünnen  Sehne  zwischen 
Gastrocnemius  und  Soleus  bis  zur  medialen  Seite  der  Achillessehne 
verläuft,  um  hier  mit  der  letzteren  zu  verschmelzen.  Doch  kommt 
es  auch  vor,  dass  die  Sehne  des  Plantaris  sich  an  der  Fussgelenk- 
kapsel  oder  am  Calcaneus  oder  an  der  benachbarten  Fascie  ansetzt. 

Tiefe  Schicht  der  Wadenmuskeln. 

Zu  derselben  gehören;  1)  der  M.  popliteus');  2)  der  M.  tibi- 
alis  posterior]  3)  der  M.  flexor  haUucis  longus;  4)  der  M.  flexor 
digitorum  longus. 

Abgesehen  vom  M.  popliteus,  müssten  die  drei  übrigen  Mus¬ 
keln  (theoretisch  gedacht)  eigentlich  in  derselben  Weise  wie  die 
entsprechenden  gleichnamigen  Muskeln  der  vorderen  Gruppe  ent¬ 
springen,  d.  h.  der  M.  tibialis  posterior  von  der  Tibia,  der  M. 
flexor  hallucis  longus  von  der  Membrana  interossea  und  der  M. 
flexor  digitorum  longus  von  der  Fibula.  Indessen  ist  dies  tatsäch¬ 
lich  nicht  der  Fall,  indem  hier  eine  Unordnung,  eine  sogen.  Re¬ 
volution  der  Ursprünge,  stattigefunden  hat,  welche 
man  sich  vielleicht  am  besten  in  folgender  Weise  merkt: 

Der  erstgenannte  von  diesen  drei  Muskeln,  der  M.  tibialis 
posterior.,  beginnt  diese  Revolution,  indem  er  mit  seinem  Ursprünge 
von  der  Tibia  auf  die  Membrana  interossea  rückt.  Der  auf  diese 
Weise  vom  Ug.  interosseum  verdrängte  M.  flexor  hallucis  longus 
rückt  mit  seinem  Ursprünge  auf  die  Fibula  hinüber  und  nimmt  dem 
M.  flexor  digitorum  longus  den  ihm  eigentlich  zukommenden  Platz, 
so  dass  dem  letzteren  nur  noch  die  freigewordene  Tibia  als  Ur¬ 
sprungsstätte  übrig  bleibt. 

Infolge  dieser  Umordnung  der  Ursprünge  können  die  drei 
Sehnen  der  eben  genannten  Muskeln  natürlich  nicht  mehr  parallel 
nebeneinander  verlaufen,  sondern  müssen  sich  kreuzen,  tun  zu  ihrer 
Insertion  zu  gelangen.  Von  diesen  Kreuzungen  finden  statt: 
1)  eine  Krguzung  zwischen  den  Sehnen  des  M.  tibialis  posterior 
und  M.  flexor  digitorum  longus  hinter  dem  Malleolus 
m  e  d  i  a  1  i  s  ;  2)  eine  Kreuzung  zwischen  den  Sehnen  des  M.  flexor 
digitorum  longus.  und  M.  flsxor  haüucis  longus  in  der  Fuss- 
sohle.  Uebrigens  werden  diese  Sehnen  während  ihres  Verlaufes 
zur  Fusssohle  sämtlich  von  einem  Streifen  der  Fascia  cruris,  dem 
sogen.  Lig.  laciniatum;  bedeckt,  welches  vom  Malleolus  med.  zur 

*)  Der  M.  popliteus  wird  bald  zur  oberflächlichen  Schicht  (Henle), 
bald  zur  tiefen  &hicht  der  Wadenmuskeln  (Holstein  u.  a.)  gerechnet. 


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261 


medialen  Fläche  des  Calcaneus  zieht  Im  einzelnen  verhalten  sich 
die  eben  genannten  Muskeln  folgendermassen: 

1.  Der  M.  popliteus  entspringt  vom  Condylus  lat.  femoris 
und  setzt  sich  am  Planum  popliteum  TTBia,  also  öBerfiält»  "der 
Linea  poplitea  an.  Die  vom  Condylus  kommende  Sehne  liegt  in 
der  Höhle  des  Kniegelenkes  tmd  hängt  mit  dem  in  die 
hintere  Wand  der  Kniegelenkkapsel  eingewebten  Lig.  popliteum 
arcuatum  (Henle)  zusammen.  Unter  dieser  Sehne  ist  die  bereits 
beim  Kniegelenk  beschriebene  Bursa  m.  poplitei  gelegen,  welche 
stets  mit  der  Kniegelenkhöhle  communiciert. 

2.  Der  M.  ßexor  digitorum  longus  entspringt  von  der  Tibia, 
zieht  mit  seiner  Sehne  dicht  hinter  der  Sehne  des  M.  tibialis  post, 
abwärts  (Kreuzung  hinter  _dem  medialen  Knöchel),  gleitet  an  dem 
freien  Rande  des  Sustentaculum  in  die  Fusssohle  hinein  und  teilt 
sich  in  4  Sehnenzipfel  für  die  4  letzten  Zehen,  an  deren  Endpha¬ 
langen  er  sich  ansetzt,  indem_  seine  eben  erwähnten  4  Sehnenzipfel 
die  Sehnen  des  M.  flexor^  digitorum  brevis  durchbohren. 

3.  Der  M.  tibialis  posterior  entspringt  hauptsächlich  von  der 
Membrana  interossea,  ausserdem  aber  von  der  angren¬ 
zenden  Partie  der  Tibia  und  Fibula  bis  nach  (^n  hin,  läuft  in 
einer  besonderen  Furche  hinter  dem  medialen  Knöchel  zur  Fuss¬ 
sohle  und  setzt  sich  ^  Os  naviculare  und  mittels  mehrerer  Aus¬ 
strahlungen  an  den  drei  davor  gelegenen  Keilbeinen  fest. 

Der  Muskel  sollte  sich  nach  der  S.  257  gegebenen  R^el  eigentlich  an 
der  Basis  des  1.  Metatarsale  inserieren;  dort  ist  ihm  jedoch  sein  Platz  durch 
die  Insertion  des  M.  tibialis  anterior  und  peronaeus  longus  genommen. 

4.  Der  M.  flexor  haUucis  longus  ist  der  stärkste  Muskel  dieser 
Gruppe,  weil  beim  Gehen  der  Fuss  hauptsächlich  auf  der  grossen 
Zehe  ruht.  Der  M.  flexor  halluds  longus  entspringt  von  der 
Fibula  (mitunter  auch  noch  von  der  Membrana  interossea), 
verläuft  zunächst  dicht  hinter  dem  tmteren  Ende  der  Tibia,  dann 
in  der  Rinne  des  Proc.  posterior  tali,  endlich  unterhalb  des 
Si^tentaculum  nach  vom  und  setzt  sich  an  der  Endphalange  der 
grossen  Zehe  an.  ln  der  Fusssohle  ist  seine  Sehne  oberhalb 
derjenigen  des  M.  flexor  digitorum  longus  gelegen  und  setzt  sich 
mit  der  letzteren  an  der  vorhin  erwähnten  Kreuzungsstelle  durch 
einen  Zwischenstreifen  in  Verbindung. 

Die  Functionen  der  Unterschenkelmuskeln: 

Die  Mm.  ßexores  und  extensores  digitorum  sind  betreffs  ihrer 
Functionen  einfach  zu  verstehen,  indem  dieselben  stets  diejenige 
Phalange  strecken  oder  beugen,  an  welcher  sie  sich  ansetzen. 


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262 


Der  M.  triceps  surae  bewegt  den  Fuss  plantarwärts  und  wird  also 
hauptsächlich  beim  Gehen  oder  Stehen  auf  den  Fussspitzen  in 
Tätigkeit  treten.  Der  M.  plantaris  kann  vermöge  seiner  Ver¬ 
wachsung  mit  der  Kniegelenkkapsel  (oder  seiner  Insertion  an  der 
Fussgelenkkapsel)  dazu  dienen,  diese  Gelenkkapseln  zu  spannen, 
obschon  seine  Wirkung  keine  erhebliche  sein  wird,  ln  wirk¬ 
samerer  Weise  vermag  der  M.  popliteus  die  Kniegelenkkapsel  zu¬ 
rechtzuziehen  imd  dadurch  bei  izu  starker  Beugung  vor  Einklemmung 
zu  bewahren.'  Ausserdem  muss  der  letztere  Muskel  den  Unter¬ 
schenkel  beug^  und  in  der  Beugestellung  nach  einwärts  rotieren 
können.  Der  k.  Hbialis  anterior  hebt  den  medialen  Fussrand,  wozu 
er,  wie  schon  erwähnt,  besonders  befähigt  ist,  da  seine  Insertion 
auf  die  Plantarseite  übergreift.  Der  M.  tUnalis  posterior  zieht  den 
medialen  Rand  des  Fusses  nach  abwärts,  indem  er  dabei  zugleich 
die  Fusssohle  einwärts  kehrt,  wie  dies  z.  B.  beim  Klettern  auf 
eine  Stange  oder  einen  Mastbaiun  geschieht ‘).  Die  Mm.  peronaei 
heben  sämtlich  den  lateralen  Fussrand.  Von  diesen  vermag  der 
Peronaeus  longus  insbesondere  zu  gleicher  Zeit  den  medialen  Fuss¬ 
rand  nach  abwärts  zu  ziehen,  wie  dies  z.  B.  beim  Tanzen  oder 
noch  besser  bei  Schwimmbewegungen  geschieht. 

D.  Die  Muskeln  des  Fusses. 

Die  Muskeln  des  Fusses  werden  zunächst  in  zwei 
Unterabteilungen  eingeteilt:  a)  die  Muskeln  des  Fuss- 
r ü c k e n s;  und  b)  die  Muskeln  der  Fusssohle. 

Die  Function  fast  sämtlicher  Fussmuskeln  ist  durch  ihre 
Namen  ausgedrückt. 

a)  Die  Muskeln  des  Fussrückens. 

Die  Muskelndes  Fussrückens  bestehen  aus:  1)  dem 
M.  extensor  hallucis  brevis;  2)  dem  M.  extensor  eiigitorum  brevis. 

Beide  Muskeln  sind  an  ihrem  Ursprünge  vom  Calcaneus  mit¬ 
einander  verschmolzen. 

1.  Der  M.  extensor  hallucis  brevis  entspringt  von  der  oberen 
Fläche  des  Proc.  anterior  calcanei  (und  der  unteren  Fläche  des 
Lig.  cruciatum)  und  geht  in  die  Extensorensehne  der  grossen 
Zehe  über,  wo  seine  Fasern  jedoch  nur  bis  zur  Basis  der  I.  Pha- 
lange  gelangen. 

')  Die  alte  Bezeichnung  dieses  Muskels  als  M.  nmüicus  ist  wie 
bemerkt,  demzufolge  nicht  als  „Schwimmmuskel“,  sondern  als  „Schiffer¬ 
muskel“  zu  übersetzen,  da  der  M.  tibialis  post,  wohl  beim  Klettern  der 
Matrosen,  aber  nicht  beim  Schwimmen  in  Tätigkeit  treten  kann. 


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263 


2.  Der  M.  exlensor  digiiorum  brevis  entspringt  von  der  oberen 
und  lateralen  Fläche  des  Proc.  anterior  calcanei;  seine  4  Sehnen 
gehen  zu  den  4  übrigen  Zehen  des  Fusses  und  verschmelzen  da¬ 
selbst  ohne  scharfe  Grenze  mit  den  Sehnenzipfeln  des  Extensor 
digitorum  longus,  indm  sie  gemeinsam  mit  den  letzteren  die 
complicierte  Extensorensehne  bilden,  welche  sich  am  Fusse  ähn¬ 
lich  wie  an  der  Hand  verhält  (s.  S.  197). 

b)  Die  Muskeln  der  Fusssohle. 

Die  Muskeln  der  Fusssohle  zerfallen  in  drei  Grup¬ 
pen,  nämlich  in:  a)  die  Muskeln  des  Grosszehen¬ 
ballens;  /})die  Muskelndes  Kleinzehenballens; 
y)  die  mittleren  Fussmuskeln  oder  Muskeln  des 
Mittelballens. 

a)  Die  Muskeln  des  Grosszehenballens. 

Alle  diese  Muskeln  inserieren  sich  an  dem  medialen  oder 
lateralen  Sesambein  in  der  Gelenkkapsel  des  I.  Meta- 
tarsophalangealgelenkes  und  können  durch  Vermittelung  dieser 
Kapsel  auch  auf  die  I.  Phalange  der  grossen  Zehe  einen  Zug  aus¬ 
üben.  Einen  M.  opponensbesitztdiegrosseZehe 
nicht,  weil  beim  Menschen  VRrTFuss  aus  einem  Greiforgan  zu 
einem  Gehorgan  und  dadurch  der  Opppnens  überflüssig  geworden 
ist.  In  ganz  besonderem  Masse  tritt  beim  Gehen  die  grosse  Zehe 
in  Tätigkeit  weil  die  Körperlast  hauptsächlich  auf  derselben  ruht. 
Bei  den  Affen,  wo  der  Fuss  noch  zum  Greifen  benutzt  wird,  fehlt 
auch  der  M.  opponens  nicht.  Im  Einzelnen  verhalten  sich  diese 
Muskeln,  nämlich;  1)  der  M.  abduetor  haUucis,  2)  der  M.  flexor 
brevis  hcdluds,  3)  der  M.  adductor  haUucis,  folgendermassen ; 

1.  Der  M.  abduetor  haUucis  entspringt  vom  Proc.  medialis 
des  Tuber  calcanei  <Tuberculum  majus  des  Calcaneus)  und  dem 
Lig.  laciniatuirii)  (mitunter  mittels  jEines  accessorischen  Kopfes 
vom  Os  naviculare)  und  inseriert  sich  an  dem  medialen  Sesam¬ 
beine  der  grossen  Zehe. 

2.  Der  M.  flexor  haUucis  brevis  entspringt  vom  1.  Keilbein 
und  dem  Lig.  plantare  longum*)  und  teilt  sich  in 'zwei  Köpfe,  von 
denen  sich  der  eine  am  medialen  Sesambein,  der  andere  am  lateralen 
Sesambein  der  großen  Zehe  anheftet. 


‘)  S.  die  Beschreibung  der  Fascie  des  Fusses  (S.  271). 

’)  Es  ist  zu  beachten,  dass  das  Lig.  plantar^  longum  den  grössten 
Teil  der  Fusssohle  einnimmt  und  infolgedessen  einer  grossen  Anzahl  der 
Fusssohlenmuskeln  zum  Ursprung  dient. 


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3.  Der  M.  adductor  haüucis  setzt  sich  aus  einem  schrägen 
und  einem  queren  Kopfe  zusammen.  Der  schräge  Kopf 
nimmt  seinen  Ursprung  von  einer  Linie,  welche  vom  WOrfelbein 
und  dem  vorderen  Teile  des  Lig.  plantare  longum  über  das 
111.' Keilbein  und  die  Sehne  des  M.  peronaeus  longus  hinweg 
bis'  zu  den  Basen  des  ü.  und  111.  Metatarsälknochens  hinzieht, 
der  q  uereKopf  {M.  transversus  plantae)  entspringt  mit  3  Zipfeln 
von  der  unteren  Kapselwand  der  3  letzten  Metatarsophalangeal- 
gelenke.  Beide  Köpfe  inserieren  sich  am  lateralen  Sesambein  der 
grossen  Zehe. 

jS)  Die  Muskeln  des  Kleinzehenballens. 

Die  Muskeln  dieser  Gruppe  bestehen  aus:  1)  dem  M,  abducUtr 
digiti  minitni;  2)  dem  äf.  flexor  brevis  digiti  minimi;  3)  dem  M. 
oppenens  digiti  minimi.  Von  denselben  ist  der  M.  flexor  brevis 
sehr  unbeständig  und  vielfach  von  dem  M.  oppenens  nicht  deut¬ 
lich  zu  trennen. 

1.  Der  M.  abductor  digiti  minimi  entspringt  von  dem  Proc. 
lateralis  des  Tuber  calcanei  (Tuberculum  minus  des  Calcaneus), 
sowie  mittels  eines  accessorischen  Kopfes  von  der  Tuberositas 
ossis  metatarsi  V.,  und  inseriert  sich  an  der  Basis  der  1.  Phalange 
der  kleinen  Zehe. 

2.  Der  M.  flexor  brevis  digiti  minimi  entspringt  mit  dem  M. 
opponens  zusammen  ^^qn  den  vorderen  Zipfeln  des.  Lig.  plantare 
Iq^um  und  der  Basis  des  V.  Mittelfussknochens  und  geht  mit 
dem  M.  abductor  vereinigt  zur  ^^s  der  1.  Phalange  der  kleinen 
Zehe  hin. 

3.  Der  M.  opponens  digiti  minimi  entspringt  wie  der  vorige, 
erreicht  aber  nicht  die  1.  Phalange,  sondern  setzt  sich  am  Körper 
des  V.  Metatarsale  an. 

}’)  Die  nüttteren  Fusstnuskdn. 

Zu  dieser  Gruppe  gehören:  1)  der  M.  flexor  digitorvmx  brevis; 
2)  der  M.  qmdratus  plantae;  3)  die  Mm.  lumbriccdes;  4)  die 
Mm.  interossei. 

1.  Deräf.  flexor  digitorum  brevis  entspringt  vom  Proc.  medi- 
alis  des  Tuber  calcanei  (Tuberculum  majus  des  Calcaneus)  und 
der  Aponeurosis  plantaris,  mit  welcher  sein  hinterer  Abschnitt  in¬ 
folgedessen  fest  verwachsen  ist,  imd  inseriert  sich  mit  4  Sehnen¬ 
zipfeln  an  den  Basen  der  Mittelphalangen  der  4  letzten 
Zehen.  Die  4  Sehnen  des  M.  flexor  digitorum  brevis  werden  von 
den  Sehnen  des  M.  flexor  digitorum  longus  perforiert,  welche 
(in  der  aufrechten  Stellung  des  Menschen)  über  dem  ersteren 


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Muskel,  d.  h.  also  zwischen  jenem  und  den  Fussknochen,  gelegen 
sind  und,  wie  schon  erwähnt,  bis  zur  Basis  der  Endphalange 
gehen.  Der  M.  flexor  digitorum  brevis  ist  also  als  Analogon  des 
M.  flexor  digit.  sublimis  der  Hand  aufzufassen. 

Auch  hier  gilt,  wie  bei  der  Hand,  das  Gesetz,  dass  der  oberfläch¬ 
lichere  (nicht  der  kürzere)  von  beiden  Flexoren  der  perforierte  ist  und 
sich  an  der  Basis  der  II.  Phalange  ansetzt.  Würde  die  S^ne  des  M.  flexor 
digitorum  brevis  bis  zur  III.  Phalange  gehen,  so  könnte  überhaupt  kein 
Perforationsverhältnis  stattfinden. 

2.  E)er  M.  quadratus  plantae  (auch  als  C^o  quadrata  Sylvü 
oder  als  Claput  plantare  des  M.  flexor  digitorum  longus  bezeichnet) 
bildet  einen  vierseitigen  Muskel,  welcher  (von  dem  vorigen  Muskel 
bedeckt)  an  der  medialen  und  unteren  Fläche  des  (^alcaneus  seinen 
Ursprung  nimmt  und  schräg  nach  vom  zur  Sehne  des  M.  flexor 
digito'rüm  longus  hinzieht.  Der  M.  quadratus  plantae  ist  ein 
sogen.  Leit  -  oder  Zügelmuskel,  welchem  die  Aufgabe 
zufällt,  die  Sehne  des  M.  flexor  digitorum  longus  zurechtzuziehen. 
Da  letztere  Sehne,  vom  Malleolus  medialis  kommend,  in  schräger 
Richtung  durch  die  Fusssohle  läuft  und  da  bei  einem  schrägen 
Zuge  durch  Reibung  immer  mehr  Kraft  verloren  geht,  als  bei 
einem  graden,  so  dient  der  Quadratus  plantae  dazu,  den  schrägen 
Zug  des  M.  flexor  digitorum  longus  auf  die  Zehen  in  einen  graden 
zu  verwandeln,  wodurch  natürlich  eine  kräftigere  Flexion  der 
letzteren  ermöglicht  wird. 

3.  Die  4  Mm.  lumbricales  entspringen  vOnjdem  Grosszehen- 
rande  der  4  Sehnenzipfel  des-  M.  flexor  digitor^  longus^)  und 
gehen  am  Grosszehenrande  der  I.  Phalange  in  die  Extensoren¬ 
sehne  der  4  letzten  Zehen  über.  Das  Verhältnis  der  Lumbricales 
zu  diesen  Extensorensehnen  ist  ebenso  wie  an  der  Hand,  nur  viel 
unregelmässiger,  indem  dieselben  sich  mitunter  direct  an  der  1.  Pha¬ 
lange  inserieren  oder  doch  der  Strecksehne  nur  wenige  Fasern 
abgeben. 

4.  Die  Mm.  interossei  des  Fusses  teilt  man  in  Interossei  dor¬ 
sales  und  Interrossei  plantares  ein.  Ueber  dieselben  ist  das  Nötige 
bereits  bei  der  Hand  (s.  S.  195 — 198)  erwähnt  worden;  nur  muss 
hinzugefügt  werden,  dass  diese  Muskeln  und  ihre  Wirkungen  beim 
Fuss  in  mehr  verkümmerter  Form  zutage  treten.  Der  Hauptunter¬ 
schied  zwischen  Hand  und  Fuss  besteht  darin,  dass  beim  Fuss  die 

Die  drei  lateralen  Mm.  lumbricales  entspringen  übrigens 
nicht  allein  vom  Grosszehenrande  der  entsprechenden  Sehnen,  sondern  aus 
den  Winkeln  der  einander  zugekehrten  Sehnenränder  des  M.  flexor  digitorum 
longus. 


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266 


A  X  e ,  um  welche  sich  die  Interossei  gruppieren,  nicht  durch  die 
dritte,  sondern  durch  die,  zweite  Zehe  geht.  Ausserdem  ist 
der  M.  interosseus  plantaris  1  mit  dem  Adductor  hallucis  u  n  - 
t r ennbar  verschmolzen,  so  dass  man  gezwungen  ist,  beim 
russ  nur  3  hiterossei  nlantares  anzunehmen,  während  man  bei 
der  Hana  bekanntlich  4  Interossei  volares  imterscheiden  kann.  Auch 
betreffs  der  Function  der  Mm.  interossei  ist  für  den  Fuss  dasselbe 
wie  für  die  Hand  gültig.*^  ^ 

E.  Die  Fascien  der  unteren  Extremität. 

Zu  den  Fascien  der  unteren  Extremität  ist  zunächst  ein  im 
Abdomen  gelegenes  Fascienblatt,  die  Fasäa  iliaca,  zu  rechnen, 
welche  die  Vorderfläche  des  M.  iliopsoas  bekleidet.  Die  Fascia 
iliaca  nimmt  zugleich  mit  diesem  Muskel  ihren  Ursprung  von 
den  Lendenwirbeln  und  dem  Rande  des  grossen  Beckens.  Lateral 
ist  sie  mit  der  Crista  iliaca,  medial  tnit  der  Linea  terminalis  s. 
arcuata  fest  verwachsen,  erstreckt  sich  jedoch  an  der  letzteren  nur 
bis  zur  Eminentia  iliopectinea.  An  dieser  Stelle  bildet  die  Fa^iä 
iliaH~das  Zig.~ iliöpedineum,  d.  h.  einen  stärkeren  Streifen,  welcher 
von  der  Eminentia  iliopectinea  zum  Poupart’schen  Bande  hin¬ 
zieht  (s.  Fig.  14  S.  226)  und  unterhalb  des  letzteren  die  Lacuna 
vasorum  von  der  Lacuna  musculorum  scheidet.  Vorn  ist  die 
Fascia  iliaca  mit  dem  Poupart’schen  Bande  verwachsen:  doch 
hört  sie  an  dem  letzteren  nicht  auf,  sondern  setzt  sich  als  dünnes 
Blatt  auf  den  Oberschenkel  fort,  indem  sie  die  vordere  Fläche 
des  M.  iliopsoas  bis  zu  seinem  Ansatz  überzieht.  Von  hier  aus 
erstreckt  sie  sich  als  Fascia  pectinea  ganz  in  derselben  Weise 
auch  vor  dem  M.  pectineus  nach  median wärts,  indem  sie  oben 
mit  dem  Pecten  pubis,  unten  mit  dem  Labium  mediale  der  Linea 
aspera  femoris,  medial  mit  dem  oberflächlichen  Blatte  der  Fascie 
lata  verschmilzt.  Die  Fascia  pectinea  nebst  demjenigen  Teil  der 
Fascia  iliaca,  welcher  in"  der  beschriebenen  Weise  die  Fossa  ilio¬ 
pectinea  bekleidet,  hat  man  auch  als  Fascia  iliopectinea  oder  als 
tiefes  Blatt  der  Oberschenkelfascie  zusammenge- 
fassT.  Die  A.  imd  V.  iliaca  ext.  sind  medial  von  der  Fascia  iliaca, 
die  A.  und  V.  femoralis  vor  der  Fascia  iliopertnea  gelegen. 

Die  Oberschenkelfascie,  Fascia  lala,  ist  durch  ihre 
grosse  Stärke  ausgezeichnet  und,  wenigstens  an  der  vorderen 
Seite  des  Oberschenkels,  deutlich  in  ein  oberflächliches 
und  ein  t  i  e  f  e  s  B 1  a  1 1  zu  trennen.  " 

')  Das  oberflächliche  Blall  der  Fascia  lata  ist  jedoch  nicht  mit  der 
allgemeinen  Körperfascie,  Fascia  superficialis  corporis^  zu  ver- 


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267 


Von  dem  tiefen  Blatte  der  Fascia lata  der  sogen.  Faseia 
üiopectinea,  haben  wir  soeben  gesprochen,  und  es  wäre  nur  hinzu¬ 
zufügen,  dass  dasselbe  nach  abwärts,  median-  und  lateralwärts  sich 
mit  dem  oberflächlichen  Blatte  vereinigt.  Beide  Blätter  sind  sonst 
am  ganzen  Oberschenk^miteinander  verwachsen  —  abgesehen  da-  " 
von,  dass  sie  ^e  grossen  Oterschenkeigefässe  zwischen  sich  fassen. 
Ausser  der  Afund  V.  fSnöralis'^dr^Tchen' beiden  Bläffern  äucir~* 
noch  die  Mm.  sart^us^und  tensor  fasciae  latae  gelegen. 

Das  o^berflächlicheBlatt  der  Fascia  lata  Ist  oben  mit 
dem  Kreuzbein,  mit  der  Crista  iliaca  und  dem  Poupart’schen  Bande, 
medial  mit  dem  Ramus  inferior  ossis  pubis  und  ossis  ischii  fest 
verbunden  und  erstreckt  sich  von  hier  nach  abwärts,  indem  es  sämt¬ 
liche  Oberschenkelmuskeln  umhüllt.  Dicht  unterhalb  des  Poupart- 
schen  Bandes  und  etwas  nach  medianwärts  ist  die  Fascia  lata  durch 
die^  Eintrittsstelle  der  V.  saphena  magna  durchbrochen  (s.  Fig.  6 
S.  150).  An  der  Stelle,  wo  die  Vene  unter  die  Fascie  tritt,  bildet 
die  letztere  einen  sichelförmigen  Vorsprung,  den 
formis  (Jncisura  falciformis  von  HENLE),  dessen  ^Concavität  .  I 
(Marge  falciformis)  nach  medianwärts  gekehrt  ist,  und  unterhalb  y 
dessen  mitunter  noch  ein  Stück  der  A^  femoralis,  beständig  ein 
solches  der  V.  femoralis  zutage  tritt,  in  welche  sich  die  V.  saphena 
magna  ergiesst.  Das  obere  Hom  des  Proc.  falciformis  endet  ent¬ 
weder  am  Gimbemat’schen  Bande  oder  in  der  Nähe  desselben,  das 
untere  Hom  verliert  sich  allmählich  an  der  Vorderfläche  der  Fas-  ^ 
de.  Medial  von  dem  Proc.  falciformis  ist  nun  die  Eintrittsstelle  der 
V.  saphena  magna  zu  einer  seichten  Grube,  der  ^ssa  s.  Fovea 
ovdis  vertieft,  welche  gewöhnlich  durch  einzelne  Lymphdnisen  so¬ 
wie  durch  Binde-  oder  Fettgewebe  bezw.  verschiedene  Gefässe  und 
Nerven  ausgefüllt  wird.  Ausser  der  V.  saphena  magna  brechen 
nämlich  in  der  Fossa  ovalis  oder  neben  derselben  noch  die  Aa. 
undVv^pudendae  externae,  der  N.  lumboingiiinalis  und  verschiedene 
Lymphgefässe  des  Oberschenkels  durch,  so  dass'  hier  die  die  Fossa 
deckende,  ziemlich  derbe  Bindegeweblage  immer  ein  durchlöchertes 
Aussehen  zeigt,  woher  die  Bezeichnung  derselben  als  L^ina 
cribrosa  oder  Fascia  cribriformis  herrührt.  Geht  man  mit  dem 
Finger  längs  der  V.  saphena  und  femoralis  und  dem  Proc.  falci¬ 
formis  nach  oben,  so  gelangt  man  zwischen  dem  oberflächlichen 

wechseln,  welche  noch  ausserdem  den  ganzen  Körper  und  somit  auch  die 
untere  Extremität  unmittelbar  unter  dem  subcutanen  Fettgewebe  als  dünne' 
Bindegewebslage  Uberzieht.  Nach  Joessel  besteht  hier  auch  die  letztere 
aus  zwei  deutlichen  Schichten,  zwischen  denen  bei  fettleibigen  Personen  noch 
eine  beträchttiche  Menge  von  Fettgewebe  eingelagert  ist. 


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268 


und  tiefen  Blatte  der Fascia  lata  bis  zu  dem  inneren  Schen¬ 
ke  1  r  i  n  g,  Annvlus  femoralis  s.  cruralis  internus,  welcher,  wie  dies 
schon  bei  der  Beschreibung  des  Poupart’schen  Bandes  erwähnt 
wurde,  zwischen  dem  Lig.  Gimbemati  und  der  V.  femoralis  gelegen 
ist.  Der  Finger  befindet  sich  alsdann  in  dem  sogen.  Schenkel¬ 
kanal,  Canalis  femoralis  s.  cruralis,  durch  welchen  sidi  häufig, 
besonders  bei  weiblichen  Individuen,  die  Schenkelbrüche, 
Hepiiae  femorales.  s.  crurales,  hervordrängen.  Doch  ist  dabei  zu 
bemerken,  dass  der  Schenkelkanal  keineswegs  einen  wirklichen  Kanal 
darstellt,  da  derselbe  von  lockerem  Bindegewebe  ausgefüllt  ist;  durch 
das  letztere  müssen  sich  die  Schenkelbrüche  ihren  Weg  bahnen. 
Ausserdem  ist  in  demselben  häufig  eine  Lymphdrüse,  d  i  e  s  o  g  en. 
Rosenmülle r’s che  DriLse,.  gelegen.  Der  äussere 
S cTTe  nTTe  Ir  i  n  g,  Annulus  femoralis  s.  cruralis  extemus  würde 
also  durch  die  Fossa  ovalis  gebildet  sein,  und  in  der  Tat  treten 
grössere  Schenkelbrüche  durch  dieselbe  hervor  tmd  bleiben  unter 
der  Haut  des  Oberschenkels  liegen.  An  der  lateralen  Seite  des  Ober¬ 
schenkels  ist  die  Fascia  lata  durch  verticale  Faserzüge  verstärkt, 
welche  man  als  M  a  i  s  s  i  a  t’s  c  h  e  n  S  t  r  e  i  f  e  n,  Tractus  üiotibialis 
bezeichnet.  Dieser  Streifen  ist  hauptisächlich  durch  die  sehnigen^ 
Ausstrahlungen  des  M.  tensor  fasciae  latae  und  M.  glutaeus  maxi- 
mus  gebildet  und  erstreckt  sich  nach  abwärts  bjs  zum  Condylus^ 
lat.  tiWae  (Tubercule  de  Gerdy)  hin,  wo  er  sich  anheftet.  Nach 
MÄTssiat  ~  soll  dieser  Streifen  die  A(Muctionsbewegung  des  Ober- 
,  Schenkels  hemmen.  Als  Fortsetzung  des  Maissiat’schen  Streifens 
nach  hinten  ist  das  Septum  s.  Lig.  intermusculare  laterale  s.  exter- 
num  zu  betrachten,  welches  sich  zwischen  den  M.  vastus  lateralis 
und  die  Flexoren  des  Oberschenkels  einschiebt  und  an  dem  ganzen 
LabTum  laterale  der  Linea  aspera  femoris  ansetzt.  Ein  zweites  Fas- 
cienblatt,  das  Sgptum  s.  Lig.  intermusculare  mediale  s.  intemum, 
geht  von  der  Fascia  lata  zwischen  dem  vastus  medialis  und  den 
Adductoren  in  die  Tiefe  und  befestigt  sich  am  ganzen  Labium  me¬ 
diale.  Weit  schwächer  ist  noch  ein  drittes,  nicht  besonders  benanntes 
Fascienblatt,  welches  sich  in  ganz  ähnlicher  Weise  zwischen  den 
Adductoren  und  Flexoren  in  die  Tiefe  senkt;  oberhalb  der  Knie¬ 
kehle  erreicht  dasselbe  jedoch  nicht  mit  seinem  Ansätze  das  Femur 
sondern  pflegt  mit  dem  Lig.  intermusculare  laterale  zu  verschmelzen. 
Durch' diese  drei  Fascienblätter  oder  Ligamente  wird  also  die  Mus- 
culatur  des  Oberschenkels  in  die  bekannten  drei  Muskelcom- 
p I e X e  oder  Muskelgruppen,  nämlich  die  Extensoren, 
Flexoren  und  Adductoren  geschieden.  Am  wichtigsten  in  prakti- 


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269 


scher  Beziehung  ist  das  Lig.  intermusculare  laterale,  längs 
dessen  man  an  der  ganzen  Aussenseite  des 
Oberschenkels  biszumOsfemorisvordringen 
kann,  <Ane  Gefässe,  Muskeln  oder  Nerven  zu  verletzen.  Im 
[Obrigen  ist  die  Fascia  lata  von  den  Muskeln  überall  durch, 
loc^es  Bint^^gewebe  getrennt,  in  welchem  sich  subfa§cial^._Fnt- 
zündungen  un^EUeru^en  natürlich  sehr  weit  verbreiten  können. 

Am  Knie  ist  die  Fascia  lata  vorn  mit  der  Patella  gänzlich, 
mit  den  Kniescheibenbändem  und  der  Sehne  des  Quadriceps  fe- 
moris  zum  Teil  verwachsen.  Hinten  ist  sie  dagegen  von  der  Knie¬ 
gelenkkapsel  durch  die  Fettmassen,  grossen  Gefässe  imd  Nerven 


getrennt,  welche  in  der  Kniegelenkgrube,  ^ssa  poplitea, 
gelegen  sind.  Die  Fossa  poplitea  hat  eine  raüfenförmige "Gestalt; 
sie  wird  oben  an  der  lateralen  Seite  vom  M.  biceps,  an  der  me-  'i  ’ 
dialen  von  den  Mm.  semitendinosus  und  semimembranosus  be-  .  .  r  / 


'U 


grenzt,  während  ihre  beiden  unteren  Seiten' durch  den  medialen  ^ 
und  lateralen  Gastrocnemiuskopf  gebildet  werden.  Die  Lage  der/^/V^^ 
grossen  Gefässe  imd  Nerven  in  dieser  Grube  ist  eine  derartige,  ^  ■ 
dass  am  oberflächlichsten  (also  dicht  unter  der  Fasde)  der  N. 
tibialisT^ätaal  von  demselben  der  N.  peronaeus),  unter  dem  N. 
tibialis  die  V.  poplitea  (vielfach  doppelt)  und  endlich  am  tiefsten, 
also  dicht  auf  dem  Knochen  und  der  Kapsel,  die  A.  poplitea  ge¬ 
legen  ist.i)  Dabei  ist  der  N.  tibialis  zugleich  am  meisten  lateral, 
die  A.  poplitea  am  meisten  medial  gelegen.  Da  die  Fascie  vom  mit 
der  Kniegelenkkapsel  fest  verwachsen,  hinten  dagegen  von  der¬ 
selben  durch  lockeres  Fettgewebe  getrennt  ist,  so  folgt  daraus,  dass 
unter  der  Fascie  befindliche  Abscesse  des  Oberschenkels  sich  wohl 
an  der  hinteren,  aber  nicht  an  der  vorderen  Seite  nach  dem  Unter¬ 
schenkel  hinabsenken  können. 

Vom  Knie  aus  erstreckt  sich  die  Fascie  als  Fascia  cruris  con- 
tinuierlich  auf  den  Unterschenkel  nach  abwärts,  indem  sie 
mit  dem  Periost  der  beiden  Unterschenkelknochen  überall  dort 
mehr  oder  weniger  fest  verwachsen  ist,  wo  die  letzteren  nicht  von 
Muskeln  bedeckt  sind,  sondern  mit  ihr  in  unmittelbarer  Berührung 
stehen.  Oben  und  vorn  ist  sie  jedoch  nicht  allein  mit  den 
Condylen  der  Tibia  und  dem  Capitulum  fibulae,  sondern  auch  mit 
den  Extensoren  so  fest  verbunden,  dass  man  bei  der  Praeparation 
am  besten  die  Fascie  mit  den  Muskeln  im  Zusammenhänge  lässt. 


•  / 


>)  Mnemotechnisch  wird  das  Wort  Neioa  angegeben,  um  hier  das-  Lage¬ 
verhältnis  der  Nerven,  der  Vene  und  der  Arterie  zu  bezeichnen  (also  Ne. 
V.  A.  in  der  Richtung  von  der  Oberfläche  nach  der  Tiefe  gerechnet. 


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270 


Weiter  abwärts  ist  sie  dagegen  von  den  Muskeln  durch  lockeres 
Bindegewebe  getrennt.  hinteren  Seite  des  Unterschen-  ^ 

kels  muss  man  ein  oberflächliches  und  ein  tiefes 
Blatt  der  Fascia  crüris  unterscheiden,  von  denen  das 
erstere,  3Ie  Fascio  cruris  superficialis,  den  M.  triceps  siu'ae  an 
seiner  Oberfläche  locker  bedeckt,  während  das  letztere,  die,Fascia 
cfwm  profunda,  zwi^hen  dem  obengenannten  Muskel  und  den  ^ 
tiefen  Beugemuskeln  gelegen  ist.  Nach  oben  hin  setzt  sich  das' 
tiefe  Blatt  {Lamina  profunda)  an  der  hinteren  F'läche  des  M. 
popliteus  bis  zur  Kniegelenkkapsel  fort,  seitlich  ist  es  an  die  Tibia 
und  Fibula'befestigt  und  auf  diese  Weise  auch  mit  dem  öbetfiath-" 
licReh~Blatt  verbunden.  Während  das  tiefe  Blatt  im  oberen  Teile 
sehr  dünn  und  zart  ist, verstärkt  sich  dasselbe  nach  abwärts  ganz 
erheblich  durch  quere  Faserzüge,  welche  sich  bis  zum  Calcaneus 
hinab  erstrecken.  Was  das  oberflächliche  Blatt  {Lamina 
stq>erfidalis)  betrifft,  so  schiebt  sidivqjjtonselben  ein  derber  Streifen, 
das  jSeptow  s.  Zijr.  intermuscu^re  zwischen  die  Mm.  peronaei  _ 

und  die  Extensoreri'm  die  "Tiefe,  indem  es  sicliTan  der  Fibula  be¬ 
festigt.  Anjler  v  o  r^d  e  r  e  n  JSeite  des  Unterschenkels  sind  ober¬ 
halb  der  Malleolen  in  die  Fascie  stärkere  quere  Fasern  eingewebt, 
welche  zwischen  Tibia  und  Fibula  verlaufen  und  das  sogen.  Lig. 
transversum  cruris  bilden.  Ganz  in  derselben  Weise  zeigt  sich 
vor  dem  Talocruralgelenk  das  Lip.  cruciatum  in  die  Fascie  ein¬ 
gewebt.  Die  Faserzüge  der  letzteren  kreuzen  sich,  indem  sie  von 
den  beiden  Malleolen  zum  medialen  und  lateralen  Fussrand  ver¬ 
laufen.  Nach  Henle  sollte  dieses  Band  eigentlich  nicht  als  Lig. 
cruciatum  bezeichnet  werden,  weil  gewöhnlich  der  obere  laterale 
Schenkel  desselben  nur  schwach  entwickelt  ist  und  das  Band  somit 
meistens  nicht  ein  kreuzförmiges,  sondern  ein  A-ähnliches  Aus¬ 
sehen  hat.  Das  Lig.  cruciatum  bildet  ein  R  e  t  i  n  a  c  u  1  u  m  für 
die  Sehnen  der  Extensoren,  welche  unter  demselben  in  drei,  durch 
Septa  von  einander  getrennten  Fächern  (das  eine  für  den  M.  tibi- 
alis  ant.,  das  zweite  für  den  M.  extensor  hallucis  longus,  das  dritte 
für  die  Mm.  extensor  dig.  comm.  und  peronaeus  tertius)  zum  Fuss 
ziehen.')  Ein  ähnliches  Retinaculum  für  die  Sehnen  des  M.  tibi- 
alis  post,  und  M.  flexor  dig.  comm.  longus  ist  in  die  Fascie  an 
der  medialen  Seite  des  Fussgelenkes  in  Gestalt  des  Lig.  laciniatum 


')  Streng  genommen  besteht  das  Lig.  cruciatum  aus  zwei  Blättern, 
welche  sich  nach  Henle  „wiederholt  vereinigen  und  trennen,  um  in  gesonder¬ 
ten  platten  Ringen  die  Sehnen  des  Ext.  dig.  longus,  des  Ext.  hall.  long.  und 
des  Tibialis  ant.  einzuschliessen“.  Das  tide  Blatt  desselben  würde  mit  dem 


271 


(internum)  eingewebt,  welches  vom  Malleolns  medialis  zum  Cal- 
caneus  herabzieht.  Ebenfalls  als  eine  Verstärkung  der  Fascie  ist 
endlich  das  Betinacidum  iendinutn  mm.  jieronaeorum  superius  (Lig. 
laciniatum  6xtemumf~ lufzufissen,  welches  vom  Malleolus  lateralis 
zum  Calcaneus  verläuft  und,  wie  dies  im  Namen  hegt,  die 
SehliedraM.  peronaeus  longus  und  brevis  hinter  dem  lateralen 
Knöchel  zurückhält.  Als  ein  mehr  selbständiges,  jedoch  fest  mit 
der  Fascie  verwachsenes,  halbringförmiges  Ligament  ist  ausserdem 
noch  das  BeHnaculum  tmdinum  mm.  peronaeorum  inferius  zu  nennen, 
welches  (durch  eine  Scheidewand  in  zwei  Fäcjher  geteilt  und  aji 
die  Procf  frnrhiparac  (jer  Seitenfläche  des  Fersen¬ 

beines  die  Sehnen  der  Mm.  peronaei  in  die  für  dieselben  bestimm¬ 
ten  Furchen  einschliesst. 

Die  Fascie  an  der  D  o  r  s  a  I  s  e  i  t  e  des  F  u  s  s  e  s  ist  eine  di- 
recte  Fortsetzung  des  Fascia  cruris;  sie  ist,  abgesehen  v<mi  den 
eben  erwähnten  Verstärkimgsbändem,  dünn,  schlaff  und  gegen  die 
darunter  liegenden  Sehnen  leicht  verschieblich.  Durch  ihre  grosse 
Stärke  und  sehnige  Beschaffenheit  ist  dagegen  die  oberflächliche 
Fascie  an  der  Plantarseite,  Fa$^  plantaris,  ausgezeichnet,  welche 
die  wichtige  Function  besitzt,  die  in  der  Fusssohle  gelegenen  Ge¬ 
bilde  vor  Druck  zu  schützen.  Der  mehr  sehnige  Teil  dieser  Fascie, 
Aponeurosis  plantaris,  entspringt  am  Tuber  calcanei  imd  setzt  sich 
'^ach  voim 'Ws  zu 'den  Köpfchen  der  Mittelfussknochen  fort;  hier 
\  teilt  sie  sich  in  fiipf  Stränge  für  sämtliche  ^eh^P  welche 

sich  schliesslicli  gabelförmig  teil^an  der  Haut,  teils  an  den  Basen 
der  Grimdphalangen  inserieren.  Diese  fünf  Stränge  sind  ausser¬ 
dem  durcff  Querfasem  (Fascictdi  transversi)  verbunden.  Median- 
wärts  und  lateralwärts  geht  die  Fascia  plantaris  an  der  Oberfläche 
des  M.  abductor  hallucis  imd  dig.  minimi  continuierlich  in  die 
Rückenfascie  des  Fusses  üb^^f^ndem  sie  an  den  Fussrändem  über¬ 
all  dort  mit  dem  Periost  der  Fussknochen  verwachsen  ist,  wo  sie 
mit  den  letzteren  in  unmittelbare  Berührung  tritt.  Ebenso  ist  die 
Fascie  mit  den  angrenzenden  Muskeln  mehr  oder  weniger  fest 
verbunden,  am  innigsten  mit  dem  hinteren  Teile  des  M.  flexor  di- 
gitorum  brevis,  so  dass  es  sich  empfiehlt,  bei  der  Praeparation 
dieses  Muskels  die  Fascie  quer  zu  durchschneiden,  hinten  mit  dem 
Muskelfleisch  in  Zusammenhang  zu  lassen  und  nur  vom  von  dem¬ 
selben  abzulösen.  Zwischen  die  drei  grossen  Muskelgruppen  der 
Fuss^hle  schickt  die  Fascia  plantaris  Septa  hinein,  welche  mit  der 
Fascia  int^ossea  der  Fusssohle  verschmelzen.  Ausser  der  soeben 
erwähnten  oberflächlichen  Fascie  findet  sich  nämlich  ebensowohl 


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272 


an  der  Dorsal-  wie  an  der  Plantarseite  des  Fusses  noch  ein  tiefes 
Fascienblatt,  die  Fascia  interossea  dorsalis  und  plantaris,  welche 
den  Mm.  interosslTdichT  aüfliegt  und  mit  sämtlichen  MetatarsaP 
knochen  verwachsen  ist. 

Es  erübrigt  noch,  die  wichtigeren  Durchtrittstellen 
für  die  Hautnerven  und  Hautvenen  durch  die  Fascien  der  unteren 
Extremität  zu  erwähnen.  Die  Fossa  ovalis  ist  bereits  als  Eintritt¬ 
stelle  für  die  V.  saphena  magna  beschrieben  worden.  Die  V.  sa¬ 
phena  parva  senkt  sich  in  der  Kniekehle  in  die  V.  poplUea-fiuT 
Von  Nerven  tritt  am  Oberschenkel  durch  die  Fossa  ovalis 
oder  den  Proc.  faldformis  der  N.  lumboinguinalis  zur  Haut.  Der 
N.  cutaneus  femoris  lateralis  bricht  gewöhnlich  2 — 3  cm  unterhalb 
der  Spina  iliaca  ant.  sup.,  der  N.  cutaneus  anterior  meist  vom  ln 
der  Mitte  des  Oberschenkels,  der  'cuiahet4s  ntedialis  m^t  ir^ 
gleicher  _Höhe  und  etwas  weiter  medial  durch  die  Fascie  hindurch. 
Die  Durchtrittstelle  für  den  Hauptast  des  N.  obturatorius  ist  ziem¬ 
lich  hoch  oben  an  der  medialen  Seite  des  Oberschenkels  (etwa 
zwischen  dem  oberen  und  mittleren  Drittel  desselben)  gelegen. 
Der  Hauptstamm  des  N.  cutaneus  femoris  posterior  durchbohrt  die 
Fascie  meistens  erst  in  der  Gegend  der  Kniekehle;  der  N.  saphenus 
(major)  an  der  medialen  Seite  der  Kniegegend.  Ein  besonderer 
Zweig  des  N.  saphenus jTdä'  R.  infrapatellaris,  kann  mitunter  schon 
etwas  oberhalb  der  Kniegegend  die  Fascie  durchbrechen.  Am  U  n- 
terschenkel  wird  die  Fascie  vom  (im  unteren  Drittel  des¬ 
selben)  durch  die  Zweige  des  N.  peronaeus  superficialis,  hinten  und 
lateral  (etwas  imter  der  Kniekehle)  durch  den  N.  cutaneus  surae 
lateralis  {N.  communicans  peronaei),  endlich  aiSLlateralen  Rande  der 
Achillessehne  (liT^eni  infffleren' Drittel  des  Unterschenkels)  durch 
den  N.  cutaneus  surae  ntedialis  (N.  communicans  tibiäUs)  perforiert. 
Die  eben  erwähnten  Durchtrittstellen  ^er  Nerven  durch  die  Fascie 
haben  hauptsächlich  deswegen  ein  practisches  Interesse,  weil  sie 
bei  Neuralgien  mit  Vorliebe  die  sogen.  Points  dotdoureux  darstellen. 

Die  Schleimscheiden  (Sehnenscheiden)  und 
Schleimbeuteldes  Fusses. 

Am  Fussrücken  werden  die  Sehnen  der  dort  gelegenen 
Muskeln  von  4  gesonderten  Schleimscheide m  um¬ 
geben.  Die  erste  Schleimscheide  gehört  dem  M.  tibialis  anterior 
an;  sie  beginnt  (cf.  JOESSEL  Topograph.  Anatomie)  schon  5 — 6  cm 
über  dem  Knöchelgelenk  und  pflegt  sich  unter  dem  Lig.  cruciatum 
bis  zum  Schiffbein  zu  erstrecken.  Etwas  tiefer,  nämlich  ungefähr 


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273 


1  cm  üJjerjdem  Knöchelgelenk,  beginnt  die  zweite,  die  Schleim¬ 
scheide  für  den  M.  extensor  hcUlucis  longus,  und  begleitet  die 
Sehne  des  letzteren  bis  in  die  Nähe  des  1.  Metatarsalknochens, 
mitunter  sogar  bis  zur  Orundphalange  hin.  Ein  wenig  höher, 
d.  h.  etwa  2  cm  über  dem  Knöchelgelenk,  ist  der  Anfang  der 
d  r  i  1 1 H  II ,  für  “den  M.  extensor  digitorum  longus  und  peronaeus 
terüus  bestimmten  Schleimscheide,  welche  sich  etwa  bis  in  die 
Nähe  des  Chopart’schen  Gelenkes  erstreckt.  Die  vierte  Scheide 
umschliesst  zugleich  die  Mm.  peronaeus  longus  und  brevis’,  sie  be¬ 
ginnt  etwa^  bis  4  cm  über  der  Spitze  des  Malleolus  lateralis  und 
kann  sicBT  eBehfalTs'  bis  zum  Chopart’schen  Gelenk  erstrecken. 
Während  ihres  Verlaufes  an  der  Tüsssohie  ist  die  Sehne  des  M. 
peronaeus  longus  von  einer  zweiten,  besonderen  Schleimscheide 
umgeben.  Die  Verbindungslinie  zwischen  den  oberen  (proximalen) 
Enden  der  eben  genannten  Sehnenscheiden  bildet  also  einen  nach 
abwärts  convexen  Bogen,  dessen  höchster  Punkt,  entsprechend 
dem  M.  tibialis  anterior,  am  meisten  medial  gelegen  ist.  Die  u  n- 
t  e  r  e  n  (distalen)  Enden  reichen  sämtlich  bis  in  die  Nähe  des 
Chopart’schen  Gelenkes  —  nur  die  Scheide  für  den  M.  extensor 
hallucis  longus  erstreikt  sich  bis  in  die  Nähe  des  I.  Metatarsal¬ 
knochens. 

An  der  F  u  s  s  o  h  1  e  sind  von  gesonderten  Schleim- 
scheiden  umgeben  1 )  der Jlf.  übüüis  posterior)  2)  der  M.  flexor 
digg,  pedis  longus)  3)  der  M.  flexor  haUucis  longus.  Die  Scheiden 
für  die  beiden  erstgenannten  Muskeln  beginnen  dicht  oberhalb  des 
medialen  Knöchels,  diejenige  für  den  M.  flexor  hcUlucis  longus  ge¬ 
wöhnlich  etwas  tiefer,  also  ungefähr  in  der  Höhe  der  Articulatio 
talocruralis.  Die  Scheide  des  M.  tibialis  posterior  begleitet  die 
Sehne  dieses  Muskels  bis  zum  Chopart’schen  Gelenk,  während  sich 
die  Scheiden  für  die  beidoi  unteren  Sehnen  bis  über  die  'Kreuzungs¬ 
stelle  derselben  hinaus  erstrecken.  Ausserdem  ist  die  Sehne  des 
M.j)eronaeus  laaaus.  wie-  schoa  erwähnt,  während  ihres  Verlaufes 
in  ^r  Fus^sohle  vom  latn'alen -Fussrande  bis  zur  Ipsertion  von 
einer  zweiten  Schleimscheide  umschlossen.  Auch  die  Sehnen 
der  Ilm.  lumbricales  sind  in  der  Gegend  der  Metatarsalköpfchen 
noch  ganz  oder  teilweise  von  kurzen  Schleimscheiden  umhüllt. 

An  den  Zehen  sind  die  Sehnen  des  M.  flexor  digitorum 
longus  und  brevis  ähnlich  wie  an  den  Fingern  von  Schleim- 
scheiden  umhüllt,  welche  durch  eine  fibröse  Scheide, 
Vagina  fibrosa  in  den  Längsrinnen  der  Phalangen  festgehalten 
werden.  Auch  bei  den  Zehen  sind  in  die  fibröse  Scheide  Ver- 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  18 


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274 


stärkungstreifen  eingewebt,  welche  man  allgemein  als  Ligg  vagi- 
Tjßlia,  im  Einzelnen  je  nach  ihrer  Verlaufsrichtung  als  Ligg.  an^ 
ntdaria,  cruciata  und  obliqua  bezeichnet  hat.  Ein  continuierlichM^ 
Zusammenhang  zwischen  den  Schleimscheiden  der  Zehen  und  der 
Fussohle,  wie  wir  sie  (wenigstens  für  den  Daumen  und  kleinen 
Finger)  bei  den  Flexoren  der  Hand  nahezu  constant  vorfinden  (s. 
S.  202),  ist  am  Fusse  jedoch  nicht  vorhanden.  Dass  eine  genaue 
Kenntnis  der  Sehnenscheiden  in  chirurgischer  Beziehimg  von  Wich¬ 
tigkeit  ist,  ist  bereits  bei  Besprechung  der  Fascie  der  oberen  Ex¬ 
tremität  erörtert  worden. 

Ausser  den  eben  geschilderten  Schleimscheiden  sind  am  Fusse 
noch  eine  ganze  Anzahl  von  mehr  oder  weniger  constant  vor¬ 
kommenden  Schleimbeuteln  vorhanden,  für  welche  auf  die 
in  meinem  anatomischen  Atlas  gegebenen  Abbildungen  des  Nähe¬ 
ren  verwiesen  werden  muss.  Hier  mag  nur  erwähnt  werden,  dass 
zunächst  subcutane  Schleimbeutel  an  den  bei^eo.  Malle;  - 
ölen,  ferneT'an  den' drei  hauptsächlichsten  Unterstützungspunkten 
der  Füsssohle,  nämlich  am  Tuber  calcanei.  und  an  den  Köpfchen 
des  ersten  imd  fünften  Metatarsalknochens,  schliesslich  auch  am 
Fussrücken  oberhalb  der  beiden  obengenannten  Stellen  und  der 
Köpfchen  der  Grundphalangen  sich  vorfinden  können.  Von  den 
siibfascialen  bezw.  subtendinösen  Schleimbeu¬ 
teln  mögen  hier  nur  noch  die  Bursae  unter  den  Insertionssehnen 
des  M.  tibialis  anterior  und  postmor  sowie  die  Bursäe  intermeta- 
tarsophalangeae  (zwischen  den  Metatarsophalangealgelenken) 
besonders  genannt  sein. 

F.  Der  Schenkelkanal. 

Um  nicht  unnötigerweise  bereits  bekannte  Dinge  zu  recapitu- 
Heren,  sei  zunächst  auf  dasjenige  verwiesen,  was  bereits  S.  226 
beim  Poupart’schen  Bande  und  S.  266  bei  der  Fascia  lata  über 
diesen  Gegenstand  gesagt  wurde.  Zum  besseren  Verständnis  der 
etwas  schwierigen  anatomischen  Verhältnisse  müssen  ferner  Fig.  6 
auf  S.  150,  Fig.  7  auf  S.  151  und  Fig.  14  auf  S.  227  genauer  stu¬ 
diert  werden. 

Der  Schenkelkanal  Canalis  femoralis  s.  cruralis,  bildet 
jeeinen  offen^  Gang^  sondern  stellt  lediglich  einen  mit  Binde- 
gewebe  ausgefüllten  Weg  dar,  in  welchen  unter  gewissen  Um¬ 
ständen  die  Baticheingeweide  von  den  Bauchmuskeln  hineingepresst 
werden  können,  i)  Liegen  derartige  Eingeweide  im  Schenkelkanal, 

*)  Roser  (Chirurg.- Anatomisches  Vademecum  S.  116)  gibt  allerdings  an: 
„die  ^henkelbriiche  entstehen  nicht  durch  Druck  von  innen,  sondern  durch 


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♦ 


so  wird  dieser  Zustand  als  Schenkelbruch,  Hernia  femo¬ 
ralis  s.  cruralis,  bezeichnet.  An  dem  Schenkelkanal  kann  man  nun 
ähnlich  wie  an  dem  Leistenkanal  den  sogen,  inneren  Schen¬ 
kelring,  die  Wände  und  den  äusseren  Schenkel¬ 
ring  unterscheiden. 

1.  Der  innere  Schenkelring,  Änuulus  femoralis  s. 
cruralis  internus  (auch  kurzweg  Schenkelring  oder 
Schenkellücke  im  engeren  Sinne  bezeichnet),  bildet  die  Ein¬ 
trittpforte  für  die  Schenkelbrüche,  wenn  dieselben  aus  der  Bauch¬ 
höhle  in  den  Schenkelkanal  eindringen:  er  ist  zugleich  die  engste 
Stelle  des  Kanals,  an  welcher  es  somit  am  häufigsten  zu  Einklem¬ 
mungen  des  Bruches  kommt,  der  innere  Schenkelring  ist  eine  u  n- 
t  e  r  h  a  1  b  des  medialen  Endes  des  Lig.  Pouparti  gelegene  Lücke 
von  annähernd  elliptischer  Gestalt  (s.  Fig.  14):  sein  oberer 
Rand  wird  somit  von  dem  Poupart’schen  Bande,  sein  medi¬ 
aler  Rand  von  dem  Lig.  Gimbernati,  sein  unterer  Rand 
vom  Pecten  ossis  pubis  resp.  vchi  dem  längs  des  letzteren  verlau¬ 
fenden  Lig.  pubicum  Cooperi  (s.  S.  2^),  endlich  sein  lateraler 
Rand  vöü  der  V.  femoralis,  richti^r  gesagt,  von  der  die  V.  und 
A.  femoralis  gemeinsam  umhüllenden  fibrösen  Gefässscheide*)  ge¬ 
bildet.  Die  A.  und  V.  epdgastrica  inferior  ist  somit  auch  am  la- 
t  e  r  a  1  e  n  bezw.  oberen  Rande  des  inneren  Schenkelringes  und 
folglich  auch  der  Schenkelbrüche  gelegen.  Hierbei  ist  zu  beachten, 
dass  in  der  aufrechten  Stellung  des  Menschen  die  Ebene  des  inne¬ 
ren  Schenkelringes  schräg  nach  vorn  geneigt  ist,  d.  h.  dass  der 
obere  Rand  mehr  nach  vom,  der  untere  mehr  nach  hinten  gelegen 
ist.  Wichtig  ist  ferner,  dass,  von  der  Bauchseite  aus  betrachtet, 
das  Gimbernat’sche  Band  mit  der  Schenkelvene  eine  Art  von 
trichterförmigem  Raum  {Infundihulum,  Entonnoir  crural  der  Fran¬ 
zosen)  bildet,  dessen  tiefste  und  engste  Stelle  durch  den  Annulus 


Herauszerrung“,  ohne  übrigens  an  der  ebengenannten  Stelle  diese  Ansicht 
irgendwie  zu  begründen. 

*)  Wenn  hier  und  späterhin  von  der  Gefässscheide  (Crural- 
scheide)  kurzweg  die  Rede  ist,  so  ist  damit  niemals  das  von  den  vielen 
englischen  und  deutschen  Autoren  unter  dieser  Bezeichnung  zusammenge¬ 
fasste  oberflächliche  und  tiefe  Blatt  der  Fasda  lata  gemeint,  zwischen  denen 
die  Vasa  femoralia  gelegen  sind.  Als  Gefässscheide  bezeichne  ich  hier  stets 
die  von  dem  oberflächlichen  Blatt  der  Fascia  lata  bedeckte  bindegewebige 
Scheide,  welche  die  A.  und  V.  femoralis  gemeinsam  umhüllt.  Durch  eine 
Art  von  sagittalem  Septum  ist  diese  Gefässscheide  im  engeren 
Sinne  in  zwei  Fächer,  das  eine  für  die  Arterie,  das  andere  für  die  Vene 
geteilt. 

18* 


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femoralis  int.  gegeben  sein  würde,  was  möglicherweise  das  Ent¬ 
stehen  der  Brüche  begünstigt. 

Indessen  bildet  der  innere  Schenkelring  nur  eine  schema¬ 
tische  Lücke:  in  Wirklichkeit  ist  derselbe  durch  eine  bald  mehr 
lockere,  bald  mehr  feste  Bindegewebsmasse  ausgefüllt,  welche  man 
als  Septum  femaraU  s.  crurale  (nach  CLOQUET)  bezeichnet  hat. 
Dieses  Septum  femorale  wird  durch  die  von  der  unteren  Extremi¬ 
tät  in  die  Bauchhöhle  ziehenden  Lymphgefässe  durchbrochen. 
Nicht  selten  ist  zwischen  den  Fasern  des  Septum  sogar  eine  Lymph- 
drüse,  die  sogen.  Rosenmüiler’sche  Drüse,  gelegen. 
An  der  gegen  die  Bauchhöhle  gewandten  Fläche  des  Septum  ist 
die  Fascia  transversalis,  nach  innen  von  der  letzteren  das  Perito- 
naeum  gelegen,  von  welchem  bereits  früher  gesagt  wurde,  dass  es 
an  der  Stelle  des  inneren  Schenkelringes  (also  auch  das  Infundi- 
bulum)  eine  kleine  ^ucht  oder  GfüT«^  die_sogen,  Fovea  femoralis 
s.  cruralis,  bildet  (s.  Fig.  7  auf  S.  151). 

2.  Die  Wände  des  Schenkelkanals  werden  nun  in  folgender 
Weise  gebildet.  Die  vordere  Wand  wird  durch  den  oberen 
Teil  (das  sogen,  obere  Hom)  des  Processus  faläfortnis  (s.  Fig.  6) 
dargestellt,  von  welchem  bei  der  Beschreibung  der  Oberschenkel- 
fascie  gesagt  wurde,  dass  er  ein  Stück  des  oberflächlichen 
Blattes  der  Fascia  late  ist.  Die  hintere  W  a  n  d  ist'  dimch 
das  tiefe  Blatt  der  Fascia  lata  gegeben,  welches  die  Fossa  ilio- 
pectinea  (also  die  Vorderfläche  der  Mm.  iliopsoas  und  pectineus) 
überzieht  und  demzufolge  auch  als  Fascia  ilibpectinea  bezeichnet 
wird.  Doch  ist  nur  derjenige  Teil  dieser  Fascie,  welcher  den  M. 
pectineus  bekleidet,  die  sogen.  Fascia  pectinea  als  hintere  Wand 
des  Schenkelkanals  anzusehen.  Die  laterale  Wand  des  letz¬ 
teren  wird  durch  die  Gefässscheide  der  V.  femoralis  gebildet.  Eine 
eigentliche  mediale  Wand  ist  endlich  am  Schenkelkanal  nicht 
vorhanden,  da  die  Grenze  der  letzteren  an  dieser  Seite  durch  die 
Verwachsungsstelle  der  Fascia  pectinea  mit  dem  oberflächlichen 
Blatte  der  Fascia  lata  gegeben  ist. 

3.  Als  äusserer  Schenkelring,  Amulus  femoralis 
s.  cruralis  externus,  d.  h.  als  Austrittpforte  der  Schenkelbrüche 
aus  dem  Schenkelkanal  unter  der  Haut,  kann  die  Fossa  ovalis  an¬ 
gesehen  werden,  d.  h.  jene  ovale  vertiefte  Stelle,  welche  von  dem 
Rande  des  Proc.  falciformis  umgrenzt  wird  und  der  V.  saphena 
magna  behufs  Einmündung  in  die  V.  femoralis  zum  Durchtritt 
dient.  Um  diese  Durchtrittstelle  sind  die  oberflächlichen  Lym^h- 
drüsen  des  Oberschenkels  gelegen,  hier  treten  auch  eine  Anzahl 


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von  kleinen  Oefäss-  und  Nervenzweigen  zur  Haut  (s.  a.  S.  267). 
Der  Rand  des  Proc.  falcifonnis  bildet  einen  medianwärts  concaven 
Bogen.  Margo  fcdciformis,  welcher  mit  dem  sogen,  oberen 
Horn  entweder  am  Gjmbemat’schen  Bande  oder  mehr  abwärts 
an  der  Fascia  pectinea  entspringt,  während  das  untere  Horn 
sich  unter  der  Eintiittstelle  der  V.  saphena  magna  wieder  nach 
einwärts  krümmt.  Von  der  Insertion  des  oberen  Hornes  ist  nun 
die  Länge  des  Schenkel  kan  als  abhängig.  Entspringt 
das  obere  Horn  des  Marg.  falcifonnis  direct  am  Oimbernat’schen 
oder  gar  am  Poupart’schen  Bande,  so  ist  der  Schenkelkanal  nur 
kurz,  so  dass  die  durch  den  inneren  Schenkelring  austretenden 
Bräche  sofort  durch  die  Fossa  ovalis  unter  die  Haut  gelangen 
müssen.  Ist  das  obere  Hom  dagegen  weiter  abwärts  in  einer 
grösseren  oder  geringeren  Entfernung  vom  Poupart’schen  Bande 
an  die  Fascia  pectinea  befestigt,  so  müssen  die  Schenkelbrüche 
auch  dementsprechend  einen  längeren  oder  kürzeren  Weg  zurück¬ 
legen,  bevor  sie  aus  der  Fossa  ovalis  austreten.  Von  der  Ent¬ 
wickelung  des  Proc.  falcifonnis  hängt  ferner  die  Grösse  der 
Fossa  ovalis  ab.  Während  die  letztere  für  gewöhnlich  nur 
so  gross  ist,  dass  der  mediale  Rand  der  V.  femoralis  unter  dem 
Margo  falcifonnis  hervorsieht,  kann  in  anderen  Fällen  der  Rand 
des  letzteren  soweit  zurückweichen,  dass  noch  ein  Teil  der  Arterie 
sichtbar  wird.  Unter  der  Bezeichnung  Lamina  s.  Fascia  cribrosa 
s.  cribriformis  endlich  versteht  ein  Teil  der  Autoren  ganz  allge¬ 
mein  das  obeiilächliche  Blatt  der  Fascia  lata,  insoweit  das¬ 
selbe  nach  abwärts  vom  Poupart’schen  Bande  die  Schenkelgefässe 
deckt,  weil  hier  nach  Entfernung  der  hindurchtretenden  Blutge¬ 
fässe,  Lymphgefässe  und  Nerven  die  Fascie  ein  durchlöchertes  Aus¬ 
sehen  zeigt.  Andere  Autoren  —  denen  ich  beipflichte  —  haben 
diesen  von  der  Pariser  Schule  herrührenden  Ausdruck  auf  den¬ 
jenigen  Teil  der  a  1 1  g  e  m  e  i  n  e  n  Körperfascie  (s.  S.  267  unten) 
bezogen,  welcher  den  Proc.  falciformis,  die  Fovea  ovalis  und  die 
V.  saphena  magna  bedeckt. 

4.  Die  Schenkelbräche,  Uerniae  femorales  s.  crurales 
treten  somit  in  die  dicht  unterhalb  der  Fovea  inguinalis  medialis, 
gelegene  Fovea  femoralis  s.  cruralis  hinein,  schieben  das  Peri- 
tonaeum  vor  sich  her  und  dringen  im  wesentlichen  zwischen 
den  Fasern  des  Septum  femorale  durch  den  inneren  Schenkelring 
in  den  Schenkelkanal  hinein,  um  den  letzteren  schliesslich  durch  die 
Fossa  ovalis  zu  verlassen  und  unter  die  Haut  des  Oberschenkels 
zu  gelangen.  Nach  ROSER  bleibt  sogar  stets  der  laterale  Teil  des 


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278 


Septum  crurale  in  Gestalt  eines  fibrösen  Stranges  zwischen  dem 
Bruch  und  der  V.  femoralis  stehen,  so  dass  er  einen  Druck  auf 
die  letztere  verhindert,  welche  zmn  Oedem  oder  zu  Venenerweite¬ 
rung  an  der  unteren  Extremität  führen  könnte.  Nur  bei  sehr  aus¬ 
gedehnten  Schenkelbrüchen  oder  sehr  zart  entwickeltem  Septum 
femorale  soll  der  eben  erwähnte  fibröse  Strang  nicht  nadiweisbar 
sein.  Der  Bruchsack  der  Schenkelbrüche  besteht; 
1)  aus  dem  Peritoneum,  welches  nach  dem  vorher  genannten 
Autor  wegen  seiner  wenig  entwickelten  Verwachsungen  mit  der 
folgenden  Fascie  die  Eigentümlichkeit  besitzt,  dass  es  auch  an 
seiner  Auss^nfläche  eine  glatte,  ja  sogar  mitunter  glänzende 
Beschaffenheit  zeigt,  welche  bei  Operationen  zu  der  irrigen  An¬ 
nähme  führen  kann,  dass  man  es  nicht  mit  dem  Peritonaeum  des 
Bruchsackes,  sondern  mit  einer  Darmschlinge  zu  tun  hat;  2)  aus 
der  Fascia  proprio  hemiae  femoralis  (COOPER).  d.  h.  einer  aponeu- 
rotisch  verdichteten,  bindegewebigen  Lage,  welche  sich  aus  den 
herausgedrängten  und  später  zu  einer  gemeinsamen  Ausbreitung 
verschmolzenen  Fasern  des  Septum  femorale,  des  im  Schenkelkanal 
gelegenen  lockeren  Bindegewebes  und  der  Fascia  cribrosa,  zu¬ 
sammensetzt.  Die  Schenkelhemien  kommen  im  Gegensatz  zu  den 
Leistenbrüchen  beim  weiblichen  Geschlechte  bedeutend  häufiger 
als  bei  männlichen  vor,  was  vielleicht  darauf  zurückzuführen  ist, 
dass  bei  Weibern  infolge  der  grösseren  Breite  des  Beckens  auch 
der  innere  Schenkelring  grösser  zu  sein  pflegt.  Beim  Manne  ist 
oberhalb  des  Schenkelbruches  der  Samenstrang  gelegen. 

In  seltenen  Fällen  kann  der  Schenkelbruch  zwischen  dem 
Poupart’schen  Bande  imd  den  Vasa  femoralia,  also  vor  den  Schenkel- 
gefässen,  noch  seltener  zwischen  der  Arterie  und  dem  Lig.  ilio- 
pectineum,  also  lateral  von  den  Schenkelgefässen  oder  endlich 
gar  hinter  den  letzteren  nach  abwärts  dringen  und  alsdann  mit¬ 
unter  hinter  dem  oberflächlichen  Blatte  der  Fascia  lata  liegen 
bleiben,  ohne  aus  der  Fossa  ovalis  herauszutreten.  Diese  Varie¬ 
täten  des  Schenkelbruches  haben  einige  Autoren  veranlasst,  als 
inneren  Schenkelring  nicht  die  oben  beschriebene  Lücke  zwischen 
dem  Gimbernat’schen  Bande  und  der  V.  femoralis,  sondern  die 
ganze  Lacuna  vasorum(s.  S.  227)  zu  bezeichnen. 

Es  möge  noch  an  dieser  Stelle  darauf  hingewiesen  sein,  dass  für  die 
Operation  der  eingeklemmten  Schenkelbrüche  gewisse  Anomalien  im  Verlaufe 
der  A.  obturatoria  oder  .\.  epigastrica  inf.  von  Wichtigkeit  sind,  über  welche 
bei  den  letzteren  Näheres  nachzusehen  ist. 


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Zweiter  Teil. 

Gefäss-  und  Nervenlehre. 


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A.  Das  Herz  und  der  Herzbeutel 


1.  Allgemeine  Betrachtung  des  Herzens. 

Das  Herz,  Cor,  ist  eine  dickwandige,  muskulöse  Tasche,  wel¬ 
che  die  Aufgabe  hat,  durch  rythmische  Contractionen  das  im  Ge- 
fässBystem  enthaltene  Blut  in  steter  circuißerender  Bewegung  zu 
erhalten  und  durch  alle  Teile  des  Körpers  zu  treiben.  Das  Herz 
hat  eine  mit  der  Faust  des  betreffenden  Individuums  ungefähr 
übereinstimmende  Grösse  und  ein  annähernd  kegelförmiges  Aus¬ 
sehen.  Man  unterscheidet  an  demselben  ein  breites  oberes 
Ende,  Basis  cordis,  und  ein  mehr  spitzes  unteres  Ende,  die 
Herzspitze,  Apex  cordis,  ferner  eine  gewölbte  vordere 
und  eine  plane  hintere  Fläche,  endlich  einen  scharfen 
rechten  und  einen  stumpfen  linken  Rand.  Durch  die  bei¬ 
den  Ränder  werden  einerseits  die  Basis  und  die  Spitze  miteinander 
verbunden,  andererseits  die  vordere  und  hintere  Fläche  vonein¬ 
ander  abgegrenzt. 

Die  Lage  des  Herzens  (s.  auch  d.  Kap.  der  Einge¬ 
weidelehre  über  die  Lage  der  Brusteingeweide)  ist  eine  derartige, 
dass  etwa  ein  Drittel  seiner  Masse  der  rechten,  etwa  zwei  Drittel 
der  linken  Körperhältte  angehören. * )  Seine  Längsaxe  ent- ~ 
spricht  nicht  der  longitudinalen  Körperaxe,  sondern  verläuft  von 
rechts,  oben  und  hinten  nach  links,  unten  und  vorn.  Die  gewölbte 
vordere  Fläche.  Facies  steintalis  s.  sternocostalis,  sieht  ein  wenig 
nach  links  und  oben  und  ist  grösstenteils  von  beiden  Liingen  be- 
deckt.  welche  sich  zwischen  das  Herz  und^  die  Brusfwand  mit 
ihren  vorderen  Rändern  _einschie^n.  Nur  ein  Teil  des  recht  e-n— 
Ventrikels  bleibt  unbedeckt  imd  grenzt  an  das  Sternum  und  den 
linken  V. — VI.  Rippenknorpel.  Will  man  also  bei  einer  Function 
des  HerzbeuMs  eine  Verletzung  der  Lungen  vermeiden,  so  sticht 
man  am  besten  im  V.  Intercostalraum  dicht  neben  dem  linken 

*)  Der  einfacheren  Darstellung  wegen  sind  die  Herzbeutel  und  das 
Brustfell  bei  der  Schilderung  dieser  Lageverhältnisse  nicht  berücksichtigt, 
obschon  diese  Häute  selbstverständlicher  Weise  stets  das  Herz,  die  Lungen 
und  ihre  Nachbarorgane  voneinander  trennen. 


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282 


Steraalrande  ein.  Die  plane  hintere  Fläche  des  Herzens, 

Facies  dtayhraomatica,  sieht  dagegen  ein  wenig  nach  rechts  und 
unten.  Sie  ruht  aul  Hfjim  vnrderpn  AhschniHp  df»R  rpntniin  tentji- 
neum  des  Zwerchfelles  und  grenzt  hinten  an  den  Oesophagus  und 
die  Aorta  descendens.  Der  scharfe  rechteRand  lie^  ein  wenig  .ti  • 
nach  vom  und  unten;  sein  oberer  Teil  grenzt  an  die  mediale  Fläche 
der  rechten  Lunge,  sein  unterer  Teil  schiebt  sich  zwischen  das 
Zwerchfell  und  die  vordere  Brustwand  ein.  Der  stumpfe  link  e 
R  a  n  d  ist  nach  hinten  und  oben  gerichtet  und  grenzt  an  die  me¬ 
diale  Fläche  der  linken  Lunge.  An  der  Aussenflächedes 
Thorax  ist  die  Lage  des  Herzens  folgendermassen  zu  bestim¬ 
men:  Das  rechte  Drittel  desselben  liegt  hinter  der  media 
len  Hälfte  des  III.  und  IV.  rechten  Rippenknorpels.  Die  Her: 
spitze  entspricht  in  ihrer  Lage  dem  V.  linken  Intercostalraumt 
dicht  unter  der  Grenze  zwischen  dem  Knorpel  und  dem  Knocher 
der  V.  Rippe.  Die  obere  Grenze  des  Herzens  überragt  nur 
in  sehr  geringem  Grade  das  III.  Sternocostalgelenk,  so  dass  also 
über  dem  letzteren  hinter  dem  Sternum  nur  die  grossen  Gefässe  des 
Herzens  gelegen  sein  würden.  Nach  diesen  Angaben  lassen  sich 
die  Conturen  der  beiden  Ränder  des  Herzens  leicht  ergänzen. 

Betrachtet  man  die  Oberfläche  des  Herzens,  so 
sieht  man,  dass  die  grossen  Gefässe  desselben  mit  ihren  Ursprung¬ 
stellen  sämtlich  auf  die  Basis  zusammengedrängt  sind.  Nach  dem 
Schema  des  Herzens  könnte  man  erwarten,  dass  nur  die  blutzu¬ 
führenden  Gefässe,  also  die  Venen,  an  der  Basis  einmünden,  da¬ 
gegen  die  blutabführenden  Gefässe.  also  die  Arterien,  an  der 
Spitze  ihren  Ursprung  nehmen  müssten.  Indessen  auch  die  Ur¬ 
sprungstellen  der  letzteren,  nämlich  die  Aorta  und  A.  pulmonalis, 
sind  an  die  beiden  oberen,  vorderen  Enden  der  Ventrikel  (dicht 
neben  das  Septum  cordis)  verlegt,  so  dass  eben  schliesslich  sämt¬ 
liche  g yoss ,?n  H_erzgefässe  ander  Basis  zusam¬ 
men  1  i  e  g  e  n.  An  der  Oberfläche  des  Herzens  sieht  man  weiter¬ 
hin  zunächst  entsprechend  der  Längsaxe  sowohl  vorn  wie  hinten 
eine  Furche,  den  Sulcus  longitudinalis  cordis  verlaufen,  welcher  un¬ 
ten  nicht  über  die?  Hil'zspitze,  sondern  rechts  von  derselben  hin- 
weg  zieht,  indem  er  Hier  gewnhrtlfl'fl  etlir  "Art  von  Einkerbung, 

Indsura  cordis,  bildet.  Senkrecht  zum  Sulcus  longitudinalis  cordis 
läuft  ringförmig  eine  zweite  Furche,  der  Sulcus  coronarius  s.  cir- 
cularis  s.  atrioventricularis,  um  das  Herz  herum.  Den  an  der  vor¬ 
deren  Fläche  des  Herzens  gelegenen  Teil  der  Längsfurche  hat 
man  als  Sulnis  longitudinalis  anterior,  den  an  der  hinteren  Fläche 


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283 


gelegenen  Teil  derselben  als  Sulcus  longitudinaUs  posterior  bezeich¬ 
net.  In  ähnlicher  Weise  pflegt  man  die  linke  und  rechte  Häfte  der 
ringförmigen  Furche  als  Sulcus  coronarius  dexter  und  sinister  von¬ 
einander  zu  unterscheiden.  Hierbei  ist  jedoch  zu  betonen,  dass 
beide  Furchen  vollständig  nur  an  der  hinteren  Fläche 
des  Herzens  sichtbar  sind,  da  dieselben  am  oberen  Teile 
der  vorderen  Fläche  durch  die  vcM'hin  erwähnten  grossen 
Arterien  (die  Aorta  und  A.  pulmonalis)  verdeckt  werden.  Dem 
Sulcus  longitüdinalis  cordis  entspricht  in  ihrer  Lage  genau  die 
Scheidewand  des  Herzens,  Septum  cordis.  durch  wel¬ 
che  dasselbe  in  zwei,  beim  Erwachsenen  vollständig  von  einander 
getrennte  Abteilungen,  die  linke  und  die  rechte  Herz¬ 
hälfte,  geschieden  wird.  Der  Sulcus  coronarius  cordis  ent¬ 
spricht  wiederum  in  seiner  Lage  der  sogen.  Atrioventricu- 
1 argrenze ,  d.  h.  eine  jede  Herzhälfte  ist  dieser  Furche  ent¬ 
sprechend  in  einen  oberen  Abschnitt,  den  V  o  r  h  o  f  oder  die  Vor¬ 
kammer,  Atrium,  und  in  einen  unteren  Abschnitt,  die  Her  z- 
k  a  m  m  e  r ,  Ventrictdus  cordis,  eingeteilt,  so  dass  wir  also  im 
Ganzen  am  Herzen  4  Abteilungen,  nämlich  zwei  obere,  das  linke 
und  das  rechte  Atrium,  und  zwei  untere,  den  linken 
und  den  rechten  Ventrikel,  unterscheiden  müssen.  Diese 
4  Abteilungen  des  Herzens  haben  zwar  eine  verschiedene  Form, 
besitzen  jedoch  die  gleiche  (Kapazität,  d.  h.  sie  können  in  gefülltem 
Zustande  alle  vier  das  gleiche  Quantum  von  Blut  fassen.  Es  sollen 
nun  in  dem  Folgenden  zunächst  diejenigen  Merkmale  geschildert 
werden,  welche  einerseits  den  beiden  Atrien,  andererseits  den  bei¬ 
den  Ventrikeln  gemeinsam  sind. 

Die  beiden  Vorkammern  oder  Atrien  haben  eine  an¬ 
nähernd  rnhi-scht»  Form  mit  abgerundeten  Ecken  und  Kanten  und 
dienen  den  grossen  Venen  des  Herzens  (links  den  4  Lungen¬ 
venen,  rechts  den  beiden  grossen  Hohlvenen)  zur  Einmündung. 

An  jedem  von  beiden  Atrien  unterscheidet  man  die  Haupt- 
höhle,  Sinus  atrii,  und  einen  von  dieser  Hauptliöhle  ausgehen¬ 
den  hohlen  Fortsatz,  das  H  e  r  z  o  h  r  ,  Auricula  cordis.  welches  i 
sich  sowohl  .links  wie  rechts  bis  neben  die  A.  pulmonalis  nach  I 
vorn  erstrecken  kann.  Die  Wand  der  beiden  Atrien  ist  relativ  dünn 
und  ihre  Innenfläche  grösstenteils  glatt.  Nur  in  den  Herzohren 
und  einem  Teile  des  rechten  Atrium  .  finden  sich  parallele  Muskel- 
"vorslHlinge,  die  "man  wegeiT  ihres  kammähnlichen  Aussehens  als 
Kammmuskeln,  MuscuU  bezeichnet  hat.  Die 

Scheidewand,  das  ^ijtum  .atriorum,  ist  muskulös  und  nur  in  der 


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284 


Mitte  entsprechend  der  sogen.  Fossa  ovalis  (s.  S.  287)  von  hän. _ 

tiger  Beschaffenheit. 

An  der  Uebergangstelle  der  beiden  Atrien 
i  n  d  i  e  beide  n  Ventrikel  findet  sich  jederseits  eine  rund¬ 
liche  Öeffnung,  das  Ostium  venosum  s.  atrioventriculare.  dessen 
Lage  genau  dem  Sulcus  coronarius  cordis  entspricht.  Die  Mus¬ 
kulatur  der  Atrien  ist  hier  von  derjenigen  der  Ventrikel  durch  ie 
einen  derben,  bindegewebigen  Ring,  den  Anntdus  ßbrosus  (früher 
inkorrekt  als  Annulus  ßbrocartilagineus  bezeichnet),  völlig  geschie¬ 
den.  Diese  beiden  Ringe  dienen  nun  den  Atrioventricu- 
lar klappen  zum  Ursprung,  d.  h.  häutigen  Lappen,  welche 
in  die  Ventrikel  hinabhängen.  Durch  mehr  oder  weniger  deutliche 
Einschnitte  wird  die  rechte  Atrioventricularklappe  in  drei,  die  Ihike 
in  zwei  dreiseitige  Zipfel  geteilt.  Die  rechte  wird  demzufolge  als 
Valvula  tricmpidalis,  die  linke  als  Valvtda  bictispidalis  oder  wegen 
ihrer  Aehnlichkeit  mit  einer  Bischofsmütze  auch  als  Valvula  tni- 
tralis  bezeichnet.  Wenn  die  Ventrikelwand  schlaff  ist  (also  in  der 
Diastole),  liegen  diese  Klappen  derselben  dicht  an.  Bei  der  Con- 
^  traction  der  Ventrikel  müssten  dieselben  jedoch  durch  das  andrän- 
W'^-^/gende  Blut  in  das  Lumen  der  hineingeschleudert  werden, 

— ^  wenn  sie  nicht  durch  die  Musculi  papilläres  vermittelst  der  Chor- 
dae  tendineae  zurückgehalten  würden.  Die  Musculi  papülares  sind 
nämlich  kegelförmige  Muskelvorsprünge  der  inneren  Ventrikelwand 
mit  mehrfach  zerklüfteten  Spitzen,  von  denen  sehnige  Fäden,  die 
Chordae  tendineae  zu  den  freien  Rändern  der  Atrioventricular- 
klappen  hinziehen.  Die  Zahl  der  Papillarmuskeln  pflegt  im  Gan¬ 
zen  der  Zahl  der  Klappenzipfel  zu  entsprechen.  Doch  ist  zu  be¬ 
achten,  dass  die  Chordae  tendineae  eines  jeden  Papillarmuskels 
sich  nicht  an  je  einem  Klappenzipfel,  sondern  an  den  benach¬ 
barten  Rändern  je  zweier  Klappenzipfel  ansetzen.  Die  Contraction  ^ 
dieser  Muskeln  erfolgt  glpichypitig  mit  der  Ventrikelcontraction. 
Infolgedessen  fängt  sich  während  jeder  Contraction  das  Blut  in 
den  schlaffen  Klappen  (ähnlich  wie  der  Wind  in  einem  Segel)  und 
die  letzteren  werden  mit  den  Schliessungsrändern  fest  aneinander 
gedrängt.  1)  Nicht  mit  Unrecht  hat  man  die  Atrioventricularklap- 
pen  deshalb  als  Segelventile  bezeichnet.  Ist  ihr  Schluss  er- 


*)  Man  begreift  somit,  warum  schon  eine  Erkrankung  oder  Erschlaf¬ 
fung  der  Papillarmuskeln  für  sich  alleip  zur  Insufficienz  der  Klappen, 
d.  h.  dazu  führen  muss,  dass  sich  die  letzteren  während  der  Ventrikdeon- 
traction  mehr  oder  weniger  undicht  aneinanderlegen  und  somit  einen  Tdl 
des  Blutes  in  das  Atrium  zurückströmen  lassen. 


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J 


.— v^  j_ 


folgt,  so  bilden  dieselben  einen  nach  oben  (nach  dem  Atrium) 
offenen  Trichter.  Ihrer  Struktur  nach  besteht  jede  Klappe  aus 


zwei  Lamellen,  welche  als  Fortsetzungen  des  Endocards  zu  be¬ 
trachten  sind  und  eine  bindegewebige  Platte  zwischen  sich  fassen. 
Reim  An.satz  an  den  Anniiliis  fihrngus  verdickt  sich  diese  Platte 
zu  einer  knorpelharten  Bindegewebsmasse,  welche  sich  an  der 
Klappe  selbst  durch  hellere  Färbung  und  grössere  Undurch¬ 
sichtigkeit  markiert.  Diese  knorpelharte  Masse  hat  Henle  als 
Knoten,  Nodus  valvttlae  atrioventricularis,  bezeichnet. 

Die  beiden  Kammern  oder  Ventrikel  nehmen  den  un¬ 
tersten  Teil  des  Herzens  ein  und  haben  (von  aussen  betrachtet) 


Schematischer  Querschnitt  durch  die  beiden  Ventrikel  des  Herzens. 


die  Form  von  Halbkegeln,  deren  Spitzen  der  Herzspitze  ent- 
sprechen.  Auf  dem  Querschnitte  sieht  man  jedoch,  dass  die 
Scheidewand,  das  Septum  ventriadorum,  sich  stark  in  das  Lumen 
des_ rechten  Ventrikels  hineinwölbt,  so  dass  das  Lunwn_des  linken 
Ventrikels  rundlich,  das  des  rechten  dagegen  halbmondförmig  er¬ 
scheint.  Zugleich  stirnnit  das  Septum  in  seiner  Dicke  mit  der  Wand 
des  linken  Ventrikels  überein,  so  dass  es  sich  wie  ein  Teil  der 
letzteren  ausnimmt  (s.  Mg.  17).  Die  Innenfläche  beider  Ven¬ 
trikel  bekommt  durch  eine  Anzahl  von  netzförmigen  Muskelbalken, 
Trabeadae  carneae,  ein  Sehr  unebenes  Aussehen.  Neben  den 
letzteren  ragen  die  schon  erwähnten  kegelförmigen  Musculi  pa¬ 
pilläres  hervor.  Die  Scheidewand  der  Ventrikel  ist .  wie  das 
Septum  atriorum  muskulös  bis  auf  eine  dünne,  häutige,  durch¬ 
scheinende  Stelle,  die  Pars  memhranacea  septi  ventriculorum,  welche 
allerdings  nur  teilweise  den  Ventrikeln  angehört,  da  sie  zwischen 
der  Aortenwurzel  und  dem  Ansatz  der,  rechten  Atrioventriculai- 
klappe  gelegen  ist. 


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286 


Die  Uebergangstelle  der  beiden  Ventrikel 
in  die  grossen  Arterien  des  Herzens  (links  die  Aorta, 
rechts  die  A.  pubnonalis)  wird  wiederum  jederseits  durch  eine 
rundliche  Oeffnung,  das  Ostium  arteriosum,  gebildet,  welches,  wie 
schon  erwähnt,  in  der  obersten  vordersten  Ecke  eines 
jeden  Ventrikels  dicht  neben  dem  Septum  cordis  gelegen  ist.  Dicht 
oberhalb  eines  jeden  Ostium  arteriosum  (also  eigentlich  schon  in 
den  Arterien)  sitzen  nun  drei  halbmondförmige  Klap¬ 
pen,  Valvulae  semäunares,  welche  infolge  ihrer  Form  und  An¬ 
heftung  in  wesentlich  anderer  Weise  als  die  Atrioventricularklap* 
pen  funktionieren  müssen.  Eine  jede  Valvula  semüunaris  zeigt 
nämlich  einen  convexen  Rand,  mittels  dessen  sie  an  die  Arterien¬ 
wand  angeheftet  ist,  und  einen  geraden  Rand,  welcher  frei  in  das 
Lumen  der  Arterie  hineinragt.  Beim  Klappenschluss  erscheint  je¬ 
doch  der  gerade  Rand  einer  jeden  Semilunarklappe  winkelig  ge¬ 
knickt,  so  dass  alle  drei  Valvulae  semilunares  mit  ihren  Schliessungs¬ 
rändern  die  Gestalt  eines  dreistrahligen  Sternes  bilden.  Jede 
Klappe  besitzt  ferner  in  der  Mitte  des  freien  Randes  ein  Knötchen, 
Nodultts  valvulae  semütaiaris  s.  AranMt.  welches  beim  Schluss  in 
~  das  Centrum  der  eben  erwähnten  dreistrahligen  Figur  zu  liegen 
kommt.  1)  Die  Valvulae  semilunares  gleichen  somit  kleinen  Taschen, 
in  welchen  sich  das  aus  den  Arterien  zusammenströmende  Blut 
fängt,  dieselben  aufbauscht  und  dadurch  ziun  Schluss  bringt.  Sie 
werden  infolgedessen  mit  Recht  als  Taschenventile  be- 
zeichndt.  Der  Raiun  zwischen  einer  jeden  Valvula  semilunaris 
und  der  Arterienwand  (d.  h.  also  das  Linnen  der  Tasche)  stellt 
den  -Si/ieis  Valsalvae  dar.  Da  an  der  Stelle  der  eben  genannten 
Sini!^ffe“ffi?erlenwand  dem  stärksten  Anpralle  des  regurgitieren- 
den  Blutes  ausgesetzt  ist,  so  ist  dieselbe  hier  ausgebuchtet.  Die 
Zahl  der  Sinus  Vasalvae  entspricht  natürlich  der  Zahl  der  Valvulae 
semilunares. 

2.  Betrachtung  der  einzelnen  Herzhöhlen 
imBesonderen. 

Das  rechte  Atrium  wird  auch  als  Hohlvenen¬ 
sinus  bezeichnet,  weil,  dasselbe  den  beiden  Hohlvenen  zur  Ein¬ 
mündung  dient.  Die  Einmündungstelle  der  V^c  a  v  a  i  n  f  e  r  i  o  r 

*)  Nicht  selten  zeigt  der  freie  Rand  der  Valvulae  semilunares  zu  beiden 
Seiten  des  Noduliis  Arantli  die  sog,,^unut^d.  h.  ziuei— halbmondiöziiiige, 
verdünnte  Stellen,  welche  offenbar  dazu  dienen  sollen,  eine  jgenaue  Anlage 
rüTi'j^der  Klappenränder  beim  Klappenschlusse  zu  ermöglichen. 


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287 


ist  an  der  hinteren  Wand  nahe  dem  Sept^  cordis  und  der  Atrio- 
ventriculargrenze.  diejenige  der  V.  cava  superior  an  der 
oberen  Wand  ebenfalls  dicht  neben  dem  Septum  gelegen.  Das  vom 
rechten  Atrium 'ausgehende  H  e  r  z  o  h  r  hat  eine  mehr  pyrami- 
dale  Form  und  erstreckt  sich  vor  der  Aorta  bis  zum  Ursprünge 
der  Lungenarterie  hinüber.  Am  injicierten  Herzen  wird  dasselbe 
durch  eine  deutliche  Furche,  Stdcus  terminulis  von  dem  übrigen 
Atrium  abgegrenzt.  Die  Innenfläche  des  rechten  Atrium 
ist  durch  ziemlich  viele  und  recht  deutliche  ilusculi  pecünati  aus¬ 
gezeichnet,  welche  sich  jedoch  nur  am  Herzohr,  an  der  vorderen 
und  rechten  Wand  desselben  vorfinden.  Die  Musculi  pectinati 
entspringen  von  einer  Leiste,  Crista  termimlis,  welcher  aussen  der 
genannte  Sulcus  terminal  is  entspricht.  Im  Uebrigen  ist  die  Innen¬ 
fläche  glatt  —  abgesehen  von  einzelnen  kleinen  Oeffnungen,  Fora- 
minq  venarum.  minimariim  8.-  TUeOesii,  welche  zum  Teil  blinde 
Vertiefungen,  zum  Teil  Einmündungstellen  der  kleinsten  Herzvenen 
darstellen.-  Uebrigens  finden  sich  diese  Foramina  Thebesii,  aller¬ 
dings  in  weit  geringerer  Zahl,  auch  in  den  anderen  Höhlen  des 
Herzens  vor. 

An  der  sonst  muskulösen  Scheidewand  der  beiden 
Atrien  bemerkt  man  eine  ovale  häutige  Stelle,  welche  durch¬ 
sichtig  erscheint,  wenn  man  das  Septum  gegen  das  Licht  hält. 
Diese  bereits  S.  284  erwähnte  Stelle  erscheint  an  der  Innenfläche 
des  rechten  Atrium  zugleich  etwas  vertieft  imd  wird  deshalb 
als  Fossa  s.  Fovea  ovaiis  bezeichnet.  Beim  Fötus  ist  jedoch  an 
Stelle  der  Fossa  ein  Loch,  das  Fqramen  ovale,  vorhanden,  durch 
welche  die  beiden  Atrien  miteinander '  kömmunicieren.  Von 
dem  hinteren  Rande  des  Foramen  ovale  ragt  ferner  nach 
links  hin,  also  in  das  Lumen  des  linken  Atri- 
u  m ,  eine  häutige  Klappe  mit  concavem  Rande,  die  Valvtda 
foraminis  ovaiis,  hinein,  welche  sich  nach  der  Geburt  an 
das  Septum  anlegt  und  somit  das  vorhandene  Loch  schliesst. 
Gar  nicht  selten  findet  sich  übrigens  auch  beim  Erwach¬ 
senen  noch  eine  enge  Communication  beider  Atrien  als  Ueber- 
rest  des  Foramen  ovale  vor.  Der  Rand,  welcher  die  Fossa  ovaiis 
umgrenzt,  ist  gewulstet  und  wird  als  Limbus  fossae  ovaiis  s.  Isth- 
mus  Vieussenii  bezeichnet.*)  Vom  unteren  Kande  des  Foramm 


*)  An  derjenigen  Stelle  des  Limbus,  welche  zwischen  den  Einmündungs¬ 
stellen  der  V.  cava  superior  und  inferior  gelegen  ist,  befindet  sich  ein  stär¬ 
kerer  Vorsprung,  rM6erci//i/mt«ter«icno««»»s.2x)weri,  welcher  durch  eine  geringe 
Anhäufung  von  Fett  hervorgerufen  ist  und  dazu  dienen  soll,  das  Zusammen- 


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288 


ovale  zieht  zum  vorderen  (unteren)  Rande  der  Mündung  der  V. 
cava  inferior  eine  häutige  Falte  hinüber,  die  Valvtda  venae  cavae 
^  Eustacbü.  welche  beim  Fötus  sehr  stark  entwickelt  ist  und  dort 
die  Aufgabe  hat,  das  aus  der  V.  cava  inferior  kcmimende  gute, 
d.  h.  sauerstoffhaltige  Blut  nach  dem  Foramen  ovale  und  durch 
dasselbe  in  das  linke  Atrium  hinüber  zu  leiten.  In  der  Ecke  £cbe 
zwischen  der  Valvula  Eustachii  und  der  Atrioventriculargrenze, 
dicht  neben  dem  Septum  cordis,  liegt  die  Einmündungstelle  der 
Vena  magna  xinus  von  einer  kleinen 

halbmondförmigen  häutigen  Klappe,  der  Valvula  sinus  coronarii 
s.  Tkebesii,  zum  Teil  verdeckt  ist.  Die  Erweiterung,  welche  diese 
Vene  kurz  vor  ihrer  Einmündung  in  das  Atrium  bildet,  wird  ate 


Das  linke  Atrium  (auch  als  Lungenvenensinus 
bezeichnet),  zeigt  die  Einmündungstellen  der  b  e  i  d  e  n  linken 
und  der  beiden  rechte  n  L  u  n  g  e  ny  e  n  en  an  den  beiden 
Ecken,  welche  der  Grenze  zwischen  der  hinteren  und  der  oberen 
Wand  entsprechen.  Das  von  ihm  ausgehende  linke  H  eTy- 
o  h  r  ist  erheblich  schmäler  und  länger  als  das  rechte,  S-förmig 
gekrümmt  und  mit  einem  eingekerbten  Rande  versehen.  Sein  vor¬ 
deres  Ende  überlagert  mindestens  einen  Teil  der  Lungenarterie. 
Die  Innenfläche  des  linken  Atrium  ist  dadurch  ausgezeich¬ 
net,  dass  sie  ein  ganz  glattes  Aussehen  besitzt.  Musculi  pectimti 
finden  sich  nur  an  dem  Herzohr  vor.  An  dem  Septum  atriorum 
bemerkt  man  den  letzten  Ueberrest  der  Valvula  foraminis  ovalis 
in  Gestalt  einer  kleinen  Falte,  deren  concaver  Rand  nach  vorn  ge¬ 
richtet  ist. 


Im  rechten  Ventrikel  befindet  sich  die  dreilappige 
Valvula  tricuspidalis,  von  deren  Klappenzipfeln  der  eine  m  e  d  i  a  1 
(also  »m  Septum),  der  zweite  vorn,  der  dritte  hinten  gelegen 
ist.  *Män“  häT 'demzufolge  einen  Cmpis  medialis,  anterior  und 
posterior  unterschieden.  Das  ganze  Ostium  venosum  dcxtrum  steht 
in  der  natürlichen  Lage  des  Herzens  nicht  horizontal,  sondenP 
etwas  schräg,  so  dass  dasselbe  eine  Verbindungslinie  zwischen 
dem  Stemalansatze  des  III.  linken  und  des  V.  rechten 
Rippen  k  n  o  r  p  e  1  s  entspricht.  Der  Stand  der  Papillarmuskeln 
entspricht  den  Einschnitten  zwischen  den  Klappenzipfeln.  Ge- 


fliessen  des  Blutes  aus  den  beiden  eben  genannten  Venen  zu  verhindern. 
Während  dieser  Vorsprung  bei  Tieren  und  beim  Fötus  mehr  oder  weniger 
gut  ausgeprägt  ist,  ist  er,  wie  Hyrtl  ganz  richtig  bemerkt,  beim  Erwach¬ 
senen  niemals  deutlich  wahrzunehmen. 


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289 


wohnlich  sind  nur  drei  Mm.  papilläres,  nämlich  ein  vorderer, 
ein  lateraler  und  ein  hinterer  vorhanden,  doch  kann  ihre 
Zahl  auch  vermehrt  sein.  Bpjpi  I  Iphprgang  in  die  A.  pulmonalis 
v.eriüngt  sich  der  rechte  Ventrikel  ganz  allmählich  und  otme  scharfe 
Grenze  zu  einer  Art  von  Trichter, "welchen  man  als  Conus  arteriosus 
bezeichnet  hat.  Vcrni  Ostium  venosum  wird  derTloiHK  lUieilUsus  | 
durch  eine  stärkere  Muskelleiste,  Crista  supraventricularis  abge- 
fi^renz^^üas  Ostium  artenosum  (Ostium  puimonai^'j  i^Hlgt  lll'  Ü6l 
natürlichen  Lage  des  Herzens  die  drd_r«lüMZae  semilunares  so  an2_ 
geordnet,  dass  die  eine  vorn,  die  beiden  anderen  links  hin¬ 


ten  gelegen  sind.  Die  Klappen  werden  demgemäss  als  VcdvtUa 
semilunaris  anterior,  sinistra  und  dextra  bezeichnet.  Die  Lage  des 
Ostium  pulmonale  entspricht  ungefähr  dem  linken  Seitenrande  des 
Sternum  dicht  über  dem  111.  Sternocostalgelenk. 

Oer  linke  Ventrikel  ist  zunächst  gegenüber  dem  rech¬ 
ten  durch  seine  zwei-  bis  dreimal  stärkere  Wandung  ausgezeichnet. 
In  das  Lumen  desselben  hängt  die  zweizipflige  Vatvütä^icuspiddlis 
s.  mitralis  hinein,  an  welcher  man  einen  medialen  (in  der 
natürlichen  Stellung  des  Herzens  zugleich  nach  vorngele- 
g  e  n  e  n)  Klappenzipfel,  'Qnspiß.  anterior  und  einen  lateralen 
(zugleich  mehr  hinteren),  Cuspis  posterior  unterscheidet.  Der 
mediale  Klappenzipfel  entspringt  ziun  Teil  an  dem  Ostium  aorticum 
und  wird  deshalb  auch  als  Velum  aorticum  bezeichnet.  Die  beiden 
Mm.  papilläres  (ein  vorderer  und  ein  hinterer)  stehen  wiederum 
an  den  Einschnittstellen  zwischen  den  Klappenzipfeln.  Das  Ostium 
venosum  sin,  liegt  ein  wenig  höher  und  etwas  weiter  nach  links 
als  das  gleichnamige  Ostium  der  rechten  Seite.  Seine  Lage  dürfte 
somit  etwa  dem  111.  linken  Rippenknorpel  entsprechen.  Dis  Ostium 
arteriosum  sin.  (UsUurn  aorticumT  zeigt  die  drei  Valmlae  semäu- 
nares  SO  angeordnet,  dass  man  eine  hintere,  eine  vordere 
^jTc h  t e  und  eine  vordere  linke  Klappe^)  unterscheiden 
kann~~welche  demzufolge  als  Valvula  semilunaris  dextra,  sinistra~ 
_  und  posterior^ztichntt  werden.  Seine  Lage  ist  dicht  hinter  dem 
Ostiüm'  der  A.  pulmonalis  (ein  wenig  tiefer  als  das  letztere)  und 
entspricht  also  dem  IIL  linken  Sternocostalgelenk. 

Werfen  wir  noch  einmal  einen  kurzen  Überblick  Uber  die  Lage  der 
einzelnen  Teile  des  Herzens,  so  finden  wir  die  Herzspitze  im  V.  In- 
tercostalraum  (zwischen  Parasternal-  und  Mammillarlinie,  Knorpelknochen¬ 
grenze  der  V.  Rippe),  die  Einmündung  der  V.  cava  sup.  dicht 

>)  Das  Lageverhältnis  zwischen  den  Valvulae  semilunares  der  Aorta 
und  der  A.  pulmonalis  würde  somit  dieser  Figur  ^  entsprechen.  Hierbei 
stellen  die  Seiten  der  beiden  Dreiecke  die  freien  Klappenränder  dar. 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aofl.  19 


'rrr./.;  7. 

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^  K'XiLu^ 

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V  -  • 

"  ’x. . 

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über  dem  III.  rechten  Sternocostalgelenk,  die  Semilunarklappen 
der  A.  pu-lmonalis  am  oberen  Ra^e  des  III.  linken  Stemocostal- 
gelenkes,  die  Semilunarklappen^der  Aorta  hinter  den  vorigen 
und  etwas  tiefer,  also  am  III.  linken  <^temocostalgelenk,  die  Basis  der 
Valvula  tricuspidalis  in  einer  Verbindungslinie  zwischen  dem  III. 
linken  und  dem  V.  rechten  Sternocostalgelenk,  die  Basis  der  Valvula 
icuspidalis  am  III.  linken  Rippenknorpel.  Nimmt  man  hinzu,  dass 
die  recht  e  Grenze  des  Herzens  sich  etwa  bis  zur  Mitte  des  111.  und 
W.  rechten  Rippenknorpels  (^arasternaUinie)  erstreckt,  so  macht  cs  keine 
Schwierigkeit,  sich  die  ganze,  dem  Herzen  entsprechende  Figur  auf  die 
r  '^oraxwand  zu  projicieren. 

t. ,  \  Will  man  sich  am  herausgeschnittenen  Herzen  über  die 


t-  . 


\  3  V einzelnen  Höhlen  desselben  orientieren,  so  hat  man  zuerst  den  Conus 
r  t  e  r  i  o  s  u  s\  und  die  von  demselben  aufwärtsstrebende  Lungenarterie 

cAXvV  _ _ _ _  _ _ j _ \r _ I _ nu-i-.  j _ ij _ _ i _ _ ■ 


aufzusuchen,  welche  an  der  Vorderfläche  des  Herzens  gelegen  und  leicht 
kenntlich  sind.  Man  weiss,  dass  man  sich  am  rechten  Ventrikel  befindet 
■  und  kann  nun  leicht  die  anderen  Höhlen  auffinden. 


3.  Diegenauere  Structur  der  Herzwand. 

Die  Muskulatur  des  Herzens,  Myocardium,  ist  quergesfreift, 
obschon  ihre  Contractionen  dem  Einflüsse  des  Willens  entzogen 
sind.  Mit  der  glatten  Muskulatur  stimmen  die  Muskelfasern  des 
Herzens  übrigens  nicht  allein  in  letzterer  Beziehung,  sondern  auch 
darin  überein,  dass  sie  kein  deutlich  nachweisbares  Sarkolemm  be¬ 
sitzen.  Eine  fernere  Eijgentümlichkeit  der  HerzmuskeTfasem  liegt 
darin,  dass  dieselben  anastomosieren  und  auf  Behandlung  mit  ge¬ 
wissen  Reagenlien,  wie  z.  B.  Argentum  nitricum,  in  eine  Anzahl 
von  Elementen  zerfallen,  von  denen  jedes  einen  Kern  besitzt,  also 
einem  sogen.  Muskelkörperchen  äquivalent  ist.  Betreffs  der  A  n  - 
Ordnung  der  Muskelfasern  ist  vor  allem  das  physio¬ 
logisch  wichtige  Resultat  zu  betonen,  dass  die  Muskulatur  der 
V  o  r  h  ö  f  e  von  derjenigen  der  Ventrikel  durch  die  früher 
erwähnten  Annuli  fibrosi  vollständig  geschieden  ist. 
Ebenso  wie  die  Atrioventricularklappen  nehmen  auch  die  Muskel¬ 
fasern  von  diesen  Ringen  zum  Teil  ihren  Ursprung.  Im  übrigen 
ist  über  die  Muskulatur  des  Herzens  folgendes  zu  merken: 

1.  Die  beiden  Atrien  besitzen  eine  äussere  Muskellage, 
welche  ihnen  g  e  m  e  i  n  s  a  m  ,  und  eine  ionere  _MusleTIage, 
welche  jedem  Atrium  besonders  angehört.  Für  die  bei¬ 
den  Ventrikel  gilt  dasselbe. 

2.  Die  Atrien  zeigen  an  den  meisten  Stellen  aussen  eine 
tiji  n  s  V  e  r  s  a  1  e  j_  innen  eine  Lo  ngitudinale  SrhirhL 
von  Muskelfasern,  von  denen  die  letztere  in  Gestalt  der  Mm. 
pectinati  sichtbar  hervortritt.  Um  das  Foramen  ovale  und 


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291 


die  Einmündungstellen  der  Venen  pflegen  kreisförmige  Faser¬ 
züge  zu  verlaufen. 

3.  An  den  Ventrikeln  ist  im  Gegensätze  dazu  aussen  eine 
longitudinale,  innen  eine  circulare  Muskelschicht 
gelegen.  An  die  letztere  schliesst  sich  noch  weiter  nach  innen 
das  Netzwerk  der  Trabeculae  carneae  nebst 
dem  Mm.  papilläres  an.  Die  äusseren  longitudinalen 
Fasern  laufen  schief  über  beide  Ventrikel,  um  an  der  Herz- 
spitze  spiralig  zu  convergieren,  und  sich  hierauf,  nach  innen 
und  aufwärts  umbiegend,  in  die  Trabeculae  und  Mm  pa¬ 
pilläres  fortzusetzen.  Die  spiralige  Convergenz  dieser  Fasern 
ist  an  der  Herzspitze  von  aussen  als  Herzwirbe  1.  Vortex 

rnrilis,  hpttipfkhar. 

Die  Nerven  des  Herzens  werden  vom  iV.  icuius jund__ 
sympathicus  geliefert,  von  denen  der  erstere  h  e  m  ni  e  n.d_e_,  .dfiL. 

^^eite  bTTcTiTe  u^n  i  g  e  n  d  e  Fasern . für. jüe,  Hprzartinn  führt 
Die  Rr.  cardiaci  des  Vagus  kommen  nicht  allein  vom  Stamm,  son¬ 
dern  auch  vom  N.  larvngeus  sup.  pnd  inf.  desselben,  diejenigen 
des_  Sympathicu.s  von  sämtlichen  drei  Halsganglien  des  letzteren: 
beide  Arten  von  Fasern  ziehen  längs  der  grossen  Gefässe  zum 
Herzen,  wo  sie  die  Aa.  coronariae  in  den  Herzfurchen  geflechtartig 
umspinnen  ~und~hiefauf  zu  den  Muskelfasern  treten.  Ihre  kleinen 
undeutlich  entwickelten  Endorgane  können  nicht  mehr  als  moto¬ 
rische  Endplatten  bezeichnet  werden.  Ranvier  hat  denselben  eben- 
so  wie  denTJervenendigungen  in  den  glatten  Muskelfasern)  nur  . 
die  Bezeichnung  motorische  Flecken  (Tächcs  motrices)  zuerkannt,  ('>^■‘<10. 
Im  Verlaufe  der  Herznerven  finden  sich  endlich  an  einzelnen  Stellen  ^  , 

Ganglienzellen  in  grösserer  Zahl  eingelagert.  Eine  derartige  An¬ 
häufung,  das  einfache  oder  dopple  Wrisberg’sche  Gan-  i 
^  1  i  o  n ,  ist  schon  vor  dem  Eintritt  der  Nerven  in  das  Herz,  j 
nämlich  an  der  Teilungstelle  der  Lungenarterie.  gelegen.  Beim  1 
Frosch  (nich  SCHLAREWSKY  auch  bei  Säugetieren  und  Vögeln) 
sind  über  die  Atrioventriculargrenze  die  B  i  d  d  e  r  ’s  c  h  e  n  Ga  n- 
g  1  i  e  n,  im  %ptum  atriorum  die  Ludwig ’s  chen  Gan- 
g  1  i  e  n  zu  finden.  Wenn  gleich  nun  für  den  Menschen  genauere 
Untersuchungen  über  die  Herzganglien  nicht  existieren,  so  scheint 
^  es  doch,  dass  die  letzteren  auch  im  menschlichen  Herzen  nicht 
allein  an  den  eben  bezeichnten,  sondern  auch  noch  an  anderen 
Stellen  vorhanden  sind. 

Die  Blutgefässe  des  Herzens  bestehen  aus  Arterien 
und  Venen,  deren  Hauptäste  an  der  äusseren  Oberfläche  des  Her- 

19* 


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—  292  — 


i*«<>  eixMi,  Pi/iwv. 

•  <t-n/)  Ula^  JaaiJ*-a-~ 

zens  unmittelbar  unter  dem  Periqafd  gelegen  sind.  Die  A  r  t  e  • 

A.  coronaria  cordis  dexi^a  und  sinisffn.  entspringen  aus 


r  1  e  n 


dem  vorderen  rechten  und  vorderen  linken  Sinus  Valsavae  der 
Aorta.  Die  A.  coronaria  cordis  dextra  verläuft  hierauf  in  dem  Sul- 
cus  circularis  dexter  (also  um  die  rechte  Herzhälfte) 


nach  hinten  und  alsdann  als  Ramus  descendens  posterior  im  Sulcus 
longitudinalis  posterior  bis  zur  Herzspitze.  \3^  A.' coronaria  cör- 

_ d.i-s  xhi.  teilt  sich  von  vornherein  in  einen  R.  descendetts  anterior, 

wpirhpr  im  Sulcus  longitudinalis  ant.,  und  einen  B.  circumflexus 
s.  posterior,  welcher  im  Sulcus  circularis  sin.  verläuft  Beide  Ar~ 
terien  sollen  nach  Hyrtl  nur  durch  capilläreTinästomosen  mit  ein¬ 


ander  verbunden  sein.  Die  Venen  unterscheidet  man  in  folgen¬ 
der  Weise:  die  grösste  von  ihnen,  die  V.  cordis  magna  (V.  coro¬ 
naria  magna),  beginnt  im  Sulcus  longitudinalis  ant.  und  läuft  als- _ 

dann  im  Sulcus  circularis  sin.  um  die  1  i  nTe~H  e  r  z  h  ä  1  f  t  c, 
um  sich  an  der  tS.  290)  erwähnlen  Stelle  in  das  rechte  Atrium 
einzusenken.  Eine  zweite  Vene,  die  V.  cordis  media  (auch  als  V.  cor¬ 
dis  minor  S.  posterior  bezeichnet),  liegt  im  Sulcus  longitud.  post, 
und  senkt  sich  in  die  V.  cordis  magna  ^unmittelbar  neben  ihrer 
Einmündungstel)e)  ein.  Im  rechten  Sulcus  circularis  laufen  ferner 
eine  oder  mehrwe  kleine  Venen,  Vv.  cordis  parvae,  und  ergiessen 
ihr  Blut  in  der  Nähe  dieser  Furche  in  das  rechte  Atrium.  Als 
Vv.  minimae  cordis  hat  man  endlich  jene  kleinen  Venen  benannt, 
welche  mittels  der  schon  erwähnten  Foramina  Thebesii  nicht  allein 
in  das  rechte  Atrium,  sondern  auch  in  die  anderen  Herzhöhlen 
einmünden.  Ausser  diesen  Venen  werden  noch  die  V.  posterior  vm-]  ^juAl. 
triculi  sinistri  und  die  sog.  Marsh  all ’s  che  Vene  ,  V.  obliaua  •  V 
atrii  sinistri,  besonders  bezeichnet.  Die  letztere  stellt  einen  Ueber- 
rest  der  fötalen  V.  cava  sup.  sinistra  dar,  dessen  obliteriertes  Stück 
als  Lig.  V.  cavae  sinistrae  bezeichnet  wird. 


4.  Peri'cardium  und  Endocardium. 

Der  Herzbeutel,  Pericardium,  gehört  zu  den  sogen,  s e- 
r  ö  s  e  n  Säcken,  d.  h.  er  stellt  einen,  nur  sehr  wenig  seröse 
Flüssigkeit  enthaltenden,  allseitig  geschlossenen  Beutel  vor,  in  wel¬ 
chen  man  sich  das  Herz  von  oben  her  eingestülpt  denken  kann. 
Der  eingestülpte  Teil  des  Pericards,  das  sogen,  viscerale 
Blatt,  Pericardium  viscerale  s.  Epicardinm,  ist  mit  der  Herz- 
muskulatur  fest  verwachsen  und  verleiht  der  Herzoberfläche  das 
glatte,  spiegelnde  Aussehen.  Zwischen  dem  visceralen  Blatt  und  der 
Muskulatur  ist  bei  vielen  Individuen  an  verschiedenen  Stellen,  be- 


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293 


sonders  aber  neben  den  Blutgefässen^  das  subpericard  i  a  1  e 
Fettgewebe  angehäuft.  Der  Rest  des  Herzbeutels,  djß^ogenr 
parietale  Blatt,  Pericardium  parietale  oder  kurzweg  Peri- 
eardium,  umgibt  das  Herz  in  Gestalt  eines  schlaffen,  faltigen  Sackes, 
so  dass  das  letztere  auch  im  grössten  Füllungszustande  für  »'•'oe 
Excursionen  Platz  behält.  Von  dem  visceralen  ist  das  parietale 
Blatt  durch  die  seröse  Höhle,  das  Cavum  pericardii,  getrennt. 
Diese  Höhle  besitzt  jedoch  in  Wirklichkeit  nur  ein  virtu¬ 
elles  Lumen,  d.  h.  sie  stellt  unter  normalen  Verhältnissen 
einen  feinen  Spalt  vor,  welcher  nur  so  viele  seröse  Flüssigkeit  ent¬ 
hält,  als  notwendig  ist,  um  die  beiden  Blätter  des  Pericards 
schlüpfrig  und  gegeneinander  leicht  verschieblich  zu  erhalten. 

Die  Uebergangstelle  zwischen  beiden  Blät¬ 
tern  tdie  Umschlagstelle  des  Pericardium)  ist  nicht  an  der  Herz¬ 
basis  gelegen,  sondern  das  viscerale  Blatt  erstreckt  sich  über  die 
letztere  hinaus  bis  auf  die  grossen  jGjefässe,  so  dass 
es  die  Aorta  und  A.  pulmonalis  mittels  einer  gemeinsamen 
Scheide  allseitig  umhüllt,  während  es  die  Hohl-  und  Lun¬ 
genvenen  meistens  nur  an  ihrer  V  o  r  d  e  r  J 1  ä  ci  e  überzieht.  In 
dieser  Weise  wird  die  Aorta  bis  zvm-  Concavität  ihres  Bogens, 
die  A.  pulmonalis  bis  zum  Teilungstelle,  die  V.  cava  sup.  bis  etwa 
einen  Zoll  unterhalb  ihrer  Teilungstelle  vom  Pericard  bekleidet. 
Die  V.  cava  inf.  kommt  nur  sehr  wenig  mit  dem  Herzbeutel  in 
Berührung,  da  sie  sich  unmittelbar  nach  ihrem  Durchtritt  durch 
das  Zwerchfell  in  das  rechte  Atrium  einsenkt.  Die  Lungenvenen 
werden  dagegen  an  der  Vorderfläche  bis  zu  ihrem  Eintritt  in  die 
Lunge  vom  Pericard  bedeckt.  Da  die  Aorta  und  A.  pulmonalis 
gem^sam  und  allseitig  vom  Pericard  umschlossen  werden,  so 
findet  sich  zwischen  H  i  p  s  p  n  beide  n  Arterie  n  u  n  d  d  e  r 
Vorderfläche  der  A  t  r  i  e  n  eine  weite,  für  zwei  Finger 
bequem  durchgängige  Spalte,  welche  völlig  von  dem  visceralen 
Blatte  des  Pericards  ausgekleidet  ist  und  von  HENLEalsSümg^r^äfc 
pericardii  bezeichnet  wird.  Nach  beiden  Seiten  hängt  diese 
”  Spalte  continuie'rlich  mit  dem  übrigen  Cavum  pericardii  zusammen. 

Da  sich  der  Herzbeutel,  wie  eben  erwähnt,  so  weit  nach  oben 
auf  die  grossen  Gefässe  fortsetzt,  so  muss  derselbe  in  natürlicher 
Lage  (von  vorn  betrachtet)  die  Figur  eines  Dreiecks  mit  abgenutz¬ 
ten  Ecken  bilden.  Die  Basis  des  Dreiecks  liegt  nach  unten  und 
entspricht  dem  rechten  scharfen  Rande  des  Herzens,  die  nach  oben 
gelegene  Spitze  desselben  wird  durch  die  Austrittstelle  der  grossen 
Gefässe  gebildet.  Bei  krankhafter  Flüssigkeitsansammlung  im  Peri- 


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294 


cardialraum  lässt  sich  demzufolge  durch  die  Percussion  eine  Herz¬ 
dämpfung  von  der  eben  beschriebenen,  sogen,  „ccwiischen“  Form 
an  der  vorderen  Brustwand  nachweisen.  Was  im  übrigen  die  Be¬ 
ziehungen  des  Herzbeutels  zu  seiner  Nachbarschaft  betrifft,  so  ist 
seine  vordere  Fläche  mit  dem  Sternum  durch  einzelne  fibröse 
Stränge,  die  Ligg.  sternopericar^ca,  verbunden.  Seitlich  ist 
das  parietale  Fericard  mit  cfem  mediastinalen  Blatte  des  Brustfelles, 
unten  mit  der  oberen  Fläche  des  Zwerchfelles  ziemlich  fest  ver¬ 
wachsen.  Hinten  ist  die  Verbindung  mit  dem  Oesophagus  und 
der  Aorta  deicendens  hauptsächlich  durch  lockeres  Bindegewebe 
gegeben.  Dodi  pflegen  daneben  einige  festere  fibröse  Stränge 
zwischen  dem  Herzbeutel  und  der  Wirbelsäule  zu  verlaufen. 

Seiner  Structur  nach  besteht  der  Herzbeutel,  wie  alle  serösen 
Säcke,  aus  festem  Bindegewebe  mit  zahlreichen  elastischen  Fasern 
und  ist  an  der  Innenfläche  mit  platten  Endothelzellen  austapeziert. 
Das  parietale  Blatt  ist  aussen  noch  von  einer  besonderen  fibrösen 
I^ge  überzogen,  welche  sich  oben  in  die  AdvCTtia  deT~ grössetT 
Gefässe  fortsetzt.  Viele  Autoren  haben  diese  fibröse  Lage  als 
fibröses  Blatt  und  das  eigentliche  Pericardium  als  serö¬ 
ses  Blatt  des  Herzbeutels  bezeichnet. 

Die  Herzmuskulatur  mit  allen  ihren  Unebenheiten  und  Ver¬ 
tiefungen  ist  an  der  1  n  n  e  n  f  1  ä  c  h  e  von  dem  sogen.  Endocardium 
ausgekleidet,  einer  dünnen,  glänzenden  Haut,  welche  als  Fort¬ 
setzung  der  Intima  der  grossen  Gefässe  aufgefasst  werden  kann. 
Das  Endocardium^BestehF'namlich  in  den  Atrien  aus  geschichteten 
elastischen  Lamellen,  in  den  Ventrikeln  aus  feinen  Fasemetzen, 
welche  mit  ^f~Müskulatur  durch  Bindegewebe  fest  zusamynen- 
hängen.  Seine  Innenfläche  ist  wie  die  der  grossen  Gefässe  mit 
platten  Endoftelzellen  ausgekleidet.  Die  Klappen  sind  als  Dupli- 
katuren  des  Endocäfd^äüTztifässen. 

Beim  Menschen  in  den  ersten  Lebensmonaten  und  auch  bei  vielen  er¬ 
wachsenen  Tieren  fand  zuerst  Purkinje  unter  dem  Endocard  eigentümliche 
graue  Fäden  vor,  von  welchen  sich  später  bei  genauerer  Untersuchung 
zeigte,  dass  sie  aus  „kürbiskemartigen“  ^llen  zusammengesetzt  waren.  Da 
diese  Zellen  vielfach  eine  quere  Streifung  zeigen,  so  scheinen  dieselben  neue, 
in  Bildung  begriffene  Schichten  der  Herzwand  darzustellen. 


Die  aus  dem  Herzen  entspringenden  Blutgefässe  werden  als 
Arterien  und  Venen  unterschieden.  Unter  einer  Arterie 
versteht  man  ein  jedes  Gefäss,  dessen  Blut  vom  Herzen 
iigend  einem  Organe  zugetrieben  wird,  ganz  gleich,  ob  dieses 
Blut  sauerstoffarm,  also  dunkel,  oder  sauerstoffreich,  also  hellrot. 


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295 


gefärbt  ist.  Im  Gegensätze  dazu  liegt  das  Charakteristikum  einer 
Vene  darin,  dass  das  Blut  in  derselben  von  irgend  einem  Körper¬ 
organe  nach  dem  Herzen  fliesst.  Zwischen  den  Arterien  und 
Venen  ist  das  Netzwerk  der  C  a  p  i  1 1  a  r  e  n  eingeschaltet,  welche 
so  fein  sind,  dass  sie  niemals  mit  blossem  Auge  wahrgenommen 
werden  können.  Eine  stärkere  B  1  u  t  f  ü  1 1  u  n  g  der  C  a  p  i  1 1  a- 
r  e  n  tritt  demgemäss  für  das  unbewaffnete  Auge  immer  nur  als 
eine  stärkere  Rötung  des  betreffenden  Organes  in  Erscheinung. 

In  Bezug  auf  ihre  histologische  Beschaffenheit  sind  die  ^r^ 
terien  vor  den  Venen  zunächst  dadurch  ausgezeichnet,  dass  ihre 
Wandung  sehr  zahlreiche  und  stark  entwickelte  elastische 
E  1  e  mente  enthält.  Die  Härte  oder  Weichheit  des  Pulses  hängt ' 
im  Wesentlichen  von  dem  grösseren  oder  geringeren  Widerstand 
ab,  welchen  die  Arterienwände  der  Blutwelle  entgegensetzen.  Die 
Grösse  oder  Kleinheit  des  Pulses  hängt  dagegen  von  der  Menge 
des  Blutes  und  der  Grösse  der  durch  das  Herz  ausgetriebenen  Blut¬ 
welle  ab.  Ausserdem  sind  die  mittleren  und  kleineren  Arterien 
durch  ihren  Gehalt  an  glatten  Muskelfasern ,  insbeson¬ 
dere  von  ringförmiger  Beschaffenheit,  ausgezeichnet.  Hierauf  be¬ 
ruht  auch  die  für  den  Arzt  so  wichtige  Eigenschaft  verletzter  Ar¬ 
terien,  sich  nach  Anwendung  der  Kälte,  adstringierencter  Mittel 
oder  bei  Gemütsbewegungen  zusammenzuziehen.  Die  Arterien  des 
menschlichen  Körpers  werden  in  zwei  Systeme  geteilt,  nämlich: 
1)  das  System  der  Lungenarterie,  A.  indmonalis,  2)  das 
System  der  grossen  Körperpulsader,  Aorta. 


B..  Die  A.  pulmonalis. 

Die  A.  jpf<i)nona?is  entspringt  aus  dem  rechten  Ventrikel  dicht  --ut  .v;. , 
oberhalb  des  III.  linken  Sternocostalgelenkes 
und  verläuft  vorder  Aortenwurzel  nach  oben  und  zu¬ 
gleich  etwas  nach  hinten-  bis  unter  die  Gincavität  des  Aorten¬ 
bogens,  wo  sie  sich  in  die  linke  und  rechte  Lungenar¬ 
terie,  A.  pulmonalis  dextra  und  sinistra,  teilt.  Von  diesen  bei¬ 
den  Aesten  zieht  die  A.  pulmonalis  sin,  vorder  Aorta  de- 
s  c  e  n  d  e  n  s .  die  A.  mdmonalis  dext.  hinter  der  Aor  t a 
ascendens  und  V.  c  a  v  a  s  u  p.  zum  Hilus  der  entsprechen¬ 
den  Lunge  hin.  Die  Lungenarterie  führt  im  Gegensätze  zu  allen 
übrigen  Arterien  des  menschlichen  Körpers  dimkles,  sauerstoff¬ 
armes  Blut,  welches  erst  in  den  Lungen  wieder  mit  Sauerstoff  ge- 


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296 


sättigt,  also  hellrot  wird.  Wie  an  der  Aorta  fasst  man  auch  an 
der  Lungenarterie  die  Siunme  der  drei  Sintis  VaUalvae  (s.  S.  288) 
als  Sulbus  arteriae  pulmomlis  zusammen.  Zwischen  der  Teilung- 
i^stelle  der  Lungenarterie  un<^  -der  Concavität  des  Aortenoogens  ist 
beim  Erwachsend  ein  bindegewebiger  Strang,  das  Lig.  arteriosum, 
zu  constatieren.  Dieser  Strang  stellt  den  letzten  Ueberrest  eines 
ehemals  sehr  grossen  Blutgefässes,  des  Ductus  arteriosus  {Botalli) 
dar,  durch  welchen  beim  Foetus  die  Aorta  und  die  A.  pulmonalis 
miteinander  conununicieren. 


C.  Die  Aorta. 

Die  Ursprungstelle  der  Aorta  aus  dem  linken  Ventrikel  ist , , . 
mehr  dorsal  und  zugleich  ein  wenig  tiefer  wie  diejenige  der  A.  ^ 
pulmonalis  (also  etwa  in  Höhe  des  III.  linken  Siterno-Miii^  -  ^ 
costalgelenkes)  gelegen.  Von  diesem  Punkte  aus  zieht  das  ^ 
Oefäss  zunächst  als  aufsteigende  Aorta,  Aorta  ascendmsj 
hinter  der  Lungenarterie  bis  zum  II.  rechten  Sterno- 
c o s t a.l ge  1  e n k  in  die  Höhe  (also  nach  rechts  und  oben). 

Beide  Arterien  müssen  sifch  also  kreuzen.  Dicht  oberhalb  ihres 
Ursprunges  bildet  die  Aortenwand  in  Gestalt  der  drei  bereits 
S.  288  erwähnten  Sinus  Valsalvae  eine  Erweiterung,  welche  man 
als  Aortenzwiebel,  Bulbus  aortae,  bezeichnet.  Noch  ein 
wenig  höher  (bereits  hinter  dem  Sternum)  ist  eine  andere,  mehr 
cy lindrische  Erweiterung  der  Aorta,  der  Sinus  quartus  s.  maximus, 
gelegen.  Nadidem  die  Aorta  diesen  Sinus  gebildet  hat,  tritt  sie 
aus  dem  Herzbeutel  heraus  und  bildet  den  aufwärts  convexen 
Aortenbogen,  Arcus  aortae,  welcher  vom  II.  rechten Stemo- 
costalgelenke  nach  hinten  zieht,  um^hier  an  der  linken  Seite 
des  III.  B  r  u  s  t  w  i  r  h  e  1  k  ö  r  p  e  r  s  in  die  absteigende 
Aorta  descendms,  überzugehen.  Der  höchste  Punkt  des 
Aortenbogens  soll  dem  oberen  Rande  des  I.  Rippenknorpels  ent¬ 
sprechen.  Die  absteigende  Aorta  wird  während  ihres  Verlaufes 
in  der  Brusthöhle  als  Aorta  descendens  thoracica,  in  der  Bauch¬ 
höhle  als  Aorta  descendens  abdominalis  bezeichnet  und  ist  ^cht 
vor  der  Wirbelsäule  (oben  mehr  links,  imten  dicht  neben  der  Me^ 
dianlinie)  gelegen.  Ihr  L  a  g  e  v  e  r  h  ä  1 1  n  i  s  zu  den  Nachbar¬ 
organen  ist  in  der  Brusthöhle  ein  derartiges,  dass  sie  zu¬ 
nächst  links  vom  Oesophagus,  dann  aber  links  von  der  V.  azygos 


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297 


verläuft,  da  der  Oesophagus  vom  VIII.  Brustwirbel  an  sich  all- 
Inählich  vor  der  Aorta  hinweg  nach  links  hinüberbegibt,  um  zur 
Cardia  des  Magens  zu  gelangen.  In  der  Bauchhöhle  ist 
rechts  von  der  Aorta  und  dicht  neben  derselben  die  V-  cava  inf. 
gelegen.  Links  schiebt  sich  zwischen  die  Aorta  und  das__Qbe£e_ 
^nde  der  linken  Niere  die  Nebenniere  hinein.  Lieber  die  Lage¬ 
beziehungen  der  Aorta  zum  Ductus  thoracicus  ist  beim  Kapitel 
„Lymphgefässe“  nachzusehen.  Ungefähr  an  dw  Grenze  zwischen 
dem  IV.  und  V.  J-endenwirbel  sj)altet  sich  die  Aorta  in  drei  Aeste, 
von  denen  die  beiden  seitlichen,  die  Aa.  iliacae  communes,  sehr 
stark  sind,  während  der  mittlere,  die  A.  sacraiis  medio,  nur  ein 
sehr  schwaches  Kaliber  besitzt.  Nichtsdestoweniger  ist  die  letztere 
Arterie  als  eigentliche  Fortsetzung  der  Aorta  aufzufassen. 

Die  Summe  aller  aus  der  Aorta  direct  oder  indirect  entspringen¬ 
den  Äste  hat  man  imter  der  Bezeichnung  „Aortensystem“  zusammen¬ 
gefasst.  Diese  Äste  können  nun  betreffs  ihres  Ursprunges  und  ihres  Ver¬ 
laufes  vielfache  Abweichungen  von  dem  normalen  Verhalten  zeigen.  Am 
häufigsten  ist  der  Ursprung  einer  Arterie  auf  eine  höhere  oder  tiefere 
Stelle  verlegt,  oder  mehrere  kleinere  Arterienzweige  sind  zu  einem  gemein¬ 
samen  Stamm  vereinigt,  anstatt  gesondert  von  der  Hauptarterie  zu  entsprin¬ 
gen.  Erheblich  seltener  kommen  Variationen  in  bezug  auf  den  Verlauf 
einer  Arterie  vor.  Es  muss  somit  als  wichtig  betont  werden,  dass  sich  die 
Bezeichnung  einer  vorliegenden  Arterie  nicht  nach  ihrem  Ursprung  odei 
ihrem  Verlaufe,  sondern  nach  ihrem  Verbreitungsbezirke,  d.  h. 
darnach  richtet,  welche  Organe  dieselbe  versorgt.  Es  sollen  nun  zunächst 
sämtliche  aus  der  Aorta  direct  entspringenden  Äste  aufgezählt  und  unter 
ihnen  die  kleineren  sogleich  genauer  betreffs  ihres  Verbreitungsbezirkes  cha¬ 
rakterisiert  werden.  Die  grossen  Äste  werden  alsdann  weiterhin  noch  aus¬ 
führlicher  besprochen  werden.  Wo  bei  den  einzelnen  Arterien  nichts  be¬ 
sonderes  erwähnt  ist,  gilt  es  als  selbstverständlich,  dass  sie  die  be¬ 
nachbarten  Organe  versorgen.  Auch  die  kleinen  Muskel  äste, 
welche  von  den  stärkeren  Arterien  in  grosser  Zahl  und  sehr  unregelmässi¬ 
ger  Weise  zu  den  benachbarten  Muskeln  ziehen,  und  die  zahlreichen 
Anastomosen  zwischen  benachbarten  Arterien  werden  nicht  überall 
besonders  hervorgehoben  werden. 


D.  Die  directen  Äste  der  Aorta. 

a)  Brustaorta,  Aorta  thoracalis, 

1.  Die  A.  coronaria  cordis  dextra  und  sinistra  ist  in  Bezug  auf 
Verlauf,  Ursprung  und  Verbreitung  bereits  beim  Herzen  S.  292  be¬ 
sprochen  worden. 


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C  St  tr^^cCy,  !>. ‘c  7^'^- 

/  ,/ .  /v  \  iA^'ft  \^ lO.-Ci  ^Si  /\  ^  c-*-  298  — i^i/  / /'7,  f 


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chxi'j^^ 

2.  Die  .4.  anonyma  entspringt  aus  dem  Anfangsteil  des  Arcus 
aortae,  ist  etwa  5  cm  lang  und  in  ausgedehntem  Zustande  etwa 
von  der  Dicke  eines  kleinen  Fingers.  Ihr  Anfangsteil  ist  meist 
noch  vordem  unteren  Ende .  der  Trachea  gelegen.  Indem  sie  hierauf 
hinter  dem  Sternum  ein  wenig  schräg  von  links  und  unten  nach 
rechts  und  oben  verläuft,  teilt  sie  sich  in  der  Höhe  des  rechten 
Sternoclaviculargelenkes  in  die  A.  carotis  communis 
dextra  und  A.  subdavia  dextra. 


3.  Die  A.  thyreoidea  ima  (Neubauer ’s  che  Arterie) 
entspringt  meistens  zwischen  der  vorhergehenden  und  der  folgen¬ 
den  Arterie  und  bildet  einen  abnormen  Ast  der  Aorta,  welcher 
jedoch  keineswegs  selten  vorkommt  (nach  der  Mittelzahl  zwischen 
den  Beobachtungen  von  ORUBER  und  NUHN  etwa  an  jeder  zehnten 
Leiche).  Dieser  Ast  ist  von  xhirurgischer  Wichtigkeit,  weil  der¬ 
selbe  in  der  Medianlinie  dicht  vor  der  Trachea  zur 
Schilddrüse  zieht  und  deswegen  beim  Luftröhrenschnitt  un¬ 
ter  das  Messer  kommen  kann. 

4.  Die  A.  carotis  communis  sinistra  entspringt  wie  die  beiden 
vorigen  aus  der  Convexität  des  Aortenbogens  und  läuft  längs  des 
Halses  zum  Kopf  in  die  Höh  e. 

5.  Die  A.  subclavia  sinistra  entspringt  ebenfalls  aus  desr  Gsn- 
vexität  des  Aortenbogens  und  verläuft  zur  linken  oberen 
Extremität. 


6.  Die  Aa.  bronchiales  stellen  mehrere  kleine  Aeste  vor,  welche 
zum  Teil  aus  der  Concavität  des  Aortenbogens,  zum  Teil  bereits 
aus  des  Aorta  descendens  ihren  Ursprung  nehmen  und  mit  dem 
linken  und  rechten  Bronchus  zu  den  beiden  Lungen  ziehen,  wo 
sie  sidi  in  den  Lymphdrüsen,  in  der  Wand  der 
B  r  o  n  chien,  im  peribronchitischen  und  inter¬ 
lobulären  Bindegewebe  verzweigen. 

7.  Die  Aa.  oesophageae  sind  zwei  bis  vier  kleine  Aeste,  welche 
hauptsächlich  von  der  vorderen  Wand  der  Aorta  zum  nahe  ge¬ 
legenen  Oesophagus  verlaufen. 

8.  Die  Aa.  mediastinales  posteriores  bestehen  aus  zahlreichen 
kleinen  Zweigen,  welche  das  Bindegewebe  des  Mediastinum 
posterius  und  dessen  N  a  c  h  b  a  r  t  e  i  1  e  (wie  z.  B.  die.  huu 
fere  Wand  des  Herzbeutels,  die  benachbarte. Pleura  etc.)  versorgen. 
Die  untersten  von  diesen  Arterien  treten  mitunter  auf  die  obere 
Fläche  des  Zwerchfelles  hinüber  und  werden  alsdann 
als  Aa.  phrenirne  superiorrs  besonders  bezeichnet. 


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299 


9.  Die  Aa.  intercostales  (Aa.  intercostalvs  posteriores),  gewöhn- 
lich  8 — 10  paarige  Aeste,  entspringen  in  zwei  longitudinalen  Reihen 
Ain  hinteren  Anfang  der  Aorta  und  verlaufen  zunächst  hinter  der 
Pleura,  dann  hinter  dem  Mm.  subcostales,  endlich  zwischen 
den  Mm.  intercostales  ext.  und  intt.  nach  vorn. 

Wie  jeder  N.  intercostalis  ist  auch  jede  A.  intercostalis  in  einen 
oberen  Ast  für  den  Sulcus  costalis  je  einer  oberen  Rippe  und 
einen  unteren  Ast  für  den  oberen  Rand  der  entsprechenden 
Nachbarrippe  geteilt.  Doch  werden  die  beiden  o  bersten  . 
Intercostalräume  v<^  einem  Ast  der  Subclavia^  ^  l 
A.  intercostalis  suprema,  versorgt.  Eine  jede  Intercostalarterie  gibt  Ji 
unmittelbar  neben  der  Wirbelsäule  den  Rückenast,  H.  posterior 
s.  dorsalis,  ab,  welcher  mit  dem  Rückenast  des  betreffenden  Inter- 
costalnerven zur  Haut  und  Muskulatur  desRückens 
zieht  und  überdies  einen  B.  spinolis  durch  das  entsprechende  For. 

intervertebrale  in  den  W  i  r  b  e  1  k  a  n  aj^  schickt. _ Perforierende 

Aeste  gehen  ferner  noch  von  den  Intercostalarterien  zu  den 
Rücken-,  den  Brustmuskeln  und  der  Brustdrüse 
hin.  Die  vorderen  Enden  der  Aa.  intercostales  fliessen  mit  den 
Rr.  intercostales  aus  der  Mammaria  int,  zii.sammen. 

b)  Bauchaorta,  Aorta  ahdotHinalis. 

Die  Aeste  der  Aorte  abdominalis  sind  in  paarige.  Rami  parie¬ 
tales.  und  unpaare  Aeste.  Rami  viscerales,  einzuteilen,  von  denen 
die  letzteren  an  der  vorderen  Seite  der  Aorta  entspringen 
und  für  den  Verdauungstractus  nebst  seinen  Anhängen  bestimmt  sind. 

a)  Unpaare  Äste. 

1.  Die  A.  coeliaca  (Tripus  Halleri)  versorgt  den  obersten  Teil  /  ,  > .. 

des  Verdauungskanales  und  seiner  Anhänge,  d.  h.  den  M  a  g  e  n, 

die  obere  Hälfte  des  Duodenum  und  Pankreas,  die^  tct'TMi., 
Leber  und  die  Mil  z. 

2.  Die  A.  mesenterica  superior  versorgt  den  nächstfolgenden 
Teil  des  Verdauungskanales,  d.  h.  die  untere  Hälfte  des  D  u  o  - 
d  e  n  u  m  und  P  a  n  k  r  e  a  Sj  den  ganzen  übrigen  Dünndarm 
und  den  oberen  Teil  des  D  i  c  k  d  a  ijn  e^  ,  also  das  Caecum 
Colon  ascendens  und  die  rechte  obere  Hälfte  des  Colon  transversum. 

3.  Die  A.  mesenterica  inferior  versorgt  den  unteren  Teil 
des  Dickdarmes,  d.  h.  die  linke  Hälfte  des  Colon  trans¬ 
versum,  das  Colon  descendens,  das  Colon  sigmoideum  und  den 
obersten  Teil  des  Rectum. 


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ß)  Paarigej  Äsle.- 

4.  Die  Aa.  phrenicae  inferiores  entspringen  entweder  neben 
oder  seltener  aus  der  A.  coeliaca  und  gelangen  (die  rechte  hinter 
der  V.  cava  inf.)  zur  unteren  Flächedes  Zwerchfel- 
1  e s ,  wo  sie  sich  in  je  einen  vorderen  und  hinteren  Ast 
spalten.  Kleinere  Zweige  desselben  können  auch  zu  den  Nachbar¬ 
organen  des  Zwerchfelles,  wie  z.  B.  ziu"  Leber,  Milz,  dem  Pankreas 
und  den  Nebennieren  (iJr.  suprarenales  superiores),  hinübertreten. 

5.  Die  .4a.  lumbales  t4— 5)  sind  Analoga  der  Intercostalartmen 
und  entspringen  demzufolge  gewöhnlich  vor  den  entsprechenden 
Lendenwirbeln.  Sie  ziehen  hinter  den  Zwerchfell¬ 
schenkeln  und  dem  M.  psoas  major  nach  lateralwärts 
und  versorgen  (mittels  des  sogen.  R.  anterior)  die  Lenden- 
und  Bauchmuskeln.  Jede  A.  lumbalis  gibt  ferner  wie  die 
Intercostalarterien  einen  Rückenast.  R.  dorsalis  s.  posterior, 
ab,  welcher  neben  der  Wirbelsäule  zur  Haut  und  Muskula¬ 
tur  des  Rückens  zieht  und  ausserdem  einen  R.  spinalis 
durch  das  entsprechende  Zwischenwirbelloch  in  den  W  i  r  b  el¬ 
kanal  hineinschickt. 

ö.  Die  Aa.  suprarenales  können  aus  der  Aorta  (Aa.  suprare- 
nales  mediae)  aber  auch  aus  den  Aa.  phrenicae  inff.  (Rami  suprare- 
ncdes  superiores)  oder  aus  den  Aa.  renales  (Aa.  suprarenalsß_mfe- 
riores)  kommen  und  ziehen  zu  den  Nebennieren  hin. 

7.  Die  Aa.  renales  (meistens  einfach,  selten  im  mehrfacher  Zahl) 
gehen  meist  j^twinkelig  zum  H  i  1  u sj3e  r  N  i  e  r  e n  .  können 
jedoch  auch  an  die  Umgebung  der  letzteren  und  an  die  Neben¬ 
nieren  Zweige  abgeben. 

8.  Die  Aa.  spermaticat',  in/er/tae  sind  lange,  dünne  Aeste,  wel¬ 
che  meistens  ausder  vorderen  \x/anH  Har-Anr-^a  sel¬ 
tener  aus  der  rechten  oder  linken  A.  renalis)  entspringen  und 
vor  dem  M.  psoas,  vor  dem  Ureter  und  vor  der  A.  und  V. 
iliaca  nach  abwärts  ziehen.  Beim  Männe  durchsetzen  sie  in  Be- 
gleitung  des  Ductus  deferens  den  Leistenkanal  und  enden  im  H  o- 
^en;  beim  Weibe  ziehen  sie  zum  Ovarium  (A.  ovaricn) 
und  dem  lateralen  Teile  der  Tube  und  gehen  mit  den 
Zweigen^  der  A.  uterina  innerhalb  des  Lig.  latum  zahlreiche 
Anastpmqsen  ein. 

9.  Die  Aa.  iliacae  communes  (Aa.  anonymae  iliacae  von  HENLE) 
ziehen  schräg  divergierend  von  der  Teilungstelle  der  Aorta  am  me¬ 
dialen  Psoasrande  bis  zur  Artic.  sacroiliaca,  wo  sich  eine 
jede  in  die  Arterie  der  unteren  Extremität,  A.  iliaca 


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301 


externa,  und  die  Arterie  des  Beckens,  A.  hypogas^ica  s.  iliaca  in¬ 
terna,  teilt. 

10.  Die  A.  sacralis  media  ist,  wie  oben  erwähnt,  eigentlich 
nicht  als  Ast  der  Aorta,  sondern  als  ihre  direkte  Fortsetzung  nach 
abwärts  zu  betrachten.  Sie  zieht  an  der  Vorderflächedes 
V.  Lendenwirbels  und  des  Kreuzbeines  nach  ab- 
wärts.  um  in  der  Steissdrüse.  Glomus  eor.euaeum.  zu  endigen.  Ihre 
Seitenäste,  unter  denen  der  oberste,  die  A.  lumhalis  quinta.  durch 
seihe  Stärke  ausgezeichnet  ist,  entsprechen  den  Intercostalarteriea 
und  anastomosieren  mit  den  Zweigen  dCT_A._M«alis  lateralis,. __ 


E.  Die  grösseren  Zweige  der  Aorta. 

I.  A.  carotis  communis. 

Die  A.  carotis  communis  verläuft  an  der  Seite  der  Trachea  und 
des  Kehlkopfes  b  i  s  etwa  zur  H  öhe  der  Protuberan- 
t  i  a  1  a  r  V  n  g  e  a.  welche  beim  männlichen  Geschlechfe  ariTTIarse 
stets  deutlich  hervorragt.  An  dieser  Stelle  (bei  Kurzhalsigen  etwas 
höher)  teilt  sie  sich  in  zwei  ziemlich  grosse  Hauptäste,  die  Ä.  ca~ 
rotis  externa  und  die  A.  carotis  interna.  Die  Lage  der  A.  carotis 
commimis  ist  eine  derartige,  dass  sich  medial  von  derselben 
die  Trachea  und  der  Kehlkopf,  1  a  t  e  r  a  1  die  V.  jugularis  interna 
befindet.  Zwischen  und  hinter  der  A;  carotis  communis  und  V. 
jugularis  interna  s.  communis  ist  der  N.  vagus,  hinter  der  Arterie 
der  N.  sympathicus  gelegen.  Alle  drei  Organe  werden  von  einer 
gemeinsamen  Scheide  umhüllt.  Vor  dem  unteren  Teile  der  Ca¬ 
rotis  comm.  ist  der  M.  sternocleidomastoideus  gelegen,  während 
der  obere  TeiLjdes  Gefässe,s_  medial  von  letzterem  Muskel  In  der 
sogen.  M  a  Igaigne 'sehen  Grube  oder  Fossa  carotica  s. 
carotidea  (s.  S.  103)  dicht  unter  der  Haut  gefühlt  werden  kairn? 
Die  A.  carotis*  cömmühis  kann^egen  den  ziemlich  stark  promi¬ 
nierenden  Querfortsatz  des  sechsten  Halswirbels  (Tuberculum  ca- 
fötieum  s.  Tubercule  de  Chassaignac)  angedrückt  werden. 

II.  A.  carotis  externa. 

Die  A.  carotis  externa  verläuft  in  ziemlich  senkrechter  Rich¬ 
tung  von  ihrer  Urspnmgstelle  nach  aufwärts,  indem  sie  zunächst 
von  dem  M.  stylohyoideus  und  dOT  hinteren  Bauche  des  M.  di- 
gastricus,  weiter  nach  oben  von  der  Ohryieicheldrüse  bedeckt  ist. 
TTTdeFlrizteren  Gegend  (der  Fossa  parotidea)  liegt  sie  zwischen 


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302 


dem  Unterkieferaste  und  dem  Proc.  mastoideus  und  teilt  sich  als¬ 
dann  etwa  in  der  Höhe  des  Unterkieferhalses  in 

ihre  beiden _ E  n  d  ä  s  t  e  ,  die  A.  tempor<jä,is  superficialis  und  die 

Ä.  tnaxälaris  interna.  Die  9  Aeste,  welche  die  Carotis  ext.  abgibt, *) 
heissen  folgendermassen:  ?■  -  •  ^  .  4.. 

^  1.  Die  A.  pharyngea  aseendeiis  entspringt  meistens  dicht  neben 
der  Teilungstelle  der  beiden  Carotiden  —  seltener  höher  aufwärs 
aus  der  Carotis  ext.  —  und  läuft  an  der  Seitenwand  des 
Pharynx  in  verticaler  Richtung  nach  oben.  Ihre  Zweige  ver¬ 
ästeln  sich  zum  Teil  im  Schlundkopf  {Rami  pkaryngei)  zum  Teil 
dringen  sie  sogar  {Bami  meningei)  durch  das  For.  lacenun  ante- 
rius  und  posterius  in  die  Schädelhöhle  hinein.  ’ 

2.  Die  A.  sicrnocleidomastoidta  (mitunter  in  mehrfacher  Zahl> 

bildet  einen  seiner  Stärke  wegen  besonders  benannten  Muskel¬ 
zweig  zum  Sternocleidomastoideus.'i*^'  ‘  ■  ' 

3.  /  Die  A.  thyreoidea  superior  verläuft  unterhalb  des 
Zungenbeines  nach  abwärts~zur  Schilddrüse  und  verästelt 
sich  in  dem  oberen  Abschnitte  der  letzteren.  Ein  Zweig  dieser  Ar¬ 
terie,  die  A.  laryngea  superior,  geht  zusammen  mit  dem  gleich- 
namigen  Nerven  d  u  r  c  hd  i^e  Membrana  hyothyreoi- 
d  e  a  zu  den  inneren  Teilen  de^  Kehlkopfes  hin.  Sie  teilt  sich 
dort  injeiacn.  aufsteigenden  und  absteigenden  Ast,  von  denen  d^ 
letztere  mit  der  A.  laryngea  inf.  (aus  der  A.  thyreoidea  inf.) 
anastomosiert.  In  chirurgjgjJlgj^^gjjjjJyjßgjj^^  ferner  ein 
ziemlich  constanter  Verbindungszweig  zwischen  den  beiden  Aa. 
thyreoideae  supp.,  der  ii.  cricoihyreoideus,  welcher  vor  TTe  m" 
L  i  g.  er  i_c  o  t  h^  r  e  q^i  d  e  ujn  medium  in  transversaler  Rich¬ 
tung  verläuft  und  deshalb  bei  der  Laryngotomie  leicht  durch- 
^hnitten  werdOT  kann. 

4. ..Die_.fl.  Ungualis  verläuft  oberhalb  des  Zungen- 
h  e  i  n  e  s  zunächst  mit  dem  .N.  hyppglo^:^  sodann  unter  denf 
A^^lohyoideus  und  dem  hinteren  Bauch  des  M.  digastricus  zur 
_ZuingenwurzeI,_um  hier  unter  die  Fasern  des  M.  hyoglossus  zu 
ireten  und  sich  alsdann  in  ihre  b  e  i  d  e  h  d  ä  s  t  e,  die  A.  dor- 
salis  limuae  und  A.  profund a  linyuac  zu  spalten.  Die  A.  und  VT 
iingualis  verlaufen  nicht  zusammen,  sondern  sind  durch  den  M. 
hyoglossus  getrennt.  Die  Vene  liegt  also  mehr  nach  aussen  wie 
die  Arterie.  Zweige  der  A.  Iingualis  sind: 

')  Drei  grosse  Körperarlerien,  nämlich  die  Carotis  ext.,  die  Sub¬ 
clavia  und  die  H  y  p  o  g  a  s  t  r  i  c  a,  sind  durch  die  Neunzahl  ihrer  Aste 
ausgezeichnet. 


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303 


a)  ein  R.  hyoideus  verläuft  längs  des  Zungenbeines 
nach  medianwärts  und  anastomosiert  mitunter  miü^dem  gleich¬ 
namigen  Zweige  der  anderen  Seite. 

b)  die  A.  sublingualis  verläuft  dicht  oberhalb  des  M 
mylohyoideus  und  lateral  vom  Ductus  Whartonianus 
am  Boden  der  Mundhöhle  nach  vorn,  indem  sie  der  Glan¬ 
dula  sublingualis  Zweige  abgibt. 

c)  die  A.  dorsalis  linguae  (vielfach  in  mehrere  feine  Aestchen  ge¬ 
teilt,  welche  alsdann  als  Rami  dorsales  linguae  bezeichnet 
werden),  dringt  in  den  M.  hyoglossus  hinein  und  zieht 
hierauf  am  Zungenrücken  in  der  Nähe  der  Schleim¬ 
haut  bis  zur  Zungenspitze  hin. 

d)  die  A.  profunda  linguae  s.  ranina  wird  von  vielen  Autoren 
als  das  eigentliche  Ende  der  A.  lingualis  angesehen  und  zieht 
in  der  Zungensubstanz  nahe  der  unteren  Zungen¬ 
fläche  zur  Seite  des  M.  genioglossus  bis  zur  Zungenspitze 
hin. 


53  Die  A.  maxillaris  externa  verläuft  zunächst  ebenso  wie  die 
Ungualis  medial  vom  M.  stviohvoideus  und  dem  hinteren  Bauche 
des  Digastricus  bis  unter  d  i  e  Glandula  s  u  b  m  a  x  i  1 1  a- 


r  1  s .  von  welcher  sie  also  bedeckt  wird.  Alsdann  tritt  sie  am 
vorderen  Rande  des  M.  masseter  über  die  Basis  des 
Unterkiefers  zum  Gesicht  und  verläuft  von  hier  aus  bis  in  die 
Nähe  d»  m edialen  Augenwinkel s.^  indem  sie  von  der 
nherflärhlirhpn  Hpr  Oesichtsmuskelft-bedeckt  -wird.  Am 

vorderen  Rande  des  Masseter  kann  die  A.  maxillaris  ext.  leicht 
aufgesucht  und  gegen  den  Unterkiefer  comprimiert  werden.  Ihre 
Zweige  sind: 

a)  die  A.  palatina  ascendens  (A.  pharyngopalatina)  entspringt 

unterhalb  des  Unterkiefers  und  steigt  zwischen  dem  M.  t.,- 

styloglossus  und  dem  M.  stylopharyngeus  neben  der  ' 

Seiten  wand  des  Schlundes  zum  Velum  palatinum 

und  den  angrenzenden  Teilen  in  die  Höhe.  Die  Arterie*^  , 

kommt  nicht  selten  direkt  aus  der  Carotis  ext.  '■< 

b)  der  R.  tonsillaris  entspringt  häufig  aus  der  vorigen  Arterie 
und  bildet  für  gewöhnlich  nur  einen  kleinen  Ast,  welcher 
medial  vom  Kieferwinkel  zur  Tonsille  geht;  wenn  die 
letztere  krankhaft  vergrössert  ist,  kann  der  R.  tonsillaris  je¬ 
doch  sehr  stark  werden  und  bei^oerationeij^n  den  Mandeln 
zu  beträchtlichen  Blutungen  Venmlässun^^eWn. 


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304 


c)  die  A.  submmtalis  (meist  von  dem  Hauptzweige  des  N.  mylo¬ 
hyoideus  begleitet)  verläuft  an  der  unteren  Fläche  des 
M.  mylohyoideus  zwischen  dem  Unterkiefer  und  dem 
vorderen  Bauche  des  M.  digastricus  nach  vorn.  Entweder 
aus  ihr  oder  dem  Stamme  der  A.  maxillaris  externa  ziehen 
Zweige  zur  Glandula  submaxillaris  hin  {Rami  glanduläres). 

d)  die  A.  praemasseterica  ist  ein  zwar  nur  kleiner,  aber  ziem¬ 
lich  constanter  Ast,  welcher  am  vorderen  Rande  des  Masse¬ 
ter  aufwärts  zieht. 

e)  die  Aa.  labiales  inferior  und  superior  (Aa.  coronariae  labii  in- 
ferioris  und  labii  superioris)  gehören  schon  zu  den  Gesichts¬ 
ästen  der  A.  maxillaris  externa  und  verlaufen  in  transversaler 
Richtung  in  der  Unter  -  und  Oberlippe  nach  me- 
dianwärts,  wo  sie  mit  den  gleichnamigen  Arterien  der  ande¬ 
ren  Seite  anastomosieren  und  sennit  einen  Gefässkranz  um 
die  Mundöffnung  bilden.  Von  der  A.  labialis  superior  steigt 
die  kleine  A.  septi  mobilis  narium  zur  Nasenscheidewand  in 
die  Höhe. 

f)  die  Rami  buccales  gehen  nach  hinten  zu  den  Wangen 
und  anastomosieren  mit  den  Aesten  der  A.  maxillaris  interna. 

g)  die  A.  angularis  (nasi)  bildet  das  Ende  der  Maxillaris  ex¬ 
terna  und  läuft  an  der  Seitenwand  der  Nase  in  die 
Höhe,  um  am  medialen  Augenwinkel  mit  der  A.  nasalis  aus 
der  Ophthalmica  zu  anastomosieren. 

6.  Die  A.  occipitalis  läuft  unter  dem  Schutze  des  M. 

s  t  y  I  0  h  y  o  i  d  e  u  s  und  des  hinteren  Bauches  des 
M.  digastricus  nach  hinten  und  oben  bis  zu  der  kleinen  für 
sie  bestimmten  Rinne  am  Schläfenbein  (s.  S.  39).  Hierauf  verläuft 
sie  zunächst  bedeckt  vom  M.  sternocleidomastoi- 
d  e  u  s  bis  in  die  Nähe  des  For.  mastoideum  nach  aufwärts,  s  o- 
dann  bedeckt  vom  Splenius  nach  medianwärts,  um 
schliesslich  am  medialen  Rande  des  Splenius  den  M.  trapezius  zu 
durchbohren  und  sich  zusammen  mit  den  Zweigen  des  N.  occi¬ 
pitalis  major  am  Hinterhaupt  zu  verästeln  {Rami  nrripitnl.ps).  F.in 
kleiner  Zweig  derselben,  der  Ramus  mastoideus  (A.  meningca 
post,  externa)  j[eht  durch  das  For.  mastoideum  zur 
Dura  mater  in  die  Schädelhöhle  hinein.  Andere  Zweige  der  Occi- 
pitalisL.R»V  s.  cervicales,  ziehen  zu  den  Nackenmus- 

.  kein  nach  abwärts. 

7.  Dit  A.  auricularis  posterior  verläuft  meistens  neben  dem 
M.  stylohyoideus  und  digastricus  nach  hinten  und 


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305 


oben  zum  Proc.  styloideus,  wendet  sich  jedoch  alsdann  dicht  vor 
dem  Proc.  mastoideus  und  hierauf  hinter  demOhre 
nach  aufwärts.  Die  Arterie  gibt  zunächst  einen  kleinen  Zweig, 
die  A.  stvlomastotdea.  ab.  welche  durch  das  For.  stylomastoideum 
in  den  Fallopischen  Kanal  und  in  die  Paukenhöhle  eindringt. 
Weiterhin  gehen  von  ihr  Zweige  für  das  Ohr  (Bami  auriculares) 
und  die  Seitenfläche  des  Hinterhauptes  (Rami  oecipitales)  ab. 

8  Die  A.  maxillaris  interna  der  eine  von  den  beiden  End¬ 
ästen  der  Carotis  ext.,  zieht  in  einer  schrägen  Linie  von  der 
medialen  Seite  des  Unterkieferhalses  zwischen 
dem  M.  pterygoideus  ext.  und  dem  M.  temporalis  sodann  zwischen 
■  beiden  Köpfen  des  M.  pterygoideus  ext.  zjii r  Fiss.  spheno- 
~~~  m  a  X  i  1 1  a  r  i  s ,  in  welcher  sie  sich  in  ihre  Endzweige  auflöst. 

^  Sie  kreuzt  den  N.  lingualis  und  alveolaris  inf.,  welche  einwärts 
^von  ihr  gelegen  sind.  Die  Zweige  der  Maxillaris  int.  lassen  sich 
"am  besten  in  drei  Gruppen  einteilen. 

Die  erste  Gruppe  entspringt  an  der  medialen 
Seite*  des  Unterkieferhalses'  d.  h.  bevor  die  A. 
maxill.  int.  zwischen  die  oben  genannten  Kaumuskeln  tritt.  Zu 
dieser  Gruppe  gehören: 

a)  die  Ä.  auricularis  profunda  steigt  hinter  dem  Kiefer- 
gelenk  zum  äusseren  Gehörgang  empor; 

b)  die  A.  tympanica  anterior  geht  durch  die  Fiss.  Gla¬ 
se  r  i  zur  Schleimhaut  der  Paukenhöhle; 

c)  die  A.  alveolaris  inferior  tritt  mit  dem  N.  alveolaris  inf. 
zwischen  dem  Lig.  sphenomandibulare  und  dem  Unterkiefer¬ 
aste  in  den  Can.  mandibulae  des  Unterkie¬ 
lers  hinein,  kommt  als  A.  mentalis  diurch  das  gleichnamige 
Loch  wieder  heraus  und  verästelt  sich  am  Kinn  und  an  der 
Unterlippe  Vor  Eintritt  in  den  Unterkieferkanal  entspringt 
von  ihr  oer  R.  mylohyoideus,  welcher  mit  dem  gleichnamigen 
Nerven  im  Sulcus  mylohyoideus  des  Unterkieflers 
nach  vom  zieht,  ln  dem  Unterkieferkanal  selbst  sendet  die 
A.  alveolaris  inf.  die  Aa.  dentales  durch  feine  Knochenkanäl¬ 
chen  zu  den  Zähnen  des  Unterkiefers; 

d)  die  A.  meningea  media  dringt  durch  das  For.  spi¬ 
nös  u  m  zusammen  mit  dem  N.  spinosus  (N.  recurrens  des 
111.  Trigotninusastes)  in  die  Schädelhöhle  und  teilt 
sich  hier  in  einen  vorderen  und  einen  hinteren  Ast, 
von  denen  der  erstere  bis  in  die  vordere  Schädelgmbe  hin- 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  20 


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306 


einzieht,  während  der  letztere  sich  hauptsächlich  am  Schei¬ 
telbein  und  am  oberen  Teile  des  Hinterhauptbeines  verästelt. 
Beide  Aeste  versorgen  die  Dura  mater  imd  die  angrenzenden 
Schädelknochen.  Ein  inconstanter  kleiner  Zweig  der  A.  me- 
ningea  media,  der  Ramus  meningeus  accessorius  s.  A.  meningea 
parva,  entspringt  dicht  unterhalb  der  Schädelbasis  und  gellt 
von  imten  her  durch  das  For.  ovale  zur  Dura  mater. 
Die  zweiteOruppe  von  Zweigen  der  A.  maxillaris  int. 
entspringt  aus  der  letzteren  während  ihres  Verlaufes 
zwischen  den  Kaumuskeln  tmd  entspricht  den  Zwei¬ 
gen  des  N.  masticatorius  s. .  crotaphiticobuccinatorius  (vom  III. 
Aste  des  Trigeminus),  welche  bekanntlich  die  Kaumuskeln  und 
die  Haut  und  Schleimhaut  der  Wange  versorgen.  Zu  dieser  Gruppe 
gehören : 

a)  die  A.  masseterka  zieht  durch  die  Inc.  mandibulae 
des  Unterkiefers  zu  dem  gleichnamigen  Muskel  hin; 

b)  und  c)  die  Aa.  pterygoidea  externa  und  interna  verlaufen  di¬ 
rekt  zu  den  gleichnamigen  Kaumuskeln; 

d)  zwei  Aa.  temporales  profundae  steigen  immittelbar  auf  dem 
Planum  temporale  des  Schädels  in  die  Höhe  und  ver¬ 
ästeln  sich  im  M.  temporlis; 

e)  die  A.  buccinatorin  verläuft  mit  dem  N.  buccinatorius  ander 
Aussenflächedes  M.  buccinator  zur  Haut  und 
Schleimhaut  der  Wange. 

Die  dritte  Gruppeliegt  inder  Fiss.  spheno- 
maxillaris  und  bildet  die  E  n  d  z  w  e  i  g  e  ,  in  welche  sich 
die  A.  maxillaris  int.  auflöst.  Zu  dieser  Gruppe  gehören:  ' 

a)  die  A.  in/raorbitalk  verläuft  mit  demi  N.  infraorbitalis  durch 
den  Sulcus  und  Ca n.  infraorbitalis  zum  Ge¬ 
sicht,  wo  dieselbe  mit  den  anderen  Gesichtsarterien  zahlreiche 
Anastomosen  eingeht.  Kleinere  Zweige  deii|plben  sind  die 
Oberkieferarterien,  Aa.  alveolares  superiores,*)  von 
denen  man  wiederum  vordere,  mittlere  und  hintere  Aestchen 
(Aa.  alveol.  supp,  anteriores,  mediae  und  posteriores)  unter¬ 
scheidet,  welche  durch  die  gleichnamigen  Löcher  und  Kanäle 
des  Oberkiefers  zu /den  Zähnen  des  letzteren  hinziehen 
und  daher  auch  £Ös  Aa.  dentales  superiores  etc.  bezeichnet 

Dieser  Ast  geht  mitunter  mit  der  A.  ophthalmica  durch  die  Fissura 
orbitalis  Superior  oder  ein  eigenes  Loch  im  grossen  KeilbeinflUgel.  Fora- 
men  meningeoorhitale  (W  a  1  d  e  y  e  r),  eine  Anastomose  ein. 

’)  Die  Aa.  alveol.  supp,  posteriores  entspringen  sehr  häufig  dirdd  von 
der  Maxillaris  int.  als  einfache  A.  alveolaris  superior  posterior. 


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werden.  Ein  anderer  Zweig,  die  A.  eygomatica  s.  subcutanea 
malae,  die  übrigens  sehr  häufig  auch  aus  der  vorderen  A. 
temporalis  profunda  kommt,  geht  mit  dem  gleichnamigen 
Nerven  durch  die  Fiss.  orbitalis  inf.  in  die  Augenhöhle,  um 
dort  entweder  die  A.  lacrimalis  zu  ersetzen  oder  auch  mit 
ihren  Zweigen  durch  den  Can.  zygomaticofacialis  tmd  zygo- 
maticotemporalis  zur  Haut  zu  treten; 

b)  die  A.  pcdaifSf  descendens  s.  A.  pterygopalatina  sendet  zuerst 
die  A.  Vidiana  s.  canalis  pterygoidti  durch  dep  Can.  Vidianus 
zS^^a  tustachii  und  ^m  oberen  Teil  des  Pharynx,  steigt 
hierauf  durch  den  Can.  pterygopalatinus  nach 
abwärts  und  teilt  sich  wie  die  gleichnamigen  Nerven  in  zwei 
kleinere  Zweige,  die  Aa.  pcUatinae  minores,  für  den  weichen 
Gaumen  imd  die  Mandel  und  einen  grösseren  Zweig,  die 
A.  pdkuina  major,  für  die  imtere  Fläche  des  harten  Gaumens 
bis  zum  For.  incisivum; 

c)  die  A.  sphenopalatina  (A.  nasalis  posterior)  zieht  durch 
das  For.  sphenopalatinum  in  die  Nasen¬ 
höhle  hinein,  indem  sie  sich  meistens  schon  in  der  eben 
genannten  Oeffnung  in  drei  oder  mehrere  kleinere  Zweige 
spaltet,  nämlich:  «)  die  A.  pharyngea  descendens  zur  Decke 
des  Pharynx,  ß)  die  Aa.  nasales  posteriores  laterales  (postt. 
supp.)  zur  Seitenwand  der  Nasenhöhle,  y)  die  Aa.  nasales 
posteriores  septi  narium  zur  Nasenscheidewand.  Unter  den 
Scheidewandästen  ist  durch  ihre  Stärke  die  A.  nasopalatina 
Scarpae  ausgezeichnet,  welche  mit  dem  gleichnamigen  Nerven 
in  einer  Furche  des  Vomer  (s.  daselbst)  bis  zum  For.  incisi¬ 
vum  nach  abwärts  zieht,  um  in  dem  letzteren  mit  dem  vor¬ 
deren  Aste  der  A.  palatina  major  zu  anastomosieren. 

9.  Die  A.  temporalis  superficicdis  bildet  den  letzten  Ast  und 
die  direkte  Fortsetzung  der  Carotis  externa  nach  oben  und  zieht 
V  o  r  d  e  m  ^^r  j^icht  unter  der  Haut  und  auf  der  Fascia  tem¬ 
poralis,  in  die  Höhe,  um  sich  sQflfessllch  än~der  Schläfe  in  zwei 
fast  rechtwinkelig  zueinander  stehende  E  n  d  ä  s  t  e  ,  den  K  f  ron- 
talis  und  den  R.  zu  teilen.  Die  Zweige  der  A.  tempo¬ 

ralis  superf.  sind: 

a)  jRr.  auriculares  anteriores  zum  vorderen  Teile  des  Ohres; 

b)  die  A.  transversa  faciei  verläuft  unterhalb  des  Joch¬ 
bogens  und  bedeckt  yo n  der  Parotis  zum  Ge¬ 
sicht;  entweder  von  ihr  oder  direkt  aus  der  A.  temporalis 
superficialis  gehen  die  Band  parotidei  zur  Parotis  hin; 

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c)  die  A.  eygomaticoorbitalis  zieht  oberhalb  des  Joch¬ 
bogens  auf  der  Fascia  temporalis  zum  lateralen 
Augenwinkel; 

d)  die  A.  temporalis  media  bohrt  sich  dicht  oberhalb 
des  Jochbogens  in  die  Fascia  temporalis  ein  und 
verästelt  sich  sodann  im  M.  temporalis; 

e)  der  B.  frontalis  läuft  schräg  nach  vorn  und  oben. zur 
Stimgegend; 

f )  der  B.  parietalis  (B.  ocäpitalis)  zieht  *  längs  der  Seitenwand 
des  Schädels  nachhinten  undoben  bis  in  die  Nähe 
des  Scheitels. 


111.  A.  carotis  Interna. 

Die  Carotis  interna  liegt  zunächst  lateral  und  ein  wenig 
nach  hinten  von  der  Carotis  externa^)  und  geht  dann  hinter 
der  letzteren  hinweg  mehr  nach  medianwärts  hinüber,  so 
dass  sie  weiterhin  neben  der  Pharynxwand  aufwärts  steigend,  von 
der  Carotis  ext.  durdTdie  Mm.  styloglossus  und  stylopharyngeus 
getrennt  ist.  Alsdann  durchzieht  die  Arterie  den  a  n.  c  a  r  o  1 
cus  des  Schläfenbeines  und  gelangt  durch  das  For. 
lacerum  zu  dem  Sulcus  caroticus  des  Keilbeines.  Während  sie  in 
dieser  Furche  nach  vorn  zieht,  ist  sie  in  dem  unteren  late¬ 
ralen  Teile  desSinus  cavernosus  gelegen,  von  dessen 
Blut  ihre  Wandung  lunspült  wird.  Neben  dem  Proc.  clinoideus 
ant.  löst  sich  die  Carotis  interna  schliesslich  in  ihre  Endäste  auf. 

Während  dieses  Verlaufes  bildet  die  Arterie  folgende  Krüm¬ 
mungen.  Die  erste  schwach  S-förmige  Krümmung  ist  an  ihrem 
Ursprungteile  und  dicht  hinter  der  Carotis  ext.  gelegen. 
Eine  zweite,  nahezu  horizontal  liegende  Krümmung  mit  nach 
vom  und  medianwärts  gerichteter  Convexität,  wird  von  ihr  dicht 
unterhalb  der  Schädelbasis  gebildet.  Hieran  schliesst 
sich  innedialb  des  Can.  caroticus  des  Schläfenbeines  die 
dritte  Krümmung,  das  sogen.” Genu  caroticum.  Eine  vierte, 
leicht  S-förmige  Krümmung  liegtin  dem  Sulcus  caroti¬ 
cus  zur  Seite  des  Türkensattels.  Die  fünfte  Krümmimg  endlich 
entspricht  der  Impressio  carotica  des  Keilbeines 
und  ist  mit  der  Convexität  nach  vom  gerichtet.  Am  Halse 

*)  Dies  ist  die  Stellung,  welche  man  gewöhnlich  an  Leichen  findet, 
bei  denen  der  Kopf  nach  hinten  und  abwärts  hängt.  Bei  vorn  übergeneig¬ 
tem  Kopfe  ist  die  Carotis  interna  mehr  gestreckt  und  deshalb  zunächst  hin¬ 
ten  und  dann  medianwärts  von  der  Carotis  externa  gelegen. 


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gehen  von  der  Carotis  int.  keinerlei  Aeste  ab.  Nachdem 
sie  im  Can.  caroticus  einige  kleinere  Zweige  für  die  Paukenhöhle 
(Er.  carotiml'ymjTatiirf-und  ip  Sinus  cavernosus  für  die  nahe  ge¬ 
legene  Dura  und  andere  Nachbarteile  abgegeben  hat,  entsendet  sie 
folgende  Aest^ 

1.  Die  A.  opkthalmica  nimmt  ihren  Ursprung  von  der  letzten 
nach  vom  convexen  Krümmimg  der  Carotis  int.  und  dringt 
durch  das  For.  ppticum  mit  und  unter  dem  N.  opticus 
in  die  Augenhöhle  hinein.  Hier  tritt  sie  mnächst  lateral  von  die¬ 
sem  Nerven  und  <tenn  über  demselben  hinweg  zu  der  media¬ 
len  Wand  der  Örbita,  an  welcher  sie  mit  dem  N.  naso- 
ciliaris  etwa  in  einer  Verbindungslinie  zwischen  dem  For.  ethmoi- 
dale  ant.  und  post,  verläuft,  um  schliesslich  o berhalb  des 
L i g.  ^alpebrale  mediale  zur  AugenhöhlTTunäüszütreten 
und  sich  in  ihre  E  n  d  ä  s  t  e  ,  ®e  Ä.’  dorsatis  nasi  und  die  Ä.' 
frotUaiis,  zu  spalten.  Atd  diesem  Wege  gibt  sie  folgende  Zweige  ab: 

a)  die  A.  centralis  retinae  durchbohrt  die  Hüllen  des  N.  opticus 
und  verläuft  in  dessen  Längsachse  bis  zur  Retina,  . 
welche  sie  ausschliesslich  versorgt,  ohne  mit  anderen  Arte¬ 
rien  zu  communicieren; 

b)  die  A.  lacrimalis  geht  mit  dem  N.  lacrimalis  an  der 
Grenze  zwischen  oberer  und  lateraler 
A ug enhöhlenwand  dicht  unter  dem  Periost  der  Or¬ 
bita  zur  Thränendrüse  und  über  diese  hinaus  zum  lateralen 
Augenwinkel,  wo  sie  die  A.  palpehralis  lat.  superior  und  in¬ 
ferior  für  das  obere  und  untere  Augenlid  abgibt; 

c)  die  A.  supraorbUalis  geht  mit  dem  Hauptzweige  des  N.  fron- 
talis  (dem  N.  supraorbitalis)  a u f  d e m_M.  levator  pal- 
p  e  b  r  a  e  s  u  p  e  r,  i  o  r  is  und  dicht  unterhalb  des  Fmosfe 
des  Orbitaldaches  nach  vom,  tritt  durch  die  Inc.  su¬ 
praorbitalis  zur  Augenhöhle  hinaus  und  steigt  als¬ 
dann  in  verticaler  Richtung  längs  der  Stirn  in  die  Höhe; 

d)  die  A.  etkmoidalis  posterior  zieht  durch  das  For.  eth- 
moidalepost.  mit  dem  N.  ethmoidalis  posterior  zu  den 
hinteren  Siebbeinzellen; 

e)  die  A.  ethmoidalis  anterior  geht  durch  das  For.  eth- 
moidale  ant.  zusammen  mit  dem  N.  ethmoidalis  ant. 
erst  in  die  Schädelhöhle  und  dann  durch  die 
Lam.  cribrosa  zum  vorderen  Teil  der  Nasenhöhle  (insbeson¬ 
dere  ziun  Sinus  frontalis  und  zu  den  vorderen  und  mittleren 


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Siebbeinzellen).  Ein  Zweig  derselben,  die  A,  mmingea  an¬ 
terior,  läuft  in  einer  kleinen  Furche  neben  der  Crista 
g  a  1 1  i  an  der  hinteren  Fläche  des  Stirnbeines  in  die  Höhe; 

f)  Rr.  musculares  zu  den  Augenmuskeln  entspringen  zum  Teil 
selbständig  aus  der  Ophthalmica,  zum  Teil  als  Zweige  der 
bereits  genannten  Arterien:  sie  geben  die  Aa.  ciliares  anteriores 
ab,  welche  am  vordersten  Teile  des  Bulbus  auf  der 
Aussenfläche  der  Sclera  geechlängdf  zum 
■Bande  def  Cornea  verlaufen,  üin"  hiS  die  Sclera  zu  durch- 
bohren  und  in  einen  um  den  Ciliarrand  der  Iris  gelegenen 
Qefässkranz,  den  Xjtfcülus  atJeriosus  tndt^fmjär,  übefzügehfen. 
Andere  Zweige  Aa.  ciliares  anH.  Kleiben  an  der  Aussen¬ 
fläche  des  Bulbus  und  bilden  um  den  Rand  der  Cornea  das 
arterielle  Randschlingennetz; 

g)  die  Aa.  ciliares  posteriores  (etwa  4 — 6  an  der  Zahl)  entsprin¬ 
gen  direkt  aus  der  Ophthalmica  und  ziehen  neben  dem 
N.  opticus  in  Begleitung  der  Nn.  ciliares  breves  zum 
hinrersten  leil  des  Bulbus.  Als  cili<ires  postt.  breves 
bezeichnet  man  djgienigen  Zweige,  welche  sich  nach  Durchs: 
Iwhrung  des  Sclera  in  der  Qiorioidea  verästeln.  Zwei  Aa. 
(Miares  vosü.  longae  (die  eine  auf  der  medialen,  die  andere 
auf  der  lateralen  Seite  des  Bulbus)  ziehen  an  der  Innen¬ 
fläche  der  Sclera  nach  vom,  um  schliesslich  am  Ci¬ 
liarrande  der  Iris  in  der  bereits  erwähnten  Circulus  arieriosvs 
iridis  maior  überzugehen.  Aus  diesem  Gefässkranz  gehen 

1  alsdann  die  feinen  arteriellen  Zweige  für  die  Iris  und  das 
Corpus  ciliare  hervor.  Diejenigen  Zwfige,  welche  den  Pu- 
pillarrand  der  Iris  erreichen,  bilden  daselbst  den  sc^en. 
Circulus  artcriosus  iridis  minor\ 

h)  die  Aa.  palpehrales  mediales,  eine  superior  und  eine  inferior, 
ziehen  nahe  dem  freien  Rande  der  Augen¬ 
lider  an  der  Vorderfläche  des  Tarsus  den  Aa.  palpebr. 
latt.  aus  der  A.  lacrimalis  entgegen,  um  mit  den  letzteren  tun 
die  Augenlidspalte  einen  oberen  imd  einen  unteren  Oefäss- 
bogen,  den  Arcus  tarscus  superior  .und  inferior^  zu  bilden; 
i)  die  A.  frontalis  läuft  mit  dem  medialen  Zweige  des  N.  fron- 
talis  medial  von  der  A.  und  dem  N.  supraorbi¬ 
tal  i  s  längs  der  Stirn  in  die  Höhe; 
k)  die  A.  dorsalis  nasi  fliesst  an  der  Seite  der  Nase  mit  der  A. 
angularis  näsi  aus  der  Maxillaris  ext.  zusammen  (Anasto- 
mose  zwischen  Carotis  ext.  und  int.). 


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2.  Die  A,  cerebri  anterior  s.  corporis  callosi  gehört  ebenso 
wie  die  nächstfolgenden  Aeste  der  Carotis  int,  schon  zu  deren 
Endverzweigungen.  Sie  läuft  von  vom  her  u  m  das  Genu 
corporis  call o s i  und  alsdann  längs  der  oberen 
Fläche  des  Balkens  nach  hinten,  indem  sie  dje  mediak 
Fläche  der  Orosshimhemisphären  und  (ten  Balken  mit  Zweigen 
versorgt.  Dicht  vor  dem  Chiasma  nerv,  opticorum  werden  die 
beiden  Aa.  corporis  callosi  durch  eine  kurze  quere  unpaare  Anasto- 
mose  verbunden,  welche  man  als  A.  communicans  anterior  bezeich- 
net  hat. 

3.  Die  A.  cerebri  media  s.  fos^^^lvii  läuft  i  nderFossa 
cerebri  lateralis  {Fossa  Sulvii)  nach  hinten  und  oben  und 
versorgt  die  benachbarten  Orosshimlappen. 

4.  Die  A.  chorioidea  zieht  lateral  von  den  Pedun- 
culi  cerebri  mit  dem  Tractus  opticus  nach  hinten  und 
dringt  hierauf  von  unten  her  in  das  Unterhorn  des  Seitenventri- 
kels  ein,  wo  sie' sTcH’Tiauptsächlich  in~3öinPrexus  cTwrioidei  ver¬ 
ästelt.  Doch  sendet  sie  auch  den  nahe  gelegenen  Himteilen  kleine 
Zweige  zu. 

5.  Die  A.  communicans  posterior  läuft  jederseits  late¬ 
ral  vom  Tuber  cinereumund  den  Cor  pp.  mam- 
millaria  in  sagittaler  Richtung  nach  hinten  und  senkt 
sich  in  den  Endast  der  A.  basilaris,  die  A.  cerebi  posterior  s.  pro- 
funda,  ein,  indem  sie  auf  diese  Weise  einen  arteriellen  Gefässkranz, 
den  (Hrculus  arteriosus  Wülisi,  schliesst. 


Der  Circulus  arteriosus  Wülisi  bildet  einen  an  der  G  e  h  i  r  n- 
b  a  s  i  s  gelegenen  Gefässkranz,  welcher  das  Chiasma,  das  Tuber- 
cinereüm  und  die  Cörpp.  mammillaria  umfasst  und  sich  (von  vom 
nach  hinten  gezählt)  aus  folgenden  Arterien  zusammensetzt: 

a)  die  A.  communicans  anterior, 

b)  den  beiden  Aa.  cerebri  anteriores, 

c)  einem  kimzen  Stücke  der  A.  carotis  interna  dextra  und  si- 
nistra, 

d)  den  beiden  Aa.  communicantes  posteriores, 

e)  den  beiden  Aa.  cerebri  posteriores. 

Die  sub  e)  genannten  Arterien  kommen  jedoch  nicht  mehr 
aus  (ter  Carotis  int.,  sondern  aus  der  A.  basilaris.  Man  kaim 
also  auch  sagen,  dass  die  A.  communicans  posterior  jederseits  eine 
Communication  zwischen  der  A.  carotis  in- 
te r n a  und  der  A.  basilaris  bildet,  durcTi  welche  eine 


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312 


vollständige  Versorgung  des  Gehirnes  mit  arteriellem  Blute  auch 
dann  stattfindet,  wenn  die  eine  oder  die  andere  der  beiden  letz¬ 
teren  Arterien  (durch  Embolie  etc.)  verstopft  ist. 

VI.  Die  A.  subclavia. , 

Die  A.  subclavia  verläuft  nach  ihrem  Ursprünge  (rechts  aus- 
der  A.  anonyma,  links  aus  der  Aorta)  bogenförmig  dicht  über 
der  Pleurakuppel  nach  aufwärts  und  geht  alsdann  dicht 
über  der  ersten  Rippe  wieder  nach  abwärts.  Oberhalb 
der  ersten  Rippe  liegt  sie  zwischen  dem  M.  scalenus  anterior  tmd 
medius,  welche  sich  beide  (der  erstere  an  dem  Tuberculum  scaleni 
s.  Lisfranci)  an  dieser  Rippe  ansetzen.  Das  Lageverhält- 
n  i  s  zwischen  der  A.  imd  V.  subclavia  imd  dem  Plexus  brachia- 
lis  oberhalb  der  ersten  Rippe  ist  ein  derartiges,  dass  die  V.  sub~ 

.  r  t'j-  clavia  vor  dem  M.  scalenus  anterior  und  somit  auch  vor  dem 
A,  Tuberculum  scaleni,  die  A.  subclavia  zwischen  M.  scalenus  an-  ■ 

,  .  r  .  terior  und  medius,  also  hinter  dem  Lisfranc’schen  iHöckeift^ß***^^^- 

^  .*•.  -endlich  der  Plexus  brachiatis  ebenfalls  zwischen  dem  M.  scalenus. 

ant.  und  medius  zum  Teil  oberhalb,  zum  Teil  hin- 
ter  der  Arterie  gelegen  ist.  Weiter  nach  abwärts  gelangt 
■  1  .  die  A.  subclavia  unte r  das  Schlüsselbein  (resp.  den 

M.  subclavius)  tmd  schliesslich  hinterdenM.  pectoralis  ] 
m  i  n  o  r ,  um  sich  alsdann  in  die  A.  axillaris  fortzusetzen.  Wird 
also  das  Schlüsselbein  stark  nach  hinten,  d.  h.  gegen  die  erste- 
Rippe  gezogen,  so  kann  die  Subclavia  zwischen  diesen  beiden 
Knochen  derartig  con^primiert  werden,  dass  der  Radialpuls  un¬ 
fühlbar  wird.  Das  Ende  der  A.  subclavia  wird  von  den  meisten 
Autoren  schon  dort  angenommen,  wo  dieselbe  unter  der  Clavicula 
hervortritt.  Von  anderen  wird  dagegen  das  Stück  zwischen  der 
Clavicula  und  dem  oberen  Rande  des  M.  pectoralis  minor  eben¬ 
falls  zur  Subclavia  gerechnet  Die  0  Aesfe  "der  "Subclavia'  Ttei^n 
folgendermssen; 

1.  Die  A.  niqmmaria  interna  (A.  thoracica  interna)  läuft  zu¬ 
nächst  hinter  dem  Sternoclaviculargelenk  ünd  vor  der  V.  anonyma, 
dann  hinter  den  Rippenknorpeln,  in  einiger  Entfernung  neben 
dem  Seitenrande  des  Sternum  bis  zum  Zwerchfell 
nach  abwärts,  wo  sie  sich  in  ihre  Endäste,  die  A.  epipastriea  Su¬ 
perior  und  die  A.  musculojfhrenica,  spaltet.  Auf  diesem  Wege  gibt 
sie  folgende  Zweige  ab: 

a)  die  A.  pericardiacophrenica  nimmt  oft  schon  in  der  oberen 
Brustapertur  ihren  Ursprung  und  zieht  mit  dem  N.  phrenicus- 


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313 


(s.  daselbst)  zwischen  d  e  m  P  e.ri  c  a  r  d  u  n  d  d  e  r 
Pleura  meJTistinalis  bis  zum  Zwerchfell  nach  ab¬ 
wärts; 

b)  die  Rr.  stemcUes,  wediastinales  anteriores  und  thymici  ver¬ 

ästeln  sich  an  der  hinteren  Fläche  des  Stemtun,  im  Mediasti- 
mun  anterius  und  der  Thymusdrüse  (falls  die  letztere  noch 
vorhanden  ist);  / 

c)  die  Rami  intereostales  ( Aa.  intercostales  anteriores)  inr  die 
5 — 6  oberen  Intercostalräume  ziehen  den  Aa.  intercostales 
postenöres '  enlgegen  imd  anastomosieren  mit  denselben; 

d)  die  Rr.  perforantes  (häufig  Zweige  der  vorigen  Arterien) 
brechen  zwischen  den  Rippenknorpeln  hindurch 
und  verästeln  sich  zum  Teil  in  cfen  Brustmuskeln,  zum  Teil 
als  Äa.  mammariae  extemae  in  der  Brustdrüse,  wo  sie  selbst- 
verständUcherweise  beim  Weibe  besonders  stark  entwickelt 
sind; 

e)  die  A,  musctdophrenica  läuft  dicht  oberhalb  des 
Zwerchfellansatzes  längs  der  Brustwand  nach  la- 
teralwärts  und  gibt  Zweige  für  das  Zwerchfell  sowie  die 
Rr.  intercostales  für  die  5—6  unteren  Intercostalräume  ab; 

f)  die  £  epigastrica  superior  durchbricht  die  Lücke  zwischen 
der  Portio  stemalis  und  costalis  des  Zwerchfelles  und  läuft 
längs  der  hinteren  FlächedesM.  rectus  ab- 
dpminis^  (innerhalb  seiner  Scheide)  nach  abwärts, 
um  schliesslich  mittels  Ihrer  Zweige  innerhalb  des  ebenge¬ 
nannten  Muskel?  mit  der  A.  epigastrica  inferior  (aus  der  A. 
iliaca  externa)  zu  anastomosieren.  Durch  die  A.  epigastrica 
superior  und  inferior  wird  also  eine  wichtige  Anasto- 
m  o  s  e  zwischen  den  grossen  Gefässen  der  oberen  und  der 
unteren  Extremität  hergestellt  (s.  die  Anm.  bei  der  A.  epi¬ 
gastrica  inferior). 

2.  Die  A.  vertebralis  läuft  zwischen  dem  M.  scalenus  anterior 
und  Icmgus  colli  vertical  in  die  Höhe  und  tritt  meistens  in  das 
For.  transv«sarium  des  VI.  Halswirbels')  ein,  um  alsdann  durch 
die  Forr.  transversaria  aller  übrigen  Hals¬ 
wirbel  bis  ziun  Atlas  nach  oben  zu  ziehen.  Hierauf  geht  die 
Arterie  hinter  dem  oberen  Gelenkfortsatz  des  Atlas  (im  Sinus 
atlantis)  nach  hinten  und  bohrt  sich  alsdann  indie  Membra- 
na  atlantooccipitalis  posterior  ein.  Auf  diese 

Der  Eintritt  kann  jedoch  auch  in  das  For.  transv.  irgend  eines  an^ 
deren  Halswirbels  (vom  III.  bis  VII.)  erfolgen. 


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314 


Weise  gelangt  die  Vertebralis  zuerst  in  den  Wirbelkanal  und 
alsdann  nach  kurzem  Verlauf  in  derselben  durch  das  For. 
magnum  in  die  Schädelhöhle.  Am  unteren  Ran- 
de  der  Varolsbrücke  vereinigen  sich  die  beiden  Aa.  vertebrales  zu  ' 
der,  iinpaaren  welche  sich  am  oberen  Rande  der  Va¬ 

rolsbrücke  wieder  in  ihre  beiden  E  n  d  ä  s  t  e  ,  die  ui.  cerebri  poste¬ 
riores  s.  profundae,  teilt. 

•  Während  ihres  Verlaufes  am  Halse  gibt  die  A.  vertebralis 
ausser  einzelnen  Muskelästen  noch  Rr.  spinales  ab,  welche  dimch 
die  Forr.  intervertebralia  in  die  Wirbelhöhle  eindringen.  In  der 
Schädelhöhle  entspringen  zum  Teil  aus  der  A.  vertebralis  (a— c), 
zum  Teil  aus  der  A.  basilaris  (d — h)  folgende  Zweige: 

a)  die  Aa,  spinales  anteriores  entspringen  aus  dem  Vereinigungs¬ 
winkel  der  beiden  Aa.  vertebrales  und  laufen  alsdann  zuerst 
getrennt  durch  das  For.  magnum,  hierauf  zu  einem 
gemeinsamen  Stamm  vereinigt  an  der  vorderen  Fläche 
des  Rückenmarks  nachabwärts; 

b)  die  Aa.  spinales  posteriores  entspringen  weiter  nach  hinten, 
gehen  ebenfalls  durch  das  For.  magnum  und  laufen 
an  der  hinteren  Fläche  des  Rückenmarks  getrennt  nach 
abwärts.  Die  Aa.  soin.  antt.  und  postt.  gehen  sowohl 
untereinander,  wie  mit  den  durch  die  Intervertebralöffnungen 
eindringenden  Blutgefässen, Anastomosen  ein: 

c)  der  Ramus  meningeus  (A.  meningea  posterior  interna)  ver¬ 

ästelt  sich  jederseits  in  der  Dura  mater  der  hinteren 
S  c  h  ä  d  e  1  g  r  u  b  e;  . 

d)  die  A.  auditiva  interna  entspringt  ebenso  wie  die  folgenden 
Arterien  bereits  aus  derA.  basilaris  oder  aus 
der  A.  cerebelli  inferior  anterior  imd  tritt 
jederseits  zusammen  mit  dem  N.  acusticus  i  n  d  e  n  P  o  r  u  s 
a custicus  int,  hinein,  lun  das  innere  Ohr  mit  Zweigen 
zu  versehen; 

e)  die  Aa.  cerebeUi  inferiores  (gewöhnlich  jederseits  aus  einem 
hinteren  und  einem  vorderen  Zweige  bestehend)  verlaufen 
längs  der  unteren  Fläche  des  Kleinhirns 
nach  hinten; 

f )  die  Aa.  cerebelli  superiores  verlaufen  längs  der  obe¬ 
ren  Fläche  des  Kleinhirns,  welches  sie  ebenso 
wie  die  vorigen  versorgen; 

g)  die  Eami  ad  pontem  sind  kleinere  Zweige,  welche  in  die 
Substanz  der  Varolsbrücke  eindringen; 


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h)  die  A.  cerebri  posterior  s.  profunda  zieht  jederseits  am  obe¬ 
ren  Rande  der  Varolsbrücke  zuerst  vor  dem  N. 
oculdmotorins,  dann  lateral  von  den  “Pedunculi 
c e r^^ ri  nach  hinten  und  verästelt  sich  am  hinteren 
Telle  des  Grosshims.  Kleinere  Zweige  dringen  durdi  den  ^ 
Querschlitz  des  Gehirns  in  die  Tela  chorioidea  superior  hin¬ 
ein.  Die  Aa.  cerebri  posteriores  stehen  durch  die  Aa.  com- 
municantes  postt.  mit  der  Carotis  int.  in  Verbindung  (Circu¬ 
lus  arteriosus  WUlisi  s.  S.  313). 

3.  Die  A.  thyreoidea  inferior  entspringt  gewöhnlich  mit  den 
drei  folgenden  Arterien,  nämlich  der  A.  cervicalis  ascendens,  der 
A.  cervicalis  superficialis  und  der  A.  transversa  scaptdae,  von  einem .  J 
kurzen  gemeinsamen  Stamm,  welchen  man  als  Truncus  thpimcexm^. 
calis  bezeichnet  hat.  Die  A.  thyreoidea  inferior  zieht  dicht  h  i  n- 

t  er  der  Carotis  com  mjiniS-JLn  dvorderA.  verte¬ 
bral  i  s  zürn  unteren  und  seitlichen  Teil  der  Schilddrüse  hin  und 
verargt  die  letztere  mit  Zweigen.  Bevor  sie  in  die  Schilddrüse 
eintritt,  gibt  sie  die  A.  laryngea  inferior  ab,  welche  mit  dem  N. 
laryngeus  inf.  zur  hinteren  Fläche  des  Kehlkopfes 
verläuft.  Zwischen  den  Aa.  thyreoideae  inferiores,  sowie  zwischen 
diesen  und  den  Aa.  thyreoideae  supp,  finden  in  der  Regel  keine 
Anastomosen  statt  (HYRTL). 

4.  Die  A.  cervicalis  ascendens  geht  in  senkrechter  Richtung 

vor  den  Querfortsätzen  der  Halswirbel  mitunter 
sogar  bis  zur  Schädelbasis  in  die  Höhe,  i:  ,  ..  . 

5.  Die  A.  cervicalis  superficialis  läuft  unter  dem  oberflächlichen 

Blatte  der  Fascia  colli  quer  durch  die  Fossa  supraclavicularis  ma- 
jorbis  unter  den  vorderen  Rand  des  M.  trape- 
z  i  u  s .  in  den  sie  sich  einsenkt  ' 

6.  Die  A.  transversa  scaptdae  s.  suprascapularis  läuft,  der 
vorigen  parallel  (aber  etwas  weiter  lateral  und  tiefer  igelegen, 
meist  hinter  dem  Schlüsselbein  versteckt),  zur  Inc.  scapulae 
und  geht  gewöhnlich  ^er  dem  Lig.  transversum  zimächst  in 
die  Fossa  supraspinata,  dann  durch  die  Inc.  colli  scapulae  in  die 
Fossa  infraspinata,  indem  sie  die  in  diesen  beiden  Gruben  gelege¬ 
nen  Muskeln  versorgt  und  mit  der  A.  circumflexa  (s.  S.  319)  ana- 
stomosiert.  Ein  R.  acrowaZis"  geht  nach  Durchbohrung  des  M. 
trapezius  zur  Gegend  des  Acromion. 

7.  Die  A.  transversa  colli  entspringt  meistens  schon  unterlralb 
des  Schlüsselbeines  und  zieht  in  der  Tiefe  der  Fossa  supraclavicu- 


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laris  major,  zunächst  zwischen  den  Zweigen  des  Plexus  brachialis^ 
sodann  dicht  auf  dem  M.  scalenus  med.  und  post-  nach-  iiinten^ 
Indessen  verläuft  sie  den  vorigen  Aesten  nicht  parallel,  sondern 
kreuzt  dieselben  häufig  und  gelangt  auf  diese  Weise  zum  oberen 
medial  e  n  W  i  n  k  e  1  der  Scapula.  Hier  teilt  sie  sich  in 
einen^  Itamus^  j^cem<äiÄ_welcher  fischen  den  Mm.  splenii  und 
dem  M.  levator  scapulae  nach  aufwärts  zieht,  und  einen 
descendens,  welcher  zwischen  den  Mm.  rhomboidei  und  dem  M. 
serratus  post.  sup.  längs  der  Basis  scapulae  nach  abwärts  verläuft. 
Beide  Aeste  verzweigen  sich  in  den  benachbarten  Muskeln. 

8.  Die  A.  cervicalis  profunda  bildet  meistens  an  ihrem  Ur¬ 
sprünge  mit  der  folgenden  Arterie  einen  kurzen  gemeinsamen 
Stamm,  den  Tmn^s  costocervicalis  welcher  bei  der  Präparation 
nicht  ganz  leicht  aufzufinden  ist,  weil  er  vom  hintersten  Um¬ 
fange  der  A.  subclavia  diclU  neben  der  I.  Rippe  seinen  Ursprungs 
nimmt.  Die  A.  cervicalis  profunda  geht  hinter  den  Mnr. 
scaleni  und  den  Q  n  er  f  o  r  1 64  t-a-e-n-d-er;  H  a  1  s  w  i  r - 
b  e  1  in  die  Höhe  und  lässt  sich  auf  dem  M.  semispinalis  cervicis 
bis  zu  den  tiefen  Nackenmuskeln  verfolgen. 

9.  Die  A.  intercosUdis  suprema  geht  über  den  Stamm  des 
letzten  Cervicalnerven  nach  hinten ^u m  Halse  der  I.  Rip p e 
und  gibt  alsdann  die  beiden  Aa.  intercostales  vosti.  für 
obersten  Intercostalräume  ab. 


V.  A.  axillaris. 

Die  A.  axillaris  bildet  die  Fortsetzung  der  A.  subclavia,  be- 
ginnt  am  oberen  Rande  des  M.  pectoralis  minor  und  reicht  bis 
zum  unteren  Rande  des  M.  pectoralis  major,  wo  sie  ajiw  der 
Achselhöhle  hervortritt  und  sich  in  die  Ä.  brachialis  fortsetä.  ln 
der  Achselhöhle  ist  sie  neben  der  V.  axillaris  dicht  unter  der  Fascie 
und  den  oberflächlichen  Lymphdrüsen  gelegen.  Die  V.  axillaris 
befindet  sich  dabei  medial  und  etwas  o be r f  1  ä c h- 
licher  als  die  Arterie.  Der  Jflexus  brachialis  ist  aicht 

ctei-  Aflfflfe 


unterhalb  der  Clavicula  lateral  von  aer  gelegen;  Wd- 

ter  abwärts  ist  er  in  Gestalt  der  später  zu  erwähnenden  drei 
S  t  r  ä  n  g  e  um  die  Arterie  angeordnet.  Der  aus  beiden  vorderen 
Strängen  entspringende  N.  medianus  umfasst  die  A.  axillaris  gabel¬ 
förmig.  Ihre  Aeste  sind  folgende: 

1.  Die  A.  tkoracalis  suprema  verästelt  sich  (teilweise  mit  den 
Zweigen  der  Nn.  thoracales  antt.)  am  oberen  Rande  des 


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M.  pectoralisminor,  indem  sie  dem  M.  subclavius,  pec- 
{oralis  minor  und  major  und  sogar  nach  Durchbohrung  des  letz- 
ieren  der  Brustdrüse  und  der  darüber  gelegenen  Haut  Zweige  gibt. 
Auch  der  M.  serratus  ant.  und  die  Intercostalmuskeln  können  von 
ihr  Zweige  bekcnnmen. 

2.  Die  A.  thoracoacrominJis  der  vorigen  zu  einem 

Stamme  vereint)  zieht  über  den  oberen  Rand  des  M. 

— pectoralis  minor  nach  vom  und  teilt  sich  in:  a)  Rr.pec- 
torales  für  die  äusseren  Brustmuskeln,  b)  einen  B.  acrotnialis, 
welcher  den  M.  deltoideus  durchbohrt  und  zum  Acromion  zieht, 
c)  einen  R.  deltoideus,  welcher  in  der  Mohrenheim’schen  Grube 
neben  der  V.  cephalica  zur  Haut  durchbricht. 

3.  Die  A.  thoraccdis  lateralis  s.  longa  verläuft  meist  nach 
hinten  von  dem  N.  thoracalis  longus  an  derAussenfläche 

—  _des  M.  serratus  ant.  nach  abwärts,  um  diesen  Muskel  und 
mit  einigen  aufwärts  umbiegenden  Zweigen  auch  die  Brustdrüse 
zu  versorgen. 

4.  Die  A.  cireumflexa  humeri  anterior  zieht  unter  den  Mm.  co- 
racobrachialis  und  biceps  vordem  Collumchirurgicum 
humeri  nach  lateralwärts,  um  schliesslich  am  Schultergelenk, 
im  Periost  des  Humerus  und  den  benachbarten  Muskeln  zu  enden. 

5.  Die  A.  cireumflexa  humeri  posterior  tritt  in  Begleitung  des 

N.  axillaris  zwischen  dem  M.  subscapularis  imd  dem  M.  latissi- 
mus  (bezw.  M.  teres  major)  nach  hinten  und  schlingt  sich  hierauf 
V o r  der  Sehne  des  M.  anconaeus  longus  und  hinter  dem 
Collum  chirurgicum  humeri  nach  lateralwärts,  um  am 
Schultergelenk  und  den  benachbarten  Muskeln  zu  enden  und  mit 
der  vorigen  Arterie  zu  anastomosieren. 

6.  Die  A.  subscapularis  (mitimter  mehrfach  vorhanden)  zieht 
längs  des  lateralen  Randes  der  Scapula  nach  abwärts 
und  versorgt  den  M.  subscapularis,  latissimus  und  teres  major. 
Ein  Ast  derselben,  die  A.  cireumflexa  scapulae,  schlingt  sich 

•  zwischen  dem  M.  subscapularis  und  M.  latissimus~Xt)ezw.*”M. 
teres  major),  aber  medial  vom  M.  anconaeus  longus,.  u  m  d  e  n 
lateralen  Rand  derScapula  und  gelangt  auf  die  Rück- 
seite  derselben  zur  Fossa  infraspinata,  um  mit  der  Ä.  transversa 

_ scapulae  zu  anastomosieren.  fein  zweiter  Ast,  die  A.  thoracoäor- 

sedis,  zieht  zwischendeni  M.  latissimus  und  serra¬ 
tus  ant.  (also  etwa  an  der  Grenze  zwischen  der  eigentlichen 
Brust-  und  Rückengegend)  nach  abwärts. 


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VI.  A.  brachialis. 


Die  A.  brachialis  geht  am  unteren  Rande  des  M.  pectoralis 
major  aus  der  A.  axillaris  hervor  und  läuft  in  dem  Sulcus 
bicipitalismedialis  (internus),  d.  h.  in  der  medi¬ 
alen  Furche  zwischen  dem  M.  biceps  und  triceps,  nach  imten.  .In 
V.''  f. zieht  die  Arterie  auf  dem  M.  brachialis  und 
I'  ■/  '  -  bedeckt  vom  Lacertus  fibrosus  der  Bicepssehne  nach  abwärts,  ^ün 
'ij  schliesslich  meist  dicht  unterhalb  des  Ellbogengelenkes  in  ihre 

/■'  ‘  beiden  E  n  d  ä  s  t  e  ,  die  A.  ulnaris  und  radialis,  zu  spalten^  Doch 
kommt  es  nicht  selten  vor,  dass  diese  Teilung  schon  höher  am 
(wuAOberarm  ja  sogar  in  der  Achselhöhle  erfolgt. 

“l;,  ■  /  ''  f  •.  1  £)jg  ^  brachialis  ist  zu  beiden  Seiten  von  den  Vv.brachi^s 

I,'  ^^jjjT^/O^/^begleitet,  deren  Verbindungsäste  sie  mitunter  vielfach  umstricken. 
/Cöy  welcher  sich  ebenfalls  in  ihrer  Nachbarschaft 

befindet,  ist  gewöhnlich  ganz  oben  lateral,  in  der  Mitte  vor 
t:  '^^'.-und  ganz  unten  medial  von  den  oben  genannten  Gefässen  ge¬ 
legen.  Die  meisten  Zweige  der  A.  brachialis  hat  man  als  Seiten¬ 
äste,  Aa.  collatercUes  bezeichnet  und  weiterhin  radiale  und 
ulnare  Seitenäste  unterschieden,  je  nachdem  diese  sich 
nach  der  Radial-  oder  Ulnarseite  des  Oberarmes  wenden.  Diese 
Aeste  sind: 


1.  Der  Bamus  dcUoideus  (A.  collateralis  radialis  superior)  bil¬ 
det  einen  kleinen,  aber  ziemlich  constanten  Ast,  welcher  hinter  dem 
M.  biceps  transversal  zur  Insertion  des  M.  deltoi- 
d  e  u  s  hinzieht.  Mitunter  nimmt  derselbe  aus  der  folgenden  Ar¬ 
terie  seinen  Ursprung. 

2.  Die  A.  profunda  brachii  verläuft  (vom  M.  triceps  bedeckt) 

mit  dem  N.  radialis  in  dem  Sulcus  spiralis,  d.  h.  also  unmit¬ 
telbar  hinter  dem  Humerus,  nach  unten  und  lateral- 
wärts.  Ihre  beiden  Endzweige  sind:  ...  '  y 

a)  A.  collcderalis  mediaii$  zitht  in  der  Substanz  des  M.  anco-  '•'  o 
naeus int.  an  der  hinteren  Fläche  des  Humerus 

bis  zum  Ellbogen  nach  abwärts,  tun  sich  in  das  dort  be¬ 
findliche  arterielle  Bdc  olccrani  nach  abwärts. 

b)  die  A.  collateralis  radialis  (A.  collateralis  radialis  inferior) 
verläuft  dicht  hinter  dem  Lig.  intermuscu- 
lare  laterale  bis  zum  Bete  olecrani  nach  abwärts. 


3..  Die  A.  collateralis  tdnaris  superior  entspringt  meistenteils  in 
der  Nähe  der  A.  profunda  brachii  (mitunter  auch  gemeinsam  mit 
der  letzteren)  und  läuft  in  Gesellschaft  des  N.  ulnaris  hinter 


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319 


dem  Lig.  intermusculare  mediale  bis  zum  Rete 
olecrani  nach  abwärts. 

4,  Die  A.  cdlateralis  ulnar is  inferior  entspringt  unter  rechtem 
Winkel  in  der  Ellenbeuge  und  zieht,  S-förmig  gekrümmt,  auf  dem 
M.  brachialis  int.  obe rhalb  des  Condylus  int.  nach 
medianwärts,  um  sich  schliesslich  ebenfalls  in  das  Rete  olecrani 
einzusenken.  Vorher  pflegt  sie  je  einen  aufsteigenden  und  abstei¬ 
genden  Ast  zu  den  benachbarten  Muskeln  abzugeben. 

5.  Die  A.  plicae  cubiti  superficialis,  ein  kleiner,  nicht  ganz 
konstanter  Ast,  läuft  dicht  unter  dem  Lacertus  fibro- 
sus  derBicepssehne  nach  medianwärts  zur  Haut  der 
Ellenbeuge. 

VII.  A.  ulnarls,  ^  ^ 

l  ■  "‘i 

Die  A.  ulnaris  zieht  zunächst  zwischen  der  ober¬ 
flächlichen  und  der  tiefen  Schicht  der  Flexo¬ 
ren  des  Unterarmes  nach  ulnarwärts  und  ist  weiterhin,  ebenso 
wie  der  N.  ulnaris,  von  dem  M.  flexor  carpiulnarisi)^^-^ 
bedeckt,  unterdessen  Schutze  beide  zur  Hand  verlaufen.  Am 
Handgelenk  tritt  alsdann  die  A.  ulnaris  zwischen  dem  Lig.  carpi 
volare  commune  und  dem  Lig.  carpi  transversum  an  der  Ra¬ 
dialseite  des  Erbsenbeines  zur  Vola  manus  und  teilt 
sich  hier,  ebenso  wie  der  N.  ulnaris,  in  einen  oberfläch¬ 
lichen  Ast,  R.  volaris  superficialis,  und  in  einen  tiefen  Ast, 

R.  vdaris  profundus,  von  denen  der  erstere,  bedeutend  stär¬ 
kere,  in  den  oberflächlichen,  der  zweite  in  den  tiefen  Hohlhand¬ 
bogen  übergeht.  Auf  diesem  Wege  gehen  von  der  A.  ulnaris 
ausser  verschiedenen,  nicht  besonders  benannten  Muskelzweigen 
folgende  Aeste  ab. 

1.  Die  A.  recurrens  ulnaris  (vielfach  doppelt)  teilt  sich  in  einen 
vorderen  und  einen  hinterenAst:  dervordereAst 
geht  vor  dem  Epicondylus  medialis  zur  A.  collat. 
uln.  inf.  in  die  Höhe,  der  hintere  Ast  bohrt  sich  durch 
den  Ursprung  des  M.  flexor  carpi  ulnaris  hin¬ 
durch  und  zieht  hinter  dem  Epicondylus  medialis 
zum  Rete  olecrani. 


‘)  Das  Lageverhältnis  des  N.  ulnaris  und  N.  radialis  zu  den  beiden 
gleichnamigen  Arterien  des  Unterarmes  ist  ein  derartiges,  dass  beide  Ner¬ 
ven  peripher  von  den  Arterien  verlaufen,  d. h.  die  letzteren  so¬ 
zusagen  zwischen  sich  fassen. 


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320 


nixf  c 

,  ^  i^^ossea  communis  ist  ein  kurzer  Stamm,  welcher 

/?77t>^**'ch  bald  in  zwei  starke  Aeste,  die  Äa.  interossea  volaris  und 
dorsalis  teilt. 


a)  die  A.  interossea  volaris  $.  anterior  s.  interna  verläuft  mit  dem 
N.  interosseus  volaris  längsderVorderfläche  des 
Lig.  interosseum  zwischen  dem  M.  flexor  pollicis 
longus  und  dem  M.  flexor  digitorum  profundus  nach  ab¬ 
wärts  und  zieht  unter  dem  M.  pronator  quadratus  zu  einem 
arteriellen  Netzwerk,  dem  Rete  carpi  volare  hin,  welches  an 
der  Volarfläche  der  Handwurzelknochen  gelegen  ist.  Ein 
Zweig  der  A.  interossea  volaris,  der  mitunter  zu  beträcht¬ 
licher  Stärke  anwachsen  und  sich  sogar  in  den  tiefen  Hohl¬ 
handbogen  einsenken  kann,  ist  die  A.  mediana,  welche  den 
N.  medianus  begleitet.  Ein  anderer  Zweig,  A.  interossea  vo¬ 
laris  perforans  (A.  interossea  inferior  dorsalis  s.  interossea 
perforans  inferior),  tritt  am  unteren  (distalen)  Ende 
des  Lig.  interosseum  auf  der  Rückseite  des  Unter¬ 
armes  und  geht  an  der  Dorsalfläche  der  Handwurzelknochen 
in  das  hier  gelegene  Reti  carpi  dorsale  über. 

b)  die  A.  interossea  dorsalis  s.  posterior  s.  externa  (auch  als 
A.  interossea  perforans  superior  bezeichnet)  tritt  am  obe¬ 
ren  (proximalen)  Ende  des  Lig.  interosse- 
u  m  unter  dem  M.  Supinator  brevis  zur  Rückseite  des  Unter¬ 
armes  und  zieht  hier  in  Begleitung  des  N.  interosseus  dorsal 
zwischen  den  oberflächlichen  und  den  tie¬ 
fen  Extensoren  des  Unterarmes  nach  abwärts.  Ein 
Zweig  derselben,  die  A.  recurrens  interossea,  geht  unter 
dem  M.  anconaeus  quartus  zum  Rete  decrani. 

3.  Der  R.  carpeus  volaris  (mitimter  mehrere  kleine  Aeste)  zieht 
am  unteren  Rande  des  M.  pronator  quadratus 
zum  Rete  carpi  vdare  hin. 

4.  Der  R.  carpeus  dorsalis  (mitunter  ebenfalls  mehrere  kleine 
Aeste)  zieht  unter  der  Insertionssehne  des  M. 
flexor  carpi  ulnaris  zur  Rückseite  der  Hand,  um  in  das 
dort  gelegene  Rete  carpi  dorsale  überzugehen. 

5.  Die  A.  metacarpea  dorsalis  von  HENLE,  welche  öfters  mit 
den  vorigen  Arterien  gemeinsam  entspringt,  geht  ebenfalls  unter 
der  Insertionssehne  des  M.  flexor  carpi  ulna- 
r  i  s  zur  Rückseite  der  Hand  und  endet  am  Ulnarrande  des  kleinen 
Fingers  (A.  digit.  V.  dors.  ulnans). 


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321 


6.  Der  R.  volar is  superficialis  (A.  metacarpea  volaris  sublimis 
von  HENLE  geht  neben  dem  oberflächlichen  Aste  des  N.  ulnaris 
unterdemM.  palmarisbrevisundderAponeu- 
rosis  palmaris  in  den  oberflächlichen  Hohlhandbogen, 

Arcus  volaris  superficialis,  über. 

7.  Der  R.  volaris  profundus  (A.  metacarpea  volaris  profunda 
von  HENLE  zweigt  sich  in  der  Nähe  des  Erbsenbeines  von  der 
vorigen  Arterie  ab  und  dringt  mit  dem  tiefen  Aste  des  N.  ulnaris 
meistens  zwischen  d em  M-abduct^r^nfi  ^ 
brevisdigiti  minimi  in  die  Tiefe,  um  sich  in  den  tiefen 
Hohlhandbogen  Arcus  volaris  profundus,  einzusenken. 

Von  den  beiden  Endästen  der  A.  ulnaris  ist  der  tiefe  Ast  er- 
hebüch  schwächer  als  der  oberflächliche;  den  letzteren  kann  man 
somit  als  eigentliche  Fortsetzung  der  Arterie  auffassen. 

^^A.  radialls,  . 

Die  A.  radialis  ist  am  oberen  Teile  des  Vorderarmes 
zwischen  dem  Muskelbauche  des  Brachioradialis  und  dem  M. 
pronator  teres  in  derselben  fibrösen  Scheide*)  gelegen,  welche  den 
M.  pronator  teres  bekleidet.  Weiter  u  n  t  e  n-verläuft  sie  sehr  ober¬ 
flächlich,  nämlich  nur  von  der  Haut  und  Fascie  bedeckt,  zwischen 
der  Sehne  des  M.  brachioradialis”ünd  ‘M.  ffexor  carpi  radialis. 

Man  kann  also  sagen,  dass  die  Arterie  zunächst  etwas  tiefer,  dann 
oberflächlicher  zwischen  dem  Brachioradialis  und 
den  oberflächlichen  Flexoren  nach  abwärts  zieht. 

Ihre  Verlaufsrichtung  ist  durch  eine  Linie  gegeben, 
welche  von  der  Mitte  der  Ellenbeuge  bis  zur  Mitte  zwischen  dem 
Proc.  styloideus  radii  und  der  Sehne  des  M.  flexor  carpi  radialis 
geht.  In  der  Nähe  des  Handgelenkes  ist  die  Arterie  dicht  vor 
dem  Radius  gelegen  und  ihr  Pulsieren  dort  bekanntlich  sehr 
deutlich  unter  der  Haut  zu  fühlen.  Von  dieser  Stelle  aus  tritt  die 
A.  radialis  unter  den  Sehnen  der  Mm.  abductor  pollicis  longus, 
extensor  policis  brevis  und  extensor  pollicis  longus  dicht  auf  der 
Kapsel  des  Handgelenkes  zum  Rücken  der  Hand  hinüber.  Die 
Arterie  ist  auch  hier  in  der  sogen.  Tabati&re*)  deutlich  fühl- 

>)  Will  man  die  A.  radialis  in  dieser  Gegend  unterbinden,  so  muss 
man  infolgedessen,  nachdem  man  den  M.  brachioradialis  lateralwärts  ver¬ 
schoben  hat,  zuerst  diese  fibröse  Scheide  spalten,  um  das  Ge- 
fäss  zu  Gesicht  zu  bekommen. 

>)  Die  Bezeichnung  Tabatiire  (Schnupftabakdose)  rührt  daher, 
weil  die  alten  Anatomen  in  diese  Grube  den  Schnupftabak  zu  schütten  pfleg¬ 
ten,  wenn  sie  schnupfen  wollten,  ohne  sich  die  schmutzigen  Finger  zu 
wasdien. 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aofl.  21 


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322 


bar,  d.  h.  einer  Grube,  welche  zwischen  den  beiden  Sehnen  der 
Mm.  abductor  pollicis  longus  und  extensor  pollicis  brevis  einer¬ 
seits  und  der  Sehne  des  M.  extensor  pollicis  longus  andererseits 
deutlich  sichtbar  wird,  wenn  man  den  Daumen  abduciert.  Vom 
Handrücken  kehrt  jedoch  die  A.  radialis  bald  wieder  zur 
Hohlhand  zurück,  indem  sie  im  1.  Intermetacarpalraum 
zw  ischendie  beiden  Ursprungköpfe  desM.  in- 
terosseus  dorsalis  I  eindringt  und  sich  hier  in  ihre  bei¬ 
den  E  n  d  ä  s  t  e  ,  die  princeps  pollicis  für  den,  Daumen  und 
den  R.  volaris  profundus  für  den  tiefen  Hohlhandbogen,  spaltet. 
Während  die  Arterie  unter  dem  M.  brachioradialis  liegt,  ist  sie 
von  dem  oberflächlichen  Aste  des  N.  radialis  begleitet,  welcher 
sich  jedoch  weiter  abwärts  von  ihr  trennt  und  schon  früher  unter 
der  Brachioradialissehne  zur  Rückseite  des  Unterarmes  tritt.  Die 
Aeste  der  A.  radialis  heissen: 

1 .  Die  A.  recurrens  radialis  läuft  unter  den  Muskeln 
der  Radialgruppe  zum  Rete  olecraui  hin. 

2.  Der  R.  carpcus  volaris  begibt  sich  am  unteren  Rande 
d  e  s  M.  pronator  quadratus  zum  Rete  carpi  volare. 

3.  Der  R,  volaris  superficialis  (A.  metacarpea  volaris  sublimis 
von  HENLE)  ist  ein  schwacher  Ast,  welcher  meistens  auf, 
seltener  zwischen  den  Muskeln  des  Daumen¬ 
ballens  zum  Arcus  volaris  superficialis  hinzieht.  Dieser 
Ast  kann  übrigens  auch  ganz  fehlen  oder  sich  zwischen  den 
Daumenmuskeln  verlieren. 

4.  Der  R.  carpeus  dorsalis  (mitunter  doppelt)  geht  dicht 
aufder  Rückseite  der  Handwurzelknochen 
zum  Rete  carpi  dorsale  hin. 

5.  Die  A.  metacarpea  s.  intermetacarpea  dorsalis  prima  (A.  in- 
terossea  dorsalis  prima  von  HYRTL  entspringt  ebenfalls  be¬ 
reits  am  Handrücken  und  spaltet  sich  in  drei  Aa.  di- 
gitaljs  doi^s^l^s  Vax  die  beiden  Ränder  des  Daumens  und  den 
Radialrand  des  Zeigefingers. 

6.  Der  R.  volaris  profundus  (A.  metacarpea  volaris  profunda  von 
HENLE)  geht  zwischen  den  beiden  Köpfen  des 
M.  interosseus  dorsalis  1.  in  den  Arcus  volaris 
profundus  über,  zu  dessen  Bildung  er  hauptsächlich  beiträgt. 

7.  Die  A.  princeps  pollicis  (A.  digitalis  communis  volaris  prima 
von  Henle)  spaltet  sich  unter  den  Muskeln  des 
Daumenballens  in  drei  Aa.  digitales  volares  vrooriae, 
welche  die  beiden  Ränder  des  Daumens  und  den  Radialrand 


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323 


des  Zeigefii^ers  (A.  vdaris  indicis  radialis)  an  der  Volar¬ 
seite  versorgen. 

Rete  cubitale  s.  olecrani  s.  articulare  cubiti. 

Die  vielen  Zweige,  welche  von  den  Annarterien  nach  der 
Gegend  des  Ellbogengelenkes  hinstreben,  bilden  hauptsächlich  an 
der  hinteren  Fläche  des  Olecranon  ein  arterielles  Netzwerk, 
welches  man  als  Rete  cubitale  s.  olecrani  bezeichnet  hat.  An  der 
Bildung  derselben  nehmen  teil: 

a)  die  A.  collateralis  radialis  (inferior)  Aeste  der  A^  brachia- 

b)  die  A.  collateralis  medm  lis,  welche  sämtlich 

c)  die  A.  collateralis  ultiaris  superior  nach  abwärts  ver- 

d)  die  A.  collateralis  tdnaris  inferior  laufen. 

e)  die  A.  recurrens  radialis  Aeste  der  entsprechenden  Unter- 

f)  die  Aa.  recurrentes  ulnares  armarterien  (A.  radialis,  ulnaris 

g)  die  A.  recurrens  interossea  und  interossea  dors.),  welche 

sämtlich  aufwärts  ziehen. 

Rete  carpi  volare. 

Das  Rete  carpi  vorlare  bildet  ein  meistens  nur  sehr  schwach 
und  undeutlich  entwickeltes  Netzwerk,  welches  an  der  Volar- 
fläche  unmittelbar  auf  den  Bändern  der  Hand¬ 
wurzelknochen  gelegen  ist.  Abgesehen  von  den  schwachen 
Endzweigen  der  A.  interossea  vol.  wird  dieses  Netz  von  der  A. 
carpea  volaris  aus  der  A.  radialis  und  von  der  A.  carpea  vdaris 
aus  der  A.  ulnaris  gebildet. 

Reti  carpi  dorsale. 

Das  Rete  carpi  dorsale  liegt  an  der  Dorsalfläche  un¬ 
mittelbar  auf  den  Bändern  der  Handwurzel¬ 
knochen  und  ist  immer  bedeutend  stärker  entwickelt  als  die 
Rete  carpi  volare.  An  der  Blldüng  des  dorsalen  Arteriennetzes 
beteiligen  sich  zunächst  die  A.  carpea  dorsalis  aus  der  A.  radialis 
und  die  A.  carpea  dorsalis  aus  der  A.  ulnaris.  Ausserdem  senkt 
sich  die  Ä.  interossea  volaris  perforans  {A.  interossea  perforans  in¬ 
ferior  mit  ihren  Endzweigen  in  dieses  Netz  ein. 

Ist  das  Rete  carpi  dorsale  gut  entwickelt,  so  entspringen  aus 
demselben  3  Aa.  metaearpeae  s.  intermetacarpeae  dorsales  (Aa.  in- 
terosseae  externae  s.  dorsales  anderer  Autoren),  welche  auf  den 
Mm.  interossei  zwischen  den  letzten  4  Metacarpal- 

21* 


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k  n  o  c  h  e  n  nach  abwärts  ziehen,  um  sich  alsdann  in  die  Aa.  di¬ 
gitales  dorsales  für  je  zwei  benachbarte  Fingerränder  zu  spalten. 
Doch  pflegen  die  letzteren  die  Versorgung  der  Fingerrücken  nur 
bis  zur  Mitte  der  II.  Phalange  zu  übernehmen. 

Arcus  volaris  superficialis. 

Der  oberflächliche  Hohlhandbogen,  Arcus 
volaris  Wird  von  dem  stark  entwickelten^  R.  volaris 

superficialis  (A.  metacarpea  vol.  subl.  von  Henle>  aus  der  A.  ul- 
mris  und  von  dem  viel  schwächeren  R.  volaris  superficials  (A. 
metacarpea  vol.  subl.  von  HENLE)  aus  der  A.  radialis  gebildet, 
welche  beide  bogenförmig  zusammenfliessen.  Dieser  arterielle  Bo¬ 
gen  liegt  unmittelbarunter  der  Aponeurosispal- 
m  a  r  i  s  und  bedeckt  eine  ziemlich  constant  vorh^dene  Anast o- 
mose  zwischen  dem  N.  medianus  und  ulnaris. 

""^orrdem  ccmvexen  Randr  des  Arcus  volaris  superficialis  gehen 
3  Aa.  digitales  communes  ab,  welche  sich  in  der  Nähe  der  Meta¬ 
carpalköpfchen  gabelig  spalten  und  auf  diese  Weise  die  Aa.  digi¬ 
tales  volares  propriae  für  die  einander  zugekehrten  Ränder  an  der 
Volarseite  der  letzten  vier  Finger  abgeben.  Die  letzgenannten  Ar¬ 
terien  übernehmen  jedoch  mittels  feiner  Netze  auch  die  Versorgung 
der  Fingerrücken  von  der  Mitte  der  II.  Phalange  bis  zur  Fingerspitze. 

Arcus  volaris  profundus. 

Der  tiefe  Hohlhandbogen,  Arcus  volaris  profundus, 
wird  von^m  starken  R.  volaris  profund^  ( A.  metacarpea  vöIänT' 
profunda  von  HENLE  aüs~der~3.'~>^^tgfo,.und  von  dem  viel 
schwächeren  gleichnamigen  Aste  aus  der  A.  ulnaris  gebildet  und 
ist  vor  den  Basen  der  Metacarpalknochen  neben, 
dem  tiefen  Aste  des  N.  ulnaris  gelegen. 

Aus  dem  convexen  Rande  des  tiefen  Bogens  gehen  in  den 
Zwischenräumen  der  4  letzten  Metacarpalknochen  3  Aa.  metor 
carpeae  s  intermetacarpeae  volares  (Aa.  interosseae  intemae  s.  vo¬ 
lares)  ab  und  senken  sich  in  die  Enden  der  Aa.  digitales  commu¬ 
nes  des  oberflächlichen  Bogens  ein.  Die  Aa.  metacarpeae  volares 
und  dorsales  sind  zwischen  den  Basen  und  mitunter  auch  zwischen 
den  Köpfchen  der  Metacarpalknochen  durch  je  einen  R.  perforans 
interosseus  verbunden.  Wenn  das  Rete  carpi  dorsale  schwächer 
entwickelt  ist,  so  können  die  Aa.  intermetacarpeae  dorsales  aus 
den  hinteren  Rami  perforantes  interossei  hervorgehen. 


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325 


IX.  A  coeliaca. 

Die  A.  coeliaca  ist  ein  unpaarer  Ast,  welcher  aus  der  Aorta 
d icht  über  dem  oberen  Rande  des  Pankreas  ent- 
springt  und  sich  kurz  nach  seinem  Ursprünge  in  drei  Zweige 
spaltet.  Diese  drei  Zweige,  denen  die  Arterie  die  Bezeichnung 
Tripus  Halleri  verdankt,  heissen  folgendennassen: 

1.  Die  A.  qostriai..säaifaMfaar^ronaria  ventriculi  sinistra  ver¬ 
läuft  von  der  Cardia  an  längs  der  linken  Hälfte  der 
kleinen  Curvatur  des  Magens,  indem  sie  den  angren- 
den  Teil  des  letzteren  und  das  Lig.  hepatogastricum  versorgt  und 
mit  den  anderen  Magenarterien  Anastomosen  eingeht.') 

2.  Die  A.  lienalis  s.  splenica  zieht  längs  des  oberen 
Rand  es  des  Pättkreäs  in  transversaler  Richtung  nach  links 
zumHilus  der  Milz  und  gibt  auf  diesem  Wege  folgende  Zweige  ab: 
f  a)  Rr.  pancreatiä  zum  angrenzenden  Teil  des  Pankreas; 

2, b)  Rr.  gastrici  breves  zum  Fundus  des  Magens; 
j  c)  die  A.  gastroepiploica  sinistra,  welche  längs  der  linken 
Hälfte  der  grossen  Curvatur  des  Magens 
verläuft  und  den  angrenzenden  Teil  des  letzteren  nebst  dem 
grossen  Netz  (Epiploon)  versorgt; 
j/  d)  Er.  lienales,  welche  in  den  Hilus  der  Milz  eindringen. 

3.  Die  A.  hepglirr  in  dem  Lig.  hepatoduode- 
n  a  1  e  zusammen  mit  der  Pfortader  und  dem  Ductus  choledochus 
zur  Porta  hepatis  und  teilt  sich  hier  in  zwei  Zwdge,  von 
denen  der  R.  hepaticus  sinister  den  linken,  der  R.  hepaticus  dexter 
den  rechten  Leberlappen  versorgt.  Die  Lage  der  Leberarterie,  des 
Oallenganges  und  der  Pfortader  zu  einander  ist  eine  derartige, 
dass  die  A.  hepaiica  am  meisten  nach  links,  der  Ductus  choledochus 
am  meisten  nach  rechts  imd  die  V.  portae  zwischen  und 
zugleich  hinter  den  beiden  eben  genannten  Oefässen  gelegen 
ist.  Von  der  A.  hepatica  entspringen  folgende  Zweige: 

/a)  die  A.  gastrica  dextra  s.  coronaria  ventriculi  dextra  verläuft 
^~^ängs  der  rechten  Hälfte  der  kleinen  Curva¬ 
tur  des  Magens  und  versorgt  den  angrenzenden  Teil 
des  letzteren  und  des  Lig.  hepatogastricum; 
b)  die  A.  gastroduodenalis  zieht  hinter  der^ars  hori- 
zontalis  sup.  des  Duodenum  nach  abwärts  und 
teilt  sich  in  zwei  Zweige,  nämlich 


tußiU, 

.-»i 


‘)  Sämtliche  Magenarterien  stehen  übrigens  untereinander  durdi 
zahlreiche  Anastomosen  in  Verbindung. 


S. 

V/tc  <  , 

v^i  /  r  j  rf</  i , 

-t'  -  /f.‘ 
/ 


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326 


a)  die  A.  gasiroepiploica  dextra,  welche  längs  der  rech¬ 
ten  Hälfte  der  grossen  Curvatur  des  Ma¬ 
gens  verläuft  und  den  angrenzenden  Teil  des  letzteren 
nebst  dem  grossen  Netz  versorgt,  und 
ß)  die  A.  pancreaticoduodencUis  superior,  welche  zwischen 
dem  Kopfe  des  Pankreas  und  der  oberen 
Hälfte  der  Pars  descendens  duodeni  liegt 
imd  die  eben  genannten  Organe  versorgt; 
er  R.  hepaticus  dexter  und  sinister  treten  an  der  Porta  he- 
latis  in  den  linken  und  den  rechtenLeberlappen 
hinein.  Lieber  ihren  weiteren  Verlauf  in  der  Lebersubstanz 
ist  bei  der  Leber  nachzusehen.  Aus  dem  stärkeren  R.  hepa- 
ticüs  dexter  entspringt  kurz  vor  seinem  Eintritt  in  die  Leber 
die  A.  cystka,  welche  die  Gallenblase  nebst  der  an¬ 
grenzenden  Lebersubstanz  versorgt. 


X.  A.  mesenterica  superior. 

Die  A.  mesenterica  (mesaraica)  superior  ist  ebenfalls  ein  un- 
paares  Gefäss,  welches  an  demunteren  Rande  des  Pan¬ 
kreas  (dicht  oberhalb  de^  Flexura  duodenojejunalis)_„aus  der 
Aorta  hervortritt  und  in  der  Winkel  des  Dünndarmgekröses  unter 
einem  nach  links  convexen  Bogen  bis  in  die  rechte  Fossa 
i  1  i  a  c  a  verläuft,  wo  sie  an  der  Uebergangstelle  zwischen  Ileum 
und  Caecum  als  A.  ileocdica  endet.  Die  Aeste  derselben  sind: 

1.  Die  A.  pancreaticoduodenalis  inferior  läuft  zwischen 

dem  Kopfe  des  Pankreas  und  der  Concavität 
der  unteren  Hälfte  des  Duodenum  der  A.  pancrea¬ 
ticoduodenalis  superior  entgegen,  um  mit  der  letzteren  zu  anasto- 
niosieren  und  den  unteren  Teil  des  Pankreaskopfes  und  des  Duo¬ 
denum  zu  versorgen.  Äii a</ 

2.  Die  Aa.  intestinales  ( 14LJ16  an  Her  7^hl\  entspringen  aus 
t  der  Convexität  des  Bogens  und  verlaufen  zwischen  den  bei- 
-  den  Blättern  des  Gekröseszum  Dünndarm,  wel- 

. '  '  chen  sie  (mit  Ausnahme  des  Duodenum)  vollständig  versorgen, 

indem  die  benachbarten  Gefässe  untereinander  b  o  g  e  n  f  ö  r  m  i- 
■,  '  .  ge  Anastomosen  eingehen.  ;  .  '  : 

3.  Mehrere  Rr.  coliei  dextri  entspringen  aüs  der  A.  coiica 
media  und  ileocolia  oder  eine  A.  colica  dextra  aus  der  Concayi- 

ff'  tät  des  Stammes  der  A.  mesenterica  superior  und  verlaufen  längs 
der  hinteren  Bauchwand  nach  rechts  zum  Colon  ascen- 
d  e  n  s. 


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327 


4.  Die  A.  colica  media  geht  zwischen  den  beiden  Blättern  des 
Mesocolon  transversum  zum  Colon  transversum. 

5.  Die  A.  ileocdica  versorgt  die  Uebergangstelle 

zwischen  Ileum  und  Caecum  und  tritt  auch  hinter 
dem  ersteren  Darmabschnitte  als  A.  appendicularis  zum  Proc. 
vermiformis  hin.  >. 

XI.  A.  mesenterica  Inferior. 

Die  A.  tnesenterica  (mesaraica)  inferior  ist  ebenso  wie  die  bei¬ 
den  vorigen  unpaar  und  entspringt  etwa  3—4  cm  über  der 
Teilu  n  gstelle  der  Aorta  in  die  beiden  Aa.  iliacae  com- 
munes.  Sie  zFeht  ~erst  dfcht  vor '  der  Aorta,  sodann  an  der  hinteren 
Rauchwand  nach  links  und  abwärts  und  teilt  sich  bald  in  ihre 
beiden  E  n  d  ä  s  t  e ,  die  A.  colica  sinistra  und  die  A.  haeniorrhoi- 
dalis  Superior,  welche  stumpfwinkelig  nach  oben  und  nach  unten 
divergieren. 

1.  Die  A.  colica  sinistra  zieht  vor  Hem  linlfpn  Ureter  und  der 
linken  A.  spermatica  int.  nach  oben  und  lateralwärts,  um  das  — 
Colon  descendens  zu  versorgen.  Die  Zweige  derselben  '  " 
anastomosieren  mit  der  A.  colica  media  und  A.  haemorrhoidalis  ^  ■ 
Superior  durch  ähnliche  Gefässbogen,  wie  sie  sich  auch 
sonst  überall  an  der  Gefässen  des  Dünndarmes  und  Dickdarmes 
vorfinden.  Mit  der  A.  colica  sin.  zusammen  verläuft  der  obere 

Teil  der  V.  mesenterica  inferior  nach  aufwärts. 

2.  Die  A.  haemorrhoidalis  superior  s.  interna  läuft  nach  ab¬ 
wärts  zur  Flexura  sigmoidea  und  dem  oberen 
Teile  d  e  s  K  eTT  ü  rif.  'Die  zur  Flexur  gehenden  Zweige  können 
als  Aa.  siqmoideae  bezeichnet  werden.  Nach  oben  geht  diese  Ar¬ 
terie  mit  der  A.  colica  sin.,  nach  unten  mit  der  A.  haemorrhoi¬ 
dalis  media  (aus  der  A.  hypogastrica)  Anastomosen  ein. 

XII.  A.  Illaca  cotntnunls. 

Die  An.  iliacae  commuiies  (Aa.  anonymae  iliacae  von  HENLE) 
entstehen  gabelförmig  aus  dem  Ende  der  Aorta,  welches  ungefähr 
an  der  Grenze  zwischen  dem  IV.  und  V.  Lendenwir- 
b  ^(mitunter  aber  auch  efwas”  höher  öder  tiefer)  gelegen  ist.  Eine 
y^e  von  diesen  beiden  Arterien  bildet  einen  kurzen  Stamm,  wel¬ 
cher  von  der  eben  genannten  Stelle  längs  des  medialen 
Randes  des  M.  psoas  major  bis  zum  oberen  Ende  der  Ar-, 
t  i  c  u  1  a  t  i  o^  s  a  c  r  o  i  1  i  a  c  a  zieht, .  um  sich  vor  der  letzteren 
iti  die  A.  hypogastrica  s.  iliaca  interna  und  die  A.  iliaca  externa' 


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328 


zu  teileiL  Zu  beachten  ist  das  Lageverhältnis  zwischen 
den  eben  genannten  Arterien  und  den  gleichnamigen  Venen, 
welche  dieselben  begleiten.  Die  V.  cava  inf.  liegt  rechts  von  der 
Aorta  und  teilt  sich  in  gleicher  Höhe  mit  der  letzteren  in  die  bei¬ 
den  Vv.  iliacac  communes,  von  denen  sich  jede  wiederum  in  die 
V.  iliaca  ext.  und  V.  hypogastrica  spaltet.  Diese  Venen  haben  nun 
das  Bestreben,  an  die  mediale  Seite  d ej"  entspreche n- 
den  Arterien  zu  gelangen,  und  es  müssen  zu  diesem 
Zwecke  verschiedene  Kreuzungen  stattfinden,  welche  ein  Blick  auf 
die  unten  gegebene  Zeichnung  besser  klar  macht,  als  dies  eine  de- 


J.undP'.  A.unäl''. 

ren.  deitra  rcTt.  sin. 


iliaca  ezh  hypogastrica  iliaca  ejl. 

Fig.  18. 

Die  Lageverhaitoisse  der  Vasa  renalia  und  iliaca. 

taillierte  Schilderung  tun  könnte.  Für  alle  diese  Kreuzimgen  gilt 
jedoch  das  Gesetz,  dass  an  den  Kreuzungstellen  die  <>ntspr«»rhi»ti. 
den  Venen  stets  hinter  den  A  r  _t,e  r  i  e  n  hinwegziehen.l^) 

Umgekehrt  gilt  für  die  Nierengegend  das  Gesetz,  dass  die  Vena 
cava  inferior  und  die  von  ihr  abgehenden  Nierenvenen  bei  den  verschiedc- 


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cTTf]  ^l.fd  r( .  ■'''/<’').  :ix,.  ^  .  ^  *'  ‘  ,.,t  i/.'-(t'  -'. 


lAA'^-^uo  7 


Ccu^7,<jU^-< 

329  — 

Xlil.  A.  hypogastrica.  pAtv^lcCb. 

Die  Ä.  hypogastrica  s.  iliaca  interna  steigt  vor  der  Art  i  - 
culatiosaoroiliaca  in  das  kleine  Becken  hinab  und  löst 
sich  nach  kurzem  Verlauf  Tn~9‘  "ÄStiFJ  “aufj”  welche  grösstenteils 
vor  dem  Plevns  «arralis  nach  verschiedenen  Richtungen  divergieren. 
Sehr  häufig  ist  die  Arterie  auch  erst  in  einen  oberen  und  unteren 
Ast  gespalten,  von  denen  alsdann  ihre  9  Endäste  abgehen.  Die 
Aeste  heissen: 

1.  Die  A,  umhilicalis  (Nabelarterie)  verläuft  beim  F  o  e  t  u  s 
jederseits  neben  der  Harnblase  zur  vorderen  Bauchwand, 
wo  sie,  bedeckt  vom  Peritonaeum,  bis  zum  Nabel  in  die  Höhe 
zieht,  um  sich  hierauf  innerhalb  des  Nab  e  1  s  t  r  a  n  g  e  s 
bis  zum  Mutterkuchen  fortzusetzen.  Beim  Erwachsenen  ist  die  Ar¬ 
terie  obliteriert  und  bildet  auf  jeder  Seite  einen  bindegewebigen 
Strang,  das  Lig.  M«j6t/icofe  (vesicale)  fnteraZc,  welches  in  gewissem 
Grade  dazu  dientp  die  Blase  in  ihrer  Lage  zu  erhalten.  Doch  bleibt 
auch  beim  Erwachsenen  nicht  seiten  der  Anfangsteil  der  A.  lun- 
bilicialis  wegsam,  und  von  diesem  für  das  Blut  passierbaren  Ab¬ 
schnitte  der  Arterie  entspringen  dann  die  Aa.  vesicales  superiores, 
welche  zum  oberen  Teile  der  Harnblase  ziehen. 

2.  Die  A.  ohturatoria  zieht  in  Begleitung  des  N.  obturatorius 
dicht  unterhalb  der  Liftea  terminalis  s.  inno¬ 
min  a  t  a  an  der  Innenfläche  des  M.  obturator  int.  nach  vorn  und 
tritt  durch  die  obere  Ecke  des  For.  obturatum 
zum  Becken  hinaus,  um  sich  dort  in  einen  medialen  und 
einen. 1  ateralen  Endzweig  zu  spalten.  Die  Zweige  dieser 
Arterie  sind: 

a)  ein  B.  pubicus  zieht  hinter  dem  oberen 
S  c  hT~m  b  e  i  n  a  s  t  nach  medianwärts  und  anastomosiert 
mit  dem  gleichnamigen  Aste  der  A.  epigastrica  inferior.  Diese 
Anastomose  verläuft  dicht  hinter  dem  lateralen  Rande  des 
Lig.  Gimbemati.  Wenn  der  Anfangsteil  der  A.  obturatoria 
sehr  schwach  und  diese  Anastomose  sehr  stark  entwickelt  ist, 
so  kommt  jene  für  Bruchoperationen  so  wichtige  Gefäss- 

nen  Kreuzungen  mit  der  Aorta  und  den  NiereHwt/rieif^ets  v^^f'"de^le^- 
teren  gelegen  sind. 

‘)  Wenn  man  die  A.  umbilicalis  mitzählt,  welche  beim  Foetus  ein  an¬ 
sehnliches  Gefäss  darstellt,  beim  Erwachsenen  dagegen  obliteriert  ist,  würde 
die  Zahl  der  Aste  zehn  betragen. 

’)  Die  verde^bhche_Bedeutung  dieser  Anomalie  liegt  darin,  dass  die 
anomale  A.  ofiturator «ö’^ünTalCTalen  Rande  des  Gimbemat’schen  Bandes 
verläuft,  welches  bei  Einklemmungen  von  SchenkelbrUchen  eingeschnitten 


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330 


anomalie  zu  Stande,  bei  welcher  die  A.  obturatoria  aus  der 
A.  epigastrica  inf.  entspringt; 

1))  der  m  ^d  i  a  1  e  E  n  d  a  s  tj^  Ä.  anterior  s.  internus,  verläuft 
längs  des  medialen  Randes  des  For.  obtu- 
r  a  t  u  m  und  versorgt  ausser  den  Mm.  obturatores  haupt¬ 
sächlich  die  Adductoren  des  Oberschenkels; 

c)  der  1  aj.e  r  a  1  e  E  n  d  a  s  t ,  R.  posterior  s.  externus,  verläuft 
am  lateralen  Rande  des  For.  oblaLr.atum  imd 
verästelt  sich  in  den  benachba^n  Hüftmuskeln-  und  der  Hüft¬ 
gelenkkapsel.  Von’  diesem  Endaste  geht  ein  kleiner  Zweig, 
die  A.  acetabuH,  durch  die  Inc.  acetabuliin  das 
Lig.  teiges  hinein. 

3.  Die  A.  ütolumhalis  zieht  zwischen  M.  psoas  und 

iliacus  nach  laterarwäris  und  versorgt  dieselben  mit  Zweigen. 
Wenn  die  Arterie  gut  entwickelt  ist,  so  läuft  ein  Ast  derselben 
längs  der  Crista  iliaca  nach  vom,  um  mit  der  A.  cir- 
cuhiflexa  ilium  zu  anastomosieren.  Ein  R.  spinalis  zieht  nach  hin¬ 
ten  in  den  Wirbelkanal  hinein.  ’ 

4.  Die  A.  sacralis  lateralis  läuft  an  der  Vorderfläche  des 
Kreuzbeines  vor  den  Forr.  sacralia  anteriora  nach 
abwärts  und  schickt  durch  die  letzteren  die  Rr.  spinales  in  den 
Kreuzbeinkanal  hinein.  Die  Enden  der  Rr.  spinales  gelangen  durch 
•die  Forr.  sacralia  posteriora  zur  Rückseite  des  Kreuzbeines,  wo 
sie  die  dort  gelegene  Muskulatur  imd  Haut  versorgen. 

5.  Die  Aa.  vesicales  inferiores  gehen  nach  vorn  und  median- 
wärts  zum  Blasengrunde,  zur  Prostata  und  zu  den 
S  a  m  e  i^b  1  a  s  e  n.  Beim  Weibe  wird  auch  die  Vagina  durch 
einige  Zweige  derselben  versorgt. 

6.  Die  A.  haemorrhoidalis  media  läuft  oberhalb  der 
Beckenfascie  zum  Rectum,  indem  sie  dem  letzteren  und  dem 
Mnevator'ähi  Zweige  gibt. 

7.  Die  A.  uterina  (beim  Weibe)  und  die  A  deferentialis  (beim 
Manne)  stellen  Analoga  dar.  Die  A.  uterina  verläuft  nach  vom 
und  medianwärts  bis  in  die  Nähe  der  Cervix  uteri. 
Nachdem  sie  hier  die  A.  vaginalis  abgegeben  hat,  welche  ander 
Seitenwand  der  Vagina  nach  abwärts  verläuft,  zieht  sie 
zwischen  den  beiden  Blättern  des  Lig.  latum  unweit  des  Seiten 

wurde,  um  den  cinschtiürenden  Ring  zu  trennen  {Corona  mortis,  Totenkranz* 
arterie,  Hesselbach). 


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331 


Tandes  der  Oe b ä r m  u 1 1 e r  in  die  Höhe  und  versorgt  die 
letztere  mit  Zweigen.  Vom  fundus~iiteri  an  zieht  die  A.  uterina 
alsdann  wieder  nach  lateralwärts  und  endet  in  Zweigen  für  die 
Tube  und  das  O  v  a  r  i  u  ni ,  welche  mh  den  Zweigen  der  A, 
spehnatica  int.  anastomosieren.  Die  A.  uterina  ist  für  gewöhnlich 
■ein  leicht  geschlängeltes  Oefäss  von  massigem  Kaliber,  erlangt  je¬ 
doch  beim  schwangeren  Weibe  eine  beträchtliche  Stärke.  Sehr 
häufig  ist  sie  schon  in  einer  gewissen  Entfernung  von  der  Cervix 
Uteri  in  mehrere  Zweige  geteilt.  Lieber  ihre  Beziehungen  zum 
Ureter  ist  ebendaselbst  nachzusehen.  Die  derselben  analoge  A.  de- 
ferentiulis  des  Mannes  läuft  zu  dem  Ductus  deferens  und 
versorgt  denselben  mit  auf-  und  absteigenden  Zweigen,  von  denen 
die  letzteren  sich  sogar  bis  zum  Nebenhoden  erstrecken  und  mit 
der  A.  sperm.  int.  anastomosieren  können. 

8.  Die  A.  glutaea  superior  (A.  glutaea  von  HENLE)  tritt,  ge¬ 
wöhnlich  zwischen  dem  letzten  Lumbal-  und  ersten  Sacralnerven, 
oberhalb  des  M.  piriformis  (For.  suprapiriforme)  zu¬ 
sammen  mit  dem  N.  glutaeus  sup.  aus  dem  For.  ischiadicum  ma- 
jus  heraus  und  teilt  sich  gewöhnlich  in  zwei  Zweige,  von  denen 
sich  der  eine  zwischen  M.  glutaeus  maximus  und  medius,  der  an¬ 
dere  zwischen  M.  glutaeus  medius  und  minimus  zu  verästeln  pflegt. 

9.  Die  A.  glutaea  inferior  (A.  ischiadica  von  HENLE)  geht  nach 
Durchbrechung  des  Plexus  sacralis  unterhalb  des  M.  piri¬ 
formis  (For.  infrapirifonne)  zusammen  mit  dem  N.  glutaeus 
inf.  durch  das  For.  ischiadicum  majus  heraus  und  versorgt  haupt¬ 
sächlich  den  M.  glutaeus  maximus.  Andere  Zweige  gehen  zum 
Hüf^elenk  und  zu  den  benachbarten  Auswärtsrollem  und  Flexoren 
•des  Oberschenkels.  Unter  den  abwärts  verlaufenden  Zweigen  be¬ 
gleitet  constant  die  kleine  A.  comes  n.  ischiadici  den  N.  ischiadi- 
■cus  eine  längere  oder  kürzere  Strecke. 

10.  Die  A.  pudenda  interna  s.  communis  geht  ebenfalls  u  n- 
te  r  h  a  1  b  des  M.  piriformis  mit  dem  N.  pudendus  (com¬ 
munis)  durch  das  For.  ischiadicum  majus  aus  dem  Becken 
heraus,  gelangt  hierauf  hinter  die  Spina  ischiadica 
und  geht  alsdann  durch  das  For.  ischiadicum  minus  wieder 
in  das  kleine  Becken  (richtiger  die  Fossa  ischiorectalis) 
hinein.  Daselbst  verläuft  die  Arterie  an  der  Innen  fläche 

_ _  des  M.  Obturator  int,  in  der  hier  gelegenen  Fascie  nach 

vom,  um  schliesslich  längs  des  medialen  Randes  des  oberen  Sitz¬ 
bein-  und  unteren  Schambeinastes  zwischen  den  Fasern 


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332 


des  M.  transversus  perinei  pro  ^is  unter  die 
Svmphvsis  oss.  pubis  zu  ziehen,  wo  sie  sich  in  ihre  beiden  End¬ 
äste,  die  A.  dorscdis  penis  und  A.  profunda  penis,  spaltet.  Ihre 
Zweige,  welche  stets  von  den  gleichnamigen  Aesten  des  N.  puden¬ 
dus  (communis)  begleitet  sind,  heissen  folgendermassen: 

a)  die  Aa.  haemorrhoidales  inferiores  s.  extemae  ziehen  schräg 
oder  transversal  durchdas  Fett  derFossa  ischio- 
r  e  c  t  a  1  i  s  zur  Analöffnung  hin; 

b)  die  perinei  zieht  oberflächlich  unter  der  Haut  des  Dammes 
in  der  Furche  zwischen  dem  M.  ischio  -  undbul- 
bocavernosus  beim  Manne  ziun  Scrotum,  beim  Weibe 
zu  den  grossen  Schamlippen  hin.  Ihre  Endzweige  hat 
man  infolgedessen  als  Aa.  scrotales  (labiales)  posteriores  be- 
zeichnet.  Die  Arterie  versorgt  ausser  den  Dammmuskeln  die 
Haut  am  Damm  und  am  hinteren  Teile  des  Scrohun  (der 
grossen  Schamlippen).  Beim  Weibe  erhält  auch  das  Vestibu- 
lum  vaginae  nebst  den  Nymphen  kleinere  Zweige; 

c)  die  Ä.  hulbourethralis  (vielfach  in  eine  .4.  bulbi  urethrae  und 

A.  urethrdlis  geteilt)  verläuft  zwischen  den  Fasern 
des  M.  transversus  perinei  pr»f,  mpHian. — . 

wärts,  um  hauptsächlich  die  Urethra  zu  versorgen.  Ist  die 
Arterie  in  zwei  Aeste  geteilt,  so  pflegt  die  A.  bulbi  urethrae 
den  Bulbus  urethrae  und  die  im  Diaphragma  urogenitale  ge¬ 
legenen  Gebilde  zu  versorgen,  während  die  A.  urethrälis  jeder- 
seits  in  der  Rinne  zwischen  dem  Corpus  cavemosum  penis 
und  dem  Corpus  cavernosum  urethrae  bis  zur  Glans  jiach 
vom  verläuft; 

d)  die  A.  profunda  penis  (beim  Weibe  A.  profunda  clUoridis) 
dringt  an  der  medialen  Seite  in  die  WurzelderCorpp. 
cavernosa  p  e  n  i  s  (c  li  t  o  r  i  d  1  s)  ein  und  führt  den 
den  letzteren  das  zur  Erection  nötige  Blut  zu;.. 

e)  die  A.dorsalis  penis  {clUoridis)  bohrt  sich  dicht,  unter 
l_de_r_Sy..mp.hy  se  ne^n  dem  Lig.  Suspensorium  penis  hin- 
_durch ujidyexläuft  in  der  Rückenfurche  des P.eji.i s 

_  nach  vom,  um  hauptsächlich  die  Haut  desselben  nebst  der 
Eichel  zu  versorgen,  ln  der  letzteren  pfl:gen  die  linke  und 
rechte  A.  dorsalis  penis  bogenförmig  zu  anastomosieren. 
Kleine  Zweige  dringen  auch  in  die  Ck>rpp.  cavernosa  ein. 

Nach  Henle  teilt  sich  die  A.  pudenda  int.  am  hinteren  Rande  des 
M.  transv.  per.  prof.  in  die  A.  perinei  und  A,  penis,  von  denen  sich  die  letz¬ 
tere  wiederum  unter  der  Symphyse  in  die  A.dorsälis  und  profunda  penis  spaMei. 


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333 


Zwischen  den  beiden  Aa.  dorsales  penis  ist  eine  einfache  V. 
dorsahs  penis  gelegen.  Die  beiden  Nn.  dorsales  ziehen  an 
der  lateralen  Seite  der  Arterien  nach  vom. 

XIV.  A.  iliaca  externa. 

Die  A.  iliaca  externa  (von  HENLE  im  Gegensätze  zur  A.  hypo- 
gastrica  auch  kurzweg  als  A.  iliaca  von  anderen  Autoren  als  Bauch- 
stflck  der  A.  femoralis  bezeichnet)  läuft  am  medialenRande 
des  M.  psoas  nach  abwärts,  um  alsdann  durch  die  Lacuna  vaso- 
rum  unterhalb  des  Poupart 'sehen  Bandes  hin¬ 
durchzutreten  und  in  die  A.  femoralis  s.  cruralis  überzugehen. 

M-e  d  i  a  1  von  der  Arterie  ist  die  V.  iliaca  ext.  gelegen.  Der  N. 
femoralis  gelangt  erst  unterhalb  des  Poupart’schen  Bandes  (s.  Fig. 

114,  S.  226)  an  die  laterale  Seite  derselben.  Ausser  kleineren 
Muskelzweigen  gibt  die  A.  iliaca  kurz  vor  ihrem  Aus¬ 
tritte  aus  der  Bauchhöhle  folgende  Aeste  ab; 

1.  Die  A.  circumflexa  üium  pro/unda  s.  posterior  zieht  zuerst 
Jrinter  dem  Poupart 'sehen  Bande  und  dann 
längsder  Crista  iliaca  nach  hinten,  wo  sie  mit  Zweigen 
der  A.  iliolumbalis  zu  anastomosieren  und^die  benachbarten  Bauch- 
und  Häftmuskeln  _z^u_  versorgen  pflegt. 

2.  Die  A.  epi^astrica  inferior  verläuft  zunächst  unterhalb  des 

Aimulus  inguin.  int.  .  Fig.  7,  S.  151)  in  horizontaler  Richtung 
nach  medianwärt s,  biegt  sich  hierauf  fast  rechtwinkelig 
um  und  dringt  alsdann  in  die  Rcctusscheide  ein,  um  an  der  hin¬ 
teren  Fläche  des  M.  rectus  nach  ob  e  n  zu  verlaufen!  und  schliß- _ 

lieh  in  der  Substanz  dieses  Muskels  mit  der  A.  epigastrica  superior _ I 

(aus  der  A.  mammaria  interna)  zu  anastomosieren.^)  Lieber  die  | 
rechtwinkelige  Umbiegungsstelle  der  Epigastrica  inf.  hinweg  tritt 

der  Ductus  deferens  in  das  kläne  Becken  hinab.  Aus  der  A.  epi¬ 
gastrica  inf.  entspringen  noch  folgende  kleine  Zweige: 
a)  Ein  R.  pubicus  zieht  hinter  demLig.  P  o  u  p^a  r^t^i 
Svmphvsisoss.pu  b  i  s  parallel  mit  dem  gieichnanii- 
gen  Aste  der  A.  obturatoria,  mit  welchem  _er  eine  ~Anasto- 
mose  bildet.  Die  Anastomose  ist  hinter  dem  lateralen  Rande 
des  Lig.  Oimbernati  gelegen.  Wenn  dieselbe  sich  im  Laufe 

_ -  A  ‘  ■ 

Durch  die  Anastomose  zwischen  A.  epigastrica  siip.  und  inf.  wird 
eine  wichtige  arterielle  Verbindung  zwischen  der 

hergestellt,  durch  welche  bei  einer  Unterbin- 
dun^oaerVerSBpi!!!I2^^^  das  Blut  aus  der  oberen  in  die  untere 

Körperhälfte  gelangen  kann. 


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334 


der  Entwickelung  stark  ausbildet,  während  der  Anfangsteil 
der  A.  obturatoria  verkümmert,  so  kann  die  letztere  durch 
die  erstere  vollständig  eraetzt  werden  (anomaler  Ursprung 
der  A.  obturatoria  aus  a.  epigastr.  inf.  cf.  S. 
b)  Die  A.  spermatica  externa  (A.  cremasterica  von  COOPER). 
zieht  durch  den  Leistenkanal  nach  au^n  und  ver¬ 
ästelt  sich  mit  ihren  Zweigen  beim  Manne  in  den  Hüllen  des 
Hodens,  beim  Weibe  im  Lig.  teres  uteri  und  in  den  grossen 
Schamlippen. 


XV.  A.  femoralis. 

Die  Ä.  femoralis  s.  cruralis  beginnt  als  Fortsetzung  der  A. 
iliaca  ext.  dicht  unterhalb  des  Lig.  Pouparti  und 
endet  an  dem  sogen.  Adductorenschlitz,  an  welchem 
sie  die  Sehne  des  Adductor  magnus  durchbricht,  um  an  der  Rück¬ 
seite  der  Kniegegend  in  die  A.  poplitea  überzugehen.  Während 
dieses  Verlaufes  kann  man  an  der  Arterie  drei  Segmente 
unterscheiden,  von  denen  das  erste  medial,  das  zweite  h  i  n  t  e  r, 
das  dritte  lateral  v  o  n  d  e  m~M.  s  äF  t  ö  r  i  u  s~gelegeri  ist. 

'TTas  erste  S  e  g  m  e  n  t  liegt  in  dem  sogen.  S  c  a  r  p  a  - 
sehen  Dreieck  {Trig.  femorale),  d.  h.  in  jenem  Dreieck, 
welches  oben  von  dem  Poupart’schen  Bande,  medial  vom  M.  ad¬ 
ductor  longus  und  lateral  vom  M.  sartorius  begrenzt  wird.  Die 
Arterie  zieht  hier  unterhalb  des  Poupart’schenBan- 
d  e  s ,  und  zwar  in  der  Mitte  zwischen  dem  vorde¬ 
ren  oberen  D  a  r  m  b  e  i  n  h  ö  c  k  e  r  und  derSymphy- 
s  i  s  p  u  b  i  s  ,  zusammen  mit  der  V.  und  dem  N.  femoralis  i  n 
der^ossa  iliopectinea  naA  abwärte,_  d.  h.  in  jeher 
Rinne,  welche  sich  zwischen' denTM.  pectineus  und  iliopsoas  be¬ 
findet  und  sozusagen  den  Boden  des  Scarpa’schen  Dreiecks  bildet. 
Die  Lage  der  A.  femoralis  ist  eine  derartige,  dass  medial 
von  derselben  die  V.  fnnoralis  liegt,  welche  sich  jedoch,  je  weiter 
nach  abwärts  um  so  mehr,  hinter  die  Arterie  begibt.  Der  N.  femo¬ 
ralis  ist  zunächst  lateral  von  der  Arterie  gelegen,  pflegt  sich 
jedoch  schon  etwa  3  cm  unterhalb  des  Lig.  Pouparti  in  seine 
Aeste  aufzulösen. 

Das  zweite  Segment  der  Arterie  liegt  unterhalb 
des  Trigonum  femorale  s.  subinguinale  in  jenem  Raum,  der 
vom  vom  M.  sartorius,  medial  vom  M.  adductor  longus 
und  lateral  vom  M.  vastus  medialis  begrenzt  wird.  Die 
Arterie  ist  also  während  ihres  Verlaufes  in  diesem  Ratun  von 


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dem  M.  sartorius  bedeckt.  Die  V.  femoralis  ist  hier 
und  ebenso  im  folgenden  Abschnitte  schon  nach  hinten  und 
sogar  nach  lateralwärts  von  der  Arterie  getreten.  V  o  r  J^iden 
Gefässen  zieht  der  N.  saphenus  nach  abwärts,  welcher  sich  jedoch 
weiter  unten  mehr  nach  medianwärts  Wendet,  -  um  zur  Haut  des 
Unrierschenkels  zu  gelangen.  ( Aj  U,  Ai 

Das  dritte  Segment  der  Arterie  ist  lateral  vom 
M.  sartorius  gelten.  Die  Arterie  befindet  sich  hier  zwischen 
dem  M.  vastus  medialis  und  M.  adductor  magnus  in  einem 
etwa  5 cm  langen  Kanal  (Adductorenkanal  von  JlUNTERl. 
welcher  nach  vorn  durch  sehnige  Streifen,  Fascia  vastoadduc-^ 
toria,  zwischen  den  beiden  eben  genannten  Muskeln  abgeschlossen 
ist.  Am  unteren  Ende  dieses  Kanals  tritt  die  Arterie  (im  sogen.  A  d  - 
ductorenschlitz)  durch  die  Sehne  des  M.  adductor  magnus 
auf  die  Rückseite  des  Oberschenkels  und  wird  von  hier  ab  als 
A.  poplitea  bezeichnet. 

Während  dieses  Verlaufes  gibt  die  A.  femoralis  folgende 
Aeste  ab: 

l.,.^Die  A.  epmstrica  superficialis  entspringt  dicht  unterhalb  des- 
Poupart’schen  Bandes,  durchbohrt  meistens  den  Proc.  falciformis 
der  Fascia  lata  und  läuft  dicht  unter  der  Haut  des  Bauches  in  die 
Höhe,  indem  sie  die  Richtung  nach  demNabel  einschlägt. 

2.  Die  A.  circumßexa  ilium  superficialis  s.  anterior  entspringt 
dicht  neben  oder  gemeinsam  mit  der  vorigen  Arterie  und  schlägt 
alsdann  fast  parallel  mit  dem  Poupart’schen  Bande  die  Rich¬ 
tung  nach  der  Spina  iliaca  ant.  sup.  ein,  indem  sie 
(wie  die  vorige  Arterie)  Zweige  für  die  benachbarten  Lymphdrüsen 
und  die  nahe  gelegene  Haut  abgibt. 

3.  Die  Aa.  pudend ae  externac  (selten  einfach)  durchbrechen  die 
Fascia  lata  in  oder  neben  der  Fossa  ovalis  und  ziehen  vor  oder 
hinter  der  V.  femoralis  nach  medianwärts  zur  Haut  der 
äusseren  Geschlechtsteile,  wo  sie  als  Aa.  scrotales  (lohiales)  ante¬ 
riores  endigen. 

4.  Die  A.  profimda  femoris  ist  von  nahezu  gleicher  Stärke  wie 
die  A.  femoralis  und  entspringt  gewöhnlich  etwa  3  cm  unterhalb 
de^  Poupartschen  Bandes  von  der  letzteren.  Liegt  der  Ursprung 
der  A.  profunda  fern,  höher  oben,  dicht  unter  dem  Lig. 
Pouparti,  so  kann  es  bei  Unterbindungen  Vorkommen,  dass 
beide  Arterien  miteinander  verwechselt  werden.  Zur  Unterschei¬ 
dung  hat  man  sich  zu  merken,  dass  die  A.  profunda  femoris  als- 
clänn^tefs  nach  hinten  und  (nach  JOESSEL  u.  a.)  fast  immer 


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336 


etwas  lateral  von  der  A.  femoralis  gelegen  ist.  Wei¬ 
ter  abwärts  kommt  sie  jedoch  stets  h  i  n  t  e  r  die  A.  femoralis  zu 
liegen.  Schon  kurz  nach  ihrem  Urspnmge  gibt  die  Arterie  eine 
grosse  Anzahl  von  starken  Aesten  ab,  welche  nach  allen  Seiten 
divergieren.  Der  Hauptstamm  zieht  zwischen  den  Adductoren  imo 
dem  M.  vastus  medialis  nach  abwärts,  indem  er  sich  dem  tiefer 
getegencö  uoerscnenkelknochen  nähert.  Das  Ende  der  Profunda 
f(aHoris  dringt  zwischen  den  M.  adductor  longus  und  magnus  ein 
und  geht  in  die  letzte  A.  perforans  über  (sT sub  c").  Ausser 
zahlreichen  Muskelzweigen  gibt  die  Ä.  profunda  fern,  ab: 


a)  die  A.  circumflexa  femoris  medialis  (interna  s.  posterior)  geht 
oberhalb  der  Adductoren,  also  zwischen  M.  ilio- 
psoas  und  Pectineus,  an  der  mediale  n__S-e  i  te  des 
Schenkelhalses  nach  hinten  bis  in  die  Gegend  der 
•  Fossa  trochanterica,  wo  sie  mit  der  nächstfolgenden  Arterie 
Ihre  Zweige  verästeln  sich  hauptsächlich  in 
den  T)enachbarten  Adductoren  und  Flexoren.  Andere  Zweige 
können  entweder  in  die  Inc.  acetabuli.  Ramm  acetabuli_{s. 
auch  bei  der  A.  obturatoria),  oder  in  die  Hüftgelenkkapsel 
Vordringen; 


0 

(.'X 


b)  die  A  circumßexa  femoris  lateralis  (extema  s.  anterior)  ver¬ 
läuft  dicht  auf  der  Vorderfläche  de,s_Fem.ujr 
(also  bedeckt  von  den  Mm.  vasti)  unterhalb  des  Trochanter 
majoi^  naclMateralwärts  und  gelangt  schliesslich  ebenfalls  bis 
zur  Fossa  trochanterica,  wo  sie  mit  der  vorhergehenden  Ar¬ 
terie  anastomosiert.  Aufsteigende  Aeste  ziehen  zu  den  Mm. 
iliopsoas,  sartorius  und  tensor  fasciae  latae.  Ein  absteigen¬ 
der  Zweig  pflegt  sich  hinter  dem  M.  rectus  zum  M.  quadri- 
ceps  zu  begeben  und  kann  mitunter  bis  zum  Knie  nach  ab¬ 
wärts  verfolgt  werden; 


I 


'  n 

-  /? 


c)  die  Aa.  perforantes  (3 — 4  an  der  Zahl)  durchbre  c  h  e  n 
die  Adductoren  dicht  neben  dem  Knochen  und  gelan- 
^ ^  j  /  gen  so_äuf  die  Rückseite  des  Oberschenkels,  wo  sie  die 
'J^j^lexoren  versorgen.  Die  unterste  von  diesen  Aa.  perforan- 
/t^  kann  als  das  Ende  der  A.  profunda  femoris  aufgefasst 
werden.  Von  der  III.  A.  perforans  geht  gewöhnlich  das  Er- 
r(  #  nährungsgefäss  des  Oberschenkelbeines,  die  A.  nutricia 

f  “'  etwa  in  der  Mitte  der  Linea  aspera  in  den  Knochen  hinein.  / 
Doch  können  kleinere  Aa.  nutriciae  femoris  auch  von  den 
J  anderen  Aa.  perforantes  herkommen. 


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337 


5.  Die  A.  ffenu  suprema  s.  superficialis  (A.  anastomotica  magna), 
entspringt  meist  kurz  vor  dem  Eintritt  der  A.  femo- 
ralis  in  den  Adductorenkanal,  gibt  einen  tieferen 
Zweig  an  den  M.  vastus  medialis  und  zieht  (in  der  Nähe  des  N. 
saphenus)  vor  der  Sehne  des  M.  adductor  magnus 
zum  Kniegelenk,  wo  sie  sich  mit  den  übrigen  Kniegelenkarterien 
an  der  Bildung  eines  grossen  arteriellen  Netzes,  des  Rete  articidare 
genu,  beteiligt,  welches  die  Kniegelenkkapsel  umspinnt. 

XVI.  A.  poplitea. 

Die  A.  poplitea  (iKnlekehlenpulsader)  bildet  die  Fortsetzus^ 
der  A.  femoralis  und  zieht  durch  die  rautenförmige  Fossa  popli¬ 
tea  auf  dem  Planum  popliteum  des  Femur  nach  abwärts,  von  wel¬ 
cher  sie  jedoch  durch  eine  1 — 2  cm  dicke  Fettschicht  getrennt  ist. 
Weiter  unten  ist  die  Arterie  uiunittelbar  hinter  der  hinte¬ 
ren  Wand  der  Kniegelenkkapsel,  noch  weiter  ab¬ 
wärts  h  inter  dem  M.  p^o  p  1  i  t  e  u  s  gelegen,  an  des^  unte¬ 
rem  ^nde  sie_sich  iiwhre  beiden  Endäste,  die  Aa.  übiales  arüeriöT 
und  posterior,  spaltet. 

“TJIe  Arterie  verläuft  jedoch  nicht  in  verticaler  Richtung  durch 
die  Fossa  poplitea,  sondern  ist  schon  in  der  Mitte  derselben  mehr 
nach  lateralwärts  abgewichen.  Im  übrigen  ist  ihr  L  a  g  e  v  e  r  - 
h  aTTh  i  s  zu  den  dort  gelegenen  Venen  und  Nerven  ein  derarti¬ 
ges,  dass  der  N.  tibialis  am  oberflächlichsten,  nämlich  unmittelbar 
unter  der  Fascie,  etwas  tiefer  die  einfache  oder  doppelte  V. 
poplitea  und  am  tiefsten  die  A.  poplitea  gelegen  ist  (s.  auch  die 
Anm.  S.  269),  so  dass  also  die  Auffindung  der  letzteren  bei  Ope-// 
rationen  sehr  schwierig  ist.  Zugleich  ist  der  Nerv  (besonders  im 
oberen  Teile)  am  meisten  lateral,  mehr  medial  die  Vene  und  end¬ 
lich  noch  ein  wenig  weiter  medial  die  Arterie  gelegen,  d.  h.  also 
je  tiefer  man  kommt,  desto  mehr  medianwärts  hat  man  das 
betreffende  von  diesen  drei  Organen  zu  suchen.  Arterie  imd  Vene 
sind  durch  festes  Bindegewebe  miteinander  verbunden.  Ausser  ver¬ 
schiedenen  unregelmässigen  Rr.  musculares,  welche  zum  Teil  vom 
Hauptstamm  der  A.  poplitea,  zum  Teil  von  ihren  Aesten  zu  den 
benachbarten  Muskeln  ziehen,  sendet  die  Arterie  hauptsächlich 
Aeste  zum  Kniegelenk,  welche  sich  in  das  bereits  erwähnte  Rete 
articulare  genu  einsenken. 

1.  Die  A.  genu  superior  medialis  (int.)  geht  dicht  auf  dem 
Knochen  und  bedeckt  von  der  Sehne  des  M.  adductor  magnus 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  22 


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oberhalb  des  Condylus  med.  femoris  nach  vom 
zum  Rete  articulare  genu. 

2.  Die  Ä.  genu  superior  lateralis  (ext.)  geht  wie  die  vorige 
dicht  auf  dem  Knochen  und  bedeckt  vom  M.  biceps  oberhalb 
des  Condylus  lat.  femoris  nach  vom,  um  an  der  Bil¬ 
dung  des  Rete  articulare  genu  teilzunehmen. 

3.  Die  A.  genu  media  s.  azygos  genu  (gewöhnlich  ein  ein¬ 
facher  Ast)  dringt  in  die  hintere  Wand  der  Kniege¬ 
lenkkapsel  ein,  um  sich  in  den  Ligg.  cruciata  und  den  Sy¬ 
novialfalten  des  Kniegelenkes  zu  verästeln. 

4.  Die  A.  genu  inferior  medialis  (int.)  wendet  sich  unter- 
halbdesCondylusmed.  derTibia  zwischen  dem  Lig. 
collaterale  tibiale  und  dem  Knochen  (also  dicht  auf  dem  letzteren) 
zum  Rete  articulare  genu. 

5.  Die  A.  genu  inferior  lateralis  (ext.)  zieht  zunächst  unter 
den  Mm.  gastrocnemius  und  plantaris^  nach  lateralwärts,  geht  so¬ 
dann  dicht  oberhalb  des  Capitulum  fibulae  bis  unter  die  Biceps- 
sehne  und  umkreist  hierauf  unter  dem  Lig.  collaterale  fibulare  den 
lateralen  Meniscus  d  e  s  K  n  i  e  g  e  1  e  n  k  e  s  ,  um  sich 

,  .ebenfalls  in  das  Rete  articulare  genu  einzusenken.’) 

ßi.  Die  Aa.  surales,  zwei  starke  Muskeläste  für  die  bei- 
den  üastroicnemiusköpfe.  sind  zu  beiden  Seiten  des 
■  N'.'"tttJtaHs"gt;legen;'"ZwelgE  lifeser-Arterien  können  auch  in  Be¬ 
gleitung  des  N.  cu’taneus  surae  lateralis  und  N.  cutaneus  surae 
medialis  zur  Haut  treten. 

XVII.  A.  tibialis  anterior. 

Die  A.  tibialis  anterior  s.  antica  durchbohrt  das  Lig.  inter- 
osseum  am  oberen  (proximalen)  Ende  und  gelangt  so 
zur  Vorderfläche  desselben.  Ueberall,  wo  sie  dem  Lig.  in- 
terosseum  dicht  anliegt,  ist  sie  von  einem  besonderen  fibrösen 
Blatte  bedeckt  (Canalis  fibrosus  von  HYRTL).  Während  ihres  gan¬ 
zen  Verlaufes  am  Unterschenkel  ist  die  Arterie  an  der  late- 
ralen  Seite  des  M.  tibialis  anterior  und  zwar  zu- 
nächst  Zwischen  dem  M7~tibialis  anterior  und  *M  extensor  digi^ 
tnrum  longus.  weiter  unten  dagegen  zwischen  dein  M.  tibialis  an- 
terior  und.M.  extensor  hallucis  longus  gelegen.  In  der  Nähe  des 
Fussgelenkes  tritt  sie  alsdann  unter  der  Sehne  des  M.  extensor 

Die  beiden  oberen  und  unteren  Aa,  genu  sind  auch  als  Aa.  circum^ 
fiexae  genu  bezeichnet  worden,  weil  sie  sich  bogenförmig  von  hinten  nach 
vorn  schlingen. 


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hallucis  longus  und  dem  Lig.  cruciatum  auf  den  Fussrücken,  wo 
sife  als  A.  dorsalis  pedis  s.  pediaea  bezeichnet  wird.  Hier  zieht 
die  Artene  ganz  oberflächlich,  lateral  von  der  Sehne  des  M.  ex- 
tensor  hallucis  longus,  zum  I.  Intermetatar salraum. 
um  sich  zwischen  den  Basen  des  I.  und  II.  Metatarsalknochens 
in  ihre  beiden  E  n  d  ä  s  t  e  ,  die  A.  metatarsea  (mtertnetatarsea) 
dorsalis  1  und  den  R.  jilantaris  /TSSIdM^zuspaiten .  von  denen 


er  letztere  zur  russsohle  hmdurchtritt  und  an  der  Bildung  des 
Arcus  plantaris  Teil  nimmt.  Auf  diesem  Wege  wird  die  Arterie, 
abgesehen  von  den  beiden  gleichnamigen  Venen,  von  dtm  N.pero‘ 
naeus  profundus  begleitet.  Der  Nerv  pflegt  oben  lateral,  in  1 


der  Mitte  vor,  unten  medial  von  den  Blutgefässen  zu  liege 


Der  Verlauf  der  A.  tibialis  anterior  wird  durch 
eine  Linie  bezeichnet,  welche  oben  in  der  Mitte  zwischen  der  Tu- 
berositas  tibiae  und  dem  Capitulum  fibulae  beginnt  und  unten  in 
der  Mitte  zwischen  den  Spitzen  beider  Malleolen  endigt,  um  sich 
von  da  an  bis  zum  I.  Intermetatarsalraum  fortzusetzen.  Von  der 
A.  tibialis  anterior  gehen  folgende  Aeste  ab: 

1. _Die  A.  fihularis  superior  entspringt  vor  dem  Durchtritt  der  CU^ 

A.  tibialis  ant.  durch  das  Lig.  interosseum  und  wendet  sich,  be-  ^  . 

deckt  vom  M.  soleus,  unter  Abgabe  von  Muskelästen  (dicht  auf 

dem  Knochen)  un^denHals  der  Fibulae  nach  vom,  um 
im  Rete  articulare  genu  zu  enden. 

2.  Die  A.  recurrens  tibialis  posterior  entspringt  wie  die  vorige 


noch  an  der  Rückseite  des  Unterschenkels  und  geht,  bedeckt 
von  dem  M.  popliteus,  zur  hinteren  Wand  der  Knie- 
gclenkkapsel,  um  ebenfalls  im  Rete  articulare  genu  zu  enden. 

3.  Die  A.  recurrens  tibialis  anterior  entspringt  gleich  na c  h 
dem  Durchtritt  der  A.  tibialis  ant.  durah  Sa  s 
“rTgTin  t  e  r  o  s  s  e  u  m  und  verläuft  dicht  vor  der  Tib  i  a~^'^ 


zwischen  den  Ursprungfasem  des  M.  tibialis  ant.  nach  aufwärts, 
um  sich  an  der  vorderen  und  lateralen  Seite  des  Kniegelenkes  in 
das  Rete  articulare  genu  einzusenken. 


Wie  man  sieht,  haben  der  N.  medianusy  der  N.  saphenus  und  der  N» 
peronaem  prof.  alle  das  gleiche  Lageverhältnis  zu  den  entsprechenden  Be- 
gleitgefässen,  oben  lateral,  in  der  Mitte  vor  |  unten  medial  von  den- 

2)  Es  ist  zu  beachten,  d^ar  alle  eben  geg^naten  r ü cl^i^ftTg  s n 
Äste  zum  Kniegelenk  üyjaff^rsprung  ajja^-iler  Ä.tMßM^^terior  und 
nicht  aus  der  A.  tibj^H^^steriorn^hTOnr  EHe  laiH^fe  sendet  keine  der¬ 
artigen  Äste  nach  TOfwärts. 

,y  ,  .  '  '  ,  '  ^  /  22* 


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340 


4..  Br,  mttsculares  in  sehr  unregelmässiger  Zahl,  welche  die 
Muskeln  an  der  Vorderseite  des  Unterschen- 
kelsversorgen. 

Die  A.  maUeolaris  ant.  medialis  (int.)  zieht  unterder 
S e hne  des  M.  tibialis  ant.  (also  dicht  auf  dem  Knochen) 
zum  Malleolus  medialis  hin. 

Q/Die  A.  mcUleolaris  ant.  lateralis  (ext.)  zieht  unter  den 
S e' h n en  des  M.  extensor  digg,  longus  und  pero- 
naeus  tertius  (also  ebenfalls  dicht  auf  dem  Knochen)  nach 
dem  Malleolus  lateralis  hin. 

^  7.  Die  Aa,  tarseae  mediales  s.  intt.  (2 — 3  kleinere  Zweige) 
-Entspringen  schon  von  der  A.  dorsalis  pedis  und  ziehen  unter 
der  Sehne  des  M.  extensorjiallucis  longus  (also 
dicht  auf  den  Fusswurzelknochen)  ^um  medialen  Fussrande  hin, 
wo  sie  noch  bis  zu  den  Muskeln  des  Orosszehenballens  hinab- 
steigen  können. 

§.  Die  A.  tarsea  lateralis  (ext.)  entspringt  hinter  dem  Lg. 
cruciatum  und  zieht  zuerst  dicht  aut  dem  laluskopt,  soaann 
unter  dem  M.  extensor  digg,  brevis  schräg  nach  la- 
teralwärts,  um  sich  mit  ihren  Zweigen  nach  vorn  m  das  ueie 
tarsi  dorsale  einzusenken. 

9.  Die  A.  arcuata  s.  tarsea  lateralis  ant.  entspringt  kurz  vor 
der  Teilungstelle  der  A.  dorsaiis  pedis  und  zieht  wie  die  vorige 
unter  den  Sehnen  des  M.  extensor  digg,  brevis 
(dicht  neben  den  Basen  der  Metatarsalknochen)  in  bald  mehr 
schräger,  bald  mehr  querer,  bald  mehr  bogenförmiger  Richtung 
bis  zum  lateralen  Fussrande.  Ihre  Zweige  gehen  nach  rückwärts 
in  das  Rete  dorsale  pedis  über.  Nach  vorn  entsendet  sie  die 
Aa.  jmetatarseae  dorsales  (s.  S.  345)  sowie  einen  Zweig  zum 
Fibularrand  der  grossen  Zehe. 

•  10.  Die  A,  metatarsea  dorsaiis  prima  (A.  interossea  dors.  I.) 

geht  im  I.  Intermetatarsalraum  dicht  neben  dem  I. 
Mittelfussknochen  nach  vorn  und  spaltet  sich  am  vorderen  Ende 
des  letzteren  gabelig  in  drei  Aa.  digitales  dorsales  für  den  medialen 
Rand  der  I.  und  die  einander  zugekehrten  Ränder  der  1.  und  II. 
Zehe. 


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341 


llv>  Der  R.  plantan^  profund^  bohrt  sich  zwischen  de  n 
3-a  s  e  iTd  e  s  I.  und  II.  M  e  t  a  t  a  r  s  a  1  e  zur  Fusssohle  hin-' 
durch,  um  an  der  Bildung  des  Arcus  plantaris  teilzunehmen. _ 


XVIll.  A.  tibialis  posterior. 

Die  A.  tibialis  posterior  s.  postica  ist  oben  zwischen  dem 
M.  soleus  und  den  tiefen  Flexoren,  am  unterenDrittel  des 
UntCTSERenEels  nahe  3*e  f  H  ä  ü  rih.  der'’ Mitte~zwi8Ghen '36f~ 
Achillessehne  und  der  Tibia  gelegen.  Während  dieses  Verlaufes 
ist"  die  Arterie^ilete  von  der  Tasciä  cruris  profunda  bedeckt,  so 
dass  die  letztere  gespalten  werden  muss,  wenn  das  Gefäss  unter¬ 
bunden  werden  soll.  Hierauf  tritt  die  A.  tibialis  post,  unter  dem 
Lig.  laciniatum  und  dem  Ursprung  des  M.  abductor  hallucis  zur 
Fusssohle  und  teilt  sich  hier  in  ihre  beiden  E  n  d  ä  s  t  e ,  die  A. 
plantaris  medialis  s.  interna  und  die  A.  plantaris  lateralis  s.  externa. 

Der  Verlauf  der  Arterie  am  Unterschenkel  ist  durch 
eine  Linie  gegeben,  welche  in  der  Mitte  der  Regio  poplitea  be¬ 
ginnt  und  etwas  vor  der  Mitte  zwischen  Malleolus  med.  und 
Fersenhöcker  endigt,  /ja.  ihrer  Begleitung  ziehen  2—3  mitunter 
^  stark  erweiterte  Vv.  comitantes  und  der  N.  tibialis  nSiCh  abwärts, 
per  N.  tibialis  ist  zunächst  dorsal,  weiter  unten  noch  ein  wenig 
lateral  von  den  eben  genannten  öefässen  (dicht  unter  der  Fascia 
cruris  profund^)-  gelegen.  Die  Aeste  der  A.  tibialis  post,  sind: 

1.  Die  A.  peronaeartin  starker  Ast,  zieht  Längs  der  hin- 
teren  Seite  der^Fibula  (grösstenteils  bedeckt  vom  M. 
flexor  hallucis  longus)  nach  abwärts  imd  endigt  in  Gestalt  der 
Br.  calcanei  laterales  an  der  lateralen  Fläche  des  Fersenbeines. 
Anomaler  Weise  kann  die  A.  peronaea  mitunter  die  A.  tibialis 
post,  oder  (mittels  der  A.  peronaea  perforans)  die  A.  tibialis  ant. 
ersetzen.  Ausser  verschiedenen  Br.  musculares  entspringen  von 
dieser  Arterie: 

a)  die  A.  nutrieia  fibulae  (das  Emährungsgefäss  der  Fibula) 
geht  etwa  in  der  Mit  tederFibulain  das  dort  be¬ 
findliche  For.  nutricium  hinein; 


>)  Wie  aus  dem  Gesagten  folgt,  verlaufen  mit  Ausnahme  der  unbestän¬ 
digen  Rr.  musculares  sämtliche  Aste  der  Ä.  tibiaUs  anterior  dicht  auf  den 
Knochen  und  Bändern  zu  ihrem  Verbreitungsbezirk. 


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342 


b)  der  R.  perforans  (A.  peronaea  perforans)  geht  am  unteren 

Q e  0 e s  Li g.  interosseum  naciT vom  und  senkt 
sich  am  Fussende  in  das  dort  gelegene  Rete  dorsale  pedxs 
eini); 

c)  der  JL  communicans  (A.  coronaria  malleolaris,  R.  anastomo- 
tlcus  transversus)  verläuft  etwas  oberhalb  der  Malle- 
ölen,  bedeckt  von  den  Sehnen  der  Flexoren,  lateralwärts 
?ur  A.  übialis  post.,  um  sich  in  die  letztere  einzusenken; 

d)  die  Ä.  malleolaris  post.  lat.  zieht  zum  lateralen 
Knöchel  hin; 

e)  die  schon  erwälinten  Rr.  calcanei  laterales  (extt.),  welche  sich 
an  der  lateralen  Fläche  des  Calcaneus  verästeln. 

2.  Die  A.  nutricia  tibiae  (das  stark  entwickelte  Emährungs- 
gefäss  der  Tibia)  dringt  dicht  unterhalb  der  Linea 
p  o  p  1  i  t  e  a  in  das  dort  gelegene  For.  nutriciiun  ein. 

3.  Die  A.  malleolaris  posterior  medialis  (int.)  geht  dicht 
h  inter  dem  medialen  Knöchel  der  A.  malleolaris  ant. 
med.  entgegen. 

4.  Die  Rr.  calcanei  mediales  (intt.)  gehen  zur  medialen 
F läche  der  Ferse,  um  mit  den  Rr.  calcanei  laterales  (aus 
den  A.  peronaea)  ein  schwaches  arterielles  Ndtzwerk  {Rete  cal- 
caneum,  um  das  hintere  Ende  des  Calcaneus  zu  bilden. 

5.  Die  A.  plantaris  medüdis  (int.)  läuft  mit  dem  gleichnamigen 
bTerven.  zwischen  dem  M.  abductor  hallucis 
und  M.  flexor  digitorum  brevis  nach  vom,  wo  sie 
si^h  bei  genügend  starker  Entwickelung^  mittels  des  Itämus  pro- 
fundus  in  den  Arcus  plantaris  oder  die  A.  digitalis  comm.  plan¬ 
taris  I.  einsenkt.  Ein  Zweig  derselben  (Ramus  superficialis  s.  A. 
superfic.  pedis  medialis  von  Henle  kann  am  medialen  Fussrande 
bis  zur  grossen  Zehe  verlaufen. 

6.  Die  A.  plantaris  lateralis  (ext.)  ist  zunächst  von  dem  M. 
flexor  digitorum  ’ Brms  bedeckt.  Zwischen  letzterem 
Muskel  und  der  Caro  quadrata  geht  die  Arterie  als¬ 
dann  schräg  lateralwärts  bis  zur  Basis  des  V.  Metatarsal¬ 
knochens,  um  sich  hier  bogenförmig  in  den  Arcus  plantaris  einzu- 
senken.  Ein  Zweig  derselben  (A.  digitalis  plantaris  propria  lat. 
von  Henle  geht  zum  lateralen  Rande  der  V.  Zehe. 


Den  Rest  der  A.  peronaea,  welcher  nach  Abgabe  der  A.  peronaea 
perforans  s.  anterior  übrig  bleibt,  hat  Hyrtl  als  A.  peronaea  posterior  bezeichnet, 
so  dass  sich  also  nach  diesem  Autor  die  A.  peronaea  ant.  und  post,  zu 
einander  ganz  ähnlich  wie  die  A.  tibialis  ant.  und  post,  verhalten  würden. 


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343 


Rete  articulare  genu. 

Unter  dem  Rete  articulare  genu  versteht  man  ein  aus  feinen 
arteriellen  Zweigen  gebildetes  Netzwerk,  welches  die  ganze  Knie¬ 
gelenkkapsel  nebst  der  Vorderfläche  der  Kniescheibe  umspinnt  und 
von  folgenden,  teils  vom  Oberschenkel,  teils  vom  Unterschenkel 
herkommenden  Arterien  gebildet  wird: 

1)  von  der  A.  genu  supremu 

2)  von  der  A.  genu  sup.  medialis 

3)  von  der  A.  genu  sup.  lateralis 

4)  von  der  A.  genu  media 

5)  von  der  A.  genu  in/,  medialis 

6)  von  der  A.  genu  inf.  lateralis 

1)  von  der  A.  ßbularis  superior 

8)  von  der  A.  recurrens  tibialis  j)ostenor 

9)  von  der  A.  recurrens  tibialis  antmor 
Das  Netzwerk,  welches  aus  diesen  Arterien  hervorgeht,  ist  an 

dem  vorderen  Teile  der  Kniegelenkkapsel  ganz  besonders 
stark  entwickelt.  Hier  ist  ein  feineres,  weitläufiges  Netz  zwischen 
Haut  und  Fascie,  ein  stärkeres,  enges  uiiter  den  Sehnen  und  Bän¬ 
dern  des  Kni^elenkes  gelegen.  Das  so  reich  entwickelte  Gefäss- 
netz  der  vorderen  Kniegegend  ist  schuld  daran,  dass  Verletzungen 
hier  zu  relativ  starken  Blutergüssen  zu  führen  pflegen. 


aus  der  A.  femoralis 


sämtlich  aus  der 
A.  poplitea 

sämtlich  aus  der 
A.  tibialis 
anterior.  _ 


Reti  pedis  s.  tarsi  dorsale. 

Das,  Rete  dorsale  pedis  ist  ein  arterielles  Netzwerk,  welches 
an  der  Rückseite  des  Fusses  dich t  auf  den  Bändern  der 
Fusswurzelknochen  gelegen  ist  und  von  der  A. peronaea 
perforans  und  den  beiden  Aa.  tarseae  laterales  gebildet  wird.  Von 
diesem  Netzwerk  (richtiger  gesagt  von  der  A.  tarsea  lat 
anterior  s.  arcuata)  ziehen  3  Aa.  metatarseae  dorsales  (Aa.  inter- 
osseae  dorsales)  zwischen  den  4  letzten  Metatarsalknochen  nach 
vom-,  um  sich  an  den  Köpfchen  derselben  gabelig  in  die 
Aa.  digitales  dorsales  zu  spalten.  Ein  anderer  Zweig,  die  A 
dorsalis  digiti  minimi  lateralis  (A.  metatarsea  dorsalis  fibula- 
ris  von  Henle,  A.  digitalis  dorsalis  ext.  von  Hyrtl),  verläuft 
längs  des  lateralen  Fussrandes  zur  kleinen  Zehe. 

,  Ein  Rete  nlantare  pedis  fehlt  beim  Fusse  und  auch  das  Rete 
dorsale  pedis  ist  mitunter  sehr  schwach  entwickelt;  in  letzterem 
Falle  werden  die  Aa.  metatarseae  dorsales  durch  die  Rr.  per/o- 
rantes  anteriores  und  posteriores  der  an  der  Fusssohle  gelegenen 
Aa.  metatarseae  plantares  ersetzt. 


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344 


Arcus  plantaris.  jiW.j 

^-Per  Arcus  plantaris  wfrd  von  dem  B.  plantaris  profundus  (aus 
der  A.  tibialis  anterior)  junl  der  A.  plantaris  lateralis  (aus  der  Ä. 
tUnaiis  pos<grto>0  gebildet  und  stellt  somit  eine  Anastomose  zwischen 
den  beiden  eben  genannten  Arterien  vor,  welche  an  der  Fusssohle 
zwischen  den  Sehnender  Zehenbeuger  und  den 
Basen  der  Metatarsalknochen  gelten  ist.  Aus  die¬ 
sem  Bogen  entspringen  die  vier  Aa.  metatarseac  plantares  (Aa.  di¬ 
gitales  communes,  Aa.  interosseae  plantares),  welche  sich  zwischen 
den  Köpfchen  der  Metatarsalknochen  gabelig  in  die  Aa. 
diffi/nlm  jnlnntfirejt  fprnpriap)  für  Sämtliche  Zehen  spaltefT  fiT' 
jedem  Intermetatarsalraume  steigen  zwischen  den  Basen  und  den 
Köpfchen  der  Metatarsalknochen  die  oben  erwähnten  Br.  per- 
forantes  antt.  und  mstt.  zum  Fussrücken  in  die  Höhe,  um  sich  in 
die  Aa.  metatarseae  dorsales  einzusenken. 


F.  Das  Venensystem. 

Zu  den  Venen  rechnet  man  alle  diejenigen  Blutgefässe,  wel¬ 
che  das  Blut  aus  irgend  einem  Teile  des  menschlichen  Körpers 
direkt  oder  indirekt  nach  dem  Herzen  leiten.  Von  den  Arterien 
unterscheiden  sich  die  Venen  zunächst  durch  die  dünnere  Be- 
schaffenheit  ihrer  Wandungen,  welche  eine  erheblich  geringere 
Menge  von  elastischen  Elementen  und  glätten  Muskelfasern  ent¬ 
halten.  Ein  weiterer  Unterschied  beider  Gefässarten  liegt  darin, 
dass  die  Arterien  hellrotes,  also  sauerstoffreiches  und  kohlensäure¬ 
armes  Blut  führen,  während  die  Venen  dunkelrotes,  also  kohlen¬ 
säurereiches  und  sauerstoffarmes  Blut  besitzoi.  Eine  Ausnahme 
von  dieser  Regel  wird  beim  Erwachsenen  durch  die  Lungenarterien 
und  Lungenvenen,  beim  Foetus  ausserdem  noch  durch  die  Nabel¬ 
arterien  und  die  Nabelvene  gebildet.  Während  die  Lungen- 
a  r  t  e  r  i  e ,  A.  ptdmonaiis,  der  Lunge  dunkelrotes  Blut  zuführt, 
welches  in  der  letzter^  durch  Sauerstoäfaufnahme  tmd  Kohlen¬ 
säureabgabe  restauriert  wird,  strömt  das  restaurierte  hellrote  Blut 
durch  die  Lungenvenen,  Vv.  pulmonales,  wieder  zum  Her¬ 
zen  zurück*). 

1)  Wesentlich  anders  wie  beim  Erwachsenen  gestalten  sich  in  dieser 
Beziehung  die  Verhältnisse  beim  Föetus,  dessen  Kreislauf  weiter  unten  in 
einem  besonderen  Kapitel  behandelt  werden  wird. 


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345 


Im  Gegensätze  zu  den  Arterien  besitzen  endlich  die  Venen  an 
ihrer  Innenfläche  Klappen,  denen  die  Aufgabe  zufällt,  den 
Rückfluss  und  die  Rückstauung  des  Blutes  nach  den  Capillaren  zu 
verhindern.  Klappenlos  sii^  die  grössten  und  die  kleinsten  Venen 
..  feiner  die  Sneren-~ilnd  Lebervenen,  die  Pfortader  mit  ihren  Ver- 
j^weigungen,  die  Venen  des  Gehirns  und  Rückenmarkes  u.  a.  m. 
i^piljstärksteq  sind  die  Venenklaopen  ap  den  Extremitätp  entwickelt,  I 
bei  denen  die  Gefahr  einer  Rückstauung  des  ^üt^'  am  grössten  ! 
^ist,  weil  sie  für  gewöhnlich  n:irh  ahwärfg  gprirhfpf  Auch 

die  häufigen  und  starken  Muskelactionen,  welche  hier  Vorkommen,  • 
begünstigen  die  Compression  der  Venen  und  damit  die  Stauung 
des  Blutes  in  denselben  mehr  als  an  anderen  Körperteilen. 

Nach  K.  V.  Bardeleben  betragen  die  Abstände  der  Venenklappen  das 
n-fache  (1-,  2-,  3-  bis  vielfache)  einer  bestimmten  Grunddistanz,  welche  in 
geradem  Verhältnis  zur  Länge  der  betreffenden  Extremität  steht.  Beim  Er¬ 
wachsenen  beträgt  diese  Orunddistanz  5,5  mm  für  die  obere,  7  mm  für  die 
untere  Extremität. 

Bei  vielen  Venen  wird  der  Rückfluss  des  Blutes  nach  dem 
Herzen  durch  andere  mechanische  Einrichtungen  erleichtert.  Diese 
Venen  können  nämlich  derart  mit  nahe  gelegenen  F  a  s  c  i  e  n  ver- 
wacJjggjygifl,  dass  ihr  Lumen  bei  gespannter  Fascie  sich  erweitern, 
bei  schlaffer  Fascie  zusammensinken  muss.  Wenn  nun  durch  Mus¬ 
kelaction  die  betreffende  Fascie  gespannt  und  somit  das  Lumen 
einer  solchen  Vene  erweitert  wird,  muss  das  Blut  in  dieselbe  hin¬ 
eingezogen  werden.  Das  wichtigste  hierüber  ist  bereits  bei  den 
betreffenden  Muskeln  imd  Fascien  gesagt  worden.  So  muss  sich 
z.  B.  das  Lumen  der  V.  subclavia  bei  jeder  Vorwärtsbewegung 
^der  Hebung  der  Clavicula  erweitern.  In  gleicher  Weise  wird  das 
Blut  in  das  erweiterte  Lumen  der  V.  femoralis  hineingesogen,  wenn 
das  Poupart’sche  Band  gespannt  wird,  wie  dies  z.  B.  bei  jeder 
Contraction  der  Bauchmuskeln  geschieht.  Auch  die  Auswärts¬ 
rotation  des  Oberschenkels  soll  auf  die  V.  femoralis  ansaugend 
wirken.  Eine  genaue  Kenntnis  dieser  Einrichtungen  ist  für  den 
Chirurj[en  deswegen  von  grosser  Wichtigkeit,  weil  eine  ange¬ 
schnittene  Vene  bei  jeder  Erweiterung  ihres  Lumens  Luft  in  sich 
hineinsaugenmuss,  welche  in  Gestalt  von  kleinen  Bläschen  durch 
das  Herz  bis  in  die  Lungen  gelangen  und  dort  durch  Ver¬ 
stopfung  der  Lungencapillaren  den  Tod  herbeiführen  kann. 

Wenn  schon  Abnormitäten  bei  den  Arterien  keineswegs  selten 
sind,  so  muss  man  von  den  Venen  sagen,  dass  zahlreiche  Varia- 


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346 


t  i  o  n  e  n  in  der  Stärke,  dem  Ursprung  und  Verlauf  derselben  fast 
zur  Regel  gehören.  Diese  Neigung  zur  Bildung  von  Varie¬ 
täten  ist  darauf  zurückzuführen,  dass  sich  zwischen  benachbarten 
Venen  (mit  Ausnahmen  von  einigen  grossen  Hauptstämmen)  stets 
zahlreiche  Anastomosen  vorfinden, <  welche  vielfach  voll¬ 
ständige  Geflechte  bilden  können.  Innerhalb  dieser  Anasto¬ 
mosen  und  Geflechte  ist  es  oft  schwierig,  den  Verlauf  des  Haupt¬ 
stammes  zu  verfolgen,  und  so  erklären  sich  Differenzen,  welche 
sich  bei  verschiedenen  Autoren  in  der  Darstellung  des  Venen¬ 
systems  vorfinden.  Die  Venen  des  menschlichen  Körpers  kann  man 
nun  in  folgende  Kategorien  einteilen; 

1.  Die  Hautvenen.  Vv.  subcutaneae,  sind  oberflächlich 
zwischen  Haut  und  Fascie  gelegen  und  sehr  häufig  von  Nerven, 
aber  nur  sehr  selten  von  Arterien  begleitet. 

2.  Die  tiefen  Venen  oder  B  e  g  1  e  i  t  v  e.n  e  n  ,  Vv.  cotni- 
tantes  s.  satellites  arteriarum,  sind  unter  den  oberflächlichen  Kör- 
perfascien  gelegen  und  verlaufen  fast  immer  in  Begleihmg  von  Ar- 
terien.  Nur  dpr  F.  azmos  und  hemiazygos,  der  V.  portae,  den 
Sinus  durae  matris  und  den  Vv.  diploeticac  entsprechen  keine  gleich- 
wertigen  Arterien.  Im  Allgemeinen  wird  eine  Arterie  imfhgTvon 
zwei  Venen  beglfflet.  Nur  die  grössten  Venen  pflegen  constant 
in  einfacher  Zahl  vorzukommen.  An  einzelnen  Stellen  sind  auch 
die  kleineren  Begleitvenen  nur  in  einfacher  Zahl  vcnrhanden:  die 
einfache  V.  umbilicalis  und  V.  dorsalis  penis  werden  sogar  von 
doppelten  Arterien  escortiert. 

3.  Die  Blutleiterder  harten  Hirnhaut,  Sinus 
durae  matris,  sind  venöse  Blutleiter,  welche,  obschon  tief  gelegen, 
wie  gesagt,  doch  nicht  von  Arterien  begleitet  werden.  Indes^n 
sind  sie  von  den  anderen  Körpervenen  noch  durch  manche  andere 
Eigentümlichkeit  unterschieden,  so  dass  es  nicht  möglich  ist,  sie 
einer  von  den  beiden  vorhin  genannten  Kategorien  zuzuzählen. 
Die  Wand  der  Sinus  besteht  nämlich  nicht  wie  bei  den  übrigen 
Venen  aus  drei  deutlich  von  einander  gesonderten  Schichten  (der 
Intima,  Media  und  Adventia),  sondern  lediglich  aus  dem  Gewebe 
der  Dura  mater,  welches  an  der  Innenfläche  eines  solchen  Blut¬ 
leiters  mit  einem  Endothel_mi^kleidet  ist.  Die  Wand  der  Sinus 
ist  infolgedessen  von  starrer  Beschaffenheit  und  fällt  nach  dem  An¬ 
schneiden  nicht  zusammen.  Das  Lumen  eines  durchschnittenen 
Sinus  erscheint  auf  dem  Querschnitt  aus  eben  demselben  Gnmde 
entweder  dreiseitig  oder  unregelmässig  polygonal,  während  der 


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Querschnitt  einer  gewöhnlichen  Vene  rundlich  ist.  Endlich  ist  /u 
erwähnen,  dass  das'  Lumen  vieler  Sinus  von  fibrösen  Balken  durch-_ 
zogen  ist,  welche  ebenfalls  mit  einer  einfachen  Endotheliale 
kleidet  sind.  Durch  besonders  zahlreiche  fibröse  Balken  ist  der 
Sinus  cavernosus  ausgezeichnet.  Klappen  finden  sich  in  dem  Sinus 
nicht  vor. _ 

Wenn  wir  von  den  eigenen  Venen  des  Herzens,  den  Vv.  mi- 
nimae,  parvae,  media  und  niagna  cordis,  absehen,  welche  ihr  Blut 
direkt  ins  Herz  ergiessen,  und  über  welche  bereits  beim  Herzen 
(s.  S.  294)  das  Wichtigste  gesagt  worden  ist,  so  stellen  die  übri¬ 
gen  Venen  des  menschlichen  Körpers  nim  Aeste  und  Zweige  fol¬ 
gender  Hauptstämme  dar; 

1)  der  Lungenvenen,  Vv.  pulmonales, 

2)  der  oberen  Hohlvene,  V.  cava  superior, 

3)  der  unteren  Hohlvene,  V.  cava  inferior, 

4)  der  Pfortader,  V.  portae. 

y.L  Vv.  pulmonales. 

Die  beiden  linken  und  die  beiden  rechten  Lungenvenen, 

Vv.  ptdmonales  sind  dazu  bestimmt,  das  in  den  Lungen  restau¬ 
rierte,  also  sauerstoffhaltige  und  hellrote  Blut  dem  Herzen  zuzu¬ 
führen.  Nachdem  sie  am  Hilus  der  Lunge  hervorgetreten  sind, 
ziehen  sie  sogleich  im  vordersten  untersten  Teileder 
Lungenwurzel  zum  linken  Vorhof,  in  welchem  sie  an  den 
beiden  oberen  Ecken,  an  der  Grenze  zwischen  der  oberen  und  der 
hinteren  Wand  des  Atrium,  einmünden.  Die  beiden  rechten  Lun¬ 
genvenen  müssen  natürlich  auf  diesem  Wege  h  i  n  t  e  r  der  V.  cava 
sup.  und  dem  rechten  Vorhof  hinwegziehen.  Die  Lage  der  bei¬ 
den  Vv.  pulmonales  innerhalb  der  Lungenwurzel  (genauer  ge¬ 
schildert)  ist  gewöhnlich  derartig,  dass  jederseits  die  obere  Lun¬ 
genvene  von  der  Lungenarterie  und  dem  Bronchus,  die  untere  ^ 
LungöiVene  dagegen  schon  etwas  unterhalb  der  eben  genann¬ 
ten  Organe  gelegen  ist.  Die  obere  V.  pulmonalis  führt  jederseits 
das  Blut  aus  dem  Oberlappen,  die  untere  aus  dem  Unterlappen 
der  Lunge  zum  Herzen.  Rechterseits  nimmt  die  obere  Vene  auch 
den  Ast  des  mittleren  Lungenlappens  auf.  Die  Zahl  der  Lungen¬ 
venen  kann  übrigens  auf  beiden  Seiten  vermehrt  oder  die  beiden 
Venen  einer  Seite  zu  einem  gemeinsamen  Stamm  verschmolzen  sein. 
Klappen  finden  sich  in  denselben  nicht  vor. 


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348 


W  11.  V.  cava  Superior. 

Die  obere  Hohlvene,  V.  cava  snperior,  mündet  dicht 
über  dem  III.  rechten  Stemocostalgelenke  in  den  rechten  Vorhoi 
und  zieht  rechts  von  der  Aorta  hinter  dem  rech¬ 
ten  Sternalrande  nach  aufwärts.  Hinter  dem  Knorpel  der 
I.  rechten  Rippe  teilt  sie  sich  in  zwei  gleich  starke  Aeste,  die  V. 
anonuma  dextra  und  sinistra,  von  denen  die  erstere  fast  senkrecht 
in  die  Höhe  steigt,  während  die  letztere  dicht  hinter  dem  Sternum 
fast  horizontal  nach  links  zieht.  Eine  jede  V.  anonyma  spaltet  sich 
weiterhin  (die  rechte  hinter  dem  rechten,  ^e  linke  hin¬ 
ter  dem  linken  Sternoclaviculargelenk)  in  die  V. 
subclavia  und  die  V.  jugularis  interna  s.  communis.  Die  V.  sub¬ 
clavia  entspricht  mit  ihren  Verzweigungen  im  Wesentlichen  der  A. 
subclavia  und  führt  somit  hauptsächlich  das  Blut  der  oberen 
Extremität  zum  Herzen.  Die  V.  jugularis  interna  entspricht 
mit  ihren  Aesten  der  Carotis  communis  und  nimmt  folglich  das 
Blut  aus  den  meisten  Venen  des  Kopfes  tmd  Halses  auf. 
lieber  die  Lage  der  V.  subclavia  zur  A.  subclavia  imd  der  V.  ju¬ 
gularis  int.  s.  comm.  zur  Carotis  comm.  ist  bei  diesen  beiden  Ar¬ 
terien  nachzusehen. 

An  dem  Vereinigungswinke  1  /der  V.  subclavia  und 
V.  jugularis  comm.  s.  int.  oder  dicht  neben  denselben  münden  je¬ 
doch  jederseits  in  die  V.  anonyma  noch  eine  Aiirahl  von  kleineren 
und  grösseren  Venen  ein,  welche  eigentlich  Aest^der  V.  subclavia 
oder  V.  jugularis  communis  sein  sollten.^)  DieseWenen  sind: 

1)  die  V.  thyreoidea  inferior,  \ 

2)  die  V.  mammaria  interna, 

3)  die  V.  cervicaiis  profunda, 

4)  die  V.  intercostalis  suprema, 

5)  die  V.  vertebralis, 

6)  die  V.  jugularis  externa, 

7)  die  V.  jugularis  anterior, 

8)  die  V.  jugularis  posterior. 

Von  den  eben  genannten  Venen  ist  die  V.  jugularis  post,  nicht 
immer  vorhanden;  wenn  sie  sich  vorfindet,  zieht  sie  ohne  die  Be¬ 
gleitung  einer  Arterie  neben  der  V.  cervicaiis  prof.  auf  den  tiefen 

•)  Henle  drückt  dieses  Verhältnis  so  aus:  „Die  Äste  der  V.  anonyma 
scheinen,  mit  dem  arteriellen  System  verglichen,  von  der  Subclavia  auf  die 
Anonyma  vorgerückt  zu  sein.“ 


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349 


Nackenmuskeln  nach  abwärts.  Da  der  Vereinigungswinkel  der  V. 
subclavia  und  jugularis  communis  die  Einmündungstelle  einer  so 
grossen  Anzahl  von  Venen  darstellt,  hat  man  denselben  auch  als 
Ängulus  venosus  bezeichnet.  Im  Speziellen  betrachtet,  verhalten 
sich  die  Venen  des  Kopfes,  Halses  und  der  oberen  Extremität 
folgendermassen: 


v»)  Kopf  und  Hals. 

Am  Halse  sind  ausser  der  V.  jugularis  interna  noch  jederseits 
zwei  Hautvenen,  die  soeben  erwähnte  V.  jugularis  anterior 
und  V.  jugularis  externa  vorhanden. 

1.  Die  V.  jugularis  anterior  ( V.  subcutanea  colli  mediana) 
zieht  ^icht  neben  der  Medianlinie  des  Halses  zwischen  Haut  und 
Fascie  nach  abwärts,  durchbricht  am  medialen  Rande  des 
M.  stemocleidomastoideus  die  Fascie  und  zieht  hinter  dem  eben 
genannten  Muskel  nach  lateralwärts  zum  Angulus  venosus  oder  zur 
V.  jugularis  ext.  hin.  Ihr  Blut  empfängt  sie  aus  benachbarten  klei¬ 
neren  Venen,  welche  an  der  vorderen  Seite  des  Halses  ein  weit¬ 
läufiges  Netz  bilden.  Ein  querer  starker  Venenast  pflegt  ziemlich 
constant  die  imteren  Enden  der  beiden  Vv.  jugulares  antt.  zu  ver¬ 
binden. 

2.  Die  V.  jugularis  externa  sammelt  das  Blut  aus  den  vor  und 
hinter  dem  Ohre  gelegenen  Venen,  den  Vv.  occipitdles,  auriculares 
posteriores  und  zum  Teil  aus  den  Vv.  temporales,  welche  in  ihrem 
Verlaufe  den  gleichnamigen  Arterien  entsprechen.  Ihr  Stamm  zieht 

jn_  ziemlich  verticaler  Richtung  vom  Ohr  nach  abwärts,  um  sich 
s^iessiicn  am  läferä'  I  j^n  R  a  rf  M.  sternocleTdomastoi- 

deus  in  die  Tiefe  und  in  den  Angulus  venosus  einzusenken. 

Die  tiefenVenen  des  Halses  und  Kopfes  (abgesehen  von 
den  bereits  beim  Angulus  venosus  erwähnten)'  fliessen  sämtlich 
in  die  V.  jugularis  interna  ,s..  communis  ein.  Der  Stamm  der  letz¬ 
teren  kommt  durch  das  For.  jugulare  aus  der  Schädelhöhle  und 
ist  oben  lateral  und  nach  hinten  von  der  Carotis  int.,  weiter  unten 
lateral  vcm  letzterer  gelegen.  Im  Foramen  jugulare  und  vor  ihrer 
Vereinigung  mit  der  V.  subclavia  pflegt  sie  je  eine  Anschwellung, 
den  Bulbus  v.  jugularis  superior  und  inferior  zu  bilden.  Die  V. 
jugularis  int.  bezieht  (von  unten  nach  oben  gerechnet)  ihr  Blut 
durch  folgende  Venen: 


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350 


1.  Die  V.  facialis  communis  entsteht  etwa  in  der  Höhe  des 
Unterkieferwinkels  aus  der  V.  facialis  anterior  und  der  V.  facialis 
posterior  und  bildet  einen  kurzen,  ziemlich  dicken  Stamm,  welcher, 
nur  bedeckt  vom  Platysma,  lateral  von  der  Carotis  ext.  nach  ab¬ 
wärts  zieht,  um  sich,  etwa  der  Teilungstelle  der  Carotiden  ent¬ 
sprechend-  in  die  V.  jugularis  ^ltema  einzusenken,  i)  Die  Aeste 
der  y.  facialis  post,  entsprechen  den  gleichnamigen  Aesten  .  der 
A.  maxillaris"rnf.  lind  Ä.  temporalis.  Diejenigen  Aeste,  welche 
der  M  a  X  i  1 1  a  r  i  s  i  n  tr’rä^pr^en,  bilden  zwischen  den  Kau¬ 
muskeln  ein  dichtes  Geflecht,  den  Plexm  pteryspidcus  (Plexus 
maxill.  int.),  welcher  auch  die  ophthalmica  inferior  aufnimmt; 
die  letztere  verläuft  am  Boden  der  Augenhöhle  imd  tritt  durch  die 
Fiss.  orbit.  inf.  zu  dem  eben  erwähnten  Geflecht.  Das  einfache 
oder  doppelte  Stämmchen,  welches  aus  dem  Plexus  pterygoideus  , 
hervorgeht  und  in  die  V.  facialis  post,  mündet,  hat  man  auch  als 
tiefen  Ast  de^V.  facialis  post,  bezeichnet.  Die  facialis  ant. 
entspricht  mit  ihren  Aesten  dem  Verbreitungsbezirke  der  M  a  x  i  1 1  a- 

r  i  s  ext.,  ist  jedoch  von  der  letzteren  durch  die  Glandula  sub- 
maxillaris  getrennt,  d.  h.  sie  verläuft  oberflächlich  unter  dem 
Platysma:  auch  in  diese  Vene  pflegt  sich  ein  tiefer  Ast  aus 
dem  Plexus  pterygoideus  einzusenken. 

2.  Die  y.  lingualis  (cf.  S.  304)  und  die  FtJ.  thyreoideae  supp. 
entsprechen  den  gleichnamigen  Arterien.  Die  Vv.  pharyngeae 
kommen  von  dem  an  der  äusseren  Pharynxfläche  gelegenen  Plexus 
phdryngeus  her  und  können  auch  in  die  V.  lingualis  oder  die  Vv. 
thyreoideae  supp,  einmünden. 

3.  Die  Sinus  durae  matns  ergiessen  ihr  Blut  schliesslich  sämt¬ 
lich  durch  das  For,  jugulare  in  die  V.  jugularis  int.  Die  detaillierte 
Beschreibung  der  Sinus  wird  später  bei  der  Dura  gegeben  wer¬ 
den.  Nur  die  Zuflüsse  sollen  hier  genauer  erörtert  werden.  Die 
Sinus  erhalten  ihr  Blut  ausser  von  den  Venen  der  Dura  {Vv.  me- 
ningeae)  noch  durch  folgende  Gefässe: 

a)  die  Vv.jerebri  s.  cerebrales  treten  an  der  Oberfläche 
s  G_§  hi  *■  ns  hervor  und  münden  in  verschiedenen  Höhe_ . 


*)  Während  die  meisten  Autoren  die  Bezeichnungen  der  V.  jugularis 
communis  und  interna  identisch  gebrauchen,  wird  von  anderen  der  ober¬ 
halb  der  V.  facialis  gelegene  Teil  derselben  als  V.  jugularis  int.,  der  unter¬ 
halb  der  V.  facialis  gelegene  Teil  als  V.  jugularis  communis  bezeichnet. 
Hyrtl  reserviert  die  Bezeichnung  V.  jugularis  comm.  für  den  aus  der  Ver¬ 
einigung  der  V.  jugul.  int.  und  ext.  entstandenen  Stamm  —  wenn  sich  näm¬ 
lich  die  letztere  in  die  erstere  ergiesst. 


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351 


in  die  benachbarten  Sinus  ^in.  Je  nach  ihrer  Lage  hat  man 
^vTceredfrsupp.,  mediae  und  inff.  unterschieden.  Blut 

aus  den  Wänden- der  Hirnventrikel  und- den  Plexus-chocioidei 
sammelt  sich  in  .der  Y.  cerebri  ioL^dextra  und  sijmtra, 
welche  unter ^era  Balkenwulst  heryortreten  und  zu  der  un- 
^aar^n  cerebri  magna  s.  Galeni  (V.  cerebri  int.  comm.  von 
HENLE)  zusammenfliessen,  die  sich  nach  kurzem  Verlauf  und 
nach  Aufnahme  einiger  Zweige  von  der  Hirnbasis  und  dem 
Kleinhirn  in  H^n  Sinn.«?  rprtn.s  <»rpips.<tt; 

b)  die  Vv.  diploicae  (auch  alsBreschet’sche  Venen  be¬ 
zeichnet)  sind  ziemlich  grosse  dünnwandige  Oefässe,  welche 
inderDiploeder  Schädelknochen  gelegen  sind  und  ihr 
Blut  zum  Teil  in  die  Sinus,  zum  Teil  in  andere  benachbarte 
Schädelvenen  ergiessen; 

c)  die  V.  ophthalmica  superior  sammelt  das  Blut  aus  dem 
oberenTeil  der  Augenhöhle  und  geht  durch  die 
Fiss.  orbit.  superior  in  den  Sinus  cavernosus  hinein.  Die 
V.  ophthalmica  inferior,  welche  das  Blut  aus  dem  unteren 
Teil  der  Augenhöhle  sammelt  und  durch  die  Fiss. 
orbitalis  inf.  hindurchtritt,  ergiesst  sich  zwar  meistens  in  den 
Plexus  pterygoideus,  kann  jedoch  auch  mit  der  vorigen  in 
den  Sinus  cavernosus  einmünden ; 

d)  die  Vv.  auditivae  intemae  (cf.  die  gleichnamigen  Arterien) 
kommen  aus  dem  Porus  acust.  int.  heraus  und  führen  das 
Blut  aus  dem  inneren  Ohr  zum  Sinus  transversus  oder  pe- 
trosus  inferior; 

e)  die  Vene  des  Aquaeductus  vestibuli  ergiesst  sich  gewöhnlich 
in  eine  Vene  der  Dura  mater,  die  Vene  des  Aquaeductus  coch- 
leae  (V.  canaliculi  cochleaejin  den  Bulbus  der  V.  jugularis 
int. 

Die  Sinus  stehen  durch  zahlreiche  Emissaria  Santorini  mit  den 
Venen  an  der  Aussenfläche  des  Schädels  in  Verbindung,  worüber 
alles  Wichtigste  bereits  beim  Stirnbein,  Scheitelbein,  Hinterhaupt¬ 
bein  etc.  gesagt  worden  ist. 

)^b)  Obere  Extremität. 

An  der  oberen  Extremität  sind  ebenfalls  die  Hautvenen 
und  die  tiefen  Venen  zu  unterscheiden. 

Die  Hautvenen  münden  sämtlich  in  zwei  Hauptstämme 
ein,  die  F.  cephalica  und  F.  hasilica:  beide  entwickeln  sich  aus 


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352 


einem  Venenyeflecht  H«>s  Hanrlrürlfpng  dem  sogen.  Rete  venosum 
dorsale  manus,  an  welchem  übrigens  gewöhnlich  zwei  Stämme, 
der  eine  (  V.  salvntellal  im  vierten,  der  andere  ( F.  cephalica  poUicis) 
im  ersten  Intermetacarpalraiun  gelegen,  besonders  hervortreten. 

1.  Die  F.  cephalica  entsteht  in  der  Gegend  des  Datunens  (also 
an  der  H  a  u  p  t  s  e  i  t  e  der  Hand)  und  steigt  zunächst  an  der 
Radialseite  des  Unterarmes  und  Oberarmes 
in  die  Höhe,  um  sich  schliesslich  mehr  nach  vom  zu  wenden  und 
durch  die  Mohrenheim’sche  Grube  in  die  V.  axillaris 
einzusenken. 

Nach  K.  V.  Barüeleben  setzt  sich  beim  Embryo  die  spätere  V. 
cephalica  des  Unterarmes  in  einen  starken  Venenstamm  fort,  welcher  vor 
der  EUbeuge  zur  medialen  Seite  des  Oberarmes  zieht  und  sich  schliesslich 
in  der  Achselhöhle  in  die  V.  axillaris  einsenkt.  B.  betrachtet  das  Unterarmstück 
der  V.  cephalica  und  den  eben  erwähnten  Venenstamm  des  Oberarmes  als 
die  Hauptvene  des  Armes,  F.  capitalis  brachii,  und  sieht  in  der 
letzteren  ein  Analogon  der  V.  saphena  magna  der  unteren  Extremität,  ln 
späterem  Alter  geht  gewöhnlich  das  Oberarmstück  der  V.  capitalis  brachii 
verloren. 

2.  Die  F.  hasilica  kommt  von  der  Kleinfingerseite  der  Hand 
und  zieht  (häufig  in  einen  vorderen  und  einen  hinteren  Zweig  ge¬ 
teilt)  am  Ulnarrande  des  Unterarmes  bis  etwa  zur 
Mitte  des  Oberarmes  in  die  Höhe,  um  hier  im  Sulcus  bicipitalis 
med.  die  Fascie  zu  durchbrechen  und  sich  in  die  mediale  V.  bra- 
chialis  einzusenken. 

Ausser  den  beiden  genannten  Venen  findet  sich  sehr  häufig 
noch  zwischen  der  V.  cephalica  und  basilica  die  sog.  F.  mediana 
cubiü  vor,  welche  an  der  Vorderfläche  des  Unterarmes  bis  zur  Ell- 
beuge  nach  aufwärts  zieht  und  sich  dort  gewöhnlich  in  zwei 
Zweige  teilt,  von  denen  sich  der  eine,  die  F,  mediana  cephalica, 
in  die  V.  cephalica,  der  andere,  die  F.  mediana  basilica,  in  die  V. 
basilica  einsenkt. 

Die  tiefen  V  e  n  e  n  der  oberen  Extremität  entsprechen  in 
ihrem  Verlaufe  und  ihren  Bezeichnungen  den  Arterien,  weldie 
sie  überall  in  doppelter  Zahl  begleiten.  Nur  die  F.  axillaris  und 
s^clavia  sind  als  einfache  S  t  äjn  rn^  vorhanden.  Ueber  die 
Lage  der  letzteren  ist  bei  den  gleichnamigen  Arterien  nachzusehen. 


t/c)  Thorax. 

Wenn  wir  von  den  yv^intrrcostales  supremae  und  mammariae 
hitt.  nebst  ihren  Zweigen  absehen,  so  sammeln  sich  die  Venen 


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353 


des  Thorax  in  einem  unpaaren  Stamme,  der  F.  azygos,  deren  Blut 
sich  schliesslich  in  die  V.  cava  sup.  ergiesst^'^H;  V.  azvtLUS  ent¬ 
springt  in  der  rechten  Hälfte  der  Bauchhöh  1  e  aus 
den  Vv.  lumbales  (mitunter  auch  aus  der  V.  renalis  dextra  oder 
der  V.  cava  int.)  und  tritt  meistens  durch  eine  Lücke  in  dem  me- 
dialen  Schenkel  des  Zwerchfelles  (nach  anderer  Version  zwischen 


dem  mittleren  und  inneren  Zwerchfellschenkel  s.  S.  139)  jn  die 
Brusthöhle  hinein.  Hier  zieht  die  Vene  im  Mediastinum  posterius 
rechts  vor  den  Rnistwirhelkörpern  und  dpti  Aa.  intercQStaks.  dex- 
trae  ziemlich  senkrecht  in  die  Höhe  und  krümmt  sich  dann  etwa 

^  Brustwirbels  über  die  rec 


Ol  hinüber^  um  sjch  in  die  V.  cava  sup.  (di^ 


vor  deren  Eintritt  in  den  Herzbeutel)  einzusenken.  Links  von 
der  V.  azygos  ist  im  unteren  Teile  des  Thorax' die  Aorta  descen- 
dens,  im  oberen  Teile  desselben  der  Oesophagus  gelegen.  Doch 
schiebt  sich  zwischen  die  Azygos  und  die  Aorta  noch  der  Ductus 
thoracicus  ein,  welcher  also  ebenfalls  vor  der  Wirbelsäule  (an  der 
-linken  Seite  der  Vene)  in  die  Höhe  steigt. 

Da  die  Vv.  lumbales,  aus  welchen  die  V.  azygos  entsteht. 


eine  Anastomose  zwischen  der  V.  cava  iTi 

darstellt  eine  Anastomose.  deren  Blut  sich 
allerdings  hauptsächlich  nach  einer  Richtung,  nämlich  in  die  Cava 
sup.,  ergiesst. 

An  der  linken  Seite  des  Körpers  findet  sich  an  Stelle  der 
V.  azygos  ein  kürzerer  Stamm  vor, 

ähnlich  wie  die  vorige  aus  den  linken  Vv.  lumbales  entsteht  und 
durch  eine  Lücke  im  medialen  ZWCl'UlKlMÜUyiRt!!  111  Ule  Brust¬ 
höhle  tritt,  um  hier  links  von  der  _^rta  und  dicht  vor  den  An- 
fängen  der  Aa.  intercostales  sinistrae  in  die  Höhe  zu  ziehen.  In¬ 
dessen  meistens  schon  ip  Höhe  des  VII L  Brustwirbels^wendel~Mch 
iüe  V.  hemiazygos  unter  deno^  und  dem'*T?u?f5?'iiioracicu^ 
■^aHi  rechts,  um  iir~dig~V.'  azYgos~einznmünden.  Nicht^  selten  -en^ 
steht  jedoch  aus  dem  oberen  Teile  der  V.  hemiazygos  ein  neuer 
Venenstamm,  die  F.  hemiazygos  accessoria  (superior),  welche  links 
von  der  Aorta  und  der  Wirbelsäule  nach  oben  zieht,  um  sich  ent¬ 
weder  in  die  V.  anonyma  sin.  oder  in  die  V.  intercostalis  suprema 
zu  ergiessen.  Die  V.  hemiazygos  sup.  zeigt  übrigens  ein  äusserst 
variables  Verhalten.  Wenn  sie  vorhanden  ist,  würde  sie  im  Verein 
mit  der  hemiazygos  auf  der  linken  Seite  des  Körpers  eine  Ana¬ 
stomose  zwischen  der  V.  cava  sup.  und  inf.  darstellen. 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  23 


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354 


Ausser  der  V.  hemiazygos,  in  welche  sich  meistens  nur  die 
4— 5  . unteren  linken.  Intercostalvenen  und  einzelne  kleine  Nachbar¬ 
venen  aus  dem  Mediastinum  posterius  einsenken,  nimmt  die  V,- 
a  z  y  g  o  s  folgende  Venen  auf: 

1.  sämtliche  Vv.  intercostales,  welche  nicht  in  die  V.  hemi¬ 
azygos  (resp.  V.  hemiazygos  accessöria)  und  die  V.  intercostalis 
suprema  (Ast  der  V.  subclavia)  einmünden; 

2^  die  Vv.  oesophageae  und  mediasünales  posteriores  vom 
Oesophagus  und  den  benachbarten  Organen  des  Mediastinum 
posterius; 

^  3.  die  Vv.  bronchiales  dextra  und  sinistra,  welche  neben  den 

Bronchien  aus  dem  Hilus  der  Limge  heraustreten. 

Wie  man  sieht,  bezieht  die  V.  azygos  ihr  Blut  im  Brustkorb 
aus  denjenigen  Venen,  welche  den  Aesten  der  Aorta 
descendens  thoracica  entsprechen.  Wenn  die  V. 
hemiazygos  accessöria  vorhanden  ist,  pflegt  dieselbe  allerdings  das 
Blut  aus  einigen  Nachbarvenen,  wie  z.  B.  einigen  Vv.  intercostales, 
aufzunehmen  und  in  die  V.  anonyma  sin.  zu  leiten. 


III.  V.  cava  inferior. 


Die  untere  Hohlvene,  V.  cava  inferior,  mündet  un¬ 
mittelbar  nach  ihrem  Durchtritt  durch  das  Zwerchfell  (s.  S.  137) 
in  das  rechte  Atrium  ein.  Von  dieser  Einmündungstelle  an  er¬ 
streckt  sie  sich  dicht  vor  der  Wbfa  Wirbelsäule  und  rechts  von  der 
Aorta  descendens  bis  etwa  zur  Grenze  zwischen  dem  IV.  und  V. 
Lendenwirbel  nach  abwärts,  wo  sie  sich  ebenso  wie  die  Aorta  in 
die  beiden  Vv.  iliacac  communes  und  die  V.  sacralis  tnedia  teilt. 


Jede  V.  üiaca  communis  (V.  anonyma  iliaca  von  HENLE)  teilt  sich 
wiederum  in  eine  V.  Jlypogastrica  und  eine  V.  Uiaca  externa  (V. 
iliaca  von  HENLE),  deren  Verzweigungen  völlig  den  gleichnamigen 
Arterien  entsprechen.  Die  V.  iliaca  ext.  führt  das  Blut  aus  den 
Venen  der  unteren  Extremität,  die  -V.  hypogasfrfca  aus 
den  Venen  des  Beckens  der  V.  cava  inf.  zUj  Was  die  Lage 
dieser  Venen  betrifft,  so  ist  hierüber  Fig.  18,  S..:B§-nachzusehen. 
Während  ihres  Verlaufes  von  der  Teilungstelle  bis  zur  Einmün¬ 
dung  in  den  rechten  Vorhof  nimmt  die  V.  cava  inf.  eine  Anzahl 
von  Venenästen  auf,  welche  den  paarigen  Aesten  der  Bauch- 
aorta  entsprechen.  Man  kann  also  sagen,  dass  die  Verzweigungen 


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355 


der  ganzen  V.  cava  inf.  den  Aesten  der  Aorta  abdomina¬ 
lis  entsptt^ai  —  mit  Ausnahme  der  drei  Ein¬ 
geweideäste,  der  A.  coeliaca,  mesenterica  sup.  und  inf., 
deren  Begleitvenen  in  die  Pfortader  fliessen  (s.  weiter  unten).  Im 
Speziellen  verhalten  sich  die  Verzweigimgen  der  V.  cava  inf.  fol¬ 
gendennassen: 


|/ a)  Bauchhöhle. 

Da,  wie  eben  erwähnt,  die  Begleitvenen  der  drei  unpaaren 
Aortenäste  zu  einem  besonderen  Stamm,  der  Pfortader,  zusammen- 
fliessen,  so  muss  die  V.  cava  inf.,  der  Bauchaorta  entsprechend, 
jederseits  folgende  Venen  in  sich  aufnehmen,  welche  mit  Aus¬ 
nahme  der  Yv.  hepaiicae  neben  den  gleichnamigen  Arterienästen 
verlaufen: 

1.  die  Yv.  hepaiicae,  zwei  bis  drei  grössere  imd  verschiedene 
kleinere  Venen,  welche  aus  dem  hinteren  Rande  de r  L e - 
b  e  r  hervortreten  und  sofort  in  die  V.  cava  inf.  einmünden,  deren 
vordere  Wand  der  Leber  unmittelbar  anliegt; 

2.  die  Fl),  phrmicae  inferiores  (jederseits  doppelt); 

3.  die  Ft),  lumbales^  von  denen  die  obere  durch  verticale  Ana- 
stomosen  in  Verbindung  stehen,  welche  sich  nach  oben  in  die  V. 
azygos  tmd  hemiazygos  fortsetzen.  Den  durch  di^  Anastrxnosen 
gebildeten  Anfangsteil  der  V.  azygos  und  hemiazygos  hat  man 
auch  als  V.  lumbalis  ascendens  bezeichnet; 

4.  die  F.  suprarencUis,  welche  sich  übrigens  sehr  häufig  in 
die  V.  renalis  einsenkt; 

5.  die  F.  renalis  (nur  selten  jederseits  in  mehrfacher  Zahl  vor¬ 
handen)  kommt  vor  der  A.  renalis  aus  dem  Hilus  der  Niere  her¬ 
vor  (betreffs  ihres  weiteren  Verlaufes  s.  Fig.  18,  S.  328); 

6.  die  Yv.  spermaticae  internae  (meistens  jederseits  doppelt) 
kommen  beim  Manne  vom  Hoden  und  bilden  im  Samen¬ 
strange  ein  starkes  Geflecht,  den  Plexus  pantpiniformis  s.  sperma- 
ticus,  an  dem  sehr  leicht  infolge  der  Stauung  des  Blutes  jene  Er¬ 
weiterungen  entstehen  können,  welche  man  als  Krampfader¬ 
bruch,  Yaricocele,  bezeichnet  hat.  Nachdem  diese  Venen  den 
Leistenkanal  passiert  haben,  ziehen  sie  neben  den  gleichnamigen 
Arterien  an  der  hinteren  Bauchwand  in  die  Höhe.  Doch  pflegt 
sich  gewöhnlich  nur  die  rechte  V.  spermatica  in  die  V.  cava 
inf.,  die  linke  dagegen  in  die  V.  renalis  sin.  einzusenken,  so  dass 
also  der  Blutstrom  rechts  unter  spitzem  Winkel  in  die  V.  cava  inf. 

23» 


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356 


einströmt,  während  er  links  zwei  Mal  einen  nahezu  rechtwinkelig 
geknickten  Verlauf  nehmen  würde.  Infolge  dieses  Hindernisses 
wird  linkerseits  eine  grössere  PrädispositicMi  für  Stauungen  im 
Plexus  pampiniformis,  d.  h.  also  für  das  Zustandekommen  der 
Varicocele,  vorhanden  sein  müssen.  Beim  Weibe  bilden  die  Vv. 
spermaticae  intt.  zwischen  den  beiden  Blättern  des  Lig.  latum  einen 
erheblich  kleineren  Plexus,  welcher  mit  dem  Plexus  uterinus  zu¬ 
sammenhängt. 


b)  Becken. 

Die  Verzweigungen  der  F.  hypogastrica  entsprechen  den  Aesten 
der  A.  hypc^astrica,  welche  sie  in  doppelter  Zahl  begleiten;  sie 
sind  ausserhalb  des  Beckens  mit  Klappen  versehen.  Im  Becken 
sind  die  Eingeweideäste  dieser  Venen  durch  starke  Ge¬ 
flechte  ersetzt,  welche  man  zum  Teil  besonders  benannt  hat,  ob¬ 
schon  sie  continuierlich  untereinander  und  mit  den  Nachbarvenen 
Zusammenhängen.  Man  unterscheidet: 

1.  den  Plexus  pudendedis  (pubicus  impar),  welcher  hinter  dem 
unteren  Rande  der  Symphysis  oss.  pubis  gelegen  ist  und  sich  bis 
zur  vorderen  Wand  der  Blase  imd  Urethra  erstreckt.  Da  dieses 
Geflecht  beim  Manne  die  Prostata  umspinnt,  hat  man  es  hier  auch 
als  Plexus  prostaticus  s.  Santorini  bezeichnet.  Dasselbe  erhält 
seinen  Zufluss  ausser  diu'ch  die  kleinen  Venen  der  Nachbarorgane 
hauptsächlich  durch  die  F.  dorsalis  penis  {clüoridis  und  ergiesst 
sein  Blut  in  die  F.  pudenda  interna.  Die  Vv.  profundae  penis 
{düoridis)  sollen  dagegen  nach  HENLE  stets  direkt  in  den  Plexus 
pudendalis  einmünden; 

2.  den  Plexus  vesicalis,  welcher  den  Grund  der  Harnblase 
umgibt  und  sein  Blut  durch  die  Vv.  vesicales  in  die  V.  hypo¬ 
gastrica  ergiesst; 

3.  beim  Weibe  den  Plexus  uierovaginalis,  welcher  die  Vagina 
umstrickt  und  sich  auch  (im  Lig.  latum)  längs  der  Seitenränder 
der  Gebärmutter  bis  zum  Fundus  uteri  ausdehnt.  Das  Blut  dieses 
Plexus  wird  hauptsächlich  durch  die  Vv.  uterinae  in  die  V.  hypo¬ 
gastrica  geleitet.  Indessen  wird  ein  Teil  desselben  auch  durch  die 
Vv.  spermatt.  intt.  abgeführt; 

4.  den  Plexus  haemorrhoidalis,  welcher  das  Rectum  umgibt 
und  sich  in  seinem  oberen  Teile  diu'ch  die  F.  haemorrhoidalis  sup. 
s.  int.  in  die  Pfortader,  in  seinem  mittleren  Teile  durch  die  v. 
haemorrhoidalis  media  in  die  V.  hypogastrica,  in  seinem  unteren 


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357 


Teile  durch  die  Vv.  haemorrhoidales  inff.  s.  extt.  in  die  V.  pudenda 
int.  ergiesst. 


c)  Untere  Extremität. 

An  der  unteren  Extremität  sind  wie  an  der  oberen  die  H  a  u  t- 
V  e  n  e  n  und  die  tiefen  Venen  von  einander  zu  unterscheiden. 

Die  Hautvenen  entstehen  beide  hauptsächlich  aus  einem 
venösen  Geflecht  am  Fussrücken,  dem  Rete  venosutn  dorsale  pedis, 
und  sammeln  sich  in  folgenden  beiden  Stämmen: 

1  ■  Die  V.  saphena  maana  tintema)  entwickelt  sich  am  medialen 
Fussrande  aus  den  Venen  des  Fussrücken.«;  und  der  Fusssohle  und 
verläuft  hierauf  vor  dem  inneren  Knöchel  zum  Unterschenkel,  an 
dessen  medialer  Fläche  sie  zimächst  bis  zum  Condylus  med.  ferao- 
ris  in  die  Höhe  zieht.  Am  Oberschenkel  pflegt  sie  weiterhin  ziem¬ 
lich  genau  dem  Verlaufe  des  M.  sartorius  zu  folgen,  um  sich 
schliesslich  medial  vom  Proc.  falciformis  in  die  V.  femoralis  ein¬ 
zusenken.  Nicht  selten  ist  sie  doppelt  vorhanden,  in  sehr  seltenen 
Fällen  kann  sie  gänzlich  fehlen.  Ausser  den  benachbarten  Haut¬ 
venen  an  der  medialen  und  der  hinteren  Seite  der  unteren  Extremi¬ 
tät  pflegt  die  V.  saphena  magna  noch  in  der  Nähe  der  Fossa 
ovalis  die_l^y.  epuiaslricae  su)>erßciales,  Vv.  pudendae  externae  und 
mitunter  auch  einige  Vv.  dorsales  penis  subcutaneae  aufzunehmen. 

2.  Die  V.  saphena  parva  (minor  s.  posterior)  entsteht  in  ähn- 
licher  Weise  wie  die  vorige  am  1  a  t  e  r  a  1  e  n  Fussrande  und  ver- 
läflfThinter  dem  äu.sseren  Knöchel  .zur  hinteren  Fläche  des  Untei';^ 
schenke^  wo  sie  weiterhin  zwischen  den  beiden  Gastrocnemius- 
köpf^  in  die  Höhe  zieht,  um  sich  entweder  in  der  Kniekehle  in 
~d[e  V.  Doplitea  einzusenken  .  oder  _  mit  der  nahe  gelegenen  „V. 
saphena  magna  zu  vereinigen..  _ 

^  Die  tiefen  Venen  der  unteren  Extremität  entsprechen  in 
Bezug  auf  ihren  Verlauf  und  ihre  Beziehung  vollständig  den 
Aesten  der  Aa.  iliaca  ext.,  femoralis  und  poplitea:  hierbei  ist  zu 
betonen,  dass  die  grossen  Venen,  d.  h.  also  die  V.  üiaca  ext.,  fe¬ 
moralis  und  meistens  auch  die  F.  poplitea,  einfache  Stämme 
bilden,  während  die  übrigen,  kleineren  Venen  in  doppelter  Zahl 
die  entsprechenden  Arterien  begleiten.  Ueber  die  Lageverhältnisse 
dieser  Gefässe  ist  bei  den  Arterien  nachzusehen. 

Nach  BRAUNE  ist  die  V.  femoralis  das  einzige  Gefäss.  wel- 
ches_das_BluLav^_de£^]ifliaaLJutÜaiBitäL^?»ni  -  führt,  so 

dass  nach  einer  Verschliessung  oder  Verletzung  aieser  Vene  unter- 


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358 


halb  des  Poupart’schen  Bandes  kein  collateraler  Kreislauf  zu 
Stande  kommt,  durch  welchen  das  Blut  der  unteren  Extremität 
zum  Herzen  gelangen  könnte. 


Die  Venen  des  Rückens  ergiessen  ihr  Blut  zum  Teil 
in  Zweige  der  V.  cava  sup.,  zum  Teil  in  solche  der  V.  cava  inf.: 
ihr  Blut  sammelt  sich  in  den  Rückenästen  (Rr.  dorsales)  der 
Vti.  vertebrales^  mtercostales.  lumbales  und  sacrales,  deren  Ver¬ 
zweigungen  durchaus  den  Arterien  entsprechen. 

Ueber  die  Venen  innerhalb  und  ausserhalb  des  W  i  r  b  el¬ 
kanales,  welche  ihr  Blut  ebenfalls  in  die  soeben  aufgezählten 
Stämme  ergiessen,  ist  beim  Rückenmark  nachzusehen. 

IV.  V.  portae. 

Die  Pfortader,  V.  portae  s.  portarum,  führt  das  Blut  aus 
dem  grössten  Teile  des  VerdauungsKanäls~~vinB  seinef~~^bänge 
\zur  Leber,  deren  Capillaren  es  passiert,  um  sctiliesslidTd^ch  die 
Lebervenen,  ~Ft;.  hepaticae,  der  V.  cava  inf.  zugeführt  zu  werden. 

^_D££_Stamm_dgL^fortader  entsteht  hinter  dem  Kopfe 
,..jLfc&.£.aJlJLLeA^^^^de^verein!gung"clerTrTIg8Wf!gyf!ff^B^ 
V.  lienalis  und  V.  mesenterica  inf.  ^)  und  zieht  hierauf  hinter 
Pars  horizontalis  sup.  des  Duodenum  zmn  Lig.  hepatoduodenife, 
in  welchem  derselbe  zwischen  der  Leberarterie  und  dem  Gallen¬ 
gang  ztxr  Fossa  transversa  (Porta)  hepatis  aufwärts  steigt,  um 
sich  hier  in  einen  linken  und  einen  r^ten  Arm  zu  teilen.  Die 
Leberarterie  ist  hierbei  1  i  n  k  s .  der  Ductus  choledochus  rechts. 
(am  freien  Rande  des  Lig.  hepatoduodenale)  und  die  Pfortade£_ 
etwas  nach  hinten  und  zwischen  den  beiden  an d^ 
ren  Gefässen  gelegen. 

Die  Lage  der  drei  venösen  Hauptstämme,  aus  welchen 
sich  die  Pfortader  zusammensetzt,  verhält  sich  zu  derjenigen  der 
gleichnamigen  Arterien  derart,  dass  die  T.  mesenterica  sup.  rechts 
von  der  A.  mesent.  sup.  gelegen  ist,  die  V.  lienalis  mehr  hinter 
dem  Pankreas  nach  rechts  zieht  und  die  ^F.  mesenterica  inf. 
zuerst  in  Begleitung  der  A.  colica  ■  sin.  senkrecht  nacn  ooen 
zieht,  um  dann  aie  letztere  zu  "VSHSSyöfi  und  bogenförmig 


Anstatt  in  den  Vereinigungswinkel  kann  sich  die  V.  mesenterica  inf. 
auch  in  die  V.  mesenterica  sup.  oder  V.  lienalis  ergiessen. 


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359 


nach  rechts  zu  den  anderen  Venen  hinzustreben.  Da¬ 
gegen  entsprechen  die  Verzweigungen  der  eben 
genannten  drei  Venen  in  ihrem  Verlaufe  und  ihren  Benennungen 
genau  den  Zweigen  der  drei  unpaaren  Aortenäste,  also  der 
A.  coeliaca,  mesenterica  sup.  und  mesenterica  inf.  —  mit  Aus¬ 
nahme  der  A.  hepatica,  welche  in  Begleitung  des  Pfortaderstam¬ 
mes  zur  Leber  tritt.  Doch  pflegen  die  F.  coronaria  ventriculi  und 
die  V.  cysüca  sich  direkt  in  den  Stamm  der  Pfortader  zu  ergiessen. 

Anastomosen  zwischen  der  Pfortader  und  anderen  Körpervenen 
sind  für  verschiedene  Stellen  beschrieben  worden.  So  soll  sich  ziemlich 
häufig  ein  Verbindungsast  zwischen  der  V.  lienalis  und  der  V.  azygos  vor¬ 
finden.  Ferner  ist  bereits  erwähnt  worden,  dass  die  venösen  Beckengeflechte 
ihr  Blut  zum  Teil  in  die  Pfortader,  zum  Teil  in  die  Zweige  der  V.  hypo- 
gastrica  ergiessen.  Nach  Retzius  sollen  sich  kleine  Pfortaderästchen  aus 
dem  Dünn-  und  Dickdarme  direkt  in  die  V.  cava  inf.  oder  V.  renalis  ein¬ 
senken.  Endlich  treten  aus  dem  benachbarten  Peritonaeum  und  der  vorde¬ 
ren  Bauchwand  eine  grosse  Anzahl  von  kleinen  Venen  durch  die  Ligamente 
der  Leber  in  die  Substanz  der  letzteren  hinein.  Diese  Gefässe  sind  deswe¬ 
gen  von  grosser  Wichtigkeit,  weil  sie  bei  Störungen  im  Pfortaderkreislauf 
(wie  z.  B.  durch  Lebercirrhose)  dazu  dienen,  das  Blut  nach  den  äusseren 
Venen  abzuleiten.  Nach  Sappey  pflegt  sich  in  diesem  Falle  ganz  besonders 
ein  stärkerer  Ast  {Vena  parumbilicalis)  zu  erweitern,  welcher  von  der  Bauch¬ 
wand  aus  neben  der  Nabelvene  zum  linken  Pfortaderast  hinzieht. 

Bisweilen  geben  auch  die  Venae  epigastricae  inferiores  Aste  ab,  welche 
sich  zu  einem  Stamm  vereinigen,  der  sich  in  die  Vena  umbilicalis  ergiesst. 
Diesen  Y-förmigen  Venenstamm  bezeichnet  man  in  diesem  Falk 'als  Bu- 
row'sche  Vene,  Vena  Burowii, 


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360 


G.  Der  Kreislauf  des  Blutes  beim  Foetus. 

Während  der  Mensch  nach  der  Geburt  durch  den  Atmungs¬ 
prozess  sein  Sauerstoffbedürfnis  befriedigt  und  sich  der  über¬ 
schüssigen  Kohlensäure  entledigt,  kann  sich  das  Blut  des  intra¬ 
uterinen  Foetus  nur  dadurch  restaurieren,  dass  es  mit  dem  Blute 
der  Mutter  in  einen  direkten  Austausch  von  Gasen  und  anderen 
Stoffen  tritt.  Dieser  Stoffaustausch  findet  diuch  ein  plattes,  rund¬ 
liches  Organ,  den  Mutterkuchen,  Placenta,  statt,  welcher 
an  der  Innenfläche  des  Uterus  angeheftet  ist  und  sich  mittels  zotti¬ 
ger  . Hervorragungen,  der  sojgen.  Placentarzotten,  in 
dessen  Wand  einsenkt.  Zu  dem  Mutterkuchen  zieht  nun  von 
dem  Nabel  des  Foetus  ein  ziemlich  langer  Strang,  der  N a b ei¬ 
st  r  a  n  g ,  Fmiculus  umbilicalis,  welcher  drei  grosse  Blutgefässe 
enthält,  von  denen  zwei,  die  Nabelarterien,  Aa. umbilicales, 
das  schlechte,  d.  h.  dunkle  und  kohlensäurereiche  Blut  des  Foetus 
zur  Placenta  führen,  während  das  dritte,  die  Nabelvene, 
V.  umbilicalis,  das  in  der  Placenta  restaurierte,  also  hellrote  und 
sauerstoffreiche  Blut  wieder  zum  Foetus  zurückleitet. 

Wenn  wir  nun  bei  der  Schilderung  des  fatalen  Kreislaufes 
von  der  Nabelvene  ausgehen,  so  führt  dieselbe  das 
gute,  sauerstoffhaltige  Blut  zunächst  von  der  Placenta  zum  N  a  • 
b  e  1  und  gelangt  hierauf  durch  den  letzteren  zur  unteren 
Fläche  der  Leber,  wo  sie  sich  an  der  Leberpforte  in  zwei 
A  e  s  t  e  teilt,  von  denen  der  eine  sich  in  die  Pfortader  einsenkt 
und  sein  Blut  auf  diese  Weise  in  die  Leber  hineinsendet,  während 
der  andere,  der  Ductus  venosus  (Arant^  weiter  nach  hinten  zieht 
und  in  die  V.  cava  ini.  einmundet.  indessen  auch  das  Blut  aus 
dem  ersteren  Aste  muss,  nachdem  es  sich  mit  dem  Pfortaderblut 
gemischt  und  die  Lebercapillaren  passiert  hat,  durch  die  Vv.  he- 
paticae  in  die  V.  cava  inferior  gelangen,  so  dass  also  schliesslich 
das  ganze  Nabelvenenblut  dem  rechten  Atri¬ 
um  zugeführtwird.  Natürlich  ist  das  Blut  im  oberen  Ab¬ 
schnitte  der  V.  cava  inf.  schon  erheblich  dunkler  als  das  Blut  der 
Nabelvene,  weil  einerseits  dem  Nabelvenenblut  beim  Passieren  der 
Lebercapillaren  schon  etwas  Sauerstoff  entzogen  und  ausserdem 
das  Pfortaderblut  beigemischt  ist,  andererseits  die  V.  cava  inf.  auch 
das  schlechte,  mit  Kohlensäure  überladene  Blut  der  unteren 


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Fig.  19. 

Schema  für  den  Kreislauf  des  Blutes  beim  Foetus 
(unter  Benutzung  einer  Zeichnung  von  HEITZMANN). 

Die  roten  Pfeile  bezeichnen  den  Weg,  welchen  das  hellrote  oxydierte  Blut 
aus  der  Nabelvene  nimmt,  die  schwarzen  Pfeile  den  Weg,  welchen  das 
dunkle  desoxydierte  Blut  der  V.  cava  sup.  einschlägt.  Der  Verlauf  des 
Blutes  in  den  übrigen  Gefässen  ist  der  Einfachheit  wegen  nicht  besonders 

bezeichnet  worden. 

Körperhälfte  zum  Herzen  leitet.  Nachdem  nun  das  Blut 
der  unteren  Hohlvene  in  das  rechte  Atrium  eingetreten  ist,  fliesst 


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dasselbe  nicht  wie  beim  Erwachsenen  in  den  rechten  Ventrikel, 
sondern  wird  durch  die  Valvida  vcna  cavae  s.  Eustachii  derartig  ab- 
gelenkt,  dass  es  fast  gänzlich  durch  das  For.  ovale  in  das  linke 
Atrium  hinüberströnit.  Aus  dem  linken  Atrium  gelangt  es  alsdann 
in  den  linken  Ventrikel  und  aus  dem  letzteren  in  das  Aorten¬ 
system,  durch  dessen  Verzweigungen  es  allen  Organen  des  Kör¬ 
pers  zugeführt  wird.  Wenngleich  dem  guten  Blute  der  Nabelvene 
auf  seinem  Wege  bis  zum  Aortensystem  somit  eine  erhebliche 
Menge  schlechten,  kohlensäurehaltigen  Blutes  beigemischt  wird, 
so  genügt  doch  der  in  demselben  enthaltene  Sauerstoff  vollständig 
für  die  Ernährung  des  F^tus,  da  der  letztere  nur  ein  relativ  ge¬ 
ringes  Sauerstoffbedürfnis  besitzt. 

Während  der  V.  cava  inf.  durch  die  Nabelvene  gutes  Blut  bei¬ 
gemischt  wird,  erhält  die  V.  c  a  v  a  s  u  p.  nur  das  schlechte  Blut, 
welches  aus  dem  Kojrfe  und  den  oberen  Extremitäten  zum  Her¬ 
zen  zurückkehrt.  Aus  dem  rechten  Vorhofe  gelangt  nun  das  Blut 
der  V.  cava  sup.  in  den  rechten  Ventrikel:  es  fliesst  also  an  dem¬ 
jenigen  der  V.  cava  inf.  vorbei,  so  dass  sich  beide  Blutströme 
kreuzen  und  jedenfalls  auch  in  geringem  Grade  mischen.  Aus 
dem  rechten  Ventrikel  fliesst  dasselbe  in  die  Limgenarterie,  und 
somit  erhalten  die  Lungen  unter  allen  Körperorganen  das  schlech¬ 
teste  Blut.  Indessen  gelangt  nur  ein  kleiner  Teil  des  Blutes  aus 
der  V.  cava  sup.  in  die  Lungen.  Beim  Foetus  findet  sich  näm¬ 
lich  zwischen  der  Teilungstelle  der  A.  pulmonalis  und  der  Con- 
cavität  des  Aortenbogens  eine  starke  Anastomose,  der  Ductus  ar- 
teriost«  durch  welchen  der  grösste  Teil  des  Lungen¬ 

arterienblutes  in  die  Aorta  hinübergeleitet  wird.  Da  dieses  Blut 
aus  der  V.  cava  sup.  stammt  und  somit  stark  kohlensäurehaltig 
ist,  so  wird  das  Blut  der  Aorta  descendens  in  Bezug  auf  seinen 
Sauerstoffgehalt  derartig  verschlechtert,  dass  es  wieder  der  Restau¬ 
ration  bedürftig  ist.  Die  letztere  wird  durch  die  beiden  Nabel¬ 
arterien,  Aa.  umbükales,  vermittelt,  welche  jederseits  aus  der 
A.  hypogastrica  entspringen  und  zunächst  zu  beiden  Seiten 
der  Blase,  hierauf  längs  der  hinteren  Fläche  der  vorderen 
ßauchwand  bis  zum  Nabel  verlaufen,  um  durch  den  Nabelstrang 
zum  Mutterkuchen  zu  gelangen. 

Das  beste  Blut  von  allen  foetalen  Organen  erhält  auf  diese 

Der  Ductus  Botalli  ist  beim  Foetus  so  stark  entwickelt,  dass  es  fast 
den  Eindruck  macht,  als  ob  die  Aorta  mit  zwei  Wurzeln,  einer  linken  aus 
dem  linken  Ventrikel,  einer  rechten  (A.  pulmonalis  +  Ductus  Botalli)  aus 
dem  rechten  Ventrikel  ihren  Ursprung  nähme. 


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Weise  zunächst  die  Leber,  in  welche  das  reine  sauerstoffhaltige 
Blut  -der  Nabelvene  (ledi|glich  mit  dem  Pfortaderblut  gemischt)  ein- 
fliesst.  Weiterhin  führen  durch  Vermittelung  der  V.  cava  inf.  noch 
gutes  Blut  diejenigen  Blutgefässe,  welche  vom  Aortenbogen  ab¬ 
geben,  d.  h.  die  Gefässe  für  den  Kopf  und  die  obere  Extremität. 
Infolge  der  Ernährung  mit  diesem  noch  wenig  benutzten  Blute 
sind  auch  die  Leber,  der  Kopf  und  die  o  b  e  r  e  Extremi¬ 
tät  beim  Foetus  im  Vergleich  mii  anoeren  örgahen  jcTsGirlc  ’ent- 
wickeit,  dass  aer  Schwerpunkt  des  Foetus  nach  der'oBefeTf  Kör- 
^rhälfte  verlegt  wird  —  wodurch  man  wiedenun  die  grosse 
Häufigkeit  der  sogen.  Schädellagen  zu  erklären  versucht 
hat,  bei  welchen  der  Kopf  des  Embryo  nach  abwärts  geneigt  ist. 
Das  schlechteste  Blut  (nämlich  das  Blut  aus  der  V.  cava  sup., 
welches  sich  im  rechten  Vorhofe  jedenfalls  nur  in  sehr  geringem 
Grade  mit  dem  Blute  der  V.  cava  inf.  mischt)  erhalten  dagegen 
die  Lungen,  welche  demzufolge  beim  Foetus  auch  relativ  gering 
entwickelt  sind:  der  knorpelige  Thorax  ist  vollständig  eingesunken, 
und  die  Lungen  zeigen  den  Zustand  tiefster  Exspiration,  d.  h.  sie 
sind  völlig  contrahiert  und  die  Alveolen  gänzlich  luftleer.  Wie  man 
siebt,  lässt  sich  mit  Recht  sagen,  dass  das  sauerstoffhaltige  Blut 
beim  Foetus  soviel  als  möglich  die  Lungen  vermeide. 

Nachder  Geburt  treten  folgende  Veränderungen 
ein.  Die  Placenta  wird  durch  die  Zusammenziehung  der  Gebär¬ 
mutter  von  der  Uteruswand  abgelöst  und  später  ebenfalls  ausge- 
stossen.  Der  Foetus  kann  infolgedessen  seinen  Sauerstoff  nicht 
mehr  vom  Mutterkuchen  beziehen  und  muss  die  erste  Atembewe¬ 
gung  machen.  Die  bis  dahin  zusammengezogenen  Lungen  dehnen 
sich  jetzt  so  stark  aus,  dass  in  die  erweiterten  Lungencapillaren 
aus  der  Lungenarterie  eine  erhebliche  Menge  von  Blut  einfliessen 
muss,  welches  aus  der  rechten  Herzhälfte  stammt.  Der  Blutdruck 
muss  infolgedessen  in  der  rechten  Herzhälfte  so  gering  werden, 
dass  kein  Blut  mehr  durch  das  For.  ovale  von  rechts  nach  links 
hinüberströmen  kann.  Ja,  es  müsste  das  Blut  aus  der  linken  Herz¬ 
hälfte  in  die  rechte  hinübertreten,  wenn  nicht  die  Valvula  fo- 
raminisovalis  vorhanden  wäre,  welche  durch  das  von  links 
her  andrängende  Blut  an  das  Septum  atriorum  angedrückt  wird 
und  somit  das  For.  ovale  schliesst.  Nachdem  sich  späterhin  der 
Druck  der  beiden  Herzhälften  so  ziemlich  ausgeglichen  hat,  obli- 
teriert  der  Ductus  arteriosus  (Botalli),  indem  sich  in 
demselben  das  Blut  aus  der  Aorta  demjenigen  aus  der  A.  pulmo- 
nalis  sozusagen  entgegenstaut  und  die  Blutbewegung  dadurch 


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zum  Stillstand  kommt.  Da  der  Placentarkreislauf  aufgehört  hat, 
so  muss  ferner  das  Blut  in  der  Nabelvene,  dem  Ductus  venosus 
Arantii  imd  den  Nabelarterien  gerinnen,  so  dass  diese  Gdässe 
späterhin  ebenfalls  zur  Obliteration  kommen.  Die  Nabel- 
vene^)  wir^  aicHann  Lig.  teres.  die  N a  b'e  i a  r  f  e r  1  e n 
zu  den  ügg.  umbilicalia  lateralia,  und  an  Stelle  des  Ductus 
B  o  t  a  1 1  i  und  Arantii  finden  sich  beim  Erwachsenen  nur 
bindegewebige  Stränge  vor. 


H.  Das  Lymphgefässsystem. 

1.  Die  Lymphgefässe. 

Die  Lymphgefässe  haben  die  Aufgabe,  die  in  den  Ge¬ 
weben  des  menschlichen  Körpers  vorhandenen  lymphatischen 
Flüssigkeiten  aufzusaugen  und  von  neuem  den  STutgefässeiT  zu¬ 
zuführen,  aus  denen  sie  vorher  in~die  Gewebe  transsudiert  waren. 

Da  sich  sämtliche  Lymphgefässe  schliesslich  in  zwei  Hauptstäm¬ 
men  sammeln,  welche  in  die  obere  Hohlvene  münden  (s.  weiter 
unter),  so  kann  man  das  ganze  Lymphgefässsystem  auch  als  einen 
Anhang  des  Venensystems  bezeichnen.  Diejenigen  Lymphgefässe, 
welche  das  nahrhafte  Produkt  der  Verdauung,  den  Milchsaft 
oder  C  h  y  1  u  s  ,  aus  dem  Darmkanal  aufnehmen,  hat  man  als 
Chylusgefässe  bezeichnet.  Man  kann  die  letzteren  als  weiss- 
liche  Streifen  sehr  deutlich  in  der  Darmwand  und  im  Gekröse 
von  Tieren  constatieren,  welche  während  der  Verdauimg  getötet 
wurden. 

Die  Anfänge  der  Lvmtrfigefässe  sind  noch  vielfach  Gegenstand 
der  Controverse;  doch  sind  sie  zweifellos  in  den  Saftlücken  und 
Saftkanälchen  der  Gewebe  zu  suchen.  Die  aus  diesen  Safträumen 
entstehenden  Lymphcapillaren  bilden  vielfach  Netze  und 
sind  wie  die  Blutcapillaren  aus  Endothelzellen  gebildet.  Die 
grösseren  Lymphgefässe  unterscheiden  sich  in  ihrem 
Bau  sehr  wenig  von  den  Venen:  nur  sind  sie  dünnwandiger  tmd 
weniger  reich  an  elastischen  Fasern.  Auch  pflegt  im  Gegensatz\v^ 
zu  den  Venen  ihre  Tunica  media  zahlreiche  glatte  Ringmuskelfasem 

Ein  kleines  Stück  der  Nabelvene,  welches  die  Venae  parumbilicales 
und  Burowii  aufnimmt,  bleibt  meist  wegsam. 


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zu  enthalten.  Alle  Lymphgefässe  mittleren  und  grösseren  Kalibers 
sind  in  geringen  Abständen  mit  Klappe«t  vprsptipn^  oberhalb 
deren  sich  bei  gefüllten  Gefässen  die  Lymphe  derart  staut,  dass 
dieselben  dem  Sitze  der  Klappen  entsprechende  rosenkranzförmige 
Einschnürungen  zeigen.  In  ihrem  Verlaufe  pflegen  die  tiefliegen- 
den  Lymphgefässe  den  Arterien,  die  oberflächlichen  dagegen  we- 
nigstens  zum  Teil  den  subcutanen  vehen~Zu  folgen.  In  einzelnen' 
Organen,  wie  z.  B.  im  Gehirn,  bilden  die  Lymphgefässe  vollstän¬ 
dige  Scheiden  um  die  Blutgefässe,  welche  somit  ganz  in  dem  In¬ 
nern  der  Lymphgefässe  stecken  und  ringsum  von  Lymphe  um¬ 
spült  sind.  Man  hat  diese  Art  von  Lymphbahnen  als  p  e  r  i  v  a  s- 
culäre  Lymphgefässe  bezeichnet. 

Nachdem  nun  die  Lymphgefässe  allmählich  zu  immer  grösse¬ 
ren  Aesten  zusammengetreten  sind,  sammeln  sie  sich  zuletzt  in 
zwei  Hauptstämmen,  von  denen  man  den  grösseren  als  Ductm  tho- 
racicus  s.  lymphaticus  sinister,  den  kleineren  als  Ductus  lympha- 
ticus  dexter  bezeichnet  hat. 


Der  Ductus  lymphaticus  dexter  nimmt  vermittelst  des  Truncus 
—bronchomediaslinalis.  iuaularis  und  subclavius  dexter  die  l.vmph- 
^  prefas.se  der  rechten  Bru^^älf^  der  ganzen  rechten  oberen  Ex¬ 
tremität  und  der  rechten  Hälfte  des  Halses  und  Kopfes  —  also 
kurz  gesagt,  der  rechten  oberen  Körnerhälfte  —  auf 
und  bildet  einen  etwa  1—2  cm  langen  Stamm,  welcher  sich  in 
d&r_  rechten  Fossa  supraclav.  major  meistens  in  den  Angulus 
— v£npsus,  d.  h.  deji  Vereinigungswinkel  der  V.  jugularis  interna 
.  subclavia,  ergiesst. 


Der  Ductus  thoracicus  s.  lymphaticus  sin.  entsteht  etwa  an 
^er  Vorderfläche  des  zweiten  l  pnH«»nwirhp.l&-aus-der  Vereinigung 
von  drei  kurzen  und  weiten  Lymphgefässstämmen.  nämlich  des 
Truncus  {lymph.)_intestinalis  welcher  die  Lymphgefässe’  der  Bauch¬ 
eingeweide”  sammelt,  und  des  Truncus  (Jpnph.)  lumbalis  dexter 
und  sinister,  welche  die  übrigen  Lymphgefässe  der  rechten  und 
Tmkeh  unteren  Körperhälfte  aufnehmen.  Die  Vereinigungsstelle 
dieser  drei  Stämme  ist  mitunter  durch  eine  Erweiterung,  das 
PEQUETsche  Receptaculum  s.  Cistema  chyli,  ausgezeichnet.  Von 
ffieser  Stelie  aus  zieht  nun  der  Ductus  thoracicus  hinten  und  rechts 
von  der  Aorta  nach  oben,  tritt  mit  der  letzteren  durch  den  Hiatus 
jorticus  des  Zwerchfelles  hindurch  und  verläuft  nun  vor  den  Wir- 
belkörpem  nach  aufwärts.  In  der  Brusthöhle  ist  der  Gang 
unten  zwisctien  der  Aorta  und  der  V.  azygos  vor  den  Aa.  inter- 


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costales  dextrae  gelegen,  wendet  sich  jedoch  weiter  aufwärts  hin¬ 
ter  dem  Oesophagus  mehr  nach  links  hinüber.  Vor~3ein  II L 
1_  Bnistwirbel  hebt  er  sich  etwas  von  der  Wirbelsäule  ab  und  zidit 
dann  hinter  dem  Ende  des  Aortenbogens  und  der  A.  sutxriavia 
sin.  bis  zur  Höhe  des  VII.  Halswirbels  weiter,  um  hierauf  unter 
einem  steilen  Bogen  durch  den  Winkel  zwischen  der  A.  carotis 
und  A.  subclavia  nach  vom  imd  abwärts  zum  linken  Aoguiufa^ 
venosus  hinzuziehen.  Während  seines  Verlaufes  vom  Zwerchfell 
bis  zum  Angulus  venosus  nimmt  er,  ähnlich  wie  der  Ductus  lym- 
phaticus  dexter,  tltn  Truncus  bronchomediastincdis,  jugularis  un^ 
j  subclavius  sin,  auf.  Der  Ductus  thoracicus  ist  also  dazu  bestirnt, 
die  Lymphgefässe  der  ganzen  unteren  und  der  link ej. 
oberen  Körperhälfte  aufzunehmen. 


II.  Die  LymphdrQsen. 

An  gewissen  Stellen  des  menschlichen  Körpers  sind  in  den 
Verlauf  der  Lymjhgefässe  die  Lymphdrüsen,  Lumvhoalan- 
dulac  ibe.sser  als  Lymphknoten,  Ganglia  lymphatka,  zu  be¬ 
zeichnen),  eingeschaltet,  d.  h.  rundliche,  meistens  etwas  platte 
Körper  von  Hirsekorn-  bis  Bohnensfrösse.  welche  für  die  hinduräi- 
tretende  Lymphe  gewissermassen  a1.s  Filtratiomsapparate  dienen, 
indem  sie  verschiedene,  der  letzteren  beigemengte  Elemente  ent¬ 
weder  ganz  oder  nur  für  einige  Zeit  zurückhalten.  So  werden 
Zinnober-  und  andere  Farbstoffkörnchen,  welche  an  irgend  einer 
Stelle  unter  die  Haut  gebracht  wurden,  von  den  Lymphgefässen 
zu  den  nächstgelegenen  Lymphdrüsen  transportiert  und  in  den¬ 
selben  retiniert.  Auch  verschiedene  Gifte,  wie  z.  B.  das  Tripper¬ 
gift,  das  Schankergift  etc.,  werden  zunächst  in  den  benachbarten 
Lymphdrüsen  zurückgehalten  und  können  dann  zu  Entzündungen 
derselben  führen.  Meist  pflegen  die  Lymphdrüsen  in  Haufen  oder 
Ketten  zusammenzuliegen,  deren  einzelne  Glieder  durch  Lymph¬ 
gefässe  miteinander  in  Verbindung  stehen. 

In  Bezug  auf  ihren  mikroskopischen  Bau  bestehen  die  Lymph¬ 
drüsen  aus  reticulärem  Bindegeweb  e ,  in  dessen 
-Maschen  zahlreiche  Rundzellen,  die  sogen.  Lymphkörper- 
c  h  e  n  ,  eingelagert  sind,  welche  sich  in  ihrem  Bau  von  den  farb¬ 
losen  Blutkörperchen  (Leukocyten)  lücht  wesentlich  unterscheiden. 
Man  hat  infolgedessen  beide  Arten  von  Zellen  identificiert  und  die 
Lymphdrüsen  als  eine  Hauptbildungstätte  derselben  angesehen. 


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In  gewissen  Organen  des  menschlichen  Körpers  (insbeson¬ 
dere  in  den  Schleimhäuten)  sind  sehr  kleine,  vielfach  mikrosko¬ 
pische  Körperchen  eingelagert,  welche  sich  in  ihrem  Bau  von 
den  Lymphdrflsen  nicht  unterscheiden  und  im  Allgemeinen  als 
Lymphfollikel  bezeichnet  werden.  Wenn  dieselben,  wie  z.  B.  im 
Darmkanal,  vereinzelt  auftreten,  hat  man  sie  als  solitäre  Fol¬ 
likel,  wenn  sie  in  Gruppen  zusammenliegen,  als  aggregierte 
Follikel  oder  Peyer’sche  Haufen  (Peyer’sche  Plaques)  be¬ 
zeichnet.  Auch  die  Balgdrüsen  der  Zunge  und  des  Rachens 
und  die  Malpighi’schen  Körperchen  der  Milz  sind  der  Kate¬ 
gorie  der  Lymphfollikel  zuzuzählen. 

Die  Lymphdrüsen  nehmen  sämtlich  auf  der  einen  Seite  eine 
Anzahl  von  Lymphgefässen,  die  Vasa  afferentia,  auf  und  senden 
auf  der  anderen,  meistens  etwas  vertieften  Seite  (dem  sogen. 
Hilus)  die  Vasa  eferentia  aus,  welche  entweder  zu  benach¬ 
barten  Lymphdrüsen  ziehen,  oder  sich  in  die  grösseren  Lymph- 
gefässstämme  ergiessen.  So  ist  es  erklärlich,  wie  Entzündungs- 
producte  von  der  einen  Lymphdrüse  zur  anderen  transportiert 
werden  können,  bis  sie  schliesslich  in  den  Kreislauf  des  Körpers 
gelangen.  Da  die  Lymphdrüsen  sehr  häufig  der  Sitz  von  Er¬ 
krankungen  sind,  so  ist  es  wic(|tig,  die  Stellen  kennen  zu  lernen, 
wo  dieselben  gelegen  sind. 


a)  Lymphdrüsen  des  Kopfes  und  Halses, 
a)  Oberflächliche  Drüsen. 

1.  Die  Lymphoglandülae  occipitales  (1 — 2)  sind  auf  der  Ur¬ 

sprungsehne  des  M.  trapezius  unweit  der  Protub.  occip.  ext.  ge¬ 
legen.  Ihre  Vasa  afferentia  stammen  aus  der  Scheitel-  und 
Hinterhauptgegend,  ihre  Vasa  efferentia  gehen  zu  den  Lgl.  cervi- 
cales  superficiales. _ 

2.  Die  2 — 3  Lai,  auriculares  posteriores  tsubauriculares^  liegen 
hinter  dem  Ohre  auf  der  Insertion  des  Stemocleidomastoideus. 
Ihre  V.  aff  er.  stammen  aus  der  hinteren  Ohrgegend,  ihre  V. 
eff  er.  gehen  zu  den  Lgl.  cervicales  superff.  hin. 

3.  Die  2 — 4  Lgl.  auriculares  anteriores  (Lgl.  faciales  superfic.) 

liegen  vor  dem  Ohre  zum  Teil  auf,  zum  Teil  in  der  Substanz 
der  Parotis.  Ihre  V.  aff  er.  stammen  aus  der  Schläfengegend, 
ihre  V.  eff  er.  gehen  zu  den  Lgl.  cervicales 
maxillarps  hin _ 


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368 


4.  Die  8—10  Lgl.  submcuvUlares  liegen  zum  Teil  an  der  in¬ 
neren  Fläche,  zum  Teil  auf  dem  Rande  des  Unterkiefers.  Ihre 
V.  aff  er.  stammen  aus  den  vorigen  Drüsen  und  aus  den  Weich¬ 
teilen  des  ganzen  Gesichtes  nebst  dem  Boden  der  Mundhöhle 
und  der  Zunge.  Ihre  V.  eff  er.  gehen  zu  den  Lgl.  cervicales 
superff.  und  proff.  hin. 

5.  Die  2 — 4  Lgl.  lingmks  liegen  zur  Seite  des  Genio-  und 
Hyoglossus.  Ihre  V.  aff  er.  stammen  aus  der  Zunge,  ihre  V. 
eff  er.  gehen  zu  den  Lgl.  cervicales  proff.  hin. 

6.  Die  4 — 5  Lgl.  cervicales  superficiales  liegen  längs  der  V. 
jugularis  ext.  auf  dem  M.  sternocleidomastoideus.  Ihre  V.  aff  er. 
stammen  aus  den  vorhin  genannten  Lymphdrüsen  und  dem  Ohre, 
von  der  Haut  des  Halses  und  des  Nackens.  Ihre  V.  effer.  gehen 
in  die  Lgl.  cervicales  proff.  inf.  über. 

b)  Tiefe  Drüsen. 

7.  Die  Lgl.  faciales  profundae  liegen  in  der  Fossa  spheno- 
maxillaris,  auf  dem  hinteren  Teile  des  M.  buccinator  und  an  der 
Seitenwand  des  Pharynx.  Ihre  V.  affer.  sammeln  die  Lymphe 
aus  der  Fossa  sphenomaxillaris,  der  Augen-  und  Nasenhöhle,  dem 
Gaumen  und  dem  oberen  Teile  des  Pharynx,  ihre  V.  effer.  gehen 
zu  den  folgenden  Drüsen  hin. 

8.  Die  10—16  Lgl.  cervicales  profundae  supp.  (Lgl.  jugulares 
supp.  s.  cervicales  proff.)  sind  längs  der  Vv.  iugulares  intt.  und 
der  Carotiden  gelegen.  Ihre  V.  affer.  stammen  aus  den  Lgl. 
faciales  proff.  und  submaxillares,  ferner  aus  der  Schädelhöhle,  dem 
Schlundkopfe,  Kehlkopfe  und  anderen  Nachbarteilen,  ihre  V. 
effer.  gehen  zu  den  folgenden  Drüsen  hin. 

9.  Die  Lgl.  cervicales  proff.  inff.  (Lgl.  supraclaviculares  s.  ju¬ 
gulares  inff.)  liegen  in  der  Fossa  supraclavicularis  major  neben 
dem  Plexus  brachialis^  Ihre  V.  affer.  nehmen  zürn  Teil  direkt 
aus  der  Nachbarschaft,  zum  Teil  indirekt  aus  anderen  Drüsen 
sämtliche  Lymphgefässe  des  Kopfes  und  Halses  auf,  ihre  V.  effer. 
gehen  in  den  Truncus  jugularis  über. 

b)  Lymphdrüsen  der  oberen  Extremität. 

1.  Die  Lgl.  cubitales  superficiales  et  profundae  liegen  zum  Teil 
(2  —  5)  in  der  Tiefe  um  die  Vasa  brachialia,  zum  Teil  oberflächlich, 
gewöhnlich  eine  vor,  die  zweite  hinter  dem  Condylus  med.  und 
etwas  oberhalb  desselben.  Die  V.  affer.  der  oberflächlichen  Drüsen 


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369 


stammen  aus  dem  ulnaren  Teile  der  Haut  des  Unterarmes  und  der 
Hand,  diejenigen  der  tiefen  Drüsen  begleiten  die  A.  radialis,  ulnaris 
und  interossea  und  sammeln  die  Lymphe  aus  den  übrigen  Teilen 
des  Unterarmes  und  der  Hand.  Ihre  V.  eff  er.  gehen  zu  den  fol¬ 
genden  Drüsen  hin. 

2.  Die  10 — 12  Lgl.  axillares  liegen  in  der  Achselhöhle  zum 
Teil  (hcht  unter  der  Fascie.  zum  Teil  neben  der  V.  axillaris  bis 
zur  Claviciila.  Rin  anderer  Teil  davon  liegt  dicht  auf  dpm  Thnrav; 
unter  den  letzteren  pflegen  eine  oder  zwei,  in  Höhe  der  111.  bis 

IV.  Rippe  gelegene  Drüsen  bei  Krebs  der  Mamma  zuerst  zu  er¬ 
kranken.  Die  V.  affer.  stammen  entweder  durch  Vermittelung  der 
vorigen  Drüsen  oder  direkt  aus  der  ganzen  oberen  Extremität, 
ferner  aus  der  ganzen  entsprechenden  Hälfte  der  Thoraxwand  und 
der  vorderen  Raiichwnnrl  hi‘i  l^lllll  Milirpl,  endlich  aus  der  ent¬ 
sprechenden  Hälfte  des  Rückens  und  zum^eil  sogar  des  Nackens. 
Auch  die  oberflächlichen  und  tiefen  Lymphgefässe  der  Mamma 
ziehen  zum  allergrössten  Teile  zu  den  Lgl.  axillares  hin.  Von  den 
Lymphgefässen  der  vorderen  Bauchwand  pflegt  ein  Teil  durch 
eine  kleine,  zwischen  Nabel  und  Herzgrube  gelegene  Drüse,  die 
Lgl.  epigastrica,  hindurchzutreten.  Die  V.  eff  er.  der  Axillardrüsen 
vereinigen  sich  zum  Truncus  subclavius. 

c)  Lymphdrüsen  der  Brusthöhle. 

1.  Die  Lgl.  pectordles  am  unteren  Rande  des  M.  pectoralis  major 
und  die  Lgl.  thoracciae  laterales  an  der  Aussenfläche  des  M.  ser- 
ratus  anterior  kommen  nur  unbeständig  vor  und  senden  ihre  Lymph¬ 
gefässe  den  Achseldrüsen  zu. 

2.  Die  8 — 10  Lgl.  stemoHes  liegen  an  der  Innenfläche  des 
Thorax  zwischen  den  Rippenknorpeln  und  neben  den  Vasa  mam- 
maria  intt.  Ihre  V.  affer.  stammen  aus  dem  medialen  Rande  der 
Mamma,  dem  vorderen  Teile  der  Intercostalräume  und  des  Zwerch¬ 
felles  und  dem  oberen  Teile  der  vorderen  Bauchwand.  Ihre  V.  effer. 
vereinigen  sich  mit  denen  der  folgenden  Drüsen. 

3.  Die  Lgl.  mediastinales  anteriores  liegen  zum  Teil  (3 — 4) 
dicht  über  dem  Zwerchfell  und  hinter  dein  Sternum,  zum  Teil 
(8 — 10)  höher  oben  um  die  grossen  Gefässe  des  Herzens.  Ihre 

V.  affer.  stammen  vom  vorderen  Teile  des  Zwerchfelles  und  durch 
Vermittelung  des  letzteren  sogar  von  der  oberen  Fläche  der  Leber, 
ferner  vom  Pericärd  und  vom  Herzen,  endlich  aus  der  Thymus¬ 
drüse.  Ihre  V.  effer.  gehen  nach  oben  in  die  Hauptlymphgefäss- 
stämme  hinein. 

Broeaike,  Anatoinie.  9.  Aofl.  24 


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370 


4.  Die  Lgl.  intercostales  liegen  vereinzelt  an  der  Innenfläche  der 
Rippenköpfchengelenke.  Ihre  V.  affer.  kommen  aus  dem  Wirbel¬ 
kanal,  den  Intercostal-  und  tiefen  Rückenmuskeln,  ihre  V.  effer.  er- 
giessen  sich  in  den  Truncus  bronchomediastinalis  oder  direkt  in 
den  Ductus  thoracicus. 

5.  Die  8 — 10  Lgl.  mediasünales  posteriores  liegen  neben  der 
Aorta  thoracica.  Ihre  V.  affer.  kommen  vom  Oesophagus,  von  dem 
hinteren  Teile  des  Zwerchfelles,  der  Leber  und  des  Pericards.  Ihre 
V.  effer.  gehen  zum  Teil  direkt  in  den  Ductus  thoracicus,  zum 
Teil  in  die  Bronchialdrüsen  über. 

6.  Die  20 — 30  Lgl.  bronchiales  liegen  längs  der  Bronchien  von 
der  Teilungsstelle  der  i  rachea  bis  zu  ihrem  Eintritt  in  den  Hilus  der 
Lunge.  Die  meist  graue  oder  schwarze  Färbung  derselben  ist  auf 
den  von  den  Lungen  eingeatmeten  Kohlenstaub  zurückzuführen. 
Ihre  V.  affer.  kommen,  abgesehen  von  den  vorigen  Drüsen,  aus 
den  Lungen  und  dem  hinteren  Teile  des  Herzens,  ihre  V.  effer. 
münden  in  den  Duct.  thoracicus  ein. 


d)  Lymphdrüsen  der  unteren  Extremität. 

1.  Die  Lgl.  popliteae  sind  unbeständig  in  der  Kniekehle  ge¬ 
legen. 

2.  Die  Lgl.  inguinales  sind  oberhalb,  die  Lgl.  suhingumales 
superficiales  unterhalb  des  Poupart’schen  Bandes  im  subcutanen 
Bindegewebe  gelegen.  Ihre  V.  affer.  stammen  aus  defTöberflacb- 
lichen  Partien  der  unteren  Extremität  und  des  Gesässes,  vom 
unteren  Teil  der  Bauchwand,  vom  Damm  und  den  Genitalien,  ihre 
V.  effer.  gehen  zu  den  folgenden  Drüsen. 

3.  Die  Lgl.  subinguinales  profundae  liegen  unter  dem  Proc. 
falciformis  auf  und  neben  den  Stämmen  der  Vasa  femoralia.  Zu 
ihnen  gehört  auch  die  Rosenmüller’ sehe  Drüse,  welche  im  Schenkel- 
ring  gelegen  ist.  Ihre  V.  affer.  stammen  aus  den  vorigen  Drüsen 
und  den  treten  Teilen  der  unteren  Extremität,  ihre  V.  effer.  gehen 
zu  den  Lgl.  iliacae  hin. 

e)  Lymphdrüsen  der  Beckenhöhle. 

1 .  Die  3-5  Lgl.  üiacae  liegen  gewissermassen  als  Fortsetzung 
der  vorigen  neben  den  Vasa  iliaca.  Ihre  V.  affer.  stammen  aus 
den  vorigen  Drüsen  und  aus  den  tiefen  Partien  der  nahe  ge¬ 
legenen  Bauch-  und  Beckenwand,  ihre  V.  effer.  gehen  zu  den 
Lgl.  lumbales. 


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371 


2.  Die  9 — 12  Lgl.  hypogastricae  liegen  um  die  Vasa  hypo- 
gastrica  etwas  oberhalb  der  Inc.  ischiadica  major.  Ihre  V.  aff  er. 
stammen  aus  den  Muskeln  des  Beckens  und  den  tieferen  Teilen 
des  Dammes  und  der  Genitalien,  ihre  V.  eff  er.  gehen  zu  den 
Lgl.  lumbales. 

3.  Die  Lgl.  sacrcdes  sind  in  der  Aushöhlung  des  Kreuzbeines 
gelegen.  Ihre  V.  affer.  kommen  aus  dem  Rectum,  der  hinteren 
Beckenwand  und  dem  unteren  Teile  der  Wirbelhöhle,  ihre  V.  eff  er. 
gehen  zu  den  Lgl.  lumbales. 

f)  Lymphdrüsen  der  Bauchhöhle. 

1.  Die  Lgl.  lumbales  (20 — 30~>  liegen  an  der  hinteren  Wand 
der  Bauchhöhle  zum  Teil  um  den  Stamm  der  Aorta,  zum  Teil 
zwischen  den  Querfortsätzen  der  Lendenwirbel.  Ihre  V.  atfe'r. 
stammen  aus’  sämtlicnen  Drusengruppen  des  Be(ikens,  aus  dem 
Lendenteile  der  Bauchwand,  der  tiefen  RQckenmuskeln  und  der 
Wirbelhöhle,  endlich  aus  der  Flexura  sigmoidea,  aus  den  paarigen 
Bauch-  und  einigen  Beckeneingfeweiden.  Ihre  V.  effer  treten  zum 
Truncus  lumbalis  zusammen. 

2.  Die  Lgl.  mesentericae  sind  in  grosser  Zahl  in  dem  Gekröse 
des  Dünndarmes  und  Dickdarmes  gelegen.  Ihre  V.  affer.  sind  die 
Chylusgefässe  des  Dünndarmes  und  des  Colon  bis  zur  Flexura 
sigmoidea,  ihre  V.  effer.  gehen  zum  Truncus  intestinalis  oder  zu 
den  folgenden  Drüsen. 

^  3.  Die  Lgl.  codiacae  schliessen  sich  continuierlich  an  die 
Lenden-  und  Oekrösdrüsen  an  und  sind  vor  dem  oberen  Ende 
der  Bauchaorta  dicht  hinter  dem  Pankreas  gelegen.  Ihre  V.  affer. 
stammen  aus  dem  Magen,  durch  Vermittelung  der  Lgl.  mesentericae 
aus  dem  Dünn-  und  Dickdarme,  ferner  aus  der  Leber,  der  Milz 
und  dem  Pankreas.  Während  diese  Gefässe  zu  den  Lgl.  coeliacae 
hinziehen,  können  sie  ausser  den  Lgl.  mesentericae  noch  einzelne 
andere  kleinere  Drüsen  passieren,  wie  z.  B.  die  Lgl.  gastricae 
supp,  und  inf.,  welche  längs  der  kleinen  und  grossen  Curvatur  des 
Magens,  die  Lgl.  hepaücae,  welche  in  dem  Bindegewebe  um  die 
Pfortader,  und  die  Lgl.  pancreaticolienales  s.  splenicopancreaticae, 
welche  neben  den  Milzgefässen  längs  des  oberen  Randes  der  Pan¬ 
kreas  gelegen  sind.  Die  V.  effer.  gehen  in  den  Truncus  inte¬ 
stinalis  über. 


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372 


J.  Das  Gehirn  und  seine  Häute. 

1.  Die  Hirnhäute. 

Das  Gehirn,  Encephalon,  ist  innerhalb  der  Schädelhöhle 
von  drei  häutigen  Hüllen  umschlossen,  welche,  in  der  Richtung 
von  aussen  nach  innen  gerechnet,  folgendennassen  heissen:  1)  die 
harte  Hirnhaut,  Dura  nUUer  encephali,  2)  die  Spinn- 
webenhaut,  Arachnoidea  encephali,  3)  die  weicheHirn- 
haut,  Pia  mater  encephali.  Von  diesen  drei  Häuten  bilden  die 
zwei  letzteren,  die  Arachnoidea  und  Pia  mater,  die  eigentliche  Um¬ 
hüllung  des  Gehirnes,  Indumentum  proprium  cerebri,  welche  an  der 
Himoberfläche  haften  bleibt,  wenn  man  das  Gehirn  aus  der 
Schädelhöhle  herausnimmt.  *) 

1.  Die  Dura  mater. 

Die  harte  Hirnhaut,  Dura  mater  (auch  als  Pachy- 
meninx  oder  Meninx  fibrosa  bezeichnet)  überzieht  die  innere 
Fläche  des  Schädels  nach  Art  eines  inneren  Periostes, 
welches'  Jedoch' den  du7chtretenden  Hirnnerven  scheidenartige  Fort- 
sätze  auf  den  Weg  mitgibt.  Bei  Kindern  ist  sie  mit  den  Schädel¬ 
knochen  so  fest  verwachsen,  dass  es  stets  eine  gewisse  Mühe 
kostet,  sie  von  den  letzteren  loszulösen.  Beim  Erwachsenen  ist  da¬ 
gegen  unter  normalen  Verhältnissen  der  Zusammenhang  zwischen 
der  Dura  und  den  benachbarten  Knochen  an  den  meisten  Stellen 
(insbesondere  am  Schädeldache)  ziemlich  locker  und  wird  hier 
hauptsächlich  durch  zahlreiche  feine  bindegewebige  Fäden  und 
kleine  Gefässe  aufrecht  erhalten.  Am  wachsenden  Schädel 
lassen  sich  ferner  bei  mikroskopischer  Untersuchung  zwischen  der 
hartpn  Hirnhaut  und  Hgn  Knochen  die  sogen.  Riesenzellen  oder 
Myeloplaxen  constatieren,  d.  h.  grosse  vielkemige  Zellen,  denen 
die  Aufgabe  zufällt,  in  demselben  Masse  von  innen  her  die 
Knochensubstanz  zu  resorbieren  und  dadurch  zur  Erweitenmg 
des  Schädelraumes  beizutragen,  als  von  aussen  her  neue  Knochen- 

R.  ViRCHOW  zieht  die  Arachnoidea  und  Pia  zu  einer  einzigen  Haut 
zusammen,  welche  er  als  Pia  mater  bezeichnet.  Die  ViRCHOWsche  Pia- 
mater  ist  also  identisch  mit  dem  Indumentum  proprium  anderer  Autoren  und 
an  derselben  muss  natürlich  ein  äusseres  Blatt  (die  Arachnoidea)  und 
ein  inneres  Blatt  (die  Pia  mater  im  engeren  Sinne)  unterschieden  wer¬ 
den.  Arachnoidea  und  Pia  mater  hat  man  auch  als  Leptomeninx,  die  Dura, 
als  Pachymeninx  bezeichnet. 


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373 


schichten  apponiert  werden.  Zwischen  dem  Schädel  und  i 
der  Dura  mater  befinden  sich  endlich  noch  spaltartige  [ 

capilläre  Lymphräiune,  die  e  p  i  d  u  r  a  1  e  n  Räum  e ,  welche 
ebenso  wie  alle  Lymphräume  mit  Endothel  ausgekleidet  sind.  | 

Während  nun  die  äussere  Fläche  der  äbgelösten  Dura  infolge  der 
zahlreichen  abgerissenen  Verbindimgsfäden  ein  rauhes  Aussehen 
zeigt,  ist  die  innere  Fläche  derselben  glatt  und  von  einem  Endothel 
(nach  der  älteren  Termiriolögie  von  einem  Epithel)naitageklfiid£L, 

Da  sich  dieses  Endothel  längs  der  aus  dem  Gehirne  austretenden 
Nerven-  und  Venenstämme  continuierlich  auf  die  äussere  Fläche 
derArachnoidea  fortsetzt  und  letztere  bekleidet,  so  haben  die  älte¬ 
ren  Anatomen  den  zwischen  Diu'a  und  Arachnoidea  gelegenen 
Spaltraum  als  einen  serösen  Sack  aufgefasst,  dessen  parietales  Blatt 
von  der  Dura  mater,  dessen  viscerales  Blatt  von  der  Arachnoidea 
gebildet  sein  sollte.  Dieser  Raum,  der  sogen.  S  u  b  d  u  r  a  1  - 
raum ,  Jst  stets  spaltförmig  imd  infolgedessen  niir  mit  einer  sehr 
geringen  Menge  seröser  Flüssigkeit  gefüllt,  welche  durch .  die 
Lymphgefässe  der  Dura  m  i  t  dem  Epiduralraume  in  Communi- 
cation  steht.  Im  Übrigen  wird  die  Hautsub6tai^_  der  Dura  aus 
dicht  verfloditenen  Bündeln  fibrillären  Bindegewebe  gebildet, 
welche  an  verschiedenen  Stellen  in  verschiedener  Richtung  verlaufen. 

Die  Dura  mater  sendet  in  das  Innere  der  Schädelhöhle  ver¬ 
schiedene  Fortsätze  hinein,  welche  sich  zwischen  die  einzelnen 
Teile  des  Gehirnes  einschieben  und  dieselben  voneinander  trennen. 
Diese  Fortsätze  werden  folgendermassen  bezeichnet: 

1.  Die  grosse  Hirnsichel,  Fah  cerebri  (Falx  major 
s.  Processus  falciformis  major),  verläuft  in  der  Medianebene  und 
schiebt  sich  zwischen  die  beiden  Hemisphären  des  Grosshirnes 
hinein.  Sie  entspringt  vorn  an  der  Crista  galli  und  läuft  alsdann 
längs  des  Sulcus  sagittalis  des  Schädeldaches  bis  zur  Protuberantia 
occipitalis  int.,  wo  sie  mit  den  beiden  nächstfolgenden  Vorsprün¬ 
gen  zusammenstösst.  Der  convexe  Rand  der  grossen  Himsichel 
ist  natürlich  nach  aufwärts,  der  concave  Rand  nach  abwärts  ge¬ 
kehrt. 

2.  DiekleineHirnsichel,  Falx  cerehdli  (Falx minor 
s.  Processus  falciformis  minor),  erstreckt  sich  von  der  Protube¬ 
rantia  occipitalis  int.  bis  zum  Foramen  magnum  und  sitzt  an  der 

Der  Subduralraum  ist  (sehr  mit  Unrecht)  von  den  älteren  Anatomen 
als  Arachnoidealraum  oder  Arachnoidealsack  bezeichnet 
worden,  weil  dieselben  das  innere  Endothel  der  Dura  mater  als  zur  Arach¬ 
noidea  gehörig  betrachteten, 


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374 


Crista  occipitalis  int.  fest,  indem  sie  sich  zwischen  die  beiden 
Kleinhirnhemisphären  einschiebt.  Die  kleine  Himsichel  ist  viel 
schwächer  entwickelt  als  die  grosse  und  vielfach  durch  eine  Längs- 
rinne  in  zwei  vorsfM'ingende  Lefzen  geteilt.  Nach'^wärts  umfasst 
■äie  gewöhnlich 'das  horäni«!  magnum  mit  zwei  divergierenden 
Schenkeln. 

3.  Das  H  i  r  n  z  e  1 1 ,  Tentorium  cerebelli  s.  Tentorium,  ist  in 
nahezu  horizontaler  Richtung  gelegen.  Das  Tentorimn  sitzt  an 
der  oberen  K^uite  der  Schläfenbeinpyramide  und  dem  Sulcus  trans- 
versus  des  Hinterhauptbeines  fest  und  schiebt  sich  zwischen  das 
Kleinhirn  und  Grosshim  hinein.  Die  obere  Fläche  desselben 
hängt  mit  der  grossen,  die  untere  Fläche  mit  der  kleinen  Him¬ 
sichel  zusammen.  Der  vordere  concave  Rand,  die  Indsura  tentorii, 
begrenzt  eine  Öffnung, 'welche^man  aUclT  als  Foramen  occipifäle 
superius>)  s.  Pacchioni  bezeichnet  hat. 

4.  Die  beiden  vorderen  Enden  oder  Spitzen  des  Tentorium 
ziehen  seitwärts  von  der  Sattellehne  bis  zu  den  Procc.  clinotdei 
antt.  der  kleinen  Keilbeinflügel  hin,  indem  sie  über  dem  Türken¬ 
sattel  zu  einer  Art  von  Dach  zusammenfliessen,  welches  man  als 
Diaphragma  seUae  oder  als  Operculum  (Deckel)  bezeichnet,  und 
unter  welchem  der  Himanhang,  Hypophysis  cerebri,  gelegen  ist. 

Eh  der  Mitte  besitzt  das  Diaphragma  ein  Loch,  Foramen  diaphrag- 
tnaüs.  durch  welches  der  Stil  der  Hypophysis  hindurchgeht,  so 
dass  also  bei  der  Herau^iahme  des  Gehirnes  das  Diaphragma 
durchschnitten  werden  muss,  wenn  die  Hypophysis  mit  entfernt 
werden  soll. 

Die  Nerven  der  Dura  mater  sind  grösstenteils  sen¬ 
sibler  Natur  und  werden  durch  drei  Nn.  recurrentes  geliefert,  von 
denen  je  einer  vom  ersten,  zweiten  und  dritten  Trigeminus¬ 
ast  entspringt,  und  über  welche  beim  N.  trigeminus  Genaueres 
gesagt  werden  wird.  Auch  der  N^vagus  sendet  vor  seinem 
Austritt  aus  der  Schädelhöhle  einen  Zweig,  den  B.  meningeus,  zur 
_  Dura  mater  der  hinteren  Schädelgrube.  Abgesehen  von  den  eben 
genannten  Nerven  gehen,  wie  mit  allen  Blutgefässen  des  Körpers, 
so  auch  mit  den  Aa.  und  Vv.  meningeae  zur  Dura  sympathi¬ 
sche  Nervengeflechte,  welche  wohl  im  Wesentliches“ 
vasomotorischer  Natur  sind. 

Die  Arterien  der  Dura  mater,  Aa.  meningeae,  ver¬ 
laufen  zwischen  derselben  und  den  Schädelknochen  in  den  Gefäss- 

1)  Das  Foramen  magnum  würde  im  Gegensalze  dazu  das  Foramm 
occipitale  inferius  bilden. 


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furchen,  welche  in  der  Osteologie  beschrieben  sind,  und  sind  im 
Einzelnen  folgendermassen  bezeichnet  worden; 

1.  Die  A.  meningea  anterior  kommt  aus  der  A.  eäimoidalis 
ant.  (diese  wieder  aus  der  A.  ophthalmica)  und  verläuft  jederseits 
neben  der  Crista  galli  am  Stirnbeine  nach  aufwärts. 

2.  Die  A.  meningea  media  kommt  jederseits  aus  der  A.  maxil- 
laris  int.  und  gelangt  durch  das  For.  spinosum  in  die  Schädel¬ 
höhle,  wo  sie  sich  bald  in  einen  vorderen  und  einen  hinteren  Ast 
teilt.  Der  vordere  Ast  geht  längs  des  grossen  Keilbeinflügels 
zur  Stirnbeingegend  bis  in  die  vordere  Schädelgrübe  hinüber, 
während  der  hintere  Ast  längs  der  Schläfenschuppe  auf  das 
Scheitelbein  Übertritt  und  sich  weiterhin  am  Hinterhauptbeine  bis 
zum  Tentorium  hinab  verästelt.  Mihmter  geht  noch  ein  kleiner 
Ast  der  Meningea  media,  Ramus  meningeus  accessorius  s.  A. 
meningea  parva,  durch  das  For.  ovale  in  die  Schädelhöhle  hinein. 

3.  Von  den  auf  beiden  Seiten  vorhandenen  Aa.  meningeae 
posteriores  kommt  die  A.  meningea  posterior  interna  aus  der  A. 
vertebralis  {R.  meningeus  der  A.  vertebralis)  und  bleibt  in  der 
hinteren  Schädelgrube;  die  A.  meningea  posterior  externa  (R.  mastoi- 
deus  der  A.  occipitalis)  ist,  wie  eben  erwähnt,  ein  Ast  der  A. 
occipitalis  und  tritt  durch  das  Foramen  mastoideum  von  aussen 
in  die  Schädelhöhle  hinein,  wo  sie  sich  ebenfalls  in  der  hinteren 
Schädelgrube  verästelt.  Für  die  beiden  letzteren,  nicht  ganz  con- 
stanten  Arterien  sind  meistens  keine  Fyrchen  am  Hinterhauptbeine 
aufzufinden.  Auch  durch  das  Foramen  parietale  geht  meist  ein 
Ast  der  Occipitalis*.  Bam««  meningeus. 

4.  Auch  von  der  A.  pharyngea  ascendens  und  der  A.  Vidiana 
können  R.  meningei  durch  das  For.  laceriun  u.  For.  jugulare  zur 
Dura  mater  treten. 

Die  venösen  Oefässe  der  Dura  mater  werden, 
abgesehen  von  den  Begleitvenen  für  die  soeben  aufgezählten  Aa. 
meningeae,  durch  die*  Äwms  durae  matris  repräsentiert,  welche  ihr 
Blut  jedoch  nicht  allein  aus  der  Dura,  sondern  auch  aus  dem  Ge- 
Inm  und  den  Schädelknochen  beziehen  und  sich,  schliesslich  alle 
durch  die  V.  jugularis  int.  nach  abwärts  ergiessen.  Ausserdem 
steherrdTe  Sinus  durch  die  verschiedenen,  bei  den  Schädelknochen 
genauer  beschriebenen  Ennssaria  Santorini  (s.  S.  20,  25  imd  29) 
mit  den  Venen  an  der  Aussenfläche  des  Schädels  in  Verbindung. 
Diese  Emissaria  stellen  Reserveabzugskanäle  für  das  in  der  Schädel¬ 
höhle  enthaltene  Blut  vor,  welche  in  Function  treten,  wenn  der 


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376 


Abfluss  des  Blutes  aus  der  V.  jugularis  int.  irgendwie  behindert 
ist.  Die  verschiedenen  Sinus  heissen; 

1.  Der  Smtts  sagittalis  superior  (falcifonnis  major  s.  longitudi- 
nalis  sup.)  verläuft  in  dem  Sulcus  sagittalis  an  der  Convex i- 
tät  der  grossen  Hirnsichel  tmd  ergiesst  sich  neben  der 
Protub.  occipitalis  int.  in  den  Sinus  transveistis. 

2.  Der  Sintts  sagittalis  inferior  (falciformis  minor  s.  longitu- 

dinalis  inf.)  x^Iäuft  in  der  Concavität  der  grossen 
H  i  r  n  s  i  c  h  e  1  und  ergiesst  sich  zusammen  mit  der  V.  magna 
Galeni  i)  in  den  Sinus  rectus.  ^ 

3.  Der  Sinus  rectus  s.  tentorii  liegt  an  der  Stelle,  an  welcher 
das  Hirnzelt  und  die  grosse  Hirnsichel  anein- 
anderstossen  und  fliesst  zusammen  mit  dem  Sinus  sagittalis 
sup.  in  der  Nähe  der  Protub.  occipitalis  int.  in  den  Sinus  trans- 
versus  hinein. 

4.  Der  Sinus  transversus  liegt  in  dem  gleichnamigen 

Sulcus  des  Hinterhauptbeines  und  setzt  sich  von 
hier  in  die  Fossa  sigmoidea  des  Schläfenbeines  fort.  Diese  i  n  d  e  r 
Fossa  sigmoidea  gelegene  Fortsetzung  desselben  wird  als 
Simms  sigmoidetts  bezeichnet  und  ergiesst  sich  jederseits  in  die  V. 
jugularis  interna.  v«)  * 

5.  Der  Sinus  sphenoparietalis  s.  alae  parvae  verläuft  jederseits 
längs  des  lateralen  (hinteren)  Randes  des  kleinen  Keilbeinflügels 
und  ergiesst  sich  in  den  Sulcus  cavernosus. 

6.  Der  Sinus  cavernosus  nimmt  ausser  dem  eben  genannten 
Sinus  sphenoparietalis  noch  die  V.  ophthalmica  sup.  auf  und  ist 
zu  beiden  Seiten  3Ys  Tu rkensattels  (also  auch  der 
Hypophysis  cerebri)  gelegen.  Sein  Name  bezieht  sich  auf  eine 
Masse  von  feinen  Bälkchen,  von  welchen  dieser  Sinus  nach  Art 
eines  cavefhosen  Körpers  durchzogen  ist.  In  dem  unteren  ünd~^ 
lateralen  Teile  desselben  ist  die  Carotis  interna  nebst  ihrem  sym¬ 
pathischen  Geflecht  in  der  Weise  gelegen,  dass  ihre  Wand  von 
dem  venösen  Blut  umspült  wird.  In  der  o  b  e  r  e  n  Wand  des 
Sinus  verlaufen  ausserdem  in  sagittaler  Richtung  zwei  Nerven, 
nämlich  der  medial  gelegene  III.  Himnerv  (N.  oculomotorius)  und 
der  lateral  gelegene  IV.  Himnerv  (N.  trochlearis):  an  dieselben 
schliesisen  sich  weiter  abwärts  der  VI.  (N.  abducens)  und  der 
erste  Ast  des  V.  (N.  trigeminus)  an,  von  denen  der  erstere  i  n  d  e  r 

Die  T".  magna  Galeni  s.  cerebri  magna  führt  das  Blut  aus  den  in¬ 
neren  Teilen  des  Gehirnes  in  den  Sinus  rectus  hinein. 


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Nähe  der  lateralen  Wand  durch  den  Sinus  selbst  zieht,  während 
der  letztere  in  der  lateralen  Wand  selbst  gelegen  ist.*) 

7.  Der  Sinus  petrosus  inferior  zieht  jederseits  als  die  Fort¬ 
setzung  des  vorigen  Sinus  in  dergleichnamigen  Fur¬ 
che  zwischen  Schläfen-  und  Hinterhauptbein  zur  vorderen  Ab¬ 
teilung  des  For.  jugulare  und  senkt  sich  meist  erst  ausserhalb  des 
Schädels  in  die  dort  befindliche  V.  jugulahs  int.  ein. 

8.  Der  Sinus  petrosus  superior  verläuft  jederseits  längs  der 
oberen  Kante  der  Schläfenbeinpyramide  und 
verbindet  den  Sinus  cavernosus  mit  dem  Sinus  transversus. 

9.  Auf  dem  Türkensattel  befinden  sich  zwei  quere  Verbindungs¬ 
äste  zwischen  den  Sinus  cavernosi,  welche  man  als  ^us  int^aver- 
nosus  anterior  und  posterior  benannt  hat,  und  von  denen  der  erstere 
V  or,  der  letztere  hinter  der  Hypophysis  liegt.  Die  bei¬ 
den  Sinus  cavernosi  nebst  diesen  Verbindungsästen  lungeben  die 
Hypophysis  in  Gestalt  eines  abgerundeten  Viereckes,  welches  man 
als  Sims  circularis  (Ridleyi)  bezeichnet  hat. 

10.  Der  Plexus  basilaris  s.  Sinus  occipitalis  anterior  bildet  in 
ganz  ähnlicher  Weise  einen  oder  mehrere  quere  Verbindungsäste 
zwischen  den  beiden  Sinus  petrosi  inferiores  und  ist  auf  der 
Pars  basilaris  des  Hinterhauptbeines  gelegen. 

11.  Der  Sinus  occipitalis  (posterior),  selten  doppelt,  verläuft 
längs  der  Crista  occipitalis  int.  vcrni  Sinus  trans¬ 
versus  an  bis  zum  For.  magnum,  durch  welches  es  hindurchtritt, 
um  sich  in_die  Venen  der  Rückenmarkhöhle  zu  ergiessen.  Um  das 
For.  magnum  bildet  dieser  Sinus  mitunter  eine  Art  von  Geflecht, 
Sinus  circularis  foraminis  magni,  iq^anderen  Fällen  teilt 
er  sich  gabelförmig  in  zwei  Zweige,  die  Sinus  marginales,  von  denen 
ein  jeder  längs  des  Seitenrandes  des  For.  magnum  zum  Ende  des 
Sinus  sigmoideus  zieht. 

Die  verschiedenen  Zuflüsse  der  Sinus  werden  noch  bei  dem 
Venensystem  genauer  beschrieben  werden.  Hier  sei  nur  erwähnt, 
dass  auch  aus  der  Hirnoberfläche  zahlreiche  Venen  hervortreten, 
welche  sich_  itr~deiin5Inü5r~ergiesseu.  Wenn-  man  das  Gehirn  aus 
der  Schädelhöhle  herausnehmen  will,  so  spannen  sich  stets  zwischen 
seiner  Oberfläche  und  der  Dura  mater  eine  Anzahl  von  Strängen, 


*)  Die  Reihenfolge,  in  welcher  die  eben  genannten  vier  Himnerven  von 
oben  und  medianwärts  nach  unten  und  lateralwärts  gelegen  sind,  würde  also 
durch  die  Zahlen  111.  IV.  VI.  V.  ausgedrückt  sein. 


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welche  man  für  einfache  Bindegewebstränge  halten  könnte,  welche 
aber  nichts  anderes  sind  als  blutleere  Venen,  die  vom  Gehirn  zu 
dem  Sinus  verlaufdi. 

2.  Die  Arachnoidea. 

Die  Spinnwe  bienhaut,  Arachnoidea  (Meninx  serosa 
s.  Leptomeninx  [äusseres  Blatt])  bildet  das  äussere  Blatt  des  In- 
dumentum  proprium  cerebri  und  spannt  sich  über  alle  Vertiefungen 
und  Unebenheiten  an  der  Oberfläche  d^  Gehirnes  brückenförmig 
hinüber.  Ihren  Namen  verdankt  sie  dem  Umstande,  “dass  zwischen 
ihr  Tffld  der  Pia  mater  sehr  viele  feine  fibröse  Stränge  verlaufen, 
welche  sich  beün  Abheben  der  Arachnoidea  spinnwebenartig  aus- 
spannen  und  zum  Arachnoidealgewebe  hinzugerechnet  worden 
sind,  obschon  diese  Stränge  eigentlich  nur  Verbindungsbrücken 
zwischen  Arachnoidea  und  Pia  darstellen.  Zwischen  diesen  Binde- 
gewebsträngen  (also  unter- der  Arachnoidea)  liegen  die  Sub- 
a  f  a c h  poidealräume^),  Cavum  subarachnoideale,  welche 
stets  mit  einem~gewisseh  (Rantum  (nach  MAGENDIE  etwa  60  g) 
von  seröser  Flüssigkeit,  dem  Jjiguw  gefüllt  sind  und 

eine  unregelm^ig  gestaltete,  durch  viele  Balken  unterbrochene 
Höhle  darstellen.  Die  Höhle  ist  am  besten  an  der  Himbasis  aus- 
gebildet,  ^wo  sich  die  Arachnoidea  über  die  dort  befindlichen 
grossen  Vertiefungen  hinwegspannt.  Man  unterscheidet  an  ihr 
verschiedene  Abteilungen.  Cisternae  subarachnoideaies,  genannt 
und  zwar:  1)  die  Cisterna  cerebeUotnedullaris,  zwischen  Klein¬ 
hirn  und  Medulla  oblongata;  2)  die  Cvitema  fossae  lateraiis 
cerebri  an  der  Fossa  Sylvii;  3)  die  Cisterna  chiasmatis  um  das 
Chiasma  opticum  herum;  4)  die  Cisterna  interpeduncularis 
zwischen  den  Pedunculi  cerebri  und  5)  die  Cisterna  venae  magnae 
cerebri  s.  ambicens  neben  den  Vierhügeln  und  am  hinteren  Ende 
des  Becl^s.  Bei  der  Herausnahme  des  Gehirnes  müssen  die  Sub- 
aractinoidalräume  angeschnitten  werden  und  ihren  Liquor  teilweise 
in  die  Schädelhöhle  entleeren.  Es  ist  also  zu  beachten,  dass  die 
nicht  unbeträchtliche  Flüssigkeitsmenge,  welche  man  in  diesem 
Falle  in  den  Gruben  der  Schädelbasis  vorfindet,  nicht  aus  den 

*)  R.-Virchow,  welcher  die  Arachnoidea  und  Pia  mater  anderer  Auto¬ 
ren  als  eine  einzige  Haut  zusammenfasst  und  einfach  Pia  mater  benennt, 
bezeichnet  die  Subarachnoidealräume  als  Arachnoidealräume,  d. h. 
nicht  Räume,  die  zur  Arachnoidea  gehören,  sondern  Räume  von  spinnweben¬ 
artiger  Beschaffenheit.  Die  ViRCHOW’schen  Arachnoidealräume  sind  also 
etwas  ganz  anderes  als  der  in  der  Anm.  S.  373  erwähnte  Arachnoidealraum 
der  älteren  Anatomen.  ’l  .)  „ 


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Hiraventrikeln  stammt.  Die  letzteren  enthalten  im  Gegenteil  unter 
normalen  Verhältnissen  nur  so  viel  Flüssigkeit,  als  nötig  ist,  um 
ihre  Wände  schlüpfrig  zu  erhalten  und  die  zwischen  den  letzteren 
befindlichen  kleinen  Lücken  auszufüllen.  Die  Subarachnoideal- 
räume  sind  nun  ebenso  wie  alle  Lymphräume  mit  einem  Endothel 
^usfä^ziert,  welches  auch  die  Verbindungsbalken  zwiscHen  Arach- 
noidea  und  Pia  allseitig  umkleidet.  Da  die  Arachnoidea  ebenso 
wie  die  Dura  mater  den  Hirnnerven  bei  ihrem  Austritte  aus  der 
Schädelh^le  scheidenartige  Fortsetzungen  auf  den  Weg  gibt,  so 
ist  es  begreiflich,  dass  die  Subarachnoidealräume  mit  den  Lymph- 
bahnen  der  Nervenscheiden  und  durch  diese  auch  mit  denjenigen 
anderer  Organe  in  Conuntmication  stehen  können.  Im  Übrigen 
besteht  die  Substanz  der  Arachnoidea  aus  gewt^nlichem  fibrillä¬ 
rem  Bindegewebe  mit  elastischen  Fasern,  welche  hier  eigentüm¬ 
licher  Weise  derart  angcMÖnet  sind,  dass  sie  ringförmig  oder  in 
Spiraltouren  die  einzelnen  Bindegewebsbündel  umspinnenf 

“Eine  weitere  Eigentümlichkeit  der  Arachnoideä^sTirdllie  P  a  c- 
chioni’schen  Granulationen  oder  Arachnoi- 
dealzotten,  Grantdationes  arachnoideales,  über  welche  bereits 
S.  21  das  Wichtigste  gesagt  worden  istT*  Es  kann  noch  hinzu¬ 
gefügt  werden,  dass  dieselben  nicht  allein  in  die  Dura  und  die 
Schädelknochen,  sondern  häufig  auch  in  das  Lumen  der  venösen 
Sinus  durae  matris  hineinwuchem  können.  Nach  Axel  KEY  und 
RETZIUS  kann  nun  der  Abfluss  der  subarachnoidealen  Lymphe 
mittels  Filtration  durch  die  Aussenwand  der  Arachnoidealzotten 
auch  direkt  in  die  venösen  Blutleiter  erfolgen.  Die  Function  der 
Pacchionischen  Granulationen  würde  also  im  Wesentlichen  darin 
bestehen,  dieser  Lynphe  einen  Abfluss  zu  schaffet^  für  welchen 
sonst  eigentllcli"‘nur"durch'  die  Saftbahnen  der  peripheren  Hirn¬ 
nerven  gesorgt  ist. 

Gefässe  und  Ne.r.ven  scheinen  sich  in  der  Arachnoidea 
_Ili£hl_zu-verzweigen,  sondern  lediglich  auf  ihrem  Wege  zur  Pia 
mater  durch  dieselbe  hindurchzutreten. 

3.  Die  Pia  mater. 

Die  weiche  Hirnhaut  oder  Gefässhaut,  Pia  mater 
(auch  als  Leptomeninx  [inneres  Blatt]  oder  Meninx  vasculosa  be- 
zeichnet),  liegt  unter  der  Arachnoidea  und  bekleidet  die  Ober¬ 
fläche  des  Gehirnes  als  eine  dünne,  zarte  Lage,  welche  sich  nor¬ 
maler  Weise  leicht  von  letzteren  abziehen  lässt.  Die  Pia  mater  ist 
durch  ihren  grossen  Rei^tum  an  Blutgefässen  ausgezeichnet,  welche 


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jedoch  nur  zum  kleinsten  Teile  für  das  Gehirn  bestimmt  sind, 
in  dessen  Substanz  sie  an  der  Oberfläche  desselben  eintreten.  Wäh¬ 
rend  sich  die  Arachnoidea  —  al^esehen  von  den  grossen,  durch 
die  Durafortsätze  eingenommenen  Gehimspalten  —  brückenförmig 
über  alle  Vertiefungen  der  Himoberfläche  hinwegspannt,  dringt 
die  Pia  im  Gegenteil  überall  in  die  letzteren  ein,  indem  sie  die 
letzteren  bis  zum  Grunde  ausfüllt. 

Indessen  auch  in  das  Innere  des  Gehirnes,  in  die  sogen. 
Hirnhöhlen  oder  V e a tj: i k e  1 ,  schickt  die  Pia  mater  Fort- 
setzungen  hinein,  welche  man  als  A  d  e  r  g  e  w  e  b  e  ,  Tda  chorioi- 
dea  bezeichnet  hat  und  welche  an  einzelnen  Stellen  zottenartige, 
mit  zahlreichen  Blutgefässen  versehene  Anhänge,  die  Aderge- 
flechte,  Plexus  chorioidei,  besitzen.^  Diesen  Anhängen  fällt 
wahrscheinlich  die  Aufgabe  zu,  die  in  den  Himventrikeln  ent¬ 
haltene  seröse  Flüssigkeit  abzusondem.  Nicht  selten  finden  sich 
in  diesen  Plexus  (ebenso  auch  in  den  Wand  der  Ventrikel)  An¬ 
häufungen  von  Kalkconcrementen,  welche  den  sogen.  Hirn- 
s  a  n  d ,  Acervidus  darstellen.  Das  Eindringen  der  Tela  chorioidea 
m  die  HirrihoEIeri  erfolgt  nun  an  zwei  bestimmten  Stellen,  welche 
beide  an  der  hinteren  (dorsalen)  Partie  des  Gehirnes  liegen. 

Die  erste  Eintrittstelle  entspricht  der  Fissura  cerebri 
transversa  anterior  (s.  S.  386)  und  befindet  sich^  zwisclien  dem 
Balkenwulste  (Splenium  corp.  callosi)  imd  der  Zirbeldrüse,  Corpus 
pineale.  Der  hier  eindringende  Fortsatz  der  Pia  wird  als  Tda 
c?u)noideaventricuUterUis.  superior  (Velum  interpositum  s.  triangu¬ 
läre)  bezeichnet.  Wie  aus  Fig.  21  (S.  39pf'  ersichtlich  ist,  bildet 
die  Tela  chorioidea  sup.  die  Decke  des  III.  Ventrikels  und  stellt 
eine  Duplicatur  dar,  d.  h.  sie  besteht  aus  zwei  Platten,  zwischen 
denen  sogar  subarachnoideale  Räume  und  ausser  kleineren  Blut¬ 
gefässen  die  grossen  Venae  cerebri  intemae  *)  gelegen  sind.  Von 
den  zottigen  Anhängen  der  Tela  chorioidea  sup.  verläuft  der  Plexus 
chorioideus  vetUriculi  tertii  (medius  s.  medialis)  als  paariger  Zotten¬ 
streif  neben  der  Medianlinie  und  hängt  in  das  Lumen  des  III. 
Ventrikels  hinein.  Die  beiden  Pleocus  chorioidei  ventriculi  late¬ 
ralis  (chorioidei  laterales)  verlaufen'  zunächst  zu  beiden  Seiten 
des  vorigen  von  vorn  nach  hinten  und  erstrecken  sich  als- 


1)  Dieses  Eindringen  in  die  Ventrikel  ist  nur  scheinbar,  denn  in  Wirk¬ 
lichkeit  sind  die  Adergeflechte  noch  bedeckt  von  der  epithelial  gebliebenen 
Wand  des  Hirns,  den  Laminae  chorioideae  cj^iUieliales. 

2)  Ehe  beiden  I'ü.  cerehn  intemae  fllessen  alsdann  zu  der  unpaaren  V. 
magna  Galeni  zusammen,  welche  sich  in  d^n  Sinus  rectus  ergiesst. 


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dann  weit  in  die  Seitenventrikel  hinab.  Eine  Communi- 
cation  zwischen  dem  III.  Ventrikel  und  den  Subarachnoideal- 
räumen,  wie  sie  früher  angenommen  und  als  Foramen  Bichati  be¬ 
zeichnet  wurde,  ist  jedoch  an  dieser  Stelle  nicht  vorhanden. 

Die  zweite  Eintrittstelle  der  Pia  mater  in  die  Him- 
höhlen  entspricht  der  Fissura  cerebri  transversa  posterior  (s.  S.  386) 
und  befindet  sich  zwischen  Kleinhirn  und  Medulla  oblongata. 
Die  hier  befindliche  Tela  chorioidea  ventriculi  qüarti  s.  inferior 
dringt  nicht  eigentlich  in  den  IV.  Ventrikel  hinein,  sondern 
bildet  als  einfache  Platte  die  hintere  Wand  desselben;  doch  sind 
auch  zwischen  ihr  und  demjenigen  Teile  der  Pia,  welcher  die 
untere  Hälfte  des  Kleinhirnes  überzieht,  subarachnoideale  Räume 
gelegen.  Ganz  in  ähnlicher  Weise  wie  vorhin  sind  auch  hier  ein 
paariger  Plexus  chorioideus  medius  und  die  beiden  Plexus  chori- 
oidei  laterales  ventriculi  quarti^)  voneinander  zu  unterscheiden. 
Hier  im  Bereiche  des  IV.  Ventrikels  (also  fast  an  der  tiefsten  Partie 
der  Himhöhlen  ist  nun  die  Pia  mater  an  drei  Stellen  derart  durch- 
brochen.  dass  eine  vollständige  Communication  zwischen  der 
Flüssigkeit  in  dem  Ventrikel^  und  in  den_  Subar^hnoidealräumen 
existiert.  Die  eine  Communicationsöffnung  ist  in  der  Medianlinie 
gelegen  und  stellt  die  Apertur a  medialis  ventriculi  quarü  (Foramen 
Magendii)  dar.  Ausser  dieser  einen  unpaärwf  ÖfTnüng  Tiriaet  sich 
jederseits  an  der  Spitze  des  Recessus  lateralis  des  IV.  Ventrikels 
die  Apertura  lateralis  ventriculi  quarti  (AXEL  KEY  und  RETZIUS) 
vor.  Andere  Communicationen  zwischen  den  Subarachnoideal- 
räumen  und  den  Himhöhlen  haben  sich  bisher  nicht  nachweisen 
lassen. 

Was  die  Nerven  der  Pia  mater  anbetrifft,  so  ist  schon  seit 
Purkinje  bekannt,  dass  die  s  yln  p  a  t  h  i  s  c  h  en  Nerven, 
welche  die  Blutgefässe  dieser  Haut  begleiten,"  Iri  ^erselBen  ein  viel- 
verzweigtes  Geflecht  bilden,  welches  wahrscheinlioh  vasomotorische 
Functionen  auszuüben  hat.  Doch  ist  auch  für  verschiedene 
Hirnnerven  der  Nachweis  geführt,  dass  von  denselten  feine 
sensible  Zweige  abgehen  können,  welche  sich  an  der  Bildui^  der 
eben  erwähnten  Geflechte  beteiligen. 

Während  an  der  Tda  chorioidea  ventriculi  tertii  der  Plexus 
chorioideus  medius  und  die  beiden  Plexus  chorioidei  laterales  drei  nacA 
vom  convergierende  Schenkel  /|\  bilden,  stellen  dieselben  an  der  Tela  chori- 
oridea  ventriculi  quarti  eine  T-förmige  Figur  dar.  In  beiden  Figuren  ist  der 
Einfachheit  wegen  der  paarige  Plexus  chorioideus  medius  durch  die  unpaare 
verticale  Lage  repräsentiert. 


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II.  Die  Entwickelung  des  Gehirnes. 

Um  den  Bau  des  Gehirne  vollständig  verstehen  zu  können, 
ist  es  nötig,  einen  kurzen  Blick  auf  die  Entwickelungsgeschichte 
desselben  zu  werfen. 

Der  menschliche  Embryo  bildet  bekanntlich  in  seiner  frühesten 
Entwickelungszeit  eine  platte,  längliche  Anlage,  an  welcher  man 
ein  Kopf-  und  ein  Schwanzende,  ferner  eine  dorsale 
oder  Röcken-  und  eine  ventrale  oder  Bauchfläche 
unterscheidet.  An  der  RQckenfläche  des  Embryo  bildet  sich  schon 
sehr  früh  in  der  Medianlinie  eine  longitudinale  Furche,  die 
Rückenfurche  oder  Medullarrinne,  welche  zu  bei¬ 
den  Seiten  vcm  zwei  longitudinal  verlaufenden  Wülsten,  den 
Rückenwülsten  oder  Medullarwülsten,  b^enzt 
wird.  Die  beiden  Rückenwülste  wachsen  nun  mehr  und  mehr  in 
die  Höhe,  so  dass  die  Rückenfurche  immer  tiefer  wird.  Schliess¬ 
lich  vereinigen  sich  dieselben  mit  ihren  höchsten  Punkten  in  der 
Medianlinie,  indem  sie  auf  diese  Weise  einen  röhrenförmigen  Hohl¬ 
raum,  die  Rückenröhre  oder  das  Medullarro  h  r  bilden. 
Di^  Wand  dieser  Röhre  wird  durch  eine  concentrisch  gruppierte 
Lage  von  Zellen  repräsentiert,  welche  die  erste  Anlage  des  C  e  n- 
tralnervensystemes,  d.  h.  des  Gehirnes  und  Rücken¬ 
markes,  darstellt.  Der  Hc^lraum  selbst  ist  die  erste  Anlage  der 
Höhlen,  welche  sich  später  im  Gehirne  und  im  Rückenmarke  vor¬ 
finden  und  untereinander  continuierlich  Zusammenhängen.  Die 
Höhle  des  Gehirnes  scheidet  sich  weiterhin  in  eine  Anzahl 
von  Abteilungen,  welche  man  als  Ventrikel  bezeichnet.  Die 
Höhle  des  Rückenmarkes  bleibt  einfach,  langgestreckt  und 
wird  beim  Erwachsenen  als  Centralkanal  bezeichnet.  An 
zwei  Stellen  ist  jedoch  die  Wand  der  Ventrikel  so  dünn,.-dass  das 
Epithe^  welches  die  letzteren  an  der  Innenfläche  jmskleidet.  un- 
mittelbar  an  die  Pia  mater  angrenzt.  Dies  sind  jene  bereits  S.  380^ 
beschriebenen  Eintrittstellen,  durch  welche  die  Pia  in  -das  Innere 
des  Gehirnes  eindringt,  indem  sie  das  Ventrikelepithel  vor  sich 
fi^schiebt. 

Die  Wand  des  Centralnervensystemes  in  seiner  ersten  Anlage 
ist  nun  im  Vergleiche  zur  Weite  seiner  Höhle  zunächst  relativ 
schwach  entwickelt.  Später  ändert  sich  das  Verhältnis,  indem  die 
Wand  der  Röhre  an  Mächtigkeit  immer  mehr  und  mehr  zunimmt, 
wälifend  die  Höhlung  derselben  in  dem  gleichen  Masse  im  Wachs¬ 
tum  zurückbleibt.  Beim  Erwachsenen  sind  also  die  H^len  des 
Gehirnes  und  Rückenmarkes  relativ  eng  und  klein,  während  die 


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383 


Wand  dieser  Höhlen  durch  die  grossen  Massen  weisser  und  grauer 
Substanz  gebildet  wird,  aus  weichen  sich  diese  Organe  zusanunen- 
setzen.  Beim  Embryo  bildet  sich  ntm  im  weiteren  Laufe  der 
Entwickelung  an  der  Anlage  des  Centralnervensystemes  ein 
dickerer  vorderer  Abschnitt  heraus,  welcher  dem  späteren  Gehirn 
entspricht  und  durch  zwei  Einschnürungen  in  drei  Bläschen  ab¬ 
geteilt  wird,  die  man  als  erstes  Hirnbläschen  oder  V Or¬ 
der  h  i  r  n  (ProsencephaloH)  als  zweites  Hirnbläschen 
oder  M  i  1 1  e  l  h  i  r  n  (MesencephaUm)  und  als  drittes  Hirn¬ 
bläschen  oder  Rautenhirn  (Rhombencephalm)  voneinan¬ 
der  unterscheidet.  Aus  dem  ersten  Himbläschen  wachsen  alsdann 
nach  vorn  und  oben  zwei  kleine  halbkugelige  Gebilde  heraus,  die 
beiden  G  r  ossh  irnbläschen  oder  Hemisphären-;-«.  „i ' 
j^l  ä  s  c  h  e  n  Tdencephahtt^  weldie  zunächst  relativ  klein  sind, 
und  deren  Höhlung  mit  def  übrigen  Medullarröhre  in  continuier- 
ikhem  Zusammenhänge  steht.  Während  jedoch  die  Grosshimbläs- 
chen  bei  vielen  Tieren  auch  im  postembryonalen  Leben  nur  eine 
geringe  Ausdehnung  gewinnen,  werden  dieselben  beim  Menschen 
unter  stets  fortschreitendem  Wachstum  ihrer  Wandungen  und 
Höhlen  so  mächtig,  dass  sie  schliesslich  die  ganze  ursprüngliche 
Anlage  der  drei  Hirnbläschen  überdecken,  tmd  in  Gestalt  der  bei¬ 
den  Grosshirnhemisphären  die  Hauptmasse  des  gan¬ 
zen  späteren  Gehirnes  bilden.  Die  beiden,  dtnch  eine  mediale 
Spalte  unvollständig  voneinander  getrennten  Grosshirnhemisphären 
stellen  die  beiden  Hälften  des  Grosshirnes  dar.  Jede  Gross- 
himhemisphäre  besitzt  eine  Höhle,  den  Seitenventrikel, 
welcher  also  flus_der  H^lung  des  ursprünglichen  (rechten  oder 
linken)  Grqsshimbläschens  hervorgegangen  ist.  Der  sogen. 
dritte  Ventrikel  q^jt  "seijien  Wänden,  welcher  vorn 
dm^  das  Eor.  interventi^lSre*^ederseits  mit  den  beiden  Seiten¬ 
ventrikeln  zusammenhängt,  ist  also  als  ein  Derivat  des  ersten 
Hirnbläschens  aufzufassen,  des  Z  w i s c h e n h  irnbläs¬ 
chen,  DimcephcUon.  Zwischen  dem  dritten  und  vierten  Ven¬ 
trikel  verläuft  als  enger  Verbindungsgang  der  Aquaeductus 
c  e  r  e  b  r  i ,  dieser  Gang  nebst  den  begrenzenden  'VfUnderTRaT  sicfT 
aus  dem  z w eiten  Hirnbläschen  entwickelt.  Die  Höhlung 
und  die  Wände  des  vierten  Ventrikels  werden  endlich 
von  dem  dritten  Hirnbläschen  geliefert.  Dieses  sondert 
sich  in  das  Hinterhirn  b  1  ä  s  c  h  e  n  ,  Metencephalon  und  das 
N  ach  h  i  r  n  b  1  ^s^  h  e  n  ,  Mydmcephcäon.  ~Den  engen,  einge- 
scbnürten  Übergang  vom  Mittelhimbläschen  in  das  Hinterhirn- 


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384 


bläschen  bezeichnet  man  als  H  i  r  n  e  n  g  e  o^trlslkmusrliombencephali 
Wie  wir  nun  das  Grosshim  als  einen  Anhang  oder  Auswuchs  des 
ersten  Himbläschens  kennen  gelernt  haben,  so  entwickelt  sich  re- 
lattv  spät  das  Kleinhir n  als  ein  Auswuchs  an  der  Rückwand 
des  Hinterhimbläschens.  Ebenso  wie  das  OrMihifirerreicIiräuch 
das  Kleinhirn  beim  Mächen  im  Vergleiche  zu  den  übrigen  Him- 
teilen  eine  beträchtliche  Grösse.  Derjenige  Teil  des  Gehirnes,  wel¬ 
cher  aus  der  ursprünglichen  Anlage  der  drei  Himbläschen  hervor¬ 
geht,  wird  auch  als  Hi  r  n  s  t  o  c  k  oder  H  i  r  n  s  ^m  m  bezeich¬ 
net.  Demzufolge  kann  man  an~dem  Gehirne  des  Erwachsenen  drei 
Hauptteile,  nämlich  1)  das  Grosshirn,  2)  das  Kleinhirn 
und  3)  den  H  i  r  n  s  t  o  c  k  ,  voneinander  unterscheiden.  Nach  ent¬ 
wicklungsgeschichtlicher  Grundlage  imterscheidet  man  dagegen 
folgende  sechs  Abteilungen:  1)  das  E  n  d  h  i  r  n  ,  Telencephalon, 
2)  das  Zwischenhirn,  Dimcephdlon^  3)  das  M  i  1 1  e  1  h  i  r  n, 
Mesencephalon,  4)  die  H  i  r  n  e  n  g  e ,  Isthmus  rhombencephali,  5) 
das  Hinterhirn,  Metencephalon,  und  6)  das  N  a  c  h  h  i  r  n  , 
Myelencephalon. 

Endhim  und  Zwischenhim,  wie  schon  gesagt,  stammen  vcm 
dem  Vorderhim;  Himenge,  Hinterhirn  und  Nachhim  von  dem 
Rautenhirn.  _End-,  Zwischen.-  und -Mittelhirn  zusammen  bilden 
das  Grosshim. 

Die  Spalte,  welche  sich  zwischen  dem  Kleinhirn  und  Gross¬ 
hirn  befindet,  hat  man  als  Fissura  transversa  cerehri  (cerebri  an- 
terior),  diejenige,  welche  zwischen  Kleinhirn  und  Medulla  oblon- 
gata  gelten  ist,  als  Fissura  transversa  ccrehfMx  (cerebri  posterior) 
bezeichnet.  Ausserdem  wird  das  Grosshirn  durch  die  Fissura  lon- 
güudincdis  cerebri  in  die  linke  und  rechte  Grosshirnhemi- 
Sphäre  eingeteilt.  Als  wichtigstes  Endresultat  dieser  entwicke¬ 
lungsgeschichtlichen  Betrachtungen  ist  die  Tatsache  hervorzuheben, 
dass  das  Centralnervensystem  ursprünglich  eine  Röhre  bildet,  deren 
Hohlraum  auch  beim  Erwachsenen  in  den  Höhlen  des  Gehirnes 
und  Rückenmarkes  ihr  Analogon  findet.  Während  aber  beim  Em¬ 
bryo  die  Höhlung  der  Röhre  relativ  gross  und  ihre  Wand  relativ 
dünn  ist,  sind  beim  Erwachsenen  die  Ventrikel  des  Gehirnes  imd 
der  Centralkanal  des  Rückenmarkes  nur  enge  Räume,  deren  Wände 
jedoch  von  kolossaler  Dicke  sind,  und  deren  Configuration  beim 
Gehirn  von  der  ursprünglichen  Röhrenform  erheblich  abweicht. 


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385 


III.  Das  Grosshirn. 

Das  Grosshirn,  Cereirum  wird,  wie  schon  erwähnt, 
durch  eine  tiefe,  median  gelegene  Spalte,  die  Fissura  longitudim- 
lis  cerebri  (auch  als  Incisura  pallii  bezeichnet),  in  eine  linke  und 
eine  rechte  Hemisphäre,  Hemisphaerium,  geteilt,  welche 
die  Hauptmasse  des  Grosshims  darstellen.  Jede  Hemisphäre  be- 
■  steht  aus  dem  Hirnmantel,  Pallium,  dem  R  i  e  c  h  h  i  r  n  , 
Bhinencephüon  und  dem  Stamme  des  Endhirn,  Corpus 
Striatum.  Jede  Hemisphäre  zeigt  drei  Flächen,  eine  gewölbte  dorso- 
laterale,  eine  plane  mediale,  und  eine  basale  (untere)  Fläche, 


Fig.  20. 

Die  laterale  Fliehe  des  Orosshirnes  in  schematischer  Darstellung. 


welche  durch  eine  tiefe  Furche  in  eine  vordere  kleinere  und  eine 
hintere  grössere  schwach  ausgehöhlte  Abteilung  zerfällt.  Das  vor¬ 
dere  Ende  heisst  Pdlus  frontedis,  das  hintere  Polus  oceipitalis  und 
das  vordere  Ende  der  hinteren  Abteiltmg  an  der  unteren  Fläche 
Polus  temporalis.  Die  Oberfläche  des  Grosshims  zeigt  ein  ziemlich 
unebenes  Aussehen,  indem  an  derselben  eine  Anzahl  von  an¬ 
scheinend  sehr  unregelmässigen  Vertiefungen  und  Spalten,  die 
Hirnfurchen,  Sulci  (resp.  Fissurae  cerebri,  verlaufen,  zwischen 
denen  wieder  mehr  erhabene  Stellen  in  Gestalt  der  Hirnwin¬ 
dungen,  Gyri  cerebri,  hervortreten.  Indessen  ist  die  Unregel¬ 
mässigkeit  der  Sulci  und  Gyri  des  Grosshirnes  nur  eine  schein¬ 
bare  und  es  gelingt  bei  genauerer  Betrachtung,  für  den  Verlauf 
derselben  eine  gewisse  Norm  aufzustellen,  von  welcher  allerdings 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  25 


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386 


ausserordentlich  zahlreiche  Abweichungen  stattfinden.  Die  ver¬ 
schiedenen  Hirnfurchen,  welche  man  an  der  Oberfläche  des  Gross- 
himes  erblickt,  unterscheiden  sich  nämlich  zunächst  dadurch  von¬ 
einander,  dass  sie  mehr  oder  weniger  tief  in  die  Himsubstanz  ein- 
dringen. 

Durch  die  tiefsten  Furchen  wird  das  Grosshirn  in  eine  An¬ 
zahl  von  Lappen,  Lohi  cerebri,  geteilt,  welche  als  1)  der  vor¬ 
dere  oder  Stirnlappen,  Lobus  frontalis,  2)  der  mitt¬ 
lere  oder  Scheitellappen,  Lobus  parietalis,  3)  der  hin¬ 
tere  oder  Hinterhauptlappen,  Lobus  occipitalis,  und 
4)  der  untere  oder  Schläfenlappen,  Lobus  temporalis, 
voneinander  unterschieden  werden.  Dazu  kommt  noch  der  in  der 
Tiefe  einer  Fissur  gelegene  Teil  Instda  (s.  S.  391). 

Zunächst  zwischen  dem  Stirn-  und  Schläfenlappen 
ist  die  tiefe  Furche,  Fissura  cerebri  lateralis,  s.  Fossa  Sylvii,  ge¬ 
legen,  welche  vorn  an  der  Himbasis  in  einer  Grube,  Fossa  cerebri 
lateralis,  beginnt  und  alsdann  eine  beträchtliche  Strecke  nach  hin¬ 
ten  und  oben  weiter  zieht,  indem  sie  auf  diese  Weise  mit  ihrem 
hinteren  Teile  zu  gleicher  Zeit  die  Grenze  zwischen  dem  Schläfen- 
und  Scheitellappen  bildet.  An  dieser  Furche  oder  Spalte  unter¬ 
scheidet  man  nun  den  nach  vom  und  unten  gelegenen  Anfangs¬ 
teil  oder  Stamm,  Truncus  fossae  Sylvii  (s)  und  drei  von  dem 
letzteren  ausgehende  Äste,  nämlich:  a)  den  Bamus  posterior  (s') 
welcher  sich  als  eigentliche  Fortsetzung  des  Stammes  nach  hinten 
und  oben  zwischen  den  Scheitel-  und  Schläfenlappen  erstreckt; 
b)  den  Ramus  anterior  ascendens  s.  medius  (s");  und  c)  den 
Ramm  anterior  horizontalis  s.  ant.  kurzweg  (s"');  welche  letztere  von 
der  Fossa  Sylvii  aus  in  den  Stimlappen  hineinstrahlen.  Sehr  oft 
sind  s“  und  s“‘  zu  einem  Y-förmigen  Aste  vereinigt.  Zwischen 
dem  Stirn-  und  Scheitellappen  liegt  ferner  eine  zweite, 
lange  tmd  tiefe  Furche,  der  Sulcus  centralis  s.  Rdandi,  welcher 
hinten  und  oben  ziemlich  in  der  Mitte  der  Incisura  pallii  beginnt 
und  alsdann  schräg  nach  vom  und  tmten  bis  in  die  Nähe  der 
Fissura  cerebri  lateralis  verläuft,  ohne  die  letztere  übrigens  voll¬ 
ständig  zu  erreichen.  Parallel  dem  Sulcus  centralis  sieht  man  als¬ 
dann  vor  und  hinter  dem  letzteren  constant  zwei  andere  gut 
entwickelte  Furchen,  den  Sulcus  praeeentralis  (praerolandicus)  und 
den  Sulcus  post-  s.  retroccntralis  (retrorolandicus)  dahinziehen,  so 
dass  also  an  dieser  Stelle  des  Gehirnes  drei  parallele  Furchen  in 
die  Hirnsubstanz  einschneiden.  Von  den  beiden  Hirnwindungen, 
welche  durch  die  letzteren  abgegrenzt  werden,  hat  man  die 


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zwischen  Sulcus  centralis  und  Sulcus  praecentralis  gelegene  als 
Gyrus  centralis  anterior  s.  praecentralis,  die  zwischen  Sulcus  cen¬ 
tralis  und  Sulcus  retrocentralis  befindliche  als  Gyrus  centralis  poste¬ 
rior  s.  retrocentralis  bezeichnet.  Da  der  Sulcus  centralis  die  Grenze 
zwischen  dem  Stirn-  tmd  dem  Scheitellappen  bildet,  so  muss  der 
Gyrus  centralis  anterior  zum  Stirnlappen,  der  Gyrus  centralis 
posterior  zum  Scheitellappen  gehören.  Die  Grenze  zwischen  dem 
Scheitel-  und  Hinterhauptlappen  ist  an  dem  obe¬ 
ren  Teile  des  Grosshirnes  nur  durch  einen  kurzen  senkrechten 
Einschnitt  markiert.  An  der  medialen  Fläche  der  Grosshim- 
hemisphären  (s.  Fig.  21)  isF  jedoch  als  Fortsetziing“  dieses  Ein-  ^ 
Schnittes  eine  verticale  Spalte,  Fissura parietooccipitalis,  sehr  deut-  , 
lieh  zu  constatieren.i)  Viel  weniger  deutlich,  nämlich  nur  durch  ! 
die  kurze  Incisura  praeoccipitalis  (SCHWALBE)  ist  die  Grenze  zwi- 
schen'~Hcm  Sc  h  1  ä  t  e  n  -  und  H  interhaupt  lappen  aus¬ 
geprägt,  welche  an  der  Impressio  petrosa  beginnt;  diese  ist  bedingt 
■  durch  deiTAngulus  superior  der  Pyramide.' 

Ausser  diesen  zwischen  den  einzelnen  Lappen  gelegenen 
Spalten  zeigt  nun  jeder  Grosshimlappen  an  seiner  Oberfläche  eine 
Anzahl  von  weiteren  Furchen,  Sulci  cerebri,  von  denen  eün 
Teil,  die  sogen.  Hauptfurchen,  constanter  vorkommt,  tiefer 
einschneidet  und  deswegen  auch  besonders  bezeichnet  ist,  während 
die  kleineren,  unregelmässigen  Nebenfurchen  meistens  keine 
besonderen  Namen  führen.  Durch  diese  Nebenfurchen  kann  jedoch 
an  vielen  Gehirnen  die  klare  Erkennung  der  Hauptfurchen  erheb¬ 
lich  beeinträchtigt  werden.  Durch  die  Furchen  werden  die  Hirn¬ 
windungen,  wie  oben  erwähnt,  voneinander  getrennt;  sie  sind  oft 
liTder  Tiefe  der  Furchen  durch  Tiefenwindungen,  Gyn 
profundi,  miteinander  _yerbunden;  mehr  oberflächliche  Windungen, 
die  zwei  Windtmgen  verbinden,  nennt  man  Übergangswin¬ 
dungen,  Gyri  transitivi. 

Der  Stirnlappen  zeigt  zunächst  an  seiner  lateralen 
Fläche  (s.  Fig.  20)  zwei  sagittale  Furchen,  welche  beide  hinten 
mit  dem  Sulcus  praecentralis  zusammenfliessen  und  sich  nach  vorn 
und  unten  allm^lich  verlieren.  Man  hat  dieselben  als  I.  oder 
obere  Stirnfurche,  Sulcus  frontalis  superior  (4),  und  als 
II.  oder  untere  Stirnfurche,  Sulcus  frontalis  inferior  (/j) 


*)  Bei  Affen  erstreckt  sich  der  Hinterhauptlappen  weit  nach  vom  auf  den 
Scheitellappen  hinüber,  von  welchem  er  indessen  durch  einen  tiefen  Spalt  ge¬ 
trennt  bleibt,  der  in  die  Fissura  parietooccipitalis  ausläuft.  Diese  .Affenspalte* 
ist  indessen  nicht  als  eine  einfache  Fortsetzung  der  Fissur  nach  lateralwärts  zu 
betrachten.  ,  ■  " 


/' 


25* 


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unterschiedlen.  Durch  diese  beiden  Furchen  werden  nun  die  drei 
Stimwindungen  voneinander  abgegrenzt.  In  ganz  ähnlicher  Weise 
wie  die  Stimfurchen  werden  auch  die  Windungen  in  der  Reihen¬ 
folge  von  oben  nach  unten  als  1.  oder  obere  Stirnwin¬ 
dung,  Gyrus  frontalis  superior  (F,),  als  II.  oder  mittlere 
Stirnwindung,  Gyrus  frontalis  medius  (F^)  und  als  III. 
oder  untere  Stirnwindung,  .Gryrus  frontcUis  inferior  (F^) 
bezeichnet.  Die  mittlere  Stimwindung  zerfällt  oft  durch  eine 
Furche,  Sulcus  frontalis  medius,  in  eine  Pars  superior 
und  eine  Pars  inferior.  Die  untere  Stirnwindung,  vön  den 
Engländern  zuerst  BROCA’sche  Windung  genannt,  liegt  der 
Fissura  lateralis  cerebri  am  nächsten  und  wird  durch  den  Ramus 
anterior  («"')  und  den  Ramus  ascendens  («“)  derselben  in  drei 
kleinere  Abschnitte  geteilt,  welche  als  Pars  opercularis  (a),  als  Pars 
triangularis  (b)  und  als  Pars  orhitalis  (c)  unterschieden  werden. 
Die  Pars  opercularis  beansprucht  insofern  eine  hc^e  physiologische 
Bedeutung,  als  dieselbe  nachgewiesenermassen  den  Sitz  des  mo¬ 
torischen  Sprachcentrums  darstellt,  so  dass  also  bei 
Zerstörung  derselben  auch  die  Fähigkeit  zum  Sprechen  schwindet 
(motorische  Aphasie). 

Die  drei  Stimwindungen  (nicht  so  die  entsprechenden 
Furchen)  setzen  sich  indessen  auch  über  das  vordere  Ende  auf  die 
untere  Fläche  des  Stimlappens  fort.  Die  erste  Stirnwin¬ 
dung  ist  an’  dieser  Flädie  wegen  ihres  geraden  Verlaufes  auch 
vielfach  als  Gyrus  rectus  bezeichnet  worden.  Von  den  hier  befind¬ 
lichen  Furchen  wird  die  mediale,  gerade  verlaufende  (s.  Fig.  22) 
Sulfus  olfactorius  genannt,  weil  in  ihr  der  Bulbus  und  Tractus 
olfactorius  gelegen  ist.  Durch  dieselbe  werden  die  I.  und  II.  Stira- 
windung  vmieinander  getrennt.  Die  lateralen,  zwischen  der  II. 
und  III.  Stimwindung  b^indlichen  Furchen  stellen  die  sogen. 
Sulci  orbitales  dar,  welche  meistens  ein  dreischenkelig^  oder  Ei¬ 
förmiges  Aussehen  haben. 

Der  Scheitellappen  wird  an  seiner  lateralen  Fläche 
ebenfalls  von  einer  sagittalen  Furche,  der  Scheitelfurche, 
Sulcus  interparietalis  (p),  durchzogen,  welche  denselben  in  das  I. 
oder  obere  Scheitelläppchen,  Lobulus  parietalis  supe¬ 
rior  (Pi)  und  in  das  II.  oder  untere  Scheitelläpp¬ 
chen,  Lobulus  parietalis  inferior  (P,),  scheidet.  itjl- 

'  A»-das  untere  Scheitelläppchen  gsaaoMMKiiF^vtlltir^r  ^Gyr^ 
'  ‘supramarginalis,  welcher  bogenförmig  das  äu^steigende  Ende  des 
Ramus  post,  der  Fissura  cerebri  lateralis  umgibt  und  mehr  nach 


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—  389  — 

hinten  der  Gyrus  anwlaris,  welcher  in  ähnlicher  Weise  den  Sulcus 
temporäll^  superlüf  lühläS^'  (beide  in  Fig.  20  nicht  bezeichnet). 

Der  Hinterhauptlappen  zeigt  an  seiner  lateralen 
Fläche  eine  Reihe  von  unregelmässigen  Furchen  und  Windungen, 
welche  als  Sidci  occipiUUes  superiores  und  inferiores  resp.  Gyri  occipi- 
Uües  superiores  und  inferiores  unterschieden  werden.  Diese  Furchen 
und  Windungen  werden  nun  häufig  von  einer  nahezu  verticalen  Furche, 
dem  Sulcus  occipiialis  tramversus  (ot),  durchkreuzt.  Ausser  den  v . 
drei  eben  genannten  Oyri  sind  noch  an  der  unteren  Fläche 
(Kleinhimfläche)  des  Hinterhauptlappens  zwei  Windungen  oder 
Läppchen  vorhanden,  von  denen  man  mit  Rücksicht  auf  ^e  Form 
die  laterale  als  Spindelläppchen,  Gyrus,  s.  Lobulus  fusi- 
formis  (0^,  die  mediale  als  Z  uli  g  enläppchen,  Gyrm^i~ 
Xobulus  linyualis  T'ö'K)~6ezeidihrf  XiaL  Da  sich  diese'  BeidMi 
Windungen  nach  vom  hin  continuierlich  in  die  beiden  unteren 
Windungen  des  Schläfenlappens  fortsetzen,  sind  dieselben  von 
Pansch  u.  a.  auch  als  Gyrus  occipitotempordlis  medüüis  und  lateralis 
benannt  worden:  beide  sind  durch  die  Fissura  collateralis(Oinnd  ot) 
voneinander  getrennt. 

Der  Schläfenlappen  ist  an  seiner  Aussenfläche 
durch  drei  sagittale  Furchen  ausgezeichnet,  weldie  als  I.  oder 
obere  Schläfenfurche,  Sulcus  temporalis  superior  (<)  usw.) 
bis  (<3)  benannt  werden.  In  entsprechender  Weise  werden  alsdann 
drei  Windungen  als  I.,  II.  und  III.  Schläfenwindung 
voneinander  unterschieden.  Nach  der  unteren  (T„  T,  und  Tg 
Fläche  hin  (s.  Fig.  22,  S.  396)  schliesst  sich  an  die  III. 
Schläfenwindung  der  Gwus  fusiformis  (Ti)  und  an  den  letzteren 
wiedemm  der  Gyrus  hippocampi  (Tg)  an,  welche  als  Fortsetzungen 
des  Gyms  fusiformis  und  Gyrus  lingualis  des  Hinterhauptlappens 
zu  betrachten  sind.i).  Wie  am  Hinterhauptlappen  sind  beide  Win¬ 
dungen  auch  am  Schläfenlappen  durch  die  Fissura  collateralis  (t, 
oder  ot)  voneinander  getrennt.  Der  Gyrus  hippocampi  hat  seinen 
Namen  daher,  weil  er  dicht  unterhal6”desTirppDcampus-(srS.  400) 


1)  Schwalbe  faßt  den  Lobulus  fusifonnis  des  Hinterhaupt-  und  des 
Schlafenlappens  als  Gyrus  occipitotempordlis  zusammen.  Den  Gyrus  hippocampi 
betrachtet  er  als  einen  Teil  des  Gyrus  fomicatus.  Die  letztere  Windung 
nebst  dem  Uncus,  das  Septum  pellucidum,  die  Crura  fomids,  die  Fimbrie 
und  die  Fascia  dentata  werden  von  dem  Autor  aus  vergleichend  anatomi 
sehen  Gründen  als  Teile  dnes  besonderen  Hirnlappens,  des  von  ihm  sogen. 
Sichellappen,  Lohw  falciformis  beschrieben.  Die  Windungen  um  den  Balken 
herum  an  dem  inneren  unteren  Grenzrande  der  Hemisphäre  hat  Broca  zu¬ 
erst  1878  unter  dem  Namen  grand  lobe  limhique^  beschrieben. 


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gelegen  ist,  mit  welchem  er  auch  vorn  durch  eine  kurze  haken¬ 
förmige  Windung,  den  Haken.  Uneus  in  Verhindiing  steht. 

Wenn  man  nun  die  beiden  Grosshimhemisphären  auf  einem 
Medianschnitt,  d.  h.  auf  einem  Schnitt,  welcher  das  Ge¬ 
hirn  in  eine  rechte  und  eine  linke  Hälfte  zerlegt,  betrachtet,  so 
kann  man  an  demselben  noch  folgende  Furchen  und  Windungen 
bemerken.  Unmittelbar  über  dem  Balken,  Corpus  caUosum,  be- 


f^rus  fornica/j 


dibutum 


MonronS^ 


Taenia 

mdullaris 


Te/acho- 
rioidea  sup. 


Foramen 
Magenäii 

Fig.  21. 

Medianschnitt  des  Gehirnes  (halbschematisch). 

Die  rote  Linie  soll  die  durchschnittene  Pia  mater,  die  punktierte  schwarze 
Linie  das  Ventrikelepithel  darstellen.  Das  Vel.  medull.  post,  ist  eigentlich 
auf  dem  Medianschnitt  nicht  wahrnehmbar,  sondern  es  ist  nur  die  Stelle 
bezeichnet,  wo  die  beiden  Vela  postt.  mit  dem  Markkem  des  Kleinhirnes 

zusammenstossen. 


findet  sich  der  Ggrus  cinguli  (auch  als  Zwinge,  Cingulum  be¬ 
zeichnet),  welcher  sich  in  der  ganzen  Länge  des  Balkens  von  vorn 
nach  hinten  erstreckt,  um  hinten  und  unten  durch  den^  Isthmus 
gyri  fornicati  in  den  schon  erwähnten  Gyrus  hippocampi  überzu- 


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391 


gehen.^)  Oben  wird  der  Gyrus  fomicatus  zunächst  durch  den 
""Sulcus  cinguli  s.  callosomarginalis  begrenzt  (Pars  sub/rontalis), 
welClrci — jeduch  mit  Seinem  hinteren  Ende  {Pars  margittalis) 
nach  aufwärts  abbiegt  und  sich  bis  zum  oberen  Rande  der  me¬ 
dialen  Grosshimfläche  erstreckt.  Hinten  wird  die  obere  Grenze 
des  Gyrus  fomicatus  erst  durch  den  Sulcus  subparietalis,  alsdann 
durch  den  untersten  Teil  der  Fissura  parietooccipitaUs  (Fiss.  occip. 
perpendicularis  von  Henle)  gebildet.  J)ie  letztere  Spalte  zeigt 
sich  hier  am  Medianschnitte  ausserordentlich  deutlich  ausgeprägt. 
Zwischen  ihr  und  der  weiter  nach  hinten  gelegenen  Fissura  calca- 

(nais.  OOOlp."  traflS^gfsa  von  Henlcj  ist  eih~drei^tiger  Ab- 
scKnm  aes  Hinterhauptlappens,  der  Zwickel,  Cuneus,  gelegen, 
an  den  sich  nach  abwärts  der  bereits  vorhin  erwähnte  Gyms  lin- 
gualis  (Og)  anschliesst.  Zwischen  der  Fiss.  parietooccipitalis  und 
dem  Ende  des  Sulcus  cinguli  (Pars  marginalis)  befindet  sich  der 
V  o  r  z  w  i  c  k  e  1 ,  Praecuneus,  welcher  noch  zum  Parietallappen 
gehört,  yor  dem  Praecuneus  fiegt  weiterhin  der^  L^ulus  paracen- 
tralis,  dessen  Lage  dem  oberen  Ende  des  Sulcus  centralis  s.  Ro- 
landi  emspricht.  Der  nach  vorn  gelegene  übrige  Teil  ^r  medialen 
Fläche  des  Grosshiraes  (abgesehen  von  dem  Gyrus  fomicatus) 
wird  noch  zur  1.  Stirawindung  (F,)  gerechnet. 

Wenn  man  endlich  den  Schläfenlappen  von  dem  Stirnlappen 
abzieht,  also  die  Ränder  der  Fissura  Sylvii  auseinanderbiegt  (s.  die 
linke  Seite  von  Fig.  22),  so  erblickt  man  in  der  Tiefe  der  Fossa 
cerebri  lateralis  dicht  hinter  der  unteren  Fläche  des  Lobus  frontalis 
einen  dreiseitigen,  aus  mehreren  Windungen  bestehenden  Lappen, 
welchen  man  als  Stammlappen  oder  Insel,  Insula  (Reiiü), 
bezeichnet  hat.  Die  Spitze  dieses  Lappens,  1  n  s  e  1  p  o  1 ,  sieht 
nach  unten  und  vom,  die  Basis  nach  oben.  Z^^hen  Inselpol 
-j;nd  Substantia  perforata  anterior  liegt  eine  Falte,  die  von  SCHWALBE 
als  Limen  i  n  s  u  1  a  e  b^eicBhet  ist.  Die  Windungen  werden 
als  ein  Gi/rus  longus  instdae  (nach  hinten)  imd  eine  Reihe 
breves  insulae  (nach  vorn  und  oben)  unterschieden.  Die  bogen-  ' 
förmig  verlaufende  vordere,  obere  und  hintere  Begrenzung  der 
Insel  heisst  Sulcus  circularis  (RdUi).  Diejenigen  Teile  des  Stirn-, 
Scheitel-  und  SchlMeniappens,  welche  die  Insel,  welche  am  foetalen 
Hirne  frei  zutage  liegt,  später  verdecken,  sind  die  sogen.  DecTc- 
lappen  (PANSCH)  oder  der,  Klappdeckel,  Operculum,  an 
dem  man  entsprechend  den  Hirnlappen  eine  Pars  frontalis,  pa- 

1)  Gyrus  cinguli,  Isthmus  und  Gyrus  hippocampi  zusammen  heissen 
Oyrus  fomicatus. 


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rietalis  und  temporalis  unterscheidet.  Die  Insel,  der  Bulbus  und 
Tractus  olfactorius  nebst  der  dahinter  gelegenen  bubstantia  per- 
torata  anterior  (s.  S.  394)  werden  ais  5 1  a  m  ni  t  e  i  1  ,^)  üer~Hes't, 
also  die  Hauptmasse  des  Urosshirnes,  als  Mantelteil  des¬ 
selben  bezeichnet. 

Der  Balken,  Corpus  callosum. 

Die  mediane  Fissura  ^erebri  trennt  die  beiden  Orosshimhemi- 
sphären  nicht  vcdiständig  voneinander,  obschon  sie  tief  zwischen 
dieselben  einschneidet,  sondern  es  bleibt  zwischen  ihnen  eine  quere, 
horizontal  gelegene  Verbindungsbrücke  übrig  (s.  Fig.  21),  welche 
man  als  Balken,  Corpus  callosum,  bezeichnet  und  an  welchem 
man  ein  vorderes  Ende,  Genu,  corporis  caUosi,  ein  Mittelstück  Trun¬ 
cus  corpons  callosi,  und  ein  hinteres  Ende,  Spletäum  corporis  cal- 
losi,  unterscheidet.  Das  vordere  Ende  des  Balkens,  das  B  a  1  k  elf’ 
k  n  i  e ,  Genu  corporis  callosi,  ist  etwas  verdickt  und  knieförmig 
nach  abwärts  gebogen.  Unten  endet  das  Balkenknie  mit  einer  Spitze, 
Bostrum  corporis  callosi,  die  sich  in  eine  dünne  Platte,  Lamina 
rostralis,  for~6eM,~welcTie  den  Boden  des  Cavum  septi  pellucidi 
bildeflihd^ödann  in  die  vordere  Warid^des  llir  Ventrikels  über-J^ 
geht.  Hinter  dem  Genu  corporis  callosi  liegt  inderMedian-  - 
ebene  eine  dreiseitige  Platte,  das  Septum  pellucidum,  zu  dessen 
beiden  Seiten  die  Vorderhörner  der  beiden  Seitenventrikel  gelegen 
sind.  Das  Septum  pellucidum  enthält  in  seinem'  Inneren  eine  kleine, 

ebenfalls  median  gestellte  und  mit  seröser  Flüssigkeit  gdüllte, _ 

_spaltförmige  Höhle,  Cavum  septi  pellucidi,  durcE~  wHche  ^das^^sC^"^ 

')  ln  diesem  Stammteil  finden  wir  zum  grossen  Teil  die  beim  Menschen 
zurUckgebildeten  Teile  des  Riechhimes,  sie  werden  als  Skinencepluüon  zu¬ 
sammengefasst.  An  ihm  unterscheidet  man  eine  Pars  anterior  und 
eine  Pars  posterior.  Die  erstere  wird  gebildet  von  dem  Lobus  olfac¬ 
torius,  mit  seinem  Bulbus,  Tractus,  Trigonum  olfactorium  nebst  Stria  me- 
dialis  et  intermedia,  und  der  Area  parolfactoria  (BROCAe).  Ober  den  Lobus 
olfactorius  s.  w.  unten.  Die  Area  parolfactoria,  (Broca’sches  Feld,  von 
Broca  Carrefour  h6misphirique  genannt)  liegt  an  der  medialen  Hemisphäien- 
wand  am  hinteren  Ende  des  Stimlappen  unter  dem  vorderen  Ende  der  Bal¬ 
kenwindungen.  Es  wird  nach  vom  und  hinten  begrenzt  von  einem  Sulcus, 
Sulcus  parolfactorius  anterior  et  posterior.  Die  Pars  posterior  umfasst  den 
Gyrus  subcallosus,  die  Suhstantia  perforata  anterior  (s.  S.  394),  die  Stria 
olfactoria  lateralis  (s.  S.  394)  und  den  erwähnten  Limen  insulue.  Der 
Qvrus  subcallosus  (Zucke  rkan  dl),  eine  schmale  Windung,  steigt  vom 
Rostrum  corporis  caÜösi  zwischen  Lamina  rostralis  und  Area  parolfactoria 
herab,  wendet  sich  zur  Basis  und  setzt  sich  als  das  diagonale  Band  von 
Broca  (bandelette  diagonale)  durch  die  Substantia  perforata  anterior  bis 
zum  Schläfenlappen  (Hippocampus)  fort. 


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393 


tum  also  in  eine  linke  und  eine  rechte  Platte  geschieden  wird.  Im 
Übrigen  ist  das  Caviim  sfpH  poiinHnj  abgeschlossea 

und  commimiciert  nicht  mit  jiea  ihm  nahe  gelegenen  anderen  Ven¬ 
trikeln  des  Gehirnes^,  Hinter  dem  Septum  und  dem  vorderen  Ge¬ 
wölbeschenkel  (s.  unleri)~liegf  ledefseits  das  ^Föränlcif 
culare  S.  Mcmroi,  dufCh  Welch«  fflJktt  Vönnil.' VtllBHU*!  liadi 
links  lind  recnts  in  aie  Seitenventrikel  gelangt  und  welches  die 
einzige  Ccmimunication  zwischen  den  eben  genannten  drei  Him- 
höhlen  darstellt.  Der  hinterste  Teil  des  Balkens  ist  wulstartig  an¬ 
geschwollen  und  wird  deswegen  Balkenwulst,  Splenium 
corporis  caUosi,  bezeichnet.  Unter  dem  letzteren  befindet  sich  die 
Spalte,  durch  welche  die  Tela  chorioidea  ventriculi  tertii  in  den 
III.  Ventrikel  eindringt.  Die  obere  Fläche  des  Balkens  ist 
zunächst  durch  eine  median  verlaufende  Linie,  die  Jtiaphe  corporis 
j^osi,  ausgezeichnet.  Zu  beiden  Seiten  derselben  sieht,  man  ein-” 
zelne  sagittale  Faserzüge  verlaufen,  welche  als  Striae  longitudinales 
mediales  bezeichnet  sind.  Neben  den  medialen  Sfreifen  liegt  jeder- 
seits  vom  Gyrus  cinguli  bedeckt  die  Stria  longitudindlis  lateralis,  an 
welche  sich  hinten  ein  Streifen  grauer  Substanz  anschliesst,  die 
Fasdola^  cinerea,  welche  m  die  Fascia  dentata  (s.  S.  400)  übergeht. 
Die  Hauptmasse  des  Balkens  besteht  jedoch  aus  queren  Faser¬ 
zügen,  den  Striae'  transversae  (Chordae  transversales  Willisii), 
welche  nach  laterälwärts  in  die  Gros^irnhemisphären  ausstrahlen 
und  die  eigentliche  Verbindung  derselben  darstellen.  Während 
nun  die  obere  Fläche  des  Balkens  ein  im  Ganzen  ebenes  Aussehen 
zeigt,  liegt  an  der  u  n  t  e  r  e  n  concaven  Fläche  desselben  eine  Bil¬ 
dung,  welche  man  als  Gewölbe,  Fomix  bezeichnet.  Der  For- 
nix  besteht  aus  zwei  bogenförmig  von  vorn  nach  hinten  ziehen¬ 
den  Streifen,  den  Gewölbschenkeln,  Crura  fomicis.  Die 
beiden  vorderen  Enden  der  letzteren,  welche  in  nahezu  verticaler 
Richtung  verlaufen,  werden  als  vordere  Gewölb^chen- 
k  e  1 ,  Crura  anteriora  fomicis,  bezeichnet,  oder  als  Columnae,  weil 
dieselben  nach  Art  von  kleinen  Säulen  nebeneinander  stehen.  Die 
mittleren  Teile  der  beiden  Crura  legen  sich  in  der  Medianlinie 
dicht  aneinander  imd  bilden  ein  scheinbar  unpaares  Organ,  den 
Gewölbkörper,  Corpus  fomicis.  Die  hinteren  Enden,  welche 
wiederum  ziemlich  weit  auseinanderweichen,  stellen  die  hinte¬ 
ren  Gewölbschenkel,  Crura  fomicis  (posteriora),  dar. 
Corpus  und  Crura  fomicis  hängen  an  ihrem  Seitenrande  durch 
einen  schmalen  Marksaum,  Taenia jfomicis  mit  der  Tela  chorioidea 
epithelialis  des  Plexus  chorioideus  lateralis  zusammen.  Zwischen 


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394 


den  beiden  Gewölbschenkeln  und  dem  Balkenwulst  ist  die  Com- 
missura  hippocampi  s.  Lyra  Davidis  s.  Psalterium,  gelegeiT  DlC" 
vorderen  üewölbschenkel  setzen  sich  sctiliesslich  weiter  nach  ab¬ 
wärts  bis  zu  den  bei  der  Hirnbasis  zu  erwähnenden  Corpora  mam- 
millaria  fort,  während  die  Innteren  Gewölbschenkd  iu.die  fimbrie 
und  das  Ammonshom  übergehen,  Gebilde,  welche  in  das  Unter- 
honTder  Seitenventrikel  hinabsteigen.  Unmittelbar  unter  dem  Ge¬ 
wölbe  des  Balkens  liegt  als  horizontale  Platte  die  Tda  chorioidea 
ventriculi  tertii  (das  Velum  interposihun)  und  bildet  somit  die 
eigentliche  Decke  des  III.  Ventrikels. 

IV.  Die  Hlrnbasls. 

Wenn  man  die  Hirnbasis,  d.  h.  die  untere  Fläche 
des  Gehirnes  betrachtet,  so  kann  man  an  derselben  in  der 
Richtung  von  vom  nach  hinten  folgende  Einzelheiten  wahraehmtn. 
Zunächst  findet  sich  jederseits  an  der  unteren  Fläche  des  Stirn¬ 
lappens  in  dem  Sulcus  olfactorius  eine  sagittale  'längliche  An¬ 
schwellung,  der  Bulbus  olfactorius,  welcher  auf  der  Lamina  cribrosa 
des  Siebbeines  liegt  und  durch  die  Löcher  der  letzteren  nach  der 
Nasenhöhle  eine  Anzhl  von  Nervenzweigen  schickt,  die  zusammen 
den  1.  Himnerven,  B.  olfactorius,  bilden.  Die  Bulbi  sind  das  vor¬ 
dere  Ende  der  Tractus  dfactorii,  welche  hinten  mittels  einer  m  e  - 
d  i  a  1  e  n  und  lateralen  Wurzel  Stria  medialis~ündi~SMcnat€- 
ralis  entspringen,  zwischen  denen  eine  3tSieifige  Erhabenheit, 
Trigonum  s.  Jvititx  olfactoriurn,  gelegen  ist.^)  Unmittelbar  hinter 
dem  Trigonum  findet  sich  jederseits  die  Substantia  (Lamina)  per- 
forata  anterior  s.  lateralis,  so  bezeichnet,  weil  sich  an  derselben 
eine  Anzahl  von  kleinen  Löchern  zum  Durchtritt  für  Blutgefässe 
vorfindet.  In  der  Mitte  zwischen  den  beiden  Substantiae  perforatae 
liegt  die  Sehnervenkreuzung,  Ghiasma  opticum,  welche 
auf  dem  Sulcus  chiasmatis  des  Keilbeines  ruht.  Die  beiden  vor¬ 
deren  Enden  des  Chiasma  gehen  jederseits  in  den  11.  Hirnnerven, 
den  N.  opticus,  über,  die  beiden  hinteren  Enden  dagegen  setzen  sich 
in  die  S  e  h  s  t  r  ä  n  g  e  ,  Tractus  optici,  fort,  welche  sich  um 
die  Pedunculi  cerebri  nach  hinten  wenden  und  in  eine  Radix  me- 
dialis  und  Badi^  lateral^  teilen,  f  Letzterey^eht  zum  Corpus  geni- 
culatum  laterale,  dem  Pul|^inar  tn3lmin5(Jptici  und  zum  Colliculus 
Superior  des  Corpus  quadrigenimum y(<Q'deren  VierhügeT)fiIe~tst 

')  Bisweilen  ist  im  Trigonum  selbst  noch  ein  mittlerer  Streifen,  Stria 
ifttermedia. 


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395 


die  Hauptwurzel.  Die  Rac 
tum  mediale  und  zum  CollA 


iiedialis  geht  zum  Corpus  genicula- 
inferior  (hinteren  Vierhügel)  und 

rlxkri  Q/äViYimrrain  'wii  +nn  N  r'lA'TtonirrA  ^  J 


Tiat  wahrscheinllich  nichits  Ai\den  Sehwegen  zu  tun.^  Derjenige  JT-'nS^fcx 
Teil  der  Hirnbasis,  welcher  zwiVdien  dem  Chiasma  imd  dem  An¬ 
fänge  des  Rückenmarkes  gelegen  ist,  entspricht  der  unteren  (ven¬ 
tralen)  Fläche  des  Hirnstockes;  Hinte^dwj^Cjnasm^ ist  ein 
kleiner  Hügel,  dasI^jftcj^tnCTjeMOTj^u^SmeJIcS^^irfcenannt,  weil 
dasselbe  am  friscte^uenin^m^räue  Farbe  zeigt.  Von  diesem 
Hügel  hängt  an  einem  länglichen  hohlen  Stiel,  Infundibulum  s.  Pe- 
dunculus  hypophyseos,  ein  Körper  von  der  Form  imd  Grösse 
einer  kleinen  Bohne,  der  Hirnanhang,  Hypophysis  cerebri  s. 

Glandula  pituitaria,  nach  abwärts.  Dicht  hinter  dem  Tuber  cine- 
reum  springen  die  beiden  halbkugeligen,  etwa  erbsgrossen  weissen 
Corpora  mamtnillaria  s.  candicantia  (Globi  medulläres)  hervor  und 
wieder  unmittelbar  hinter  den  letzteren  befindet  sich  eine  dreiseitige, 
von  Blutgefässen  stark  dürchlöcherte  Partie,  welche  man  als  Sub- 
stantia  perforata  media  (nach  ViCQ  D^zyrJ* oder  auch  im  Gegen¬ 
sätze  zu  den  beiden  Substantiae  perforatae  anteriores  als  Substantia 
verforaia  vosterior  bezeichnet  hat.  Zu  beiden  Seiten  der  Subst.  ^ 
perforata  post,  liegen  zwei  stark  prominierende  Stränge,  die 
H  i  r  II S  r  1  e  1  e  ,  reduncuWcerebri,  so  bezeichnet,  weil  in  der  na- 


lürncirerrSfelIuhg~des  Menschen  das  Grosshim  auf  denselben  wie 
auf  Füssen  steht. i)  Die  Pedunculi  werden  jedoch  auch  Gross¬ 
hirnschenkel,  Crura  cerebri  ad  pontem,  benannt,  weil  sie 
die  Verbindung  zwischen  dem  Grosshim  und  der  Varolsbrücke 
darstellen. 

Wenn  man  die  Pedunculi  quer  durchschneidet,  so  sieht  man, 
dass  dieselben  aus  einem  mehr  oberflächlich  (ventralwärtsf)  gele¬ 
genen  Abschnitte,  dem  Grundteile,  Basis  pedunculi  und 


einem  tiefer  (dorsalwärts)  gelegenen  Abschnitte,  der  Haube , 
Tegmentum,  bestehen.  Die  Haube  grenzt  an  den  Aquaeductus  cerehri 
^(liiylvii)  und  hängt  mit  den  Vierhügeln  continuierliäPziisämmm 
(s.  S.  403).  Zwischen  Basis  und  Haube  ist  eine  schmale  Zone 


schwarzbrauner  Substanz,  die  Substantia  nigra,  (SOEMMERRING) 
gelegen.  An  dem  medialen  Rande  der  Pedunculi  cerebri  tritt  jeder- 
seits  d^  III.  Hirnnerv,  N.  oculomotorius^  neben  der  Subst.  perforata 
post,  heraus,  in  einer  Rinne,  Sulcus  w.  oculomotorii;  am  lateralen 


Der  Raum  zwischen  den  divergierenden  Pedunculi  cerebri  heisst 
auch  Fossa  interpeduncularis  (Tarini),  an  ihm  wird  noch  ein  Eecessua  ante¬ 
rior  und  posterior  unterschieden,  in  letzterem  liegt  die  Substantia  perforata 
posterior. 


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396 


Rande  der  Pedunculi  ist  eine  mehr  flache  Furche,  ämZcms  UtteraUs, 
sie  entspricht  der  Grenze  zwischen  Basis  und  Haube.  Lateral  von 
beiden  Pedunculi  kommt  jederseits  der  IV.  und  dünnste  aller  Him- 
nerven,  der  2^.  trocMearis,  zum  Vorschein,  welcher  jedoch  viel 
weiter  hinten,  nämlich  zwischen  Corpp.  quadrigemina  und  Velum 


Cornus 

callosam 


\N.oflticus 


*mmWarni\ 


H.N.gi 


\tii  reäiforme 


LN. cervic^^^^ 


Die  Hirnbasis  (halbschematisch).  •(  ^ 

Auf  der  linken  Seite  ist  der  Schläfenlappen  nach  hinten  gezogen,  so  dass 
die  Insula  Reilii  freiliegt.  Die  Hypophysis  ist  nach  vom  über  das  Chiasma 

hinübergelegt. 


medulläre  ant.  (s.  Fig.  21)  entspringt  und  lediglich  lateral  neben 
den  l^edunculi  vörbeizieht.  Geht  man  an  der  Hirnbasis  weiter 
nach  hinten,  so  schliesst  sich  unmittelbar  an  die  Pedunculi  ein 
starker  querer  Wulst  an,  die  V  a  r  o  1  s  b  r  ü  c  k  e  ,  Pons  (Varoli), 
welche  sich  jederseits  nach  lateralwärts  vermittels  des  Brachiuni 


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397 


(Crus  cerebelli  ad  pontOT)_m  das  Kleinhirn  fortsetzt.  In 
dw  Medianlinie  der  Varolsbrücke  verläuft  eine  unpaare  Furche, 

Stdcus  basäaris,  für  die  A.  basilaris.  Zu  beiden  Seiten  der  Brücke 
tritt  aus  den  Brachia  pontis  der  V.  Himnerv,  N.  trüieminus,  mit 
einer  schwächeren  moit'orischen  und  einer  stärkeren  sensiblen  Wurzel 
hervor.  j^interen  Rande  der  Varolsbrücke  tritt 

jederseits  «T^TTTfinme^^.  ahducens,  aus  der  Medulla  oblon- 
gata  heraus.  An  dem  unteren  Rande  der  Brachia  pontis  nehmen 
beiderseits  dicht  neben  dem  Flocculus  des  Kleinhirnes  noch  zwei 
Himnerven.  der  VII..  /aciq?t5.  und  der  VIIL.  ihren 

Ursprung.  Dicht  unterhalb  (hinter)  der  Varolsbrücke  wird  der 
vordere  Teil  der  Medulla  oblongata  sichtbar,  an  welchem  man  an 
der  Medianlinie  eine  Längsspalte,  die  Fissura  longitudincdis  anterior, 
und  zu  beiden  Seiten  zwei  longitudinale  Stränge,  die  Pyrami¬ 
den,  Pyratnides,  unterscheiden  kann.  Der  unterste  (hinterste)  Ab¬ 
schnitt  der  letzteren  zeigt  die  Decussatio  pyramidum,  d.  h.  diejenige  ^ 
Stelle,  an  welcher  der  grösste  Teil  der  Pyramidenfasern  sich  kreuzt  /  ’/ 
und  von  der  einen  auf  die  andere  Seite  Übertritt.  Lateral  von  den  ^ 
Pyramiden  liegt  jederseits  eine  ovale  Erhabenheit,  welche  man  wegen  <  y  > 
ilu’er  Form  als  Olive,  Oliva,  bezeichnet  hat.  Der  Rest  der  Me¬ 
dulla  oblongata  wird  unter  der  Bezeichnung  der  strangför- 
migen  Körper,  Corpora  resüforwia,  zusammengefasst.  An 
den  Seiten  der  Corpora  restiformia  entspringen  dann  in  drei  Etagen 
^  arei"weitere  Tlirnnerven,  nämlich  am  meisten  ji^h^  der 
N.  glossopharyngeus.  etwas  tiefer  der  X..  N.  vaaus.  und  endlich  am 
meisten  nach  abwärts  der  XL,  N.  accessorius  (Willisii  s.  recurrens), 
welcher  jedoch  schon  mit  dem  grössten  Teile  seiner  Fasern  vom 
eigentlichen  Rückenmark  herkommt.  Zwischen  der  Pyramide  und 
tritt  jeder^seits  der  XII.  Hirnnerv,  iV.  hypoglossus,  mit  meh- 
rereTTfeinen  Wurzeln  hervor.  Zu  beiden  Seiten  der  Medulla  oblon¬ 
gata  sieht  man  endlich  die  Lappen  der  unteren  Kleinhirnfläche, 
nämlich  jederseits  dicht  neben  den  Crura  cerebelli  ad  pontem  den 
Flocculus,  dicht  neben  der  Medulla  oblongata  die  Tonsilla,  lateral 
von  der  Tonsilla  den  Lohus  hiventer  und  noch  weiter  lateral  den 
Lohns  semüunaris  inferior  liegen. 


tj 


Die  Bezeichnungen  vorn  und  hinten  werden  auch  beim  Er¬ 
wachsenen  für  sehr  viele  Stellen  des  Gehirnes  in  dem  Sinne  gebraucht,  wie 
wenn  man  sich  das*  Centralnervensystem  noch  im  embryonalen  Zustande, 
d.  h.  als  eine  gerade  Röhre  dachte,  an  welcher  man  ein  vorderes  oder 
Kopfende  und  ein  hinteres  oder  Schwanzende  unterscheiden 
kann.  Was  also  beim  erwachsenen  Gehirn  vielfach  als  vom  und  hinten  be¬ 
zeichnet  wird,  ist  tatsächlich  (in  der  aufrechten  Haltung  des  Körpers)  oben 
und  unten  gelegen. 


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V.  Die  Hlrnhöhlen  oder  Ventrikel. 

Von  Hohlränmen  werden  innerhalb  des  Gehirnes  vier, 
nämlich  1)  der  rechte  Seitenventrikel,  Vmiriculus  la¬ 
teralis  dexter,  2)  der  linke  Seitenventrikel,  Ventrietdus 
lateralis  sinister,  3)  der  III.  Ventrikel,  Ventriculus  tertius,  4)  der 
IV.  Ventrikel,  Ventricu/us  quartus,  voneinander  unterschieden. 
Die  beiden  Seitenventrikel  stehen  mit  dem  III.  Ventrikel  durch  das 
Foramen  intervenirictdare  s.  Monroi  (s.  Fig.  21)  in  Verbindung, 
welches  jedei^its  unmittelbar  hinter  der  Cplumna  fornicis  gelegen 
ist.  Der  III.  und  IV.  Ventrikel  sind  durch  den  Aquaeductus  cerebri 
(Sylvii)  miteinander  verbunden.  Nach  abwärts  setzt  sich  der  IV. 
Ventrikel  in  den  Centralkanal  des  Rückenmarkes  fort. 

Die  Ventrikel  im  allgemeinen  betrachtet,  stellen  unter  normalen 
Verhältnissen  schmale,  spaltförmige  Höhlen,  vor,  deren  Wände 
ziemlich  dicht  aneinander  liegen  und  welche  nur  eine  sehr  geringe 
Menge  seröser  Flüssigkeit  enthalten.  Die  Auskleidung  der  Hirn- 
höhlen  ebenso  wie  die  des  Centralkanales  wird  als  E  p  j  n_d  y  m 
bezeichnet  und  besteht  aus  einem  einfachen  Flimmerep^^  welcfics 
auf  einer  besonderen  Scjiicht  von  feinen,  filzförmig  verflochtenen 
Fasern  aufsitzt.  In  reiferem  Alter  pflegt  jedoch  das  Flimmerepithel 
an  manchen  Stellen  verloren  zu  gehen. 

1.  Die  S  e  i  t  e  n  V  e  n  t  r  i  k  e  1. 

Die  beiden  Seitenventrikel  bilden  die  Höhlungen 
der  beiden  Orosshirnhemisphären.  Nachdem  man  die  beiden  letz¬ 
teren  durch  einen  horizontalen  Schnitt  in  der  Höhe  der  oberen 
Balkenfläche  abgetragen  hat,  kann  man  diese  Hohlräume  öffnen, 
indem  man  lateral  von  dem  Balken  durch  die  Ventrikeldecke  in 
die  Tiefe  dringt.  An  jedem  Seitenventrikel  unterscheidet  man  nun 
vier  Abschnitte,  von  denen  der  vordere,  das  Vorderhorn, 
Cornu  anterius,  dem  Stirnlappen,  der  mittlere,  Pars  ccnhalis  s.  Cella 
media,  dem  Scheitellappen,  der  hintere,  das  Hinterhorn, 
Comu  posterius,  dem  Hinterhauptlappen,  endlich  der  untere  Ab¬ 
schnitt,  das  Unterhorn,  Cornu  inferius,  dem  Schläfenlappen 
entspricht,  so  dass  also  ein  jeder  von  den  vier  Lappen  des  Gross¬ 
hirnes  auch  an  der  Höhlung  der  Seitenventrikel  gewissermassen 
seinen  eigenen  Anteil  hat.  Doch  sind  die  eben  bezeichneten  vier 
Abschnitte  keineswegs  überall  voneinander  abzugrenzen. 

Nach  Eröffnung  der  Seitenventrikel  von  oben  her  findet  man 
zunächst  im  V_o_r  fjLsjTi  o  r  n  als  hintere  und  laterale  Begrenzung 


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399 


eine  bimförmige  Hervorragung,  den  Streifenhügel,  Corpus 
Striatum,  welcher  die  freie  Fläche  eines  grauen  Kernes, ^jcte«scaM- 
darstellt,  von  dem  jedoch  nur  das  dickere  vordere  Ende, 
Caput  nuclei  caudati,  dem  Vorderhom  angehört,  während  das 
spitze  hintere  Ende,  Cauda  nuclei  caudati,  sich  durch  die  Pars  cen¬ 
tralis  bis  in  das  Unterhorn  erstreckt,  wo  es  dessen  Decke  bilden 
hilft.  Die  mediale  Begrenzung  ist  das  erwähnte  Segtuni^iggJljjgj- 
dum^  die  obere  die  Ausstrahlung  des^^l^gjj^^  den  ^ 
lappen. 

Die  Parscentralis  ist  ein  niedriger  Spalt,  dessen  Decke 
die  seitliche  Ausstrahlung  des  Balkens  bildet.  Der  Boden  dagegen 
setzt  sich  zusammen  aus  der  Cauda  nuclei  caudati  und  einem  Teil 
der  freien  Oberfläche  des  Thalamus  opticus.  Beide  sind 
getrennt  durch  den  weissen  Grenzstreifen,  die  Stria  termi- 
nodis  oder  Stria  cornea,  sogenannt  nach  einer  bläulichen 
Färbung,  che  durch  die  darimter  liegende  Vena  terminalis  bedingt 
ist,  an  diese  schliesst  medianwärts  sich  eine  dünne  Lanelle  an, 
welche  den  erwähnten  Abschnitt  des  Thalamus  opticus  bedeckt,  die 
Lamina  affixa,  welche  mit  einem  schmalen  Saum,  Taenia  chorioidea 
in  die  mediale  Wand  des  Seitenventrikels  übergeht,  die  dünne 
Lamina  chorioidea  epithelialis,  die  den  Plexus  chorioideus  ventri- 
culi  lateralis  überzieht.  Die  Lamina  epithelialis  hängt  nach  oben 
mit  dem  freien  Rande  des  Fornix  durch  einen  ähnlichen  Saum 
Taenia  fomicis  zusammen.  Der  mediale  Teil  der  freien  Oberfläche 
des  Thalamus  dagegen  ist  von  der  Tela  chorioidea  des  dritten  Ven¬ 
trikel  bedeckt. 

E^asJiÜU^iiLSLLiL  seiner  medialen  Wand  eine 

längliche  Hervorragung,  welche  man  als  Vogelsporn,  Cal- 
car  am,  oder  kleinen  Seepferdef  u  s  s  ,  PSTuppocampi 
minor,  bezeichnet  hat,  und  deren  stärkere  oder  geringere  Entwicke¬ 
lung  von  dem  mehr  oder  weniger  tiefen  Eindringen  der  Fissura 
calcarihä  in  den  Hinterhauptlappen  abhängig  ist.  Oberhalb  des 
Calcar  avis  ist  mitunter  noch  ein  zweiter  Längswulst,  der  Bulbus 
cornu  posterioris  von  HENLE,  gelegen.  Noch  seltener  findet  sich 
(meistens  an  der  Grenze  zwischen  dem  Hinter-  und  Unterhorn) 
als  wulstiger  Vorsprung  der  unteren  Wand  das  Trigonum  collate- 
rale,  welches  sich  in  das  Unterhorn  als  länglicher  Wulst  fortsetzt 
und  durch  die  Fissura  collateralis  des  Schläfenlappens  bedingt  ist 

Das  Unterhorn  entspringt  zwischen  der  Pars  centralis 
und  dem  Hinterhorn  und  erstreckt  sich  mit  nach  vorn  gerichteter 


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400 


Concavität^)  in  den  Schläfenlappen  hinein.  In  die  Höhle  desselben 
ragt  an  der  medialen  Wand  bogenförmig  eine  weisse  Erhabenheit 
hinein,  welche  man  als  Ammonshorn,  Comu  Ammonis, 
oder  als  grossen  Seepferdefuss,  Pes  hippocampi major, 
oder  auch  kurzweg  als  S  e  e  p  f  e  r  d,  bezeichnet  hat. 

Der  unterste  Teil  des  letzteren  ist  nuTTJnCT/Uizahl  von  Kerben 
versehen,  durch  welche  kleine,  secundäre  Wülste,  Digitationes  hip¬ 
pocampi,  von  einander  geschieden  werden.  Längs  der  medialen 
Seite  der  Concavität  springt  ein  weisser  Markstreif,  die  Fimbria 
hippocampi,  hervor,  welche  jederseits  die  continuierliche  Fortsetzung 
des  Crus  fornicis  bildet.  An  dem  freien  Saum  derselben,  Taenia 
fimbriae  heftet  sich  der  Plexus  chorioideus  ventriculi  lateralis  an, 
wdcher  sich  von  der  Pars  centralis  direkt  in  das  Unterhorn  fort¬ 
setzt  und  hier  wie  dort  die  mediale  Wand  des  Seitenventrikels 
bildet.  An  der  Übergangstelle  ist  der  Plexus  oft  besonders  stark 
entwickelt  und  wird  als  Glomus  chorioideum  bezeichnet.  Hebt  man 
die  Fimbrie  von  ihrer  Unterlage  ab,  so  findet  man  als  gekerbten 
grauen  Streifen  in  der  Fissura  hippocampi  die  Fascia.  dentata 
hippocampi  (Tarini)  vor.  Diese  tritt  am  vorderen  Ende  der  Fissura 
frei  zutage  und  überzieht  als  ein  ungekerbtes  schmales  Band  den 
Uncus,  Uncusbändchen  von  GIACOMINI. 

Zwischen  dan  Seiten-  und  dritten  Ventrikel  befindet  sich  der 
Thalamus  ovticus.  eines  der  Grosshimganglien  von  annähernd  ei¬ 
förmiger  Gestalt  mit  einem  vorderen  spitzen  und  hinteren  breiten 
Ende.  Es  hat  vier  Flächen,  von  denen  zwei  eine  obere  und  medi¬ 
ale  frei,  die  anderen  eine  laterale  und  untere  mit  den  angrenzen- 
Hirnteilen  verbunden  sind.  Die  obere  Fläche  ist  von  vom 
nach  hinten  leicht  gewölbt  und  von  aussen  nach  innen  leicht  ab- 
^llend;  der  mediale  Rapd  ist  gerade  und  wird  begrenzt  durch 
einen  vvg|gggl_^Shjeifen^di^S^rä^»j«^ßam^  an  welche  sich  als 
schmaie^Saumme^5mS^ÄS!ß5w!ra^  Anheftungsrand  der  Tela 
chorioidea  anschliesst.  Die  vordere  Spitze  wird  als  Tuberculum 
anterius  thaiami  bezeichnet;  der  hintere  Rand  biegt  in  einen  breiten 
Wulst  um  das  Polster,  Pulvinar  s.  Tuberculum  posterius.  Der 
laterale  Rand  verläuft  schräge  von  vom  nach  hinten  und  ist  durch 
die  erwähnte  Stria  terminalis  von  der  Cauda  des  Nucleus  cauda- 
tus  getrennt.  Neben  der  Stria  terminalis  ist  eine  Rinne  Sulcus 
chorioideus  mit  einem  Saum  Taenia  chorioidea  (s.  o.),  wo- 

Die  G>ncavitä(  des  Unterhornes  ist  nach  vorn,  die  des 
Vorderhornes  nach  lateralwärts,  die  des  Hinterhornes 
nach  medianwärts  gerichtet. 


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401 


durch  ein  breites  mediales  extraventriculäres  und  von  Tela  chorioi- 
dea  von  einem  schmalen  von  der  Lamina  affixa  bedeckten  intra< 
ventriculären  getrennt  wird. 

Die  mediale  Fläche  ist  senkrecht  gestellt  imd  bildet  jederseits 
die  Seitenwand  des  dritten  Ventrikel  (s.  u.).  Nach  hinten  von 
dem  Thalamus  liegen  die  Vierhügel  und  die  Zirbeldrüse,  Corpus 
pinedle.  In  diese  ziehen  zum  Teil  die  Fasern  der  Stria  medullaris 
als  ein  Zügel,  Habenula,  zum  Teil  vereini^h  sie  Sidl  'Vöf'tför' 
Zirbel  und  bilden  eine  quere  Brücke,  die  Commissura  habentdarum. 
Neben  den  Habenulae  an  (fer  hinteren  medialen  Ecke  des  Thala¬ 
mus  ist  ein  dreieckiges  Feld,  das  Trigonum  habentdae,  dort  liegt 
ein  Ganglicm,  das  Ganglion  habenulae,  in  dem  die  Hauptmasse 
der  Stria  medullaris  endet. 

Wo  die  hintere  Fläche  des  Thalamus  sich  nach  unten  umbiegt, 
liegen  noch  zwei  höckrige  Gebilde,  die  Kniehöcker,  Corpora 
geniculata,  ein  laterales  und  ein  mediales.  Das  Corp.  gen.  laterale 
liegt  weiter  nach  vom  und  aussen  imd  nimmt  die  Radix  lateralis 
des  Tractus  opticus  auf.  Das  Corp.  gen.  mediale  ist  kleiner,  aber 
deutlicher  abgesetzt  als  ersteres,  von  dem  es  nach  hinten  und  me¬ 
dial  liegt  neben  den  Pedunculi  cerebri. 

2.  Der  dritte  Ventrikel. 

Der  III.  Ventrikel  (s.  Fig.  21)  stellt  einen  schmalen,  impaaren, 
spaltförmigen,  in  der  Medianebene  gel^enen  Raum  dar,  welcher 
durch  das  Foramen  intervSm^cul^^  mit  den  Seiten¬ 
ventrikeln  communiciert,  hinten  durch  den  Aquaeductus  cerebri  in 
den  IV.  Ventrikel  übergeht.  Man  kann  an  ihm  sechs  Wände  un¬ 
terscheiden,  zwei  Hauptwände,  die  Seitenwände,  ferner  eine  vor¬ 
dere  und  hintere  sowie  eine  obere  und  untere  Wand. 

Die  vordere  Wand  wird  gebildet  oben  durch  die  beiden  Co- 
lumnae  fomicis  und  die  Comndssura  anterior,  weiter  unten  durch 
die  schon  erwähnte  Xomina  terminaZts,  welche  sich  bis  zum  Chiasma 
nervomm  opticcunim  abwärts  erstreckt. 

Die  Seitenwände  werden  durch  die  oben  erwähnten 
medialen  Flächen  den  Thalami  optici  dargestellt.  Längs  des  unte¬ 
ren  Randes  der  Thalami  zieht  vom  Foramen  interventriculare  aus 
eine  schwach  ausgeprägte  bogenförmige  Furche,  der  Sulcus  hgpo- 
Oudatnicus  s.  Monroi,  nach  hinten,  um  sich  in  der  Nähe  des  Aquae¬ 
ductus  Sylvii  allmählich  zu  verlieren.  Der  unterhalb  des  Sulcus 

Broesike,  Anatomie.  9.  Anfl.  26 


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402 


hypothalamicus  gel^ene  Teil  des  III.  Ventrikels  bildet  eine  nach 
abwärts  gerichtete  Vertiefung,  die  das  Tuier  dnereum  aushöhlt  und 
als  Infundibtdum  bezeichnet  wird. 

Die  untere  Wand  des  III.  Ventrikels  wird  durch  das 
Chiasma,  das  Tuber  cineretun,  die  Corpp.  mammillaria  und  die 
Subst.  perforata  post,  gebildet. 

Die  obere  Wand  wird  durch  die  Tda  chorioidea  ventricuU 
tertii  mit  ihrer  Lamina  chorioidea  epithelialis  dargestellt,  welche 
dicht  unter  dem  Fomix  gelegen  und  mit  ihrem  lateralen  Abschnitte 
■^n  die  Taenia  thalami  (s.  S.  400)  und  die  o  b  e  F'^*"*^** 
beiden  Sehhügel  fest  angewachsen  isL  Infolgedessen  ist  es  nicht 
möglich,  nach  lateralwärts  unter  der  Tela  chorioidea  hinweg  in 
die  Seitenventrikel  zu  gelegen.  Ebenso  ist  die  Verwachsung 
zwTscHeif  der^elä  chorioidea  imd  dem  darüber  gelegenen  Fomix 
eine  ziemlich  feste. 

Die  hintere  Wand  entspricht  dem  Ursprünge  der  Zir¬ 
beldrüse  und  gebt  an  ihrem  unteren  Teile  in  den  Aquaeductus 
Sylvii  über. 

Ausser  dem  grossen  Infundibulum  zeigt  die  Höhle  des  III. 
Ventrikels  noch  einzelne  kleinere  Buchten,  welche  folgendermassen 
benannt  sind:  1)  der  Recessus  opticus,  welcher  der  Stelle  des  Chias¬ 
ma  nervorum  opticorum  entspricht;  2)  der  schon  erwähnte  dicht 
dahinter  gelegene  Recessus  infundibuli,  welcher  die  Spitze  des  In¬ 
fundibulum  bildet;  3)  der  Recessus  pinealis,  welcher  sich  nach 
hinten  in  die  Wurzel  der  Zirbeldrüse  erstreckt;  4)  der  Recessus 
suprapinealis,  welcher  dicht  ü^^em  vorigen  zwischen  der  Zir¬ 
beldrüse  und  der  Tela  chorioidea  gelegen  ist;  5)  der  Recessus 
triangidaris,  welcher  vorn  zwischen  den  Columnae  fornicis  über 
der  Commissura  anterior  gelegen  ist.  Die  beiden  Seitenflächen  der 
Wandungen  des  III.  Ventrikels  sind  fernerhin  durch  drei  quere 
Stränge  oder  Commissuren  miteinander  verbunden  Die 
vorderste,  Commissura  anterior,  bildet  einen  kurzen,  queren  Balken 
zwischen  den  beiden  Columnae  fornicis;  die  mittlere.  MassaitUer- 
media  (Commissura  media  mollis),  spannt  sich  als  brückenförmi- 
'  ges'^BancT  zwiärhen  den  medialen  Flächen  der  Sehhügel  aus;  sie 
ist  keine  wahre  Commissur,  enthält  nur  wenig  weisse  Fasern  und 
besteht  zum  grössj^  Y^ij^  ausTgraupi:  Substanz.-  Endlich  die  hin¬ 
terste,  Commissura  posterior,  bildet  einen  kurzen,  queren  Faserzug, 
welcher  zwischen  der  Zirbeldrüse  und  der  oberen  Mündung  des 
Aquaeductus  Sylvii  gelegen  ist. 


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403 


Der  dritte  Ventrikel  ist  der  Ventrikel  des  Diencephalon,  welches  in  den 
Hypothalamus  und  das  Thalameneephalon  zerfällt.  Ersterer  besteht  aus  einem 
hinteren  Abschnitt,  Pars  mamUHrT  und  einem  vorderen  Pars  optica,  zu 
welcher  man  das  Tuber  dnereum,  das  Infundibulum,  die  Hypophyse,  den 
Tractus  op^s,  das  Chiasma  und  die  Lamina  terminalis  rechnet. 

Das  l^amencephalon  besteht  aus  dem  Ihaiamus,  dem  Metathtdamus  mit 
den  beiden  Kniehöckem  und  dem  Epithalamus  mit  dem  G>rpus  pineale,  der 
Habenula,  dem  Trigonum  habenulae  und  der  Commissura  habenularum. 

3.  Der  Aquaeductus  cerebri. 

Der  Aquaeductus  cerebri  s.  Aquaeductus  Sylvii  ist  ein  ziemlich 
enger,  für  eine  Sonde  eben  passierbarer  Gang  von  dreieckiger 
oder  herzförmiger  Gestalt,  welcher,  wie  schon  erwähnt,  den  III. 
und  IV.  Ventrikel  miteinander  verbindet.  Die  ventrale  oder 
Vorderwand  des  Aquaeductus  entspricht  der  sogen.  Hau- 
b  enregion  IH  a  u  b  e  ,  Tegmentum  s.  S.  395),  deren  Lage  an 
der  Hirnbasis  der  Substantia  perforata  posterior  netet  den  beiden 
Hirnschenkeln  entspricht.  Die  dorsale  oder  Hinterwand 
desselben  wird  (än  ihrer  äusseren,  dorsalen  Fläche)  durch  viel 
rundliche  Erhabenheiten,  die  V  i  e  r  h  ü  g  e  1 ,  Corpora  quadrigemma^ 
gebildet,  welche  zusammen  eine  Art  von  dicker  Platte,  Lamina 
quadrigemina,  darstellen. *)  Die  beiden  vorderen  heissen  Colliculi 
superiores,  die  beiden  kleineren  hinteren  Colliculi  inferiores. 
Nach  lateralwärts  laufen  die  beiden  oberen  Vierhügel  in  die  obe¬ 
ren  oder  vorderen,  die  beiden  unteren  in  die  unteren  oder  hinteren 
Seitenarme,  Brachia  quadrigemina  superiora  und  inferiora 
s.  Brachia  conjunctiva,  von  denen  die  letzteren  beiderseits  zum 
Corpus  geniculatum  mediale  hinziehen,  während  die  ersteren  zum 
Corpus  geniculatum  laterale  gehen  und  zum  Tractus  opticus  Be¬ 
ziehungen  haben. 

4.  Der  vierte  Ventrikel. 

Der  IV.  Ventrikel  bildet  einen  Hohlraum,  welcher  auf  don 
Frontalschnitte  eine  vierseitige,  auf  dem  Medianschnitte  (s.  Fig.  21) 
eine  dreiseitige  Form  zeigt.  Die  vordere  (untere)  Wand, 
auch  als  Boden  des  IV.  Ventrikels  bezeichnet,  entspricht  in 
ihrer  Lage  der  Varolsbrücke  und  der  Medulla  oblongata  und  ist 
wegen  ihrer  rhombischen  Form  als  Rautengrube,  Fossa 

1)  Die  oben  besprochenen  Teile  gehören  zum  Mesencqahalon,  nebst  den 
schon  an  der  Hirnbasis  erwähnten  (S.  395)  Pedunculi  cerebri,  Fossa  inter- 
peduncularis  und  Substantia  perforata  posterior.  Der  Aquaeductus  ist  dem¬ 
nach  der  Ventrikel  des  Mittelhirns.  Vom  Vierhügel  zieht  unter  dem  inneren 
Kniehöcker  um  die  Hirnstiele  quer  nach  vorn  zum  Sulcus  oculomotorius 
ein  Faserzug,  Fasciculus  transversus  pedunculi. 

26* 


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404 


\ 


rhomboidea,  benannt  worden.  Die  Fossa  rhcMnboidea  ist  deswegen 
von  besonderer  Wichtigkeit,  weil  sich  an  derselben  die  centralen 
Ursprungstellen  für  die  meisten  Oehimnerven  befinden.  Die  obert 
(vordere)  Ecke  derselben,  Pars  superior  fossae  rhotnboideae,  wdche 
also  nach  dem  Aquaeductus  cerebri  hin  gelegen  ist,  zeigt  am 
frischen  Gehirne  eine  bräunliche  Stelle,  Loctts  caertdeus  (Substantia 
femiginea),  deren  Färbung  von  zahlreichen  pigmentierten 
Ganglienzellen  herrührt.  Die  untere  (hintere)  Ecke  der  Rauten¬ 
grube,  Pars  inferior  fossae  rhomboideae,  welche  in  den  Centralkanal 
des  Rückenmarkes  übergeht,  wird  w^en  seiner  Ähnlichkeit  mit 
einer  Schreibfeder  als  Calamus  scriptorius  benannt.  Ferner  verläuft 
durch  die  Fossa  rhomboidea  eine  mediane  Furche,  dtr  Sulcus  me- 
^nus  fossae  rhomboidea^,  zu  dessen  beiden  Seiten  die  Eminentiae 
mediales  s.  Funiculi  teretes  als  longitudinale  Wülste  hervorsprin¬ 
gen.  Seitlich  werden  diese  jederseits  begrenzt  durch  den  Stdcus 
Umitans  welcher  nach  oben  sowie  nach  unten  in  einer  kleinen 
Grube  endet,  Fovea  superior  und  Fovea  imferior.  Nach  unten  sind 
die  Eminentiae  schmal  und  bilden  ein  Dreieck,  das  Trigonum  nervi 
h^aoglossi.  Nach  oben  sind  sie  breiter  imd  zeigen  eine  rundliche 
Erhabenheit,  CoUiculm  facialis.  Die  beiden  lateralen  Ecken  des 
IV.  Ventrikels  sind  etwas  nach  ventralwärts  umgebogen  und  wer¬ 
den  als  Recessus  laterales  bezeichnet;  sie  entsprechen  dem  breitesten 
Abschnitte  der  Rautengrube.  Sie  umfassen  ein  breites  Feld,  Area 
acustica,  das  gegen  die  Spitze  des  Recessus  oft  eine  kleine  Er¬ 
habenheit  zeigt,  das  Tuberculum  a^Msticum.  Quer  durch  dieses  Feld 
ziehen  einige,  an  Zahl  wechselnde,  weisse  Stränge,  welche  sich  in 
die  Eminentia  medialis  einsenken,  sie  heissen  Striae  meduUares 
oder  Chordae  acusticae,  da  sie  zu  den  Hömerven  in  Beziehung 
stehen,  sie  stellen  aber  keine  Wurzel  derselben  dar.  Sie  trennen 
die  Pars  superior  der  Rautengrube  von  der  Pars  inferior;  ihr  Ge¬ 
biet  wird  als  Pars  mtermedia  der  Rautengrube  bezeichnet,  ln  der 
Pars  inferior  liegt  neben  dem  Trigonum  n.  hypoglossi  nach  unten 
von  der  Fovea  inferior  noch  dn  drdeckiges,  durch  seine  graue 
Farbe  ausgezeichnetes  Feld,  die  Ala  cinerea.  An  den  Spitzen  der 
Recessus  laterales  haben  KEY  und  Retzius  die  (S.  381)  schon  er¬ 
wähnte  feine  Öffnung,  Apertura  lateralis  ventriculi  quarti,  aulge¬ 
funden,  durch  welche  der  IV.  Ventrikel  ebenso  wie  durch  das  Fo- 
ramen  Magendii  mit  dem  Subarachnoidealraume  communiciert. 
Die  hintere  (obere)  Wanddes  IV.  Ventrikels,  welche  man 
auch  als  Dach-  oder  Deckplatte,  Tegmen  ventriculi  quartL 
desselben  bezeichnet  hat,  wird  in  ihrem  oberen  Abschnitte 


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405 


durch  eine  dünne  Markplatte,  das  Velum  medulläre  anterius  ge¬ 
bildet.*)  Der  untere  Abschnitt  dieser  Wand  ist  dagegen  von 
einer  Platte  gebildet,  welche  sich  noch  aus  verschiedenen  Unter¬ 
abteilungen  zusammengesetzt.  Unter  den  letzteren  ist  zunächst  eine 
kurze  paarige  Markplatte,  das  Velum  medulläre  yp;  nonnAn^_ 

welche  jederseits  den  FlncciiHis  mit  des  NnHulmt  fte«  WleinhirnpR . .. 
verbindet.  Zwei  andere  schmale  Markplättchen,  die  Taeniae  oder 
Ligulae,  verlaufen  längs  der  beiden  hinteren  tmteren  Seiten  der 
Fossa  rhomboidea.  Mitunter  findet  sich  auch  ein  anderer  drei¬ 
seitiger  Markstreifen,  der  Riegel,  Obex,  vor,  welcher  den  Win¬ 
kel  zwischen  den  beiden  eben  erwähnten  Beiten  ausfüllt.  Der 


Raum  zwischen  all  diesen  kleinen  Markplättchen  wird  endlich 
durch  die  Tela  chorioidea  ventriculi  quarü  ausgefüllt,  welche  somit 
hauptsächlich  dazu  dient,  den  IV.  Ventrikel  in  seinem  hinteren, 
unteren  Teile  zu  verschliessen.  Indessen  auch  die  letztere  ist  durch 
das  schon  erwähnte  Foramen  Magendii  (s.  Fig.  21)  s.  Apertura 
medialis  ventriculi  quarti  dicht  oberhalb  des  Obex  durchbrochen. 
Dort  wo  das  Velum  medulläre  ant.  und  das  Velum  medulläre  post, 
einander  nahe  kommen,  setzt  sich  alsdann  das  Kleinhirn  an,  wel¬ 
ches  auf  diese  Weise  den  IV.  Ventrikel  ebenfalls  von  hinten  her 
begrenzen  hilft.  An  der  Insertionsstelle  des  Kleinhirnes  bildet  der 
fV.  Ventrikel  eine  nach  hinten  gerichtete  Ausbuchtung,  welche 
man  Giebelkante,  Fastigium,  benannt  hat,  indem  man  wie¬ 
derum  von  der  Vorstellung  ausging,  dass  die  hintere  Wand  des 
IV.  Ventrikels  als  Dach  desselben  zu  betrachten  sei. 


Der  vierte  Ventrikel  ist  der  Hohlraum  des  Rautenhims,  Ehombence- 
phalati,  welches  man  in  drei  Abschnitte,  einen  oberen,  mittleren  und  unteren 
zerlegt.  Der  obere  ist  schmal  und  verbindet  Mittelhirn  und  Rautenhim.  Er 
heisst  Hirnenge,  Isthmus  rhomhencephali.  Man  rechnet  zu  ihm  das  er¬ 
wähnte  Velum  medulläre  anterius,  von  dem  ein  schmaler  Streifen  zu  dem 
hinteren  Vierhügel  zieht,  Frenulum  veli  medullaris  anterius,  die  sjjäter  beim 
Kleinhirn  zu  beschreibenden  Brachia  conjunctiva  und  die  Schleife,  Lemniscus 
Die  Schleife  besteht  aus  Faserzügen,  die  in  der  Medylla  und  dom  Pnns 

"^ipOrsteigerr  und  oberhalb  derselben  in  Gestalt  ein^s  dreieckigen _ Bandes, 

[Tri^nwn  lemnisci  frei  2~^‘  '  ^  '  ••  «s  .  • 

iirnfa^fet  üfld  tfriter  ^en 

zwei  Zügeir  zusammen,  _  _ 

und  Lemniscus  oder  s~e  n?  i  b  1  e  Sc  h  Fe  i  f  e.  Der  mittlere  Ab- 

schnitt  ist  das  Hinterhirn,  Metencephalon.  Es  besteht  aus  Brücke,  Pons,  und 
Kleinhirn,  Cerebellum.  Der  untere  Abschnitt  ist  das  Nachhirn,  Myelencephalon 
oder  Medulla  oblongata. 


mage  liegen,  weicnes  oie  Dracnia  conjunctiva  aussen 
Die  Schleife  setzt^  sich_aus 
Lemniscus  lateralis  oder  Ac  usticusscfileife 


1)  Betreffs  dieser  Bezeichnungen  gilt  genau  dasselbe,  was  bereits  in 
der  Anm.  S.  403  gesagt  wurde.  Aus  den  dort  erörterten  Gründen  kann  das 
Velum  medtUlare  anterius  und  posterius  auch  als  Velum  medulläre  superius  und 
inferius  bezeichnet  werden. 


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406 


VI.  Das  Kleinhirn. 

Das  Kleinhirn,  CerdfeUum,  besitzt  im  ganzen  eine  mehr 
ebene  Oberfläche  als  das  Grosshim,  indem  die  schmalen  Gyri  des¬ 
selben  mehr  oder  weniger  parallel  ziehen  und  dichter  aneinander 
gepresst  erscheinen. 

Der  Zusammenhang  zwischen  dem  Kleinhirn  und  den  Nach¬ 
barteilen  wird  hauptsächlich  dtmch  drei  Paar  Stränge,  Brachia  s. 
Crura  cerd>eUi,  vermittelt,  welche  folgendermassen  unterschieden 
werden:  1)  die  Brachia  conjunctiva  s.  Crura  cerebelli  ad  corpora 
quadrigemina  gSen  von  der  Wurzel  des  Kleinhirnes  nach  vom 
(oben)  und  verschwinden  unter  den  Vierhügeln,  indem  sie  das 
schon  erwähnte  Velum  medulläre  anterius  zwischen  sich  fassen; 
2)  die  Brachia  pontis  s.  Crura  cerebelli  ad  pontem  verbinden  das 
Kleinhirn  mit  der  Varolsbrücke,  in  deren  lateralen  Teil  sie  sich  ein¬ 
senken;  3)  die  Corpora  restiformia  s.  Crura  cerebelli  ad  medullam 
oblongatam  erstrecken  sich'  Voh  dem  Ursprünge  des  Kleinhirnes 
nach  abwärts  und  gehen  crfine  scharfe  Grenze  in  die  Corpora 
restiformia  der  Medulla  oblongata  über. 

Das  Kleinhirn  besteht  aus  zwei  Hälften,  den  beiden  Klein¬ 
hirnhemisphären,  weiche  durch  einen  seichten  Einschnitt 
am  hinteren  Rande,  die  Incisura  cerebelli  s.  marginalis  posterior, 
weit  weniger  deutlich  als  die  beiden  Grosshirnhemisplhären  von 
einander  geschieden  sind.  Indem  sich  ferner  der  vordere  Rand 
des  Kleinhirnes  wie  ein  Kragen  um  den  Hirnstock  herumlegt,  wird 
die  Incisura  cerebdli  8.  marginalis  anterior  gebildet.  Die  Com- 
missur,  welche  die  Kleinhirnhemisphären  mit  einander  verbindet, 
wird  als  Wurm,  Vertnis,  bezeichnet.  An  der  letzteren  unter¬ 
scheidet  man  voneinander  den  Oberwurm,  Vermis  superior, 
und  den  Unterwurm,  Vermis  inferior,  welche  man  jedoch 
nicht  als  zwei  getrennte  Commissuren,  sondern  lediglich  als  den 
oberen  und  unteren  Teil  des  Wurmes  aufzufassen  hat.*)  Wie  das 
Grosshim  ist  auch  das  Kleinhirn  durch  verschiedene  tiefer  ein¬ 
schneidende  Furchen  in  eine  Anzahl  von  Lappen  geteilt.  Die  ent¬ 
sprechenden  Lappen  der  beiden  Kieinhimhemisphären  werden 
stets  durch  einen  besonderen  Teil  des  Wurmes  miteinander  ver¬ 
bunden,  welcher  wiedemm  eine  besondere  Bezeichnung  besitzt. 
Unter  den  Furchen  ist  zunächst  durch  seine  Deutlichkeit  und  Tiefe 

Die  longitudinale  Furche  an  der  unteren  Fläche  des  Kleinhirnes, 
welche  dem  Verlaufe  des  Wunnes  entspricht,  hat  man  auch  als  VaUecvia 
Reim  bezeichnet. 


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407 


\ 


der  Sulcus  horieontalis  eerebelli  s.  magnus  ausgezeichnet,  welcher 
in  horizontaler  Richtung  um  das  Kleinhirn  verläuft  und  an  dem 
letzteren  eine  obere  und  eine  untere  Fläche  von  einander 
abgrenzt. 

•  An  der  oberen  Fläche,  Facies  superior,  des  Kleinhirnes 
werden  zunächst  am  meisten  nach  vom  die  beiden  Ldbtüi  quadran- 
gtdares  (Lobi  antt.  supp.)  unterschieden,  welche  durch  den  höchst 
gelegenen  Teil  des  Wurmes,  den  Berg,  Monticulus,  mit  einander 
verbunden  sind.  Nach  hinten  sind  die  beiden  Lobuli  setnüunares 
superiores  (Lobi  postt.  supp.)  gelegen,  welche  durch  das  schmale 
dünne  Wipfel  blatt,  Folium  vermis  *)  s.  Folium  cacuminis, 
miteinander  in  Verbindung  stehen.  Äii” der  unteren  Fläche, 
Facies  inferior,  zeigen  sich  am  meisten  nach  hinten  die  beiden 
Lobidi  semüunares  inferiores  (s.  Fig.  22),  zwischen  denen  ein 
kurzer  Vorsprung!  des  Wurmes,  der  Klapp  e  n  w  u  1  s  t ,  Tuher 
„jjemi^verläuft.  Dicht  davcM"  liegen  alsdann  die  Lobuli  biventeres 
s.  LÖBüli  cimeiformes,  welche  durch  die  Pyramide  des  Wurmes, 
Pyramis,  miteinander  verbunden  sind.  Noch  weiter  nach  vom  und 
inedianwärts  finden  sich  zwei  kleinere  Lappen,  die  Mandeln, 
Tonsillae,  vor;  ihnen  entspricht  ein  Teil  des  Wurmes,  welchen 
man  nach  Analogie  der  am  Rachen  vorkommenden  Gebilde  als 
Zäpfchen  Umda,  benannt  hat.  Die  am  meisten  vorn  befind¬ 
lichen  Läppchen  der  unteren  Kleinhimfläche  sind  endlich  die  bei¬ 
den  kleinen  F  1  o  c  k  e  n  ,  Ftoccw/i,  welche  zu  beiden  Seiten  der 
Medulla  oblongata  gelegen  sind  und  durch  die  ^edunctäi  ßoccuU 
mit  dem  sog.  Knötchen,  Nodulus,  des  Wurmes  in  Verbindung 
stehen.  Der  Nodulus  ist  jedoch  bei  der  “Betrachtung  der  Hirabasis 
nicht  sichtbar,  da  er  unter  der  Medulla  oblongata  verborgen  liegt. 
Es  wäre  noch  zu  erwähnen,  dass  sich  an  der  hinteren  Fläche  des 
Velum  medulläre  ant.  ein  kleines  Läppchen  von  Kleinhirasubstanz 
befindet,  welches  man  mit  Rücksicht  auf  seine  Form  als  Lingtda 
bezeichnet  hat;  dieses  geht  seitlich  über  in  je  ein  dünnes  Mark¬ 
blatt,  die  Vincula  lingulae  eerebelli.  Nach  hinten  schliesst  sich  an 
die  Lingula  an  das  Centralläppchen,  Lobulus  centralis,  die  vorderste 
Abteilung  des  Wurmes,  welcher  an  den  Hemisphären  die  Aloe 
.  lobuli  centralis  entsprechen . 

')  Wie  man  sieht,  sind  die  beiden  Abschnitte  an  der  oberen  Fläche 
des  Wurmes  durch  hohe  Dinge  (Berg  und  W  i  p  f  e  1  b  I  a  1 1)  bildlich  be¬ 
zeichnet.  Weiterhin  hat  man  am  Monticulus  noch  die  höchste  Stelle,  den 
Gipfel,  Ctilmen  s.  Cacumen,  und  den  hinten  gelegenen  Abhang 
Declive,  von  einander  unterschieden. 


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VII.  Die  MeduUa  oblongata. 

Das  verlängerte  Rückenmark,  Medtdla  oblongcUa, 
schliesst  »ch  unmittelbar  an  die  Varolsbrücke  und  das  Kleinhirn 
nach  abwärts  an.  An  der  vorderen  Fläche  desselben  verläuft  in 
der  Medianlinie  die  Fissura  mediana  s.  longitudinalis  anterior, 
welche  sich  nach  abwärts  in  die  gleichnamige  Spalte  des  Rücken¬ 
markes  fortsetzt  und  nach  cü^en  und  unterhalb  des  Pons  mit  einer 
dreieckigen  Vertiefung,  Foramen  caecum  endet.  Zu  beiden  Seiten 
dieser  Spalte  li^en  zwei  Icmgitudinale  Stränge,  die  Pyrami¬ 
den  PyranUdes,  welche  etwa  1 — 2  cm  unterhalb  der  Varolsbrücke 
die  sogen.  Decussatio  pyramidum  zeigen,  an  welcher  eine  Kreuzung 
des  grössten  Teiles  der  Pyramidenfasem  stattfindet.  Lateral  von 
dem  oberen  Ende  der  Pyramiden  sieht  man  jederseits  eine  ovale 
Erhabenheit,  die  Olive,  Oliva,  hervorspringen.  Die_EurcheJwischen__ 
Pyramide  und  Olive  ist  eine  Fortsetzung  des  Stdcus  lateralis  anterior 
des  Rückenmarkes,  in  ihr  treten  die  Wiu’zeln  des  N.  hypc^ossus  zu-" 
tage.  Gegen  das  untere  Ende  der  Olive  besonders  ist  diese  Furche 
überbrückt  durch  querverlaufende  Faserzüge,  Fibrae  arcuatae  exter- 
nae.  Unterhalb  der  Oliven  liegt  der  Seitenstrang,  Fmieulus  late¬ 
ralis,  welcher  nach  hinten  durch  den  Stdcus  lateralis  posterior 
von  den  Hintersträngen  getrennt  ist.  Die  Hinterstränge  sind  von 
einander  getrennt  durch  den  Sulcus  s.  Fissura  mediana  posterior. 
Jeder  Hinterstrang  ist  durch  eine  Furche  Sulcus  intermedius  in 
einen  medialen  und  einen  lateralen  Abschnitt  getrennt.  Der  mediale 
heisst  zarter  oder  GOLLSCHERscher  Strang,  lunictdus 
gracUis,  der  laterale  K  e  i  1  s  t  r  a  n  g  oder  BURDACH  scher 
S  t  r  a  Q  g  ,  Funictdus  cuneatus.  Eine  Anschwellung  am  oberen 
Ende  des  Funiculus  gracilis  heisst  Keule,  Clara,  eine  ähnlich^ 
am  oberen  Ende~  des  FunTculus  cuneatus  Tuberculum  cuneatum; 
beide  sind  bedingt  durch  in  ihnen  liegende  graue  Kerne.  Neben" 
dem  Tuberculum  cuneatum,  zwischen  ihm  und  einer  Furche  in 
der  IX. — XI.  Himnerv  austreten,  liegt  eine  dritte  flache  Anschwel¬ 
lung  von  grauer  Färbung,  das  Tuberculum  cmereunt,  wo  durch 
die  dünne  weisse  Faserlage  der  verdickte  Kopf  des  oberen  Endes 
der  grauen  Hintersäule  des  Rückenmarkes  durchschimmert.  Die 
oberen  Enden  der  Hinterstränge  weichen  da,  wo  sich  der  Central¬ 
kanal  des  Rückenmarkes  in  den  vierten  Ventrikel  erweitert  ausein¬ 
ander  und  bilden  die  laterale  Wand  des  vierten  Ventrikels,  über 
den  erwähnten  Anschwellungen  vereinigen  sie  sich  mit  einem  Teil 


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409 


des  Seitenstranges  und  ziehen  als  strick-  oder  strangför- 
mige  Körper,  Corpora  restiformia  (früher  Crura  cerebelli 
ad  medullam  oblongatam  genannt)  in  das  Kleinhirn. 


VIII.  Die  Nervencentren  und  Faserbahnen  der  weissen 
und  grauen  Hlmsubstanz. 


Nachdem  in  den  vorhergehenden  Abschnitten  die  äusseren 
Farmverhältnisse  des  Gehirns  und  seine  Hohlräume  besprochen 
sind,  muss  nunmehr  sein  innerer  Aufbau  und  seine  Zusammen¬ 
setzung  betrachtet  werden.  Grobsinnlich  finden  wir  zwei  Arten 
von  Substanzen,  die  lediglich  nach  ihrem  Aussehen  als  graue  und 
weisse  Substanz  bezeichnet  werden;  zum  Beispiel  ist  die  Rinde  am 
Grosshim  und  Kleinhirn  grau,  das  übrige  weiss,  von  grauen 
Massen,  die  in  Gruppen  angeordnet  sind,  unterbrochen,  am 
Rückenmark,  wie  wir  später  sehen  werden,  umgeben  äussere  weisse 
Stränge  im  Innern  gelegene  graue  Säulen.  Die  Verteilung  der 
grauen  und  weissen  Substanz  studiert  man  am  besten  an  Schnitten, 
Sectiones  enc^hali,  welche  in  bestimmten  Richtungen  durch  das 
Gehirn  gelegt  werden. 


Die  w  e  i  sse  Substanz  besteht  im  Wesentlichen  aus  mark¬ 


haltigen  Nervenfasern,  die  g  r  a.uj&  SjuJ}.s  t 


marklosen  Nervenfasern  und  Nervenfibrillen.  Beide  stehen  in  mit¬ 
telbarem  oder  unmittelbarem  Zusammenhänge.  Neben  diesen  Ner¬ 
venzellen  und  Nervenfasern  findet  sich  besonders  reichlich  in  der 
grauen  Substanz  no^_  eine  andere,  die  S  t  ü^s  u  b  s  t  a  n  z  , 
Ncuroglia.  Sie,  findet  sich  nur  im  Centralnervensysfeiii  und  besteht 
aus  Zellen  und  zahlreichen  Fäden,  welche  von  den  Zellen  aus¬ 
gehen  oder  diese  umfassen  und  durchziehen  und  eine  Art  Filz¬ 
werk,  S  p  o  n  g  i  o  p  i  1  e  m  j  bilden.  Eine  Nervenzelle  mit  ihren 
Ausläufern  und  deren  Endigungen  fasst  man  zusammen  als  eine 
Nerveneinheit,  Neuron  (WALDEYER).  Der  Fortsatz,  welcher  meist 
in  eine  markhaltige  Faser  übergeht,  heisst  Neurü,  die  anderen 
Dendriten.  Die  nervöse  Erregung,  welche  in  den  Bahnen  zum 
Gehirn  hin  verläuft,  heisst  centripetcd,  diejenige,  welche  vom  Ge¬ 
hirn  fort  leitet,  heisst  centrifugal.  Nervenzellen,  die  in  Gruppen 
zusammenliegen  und  von  denen  eine  bestimmte  gemeinsame 
Funktion  ausgeht,  heissen  K  e  r  n  e  oder  Nuclä.  Nervenfasern,  die 
in  Strängen  und  Bahnen  zusammenliegen  und  ebenfalls  gleiche 
Aufgaben  haben  nennt  man  Faserbahnen. 


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410 


1.  Das  Grosshirn. 

(Im  Grosshirn  findet  sich  die  graue  Substanz  zu- 
/  '  nächst  an  der  ganzen  äusseren  Oberfläche  als  ein  etwa  2—3  mm 
dicker  Überzug  vor,  welchen  man  als  g  r  a  u  e  Rinde  bezeichnet. 
Grössere  Massen  von  grauer  Substanz  sind  ferner  in  Gestalt  deF 
2 !  G  r  oss  h  i  r  n g a  n g  1  i  e n  (s.  S.  399)  etwas  oberhalb  der  Him- 
basis  vorhanden.  Die  Ganglien  bilden  ursprünglich  eine  einzige 
graue  Masse,  später  aber  werden  sie  von  weissen  Markfasem 
durchsetzt,  s6  dass  sie  besonders  auf  frontalen  Schnitten,  ein  streifi¬ 
ges  Aussehen  haben,  weshalb  sie  in'  ihrer  Gesamtheit  auch  als 
S  t  r  eifejikörper,  Corpus  striatum,  b^eiclinet  werden.  An 
dem  Streifenkörper  unterscheidet  man  nun  wieder  zwei  grosse  An¬ 
häufungen  von  grauer  Masse,  welche  nach  ihrer  Form  als 
^  Schwanzker  n  ,  Nuclem  caudatus,  und  Linsenkern, 
^jNwleus  letUiformis,  unterschieden  werden. 

Der  Schwanzkern  hat  eine  bimförmige  Gestalt;  man 
hat  an  ihm  ein  vorderes  dickes  Ende,  den  Kopf,  Caput,  sodann 
ein  Mittelstück,  den  Körper,  Corpus,  imd  endlich  ein  schmal 
ausgezogenes  Ende,  den  Schwanz,  Cauda,  unterschieden. 
Djese  drei  Abschnitte  liegen  mcht  in_einei^  Ebene,  sondern  der 
ganze  Kern  ist  derartig  gekrümmt,  dass  der  Kopf  und  Körper 
mit  der  Convexität  nach  vom,  bezw.  oben,  der  Schwanz  dagegen 
nach  hiiitm,  ^zw.  abwärts  gerichtet  ist.  Der  Kopf  ist  zum  Teil 
im  Vorderhome  des  Seitenventrikels  sichtbar,  der  Körper,  eben¬ 
falls  teilweise,  in  der  Pars  centralis,  während  der  Schwanz  des 
Schwanzkernes  in  der  oberen  Wand  des  Unterhornes  (der  Con- 
cavität  des  letzteren  entsprechend)  verläuft. 

Vom  hinteren  Abschnitte  des  Nucleus  caudatus  umfasst,  an 
der  lateralen  Seite  des  Schwanzkernkopfes  und  des~Thälämt^  opti- 
_cus,  medial  von  der  Insula  Reilii  liegt  der  zweite  länglich  geformte 
graue  Körper,  der  L  iji  s  e  n  k  e  r  n  ,  Nucleus  lentiformis.  Der¬ 
selbe  zeigt  sich  auf  Horizontalschnitten  biconvex  mit  einer  stärke¬ 
ren  Krümmung  an  der  medialen  Seite;  auf  Frontalschnitten  er¬ 
scheint  er  annähernd  keilförmig  mit  lateral  gelegener  Basis  und 
mediänwärts  gekehrter  Schneide.  Man  unterscheidet  an  ihm  auf 
dem  Querschnitte  drei  verschieden  gefärbte,  vertical  gestellte  Zonen, 
_das  rötlich_graue  äussere  Glied,  Piäamen  (Schale^  und  das 
_m  i  1 1 1  e  r  e  und  innere  Glied,  beide  von  mehr  gelblicher 
Farbe,  daher  auch  msammen  als  Globm  pcäliäus  bezeichnt  Sein 
vorderes  Ende  hängt  durch  eine  schmale  graue  Brücke  mit  ^m_ 


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411 


Nucleus  caudatus  zusammen.  Lateral  vom  Linsenkerne  befindet 
sich  wiederum  ein  bandartiger  Streifen  von  grauer  Substanz,  die 
Vormauer  oder  der  Ban  d  k  e  r  n  ,  Cfaustrum  s.  Nucleus 
taeniaeformis,  welcher  nur  durch  eine  ^n^le  Brücke  weisserSub- 
stanz  von  der  grauen  Rinde  der  Insula  Reilii  getrennt  ist.  Line 
vierte  grössere  Anhäufung  von  grauer  Substanz,  ^r  Mandel- 
kern,  Nucleus  ami/gdahte,  liegt  im  vorderen  Ende  des  Schläfen- 
Jappens,  wo  er  mit  der  Rinde  des  Oyrus  hippocampi  und  der 
(gleichfalls  grauen)  Substantia  jgerforata  anterior  zusammenhängt. 

Die  weisse  Substanz  des  Grosshirnes  füllt  die 
Zwischenräume  zwischen  der  grauen  Rinde  und  den  eben  beschrie- 
benen  grauen  Massen  aus.  Auf  einem  Horizontalschnitte  in  Höhe 
der  oberen  ßalkenfläche  bildet  sie  ein  mächtiges  ovales  Feld,  das 
Centrum  semiovale  (Vieussenii),  welches  medianwärts  mit  den 
Querfasern  des  Balkens  zusammenhängt.  Denjenigen  Teil  der 
weissen  Substanz,  welcher  den  Linsenkern  umgibt,  hat  man  als 
Linsenkapsel  bezeichnet  und  an  der  letzteren  wiederum  die 
Capsula  interna  und~die  Capsula  externa  voneinander  unterschieden. 

Die  Capsula  interna  trennt  den  Linsenkern  von  dem  Kopfe  des 
Nucleus  caudatus  und  dem  Thalamus  opticus^  während  die  Cap- 
sula  externa  zwischen  Linsenkem  und  Claustrum  gelegen  ist.  Von 
besonderer  Wichtigkeit  ist  die  innere  Lin senkapsel  :  den 
zwischen  dem  Linsenkerne  und  Schwanzkerne  gelegenen  Abschnitt 
derselben  bezeichnet  man  als  y  o  r  d  e  r  e  n  S  c  h  e  ¥Tc  e  I  ~Pärs  frc^ 
talis,  d«i  "zwischen  Linsenkern  und  Sehhügel  gelegenen  Teil  als 
h  i  n  t  e  rTn  Schenkel,  Fars  occipitalis.  Die  Grenze  zwischen 
den  beiden  Schenkeln,  das  sog.  Knie.  Genu,  der  Kapsel,  entspricht 
dem  am  meisten  medianwärts  gelegenen  Punkte,  dw  sog.  S  p  i  t  z  e 
des  Linsenkernes,  ln  der  inneren  Kapsel  laufen,  dicht  gedrängt, 
eine  Reihe  von  wichtigen  Bahnen,  über  die  später  näheres  mitge- 
teilt  wird. 

Die  in  der  weis  s  e  n  S  u  b  s  t  a  n  z  g  e  1  ege  n  e  n  N  e  r- 
venfasern  kann  man  in  drei  Gruppen  trennen,  nämlich:  1)  > 

Verbindungsfasern  zwischen  Bezirken  in  ein  und  derselben  Hemi- 
sphäre,  2)  solche,  die  von  einer  Hemisphäre  zur  anderen  ziehen, 
und  endlich  3)  solche,  die  von  der  Grosshirnrinde  entweder  zu 
den  Grosshirnganglien  oder  durch  Vermittelung  der  Brücke  zu  ; 
dem  Kleinhirn  oder  zu  der  .Medulla  gelangen. 

1.  In  e  i  n  und  derselben  Hemisphäre  werden  be¬ 
nachbarte  Bezirke  der  Rinde  durch  die  sog.  Associations- 
fasern,  welche  an  dem  Gehirne  des  Neugeborenen  kaum 


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412 


vorhanden,  an  dem  des  entwickelten  Menschen  sehr  zahl¬ 
reich  sind.  Sie  wachsen  demnach  mit  der  Entwickeltmg  der  In* 
telligenz  und  bilden  wahrscheinlich  die  Unterlage^für  die  combi- 
,  nierten  Leistungen  im  Denken,  ümpfiridHi  und  I  landein.  Ül^ 

Fasern,  welche  benachbarte  Bezirke  verbinden,  heissen  Fibrae 
4 1 1.  arctiatae  cerehri  s.  propriae.  Bahnen,  die  entferntere  Bezirke  ver- 

i)  binden,  sind  die  Z  w  i  n  g  e  ,  Cingulum,  deren  Fasern  um  den  Bal- 
ken  herümzi^en;  das  obere  Längsbündel  oder  Bogen- 
ij  b  ü  n  d  e  1 ,  Fasdctdus  longitudinalis  superior  s.  Fasciculus  arcuatus, 
welches  oberhalb  der  Grosshimganglien  vom  Stirn-  zum  Hinter- 
,})  hauptlappen  verläuft;  das  H  a  kenbündel  Fasciculus  uncinatus, 
welches  von  der  unteren  Stimwindung  um  die  Fossa  Sylvii  herum 
zur  "Spftze  des  Schläfenlappens  zieht;  endlich  das  untere 
^7  L  ä  n  g  s  b  ü  n  d  e  1 ,  Fasciculus  longitudinalis  inferior,  welches  vom 
_ Hinterhauptlappen  zum  Schläfenlappen  verläuft,  indem  es  die  ün-"" 
tere  Wand  des  Hinter-  und  Ünterhornes  bilden  hilft. 

^  2,  Von  einer  zur  anderen  Hemisphäre  verlaufen 

-'.'h  »I  :4<,die  sog.  Commissuren.  Die  Hauptcommissur,  von 
den  Engländern  great  commissure  genannt,  ist  der  Balken, 
welcher  in  seiner  mächtigen  Entfaltung  dem  Menschen  eigentüm¬ 
lich  ist.  Die  Ausstrahlung  der  Balkenfasern  erfolgt  nach  lateral- 
wärts,  nach  vorn,  nach  hinten  und  nach  unten.  Die  meisten  Fasern 
verlaufen  in  der  Frontalebene  in  einem  ventealwärts  convexen 
Bogen  ^Badiatio  corporis  caUosi)  von  einem  zum  anderen  Scheitel- 
lappen,  Pars  paridaliiritrntx  noch  vom  Stirn-  zum  Stirn-,  Pars 
/rontalis,  und  vom  Hinterhaupt-  zum  Hinterhauptlappen  Pars  occipi- 
,  talis.  Da  die  letzteren^  beiden  Lappen  aber  weiter  nach  vom  resp. 
hinten  reichen  als  der  Balken,  so  hat  man  die  vom  Balkenknie 
nach  vorn  in  den  Stirnlappen  ziehende  Strahlung  früher  auch  als 
Forceps  minor,  kleine  Zange,  die  vom  Balkenwulst  nach  hinten 
in  den  Hinterhauptlappen  hineinstrahlenden  Fasern  dagegen  als 
Forceps  major,  grosse  Zange,  besonders  bezeichnet.  Letz- 
tere  bedingt  den  Bulbus  comu  posterioris  (S.  399).  Endlich  läuft 
r/:i/a  noch  ein  Faserzug,  das  Tayetum  vom  hinteren  Ende  ^  Balkens 
unter  einem  nach  aussen  und  _unten  convexen  Bogen  nach  vom 
in  den  Schläfenlappen  hinein,  indem  es  auf  diesem  Wege  zmn  Teil 
das  Dach  bezw.  die  laterale_Wand  des  HiDter-  undTlnterhornes 
—  bildet _ 

^  _  /  .  Von  den  übrigen  Commissuren  ist  die  Conunissura  anterior 

-  -'  •''beim  Menschen  nicht  stark  entwickelt.  Sie  liegt  zwischen  der 
.  Lamina  terminalis  .und  den  Columnae  fornicis  und  strahlt  von 


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413 


hier  nach  hinten  und  unten,  transversal  den  Boden  des  Corpus 
Striatum  durchsetzend,  in  die  Rinde  des  ScMäfenlappens  hinein. 
Bei  Tieren  mit  grossen  L<rf)i  olfactorii  ist  sie  sehr  stark  entwickelt 
und  wird  ^aher  aucIT  R  i  e  chcommissur  genanntJL) 


3.  Die  Fasern,  w  ^1  che  y  o  n  d  er  Rinde  ab- 


wärts  ziehen,  fasst  man  unter  dem  Namen  S  t  a  b  k  r  a  n  : 
Corona  radiata,  zusammen.  Sie  haben  einen  längeren  oder  kür¬ 
zeren  Verlauf  und  verbinden  die  Rinde  mit  tiefer  gelegenen  Him- 
teilen  bis  ins  Rückenmark  hinein,  umgekehrt  verlaufen  aucR^emF" 
Reihe  von  Fasern  in  aufsteigender  Richtung  zur  Hirnrinde.  Je 
nach  ihrem  Verlaufe  unterscheidet  man  eine  JPars  frontalis,  parie- 


■ — talis,  temporalis  und  occipitalis.  _Ein  grosser  Teil  derselben  geht 
zum  Sehhügel  und  wird  als  Badiatio  thalami  ofitici  bezeichnet.  Die 
letzteren  Fasern  convergieren  in  ihrem  Laufe  von  der  Rinde  nach 
verschiedenen  Punkten  des  Thalamus  und  treten  als  dichte  Bün¬ 
del, _SjJi_s^J^J_e_oderJ[J]i_ajj^m_u^ssJJ_eJ_e^  in  denselben  ein. 
Diese  Stiele  werden  als  ein  vorderer,  oberer,  hinterer 
und  unterer  unterschieden.  Ein  andere^ Teil  endet  im  Corpus 
Striatum  (Nucleus  caudatus  und  Nucleus  ^ntriformis)  und  wird 
als  Radiatio  corporis  striati  bezeichnet  (s.  d.  Tafel,  blaue  Linien 
zum  Thalamus).  D^jühdgea, . Stabkranzfasern  ^ziehen  von  der 
Rinfle  haiipteächlirh  durch  die  innere  Linsenkapsel  und  dann 
-durch,  die  Grossiurnstide  abwärts.  Ein  Teil  endet  in  der  Brücke. 
Sie  bilden  die  ^rosshirnbrückenbahnen  (Hirnschema, 
blau) 


grün  u.  Taf.  1  blau).  Es  gibt  eine  vordere,  frontale  Brücken- 
bahn,  welche  durch  den  vorderen  Schenkel  der  inneren  Linsenkapsel 
ziehtj_  und  eine  hintere,  temporo-occipitale  Bahn,  welche 
durch  den  mittleren  Abschnitt  des  hinteren  Schenkels  der  inneren 
Linsenkapsel  zieht.  Eine  weitere  Gruppe  sind  die  motorischen 
^er  psychomotorischen  Bahnen.  Sie  bestehen  aus  einem  Teil, 
der  zu  den  motorischen  Hirnnervenkernen  und  zwar  der  e  n  t  - 
g egengesetzten  Seite  zieht  (genau  bekannt  sind  sie  für  den 


'  ..‘y ,  Vv-i  — 


4 


Vr 


Die  Commissura  posterior  ebenfalls  transversal  zwischen  Zirbeldrüse 


und  Aqaaeductus  gcTegeh,  ist  dem  ßallceri  und"  der  vorderen  Commi'ssüf  üICtTt 


gleichwertig,  da  sie  nicht  wie  die  beiden  letzteren  entsprechende  Punkte  der 
Grosshimrinde  verbindet  Ihre  Fasern  sind  in  ihrer  Bedeutung  und  ihrem 
weiteren  Verlaufe  noch  nicht  erkannt.  Ein  Teii  kommt  nach  Meynbrt  aus  der 
Tiefe  des  Thalamuskemes  und  geht  durch  die  Commissur  auf  die  andere  Seite 
hinüber,  um  dort  wahrscheinlich  im  hinteren  Längsbündel  zum  Kern  des  Ocu- 
lomotorius  zu  verlaufen.  Auch  die  Commissura  media  s.  mollis  ist  keine  Com- 
missur  im  eigentlichen  Snne  des  Wortes,  da  sie  fast  nur  aus  grauer  Substanz 
besteht,  welche  die  beiden  Seitenwände  _dei  dritten  Ventrikels  verbindet,  sie_ 
heisst  daher  letzt  Mossa  inttrmeiiam  - , . 


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414 


V  Facialis  und  Hypoglossus)  jind  einem  Teil,  Pyramidenbahn, 

der  201  den  Vorderhornzellen  des  Rückenmarkes,  und  zwar  auch 
denen  der  anderen  Seite  zieht.  Diese  Bahnen  liegen  am  Knie  und 
im  vorderen  Teil  des  hinteren  Schenkels  der  inneren  Linsenkapsel 
(s.  Tafel  I  gelbrot).  Am  weitesten  nach  vom  liegen  die  Bahnen 
des  Facialis  und  Hypoglossus,  dann  folgen  die  Bahnen  des  Armes 
^  ^  ^  und  schliesslich  die  des  Beines.  Im  hinteren  Teil  des  hinteren 

^  Schenkels  liegen  aufsteigende  sensible  und  sensorische  Bahnen. 

****  (Tafel  1  dunkelrot).  Eine  ebeiTfalls  dort  gelegene  Bahn,  welche 
eine  Verbindung  zwischen  der  Sehsphäre  des  Occipitallappens  «s. 
Hirnschema  u.  Tafel  I)  und  dem  Corpus  geniculatum  laterale 
und  Thalamus  darstellt,  wird  als  Sehstrahlung  von 
GRATIOLET,  Badiatio  occipitothalamica  bezeichnet.  Der  ganze 
Verlauf  dieser  Bahnen  wird  später  noch  einmal  genauer  beschrieben. 


// 


2.  Der  Hirnstock. 

Am  H  i  r  n  s  t  o  c  k  ist  die  mächtigste  Anhäufung  von  grauer 
Substanz  durch  den  Sehhügel,  Thalamus  lypticus  (s.  S.  4UU)  ge- 
bildet,  dessen  obere  Fläche  allerdings  von  einer  dünnen  Lage 
weisser  Substanz,  dem  Stratum  eoncUe,  überzogen  ist,  während  die 
mediale  dem  III.  Ventrikel  zugekehrte  Fläche  gänzlich  eine 
graue  Färbung  zeigt.  Die  umgebende  weisse  Substanz  dringt  in 
schmalen  Zügen  in  die  graue  hinein,  wo  sie  sich  netzartig  auf¬ 
löst.  Durch  diese  weissen  Züge,  Laminae  medulläres,  wird  die 
graue  Substanz  in  drei  Abteilungen  geschieden,  welche  man  als 
medialen,  lateralen  und  vorderen  Kern,  Nudeust  mpAinJis^  inij^nlis 
anterior  thqlami,  bezeichnet  hat.  Der  mediale  bildet  die 
Seitenwand  des  dritten  Ventrikels.  Er  verdickt  sich  hinten  zum 
P  u  1  V  i  n  a  r  ,  neben  welchem  medial  ui  dem  sog.  Trigonum 
habenulae  (dem  kleinen  dreieckigen  Felde  zwischen  dem  h’ulvinar, 


.‘(I 


der  Taenia  medullaris  und  dem  oberen  Hügelpaär)  nögr  ein  t)e- 
sonderer  kleiner  grauer  Kern,  der  Nucleiis  habenulae,  gelegen  ist. 
Der  laterale,  grösste  Thalamuskem  ist  nach  aussen  gegen  di^_ 
Capsula  inter^na  nicht  scharf  abgegrenzt,  sondern  von  vielen 
.  weissen  Fasern  durchbrochen  (G  U  t  e  r  s  c  h  i  c  h  t).  Der  kleine 


vordere  endlich  entspricht  ^m  Tuberculum  anterius  des  Tha- 
lamus  und  schiebt  sich  nach  hinten  zwischen  die  beiden 
iiinein. 


Dw  V  e  r  b  i  ndungen  des  Thalamus  gehen  haupt¬ 
sächlich  nach  drei  Richtungen~ erstens  na~clir~3er  Rinde, 
zweitens  nach  dem  Tractus  opticus  und  drittens  nach 


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£dm  der  CapsoU 
int-erna 


Hialerer  Schenkel  der 
Capeula  interna 


OocipitO'tenipüral« 

OrMabirn-Urackenhaliu 


▼orderrr  Scbenkol 
dw  Capinla  iatarna 


Claastrom 


Bahn  doe  Arruoa 


ilot  Bilin  dos  Beine«  JF  !i  i 


Secfiible  Bahn  d.  Haut-  p' 


temperal«  Gtoeehirn- 
lirtceefthUTB  B6irie 
H  u  sk  elai  n  nec  fas  ein 


Oroeshira- 
RrUckenbahn 


rr 

senMtif 
(hoher«  .SinnwnerTcn  jnit 
Ausaalim«  'd  Oiractonos) 


Bahn  JT 
Hypogloaau« 


Tafel  !._ 

Die  Faserbahnen  der  Capsula  interna 

bezw.  in  deren  Nachbarschaft  auf  einem  Horizontalschnitt  des  Gehirns 
dargestellt  (nach  ZIEHEN). 

Centrifugale  (psychomotorische)  Bahnen  gelbrot,  centripetale 
dunkelrot,  Großhirnbrückenbahnen  blau. 


Aus  Broesike,  Anatomischer  Atlas,  verkleinert. 


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415 


d  e  r  H  a  u  b  e.  Die  Verbindungen  nach  der  Rinde  sind  die  beim 
Stabkranze  erwähnten  Thalamusstiele.  Der  vordere  Stiel  des 
Thalamus  geht  von  der  Frontalzone  zum  vorderen  und  lateralen 
Kerne,  der  obere  Stiel  aus  der  Parietalzone  ztun  lateralen 
und  inneren  Kerne,  der  hintere  aus  der  Temporo^occipital- 
zone  zum  lateralen  Kerne.  Zu  diesen  Jtfeunt  noch  ein  unterer 
oder  innerer  Stiel,  welchep^m  Gyrus  hippocämpi  des 
Schläfenlappens  zuiiT  vorder^y^eme  geht  (s.  d.  Tafel  No.  2). 
Mit  diesem  Stiele  verläuft  eine  Verbindung  vom  Linsenkem  zum 
vorderen  Kerne,  die  LTns^  k  e  rAjiXJLa=l^JlL|^^|gJy|j.(s- 
d.  latel  No.  1)  uim^auc^zurRegio  hypothalamica.  Beioege- 


hören  zur  Ansa  lenticularis,  welche  mit  dem  unteren  Thalamus¬ 
stiel  zusammen  die  Ansa  veduncularis  bildet.  Diese  liegen  schon 
im  Gebiete  der  Regio  hypothalamica. ,  ln  ihr  finden  wir  unter  dem 
Thalamus  über  der  Substantia  nigra,  medial  von  Globus  pallidus. 
einen  linsenförmigen  Körper,  LUYS*scher  K  ö  r  p  e  r,  JTwcfetts  Ay- 
pothcdamicus :  derselbe  ist  etwa  1  cm  lang  von  hellbrauner  Farbe 
(pigmentierte  Ganglienzellen).  Weitere  Kerne  des  Hypothalamus 
sind  die  Nucli  corporis  mamiUaris  ein  grösserer  medialer,  und  a 

ÄusserlichJ^^ 


ein  kleinerer,  den  ersten  vorn  umfassender  lateraler. _ 

sind  sie  überzogen  von  weisser  Substanz  (daher  der  Name  Corpora 
candicantia.  s.  Gföbi  medullaresl. 

Der  weisse  Überzug  wird  von  einer  Fortsetzung  der  Columnae 
fomiäs  gebildet,  deren  Fasern  zum  Teil  in  der  grauen  Substanz 
enden.  Aus  dem  medialen  Kerne  zieht  ein  Bündel  (s. 
Himschema,  31  zum  Tuberculum  anterius  (vorderen  Kern V  des  Tha¬ 
lamus.  das  Vicq  d'Azyr’sche  B  ündeP),  Fasciculustha- 
janutmatnrninYiriSj  ripm  sich  auch  schleifenförmig  umbiegende  Fasern 
der  Columnae  fornicis  zugesellen.  _Aus  dem  1  a  t  ^  a  1  e  n  ,  zum 
Teil  auch  aus  dem  medialen  Kerne  ziehen  Fasern,  die  sogen. 
Haubenbü  n  d  e  1  des  Corpus  mammillare  von 


4, 


QUDDEN,  Fasciculi  vedunculomammUlaris,  weit  jiach  alwärts  in  die_ 
Haube  hinein;  sicher  lassen  sich  dieselben  jedoch  nur  bis  zur 
Biücke  verfolgen.  (Hirnschema,  5.)  Man  unterscheidet  an  ihnen  eine 
Pars  teamentalis  und  eine  hasüaris.  Weitere  graue  Substanz 


ist  die  Pars  ^risea  hypothalami^  welche  den  Boden  und  die  Sei- 
tenwände  des  111.  Ventrikels  auskleiden  hilft,  mit  dem  (^ntfälen 


*)  Das  ganze  Vicq  d'Azyr’sche  Bündel  wurde  früher  als  eine 
direkte  Fortsetzung  der  Fornixtasem  betrachtet,  weswegen  man  dasselbe  auch 
als  Badix  destendenSj  die  Columna  fornicis  dagegen  als  Badix  ascendens  des 
Fomix  bezeichnete. 


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416 


Höhlengrau  des  Mittelhims  in  Verbindung  steht,  sowie  mit  der 
sogenannten  grauen  Bodencommissur,  worunter  man 
^ubstai^a,.  perforata^  posterior,  Tuber  cinereum  und  Lamina  ter- 
jT  j  jminalis  zusammenfasst.  Drei  weitere  Kerne  des  Thalamencephalon 
sind  der  Nudeus  corporis  geniädati  medialis  und  lateralis  sowie 
der  Nucleus  habentUae.  Von  diesem  steigt  ein  grobfaseriges  Bündel 

Substantia  perforata  _ 
abwärts  der  Fasci- 


im  leichten  Bogen  senkrecht  (ventral)  2ur 
posterior  tzum  Ganglion  interpedunculere) 


c 

.  <( 


<■ 

'.ufi 

d) 


culus  retroAexus  von  MEYNERT. . 

Weiterhin  sind  an  Schnitten  des  Mittelhims  zunächst  die 
Grosshirnstiele.  Pedunctdi  cerebri,  zu  betrachten.  Sie  be¬ 
stehen  aus  einem  an  der  Himbasis  sichtbaren  ventralen  Abschnitte 
von  weisser  Substanz,  dem  Hirnschenkelfusse  oder 
Grundteile,  Basis  s.  Pes  pedunculi  und  einem  dorsalen,  aus 
grauer  und  weisser  Masse  zusammengesetzten,  unter  dem  Aquae¬ 
ductus  cerebri  liegenden  Abschnitte,  der  Haube,  Tegmentum. 


Beide  sind  durch  eine  schon  makroskopisch  deutliche,  jauchgraue 
Ganglienmasse,  die  Substantia  nigra  (SOEMMERlNGl),  geschieden. 
^erJllrjLS.ch.e-a-ke_l f  u s s  setzt  sich  nach  oben  in  die  Capsula 
Jnlema^  nach  unten  in  die  Brücke  fort.  Er  wird  in  seinem  mitt- 
Ht.  leren  Abschnitte  gebildet  von  den  Pyramidenbahnen,  in^ 
seinem  medialen  vcMi  der  V  or  d e  r  e  n  G  r  OS  s  h  i  r  n-B  rücken- 


b  ahn  und  in  seinem  lateralen  Teile  von  der  hinteren  Gross- 


n 


h  i  r  n  -  B  r  ü  c  k_e  n  b  a  h  n.  Was  nun  den  zweiten  oben  erwähn¬ 
ten  Abschnitt  des  Pedunculus,  die  sogen.  Haube,  betrifft,  so 
muss  hier  zunächst  vorausgeschickt  werden,  dass  man  diesen  Aus¬ 
druck  keineswegs  nur  für  den  dorsalen  Abschnitt  des  Hirastockes 
gebraucht,  welcher  ventral  unter  dem  Thalamus  am  dritten  Ven¬ 
trikel  beginnt  und  sich  dann  dorsal  von  dem  HimsdienkelfiKse 
(Basis  pedunculi)  und  der  Brücke  bis  in  die  Medulla  oblongata 
erstreckt,  so  dass  derselbe  zum  Teil  den  Boden  des  III.  Ventrikels, 
sowie  den  des  Aquaeductus  und  des  IV.  Ventrikels  bild^.‘  Besser 
müsste  er  somit  als  Haubenregion  bezeichnet  werden.  Das 
obere  (vordere)  Ende  dieser  Gegend  unter  dem  Thalamus  ist  als 
Begio  subthalamica  s.  hypothcdami  beschrieben.  Hinter  (imterhalb 
dieser  Gegend)  begjnnt  durch  das  Auftreten  der  bereite  erwähnten 
Substantia  nigra,  welche  sich  bis  zur  Brücke  erstr^kt,  die  ^ar~ 
_fere  Scheidimg  von  Fuss  und  Haube.  In  dem  Tegmentiun  finden 
wir  weisse  Faserzüge,  die  sich  ziun  Teil  kreuzen,  untermischt  mit 
grauer  Substanz.  Die  graue  Substanz  umgibt  (am  meisten  dorsal) 
\den  Aquaeductus  cerebri  &\s  Stratum  griseum  centrale,  c  e  n  t  r  a- 


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Radix 
.V.  descend. 
Loc.caerul. 
Hinf.Längs 
I  bündei 


f  Nucllll> 
1  Hinter - 
^Längsbnd 

Rcrthcr.jj 
Kern  yp 


Radm. 


Fig.  1. 

Querschnitt  in  Höhe  der 
vorderen  Vierhügcl 
(cf.  S.  417—419). 


Fig.  2. 

Querschnitt  durch  die  Brücke 
nahe  dem  vorderen  (oberen)  Rande 
(cf.  Text  S.  418-420). 


tNucl.YII 


V.asccnd  ^ 


i  anter^^ 

Rad.vm  e> 


Rad.:iII. 


RadVI.BrücKe 


Fig.  3. 

Querschnitt  durch  die  Brücke 
etwa  in  der  Mitte  der  Rautengrube 
(cL  Text  S.  420  u.  422  und  S.  432—433). 


Fig.  4- 

Querschnitt  der  MeduUa  oblongata 
etwa  durch  die  Mitte  der  Olive 
(cC  Text  S.  419>422  und  S.  435). 


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I 


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les  Höhlengrau. _ Im  ventralen  Teile  derselben  liegen  die 

motorischen  Kerne  des  dritten  und  vierten  Hirnnerven,  Nucleus 
oculomotorii  und  der  kleine  Nucleus.  n.  trochlwris.  Die  kleine- 


n. 


ren  zerstreuten  Kerne  der  Haube  fasst  man  als  Nuclei  tegmenti  zu¬ 
sammen.  Der  grösste  von  ihnen  ist  auf  dem  Querschnitte  von 
rundlicher  Gestalt  und  rotbrauner  Farbe  und  daher  als  roter 
oder  Haubenkern.  Nucleus  ruber  bezeichnet.  Dimch  ihn  ver¬ 
laufen  die  Nervenbündel.  Füa  radktdaria,  des  Oculomotorius. 


Lateral  vom  centralen  Höhlengrau  finden  sich  bereits  die 
Kerne  und  Fasern  der  absteigende n  Q u i n t u s  w  u r  z e  1, 
JRadix  descendens  n.  trigemini,  welche  sich  von  hier  bis  zu  dem 
in  der  Brücke  gelegenen  Trigeminuskern  erstrecken,  wo  sie  sich 
den  übrigen  Wurzelfasern  des  letzteren  Nerven  zugesellen.  Eben¬ 
falls  in  der  Gegend  des  Oculomotoriuskernes  beginnt  das  hin- 
tere  Längsbündel.  FascicuTus  longiiüdmiüis  medialis, 


w.  u.),  welches  dicht  neben  der  Medianebene  (Raphe)  ventral  von 
den  Augenmusiceikernen  liegt.  Ventral  vom  hinteren  Längsbündel 


breitet  sich  die  Formatio  reticularis  aus.  Der  sfrösste  Teil  der 
Fasern  des  Tegmentüm  wird  gebildet  von  den  Brachia  cotiimcüva 
die  vom  Nucleus  dentatus  des_  Kleinhirns  zum  roten  Kern,  und 
Untieren  Seite  ziehen«,  ihre  Kreuzung  in  der  Mittellinie 
bezeichnet  man  als  Decussutio  brachii  conjunctivi  und  trennt  sie 


von  anderen  sich  kreuzenden  Fasern  der  beiden  Hauben,  die  zu¬ 
sammen  als  Decussatio  tegmentorum  bezeichnet  werden  (dorsale 
oder  MEYNERT’sche,  ventrale  oder  FOREL’sche  Haubenkreuzung). 
Lateral  vom  Nucleus  ruber  liegt  über  der  Substantia ^igra  noch 
ein  bogenförmig  angeordneter  schmaler  blattförmiger  Zug,  die 
mediale  Schleife,  Lemniscus  medialis.  Das  Dach  des  Aquaeductus 
^ird  gebildet  von  den  Vierhügeln  '(S.  403).  Das  v  ö  rtf  eT  e 
Paar,  Colliculi sup^ioresTderselböT ist  von  weissen  Fasern,  dem* 
oberf  1  äc  hl  i  chen  Mark,  Stratmi  emah,  ^erzogen.  _Im 
Innern  besteht  er  aus  grauer  Substanz,  Stratum  griseum  cdliculi 
superioris,  kleinen  Ganglienzellen,  die  von  feinen  Fasern  lungeben 
sind.  Ventral  von  der  grauen  Masse  liegt  eine  weisse  Sthicht, 
welche  es  vom  centralen  Höhlengrau  trennt,  das  sogeni  tiefe 
_M  a  r  k  ,  Stratum  aibum  profundum.  Das  hintere  Hügel¬ 
paar  ,  Co/h'cMZi  m/eriores,  beim  Menschen  ziemlich  gross  und 
ebenfalls  von  eineF  weissen  Schicht  überzogen,  enthält  einen  -Kern, 


Nucleus  colliculi  inferioris. 

An  die  Pedunculi  schliesst  sich  spinalwärts  die  Brücke, 
^ons  {Varoli).  an,  an  welcheF  man  einen  ventralen  Abschnitt, 

Droosike,  Anatomie.  9.  Aofl.  27 


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a)  Brücke  im  engeren  Sinne,  Pars  basilaris  potUis,  in  den 
der  Fussteil  des  Himschenkels  eintritt,  und  einen  dorsalen 
i/ Brückenteil  der  Haube.  Pars  dorsalis  pontis,  unterschei¬ 
det.  Den  letztgenannten  Abschnitt,  also  den  Brückenteil  der  Haube, 
bilden  nun  drei  Teile,  nämlich:  1)  die  Schleife,  Lemniscus  s. 
Laqueus,  welche  am  meisten  ventral  gelegen  ist  und  einen  breiten 
2^)  aber  wenig  tiefen  Zug  von  Längsfasern  darstellt;  2)  dieFormatio 
reticularis,  eine  ziemlich  breite  Schicht  von  geflechtartigem  Aus- 
3  "sehen)  und  3)  das  h  intere  Längsb  ^n  d  e  1 .  Fasciculus 
qitudinalis  medialis,  welches  am  meisten  dorsal  liegt  und  ein  drei¬ 
kantiges  Bündel  von  Längsfasem  bildet. 

An  der  Schleife,  von  welcher  äusserlich  am  Himstock 
nur  ein  kleines  Stück  auf  dem  Brachium  conjuticlivum  in  UestalT 
eines  schrägen  .Streifens  sichtbar  ist,  unterscheidet  man  zwei  Ab¬ 
teilungen:  a)  die  nahe  der  Medianebene  gelegene  mediale 
^  )  Sch  1  e  i  f  e  und  bX  dje  lateral  e  Schleife.  Die  mediale 
oder  sen  sible  Schleife  (Himschema,  gelbe  Linien)  setzt 
sich  cerebralwärts  zum  Thalamus  und  durch  die  Linsenkem- 
schlinge  in  den  Linsenkerp,  und  weiter  durch  die  Haubenstrahlung 
in  den  Scheitellappen  fort.  EMe  mediale  Schleife  kommt  zumeist 
von  den  Nuclei  gracilis  et  cuneatus  und  den  Strangkernen  ts.  u.), 
Hirnnervenkemen  und  zwar  immer  von  den  Kernen 
der  anderen  Seite,  ist  also  gekreuzt.  Sie  bildet  in  der  Medulla 
oblongata  den  grössten  Teil  der  bogenförmigen  Fasern,  Fibrae 
arcuatae  s^  arciformes  intern^,  welche  man  auf  allen  Querschnitten 
vom  Nachhirn  bis  ins  Mittelhirn  findet  (s.  d.  Querschnitt  Fig.  4). 
Auf  allen  diesen  Querschnitten  sieht  man  ferner  in  der  Mittellinie 
einen  schmalen  Streifen,  die  schon  mehrfach  erwähnte  R  a  p  h  e. 
Dieselbe  kommt  zustande  durch  die  spitzwinkelige  Kreuzung  der_ 
if]  Fasern.  Decussatio  Jemj iscortim.  Die  laterale  oder  A  c  u  s  t  i- 
cusschleife  verliert  sich  nach  oben  in  dem  tiefen  Mark  unter 
den  Vierhügeln  und  geht  vor  allem  in  den  Kern  des  hinteren  Vier¬ 
hügelpaares  über.  Nach  abwärts  ersjreckt  sich  die  laterale  Schleife 
nicht  so  weit  als  die  mediale.,.  Ihre  Fasern  kommen  aus  folgen- 
_  den  Stellen;  einmal  aus  dem  Cortms  irapezoideum  _  Dasselbe  sind 
jin  der  Tiefe  der  Haube,  dicht  über  der  l^rs  basilaris  der  Brücke 
quer  verlaufende  Fasern.^)  Dieselben  stammen  zum  Teil  aus  dem 
_N^cleus_yentraJis_.des.  Acusticus,  .zum_  jeil  aus  der  Oliva  superior 

')  Bei  vielen  Tieren  liegt  das  Corpus  Trapezoideum  am  unteren  Rande 
der  Brücke  als  ein  querer  viereckiger  Zug  hinter  den  Pyramiden  frei  zu  Tage. 


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419 


und  den  Nuclei  des  Corpus  trapezoideum  selbst.  Sie  überschreiten 
die  Mittellinie  und  enden  zum  grossen  Teil  in  der  Oliva  superior 
der  anderen  Seite.  Ein  Teil  geht  mit  Fasern,  die  aus  dieser  letzt¬ 
genannten  Oliva  stammen,  verstärkt  durch  die  Striae  medulläres 
(s.  früher')  und  Fasern,  die  aus  Kernen  in  der  Schleife  selbst 
(Nucleus  lemnisci  laiercUis)  stammen,  in  die  laterale  Schleife  über. 
Physiologisch  haben  wir  in  der  medialen  Schleife  die  Gefühls- 
bahnen  zum  Ge  h  i  r  n  tp  s  y  c  h  p_s  e  tTs  o  r  i  sTB~e~h  B  aH- 
n  e  n)  vor  uns,  die  laterale  Schleife  überträgt  Gehörempfin¬ 
dungen  durch  Vermirteiung  des  hinteren  Hügelpaares. 

Über  t dorsal  voni)  der  Schleife  liegt  in  der  Mitte  der  Hauben-  z) 
region  die  sogen.  Formatio  reticularis  (s.  d.  Quer-  ^ 

schnitte  Fig.  2  und  41.  welche  aus  einem  Geflechte  von  weissen. 
kurzen  Fasern  mit  eingesprengten  kleinen  grauen  Kernen  besteht. 

Nuclei  reticülares  teamcnti. 

Dorsal  wiederum  von  der  Formatio  reticularis,  dicht  unter  ^  v 

dem  Boden  des  IV.  Ventrikels  und  Aquaeductus,  liegt  das  bereits 
erwähnte  dreikantige  Bündel  von  Längsfasern,  welches  man  als  f 
hinteres  Längsbü  n  d  e  1 ,  Fasciculus  longitudinaUs  medialis, 

■bezeichnet.  Sein  oberes  Ende  lässt  sich  mit  Sicherheit  nur  bis  in 
die  Gegend  des  Oculomotoriuskernes  (vielleicht  bis  zu  den  vor¬ 
deren  Vierhügeln)  verfolgen,  nach  abwärts  (medullarwärts)  reicht 
er  l?is  zum  Ende  der  Substantia  reticularis  und  noch  weiter.  Das 
hintere  Längsbündel  besteht  aus  gröberen  und  feineren  Fasern. 

Die  gröberen  (s.  d.  Tafel,  rote  Linie)  finden  sich  auf  der  Strecke  ^ 
'Zwischen  dem  Kerne  des  Oculomotonus  u£djfcniL'dfö_A_bducens. 
und  verbinden  wahrscheinlich  in  complicierter  Weise  j^ter  teil- 
weiser  Kreuzung)  die  Kerne~der  motorischen  Augennerven  unter-  ' 
einander.  Die  feineren  hat  man  b^  in  das  Rückenmark  verfolgt  _'CJ 
(s.  w.  unten),  ihre  Bedeutung  ist  noch  nicht  erkannt. 

Gegenüber  den  soeben  geschilderten  weissen  Faserzügen  ist_in 
dem  Brückenteile  der  Haube  die  graue  Substanz  nur^spär- 
lich  und  zerstreut  vorhanden,  weiter  spinalwärt^M^  Boden  d^ 

IV.  Ventrikels  beginnt  sie  sich  in  Gestalt  der  7  letzten  Hirnnerven- 
kerne  mächtiger  zu  entfalten.  _  Ausserdem  liegt  im  vorderen 
(cerebralwärts  gelegenen)  Abschnitte  vom  Boden  des  IV.  Ventri- 
kels.  lateral  vom  hinteren  Längsbündel,  noch  eine  Gruppe  stark 
pigmentierter  Ganglienzellen,  die  Substantia  fjrrtmn^^  wtkhe  man 
daselbst  durchschimmem  sieht,  sie  lässt  den  Boden  bläulich-grau 
erscheinen,  weshalb  diese  Stelle  als  Loctts  eaeruleus  bezeichnet  wird. 

(S.  404.)  ‘ 

27* 


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420 


$  <  'f 

/i.-l-'i'  Im  ventralen  Abschnitte,  der  Brücke  im  engeren 
Sinne ,  Vars  basUaris  pontis,  finden  wir  die  Fasern  des  Him- 
schenkelfusses  wieder,  welche  daselbst  von  queren  Fasern  gekreuzt 
und  mit  Kernen  untermischt  sind.  Von  den  Fasern  des  Busses 
laufen  nur  die  Pyramidenbahnen,  Fasciculi  longitudinales  (das  mitt- 
lere  Drittel),  in  viele  grössere  und  kleinere  Bündel  gespalten,  durch 
/<lie  Brücke  hindurch.  Die  Fasern  des  äusseren  und  inneren 
Drittels  vom  Himschenkelfusse  (s.  S.  416)  dagegen  treten  in  der 
Brücke  durch  Vermittelung  der  Brückenkerne  Nuclei pontis, 
mit  Querfasern  in  Verbindung,  welche  sich  in  der  Mittellinie 
{Baphe  pontis)  kreuzen  un<^dinch_die  mittleren  Kleinhirn- 
s  t  i  e  ll  ”  Brächia  pontk,  zur  Rinde  der  gegenüberliegenden  Klein- 

_ hirnhemisphäre  gehen.  Auf  diesem  Wege~wird  dieTirosshimrinde 

einer  Seite  (durch  die  bereits  erwähnten  Orosshirn-Brückenbahnen, 
Tafel,  grüne  Linien)  mit  der  Kleinhirnrinde  der  anderen  Seite  ver¬ 
binden.  Die  Querfasern  sind  in  zwei  Lagen  angeordnet,, 
einem  Stratum  superficiale  und  yrofundum  s.  Fibrae  pontis  super- 

der  M e d u  1 1  a  x> b l_o n_g ata  liegen  am  weitesten  ven- 
/ftral.  aussen  deutlich  sichtbar,  die  Pyramiden  (s.  S.  408),  der~ 
/  Ausdruck  der  vereinigten  Pyramidenbahnen,  die  sich  weiter  ab- 

yärts  an  der  Decussatio  in  die  Pyramiden-Vorderstrang-  und  Py- 
ramiden-Seitenstrangbahn  trennen!  Sie  bestehen  äüs  weissen 
fasern,  die  der  Länge  nach  verlaufen.  Vor  den  Pj^amiden  ver^_ 
,  laufen  der  Quere  nach  schmale  Faserbündel,  ^x^Bibrae  arcuatae 
^ernae;  zwischen  ihnen  liegen  die  kleinen  Nttclei  arcuati.  Von 
i  i/i  Corpus  resüforme  weiter  die  Rede  sein. "Seitlich 

von  den  Pyramiden  sind  die  bereits  fridier  als  Oliven  beschrie- 
benen  beiden  ovalen  Erhebungen  gelegen,  welche  die  freie  Ober- 
^iläche  eines  eigentümlidi  geformten  Gebil^,  der  sogen,  grossen 
oder  unteren  Oliv  e  ,  Oliva  inferior,  bilden.  Dieselbe  zeigt 
auf  Querschnitten  in  ihrem  Innern  ein  vielfach  gewundenes,  ge¬ 
zacktes  schmales  Band,  den  Olivenkern,  Nudeus  olivaris  inferior, 
welcher  aus  Gliamasse  mit  eingestreuten  Nervenzellenhäufchen  be¬ 
steht  (s.  den  Querschnitt  Fig.  4).  ln  di^Penpherie  dieses  Band^ 
""treten  von  aussen  zahlreiche  Fasern  (Stratum  zonale.  Vliess  der  _ 
.  Olive)  ein,  welche  durch  Vermittelung  de.s  Corpus  re-stiforme  vom 
_Kleinhirn  Jcpinnien_iK  1  e  i  n  h  i  r  n  -  0 1]  venfasern).  Aus 
dem  Hilus.  Hilus  nuclei  olivaris,  treten  ebenso  zahlreiche  Fasern 
(Stiel  der  Olive)  wieder  aus  und  gehen  durch  die  Raphe  in 
die  andere  Olive  hinein,  wo  sie  zu  enden  scheinen:  man  hat  dieses 


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aus  der  Tatsache  geschlossen,  dass  mit  einer  Kleinhirnhemisphäre 
die  Olive  der  anderen  Seite  zu  Grunde  zu  gehen  pflegt.  In  der 
Nachbarschaft  der  grossen  Olive  gibt  es  noch  mehrere  kleinere 
Ganglien,  welche  nach  ihrer  Lage  zu  der  vorigen  als  i  n  n  e  r  e 
Nebenolive.  Nucleus  olivaris  accessorius  medialis  als  äusssere 
Nebenolive.  Nucleus  olivaris  accessorius  dorsalis.  und  als  yirj 
obere  0 1  i  v  e  bezeichnet  werden.  Die  Nebenoliven  sind  wie 
die  Oliven  gebaut;  die  i  n  n  e  r  e  liegt  als  ein  länglich  schmales, 
fast  sagittal  gestelltes  Blatt  dorsal  von  den  Pyramiden  und  wrd 
_  daher  auch  Pyramiden  k_ej  n  genannt;  die  ä  u  s  s  e  r.e^.(hin- 
tere,  obere,  dorsale)  Nebenolive  liegt  dorsal  von  der  Ohve  gegen 
die  Formatio  reticularis  hin.  Die  obere  Olive,  Nucleus  di-^ 
varis  superior,  beim  Menschen  wenig  entwickelt,  M  dorsal  vom. 
Corpus  traoezoideum  der  Haube^elegen  4s.  d.  Querschnitt  Fig.  3). 

Sie  steht  mit  dem  ventralen  Acusticuskern  durch  das  Corpus,  tra- 
-pezoideum,  mit  dem  Kerne  des  Abducens  durch  ihren  sogen.  - 
Stiel,  mit  dem  hinteren  Vierhügel  und  mit  dem  Seitenstrange 
des  Rückenmarkes  durch  die  Schleife  in  Verbindung. _  Diese  zahl- 
reichen  Verbindungen  kennzeichnen  sie  als  eine  wichtige  Vermitte- 
lungsstation  zwischen  Gehör-  und  Gesichtesinnj;_sie  beantwortet  i 
z.  B.  einen  Gehöreindruck  mit  einer  seitlichen  Bewegung  des 
Auges  und  des  Kopfes  (GOWERS).  Zwischen  den  Oliven  findet 
sich  eine  Schicht  von  quer  und  hauptsächlich  längsverlaufenden 
Fasern,  die  O  1  ivenzwischenschicht,  Stratum  interoli- 
vare  lemnisci,  der  Teil  der  medialen  Schleife,  der  aus  den  Hinter- 
strangkernen  kam.  Dorsal  von  der  Olivenzwischenschicht  und  den 
Oliven,  liegt  wieder  die  schon  erwähnte  Formatio  reticularis, 
bestehend  aus  longitudinalen  Fasern,  Substantia  reticularis  alba 
jmit  dngestreuten  grauen  Kernen,  Substantia  reticularis  yriseu.  ^ 

Lateral  von  den  Oliven  liegen  die  Strickkörper,  Corpora  , 
restiformia,  welche  äusserlich  als  eine  Fortsetzung  der  Hinter-  und 
^eitenstränge  "des  Flüc^kenmarkes  in  die  unteren  Kleinhirnstiele  er- 
scfieinen.  Am  Corpus  restiforme  unterscheidet  man  eine  Reihe  von 
Fasersträngen,  Fasciculi  corpori^  restiformis^  die  sich  zusammen- 
setzen  1 )  aus  der  Kleinhirnseitenstrangbahn,  2)  aus  Fasern  der 
_ Hjntersban^skerne  der  zugehörigen  Seite  und  der  entgegengesetz¬ 
ten  ^it^  und  3)  aus  Fasern  der  unteren  Olive. _ Die  Klein-  <-1 

hirnseitenstrangbahn  (FLECHSIG)  hat  ihr  cerebrales 
Ende  im  Wurme  des  Kleinhirn«,  dem  Hauptsitze  der  Coordina- 
tion.  Im  Rückenmarke  liegt  sie  .im  Seitenstrange,  von  dessen 
Peripherie  sie  einen  Teil  einnimmt.  Hier  hebt  sie  sich  beim  Neu- 


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«  V 


422 


geborenen  in  Gestalt  des  sogen.  Foville’schen  Stranges  gegen  die 
noch  marklose  Pyramidenbahn  als  ein  schmaler  weisser  Saum  ab. 

.  Im  Rückenmarke  kommen  ihre  Fasern  vOn  den  Zellen  der  Clarke¬ 
schen  Säule,  welche  mit  den  hinteren  Wurzeln  des  Rückenmarkes 
in  Verbindung  stehen.  Wenn  oei  Tabes  döfSällS  (Rückenmark” 
Schwindsucht)  mit  -  den  Hintersträngen  die  Clarke’schen  Säulen 
erkrankt  sind,  werden  auch  die  Kleinhirnseitenstrangbahnen  er¬ 
griffen;  die  auf  diese  Weise  entstandenen  Sensibilitätsstörungen  be¬ 
dingen  den  unsicheren  Gang  (Ataxie)  der  Tabiker.  Auf  ein  und 
derselben  Seite 'gelangen  auch  Fasern  derHinterstrangs- 
kerne  in  das  Corpus  restifOTm^  fhdenPsiF'äus  ”der  TarigsnclT” 
tung  umbiegen  und  alsdann  bogenförmig  an  der  dorsalen  Fläche 
der  Medulla  nach  lateralwärts  verlaufen;  sie  werden  von  EDINOER 
als  librae  arcuaiae  extemae  posteriores  s.  dorsales  bezeichnet.  Aus 
den  anderseitigen  Hintersträngen  gehen  solche  Fasern  zunächst  mit 
den  Fibrae  arcwxtae  intemae  der  Schleife  bogenförmig  nach  median- 
und  ventral wärts,  treten  unter  Überschreitung  der  ’TSphe  in  die 
OHvenzwIschen^i^if  der  entgegehgesetzfen  Seife~ünd  ziehen  dann~ 
zuerst  ventralwärts,  weiterhin  an  der  äusseren  (ventralen)  Fläche 
cler  Pyramiden  und  Oliven  herum  in~dis~üörpüs~restitorme;  aüT" 
diesem  Wege  werden  sie  als  Fibrae  arcaiae  extcrnäe  {anteriores)Tr 
jomtrales,  bezeichnet.  Der  Ölivenanteil  des  Corpus  resti-- 
yforme,  die  Olive  n-Kleinhirnbahn,  Fibrae  cerebellooli- 
vares,  verbindet  die  untere  Olive  der  einen  Seite  mit  der  ander-^ 
seitigen  Kleinhirnhetnisphäre  (s.  tolg.  beite).  Hinten  finden  slclT 
äusserlich  am  oberen  Ende  deF  Hinterstränge  das  Tuberculum  £une- 
atum  und  die  Clavae;  sie  entsprechen  dem  Nucleus  funiculi  cuneati 
des  burdach 'sehen,  und  dem  Nucleus  funiculi  gracilis  desGOLL’ 
sehen  Stranges,  von  denen  ^ie  bereits  mehrfäcirerwähnte  Fibrae 
arcuatae  internae  zur  Schleife  und  die  eben  erwähnten  Fibrae  ar-- 
cuatae  externae  zum  Kleinhirn  ausgehen.  Ebenso  sieht  man  bis¬ 
weilen  jid2fin_ikiiLJaieralen_Eandeiler  Olive  eine,  kleine  Anschwel¬ 
lung.  das  Tuberculum  äjiereum  (Rolandi),  welchem  im  Innern  der  _ 
Medulla  das  stark  verdickte.  Ende..  _des  Hinterhornes  entspri^t. 
Dieses  Ende  (der  Kopf)  hängt  nur  noch  durch  eine  schmale 
Brücke  (den  Hals)  mit  dem  übrigen  Grau  zusammen.  Nach  oben 
vom  Tuberculum  cinereum  findet  sich  ein  dünner  langgestreckter 
Zug  von  Nervenzellen.  Nucleus  tr actus  spinaUs  nervi  inganin^ 
An  diesen  Zellen  enden  die  Fasern  eines  Bündels,  welches  sich 
von  den  sensiblen  Wurzeln  des  Trigeminus  abzweigt  und  nach 
unten  zieht.  Tractus  spinalis  n.  iripenrini  (früher  als  Radix  ascen- 


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dens  nervi  V  bezeichnet).  Das  scharf  ausgeprägte  halbmondför¬ 
mige  Bündel  findet  sich  auf  allen  Querschnitten  vom  oberen  Cer- 
vicalmark  bis  zum  Austritte  des  Trigeminus  aus  der  Brücke.  Es 
liegt  lateral  von  der  Fortsetzung  des  Hinterhomes  und  medial 
vom  Corpus  restiforme. 


3.  Das  Kleinhirn. 


Das  Kleinhirn  stimmt  in  seinem  Bau  mit  dem  Grosshim 
insofern  überein,  als  dasselbe  aus  centraler  weisser 
Marksubstanz  und  einer  grauen  Rinde  besteht.  Die 
graiip  Riqde,  Substantia  corticalis,  besteht  aus  einer  äusseren  grauen 
oder  Molecularschicht,  StraLwni  aineraim  und  einer  inne¬ 
ren  graugelben  oder  rostfarbenen  K  ö  rnerschicht,  Stratum 
aranulosum.  Zwischen  beiden  liegt  eine  einfache  Lage  von  grossen 
Zellen  mit  dickem,  keulenförmigen  Leib  und  prachtvollen  geweih¬ 
artigen  Verzweigungen  in  die  Molecularschicht  hinein,  die  Schicht 
der  PURKlNJE’schen  Zellen.  Aussen  liegt  der  Molecularschicht 


noch  eine  mikroskopisch  dünne  Grenzhaut  auf,  Lamina  basalis. 


Die  weisse  Marksubstanz  ist  in  den  Hemisphären  stärker  entwickelt 
als  im  Wimne  und  bildet  hier  den  grossen,  etwa  eiförmigen 
Markkern.  Cormis  medulläre,  in  welchen  die  Kleinhirnstiele 
übergehen.  Im  Wurme  stellt  der  Markkem  eine  Art  von  Com- 


missur  dar,  an  welcher  übrigens  auch  Faserkreuzungsbilder  sicht¬ 
bar  sind.  Am  bekanntesten  ist  das  Markbild  des  Wurmelgauf 
j:inem  Medianschnitte  des  Kleinhirnes,  wo  er  zusammen  mit  der  da¬ 
rauf  sitzenden  grauen  Rinde  seit  Alters  her  als  Arhor  vitae  be- 
zeichnet  wird.  Von  dem  Markkeme  gehen  in  die  einzelnen  Ab- 
jSfchnitte  des  Wurmes  und  der  Hemisphären  Leisten,  sogen.  M  a  rk- 
leisten.  Laminae  medulläres.,  von  welchen  die  kleineren  (se- 
cundären  Markleisten)  bereits  von  der  grauen  Rinde  überzogen 
sind.  Die  Leisten  vom  oberen  Abschnitte  des  Wurmes  biiden_ ge^ _ 
wöhnlich  eine  mehr  vertical  gestellte  zusammenhängende  Masse, 
den  Ramus  vercaülis  iJie  Leisten  des_  hinteren  Wurmatßchnittes  m 
ähnlicher  Weise  den  Ramus  horizontaiis.  Ausser  der  grauen  Rinde 


finden  sich  nun  im  Kleinhirne  jederseits  eine  Reihe  eigentümlich 
geformter  grauer  Kerne  vor,  welche  sämtlich  auf  den  medialen 
Teil  des  Markkernes  zusammengedrängt  sind.  Am  meisten  lateral 
von  diesen  Kernen  ist  zunächst  ein  sehr  charakteristisches  gezack¬ 
tes  Band,  der  gezahnte  Kern,  Nucleus  dentatus  s.  Corpus 
ciliare,  gelegen,  welcher  dem  gleichnamigen  Kerne  der  Olive  sehr 


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ähnlich  ist.  Das  Band  ist  cerebral-  und  medianwärts  offen 
(H  i  1  u  s).  Die  Convexität  desselben  ist  umgeben  von  einem  dich¬ 
ten  Gewirre  von  Markfasern,  welche  man  mit  einem  Schaffelle  ver¬ 
glichen  hat  (STILLING’s  V  1  i  e  s  s),  Capsula  nuclei  dentaii.  Ein  an- 
Ij  derer  Kern,  der  Pfropf.  Nucleus  emboUformis,  ist  eine  keulen- 

'  förmige  graue  Masse,  welche  in  sagittaler  Richhmg  mit  dem 

spitzen  Ende  nach  hinten  und  zugleich  medial  von  dem  Nucleus 
dentatus  gelegen  ist.  Noch  weiter  medianwärts,  aber  etwas  tiefer 
als  der  Pfropf,  befindet  sich  ein  sagittal  gestellter  Streifen,  der 
y  K  u  g  e  1  k  e  r  n  ,  Nucleus  globosus,  dessen  Name  sich  auf  kugelige 
Anschwellungen  bezieht,  welche  derselbe  an  seinem  oberen  Rande 
(die  stärkste  an  seinem  hinteren  Ende)  besitzt.  Der  Dachkern. 

^  Nucleus  fasügii,  endlich  liegt  schon  in  dem  Marke  des  Wurmes 
/  dicht  hinter  dem  Dache  des  IV.  Ventrikels  und  bildet  ein  horizon-~ 
tal  liegendes  plattes  Ellipsoid,  dessen  hinteres  Ende  in  drei  zipfel¬ 
artige  Fortsätze  ausläuft.  Beide  Dachkeme  sind  in  der  Median¬ 
ebene  ntu'  diirch  einen  schmalen  Streifen  Marksubstanz  getrennt 
und  fliessen  sogar  hinten  undeutlich  zusammen.  Alle  die  eben  be¬ 
schriebenen  Kerne  _sind  nur  in  sehr  geringer  Entfernung /on  dem 
Hohlraume  des  IV,  Ventrikels  gelegen  _und  am  besten  auf  Flach- 
^  ^  schnitten  durch  den  Markkem  des  Kleinhirnes  wahrzunehmen. 

Die  Faserbahnen  des  Kleinhirnes  sind  solche," 
die  in  das  Kleinhirn  eintreten  und  dort  enden  und  solche,  die 
vom  Kleinhirn  ausgehen.  Alle  Verbindungen  mit  den  übrigen  Ab¬ 
schnitten  des  nervösen  Centralorganes  müssen  durch  ^ie  Klein- 
,  ’  '  h  i  r  n  s  t  i  e  1  e .  Crura  cerebelli,  hindurchtreten.  Im  Binde- 

^  arm,  Brachium  conjuncüvum,  verlaufen  austretende  Fasern, 
welche  hauptsächlich  aus  dem  Hilus  des  Corpus  ciliare  (Nucleus 
dentatus)  kommen  (intraciliare  Fasern),  zunächst  zum 
•  roten  Kerne  der  anderen  Seite  gehen,  Tractus  cerebdlo  teamen- 
'■-■f  talis  (s.  S.  417)  und  schliesslich  in  der  Rinde  des  Grosshimes. 

')  A'.} '\Tractus  corücotegmmtalis  (besonders  im  Scheitellappen)  und_  im 

Corpus  Striatum  enden.  Im  B  rücke  n_s^h  e  n  k  e  1 ,  Brachium 
ponüs,  ziehen  besonders  Fa^rn  von  den  Kernen  der  entg^en^;^ 
,  ,  gesetzten  Brückenhälfte  zu  der  Kleinhirnhemisphärenrinde,  Traäus 

^  ,  j»mtocerehellaris.  Von  der  Brücke  aus  (s.  S.  420)  stehen  sie 

durch  die  Grosshimbrückenbahnen  mit  der  Rinde  des  Stirn-, 

,  Hinterhaupt-  und  Schläfenlappens  in  Verbindung,  Tractus  corücis 
^ ' I‘t4d  ponlem.  Auf  diese  Weise  sehen  wir  das  Kleinhirn  im  innigen 
Zusammenhänge  mit  dem  ganzen  Grosshim.  Die  Verbindungen 
mit  der  Medulla  oblongata  und  spinalis  nehmen  ihren  Weg  durch 


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Kb  ocnlo-Dotoril 


Kacleat  ocfVl  hjrpoflosti  ^ 


Corpus  icBoicBlituin 


.N  Uochlasri» 


elois«* 
phsrj^ipsa« 
X.  »»Kus 


hypoglotsus 


■•»X  «cccisorius 


rrntricBti  qusrU 


.  Fuiiii  iiliis 
‘laleriilK 


Karn  d.  N  <xulo- 
raolorius 


l'rimlrA 


XucIsQ«  nar^i 
faciali« 


modulltrijs. 

*.  tcutUcaa 


XacUi  oprri  Brustici 


Xurlcut  motor  nrtn 
t:los»opbar  «t  rai'i  ~ 
(Xuclaus  ambigouik) 
NurUas  alaa  ciaarca« 
It.  <L  N  glofso'pharjDK- 
und  *acns) 


Corpus  gi>nicvUtum 


Trigonun  I«mDitci 


mioir 
nnJ 

Portio  major 


faciilia 


d  Fas«!rD 

Trsctus  opticus . 

in  dl«  SnhcBotrcn 


Koro  d.  N  lrocbloaris>  ■ - 


Locus  caenilcus 


Nocleas  u.  Rsdit  do«- 
CBodcas  d  N.  Irigtminu'* 


Haupikero  (Xucipus 
inolor.  pnncpps  d  N.-- 
thgeminus) 


Nuclnua  nnrri, 
abducentis 


Viicloii«  ti.  Kail II  ««rcnilcns 
n<T»i  irigamini  (Nurlrus  und 
Trsctus  «ptoslis  B  trigcniiDt' 


Noclaas  oeni  tccesaorii 


Tafel  //. 


Die  Kerne  der  Hirnnerven  (nach  ZIEHEN)a 

Ansicht  von  hinten.  Motorische  Kerne  und  Fasern  gelbrot,  sensible  bezw. 

sensorielle  dunkelrot. 
a  =  Nucleus  medialis  (SCHWALBE) 

b  =  Nucleus  Superior  (BECHTEREW)  a—d  =  Nuclei  nervi 

c  =  Nucleus  lateralis  (DEITERS)  vestibularis. 

d  =  Nucleus  radicis  descendentis 
e  —  Nuclei  nervi  cochlearis. 


Aus  Broesike,  Anatomischer  Atlas,  verkleinert. 


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<den  unteren  Kleinhirnstiel,  Corpus  restiforme.  In  dem  ^ 
letzteren  verlaufen  vornehmlich  die  bereits  S.  422  als  Klein- 
hirn- Olivenbahn  beschriebenen  Fasern.  Die  vom  Wurme 
kommenden  Fasern  gehen  hauptsächlich  in  den  Rückenmarksan¬ 
teil  des  Corpus  restiforme  über. _ Auch  die  Verbindungen,  v/elche 

man  zwischen  dem  Kleinhirn  und  den  Kernen  des  Trigeminus  und 
Acusticus,  wahrscheinlich  auch  des  Glosspharyngeus  und  Vagus 
angenommen  hat  (diesogen.  direkte  sensorische  Klein¬ 
hirn  b  a  h  n  von  EDINGER)  verlaufen  im  Corpus  restiforme. 

Das  Kleinhirn  ist  in  erster  Linie  das  Organ  für  die  Erhaltung 
_des  Gleichgewichtes  des  Körpers.  Die  vergleichende  Anatomie 
lehrt  uns,  dass  die  Kleinhimhemisphären  um  so  mächtiger  ent¬ 
wickelt  sind,  je  höher  die  Stufe  ist,  welche  ein  Geschöpf  in  der 
Tierreihe  eiimimmt.  Bei  den  niedriger  organisierten  Tieren  ist  zu¬ 
erst  nur  ein  Mittelstück  (ein  Analogon  des  Wurmes)  vorhanden, 
welches  ganz  bescmders  stark  bei  denjenigen  Arten  ausgebildet 
ist,  die,  wie  die  Fische  und  Vögel  (im  Schwimmen  und  Fliegen) 
Meister  der  Bewegung  sind. 

IX.  Die  Ursprünge  der  Himnerven.  Die  Rindencentren  des 
Hirnes.  Der  Bau  der  Hirnrinde. 

Von  den  zwölf  Himnerven  nehmen  die  beiden  ersten,  der 
Olfactorius  und  Opticus,  in  mancher  Beziehimg  eine 
Sonderstellung  ein.  Ihr  Ursprung  wird  später  bei  der  Beschrei¬ 
bung  ihrer  peripheren  Nervenausbreitung  näher  erörtert.  Die 
übrigen  zehn,  vom  III. — XII.,  sollen  hier  nacheinander  aufgezählt 
werden.  Der  Austritt  derselben  ist  bei  der  Beschreibung  der  Hira- 
basis  (s.  Fig.  22)  kurz  geschildert.  Das  Gebiet  ihrer  Kerne  reicht 
von  dem  oberen  Ende  des  Aquaeductus  bis  zur  Höhe  der  De- 
cussatio  pyramidum.  ;  Diese  Kerne  liegen  in  demjenigen  ventralen 
Abschnitte  des  ursprünglichen  Medullarrohres,  welcher  später  im 
Mittelhime  durch  den  Aquaeductus  cerebri,  im  Hinter-  und  Nacü^^ 
hirae  durch  den  IV.  Ventrikel  repräsentiert  wird.  Sie  liegen  zum 
Teil  dicht  an  der  Medianebene,  ziun  Teil  weiter  lateralwärts. 

Unter  dem  Aquaeductus  liegen  nur  der  III.  und  IV.,  unter 
der  Rautengrube,  dem  Boden  des  IV.  Ventrikels,  die  üjirigen  acHF^ 
Hirnnervenkeme,  von  weichen  sich  der  V.Jjis  VH.  im  oberen,  der 
Vlll.  bis  XII.  im  unteren  Abschnitte  der  Grube  finden;  der  VHI. 
ragt  noch  in  den  oberen  Abschnitt  hinein.  —  Ihrer  Function  nach 
zerfallen  diese  Nerven  in  rein  motorische,  rein  sensible  resp.  sen- 


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soriscbe  und  gemischte,  d.  h.  solche,  welche  beide  Functionen  in 
sich  vereinigen.  Rein  motorisch  sind  der  HL.  IV.,  VF,  VIl.,  XL  und 
XII.;  rein  sensorisch  derVlII.,  gemischt  der  V.,  IX.,  X.  Hirnnerv. 

.{  H  !■  lim  ngulü-fl8»cind  die  motorischen  Kerne  und  Wiu’zeln  gelb- 
^  rot,  die  sensiblen  bezw.  sensorischen  dunkelrot  dargestellt.  Von 

den  motorischen  Kernen  liegen  der  Mittellinie  nahe  die  Kerne  des 
^  ^  Oculomotorius,  Trochlearis,  Abducens  und  Hypoglossus,  etwas 

weiter  lateralwärts  die  motorischen  Kerne  des  Trigeminus,  Facia- 
"  23  T  i^is,  Glossopharyngeus,  Vagus  und  Accessorius  {Nudeus  ambigutts). 

^  Die  sensiblen  Kerne  li^en  noch  weiter  lateralwärts  mit 
Ausnahme  der  sensiblen  Kerne  des  Glossopharyngeus  un(i  Vagus^" 
{Nudeus  alae  einige),  welche  sich  zwischen  Nucleus  n.  hypo- 
glossi  und  Nucleus  ambiguus  einschieben.  Zwischen  den  mo- 
torischen  und  sensiblen  WürzSn  .besteht  bezüglich  ihres  Ursprunges 
jedoch  ein  grosser  Unterschied.,  Nur  die  motorischen  Wurzeln 
haben  ihren  Ursprung  in  den  Zellen  der  entsprechenden  Kerne 
(Ursprungskern  e)  und  treten  aus  ihnen  aus;  die  sensiblen 
Wurzeln  dagegen  haben  ihre  Ursprungszellen  in  Kernen,  die 
ausserhalb  der  Medulla  oblongata  liegen  (Ganglion  semilunare, 
petrosum  usw.l.  sie  treten  mit  ihren  Wurzeln  daher  richtiger  ge¬ 
sagt  in  die  Medulla  ein  und  enden  an  den  entsprechenden  Kernen 
der  Medulla  (E  n  d  k  e  r  n  e).  Die  von  den  Zellen  der  Endkerne 
ausgehenden  Fortsätze  oder  Fasern  leiten  und  führen  in  das  Cen¬ 
tralnervensystem  weiter  hinein.  Es  ist  dies  ein  ähnliches  Verhält¬ 
nis,  wie  wir  es  bei  den  hinteren  Wurzeln  des  Rückenmarkes  wie¬ 
derfinden  Werden. 

Die  Wurzeln  kommen  alle  an  der  ventralen  Seite  des  Gehirnes 
zum  Vorschein,  mit  Ausnahme  der  Trochleariswurzel, 
welche  allein  dorsalwärts  austritt,  nachdem  sie  sich  mit  dölenigen 
der  anderen  Seite  gekreuzt  hat,  ln  Figur  23,  welche  durchsichtig 
gedacht  ist,  sind  die  Himnerven  und  ihre  Kerne  von  der  Seite 
dargestellt,  die  motorischen  rot,  die  sensiblen  schwarz.  Hier  sieht 
man,  dass  die  Kerne  in  verschiedener  Tiefe  liegen,  teils  mehr  dor¬ 
sal,  teils  mehr  ventralwärts.  Am  meisten  dorsal,  dicht  unter  dem 
Boden  der  Rautengrube,  liegt  der  Kern  des  Hypoglossus,  am 
meisten  ventral  der  eine  Kern  des  Nervus  acusticus  (Nucleus  nervi 
cochlearis).  Vor^  der  sensiblen  Wurzel  des  Trigeminus  geht  ein 
schwarz  punktierter  Streif  cerebralwärts,  die  Radix  descendens  V.~ 
Dieselbe  konnte  in  der  Figur  auch  rot  dargesteilt  werden  (wie  in 
Tafel  2),  weil  ihre  Fasern  nach  Ansicht  der  meisten  Autoren  in 
die  motorische  Wurzel  dieses  Nerven  übergehen.  Ebenso  geht  von 


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der  sensiblen  Wurzel  ein  schwarzer  Streif  spinalwärts.  Dieser 
Tractus  spincUis  n.  trigemini  ist  unbestritten  sensibel.  Vom  Facialis 
(VII)  sehen  wir  die  Fasern  erst  dorsalwärts  ziehen  und  dann 
knieförmig  ventralwärts  umbiegen.  In  der  Concavität  dieses  Bogens 
liegt^der  Abducenskern  (VI).  Beim  Acusticus  (VIII) 
sehen  wir  zwei  Wurzeln,  eine  vordere,  N.  vestibtdaris,  welche  aus 
den  dorsal  gelegenen  Nuclei  n.  veslibularis  und  eine  hintere,  N. 

cochlearis,  welche  aus  den  ventral  gelegenen  Nudei  n.  cochlearis, _ 

kommt.  Die  Kerne  des  VIII.,  IX.,  X.  und  XII.  Hirnnerven 
sind  mehr  neben-  als  untereinander  liegend  zu  denken  (man  ver- 


Fig.  23.  <■'>  :  .  ■  -v. 

Schematische  Darstellung  der  Hirnnervenkerne  und  ihrer  Wurzeln 

nach  EDINGER. 


gleiche  Figur  23).  Der  schwarz  punktierte  Streifen,  welcher  über 
den  austretenden  Wurzeln  des  XI.  Himnerven  gelegen  ist,  soll 
den  Tractus  solitarius  bezeichnen,  von  dem  beim  Glosso- 
pharyngeus  die  Rede  sein  wird. 

.  N.  oculomotorius.  j  ,  j 

J3er  dritte  Hirnnerv,  der  O  c  u  1  o  m  o  t  o  r  i  u  s  ,  ist  ein  r  e  i 
motorisch  e  r  N  e  r  v  ,  welcher,  wie  schon  sein  Name  sagt, 
Augenmuskeln  versorgt.  Seine  Fasern  kommen  aus  einem  Strange 
von  multipolaren  Ganglienzellen,  Nucteü^.  oculomoiörii,  weicher 
unmittelbar  dorsal  vom  hinteren  Längsbündel  in  der  v  e  n  t  r  a  - 
1  e  n  Wand  des  Aquaeductus,  dem  sogen,  centralen  Grau,  liegt_ 
(s.  die  Querschnittafel  Fig.  1)  und  in  seiner  Ausdehnung  der 


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» 


Strecke,  zwischen  der  hinteren  Conunissur  und  der  Grenze  der 
beiden  Vierhügelpaare  entspricht. 

Man  unterscheidet  an  ihm  einen  vorderen  und  einen  h  i  n- 
t e r p n  oder  Hauptkern.  Der  vordere.  EDINGER- 
WESTPHAL’scher  Kern  besteht  aus  kleinen  Ganglienzellen, 
welche  die  Fasern  für  die  Pupille  (den  M.  sphincter  iridis)  ab- 
geben.  Der  hintere  oder  Hauptkern  besteht  aus  grossen, 
multipolaren,  gelblich  pigmentierten  Ganglienzellen,  welche  eine 
Heinere  jnediale  unpaare  Gruppe  (M  e  d  i  a^n^  e  r  n)  und  zwei 
grössere  seitliche  Gruppen  (Lateral  kern)  bilden.  Aus  letz¬ 
terem  kommen  von  vom  nach  hinten  gezählt  die  Fasern  des  M. 
levator  palpebrarum,  des  M.  rectus  stiperior,  des  M.  rectus  me 
dialis,  des  M.  obliquus  inferior  und  des  M.  rectus  inferior.  Aus 
dem  Mediankem  die  Fasern  für  die  Accomodation  (M.  ciliaris). 

Vcm  den  Kernen  verlaufen  die  Fasern  in  einem  leichten,  late- 
ralwärts  convexen  Bogen  ventralwärts  dtu'ch  den  roten  Kern  und 
treten  schliesslich  an  der  lateralen  Seite  der  Grosshimschenkel  in 
einer  Rinne,  dem  Sulcus  oculomotorius,  aus.  Die  meisten  Fasern 
kommen  aus  dem  Kerne  derselben  Seite,  wenige  stammen  aus  dem 
der  anderen  Seite,  so  dass  auch  hier  eine  teilweise  Kreuzung 
stattfindet.  Eine  Anzahl  von  Fasern  zieht,  wie  bereits  erwähnt, 
im  hinteren  Längsbundei  spinalwärts  und  bringt  bescmders  den 
Kern  des  Rectus  medialis  mit  dem  Kerne  des  anderseitigen  Ab^ 
ducens  in  Verbindung.  Denselben  Weg  nehmen  wahrsdieinlich 
auch  Fasern  vom  hinteren  Ende  des  Oculomotoriüskemes  spinal¬ 
wärts  in  die  Wurzel  des  Facialis  hinein.  Sie  versorgen  (fraglich) 
den  Orbicularis  palpebrarum,  wie  man  daraus  geschlossen  hat, 
dass  bei  pathologis^en  Affectionen  des  Facialiskemes  der  Orbi¬ 
cularis  palpebrarum  funcüonsfähig  bleibt  (Mendel). 

N.  trochlearis. 

Der  IV.  Himnerv,  der  Trochlearis,  ist  ebenfalls  rein 
motorisch  und  nur  für  einen  Augenmuskel,  den  M.  obliquus  su- 
perior,  bestimmt.  Sein  Kern  schliesst  sich  spinalwärts  unmittel- 
bar  an  ^n  des  Oculomotorit^  an^hat  dieselbe  Lage  und  nimmt 
die  Gegend  ein,  weicher  äusserlich  das  »hintere  Paar  der 
Vierhügel  entspricht.  Seine  Wimzelfasern  treten,  wie  schon  er¬ 
wähnt,  allein  von  allen  Hirnnerven  dorsalwärts  aus  und  kreuzen 
sich  mit  den  Fasern  des  gleidinamigen  Nerven  der  anderen  Seite  ~ 
fast  vollständig  vor  ihrem  Austritte.  Die  Fasern  kommen  aus  der 
lateralen  Seite  des  Kernes,  kreuzen  sich  im  Velum  medulläre  an- 


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terius  mit  den  anderseitigen  Fasern, 

riumy  j^nd  treten  hinter  den  Vierhügeln  naben-denL-Eremilum  aus. 

N.  trigeminus. 

Der  V.  Hirnnerv,  der  Tri  g  e  minus,  ist  ein  gemischter 
(m  o  1  o  r  i  s  c  h  -_s  e  n  s  i  b  1  e  r)_  Nerv,  Seine  motorische  Vert>fet= 
tung  ist  nicht  umfangreich  (Kaumuskeln),  sein  sensibles  Gebiet 
nimmt  jedoch  den  grössten  ml  des  kopfes' ein.  DemeriKprecnend 
umfasst  auch  die  centrale  Ausbreitung  des  sensiblen  T^es  ein 
grosses  Gebiet,  das  sich  von  den  vorderen  Vierhügeln  bis  ^uhiT 
zweiten  Cervicalsegment  des  Rückenmarkes  erstreckt.  Diese  grosse» 
Ausbreitung  seines  centralen  Gebietes  wird,  wie  GOWERS  bemerkt, 
verständlich,  wenn  man  bedenkt,  dass  der  Trigeminus  in  seiner 

_ sensiblen  peripherischen  Ausbreitung  gewissennassen  die  sensiblen 

Fasern  sämtlicher  motorischen  Hirnnerven  ersetzt.  Seine  Wurzel¬ 
fasern  treten  in  zwei  gesonderten,  aber  dicht  nebeneinander  ge- 
legenen  Portionen  an  dem  Übergang  der  Brücke  in  die  Brücken- 
schenkel  zum  Kleinhirn  aus.  Die  vordere  Abteilung, 
Portio  minor,  ist  klein  und  motorisch,  die  hintere,  Portio 
major,  ist  vier-  KrTflnfmäl  ~slSkeT~tihd  sensibel;  sie  tritt  riciitiger 
gesagt  in  die  Brücke  ein,  da  ihre  Nervenfasern  von  einem  beson¬ 
deren  Kern  (Ganglion  semilunare)  stammen,  welches  als  eine  Art 
Spinalganglion  anzusehen  ist.  Das  Ganglion  semüunare  s.  GASSERI 
liegt  im  Cavum  Meckeli  (s.  S.  459).  Es  besteht  aus  tscheinbarl 
unipolaren  Ganglienzellen,  deren  Fortsatz  sich  T-förmig  teilt,  in 
einen  peripheren,  der  in  einen  der  Äste  des  Trigeminus  übergeht 
und  einen  centralen,  der  in  der  Portio  major  ins  Gehirn  tritt  und 
an  einem  Endkern  des  Trigeminus  endet. 

Die  moto  rische  Wurzel  stammt  aus  dem  m  o  t  o  r  i- 
schen  Kerne.  Nuclei  motorii  n.  trigemini  (Noi/au  masticateur 
von  DUVAL),  welcher  eine  ovale  graue  Masse  von  grossen,  leicht 

pigmentierten  Ganglienzellen  bi Idet,  die  im  vorderen  Abschnihe _ 

der  Rautengrube  unter  dem  Locus  caeruleus  gelegen  ist.  Ausser¬ 
dem  geht,  wie  von  den  meisten  Autoren  angenommen  wird,  die 
absteigende  Quintuswurzel,  Radix  descendens  V. 
(trophische  Wurzel  von  MERKEL),  fast  ganz  in  die  motorische 
Wurzel  über.  Die  groben  Fasern  derselben  kommen  aiis~klelnen 
Anhäufungen  von  grossen  blasigen  Zellen,  welche  sich  im  cen¬ 
tralen  Grau  der  ganzen  ventralen  Wand  des  Aquaeductus  bis  zum 
Locus  caeruleus  hin  finden,  und  an  der  lateralen  Seite  dieser  Zell¬ 
haufen  ein  ziemlich  compactes  Bündel  bilden  (s.  d.  Querschnitts¬ 
tafel  Fig.  2). 


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430 


Die  sensible  Wurzel  kommt  oder  geht  richtiger  zum 
Teil  zu  dem  sensiblen  Kern,  welcher  sich  lateral  vom  mo- 
torischen  in  grösserer  Ausdehnung  findet,  zum  Teil  aber  biegt 
sie  nach  unten  um  und  wird  zum  Tractus  spinalis  n.  trigemini 
{Badix  ascendens  FQ.  Derselbe  bildet,  wie  schon  erwähnt,  auf  Quer¬ 
schnitten  (s.  Qu.  Taf.  Figg.  3  u.  4)  jenes  medianwärts  concave 
Bündel  von  feinen  Fasern,  welches  sich  vom  Tuberc.  Rolandi  an'^ 
bis  nahe  zur  Austrittstelle  der  Nerven  cerebralwärts  verfolgen 
lässt,  indem  es  die  sogen.  Substantia  gelatinosa  (eine  Fort¬ 
setzung  des  Hinterhornes  des  Rückenmarkes)  mit  seiner  Concavi- 
tät  umfasst;  in  dieser  liegen  die  Zellen,  Nucleus  tractus  spinalis  n. 
trigemini.  Das  Bündel  schwillt  von  spinal-  nach  cerebralwärts 
scheinbar  immer  mehr  an,  tateächlich  nimmt  es  oben  nach  unten 
ab  durch  die  Art  der  Endigung  seiner  Fasern  (s.  Anmerkung). 
Von  der  sensiblen  Wtirzel  soll  auch  ein  Bündel  zum  Kleinhirn, 
das  an  der  medialen  und  dorsalen  Peripherie  des  Corpus  resti- 
forme  verläuft,  die  sog.  sensorische  Kleinhirnbahn 
von  Edinoer,  gelangen.  ~~  -- 

N.  abducens. 

.  Der  sechste  Hirnnerv,  der  Abducens,  ist  reinmoto- 
risch  und  versorgt,  wie  der  Trochlearis.  auch  nur  einen  Augen- 
muskel,  den  M.  rectus  lateralis.  Die  Lage  seines  Kernes  ist  in 
der  Rautengrube  durch  eine  Erhebung  in  der  Eminentia  medialis 
oberhalb  der  Striae  medulläres  markiert  (s.  Fig.  23),  welche  man 
als  Collicidus  facialis  ( Genu  intermm  -nervi  facialis)  bezeichnet  hat. 
Diese  Erhebung  wird  bedingt  durch  eine  knieförmige  Biegtmg  der 
Facialisfasern,  von  deren  ventralwärts  gerichteter  Qmcavität  der 
Abducenskern  umschlossen  und  sogar  zum  Teil  durchsetzt  wird 
(s.  Fig.  23).  Der  Kern  des  Abducens  ist  mehr  breit  als  hodi  und 
läuft  nach  vorn  (cerebralwärts)  spitz  aus.  Seine  Zellen  sind  ziem¬ 
lich  gross.  .Die  Wurzeln  (s.  d.  Querschnitt  Fig.  3)  treten  an  seiner_ 
medialen  Seite  aus,  verlaufen  dann  medial  von  der  oberen  Olive 
nach  ventralwärts,  zugleich  ein  wenig  spinalwärts  absteigend,  un3~^ 
treten  am  lateralen  Rande  der  Pyramide  in  der  Querfür^ 
zwischen  Brücke  und  verlängertem  Mark  zu  Tage. .  Weil  der  Kern 
des  Abducens  teilweise  von  Facialisfasern  durchsetzt  wird,  wurde 


I  ')  Wahrscheinlich  teilt  sich  jede  eintretende  sensible  Wurzelfaser  in  einen 
aufsteigenden  Ast,  der  zu  einer  Zelle  des  genannten  Kernes  geht  und  einen 
absteigenden  Ast,  der  in  die  Radix  dubueiidülfr  geht  und  an  einer  Zelle  des  Nucleus 
tractus  spinalis  n.  V.  endet.  Von  den  Zellen  beider  Kerne  gehen  Fasern  ceor 
tralwärts  und  bilden  einen  Teil  der  medialen  Schlehe. 


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er  früher  auch  als  oberer  Facialiskem  bezeichnet.  Er  hat  zum 
Facialis  jedoch  keine  Beziehungen;  dag^en  ist  er  durch  das 
hintere  Längsbündel  mit  dem  Oculomotoriuskerne  tmd 
durch  die  bereits  S.  421  erwähnte  direkte  Bahn,  den  Stiel,  mit  der 
oberen  Olive  verbunden.  Cerebrale  Bahnen  von  ihm  sind  noch 
nicht  Jbekannt. 

N.  facialis. 

Der  siebente  Hirnnerv,  der  Facialis,  ist  an  sich  ebenfalls 
rein  motorisch  imd  in  erster  Linie  der  mimische  Nerv  des 
Gesichtes.  Sein  Kern  liegt  ziemlich  tief  in  der  Bodensubstanz  des 

IV.  Ventrikels,  im  lateralen  Abschnitte  der  Formatio  reticularis, 
ventral  und  lateral  vom  Abducenskem.  dorsal  von  der  oberen 
Olive  (Querschnitt  Fig.  3);  spinalwärts  schliesst  sich  an  ihn  der 
Nucleus  ambiguus  und  cerebralwärts  der  motorische  Trigeminus¬ 
kern  an  (Tafel  11).  Seine  grossen  Zellen  sind  multipolar  und 
leicht  pigmentiert.  An  seiner  Wurzel,  welche  eine  dorsalwärts 
convexe,  hufeisenförmige  Gestalt  besitzt,  und  in  deren  Convexität 
der  Abducenskem  liegt,  unterscheidet  man  drei  Abschnitte,  ln 
dem  aufsteigenden  oder  K.e  r  n  s.c  h  e  n  k  e  1 ,  Vars  prima. 
steigen  die  Fasern,  fächerförmig  convergierend,  nach  dorsal-  und 
medianwärts  empor  und  biegen  dann  an  dem  Colliculus  facialis 
um,  um  in  Gestalt  eines  compacten  Bündels  in  der  Eminentia  me- 
dialis  neben  dem  Sulcus  longitudinalis  eine  Strecke  weit  als  sogen. 
Mittel-  oder  Z  w  i  s  c  h  e  n  s  t  ü  c  k ,  Genu,  (zweiter  Abschnitt) 
cerebralwärts  zu  verlaufen.  Am  vorderen  (oberen)  Ende  der 
Eminentia  teres  biegt  dieses  Stück  wieder  um  und  zieht  als  a  b  - 
steigender  oder  Austrittschenkel ,  Pars  secunda, 

"  (dritter  Abschnitt),  lateral-,  ventral-  und  spinalwärts  zu  seiner  Aus¬ 
trittstelle  in  der  Furche  zwischen  Olive  und  Brückenschenkel  hin. 
Auf  diesem  Wege  liegt  medial  vom  ateteigenden  Schenkel  der 
Kern  des  Facialis,  lateral  die  Quintuswurzel  (Querschnitt  Fig.  3 

V.  asc.)  In  die  Wurzel  gelangen  auch  einzelne  Fasern  vom  an¬ 
derseitigen  Kerne.  Die  cerebrale  Bahn  des  Facialis  geht  zunächst 

^  durch  die  Raphe  zur  anderen  Seite,  um  sodann  mit  dem  Bündel 
von  der  Haube  zum  Fuss  neben  die  psychomotorischen  Extremi¬ 
tätenbahnen  zu  gelangen,  ln  Her  inneren  T  insgnkapsel  liegt  sie 
vor  den  letzteren  im  Knie  und  findpf  srhlipsslirh  ihr  RinHpnfpld 
im  unteren  Teile  der  vorderen  Centralwindung  (s.  Tafel  III). 
Zwischen  Facialis  und  Acusticus  zunächst  und  dann  mit  dem  Fa¬ 
cialis  verläuft  der  N.  intermedius  s.  Portio  intermedia  "Wrlsbergi ;  er 

ist  im  WPSPnHirhpn  f>in  SPnsihW  »Hpr  c/^ncna-ierhar  M^rw  g<»inA 


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432 


Zellen  bilden  das  Ganglion  geniculi  des  N.  facialis.  Die  Nerven¬ 
fasern  dieser  Zellen  teilen  sich  T-förmig,  der  periphere  Fortsa^ 
geht  in  die  Chorda  tympani  über,  der  centrale  geht  zum  Gehirn 
und  endet  äii  3en  Zellen  des  Tlücleüi  solitarius.  DTe 
motorischen  (secretorischen)  Fasern  des  Nervus  intermedms  ent¬ 
stammen  einem  Kleinen  zerstreuten  Kern,  der  dorsal  vom  Facialis- 
kern  in  der  Substantia  reticularis  liegt. 

N.  acusticus. 

Per  achte  Hirnnerv,  der  Acusticus,  ist  ein  reiner 
Sinnesnerv.  Derselbe  tritt  lateral  vc«n  Facialis,  in  der  Furche 
zwischen  Olive  und  Brückenschenkel,  zu  Tage  und  legt  sich  so 
dicht  dem  Facialis  an,  dass  früher  beide,  Facialis  und  Acusti¬ 
cus,  als  ein  Nervenpaar,  Par  septimum  von  WILLIS,  zusammen¬ 
gefasst  und  in  eine  Portio  dura  (Facialis)  und  eine  Portio  tndUis 
(Acusticus)  getrennt  wurden.  Von  der  Portio  dura  wurde  später 
noch  von  WRISBERG  die  Portio  intermedia,  jetzt  N.  intermedius, 
wieder  gesondert. 

Die  Fasern  des  Acusticus  bilden  zwei  Wurzeln,  eine  vordere, 
_  Badix  vestibularis,  und  eine  hintere,  Radix  cochlearis.  Di^  zuge- 
hörigen  Nervenzellen  der  ersteren  sind  in  den  Ganglia  vestibularia, 
die  der  letzteren  im  Ganglion  spirale  der  Schnecke  gelegen.  Die^ 
Fasern  der  Radix  cochlearis  gehen  zum  grössten  Teile  zu  den 
Nudein.  cochlearis  (e)  einem  grösseren  ventralen  ventralis  n. 

cochlearis,  imd  einem  dorsalen,  Nucleus  dorsalis  s.  Nucleus  tuber- 
cuÜ  acustici.  Aus  dem  Nucleus  dorsalis  besonders  stammen  die 
Striae  medulläres  s.  Chordae  acusticae.  Aus  dem  Nucleus  ventra- 
hs  ^ehra  die  Fasern  als  geschlos^ner  Zug,  Corpus  trapeeoideum, 
meist  nach  der  .anderen  Seite,  verstärkt  durch  die  Neuriten  des 
Nucleus  trapezoideus,  zur  oberen  Olive  und  von  hier  eine  neue 
Bahn  als  laterale  Schleife  („A custicusschleife“)  zu  dem 
■  Vierhügelpaar  und  endlich  zur  Rinde  des  Schläfenlappens  (Gyi^ 
_ temporalis  superior)  der  anderen  Seite — ^ 

Die  Fasern  der  Radix  vestibularis  enden  an  den  NueMn.resti- 
,  Indaris.  Sie  umfassen  ein  grosses  Gebiet  der  Rautenfrnihe  tsiehe 
Tafel  II,  a  b  c  d)  und  zerfallen  in  vier  Kerngruppen,  die  leider  von 
den  einzelnen  Autoren  ganz  verschieden  benannt  sind.  Am  meisten 
medial,  im  Gebiet  der  Striae  medulläres  liegt  der  grösste,  drei¬ 
eckige,  kleinzellige  iVacZeMs  mediaiis  (a)von  SCHWALBE,  auch  Nucleus 
principalis,  triangularis  oder_dorealis  genannt,  dter  auch  mit 
der  oberen  01ive_in_Ziisammenhang  steht.  Tjiteral  vnn  ihm  liegt 


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433 


der  aus  errossen  Zellen  bestehende  ywc^ewsZaferaKs  von  Deiters  (c). 
Aus  ihm  ziehen  Fasern  zum  Rückenmark  (Tractus  vestibulo-spi- 
nalis  anterior  und  lateralis).  Ferner  Fasern,  die  auf-  und  ab¬ 
steigend  einen  grossen  Teil  des  hinteren  Längsbündels  (s.  dieses) 
bilden  und  dadurch  eine  Verbindung  mit  den  Augenmuskelnerven¬ 
kernen  herstellen.  Dorsal  vom  Eteiterschen  Kern  im  lateralen 
Winkel  desvierten  Ventrikel  liegt  der  Nucleus  sup^ior  y. BECHTEREW  (b) 
auch  Nucleus  angularis  genannt,  gewissermassen  der  obere  äussere 
Teil  des  Deiter’schen  Kernes.  Alle  diese  Kerne  stehen  in  Verbin-» 
düng  mit  dem  Wurme  des  Kleinhirns  (Tractus  nucleo-cerebellaris^). 
Neben  den  Fasern,  die  in  diesen  Kernen  enden,  zieht  ein  beträcht¬ 
liches  Bündel  ycm  Fasern  eine  längere  Strecke  abwärts,  ähnlich 
dem  Tractus  spinalis  n.  trigemini  oder  dem  Tractus  solitarius. 
Es  ist  die  Radix  descendens  n.  vestihtdaris  (aufsteigende  Acusticus- 
wurzel  von  ROLLER)^  Ihre  Fasern  enden  an  dem  Nucleus  radids 
descendentis  (d)  (s.  Nucleus  nervi  vestihtdaris  spinalis)  der  vierten 
Kerngruppe,  die  man  als  eine  schmale  Fortsetzung  des  Nucleus 
lateralis  und  medialis  nach  unten  auffassen  kann. 

N.  glossophaiyngeus,  vagus  und  accessorius. 

Eter  IX.  und  X.  Hirnnerv,  der  Glossopharyngeus, 
Vagus  sind  gemischte  Nerven.  Der  XL  Himnerv,  N.  accessoriu^ 
s.  recurrens  WILLIS  ii  ist  ein  rein  motorischer  Nerv.  Der  IX.  ist  in 

erster  Linie  Geschmack  snprv^  H«»ry _ m  n  t  n  r  fAc  h  e  r 

undsensibler  Nerv  für  Kehlkopf.  Schlund.  Lunge,  Herz, 
Speiseröhre  und  Magen,  der  XI.  mit  seinem  grösseren  Abschnitte 
eigentlich  ein  m  o  t  orischer  Sp  i_n  a  1  n  e  r  v  ,  welcher  sich 
insofern  durch  einen  eigentümlichen  Verlauf  auszeichnet,  als  er 
irotz  seines  Ursprunges  aus  dem  Rückenmarke  erst  in  die  Schädel- 
nohle  hineinzieht,  lim~s6dann  die_,letzter^ih  "Begleitüngldfe  IX._ 
und  X.  Himnerven  wieder  zu  verlassen  und  die  Mm.  stemocleido- 
mastoideus  und  trioezius  zu  versorgen.  Diese  drei  Nerven  lassen 
sich  bezüglich  ihres  Ursprunges  am  besten  zusammen  schil¬ 
dern.  Ihre  Wtmzeln  treten  in  einer  continuierlichen  Rinne  hervor, 
welche  als  Fortsetzung  dfö  Sulcus  lateralis  posterior  der  Medulla 
spinalis  sich  zwischen  Olive  und  Corpus  resüforme  findet.  Dle~ 
oben  (cerebral)  austretenden  Fasern  bilden  den  Glossopharyngeus, 

Auch  direkte  Fasern  ziehen  vom  Nervus  vestibularis  zum  Wurm  des 
Kleinhirn.  Sie  bilden  einen  Teil  der  direkten  sensorischen  Kleinhimbahn,  der 
gegenüber  man  die  Tractus  nucleo-cerebellares  als  indirekte  Bahn  gegenüber¬ 
stellen  kann. 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aofl.  28 


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434 


die  in  der  Mitte  gelegenen  den  Vagus  und  die  unten  (spinal)  aus¬ 
tretenden  den  Accessorius. 

Der  filossQpharyngeiis  und  Vagus  haben  wie  der 
Jrigeminus  eine  motorische  und  eine  sensible  Portion.  Die  s  e  n- 
s  i  b  1  e  n  Fasern  des  IX.  haben  ihre  Nervenzellen  im  Ganglion 
superius  (jugulare)  und  (Janglion  petrosum,  diejenigen  des  X.  im 
Ganglion  jugulare  und  Ganglion  nodosum.  Die  in  die  Medulla 
eintretenden  Fortsätze  enden  ziun  grössten  Teil  in  dem  Nucleus 
älac  cinereae,  früherer  sensibler  resp.  sensorischer  oder 
Hauptendkern  des  Glossopharyngeus  und  Vagus.  Andere 
Fasern  bilden  ein  spindlwärts  absteigendes  Bündel.  Tractus  soli- 
tarius,  dessen  Fasern  an  den  NurM  trarlus  snlUnrii  enden. 

,  ^  Die  motorischen  Fasern  des  IX.  und  X.  Hirnnerven  treten 

{ tu  juJcu4  aus  der  Medulla *^us;  sie  kommen  zum  grössten  Teil  vom  Nucleus 
(a  ''.mU't  ambiguus,  welcher  nach  vom  von  der  Olive  und  Nebenolive,  nach 
hinten  von  den  sensiblen  Endkernen  und  nach  aussen  von  deren 
Wurzeln  li^.  Seine  Fasern  laufen  erst  eine  Strecke  nach  hinten 
(dorsalwärts)  und  biegen  dann  in  die  gemeinsame  Wurzel  ein 
(Fig.  4,  (^.-Tafel).  Ein  Teil  der  motorischen  Wurzeln  kommt  von 
einem  zweiten  Kern,  Nucleus  motorius  dorsalis  n.  IX.  u.  X-i  wel¬ 
cher  im  Nucleus  alae  cinereae  nahe  am  Hypoglossuskern  gelegen  ist. 

Am  N.  accessorius  hat  man  einen  A c cessorius 
V  a  g  i  und  A  c  c  e  s  s  o  r  i  u  s  sp  i  n  a  1  i  s  unterschieden,  ^a  je¬ 
doch  der  sogen.  A  cjc^ess-o  r  i  u  s  v  a  g  i  von  ^en  Vaguskemen 
kpmirrt  und  dann  nach  kurzem  ^erlaufe  in  der  Bahn  des  Acc^o- 
rius  sich  wieder  dem  Vagus  ansctiliesst,  tut  man  vielleicht  besser, 
ihn  ganz  zum  Vagus  zu  rechnen. ~ Der'  A ccessorius  spi¬ 
nal  i  s  reicht  mit  seinem  Ursprünge  bis  in  das  6.  Orvicalsegment 
des  Rückenmarkes  hinab.  Er  entspringt  mit  6 — 7  Wurzelfäden, 
welche  zwischen  Radix  posterior  und  Ligamentum  denticulatum 
austreten  und  von  unten  nach  oben  successive  in  einen  gemein- 
s^en  Nervenstamm  iimbiegen.  Die  Fasern  sind  schlecht  bis  zu 
ihren  Kernen  zu  verfolgen.  Sie  /kommen  aus  den  Kernen  des 
Seitenhomes,  laufen  erst  eine  Strecke  hirnwärts  und  biegen  dann 
zu  ihrem  Austritte  um  (Knie  von  DARKSCHEWITSCH). 

N.  hypoglossus. 

,_DeT  XII.  Himnerv.  der  Hypoglossus.  ist  ^  rein 
m  o  t  o^r  j  s  eher,  für  die  Zunge  bestimmter  Nerv.  Sein  'Kern-,— 
Nucleus  n.  hiipoalossi.  tritt  in  der  Fortsetzung  des  Vorderhomes 
•  ■  ■  'der  Medulla  spinalis  gegen  die  Medulla  oblongata'' hin  iul  ünd 


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435 


liegt  dicht  unter  fventral  von)  dem  Boden  des  IV.  Ventrikels, 
medial  von  der  Ala  cinerea,  neben  dem  Sulcus  medianus  in  dem 
sog.  Stilling’schen  Hypoglossusdreiecke,  Trigo- 
num  n.  hypoglossi.  Die  Zellen  desselben  sind  gross  und  durch 
ein  feines  Netzwerk  verbunden.  Die  Wurzelfasern  vereinigen  sich 
zu  Bündeln,  welche,  mehrmals  geschlängelt,  medial  "von  der  Olive 
und  lateral  von  der  inneren  Nebenolive  und  der  Pyramide  nach 
ventralwärts  ziehen,  um  schliesslich  in  einer  Furche  auszutreten, 
welche  die  Fortsetzung  vom  Sulcus  lateralis  anterior  des  Rücken¬ 
markes  bildet  (Querschnitt  Fig.  4).  Beide  Hypoglossuskeme  sind 
wahrscheinlich  durch  Commissurenfasem  miteinander  verbunden. 
Auch  gehen  Fasern  von  dem  Kerne  der  einen  Seite  in  die  Ne'Beri- 
wurzeln  der  anderen  Seite  über,  was  man  mit  der  Tatsache  in  Zu¬ 
sammenhang  bringen  will,  dass  beide  Nerven  meist  zusammen  in 
Action  treten.  Die  cerebralen  Bahnen  des  Hypoglossus  laufen 
durch  die  Ranhe  zum  medialsten  Teile  der  Schleife  (s.  S.  414) 
und  dann  mit  den  motorischen  Extremitätenbahnen  durch  die 
innere  Linsenkapsel  zu  einem  Rindenfelde,  welches .  unterhalb  des 
Facialisfeldes  dort  liegt,  wo  die  untere  Stirn-  und  die  vordere 
Centralwindung  zusammenstossen  (s.  Tafel  111.  Zunge). 


Die  Bindencentren  des  Grosshirns.  Während  man  früher 
glaubte,  dass  die  Oberfläche  des  Grosshirns  überall  die  gleichen 
Funktionen  ausübe,  unterscheidet  man  jetzt  eine  Reihe  von  mehr 
oder  minder  scharf  abgrenzbaren  Bezirken,  an  welche  die  Aus¬ 
übung  einer  bestimmten  Leistung  geknüpft  ist  und  welche  daher 
als  das  Centrum  derselben  bezeichnet  wird.  Zu  diesem  Resultate 
gelangte  man  durch  das  Experiment  an  Tieren  (meist  Hunden  und 
Affen),  wo  nach  Reizung  bestimmter  Rindenbezirke  durch  den  gal¬ 
vanischen  (später  auch  faradischen)  Strom  bestimmte  Muskelerregun¬ 
gen  oder  umgekehrt  nadi  Abtragung  bestimmter  Hirnbezirke  ge¬ 
wisse  Ausfallserscheinimgen  eintraten,  ausserdem  durch  die  klini¬ 
sche  Beobachtung  solcher  Erscheinungen  und  den  nachfolgenden 
pathologischen  Befund  am  Gehirn.  Zuerst  wurde  ein  solches 
Centrum  für  die  Sprache  in  der  dritten  Stirnwn^ng^  von  BROCA 
festgestellt.  Diese  Stelle  wird  heute  noch  als  B  r  o  c  a  ’s  c  h  e 
Windung  bezeichnet. 

Später  erkannte  man,  dass  Reizungen  der  Rinde  der  Central¬ 
windungen  Zuckungen  der  Muskeln  an  der  entgegenge¬ 
setzten  Seite  bedingten  und  Zerstörungen  der  Rinde  Uihmun- 
gen  von  Muskeln  der  anderen  Seite  zur  Folge  hatten.  (JACKSON- 

28‘ 


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436 


sehe  Rindenepilepsie).  Man  nannte  diese  Centren  motorische 
C  e  n  t  r  e  n  und  die  von  ihren  Zellen  ausgehenden  Bahnen  moto¬ 
rische  oder  psychomotorische  Bidinen,  weil  sie  eine  be- 
wusste  oder  beabsichtige  Bewegung  einleiten.  Die  s  e  n  s  i  b  1  e  n 
Centren,  die  Stellen  wo  die  Empfindungen,  das  Gefühl  für 
Wärme,  Kälte,  Druck,  Schmerz  und  der  sogenannte  Muskelsinn 
zum  Bewusstsein  kommen  sind  weniger  genau  bekannt,  dagegen 
die  Centren  für  die  höheren  Sinne  (Gesicht,  Gehör  und  zum  Teil 
auch  für  Geruch  und  Geschmack)  wiederum  besser  lokalisiert. 

Die  motorischen  Centren  liegen  in  den  beiden  Cen¬ 
tralwindungen,  im  wesentlichen  in  der  vorderen  Centralwindung, 
im  Lobus  paracentralis,  am  unteren  Ende  der  hinteren  Central- 
Windung  und  in  einigen  angrenzenden  Partien  des  Stimlappens. 

An  der  vorderen  Centralwindpng  kann  man  drei  Felder  unter¬ 
scheiden.  ein  <^res,  mittleres  und  unteres.  Das  obere  und  der 
ganze  Lobus  paracentralis  gehören  dem  Bein  an,  das  mittlere 
dem  Arm  in  der  Reihenfolge  Oberarm,  U nterarm,  Hand  und  Fin¬ 
ger;  das  untere  dem  Mundfacialis  (Gesicht),  Zunge  und  von  hier _ 

auf  das  untere  Ende  der  hinteren  Centralwindung  übergreifend, 
dem  Kehlkopf.  Kauen  und'  &hluckM  (Pharynx).  Die  Reihenfolge 
der  Centren  liegt  also  gerade  in  umgekehrter  Richtung  wie  die 
Muskeln  am  Körper  (z.  B.  das  Beincentrum  am  höchsten,  wäh¬ 
rend  die  Beinmuskeln  der  unteren  Partie  des  Körpers  angdiören. 
(Siehe  Tafel  III  u.  IV.) 

Für  das  Schreiben  hat  man  ein,  übrigens  bestrittenes.  Centrum 
in  der  Nähe  des  Armcentrum  am  hinteren  Ende  der  zweiten  Stim- 
windung  angenommen  (s.  Tafel  III).  Ebenfalls  in  der  zweiten 
Stimwindung  soll  ein  Centrum  liegen  für~die  Kopf-,  Augen-  und~ 
Nackendrehung  nach  der  entg^engesetzten  (gekreuzten)  Seite.  Die 
psychomotorischen  Bahnen  verlaufen  fast  vollständig  gekreuzt,  das 
heisst,  sie  wirken  auf  Muskeln  der  anderen  Seite  dimch  Eitegung  - 
der  rein  motorischen  Kerne,  von  denen  die  myomotorischen 
Balmen  ausgehen.  Nur  wenige  Muskeln  besitzen  gekreuzte  und 
ungekreuzte  psychomotorische  Bahnen;  es  sind  die  meist  airf  bei¬ 
den  Seiten  gleichzeitig  wirkenden  Muskeln,  wie  der  Schlitesmus- 
kel  des  Auges,  die  Kau-  und  Schlundmuskeln  sowie  die  Kehlkopf¬ 
muskeln. 

Die  sensiblen  Centren,  auch  als  Fühlsphäre 
bezeichnet  (s.  später)  hat  man  lange  Zeit  zwischen  die  motorischen 
Centren  in  beide  Centralwindungen  gelegt.  Jetzt  legt  man  sie  in 
den  Scheitellappen,  den  Praecuneus  und  Lobulus  parietalis  supe- 


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Aus  Broesike,  Anatomischer  Atlas,  verkleinert. 


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Motorische  Centrcn  gelbrot,  sensible  bezw.  sensorielle  dunkelrot. 


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437 


rior,  sowie  das  obere  Ende  der  hinteren  Centralwindimg.  In  das¬ 
selbe  Gebiet  legt  man  (kn_Mus  k  e.  I  s  i  n  n  (s.  Tafel  III  und  IV), 
das  heisst  die  Fähigkeit,  sich  übeg'  die  Lage  und  Bewegung  der 
Muskeln  zu  orientieren.  Die  sensiblen  Bahnen  verlaufen  alle  ge¬ 
kreuzt  (mediale  Schleife). 

Das  Hörcent  rum  (VIII..  N.  acusticus)  hat  seinen  Sitz 
in  der  ersten  Schläfenwindung  und  zum  Teil  auch  in  den  Gyri 
transversi  des  Schläfenlappens  der  Insel. 

Das  Sehcentrua  (Tafel  III  u.  IV)  nimmt  den  Cuneus, 
die  laterale  Fläche  des  Occipitallappens*  und  den  Gyrus  angularis 
(s.  später)  in  Anspruch.  Zu  dem  Sehfelde  einer  Hemisphäre  ge¬ 
hört  die  tpmporal«»  Hälhf  Hpr  grl«>irli«>n  und  rtip  na.«Ml<»  Hälftg  fl«H- 
anderseitigen  Retina  (gekreuzte  und  ungekreuzte  Bahnen).  Das 
rein  optische  Empfinden  liegt  im  Cuneus,  besonders  in  den  an 
die  Fissura  calcarina  anstossenden  Bezirken.  Auf  der  lateralen 
Fläche  des  (Dccipitallappens  liegen  die  Felder  für  die  optischen 
Erinnerungs/bilder  (Gesichtsvorstellungen).  Ihr  Ausfall 
führt  zur  sog.  -Seelenhlindheit“ _ 

Die  Lage  des  Riechcentrums  (s.  Tafel  IV)  ist  beim 
Menschen  sichergestellt  für  den  Uncus  und  das  vordere  Ende  des 
(jyrüs  hippocampi  (T5),  vielleicht  auch  einen  Teil  des  Gyrus  for- 
tficati^  Bei  beeren  Osmatikem,  als  es  der  Mensch  ist,  kommt 
ihm  wahrscheinlich  der  ganze  Gyrus  fomicatus  (cinguli)  zu. 

Das  Geschmackscentrum  ist  nicht  genau  festgestellt, 
wahrscheinlich  fällt  es  mit  dem  Riechcentrum  im  Gyrus  hippo- 
campi  zusammen. 

Die  Hör-  und  Geschmacksbahnen  sind  vorzugsweise  gekreuzt, 
die  Riechbahnen  dagegen  fast  ganz  ungekreuzt. 

Für  die  Sprache  unterscheidet  man  drei  Qntren,  die  man  als 
motorisches,  als  akustisches  und  als  optisches  Sprachceitoim  un-_ 
terscheidet.  (Tafel  III.)  Das  motorische  Sprachcen- 
t  r  u  m  oder  das  BROCA’sche  Ontrum  liegt  in  der_dritten  Stirn- 
windung  (s.  S.  388),  und  zwar  bei  Rechtshändern  auf  der  linken 
Seite^  Seine  Zerstönmg  führte  zur  sog,  m^o t orisc h e  h 

Aphasie. _ das _ heisst  der  Kranke  k^n  ni^t  articulier^ 

sprechen,  besonders  keine  zusammengesetzten  Wörter,  er  gleicht 

einem  Kinde,  das  erst  .sprechen  lenit^ _ .Das  a  jt  u  s  t  i  s  c  h  e 

Sprachcen t rum  oder  Ontrum  von  Wernicke  liegt  in  dw_ 
ersten  Schläfenwindung  (s.  Tafel  III),  ebenfalls  links,  ^ine  Zer¬ 
störung  führt  zur  sog.  sensoriellen  Aphasie  oder  Wort-_ 
taubheit,  das  heisst  der  Kranke  hört  das  ^sprochene  Wort,  aber 


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438 


A’ersteht  es  nicht,  es  erweckt  ihm  keine  Vorstellung,  ihm  fehlt  das 
^Sprachverständnis“.  Das  dritte,  das  optische  Sprach- 
c  e  n  t  r  u  m  ,  liegt  links  im  Gyrus  angularis.  Sein  Verlust  bedingt 
die  Wortblindheit  oder  „Alexie*^,  das  heisst  der  Kranke  sieht  wohl 
die  Buchstaben.  Zahlen.  Noten  u.  dgl.,  aber  er  verbindet  mit  ihnen 
keine  Vorstellung,  er  kann  nicht  lesen^  daher  wird  dieses  Centrum 
auch  Lesecentrum  genannt.  (S.  Tafel  III.) 


Bau  der  Hirnrinde.  Die  Grosshirnrinde  ist  von  ver¬ 
schiedener  Dicke  (2 — 3  mm)  und  in  den  einzelnen  Bezirken  von 
nicht  ganz  gleichem  Bau.  Sie  besteht  aus  einer  Reihe  von  Zell¬ 
lagen  (meist  6)  und  einer  grossen  Zahl  in  bestimmter  Weise  an¬ 
geordneter  Nervenfasern.  Bezüglich  der  Gestaltung  dieser  beiden 
(cytoarchitectonischer  und  myeloarchitecto- 
n  i  s  c  h  e  r  Aufbau  der  Rinde  sind  neuerdings  von  BRODMANN 
und  VOGT  eine  grosse  Anzahl  von  bestimmten  Rindenfeldem  auf* 
gestellt  worden.  Im  Allgemeinen  sind  die  .  Nervenzellen  der  Hirn¬ 
rinde  von  Pyramidengestalt,  von  der  kleinsten  bis  zur  grössten 
Form.  Daneben  finden  sich  irahlreiche  Übergänge  von  drei-  und 
vieleckigen,  spindelförmigen,  gezackten  und  runden  Formen. 

Die  Schichten  sind  von  aussen  nach  innen,  vcm  der  Ober¬ 
fläche  zum  Marke:  i)  die  M ol e c ul ar schiebt,  2)  die 
äussere  Körnerschicht,  3)  die  Schicht  der  klei¬ 
nen  Pyramidenzelken,  4)  die  innere  Körner¬ 
schicht,  5)  die  Schicht  der  grossen  Pyr am iden- 
zellen  und  6)  die  Schicht  der  polymorphen  Zel- 
1  e  n.  Die  Fasern  verteilen  sich  in  diesen  in  folgender  Weise.  Vom 
Mark  aus  dringen  sie  bis  in  die  vierte  (und  dritte)  Schicht  noch 
in  dichten  Bündeln  (Radii)  ein,  zwischen  denen  bereits  ein  feinw 
Flechtwerk  von  Nervenfasern  gelegen  ist.  In  der  vierten  Schicht 
wird  das  Flechtwerk  sehr  dicht  und  oft  schon  macroscopisch  als 
weisser  Streifen  sichtbar,  welcher  als  Gennari 'scher  oder 
Baillarger’scher  Streif  (speziell  im  Cuneus  als  V  i  c  q 
d’Azyr’scher  Streif)  bezeichnet  worden  ist.  In  der  zweiten 
Schicht  hören  die  Radiärfasem  auf  und  es  findet  sich  ntu"  noch 
das  Flechtwerk,  ebenso  in  dw  ersten,  wo  sich  dasselbe  nahe  der 
Oberfläche  zu  einem  schmalen  Saume,  der  tangentialen 
Randzone,  verdichtet,  deren  Fasern  der  Oberfläche  parallel 
verlaufen.  SCHWALBE  unterscheidet  in  der  Rinde  zwei  Haupt- 
zonen:  1)  die  äussere  aus  der  ersten  bis  dritten  Schicht 
und  2)  die  i  n  n  e  r  e  aus  der  vierten  bis  sechsten  Schicht  bestehend. 


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Die  Pyramidenzellen  sind  fast  alle  von  gleichem  Bau. 

Sie  haben  einen  mehr  oder  minder  langen  Spitzenfortsatz, 
welcher  gegen  die  Oberfläche  der  Rinde  hinzieht,  wobei  er  hin 
und  wieder  einen  dünnen'  Seitenzweig  abgibt;  ausserdem  besitzen 
sie  Seiten-  und  B  a  s  a  1  f  o  r  t  s  ä  t  z  e  ^  welche  sich  durch 
dichotomische  Teilimg  in  ein  feines  Netzwerk  auflösen.  Von  den 
Basalfortsätzen  ist  ein  mittlerer  Basalfortsatz  besonders  dadurch 
ausgezeichnet,  dass  er  als  Achsencylinderfortsatz  in  eine  mark- 
haltige  Nervenfaser  überg^  ""  ■ 

Die  Kleinhirnrinde  besteht  macroscopisch  aus  zwei 
Schichten,  im  microscopischen  Bilde  dagegen  aus  drei  Schichten 

1)  Die  äussere,  graue  (Stratum  cinereum)  oder  Mole-  ',  Ci 

culärschicht  ist  von  grauer  Farbe  imdbesteht  aus  Neuroglia,  y 
kleinen  Nervenzellen  und  einem  dichten  Netzwerke  feiner  Fasern.  , 

Die  Zellen  dieser  Schicht  verbreiten  sich  mit  ihren  Protoplasma-“//^ '  -  •  . 
fortsätzen  in  derselben,  sollen  aber  ihren  Axencylinderfortsatz^ 

gegen  die  nächste  Schicht  senden,  wo  er  mit  zahlreichen  Fort- 
Sätzen  die  Purkinje’schen  Zellen  umflicht  (Koelliker’s  Faserkörbe). 

2)  Die  mittlere  oder  Schicht  der  Purkinje ’s  che 
Zellen  besteht  aus  einer  einfacljöi-^age  grosser  Ganglienzellen  ’  / 
(daher  auch  Stratum  gattgi^>mfngtmnnt),  welche  einen  kürbiskem- 
ähnlichen  Leib  mit  grossem  Kern  und  Kemkörperchen  haben. 

Die  Zeilen  senden  meiste  zwei  Protoplasmafortsätze,  Dendriten,  i  n 
die  erste  Schicht,  welche  erst  eine  Strecke  horizontal  und 
dann  senkrecht  gegen  die  Oberfläche  des  Kleiidiimes  verlaufen 
(wie  die  Stangen  eines  Hirschgeweihes'),  indem  sie  sich  äusserst 
reich  zwischen  den  Elementen  der  vorigen  Schicht  verästeln.  Alle 
diese  Äste  verlaufen  wie  die  Zweige  eines  Spalierbaumes  in  einer 
Ebene,  welche  senkrecht  zu  der  Längsrichhmg  einer  Windung 
steht.  Ihren  Axencylinderfortsatz  senden  die  Zellen  dagegen  durch 
die  folgende  Schicht  in  das  Mark  hinein,  wo  er  sich  direkt  m  ^ 
eine  markhaltige  Nervenfaser  fortsetzt.  3)  Die  innerste,  ros  t-^;  - 

farbene  oder  Körnerschicht  (Stratum  gramUosum) 
besteht  aus  zahlreichen'  Lagen  von  kleinen  multipolaren  Zellen. 

Ihre  Fortsätze  sind  ebenfalls  reich  verzweigt,  die  Protoplasma¬ 
fortsätze  bleiben  in  der  Kömerschicht  selbst,  der  Axencylinider- 
foiisatz  geht  in  die  Molecularschicht,  wo  er  sich  in  zwei  horizon¬ 
tal  verlaufende  Äste  teilt.  Ausserdem  findet  sich  in  ihr  ein  Ge¬ 
flecht  markhaltiger  Nervenfasern,  welches  von  den  in  sie  eintreten- 
Jen  Fasern  des  Markes,  Femfasem,  gebildet  wird. 


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K.  Das  Rückenmark  und  seine  Häute. 


I.  Die  Häute  des  Rückenmarkes. 

Die  Häute  des  Rückenmarkes  bilden  die  Fort¬ 
setzungen  der  drei  Hirnhäute  und  werden  demzufolge  wie  die  letz¬ 
teren  als:  1)  Dura  mater,  2)  Arachnoidea  und  3)  Pia  mater  von¬ 
einander  unterschieden,  (die  des  Hirnes  als  encephali,  die  des 
Rückenmarkes  als  spinales).  Doch  ist  von  der  Dura  mater 
s  p  i  n  a  1  i  s  zu  bemerken,  dass  dieselbe  im  Gegensätze  zur  Dura 
der  Schädelhöhle  deutlich  aus  zwei  Schichten  besteht,  von  deneiT 
die  äussere  zugleich  das  Periost  an  dier  Innenfläche  des  Wir¬ 
belkanals  bildet  und  mit  den  Bändern  der  WirbelsäuT^zusammen-~~ 
hängt,  während  die  innere  Schicht  als  eigentliche  Dura  das 
Rückenmark  einhüllt.  Zwischen  diesen  beiden  ^hichten  der  DuraJ 
mater  befindet  sich  ein  Raum,  Epiduralraum,  erfüllt  von 
lockerem,  fetthaltigem  Bindegewebe.  Ausser  diesem  Bindegewebe 
finden  sich  zwischen  diesen  beiden  Schichten  der  Dura  V  e  n  e  n  g  e  - 
flechte,  die  sogen.  Plexus  venosi  intemi  der  Wirbelsäule,  wäh¬ 
rend  die  Plexus  venosi  extemi  in  den  Sulci  dorsal^  der  letzteren 
gelegen  sind  und  hier  die  Fortsätze  der  Wirbel  und  die  von 
ihnen  entspringenden  Muskel  tunspimien.  Beide  Plexus  communi- 
cieren  mit  einander  und  pflegen  ihr  Blut  in  die  benadibarten  Vv~ 
vertebrales,  intercostales,  lumbales  etc.  zu  ergiessen.  Wie  am  Ge¬ 
hirn,  so  sind  auch  hier  Dura  und  Arachnoidea  nur  durch  einen  ^ 
engen,  mit  Endothel _ausgekleidetm  Spaltraum,  Subdural 
raum,  von  einander  getrennt.  _Erheblich  weiter  ist  dagegen  der 
Subarachnoidealraum  des'Rückenm^kes,  so  dass  also  die  Arach¬ 
noidea  das  letztere  _nach  Äirt  eines  schlaffen  weiten^ 
Sackes  umgibt.  Die  P  i  a  mater  spinalis  besteht  (wie  die 
Dura  mater  spinalis  und  im  Gegensätze  zur  Pia  des  Gehirnes) 
deutlich  aus  einer  ä  u  s  s  e  rj;  n  und  einer  i  n  n  e_r  e  n  S  c  h  i  c  h  t, 
_von  denen  erstere  nnt  den  Balken  der  Subarachnoidealräume 
continuierlich  zu^mmenhängt,  während  die  zweite  (Intima  pia 
KEY  und  RETZius  aus  ringförmigen  Bindegewebfaseni'  besteht. 
Zwischen  diesen  beiden  Schichten  verlaufen  die  Blutgefässe  der 
_Pia,  indem  sie  ins  Rückenmark  unter  rechtem  Winkel  Äste  hinein^ 
senden.  Die  Pia  bildet  im  Lendenwirbel-  tmd  Kreuzbeinkanale 
nur  noch  einen  dünnen  Strang,  den  End  f  a  d  e  n  ,  Filum  termi^ 


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441 


nofe,  welcher  in  seinem  oberen  Teile  noch  etwas  Rückenmarksub- 
^tanz  mit  dem  Centralkanal,  unten  nur  das  Ependym  des  letzteren 
enthält.  Die  Dura  und  Arachnoidea.  welchg,  wie  vorhin  erwähnt, 
dicht  aneinander  liegen,  kleiden  den  ganzen  Spinalkanal  bis  etwa 
zum  II.  oder  III.  Kreuzbeinwirbei  glatt  aus  und  enden  hier  co- 
nisch  zugespitzt,  um  alsdann  als  äussere  Scheide  des  Filum  ter- 
minale  bis  zum  Steissbein  zu  verlaufen. 


Eine  Verbindung  zwischen  Dura  und 
das  gezahn  t e  B  a  n  d  ,  Lig.  dmticulatum  s.  serratum,  gegeben. 
Dieses  Band  ist  in  der  Frontalebene  zu  beiden  Seiten  des  Rücken¬ 
markes  gelegen  imd  besteht  in  ausgespanntero  Zustande  aus  einer 
Anzahl  von  dreiseitigen  Zacken,  welche  continuierlich  miteinander 
Zusammenhängen.  Die  medial  gelegene  Basis  eines  jeden  solchen 
Dreieckes  ist 


Spinalnerven  an  die  Pia,  jein^Spita  lateral  an  die  Dura  mater 
^  anf?ehettet..  Da  die  Araclmoidea  zwischen  der  Pia  und  Dura  ge¬ 
legen  ist,  so  ist  natürlich  eine  jede  Zacke  des  Lig.  denticulatum 
von  einer  scheidenartigen  Fortsetzung  Hier  AfarhnniHea  nmhülU 
und  an  ihrer  Spitze  erst  durch  Vermittelung  der  letzteren  mit  der 
Dura  verwachsen. 

Im  Übrigen  ..gilt  für  die  Häute  des  Rückenmarkes  alles  das¬ 
jenige,  was  bereits  für  die  Hirnhäute  gesagt  wurde.  Die  Ner¬ 
ven  derselben  werdra  hauptsächlich  von  den  sympathischen  Oe- 


flechten  geliefert,  welche  ^e  eintretraden  Blutgefäß  ^^TeHen.]^ 


Ausserdem  soll  noch  die  Dura  mater  feine  Fäden  aus  der 

Seitenfläche  des  Rückenmarkes  empfangen,  welche  durdL.Vcnnitte- 
lung  des  Lig.  denticulatum  in  dieselbe  eintreten.  Die  Arachnoidea 
scheint  auch  am  Rückenmark  keine  eigenen  Nerven  zu  besitzen. 
Die  Pia  mater  spinalis  bekcunmt  ausser  sympathischen  Nferven- 
zweigen  PURKINJE’  schea  Nervengdlecht)  noch  r  ü  cjk  1  ^i^f  i^^ 
Nervenfasern  von  den  sensiblen  Wurzeln  der  Spinalnerven. 

Die  Blutgefässe  für  das  Rückenmark  „und  _  seine_  Häute  ’ 
stammen:  1)  von  den  beiden  Aa.  spinales  anteriores  (aus  den  Aa. 
vertebrales),  welche  zu  einem  einfachen  Stamm  vereinigt  an  der 
Vorderfläche  des  Rückenmarkes.  2)  von  den  Aa.  spinales  posteriores 
(ebenfalls  aus  den  Aa^yertehrcdes),  welche  getrennt  an  der  hin¬ 
teren  Fläche  des  Rückenmarkes  nach  abwärts  ziehen;  3)  von  den 
Mr.  spinales  der  Aa.  ver^braleSj  cervicales  proff.  und  ~äscendente's, 
intercostales,  lumbales  und  sacrdles.  Die  letzgenannten  Zweige  treten 
durch  die  Foramina  intervertebralia  in  den  Wirbelkanal  und  sen¬ 
ken  sich  schliesslich  hauptsächlich  an  der  hinteren  Seitenhwche 


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442 


und  durch  die  vordere  Medianspalte  in  die  Rückenmarksubstanz 
ein.  Die  Arterien  sind  von  Venen  begleitet,  welche  bei  ihrem 
Durchtritte  durch  die  Dura  die  vorhingenannten  Plexus  venosi 
intemi  bilden. 


II.  Das  Rückenmark. 

Das  Rückenmark,  MeduUa  spinalis,  stellt,  für  sich  be¬ 
trachtet,  einen  langen,  platt  cylindrischen  Strai^  vor,  welcher 
jedoch  nicht  überall  die  gleiche  Dicke  besitzt,  sondern  sich  an 
zwei  Stellen  spindelförmig  angeschwollen  zeigt.  Diese  beiden 
Stellen  entsprechen  denjenigen  Abschnitten  des  Rückenmarkes,  an 
welchen  von  dem  letzteren  die  starken  Nervenwurzeln  für  die  obere 
und  untere  Extremität,  entspringen.  Die  obere  Anschwel¬ 
lung,  Intumescentia  cervicalis.  ist  somit  in  dem  untersten  Teile 
der  Halswirbelsäule,  die  untere  ,  Intumescentia  lumbalis,  an  dem 
Übergange  zwischen  Brust-  und  Lendenwirbelsäule  gelegen.  Das~ 
£ig£iltli£.he_  Rückenm.ark  pflegt  schon  an  der  Grenze  zwischetiT: 
und  11.  Lendenwirbel  mittels  einer  kegelförmigen  Spitze.  Conus 
.meäullaris,  zu  enden.  Doch  ist  bereits  erwähnt  worden,  dass  sich 
von  dem  letzteren  aus  in  das  Füum  terminale  noch  der  Central- 
kanal  nebst  seinem  Ependym  und  ein  wenig  graua’  Sutstänz  näch” 
abwärts  fortsetzt.  Ausser  dem  Eilum  tamihafe  sind  daher  in  dem 
'(  Lumbal-  und  Saäüiteile  des  Wirbelkanales  nur^^^^e  staken 

i  Nervenwurzeln  des  Plexus  lumbalis  und  sacralis  jjelegen,  weldie^ 
’  am  Ende  des  Rückenmarkes  ein  Bild  darsteilen,  dasi  man  als 
Pferdes  c  h  w  a  n  z  ,  Cauda  equina,  bezeichnet  hat.  An  der  vot-’ 
deren  und  hinte^ren  Fläche  des  Rückenniärke^ieht  man  nun  in 
der  Medianlinie  je  eine  Furche  verlaufen,  welche  jedoch  beide 
ziemlich  tief  in  die  Rückenmarksubstanz  hineindringen  und  des¬ 
wegen  als  vordere  Längsspalte,  Fissura  mediana  s. 
longitudinalis  anterior,  und  als  hintere  Längsspalte, 

■  Sulcus  s.  Fissura  mediana  posterior,  benannt  waden.  An  jeder 
Seitenhälfte  des  Rückenmarkes  finden  sich  ferner  zwei  schwach  an¬ 
gedeutete  longitudinale  Furchen  oder  Linien  vor,  welche  dadurch 
gebildet  waden,  dass  die  vordaen  und  hintaen  Wurzeln  der 
Spinalnerven  jederseits  in  zwei  Längsreihen  aus  dem  Rückenmarke 
ihren  Ursprimg  nehmen.  Man  hat  diese  Furchen  als  vordere 
Seitenfurche,  Sulcus  lateralis  anterior,  und  als  hintere 
Seitenfurche,  Sulctts  lateralis  posterior,  bezeichnet.  Was  nun 
die  eben  erwähnten  Spinalnervenwurzeln  anbetrifft,  so  enthalten 
die  vorderen  Wurzelt!  (abgesehen  von  einigen  rückläufigen 


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sensiblen  Fasern  für  die  Pia  mater)  motorische  Nervenfasern, 
während  die  hinteren  Nervenwurzeln  aus  sensiblen  Fa¬ 
sern  bestehen.  In  den  Foramina  intervertebralia  vereinigt  sich  je 
eine  vordere  und  hinter«»  Nir^rv<>p>ypr7«»1  711  einem  gemeinsamen 
Stamm,  dem  N.  spinalis,  in  welchem_eine__Mischung^_der  .mptori:_ 
sehen  und  sensiblen  Fasern  statttindet,  und  welcher  a^aim  durch 

das  For.  intervertebrale  aus  dan  Wirhelkanale  heraustritt.  An _ 

der  hinteren,  sensiblen  Wurzel  eines  jeden  Spinalnerygi  sitzt  ein_ 
kleines  Knötchen,  das  Gan^on  single  s.  intervertebrale,  welches 
eTne  Anzahl  von  scheinbar,  unipolaren  -Ganglienzellen .  enthält,  _ 


Vord  med. 
Ganglienzellen 
gruppe ' 

VorcLIfti. 

Ganglien  »Ile  ngrupp^ 

Ganglieniellen 
(LSdtenngrns 


ßiss.lnngitant 

fMant 


Centralcanal 


Ganglien»lhn 
ä.i/inter^ok^ 


Subst.gelat.y 

Rolandi 

Garn 


Garn  lienzelleng  rapp  i 
cLClarke'schen  Säule 


fiss.longitpo. 
Substgelat 
centralis 


Fig.  24. 

Querschnitt  durch  das  Rückenmark  (schematisch). 

d.  h.  von  Ganglienzellen,  von  denen  jede  in  eine  einzige  (sich 
weiterhin  T-förmig  teilende)  Nervenfaser” ausläuft;  der  eineTöffsatz 
geht  in  den  peripheren  Nerven  über,  der  andere”  tritt  als  Teil  der 
hinteren  Wurzel  in  das  Rückenmark  ein. 

Der  Querschnitt  des  Rückenmarkes  zeigt  fol¬ 
gende  Einzelheiten,  welche  sich  zum  grössten  Teile  schon  mit 
blossem  Auge  am  frischen  oder  gut  gehärteten  Organe  wahr¬ 
nehmen  lassen.  Die  centrale  Partie  des  Rückenmarkes  wird  von 
der  grauen  Substanz  eingenommen,  welche  eine^Art  von 
Schmetterlingsfigur  bildet.  Etwa  in  der  Mitte  dieser  Figur  und 
des  ganzen  Rückenmarkes  ist  der  Centralkanal,  Canalis  centralis, 


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gelegen,  welcher  in  verschiedenen  Abschnitten  des  Rückenmarkes 
eine  verschiedene  Grösse  und  eine  bald  mehr  runcfliche,  bald  mehr 
spaltähnliche  Fonn  besitzt.  Die  stärkste  Erweiterung  desselben, 
der  VeniriculusterfnincUis,  befindet  sich  im  Conus  terminalis.  Rings 
um  die  graue  Substanz  ist  die  weisse  Substanz  gelegen, 
welche  auf  diese  Weise  die  Rinde  des  Rückenmarkes  bildet  wäh¬ 
rend'  sie  dagegen  beim  Gehirn  die  centralen  Partien  einnimmt. 

^  Der  vor  dem  Centralkanale  befindliche  Teil  der  grauen  Substanz 
wird  als  Commissura  grisea  anterior,  der  dahinter  gelegene-  Teil 
derselben  als  Vommmura  grisea  posienör  bezeichnet.  Die  beiden 
stumpfen  Vorsprünge  der  grauen  Substanz,  welche  nach  vom  in 
die  vorderen  (motorischen)  Nervenwurzeln  übergehen,  stellen  die 
Vorderhörner,  Cornua  anteriora,  dar.  Nach  hinten  läuft  die 
graue  Substanz  in  die  beiden  Hinterhörner,  Comuaposte- 
ijora,  aus.  Ausser  den  Vwder-  und  Hinterhörnera  ist  jederseits 
noch  ein  kürzerer  Vorsprung,  das, Seitenhorn,  zu  bemerken. 
Denkt  man  sich  jedoch  die  graue  Substanz  aus  der  weissen  her¬ 
ausgeschält,  so  stellen  diese  drei  »Hömer“  jederseits  senkrecht  ver¬ 
laufende  Säulen  dar,  welche  man  als  Cdumna  anterior,  lateralis  und 
posterior  (grmae)  bezeichnet.  Durch  die  vorderen  und  hinteren 
Nervenwurzeln,  sowie  durch  die  vordere  und  hintere  Längsspalte 
wird  nun  die  weisse  Substanz  in  folgende  sechs  Stränge  geteilt. 
Zwischen  den  beiden  Vorderhömem  liegen  die  ^iden  Vorder- 
stränge,  Fumeuli  anteriores,  welche  durch  die  schon  erwähnte 
Fiss.  mediana  ant.  von  einander  geschieden  werden.  Diese  Spalte 
erstreckt  sich  nach  hinten  nicht  vollständig  bis  zur  Commissura 
grisea  anterior,  so  dass  hier  zwischen  den  beiden  Vordersträngen 
noch  eine  quere  Verbindüngsbrücke  von  weisser  Substanz,  die^ 
Commissura  alba  anterior,  bestehen  bleibt,  welche  grösstenteils  aus 
gekreuzten  Nervenfasern  besteht:  die  letzteren  verlieren  sich  beider¬ 
seits  in  den  Vordersträngen.  Am  hinteren  Teile  des  Rückenmarkes 
liegen  zwischen  den  beiden  Hinterhöraem  der  grauen  Substanz 
die'  weissen,  Hinterstränge,  Funiculi  posteriores,  welche 
durdi  die  vorhin  erwähnte  mediane  Furche,  Strfews  »nediawttsposfe- 
rior,  von  einander  getrennt  sind.  Von  letzterer  Furche  erstreckt 
sich  jedoch  ein  Bindegewebsseptum  bis  dicht  an  die  graue  Sub¬ 
stanz  heran,  so  dass  eine  nur  spärliche  weisse  Commissur  zwischen 
den  beiden  Hintersträngen  existiert.  Ein  jeder  von  den  beiden 
Hintersträngen  wird  endlich  in  einen  medialen  Abschnitt,  den 
G  o  1 1  ’s  c  h  e  n_S  t  r  a  n  g.  Fasciculus jrrawYw,  und  in  einen  lateralen 

—Abschnitt^Jlen.B  u  r  d  a  c  h  ’s  c  h  e  n  S  t  r  a  n  g,  Fasdcultis  cuneatus, 


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eingeteilt,  welche  man  am  frischen  Rückenmarke  schon  mit  blossem 
Auge  von  einander  unterscheiden  kann.  Zwischen  dem  Vorder- 
und  HinterhcMTie  einer  jeden  Seite  sind  endlich  die  weissen  Sei- 
t^nstränge,  Funicvii  laterales,  gelegen.  Bei  Neugeborenen  ist 
an  dem  hinteren  Teile  der  letzteren  noch  jederseits  der  sogen. 

F  o  V  i  1 1  e  ’s  c  h  e  Stram;  (siehe  späterl  mit  blns-sem  Auge  zii  er¬ 
kennen. 

Bei  mikroskopischer  Betrachtung  zeigt  sich  die 
graue  Su^g^gzdes  Rückenmarkes  zusammengesetzt  aus  nervo- 
s t a ncl teil e n  und  aus  einem  S  t  ü t  z g. e_w e be  , 
Neurdglia.  Dieses  besShi  äuT  einer  grossen  Zahl  von  Fäden  oder 
Fäserchen  und  der  zugehörigen  Gliazellen.  Die  Fäserchen  bilden 
ein  feines  Flechtwerk,  ii^  des^n  Lücken  die  Nen^enzellen  liegen 
(S  u  b  s  t  a  n  t  i  a  s  ^o  n  g  i  o  s  a).  Um  den  Centralkanal  li^t  die 
Neuroglia  als  Substantiagelatinosa  central  i  s  .  um 
den  Kopf  des  Hinterhornes  als  S  u  b  s  t  a  n^^i  a  g  ^1  a  t  iin_o  s  a 
posterior  ^Roland  i).  Die  Substaniia  spongiosa  besteht,  ab¬ 
gesehen  von  gruppenweise  angeordneten  Qaaglienzellen,.ims.£inem_ 

complicierten  Geflechte  sehr  feiner  Nervenfasern,  welche  durch  eine _ 

geringe  Menge  von  Neuroglia  zusammengehalten  werden.  Die 
Sübstantia  gdatinosa  ist  dagegen  arm  an  nervösen_  Elementen  .und__ 

Blutgefässen,  von  durchscheiueoiieiL.  Beschaffenheit  und  findet _ 

sich,  wie  eben  erwähnt,  nur;_ _ 1)  als  Sübstantia  gelatinosa  , 

centralis  in  der  Umgebung  des  Centralkanales  und  2l  im  Hinter-  . 
home  2l]&  Suhstanüa  gdaünosa  Bolandi.  -Was  die  nervösen  Bestand- 
teile,  die  Ganglienzellen,  betrifft,  so  sind  zunächst  im  Vor- 

derhome  jederseits  vier  Gruppen  von  Zellen  zu  unterscheiden, _ 

nämlich~  eine  ventromediale  und  v6titrolaterale,  sowie  eine  dorsg- 
medicde  und  dorsolaterale.  Weitere  Gruppen  werden  durch  die 
Gang  lienz  eilen  der  S  e  i  t  e  n.h  ö  r  n  e  r  gebildet.  Aus 
diesen  Zellen  kommen  die  motorischen  Fasern,  welche  fast  aus¬ 
schliesslich  in  die  vordere  Wurzel  des  Rückenmarkes  übergehen. 

An  derjenigen  Stelle,  an  welcher  die  Hinterhörner  in  die  Com- 
missura  grisea  posterior  übergehen,  findet  sich  endlich  noch  eine 
weitere  Anhäufung  von  Ganglienzellen,  die  sog.  Stilling- 
sehen  K  e  r  n  e  ,Jfucle^  dorsalis,  deren  Gesamtheit  man  auch 
als  C 1  a rjce’sche  Säulen  bezeichnet  hat,  weil  diese  Gan¬ 
glienzellen  sich  in  continuierlicher  Reihenfolge  von  oben  nach 
unten  durch  die  Rückenmarksubstanz  erstrecken.  Doch  ist  dabei 
zu  bemerken,  dass  diese  Säulen  im  oberen  imd  unteren  Teile  des 
Rückenmarkes  immer  schwächer  werden  und  zuletzt  ganz  auf- 


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hören.  Am  stärksten  sind  sie  am  Dorsal-  und  Lumbalteile  ent¬ 
wickelt.  (Siehe  hierzu  Tafel  V,  Fig.  a.) 

Die  histologische  Structur  des  Rückenmarkes  ist  in  den 
letzten  Jahrzehnten  genauer  erforscht  worden,  besonders  durch 
die  einschneidenden  Untersuchungen  von  Golgi,  Koelliker  und 
Ramon  Y  Cajal.  Die  wesentlichsten  Resultate,  welche  von  diesen 
Autoren  gewonnen  wurden,  sind  folgende.  Die  Zellen  des  Rücken¬ 
markes  teilt  RAMON  Y  Cajal  in  vier  Arten:  1)  Nervenwur- 
zelzellen  des  Vorderhornes.  deren  Axencylinder  di¬ 
rekt  in  eine  vordere  (motorische)  Wurzelfaser  übergeht 
21  Strangzellen,  deren  Axencylinderfortsatz  in  eine  Nerven¬ 
faser  übergeht,  welche  meist  in  einem  aut  der  gleichen 
Seite  gelegenen  Strange  des  Rückenmarkes  auf-  und  absteigend, 
mit  und  ohne  Collateralen.  weiter  verläuft.  31  Commissure  n- 
^ellen.  deren  Axencylinderfortsatz  durch  die  Commis- 
s  u  r  a  a  n  t.  in  eine  Nervenfaser  im  Vorderstrange  der  g  e  g  e  n- 
überli  egenden  Seite  übergeht  und  ebenso  verläuft.  4) 
Zellen  des  Hinterhornes  mit  reich  verzweigten  Axen- 
cylinderfortsätzen,  welche  sich  in  der  grauen  Substanz  des  Rücken¬ 
markes  ausbreiten,  ohne  dieselben  zu  verlassen  (GOLorsche  Zellen 
des  II.  Typus).  Die  vorderen  Wurzeln  kmnmen  als  di¬ 
rekte  Fortsetzungen  der  Axencylinder  der  motorischen  Zellen  aus 
dem  Vorderhome.  Die  hinteren  Wurzeln  enthalten  vorwiegend 
Fasern,  welche  aus  den  Zellen  des  Spinalganglion  stammen  und 
in  das  Rückenmark  eintreten.  Die  Spinalganglienzellen  entsenden 
nämlich  zwei,  entweder  mittels  eines  gemeinsamen  Stammes  oder 
gleich  getrennt  entspringende  Nervenfortsätze,  von  denen  einer 
nach  der  Peripherie,  der  andere  nach  dem  Rückenmarke  hinzieht. 
(S.  oben).  Der  Rückenmarkfortsatz,  die  hintere  Wurzelfaser,  geht 
transversal  in  den  Hinterstrang  hinein  und  teilt  sich  alsbald  gabel- 
förmig  (T-  oder  Y-förmig)  in  je  einen  aufsteigenden  und 
^a  b  steigenden,  longitudinal  verlaufenden  ^Ast_ymi^lem^& 
tretenden  Stanime  der  Wurzdfaser  sowohl^  wje  von  diesen  beiden^ 
Ästen  gehen  zahlreiche  Seitenäste  (Collateralen)  meist 
im  rechten  Wihkel~Ih  die  graue  Sub^nz  dw  Rückenmarkes  hin¬ 
ein,  wo  sie  sich  baumförmig  in  der  Un^bung  der  Ganglienzellen 
des  Hinter-  und  Vorderhornes  verästdn  (E  n  d  b  ä  u  m  c  h  e  n), 
ohne  direkt  in  die  Ausläufer  einer  Ganglienzelle  überzugehen. 
Nach  kürzerem  oder  längerem  Laufe  biegt  auch  der*  absteigende 
Ast  in  die  graue  Substanz  um  und  endet  wie  ein  Seitenast.  Vot 
den  aufsteigenden  Ästen  dagegen  endet  nur*ein  Teil  in  der  grauen 


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Substanz  des  Rückenmarkes;  ein  grosser  Teil  derselben  steigt 
gegen  die  Medulla  c^longata  empor  und  läuft  in  H^r  ripgptiH 
Nucleus  funiculi  gracilis  und  cuneati  in  Endbäumchen  aus..  Bei  ihrem 
Eintritte  in  die  graue  Substanz  liegen  die  Collateralen  meist  in 
Bündeln  zusammen  und  wurden  früher  als  aus  dem  Hinterhome 
austretende  hintere  Wurzelfasem  angesehen.  Die  hinteren  Wurzel- 
fasern  mit  ihren  Ästen  bilden  fast  die  ganze  Masse  der  Hinter- 
stränge.  Durch  die  Collateralen,  welche  an  die  motorischen  Zellen 
des  Vorderhomes  herantreten,  werden  die  RückenmarksrelTexe  ver- 
nüttelt;  durch  die  bis  zum  Nuclejus  gracüis  _und  cuneatus  aufst^ 
genden  Äste  werden  die _  sensiblen  Bahnen  an  die  hier  beginnende 
psycho-sensorische  Bahn  (die  mediale  Schleife)  ^gesc^ossen. 

Die  Nervenfaserbahnen  des  Rückenmarkes. 

Die  Vorder-,  Hinter-  und  Seitenstränge  des 
Rückenmarkes  sind  mm  jedoch  nidit,  wie  es  nach  dem  Vor¬ 
hergehenden  scheinen  möchte,  gleichartige  Fasennassen,  sondern 
aus  einer  Anzahl  von  Abteilungen  zusammengesetzt,  welche  fol¬ 
gende  Bahnen  enthalten:  1)  lange  Bahnen,  die  vom  Gehirn  gegen 
,das  Rückenmark  hin  absteigen  (c e n t r i f u g a  1  e  oder  abstei¬ 
gende  Bahne n):  2)  lange  Bahnen,  die  von  den  Strangzellen 
des  Rückenmarkes  zum  Gehirn  hin  aufsteigen  (centripetale 
oder  aufsteigende  Ba h ne n);  3)  Fasern  die  aus  den  hin¬ 
teren  Wurzeln  in  das  Rückenmark  gehen  und  in  den  Hintersträn¬ 
gen  sich  in  einen  absteigmden  (meist  kürzeren)  und  einen  auf- 
steigenden  langen  Ast  teilen;  4)  kurze  Strangzellenfasern,  die  im 
Rückenmark  anfangen  und  endpn^ 

Fasern,  die  von  ausserhalb  des  Rückenmarkes  liegenden  Zellen 
kommen,  hat  man  auch  exogene  Fasern  genannt,  die  von 
Zellen  im  Rückoimark  selbst  kommenden  dagegen  endogene. 

Zunächst  besteht  der  Vorderstrang,  Fascicultis anterior, 
aus  folgenden  a  b  steigenden  (centrifugalen)  Bahnen:  l)derschma- 
len,  an  der  Fissura  longitudinalis  anterior  gelegenen  P  y  r  a  m  i  - 
denvorders  trangbahn,  Faseiculus  cerebrospinalis  anterior, 
ln  der  derjenige  Teil  der  psychomotorischen  Bahnen  verläuft,  wel¬ 
cher  erst  weiter  caudalwärts  ja  der  weissen  Commissiir  auf  die 
andere  Seite  des  Rückenmarkes  zu  den  motorischen  Vorderhom- 
zellen  geht.  Dazu  kommt  2)  ein  schmales  Bündel  am  nw^alen 
Rande  des  ersten  Faseiculus  sulcomarginalis  s.  Tractus  tectospinalis, 
Vierhügelvorderstrangbahn  oder  MARIE’  sches  Bündel.  3)  ein 
.  schmales  Bündel  am  vorderen  Rande  des  Vorderstranges,  das  v  ö~r- 


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448 


dere  Randbündel,  Traeius  vestUndo  spinalis,  LOEWENIHAL- 
sches  Bündel,  welches  vom  Deiter’schen  Kem  herkommt.  4) 
schliesslich  hinter  dem  Pyramidenvorderstrang  die  Fissura  mediana 
lii  der  Tiefe  begrenzend  noch  der  Fasciculus  lotigUudinalis  me- 
dicuts,  das  h  i  nTe  r  e  L  aü^s  b  ü  n  d  e  1.  Der  übrige  grosse 
Rest  des  Vorderstranges  heisst  Vorderstrangsgrund- 
b  ü  n  d  e  1 ,  Fasciculus  anterior  proprius  von  FLECHSIG.  Er  enthält 
endc^ene  Bahnen  mit  kurzen  Fasern,  die  Teile  des  Rückenmarkes 
mit  einander  verbinden. 

_ Der  Seitenstrang  enthält  folgende  a b steigende  Bahnen: 
1)  die  mächtige  Pyramidenseitenstrangbahn,  Fasciculus  cerebro- 
svinalis  lateralis.  Sie  liegt  im  hinteren  Teil .  des  Seitenstranges 
(Tafel  V  Fig.  b)  und  enthält  die  gekreuzten  psychomotofischen 
Bahnen,  welche  im  Rückenmark  zu  den  Vorderhornzellen  dersel¬ 
ben  Seite  gehen.  Ferner  sind  im  Seitenstrang  npch  einige  kleinere 
absteigende  Bündel  vorhanden,  nämlich  2)  der  vor  der  Pyramiden¬ 
bahn  gelegene  Tractus  rubrosvinalis  oder  das  MONAKOW’  sehe  Bün¬ 
del.  vom  roten  Kern  der  anderen  Seite  kommend,  sowie  3)  ein 
Tractus  tecto-  und  vestibulospinalis  (laterales),  wie  im  Vorder- 
strang  (Tractus  anteriores).  A  u  f  steigende  Bahnen  des  Seitenstran¬ 
ges  sind:  1)  der  Fasciculus  cerebdlospinalis,  auch  dorsale  oder 
FLECHSlNO’sche  Kleinhirnsei t e n s t r a n g b a h n  genaümt^ 
Jhre  Fasern  gehen  von  den  Zellen  der  Clarke’sdien  Säule  in  da^ 
hintere  Randgebiet  des  Seitenstranges  und  steigen  hier  neben  der 
Pyramidenhahn  empor  iin|rt  Hnrrh  Ha.s  Corpu.s  restitorme  zum 
Wurm  des  Kleinhirns;  diese  Bahn  wird  daher  besser  Fasciculus 
.  spinocerebellaris  genannt;  2)  der  Fasciculus  anterolaferalis  super¬ 
ficialis  oder  GOWER’sches  Bündel.  Die  Fasern  stammen  von  den 
Strangzellen  des  Vorderhoms  und  der  Substrantia  grisea  derselben 
und  der  anderen  Seite  und  ziehen  am  Rande  des  Seitenstranges 
und  auch  noch  Vorderstranges  zum  Kleinhirn,  daher  auch  ven¬ 
trale  Kleinhirnseitenstrangbahn  oder  Klein¬ 
hirnvorderstrangbahn  genannt.  Sie  gehen  nicht  in  das 
Corpus  restiforme  über,  sondern  ziehen  durch  die  Brücke  auf¬ 
wärts,  biegen  dann  in  die  Brachia  conjunctiva  mn  und  gelangen 
so  ebenfalls  zum  Wurme  des  Kleinhirns.  (S.  Tafel  V  Fig.  b 
dunkelrot.)  Weitere  aufsteigende  Bahnen  sind  3)  dei  Tractus  spino- 
thalamicus  und  Tractus  spimtectalis,  sie  liegen  an  der  medialen 
Seite  des  Oowers’schen  Bündels,  stammen  aus  den  Strangzellen 
der  anderen  Sleite,  gehen  durch  die  vordere  Commissur  und  enden 
am  Thalamus  resp.  im  Vierhügelgebiet.  (Oberflächensinnbahn.) 


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fritea 


Vordrrlmrn 
(C  uluiuiia 


Cuiiiiiiii'».  aiil 


Vordore  Wurzel 

d.  ^plltalll<  rvfii 


Donso-lataral« 
und  dorao'ine* 
Gaorlien- 
(«llangrupp«  d 
Vord«horo»» 
«utro-laUrala  und 
vaiitro-madule  natiglirn- 
zellcQiruppe  d  Vordar- 
horns 

oiornuaura  aolarior 
gruea 


Canalit.  reotralia  tnmiltcD  den 
>ubsiNntia  gelatinoFi  cenltali* 


Snlcn'»  m**dianna 

posL  Fnnicului  grwili»  (GoU'iirlior  Strang) 


Worzel 
d  Spinatnerraii 


Fuiiicolii<^  runeatu» 

Vvlicr  Strang) 


Hiiiterliwrii 
(CulumDa 


Saitrnhurii 
tt'vlumna 
lateralis ) 


Subttanlia 
■  ^celatinota 
Uolandi 


Rern  d®.* 
Hinter¬ 
heroes 


Nurleus 

(Clarke'arhe 

Säule) 


Tafel  Va. 

Halbschematischer  Rückenmarksquerschnitt 


Paaeni  des  Mu^ketgeruhl« 
(iro  IfinUralxaiig 
Hintere  (ceolripetal»- 
Wurielfasern 


Narb  der  Liasauer- 
•eben  Randtona  ^ 
(irbendo  Faaern 


Taklitrho 

Sentibililats- 


V  Order»  trang 
aulsteigend) 


Vordarr  (motorisebe) 
Wurzelfasera 


Im 

narb 


Ovale«  HlnlerslraogbOndel 
(ovales  Feld,  mediane  WurreltoD«) 

Goll'tcher  Strang  ((.  d.  Beio) 

Burdacb'aeber  Strang 
(f.  d  Arm) 

Liaaaoer'arbe 
Raadxone 


Veatralea  Hinter'- 
^  alEangfeld 

Klembirn- 


cerebello' 


iptnaliO 


trang 


bahn  (Faaeic 


eerebfO'Spi 


n alle  lateralis) 


rubi^spin 
Spitl.  Urenrsrbirht 
graoen  Subataos 
iFaacie.  lat  propr. 
Flecbsig) 
gemiechle 
Seitcnvtaaagaone 
0«wera‘scbe%  DOndel 
atporf. : 

iibiruvorderstrangbahn) 
Order  atranggrun  ibOndsl 
<  Fase,  ant  proprins  Flechsig) 
iroidenvorderstrangbabn 
corebro-apinalia  ani.) 


Tafel  Vb. 


Halbschematischer  Rückenmarksqiserschnitt  zur  Demonstration 
der  Lage  der  wichtigsten  Faserbahnen. 

Lange  Bahnen  farbig:  centrifugale  gelbrot,  centripetale  dunkelrot. 


Aus  Broesike,  Anatomischer  Atlas,  verkleinert. 


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449 


Schliesslich  liegt  vor  (ventral  vom)  dem  Gower’schen  Bündel  noch 
eine  Bahn,  Tractus  spinoolivaris  (BECHTEREW)  oder  HELWEG 'sehe 
Dreikantenbahn  (vom  oberen  Halsmark  an),  die  von  der 
grauen  Substanz  zu  den  Oliven  zieht.  Tractus  tecto-spinalis  und 
spino-iectalis  liegen  zusammen  in  einem  Gebiet,  das  also  auf-  und 
absteigende  Fasern  enthält  und  daher  auch  als  vordere  ge¬ 
mischte  Seitenstrangzone  (Tafel  V  Fig.  b)  bezeich¬ 
net  wird.  Der  Rest  des  Seitenstranges  wird  als  Fasci- 
culus  lateralis  proprius  (FLECHSIG)  bezeichnet.  Seine  mediale  an 
die  graue  Substanz  des  Rückenmarks  grenzende  Partie  wird  seit¬ 
liche  Grenzschicht  genannt. 

Die  Hinterstränge  werden  fast  ausschliesslich  von  den 
kürzeren  absteigenden  und  längeren  aufsteigenden  Ästen  der  hin¬ 
teren  Wurzelfasem  gebil(tet.  Die  hinteren  Wurzeln  sind  zum 
grössten  Teil  centripetale  Fortsätze  (Neuriten)  der  Spinalganglien¬ 
zellen.  Sie  zerfallen  in  zwei  nicht  scharf  getrennte  Gruppen,  eine 
kleinere  aus  feinen  Fasern  bestehende  laterale,  deren  kurze  auf- 
und  absteigende  Fasern  nebst  ihren  Collateralen  in  den  Zellen 
des  Hinterhornes  enden.  Auf  dem  Querschnitte  liegen  sie  gegen 
den  Seitenstrang  hin  zwischen  äusserem  Umfang  des  Rückenmarkes 
und  der  Spitze  des  Hinterhornes.  Ihr  Gebiet  wird  als  Zorn  termi- 
nalis,  L 1 S  S  A  U  E  R  ’sches  Randbündel  oder  Markbrücke 
von  Waldeyer  bezeichnet.  Die  innere  Haup^uppe,  aus  dicke¬ 
ren  Fasern  bestehend,  entsendet  von  ihrem  Stanun  und  ihren 
Ästen  zahlreiche  Collateralen,  Wurzelzone,  welche  quer  in 
die  graue  Substanz  eintreten  und  dort  nach  einem  kurzen  Verlauf 
enden.  Sie  enden  zum  grossen  Teil  an  den  Zellen  der  Substantia 
gelatinosa  und  den  Zellen  des  Hinterhorns  (Nucleus  dorsalis),  an¬ 
dere  gehen  zu  den  Zellen  der  Clarke’schen  Säule,  andere  enden 
an  Strangzellen  oder  an  den  motorischen  Vorderhornzellen  (diese 
bilden  die  kurzen  Reflexbahnen).  Fast  alle  diese  Collateralen  enden 
auf  derselben  Seite,  nur  wenige  überschreiten  die  Mittellinie  durch 
die  hintere  Commissur  imd  enden  im  Hinterhorn  der  anderen 
Seite.  Die  aufsteigenden  Äste  der  hinteren  Wurzeln  bilden  Stränge, 
die  von  unten  nach  obe^n  durch  ständigen  Zuwachs  zunehmen. 
Da  die  neue  Anlagerung  stets  von  lateralwärts  erfolgt,  nehmen 
die  von  unten  kommenden  allmählich  eine  mediale  Lagerung  an, 
so  dass  im  Halsmarke  deutlich  zwei  Stränge  zu  imterscheiden  sind, 
ein  medialer,  Funiculus  gracilis  oder  Goll’scher  Strang,  er  enthält 
Fasern  von  der  unteren  Extremität,  und  ein  lateraler,  Funiculus 
cuneatus  oder  Burdach’scher  Strang,  er  enthält  hauptsächlich 

Broesike.  Anatomie.  9.  Aofl.  29 


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450 


Fasern  von  der  oberen  Extremität.  Die  aufsteigenden  Äste  enden 
fast  alle  am  Nucleus  gracilis  resp.  Nucleus  cuneatus.  Die  abstei¬ 
genden  meist  nach  kurzem  Verlauf  in  dem  Rückenmark.  Die  ab¬ 
steigenden  liegen  in  einem  Bündel  zusammen,  das  im  Querschnitt 
die  Form  eines  Kcmima  hat  und  daher  als  kommaförmiges 
Bündel  von  SCHULTZE  bezeichnet  ist.  Ausserdem  sind  im 
Hinterstrange  noch  zwei  Felder  besonders  bezeichnet;  das  eine 
erstreckt  sich  vom  Cervicalmark  bis  zum  Liunbalmark,  liegt  oben 
als  schmaler  Saum  am  Ooll’schen  Strang,  reicht  weiter  abwärts 
gegen  das  Septum  medianum  und  bildet  im  Sacratmarke  an  der 
Mittellinie  ein  ovales  Feld  (jederseits  ein  halbovales),  das  ovale 
Feld  oder  die  mediale  Wurzelzone.  Seine  Fasern  bil¬ 
den  das  ovale  Hinterstrangbündel  oder  den  Tradm 
cervicdumbalis  dorsalis.  Ventral  von  dem  Ooll’schen  und  Burdach- 
schen  Strang  liegt  das  ventrale  Hinterstrangfeld. 
Seine  Fasern  bilden  das  ventrale  Hinterstrangbün¬ 
del.  Sie  kommen  von  den  Zellen  des  Hinterhoms  und  enden 
meist  aufsteigend  nach  kurzem  Verlauf  im  Rückenmark  selbst. 

Es  möge  zum  Schluss  der  Lauf  der  beiden  wichtigsten,  nämlich 
der  sensiblen  und  motorischen  Bahnen  des  Ge¬ 
hirnes  und  R  ü  ckenmark  es  an  einem  Beispiel  erläutert 
werden  (vgl.  Tafel  VI).  Wenn  wir  z.  B.  eine  Empfindung 
in  der  rechten  FusssoMe  haben,  welche  uns  bestimmt,  das  Bein 
zu  heben,  so  spielt  sich  dieser  Vorgang  in  folgenden  Bahnen  ab; 
Von  dem  betroffenen  Nervenendapparat  geht  der  Reiz  durch  den 
zugehörigen  sensiblen  Nerven  empor  zu  einer  Spinal¬ 
ganglienzelle  und  von.  dieser  durch  ihren  zweiten  Nerven- 
fortsatz,  die  hintere  Wurzelfaser,  in  das  Rückenmark 
hinein.  Im  Rückenmarke  geht  der  Reiz  durch  den  aufsteigenden 
Ast  der  hinteren  Wurzel  im  O  o  1 1  ’s  c  h  e  n  Strange  bis  zu 
dessen  Endausbreitung  in  dem  Nucleus  funiculi  graci- 
1  i  s  weiter.!)  Hier  endet  die  Bahn,  welche  bis  hierher  noch  immer 
auf  der  rechten  Seite  liegt.  Von  diesem  Kern  bringt  eine 
zweite  Bahn,  die  Schleife,  den  Reiz  auf  folgendem  Wege 

*)  Nach  neuerer  Ansicht  sollen  die  Endigungen  der  Hinterslränge  an  den 
Hinterstrangkernen  (Nucleus  gracilis  und  Nucleus  cuneatus)  nur  die  centripetale 
Bahn  für  den  Tiefensinn  (Muskelsinn)  sein,  die  Bahnen  für  den  Oberflächensinn 
(Tast-,  Temperatur-,  Schmerzempfindung)  sollen  vorher  durch  die  Collateralen 
an  den  Zellen  der  grauen  Substanz  des  Rückenmarks  enden.  Von  diesen  aus 
beginnt  die  Bahn  (Neuron  II),  die  durch  die  Commissura  anterior  in  den  Tractus 
spino-thalamicus  resp.  tectalis  der  anderen  Seite  übergeht,  der  sich  oben  der 
medialen  Schleife  anschließt. 


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TronUU  Cronybirn 
brQcbenb4ba 


'IstrMraiiiell« 
il  K.  upUcai 


OnUoUl'sch« 

SatiitraUoif 


'üintcrp  VVur’«jl 
1-  N.  kpiaalis 


Pjr*initlcn>-'*it«‘n- 
-«Uanii  (FascM-,. 
cerebroiipinali» 
UU'riüi: ) 


Jk'order«  Wonol 
<t.  N.  fpiDalis 


(Uolomaa  taL) 


ifinU-'rbom 

(^<*luran<^^. 

pOit.» 


S#nfil>l«>  ilaaplbahn  ^ 
incl.  Muitkeli’tiruhl  \ 


P/rmmidaaTorderstnas 
(Pawie.  carebnHspiaalit  uterforl 


Tafel  VI. 

Die  wichtigsten  centrifugalen  und  centripetalen  Nervenfaserbahnen 
des  Gehirns  und  Rückenmarkes  (nach  ZIEHEN). 

X  Kreuzung  (Übergang  der  Fasern  auf  die  andere  Seite.) 

O  Unterbrechung  durch  Ganglienzellen. 


Aus  Uroesike,  Anatomischer  Atlas,  verkleinert. 


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451 


weiter.  Von  dem  Nucleus  funiculi  gracilis  läuft  derselbe  in  einer 
Fibra  arcuata  interna  durch  die  Raphe  zur  anderen  Seite  der  Me- 
du'lla  (befindet  sich  also  von  jetzt  ab  auf  der  linken  Seite). 
Die  Bogenfaser  biegt  dann  in  eine  Schleitenfaser  um  und  verläuft 
durch  die  Haubenregion,  den  hinteren  Abschnitt  der  inneren 
Linsenkapsel  und  die  Haubenstrahlung  des  Centrum 
s e m  i  o V a  1  e  zur  Rinde  des  linken  Scheitel  lappens, 
wo  uns  der  Reiz  an  der  Fussohle  zum  Bewusstsein  kommt.  Die 
solchergestalt  hervorgerufene  Empfindung  veranlasst  uns,  das 
Bein  zu  heben,  was  auf  folgendem  geschieht.  Von:  den 

grossen  Pyramidenzellen  im  oberen  Abschnitte  der  linken  Cen¬ 
tralwindungen  geht  der  Impuls  (motorischer  Reiz)  centri- 
fugal  durch  die  psychomotorischen  Extnemitätenbahnen  zunächst 
von  der  Rinde  durch  das  Centrum  semiovale  in  den  hin¬ 
teren  Schenkel  der  inneren  Linsenkapsel,  dann  durch 
das  mittlere  Drittel  des  Hirnschenkelfusses,  endlich 
durch  die  Brücke  in  die  Pyramide  der  linken  Seite. 
Hier  teilt  sich  die  psychomotorische  Bahn  in  die  Pyramidenseiten¬ 
strangbahn  und  Pyramidenvorderstrangbahn.  Lassen  wir  den 
Reiz  in  der  ersteren  Bahn  weiter  ziehen,  so  gelangt  er  in  dieser 
(durch  die  Decussatio)  alsbald  auf  die  andere,  die  rechte  Seite 
des  Rückenmarkes,  tun  alsdann  im  rechten  Seitenstrange  zu  den 
Zellen  des  rechten  Vorderhornes  zu  verlaufen.  Nehmen  wir  da¬ 
gegen  an,  er  verliefe  in  der  Pyramidenvorderstrangbahn,  so  geht 
er  zunächst  noch  im  linken  Vorderstrange  abwärts  und  gelangt 
erst  durch  die  Commissura  anterior  alba  zu  den  Zellen  des  r  e  c  h- 
t  e  n  Vorderhornes.  Hier  endet  die  psychomotorische  Bahn  und 
veranlasst  die  motorischen  Vorderhomzellen  durch  ihre  Axen- 
cylinderfortsätze,  welche  als  vordere  Wurzel  austreten,  in 
einen  motorischen  Nerven  übergehen  und  in  dem  motorischen  End¬ 
apparat  einer  Muskelfaser  enden,  die  Muskeln  des  rechten  Beines 
für  die  beabsichtigte  Bewegung  zu  contrahieren. 

Kurze  Übersicht  der  wichtigsten  Hirn-  und 
Rückenmarksbahnen  (s.  Hirnschema  u.  Tafel  VI). 

1.  Sensible,  psychosensorische  oder  Gefühls¬ 
bahn  des  Rückenmarkes.  (Rechts)  sensibler  Nervenend- 
apparat,  sensibler  Nerv,  Spinalganglion,  hintere  Wurzel,  Hinter¬ 
strang,  dann  a)  Muskelsinnbahn,  Nucleus  funiculi  gracilis 
und  cuneati„  Fibräe  afcuatae  internae — Raphe  ( Kreuzung)  —  ( Links) 
Schleife  (Haube,  hinteres  Ende  der  inneren  Linsenkapsel),  Hau- 

29* 


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452 


benstrahlung,  Rinde  des  Scheitellappens  —  Empfindung,  b)  O  b  e  r- 
flächensinnbahn  (Tast-,  ^hmerz-, Temperaturempfindung) 
hintere  Wurzel,  graue  Substanz  des  Rückehniärkes,  Oommissura 
anterior  (Kreuzimg)  Seitenstrang  —  mediale  Schleife  —  Thalamus 
—  Hirnrinde. 

2.  Motorische,  psychomotorische .  Extre¬ 
mitäten-  oder  JP_y  r  a  m  i  d  e  n  b  a  h.n.  .  CLinks)  Centralwin¬ 
dungen,  Centrum  semiovale,  hinterer  Schenkel  der  inneren  Unsen- 
kapsel,  Himschenkelfuss,  Brücke,  Pyramide,  Pyramidenstränge  — 
Kreuzung  entweder  in  der  Decussatio  oder  der  Commissura  an¬ 
terior  alba  —  (Rechts)  Vorderhomzellen*  motorische  Wurzel,  mo¬ 
torischer  Endapparat  —  Bewegung. 

3.  Vordere  Gross’ - ~un<r  Kleinhirnbrücker¬ 
bahn.  (Rechts)  FrMitalzone,  Cenitrum  semiovale,  vorderer 
Schenkel  der  inneren  Linsenkapsel,  mediales  Drittel  des  Hirn- 
schenkelfusses,  Brücke,  Brückenkeme,  Querfasern  —  Raphe  (Kreu¬ 
zung)  —  (Links)  Brückenschenkel  zum  Kleinhirn,  Hemisphären¬ 
rinde  des  Kleinhirnes. 

4.  Hintere  Gross-  und  Kleinhirnbrücken¬ 
bahn.  (Rechts)  Temporo-Occipitalzone,  weisses  Marklager  (Cen¬ 
trum  semiovale),  hinterer  Schenkel  der  inneren  Linsenkapsel,  late¬ 
rales  Drittel  des  Himschenkelfusses,  Brücke,  Brückenkeme  — 
Raphe  (Kreuzung)  —  (Links)  Brückenschenkel,  Kleinhirnrinde. 

5.  Kleinhirn  —  Grosshirnbahn  über  den  roten 
Kem.  (Rechts)  Nucleus  dentatus  des  Kleinhirnes,  Bindearm  — 
Rafrfie  (Bindearm-Kreuzimg)  —  (Links)  roter  Kern  von  hier:  1) 
Haubenstrahlung,  Praecuneus,  2)  Laminae  medulläres  (Bündel  zum 
roten  Kern),  Thalamus,  3)  Linsenkemschlinge,  Nucleus  lentifor- 
mis  und  caudatus. 

6.  Olfactoriusbahn.  Riechepithel  der  Nasenschleim¬ 
haut,  Nervus  olfactorius,  Bulbus  und  Tractus  olfactorius,  vcm 
hier  aus  wahrscheinlich  ziun  Gyrus  uncinatus  bezw.  fomicatus. 
Teilweise  Kreuzung  in  der  Commissura  anterior. 

7.  Opticusbahn  (Näheres  beim  Opticus).  Retina: 
links  temporale,  rechts  nasale  Hälfte:  von  links  durch  die 
Fibrae  directae,  von  rechts  durch  die  Fibrae  cruciatae  nach  dem 
linken  Tractus  opticus,  dann  durch  die  laterale  Wurzel  des  letz¬ 
teren  zum  linken  Corpus  genic.  lat.,  vorderem  Vierhügel  und 
Pulvinar,  von  hier  aus  durch  den  hinteren  Schenkel  der  inneren 
Linsenkapsel  als  Sehstrahlung  zum  Hinterhauptlappen  (hauptsäch¬ 
lich  Cuneus)  derselben  Seite  —  Sehempfindung  (s.  Tafel  VI). 


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453 


8.  Acusticusbahn.  (Rechte)  Schnecke,  Nervus  cochleae, 
Nuclei  n.  acustici,  Corpus  trapezoides  —  Raphe  (Kreuzung)  — 
(Links)  obere  Olive,  laterale  Schleife,  hinterer  Vierhügel,  Arm  des¬ 
selben,  medialer  Kniehöcker,  hinterer  Teil  der  inneren  Linsen¬ 
kapsel,  Marklager,  obere  Schläfenwindung.  Neben  diesem  ctMnpli- 
cierten  Wege  geht  noch  ein  einfacherer  von  den  Nuclei  n.  cochlea- 
ris  durch  die  Striae  medulläres  ebenfalls  zur  Schleife. 

9.  Facialisbahn.  (Rechte)  Unteres  Drittel  der  vorderen 
Centralwindung,  weisse  Substanz,  Knie  der  inneren  Linsenkapsel, 
Himschenkelfuss,  Bündel  vom  Fuss  zur  Haube  (Schleife)  —  Raphe 
(Kreuzung)  —  (Links)  Facialiskern,  N.  facialis,  Muskelinnervation. 

10.  Hypoglossusbahn.  (Rechte)  Unteres  Ende  dei 
vorderen  Centralwindung,  innere  Linsenkapsel  (Knie  bezw.  Über¬ 
gang  in  den  hinteren  Schenkel),  Himschenkelfuss,  Bündel  vom 
Fuss  zur  Haube  (medialster  Teil  "Her  Schleife)  —  Raphe  (Kreu- 
zung)  (Links)  Hypoglossuskern,  N.  hypoglossus,  Zungen¬ 
muskeln  (für  9  und  10  s.  Tafel  III  u.  VI). 

Bei  einer  Aufzählung  dieser  Bahnen  fällt  auf,  dass  sie  alle 
durch  die  innere  Linsen  k.  a_p  sei,  besonders  durch  den 
hinteren  Schenkel  derselben  ziehen.  Im  vorderen 
Abschnitte  des  letzteren  liegen  hintereinander  die  Bahnen 
des  Facialis,  des  Hypoglossus  und  der  Extremitäten,  also  die  m  o- 
torischen  Bahnen.  Im  h-interen  Abschnitte 
treffen  die  Bahnen  des  Acusticus,  des  Opticus,  die  sensiblen  Bah¬ 
nen  und  wahrscheinlich  auch  die  anatomisch  noch  nicht  sicher 
nachgewiesenen  Bahnen  des  Trigeminus,  Olfactorius  und  Glosso- 
pharyngeus  zur  Rinde  zusammen.  Dieser  Teil  des  hinteren  Schen¬ 
kels  wurde  deshalb  von  CHARCOT  als  (Carrefour  sermtif  s.  Tafel  1) 
bezeichnet.  Ferner  ist  zu  beachten,  dass  bei  allen  diesen 
Bahnen  während  ihres  Verlaufes  zwischen  der  Rinde  und 
den  Kernen  eine  Kreuzung  (Übergang  der  Fasern  von  der 
einen  auf  die  andere  Seite)  stattfindet.  In  der  weissen  Substanz 
(sagittales  Marklager,  Centrum  semiovale)  werden  die  Faserbahnen 
auch  als  Strahlungen  bezeichnet  (z.  B.  Sehstrahlung,  Hau¬ 
benstrahlung  oder  sensible.  Strahlung,  Pyramidenstrahlung). 


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454 


L.  Die  Hirnnerven. 

Als  Hirnnerven,  Nervi  cerebrales,  hat  man  alle  diejeni¬ 
gen  Nerven  bezeichnet,  welche  direkt  vom  Gehirne  ihren  Ursprung 
nehmen.  Von  den  Himnerven  sind  die  Rückenmarksner¬ 
ven,  Nervi  spinales,  zu  unterscheiden,  welche  aus  dem  Rücken¬ 
marke  hervortreten.  Beide  Arten  von  Nerven  werden  als  C  e  r  e  - 
brospinaljierven  zusammengefasst. 

Die  Himnerven  bilden  zwölf  Paare,  welche  man  nicht  allein 
nach  ihrem  Namen,  sondern  auch  nach  ihrer  Nummer  genau  ken¬ 
nen  muss,  da  dieselben  häufig  nur  nach  letzterer,  z.  B.  als  V.  Paar, 

VI.  Paar  etc.  bezeichnet  werden.  Diese  12  Nervenpaare  brechen 
nun  an  der  Hirnbasis  (von  vom  nach  hinten  gerechnet)  in  fol¬ 
gender  Reihenfolge  hervor; 

1.  der  N.  cUfactorius,  II.  der  N.  opticus,  111.  der  N.  oculoniotorius, 
IV.  der  N.  trocJdearis,  V.  der  N.  trigeminus,  VI.  der  N.  abducens, 

VII.  der  N.  facialis,  VIII.  der  N.  acusticus,  IX.  der  N.  glossopha- 
ryngeus,  X.  der  N.  vagus,  XI.  der  N.  accessoritts  (WilUsii}  s.  recur¬ 
rens,  XII.  der  N.  kgpoghssus. 

I.  N.  olfactorius. 

Da  man  aus  entwicklungsgeschichtlichen  Gründen  den  Trac- 
tus  und  Bulbus  olfactorius  als  eine  Art  von  vorgeschobenen  Hirn¬ 
lappen  {Lobus  olfactorius)  auf  fassen  muss,  so  kann  man  unter  der 
Bezeichnung  Geruchsnerv,  Nervtts  olfactorius,  nur  die  zahl¬ 
reichen  Nervenfäden,  Fila  olfactoria,  zusammenfassen,  welche  zum 
Bulbus  durch  die  Lamina  cribrosa  des  Siebbeines  von  der  Nasen¬ 
höhle  her  gelangen.  Diese  Nervenfäden  besitzen  kein  Nervenmark, 
.  sie  sind  die  centripetalen  Fortsätze  der  Riechzellen  der  Nasen- 
schleimhant.  Ihr  Verbreitungsbezirk  erstreckt  sich  an  der  Scheide¬ 
wand  und  der  lateralen  Wand  der  Nasenhöhle  bis  etwa  in  die 
Höhe  des  unteren  R  a  n  d  e  s  d  e_r  mittlere  n  Muschel, 
so  dass  also  nur  der  oberste  Teil  der  .Nasensctileimhaut  imstande 
ist,  Geruchsempfindungen  zu  vermitteln  (s.  a.  beim  Gemchsorgan). 
Die  .Fila  olfactoria  stehen-im  Coatact-  mit  den  peripheren  Fort- 
^tzen  der  Rindenzellen  des  Rnlhns  (MitralTellen),  deren  centri- 
petale  Fasern  im  Tractus  olfactorius  weiter  laufen.  V(»i  ihm  geht 
eine  Bahn,  d\t  Stria  olfactoria  lateralis,  schon  äusserlich  sichtbar, 
in  die  Spitze  des  Schläfenlappens,  des  Gyrus  uncinatus,  und  noch 


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455 


.weiter  in  den  Gyrus  hippocampi  hinein.  Eine  zweit^. 
olfactoria  mcdialis,  ist  nur  ausnahmsweise  heim  Mpnsrh4i  riputlirh; 
sie  geht  in  das  frontale  Ende  des  Gyrus  cinguli  s.  Jütnkatus. 
Zwischen  beiden  letzteren  Striae  liegt  die  nicht  imimer  deutliche 
Stria  intermedia.  Bei  Tieren  mit  ausgeprägtem  Geruchssinn  gehört 
wahrscheinlich  die  ganze  den  Balken  umfassende  Randwindling 
(Gyrus  fomicatus  und  Gyrus  hippocampi)  dem  Riecheentnun  an. 
Beide  Riechlappen  sind  durch  wenig  zahlreiche  Fasern  verbunden, 
welche  als  Teil  der  Commissura  anterior  von  einer  Himhälfte  zur 
anderen  ziehen. 


II.  N.  opticus. 

Die  beiden  Sehnerven,  Nn.  optici,  treten  in  Gestalt  der 
Tractus  optici  an  der  Himbasis  hervor  und  bilden  alsdann  eine 
Kreuzung,  das  Chiasma  nervorum  opHcorum,  welches  auf  dem  Sul¬ 
cus  chiasmatis  des  Keilbeines  gelegen  ist.  Diese  Kreuzung  der 
_  Opticusfasem  im  Chiasma  ist  jedoch  nur  scheinbar  eine  vollstän¬ 
dige,  da  sjch  der  Faserverlauf  in  dem  letzteren  folgendermassen 
gestaltet; 

1.  Nur  die  innersten  (am  meisten  medial  gelegenen)  Fa- 
^  sern  des  N.  opticus  kreuzen  sich  und  werden  daher  auch 

als  Fibrae  cruciutac  bezeichnet.  Auf  diese  Weise  geht  also  ein 
Teil  der  aus  dem  rechten  Tractus  opticus  kommenden  Fasern  zu 
dem  linken,  ein  Teil  der  in  dem  linken  Tractus  gelegenen  Fasern 
zu  dem  rechten  Augapfel  hin  und  zwar  zur  nasalen  Seite.^)  7^' 

2.  Die  beiden  1  a  t  e  r  a  1  e  n  Winkel  des  Chiasma  werden 
durch  Fasern  eingenommen,  welche  man  Fibrae  directae  benannt 

hat,  weil  sie  ^von  dem  Tractus  opticus  zu  dem  Augapfel  _d  e  t_i _ 

selben  Sei  t  e  verlaufen  und  zwar  zur  temporalen  Seite. 

Der  vordere  Winkel  des  Chiasma  wird  durch  die  sogen,  vor¬ 
deren  Commissurenfasern,  Commissura  anterior  s. 
retinarum.  ausgerundet,  welche  demgemäss  von  dem  Bulbus 
der  einen  zu  dem  Bulbus  der  anderen  Seite  ver- 
laufen  müssen.  Indessen  ist  diese  Bahn  fraglich.  Ebensö-Äiid 
der  hintere  Winkel  des  Chiasma  durch  die  hinteren  Com- 
^ni  i  s  s  u  r  enfasern,  Commissura  j)osterior  s.  tractuum,  ausge- 


l 

/ 


Fagf  ^llp  OpfiriiRfa&prn  gphpn  nirht  zur  Retina  Sondern  kommen  von  da: 
sie  gehören  bereits  dem  dritten  Neuron  an.  Das  erste  sind  die  Stäbchen  und 
Zapfensehzellen,  das  zweite  die  biporalen  Ganglienzellen  (Retinaganglion)  und 
das  dritte  die  multipolaren  Ganglienzellen  (Opticusganglion).  Ihr  centraler 
Fortsatz  bildet  die  Opticusfasern. 


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456 


rundet.  Neuerdings  werden  diese  beiden  Commissuren  als  Com- 
missura  inferior  (GUDDEN)  und  als  Conimissura  superior  (MEYNERT) 
bezeichnet.  Beide  haben  nichts  mit  dem  Sehen  zu  tun. 

Vom  Chiasma  aus  tritt  der  N.  opticus  (zusammen  mit  dir  A. 
ophthalmica)  durch  das  Foramen  opticum  in  die  Augenhöhle  hin¬ 
ein  und  zieht  hierauf  in  deren  Längsaxe,  S-förmig  gekrümmt,  bis 
zum  Bulbus  oculi,  wo  er  sich  ein  wenig  medianwärts  vom  hin¬ 
teren  Pol  desselben  einsenkt. Vor  anderen  Nerven  ist  der  N. 
opticus  durch  den  compliciertep  Bau  seiner  Scheide  ausgezeichnet, 
an  welcher  man  ein  sehr  derbes  äusseres  Neurilemm 
als  Fortsetzung  der  Dura,  ein  sehr  zartes  m i t tj eres  Neuri¬ 
lemm  als  Fortsetzung  der  Arachnoidea  und  ein  wiederum 
derberes  inneres  Neurilemm  als  Fortsetzung  der  Pia 
mater  unterscheidet.  Zwischen  diesen  drei  Hüllen  sind  lymphati¬ 
sche  intervaginale  Räume  gelegen,  welche  mit  dem  Sub¬ 
dural-  und  Subarachnoidealraume  communicieren.  Nach  dem  Ein- 
tritte  in  die  Retina  verlieren  die  Opticusfasern  i  h  r 
Nervenmark,  so  dass  sit*  durchsichtig  werden  und  somit  die 
Lichtstrahlen  ungehindert  zu  den  das  Licht  percipierenden  Ele¬ 
menten  des  Auges,  den  Stäbchen  und  Zapfen,  passieren  lassen. 

Verfolgen  wir  den  Tractus  opticuscere- 
bralwärts .  so  spaltet  er  sich  bereits  bei  seinem  Verlaufe  über 
den  Himschenkel  in  eine  laterale  und  eine  mediale  Wur¬ 
zel.  Die  laterale  grössere  Wurzel  des  Tractus  opti- 
cus  geht  zum  Corpus  geniculatum  laterale,  ziirii 
vorderen  V  i  e  r  h  ü  g  e  1  und  zum  P  u  1  v  i  n  a  r  des  1  hala- 
mus  opticus.  In  den  Zellen  dieser  drei  Ganglien  enden  wahr¬ 
scheinlich  die  Fasern  der  lateralen  Tractuswurzel.  Von  diesen_ 
dreien  wiederum  gehen  Fasern  (Stabkranzfasem)  durch  den  hin¬ 
teren  Abschnitt  des  hinteren  Schenkels  der  inneren  Linsenkapsel 
und  das  Marklager  des  Hinterhauptlappens  lateral  vom  Hinter- 
horne  zur _Rinde  desselben  (S  e h  s  t  r  ä  hl  u  n  g,'  s.  mmscnema, 
rot  vom  Cuneus  zum  Corp.  genic.  latV  Die  mediale 
kleinere  Tractuswurzel  geht  zum  Corpus  geni- 
_c  u  1  a  t  u  m  mediale,  wo  sie  zum  Teil  endet;  ein  Teil  ihrer 
Fasern  läuft  dagegen  durch  dasselbe  weiter  zum  hinteren 
V  i  e  r  h  ü  g  e  1.  Die  beiden  letztgenannten  Hirnteile  sind  mm  eben¬ 
falls  durchs  Stabkranzfasern  mit  der  Rinde  des  Hinterhaupt-,  viel- 
Jeicht  _auch  des  Schläfenlappens  verbunden. 

*)  Die  S-förmige  Krümmung  ist  im  hinteren  Abschnitt  der  Nerven  mit  der 
Convexität,  im  vorderen  Abschnitte  mit  der  Concavität  nach  lateralwärts  gerichtet. 


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457 


Die  partielle  Kreuzung  der  Tractus  optici  hat  zur  Folge,  dass 
bei  Laesion  eines  Tractus  (z.  B.  des  linken)  die  gleichseitigen  Hälf¬ 
ten  der  Retina  beider  Augen  (linkes  Auge  linke  [temporale] 
Hälfte;  rechtes  Auge  linke  [nasale]  Hälfte)  ihre  Functionsfähig¬ 
keit  verlieren.  Nach  Zerstörung  beider  Nervi  optici  gehen  die 
beiden  Tractus  mit  Ausnahme  der  Onnmissura  posterior  zu  Grunde 
und  im  Anschlüsse  daran  werden  die  Corpora  geniculata  lateralia, 
der  vordere  Vierhügel  und  das  Pulvinar  des  Sehhügels  atrophisch. 
Wie  die  hinteren  Commissurenfasem  bleiben  hierbei  auch  die 
Corpora  geniculata  medialia  und  der  hintere  Vierhügel  vollständig 
intact.  Sie  sind  also  beim  Sehakte  direkt  nicht  beteiligt;  ob  sie, 
wie  man  aus  verschiedenen  Gründen  angenommen  hat,  mit  dem 
Hören  Zusammenhängen,  ist  wahrscheinlich  aber  nicht  sicher  er¬ 
wiesen. 

HI.  N.  oculomotoiius. 

Über  die  Kerne  des  N.  ocidomotorhts  ist  Seite  428  gesprochen. 
vereinigten  Fasern  de.s  Nerven  kommen  an  der  medialen  Seite 
^er  Pedunculi  cerebri  zum  Vorschein  und  treten  jederseits  nahe 
dem  Proc.  clinoideus  posterior  in  die  obere  Wand  des  Sinus 
~  cavernosus  ein.  Hieraut  dringt  der  Nerv  zuerst  durch  die  Fissura 
orbitalis  superior,  dann  durch  die  Ursprungsehne  des  M.  rectus 
lateralis  in  die  Augenhöhle  und  spaltet  sich  endlich  in  einen  o  b  e- 


ren  und  einen  unteren  Ast,  zwischen  denen  der  N.  nasocilia- 


ris  (vom  I.  Aste  des  Trigeminus)  nach  vorn  und  medianwärts 


,hindurchtritt. _ 

Der  obere  Ast  versorgt  den  M.  rectus  oculi  sup.  imd  M. 
levator  naloebrae  superioris.  während  der  untere  Ast  zu 


allen  übrigen  inneren  Augenmuskeln  geht,  mit  Ausnahme  des 
rectus  lat,  und  M.  obliquus  sup.,  welche  ihre  eigenen  Nerven 
empfangen.  Von  dem  unteren  Aste  des  N.  oculomotorius 

Oan- 


le  Kurze  Wurzel,  die  Radix  brevis  des  _ _ 

n  und  .senkt  sich  in  den  hinteren  unteren  Teil  des 


letzteren  ein. 


Der  N.  oculomotorius  ist  ein  rein  motorischer  Nerv, 
denn  selbst  diejenigen  Fasern,  welche  durch  die  Radix  brevis  zum 
Ganglion  cilmre  und  von  diesem  Ganglion  aus  durch  die  Nn.  cili¬ 
ares  breves  zum  Bulbus  oculi  gelangen,  vereor^en_  in  den^  letzt^ 


Das  Ganglion  ciliare  ist  eigentlich  als  ein  sympathisches  Ganglion 
aulzufassen.  Doch  soll  dasselbe  (wie  in  aen  'rtKlsten  aiialuiiiisclieii  llaiiü' 
büchern)  der  bequemeren  Beschreibung  wegen  erst  beim  N.  trigeminus  näher 
geschildert  werden. 


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458 


ren  Muskeln,  und  zwar:  1 )  den  Verengerer  der  Pu p i  1 1  e, _ 
M.  sphincter  pupiUae,  und  2)  den  Brücke  *s  che  n~M  u  s  k  e  1,  _ 
M.  ciliaris  s.  tensor  chorioideae,  welcher  durch  seine  Contractoi,. 
die  Äccommodation  des  Auges  für  die  Nähe  zustande  bringt. 


IV.  N.  trochlearis. 


Der  Ursprung  des  N.  trochlearis  ist  Seite  428  abgehandelt. 
Von  der  Urspnuigstelle  aus  verläuft  der  Nerv  (der  dünnste  aller 
Himnervenl  zunächst  lateral  von  den  Pedunculi  ce- 
r  e  b  r  i  nach  vom  und  senkt  sich  alsdann  in  die  Dura  mater  eftwas 
medial  von  derjenigen  Stelle  ein,  an  welcher  sich  die  vordere 
Spitze  des  Tentorium  befindet.  Hierauf  zieht  der  N. 
trochlearis  in  der  oberen  Wand  des  Sinus  cavernosus  und 
durch  die  Fissura  orbitalis  sup.  zur  Augenhöhle  hinein  und  ge¬ 
langt  zu  dem  einzigen  Muskel,  den  er  versorgt,  dem _M. 
obliquus  oculi  sup.  s.  trochlearis.  von  welchem  der  Nerv  auch 
seinen  Namen  hat. 


»1,1 


Die  vier  Himnerven,  welche  in  die  Wand  als  Sinus  cavernosus  ein- 
treten  und  alsdann  durch  die  Fissura  orbitalis  superior  in  die  Augenhöhle 
gelangen,  sind  folgendermassen  zu  einander  gelegen.  In  der  oberen 
j  -^Wflnd  des  Sinus  cavernosus  nimmt  der  III.  Hirnnerv,  der  At  ocuiomoioriüs, 
den  höchstgelegenen  Platz  ein.  tU)enfäIls  iil  def  öberai  Waud,  abei  el\A/äs~~ 
mehr  lateral,  zieht  der  IV.  Hirnnerv,  der  N.  trochlearis,  nzoh  vorn.  An  derT 
letzteren  schliessen  sich,  schon  in  dW  lateralen  Wand  des  Sinus 
cavernosus  gelegen,  der  VI.  Hirnnerv,  N.  abducens,  und  der  erste  Ast  des 


V.  Himnerven.  des  trigeminus,  an.  Der  Abducens  liegt  auerdings  strengt 


genommen  nicht  in  der  Seitenwand  des  Sinus,  sondern  medianwärts  von  der* 
letzteren,  indem  er  ebenso  wie  die  Carotis  int.  von  dem  venösen  Blute  des 
Sinus  cavernosus  umspült  wird,  ln  Zahlen  ausgedrückt,  würden  die  vier 
Hirnnerven  also  von  oben  und  medianwärts  nach  unten  und  lateralwärts 
in  der  Reihenfolge  III,  IV,  VI  und  V  gelegen  sein.  Weiter  nach  vnrn_ 
i;, (dicht  vor  der  Fissura  orbitalis  sup.)  findet^  jedoch  eine  Kreuzung 
dieser  Nerven  in  der  Weise  statt,  dass  aie  mit  T  Peglnncnggfl 

ven.  d.  h.  der  Trigeminus  und  Trochlearis,  am  höchsten  liegen,  in^ 


dem  sie  dicht  nebeneinander  in  sagihaler  Richtung  (^aer  N.  trochlearis  nie(§ 
der  N.  trigeminus  latö-älT  liber  die  beiden  .IfhlRTgh  Nerven  hlh\)yegzi9i5i. 
Es  ist  deswegen  von  Wichtigkeit,  bei  der  Präparation  der  Augenhöhlen* 
nerven  zuerst  mit  dem  N.  trochlearis  oder  N.  trigeminus  zu  beginnen,  wenn 
man  es  vermeiden  will,  den  N.  oculomotorius  und  N.  abducens  zu  durch- 
schneiden. 


V.  N.  trigeminus. 

Der  N.  trigeminus  entsteht,  wie  auf  Seite  429  dargestellt,  mit 
einer  kleiner  e  n  „m  pl  p  r  i  s  eben  und  einer  grösseren 
^  sensiblen  Wurzel.  Beide  Wurzeln  treten,  zum  N.  trige¬ 
minus  vereinigt,  aber  leicht  in  eine  Portio  minor  und  major  trenn- 
bar,  zwischen  den  Fasern  der  Varolsbrücke  aus,  dort  wo  dieselbe 


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459 


in  die  Brachia  pontis  überzugdien  anfängt.  Der  N.  trigeminus 
tritt  weiterhin  oberhalb  der  Spitze  der  Schläfenfaeinpyramide  unter 
die  Dura  mater,  wo  sich  für  ihn  ein  grösserer  Raum,  das  Cavum 
Mechdi.  befindet^  welches  in  seiner  Lage  der  beim  Schläfenbeine 
erwähnten  Impressio  trigemini  entspricht.  Hier  im  Cavum  Meckelii 
bildet  der  Nerv  eine  mit  Gai^lienzellen  versehene  Anschwellung, 
das  Ganglion  semüunare  s.  Gasseri,  von  welchem  drei  Äste  aus¬ 
gehen,  die  man  (nach  der  Richtung,  welche  sie  einschlagen)  als 
ersten  Ast  oder  Nervus  ophtalmicus,  als  zweiten  Ast, 
Nervus  maxUlaris  s.  supramaxillaris  und  endlich  als  dritten 
Ast,  Nervus  mandibularis  s.  inframaxillaris,  bezeichnet  hat.  ,  An 
der  Bildung  des  Ganglion  nimmt  nur  die  Portio  major  teil,  die 
Portio  minor  streicht  unter  demselben  hinweg  und  gesellt  sich 
lediglich  dem  dritten  Aste  zu.^) 

,^Ein  jeder  von  diesen  drei  Ästen  sendet  nun  einen  sehr  feinen 
r  ü  c  k  1  ä  u  f  igen  Zweig,  N.  recurrens  s.  tneningeus,  in  die 
'Schädfilhöhle  hinein,  dem  die  Aufgabe  zutällt,  einen  bestimmten 
Bezirk  der  Dura  mater  mit  s  e  n  s  ij»  1  e  n  F  a,s  e  r  n  zu  versorgen. 
Der  Recurrens  des  ersten  Trigeminusastes,  N. 
tentorii  s.  N.  recurrens  Arnoldi,  entspringt  vor  dem  Eintritte  des 
ersten  Astes  in  die  Fiss.  orbitalis  sup.  und  hat  insofern  einen 
eigentümlichen  Verlauf,  als  er  sich  an  den  N.  trochlearis  anlegt 
und  in  der  Scheide  dieses  Nerven  von  vom  nach  hinten  verläuft, 
um  zuletzt  den  Trochlearis  wieder  zu  verlassen  und  im  Tentorium 
und  den  Landungen  der  nahe  gelegenen  Sinus  zu  enden.  Der 
Recurrens  des  zweiten  Trig eminusastes,  N. 
meninaeus  medius,  entspringt  von  dem  letzteren  ebenfalls  noch  in 
der  Schädelhöhle,  schliesst  sich  an  den  vorderen  Ast  der 
A.  meningea  media  und  versorgt  in  Begkitung  des  letzte- 
ren  die  Dura  mater  an  dem  vorderen  und  oberen  Teile  des  Schä¬ 
dels.  Der  Recurrens  des  dritten  Trigeminus- 
a  s  t  e  s  .  N.  svinosus,  entspringt  im  Gegensätze  zu  den  beiden  an- 
deren  erst  ausserha  Lb  der  Schädelhöhle  und  geht  mit  der 
A  meningpa  mpdia  durch  das  Foramen  spinpsum  Jn jdie^lbe  hin- 
ein.  Indem  er  den  vorderen  und  hinteren  Ast  dieser  Arterie  be- 
gleitet  und  mit  dem  vorigen  Nerven  anastomosiert,  gibt  er  feine 
Zweige  zur  Dura,  ferner  durch  die  Sut.  petrosquamosa  zur  Aus¬ 
kleidung  der  Cellulae  mastoideae,  endlich  (nach  LUSCHKA)  auch  in 

*)  Die  Ganglienzellen  des  Ganglion  Gasseri  haben  einen  Fortsatz,  der  sich 
T-förmig  teilt.  Der  periphere  Fortsatz  geht  in  einen  der  drei  Aste,  der  centrale 
in  die  Portio  major,  die  in  das  Hirn  eintritt  (s.  S.  429). 


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460 


die  Substanz  des  Keilbeines  hinein.  Es  sei  hier  der  Vollständig¬ 
keit  wegen  gleich  erwähnt,  dass^die  Dura  mater  der  hinteren 
Schädelgrube  von  einem  rückläufigen  Zweige  des  N. 

g  u  s  versorgt  wird,  den  man  als  B.  meningeus  n.  mgi  be¬ 
zeichnet  hat-O  ^ 

Ein  jeder  von  den  drei  Ästen  des  N.  trigeminus  steht  ferner¬ 
hin  während  seines  Verlaufes  noch  mit  einem  besonderen 
Ganglion  in  Zusammenhang,  in  welches  jedoch  auch  Zweige 
von  anderen  Hirnnerven  eintreten.  Das  Ganglion  des  er¬ 
sten  Trigeminusastes  ist  das  Ganolim  ciliare,  welches 
innerhalb  der  Augenhöhle  gelegen  ist.  Das  Ganglion  des 
zweiten  Trigieminusastes  wird  als  Ganglion sphenooa- 
latinum  s.  nasale  bezeidmet,  weil  es  nahe  der  Nasenhöhle  in  die 
Fissura  sphenomaxillaris  eingebettet  ist.  Das  Ganglion  des 
dritten  Trigeminusastes  heisst  Ganglion  oticum^  weil 
dasselbe  dicht  unter  dem  Foramen  ovale,  also  in  der  Nähe  des 
Gehörganges  seinen  Sitz  hat.^) 

ErsterAstdesTrigeminus. 

Der  erste  Ast  des  Trigeminus,jr.  ophthal^micus, 
teilt  sich  gewöhnlich  schon  vor  dem  Eintritte  in  die  Fissura  orbi- 
talis  sup.  in  drei  weitere  Zweige,  welche  man  als  1)  N.  frontalis, 
2)  N.  lacrimalis,  3)  N.  nasociliaris  von  einander  unterschieden  hat. 

,1 .  Der  N.  frontalis,  rein  sensibel,  verläuft  auf  dem  M. 
levator  palpebrae  superior^  cKcht  unter  dem  Periost  der  Orbita 
nach  vorn,  teilt  sich  jedoch  sehr  bald  in  zwei  oder  drei  Zweige. 
Seine  Endverzweigungen  erstrecken  sich  nach  Durchbohrung  des 
M.  frontalis  über  das  Stirn-  und  Scheitelbein  bis  in  die  Nähe  des 
Hinterhauptbeines,  indem  sie  die  Haut  dieser  Gegend  versorgen.  *) 
Als  Zweige  des  N.  frontalis  sind  zu  nennen: 
a)  der  N.  supraorbitalis  tritt  durch  die  gleichnamige  Incisur  des 

Stirnbeines  in  Begleitung  der  A.  und  V.  supraorbitalis  heraus 

*)  Alle  eben  erwähnten  Xn.  recurrentes  sind  von  dem  älteren  ARNOLD 
entdeckt  worden,  doch  pflegt  man  nur  den  erstgenannten  als  N.  recurrens 
Amoldi  zu  bezeichnen. 

*)  Diese  drei  Ganglien  werden  jetzt  allgemein  als  sympathische  Ganglien 
betrachtet.  Es  sind  die  Kopfganglien  des  Sympathicus.  Ihre  Zellen  gleichen 
denen  der  Sympathicusganglien.  Nur  für  das  Ganglion  ciliare  ist  es  fraglich,  ob 
es  ein  rein  sympathisches  Ganglion  ist,  da  es  bei  manchen  ^Tieren  von  Zellen 
gebildet  oder  untermischt  ist,  die  nicht  sympathischer  Natur  sind. 

*)  Der  Verbreitungsbezirk  des  N.  frontalis  entspricht  also  jenem  Teile 
der  behaarten  Kopfhaut,  welcher  so  häufig  den  Sitz  vorzeitiger  Kahlköpfig¬ 
keit  darstellt. 


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—  461  — 


und  versorgt  die  Haut  der  Stim  und  des  Scheitels  mit  s  e  n- 
/,)  s  i  b  1  e  n  Fasern.  R.  frontalts,  tritt 

mitunter  durch  die  Incisura  frontalis  des  Stirnbeines  hindurch 
und  gesellt  sidi  zu  der  A.  und  V.  frontalis,  um  alsdann  den 


s/ 


mehr  medialen  Teil  der  Stirn  zu  versorgen.^ ) 

Der  N.  supratrochlearis  löst  sich  schon  früh  vom  Stamme  /yi< 
ab,  tritt  oberhalb  der  Trochlea  des  M.  obliquus  sup.  zur  ^  ,  y 

Augenhöhle  heraus  und  sendet  einem  kleinen  Hautbezirk  am  I  f 
medialen  Augenwinkel  und  oberen  Augenlide  sensible 
Fasern  zu.  y.j.j . 

2.  Der  N.  lacrimalis  zieht  in  Begleitung  der  A.  und  V.  lacri-  ' 

malis  ziemlich  dicht  unter  dem  Periost  (etwa  an  der  Grenze  zwF- 


schen  oberer"  und  lateraler  Orbital  wand)  zur  Tränendrüse 
_  welche  er  mit  s  e  r  r  elo-T  is-c  h  e  n  4^  a  s  e  r  n  versorgt.  Ausser- 
dem  treten  verschiedene  Zweige  des  N.  lacrimalis  zum  Teil  durch 
die  Tränendrüse,  zum  Teil  neben  derselben  aus  der  Augenhöhle 
heraus,,  um  den  lateralen  Augenwinkel  mit  sensiblen  Fasern 
zu  versorgen.  Ein  andweF  Zweig  des  FT  "lacrimalis  bildet  dne 
J7A  nastomose  mit  dem  N.  zygomaticus’s.  subcuta  -  < 
n  e  u  s  m  a  1  a  e,  welche  zwischen  dem  M.  rectus  lat,  und  der  läteT 
ralen  Wand  der  Orbita  gelegen  ist.  In  dieser  Anastomose  ziehen 
vom  N.  zygcwnaticus  ebenfalls  secretorische  Fasern  zur  Tränen- 
^.^drüse.  Doch  wird  von  verschiedenen  Autoren  auch  dem 
Sympathicus  eine  secretorische  Wirkung  auf  letzteres  Organ  zuge¬ 
schrieben. 

3.  Der  N.  nasociliaris,  rein  sensibel,  wird  so  bezeich¬ 
net,  weil  er  erstens  die  Nasenhöhle  und  zweitens  durch  die  Nn. 
ciliares  den  Augapfel  versorgt.  Nachdem  der  Nerv  die  Ürsprung- 
sehne  des  M.  rectus  lat.  durchbohrt  hat,  zieht  er  zunächst  zwi- 
sehen  dem  oberen  und  unteren  Aste  des  Oculomotorius,  hierauf 


über  dem  N.  optijcus  (zwischen  ihm  und  dem  M.  i^tus  sup.) 
zur  medialen  Wand  der  Orbita  hin.  Hier  verläuft  er  neben  der  A. 


ophthalmica  etwa  in  einer  Verbindungslinie  zwischen  dem  For. 
ethmoidale  ant.  imd  post,  nach  vom,  um  sich  schliesslich  in  seine 
beiden  Endzweige,  den  N.  infratrochlearis  und  N.  ethmoidalis  ante¬ 
rior  zu  spalten.  Die  Zweige  des  Nasociliaris  sind: 
a)  Die  lange  Wurzel,  Badix  longa,  zum  oberen  Teile  des 
Ganglion  ciliare,  in  welches  dieselbe  von  hinten  eintritt,  und 


In  vielen  Handbüchern  findet  man  die  Bezeichnungen  iV.SMj>raor6i- 
talis  und  N.  frontalis  identisch  gebraucht;  die  hier  gewählten  Bezeichnungen 
entsprechen  den  durch  die  B.  N.  A.  festgelegten. 


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462 


welchem  sie  sensible  Fasern  für  den  Bulbus  oculi 
zuführt  (s.  weiter  unten). 

b)  Ein  oder  zwei  Nn.  ciliares  longi  verlaufen  längs  der  oberen 
oder  auch  lateralen  Seite  des  N.  opticus  ziun  Augapfel,  in 
dessen  hinteren  Abschnitt  sie  eintreten.  Nach  Dxurchbohrung 
der  Sclera  ziehen  diese  I^ryen  zwi^en  Sclera  und  -Chonoi- 
dea  zum  vordersten  Teile  des  Bulbus,  indem  sie  schliesslich 
die  Cornea  mit  sensiblen  Fasern  versehen. 

c)  Der  N.  efhmoidalis  posterior  s.  sphenoethmoidalis  ist  ein  kleiner 
inconstanter  Nerv,  welcher  mit  der  A.  und  V.  eth- 
moidalis  post,  durch  das  For.  ethmoidale  post,  in  die  Nasen¬ 
höhle  dringt  und  dort  —  wie  dies  in  seinem  Namen  hegt  — 
die  hinteren  Siebbeinzellen  und  die  Keilbeinhöhle  mit  sen¬ 
siblen  Fasern  versorgt. 

d)  Der  N.  ethmoidalis  anterior,  ebenfalls  rein  sensibel,  geht 
mit  der  A.  und  V.  ethmoidalis  ant.  durch  das  For.  ethmoi¬ 
dale  ant.  zuerst  in  die  Schädelhöhle  und  alsdann 

o  durch  die  Lamina  cribrosa  in  die  Nasenhöhle  hinein.  Hier 

j  gibt  er  ab:  a)  einen  R.  lateralis  zur  Schleimhaut  der  "Sieb- 

/  iuj  i;V.  (^-bcinrouscheln  (wahrscheinlich  auch  der  Stirnhöhlen  und  vor- 
(  ’  '  iH  4.  Siebbeinzellen);  0)  einen  E.  medialis  zum  vorderen 

,v  oberen  Teile  der  Nasenscheidewand;  y)  den  E.  externus  s. 

ahtenor,  welcher  in  einer  kleinen  Furche  an  der  hinteren 
Fläche  des  Nasenbeines  (s.  S.  47)  bis  zur  Haut  des  Nasen¬ 
rückens  und  der  Nasenspitze  hinzieht. 

e)  Der  N.  infratrochlearis  geht  unterhalb  der  Trochlea  des  M. 
obliquus  sup.  aus  der  Augenhöhle  heraus  und  versorgt  aie 
Gegend  des  medialen  Augffl winkeis  (auch  Tränensack  und 

_ Conjunctiva  mit  sensi  bien  Fasern. _ _ 

Die  Verzweigungen  des  ersten  Trigeminusastes 
sind  also  sämtlich  sensibler  Natur  —  abgesehen  von 
dem  N.  lacrimalis,  welcher  wahrscheinlich  mit  einem  Teile  seiner 
Fasern  auch  die  Tränendrüse  versorgt. 

Das  (Innglion  ciliare  (s.  auch  die  Anm.  S.  457  u.  460)  liegt  in  dem 
spitzen^ Winkel,  welchen  der  N.  opticus  mit  dem  M.  reotus  latera¬ 
lis  bildet,  d.  h.  also  lateral  von  dm  N.  opticus,  und  ist  ein  grau¬ 
rötliches,  etwas  durchscheinendes  plattes  Knötchen  von  nahezu 
vierseitiger  Form.  Die  von  hinten  in  das  Ganglion  eintreten¬ 
den  Nerven  werden  als  Wurzeln  desselben  bezeichnet  und  foigen- 
dermassen  unterschieden: 


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—  463  — 

1.  Die  Radix  brevis  vom  N.  oculomotorius  ist  kurz  und  dick, 

tritt  in  den  hinteren  unteren  Winkel  des  Ganglion  ein  und 
führt  demselben  motorische  Nervenfasern  zu,  welche  den  M, 
sphincter  pupillae  und/M.  tensor  chorioideae '  innervieren  tsiehe 
S.  458).  ^  ^ 

2.  Die  Badix  media  s.  sympathica  kommt  von  dem  sympathi¬ 
schen  Geflecht,  welches  die  A.  carotis  interna  umspinnt.  Diese 
Wurzel  ist  wohl  niu:  sehr  selten  macroscopisch  durch  Präparation 
darzustellen,  so  dass  es  den  Eindruck  macht,  als  ob  dieselbe  für 
gewöhnlich  gänzlich  fehlt.  Indessen  ist  die  Tatsache  darauf  zurück¬ 
zuführen,  dass  die  Wurzel  fast  immer  statt  aus  einem  stärkeren 
aus  mehreren  schwachen  Fäden  besteht,  welche  einzeln  nicht  mehr 
leicht  wahrnehmbar  sind.  Die  Radix  media  senkt  sich  ebenfalls 
in  den  hinteren  Teil  des  Ganglion  ein  xmd  besteht  aus  S  v  m- 
pathicusfasern.  welche  weiterhin  den  M.  dilatator  pupillae_ 

3.  Die  Badix  longa  vom  N.  nasociliaris  tritt  in  den  hinte¬ 

ren  oberen  Teil  des  Ganglion  ein  und  führt  dem  Bulbus  oculi 
sensible  Fasern  zu. _ 

,  Aus  dem  vorderen  Teile  des  Ganglion  ciliare  brechen  als 
Äste  desselben  3—6  Nn.  ciliares  breves  hervor,  welche  in  der 
Umgebung  des  Opticus  (meist  lateral  und  nach  imten  vor  dem¬ 
selben)^  zum_Biilbus_ogaU_yei1autoLjyid_^de_die_Nm_cüi^^ 
zwischen  Sclera  und  Chorioidea  (in  der  sogen.  Lamina  supracho- 
i'ioidea)  unter  Bildung  eines  vielverzweigten  Plexus  nach'  vom 
ziehen,  um  in  dem  Corpus  ciliare,  der  Iris  und  Cornea  zu  enden. 

Auch  die  Arterien  der  Chorioidea  erhalten  von  diesem  Plexus _ 

Zweige.  Die  Nn.  ciliares  breves  führen  gemischte  Fasern,  welche 
sich  aus  den  drei  Wurzeln  des  Ganglion  zusammensetzen. 

Zweiter  Ast  des  Trigeminus.  ■ 

Der  zweite  Ast  des  Trigemin  u  s ,  N.  maxiUaris 
s.  supramaxillaris.  geht  durch  das  For.  rotundum  aus  der  _  Schä-, 
delhöhle  und  teilt  sich  in  Fiss.  sphenomaxillaris  in  drei  ZweigCj^ 
nämlich:  1)  den  N.  infraorbitalis;  2)  den  N.  zygomaticus  s.  sub- 
cutaneus  malae,  der  jedoch  vielfach  erst  innerhalb  der  Augenhöhle 
von  dem  N.  infraorbitalis  entspringt  und  demzufolge  auch  als 
Zweig  des  letzteren  beschrieben  ist;  3)  die  Nn.  sphenopalatini  s. 
pterygopalatini. 

1.  Der  N.  infraorhitalis  (gänzlich  aus  sensiblen  Fasern 
zusammengesetzt)  verläuft  durch  die  Fissura  orbitalis  inf.  nach 


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464 


der  Augenhöhle  und  gelangt  hier  zuerst  in  den  Sulcus  und  dann 
in  den  Canalis  infraorbitalis,  dwch  dessen  vordere  Mündtmg  er 
zur  Gesichtshaut  tritt.  -Der  Nerv  wird  von  der  A.  infraorbitalis 
begleitet,  deren  Zweige  sich  ebenfalls  an  die  gleichnamigen  Zweige 
des  Nerven  anschliessen.  Die  Äste  des  N.  infraorbitalis  sind: 
j  a)  Feine  Hr.  gingivales  und  buccaUs  verlaufen  zum  Teil  an  der 
■  y  /  Aussenfläche  des  Oberkiefers,  zum  Teil  als  Zweige  der  fol¬ 

genden  Nerven  durch  kleine  Knochenkanälchen  zum  Zahn¬ 
fleisch  und  zur  Wangenschleimhaut. 

/■  b)  Die  hinteren,  mittleren  undvorderen  Ober- 
^  „  k  i  e  f  e  r  n  e  r  V  e  n  Nn.  alveolares  superiores  posteriores,  medii 

"  ’  v'f/’  jv  und  anteriores,  verlaufen  in  den  nach  ihnen  benannten  Kanäl- 

y  "  chen  des  Oberkieferbeines  (s.  S.  51)  bis  zu  den  Zahnwurzeln, 
welche  sie  in  Form  eines  Geflechtes,  des  sogen.  Plexus  den- 
talis  Superior,  umspinnen.  Von  diesem  Plexus  treten  die 
oberen  Zahnnerve  n.  Nn.  dentales  superiores,  in  die 
Zahnwurzeln.  Die  Nn.  alveolares  supp,  postt.  versorgen  so  die 
Molarzähne  (wahrscheinlich  auch  die  Schleimhaut  der  High¬ 
morshöhle),  die  Nn.  alveolares  supp,  medii  die  Praemolar- 
zähine  und  die  N.  alveolares  supp.  antt.  die  Eck- und  Schneide¬ 
zähne  des  Oberkiefers.  Von  den  letztgenannten  Nerven  trennt 
sich  ein  B.  nasalis  ab,  um  die  Nasenschleimhaut  in  der  Nähe 
der  Mündung  des  Tränenganges  zu  versorgen.  Nach  BOCH- 
DALE/i^sollte  in  den  vordersten  Teil  des  Plexus  dentalis  das 
kleine  Ganglion  supramaxUlare  eingeschaltet  sein;  indessen 
.  konnte  ein  solches  Ganglion  von  ARNOLD  und  HENLE  hier 

nicht  aufgefunden  werden. 

,  , •  J/  c)  Die  Gesichtsäste,  Br.  faciales,  des  N.‘  infraorbitalis 

'  Ij  '  entspringen  nach  dem  Austritte  desselben  aus  dem  Canalis 
infraorbitalis  und  gehen  als  Nn.  palpebrales  inferiores  zum 
unteren  Augenlide,  als  Nn.  nasales  subcutanei  zur  Haut  an 
der  Seitenfläche  der  Nase  und  alsiVn.  labiales  superiores  zur 
Haut  der  Oberlippe.  Die  letzteren  bilden  mit  den  Zweigen 
des  N.  facialis  ein  Geflecht,  welches  man  als  Pes  anserius 
minor  oder  auch  als  Plexus  infraorbitalis  bezeichnet  hat. 

2.  Der  N.  zvaomaticus  s.  subcutaneus  malae  tN.  orbitalis  von 
HENLE)  tritt  in  Begleitung  der  gleichnamigen  Arterie  imd  Vene 
durch  die  Fiss.  orbitalis  inferior  in  die  Augenhöhle  und  dringt 
alsdann  in  den  Canalis  zygomaticus  des  Jochbeines  ein  (s.  S.  49), 
?  wo  er  sich  in  den  Bamus  zygomalico facialis  unA  zygomaticotempora- 

lis  spaltet.  Der  N.  zygomaticofacialis  tritT  durch  den  gleichnami- 


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465 


gen  Kanal  an  der  Gesichisfläche  des  Jochbeines,  der  N.  zygomatico- 
temporalis  durch  den  gleichnamigen  Kanal  an  der  Schläfenfläche 
des  Jochbeines  hervor.  Beide  Nerven  versorgen  kleine  Hautbe¬ 
zirke  der  Wangen-  und  Schläfengegend  mit  sensiblen  Fasern. 
Innerhalb  der  Augenhöhle  geht  der  N.  zygomaticus  mit  dem  N.  -f.  " 
lacrimalis  eine  constante  Anastomose  ein,  welche  dem  letz-  ' 
teren  secretorische  Fasern  für  die  Tränmidrüse  zuführt. 

(s.  S.  461). 

3.  Die  Kn.  sphenopalatini  fauch  als  Nn.  pterifgopalatini  s,  pa-  ^ 
latini  descendentes  bezeichnet,  sind  gewöhnlich  in  doppelter^ahl  , 
vorhanden  und  steigen  durch  den  Canalis  pterygopalatinus  mit  den 
gleichnamigen  Blutgefässen  zum  Gaumen  hinab.  Schon  in  diesem 
Kanäle  erfolgt  eine  Teilimg  dieser  Nerven  in  folgende  drei  Zweige: 

a)  Der  Nupalatinm.  anteriort.iriit  dtmch  das  For.  palatinum 
majus  s.  pter^opalaünum  heraus  und  teilt  sich  in  mehrere 
Zweige,  welche  die  Gaumenschleimhaut  mit  sensiblen 
Fasern  versehen.  Noch  aus  dem  Can.  pterygopalatinus  schickt 
der  N.  palatinus  ant.  die  Nn.  nasales  posteriores  inferiores  (N. 
nasales  inff.  laterales)  durch  Knochenkanälchen  in  die  Nasen¬ 
höhle,  wo  sie  die  Schleimhaut  der  unteren  Muschel  und  der 
beiden  unteren  Nasengänge  mit  sensiblen  Fasern  ver¬ 
sorgen. 

b)  Der  N.  palatinus  niedms  s.  lateralis  (ebenfalls  sensibel) 
geht  durch  einen  der  Canales  palaüni  (s.  S.  57)  zur  Schleim¬ 
haut  der  Tonsille  und  des  Gaumensegels! 

c>  Eier  NMiolatinüs- posteriorejgtht  wie  der  vorige  durch  einen  V. 
der  Canales  palatini  hindurch  und  versorgt  mit  motori¬ 
schen  Fasern  (aus  dem  N.  petrosus  superf.  major  (s.  u. 
sämtliche  Gaumenmuskeln  mit  Ausnahme  des  M.  lehs'ör 'veli 
palatini.  ~  '.rrrr .  .  .. 

Das  Ganglion  sphenopalatinum  s.  nasale  (rhinictun,  spheno- 
maxillare,  Meckeli)  wird  von  den  Nn.  spheno-  s.  pterygopalatini 
vollständig  durchsetzt  und  ist  in  der  Fiss.  sphenomaxillaris  ge-~ 
legen. 

Als  Wurzeln  des  Ganglion  muss  man  folgende  Zweige 
beh-achten: 

1.  den  ober  h  a  1  b  des  Ganglion  gelegenen  Teil  der  Nn. 
sphenopalatini; 

2.  den  N,  canalis  pterijroidei  s.  N.  Vidignus,  welcher  sich  aus 
dem  N.  petrosus  superficialis  maior  und  dem  N.  petrosus  profundus 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aull.  30 


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466 


maioT  (s.  Fig.  1,  S.  43) .zusammensetzt  und  sich,  durch  den  Can. 
pterygoideus  hindurchtretend,  von  hinten  her  in  das  Ganglion 
einsenkt. 

Der  N.  petrosus  superficialis  major  verlasst  am  Ganglion  geniculi  den  N. 
facialis  und  geht  zum  GangliorfftWfllrtff*  durch  welches  seine  rasem  hin- 
durchtreten,  um  in  der  Bahn  der  Nn.  sphenopalatini  zum  Gaumen  zu  ge¬ 
langen,  wo  sie  in  Gestalt  des  oben  besduiebenen  N.  palatimis  post,  sämt¬ 
liche  Oaumenmuskeln  (mit  Ausnahme  des  M.  tensor  veli  palatini)  versorgen. 

Der  K  vetrosus  nrofundus  maior  kommt  vom  sympathischen  Geflehte 
der  Carotis  interna,  und  seine  Fasern  gehen  vielleicht  durch  das  Gan¬ 
glion  nasale  zu  ~gen  Drüsen  der  Nasenschleimhaut  hin. 

Als  Äste  des  Ganglion  nasale  müssen  folgende  Nerven¬ 
zweige  bezeichnet  werden: 

1.  der  unterhalb  des  Ganglion  gelegene  Teil  der  A*»?. 
sphenopalatini  (s.  oben); 

2.  die  Rr.  orbitales  (A^n.  sphenoethmoidales  s.  ethmoidales  postl.) 
stellen  nach  Luschka  zwei  bis  drei  feine  sensible  Zweige  dar, 
welche  durch  die  Fiss.  orbitalis  inf.  in  die  Augenhöhle  und  hier¬ 
auf  mit  der  A.  und  V.  ethmoidalis  post,  (sowie  mit  dem  N.  eth- 
moidalis  posterior  vom  ersten  Aste  des  Trigeminus)  durch  das 
For.  ethmoidale  post,  zu  den  hinteren  Siebbeinzellen  und  zur 
Keilbeinhöhle  gehen; 

3.  die  Nn.  nasales  superiores  postt.  laterales  gehen  in  Be¬ 
gleitung  der  gleichnamigen  Blutgefässe  durch  das  For.  spheno- 
palatinum  in  die  Nasenhöhle  hinein  und  versorgen  die  ScEleim- 
haut  in  der  Gegend  der  beiden  oberen  Muscheln  mit  s  e  n-  ~ 
siblen  Zweigen; 

Feine  Zweige,  die  Rr,  pharyngei,  ziehen  von  diesen  Nerven  aus  zwi¬ 
schen  Keilbeinkörper  und  Proc.  sphenoidalis  des  Gaumenbeines  zur  Schleim¬ 
haut  des  Pharynxgewölbes  hin. 

4.  die  Nn.  nasales  suvv.  mstt.  mediales  (Nn.  septi  narium) 
gehen  wie  die  vorigen  mit  den  gleichnamigen  Gelassen  durch  das 
For.  sphenopalatinuin  in  die  Nasenhöhle  hinein  und  gelangen  als¬ 
dann  zurblas^cheidewand,  welche  sie  ebenfalls  mit  sen¬ 
siblen  Zweigen  versehen.  Unter  den  Nn.  septi  narium  ist 
durch  seine  Stärke  der  N.  nasopalatinus  (Scarpae)  ausgezeichnet, 
welcher  in  einer  besonderen  Furche  des  Vomer  bis  zum  Canalts 
incisivüs^näclTäbwärts^  zieht  und  in  dem  letzteren  mit  dem  vor¬ 
deren  Zweige  der  Nn.  sphenopalatini  (s.  S.  465)  anastcmiosiert. 

De  rzweite  Ast  des  N.  tri  g  e  m  i  n  u  s  ist  also  seiner 
Hauptmasse  nach  ein  s  e  n  s  i  b  1er  Nerv;  die  wenigen  moto- 
rischen  Fasern,  welche  ihm  beigemischt  sind,  werden  ihm  durch 
den  N.  i)etrosus  jnperficiaUs  major  vom  Facialis  aus  zugeführt^ 


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467 


Dritter  Ast  des  Trigeminus. 

Der  dritte  Ast  des  Trigeminus,  N.  mandibularis 
s.  inframaxillaris,  verlässt  die  Schädelhöhle  durch  das  For.  ovale 
und  teilt  sich  hierauf  in  den  oberen  Ast,  TZ.  superior  s.  N. 
masticatorius  s.  crotaphiticobuccinatorius,  welcher  im  Wesent¬ 
lichen  motorische,  und  den  unteren  Ast,  B.  inferior 
welcher  im  Wesentlichen  sensible  Fasern  enthält. 

I.  R.  superior  (N.  crotaphiticobuccinatorius  s.  masticatorius). 

Der  N.  masticatorius  gibt  ausser  Zweigen  für  sämmtliche 
Kaumuskeln  als  einzigen  sensiblen  Nerven  den  AC 
bucänatoritts  ab.  Seine  Zweige,  welche  stets  von  den  gleichnami¬ 
gen  Blutgefässen  (aus  der  A.  und  V.  maxillaris  int.)  begleitet  sind, 
heissen  folgendermassen: 

1.  Der  N.  masselericus  geht  über  den  M.  pterygoideus  ext., 
dann  durch  die  Inc.  mandibularis  des  Unterkiefers  zum  M. 
masseter  hin. 

2.  Die  Nn.  temporales  irrofundi  (gewöhnlich  doppelt  oder  auch^^^'- 
dreifach)  verlaufen  zuerst  dicht  unter  dem  Planum  infratemporale  ?  ;  -f  . 
(s.  S.  35),  dann  auf  dem  Planum  temporale  nach  aufwärts  zum 

M.  temporalis  hin. 

3.  Der  N.  vterugoideus  externus  (ebenfalls  für  den  gleichnami¬ 
gen  Muskel  bestimmt)  entspringt  meist  von  dem  N.  buccinatorius, 
während  der  letztere  den  M.  pterygoideus  ext.  durchsetzt. 

4.  Der  N.  pterpcioideus  internus  entspringt  an  der  medialen  Seite 
des  Hauptstammes  und  senkt  sich  in  die  mediale  Seite  des  M. 
pterygoideus  int.  ein. 

5.  Der  N.  buccinatorius  (der  einzige  sensible  Nerv  dieser 
— Gruppe!  durchbohrt  entweder  den  M.  pterygoideus  ext.  oder  geht 

unter  demselben  hindurch,  um  sich  zwischen  letzterem  Muskel  und 
dem  M.  temporalis  zur_  Aussenfläche  des  M.  buccinator  zu  be¬ 
geben.  in  dessen  Fascie  er  eingelagert  ist.  Seine  Zweige  durch¬ 
bohren  grösstenteils  den  M.  buccinator,  ohne  ihn  zu  ver¬ 
sorge  n,i)  und  gelangen  zur  Schleimhaut  der  Mundhöhle.  An¬ 
dere  Zweige  ziehen  zur  Haut  der  Backe  und  des  Mundwinkels 
und  anastomosieren  mit  Zweigen  des  N.  facialis. 


*)  Der  M.  buccinator  wird  nach  Henle,  Schwalbe  u.  A.  ebenso  wie 
alle  Übrigen  Oesichtsmuskeln  ausschliesslich  vom  N.  facialis  ver¬ 
sorgt.  Nur  HYRTL  vindiciert  dem  N.  buccinatorius  teilweise  motorische 
Fasern  für  den  ebengenannten  und  einzelne  andere  Gesichtsmuskeln. 

30* 


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468 


11.  R.  inferior. 

Der  Ju  inferior. dritten  Trigeminusastes  ist  im  W  e  s  e  n  t- 
1  i  c  h  e  n  s  e  n  s  i  b  1  e  r  N  a  ^  r.  Von  allen  seinen  Zweigen  ist 
nur  der  N.  mylohyoideus  motorisch.  Ausserdem  sind  dem  R. 
fnferior^^nöch  s e~cr et o r Ts c B'e^limT  Oeschmacksner~^ 
V  e  n  beigemischt  (s.  den  N.  auriculotemporalis  und  N,  lingudlis). 
Seine  3  Zweige  sind: 

1.  Der  N.  auriculotemporalis  entspringt  oft  mit  zwei- Wurzeln 
welche  die  A.  meningea  media  umfassen.  Er  zieht  über  der  A. 
maxiiians  int.  zunächst  an  der  medialen  Fläche  des  M.  ptery- 
goideus  ext.,  sodann  an  der  medialen  Fläche  des  Unterkieferhalses 
nach  unten  und  hinten,  biegt  sich  hierauf  hinter  dem  Unterkiefer¬ 
halse  lateralwärts,  endlich  vor  dem  Ohr  und  dicht  hinter  der  A. 
und  V.  temporalis  superf.  nach  aufwärts,  mit  deren  Verzweigun¬ 
gen  er  sich  schliesslich  an  der  Haut  der  Schläfe  verästelt.  Von 
ihm  gehen  folgende  Nebenzweige  aus: 

a)  Feine  sensible  Br.  articulares  zum  Kiefergelenk. 

,b)  Eine  constante  Anastomose  mit  dem  Ganglion  oticum] 
I  diese  Anastomose  führt  dem  N.  auriculotemporalis  von  dem 
1  eben  genannten  Ganglion  secretorische  Fasern  zu, 

/  welche  nach  HEIDENHAIN  durch  den  N.  oetr.  superT.  minor 

'  vom  N.alossopharynqeus  herkommen  (s.  Fig.  1,  S.  43  u.  44) 
und 

c)  durch  die  Rr.  parotidei  des  N.  aiuiculotemporalis  zur  Ohr- 
Speicheldrüse  ziehen. 

d)  Eine  constante  Anastomose  mit  dem  N.  facialis,  welche 
den  Zweigen  des  letzteren  sensible  Fasern  zutühr^. 

e)  JSn.  meatus  audiiorii  externi,  sensibel,  durchbohren  den 
Gehörgang  an  der  Grenze  zwischen  dem  knorpeligen  und 
knöchernen  Teil  und  versorgen  die  Innenhaut  an  der  vor¬ 
deren  und  oberen  Wand  desselben.  Ein  B.  membranae 

i^tympani  geht  längs  der  oberen  Wand  des  Gehörganges  zum 
Trommelfell. 

f )  Die  Nn.  auriculares  anteriores,  s  e  n  s  i  b  1  e  Zweige  zur  Haut 
am  vorderen  Rande  des  Ohres. 

g)  Der  E  n  d  a  s  t ,  N.  temporalis  superficialis,  verläuft  mit  der 
gleichnamigen  Arterie  zur  Haut  der  Schläfe,  welche  von 
seinen  Zweigen  mit  sensiblen  Fasern  versehen  wird. 

_ 2.  Per_  N.  alveolaris  inferior  s.  mandibularis  (im  engeren  Sinne) 

verläuft  zunächst  zwischen  beiden  Mm.  pterygoidei,  dann  zwischen 
dem  Unterkiefer  und  dem  Lig.  sphenomandibulare  desselben  in 


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469 


Begleittmg  der  gleichnamigen  Arterie  und  Vene  (aus  der  A.  und 
V.  maxillaris  int.)  zum  Can.  mandibularis,  welchen  er  seiner  gan¬ 
zen  Länge  nach  durchzieht,  tun  schliesslich  als  N.  mentalis 
zum  Gesicht  zu  gelangen.  Auf  diesem  Wege  gibt  der  Nerv  fol¬ 
gende  von  den  Zweigen  der  eben  genannten  Blutgefässe  begleitete 
Nebenzweige  ab: 

a)  Den  N.  mylohyoideus,  fast  gänzlich  motorisch;  er  verläuft 
an  der  unteren  Fläche  des  M.  mylohyoideus  im~Sulicus  mylo¬ 
hyoideus  des  Unterkiefers  und  versorgt  den  M.  mylohyoideus 
und  den  vorderen  Bauch  des  M.  digastricus  mandibulae.^) 

b)  Die  Nn.  dentales  inferiores,  sensibel;  sie  gehen  innerhalb 
des  Unterkieferkanales  zu  den  Zähnen,  deren  Wurzeln  sie 
vorher  mittels  eines  Geflechtes,  des  Plexus  dentalis  inferior, 
umspinnen.  Feine  Br.  gingivales  gehen  durch  die  Knochen¬ 
substanz  zum  Zahnfleisch  des  Unterkiefers. 

c)  Den  E  n  d  a  s  t ,  N.  mentalis,  ebenfalls  sensibel;  er  teilt 
sich  bald  nach  seinem  Austritt  aus  dem  for.  mentale  in  eine 
Anzahl  von  Zweigen  für  die  Haut  des  Kinnes  und  der  Un¬ 
terlippe  (Rr.  mentales  und  labiales  inferiores). 

_  3.  Der  N.  linaucUis  verläuft  (vom  und  medial  von  dem  vori¬ 

gen  Nerven)  zunächst  ebenfalls  zwischen  den  Mm.  pterygoidei  ext. 
-  und  int.,  dann  zwischen  letzterem  Muskel  und  dem  vorderen 
Rande  des  Unterkieferastes  zum  Seitenrande  der  Zungenwurzel, 
wo  er  von  dem  dicht  unter  der  Mundschleimhaut  gelegenen  Duc¬ 
tus  Whartonianus  überkreuzt  wird.  In  den  Nerven  senkt  sich  von 
hinten  her  die  Chorda  tympani  ein,  welche  vom  N.  facialis  (Gan¬ 
glion  geniculi)  herstammt  und  dem  N.  lingualis  secretori- 
sche  Fasern  für  zwei  Speicheldrüsen  (die  Glandula  submaxil- 
lari.s  lind  suhlinyualis)  nebst  Geschma£k.sfasern  jPür  den  vorderen 
Teil  der  Zunge  zuführt.  Der  N.  lingualis  giBT  abl 

welche  der  Glandula  submaxillaris  die  aus 
der  Chorda  stammenden  secretorischen  Fasern  zu¬ 
führen.  In  den  Verlauf  dieser  Zweige  ist  dicht  hinter  der 
eben  erwähnten  Kreuzungstelle  imd  unterhalb  des  N.  lingua¬ 
lis  das  Ganglion  suhmaxillare  s.  linguale  eingeschaltet. 

b)  Rr.  sublinguales,  welche  der  Glandula  sublingualis  ebenfalls 
die  secretorischen  Chordafasera  zuführen,  aber  auch 

‘)  Wie  man  sieht,  werden  vom  N.  trigeminus  nicht  allein  die  Kau¬ 
muskeln,  welche  den  Kieferschluss,  sondern  auch  die  beiden  Mus¬ 
keln  versorgt,  welche  hauptsächlich  die  Kieferöffnung  bewirken. 


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470 


sensible  Zweige  zum  Zahnfleisch  des  Unterkiefers  {Rr.  mandi¬ 
bulares  von  Henle)  und  zum  Boden  der  Mundhöhienschleim- 
haut  abgeben,  ebenso  Zweige  zum  Isthmus  faucium,  Br. 
isthmi  faucium. 

c)  t)ie  1:  n  d  ä  s  t  e  zur  Zungenschleimhaut,  Br.  linguales,  welche 
im  Wesentlichen  sensibler  Natur  sind,  also  die  Schmerz¬ 
empfindungen  der  Zunge  fortleiten.  Doch  sind  in  den  Rr. 
linguales  auch  Qiordafasem  enthalten,  welche  die  Ge¬ 
schmacksempfindungen  für  den  vorderen  Teil  der 
Zunge  vermitteln. 

Das  Ganglion  octicum  (auriculare  s.  Amoldi)  ist  dicht  unter 
dem  For.  ovale  an  die  mediale  Seite  des  dritten  Trigeminusastes 
angeheftet  und  zwischen  letzterem  und  der.  Tuba  Eustachii  gelegen. 

Als  Wurzeln  des  Ganglion  oticum  sind  zu  betrachten; 

1.  Verbindungszweige,  durch  welche  das  Ganglion 
mit  dem  Stamme  des  III.  Astes,  insbesondere  dem  N, 
pterygoideus  int,  verbunden  ist.  Von  letzterem  Nerven  wird  das¬ 
selbe  sogar  häufig  durchbohrt. 

2.  Der  N.  petrosus  superficialis  minor  (s.  S.  43,  Fig.  1),  durch 

welchen  nach  HEIDENHAIN  dem  Ganglion  secretorische _ 

Fasern  vom  N.  glossopharyngeus  zugeführt  werden,  die  zunT^^ 
N.  auriculoteniporalis  und  durch  dessen  Rr.  parotidei  zur  Parotis 
gelangen  (s.  S.  468). 

Als  Äste  des  Ganglion  oticum  sind  zu  bezeichnen: 

_ 1.  Die  soeben  genannten  secretorischen  Verbin¬ 
dungszweige  zum  N.  auricuiotenipordtis ; 

2.  ein  motorischer  Zweig  ^üm  M.  fensor  tympani; 

3.  ein  motorischer  Zweig  zum  M.  tensor  veli  palcUini. 

Der  dritte  Ast  des  Trigeminus  ist  also  ein  ge¬ 
mischter  Nerv,  d.  h.  aus  motorischen  imd  s  e  n  - 
siblen  Fasern  zusammengesetzt.  Die  Geschmacks- 
nerven  und  secretorischen  Fasern  für  die  Speicfael- 
drüsen,  welche  derselbe  enthält,  werden  ihm  durch  den  N.  petrosus 
superfic.  minor  vom  Glossopharyngeus  und  durch  die  Chorda 
tympani  vom  Facialis  zugeführt.  Indessen  auch  die  Chordafasern 
gehören  —  wie  dies  weiterhin  erörtert  werden  wird  —  nicht 
eigentlich  dem  Facialis  an,  sondern  kommen  vom  Ganglion 
geniculi,  so  dass  also  höchst  wahrscheinlich  die  Inner¬ 
vation  sämtlicher  Speicheldrüsen  und  sämt- 


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471 


lieber  Geschmacksempfindungen  sich  sozu¬ 
sagen  in  einerHand  befindet,  d.  h.  allein  dem 
Kerne  des  N.  glossopharyngeus  zusteht. 

VI.  N.  abducens. 

Der  N.  abducens,  von  dessen  Ursprung  Seite  430  die  Rede  war, 
-  tritt  am  hinteren  (unteren)  Rande  der  Varolsbrücke  heraus.  Zwi- 
schen  der  Spitze  der  Schläfenbeinpyramide  und  dem  lateralen  Rande 
des  Dorsum  sellae  (medial  vom  Trigeminus)  bohrt  sich  der  Nerv 
alsdann  in  die  Dura  mater  ein  und  zieht  zunächst  durch  den  Sinus 
cavernosus  (in  der  Nähe  seiner  lateralen  Wand),  dann  durch  die 
Fiss.  orbitalis  sup.  in  die  Augenhöhle  hinein.  Nachdem  er  den 
Ursprung  des  M.  rectus  lateralis  durchbohrt  hat,__«nkt  er  sich  in 
die  mediale  Fläche  jiies^  Muskels  ein  und  versorgt  denselben  aus- 
schliesslidi'  ÄBg^hen  von  einigen  feinen  Verbindungszweigen 
mit  dem  sympathischen  Geflechte  der  Carotis  int.  ist  der  N.  ab¬ 
ducens  also  als  r  e  i  n  motorische  r  Nerv  zu  bezeichnen. 

VII.  N.  facialis. 

Der  Gesichtsnerv,  N. facialis,  über  dessen  Herkwnmen 
Seite  431  nachzulesen  ist,  tritt,  etwa  idem  Übergange  zwischen 
-Brücke  und  Brückenschenkel  entsprechend,  medial  vom  Flocculus 
ans  d***'  Hirnsubstanz  heraus.  Dicht  neben  der  lateralen  Seite  des 
Facialis  kommt  auch  den  N.  acusticus  an  der  Hirnbasis  zum  Vor¬ 
schein. 

Die  beiden  soeben  genannten  Nerven  treten  hierauf  mit  der 
A.  und  V.  auditiva  int,  in  den  Porus  acusticus  int,  ein  und  trennen 
^  sich  alsdann,  indem  der  Acusticus  zum  Laoynnm  zieht.  Während 
^  der  Fariali.s  in  den  Fallopischen  K  a  n  a  1  des  Schläfen- 
_  beincs  eindringt.  Der  N.  facialis  verläuft  in  diesem  Kanal  ^UfläChSt 
(dicht  oberhalb  der  Übergangstelle  des  Vestibulum  in  die  Schnecke) 
nach  vorn  und  lateralwärts.  um  in  der  Gegend  des 
Hiatus  canalis  facialis  eine  knieförmige  Umbiegung  zu  bilden, 
in  welcher  das  Ganglion  geniculi  gelegen  ist.  Von  dem  Knie  zieht 
der  Nerv  zunächst  dicht  über  der  Fenestra  ovalis  nach  hin¬ 
ten  und  lateralwä  r  t  s  ,  hierauf  im  Bogen  nach  abwärts, 
um  das  Schläfenbein  durch  das  For.  stylomastoideum  zu  verlassen. 
Nach  seinem  Austritte  aus  dieser  Öffnung  dringt  der  N.  facialis 
in  die  Substa  n  z  d  e  r  Parotis  ein  und  verläuft  in  der 
letzteren  lateral  von  der  Carotis  ext.  zum  Gesicht,  wo  er  sich  bald 


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472 


in  zwei  grössere  Äste,  einen  oberen,  den  R.  temporofacialis.  und 
einen  unteren,  R.  cervicofacialis.  spaltet.  Die  Zweige  dieser  bei¬ 
den  Hauptäste  bilden  vermittels  zahlreicher  Anastomosen  unter  ein¬ 
ander  ein  Geflecht,  welches  grösstenteils  in  der  Parotis  gelegen 
ist  und  als  Plexus  parotideus  s.  Pes  anserinus  major  bezeichnet 
wird. 

Die  Äste  des  N.  facialis  kann  man  in  zwei  Gruppen  einteilen, 
nämlich:  1)  Äste,  welche  während  seines  Verlaufes  im  Schläfen¬ 
beine,  intracranieller  Verlauf,  und  2)  Äste,  welche  nach  seinem 
Austritte  aus  demselben,  extracranieller  Verlauf,  entspringen. 

Facialisäste  während  seines  Verlaufes  im 
Schläfenbeine. 

1.  Der  N.  intermedius  (Portio  intermedia  Wrisbergi)  bildet  eine 
scheinbare  Anastpmose  zwischen  dem  N.  facialis  und  acusticus, 
welche  innerhalb  des  Meatus  ariKtinis  int^gelegen  ist.  Die  Ana- 
stomose  muss  deswegen  als  scheinbar  bezeichnet  werden,  weil  der 
N.  intermedius  juir-eioe— Sehleif&-  zum  Acusticus  -bildet,  deren 
sämtliche  Fasern  wieder  zum  Facialis  zurückkehren. 

Eine  Anzahl  von  neueren  Untersuchungen  machen  es  wahr¬ 
scheinlich,  dass  der  N.  intermedius  vom  Ganglion  geniculi  her¬ 
stammt.  .  Seine  centralen  Fasern  bilden  den  N.  intermedius,  seine 

peripheren  gehen  in  enger  Verbindung  mit  dem  N.  facialis  durch _ 

den  Fallopischen  Kanal,  um  schliesslich  mit  allen  Fasern  i n  die  _ 
Chorda  tympani  überzugehen  ts.  sub  5). 

2.  Der  N.  petrosus  superficialis  major  geht  in  der  Gegend  des 
Ganglion  geniculi  vom  Facialis  aus„  tritt  durch  den  Hiatus  canalis 
faciajis  heraus  und  verläuft  hierauf  in  der  für  ihn  bestimmten  _ 

J^urche  an  der  vorderen  oberen  Fläche  der  Schläfenbeinpvramide _ 

bis  zumJFor._  lacerum  hin.  Durch  das  letztere  gelangt  der  Nerv 

in  den  Canalis  pterygoideus,  wo  er  mit  dem  N.  petrosus  profun- 
dus  major  zusammen  den  N.  pterygoideus  (Vidianus)  bildet.  Seine 

Fasern  (s.  S.  43  Fig.  1)  gehen  weiterhin  zum  Ganglion  spheno- _ 

palatinum  (nasale)  und  schliesslich  durch  das  letztere  hindurch  in 
der  Bahn  der  Nn.  sphenopalatini  (pterygopalatini)  zum  Gau- 
men,  wo  sie  sämtliche  Gaumenmuskeln  versorgen  (mit  Aus¬ 
nahme  des  M.  tensor  veli  palatini,  welcher  einen  Zweig  yom_Gian- 
glion  oticum  bekcmunt). 

Wenn  sich  bei  Facialislähmungen  der  Sitz  der  Erkrankung  cerebral- 
wärts  vom  Ursprünge  des  N.  petrosus  superficialis  major  befindet,  hat  man 
infolgedessen  eine  Schiefstellung  des  Gaumensegels  mit  Ab¬ 
weichung  nach  der  gesunden  Seite  beobachtet.  Ausser  den  eben  erwähnten 


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473 


motorischen  Fasern  soll  dieser  Nerv  auch  noch  sensible  Fasern 
enthalten,  welche  in  der  Bahn  desselben  vom  Ganglion  nasale  zum  Facialis 
verlaufen  und  die  Empfindlichkeit  der  Fadaliszweige  gleich  nach  seinem 
Austritte  aus  dem  For.  stylomastoideum  bedingen  würden. 

3.  Eine  Anastomose  vom  Oansrlion  eenicuU  zum  N. 


petrosus  superficialis  minor  führt  diesem  Nerven  Fasern  zu,  welche 


wahrscheinlich  in  der  Bahn  desselben  zum  Ganglion  oticum  ge¬ 
langen. 

Was^  aus  diesen  Fasern  wird,  weiss  man  nicht.  Man  konnte  vermuten, 
dass  dieselben  aus  dem  Ganglion  in  den  eben  erwähnten  M.  tensor  veli 
palatini  übergehen,  so  dass  schliesslich  alle  Gaumenmuskeln  vom  Facialis 
versorgt  werden  würden.  Oder  es  könnten  auch  durch  diesen  Nerven  vom 
Facialis  secretorische  Fasern  zunächst  zum  Ganglion  oticum  und  dann  durch 
Vermittelung  des  N.  auriculotemporalis  zur  Parotis  gelangen. 

4.  Der  JT.  -entspringt  bereits  von  dem  absteigenden 

Teile  des  Facialis  und  geht  durch  ein  kleines  Knochenkanälchen 
zu  dem  M.  stapedius  hin. 

5.  Die  Chorda  tympani  entspringt  im  unteren  Ende  des  Fallo- 


pischen  Kanales,  zieht  hierauf  unter  einem  nach  aufwärts 


convexen  B  o  g  e  n  zwischen  Hammer  und  Ambos,  d.  h.  also 


Jich  durch  die  Fissura  GlaserL  heraus,  um  sich  a 


ie  vordere  Flälfte  der 


e  und  secretorische  Fasern  für  die  Glan- 


d  u  1  a  SU  b  m  a  X  i  llaris  und  sublin  g  u  a  1  i  s  zu  —  Fa- 


sem.  welche  jedoch  eigentlich  nicht  vom  Facialis,  sondern  wahr¬ 
scheinlich  vom  Ganglion  geniculi  stammen  und  durch  die  sub  1 
erwähnte  Portio  intermedia  zu  den  Endkernen  des  Glossppharyn- 


.6.  Eine  Anastomose  mit  dem  B.  aurkularis  n.  vagi  (s. 


S.  478),  über  deren  Bedeutung  nichts  Sicheres  feststeht. 

Facialis  äste  nach  seinem  Austritt  aus  dem 
Schläfenbeine. 

1.  Der  N.  auricularis  posterior  s.  profundus  geht  vom  For. 
stylomastoideum  zur  vorderen  Fläche  des  Warzenfortsatzes,  wo  er 
sich  in  einen  vorderen  Zweig  für  die  hinteren  Ohrmuskeln 
und  einen  hinteren  Zweig  für  den  M.  occipitalis  teilt.  Der 
Nerv  ist  von  der  A.  imd  V.  auricularis  post,  begleitet. 

2.  Der  R.  stulohuoideus  et  diaastricus  tvon  HENLE  als  N.  styloideus 
zusammengefasst)  versorgt  die  gleichnamigen  Muskeln  und  geht 


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474 


eine  ziemlich  constante  Anastomose  mit  dem  Glossopharyngeus 
ein,  R.  anastomoticus  ciim  n.  glossopharyngeo. 

■  3.  Die  Endästedes  N.  facialis  strahlen  von  dem  Pes 
^nserinus  major  'nach  allen  Teilen  des  Gesichtes  aus  und  werden 
nach  den  Regionen,  zu  welchen  sie  hinziehen,  als  Rr.  temporales, 

,  Br.  sniaomatiäs  Rr.  buccales.  endlich  als  R.  maroinalis  manAibulae 
und  R.  colli  bezeichnet.  Durch  die  vier  erstgenannten  Zweige  wer¬ 
den  die  ihnen  nahe  gelegenen  Muskeln,  also  die  vorderen  Ohr¬ 
muskeln,  der  M.  frontalis,  der  M.  sphincter  oculi  und  sämtliche 
Gesichtsmuskeln,  durch  den  R.  colli  Aas,  Platysma  mynid<*° 
sorgt.  Der  R.  maroinalis  mandibulae  s.  subcutaneus  mandibulae 
hat  seinen  Namen  daher,  weil  er  längs  des  Unterkieferrandes  zur 
Kinngegend  verläuft,  der  Ramus  colli  zieht  hinter  dem  Kieferwinkel 
schräg  nach  abwärts  und  vom:  beide  werden  vom  Platysma  be¬ 
deckt. 

Der  N.  facialis  ist  dadurch  ausgezeichnet,  dass  er  am  Gesichte 
mit  allen  dort  befindlichen  Ästen  des  Trigeminus  A  n  a  s  t  o  mo^ 
sen  eingeht,  durch  welche  ihm  se  n  s  i  b  le  F  aser  n  bei- 
gemischt  werden.  Er  ist  deswegen  auch  als  N.  communicans  fadei 
bezeichnet  worden.  Abgesehen  von  den  beigemischlen  Trigeminus- 
und  Chordafasern  ist  der  Nerv  rein  motorisch,  daer  die 
Schädelmuskeln,  die  Ohrmuskeln,  die  Gesichtsmuskeln  und~er^ 
lieh  das  Platysma  mvoides  versorgt.  Ausserdem  gehen  noch  mo¬ 
torische  Facialiszweige  zu  den  Gaumenmuskeln  (cf.  den  N.  petr. 
superf.  major),  sowie  zu  dem  M.  stylohyoideus  und  dem  hinteren 
Bauch  des  M.  digastricus  hin. 

Vlll.  N.  acusticus. 

Von  den  Kernen  und  Wurzeln  des  Hörnerven,  N.aoisti- 
cus,  war  S.  432  u.  w.  ausführlich  die  Rede.  An  der  Himbasis 
wird  der  N.  acusticus  lateral  vom  N.  facialis  sichtbar.  In  Beglei¬ 
tung  des  Facialis  und  der  A.  und  V.  auditiva  int.  verläuft  er  hier¬ 
auf  _zum_^orus_acusticus_mb^_m  welchem  er  sich  nach  Henle  in 
zwei  Hauptäste,  den  K  vestibuli  und  den  N.  cochleae,  teilt,  welche 
sich  nach  den  neueren  Untersuchungen  von  Retzius  in  folgender 
Weise  ausbreiten. 

1.  Der  N.  vestibuli  wird  gebildet  von  den  centralen  Fort- 
sätzen  der_  Zellen  des  Ganglion  vestibuläre  {Infumescentia  gangliö- 
formis  Scarpae)  während  die  peripheren  Fortsätze  zum  Utriculus 
und  zu  den  Ampullen  der  Bogengänge  gefiääT 


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475 


2.  Der  N.  cochleae  durchsetzt  vor  seiner  Endausbreitung  einen 
zusammenhängenden  gangliösen  Streifen  (Gannlion  spirale,  Habe- 
nida  ganglioHuris)  und  übernimmt  die  Versorgung  des  Cortischen 

^  Organes  in  der  Schnecke,  von  welcher  der  Nerv  seinen  Namen _ ^ 

hat;  ausserdem  sendet  er  vor  seinem  Eintritt  in  die  Schnecke  einen  ^ 
Ast  zum  Sacculus  und  häufig  einen  zweiten  zur  Ampulle  des  un-  ^ 
teren  Bogengänge^. 

Der  N.  acusticus  ist  in  erster  Linie  für  die  Fortleitung  der 
— Gehörsempfindung e~n  bestimmt,  indem  seine  Fasern  zu 
den  nervösen  Endorganen  verlaufen,  welche  die  Schallempfindung 

percipieren.  Derjenige  Teil  seiner  Fasern  (N.  vestibuli),  welcher _ 

die  Bogengänge  versorgt,  geht  in  die  der  vorderen  Acusticus- 

Wurzel  (physiologischer  N.  vestibuli)  über  und  hat  mit  dem _ 

Hören  direkt  nichts  zu  tun,  sondern  dient  zur  Erhaltung  des 
_  Gleichgewichtes. 

\ 

IX.  N.  glossopharyngeus. 

Der  Ursprung  des  Glossopharyngeus  wurde  mit  dem  des  N. 
vagus  und  des  N.  accessorius  zusammen  abgehandelt  (s.  S.  433). 

Die  Wurzelfasern  des  Nerven  treten  zwischen  denen  des  Acusticus 
und  Vagus  neben  der  Olive  aus  dem  Corpus  restiforme  hervor. 

Der  N.  glossopharyngeus  verlässt  hierauf  zusammen  mit  dem 
Vagpis  und  Accessorius  durch  das  For.  jugulare  die  Schädelhöhle. 
Kurz  vor  dem  Eintritt  in  die  eben  genannte  Öffnung  bildet  der 
Glossopharyngeus  gewöhnlich  zunächst  das  Ganglion  supcrius  s. 
jugulare  (Ehrenritter’sche  Ganglion),  etwas  weiter  abwärts  in  der 
Fossula  petrosa  constant  das  Ganglion  peirosum  tOanglion  An- 
derschii)  und  gelangt  hierauf  zwischen  V.  jugularis  int.  und  Ca- 
rotis  int,  an  die  hin  tere  Seite  ^e  s  M.  s  t  ylopharyn- 
g  e  u  s  ■  welchen  er"* nicht  'änein'"vef5l7igt.  sundem'  aucTT'häch  aF^  ^ 
Wärfs  begleitet.  Hinter  diesem  Muskel  ist  der  Nerv  auch  bei  der 
l^räparation  am  Halse  leicht  aufzufinden.  Schliesslich  tritt  er  im 
Bogen  an  der  lateralen  Seite  des  M.  stylopharyngeus  (nicht  selten 
auch  ihm  durchbohrend)  zur  Zungenwurzel,  um  sich  dort  in  seine 
E  n  d  7.  w  e  i  p  e  .  die  Jtr.  linguales,  zu  spalten.  Die  Äste  des 
Glossopharyngeus  heissen: 

1.  Der  N.  tummnicus  s.  lacobsoni  (auch  als  Jacobson- 
sche  Anastomose  bezeichnet)  geht  vom  Ganglion  petro- 
sum  durch  die  untere  Öffnung  des  Cinalicus'  t^pahicu^ln  die 
^Paukenhöhle  und  versorgt  die  Schleimhaut  derselben  mü 
sensiblen  Zweigen.  Unter  den  letzteren  kann  ein  langer 


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*  if.  / 

/ 


476 


Zweig  für  die  Tubenschleimhaut,  B.  tubae,  bis  zur  Rachenmün- 
dung  der  Tube  verfolgt  werden,  (jewissennassen  als  Fort¬ 
setzung  des  N.  tvmpanicus  tritt  der  N.  pdrosus  super- 
fidoHis  minor  (s.  Fig.  I,  S.  43)  aus  der  Paukenhöhle  heraus,  wel- 
cher  alsdann  zuerst  an  der  vorderen  oberen  Fläche  der  Schläfen- 
beinpyramide  und  hierauf  durch  das  For.  lacertun  zum  Ganglion 
oticum  desSTrigeminusastes  hinzieht.  Der  N.  petrosus  superf. 
minor  führt  nach  den  Untersuchungen  von  Heidenhain  dem 
Ganglion  oticum  secretorische  Gloss  opharyn- 
geusfasern  zu,  welche  durch  das  Ganglion  ziun  M.  aun- 
xulotemooralis  und  schliesslich  durch  die  Ranil  parotidei  des' 
letzteren  zur  Ohrspeicheldrüse  gelangen.  Abgesehen  von  der 
beim  N.  facialis  S.  473  sub  3  erwähnten  Anastomose  verbindet 
sich  der  N.  tympanicus  durch  die  Nn-  caroticotympanid  mit  dem 
c  sympathischen  Geflechte  der  (Zarotis  int.  Unter  den  Nn.  carohco- 
tympanici  ist  der  oberste  durch  seine  Stärke  ausgezeichnet  und 
deshalb  als  N.  petrosus  profundus  minor  besonders  benannt  wor¬ 
den.  Vielfach  ist  derselbe  auch  nur  allein  vorhanden.  Ober  die 
Bedeutung  der  Nn.  caroticotympanid  ist  nichts  Sicheres  bekannt. 

2.  Eine  Anastomose  mit  dem  R.  stylohyoideus  et  digastri- 
cus  des  N.  facialis,  durch  welche  dem  N.  glossopharyngeus  nach 
LONGET  und  RUEDINGER  wahrscheinlich  motorische  Facialis- 
fasern  zugeführt  werden,  die  durch  den  N.  stylopharyngeus  zu 
dem  gleichnamigen  Muskel  gelangen. 

3.  Der  N.  stylopharyngeus  zum  M.  stylopharyngeus. _ 

4.  Die  Rr.  pharungei,  wahrscheinlich  sensible  Zweige  zur 
Schleimhaut  des  Schlundes,  welche  mit  den  Zweigen  des  N.  vagus 
und  sympathicus  ein  Geflecht,  den  Plexus  pharyngeus^  bilden. 
Nach  Volkmann  soll  auch  der  M.  constrictor  pharyngis  medius 
durch  diese  Glossopharyngeuszweige  innerviert  werden. 

5.  Die  Br.  tonsülares,  sensible  Zweige  zur  Schleimhaut 
der  Mandeln  und  Gaumenbögen 

6.  Die  Rr.  linguales  verästeln  sich  in  der  Zungenschleimhaut 
und  erhalten  die  Geschmacksfasern  für  den  hinteren 
Teil  der  Zunge. 

Der  N.  glossopharyngeus  ist,  abgesehen  von  einzelnen  sen- 
.s  i  h  1  e  n  Zweigen  für  die  Paukenhöhle  und  den  Schlund  als  der 
_  alleinige_G  ejc  iLni  a  c  k  s  n  e  r  v  der  Zunge  und  Secretions- 
n  e  r  y  für  die  Speicheldrü^n  anzusehen,  da  auch  die  Geschmacks¬ 
fasern  der  Chorda  tympani  (s.  S.  473j^  aus  dem  Glossopharyngeus- 
kern  entstehen  sollem  Die  m  o  t  o  r  i  sehen  Fasern  für  den 


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477 


M.  stylopharyngeus  sind  ihm  möglicherweise  vom  Facialis  bei- 


(s.  S.  434). 

X.  N.  Vagus. 

Der  Kern  des  N.  mgtis  ist  bereits  Seite  433  beschrieben. 
Seine  Wurzelfasem  treten  dicht  unterhalb  des  N.  glossopharyn- 


getis  aus  dem  Corp.  restiforme  hervor.  Der  Vagus  verlässt  hierauf 
in  Begleitung  des  IX.  und  XI.  Hirnnerven  durch  das  For.  jugu- 
-lare  die  Schädelhöhle.  In  dieser  Öffnung  schwillt  er  7um  Ganglion 


mis)  an. 


rleich  nach 


lalseefas 


nodosus  s.  gangliofor- 


(weiter  nach  abwärts  zur  Carotis  communis)  und  zur  V.  iugu- 
laris  int,  ist  eine  derartige,  dass  er  zwischen  und  zugleich  hinter 
beiden  Gefässen  gelegen  und  mit  denselben  von  einer  gemeinsamen 
Scheide  umschlossen  i.st.  Ein  wenig  nach  hinten  und  medial  .vom 


jrenzstrans 


Der  N.  vag^s  tritt  alsdann  auf  die  beiden  Seiten  zwischen  der  A. 
subclavia  und  V.  anonyma  in  die  Brusthöhle,  wo  sich  wei- 
terhin  der  rechte  sofort  nach  hinten  umbiegt  und  dem  Oesopha- 
gus  zugesellt,  während  der  linke  erst  vor  dem  Aorten- 


ohagus  heranzufrpjten.  5^ann  begleiten  beide  Nn.  vagi  den 
Oesophagus  (der  linke  mehr  vom,  der  rechte  mehr  hinten)  und 
treten  mit  demselben  in  die  Bauchhöhle  hinein,  wo  schliess- 
lich  der  linke  Vagus  auf  die  vordere,  der  rechte  auf  die  hintere 
Seite  des  Magens  gelangt,  i) 

Abgesehen  von  zahlreichen  Anastomosen  mit  dem  Sympathi- 
cus,  dem  VII.,  IX.,  XI.  und  XII.  Hirnnerven  gibt  der  Vagus  fol¬ 
gende  Äste  ab: 

1.  Der  R.  meninqeus  (N.  durae  matris)  entspringt  vom  Gan¬ 
glion  iugulare  und  versorgt  die  Dura  mater  der  hinteren  Schä¬ 
delgrube. 


Dieses  eigentümliche  Lageverhältnis  ist  dadurch  zu  erklären,  dass 
beim  Foetus  der  Magen  ursprünglich  in  der  Medianebene,  mitdem  Fun¬ 
dus  nach  hinten,  gelegen  ist.  Erst  später  erfolgt  eine  derartige 
Drehung  des  Magens,  dass  sich  der  Fundus  nach  links  hinUberschiebt,  und 
demzufolge  die  ursprüngliche  linke  Seite  des  Magens  zur  vorderen, 
die  rechte  zur  hinteren  wird.  Mit  dem  Magen  werden  auch  die  beiden 
Nn.  vagi  in  gleicher  Weise  gedreht. 


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478 


2.  Der  R.  auricularis  n.  vagi  entspringt  meistenteils  ebenfalls 
^vom  Ganglion  jugulare  und  geht  hierauf  durch  den  Qanaliculus 
_mastoideus  des  Schläfenbeines  (s.  S.  43)  in  transversaler  Richtung 
jiach_  lateralwärts,  um  durch  die  Fissura  tympanicomastoidea  her- 

auszutreten  und  die  untere  und  hintere  Wand  des  äusse-~~ 
ren  Gehörganges  mit  sensiblen  Zweigen  zu  versehen.  Durch 
seine  Vermittelung  sollen  das  Husten,  Niesen,  der  Brechreiz  und 
die  Schwindelerscheinungen  zustande  kommen,  welche  eintreten, 
wenn  die  Auskleidung  des  äusseren  Gehörganges  wie  z.  B.  durch 
Kratzen,  mechanisch  gereizt  wird.  Hierbei  ist  allerdings  hervor¬ 
zuheben,  dass  die  Innenfläche  der  vorderen  und  oberen  WancL^ 
ihre  sen.sihlen  Zweige  vom  N.  auriculotemporalis  empfängt,  wel¬ 
cher  den  R.  auricularis  n.  vagi  übrigens  auch  für  die  untere  Wand 

ersetzen  kann.  Auf  seinem  Wege  im  Schläfenbeine  kreuzt  der  R. _ 

auricularis  den  Fallopischen  Kanal  und  wechselt  mildem  N.  fa¬ 
cialis  einige  Verbindungszweige  ans  Bei  den  Fischen  ist  dieser 
Ast  sehr  entwickelt  und  geht  zu  nervösen  Endapparaten,  welche 
den  Geschmacksknospen  sehr  ähnlich  sind  und  in  den  sog.  Seiten¬ 
linien  dieser  Tiere  liegen. 

3.  Die  Rr.  vhnrungei,  beide  vom  Ganglion  nodosum,  gehen 
zwischen  der  'parotis  int.  und  ext.  schräg  nach  unten  zur  Seiten¬ 
wand  des  Pharynx  und  bilden  an  seiner  Aussenfläche  mit  den 
gleichnamigen  Zweigen  des  N.  glossopharyngeus  und  Sympathi- 
cus  ein  von  zahlreichen  Ganglienzellen  durchsetztes  üetleclit, 

~^lexus  pharyngeus,  dessen  stärkste  Fäden  in  der  Höhe  des  M. 
constrictor  pharvngls  medius  liegen,  welches  aber  auch  zwischen 
den  Muskeln  und  in  der  Submucosa  Netze  bildet  und  feine  Äst¬ 
chen  zur  Schleimhaut  schickt. 

Wie  sich  der  Vagus  und  Glossopharyngeus  zur  Innervation  der 
Schlundmusculatur  verhalten,  ist  noch  zweifelhaft.  Sicher  ist,  dass 
eine  Durchschneidung  des  Glossopharyngeus  die  Schlingbewegungen  nicht 
beeinträchtigt  (Longet),  so  dass  also  wohl  der.  grösste  Teil  der  moto¬ 
rischen  Fasern  für  die  Schlundmusculatur  (vielleicht  mit  Ausnahme 
des  M.  constrictor  pharyngis  medius  s. S.  476  sub  4)  vom  Vagus  ge¬ 
liefert  wird.  Vaguszweige  sollen  (nach  ARNOLD)  auch  noch  vom  Plexus 
pharyngeus  zum  M.  levator  veli  palatini,  azygos  uvulae  und  palatopharyn- 
geus  hingehen.  Ebensowenig  ist  es  sicher  entschieden,  ob  die  sensiblen 
Zweige  der  Pharynxschleimhaut  vom  Glossopharyngeus  oder 
Vagus  herstammen. 

4 — Der  y  inryngotis  mverior  geht  an  ^er  medialen  ^ite  der  | 
(~^i  oti.s  int,  nach  abwärts  und  teilt  sich  in  einen  i  n  n  e  i'  ll  und 
__einen  .ä..u  s  s  e  r  e  o  Ast.  Der  innere  Ast  dringt  zusammen  mit 
der  A._  und  V.  laryngea  sup.  d  u  r  ch  die  Membrana  hyo- 


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479 


thyreoidea  in  den  Kehlkopf  hinein,  wo  er  die  Schleimhaut 
des  letzteren  von  Her  ZiingpnwnryM  hia  yur  Trarhpa  mif  g  p  n  . 
s i  b  1  e  n  Zweigen  versorgt.  n«»r  5  »  s s p  ri>  Ast,  n.  fixiernus  s. 
R.  cricothyreoideuSf  läuft  an  der  Anssenflärhp  d<>s  M  rnnstrirtnr 
pharyngis  inf.  schräg  nach  ahwärte  »mrf  vprcnrgt  M  rrirn- 
thvreoideus. 

»  -  - -  -  -  • 

Der  innere  Ast  ist  mit  dem  N.  laryngeus  inf.  durch  einen  anastomo 
sierenden  Zweig,  die  sogen.  Galen 's  che  Anastomose.  ü.  anasto- 
_  moticui  cum  n.  laryngeo  inferiot^,  verbunden,  welche  am  lateralen  Teile  der 
hinteren  Mache  der  Mm.  aryläenöidei  und  des  M.  cricoarytaenoideus  post, 
nach  abwärts  zieht  und  nach  Phiupeaux  und  Vulpian  dem  N.  laryngeus 
inf.  sensible  Fasern  zuführen  soll. 


5.  Der  N.  laryngeus  inferior  s.  renirrens  i 
kurz  nach  seinem  Eintritte  in  die  Brusthöhle. 


Der  linke  N.  re- 


j:urrens  geht  unter  dem  Aortenbogen  (lateral  vom  Lig.  Botallil, 
_^r  rechte  unter  der  A.  subclavia  nach  hinten.  Jeder  von  beiden. 

_p h a g u s  und  Trachea  nach  aiifwärts  und  tritt  hierauf  in 
Begleitung  der  A.  und  V.  laryngea  inf. zur  hinteren  Fläche 
des  Kehlkopfes,  wo  derselbe  in  einer  zwischen  Schild-  und 
Ringknorpel  (dicht  hinter  der  Artic.  cricothyreoidea)  gelegenen 
Rinne  weiter  aufwärts  zieht,  um  sich  schliesslich  in  Zweige  für 
die  Musculatur  des  Kehlkopfes  aufzulösen.  Der  N.  laryngeus  int. 
versorgt  hauptsächlich  sämtliche  TTe  hlkopfmuskeln 
mit  Ausnahme  des  M.  cricothyreoideus,  der,  wie  oben  erwähnt 
wurde,  einen  Zweig  vom  N.  laryngeus  superior  erhält. 


Einige  feine  Zweige  sollen  übrigens  auch  die  Kehlkopfschleimhaut  unter¬ 
halb  der  Stimmritze  erreichen.  Betreffs  der  anderen  Zweige  dieses  Nerven 
s.  sub  6,  7  und  9. 


6.  Die  Br.  cardiaci  entspringen  nicht  allein  vom  Stamme  des 
j'I.  vagus,  sondern  auch  vom  N.  laryngeus  sup.  undjtlf.  Dte" 
oberen,  Rr.  cardiaci  superior  es  ziehen  längs  der  Carotis  com¬ 
munis  (rechts,  auch  längs  der  A.  anonyma),  die  unteren.  Er. 
^ardiac^nfenores,  direkt  zum  Aortenbogen,  um  in  dessen  Um¬ 
gebung  mit  den  Zweigen  des  N.  sympathicus  den  Plexus  cardiacus 
zu  bilden  (s.  Näheres  beim  Herzen).  Die  Rr.  cardiaci  des  Vagus 
führen  H  e  m  m  u  n  g  s  f  a  s  e  r  n  für  die  Herzmusculatur:  in  der 
Bahn  eines  der  Herznerven  verläuft  ausserdem  in  centripe- 
t  a  1  e  r  Richtung  der  sog.  N.  depressor  (cordi/t)  (LUDWIG  und 
Cyon).  Reizung  des  centralen  Endes  des  durchschnittenen 
Nerven  hat  zur  Folge,  dass  der  Blutdruck  innerhalb 
des  Herzens  beträchtlich  sinkt,  während  die  Rei¬ 
zung  des  peripheren  Nervenendes  von  keinerlei  Wirkung  auf  das 


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480 


Herz  begleitet  ist.  Bei  Tieren  bildet  der  N.  depressor  einen  be¬ 
sonderen  Zweig  des  N.  vagus;  beim  Menschen  aber  verläuft  er 
wahrscheinlich  in  der  Bahn  der  oberen  Rami  cardiad  zum 
Herzen.  Ausserdem  treten  (gesondert  von  deirRF.~cardiad)^se  n- 
s  i  b  1  e  Br.  pericardiaci,  teils  vom  Stamme  teils  von  Zweigen 
Vagus,  zum  Herzbeutel,  hin. 

7.  Die  Mr.  tracheales  kommen,  die  oberen  vom  N.  laryngeus 
inf.,  die  unteren  vom  Stamme  des  Vagus,  und  versorgen  die  g  1  at- 
ten  Muskeln  imd  die  Schleimhaut  der  Luftröhre. 

8.  Die  Rr,  bronchialen  s.  pulmonales  entspringen  in  der  Nähe 
der  Bronchien  und  dringen  mit  den  letzteren  in  die  Lungen  ein, 
nachdem  sie  an  der  vorderen  Wand  eines  jeden  Bronchus  den 
Plexus  ptdmonalis  atU.,  an  der  hinteren  Wand  desselben  den  Plexus 
ptdmonalis  post,  gebildet  haben.  Die  von  diesen  Geflechten  aus¬ 
gehenden  Zweige  versorgen  die  glatte  Musculatur  der 
Bronchien  und  scheinen  auch  sensible  Fasern  für  die  Lunge 
tmd  die  Bronchien  zu  enthalten. 

9.  Die  Rr.  oesophagei  kommen  für  den  H  a  1  s  t  e  i  1  des  Oeso¬ 
phagus  jederseits  aus  dem  N.  laryngeus  inf.,  den  Rr.  tracheales 
und  bronchiales,  für  den  B  r  u  s  1 1  e  i  1  desselben  aus  dem  Haupt¬ 
stamme  des  N.  vagus,  während  der  letztere  mit  dem  Oesophagus 
nach  abwärts  zieht.  Die  Rr.  oesophagei  bilden  um  die  Speise¬ 
röhre  den  Plexus  oesovhaaeus,  von  welchem  sensible  Fasern 
für  die  Schleimhaut  und  motorische  für  die  glatte  Muscula¬ 
tur  des  Oesophagus  abgehen. 

10.  Der  Plexus  gastricus  anterior  und  posterior  (beide  in  der 
Nähe  der  kleinen  Curvatur  gelegen)  gehen  aus  den  tindzweigenll, 
der  beiden  Vagusstämme  hervor,  von  welchen  bereits  erwähnt  ist, 
dass  sich  der  linke  in  der  vorderen,  der  rechte  an  der  hin¬ 
teren  Wand  des  Magens  ausbreitet.  Von  diesen  beiden  Geflech¬ 
ten,  welche  Zcihlreiche  Anastomosen  mit  sympathischen  Zweigen 
bilden,  entspringen: 

a)  Rr.  gastrwi  für  die  glatten  Muskelfasern  und  die  _ 
Schleimhaut  d^  Magens,  von  denen  die  vorderen  aus 
dem  linken,  die  hinteren  aus  dem  rechten  Vagus  stammen. 

b)  Rr.  hepatici,  welche  dtu'ch  das  Lig.  hepatogastricum  und 
hepatöduödenale  zur  Leber  gelangen  (wahrscheinlich  sen¬ 
sibel). 

c)  Är.  cocliaci  (sensibel?)  kommen  nur  aus  dem  Plexus 

_ gastricus  post,  und  ziehen  zunächst  längs  der  A.  coronaria 


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481 


sin.  bis  zum  Plexus  coeli8cifö.Jiin^  wo  sie  sich .  alsdann  zum 
Teil  in  das  Ganglion  rneliaciim  des  N  sympathirns  pinspn- 
ken,  zum  Teil  neben  dem  Ganglion  den  enteprechenden  Ar¬ 
terien  zur  M  i  1  z  .  Rami  liencdes,  zum  Dünndarm, 
Pankreas,  zu  den  Niere n  .  Eami renales,  und  Ne¬ 
bennieren  anschliessen.  Welche  Bedeutung  diese  Vagus¬ 
zweige  haben,  und  ob  dieselben  noch  tiefer,  d.  h.  bis  zum 
Dickdarm,  zur  Blase  und  zu  den  Geschlechtsorganen,  hin¬ 
absteigen,  isit  durch  die  anatomische  Untersuchung  nicht  mit 
Sicherheit  zu  constatieren. 

Der  N.  vagus  (der  herumschweifende  Nerv)  ist  der  längste  von 
allen  Hirnnerven.  Der  Hauptsache  nach  versorgt  derselbe  nicht 
allein  das  Herz  und  die  Respirationsorgane,  son- 
dern  auch  einen  grossen  Abschnitt  des  Verdauungstrac- 
t u s  zum  Teil  mit  sensiblen  zum  Teil  mit  motorischen 
F a 3 e r n  D.  Was  jedoch  die  motorischen  Vagusfasem  m- 
betrifft.  so  ist  experimentell  nachgewiesen,  dass  ein  grosser  feil 
derselben  (s.  unten)  vom  N.  accessorius  stammt.  Die 
Musculatur  des  Pharynx  und  Larvnx  scheint  von  beiden  Nerven 
zugleich  versorgt  zu  werden.  Dagegen  sollen  die  H  e  m  m  u  n  g  s- 
nerven  des  Herzens  vom  Accessorius,  die  motorischen 
Fasern  für  die  glatte  Musculatur  der  Trachea,  der  Bronchien,  des 
Magens  und  des  Oesophagus  vom  Vagus  allein  geliefert  werden. 


XI.  N.  accessorius  (Willis!  i). 

Der  N.  accessorius  (Willisii  s.  recurrens)  entspringt  mit  einem 
(N.  afre.SRnriii.s  vagi)  aus.  de]m  Vagus- 
lit  .einem  ,  anderen  Teile  derselben  {N.  accessorius  ^inalis) 
aus  dem  hinteren  Abschnitte  des  Vorderhornes  oder  auch  d^  . 
Seitenhornes  des  Medulla  spinalis  (s.  S.  434).  Beide  Teile  ver¬ 
einigen  sich  zu  einem  gemeinsamen  Stamme,  welcher  zunächst 
durch  das  For.  magnum  i  n  die  Schädelhöhle  hin¬ 
ein  g  e  h  t ,  jedoch  gleich  darauf  d£«  For.  jugula^re  (zu¬ 
sammen  mit  dem  IX.  und  X.  Hirnnerven)  wieder  aus  der¬ 
selben  heraustritt.  Indem  sich  dann  ^ide  Teile  wieder 
trennen,  geht  der  obere  Teil  (der  Accessorius  vagi)  in  den  B.  in- 


ternus,  der  untere  (der  N.  accessorius  sj>inali^  in  den  R.  externus 
über. _ 


*)  Nach  dieser  seiner  Ausbreitung  nennen  ihn  die  Franzosen  und  Engländer 
N.  pneumogastricus  (Lungen-Magennerv). 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  31 


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432 


1.  Der  innere  Ast,  R.  internus,  der,  wie  eben  erwähnt 
wurde,  vom  Vaguskeme  stammt,  legt  sich  auch  an  den  N.  vagus 
an  und  geht  gänzlich  in  die  Bahn  desselben  über,  indem  er  den 

_ fir. pharyngä.  laryngei  und  cardiaci  des  letzteren  motorische 

Fasern  zuführt. _ 

2.  Der  äussere  Ast.  B.  extemus,  zieht  nach  kurzem  Ver¬ 
laufe  zur  Innenfläche  des  M.  sternocleidomastoideus. 
bohrt  sich  in  diesen  Muskel  an  der  Grenze  von  dessen  oberem 
und  mittlerem  Drittel  ein  und  kommt  hierauf  etwa  in  der  Mitte 
seines  hinteren  Randes  wieder  zum  Vorschein,  um  schliesslich  in 
der  Fossa  supraclavicuJaris  major  zum  M.  t  r  a  p  e  z  i  u  s  naclT 
abwärts,  zu  ziehen.  Beide  eben  genannten  Muskeln  werden  von 
diesem  Nerven  versorgt. 

Der  N.  accessorius  scheint  also  ein  rein  motorischer 
— Nerv  711  sein 

XU.  N.  hypoglossus. 

Der  Ursprung  des  N.  hypoglosstis  ist  S.  434  beschrieben. 

,  Seine  Wurzelfasern  treten  zwischen  der  Pyramide  und  Olive  aus 
der  Medulla  oblongata  hervor  und  gehen  zunächst  meist  in  zwei 
Bündeln  durch  den  Canalis  hypoglossi  zur  ^hädelhöhle  hinaus. 
Hierauf  schlingt  sich  der  Nerv  hinter  dem  Vagus  auf  dessen  late- 
rale  Seite  herum  und  geht  weiterhin  auch  an  der  lateralen 
Seite  der  Carotis  int,  und  ext.  bogenförmig  nach  ab- 
wärts.  indem  er  zunächst  von  dem-  M.  stylohyoideus  und  dein 
hinteren  Bauche  des  Digastricus  bedeckt  ist,  später  aber  unterhalb 
dieser  Muskeln  frei  zum  Vorschein  kommt.  Schliesslich  tritt  der 
Nerv  wieder  unter  die  beiden  eben  genannten  Muskeln  und  teiU 
sich  dicht  oberhalb  des  Zungenbeines  und  an  der 
Aussenfläche  des  M.  hyl^^lossus  in  seine  Fndzweige,  welche  liT 
die  Zungenwurzel  eindringen.  Schon  hoch  oben  geht  der  N.  hypo- 
glossus  mit  dem  Sympathlcus.  Vagus  und  —  was  am  wichtigsten 
— ist  —  mit  den  beiden  obersten  Cervicalnerven  Ana- 
stomosen  ein.  Die  letztgenannte  Anastomose  mit  dem  I.  und  117 
Cervicalnerven  führt  dem  N.  hypoglossus  Fasern  zu,  welcfie  ganz- 
lich  in  den  B.  descendms  desselben  übergehen.  Die  Äste  des  Hypö^ 
glossus  sind: 

1.  Der  B.  orxipitalis  s.  meningens  [B.  recurrens  hypoglossi), 
ein  feiner  s  e  n  s  i  b  1  e  r  Zweig  zur  Diploe  des  Hinterhauptbeines 
und  zur  Wand  des  Sinus  occipitalis.  Seine  Fasern  werden  dem 
Hypoglossus  wahrscheinlich  durch  eine  der  eben  genannten  Ana- 
stomosen  zugeführt. 


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483 


2.  Der  R.  thvreohvoideus,  zum  gleichnamigenMuskel. 

3.  Der  B.  descendens  n.  hypoglossi  (N.  cervicalis  descendens), 
dessen  Fasern,  wie  erwähnt,  aus  dem  L  iowiHI:  Cervicalnerven 

_  stammen,  verläuft  vor  der  Scheide  der  grossen  HalsgefäSSfe  (lättgs 
der  Carods  int,  und  comm.V  nach  abwärts  und  gibt  motori¬ 
sche  Zweige  an  die  Mm.  stemohyoideus,  stemothyreoideus  und~ 
omohvoideus  ab.  Eine  Anastcwnose  mit  dem  II.  und  III.  Cervi¬ 
calnerven.  die  sogen.  Ansa  hwoalossi,  führt  dem  R.  descendens 
- ebenfalls  cervicale  Nervenfasern  zu. 

4.  Der  B.  geniohyoideus,  zum  gleichnamigen  Muskel. 

5.  Die  Br.  linguales  zu  s  ä  m  1 1  i  eben  Zungenmus  - 
kein  mit  Einschluss  des  M.  styloglossus. 

Der  N.  hypoglossus  ist  ursprüngiieh  ein  rein  motori¬ 
scher  Nerv  und  versorgt  sämtliche  Zungenmus¬ 
keln  (nebst  dem  M.  geniohyoideus)  und  diejenigen  m  i  1 1 1  e  - 
ren  Halsmuskeln,  welche  _  unterhalb  des  Zungen- 
b  e  i  n  e  s  gelegen  sind.  Doch  kommen  nur  die  Fasern  für  die 
Zungenmuskeln  von  dem  eigentlichen  Hypc^lossusstamme  her. 
Die  Fasern  für  alle  übrigen  Muskeln,  welche  der  Hypoglossus 
innerviert,  werden  ihm  durch  die  beiden  eben  erwähnten  Anasto- 
mosen  vom  Plexus  cervicalis  aus  zugeführt.  Der  ganze  B.  descen¬ 
dens  hypoglossi  besteht  demgemäss  lediglich  ausCervi- 
calnervenfasern.  Die  wenigen  sensiblen  Elemente, 

■  welche  der  Hvooglossus  enthält,  werden  ihm  ebenfalls  durch  Anä^ 
_  stomosen  mit  anderen  Nerven  zugeführt. _ 


M.  Die  Rfickenmarksnerven. 

Unter  der  Bezeichnung  Rückenmarks-  oder  Spinal¬ 
nerven  versteht  man  alle  diejenigen  Nerven,  welche  vom  Rücken¬ 
marke  ihren  Ursprung  nehmen.  Jeder  Spinalnerv  entsteht  aus  dem¬ 
selben  mittels  zweier  Wurzeln  (s.  Fig.  24,  S.  443),  von 
denen  die  vordere  motorische,  die  hintere  sensible 
Fasern  enthält.  Doch  ist  dabei  zu  betonen,  dass  von  der  hinteren 
Wurzel  sensible  Elemente  in  die  vordere  umbiegen,  um  sich  in  der 
Pia  mater  zu  verästeln,  worauf  die  sog.  rückläufige  Emp¬ 
findlichkeit  der  vorderen  zurückzuführen  ist.  Im  For.  in¬ 
tervertebrale  vereinigen  sich  beide  Wurzeln  zu  einem  Stamme,  wel¬ 
cher  den  eigentlichen  Spinalnerven  darstellt.  Noch  im  For.  inter- 

31* 


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484 


vertebrale  ist  auch  das  Ganglion  spinale  s.  intervertebrale  gelegen, 
deren  Zellen  sowohl  den  hinteren  Wurzelfasern  als  auch  den  peri¬ 
pheren  sensiblen  Nervenfasern  zum  Ursprünge  dienen  (s.  S.  443 
u.  446). 

Der  Zahl  nach  bilden  die  Spinalnerven  31  Paare,  nämlich: 

a) 8  Paar  Halsjierven.  Nn.  cervicales,  von  denen  der 
oberste  zwischen  Hinterhauptbein  und  Atlas,  der  unterste 
zwischen  dem  letzten  Hals-  und  ersten  Brustwirbel  hervortritt; 

b)  12  Paar  Brust-  oder  Rückennerven.  Nn.  thoracales 

s.  dorsales,,  (der  unterste  zwischen  dem  letzten  und 

ersten  Lendenwirbel); 

c)  5  Paar  Lendennerven,  Nn. lumbales,  (der  letrfe  zwi¬ 
schen  dem  letzten  Lendenwirbel  und  dem  Kreuzbeine; 

d)  5  Paar  Kreuzbeinnerven,  Nn.  sacrales,  derwi  Äste 
aus  den  Foramina  sacralia  antt.  und  postt.  heraustreten; 

e)  1  Paar  Steissbeinnerven,  Nn.  coccygei,  welche'  aus 
dem  Hiatus  canalis  sacralis  herauskommen.^) 

Nachdem  sich  im  Stamme  des  Spinalnerven  die  sensiblen 
Fasern  der  hinteren  und  die  motorischen  der  vorderen  Wurzeln 
miteinander  gemischt  und  teilweise  durchkreuzt  haben,  teilt  sich 
jeder  Spinalnerv  in  einen  vorderen  Ast,  Hamas  anterior,  und 
einen  hinteren  Ast,  Bamus posterior,  von  denen  ein  jeder  ge¬ 
mischte,  d.  h.  sensible  und  motorische  Nervenfasern  enthält. 

Die  hinteren  Äste  sämtlicher  Spinalnerven  treten  zu  der 
Haut  und  den  tiefen  Muskeln  des  Nackens,  Rückens,  der  Lenden- 
und  hinteren  Kreuzbeingegend.  Von  den  drei  oberen  Lumbal- 
imd  den  drei  oberen  Sacralnerven  gehen  sogar  Zweige  (in  Ge¬ 
stalt  der  Nn.  clunium  s.  glutaei  superiores  und  medii)  zur  Haut  des 
Gesässes  nach  abwärts.  Ihrem  Kaliber  nach  sind  die  hinteren  Äste 
der  Spinalnerven  erheblich  schwächer  als  die  vorderen.  Eine  Aus¬ 
nahme  hiervon  machen  nur  die  hinteren  Äste  der  beiden  ober¬ 
sten  Spinalnerven,  von  denen  der  erste  als  N.  suboccipitalis 
sämtliche  kurzen  tiefen  Nackenmuskeln  (s.  S.  121) 
versorgt,  während  der  zweite,  der  N.  occipitalis  major,  am  unteren 
Rande  des  M.  obliquus  cap.  inf.  hervortritt  und  sich  hierauf  nach 
oben  und  medianwärts  begibt,  um  unter  Durchbohrung  des  M. 
semispinalis  capitis  und  M.  trapezius  zur  Haut  des  Hinte r- 


1)  Räuber  hat  im  Filum  terminale  noch  die  Rudimente  eines  zweiten 
und  driften  Steissbeinpaares  aufgefunden,  so  dass  also  mit  den  beiden  letz¬ 
teren  die  Zahl  der  Spinalnervenpaare  33  betragen  würde. 


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h  a  u  p  t  e  s  zu  gelangen.  Auch  die  benachbarten  Muskeln  können 
vom  Occipitalis  major  einige  Zweige  erhalten. 

Die  vorderen  Äste  der  Spinalnerven  sind  von  erheb¬ 
licher  Stärke  und  bilden  eine  Anzahl  von  starken  Geflechten,  Plexus, 
welche  sich  in  der  Richtung  von  oben  nach  imten  in  folgender 
Weise  aneinander  schliessen; 

1.  I>er  Plexus  cervicalis  stizt  sich  aus  den  4  obersten  Cervical- 
nerven  zusammen. 

2.  Der  Plexus  brachialis  entsteht  aus  den  4  imtersten  Cervical- 
calnerven  und  dem  grössten  Teile  des  I.  Brustnerven,  während  der  ^  y-JJ, 
Rest  des  letzteren  als  N.  intercostalis  primus  nach  vom  verläuft. 

3.  Die  vorderen  Äste  der  Nn.  thoracales  bilden  kein  eigent¬ 
liches  Geflecht,  sondern  gehen  als  A«.  iM^ercosteZcs  in  den  Zwischen¬ 
rippenräumen  nach  vom.  Der  XII.  Intercostalnerv  verläuft  dem¬ 
gemäss  längs  des  unteren  Randes  der  XII.  Rippe. 

4.  Der  Plexus  lumbalis  s.  cruralis  bildet  sich  aus  den  3  ober¬ 
sten  und  dem  grössten  Teile  des  IV.  Lumbalnerven. 

5.  Der  Plexus  sacralis  s.  ischiadicus  (das  stärkste  dieser  Ge¬ 
flechte!)  setzt  sich  aus  einem  Teile  des  IV.,  aus  dem  ganzen  V. 
Lumbalnerven  und  aus  den  3 — 4  obersten  Sacralnerven  zusammen. 

6.  Der  Plexus  coccygeus  besteht  aus  einem  Teile  des  IV.,  dem 
ganzen  V.  Sacral-  und  ^n  Steissbeinnerven. 

Sämtliche  Spinalnerven  hängen  mit  dem  Grenzstrange  des  N. 
sympathicus  durch  die  Bami  communicantes  zusammen.  Von  den 
letzteren  gehen  feine  Zweige,  die  Nn.  sinuvertebrales  s.  Bami  me- 
ningei,  in  den  Wirbelkanal  hinein.  Diese  Zweige  sind  ziun  Teil 
aus  sensiblen,  zum  Teil  aus  sympathischen  Nmenfasem' zusammen¬ 
gesetzt,  und  verzweigen  sich  an  den  Gefässen,  in  dem  Periost  und 
den  Knochen  des  Wirbelkanales. 

1.  Plexus  cervicalis. 

Der  Plexus  cervicalis  entsteht  aus  den  vorderen  Ästen  der  4 
obersten  Cervicalnerven  und  ist  zur  Seite  der  betreffenden  Hals¬ 
wirbelquerfortsätze  gelegen.  Die  hinteren  Äste  der  beiden  ober¬ 
sten  Cervicalnerven,  der  A.  suboccipitalis  und  N.  occipitalis  major,  sind 
bereits  S.  484  erwähnt,  ebenso,  dass  vom  1. — 11.  Cervicalnerven 
anastomotische  Zweige  zum  N.  hypoglossus  gelangen,  welche  in 
den  B.  descendens  n.  hypoglossi  übergehen.  Eine  zweite  Anasto- 
mose  zwischen  dem  11. — III.  Cervicalnerven  und  dem  R.  descen¬ 
dens  hypoglossi  wird  durch  die  ebendaselbst  genannte  Ansa  hypo- 


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glossi^)  gebildet;  auch  diese  führt  dem  R.  descendens  hypoglossi 
Cervicalnervenfasem  zu.  Abgesehen  von  den  eben  genannten  ana* 
stomotischen  Zweigen  gehen  vom  eigentlichen  Plexus  cervicalis 
folgende  Äste  ab: 

1.  Muskeläste  zu  den  praevertebralen  Hals¬ 
muskeln,  den  oberen  Zacken  der  Mm.  s  c  a  1  e  n  i  und  mit¬ 
unter  auch  zu  dem  M.  levatorscapulae. 

2.  Der  N.  occipitalis  minor  (vom  II. — III.  Gervicalnerven) 
kommt  wie  alle  folgenden  Nerven  in  der  Mitte  des 
hinteren  Randes  des  M.  sternocleidomastoi- 
d e  u s  zum  Vorschein  und  verläuft  alsdann  dicht  hinter  und 
parallel  diesem  Rande  zur  Haut  des  Hinterhaup¬ 
tes,  in  deren  Versorgung  er  sich  mit  dem  N.  occipitalis  major 
teilt.  Nicht  selten  ist  er  doppelt  vorhanden  oder  wenigstens  in 
einen  vorderen  und  hinteren  Ast  geteilt. 

3  Der  N.  auricularis  magnus  (vom  III.  Gervicalnerven)  geht  von 
demselben  Punkte  wie  der  vorige  in  ziemlich  verticaler  Richhmg 
auf  dem  M.  sternocleidomastoideus  zum  Ohre 
in  die  Höhe.  Er  ist  etwas  nach  hinten  von  der  V.  jugularis  ext. 
gelegen.  In  Höhe  des  Kieferwinkels  zerfällt  er  in  einen  vorderen 
und  einen  hinteren  Ast,  welche  beide  die  Haut  am  Ohre  und 
in  dessen  Umgebung  versorgen  und  zugleich  mit  dem  N.  occipi¬ 
talis  minor  und  N.  facialis  anastomosieren. 

4.  Der  N.  cutaneus  s.  subcutaneus  cMi  entspringt  wie  der 
.vorige  Und  ist  gewöhnlich  schon  kurz  nach  seinem  Abgänge  in 

( rf  j^einen  oberen  Zweig,  den  N.  cutanetis  coUi  medius,  und  in 
einen  unteren  Zweig,  den  N.  cutaneus  colli  inferior,  geteilt, 
welche  sich  beide  lun  den  Sternocleidomastoideus  nach  vorn 
schlingen  und  alsdann  unter  das  Platysma  myoi'des 
treten,  ohne  dem  letzteren  Zweige  zu  geben  (s.  S.  474).  Nach 
Durchbohnmg  des  Platysma  gelangen  sie  zur  Hautdes  Hal¬ 
ses  und  versorgen  dieselbe.  Der  N.  cutaneus  colli  medius  ana- 
stomosiert  constant  mit  dem  Ramus  colli  vom  Facialis. 

5.  Die  Nn.  supraclaviculares  (aus  dem  III. — IV.  Cervicalner- 
ven)  gehen,  bedeckt  vom  Platysma,  zum  Teil  vor  dem  M.  stemo- 
cleidomastoideus,  zum  Teil  in  der  Fossa  supraclavicularis  majcn*, 
sodann  vor  dem  Schlüsselbein  nach  abwärts  und  lateralwärts,  in¬ 
dem  sie  die  Haut  der  unteren  Hals-,  der  oberen  Brust-  und 

Der  R.  descendens  hypoglossi  ist  demzufolge  auch  als  N.  cervicalis 
descendens  sup.,  die  Ansa  hypoglossi  als  N.  cervicalis  descendens  inf.  bezeich¬ 
net  worden. 


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487 


vorderen  Schultergegend  bis  über  das  Acromion  hinaus 
versorgen. 

6.  Muskeläste  zum  M.  stemocleidomastoideus  und  M.  tra- 
pejnus,  welche  den  N.  accessorius  Willisii  vertreten  können,  wenn 
derselbe  nicht  stark  genug  entwickelt  ist.  Diese  Äste  verbinden 
sich  meistens  mit  dem  Accessorius  und  gehen  in  der  Bahn  dieses 
Nerven  zu  den  eben  genannten  Muskeln,  können  jedoch  auch  iso¬ 
liert  auftreten. 

7.  Der  N.  phrenicus  (vom  IV.,  manchmal  auch  noch  vom  III. 

oder  V.  Cervicalnerven)  geht  dicht  v  o.r  d  e  m  M.  s  c  a  1  e  i]i  ir  ?  / 

anterior  nach  abwärts  und  tritt  zunächst  zwischen  A.  und  V. 
sulxlavia,  sodann  hinter  der  Artic.  sternoclavicularis  in  die  Brust¬ 
höhle.  InBegleitungdM^A^imdJ/;_pericardiacoghrei^_vw^  _ 
er  hier  jederseits  vor  der  Lungenwurzel  t zwischen  dem  Pericard 
und  der  Pleura  mediastinalis)  zum  Z^er_cl^^ll,  welches  er 
mit  motorischen  Fasern  versorgt.  Der  linke  Phrenicus  ist 
dabei  mehr  vom  imd  lateral,  der  rechte  mehr  hinten  und  medial 
gelegen.  Noch  während!  dieses  Verlaufes  gibt  er  sensible 
^  Zweige  zur  Pleura  und  zum  Pericardiumab.  Ausserdem 
treten  noch  sensible^  Zweige  dieses  Nerven,  die  Nn.  phrmico- 
^  abdominales,  durch  das  Zwerchfell  in  die  Bauchhöhle.  Ein 
Teil  derselben  bildet  qiit  sympathischen  Zweigen  den  Pleocus  dia- 
phropmcdicus  und  verästelt  sicn  am  j^CTT!o55e5Tü5erzug^^  Zwercn- 
feiles,  ein  anderer  Teil  geht  durch  das  Lig.  Suspensorium  und 
coronarium  hepatis  zum  Bauchfell  der  oberen  Leberfläche.  Ja  so¬ 
gar  bis  zu  den  Nebennieren  und  dem  Ganglion  coeliacum  sollen 
Phrenicuszweige  gelangen. 

Nach  Luschka  soll  übrigens  die  Pars  costalis  des  Zwerchfelles  ent¬ 
sprechend  den  3—4  unteren  Rippen  ihre  motorischen  Fasern  nicht  vom 
Phrenicus,  sondern  von  den  unteren  Intercostalnerven  beziehen. 

II.  Plexus  brachlalis.  C  ^  ^  'i  l 

Der  Plexus  brachicdis  setzt  sich  aus  den  vorderen  Ästen  der 
4  untersten  Cervicalnerven  und  dem  grössten  Teile  des  ersten 
Brustnerven  zusammen  und  kommt  zwischen  den  Mm. sc a-  , 
lenus  anterior  und  mediu s  in  der  Fnss?*  i.:'  / 

laris  major  zum  Teil  oberhalb,  ziun' Teil  hinter  der  A, 
suScIävia  zum  Vorschein.  Aus  dem  Geflechte  entwickeln  sich  bald 
drei  Hauptstränge,  welche  die  A.  axillaris  in  der  Weise 
umfassen,  dass  einer  von  diesen  Strängen  hinter  derselben,  die 
beiden  andern  vorn,  und  zwar  der  eine  medial  und  unten. 


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der  andere  lateral  und  oben  gelegen  sind,  Fasdculus  poste¬ 
rior,  lateralis  und  medialis.  Die  Äste,  welche  von  dem  Plexus  ab¬ 
gehen,  teilt  man  in  zwei  Hauptgruppen,  nämlich; 

a)  die  kurzen  Äste  (Pars  supraclavictUaris),  welche  ge¬ 
wöhnlich  oberhalb  des  Schlüsselbeines  entspringen,  und 

b)  die  langen  Äste  (Pars  infraclavicularis),  welche  unter¬ 
halb  des  Schlüsselbeines  von  den  (rfjen  erwähnten  drei 

Strängen  ihren  Ursprung  nehmen. 

a)  Die  kurzen  Äste  des  Plexus  brachialis. 

1.  Muskeläste  zum  unteren  Teile  der  Mm.  s c a  1  e n i 
und  des  M.  longuscolli. 

2.  Der  N.  thoracalis  s.  thoracicus  posterior  (N,  dorscd-is  s/inpulfu!  . 
von  Henle)  waidet  sich  nach  hinten,  indem  er  meistens  den  M. 
scalenus  medius  durchsetzt.  Er  versorgt  den  M.  levator  Sca¬ 
pulae  imd  die  Mm.  rhomboidei  (mitunter  noch  eine  Zacke 
des  M.  serratus  post.  sup.). 

3.  Die  Nn.  thoracales  s.  thoracicae  ariteriores  treten  unter- 

■  —  - 

halb  des  Schlüsselbeines  nach  vorn  tmd  versorgen  den 
M.  pectoralis  major  und  minor.  Ein  feiner  Zweig 
derselben,  der  N.  subclavius  (von  vielen  Autoren  als  ein  beson¬ 
derer  Ast  des  Plexus  beschrieben),  versorgt  den  M.  subclavius. 

4.  Der  N.  pioracalis  s.  thoracicus  lonaus  s.  lateraUs  (N.  thora¬ 
cicus  posterior  von  HENLE)  durchsetzt  mit  mehreren  feinen  Wur¬ 
zeln  den  M.  scalenus  medius  und  verläuft  alsdann  (etwa  in  der 
mittleren  Axillarlinie)  auf  der  Aussenfläche  des  M. 
serratus  anT^ach  abwärts,  indem  er  diesen  Muskel  ver- 

SOTgt.l)  jjJ  ' .  T'' -1 

*  ^  / 

5.  Der  N.  suprascapularis  geht  längs  des  M.  omohyoideus 

/  nach  hinten  zur  Incisura  scapulae,  wo  er  n  p  t  r  r  dam  ~ 

’  Lig.  transversum  scapulae  sup.  zur  Rückseite  der  Scapula  gelangt, 

während  die~Ä.  und  V.  transversa  scapulae  neben  ihm  meistens 
über,  seltener  unter  dem  eben  genannten  Ligament  verlaufen.  Ab¬ 
gesehen  von  sehr  feinen  Zweigen  für  das  Schultergelenk  (RUE- 
DINGER),  versorgt  der  Nerv  zunächst  den  M.  supraspina- 

^)  Wie  es  scheint,  ist  der  N.  thoracalis  longus  beim  Tragen  schwerer 
Gegenstände  auf  der  Schulter  nicht  selten  Quetschungen  ausgesetzt,  welche 
zu  einer  isolierten  Serratuslähmung  führen  können.  Da  der  Nerv  vom  V. 
bis  VII.  Cervicalnerven  herkommt,  so  scheint  die  exponierte  Stelle  dem 
Durchtritte  desselben  durch  den  Scalenus  medius  zu  entsprechen. 


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L  >.tM.''s  .  ',  489  —  -^cUi^  <i'<i  . 

tus  und  tritt  hierauf  imter  dem  Lig.  transversum  scapulae  inf. 
zum  M.  infraspinatus  hin. 

6.  Die  Nn.  subscapulares  (gewöhnlich  2 — 3)  gehen  nach  ab¬ 
wärts  zu  (ten  Mm.  subscapularis,  latissimus  und 
teres  major.  Der  Zweig  zum  Latissimus  verläuft  als  N.  iho- 
racordorscUis  s.  marginalis  scapulae  am  lateralen  Schulterblattrande. 

7.  Der  N.  axillaris  (circumflexus  humeri)  entspringt  schon 
vom  hinteren  Strange  des  Plexus  und  kann  deswegen  auch  zur 
nächstfolgenden  Gruppe  gerechnet  werden.  Er  verläuft  zimächst 
zwischen  dem  M.  subscapularis  und  latissimus  nach  hinten,  ge-'  /  •  ^ 
langt  hierauf  unter  den  langen  Kopf  des  Triceps,  alsdann  unter  ^  ^ 
den  M.  deltoideus  und  umgreift  auf  diese  Weise  von  hinten  her 

das  Collum  chirurgicum  humeri.  Abgesehen  von  feinen  Zwei¬ 
gen  für  das  Schultergelenk  (RUEDINGER),  gibt  er  Äste  an  den  M. 
deltoideus  und  teres  minor.  Am  hinteren  Rande  des 
_  Deltoideus  gibt  er  einen  H  a  u  t  a  s  t ,  den  N.  cutanetisl»rachincäe- 
rcUis,  für  die  hintere  la terale  Seite  des  Ober- 
armes  ab.  Der  N.  axillaris  wird  von  d^r  A.  jii^  V.  ar^in- 
fiexa  humeri  posterior  begleitet. 

b)  Die  langen  Äste  des  Plexus  brachial! s. 

1.  Der  N.  ctäaneus  brachii  medialis  s.  cutaneus  internus  (in¬ 
ternus  minor)  kommt  aus  dem  vorderen  medialen  Strange  des 
Armgeflechtes,  zieht  zue^iTEInter,  dann  medial  von  der  V.  axillaris 
nach  unten,  durchbohrt  die  Fascie  etwa  in  der  Mitte  des  Humerus 
und  versorgt  alsdann  dieHautandermedialenSeite 
des  Oberarmes.  Dieser  Nerv  wird  mihmter  gänzlich  durch 
den  N.  irUercostobrachialis  (intercostohumeralis)  ersetzt,  einen  Zweig 
des  II.  Intercostalnerven,  welcher  nahe  der  Achselhöhle  die  Inter- 
costalmuskeln  durchbricht.  Wenn  sich,  wie  dies  meistens  der  Fall 
ist,  beide  Nerven  in  der  Versorgung  der  medialen  Fläche  des  Ober¬ 
armes  teilen,  so  pflegen  sie  miteinander  zu  anastomosieren.  In 
letzterem  Falle  versorgt  der  Intercostobrachialis  die  Achselhöhle 
und  den  oberen,  der  Cutaneus  medialis  den  unteren  Teil  der  ge¬ 
nannten  Oberarmfläche. 

2.  Der  N.  cutaneus  antibrachii  medialis  s.  cutaneus  medius  (in¬ 
ternus  major)  entspringt  wie  der  vorige  und  verläuft  zunächst  am 


')  Derselbe  darf  bei  Drtisenausräumungen  der  Achselhöhle  nicht  ver¬ 
letzt  werden,  da  von  ihm  die  Functionsfähigkeit  des  M.  latissimus  abhängig 
ist,  welcher  bekanntlich  für  die  Armbewegung  nach  hinten  von  besonderer 
Wichtigkeit  ist. 


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Oberarme  unter  der  Fascie  vor  dem  N.  ulnaris  und  an  der 
medialen  Seite  der  V.  und  A.  brachialis.  Er  durchbohrt  gewöhn¬ 
lich  am  oberen  Ende  des  Lig.  intermusculare  mediale  zusammen 
mit  der  V.  basilica  die  Fascie  und  teilt  sich  alsdann  in  einen  vor¬ 
deren,  B.  volarisy  und  einen  hinteren  Ast,  B.  ulnaris,  wel¬ 
che  beide  die  Ulnarseite  der  Haut  des  Unterarmes 
versorgen. 

3.  Der  N.  musculocutaneus  (so  bezeichnet,  weil  er  neben  den 
Hautästen  noch  Muskeläste  abgibt)  s.  cutaneus  extemus  entspringt 
aus  dem  vOTderen  lateralen  Strange  des  Plexus,  durchbohrt  gewöhn¬ 
lich  den  M.  coracobrachialis  (N.  perforans  Casseri)  und  tritt  als¬ 
dann  zwischen  Biceps  und  Brachialis  zur  lateralen  Seite  des  Ober¬ 
armes  hin.  Lateral  von  der  Bicepssehne  durchbohrt  er  die  Fascie 
und  versorgt  hierauf  als  N.  cutaneus  antibrachii  lateralis  die 
Haut  an  der  Radialseite  des  Unterarmes  mit 
seinen  Zweigen,  von  denen  gewöhnlich  einer  die  V.  cephalica  be¬ 
gleitet.  Am  Oberarme  gibt  er  ausserdem  Zweige  für  s ä m t- 
1  i  c he  Beugemuskeln  ab. 

4.  Del  mcrfia«««  entspringt  aus  den  beiden  vorderen  Strän¬ 
gen  des  Plexus  mit  zwei  Wurzeln,  welche  die  A.  axillaris  vorn 
nach  Art  einer  sjMtzwinkligeji  Gabel  umfassen.  Der  Nerv  zieht 
hierauf  im  Sulcus  bicipitali&medialis  zusammen  mit  der  A.  brachia¬ 
lis  nach  abwärts,  indem  er  gewöhnlich  oben  an  der  lateralen 
Seite,  in  der  Mitte  vor,  unten  medial  von  der  Arterie  gelegen 
ist.  Unter  dem  Lacertus  fibrosus  der  Bicepssehne  tritt  der  N.  me- 
dianus  hierauf  zum  Unterarme  und  verläuft  hier  nach  Durchboh¬ 
rung  des  M.  Pronator Vteres  zwischen  dem  M.  flexor  di- 
gj  t_p_r  u  m  s  u  b  1  i  m  i  s  und  profundus  bis  zur  Hand,  in¬ 
dem  er  mit  den  Sehnen  dieser  beiden  Muskeln  u  n  t  e"? "de in  L  i  g. 
carpi  transversum  hindurchtritt.  An  der  Hand  teilt  er 
sich  in  einen  medialen  und  einen  lateralen  Endast.  Am 
Oberarme  gibt  der  N.  medianus  keineZweige  ab.  Ausser 
einigen  feinen  Br.  articulares  für  die  vordere  Kapsel  des  Ellen¬ 
bogengelenkes  (RUEDINGER)  entsendet  er  am  Unterarme  fol¬ 
gende  Zweige: 

a)  Zweige  für  sämtliche  Flexoren  des  Unterar¬ 
mes  mit  Ausnahme  des  M.  flexor  carpi  ulnaris  und  des 
Ulnarteiles  des  M.  flexor  digitorum  profundus,  welche  von 
dem  ihnen  nahe  gelegenen  N.  ulnaris  innerviert  werden. 

b)  Der  N.  interosseus  volaris  s.  anterior  (internus)  zieht  mit  der 
A.  und  V.  interossea  volaris  zwischen  dem  M.  flexor  pollicis 


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longus  und  flexor  digit.  profundus  an  der  Vorder¬ 
fläche  der  Membr.  interossea  nach  abwärts  und 
versorgt  schliesslich  den  M.  pronator  quadratus. 

Ein  feiner  Faden  gelangt  unter  dem  letzteren  zum  Handgelenk, 
c)  Der  R.  cutaneus  palmaris  (R.  palmaris  longus)  bildet  einen 
feinen,  nicht  ganz  constanten  Ast,  welcher  oberhalb  des  Hand¬ 
gelenkes  den  volaren  Abschnitt  der  Unterarmfascie  durch¬ 
bohrt  und  einen  kleinen  Hautbezirk  amDaumen- 
ballen  und  der  Hohlhand  versorgt. 

•  d)  Der  laterale  E  n  d  a  s  t  pflegt  die  Muskeln  des 
Daumenballens  (mit  Ausnahme  des  Adductor pollicis) 
und  den  M.  lumbricalis  I  zu  versorgen.  Ausserdem 
gibt  er  die  sensiblen  Nn.  digitales  volaren proprii  für  beide  /  'i 
Ränder  des  Daumens  und  den  Radialrand  des  Zeigdinders  ab. 
e)  per  mediale  Endast  gibt  dem  II.,  manchmal  auch  dem 
III.  M.  lumbricalis  Zweige  und  teilt  sich  ausserdem  in 
die^  sensiblen  Nn.  digitales  volares  proprii  für  die  ein- 
ai^er  zugewandten  Ränder  des  Zelge-r  'MüfeP  und  IV.  Fin-  ^ 
gers.  Hierbei  ist  jedoch  zu  bemerken,  dass  der  mediale  End- 
ast  des  Medianus  mit  dem  oberflächlichen  Endaste  des  N. 
u i na r is  ziemlich  constant  durch  eine  Anastomose 
v^lihdüi  ist,  welche  von  dem  oberflächlichen 
Hohlhandbogen  bedeckt  wird,  und  deren« Fasern  wohl 
grösstenteils  in  den  N.  medianus  übergehen. 

Der  N.  medianus  versorgt  an  der  Hand  die  Ränder  der  3—4  ersten 
Finger  (den  letzten  derselben  zusammen  mit  dem  Ulnaris),  die  Muskeln 
des  Daumenballens  (mit  Ausnahme  des  Adductor)  und  die  ersten  2 — 3  Mm. 
lumbricales. 

5.  Der  If.  ulnaris  (aus  dem  medialen  Vorderstrange  des  Plexus 
brachialis)  verläuft  am  Oberarme  zunächst-  medial  und  hinten  von 
der  A.  brachialis,  weiter  imten  an  der  hinteren  Seite  des  Lig.  inter- 
musculare  mediale  und  gelangt  auf  diese  Weise  hinter  den 
Condylusmedialis  humeri,  wo  er  in  einer  besonderen 
Rinne  ziemlich  dicht  unter  der  Haut  liegt  und  somit  leicht  verletzt 
werden  kann.  (Stelle  des  sogen.  Musdkantenknochens).  Hierauf 
bohrt  sich  der  Nerv  durch  den  Ursprung  des  M.  flexw  carpi  ul- 
naris  hindurch  und  zient  unter  diesem  Muskel  medial  von  'der  'Ä. 
und  V.  ulnaris  nach  abwärts.  Zur  Hc4ilhand  gelangt  der  Nerv 
an  der  radialen  Seite  des  E rbsenbeines  zwischen 
dem  Lig.  carpi  commune  volare  und  carpi  transversum  und  teilt 
sich  gleich  darauf  in  einen  oberflächlichen  und  tiefen 


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492 


E  n  d  a  s  t.  Am  Oberarme  gibt  der  N.  ulnaris  keine  Zweige 
ab;  dagegen  entspringen  ausser  einigen  feinen  Gelenkästen  für  die 
hintere  Kapsel  des  Ellbogengelenkes  (RUEDINQER)  am  Unter¬ 
arme  von  demselben: 

a)  Rr.  musctdares  für  den  M.  flexorcarpi  ulnaris  und 
den  ulnaren  Teil  des  M.  flexor  digitorum 
profundus,  zwischen  welchen  beiden  Muskeln  der  N. 
ulnaris  verläuft. 

b)  Der  R.  cutaneus  palmaris  (R.  palmaris  longus),  welcher  eben¬ 
so  wie  der  Hauptstamm  die  A.  ulnaris  begleitet,  der  letzteren 
feine  Zweige  gibt,  in  der  Nähe  des  Handgelenkes  den  volaren 
Teil  der  Unteranmfiascie  durchbricht  und  schliessMch  einen 
beschränkten  Hautbezirk  am  untersten  Teile 
des  Unterarmes  und  am  Kleinfing. erballen 
versorgt. 

c)  Der  R.  dorsalis  mantis,  welcher  zwischen  der  Ulna  und  dem 
M.  flexor  carpi  ulnaris  auf  die  Rückseite  der  Hand 
tritt  und  hier  in  Gestalt  der  Nn.  digitales  dorsales  sensible 
Zweige  für  die  Ränder  der  2%  letzten  Pinger  abgibt. 
Ziemlich  constant  ist  hier  eine  Anastomose  mit  dem  N.  ra^^.^ 
dialis  vorhanden. 

d)  Der  oberflächliche  Endast,  R.votaris superficialis, 
versorgt  an  derHohlhand  (abgesehen  vcm  einem  Zweige 
für  den  M.  palmarisbrevis)  mittels  der  sensiblen 
Nn.  digitales  volares  proprii  die  Ränder  der  letzten 
Finger  und  schickt  ausserdem  dem  N.  medianus  die  oben 
erwähnte  Anastomose  zu,  welche  unter  dem  Arcus  vo- 
laris  sublimis  gelegen  ist. 

e)  Der  tiefe  Endast,  R. volaris profundus,  dringt  zwischen 
M.  abductor  und  flexor  brevis  digiti  minimi  in  die  Tiefe  und 
verläuft  mit  dem  tiefen  Hohlhandbogen  längs  der  Basen  der 
Metacarpalia.  Dieser  Ast  versorgt  —  abgesehen  von  einigen 
feinen  Fäden  für  die  Bänder  der  Hand  (Ruedinger)  —  »Ä*"**- — • 
liehe  Handmuskeln,  welche  vorhin  beim  N.  medianus  nicht 
genannt  wurden,  d.  h.  die  _M uskeln  des  Klein¬ 
fingerballens,  den  III.  oder  nur  den  IV.  M.  1  u  m  - 
bricalis,  sämtliche  Mm.  interossei  und  den 

M.  adductorpollicis. 

6.  Der  N.  radialis  kommt  aus  dem  hinteren  Strange  des  Plexus 
brachialis  und  zieht  hinter  der  A.  brachialis  zusammen  mit  der  A. 


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493 


und  V.  prc^unda  brachii  zur  hinteren  Seite  des  Oberarmbeines, 
wo  er  in  dem  Sulcus  n.  radialis  des  letzteren,  bedeckt  vom 
T  r  i  c  e  p  s ,  gelegen  ist.  Nachdem  er  hierauf  das  Lig.  inter- 
musculare  lat.  durchbohrt  hat,  tritt  der  Nerv  zwischen  dem 
M.  brachialis  und  Brachioradialis  nach  vorn,  um 
sich  alsdann  in  einen  oberflächlichen  und  einen  tiefen 
Ast  zu  teilen.  Die  Zweige  des  N.  radialis  sind: 

a)  Rr.  tnusculares  für  sämtliche  Mm.  anconaei. 

b)  Der  N.  cutaneus  brachii  posterior  (posterior  superior)  ent¬ 
springt  vom  N.  radialis,  bevor  derselbe  unter  den  M.  tri- 
ceps  tritt,  und  versorgt  die  Haut  an  der  Rückseite 
desOberarmes  bis  zum  Ellbogen. 

c)  Der  N.  cutaneus  antibrachii  dorsalis  (posterior  inferior)  ent¬ 
springt  dort,  wo  der  N.  radialis  unter  dem  Triceps  her¬ 
vor  t  r  i  1 1  und  das  Lig;  intermusculare  lat.  durchbohrt, 
und  findet  seinen  Verbreitungsbezirk  in  der  Haut  an  der 
Rücksieite  des  Unterarmes  (N.  cutaneus  ex- 
ternus  antibrachii  der  älteren  Autoren). 

d)  Der  tiefe  E  n  d  a  s  t ,  B.  (radialis)  profundus,  bohrt  sich  In;  den 

Supinator  ein  und  gelangt  so  auf  die  R  ü  cTreTT? 
des  Unterarmes,  wo  er  als  N.  interosseus  dorsalis  s. 
posterior  (extemus)  mit  der  gleichnamigen  Arterie  und  Vene 
zwischen  den  tiefen  Extensoren  längs  der  Membr.  interossea 
nach  abwärts  zieht.  Nachdem  dieser  Ast  einen  feinen  Faden 
zum  Ellbogengelenk  abgegeben  hat  (RUEDINGER)  versorgt 
derselbe)  sämtliche  Extensoren  des,  Unter¬ 
armes  (die  Muskeln  der  Radialgruppe  mit  einbegriffen). 
Die  Endzweige  erstreck«!  sich  nach  RUEDlNGER  unter  den 
tiefen  Extensoren  bis  zu  den  Bändern  der  Handwurzel  hin. 

e)  Der  oberflächliche  Endast,  B.  (radialis)  super¬ 
ficialis,  verläuft  zunächst  unter  dem  Schutze  des  M. 
brachioradialis  an  der  lateralen  Seite  der  A.  radialis^) 
nach  abwärts  und  tritt  hierauf  zwischen  dem  Radius  und  der 
Supinatorsehne  zur  Rückseite  der  Hand.  Nachdem  er 
hier  mit  dem  N.  musculcxutaneus  bzw.  N.  ulnaris  Ana- 
s  t  o  m  o  s  e  n  gebildet  hat,  versorgt  er  unter  mehrfacher  ga- 


1)  Da  der  N.  radialis  an  der  lateralen  Seile  der  A.  radialis, 
der  N.  ulnaris  an  der  medialen  Seite  der  A.  ulnaris  gelegen  ist,  so 

kann  man  sagen,  dass  die  eben  genannten  Nerven  peripher  von  den - 

entsprechenden  Arterien  verlaufen  oder  dieselben  gewissermassen 
‘^WiSCIIen  sich  lasseti. 


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494 


beliger  Teilung  mittels  der  sensiblen  Nn.  digitales  dor¬ 
sales  die  beiden  Ränder  des  Danmpnc  iin/4  7Aigaiingaiai-iin/< 
den  Radialrand  des  Mittelfingers  talso  die  Ränder  der  2% 
ersten  Finger  an  der  Rückseite). 


Übersicht  über  die  Verbreitung  der  Haut¬ 
nerven  des  Plexus  brachial! s. 


cni 


atalis 


1.  Am  Oberarme  wird  die  mediaje  Seite  vom  N. 
cutaneus  brachü  medialis  (cutaneus  intemus)/^i2ll^vom  N.  inter- 
costobrachialisi  die  laterale  Seite  vom  Hautaste  des  N.  axiU 

die  hintere  Seite  von  dem  oberen  Hautaste  des  N.  ra- 
^  vetgoigtr  '  i.'.'  1  . 

2.  Am  Unterarme  wird  die  hintere  Seite  von  dem 
,  , ^V-«nteren  Hautaste  des  N.  radialis,  die  ulnare  Seite  vom  J'T.  cm- 

ianeus  anühradiii  medialis  (cutaneus  medius)  und  die  radiale 
^te  vom  N.  muscidocutaneus  (cutaneus  externus)  innerviert. 

.  3.  An  der  Hand  wird  die  Volarfläche  entsprechend 
den  ersten  3%  Fingern  vom  N.  tnedianus,  entsprechend  den 
letzten  Fingern  vom  N.  ulnaris  versorgt.  Die  Dorsalfläche 
dagegen  wird  entsprechend  den  ersten  2V^  Fingern  vom  N.  radüdis, 
entsprechend  den  letzten  2V^  Fingern  vom  N.  ulnaris  innerviert. 
Hierbei  ist  zu  beachten,  dass  die  dorsalen  Fingernerven  nur 
.auf  dem  Rücken  der  ersten  Phalanx  ihre  Ausbreitung  finden 
—  mit  Ausnahme  des  Daumens, _wo  sie  sich  bis  zur  Fingerspitze 
erstrecken.  Die  erheblich  stärkeren  volaren  Äste  fihemehmen  auch- 
die  Versorgung  der  Rückseite  der  Finger  iÜT-  die  11.  und  III. 
Phalanx:  an  der  Vorderseite  .sind  sie  mit  zahlreirhen  Vater-Pacini- 
sehen  Körperchen  versehen 


Übersicht  über  die  Muskelzweige  des  Plexus 

b  r  a  c  h  i  a  1  i  s. 

Von  den  betreffenden  Muskeln  werden  versorgt: 

Die  Mm.  pectoralis  major,  minor  und  s u b c  1  a- 
V  i  u  s  von  den  Nn.  thoracales  anteriores.  Doch  bekommt  der  Ä 
f.  subclavius  sehr  oft  einen  eigenen  Zweig  (den  N.  suhclamus)  von 
dem  Plexus  brachialis  zugesandt. 

Der  M.  levatorscapulae  und  die  beiden  Mm. rhom- 
b  o  i  d  e  i  vom  N.  thoracalis  post.  (N.  dorsalis  scapulae  von  HENLE). 

Der  M.  serratus  anterior  vom  N.  thoracalis  longus. 

Die  Mm.  supraspinatus  und  infraspinatus  vom 
N.  suprascapularis. 


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495 


Die  Mm.  latissimus,  teres  major  tmd  s u b s ca¬ 
pul  a  r  i  s  von  den  Nn.  subseapulares. 

Die  Mm.  deltoideus  und  teres  minor  vom  N.  axil-  ' 
laris. 

Am  Oberarme  sämtliche  Beugemuskeln  vom  N. 
musctdocutaneus,  sämtliche  Streckmuskeln  vom  N.  radialis. 

Am  Unterarme  ebenso  sämtliche  Streckmuskeln  . 
vom  N.  radialis*),  sämtliche  Beuger  vom  N.  medianus  mit  Aus¬ 
nahme  des  M.  flexorcarpi  ulnaris  und  eines  Teiles  des 
M.  f  1  e  X  o  r  digitorum  profundus,  welche  der  N.  ulnaris  versorgt.  , 

An  der  Hand  die  Muskeln  des  Daumenballens  (mit  . 
Ausnahme  des  Adductor)  und  gewöhnlich  noch  die  ersten  2 
bis  3  Lumbricales  vom  N.  medianus,  alle  übrigen  Hand¬ 
muskeln  vom  N.  ulnaris. 

III.  N.  thoracales. 

Die  12  Brust-  oder  Rückennerven,  N.  thoracales  s. 
thoracici  s.  dorsales,  teilen  sich  ebenso  wie  alle  übrigen  Spinal¬ 
nerven  in  je  einen  vorderen  und  hinteren  Ast. 

Für  die  hinteren  oder  Rückenäste  dieser  Nerven  gilt 
dasselbe,  was  über  die  hinteren  Äste  der  Spinalnerven  im  Allge¬ 
meinen  gesagt  wurde.  Die  Hautäste  derselben  sind  ein  Bamuscu- 
taneus  lateralis  und  medialis. 

Die  vorderen  Äste  der  Brustnerven  bezeichnet  man  als 
Nn.  intercostales,  weil  dieselben  in  den  Zwischenrippenräumen 
nach  vorwärts  verlaufen.  Der  oberste  Intercostalnerv  geht  jedoch 
mit  dem  grössten  Teil  seiner  Fasern  in  den  Plexus  brachialis 
über.  Die  unterste  verläuft  am  unteren  Rande  der  XII.  Rippe. 
Ein  jeder  Intercostalnerv  teilt  sich  bald  nach  seinem  Abgänge 
von  dem  Hauptstamme  in  zwei  Äste,  von  denen  der  obere  am 
unteren  Rande,  der  untere  dagegen  am  oberen  Rande  je  zweier 
benachbarter  Rippen  mit  den  gleichen  Ästen  der  A.  und  V.  inter- 
costalis  verläuft.  Die  Intercostalnerven  sind  zunächst  vor  dem 
Lig.  costfth-i^ngwrftariiim  anti|  -rwicrtipn  fjpn  Mm.  intercosta- 
Jes  extt.  imd  intt.  gelegen.  Auf  diesem  Wege  geben  sie  folgertde 
Zweige  ab: 

1.  Muskeläste  für  die  Mm.  intercostales,  sub- 
c o s t a  1  e s  und  transversus  thoracis,  ferner  die  Mm. 

E)er  N.  radialis  versorgt  also  an  der  hinteren  oder  E  x  t  e  n  - 
sorenseite  des  Armes  nicht  allein  die  ganze  Haut,  sondern  auch 
sämtliche  Muskeln. 


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496 


levatores  costarum,  endlich  die  Mm.  serratuspost. 
s  u  p.  und  i  n  f .  Die  vorderen  Enden  der  6  untersten  Intercostal- 
nerven  treten  ausserdem  zwischen  den  Rippen  zu  den  Bauchmus¬ 
keln  hin,  um  den  weitaus  grösseren  oberen  Abschnitt  der  letzteren 
zu  versorgen. 

2.  H  a  u  t  ä  s  t  e ,  welche  die  Brust-  und  Bauchmuskeln  durch¬ 
bohren.  Man  unterscheidet: 

a)  Die  Jir.  ciUanei  laterales  (pectorales  et  abdominales  treten 
etwa  in  der  Mitte  zwischen  Wirbelsäule  imd  Brustbein  zur 
Haut  der  Brust  und  des  Bauches  hindurch  und 
teilen  sich  wiederum  in  je  einen  vorderen  und  einen 
hinteren  Zweig.  Dem  I.  Intercostalnerven,  welcher 
allerdings  grössjteniteils  in  den  Plexus  brachialis  übergeht, 
fehlt  der  seitliche  perforierende  Ast,  derjenige  des  .II.  In¬ 
tercostalnerven  stellt  den  S.  489  sub.  1  erwähnten  N.  inier- 
eostobracMalis  dar.  Zweige  des  IV. — VI.  R.  cutaneus  lat. 
gehen  in  die  Brustdrüse  selbst  hinein  (Br.  mamtnarii  laterales). 
Der  Verbreitungsbezirk  der  Rr.  latt.  ist  etwa  zwischen  der 
Mammillar-  und  Scapularlinie  gelegen. 

b)  Die  Br.  cutanei  anteriores  (pectorales  et  abdominales)  bilden 
die  vorderen  Enden  der  Intercostalnerven  und  versorgen 
die  Haut  über  und  neben  dem  Brustheine, 
nachdem  sie  den  M.  pectoralis  major  am  Seitenrande  des 
Sternum  perforiert,  und  die  Haut  über  dem  M. 
rectus  abdominis,  nachdem  sie  den  letzteren  durch¬ 
bohrt  und  zugleich  innerviert  haben.  Auch  zur  Brustdrüse 
gehen  einige  Br.  mammarü  mediales  hin. 

IV.  Plexus  lumbalis.  'i 

Der  PlesAts  lumbalis  s.  cruralis  setzt  sich  aus  den  vorderen 
Ästen  der  4  oberen  Liunbalnerven  zusammen,  von  denen  der  vierte 
allerdings  noch  einen  Zweig  ztun  Plexus  sacralis  abgibt.  Der 
Plexus  lumbalis  liegt  zwiscl}en_der  vorderen  und  hinteren  Schicht 
des  M.  psoas  major,  durch  welchen  somit  seine  Äste  hindurch¬ 
treten.  Diese  Äste,  welche  sich  sehr  häufig  gegenseitig  ersetzen, 
heissen  folgendermassen: 

1.  Der  N.  iliohypogastricus  verläuft  vor  dem  M.  quadratus 
lumbonun  und  parallel  dem  XII.  Intercostalner¬ 
ven  (also  auch  der  XII.  Rippe)  in  schräger  Richtung  nach  ab¬ 
wärts  und  teilt  sich  über  der  Mitte  des  Darmbeinkammes  in  den 
B.  cutaneus  lateralis  s,  iliacus  für  die  H  a  u  t  ü  b  e  r  d  e  m  M.  g  1  u- 


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faeus  medius  und  den  B.  cutaneus anterior  s.  hypogastricus 
für  den  untersten  Teil  der  Haut  des  Bauches.  Br.  mus- 
eulares  versorgieD  die  benachbarten  Abschnitte  der  Muskeln 
des  Bauches. 

2.  Der  N.  üioiriguinalis  verläuft  etwas  tiefer  und  parallel 
dem  vorigen.  Beide  Nerven  sind  sehr  häufig  zu  einem  ge¬ 
meinsamen  Stamme  verschmolzen.  Indem  der  N.  ilioinguinalis 
seinen  Weg  nach  vmh  nimmt  und  allmählich  die  Bauchmuskeln 
ditfchbohrt,  tritt  er  schliesslich  durch  den  Leistenkanal  heraus, 
um  einen  kleinen  Hautbezirk  am  Mons  pubis  und 
dem  angrenzenden  Teile  der  Leistengegend 
zu  versorgen.  Wie  es  scheint,  kann  er  mitunter  auch  noch  Zweige 
an  den  vorderen  Abschnitten  des  Scrotum  bezw.  der  gjrossen 
Schamlippen  (Nn.  scrotales  bezw.  labiales  anteriores)  abgeben. 

3.  E)er  N. genüofemoralis  (genitocruralis)  liegt  auf  der  vor¬ 

deren  Fläche  des  M.  psoas  major,  wo  er  sicE~  bald 
"höher,  bald  tiefer  in  den  N.  ^permaticus  externus  und  den  N.  lum- 
hoinguindlis  spaltet.  Manchmal  Bndet  die  Teilimg  schon  am  Ur¬ 
sprung  der  Nerven  (also  in  der  Substanz  des  M.  psoas  major) 
statt.  Der  N.  spermaücus  externus  {H.  pudendus  ext.)  geht  vor  der 
A.  und  V.  iliaca  ext  i  q,  d  e  n.  L  e.Ls  t  e  n  k  a  n  a  1  hinein  und 
soll  nach  seinem  Austritt  aus  dem  letzteren  hauptsächlidi  den 
M.  cremasterund  die  Tunica  dartos  versorgen 
(Hyrtl,  Schwalbe  u.  a.).  Ist  er  stark  entwickelt,  so  kann  er 
den  N.  iUoinguinalis  ganz  oder  teilweise  ersetzen,  indem  er  auch 
an  die  Haut  des  Scrotum  (beim  Weibe  der  grossen  Schamlippen) 
und  der  angrenzenden  Schenkelfläche  feine  Zweige  abgibt.  Der 
TiT  ...... — li.  /lowoi  yoj]  dem  vorigen  und  der  A.  und 

V.  iliaca  ext.)  unterhalb  des  Poupart*  sehen  Ban- 
des  nach  abwärts  und  tritt  bald  durch  die  Fovea  ovalis,  bald  ^ 
lateral  von  derselben  zur  Haut,  wo  er  einen  grösseren  oder 
kleineren  Bezirk  in  der  Nähe  der  Fovea  ovalis  ver¬ 
sorgt. 


4.  Der  N.  cutaneus  femoris  lateralis  s.  ext^us  verläuft  in 
schräger  Richtimg  vordem  M.  i  1  i  a  c  u  s  bis  in  die  Nähe  der 
Spina  iliaca  ant.  sup.,  wo  er  unter  dem  Poupart’schen 

Bande  hindurchtritt,  um  die  Haut  an  der  lateralen 

_  _ ^ 

Seite  des  über sctienkels  zu  versorgen.  Auch  der  laterale 
Teil  des  Gesässes  kann  noch  Zweige  erhalten. 

5.  Der  N.  femoralis,  s.  cruralis,  der  stärkste  Nerv  des  ganzen 
Lendengeflechtes  bezieht  seine  Fasern  aus  sämtlichen  4  oberen 

Broesike,  ADatomie.  9.  Anfl.  32 


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498 


Lendennerven  imd  zieht  zunächst  zwischen  dem  Psoas 
m  a  j  o  r  und  Iliacus  internus,  dann  dicht  unterhalb 
9  des  Pouparfschen  Bandes  durch  die  Lacuna  musculorum  zum 
Oberschenkel  (s.  S.  227).  HKrTi^  eFzunl^st  m  der  rossa  ilio- 
pectinea  1  a  t  e  rji:  tojL.d  e  r  A.  f  e  m  o  rj^l  i  s ,  löst  sich  jedoch 
sehr  bald  in  zahlreiche  Zweige  auf.  Auf  diesem  Wege  gibt  er  ab: 

a)  Muskeläste  zum-M.  psoas  major  und  1 1  i  a  - 
C  U  s ,  die  innerhalb  des  Beckens  entspringen.  Diese  Äste  kei¬ 
nen  jedoch  auch  direkt  vom  Plexus  lumbalis  geliefert  werden. 

b)  Muskeläste  zu  sämtlichen  Streckmuskeln  des 
O  b  e  r  s  c  h  e-n  k  e  1  s  mit  Ausnahme  des  M. Tensor  fasdäe 
la^.  Hinter  den  Schenkelgefässen  geht  mitunter  ein  Zweig 

N.  femoralis  auch  zum_M.  pectineus^  hin.  Von  diesen 
Muskelästen  zweigen  sich  feine  Br.  äkiculares  zur  vorderen 
Wand  der  Hüftgelenkkapsel  (RUEDINOER)  und  weiter  unten 
auch  der  Kniegelenkkapsel  (Räuber)  ab.  Auch  der  N.  saphe- 
nus  (s.  u.)  soll  nach  Ruedinger  einen  Zweig  zur  Kniege¬ 
lenkkapsel  abgeben. 

c)  Ein  Zweig  zur  A.  und  V.  femoralis. 

;-d)  Der  N.  cutaneus  femoris  medialis  s.  internus  (N.  saphenus 
,  minor)  ist  meistens  schon  an  seinem  Ursprünge  in  mehrere 
Zweige  gespalten,  von  denen  gewöhnlich  der  eine  dicht 
unter  der  Fovea  ovalis  hervortritt  und  neben  der  V.  saphena 
I  magna  abwärts  zieht,  während  der  andere  tiefer  tmten  am 
medialen  Rande  des  Sartorius  die  Fascie  ditfchbricht.  Beide 
/  Zweige  versorgen  die  Haut  an  dermedialenSeite 
<  desOberschenkels. 

I  e)  Der  N.  cutaneus  femoris  medius  s.  anterior  kann  ebenso  wie 
der  vorige  von  vornherein  in  mehrere  Zweige  gespalten  sein, 

I  welche  die  Fascia  lata  zum  Teil  etwas  über  der  Mitte  des 
Oberschenkels,  ziun  Teil  weiter  abwärts  durchbrechen  tmd 
'  die  Haut  an  der  vorderen  Fläche  desOber¬ 
schenkels  versorgen.  Ein  Zweig  dieser  Nerven  durch¬ 
bohrt  vielfach  den  M.  sartorius,  bevor  er  aus  der  Fascie 
heraustritt.  Die  Äste  von  d)  u.  e)  werden  jetzt  einfach  als 
Bami  cutanei  anteriores  zusammengefasst. 

f)  n«»r  N  fuuoluma'  -fN.  saphenus  major)  verläuft  am  O  b  e  r- 
schenkel  zuerst  lateral,  dann  vor,  endlich 
medial  vcwi  der  A.  femoralis  bis  zum  Adduktorenschlitz 
nach  abwärts,  wo  er  sich  von  der  Arterie  trennt.  Der  Nerv 
zieht  hierauf  hinter  dem  unteren  Ende  des  M.  sartorius 


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499 


weiter,  dessen  Sehne  er  schliesslich  meistens  durchbohrt,  um 
zur  Haut  an  der  medialen  Seite  des  Kniees  ju  gelangen.^Am 
Unterschenkel  verläuft  er  dicht  hintei-  dfir  ^  gaphi»na — 
magna  nach  unten,  um  entweder  nur  bis  zum  Fussgelenk 
^  (Är.  cutänä  cruM  msSiales)  oder  bei  besonders  starker  Ent¬ 
wickelung  noch  längs  des  medialen  Fussrandes  bisi  zur 
grossen  Zehe  hinzuziehen  imd  die  H a u  t  a  n  de  r  me  d  i  - 
a  1  e  n  Seite  d  e-s  Unters  che  n  k  e  Ijl.  und^lfm 
Q/P^Äze-henran  de  des.jFjiss£s  zu  versdien. 

6.  Kr  2fo&i!urä(0r««^^tspringt  vomu^^^  Teile  des  Plexus 
lumbalis  und  zieht  in  Begleitung  der  A.  und  V.  obturatoria  an  der 
Seitenwand  des  kleinen  Beckens  etwas  unterhalb  der 
Linea  terminalis  zur  <^ren  Ecke  des  For.  obturatum, 
durch  welches  er  zum  Oberschenkel  hindurchtritt.  Hier  versorgt 
der  Nerv  mittels  verschiedener  Muskeläste  - 

Adductoren  nei>st -dejn.JM.  ahTur  atQ r  e x t.  ^Ein 
H  a  u  t  a  s  t ,  B.  cutaneus  tt.  obluratorii,  gelangt  zwischen  Adductor 
löngus  tmd  Oracilis  ^etwa  iii'def  "Hohe  zwischeiT  dem  oberen  uncf 
mittleren  Drittel  des  nh«»T.«irhpnke1gt  Tttr  Haut  an  Hpr  itipHia. 
len  flätihfi  dfisOh  firsrhpnifp lg  Fpitip  Zweige  ziehen 
ausserdem  vom  N.  obturatorius  zur  vorderen  medialen  Seite  der 
Hüftgelenkkapsel  hin. 


V.  Plexus  sacralls  s.  ischiadicus.<^,6^ 

Dieses  grösste  Geflecht  der  Spinalnerven  setzt  sich  aus  einem 
Teile  des  IV.,  aus  dem  ganzen  V.  Lunibalnerven  {N.  lumbosacralis) 
und  den  3 — 4  Sacralnerven  zusammen.  Seine  Lage  ist  im  kleinen 
Becken  an  der  Vorder  fläche  d  es  M.  piriformlis. 
Ausser  den  Nn.  haemorrhoidales  medii,  vesicales  inff.  üntMSo^inafes 
für  die  Beckeneingeweide  gehen  von  dein  Plexiis  für  dre“nahe  ge- ' 
legenen  Muskeln,  nämlich  den  M^  piriformis  und  o  b  t  u  - 
rator  int,  nebst  den  beiden  Mm.  gemeTTi,  sowie  für  den 
M.  levatorani  direkte  Zweige  ab.  Dieselben  können  jedoch 
auch  von  dem  einen  oder  anderen  Aste  des  Plexus  ihren  Ursprung 
nehmen.  Diese  Äste  teilt  nun  HENLE  in  kurze  und  lange 
ein,  von  denen  die  erste  Gruppe  sich  im  Wesentlichen  in  der  Nähe 
des  Beckengürtels  verzweigt,  während  die  zweite  Gruppe  weiter 
zu  der  unteren  Extremität  hinabzieht. 


Die  kurzen  Äste  des  Plexus  sacralis. 

1.  Der  N.  glutaeus  superior  tritt  mit  der  A.  und  V.  glutaea 
sup.  oberhalb  des  M.  piriformis  durch  das  For.  ischiadicum  majus 

32* 


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500 


aus  dem  kleinen  Becken  heraus  und  verläuft  zwischen  dem  M. 
glutaeus  medius  undminimus  bis  zum  M.  t e n s o r 
fasciae  latae,  indem  er  diese  Muskeln  versorgt. 

2.  Der  N.  glutaeus  inferior  tritt  in  Begleitung  der  A.  und  V. 
glutaea  inf.  unterhalb  des  M.  piriformis  durch  das 
For.  ischiadicum  majus  aus  dem  kleinen  Becken  heraus  und  ver- 
~iörgt  schliesslich  den  M.  glutaeus  maximus  (nach  RUE- 
DINGER  auch  den  hinteren  Teil  der  Hüftgelenkkapsel). 

3^  Der  N.  pudendus  communis  s.  internus  (N.  pudendohae- 
morrhoidalis)  ^tt  wie  der  vorige  in  Begleitung  der  A.  imd  V. 
pudenda  comm.  s.  int,  unterhalb  des  M.  piriformis 
aus  dem  For.  ischiadiciun  majus  hmror  und  zieht  hierauf  mit 
den  genannten  Gefässen  hinter  der  Spina  ischiadica 
zum  For  ischiadiciun  minus,  durch  welches  er  wieder  in  das 
vd,  kleine  Becken  hineintritt.  Der  Nerv  verläuft  alsdann  an  der  1  a- 
■  JLaralen  Wand  der  Fossa  i  s  c  h  i  o  r  e  c  t  a  1  is  td-  h.an 
medialen  Fläche  des  M.  obturator  int.l  bis  zum  hinteren  Rande 
^es  M.  transversus  nerinei  prof.  und  gelangt  weiterhin  zwischen 
den  Fasern  dieses  Muskels  lä ngsdes  medialen  Randes 

_ des  unteren  Sitz-  und  Schambe  inastes  bis  unter 

die  Svmphvsis  pubis,  wo  er  neben  dem  Lig.  Suspensorium  pcnis 
nach  vom  tritt  tmd  als  N.  dorsalis  penis  (beim  Weibe  als  N.  dor- 
sdlis  clUoridis)  auf  dem  Rücken  des  Penis  (der  Clitoris)  bis  zur 
Eichel  zieht.  Ausser  feinen'  Zweigen  für  den  M.  transv.  perin. 
prof.  entsendet  er  auf  diesem  Wege  folgende,  meistens  von  den 
gleichnamigen  Blutgefässen  begleitete  Äste: 

a)  Der  N.  perforans  li^.  tuberososacri  (SCHWALBE)  geht  dimch  das 
Lig.  sacrotuberosum  um  den  unteren  Rand  des  M.  glutaeus 
maxim.  zum  medialen  Teile  der  G esässhaut. 

b)  Der  iV.  haemorrhoidalis  inferior  (extemus)  zieht  schräg  nach 
vom  und  medianwärts  durch  das  Fett  der  Fossa 
ischi.orectalis  zum  Anus,  woselbst  er  die  Haut 
und  den  M.  sphincter  ani  ext.  versorgt. 

c) .  Der  N.  perinei  zieht  dicht  unter  der  Haut  zwi¬ 

schen  dem  M.  bulbocaver nosus  und  ischio- 
cavernosus  nach  vom  und  versorgt  auf  diesem  Wege 
sämtliche  Dammuskeln  (mit  Ausnahme  des  Le¬ 
vator  ani  und  Transv.  per.  prof.)  und  die  über  den- 
yS eiben  gelegene  Haut.  Ein  Zweig  dringt  durch  den 
Bulbus  der  Urethra  zur  Schleimhaut  der  letzteren.  Das  Ende 
des  N.  perinei  bilden  Zweige,  welche  beim  Manne  fast  die 


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501 


ganze  Haut  des  Scrotum  (Nn.  scrotales  posteriores), 
beim  Weibe  in  gleicher  Weise  die  Haut  der  grossen 
Schamlippe  n  (N.  labiales  posteriores)  versorgen. 

d)  Der  E  n  d  a  s  t ,  N.  dorsalis  penis  (beim  Weibe  elitoridis), 
tritt  neben  dem  Lig.  Suspensorium  penis  zur  Rückenfurche 
des  Penis  (der  Clitoris)  und  versorgt  die  Haut  desPenis 
(der  Clitoris)  nebst  der  Eichel.  Feine  g.e  11  s s- 
V  n  g  e  r  o  d^-Zweige  (LOVEN)  clringen  auch  in  die 
Corpp.  cavernosa  penis  hineinT 

Die  langen  Äste  des  Plexus  sacralis. 

1.  Der  N.mtaneus  femoris posterior  tritt  ebenfalls  unter¬ 
halb  des  M.  piriformis  aus  dem  For.  ischiadicum  majus 
heraus  und  ist  zunächst  vom  M.  glutaeus  maximus  bedeckt,  an 
dessen  imterem  Rande  er  (hinter  dem  N.  ischiadicus)  ziemlich 
genau  in  der  Mitte  zwischen  Tuber  ischiadicum 
und  Trochanter  major  zum  Vorscheine  kommt.  Er  wird 
'bald  höher,  bald  tiefer  (meistens  wohl  in  der  Mitte  der  hinteren 
Oberschenkelfläche)  subcutan  und  zieht  hierauf  nach  abwärts,  in¬ 
dem  er  sich  entweder  nur  bis  zum  Knie  oder  bis  zur  Wade  (in 
seltenen  Fällen  sogar  bis  zur  Ferse)  erstreckt.  Die  Zweige  des 
Nerven  sind: 

a)  Die  Nn.  (cutanei)  clunium  inferiores  (Nn.  subcut.  glutaei  inff.) 
gehen  um  den  unteren  Rand  des  M.  glutaeus  maximus  auf¬ 
wärts  zur  Hautam  unteren  Teile  des  Gesässes. 

b)  Die  Rami  perineales  cutaneus  perinei  s.  N.  pudendus  Ic^^ 

inf.  von  HENLE  ziehen  unterhalb  des  Tuber  ischiadicum  zur 
Haut  des  Dammes  und  Scrotum  (bezw.  der 
grossen  Schamlippen). 

c)  Die  Nn.  cutan^  femoris  {cruris)  posteriores  (zur  Haut  an 
der  hinteren  Fläche  des  Oberschenkels 
(wenn  der  Nerv  so  weit  hinunterreicht,  auch  des  Unter¬ 
schenkels). 

2.  Der  N.  ischiadicus  tritt  wie  der  vorige  unterhalb  des 
M.  piriformis  aus  dem  For.  ischiadicum  majus  heraus  und 
verläuft  alsdann  etwa  in  der  Mitte  zwischen  Tuber 
i  s  c  h  i  a  d  i  c  um  und  Trochanter  major,  bedeckt  vcrni 
Glutaeus  maximus  und  hinter  den  Mm.  gemelli,  obturator  int.  und 
quadratus  femoris  nach  abwärts.  Der  Nerv  gelangt  hierauf  unter 
die  Beugemuskeln  und  teilt  sich  gewöhnlich  in  der  Mitte 


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502 


des  Oberschetifkels  (mitunter  jedoch  auch  viel  höher  oder  tiefer) 
in  deii  iV.  tibialis  und  N.  peronaeus.  ^Da  der  N.  ischiadicus  sich 
jedoch  steß"  bis  zu  '^neinTJrsprunge  in  die  beiden  eben  genann¬ 
ten  Aeste  spalten  lässt,  so  können  alle  Zweige  desselben  auch  als 
Zweige  des  N.  tibialis  oder  N.  peronaeus  betrachtet  werden, 
a)  DtTN.übialis  (N.  poplitetis  mt.)  bildet  die  eigentliche  Fort¬ 
setzung  des  N.  ischiadicus  und  ist  in  der  Kniekehle  nach 
hinten  (und  etwas  lateral)  von  der  V.  poplitea  gelten  (s. 
S.  269).  ,  Er  tritt  hierauf  zuerst  zwischen  «üe  beiden  Gastro- 
cnemiusköpfe,  dann  unter  den  M.  soleus  und  verläuft  nun 
zusammen  mit  der  A.  und  V.  tibialis  posterior  zur  medialen 
Seite  des  Fus^elenkes,  lun  sich  hier  (ebenso  wie  die  eben 
genannten  Blu^fässe)  in  seine  beiden  E  n  d  ä  s  t  e  ,  den  N. 
plantaris  tnedüUis  s.  internus  und  N.  plantaris  lateralis  s.  ex- 
temus  zu  teilen.  Auf  diesem  Wege  gehen  von  ihm  folgende 
Zweige  ab: 

a)  In  der  Hältgegend  mitunter  Zweige  für  die  Mm. 
Obturator  internus,  gemelli  und  q  u  a  d  r  a  - 
tus  femoris,  sowie  ein  Zweig  für  die  hintere  Kapsel¬ 
wand  des  Hüftgelenkes. 

ß)  Am  Oberschenkel  Zweige  für  sämtlich e 
Beugemuskeln  mit  Ausnahme  des  kurzen  Biceps- 
kopfes  (s.  S.  N.  peronaeus). 
y)  In  der  K  n  i  e  k  e  h  1  e  ausser  einigen  Zweigen  für  das 
/i//i surae  medüüis  (N.  communi- 
^  cans  hbiali^  N.  suralis),  welcher  auf  der  Sehne  zwischen 
beiden  uastrocnemiusköpfen  (zuweilen  in  einem  besonde¬ 
ren  fibrösen  Kanäle)  nach  abwärts  verläuft,  etwa  am  An¬ 
fänge  der  Achillessehne  die  Fascie  durchbcArt  imd  hierauf 
mit  dem  N.  communicans  peronaei  verschmilzt.  Aus  der 
Vereinigung  beider  Nerven  geht  der  N.  cutanens  pedis  dor- 
salis lateralis  hervor,  der  die  Haut  am  lateralen 
Teile  der  Ferse  {Br.  calcanei  laterales)  und  dem 
ganzen  lateralen  Fussrande  mit  sensiblen 
Fasern  versorgt. 

d)  Am  Unterschenkel  Zweige  zu  sämtlichen 
Beugemuskeln.  Von  dem  Zweige,  welcher  den  M. 
popliteus  versorgt,  geht  ein  sensibler  Nebenzweig, 
der  If.  interosseus  cruris,  teils  an  der  hinteren  Fläche,  teils 
zwischen  den  Fasern  der  Membrana  interossea  bis  zum 
Tibiofibulargelenke  nach  abwärts.  Vom  Stamme  des  Ti- 


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503 


bialis  gehen  endlich  noch  Hautzweige  zum  medialen 
Teile  der  Ferse  {Rr.  ctücanä  mediales), 
e)  A  m  F  u  s  s  e  der  plantaris  me^alis  s.  internus,  welcher 
zimächst  vom  Lig.  laciniatum  und  dem  M.  abductor  hallucis 
bedeckt  ist  und  hierauf  zwischen  dem  letzteren  Muskel  und 
dem  M.  flexor  digitorum  brevis  in  B^leitung  der  A.  und 
V.  plantaris  med.  nach  vom  zieht.  Nachdem  der  Nerv  den 
M.  flexor  dig.  brevis  und  die  Muskeln  des 
Grosszeheniballens  (mit  Ausnahme  des  Adduc- 
tor)  versorgt  hat,  teilt  er  sich  in  zwei  Äste,  vcm  denen  der 
mediale  den  me dialen  Rand  der.  grossen 
Zehe  versorgt,  während  der  laterale  sich  in  3  Nn.  digi¬ 
tales  plantares  co>wmi«>ies_spaltet^welche  sich  nach  Abgabe 
von  Zweigen  für  die  beiden  medialen  Mm.  lum- 
bri'cales  wiederum  ^belTörmig  in  die  N.  digitales 
pianüires  j^oprii  für  die  einander  zugekehrten 
R’aTrtTer  der  I. — IV.' Zehe  teilen.  Auch  der  ent¬ 
sprechende  Teil  der  Fusssohle  enüiält  sensible  Zweige. 

Der  N.  plantaris  lateralis  s.  extemus  geht  zwischen  dem 
M.  flexor  digitcMiim  brevis  und  M.  quadratus  plantae  zu¬ 
erst  in  Begleitung  der  A.  und  V.  plant,  lat.  nach  lateral- 
wärts  und  dann  mit  dem  Arcus  plantaris  in  die  Tiefe. 
Auf  diesem  W^e  gibt  cfer  Nerv“  dSfi  JT.  digitalis  plantaris 
communis  IF.  ab,  welcher  sich  in  dkt  Nn.  digitales  plantares 
proprii  für  die  noch  unversorgten  Ränder  der  IV. 
und  V.  Zehe  teilt,  und  innerviert  ausserdem  die 
Haut  und  alle  Muskeln  der  Fussohle,  welche 
von  'd'eiir  N.  'plantaris  mediatis  nicht  versorgt  werden, 
b)  Der  N.  peronaeus  (N.  popliteus  ext.)  zieht  lateral  vom  N. 
tibialis  und  ganz  oberflächlich  längs  des  medialen 
Bicepsramdes  nach  unten  und  wendet  sich  unterhalb 
des  Capitulum  fibulae  zur  Vorderfläche  des  Unterschenkels. 
Hier  durchbohrt  er  den  M.  peronaeus  longus  und  spaltet  sich 
hierauf  in  den  N.  peronaeus  profundus  und  superficialis. 

Auf  diesem  Wege  gibt  er  ab: 

aj  Einen  Zweig  zum  kurzen  Kopfe  des  M.  biceps 
f  e  m  o  r  i  s. 

ß)  Zwei  feine  Zweige  zur  hinteren  Wand  der  Knie¬ 
gelenkkapsel. 

y)  Den  JV.  eutaneus  surae  lateralis  (N.  communicans  peronaei), 
welcher  die  Fascie  meistens  Sehern  in  der  Kniegegend 


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504 


durchbc^  und  die  Haut  an  dejl^eralen  Seit« 
des  Unters c h  e^ lilf e. T s— m«.  i' n  n  r  p"t:  Sein  ^nde 
senSTs®  in  döi  N.  cutaneus  surae  medialis  ein  (s.  S.  502). 
£)gj.  2i.  cittaneus  cruris  posterior  versorgt  die  Haut  an 
der  hinteren  Seite  des  Unterschenkels, 
insoweit  der  N.  cutaneus  femoris  posterior  nicht  deren 
Versorgung  übeminunt.  Wenn  der  letztere  bis  zur  Ferse 
nach  abwärts  reicht,  kann  der  erstere  ganz  fehlen, 
e)  Der  N.  peronaeus  superficialis  gibt  Zweige  für  die  Mm. 
p  e  r  o  n  a  e  i  ab,  läuft  hierauf  zwischen  den  Mm.  peronaei 
und  dem  M.  extensor  digitonun  longus  nach  abwärts  tmd 
durchbohrt  die  Fascie  im  unteren  Drittel  des  Unterschen¬ 
kels.  Der  Nerv  teilt  sich  alsdann  (mitunter  auch  schon  viel 
h^er  oben)  in  zwei  Äste,  von  denen  der  N.  cutaneus (pedis) 
dorsalis  medialis  s^  internus,  den  m  e  d  fäl  e  n  R'a'n  d 
der  grossen  Zehe  und  die  einander  zugekehrten 
R*!  n  d  e  r  d  e  r  H.  und  III.  Zehe  versorji,^  während 


döf  andere,  der  N.  cutaneus  (pedis)  dorsalis  intermedius  s.  me- 
dius,  zu  den  einander  zugekehrten  Rändern  der  III. 
b  i  s  V.  Zehe  hinzieht  {N.  digitales  dorsales).  Mitunter 
>^erden  sämtliche  Zehen  (II.  bis  V.)  von  dem  letzteren 
Nerven  allein  versorgt. 


Der  N.  peronaeus  pro/undus  verläuft  mit  der  A.  und  V. 
tibialis  ant.~  lateral  vwi  dem  M.  tibialis  ant.  und  dicht  vor 
der  Membrana  interossea  nach  abwärts,  indem  er  sämt¬ 
liche  Extensoren  des  Unterschenkels 
versorgt.  Nachdem  er  unter  dem  Lig.  cruciahun  zum 
Fussrücken  getreten  ist,  gibt  er  die  Zweige  für  die  Mus¬ 
keln  des  Fussrückens  und  3ie Gelenke  d^ Fusses 
ab  und  strebt  schliesslich  mit  der  A.  und  V.  dorsalis  pedis 
dem  I.  Intermetatarsalraume  zu,  an  dessen  vorderem 
Ende  er  sich  in  zwei  Nn.  digitcdes  dorsales  für  die  einander 
zugewandten  Ränder  derl.  und  II.  Zehe  spaltet.  | 

VI.  Plexus  coccygeus. 


Dieses  Geflecht  setzt  sich  aus  den  vorderen  Ästen  des  IV.  bis 
V.  Sacralnerven  und  dem  vorderen  Aste  des  Steissbein- 
nerven  zusammen.  E>er  aus  diesem  Geflechte  entstehende  N. 
anococcygeus  lateral  vom  Steissbeine  nach  unten  imd  hinten, 
nimmt  den  hinteren  Ast  des  Steissbeinnerven  auf  tmd  versorgt  die 
Haut  in  der  Umgebung  derSteissbeinspitze.  Nach  KRAUSE  gehen 


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505 


auch  feine  Zweige  desselben  zu  den  Mm.  levator  ani,  ischiococcy- 
geus  und  coccygeus  hin. 


Übersicht  über  die  Versorgung  der  Haut¬ 
bezirke  am  Becken  und  derunteren  Extremität. 


1.  Die  Haut  des  Gesässes  wird  in  ihrem  oberen  Teile 

dmch  die  Nn.  clunium  supp,  und  medii  aus  den  hinteren  Ästen 
der  diid'  uU!ivi'..Mi.  sacrales,  in  ihrem  medialen 

Teile  durch  den  N.  ligamenti  tuberososacri  (Schwalbe)  vom  N. 
pudendus  communis,  in  ihrem  unteren  Teile  durch  die  Nn. 
clunium  inff.  vom  N.  cutaneus  femoris  post.,  in  ihrem  lateralen 
Teile  oben  vom  N.  üiohypogastricus,  unten  mitunter  auch  noch 
vom  N.  cutaneus  femoris  lat.  versorgt. 

2.  Die  Haut  der  äusseren  Geschlechtsteile  wird 
am  Monspubis  vom  N.  spermaticus  extemus  oder  ilioingiä- 
nälis,  an  den  Hoden  (grossen  Schamlippen)  durch  die 
Nn.  scrotales  (labiales)  postt.  vom  N.  pudendus  communis,  unten 
und  lateral  durch  die  Br.  perineales  vom  N.  cutaneus  femoris  post. 
versorgt. 

3.  Am  Oberschenkel  wird  die  Haut  unterhalb 
des  Poupart’schen  Bandes  in  ihrem  medialen  Ab¬ 
schnitte  noch  von  dem  N.  spermaticus  ext.  oder  ilioinguinalis, 
lateral  davon  vom  N.  lumboinguinalis  versorgt.  Im  Übrigen  ist  die 
ganze  laterale  Seite  des  Oberschenkels  dem  N.  cutaneus  fern. 
die  vordere  Seite  den  Nn.  cutanei  antt.  aus  dem  N.  femo¬ 
ralis,  die  m  e  d  i.a  i_e  Seite  den  Nn.  cutanei  mediales  des  N.  fe¬ 
moralis  und  dem  Hautaste  des  N.  obturatorius,  die  hintere 
Seite  dem  N.  cutaneus  femoris  post,  zugehörig. 

4.  Am  Unterschenkel  gehört  die  hintere  Seite 
entweder  dem  N.  cutaneus  femoris  posterior,  oder,  wenn  der  letz¬ 
tere  sich  nicht  soweit  abwärts  erstreckt,  dem  N.  cutaneus  cruris 
posterior  ius  dem  N.peronaeus.  Die  laterale  Seite  versorgt  der 
N.  cutaneus  surae  lateralis  aus  dem  N.  peronaeus,  die  mediale 
Seite  der  N.  saphenus  aus  dem  N.  femoralis. 

5.  Am  F  u  s  s  e  übernimmt  die  Versorgtmg  des  ganzen  m  e- 
dialen  Randes  entweder  der  N.  saphenus,  oder,  wenn  der 
letztere  sich  nicht  soweit  nach  vom  erstreckt,  der  N.  peronaeus 
superßdalis.  Der  ganze  laterale  Rand  wird  vom  N.  cutaneus 
dorsalis  lateralis  aus  dem  N.  tibialis  innerviert.  Am  Fuss- 
rücken  werden  die  einander  zugekehrten  Ränder  der  I. — II. 
Zehe  vom  N.  peronaeus  profundus,  diejenigen  der  II. — V.  Zehe  vom 


•  ^  • 


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N.  peronaeus  superficialis  versorgt.  Die  Fusssohle  gehört 
dem  N.  tibialis,  welcher  mittels  des  N.  plantaris  medialis  die  Rän¬ 
der  der  3%  ersten  Zehen,  mittels  des  N.  plantaris  lateralis  die¬ 
jenigen  der  letzten  Zehen  übernimmt. 

Die  Nn.  digitales  dorsales  des  Fusses  erstrecken  sich  weiter 
nach  vom  als  an  der  Hand,  pflegen  jedoch  den  Nn.  digitales  plan¬ 
tares  noch  die  Versorgung  d^  Nagelbettes  zu  überlassen. 

Übersicht  über  die  Versorgung  der  Muskeln 
an  der  unteren  Extremität. 

1.  Von  den  Hüftmuskeln  werden  der  M.  iliacus, 
psoas  major  und  m  i  n  o  r  durch  direkte  Zweige  des  Plexus 
htmbalis  oder  vom  N.  femoralis  A^ersorgt.  Der  M.  obturator 
i  n  t.  nebst  den  beiden  Gemelli  und  der  P  i  r  i  f  o  r  m  i  s  er¬ 
halten  Zweige  vom  Plexus  sacralis,  oder  von  einem  der  grossen 
Äste  desselben.  Der  M.  glutaeus  maximus  wird  vom  N. 
glutaeus  inf.,  der  M.  glutaeus  medius  und  m  i  n  i  m  u  s 
(sowie  der  M.  tensor  fasciae  latae)  werden  vom  N.  glu¬ 
taeus  sup.  innerviert.  Der  M.  quadratus  femoris  erhält 
einen  Zweig  vom  N.  ischiadicus,  der  M.  obturator  ext.  vom 
N.  obturatorius. 

2.  Am  Oberschenkel  werden  sämtliche  ETTf e n- 
s o  r  e  n  vom  N.Jptnoralis  versorgt,  ausgenommen  der  M.  ten¬ 
sor  fasciae  latae,  der,  wie  schon  erwähnt,  vom  N.  glutaeus 
sup.  einen  Zweig  erhält.  Auch  der  M.  pectineus  wird  durch 
einen  Zweig  des  N.  femoralis  (nicht  selten  auch  durch  den  N.  ob¬ 
turatorius)  innerviert.  Im  Übrigen  werden  die  Adductoren  sämt¬ 
lich  vom  N.  obturotorius  versorgt,  doch  bekommt  der  A  d  - 
ductor  magnus  ziemlich  constant  noch  einen  Zweig  vom 
N.  ischiadicus.  Die  F 1  e  xjd*t  ’e'n  erhalten  ihre  Zweige  vom  N. 
tMalis,  nur  der  kurze  Kopf  desBiceps  femoris  wird 
vom  N.  peronaeus  versorgt. 

3.  Am  Unterschenkel  werden  die  Flexoren  ebenso  wie  am 
Oberschenkel  vom  N.  tibialis  versehen.  Die  Extensoren  und  die 
Mm.  peronaei  verden  vom  N.  peronaeus  versorgt. 

4.  Am  F  u  s  s  e  werden  die  Muskeln  desFussrückens  vom 
N.  peronaeus  profundus  innerviert.  Sämtliche  Muskeln  der  Fuss¬ 
sohle  sind  dem  N.  tibialis  untergeordnet,  imd  zwar  übernimmt 
der  N.  plantaris  medialis  den  M.  flexordigitorum  bre- 
vis,  die  Muskeln  des  Grosszehenballens  (mit 


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507 


Ausnahme  des  Adductor)  und  die  beiden  medialen  Lum- 
b  r  i  c  a  I  e  s  ,  während  dem  N.  plantaris  lateralis  alle  übrigen  Mus¬ 
keln  der  Fusssohle zufallen  (also der  M. adductor  hallucis, 
der  Quadratus  plantae,  die  beiden  lateralen  Mm. 
lumbricales,  sämtliche  M.  interossei  und  sämt¬ 
liche  Muskeln  des  Kleinzehenballens. 

Der  N.  tibialis,  versorgt  also  (mit  Ausnahme  des  kurzen  Bicepskopfes) 
sämtliche  Muskeln  an  der  Rückseite  des  Oberschenkels  und  Unterschenkels 
sowie  an  der  Fusssohle. 


Systema  nervorum  sympathicum. 

Der  N.  sympathicus  stellt  einen  geflechtartig  verzweigten  Ner- 
ven  vor,  welcher  neben' dem  Gehirn  und  Rückenmark  als  eine  Art 
von  selbständigem  Ontralorgan  aufgefasst  werden  kann,  da  er  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  unabhängig  von  erstgenannten  funktio¬ 
nieren  kann.  Der  N.  sympathicus  innerviert  hauptsächlich  die  ge¬ 
samte  glatte  Musculatur  des  menschlichen  Körpers,  so 
dass  ihm  also  die  unwillkürlichen  Bewegungen  unter¬ 
geordnet  sind. 

Die  Nervenfasern  des  N.  sympathicus  sind  zwar  zum  gröss¬ 
ten  Twle,  aber  nicht  wie  man  früher  annahm  alle,  marklose  Ner¬ 
venfasern.  REMAK'sche  Fasern,  es  gibt  auch  zahlreiche  feine  mark¬ 
haltige  Fasern  sympathischer  Herkunft _ Fin  TmI  Hpr  Ni>rvpnfa.«u»m _ 

kommt  von  Zellen,  die  im  Rückenmark  (im  lateralen  Teil  des  Vor¬ 
derhorn)  in  der  Medulla  oblongata  neben  den  Hirnnervenkernen 
liegen.  Sie  verlassen  die  Medulla  oblongata  mit  den  Fasern  der 
Himnerven  zusammen  (III.  V.  VII.  IX.  X.  XI)  das  Rückenmark 
niic  den  vorderen  Wurzeln,  als  sogenannte  praeganglio- 
naere  Fas ern  von  Lanoley.  feine  markhaltige  Faser^ 
Die  Mehrzahl  der  (marklosen)  Nervenfasern  stammt  aus  Zellen, 
die  nahe  der  Wirbelsäule  (im  Grenzstrang)  oder  peripher  in 
Gjruppen  oder  Haufen  zusammenliegen.  Diese  Anhäufungen  wer¬ 
den  als  Ganglia  si/mpathica  bezeichnet.  Die  Ganglienzellen  zeigen 
hauptsächlich  zwei  FormenT  1)  rundliche  oder  ovale  Zellen  mit 
vielen  kurzen  mit  stachelartigen  Zacken  besetzten  Dendriten,  deren 
.Neurit  in  eine  marklose  (motorische)  Nervenfaser  übergeht,  die_an — 
einer  glatten  Muskelfaser  endet.  2)  Zellen  mit  sehr  langen  Den- 


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508 


.  dritenr  die  sich  über  das  Ganglion  hinaus  weit  in  die  Nerven- 
sfämmchen  erstrecken  und  deren  Neurit.  markhaltig  oder  marklos, 
I  unbestimmt,  vielleicht  an  Spinalganglienzellen  (sensible  Fasern) 
oder  an  den  vorgenannten  Zellen  tunter  1>  endet.  Tede  einzelne 

Zelle  ist  in  den  Ganglien _ von  einer  besonderen  endothelialen 

Scheide  oder  Bindegewebshülle  umgeben. 

Man  muss  nun  an  dem  N.  sympathicus  drei  Abschnitte  aus¬ 
einanderhalten,  nämlich:  1)  den  Grenzstrang  oder  Stamm. 

Ti  uiirtis  siitiiiialhicus.  21  die  liami  communicantes  zwischen  dem 
_  üiciizstaiii^e  und  den  Cerebrospinalnerven.  31  die  peripheren 
sympathischen  Geflechte,  l^lßxiis  smwathi^i^^^ht 
sämtliche  Blutgefässe  des  menschlichen  Körpers  bis  zu  ihren 
feinsten  Verzweigungen  begleiten  und  folglich  mit  den  letzteren 
in  alle  Teile  des  Körpers  gelangen. 


1.  Der  Grenzstrang  desN.  sympathicus. 

Der  Grenzstrang  des  Sympathicus  begleitet  bei¬ 
derseits  als  dünner  Strang  in  longitudinaler  Richtung  die  Wirbel¬ 
säule.  AnderHalswirbelsäulejst  derselbe  vor  den  Ouer- 
fortsäf7i^n,  an  der  Brustwirbels J u  1  e  vor  ^n  Rippen¬ 
köpfchengelenken.  an  der  L  e  n  d  e  n  w  i  r  b  e  1  s  ä  u^e  längs  der 
Sekenfläche  der  Lendenwirbelkörper  und  am  medialen  Rande  des 
M.  psoas  maior.  endlich  anT^ r'e ü z -  und  Steissbeine 
längs  der  v/ordertläche  und  mpHial  von  den  Foramina  sacralia  an- 
teriora  .gelegen.  Während  dieses  Verlaufes  bildet  der  Grenzstrang 
eine  Reihe  von  Ganglien,  Gmglia  trunci  sympaihici,  welche  im  All¬ 
gemeinen  der  Zahl  der'^rbel  entsprechen;  doch  können  an  ver- 
schiedenen  Stellen  mehrere  benachbarte  Ganglien  zu  einem  einzigen 
verschmolzen  sein.  Am  Halse  ist  dies  die  Regel,  indem  anstatt 
.xler  7  sympathischen  Ganglien  hier  nur  3  vorhanden  sind,  von 
denen  das  mittlere  meistens  auch  noch  fehlt.  Von  diesen  3  Ganglien 
liegt  das  oberste,  das  Ganglion  cervicale  superius,  hoch  oben  vor 
den  Querfortsätzen  der  otersten  Halswirbel  und  ist  das  stärkste 
■■  von  allen.  Das  Ganglion  cervicale  medium  ist  meistens  vor  den 
Querfortsätzen  der  untersten  Halswirbel  und  das  Ganglion  cervi- 


schon  ganz  oder  teilweise  vor  dem 
_ .ersten  Rippenköpfchengelenke  gelegen,  so  dass  es  also  in  die  Brust¬ 
höhle  hineinragt.  Das  erste  Dorsalganglion  ist  entweder 
mit  dem  untersten  Halsganglion  verschmolzen  oder  ein  wenig  seit¬ 
wärts  und  etwas  tiefer  auf  dem  oberen  Rande  des  zweiten  Rippen- 


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509 


köpfchens  gelten. ‘j  .  Der  Brustteil  des  Grenzstranges  zeigt  ge-  i 
wöhnlich  12  Ganglien^  von  denen  das  1. — X.  in  ihrer  Lage  ziem-  | 
lieh  genau  den  Rippenköpfchengelenken  entsprechen;  die  beiden 
untersten  Dorsalganglien  treten  schon  an  die  Seitenfläche  der 
Brustwirbelkörper  heran.  Am  Lenden-  und  Kreuzbein¬ 
teile  des  Sympathicus  sind  die  Ganglien  meistens  nur  schwache, 
spindelförmige  Anschwellungen  und  bleiben  in  ihrer  Zahl  oft  hin¬ 
ter  der  Zahl  der  Wirbel  zurück. ..  Das  Ende  beider  Grehzstränge 
wird  entweder  durch  ein  unpaares  Knötchen,  das  Ganglion  coccu- 
ffeum,  oder  durch  eine  abwä^  convexe  Schlinge  gphildpT 

Die  Nervenfasern  innerhalb  des  Grenzstranges  sind  erstens 
Fasern,  die  vom  Rückenmark  (präganglionäre  Fasern)  auf  oder 
absteigend  zu  den  Ganglien  des  Grenzstranges  oder  peripheren 
Ganglien  verlaufen;  zweitens  Fasern,  die  von  den  Zellen  der  Gan¬ 
glien  selbst  (postganglionäre  Fasern)  kommen  und  in  ähnlicher 
Weise  verlaufen  öder  durch  die  Eami  communicantes  grisei  in  die 
Bahn  der  Spinalnerven  gelangen. 


2.  Die  Rami  communicantes. 

Die  Eami  communicantes  sind  Verbindungszweige 
zwischen  dem  Grenzstrange  und  dem  nahe;  ge¬ 
legenen  Spinalnerven  und  dienen  wohl  hauptsächlich 
dazu,  Fasern  aus  dem  Rückenmark  in  den  Grenzstrang  und  durch 
diesen  zu  den  peripheren  Svmpathicuszweigen ,  zu  leiten.  Die 
meisten  verlaufen  durch  die  Radix  anterior  des  Rückenmarkes, 
wenige  vielleicht  durch  die  Radix  posterior.  Sie  sind  markhaltig. 
bilden  oft  einen  eigenen  Strang.  Bamus  comtnunicans  albus  oder  sind 
untermischt  von  marklosen  Fasern,  die  vom  Sympathicusganglion 
gegen  das  Rückenmark  hin  ziehen.  Verlaufen  diese  getrennt,  so 
bilden  sie  einen  Ramus  communicans  griseus,  von  dem  Fasern 
in  alle  Abteilungen  des  Sjpinalnerven  gelangen,  in  den  Ram^  an- 
terior  und  posterior,  mit  deren  Rami  cutanei  sie  bis  zur  Haut  ge¬ 
lange  Jür  die  Haarmuskefn;*  Drüsen  und  Gefässe,  sowie  in  das 
Spinalganglion  und  in  die  Radix  anterior  tmd  posterior.  Dass 
eine  Beeinflussung  der  sympathischen  Nervenfasern  von  Seiten 
des  Gehirnes  und  Rückemnarkes  möglich  ist,  lehrt  z.  B.  die  Tat¬ 
sache,  dass  nach  verschiedenen  psychischen  Einwirkungen  (Angst, 

*)  Die  Verbindung  zwischen  dem  unteren  Hals-  und  dem  ersten  Dor- 
salgangüon  ist  mitunter  durch  z}vei  Fäden  gegeben,  von  denen  der  eine  vor, 
der  andere  hinter  der  A.  subäavia  liegt  (An«a  subclavia)  s.  Vieussenii). 


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510 


Scheck  etc.)  eine  vermehrte  Darmperistaltik  eintreten  kann.  Die 
letztere  Art  vcm  Fasern  findet  sich  auch  in  Hpn  v«  sjminttrifhmiAs 
vor,  welche  von  den  Spinalnerven  kurz  nach  ihrem  Austritt  aus, — ^ 
den  ^oramina  intervertebralia  entspringen  und  hierauf  wieder  in 
den  Wirbelkanal  zurückkehren  (s.  S.  485). 

^  Die  peripheren  sympathischen  Geflechte. 

Unter  dieser  Bezeichnung  versteht  man  eine  Anzahl  von  sym¬ 
pathischen  Zweigen,  welche  vom  Grenzstrange  zu  den  nahe  ge¬ 
legenen  grossen  üeiässen  treten,  dieKlben^eflechtartig  umspinnen 
un3  mit  ihnen  in  aüe^  Teile  des  menschlichen  Körpers  gelangen. 

a)  Zweige  vom  Halsteile  des  Orenzstranges. 

Das  Ganglion  cervicalesuperius  gibt  —  ausser 
verschiedenen  Verbindui^szweigen  zu  den  Nn.  glossopharyngeus, 
vagus  (N.  jugularis),  und  hypoglossus,  —  nach  oben  hin  (wie  eine 
Art  von  Fortsetzung  des  Grenzstranges)  den  N.  caroticus  internus 
ab,  welcher  mit  der  Carotis  interna  in  den  carotischen  Kanal  des 
Felsenbeines  eindringt  und  sich  entweder  dort  oder  schon  früher 
in  ein  diese  Arterie  umspinnendes  Geflecht,  den  Plexus  caroticus  • 
int.,  auflöst.  Während  des  Verlaufs  der  Carotis  im  Sinus  caverno¬ 
sus  wird  letzteres  Geflecht  als  Plexus  cavernosus  bezeichnet.  Vom 
Plexus  caroticus  int.  geht  zunächst  der  N.  petrosus  profundus 
major  (s.  S.  43  Fig.  I)  durch  den  Vidianischen  Kanal  zum  Ganglion 
sphenopalatinum  hin,  um  wahrscheinlich  von  dem  Ganglion  mit 
den  Nasennerven  in  die  Nasenhöhle  zu  treten  und  die  Drüsen  der 
letzteren  zu  versorgen.  Fernerhin  existieren  zwischen  dem  Plexus 
caroticus  int.  und  dem  N.tympanicuseine  Anzahl  von  Verbindungs¬ 
zweigen,  die  Nn.  caroticotympanici  (s.  ebenfalls  Fig.  1),  von  denen 
der  grösste  auch  als  N.  petrosus  profundus  minor  besonders  be¬ 
zeichnet  ist.  Über  die  Bedeutung  der  zuletzt  genannten  Nerven¬ 
zweige  ist  nichts  Sicheres  bekannt.  Dasselbe  Geflecht  gibt  auch 
die  Radix  media  (Radices  sympathicae  ganglü  ciliaris)  zum  Gan¬ 
glion  c  i  1  i  a  r  e  ab,  von  welcher  man  annimmt,  dass  sie  die 
Fasern  für  den  M.  dilatator  pupillae  liefert  (s.  S.  463).  Der  Plexus 
cavernosus  sendet  noch  feine  Zweige  zur  Hypophysis  cerebri  und 
begleitet  schliesslich  die  Äste  der  Carotis  int.  bis  zu  den  feinsten 
Verzweigungen.  Aus  dem  Ganglion  cervicale  supremum  gehen 
fernerhin  Zweige  hervor,  welche  die  Carotis  exÜ.  und  ihre  Äste 
begleiten  und  umspinnen  {Plexus  caroticus  extemu.s). 


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511 


Der  Rest  des  Halsteiles  sendet  Zweige  zum  Plexus  > 
pharyngeus,  zur  Glandula  carotiea  und  thyreoidea,  endlich  zur  A. ! 
vertebralis  {Plexus  verldtraUs).  Jedes  der  drei  Halsganglien  liefert ' 
endlich  einen  Zweig  zum  Herzen.  Man  hat  diese  Zweige,  welche 
die  beschleunigenden  H erznerven  enthalten,  als 
N.  cardiacus  sup.  medius  und  inf.,  von  einander  tmterschieden. 
Sie  ziehen  zunächst  neben  doT  grossen  Halsgefässen  nach  abwärts 
und  gelangen  weiterhin  längs  der  aufsteigenden  Aorta  Her- 
zen,  wo  sie  die  Aa.  coronariae  als  Plexus  coronarius  dexter  und 
sinister  begleiten.  Näheres  hierüber  s.  beim  Herzen. 

b)  Zweige  vom  Brustteile  des  Orenzstranges. 

Vom  Brustteile  des  Grenzstranges  ziehen  eine 
grosse  Anzahl  von  Ästen  zur  Aorta  thoracica  und  bilden  um  die 
letztere  den  Plexus  aorticus  thoraccdis,  welcher  auch  zu  den  Inter- 
costalgefässen  und  der  V.  azygos  teme  Zweige  schickt.  Auch  in 
den  Plexus  bronchialis  post,  treten  Sympathicuszweige  ein.  Vom 
VI. — X.  Dorsalganglion  des  Bruststranges  pflegt  sich  eine  Anzahl 
variabler  Äste  zu  entwickeln,  welche  sich  zu  dem  N.  splanchnicus 
major  vereinigen.  Aus  dem  XI.  und  XII.  Ddrsalganglion  gebt  in 
ahniicner  Weise  der  N.  sylatichmem  nnnor  ~  hervor.  Beide  Nn. 
splanchnici  verlaufen  neben  der  Wirbelsäule  dicht  hinter  der  Pleura 
nach  unten  und  medianwärts  und  vereinigen  sich  hierauf  zu  einem  i 
gemeinsamen  Stamme,  welcher  durch  Ha.«i  Grus  mediale  des  Zwerch-  | 
feiles  in  die  Bauchhöhle  tritt.  Die  Fasern  des  N.  splanchnicus 
major  gelangen  zu  dem  Ganglion  coeliacum.  diejenigen  des  N. 
splanchnicus  minor  gelangen  zum  Teil  zu  dem  letzteren,  zum  Teil 
zum  Ganglion  renalT-aorticum  (s.  weiter  unten).  In  der  Bahn  der 
Nn.  splanchnici  hat  man  1)  vasomotorische  Nervenfasern 
für  die  Darmgefässe,  2)  b  eschleunigend  ^  und  H  e  m  - 
mungsfasern  für  ehe  glatte  Musculattu’  des  Danhtractus, 
endlich  3)  sensible  Fasern  tfür  die  Darmwand?)  aufgefunden. 
Übrigens  soll  nur  der  fünfte  Teil  der  Splanchjiicusfa^rn  marklos 
(also  postganglionaer),  der~Rest  derselben  markhaltig  (also  aus 
spinalen  (praeg^glionaeren  Fasern)  gebildet  sein  (RUEDINGER). 

c)  Zweige  vom  Bauch  teil  des  Grenzstranges. 

Von  dem  Bauchteile  des  Grenzstranges  geht 
eine  kleinere  Anzahl  von  ziemlich  starken  Ästen  zur  Aorta  abdo¬ 
minalis  und  bildet  um  die  letztere  den  Plexus  aorticus  abdominalis, 
welcher  einerseits  mit  dem  Plexus  aorticus  thoracalis  zusammen- 


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512 


hängt,  andererseits  die  Äste  der  Bauchaorta  mittels  geflechtartiger 
Zweige  begleitet.  Durch  besondere  Stärke  zeichnen  sich  die  Ge¬ 
flechte  um  die  3  unpaaren  Äste  der  Aorta  abdominalis  aus,  wel¬ 
che  man  als  Plexus  coeliacus,  Plexus  mesentericus  superior  und 
Plexus  mesentericus  inferior  "bezeichnet  hat.  Doch  sind  auch  die 
anderen  Zweige  der  Bauchaorta  mit  sympathischen  Nerven  ver¬ 
sehen.  In  alle  diese  Geflechte  sind  Ganglien  eingestreut,  von  denen 
sich  einzelne  wieder  durch  besondere  Grösse  auszeichnen.  Das 
Ganglion  coeliacum  (s.  semilunare  s.  splanchnicum  s.  solare)  liegi 
paarig  zu  beiden  Seiten  des  Ursprunges  der  A.  coeliaca,  das 
Ganglion  renaliao^cum  jederseits  am  Urspnmge  der  A.  renalis 
aus  der  Aorta.  Ausserdem  pflegt  man  noch  ein  Ganglion  phrenicum, 
\  mesentericum  superius  und  inferius  besonders  zu  imterscheiden, 
welche  in  der  Nähe  der  gleichnamigen  Arterien  gelegen)  sind. 
Die  sympathischen  Geflechte  gelangen  nun  mit  den  Ästen  der 
Bauchaorta  nicht  allein  zum  Darmkanal,  sondern  auch  zur 
Leber,  dem  Pankreas,  der  Milz,  den  Nieren  und 
Nebennieren.  Mit  den  Aa.  spermaticae  intt.  steigen  ferner 
sympathische  Zweige  als  Plexus  spermaticus  ( internus)  bis  zum  H  o  - 
den  (beim Weibe  bis  zum  Ovariumund  Fundus  uteri) 
nach  abwärts.  Die  Endigungen  aller  dieser  Nerven  sind  grössten¬ 
teils  unbekannt.  Nur  vom  Magen  und  Darmkanale,  wo  sie  die 
glatte  Musculatur  versorgen,  weiss  man,  dass  sie  an  der  Wand 
dieser  Organe  zwei  grosse  Geflechte  bilden.  Das  eine  Geflecht, 
■der  Auerbach ’s  ch  e  Plexus,  Plexus  myentericus,  ist 
zwischen  der  Ring-  tmd  Längsmusculatur  des  Verdauungstractus 
gelegen  und  versorgt  beide  Muskelschichten.  Nach  innen  von  dem 
Plexus  myentericus  und  mit  ihm  durch  Nervenfäden  verbunden 
findet  sich  in  der  Submucosa  des  Darmes  der  Meissner ’s  che 
Plexus,  Plexus»  submucosus,  welcher  ziun  Teil  für  die  Gefässe 
der  Submucosa,  zum  Teil  für  die  Muscularis  mucosae  bestimmt 
zu  sein  scheint. 

d)  Zweige  vom  Beckenteile  des  Grenzstranges. 

Am  Promontori  um  teilt  sich  der  Plexus  aort.  abd<Mni- 
nalis  in  ein  paariges  Geflecht,  den  Plexus  hypogastricus,  welcher 
dicht  unter  dem  Peritonaeiun  zu  beiden  Seiten  des  Rectiun  und 
neben  den  Beckengefässen  nach  abwärts  zieht  und  die  Nerven  für 
die  Beckeneingeweide  und  die  cavernösen  Körper  der  Genitalien 
liefert.  Man  hat  diese  paarigen,  in  der  Medianebene  zusammen- 
hängenden  Geflechte  als  Plexus  haemorrhoidalis,  Plexus  vesiaüis, 


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513 


Plexus  uterovaginalis  oder  deferenüdlis,  Plexus  semindlis  und 
prostaHcus,  endlich  als  Plexus  cavernosus  penis  {düoridis)  be¬ 
zeichnet,  und  es  scheint,  als  ob  dieselben  wohl  hauptsächlich  die 
glatte  Mus c u  1  a t u r  der  entsprechenden  Eingeweide  ver¬ 
sorgen.  Doch  tinden  sich  in  diesem  Plextis  auch  marRhaltige  Ner» 
venfasem  vor,  welche  ihnen  durch  Conununication  mit  spinalen 
Nerven  zugeführt  sind  und  welche  die  Schleimhaut  der  b^effen- 
den  Teile  mit  s  e  n  s  i  b  1  e  n  Fasern  versehen.  Der  Plexus  caver¬ 
nosus  penis  verläuft  zunächst  neben  der  Pars  membranacea  der 
Urethra  nach  vorn,  tritt  hierauf  in  die  Corpora  cavemosa 
ein  und  scheint  vorzugsweise  gefässerw ^t e r n~de~Ta- 
sem  (Nn.  erioentes  penis)  zu  enthalten,  welche  ihm  nach  ECKARD 
vom  TII.-^IV.  ~SacräInerven  zugeführt  werden.  Als  Verenge- 
r  e  iL  der  Fenisgetässe  hat  LOVEN  den  JT.  dorsalis  penis  nachge¬ 
wiesen. 


Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl. 


33 


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Dritter  Teil. 


Eingeweide  und  Sinnesorgane. 


33* 


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V 


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A.  Atmungsorgane. 

1.  Der  Kehlkopf. 

E>er  Kehlkopf  Larynx^  bildet  ein  an  dem  Zungenbein 
aufgehängtes  Gerüst  von  beweglichen  Knorpeln,  welche  durch 
Bän(jer  miteinander  verbimden  und  durch  Muskeln  gegeneinander 
verstellbar  sind.  Seine  Function  besteht  darin,  dirnrh  die  Schwin¬ 
gungen  der  an  seiner  Innenfläche  befestigten  elastischen  Stimm¬ 
bänder  (he  Stimme  (aber  nicht  die  Sprache)  hervorzubringen. 
Der  Kehlkopf  besitzt  eine  obere  öffnimg,  den  Kehlkopfein¬ 
gang,  AdUus  s.  Aperlwra  superior  laryngis,  durch  welche  er  mit 
dem  Schlunde  (Pharynx)  zusammenhängt.  Die  tmtere  Öffnung, 
der  Kehlkopfausgang,  Exiitis  s.  Apertura  inferior  laryngis, 
geht  in  die  Trachea  über.  Man  kann  den  Binnenratun  des  Larynx, 
Cavum  laryngis,  in  drei  Abschnitte  oder  Etagen  einteilen,  nämlich: 
1)  einen  oberen  Abschnitt,  das  Vestihulum  laryngis  (Regio  supra- 
glottica),  welches  sich  vom  Kehlkopfeingange  bis  zu  den"  oberen 
(falschen)  Stimmbändern  erstreckt,  2)  einen  mittleren  Ab¬ 
schnitt  _(Ä^oj[^jica}j_welcher  von  den  oberen  (falschen)  bis  zu 
den  unteren  (wahren)  Stimmbändern  reicht  und  der  (falschen  imd 
wahren)  Stimmritze  nebst  den  Morgagni 'sehen 
Ventrikeln  (s.  S.  527)  entspricht  und  3)  einen  unteren 
Abschnitt  (Regio  infraglottica),  welcher  sich  von  den  wahren 
Stimmbändern  bis  zum  Kehlkopfausgange  er- 
streckt.  Da  sich  der  letztere  Abschnitt  von  den  wahren  Stimm¬ 
bändern  an  nach  abwärts  erweitert  und  zugleich  durch  die  be¬ 
sonders  stark  hervortretende  elastische  Beschaffenheit  seiner  Wan¬ 
dung  ausgezeichnet  ist,  ist  derselbe  auch  als  Comts  elasticus  be- 
zeichnet  worden. 

Die  Lage  des  Zungenbeines  und  Kehlkopfes 
ist  meistens  eine  derartige,  dass  das  Zungenbein  dem  oberen 
Rande  des  IV.  Halswirbels,  der  obere  Randdes  Schild¬ 
knorpels  der  Grenze  zwischen  dem  IV. — V.  Halswirbel,  der 


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518 


untere  Rand  des  Ringknorpels  der  Grenze  zwischen 
dem  VI. — VII.  Halswirbel  entspricht.  Der  Kehlkopf  ist  somit  in  — 
der  Höhe  des  V.  und  VI.  Halswirbels  gel^^en.  H  i  n  t ar  dem 
Kehlkopfe  befindet  sich  der  unterste  Teil  (die  Pars  laryngea)  des 
Pharynx,  zu  beiden  Seiten  die  Carotis  communis,  welche 
neben  dem  hinteren  Rande  des  Schildknorpels  nach  oben  zieht 
und  sich  meistens  in  der  Höhe  der  Prominentia  laryngea  (s.  S. 
519)  in  die  Carotis  ext.  und  int,  teilt.  Doch  kommt  es  bei  stär¬ 
kerer  Entwicklung  der  Schilddrüse  nicht  selten  vor,  dass  die  letz¬ 
tere  sich  zwischen  Carotis  und  Larynx  beträchtlich  nach  hinten 
und  oben  verengert,  so  dass  sie  den  Kehlkopf  teilweise  seitlidi 
b^frenzt.  Die  beiden  hinteren  Spitzen  der  Schilddrüse  können  sich 
unter  Umständen  bis  zum  oberen  Rande  des  Schildknorpels  auf¬ 
wärts  erstrecken.  Vorn  ist  der  Kehlkopf  zunächst  vcm  den  tm- 
teren_  Zungenbeinmuskeln  bedeckt,  welche  .«jämtlirh  in  das  tiefe 
^att  der  Fascia  colli  <»ingi»lagi»rt  sind  Von  der  letzteren  durch 
wenig  lockeres  Binde-  oder  Fet^webe  getrennt,  ist  alsdann  nach 
aussen  das  oberflächliche  Blatt  der  Fascia  colli  und  auf  dem  letz¬ 
teren  wiederum  die  Haut  gelegen.  Doch  ist  der  Kehlkopf  in  der 
-  M  e  d  i  a  lU i  Jii e  nicht  von  Muskeln,  sondern  lediglich  '^7 dan¬ 
eben  genannten  Fascignblättem  und  der  Haut  bedeckt.  Als  cUrur- 
gisch  wichtig  ist  noch  die  unmittelbar  vor  dem  Lig.  cricothyreoi- 
deum  medium  gäegene  A.  cricothyreoidea  (s.  S.  302)  zu  nennen. 

Beim  Verschieben  des  Kehlkopfes  gegen  die  Wirbelsäule  fühlt  man  nor¬ 
maler  Weise  ein  Reibegeräusch  (Q«pitaüon),  welches  zu  der  Annahme  ver¬ 
leiten  kann,  dass  das  Knorpelgerüst  gebrochen  sei. 

a)DieKnorpeldesKehlkopfes. 

Die  Knorpel,  aus  welchen  sich  der  Larynx  zusammensetzt, 
heissen  folgendermassen; 

1.  Der  Ringknorpel  Cart.  cricoidea,  wird  auch  als 
Grundknorpel  bezeichnet,  weil  er  für  gewöhnlich  während 
des  Muskelaction  des  Kehlkopfes  fe^tebt,  während  sich  die  an¬ 
deren  Knorpel  gegen  ihn  bewegen.  Dieser  Knorpel  besteht  aus 
einem  hinteren  hohen  Teile,  der  Platte  Lamina,  und  einem  vor¬ 
deren  niedrigen  Teile,  dem  Bogen,  Arcus,  und  hat  somit  die 
Form  eines  Siegelringes,  dessen  Stein  nach  hinten  gelegen  wäre. 

Die  hintere  Fläche  der  Platte  zeigt  in  der  Medianlinie  eine  verti- 
cale  Leiste,  Crista  mediana,  neben  welcher  sich  jederseits  eine 
Grube,  Fossa  lananae,  befindet,  die  für  den  Ursprung  des  M. 
cricoarytaenoideus  post,  bestimmt  ist.  Etwa  an  der  Stelle,  wo  die 


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519 


Platte  anfängt  m  den  Bogen  überzugehen,  befindet  sich  an  bei¬ 
den  Seitenflächen  je  eine  rundlidie  Gelenkfacette  {Facies 
arüctdaris  ihyremdea)  zur  Articulation  mit  den  unteren  Hörnern 
des  Schildknorpels.  Eine  mehr  ovale  Gelenkfläche,  Facies  articu- 
larisarytaenoidea,  jederseits  am  oberen  Rande  des  Ring¬ 
knorpels  —  ebenfalls  dort,  wo  die  Platte  anfängt  in  den  Bogen 
überzugehen.  Die  beiden  letzteren  Gelenkflächen  sind  zur  Articu¬ 
lation  für  die  Basis  der  Giessbeckenknorpel  bestimmt. 

2.  Der  Schildknorpel,  Gart,  thyreoidea,  wird  auch  als 
Spannknorpel  bezeictoet,  weil  durch  seine  Bewegungen 
g^en  den  Ringimorpel  die  Spannung  und  Erschlaffung  der  Stimm¬ 
bänder  bewerkstelligt  wird.  Er  besteht  aus' zwei  vierseitigen  Platten, 
Laminae,  welche  vom  in  der  Medianlinie  derart  mit  einander  ver¬ 
schmolzen  sind,  dass  sie  einen  nach  hinten  offenen  Winkel  bilden. 
Sein  oberer  Rand  zeigt  in  der  Medianlinie  einen  ziemlich 
tiefen  Einschnitt,  die  Incisura  thyreoidea  superior,  eine  Stelle,  wel¬ 
che  beim  männlichen  Geschlechte  etwa  in  der  Mitte  des  Halses 
stark  hervorspringt  und  daher  auch  Prominentia  (Protuberantia) 
laryngea  s.  Pomum  adami  benannt  worden  ist.  Drei  seichtere  Ein¬ 
schnitte  kann  man  an  dem  unteren  Rande  wahmehmen:  von 
diesen  ist  die  Inc.  thyreoidea  inf.  (media  s.  medialis)  in  der  Mitte, 
die  beiden  Incc.  thyreoideae  inff.  laterales  zu  beiden  Seiten  gelegen. 
Der  mittlere  und  die  beiden  seitlichen  Einschnitte  sind  durch  je 
einen  kleinen  Vorsprung,  Tuberculum  thyreoideum  inferius  s.  Pro- . 
cessus  marginalis,  von  einander  getrennt.  Die  äussere  Fläche 
der  beiden  Schildknorpelplatten  zeigt  in  ihrem  hinteren  Abschnitte 
eine  schräge  Leiste,  die  Linea  obliqua,  welche  dem  M.  hyothyreoi- 
deus  und  steraothyreoideus  zur  Befestigung  dient.  Dicht  vor  dem 
hinteren  Rande  bdder  Schildknorpelplatten  befindet  sich  mitimter 
noch  eine  zweite,  jedoch  verticale  Leiste,  an  welche  sich  der 
M.  constrictor  pharyngis  inf.  ansetzt.  Die  Linea  obliqua  und  die 
eben  erwähnte  verticale  Leiste  stossen  nach  oben  hin  zusammen, 
indem  sie  an  dieser  Stelle  einen  Höcker,  das  Tuberculum  thyreoideum 
superius,  bilden.  Die  innere  Fläche  der  beiden  Schildknorpel¬ 
platten  zeigt  keinerlei  Besonderheiten.  Mitunter  finden  sich  an 
derselben  dicht  neben  der  MedianUnie  zwei  seichte  Grübchen, 
welche  der  Insertion  der  wahren  Stimmbänder  entsprechen.  Der 
hintere  Rand  der  beiden  Schildknorpelplatten  läuft  endUch 
oben  und  unten  in  je  einen  griffelförmigen  Fortsatz  aus,  das 
obere  Horn,  Cornu  superius,  und  das  untere  Horn, 
Gomu  inferius.  Mittels  der  oberen  Hörner  ist  der  Kehlkopf  am 


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520 


Zungenbeine  aufgehängt.  Die  beiden  unteren  Hörner  articulieten 
mit  den  erwähnten  Gelenkfacetten  an  den  beiden  Seiten  des  Ring¬ 
knorpels. 

3.  Der  Kehldeckel,  EpigloUis,  hat  eine  platte,  zungen¬ 
förmige  Gestalt.  Man  unterscheidet  an  demselben  ein  breites, 
oberes  Ende,  die  beiden  Seitenränder  und  den>  nach 
abwärts  gekehrten  S  t  i  e  1^  Petidus  s.  Radix,  welcher  in  der  Me¬ 
dianlinie  an  (he  hintere  Fläche  des  Schildknorpelwänkels  angeheftet 
ist.  Der  Kehldeckel  besitzt  ferner  an  seiner  hinteren  Fläche  eine 
median  gelegene  Erhabenheit,  den  Epiglottiswulst,  Tu^- 
ctdutn  epiglotücum,  welcher  sich  beim  Schlingacte  in  den  Kehl- 
kbpfSngän^meinlegeh  soll.  Hauptsächlich  an  derbintereiLFIäche 
und  in  der  Nähe  dieses  Wulstes  zeigt  die  Epiglottis  eine  Anzahl 
voiL- 'kleinen  Gruben,  welche  Hiirrh  RinHipgpw«»!^  und  Jctein«» 
-Schkimdrüsea  aüsgefüllt  sind. 

4.  Die  beiden  Giessbeckenknorpel,  Cartt.  arytaenoi- 
deae,  werden  auch  als  Stellknorpel  bezeidmet,  weil  durch  _ 
ihre  Drehung  um  eine  verticale  Axe,  d.  h.  also  durch  ihre  ver¬ 
schiedene  Stellung,  die  Stimmrit^  erweitert  oder  verengert  wird. 
Sie  haben  die  Gestalt  von  dreikantigen  Pyramiden'  welche  mit  Ihrer 
Basis  auf  den  beiden  Gelenkflächen  am  oberen  Rande  des  Ring¬ 
knorpels  aufsitzen.  Ihre  Längsaxe  steht  annähernd  vertical,  doch  . 
ist  ihre  Spitze  etwas  nach  hinten  und  medianwärts  gerichtet. 
Von  den  drei  Flächen  ist  die  m  e  d  i  a  1  e  ziemlich  eben  und  mit 
Schleimhaut  bekleidet.  Die  laterale  Flädie,  welche  bei  enger 

d-  Stimmritze  zugleich  nach  vorn  gekehrt  ist,  erscheint  in  ihrem 
oberen  Teile  convex,  in  ihrem  unteren  Teile  concav.i)  Die  hin¬ 
tere  Fläche  ist  in  der  Richtung  von  oben  nach  unten  concav. 
Die  laterale  und  die  hintere  Flädie  sind  fast  gänzlich  von  den 
Kehlkopfmuskeln  bedeckt.  Die  Kanten  sind  dem  entsprechend 
als  eine  vordere,  eine  hintere  mediale  und  hintere 
laterale  zu  unterscheiden.  Dort  wo  die  vordere  Kante  mit  der 
Basis  zusammenstösst,  springt  der  spitze  Processus  voccdis  hervor, 
welcher  jederseits  dem  wahren  Stimmbande  zum  Ansatz  dient,  ln 
ähnlicher  Weise  ist  an  der  Stelle,  wo  die  laterale  Kante  die  Basis 

An  der  lateralen  Fläche  läuR  von  unten  nach  oben  mit  nach  hinten 
(aussen)  gekehrter  Convexität  eine  Leiste,  Crista  arcuata.  Sie  beginnt  mit 
einem  dreieckigen  Höcker,  Tuberculum,  und  endet  mit  einem  rundlichoi 
Wulste,  Collieulus  (Tourtual).  Unter  der  Crista  liegt  eine  quere  längliche 
Grube,  Fovea  oblonga,  für  den  Ursprung  des  M.  vocalis,  in  der  Concavität 
'  der  Leiste  eine  abgerundete  dreieckige  Grube,  Fovea  triangularis,  welche 
ebenso  wie  die  Crista  dem  M.  thyreoaryt.  ext.  zum  Ursprung  dient. 


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521 


trifft,  der  stumpfe  Processus  tnuscularis  gelegen,  welcher  versdiie* 
denen  Muskeln  zur  Insertion  dient. 


5.  Die  beiden  Santorini’schen  Knorpel,  auch 
Cartt.  cormculatae  genannt,  haben  eine  meistens  etwas  platte,  läng- 

lieh  gebogene  Fonn  und  hängen  von  den  Spitzen  der  Aryknorpel  > 

nach  hinten  und  medianwärts,  indem  sie  am  hinteren  Ende  der 
Plicae  aryepiglotticae  S.  528)  durch  die  ’^lileimhaut  des  Kehl¬ 
kopfes  hindurchschimmem  {Tuberculum  corniculatum). 

6.  Die  Wrisberg 'sehen  Knorpel,  auch  als  Cartt. 
cuneiformes  bezeichnet,  bilden  zwei  vertical  gestellte,  keilförmige 
oder  plattcylindrische  Knorpelstreifen,  welche  jederseits  dicht  vor 

den  Santoriiri'schen  Knorpeln  in  den  Plicae  aryepiglotticae  gelegen  c  . 

sind,  wo  sie  ebenfalls  als  s^wachgelbllche  Stellen  duicK  le^ 

Schleimhaut  hindurchschimmem  (Tuberculum  cunetforme).  Die  • 

Wrisberg’schen  Knorpel  können  jedoch  vollständig  fehlen. 

7.  Die  Cartt.  sesamoideae  (LUSCHKA)^md  noch  unbeständiger 
als  die  vorherigen  und  stellenJdMnel^orpelstückchen  dar,  welche 
mitimter  unweit  der^pitzf^i  der  lateralen  Kante  der  Oiessbecken- 

knorpel  gelegen-sfndT  •  '  a 

In  Bezug  auf  ihre  microscopische  Stmetur  zeigen  sich  der 
Schildknorpel,  der  Ringknorpel  und  die  Hauptmasse  der  Ary¬ 
knorpel  aus  hyalinem  Knorpel  gebildet.  Dagegen  bestehen 
die  Epjglottis.  die  Santorini'schen.  die  Wrisberg'schen  Knorpel 
.und  der  Proc.  vocalis.  sowie  nach  HENLE  mitunter  auch  die  Spitze 
der  Aryknorpel  und  die  Sesamknorpel  aus  elastischer  Knor- 
pelsubstanz.  Verknöcherungen  kommen  in  höherem  Alter 
häufig  vor. 


b)  Die  Gelenke  unddieBänder  des  Kehlkopfes. 

1.  Das  lÄg.  hyoepiglottumm  bildet  eine  breite,  starke,  band¬ 
artige  Membran,  welche  sich  vcm  der  Vorderfläche  des  Kehldeckels 
zum  oberen  Rande  de»  Zungenbeines  erstreckt  und  sich  spannt, 
wenn  der  Kehldeckel  zu  stark  nach  hinten  und  abwärts  gezogen 
wird. 

2.  Die  Ligg.  glossoepiglottica  (ein  medium  und  zwei  laterälia) 
sind  keine  eigentlichen  Bänder,  sondern  ,  sagittale  Sk^hleimhaut- 
falten. welche  dicht  oberhalb  des  Lig. hyoepiglotti- 

c  u  m  von  der  Vorderfläche  des  Kehldeckels  zur  Zungenwand  ^ 
ziehen.  Das  Lig.  glossoepiglotticum  medium  ist  am  stärksten  ent¬ 
wickelt  imd  wird  auch  als  Frenulum  etnaloUidis  bezeichnet 


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522 


Zwischen  ihm  und  den  beiden  seitlichen  Schleimhauifalten  ist  jeder- 
seits  eine  Vertiefung.  Vallecida  s.  Recessus  glossoepiglotti- 

cus,  gelegen. 

3.  Lig.  thyreoepiglolücum  befestigt  an  der  Medianlinie  den 


knorpels  und  dem  unteren  Hom  des  Schildknorpels  befindet.  Alle 
Bewegungen  des.  Schildknorpels  erfolgen  um  eine  transversale 
A  X  e ,  welche  diese  beiden  Gelenke  mit  einander  verbindet  und 
bestehen  bei  fixiertem  Ringknorpel  darin,  dass  der  vordere  Teil 
des  Schildknorpels  gehoben  oder  gesenkt  wird.  Wiixt  der 
Schildknorpel  gehoben,  so  nähert  ajdi  derselbe  den  Ol^jecken- 
knorpelpj^  un^  die  Stimmbänder  werden  schl  aff.  Wird  der 
Schildknorpel  dagegen  nach  abwärts  ge  zöge  n7  so  entfernt 


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523 


er  sich  von  den  Giessbeckenknorpeln  und  die  Stimmbänder  müssen 
gespannt  werden. 

ln  die  Gelenkkapsel  der  Art.  cricothyreoidea  sind 
drei  kleine  Verstärkungsbänder  eingewebt,  welche  man  als  ein 
vorderes,  das  Lig.  keratocricoideum  anterius  s.  latercUCj  und  zwei  hintere,  die 
Ligg.  k^atocricaidea  posieriora,  unterschieden  hat.  Die  letzteren  werden 
wiederum  als  ein  oberes  und  ein  .tmteres  auseinandergehalten.  Diese  kleinen 
Bänder  gestatten  die  Bewegungen  des  Schildknorpels  um  die  transversale 
Axe;  wird  jedoch  der  Schildknorpel  in  anderer  Weise  bewegt,  so  spannen 
sidi  dieselben  entweder  einzeln  oder  zu  mehreren,  je  nachdem  diese  oder 
jene  Bewegung  ausgeführt  wird. 

6.  Die  Gelenkverbindtmg  zwischen  der  Basis  der 
Giessbeckenknorpel  und  dem  oberen  Rande 
des  Ringknorpels ,  Art,  cricoarytaenoidea,  ist  durch  die 


Ptaitedes 

Hingfüiorpds 


Fig.  25. 

Schematischer  Horizontalschnitt  durch  die  wahren  Stimmbänder. 


Schlaffheit  ihrer  Kapsel  ausgezeichnet.  Nur  in  die  hintere  Fläche 
ist  ein  unbedeutendes  Verstärkungs^ihd,  Lig.  cncoarytaenoideum 
posterius,  eingewebt.  In  diesem  Gelenke  erfolgt  die  Drehung  der 
Giessbeckenknorpel  um  eine  verticale  Axe,  welche  man  sich 
etwa  durch  die  hintere  mediale  Kante  derselben  gelegt  denken 
muss  s.  Fig.  25).  Bei  der  Drehung  nach  lateral wärts 
werden  die  Procc.  musculares  nach  hinten  gezogen,  während  sich 
die  Procc.  vocales  nach  lateralwärts  bewegen,  also  von  einander 
entfernen.  Wenn  sich  jedoch  die  Procc.  vocales  von  einander  ent¬ 
fernen,  muss  sich  die  Stimmritze  erweitern.  Umgekehrt  müssen 
sich  bei  der  Drehung  nach  medianwärts  die  Procc.  mus¬ 
culares  nach  vom  bewegen,  während  die  Procc.  vocales  median¬ 
wärts  zusammenrücken,  d.  h.  sich  einander  nähern.  Wenn  sich 


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524 


aber  die  Procc.  vocales  einander  nähern,  wird  die  Stimmritze 
verengt. 

7.  Zwischen  den  be  i  n  G  i  e  s  s  b  e  c  k  e^n  k  n  ox  --  - 
_g  eln  u  n  d  du  I  n  n  e  n  f  1  ä  c  h_e  dx.s.  Sx_h i  1  d.kjLQr.peLs  — 

A'erlaufen  Hip  S  H  m  m  h  a  n  H  p  r  fflyiUiiJJs  g  fhyrpnaryfapnni. 

dea,  als  sagittale,  mit  Schleimhaut  überzogene  Bandstreifen,  welche 
in  das  Lumen  des  Kehlkopfes  hineinragen.  Die  unteren  oder, 
W-a hren  Stimmbänder.  Liaa.  vocalia  s.  Ligg.  thyreo- 
arytaenoidea  inferiora  s.  Ligg.  glottidis  vera,  verlaufen  vom  Proc. 
vocalis  des  Giessbeckenknorpels  zur  Innenfläche  des  Schild¬ 
knorpels,  wo  sie  sich  dicht  neben  der  Medianlinie  ansetzen.  Die 
wahren  Stimmbänder  bestehen  gänzlich  aus  elastischem  Gewebe 


Zi'gff.  corniculo- 
pharynyea 


Sanli^rinisc/ier 

JCnorpei/tarl, 

corniculatoj 


Ary^ 

Khoppel 


Anheftungssteüc 
an  diel^arpix- 
scMeimhaul 


X/g.  ary 
cornicuiatum 


Lia.  erico- 
pharjngeum 


Arth,  cricfi- 

arjlaenoidea 


Fig.  26, 

Hintere  Ansicht  der  Ring-  und  Giessbeckenknorpel  mit  dem  Lig.  jugale. 

und  können  durch  Anblasen  in  Schwingungen  versetzt  werden, 

welche  zur  Erzeugung  der  Stimme  dienen.  Die  oberen  oder_ _ 

f  a  1  s  Chen  Stirn  m  b  ä  n  d  e  r  ,  Ligg.  thyreoarytaenoidea  su- 
periora  s.  Ligg.  glottidis  spuria,  jetzt  als  T  a  s  c  ffe'h'trä  n  d  eT^r 
Lig<j.  ^tricularia,  bezeichnet,  entspringen  dicHl^՚berhalb  dۤ 

Proc.  vocalis  von  der  vorderen  Kante  der  Aryknorpel  und  ziehen 
parallel  mit  den  wahren  Stimmbändern  zur  Innenfläche  des  Schild¬ 
knorpels,  wo  sie  sich  ebenfalls  dicht  neben  der  Medianlinie  fest¬ 
setzen.  Die  falschen  Stimmbänder  sind  nicht  wie  die  wahren  com¬ 
pacte  elastische  Stränge,  sondern  bestehen  aus  elastischen  Faser¬ 
netzen,  in  deren  Maschen  gewöhnliche  Bindegewebsfasern  und 
Schleimdrüsen  eingelagert  sind. 


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525 


Der  zwischen  den  wahren  Stiimid>ändem  gelegene  Spalt 
wird  Stimmritze .  itiiwo  alottiäis.  benannt.^)  Der  zwisdhen 
den  Stimmbändern  gelegene  Teil  wird  als  Pars  intermett^anacea 
(vocalis)  unterschieden,  der  zwischen  den  Arytaenoidknorpeln  ge¬ 
legene  Teil  ist  als  Pars  «ntercarftiogmco  oder  als  Atmungsritze. 
Pars  resmratona  s.  Glottis  resoiratoria.  bezeichnet  worden,  weil 
die  ausgeatmete  Luft  durch  die  letztere  auch  dann  noch  entweichen 
kann,  wenn  die  Stimmritze,  wie  z.  B.  beim  Sprechen  oder  Singen, 
geschlossen  ist,  d.  h.  wenn  die  Stimmbänder  dicht  nebeneinander 
liegen. 

8.  Die  kleinen  Liga,  ar^eomicviala  dienen  dazu,  die  Santo- 
rini’schen  Knorpel  an  die  Spitze  der  Aryknorpel  zu  befestigen. 

9.  Das  Lia.  iuaale  (LUSCHKA)  ist  ein  Y-förmiges.  also  aus  drei 
Schenkeln  bestehendes  Band,  welches  zwischen  dem  oberen  Rande 
der  Ringknorpelplatte  und  den  Santorini’schen  Knorpeln  gelegen 
ist  (s.  Fig.  26).  Der  Kreuzungspunkt  der  drei  Schenkel_jst  mit 
demjenigen  Teile  der  Pharvnxschleimhaut  yrrwarhspn, 
welcher  die  hintere  Fläche  des  Kehlkopfes  bekleidet.  Da  nun  die 
beiden  oberen  Schenkel  dieses  Bandes  an  die  Santorini’schen 
Knorpel  (Cartt.  comiculaftae)  befestigt  sind,  so  werden  sie  von 
Henle  Liffg.  corniculopharyngea  benannt.  Der  untere  Schenkel, 
welcher  am  oberen  Rande  der  Ringknorpelplatte  festsitzt,  wird  von 
demselben  Autor  als  Lig.  ericophargngeum  bezeichnet.  Die  Ligg. 
comiculophar>'ngea  müssen  sich  spannen,  wenn  die  Pharynx¬ 
schleimhaut,  wie  z.  B.  beim  Schlucken  von  Speisen,  zu  weit  ab¬ 
wärts  gezerrt  wird.  Im  Gegensätze  dazu  würde  das  Lig.  crico- 
pharyngeum  verhindern  müssen,  dass  die  Schleimhaut  des  Schlun¬ 
des  zu  weit  aufwärts  geschoben  wird,  wie  dies  z.  B.  beim  Regur- 
gitieren  der  Speisen  geschehen  könnte.  Das  Lig.  jugale  ist  un¬ 
mittelbar  hinter  den  Mm.  arytaenoidei  (s.  S.  526  und  527)  gelegen. 

10.  Das  Lig.  cricotracheale  ist  eine  bindegewebige  Membran, 
welche  den  Ringknorpel  und  den  obersten  Trachealknorpel  mit 
einander  verbindet. 

c)  Die  Muskeln  des  Kehlkopfes. 

1.  Der  M.  cricothyreoideus  ist  an  der  Vorderfläche  des 
Kehlkopfes  gelegen,  wo  er  jederseits  am  Bogen  des  Ring¬ 
knorpels  unweit  der  Medianlinie  entspringt  und  sich  mehr  lateral 

1)  Glottis,  das  „Zungenwerk“,  ist  der  Stinunapparat,  gebildet  von 
den  Stimmlippen,  Labia  voealia,  deren  wesentlicher  B^tandteil  das 
Lig.  vocale  ist. 


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526 


am  unteren  Rande  des  Schildknorpels  festsetzt.  HENLE  teilt  diesen 
Muskel  in  zwei  Portionen,  den  medialen  M.  cricothyreoideus 
Tectus  und  den  lateralen  M.  cricothyreoideus  obliquus,  deren 
Grenze  durch  das  Tuberculum  thyreoideiun  inferius  g^eben  ist. 
{Pars  recta  und  Pars  dbliqua  der  B.  N.  A.) 

Function:  Der  M.  cricothyrecüdeus  zieht  den  Schild- 
knorpel  nach  vom  und  unten.  Dadurch  wird  der  letztere  vom  Ary- 
knorpel  entfernt,  d.  h.  die  Stimmbänder  werden  gespannt. 

2.  Der  M.  cricoariftamoideus  «o.<tenV)r_entspringt  jederseits  aus 
der  Grube,  welche  an  der  hinteren  Fläche  der  Ringknorpelplatte 
gelegen  ist,  imd  setzt  sich  am  Proc.  muscularis  des  Giessbecken¬ 
knorpels  fest.  Nicht  selten  springt  dieser  Muskel  hinter  der  Art. 
cricothyreoidea  auf  das  untere  Hom  des  Schildknorpels  über,  und 
man  hat  alsdann  den  letzteren  Teil  seiner  Fasern  als  M.  keratocri- 
eoideus  bezeichnet. 

Function:  Er  zieht  den  Proc.  muscularis  nach  hinten 
—  eine  Bewegung,  durch  welche  zugleich  (s.  Fig.  26)  der  Proc. 
vocalis  lateralwärts  gedreht  und  die  Stimmrifyi^  <>rwi»itprt-wird. 
Wird  diese  Drehung  in  sehr  ausgiebiger  Weise  au^e- 
führt,  so  könnte  dadurch  auch  die  Spannung  des  Stimmbandes  in 
einem  gewissen  Grade  erhöht  werden.^) 

3.  Der  M.  cricoarytaenoideus  lateralis  entspringt  vom  lateralen 
oberen  Rande  des  Ringknorpelhogens  und  zieht  in  etwas  sduäger 
Richhmg  nach  .hinten  zum  Proc.  muscularis,  wo  er  ach  festsetzt. 

Function:  Er  zieht  den  Proc.  muscularis  nach  vom  — 
eine  Bewegung,  dmch  weldie  zt^leich  der  Proc.  vocalis  nach  me- 
dianwärts  gedreht  und  die  Stimmritze  verengert  wird. 

4.  Der  M.  arytaenoideus  (transversus)  s.  interai^taenoideus  ist 
unpaar  imd  verläuft  zwischen  den  hinteren  concaven  Flächen  der 
beiden  Giessbeckenknorpel. 

Function:  Der  Muskel  nähert  die  beiden  Aryknorpel,  so 
dass  der  Arytaenoidwinkel  («ljf_Glotiis  respiratoria)  versfhlns.«ien 
wird.  Der  letztere  ist  nämlich  für  gewöhnlich  offen,  so  dass  beim 
Sprechen  oder  Singen  die  Atemluft  durch  denselben  entweichen 
kann.  Doch  kann  auch  ein  vollständiger  Verschluss  des  Arytae- 

Es  ist  zu  beachten,  dass  an  imd  für  sich  die  Erweiterung 
und  Verengerung  der  Stimmritze  völlig  unabhängig  von  der 
Spannung  und  Erschlaffung  der  Stimmbänder  erfolgen  kann.  Bei  enger 
Stimmritze  können  di^  Stimmbänder  ebensowohl  als  zwei  schlaffe,  wellig 
verlaufende,  wie  als  zwei  gespannte,  geradlinige  Saiten  nd^eneinander  liegen. 
Ebenso  kann  die  erweiterte  Stimmritze  bald  von  schlaffen,  bald  von  ge¬ 
spannten  Stimmbändem  begrenzt  sein. 


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527 


noidwinkels,  wie  z.  B.  beim  Husten  oder  Räuspern,  stattfinden. 
Hierbei  wird  erst  tief  inspiriert,  alsdann  die  Stimmritze  fest  ver^ 
schlossen  und  hierauf  die  eingeatmete  Luft  aus  dem  Thoraxraum 
durch  eine  starke  Expiration  herausbefördert,  welche  den  Arytae* 
noidwinkel  nur  dann  vollständig  schliessen,  wenn  zu  gleicher  Zeit 
die  Procc.  vocales  durch  den  M.  cricoarytaencudeus  lat.  einander 
genähert  werden. 

5.  Die  Mm.  aryepightüei  (Mm.  arytaenoidei  oUiqui)  liegen  ziun 
Teil  hinter  dem  vorigen  und  sind  zwei  sich  kreuzende  kleine  Mus¬ 
keln,  von  denen  jeder  einzelne  vom  Proc.  muscularis  den.  einen 
Giessbeckenknorpels  entspringt  und  sidi  hierauf  über  die  Spitze 
des  anderen  Giesbeckenknorpels  hinweg  in  der  PliVa  aryppig-lattira 
bis  ziun  Kehldeckel  fortsetzt.  Da  ausserdem  sehr  häufig  ein  Teil 
der  Fasern  dieses  Muskels  nach  abwärts  zieht  und  sich  am  Win¬ 
kel  des  Schildknorpels  ansetzt,  so  ist  der  ganze  Muskel  von  HÖJLE 
als  M.  thyreoaryepiglotticus  bezeichnet  Worden. 

Function:  HENLE  hat  diese  beiden  Muskeln  als  eine  Art 
von  Constrictor  des  Kehlkopfeinganges  aufgefasst.  Wenngleich 
HYRTL  diese  Wirkung  deF  MmTä^epiglottici  unter  Bezugnahme 
auf  ihre  schwache  Entwickelung  leugnet,  so  dürfte  sie  doch  nicht 
ganz  in  Abrede  zu  stellen  sein.  Auch  die  Epiglottis  könnte  durch 
dieselben  nach  unten  und  abwärts  gezogen  werden. 

6.  Der  M.  thyreoepiglotticus  (unbeständig)  entspringt  unweit 
der  Medianlinie  von  der  Innenfläche  des  Schildknorpels  imd  zieht 
zur  Epiglottis  und  Plica  aryepiglottica  in  die  Höhe,  welche  er  bei 
seiner  (^ontraction  abwärts  ziehen  müsste.  Nach  GEGENBAUR  sollen 
seine  Fasern  häufig  den  folgenden  Muskel  kreuzen  und  durch¬ 
flechten. 

7.  Der  M.  thyreoarytaenoideus  bildet  eine  Muskelmasse,  welche 
jederseits  latpralvnn  Hpti  wahren  Stimmbändern 
gelegen  ist  und  ebenso  wie  die  letzteren  einen  im  Wesentlichen  sa- 
gittalen  Faserverlauf  zeigt.  Man  kann  ihn  in  eine  laterale  und 
eine  mediale  Portion,  den  MLikftt&oarytaenoideus  externus 
undiB^erw!«,  zerlegen. 

Der  M.  thyreoarytaenoideus  (ext)  entspringt  unweit  der  Median¬ 
linie  von  der  Innenfläche  des  Schildknorpels  und  setzt  sich  an  der 
lateralen  Fläche  (Crista  arcuata  und  Fovea  triangularis)  des  Giess¬ 
beckenknorpels  fest.  Seine  Function  muss  einerseits  darin  be¬ 
stehen,  die  Procc.  musculares  nach  vom  zu  ziehen  und  somit  die 
Procc.  vocales  einander  zu  nähern,  d.  h.  die  Stiinnjrit^  zu_yerr 
engem.  Da  jedoch  andererseits  bei  seiner  (3ontradtion  auch  der 


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Schildknorpel  an  die  Aryknorpel  herangezc^en  wird,  so  müssen 
zu  gleicher  Zeit  die  Stimmhänfter  ^rsrhlaffwi  WMin  indessen  wäh¬ 
rend  der  Contraction  des  M.  thyreoarytaenoideus  der  Proc.  mus- 
cularis  durch  den  M.  cric<^u7taenoideus  post,  nach  hinten  ge¬ 
zogen  wird,  so  kann  keine  Verengerung  der  Stinunritze,  sondern 
nur  eine  Erschlaffung  der  Stimmbänder  eintreten  (s.  Fig.  26). 

Der  M.  vocalis  s.  fcvreQaryfaenftiH«>iis  inf  rMERKEL)  ist  ein 
dreikantig  prismatischer  Muskel,  welcher  die  Schleimhautfalte  des 
wahren  Stimmbandes  völlig  ausyefüllt  und  mit  dem  vorigen  Mus¬ 
kel  vielfach  so  verwachsen  ist,  dass  sie  nur  künstlich  getrennt  wer¬ 
den  können.  Die  Fasern  des  Muskels  entspringen  von  der  Innen¬ 
fläche  des  Schildknorpels  (medial  von  dem  vorigen)  und  inserieren 
sich  am  Proc.  vocalis  und  in  der  Fovea  ohlnnga  de»  Aryknnrp«>k 
Von  denjenigen  Fasern,  welche  in  unmittelbarer  Nähe  des  Stimm¬ 
bandes  verlaufen,  soll  sich  ausserdem  nach  LUDWIG  ein  Teil  direkt 
an  das  letztere  festsetzen  —  was  allerdings  von  LUSCHKA  be¬ 
stritten  wird.  Die  Function  dieses  Muskels  istfolgendermassen 
zu  definieren:  Mittels  des  grössten  Teiles  seiner  Fasern  müsste 
derselbe  auf  das  ganze  Stimmband  einen  erschlaffenden 
Einfluss  ausüben.  Diejenigen  Fasern,  welch«»  sich  am  Sfimmhande 
selbst  festseizen,  würden  bei  ihrer  Contraction  den  einen  Teil  des 
letzteren  spannen,  dpn  anderpn  Argrhijffon — Da  nun  von  zwei 
gleich  stark  gespannten  Saiten  die  kürzere  immer  den  höheren  Ton 
gibt,  so  scheint  es  (wenigstens  nach  der  LUDWIG’ sehen  Theorie), 
als  ob  diese  Fasern  von  ganz  besonderer  Wichtigkeit  für  die  Er- 
zeugung  der  höchsten  Töne  sind. 

8.  Auch  in  der  Substanz  der  Taschenbänder  sollen  nach 
RUEDINGER  quergestreifte  Muskelfasern  (der  sc^.  Taschen¬ 
bandmuskel,  M.  ventricularis)  gelegen  sein.  Diese  Fasern 
verlaufen  zum  Teil  sagittal  und  würden  somit  das  Taschenband 
.erschlaffen,  zum  Teil  sind  dieselben  frontal  in  mehr  schiefer  oder 
verticaler  Richtung  gelegen,  so  dass  sie  bei  ihrer  Contraction  die 
falsche  Stimmritze  erweitern  müssten.  Hierdurch  könnten  sie  auf 
die  Phonation  und  den  Klang  der  Stimme  Einfluss  haben.  ' 

d)  Die  Schleimhaut,  Gefässe  und  Nerven 
des  Kehlkopfes. 

Die  Schleimhaut  des  Kehlkopfes  begrenzt  den 
Kehlkopfeingang  auf  beiden  Seiten  in  Form  von  zwei  sagittal  ver¬ 
laufenden  Falten,  den  .Fliege  aruemaloHicae.  welche  sich  von  den 
Seitenrändern  der  Epiglottis  zu  den  vorderen  Kanten  der  Giess- 


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beckenknorpel  erstrecken.  Zwischen  der  Plica  aryepiglottica  und 
der  Schildtoorpelplatte  bildet  die  Schleimhaut  dagegen  jederseiis 
eine  tiefe  Bucht,  den  Becessus  mrifomds.  welcher  indessen  als  ein 
Teil  des  Pharynx  betrachtet  werden  muss  (s.  ebendaselbst),  da  er 
hauptsächlich  dem  Speisebrei  beim  Schlucken  zur  Passage  dient. 
Auch  an  der  Innenseite  des  Kehlkopfes  ist  jederseits  zwischen  dem 
wahren  und  dem  falschen  Sdmmbande  eine  tiefe  Schleimhautbucht, 
die  Morgagni ’s  che  Tasche,  Vmtriculus  larmois  s.  Mor- 
-gagnii.  gelegen,  welche  sich  übrigens  in  Form  eines  Blindsackes, 
__  Appendix  ventrictdi  laryngis^  lateral  von  dem  falschen  Stimmbande 
noch  ein  beträchtliches  Stück  nach  oben  erstreckt.  In  seltenen 
Fällen  kann  dieser  Blindsack  sogar  bis  an  die  Zungenschleimhaut 
reichen.!)  Djg  ^^leimhaut  d^  Keldkopf^  ist  an  die  hintere 
Fläche  der  Epiglottis  und  an  die  mediale  Flädie  der  Äryknorpel 
f^t  und  uiwei^Weblich  angeheftet.  Auch  mit  dem  freien  Rande 
der  Stimmbänder  ist  sie  ziemlich  fest  verbunden,  während  sie  an 
allen  anderen  Teilen  d^  Kehlkopfes  ihrer  Unterlage  mehr  oder 
weniger  verschieblich  aufliegt.  Hierdurch  wird  die  Tatsache  erklär¬ 
lich,  dass  die  hier  gelegene  Schleimhaut  in  relativ  kurzer  Zeit  ge¬ 
waltige  Anschwellungen  erleiden  kann,  welche  unter  Umständen 
(wie  z.  B.  bei  Glottisoedem)  zur  Erstickui^  führen  können. 

In  Bezug  auf  die  microscoj)ische  Structur  der 
Kehlkopfschleimhaut  ist  zu  sagen,,  dass  die  letztere  vcnn  Kehlkopf¬ 
eingange  nach  abwärts  von  einem  geschichteten  Flimmer- 
Epithel  überzogen  ist,  dessen  Bewegfung  nach  der  Mundhöhle 
gerichtet  ist.  Eine  Ausnahme  hiervon  machen  die  wahren  Stimm¬ 
bänder,  welche  an  ihrer  Oberfläche  ein  g  e  s  c  h  i  c  h  t  e  t  e  s 
Plattenepithel  besitzen,  da  das  zarte  Flimmerepithel  den 
zahlreichen  mechanischen  Insulten  nicht  widerstehen  würde,  wel¬ 
chen  die  Stimmbänder  ausgesetzt  sind.  Aus  demselben  Grunde 
ist  auch^e  vordere  und  hintere  Fläche  der  Epiglottis  mit  Pflaster¬ 
epithel  versehen.^)"  Übrigens  kann  das  Pflasterepithel  der  Mund¬ 
höhle  sich  auch  noch  ein  kurzes  Stück  durch  den  Kehlkopfeingang 
ins  Vestibulum  laryngis  abwärts  erstrecken.  In  das  Epithel  der 
Stimmbänder  sind  auch  Geschmacksorgane,  die  sogen.  Schmeck- 

!)  Die  vordere  Kante  der  Äryknorpel  hebt  ferner,  gewissemiassen  als 
hintere  Fortsetzung  der  wahren  Stimmbänder,  eine  Schleimhautfalte  empor, 
vor  welcher  wiederum  als  Fortsetzung  der  Morgagni  'sehen  Tasche  eine 
Furche  gelegen  ist,  welche  als  Filtrum  laryngis  s.  ventriculorum  (Merkel) 
bezeichnet  wird. 

2)  Beim  Neugeborenen  soll  die  hintere  Epiglottishälfte  noch  mit  Flimmer¬ 
epithel  bekleidet  sein  (s.  Henle,  Eingeweidelehre  p.  274). 

Broeslk«,  Anatomie.  9.  Anll.  34 


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becher  (Näheres  s.  bei  der  Mundhöhle),  eingelagert.  Das 
Substrat,  auf  welchem  dies  Epithel  aufsitzt,  ist  an  der  Vor¬ 
derfläche  der  Epiglottis  und  den  wahren  Stimmbändern  mit  Pa¬ 
pillen  versehen  und  zeigt  an  Querschnitten  dicht  unter  dem  Epithel 
einen  hellen  Saum,  welchen  man  auf  das  Vorhandensein  einer  glas¬ 
hellen  (allerdings  nicht  isolierbaren)  Basalmembran  zurück¬ 
fährt.  Im  Übrigen  besteht  das  Substrat  aus  gewöhnlichem  f  i  - 
brillären  Bindegewebe  mit  zahlreichen  elastischen  Faser¬ 
netzen,  welche  um  so  dichter  und  mächtiger  auftreten,  je  weiter 
man  von  innen  nach  aussen  (also  in  die  Tiefe)  dringt. 

Die  Drüsen  des  Kehlkopfes,  (xZanrfwZoe  laryngeoA^  ^nd^yeri. 
ästelte  hihiilnsp  5^hlpimdrä5s<>n^  deren  Mündungen  als  nadelstich¬ 
förmige  Öffnungen  mit  blossem  Auge  sichtbar  sind.  Vereinzelt 
kommen  dieselben  an  der  ganzen  Innenfläche  des  Kehlkopfes  vor 
und  scheinen  nur  am  Rande  der  wahren  Stimmbänder  zu  fehlen, 
ln  grösseren  Anhäufungen  finden  sie  sich  in  der  Gegend  des  Epi¬ 
glottiswulstes,  um  die  Wrisberg’schen  Knorpel,  an  den  Taschen- 
bändem,  in  den  MorgagnFschen  Taschen  und  im  Arytaenoidwinkel 
vor.  Umschriebene  Lymphfollikel,  Noduli  lymphatici  laryngeh 
scheinen  in  der  menschlichen  Kehlkopfschleimhaut  nur  ausnahms¬ 
weise  vorzukommen;  dagegen  finden  sich  Leukocyten  in  wechseln- 
der  Menge,  besonders  in  dem  Bindegewete  der  Morgagni^^hen 
Tasche  und  des  hinteren  Arytaenoidwinkels  vor. 

Die  Nerven  des  Kehlkopfes  werden  vom  A.  laryngeus  sup.  und  inf.  des 
N.  vagus  geliefert  und  bilden  in  der  Schleimhaut  zahlreiche  Verzweigungen, 
in  deren  Verlaufe  nach  Remak  Ganglienzellen  eingestreut  sind,  JDer  N^Ja- 
ryngeus  si^.  (s.  478)  versorgt  mittels  des  R.  internus  die  Kehlkopfschleim- 

haut,  mittels  des  R.  externm  den  M.  cricothyreoideus.  übrigen  Kehl- 

__kQpfmuskeln  werden  vom  ;V.  laryngeus  inf.  inneryiert  (Näheres  s.  S.  479). 

Die  Arterien  des  Kehlkopfes  werden  von  der  A.  larirngea  mp.  und 
cricothyreoidea  (diws  der  Thyreoidea  sup.)  und  von  der  A.  laryngea  inf.  (aus 
der  Thyreoidea  inf.)  gelidert.  Die  A.  laryngea  mp.  dringt  durch  die  Mem¬ 
brana  hyothyreoidea  (selten  durch  die  Schildknorpelplatte)  in  das  Innere  des 
Kehlkopfes  hinein,  wo  sie  den  R.  epiglotticns  abgibt,  welcher  zur  Seife  des 
Kehldeckels  senkrecht  in  die  Höhe  steigt.  Hierauf  zieht  sie  unter  der  Schleim¬ 
haut  des  Recessus  piriformis  bis  zum  unteren  Schildknorpelrand  abwärts 
und  geht  hier  mit  den  beiden  folgenden  Arterien  Anastomosen  ein.  Die  A. 
cricothyreoideu  ist  dicht  vor  dem  Lig.  cricothyreoideum  gelegen  und  anasto- 
mosiert  mit  der  gleichnamigen  Arterie  der  alleren  Seite.  Die  A,  laryngea 
inf.  ist  ein  schwaches  Ästchen,  welches  mit  dem  N.  laryngeus  inf.  hinter 
der  Articulatio  cricothyreoidea  aufwärts  zieht. 

Die  Venen  des  Kehlkopfes  begleiten  im  allgemeinen  die  gleichnami¬ 
gen  Arterien  und  hängen  sämtlich  unter  einander  zusammen.  Doch  ist  der 
Kehlkopf  an  seiner  vorderen  und  hinteren  Fläche  ausserdem  nnt  dichten 
Venengeflechten  versehen.  Nach  oben  hängen  die  Kehlkopfvenen  mit  den 
Venen  am  Rücken  der  Zungenwurzel,  nach  unten  mit  einem  Venenkranz  zu¬ 
sammen,  welcher  den  Anfangsteil  der  Trachea  völlig  umgibt  {Circulus 


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oenotus  trachealia  von  LUSCHKA).  Dieser  Venenkranz  steht  wiederum  mit 
den  zahlreichen  VenengeQechten  der  Schilddrüse  in  Zusammenhang. 

Die  Lymphgefässe  aus  dem  oberhalb  der  wahren  Stimm¬ 
bänder  gdegenen  Teile  des  Kehlkopfes  ziehen  zu  einer  Lymphdrüse  hin, 
welche  in  der  Nähe  der  Membraha  hyothyreoidea  neben  den  grossen  Hals- 
gefässen  gelegen  ist.  Die  Ljrmphgefässe  aus  dem  unteren  Teile  des  Kehl¬ 
kopfes  münden  in  die  zur  ^te  der  Luftröhre  gelegenen  tiefen  Halsdrüsen  ein. 

II.  Trachea  und  Bronchien. 

Die  Luftröhre,  Trachea,  bildet  die  Fortsetzung  des  Kehl¬ 
kopfes  nach  abwärts  und  entsteht  aus  dem  letzteren  etwa  an  der 
Grenze  zwischen  dem  VI. — VII.  Halswirbel.  Von  hier  aus  ^ieht 
sie  in  der  Medianlinie  bis  in  die  Brusthöhle  hinein  und  teilt  sich 
als  trocAeoe)  in  der  Höhe  des  IV.  Brustwirbels^)  in  die 

beiden  Luftröhrenäste,  den  Bronchus  dexter  und  sinister,  welche  sich 
alsdann  zu  den  Lungen  begeben.  Die  Trachea  besitzt  als  Stütze 
eine  Anzahl  von  hufeisenförmigen  Knorpelringen.  Cartüagines 
tracheales  (18 — 22),  deren  Enden  nach  hinten  gekehrt  sind  und 
deren  Verbindung  durch  feste  Bandstreifen,  Ligg.  annidlaria,  ge- 
geben  ist,  welche  an  der  Aussen  fläche  der  Knorpel  conti- 
nuierlich  mit  einander  Zusammenhängen.  Der  Bandstreifen  zwischen 
-dem  Ringknorpel  und  dem  obersten  Trachealringe  wird  auch  be¬ 
sonders  als  Lia.  cricotracheale  bezeichnet.  Zwischen  den  hinteren 
Enden  der  Knorpelringe  sind  quer  verlaufende  glatte  Muskelfasern 
ausgespannt  und  die  Wand,  Partes  membranaceus,  ist  hier  infolge¬ 
dessen  nachgiebiger  und  schlaffer. 

Was  die  Lage  der  Trachea  anbetrifft,  so  verläuft  dicht  h  i  n- 
t  e  r  derselben  der  Oesophagus,  welcher  den  hinteren  musculösen 
Teil  der  Trachea  ein  wenig  in  das  Lumen  der  letzteren  nach  vorn 
vorzuwölben  pflegt.  Doch  ist  zu  beachten,  dass  die  Spejseri^re 
^on  an^  Halse  hinter  der  Trachea  ein  wenig  nach  links  her- 
vorragt,  sodass  sie  weiter  abwärts  hinter  den  linken  Bronchus  zu 
liegen  kommt.  Vor  dem  oberen  teile  der  Trachea 
(meistens  zwischen  dem  fl.— V,  Trachealringe)  ist  der  Isthmus  der 
Schilddrüse  gelegen,  welcher  sich  allerdii^s  auch  erheblich  weiter 
nach  oben  oder  nach  unten  erstrecken  kann,  wenn  dieses  Organ 
vergrössert  ist.  Gar  nicht  selten  (vielleicht  bei  jedem  zwölften 
Menschen)  wächst  der  obere  Rand  des  Isthmus  in  eine  schmale 
Verlängerung,  den  Proc.  fn/ramidalis,  aus,  welcher  bei  dem  obe¬ 
ren  Luftröhrenschnitte  unter  das  Messer  geraten  kann.  Z  w  i  - 

*)  Die  Strecke  zwischen  dem  Zungenbein  und  der  Teilungstelle  der 
Trachea  ist  also  zwischen  dem  IV.  Hals-  und  IV.  Brustwirbel  gelegen. 

34* 


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sehen  dem  Brustbeine  und  der  Schilddrüse  ist 
tei_Kindern  yd_r  de_r  Trachea  die  Thymusdmse  anzutreffen, 
welche  wiederum  heim  unteren  Luftröhrenschnitte  abwärts  ge¬ 
drängt  werden  muss,  wenn  man  Platz  zum  Operieren  erhalten  will. 
Vor  der  Schild-  und  Thymusdrüse  sind  jedoch  noch  ähnlich  wie 
beim  Kehlkopfe  die  unteren  Zungenbeinmuskeln  und  die  Fascien 
des  Halses  gelegen.  Hinter  dem  tiefen  Blatte  der  Fascia  colU  steigt 
ausserdem  noch  die  manchmal  sd^  stärk  entwickelte  Vena  thy- 
reoidea  ima  nebst  ihren  Ästen  zur  Schilddrüse  empor.  An  Stelle 
dieser  Vene  ist  häufig  ein  Geflecht,  der  Flexus,  ihi/reoideus  imjiar, 
gelegen.  In  der  sdtlichen  Rinne  zwischen  dem  Oesophagus  und 
der  Luftröhre  zieht  der  N.  laryngeus  inf.  aufwärts.  Es  bliebe  noch 
zu  bemerken,  dass  vor  dem  untersten,  in  der  Brusthöhle  befind¬ 
lichen  Teile  der  Trachea  (dicht  oberhalb  der  Bifurcaticmsstelle)  die 
y  A.  anonyma  sin.  gelegen  ist.  Oie  Teilungstelle  der  Trachea  selbst  ■ 
ist  hinter  dem  Aortenbogen  gelegen. 

Die  Schleimhaut  der  Trachea  besteht  ebenso  wie  die 
des  Kehlkopfes:  1.  aus  einem  Flimmerepithelium,  2.  aus 
einer  glashellen  Basalmembran  und  3.  aus  einem  binde¬ 
gewebigen  Substrat,  in  welches  starke  elastische  Fasernetze 
eingelagert  sind,  die  man  schon  mit  blossem  Auge  an  der  Innen¬ 
fläche  gelblich  durchschimmem  sieht.  An  der  Innenfläche  sind 
ferner  als  punktförmige  Offntmgen  die  Mündungen  von  verästelten 
tubulösen  Schleimdrüsen,  Gdandiüae.. irachaileSy  sichtbar, 
welche  am  zahlreichsten  in  den  Zwischenräumen  zwischen  je  zwei 
Knorpelringen _und. an, dem  hinteren  musculösen  Teile  der  Trachea 
auftreten.  Hier  sind  sie  zum  kleineren  Teile  an  der  inneren  und 
äusseren  Fläche  der  letzteren  gelegen. 

Die  Blutgefässe  der  Trachea  stammen  hauptsächlich  aus 
der  A,  und  V.  thyreoidea  inf.,  nahe  der  Bifurcationsstelle  auch  aus 
den  ,4a.  bronchiales,  die  Nerven  vom  Stamme  des  N.  vagus  und 
dem  N.  laryngeus  inf.  Die  Ly  m  p  h,ge.fÄS5£  senken  sich  in 
die  untersten  tiefen  Hals-  und  die  obersten  Bronchialdrüsra  ein. 

Von  den  beiden  Luftröhrenästen,  Bronchi  (Haupt¬ 
oder  Stammbronchi),  ist  nach  A  e  b  y  der  rechte  Bronchus  nur 
halb  so  lang,  dafür  aber  etwas  weiter  und  höher  gelegen  D  als  der 
linke  und  zugleich  ein  wenig  gekrümmt.  Auf  ihm  reitet  die  V. 
azygos.  Der  linke  Bronchus  ist  deutlich  S-förmig  gekrümmt,  auf 


Daraus  erklärt  sich,  dass  Fremdkörper  meist  in  den  rechten  Bronchus 

geraten. 


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seiner  oberen  Concavität  reitet  der  Aortenbogen;  seine  untere  Con- 
^avität  ruht  aüf~deni“  n  e  r  z  e  n.  Über  das  Lageverhältnis  der 
Bronchien  zu  den  ebenfalls  am  Lungenhilus  eintretenden  Aa.  und 
Vv.  pulmonales  ist  bei  der  Lunge  nachzusehen. 

III.  Die  Lungen. 

Die  Lungen,  jPidmones  stellen  zwei  unvollständig  kegel- 
-förmigp  Organe  Har,  welche  den  Austausch  der  Blutgase  mit  der 
atmosphärischen  Luft,  d.  h.  die  Aufnahme  des  Sauerstoffes  und 
die  Ausscheidung  der  Kc^lensäure  vermitteln.  An  jeder  Lunge 
unterscheidet  man  eine  concave  untere  Fläche,  Basis  ptd- 
monis  s.  Facies  diaphragmaUca,  welche  auf  dem  Zwerchfell  ruht, 
eine  convexe  äussere  Fläche,  Facies  costaiis,  welche  der 
'Fhoraxwand  anliegt,  xmd  eine  concave  innere  Fläche,  Facies 
mecUasUnalis,  welche  an  den  Mittelfellraum,  das  Mediastinum,  an¬ 
grenzt.  Ausserdm  imterscheidet  man  an  jeder  Lunge  einen  schar¬ 
fen  unteren,  einen  scharfen  vorderen,  einen'  stumpfen 
h  i  n  t  e  r^  n  R  a  njl^nd  die  kugelförmig  gewölbte  Spitze,  Apex 
pulmoms. 

Die  vorderen  Ränder  der  linkai  und  rechten  Lunge 
laufen  ziemlich  vertical  nach  abwärts:  beide  sind  dicht  neben 
dem  linken  Sternalrande  gelegen.  Doch  ist  zu  bemerken,  dass 
der  unterste  Teil  des  vorderen  Randes  der  linken  Lunge  (s. 
Fig.  28a  a.  S.  544)  einen  nach  rechts  concaven  Ausschnitt,  die 
Insicura  cardiaca,  bildet,  welche  sich  vom  IV.  Unken  Stemocostal- 
gelenke  bogenförmig  bis  zur  VI.  Rippe  erstreckt.  Am  Herzen  ent¬ 
spricht  dieser  Ausschnitt  einem  Teile  der  Vorderfläche  des  rechten 
Ventrikels  (s.  auch  S.  281).  Die  scharfen  unteren  Ränder 
schieben  sich  jederseits  zwischen  das  Zwerchfell  und  die  Thorax¬ 
wand  ein.*)  Die  stumpfen  hinteren  Ränder  liegen  in  den 
sogen.  Sulci  pulmonales  zu  beideiT  Äiten  deV  Wirbelsäule:  sie 
entsprechen  in  ihrer  Läge  etwa  den  Rippenköpfchen.  Die  Lun¬ 
genspitzen  endlich  lehnen  sich  an  die  beiden  ersten  Rippen 
an, .  überragen  jedoch  vom  die  erste  Rippe  und  das  Schlüs^lbein 
iun.ein„Beträchtliches:  sie  sind  lateral  von  den  Mm.  scaleni,  vom 
imd  medial  von  der  A.  und  V.  subclavia,  ganz  oben  von  den  un¬ 
tersten  Strängen  des  Plexus  brachialis  bedeckt.  Der  Verlauf  der 
A.  subclavia  ist  sc^ar  jederseits  an  der  Lungenspitze  durch  eine 

*)  Bei  die^r  ganzen  Betrachtung  ist  selbstverständlicherweise  die  Pleura 
ausseracht  gelassen,  welche  die  Lunge  wie  ein  Sack  umhüllt  und  sie  demge¬ 
mäss  von  ihren  Nachbarorganen  scheidet. 


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transversale  dichte  Furche,  Sulcus  subclavius,  markiert.  Am  hin¬ 
teren  Teile  der  medialen  Lungenfläche  zieht  ferner  dicht  hinter  dem 
Lungenhilus  (s.  ^e  folg.  Seite)  eine  verticale  Furche  nach  abwärts, 
weiche  linkerseits  von  der  A orta  d^s c e n d e n s ,  rechterseite 
von  der  V.  a  z  v  g  o  s  herrührt:  doch  ist  die  letztere  nicht  immer 
deutlich  sichtbar. 

Die  Lungen  werden  durch  Einschnitte,  Insicurae  interlobares, 
in  eine  Anzahl  von  Lappen  geteilt.  Die  linke  Lunge  besitzt 
nur  einen  tiefen  Einschnitt,  welcher  schräg  von  hinten  und  oben 
nach  vom  und  unten  verläuft;  demgemäss  kann  man  an  derselben 
einen  Oberl'appen,  Lobus  si^perioTf  und  einen  U  n  t  e  r  1  a  p- 
p  e  n ,  r/i/w«  Aln♦^»rcrl^oi/^on  Der  vordcTsfe  unterste  Teil 

des  linken  Oberlappens  bekommt  durch  die  Inc.  cardiaca  ein  mehr 
zungenföitniges  Aussehen  und  ist  deswegen  auch  als  Lobus  lingutüis 
bezeichnet  worden.  Die  rechte  Lunge  zeigt  zunächst  einen 
tiefen  schrägen  Einschnitt,  welcher  einen  ganz  ähnlichen  Verlauf 
wie  auf  der  linken  Seite  nimmt.  Etwa  von  der  Mitte  dieses  schrä¬ 
gen  Einschnittes  zweigt  sich  jedoch  ein  zweiter^  Einschnitt  von 
geringerer  Tiefe  ab,  welcher  in  nahezu  horizontaler  Richtung  nach 
\am  verläuft.-  Die  rechte  Lunge  besitzt  folglich  drei  Lappen, 
welche  man  als  O  b  e  r  1  ajLp  e  n  ,  Lobus  superior,  als  Mitte  1- 
1  a  p  p  e  n  .  Lobus  medius,  und  als  U  n  t  e  rj  a  pj)e  n  ,  Lobus 
inferior,  unterscheidet.  Der  Mitteilappen  ist  nur  sehr  klein  und, 
ganz  nach  vorn  gelegen,  so  dass  es  den  Eindruck  macht,  als  wäre 
derselbe  nur  ein  kleineres  abgetrenntes  Stück  der  rechten  Ober¬ 
lappens.  Obwohl  aber  der  rechte  Ober-  und  Mittellappen  zu¬ 
sammen  ebenso  gross  sind  wie  der  linke  Oberlappen,  wäre  es  doch 
falsch,  den  letzteren  als  ein  Analogon  der  beiden  ersteren  zu  be¬ 
trachten  —  eine  Annahme,  welche  durch  die  weiter  imten  zu  er¬ 
örternden  Untersuchungen  von  Aeby  widerlegt  sind. 

Betrachtet  man  nun  die  Lungenoberfläche  näher,  so 
findet  man  überall  ein  System  von  feinen  Linien,  durch  welche  eine 
Anzahl  von  unregelmässig  polygonalen  Feldern  {Insulaepulmonales) 
begrenzt  werden.  Diese  Felder  entsprechen  Abschnitten  der  Lungen¬ 
substanz,  welche  als  Lungen  1  ä  p  p  c  h  e  n  ,  Lobuli  pulmonales, 
bezeichnet  werden  und  durch  fibrilläres  Bindegewebe  von  einT' 
ander  getrennt  sind.  Sehr  häufig  pflegt  sich  bei  Erwachsenen 
zwischen  den  einzelnen  Lobuli  ein  schwarzer  Farbstoff,  das  sogen 
Lungenpigment,  abzulagem,  so  dass  ihre  Grenzen  sehr 
deutlich  erkennbar  werden.  Indessen  kann  sich  das  Pigment  auch 
über  die  ganze  Oberfläche  der  Lungen  ausbreiten,  und  zwar  soll 


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535 


sich  dasselbe  nach  R.  VIRCHOW  hauptsächlich  an  den  nachgiebi¬ 
gen,  den  Intercostalräumen  entsprechenden  Partieen  der  Lunge  an- 
sammeln,  während  den  Rippen  hellere,  pigmentarme  Streifen  ent¬ 
sprechen.  Von  HUSCHKE  und  HENLE  wird  allerdings  das  gerade 
Gegenteil  behauptet.  Nicht  minder  verschieden  sind  die  Ansichten 
über  die  Beschaffenheit  des  Lungenpigmentes:  während  die  meisten 
Autoren  alles  Pigment  an  normalen  Lungen  für  einge¬ 
atmeten  Kohlenstaub  ansehen,  halten  andere,  wie  z.  B.  HENLE, 
an  der  Möglichkeit  fest,  dass  der  schwarze  Farbstoff  wenig,^ns 
teilweise  von  der  Lunge  selbst  gebildet  werde.  Sicher  ist,  dass 
bei  Tieren,  welche  immer  im  Freien  gelebt  haben,  und  beim 
neugeborenen  Menschen  kein  Pigment  an  der  Lungenober¬ 
fläche  sichtbar  ist.  Im  Übrigen  hat  die  letztere  ein  spiegelndes, 
glattes,  glänzendes  Aussehen,  welches  sie  ihrem  Pleuraüberzuge 
verdankt.  Trübungen  oder  Rauhigkeiten  an  dem  letzteren  deuten 
immer  auf  frische  oder  abgelaufene  Krankheitsprozesse  hin.  Sind 
die  Lungen  aufgeblasen,  so  sieht  man  an  der  Oberfläche  derselben 
eine  Anzahl  von  sehr  kleinen  mit  Luft  gefüllten  Bläschen,  die 
VeskutiULJi£rM  f  Malpjghi’srht»  Bläschen  V  von  denen  iede.s  einer 
Lungenalveole  entspricht. _ 

"""Tnr^mnTcfr^RnT  ’nrc'hederLu  ngen  findet  sich 
der  sog.  Hüus  pulmonis,  d.  h.  eine  birnföimigp,  mit  rl<»ni  spit7gn 
Ende  abwärts  gelegene  Stelle,  an  welcher  die  Bronchien  nebst  den 
Aa.  und  Vv.  bronchiales,  die  Lungenarterien  und  die  Limgenvenen 
eintreten.  In  Begleitung  der  eben  genannten  Organe  dringen  hier 
auch  Nerven  und  Lymphgefässe  in  die  Lunge  ein.  Alle  diese  Or¬ 
gane  zusammen  bilden  einen  dicken  Strang,  die  L  u  n  g  e  n  w  u  r- 
z  e  1 ,  Radix  pidmonis,  an  welcher  die  Lunge  wie  an  einem  Stiele 
hängt  Auf  der  link  e  n  Lungenw  u  r  z^l_  reitet  der 
Aortenbogen^  auf  der  rechten  die^.  azygos. 
l)er  Höhe  nach  ninrnit  der  HilusT  etwä  die  unteren  zweiT5rittel  der 
medialen  Lungenfläche  ein.  Die  Lage  der  am  Hilus  ein-  und  aus¬ 
tretenden  Organe  ist  eine  derartige,  dass  jederseits  am  meisten  nach  J 
vor n  die  Lungenvenen,  etwas  weiter  rückwärts  die  Lun¬ 
genarterie,  endlich  am  meisten  nach  hinten  der  Bronchus  _ 
gelegen  ist.  Doch  ist  dabei  zu  beachten,  dass  rech  t s  d e r 
Bronchus,  Jjnks  die  n g e n a r t e rie  am  höch¬ 
sten  liegt,  ~'w^rend  die  LÜngenvenen  beiderseits  die  tiefste _ 

Stelle  des  Hilus~elnhehmeri. 

Nachdem  nun  die  beiden  aus  der  Teilung  der  Trachea  hervor¬ 
gegangenen  Bronchi  am  Hilus  angelangt  sind,  treten  sie  in  die 


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536 


^  S-.l-  ; 


iv  ' 


Bronchiolu* 


Bronchiolu* 

retpiratorius 


Lunge  ein  und  geben  in  einem  nach  imten  immer  spitzer  werden¬ 
den  Winkel  eine  Reihe  von  Ästen,  die  Seitenbronchi.  ab. 
von  denen  die  ventralen  stärker,  die  dorsalen  schwächer 
sind.  Der  linke  Bronchus  hat  vief~vaäiiile  und  vier  dor¬ 
sale  ^itenäste.  Von  diesen  geht  lediglidi  der  wst^  ventrale  in  den 
oberen  linken  Lungenlappen,  alle  übrigen  in  den  unteren  linken 
Lungenlappen.  Der  rechte  Bronchus  besitzt  ztmächst  einen 
besonderen  Seitenbronchus,  welcher  für  d«>n  oberen  rechten  Lun- 
genlappen  bestimmt  ist  und  dann  wie  links  vier  ventrale  imd  vier 

dorsaleSeitenäste.  Von 
diesen  geht  ebenfalls 
wie  links  lediglich  der 
erste  ventrale  in.  den. . 

mittleren  rechten  Lun- 
genlappen.  alle  übri¬ 
gen  in  den  rechten 
Unterlappen,  Wichtig 
ist  das  Lageverhältnis 
dieser  Äste  zur  Lun¬ 
genarterie—  ein  Punkt, 
auf  welchen  zuerst 
AEBY  aufmerksam  ge¬ 
macht  hat.  Die  Lun¬ 
genarterie  ist  nämlich 
auf  der  rechten  Seite 
unter  dem  beson¬ 
deren  Seitenbronchus 
des  rechten  Oberlap¬ 
pens  und  über  allen 
anderen  Bronchial¬ 
ästen  gelegen,  so  dass 
also  r  e  c  h  t  s  ein  „eparterieller“  und  sonst  „hyparterielle“  Bronchien^ 
in  die  Lungensub^nz  eintret^T^ährentf  sich  l  ih_k_s  nür 
partielle“  Bronchien  vorfinden.  Hieraus  ^  und  aus  anderen  Grün¬ 
den  —  zieht  Aeby  den  Schluss,  dass  sich:  1)  der  linke  und  der 


Jnfundibula 
Fig.  27. 


ji^:'^rwhte  Unterlappen,  2)  der  linke  Oberlappen  und  der  rechte  Mittel- 


*^den,  nehmen  sie  an 
■ ''  '  schliesslich  nur  1,0  l 


lappen  entsprechen,  während  ein  Änal^goii  des  rechten  Ober¬ 
lappens  an  der  linken  Lunge  nicht  existiert.  Indem  sich  mm  die 
Seitenbronchii  dichotomi^^  (seltener  fiichot<Mnisch)  weiter- 

Caliber  mehr  und  mehr  ab,  bis  sie 
bis  1,5  mm  im  Durchmesser  halten. 


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537 


Diese  kleitisten  Brc«chialverzweigui^en,  welche  man  als  End¬ 
bronchien  ,.5rowcÄi(rft,  bezeichnet  hat,  gehen  nun  in  die 
Alveolargänge,  Ductuli  alveolares,  über,  d.  h.  sackartige 
G^ge,  deren  Wand  vollständig  von  kleinen  Ausbuchhmgen,  den 
Lungenbläschen,  Mveoli,  besetzt  ist.  Übrigens  zeigt  schon 
der  unterste  Abschnitt  eines  jeden  Bronchiolus  an  seiner  Wand 
zahlreiche  LungenaFveolen  und  wird  deshalb  im  Bereiche  der  letz¬ 
teren  von  KOELLIKER  als  Bronchiolus  respircUorius  bezeichnet. 
Sämtliche  A  1  v  e  o  1  a  r  g  ä  n  g  e  ,  welche  aus  einem  Bronchi- 
olüs  hervorgehen,  setzen  je  ein  L  u  n  g  e  n  1  ä_pjp  c  h  e  n  ,  Lobi^is 
pultnonis,  zusammen^  Dass  die  Grenzen  der  Lobuli  an  der  Lungen¬ 
oberfläche  den  Insulae  pulmonales  entsprechen,  ist  bereits  erwähnt 
worden.  Da  sich  die  Alveolargänge  vom  Bronchiolus  an  trichter¬ 
förmig  erweitern,  so  haben  viele  Autoren  die  blinden  Enden  der- 
selben  nach  dem  Vorgänge  von  ROSSIGNOL  Jnßoidibula  benannt. 
Auch  hat  man  die  Ausbuchtungen  der  Infundibula  als  termi¬ 
nale,  die  der  Seitenwände  als  parietale  Alveolen  be¬ 
zeichnet.  Was  die  microscopische  Structur  der  Bron¬ 
chien  und  des  Ltmgenparenchyms  betrifft,  so  ist  zunächst  mit  Be¬ 
zug  auf  die  Bronchien  zu  bemerken,  dass  dieselben  ebenso  wie  die 
Trachea  mit  einer  durch  feine  Längsfalten  ausgezeichneten 
Schleimhaut  ausgekleidet  sind,  welche  (von  innen  nachi.  aussen 
gerechnet)  aus  einem  Flimmerepithel,  einer  homogenen 
Basalmembran  und  einem  von  elastischen  Fasern  reichlich 
durchsetzten  bindegewebigen  Substrat  besteht.  In 
dem  letzteren  finden  sich  normaler  Weise  spärlichere  oder  reich¬ 
lichere  Anhäufungen  von  Leukocyten  vor  und  ausserdem  als  Fort¬ 
setzung  der  glatten  Musculatur  der  Trachea  eine  c  i  r  c  u  1  ä  r  e 
Schicht  von  glatten  Muskelfasern,  welche  sich 
bis  in  die  Bronchiolen  abwärts  erstreckt  und  sich  nach  Rindfleisch 
am  Ende  der  letzteren  zu  einem  ringförmigen  Sphincter  verdicken 
soll.*)  Nach  KOELLIKER  sollen  sogar  einzelne  schleifenförmige 
Faserzüge  auf  die  Wand  der  Alveolargänge  übergehen  und  auch 
um  den  Eingang  zu  jeder  Alveole  eine  Art  von  circulärem  Schliess- 
muskel  bilden.  Die  Schleimhaut  enthält  in  ihrer  tieferen  (vielfach 
als  Submucosa  bezeichneten)  Schicht  verästelte  tubulöse  Drüsen^ 
Glandulae  bronchiales,  welche  mit  ihrem  Ausführungsgang  die  Mus- 


*)  Denkt  man  sich  die  Sphincteren  sämüicher  Bronchioli  contra- 
hiert,  so  muss  dadurch  dem  Eindringen  der  Respirationsluft  in  die  Lungen 
ein  erheblicher  Widerstand  erwachsen,  welcher  (je  nach  dem  Grade  der 
Contraction)  zu  grösserer  oder  geringerer  Atemnot  führen  kann. 


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kelschicht'  durchsetzen.  Auf  die  Submucosa  folgt  endlich  an  den 
gröberen  Bronchien  überall  eine  Art  von  bindegewebiger 
Adventitia,  in  welche  unregelmässig  gestaltete  Knorpel- 
stücke  eingebettet  sind.  Priicpn  fahipn  j<»Hnrh 

in  der  Wand  der  Bronchiolen,  welche  somit  lediglich  aus  der 
Schleimhaut  und  der  Ringmuskelschicht  zusammengesetzt  sind. 
Das  FlimmerefHthel  bildet  hier  nur  eine  einfache  niedrige  Lage 
und  geht  schon  in  den  Bronchioli  respiratorii  in  das  sog.  respi¬ 
ratorische  Epithel  über,  welches  Weiterhin  auch  die  Al¬ 
veolen  austapeziert.  Dieses  respiratorische  Epithel  besteht  itach 
KOELLIKER  hauptsächlich  aus  grossen,  hellen,  kernlosen  Platten, 
zwischen  denen  kleinere,  kernhaltige  und  noch  Protoplasma  füh¬ 
rende  Zellen  einzeln  oder  in  Gruppen  eingestreut  sind.  Welche 
Bedeutung  die  letzteren  haben,  weiss  man  nidit  genau,  doch  lässt 
sich  vermuten,  dass  aus  ihnen  durch  Proliferation  die  hellen  Zell¬ 
platten  hervorgehen.  Beim  Neugeborenen  scheint  übrigens  das 
ganze  Lungenepithel  kernhaltig  zu  sein.  Abgesehen  von  dem  re¬ 
spiratorischen  Epithel  besteht  die  Wand  der  Alveolen  aus  einer 
(nur  an  einzelnen  Stellen  undeutlich  faserigen)  homogenen 
Grundsubstanz,  in  welche  (abgesehen  von  einem  dichten 
Capillametz)  vereinzelte  Bindegewebszellen  imd  ein  starkes  Netz- 
w^erk  von  elastischen  Fasern  eingelagert  sind.  Um  den 
Eingang  zu  einer  jeden  Alveole  findet  sich  ein  vollständiger  elasti¬ 
scher  Ring  vor.  Dem  Vorhandensein  dieser  elastischen  Elemente 
in  deni  Alveolenwänden  verdankt  die  Limge  die  Eigenschaft,  dass  sie 
sich  nach  dem  Aufblasen  wieder  zusammenzieht  und  die  einge¬ 
blasene  Luft  heraustreibt.  Gewöhnliches  fibrilläres  Bindegewebe 
findet  sich  in  der  Lunge  nur  interstitiell,  d.  h.  in  der  Um¬ 
gebung  der  Bronchien  und  ihrer Begleitgefässe  (peribronchi¬ 
ales  Bindegewebe),  zwischen  den  Lobuli  (i n t e r i o b u- 
läres  Bindegewebe),  und  unter  der  Pleura  (s u b p  1  e u- 
rales  Bindegewebe)  vor.  Dagegen  muss  betont  werden, 
dass  im  übrigen  abweichend  von  dem  in  Fig  27  dargestellten 
Schema  die  Wände  sämtlicher  zu  einem  Lobulus  gehö¬ 
rigen  benachbarten  Alveolen  völlig  miteinander  verschmolzen 
sind  {Septa  cdveolaria),  so  dass  ein  Querschnitt  eines  Limgenläpp- 
chens  ein  durchaus  schwammiges  Aussehen  darbietet. 

An  den  Blutgefässen  der  Lunge  hat  man  sogenannte  "Kasa publiea 
und  Fosa  privata  zu  unterscheiden.  Die  Verzweigungen  der  Aa.  und  Vv. 
pulmonales  (s.  S.  295  und  S.  347)  folgen  den  Bronchien  und  lösen  sich  zu¬ 
letzt  in.. der  Wand  der  Alveolen  in  ein  engmaschiges  Capillametz  auf,  wel¬ 
ches  vielfach  schlingenförmig  in  das  Lumen  der  Alveolen  hineinragt.  Die 


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I^erne  des  respiratorischen  Epithels,  welches  diesem  Capillametz  unmit¬ 
telbar  aufliegt,  sind  hierbei  stets  in  den  Maschen  zwischen  den  Blut- 
gelassen  gelegen,  so  dass  sie  die  Capillarwand  niemals  verdecken.  Da  nun 
in  diesen  Capillaren  der  Gasaustausch,  d.  h.  die  Säuerstoffaufnahme  und 
Kohlensäureabgabe  des  Blutes  erfolgt,  welches  weiterhin  in  oxydiertem  Zu¬ 
stande  durch  die  Vv.  pulmonales  zum  Herzen  und  hierauf  in  den  ganzen 
Körper  gelangt,  so  sind  die  Pulmonalgefässe  als  Vasa  publica  bezeich- 
net  worden.  Die jia.  und  Vv.  bronchiales  dagegen  (s.  S.  298  und  354)  ziehen 
zwar  auch  in  Begleitung  der  Bronchien  in  das  Innere  der  Lunge  hinein, 
verästeln  sich  jedoch  hauptsächlich  in  dem  peribronchialep,  ipt^rlohulären 
und  subpleuralen  Bindegewebe,  indem  .sie_ zugleich  ^e  Wa^d  der  Bronchien 
und  die  Lungenpleura  versorgen.  Ihr  Blut  dient  also  nur  zur  Ernährung 
von  Lungenteilen,  und  somit  können  sie  als  Vasa  privata  der  Lunge  be¬ 
zeichnet  werden.  Indessen  ist  zu  betonen,  dass  die  Capillargebiete  der  Pul¬ 
monal-  und  Bronchialgefässe  überall  dort  continuieiiich  miteinander  Zu¬ 
sammenhängen,  wo  sie  aneinanderstossen.  Man  kann  infolgedessen  durch 
eine  Injection  der  Aa.  bronchiales  stets  die  Capillaren  der  Alveolen 
füllen  (Hyrtl).  Auch  sollen  zwischen  den  gröberen  Zweigen J)eider_Oefäss- 
arten  Anastomosen  stattfinden,  so  dass  eine  strenge  Scheidung  zwischen  den 
Vasa  privata  und  publica  der  Lunge  nur  einen  schematischen  Wert  hat. 

Die  Ly^mphgefäs s e  der  Lunge  sind  unter  dem  Pleuraüberzuge  und 
in  dem  interstitiellen  Bindegewe^  gelegen.  Sie  ziehen  zum  Teil  längs  der 
Lungenoberlläche^  zum  Teil  längs  der  Bronchialzweige  zum  Lungenhüus,  um 
sich,  in  die  Glandulae  bronMjUes  einzusenken.  Häufig  sind  auch  im  Innern 
der  Lunge  neben  den  Bronchien  Lymphdrüsen  gelegen  {Lymphoglandulae 
jpulmonales]^  durch  welche  die  tiefen  Lymphgefässe  hindurchtreten  müssen, 
um  zu  den  Glandulae  bronchiales  zu  gelangen. 

Die  Nerven  werden  von  den  Zweigen  des  N.  vagus  und  des  N.  sym- 
pathicus  geliefert.  Die  Sympathicuszweige,  welche  mit  den  Blutgefässen  in 
die  Lunge  eindringeri,  scheinen  lediglich  vasomotorischer  Natur  zu  sein. 
Ober  die  Vagusfasern  s.  S.  480  sub  8. 

IV^  Pleura  und  Mediastinum. 

Das  Brustfell,  Pleura,  bildet  jederseits  einen  völlig  ge¬ 
schlossenen,  serösen  Sack,  in  welchem  man  sich  die  Lunge  von 
der  Mittelebene  her  eingestülpt  denken  kann.  Die  Wand  dieses 
Sackes  besteht  aus  einer  Bindegewebschicht,  welche  von  elastischen 
Easetnetzen  durchzogen  und  an  der  freien  Oberfläche  (der  Innen¬ 
fläche  der  Pleurahöhle)  mit  einem  einfachen,  polygonalen  Endothel 
ausgekleidet  ist.  Wie  an  allen  anderen  serösen  Säcken  unterscheidet 
man  auch  an  der  Pleura  ein  v  i  s  c  e  r  a  1  e  s  und  ein  p  a  r  i  e  t  a  - 
1  e  s  B  La  1 1 ,  deren  Übergangstelle  (Umschlagstelle)--ilie  Lungen¬ 
wurzel  bekleidet.  Zwischen  diesen  beiden  Blättern  li^  die 
Pleurahöhle,  Cavum  pleurae,  welche  allerdings  normaler 
Weise  nur  einen  lumenlösen  Spalt  bildet,  d.  h.  das  parietale  und 
das  viscerale  Blatt  liegen  überall  dicht  aneinander  und  zwischen 
ihnen  befindet  sich  nur  soviel  seröse  Flüssigkeit,  als  notwendig 
ist,  um  beide  Blätter  schlüpfrig  und  gegeneinander  leicht  verschieb¬ 
lich  zu  erhalten. 


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Das  viscerale  Blatt,  Pleura  pulmonalis,  ist  es  nun, 
welches  mit  der  Lungenoberfläche  fest  verwachsen  ist  und  der 
letzteren  das  glatte,  glänzende,  siMegelnde  Aussehen  verleiht;  es 
scheint  völlig  zu  dem  Organ  zu  gehören,  indem  es  auch  die  Ein¬ 
schnittstellen  zwischen  zwei  benachbarten  Lappen  bekleidet.  Doch 
spannt  sich  die  Pleura  hiier  in  Form  von  kurzen  Falten,  den  Ligg. 
interhbaria  (interlobularia),  von  dem  einen  Lappen  zu  den  ande¬ 
ren  hinüber.  Indem  das  viscerale  Blatt  weiterhin  die  Lungenwurzel 
allseitig  bekleidet,  geht  es  allmählich  in  das  parietale  Blatt  über. 
Unterhalb  der  Lungenwurzel  wird  diese Obergai^telle durch 
eine  Duplicatur  der  Pleura,  das  sog.  Lia  vulmoru^e.  gebildet.  Das 
Band  spannt  sich  in  frontaler  Richtung  von  der  medialen  Ltiogen- 
fläche  zur  Pleura  mediastinalis  hinüber  (s.  weiter  unten),  indem 
es  gewissermassen  eine  häutige  Fortsetzung  der.  Lungenwurzel 
nach  abwärts  darstellt.  Sein  unteres  Ende  reicht  bis  zur  Lungen- 
basis  hinab  und  besitzt  einen  scharfen  freien  Rand,  welcher  der 
oberen  Fläche  des  Zwerchfelles  aufliegt.  . 

An  dem  parietalen  Blatte  hat  man  die  Pleura¬ 
kuppel,  Cupula  s.  Apex  pleurae,  die  Rippenpleura  {Pleura 
eostalis),  die  Zwerchfellpleura  (Pleura  diaphragmaiica) 
und  die  Mittelfellpleura  {Pleura  mediastinalis)  zu  unter¬ 
scheiden.  AlsJB.1  e-u  r  a  k  u  p  p  e  1  bezeichnet  man  denjenigen  Ab¬ 
schnitt  des  Brustfelles,  welcher  vorn  die  I.  Rippe  und  das 
Schlüsselbein  überragt  und  somit  der  Lungenspitze  entspricht. 
Die  Pleuraspitze  ist  lateral  von  den  Mm.  scaleni,  medial  von  einem 
Stücke  der  Trachea  und  des  Oesophagus,  vom  und  medial  von 
der  A.  und  V.  subclavia,  .ganz,  .oben  \oa  den  untersten  Strängen 
des  Plexus  brachialis  begrenzt.  Infolgedessen  pflegt  der  I.  Dor- 
salnerv,  welcher  den  untersten  Abschnitt  des  Plexiis  bildet,  bei 
Lungenspitzenaffectionen  mit  besonderer  Vorliebe  in  Mitleiden¬ 
schaft  gezogen  zu  werden.  Indem  sich  die  Pleurakuppel  hinten 
an  die  beiden  obersten  Rippen  anlehnt,  reicht  sie  bis  zum  ersten 
Rippenköpfchengelenk  in  die  Höhe.  Die  Pleura  eostalis 
überzieht  die  Innenflächen  der  Rippen  und  Intercostalmuskeln  vom 
Brustbein  bis  zu  den  Wirbelkörpera.  Unten  setzt  sie  sich  in  die 
Pleura  diaphragmatica  fort,  weldie  die  obere  Zwerch- 
I  fellfläche  beklei^t.  Doch  wird  der  Winkel,  welchen  der  Ansate 
1  des  Zwerchfelles  mit  der  Thoraxwand  bildet,  von  der  Pleura  nicht 
'  vollständig  austapeziert,  sondern  nur  ausgerundet.  Als  Pleura 
!  mediastinalis  {Lamina  mediastinalis)  bezeichnet  man  end¬ 
lich  denjenigen  Teil  des  Brustfelles,  welcher  sich  je^rseits  von  der 


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Seite  der  Wirbelkörper  in  ziemlich  sqgjttaler  Richtung..  ZUm  Ster¬ 
num  hinüberspannt.  Derjenige  Abschnitt,  welcher  an  den  Herz¬ 
beutel  grenzt,  wird  im  besonderen  Pleura  jaericardiaca  benannt. 

Zw ischender  linken  undder  rechten  Pleura 
mediastinalis  bleibt  jedoch  ein  Raum,  welchen  man  M i t - 
telfellraupi,  Cavum  mediastinale,  benannt  hat,  obschon  der¬ 
selbe  keineswegs  eine  Höhle  darstellt,  sondern  durch  eine 
Anzahl  von  Organen,  wie  z.  B.  das  Herz,  die  Trachea,  den 
Oesophagus,  verschiedene  Gefässe  und  Nerven,  völlig  ausgefällt  ist. 
Von  anderen  Autoren,  wie  z.  B.  Henle,  wird  dieser  Raum  kurz¬ 
weg  als  MediasHnum  bezeichnet.^)  Wo  die  Pleura  mediastinalis 
dön  Herzbeutel  anliegt  (Pleura  pericardiaca),  i.st  sie  mit  dem  letz¬ 
teren  ziemlich  f^_verwadisen.  Das  Cavtun  mediastinale  (Me¬ 
diastinum)  würde  sich  also  nach  Art  eines  ^ptum  Septum  me- 
diastinale,  in  der  Sagittalebene  vcHn  Sternum  bis  zu  den  Wirbel¬ 
körpern  erstrecken.  Man  hat  nun  an  diesem  Raume  einen  vor¬ 
deren  Abschnitt,  das  Cavum  mediastinale  anterius,  und 
einen  hinteren  Abschnitt,  das  Cavum  mediastinale  poste¬ 
rius,  imterschieden.  Diese  Einteiltmg  ist  deswegen  nicht  ganz 
korrekt,  weil  es  nicht  möglich  ist,  beide  Abschnitte  präcise  von  ein¬ 
ander  abzugrenzen.  Gewöhnlich  gibt  man  als  Grenze  eine  ziem¬ 
lich  frontale  Ebene  an,  welche  man  sich  durch  den  vorderen  Teil 
der  Lungenwurzel  gelegt  denkt.  Geht  man  von  dieser  Voraus¬ 
setzung  aus,  so  würden  zum  Cavum  mediastinale  anterius  s.  Me¬ 
diastinum  anticum  2)  die  Thymusdrüse,  das  Herz  mit  dem  Herz¬ 
beutel,  und  den  Anfangsstücken  der  grossen  Gefässe  und  zu  beiden 
Seiten  des  Herzbeutels  der  N.  phrenicus  gehören.  Das  Cavum  me¬ 
diastinale  posterius  s.  Mediastinum  posticum  —  dicht  vor  den 
Wirbelkörpem  gelegen  —  würde  die  Trachea,  den  Oesophagus 

i 

Da  nach  S  PIOELIUS  dasjenige  ist  „quod  per  medium 

so  ist  diese  Terminologie  durchaus  korreld.  Andere  Autoren,  wie  z.  B. 
Hyrtl,  gebrauchen  dagegen  die  Ausdrücke  Mediastinum  und  Pleura  mediasii- 
nalis  völlig  gleichbedeutend.  Indessen  ist  es  wohl  einfacher,  sich  in  diesem 
Falle  an  die  HENLE’sche  Bezeichnung  anzuschliessen. 

2)  Hyrtl  u.  a.  bezeichnen  als  Cavum  mediastini  ant.  lediglich  das 
lockere  Bindegewebe,  welches  zwischen  dem  Sternum  und  dem  Herzbeutel 
nebst  den  aus  ihm  hervortretenden  grossen  Gefässen  gelegen  und  in  welches 
hinter  dem  Manubrium  sterni  bei  Kindern  die  Thymusdrüse  eingelagert  ist. 
Wenn  übrigens  Henle  und  Struthers  es  vorzieht,  ein  Mediabtinum  supe- 
rius  und  inferius  zu  unterscheiden,  deren  Grenze  dem  oberen  Rande  der 
Lungenwurzel  entsprechen  würde,  so  lassen  sich  dagegen  doch  vom  prak¬ 
tisch-medizinischen  Standpunkte  aus  schwere  Bedenken  erheben.  Statt  Ca¬ 
vum  mediastinale  ist  es  vielleicht  besser  zu  sagen  Spatium  mediastinale, 
da  es  sich  nicht  um  eine  „Höhle“  handelt. 


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542 


nebst  den  Nn.  vagi,  die  V.  azygos  und  hemiazygos,  den  Ehictus 
thoracicus,  die  A(»1a  descendräs,  endlich  den  Grenzstrang  des 
N.  sympathicus  und  die  Nn.  splanchnici  major  und  minor  ent¬ 
halten.  Die  letztgenannten  Nerven  sind  allerdings  schon  an  der 
Übergangstelle  der  Pleura  mediastinalis  in  die  Pleura-  costalis  ge¬ 
legen. 

An  der  kindlichen  Leiche  oder  der  mageren  Leiche  eines  Er¬ 
wachsenen  kann  man  nach  Eröffnung  des  Brustkor¬ 
bes  einen  grossen-  Teil  der  eben  erwähnten  Organe  ohne  weitere 
Präparation  wahmehmen.  Schlägt  man  die  linke  Lunge 
nach  rechts  hinüber,  so  kann  man  vor  der  Wirbelsäule  die 
Aorta  descendens,  links  von  derselben  (halb  unter  ihr  verborgen) 
die  V.  hemiazygos,  endlich  im  unteren  Teile  vor  der  Aorta  auch 
den  Oesophagus  wjdirnehmen.  Schlägt tnan  die  rechte  Lunge 
nach  links  hinüber,  so  kann  man  vor  der  Wirbelsäule  die 
V.  azygos,  neben  derselben  oben  den  Oesophagus,  unten  ein  Stück 
der  Aorta  erkennen.  An  beiden  Seiten  sieht  man  ferner  neben 
dem  Oesophagus  die  Nn.  vagi,  vor  den  Rippenköpfchengelenken 
den  Grenzstrang  des  Sympathicus,  zur  Seite  der  unteren  Brust¬ 
wirbelkörper  die  Nn.  splanchnici  durch  die  Pleura  hindurch- 
schimmem.  Auch  die  Nn.  phrenid  sind  ohne  weitere  Präparation 
zu  beiden  Seiten  des  Herzbeutels  sichtbar. 

V.  Die  Lage  der  Bnistelngeweide. 

Was  zunächsit  die  Pleuragrenzen  anbetrifft,  so  ist  be¬ 
treffs  der  P  1  e  u  r  a  k  u  e  l_(s^.  d.  vor.  Seite)  zu  bemerken,  dass 
der  höchste  Punkt  derselben  ziemlich  •  genau  dem  I.  Rippea- 
köpfchengelenke  oder,  was  dasselbe  sagen  will,  der  Spitze  des 
VlL_fcIals.wirbeldornes  (der  Vertebra  prominens)  entspricht.  Von 
vom  betrachtet  würde  also  die  Pleurakuppel  die  Clavicula  um  3 
bis  5  cm  überragen.  H  i  n  t  e  n  ist  die  Grenze  zwischen  der  Pleura 
costalis  und  mediastinalis  nicht  scharf  zu  bezeichnen;  man  kann 
nur  sagen,  dass  sie  an  der  Seitenfläche  der  Wirbelkörper  gelegen 
ist.  Noch  weit  weniger  präcise  lassen  sich  die  v  ö  r  d  e  r  e  n 
Pleuragrenzen,  d.  h.  die  vordere  Übergangstelle  zwischen 
der  Pleura  costalis  und  mediastinalis,  definieren,  weil  sie  indivi¬ 
duell  ausserordentlich  variieren.  Indessen  wird  man  nicht  fehl¬ 
gehen,  wenn  man  für  die  Mehrzahl  der  Fälle  folgendes  Verhalten 
als  Norm  nimmt.  An  dem  mittleren  Teile  des  Sternum  (s.  Fig.  28a) 
stossen  die  linke  und  rechte  Pleura  dicht  nebendem  Ster¬ 
na  1  r  a  n  d  e  zusammen,  indem  sie  den  grössten  Teil  des  dahinter 


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543 


gelegenen  Herzens  verdecken.  Nach  oben  tritt  jedoch  eine  Diver¬ 
genz  ^ePbeidenTTeürablätter  ein,  so  dass  sie  hinter  dem  Ma- 
nubrium  stemi  einen  dreiseitigen  Raum,  die  sogen.'  Area  inter- 
pleurica  superior,  zwischen  sich  fassen,  welche  zur  Auinahme  für 
die  Thymusdrüse  bestimmt  ist.  Vom  IV.  Sternncostalgelenke  an 
weichen  die  Pleuragrenzen  nach  abwärts  auseinander.  Doch  ist 
es  hier  nur  die  linke  Pleura,  welche  entsprechend  der  Incisura  car- 
diaca  der  Lunge  eine  geringe  Ausbuchtung  nach  links  zeigt  (s. 

Fig.  28a),  während  der  vordere  Rand  der  rechten  Pleura  senk¬ 
recht  nach  abwärts  zieht.  In  der  Höhe  des  VI.  Rippenknqrpels 
geht  .alsdann  sowohl  rechts  wie  links  die  vordere  Pleuragrenze  in 
die  untere  «über.  Es  entsteht  auf  diese  Weise  hinter  den  Knorpeln 
der  V. — VI.  Rippe  linlK  die  .4rea  interpleurica  inferior,  an  welcher 
das  vom  Pericard  umhüilte  Herz  der  Brustwand  unmittelbar  an¬ 
liegt.  Sticht  man  dicht  neben  dem  Sternum  im  V.  (oder  IV.)  Inter- 
costalraum  ein,  so  kann  man  ohne  Verletzung  der  Pleura  den 
Herzbeutel  öffnen.  i )  Was  endlich  die  »ntgre  Plpnragrpnzt». 
betrifft,  so  gibt  HENLE  an,  dass  dieselbe  von  der  Mitte  des*^»«  ..  ,mva/ 
Knorpels  der  yi-  über_den  Knorpel  der  VII..  Rippe  längs  der  vor¬ 
deren  Enden  der  folgenden  Rippenknochen  bis  zur  Mitte  der  XII 
Rippe  zieht.  Der  hintere  Teil  derselben  pflegt  nahezu  horizontal 
zu  verlaufen.  Nach  PANSCH  erstreckt  sich  diese  Linie  leicht  ab¬ 
wärts  geixten  vom  Sternalende  des  VI.  Rippenknorpels  über  die 
Knorpelknochengrenze  der  VII.  Rippe  hinweg  bis  zum  Halse  der""*^  «-u.. 
XII.  Rippe,  also  ähnlich  wie  dies  in  Fig.  28  a  und  28b  angegeben ‘  ^ ''  ' 
ist.  Auch  hier  scheinen  also  individuelle  Verschiedenheiten  vorzu-^,^^^  ^  v. 
kommen.  Ausserdem  ist  die  untere  PleuragtreAze  (ebenso  wie  das « 

Zwerchfell)  links  stets  etwas  tiefer  als_  rechts  gelegen. 

Die  Lungengre.nzen  entsprechen  oben  an  der  Wirbel¬ 
säule  sowohl  während  der  Exspiration  wie  während  der  Inspira¬ 
tion  durchaus  den  soeben  angegebenen  Pleuragrenzen.  Nur  an 
der  Incisura  cardiaca  pflegt  der  Lungenrand  nicht  an  die  Pleura- 

*)  Die  Abweichungen  von  dem  eben  geschilderten  Verhalten  beziehen 
sich  einerseits  darauf,  dass  die  beiden  vorderen  Pleuragrenzen  gänzlich  aus¬ 
einanderweichen  können,  so  dass  die  linke  dem  linken,  die  rechte  dem  rech¬ 
ten  Stemalrande  entspricht;  andererseits  können  dieselben  in  der  ganzen 
Ausdehnung  des  Brustbeines  dicht  nebeneinandertiegen,  so  dass  weder  oben 
noch  unten  eine  Area  interpleurica  existiert.  Nach  Hamernik  und  Nuhn  ist 
das  letztere  Verhalten  sogar  das  normale,  so  dass  bei  gesunden  Lun¬ 
gen  vor  dem  Pericardium  kein  Raum  existieren  würde,  an  welchem  die 
Paracentese  des  Herzbeutels  ausführbar  wäre.  Wo  die  letztere  mit  Erfolg 
gemacht  ist,  soll  es  sich  nach  der  Annahme  dieser  Autoren  um  kranke  Lun¬ 
gen  und  Pleurae  gehandelt  haben. 


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gienze  heranzureichen.  Für  die  untere  Lungengrenze 
ander  Leiche  (also  im  Zustande  der  Exspiration)  wird  ziem¬ 
lich  übereinkimmend  eine  fast  gerade  Linie  angegeben,  welche 
vom  rechts  am  Stemalansatze  der  VI.  Rippe,  links  etwa  in  der 
Mitte  des  VI.  Rippenknorpels  beginnt  und  hinten  an  dem  Ansätze 
der  XI.  Rippe  —  (oder  was  dasselbe  sagen  will)  in  der  Höhe 


Fig.  28  a. 

Die  Grenzen  der  beiden  Lungen,  ihrer  Lappen  und  ihrer  Pleurae  von  vom  betrachtet  Die  Um¬ 
risse  des  Herzens  sind  in  roter  Farbe  auf  die  Brustwand  projiciert,  die  Lungengrenzen  durch 
schwarze  Zackenlinien,  die  Pleuragrenzen  durch  schwarze  gerade  Linien  dargestellt 

des  X.  Brustwirbeldornes  endet,  indem  sie  die  X.  Rippe  unweit  der 
Wirbelsäule  schneidet.  Auch  diese  Grenze  ist  links  stets  etwas 
tiefer  als  rechts  gelegen.  Beim  Lebenden  wird  als  u n - 
texe  Lungengrenze  rechts  nach  den  Resultaten  der  Per¬ 
cussion  in  der  P  a  r  a  s  t  e  r  n  a  1 1  i  n  i  e  die  VI.,  in  der  M  a  m  - 
millarlinie  der  obere  Rand  der  VII.,  in  der  Axillar¬ 
linie  der  untere  Rand  der  VII.,  in  der  S  c  a  p  u  1  a  r  I  i  n  i  e  die 


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IX.,  zur  Seite  der  Wirbelsäule  die  X.  Rippe  angegeben. 
Links  ist  die  Grenze  höchstens  um  eine  Rippenbreite  tiefer  gelegen. 
Bei  tiefer  Inspiration  kann  jedoch  der  untere  Lungenrand  um 
mehrere  Centimeter  nach  abwärts  rücken. 

Was  endlich  die  Grenzen  zwischen  den  einzel¬ 
nen  Lungenlappen  anbetrifft,  so  ist  zunächst  auf  der  r  e  c  h- 
t  e  n  Seite  die  Grenze  zwischen  dem  Ober-  und  Mittellappen 
durch  eine  Linie  gegeben,  welche  vom  IV.  Stemocoetalgelenk^ 


Fig.  28b. 

Die  Grenzen  der  beiden  Lungen,  ihrer  Lappen  und  ihrer  Pleurae  von  hinten  betrachtet.  Auf  der 
rechten  Seite  ist  noch  ein  Stück  des  Mittellappens  sichtbar.  Alles  Übrige  wie  Fig.  28  a. 

zjymlich  horizontal  narh  hintfn  läuft  r>i<.  Grenze  zwischen  dem 
rechten  Mittel-  und  Unterlappen  erstr^kt  sich  von  der  Knorpel- 
ki^hengrenze  der  VI.  Rippe  in  ziemlich  gerader  Linie  bis  in  die 
Nätie  des  V.  Rippenköpfchengelenkes  nach  hinten.  Auf  der  1  i  n  - 
k  e  n  S  eite  entspricht  die  Grenze  zwischen  dem  Ober-  und  Un¬ 
terlappen  ebenfalls  im  Wesentlichen  der  VI.  Rippe;  nur  kann  sie 
vorn  nicht  selten  etwas  unterhalb  der  letzteren  beginnen,  pflegt 
jedoch  hinten  meistens  etwas  oberhalb  der  V.  Rippe  zu  endigen. 
Es  muss  also  betcmt  werden,  dass  sich  der  rechte  Mittellappen 

Droeaike,  Anatomie.  9.  Aofl.  35 


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546 


nur  mittels  einer  schmalen  Spitze  bis  zur  Rückenfläche  d^Jliorax 
erstreckt  (s.  Fig.  28  b). 

Aus  dem  Gesagten  und  aus  Fig.  28  a  und  28  b  ist  ersichtlich, 
dass  die  unteren  Pleuragrenzen  erhebUch  tiefer  als  die  unteren 
Lungengrenzen  gelegen  sind  d.  h.  dass  der  unterste  Teil  des 
Pleurasackes  jederseits  einen  Raum  besitzt,  welcher  nur  ganz  aus¬ 
nahmsweise  im  Zustande  tiefster  Inspiration  vcm  der  Lunge  aus¬ 
gefüllt  wird.  Diese  Räume  hat  man  als  Sinus pleuraephrenicocostales  , 
oder  nach  GERHARDT  als  Complementärräiimp 

Über  Hip  T  a  g  p  H  p  r  ^  r  g  a  n  e  i  m  C  a  V  u  m  m  e  d  i  a  s  t  i-_ 
hier  nur  Allgemeines  gesagt  werden  und  muss  im 
Speziellen  auf  die  betreffenden  Kapitel  verwiesen  werden.  Im  C  a- 
vum  mediastinale  ist  unten  das  Herz  mit  dem  Herzbeutel 
gelegen,  über  dessen  Lageverhältnisse  S.  281  und  289  sowie  Fig. 
28a  nachzusehen  ist.  Es  ist  bereits  erwähnt  worden,  dass  für  ge¬ 
wöhnlich  jdievOTdereSeitedesHer^utds  von  dem  Stemiun 
zum  grössten  Teile  durch  <lie  vorderen  Luh^nränder  nebst  der 
entsprechenden'  Partie  der  Pleura  abgedrängt  ist  und  nur  links 
,  hinter  dem  IV.  bis  VI.  Rippenknorpel  der.  Brustwandlmmittelbar 
anliegt.  Mit  der  letzteren  ist  sie  durch  lockeres  Bindegewebe  ver¬ 
bunden.  Zwischen  dem  Pericard  und  der  Pleura  mediastinahs 
s^zieht  vor  def  Lungenwurzel  zu  beiden  ^ten  des  Herzens  der  N.' 
phrenicus  (s7'S.'  '48V )  nach  abwärts.  O  b  e  D  Ist  Im  C  a  v  umme- 
d  i  a  s  t  i  n  aTe  a  n  t  e  fTü  s  dicht  hlflfer  dem  Manubrium  stemi 
die  Thymusdrüse  gelegen,  welche  allerdings  in  vorgerückterem 
Lebensalter  nur  noch  rudimentär  vorhanden  ist.  Hinter  der  Thy¬ 
musdrüse  befinden  sich  die  grossen  Gefässe  des  Herzens,  die  V. 
cava  sup.,  Aorta  und  A.  pulmonalis  nebst  ihren  Ästen,  über  welche 
S.  348,  295  und  296  nachzusehen  ist.  Das  Cavum  media¬ 
stinale  posterius  enthält  die  Aorta  descendens,  die  V. 
azygos  und  honiazygos,  den  Oesophagus  nebst  den  beiden  Nn. 
vagi,  den  Ductus  thoracicus,  im  oberen  Teile  die  Trachea  nebst 
den  Bronchien,  endlich,  wenn  man  will,  den  Grenzstrang  des 
Sympathicus  ndjst  den  beiden  Nn.  splanchnici.  Von  diesen 
Organen  ist  die  Aorta  descendens  (s.  S.  296)  links,  die  V. 
azygos  (s.  S.  353)  rechts  von  der  Wirbelsäule  gelegen.  Die  Aorta 
und  die  V.  azygos  sind  im  oberen  Teile  der  Brusthöhle  durch  den 
Oesophagus  getrennt,  welcher  indessen  in  Begleitung  der  Nn.  :yagi 
(der  linke  mehr  nach  vorn,  der  rechte  mehr  nach  hinten)  etwa  in 
Höhe  des  VlII.  Brustwirbels  vor  der  Aorta  hinweg  nach  links 
hinüberzieht.  Im  unteren  Abschnitte  des  MediiSmunPpost.  ist 


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Jinks  und  hinten  von  der  Aorta  (dicht  vor  den  Ursprüngen  der 
Aa.  intercostales  sin.)  noch  die^V.  hemiazygos  (s.  S.  353)  gelegen: 
dieselbe  zieht  indessen  sehr  bald  (nämlich  ebenfalls  in  die  Höhe 
yill.  Bnistwirbels)  hinter  der  Aorta  und  dem  Ductus  thora- 
dcus  nach  rechts  hinüber,  um  sidi  in  die  V.  azygos  zu  ergipA««»n. 
Der  Ductus  thoracicus  (s.  S.  365)  ist  im  unteren  Teile  des  Thorax 
zwischen  V.  azygos  und  Aorta,  ganz  oben  hinter  dem  Oesophagus 
ein  wenig  mehr  nach  links  gelegen.  Die  Trachea  (s.  S.  529)  ist 
ziemlich  genau  in  der  Medianlinie  und  vor  dem  Oesophagus  ge¬ 
legen,  welchen  sie  indessen  ein  wenig  nach  links  überragt.  Der 
Grenzstrang  des  Sympathicus  wird  dicht  vor  dra  Rippenköpfdien- 
gelenken  gefunden;  vor  ihm  ziehen  in  der  unteren  Hälfte  des  Tho¬ 
rax  der  N.  splanctmicus  major  und  minor  längs  der  Seitenflächen 
der  Wirbelkörper  nach  unten  und  medianwärts,  tun  dann  zu  einem 
gemeinsamen  Strange  vereinigt,  das  Zwerchfell  zu  passieren. 

VI.  Nebenorgane.  Die  Schild-  und  Thymusdrüse. 

Wenngleich  die  Schild-  und  Thymusdrüse  dem  Atmungs¬ 
prozesse  gänzlich  femstehen,  so  pflegt  man  dieselben  doch  nicht 
allein  wegen  ihrer  benachbarten  Lage,  sondern  auch  aus  entwicke¬ 
lungsgeschichtlichen  Gründen  im  Anschluss  an  die  Atmungs¬ 
organe  zu  beschreiben. 

a)  Die  Schilddrüse. 

Die  Schilddrüse,  Glandula  thyreoidea,  ist  ein  gefäss- 
reiches  drüsiges  Organ,  welches  entwickelungsgeschichtlich  ebenso 
wie  die  Atmungsorgane  als  ein  Auswuchs  aus  dem  Epithel  der 
vorderen  PhjQrnxwand  enteteht,  Dieser  Auswuchs  schnürt  sich 
indessen  sehr  bald  ab  und  wächst  von  vorn  nach  hinten  bogen¬ 
förmig  um  die  Luftröhre  herum.  Zugleich  werden  an  dem  Organe 
eine  Anzahl  von  Drüsenläppchen  bemerkbar,  welche  völlig  abge¬ 
schlossen  sind  und  keinen  Ausführungsgang  besitzen,  da  die  Con- 
tinuität  mit  dem  Schlunde  (s.  bei  der  Zunge)  durch  die  eben  er¬ 
wähnte  Abschnürung  unterbrochen  ist.  Die  physiologische  Be¬ 
deutung  der  Schilddrüse  ist  dunkel;  doch  weiss  man,  dass  nach 
der  operativen  Herausnahme  derselben  häufig  Cachexien  einzu¬ 
treten  pflegen.  Die  Form  des  Organs  kann  man  mit  pinem  abwärts 
convexen  Halbmonde  vergleichen,  welcher  in  der  Mitte  mehr  oder 
weniger  tief  eingeschnürt  ist.  Die  eingeschnürte  Stelle  hat  man 

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2  -i 

als  Isthnm^dK  beiden  seitlichen  Hälften  als  Lappen,  Lobi  s. 

,  Cornua,  bezeichnet.  E)er  Isthmus  ist  vor  den  oDereten  Iracheal- 
/'3‘f  ringen  gelegen  (s.  C  W  während  sich  che  leiden  Lappen  bis 
^  die  Wirhelsäule  nach  hinten  erstrecken,  indem  sie  sich  zwischen 
die.  Carotis  comm.  imd  die  Seitenfläche  d«»r  Trachea  und  de.«t  Kehl- 
kopfes  einschieben.  Die  spitzen  Endien  der  Lappen  pflegen  meistens 
den  (^)eren  Rand  des  S^ildknorpels  nidit  zu  überragen.  Vom 
ist  die  Schilddrüse  von'  den  unteren' Zungenbeinmuskeln  (M.sterao- 
und  M.  (xnohyoideus,  M.  stemothyreoideus)  bedeckt,  welche  in 
das  tiefe  Blatt  ^r  Fasda  colli  eingelagert  sind.  Von  dem  letzteren 
durch  lockeres  Binde-  oder  Fettgewebe  geschieden,  ist  hierauf  noch 
weiter  vom  das  cd)erflächliche  Blatt  der  Fasda  colli  gelegen.  Häu¬ 
fig  löst  sich  von  dem  medialen  Rande  des  M.  hyothyreoideus  ein 
kleines  Muskelfascikel  ab  und  tritt  als  M.  susj^ensoritis  s.  levgior 
(ilandulae  thyreoideae  zur  Schilddrüse  hin.  Übrigens  kann  dieser 
kleine  Muskel  auch  selbständig  auftreten.  Es  ist  sdiliesslich  noch 
als  wichtig  zu  betonen,  dass  die  Schilddrüse  besonders  bei  kleinen 
Kindern  mit  dem  Ringknorpel  und  den  obersten  Trachealringen 
durch  fascienähnliche  Bindegewebsmassen  (Liga,  alandulae  thi/reoi- 
deae)  zusammenhängt,  welche  in  ihre  Bindegewebshülle  übergehen 
und  nebst  der  ganzen  Schilddrüse  vom  Ringknorpel  abgelöst  wer¬ 
den  müssen,  wenn  man  den  oberen  Luftröhrenschnitt  machen  will. 

Mannigfache  Variationen  in  Bezug  auf  die  Gestalt  und  Grösse 
des  Organes  sind  indessen^  ausserordentlich  häufig.  Die  oben  er¬ 
wähnte  Einschnürung  (der  Isthmus)  ist  entweder  gar  nicht  vor¬ 
handen  oder  trennt  die  beiden  Schilddrüsenlappen  völlig  vonein¬ 
ander,  so  dass  sie  nur  durch  einen  Bindegewebstrang  miteinander 
Zusammenhängen.  Gar  nicht  selten  (etwa  bei  jeder  zwölften  Leiche, 
nach  GRUBER  sogar  unter  100  Fällen  40  mal)  wächst  .^r  Isthmus 
oder  einer  der  Lappen  (häufiger  der  linke)  nach  oben  in  eine 
schmale  Verlängerung,.  I/o6«s  s.  Proc.  jpyramidalis  (Comu  medium), 
aus,  welche  sich  bald  neben,  bald  in  der  Medianlinie  vor  der 
Trachea  und  dem  Kehlkopf  sogar  bis  zum  Zungenbein  erstrecken 
und  somit  bei  der  oberen  Tracheotomie  tmter  das  Messer  kommen 
kann.  Ist  die  Schilddrüse  krankhaft  vergrössert  —  ein  Zustand, 
welchen  man  als  Kropf,  Struma,  bezeichnet  —  so  kann  ihr 
Mittelstück  bis  vor  den  Ringknorpel  nach  aufwärts  und  bis  hinter 
das  Sterniun  nach  abwärts  reichen.  Auch  können  sich  al^e- 
schnürte  Stücke,  sogen.  Glandulae  thyreoideae  accessoriae,  neben 
der  Schilddrüse  (insbesondere  neben  dem  Proc.  pyramidalis  der¬ 
selben)  vorfinden. 


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549 


In  Bezug  auf  die  m  i  c  r  o  s  c  o  p  i  s  c  h  e  S  t  r  u  c  t  u  r  ist  zu 
bemerken,  dass  die  Bindegewebshülle  der  Drüse  nur  die  verdich¬ 
tete  und  mit  elastischen  Fasern  durchsetzte  Aussenschicht  eines 
bindegewebigen  Stroma  bildet,  welches  durch  eine  Anzahl  mdir 
lodcerer  Bindegewebszüge  in  verschiedene  Lappen  oder  Läf^hen 
geteilt  wird.  In  das  Strcnna  der  Läppchen  {Lobult)  sind  nun  eine 
Anzahl  von  kugeligen,  völlig  abgeschlossenen  Drüsenbläschen  einge- 
bettet,  welche  aus  einer  zarten  homogenen  Tunica  propria  bestehen, 
deren  Innenfläche  wiederum  ein  einschichtiges  cubisches  Epithel 
auskleidet.  Die  Höhle  der  Bläschen  wird  von  einer  hellen,  stark 
eiweisshaltigen,  in  Essigsätne  imd  Alkdiol  gerinnbaren  Flüssig¬ 
keit  eingenommen.  In  Folge  einer  Degeneration  der  Drüse  ist 
diese  Flüssigkeit  beim  Erwachsenen  sehr  häufig  durch  eine  eigen¬ 
tümliche,  gelbbräunlich  gefärbte,  leicht  brüchige  Masse,  die  sogen. 
Colloidsubstanz,  ersetzt,  imd  es  können  alsdann  auch  die^^^E^itiiel- 
zclleil  yaHJ^JBBTIeilweise  fehlen. 

Die  Blutgefässe  H^r  Driiai*  ainH  gphr  yflViliwh  80  daSS  bei 

einer  Verletzung  besonders  dann  gefährliche  Blutungen  eintreten  können, 
wenn  das  Organ  coUoid  entartet  und  somit  von  breiig  weicher  oder  brüchi¬ 
ger  Beschaffenheit  ist.  Die  Arterien  kommen  von  der  sup. 

(aus  der  Carotis  ext.),  welche  sich  mehr  an  der  Spitze  uSTaffr^obei eu 
Rande  des  Organes  verzweigt  und  von  der  Ä.  ihyreoidea  inf.  (äus  der  A. 
subclavia),  welche  sich  am  untarm-  Rande  und  der-  hinteren  Fläche  der¬ 
selben  verästelt.  Nicht  selten  ist  noch  eine  chirurgisch  wichtige  A.  thyre- 
vorhanden.  Diese  Arterien,  welche  übrigens  nach  Hyrtl 
in  der  Regel  nicht  miteinander  anastomosieren,  dringen  zwischen  die 
Drüsenläppchen  und  Ehüsenbiäschen  ein  und  umspinnen  schliesslich  die  letz¬ 
teren  mit  engmaschigen  Netzen.  Die  Venen  communicieren  vielfach  unter¬ 
einander  und  verlaufen  teUs  isoliert,  teils  in  Begleitung  der  vorhin  genannten 
Arterien. 

Die  Lymphgefässe,  welche  hauptsächlich  zwischen  d^  Läpp¬ 
chen  und  an  der  Oberfläche  des  Organes  gdegen  sind,  senken  sich  dir^ 
in  den  Ductus  thoracicus  und  lymphaticus  dexter  ein. 

Von  Nerven  ziehen  lediglich  einzelne  sympathische  Zweige  mit  den 
Blutgefässen  in  das  Innere  des  Organes  hinein. 


b)  Die  Thymusdrüse. 

Die  Thymus^  oder  innere  Brustdrüse,  Thymus 
(beim  Kalbe  Milch  oder  Bries  genannt)^  ist  ein  plattlängliches,, 
übrigens  sehr  verschieden  geformtes  rötliches  Organ,  welches  bei 
der  Aussenbetrachtung  aus  einer  Anzahl  deutlich  erkennbarer 
Lappen  oder  Läppchen  zusammengesetzt  erscheint,  die  ihm  das 
Aussehen  einer  Speicheldrüse  geben.  In  den  meisten  Fällen  ist  sie 
der  Länge  nach  in  zwei  gesonderte,  nur  durch  Bindegewebe  ver¬ 
bundene  Seitenlappen  geschieden.  Die  centrale  Partie,  Treustus 


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550 


eentraUs,  eines  jeden  Seitenlappens  ist  durch  eine  weichere  Sub- 
,  stanz  eingenommen,  welche  nach  dem  Anschneiden  in  Form  einer 

;  ^  milchigen  Flüssigkeit  hervorquillt.  Dies  hat  zu  der  An> 

,  /vy/7/ti!^ahme  Veranlassung  gegeben,  dass  die  Thymus  in  ihrem 
/  Innern  einen  hohlen  Gang  besitze,  welcher  sich  mittels  kleiner 

Divertikel  auch  in  die  Läppchen  fortsetzen  und  mit  einem  milchi¬ 
gen  Safte  erfüllt  sein  sollte.  Indessen  ist  in  Wirklichkeit  weder 
eine  solche  centrale  Höhle  noch  ein  Ausführungsgang  an  dem  Or¬ 
gane  vorhanden.  Iii.yQller  Entwickeluiig  existiert  die  Thymus  nur 
ini.  ersten  Kin4^1ter  und  scheint  sich  hierauf  bis  ztu:  Pubertät 
in  ziemlich  der  gleichen  Grösse  zu  erhalten.  Von  dieser  Zeit  an 
tritt  ein  scheinbarer  Schwund  des  Organes  ein,  welcher  indessen 
nur  darauf  beruht,  dass  die  Drüsensubstanz  allmählich  ypn.  Fett-.,, 
zellen  durchsetz  ,  wüd;  in  diesem  teilweise  fettig  metamorphosier- 
I  ten  Zustande  findet  sie  sich  stets  noch  im  späteren  Lebensalter  vor 
WALDEYER).  Ihre  physiologische  Bedeutung  ist  gänzlich  dtmkel. 

In  Bezug  auf  ihre  Entwickelung  muss  erwähnt  werden, 
dass  die  Thymusdrüse  nach  KOELLIKER  ursprünglich  ein^egü^gUa«^ 
ales  Organ  ist,  dessen  erste  Anlage  aus  dem  Epithel  der  zweiten 
"TnglHgTBB^e  hervorwuchert.  Dieses  dickwahüiyt!,  11111  liutm  Spalt-'“ 

I  iSraugen  Höhlratun  versehene  Epithelialorgan  soll  dann  erst 
f  später,  indem  allmählich  Gefässe  rmd  Bindesubstanz  in  seine  dicken 
Wandungen  hineinwachsen  imd  die  Epithelzellen  verihrängen,  den 
mehr  lymphdrüsenähnlichen  Charakter  der  fertigen  Thymus  an¬ 
nehmen.  Was  die  Lage  der  gut  entwickelten  Drüse  betrifft,  so 
erstreckt  sich  dieselbe  vor  der  Trachea  von  der  Schilddrüse  an  bis 
in  das  Mediastinum  _ant_Wna^  ae  vor  den  grösseren  Herz- 
gefässen  und  dem  Herzheutel  pntwpdpr  dicht  hinter  Hem  Stemum 
(s.  d.  Anm.  S.  541)  oder  dicht  binterjdea  jfCffdetfiiLLuggai-  und 
Pleurarändem  gelegen  ist.  ^ie  kann  bis  ziun  Zwerchfell  hinab¬ 
reichen. 

In  Bezug  auf  ihre  microscopische  Structur  ist  2ui 
bemerken,  dass  das  lockere  Bindegewebe,  in  welches  die  Thymus 
eingelägert  ist,  und  welches  sich  an  ihrer  Oberfläche  zu  einer  Art 
von  Involucrum  verdichtet,  in  die  eigentliche  Drüsensub¬ 
stanz  eindringt  und  dieselbe  mehr  oder  weniger  vollständig  in 
eine  grosse  Anzahl  v(m  Lappen  oder  Läppchen  (LobuU) 
teilt,  von  denen  schliesslich  ein  jedes  wiederum  aus  kleinen  follikel¬ 
ähnlichen  Körnern  zusammengesetzt  ist.  Ein  jeder  Thymus- 
f  o  1 1  i  k  e  1  —  wie  man  ihn  wcAl  nennen  kann  —  unterscheidet 
sich  microscopisch  in  nichts  von  den  gewöhnlichen  Lymphfollikeln 


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d.  h.  er  besteht  aus  einem  Reticulum  von  sternförmigen,  anasto- 
mosierenden  Zellen,  in  dessen  Maschen  runde  Lymphkörperchen 
(Leukocyten)  eingelagert  sind.  Die  periphere  Zone  (Rind  e)  eines 
Follikels  ist  dunkel,  reich  an  Lymphzellen,  das  (Zentrum  (M  a  r  k) 
hell,  arm  an  LJhn^zellen.  Der  milchige  Saft,  welcher  auS  a6P"än- 
geschnitteneff  “Thymus  nervorquillt,  besteht  aus  solchen  Zellen  imd 
ihren  durch  Zerfall  frei  gewordenen  Kernen.  Ausserdem  finden 
sich  in  der  Substanz  der  Thymusfollikel  bald  vereinzelt,  bald  in 
Reihen,  bald  in  Fcmn  concentrisch  (zwiebelschalenartig)  gesdiich- 
teter  Kugeln  (sogen.  Perlkugeln  oder  V  i  r  c  h  o  w  - 
s a  1  ’s  c  h  erKörperchen)  eigentümliche  epithelähnliche^eHen 
"vorT  '^^eim^acfi"  ubS  die  Bedeutung  des  letzteren  blshefTifPfUS 
sicheres  feststeht,  so  wird  man  wohl  nicht  fehlgehen,  weim  man 
sie  für  Überreste  der  von  KOELLIKER  angenommenen  ursprüng¬ 
lichen  Epithelanlage  .ansieht. 

Die  Blutgefässe  der  Thymusdrüse  stammen  von  den  Aa.  und  F«. 
ihymicae(aus  der  Mamm.  int,  oder  seltener  aus  der  Thyrecridea  inf.)  und 
haben  eine  derartige  Verteilung,  dass  die  gröswfen  Stämme  sich  zuerst 
zwischen  den  Läppchen  verbreiten  und  dann  in  die  Mitte  der  Läppchen  und 
Follikel  eindringen,  in  denen  sie  sich  schliesslich  zu  Capillaren  auflösen. 

Ober  die  Lymphgefässe  ist  wenig  mehr  bdcannt,  als  dass  sie  in 
dem  Bindegewebe  zwischen  den  Läppchen  nachgewiesen  worden  sind. 

Die  Nerven  sind  sympathisch  und  begleiten  in  geringer  Zahl 
die  Blutgefässe. 


B.  Verdauungsorgane. 

1.  Die  Mundhöhle  mit  den  Zähnen  und  Speicheldrüsen. 

Die  Mundhöhle,  Cavum  oris,  bildet  den  Anfang  des 
sogen.  Verdauung^anales  und  kann  in  drei  Abschnitte  einge¬ 
teilt  werden:  1:  den  V o r  h o f ,  Vestibulum  oris;  2)  die  eigent¬ 
liche  Mundhöhle  im  engeren  Sinne,  das  Cavum  oris  pro- 
prium;  3)  die  R  a  c  h  e  n  e  n  g  e  ,  Isthmus  faucium,  welche  berats 
den  Übergang  von  der  Mundhöhle  zu  dem  Schlunde  bildet. 

1.  Das  Vestibulum  oris  nebst  den  Zähnen. 

Der  Eingang  zu  dem  Vestibulum  oris  ist  die  M  u  n  d  s  p  a  1 1  e 
^ma  oris,  welche  von  den  beiden  Lippen,  dem  Labium  su- 
perius  und  dem  Labium  inferius,  begrenzt  wird.  Die  beiden  Seiten¬ 
enden  der  Mundspalte  sindi  die  Mundwinkel,  Anguli  oris, 
an  denen  die  Ober-  und  die  Unterlippe  durch  die  Commissura  la- 


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biorum  dextra  und  sinistra  in  Verbindung  stehen.  Aussen  zeigt  die 
Oberlippe  die  vom  Septum  narium  nach  abwärts  laufenjJ^jyj^,^ 

zu  deren  beiden  Seiten  sich  beim 
männlichen  Geschlechtc  der  Schnurrbart,  ^Mtptoxjbe^det.  La¬ 
teral  wird  die  Oberlippe  begrenzt  durcl^wePsclirage^Furchen, 
den  Sidcusjiasolabi^s^tUiier  sich  jederseits  vom  Nasenflügel  bis 
in  die  Nähe  des  Mundwinkels  erstreckt.  Die  Unterlippe  wird  an 
ihrer  Aussenfläche  von  .der  rundlicheo  Prominenz  dtes  Kinnes 
durch  eine  quere  Furche,  den  Stdeus  mentolabialis,  geschieden. 
Kinn  und  Unterlippe  sind  beim  mänmiaieirTjSSilSIBte  mit  dem 
JCu^^^^rKPaggMSjVereeh^  welcher  am  stärksten  an  und 
unter  denTTinn^uSmttnRrTippen  bestdien  an  ihrer  Aussen¬ 
fläche  aus  der  äusseren  Haut,  an  ihrer  Iimenfläche  aus  der 
Schleimhat^dg^Mundhöhle:  zwischen  beiden  ist  die  Musculatur 
des  M^%psäS^oris  gel^^.  Die  Übergangstelle  der  Haut  in 
die  Schleimhaut  wird  als  Lippenrot  bezeichnet:  ihre  Farbe 
rührt  von  den  hier  bescmders  stark  entwickelten  und  mit  beson¬ 
ders  reichen  Blutgefässnetzen  versehenen  Papillen,  her.  Auch 
durch  zahlreiche  Nerven,  welche  in  den  Papillen  zum  Teil  als 
K  r  a  II  .s  e  Fndknlhen  enHiirt>ti  ist  das  Liopenrot  aUSgezeich- 
net,  womit  auch  die  Tatsache  zusammenhängt,  dass  hier  das  Tast- 
und  das  Schmerzgefühl  sehr  entwickelt  sind.  An  der  Innenfläche 
der  Lippen  kann  man  unter  der  Schleimhaut  kldne  hügelige  Pro¬ 
minenzen,  die  verästelten  tubulösen  Lippendrüsen,  Glan- 


den  Lippen  wird  die  vordere  Wand  noch  von  den  Wang^p  j^ 
Buccae  s.  Malae,  gebildet,  an  deren  Innenfläche  ebenfalls  eine 
Anzahl  von  _verästdtmtjjbulö^^&^lemidrä^ij^die  GlanduUie 
6Mccafes^ausmünclen^Di^DnisenKor|^^^^!oSerS 
Tuccätes  drängen  sich  zwischen  den  Fasern  des  M.  buccinator 
nach  aussen  durch,  während  die  kleineren  dicht  unter  der  Mund¬ 
schleimhaut  liegen.  Ihre  Ausführungsgänge  münden  in  die  Mimd- 
höhle.  Die  hintere  Wand  des  Vestibulum  besteht  aus  den  Zähnen 
und  den  Procc.  alveolares  des  Unterkiefers  tmd  des  Oberkiefers, 
welche  überall  von  Zahnfleisch  überzogen  sind,  wo  sich  kleine 
Alveolen  befinden. 

Die  hintere  Grenze  des  Vestibulum  wird  dicht  hinter  den 
letzten  Backzähnen  jederseits  durch  eine,  besonders  bei  geöffnetem 
Munde,  deutlich  fühlbare  Falte,  die  iPlica  pterygomandibularis.  ee- 


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bildet,  welche  durch  das  bereits  beim  Unterkiefer  erwähnte  gleich¬ 
namige  Band  hervorgerufen  wird. 

Die  Arterien  der  Lippen  sind  die  Äa.  labiales  s.  -coronariae 
labii  8up.  et  inf.  (aus  der  Maxill.  ext.).  Die  gleidmanügra  Venen  er- 
giessen  sich  in  die  Vena  facialis  anteAor,  Die  sensiblen  Nerven  der 
Oberlippe  stammen  vom  N.  infraorhitalis  (aus  d.  Ram.  11.  d.  Trig.),  die  der 
Unterlippe  vom  N.  mentalis  (aus  d.  Ram.  alveol.  inf.  vom  Ram.  III.  d. 
Trig,).  Die  motorischen  Nerven  liefert  der  Nervus  facialis.  Die' L  y  m  p  h- 
gefässe  gehen  zu  den  Glandulae  lymphaticae  submaxülares. 

Die  Wangenarterien  stammen  aus  den  Bami  buccales  der  Max. 
ext.,  aus  der  Ä.  transversa  faciei  (von  der  A.  temp.  superf.)  und  aus  der 
A.  hucdnatoria  sowie  der  A.  infraorhitalis  (beide  von  der  Maxill.  int.)  Die 
gleichnamügen  Venen  gehen  zum  Teil  in  die  Vena  facialis  anterior,  zum 
Teil  in  denPl€a?ii5  venosus  pterygoideus.  Die  sensiblen  Nerven  stammen  vom 
N.  infraorhitalis  (aus  dem  Ram.  II.  d.  Trig.)  und  vom  N.  hucdnatorius 
(aus  dem  Ram.  III.  d.  Trig.);  die  motorischen  vom  N.  facialis.  Die  Lymph- 
g  e  f  ä  s  s  e  gehen  zu  den  Glandulae  suhmaxillares  und  fadcdes  profundae. 


Die  Zähne. 


Die  Zähne,  Dentes,  sind  harte,  in  den  Alveolen  des  Ober¬ 
und  Unterkiefers  festsitzende  Organe,  welche  die  Aufgabe  haben, 
die  Speisen  zu  ergreifen,  zu  zerreissen,  zu  zerkleinern  und  zu  zer¬ 
malmen.  Sie  sind  in  zwei  bogenförmige  ^ti\it.iy(^rcusdentalissup. 
et.  inf.  angeordnet,  deren  Krümmung  indessen  nicht  die  gleiche 
ist,  da  die  VOTderzähne  des  Unterkiefers  beim  Kieferschlusse  hin¬ 
ter  diejenigen  des  Oberkiefers  zurücktreten'.  An  jedem  2^ne 
kann  man:  1)  die  in  der  Alveole  steckende  Zahnwurzel, 
Baäix  dentis,  2)  den  vom  Zahnfleisch  bekleideten,  leicht  einge¬ 
schnürten  Zahnhals,  Collum  dentis,  imd  3)  die  frei  in  die 
(Mundhöhle  hinausragende  Zahnkrone,  Corona  dentis,  unter¬ 
scheiden.  An  der  Krone  unterscheidet  man  eine  Endfläche 
oder  Kauftäche.  Facies  masiicatoria . welche  ziun  Ergreifen 
und  Zerkleinern  der  Speisen  benutzt  wird,  eine  Aussen- 
fläche' .  Facies  labialis  resp.  buccalis,  eine  Innenfläche, 
Fades  linquaUs,  und  die  Seitenflächen,  Fade^cm^a^^ 
wo  sich  die  benachbarten  Zähne  eines  Kiefers  ^üSiSSTB?^ 
der  Krone  befindlichen  einzelnen  Zacken  hat  man  als  Twicrcidi 


^ai^^jg^eichnet  Jeder  Zahn  besitzt  ferner  eine  seiner  Längs- 
achse  entsprechende  ,  Zahnhöhle.  Cavum  dentis,  welche  von 
einer  rötlichen  Masse,  der  Zahnpulpa.  Pulpa  dentis,  ausgefüllt 


in  einen  Kanal,  Canalis  radicis  dentis,  und  so 


in  die  Zahnhöhle  hinein. 


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Hinsichtlich  ihrer  Form  lassen  sich  die  Zähne  einer 
jeden  Kieferhälfte  in  vier  Arten  einteil6n,  nämlich  1)  die 
beiden  am  meisten  medial  gelegenen  Sc  h  neide  zäh  ne, 2>e»- 
tes  incisivi  s.  Incisores,  von  denen  somit  jede  Kieferhälfte  einen 
medialen  tmd  einen  lateralen  besitzt;  2)  den  Eck-  oder  Hunds¬ 
zahn,  Bens  caninus.  welcher  sich  lateral  an  die  Incisoren  an- 
schliesst;  3)  noch  weiter  nach  hinten  die  beiden  kleinenBack- 
zähne.  Benies  praemolares  s.  bicuspidati  (auch  Deutes  molares 
minores  ^ ouccaies  genannt);  4)  am  Ende  einer  jeden  Zahnreihe 
die  drei  grossen  Backzähne,  Benies  molares  s.  multicu- 
spidati  (auch  als  Dmtes  molares  majores  bezeichnet).  Da  jede 
Kieferhälfte  scnnit  8  Zähne  enthält,  muss  das  vollständige  Gebiss 
des  Erwachsenen  aus  32  Zähnen  bestehen,  deren  Stellung  sich 
durch  folgendes  Schema  (die  sog.  Zahnformeln)  wiedergeben 
lässt: 

3.  2.  1.  2.  I  2.  1.  2.  3. 

3.  2.  1.  2.  1  2.  1.  2.  3. 

Diese  vier  Arten  von  Zähnen  sind  mm  durch  verschiedene  Merk¬ 
male  voneinand^  unterschieden. 

Die  Schneidezähne  besitzen  eine  meisseiförmige  Kreme, 
welche  eine  convexe  vordere  (labiale)  Fläche,  eine  concave,  mit 
leichten  Längsrinnen  versehene  hintere  (linguale)  Fläche  lU^zwei 
dreiseitige,  ziemlich  ebene  Seitenflächen  zeigt.  Die  Grena^^^i- 
schen  der  Krone  und  dem  Zahnhalse  ist  durch  eine  vordere  und 
eine  hintere  Bogenlinie  gegeben,  welche  an  den  Seitenflädien  unter 
einem  nach  der  Wurzel  offenen,  nahezu  rechten  Winkel  z^m- 
menstossen.  Dicht  neben  dieser  Grenze  zeigt  die  hintere-I^OTeiV! 
fläche  die  S  c  h  m  e )  z  leJ^ste^^t^waidMw^d^.  einen  kleinep  huf- 
eisenförmigen  Wall,  dessen  CÖnwjuta^^^^en  Zahn^ls  gekehrt 
ist.  Die  vordere  und  die  hintere  Fläche  der  Krone  gossen  an 
dem  freien  Ende  in  einer  Kante  zusammen,  welche'^Phum  als 
Schneide  bezeichnet.  Ehe  Schneide  bildet  jedoch  mx  bei 
abgenutzten  2^nen  eine  geradlinige,  transversale  Kante,  Während 
sie  bei  eben  hervorgebrochenen  Schneidezähnen  aus  drei 
Zacken  best^t,  von  denen  die  mittelste  etwas  stärker  hervcM*- 
ragt.  Die  Wurzel  der  Schneidezähne  ist  etwa  doppelt  so  lang  als 
die  Krone,  an  den  Seiten  etwas  comprimiert  und  mit  einer  schwach 
ausgeprägten  Längsrinne  versehen.  Die  Schneidezähne  des  Ober¬ 
kiefers  sind  stärker  als  die  des  Unterkiefers,  und  zwar  sind  am 
grössten  die  oberen  medialen  Schneidezähne,  dann  folgen  die  obe¬ 
ren  lateralen,  dann  die  unteren  lateralen  imd  endlich  die  unteren 


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medialen.  Die  beiden  Schneidezähne  einer  jeden  Kieferhälfte  un¬ 
terscheiden  sich  voneinander  dadurch,  dass  dte/’laterale  an  den 
beiden  Enden  der  Schneide  abgenmdete  Winkel  besitzt,  während 

der  mediale  einen  abgerundeten  lateralen  und  einen  fast  rechten _ 

medialen  Winkel  zeigt. 

Die  t  c  k  z  ä  h  n  e  besitzen  eine  Krone,  welche  die  der 
.  Schneidezähne  an  Dicke  übertrifft,  in  Bezug  auf  die  Flächen  aber 
sich  ganz  anaic^  verhalt.  Nur  darin  weichen  die  Eckzähne  von 
den  Schneidezähnen  ab,  dass  ihre  vordere  tmd  hintere  Fläche  sich 
an  dem  freien  Ende  der  Krone  zu  einer^änla^vereinigen,  welche 
winifPiig  ppiftiirirf  ist.  Die  Cckzähne  haben  also  ein 
pfriemenförmiges  Aussehen.  Die  Wurzel  der  Eckzähne  ist  eben¬ 
falls  seitlich  comprimiert  und  mit  einer  seitlichen  Längsrinne  ver¬ 
sehen,  ist  jedoch  mindestens  dreimal  so  lang  als  die  Krone.  Am 
Oberkiefer  reicht  sie  sogar  bis  nabe  an  d&e  Augenhöhle  heran,  wes¬ 
halb  man  che  oberen,Eckzähneauchals  Augenzähne  bezeichnet. 

Die  Praemolarzähne  besitzen)  eine  Kreme,  welche 
durch  eine  horizontal  um  den  Zahn  verlaufende  Linie  vcmi  Halse 
des  letzteren  abgegrenzt  wird.  Diese  Krone  zeigt  eine  elliptische 
KfUlfi^''*^**!  meistens  saerittal  verlaufen^Tui'clie 

in  eine  grössere,  laterale  tbuccalel.  und  eine' kleinere  mediale  (Tnir 
^;ualej^^Zack£_£gteilt  ist.  Die  Wurzel  ist  von  vorn  nach  hinten 
comprimiert  und  stets  mit  einer  deutlichen  Längsrinne  versehen. 
Nicht  selten  läuft  ihre  Spitze  in  zwei  oder  sogar  drei  kleine 
Zacken  aus. 

Die  M olarzähne  besitzen  eine  Krone,  welche  vom  Zahn- 
\<älse  wiederum  durch  eine  horizontale  Bogenlinie  abgegrenzt  ist. 

Die  Krone  zeigt  eine  runde^^at^fl^^  welche  in  den  regelmässig- 
sten  Fällen  durch  eine^sagittateunaeine  transversale  Furcl^e  in 
geteilt  ist.  Sehr  häufig  finden  sich  jedoch  Abweichun- 
gen  von  diesem  Verhalten  vor,  indem  entweder  die  Furchen  bald 
mehr  bt^enförmig,  bald  mehr  H-förmig  aussehen  oder  durch  eine 
Nebenfurche  eine  fünfte  Zacke  abgegrenzt  wird.  Di^^Jünfte^aej« 
scheint  an  den  ersten  Molarzähnen  beider  Kiefer  besonders  oft 
vorzukommen,  Tuberculum  anomale  CarabeLLI.  Die  Wurzel 
l^ft  normaler  Weise  gewöhnlich  in  mfitlf 

entaprefhen 

Was  die  microscopische  Structur  der  Zähne  be¬ 
trifft,  so  sind  dieselben  (abgesehen  von  der  Zahnpulpa)  aus  drei 
Arten  von  Geweben,  nämlich ausdem  Dentin,  ckm  Schmelz 
und  dem  Gement  zusammengesetzt.  Das  Dentin  findet  sich  an 


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der  Innenfläche  der  Zahnhöhle  vw  und  begrenzt  die  letztere  voll*4tu<JU- 
'  sich  voneinander  dadurch,  dass  v 

...■.''^Schmelz,  die  Wurzel  dagegen  von  dem  Gement  überzogen/^usser- 
dem  findet  sich  zwischen  der  Wurzel  und  der  Alveole  eines  jeden 
Zahnes  als  einfache  Bindegewebslage  das  Zahnperiost,  Pe- 
riosteum  alveolare  s.  Periodontium,  vor,  welches  am  Alveolanande 
allmählich  in  das  derbe  Bindegewebe  des  Zahnfleisches  übergeht. 

Das  Dentin  oder  die  Substantia  eburnea  hat  im  frischen 
Zustande  en^eIBII3IS^un"geffocl!neSI^uirweIssatlasglänzendes 
Aussehen  und  besteht  aus  einer  hcmiogenen  Gnmdsubstanz,  in 
welche  ausserordentlich  feine  Fäserchen,  die  v.  Ebner  ’schen 
DejnrMj^nbri^^n.  eingelagert  sind.  Die  Dentinfibrillen  sind 
leimgeilend  und  unverKÜlkt,  während  in  der  zwischen  ihnen  ge¬ 
legenen  (interfibrillären) 

finden.*)  Das  Dentin  wird  ferner  von  den  sogen.  Dentin« 
kanälrtiPn  rfnrrhynopn  welche  sich  in 

leicht  schraubenförmigen'  Windungen ‘)  bis  in  die  Nähe  des  Schmel¬ 
zes  und  Gementes  erstrecken,  wo  sie  entweder  aufhören  oder  sich 
noch  ein  Stück  in  die  letzteren  beiden  Substanzen  fortsetzen 
können.  Nach  KOELLIKER  und  E.  NEUMANN  besteht  die  Wand  der 
Dentinkanälchen  aus  einer  besonderen  Schicht  der  Grundsubstanz, 
der  Zahnscheide,  weidie  isolierbar  ist  und  sich  g^en 
Säuren  sehr  widerstandfähig  zeigt.  Endlich  zeigt  das  Dentin  in 
der  dem  Gement  und  Schmelz  angrenzenden  Schidit  die  sogen. 
Interglobularräume.  Soaim  interalobularia^  d.  h.  von 
Kugelabschnittai  (den'  sog.  Zahnbeinkugeln)  h^enzte 
kleine  Inseln  von  Grundsubstanz,  welche  unverkalkt  sein  sollen, 
und  über  deren  Bedeutung  man  zur  Zeit  noch  nichts  Sicheres 
weiss.  Diese  Interglobularräume  sind  an  der  Grenze  zwischen 
dem  Dentin  und  dem  Gement  so  klein,  dass  sie  an  luftgefüllten 
Zahnschlififen  den  Eindruck  von  Körnern  machen,  wesw^en 
Koelliker  und  TOMES  die  ihnen  entsprechende  Schicht  auch  als 
Knrnprsfhirht  he7i»irhii«>t  haben;  an  der  Grenze  von  Schmelz  und 
Dentin  sind  sie  bedeutend  grösser  und  in  einiger  Entfemui^  vwi 
dieser  Grenze  im  Dentin  gelegen. 

Der  Schmelz,  Substantia  adamantina  s.  vitrea,  ist  von  bläu¬ 
lich  weisser  Farbe  und  so  hart,  dass  er  beim  Anschlägen  mit  dem 


*)  NachKOELLiKER  sind  auch  die  Dentinfibrillen  und  Knochen¬ 
fibrillen  verkalkt. 

>)  Die  gleichzeitigen  Krümmungen  erscheinen  optisch  als  parallele 
Linien,  S.£jLrJi  g-C  e  Linien. 


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Stahl  Funken  gibt.  Microscopisch  beh'achtet  zeigt  sich  derselbe 
zusanunengesetzt  aus  einer  Anzahl  von  meistens  fünf-  oder  sechs¬ 
kantigen,  mehr  oder  weniger  deutlich  quergestreiften  Prismen,  den 
Schmelzfasern  oder  Schmelzprismen,  Prismata 
(Fibrae)  adcmantina,  weldie  ähnlich  wie  die  Dentinkanälchen  in 
leichten  Biegungen  verlaufen  und  der  Oberfläche  des  Dentins  ziem¬ 
lich  senkrecht  aufeitzen.  An  frisch  hervorgebrochenen,  noch  nicht 
abgenutzten  Zähnen  ist  ausserdem  die  Aussenfläche  des  Schmelzes 
von  dem  Nasmyth’schen  Schmelzoberhäut c h e n 
(Outicula  dentis)  überzogen,  d.  h.'  Völl  äher  verhornten  'homogenen 
“Haut,  welche  eine  so  grosse  Widerstandfähigkeit  gegen  Sätnen 
und  Alkalien  besitzt,  dass  sie  sich  selbst  beim  Kochen  in  den  letz¬ 
teren  nur  wenig  verändert. 

oidra7b«teh^lusgewSinn3Im7l^o^bein^MeiKchen  gefäss- 
losem  Knochengewebe,  d.  h.  aus  sternförmigen  Knochenkörperr 
chen  und  einer  kalkhaltigen  Grundsubstanz,  in  welche  leimgebende, 
unverkalkte  Fasern,  die  v.  Ebner ’s  chen  Knochenfi¬ 
brillen,  eingelagert  sind  (s.  d.  Anm.  auf  vor.  Seite). 

Die  Zahnpulpa  oder  der  Z  a  h  n  k  e  i  m  ,  Pulpa  dentis, 
endlich  ist  die  weiche  rötliche  Masse,  welche  die  Zahitiiöhle  aus- 
füllt.  Ihre  äusserste,  dem  Dentin  angrenzende  Schiebt  besteht  aus 
den  sogen.  D  e  n  t  i  n  z  e  1 1  e  n  ,  d.  h.  epithelähnlichen  grossen 
Zellen,  von  denen  jede  einzelne  einen  langen  Fortsatz  in  das  zu¬ 
nächst  gelegene  Dentinkanälchen  hineinschickt.  Diese  protoplas¬ 
matischen  Fortsätze  der  Dentinzeilen  hat  man  früher  auch  als 
Zahn-  oder  Dentihfasem  bezeichnet,  eine  Bezeichntmg,  welche 
man  jedoch  jetzt  am  besten  fallen  lässt,  seitdem  durch  v.  EBNER  im 
Dentin  eine  andere  Art  von  Fasern,  nämlich  die  leimgebenden 
Dentinfibrillen,  entdeckt  worden  sind.  Die  Entwickelnngsgeschichte 
lehrt,  dass  das  Dentin  als  ein  Ausscheidungsprodukt  der 
Dentinzellen  zu  betrachten  ist,  weswegen  WALDEYER  die  letzteren 
auch  als  O  d  o  n  t  o  b  1  a  s  t  e  n  bezeichnet.  Abgesehen  von  den 
Dentinzellen  bestdit  die  Pulpa  aus  einem  undeutlich  faserigen 
Bind^webe,  weiches  gar  keine  elastischen  Elemente,  wohl  aber 
zahlreiche  runde  und  nur  wenig  sternförmige  Zellen  besitzt,  so 
dass,  es  fast  völlig  den  Charakter  des  embryonalen  Bindegewebes 
zeigt.  Gefässe  und  Nerven  sind  in  der  Pulpa  in  ziemlich  grosser 
Zahl  vorhanden;  die  letzteren  sind  zunächst  markhaltig  und  bil¬ 
den  Geflechte,  von  denen  alsdann  feine  marklose  Fasern  bis  in  die 
Schicht  der  Dentinzellen  hineinzuragen  scheinen. 


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558 


Die  erste  Anlage  der  Zähne  besteht  in  einer  aus 
Epithelzellen  zusammengesetzten  Leiste,  der  sogen.  Schmelz- 
leiste,  welche  von  dem  Epidielüberzuge  des  Proc.  alveolaris 
in  das  Kiefergewebe  hineinwuchert.  Von  dieser  Leiste  wachsen 
alsdann,  der  Zahl  der  späteren  Zähne  entsprechend,  zapfenartige 
Epithelsprossen  in  die  Tiefe,  welche  sich  weiterhin  von  dem  Mund¬ 
epithel  allmählich  abzuschnüren  b^^nen.  Eine  jede  solche  Sprosse 
wird  als  Schmelzkeim  oder  Schmelzorgan,  die 
dünnere  Abschnürungstelle  als  der  Hals  des  Schmelz¬ 
organes  bezeichnet.  Nach  seiner  völligen  Abschnürung  und 
Trennung  von  dem  Mundepithel  besitzt  das  Schmelzorgan  die 
Gestalt  einer  dickwandigen  Kappe  oder  Haube,  welche  scunit  ganz 
aus  Epitiielzellen  zusammengesetzt  ist.  An  der  concaven  (inneren) 
Fläche  der  Kappe  bildet  das  EpiÖiel  des  Schmelzorganes  eine  con- 
tinuierlidie  Schicht  von  cylindrischen  2^11en,  die  Membrana  ada- 
mantma,  an  der  convexen  (äusseren)  eine  solche  v<xi  pflasterför¬ 
migen  Zellen.  Zwischen  diesen  beiden  Schichten  findet  sich  noch 
eine  eigentümliche,  anscheinend  gallertartige  Masse,  die  sogen 
Schmelzpulpa  vor,  welche  indessen  aus  sternförmigen,  ana- 
stomosierenden  Epithelzellen  und  einer  hcunogenen  Intercellular¬ 
substanz  besteht.  Den  von  der  Kappe  bedeckten  Teil  des  Kiefer¬ 
gewebes  hat  man  als  Zahnpapille  bezeichnet.  Um  das 
Schmelzorgan  und  die  Papille  differenziert  sich  nun  weiterhin  als 
bindegewebige  Schicht  das  Zahnsäckchen,  indem  es  die 
beiden  eben  genannten  Teile  (abgesehen  von  den  an  der  späteren 
Wurzel  aus-  und  eintretenden  Gefässen  und  Nerven)  continuierUch 
einhüllt.  Im  weiteren  Verlaufe  der  Entwickelung  wandelt  sich 
die  Peripherie  der  Zahnpapille  in  das  Dentin  um,  während  der 
centrale  Rest  der  letzteren  weich  bleibt  und  zur  Pulpa  dentis  wird. 
Das  kappenförmige  Schmelzorgan  wird  späterhin  zum  Schmelz, 
indem  die  Zellen  den  Membrana  adamantina  sich  in  die  Sdimelz- 
prismen  verwandeln  und  verkalken,  während  der  Rest  des  Schmelz¬ 
organes  gänzlich  zu  schwinden  scheint.  Die  Cuticula  den- 
t  i  s  muss  jedoch  nach  v.  BRUNN  als  eine  von  dem  Sdunelzepithel 
gelieferte  Bildung  betrachtet  werden.  Von  dem  Zahnsäckchen  wan¬ 
delt  sich  derjenige  Teil,  welcher  der  späteren  Zahnwurzel  ent¬ 
spricht,  in  das  Cement  um.  Der  dem  ^hmelzorgane  anliegende 
Teil  des  Zahnsäckchens  scheint  dagegen  allmählich  von  dem  wach¬ 
senden  Zahne  durchbrochen  und  zerstört  zu  werden.  Zuerst  wer¬ 
den  die  Keime  der  Milchzähne  in  Gestalt  der  s(^en.  pri¬ 
mitiven  Schmelzorgane  angelegt.  Von  dem  Halse  eines 


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559 


jeden  primitiven  Schmelzorganes  wächst  alsdann  nach  einer  Seite 
ein  neuer  Fortsatz  aus,  welcher  die  erste  Anlage  des  b  1  e  i  b  e  n- 
den  Zahnes  darstellt  und  zum  sog.  secundären 
Schmelzorgan  wird. 

Die  Entwickelung  der  Milch  zfe  h^n  e  beginnt  schon 
sehr  früh,  nämlich  in  dem  fünften  Monate  des  F^tallebens:  doch  i 

bleiben  die  Zahnanlagen  zunächst  in  dem  Kiefergewebe  verbor¬ 
gen,  so  dass  der  Mensch  in  der  Regel  zahnlos  geboren  wird. 

(£rst  sechs  Monate  nach  derOeburt  pflegt  der  Durch¬ 
bruch  der  7ähne  zu  beginnen,  und  zwar  kommen  zuerst  die  me¬ 
dialen,  dann  die  lateralen  Schneidezähne,  hierauf  (mit  Umgehung 
der  Eckzähne)  die  ersten  Praemolarzähne,  dann  erst  die  Eckzähne 
und  endlich  die  zweiten  Praemolarzähne  heraus.  In  dieser  Reihen¬ 
folge  treten  die  Zähne  sowohl  am  Oberkiefer  wie  am  Unterkiefer 
hervor;  nur  pflegt  jede  einzelne  Art  am  Unterkiefer  etwas  früher 
als  am  Oberkiefer  zum  Vorschein  zu  kommen.  Mit  dem  Ende 
des  zweit-eo  Lebensjahres  ist  der  Durchbruch  der  so¬ 
eben  ^ufgezählten  Zäbji,^  Gebiss  des  Kindes  besteht 

also  zu  dieser  Zeit  aus  20  Zähnen,  deren  Stellung  folgendes 
Schema 


2.  1.  2.  I  2.  1.  2. 

2.  1.  2.  1  2.  1.  2. 

widergibt,  und  welche  man  als  M  i  1  r  h  7  ä  h  n  e  ,  Dutriat  derMui 
(lactei  s.  caduci).  bezeichnet.  Wie  man  sieht,  fehlen  dem  Milch¬ 
gebisse  sämtliche  Molarzähne.  Dafür  gleichen  die  beiden  hinter- 


■  sten  tpraemolarenl  Milchzähne  an  jeder  Kieferhälfte  durchaus 
^den  Molarzähnen  d  e  a  Er  w  achse  n  e  n.  Die  übrigen 
Zähne  des  Milchgebisses  sind  in  Bezug  auf  ihre  Form  von  den 
bleibenden  Zähnen  des  Erwachsenen  nicht  verschieden. 

Das  Hervorbrechen  der  bleibenden  Zähne, 
Pentes  permanentes,  geht  in  derselben  Reihenfolge  vor  sich,  wie  das 
der  Milchzähne,  d.  h.  es  treten  zuerst  die  medialen,  dann  die  late¬ 
ralen  Schneidezähne,  hierauf  die  ersten  Praemolares,  dann  die 
Eckzähne  und  endlich  die  zweiten  Praemolares  hervor,  nachdem 
sie  durch  ihr  Wachstum  die  entsprechenden  Zähne  des  Milchge¬ 
bisses  gelockert,  verdrängt  und  zum  Ausfallen  gebracht  haben. 
Der  Ersatz  der  20  Milchzähne  durch  die  bleibenden  Zähne  be¬ 
ginnt  ungefähr  mit  dem  sechsten  Lebensjahre  und  ist 
meistens  mit  dem  zwölften  beendet.  Doch  geht  dem  Hervor¬ 
brechen  sämtlicher  bleibenden  Zähne  das  derersten  Molar¬ 
zähne  /voraus,  welche  im  vierten  oder  fjünfden 


•? 


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c  n  \ 


% 


560 


Lebensjahre  hervorzutreten  pflegen.  Die  ersten  Molarzähne 
beider  Kiefer  sind  somit  die  ältesten  am  Gebiss  des  Erwach¬ 
senen.  Da  sie  demgemäss  am  längsten  der  Abnutzung  ausge¬ 
setzt  sind  und  somit  auch  am  frühesten  schadhaft  zu  werden 
pfl^en,  hat  sie  der  Volksmund  als  Stockzähne  bezeidmet. 
Die  zweiten  bleibenden  Molarzähne  kommen  dagegen  viel  später, 
nämlidi  zwischen  dem  vierzehnten  bis  sechzehnten 
Lebensjahre,  die  dritten  bleibenden  Molarzähne  erst  zwi¬ 
schen  dem  sechzehnten  bis  fünfunddreissigsten 
Lebensjahre  zum  Durchbruch.  Bei  den  letzteren  pflegt 
dieser  Prozess  nicht  selten  unter  lebhafter  Entzündung  des  Zahn¬ 
fleisches  und  grossen  Schmerzen  vor  sich  zu  gehen.  Da  die  dritten 
Molarzähne  erst  so  spät  hervorbrechen,  hat  man  dieselben  auch 
als  Weisheitszähne,  JDentes  seroüni  (s.  sapientiae),  bezeich¬ 
net!  Im  späteren  Alter  pflegen  bekanntiicn  auch  die  sogenannten 
bleibenden  Zähne  auszufallen.  Dem  Ausfallen  derselben  soll 
meistens  eine  Verknöcherung  der  Pulpa  vorhergehen.  Übrigens 
sind  einzelne  Fälle  von  einem  sogen,  zweiten  Zahnwechsel  in 
hohem  Alter,  einer  DenHMo  tertia,  beschrieben.  Indessen  erscheint 
es  zweifelhaft,  ob  diese  spät  hervorbrechenden  Zähne  nicht  bei 
einer  früheren  Dentition  im  Kiefer  stecken  geblieben  und  erst  dann 
zur  Entwickelung  gelangt  sind,  wenn  die  übrigen  Zähne  ausge¬ 
fallen  waren. 

Die  Zähne  des  Oberkiefers  werden  versorgt  von  den  Rami  dentales 
der  Aa.^  Vv,  und  Nn.  alveolares  superiores  (aus  der  A.,  V.  und  dem  N.  infra- 
orbitaiis) ;  die  Zähne  des  Unterkiefers  durch  die  Rami  dentales  der  V.  und 
des  N.  alveolaris  inferior. 

Lymphgefässe  der  2^hne  sind  nicht  bekannt. 

2.  Das  Cavum  oris  nebst  der  Zunge  und  den 
Speicheldrüsen. 

Die  eigentliche  Mundhöhle,  Cavum  oris  proprium 
im  engeren  Sinne,  wird  vorn  und  seitlich  durch  den  Proc. 
alveolaris  der  beiden  Kiefer  und  durch  die  in  denselben  steckenden 
Zähne  begrenzt.  Ihr  Boden  wird  hauptsächlich  vom  M.  mylo¬ 
hyoideus  ( Dianhraatm  oris)  gebildet,  welcher  an  seiner  oberen 
-£läcbe  von  der  Mundschleimhaut_übCTzogen  ist.  Doch  sind  die 
Glandulae  sublinguales  zwischen  den  Muskel  und  die  Mund¬ 
schleimhaut  eingelagert.  Die  Drüsen  heben  die  Schleimhaut  am 
Boden  der  Mundhöhle  dicht  neben  dem  Frenulum  linguae  (s.  u.) 
in  Gestalt  von  zwei  länglichen,  nach  vorn  convergierenden  Wül- 


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561 


sten,  den^igae^j^jjj|gJg^^j^j^^nj{MoZgs_empor;  letztere  enden  vom 
mit  zwei  rundlichen  Höckern,,_2grtjgg<^o^ttWi22MgJg^^2liSäl^»— 
weldie  in  der  Mitte  eine  Öffnung,  den  Au^ünmigSSi^aer 
-jjlandula  subm^^ar^^  ^l|^^li[]|^^l^s■  zeigen.  Die  obere 
Wand  der  Mundhöhle  wird  vom  durch  den  harten  Gau¬ 
men,  Palatum  durum,  hinten  durch  den  weichen  Gaumen 
oder  das  Gaumensegel,  Palatum  motte  s.  Velum  palatinum, 
gebildet,  von  dessen  hinterem  Rande  in  der  Mitte  ein  stumpf  kegel¬ 
förmiger  Vorsprung,  das  Zäpfchen,  TJviüa,  herabhängt.  Am 
vorderen  Abschnitte  der  unteren  Fläche  des  harten  Gaumens  dicht 
hinter  den  Schneidezähnen  finden  sich  nicht  seiten  mehrere  quere 
Erhabenheiten,  die  Gaumenleisten^  P^aejj^la^iaeUram-^^ 
Audi  kanTr'aitepred5enT"3er*TInIerenn5ffiKui^''cleJ*'*^ 
Canalis  indsivus  ein  kleiner  Schleimhautzapfen, ^_diePapiK^Mc^^ 
^^«vo^iac^ abwärts  hängen.  Statt  der  hinter e n  W a n^nn3et^ 
^stcITelRe^grosse  Öffnung  vor,  welche  in  den  Isthmus  faudum  führt. 

a.  Die  Zunge. 

Am  Boden  der  Mundhöhle  erhebt  sich  ferner  die  Zunge, 
Lingua,  an  welcher  man  einen  nach  hinten  gelegenen  Teil,  die 
Zungenwurzel,  Badix  linguae,  den  mittleren  Abschnitt, , 
Corpus  linguae,  und  das  nach  vorn  gelegene  freie  Ende,  die  Zun¬ 
genspitze,  Apex  linguae,  ferner  eine  obere  Fläche,  den 
Zungenrücken,  Dorsum  linguae  und  eine  untere 
Fläche,  Facies  inferior,  sowie  die  bdden  Seitenränder, 
Margines  laterales,  von  einander  unterscheidet.  In  der  Median¬ 
linie  ist  die  unter  e  F 1  ä  c  h  e  mit  dem  Boden  der  Mundhöhle 
durch  einen  hauptsächlich  aus  dem  M.  genioglossus  bestehenden 
yind  mit  Schleimhaut  überzogenen  Stil,  das  Zungenbänd  - 
eben.  ^JVgwitlMm^wgMae^erbunden.  Im  Übrigen  ist  die  untere 
Fläche  zi^n^R^Iaf^^Bgesehen  von  zwei  schmalen,  nach  vom 
convergierenden  und  von  einem  Venenast  begleiteten  Schleimhaut¬ 
falten,  welche  man  als.  Plicae  s.  Cristae  fimbriatae  bezeichnet  hat. 
Dieselben  sind  beim  Neugeborenen  am  besten  entwickelt  und 
stellen  ein  Rudiment  der  bei  manchen  Tieren  stark  entwickelten 
Unterzunge  - dar.  Am  Zungenrücken  kann  man  mit  blossem 
Auge  sehr  deutlich  einen  vorderen,  mehr  rauhen  und  einen  hinteren, 
mehr  glatten  Abschnitt  erkennen.  Beide  sind  jederseits  geschieden 
durch  eine  Linie,.iiMla4^^ii4yjj[^^j^jvelchebeideaiTMForamenca^ 

keiten  des  vorderen  Teiles  werden  zum  grössten  Teile  durch  faden- 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aofl.  36 


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562 


zottenfönnige  Fortsätze,  ditPapiUaeßiformes,  gebildet,  deren 
'  Spitzen  vielfach  in  eine  Anzahl  kleinerer  Zotten  auslaufen  und  so¬ 
mit  wie  zerklüftet  aussdien.  Die  Form  derselben  ist  o^eder  mehr 
walzenförmig  oder  mehr  zugespitzt,  so  dass  man  cylindrische  und 
conische  Papillae  filiformes  (Pajw^gg  cowtcae)  unterscheiden  kann. 
Zwischen  den  Papp,  filifcxmes  sind  zerstreut  in  geringer  Anzahl 
-  mehr  rundliche,  pilz-  oder  keulenförmige  Prominenzen,  die  PaptUtie 

?  s.  clavatae  waAlenticulares,  gelegen.  Die  Grenze  zwi- 

'  •  sehen  dem  vorderen  rauhen  und  dm  hinteren  glatten  Abschnitte 
3-  rfil  ifi  rfrr  Zungenrückens  wird  durch  die  Papiüae  vaUatae  s.  circum- 
vallate  gebildet,  d.  h.  durch  8 — 15  grössere,  rundliche  Hervor- 
ragungen,  deren  jede  von’  einem  ringförmigen  Wall  umgeben  ist. 

Wall  ist  durch  eine  ebenfalls  ringförmige  Vertiefung  (den 
sogen.  Wallgraben)  von  der  eigentlichen  Papille  getrennt.  Sämt¬ 
liche  Papillae  vallatae  sind  in  der  Form  eines  V  angeordnet,  dessen 
Spitze  nach  hinten  gerichtet  ist.  An  dieser  Spitze  oder  dicht  hin¬ 
ter  derselben  ist  ziemlich  constant  eine  Vertiefung, 


Zahl  und  Entwickelung  M^^^^^SSFT0^isolierte,  von  einem 
besonderen  Balge  unschlossene  kleine  Körper  darstellen  oder  auch 
derartig  confluieren  können,  dass  sie  unter  der  Zungenschleim¬ 
haut  eine  nahezu  continuierliche  Schicht  von  lymphatischer  Drü¬ 
sensubstanz  darstellen.  Die  Gesamtheit  dieser  an  dem  hinteren 
Teile  des  Zungenrückens  gelegenen  Zimgenbalgdrüsen  hat  man 
auch  als  7  ii  n  g  e  n  t  n  n  s  i  1  1  e  .  'Tonsiüa  Ungualis,  bezeichnet. 
Fast  jeder  Balgdrüse  entspricht  an  ihrer  freien  Oberfläche  eine 
(höchstens  1  mm  grosse)  Öffnung,  welche  Indexen  k^nen  Aus- 
führui^gsgang  c(arstellt.  sondern,  als  blinde  Vertiefung  {Recessits" 
-  foüiculaiis)  endigt.  Der  Recessus  ist  überall  vom  Mundepiihel 
ausgekleidet  und  kann  einen  kleinen,  käsigen  Pfropf  enthalten, 
welcher  aus  abgeschilferten  Epithelzellen,  ausgewanderten  Leuko- 
cyten  etc.  besteht.  Dass  sich  von  dem  hintersten  Teile  des  Zungen¬ 
rückens  die  drei  Plicae  glossoepiglotücae  zur  Epiglottis  hinüber 
erstrecken,  ist  bereits  S.  521  sub  2  erwähnt  worden.  An  den 


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Seitenrändern  der  Zunge  sind  endlich  eine  Reihe  vertical  gestellter 
streifiger  Erhabenheiten,  die  Patnllae  fciiatae,  wahrzundimen. 

^  Die  Hauptmasse  (ter  Zunge  setzt  sich  aus  quergestreiften 
_M«»slfylfasern  zusammen,  welche  sich  mannigfach  durch¬ 
flechten.  Ihre  Endigimgsweise  in  der  Zunge  ist,  wie  HYRTL  meint, 
noch  unbekannt.  Von  anderer  Seite  wird  behauptet,  dass 
die  Muskelfasern  in  Sehnen  auslaufen,  welche  sich  an  den 
fibrösen  oder  elastischen  Elementen  der  Zunge  inserieren. 
Die  Muskelsubstanz  ist  durch  eine  median  gelegene,-  derbe  fibröse 
Platte,  das  Septum  linguae  (fälschlich  alsCartilago  linguae  bezeich¬ 
net),  in  zwei  symmetrische  Seitenhälften  geteilt.  Diese  Teilung  'st 
jedodi  keine  vollständige,  da  das  Septum  lingiiae  erstens  überhaupt 
nicht  an  die  Oberfläche  der  .Zunge  heranreicht  und  zweitens  eine 
sichelförmige  Gestalt  hat,  d.  h.  nur  hinten  eine  gewisse  Breite  be- 
sitzt.  während  es  vorn  soitz  endigt.  Die  einzelnen  Muskeln,  welche 
zum  Teil  von  aussen  in  die  Zunge  hineinstrahlen,  zum  Teil  gänz¬ 
lich  in  derselben  gelegen  sind,  sind  alle  paarig  und  heissen  folgen- 
dermassen; 

1.  Der  M.  genioglossus  bildet  den  im  Frenulum  linguae  ge- 
legenensogen.  MuskelstielderZunge.  Er  entspringt  von 
der  Spina  mentalis  int.  dicht  oberhalb  der  Mm.  geniohyoidei  und 
strahlt  von  hier  aus  fächerförmig  in  die  Zungensubstanz  hinein, 
wo  sich  seine  Fasern  bis  zum  Zungenrücken  erstrecken  sollen. 
Bei  seiner  Contraction  würde  dieser  Muskel  die  Zunge 
nach  vom  und  abwärts  ziehen. 

2.  Der  M.  hyoglossus  entspringt  vom  ganzen  grossen  Zungen¬ 
beinhorn  und  ist  lateral  von  dem  vorigen  an  der  unteren 
Zungenfläche  gelegen.  Seine  Fasern  gehen  ziun  Teil  zwi¬ 
schen  den  folgenden  Muskeln,  zum  Teil  mehr  am  Seitenrande  der 
Zunge  aufwärts,  lun  schliesslich  ebenfalls  am  Zungenrücken  zu 
endigen.  Sehr  häufig  greift  der  Ursprung  dieses  Muskels  auf  den 
Körper  oder  das  kleine  Horn  des  Zungenbeines  über.  Man  hat 
alsdann  an  dem  Muskel  drei  Portiemen,  nämlich  die  vom  grossen 
Home  kommende  als  M.  Jceratoglossus,  die  vom  kleinen  Home  kom¬ 
mende  als  M.  chondroglossus  und  die  vom  Körper  des  Zungen¬ 
beines  entspringende  als  M.  basioglossus  unterschieden.  Die 
Function  des  M.  hyoglossus  würde  wohl  hauptsächlich  da¬ 
rin  bestehen,  die  Zunge  nach  unten  imd  rückwärts  zu  ziehen. 

3.  Der  M.  styloglossus  «st  mit  seinem  unteren  Abschnitte  wie¬ 
derum  lateral  von  dem  M.  hyoglossus  gelegen.  Er  entspringt 
vom  Proc.  styloideus,  meistens  auch  noch  vom  Lig.  stylomandi- 

36* 


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564 


bulare  und  zieht  zunächst  dicht  hinter,  sodann  medial  vom  M. 
pterygoideus  int.  bis  zum  unteren  Teile  des  vorderen  Gaumen¬ 
bogens,  um  hier  in  den  Seitenrand  der  Zungenwur- 
z  e  1  einzustrahlen.  Ein  Teil  seiner  Fasern  soll  sich  bis  ziu*  Zun¬ 
genspitze  erstrecken.  Seine  Function  besteht  darin,  die  Zun¬ 
genwurzel  nach  hinten  und  oben  zu  ziehen. 

4.  Der  M.  transversas  linguae  bildet  keinen  compacten  Mus¬ 
kel,  sondern  besteht  aus  queren  Fasern,  welche  unter  Durchflech- 
tung  mit  den  eben  genannten  Muskeln  jederseitsjyom_5fiptum-Jia- 
guae  entspringen  und  sich  Seitenrande  der  ^ngeJ^tsetzen. 

Vor  der  Spitze  des  Septmn  ziehen  seine  Fasern  continuierlich  von 
dem  einen  zu  dem  anderen  Seitenrande  hinüber.  Seine  hintersten 
Fasern  sollen  nach  lateralwärts  in  den  (im  vorderen  Gaumenbogen 
gelegenen)  M.  palatoglossus  und  in  den  oberen  Schlundkopf¬ 
schnürer  ausstrahlen.  Function:  er  muss  die  Zunge  im  queren 
Dimchmesser  verkleinern  und  somit  verlängern. 

5.  Der  M.  longitudinalis  linguae  inf,  (M.  lingualis  HenLE) 
zieht  an  der  unteren  Zungenfläche  zwischen  dem  M. 
genioglossus  und  hyoglossus  von  der  Basis  der  Spitze  zur  Zunge. 

Am  vorderen  Ende  existiert  er  nicht  mehr  als  selbständiger  Mus¬ 
kel,  sondern  ist  mit  den  Fasern  des  Stylöglossus  und  Transversus 
verflochten.  Seine  Function  besteht  darin,  die  Zunge  zu  ver¬ 
kürzen  und  somit  breiter  zu  machen. 

Verschiedene  Anatomen,  wie  z.  B.  Hyrtl,  nehmen  auch  unter  der 
Schleimhaut  des  Zungenrückens  sagittale  Fasern,  einen  M.  langitu- 
dincUxs  linguae  sup.  an.  Henle  bezweifelt  die  Existenz  derartiger  selbst¬ 
ständiger  Fasern.  Auch  das  von  manchen  Autoren  behauptete  Vorkommen 
besonderer  verticaler  Fasern  an  der  Zungenspitze  wird  von  Henle  in  Ab¬ 
rede  gestellt.  j 

Von  den  Nerven  der  Zunge  liefert  der  N.  hypoglossus  die  moto  r  i_- _ 

— sehen  Fasern  für  dje  ZuPgei^nmskeln,  d^^  N.  glossopharmaens  dieGe- 
AxJlpIA-C  iLsja  s  e  r  n  ,  der  N.  lingualis  aus  dem  III.  Aste  des  Trigeminus 
die  sensiblen  Fasern  der  ^unge,  wo5ei~allerdings  hmzuzulugen  ist, 
dass  die  in  der  Bahn  des  N.  lingualis  verlaufenden  Fasern  der  Chor^  tyn^  _ 
pani  ebenfalls  GescTimacksnerven  sind,  welcRe'^efetiralwarts  bis 
in  die  Portio  intermedia  Wrisbergi  und  weiterhin  bis  zum  Glossopharyn- 
geuskem  verfolgt  worden  sind  (s.  S.  473). 

Die  Arterien  der  Zunge  stammen  aus  der  Arteria  lingualis  (einem 
Aste  der  Carotis  ext.).  Ihre  Äste  gehen  als  A.  dorsalis  linguae  zum  Rücken 
der  Zunge,  als  A.  profunda  linguae  s.  ranina  zum  Zungenboden  bis  zur 
Zungenspitze  und  als  Br,  suhlinguales  zum  Frenulum  linguae.  Die  gleich¬ 
namigen  Venen  aus  dem  vorderen  Abschnitte  der  Zunge  sammeln  sich 
zur  Vena  lingualis,  welche  mit  dem  N.  hypoglossus  verläuft  imd  sidi  ge¬ 
wöhnlich  in  die  Vena  facialis  communis  ergiesst,  hinten  gehen  sie  in  den 
Plexus  venosus  pharyngeus  über.  Die  Lymphgefässe  gehen  zu  den  Glan- 
dulae  submaxillares  und  den  Gl.  cervicales  proff.  supp. 


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Betreffs  der  in  die  Zungenschleimhaut  eingebetteten  Ge¬ 
schmacksorgane  istS.  576  bei  der  Mundschleimhaut  nach¬ 
zusehen.  Ntu'  das  eine  mag  hier  hervorgehoben  werden,  dass 
unter  der  Schleimhaut  des  Zungenrückens  sich  eine  derbe  Sub- 
mucosa.  Fasd^^J^^o^r^islin^uae,  befindet.  Die  Schleimhaut, 
die  Submucos^md  die  darunter  gelegenen  Muskeln  sind  hier  fest 
mit  einander  verwachsen.  An  der  unteren  Zungoifläche  ist  die 
Schleimhaut  dagegen  mit  den  angrenzenden  Muskeln  weniger  fest 
verbunden. 

Eine  Anzahl  verästelter  tubulöser  Drüsen.  ^Glandid^ 


Umuales,  sind  am  Zungenrande  und  am  Zungenrücken  in  die 
Mii.srnlatur  eingebettet.  _  Am  Zungenrücken  liegen  diese  Drüsen 
hinter  den  Papillae  vallatae  zwischen  den  Follikeln  der  Zungen¬ 
tonsille,  wo  sie  entweder  frei  an  der  Oberfläche  der  Zunge  oder 
in  die  Recessus  folliculares  oder  auch  in  den  ringförmigen  Gra¬ 
ben  der  Papillae  vallatae  ausmünden  können.  Am  Zungenrande 
sind  ihre  AusführungsoSnungen  zwischen  den  Leisten  der  Papillae 
foliatae  gelegen.  Ober  die  an  der  Zungenspitze  befindliche 
N  u  h  n  ’sche  oder  B 1  a  n  d  i  n  ’sche  Drüse  ist  S.  570  nachzusehen. 


ß.  Der  Gaumen. 

Der  Gaumen  Palatum,  bildet  die  obere  Wand  des  Cavum 
oris  und  setzt  sich  aus  einem  vorderen  festen  und  einem  hinteren 
beweglichen  Teil  zusammen.  Der  vordere  feste  Teil,  der  harte 
Gaumen,  Palatum  durum,  besitzt  als  feste  Stütze  che  knöcherne 
Platte,  welche  vom  Proc.  palatinus  des  Oberkieferbeines  und  der  Pars 
horizontalis  des  Gaumenbeines  gebildet  wird.  Oben  ist  diese  Platte 
von  der  Nasenschleimhaut,  unten  von  der  Mundschleimhaut  über¬ 
zogen.  Ihre  Fortsetzung  nach  hinten  wird  durch  den  weichen 
Gaumen  oder  das  Gaumensegel,  Palatum  motte  s.  Velum 
pakdmum,  gebildet  —  eine  bewegliche,  in  derselben  Weise  mit 
Schleimhaut  bekleidete  Platte,  welche  Muskel-  und  Sehnenfasem 
nebst  einer  Anzahl  von  Sdileimdrüsen,  Glandulae  palatmae,  ein- 
schliesst.  In  der  Mitte  des  hinteren  Randes  hängt  von  dem  Gau¬ 
mensegel  eine  platt  kegelförmige  Verlängerung,  das  Zäpfchen, 
Uvula  s.  Staphyle.  nach  abwärts,  dessen  stumpfe  Spitze  bei  ge¬ 
schlossenen  Kiefern  sich  für  gewöhnlich  dem  For.  caecum  der 
Zunge  gegenüber  befindet.  Der  weiche  Gaumen  wird  von  folgen¬ 
den  Muskeln  bewegt: 

1.  Der  M.  tensor  veli  palaiini  s.  spheno-salpingo-staphylinus 
(Salpinx,  die  Tube)  entspringt  jederseits  von  der  Spina  angularis 


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und  aus  der  Fossa  scaphoidea  des  Keilbeines,  sowie  vc«  dem 
Knorpelhaken  und  besonders  von  dem  häutigen  Teile  der 
Tuba  Eustachii  und  zieht  sodann  an  der  medialen  Fläche  des  M. 
pterygoideus  int.,  aber  zugleich  lateral  von  der  Lamina 
medialis  des  Proc.  pterygoideus  nach  abwärts,  bis 
er  den  Hamulus  pterygoideus  erreicht.  Die  Sehne  des  Muskels 
schlingt  sich  alsdann  in  der  Inc.  hamuli  um  den  Hamulus  und 
strahlt  in  das  Gaumens^l  aus,  indem  ihre  Fasern  ztun  Teil  an 
dem  hinteren  Rande  des  knöchernen  Gaumens  inserieren,  zum  Teil 
in  der  Medianlinie  mit  denen  des  gegenöberli^[enden  Muskels 
verschmelzen.  Die  sehnige  Ausstrahlung  beider  Mm.  tensores 
veli  palatini  bildet  somit  eine  Art  von  fibr^r  Pfaffe  (Gau¬ 
rn  e  n  a  p  o  n  e  u  ros  e),  welche  als  eine  direkte  Fortsetzung  des 
knöchernen  Gaumens  angesehen  werden  kann.  Diese  Platte  wird 
nun  durch  die  Contraction  beider  Muskeln  seitlich 
auseinandergezogen  und  scunit  gespannt.  Da  der  M.  tehsor  veli 
am  knöchernen  Gaumen  festsitä,  wird  er  ausserdem  ganz  bescm- 
ders  dazu  geeignet  sein,  die  Tuba  Eustachii  zu  erweitern.  Eine 
solche  Erweiterung  findet  demgemäss  zugleich  mit  der  Hebung  und 
Spannung  des  Gaumensegels  bei  jedem  Schlingakt  statt. 

2.  Der  M.  levator  veli  palatini  s.  M.  petro-salpingo-stajdiylinus 
entspringt  jederseits  von  der  Spitze  d^Sdifäfenbeihpyrämide  und" 
dem  knorpligen  Teile  der  Tuba  Eustachii  und  zieht  hier* 
auf  medial  von  der  Lam.  medialis  des  Proc.  pte¬ 
rygoideus  (dicht  an  der  Rachenschleinthaut)  zum  weichen 
Gaumen,  um  sidi  in  innigem  Zusammenhänge  mit  der  vcnigen 
erwähnten  fibrösen  Platte  bis  zur  Medianlinie  auszubreiten,  wo 
die  beiden  gleichnamigen'  Muskeln  teilweise  ineinander  übergehen. 
Bei  seiner  Contraction  drängt  er  den  zwischen  der  Tubenöffnung 
und  dem  Gaumensegel  gelegenen  Schleimhautabschnitt  wulstför¬ 
mig  nach  medianwärtej  Levatcwwulst^ .  Seiner  Function  nach 
ist  der  M.  levator  veli  wohl  hauptsächlich  als  ein  Heber  des  Gau¬ 
mensegels  anzusehen.. 

Würde  das  Gaumensegel  durch  die  in  den  beiden  Gaumenbdgen  nach  abwflrts 
verlaufenden  Mm.  glossopalatinus  und  pharyngopalatinus  (s.  sub  4  u.  5)  festgehalten, 
so  könnte  der  M.  levator  palatini  das  Gaumensegel  seitlich  breitziehen  und 
somit  im  Gegensatz  zu  sdnem  Namen  als  ein  Spanner  des  letzteren  wirken 
(Theile.  Henle).  Nach  diesen  beiden  Autoren  soll  er  sogar  der  eigentliche 
Spanner  des  Gaumensegels  sein.  Die  Tuba  Eustachii  soll  bei  gespann¬ 
tem  Gaumensegel  nach  der  Ansicht  verschiedener  Autoren  wenigstens  in 
ihrem  oberen  Abschnitte  durch  seine  Contraction  erweitert  werden  können. 

3.  Der  M.  uvulae  s.  azygos  uvulae  (M.  palatostaphylinus  von 
HENLE)  bildet  entweder  einen  doppelten  oder  einfachen  neben 


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oder  in  der  Medianlinie  des  weichen  Gaumens 
gelegenen  Muskel,  welcher  von  der  Spina  nasalis  post,  entspringt 
und  an  der  Spitze  des  Zäpfchens  endi^.  Der  Muskel  ist  oberhalb 
der  vorhin  erwähnten  fibrösen  Platte  in  einen  Längszug  von  ver¬ 
ästelten  tubulösen  Drüsen  eii^bettet  und  muss  bei  seiner  Con- 
traction  die  Uvula  verkürzen. 

.4.  Der  M,  glossopalatinus  (M.  glosso-staphylinus)  steigt  als 
eine  Fortsetzung  des  M.  transversus  linguae  s.  S.  564)  jm  v  o  r¬ 
deren  Gaumenbogen  bis  zum  Gaumensegel  in  die  Höhe 
und  muss  somit  imstande  sein,  das  letztere  abwärts  zu  ziehen  und 
zugleich  die  beiden  vorderen  Gaumenbögen  einander  zu  n^em, 
so  dass  der  Isthmus  taucium  verengert  wird. 

5.  Der  M.  phart/ngopa/aänus  kann  auch  zu  den  Schlundmus¬ 
keln  gerechnet  werden'  und  ist  im  hinteren  Gaume nbo- 
gen  gelegen.  Der  Muskel  entspringt  erstens  an. dem'  unteren  Ab¬ 
schnitte  der  hinterem  Phar^xwand  von  der  dort  gel^enen  medianen 
sehnigen  Raphe,  zweitens  von  einem  elastischen  Streifen,  welcher  sich 
von  dem  unteren  Ende  dieser  Raphe  bis  zum  unteren  Htmie  des 
Schildknorpels  hinüberspannt;  er  findet  seine  Insertion  in  der  fi¬ 
brösen  Platte  des  Gaumensegels  und  am  unteren  Ende  des  Tuben¬ 
knorpels.  Seine  Function  würde  ähnlich  wie  die  des  vorigen 
Muskels  darin  bestehen,  das  Gaumensegel  abwärts  zu  ziehen  und 
die  hinteren  Gaumenbögen  einander  zu  nähern,  so  dass  der  Isth- . 
mus  faucium  verengert  wird.  Audi  der  Tubenknorpel  könnte 
durch  ihn  nach  abwärts  gezogen  werden. 

Verästelte  tubulöse  Schleimdrüsen,  Glandtäae  pd- 
latinae  (vgl.  S.  565),  sind  sowohl  an  der  oberen  wie  an  der  un¬ 
teren  Gaumenfläche  vorhanden.  Oben  sind  sie  auf  das  Gaumen¬ 
segel  beschränkt.  Unten  pflegen  sie  sich  neben  der  Medianlinie 
von  der  Mitte  des  harten  Gatunens  bis  an  das  Zäpfchen  hinein 
zu  erstrecken.  Die  oberen  Gaumendrüsen  werden  durch  die  seh¬ 
nige  Ausbreitung  der  Gaumenmuskeln  von  den  unteren'  Gaumen¬ 
drüsen  geschieden. 

Betreffs  der  Innervation  der  Gaumenmuskeln  steht  fest,  dass  der 
M.  levator  veU  und  wahrscheinlich  auch  der  M.  uvulae  durch  Vermittelung 
der  Nn.  pterygopalatini  und  des  N.  petrosus  superficialis  inajor  (s7  S.  465 
und  4^2)  vom  N.  facialis  versorgt  werdeli]  Der  JÜ.  iensor  velt  wird  durch 
einen  Zweig  vom  üanglion  otrcüm'des  111.  Trigeminusastes  (s.  S.  470 

sub  31  innerviert. _ Die  3Im.  alossapalatinus  und  pharungopalatinus.  welche 

übrigens  auch  den  Schlundmuskeln  zugezählt  werden  können,  scheinen  Zweige 
vom  Plexus  pharyn g e u s  (s.  S.  478  sub  3)  zu  erhalten. 

bie  Arterien  dfö  Härten  Gaumens  kommen  aus  der  Ä.  palatina 
major  betw-pterygopalatina  (von  der  Maxill.  int.).  Die  gleichnamigen  Venen 


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verlaul^  ebenso.  Die  Arterien  des  weichen  Gaumens  stammen  aus  der 
A.  palatina  ascendens  (aus  der  MaxiU.  ext.)  und  der  A.  palatina  minor  bezw. 
pterygopalatina  (aus  der  Maxill.  int.).  Die  entsprechenden  Venen  gehen  in 
den  Plexus  venosus  phatyngeus  und  pierygoideus.  Die  Lymphgefässe 
gehen  zu  den  Glandulae  fadales  profundae. 


/.  Die  Speicheldrüsen. 

^  Zu  den  Speicheldrüsen  kann  man  vier  Paar  Drüsen, 

nämlich:  1)  die  Oh rsp eichel^ Poro/is,  2)  die  U n- 
erkieferdrüse,  Unterzunge  n- 

f  .  drüst,  Gl.  sublingualis,  4)  die  N  u  h  n  ’s  c  h  e  oder  B 1  a  n  d  i  n- 

'vJnA x4»-aI v^sche  Drüse,  Gl.  lingualis  anterior,  rechnen.  Da  von  diesen 
4  Drüsen  nur  das  Secret  der  Parotis  aus  reinem  Speichel  besteht, 
während  diasjenige  der  drei  anderen  mehr  schleimiger  Natur  ist, 
sind  die  letzteren  (besonders  die  Nuhn’sche  Drüse)  auch  vielfach 
zu  den  Schleimdrüsen  gerechnet,  die  Parotis  da^en  als 
eine  Eiweissdrüse  oder  seröse  Drüse  bezeichnet  wor¬ 
den.  Das  Absonderungsprodukt  sämtlicher  eben  genannten  Drü¬ 
sen  wird  als  Speichel  bezeichnet  und  bildet  die  Hauptmasse 
der  sogen.  Mundflüssigkeit.  Der  Speichel  ist  eine  wasserhelle, 
schaumige,  schwach  fadenziehende  Hüssigkeit  von  leicht  alkali¬ 
scher  Reaction,  welche  zu  99  %  aus  Wasser,  ferner  aus  Mucin, 
sodann  aus  dem  Speichelferment  oder  Ptyalin;  endlich  aus  gerin¬ 
gen  Mengen  von  Eiweissstc^n  und  Salzen  besteht.  Der  Parotis- 
speichel  ist  übrigens  noch  dtu-ch  einen  Gehalt  an  Schwefdcyan- 
kalium  (Rhodankaliuml  auscre^ichnet.  Ausser  einer  grossen  An¬ 
zahl  von  Luftblasen'  enthält  die  Mundflüssigkeit  weho’hin  eine 
Menge  von  corpusculären  Elementen,  unter  denen  hauptsächlich 
die  sogen.  Speichelkörperchen^),  sodann  abgestossene  Plattenepi- 
thelien  der  Mundschleimhaut,  ferner  Bacterien  imd  Mikrokokken, 
sowie  mitunter  ein  Fadenpilz,  der  Leptothrix  buccalis,  endlich 
allerlei  2^allsprodukte  und  melu:  oder  weniger  veränderte  Speise¬ 
bestandteile,  wie  z.  B:  Muskelfasern,  Amylumkörper  etc.,  hervor¬ 
zuheben  sind.  Im  Einzelnen*  verhalten  sich  die  Speicheldrüsen 
folgendermassen: 

_ l.  Die  Ohrspeicheldrüse,  Gl.  parotis,  ein  ziemlich 

grosses  plattes  Organ  von  annähernd  dreiseitiger,  mit  <ler  Sp«tzc 
abwärts  gerichteter  Form,  ist  in  die  derbe  Fascia  parotideomasse- 


Die  Speichelkörperchen  gleichen  in  ihrem  Verhalteh  den 
Leuko^en,  nur  sind  sie  etwas  grösser  und  stark  granuliert.  Es  sind 
Lymphzellen,  welche  aus  den  Lymphknötchen  der  Mundschleimhaut,  beson¬ 
ders  der  Tonsillen  ausgewandert  und  in  der  Mundflüssigkeit  aufgequollen 
sind.  Dieselben  zeigen  im  mikroskopischen  Präparat  eine  Mokkularbeweguag. 


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terica  eingehüllt  und  somit  an  die  Aussenfläche  des  M.  masseter 
fest  angeheftet.  Sie  erstreckt  sich  von  dem  Jochbogen  und  der 
Gegend  des  äusseren  Gehörganges  bis  ziun  Kieferwinkel  nach  ab-^  . 
wärts  und  kann  sogar  mit  einem  unteren  Zipfel  das  tiefe  Blatt 
der  Fascia  colli  durchbrechen,  so  dass  sich  bei  Vereiterungen  der 
Parotis  der  Eiter  bis  in  die  tieferen  Teile  des  Halses  abwärts 
senken  kann.  Ihr  unterer  Abschnitt  dringt  zwischen  dem  Unter¬ 
kieferaste  und  dem  M.  stemocleidomastoideus  bis  ziun  Proc.  sty- 
loideus  in  die  Tiefe.  Die  Parotis  bedeckt  die  V.  facialis  post,  und 
die  Carotis  ext.  nebst  einem  Teile  ihrer  Äste  und  wird  von  den 


Zweigen  des  N.  facialis  durchsetzt.  Einige  kleinere  Lymphdrüsen 
sind  ebenfalls  in  oder  auf  der  Parotissubstanz  gelegen  (s.  S.  367 
sub  3),  was  unter  Umständen  von  chiruif[ischem  Interesse  sein 
kann.  Die  Ausföhrungsgänge  der  einzelnen  Drüsenläppchen  mün¬ 
den  schliesslich  sämtlich  in  den  Stenon 'sehen  Gang, 
Dudus  pai^deus  s.  Stenonianus.  zusammen,  welcher 
_der  h(a££n^p^lpg~Iionzoh?äl  nach  vorwärts  zieht,  um  sich  schliess- 
~IIcir~am  vorderen  Rande  des  Masseter  mehr  in  die  Tiefe^u_sen- 
ken  und  durch_dCT_M.  buccinator  m '^^^ündhöhle-finzutreten. 
Während  dieses  Verlaufes  ist  der  Gang  an  der  Aussenfläche  des 
Masseter  1 — 2  cm  unterhal  b  d  e  s  J  oc  h  b  o  g  e  n_s_j[elegen. 
Seine  3ie  l^undhöhle  befindet  sich  etwa  in 

der  Gegend  des  II.  oder  III.  oberen  Molarzahnes.  Mitunter  sind 
am  vorderen  Rande  der  Parotis  einige  accessorische  Drüsenlappen 
{Gl.  parotis  accessoria)  vorhanden,  deren  Ausführungsgänge  eben- 
falls  in  den  Stenon'schen  Gang  einmünden. 

2.  Die  U  n  t  e  rkieferdrüse.  Gl.  sulfjßa^aris,  ein  mehr 
rundliches  plattes  Organ,  ist  medial  ~vöm  lueferwinkel  in  dem 
dreiseitigen  Raume  gelegen,  welcher  vom  Unterkiefer  und  den  bei¬ 
den  Bäuchen  des  M.  digastricus  mandibulae  gebildet  wird.  Die 
Drüse  grenzt  medial  an  den  M.  hyogilossus,  oben  an  den  M. 
mylohyoideus  und  ist  unten  von  der  Fascia  colli  und  dem  Pla¬ 
tysma  bedeckt.  Ihr  hinteres  Ende  kann  die  Parotis  berühren,  oben 
pflegt  ein  Zipfel  derselben  längs  der  oberen  Fläche  des  M. 
mylohyoideus  bis  an  die  Gl.  sublingualis  hinanzureichen.  Aus  die¬ 
sem  Zipfel  geht  auch  der  Ausführungsgang  der  Submaxillar- 
drüse  hervor.  Die  V.  facialis  ant.  verläuft  an  der  unteren  (äusse- 
ren)  Fläche  der  Drüse,  die  A.  maxillaris  ext.  an  der  oberen  (inne- 
ren)  Fläche  derselben  nach  aufwärts.  Ihr  Ausführungsgang,  der 
Wharton’sche  Gang,  Ductus.submar^iU^ri^  s  Whartr>niiYm& 
zieht  ander  oberen  Flärtip  b.^Q  i  de  u  s 


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(zwischen  ihm  und  der  Sublingualdrüse)  nach  vom,  tun  die 
Mundschleimhaut  am  vorderen  Ende  der  Caruncula  sublingualis 
dicht  neben  dem  Frenulum  linguae  zu  durchbohren.  Auf  diesem 
Wege  wird  er  unter  spitzem  Winkel_vOT^jj^jj|jJ|^j||j^J5yä^g^ 
:MA  lingualis  taus  dem  III.  Trigeminusaste)  gekreuzt. 

3.  z  u  n  ge n  d  r  ü  s e  ,  6r^  a  n 

d  e  r  oberen  Fläche  des  M.  mYTo  h  y  o  i  d  e  u  s  zwischen 
dem  Unterkiefer  und  dem  M.  genic^yoideus  gelegen  und  nur  von 
der  Mundschleimhaut  bedeckt.  Die  Einllagerung  dieser  Drüse  be¬ 
dingt  das  Hervortreten  der  Plica  sublingualis  (s.  S.  561).  Die  Unter¬ 
zungendrüse  ist  von  länglicher,  platt  eiförmiger  Gestalt:  sie  kann 
nach  vorn  bis  zur  Fovea  sublingualis  des  Unterkiefers' ts-  S.  78), 
nadi  hinten  bis  zur  Sutunaxillardrüse  reichen.  Ihr  Secret  entleert 
die  Drüse  durch  etwa  8 — 10  kurze  Ausführungsgänge,  die  Ductus 
äiMmmiksrnmimes  s.  Riviniani.  welche  aut  der  Höhe  der 
Caruncula  sublingualis  oder  neben  der  letz- 

_Xe  r  e  n  die  Mundschleimhaut  durchbohren.  Manchmal  ist~ euT 
Teil  dieser  Gänge  zu  einem  einzigen  ^tärkmn  Ausführungsgang, 
d^  Ductus  sublimualis  mo^or^s^^^artholinianus,  vereinigt.  Der 
Bartholin’sche  Gang  zieht  alsdann  zusammen  mit  dem  Ductus 
Whartonianus  unter  der  Sublingualdrüse  nach  vom,  wo  beide 
Gänge  entweder  vereint  oder  getrennt  am  vorderen  Ende  der  Ca¬ 
runcula  sublingualis  ausmünden. 

4,  Die  N  u  h  n  *sche  oder  B  1  a  n  d  i  n  ’sche  Drüse  (Z  u  n  - 
genspitzen  drüse,  Gl.  lingualis  anteriw)  B^tefit  aus  einer 
etwa  2  cm  langen  Reihe  kleiner  tubulöser  verästelter  Drüsen,  welche 
zu  beiden  ^iten  des  vorderen  Endes  des  Frenulum  Ungute  in  die 
Zungensubstanz  eingelagert  sind.  Die  Drüse  ist  zwischm  den 
Muskelfasern  des  M.  transversus  linguae  in  geringer  Entfernung 
von  der  unteren  Zungenfläche  gelegen.  Ihre  Aii.«rfrihninpsgänge 
(4 — 5  an  der  Zahl)  aüadgifaayfcJer  unteren  Zungenfläche  längs  der 
dort  befindlichen  Cris^~frfnhriata.~ 

Betreffs  der  Innervation  der  Speicheldrüsen  hat  PflOobr 
festgestellt,  dass  Nervenfasern  in  die  Zellsubstanz  der  absondemden  Epithe- 
lien  eindringen,  wo  sie  im  Zdlkem  zu  endigen  scheinen.  Kurz  vor  dem 
Eintritt  in  die  Drüsenepithelien  sind  in  den  Verlauf  dieser  Nervenfasern 
Ganglienzellen  eingelagert.  Im  Übrigen  muss  man  die  secretorischen  Ner¬ 
ven  der  Speicheldrüsen  in  zwei  Kategorien  einteüen.  Die  erste  Art  von 
Nerven  stammt  von  sympathischen  Faser  n ,  welche  in  Begleitung 
der  Blutgefässe  zu  den  Speicheldrüsen  ziehen!  I5ä  eine  Reizung  dieser  Fa¬ 
sern  ausser  der  Speichelabsonderung  noch  eine  Verengerung  der  Blutge¬ 
fässe  hervorruft,  so  wird  nach  derselben  ein  zähes,  spärliches  und  dick¬ 
flüssiges  Secret  abgesondert.  Die  zweite  Art  von  Nervenfasern 
stammt  trotz  ihres  complicierten  Verlaufes  in  der  Bahn  des  Facialis  und 


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Trigeminus  in  letzter  Instanz  von  dem  G 1  o s  s  o  p  h  a  r  y  n  ge  u  s k e r  n 
ab.O  Die  Secretionsnerven  d  er  F*  a  r  o  t  i  s  zi^ra  nämlich  vom 
Ganglion  petrosum  des  Glossopharyngeus  durch  den  N.  tympanicus  und  den 
N.  petrosus  superfic.  minor  zum  Ganglion  oticum  des  III.  Trigeminusastes 
und  von  hier  durch  den  N.  auriculolemporalis  zur  Parolis  (s.  S.  468  sub  1). 
Die  Secretionsnerven  für  _d  j  eG  1.  submaxilla  r  i  s  und 
sublingualis  gehen  vom  Glossopharyngeuskern  zunächst^jdurcIT  die 
Portio  intermcdia  Wrisbergi'  in  die  Bahn  des  N.  facialis  und  von  letzterem 
Nerven  als  Chorda  lyjnpanLzum  N.  lingualis  des  111.  Trigeminusaste§  _(s. 

.  472  sub  1  und  S.  469  sub  3),  um  schliesslich  als  Zweige  des  N.  lingua¬ 
lis  zu  den  beiden  eben  genannten  Speicheldrüsen  zu  gelangen.  Da  auf 
Reizung  dieser  zweiten  Art  von  secretorischen  Nervenfasern  sich  zugleich 
die  Blutgefässe  der  Speicheldrüsen  erweitern,  so  erscheint  es  begreiflich,  dass 
ihr  Absondenmgsprodukt  ein  reichlicher,  dünnflüssiger  und  an  festen 
Bestandteilen  ärmerer  Speichel  sein  muss. 

Die  arteriellen  Gefässe  der  Parotis  (Eami  parotidei)  stam¬ 
men  aus  der  A.  temporalis  superficialis,  der  A.  transversa  faeiei  und  dirdd 
aus  der  Carotis  externa.  Die  entsprechenden  Venen  gehen  in  die  Vena 
temporalis  superficialis^  V.  maxülaris  interna  und  V.  jugularis  externa.  Die 
Lymphgefässe  ergiessen  sich  in  die  Lymphogl.  fadales  anU.  Die  A  r- 
terien  der  Submaxillaris  (Rami  suhmaxülares)  stammen  aus  der 
Art.  maxMl.  externa;  die  Venen  gehen  in  die  Vena  facialis  anterior;  die 
Lymphgefässe  verlaufen  zu  den  Glandulae  snbmaxiUares.  Die  Sub¬ 
lingualis  bekommt  ihre  Arterien  aus  der  Art.  sublingualis  und 
schickt  ihre  Venen  zur  Vena  lingualis,  ihre  Lymphgefässe  dagegen 
zu  den  Lymphoglandulae  submaxillares. 

In  Bezug  auf  die  Structur  der  Speicheldrüsen  ist  zu  be¬ 
merken,  dass  dieselbe  ziemlidi  compliciert  ist  und  mehrfache  I>eu- 
tungen  erfahren  hat;  jetzt  wird  die  seröse  (Ol.  parotis)  als  zu¬ 
sammengesetzt  alveoläre,  die  Schleimdrüsen  als  zusammengesetzt 
alveolotubuläre  Drüsen  angesehen.  Die  vielfach  gewundenen  und 
verästelten  Endstücke  oder  Endkammern  treten  zu  klei¬ 
nen  Läppchen  (LobuliJ  zusammen,  welche  von  einem  reichlich 
mit  Blutgefässen  versehenen'  interstitiellen  oder  i n t e r - 
lobulären  Bindegewebe  umgeben  sind.  Dieses  Binde¬ 
gewebe  schickt  zwischen'  die  einzelnen  Endstücke  eines  Läppchens 
feine  Fasern  (intralobuläres  Bindegewebe).  Mehre  Läpp¬ 
chen  werrten  von  stärkeren  Bindegewebszügen  (Septa)  umfasst  und 
schliesslich  bildet  das  Bindegewebe  an  der  Oberfläche  der  Drüse 
eine  Art  von  Kapsel.  An  den  Ausführungsgängen  lassen  sich 
nach  Stöhr  meist  verschiedene  Abschnitte  unterscheiden.  An  die 
Endkammern  schliessen  sich  zunächst  als  feinste  Ausfühnmgsgänge 
die  sogen.  Schaltstücke,  an  die  letzteren  wiederum  die  er¬ 
heblich  weiteren  Secretröhren  an:  beide  sind  dadurch  cha¬ 
rakterisiert,  dass  ihr  Epithel  (s.  w.  u.)  secretorische  Eigen- 

‘)  Man  sollte  also  anstatt  von  einem  „Trigeminusspeichel“  korrekter 
Weise  von  einem  „CHossopharyngeusspeichel“  im  Gegensatz  zu  dem  „Syrapa- 
thicusspeichel“  sprechen. 


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572 


schäften  besitzt.  Die  Secretröhren  gehen  alsdann  erst  in  die  eigent¬ 
lichen  AusfüHrungsgänge  über. 

Jede  Endkammer'  besteht  nun  aus  einer  homogenen 
Membrana  propria  tmd  aus  Epithelzellen,  welche  in  den  verschie¬ 
denen  Drüsen  und  selbst  in  ein  tmd  derselben  Drüse,  je  nach  dem 
Zustande  der  Ruhe  oder  Tätigkeit,  ein  verschiedenes  Aussehen 
haben.  Die  eine  Art  von  Zellen,,  Schleimzellen  (Cdltdae 
mudparae),  besitzen'  vielfach  nur  undeutliche  Kerne,  lassen  sich 
durch  (Jarmin  nur  wenig  färben  und  zeigen  an  der  dem  Drüsen¬ 
lumen  zugewandten  Seite  einen  heilen,  gallertartigen  Inhalt,  wel¬ 
cher  indessen  auch  die  ganze  Zelle  erfüllen  kann.  Ihr  Inhalt  und 
ihr  Secret  besteht  hauptsächlich  aus  Mucin  (Schleimstoff),  welches 
bekanntlich  durch  einen  Zusatz  von  Essigsäure  zum  Gerinnen  ge¬ 
bracht  wird.  Die  zweite  Art  von  Zellen,  E  i  w  e  i  s  s  zellen 
(fiditdae  aquiferae  s.  serosae),  sind  viel  kleiner  und  mit  einer 
Menge  von  Körnchen' versehen,  welche  sich  durch  Überosmiumsäure 
stark  bräunen  und  dadurch  als  Fermentbestandteile  charakterisie¬ 
ren.  Man  schreibt  diesen  Zellen  zu  gleicher  Zeit  die  Absonderimg 
von  Wasser  und  Speichelferment  (Ptyalin)  zu.  Eine  dritte  Art  von 
Zellen  werden  w^en  ihrer  Halbmondform  nach  ihrem  Entdecker 
als  Gianuzzi’sche  Halbmonde  be^ichnet  und  sind 
stets  dicht  an  der  Tumca  pröpnä,  d.  h.  an  der  Wand  der  End- 
kammem,  gelegen.  Diese  Halbmondzellen  sind  stets  dunkelkömig, 
stark  färbbar  und  können  mehrere  Kerne  enthalten.  Ihre  Bedeu¬ 
tung  ist  nicht  ganz  klar.  Nach  der  einen  Ansicht  sollen  aus  ihnen 
durch  Proliferation  die  Cellulae  muciparae  und  aquiferae  hervor¬ 
geben.  Ihre  Halbmondform  rührt  wahrscheinlich  nur  daher,  weil 
sie  durch  die  stark  gefüllten  Schleimzellen  an  die  Wand  gedrängt 
werden.  Die  auf  die  Endkammem  folgenden  Schaltstücke 
sind  eng  und  mit  platten  oder  cubischen  Zellen  ausgekleidet.  Die 
Secretröhren  sind  weit  und  besitzen  hohe  Cvlinderzellen. 
welche  an  der  Basis  oft  eine  deutliche  Streifung  zeigen.  Die  Aus¬ 
führungsgänge  bestehen  aus  Bindegewebe  mit  elastischen  Fasern 
und  einem  niedrigen  Cylinderepithel. 

Die  Parotis  enthält  nur  Eiweisszellen,  welche  secretleer 
dunkel  und  körnig,  secretgefüilt  grösser  und  heller  erscheinen. 

Die  Sublingualis  besitzt  nur  Schleimzellen,  daneben  grosse 

Ili.ä!SS5!55^Samnionde*Tnd  waluicheinhcti  keine  Sfliialt: _ ~ 

■sHirkp  Die  S  »  Ij  |  ]  |  a  r  i  s  enthält  h«^'dp 

und  ^ch  kurze  Schaltstücke.  SecreTronren  oesitze^anWIre^ae^ 

Zellen  derselben  fehlt  in  d^  Sublingualis  die~Eäsale  Streifung). 


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573 


Die  eigentlichen  Ausführungsgänge  sind  bei  allen  gleich.  Hier¬ 
nach  kann  die  Parotis  als  eine  reine  Speicheldrüse,  dieSub- 
1  i  n g u a  1  i s  als  eine  reine  Schleimdrüse  und  die  Submaxll- 
1  a  r  i  s  als  eine  gemischte  £)rüse  bezeichnet  werden.  Die  N  u  h  n- 
sehe  Drüse  ist  dagegen  nur  als  eine  Anhäufung  von  gewöhnlichen 
kleinen  Schleimdrüsen  der  Mundhöhle  zu  betrachten. 

3.  Der  Isthmus  faucium. 

Die  Rachen  enge,  Isthmus  faucium.,  bildet  den  hintersten 
Teil  der  Mundhöhle,  weldier  sich  dorsalwärts  in  den  Pharynx 
fortsetzt.  Die  Seitenwände  des  Isthmus  werden  jederseits  dtmeh 
den ^^orderen  und  hinteren  Gaumenbogen,  d.  h. 
durch  zwei  Schleimhautfalten  begrenzt,  welche  oben  spitzwinkelig 
convergieren  und  in  den  hinteren  Rand  des  Oaumensegels  ül^- 
gehen,  während  sie  nach  unten  divergieren  und  somit  eine  drei¬ 
seitige  Nische  zwischen  sich  fassen.  Der  vordere  Gaumen¬ 
bogen,  Arcus  glossopalatint$s,  verläuft  vom  hinteren  Rande  des 
Gaumensegels  zum  Seitenrande  der  Zungenwurzel  nach  abwärts. 
Der  hintere  Gaumenbogen,  Arcus  pharynuopcilatinus, 
zieht  vom  hinteren  Rande  des  Gaiunensegels  ^ur  Seitenwand  des 
Pharynx  nach  hinten  und  abwärts;  doch  zweigt  sich  von  demselben 
noch  eine  secundäre  Falte,  der  Arcus  palatoepiglotticus  {phor 
ryngo^iglotticus),  ab,  welcher  nach  vom  und  abwärts  zum  Öeiten- 
rande  der  Epiglottis  verläuft.  Im  vorderen  Gaiunenbogen  ist  der 
M.  glossopalatinus.  im  hinteren  der  M.  pharyngonalatinus  ge¬ 
legen  (s.  S.  567  sub  4  u.  5).  Die  dreiseitige  Nische  zwischen  dem 
vorderen  und  hinteren  Gaumenbogen.  Sinus  tonsillaris,  zeigt  jeder¬ 
seits  die  Mandel,  Tmsilla  palaiina  (für  gewöhnlich  kurzweg 
alsT  o  n  s  i  1 1  e  bezeichnet,  welche,  von  der  Mundhöhle  aus  be¬ 
trachtet,  sich  als  eine  rundliche,  normaler  Weise  nur  wenig  vor¬ 
springende  Hervorragung  präsentiert,  während  sie,  von  aussen 
präpariert,  mehr  die  Form  einer  vertical  gestellten  Mandel  zeigt. 
JDie  TonsHle  besteht  aus  einer  Anhäufung  von  Lymphfoflikeln, 
welche  indessen  vielfach  so  miteinander  versdimolzen  sind,  dass 
das  ganze  Organ,  ähnlich  wie  die  Zungentonsille,  eine  einzige 
lymphatische  Drüsenplatte_  darstellt  Ihre  mediale  Fläche  ist  mit 
^  der  Mundschleimhaut,  ihre  laterale  Fläche  mit  dem  M.  constrictor 
pharyngis  sup.  fest  verwachsen.  Nach  au^n  von  dem  letztge- 
nannten  Muskel  ist  ztmächst  noch  ein  ansehnlicher  mit  Bindege¬ 
webe  oder  Fett  erfüllter  Zwischenraum  gelegen.  Erst  dann  schliesst 
sich  nach  lateralwärts  der  M.  pterygoideus  int.  an.  Die  nahe  ge- 


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574 


legenen  Halsgefässe  (Carotis  int.,  A.  pharyngea  asc.,  V.  jugal. 
int.)  sind  nicht  lateral  sondern  mehr  d o rsal  von  der  Ton- 
s  i  1 1  e  gelegen  —  was  bei  Tonsillenoperationen  beachtet  werden 
muss.  E>och  sind  audi  diese  Gefässe  durch  die  Schlundmuskeln 
und  die  eben  erwähnte  Bindegewebs-  oder  Fettmasse  von  der  Ton¬ 
sille  getreimt.  Die  Grösse  der  Tonsille  ist  variabel;  sie  kann  bei 
Entzündungen  wallnussgross  in  die  Mtmdh^le  hineinragen.  Ihre 
Schleimhautfläche  zeigt  stets  eine  Anzahl  von  grösseren  oder  klei¬ 
neren  Buchten  und  Vertiefungen  tmsiUares  s.  Recessus  fol- 

,  liculares),  in  welche  sich  (ähnUch  wie  bei  der  Zungentonsille  und 
anderen  Tonsillen)  das,  Epithel  der  Mtmdschleimhaut  hineinsenkt, 
indem  es  dieselben  ccmtinuierlidi  auskleidet.  ^  Auch  hier  enthal¬ 
ten  die  Recessus  sehr  häufig  käsige  Pfröpfe,  welche  hauptsädilich 
aus  abgeschilfertem  Epithel  tmd  Leukoc^en  bestehen  und  bei  län¬ 
gerer  Stagnation  übelriechend  werden  können.  Werden  diese  Käse- 
pfröpfe  beim  Husten  oder  Räuspern  nach  aussen  entleert,  so  wer¬ 
den  Unkundige  häxifig  zu  de|^  Annahme  verleitet,  dass  dieselben 
aus  den  Limgen  stammen. 

Der  vordere  Gaumenbc^en  läuft  (^t  gegen  die  Zunge  in  eine 
oben  schmale,  unten  breite  dreieckige  Falte  aus.  Flieg  trianqularisx^^ 
bisweilen  füllt  die  Tonsille  den  Sinus  tcmsillaris  nicht  ganz  aus, 
der  nach  oben  gelegene  freibleibende  Teil  wird  dann  als  Fossa 
supratonsiUaris  bezeichnet. 

Die  drei  Abschnitte  des  Isthmxis  faucium,  deren  erster  zwi¬ 
schen  den  beiden  vorderen  Gaumenbögen,  deren  zweiter  zwischen 
den  beiden  Tonsillen  und  deren  dritter  zwischen  den  beiden  hin¬ 
teren  Gaiunenbögen  gelegen  ist,  hat  man  auch  als  Isthmus  atU., 
medius  und  post,  vooeinan^r  unterschieden. 

Anhang.  Die  Schleimhaut  der  Mundhöhle. 

Die  Schleimhaut  der  Mundhöhle  beginnt  mit 
dem  sogen.  Lippenrot  und  geht  am  hinteren  Gaumenbogen  in  die 
Pharynficschleimhaut  über.  Am  harten  Gaumen  bildet  sie  (deut¬ 
licher  beim  Kinde  als  beim  Erwachsenen)  eine  mediane  Erhebung, 
Baphe,  von  welcher  einige  transversale  Leisten,  Gaumen- 
leisten  {PHcae palatinae  iransversae),  ausgehen  können  (vgl.  S. 
561).  Noch  seltener  findet  sich  am  vorderen  Ende  der  Raphe  ein 

Zwischen  den  über  den  Follikeln  gelegenen  Epithelzellen  (insbeson¬ 
dere  in  den  Rec.  folliculares^  finden  sich  1^  ^en  Scnleimhäuten  zahlreidie 
in  der  Auswanderung  begriffene  Leukocyten.  Mitunter  haben  die  letzteren 
die  Epithelzellen  ganz  verdrängt.  Derartige  von  Epithel  nahezu  entblösste 
Stellen  hat  Stöhr  als  „physiologisch  wunde“  SchleimhautsteUen  bezeichnet. 


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575 


Schleimhautzapfen,  PapiUa  indsiva,  auf  welchem  ein  gegen  die 
Nasenhöhle  hin  gegabelter  blinder  Gai^  mündet,  ein  Rest  des  ehe¬ 
maligen  Stenonschen  Ganges.  Über  die  sonst  von  der  Mund¬ 
schleimhaut  gebildeten  Falten,  Fohtsätze,  Erhebtmgen  tmd  Ver- 
tiefimgen  ist  in  den  vorhergehaiden  Kapiteln  bereits  das  Wichtig¬ 
ste  gesagt  worden.  An^  den  Alveolarfortsätzen  der  Kiefer  bildet 
sie  das  Zahnfleisch,  Gingiva,  welches  von  den  Zähnen 
durchbrochen  ist.*-)  Das  Zahnfleisch  und  Hip  Srhlpimhanf  Hpr 
harten  Gaumens  sind  durch  eine  sehr  dicke,  derbe  submucöse 
Schicht  unverschieblich  mit  den  vcwi  ihnen  bedeckten  Knochen  ver- 
bunden.  Auch  am  Zungenrücken  ist  die  Mundschleimhaut  fest 
an  die  darunter  Hegenden  Muskeln  angeheftet.  Sonst  ist  der  Zu¬ 
sammenhang  mit  den  von  ihr  bedeckten  Organen  weniger  innig. 

Bei  mikroskopischer  Untersuchung  zeigt  sich 
die  Mundschleimhaut  aus  einem  ,  ziemlich  festen  binde- 

/gewebigen  Substrat  und _ einem — gesch  ichte-U-n 

Pflasterepithel  zusammengesetzt.  Die  Elemente  des  letz¬ 
teren  sind  auch  in  den  oberen  Schichten  noch  mit  je  einem  Kerne 
versdien.  Das  bindegewebige  Substrat,  welches  nur  am  harten 
^  Gaumen  und  am  Zahnfleisch  keine  elastischen  Fasern  besitzt, 
zeigt  an  seiner  Oberfläche  gef  ässhaltige  Paoillen. 
welche  an  verschiedenen  Stellen  verschieden  stark  entwickelt  sind. 
Am  Lippenrot  sind  sie  am  stärksten  und  enthalten  das  dichteste 
Nfetzwerk  von  Capillarschlingen.  Auch  am  Zahnfleisch  ragen  sie 
recht  weit  in  die  Epithelschicht  hinein,  worauf  vielleicht  die  Tat¬ 
sache  zurückzuführen  ist,  dass  das  Zahnfleisch  so  leicht  blutet. 
Eine  besondere  Entwickelung  nehmen  die  Papillen  auf  dem 
Rücken  und  an  den  Seitenrändem  der  Zunge.  Indem  sie  hier 
gruppenweise  zusammentreten  und  an  jeder  Gruppe  mit  ihren 
Basen  verschmelzen,  bilden  sie  die  zusammengesetzten 
Papillen,  welche  wir  als  Papillae  filiformes,  fungiformes,  len- 
tictdares,  vaUatae  und  foliatae  kennen  gelernt  haben.  Eine  jede  zu-" 
sammengesetzte  Papille  bildet  also  einen  Complex  von  einfachen, 
an  der  Basis  miteinander  verschmolzenen  Papillen  (von  Einzel¬ 
papillen).  Bei  den  Papillae  fungiformes,  lenticulares,  vallatae  über¬ 
zieht  das  Mundepithel  den  ganzen  Complex  der  Epithelpapillen  in 
toto,  so  dass  die  zusammengesetzte  Papille  äusserlich  eine  ein- 


‘)  In  dem  Zahnfleische  Neugeborener  findet  man  ähnlich  wie  an  der 
Raphe  des  Gaumens  kleine  Körnchen,  aus  concentrisch  geschichteten  Epi¬ 
thelzellen  bestehend,  Epithelperlen  (oder  Oa-umenperlen)  ge¬ 
nannt),  am  Zahnfleisch  auch  lälschlich  als  Glandulae  tartarieae  bezeichnet. 


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576 


fache  Hervorragung  bildet.  Bei  den  Papillae  fiUfonnes  dagegen 
(ausnahmsweise  auch  bei  den  Papillae  fungiformes)  besitzt  jede 
Einzelpaoille  ihren  besonderen  Epithelüberzug.  Die  Papillae  fili¬ 
formes  verhalten  sich  somit  betreffs  des  letzteren  zu  den  übrigen 
Papillen  ähnlich  wie  ein  Finger-  zu  einem  Fausthandschuh^  wie 
von  Henle  zutreffend  bemerkt  wird.  Doch  kommt  es  auch  vor, 
dass  bei  einer  Papilla  filiformis  mehrere  einfache  Papöllen  von 
einem  gemeinsamen  Epithelüberzug  begleitet  sind:  in  diesem  Falle 
ist  der  letztere  jedoch  an  seinem  freien  Ende  stets  in  eine  Anzahl 
von  feinen  Spitzen  zerklüftet,  von  denen  jede  einzelne  gänzlich 
aus  EpithelzeUen  besteht. 

^Die  Papillen  der  Zunge  sind  sämtlich  Gefässpa- 
jlLLL£JLibÄ._  h-  jede  einzelne  Papille  besitzt  eine  (Zapillarschlinge. 
Ausserdem  ist  aber  ein  Teil  derselben  mit  Nervenfasern 
versehen,  welche  in  das  Epithel  eindringen,  um  die  hier  gelegenen, 
von  LovfeN  als  Geschmacksknospen  oder  Ge¬ 
schmackszwiebeln,  von  SCHWALBE  als  Schmeck¬ 
becher,  von  Henle  als  Geschmackskolben  bezeich- 
neten  Organe  zu  versorgen.  Ein  jedes  von  diesen  Organen  hat 
in  der  Tat  in  Bezug  auf  seine  Form  am  meisten  Ähnlidikeit  mit 
einer  Knospe  oder  Zwiebel,  welche  vollständig  in  das  Mund¬ 
epithel  eingebettet  ist,  indem  sie  dessen  ganze  Dicke  von  dem  binde¬ 
gewebigen  Substrat  bis  zur  freien  Oberfläche  durchsetzt.  An  jeder 
Geschmacksknospe  kann  man  zwei  Arten  von  Zellen,  nämlich  die 
sogen.  Deckzellen  und  Stiftzellen  unterscheiden.  Die  Deck- 
zellen  nehmen  in  mehreren  Schichten  die  Peripherie  des  Or¬ 
ganes  ein,  sind  platt,  länglich  und  an  beiden  Enden  zugespitzt. 
Die  S t i f t z e  1 1  e n  (auch  als  Stäbchenzellen  oder  G e- 
schmackszellen  bezeichnet)  sind  in  der  Mitte  der  Ge¬ 
schmackszwiebeln/  gelegt  und  besitzen  einen  spindelförmigen 
Körper,  dessen  Enden  in  je  einen  schmalen  Fortsatz  auslaufen. 
Der  eine  von  diesen  Fortsätzen  ist  kurz,  stiftförmig  und  ragt  über 
die  Schleimhautoberfläche  frei  in  die  Mundhöhle  hinein.  Der  an¬ 
dere  ist  lang,  dünn,  fadenförmig  und  senkt  sich  in  das  bindege¬ 
webige  Substrat  ein,  um  sich  dort  wahrscheinlich  in  eine  Ge¬ 
schmacksnervenfaser  fortzusetzen.  Die  Speisen,  deren  Geschmack 
wir  unterscheiden,  scheinen  also  zunächst  die  „Stifte“  oder  „Stöb- 
chen“  der  Stiftzellen  zu  erregen.  Von  hier  aus  pflanzt  sich  die 
Erregung  durch  den  Körper  der  letzteren  auf  die  Geschmacks- 
nervenfasem  fort.  _G_e schm  acksknospen  hat  man  in  der 
Mundhöhle  an  folgenden  Steilen  vorgefunden:  1)  an  den  Seiten- 


I 


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577 


wänden  des  ringförmigen  Grabens,  welcher  die  P  a  p  i  1 1  a  e 
V  a  1 1  a  t  a  e  umgibt;  2)  an  der  freien  Fläche  der  P  a  p  i  1 1  a  e 

fungiformes_L  3)  an  den  jSeitenffätben  der  verticalen  Falten _ 

der  Papillae  foliatae:  4)  am  Gau  m  e  n  s  e  g  e  1 .  wo 
sie  sich  von  der  vorderen  Grenze  bis  zur  Uvula  sowie  auf  ^ie  _ 
Vorderfläche  des  vorderen  Gaumenbogsns  ersü’eckfeo.-  _  Indessen 
auch  an  anderen,  nicht  zur  Mundhöhle  gehörigen  Organen,  näm¬ 
lich  an  der  hinteren  Fläche  der  Epiglottis  und  an  den  wahren 
Stimmbändern,  sind  eijgentümlicherweise  Geschmacksknospen  auf¬ 
gefunden  worden.  Auch  Krause ’st  he  Endkolben  sind 

in  den  oberflächlichen  Bindegewebslagen  der  Mundschleimhaut, _ 

insbesondere  der  Zungenpapillen  aufgefundei^  worden:  sie  schei¬ 
nen  als  Tastorgane  zu  dienen.  SERTOLI  endlich  fand  in  der  Zun- 
genschieimhaut  überall  feine,  vom  subepithelialen  Nervennetz  aus¬ 
gehende  Nervenfasern  vor,  welche  frei  innerhalb  des  Epidiels 
enden.  Ihre  Function  ist  zweifelhaft. 

Dass  die  Mundschleimhaut  an  der  Zungentonsille 
und  den  Mandeln  einen  ganz  besonderen  Charakter  zeigt,  ist 
bereits  betreffenden  Ortes  (S.  562  und  573)  erwähnt  worden. 
Ganz  abgesehen  von  den  zahlreichen  hier  eii^elagerten  Follikeln 
hat  nämlich  das  bindegewebige  Substrat  an  dieser  Stelle  einen 
„lymphatischen  Charakter“,  d.  h.  zwischen  seine  Bindiegiewebs- 
fibrillen  sind  zahlreiche  Rundzellen  von  dem  Aussehen  farbloser 
Blutkörperchen,  sogen.  Leukocyten.  eingelagert  In  der  Wande¬ 
rung  begriffene  Leukocyten  finden  sich  aüch  in  überraschend 
grosser  Zahl  (s.  S.  574  Anm.)  zwischen  den  hier  gelegenen  Epi¬ 
thelzellen  vor. 

Ausser  den  Speicheldrüsen  sind  noch  eine  Menge  kleinerer 
Drüsen  über  die  Mundschleimhaut  verstreut.  Diese  Drüsen  bil¬ 
den  an  einzelnen  Stellen  grössere  Gruppen,  welche  man  sls  Glan¬ 
dulae  labiales,  buccales,  palahnae  und  linguales  bezeichnet  hat  tmd 
über  welche  bei  den  betreffenden  Organen  nachzusehen  ist,  nach 
denen  sie  benannt  sind.  Zum  grössten  Teile  sind  dieselben  | 
Schleimdrüsen  :  nur  an  deii~PäpiHie'^llatae  und  foliataej 
^ finden  sich  Eiweissdrüsen  (Stöhr).  J 

JC  Der  Pharynx. 

Der  Schlund*)  oder  Rachen,  Pharynx.,  schliesst  sich 
unmittelbar  an  die  Nase  und  Mundhöhle  an  und  geht  abwärts 

‘)  Als  Schlundkopf  ist  bald  der  ganze  Pharynx,  bald  der  obere 
Teil,  bald  der  untere  Teil  desselben  bezeichnet  worden,  so  dass  man  wohl 
am  besten  tut,  diesen  Ausdruck  ganz  fallen  zu  lassen. 

Broesike,  Anatomie.  9.  Anfl.  37 


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578 


unter  allmählicher  Verengerung  in  die  Speiseröhre  über.  Seine 
obereWand,  das  Dach  oder  Gewölbe  (Fomix  pharyn- 
gi$),  ist  an  die  Pars  basilaris  des  Occiput  angeheftet.  Die  h  i  n- 
tere  Wand  ist  dicht  vcm*  der  Halswirbelsäule  imd  den  praeverte- 
bralen  Halanuskeln  gelegen  :  sie  ist  von  diesen  Teilen  nur  durch 
eine  leicht  verschiebliche,  lockere  Bindegewebslage,  das  sogen, 
retropharyngeale  Bindegewebe,  getrennt,  in  wel- 
ches  einige  kleinere  Lympbdrüsen  eingeiagert  siiid.  Die  Seiten- 
wände  grenzen  an  die  Carotiden,  sowie  an  einzelne  kleinere 
Zweige  der  Carotis  ext.  (A.  palatina  ascendens,  A.  pha- 
ryngea  ascendens).  Doch  kcxnmt  es  nicht  selten  vor,  dass  sich 
zwischen  die  Carotiden  und  die  seitliche  Pbarynxwand  jederseits 
das  hintere  Ende  der  Sdiilddrüse  einschiebt.  Die  ÜbergMgstelle  ^ 
des  Schlundes  in  die  Speiseröhre  entspricht  genau  der  üBergang- 
stelle  des  Kehlkopfes  in  die  Luftröhre,  d.  h.  sie  ist  etwa  an  der 
Grenze  zwischen  dem  VI.  bis  VII.  Halswirbel  gelegen.  Da  der 
Pharynx  eine  Art  vcm  Kreuzweg  darstellt,  welcher  in  der  einen 
Richtung  für  die  Speisen,  in  der  anderen  für  die  Atmungsluft  zur 
Passage  dient,  so  kann  derselbe  zum  Teil  zu  den  Atmungsorganen, 
zum  Teil  zu  den  Verdauungsorganen  geredinet  werden.  E)er  Kreu¬ 
zungspunkt  beider  W^e  jw  ü  r  de.  dem  mittleren  Teil, 
der  "sögen.  Pars  qralis  des  Schlundes  ent¬ 
sprechen. 

Der  Pharynx  kann  in  drei,  etagenförmig  übereinander  gel^^ene 
Abschnitte  eingeteilt  werden,  welche  man  (von  oben  nadi 
unten  gerechnet)  Pars  nasalis,  Pars  oralis  und  Pars  laryngea  pha- 
ryngis  unterschieden  hat. 

Die  Pars  nasalis  pharyngi  s  ^avum  pharyngonasale, 
Nasen-Rachenraiun)  bildet  den  obersten  Teil  des  Schlundes  und 
ist  dicht  hinter  den  Choanen  gelegen.  Ihre  untere  Grenze  würdcL, 
also  dem  Gaumensegel  entsprechen.  Nach  vom  hin  wird  sie  von 
der  Seitenwand  der  Nase  durch  eine  aufwärts  an  Mächtigkeit  zu¬ 
nehmende  Falte,  Plica  ttasopharyngea  abgegrenzt.  Neben  der  Falte, 
oder  auch  an  ihrer  Stelle,  findet  sich  eine  gleichlaufende  Furche, 
Sulcus  nasopharyngeus;  beide,  Furche  wie  Falte,  sind  nicht  immer 
deutlich  ausgeprägt.  An  der  Seitenwand  der  Pars  nasalis  ist  in 
der  Höhe  des  hinteren  Endes  der  unteren  Muschel  das^^um- 
pharyngeum  der  Tuba  Eustacfaii  gelegen:  man  hat  den  vorderen 
Rand  desselben  als  vordere  Tubenlippe, Labium  anterius, 
den  hinteren  als  hintere  Tubenlippe .  Labium  posterius^ 
bezeichnet.  Da  die  hintere  Tubenlippe  besonders  stark  hervor- 


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springt,  wird  sie  auch  Tuben  wulst.  Torus  tubarius,  benannt. 
Die  vordere  Tubenlippe  würde  die  von  ZAUFAL  sogen.  Haken- 
la  1 1 e ,  die  hintere  Tubenlippe  die  sogen.  Wulstf al t e  bilden 
(Näheres  s.  beim  Gehörorgan).  Das  starke  Hervortreten  des  Tu¬ 
benwulstes  bedingt  nun  die  Entstehung  einer  ziemlich  tiefen 
Bucht,  der  Rosenmül  ler ’s  chen  Grube  (Recessus  pharynr 
geus),  welche  hinter  und  über  dem  Tubenwulste  gelegen  ist.  Der 
vordere  wie  der  hintere  Rand  der  Tubenmündung  verlängert  sich 
nach  abwärts  in  je  eine  Schleimhautfalte,  von  denen  die  vordere 
{Flieg  sal/nngopalaHna)  zu  dem  weichen  Gaumen  hinunterzieht  und 
in  ihrer  Lage  etwa  dem  hinteren  Rande  der  Lam.  medialis  ptery- 
j^oidea  entspricht,  während  die  hintere  {Plica  saljiingophargngea) 
sich  unten  allmählich  an  der  Seitenwand  des  Pharynx  _verliert. 
Der  zwischen  diesen  beiden  Falten  gelegene  untere  Rand  der  Tu¬ 
benmündung  ist  flach:  in  demselben  springt  ein  zum  Gaumen 
nach  abwärts  ziehender  Wulst,  der  sog.  Levatorwulst  her- 
vor,  welcher  durch  den  dicht  unter  der  ^hleimhaut  gelegenen  M. 
tevator  veli  palatini  hervorgebracht  wird.  Zwischen  der  Tuben- 
mündimg  und  dem  Gaumensegel  ist  jederseits  in  der  Schleimhaut 
eine  meist  nur  geringe  Zahl  von  Lymphfollikeln  gelegen,  deren 
Gesamtheit  von  QERLACH  als  Jl^ubentonsi  1 1^  bezeichnet 
worden  ist.  Eine  andere  weit  grössere  Anhäufimg  von 
Lymphfollikeln,  die  von  LUSCHKA  sog.  T  o  n  s  i  1 1  a  pharyn  - 
gea  (entdeckt  von  LAGAUCHIE), zieht  sich  längs  der  oberen  und 
hinteren  Pharynxwand  von  der  einen  Tubenmündung  zur  ande¬ 
ren  hinüber.  Wie  bei  der  Mandel-  und  Zungentonsilje  sind  auch 
bei  der  Tuben-  und  Pharynxtonsille  in  vorgerückterem  Lebens¬ 
alter  die  Follikel  vielfach  derartig  mit  einander  verschmolzen,  dass 
sie  eine  einzige  Drüsenplatte  darstellen.^  Indessen  auch  wo  die 
Follikel  nicht  miteinander  verschmolzen  sind,  zeigt  das  bindege¬ 
webige  Substrat  der  Tonsillen  einen  exquisit  lymphatischen  Cha¬ 
rakter,  durch  welchen  sich  dasselbe  wesentlich  von  der  Mund¬ 
schleimhaut  unterscheidet.  Recessus  folliculares  können  sich  an 
der  Tuben-  und  Pharynxtonsiile~3)enso  Tiaüfig  wie  an  den  anderen 
bereits  beschriebenen  Tonsillen  vorfinden.  Nicht  selten  ist  an  der 
Grenze  zwischen  der  oberen  und  hinteren  Pharynxwand  in  der 
Medianlinie  eine  etwa  erbsgrosse  Bucht,  die  Bursa  pharynqea. 


1)  Wie  man  sieht,  ist  der  Eingang  zum  Pharynx  von  einer  Art 
lymphatischem  Rachenringe  umgeben,  welcher  von  der  Zun¬ 
gentonsille,  den  beiden  Mandeln,  den  beiden  Tubentonsillen  und  der  Ton- 
silla  pharyngea  gebildet  wird.  . 

I  ■  ■  '  .  -  '''  i  i  37*  • 


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wahrzunehmen,  welche  von  HENLE  wohl  mit  Recht  lediglich  als 
ein  sehr  grosser  Recessus  follicularis  angesehen  wird,  während 
andere  Autoren  dieselbe  für  einen  Überrest  eines  beim  ^i^tus 
zwischen  der  Pharynx-  und  der  Schädelhöhle  vorhandenen  Gan¬ 
ges,  des  Canalis  craniopharyngeus,  halten.  Die  Pars  nasalis  tdas 
Cavum  pharvngonasaleV  dient  für  gewöhnlich  nur  der  Atmui^[s- 
■  luft  zur  Passage,  indem  sie  während  des  Schlingaktes  öder~l»im 
Regurgitieren  der  Speisen  durch  das  Gaumensegel  von  dem  übri¬ 
gen  Teile  des  Schlundes  (dem  Caviun  pharyngö-laryi^emn  ver¬ 
schiedener  Autoren)  abgeschlossen  ist. 

Die  Pars  oral  i  s  des  Schlundes  ist  unmittelbar  hinter 
dem  Isthmus  faucium  gelegen  xmd  würde  sich  also  vom  Gamnen- 
segel  bis  etwa  zur  Hohe  des  Kehlkopfeinganges  erstrecken.  Sie 
dient  ebensowohl  der  Atmungsluft  wie  den  Speisen  zum  Durch¬ 
tritt  imd  zeigt  im  Übrigen  keinerlei  Besonderheiten. 

Die  Pars  laryngea  des  Pharynx  bildet  den  untersten, 
engsten ’l  eil  desselben  undTsrdicht  hinter  dem  Kehlkopfe  gelegen. 
Sie  erstreckt  sich  also  vom  Kehlkopfeingang  bis  zum  untersten 
Rande  des  Ringknorpels,  wo  sie  in  die  Speiseröhre  übergeht. 
Zur  Pars  laryngea  kann  man  auch  den  Recessus  s.  Sjnus  piriformis 
rechnen  (s.  S.  529)  —  eine  tiefe  Bucht,  welche  jederseits  zwischen 
der  Plica  aryepigiottica  und’  der  Schildknorpelplatte  geli^ga.  ist. 
Diese  Bucht  ist  von  einer  schräg  von  oben  nach  unten  verlaufen¬ 
den  Schleimhautfalte  (Plka  nervi  laryttgei)  durchzogen,  welche 
durch  den  darunter  gelegenen  N.  laryngeus  sup.  tmd  die  gleich: — 
namigen  Blutgefässe  emporgehoben  wird.  Die  Pars  laryngeaL  dient 
_ausschliessiich  zur  Passage  für  die  hindurchtretenden  Speiseteile.  _ 
welche,  wie  bereits  früher  erwähnt  wur(fe,  ihren  Weg  nicht  in  der 
Medianlinie,  sondern  hauptsächlich  zu  beiden  Seiten  des  Kehlkopf¬ 
einganges  durch^den  Sinus  piriformis  nehmen. 

Die  Pharvnxwand  bestdit  (von  innen  nach  aussen  ge¬ 
zählt),  aus  vier  Schichten,  nämlich  1)  der  Schleimhaut ,  (Mucosa)! 
2)  der  Submucosa;  3)  den  quergestreiften  Muskelfasern  und  4) 
_dei^Pasciä  buccophaö’hgear  Nach  aussen  von  der  letzteren  ist 
5 poch  lockeres  Bindegewebe  gelegen.  Die  Schleimhaut  ist 
aus  zwei  Lagen,  nämlich  aus  Epithel  und  einem  bind^ewebigen 
Substrat,  zusammengesetzt.  Die  Epithelschicht  besteht  in  der  Pars 
nasalis  entsprechend  ihrer  lediglich  respiratorischen  Bestimmung 
aus  Flimmerepithel.  Die  Pars  oralis  und  laryngea,  durch  welche 
die  Speisen  ihren  Weg  nehmen,  besitzen  dagegen  ähnlich  wie  die 


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Mundhöhle  geschichtetes  Pflasterepithel,  welches  sich  auch  in  den 
Oesophagus  continuierlich  fortsetzt.  Das  bindegewebige  Substrat 
der  Schleimhaut  zeigt  besonders  im  oberen  Teile  des  Schlundes 
—  ganz  abgesehen  von  den  Tonsillen  und  eingestreuten  Solitär¬ 
follikeln  —  meistens  einen  lymphatischen  Charakter.  Wo  dasselbe 
mit  Pflasterepitiiel  bekleidet  ist,  besitzt  es  auch  Papillen.  Tubu- 
1^-  verästelte  Sch  Le  i  in  d  r  ü  s  e  n  j  Gldndulaepharyngeae,  finden 
sich  hauptsächlich  an  der  hinteren  Pharynxwand  vor:  hier  sind 
sie  in  grossoi  Mengen  zwischen  den  Follikeln  der  Pharynxton-  ^ 

sille,  spärlicher  im  unteren  Teile  des  Pharynx  gelegen.  Die  S  u  b- 
m  u  c  o  s  a  bildet  eine  starke  Lage  fibrillären Bmd^webes,  welche 
mehr  den  Charakter  einer  Fasde  besitzt  und  mit  der  Schleimhaut^ 
iimig  verbunden  ist.  Da  diese  Bindegewebslage  oben  an  die 
Schädelbasis  fest  angeheftet  ist,  hat  man  dieselbe  auch  als  Fascia 
^ir~Membrana  pharyngobasüaris  bezeichnet.  Nach  aussen  von  der 
Submucosa,  von~ihir  "durch  "ein  wenig  lockeres  Bindegewebe  ge¬ 
trennt,  ist  alsdann  die  Musculatur  des  Pharynx  gelegen. 

Die  Schluindmuskein  (sämtlich  paarig)  werden  gewöhnlich  in 
Schlundkopfschnürer,  Constrictores  pharyngis,  und 
Schlundkopfheber,  Levaiores  pharyngis,  eingeteilt.  Zu 
den  Levatoren  können  der  Jlf.  stylopharyngeus  und  palatopharyngeus 
gerechnet  werden.  Zu  den  Constrictoren  gehören  der  M.  con- 
strictor pharyngis  sup.,  niedius  unii  in f.,  \on  denen  der  mittlere  den 
untersten  Teil  des  oberen,  der  untere  wiederum  den  imtersten  Teil 
des  mittleren  von  hinten  her  bedeckt.  Sämtliche  Constrictoren 
setzen  sich  hinten  an  einem  sehnigen  Streifen  (Raphe)  an,  welcher 
in  der  Medianlinie  der  hinteren  Pharynxwand  vom  Tubercultin 
pharyngeum  des  Hinterhauptbeines  nach  abwärts  zieht  und  sich 
nach  unten  allmählich  verliert.  Im  Einzelnen  verhalten  sich  diese 
Muskeln  folgendermassen: 

1.  Der  M.  constrietor  pharyngis  sup.  s.  kephalgpharyngeus  ent¬ 
springt  von  so  verschiedenen  Stellen  des  Kopfes,  dass  man  an 
ihm  verschiedene  Portionen  besonders  unterschieden  hat,  obschon 
dieselben  eigentlich  eine  continuterliche  Muskehnasse  darstellen. 

Der  Muskel  nimmt  nämlich  seinen  Urspnmg  in  einer  zusarmnen- 
hängenden  Linie:  a)  vom  unteren  Ende  der  Lamina  medialis  des 
Proc.  pterygoideus  (M.  pterygopharyngeus),  b)  vom  Lig.  pterygo- 
mandibulare  (M.  buccopharyngeus),  worüber  auch  S.  82  nachzu¬ 
sehen  ist,  c)  vom  hinteren  Ende  der  Linea  mylohyoidea  (M.  mylo- 
pharyngeus),  d)  aus  der  Zungenwurzel  {M.  glossopharyngeus),  wo 
seine  Fasern  als  eine  continuierliche  Fortsetziuig  des  M.  trans- 


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versus  linguae  entstehen.  Sein  Ansatz  erfolgt  an  der  oben  erwähn¬ 
ten  medianen  sehnigen  Raj^e.  Seine  obersten  Fasern  sind  ebenso 
wie  die  Raphe  an  das  Tuberc.  pharyngeum  des  Hinterhauptbeines 
angeheftet.  Da  diese  obersten  Fasern  von  dem  Tuberc.  jAaryn- 
geum  in  einem  schrägen  Bogen  zum  unteren  Ende  des  Proc. 
pterygoideus  nach  vom  und  abwärts  ziehen,  so  erhellt  daraus, 
dass  an  dem  obersten  Abschnitte  des  Pharynx 
(entsprechend  der  Pars  nasalis)  die  Seitenwände  und  ein  Teil 
der  hinteren  Wand  keine  Musculatur  besitzen.  Die  Muscula- 
tur  ist  hier  allerdings  nicht  notwendig,  da  in  diesen  Teil  des 
Schlundes  für  gewöhnlich  keine  Speisen  hineingelangen. 

2.  Der  M.  constrictor  pharyngis  medius  s.  hyopharyngeus  ent¬ 
springt  von  dem  grossen  und  kleinen  Home  des  Zungenbeines  tmd 
setzt  sich  mittels  einer  fächerförmigen  Ausbreitung  an  der  vorhin 
erwähnten  sehnigen  Raphe  fest.  Die  vom  kleinen  (meistens  knor¬ 
peligen)  Zungenbeinhome  kommende  Portion  ist  auch  als  M. 
chondropharyngeus,  die  v(Mn  grossen  Zungenbeinhome  stammende 
Portion  als  M.  keratopharyngeus  bezeichnet  worden. 

3.  Der  M.  constrictor  pharyngis  inf.  s.  laryngopharyngeus  ent¬ 
springt  von  der  Aussenfläche  des  Kehlkopfes  und  zwar  mittels 
einer  oberen  Portion  {M.  thyreopharyngeus)  vom  Schildknorpel  nahe 
dessen  hinterem  Rande,  mittels  einer  unteren  Portion  (M.  cricopha- 
ryngeus)  vom  Ringknorpel  dicht  unterhalb  der  Artic.  cricothyreo- 
idea.  Die  eine  oder  die  andere  dieser  beiden  Portionen  kann 
übrigens  sehr  schwach  entwickelt  sein  oder  ganz  fdilen.  Indem 
sich  der  M.  ccmstrictor  phäryngis  inf.  alsdann  ebenso  wie  der 
vorige  Muskel  fächerförmig  ausbreitet,  setzt  er  sich  ebenfalls  an 
die  erwähnte  mediane  sehnige  Raphe  fest.  Der  Übergang  der  un¬ 
tersten  Fasern  in  die  Musculatur  des  Oesophagus  geschieht  ganz 
allmählich.  Die  Fasern  des  M.  constrictor  pharyngis  inf.  weichen 
hierbei  unten  mehr  und  mehr  auseinander  imd  reichen  noch  ein 
Stück  an  der  hinteren  Oesophaguswand  nach  abwärts,  deren 
Längsmusculatur  sie  ersetzen.  Diese  Stelle  des  Oesophagus  ist  in 
Folge  dessen  dünner  (s.  S.  585). 

4.  Der  M.  stylopharyngeus  entspringt  an  der  Wurzel  des  Proc. 
styloideus  imd  zieht  nach  imten  imd  medianwärts,  um  in  der 
Lücke  zwischen  dem  oberen  tmd  mittleren  Schlundkopfsc^ürer 
in  die  Seitenwand  des  Pharynx  einzustrahlen.  Seine  Fasern  enden 
zum  Teil  an  der  fibrösen  Submucosa  des  Pharynx,  ziun  Teil 
ziehen  sie  noch  weiter  nach  vom  tmd  abwärts  zur  Epdglottis  und 
zum  oberen  Rand  des  Schildknorpels. 


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583 


5.  Der  M.  phoaryngop<üa^us  s.  pcäatopharyngeus  (in  der  gleich¬ 
namigen  Schleimhautfalte  gelegen)  ist  bereits  S.  567  beschrieben 
worden.  Andere  Muskelfasern,  welche  vom  unteren  Ende  des 
Tubenknorpels  entspringen  imd  in  der  Plica  salpingopharyngea 
abwMts  ziehen,  werden  von  einigen  Autoren  als  M.  salpingopha- 
ryngeus  beschrieben. 

_An  ihre£  Aussenf  lache  sind  die  Schlundmuskeln  von 
einer  mässig  Hunnen  Bindegewebslage,  dss  Fasdahuccopharyngea, 
bedeckt,  über  wflcBe  ' 

Ober  die  Innervation  der  ScHTeimKauPund  Musculatur  des  Pha¬ 
rynx  ist  S.  478  sub  3  das  Wichtigste  zu  finden. 

Die  Arterien  des  Pharynx  werden  von  den  Zweigen  der  A.  Utyreoi- 
dea  inf.  (aus  der  Subclavia),  der  A.  thyreoidea  sup.  und  der  A.  pharyngea  ascen- 
dens  (aus  der  Carotis  ext.),  endlich  der  A.  pharyngea  deseendens  s.  suprema 
(aus  der  A.  sphenopalatina)  geliefert.  Die  Venen  bilden  hauptsächlich  an 
der  Aussenfläche  der  Pharynxwand  dichte  Geflechte,  aus  denen  sich  einzelne 
stärkere  Siännne,  die  Vv.  pharyngeae,  entwickeln,  welche  sich  wiederum  in 
die  V.  jugularis  int.  ergiessen.  > 

Die  Lymphgefässe  münden  in  die  retropharyngealen  und  die 
benachbarten  tiefen  cervicalen  LymphdrUsen  ein. 


III.  Der  Oesophagus. 

Die  Speiseröhre,  Oesophagus,  bildet  ein  cyUndrisches 
Rohr,  welches  etwa  an  der  Grenze  zwischen  dem  VI. — VII.  Hals-  -  .7 

'  —  ■  ■  '  ■-  '  '  '  . . -  -  - Cu  t 

^Wirbel  als  die  Fortsetzung  des  Pharynx  be^nt  und  ungefähr  in 
der  Höhe  des  X.  oder  XI.  Brustwirbels  in  die  Cardia  des  Magens 
einmündet.  Seine  Länge  beträgt  etwa  23 — 24  Centimeter,  wovon 
7 — 8  cm  auf  die  Strecke  vom  Anfang  bis  zu  seiner  Kreuztmgstelle 
mit  dem  linken  Bronchus,  16 — 17  cm  auf  die  Entfemtmg  von  hier 
bis  zur  Cardia  entfallen.  Da  die  Distanz  zwischen  den  Schneide¬ 
zähnen  und  dem  Anfänge  der  Speiseröhre  14 — 15  cm  beträgt,  so 
kann  man  annehmen,  dass  eine  Magensonde  die  Cardia  passiert 
hat,  wenn  sie  40  cm  (15  +  25  cm)  weit  nach  abwärts  geführt  ist.  .  ^  . 
Eine  gute  Sonde  muss  somit  eine  Gesamtlänge  von  einem  halben  j  , 

Meter  besitzen.  Der  oberste  Teil  des  Oesophagus  liegt  dicht  hinter  .. 

der  Trachea  iuid~unmittelbar  vor  der  Wirbelsäule.  Weiter  abwärts  ‘ 

tritt  er  jedoch,  hinter  der  Tracht  ein  wenig  nach  links 

her  v_Qr ,  so  dass  er  sich  neben  der  Teilungsstelle  der _ 

Trachea  mit  dem  linken  Bronchus  kreuzt,  in¬ 
dem  er  hinter  demselben  hinweggeht.  In  der  Brusthöhle 
liegt  der  Oesophagus  zunächst  noch  vor  der  Wir^lsäule 
7.wi.schen  Aorta  deseendens  und  V.  azygc«j  indem  er  vom 
dicht  an  den  Herzbeutel  grenzt.  Weiter  nach  abwärts,  etwa  in  der 
Höhe  des  VII I.^ Brustwirbels,  wendet  er  sich  jedoch  vor  der 


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Aorta  hinweg  noch  weiter  nadi  links  hinüber,  um  endlich 
durch  den  Hiatus  oesc^hagus  des  Zwerdifells  züir  Cardia  des 
Magens  zu  gelangen.  Der  Oesophagus  hat  also  von  seinem  Ur¬ 
sprünge  an  die  Tendenz,  allmählich  aus  der  Medianlinie  nach 
links  hinüberzurücken,  um  ziu’  Cardia  zu  gelangen. 
Auf  diesem  Wege  wird  er  von  den  Nn.  vagi  b^leitet,  welche  im 
oberen  Teile  der  Brusthöhle  zu  beiden  Seiten  desselben  gelegen 
sind.  Weiter  abwärts  tritt  der  linke  Vagus  mehr  an  die  vordere, 
der  rechte  mehr  an  die  hintere  Fläche  der  Speiseröhre. 

Der  Oesc^hagus  stellt  kein  gleichmässig  weites  Rohr  dar, 
sondern  zeigt  abwechselnd  engere  und  weitere  Partien,  welche 
sich  übrigens  nicht  immer  in  gleicher  Regelmässigkeit  nachweisen 
lassen.  Am  häufigsten  finden  sich  drei  enge  Partie n  des 
Oesophagus  und  zwar  an  folgenden  Stellen  vor:  .1)  an'  seiner 
Obergangstelle  zum  Pharynx,  2)  an  seiner  Kreuzungstelle  mit  dem 
linkpn  Bronchus,  3)  dicht  über  seiner.. Eintrittestelle  in  ^e  t^dia 
des  Magens.  Da  sich  oberhalb  der  engen  Stellen  natürlich  die 
hindurchpassierenden  Stellen  etwas  stauen,  so  findet  sidi  über 
jeder  engeren  Stelle  eine  Erweiterung  vor.  Die  oberste  Erweite¬ 
rung  wird  durch  die  Pars  laryngea  des  Pharynx  gebildet. 

Die  Wand  der  Speiseröhre  besteht,  von  innen  nach 
aussen  betrachtet,  aus  folgenden  schichten  ; 

1.  Die  Schleimhaut.  Mucosa,  ist  innen  von  einem  ge¬ 
schichteten  Pflasterepithel  bedeckt,  welches  an  der  Cardia  mittels 
einer  deutlichen,  gezackten  Grenzlinie  in  das  Cylinderepithel  des 
Magois  übergeht.  Dieses  Pflasterepithel  sitzt  auf  einem  bindege¬ 
webigen,  mit  langen  Papillen  versehenen  Substrat,  welches  zahl¬ 
reiche  elastische  Fasern  imd  eine  deutliche  Lage  von  Iqngiti^na- 
len  glatten  Muskelfasern  {Mmcularis  mucosae)  enthält.  Auch  ver¬ 
einzelte  lymphfollikelähnliche  Körper  finden  sich  in  derselben  vor. 
Dicht  oberhalb  der  Cardia  befindet  sich  ein  etwa  5  mm  hcüier 
Kranz  von  Schleimdrüsen  vor  (COBELLI). 

2.  Unter  der  Schleimhaut  liegt  die  sogen.  S u b - 
,  mucosa  (Nervea),  welche  aus  einem  mehr  lockeren  Bindegewebe 

mit  gröberen  elastischen  Elementen  und  zahlreichen  Fettanhäufun¬ 
gen  besteht  und  die  grösseren  Gefässe  (besonders  zahlreiche  Ve¬ 
nen)  und  Nerven  enthält.  Auch  vereinzelte  Schleimdrüsen  ((rlan- 
dulae  oesophageae)  sind  mit  ihren  Drüsenkörpem  in  dieser  Sdiicht 
gelegen. 

Nach  aussen  davon  ist  eine  Muskellage,  die Muscularis, 
gelegen,  welche  aus  einer  äusseren  longitudinalen  und  einer 


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inneren  ringförmigen  Schicht  von  glatten  Mxiskelfasem  be¬ 
steht.  Nach  den  Untersuchungen  von  LAIMER  scheinen  die  soge¬ 
nannten  ringförmigen  Fasern  nicht  eifrentlich  circular,  sondern 
spiralig  zu  verlaufen  —  eine  Einrichtung,  welche  die  Hinabbe¬ 
förderung  der  Speisen  noch  mehr  begünstigen  soll.  Ajm  H^ktpiip 
sind  die  Muskelfasern  der  Speiseröhre  noch  gestreift,  am_  Rmst- 
teile  dag^^en'  treten  zuerst  in  der  Ringfaserschicht  glatte  Muskel¬ 
zellen  auf,  welche,  je  weiter  abwärts,  umscmiehr  an  Zahl  zuneh¬ 
men,  ohne  übrigens  die  quergestreiften  gänzlich  zu  verdrängen. 

Mitunter  sendet  die  Längsmuskelschicht  des  Oesophagus  dem 
ihr  nahe  gelegenen  linken  Bronchus  ein  Muskelfascikel,  den  von 
HYRTL  sogen.  M.  bronchooesophageus,  zu.  Etwas  tiefer  kann  ein 
zweites  ähnliches  Fascikel,  der  M.  pleurooesophageus  (HYRTL),  vor 
der  Aorta  hinweg^  auf  di^  linke  Pleima  mediastinaiis  ausstrahlen. 
Die  schwächste  Stelle  der  Oesophagusmuskulatur  soll  nach  Laimer 
an  ihrer  hinteren  Wand  dicht  imterhalb  der  Obergangstelle  zwi¬ 
schen  Pharynx  und  Oesophagus  liegen,  was  eine  Erklärung  dafür 
bietet,  dass  hier  mit  Vorliebe  krankhafte  Erweiterungen  '(Diver¬ 
tikel)  der  Speiseröhre  entstehen. 

Nach  aussen  hin  wird  die  Muscularis  von  dem  lockeren  Binde¬ 
gewebe  des  Halses  und  des  Mediastinum  posterius  (Tunica  adven- 
titia)  eingehüllt.  J 


IV.  Der  Magen. 

Der  Magen,  Ventriculus  s.  Stomachus  s.  Gaster,  ist  der  wei¬ 
teste  Teil  des  Tractus  alimentarius  imd  hat  eine  birnförmige  Ge- 
stalt.  wenn  er  gefüllt  und  aufgeblasen  ist.  Sein  oberes,  an  der 
Eintrittstelle  des  Oesophagus  gelegenes  Ende  wird  als  Magen¬ 
mund,  Cardia,  bezeichnet,  sein  unteres  Ende  geht  mittels  einer 
ringförmigen  Einschnürung,  des  Pförtners,  Pylorus,  in  den 
Dünndarm  über.  An  dieser  Stelle  springt  in  das  Lumen  des  Ma¬ 
gens  eine  Art  von  circulärer  Klappe,  die  Valvtda  pylori,  hervor, 
welche  jedoch  keine  einfache  Schleimhautfalte  darstellt,  sondern 
durch  eine  Verdickung  der  Ringmuskelschicht  der  Magenwand 
hervorgerufen  wird.  Die  Übergangstelle  zwischen  dem  Pförtner 
und  dem  Dünndarm  ist  ausserdem  noch  an  ihrer  äusseren  Fläche 
durch  je  einen  vorderen  und  einen  hinteren  Längsstreifen,  die 
Ligamenta  s.  Taeniae  pulori,  ausgezeichnet,  welche  im  Gegensätze 
zur  Valvula  pylori  durch  Verdickung  der  Längsmuskulatur  ent¬ 
standen  sind.  Im  Übrigen  wird  hinsichtlich  der  äusseren  Form 
des  Magens  eine  vordere  imd  eine  hintere  Fläche, 


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586 


Facies  anterior  et  posterior,  ferner  ein  concaver  oberer  Rand,  die 
kleine  Curvatur,  Curvatura  tnmor,  und  ein  convexer  unterer 
Rand,  die  grosse  Curvatur,  Curvatura  major,  unterschieden. 
Den  nach  links  und  oben,  unweit  der  Cardia  gelegenen,  ausge¬ 
buchteten  weitesten'  Teil  des  Magens  bezeichnet  man  als  Grund 
oder  B  1  i  n  d  s  a  c  k,  Fundus  ventriculi  s.  Saccus  caecus;  an  ihn 
schliesst  sich  ohne  scharfe  Grenze  der  Körper,  Corpus  ventri¬ 
culi,  an,  welcher  wiedenun  in  die  am  meisten  nach  rechts  und 
imter,  d.  h.  dem  Pylorus  am  nächsten  gelegene,  tagtrtPars  pylorica 
übergeht.  Den  Binnenraum,  welcher  der  letzteren  entspricht,  hat 
man  auch  als  Antrum  mloricum  bezeichnet.  Die  Grenze  zwischen 
dem  Corpus  und  der  Pars  pylorica  ist  meistens  keine  scharfe,  wird 
jedoch  mitunter  durch  eine  undeutliche  Einschnünmg  markiert, 
an  deren  Innenfläche  sogar  in  seltenen  Fällen  eine  ebensolche 
Falte,  die  Valvula  praepylorica,  in  das  Lumen  des  Magens  hinein¬ 
ragen  kann.  Der  an  die  C!^rdia  zunächst  sich  anschliessende  Teil 
wird  als  Fars  cardiaca  unterschieden. 

Die  Grösse  des  Magens  ist  individuell  ausserordent¬ 
lich  verschieden.  Man  hat  Fälle  beobachtet,  bei  denen  unter  sonst 
ganz  normalen  Verhältnissen  der  gefüllte  Magen  bis  zu  einer  beide 
Spmae  supp,  anteriores  des  Darmbeines  verbindenden  Linie  hin¬ 
unterreichte.  Beim  Lebenden  pflegt  man  jedoch  für  gewöhnlich 
eine  krankhafte  Magenerweiterung  anzunehmen,  wenn  der  (durch 
Verschlucken  von  Brausepulver)  künstlich  aufgeblähte  Magen  den 
Nabel  nach  abwärts  üb^ragt. 

Was  die  Lage  des  Magens  anbetrifft,  so  sind  etwa  fünf 
Sechstel  desselben  in  der  linken,  ein  Sechstel  in  der  rechten  Kör¬ 
perhälfte  gelegen.  Da  die  Cardia  links  neben  der  Medianlinie  etwa 
in  Höhe  des  X.  bis  XL'  Brustwirbels  imd  der_  Pylorus  in  frontaler 
Stellung  rechts  neben-dem  I.  Lendenwirbel,  etwa  drei  Querfinger 
breit  von  der  Medianlinie,  gelegen  ist,  so  muss  die  Längsaxe  des 
Magens  in  der  natürlichen  Stellung  desselben  ein  wenig  schräg 
von  links  oben  nach  rechts  und  unten  verlaufen.  Indessen  steht 
diese  schräge  Richtung  der  verticalen  ausserordentlich  nahe.  Bei 
zunehmender  Füllung  des  Magens  kann  sich  nach  LESSHAFT  die 
Lage  irgend  eines  seiner  Teile  nicht  wesentlich  ändern.  Da  die 
Cardia  fixiert  ist  und  die  kleine  Curvatur  an  die  imtere  Leber¬ 
fläche  stösst,  so  wird  die  Ausdehnung  des  Magens  nach  links, 
nach  vom  und  besonders  n  ach  unten  erfolgen  müssen.  Nur 
der  Pylorus  rückt  bei  stärkerem  Füllungszustande  mdir  nach 
rechts  hinüber. 


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587 


Die  Lage  zu  den  Nachbarorganen  ist  derartig,  ,iiu: 

dass  die  kleine  Curvatur  vom  linken  Leberlaooen  bedeckt 


wird,  während  längs  der  grossen  Curvatiir-in  grösserer  oder  ge- 
ringerer  Entfernung  das  Colon  transversum  von  rechts  nach  links 
Jiinüberzieht.  Der  Fund  u  s  des  Magens  nimmt  im  linken  Hy-  W.  Cn/.«s> 
DOChondrium  die  Kuppe  des  Zwerchfelles  ein:  er  grenzt  hinten 


pochondrium  die  Kuppe  des  Zwerchfelles  ein:  er  grenzt  hinten 
_aa  die  linke  Niere  und  Nebenniere  sowie  an  die  Milz,  welche 
"sich  übrigens  auch,  je  nach  ihrer  Grösse,  von  hinten  her  (zwi¬ 
schen  Fundus  und  Zwerchfell)  mehr  oder  weniger  weit  nach  vom  .  m 
erstrecken  kann.  Der  Rest  der  hinteren  Magenfläche '  - 

ist  vor  dem  Vertebralteile  des  Zwerchfelles  und  dem  Pancreas  ge- '  • 
legm.  Die  vordere  Fläche  endlich,  insoweit  sie  nicht  vcm  ' 
der  Leber  verdeckt  wird,  liegt  links  dem  vorderen  Teile  des 
Zwerchfelles,  rechtS'  (im  Tharaxeinschnitte)  unmittelbar  der  vor-  p  ^ 
deren  Bauchwan3~an.  Mit  den  eiibpi'tHjieflden  Nadibaioigaiien  ^ 
ist  der  Magen  durch  die  Lig.  phrmicogastricum,  gastrolienale,  hepa- 
Aoaastricum  und  gastrocolicum  verbunden.  Näheres  über  diese 
Bänder  ist  bei  der  Beschreibung  des  Peritonaeum  nachzusehen. 

Die  Wand  des  Magens  zeigt  ebenso  wie  die  des  übri¬ 
gen  Darmkanales  folgende,  in  der  Richtung  von  innen  nach  aussen 
gelegene  Schichten:  1)  die  Schleimhaut  oder  Mucosa; 
2)dieSubmucosa;  3)  die  Muskelschicht  oder  Mus- 
cularis;  4)  die  Subserosa;  5)  die  Seros a  oder  das 
Peritonaeum. 

1.  Die  Schleimhaut  des  Magens  ist  nur  im  ausgedehn¬ 
ten  Zustande  des  Organes  glatt.  Ist  der  Magen  contrahiert,  so  /  iLtU.  , 
bildet  sie  mehr  oder  weniger  starke  Falten  oder  Höcker  (^<  ma-  \cu-.  l 


melonne),  welche  sich  indessen  am  aufgeschnittenen  Organe  leicht 
mit  der  Hand  verstreichen  und  glätten,  lassen.  Ist  dies  nicht  mög-  «cv 
lieh,  so  hat  man  es  mit  einer  pathologischen  Schwellung  der  W-  V  -  ' 
Magenschleimhaut  zu  hm.  Nur  im  Pylorusteile  finden  sich  ganz 
normaler  Weise  feine,  faden-  oder  blattförmige  Hervorragungen  'u\ 
Plinae  mllosaA  vor,  welche  man  als  eine  Art  von  Vorläufer  der  /•.i  «'-  . 
Dünndarmzotten  auffassen  kann.  Zwischen  den  Falten  sind  Ver-  ''' '■-<■:• 
tiefungen,  Areae  gastricae,  gelegen. 

Bei  microscopischer  Betrachtung  zeigt  sich 
die  Schleimhaut  zunächst  an  ihrer  Innenfläche  mit  einem  einfachen 
Cvlinderepithel  bedeckt,  welches  sich  an  den  Einmündung-  ^ 
stellen  der  Magendrüsen  unmittelbar  in  das  Epithel  der  letzteren 
fortsetzt.  An  der  Cardia  ist  die  Übergangsstelle  dieses  Cylinder-'^  ‘ 


epithels  in  das  Pflasterepithel  des  Oesophagus  schhn  für  das 


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588 


blosse  Auge  durch  eine  scharfe  zackige  Grenzlinie  markiert.  Das 
Schleünhautepithel  sizt  auf  einem  Substrat  auf,  welches  beim 
Magen  ebenso  wie  beim  Darmkanale  nicht  aus  gewöhnlichem, 
fibrillären  Bindegeweoe,  sondern  aus  einer  nur  tmdeutlich  faseri- 

Orimdsubstanz  mit  zahlreichen  Rundzellen  besteht.*).  In  ^s 
Sul^strat  der  Mucosa  sind  ferner  dichtgedrängte  Drusen  eingebettet, 
welche  beim  Magen  dadurch  besonders  charakterisiert  sind,  dass 
sie  an  ihrer  Mündungstelle  eine  trichterförmige  Erweitenmg,  eine 
Art  von  V  o  r  r  a  u  m  .  Foveola  gastrica  (Magengrube  _DON- 
DERS),  besitzen,  welcher  sich  an  anderen  Drüsen  des  men^hlichen 
Körpers  nicht  vorfindet.  In  diesen  Vorraum  können  jedoch  auch 
mehrere  Drüsen  zugleich  einmünden. 

Die  Magendrüsen,  Glandulae  gastricae,  sind  sämtlich 
schlauchförmig,  t  u  b  u  1  ö  s  ;  doch  können  ihreblinden 
Enden  gabelig  geteilt  oder  auch  mit  Ausbuchtungen  ver¬ 
sehen  sein.  Jede  Drüse  besitzt  eine  homogene  durchsichtige,  zarte 
Wand  (Membrana  propria),  welche  das  Drüsenepithel  einschliesst. 
Dieses  Epithel  tritt  nun  in  zwei  Formen  auf.  Die  eine  Art  von 
Epithelzellen  sind  kleiner,  hell,  nahezu  cylindrisch  gestaltet  und 
lassen  sich  durch  verschiedene  Eärbemittei  niu"  relativ  schwach 
Kwv  fingieren.  Man  hat  dieselben  nach  Heidenhain  als  H  a  u  p  t  z  e  1- 

■  ^  ^  ^  ihnen  die  Secretion  des  Magenschleimes  zu¬ 

schrieb,  als  S  c  h  1  e  i  m  z  e  1 1  e  n  bezeichnet.  Die  zweite  Art  von 
Epithelzellen  sind  .gross,  rundlich  oder  polygonal,  von  körni¬ 
gem,  dunklem  Aussehen  und  durch  eine  Anzahl  von  Färbe¬ 
mitteln  leicht  und  stark  zu  färben.  Weil  sie  sich  nur  vereinzelt, 
gewissermassen  als  Belag,  im  Grimde  eines  Teiles  der  Magen¬ 
drüsen  vorfinden,  sind  sie  von  Heidenhain  als  R  e  1  e  g  z  e  1 1  e  n 
oder,  da  ihnen  die  Secretion  des  Lab  oder  Pepsin  vindiciertwiu'de, 
von  anderen  Autoren  als  L  a  b  z  e  1 1  e  n  bezeichnet  worden.  Da 
nun  die  Drüsen  in  der  Pars  p  y  1  o  r  i  c  a  des  Magens  ledig- 
lieh  die  oben  beschriebenen  Haupt-  oder  Schleimzellen  enthalten, 
hat  man  dieselben  auch  als  Schleimdrüsen  b  e  z^ i  c  h  n  e  t. 

Da  diese  Rundzellen  sich  in  Bezug  auf  ihr  Aussehen  von  farblosen 
Blutkö^rchen  oder  Lymphkörperchen  nicht  wesentlich  unterscheiden,  so  hält 
man  sie  für  ausgewanderte  farblose  Blut-  oder  Lymphkörp)erchen  und  hal 
alle  drei  eben  genannten  Arten  von  Zellen  unter  dem  Sammelnamen  „Leuko- 
cyten"  zusammengefasst.  Man  sagt  jetzt  von  einer  Schleimhaut,  welche  der¬ 
gleichen  Leukocyten  in  reichlicher  Menge  enthält,  dass  sie  einen  lympha¬ 
tischen  Charakter  habe,  da  diese  Zellen  wohl  nur  zum  geringeren 
Teile  aus  den  Blutgefässen,  zum  grösseren  Teile  aber  aus  den  in  der 
Schleimhaut  ^legenen  Lymphfollikeln  herzustammen  scheinen. 


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589 


Im  Gegensätze  dazu  sind  die  an  anderen  Teilendes  Ma¬ 
gens  befindlichen  Drüsen  ausser  den  Hauotzellen  noch  mit  Be¬ 
leg-  oder  Lahzellen  versehen:  sie  sind  desw^en  anrh  T  ah- 
drüsen  benannt  worden.  Gegen  diese  Bezeichnungen  jst  je¬ 
doch  in  neuerer  Zeit  Einspruch  erhellen  worden,  indem  von 
EBSTEIN  u.  a.  behauptet  wird,  dass  ebensowohl  die  Hauptzellen 
wie  die  Belegzellen  Pepsin  secemieren  kräinen.  Nach  COBELLl 
sollen  sich  ferner  in  der  Schleimhaut  der  Pars  pylorica  noch  5 — 7 
Reihen  von  wirklichen  a  c  i  n  ö  s  e  n  Ehüsen  vorfinden,  welche  sich 
radienförmig  vom  Pylorus  nach  links  erstrecken.  Nach  den  neue¬ 
ren  Anschauungen  sind  auch  diese  Drüsen,  ^  Glandulae  pyloricae, 
_als  verästelte  tubulöse  anzusehen.  Weiter  wäre  noch  zu  betonen, 
dass  die  Schleimhaut  des  Magens  gegenüber  derjenigen  von  an¬ 
deren  Organen  durch  ihren  ausserordentlichen  Reichtum  an  E)rü- 
sen  ausgezeichnet  ist  (etwa  100  Ehüsen  auf  einen  Quadratmilli- 
meter  Magenoberfläche),  so  dass  man  gezwungen  ist,  in  dem 
Magen  nicht  allein  ein  Reservoir  für  die  aufgenemunenen  Speisen, 
sondern  auch  ein  wichtiges  Abeonderungsorgan  des  mensch- 
lidien  Körpers  zu  sehen. 

In  der  tiefsten  Lage  der  Magenschleimhaut  findet  sich  übri¬ 
gens  eine  schmale  Schidit  glatter  Muskelfasern,  die  sogen.  Mus- 
^cularis  mucosae,  von  welcher  nach  KOELLIKER  zarte  Faserbündel 
senkrecht  zwischen  den  Drüsen  in  die  Höhe  steigen  sollen.  Ihre 
Qtntraction  könnte  also  zur  Entleenmg  der  Ehüsen  beitragen. 
Endlich  wäre  noch  zu  erwähnen,  dass  die  Mucosa  bei  manchen 
Individuen  zahlreiche  solitäre  Follikel  enthalten  kann,  welche  als 
kleine,  hellgraue  Erhabenheiten  hervorragen  und  die  Grösse  eines 
Stecknadelknopfes  erreichen  können.  In  anderen  Fällen  sind  sic 
mit  blossem  Auge  kaum  wahrzunehmen  oder  scheinen  sogar  gänz¬ 
lich  zu  fehlen. 

2.  Die  Submucosa  des  Magens  besteht  aus  locke¬ 
rem.  bläulich  weissem  Bindegewebe  und  enthält  zahlreiche  kleine 
Gefäss-  und  Nervenstämmchen.  weswegen  sie  früher  auch  als 
Tunica  vasculosa  oder  Tunica  nervea  bezeichnet  wurde. 

3.  Die  Muskelschicht  des  Magens  besteht:  a)  aus  einer 
inneren  circulären.  bl  aus  einer  ä  ü~s  s  e  r  e  n  1  o  n  g  i- 

■  tudinalen  Schi  c  h  t ,  welche  sich  an  die  entsprechenden 
Schichten  des  Oesophagus  anschliessen.  Diese  Schichten  sind  je¬ 
doch  in  ihrem  regulären  Verlaufe  erheblich  alteriert  durch  die  ein¬ 
seitige  Ausbuchtung,  welche  der  Magen  in  Gestalt  des  Fimdiis 
nach  links  hin  erfahren  hat.  Die  Längsifasern  des  Oeso- 


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phagus  strahlen  nämlich  beim  Übergange  in  die  Cardia  diver*' 
gierend  nach  verschiedenen  Richtungen  auseinander,  ohne  die 
grosse  Curvatur  zu  erreichen;  hierbei  gehen  sie  m  bescmders 
dichten  Massen  auf  die  kleine  Curvatur  über.  Ein  selb¬ 
ständiger,  stärkerer  Längsfaserzug  ist  alsdann  noch  an  der 
grossen  Curvatur  gelten.  Von  der  darunter  gelegenen 
Ringfaserschicht  verläuft  nur  ein  Teil  vom  Fundus  bis 
zum  Pylorus  in  wirklich  circulärer  Richtung.  Andere  (ursprüng¬ 
lich  circuläre  Fasern)  haben  einen  zur  Längsaxe  des /Magens  m^ 
.  j  schrägen  Verlauf  imd  sind  deshalb  auch  als  Vibrae  obliquae  be- 

p  ,  zeichnet  worden.  Ein  Teil  der  letzteren  reitet  sattelförmig  auf  dem 

1  i  n  k  s  von  der  Cardia  gelegenen  Winkel  zwischen  dem 
V "  '  ’ " "  V  ’  Oesophagus  und  dem  Fundus  ventriculi  und  strahlt  nach  rechts 
■  und  unten  aus.  Ein  anderer  Teil  sitzt  ebenfalls,  sattelförmig 
rechts  von  der  Cardia  auf  der  kleinen  Curvatur  und 
strahlt  wiederum  nach  links  und  unten  aus.  Beide  Arten  von 
Fasern  kreuzen  sich  somit  an  der  vorderen  und  hinteren  Magen- 
wand,  olme^üBngens  die  gro^e  Curvatur  zu  erreichen.  Nach 
Henlb  sollen  diese  schrägen  Fasern  zwischen  der  Längs-  und 
Ringfaserschicht,  nach  KOBLLIKER  dagegen  nach  innen  von  der 
letzteren,  also  dicht  unter  der  Schleimhaut  gelegen  sein. 

4.  Die  S  u  b  »AÜMA^ist  nur  dort  als  besondere  Lage  von 
lockerem  Bindegewebe  vorhanden,  wo  sich  die  Ligamente  des 
Magens  an  denselben  ansetzen  oder  seine  Oberfläche  auf  schmale 
Strecken  vomJPeritonaeiun  unbedeckt  bleibt.  Im  Übrigen  jst  diese 
Schicht  völlig  mit  dem  letzteren  verscTimölzen. 

5.  Die  S  e  r  o  s  ä  oder  das  Bauchfell,  Peritonaeum,  be- 


steht  aus  einem  b  s  t  r  a  t  von  fibrillärem 
elastischen  Fasern 


welches  an  seiner 


Bindegewet»^  mit  ^ 
Oberfläche  mit  einem  ein- 


fachen,  platten  polygonalen 


E  p  i  t  h  e  1  (Endothel)  ^kleidet  »st. 
Das  Peritonaeum  ist  sowohl  am  Magen  wie  am  Darme  mit  der 
Muscularis  fest  verwachsen,  so  dass  man  wohl  sagen  kann,  dass 
es  einen  integrierenden  Bestandteil  dieser  Organe  überall  dort 
bildet,  wo  es  ihre  Oberfläche  bekleidet. 


Die  Nerven  des  Magen  s  werden,  abgesehen  von  den  Verzwei¬ 
gungen  des  N.  vagvs  vom  N.  sympathicus,  geliefert  (s.  daselbst),i  welcher 
sowohl  die  Magen-  wie  die  Danhwand  “in  Form  von  zwei  grossen  öe- 
flechten  durchzieht,  die  sich  den  ganzen  Tractus  intestinalis  entlang  erstrecken, 
ln  den  Knotenpunkten  dieser  Geflechte  sind  zahlreiche  Ganglienzellen 
legen.  Das  eine  von  diesen  Geflechten,  der  AUERBACH  sche  Plexus  muscularis 
s.  mventericus.  ist  zwischen  der  longitudinalen  und  circularen  Muskelschicht 
gelegen,  welche  er  beide  versorgt;  das  andere  GeÜ^fit.  der  MEissNER'sche' 
Plexus  supmucosus  s.  entericus,  findet  sich  in  der  Submucosa  vor,  wo  er  die 


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JVluscularis  mucosae  innerviert.  Der  Vagus  scheint  der  sensible  Nerv  dcb 
Jagens  zu  sein,  während  der  Sympathicus  die  glatten  Muskelfasern  des- 
■^If^ti  vprRnrgr,  ^ 

Die  Arterien  d  e  s  M  a  g  e  n  s  werden  von  der  A.  coeliaca  und  von  ^ 

■ikrrn  Ästen  gelielertj  Längs  der  kleinen  Curvatur  verläuft  von  links 
her  die  aastrica  atn.  s.  coronaria  ventriculi  sin.  (direder  Ast  der  A.  coe¬ 
liaca).  von  rechts  her  die coronaria  ventriculi  dextra 
(aus  der  A.  hepatica).  Der  F  un^^s  des  Magens  wird  von  den  iJr. ^as^rict 
breves  (aus  der  A.  Unealis),  die  linke  Hälfte  der  grossen  Curvatur  von 
der  Ä.  g<i8troepiploica  sin,  (ebenfalls  aus  der  A.  linealis),  die  rechte  Hälfte 
dersdben  durch  die  Ä.  gastroepiploica  d^tra  (aus  dem  R.  gastroduodenalis 
der  A.  hepatica)  vereorgT  Die  ausT  diesen  Arterien  hervorgehenden  Zweige 
dringen  durch  die  Musculaiis  in,  die  submucöse  Schicht  hinein,  wo  sie  sich 
in  Capillaren  aufzulösen  beginnen,  welche  netzlörmig  die~~  Brüsfflschläuche 
der  MLucosa  bis  zu  ihren  Mündungen  umspinnen.  Aus  den  d i  ch  t  u  riTe  r 
d^  I  ’Sr  li  1  e  li  ni  h  ft  u  t  o  b  e  r  f  1  ä  t  li  ir^gTOgenen*  Capillaren  entstehen  als¬ 
dann  kleine,  um  die  Drüsenmündungen  gdegene  Venennetze,  aus  denen 
wiederum  Venenstämmchen  hervorgehra,  welche  eigentümlicherweise  zwischen 
den  Drüsenpapillaren  nach  abwärts  ziehen,  ohne  irgend  welche  Zweige  aus 
den  letzteren  aufzunehmen.  Im  Übrigen  entsprechen  die  Venen  den  Arterien 
und  können  sich  entweder  in  die  F.  lienalis  (Vv.  goftricae  breves)  oder  die 
F.  niesenterica  sup,  oder  direkt  in  dirTTporloe  (Ft?,  coronariae  ventriculi^  er- 
giessenT  Die  Ly  mp  hgefässe  der  Mägöhd  bilden  zwischen  Serosa  und 
Muscuiaris  ein  oberflächliches,  in  der  Submucosa  ein  tiefer  gelegenes  Netz, 
von  welchem  einige  grössere  Stämmchen  zu  den  an  der  kleinen  und  grossen 
Curvatur  gelegenen  Lymphoglandulae  gastroepiploicae  supp,  und  inff.  oder 
direkt  zu  den  Lymphoglandiüae  coeliacae  hinziehen. 

V.  Der  Dannkanal. 

Der  Darmkanal,  Tractus intestinalis,  wird  in  den  Dünn¬ 
darm  .  Intestinum  tenue^  und  den  D  i  c  k  d  a  r  m,  Intestinum  cras-- 
sum.,  eingeteilt.  Diese  beiden  Abteilungen  des  Darmes  sind  zunächst 
dadurch  von  einander  unterschieden,  dass  im  aufgeblasenen 
Zustande  der  Dünndarm  ein  geringeres,  der  Dickdarm  ein 
grösseres  Kaliber  hat.  Doch  kann  man  bei  Eröffnung  der  Bauch¬ 
höhle  nicht  selten  das  Gegenteil  constatieren:  wenn  nämlich  der 
Dünndarm  durch  Oase  stark  ausgedehnt  ist,  während  der  Dick¬ 
darm  in  eng  contrahiertem  Zustande  vorliegt.  In  diesem  Falle  ist 
jedoch  der  D  i  c  k  d  a  r  m  als  solcher  stets  daran  deutlich  zu  er¬ 
kennen,  dass  an  seiner  Oberfläche  drei  Längsstreifen,  die 
Taeniae  coli  ( Valsalvae),  sichtbar  sind,  welche  Verdickungen  seiner 
Längsmusculatur  darstellen  und  dem  Dünndarme  vollständig  fehlen. 

Ausserdem  zeiert  der  Dickdarm  schon  an  seiner  Aussenfläche  zwi-  ^  , 

o  - - -  —  '  •  '  ..  ■  ■  ■  — —  —  I  ■  tvj'* 

sehen  den  Taenien  Ausbuchtungen,  Haustracoli,  welche  der  Dünn-  ^ 

dann  ebenfalls  nicht  hat.  Ferner  ist  der  Dickdarm  bei  gut  genähr- 

ten  Individuen  stets  durch  eine  Reihe  von  fettgefüllten  Anhängen  ...... 

verschiedener  Grösse  (Ävpendices  epirdoicae)  ausgezeichnet,  welche  .  , 
beim  Dünndärme  niemals  vorhanden  sind.  Ein  weiterer  Unter- 


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schied  zwischen  Dick-  und  Dünndarm  liegt  endlich  in  der  Be¬ 
schaffenheit  ihrer  Schleimhaut.  Die  Schleimhaut  des  Dünndarmes 
besitzt  nämlich  an  ihrer  Innenfläche  sehr  feine,  etwa  1  nun  lange, 
fadenförmige  Fortsätze,  die  Zotten,  Villi  intestinales^  weldie  der 
Schleimhaut  ein  sammetartiges  Aussehen  geben  und  am  besten 
sichtbar  werden,  wenn  man  sie  unter  Wasser  flottieren  lässt. 

a)  Der  Dünndarm. 

Der  Dünndarm,  Intestinum  tenue,  wird  in  drei  AbschniUe, 
nämlich:  1>  den  Zwölffingerdarm,  DModcnum,  2)  den 
Leercfarm,  Jejunum,  und  3)  den  Krummdarm,  lleum, 
eingeteilt,  von  denen  jedoch  nur  das  Duodenum  und  das  Jejunum 
einigermassen  scharf  von  einander  abzugrenzen  sind,  während 
das  Jejunum  und  das  lleum  allmählich  in  einander  übergehen. 
Das  Duodenum  ist  der  weiteste  Teil  des  Dünndarmes;  von  hier 
aus  nimmt  der  letztere  ganzallmählich  an  Kaliber  ab, 
so  dass  seine  engste  Stelle  dem  Obergange  in  den  Dickdarm  ent¬ 
spricht.  Der  Dünndarm  t  durchzieht  hauptsäshlich  den  unteren 
Teil  der  Bauchhöhle  mittels  einer  Menge  sehr  variabel  gelegener 
Schlingen,  welche  mit  Ausnahme  der  unteren  zwei  Drittel  des 
Duodenum  .sämtlich  durch  eine.  Duplicatur  des  Bauchf dies,  das 
P  ü  n  n  d  a  r  m^  e  k  r  ö  s  e ,  das  Mesenterium  '\m  engeren  Sinne, 
an  der  hinteren  Bauchwand  aufgehängt  sind. 

1.  Der  Z  w  ö  1  f  f  i  n  g  e  r  d  äTmT  ^Duodenum,  so  genannt 
wegen  seiner  angeblich  der  Breite  von  etwa  12  Fingern  gleich¬ 
kommenden  Länge,  bildet  die  umnittelbare  Fortsetzimg  des  Magens 
und  besteht  beim  Erwachsenen  meistens  aus  drei  Abschnitten, 
welche  folgenden  Verlauf  haben.  Der  erste  Abschnitt.  Pars  Supe¬ 
rior  (horizontalis  s.  transversa),  zieht  etwa  in  der  Höhe  des  XII. 
Brust-  oder  I.  Lendenwirbels  von  links  nach  rechts  und  hinten: 
er  ist  mit  der  Leber  durch  das  Lig.  hepatndundenale  verbunden. 
Mil  einer  Krümmung,  der  Fleonira  duodeni  superior  s.  prima,  gdit 
er  in  den  zweiten  Abschnitt,  (iie_Pai^  descendem,  s.  ver- 
ticalis,  über,  welche  vor  der  rechten  Niere  nach  abwärts  verläuft. 
Unter  Bildung  einer  zweiten  Krümmung,  der  Flexura  duodeni  in¬ 
ferior  s.  secunda,  setzt  sich  die  Pars  descendens  alsdann  etwa  in 
der  Höhe  des  III.  Lendenwirbels  in  den  dritten  Abschnitt, 
die  Pars  ascendens,  fort,  welche  schräg  von  rechts  und  unten  nach 
links  und  oben  vor  der  Aorta  und  Vena  cava  inf.^jn  die  Höhe 
zieht,  um  am  unteren  Rande  des  Pancreas  (etwa  vor  der  Grenze 
zwischen'  dem  I.  und  II.  Lendenwirbel)  mittels  einer  dritten 


l.-.V 


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593 


Krümmung,  der  Flexura  duodenoieiunalis.  in  das  leiunum  überzu- 
_  gehen.  Zwischen  die  Pars  descendens  und  ascendens  ist  mitunter 


noch  (s.  S.  594)  ein  zweites  queres,  der  Pars  superior  paralleles 
Stück  eingeschaltet.  Die  Flexura  duodenoieiunalis  wird  durch  den 
sogen.  M.  supensorins  duodeni  ^TRBITZ)  fixiert,  d.  h.  glatte  Mus¬ 
kelfasern,  welche  vom  Ürsprimge  der  A.  coeliaca  und  mesent.  sup. 
in  die  Wand  des  Duodenum  einstrahlen.  Das  Duodenum  bildet 
also  ein  nach  links  offenes  Hufeisen^),  in  dessen  Concavität  der 
-Kopf  des  Pancreas  hineinragt,  woher  auch  eine  sehr  zutreffende  r 

Bezeichnung  als  Intesthjumpancreaticum  oder  kurzweg Pawcreattcwm  (f%t< ^  ( 
Luschka  stammt.  Der  Pancreaskopf  und  die  Aussenfläche  des  ^ 

Duodenum  sind  ziemlich  fest  mit  einander  verwachsen.  Beim 
Kinde  und  häufig  auch  noch  im  späteren  Lebensalter  kann  man 
übrigens  am  Duodenum  deutlich  4  Abschnitte,  nämlich:  1)  eine 
Pars  transversa  sup.,  2)  eine  Pars  descendens  (verticalis  dexlrd)  3) 
eine  Pars  transversa  inf.,  4)  eine  Pars  ascendens  (verticalis  sin.) 
unterscheiden.  Die  eben  erwähnte  vierteilige  Form  des  Duodenum 
scheint  also  sozusagen  die  Grundform  darzustellen  imd  sich  erst 
später  durch  den  Verlust  der  sogen.  Pars  transversa  inferior  in 
die  dreiteilige  Form  umzuwandeln. 


Über  und  vor  der  Pars  horizontalis  sup.  lagert  die  Leber 
mit  der  Gallenblase,  in  deren  Nähe  das  Duodenum  an  der  Leiche 
gewöhnlich  durch  den  Gallenfarbstoff  gelblich  imbibiert  ist.  .Vor 
der  Pars  dpsrendens  duodeni  zieht  das  Mpsnrnlon  transyprsiim  in 
transversaler  Richttmg  hinweg.  Längs  der  Pars  ascendens  ver¬ 
läuft  endlich  die  Radix  mesenterii  nach  rechts  und  abwärts^  Durch 
die  über  die  Vorderfläche  des  Duodenum  hinwegziehenden  Ur¬ 
sprungslinien  des  Mesocolon  einerseits  und  des  Mesenterium  an¬ 
dererseits  werden  am  Duodenum  drei  Abschnitte  abgegrenzt,  von 
denen  jeder  einzelne  nur  dann  zu  Gesicht  kommt,  wenn  folgende 
Manipulationen  ausgeführt  werden.  Der  erste  Abschnitt,  wel¬ 
cher  vom  Magen  aus  zu  verfolgen  ist,  umfasst  die  Pars  superior 
(Pars  horizontalis  superior)  nebst  dem  oberen  Teile  der  Pars 
descendens  und  reicht  bis  zum  Mesocolon;  man  übersieht  ihn, 
wenn  man  die  Leber  gegen  den  Rippenbogen  em¬ 
por  h  e  b  t.  Der  zweite  Abschnitt,  welcher  beim  Zurück- 


>)  Da  das  Ende  des  Duodenum  nahezu  in  gleicher  Höhe  mit  seinem 
Anfänge,  d.  h.  dem  Pylorus,  gelegen  ist,  so  bildet  dasselbe  eigentlich  nicht 
ein  Hufeisen,  sondern  einen  unvollständigen,  jedoch  nahezu  geschlossenen 
Ring  (Braune).  Noch  richtiger  wäre  es  freilich,  von  einem  unvollständigen 
Drei^k  oder  Viereck  mit  abgerundeten  Ecken  zu  reden  (V-  oder  U-förmig). 
Broesike,  Anatomie.  9.  AuO.  38 


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-C<J 


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594 


schlagen  des  Colon  transv.  nach  oben  und  der 
Dünndärmenach  links  zu  Tage  tritt,  entspricht  dem  u  n- 
t  e  r  e  n  Teile  des  Pars  descendens  und  der  Umbiegungsstelle  in 
die  Pars  ascendens.  Der  dritte  Abschnitt  endlich  besteht  aus 
der  Pars  ascendens  und  ihrem  Übergange  in  die  Flexura  duodeno- 
jejunalis  und  wird  dadurch  sichtbar,  dass  man  bei  aufwärts 
geschilagenem  Colon  die  Dünndärmel  nach 
rechts  und  ebenfalls  nach  oben  hinüberlegt. 

_ We  Pars  superior  des  Duodenum  ist  an  ihrer  Oberfläche  gänzlich 

vom  Peritonaeum  umhüllt,  ist  also,  wie" inän  zu  sagen  pllegi^ja^— 
sacmm  peritonaei  gelegen.  Die  anderen  beiden  Abschnitte  sind 
dagegen  nur  an  ihrer  Vorderfläche  vom  Peritonaeum  überzogen, 
während  die  hintere  Fläche  durch  lockeres  Bindegewebe  mit  der 
hinteren  Bauchwand  verbunden  ist.  Diese  beiden  Teile  sind  somit 
extra  saccum  veniönaei  gelegen. 

Die  Innenfläche  desDuodenum  zeigt  vom  Pylorus 
bis  zur  Flexura  duodeni  prima  eine  etwas  höckerige  Beschaffen¬ 
heit,  welche  davon  herrührt,  dass  die  Schleimhaut  hier  dicht  ge¬ 
drängt  kleine  verästelte  tubulöse  Drüsen,  die  B  r  u  n  n  ’s  c  h  e  n 
oder  Brunner  ’s c  h^ji_Drü^nj_gljdMorfcwa^  enthält,  welche 
bis  in  die  Submucosa  hineinreichen  und  deren  alkalisches  Secret 
eine  Pewis.se  Ähnlichkeit  mit  Hem  PancrKis-safte  zeiort  und  somit 
ebenfalls  bei  der  Verdauung  eine  Rolle  zu  spielen  scheint.  Ver¬ 
einzelt  kommen  diese  Drüsen  auch  noch  im  übrigen  Teile  des 
Duodenum  Während  scwnit  der  Anfangsteil  des  Duodenum 
fajtfnfrei  ist,  besitzen  die  Pars  descendens  und  ascendens  duodeni 
an  ihrer  Innenfläche  grössere,  mitunter  vollkommen  ringförmige 
Querfalten,  die  Plicae  circulares  s.  Valvulae  conniventes  KERKRINOII. 
deren  Name  sich  darauf  bezieht,  dass  dieselben  vielfach  spitzwin¬ 
kelig  confluieren.  Die  Valvulae  conniventes  sind  Schleimhautfalten, 
in  welche  sich  zwar  ein  Fortsatz  der  Submucosa,  aber  keine 
Muscularis  hineinerstreckt,  sie  lassen  sich  auch  nach  Ent¬ 
fernung  der  Muskelhaut  nicht  verstreichen  (Henle).  Indem  sie 
sich  vom  Duodenum  aus  durch  das  ganze  Jejimum  fortsetzen, 
werden  sie  immer  niedriger  und  rücken  immer  weiter  auseinander, 
bis  sie  an  der  Genze  zwischen  Jejunum  und  Ileum  ganz  ver¬ 
schwinden.  Mitten  in  der  Concavität  des  Duodenum,  also  jn  der 
linken  Wand  der  Pars  descendens^  ist  (ein  wenig  nach  hinten)^ie~ 
gemeinsame^^^uijnüj|i_d_tyijg|^£t_ejJ_e_^_£S_Dji^tu^^cJ^oJ^ 

^  gelegen.  Dies^Eumünoun^ 
stelle  befindet  sich  stets  auf  der  Höhe  einer  kleinen  warzenförmi- 


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595 


gen  Erhabenheit,  der  Papilla  duodeni  (Santorini),  welche  indessen 
für  gewöhnlich  durch  eine  unmittelbar  daneben  gelegene  Valvula 
JCerkringii  überlagert  wird.  ScMidiert  man  diese  Mündung,  so  ge¬ 
langt  man  zunächst  in  eine  Art  von  Ampulle  oder  Vorraum,  das 
Biverticulum  Vateri,  und  kann  alsdann  nach  oben  in  den  Ductus  _ 

_  choledochus.  nach  links  in  den  Ductus  pancreaticus  eindringen. 
Nicht  selten  ist  der  Verlauf  des  Ductus  choledochus  an  der  Innen¬ 
fläche  der  Duodenalschleimhauit  durch  einen  Längswulst  {Plica 
longitudinalis  duodeni)  markiert,  welcher  zu  der  eben  erwähnten 
Valvula  Kerkringii  senkrecht  steht.  Im  Übrigen  ist  das  Duodenum 
^ebenso  wie  der  ganze  übrige  Dünndarm  mit  Zotten  versehen.  Nur 
sind  sie  in  der  Pars  Superior  nicht  fadenförmig,  sondern  mehr 
breitgezogen  oder  falten^nlich.  Solitäre  (d.  h.  vereinzelte) 

L  V  m  p  h  follikel.  im  Duodenum 

wie  im  ganzen  übrigen  . Darmkanal  vorhanden. 

2.  Der  I^erdarm,  Jejunum,  so  genannt-,  weil  derselbe  / 

meist  leer  von  Speisen  gefunden  wird,  beginnt  an  _der  Flexur^ 
duodenojejunalis,  d.  h.  dort,  wo  der  Dünndarm  ein__e_igenfö  Oe-  ' 
kröse  zu  bekommen  anfängt.  Die  untere  Grenze  des  Jejuniun  ist 
nicht  genau  anzugeben.  Man  pflegt  das  Ende  des  Jejunum  dort 
anzunehmen,  Danach  wür-  r 

den  (abgesehen  v<Mn  Duodenum)  zwei  Fünftel  des  gesamten  Dünn¬ 
darmes  dem  Jejunum,  ^ei  Fünffel  dem  lle^  zuzurechnen  seih. 
Wie  bereits  oben  erwähnt  wurde,  ist  das  leiunum  gegenüber  dem 
Ileum  durch  sein  grösseres  Kaliber  ausgezeichnet.  Solitäre 
Lymphfollike  1 ,  Noduli  lymphatici  sditarii,  sind  hier  wie  im 
ganzen  Darmkanal  s|tets  vorhanden,  i)  Nur  sehr  selten  sind  da¬ 
gegen  die  letzteren  im  Jqunum  zu  kleinen  rundlichen  Hau¬ 
fen  vereinigt.  Man  hat  solche  Aggregate  von  Solitärfollikeln, 
Noduli  lymphaüci  agyregati,  auch  als  Peyer’sche  Haufen 

^oder  Plaques,  Insulae  s.  Agmina  Peyefi,  bezelcfiriet.  ~jDas~Te- 
junum  besitzt  die  g  r  ö  s  s  t  e  n  Zotten.  | 

3.  Der  Krummdarm  Hcum,  zieht  als  Fortsetzung  des 
Jejunum  in  mannigfachen  Windungen  bis  zur  Fossa  iliaca  dextra, 
um  sich  daselbst  in  den  Anfangsteil  des  Dickdarmes,  das  Caecum, 
einzusenken.  Das  Ileum  nimmt  vom  Jejunum  an  allmählich  nach 
abwärts  an  Kaliber  ab,  so  dass  sich  seine  engste  Stelle  an  der  . 

0  Die  Solitärfollikel  sind  im  normalen  Zustande  eben  noch 
mit  blossem  Auge  zu  erkennen,  am  besten  wenn  man  den  Darm  gegen  das 
Licht  hält.  Geschwollen  aber  können  sie  die  Grösse  einer  Linse  erreichen 
und  sehr  deutlich  sichtbar  werden. 

38* 


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596 


Einmündung  in  das  Caecum  befindet.  ^Valvulae  Kerkringii  sind 
im  Ileum  nie  h  t  vorhand^.  Dagegen  ist  die  Schleimhaut  ebenso 
wie  im  Jejunum  mit  einzelnen  Solitärfollikeln,  NoduU 
lymphcUici  solitarii,  versehen.  Ausser  diesen  sind  hier  jedoch  noch 
grösste,  länglich  ovale  Follikelhaufen,  die 

mui^,  Nodul^j^tn^}iatic^ilj(^mia^  vorhanoen^welch^stets 
^en^Änsatze^!es^^e^n^S^^^^SfaäM*nd  mit  ihrer  Längsaxe 
li^^r^ngsnaitung  des  Darmes  liegen.  Zotten  sind  zwar  regel¬ 
mässig  im  Ileum  da,  werden  jedoch  gegen  das  Caecum  hin  immer 
niedriger  und  kleiner.  Im  Gegensätze  zu  dem  Jejunum  pRegt  der 
Inhalt  des  Ileum  schon  eine  faeculente  Beschaffenheit  zu  zeigen, 
leiunum  und  Ileum  sind  an  ihrer  Oberfläche  völlig  vom  Perito- 
nae]yfljl2£ddeide^jmddurch  das  Mesenterium  an  der  hinteren 
Bauchwand  aufgehängt.  Beide  Teile  des  Dünndarmes  werden  clä^ 
her  auch  als  Intestinum  tenue  mesenteyiale  zusammengefasst. 


b)  D,.er  Dickdarm. 

Der  P  i  c  k  d  arm,  Intestinum  crassum,  ist  gegenüber  dem 
Dünndarme  zunächst  durch  das  grössere  Kaliber  ausgezeidinet, 
ferner  dadurch,  dass  sich  an  seiner Oberfläche^drei  Verdickun- 

u  1  a  t  u  r  .  die  sogen.  Taeniae  coli 


befinden,  welche,  wie  schon  oben  erwähnt  wurde,  dem  uunn 
darme  vollständig  fehlen.  Von  diesen  Taenien  entspricht  die  eine 
dem  Ansätze  des  Mesocolon  {Taenia  mesocoUca),  die  zweite  dem 
Ansätze  des  Netzes  oder  den  mit  ihm  zusammenhängenden,  fett¬ 
gefüllten  beutelförmigen  Appendices  epiploicae  {Taenia  omentalisX 
die  dritte  {Taenia  libera)  liegt  an  der  Oberfläche  des  Darmes  frei 
zu  Tage.  Zotten  und  Pever’sche  Haufen  hat  der  Dickdarm  nicht. 


_ 1  der  ganzen  Ausaennung 

des^lben  Vorhänden  T  Fernei  lagefT  äii  seiner  Innenfläche  überall 
halbmondförmigeVorsprünge,  die Plicae s.  Valvulae 
semilunares  coli  s.  sigmoideae,  hervor,  welche  jedoch  nicht  wie  die 
Valvulae  Kerkringii  einfache  Schleimhautfalten  sind,  sondern  ausser 
der  Mucosa  und  Submucosa  noch  Fortsetzungen  der  R  i  n  g  m  u  s- 
culatur  enthalten  Zwischen  den  Plicae  sigmoideae  liegen 
Ausbuchtungen  der  Wand  des  Dickdarmes,  welche  man 
als  Haustra  coli  bezeichnet  hat.  Nur  im  untersten  Abschnitte  des 
Dickdarme^M^J^ectuni^inddiföelbei^iich^orhanden.  Wie  der 
Dünndarm  lässt  sichaudiaer'"BI3!3äran^^r^^bschnitte, 


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597 


nämlich:  1)  den  Blinddarm,  Caecum,  2)  den  Grimm- 
d  a  r  m  ,  Colon,  und  3)  den  Mastdarm,  Rectum,  einteilen. 

1.  Der  Blinddarm,  Intestinum  caecum  s.  Typhlon,  bildet 

in  der  rechten  Fossa  iliaca  einen  abwärts  hängenden,  meistens  all¬ 
seitig  _  vom  Peritonaeum  bekleideten  Blindsack  und  geht  ohne 
scHürT^Grenze  aufwärts  in  das  Colon  über.  Sein  unteres  Ende 
ist  mit  einem  kleinen  regenwurmähnlichen  Anhang,  dem  Wurm¬ 
fortsatz ,  Proc.  vermif  ormis,  versehen,  welcher  sogar  durch 
sein  eigenes  Gekröse,  das  Mesenteridum  vrocessus  vermiformis,  mit 
der  hinteren  Bauchwandi  verbunden  ist  und  eine  sehr  variable 
Lage  zeigt.  Etwas  oberhalb  des  Wurmfortsatzes  ist  an  der  linken 
Seite  des  Caecum  die  Einmündungstelle  des  Ileum 
gelegen,  welche  stets  durch  eine  Plica  sigmojdea  in  der  Weise  hin- 
durchtrit^  dass  die  letztere  in  zwei  Lippen  gespalten  wird.  Da 
diese  zweilippige  Plica  sigmoidea  in  das  Lumen  des  Caecum  hin¬ 
einragt,  so  gestattet  sie  wohl  den  Eintritt  des  Darminhaltes  aus 
dem  Ileum  in  das  Caecum,  muss  sich  jedoch  nach  Art  einer  Klappe 
schliessen,  wenn  der  letztere  aus  dem  Caecum  nach  dem  Ileum 
zurückzutreten  sucht.  Man  hat  sie  a]sValvula  coli  s.  ileocaecalis 
s.  Bauhini  s.  Tulpii  bezeichnet.  '  .  • 

2.  Der  Grimmdarm,  Colon,  welcher  sich  unmittelbar  an 
das  Caecum  anschliesst,  kann  in  vier  Abschnitte  eingeteilt  werden. 
Der  erste  Abschnitt,  das  Colon  ascendens,  läuft  als  Fort¬ 
setzung  des  Caecum  zunächst  vor  der  rechten  Niere,  sodann  mehr  ’ 
medianwärts  bis  zur  Leber  nach  oben,  um  schliesslich  mit  einer  ‘ 
vor  der  Pars  verticalis  duodeni  gelegenen  Biegung,  dtr  tlexura  coli 
dextra  s.  hepatica,  nach  links  in  den  zweiten  Abschnitt, 
das  Colon  transversum,  überzugehen.  Das  letztere  zieht  alsdann 
unterhalb  der  Pars  superior  duodeni  und  der  grossen  Curvatur 
des  Magens  in  transversaler  Richtung  bis  zur  Milz,  um  sich  hier  •  . 
unter  Bildung  einer  zweiten  Biegung,  der  Flexura  coli  sinistra  s. 
lienalis,  in  den  dritten  Abschnitt,  das  Colon  descmdtns, 
fortzusetzen.  Das  Colon  descendens  steigt  sodann  vor  dem  late-  I 
ralen  Teile  der  linken  Niere  abwärts  und  setzt  sich  etwa  an  der 
Crista  iliaca  in  den  vierten  Abschnitt ,  ^as  Colon  sigmoi- 
deum  s.  Flexura  sigmoidea  s.  S  r<^anum,  fort,  welches,  seinem 
Namen  entsprechend,  in  der  Fossa  iliaca  sin.  eine  S-förmige 
Krümmung  bildet  imd  etwa  in  Höhe  der  Articulatio  sacroiliaca 
-in  das  Rectum  übergeht.  Doch  kann  auch  das  Colon  sigmoideiun 
erheblich  weit,  bis  in  die  rechte  Bauchhälfte,  hinübergelagert  sein. 
Von  diesen  vier  Abschnitten  sind  nur  das  Colon  ascendens  und 


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—  ii'.  j-UU-V  'b'vvion^^i^*A*AV 

—  598  — 


descendens  dadurch  einigermassen  in  ihrer  Lage  fixiert,  dass  ihre 
hintere  Fläche  mit  den  hinter  ihnen  gel^enen  Teilen  durch  locke¬ 
res  Bindegewebe  verbunden  ist,  während  die  vordere  und  die 
Seitenflächen  vom  Peritonaetun  bekleidet  sind.  Daher  muss  auch 
bei  der  Colotomie  der  Schnitt  hinten  angelegt  werden,  wenn  man 
das  Peritonaeum  nicht  verletzen  will.  Weiterhin  tragen  zwei 
Bauchfellduplicaturen,  das  allerdings  nicht  immer  vor- 
handene  Lia.  hevatocoUcum  (zwischen  der  imteren  Leberfläche  und 
der  Flexura  coli  dextra)  und  das  Lig.  phrenicocolicum  (zwischen 
dem  ZwerchfeQ  imd  der  Flexura  coli  sin.)  zur  Fixierung  dieser 
Teile  bei.  Das  Colon  transversum  und  sigmoideum  sind  dagegen 
allseitig  vom  Peritonaeum  überzogen  imd  durch  ein  langes 
O  e  k  r  ö  s  e,  llesocolon,  mit  der  hinteren  Bauchwand  verbunden  :  sie 
müssen  somit,  je  nach  der  Länge  des  Gekröses,  eine  wechselnde 
Lage  haben.  Ist  das  Gekröse  sehr  lang,  so  kann  das  Colon  trans¬ 
versum  sogar  unterhalb  des  Nabels  gelegen  sein,  ln  gleicher  Weise 
kann  (namentlich  bei  starker  Ausdehnung  durch  Gase)  das  CcJon 
sigmoideum  bis  in  die  Fossa  iliaca  dextra  und  sogar  bis  in  die 
Nähe  des  rechten  Leberlappens  hin  verlagert  sein.  Das  S.  roma- 
num  bildet  den  engsten  Teil  des  Colon;  die  Taeniae  coli  und  in 
gleichem  Masse  die  Haustra  und  die  Plicae  semilunares  sind  an 
demselben  mitunter  nur  undeutlich  ausgeprägt. 

3.  Der  M  a  s  t  d  a  r  m,  Intestinum  rectum,  kann  während  seines 
Verlaufes  von  der  Articulatio  sacroiliaca  bis  zur  Afteröffnung  in 
drei  Abschnitte  eingeteilt  werden,  welche  verschiedene  Krümmun¬ 
gen  zeigen.  Der  erste  Abschnitt  erstreckt  sich  in  der  Fron- 
talebene  von  der  Articulatio  sacroiliaca  bis  etwa  zum'  zweiten 
Kreuzbeinwirbell  ind^  er  mehr  oder  weniger  die  Medianlinie 
nach  rechts  überschreitet  Seine  Concavität  ist  bald  nach  links, 
bald  nach  rechts  gerichtet.  Dieser  Abschnitt  (das  obere  Drittel 
des  Rectum)  ist  gänzlich  vom  Peritonaeum  umhüllt  und  be¬ 
sitzt  demgemäss  ein  Gekröse  {Mesöredum),  ^än  dem  er 
herabhängt.  Der  zweite  Abschnit t~("das  mittlere  Drittel 
des  Rectum)^  entspricht  der  Aushöhlung  desTKreuzbeines  und  ist 
demgemäss  mit  der  Concavität  nach  voni~ gelten.  NüFseine  Vor¬ 
derfläche  ist  vom  Peritonaeum  überzogen.  Ohne  scharfe  Grenze 
geht  der  zweite  Abschnitt  in  den  dFitten  Abschnitt  über, 
welcher  sich  vor  der  Steissbeinspitze  nach  hinten  und  abwärts 
krümmt,  so  dass  seine  Concavität  nach  hinten  gerichtet  ist.  Dieser 
dritte  Abschnitt  (das  untere  Drittel  des  Rectum),  welcher  am 
After,  Anus,  endet,  ist  nicht  mehr  vom  Peritonaeum  überzogen 


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599 


und  so  geräumig,  dass  er  fast  eine  ganze  Faust  fassen  kann,  wes¬ 
halb  er  auch  AmpuJla  recti,  genannt  wird.  Etwas  enger  ist  der 
mittlere  und  am  engsten  der  obere  Abschnitt  des  Rectum,  so  dass 
man  nicht  über  den  zweiten  Kreuzbeinwirbel  hinauf  mit  der  Hand 
Vordringen  kann,  ohne  eine  Sprengung  des  Rectum  befürchten  zu 
müssen.  Übrigens  sind  auch  die  beiden  unteren  Abschnitte  des 
Rectum  meistens  nicht  genau  in  der  Medianlinie  gelten,  sondern 
pflegen  die  letztere  ein  wenig  nach  links  zu  überschreiten.  Die 
dem  zweiten  und  dritten  Abschmfte’eritsprethCödSirlCnanmungen 
des  Rectiun  hat  man  auch  als  Kreuzbeinkrümmung, 
Flexura  sacralis.  und  Perinealkrümmung  ,  Hexura  peri- 
nealis  bezeichnet.  Die  Innenfläche  des  Rectum  zeigt 
meistens  drei  Plicae  sigmoideae,  von  denen  eine  jede 
aussen  durch  eine  seitliche  Einknickung  der  Wand  markiert  wird. 
Jeder  Einknickung  der  einen  Seite  liegt  eihe  Ausbuchtung  der 
anderen  gegenüber.  Die  mittelste  von  diesen  Plicae  sigmcndeae 
(£(jggeJmns»2|safe^rectivot^KOHLRAUSCHj_Jst  die  stärkste  und 
kommt  auch  am  constantesten  vor:  sie  [st  beiläufig  in  der  Höhe 
der  Plicae  semilunares  Douglasii,  d.  h.  etwa  7 — 8  cm  über  der 
Afteröffnung,  gelegen.  Die  anderen  beiden  Plicae  sigmoideae  sind 
etwa  2 — 4  cm  höher  und  tiefer  wahrzunehmen.  Die  mittlere  nimmt 
die  rechte,  die  anderen  leiden  die  linke  Wand  des  Rectum  ein. 
Ausser  diesen  Querfalten  finden  sich  dicht  oberhalb  der 
Analöffnung  (Pars  analis  rect'i)  an  der  Schleimhaut  Längs¬ 
falten,  die  Plicae  longitukünales  recti  s^CdumnaerecMes^^ 
zwischen  den  letzteren  befindlichen  Gruben 
(Sinns  rectales)  können  mitunter  Fremdkörper  (Gräten,  Nadeln 
etc.)  enthalten.  Das  Lumen  des  Rectiun  erscheint  hier  in  Folge 
des  Vorhandenseins  dieser  Längsfalten  auf  dem  Qurschnitt  stern¬ 
förmig.  Dicht  oberhalb  der  Analöffnung  liegen  unter  der  Schleim¬ 
haut  meist  stärkere  Venengeflechte,  Annulus  hae- 
morrhoidalis,  welche  wie  eine  Art  von  Wasserkissen,  einen  weichen 
Verschluss  des  Anus  bilden.  Bei  Stauungszuständen  im  Pfortader- 
gebiet  können  diese  Venen  aus  der  Analöffnung  hinausragen  und 
sogar  zu  Blutungen  Veranlassimg  geben  (Hämorrhoiden).  Am 
Lebenden  wird  die  Afteröffnung  durch  eine  Verdickung  der  glatten 
Ringmusculatur,  den  M.  spkincter  ani  internus,  verschlossen.  Unter- 
halb  desselben,  dicht  Unter  der  Haut  des  Anus,  also  weit  ober¬ 
flächlicher  liegt  der  M.  sphincter  ani  externus,  welcher  aus  quer¬ 
gestreifter  Musculatur  besteht  und  deshalb  willkürlich  zum  Ver¬ 
schlüsse  des  Anus  benutzt  werden  kann. 


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600 


Entsprechend  jener  eben  erwähnten  Plica  transversalis  recti  (Kohl¬ 
rausch)  soll  nach  Hyrtl  beim  Lebenden  die  Rfngmusculatur  für  gewöhn¬ 
lich  contrahiert  sein,  so  dass  die  Kotmassen  sich  nicht  im  unteren  Mast¬ 
darmende,  sondern  im  Colon  sigmoideum  ansammeln.  Da  sich  nadi  dem¬ 
selben  Autor  diese  Muskelfasern  hier,  wenn  auch  nicht  immer,  so  doch  in 
vielen  Fällen  zu  einem  stärkeren  Bündel  zusammendrängen,  so  hat  derselbe 
an  dieser  Stelle  einen  Sphincter  am  tertiua  angenommen,  welcher  übrigens 
schon  von  NELATON  als  Sphincter  ani  superior  vorher  in  die  Anatomie  ein¬ 
geführt  war.  Von  anderen  Autoren,  wie  z.  B.  Laimer  wird  eine  Verdickung 
der  Ringmusculatur  nur  in  dem  Sinne  zugegeben,  dass  die  Plica  transver¬ 
salis  recti,  wie  alle  Plicae  sigmoideae  in  ihrer  Schleimhaut  noch  stärkere 
circuläre  Muskelfasern  bdierbergt. 

c)  Die  microscopische  Structur 
des  Darmkanales. 

Die  Wand  des  Darmkanales  wird  in  folgende  Schich¬ 
ten  eingeteilt,  welche  sich  im  Grossen  und  Ganzen  inbezug  auf 
ihren  Bau  durchaus  wie  die  entsprechenden  Schichten  des  Magens 
verhalten,  nämlich:  1)  die  Schleimhaut  oder  Mucosa, 
2)  die  Suhmucosa,  3)  die  Muscularis,  4)  die  Sub- 
serosa,  5)dieSerosa  oder  das  Peritonaeum. 

Die  Schleimhaut  besteht  wie  diejenige  des  Magens  aus 
Epithel  und  Substrat  {Corpus  proprium).  Das  Epithel  ist  im  gan- 

Epithelie?13l^f^7frTr9in!^? 

im  Speziellen  sind- noch  dadurch  ausgezeichnet,  dass  sie  an  dem 
freien  Ende  mit  einem  membranartigen  Saume  (oder  Deckel) 
versehen  sind,  welcher  in  senkrechter  Richtung  von  feinen  Poren¬ 
kanälchen  durchbrochen  ist  und  somit  ein  streifiges  Aussehen 
zeigt.  Dieser  ist  so  empfindlich, 

dass  er  z.  B.  schon  durch  Wasser  oder  verdünnte  Säuren  quillt  und 
in  stäbchenförmige  Stücke  zerfällt.  Durch  die  Poren  des  Saumes  geht 
die  Resorption  der  Speisebestandteile  vor  sich.  Unter  den  Cylin- 
derepithelien  des  ganzen  Darmkanales  finden  sich  vereinzelt  noch 
andere  eigentümliche  Zellen,  die  sogen.  Becherzellen,  vor. 
Die  Zellen  besitzen  keinen  Saum,  sondern  tragen  statt  dessen  an 
dem  freien  Ende  in  einer  weinbecherartigen  Vertiefung  eine  helle 
gallertartige  Masse,  welche  aus  Schleim  zu  bestehen  scheint.  Da  be¬ 
sondere  Schleimdrüsen  im  Darme  nicht  vorhanden  sind,  so  wird 
man  wohl  nicht  fehlgehen,  wenn  man  den  Becherzellen  die  Se- 
cretion  des  Schleimes  zuschreibt,  welcher  sich  schon  normaler 
Weise  in  geringem  Grade,  bei  pathologischer  Reizung  der  Schleim¬ 
haut  selbst  in  grösseren  Massen  im  Darme  vorfindet.  Das  Sub¬ 
strat  der  Mucosa  ist  bindegewebig,  zeic^  jedoch  einen  exquisit 


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601 


lymphatischen  Charakter  (s.  S.  588  Anm.);  ja  es  nimmt  in  den 
Zotten  fast  ganz  das  Aussehen  adenoiden  Bindegewebes  an. 

In  die  Schleimhaut  sind  im  oberen  Teile  des  Duodenum  die 
verästelten  tubulösen  Brunn ’s  chen  oder  Brunner ’s  eben 
Drüsen  (s.  S.  504),  an  dem  ganzen  übrigen  Darmkanale  die 
Lieberkühn ’s  chen  Drüs  e  n_  eingelagert.  Die  B  r  u  n  - 
ner’schen  Drüsen,  Glandulae  duodenales^  liegen  richtiger  ge¬ 
sagt  in  der  Submucosa,  und  zwar  vom  Sphincter  pylori 
bis  zur  Papilla  duodenalis,  gegen  das  Ende  des  Duodenum  ver¬ 
schwinden  sie.  —  Die  Lieberkühn ’s  chen,  Glandtdae  intes- 
ünales.  gehören  zu  den  tubulösen.  also  sebUeWmugen  JJrusenT 
besitzen  eine  glashelle  structurlose  Membrana  propria  und  sind 
mit  einem  hellen  Cylinderepithel  ausgekleidet,  welches  durchaus 
den  epithelialen  Charakter  des  betreffenden  Dannstückes,  zeigt. 
Ittr_äll^aUschesSecreHst^^cJe^S2g£nj_,^äJ^jgi^3,f,tj_ÄMcgtj^^j^^ 
von~dein  man  annimmt,  dass  er  ebenfalls  zur  Verdauung  der 
Speisen  beiträgt,  ltn  Dünndarme  sind  die  Mündungen  der  Lieber- 
kühn’schen  Drüsen  zwischen  gelegen. 

Das  Cylinderepithel  der  Darmzotten  soll  nach  Haiden- 
HAIN  durch  direkte  Fortsätze  mit  den  Bindegewebszellen  innerhalb 
der  Zotten  und  die  Bindegewebszellen  wieder  mit  den  Lymphge- 
fässen  der  Zotten  in  Verbindung  stehen.  Jede  Zotte  besitzt  näm- 
lich  in  ihrer  Achse  ein  capilläres  Lymph-  oder  Chylusgefäss,  durch 
welches  der  in  die  Zotte  eingeluhrte  Speisebrei~(6ViywMg)  abgetührt 
wird.  Dieses  centrale  Lymphgefäss  ist  immer  von  Blutcapillaren 
umsponnen.  Zwischen  den  Blutcapillaren  und  den  Lymphcapilla- 
ren  ist  als  Fortsetzung  der  Muscularis  mucosae  (s.  S.  589)  eine 
Schicht  von  glatten  Muskelfasern  gelegen,  welche  bei  ihrer  Con- 
traction  das  Lymphgefäss  schnell  entleeren  und  die  Zotte  verkürzen. 
Die  nachherige  Aufrichtung  der  Zotte  erfolgt  durch  den  Blutstrom, 
welcher  sich  in  die  Arterien  ergiesst. 

Für  die  übrigen  Schichten  der  Darmwand  gilt 
im  allgemeinen  dasselbe  was  beim  Mag  e j^S.  580  und  S.  590 
bereits  gesagt  worden  ist.  Nur  von  der  Muskelschicht  ist 
für  den  Darm  zu  bemerken,  dass  sich  an  derselben  überall  deut¬ 
lich  eine  äussere  longitudinale  und  eine  innere  ci  r- 
5:uläre  Schiich  t  unterscheiden  lassen.  Etwas  oberhalb  des” 
M.  levatoi  ani  strahlen  von  der  Längsfaserschicht  des  Rectum 
einige  Muskelfascikel  (Mm.  rectococcijgei  TREITZ  auf  die  benach¬ 
barte  Vorderfläche  des  Steissbeines  und  in  die  Beckenfascie  aus. 


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602 


Die  Nerven  des  Darmes  werden  vom  t^mjialhicus  (s.  S.  590)  und 
wahrscheiiiircTi  auch  vorn  i'agus  (s.  S.  suD  c)  geliefert.  Von  den  A  r  - 
I  t  e  r  i  e  n  versorgt  die  A.  mesenierica  sicp.  den  Dünndarm  durch  ihre  Ää. 
1  intestinales,  das  Caecum  durch  die  ÄTueocoltca.  das  CöTönT ascendäir  durch 
1  die  .1.  colica  dextra  das  Colon  transversum  durch  die  .-1.  colica  inedia,  die 

1  A.  mäenterlcii  infer.  aas  ixiion  aescendertS  durch — die  Ar tolica  sinütiu,  die 

1  ^  Flexura  sigmoidea  durch  die  .la.mHKttdlfaf  und 'das  obere  Drittel” des"Rec: 

Itum  durch  die  A.  haemorrhoidaTifsüperiör.  DaS'  rnittlere  E)rittel— der  Rectum 
und  zum  Teil  dis  ünfere  verborgt  die  A.  haemorrhoidalis  media.  Das  untere 
Drittel  bekommt  auch  noch  Äste  von  der  A.  haemorrhoidalis  inferior  aus  der 
A.  pudenda  communis.  Das  Duodenum  wird  in  seiner  oberen  Partie  von 
j  A.  pancreaticoduodenalis  Superior  ans  der  A  gastroduodenalisdtx  A.  hepiatica, 
i  in  seiner  unteren  von  der  A.  pancreaticoduodenalis  inferior,  einem  Aste  der 
A.  mesenterica  superior,  versorgt.  Die  gleichnamigen  Venen  treffen 
\  schliesslich  in  der  Plortader  zusammen,  in  welche  sich  ihr  Blut  ergiesst. 
Die  Lymphgefässe  dringen  durch  die  Lymphoglandulae  mesente- 
ricae  und  coeliacae  zum  Trttneus  intestinalis  und  dann  in  den  Ductus  thoracicus. 

VI.  Die  Leber. 


Die  Leber,  H^r  s.  Jecur,  ist  die  grösste  Drüse  des  mensch¬ 
lichen  Körpers  und  hat  eine  platte  vierseitige  Form  mit  abgerun¬ 
deten  Ecken.  Man  unterscheidet  an  ihr  eine  convexe  obere  und 
eine  concave  untere  Fläche,  ferner  einen  scharfen  vor  d  e^ 
r e n  und  einen  stumpfen  hinteren  Rand  exier  besser 
Fläche,  endlich  die  beiden  Seitenränder,  welche  vom 
mehr  scharf,  hinten  wiederum  stumpfer  zu  sein  pflegen. 

Die  convexe  obere  Fläche  grenzt  an  die  Concavität  des 
Zwerchfelles,  mit  einem  kleineren  Teile  (dem  Thoraxeinschnitt  ent¬ 
sprechend)  an  die  vordere  Bauchwand.  Die  concave  untere 
Fläche  liegt  über  der  kleinen  Curvatur  und  der  Vorderfläche  des 
Magens  nebst  der  sich  an  den  letzteren  anschliessenden  Pars  hori- 
zontalis  sup.  duodeni;  auch  die  Flexura  coli  dextra,  das  obere 
Ende  der  rechten  Niere  und  die  rechte  Nebenniere  stehen  mit  der 
unteren  Leberfläche  in  Berührung.  Die  hintere  Fläche,  Faäes 
posterior,  grenzt  an  die  Pars  lumbalis  des  Zwerchfelles,  an  die  V. 
cava  inferior  und  an  die  Aorta.  Der  scharfe  vordere  Rand 
(Margo  anterior)  steht  etwas  tiefer;  er  ist  hinter  dem  rechten  unte¬ 
ren  Thoraxrande,  weiter  vorn  hinter  der  vorderen  Bauchwand  ge¬ 
legen.  J)ie  untere  Lebergrenze  entspricht  rechts  hinten 
imgefähr  demniB^ifttl!  Brustwirbel  und  zieht  alsdann  an  der 
rechten  Körperseite  längs*  des  unteren  Thoraxrandes  bis  zur  Mitte 
des  X.  rechten  Rippenknorpels  n^lLvom,  um  hierauf  im  Thorax- 
~eTnschnitte  schräg  zur  Mjtte  des  linken  VII.  Rippenknorpels  zu 
verlaufen.  Das  linke  Ende  der  Leber  pflegt  sich  schliesslich  von 
der  Cardia  hinweg  bis  zur  Mitte  der  linken  Zwerchfellkuppe  zu 

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—  603  —  ‘'■’  l'•‘■,‘l.(.  v<  '  .  . 

erstrecken.  Der  höchste  Punkt  der  Leber  ist  stets  von 
dem  Stande  des  Zwerchfelles  abhängig,  über  welchen  S.  140  das  : 
Nähere  gesagt  ist.  Im  Übrigen  sind  die  Fc*rmverhältnisse  und  ^ 
damit  auch  die  Grenzen  der  Leber  sehr  wechselnde.  j  7 

In  ihrer  Lage  wird  die  Leber  hauptsächlich  durdi  zwei 
peritonaeale  Bänder  erhalten,  welche  beide  von  der  unte¬ 
ren  Fläche  des  Zwerchfelles  zur  oberen  Leberfläche  hinabsteigen. 

Das  eine  von  diesen  Bändern,  das  Lig.  falciforme  (s.  suspenso- 
rium)  hepoHs,  ist  in  der  Medianlinie  des  Körpers  gelegen  und  er¬ 
streckt  sich  mit  seinem  vorderen  freien  Rande  bis  zum  Nabel.  In 
diesem  freien  Rande  eingeschlossen  zieht  vom  Nabel  zur  unteren 
Leberfläche  als  dicker  Bindegewebstrang  das  Lig.  tei^  h^tüts  hin, 
welches  der  ehemaligen,  obliterierten  NaMvene  entspricht.  Nach 
hinten  stösst  das  Lig.  falciforme  rechtwinklig  an  das  zweite  Be¬ 
festigungsband,  das  Lig.  coronarium  hepatis,  welches  oberhalb  der 
hinteren  stumpfen  Leberfläche  in  n^ezu  frontaler  Richtung  ver¬ 
läuft  und  jederseits  mit  einem  freien  Rande  endigt.  Nach  abwärts 
steht  die  Leber  durch  das  Lig.  hepatogastricum,  h^atoditodmale,  he- 
patorenale  und  hepatocolicum  mit  den  entsprechenden  Nachbar¬ 
organen  in  Verbindung.  Diese  Nachbarorgane  hinterlassen  an  der 
unteren  Leberfläche  fast  sämtlich  Eindrücke,  welche  aber  an  der 
herausgenommenen  Leber  mit  Ausnahme  der  Impressio  renalis 
meistens  nicht  mehr  deutlich  wahrgencnnmen  werden  können. 

Die  Oberfläche  der  Leber  ist  nun  dem  Lig.  falci¬ 
forme  entsprechend  in  einen  kleineren  linken  und  in  einen 
grösseren  rechten  Lappen  geteilt.  Dem  vorderen  Ende  des 
Lig.  falciforme  entspricht  am  vorderen  Leberrande  ein 
Einschnitt,  Incisura  umbilicalis  (interlobularis),  durch  welchen  das 
oben  erwähnte  Lig.  teres  zum  Nabel  zieht.  Rechts  von  der  Inc. 
umbilicalis  findet  sich  ferner  am  vorderen  Rande  der  Leber  die 
Inösura  vesicalis,  ein  seichter  Einschnitt,  über  welchen  der  Blind¬ 
sack  der  an  der  unteren  Leberfläche  befestigten  Gallenblase  nach 
vorn  hinausragt.  Dieser  Punkt  liegt  nach  GERHARDT  eine  Finger 
breite  unter  der  Vlll.  Rippe,  ungefähr  zwei  Fingerbreiten  von  der 
.Medianlinie  entfernt.  Der  hintere  Rand  der  Leber  zeigt  an 
dem  hinteren  Ende  des  Lig.  falciforme  ebeiifalls  einen  Einschnitt, 
die  Incisura  vertebralis,  deren  Lage  der  dort  befindlichen  Prominenz 
der  Wirbelsäule  nebst  den  vor  der  letzteren  gelegenen  grossen  Ge- 
fässen  (Aorta  und  V.  cava  inf.)  entspricht.  Die  untere  Le¬ 
be  r  f  1  ä  ch  e  wird  durch  drei  Gruben,  welche  zusammen  die  Ge¬ 
stalt  eines  unvollständigen  H  zeigen,  in  verschiedene  Abschnitte 


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geteilt.  Die  längste  dieser  drei  Gruben,  die  Fossa  sagittalis  (lon- 
gitudinalisl  smistra.  entspricht  in  ihrer  Lage  genau  dem  Lig.  falci-^ 
forme  hepatis,  verläuft  also  in  der  Medianlinie  des  Körpers  und 
markiert  an  der  unteren  Leberfläche  die  ljren2sFzwischen  dem 
linken  und  dem  rechten  Leberlappen.  Der  vordere  Teil  der  Fossa 
sagittalis  sinistra  wird  von  dem  erwähnten  Lig.  teres,  der  hintere 
Teil  von  einer  Fortsetzung  des  letzteren,  einem  bindegewebigen 
Strange,  dem  Lig.  venosum  (Arantii)  durchzogen,  welches  beim 
Foetus  als  Ductus  venös.  Arantii  die  Nabelvene  mit  der  V.  cava  inf. 
verbindet.  Weiter  nach  rechts  ziehen  parallerder  Fossa  sagittarte 
sinistra  die  Fossae  sagittales  (longitudinales)  dextrae,  von  denen  die 
vordere  als  Fossa  vesicae  felleae  bezeichnet  worden  ist,  weil  in 
derselben  die  Gallenblase,  Vesica  fellea,  liegt.  Verlängert 
man  die  Fossa  vesicae  felleae  nach  hinten,  so  kommt  man  über 
eine  Brücke  von  Lebersubstanz  hinweg  in  die  hintere  kurze  Fossa 
venae  came,  in  welcher  die  V.  cava  inf.  glelegen  ist.  In  die  V. 
cava  inf.  münden  an  dieser  Stelle  die  V  v.  h  e  p  a  t  i  c  a  e  immittel¬ 
bar  nach  ihrem  Austritte  aus  der  Lebersubstanz  ein.  Zwischen  den 
beiden  Fossae  sagittales  (dextra  und  sinistra)  verläuft  in  der  Mitte 
der  unteren  Leberfläche  eine  quere  Furche,  die  Forta  (Hilus) 
hepatis  s.  Fossa  transversa,  in  welche  die  meisten  Gefäsise  uiid 
Nerven  der  Leber  eintreten,  nämlich  die  Pfortader,  die  A. 
h e p a t i c a  und  der  Ductus  hepaticus,  ferner  die 
Lymphgefässe  und  die  Nerven,  welche  vom  Vagus  imd 
vom  Sympathicus  stammen!  Den~  vor  der  Porta  hepatis 
gelegenen  Abschnitt  der  unteren  Leberfläche  hat  man  als  Lohns 
quadratus  s.  anterior  bezeichnet.  Hinter  der  Porta  lie^  der 
Lobus  caudatus  s.  posterior  s.  S  p  i  g  e  1  i ,  von  welchem  ein 
stumpfer  Vorsprung,  Proc.  papillaris,  über  die  Porta  hepatis  hin¬ 
weg  weit  nach  vorn  und  abwärts  ragt.  Nach  rechts  hin  hängt 
der.  Lobus  Spigeli  durch  die  vorhin  erwähnte  Brücke  von  Leber- 
subgtanz.  Proc.  caudatns.  mit  dem  übrigen  Teile  des  rechten  Leber¬ 
lappens  zusammen.  Meist  ziemlich  deutlich  ist  noch  an  der  un¬ 
teren  Fläche  des  rechten  Leberlappens  nahe  dem  hinteren  Rande 
die  Impressio  rencdis  zu  sehen,  welche  vom  oberen  Ende  der  rech¬ 
ten  Niere  herrührt.  Undeutlich  ist  am  linken  Lappen  eine  Impressio 
gastrica,  deutlicher  ein  Vorsprung  (Tuber  omentale)^  welcher  dem 
Processus  papillaris  gegenüberliegt.  Bei  weiblichen  Individuen, 
welche  sich  lange  Zeit  stark  zu  schnüren-  pflegten,  zeigt  sich  der 
Einschnürungstelle  entsprechend  an  der  oberen  Lebeifläche  eine 
horizontale,  ringförmige  Furche,  welche  zuweilen  so  tief  gehen 


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605 


kann,  dass  die  Leber  dadurch  deutlich  in  einen  oberen  und  einen 
unteren  Lappen  geteilt  wird.  Ausser  der  ringförmigen  Einschnü¬ 
rung  ist  der  Schnürleber  noch  eine  nicht  imerhebliche  Vergrösse- 
rtng  im  verUcälelTT^urcllmesser  auf  Kosten  der  übrigen  Dimen¬ 
sionen  eigentümlich.  Auch  seichte,  striemenartige  sagittale  Furchen 
können  als  Folge  der  Einschnürung  an  der  oberen  Leberfläche 
vorkmnmen.  Andere,  mehr  spaltenähnliche  Furchen  (Rintae  caecae), 
durch  welche  die  Leber  mitunter  noch  in  kleinere  Lappen  geteilt 
wird,  sind  dagegen  congenital.  Im  übrigen  zeigt  die  Oberfläche 
der  Leber  überall  ein  spiegelglattes,  glänzendes  Aussehen,  welches 
von  dem  Peritonaealüberzuge  derselben  herrührt.  Die  natürliche 
Farbe  des  Organes  ist  ein  Braunrot,  welches  durch  eine  Mischung 
aus  der  roten  Farbe  des  Blutes  tmd  der  bräunlichen  des  Drüsen¬ 
parenchyms  entsteht. 

Macht  man  einen  Schnitt  durch  die  Lebersub¬ 
stanz,  so  kann  man  schon  mit  blossem  Auge  eine  an  manchen 
Stellen  sehr  deutlidi  hervortretende  Zeichnung  von  nebeneinander 
liegenden,  polygonalen  kleinen  Feldern  erkennen,  welche  übrigens 
auch  an  der  Oberfläche  der  Leber  unter  dem  Peritonaealüberzuge 
nicht  selten  wahrzunehmen  sind.  Diese  kleinen  Felder  entsprechen 
den  Leberläppcheni  oder  Leberinseln,  Lobuli  s. 
Acini,  aus  denen  sidi  das  Organ  zusammensetzt.  Bei  einzefnen 
Tieren,  z.  B.  beim  Schweine  und  beim  Eisbären,  sind  nun  die 
Leberläppchen  durch  bindegewebige  Scheidewände  vollständig  von 
einander  geschieden.  Beim  Menschen  ist  dagegen  die  Bezeichnung 
„Leberläppchen“  insofern  keine  korrekte,  als  dieselben  nur  durch 
die  Verzweigungen  der  an  der  Porta  hepatis  eintretenden  Gefässe 
unvollständig  von  einander  abgegrenzt  werden,  während  sie  im 
Übrigen  durdi  die  ganze  Lebersubstanz  continuierlich  Zusammen¬ 
hängen.  Beim  Menschen  ist  zwischen  den  Läppchen  auch  n  u  r 
iji  der  Umgebung  der  eben  genannten  Gefässe 
interstitielles  Bindegewebe  vorhanden.  Dieses 
Bindegewebe  bildet  an  der  Porta  hepatis  um  die  hier  eintretenden 
Organe  unter  dem  Peritonaeum  eine  ziemlich  feste  Lage,  die  sog. 
Capsula  fibrosa  (Glissoni),  und  zieht  von  hier  mit  den  portalen  Ge- 
fässen  in  die  Leber  hinein.  Den  einzelnen  Lobulus  kann  man  als 
ein  vier-  oder  fünfkantiges  Prisma  betrachten,  dessen  eines  Ende  ' 
kuppenförmig  abgerundet  ist.  Im  Querschnitte  muss  sich  derselbe 
als  ein  fast  regelmässiges  Vier-  oder  Fünfeck  darstellen,  im  Längs¬ 
schnitte  hat  er  die  Form  eines  schmalen  Viereckes,  dessen  eine 
Schmalseite  abgerundete  Ecken  besitzt,  und  auf  schrägen  Schnitten 


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606 


müssen  natürlich  je  nach  der  Schnittrichtung  Übergangsbilder 
zwischen  den  beiden  eben  genannten  Figuren  entstehen  (s.  Fig.  29). 
Der  genauere  Verlauf  der  Gefässe  in  der  Leber  gestaltet  sich  fol¬ 
gendennassen. 

Die  V.  p  o  r  t  a  e  ,  die  A.  h  e  p  a  t  i  c  a  und  der  Ductus 
h  e  p  a  t  i  c  u  s ,  welche  an  der  Porta  hepatis  zusammen  in  die 
Leber  eintreten,  bleiben  auch  bei  ihren  mannigfachen  Verzweigun¬ 
gen  in  der  Leber  stets  zusammen  und  gelangen  schliesslich  zur 
Peripherie  der  Lobuli,  welche  sie  mit  ihren  Endästen 
umspinnen  (s.  Fig.  29).  Diese  Endäste  hat  man,  weil  sie  zwischen 


IVig.  29. 


Schema  für  die  Verzweigung  der  Blutgefässe  der  Leber.  Rechts  sind  zwei  Läppchen 
der  Länge  nach,  links  der  Quere  nach  durchschnitten.  Die  Äste  und  die  Capillarzone  der  Leber¬ 
vene  sind  dunkel,  die  der  Pfortader  heil  dargesteilt.  Der  Einfachheit  wegen  sind  die  in  den 
Capiliarmaschen  gelegenen  Leberzelien  nicht  gezeichnet. 


den  einzelnen  Lobuli  gelegen  sind,  als  Vasainterlobuhrm  bezeich¬ 
net.  Von  den  Vv.  interlobulares  der  Pfortader  gehen  hüiTtn  das 
Innere  der  Lobuli  Capillaren  hinein,  welche  die  im  peripheren 
JTeile  des  Lobulus  gelegenen  sog.  ^fortadercapillar- 
z  o  n  e  bilden.  Im  Gegensätze  zur  Pfortader  treten  die  W.  h  e  - 
paticae  als  Äste  der  V.  cava  inf.  am  hinteren  Leberrande  iso¬ 
liert  in  die  Lebersubstanz  hinein  und  verlaufen  in  der  letzteren 
mit  allen  ihren  Verzweigungen,  ohne  von  irgend  einem  anderen 
Gefässe  begleitet  zu  sein.  Ihre  feinsten  Zweige  werden  als  Vv.  cm- 
trales  s.  intralobulares  bezeichnet,  weil  sie  in  die  Axe  des  Lobulus 


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eintreten,  so  dass  also  der  letztere  auf  der  Lebervene  wie  die  Him¬ 
beere  auf  ihrem  Zapfen  aufsitzt.  Von  jeder  V.  centralis  gehen 
wiederum  Capillaren  in  den  Lobulus  hinein,  um  in  der  Mitte  des¬ 
selben  die  Lebervenencapillarzone  zu  bilden.  Auf 
dem  Querschnitte  eines  Lobulus  sieht  man  nun  die  periphere  Pfort- 
adercapillarzone  normaler  Weise  stets  heller  gefärbt^  als  die  in 
der  Mitte  des  Lobulus  gelegene  Lebervenencapillarzone.  Diese 
verschiedene  Färbung  rührt  davon  her^  düs^  erstens 
die  Pfortaderzweige  an  der  Leiche  weniger  Blut  enthalten,  zweitens 
die  Leberzellen  der  Pfortadercapillarzone  stets  fetthaltiger  sind, 
weil  das  ^m  Därme  resorbierte  Fett  von  der  Pfo^der  und  den 
niit  ihr  verlaufenden  Lymphgefässen  zuerst  zur  Peripherie  des  Lo¬ 
bulus  geführt  wird.  Doch  müssen  natürlich  die  grösseren 
Aste  der  L^ervene  ebenfalls  zwischen  den  Lobuli  gelegen 
sein.  Die  kleinsten  Lebervenenzweige,  in  welche  sich  die  Vv.  in¬ 
tralobulares  ergiessen,  hat  man  auch  als  Vv.  suhlqbulares_  besonders 
bezeichnet.  Doch  sollen  nach  HENLE  eine  grosse  Anzahl  von  Vv. 
centrales  auch  direkt  in  die  grösseren  Lebervenenäste  einmünden. 
Auf  einem  Leberschnitte  unterscheidet  man  mit  blossem  Auge  die 
Lebervenen  und  die  Pfortaderäste  durch  folgende  Merkmale.  Ein 
jeder  Querschnitt  eines  Pfortaderastes  hat  in 
seiner  unmittelbaren  Nähe  zwei  kleinere  Gdässquerschnitte,  von 
denen  der  eine  einer  Leberarterie,  der  andere  einem  Zweige  des 
Ductus  hepaticuB  entspricht.  Alle  drei  Gefässquerschnitte  sind  von 
einem  feinen  hellgrauen  Ring  von  Bindegewebe  Umgeben.  Die 
Lebervenenäste  dagegen  haben  niemals  einen  anderen  Ge- 
fässquerschnitt  neben  sich,  und  ihr  Lumen  sieht  stets  so  aus,  als 
ob  es  mit  einem  Locheisen  in  die  Lebersubstanz  eingeschlagen 
wäre,  weil  es  nicht  von  Bindegewebe  umgeben,  sondern  fest  an 
die  benachbarten  Leberzeilen  angeheftet  ist.  Sieht  man  in  das 
Lumen  eines  grösseren  Lebervenenastes  hinein,  so  gewahrt  man 
stets  eine  grosse  Menge  vcm  kleineren  Nebenästen,  welche  nach 
allen  Seiten  hin  abgehen  (die  Vv.  hepaticae  minores  der  Autoren). 
Im  Übrigen  gdien  natürlich  die  üapillaren  der  Pfortader  direkt 
in  diejenigen  der  Lebervenen  über,  indem  sie  ein  Netzwerk  bil¬ 
den,  dessen  Maschen  überall  ziemlich  gleich  weit  sind  und  die 
Leberzellen  enthalten. 

Die  Leberzellen  sind  wirkliche  E  p  i  t  h  e  1  z  e  1 1  e  n 
mit  grossem,  bläschenförmigem  Kerne  und  einem  fein  granulier¬ 
ten  Protoplasma,  welches  nicht  selten  Gallenpigment  oder  Fett¬ 
tropfen  enthält.  Das  Vorkommen  von  Fetttropfen  ist  eine  durch- 


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608 


aus  normale  Erscheinung;  nadi  jeder  Mahlzeit  finden  sie  sidi  in 
grösserer  Menge  in  den  Zellen  vor  und  verschwinden  wieder, 
wenn  die  Verdauung  beendet  ist.  An  der  Peripherie  jeder  Leber¬ 
zelle  sieht  man  einen  oder  mehrere  concave  AbÄücke,  welche  von 
den  Blutcapillaren  der  Leber  herrühren,  so  dass  man  also  sagen 
kann,  dass  jede  Leberzelle  mit  mindestens  einer  Blutcapillare  in 
Berührung  ist  (s.  Fig.  3Ö).  Wenn  man  einen  feinen  Leberschnitt 
anfertigt  und  die  Leberzellen  durch  fortgesetztes  Auspinseln  aus 
demselben  entfernt,  so  findet  man  in  den  Maschen  des  Capillar- 
netzes  noch  feine  Fäden  vor,  sogen.^G  itterfasern,  welche 
von  einigen  Autoren  für  Bindegewebstränge,  von  anderen  für 
collabierte  Lymphgefässe  und  wieder  von  anderen  für  eine  Art 
von  rudimentären  Tunicaei  propriae  der  Leberzellen  angesehen 
werden.  Jedenfalls  ist  also  innerhalb  der  Lobuli  Binde¬ 
gewebe  in  nennenswerter  Maige  nicht  mit  Sicherheit  nachzuweisen. 

Zwischen  je  zwei  bMiach- 
barten  Leberzellen  liegen  die 


Blut¬ 

capillaren 


Gallen^ 

capillarm 


Fig.  30. 

Schema  für  das  Verhalten  der  Leberzellen 
zu  den  Blut-  und  Oallencapi  Haren. 


feinsten  Gallengänge,  welche 
auch  als  Gallencapil- 
1  a  r  e  n  bezeichnet  sind;  sie 
dienen  dazu,  das  Secret  der 
Leberzellen,  die  Galle,  in  sich 
aufzimehmen  tmd  aus  dem  Lo¬ 
buli  in  die  Verzweigungen  des 
Ductus  hepaticus  zu  leiten.  Die 
Gallencapillaren  bilden  durch 
den  ganzen'  Lobulus  hindurch  (ähnlich  wie  die  BlutcajMllaren)  ein 
continuierliches  Netzwerk  von  anastomosierenden  Gängen.  Die 
Blut-  und  Gallencapillaren  liegen  jedoch  nicht  zusammen.  Die 
Blutcapillaren  verlaufen  an  den  Kanten  der  Leberzellen,  die  Gallen-,. 
capillaren  über  die  Fläch^CT  derselben,  wie  es  obiges  Schema  zeigt. 
Diese  Gänge  besitzen  jedoch  keine  eigene  Wand,  sondern 
stellen  nur  röhrenartige  Lücken  dar,  welche  zwischen  je  zwei  be¬ 
nachbarten  Leberzellen  gelegen  sind;  mit  ihnen  beginnen  die  Drü- 
senkanäle  der  Leber,  Ductus  hüi/eri.  Aus  deni^  intralobülaren 
Gallencapillaren  gelangt  die  Galle  in  die  interlobulären 
G  a  1 1  e  n  g  ä  n  g  e  (Ductus  interlobulares),  welche  lediglich  aus  Cy- 
linderepithel  bestehen,  das  auf  einer  glashellen  Tunica  pnopria 


sitzt.  Die  grösseren  Gallengänge  haben  Cylinderepithel 
und  ein  bindegewebiges,  mit  elastischen  Netzen  reichlich  versehe¬ 
nes  Substrat,  in  welchem  sich  zahlreiche  Schleimdrüsen  eingelagert 


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609 


finden.  Ausserdem  besitzt  die  Wand  dieser  Gallengänge  flache 
ririihrhpti  kleine  Blindsäcke,  welche  sich  in  ihrem  Aussehen 
vielfach  an  die  eben  erwähnten  Drüsen  anschliessen  und'  nach 
Hbnlb  als  Reservoirs  für  die  ü^schüssige  secemierte  Galle 
dienen.  HBNLB  neigt  übrigens  der  Ansicht  zu,  dass  auch  die  ~^ir 
erwähnten  Gallengangdrüsen  nicht  irgend  ein  Secret  absondem, 
vielmehr  nur  als  Behälter  aufzufassen  sind,  weldie  sich  im  Stau¬ 
ungsfalle  mit  der  abgesonderten  Galle  füllen.  Indem  nun  die 
grösseren  Gallengänge  zu  immer  gröberen  Ästen  zusammentreten, 

'  entsteht  schliesslich  ein  gemeinsamer  Ausführungsgang,  der  Dudtts 
hepaücus,  welcher  an  der  Porta  hepatis  hervortritt.  Der  Ductus 
hepateus  vereinigt  sich  wieder  mit  dem  Ausführungsgai^e  der 
Gallenblase,  dem  Ductus  cysticus,  zu  einem  gemeinsamen  Gange, 
dem  Ductus  choledochus,  welcher  zimächst  im  freien  Rande  des  Lig. 
hepatoduodenale,  sodann  hinter  der  Pars  superior  duodeni  und" 
_dem  Kopfe  des  Pancreas  zty  Pars  desö^dens  duodeni  hinzieht, 
an  deren  Concavität  er  zunächst  auf  eine  Str^e  von  etwj.  _14inni 
zwischen  A^scularis  und  Schleimhaut  verläuft  (entsprechend  der 
Plica  longitud.  duodeni),  um  schliesshdi  zusammen  mif  dem  Duc¬ 
tus  pancreaticus  in  das  Darmlumen  einzumünden. 

Die  Gallenblase,  Vesica  fellea,  bildet  ein  Reservoir  für 
die  während,  der  verdauungslreien  Zeit  uoerschüssig  secemierte 
Galle  und  nimmt  den  vorderen  Teil  der  Fossa  sj^itt.  dextfä  ein,"^ 
wo  sie  durch  Bindegewebe  ziemlich  fest  an  die  Lebersubstanz  an¬ 
geheftet  ist.  Sie  hat  eine  bimförmige  Gestalt  und  pflegt  mit  ihrem 
vorderen  blinden  Ende,  dem  Grunde,  Fundus  vesicae  fellae, 
den  vorderen  Leberrand  etwas  zu  überragen  (s.  auch  S.  6Ö3).  Das 
hintere  Ende,  der  H  a  l'^,  CoßMm  Vesicae,  gdit  in  den  bereits  er¬ 
wähnten  Ausführungsgang  der  Gallenblase,  deiiT  Ductus  cysticus, 
über.  Den  zwischen  Fundus  und  Collum  gelegenen  Teil  des  Or¬ 
ganes  kann  man  als  Körper,  Corpus  vesicae,  bezeidinen.  Die 
_W and  der  Gallenblase  hat  innen  ein  feines  Gitterwerk  von 
SchJeimhautfalten.  Im  Halse  der  Jjallenblase  treten  an  die  Stelle 
dieses  Gitterwerkes  Querfalten,  welche  vielfach  zu  einer  einzigen 
spiraligen  Falte,  der  sogen.  Vait)«?a  sgtrg^jm^Jjfiifiteri,  zusammen- 
fliessen,  die  sich  weit  in  den  buctiis  cysticus  fortsetzen  kann.  Die 
Innenfläche  der  Gallenblase  ist  im  Übrigen  mit  Cylinder- 
_  e  p  i  t  h  e  1  bekleidet,  welches  ganz  ähnlich  wie  “  das  Dünndarm-^ 
*  epiinel  m  ^mer  freien  Oberfläche  einen  Saum  trägt.  Dieser  Saiun 
soll  sich  übrigens  auch  an  dem  Epithel  der  grösseren  und  mitt¬ 
leren  Gallengänge  vorfinden  und  sich  erst  in  den  Vasa  interlobu- 

Broesike,  Anatomie.  9.  Äufl.  39 


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Uuria  verlieren.  Das  Substrat  der  Gallenblasenschleimhaut  be¬ 
steht  aus  abwechselnden  Lagen  jycm  Bindegewete  ui^  netefönni- 
gen'  Muskelfasern,  welche  inldasOittorwerk  eingelagert  sind.  Nach 
verschiedenen  Autoren  sollen  sich  auch  im  Ductus  choledochus, 
hepaticus  und  cysticus  sowie  den  übrigen  grösseren  Gallengängen 
hier  und  da  glatte  Muskelfasern  vorfinden.  Von  anderen  wird 
dagegen  das  Vorkonunen  derselben  in  Abrede  gestellt.  Da  die 
Galle  sich  während  der  verdauungsfreien  Zeit  in  der  Gallenblase 
ansammelt,  so  sollte  man  theoretisch  wenigstens  dem  Ductus  cho¬ 
ledochus  glatte  Muskelfasern  vindicieren,  welche  durdi  ihre  Con- 
traction  den  eben  genannten  Gang  während  der  verdauungsfreien 
Zeit  verschliessen  und  auf  diese  Weise  bewirken  würden,  dass  die 
von  der  Leber  secemierte  Galle  ihren  Weg  nidit  dimdi  den  Duc¬ 
tus  choledochus  in  den  Darm,  sondern  durch  den  Ductus  cysticus 
in  die  Gallenblase  nimmt.  Das  Vorkommen  vcm  Schleimdrüsen 
in  der  Wand  der  Gallenblase  wird  von  LUSCHKA  und  Henle  be¬ 
hauptet,  von  Theile  und  KOELLIKER  gänzlich  bestritten. 

Wie  aus  dem  Gesagten  hervorgeht,  kann  man  die  Leber  des 
Erwachsenen  nicht  ohne  weiteres  zu  den  zusammengesetzt  tubu- 
lösen  Drüsen  rechnen.  Die  vergleichende  Anatomie  und  die  Ent¬ 
wickelungsgeschichte  lehren  indessen,  dass  die  Leber  ursprünglich 
ein  tubulöses  Organ  ist  dessen  einzelne  Schläuche  sich  erst  später 
durch  Anastomosen  verbinden.  Bei  niedrigen  Tieren,  wie  z.  B. 
den  Schlangen,  ist  die  Leber  noch  ein  rein  tubulöses  Organ. 

Eine  besondere  Art  von  Gallengefässen  stellen  die  sc^oiann- 
ten  Vasa  aberranüa  vcw.  Es  sind  miteinander  anastomosierende 
,GaHengänge.  welche  sich  nicht  im  Leberparenchym,  sondern  im 
Lig.  coronarium  hepatis,  ganz  umgeben  von  Bindegewebe,  vör- 
finden.  Auch  abnorme  i^ritonaeale  Brücken,  welche  sich  zuweilen 
über  die  Leberfurchen  hinausspannen,  können  dergleichen  Gallen¬ 
gangnetze  enthalten.  Man  muss  sich  vorstellen,  dass  zwischen  die¬ 
sen  Vasa  aberrantia  ursprünglich  ebenfalls  Leberzellen  gelten 
waren,  welche  jedoch  im  weiteren  Verlaufe  der  Entwickelung  ge¬ 
schwunden  sind. 

Was  die  Blutgefässe  der  Leber  betrifft,  so  sind  als  z  u  f  ü  h• 
r  e  n  d  e  G  e  f  ä  s  s  e  die  Pfortader  T’  portae.  und  die  L  e  b  e  r  a  r  - 
terie,  A.  hepatica^  zu  nennen.  Über  den  Verlauf  und  die  Verästelung 
der  Pfortader  in  der  Leber  ist  bereits  oben  das  Wichtigste  gesagt  worden. 
Die  A.  he^tica  ist  als  ein  FaspWratMm  s.  nutricium  der  Leber  aufzufassen, 
da  .die  jlus  derselben  hervorgehenden  Caplllaren  sich  lediglich  in  dem  um 
die  Pfortader  und  die  Oallengänge  befindlichen  (periport^en)  Bindegewebe 
verästeln.  Das  Blut  aus  diesen  Capillaren  geht  in  kleine  Venen  über,  welche 
sich  in  die  Pfortaderäste  ergiessen  und  deshalb  auch'  alsXeberwuf- 


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zeln  der  Pfortader  bezeichnet  werden.  Die  ausserhalb  der 
Ijcber  jgrelegenen  Wurzeln  der  Pfortader  sind  natürlich  im  Verdauungskanale 
tind  seinen  Anhängen  zu  suchen  (s.  S.  358).  Als  alleinige  ausführende 
Blutgefäs 8 e  sind  die  Vv.  hepaticae  zu  nennen,  welche  sich  in  die 
V.  cava  inf.  ergiessen. 

Die  Lymphgefässe  der  Leber  sind  nach  y.WiTTiCH  u.  A,  schon 
innerhalb  der  Lobuli  nachzuweisen.  Sie  sollen  hier  zwischen  den  Blut- 
capiUaren  imd  Leberzellen,  also  perivasaüär,  gelegen  sein.  Indem  sie  als^ 
dann  aus  dem  Lobulus  heraustreten,  umspumen  sie  die  interlobulären  Blut¬ 
gefässe,  um  weiterhin  zum  Teil  mit  den  Zweigen  der  Pfortader  ziu:  Porta 
h^tis,  zum  Teil  durch  die  Ligamente  der  &ber~  zu  den  Lymphgefässen 

des^wefchfelles  zu  gelangen.  — - - 

N  e  r  V  der  L^r  werden  von  den  Bami  hepaiici  des  N.vagas 
und  N.  sympaUiicua  geliefert,  welche  an  der  Porta  hepatls  mit  Sen  Bluige- 
gefässen  in  die  Leoer  hineinziehen.  Ausserdem  sendet  der  N.  phrmicm  die 
j  Br,  vhrenicoahdominales  nach  abwärts,  welche  das  Zwerchfell  durchbrechen 
und  durch  das  Lig.  coronarium  und  falciforme  zur  oberen  Fläche  der  Leber 
gelangen.  Wie  es  scheint,  sind  die  Sympathicuszweige  vasomotorisch,  alle 
übrigen  sensibler  Natur:  denn  es  ist  bisher  noch  nicht  der  sichere  Nach¬ 
weis  gelungen,  dass  die  Secretion  der  Galle  unter  Nerveneinfluss  erfolgt. 

VII.  Das  Pancreas.  ' < 

Die  B  a  uchspeicheldrüs  e.Pancreas.  ist  eine  zusam¬ 
mengesetzt  tubulöse  Drüse  von  rötlich-grauer  Farbe  und  langge¬ 
streckter,  platter  oder  audi  auf  dem  Querschnitte  _dreiseitiger‘) 
O^alt,  an  welcher  man  ein  rechts  gelegenes  breites  Ende,  den 
'  ^  <  K  o  p  f .  Caput  pancreatis,  den  das  Mittelstück  bildenden  Kör-  , 

/  /  per,  Corpus  pancreatisf.  und  ein  nach  links  gelegenes  schmales  Ende, 

'/  .  /  den  Schwanz,  Cauda  pancreatis,  unterscheidet.^)  Die  Aus-  , 
'''■  führungsgänge  der  Drüsenläppchen  gehen  sämtlich  in  einen  ge- 
■  meinsamen  Ausführungsgang,  den  Ductus  pancreaticus  s.  Wirsun- 
gianus,  über,  welcher  in  der  Längsaxe  des  Organes, 
ganz  um^ben  von  Pancreassubstanz,  von  links  nach  rechte  zieht 
und  zusammen  mit  dem  Ductus  choledochus  (s.  S.  60Q)  ins  Duo- 
denum  mündet.  Der  Ausführungsgang  hebt  sich  durch  seine^^ 
weissgraue  Farbe  deutlich  von  der  rotgrauen  Drüsensubstanz  ab. 

In  Bezug  auf  diemicroscopische  Structur  imter- 
scheidet  sich  das  Pancreas  nidit  von  anderen  tubulösen  Drüsen. 
Die  Drüsenläppchen  enthalten  ein  vollsaftiges  niedriges  Cylinder- 

Wenn  das  Pancreas  eine  solche  Form  hat,  kann  man  an  demselben 
ausser  einer  vorderen  und  hinteren  noch  eine  untere  Fläche, 
Facies  anterior,  posterior  und  inferior,  unterscheiden. 

2)  £)er  Kopf  des  Pancreas  biegt  oft  hakenförmig  nach  links  und  unten 
um,  Processus  uncinatus  s.  Pancreas  Winslowii,  umfasst  die  Vena  mesenterica, 
vrelche  dann  in  einem-  Einschnitte  oder  einer  Rinne  des  Pancreas,  Incisura 
.  pancreatica,  liegt.  An  dem  MittelstUcke  findet  sich  entsprechend  den  Wir¬ 
belkörpern  oh  eine  Vorwölbimg,  Tuber  omentale,  während  weiter  links  die 
vordere  Fläche  ausgehöhlt  ist  für  die  Aufnahme  der  hinteren  Magenwand. 

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r 


epithel,  dessen  Protoplasma  an  der  dem  Lumen  zugekehrten  Seite 
mit  einer  Anzahl'  von  stark  lichtbrechenden  Körnchen  ausgefüllt 
ist,  welche  schwinden,  wenn  die  Drüse  in  Tätigkeit  tritt.  Aus 
diesem  Grunde  hat  man  jn  denselben  das  t^ancffeasfenuentT-P  a  n- 
c  r  e  a  t  i  n  oder  Trypsin,  vermutet.  Nach  anderen  Autoren 
(cf.  HenlE)  sollen  di^  Körnchen  aus  Fett  bestehen. 

Eigentümliche,  in  gefärbten  Präparaten  hellere,  mit  weiten 
Capillaren  versehene  Zellhaufen  werden  als  „L  a  n  g  e  r  h  a  n  s- 
.,s c h e  ins e  1  n“  bezeichnet. 

Wichtig  ist  die  Lage  des  Pancreas  innerhalb  der  Bauch- 
höh'e.  Die  vordere  Flädie  desselben  ist  vom  parietalen  Blatte  des 
Peritonaeum  bekleidet,  welches  die  hintere  Wand  der  Bursa  omen- 
talis  ts.  das  Nähere  darüber  weiter  imten  beim  Peritonaeum)  bil- 
■«^-'^/A<^u'/det.  Dicht  vordem  Pancreas  liegt  der  Magen;  beide -Or*' 

<  gane  sind  nur  durch  einen  schmalen  Spalt,  die  Höhle  der  eben 
'  '  genannten  Bursa  omentalis,  getrennt.  Die  hintere  Pancre- 
:  a  s  f  1  ä  c  h  e  ist  in  der  Höhe  des  I.  Lendenwirbels  vor  der  Aorta 
und  V.  cava  inf.  sowie  vor  der  Pars  lumbalis  des  Zwerchfelles 
gelegen.  Das  rechte  Ende,  der  Kopf  des  Pancreas,  ragt 
in  die  Concavität  des  Duodenum  hinein,  wo  es  mit  der  Dannwand 
,  fest  verwachsen  ist.  Das  linke  Ende,  der  Schwanz  des  Or¬ 

ganes,  steht  mit  der  inneren  Fläche  der  Milz  und  mit  dem 
oberen  Ende  der  linken  Niere  in  Verbindimg.  Längs  des  oberen 
Randes  des  Pancreas  verlaufen  ^e  A.  und  mitunter  auch  die  V. 
lienalis  zur  Milz.  Doch  kann  die  V.  lienalTs  auch  mehr  an  der 
hinteren  Fläche  oder  ausnahmsweise  sogar  längs  des  unteren  Ran¬ 
des  des  Organes  von  links  nach  rechts  zur  Pfortader  zu  ziehen, 
welche  wiederum  hinter  dem  Kopfe  des  Pancreas  gelegen  ist. 
Dicht  oberhalb  des  Pancreas  tritt  die  A.  coeliaca,  dicht  unterhalb 
.  desselben  die  A.  mesenterica  superior  nach  vom. 

1  Die  Arterien  des  Pancreas  werden  von  den  Br.  pancreatici  der  A. 

I  UevaliSj  ferner  von  der  A.  pancreaticoduodencdis  mp.  aus  der  A.  hepcdiea, 

'  endlich  der  A,  pancreaticoduodenalis  inf.  aus  der  A.  mesenterica  mp.  geliefert.  Die 

*  beiden  letzteren  versorgen  den  Kopf,  die  ersteren  Zweige  den  Rest  des 

Pancreas.  Die  Venen  ergiessen  sidi  durch  die  V.  lienalis  und  mesenterica 
!  SUD,  in  die  Pfortadä.  Die  L  v  m  |)  h  g  e  f  a  sX^~ver6ihigen  sidf  üiit“ denen  3 
I  xlec.Milz.  Die  Nerven  werden  von  Zweigen ~^ts~l^rsymp(ini%cüs  una 
Aiagns  geliefert  (s.  S.  481). 

VIII.  Anhang.  Die  Milz. 

Die  Milz,iien  s.  Spien,  wird  gewöhnlich  wegen  ihrer  Nach¬ 
barschaft  mit  den  Verdauungsorganen  als  ein  Anhang  der  letz- 


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teren  beschrieben,  (^)schon  sie  ihrer  Bedeutung  nach  zu  den  so¬ 
genannten  _Eseiido:_odaLGefässdrüs^gehört.  Das  Organ  hat  die 
.Grösse  einer  Faust,  die  Form  dner  Kaffeebohne  und  eine  teigige 
Consistenz.  Seine  Farbe  ist  auf  dnem  frischen  Durchschnitte  wie 
dy  des  geronnenen  Blutes,  pflegt  jedoch  an  der  Luft  durch  Oxy¬ 
dation  in  ein  helleres  Rot  überzugehen.  Man  unterscheidd  an  der 
Milz  ein  oberes  luid  ein  unteres  Ende,  Extremitas  Supe¬ 
rior  und  inferior,  dnen  vorderen  und  einen  hinteren 
Rand,  Margo  anterior  und  posterior,  eine  äussere  und  dne 
innere  Fläche.  Die  Milz  liegt  links  von  der  Wirbelsäule 
zwischen  der  IX.  bis  XI.  Rippe  so,  dass  ihre  Längsaxe  etwas  j,  /  ^ 
schräg  (von  medianwärts  imd  oben  nadi  lateralwärts  und  unten)  ^ 
steht,  indem  sie  entweder  dem  Verlaufe  der  X.  Rippe  folgt  oder^'^  '  / 

mit  der  letzteren  einen  spitzen  Winkel  bildet.  Das  (meistens  etwas  , 
stumpfere)  obere  Ende  ist  etwa  2  Fingerbreiten  von  der  Wirbel-  ^  ^ 

Säule  entfernt.  Das  untere  Ende  pflegt  die  Axillarlinie  nur 
wenig  nach  vorn  zu  überschreiten:  als  vordere  Grenze  hat  man^ 
auch  eine  Verbindungslinie  zwischen  der  linken  Art.  stenoclavi-^  ,  ’  ‘  ‘ ' 
cularis  und ^r  'SpTtze~der  KT. ^fppe  (die  sogen.  Costo-arti-/:  ,  ‘ 

c  u  1  a  r  1  rnTerbezercHhd.  Der  v  oT  d  e  r  e  Rand  Uti  Milz,  auch  '  ' 

Margo  crmcdus  genannt,  ist  meistens  mit  Einkerbungen  versehen' 
und  pflegt  etwas  schärfer  als  der  hintere,  desw^en  als  Margo  ‘ 
obtusus  benannte  zu  sein.  Die  convexe  äussere  Fläche, 

Facies  diaphragmatica^  grenzt  an  die  Concavität  des  Zwerchfelles. 

Die  innere  Fläche  wird  durdi  eine  längsverlaufende  Kante 
in  zwei  leicht  concave  Abschnitte  geteilt,  von  denen  der  vor¬ 
dere  grössere,  die  Facies  gastrica,  an  den  Blindsack  des 
Magens  grenzt,  während  der  hintere  kleinere,  die  Facies 
renalis,  (besser  pancreaticorenalis  sich  an  das  obere  Ende  der  lin¬ 
ken  Niere  und  Nebenniere  anlegt  und  zugleich  mit  dem  Schwänze 
des  Pancreas  verbimden  ist.  _Zwischen  diesen  beiden  Abschnitten,^ 
etwas  vor  der  erwähnten  Längskante,  liegt  der  Hüus  lienis,  d.  h. 
diejenige  Stelle,  an  welcher  die  A.  und  F.  lienalis,  sowie  die  Nerven 
der  Milz  aus-  und  eintreten.  In  ihrer  Lage  wird  die  Milz  zu¬ 
nächst  durch  das  Lig.  gastrolienale  und  das  Lig.  phrenicolienale  er¬ 
halten,  welche  continuierTich  zusammenhängend,  das  erstere  vom 
Magen,  das  andere  vom  Zwerchfell  ^ur  inneren  Fläche  der  Milz 
ziehen.  Nicht  minder  wichtig  für  die  Lage  der  Miiz  ist  das  Ziy. 
phrenicocolicum,  auf  welchem  ihr  unteres  Ende  derartig  ruht,  dass 
sie  sich  selbst  bei  stärkeren  Vergrössertmgen  nicht  wesentlich  nach 
abwärts  senken  kann,  sondern  gezwungen  ist,  sich  in  geringerem 


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Grade  nach  hinten  und  oben,  häuptsächUch  aber  nach  vom  aus¬ 
zudehnen. 

Die  Oberfläche  der  Milz  wird  vom  Peritonaeum  in  Gestalt 
einer  derben,  fibrösen  Kapsel,  CavsuTa  fibrosa  Itenis^'^, 
überzogen,  weldie  nach  der  Angabe  verschiedener  Autoren  glatte 
Muskelfasern  enthalten-  soll,  während  das  V<M'komnien  der  letz¬ 
teren  von  anderen  geleugnet  wird.  Bei  Tieren  sind  dag^en  der¬ 
artige  glatte  Muskelfasern  in  der  Milzkapsel  mit  Sicherheit  nach¬ 
gewiesen  worden.  Von  dieser  Kapsel  gehen  in  das  Innere  feine 
hellgraue  Bällchen  von  fibrillärem  Bindegewebe,  (Trabekel- 
System  da:.  Milz,  Trdbecuiae  lienis)  hinein,  welche  sich  mahnig- 
fach  durchkreuzen.  Zwischen  den  Trabekeln  ist  nun  das  eigent¬ 
liche  Milzgewebe,  das  Milzparenchym.  Ptüpa  lienis,  ge¬ 
legen,  welches  von  braunroter,  ziemlicAi  weicher  Beschaffenheit 
i^.  Bei  genauerem  Zusehen  sieht  man  auf  jedem  Querschnitte  in 
der  Pülpa  eine  Anzahl  von-  hellgrauen,  meistens  rundlichen  Flecken, 
die  Milzfollikel  oder  Malpighi’schen  Lymph¬ 
knoten.  Nodidi  Ivmvhatici  limales,  welche  sich  in  keiner  Weise 
von  gewöhnlichen  Lymphfollikeln  unterscheiden.  Ihre  Grösse  ist 
je  nach  dem  Schwellungszustande  der  Milz  verschieden.  Während 
sie  für  gewöhnlich  nur  Sandkomgrösse  besitzen,  können  sie  doch 
unter  gewissen  Umständen  sogar  stecknadelkopfgross  werden. 
Jeder  Follikel  ist  von  einer  kleinen  Arterie  durchbohrt,  welche  ihn 
durchzieht,  crime  für  gewöhnlich  an  denselben  Äste  abzugeben. 
In  ihrer  microscopischen  Structm  sind  die  Malpighf’schen  Kör¬ 
perchen  von  den  Lymphfollikeln  anderer  Organe  nicht  verschieden; 
sie  bestehen  aus  reticulärer  Bindesubsianz,  in  deren  Maschen  zahl¬ 
reiche  Rundzellen  von  dem  Aussehen  der  Leukocyten  eingelagert 
sind.  In  der  Peripherie  des  Follikels  ist  die  netzförmige  Gerüst¬ 
substanz  engmaschiger  und  in  Folge  dessen  fester,  wasi  anscheinend 
die  Veranlassung  gewesen  ist,  dass  einzelne  Autoren  eine  beson¬ 
dere  Kapsel  um  jeden  Follikel  annehmen.  Eine  solche  Kapsel 
existiert  jedoch  nicht,  vielmehr  hängt  das  Reticulum  der  FolUkel 
continuierlich  mit  demjenigen  der  Milzpulpa  zusammen.  Die 
zwischen  den  Follikeln  gelegene  M  i  1  z  p  u  1  p  a  ist  nämUdi  eben¬ 
falls  aus  reticulärem  Bindegewebe  zusammengesetzt,  in  dessen 
Maschen  sich  Rundzellen  vorfinden.  Diese  Rundzellen,  die  söge- 


Verschiedene  Autoren  unterscheiden  an  der  Milzkapsel  rwd 
besondere  Schichten,  nämlich  erstens  die  Tunica  serosa  (das  Peritonaeum) 
und  zweitens  darunter  die  Tunica  albuginea:  beide  Schichten  sind  jedoch  un¬ 
trennbar  verwachsen.  ~ 


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—  615  — 

nannten  Pulpazellen  oder  Milz  zellen,  sdien  ähnlich 
aus  wie  die  Leukocyten,  übertreffen  die  letzteren  jedoch  an  Grösse. 
Ausserdem  enthält  das  Reticulum  der  Milzpulpa  -aber  noch  zahl¬ 
reiche  wirkliche  Leukocyten’  und  rote  Blutkörperchen.  Die  letz¬ 
teren  sieht  man  dort  teils  frei  und  unverändert,  teils  in  dem  Pror 
toplasma  der  Pulpazellen,  wo  sie  sich  entweder  in  zerfallenem  Zu¬ 
stande  oder  in  Blutcrystalle  umgewandelt  vorfinden.  Es  hat  somit 
den  Anschein,  als  ob  die  Milz  ein  Ort  sei,  wo  die  abgenutzten 
roten  Blutkörperchen  zu  Grunde  gehen.  Nach  anderen  Autoren 
sollen  sidi  daselbst  zugleidi  Ob^ganjgsformen  zwischen  Leuko¬ 
cyten  und  roten  Blutkörperchen  finden,  was  darauf  hindeuten 
würde,  dass  in  der  Milz  auch  eine  Neubildung  von  roten  Blüt- 
körperchen  stattfindet.  Da  das  Blut  in  der  Milzvene  reicher  an 
Leukocyten  ist,  wie  in  der  Milzarterie,  so  scheint  es  übrigens,  als 
ob  die  Milz  audi  eine  Bildungsstätte  für  die  letztgenannte  Art 
von  Zellen  darstellt. 

Der  Verlauf  der  Blutgefässe  in  der  Milz  ist  ein 
derartiger,  dass  die  A.  imd  V.  lienalis  nach  ihrem  Eintritt  in  den 
Hilus  lienalis  mit  ihren  Verästelungen  zunächst  in  den  Trabekeln 
nebeneinander  dahinziehen.  Wenn  die  Arterien  so  klein  gewor¬ 
den  sind,  dass  sie  mn  noch  0,2  mm  im  Durchmesser  haben, 
trennen  sie  sich  von  den  Venen  und  verlaufen  eine  kurze  Strecke 
isoliert,  um  alsdann'  pinselförmig  in  eine  Anzahl  von  kurzen  Äst¬ 
chen,  PenicilU  s.  Aa.  ^eniciilatae,  zu  zerfallen.  Eine  jede  A.  peni- 
cillata  durchbohrt  einen  Malpighi’schen  FoUi- 
k  e  1  der  Länge  nach,  so  dass  also  der  letztere  die  Arterienwand 
unmittelbar  umgibt.  Das  Bindegewebe  der  arteriellen  Adventitia 
geht  dabei  continuierlich  in  die  reticuläre  Bindesubstanz  des  Fol¬ 
likels  über,  ja  bei  vielen  Tieren  ist  die  Adventitia  der  kleinsten 
Milzarterien  auf  grosse  Strecken  in  lymphadenoides  Gewebe  um¬ 
gewandelt.  Über  den  weiteren  Verlauf  der  Arterienzweige  ist  man 
noch  nicht  vollständig  einig.  Doch  ist  wohl  die  Ansicht  jetzt  all¬ 
gemein  verlassen,  dass  die  Arterien  sich  in  Capillaren  fortsetzen, 
welche  ihrerseits  wieder  in  die  Milzvenen  übergehen.  Aller  Wahr¬ 
scheinlichkeit  nach  ergiesst  sich  das  Blut  aus  den  Arterien  d  j  r  e  k  t 
zwische  n  d  i  e  Z  e  1 1  e  n  der  M  i  1  z  p  u  1  p  a  ,  indem  es 
durch  dieselben  in  ähnlicher  Weise  wie  Wasser  dturch  einen  Sand¬ 
haufen  hindurchsickert.  Die  Sandkörner  bleiben  dabei  in  ihrer 
Lage,  und  analog  hat  man  sich  vorzustellen,  dass  die  Pulpazellen 
durch  das  zwischen  ihnen  hindurchtretende  Blut  nicht  wegge¬ 
schwemmt  werden.  Um  zu  erklären,  dass  das  Blut  alsdann  in  die 


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616 


Milzvenen  übergdit,  nimmt  man  an,  dass  die  Wand  der  letzteren 
Öffnungen  besitzt,  durch  welche  das  Blut  in  ihr  Lumen 
eintritt.  Die  Wand  der  kleinsten  Venen  ist  sehr  dünn;  sie  besteht 
nur  aus  Endothelzellen,  mit  wenigen,  dieselben  umspinnenden 
elastischen  Fasern.  Diese  Endothelzellen  haben  insofern  ein  sehr 
eigentümliches  Aussehen,  als  der  an  der  Concavität  jeder  Zel’e  ge* 
legene  Kern  buckelf&mig  ins  Lumen  der  Vene  vorspringt,  wäh¬ 
rend  der  convexe  Zellenrand  verdickt  ist  und  in  einer  guirlanden- 
artigen  Linie  verläuft.  Bei  den  grösseren  Venen  kommt  noch  eine 
bindeigewebige  Adventitia  hinzu.  Schneidet  man  eine  grössere 
Vene  auf,  so  erscheint  die  Wand  derselben  von  den  Einmündung¬ 
stellen  kleinerer  Venen  siebförmig  durchlöchert:  diese  Öffnungen 
sind  früher  als  Stigmata  Malpighii  bezeichnet  worden. 

Die  zufUhrende  Arterie  der  Milz  ist  dieA.ltenatM aus* der A.codüu». 
Die  ausführende  Vene,  V.  lietudis,  fliesst  mit  der  V.  mesenterica  inf.  zur 
V.  portae,  zusammen. 

Die  Lymphgefässe  der  Milz  sind  bisher  nur  bei  Tieren  injidert 
worden,  wo  sie  in  den  Balken  und  unter  der  Kapsel  Netze  bilden,  welche 
wiederum  mit  anderen,  um  die  arteriellen  Gefässschdden  gelegenen  Lymph- 
gefässen  Zusammenhängen.  iMit  den  Arterien  ziehen  die  letzteren  zum  Hilus 
hinaus,  um  sich  schliesslich  in  den  Dudus  thoradcus  zu  ergiessen. 

Die  Nerven  werden  vom  Sympathicus  und  Vagus  (s.  S.  481)  geliefert. 
Die  sympathischen  Fasern  sind  anscheinend  vasomotorischer,  die  Vayus- 
fasem  sensibler  Natur. 


IX.  Das  Peritonaeum. 

Das  Bauchfell,  Peritonaeum,  bildet  einen  echt  serösen 
Sack,  dessen  Höhle,  das  Cavum  peritonaei,  allerdings  für  gewöhn¬ 
lich  und  bei  uneröffnetem  Abdomen  nur  ein  lumenloser  Spalt  ist, 
d.  h.  nur  soviel  seröse  Flüssigkeit  enthält,  als  nötig  ist,  die  Ober¬ 
fläche  der  Eingeweide  schlüpfrig  zu  machen  und  gegeneinander 
leicht  verschieblich  zu  erhalten.  Beim  Manne  ist  der  Bauchfell¬ 
sack  überall  geschlossen.  Beim  Weibe  steht  er  dagegen  federseits 
durch  eine  Öffnung,  die  laterale  Tubenmündung,  zunächst  mit  dem 
Lumen  der  Tube,  d^n  durch  dasjenige  des  Uterus  und  der  Va¬ 
gina  mjt  der  Aussenweit  in  Communication.  Wie  an  jedenFechl 
serösen  Sacke  imterscheidet  man  auch  am  Peritonaeum  ein  pa¬ 
rietales  Blatt,  welches  die  Innenfläche  der  Bauchwand  be¬ 
kleidet,  und  ein  viscerales  Blatt,  welches  sich  von  der 
Bauchwand  auf  die  Oberfläche  der  Baucheingeweide  fortsetzt  und 
dieselben  mehr  oder  weniger  vollständig  einhüllt. 

Die  im  Abdomen  gelegenen  Organe  hat  man  nun 
in  Bezug  auf  ihr  Verhalten  zum  Bauchfell  in  zwei  Klassen  ein- 


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geteilt,  nämlidi  in  die  Organe,  weldie  intra  saccum  peritonaei  und 
solche,  welche  extra  saceum  peritonaei  gelegen  sind.  Zu  den  Or¬ 
gana  intra  saccum  rechnet  man  alle  diejenigen  Organe, 
deren  Oberfläche  entweder  vollständig  oder  doch  zum  grössten 
Teile  vom  Bauchfell  überzogen  ist.  Als  Organa  extra  sac- 
cum  bezeidinet  man  alle  diejenigen' Organe,  welche  entweder  mit 
dem  Bauchfell  gar  nicht  in  ^rührung  stehen,  d.  h.  nach  aussen 
von  demselben,  in  den  Wandungen  des  Abdomen  gelegen  sind, 
oder  deren  Oberfläche  das  Bauchfell  niu’  zum  geringen  Teil  be¬ 
kleidet,  -  indem  es  über  dieselbe  mehr  oder  wenige  straff  hinweg- 
zieht.  Dass  die  Scheidung  in  Organa  intra  und  extra  saccum  pe¬ 
ritonaei  nidit  streng  durchzuführen  ist,  leuchtet  ein,  wenn  man 
z.  B.  bedenkt,  dass  sidi  das  Peritonaeum  über  die  entleerte  Blase 
straff  hinwegspannt,  während  es  die  gefüllte  Blase  in  ihrem  oberen 
Teile  kapuzenförmig  bekleidet.  Zweifellos  intra  saccum  pe¬ 
ritonaei  gelegen  sind  ausser  der  Milz  zunädist  der  grösste 
Teil  der  Verdauungsorgane,  nämlich  die  Leber,  der  Magen  und 
der  ganze  Darmkanal  mit  Ausnahme  der  unteren  zwei  Drittel  dfc*>~ 
Duodenum  und  des  unteren  Drittels  des  Rectum,  während  man 
bei  dem  mittleren  Drittel  des  Rectum,  welches  nur  an  seiner  Vor¬ 
derfläche  einen  Bauchfellüberzug  hat,  zweifelhaft  sein  kann,  ob 
man  es  noch  zu  den  intra  saccum  peritonaei  befindlidien  rechnen 
soll.  Von  den  Geschlechtsorganen  befinden  sich  intra  saccum  beim 
Weibe  die  Tuben,  die  Ovarien  und  der  grösste  Teil  d^  U terj^ 
beim  Manne  aber  die  Hoden,  weil  dieselben  von  einem  Abkömm¬ 
ling  des  Peritonaeum,  der  Timica  vaginalis  propria,  umhüllt  wer¬ 
den.  Auch  die  Blutgefässe  und  Nerven,  welche  zu  den  Organa 
intra  saccum  hinziehen,  müssen  natürlich  zum  grössten  Teile  intra 
saccum  gelegen  sein.  Alle  übrigen  innerhalb  der  Bauch¬ 
höhle  oder  an  den  Wänden  derselben  vorhandenen  Organe,  wie 
z.  B.  das  Pancreas,  die  unteren  zwei  Drittel  des  Duodenum,  das 
untere  Drittel  des  Rectum,  der  grösste  teil  der  Geschlechtsorgane,”’^ 
die  Hamorgane,  die  Aorta  und  V.  cava  inf.  mit  ihren  paarigen 
Ästen,  der  Grenzstrang  dem  Sympathicus.  die  Zweige  des~FIexu^' 
lumbalis  tmd  sacralis  u.  a.  m.  müssen  als  e  x  tra  s  accum  ji  e- 
ritonaei  befindlich  bezeichnet  werden. 

Das  parietale  Blatt  des  Bauchfelles  überzieht  mm  die 
innere  Fläche  der  vorderen  und  seitlidien  Bauchwand  in  continu- 
ierlicher  Folge  und  setzt  sich  auch  auf  die  untere  Fläche  des 
Zwerchfelles  und  auf  die  hintere  Bauchwand  fort.  Von  den  bei¬ 
den  letzteren  Teilen  geht  das  Peritonaeum  in  Form  vieler  band- 


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artiger  Duplicaturen  auf  die  Baucheingeweide  über,  welche  es 
hierauf  als  sog.  viscerales  Blatt  umhüllt  (s.  Fig.  31).  Man 
kann  also  sagen,  dass  alle  intra  saccum  gelegenen  Organe  von  der 
oberen  oder  hinteren  Bauchwand  an  oder  vielmehr  in  den  E>upli- 
caturen  des  Bauchfelles  herabhängen.  Im  Einzelnen  ist  über  den 
Verlauf  des  Peritonaeum  Folgendes  zu  bemerken. 


Fig.  31. 

Medianschnitt.  Verlauf  des  Peritonaeum  (dasselbe  ist  durch  die  rote  Linie 

bezeichnet). 

Von  der  unteren  Fläche  des  Zwerchfelles 
spannt  sich  das  Peritonaeiun  zur  oberen  Fläche  der  Leber  in  Form 
zweier  bandartiger  Duplicaturen  hinüber,  welche  die  Leber  tragen 
und  in  ihrer  Lage  erhalten.  Die  eine  dieser  Duplicaturen,  das 
Lia.  fdciforme  s.  Suspensorium  hejyatis,  ist  in  der  Medianlinie,  ge¬ 
legen  und  endet  vorn  mit  einem  freien  Rande,  in  welchem  ein 


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dicker  bindegewebiger  Strang,  das  sogen.  Lüj.  teres  hepaiis,  fflhl- 
bar  ist.  Das  Lig.  teres  ist  der  letzte  Überrest  der  ehemaligen  Na¬ 
belvene  und  lässt  sich  daher  nach  vom  bis  zum  Nabel,  nach  hin¬ 
ten  bis  in  die  Fossa  sagittaUs  sin.  der  Leber  verfolgen.  Hinten 
stösst  das  Lig.  falciforme  unter  rechtem  Winkel  an  das  lAg.  coro- 
narium  hepatis.  weldies  dicht  c^rhalb  des  hinteren,  stumpfen 
Randes  der  Leber  in  frontaler  Richtung  verläuft  und,  an  Höhe 
zunehmend,  lateralwärts  mit  einem  scharfen,  leicht  concaven  Rande 
endigt.  Die  linke  und  rechte  Hälfte  des  l  ig.  mronarinm  hepatis 
hat  man  auch  ab  Lig.  trianguläre  sinistrum  und  äextrum  bezeich¬ 
net.  Verfolgt  man  den  Verlauf  der  beiden  Peritonaealbiätter,  aus 
denen  das  Lig.  coronarium  und  das  lig.  falciforme  bestehen, 
weiter,  so  findet  man,  dass  sie  wieder  auseinander  weichen  und 
in  einfacher  Lage  die  Oberfläche  der  Leber  überziehen.'^ 
V o n  d e r  u n te r e n  Fl ä^ h eder  Leber  geht  das  Bauch- 
fell  wieder  als  Duplicatur  auf  die  kleine  Cun^tur  des  "Magens  und 
auf >  die  Pars  horizontalis  duodeni  über.  Eier  zwischm~Leber  und 
Mägen  bezw.  Duodenum  verlaufende  Teil  des  Bauchfelles  heisst 
das  kleine  Net  z.  Omentum  minus,  das  links  aus  dem  Lig.  he- 
patogastrieum,  rechts  aus  dem  Lig.  h^atoduodmale  besteht,  von  denen 
das  letztere  auf  der  rechten  Seite  mit  einem  freien  geraden  Rande 
endigt  tmd  dadurch  eine  gewisse  Dicke  erlangt,  ,  dass  in  demselben 
die  Pfortader,  der  Ductus  choledochus  und  die  A.  hepatica  zur 
Leber  ziehen.  Von  diesen  drei  Gefässen  lie^  der  Ductus  chole¬ 
dochus  am  meisten  nach  rechts,  die  Leberarterie  am  meisten  nach 
links  und  die  Pfortader  zwischen  und  hinter  den  beiden  ersteren. 
Ausserdem  ziehen  im  Lig.  hepatoduodenale  noch  Lymphgefässe 
und  Nerven  zur  Leber  hin. 

Indem  das  Bauchfell  auf  den  Magen  und  die 
Pars  hör  izointalis  duodeni  Übertritt,  spaltet  es 
sich  wieder  in  zwei  Blätter,  welche  die  vordere  und  die  hintere 
Fläche  dieser  Eingeweide  in  einfacher  Lage  überziehen  imd  am 
unteren  Rande  derselben  sich  wieder  zu  einer  Duplicatur  vereini¬ 
gen.  Diese  Duplicatur,  das  grosse  Netz,  Omentum  majus,_ 
zieht  zimächst  vor  dem  Colon  transversum  nach  ab- 


wärts  (s.  Fig.  31),  schlägt  sich  hierauf  nach  hintei^um  und  jäuft 
"WSTneuem  vor  dem  Golon  transversum  in  die  Höhe,  um  alsdann 
an''der~  oberen  Flädie  des  Colongekröses  (s.  S.  621)  zur  hin¬ 
teren  Bauchwand  zu  verlaufen.  Das  grosse  Netz  ist  jedoch  schon 
sehr  früh  mit  dem  Colon  transversum  und  dessen  Gekröse  ver¬ 
wachsen.  Dagegen  pflegen  sich  die  vor  dem  Colon  transversum 


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abwärts  hängenden  zwei  vorderen  und  zwei  hinteren  Blätter  des 
grossen  Netzes  noch  längere  Zeit  nach  der  Geburt  gegeneinander 
verschieblich  zu  erhalten,  so  dass  man  (in  der  Richtui^  des  Pfeiles 
auf  Fig.  31)  zwischen  die  vier  Blätter  des  grossen  Netzes  durch 
das  For.  Winslowi  Luft  hinednblasen  und  die  Bursa  omentalis 
(s.  d.  folg.  Seite)  beutelfönhig  hervortreiben  kann.  Als  Omentum 
majus  pflegt  man  bei  erwachsenen  Menschen  nur  diese  vier  von 
dem  Colon  transversum  herabhängenden  Blätter  zu  bezeichnen, 
welche  die  Dünndärme  schürzenförmig  vom  bedecken.  Der  zwi¬ 
schen  Magen  und  Colon  transversum  gelegene  Abschnitt  des 
grossen  Netzes  wird  dagegen  beim  Erwachsenen  als  Lig.gastroco- 
^cum  bezeichnet.  Am  Colon  ascendens  und  descendens  wird 
das  grosse  Netz  durch  kleinere  zottenförmige  Anhänge,  die  sog. 
Appendices  epiploicae  {Epiploon  bedeutet  dasselbe  wie  Omenlutn), 

I  vertreten,  welche  übrigens  ebenso  wie  das  erstere  grosse  Massen 
von  Fett  enthalten  können. 

Die  linke  Seite  der  ’Cardia  des  Magens  steht  mit  dem  Zwerch¬ 
fell  durch  eine  Peritonaealfalte,  das  Lig.  phrmicogastricum,  in  Ver¬ 
bindung.  Nach  links  und  unten  geht  dieses  peritonaeale  Band 
ohne  scharfe  Grenze  in  das  Lig.  gastrolienale  über,  welches  sidi 
zwischen  dem  Ftmdus  des  Magens  und  der  inneren  Fläche  der 
Milz  ausspannt,  indem  es  nach  abwärts  in  die  vordere  Platte  des 
grossen  Netzes  übergeht.  Den  hinter  dem  Lig.  gastrolienale 
gelegenen  Teil  des  Peritonaeum,  welcher  wiederum  von  der  inne¬ 
ren  Fläche  der  Milz  zum  Zwerchfell  zieht,  hat  man  als  Lig.  phre- 
nicolienale  bezeichnet.  Zwischen  dem  Lig.  phrenicolienale  und 
gastrolienale  ziehen  die  Blutgefässe  der  Milz  zum  Hilus  der  letz¬ 
teren.  Die  drei  letztgenannten  Bänder  erscheinen  nur  dann  als 
faltenförmige  Duplicaturen,  wenn  man  die  Organe,  zwischen  denen 
sie  liegen,  auseinanderzieht,  weil  die  Bänder  sich  dadurch  spannen. 
Ohne  diese  Manipulation  sind  übrigens  auch  viele  andere  Peri- 
tonaealligamenie  nicht  deutlich  sichtbar,  da  dieselben  bei  der  leich¬ 
ten  Verschiebbarkeit  des  Bauchfelles  für  gewöhnlich  verstrichen 
sind  und  nur  dann  hervortreten,  wenn  die  betrdfenden  Organe 
voneinander  entfernt  werden. 

Während  des  geschilderten  Verlaufes  bildet  das  Bauchfell  die 
Wand  einer  grossen  Tasche,  des  Netzbeutels,  Bursaomenta- 
lis  (Saccus  epiploicus),  de^n  Eingangsöffnung  unter  der  Leber 
in  der  rechten  Körperhälfte  gelegen  ist  und  als  Foramen  epiploicum 
^  Winslowi  bezeichnet  wird.  Das  Foramen  Winslowi  ist  vom  von 
dem  Lig.  hepatoduodenale,  oben  von  der  unteren  Fläche  der  Leber. 


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hinten  von  einer  bisher  noch  nicht  erwähnten  Bauchfellfalte,  dem 
Lig.hepatorenale  begrenzt,  welches  sich  von  der  tmteren  Fläche  der 
Leber  bi^  zum  oberen  Rande  der  rechten  Niere  erstreckt.  Der  un- 
tere  Rand  des  Foramen  Winslowi  wird  entweder  von  dem  oberen 


Ende  der  rechten  Niere  oder  zuweilen  auch  von  einer  schwachen 
Peritonaealfalte.  dem  Hq.  duodenorenale  gebildet,  weldies  sich  vom 
in  das  Lig.  hepatoduodenale,  hinten  in  das  Lig.  hepatorenale  fort¬ 
setzt.  Geht  man  mit  dem  Finger  von  rechts  nach  links  in  das 
Foramen  Winslowi  hinein,  so  kommt  man  in  die  Bursa  omenta- 
lis,  welche  sidi  nach  links  bis  zur  Milz  erstreckt  und  dort  blind 
endigt  (Recessus  lienalis).  Die  obere  Wand  der  Bursa  omen- 
talis  wird  durch  die  Leber  imd  das  Zwerchfell  gebildet.  Die  h  i  n- 
t  e  r  e  Wand  der  Bursa  ist  die  hintere  Bauchwand,  an  welcher 
(s.  Fig.  31),  vom  vom  parietalen  Blatte  des  Peritonaeum  über¬ 
zogen,  das  Pancreas  gelegen  ist.  Die  vordere  Wand  wird 
durch  das  Lig-  hepatogastriciun  und  hepatoduodenale,  weiter  ab¬ 
wärts  durch  den  Magen  und  die  Pars  horizontalis  duodeni,  noch 
weiter  abwärts  durch  das  Lig.  gastrcxolicum  (beim  Foetus  oder 
Kinde  durch  das  grosse  Netz)  gebildet.  Als  untere  Wand 
des  Netzbeutels  kann  man  das  Colon  transversum  imd  sein  Ge¬ 
kröse  betrachten,  dessen  obere  Fläche  allerdings  eigentlich  auch 
ncKh  durch  einen  Teil  des  grossen  Netzes  gebildet  wird,  welcher 
jedoch  beim  Erwachsenen'  von  dem  eigentlichen  Colongekröse 
nicht  mehr  zu  trennen  ist.  Zieht  man  den  Magen  von  der  hin¬ 
teren  Bauchwand  ab,  so  spannt  sich  von  der  Cardia  aus  zwischen 
der  hinteren  Fläche  des  Magens  und  der  vorderen  Fläche  des 
Pancreas  die  PUca  aastropancreatica  (Lig.  pancreaticogastricum) 
hinüber,  d.  h.  eine  kleine  sichelförmige  Peritonaealfalte,  deren 
scharfm  Rand  man  mit  dem  Finger  deutlich  vom  Foramen  Wins¬ 
lowi  aus  fühlen  kann,  und  welche  durch  in  llirfin 
^^^JaufaK|^^jj5l|tekg^gm^ebildet  wird.  Diese  Falte  hat  man  nun 
"^als  Grenze  zwischei^wei  Abschnitten  des  Netzbeutels  betrachtet. 
Derjenige  Teil  des  letzterm,  in  welchen  man  vom  For.  Winslowi 
zuerst  hineinkcHnmt,  ist  das  Vesiibulum  bursae  omentalis  (Bursa 
omentalis  minor),  welches  sich  nach  oben  in  den  kleinen  Recessus 
Superior  bursae  omentalis  fortsetzt.  Geht  man  von  dem  letzteren 
"Tus  neben  der  Plica  pancreaticogastrica  weiter 
nach  abwärts,  so  gelangt  man  in  einen  grösseren  Raum,  Recessus 
inferior  bursae  omentalis  (Bursa  omentalis  major),  welcher  sich,  beim 
Foetus  in  (ter  Richtung  des  Pfeiles  auf  Fig.  31  zwischen  den 
Blättern  des  Netzes  weit  nach  unten  fortsetzt. 


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Was  nun  die  mehrfach  gebrauchte  Bezeichnung  Gekröse 
{Mesenterium  im  weiteren  Sinne)  betrifft,  so  versteht  man  danmter 
denjenigen  Teil  des  Peritonaeum,  dwch  welchen  der  Darm  mit 
dem  parietalai  Blatte  der  hinteren  Bauchwand  im  Zusammenhänge" 
steht.  Das  eigentliche  Gekröse  besteht  aus  zwei  Blättern,  welche 
an  ihrem  Ende  den  Darm  zwischen  sich  nehmen  und  ihn  somit 
nur  in  einfadier  Lage  überziehen.  Die  Länge  des  Gekröses  ist 
eine  sdir  wechselnde.  Das  Gekröse  des  Dünndarmes  bezeichnet 
man  als  Mesenterium,  das  des  Colon  als  Mesocolm  und  das  des  Rec¬ 
tum  als  Mesorectum.  Die  unteren  zwei  Drittel  des  Duodenum  haben 
natürlich  kein  Gekröse,  da  sie  extra  saccum  peritonaei  ■  li^en, 
d  Ir  nur  aii  ^r  Vordeifläche  vom  Peritonaeum  über- 
kleidet  sind.  Dagegen  sind  Jejunum  und  Ilemn  mit  einem  ziemlich 
langen  Gekröse  versehen,  dessen  Wurzel  sich  von  dem  11.  Len- 
denwirbelkörper  schräg  nach  abwärts  bis  zur  rechten  Fossa  iliaM 
erstreckt,  wo  der  Dünndarm  in  den  Dickdarm  übergeht.  Das  Co- 

Ilon  ascendens  und  das  Colon  descendens  haben  eigentlich  kein 
Gekröse,  weil  sie  mit  ihrer  hinteren  Fläche  der  hinteren  Bauch¬ 
wand  dicht  anliegen.  Nur  wenn  man  sie  von  dort  hinwegzuzie¬ 
hen  versucht,  spannt  sich  mitunter  eine  Art  von  kurzem  Mesocolon 
ascendens  und  Mesocolon  descendens  an.  Dagegen  ist  das  Colon 
transversum  durch  ein  sehr  langes  Gekröse.  Mesocolon  transversum, 
ausgezeichnet,  welches  in  transversaler  Riditung  vot  der  Pars  de¬ 
scendens  duodeni  längs  des  imteren  Pancreasrandes  nach  links 
zieht.  Ebenfalls  mit  einem  sehr  langen  Gekröse  sind  die  Flexura 
sigmoidea  {Mesocolon  sigmoideum)  und  das  obere  Drittel  des  Rectum 
{Mesorectum)  versehen.  Die  Flexura  coli  dextra  ist  häufig  mit  der 
unteren  Fläche  der  Leber  durch  eine  Peritonaealfalte,  das  Xiy.  he- 
patocolicum,  verbunden,  welches  übrigens  immer  mit  dem  Lig.  he- 
patoduodenale  continuierlich  zusammenhängt.  Constant  ist  ferner 
die  Flexura  coli  sinistra  durch  eine  ähnliche  Falte,  das  Lig.  phre- 
nicocolicum  (pleurocolicum),  mit  dem  Zwerchfell _yerbunden._  Das 
Lig.  phrenicocolicum  bildet  eine  Art  von  Blindsack  (Saccus 
1  i  e  n  a  1  i  s).  welcher  die  wichtige  Function  hat,  die  Milz  zu 
tragen.  Wenn  man  endlich  beim  Kinde  die  Dünndärme  nach, 
rechts  zurückschlägt,  so  spannt  sich  nicht  seiten  zwischen  dem 
Gekröse  des  Colon  sigmoideum  und  der  Wxuzei  des  Dünndarm- 
,  q  gekröses  eine  scharfe,  nahezu  querlaufende  Falte,  das^^^^^j^ 
<mco»ws;ocöi^ßttj_aus.  > 

Im  k  le  1  n e n  Becken  überzieht  das  Bauchfell;  wie  schon 
erwähnt,  das  obere  Drittel  des  Rectum  vollständig,  das  mittlere  an 


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623 


seiner  Vorderfläche  und  die  in  gefälltem  Zustande  an  ihron 
ganzen  oberen  Teile.  Zieht  man  beim  Manne  die  Blase  imd 
das  Rectum  auseinander,  so  findet  man  zwischen  beiden  eine  tiefe, 
vom  Bauchfell  ausgekleidete  Tasche.  Excavatio  rectovesicalis,  deren 
Eingang  seitUch  von  zwei  halbmondförmigen  Peritonaealfalten,  den 
Plieae  rectovesicales  s.  Plicae  semilunares  Douglasi,  begrenzt  wird, 
welche  sich  von  beiden  Seitenflächen  der  Blase  neben  dem  Rectum 
in  sa^ttaler  Riditung  bis  ztun  Kreuzbein  hinüberspannen.  Nicht 
selten  fliessen  die  beiden  Plicae  Douglasi  mit  ihren  vorderen  En-> 
den  zu  einer,  an  der  hinteren -Flädie  der  Blase  gelegenen  queren 
Falte  zusammen,  welche  als  Plica  vesicdlis  transversa  bezeichnet 
werden  kann.  Beim  Weibe  schiebt  sich  zwischen  die  Blase 
und  das  Rectum  der  Uterus  mit  den  Tuben  und  Ovarien'  ein. 
Die  drei  letztgenannten  Organe  liegen  sämtlich  an  einer  aimähemd 
frontal  gestellten  Duplicatur  des  Bauchfelles,  die  man  als  Lig.  la- 
tum  bezeichnet  hat.  Vor  und  hinter  diesem  Ligament  befindet  sich 
je  eine  vom  Peritonaeum  ausgekleidete  Veiüefimg,  von  denen  man 
die  vordere  zwischen  Uterus  xmd  Blase  gelegene  als  Excavatio  ve- 
sicouterina,  die  hintere  zwischen  Uterus  und  Rectum  befindliche  als 
Excavatio  rectöuterina  s.  Cavum  Douglasi  bezeichnet.  Der 
Douglasraum  wird  vöö  zwei  Falten  begrenzt,  welche  den 
gleichen  Namen  wie  dieser  selbst  führen.  Die  plicae  rectoiUerinae 
s.  Douglasi  sind  stets  zwei  deutliche  sagittale  Falten;  vidfach 
fliessen  ihre  vorderen  Enden  an  der  hinteren  Fläche  des  Uterus 
(an  der  Grenze  zwischen  Corpus  und  Cervix  uteri)  zn  einer 
queren  Falte  zusammen.  Ihre  hinteren  Enden  ziehen  zu  beiden 
Seiten  des  Rectum  zum  Kreuzbein  hin.  Das  zwischen  ihnen  be¬ 
findliche  Cavum  Douglasi  ist  bei  ncumalem  Verhalten  dn  lumen¬ 
loser  Spaltraum,  in  ausgedehntem  Zustand  eine  tiefe  Bucht,  deren 
am  meisten  nach  abwärts  gelegener  Teil  an  das  hintere  Scheiden¬ 
gewölbe  grenzt. 

In’  der.  Leistengegend  bildet  das  Peritonaeum  jeder- 
sdts  dicht  oberhalb  des  Poupart’schen  Bandes  zwei  Gruben,  die 
Povea inguinalis medialis  un^late^is  (interna  und  externa  der  Chi¬ 
rurgen),  zwischen  denen  die  Plica  epigastrica  in  die  Höhe  zieht 
(s.  das  Nähere  darüber  S.  151,  Fig.  7).  Etwas  unterhalb  der  Fo¬ 
vea  inguinalis  medialis  ist  die  Fovea  femoralis  s.  cruralis  gelegen. 
Dürch  die  Fovea  femoralis  treten  die  bcnenkeiDriiche,  durch  die 
Fovea  inguinalis  medialis  die  inneren,  durch  die  Fovea  inguinalis 
lateralis  die  äusseren  Leistenbrüche  der  Chirurgen  aus  der  Bauch¬ 
höhle  heraus.  Medial  von  der  Fovea,  inguin.  medialis  ist  jeder- 


N 


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624 


seits  noch  die  Fovea  supravesicalis  gelegen  (s.  S.  154).  Drei  von 
der  Blase  zum  Nabel  ziehende  Bauchfellfalten,  die  Pücae  umbäicales 
s.  vesicales  (vesicoumbilicales),  b^enzen  die  beiden  letz^enannten 
Gruben.  Die  Plica  utnbilicaiis  (vesicalis)  media,  s.  urachi,  enthält 
einen  bindegewebigen,  von  der  Spitze  der  Bläse  zum  Näbel  zie¬ 
henden  Strang,  das  Lig.  umbilicale  (vesicale)  medium,  welches  einem 
beim  Foetus  zu  einer  gewissen  Zeit  off^n  Gange,  dem  ehemali- 
gen  Urachus,  entspricht.  Die  beiden  Plicae  umbilicales  (vesicales) 
laterales  enthalten  je  einen  von  der” Ä.  hypogastrica  entspringen¬ 
den  und  seitlich  vom  Scheitel  der  Blase  bis^um  Nab^  verlaufen¬ 
den  Strang,  welcher  den  letzten  Überrest  der  beim  Foetus  offenen, 
nach  der  Geburt  jedoch  obliterierten  Nabelarterie  darstellt. 

Ausser  den  zuletzt  genannten  Gruben  weist  das  Bauchfell 
noch  eine  Reihe  von  anderen  auf,  die  sich  mitunter  zu  förmlichen 
Taschen  vertiefen  imd  in  denen  sich  Darmstücke  fangen  oder  so¬ 
gar  einklemmen  können.  Eierartige  Zustände  werden  alsdann  als 
Hemiae  abdominales  intemae  oder  nach  meinem  Vorschläge  als 
Herniae  intraabdominales  bezeichnet.  Alle  diese  Recessus  können 
jedoch  auch  ganz  fehlen  oder  niu*  schwach  angedeutet  sein.  Auch 
sind  bei  einem  Teile  derselben  nur  in  ganz  vereinzelten,  zum  Teil 
sogar  noch  angezweifelten  Fällen  derartige  Hernien  beobachtet 
w’orden.  Sehen  wir  von  der  grössten  derartigen  Tasche,  der  Bursa 
omentalis,  ab,  in  deren  Öffnung,  dem  For.  Winslowi,  sich  eben¬ 
falls  mitunter  Darmschlingen  einklemmen  können,  so  sind  die 
wichtigsten  folgende: 

1.  Die  Fossa  duodenoiejunalis  (HUSCHKE),  welche  man  wohl 
besser  als  Bec.  duodenojejunalis  sin,  oder  Rec.  venosus  bezeichnet 
Man  findet  sie,  wenn  man  die  Dünndärme  nach  rechts  und  das 
Colon  transversum  nach  aufwärts  zurückschlägt,  links  von  der 
Flexura  duodenojejunalis.  Ihr  Eingang  wird  rechts  von  dieser 
Flexur,  links  von  einer  Falte  (der  PUcaymosa)  begrenzt,  in  wel- 
eher  <he  V.  mesenterica  inf.,  unten  auch  noch  die  A.  colica  sin. 
verläuft.  Hernien  dieser  Grube  (die  sog.  'Hmnae  retroperitonaeales 
sinistrae)  sind  in  mehr  als  60  Fällen  beobachtet  worden. 

2.  Der  Recessus  intersigmoideus  (TREITZ)  wird  sichtbar,  wenn 
man  das  CoTori  ^gmoideum  nach  aufwärts  umschlägt.  Dieser  Re¬ 
cessus  schiebt  sich  zwischen  die  Anheftungslinie  des  Mesocolon 
sigmoideum  und  die  hintere  Bauchwand  hinein  und  erstreckt  sich 
mit  seinem  blinden  Aste  nach  aufwärts.  Links  von  den  Recessus 
intersigmoideus  sind  die  A.  und  V.  spermatica  int.,  rechts  von 
demselben  Äste  der  A.  und  V.  haemorrhoidalis  sup.  gelegen. 


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625 


3.  Der  Becessus  retrocaecalis,  welcher  wahrscheinlich  mit  der 
von  TREITZ  nur  unklar  beschriebenen  Fossa  subcaecalis  identisch 
ist,  bildet  eine  nicht  selten  vorkommende  Tasche,  welche  zwischen 
dem  Caecum  und  der  hinteren  Baudiwand  derartig  gelegen  ist, 
dass  sich  ihre  Eingangsöffntmg  unten,  ihr  blindes  Ende  oben 
befindet.  Unter  Umständen  kann  sich  das  letztere  bis  weit  hinter 
das  Colon  ascendens  nach  aufwärts  erstrecken  und  alsdann  der 
Rec.  retrocaecalis  ziun  Bec.  rdroeolictis  werden.  . 

4.  Unter  den  anderen  am  Caecum  mitunter  vorkommenden 
Taschen  kann  man  mit  LUSCHKA  als  Becessus  üeocaecalis,  oder  noch 
besser  mit  JONNESCO  als  Becessus  üeoappendictdaris  eine  Tasche 
bezeichnen,  welche  an  der  Übergangstelle  des  Ileiun  in  das  Cae¬ 
cum  zwischen  dem  unteren  lleumende  und  dem  Prcx.  vermiformis 
(appendicularis)  gelegen  ist,  indem  sie  zugleich  hinten  von  dem 
Mesoappendix  (dem  Mesenteriolum  des  Proc.  vermiformis),  vom 
von  der  sogen.  Plica  üeocaecalis  begrenzt  wird.  Die  letztgenannte, 
bisher  noch  nicht  erwähnte  Plica  zieht  von  der  Vorderfläche  des 
Ileuiä  auf  das  Caecum  hinüber,  wo  sie  mitunter  sogar  mit  dem 
Mesenteriolum  des  Proc.  vermiformis  verschmilzt. 

An  der  Übergangstelle  des  lleuin  in  das  Caecum  unterscheidet  Wal- 
33EYER  einen  Becessus  üeocaecalis  8\tp.  und  in/.,  von  denen  der  erstere  zwischen 
einer  besonderen,  einen  Zweig  der  A.  ileocolica  führenden  Falte  und  der 
Übergangstelle  des  Deum  in  das  Caecum  gelegen  ist,  während  der  letztere 
mit  dem  Luschka* sehen  Rec.  üeocaecalis  identisch  sein  würde.  Als 
mesentericoparietalis  s.  parajejunalis  habe  ich  endlich  eine  sehr  seltene  Bauch- 
felltasche  bezeichnet,  welche  immer  nur  dann  vorzukommen  scheint,  wenn 
das  Anfangstück  des  Jejunum  mit  der  hinteren  Bauchwand  verlötet  ist.  Diese 
Tasche  ist  dort  gelegen,  wo  das  Jejunum  anfängt,  ein  freies  Gekröse  zu 
bekommen,  und  schiebt  sich  nach  rechts  zwischen  die  Wurzel  des  Dünn¬ 
darmgekröses  und  die  hintere  Bauchwand  hinein.  Ihr  Eingang  öffnet  sich 
nach  links.  Derselbe  stellt  nach  meiner  Auüassung  den  Sitz  der  sog. 
Hemiae  retroperitonaeales  dextrae  der  Autoren  (10  Fälle)  dar. 


C.  Die  Harnorgane. 

Zu  den  Harnorganen  sind:  1)  die  Nieren,  Benes, 
2)  '  die  Harnleiter,  üreteres,  3)  die  Harnblase,  Vesica 
urinaria,  und  4)  die  Harnröhre,  Urethra,  zu  rechnen.  Doch 
ist  zu  bemerken,  dass  die  letztere  beim  Manne  zugleich  einen  Aus¬ 
führungsgang  für  die  samenbereitenden  Organe  darstellt..  Aus 
diesem  Grunde  und  wegen  ihrer  engen  Verbindung  mit  den  Ge¬ 
schlechtsteilen  wird  sie  für  beide  Geschlechter  bei  den  letzteren 
näher  beschrieben  werden. 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  40 


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626 


I.  Die  Nieren. 

Die  beiden  Nieren,  Benes,  stellen  bohnenfönnige,  etwas  ab- 
geplattete  Organe  von  braum’oter  Farbe  und  ziemlich  derbm*  Con- 
sistenz  dar,  an  welchen  man  eine  nur  wenig  gewölbte  vordere 
und  eine  etwas  plattere  hintere  Fläche,  ein  abgerundetes 
oberes  und  unteres  Ende,  endlich  einen  convexen  late¬ 
ralen  und  einen  concaven  medialen  Rand  unterscheidet. 
Der  concave  mediale  Rand  besitzt  einen  Sdilitz,  Hüus  rentdis  s. 
Porta  renis,  durch  welchen  der  Anfaigsteil  des  Ureter,  die  Ge- 
fässe  und  Nerven  der  Niere  ein-  resp.  ausireten.  Die  Lage  der 
letztgenannten  Organe  ist  dabei  eine  derartige,  dass  gewöhnlich 
die  N  i  e  r  e  n  V  e  n  e  am  meisten  nach  vorn,  die  Nierenar¬ 
terie  in  der  Mitte,  der  Harnleiter  endlich  am  meisten 
nach  hinten  gelegen  ist.^) 

Bettefis  der  L  a  g  e  d  e  r  N  i  e  r  e  n,  ist  zu  bemeAea^^^^  die¬ 
selben  etwa  in  der  Höhe^^%>fir^n.  Brust-  bis  zum  Lenden- 
^wirbel  zu  beiden  Seiten  der  Wirbelsäule  gelegen  sind,  so  dass  sie 
unten  einige  Finger  breit  vom  Darmbeinkamme  e)^e^j^bl€iben. 
Durch  die  XII.  Rippe  werden  die  Nieren  nahezu  halbiert  imd 
pflegen  aufwärts  die  XI.  Rippe  noch  zu  überragen.  Doch  kommt 
eine  höhere  oder  tiefere  Lage  der  Nieren  gar  nicht  selten  vor.  Die 
rechte  Niere  steht  meistens  (jedoch  durchaus  nicht  immer)  etwas 
tieIer_iU§.,.ditL.Unke,  weil  sidi  der  voluminöse  rechte  Leberlappen 
zwischen  diese  und  das  Zwerchfell  einschiebt.  Die  mediale  Seite 
des  oberen  Niere nendes  wird  jederseits  von  der  Neben¬ 
niere  bedeckt,  welche  der  Niere  wie  eine  Kappe  airfsitzt.  Ausser¬ 
dem  wird  das  obere  Ende  der  rechten  Niere  von  der  tmteren 
Fläche  des  rechten  Leberlappens,  dasjenige  den  linken  Niere  von 
der  Milz  und  dem  Pancreas  bedeckt.  Milz  und  Niere  stossen  da¬ 
bei  unter  einem  medianwärts  offenen  Winkel  zusammen,  welcher 
etwas  grösser  als  ein  rechter  ist.  Der  laterale  Rand  g^zt 
an  den  M.  transversus  abdominis,  der  mediale  ist  dicht  neben 
dem  Psoas  major  und  dem  medialen  Zwerchfellschenkel  gelegen. 
Die  hintere  Fläche  beider  Nieren  ist  ziemlich  fest  mit  dem  M. 
quadratus  lumborum  und  mit  dem  lateralen  Schenkel  der  Pars 
lumbalis  des  Zwerchfelles  verbunden.  Die  vordere  Fläche 
der  linken  Niere  ist  (meist  in  ihrem  lateralen  Abschnitte) 
von  dem  Colon  descendens,  diejenige  der  rechtenNiere  (meist 
in  ihrem  unteren  Abschnitte)  von  dem  Colon  ascendens,  etwas 

‘)  Wie  man  sieht,  ist  die  Lage  eine  ganz  ähnliche  wie  am  Hilus  der 
Lunge  (Lungenvene,  Lungenarterie,  Bronchus  cf.  S.  535). 


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^  627  — 

^  i  !  ,  V  a\v') 

weiter  medial  von  der  Pars  verticalis  duodeni  bedeckt.  Im  Übri¬ 
gen  ist  die  Vorderfläche  an  beiden  Nieren  vcmi  Peritonaeum  über¬ 
zogen.  In  ihrer  Lage  werden  die  Nieren  wohl  hauptsächlich 
durch  eine  bindegewebige,  ziemlich  derbe  Lamelle,  die 
nalis  propria,  erhalten,  in  welche  die  Nieren  wie  eine  Art  von 
Tasche  eingeschoben  sind  und  welche  vom  mit  dem  Peritonaeum, 
hinten  (wenigstens  teilweise)  mit  der  Specialfascie  der  Mm.  qua- 
dratus  lumbortun  und  psoas  major  verwachsen  ist.  Das  die  Nie-  J 
ren  umhüllende  Fett,  die  sogen.  CapsuhtL  adiposä  retßis,  ist  bereits 
innerhalb  der  Fascia  propria  gelegen.  Auch  hinter  der  letzteren  ' 
kann  eine  besondere  Fetts^icht  vorhanden  sein.  Bei  mageren  Per-  pp 
sonen  ist  jedodi  überall  anstatt  eines  fettreichen  mehr  lockeres 
Bindegewebe  mit  spärlidien  Fetteinlagerungen  vorhanden. 

Ausserdem  sind  beide  Nieren  an  ihrer  Oberfläche  von  j 
einer  bindegewebigen  Kapsel,  der  Tunica  s.  Capsula  fibrosa 
renis  überzogen,  an  welcher  manbeimicroscopischerUntersuchimg 
deutlich  ^ei  Schichten  unterscheiden  kann,  welche  lymphatische 
Räime  zwischen  sich  fassen.  Unter  der  tieferen  Schidit  liegen 
glatte  Muskelfasern  (Tunica  musctdaris).  welche  mit  der  Kapsel  in 
dfiT  Hilus  renis  eindringen  und  sich  bis  auf  die  später  zu  be- 
.«tchreihenrien  Nierenpapillen  erstrecken,  wo  sie  sich _zu^einer  Art 
von  ringförmigem  Sphinder  papillae  verdicken  sollen.  Die  fibröse 
Kapsel  lässt  sich  unter  nomalen  Verhältnissen  ohne  besondere 
Scfiwerigkeit  von  der  Nierenoberfläche”ab’ziehen.  ‘Gelingt  dies 
nicht  leicht,  so  ist  es  immer  ein  Zeichen  dafür,  dass  das  Binde¬ 
gewebe  der  Niere  durch  chronisch  entzündliche  Processe  verdickt 
ist.  Wenn  man  die  fibröse  Kapsel  abgelöst  hat,  so  gewahrt  man 
ein  Furchensystem,  welches,  ein  weitmaschiges  Netz  darstellend, 
die  Nierenoberfläche  in  einzelne  Felder  teilt,  von  denen  ein  jedes 
einem  beim  Foetus  deutlich  erkennbaren ,  Nierenlappen. 

rmaltö  s.  Renculus,  entspricht.  Aus  einer  gewissen  Anzahl 
solcher  RencuU  setzt  sich  jede  Niere  zusammen,  ^im  Foetus  imd 
Kinde  sind  diese  Furchen  demzufolge  ziemlich  tid.  Beim  Erwach¬ 
senen  sind  sie  dag^n  meistens  nur  noch  undeutlich  zu  erkennen 
und  vielfach  ganz  verwischt.  Ausser  diesen  Furchen  zeigen  sich 
auf  der  Nierenoberfläche  bei  stärkerer  Blutfüllung  kleine, 
radiär  nach  einem  Punkte  confluierende  V  en  e^n.  die  man  dieser 
eigentümlichen  Gruppierung  halber  als^  Tewac  ^llatae  s.  Stellulae 
Verheyenii  bezeichnet. 

Der  concave  Rand  der  Niere  zeigt  nach  Entfernung  der  ein- 
resp.  austretenden  Gefässe  und  des  dort  befindlichen  Fettes 
,Xj,U0iJyC 

•  t  ^  _ -  _ 


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628 


(Sinusfettes)  den  bereits  erwähnten  Schlitz,  J9t7ttö  renoZis, 
welcher  seinerseits  wieder  in  eine  taschenförmige  Höhle,  den  5mws 
renaiis,  hineinführt.  Im  Sinus  renis  finden  sich  nun  eine  Anzahl 
(6 — 12)  k^elförmige,  an  der  Spitze  abgerundete  Hervorragungen, 
die  Nierenpapillen;  PaptUae  rendlea,  von  denen  eine  jede  einem  der 
vorhin  erwähnten  Lobi  öder  Kericuli  entspricht.  Diese  Papilleir~ 
(s.  Fig.  32)  bilden  die  freien  Spitzen  der  sogen.  M  a  1  p  i  g  h  i  - 
^ -s  c  h  e  n  P  y  r  a  m  i  d  e  n  oder  M  a  V  k  k  e  g  e  1 ,  Pt/räww?^  renales, 
deren  Eäsis  in  der  Niefensübsianz~stÄkt.“  SchiTeidet  man  die"nze 
Niere  durch  einen  Längsschnitt  auf,  welcher  vom  convexen. 


Marksirahlen 


Fig.  32. 

Längsschnitt  der  Niere  (schematisch). 

nach  dem  ccmcaven  Rande  gerichtet  ist,  so  sieht  man  eine  Anzahl 
dieser  Pyramiden,  der  Länge  nach  durchschnitten,  als  dreiseitige 
Figuren.  Die  Summe  •sämtlicher  Malpighi’schen  Pyramiden  bil¬ 
det  die  sogen.  Marksubstanz,  Substantia  medullaris,  welche 
in  Folge  der  darin  wth^tenen  j[  e  r  a  d  e  n  H  a  r  n  k  a  n  ä  1  c  h  e  n, 
Tubuli  renales  recü  (B  e  1 1  i  n  i  ’s  c  h  e  Röhrchen),  gestreift 
erscheint,  und  zwar  so,  dass  die  Streifen  nach  der  Papille  zu  com 
vergieren.  Die  Marksubstanz  wird  allseitig  von  der  Rindensub¬ 
stanz,  Substantia  corticalis  (s.  glomerulosa),  umgeben,  welche  so¬ 
mit  an  der  Peripherie  der  Niere  gelegen  ist  und  ihrerseits  wieder 
von  der  Nierenkapsel  überzogen  wird.  Indessen  liegt  die  Rinden¬ 
substanz  nicht  ausschliesslich  in  der  Peripherie  der  Niere  (s.  Fig. 


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629 


32),  sondern  erstreckt  sich  auch  in  Gestalt  der  CWmnwge  renales 
(Septa  s.  Column?»*»  Rfj'li"')  zwischen  den  Basaltteilen  der  Mal- 
pighi'schen  Pyramiden  bis  an  den  Sinus  renis  hin.  Betrachtet 
man  die  Rindensubstanz  genauer,  so  sieht  man  in  derselben  eben¬ 
falls  eine  Anzahl  von  feinen  Streifen,  welche  bündelweise  in  ge- 


yajf/ferens 


Glomerulus 
Vajafftfrent 


Absteigender 

Schenkel 


Aiufstrigender 
Sehenkrt  ' 


Fig.  33. 

Schematische  Darstellung  des  Verlaufes  der  Harnkanälchen  und 
Nierengefässe  innerhalb  eines  Rönculus. 


wissen  Abständen  aus  der  Marksubstanz  in  die  Rindensubstanz 
hineinstrahlen  und  deswegen  Markstrahlen  oder  Pyra- 
m  i  de  n  f  o r  t  s  ä  t  z e  (Ferrein’sche  Fortsätze,  Pars  radiata  der 
Rinde)  genannt  werden.  Die  zwischen  den  Markstrahlen  gelege- 
nen  Teile  hat  man  als  _L  ajbj^  r  i  n  t  h  (Pars  cmvolutä)  der  Rinde) 


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630 


bfezeichnet  weil  in  denselben  die  gewundenen  Harnka- 
n  ä  1  c  h  e  n,  Tubtdi  renales  contorti^  enthalten  sind  oder  aucn  als 
Rindenpyr am i d e n ,  obschon  diese  Abschnitte  der  Rinden- 
Substanz  mit  Pyramiden  durchaus  keine  Ähidichkeit  haben.  In 
dm  Labyrinth  sieht  man  noch  mit  blossem  Auge  eine  grosse  An¬ 
zahl  von  feinen  Punkten,  die  Malpighi’schen  Körper¬ 
chen  (s.  d.  Anm.),  welche  in  bluüeerem  Zustande  der  Niere 
blassgrau  erscheinen,  während  sie  bei  Blutfüllung  als  rote  Pünkt¬ 
chen  etwas  hervorragen.  Endlich  kann  man  leicht  Quer-  und 
Längsschnitte  -von  grösseren  und  kleineren  Blutgefässen  erkennen, 
welche  stets  iü  den  Columnae  Bertini  und  an  der  Basis  der  Mal- 
pigfai’schen  Pyramiden  gdegen  sind. 

Bei  microscopischer  Untersuchung  zeigt  sich, 
dass  die  Niere  zu  den  zusammengesetzten  tubulösen  Drüsen  ge¬ 
hört,  und  zwar  werden  die  Tubuli  hier  Hamkanälcfae;p.  CandlicuU 
uriniferi,  genannt.  Der  Verlauf  dieser  Kanälchen  ist  ein  ziemlich 
con^licierter  und  muss  deslb^b  eingehoid  erörtert  werden.  Ein 
jedes;  Harnkanälchen  beginnt  mit  einer  kugeligen  Anschwellung, 
deren  Wand  durch  einen  O efässknäuel,  den  Glomerulus,  so 
eingestülpt  ist,  dass  der  letztere  vollständig  von  ihr  umschlö^en 
wird.  Diese  kugelige  Anschwellung  heisst  die  Müller ’s  che 
y  oder  Bowman’sche  KapseH),  Capsula  glomeruli,  die  ganz 
nach  Art  eines  serösen.  Sackes  aus  einem  parietalen  und  einem 
visceralen  Blatte  besteht,  welche  einen  spaltförmigen  Hohlraum 
zwischen  sich  fassen.  Als  parietales  Blatt  kann  man  die  Aussen- 
wand,  als  viscerales  Blatt  denjenigen  Abschnitt  der  Bowman’schen 
Kapsel  bezeichnen,  welcher  den  Glomerulus  direkt  bekleidet  (s. 
Fig.  33).  Die  Bowman’sche  Kapsel  geht  mittels  einer  verengten 
Stelle,  welche  man  auch  als  Hals  bezeichnet  hat,  in  ein  vielfach 
2,  gewundenes  Kanälchen,  den  Tulmlus  cmtortus,  über,  welcher  nur 
im  Labyrinth  der  Rinde  verläuft.  Die  Fortsetzung  dieses  Tubulus 
contortus  ist  ein  schleifenförmiges  Kanälchen,  die  H  e  n  1  e  ’s  c  h  e 
3  S  c  h  1  e  i  f  e  ,  Ansa  Henlei,  welche  in  einen  Markstrahl  eintritt,  um 
dann  bis  in  die  MalpIghi’scEe  Pyramide  abwärts  zu  verlaufen 
und  hierauf  unter  einer  schlingenförmigen  Umbiegung  wieder  in 
den  Markstrahl  zurückzukehren.  An  jeder  HehTe’schen  Schleife 
.  unterscheidet  man  demzufolge  einen  absteigenden  (proxi¬ 
malen)  Schenk  ^1,  welcher  in  einem  MärksträEle  bis  in  die 

>)  Meistens  wird  unter  dem  Ausdruck  „M alpighi’sches  Kör¬ 
per  c  h  e  n“)  Corpusculum  renis,  der  Glomerulus  nebst  der  ihn  umhüllenden 
Bowman’schen  Kapsel  verstanden. 


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631 


entsprechende  Pyramide  hinabsteigt,  einen  mehr  engen  Teil,  den 
sogen.  Isthmus,  welcher  meistens  der  Umbiegiingsstelle  nahe  ^ 
liegt,  und  einen  aufsteigen d e t^Jdistalen)  Schenkel,  ^ 
welcher  dem  absteigenden  parallel  wieder  zurückläuft  und  zuweilen 
im  Markstrahle  bis  in  die  Nähe  der  Nierenoberfläche  vordringt. 

Den  in  den  Markstrahl  eintretenden  Anfang  der  Schleife  hat  man,  , 

■wenn  er  noch  gewunden  ist,  auch  als  Spiralkanälchen  • 
bezeichnet,  ^as  Ende  der  Schleife  tritt  aus  dem  Markstrahl  wie¬ 
der  heraus,  erweitert  sich  schnell  und  bildet  ein  dem  vorhin  er¬ 
wähnten  Tubulus  contortus  ähnliches,  aber  viel  kürzeres  gewun- 
denes  Kanälchen,  das  sogen.  Schaltstück  (SCHWEiGBR-SEl-  ^ 

DEL),  welches  mittels  der  kurzen  geraden  Vei-hifiHnn.ga. —  ^ 
k  a  n  ä  1  c  h  e  n  s  in  den  Tubulus  rectus  eines  Markstrahles  einmün¬ 
det.  Die  Tubuli  recti  der  Markstrahlen^  welche  die  Verbindunes- 
kanälchen  aufnehmen,  bezeichnet  man  als  Sammelröhren.  ^ 

Indem  die  letzteren  dann  nach  abwärts  ziehen,  fliessen  sie  in  den 
Malpighi’schen  Pyramiden  zu  den  Hauptröhren  zusammen^ 
deren  letztes,  in  den  Papillen  gelegenes,  einfaches  Endstück  Ductus  ^ 

papülaris  genannt  wird.  Die  Ductus  paoillari».»  münden _ 

in  einer  Zahl  von  10—30  (selten  darüber)  an  der  Spitze  einer 

jeden  Papille,  wodurdi  diese  siebartig  durchlöchert  erscheint. _ 

Hierauf  ist  die  alte  Bezeichnung  dieser  Stelle  als  Area  cribrosa  s. 

Cribrum  benedictum  zu  beziehen. 

Was  nun  den  feinere nBau  derHarn k a n ä  1  c h e n 
betrifft,  so  bestehen  sie  durchweg  aus  eines  glasheilen  Basalmem¬ 
bran,  der  Tunica  propr  i  a  ,  und  einer  auf  deren  Innenfläche 
aufsitzenden  Schicht  von  E  p  i  t  h  e  1  z  e  1 1  e  n.  ^  Dieses  Epithel  ist 
durchaus  nicht  überall  von  gleicher  Beschaffenheit.  Im  Allge¬ 
meinen  kann  man  sagen,  dass  mit  der  Weite  des  Kanälchens  auch 
die  Höhe  des  Epithels  zunimmt.  Das  Epithel,  welches  den  schma¬ 
len  Spalt  zwischen  beiden  Blättern  der  Bowman*schen  Kapsel  aus¬ 
kleidet,  p  1  a  1 1.  ln  den  Tubuli  contorti  tritt  ein  dunkles,  mehr_ 
cubisches  Epithel  ai^  welches  bei  schwacher  Vergrösserung  mehr 
körnig,  bei  stärkerer  dag^en  vielfach  feinstreifig  aussieht.  Die 
feinen  Streifen  stehen  damit  in  Zusammenhang,  dass  das  Epithel, 
mit  gewissen  chemischen  Reagentien  behandelt,  an  seiner  Basis  in 
Stäbchen  zerfällt,  weshalb  es  auch  von  HEIDENHAIN  als  Stäb¬ 
chenepithel  bezeichnet  worden  ist.  Dieses  Stäbchenepithel 
setzt  sich,  etwas  niedriger  werdend,  durch  die  ganze  Henle’sche  KuJtsJtCAeu'- 
Schleife  fort.  Nur  in  dem  absteigenden  Schenkel  der  Schleife  sind  : 

die  Epithelzellen  ganz  abgeplattet  und  decken  sich  nach  LUDWIG 

^  Ukift ) 


632 


dachziegelförmig.  .Von  dem  Ende  der  Henle’schen Scl^i- 
fen  an  bis  zur  Mündung  der  Ductus  papilläres  besitzen  die  Harn- 
Ttanälchen  ein  helles  Cylinderepithel  mit  deutlich  begrenz¬ 
ten  Kernen,  welches  mit  zunehmender  Dicke  der  Harnkanälchen 
I  ebenfalls  an  Höhe  zunimmt,  also  in  den  Ductus  papilläres  am 
,  höchsten  ist.  Obrigens  wird  das  Epithel  der  Schaltkanälchen  von 
verschiedehe^  anderen  Autoren  nicht  als  helles  Cylinderepithel, 
sondern  nodT'älS' Stäbchenepiffid  beschrieben.  Vielleicht  kmnmt 
hier  in  der  Tat  bald  die  eine,  bald  die  andere  Epithelart  vor.  Die 
Zwischenräume  zwischen  den  Harnkanälchen  werden  durch  ein 
Gerüst  von  fibrillärem  Bindegewebe  (das  sogen,  i  n  t  e  r  s  t  i  t 1  l_e 
Bindegeweb ausgefüllt,  welches  auch  die  Blutgefässe,  Ner- 
-ven  und  Lymphbalmen  in  sich  schliesst 

Was  die  Blutgefässe  der  Niere  betrifft,  so  tritt  der 
Hauptstamm  der  Ä.  renalis,  gewöhnlich  schon  in  einzelne  Aste 
geteilt,  dtuxh  den  Hilus  in  die  Niere  und  sendet  seine  Verzwei¬ 
gungen  zwischen  den  Malpi^i’schen  Pyramiden  in  die  Colunmae 
Bertini  hinein.  Zuweilen  dringt  auch  ein  Arterienast  direkt  durch 
die  Kapsel  neben  dem  Hilus  in  das  Organ.  Von  den  in  den 
Columnae  Bertini  gelegenen  Ästen  gehen  stärkere  Zweige,  die  sog. 
A  r  c  a  d  e  n.  Arcus  renales  s.  Arteriae  arciformes,  Ix^^enförmig 
über  die  Basalteile  der  Malpighi’schen  Pyramiden  hinweg  imd 
senden  alsdann  von  ihrer  Convexität  gerade  verlaufende  Ästchen, 
die  Aa.  interlobulares  s.  ascendentes  (Aa.  radiatae),  zwischen  den 
Markstrahlen  gegen  die  Peripherie  der  Niere  hin.  Der  Ausdrude 
Aa.  interlobulares  ist  darauf  zurückzuführen,  dass  man  je  einen 
Markstrahl  nebst  seiner  unmittelbaren  Umgebung  auch  als  N  i  e- 
renläppchen,  Lohdus  renis,  bezeichnet  hat.  Von  einer  jeden 
A.  ascendens  gehen  nun  nach  allen  Seiten  hin  kurze  Zweige,  die 
Vasa  afferentia  zu  den  Bowman’schen  Kapseln,  um  sich  in  den¬ 
selben  in  je  einen  kleinen  Gefässknäuel,  den  Glomendus,  &ufzu- 
lösen.  Ein  jeder  Glomerulus  entsteht  dadurch,  dass  die  Arterie, 
sobald  sie  in  die  Bowman’sche  Kapsel  getreten  ist,  sofort  in  meh¬ 
rere  Ästchen  zerfällt,  die  sich  wiederum  in  eine  grössere  Anzahl 
kleiner  Zweige  teilen.  Die  letzteren  vereinigen  sich  jedoch  bald 
wieder,  um  schliesslich  als  ein  einziges  Stämmchen,  das  Vas  efferens. 
die  Kapsel  an  derselben  Stelle  wieder  zu  verlassen,  an  welcher 
das  Vas  afferens  eingetreten  ist.  Da  sich  einerseits  dmeh  die  plötz¬ 
liche  Teilung  des  Vas  afferens  der  Blutstrom  im  Glcmierulus  sehr 
verlangsamen  muss,  andererseits  das  Vas  efferens  meistens  erheb¬ 
lich  enger  ist  als  das  Vas  afferens,  so  sind  alle  Bedingungen  da- 


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633 


für  gegeben,  dass  im  Gl<xnerulus  eine  Blutstauung  eintritt.  welche 
zur  Filtration  gewisser  Blutbestandteile  in  den  Hohlraum  der 
Müller’schen  Kapsel,  d.  h.  zur  Bereitung  des  Harnes,  führt.  Wenn  ' 
man  Nierenschnitte  mit  gut  injicierten  Arterien  durch  ein  schwaches 
Vergrösserungssystm  betrachtet,  gewähren  die  dim:h  ihre  Vasa 
atierentia  mit  der  zugehörigen  A.  interlobularis  zusammenhän¬ 
genden  Glomeruli  ein  ähnliches  Bild  wie  Johannisbeeren,  welche 
an  einem  gemeinsamen  Stiele  sitzen. 

Nachdem  nun  die  Vasa  efferentia  die  Malpighi’schen  Körper¬ 
chen  verlassen  haben,  gehen  sie  nicht,  wie  man  wohl  glauben 
könnte,  direkt  in  die  Venen  über,  sondern  lösen  sich  zu¬ 
nächst  in  Cap i  1  laren  auf,  welcl^e  an  dem  interstitiellen 
Bindegewebe  der  Niere  verlaufen  »nH  «tämHifhP  Hamicanälrhpn — 
mnspinnen,  indon  sie  sich  nicht  allein  in  der  ganzen  Rinde,  son¬ 
dern  auchj;^  jn  die  Spitzen  der  Papillen  nach  abwä^  verbreiten. 
Erst  aus  diesem  Capillametze  geht  nunmehr  das  Blut  in  die 
Nierenvenen  über,  welche  stets  die  Arterien  in  ihrem  Ver¬ 
laufe  begleiten,  somit  auch,  wie  diese,  Arcaden  und  Vv.  mter- 
lobulares  s.  ascendentes  (richtiger  descendentesi)  bilden.  Die 
Stellulae  Verheyenii  werden^  wie  schon  bei  der  Beschreibung  der 
Nierenoberfläche  gesagt  i^  von  Venen  der  Rinde  gebildet,  welche 
dicht  an  der  Oberfläche  der  Niere  strahlenförmig  nach  einem 
Punkte  zusammenfliessen  und  dann  in  eine  Vena  ascendens  (de- 
scendensl  einmünden.  Dass  diese  Vasa  efferentia  der  Glomeruli 
nicht  direkt  in  Venen  übergehen,  hat  seinen  Gnmd  darin,  dass  in 
den  Glomeruli  kein  Sauerstoff  verbraucht  wird,  sondern  dem  Blute 
nur  Wasser  und  einige  andere  Hambestandteile  durch  Filtration 
entzogen  werden.  Das  Blut  bleibt  also  rein  arteriell  und/ 
ist  in  Folge  dessen  zur  Ernährung  der  Harnkanälchen  noch  voll¬ 
ständig  geeignet.  Die  Glomeruli  können  somit  auch  als  eine  Art' 
von  arteriellen  Wundemetzen  betrachtet  werden.  Es  möge  nodi 
erwähnt  werden,  dass  nach  verschiedenen  Autoren  die  M  a  1  - 
,  pighi^schen  Pyramiden  nicht  durch  die  aus  den  Vasa 
efferentia  hervorgegangenen  Capillaren,  sondern  durch  die  sogen. 
Arteriolae  rectae  versorgt  werden,  welche  zum  Teil  am  der  Con-  _ 
cavität  der  Arcaden.  zum  Teil  aus  den  Arteriae  interlobulares,  zuni 
Teil  sogar  aus  den  Vasa  efferentia  entspringen  sollen  und  in  der 
Richtung  ziu*  Papille  abwärts  steigen.  Der  Urspmng  aus  den 
Vasa  efferentia  würde  die  von  HENLE  bisher  gegen  diese  Mei¬ 
nung  ins  Feld  geführte  Tatsache  erklären,  dass  arterielle  Injec- 
tionen  immer  nur  dann  die  Gefässe  der  Pyramiden  füllen,  wenn 


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634 


sie  die  Glomeruli  passiert  haben.  Dag^en  entstehen  aus  den  Ca- 
pillaren  der  Malpighi’schen  Pyramiden  Venen,  welche  ziemlich 
gerade  aufsteigen,  um  sich  schliesslich  in  die  bogenförmigen  Ve¬ 
nenstämme  der  Arcaden  einzusenken. 

11.  Die  Harnleiter. 

Die  beiden  Harnleiter,  üreteres,  sind  lange,  im  leeren 
Zustande  etwas  abgeplattete  Röhren,  welche  von  den  Nieren  nach 
der  Blase  verlaufen,  wdiin  sie  den  abgesonderten  Ham  abführen. 

Sie  begännen  in  dem  Sinus  renalis  in  Gestalt  der  Nieren  - _ - 

kelche,  Calyces  renales,  d.  h.  kurzer  häutiger  ^hläuche,  in 
deren  Lumen  in  die  Nierenpapillen  hineinragen.  Für  gewöhnlich 
umschliesst  jeder  Calyx  nur  eine  Papille,  zuweilen  jedoch  auch 
zwei  und  seltener  sogar  drei  Papillen.  Da  sich  weiterhin  mehrere 
von  diesen  (die  Nierenpapillen  umschliessenden)  Calyces  zu  ge¬ 
meinsamen  Stämmen  zu  vereinigen  pflegen,  so  hat  man  die  erste- 
ren  als  Calyces  minores^  die  letzteren  als  Calyces  majores  bezeich¬ 
net.  Pje_  Calyces  majores  bilden  wiederum  durch  ihre  Vereini¬ 
gung  einen  weiteren  Behälter,  das  Nierenbecke  n.  Pdvis 
renis,  welrhes  ebenfalls  noch  im  Sinus  renalis  liegt.  Aus  dem 
Nierenbecken  geht  nunmehr  der  eigentliche  Ureter  hervor. 

Was  den  Verlauf  des  Harnleiters  betrifft,  so  zieht 
derselbe  von  dem  M.  psoas  major  nach  unten  und  ein  wenig  me- 
dianwärts  in  das  kleine  Becken  hinab,  um  sich  hier  in  den  Bla- 
sengrund  einzusenken.  Auf  diesem  finden  zwischen  dem 

Üretier  ünd^olgenden  Gefässen  drei  Kreuz u n g e n  statt.  Die 
/  erste  Kr e u  z u n g  betrifft  die  Vasa  spermatic a  intt., 
welche  vor  dem  Ureter  abwäite  ziehen~  Die  sich  kreuzenden  Or- 
gane  sind  dabei  vor  dem  Psoas  gelegen.  Die  zweite  Kreu¬ 
zungstelle  entspricht  dem  Eintritte  des  Ureter  in  das  kleine 

Becken.  Die  V  a  s  a  i  1  i  a  c  a,  über  welche  der  Ureter  hier  unge-  _ 

•  fähr_an  ihrer  Teilungstelle  hinw^zieht,  sind  hinter  demselb^ 
gelegen.  Die  dritte  Kreuzung  findet  im  kleinen  Becken 
■  statt,  wo  (beim  Manne)  der  Ductus  deferen s  dicht  vor 
dem  Harnleiter  gelegen  ist.  Beim  Weibe  ziehen  die  Ureteren  etwa 
1 — 1,5  cm  seitlich  von  der  Cervix  uteri,  sdiräg  nach  vom  und 
unten  convergierend,  zur  Blase  hinab,  indem  sie  dabei  entweder 
auf  dem  vorderen  seitlichen  Teile  des  Scheidengewölbes  ruhen 
oder  nur  in  geringer  Entfernung  (etwa  5  mm)  über  dem  letz- 
'  teren  liegen.  Hierbei  kreuzen  dieselben  jederseits  die  A.  uterina, 
_deren  Hauptstamm  jed.erseits  in  der  Rückenlage  dicht  oberhalb. 


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in  der  atifrechten  Stellung  vor  don  Ureter  gelegen  isrf.  Die  Bla-, 
senwand  wird  von  den  Uretern  in  schräger  Richtiing_durch- 
^bdij^^was  zur  Folge  hat,  dass  bei  stärkerer  Füllung  der  Blase 
der  in  ihrer  Wand  verlaufende  Ureterabschnitt  zusammengedrückt 
und  scrniit  seine  spaHförmige  Mündiuigsöffnung  ventilartig  ge¬ 
schlossen  wird.  Auf  diese  Weise  kann  der  einmal  in  die  Blase  ge¬ 
langte  Ham  nicht  wieder  in  den  Ureter  resp.  in  das  Nierenbecken 
zurücktreten. 

Die  Calyces,  das  Nierenbecken  imd  die  Ureteren  sind  innen 
mit  einer  dünnen,  im  Ureter  selbst  längsgefalteten  und  daher  auf 
dem  Querschnitte  ste^öi^aen  Schleimhaut  (Tunica  mucosa) 
ausgekleidet,  welch^iKeinm  geschichteten  Pflaster- 
^e p i t h e  1  (s.  auch  S.  637)  xiaid  einem  bindegewebigen 
Su  bstrat  besteht.  In  den  Calyces  setzt  sich  dies  Epithel  auf 
die  freie  Oberfläche  der  Nierenpapillen  fort.  Das  bindegewe- 
bl  g  e  Substrat  enthält  im  Nierenbecken  und  im  oberen  Teile 
des  Ureter  kldne  Schleimdrüsen,  welche  indessen  immer  nur  in 
geringer  Zahl  Vorkommen.  An  das  bindegewebige  Substrat 
schliesst  sich  aussen  eine  Lage  von  glatten  Muskelfasern 
an  {Tunica  musctdaris),  welche  in  einer  inneren  longitudinalen, 
einer  mittleren  ringförmigen  und  einer  äusseren  wiederum  longi¬ 
tudinalen  Schicht!  angeordnet  sind.  Die  äussere  longitudinale 
Schicht  scheint,  besonders  in  den  oberen  Abschnitten  des  Ureter, 
vielfach  sdiwach  entwickelt  zu  sein,  weshalb  wohl  HENLE  angibt, 
dass  der  Ureter  nur  aus  einer  äusseren  ringförmigen  und  einer 
inneren  longitudinalen  Schicht  bestehe.  Auf  die  Musculatur  'f(dgt 
zuletzt  eine  Art  von  bindegewebiger  Tunica  adventitia, 
welche  vcm  innen  nach  aussen  immer  lockerer  wird. 

HI.  Die  Harnblase. 

Die  Harnblase,  Vesica  urinaria,  ist  ein  je  nach  dem  Ge¬ 
schlecht  und  Füllungszustande  verschieden  geformter  Sack,  wel¬ 
cher  als  Reservoir  für  den  von  den  Nieren  abgesonderten  Ham 
dient.  Beim  Manne  ist  die  Blase  in  gefülltem  Zustande  ei- 
förmig,  in  leerem  und  völlig  strahiertem  Zu^nde  kugelig. 
Beim  Weibe  st^t  die^  gefüllte  Blase  ebenfalls  einen  annähernd 
eiförmigen  Körper  dar,  welcher  jedoch  stets  etwas  in  die  Breite 
gezogen  aussieht.  Die  leere  weibliche  Blase  erscheint  dagegen 
immer  an  ihrem  Scheitel  naptförmig  eingedrückt,  in  völlig  contra- 
hiertem  Zustande  wahrscheinlich  ebenfalls  kugelige  Man'  unter¬ 
scheidet  an  der  Blase  einen  unteren  Teil  oder  Blasengrund, 


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.Fundus  vesicae,  einen  mittleren  oder  Blasenkörper,  Corpus 
vesicae.  und  einen  oberen  Teil  oder  Blasenscheite  1,  Vertex 
vesicae.  Alle  diese  Teile  sind  jedoch  nidit  deutlich  von  einander 
abzugrenzen.  An  den  Blasengrund  schliesst  sich  beim  Manne  tm- 
mittelbar  die  Prostata  an.  Ein  eigentlicher  B 1  a  s  e  n  h  a  1  s,  Col¬ 
lum  vesicae,  d.  h.  ein  trichterförmiger  Fortsatz  der  Blase  beim 
Übergange  in  die  UreÖira,  existiert  nicht.  Höchstens  findet  äcb 
an  den  Blasen  älterer  Leute  mit  stark  entwickelter  Prostata  mit¬ 
unter  eine  Art  von  Basfond,  d.  h.  eine  tellerförmige  Vertiefung 
vor,  weldie  der  stark  verbreiterten  Prostatabasis  entspricht. 

Die  Lage  der  Blase  ist  unmittelbar  hinter  der  Symphy- 
sis  Qssium  pubis^  mit  der  sie  durch  lockeres  Bindegewebe  ver¬ 
bunden  ist,,  und  welche  sie  beim  Erwachsenen  nur  im  gefüllten 
Zustande  überragt.  Je  mehr  sie  gefüllt  ist,  tun  so  höher  muss  sie 
stehen.  Beim  Foetus  und  Kinde  wird  dagegai  die  Blase  durch  .  . 
das  im  frühesten  Lebensalter  sehr  kurze  Lig.  umbilicale  medium 
(vesicae  medium)  ständig  (^)erhalb  der  Symphyse  festgehalten.  In 
Folge  dessen  hat  die  Blase  hier  mehr  Spindelform  und  erscheint 
in  leerem  Zustande  von  vom  nach  hinten  at^eplattet.  Nach  hin¬ 
ten  grenzt  sie  W  dem  Manne  _an  die  ^nKnblasen  und  das  Rec- 
tum.  Beim  Weibe  sind  dagegen  hinter  der  Blase  die  Vagina  und_ 
~31e  Cövix  Uteri  gelegen,  welche  mit  ihr  dufchninässig  lockeres 
Bindegewebe  verbunden  sind.  Vom  Corpus  uteri  wird  sie  durch 
die  Excavatio  vesicouterina  getrennt. 

Was  die  Beziehungen  des  Bauchfelles  zur 
Blase  betrifft,  so  geht  dasselbe  bei  vollständig  entleerter  Blase 
__von  d^  hinteren  oberen  Symphysengegend  aus  auf  den  Blasen-  ___ 
ischeitel  über,  ohn^eine  Einbuchtung  zwischen  Symphyse  und  Blase 
zu  bilden.  Füllt  sich  aber  die  Blase  mehr  und  mehr,  so  steigt  mit 
dem  Scheitel  auch  das  Bauchfell  in  die  Höhe  und  entfernt  sich  in 
demselben  Masse  von  der  Symphyse.  Bei  vollständig  gefüllter 
Blase  endlich  beträgt  diese  Entfernung  3 — 5  cm.  Das  Bauchfell 
bedeckt  alsdann  den  Blasenscheitel  wie  eine  Kapuze  und  zeigt 
zwischen  Blase  und  vorderer  Bauchwand  eine  leichte  Einsenkung 
nach  unten,  weldie  durch  das  Lig.  umbilicale  medium  in  zwei 
_  Gruben,  die  Fossae  supravesicales,  geteilt  wird.  In  der  grössten 
Entfernung  von  der  Symphyse  befindet  sich  das  Bauchfell,  wenn 
man  zugleich  mit  der  Blase  auch  das  Rectum  künstlich  mit  Flüssig¬ 
keit  angefüllt  hat.  Man  kann  in  diesem  Falle,  wenn  man  dicht 
oberhalb  der  Symphyse  die  Bauchwand  öffnet,  leicht  die  Blase  er¬ 
reichen,  ohne  das  Bauchfell  zu  verletzen.  Den  mit  lockerem  Binde- 


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gewebe  ausgdüllten  Raum  zwischen  Peritcmaeum  und  vorderer 
Bauchwand,  in  welchm  sich  die  Blase  bei  stärkerer  Füllimg  so¬ 
zusagen  hineindrängt,  hat  man  als  Cavum  praeperüonaeale  s.  Ca- 
vum  Retzii  bezeichnet. 

Zur  Befestigung  des  Blasenscheitels  an  der  Bauchwand 
sollen  die  drei  Liga,  umbilicalia  s.  vesicae  s.  vesico-umbilicalia 
dienen.  Diesem  Zwecke  entspricht  jedoch  eigentlich  nur  das  Lig. 
umbilicdle  medium,  der  ehemalige  Urachus,^)  welches  vom  höch- 
sten  Punkte  des  Scheitels  zum  Nabel  verläuft.  Die  beiden  Ligg. 
unMicaiialateralia,  die  obliterierten  Nabelarterien,  ziehen  dagegen 
von  der  A.  hypogastrica  über  die  Seite  des  Blasenscheitels  ztun 
Nabel  hin,  ohne  mit  der  Blase  allzu  fest  verbunden  zu  sein.  Wie 
bereits  erwähnt  wurde,  ist  das  Lig.  umbilicak  medium  beim  Foe- 
tus  und  beim  jungen  Kinde  verhältnismässig  viel  kürzer  als  beim 
Erwadisenen.  Die  Blase  wird  somit  dtu-di  dasselbe  näher  an  den 
Nabel  herangezogen  und  überragt  in  diesem  Lebensalter 
auch  in  leerem  Zustande  die  Symphyse,  wobei  sie  aber  stets 
zwischen  Bauchwand  und  Peritonaeum  eingeschot>en  bleibt,  so 
dass  sich  das  Bauchfell  weder  bei  leerer,  noch  bei  voller  Blase 
zwischen  die  vordere  Bauchwand  und  die  Harnblase  einsenkt.  Es 
hat  demnach  die  kindliche  Blase  trotz  ihres  höheren  Standes  an 
ihrer  Vorderfläche  keinen  Bauchfellüberzug.  Betreffs  der  sogen. 
Ligg.  pubovesicalia  und  der  in  ihnen  gelegenen  glatten  Muskel¬ 
fasern  ist  bei  den  Fasden  des  Dammes  nachzusehen. 

Die  Wand  der  Blase  ist  an  ihrer  Innenfläche  mit  einem 
geschichteten  Epithel  bekleidet,  welches  je  nach  dem 
Füllungszustande  der  Blase  ein  verschiedenes  Aussehen  zeigt,  in¬ 
dem  es  sich  bei  stärkerer  Ausdehnung  der  Blasenwand  verbreitert 
und  abplattet  Während  dasselbe  bei  gefüllter  Blase  vcm 
gewöhnlichem  geschichteten  Pflasterepithel  nicht  zu  unter- 
scHeiden  ist,  nimmt  es  bei  contrahierter  Blase  eine  mehr 
cübische  Beschaffenheit  an.  Wichtig  ist  es,  dass  in  den  tieferen 
^ÜHelscHichien  hier  ebenso  wie  in  den  Calyces,  dem  Nierenbecken 
und  Ureter  sehr  unregelmässig  gestaltete  Zellen  Vorkommen,  wel¬ 
che  vielfach  geschwänzt,  d.  h.  in  Winkel  oder  Fortsätze  ausge¬ 
zogen,  erscheinen.  Das  Epithel  sitzt  auf  einem  mit  elastischen 
Elementen  gemischten  bindegewebigen  Substrat,  wel- 


*)  Der  U  r  a  c  h  u  s  bildet  beim  Foetus  einen  offenen  Gang,  welcher 
die  Höhle  der  Blase  mit  derjenigen  der  Allantois  verbindet. 


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638 


ches  um  die  Einmündungstellen-  der  Ureteren  herum  kurze  Pa¬ 
pillen  zeigt,  ln  der  Nähe  der  Hamröhrenmündtmg  sind  zuweilen 
schon  kleine  tnbulöse  Drüsen  vom  Charakter  der  Prostatadrflsen 
(Glandulae  vesicales)  vorhanden.  An  die  Schleimhaut  schliesst  sich 
nach  aussen  eine  beträditliche  bindegewebige  Submucosa  und 
an  diese  eine  Lage  glatter  M  u  s  kelfasern  an.  welche 
in  drei  Schichten  angeordnet  ist.  Die  innerste  Schicht  besteht  aus 
1^-  n  e  t  z  a  r  t  i  g  mit  einander  verbundenen  Muskeltaserbflndeln, 
welche  bei  stärkerer  Entwickelung  der  Blasenmusculatur  die 
Schleimhaut  vorwölben,  so  dass  die  Inneidläche  der  Blase,  den 
Maschen  des  Netzwerkes  entsprechend,  starke  Buchten  enthalten 
kann  (sog.  Balkenblase).  Aut  diese  netzförmige  Lage  folgt  eine 
ringförmige  Schicht.  Diese  Ringfaserschicht  wird  wiedenmi 
an  ihrer  Aussenfläche  von  Fo  n  g  i  t  u  d  i  n  a  1  e  n  Faserzügen  be- 
deckt,  die  an  der  vorderen  und  hinteren  Fläche  der  Blase  beson- 
ders  stark  entwickelt  sind  und  in  ihrer  Gesamtheit  auch  als  Jf., 

_  detrusor  urinae  bezeichnet  werden.  Beim  Übergange  der  Blase  in 
die  Harnröhre  Ycrdickt  sich  die  Ringmusculatur,^n»M7t<s  urethralis,  '  ■ 
und  geht  continuierlich  in  den  ringförmigen  jlf.  sj^Amcter  wgtcae  tnf. 

über,  wejcher  ^reits  den  Anfang  der  Urethra  umschUesst.  Beim _ 

Manne  ist._der  -M-.  ^sphincler  vesicae  int,  somit  in  d  e  f  P  r  o~^ 
stata  gelegen.  Als  Sf7sj>)iincter  vesicae  ext.  werden  afculäre 
q  u  e  r  g  e  s  t  r  e  i  f  t  e  Fasern  bezeichnet,  w^he  Ebenfalls  in  der 
.Prostata  (s.  daselbst)  gelegt  smd^ 

Am  Blasengrund-e  bildet  die  Schleimhaut  einen  drei¬ 
eckigen  Wulst,  das  Triaonum  v>^sicae  s.  Trigonum  Lieutaudi,  dessen 
Basis  nach  oben  und  dessen  Spitze  nach  unten  gerichtet  ist.  Die 
beiden  Ecken  der  Basis  werden  durch  die  Einmündungstellen  der 
beiden  Ureteren  gebildet^  welche  beim  Durchtritte  durch 
die  Wand  der  Harnblase  eine  Falte.  Plica  ureterica,  bilden.  Streng 
genommen,  besteht  das  Trigonum  Lieutaudi  aus  einem  zwischen 
den  Ureterenmündungen  verlaufenden  Querwulste.  Plica  interurete- 
rica,  und  einem  Längsw.ulste,  Uvula  vesicae  ( Luelte  vesicale  der 
Franzosen),  welcher  zu  dem  vorigen  senkrecht  steht  und  mit 
seinem  vorderen  Ende  in  die  Harnröhre  hineinzieht,  ^nn-  man 
von  der  Schlejmhaut^bsieht,  so  enthält  das  Dreieck  glatte  Muskel- 
—faaem^.  welche  in  der  etwas  stärker  hervortretenden  Basis  von  einer 
Uretermündung  zur  anderen  hinziehen,  während  sie  in  dem  eben 
erwähnten  Längswulste  longitudinal  verlaufen.  Die  glatten  Mus¬ 
kelfasern  des  Trigonum  Lieutaudi  sind  mit  zahlreichen  elastischen 
Fasern  untermischt. 


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639 


Da  die  Schteimhaut  der  Blase  keine  eigenflichcn  Schleim¬ 
drüsen  besitzt  —  denn  die  in  der  Nähe  der  Urethralmündung  be¬ 
findlichen  Drüsen  sind  als  solche  wohl  kaum  anzusdien — ,  so 
kann  der  bei  Blasencatarrhen  abgesonderte  Schleim  nur  als,  ein 
Secreticmsprodukt  der  Epithelzellen  angesehen  werden. 


D.  Die  männlichen  Geschlechtsorgane. 

Zu  den  männlichen  Geschlechtsorganen  ge¬ 
hören:  1)  die  Hoden  nebst  ihren  Hüllen,  2)  die  Samen¬ 
leiter  und  S  a  m  e  n  b  1  a  s  e  n,  3)  die  H  a  r  n  r  ö  h  r  e,  4)  die 
Schwellkörper  des  Penis.  Der  grösste  Teil  der  Harn¬ 
röhre  ist  mit  den  letzteren  zum  männlichen  Begattungs¬ 
glied  e ,  Penis,  vereinigt.  Ferner  kann  man  noch  zu  den  Ge¬ 
schlechtsorganen  das  sog.  Girald6s’sche  Organ  (die Pa- 
radidymis  HENLE)  rechnen. 

I.  Die  Hüllen  des  Hodens. 

Die  Hüllen  des  Hodens  können  als  eine  Aussackung 
(ein  Divertikel)  der  vorderen  Bauchwand  aufgefasst  werden,  in 
welche  die  ursp^glich  in  der  Bauchhöhle  zu  beiden  Seiten  der 
.Wirbelsäule  gelegenen  und  an  ihro-  Volarfläche  vom  Bauchfelle 
überzogenen  Hoden  hinabgestiegen  sind.  Noch  bevor  die  Hoden 
ihren  Descensus  beginnen,  bildet  nämlich  die  vordere  Bauchwand 
an  der  Stelle,  wo  sich  später  der  Leistenkanal  befindet,  jederseits 
eine  Aussackung,  weiche  aussen  in  Gestalt  des  sogen.  Genital¬ 
wulstes  sichtbar  ist.  Die  linke  und  redite  Aussackung  ver¬ 
wachsen  schliesslich  miteinander,  wodurch  der  Hodensack 
entsteht.  Die  Verwachsungstelie  ist  auch  bei  Erwachsenen  an  einer 
medianen  Leiste,  der  sogen.  Eaphe,  deutlich  kenntlich.  Es  ist  da¬ 
bei  zu  betonen,  dass  sich  die  ganze  Bauchwand,  also  auch  das 
Peritonaeum,  an  dieser  Aussackung  beteiligt:  derjenige  Teil  des 
Peritonaeum,  welcher  in  den  Hodensack  hinabsteigt,  wird  als  Proc. 
vaginalis  peritonaei  bezeichnet. ')  Der  Proc.  vaginalis  steht  natür¬ 
lich  ursprünglich  in  der  Richtung  des  Pfeiles  auf  Fig.  3^  durch 

>)  Nach  einer  anderen,  in  einigen  anatomischen  LehrbUchem  ge¬ 
gebenen  Darstellung  soll  das  Peritonaeum  nicht  von  vornherein  in  die  für 
den  Hoden  bestimmte  Aussackung  hinabsteigen,  sondern  erst  später  von 
dem  wandernden  Hoden  in  die  letztere  hinabgezogen  werden. 


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640 


einen  offenen  Gang  mit  der  Bauchhöhle  in  Verbindung.  Später 
obliteriert  dieser  Gang  und  der  Proc.  vaginalis  ist  meist  schon 
nach  der  Geburt  nur  in  Fwm  einä~cltinhen  Bindegewebstranges 
{Lig.  vaginale)  vorhanden.  Bleibt  er  natji^der  fifhiu-t  offen,  so  ist 
natürlich  die  Gefahr  vorhanden,  dass  Darmschlingen  aus  der 
Bauchhöhle  in  denselben  hineintreten.  Derartige  Brüche  hat  man 
als  angeborene  Leistenbrüche,  Hertiiae inguinales cow- 
genitae,  bezeichnet.  Noch  während  der  Kode  hoch  in  der  Bauch- 


Haut 

Faset a  super ftcaSt 
M.oMiquusaöd.ext. 
MMiguusabd.  int 
M.  transversus.a6dz 
Fasern  transversaltdz 
Peritoneum 


Vas  deferens 


Scrotnm 
Tunica  durtos 
Cooper'scheFascie 
M.cremaster  externus 
Tunica  vupinalis  communis 
Mxremaster  internus 
Pariet.Biatt).  ITunica  va- 
ViscerBlatnigin 


Iginaiisproprim 


Fig.  34. 

Schema  der  Hüllen  des  Hodens. 

Die  glatte  Muskulatur  ist  durch  punktierte  rote  Linien  angedeutet  Derjenige  Teil  des  Proc.  vagi¬ 
nalis  peritonaei,  welcher  beim  Erwachsenen  obliteriert,  ist  schwarz  punktiert 


höhle  gelegen  ist,  ist  bereis  sein  unteres  Ende  mit  dun  Grunde 
der  entsprechenden  Aussackung  durch  einen  mit  glatten  Muskel¬ 
fasern  versehenen  Strang,  das  sogen.  Leitband  des  Ho¬ 
dens,  Gubemaeulum  iesüs  s.  Hunteri,  verbunden,  welches  seine 
Länge  nicht  wesentlich  ändert,  auch  wenn  der  Embryo  sich  stark 
vergrössert.  Schon  dadurch  muss  der  Hode  bei  zunehmendem 
Wachstum  des  Embryo  allmählich  immer  weiter  nach  abwärts 
rücken.  Zweifelhaft  erscheint  es,  ob  die  glatten  Muskelfasern  des 


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641 


Bandes  direkt  dazu  dienen,  den  Hoden  abwärts  zu  ziehen.  Jeden¬ 
falls  bewegt  sich  also  der  Hode  hinter  dem  Peritonaealüberzuge 
der  hinteren  Baucliwand  abwärts  nach  dun  inneren  Leistenring 
hin,  passiert,  vom  Gubemaculiun  geleitet,  den  Leistenkanal  und 
gelangt  schliesslich  neben  toder  mitl  dem  Proc.  vaginalis  peri- 
tonaei  in  den  Grund  des  Hodensackes.  Hier  wird  er  alsdann  von 
dem  Proc.  vaginalis  peritonaei  vollständig  umwachsen.  Nach 
Öbiiteration  des  auf  Fig.  34  punktiert  dargestellten  Teiles  des 
Proc.  vaginalis  bildet  der  letzte  Oberrest  desselben  einen'  serösen 
Sack,  welcher  den  Hoden  umgibt  wie  der  Herzbeutel  das  Herz  und 
somit  auch  ein  viscerales  und  ein  parietales  Blatt  besitzt.  Dieser 
Sack  ist  die  Tunica  vaginalis  propria  testis.  Da  die  Höllen  des 
Hodens  eine  Aussackung  der  gesamten  Bauchwand  bilden,  müssen 
wir  auch  sämtliche  Schichten'  der  letzteren  in. ihnen  wiederfinden; 
es  sind  von  aussen  nach  innen  gerechnet  folgende: 

1.  Der  Hodensack.  Scrotum.  eine  Fortsetzung 
der  äusseren  Haut,  stellt  einen  schlaffen,  faltigen  Sack 
dar,  welcher  in  der  Medianebene  entsprechend  der  bereits  erwähnten 
ten  Raphe  durch  ein  bindegewebiges  Septum  in  zwei  Hälften  ge¬ 
schieden  wird.  Vor  der  äusseren  Haut  ist  das  Scrotum  dadurch 
ausgezeichnet,  dass  es  dunkler  pigmentiert,  mit  grossen  Haaren 
besetzt  und  vollständig  fettlos  ist.  ^  den  Haarfollikeln  des  Ho- 
deasackes.  sitzen  ,  sehr  grosse  Talgdrüsen,  ,  welche  man  mit  blossem 
Auge  sehen  kann,  wenn  man  das  abgezogene  Scrotum  an  seiner 
Innenfläche  betrachtet. 

2.  Die  FleischhautdesHodens,  Tunij-/!.  ^nrf^s  wirrf 
von  einigen  Autoren  als  eine  Fortsetzung  der  Fascia  superficialis 
abdominis  betrachtet,  wie  dies  z.  B.  auch  in  Fig.  34  dargestellt  ist. 
Richtiger  ist  es  vielleicht  mit  HBNLB,  dieselbe  ledigjlich  als  eine 
modifizierte  F ortsetz u n.j[^_  des  subcutanen  Fett- 
g  e  w  e  b  e s  dejL^auchbaut.zu  betrachten.  Die  Tunica  dartosstellt 
nämlich  eine  ziemlich  feste  Bindegewebslage  vor,  in  welche  beson¬ 
ders  vom  und  an  den  Seiten  des  Scrohun  ^Ireiche  glatte  Mus¬ 
kelfasern  eingewebt  sind,  die  bald  parallel  verlaufen,  bald  sidi  in 
verschiedenen  Richtungen  durchkreuzen  und  durch  ihre  Contrac- 
tion  eine  starke  Runzelung  des  Hodensackes  hervomifen.  Eine 
derartige  Ccmtra^on  kaim'  z.  B.  bei  Einwirkung  der  Kälte,  nach 
einem  kalten  Bade  etc.  beobachtet  werden. 

Eine  zweite,  viel  stärkere,  sehr  lockere  Bindegewebschicht  liegt 
zwischen  der  Tunica  dartos  und  der  nächstfolgenden  Hülle  des 
Hodens.  Sie  ist  es  hauptsächlich,  welche  die  leichte  Verschieblich- 

Broeeike,  Anatomie.  9.  Anfl.  41 


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642 


keit  des  Hodens  im  Scrotum  ermöglicht.  Bei  alten  Leuten  pflegt 
sie  eine  festere  Beschaffenheit  anzunehmen  und  sehr  dick  zu  wer¬ 
den.  Da  diese  Lage  (cf.  H  e  n  1  e  p.  438)  zuerst  von  CÖOPER  be¬ 
schrieben  sein  soll,  so  ist  dieselbe  auch  als  Cooper’sche 
F  a  SIC  i  e  ,  Fascia  Cooperi,  besonders  bezeichnet  worden.  HYRTL 
versteht  dagegen  wcrfil  mit  mehr  Recht  als  Cooper’sche  Fascie 
eine  dünne  Bindegewebslage,  welche  sich  am  äusseren  Leistenrii^e 
von  den  Sdinenfasem  des  M.  obliquus  abdcMninis  extemus'  aus 
längs  der  Aussenif lache  des  M.  cremaster  ext. 
auf  den  Samenstrang  und  sogar  bis  zum  Hoden  abwärts  verfolgen 
lässt  und  die  letzteren  Organe  eng  umhüllt  (Intercolumnar- 
fascie  der  Chirurgen,  Fascia  cremasterica  s.  Vagina  Scarpae  aut.). 
Die  letztere  Bindegewebslage^)  würde  also  eine  Fortsetzung  des  M. 
obliquus  abd.  ext.  bilden  (in  Fig.  34  nidit  dargestellt). 

3.  Der  Heber  des  Hodens.  M.  cremaster  (externus).  bildet  eine 
Fortsetzung  des  M.  obliquus  abdominis  in t e^ 
n  u  s ,  des  einzigen  Bauchmuskels,  welcher  an  der  Stelle  des 
Leistenkanales  nicht  mehr  sehnig,  sondern  ncxÄ  muscuiös  ist.  Der 
M.  cremaster  umgreift  mit  seinen  Fasern  den  Samenstrang  und 
den  Hoden  schlingenförmig  oder  richtiger  schleudeildrmig  und 
zieht  somit  den  Hoden  bei  seiner  Contraction  aufwärts.  Da  der 
M.  cremaster  aus  quergestreiften  Muskelfasern  besteht,  so  müsste 
man  mittels  desselben  (ten  Hoden  willkürlich  heben  können,  wenn 
der  Muskel  genügend  geübt  wäre. 

4.  Die  gemeinsam!  eScheidenhaut, 

comm^is.  bildet  eine  Fortsetzung  der  Fascia  trans- 
versalis  abdominis  und  ist  eine  dünne,  aber  doch  ohne 
Schwierigkeit  isolierbare  Haut,  welche  jederseits  den  Samenstrang, 
Hoden  und  Nebenhoden  allseitig  umhüllt.  An  der  Innenwand  der 
Tunica  vaginalis  communis  lassen  sich  durch  das  Microscop 
glatte  Muskelfasern  nachweisen,  welche  den  sogen.  M.  cremaster 
internus  bilden,  dessen  Fasern  nach  KOELLIKER  durch  weitere  Ent¬ 
wickelung  des  ehemaligen  Gubemaculum  testis  entstanden  sind. 

5.  Die  besondere  Scheidenhaut 

propria,  ist,  wie  schon  erwähnt,  ein  Derivat  des  Peritonaeum  und 
bildet  einen  serösen,  mit  Endothel  (nach  älterer  Terminologie  mit 
Epithel)  ausgekleideten  Sack,  in  welchen  der  Hode  und  Neben- 

Es  mag  hier  bemerkt  werden,  dass  verschiedene  Autoren,  wie  z.  B. 
Gegenbaur,  die  Tunica  d  a  r  t  o  s  als  eine  Schicht  des  Scrotum,  die 
Cooper’sche  Fascie  dagegen  als  Fortsetzung  der  Fascia  superf. 
abdominis  betrachten. 


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643 


hode  mit  Ausnahme  ihres  hinteren  Randes  vollständig  eingestülpt 
sind.  Das  parietale  Bla  ft  dieser  Haurist  mit  deF  Tunica 
vaginalis  communis  ziemlich  fest  verbunden.  Das  viscerale 
Blatt  liegt  der  Oberfläche  des  Hodens  unmittelbar  an  und  ist 
nut_ihr  untrennbar  verwachsen.  Die  zwischen  beiden  Blättern 
befindliche  seröse  Höhle  der  Tunica  vaginalis  propria  ent¬ 
hält  meistens  nur  sehr  wenig  Flüssigkeit.  Bei  gewissen  patholo¬ 
gischen  Zuständen  kann  sich  diese  Flüssigkeit  jedoch  sehr  ver¬ 
mehren  und  dann  den  sogen.  Wasserbruch,  Hydro^de,  darstellen. 

6.  Die  Faserhaut  des  Hodens, 
te&üs.  bildet  eine  weisse,  feste,  ziemlich  dicke  Bindegewebschicht, 
welche  an  der  Innenfläche  der  vorigen  Lage  den  Hoden  umhüllt 
und  eigentlich  gar  keine  besondere  Schicht  darstellt,  da  sie  mit 
dem  visceralen  Blatte  der  Tunica  propria  so  fest  verwachsen  ist, 
dass  beide  nur  künstlich  getrennt  werden  können. 

II.  Der  Hode  und  Nebenhode. 

Der  Hode,  Testis,  s.  Testiculus  s.  Didymis,  ist  ein  seitlich 
etwas  abgeplatteter  ovaler  Körper,  an  welchem  man  ein  oberes 
und  ein  unteres  Ende,  eine  mediale  und  eine  laterale 
Fläche,  ferner  einen  convexen  vorderen  und  einen  geraden 
hinteren  R  an  d  unterscheidet.  Das  obere  Ende  steht  in  der 
natürlichen  Lage  des  Hodens  gewöhnlich  etwas  nach  vorn  über¬ 
geneigt.  Ausserdem  pflegt  der  linke  Hode  meistens  etwas  tiefer 
zu  stehen  als  der  rechte,  was  wahrscheinlich  damit  züsämmen- 
hängt,  dass  sich  das  Blut  in  den  venösen  Geflechten  der  linken 
V.  spermat.  int.  leichter  staut  und  somit  schon  durch  sein  grösseres 
Gewicht  den  Hoden  herabzieht  (s.  auch  S.  355). 

An  dem  hinteren  Rande  des  Hodens  (S.  Fig.  35)  liegt 
der  Nebenhode,  Epididymis  s.  Paratestis,  an  dem  man  ein  ver¬ 
dicktes  oberes  Ende,  den  Kopf,  Caput  epididymidis,  ferner  ein 
Mittelstück,  den  Körper,  Corpus  epididymidis,  und  ein  unteres 
Ende,  den  Schwanz,  Cauda  epididymidis,  unterscheidet,  wel¬ 
cher  nach  hinten  und  oben  umbiegt,  um  in  den  Samenleiter, 
Ductus  s.  Vas  deferens,  überzugehen.  Der  Kopf  steht  mit  dem 
Hoden  durch  die  aus  dem  letzteren  austretenden  Vasa  efferentia 
testis  im  Zusammenhang.  Der  übrige  Teil  des  Nebenhodens  ist 
dagegen  lediglich  durch  eine  Duplicatur  des  visceralen  Blattes 
der  Tunica  vaginalis  propria  testis,  das  sog.  Lig.  epididymidis,  mit 
dem  Hoden  verbunden.  Diese  Duplicatur  geht  von  der  medialen 
Fläche  des  Hodens  straff  auf  den  Nebenhoden  über,  während  sie 

41* 


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644 


an  der  lateralen  Seite  sich  zwischen  Hoden  und  Neben¬ 
hoden  ziemlich  tiefeinsen  kt  ( Sinus,  so  dass 

man  die  laterale  und  die  mediale  Fläche  beider  Organe  audi  dann 
deutlich  erkennen  kann^  wenn  sie  aus  dem  Hodensacke  entfernt 
sind. 

Jn  dem  Bindegewebe  des  Samenstranges  und 
von  den' Blutgefässen  des  letzteren  umschlossen,  liegt  zwischen 
dem  Kopfe  des  Nebenhodens  und  dem  Ductus 
(Vas)  d e f e r e n s  eint  länglicher,  rötlich  aussehender  kleiner 
Körper,  das  Giraldes*sche  Organ  oder  die  Paradidymis, 
welche  einen  Ülxrr^  d«  beim  Foetus  vorhandenen  Wolff’schen 
Körpers,  der  Urnier^  Erstellt  und  aus  einem  Häufchen  knäuel¬ 
förmig  gewundener  blinder  Drüsenschläuche  bestdit-  Diese 
Drüsenschläuche  sind  mit  fetthaltigen  oder  in  Zerfall  begriffenen 

cvlindrischen  Epithelzellen  und'  einer  jerö^  Flüssigkeit _ ausge- 

füllt.  Am  Kopfe  des  Nebenhodens  oder  dem  zu¬ 
nächst  gelegenen  Teile  des  Hodens  finden  sich 
ferner  nicht  selten  Anhänge,  die  baden  Morgagni ’s  chen 
Hydati'den,  von  denen  gewöhnUch  die  eine  als  gestielte,  die 
andere  als  ungestielte  oder  nach  Waldeyer  besser  als  lappige 
Hydatide  bezeichheFwird!" Die  ungestielte  oder  1  a p - 
.jp  i  ge  Hydatide.  Avvendia:  testts,  verdiem  den  Namen  ,H  V- 
d  a  t  i  d  e“  insofern  nicht,  als  sie  kein  mit  Flüssigkeit  gefülltes 
Bläschen,  sondern  einen  soliden  an  seiner  Oberfläche  mit  Flim- 
merepithel  bekleideten  Körp^  darstellt,  welcher  meistens  kolben- 
iöimig  und  abgeplattet  ist.  Ausnahmsweise  kann  diese  Hydatide 
übrigens  trotz  ihres  Namens  audi  gestielt  oder  durdi  Einschnitte 
geteilt  sein.  Ein  in.  ihrem  Jnnem  enthaltenes,  mit  Flimmerepithel 
ausgekteidetes  Kanälchen  kaim  mitunter  mit  dem  Kopfe  des  Ne¬ 
benhodens  Zusammenhängen'  und  dann  Spermatozoen  führen. 
Entwickelui^geschichtlich  ist  sie  wahrscheinlich  als  ein  Analogon 
des_  abdominalen  Tubenendes  beim  Weibe  aufzufassen.  Die  g  e  - 
stielte  Hydatide,  Appendix  epididynädis,  bildet  em  Bläs¬ 
chen,  welches  an  einem  bindegewebigen  Stiele  hängt  und  eine 
klare  seröse  Flüssigkeit  mit  rudimentären  Zellen  und  Kernen  ent¬ 
hält.  Über  ihre  Bedeutung  ist  nichts  Gewisses  bekannt. 

Wenn  man  den  Hoden  der  Länge  nach  durch  einen  von 
seinem  vorderen  bis  zu  seinem  hinteren  Rande  gehenden  Schnitt 
in  zwei  Hälften  teilt,  so  sieht  man  bei  Betrachtung  der 
Schnittfläche  von  der  Albuginea  aus  eine  Reihe  von 
bindegewebigen  Scheidewänden,  Septula  testis,  etwas,  ctmver- 


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645 


gierend  nach  dem  hinteren  Rande  des  Hodens  hinziehen,  wo  sie 
sich  zu  einer  dichten  Bindegeiwebsmasse,  dem  sogen.  Mediasti¬ 
num  testiB  s.  Corpus  Highmori,  vereinigen.  Durch  diese  Binde- 
gewebsmasse  treten  auch  die  Vasa  spermatica  intt.  nd>st  den  sie 
begleitenden  _^mpatbischen  Nerveo  vcm  hinten  jn  den  .HödOT  fiiff 
ein.  Die  Muskelfasern  des  Cronaster  int.  bilden  hier  eine  mit¬ 
unter  recht  starke  Auflagerm^,  welche  als  der  eigentliche  letzte 
Überrest  des  Gubemaculum  Hunten  betrachtet  wird.  Zwischen 


Tubidi  fubuli 
reeti  contorti 


Fig.  35. 

Schema  fflr  den  Verlauf  der  SammelkanXlchen. 

den  Septula  testis  kann  man  in  dem  weichen,  gelblichen  Hoden¬ 
parenchym  schon  mit  blossem  Auge  die  Windungen  der  Samen¬ 
kanälchen,  Tubuli  seminiferi,  erkeimen.  Von  der  Innenfläche 
der  Tunica  albuginea  und  den  Septula  testis  sind  sie  jedodi  noch 
durch  eine  besondere  gefässreiche  Bindegewebschicht,  Imwico 
vascidqsa  s.  erythroides,  geschieden.  Die  zwischen  def)  Septula 
gel^enen  Abschnitte  des  Hodens  werden  auch  als  Lobtdi  tesüs 
bezeichnet.  Auch  von  der  Albuginea  des*  Nebenhodens  gehen 


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646 


unvollkcmimene  bindegewebige  Scheidewände  in  das  Innere  des 
letzteren  hinein,  welche  die  sogen.  Lobuli  epididymidis  von  ein¬ 
ander  abgrenzen. 

Der  Verlauf  der  Samenkanälchen  ist  folgender 
(s.  Fig.  35).  Sie  beginnen^)  an  der  Peripherie  des  Hodens  und 
ziehen  unter  mannigfachen  Windungen  als  von  hier 

h,  nach  dem  Mediastinum  testis  hin.  Kurz  voiTdemEinmtt  in  das 
letztere  gehen  sie  in  die  geraden  Kanälchen,  die  Tubuli  recti,  über. 
2/ .  Die  Tubuli  senken  sich  alsdann  sämtlich  in  das  jsitediastinum  testis 
ein  und  geheü  dort  in  ein  Netzwerk  von  Gängen  über,  welches 
das  ganze  Mediastinum  durchzieht  und  als  Bete  testis  s.  vascu- 
losum  Halleri  bezeichnet  wird.  Aus  diesem  noch  im  Hoden  ge¬ 
legenen  Netzwerk  gehen  alsdann  am  pursten  Teile  Medi;^ 
astinum_12 — 14  kleine  Kanäle,  die  Ductuli  efferentes  s.  Vasa 
efferentia  testis  s.  Graafiana,  heraus  und  in  den  Kopf  des  Neben- 
hodens  hinein,  wo  sie  sich  zu  kegelförmigem  mit  der  Spitze  nach 
dem  Hoden  gerichteten  Knäueln,  den  Ckaii  vasctdosi  Halleri, 
roU^.  Aus  der  Basis  eines  jeden  solchen  Ginus  vasculosus  tntl 
dann  als  Fortsetzung  des  entsprechenden,  zum  Knäuel  aufgeroll¬ 
ten  Vas  efferens  je  ein  kleines  Kanälchen  heraus,  welches  sich  in 
ein  Gefäss  vc«i  grösserer  Weite  Ductus  s.  Vas  epididymidis,  ein¬ 
senkt.  Der  Ductus  epididymidis  entsteht  gewissermassen  durch  den 
Zusammenfluss  der  eben  genannten  Kanälchen  und  durchzieht  hier¬ 
auf  in  vielfachen  Windungen  den  ganzen  Nebenhoden,  um  schliess¬ 
lich  in  den  bereits  erwähnten  Ductus  deferens  überzugehen.  Es 
wäre  noch  zu  erwähnen,  dass  der  Ductus  epididymidis  blinde 
seitliche  Abzweigungen  von  wediselnder  Zahl  imd  Länge  besitzt, 
welche  man  Vasa  aberrantia  testis  genannt  hat.  Der  Hode  und 
Nebenhode  stellen  scmiit  eine  zusammengesetzt  tubulös^Dröse  dar, 
deren  Ausführungsgänge  vielfach  durch  Anastomosen  mit  ein¬ 
ander  Zusammenhängen.  Ihr  Secret,  die  Samenflüssigkeit  (Sperma), 
enthält  als  wichtigsten^  morphologischen  Bestandteil  die  Sa¬ 
mentierchen  oder  Spermatozoen,  auch  Samen- 
f ä d c h e n  oder  Spermatosomen,  neuerdings  Spermien 
genannt,  an  denen  man  den  etwas  abgeplatteten,  verdickten  Kopf, 
ein  schmaleres  Mittelstück  und  den  langen  fadenförmigen  Schwanz 
unterscheidet. 

In  Bezug  auf  den  microscopischen  Bau  des  Ho¬ 
dens  ist  folgendes  zu  bemerken.  Die  Septula  testis  be- 

')  Ob  die  Anfangstücke  der  Samenkanälchen  blind  sind  oder  schleifen- 
förmig  miteinander  Zusammenhängen,  ist  zweifelhaft. 


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stehen  ebenso  wie  die  Tunica  albuginea  aus  festem,  fibrillärem 
Bindegewebe  und  enthalten  die  grösseren  Blutgefässe  des  Hodens. 
Die  Zwischenräume  zwisch enden  S a m e n k a n ä  1- 
cTi  e  n  werdeiflm  Übrigen  durch  ein  Gewebe  ausgefüllt,  welches 
mehr  den  Character  des  embryonalen  Bindegewebes  zeigt,  d.  h.  aus 
einer  homogenen  Grundsubstanz  mit  eing^lagerira  Rundzellen  be¬ 
steht,  welche  mit  Leukocyten  Ähnlichkeit  haben  und  Fett  oder 
Pigmrati)  enthalten  können.  Ausserdem  finden  sich  in  dem  Ge¬ 
webe  zwischen  den  Samenkanälchen  mitunter  Stränge  voneiuthei- 
ähnlichen,  mehr  cubischen,  granulierten  Zellen,  von  denen  man 
glaubt,  dass  sie  entweder  unentwickelte  Hodenkanälchen  (Reste 
des  Wolff’schen  Körpers)  darstellen  oder  vielleicht  zur  Anlage 
neuer  Hodenkanälchen  dienen.  Die  Samenkanäl clie n  selbst 
besitzen  eine  Tunica  propria.  welche  aus  einer  Anzahl  von 
Laimllra  best^t,  von  denen  eine  jede  aus  platten  Endothelzellen 
zusammengesetzt  ist.  Zwischen  diesen  Lamellen  befindenL_sich 
Lymphräume.  Die  Tunica  propria  lunscfaliesst  ntm  eine  mehrfache 
Schicht  von  Zellen,  das  sogen.  Samenepithel,  welches 
ein  sehr  verschiedenes  Aussehoi  zeigt,  je  nachdem  der  Hodesich 
im  Zustande  der  Ridie  oder  Tätigkeit  Ixfindet.  Im  Zustande  der 
Ruhe  bildet  dieses  Epithel  nur  eine  mehrfache  Schicht  von  run¬ 
den  Zellen.  Im  Stadium  der  Tätigkeit  dägi^en  verändern  sich 
diese  Zellen  in  der  Weise,  dass  man  zwei  Zellarten,  nämlich  l>die 
Stütz-  oder  Fusszellen  und  2)  die  Rundzellen  unter¬ 
scheiden  kann.  Die  Fusszellen  (SERTOLI),  Stütz-  oder 
Basalzellen  (MERKEL),  Spermatoblasten(v.  EBNER) 
sitzen  an  der  Tunica  propria  mit  breiter  Basis  auf  und  erstrecken 
sich  mit  ihren  handschuhfingerförmig  ausgdmchteten,  länglichen 
Körpern  in  das  Lumen  der  Samenkanälchen.  Ihr  j^o^r  runder 
K^I  ist  stets  in  ihrem  Basalteile  gel^;en.  Zwischen  den  Fuss- 
oder  Stützzellen  li^en  die  Rundzellen,  welche  von  der  Pe¬ 
ripherie  nach  der  Achse  der  Kanälchen  hin  immer  kleiner  werden. 
Es  ist  in  neuerer  Zeit  viel  darüber  debattiert  worden,  ob 
die  Spermatozoen  sich  aus  den  Stützzellen  oder  aus  den  Rund¬ 
zellen  bilden.  Die  eine  Gruppe  von  Autoren  bezeichnet  die  Stütz¬ 
zellen  als  Samenbildner,  Spermatoblasten,  andere  For¬ 
scher  behaupten,  dass  die  Spermatozoen  sich  aus  den  Rundzellen 
entwickeln,  und  dass  somit  den  letzteren  diese  Bezeichnung  zu¬ 
kommen  müsste.  Wieder  andere  lassen  beide  Zellenarten  sich  bei 

Besonders  stark  pigmenthaltige  derartige  Zellen  sind  im 
Hoden  des  Ebers  anzutreffien. 


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der  Samenbildui^  beteiligen.  Wahrscheinlich  sind  jedoch  die 
Rundzellen  die  eigentlichen'  Samenbildner  und  können  scunitwohl 
mit  Recht  als  die  eigentlichen  Samenzellen  bezeichnet  wer¬ 
den.  Die  Wandschicht  der  Rundzellen  bezeichnet  man  als 
Stammzellen  (Spermiogonieo).  Diese  erzeugen 
durch  Teilung  die  nädiste  Schicht,  die  Samenmutterzel¬ 
len  (Spermiocyte  n),  aus  denen  durch  weitere  Teilungen'  die 
Samentochterzellen  (Praespermiden  o^  Sper- 
m  i  d.£  n)  hervorgehen.  Letztere  reifen,  in  den  am  meisten  nach 
der  Mitte  der  Samenkanälchen  gelegenen,  etwas  gelappt  aussehen¬ 
den  Enden  Her  Stützzfillen  .«sttylcend,  zu  den  Spermien  heran. 
Bei  der  Entwickelung  der  Spermien  spielt  der  Kern  der  Rund¬ 
zellen  eine  Hauptrolle,  indem  aus  ihm  der  wichtigste  Bestandteil 
des  Samenfadens,  der  Kopf,  hervorgeht,  während  es  noch  eine 
offene  Frage  ist,  ob  der  Schwanz  aus  dem  Kern  oder  aus  dem 
Zellprotoplasma  auswächst.  Nur  das  an  der  Grenze  zwischen 
Kopf  und  Schwanz  befindliche,  von  SCHWEIGGER-SEIDEL  sogen. 
Mittelsttick  scheint  sicher  vcm  Zellprotoplasma  abzustammen. 

Da  schon  die  TubuH  recti  reife,  d.  h.  frei  bewegUche  Sper¬ 
mien  enthalten,  so  muss  man  dieselben  bereits  zu  dem  System  der 
Au^ül^ngsgänge  rechnen.  Hieftir  spricht  auch  der  Umstand, 
dass  die  Tubuli  recti  ein  h e H e s  C j^lj nderepithel  ent¬ 
halten,  welches  sich  bis  in  dm  Ductus  deferens  Hontmulerlidi  fort¬ 
setzt.  Doch  ist  dabei  zu  bemerken,  dass  das  Epithel  in  den  sehr 
engen  Gäpgen  des  Rete  vasculosum  Halleri  sehr  niedrig,  fast 
pflasterförmig  ist.  Die  cylindrischen  Epithelien  im  Kopfe 
des  Nebenhodens  sind  dadurch  ausgezeichnet,  dass  sie  mit 
F.Um'merhärchen  besetzt  sind,  welche  zu  den  schönsten 
und  längsten  des  menschlichen  Körpers  gehören.  Schon  die  Vasa 
efferentia  testis  zeigen  ini  ihrer  Wand  glatte  M  us  k-£ii.ase  rn, 
welche  sich  durch  den  Nebenhoden  hindurch  längs  der  dort  ver¬ 
laufenden  Kanälchen  bis  zu  dem  Ductus  deferens  fortsetzen  und 
offenbar  notwendig  sind,  um  die  in  diesen  Teilen  enthaltene  Sa- 
menflüssigkeit  bei  der  Ejaculatio  seminis  plötzlich  zu  entleeren. 

UL  Samenleiter  und  Samenblasen. 

1.  Der  Samenleiter,  Ductus  s.  Vas  deferens,  verläuft  jeder- 
seits  zunächst  hinter  dem  Nebenhoden,  zieht  dann  bis  zum  äusse¬ 
ren  Leistenring  in  die  Höhe,  passiert  den  Leistenkanal  und  tritt 
schliesslich  aus  dem  inneren  Leistenringe  hervor,  um  über  die 
rechtwinkelige  Umbiegungsstelle  der  Arteria  epigastrica  inf.  hin- 


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U-u 

weg  dicht  unter  dem  Peritonaeum  nach  dem  kleinen  Becken  hinab- 
zuziehen.  Der  Ductus  deferens  verläuft  bei  seinem  Wege  ins 
kleine  Becken  jederseits  medial  von  dem  Lig.  lunbilicale  s.  vesicae 
_  laterale,  imd  kreuzt  sich  dmm  spitzwinkelig  mit  dem  Ureter,  indem  __ 
-  er  zwischen  demselben'  und  der  hinteren  Blasenwand  abwärts  zieht 
und  sich  schliesslidh  in  den  oberen  Teil  der  Prostata  einsenict. 
Gegen  das  Ernte  hin  wird  der  Ductus  deferens  etwas  weit«'  und 
ist  hier  mit  höckerigen  Ausbuchtungen  versehen.  Dieser  weitere 
Teil,  die  sogen.  Ampulle,  vereinigt  sich  schliesslich  mit  dem 
Ausführungsgange  der  Sam  e  n  b  1  a  s  e  ,  Vesicula  semitudis,  zum 
Ausspritzungs  g  a  n  g  ,  Ductus  ejacukUorius.  Während  des 
3^erlaufes  vcan  Hoden  bis  zum  inneren  Leistenring  ist  der  Pucttis 
deferens  von  der  A.  imd  V.  spermatica  interna  begleite^und  bil¬ 
det  mit  diesen  zusammen  den  Samens  t  r  a  n  g,  Funiculus  sper- 
maticus.  Der  Ductus  deferens  nimmt  dabd.  nur  umspcmnen  vtm 
Venen-  und  Nervengeftechten,  ziemlich  den  hintersten  Teil  des 
Samenstranges  ein.  Die  V.  ^raatica  int.  besteht  nmnlich  nicht 
aus  einem  einzelnen  Stamme,  sondern  bildet  ein  rankenförmiges 
Geflecht,  welches  man  als  Plexus  pampiniformis  bezeichnet.  In 
Folge  stärkerer  Blutstauung  können  die  Äste  dieses  Plexus  sich 
stark  erweitern  und  verlängern,  so  dass  sie  geschlängelt  verlau¬ 
fen;  man  spricht  dann'  von  einem  Krampfaderb ruche 
(Varicocele).  Ausser  der  A.  und  V.  spermatica  int.  und  den  ge- 
ftechtartigcn  sympathischen  Zweigen  des  N.  spermaticus  int,  ziehen 
noch  andere  Nerven  und  Blutgefässe  aus  der  Bauchhöhle  mit  dem 
Samenstrange  dinch  den  Leistenkanal  hindurch  und  von  hieraus 
eine  kürzere  öder  längere  Strecke  nach  abwärts.  Es  sind  dies  die 
A.  und  V.  ^rmatica  ext.  (ms  der  A.  und  V.  epigastrica  inf.^ 
mitunter  noch  feine  Äste  der  A.  deferentialis  (aus  der  A.  hypo^ 
j[a^ca),  der  N.  spermaticus  ext.  und  der  N.  ilioinguinalis  (Nähe¬ 
res  s.  beim  Leistenkanal).  Sobald  der  Ductus  dder^  aus  dem 
inneren  Leistenring  in  die  Bauchhöhle  getreten  ist,  trennt  er  sich 
von  den  Vasa  spermatica  interna,  um  isoliert  nach  dem  kleinen  _ 
Becken  zu  verlaufen. 

Die  Wand  des  Ductus  deferens  ist  im  Vergleich  zu 
seinem  Tumeii  ausserordentlich- öick.  . In  Folge  dessöi  istdäsgan^ 
Organ  diurch  eine  knorpelartige  Härte  ausgezeichnet  und  sc«nit 
überall  leicht  durchzufühlen.  Auf  der  Innenfläche  findet  sich  in 
seinem  ganzen  Verlauf  ein_hell^.mcht  flimmerndes  Cy linde r- 
e  p  i  t  h  e  Ij  welches  auf  einem  bindegewebigen,  in  wenige 
^  teilte  Falten  gelegten  Substrat  aufsitzt.'  Darauf  folgt  eine 


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dicke  Lage  von  glatten  Muskelfasern,  welche  aus  einer 
starken  Ringfaserschicht  zwischen  einer  äusseren  und  inneren  lon¬ 
gitudinalen  Schicht  bestehen.  Doch  kann  letztere  in  der  Mitte 
auch  fehlen.  Die  Muskelzellen  des  Ductus  deferens  sind  nächst 
denjenigen  des  schwangeren  UtMTis~3ie  grössten,  welche  man 
im  menschlichen  Körper  überhaupt  findet.  Nach’"iussen  von  der 
Muscularis  ist  noch  eine^bindegewebige  Adventitia 
gelegen.  Die  Wand  der  A  m  p  u  1 1  ^  ist  ausserdem  noch  durch 
besondere  A  u  s  b  uchtungen,  Diverticula,  und  nach  HENLE 
auch  durch  eigentümTidie  tubulösV  Drüsen  ausgezeichnet, 
von  denen  mehrere  sich  häufig  zu  einem  gemeinsamen  Ausfüh- 
rungsgang  vereinigen.  In  diesen  Drüsen  findet  sich  eine  Lage 
kleiner,  meist  vieleckiger  Epithelzellen,  welche  in  ihrem  Proto¬ 
plasma  z^reidie  Partikelchen  eines  ^Ibbräunlichen— EarbsteSes 
enthalten.  Von  den  letzteren  rührt  die  gelblichbratuie  Färbung 
der  Ampullenschleimhaut  her. 

2.  Die  Samenblas  e  n  ,  Vesicülae  seminales,  bestehen  aus 
je  einem  igehrfaclLgewundenen,  lateral  von  Ter  Ampulle  gelege- 
nen,  blinden  Gange,  dessen  Wand  zahlreiche  Ausbuditungen  und 
Divertikel  besitzt.  Die  Längsachsen  der  beiden  Samenblasen  ver¬ 
laufen  nicht  parallel,  scmdem  ccmvergieren  nach  unten  und  vom 
gegen  die  Prostata  hin.  Die  vordere  Fläche  der  Vesicülae  semi¬ 
nales  grenzt  an  den  Hamblasengnmd,  die  hintere  Fläche  an  das 
Rectum,  jede  Samenblase  ist  von  einer  dicken  Bind^webskapsel  i 
umereben,  welche  durch  die  Fortsetzung  der  Fascia  pelvis  gebildet  | 
wird.  Präpariert  man  diese  Kapsel  ab,  so  sieht  man  erst,  dass 
die  Samenbläschen,  wie  schon  gesagt,  je  einen  langen  Oang  dar¬ 
stellen,  welcher  derart  gewunden  und  umgebogen  ist,  dass  das 
blinde  Ende  nahe  anT  Ausführungsgange  liegt. 

Was  die  microscopische  Structur  betrifft,  so  haben 
die  Wandungen  der  Samenbläschen  die  gleiche  buchtige,  an  der 
Innenfläche  faltenreiche  Beschaffenheit  wie  diejenigen  dCT  Ampul¬ 
len  der  Ductus  deferentes.  Man  findet  nämlich  auch  hier  ein 
Cy  linderepithel  auf  einem  b i n d e g e  webige n  S u b- 
stra t,  in  welches  die  oben  erwähnten,  mit  polygonalen,  jugment- 
haltigen  Epithelien  versehenen  tubulösen  Drüsen  einge- 
lagert  sind.  Die  Schleimhaut  hjt  deshalb  auch  hier  ^  gelbliches 
^Aussehen.  Auch  die  gl a 1 1 e n  Muskelfasern  sind  in  der 
Wandung  vorhanden,  wenn  sie~aü^~~nicht  in  so  r^lmässigen 
Schichten  wie  im  Ductus  deferens  angeordnet  sind.  Ihrer  Bedeu¬ 
tung  nach  hat  man  die  Samenblasen  früher  als  Reservoire  für 


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den  überschüssig  gebildeten  Samen  angesehen;  indessen  findet 
man  nur  wenig  Spermatozoen  in  denselben  vor.  JPie_Samen:^ 
blasen  sind  vielmehr  als  Drüsen  zu  betrachten,  die  ein  eiweis- 
artiges  Secret  absondem,  welches  zugleich  mit  dem  Samen  nach 
aussen  entleert  wird.  An  Leichen  zeigt  sich  die  in  den  Vesiculae 
seminales  enthaltene  Flüssigkeit  häufig  gelblich  gefärbt,  was  nach 
Hbnlb  wahrscheinlich  darauf  zurückzuführen  ist,  dass  die  in  den 
Epithelzellen  befindlichen  Farbstoffpartikelchen  in  die  Flüssigkeit 
ausgetreten  sind.  E>er  Ausführungsgang  der  Samenblasen,  Ductus 
excretorius,  tritt  beim  Eintritt  in  die  Prostata  mit  dem  Ductus  defe- 
rens  zu  einem  gemeinschaftlichen  Ausführungsgange,  dem  bereits 
^  erwähnten  Diictus  ejaciäatorius,  zusammen.  ~~  ' 

3.  Die  beiden  S  a m e n  a  u s s p r  i  t^ uji gsgänge,  Ductus 
ejaeulatorii,  durchbohren  die  Substanz  der  Prostata  in  schräger 
Richtung  nach  vom,  unten  imd  medianwärts  und  münden  am 
sogen.  Coliiculus  seminalis  seitlich  _yqn  dem  Eingänge  des  Ütri- 
culus  prostaticus  in  die  Harnröhre.  Die  Wand  der  Ductus  ejacu- 
latorii  ist  viel  dünner  als  die  der  Ductus  deferentes.  Nach  HBNLB 
werden  die  glatten  Muskelfasern  des  Ductus  deferensinidem  Ductus 
ejaculatorius  allmählich  durch  ein  cavemöses  Gewebe  ersetzt.  Die 
Schleimhaut  ist  im  Anfangsteile  des  letzteren  noch  etwas  gefaltet 
und  mit  tubulösen  Drüsen  versehen.  Gegen  das  Ende  des  Gan¬ 
ges  wird  sie  ganz  glatt  und  drüsenlos.  Im  Übrigen  ist  sie  von 
der  Schleimhaut  der  Ampullen  und  Samenblasen  nicht  verschieden. 

IV.  Die  Harnröhre. 

Die  männliche  Harnröhre,  Ureihra,  beginnt  mittels  des 
Orificium  intemum  an  der  Harnblase  und  endet  mittels  des  Ori- 
ficium  extermm  s.  cutaneum  an  der  EicheL  Sie  wird  in  drei  Ab¬ 
schnitte  eingeteilt,  nämlich:  1)  die  Prostata  oder  Pars  prosiatica 
urethrae,  2)  die  Pars  membranacea  urethrae,  3)  die  Pars  cavemosa 
urethrae.  Von  diesen  drei  Teilen  der  Urethra  liegt  die  Pars  prosta- 
tica  oberhalb  des  sogen.  Triponum.  s.  Diaphragma  .uro¬ 
genitale.  H  die  Pars  membranacea  innerhalb  und  die  Pars 
cavemosa  unterhalb  desselben. 

Der  Verlauf  der  Urethra  ist  im  schlaffen  Zustande 
des  Penis  ein  S-förmiger,  so  dass  man  an  derselben  zwei  Convexi- 

i)  Das  DicqAragma  urogenitale  ist  eine  dreiseitige,  aus  MuskeUasem 
und  Fasden  bestehende  Platte,  welche  den  Schamwinkel  ausfttllt  (Näheres 
ist  bei  den  Dammniuskeln  nachzusehen). 


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täten  unterscheiden  kann.  Die  erste,  abwärts  gerichtete  Conr 
vexität  bildet  den  tiefsten  Teil  der  Urethra  und  entspricht  unge¬ 
fähr  dem  Bulbus  der  letzteren.  Man  hat  sie  wegen  ihrer  Lage 
am  Damme  als  Perinealkrümmung  bezeichnet. JMe  zweite,_ 
_a  u  f  w  ä  r  t  s  gerichtete  Convexität  der  Urethra  liegt  vor  der 
Symphyse  und  wird  daher  alsSvmphvsenkrümmungbc; 
zeichnet.  Wenn  der  Penis  erigiert  ist,  ist  die  Symphysenkrümmung 
ausgeglichen  imd  es  bleibt  nur  die  Perinealkrämmung  übrig. 

1.  Die  V  o  r  s  t  e  h  e  r  d  r  ü  s  e  ,  {Prostata  s.  Pars  prostatica 
urethrae,  bildet  ein  etwa  wallnussgrosses  Organ,  welches  sich  mit 
seinem  oberen,  breiten  Ende  {Basis)  an  die  Blase  anschliesst  und 
mit  dem  unteren,  spitzen  Ende  {Apex)  auf  dem  Diaphragma  iir<v 
g^itole  a^i^,  indem  es  den  Anfangsteil  der  Harnröhre  allseitig 
umgibt.  Die  vordere  Fläche  {Facies  anterior  s.  pubica)  dersel¬ 
ben  ist  mit  dem  unteren  Ende  der  Symphysis  oss.  pubis  durch 
die  Liga,  puboprostatica  (pubovesicalia),  die  hintere  Fläche  {Fades 
posterior)  s.  rectalisi)  mit  dem  Rectum  durch  fettloses  lockeres 
Bindegewebe  verbunden.  Vom  Mastdarm  aus  ist  die  Prostata  in 
Folge  dessen  mit  dem  Finger  leicht  durchzufühlen.  Durch  den 
Eintritt  der  Ductus  ejaculatorii  wird  die  Prostata  entweder  in 
einen  mittleren  {Isthmus)  und  zwei  seitliche  Lap¬ 
pen  oder  auch  mitunter  in  einen  vorderen  imd  einen  hinteren 
Lappen  geteilt.  Doch  treten  die  Grenzen  dieser  Lappen  niemals 
scharf  hervor.  Mit  zunehmendem  Alter  pflegt  sich  die  Prostata 
in  mehr  oder  weniger  beträchtlichem  Masse  zu  vergrössem.  Bei 
starker  Hypertrophie  kann  alsdann  der  sogen,  mittlere  Lappen  das 
Lumen  der  Harnröhre  verengern  imd  zu  beträchtlichen  Hambe- 
schwerden  Veranlassung  geben.  Ihrer  Hauptmasse  nadi  besteht 
die  Prostata  aus  glatten  Muskelfasern,  welche  das 
Organ  in  mannigfachen  Richtungen  durchsetzen.  An  der  Über¬ 
gangsstelle  in  die  Blase  gruppieren  sie  sich  jedoch  in  der  Peri¬ 
pherie  der  Prostata  zu  einer  ziemlich  dicken’ Ringfaserschicht,  welche 
man  als  Sphinctrr  vesicae  internus  ^zeichnet  hat.  Nach  aussen 
vcwn  Sphincter  vesicae  int.  liegt  ^nn  noch  eine  Zone  querge- 
streifter  Muskelfase r n,  der  Sphincter  vesicae  extemus, 
welcher  zunächst  nur  an  der  y orderen  Fläche  der  Prostata  auf- 
teitt,  dieselbe  aber  bald  nach  allen  Seiten  umgibt.  In  die  Muskel¬ 
substanz  der  Prostata  sind  mit  einfachem  Cylinderepithel  aus- 
gekteidete,  verästelte  t  u  b  u  1  ö  s  e  I^  ü  s  e  n  (das  Corpus  glanduläre 
prostatae)  eingebettet,  welche  ein  eiweissartiges  Secret  absondem, 
aus  dem  sich  in  den  Ausführungsgängen  zuweilen  gelbliche  oder 


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bräunliche,  kugelige,  concentrisch  geschichtete  Concremente,  sogen. 
Prostatasteine,  niecterschlagen. 

Die  Innenfläche  der  Prostataschleimhaut  zeigt  an 
der  hinteren  Wand  den  schon  mehriacn  erwähnten  SaTITfen- 
h  ü  g  e  1 ,  CoUictdus  seminalis  s.  Caput  gallinaginis  s.  Veru  monta- 
hum,  eine  halbkugelige  Hervorragung,  welche  nach  vom  (nach 
der  Pars  membranacea  hin)  in  eine  lange  Spitze,  Crista  urethrcUis, 
ausläuft.  Der  Colliculus  seminalis  besitzt  an  seiner  hödisien  Stelle 
eine  Öffnung,  durch  welche  man-  in  eine  bimförmige  Vertiefung, 
ütriculus  prostaticus  s.  Vesicula  prostatica  s.  Sinus  pocularis  s. 
prostaticus,  hineingelangt  —  auch  Uterus  masculiniis  benannt,  ~Weil 
derselbe  ein  Analogon  des  weiblichen  Uterus  darstellen  solTT  Zu 
beiden  Seiten  der  Vesicula  prostatica  sind  (ebenfalls  auf  der  Höhe 
des  Colliculus)  die  Mündungen  der  DuchK^eJäcufatöni  gel^Si7 
welche  jedoch  meistens  ziemlich  klein  sind  imd  daher  bei  der  Prä-~ 
paration  am  besten  in  der  Weise  aufgesucht  werden,  dass  man  in 
den  Ductus  deferens  eine  feine  Sonde  dnführt  tmd  bis  zum  Colli- 
cus  seminalis  einschiebt.  Übrigens  können  die  Ductus  ejaculatorii 
auch  direkt  in  den  Ütriculus  prostaticus  einmünden.  Die  Ein- 
münduhgstellen  der  vorhin  erwähnten  tubulösen  Prostatadrüsen 
sind  in  wechselnder  Zahl  meistens  neben  dem  Colliculus,  seltener 
auf  demselben  als  feine  Öffnungen  wahrzundunen-.  .Der  Colliculus 
selbst  besteht  aus  cavernösem  Gewetej  durch  dessen  ^weilung 
die  Urethra  und  somit  der  Weg  nach  der  Blase  vollständig  ver¬ 
schlossen  werden  kann. 

2.  Die  Pars  membranacea  (Pars  nuda  s.  accreta  s.  trigonalis) 
ist  der  dünnwandigste,  engste  und  kürzeste  Teil  der  Urethra  und 
ist  gänzlich  von  den  Muskelfasern  des  Diaphragma  urogenitale 
umgeben,  welche  hier  hauptsächlich  ringförmig  Erlaufen. 

3.  Die  Pars  cavemosa  urethrae  ist  unterhalb  des  Diaphragma 
urogenitale  gelegen  und  hat  ihren  Namen  daher,  weil  die  Wand 
der  Urethra  hier  von  einem  cavemösen  Gewebe  umgeben  ist,^)  wel¬ 
ches  in  seiner  Gesamtheit  das  Corpus  cavernosum  urethrae  darstellt. 
Dieser  cs^nöse  Körper  ist  nun  än^mem  vorderen  urid^^inem 


Unter  der  Bezeichnung  cavernöses  Gewebe  versteht  man 
ein  schwammähnliches  Gewebe,  bei  dem  die  Balken  des  Schwammes  haupt- 
sädilich  aus  elastischen  Fasern  bestehen,  während  in  den  Maschenräumen 
das  Blut  frei  drculiert.  ln  den  Balken  verlaufen  Artwien  und  Venen,  deren 
Blut  sich  durch  schlitzförmige  Öffnungen  in  die  eben  erwähnten  Hohlräume 
ergiesst.  Man  kann  somit  die  letzeren  als  colossal  erweiterte  Capillaren  be¬ 
trachten. 


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hinteren  Ende  angeschwollen.  Die  Anschwellung  des  vorde¬ 
ren  Endes  ist  die  Eiche  1,  diejenige  des  hinteren  Endes 
bildet  den  sogen.  Bulbus  urethrae.  Der  Bulbus  ure- 
thrae  (Hamröhrenzwiebel)  ist  eine  kolbige  Anschwellung,  deren 
obere  fläche  an  die^  jratere  Fläche  des  jDiaghragma  urogenitale 


angeheftet,  deren  untere  Fläche  vom  M.  bulbocavemosus  bedeckt 
i^.  Da  Jas  cavernöse  Gewebe  des  Bulbus  die  Urethra  nur  unten 
und  seitlich  umgibt,  so  nimmt  das  Lumen  der  letzteren  auf  einem 
Querschnitt  nicht  die  Mitte,  sondern  die  obere  Partie  des  ganzen 
Bulbus  ein.  In  der  Medianlinie  zeiget  die  untere  Flache  des  Bul¬ 
bus  eine  seichte  Furche,  von  der  aus  ein  dünnes,  fibröses  Septum 
in  die  Tiefe  des  cavemösen  Gewebes  eindrin^  und  das  letztere  urT" 
"vollständig  in  zwei  Hälften  scheidet.  Der  Bulbus  wird  jederseits 
(uMfUilidtJiLvon  dem  Ausführungsgange  der  sogen.  Cowper  ’schen  D  r  ü  se, 
A*«»  (xlandula  bulbourethrcUis,  durchbohTtr~  Die  Cowper’schen  Drüsen 

(^r\^.t^W-46ttsind  erbsengrosse,  im  Durchmesser  etwa  5 — 9  mm  grosse,  zusam- 
mengesetzt  tubulöse  Drüsen  von  dunkelgelber  Farbe,  welche  unweit 
der  Medianlinie  nahe  dem  unteren  Rande  des  Diaphragma  uro- 
genitale  in  die  Muskelfasern  des  M.  transversus  perinei  prof.  ein- 
gebettet  sind.  Ihre  Ausführungsgänge  ziehen  zunächst  in  dem 
Diaphragma  urogenitale  zum  hinteren  Ende  des  Bulbus  und 
verlaufen  alsdann  in  dem  cavemösen  Gewebe  dicht  neben 
dem  Septum  des  letzteren  noch  etwa  5  cm  weit  nach  vcmti, 
um  schliesslich  die  Schleimhaut  der  Urethra  zu  durchbohren.  Ihr 


helles,  fadenziehendes  Secret  scheint  dazu  bestimmt,  die  XJrethral- 
schleimhaut  schlüpfrig  zu  machäL  ~Die~vordere  Anä:hwellün^der 
Urethra  ist,  wie  schon  erwähntT” die  E  i  c hei, Glanspmis, welche 
sich  im  Gegensätze  zum  Bulbtis  hauptsächlich  nach  oben  aus¬ 
dehnt.  Die  Eichel  besitzt  an  ihrer  hinteren  Fläche  eine  glocken¬ 


förmige  Aushöhlung,  in  welche  sich  die  beiden  Corpora  cavemosa 
penis  mit  ihren  Spitzen  einschieben.  Vom  in  der  Medianlinie  der 
Eichel  ist  als  senkrechter  Spalt  das  bereits  erwähnte  Orißcium  ex- 
ternnm  urethrae  gelegen.  In  den  beiden  Anschwellungen  des  Cor¬ 
pus  cavernosum  zeigt  das  Lumen  der  Urethra  zwei  Erweitemn- 
gen,  von  denen  somit  die  eine  dem  Bulbus  urethrae  entspricht  und 
sich  nach  unten  vertieft,  während  die  andere  in  der  Eichel  dicht 
hinter  dem  Orificium  externum  liegt  und  als  Fossa  navicularis 
besonders  bezeichnet  ist. 

Die  Schlei'mhaut  der  Pars  cavernosa  zeigt  zu¬ 
nächst  eine  Anzahl  von  Ion  g  j  t  u  d  i  n  a  i  e  n  F  alten,  welche 
der  Urethra  auf  dem  Querschnitte  ein  sternförmiges  Aussehen 


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geben.  Ausserdem  finden  sich  an  der  Schleimhaut  mit¬ 
unter  noch  kleine  Querfalten  in  wechselnder  Zahl,  von 
denen  gewöhnlidi  eine  grössere  an  der  oberen  Wand,  entsprechend 
der  hinteren  Grenze  dff  Fossa  navicularis,  gelegen  ist  und  dem¬ 
zufolge  als  Valvula  fossae  navicularis  oder  auch  als  G  u  e  r  i  n  - 
sehe  Falte  besonders  benannt  wird,  leils  von  den  eoen  ge- 
nannten  Querfalten  bedeckt,  teils  frei  sichtbar  finden  sich  in  der 
Schleimhaut  der  Pars  cavemosa  die  Öffnungen  der  Lacunae  ure¬ 
thrales  s.  Morgagnii,  welche  enge,  längliche,  schlauchförmige  Gänge 
sind,  dfe  sich  verhältnismässig  weit  imter  die  Schleimhaut  er¬ 
strecken  können.  Ausserdem  besitzt  die  Schleimhaut  der  Pars  ca- 
vernosa  in  Grösse  und  Zahl  wechselnde,  verästelte,  t  u  b  u  1  ö  s  e 
Drüsen.  Glandulae  urethrales  s.  Littrei,  deren  Enden  mitunter 
bis  in  das  cavemöse  Gewebe  hineinragen.  Ihre  Ausführungsgänge 
münden  nicht  selten  in  die  Lacunae  Morgagnii  ein.  Ihre  sonsti¬ 
gen  Mündiuigstellen  an  der  Schleimhautinnenfläche  sind  übrigens 
mit  blossem  Auge  nicht  zu  sehen.  Der  Schwellkörper  der  Urethra 
wird  zwar  bei  der  geschleditlichen  Erregung  stark  mit  Blut  gefüllt 
und  nimmt  infolgedessen  an  Volumen  zu,  trägt  aber  zur  Erection 
des  Penis  nicht  bei,  da  er  immer  weich  und  compr^ibel  bleibt. 

Die  Schleimhaut  der  Urethra  trägt  in  der  Pars 
prostatica  wie  die  Blase  ein  geschichtetes  Plattenepithel,  m  der 
Pars  membranacea  ein  geschichtetes  Cylinderepithel,  welches  in 
der  Pars  cavernosa  einschichtig  wird  und  in  (kr  Fo^  navicubris 
_in  geschichtetes  Pflasterepithel  übergeht.  Das  bin<legewebige  Sub- 
strat  ist  durch  seinen  Reichtum  an  elastischen  Fasern  ausgezeicH- 
net  und  besitzt  ausserdem  glatte  Muskelfasern,  welche  jedoch 
incht  in  regelmässigen  Schichten  angeordnet  sind  und  nach  dem 
vorderen  Ende  der  Urethra  hin  allmählich  abnehmen. 

V.  Der  Penis. 

An  dem  männlichen  Gliede,  Penis,  unterscheidet 
man  ein  hinteres  Ende  oder  die  W  u  r  z  e  1,  Radix,  das  Mittelstück 
oder  den  Schaft  Corpus  s.  Scaphus,  imd  ein  vorderes  Ende 
oder  die  Eichel,  Glans  penis.  Letztere  ist  nach  hinten  dadurch 
deutlich  begrenzt,  dass  der  Rand  der  Eichel  oben  imd  seitlich  den 
übrigen  Penis  stark  überragt.  Dieser  vorspringende  Rand  wird 
^ßorona  glandis,  die  dahinter  liegende  Furche  Collum  glandis  oder 
Sulcus  retroglandularis  benannt.  Mit  Ausnahme  der  Eichel  ist  der 
Penis  überall  von  <ier  etwas  pigmentierten,  leicht  verschiebüchen, 
dünnen  und  fettlosen  Haut  überzogen,  i  unter  welcher  zunächst 


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eine  Schicht  lockeren  Bind^ewebes,  dann  die  dünne,  mit  der 
Oberfläche  des  Penis  fest  verbundene  Fascia  penis  gelegen  ist.  Die 
Haut  des  Penis  ist  die  Fortsetzui^  derjenigen  des  Bauches  resp. 
des  Scrotums.  Sie  bildet  nach  vom  eine  Duplicatur,  die  Vor¬ 
haut,  Praeputium,  welche  gewöhnlich  so  lang  ist,  dass  sie  die 
Eichel  bis  nahe  an  das  vordere  Ende  bedeckt.  Man  unterscheidet 
an  der  Vorhaut  ein  äusseres  und  ein  inneres  Blatt. 
welche  sehr  leicht  gegeneinander  verschieblich  sind,  so  dass  die 
ganze  Praeputiumfalte  durch  Zurückziehen  der  Penishaut  voll¬ 
ständig  ausgeglidien  werden  kann.  Das  äussere  Blatt  zeigt  durch¬ 
aus  den  Charakter  der  äusseren  Haut,  das  innere  Blatt  sowie  die 
Haut  der  Eidiel  haben  dagegen  das  Aussehen  einer  Schleimhaut, 
obwohl  sie  microscopisch  sich  in  nichts  von  der  äusseren  Haut 
unterscheiden .  An  der  imteren  Seite  steht  die  Vorhaut  mit  der 
.Eichel  durch  eine  medial  gestellte  Falte,  das  V  orhautbänd- 
chen,  Frmulum praeputü,  in  engerer  Verbindung.  Auf  der  inne* 
ren  Fläche  der  Vorhaut  und  an  der  Corona  glandis  finden  ach 
haarlose  Talgdrüsen,  die  Tyson ’s  chen  oder  Vorhaut¬ 
drüsen,  Glandulae  praeputiales,  welche  ein  talgähnliches  Secret 
_ateondem.  IMe  sc^en.  Vorhautbutter  Smegma  praeputü, 
"d.  h.  Jäie' ei^ntümlich  riechende,  zwischen  Eichd  und  Vorhaut 
befindliche  Substanz,  besteht  jedoch  nur  ztun  geringsten  Teile  aus 
dem  Secret  dieser  Drüsen,  vielmehr  hauptsächlich  aus  at«eschilfer- 
ten  Epidermiszellen. 

Der  wichtigste  Bestandteil  des  Penis  sind  die  Schwell^ 
k  ö  r  p  e  r.  Es  gibt  deren  drei,  nämlich  das  bereits  erwähirie  Cor¬ 
pus  cavemosum  urethrae  und  die  beiden  Corpora  cavemosa  penis. 
Die  Corpora  cavemosa  penis  entspringen  jederseits  am  Ramus  iif^ 
ferior  ossis  pubis  mittete  öer  Crura  penis,  convergieren  nach  vom 
und  oben  imd  verschmelzen  alsdann  am  unteren  Rande  der  Sym¬ 
physe,  so  dass  sie  nur  noch  durch  ein  einfaches  Seotum  gesdüe- 
den  sind.  Indessen  ist  auch  das  letztere  vielfach  kammartig  tSeo- 
tum  pectiniforme)  durchbrochen  imd  auf  diese  Weise  eine  ausge¬ 
dehnte  Commimication  zwischen  den  Höhlensystemen  der  beiden 
cavernösen  Körper  vorhanden.  Die  Wurzel  der  Corpora  cavemosa 
penis  ist  an  ihrer  oberen  Fläche  mit  der  Symphyse  durch  das  drei- 
seitige  Lig.  Suspensorium  penis  mediale  verbunden,  welches  fast  ganz 
aus  elastischen  Fasern  besteht.  Zur  weiteren  Befestigung  der  Corp. 
cavemosa  penis  am  Schambeine  dienen  die  Ligg.  suspensoria penis 
l^ralia,  wdche  jederseits  vom  medialen  Rande  des  Ramus  inferior 
_<^is  pubis  _zur  Seitenfläche  des  Schwellkörpers  ziehen  und  mit 


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dessen  Albuginea  verschmelzen.  Die  vorderen  Enden  dc^  Corpora 
cavemosa  penis  sind  abgerundet  und,  wie  schon  früher  erwähnt 
wurde,  in  die  Concavität  der  Eichel  eingelagert.  Die  untere  Fläche 
der  vereinigten  Corpora  cavemosa  penis.  Facies  urethrälis,  zeigt 
eine  ziemlich  tiefe  Furche,  dep  Sulcus  urethrälis,  welcher  zur  Auf¬ 
nahme  des  Corpus  cavemosum  urethrae  dient,  so  dass  also  das 
letztere  in  demselben  Verhältnis  zu  den  beiden  Corpora  cavemosa 
penis  steht,  wie  der  Ladestock  zu  den  beiden  Läufen  einer  Doppel¬ 
flinte.  Die  obere  Fläche  der  Corpora  cavemosa  penis.  Borsutn 
penis,  besitzt  in  der  Medianlinie  eine  viel  seiditere  Fmche,  den 


Sulcus  dorsaUs  petiis,  in  welchem  in  der  Mitte  die  einfache  V.dor- 
salis  penis,  zu  beiden  Seiten  die  Äa.  dorsales  penis  und  noch  weiter 
lateral  jederseits  der  N.  dorsalis  venis  verlaitfen. 

Ihrer  Stmctur  nach  bestehen  die  cavernösen  Körper _ 

aus  einer  derben,  mit  elastischen  Fasern  reichlich  durchsetzten, 
bindegewebigen  Hülle,  der  Tunica  albu^hwa,  und  aus  einem  mit  0 
dieser  Hülle  zusammenhängenden,  von  elastischen  Fasern  gebilde¬ 
ten  Ha  1  k  e  n  w  e  r  k,  dessen  Zwischenrätune  die  blutgefüllten  ca- 

vernösen  Hohlräume  darstellen.  Die  Innenfläche  der  letzteren  ist _ 

wie  bei  allen  Gefässen  mit  Endothel  ausgekleidet.  Mitten  in  jedem 
Corpus  cavemosum  penis  liegt  je  eine  A.  und  V.  profunda  penis, 
deren  Äste  in  dem  Balkenwerk  verlaufen  imd  schliesslich  dufdF 
feine,  spaltförmige  Lücken  in  die  Cavemen  einmünden.  Die  Ca- 
vemen  kann  man  damit  als  stark  erweiterte  Blutcapillaren  auf¬ 
fassen,  welche  die  Verbindung  zwischen  den  Arterien  und  Venen 
darstellen.  Die  Musculatur  der  Arterien  ist  wie  bei 


allen  Arterien  rini^förmig;. daneben  ist  aber  jede  Arterie  von  lon- 
gitudinalen  Muskelfasern  begleitet,  welche  den  Arterien  parallel 
in  den  Balken  und  Bälkchen  des  cavernösen  Gewebes  verlaufen. 
Beide  Arten  von  MuskeKasem  muss  man  sich  für  gewöhnlich 
contrahiert  denken.,.  Bei  ihrer  Contraction  verhindern  die  ringför¬ 
migen  direkt,  die  longitudinalen  durch  die  einfretericle~vvenenfor- 
mige  Kräuselung  der  Arterien  (Rankenarterien,  Arieriae  helicinae) 
,den  Zufluss  des  Blutes  zu  den  Cavernen.  Wenn  diese  Muskeln 


nun  erschlaffen,  so  jnuss  das  in  grösserer  Menge  eindringende 
Blut  die  Höhlen  prall  anfüllen.  Doch  ist  zum  Zustandekommen 
einer  wirklichen  E  r  e  c  t  i  o  n  nicht  allein  ein  vermehrter  Blut- 
zufluss  notwendig:  es  muss  auch  der  Rückfluss  in  die  Venen  ge¬ 
hemmt  werden,  damit  das  Blut  aus  den  cavernösen  Körpern  nicht 
in  demselben  Ma^e  a_bströmt,  als  es  ihnen  durch  die  Arterien 
zuffführt  wird.  In  dieser  Beziehung  existiert  nun  ein  Unterschied 

Broesike,  Anatomie.  9.  Anfl.  42 


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zwischen  den  beiden  Corpora  cavemosa  penis  und  dem  Corpus 
cavernosum  urethraec  Das  Blut  der  Corpora  cavemosa  pMiis  fliesst 
nämlich  durch  die  Vv.  pro/undae  penis  in  die  V.  pudenda  communis 
ab.  Die  ~Vv.  profundae  penis  bezw.  die  V.  pudenda  comm.  treten 
jedoch  zwischen  den  Muskelfasern  des  M.  transversus  periaei  prö- 
fundus  hindurch  und  können  durch  die  letzteren  derartig  com- 
primiert  werden,  dass  der  Blutstrom  völlig  unterbrochen  wird. 
Das  Blut  aus  dem  Corpus  cavernosum  urethrae  fliesst  dag^en 
durch  die  7.  dorsalis  penis  ab,  welche  untelüän)  der  Symphyse 
zwischen  bindegewebigen  Teilen  hindurchtritt  und  in  den 
Fleam  pubicus  impar  einmündet.  Infolgedessen  bleibt  das  Corpus 
cavemosiun  urethrae  auch  bei  vollständiger  Erection  des  Peni^ 
stets  weich  und  lässt  sich  zusammendrücken,  während  die  Cor¬ 
pora  cavemosa  penis  so  prall  mit  Blut  gefüllt  werden,  dass  sie 
sich  steinhart  anfühlen.  Henle  hat  deswegen  das  caveraöse  Ge¬ 
webe  der  Corpp.  cavemosa  penis  als  e  r  e  c  t  i  1.  dasjenige  des 
Corpus  cavernosum  urethrae  als  compressibel  bezeichnet. 


E.  Die  weiblichen  Geschlechtsteile. 

Zu  den  weiblichen  Geschlechtsorganen  ge¬ 
hören  1)  die  äussere  Scham,  Pudendum  muliebre  (Vulva, 
Cunnus),  2)  der  Scheidenvorhof,  Vestibtdum  vaginae,  3) 
die  Scheide,  Vagina,  4)  die  Gebärmutter,  Uterus,  5)  die 
^  ^  .  Eileiter,  Tuba  uterina  s.  Oviductus,  6)  die  E  i  e  r  s  t  ö  c  k  e, 

'  Ovaria,  7)  dne  prus_tdrüse n, Mammae.  Zu  den  Geschlechts- 

T  örganen  des  Weibes  kann  man  ferner  zwei  mdimentäre,  zwischen 

beiden  Blättern  des  Ug.  latiun  gel^ene  Organe,  das  Epoophoron 
und  das  Paro(^>Äoron,  rechnen. 

I.  Pudendum  muliebre. 

Der  Eingang  in  das  Pudendum  muli^re  wird 
durch  zwei  grosse,  mit  Fett  ausgepolsterte,  mit  Haaren  und  zahl¬ 
reichen  Talgdrüsen  besetzte  Hautfalten,  die  grossen  Scham¬ 
lippen,  Labia  majora,  gebildet,  welche  beim  Kinde  und  beim 
jungfräulichen  Weibe  gewöhnlich  dicht  nebeneinander  liegen, 
während  sie  bei  deflorierten  Individuen  imd  bei  Weibern, 
die  geboren  haben,  eine  in  der  Medianlinie  befindliche 
Spalte,  die  S  c  h  a  m  s  p  a  1 1  e,  Bima  pudendi,  zwischen  sich  fassen. 


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Vorn  und  oben  stehen  die  beiden  grossen  Schamlippen  durch  eine 
Hervorragung  der  äusseren  Haut,  die  Commissuralabiorum  anterior. 
in  Verbindung.  Oberhalb  dieser  G^mmissur  ist  eine  erheblich 
grössere  Erhabenheit,  dec-Jfowg  Veneris  s.  mbis,  gelegen,  welcher 
durch  eine  stärkere  Anhäufung  von  subcutanem  Fettgewdx  ge- 
bildet  und  bei  gesdilechtsreifai  Individuen  gewöhnlich  mit  mehr 
oder  weniger  langen,  gekräuselten  Haaren  besetzt  sind.  Die  Haare 
der  grossen  Schamlippen  und  des  Mons  veneris  werden  als  Scham- 
haare  bezeichnet.  Die  Behaarung  pflegt  bei  Weibern  nach  auf¬ 
wärts  in  einer  horizontalen  Linie  aufzuhören,  welche  etwas  über 
eine  Handbreite  unterhalb  des  Nabels  gelten  ist.  Bei  Männern 
soll  sie  sich  dagegen  gewöhnlich  noch  eine  kürzere  oder  längere 
Strecke  längs  der  Linea  alba  nach  oben  erstrecken.  Hinten  und 
unten,  also  nach  der  Analöffnung  zu,  sind  die  beiden  grossen 
Scliamlippen  durch  die  Commissura  labiorum  posterior  verbun- 
den.  Zieht  man  an  dieser  Stelle  die  Schamlippen  auseiimnder, 
so  bildet  sich  dicht  vor  der  Commissura  post,  eine  transversal  ver¬ 
laufende  concave  Falte,  welche  von  den  Geburtshelfern  dAsFrenu- 
lum  labiorum})  bezeichnet  wird.  Die  hinter  dem  Frenulum  be¬ 
findliche  kleine  Vertiefung  heisst  Fossa  navicularis.  Übrigens  kann 
die  Commissura  posterior  mit  dem  Frenulum  laborium  zu  einer 
einzigen  Falte  zusammenfliessen. 

II.  Vestlbulum  vaginae. 

An  den  unbehaarten  glatten  Seitenwänden  des  Vesiti- 
b u  1  u m  erheben  sich  die  beiden  kleinen  Schamlippen, 
Labia  minora  s.  Nymphae,  welche  fast  gänzlich  aus  cavemösen 
Venengeflechten  bestehen.  Nach  oben  hin  spaltet  sich  eine  jede 
Nymphe  in  eine  mediale  und  eine  laterale  Falte.  Die  beiden  late¬ 
ralen  Falten  vereinigen  sich  in  der  Medianlinie  über  der  Clitoris 
zu  dem  kappenförmigen  Praepnüum  clitoridis^  während  die  beiden 
medialen  von  unten  her  an  die  Clitoris  herantreten  und  zusammen 
das  Frenulum  clitoridis  bilden.  Die  Clitoris  (der  Kitzler),  welche 
somit  zwischen  den  eben  genannten  Falten  gelegen  ist,  bildet  in 
kleinem  Massstabe  ein  Analogon  der  beiden  Corpora  cavemosa 
.  penis.  mit  denen  sie  auch  hinsichtlich  der  Structur  und  der  Erec- 
tionsfähigkeit  übereinstimmt.  Das  vom  Praeputiiun  unbedeckte 
freie  Ende  der  Qitoris  hat  man  auch  als  Eichel.  Glans  clito- 

1)  HENLE  bezeichnet  das  Frenulum  als  Navicula,  weil  der  Ausdruck 
Frenulum  seiner  Ansicht  nach  nur  für  eine  in  der  Medianebene  ge¬ 
legene  Schleimhautfalte  gebraucht  werden  soll. 

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ridis,  bezeichnet,  obschon  dasselbe  keine  besondere  Anschwellung 
bildet,  sondern  nur  den  abgerundeten,  frei  hervorragenden  Spitzen 
der  beiden, -Corpora  cavemosa  ditoridis  entspricht,  ^in  Analogon 
des  männlichen  Corpus  cavemosum  urethrae  findet  sich  beim 
Weibe  ebenfalls  in  Gestalt  eines  hufeisenförmigen,  cavernösen 
Venengeflechtes,  dessen  Convexität,  Isthmus  s.  Pars  intermedia. 
vorn  und  oben  zwischen  Clitoris  und  Urethra  gelegen  Jst.  wäh¬ 
rend  die  beiden  kolbig  angeschwollenen  Enden,  Bidbi  vestibuli, 
sich  unter  der  Schleimhaut  an  den  Seitenwänden  des  Vestibulum 
nach  abwärts  erstrecken.  Endlich  wäre  noch  zu  erwähnen,  dass 
zwischen  den  Fasern  des  M.  bulbocavemosus  s.  constrictor  cunni 
(s.  beim  Damm)  zur  Seite  des  Scheideneinganges  die  Bartho¬ 
lin  ’s  c  h  e  n  Drüsen.  Glandulae  vestibuläres  tnajores,  gelegen 
sind,  welche  den  Cowper’schen  Drüsen  des  Mannes  entsprechen 
und  etwa  die  Form  und  Grösse  einer  platten  Bohne  besitzen. 
Die  Bartholin’schen  Drüsen  sind  bei  älteren  Individuen  zwischen 
den  beiden  Flächen  der  grossen  Schamlippen  nahe  der  hinteren 
Commissur  meistens  ohne  Schwierigkeit  durchzufühlen.  Ihre  Aus¬ 
führungsgänge  sind  gewöhnlich  an  der  Innenfläche  der  Nymphen 
zwischen  deren  unterem  Ende  und  dem  Hymen  als  punktförmige 
Öffnungen  sichtbar:  doch  können  sie  auch  höher  oben,  sogar  in 
eine  der  späterhin  zu  erwähnenden  Lacunae  urethrales  aus- 
münden.  Ihr  Secret  ist  wie  jenes  des  Cowper’schen  Drüsen  hell 
und  fadenzidiend  und  scheint  das  Vestibulum  für  die  Cohabitation 
schlüpfrig  zu  machen.  Mitunter  finden  sich  neben  der  Haupt¬ 
drüse  zwischen  den  angrenzenden  Muskelfasern  noch  kleinere 
Drüsenläppchen.  Glandtdae  vestibuläres  minores,  vor  oder  die  Bar- 
tholin’sche  Drüse  selbst  ist  in  eine  Anzahl  von  kleineren  Lappen 
I  geteilt.  Mit  diesen  Drüsen  sind  nicht  zu  verwechseln  die  zahl¬ 
reichen  _Jsoherten__Talgdrüsenj_WawrfMta£_s£6aceae^  an  der 
Innenfläche  des  ganzen  Vestibulum  insbesondere  der  Nymphen 
vorhanden  sind. 

Die  Grenze  des  Vestibulum  und  der  Vagina 
ist  bei  jungfräulichen  Individuen  durch  eine  meistens  halbmond¬ 
förmige  Falte,  das  Jungfernhäutchen  oder  die  Schei¬ 
denklappe.  Hymen,  gebildet  deren  spitze  Enden  nach  oben 
ragen  und  eine  rundliche  Öffnung,  den  S  c  h  e  n  e  i  n  g  a  n 
Orificium  s.  Introitus  vagiiiae,  zwischen  sich  fassen.  Zuweilen  con- 
fluieren  die  beiden  oberen  Enden  dieser  Falte,  und  es  ist  dann 
die  Ringform  des  Hymen  iHnmen  anmdaris)  vorhanden,  ln  sel¬ 
tenen  Fällen  ist  der  concave  Rand  des  Hymen  mit  Einkerbungen 


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versehen  {Hymen  ßmbriatus);  noch  seltener  kommt  es  vor,  dass  der 
Hymen  entweder  das  Orificium  vaginae  vollständig  verschliesst 
(Hffmen  imperforatus),  oder  dass  derselbe  verschiedene  siebförmige 
kleine  Öffnungen  zeigt  iflwwcn  cribiformis).  Nach  der  ersten  Co- 
habitation  pflegt  der  Hymen  einen  oder  mehrere  Einrisse  zu  zeigen, 
und  die  vordere  Wand  der  Vagina  ^ragt  kielförmig  in  das  Ori¬ 
ficium  vaginae  hinein  ( Carina  vaainae).  Die  Überbleibsel  des  ehe¬ 
maligen  Hymen  werden  später  atrophisch  und  bleiben  dann  nur 
noch  als  kleine,  unregelmässig  gestaltete  Hervorragungen,  Garun- 
culae  hymendles  s.  myrtiformes  sichtbar.  Die  beiden  oberen  Enden 
des  Hymen  stossen  stets  an  der  Mündung  der  Urethra  zusammen, 
was  desw^en  zu  betonen  ist,  weil  Unkundige  ein  scharf  hervor¬ 
springendes  Frenulum  labiorum  mit  dem  Hymen  verwechseln  kön¬ 
nen.  Bei  deflorierten  Individuen  isit  die  Mündung  der  Urethra 
ohne  Schwierigkeit  etwas  nach  hinten  von  der  Clitoris  imterhalb 

des  Schambeins  zu  fühlen.^Unj^da^^^lMifiyiiihÄilliBliflUilöÄIä^ 
Jierum  sind  zwischen  faltigim  Prominenzen  kleine  Buditei^mcr 
Vertiefimgen  der  Schleimhaut  gelegen,  die  man  als  Lacunae  urethra¬ 
les  s.  Morgagnii  bezeichnet  hat.  •**®****^*~  " 

Die  brethrades  Wei  b e s  ist  im  Vergleich  mit  derjeni¬ 
gen  des  Mannes  sehr  kurz  (etwa  von  der  Grösse  eines  kleinen 
_Fingergliedes)  und  nur  wenig  nach  vorn  concav.  Ihre  Wand  be¬ 
steht  innen  aus  einer  Schleimhaut,  deren  bindegewebiges, 
mit  Papillen  verästeltes  Substrat  tubulöse,  kleine  Drüsen,  Glandulae 
urethrales,  enthält  und  an  der  Innenfläche  von  einem  geschichteten 
Pflasterepithel  bekleidet  ist.  Nach  aussen  von  der  Schleimhaut  ist 
eine  mächtige  Lage  von  glatten  Musk  e  1  f  a  s  e  r  n  gelegen, 
welche  aus  einer  inneren  longitudinalen  und  aus  einer  äusseren 
ringförmigen  Faserschicht  besteht.  Noch  weiter  aussen  sind  zu¬ 
nächst  ringförmige,  dann  longitudinale  quergestreifte 
Muskelfasern  gelegen. _  Die  ringförmigen  gestreiften  Fasern 
stellen  beim  Weibe  den  willkürlichen  Sjphincter  der  Blase  dar. 
In  der  Wand  der  Urethra  sind  ferner  reichliche  Venenplexus  vor¬ 
handen.  ln  den  beiden  Seitenwänden  der  Urethra  liegen  endlich 
unter  der  Schleimhaut  zwei  lange,  schlauchförmige  Gänge,  die 
Skene’schen  Gänge.  Ductus  oaraurcthrales.  deren  Mündung 
sich  dicht  neben  dem  Orif.  urethrae  ext.  befindet,  während  ihre 
blinden  Enden  bis  in  die  Wand  der  Harnblase  hineinreichen.  Ihre 
entwickelungsgeschichtliche  Bedeutung  ist  unklar.,  wahrscheinlich 
entsprechen  sie  der  Prostata  des  Mannes.  Dagegen  scheinen  sie 
in  klinischer  Beziehung  eine  Rolle  zu  spielen,  insofern  sich  Ent- 


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zündungsprocesse  in  dieselben  fortpflanzen  können,  welche  wegen 
ihrer  versteckten  Lage  schwer  zu  behandeln  sind. 

Die  Schleimhaut  des  Vestibulum  ist  zwar  röt- 
lich,  glatt  und  schlüpfrig,  unterscheidet  sich  jedoch  hinsichtlich 
ihrer  microscopischen  Strucfair,  abgesehen  von  ihrem  Mangel  an 
Haaren  und  Knäueldrüsen,  in  nichts  von  einer  äusseren  Haut. 
Durch  sehr  hohe  und  schlanke  Papillen  ist  der  Hymen  ausge¬ 
zeichnet.  Das  Vestibuliun  besitzt,  wie  bereits  erwähnt,  besonders 
an  den  Nymphen  zahlreiche  und  gut  entwickelte  a  c  i  n  ö  s  e  Drü¬ 
sen,  welche  ein  fettiges  Secret  liefern  (Talgdrüsen  ohne  Haarbälge). 

Die  Arterien  der  äusseren  Scham  sind  die  ,An.  pudendae 
y^xkrnae  aus  der  Femoralis  und  Äste  der  Pudnida  interua  (Aa.  la¬ 
biales).  Die  Venen  entsprechen  den  Arterien.  Die  Lvmphge- 
fasse  laufen  zu  den  Glandulae  inguinales  superficiales.  Die 
Nerven  sind  teils  sympathische,  teils  Spinalnerven;  die  letzteren 
sind  Äste  des  N.  spcnmticus  externus.  ilioingnitiaUs,  cufancus  f>- 
moris  posterior  und  jnidend us . 

III.  Die  Vagina. 

Die  Scheide,  Vaffina,  stellt  einen  häutigen  Schlauch  vor, 
dessen  Längsachse  der  Achse  des  Beckens  entspricht.  Den  bei 
jungfräulichen  Individuen  vom  Hymen  begrenzten  Eingai^  be¬ 
zeichnet  man  als  Scheideneingang,  Orificitm  s.  Introitus 
vaginae;  an  diesen  schliesst  sich  der  Scheidenkörper,  Cor- 
^  vaginae,  an.  Der  oberste  Teil  der  Scheide,  in  welchen  die 
Portio  vaginalis  uteri  (s.  S.  664)  hineinragt,  heisst  das  Schei- 
dengewölbe,  Fornix  s.  Fundus  vaginae,  welches  wiederum 
in  eine  vor  der  Portio  gelegene  kürzere  Bucht,  das  vordere 
Scheidengewölbe,  und  eine  hinter  der  Portio  befindliche, 
stärker  vertiefte  und  erheblich  weiter  aufwärts  reichende  Partie, 
das  hintere  Scheidengewölbe,  eingeteilt  ist.  Die 
Lage  der  Vagina  zu  den  Nachbarteilen  ist  derartig,  dass 
vor  ihr  die  Urethra  und  die  Blase,  hinter  ihr  das  Rectum  gele- 
gen  sind.  Mit  der  Urethra  ist  sie  durch  eine  feste  Bindegewebs- 
masse,  das  Septum  urethrovoginale,  unverschieblich  verbunden. 
Dagegen  liegt  zwischen  der  Blase  und  der  Vagina  nur  lockeres 
Bindegewebe,  so  dass  es  bei  Operationen  keine  Schwierigkeiten 
macht,  den  Uterus  nebst  den  oberen  Teilen  der  Vagina  in  die 
Scheide  herabzuziehen.  Der  Querschnitt  der  Vagina  hat 
die  Form  eines  H,  welche  davon  herrührt,  dass  sich  an  der  vor- 
deren  und  hinteren  Wanid  der  Scheide  je  ein  langer,  median  gele- 


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gener  Wulst  befindet,  welcher  durch  den  Zusammenfluss  einer 
Anzahl  von  quer  verlaufenden  Runzeln.  Bugae  vaginales,  gebildet 
wird.  Der  Längswulst  der  vorderen  Wand  heisst  Columna  ruga- 
rum  anterior:  sein  vorderer,  besonders  stark  entwickelter  Teil 
liegt  bei  deflorierten  Individuen  als  die  früher  erwähnte  Carina 
urethralis  vaginae  im  Scheideneingange  frei  zu  Tage.  Die  Längs¬ 
wulst  der  hinteren  Wand  wird  als  Columna  rugarum  posterior  be- 
zeicbnet.  Das  Lumen  der  Vagina  ist  für  gewöhnlich  ein  virtu¬ 
elles.  d.  h.  die  Wände  derselben  liegen  so  dicht  nebeneinander, 
dass  zwischen  ihnen  eigentlich  gar  kein  Linnen  existiert. 

Bei  microscopischer  Untersuchung  zeigt  sich 
die  Wand  der  Vagina  mit  einem  geschichteten  Pflaster¬ 
epithel  bekleidet,  unter  dem  ein  derbes  Bindegewebe 
li^,  welches  zahlreiche  schlanke  Papillen  besitzt.  .In  dem  binde¬ 
gewebigen  Substrat  sind  nun  glatte  Muskelfasern  ge¬ 
legen,  welche  abwechselnd  bald  in  longitudinaler,  bald  in  drcu- 
läier  Richtung  verlaufen,  ohne  dass  die  Reihenfolge  der  Schichten 
ein  constantes  Verhalten  zeigt.  Durch  die  Contraction  dieser 
glatten  Muskelfasern  muss  natürlich  die  Vagina  verengt  werden, 
wie  es  z.  B.  der  Fall  ist,  wenn  adstringierende  Flüssigkeiten  in 
dieselbe  eingespritzt  werden.  Diese  glatten,  sich  unwillkürlich  zut 
sammenziehenden  Muskelfasern  der  Scheide  sind  nicht  zu  ver¬ 
wechseln  mit  dem  M.  bulbocavemosus  s.  constrictor  cunni,  welcher 
den  Scheideneingang  umgibt  und  aus  quergestreiften 
Muskelfasern  besieht  (s.  auch  beim  Damm).  Dass  sich 
Schleimdrüsen.  Gl.  vaginales,  in  der  Wandung  der  Vagina  be¬ 
finden,  wird  von  einzelnen  Autoren  behauptet,  von  anderen  be¬ 
stritten.  Jedenfalls  kann,  wenn  sie  vorhanden  sind,  ihre  Zahl 
nur  sehr  klein  sein  und  der  si^genannte  Vaginalschleim  muss  als 
Product  des  Scheidenepithels  aufeefasst  werden.  Dagegen  findet 
man  solitäre  Lymphfollikel,  Nodtdi  lumphatici  vaginales^ 
zuweilen  in  ziemlich  reichlicher  Menge  in  der  Schleimhaut  vor. 

Nach  aussen  von  der  Musculatur  ist  die  Wand  der  Vagina 
von  zahlreichen  engmaschigen  Venenplexus  umgeben,  ’eren 
Äste  auch  zwischen  die  glatten  Muskelfasern  eindringen  und  in 
beiden  Columnae  rugarum  zu  einem  cavemösen  Geflecht  zusam- 
mentreten,  welches  die  Hauptmasse  der  Wülste  bildet. 

Die  Arterien  der  Scheide  stammen  aus  der  A.  uterina 
.  und  anderen  Asten  der  Umogastrica,  die  Vene  n  ergiessen  sich 
in  die  V.  hi/pogastrica.  Die  Lymphgefässe  gelangen  in  die 
Glandulae  h^no^astricae.  Die  Nerven  stammen  aus  dem  l*lex!Üs~ 


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h^poaastricus  des  N.  sympathicuSf  dem  sich  Zweige  vom  III.  und 
IV.  Sacralnerven  zugesellen. 


IV.  Der  Uterus. 

Die  Gebärmutter,  Uterus  {Mrirga  ist  ein  mus¬ 

kulöses,  annähernd  bimförmiges  Organ,  welches  die  Function  hat, 
das  befruchtete  Ei  aufzunehmen,  den  Foetus  zu  entwickeln  und 
schliesslich  durch  die  Contractioh  seiner  Muskelfasern  unter  Mit¬ 
hilfe  der  Bauchpresse  an  die  Aussenwelt  zu  befördern.  Die  Form 
desselben  ist  bei  jungfräulichen  Individuen  mehr  langgestreckt  und 
die  Cervix  (s.  w.  unten)  erscheint  hier  im  Vergleich  zum  Körper 
relativ  gross.  Bei  Weibern,  welche  schon  geboren  haben,  ist  das 
Organ  breiter  und  mehr  kugelig;  seine  Wand  ist  beträchtlich 
dicker  und  der  Uteruskörper  im  Vergleich  ztun  Cervicalteil  erheb- 
lieh  stärker  entwickelt.  Pig,  vordere  Fläche  des  Uterus,  Facies 
1  r),  vesicalis,  ist  (umgekehrt  wie  beim  Herzen)  platt,  während  ^die 

hintere,  Fades  intestinalis,  gewölbt  ersdieint!  AuSser  den  Baden 
Flächen  unterscheidet  man  am  Uterus  ein  oberes  breites  Ende,  den 
fie*,  Grund,  Fundus  uteri,  einen  mittleren  weniger  breiten  Teil,  den 
^  '  uu/c  Körper  Corpus  uteri,  und  einen  unteren  Abschnitt,  den  HalS;, 
Cervix  uteri,  welcher  am  schmälsten  ist  und  mit  seinem  Ende  m" 
~^s  Scheidengewölbe  hineinragt.  Diesen  in  das  Scheidengewölbe 
hineinragenden  Teil  der  C e r v i x  hat  man  als  Mutterkegel, 
Portio  vaginalis  cervicis  s.  uteri,  den  oberhalb  des  Ansatzes  der 
Vagina  gelegenen  Teil  der  Cervix  dagegen  als  Portio  supravagindlis 
cervicis  bezeichnet.  Das  Corpus  uteri  ist  gegen  die  Cervix  durch 
eine  ringförmige  Einschnürung  abgesetzt:  dieser  Einschnürung 
entsprechend  ist  die  Höhle  des  Organes  ebenfalls  durch  eine  engere 
Stelle,  das  sog.  Qrificium  uteri  intemum,  ausgezeichnet.  Am  Ende 
der  Portio  vaginalis  befinden  sich  die  beiden  Mutte  r  m  u  n  d  s- 

und  Labium  posterius,  WtAdlt  bei 
jungfräulichen  Individuen  eine  quere  Spalte,  den  äusseren 
Muttermund.  [Qrificium  extemum  uteri,  zwischen  sich  fassen. 
Die  vordere  Muttermundslippe  ist  länger  als  die  hintere:  doch 
erscheint  beider  Untersuchung  mit  dem  Finger  die  erstere  erheb¬ 
lich  kürzer,  weil  das  Scheidengewölbe  sich  dicht  vor  ihrem  im- 
teren  Rande  ansetzt,  während  es  hinten  viel  weiter  hinaufreicht 
und  somit  einen  grossen  Teil  des  Labium  posterius  frei  fühlbar 
lässt.  Die  beiden  Labia  nebst  dem  zwischen  ihnen  befindlichen, 
spaltförmigen  Qrificium  .ext.,_hat  man  wegen  ihrer  ÄhnlichkeiF 
..  mit  dem  Maul  einer  Schleie  auch  als  Os  üncae  bezeichneL  Bei 


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Individuen,  welche  schon  geboren  haben,  bildet  die  äussere 
Muttermund  ein  nmdes  Grübchen,  und  die  Muttermundslippen 
zeigen  vielfach  narbige  Einziehungen.  Durch  das  Orifidum  ext. 
gelangt  man  in  den  .Cervicalcanal,  Canalis  cervicis  s.  cervkalis, 
dessen  Lumen  gewöhnlich  mit  dnem  glashellen  Schleimpfropfe  aus¬ 
gefüllt  ist.  Mittels  der  bereits  erwähnten  engeren  Stellendes  Ori- 
fieium  intemum  tUeri,  geht  der  Cervicalcanal  in  die  eigentliche 
Oebärmutterhöhle.  das  Cavum  tUeri,  über.  Da  das  Ori- 
fiduffl  ext.  und  int.  enger  sind  als  der  Cervicalcanal,  so  muss 
dessen  Lumen  sowohl  im  Sagittalschnitte  wie  im  Frontalschnitte 
Spindelförmig  erscheinen.  Im  Gegensätze  zum  Cervicalcanal  bildet 
das  eigentiiche  Cavum  uteri  im  Frontalschnitte  eine  platte,  drei- 
sdtige  Höhle,  deren  vordere  und  hintere  Wand  jedoch  unmittelbar 
aneinander  liegen,  weil  sich  zwischen  denselben  normaler  Weise 
fast  gar  keine  Flüssigkeit  befindet.  An  den  beiden  oberen  Ecken 
dieser  Höhlen  sind  die  Einmündungsstellen  der  beiden  Tuben  ge- 
l^eiT  yPie  Innenfläche  des  Cavum  uteri  ist  glatt,  .während 
"sich  an  der  vorderen  und  hintereniWand  des  Cervicalcanals  schräge 
Si^hleimhautfaltenp  Plicae  mlmatae^)  vorfinden,  welche  in  der 
MeHianlinie  zu  je  einem  Längswulste  convergieren.  Das  Gesamt¬ 
bild  dieser  convergierenden  Plicae  palmatae  wird  auch  als  Arhor 
vitae  bezeichnet. 

Die  normale  Lage  des  Uterus  ist  bei  Kindern  und 
bei  Nulliparen  derartig,  dass  Corpus  und  Fundus  desselben  bei 
leerer  Blase  stark  nach  vorn  gebeugt  auf  dem  eingedrückten  Bla¬ 
senscheitel  ruhen,  also  mit  der  Cervix  eine  n  a  t  ü  r  1  i  c  h  e  Ante- 
f  1  e  X  i  o  n  bilden.  Diese  Vorwärtsbeugung  der  Gebärmutter  ist 
zuweilen  so  stark  ausgeprägt,  dass  der  Winkel,  welchen  Cervix 
und  Corpus  uteri  bilden,  ein  Spitzer  wird.  Ist  die  Blase  gefüllt, 
so  mus.s  natürlich  der  Uteruskörper  in  die  Höhe  gehoben  und 
die  Längsachse  der  Gebärmutter  mehr  gerade  gerichtet  werden. 
Auch  wenn  sich  Darmschlingen  zwischen  den  Uterus  und  die 
Blase  einschieben,  muss  die  anteflectierte  Stellung  mehr  oder 
weniger  aufgehoben  werden.  Die  Cervicalportion  steht  entweder 
ungefähr  in  der  Beckenachse  (Führungslinie  des  Beckens)  als 
Fortsetzung  des  Vaginalrohres  oder  bildet  auch  mit  dem  letzteren 
einen  nach  vom  offenen  Winkel,  d.  h.  der  Uterus  ist  zugleich 
antevertiert.  Auch  bei  Weibern,  welche  schon  geboren 

>)  Die  eben  beschriebenen  Falten  müssen  als  Plicae  palmatue  und  nicht 
als  Psdtnae  plicatae  bezeichnet  werden,  weil  es  sich  hier  nicht  um  gelaltete 
Palmen,  sondern  um  palmenförmige  Falten  handelt. 


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haben,  scheint  die  Lage  des  Fundus  uteri  nach  vorn  das  normale 
Verhalten  darzustellen.  Sehr  häufig  ist  eine  Extramectian- 
s  te  1 1  u  n  g  des  Uterus  vorhanden,  d.  h.  derselbe  ist  mH  <tetn 
Fundus  nach  rechts  oder  nach  links  abgpwirhen. 

In  seiner  Lage  wird  der  Uterus  durch  folgende  Bänder 
festgehalten.  Das  Lig.  ieres  s-  jotimduni  itl^  entspringt  ieder- 
seits  am  Fundus  dicht  unter  der  Ttibenmündung  und  verläuft  un¬ 
mittelbar  unter  dem  Peritonaeum,  dasselbe  zu  einer  Falte  empor- 
liebend.  bis  zum  Leistencanal,  durch  welchen  es  hindurchtritt,  um 
sich  allmählich  in  dem  Fettpolster  der  Labia  majora  zu  verlieren. 
Das  Band  stellt  entwickelungsgeschichtlich  ein  Analogon  des  üu- 
bernaculum  testis  dar  und  besitzt  zahlreiche  glatte  Muskelfasern. 
durch  deren  Contraction  der  Uteruskörper  nach  vom  gezogen 
werden  könnte.  Zwischen  den  Seitenrändern  des  Uterus  und  der 
Rückenwand  der  Blase  bildet  das  Peritonaeum  nur  selten  (eigent¬ 
lich  nur  wenn  man  die  Blase  und  den  Uterus  auseinanderzieht) 
zwei  sagittale,  schwach  axisgeprägte  Peritonaealfalten,  welche  Plicae 
Douglasi  s.  semilunares  anterior«  (Plicae  vesicouterinae)  genannt 
werden.  Die  kleine  Vertiefung,  welche  sie  von  beiden  Seiten  her 
einfassen,  heisst  der  vordere  Douglas’sche  Raum, 
oder  besser  nur  Excavatio  vesicotUerina.  ln  analoger  Weise 
finden  sich  zwischen  Uterus  und  Rectum  die  Plicae  redou- 
tervnue,  Plicae  Douglasi  s.  semi  lunares  posteriores,  welche  stets 
sehr  deutlich  und  stark  entwickelt  sind.  Die  tiefe  Bucht,  welche 
sie  von  beiden  Seiten  zwischen  sich  fassen  tmd  deren  bhndes 
Ende  an  das  hintere  Scheidengewölbe  anstösst,  wird  als  (hin¬ 
terer)  Douglas ’s  eher  Raum.  Cavum  Douglasi  posterius 
s.  Excavatio  rectouierina  bezeichnet.  Bei  genauerer  Betrach¬ 
tung  zeigt  sich,  dass  die  beiden  (hinteren)  Douglas’schen  Falten 
am  Kreuzbein  zu  beiden  Seiten  des  Rectum  entspringen  tmd  sich 
an  der  hinteren  Uterusfläche  entsprechend  der  Grenze  zwischen 
Corpus  und  Clervix  festsetzen,  wo  sie  zusammenfliessen  und  da- 
~bei  meistens  einen  Wulst,  den  Torus  uierintts,  bilden.  Die  in  diesen 
Falten  verlaufenden  bindegewebigen  Stränge,  die  L^g.  sacrou- 
ierina  (rectouterina),  sind  nicht  selten  von  glatten  Muskelfasern,  den 
sogen.  Mm.  rectoutirini  s.  retractores  uteri,  begleitet.  Ausserdem 
liegt  fast  der  ganze  Uterus  nebst  den  Tuben  und  Ovarien  meiner 
annähernd  frontal  gestellten  Duplicatur  des  Bauchfelles,  dem  Lig. 
latum,  dessen  oberer  Rand  durch  die  beiden  Oviducte  eingenom- 

1)  Das  Cavuiu  Douglasi  posterius  ist  das  eigentliche  Cavum  DougUui 
der  Gynaecologen. 


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men  wird.  Das  vordere  Blatt  des  Lig.  latum  bekleidet 
die  vordere  Fläche  des  Uteruskörpers  und  reicht  an  derselben  bis 
dicht  an  die  Cervix  hinab,  um  sich  alsdann  unter  Bildu^  des 
vorderen  Douglas’schen  Raumes  auf  die  Blase  fortzusetzen.  Das 
hintere  Blatt  des  Lig.  latum  reicht  erheblich  weiter 
nach  abwärts,  indem  es  die  ganze  hintere  Fläche  des  Uteruskör- 
pers  und  der  Cervix  uteri,  sowie  die  obere  Fläche  des  Scheiden¬ 
gewölbes  bekleidet,  um  sich  schliesslich  auf  die  Vorderfläche  des 
Rectum  hinüberzuschlagen  und  auf  diese  Weise  den  hinteren  Dou- 
glas'schen  Raum  zu  bilden.  Wenn  man  also  von  der  Vagina 
aus  in  das  hintere  Scheidengewölbe  einsticht,  muss  man  durch  das 
Peritonaeum  in  den  hinteren  Douglas’schen  Raum  gelangen.  Wo 
das  Peritonaeum  der  Oberfläche  des  Uterus  unmittelbar  anliegt, 
ist  es  straff  mit  derselben  verbunden .  Diesen  mit  dem  Uterus 
fest  verwachsenen  Teil  des  Bauchfelles  hat  man  als  Perimdrium 
bezeichnet.  Unter  dem  Ausdruck  Farameirium  versteht  man  da¬ 
gegen  das  lockere  Bindegewebe,  weiches  zu  beiden  Seiten  und  an 
der  Vorderfläche  der  Cervix  uteri  gelegen  ist  und  zahlreiche 
Venenplexus  enthält.  Natürlich  setzt  sich  dieses  Bindegewebe  la- 
teralwärts  continuierlich  in  das  Bindegewebe  fort,  welches  zwi¬ 
schen  den  beiden  Blättern  des  Lig.  latum  und  den  weiter  abwärts 
befindlichen  Beckeneingeweiden  gelegen  ist. 

Die  Wand  des  Uterus  besteht,  von  innen  nach  aussen 
betrachtet:  1)  aus  der  S  c  h  1  e  i  m  h  a  u  t  2)  aus 

der  Muskulatur  (Mnometrium),  3)  aus  dem  Bauchfell- 
ü’b  e  r  z  u  g  [Ferimetrium  s.  0.). 

Die  Schleimhaut  ist  in  dem  unteren  Teile  der  Cervix 
mit  geschichtetem  Pflasterepithel,  im  ober^  1  eile" 
derselben  und  im  Cavum  uteri  mit  einschichtigem  F 1  i  m  mer- 
e  p  i  t  h  e  1  mit  abwärts  gerichtetem  Flimmerstrome  bekleidet  Das 
Substrat  besteht  im  Cervicalteile  aus  fibrillärem  Bindege¬ 
webe.  im  Uteruskörper  dagegen  aus  einer  homogenen  Grundsub-_ 
stanz  mit  zahlreichen  eingelagerten  Rundzellen  von  dem  Charakter 
der  Leukocyten,  d.  h.  die  Schleimhaut  des  Cavum  uteri  besitzt 
einen  ausgeprägt  lymphatischen  Charakter.  Damit  hängt 
auch  ihre  Neigung  zusammen,  bei  Reizungszuständen  ausseror¬ 
dentlich  leicht  und  mitunter  in  grossen  Mengen  ein  katarrhalisches 
Secret,  den  sogen.  Fluor  albus,  zu  liefern,  welcher  hauptsächlich 
aus  zahlreichen  ausgewähdeffeh“Leukocyten  besteht. 

Was  die  Diü  s  e  n  der  Cervix  betrifft,  so  findet  man  in  den 
Buchten  .zwischen  den  Plicae  palmatae  kurze,  schlauchförmige 


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Vertiefungen^  Glandulae  cervicales.  welche  mit  hellem  Cvlindereoi- 
thel  ausgekleidet  sind  und  den  Schleim  secemieren,  welcher  — 
abgesehen  von  der  Zeit  der  Menstruation  und  der  Schwanger¬ 
schaft  —  gewöhnlich  in  Gestalt  eines  zähen,  glashellen  Pfropfes 
den  Cervicalkanal  ausfüllt.  Wenn  sich  diese  Schleimbälge  der 
Cervix  verstopfen,  so  werden  sie  durch  den  sich  ansammelnden 
Schleim  kugelig  ausgedehnt  und  ragen  in  Gestalt  von  Bläschen 
{Ovula  Nabothi)  über  die  Oberfläche  der  Schleimhaut  h^or. 
Auch  die  Schleimhaut  des  Corpus  uteri  besitzt  schlauchför¬ 
mige  Drüsen,  die  Glandulae  uterinae  s.  utriculares,  deren  blinde 
Enden  vielfach  gabelig  geteilt  sind  und  bis  an  die  Musku¬ 
latur  in  die  Tiefe  ragen.  Die  Glandulae  uterinae  zeigen 
ein  Cylinderepithel,  welches  bei  Tieren  und  wahrscheinlich  auch 
beim  Menschen  gerade  so  wie  das  Epithel  des  Cavum  uteri 
Flimmerhaare  besitzt.  Wenn  bei  der  Geburt  die  Uterusschleim- 
haut  abgestossen  wird,  bleiben  die  blinden  Enden  der  Uterin¬ 
drüsen  noch  ziuück,  und  von  dem  Epithel  derselben  geht  die 
Regeneration  des  Uterusepithels  atis.  Eine  andere  Funktion  schei¬ 
nen  die  Uterusclrüsen  nicht  zu  haben,  da  sich  nicht  nachweisen 
lässt,  dass  sie  irgend  ein  Secret  absondern.  Somit  sollten  diesel¬ 
ben  streng  genommen  eigentlich  nicht  als  Drüsen  bezeichnet  Werden. 

Die  Muskulatur  des  Uterus  besteht  im  C  e  r  v  i  - 
c  a  1  k  a  n  a  1  e  aus  drei  deutlich  von  einander  gesonderten  Schicli- 
ten,  von  denen  die  äussere  longitudinal,  die  mittlere 
ringförmig  und  die  innere  wiederum  longitudinal 
verläuft.  Am  U  t  e  r  u  s  k  ö  r  p  e  r  ist  die  Muskulatur  nicht  so 
deutlich  in  Schichten  geordnet;  die  Angaben  der  Autoren  über 
den  Verlauf  differieren  so  erheblich,  dass  es  Schwierigkeiten  macht, 
sich  für  die  eine  oder  die  andere  Ansicht  definitiv  zu  entscheiden. 
Doch  ist  auch  hier  eine  mittlere  Lage  dadurch  ausgezeichnet,  dass 
in  derselben  die  grösseren  Gefässe  des  Uterus  li^n, 
welche  besonders  dann  stark  entwickelt  sind,  wenn  das  betreffende 
Individuum  bereits  geboren  hatte.  Die  innere  longitudinale 
Schicht  heisst  auch  Stratum  stibmueosum;  sie  entspricht  der  Mus- 
cularis  mucosae  (eine  Submucosa  fehlt  im  Uterus).  Die  mittlere  ^ 
ringförmige  Schicht  nennt  man  wegen  ihres  Gefässreichtumes 
Stratum  vascidosum,  d^  äussere  longitudinale  Stratum  supravascu- 
lare.  Es  ist  noch  zu  bemerken,  dass  die  Muskulatur  der  Tuben 
bei  ihrem  Durchgang  durch  die  Uteruswand  ihre  Selbständigkeit 
behält,  indem  die  Schichten  derselben  sich  bis  zur  Einmündung¬ 
stelle  fortsetzen.* 


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669 


Die  Arterien  des  Uterus  stanunen  aus  der  A.  uterina, 
^  einem  Aste  der  Hypogastrica,  welcher  mit  der  A.  spermatica  intema 
^astcwnosiert.  Die  Venen  bilden  201  beiden  Seiten  den  Flexus 
uterinus.  dessen  Zweige  zum  Teil  in  die  V.  hypogastrica,  zum  Teil 
in  die  V.  sperniatica  intema  einmünden.  Die  zahlreictien  Lymph- 
ffefä«jse  gehen  zu  denf  Glandulae  lumbales  und  hypogastricae. 
Die  Nerven  stammen  aus  dem  Flexus  hypogastricus  und  sper- 
maticus  int,  des  N.  sympathicus.  welchem  sich  Zweige  aus 
dem  III.  und  IV.  Sacralnerven  ziuresellen. 

V.  Die  Eileiter. 

Die  Eileiter  oder  Muttertrompeten  Tubae  ute- 
rmae  s.  Falioppianae  s.  Oviductus,  sind  Röhren,  denen  die  Auf¬ 
gabe  zufällt,  das  aus  dem  Ovarium  herausgetretene  Ei  in  den  Ute¬ 
rus  hinüberzuleiten.  Sie  sind_in  dem  oberen  Rande  (dem  sog. 
Kamriel  des  Lig.  latum  uteri  ohne  Schwierigkeit  wahrzunehmen. 
Eine  jede  Tube  mündet  an  ihrem  lattfggn  Ende  mittels  einer 
engen  Öffnung,  des  Osüum  uteriiimn  tubae,  zu  beiden  Seiten  des 
Muttergrundes  in  den  Uterus,  während  die  an  dem  lateralen  Ende 
befindliche  weitere  Öffnung,  das  Ostinum  abdominale  tubae,  frei  in 
die  Bauchhöhle  hineinragt.  Der  Rand  dieser  letzteren  öffi^g 
ist  durch  tiefe  radiäre  Einschnitte  in  eine  Anzahl  von  Lappen 
oder  Fransen.  Fimbriae,  geteilt,  so  dass  derselbe  mitunter  einen 
etwas  zerfetzten  Eindruck  macht.  Von  den  alten  Anatomen,  die 
im  Sommer  Botaniker  waren,  wurde  diese  Stelle  Morsus  diaboli 
genannt  nach  einer  Scabiose  (Scabiosa  morsus  didbdi,  Teufelsab¬ 
biss).  deren  zerfaserte  Wurzel  hiermit  viel  Ähnlichkeit  hat.  Von 
den  Fimbrien  ist  gewöhnlich  eine  besonders  lang  und  schmal: 
sie  zieht  nach  dem  Ovarium  und  wird  deshalb  als  Fimbria  ova- 
rica  bezeichnet.  HYRTL  u.  a.  glauben,  dass  das  aus  dem  Ova¬ 
rium  .ausgetretene  Ei  längs  dieser  Eiinbrie  wie  in  einer  Rinne  bis 
in  die  Tubenöffnung  hineinwandere.  Nicht  selten  sieht  man  eine 
der  Fimbrien  in  einen  langen  Stiel  ausgezogen,  welcher  ein  was¬ 
serhaltiges  Bläschen,  die  sogen.  Morgagni  *s che  Hjy  d a - 
t  i  d  e  ■  Amendix  vesiculosa.  trägt.  Man  kann  die  letztere  als  ein 
Analogo!lFWf^iff^^BFnydatide  des  Mannes  auffassen.  Zieht 
man  die  Fimbrien  auseinander,  so  sieht  man  in  eine  trichterför¬ 
mige  Vertiefung,  das  sogen.  Infundibulum,  hinein,  welches  also 
nur  den  vom  Uterus  am  weitest  entfernt  gelegenen  Teil  des 
Tubenlumens  darstellt.  Das  Ostium  abdominale  tubae  ist  mit  der 
Seitenwand  des  Beckens  durch  einen  imter  dem  Peritonaeum  ge- 


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670 


legenen  bindegewebigen  Strang,  dasLia.  infundibtdomlvicum,  ver- 
bunden,  welches  indessen  dem  lateralen  Tubenende  ziemlich  freie 
Excursionen  gestattet.  Mit  dem  lateralen  Ende  des  Ovarium  ist 
es  durch  einen  im  Lig.  latum  gel^enen  ßindegewebstrang,  das 
Lia.  infundibuloovaricum.  verbunden,  an  welches  übrigens  die  ge¬ 
nau  in  gleicher  Richtung  verlaufende  Fimbria  ovarica  befestigt 
ist.  Beide  Bänder  fasst  man  besser  unter  dem  Namen  Lia.  Suspen¬ 
sorium  ovarii  (WALDBYBRl  zusammen:  in  ihm  verlaufen  die  Vasa 
.nvarira.  Die  Tube  hat  nicht  überall  die  gleiche  Weite  und  Dicke, 
sondern  besteht  aus  einem  medialen  engen  Abschnitte,  dem 
Isthmus  tubae,  und  einem  lateralen  weiteren  Abschnitte,  de: 
AmpuUa  tuhae.  Der  Isthmus  und  die  Ampulle  zeigen  auf  denT 
Querschnitte  ein  verschieden  gestaltetes  Lumen:  das  Lumen  des 
Isthmus  besitzt  eine  glatte  Schleimhautfläche  und  erscheint  dem¬ 
zufolge  auf  einem  Querschnitte  rundlich  oder  eckig,  während  das- 
jenige  der  Ampulle  ein  zackiges  Aussehen  hat,  welches  durch  zahl- 
rekhe-  Sclileimhautfalten  und  Schleimhautbuchten  bedingt  wird. 
ln  diesen  Buchten  hat  man  bei  Tieren  vielfach  Spermieh  vorgefun¬ 
den,  weshalb  man  sie  für  eine  Art  Receotaculum  seminis  ansieht, 
in  welchem  die  ersteren  das  nach  dem  Uterus  wandernde  Ei  zum 
Zwecke  der  Befruchtung  erwarten.  Den  in  der  Uteruswand  ge¬ 
legenen  Abschnitt  der  Tube  hat  man  als  Pars  uterina  derselben 
bezeichnet. 

Was  die  Lage  der  Tuben  betrifft,  so  findet  man  bei 
völlig  normalen  weiblichen  Individuen  (also  bei  anteflectiertem 
Uterus)  das  laterale  Tubenende  höher  liegend  und  zugleich  der¬ 
artig  nach  hinten  zurückgebogen,  dass  seine  Convexität  nach 
"oben  und  lateralwärts  gerichtet  ist  und  das  Infimdibulum  der 
^  Oberfläche  des  Ovarium  direkt  aufliegt. 

Hinsichthch  der  microscopischen  Structur  ist  zu 
erwähnen,  dass  die  Schleimhaut  der  Tube  mit  einem  Flimmer- 
y  e.  p  i  t  h  e  1  bekleidet  ist,  dpfKpn  Haare  nach  dem  Uterus  ZU  flim¬ 
mern  und  das  Ei  somit  dorthin  befördern  müssen.  Unter  dem 
l  Flimmerepithel  liegt  wieder  ein  bindegewebiges  Substrat  von 
3  jxquisit  lymphatischem  Charakter.  Nach  aussen  vcm  der 
Schleimhaut  befinden  sich  glatte  Muskelfasern,  welche 
in  drei  Lagen,  nämlich  einer  ringförmigen  zwischen  zwei  longi¬ 
tudinalen.  angeordnet  sind.  Die  innere  longitudinale  Schicht  ent¬ 
spricht  einer  Muscularis  mucosae  und  ist  durch  eine  dünne  Binde- 
gewebslage  (Submucosa)  von  der  ringförmigen  Schicht  getrennt. 
An  dem  Ostium  abdominale  geht  die  Tubenschleimhaut  direkt  in 


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671 


das  Bauchfell  über  —  der  einzige  Fall,  wo  eine  Schleimhaut  sich 

cootinuierlich  in  eine  seröse  Haut  fortsetzt.  Gefässe  und 

Nerven  wie  beim  Ovarium  (s.  S.  676). 

IV.  Die  Eierstöcke. 

Die  Eierstöcke,  Ovaria,  sind  zwei  abgeplattete,  ellip¬ 
tische  Körper,  an  denen  man  ein  etwas  spitzes  unteres  {Ex~ 
treniifas  uterina',  und  ein  stumpfes  oberes  Ende  (Extreynitas  . 

tuhariaj,  ferner  eine  leicht  gewölbte  vordere  bezw.  laterale 
und  hintere  bezw.  mediale  Fläche,  endlich  einen  freien 
convexen  und  einen  angehefteten  geraden  Rand  unter¬ 

scheidet.^!  Der  gerade  Rand,  Margo  mesovaricus,  ist  an  die  hin- 
Jere  Fläche  des  Lig.  latum  befestigt  und  bildet  zugleich  die  Ein- 
trittsstelle  der  grösseren  Gefässe  und  Nerven,  weshalb  man  iHh 
auch^als  //t/t^Qtoriibezeichnet.  Man  kann  sagen,  dass  das 
ganze  Organ  in  einer  Ausstülpung  des  hinteren  Blattes  des  Lig. 

latum  liegt,  mit  welcher  übrigens  seine  Oberfläche  untrennbar  ver- 

wachsen  ist.  Doch  ist  dabei  zu  bemerken,  dass  die  Oberfläche 

des  Ovarium  nach  Waldbyer  in  jugendlichem  Alter  nicht  von 

(jem  gewöhnlichen  platten  Peritonaealepithel,  sondern  von  kleine¬ 

ren,  mehr  vollsaftigen  Pflaster-  oder  sogar  von  Cvlinderepithel- 
zellen  überzogen  ist,  welche  er  als  Keime  p  i  t.h  e  1  bezeichnet^ 
weil  von  diesen  Zellen  die  Bildung  der  Graaf’schen  Follikel  und 
der  Eier  des  Ovarium  ausgeht.  Da  das  Epithel  an  der  Oberfläche 
des  Eierstockes  in  dieser  Weise  von  dem  des  übrigen  Peritonaeum 
abweicht,  so  wird  von  einigen  Autoren  die  Auffassting  festgehal¬ 
ten,  dass  das  Ovarium  überhaupt  nicht  vom  Peritonaeum  über¬ 
kleidet  werde.  Indessen  ist  das  Keimepithel  doch  zweifellos  nur  \ 
als  ein  mächtiger  entwickeltes  Peritonaealepithel  anzusehen.  \ 

Beim  Embryo  zeichnet  sich  nun  unter  den  21ellen  des  * 
Keimepithels  eine  bestimmte  Anzahl  durch  ihre  Grösse  aus.  Es 
sind  dies  tfie  sogen.  Ureier,  welche  im  weiteren  Verlaufe  der 
Entwickelung  zu  Eiern  des  reifen  Ovarium  werden.  Das  Keim¬ 
epithel  sendet  nämlich  in  das  Stroma  des  Ovarium  zapfenförmige 
Wucherungen,  die  Keimschläuche,  hinein,  von  denen 
jeder  einzelne  Schlauch  in  seinem  Inneren  ein  Urei  beherbergt. 

Diese  Keimschläuche  schnüren  sich  später  ab  und  verwanddn  sich 

>)  Diese  Bezeichnungen  beziehen  sich  lediglich  auf  das  Ovarium,  wie 
es  sich  an  den  herausgeschnittenen  inneren  Geschlechtsteilen  dar¬ 
stellt,  wenn  der  Uterus  nebst  den  Ligg.  lata  ausgebreitet  vorliegt.  Ober 
die  natürliche  Lage  des  Organes  s.  die  nächste  Seite. 


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in  kugelige  Bläschen,  dieGraaf’schen  Follikel:  ihr 
Epithel  gruppiert  sich  dabei  in  Gestalt  der  späteren  Membrana 
granulosa  lun  das  Urei,  welches  allmählich  die  Form  des  reifen 
Eies  annimmt.  Das  Keimepithel,  welches  an  der  Oberfläche  des 
Ovarium  zurückgeblieben  ist,  geht  jedoch  während  der  extradte- 
rinen  Entwickelung  des  Menschen  verloren,  so  dass  die  Ober¬ 
fläche  des  reifen  Ovarium  gänzlich  von  Epithelzellen  entblösst  sein 
kann. 

Die  natürliche  Lage  desOvarium  (in  der  auf¬ 
rechten  Stellung  des  Weibes)  ist  an  der  seitlichen  Beckenwand 
dicht  tmterhalb  der  Linea  innominata.  Seine  Längsaxe  ver¬ 

läuft  schräg  oder  nahezu  senkrecht,  indem  das  laterale  Ende  nach 
hinten  und  oben,  das  mediale  nach  vom  und  abwärts  gerichtet 
ist,  Der  angeheftete  gerade  Rand  liegt  vom,  der  convexe 
freie  Rand  sieht  nach  hinten.  Die  Flächen  des  Orga¬ 
nes  sind  im  wesentlichen  mgittal  gestellt,  so  dass  die  laterale 
Fläche  meistens  ganz  der  seitlichen  Beckenwand  anliegt,  während 
die  .mediale  Fläche  g^n  den  Beckenraum  gewendet  ist.  Steht 
jedoch  der  Uterus  extramedian,  so  kann  das  eine  Ovarium  durch 
denselben  mehr  in  das  Becken  hineingezogen  werden,  der  Art, 
dass  seine  laterale  Fläche  mehr  nach  vorn,  seine  mediale  mehr 
nach  hinten  sieht,  während  zugleich  der  freie  Rand  g^zUch  nach 
abwärts  hängt.  Mit  dem  Uterus  ist  nämlich  das  mediale  Ende 
dpR  Ovarjum  durch  einen  festen,  bindegewebigen  Strang  das  Lig. 
ovarii  vroiirium.  verbunden,  welches  sich  zwischen  den  beiden 
Blättern  des  Lig.  latum  bis  in  die  Nähe  der  uterinen  Tubenmün¬ 
dung  hinzieht  und  dort  am  Uterus  befestigt.  Das  laterale  Ende 
des  Ovarium  steht  ebenfalls  durch  einen  bindegewebigen  Strang, 
das  schon  erwähnte  Lig.  infundibuloovaricum,  mit  dem  Ostium 
abdominale  tubae  in  Verbindung. 

Wenn  man  das  Ovarium  durch  einen  der  Flächenriditungdes 
Organes  parallel  geführten  Längsschnitt  teilt,  so  kann  man 
auf  der  Schnittfläche  mit  blossem  Auge  sehr  deutlich  zwei  Schich¬ 
ten  unterscheiden,  von  denen  die  eine,  mehr  nach  dem  Hilus  ge¬ 
legene,  als  Marksubstanz  bezeichnet  wird,  während  die  andere, 
die  Rindensubstanz,  mit  Ausnahme  des  Hilus  die  ganze  Peripherie 
des  Ovarium  einnimmt.  Die  Marksubstanz  oder  Zona 
t'aaculosu  hat  ein  mehr  schwammiges  Aussehen  und  besteht  aus 
lockerem  Bindengewebe,  welches  von .  den .  am  Hilus  eintretenden 
grö^ren  Oefä.ssen  des  Ovarium  dnrrhzogpn  wird.  Die  Rin^ 
densubstanz  oder  Zotia  ipnr/y^rhymninsn.  bpgfpht  wiederum  aus 


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einer  inneren  und  einer  äusseren  Zone.  Die  innere, 
ebenfalls  noch  ziemlich  gefässreiche  Zone  enthält  in  einem  binde¬ 
gewebigen  zellenreichen  Stroma  eine  Anzahl  kugeliger  Bläschen, 
die  Graaf’schen  Follikel,  FdlicuU  oophori  vesiculosi.  Die 
äussere  Zone  ist  mit  dem  Peritonaeum  verschmolzen,  und  wird 
als  Tunica  albnainea  bezeichnet:  sie  besteht  aus  derbem,  festem, 
fibrillärem  Bindegewebe,  welches  an  der  Peripherie  mehrere  Lagen 
bildet,  von  denen  jede  einzelne^in^  anderen  Faserverlauf  hat. 

Die  in  der  inneren  Rindenzone  gelegenen  G  r  a  a  f- 
schen  Follikel  sind  kugelige  Bläschen,  welche  in  reifem 
Zustande  einen  Durchmesser  von  1—1,5  cm  besitzen  und  in  die¬ 
sem  Stadium  ihrer  Entwickelung  mitunter  die  Oberfläche  des  Ova- 
rium  kuppenförmig  hervorwölben.  Das  Stroma  des  Ovarium  bil¬ 
det  um  jeden  Foilikel  eine  besondere  Wand,  Theca  s.  Tunica 
folliculi,  an  welcher  man  wiederum  eine  äussere  und  eine  innere 
Schicht  unterscheiden  kann.  Die  äussere  Schicht  {Tunica  ex¬ 
terna  folliculi)  besteht  aus  derbem  fibrösem  Bindegewebe.  Die 
innere,  ebenfalls  gefässreiche  Schicht  {Tunica  interna  folliculi) 
ist  erheblich  weicher  und  besteht  aus  einer  homogenen  Grund¬ 
substanz  mit  zahlreichen  Spindel-  oder  Rundzellen.  Die  Tunica 
interna  zeigt  also  mehr  den  Charakter  des  embryonalen  Bindege¬ 
webes  oder  Granulationsgewebes.  Die  Zellen  dieser  Schicht  sind 
sogenannte  Plasmazellen,  d.  h.  ihr  Protoplasma  ist  stark  granu¬ 
liert  und  durch  gewisse  Anilinfarben  sehr  intensiv  färbbar.  An 
der  Innenfläche  der  Tunica  interna  endlich  sitzt  ein  vollsaftiges 
Pflasterepithel,  dessen  einzelne  Zellen  ebenfalls  ein  stark 
körniges  Protoplasma  zeigen,  weshalb  man  diese  Zellenlage  als 
Membrana  s.  Stratum  granulosum  bezeichnet  hat.  An  irgend  einer 
Stelle  dieser  Membrana  granulosa  häufen  sich  die  Zellen  in  stär¬ 
kerem  Masse  an  und  bilden  den  sog.  Cumulus  s.  Discus  oophorus 
(proligerus),  welcher  das  Ei  des  Graaf’schen  Follikels  einschliesst. 
Abgesehen  von  dem  Stratum  granulosum  und  dem  von  ihm  um¬ 
schlossenen  Ovulum  ist  jeder  reife  Follikel  noch  von  einer  relativ 
grossen  Menge  seröser  Flüssigkeit,  dem  iig«or/'oZfic«Zj.  ausgefüllt.i) 
Als  ein  besonderes  Charakteristikum  eines  reifen  Follikels  ist 
ausser  der  oben  angegebenen  Grösse  von  1 — 1,5  cm  noch  die  Er¬ 
scheinung  aufzufassen,  dass  die  Zellen  der  Membrana  granulosa 

*)  In  früheren  Entwickelungsstadien  ist  die  Höhle  des  Qraaf’schen  Fol¬ 
likels  selbstverständlicherweise  nur  von  Epithelzellen  ausgefüllt,  welche  das 
Ei  umlagern. 

Broesikc,  Anatomie.  9.  Aufl.  43 


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—  674 


in  demselben  radiär  um  das  Ei  angeordnet  sind,  so  dass  das  letz¬ 
tere  gleichsam  von  einer  Art  Glcuienschein  umgeben  ist.  Das 
reife  menschliche  Ei.  0vulum^]y2t  etwa  die  Grösse  eines  kleinen 
Sm^komes,  ist  somit  eben  noch  mit  blossem  Auge  als  Pünkt¬ 
chen  sichtbar.  Es  besteht:  1)  aus  einer  weissen  glänzenden 
Hülle,  der  Zona  pdlpida  oder  Odemma,  einer  Ausscheidung  des 
Strahun  granulosum,  welche  der  Membran  anderer  tierischer 
Zellen  analog  ist;  2)  aus  dem  schmalen,  mit  Lymphe  gefüllten 
perivite Minen  Spaltraum;  3)  aus  dem  Eidotter, 
Yitdltis,  welcher  das  Zellprotoplasma  bildet  und  stets  an  der  einen 
Seite  des  Eies  stärker  granuliert  ist;  4)  aus  dem  Keimbläs¬ 
chen  oder  Purkinje 'sehen  Bläschen,  Vesicula  germi- 
naüva,  welches  den  Kern  des  Ovulum  darstellt.  In  dem  Keim¬ 
bläschen  liegt  noch  ein  glänzendes  Körperchen,  der .  K  e  i  m- 
f  1  e  c  k  oder  Wagner ’s  che  Fleck,  Macula  germinativa,  wel¬ 
cher  als  das  Kemkörperchen  des  Ovulum  anzusehen  ist. 

Die  beträchtliche  Grösse,  welche  der  reife  Follikel  im 
Verlaufe  seiner  Entwickelung  erreicht,  hat  zur  Folge,  dass  der¬ 
selbe  allmählich  bis  dicht  tmter  der  Oberfläche  des  Ovarium  rückt 
und,  wie  bereits  erwähnt,  die  letztere  sogar  kuppenförmig  hervor¬ 
wölbt.  Wenn  nun  durch  weiteres  Wachsen  desselben  der  intra- 
folliculäre  Druck  zunimmt,  platzt  die  Theca  folliculi  an  der  Ober¬ 
fläche  des  Ovarium  und  der  Follikelinhalt  nebst  dem  reifen  Ei 
wird  in  die  Bauchhöhle  entleert.  Dem  Platzen  der  Theca  folliculi 
soll  übrigens  an  der  Einrissstelle  eine  Verfettung  der  vorhin  er¬ 
wähnten  Plasmazellen  (Luteinzellen)  vorhergehen.  Wie  das  Ei 
alsdann  in  die  Tuben  gelangt,  lässt  sich  nicht  bestimmt  sagen. 
Man  nimmt  an,  dass  durch  die  Flimmerepithelien  des  abdominalen 
Tubenendes  Strömungen  in  der  peritonaealen  Flüssigkeit  erregt 
werden,  welche  wahrscheinlich  das  Ei  in  die  betreffende  Tube 
hineinbugsieren.  Auch  ist  zu  beachten,  dass,  wie  schon  früher 
gesagt  wurde,  unter  normalen  Verhältnissen  das  Infundibulum  mit 
dem  Ostium  abdominale  tubae  sehr  häufig  umnittelbar  auf  der 
Oberfläche  des  Ovarium  aufliegt,  so  dass  also  ein  direkter  Ein¬ 
tritt  des  Ovulum  m  die  Tube  möglich  wäre.  Die  Eilösung  scheint 
meist  zur  Zeit  der  Menstruation  zu  erfolgen;  doch  ist  erwiesen, 
dass  auch  nicht  selten  in  den  Intervallen  zwischen  den  einzelnen 
Menstruatiemen  Eier  aus  den  Graaf’schen  Follikeln  austreten  tmd 
befruchtet  werden.  Die  Zahl  der  ursprünglichen  in  der  Anlage 
vorhandenen  Eier  soll  für  beide  Ovarien  nach  HENLE  (bei  einem 
18  jährigen  Mädchen)  etwa  72  000  betragen.  Wie  man  sieht,  kann 


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von  den  letzteren  nur  ein  geringer  Bruchteil  zur  Reife  und  nur 
eine  verschwindend  kleine  Zahl  zur  Befruchtung  kommen. 

Das  Schicksal  des  geplatzten  Follikels  gestaltet  sich  nach 
Austritt  des  Eies  in  folgender  Weise.  Beim  Platzen  der 
Follikelwanid  müssen  natürlich  auch  Blutcapillaren  zerreissen, 
deren  Inhalt  sich  zum  Teil  in  den  Follikel  ergiesst,  so  dass  in 
dem  letzteren  ein  grösseres  oder  kleineres  Blutgerinnsel  zurück¬ 
bleibt.  Die  erste  Veränderung,  welche  sich  nach  dem  Austritt  des 
Eies  einstellt,  ist  die  Wucherung  der  Zellen  des  Stratum  granu- 
losum,  durch  welche  schliesslich  der  entleerte  Folfikelraum  völlig 
gefüllt  wird.  In  demselben  Masse  jedoch,  als  die  Epithelzellen 
das  Stratum  granulosum  sich  durch  Proliferation  vermehren,  tritt 
bei  ihnen  eine  fettige  Degeneration  ein,  welche  weiterhin  zum  Ver-~ 
fall  derselben  führt.  Diese  verfetteten  Massen  haben  natürlich  ein 
gelbliches  Aussehen,  welches  dazu  geführt  hat,  einen  in  dieser 
Weise  veränderten  Follikel  als/Corcws  luteum  zu  bezeichnen.  Ist 
das  ausgetretene  Ei  zur  Befruchtung  gekommen,  so  pfl^  die 
Wucherung  des  Epithelium  granulosum  eine  viel  stärkere  zu  wer¬ 
den,  als  wenn  das  Ei  unbefruchtet  zu  Grunde  geht  —  wahrschein¬ 
lich  nur  deswegen,  weil  im  Falle  der  Befruchtimg  ganz  allgemein 
ein  stärkerer  Blutzufluss  zu  den  Genitalorganen  eintritt.  Das  wäh¬ 
rend  einer  Schwangerschaft  zur  Entwickelung  kommende,  erheb¬ 
lich  grössere  Corpus  luteum  wird  als  Corpus  luteum  verum  be¬ 
zeichnet  —  im  Gegensätze  zu  dem  kleineren  Corpus  luteum  fcHsum, 
welches  nach  einer  gewöhnlichen  Menstruation  ohne  folgende 
Schwangerschaft  zurückbleibt.  Genauere  Grössenbestimmungen 
zur  Unterscheidung  beider  Arten  von  Corpora  lutea  lassen  sich 
nicht  angeben,  weil  ihre  Grösse  überhaupt  individuellen  Schwan¬ 
kungen  unterworfen  ist.  Das  Corpus  luteum  verum  ist  in  der 
Mitte  der  Schwangerschaft  am  besten  entwickelt;  es  kann  alsdann 
auf  dem  grössten  Ehirchschnitt  die  Grösse  einer  Kirsche  erreichen. 
Nachdem  das  Corpus  luteum  seine  höchste  Entwickelung  erreicht 
hat,  tritt  es  in  das  Stadium  der  Rückbildung  ein,  indem  aus  der 
zellenreichen  Tunica  interna  Wucherungen  von  dem  Charakter  des 
Granulationsgewebes  in  das  Innere  des  Follikels  hineinwachsen, 
während  zu  gleicher  Zeit  das  fettig  zerfallene  Epithel  der  Mem¬ 
brana  granulosa  der  Resorption  unterliegt.  Nachdem  diese  Wuche¬ 
rungen  den  Follikelraum  gänzlich  ausgefällt  haben,  bilden  sich 
dieselben  in  Narbengewdie  um,  so  dass  sich  an  der  Stelle  des  ur¬ 
sprünglichen  Follikels  schliesslich  eine  weissliche  Narbe,  das  Cor- 
pus  albicans  der  alten  Anatomen,  vorfindet,  welches  sich  an  der 

43* 


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Oberfläche  des  Ovarium  durch  eine  Einziehung  kenntlich  macht. 
Wenn  nach  dem  Platzen  des  Follikels  ein ,  ßlu^erinnsel  in  dem¬ 
selben  zurückgeblieben  war,  so  finden  sich  in  der  Narbe  als 
Überrest  desselben  Blutcrystalle  oder  Partikelchen  von  verändertem 
Blutfarbstoff  vor,  in  welchem  Falle  die  alten  Anatomen  von  einem 
Corpus  nigrum  sprachen. 

„  Die  Arterien  des  Eierstocks  stammen  aus  der  A.  ovarica 
(A.  spermatica  interna)  und  der  A,  uterina.  Die  Veh  e  n "  ent¬ 
sprechen  den  Arterien.  Die  l.ymphgpfässp  hilrlen  jim.  Hie. 
Follikel  einen  perifolliculären  Lymphraum  und  gelangen  zu  den 
^andulae  hypogästricae  und  lumbales.  Die  Nerven  sind  sym¬ 
pathischer  Natur  und  stammen  vom  Plmts  sprrmatieus  int,  und 
uterinus.  . 


VII.  Das  Epoophoron  und  Paroophoron. 

Das  Epoophoron  (Parovarium)  liegt  jederseits  zwischen  dem 
lateralen  Ende  der  Tube  und  dem  Ovarium  in  dem  Bindegewebe, 
welches  beide  Blätter  des  Lig.  latum  trennt.  Das  Organ  besteht 
aus  einer  Anzahl  von  Canälchen,  welche  von  der  lateralen  Spitze 
des  Ovarium  nach  oben  hin  ausstrahlen  und  in  ein  anderes, 
der  Längsaxe  des  Ovarium<  parallel  laufendes  Canälchen, 
Duclus  epoophori  longitudincdis  (Gartneri),  ausmünden.  In  dem 
letzteren  hat  man  wahrscheinlich  einen  Überrest  des  ehemaligen 
WolfPschen  Ganges  zu  suchen.  Alle  diese  Canälchen  enden  blind 
in  der  Nähe  des  Ovarium  und  zeigen  an  ihrer  Innenwand  ein 
Flimmere|üthel;  ihr  Inhalt  ist  eine  helle  Flüssigkeit,  welche  durch 
Essigsäur£_gerinnt.  Das  Epoophoron  im  Ganzen  ist  als  ein  Ana¬ 
logon  des  Konfcs  der  Epididymis  beim  Manne  anzusehen.  Es 
kann  mit  blossem  Auge  leicht  wahrgenommen  werden,  wenn  man 
das  Lig.  latum  gegen  das  Licht  hält. 

Das  Paroophoron  ist  ebenfalls  zwischen  beiden  Blättern  des 
Lig.  latum  medial  vom  vorigen,  gegen  die  Tube  hin  gelegen  und 
b^teht  aus  einem  Häufchen  fein  geschlängelter  Canälchen,  welche" 
mit  zerfallenden  Epithelzellen  und  körnigen  Detritusmassen  aus- 
gefüllt  sind  und  blind  endigen.  Im  ersten  Lebensjahre  ziemlich 
deutlich,  ist  dieses  Organ  beim  Erwachsenen  mit  blossem  Ai^e 
meistens  nicht  mehr  wahrzunehmen.  Das  Paroophoron  ist  ein 
Analogon  der  Paradidymis  (des  Giraldes’schen  Organes)  beim 
Manne  und  somit  als  ein  Überrest  des  ehemaligen  WolfFschen 
Körpers  oder  der  Ürniere  aufzufassen. 


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677 


VIII.  Die  Brustdrüse. 

Die  Brustdrüsen,  Mammae,  müssen  beim  Weibe  eben¬ 
falls  zu  den  Genitalorganen  gerechnet  werden,  da  sie  bekanntlich 
im  Verlaufe  der  Schwangerschaft  eine  erhebliche  Entwickelimg  er¬ 
reichen,  welche  schliesslich  zur  Milchsecretion  führt.  EMe  Brüste 
liegen  vor  der  111.  bis  V.  Rippe  und  bestehen  beim  Manne  wie 
beim  Weibe  aus  einer^nnter  der  Haut  gelegenem  Fettschicht,  welche 
eine  feste  fibröse  Masse  (das  sogen mammae)  bedcgl^  In 
dem  Corpus  mammae  liegt  nun  die  Brust-  oder  Milch  d  r  üT^ 
Glandula  lactifera,  welche  bis  zur  Zeit  der  Pubertät  bei  beiden  Ge¬ 
schlechtern  annähernd  gleich  stark  entwickelt  ist.  Die  stärkere  Pro¬ 
minenz  der  weiblichen  Brust  nach  erlangter  Geschlechtsreife  ist 
hauptsächlich  auf  den  grösseren  Fettreichtum  derselben  zurückzu¬ 
führen.  Erst  etwa  nach  dem  30.  Lebensjahre  b^nnt  beim  Manne 
die  Rückbildung  der  Drüse.  Bei  beiden  Geschlechtern  ist  das 
Corpus  mammae  mit  der  darüber  liegenden  Haut  durch  feste 
Bindegewebstränge  verwachsen.  Mit  der  danmter  liegenden  Fasde 
des  Pectoralis  major  ist  dasselbe  nur  durch  lockeres  Bindegewebe 
leicht  verschiebbar  verbunden.  _In  der  Mitte  der  Brust  springt  die 
Brustwarze,  Papilla  mammae  (Mammilla),  vor,  welche  stets 
dunkler  pigmentiert  ist,^  als  die  umgebende  Haut  und  zahlreiche 
meist  ringförmige  glatte  Muskeln  enthält.  ■  Ihre  Contraction  führt 
zu  einer  Erection  der  Brustwarze.  Die  Brustwarze  ist  ferner  aus¬ 
gezeichnet  durch  sehr  grosse  Cutispapillen:  wenn  die  letzteren 
sehr  stark  entwickelt  sind,  zeigt  sie  auch  schmi  äusserlich  ein  un¬ 
regelmässig  zerklüftetes  Aussehen.  Um  die  Brustwarze  liegt  der 
gleichfalls  stärker  pigmentierte  Warzenhof,  Areola  mammae, 
an  welchem  sich  neben  gewöhnlichen  Talgdrüsen,  Glandulae  seba- 
ceae,  noch  grössere  (5 — 15)  Talgdrüsen,  sogen.  Montgome- 
ry’sche  Drüsen,  Glandulae  aredares,  vörfinden. 

Die  e  i  g"e  n  fliehe  B  r  ü's  t  d  r  ü  s  e  ist  eine  in  das  Corpus 
mammae  eingebettete  z  u  s  a  m  m  e  n  e  s  ^^^z  t_  acinöse 
Drüse,  deren  Drüsenläppc  h  e  n^  Lobuli  mammae,  eine 
homogene  Tunica  propria  besitzen,  an  deren  Innenfläche  das  se-' 
cernierende  polyedrische  oder  kurzcyUndrische  Drüsenepithel  sitzt. 
Man  hat  behauptet,  dass  diese  Tunica  propria  aus  platten,  stern¬ 
förmigen  Zellen  zusammengesetzt  sei,  so  dass  also  das  Epithel  von 
denselben  wie  von  dem  Flechtwerke  eines  Körbchens  lunschlossen 
sein  würde.  Aus  den  Lobuli  gehen  die  Ausführungsgänge,  Dmc(ms 
lacüferi,  heri^j  welche  sich  zu  immer  grösseren  Stämmen  vereini¬ 
gst  Man  hat  diese  Gänge  je  nach  ihrer  Grösse  als  Ductus  lacti- 


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678 


feri  erster,  zweiter  oder  dritter  Ordnung  unterschieden.  Die 
erster  Ordnung  (12  bis  15  an  der  Zahl)  sind  die  durch  Ver¬ 
einigung  der  Gänge  zweiter  und  dritter  Ordnung  entstandenen 
Hauptstämme:  ein  jeder  von  ihnen  bildet,  nachdem  derselbe  aus 
den  Lobuli  bezw.  Lobi  mammae  in  den  bindegewebigen  Teil  des 
Corpus  mammae  eingetreten  ist,  eine  Erweiterung,  den  sogen. 
Sinus  lactiferus  und,  mündet  alsdann  mittels  einer  zweiten  trichter¬ 
förmigen  Erweiterung,  des  sogen.  Mündungstrichters, 
an  der  Haut  der  Brustwarze.  Die  Ductus  lactiferi  besitzen  bis  zu 
den  Sinus  cyliqdrisches,  hierauf  bis  zum  Mündungstrichter  s(^en. 
Obergangsepithei,  endlich  in'  dem  Mündungstrichter  geschichtetes 
Pflasterepithel,  welches  continuierlich  in  das  der  äusseren  natte- 
ÄbCfgait;  Das  "bindegewebige  Stroma  der  Brustdrüse  ist  sehr 
derb  und  besitzt  in  der  Umgebung  dw  Acini  zahlreiche  Rimd- 
zellen  von  dem  Charakter  der  Leukocyten,  von  denen  sogar  in 
neuerer  Zeit  behauptet  worden  ist,  dass  sie  in  die  Acini  hinein- 
wandem  und  durch  ihren .  Zerfall  direkt  zur  Bildimg  der  Milch 
beitragen  sollen. 

Ihre  volle  Entwickeltmg  erlangt  die  Brustdrüse  beim  Weibe 
erst  gegen  Ende  der  Schwangerschaft,  nachdem  die 
vorhandenen  Lobuli  neue  Sprossen  getrieben  und  sich  dadurch 
erheblich  vergrössert  haben.  Zu  derselben  Zeit  gehen  die  Epithel¬ 
zellen  eine  fettige  Degeneraticm  ein,  so  dass  sie  schliesslich  wie 
mit  .  kleinen  Fettkömchen  vollgepfropft  erscheinen  und  maulbeer- 
förmige  Kugeln,  sogeiK Körnchenkugeln,  bilden.  Durch 
den  Zerfall  dieser  Kugeln  werden  die  Fettkörnchen  frei,  und  es 
kommt  so  zur  Bildung  der  Milch.  Lac,  femininum,  welche  aus  _ 
einer  ei  weisshaltigen  Flüssigkeit  mit  zahlreichen,  darin  suspen- 
dierten  Fettkörnchen  besteht.  Ein  jedes  Fettkömchen  ist  jedoch 
von  einer  Caseinhülle  umgeben'  wie  schon  aus  der  Tatsache  her- 
vorgeht,  dass  sie  nicht  zusammenf Hessen,  sondern  isoliert  bleiben. 
Die  erste  Milch,  welche  von  dem  schwangeren  Weibe  abgesondert 
wird,^zeigt  eine  mehr  gelbliche,  fettartige  Beschaffenheit  und  wird 
als  Colostrum  bezeichnet.  Die  Ursache  dieser  Beschaffenheit  ist 
die,  dass  in  dieser  Absonderung  statt  der  feinen  Fettkömchen 
grössere,  verfettete  Epithelzellen,  die  sogen.  Colostrumkör- 
_  per  c  h^  n,  enthalten  sind,  welche  ein  gelbbräuniiches  Aussehen 
haben.  .  Auch  bei  Neugeborenen  und  in  seltenen  Fälleni  beim 
_Mamie _hat  man  eine  Milchsecretion,  die~i^en.  hexenmilch,  be- 
obachtet,  welche  auf  eine  abnorme  Verfettung  der  bpitneizeiien 
der  Drüsenacini  zurückzuführen  ist. 


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679 


Anhang.  Die  Muskeln  und  Fascien  des  Dammes, 
a)  Die  Muskeln  des  Dammes. 

Die  Muskeln  des  Dammes  bilden  zusammen  mit  den 
zwischen  ihnen  gelegenen  Fascien  eine  im  wesentlichen  horizon¬ 
tale  Ausbreitung,  welche  das  kleine  Becken  unten  abschliesst  und 
hauptsächlich  verhindert,  dass  die  Baucheingeweäde  zu  tief  in  das¬ 
selbe  hinabsinken.  Während  man  nun  früher  diese  ganze  aus 
Muskeln  und  Fascien  bestehende  Ausbreitung  Diaphragma  pelvis 
benannte,  fasst  man  jetzt  unter  dieser  Bezeichming  nur  die  Mm. 
levator  ani  und  coccygeus  nebst  den  an  ihrer  oberen  und  unteren 
Fläche  befindlichen  Fascien  zusammen.  Ausserdem  ist  unter¬ 
halb  des  M.  1  e  V  a  t  o  r  a  n  i  vorn  zwischen  der  Symphyse  und 
den  beiden  Tubera  ischiadica  noch  eine  dreiseitige  Plätte. 
das  sogen.  Trigonum  s.  Diaphragma  urocfenitale.  ausgespannt,  wel¬ 
ches  ebenfalls  aus  zwei  Fascienblättern  besteht,  die  den  M.  trans- 
versus  perinei  profundus  zwischen  sich  fassen.  Das  Trigonum 
urogenitale  wird  so  bezeichnet,  weil  dasselbe  beim  Manne  von 
der  Urethra,  beim  Weibe  vwi  der  Urethra  und  Vagina  durch¬ 
brochen  ist.  Sittiche  Muskeln  des  Dammes  mit  Ausnahme  de? 
M.  transversus  perinei  profundus  sind  paarig.  Meistens  stossen 
je  zwei,  von  rechts  und  links  kommend,  an  einer  medianen 
sehnigen  Raphe  zusammen,  welche  sich,  von  Anus,  Ure¬ 
thra  und  Vagina  durchbrochen,  von  der  Steissbeinspitze  nach  der 
Richtung  der  Svmphvse  hin  erstreckt.  Zu  den  Muskeln  des  Dam¬ 
mes  werden  (zunächst  beim  Manne)  folgende  gerechnet: 

1.  Der  M.  levator  ani  bildet  eine  musculöse  Platte,  welche  den 
Beckenausgang  verschliesst  und  die  Beckeneingeweide  tragen  hilft. 
Der  M.  levator  ani  entspringt  jedersdts  von  einer  Linie,  welche 
man  sich  vom  Os  pubis  nahe  der  Svmphvse  bis  zur  Soina  ischi¬ 
adica  gezogen  denken  muss.  Diese  Verbindungslinie  verläuft 
längs  der  m  e  dJ^^ljn  F  1  ä  c  h  e  des  obturator  in- 
t  e  r  n  us  und  bildet  in  der  hier  gelegenen  Fascie  eine  sehnige,  Ver¬ 
dickung,  den  Arcus  tendineus  m.  levatorisani.  Sämtliche  Fa¬ 
sern  des  M.  levator  ani  ziehen,  insoweit  sie  nicht  am  Anus  selbst 
inserieren,  schräg  nach  abwärts  zu  jener  eben  erwähnten  medianen 
sehnigen  Raphe.  Die  v  ordersten  F  a  s  e  r  n,  welche  vom  Os 
pubis  entspringen  und  in  beinahe  sagittaler  Richtung  zu  beiden 
Seiten  der  Prostata  nach  hinten  ziehen,  um  sich  erst  hinter  der¬ 
selbe  zu  vereinig«!,  sind  auch  als  M.  levator  prostatäe  besom 
ders  bezeichnet  worden.  Die  mittleren  Fasern,  welche  vom 


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Ö80 


Arcus  tendineus  entspringen  und  sich  am  Anus  und  dicht  hinter 
demselben  festsetzen,  stellen  den  eigentlichen  Levator  ani 
dar.  Die  hintersten  Fasern,  welche  vom  hintersten  Teile 
des  Arcus  tendineus  und  der  Spina  ischiadica  entspringen  und 
sich  am  Steissbein  inserieren,  hat  man  auch  als  M.  ischiococcy- 
geus  besonders  benannt.  Endlich  kann  man  auch  den  M.  coccygeus, 
welcher  sich  unmittelbar  an  die  hintersten  Fasern  des  M.  ischio- 
coccygeus  anschliesst  und  an  der  medialen  Fläche  des  Lig.  sacro- 
spinosum  zwischen  Spina  ischiadica  und  Kreuzbein  verläuft,  als 
eine  Portion  des  M.  levator  ani  auffassen.  Von  den  eben  genannten 
Portionen  des  M.  levator  ani  pfl^en  die  Mm.  ischiococcygeus 
und  coccygeus  die  grösste  Selbständigkeit  zu  besitzen.  D  i  e 
Function  des  Levator  ani  besteht  nicht  allein  darin,  bei 
der  Defaecation  die  Analöffnung  in  die  Höhe  zu  ziehen,  sondern 
auch  darin,  die  ganzen  Beckeneingeweide  zu  trag^  Unter- 
h  a  l^des  Levator  ani  (bei  autrecliter  btellung  des  Körpers)  liegf 
zwischen  dem  Anus  und  der  Seitenwand  des  kleinen  Beckens  ein 
tiefer,  mit  Fett  gefüllter  Raum,  die  Fossa  ischiorectalis,  an  deren 
lateraler  Wand,  in  einem  besonderen  Canale  der  Fascie  des  M. 
Obturator  int.  (A  Icock 'scher  Ca  n  a  1)  eingeschlossen,  die 
A.  pudenda  interna  s.  communis  nebst  verschiedenen  Asten  des  N. 
pudendus  mitsamt  der  Vene  ihren  Verlauf  nimmt. 

_ 2.  Der  M.  transversu^  perinei  profmidus  liegt  an  der  u  n  t  e  - 

r  e  n  Fläche  des  M.  Iwator  ani  zwischen  zwei  derben  Fascien- 
blättern  als  eine  dreiseitige  platte  Ausbreitung,  welche  zwischen 
der  Symphysis  pubis  und  den  beiden  Tubera  ischiadica  ausge¬ 
spannt  ist  und  von  der  Urethra,  beim  Weibe  ausserdem  noch  von 
der  Vagina  durchbohrt  wird.  Der  M.  transversus  perinei  profun- 
dus  nebst  den  beiden  ihn  einschliessenden  Fascienblättem.  Fascia 
diaphragtnatis  urogenitalis  superior  und  inferior,  stellt  das  bereits 
oben  erwähnte  trigonum  s.  Diaphragma  urogenitale  (Lig.  triangu¬ 
läre  urethrae  von  HYRTL)  dar.  Der  Faserverlauf  in  diesem  Mus¬ 
kel  ist  ein  sehr  complicierter,  insofern  derselbe  nidit  allein  aus 
quergestreiften,  sondern  auch  aus  glatten  Muskelfasern  besteht, 
welche  in  sehr  verschiedenen  Richtimgen  verlaufen.  Die  quer¬ 
gestreiften  Muskelfasern  können  parallel  der  Medianlinie 
des  Muskels  oder  transversal  oder  schräg  oder  endlich  circulär 
verlaufen.  Bei  kräftiger  Entwickelung  des  M.  transversus  per. 
prof.  sind  alle  eben  bezeichneten  Arten  von  Fasern  an  demselben 
nachzuweisen.  Von  den  transversalen  Fasern  hat  man  die 
unmittelbar  oberhalb  und  unterhalb  der  Urethra  vorüberziehen- 


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den  als  3f.  compressor  urethrae  (M.  transversourethralis,  Guthrie- 
scher  Musk ej)-  besonders  benannt,  wenngleich  es  zweifel¬ 
haft  erscheint,  ob  sie  wirklich  im  Stande  sind,  die  Urethra  zu 
comprimieren.  Weit  eher  könnten  dies  die  circularen  Fasern 
leistten.  welche  die  Pars  membranacea  ringförmig  umgeben  und  so¬ 
mit  als  M.  sphincter  urethrae  memhranuceae  (Jf.  urethrälis  von  GE- 
GENBAUR) bezeichnet  werden  können.  Die  glatten  Muskel¬ 
fasern  sind  zwischen'  die  querges&eiften  eingewebt,  verlaufen 
hauptsächlich  in  transversaler  Richhmg  und  sollen  nach  Henle 
das  Zustandekommen  der  Erection  (s.  S.  657)  da- 


Fig.  36. 

Schematische  Obersicht  der  (durch  rote  Linien  bezeichneten)  Damm- 
fascien  auf  einem  Medianschnitt  durch  das  Becken. 


durch  bewirken,  dass  sie  die  Vv.  profundae  penis  (clitoridis)  com¬ 
primieren,  welche  zwischen  diesen  Fasern  zu  den  Vv.  pudendae 
communes  hindurchtreten. 

Der  oberste,  dicht  unterhalb  der  Symphyse  gelegene  Teil 
^  des  Trigonum  urogenitale  ist  jedoch  nicht  mehr  musculös.  son¬ 
dern  bildet  ein  ziemlich  derbes  Band,  das  Lig.  transversum  pdvis 
s.  praeurethrale.  Zwischen  dem  letzteren  imd  der  Symphyse  tritt 
die  V.  dorsalis  penis  hindurch.  Am  unteren  Rande  des  M. 
transv.  perinei  prof.  befindet  sich  ebenfalls  ein  bindegewebiger 
Sheifen,  das  Septum  perinei  transversum  (HENLE)  welches  haupt- 


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sächlich  dadurch  gebildet  wird,  dass  dort  sämtliche  Fascien  des 
Dammes  zusammenstossen. 

3.  Der  M.  transversus  verinei  suverficidlis  liegt  oberflächlich, 
d.  h.  unter  der  Haut  des  Dammes,  am  unteren  Rande  des  vorigen. 

entspringt  gewöhnlich  jederseits  von  dem  Tuber  ischiadiciun  und 
setzt  sich  an  der  medianen  sehnigen  Rache  fest.  Er  kann  aber 
auch  gänzlich  fehlen  oder  doch  vielfache  Varietäten  seines  Ver¬ 
laufes  zeigen.  Seine  Function  scheint  wie  diejenige  des  Le- 
^^ator  ani  in  der  Hebung  des  Beckenbodens  zu  bestehen. 

4.  Der  M.  bulbocavemosus  umgreift  den  Bulbus  urethrae  zum 
Teil  mit  tiefer  gelegenen  ringförmigen,  zum  Teil  mit  mehr  caber- 
flächlichen,  schräg  halbringförmigen  Fasern,  von  denen  die  letz¬ 
teren  (s.  Fig.  36)  unten  von  der  medianen  sehnigen  Raphe  ent¬ 
springen  und  sich  oben  an  die  Corpora  cavemosa  penis  ansetzen. 
Zwischen  die  schrägen  und  die  ringförmigen  können  sich  sagittale 

\Fasem  einschieben,  welche  vom  Septum  transversum  perinei  ziun 
Bulbus  hinziehen.  Bei  seiner  Contraction  muss  der  M.  bul¬ 
bocavemosus  den  Bulbus  urethrae  ebenso  comprimieren,  wie  man 
einen  Kautschukballon  mit  der  Hand  zusammendrückt.  Auf  diese 
Weise  müssen  im  Bulbus  befindliche  Flüssigkeiten  (Samen<  oder 
Ham)  durch  die  Urethra  hinausgespritzt  werden;  daher  pflegen 
die  alten  Anatomen  diesen  Muskel  auch  als  Ejaculator  seminis  s. 
Accelerator  urinae  zu  bezeichnen. 

5.  Der  ischiocavemosus  entspringt  jederseits  vom  Ramus 
inferior  ossis  ischii  und  setzt  sich  in  die  entsprechende  Wurzer 
des  Corpus  cavemosiim  penis  fest,  welche  er  unten,  medial  und 
lateral  bedeckt.  Wahrscheinlich  besteht  seinefT  u  n  c  t  i  o  n  darin, 
die  Erection  noch  dadurch  zu  verstärken,  dass  er  die  aus  der  Wur¬ 
zel  des  Corpus  cavernosum  penis^ustretenden  Venen  comprimiert. 

6.  Der'  M.  »nhincter  gut  ext>‘mus  umgibt  die  Analöffnung  und 
ist  im  Gegensätze  zu  dem  M.  Sphincter  ani  internus  ein  q  u  e  r- 
gestreifter.  also  willkürlicher  Muskel.  Seine  Fasern  verlau¬ 
fen  zum  Teil  ringförmig  um  die  Analöffnung,  zum  Teil  umgeben 
sie  dieselben  halbringförmig,  indem  sie  vorn  an  der  medianen 
Raphe  entspringen  und  sich  hinten  wieder  an  derselben  festsetzen. 
Einzelne  von  den  letzteren  Fasern  gehen  direkt  in  die  Haut  hinein 
und  können  dieselbe  somit  nach  einwärts  ziehen.  .  Durch  die 
Contraction  aller  Fasern  des  Sphincter  ani  ext.  kann  die 
■4nalöffnung  willkürlich  verschlossen  werden. 

Die  Muskeln  am  weiblichen  Damme  verhalten  sich 
ebenso  wie  diejenigen  des  Mannes;  nur  geht  der  M.  ischiocavemosus 


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,zum  Corpus  cavemosum  clitoridis  und  ist  demgemäss  auch  viel 
schwächer  entwickelt  als  heim  Manne.  Der  M.  trammarsus  ptnrinä 
prof.  besteht  ferner  beim  Weibe  hauptsächlich  aus  glatten  Muskel¬ 
fasern  und  ist  scwnit  ebenfalls  erheblich  schwächer.  Der  M.  bulbo- 
cavemosus  des  Weibes  ( M.  constrictor  cunni)  umgifbt  den  Schei¬ 
deneingang  lateral  von  den  Bulbi  vestibuli  und  kann  denselben 
bei  kräftiger  Entwickelung  unwiMkürlich  verengern.  Seine  Fa- 
sem  entspringen  vom  an  der  Clitoris,  dem  Corpus  cavemosum 
urethrae  und  der  Schleimhaut  des  Vestibulum.  kreuzen  sich  hinter 
■der  Vayina  und  setzen  sich  in  die  Fasern  des  Sphincter  ani  ext.  | 
■  forty  worauf  vielleidit  die  Tatsache  zurückzuführen  ist,  dass  sich  | 
beide  Muskeln  gleichzeitig  zu  contrahieren  pflegen. 

b)  Die  Fasciendes  Dammes. 

Zu  den  Fascien  des  Dammes  rechnet  man:  1)  die 
Beckdnfascie,  Fascia  peHvis  (früher  auch  Fascia  endopel- 
vina  benannt);  2)  die  tiefe  Dammfascie,  Fascia  perind 
profunda  s.  propria;  3)  die  oberflächliche  Damm¬ 
fascie,  Fascia  perinei  superficialis. 

1.  Ander  Beckenfascie,  Fascia  pelvis  {Fascia  hypo- 
gasirica  GEGENBAUR),  unterscheidet  man  am  besten  nach  dem 
Vorgänge  von  Hyrtl  einen  parietalen  und  einen  visceralen  Teil. 
als  deren  Grenze  der  in  der  Fascie  eingewehte  Arcus  tendineus 
fasciae  pdms  anzusehen  ist.  Der  parietale  Teil  ist  an 
der  Linea  innominata  fest  mit  dem  Periost  verbunden  und  erstreckt 
sich  von  hier  bis  zum  Arcus  tendineus  nach  abwärts,  indem  er 
die  mediale  Fläche  des  M.  obturator  internus  (oberer  Abschnitt 
der  Fascia  obturatoria),  nach  hinten  auch  den-  M.  piriformis  und 
die  vor  demselben  gelegenen  grösseren  Gefässe  und  Nerven,  so¬ 
wie  die  vordere  Fläche  des  Kreuzbeines  bekleidet,  ln  seinem  hin¬ 
teren  Teile  ist  dieses  Fascienblatt  jedoch  kaum  als  solches  zu  be¬ 
zeichnen,  da  es  hier  nur  eine  dünne  Bindegewebslage  bildet, 
welche  ausserdem  noch  durch  die  zahlreichen  Gefässe  und  Nerven 
stark  diu'chlöchert  erscheint.  Nach  abwärts  vom  Arcus 
tendineus  m.  levatoris  (also  von  der  Ursprungslinie 
des  M.  levator  ani  aus)  setzt  sich  das  parietale  Blatt  der  Fascia 
pelvis  als  Fascia  diaphragmatis  velvis  superior  auf  die  ganze 
obere  Fläche  des  M.  levator  ani  und  von  derselben 
als  visceraler  Teil,  Fascia  endopelvina  der  B.  N.  A.,  aut 
die  Beckeneingeweide  nach  aufwärts  fort,  indem  es  sich  nach 
oben  hin  an  der  Blase,  dem  Rectum  und  der  Vagina  allmählich 


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verliert.  Um  die  Prostata  und  die  Samenblasen  herum  bildet 
dieses  Fascienblatt  die  kapselartigen  Hüllen,  welche  bei  jenen  Or- 
ganen  beschrieben  sind.  Als  eine  Verdickung  des  visceralen  Tei-,- 

_ les  der  Fascia  pelvis  sind  auch  die  Ligg.  pubovesicalia  s.  pubo- 

prostatica  aufzufassen  —  sehnige  Streifen,  welche  zu  beiden  Sei¬ 
ten  des  unteren  Svmnhvsenendes  entspringen  und  zur  vorderen 
Fläche  der  Prostata  ziehen.  Endlich  ist  noch  an  der  Übergangs¬ 
linie  des  parietalen  in  den  visceralen  Teil  ein  sehniger  Streifen, 
der  neuerdings  sogen.  Ärctts  tendineus  fasciae  pelm.  gelegen,  wel¬ 
cher  nicht  mit  dem  vorhin  genannten  -Arcus  tendineus  m.  levatoris 
zu  verwechseln  ist.  Auch  die  ganze  untere  Fläche  des 
M.  1  e  V  a  t  o  r  a  n  i  ist  von  einer  dünnen  Bindegewebslage,  Fas- 
cia  diaphragmatis  pelvis  inferior,  bekleidet,  welche  indessen  3ST1 
Namen  einer  Fascie  kaum  verdient. 

2.  Die  tiefe  Dammfascie,  Fascia  perinä  profunda 
s.  propria,  besteht  aus  zwei,  in  dem  dreiseitigen  Kaume  zwischen 
der  Symphysis  ossium  pubis  und  den  Tubera  ischiadica  ausge- 
spannten.  sehr  starken  und  festen  Fascienblättem.  Fasciä^superior 

,  und  inferior  trigoni  urogenitalis.  welche  den  M.  transversus  pe- 
rinei  profundus  zwischen  sich  fassen  imd  mit  dem  letzteren  ^s 
Diaphragma  urogenitale^  s.  Trigonum  urogenifale  bilden.  Vorn, 

d.  h.  unterhalb  der  Symphyse  bilden  beide  Fascienblätter  das _ 

Lig.  ifamverstim  pelvis  s.  pracurethrdle:  am  hinteren  Rande  des 
M.  transversus  perinei  prof.  sind  dieselben  zu  dem  Septum 
transvcrsum  jxiinei  (s.  S.  681)  vereinigt.  Da  die  vorhin  ge¬ 
nannten  Bezeichnungen  für  die  beiden  Fascienblätter  ungebühr¬ 
lich  lang  sind,  hätte  man  besser  die  Namen  Fascia  triangularis 
Superior  und  inferior  wählen  sollen. 

3.  Die  (oberflächliche  Dammfascie,  Fascia 
perin^isuperficialis)  li^  unmittelbar  unter  dem  subcutanen  Fett- 
gewebe  und  bedeckt  in  dünner  Lage  die  Mm.  bulbocavemosus, 

/  ischiocavernosus  und  transversus  perinei  superficialis.  Hinten 
am  Septum  transversum  perinei  verschmilzt  sie  mit  der  vorigen 
Fascie,  vorn  geht  sie  in  die  fettlose  Fascia  penis  über. 


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685 


F.  Das  Sehorgan. 

Das  Sehorgan,  Oaüus  s.  Organon  visus,  besteht:  1)  aus 
dem  Augapfel,  Bulbus  octUi,  2)  aus  dessen  N  e  b  e  n  t  e  i  - 
len,  Organa  octdi  accessoria.  Die  Nebenteile  werden  wieder  ein¬ 
geteilt  in:  a)  den  Bewegungsapparat,  d.  h.  die  Mus¬ 
keln  des  Auges,  b)  die  Schutzorgane  iTutamina)  des  Auges. 

r^tK.<4.€  1  .  .  /  At 

I.  Die  Nebenteile  des  Auges. 

Der  Bewegungsapparat  des  Auges  besteht  aus 
den  sogen,  inneren  Augenmuskeln,  zu  denen  folgende 
Muskeln  gehören:  1)  der  M.  levator  palpebrae  superioris;  2)  der 
M.  rectus  superior;  3)  der  M.  rectus  inferior',  4)  der  M.  rectus 
medialis  s.  internus ;  5)  der  M.  rectus  lateralis  s.  externus  s.  abdu- 
cens;  6)  der  M.  oUiquus  superior  und  7)  der  M.  obliquus  inferior. 

Die  inneren  Augenmuskeln  sind  innerhalb  , 

^  -  - - - - O - 

Augenhöhle  gelten  und  entspringen  sämtlich,  mit 
Ausnahme  des  M.  obliquus.  von  dw  Peripherie  ‘‘  ^ 

^g^v^oramen  opticum  und  der  angrenzenden  Sehnervenscheide.  Doch  /  jU'x 
_^kommt  der  M.  rectus  lateralis  noch  einen  Kopf  von  einem  ' f.' ‘' 
■■'Mj'nJt Höckerchen  des  grossen  Keillbeinflügels  {Spina  recti  lateralis  . 

Ferkel).  Die-  vier  Mm.  recti  setzen  sich  dicht  vor  dem  Aqua- 
tor  des  Bulbus  oculi  an.  und  zwar  der  M.  rectus  superior  oben,  *  .  /  VA 

der  Rectus  lateralis  lateral,  der  Rectus  medialis  medial  und  der  yv  ' 

Rectus  inferior  unten.  Der  M.  levator  välpebrae  superioris  liegt  /-f  vt 
unmittelbar  über  dem  Rectus  superior  unter  dem  Periost  des  ( ;  - 
Daches  der  Orbita  und  setzt  sich  an  dem  oberen  Rande  des  obe- 
ren  Augenli(||(norpels”  an.  Der  M.  obliquus  superior  s.  M.  troch-  '^'  ^  -  ' 

learis  entspringt,  wie  die  anderen  Augenmuskeln,  an  der  Peri- 
pherie  des  For.  c^ticum  und  verläuft  sodann  nach  vorn  und  me- 
dianwärts  bis  zur  Fossa  trochlearis  des  Stirnbeines,  unter  welcher 
sich  ein  besonderer  fibröser  Streifen,  die  Tj;  o  c  h  1  e  a  ,  vom  me¬ 
dialen  zum  lateralen  Rande  dieser  Grube  hinüberspannt.  Hier  be¬ 
kommt  der  Mu^el  eine  Z  w  ischensehne  {Tendo  intermedius),  _ 
welche  auf  der  Trochlea  hin  und  her  gleitet.  Nachdem  er  nun 
über  die  letztere  nach  vom  getreten  ist,  zieht  er  weiterhin  unter 
dem  Rectus  superior  nach  hinten  und  lateralwärts,  um  sich  schliess¬ 
lich  ^  Bulbus  hinten,  oben  und  lateral  anzusetzen.  Der  M.oh- 
liquus  inferior  entepringt  unweit  des  Hamulus  lacrimalis  vomun- 
~lereirXiigehTiÖHrenrande  und  geht  alsdann  (zuerst  unter  dem  M. 
rectus  inf.  und  hierauf  medial  vom  M.  rectus  lat.)  bis  in  die  Nähe 


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686 


derselben  Stelle  hin,  wo  der  vorige  Mu^l  sich  inseriert.  Beide 
Mm.  obliqui  setzen  sich  also  hinter  dem  Äquator  des  Aug¬ 
apfels  fest. 

Was  die  Funktionen  der  inneren  Augenmuskeln  betrifft, 
so  zieht  der  M.  levator  palpebrae  superioris  (Heber  des  oberen 
Augenlides)  das  letztere  nach  hinten  und  hebt  es  dadurch  in  die 
Höhe.  Das  imtere  Augenlid  besitzt  keinen  besonderen  Muskel, 
der  es  zurückzieht.  Die  vier  M.  recti  drehen,  wenn  jeder  für  sich 
isoliert  wirkt,  den  Bulbus  oculi  und  damit  die  Pupille  nach  der¬ 
jenigen  Seite,  an  welcher  sie  sich  festsetzen,  also  z.  B.  der  Rec- 
tus  lateralis  nach  lateralwärts,  der  Rectus  medialis  nach  median- 
wärts  usw.  Bei  kombinierter  Aktion  dieser  Muskeln  müssen  na¬ 
türlich  sehr  versdiiedene  andere  Zugwirkungen  eintreten.  Wirken 
z.  B.  der  Rectus  superior  und  der  Rectus  lateralis  zusammen,  so 
wird  die  Pupille  nach  oben  und  lateralwärts  gedreht,  tmd  es  kön¬ 
nen  in  dieser  Weise  die  vier  Recti  sich  zu  einer  komplizierten 
Zahl  von  Bew^liuigseffekten  ztisammentiin.  Falls  endlich  alle 
Recti  Zusammenwirken,  so  würde  der  Augapfel  imch  hinten  in 
die  Augenhöhle  gezogen  werden,  wenn  nicht  die  beiden  Obliqui 
zu  gleicher  Zeit  dnen  Zug  nach  vom  ausübten. 

Der  M.  obliguus  superior  dreht,  isoliert  wirkend,  den  Bulbus 
derart,  dass  die  Pupille  sich  nach  unten  und  lateralwärts  richtet. 
Die  alten  Anatomen  bezeichneten  ihn  als  M.  patheticus,  doch  ist 
diese  Bezeichnimg  keineswegs  zutreffend,  da  eine  pathetische  Augen¬ 
bewegung  nach  oben  gerichtet  zu  sein  pflegt.  Eher  verdiente  der 
Muskel  die  Bezeichnung  M.  spemens  (der  verachtende).  Dag^en 
würde  der  M.  obliguus  inferior,  isoliert  wirkend,  die  Pupille  nach 
oben  und  lateralwärts  drehen,  also  mit  viel  grösserem  T?echte  als 
Patheticus,  allerdings  als  ein  schielender  Patheticus  zu'  bezeichnen 
sein.  Da  indessen  die  Bewegungen  des  Bulbus,  besser  gesagt  der 
Pupille,  nach  unten  und  lateralwärts  wie  auch  nach  (^)en  und  la¬ 
teralwärts,  nicht  allein  durch  die  Obliqtü,  sondern  auch  durch 
die  Recti  ausgeführt  werden  können,  so  wären  die  Obliqui  über¬ 
flüssig,  wenn  sie  nicht  als  Antagonisten  der  Recti  wir- 
ken  würden,  indem  sie  andauernd  verhindern,  dass  der  Bulbus 
durch  die  Recti  zu  tief  in  die  Orbita  hineingezogen  wird.  In  der 
Tat  ist  letztere  Tätigkeit  wohl  als  die  Hauptfunktion  der  Obliqui 
zu  betrachten,  was  allerdings  von  Henle  geleugnet  wird.  Treten 
beide  Obliqui  (bei  vollständiger  Lähmtmg  der  Recti)  abwechselnd 
in  Tätigkeit,  so  muss  dadurch  der  Augapfel  um  seine  sagittale 
Axe,  die  sogen.  Augenaxe,  hin  und  her  gedreht  werden. 


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687 


Mot.  Nerven:  Der  M.  obliquus  oculi  sup.  wird  vom 
N.  trochlearis,  dtr  M.  rectus  lat.  \OTn N.  abducens,  adt  übrigen  in¬ 
neren  Augenmuskeln  werden  vom  N.  octdomotorius  versorgt. 

Dem  eben  Gesagten  wäre  nur  noch  hinzuzufügen,  dass  die 
Orbita  auch  glatte  Muskelfasern  enthält.  So  verschliesst 
z.  B.  ein  glatter  Muskel,  der  M.  orbUalis  (H.  MÖLLER),  die  Fiss. 
orbitalis  inf.  mit  Fasern,  welche  den  t^ändem  dieser  Spalte  pa¬ 
rallel  verlaufen.  Ein  anderer  von  H.  Müller  als  M.  oalvebralis 
sup.  (M.  tarsalis  sup.)  bezeichneter  glatter  Muskel  geht  unter  der 
Sehne  des  M.  levator  palpebrae  superioris  von  der  Conjunctiva 
in  sagittaler  Richtung  zum  oberen  Augenlidknorpel.  In  ähnlicher 
Weise  zieht  der  von  demselben  Autor  so  benannte  M.  palp^alis 
M.  (M.  tarsalis  inf.)  von  der  Conjunctiva  zum  unteren  Augenlid¬ 
knorpel  hin. 

Somit  wären  noch  die  Schutzorgane  des  Auges  ge¬ 
nauer  zu  schildern.  Zu  den  letzteren  gehören:  1)  die  Augen¬ 
brauen,  2)  die  Augenlider,  3)  die  Augenbinde¬ 
haut,  4)  die  Tränenorgane. 

1.  Die  beiden  Augenbrauen,  Supercilia,  sind’  zwei 
bogenförmige,  mit  kurzen  Haaren  besetzte  Hautwülste,  die  mit 
dem  Sehnenbogen  verwachsen  sind,  welcher  den  M.  frontalisund 
den  M.  orbicularis  oculi  trennt,  Ihre  Lage  entspricht  den  Mar- 
gines  supraorbitales:  sie  sollen  dazu  dienen,  die  Augen  vor  dem 
herabrieselnden  Stimschweiss  zu  schützen. 

2.  Die  Augenlider,  Palpebrae  s.  Blephara,  liegen  als 
zwei  bewegliche  Deckel  vor  dem  Augapfel,  welchen  sie  vor  äusse¬ 
ren  Einwirkungen  schützen.  Die  beiden  Augenlider,  von 
denen  man  ein  oberes,  Pcdpebra  superior.,  imd  ein  u  n  te  - 
res,  Pälpebra  inferior,  unterecheidet,  hängen  medianwärts  und 
lateralwärts  miteinand^  zusammen,  während  zwischen  ihnen<  die 
A  u  g  e  n  1  i  d  s  p^a  1 1  e  ,  Bima  palpebrarum,  offen  bleibt.  Die  me¬ 
diale  Vereinigungsstefle  beider  Augenlider  wird  als  Commissura 
palpebrarum  medialis.  die  laterale  als  Commissura  palpebrarum 
lat.ernlL<t^  bezeichnet.  Das  laterale,  zugespitzte  Ende  der  Lidspalte, 
bildet  den  ä  u  s  s  e  r  e  n  A  u_g  ^  w  i  n  k  e  1 ,  Angrdus  s.  Canthus 
oculi  lateralis  s.  extemus,  das  mediale,  mit  einer  an  der  Spitze 
etwas  abgerundeten,  länglich  dreiseitigen  kleinen  Bucht  vers^ene 
Ende  den  inneren  A  u  g  e  n  w  i  n  k  e  1 ,  Angulus  s.  Canthus 
oculi  medialis  s.  internus.  Die  länglich  clreiseitige  Ausbuchtung 
des  letzteren  stellt  den  Tränensee,  Lacus  lacrimalis,  dar, 
welcher  allerdii^s  nur  bei  völlig  geöffneten  Augenlidern  in  seiner 


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ganzen  Grösse  sichtbar  ist.  An  der  Stelle,  wo  der  Rand  dieser 
kleinen  Bucht  in  den  freien  Rand  des  oberen  und  des  unteren 
Augenlides  übergeht,  ragt  je  eine  k(mische  Erhabenheit,  Papilia 
lacrimalis,  hervor,  an  deren  Spitze  man  bei  genauerem  'Zusehen 


/- 


eine  punktförmige  Öffnung,  Punctum  lacrimale,  bemerken  kann, 
welche  den  Eingang  zu  d^m  1  ränenkanälchen,  Ductus  s.  Canali- 
culus  lacrimalis,  darstellt.  Im  Übrigen  ist  der  freie  ßand  der 
Augenlider  gerade  und  besitzt  je  eine  vordere  und  eine  hintere 
Kante  (Limbus  anterior  und  Limbus  posterior),  von  denen  sich  beim 
Schlüsse  der  Augenlider  nur  die  beidüT  wrderen  Kanten  anein¬ 
ander  legen.  Dadurch  entsteht  zwischen  der  Vorderfläche  des 
Augapfels  und  den  dicht  aufeinander  gepressten  vorderen  Kanten 
^  ^  der  beiden  Lidränder  ein  dreiseitiger  Raum,  der  T  ränenbacb, 
(-Vi'Vv  lao^ivus  lacrimalis.  Aus  der  vorderen  Kante  des  freien  Randes 
ragen  kurze,  gekrümmte  feine  Härchen,  die  Wimpern,  Cilia, 
nach  vom  hervor,  deren  Concavität  bei  den  oberen  Augenlidern 
nach  oben,  bei  den  unteren  nach  unten  gerichtet  ist,  so  dass  beim 
Schlüsse  der  Lider  die  obere  und  die  untere  Reihe  der  Augen¬ 
wimpern  ineinander  greifen.  Da  die  Cilien  einem  raschen  Wech¬ 
sel  xmterwcH'fen  sind  (ihre  l.ebensdauer  soll  100 — 150  Tage  be¬ 
tragen),  so  findet  man  häufig  Ersatzwimpem  in  verschiedenen 
Enswickelungsstadien  vor. 

Was  den  Bau  der  Augenlider  betrifft,  so  wird  ihre 
äussere  Fläche  von  der^ä  usseren  Haut  gebildet,  welche  hier 
schlaffe  Falten  zeigt  und  völlig  fettlos  ist.  Dicht  unter  der  dün¬ 
nen  Haut  li^en  die  S.  85  beschriebenen^uergestreiften  Mm.palpe- 
brales  superior  und  inferior  auf  welche  daim  der  obere  und 
untere  Augen  iTd  k  ITo  r  p  e  1  (besser  Tarsalscheibe 
oder  L  i  d  p  1  a  1 1  e  genannt,  da  sie  bindegewebiger  Natur  sind), 
Tarsus  st^prrior  und  inferior  folgen.  Beide  Knorpel  sind  an  der 
inneren  Fläche  von  der  Augenhindehaut.  v Conmnctiva^ 
überzogen. 

Die  Augenlidknorpel  sind  leicht  gebogene,  aus,  derb- 
faserigfem  Bindegewd)e  (nach  der  älteren  Auffassung  ausBinde- 
gewebsknorpel)  bestehende  Plättchen,  an  welchen  man  einen 
etwas  convexen  angehefteten  und  einen  geraden  freien  Rand,  fer¬ 
ner  eine  vordere  convexe  und  eine  hintere  concave  Fläche  und 
endlich  ein  etwas  zugespitztes  mediales  und  laterales  Ende  imter- 
scheidet.  Der  convexe  Rand  der  Augenlidknorpel  ist  mit  dem 
Rande  der  Augenhöhle  durch  je  eine  schlaffe,,  bindegewebige 
Haut,  das  Lia.  tarsi  suverius  und  infcrius.  verbunden.  Die  lateralen 


'■4- 


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689 


Enden  der  beiden  Tarsi  hängen  durch  einen  gemeinsamen,  binde¬ 
gewebigen  Strang,  das  Lig.  pcUpebrale  laterale  s.  externum,  besser 
als  Raphe  palpebraiis  lateralis  bezeichnet,  mit  dem  lateralen  Rande 
der  Orbita  zusammen.  Ebenso  findet  sich  am  medialen  Augen¬ 
winkel  ein  Bandstreifen,  das  Ly.  palpebrale  mediale  s.  intemum, 
welches  eigentlich  einen  kleinen  Sehnenbogen  bildet,  der  sich  von 
der  Crista  lacrimalis  post,  zur  Crista  lacrimalis  ant.  hinüber¬ 
spannt  und  sich  auf  diesem  Wege  mit  den  medialen  Enden  der 
beiden  Tarsi  in  Verbindung  setzt.  .Auch  mit  der  Aussenf  lache 


des  Tränensackes  ist  dieses  Ligament  fest  verwachsen,  was  von 
Wichtigkeit  ist,  weil  infolge  dessen  eine  jede  Contraction  der  Mm. 
palpebrales  das  Band  spannen  tmd  auf  diese  Weise  eine  Erweite¬ 
rung  des  Tränensackes  herbeiführen  muss.  In  der  Substanz  der 
beiden  Augenlidknorpel  liegen  veiästelte  acinöse  Talgdrüsen,  die 
Meibom’schen  Drüsen,  Glandulae  tarsales,  welche  verti- ' 
cal  zum  Lidrande  verlaufen  und  am  freien  Rande  der  Augenlider 
münden.  Betrachtet  man  das  Augenlid  an  seiner  Innenfläche,  so 
sieht  man  diese  Drüsen  unter  der  Gjnjunctiva  als  gelbliche  Strei¬ 
fen  durchschimmem.  Ihr  Ausführungsgang  ist  dadiurch  ausge¬ 
zeichnet,  dass  er  einfach,  also  unverzweigt  verläuft,  während  die 
Drüsenacini  an  den  Seiten  desselben  liegen.  Das  fettige  Secret 
der  Meibom’schen'  Drüsen,  die  sogen.  Augenbutter,  Sebum 
jaalpebrate,  hat  wahrscheinlich  die  Funktion,  ein  etwaiges  Über-  ~ 
laufen  der  1  ränenflüssigkeit  über  die  vordere  Kante  der  Lider  zu 
verhüten,  wenn  die  letzteren  geschlossen  sind.  Hebenden  Meibom- 

schen  Drüsen  finden  sich  im  Augenlide  noch  gewöhnliche  Talg- _ ^ 

jfrüsen  als  Begleiter  der  Cilien,  welche  mit  deren  Haarbälgen  im 
Zusammenhänge  stehen.  In  die  Haarbälge  der  Cilien  münden 
auch  noch,  knäuelförmige  Drüsen,  die  M  o  1 1  ’  s  c  h  e  n  Drüsen, 
deren  Drüsenknäuel  jedoch  keine  so  mannigfachen  Windungen 
wie  bei  den  Schweissdrüsen  zeigt. 


3.  Die  Augenbindehaut,  Cmjtmctiva  oculi,  ist  eine 
Schleimhaut,  welche  als  Conjunctiva  palpebraiis  mit  der  inneren' 
(hinteren)  Fläche  der  Augenlider  fest  verbunden  ist,  sich  von  da 
aus  unter  Bildung  einer  Tasche,  des  Fomix  conhmctivac  ^),  auf 
den  Augapfel  umschlägt  und  sodann  den  letzteren  als  Conjunc- 
tiva  bulbi  tekleidet.  Bei  geschlossenen  Augenlidern  bildet  die 
ganze  Conjunctiva  einen  praebulbären  Raum,  welchen  man  als 


Dem  oberen  und  unteren  Augenlide  entsprechend  kann  man  einen 
lomix  Superior  und  Fomix  inferior  unterscheiden. 

ßroesike,  Anatomie.  9.  Aufl.  44 


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einen  geschlossenen  Sack,  den  sogen.  Conjunctivalsack. 
Saccus  conjunctivalis,  bezeichnen  kann.  An  der  Übergangsstelle 
ier.  Sclera  in  die  Cornea  hört  die  ConjwoftivaL.bulbi  auf,  indem 
ihr  Epithel  continuierlich  in  das  vordere  Hornhautepiftel  über¬ 
geht.  Am  inneren  Augenwinkel  bildet  die  Gonjunctiva  eine  fron¬ 
tal  gestellte  Falte  mit  lateralwärts  gerichtetem  freien  Rande,  die 
Plica  semilunaris  conjunctivae,  in  welche  ein  Häufchen  acinöser 
Talgdrüsen  nebst  etwas  Fett  derartig  eingelagert  ist,  dass  an  der- 
selben  eine  kleine,  mit  äusserst  feinen  Härchen  besetzte  Erhaben¬ 
heit,  die  CaruncHla  lacrimalis,  entsteht.  Die.  Ccmjunctiva  ist  an 
ihrer  freien  Oberfläche  mit  geschichtetem,  häufig  mehr 
vollsaftigem  Pflastere^thel  bekleidet,  unter  dem  sich  ein 
bindege w.€ b-jLg es  Substrat  befindet,  welches  einen  ex¬ 
quisit  lymphatischen  Charakter  zeigt.  Deutlich  abgegrenzte 
Lymphfo  1 1  i  k e  1  scheinen  jedoch  in  dem  Substrat  nicht  vor¬ 
zukommen.  Von  einzelnen  AutoireiPist  zwar  das  Vorkommen  der¬ 
artiger  Lymphfollikel,  der  sogen.  T rachomdrüsen ,  als 
ndrmal  behauptet  worden:  doch  ist  zu  konstatieren,  dass  diesel¬ 
ben  jedenfalls  sehr  häufig  fehlen.  Wirkliche,  einfach  blind- 
darmförmige  Drüsen,  die  sogen.  He nl ersehen 
D  r  li  s  p  n  ,  sollen  sich  in^dfin  kleinen  strahligen  Furchen  der 
Conjunctiva  palpebrarum  vorfinden.  Ihre  Bedeutimg  ist  unklar. 
Vielleicht  handelt  es  sich  hier  nur  um  einfache  „Conjunctlval- 
buchten“,  welche  man  irriger  Weise  für  Drüsen  gehalten  hat. 
In  dem  Fornix  conjunctivae  und  besonders  um  die  Mündtmgen 
der  Tränendrüsen  sind  jedoch  kleine  acinöse  Drüsen  eingebettet^ 
von  denen  Henle  annimmt,  dass  sie  die  Bedeutung  von  accesso- 
rischen  Tränendrüisen  haben;  sie  werden  auch  als  Krause  . 
sehe  Drüsen  oder  nach  letzterem  Autor  als  Glandulae  mu¬ 
cosae  _  bezeichnet. 

4.  Zu  den  Tränenorganen  gehört  zimächst  die  Trä¬ 
nendrüse,  Glandula  lacrimalis,  welche  in  der  nach  ihr  Be¬ 
nannten  Grube  (Fossa  glandulae  lacrimalis)  unterhalb  des  Pro-_ 
cessus  zygomaticus  des  Stirnbeines  gelegen  ist.  Sie  ist  eine  z  u  - 
sammengesetzt  tubulöse ,  gewöhnlich  aus  mehreren 
Lappen  bestehende  Drüse,  deren  Ausführungsgänge  de«  Fornix 
sup.  conjunctivae  durchbohren  und  an  der  freien  Oberfläche  des¬ 
selben  münden.  Das  von  dieser  Drüse  abgesonderte,  im  Wesent¬ 
lichen  aus  Wasser  und  etwa  1  %  Salzen  bestehende  Tränen- 
s  e  c  r  e  t  nimmt  seinen  Weg  teils  zwischen  der  Conjunctiva  paipe- 
brarum  und  der  Conjunctiva  bulbi,  teils  in  dem  oben  erwähnten 


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Rivus  lacrimalis  zwischen  den  freien  Rändern  der  At^[enlider 
nach  dem  medialen  Augenwinkel,  wo  es  sich  im  Tränensee  sam¬ 
melt.  Das  Tränensecret  dient  dazu,  die  freie  Fläche  des  Bulbus 
oculi  feucht  und  schlüpfrig  zu  erhalten,  seine  gleichmässige  Ver¬ 
teilung  an  der  Vorderfläche  des  Bulbus  wird  durch  das  häufige 
öffnen  und  Schliessen  der  Lider  bewirkt.  Das  im  Tränensee  an¬ 
gesammelte,  überschüssige  Tränensecret  gelangt  dmch  die  Pimcta 
lacrimalia  in  die  beiden  Tränenkanälchen,  Ductus  3. 
Canaliculi  lacrimales,  welche  zwischen  den  Fasern  des  M.  palpe- 
bralis  sup  und  inf.  längs  des  oberen  und  unteren  Randes  ^ 
Tränensees  convergierend  nach  median wärts  ziehem  und  von  denen 
gewöhnlich  das  obere  ein  wenig  nach  aufwärts,  das  untere  ein 
wenig  nach  abwärts  gekrümmt  ist.  Der  Krümmungsstelle  ent¬ 
sprechend  pflegt  sich  an  jedem  Kanälchen  eine  Erweitenmg,  Am- 
puUa,  vorzufinden.  Beide  Kanälchen  münden  entweder  isoliert 
oder  zu  einem  kurzen  Gange  vereinigt  in  den  Tränensack, 
Saccus  lacrimalis,  ein.  Der  Tränensack  ist  das  obere,  blinde, 

^  kuppelförmige  Ende  des  Tränenganges,  Ductus  nasdacri- 
malis,  welcher  in  dem  Ductus  nasolacrimalis  des  ScHacleTs  abwärts 
zieht  und  im  unteren  i^asehgän^,“Bedecl(t  von  der  CöncÜa  “iiP 
ferior  mündet.  Die .  Mündungstelle  ist  bald  mehr  rund,  bald  mehr 
spaltförmig  und  vielfach  durch  ein  von  oben  nach  abwärts  ragen¬ 
des  Schleimhautfältchen  {Flka  lacrimalis  s.  Valvula  llasneri)  nach 
Art  einer  Klappe  verschlossen.  Diese  Klappe  würde  den  Abfluss  ’ 
des  Tränensecretes  in  keiner  Weise  verhindern,  wohl  aber  das 
Eindringen  von  _  Luft,  welche  in  den  Tränengang  eintreten 
könnte,  wenn  bei  geschlossener  Mund-  und  Nasenöffnung  kräf¬ 
tig  ausgeatmet  wird. 

Es  wäre  noch  zu  erörtern,  wie  die  Tränenflüssigkeit  durch 
die  Puncta  lacrimalia  in  die  Tränenkanälchen  und  von  hier  aus 
in  den  Tränensack  gelangt.  Da  die  M  m.  palpebrales,  wie 
oben  bereits  erwähnt  wurde,  von  dem  mit  dem  Tränensäcke  fest 
verwachsenen  Lig.  palpebrale  mediale  entspringen^  so  scheint  beL 
ieder  Contraction  dieser  Muskeln,  d.  h.  also  bei  jedem  Lidschlusse, 
der  Tränensack  erweitert  und  auf  diese  Weise  die  Tränenflüssig- 
keit  in  die  Tränenkanälchen  hlneii^e^zögralEu "werden. T5äss  der 
sogen.  Horner’sche  Muskel  (s.  S.  85)  im  Stande  wäre,  bei  seiner 
Contraction  den  Tränensack  zu  comprimieren  und  dadurch  den 
Abfluss  des  Tränensekretes  zu  befördern,  ist  mit  Unrecht  behaup¬ 
tet  worden,  er  zieht  vielmehr  die  Tränenpunkte  in  den  Tränen¬ 
see  hinein. 

44. 


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692 


Die , Tränenkanälchen  sind  noch  mit  demselben  geschich¬ 
teten  P  f  1  a  s  t  e  r  e  p  i  th  e  1  (s.  S.  690)  wie  die  Conjunctiva 
ausgekleidet.  Dag^en  besitzt  der  .Tränengang  ein  F  1  i  m  m  e  r~ 
e  p  i  t  h  e  1 ,  welches  continuierlich  in  das  Flimmerepithel  der 
Nasenschleimhaut  übergeht.  Das .  bindegewebige  S u b - 
strat  der  ableitenden  Tränenwege  ist  mit  elasHschen  Fasern 
durchsetzt  und  enthält  zahlreiche  Rundzellen.  Das  Vorkommen 
von  Drüsen  im  Ductus  lacrimalis  wird  noch  angezweifelt. 

II.  Der  Augapfel. 

Der  Augapfel,  Bulbus  oculi,  ist  ein  annähernd  kugeliger^) 
Körper,  welcher  in  das  Fett  der  Orbita  eingebettet  ist  und  als 
wichtigste  Elemente  die  das  Licht  percipierenden  Endorgane  des 
N.  opticus  enthält.  Der  ganze  hintere  Teil  des  Bulbus  vom  Seh¬ 
nerven  bis  zum  Ansatz  der  Conjimctiva  ist  zunächst  von  einer 
besonderen  fibrösen  Haut,  der  T  e  n  o  n  ’  s  c  h  e  n  Kapsel  Fas- 
CM  Tenoni,  J>ekleidet,  welche  von  den  Muskeln,  Gefässen  und  Ner¬ 
ven  des  Büfbus  durchbohrt  wird.  Von  der  Durchbcrfirungsstelle 
aus  setzt  sich  die  Tenon’sche  Kap^l  eine  Strecke  weit  auf  die 
Qhfirfläche  eines  jeden  Muskels  fort,  um  sich  dann  allmählich-zu 
verlieren  (cf.  Fig.  37).  Diese  Fortsetzungen  der  Kapsel  auf  die 
Augenmuskeln  hat  man  auch  als  Fascienziofel  bezeichnet. 
Da  die  Tenon^sche  Kapsel  (abgesehen  von  ihrem  Befestigungs¬ 
rande)  _mit_d^_^u^us_nurd!m^  lockeres  Bindegewebe  verbun- 
den  ist,  so  kann  sich  der  letztere  itrd^~erstereirwie  liTeTher  ArT 
von  Gelenkpfanne  drehen.  Zwischen  dem  Bulbus  und  derTenon’- 
schen  Kapsel  sind  Lymphräume  (Spatium  suprasclerale)  (cf.  Fig.  38  r 
gelegen. 

An  dem  Augapfel  kann  man  1)  den  Kern  oder  die  licht¬ 
brechenden  Medien,  2)  die  einhüllenden  Häute  unterscheiden. 
Der  Kern  wird  am  meisten  nach  vom  durch  das  Kammer- 
Wasser,  den  Humor  aqueus  der  vorderen  xmd  hinteren  Augen¬ 
kammer,  dann  durch  die  Crystallinse,  Lens  crystaüina, 
und  endlich  am  meisten  nach  hinten  dtmch  den  Glaskörper, 
Corpus  vUreum,  gebildet. 

Die  Häute,  von  denen  zunächst  die  Rede  sein  soll,  sind: 
1)  die  harte  Haut,  Sclera  s.  Sclerotica,  welche  sich  vom 

1)  Die  Form  ist  keine  vollständig  kugelige,  weil  der  vordere  Teil  des 
Bulbus,  die  Cornea,  stärker  hervorgewölbt  ist.  Die  ringförmige  Einschnü¬ 
rungstelle,  durch  welche  die  Cornea  von  der  Sclera  an  der  Aussenfläche 
abgegrenzt  ist,  wird  auch  als  Falz  der  Cornea  bezeichnet. 


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693 


in  die  H  o  r  n  h  a  u  t ,  Comea,  fortsetzt,  2)  die  A  d  e  r  h  a  u  t , 
Chorioidea,  welche  nach  vom  in  die  Regenbogenhaut, 
Iris,  übergeht,  3)  die  Netzhaut  Betina,  welche  vom  durch 
die  sogen.  Zonu/g  Zinnii  mit  der  L  i  n  s  e  n  k  a  p  s  e  1  zusamtnäjk 
hängt. 

I.  ScleraundCornea. 

1.  Die  Sclera  ist  eine  derbe  fibröse  Haut,  welche  bei  ge¬ 
öffneten  Augenlidern  als  das  sogen.  Weisse  im  Auge  sichtbar 
wird.  Diese  von  aussen  sichtbare  Partie  der  Sclera  ist  je- 


)pa  scrra  ta^ 

VoccVcilidi^es^ 
;  RJ  er  i  ha 
0  r.b^clu4us  ^ 
fc.  C'li.ä  ris^ 


M.  recl'us  «nF. 


M.  levabr  palpebrae 

M.recFus 
Superior 


Fornix  des 
ConjuncFivalsackes 

Jarsalknoppel  mih 
Meibomscher  Drüse 


Fig.  37. 

Sagittalschnitt  durch  die  Orbita. 

Tenon'sche  Kapsel,  Conjunctiva  mit  blauer  Farbe  dargestellt  L.  Linse.  V.  K.  Vordere  Kammer. 


doch  noch  von  der  Conjunctiva  bedeckt,  mit  welcher  sie  durch 
lockeres  Bindegewebe  zusammenhängt.  Hinten  setzt  sich  dTe" 
Sclera  in  die  Duralscheide  des  N.  opticus  fort,  vom  ist  sie  durch 
eine  seichte  Furche,  Sulcus  sclerae,  von  der  Hornhaut  abgegrenzt. 
Denkt  man  sich  die  einzelnen  Nervenfasern  aus  der  Eintrittsstelle 
dieses  Nerven  in  den  Bulbus  herausgezogen,  so  bleibt  sowohl  an 
der  Sclera  wie  an  der  nach  innen  von  letzteren  gelegenen  Chori¬ 
oidea  eine  siebförmige  durchlöcherte  Stelle  zurück,  welche  man 
als  Lamina  cribrosa  der  Sclera  resp.  der  Chorioidea  bezeichnet 
(s.  Fig.  38).  HinSchflicir ihrer  inTcr^  s  c  ö  ^iTc  h  e  n  S  t  r  u  c- 


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icu^  c'ji\  ^■~ 


t  u  r  zeigt  sich  die  Sclera  aus  vielfach  verflochtenem,  derbem,  fi¬ 
brillärem  Bindegewebe  mit  eingestreutenr  feinen^  elastischen  Fasern 
zusammengesetzt,  zwischen  denen  sich,  zumal  bei  brünetten  Per¬ 
sonen,  mitunter  dunkle  Pigmentkörnchen  finden.  Auch  die  stern¬ 
förmigen  Bindegewebskörperchen  der  Sclerotica  pflegen  bei  sol- 
chen  Individuen,  besonders  im  vorderen  Teile  der  Sclera,  mit 
Pigment  vollgestopft  zu  sein.  Eine  zusammenhängende  Lage  von 
Pigmentzellen,  Lamina  fusca  (sclerae),  findet  -sich  in  der  innersten 
Lage  der  Scler^  also  an  ihrer  Grenze  gegen  die  Qiorioidea  vor. 
Die  Sclera  selbst  besitzt  nur  wenig  eigene  Oefässe  und  Nerven  — 
abgesehen  von  den  feinen  Stämmchen,  welche  sie  durchbohren,  um 
in  die  anderen  Häute  des  Auges  einzutreten. 

2.  Nach  vom  geht  die  Sclera  in  die  helle,  durchsichtige 
Hornhaut.  Cornea,  über,  welche  uhrglasförmig  in  die  vordere 
Öffnung  der  Sclera  eingefalzt  ist,  der  Art,  dass  sich  die  letztere 
an  ihrer  vorderen  Fläche  mit  einem  zugeschärften  Rande  über  die 
Cornea  hinüberschiebt.  Der  periphere  Rand  der  Cornea  wird 
Limbus  corneae  genannt.  Der  Übergang  der  Sclera  in  die  Cornea 
geschieht  ganz  allmählich  dadurch,  dass  die  Sclerafa^rh  beginnen^ 
durchscheinend  zu  werden.  An  der  Stelle  des  Falzes  (Sima  cor- 
nealis  stlerae),  also  an  der  Grenze  zwischen  Sclera  und  Cornea, 
liegt  in  der  ersteren  ein  ringförmiges,  längs  der  Peripherie  der 
Cornea  verlaufendes  venöses  Gefäss,  der  Schlemm ’s  che 
Canal.  Sinus  venosus  sclerae  (Circulus  venosus  iridis  corneae), 
in  welchen  die  Venen  der  Iris  einmünden,  und  welcher  von 
lymphatischen  Räumen  umgeben  ist.  Mit  der  Iris  ist  die  Cornea 
durch  das  Lia.  vedinatum  iridis  (cf.  Fig.  38)  verbunden,  w«»lrhp.q 
in  der  Gegend  des  Homhautfalzes  aus  der  hinteren  Schicht  der 
Cornea,  der  sog.  Descemet ’s  eben  Haut,  seinen  Ursprung 
nimmt  und  mittels  bogenförmiger  Bälkchen  sag^ttal  in  den  peri¬ 
pheren  Rand  der  Iris  hineinstrahlt.  Das  Gewebe  des  Lig.  iridis 
pectinatum  besteht  aus  einem  Netzwerke  ziemlich  starker  Fasern, 
welche  von  einigen  Autoren  als  Bindegewebe,  von  anderen  als 
elastisches  Gewebe,  von  Koelliker  als  eine  Zwischenstufe  zwi¬ 
schen  beiden  Gewebsarten  betrachtet  werden.  Zwischen  und  um 
die  Bälkchen  des  Lig.  iridis  pectinatum  sind  in  einem  mehr  locke¬ 
ren  netzförmigen  Fasergewebe  mit  Endothel  ausgekleidete  Lymph- 
räume,  die  Fontana ’s  eben  Räume,  Spatia  angvili  iridis, 
gelegen,  welche  mit  der  vorderen  Augenkammer,  d.  h.  mit  dem 
Raume  zwischen  Cornea  und  Iris,  communicierem~  Diese  Räume 
sind  deswegen  von  grosser  physiologischer  uhcricirhischer  Wich- 


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tigkeit,  weil  sie  zweifellos  die  Hauptabflusswege  für  die  seröse 
Flüssigkeit  aus  der  vorderen  und  auch  aus  der  hinteren  Augen- 


-kammer  darstellen,  da  beide  Kammern  zwischen  dem  Rande  der 
Pupille  und  der  vorderen  Fläche  der  Linsenkapsel  mit  einander 
in  Verbindung  stehen.  Aus  den  Fontana’schen  Räumen  geht  als- 


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dann  die  Flüssigkeit  in  den  Schlenun’schen  Canal  und  von  hier 
direkt  in  die  vorderen  Ciliarvenen  über  (Schwalbe). 

Die  Hornhaut  lässt  sich  in  toigende  Schichten  einteilen: 
1)  das  vordere,  geschichtete  Epithel,  Epithdium 
corneae.,  2)  die  Lamina  dastica  anterior  (REICHERT,  BOWMAN),  3)  das 
eigentliche  Corneasubstrat  (Subslantia  propria  s.  Corpus 
corneae),  4)  die  Lamina  dastica  posterior,  5)  das  hintere  ein- 
%  fache  Endothel,  Endothdium  eamerae  anterioris.  Die  bei¬ 
den  letztgenannten  Schichten,,  (Lam.  elast.  post,  und  das  hint.  einf. 
Endothel)  werden  auch  luiter  der  Bezeichnung  D  e  ra  o  u  r  s  'sehe 
oder  Descemet ’s  che  Haut  zusammengefasst. 

1.  Das  vordere,  geschichtete  Epithel  der  Cor¬ 
nea  besteht  aus  Zellen,  welche  in  der  inneren  Schicht  cylindrisch 

I  sind,  sich  jedoch  nach  aussen  immer  mehr  abplatten,  ohng  dabei 
I  den  Kern  2;^  verlieren  oder  zu  verhornen. 

2.  Die  Laminae  lastica  anterior  ist  auf  dem  Quer¬ 
schnitte  der  Cornea  als  ein  (0,01  mm)  schmaler  glänzender  Streiten 
sichtbar  und  stellt  wahrscheinlich  gar  keine  besondere  Membran, 
sondern  nur  eine  dichtere  Schicht  des  Corneasubstrates  vor. 

3.  Das  eigentliche  Corneagewebe  {Substanüa 
vromia)  zeigt  einen  lamellösen  Bau,  d.  h.  es  besteht  aus  einer  An¬ 
zahl  von  Rlättprn  rvtpr  Tügpn,  von  denen  jede  einzelne  aus  einer 
eiflfach.en  Schicht  _parallel__verlaufender.  feiner  Fasern,  den  Cor¬ 
neafibrillen.  zusammengesetzt  ist.  Die  Cornea  in  frischem 
Zustande  erscheint  vollkcanmen  hom(^en,  und  ihre  Fibrillen  sind 
nicht  sichtbar.  Man  kann  sie  aber  durch  Behandlung  mit  verschie¬ 
denen  Reagentien,  wie  z.  B.  mit  übermangansaurem  Kali,  mit 
Pikrinsäure  oder  mit  Überosmiiunsäure  ohne  Schwierigkeit  .erktam:. 
Aar  marhfn  Die  Faserrichtung  ist  in  den  verschiedenen  Lamellen 
eine  verschiedene,  indem  sich  die  Fasern  in  je  zwei  benachbarten 
Lamellen  bald  mehr  spitzwinkelig,  bald  mehr  rechtwinkelig  zu 
kreuzen  pflegen.  Daneben  sollen  bogenförmige  Fasern,  Fibrae 
axeuatae,  aus  den  tieferen  Schichten  den  Cornea  zur  Vorderfläche 
der  letzteren  hervortreten.  SelbstverständRärmüspen  die  Fibrillen 
noch  durch  eine  homogene  interfibrilläre  Zwischensubstanz  zu¬ 
sammengehalten  werden.  Zwischen  den  Lamellen  befinden  sich 
platte,  sternförmige,  mit  grossem,  bläschenförmigen  Kern  ver¬ 
sehene  Zellen,  welche  durch  meistens  rechtwinkelig  abgehende 
Ausläufer jnit. einander  anastomosieren,  imd  in  den  sogen.  Saft- 
c  a  n  ä  Ichen  undSaftlücken  der  Homha^  gelegen  sind. 
Einzelne  Autoren  haben  behauptet,  dass  auch  die  Saftlücken  tmd 


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Saftkanälchen  mit  Endotfaelzellen  ausgekleidet  seien.  Jedenfalls 
scheint  die  Innenwand  der  Saftlücken  von  einer  besonderen)  Grenz¬ 
schicht  austapeziert  zu  sein.  Diese  Wandschicht  des  Saftraumes 
nebst  der  in  ihr  gelegenen  Hornhautzelle  wird  auch  als  H  o  r  n- 
hautkörperchen  bezeichnet. 

4.  Die  Lamina  elastica  posterior  ist  eine  im  Ver- 
gleiche  zur  Lam.  elast.  ant.  erheblich  dicke  (0,06  mm),  elastische 
Haut,  welche,  abgelöst,  die  Neigung  zeigt,  sich  näCh  Vorn  einzu-  9 
rollen.  Eine  Zusammensetzung  aus  Fasern  hat  man  an  derselben 
bisher  nicht  nachweisen  können.  Dagegen  löst  sie  sich  am  Cor- 
nealfalze  zweifellos  in  ein  feines  Netzwerk  von  Fasern  auf,  welche 
allmählich  stärker  werden'  und  in  das  Gewebe  des  Lig.  iridis  pec- 
tinatum  übergehen.  Wie  das  Gewebe  des  letzteren  Bandes,  so  ist 
auch  das  Gewebe  der  Lam.  elastica  post,  chemisch  nicht  vollstän¬ 
dig  mit  dem  elastischen  Gewebe  identisch,  obgleich  es  demselben 
sehr  nahe  steht. 

5.  Das  hintere,  einfache  Endothel  besteht  aus 
einer  einfachen  Lage  von  sehr  platten,  polygonalen  Zellen,  welche 
sich  von  der  Cornea  auf  die  vordere  Fläche  der  Iris  fortsetzen. 

Die  Cornea  ist  gefässlos  mit  Ausnahme  einer  schmalen  am 
Rande  gelegenen  Zone,  wo  sich  zwischen  das  vordere  Epithel  und 
die  Substantia  prqpria  Gefä^chling^n,  in_  lockeres  Bindegewebe 
gelagert,  einschieben  und  das  Ran  d  s  c  h  1  i  n~g  e  n  n  e  t  z  der  Cor¬ 
nea  bilden.  Ihre  Nmenfasem,  welche  bis  in  das  vordere  Epithel 
eindringen,  werden  von  den  JT«.  ciliares  longi  und~&rei;fs  gdiefert. 

II.  Chorioidea  und  Iris. 

1.  Die  Aderhaut,  Chorioidca  s.  Qioroides,  ist  nach  innen 
von  der  Sclera  gelegen  und  durch  ihren  Reichtum  an  Gelassen 
und  dunklem  Farbstoff  ausgezeichnet.  Hat  man  die  Sclera  von 
der  Chorioidea  abgezogen,  so  sieht  man  schon  mit  blossem  Auge 
die^mae  vorticosae.,  d.  h.  kleinere,  venöse  Gefässe,  welche  an  ver¬ 
schiedenen  Punkten  der  Chorioidea  sternförmig  zusammenfliessen. 

Da  die  Chorioidea  ebenso  wie  die  Sclera  vom  N.  opticus  durch¬ 
bohrt  wird,  so  zeigt  sie  an  der  Eintrittstelle  des  letzteren  eben¬ 
falls  eine  siebförmig  durchlöcherte  Partie,  dit  Lamina  cribrosa 
chorioidea,  d.  h.  wenn  man  sich  sämtliche  Opticusfasem  aus  die¬ 
ser  Stelle  herausgezogen  denkt.  Der.  vorderste  _Teil  der  Chorioi¬ 
dea  ist  durch  seine  Dicke  und  durch  seinen  besonderen  Bau  aus¬ 
gezeichnet:  er  wird  Strahlenkörper,  Corpus  ciliare  be¬ 
nannt  und  setzt  sich  aus  drei  Abschnitten,  nämlich  1)  der  Corona 


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^^iliaris,  2)  dem  Orhietdus  ciliaris  und  3)  dem  Musadus  cäiaris 
zusammen  (cf.  Fig.  37).  Die  Corona  ciliaris  nimmt  den~ 
vordersten  Abschnitt  des  Corpus  ciliare  ein  und  besteht  aus  einer 
Anzahl  (etwa  70 — 80)  tolbenähnlicher,  radiär  oder  besser  gesagt 
meridionaU)  gestellter  Vorsprünge,  der  Strahlenfortsätze. 
Processus  ciliares,  welche  durch  Furchen  von  einander  getrennt, 
den  Rand  der  Linse  umgeben  und  durch  ihren  Gefässreichtmn 
f  ausgezeichnet  sind.  Man  schreibt  ihnen  die  Absonderung  des  in 
beiden  Augenkammern  enthaltenen  Humor  aqueus  zu.  An  die 
Strahlenfortsätze  schliesst  sich  nach  hinten  eine  etwa  4  mm  breite 
Zone  an,  der  Orbiculus  ciliaris,  dessen  feine  me- 
ridionale  Falten  mit  blossem  Auge  kaum  zu  sehen  sind.  Die  hin¬ 
tere  Grenze,  d.  h.  die  Übergangstelle  des  Orbiculus  ciliaris  in  die 
übrige  Chorioidea,  ist  durch  eine  zackige  Linie,  die  Ora  serraia, 
markiert. 

Die  ganze  äussere  Partie  des  Corpus  ciliare  wird  dagegen 
vom  A  c  c  9  I  o  ns  in  u  s  k  ej  des  Au  ^ s,  auch  M. 

s.  tensor  chorioideae^)  genannt,  gebildet,  welcher  aus  einer 
äusseren  Schicht,  vcm  meridional  und  einer  inneren  Schicht  von  _ 
circulär  verlatifenden  glattffl  Muskelfasern  bestehtr'  TJle  c  i  r  c  u- 
lären  Fasern  werden  auch  als  Müller ’s  che  Ring¬ 
muskel  bezeichnet.  Der  Ringmuskel  hat  die  Function,  xhirch 
seine  Contraction  eine  stärkere  Hervorwölbi|ipp[  der  Linse  zu  be- 
wirken.  durch  welche  das  Auge  für  Hag  Sphpn  in  Hpr  Näh» -«»in¬ 
gestellt  wird.  Dieser  Effect  könnte  dadurch  hervorgebracht  wer¬ 
den,  dass  die  circulären  Fasern  den  Rand  der  Linse  in  der  Weise 
comprimieren,  dass  die  vordere  und  hintere  Fläche  der  letzteren 
sich  stärker  wölben  müsste.  Die  meridionalen  Fasern 
der  sogen.  Bj: ü cke’sche  Muskel  entspringen  an  dem  elasti- 
schen  Gewebe  der  Chorioidea  und  inserieren  sich  am  Lig.  iridis 
pectinatum.  Wenn  sie  sich  contrahieren,  muss  die  Qiorioidea  luch 
vom  gezogen  werden.  Nun  ist  aber  die  Ora  serrata  mit  der  da¬ 
runter  gelegenen  Retina  fest  verwachsen.  Infolge  dessen  muss  bei 

*)  Als  Meridiane  des  Bulbus  bezeichnet  man  alle  Linien,  welche 
von  der  Milte  der  Cornea  (dem  vorderen  Augenpol)  längs  der  Feripherie 
des  Bulbus  zum  hinteren  Augenpol  hinziehen  (s.  auch  die  Anm.  S.  703). 
Der  Äquator  des  Auges  würde,  dem  Homhautrande  parallel  laufend, 
den  Augapfel  in  eine  vordere  und  eine  hintere  Hälfte  teilen. 

2)  Da  der  M.  ciliaris  auf  dem  Durchschnitt  des  Auges  im  Uegen- 
satze  zu  der  übrigen  Chorioidea  grauweiss  aussieht,  so  wurde  derselbe 
früher  für  ein  Band  gehalten  und  Lig.  ciliare  benannt.  Übrigens  wird  auch 
vielfach  der  ganze  M.  ciliaris  als  Brücke ’s  eher  Muskel  bezeichnet. 


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jeder  Vorwärtsbewegung  der  Ora  serrata  die  ^iwla  Zinnii,  d.  h. 
derjenige  Teil  der  Retina  eis(±la{fen,  welcher  zwischen  Ora  ser¬ 
rata  und  Linse  ausgespannt  ist.  HELMHOLTZ  nimmt  nun  an,  dass 
für  gewöhnlich  die  Zonula  Zinnii  auf  die  Linse  einen  Zug  aus¬ 
übt,  welcher  die  letztere  abplattet.  Wenn  dieser  Zug  infolge  der 
Wirkung  des  M.  tensor  chorioideae  nachlässt,  so  folgt  die  Linse 
ihrer  natürlichen  Elastizität  und  wölbt  sich  stärker  hervor.  Übri¬ 
gens  wird  von  einigen  Autoren  auch  die  Wirkung  der  circulären 
'Fasern  des  Brücke’schen  Muskels  durch  den  Zug  nach  vorn  er¬ 
klärt,  welchen  sie  allerdings  bei  ihrer  Contraction  auf  das  ganze 
Corpus  ciliare  ausüben  müssen. 


Dip  Chnrinidpa  besteht,  in  der  Richtung  von  aussen  nach 

_ L.n n.e.n  betrachtet,  aus  folgenden  Schichten:  1)  aus  der  La- 

mina  suprachorioidca  s.  Lamina  fusca  chorioideae  (von  einigen 
Autoren  noch  der  Sclera  zugerechnet);  2)  aus  der  Schicht  der  grö¬ 
beren  Gefässe,  Lamina  vasculosa ;  3)  aus  der  Schicht  der 
Capillargefässe,  Lamina  choriocapillaris  (s.  Membrana 
Ruyschii);  4)  aus  einer  glashellen  Basalmembran  {Lamina 
bascUis  s.  vitrea);  5)  aus  dem  Pigmentepithel,  Stratum 
I  pigmenti,  ^IchjK  entwickelungsgeschichtlich  .eigenjtUch_zur  _Retina 


I 


gehört,  jedoch  beim  Abziehen  der  Chorioidea  meist  nnt  derselben 
in  Verbindung  bleibt  nnd  daher  zu  ihr  gerechnet  werden  kann. 


/l)  Die-L  amina  sunrachorioidea  ist  eine  weiche, 
braune  Lage,  welche  aus  einer  eigentümlichen  homogenen  Grund¬ 
substanz  mit  mannigfaltig  verzweigten  sternförmigen  Pigment¬ 
zellen  besteht,  ln  diese  Grundsubstanz~^ndi  zahlreiche  elastisOie 
—  hasprnpfzp  pingphpttpt,  wplrhp  vielfach  in  Lamellen  angeordnet 
sind  und  mit  den  elastischen  Elementen  der  übrigen  Chorioidea 
und  Sderotica  continuierlich  Zusammenhängen.  An  der  Grenze 
zwischen  der  Sclera  und  Chorioidea  sind  die  Maschen  des  Faser¬ 
netzes  von  endothelbekleideten  Lymphräumen  eingenommen,  deren 
Gesamtheit  Schwalbe  als  P  e  r  i  c  h  o  r  o  i  d  e  a  1  r  a  u  m'  Q  zu¬ 
sammengefasst  hat  und  deren  Inhalt  durch  Lvmphgefässe  abge¬ 
führt  werden  soll,  welche  in  den  Scheiden  der  Chorioidealvenen 
gelegen  sind  und  in  Begleitung  der  letzteren  den  Bulbus  verlassen. 

)  —  Die  zweite  Schicht  der  Chorioidea  wird  als  Schicht  der 
gröberen  Gef ä s s e  deswegen  bezeichnet,  weil  sie  lediglich 
die  stärkeren  Arterien  und  Venen  der  Chorioidea  enthält,  von 


In  der  Figur  38  ist  das  Spatium  suprachorioideale  als  Spatium 
subsclerale  (Flemming)  bezeichnet. 


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700 


denen  die  letzteren,  wie  schon  erwähnt,  in  Gestalt  der  Vasa  vor- 
ticosa  angeordnet  sind.  Die  Oefässe  sind  in  ^  Stroma  einge- 
l^ert,  welches  ebenfalls  aus  einer  eigentümlichen,  homogenen 
Orundsubstanz  mit  zahlreichen  elastischen  Fasemetzen  ^d  stera- 
'3)förmig(m  Pigmentzellen  bSt&  —  Die  dritte  Schicht,  die  L  a  -  , 
m  i  n  a  c  h  o r  i  oc  a  p  i  11  a  r  i  s  zeigt  nur  B  1  u  t  c  a  p  i  1 1  a- 
r  e  n  ,  zwischen  denen  eine  feinkörnige,  structurlose,  homogene 
Grundsubstanz  gelegen  ist.  Die  Capillarschicht  ist  somit  gegen¬ 
über  den  beiden  vorhin  beschriebenen  Schichten  durch  ihren 
.  Mangel  an  Pigment  und  elastischen  Elementen  ausgezeichnet.  — 
^  Die  Basalmembran  ist  glashell,  elastisch  und  in  Fetzen  ab- 
.^lö.sbar.  —  Das  Pi  u  mente  pithel  gehört  eigentlich  zur  Re¬ 
tina  (Stratum  pigmenti  retinae)  und  bildet  eine  einfache  Lage  von 
ausserordentlich  regelmässigen,  sechseckigen,  platten  Epithelzellen, 
welche  je  nach  der  Färbung  des  betreffenden  Individuums  mehr 
oder  weniger  mit  Pigmentkörachen  vollgestopft  sind.  Bei  albino¬ 
tischen  Individuen  kann  das  Pigment  sowohl  in  diesen  Zellen  wie 
in  der  Chorioidea  vollständig  fehlen.  Bei  dimkler  gefärbten  In¬ 
dividuen  ist  dasselbe  zunächst  um  den  Kern  der  Zelle  in  Form 
von  kleinen  Körnchen  angeordnet.  Bei  den  schwarzen  Rassen  end¬ 
lich  kann  das  in  den  Epithelzellen  enthaltene  Pigment  den  Kern 
vollständig  verdecken.  Die  Pigmentkörnchen  sollen  übrigens  bei 
stärkerer  Vergrösserung  eine  fristallini.«;che  Form  zeigen. 

Am  Corpus  ciliare  erleiden  die  Schichten  der  Chorio¬ 
idea  folgende  Veränderungen.  Die  Lam.  suprachorio- 
i  d  e  a  wird  gewissermassen  durch  den  M.  ciliaris  ersetzt.  Die 
gröberen  Gefässe  ziehen  hier  parallel  in  menaioflaler 
Richtung  nach  vom  und  bilden  in  den  Procc.  ciliares  zahlreiche 
Netze  und  Anastomosen.  Irgend  eine  Scheidung  in  eine  Schicht 
der  gröberen  Gefässe  und  der  Capillargefässe  ist  hier  jedoch  nicht 
vorhanden.  Das  Stroma  wandelt  sich  zugleich  in  ein  gewöhn- 
liches,  fibrilläres  Bindegewebe  mit  meridional  verlaufenden  Fasern 
um:  sternförmige  Pigmentzellen  sind  in  demselben  nicht  vorhan¬ 
den.  Die  Basalmembran  ist  noch  nachzuweisen,  zeigt  sich 
jedoch  gegen  Säuren  und  Alkalien  weniger  resistent.  Das  Pi_g- 

‘j  Zwischen  der  Schicht  der  gröberen  Gefässe  und  der  Membrana 
choriocapillaris  ist  bei  Pferden  und  Wiederkäuern  eine  besondere  irisierende 
Bindegewebschicht,  das  sogen.  Tapetum,  gelegen,  welches  das  Funkeln  der 
Augen  im  Dunkeln  bedingt.  Bei  anderen  Tieren  (nach  Sattler  auch  beim 
Menschen)  ist  das  Tapetum  durch  platte,  endothelähnliche  Zellen  gebildet. 
Man  hat  somit  ein  Tapetum  fihrosum  und  cellulosum  unterschieden. 


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701 


m  e.n  Lfi4ii-l!iL«J  endlich  bildet  am  Corpus  ciliare  eine  relativ 
<^cke  doppelte  Lage  von  mit  grossen  Körnern  odecnötunpen  vön~ 

Pigment  gefüllten  Zellen,  weiche  sich  auch  auf  die  hintere  Fläche 
der  Iris  fortsetzen. 

2.  Die  Regenbogenhaut,  Iris,  welche  sich  nach  vom 
an  das  Corpus  ciliare  anschliesst,  bildet  eine  kreisförmige  Scheibe, 
eine  Art  von  Diaphragma,  welches  in  der  Mitte  ein  rundes  Loch, 
das  S  e  h  1  o  c  h  oder  die  Pupille  besitzt.  Man  kann  scmit 
an  der  Iris  einen  C  i  1  i  a  r  r  a  n  d,  Margo  ciliaris,  und  einen  P  u- 
p  i  1 1  a  r  r  a  n  d,  Margo  pupillaris,  unterscheiden.  In  die  Pupille 
legt  sich  die  Vorderfläche  der  Linse  hinein.  Durch  das  Vorsprin¬ 
gen  der  Iris  werden  nun  zwei  Räume  von  einander  getrennt,  von 
denen  der  vordere  grössere,  zwischen  Iris  und  Cornea  gelegene, 
als  vordere  Augenkammer,  der  hintere  kleinere,  zwischen 
Iris,  Corpus  ciliare  und  Zonula  Zinnii  befindliche,  als  hintere 
Augenkammer  bezeichnet  wird.  Beide  Räiune  sind  mit  einer 
wasserhellen,  eiweisshaltigen  Flüssigkeit,  dem  Humor  aqueus,  an¬ 
gefüllt  und  stehen  zwischen  der  Linse  und  dem  Pupillarrande  mit 
einander  in  Communication.  Die  Iris  besteht  aus  drei  Schichten:  •  /  •  -  // 

1)  aus  dem  die  vordere  Fläche  des  Stroma  überziehenden  E  ri‘-  >)  • 

dothel  der  vorderen  Augen  kämme  r;  2)  aus~3enr’  y 
eigentlichen  Irisge  webe  {Stroma  iridis),  welches  man 
in  eine  vordere  zellreiche  Grenzschicht,  in  eine  mittlere  Gefäss- 
schicht  und  in  die  fast  stmcturlose  hintpre  firen2.«M-hicht  {Mem¬ 
brana  Bruchii)  zerlegen  kann;  3)  aus  der  der  hinteren  Grenzschicht  ZJ 
aufgelagerten,  aus  zwei  Lagen  bestehenden  Pigmentschichf, 

Stratum  pigmenti  iriiis  s.  Lamina  pigmenti  S:fJ*ars  iridica  relinae. 

Im  Irisgewebe  finden  sich  glatte  Muskelfasern  einge- 
lagert,  von  denen  die  radiär  verlaufenden  dicht  vor  der  Lammä 
pigmenti  gelegen  sind  und  als  E  r w e i  t e rer  der  Pu  p i ij e,  , 

M.  dilatator  pupülae,  bezeichnet  werden,  während  andere  Fasern  '  ’ 
ringförmig  um  den  Pupillenrand  ziehen  und  den  Verengerer  (7 

der  P  u  p  i  1 1  e,  ilf.  sphincter  pupülae,  darstdlen.  Die  Farbe  der 
Iris  beim  blauen  Auge  rührt  von  der  durchschimmernden  Lamina 
pigmenti  her.  Die  Farbe  der  grünlich  oder  grau  schillernden  Iris 
soll  eine  Interferenzerscheinung,  d.  h.  durch  die  feine  parallele 
Streifung  der  Bindegewebsbündel  bedingt  sein.  Bei  vollständig 
pigmentlosen,  den  sogen,  albinotischen  Individuen,  sieht  die  Iris 
rötlich  aus.  Di«»  braunen  iinH  schwarzen  sinH  von 

der  grösseren  oder  geringeren  Pigmentanhäufung  zwischen  den 
Bindegeweh.«ArinHeln  abhängig. 


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702 


Betreffs  der  Blutgefässe  der  Chorioidea  und 
I  r  i  s  ist  zu  bemerken,  dass  die  eigentliche  Chorioidea.  ihr  Blut 
durch  die  Aa.  ciliares  postt.  breves  (aus  der  OphthcUmica  odgL-ihrea- 
'  .  )  Muskelästen)  erhält,  welche  am  hinteren  Abschnitte  des  Auges  die 

’  '  Sclera  durchbohren  und  dann  in  die  Lamina  vasculosa  der  Cho¬ 

rioidea  eintreten.  Das  Corpus  ciliare  und  die  Iris  werden  von  den 
£/  Aa.  ciliares  postt.  longae  (aus  der  Ophthalmica)  und  den 

ciliares  antt-  (aus  den  Muskelästen  der  Ophthalmica)  versorgt,  von 
denen  die  ersteren  am  hinteren  Pole  die  Sclera  durchbohren  luid 
dann  in  der  Suprachorioidea  unverästelt  bis  zum  vorderen 
Rande  der  Ciliarmuskel  ziehen,  während  di£  letzteren  durch- die 
Sehnen  der  M.  recti  nahe  dem  vorderen  HnmhantranHp  in  _die 
Sclera  eindringen  und  hierauf  mit  den  Aa.  ciliares  postt.  longae 
einen  Oefässkranz,  den  Circulus  arteriosus  iridis,  lun  den  Ciliar¬ 
rand  der  Iris  bilden.  Von  diesem  Gefässkranze  gehen  die  Zweige 
für  die  Iris  und  das  C>>rpus  ciliare  ab.  Die  Iriszweige  ziehen 
radiär  zum  Pupillarrande,  wo  sie  vielfach  noch  einen  zweiten 
Oefässkranz  bilden.  Wenn  der  letztere  vorhanden  ist,  hat  man 
ihn  als  Circulus  art.  iridis  tninor,  den  vorhin  erwähnten,  am 
, ,  Ciliarrande  gelegenen  als  Circulus  art.  iridis  major  bezeichnet.  Die 

,  ,  <ifi,  ,■  Venen  entsprechen  im  Allgemeinen  den  Arterien:  sie  ergiessen 
'  sich  zum  Teil  in  die  Vv.  ciliares  postt.  longae,  zum  Teil  durch  Ver¬ 
mittelung  des  Schlemm’schen  Kanales  in  die  Vv.  ciliares  aatL.. 
'■  zum  Teil  |n  die  Vv.  voiticosae.  Die  Vv.  vorticosae  gehen  alsdann 
in  die  Vv.  ciliares  postt.  breves  und  weiterhin  in  die  vorher  ge¬ 
nannten  Venen  in  die  7v.  ophthcdmicae  über:  sie  dienen  übrigens- 
(wenn  wir  von  den  Retinavenen  absehen)  hauptsächlich  dazu, 
das  Blut  aus  dem  Bulbus  abzuführen,  weshalb  ihre  CompressiOT 
stets  eine  beträchtliche  venöse  Stauung  zur  Folge  hat 
<  .  '’fiv  ;  Die  Nerven  der  Chorioidea  und  Iris  stanunea 
von  den  Nn.  ciliares  tongi  und  breves,  die  Hn  der  Suprachcui- 
oidea  reichhaltige  Plexus  bilden,  von  welchen  Zweige  zum  Ciliar¬ 
muskel  und  zu  den  Arterienwandungen  hinziehen.  Diese  Plexus 
enthalten  oft  Ganglienzellen.  Eine  verhältnismässig  sehr  geringe 
Zahl  von  Fasern  lässt  sich  über  die  Chorioidea  hinaus  bis  zu 
den  glatten  Muskeln  der  Iris  verfolgen.  Näheres  s.  S.  457  u.  463 

III.  Die  Retina. 

Die  Netzhaut  Retina,  ist  im  Auge  des  lebenden  Indivi¬ 
duums  fast  durchsichtig,  nach  dem  Tode  dagegen  etwas  trübe  imd 
graugelblich.  Die  Netzhaut  erhält  die  Endausbreitungen  des  N. 


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703 


_ Stäbehen-uud 

Zapfenschicht 

—  —Limitans  externa 

— Krim  e  r schick  t 

— Äussere  granulirtt  / 
Schicht 


opticus,  dessen  Eintrittsstelle  medial  vom  hinteren  Ende  der 
Sehaxe^)  gelegen  ist.  Diese  Eintrittsstelle  bildet  einen  Hügel, 
PatnUa  nervi  ootici.  welcher  in  der  Mitte  eine  kraterförmige  Ver¬ 
tiefung  (Excavatio)  besitzt  (cf.  Fig.  38).  Lateral  von  der  Papilla 
optica  befindet  sich  der  kreisförmige  gelbe  Fleck,  Macula 
lutea,  welcher  in  der  Leiche  gelb,  bef  der  ophthaTmoscopischen 
Untersuchung  am  Lebenden  dagegen  meistens  dunkelbraunrot  er¬ 
scheint.  Auch  die  Ma¬ 
cula  lutea  besitzt  ii^der 
Mitte  eine  Vertiefung, 
die  Fovea  oentrolis,  wel- 
che  der  Stelle  des  deut-, 

Sehens,  und  zu- 
gleich,  wie  erwähnt, 
dem  hinterenEn- 
de  der  Sehaxe  ent¬ 
spricht.  Na  c  h  XP  r 
V  q  n  d  e  r  O  r  a  s  e  r- 
r  a  t  a  verliert  die  Re-> 
tijia  ihre  nervösen  Eie- 
lemente;  die  letzteren 
sind  hier  überflüssig, 
weil  doch  von  aussen 
her  zu  diesem  Teile  der 
Retina  keine  Lichtstrah¬ 
len  gelangen,  welche 
die  nervösen  Endor¬ 
gane  des  Opticus  zur 
Sdiempfindung  anregen 
könnten.  Diesen  vor¬ 
deren,  dem  Cor¬ 
pus  ciliare  ent¬ 
sprechenden  Teil  der  Retina  hat  man  als  Pars  (La- 
rmna)  c'üiaris  retinae  bezeichnet:  er  sieht  durch  die  sogen.  Zomila 
ciliaris  s.  Zinnü  mit  der  Linsenkapsel  in  Verbindung.  Betreffs  der 
Zonula  ist  weiter  unter  S.  708  nachzusehen. 


- Äussere  gangliöse 

Schicht 


— Jnnere  granulirtt  . 
Schicht 

% 

— — Jnnere  gangliöse 
_  Schicht 

- Opticusfnse  Hage 

— Limitans  interna 

Fig.  39. 

Microscopischer  Durchschnitt  durch  die  Retina 
(nach  MERKEL).  Die  StOtzfasem  sind  schwarz,  die  Opticus 
fasern  rot  gehalten. 


1)  Als  Sehaxe  bezeichnet  man  diejenige  sagittale  Augenaxe,  welche 
(bei  horizontaler  Einstellung  beider  Augen  für  die  Ferne)  jfon  der  Mitte 
der  Cornea  nach  hinten  zur  Macula  lütea  bezwr  Fovea  centralis  verläuft. 
Das  vordere  Ende  der  Sehaxe  wird  als  v  o  r  d  eTr^T^P-ert ,  tlH5"1itntefe.  als 
hinterer  Pol  des  Auges  bezeichnet. 


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704 


/;.  ■ 


Die  Retina  besteht  nun vcMn  Sehnerveneintritt  bis 
zur  Ora  serrata  (sogen. Pars  optica  retinae)  aus  einer  An¬ 
zahl  von  Schichten,  welche  wir  (im  Gegensätze  zur  Chorio- 
idea)  in  der  Richtung  von  innen  nac h_aJLS.S^  be- 
trachten  wollen,  weil  die  Opticusfasern  denselben  Weg  nehmen, 
um  zu  den  lichtpercipierenden  Endorganen,  den  Stäbchen  und 
Zapfen,  zu  gelangen.  Die  Stäbchen  und  Z^fen  liegen  also  am 
meisteiL  nadi  aussen,  nach  der  Chorioidea  zu,  und  die  zu  ihnen 
gelangenden  Lichtstrahlen  müssen  durch  die  ganze  Netzhaut  hin¬ 
durchgehen.  Die  Schichten  der  Netzhaut  sind:  1.  die  Membrana 
limitans  interna  (s.  hyaloidea),  2.  die  Opticusfa^serlage, 
3.  die  Ganglienzeilenlage  oder  innere  g a n g  1  i ö s e 
Schicht,  4.  die  innere  reticuläre  (moleculäre 
oder  granulierte  Schicht,  5.  die  innere  Körner¬ 
ach  i  c  h  t  oder  äussere  gangliöse  Schicht,  6.  die 
äussere  (reticuläre  (moleculäre  oder  granu¬ 
lierte  Schicht,  7.  die  äussere  Körner  Schicht, 
8.  die  Membrana  limitans  externa,  9.  die  Stäbchen-  und 
Zapfenschicht. 

Die  Membrana  limitans  interna  liegt  dem  Glas¬ 
körper  unmittelbar  an  und  bildet  eine  zarte,  glashelle  Haut,  an 
welcher  keinerlei  besondere  Structur  wahrztmehmen  ist.  Im  Ge¬ 
gensätze  zu  Henle  nehmen  neuerdings  verschiedene  Autoren  an, 
dass  diese  Haut  aus  zwei  Schichten  bestehe,  vcm  denen  die  in¬ 
nere,  Hyaloidea.  als  eine  Art  von  Begrenzungshaut  des  Glaskörpers 
;  t/gngesehen,  die  äussere,  Limitans  interna,  zur  Retina  gerechnet 
wird.  Beide  Häute  sollen  bis  zur  Ora  serrata  im  engsten  Contact 
stehen  und  besonders  an  der  letzteren  miteinander  fest  verbunden 
sein:  weiter  nach  vom  trennen  sie  sich,  indem  sich  die  Hyaloidea 
längs  der  hinteren  Fläche  der  Zonula  Zimüi  in  die  hintere^  W^d 
4er  Linsenkapsel  fortsetzt,  während  sich  die  Limitans  interna  längs 
der  Innenfläche  der  Procc.  ciliares  bis  zum  Ciliarrande  der  Iris 
verfolgen  lässt.  —  Die  Opticusfaserlage  wird  durch  die 
Ausbreitung  der  Nervenfasern  des  Opticus  gebildet,  welche  beim 
Eintreten  in  die  Netzhaut  i hr  Mark  verlieren  und  durch¬ 
scheinend  werden,  so  dass  die  Lichtstrahlen  ungehindert'  passieren 
, *  ,,  können.  —  Die  innere  gangliöse  Schicht,  Gang- 

“  //  ^  ®  2  ®  ^  ^  ®  ®  ^  h  ‘  ^  ^  »  wird  gebildet  von  miiltipnlaren  Zellen, 

!  die  man  als  Opticusganglienzellen  auffasst:  ihj  zentraler  Fortsatz 

^ ;  isL eine  Opticusfaser,  ihre  peripheren  gehen  in  die  innere  re- 

'  '  t  i  c  u  1  ä  r  e  (granulierte)  Schicht  über,  in  welcher  sie 

i.,  U  I  v, 


Ci  ' 


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705 


mit  Fortsätzen  der  nächsten  Schicht  ein  dichtes  Flechtwerk  bilden. 
Die  äussere  gangliöse  Schicht,  innere  Körner- 

Schicht,  h  t^  hpstpht  aii.^hipnla. 

ren  Ganglienzellen,  welche  indessen  nur  ein  schwach  entwickeltes 
Protoplasma  besitzen,  so  dass  sie  viel  eher  einem  grossen  Kerne 
als  einer  wirklichen  Ganglienzelle  gleichen.  Aus  diesem  Gnmde 


ist  diese  Schicht  auch  von  vielen  Autoren  nicht  mehr  als  äussere 


Ganglienzellenschicht,  sondern  als  innere  Körnerschicht 
bezeichnet  worden;  die  einen  Fortsätze  gehen,  wie  erwähnt  in 
die  innere  reticuläre,  die  anderen  in  die  äussere  reticuläre  Schicht. 
—  Die  äussere  reticuläre  (granulierte)  Schicht 
erscheint  sehr  schmal:  da  sie  zwischen  den  beiden  Kömerschichten 
liegt,  wird  sie  auch  Zwischenkörnerschicht  genannt. 
Dieselbe  enthält  die  peripheren  Fortsätze  der  Retinaganglienzellen 
und  die  zentralen  der  äusseren  Kömerschicht  (Sehzellen).  — 
Diese  nächstfolgende  Schicht  wird  als  aus sere  Körner- 
Schicht  oder  auch  kurzweg  als  Körnerschicht  bezeich¬ 
net.  Die  Körner  derselben  können  ebenfalls  als  verkümmerte 
Ganglienzellen  aufgefasst  werden,  von  welchen  nur  der  Kern  mit 
einer  dünnen  Hülle  übrig  geblieben  ist,  während  das  Protoplasma 
auf  ein  Minimum  reduziert  ist.  Von  jedem  Korne  tritt  alsdann; 
ein  feines  Fäserchen  durch  die  Limitans  externa  hindurch,  umj 


iujKM. 
iiA  •  ♦ 


schliesslich  entweder  in  ein  Stäbchen  oder  in  einen  Zapfen  über¬ 
zugehen.  Die  einzelnen  Körner  dieser  Schicht  werden  daher  als 
Stäbchen-  oder  Zapfenkörner  unterschieden.  Ihre 
Körner  bilden  mit  den  oben  erwähnten  zentralen  Fortsätzen 


,  ( 

/v 


und  mit  den  gleich  zu  erwähnenden  Stäbchen  und  Zapfen 


eine  Einheit,  die  Stäbchensehzellen  und  die  Zapfensehzellen. 
—  Die  Membrana  limitans  externa  bildet  eine 


glashelle  Haut,  welche  durchlöchert  erscheint,  weil  die  aus 
der  vorigen  Schicht  austretenden  feinen  Fasern  dieselbe  durch¬ 
bohren.  —  Was  endlich  die  an  der  äussersten  Schicht  der  .  y:/  // 
Retina  gelegenen  Stäbchen ,  Bacilli,  und  Zapfen,^  Coni,  ,, 
betrifft,  so  sind  dieselben  die  eigentlichen,  Licht  percipierenden 
Endorgane,  durch  welche  das  Sehen  zustande  kommt.  Die  Stäb¬ 
chen  bilden  kleine,,  an  ihrem  Innenabschnitte  etwas  verdickte  Cy- 
linder  und  sind  etwas  länger  als  die  Zapfen,  welche  eine  mehr 
flaschenförmige  Gestalt  haben.  An  beiden  Arten  von  Endor¬ 
ganen  lassen  sich  somit  je  zwei  Abteilungen  von  verschiedenem 
Bau,  nämlich  ein  etwas  dickeres  Innenglied  und  ein  etwas 
dünneres  Aussenglied  unterscheiden.  Nur  ist  bei  den  Zap¬ 
fen  das  Innenglied  (Bauch  der  Flasche)  beträchtlich  stärto;j^das 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aull.  45 


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706 


Aussenglied  (Hals  der  Flasche)  beträchtlich  kürzer  als  an  den 
Stäbchen.  Nach  dem  Tode  zerfallen  die  Aussenglieder  sowohl 
der  Stäbchen  wie  der  Zapfen  in  eine  Anzahl  sehr  dünner  kreis- 
_  förmiger  Plättchen.  Aber  nur  an  den  Stäbchen  sind  die  Aussen- 

//^^^6fi^;l^tA«iglieder  mit  dem  sogen.  Sehpurpur  gefärbt,  einer  roten  Farbe, 
'  welche  im  Licht  schwindet  und  sich  im  Dunkeln  wieder  erneuert. 
Dieser  Prozess  lässt  sich  auch  nach  dem  Tode  noch  eine  gewisse 
Zeit  lang  beobachten,  wenn  die  Retina  mit  der  Chorioidea  in 
Verbindung  bleibt. 

Die  Netzhaut  besteht  also  aus  drei  Nerveneinheiten  (Neura): 
erstens  den  Stäbchen-  tmd  Zapfensehzellen,  zweitens  den  bipo¬ 
laren  Retinaganglienzellen  und  drittens  den  Opticusganglienzellen, 
deren  Ausläufer  sich  in  der  äusseren  und  inneren  reticulären 
Schicht  berühren. 

Die  Netzhaut  besteht  aber  nicht  allein  aus  nervösen  Elemen¬ 
ten,  sondern  enthält  auch  bindegewebige  Fasern,  die  so¬ 
gen.  Müller*schen  Fasern  (Radiärfasem,  Stützfasem), 
welche  für  die  nervösen  Elemente  sozusageri  em  tragendes  (jerüst 
bilden  (Fig.  39).  Die  Stützfasem  stehen  mit  breiter  Basis  (Ba- 
salk^el)  auf  der  Limitans  interna  (oder  bilden  sie  vielmehr)  und 
erstrecken  sich  durch  die  ganze  Netzhaut  bis  zu  den  Stäbchen  und 
Zapfen,  welche  sie  schliesslich  wie  eine  Art  von  Scheide  beklei- 
4gEL^^  .  jede  Stützfaser  ist  während  ihres  Verlaufes  "durch  die 
äussere  gangliöse  Schicht  (innere  Kömerschicht)  eine  zackige, 

deutlichem  Kerne  versehene  Zelle  eingelagert.  Die  Kerne 
dieser  Zellen  sind  von  den  nervösen  Köriiern'der'eben  genannten 
Schicht  nicht  ohne  weiteres  zu  unterscheiden.  Die  innere  Körner¬ 
schicht  ist  also  aus  nervösen  und  bindegewebigen  Körnern  zu¬ 
sammengesetzt. 

Diese  Darstellung  der  Netzhauielemente  hat  nach  den  neuesten  Unter¬ 
suchungen,  unter  denen  die  von  Ramon  Cajal  und  Dooiel  die  erste  Stelle 
einnehmen,  manche  Modification  erfahren,  deren  Hauptpunkte  in  folgendem 
nodi  einmal  wiederholt  werden  sollen. 

Die  innere  gangliöse  Schicht  (auch  Ganglion  nervi  wtici 
genannt)  besteht  aus  einer  Schicht  von  m u  1 1 i p o  1  a ren  Oanglien- 
zellen,  von  deren  Ausläufern  einer  (Nervenfortsatz,  Achsencylinderfort- 
satz)  in  je  eine  Opticusfaser  übergeht,  während  die  anderen  Fortsätze 
(Protoplasmafortsätze,  Dendriten)  sich  in  der  inneren  reticulären  Schicht 
verzweigen.  Die  Ganglienzellen  der  Rethia  verhalten  sich  also  wie  auch 
sonst  die  Ganglienzellen  der  Centralorgane,  an  denen  man  meist  den  einen 
durch  seinen  geraden  unverästelten  Verlauf  ausgezeichneten  Fortsatz  als 
Achsencylinderfortsatz,  die  übrigen  Fortsätze  dagegen,  welche  sich  kurz  nach 
ihrem  Abgänge  von  der  Ganglienzelle  in  gröbere  und  feinere  Zweige  ver¬ 
ästeln,  als  Protoplasmafortsätze  (Deiters)  oder  Dendriten 
His)  bezeichnet  hat.  Die  nun  folgende  innere  reticuläre  (granu- 


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lierte)  Schicht  wird  auch  nach  der  neuen  Auffassung  aus  Fäserchen 
g^ebildet,  welche  ein  feines  Gewirr  darstellen.  Dieses  Faserwerk  besteht  nun 
einerseits  aus  den  vorhin  erwähnten  Verzweigungen  der  Ganglienzellen,  an¬ 
dererseits  auch  aus  Verzweigungen  der  Ganglienzellen  der  nächsten  Schicht, 
d.  h.  von  den  dort  liegenden  bipolaren  Ganglienzellen  und  den  sogen. 
Spongioblasten  (s.  w.  u.).  Die  ä  ussere  gangliöse  Schi  c  h  t 
(früher  auch  Ganglion  retinae  genannt)  besteht  aus  drei  Zellarten,  nämlich: 

1)  vnrziigrftwpj^  aiiR  hipnlarrh  nanglipn^j^llpn  welche  SOWohl 
in  die  innere  wie  in  die  äussere  reticuläre  Schicht  je  einen  Fortsatz  senden; 

2)  aus  den  horizontalen  Zelle  n  (Ramon),  subepithelialen  Zellen 
(Tartuferi)  oder  concentrischen  Stützzellen  (Schiefferdecker),  deren  Ver¬ 
zweigungen  sich  vorwiegend  in  horizontaler  Richtung  riach  leiden  Seiten 
verbreiten;  3)  aus  den  Spongioblasten  (W.  Mueller),  Amakrinen 
(Ramon),  parareticulären  Zellen  (Rallius),  welche  dicht  an  der  innerep  ^eti- 

.xulären  Schicht  liegen  und  Ji^  dieserj  wie  erwähnt^  sich  verzweigen.  Die 
sehr  schmale  äussere  reticuläre  ,  (g  r  a  n  üTIe  f  t  e^  Sxh  i  c  h  t 
besteht  wiederum  aus  Verzweigungen  der  soeben  beschriebenen  horizontalen 
und  bipolaren  Zellen,  an  welche  jedoch  auch  die  Enden  der  weiter  unten 
zu  beschreibenden  Stäbchen  —  und  Zapfensehzellen  herantreten.  Diese  bis 
jetzt  besprochenen  Schichten,  die  Opticusfaserschicht,  die  innere  gangliöse, 
die  innere  reticuläre,  die  äussere  gangliöse  und  die  äussere  reticuläre  nennt 
man  zusammen  die  Gehirnschicht  der  Retina,  weil  sie  der  grauen 
und  weissen  Substanz  des  Gehirnes  entsprechen.  Die  folgenden  Schichten 
fasst  man  als  Neuroepithelschicht  zusammen:  sie  sollen  dem 
FppnHym  der  Ventrikel  entsprechen.  Die  Neuroepithelschicht  besteht  noch 
aus  der  (äusseren)  Körnerschicht  und  der  Schicht  der 
Stäbchen  und  Zapfen,  welche  durch  eine  feine  Haut,  die  Mem¬ 
brana  limitans  externa,  von  einander  getrennt  werden.  Die  Kör¬ 
nerschicht  wird  aus  einer  grossen  Anzahl  von  Körnern  oder  Kernen  ge- 
büdet,  welche  in  mehreren  Reihen  angeordnet  über  einander  lagern.  \’on 
jedem  Korn  gehen  zwei  Fasern  aus;  die  eine  geht  in  die  äussere  reticuläre 
Schicht,  die  andere  durch  Löcher  der  Membrana  limitans  externa  in  je  ein 
Stäbchen  oder  einen  Zapfen  über.  Danach  unterscheidet  man  Stäbchen- 
und  Z  a  p  f  e  n  f  a  s  e  r  n  und  ebenso  Stäbchen-  und  Z n  kör 
Die  Stäbchenkonier  ^Tnd  elliptisch  und  zeigen  1 — 3  helle  Ouerbänder;  sie 
finden  sich  dyrch  die  ganze  Körnefschicht  verbreitet  vor.  Die  ZapfeiAönier 
liegen  nur  an  der_Membrana  limitans  externa  und  sind  nicht  quergdjändert, 
enthalten  dagegen  aber  ein  Kernkörpprchpn.  Die  dünnen,  oft  varicösen 
Styjchenfasern  enden  in  der  äusseren  reticulären  Schicht  (dicht  an  der 
Grenze)  tnit  je  einer  kleinen  knopfförmigen  Anschwellung.  T)ie  breiteren 
7iipfpnffl«u*rn  pnHpn  ebenfalls  dort,  fapch  mit  einer  k^elförmigen 
Schwellung,  von  deren  Fuss  in  horizontaler  Richtung  zahlreiche  FasenPab- 
yphen.  SfährhPTi  Stäbchenfaser  und  Stäbcftenkorn,  ebenso  z^pien,  ^pren- 
faser  und  Zapfenkom  bUden  je  eine  Sehzelle. 

Danach  würde  sich  der  Aufbau  der  Netzhautelemente  kurz  so  gestalten. 
Es  gehören  zusammen:  1)  eine  Opticusfaser,  ihre  in  der  gangliösen 
Schicht  gelegene  Ganglienzelle  und  deren  Dendriten,  welche  in 
die  innere  reticuläre  Schicht  hineinragen;  2)  die  bipolaren  Zellen 
der  äusseren  gangliösen  Schicht,  welche  den  einen  Fortsatz 
in  die  innere,  den  anderen  in  die  äussere  reticuläre  Schicht  hineinsenden; 

3)  die  vorhin  erwähnten  Sehzellen,  welche  mit  dem  einen  Ende  in  die 
äussere  reticuläre  Schicht  hineinragen,  während  ihr  anderes  Ende  durch  je 
ein  Stäbchen  oder  einen  Zapfen  gebildet  wird.  In  der  äusseren  und  inneren 
reticulären  Schicht  treffen  also  die  Enden  dieser  drei  Glieder  zusammen. 

45* 


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Ob  zwischen  den  letzteren  in  diesen  beiden  Schichten  ein  direkter  Zusammen'- 
hang  stattfindet,  ist  fraglich.  Ein  solcher  Zusammenhang  soll  Vorkommen, 
dürfte  aber  durchaus  nicht  das  Gewöhnliche  sein.  Vielmehr  scheint  durch 
die  feine  Verzweigung  der  terminalen  Endigungen  (Endbäumchen,  Eeder- 
büscherefcr'Hhe  so  er^ebige  Annäherung  der  einzSnen  Glieder  erzeug!  zu 
sein,  dass  der  Reiz  ohne  Schwierigkeit  von  einem  Glieds  zum  “äHdereu“ 
weitergeleitet  wird.  Der  Zweck  der  horizontalen  Zellen  und  "Spohgioblaslen* 
ist  noch  dunkeF. 

In  keine 

Stäbchen  vof^^M^bcmcnteiwni^Ausnanm^ae^uanglienzellen-- 
schicht  haben  hier  an  Mächtigkeit  bedeutend  abgenommen.  Noch 
auffälliger  ist  diese  Abnahme  in  der  Fovea  centralis,  wo  sich 
,  -  von  allen  Schichten  nur  die  äusseren  Körner  und  Zapfen  vor- 
/  finden.  Die  letzteren  Elemente  wird  man  somit  wohl  als  die 
.  physiologisch  wichtigsten  für  das  Zustandekommen  der  Sehemp- 
HtuA*- ^zeichnen  müs-sen. 

Im  vorderen  Teile  der  Retina  nach  der  Ora  ser- 
rata  hin  schwinden  zuerstz/die  Nervenfasern  und  Nervenzellen, 
weiterhin  die^lemente  der  Stäbchen-  und  Zapfenschicht,  endlich 
jjflie  übrigen  Schichten  immer  mehr,  so  dass  schliesslich  die  Pars 
‘'ojsj  M.  Ic  v^/ciliaris  retinae  nur  noch  aus  den  beiden  Membranae  limi- 
^  tantes  mit  den  Müller>  sehen  Stü^z  fasern  be¬ 
steht.  In  dem  am  meisten  nach  vom  befindlichen  Teile  der  Pars 
ciliaris  retinae  sind  endlich  auch  noch  die  Stützfasern  durch  eine 
einfache  Lage  von  cylindrischen,  epithelähnlichen  Zellen  ersetzt, 
von  denen  man  nicht  genau  weiss,  ob  sie  die  modificierten  Binde¬ 
gewebszellen  der  Stü'zfasem  oder  wirkliches  Epithel  darstellen. 
Die  Limitans  ext.  ist  hier  nämlich  auch  schon  ver'loren  gegangen, 
so  dass  die  eben  genannten  Zellen  unmittelbar  an  das  Pigment¬ 
epithel  der  Chorioidea  angrenzen,  das  ja  entwickelungsgeschicht¬ 
lich  eigentlich  auch  zur  Retina  gehört.  In  dieser  Weise  auf  eine 
0,02  mm  schmale,  helle  Schicht  reduciert,  lässt  sich  die  Pars 
ciliaris  retinae  in  inniger  Verbindung  mit  der  Innenfläche  des 
Corpus  ciliare  bis  zur  Iris  verfolgen. 

Während  nun  die  Retina  in  dieser  reducierten  Form  von  der 
Ora  serrata  bis  zum  hervorragendsten  Punkte  der  Procc.  ciliares 
verläuft,  entspringen  von  ihr,  d.  h.  von  der  Limitans  interna, 
eine  Anzahl  von  eigentümlichen,  parallel,  oder  richtiger  gesagt, 
meridional  zur  Pupille  verlaufenden  Fasern,  Fibrae  zonulares, 
welche  zum  Rand  der  Linse  hinziehen  und  dort  zum  grössten 
Teil  in  die  vordere,  ziun  kleineren  Teil  in  die  hintere  Wand  der 
Linsenkapsel  übergehen.  Die  Gesamtheit  dieser  Fasern  wird  als 
Zonula  ciliaris  (Zinnii)  bezeichnet  und  bildet  somit  ein  ring- 


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förmiges  Band,  welches  die  Linse  aufgespaimt  erhält.  L i g.  Sus¬ 
pensorium  lentis.  Doch  soll  sich  zwischen  den  Zonula- 
lasem  in  der  Nähe  des  Linsenrandes  (nach  einer  anderen  Version 
zwischen  Zonula  und  Hvaloideal.  ein  mit  seröser  Flüssieiteit  ge¬ 
füllter  Raum,  der  Canalis  Petiti.  vorfinden,  welcher  nach  SCHWALBE 
u.  a.  durch  eine  regelmässige  Reihe  von  feinen  Lücken  mit  der 
hinteren  Augenkammer  in  Verbindung  steht  und  somit  eigentlich 
keinen  einheitlichen  Raum,  sondern  eine  Anzahl  von  Lücken, 
ßpatia  eonularia,  zwischen  den  Fasern  (Fibrae  emulares)  darstellt. 

Die  Blutgefässe  der  Retina  bilden  ein  fast  gänzlich  für 
sich  abgeschlossenes  System  und  stammen  aus  der  A.  und  V.  cen¬ 
tralis  retinae  (aus  der  A.  und  F.  ophtalmicd),  welche  in  der  Axe 
des  N.  opticus  zur  Retina  verlaufen,  tun  dann  radiär  in  die  letz¬ 
tere  auszustrahlen,  wobei  jedoch  die  Stelle  der  Macula  lutea  in 
grösserem  Umfang&jgefässlos  erscheint,  indem  sie  gewissermassen 
von  den  gröberen  Gefässen  umrahmt  wird.  Henle  teilt  die  Re¬ 
tina  in  eine  innere  gefässhaltige  und  eine  äussere  gefässlose  (mu- , 
sivische  Schicht,  von  denen  die  letztere  aus  der  äusseren  Körner-/  V 

Schicht,  der  Limitans  externa  und  der  Stäbchen-Zapfenschicht  be-| 
steht.  Die  Fovea  centralis  ist  gänzlich  gefässlos.  ' 

Henle  leugnet  auf  Grund  der  Ünlersüchungen  vbh’MERKEL  die  Existenz 
eines  Canalis  Petiti  voUkomtnen  und  erklärt  denselben  für  ein  Kunst¬ 
produkt,  dessen  Darstellung  den  Autoren  nur  deswegen  gelingen  soll,  weil 
die  Zonulafasem  post  mortem  sich  leicht  zerreissen  und  auseinanderdrängen 
lassen.  Auch  die  Existenz  einer  besonderen  UmhUUungshaut  des  CHas- 
körpers,  einer  Membrana  hyaloidea,  wird  von  ihm  geleugnet.  Dagegen  be¬ 
zeichnet  er  die  L  i  m  i  t  a  n  s  int.  der  Retina  als  Limitans  hyaloidea.  Diese 
Membran  lässt  er  ganz  in  Einklang  mit  anderen  Autoren  längs  des  Corpus 
ciliare  bis  zur  Iris  verlaufen.  Die  Zonulafasem  .stehen  nach  dem¬ 
selben  Autor  den  elastischen  Fasern  sehr  nahe,  da  sic  in  Kalilauge  und  Essig¬ 
säure  zwar  blass  werden,  aber  nlcEl  ä^ufquelleh. 

4.  Linse  und  Glaskörper. 

1.  Die  Linse,  Lens  crystallina,  ist  ein  biconvexer  Körper. 
an  welchem  man  einen  abgerundeten  Rand  (den  Linsen- 
ä  q  u  a  t  o  r  ,  Aeqitator  letUis),  sowie  eine  gewölbte  vordere 
und  hintere  Fläche  unterscheiden  karai.  Die  Mitte  der  vor¬ 
deren  Linsenfiäche  hat  man  als  den  vorderen,  Polus  anterior, 
diejenige  der  hinteren  Linsenfläche  als  den  hinteren  Lin¬ 
se  n  p  o  1 ,  Polus  posterior,  bezeichnet.  Die  vordere, .  weniger  ge-  ■ 
krfimmtp  Fläche  hat  einen  Krümmungsradius  von  10  mm,  die 
hintere,  stärker  gekrümmte,  von  6  mm.  Die  Linse"  Ist  absoluf”" 
durchsichtig,  von  ziemlich  fester  Corisistenz  und  bedeutender 
Elastizität:  sie  steckt  in  der  ebenfalls  völlig  durchsichtigen,  struc- 


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turlosen  Linsenkapsel,  welche  sich  g^en  chemische  Rea- 
gentien  sehr  resistent  zeigt.  An  der  vorderen  und  hinteren  Fläche 
der  Linse  bemerkt  man  unter  der  Kapsel,  eine  meistens  mm  drei- 
sfrahligp  Figiir^  den  Linsenstern,  dessen  Zentrum  am  vor¬ 
deren  und  hinteren  Linsenpol  sichtbar  ist,  ohne  dass  sich  übri¬ 
gens  die  Stemfiguren  vorn  und  hinten  in  der  Lage  genau  ent- 
sprechen.  Die  Strahlen  der  Sternfigur,  Radü  lentis,  erscheinen  an 
frischen  Linsen  als  wellige  oder  gezackte  Linien  tLinsen- 
n  äh  te).  Der  hintere  Linsenstern  entspricht  einem  Ypsilon  mit  nach 
unten  gekehrten^  geraden  &henkel  der  vordere  einem  solchem 
mit  nach  oben  i  gekehrtem  geraden  Schenkel  Q.  Vorn  ist  die 
Linsenkapsel  am  dicksten:  sie  ist  hier  an  ihrer  Innenfläche  mit 
einem  einschichtigen,'  meist  iecEseckIgen  Epithel  überzogen' 
welches  am  Äquator  allmählicirin  Tmmef  längere  Zellen  übergeBl," 
die  der  Kapsel  breit  aufsitzen  und  sich  nach  innen  verschmälem. 
Der  Rest  des  Linsenkörpers  besteht  aus  sechskantigen  Prismen, 
den  Linsenfasern,  Fibrae  lentis,  welche  dadurch  entstanden 
sind,  dass  das  sechseckige  Epithel  in  die  Länge  ausgewachsen  ist. 
Eine  jede  Faser  enthält  eine  zähe,  ei  weissartige  Flüssigkeit,  in 


Äquator  der  Lin.se  gelegen  (Kemzone).  In  den  zentralen  Fasern 
ist  der  Kern  ganz  geschwunden;  auch  hat  ihr  Kand  im  Gegen- 
Satze  zu  dem  der  peripheren  Fasern  vielfach  ein  gezähneltes  Aus¬ 
sehen.  Der  Verlauf  der  Linsenfasern  ist  ein  ziemlich  komplizier¬ 
ter.  Doch  kann  man  festhalten,  dass  die  meisten  Fasern  in  Bogen 
gewundenen  Linien  von  der  hinteren  zur  yorrlpren  Flärhe 
ziehen,  indem  sie  an  den  Linsennähten  anfangen  und  enden.  Hat 


man  beim  Lebenden  auf  operativem  Wege  die  Linse  aus  der 
Kapsel  entfernt,  so  regeneriert  sich  dieses  Organ  wieder,  indem  die 
Epithelzellen  der  vorderen  Kapselwand  zu  Linsenfasem  auswachsen. 

2.  Der  Glaskörper,  Corpus  vitreum,  ist  ein  kugeliger, 
völlig~durchsichtig^'Körper,  weTdier  nur  ari  '^iner  VorderflacEe 
eine  Delle,  Fossa  hyaloidea  s.  lenticularis  s.  patellaris,  besitzt,  in 
welcher  die  Linse'  eingefü^'  ist.  Er'besteht  aü^ einer  glashellen, 
gallertartigen  Masse,  Humor  vitreus,  die  jedoch  nicht  mucinartig, 
sondern  eiwpiRshaitjg  ist.  HANSÄARCHOW  hat  in  der  Glaskörper- 
substanz  ein  feines  Netzwerk  von  Fasern,  Stroma  vitrmm.  nach¬ 
gewiesen,  in.  dessen  Maschen  diese  eiweissartige  Substanz  gelegen 
ist.  Nicht  selten  findet  man  das  Corpus  vitreum  in  der '^htung 
von  der  Opticuspapille  bis  zur  l.inyienkapsel  vöiNeinem  mqde- 
gewebigen  Strange,  ^em  sogen.  Canalis  hyaloideus,  durchzc^^t». 


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welcher  einen.  Überrest  der  fneialen  T  in.«i<>nifap<tfiart<>riPj  der  A 
hycioidea  s.  capsularis,  darstellt.  Auch  andere  Fäden  und  zellige 
Gebilde  können  in  der  Substanz  des  Glaskörpers  Vorkommen 
und  als  sogen.  JifoncAes  volanUs  selbst  von  sonst  gesunden  Augen 
’  entoptisch  wahrgenommen'  werden.  Dass  der  Glaskörper  von 
einer  homogenen  zarten  Membran,  dex  Membrana  hyaloidea,  rings 
umhüllt  wird,  ist  bereits  oben  erwähnt  worden.  Bis  zur  Ora 
.serrata  ist  die  Hyaloidea  mit  der  Limitans  int.  retinae  untrennbar 
verwachsen.  Von  hier  an  trennen  sich  beide,  indenTdTe  Limitans 
int.  längs  der  Innenfläche  des  G>rpus  ciliare  nach  vorn  verläuft, 
während  d^  Hyaloidea  sich  längs  der  hinteren  Fläche  der  Zo- 
nula  Zinnii  bis  an  die  Linsenkapsel  fortsetzt. 


G.  Das  Gehörorgan. 

Das  Gehörorgan,  Organon  auditus,  liegt  zum  grössten 
Teile  in  der  Knochensubstanz  des  Schläfenbeines  und  wird  in 
drei  Abschnitte  eingeteilt,  nämlich  in:  1)  das  äussere  Ohr, 
Aurxcula  und  Meatus  amsticus  externus,  2)  das  mittlere  Ohr 
(auch  als  Paukenhöhle,  Cavum  tgmpani,  im  weiteren  Sinne 
bezeichnet);  3)  das  innere  Ohr  oder  Labyrinth,  Laby- 
rinthus. 


I.  Das  äusssere  Ohr. 

Das  äussere  Ohr  setzt  sich  aus  der  Ohrmuschel, 
Äuricula auris,  imd  dem  äusseren  Gehörgange,  Meatus 
acusticus  externus,  zusammen. 

1.  Die  Ohrmuschel  wird  hauptsächlich  durch  den 
Ohrknorpel,  Cartilago  auriculae,  gebildet,  welcher  seiner 
histologischen  Beschaffenheit  nach  aus  elastischem  Knorpel 
(Netzknorpel)  besteht.  Sein  Perichondrium  ist  an  der  lateralen 
Fläche  erheblich  fester  mit  der  äusseren  Haut  verwachsen  als  an 
der  medialen  Fläche,  wo  sich  der  Hautüberzug  leichter  in  Falten 
abheben  lässt.  Unten  hängt  an  der  Ohrmusdhel  eine  mit  Fett 
gefüllte  Hautfalte,  das  Ohrläppchen  Lobulus  aunculae,  her¬ 
ab.  Der  freie  Rand  des  Ohrknorpels  wird  durch  eine  krempen¬ 
artig  nach  aussen  gebogene  Leiste,  Helix,  gebildet,  welche  vom 
oberiialb  der  äusseren  Ohröffnung  als  Oms  helicis  (nach  hinten) 
.und  Spina  helicis  (nach  vorn  gerichtrf),  beginnt  und  hinten  im 


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Ohrläppchen  mit  einem  kurzen  Fortsatze,  der  Cauda  helicis,  endet. 
Parallel  der  Helix  zieht  an  der  lateralen  Fläche  der  Ohr¬ 
muschel  eine  bogenförmige  Erhabenheit,  Änthelix,  nach  oben  und 
läuft  dort  in  zwei  Schenkel,  Crura  anthelids,  aus.  Zwischen  diesen 
Crura  ist  eine  dreiseitige  Vertiefimg,  die  Fossa  triangularis  s. 
intercruralis,  gelegen.  Die  tiefe  Rinne  zwischen  Heüx  imd  Ant- 
helix  wird  als  Scapha  s.  Fossa  scaphoidea  s.  navicularis  bezeich¬ 
net.  Nach  vom  und  unten  von  der  Änthelix  bildet  die  Ohr¬ 
muschel  eine  tiefe  Bucht,  die  Concha,  welche  sich  medianwärts 
in  den  äusseren  Gehörgang  fortsetzt.  Durch  das  Crus  helicis  wird 
die  Concha  in  eine  kleine  obere  Abteilung,  Cymba  conchae,  und 
eine  grössere  untere  Abteilung,  Camm  conchae,  geschieden.  Die 
Cymba  muss  also  zwischen  dem  Crus  helicis  und  der  Änthelix 
gelegen  sein.  Das  Cavum  conchae  wird  von  vorn  her  teilweise 
durch  einen  stumpfen  klappenartigen  Vorsprung,  den  Tragus, 
überlagert,  welcher  sich  gegen  die  Helix  durch  eine  seichte  Furche 
Incisura  anterior  {auris),  absetzt.  Dem  Tragus  g^enüber  ist  am 
unteren  Ende  der  Änthelix  ein  anderer  kleiner  Vorspffimg,  der 
Antitragus,  gelegen.  Tragus  und  Antitragus  sind  wiederum  durch 
einen  tiefen  Ausschnitt,  luc.  intertragica,  geschieden.  Die  m  e  d  i- 
a  1  e  Fläche  der  Ohrmuschel  ist  dimch  eine  tiefe,  der  Änthelix 
entsprechende  Grube,  die  Fossa  anthelids,  ausgezeichnet.  Auch 
den  anderen  Vertiefungen  imd  Erhabenheiten  der  lateralen  Fläche 
pflegen  an  der  medialen  Fläche  mehr  oder  weniger  ausgeprägte 
Erhabenheiten  und  Vertiefungen  zu  entsprechen.  Als  eine  beson¬ 
dere  vefticale  Leiste  ist  die  Ansatzstelle  der  Mm.  retrahentes,  der 
sogen.  Ponticulus  s.  Agger,  zu  erwähnen.  Am  concaven  Rande 
der  Helix,  nahe  ihrer  Umbiegungsstelle  nach  vom,  findet  sich  mit¬ 
unter  ein  mehr  oder  minder  deutlicher  Höcker,  der  Darwin’- 
sche  Höcker,  Tuberculum  auriculae  s.  Darwini,  welcher  der 
Ohrspitze  der  Tiere  entspricht. 

Zwischen  der  Haut  und  dem  Perichondrium  des  Ohrknorpels 
liegen  an  einigen  Stellen  kleine  Muskeln,  welche  indessen 
meistens  so  schwach  entwickelt  sind,  dass  sie  nicht  willkürlich 
zur  Contractioh  gebracht  werden  können.  An  der  äusseren  Fläche 
des  Tragus  liegt  der  M.  tragicus,  an  der  äusseren  Fläche  des 
Antitragus  der  M.  antitragkus.  Längs  des  vorderen  Teiles  der 
Helix  zieht  der  N.  helicis  major,  wohl  der  grösste  von  den  eben 
genannten  Muskeln,  welcher  von  einem  unten  befindlichen  kleinen 
Höcker,  der  Spina  helicis,  seinen  Ursprung  nimmt.  Auf  dem  Crus 
helicis  ist  der  M.  helicis  minor  gelegen.  Endlich  ist  noch  an  der 


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medialen  Fläche  des  Ohres  in  der  Fossa  anthelicis  der  M.  trans- 
versus  auriculae  zu  erwähnen.  Etwas  vor  dem  letzteren  spannt 
sich  mihmter  noch  ein  M.  obliquus  auriculae  von  der  Convexität 
der  Concha  zu  derjenigen  der  Fossa  triangularis  hinüber. 

2.  Der  äussere  Oehörgang,  Meaius  acusticus  externus, 
besteht  aus  einem  medialen  knöchernen  und  einem  lateralen  knor¬ 
peligen  Teile.  Der  knorpelige  Teil  bildet  eine  Fortsetzung 
des  unteren  Endes  des  Ohrknorpels  (hauptsächlich  der  Tragus¬ 
platte)  und  stellt  eine  oben  und  hinten  offene  Rinne  dar,  welche 
durch  eine  feste  Membran  zu  einer  Röhre  ergänzt  ist.  Diese 


Vorhof  Vllj  Hirnner» 


Anfpum  mashideum 


Tube 


c  Schnecke 
o 


'Tpommcifell 

c.sfyloideus/ 

Paukenhbh.'e  mil^  "masfoideus 

Hammer,  Ambos  und  Sheigbügel 

JncisuraeSan^orini 


AussererGdiiirgan^ 
knorpliger  Theil 


Jsthmus  des 
knöch^rnenTheiles 


Fig.  40. 

Schnitt  durch  ein  linkes  Gehörorgan  (hintere  Schnittfläche,  halbschematisch). 
o.  oberer,  a.  äusserer,  h.  hinterer  Bogengang. 


Knorpelrinne  besitzt  gewöhnlich  zwei  kleine,  durch  Bindegewebs- 
massen  verschlossene  Spalten,  die  Fissurae  s.  Incisura  SaHttorini, 
von  denen  die  laterale  grössere  hauptsächlich  der  vorderen  Wand, 
die  mediale  kleinere  dem  Boden  des  OehörgangK _angehört  (cf. 
Fig.  40).  Diese  Spalten  haben  deswegen  praktjscfie  Bedeutungj 
weil  durch  dieselben  Parotiseiterungen  sich  in  den  Oehörgang 
öffnen  und  umgekehrt  Schleimhauterkrankungen  des  Gehörganges 
sich  nach  aussen  fortpflanzen  können.  Mittels  einer  Art  von  Ring¬ 
band  geht  alsdann  der  knorpelige  Gehörgang  in  den  knöchernen 
über.  Was  den  knöchernen  Gehör g a n g  anbetrifft,  so 
wäre  zu  erwähnen,  dass  derselbe  zum  grössten  Teile,  d.  h.  vorn. 


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unten  und  zum  Teil  auch  hinten,  durch  die  Pars  tympanka  (den 
Anntdus  tympanicm)  des  Schläfenbeines  gebildet  wird,  welcher 
beim  Foetus  und  beim  Kinde  im  ersten  Lebensalter  einen  nach 
oben  offenen  Ring  darstellt.  Die  defekte  Stelle  des  Ringes  wird 
als  Incisura  tympanica  s.  Rivini  bezeichnet:  an  dieser  Stelle  wird 
die  Wand  des  knöchernen  Gehörganges  oben  von  der  Parssqua- 
mpsa,  hinten  vom  Proc.  mastoideus  gebildet.  Die  vordere 
Wand  des  knöchernen  Ganges  ist  in  ihrem  medialen  Teile  häufig 
sehr  dünn;  auch  die  hintere  Wand  variiert  je  nach  der 
Entwickelung  des  Annulus  tympanicus  in  Bezug  auf  ihre  Dicke, 
was  deswegen  von  Wichtigkeit  ist,  weil  bei  dünner  Wand  mit¬ 
unter  Abscesse  aus  dem  Cellulae  mastoideae  in  den  äusseren  Ge¬ 
hörgang  durchbrechen  können. 

Der  äussere  Gehörgang,  als  Ganzes  betrachtet, 
verläuft  zwar  ziemlich  transversal,  ist  jedoch  i  n  h  o  r  i  z  o  n  - 
t _§  1  e  r  Richtung  zickzackförmig  geknickt.  Die  erstere,  stär¬ 
kere  Knickung  entspricht  etwa  der  Mitte  des  knorpeligen  Gehör- 
2  r ganges  und  ist  mit  dem  Scheitel  nach  vorn  gerichtet.  Die 
w/lt^^eite  Knickung  ist  mit  dem  Scheitel  nach  hinten  gelegen, 
findet  sich  an  der  Übergangstelle  zwischen  dem  knorpeligen  imd 
dem  knöchernen  Abschnitte  des  Ganges  und  bildet  zugleich  den 
engsten  Teil  flsthmus)  des  Meatus  acusticus  ext.  In  der  Fron¬ 
talansicht  zeigt  sich  der  Gehörgang  zugleich  nach  aufwärts 
gebogen,  der  Art,  dass  seine  höchste  Stelle  wiederum  ungefähr 
der 'Grenze  zwischen  dem  knorpeligen  imd  knöchernen  Teile  ent¬ 
spricht.  Will  man  das  Trommelfell  von  aussen  besichtigen,  so 
muss  man  diese  Krümmungen  und  Knickungen  dadurch  aus- 
gleichen,  dass  man  die  Ohrmuschel  nach  hinten,  oben  und  aussen 
zieht:  dann  ist  der  Gang  gerade  gestreckt. 

Die  innere  Auskleidung  des  knorpeligen  Gehör¬ 
ganges  ist  eine  Fortsetzimg  der  äusseren  Haut,  welche  feine  Här¬ 
chen,  kleine  acinöse  Talgdrüsen  und  knäuelförmige  Drüsen  mit 
kurzem  Ausführungsgang,  die  sogen.  Ohrenschmalzdrü¬ 
sen,  Glandulae  ceruminosae,  enthält.  Das  Secret  der  letzteren,  das 
Ohrerischmäizr'Cem»o?r*lsl~9urch  besonderen  Geruch,  eine  gelb¬ 
liche  oder  bräunliche  Farbe  und  einen  eigentümlichen  bitteren 
Geschmadc  ausgezeichnet:  es  kann  (besonders  in  höherem  Alter) 
den  Gehörgang  in  solcher  Menge  ausfüllen,  dass  derselbe  ganz 
verstopft  wird  xmd  Schwerhörigkeit  eintritt.  Als  eine  Modifi- 
cation  der  äusseren  Haut  setzt  sich  die  1 — 2  mm  dicke  Ausklei¬ 
dung  des  knorpeligen  Gehörganges  noch  mittels  eines  dreieckigen^ 


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mphrare  mm — breiten — Eortsatzes  auf  die  hintere  Wand  des 
k  n  ö  ehernen  Gehörganges  fort.  Im  übrigen  Teile  des  knöcher- 
nen  üang^ist  die  Auskieufüng  dünn,  seidenartig  glänzend  und 
enthält  keine  Haarbälge  und  Drüsen.  Die  periostale  Schicht  des- 
selben  ist  mit  den  Cutiselementen  so  innig  verwachsen,  dass  es 
nur  möglich  ist,  beide  vereint  von  der  Knochenwand  abzustreifen. 

3.  Die  Grenze  zwischen  dem  äusseren  Gehörgange  und  der 
Paukenhöhle  wird  durch  das  Trommelfell,  Membrana tym- 
pani,  gebildet,  welches  zu  dem  Gehörgange  derartig  gestellt  ist. 


Shrapnell's 
Membrana 
F  laccida 


Kurzer 

Fortsatz 


mmer- 
piff 

PS 
tensa 
*  tympani 


Fig.  41. 

Rechtes  Trommelfell  von  Innen.  Hammerkopf  entfernt. 


dass  es  mit  der  oberen  Wand  desselben  einen  stumpfen,  mit  der 
unteren  dagegen  einen  spitzen  Winkel  bildet.  Mit  einer  durch  den 
unteren  Rand  gelegten  Horizontalebene  bildet  es  einen  nach  aussen 
offenen  Winkel  von  45 — 50*>.  Beim  Neugeborenen  steht  das  Trom¬ 
melfell  fast  horizontal.  Da  die  untere  Wand  des  Gehörganges 
zugleich  in  diesem  spitzen  Winkel  ausgehöhlt  ist,  so  entsteht  hier 
eine  Art  von  enger  Bucht,  in  welche  sich  sehr  leicht  kleinere, 
in  das  Ohr  hineingeratene  Fremdkörper  einkeilen  können.  Die 
beiden  Trommelfelle  convergieren  aber  auch  ein  wenig  nach  vorn. 
So  bildet  jedes  Trommelfell  mit  einer  durch  seinen  vördereri  ‘Ranch 


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716 


gelegten  Sagittalebene  einen  nach  hinten  offenen  Winkel  von  50®. 
Im  Übrigen  sind  sie  an  ihrem  freien  Rande  mittels  eines  sehnigen 
Ringes,  Limbus  membranae  tympani  s.  Anntdus  fibrocarUlcuiineus 
in  eine  nur  am  Os  tyjnpaaicum,  vdjhandene  ringförmige  Furche, 
den  Stäcus  tifmpanicus,  eingefalzt.  Am  Rivini’schen  Ausschnitt  geht 
dieser  Sehnenring  unter  allmählicher  Auflockerung  in  das  Periost 
des  Schuppen-  und  Warzenteiles  über. 

Bei  der  Betrachtung  v o n  aussen  her  sieht  man 
etwa  in  der  Mitte  des  Trcnnmelfelles  eine  trichterförmige  Ein¬ 
ziehung,  den  Nabel,  Umbo,  welcher  dadurch  bedingt  ist,  dass 
hier  das  Trommelfell  durch  die  Spitze  des  Hammergriffes  ein¬ 
wärts  gezogen  wird.  Im  Gegensatz  dazu  wird  das  Trommel¬ 
fell  höher  oben  (nahe  dem  oberen  Rande)  durch  einen  conischen 
Vorsprung,  den  kurzen  Fortsatz  des  Hammers,  in  Gestalt  der 
Prominentia  malleolaris,  nach  a  u  s  s  en  gedrängt  (cf.  Fig.  43).  In 
der  verticalen  Verbindxmgslinie  zwischen  dem  Umbo  xmd  dem 
kurzen  Hammerfortsatz  ist  alsdann  der  Hammergriff  gel^n,  wel¬ 
cher  völlig  in  die  Tunica  propria  des  Trommelfelles  eingebettet 
ist.  Das  Vorspringen  des  kinzen  Hammerfortsatzes  bedingt  zu¬ 
gleich  das  Auftreten  zweier  ziemlich  in  sagittaler  Richtung  ver¬ 
laufender  Falten  oder  Leisten,  der  vorderen  und  hinteren 
Trommelfalte,  PHca  mallcolaris  anterior  und  posterior,  von 
denen  die  erstere  von  der  vorderen  Ecke  des  Rivini’schen  Aus¬ 
schnittes  zum  kurzen  Hammerfortsatz,  die  zweite  in  continuier- 
licher  Fortsetzung  von  dem  kurzen  Hammerfortsatz  zur  hinteren 
Ecke  der  Inc.  Rivini  hinzieht.  Der  oberhalb  des  eben  genannten 
Fortsatzes  und  der  beiden  Trommelfellfalten  gelegene  Teil  des 
Trommelfelles  ist  schlaffer  und  dünner:  er  wird  deswegen  als 
Pors  flaccida  (Shrapnell’sche  Membran)  bezeichnet 
(s.  Fig.  41).  Der  unterhalb  der  Trommelfellfalten  gelegene 
grössere  Rest  des  Trommelfelles  kann  im  Gegensatz  dazu  Pars 
tensa  benannt  werden.  In  der  Membrana  flaccida  findet  sich  mit¬ 
unter  eine  Öffnung,  Foramen  Rivini,  deren  Existenz  die  Tatsache 
erklären  soll,  dass  gewisse  Personen  mit  normalem  Gehörorgan 
durch  das  Ohr  Tabaksrauch  blasen  können.  Denkt  man  sich 
durch  den  Umbo  des  Trommelfelles  eine  horizontale  Linie  gelegt, 
so  würde  durch  die  letztere  am  Trommelfell  eine  Regio  supra- 
umbilicalis  und  mf raumbilicalis  von  einander  getrennt  werden. 
Durch  eine  hierzu  senkrechte  Linie  wird  jede  Region  wiederum 
in  zwei,  das  ganze  Trommelfell  in  vier  Quadranten  geteilt.  Will 
man  nun  eine  Perforation  des  Trommelfelles  vornehmen,  so  muss 


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man  immer  nur  im  vorderen  Quadranten  der  Regio  | 
infra umbilicalis  durchstechen,  wenn  man  die  Gehör- 
knöchelchen  und  die  Wand  des  Labyrinthes  schonen  will. 

Das  Trommelfell  setzt  sich  zusammen  aus  einem  äusseren 
glatte,  Stratum  cutanenm,  welches  von  der  äusseren  Haut,  und  ^  ^ 
einem  Tn  n  e  r  e  n  ti  1  a  1 1  e,  Stratum  mucosum,  welches  von  der  *2. 
Schleimhaut  der  Paukenhöhle  gelielert  wird.  Zwischen  l^den 
Blättern  befindet  sich  in  der  MembräncT  tensa  ausserdem  nodi  eine 
starre,  wenig  elastische  fibröse  Zwi.«yhpnsrhirht.  Hip  sog.  Sub-  ^ 

~shnhä5.  Tmuca  propria  des  Trommelfelles,  welche  wiederum  aus 
äusseren  radiären.  Stratum  radiatum^  und  inneren 

besteh),  V(m  denen 

die  letzteren  in  der  Peripherie  des  Trommelfelles  einen  mit  dem 
Sehnenringe  concentrischen  Ring  bilden.  Der  Ring  ist  schon  mit 
blossem  Auge  wahrnehmbar.  Die  radiären,  speichenförmigen 
Fasern  gehen  von  der  Spitze  des  Hammergriffes  bis  zum  Sehnen¬ 
ringe.  Die  circulären  Fasern  sollen  am  Hammergriff  Ursprung 
und  Ende  finden. 


II.  Das  Mittelohr. 

.  Am  Mittelohre  kann  man  drei  Abteilungen,  nämlich: 

*  1)  die  Paukenhöhle,  Cavum  tympani,  2)  die  Ohrtrom¬ 

pete,  Tuba  auditiva  s.  Eustachii,  und  3)  die  Zellen  des 
Warzenfortsatzes,  Cellulae  masloideae  unterscheiden.  Doch 
werden  von  vielen  Autoren  die  Begriffe  „Paukenhöhle“  imd  „Mit¬ 
telohr“  auch  identificiert. 

1.  Die  Paukenhöhle. 

Die  Paukenhöhle,  Cavum  tympani  s.  Tympanum,  ist 
eine  ziemlich  unregelmässig  gestaltete,  in  der  Richtung  von  innen 
nach  aussen  ccnnprimierte  Höhle,  welche  die  Kette  der  Oehör- 
ki^helchen  einschliesst  und  vorn  durch  die  Eustachische  Röhre 
mit  dem  Pharynx  in  offener  Verbindung  steht.  Man  kann  an  der¬ 
selben  sechs  Wände  unterscheiden,  von  denen  die  obere  und  die 
vordere  Wand  mitunter  sehr  dünn  sind,  so  dass  sie  an 
einzelnen  Stellen  ganz  durchsichtig  erscheinen: — 

Die  laterale  Wand  {Paries  membranaceus)  wird  oben  von 
der  Pars  squamosa,  unten  vom  Irommelfelle  gSiildet,  zwischen 
dessen  beiden  j3iättern  in  verticaler  Stellung  der  Hammergriff  ge^ 
liegen  ist.  Zwischen  dem  Hammergriffe  und  dem  Ambos  zieht 
nahe  dem  oberen  Rande  des  Trommelfelles  unter  aufwärts  con- 

\ 


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vexem  Bogen  die  Chorda  tympani  vorüber,  welche  den  N.  fa¬ 
cialis  mit  dem  Ramus  lingualis  vom  dritten  Aste  des  Trigeminus 
verbindet. 

Die  obere  Wand  (Paries  tegmentalis)  der  Paukenhöhle 
ist  zum  Teil  durch  ein  kleines  Stück  der  Schuppe^  zum  Teil  durch 
einen  mitunter  sehr  dünnen,  platten  Fortsatz  der  Pars  petrosa,  das 
Tegmen  tymmni,  gebildet.  Bricht  man  diese  Platte  von  oben  her 
auf,  so  wird  zuerst  der  Kopf  des  Hammers  sichtbar. 

Die  vordere  Wand  (wegen  ihrer  Nachbarschaft  mit  dem 
Canaiis  caroTicus"'äüch  als  ^<r<gi^xfl^jj*<*«^bezeichnet,  setzt  sich 
in  den  Canalis  musculotubafius  fort,  welcher  durch  ein  knöcher¬ 
nes  Septum  in  ein  oberes  Fach  für  den  M.  tensor  tympani  und 
in  ein  imteres  für  die  Tuba  auditiva  geschieden  ist.  Das  Septum 
bildet  beim  Eintritt  in  die  Paukenhöhle  einen  aufwärts  concaven 
Vorsprung,  den  Processus  cochlearis  s.  cochleariformis,  welcher 
dann  längs  der  memalST^^änS  38’ 'letzteren  oberhalb  des  Pro¬ 
montorium  nach  hinten  verläuft.  Auf  dem  Proc.  cochleariformis 
ruht  der  M.  tensor  tympani,  welcher  von  hier  aus  imter  einer 
fast  rechtwinkeligen  Umbiegung  zum  Hammergriff  hinzieht. 

Die  hintere  Wand  (Panesniastoideus)  besitzt  einen  kur¬ 
zen  pyraiiirUeilfOI  ItllgCn  iTnochenfortsatz,  die  Eminmüa  pyramiäalis 
s.  stapedia,  welche  den  M.  stapedius  all^lllg  UlllScBfi^r' una 
meistens  durch  eine  Knochenbrücke  {Pontiääusj  mit  dem  Promon¬ 
torium  verbunden  ist.  Oberhalb  der  Eminentia  ist  der  Eingang  x 
zu  den  Cellulae  mastoideae,  das  sogen.  Antrum  tympanicum,  in  Ge-  \ 
stalt  eines  röhrenförmigen  Hohlraumes  gelegen.  Die  Cdlulae  mastoi-  \ 
deae  sind  wie  die  Paukenhöhle  lufthaltige,  mit  Schleimhaut  aus¬ 
gekleidete  Räume,  welche  sich,  durch  mannigfaltige  Balken  unter- 
ßr^hen,  nicht  allein  weit  in  den  Proc.  mastoideus,  sondern  auch 
in  die  Schuppe  und  selbst  in  die  Pyramide  hinein  erstrecken  kön¬ 
nen.  (Näheres  hierüber  s.  weiter  unten.) 

Die  mediale  Wand  {Pane^ labyrinthicus)  ist  zunächst 
durch  einen  rundlichen  Vorsprung— s.  Eminentia 
cochlearis,  ausgezeichnet,  welcher  dem  blinden  End^^  der  Scala  ■- . 
tympani  (s.  bei  der  Schnecke)  entspricht.  ^  An  dem  vorderen  Teile '  ^  ^ 
des  Promontorium  verläuft  der  rJ.  tympamcus  s.  Jacobsohfi  mit 
seinen  Verzweigungen  nach  aufwärts"  Hinter  dem  PronioutölTum 
(besser  gesagt  an  der  hinteren  steilen  Fläche  desselben)  befind^ 
sich  eine  rundliche  Öffnung,  die  Fenestra  cocMeae  s.  Fen.  rotunda, 
in  welcher  eine  dünne  bindegewebige  Haut,  Membrana  tympani 
secundaria,  ausgespannt  ist.  Nach  oben  und  etwas  nach  hinten 


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von  dem  Prom(Hitoriutn  liegt  eine  ovale  ÖKnung,  die  Fenestra'/**^ii^ 

vesHbuli  s.  Feri.  ovalis,  welche  durch  die  darin  gelegene  Basi& 

des  Steigbügels  ausgefüllt  wird.  Dicht  über  der  Fenestra  ovalis,  , 

an  der  Grenze  zwischen  der  oberen,  hinten  und  medialen  Wand 

der  Paukenhöhle  ist  mitunter  der  Verlauf  des  Fallopischen  Ca- 

nales  durch  einen  etwas  schräg  volTvorn'  naäTHinten  und  abwärts 

zieheh^i  Wulst  markiert. 

Die  untere  Wand  (Faries  Jugularis)  grenzt  an  die  Fossa 
jugularis  des  Schläfenbeines  und  ist  mit  einer  Anzahl  von  blin¬ 
den  Buchten  (CelltUae  tummnicae)  versehen,  welche  sich  übrigens 
von  hier  aus  auch  auf  die  vordere  und  hintere  Wand  hinüber 
erstrecken  können. 

Die  Aushöhlung  der  unteren  Wand  mit  ihren  Buchten  hat  man 
auch  als  unteren  Trommelhöhlenraum  bezeichnet. 

Als  oberen  Tr  p  m  in  eihöhlenraum  (Recessus  epUympa- 
nicus)  oder  auch  als  Gipfelbucht,  Kuppelraum,  Ät tl^ 
c  u  s  bezeichnet  man  die  weite,  oberhalb  des  Trommelfelles  gelegene 
Nische,  welche  sich  vod  imten  her  in  die  Substanz  der  Pars  squa- 
mosa  ¥ineinschiebt,  und  m  welche  der  Hammerkoirf  und  der  grösste 
Teil  des  Ambos  hineinragen (s.  Fig.  42).  Ausser  verschiedenen  k  1  e  i- 
n  e  n  N  i  s  c  h  eüTsFdänri'noch  die  am  hinteren  Teile  der  medialen 
Wand  gelegene  Bucht  (Sinus  tmipani)  besonders  hervorzuheben,, 
welche  sich  zwischen  das  Promontorium  und  die  Eminentia  sta- 
pedia  einschiebt  und  in  welche  die  Fenestra  cochleae  hinemsient. 

Die  engste  Stelle  der  Paukenhöhle  ist  zwischen  dem  Umbo 
und  dem  Promontorium  gelegen,  welche  nur  1,5 — 2  mm  von  ein- 
ander  entfernt  sind.  Ei  wäre  noch  zu  erwähnen,  dass  das  B  i  n- 
degewebe;  der  Paukenhöhlenschleimhaut:  a) 
durch  die  am  lateralen  'leile  der  q^ren  Wand  gelegene,  beim  Er¬ 
wachsenen  meist  verknöcherte  Fiss.  petrosguamosa  mit  der  Dma 
mater,  b)  durch  die  am  vorderen  Teile  der  lateralen  Wand  ge¬ 
legene  Fiss.  Glaseri  (petrotympanica)  mit  ^erh  pefiäftTcüläreh  BTnde 
gewebe  des  Kiefergelenkes  zusammenhängt.  Durch  die  Fiss. 

Glaseri  treten  die  Clwrda  tympani,  die  Ä.  und  V.  tympäiWytünd 
jlas  Lig.  maliei  ant.  (s.  weiter  imten)  hindurch. 

Von  .^ktischer  "Wich^lceit  ist  es,  genau  darüber  orientiert 
zu  sein,  wie  sich  verschiedene  Teile  der  Paukenhöhle  in  Bezug 
auf  ihre  Lage  verhalten,  wenn  man  sich  dieselben  a  u  f  d  a  s 
Trommelfell  projiciert  denkt.  In  dieser  Beziehung  ist 
Folgendes  zu  merken.  Nach  TRöltsch  sollte  die  Fenestra 
V  e  s  t  i  b  u  1  i  entweder  in  Höhe  des  oberen  hinteren  Trommel- 


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fellabschnittes  und  sogar  noch  etwas  oberhalb  desselben  gelten 
sein.  Die  Fenestra  cochleae  würde  dem  unteren  hinteren 
Quadranten  des  Trommelfelles  gegenüberliegen.  Das  Promon¬ 
torium  würde  der  Mitte,  dem  vorderen  und  unteren  Teile  des 
Trommelfelles  entsprechen.  Die  Eminentia  stapedia  mit 
der  Stapediussehne  würde  ungefähr  an  der  Grenze  zwischen  den 
beiden  hinteren  Quadranten  verlaufen.  Hinter  dem  vordersten 
Teile  des  Trommelfelles  würde  man  ferner  bereits  das  O  s  t  i  u  m 
tympanicum  der  Tuba  Eustachii  zu  suchen  haben. 
Endlich  ist  dicht  hinter  der  Membrana  flaccida  der  Hammer¬ 
hais  und  der  weiter  unten  zu  erwähnende  Prussak’sche 
Raum  gelegen. 

Die  drei  Gehörknöchelchen,  Ossicula  audüus,  bilden 
ein  im  Ganzen  transversal  gestelltes,  gegliedertes  Knochenstäbchen, 
eine  Art  von  knöcherner,  durch  winzige  Gelenke  imterbrochener 
Kette,  welche  die  Fortleitung  der  Schallwellen  vom  Trommelfelle 
zum  Labyrinth  vermittelt.  Diese  Knöchelchen  sind,  in  der  Rich¬ 
tung  von  lateralwärts  nach  medianwärts  gerechnet:  1)  der  Ham¬ 
mer,  Malleus;  2)  der  Ambos,  Incus;  3)  der  Steigbügel, 
Stapcs. 

Am  keulenförmigen  Hammer  hat  man  ein  oberes,  kugeli¬ 
ges  Ende,  den  Kopf,  Capitulum  mallei,  einen  darunter  gelegenen, 
eingeschnürten  Teil,  den  Hals,  Collum  mallei,  xmd  den  sich  weit 
abwärts  erstreckenden  schlanken  Griff,  Manubrium  mailet,  zu  un¬ 
terscheiden.  An  der  Grenze_zwischen  Hals  und  Griff  ist  der  Ham- 
mer  stumpfwinkelig  geknickt:  Has  iCnip  Hammerwinkels  ist 
dem  Troipu^lfelle  zugekehrt  und  springt  als  ein  knötchenähnlicher 
kurzer  Fortsatz,  Processus  lateralis  s.  brevis,  nach  aussen 
vor.  Vom  Hals  des  Hammers  springt  ausserdem  dicht  oberhalb 
des  vorigen  fast  rechtwinkelig  der  lange  Fortsatz,  Processus 
anterior  s.  s.  Polianus,  nach  vorn  vor.  Der  Hammer¬ 

kopf  ragt  oberhalb  des  Trommelfelles  bis  gegen  die  Decke  der 
Paukenhöhle  in  den  Recessus  epitympanicus  hinein,  der  Hals  liegt 
neben  der  Membrana  flaccida,  der  kurze  Fortsatz  und  der  Griff 
zwischen  beiden  Blättern  des  Tronmelfelles  xmd  der  Substantia 
propria  desselben.  Der  ProcessusT^Srus  .erstreckt  sich  vom  und 
abwärts  in  die  Fissura  Glaseri  hinein.  Beim  Erwachsenen  wird 
derselbe  jedoch  ^rös^enteils  ^rch  einen  bindegewebigen  Strang, 
^as  Lip.  mallei  antcrius  ersetzt,  welcher  sich  zum  l  eil  am  vorderen^ 
Ende  des_Os_tympanicum^  zuni  teil  an  der  SpHia  anguians  de^ 
Keilbeines  ^^esti^.  Die  älteren  Anatomen  hielten  dieses  Band 


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fälschlich  für  einen  Muskel,  welchen  sie  als  M.  laxator  tympani 
bezeichneten.  Wenn  der  Hanunerkopf  die  Decke  der  Paukenhöhle 
nicht  direkt  berührt,  ist  er  mit  derselben  durch  ein  kiu'zes  kleines 
Band,  das  Lig.  mallei  superius  s.  Suspensorium,  verbimden  (cf. 
Fig.  42).  Ein  anderes  Band,  das  Lig.  mallei-  laterale  s.  ext.,  ver¬ 
bindet  ferner  constant  den  Hammerhais  mit  der  knöchernen  Um¬ 
randung  des  Trommelfelles,  insoweit  dieselbe  dem  hinteren  Teile 
des  Rivini’schen  Ausschnittes  entspricht*)  (cf.  Fig.  41  und  43. 
Am  hinteren  Teile  des  Hammerkopfes  ist  eine  convexe  Gelenkt' 
facette  für  den  Körper  des  Ambos  gelegen.  Beide  Knöchelchen 
sind  durch  ein  mit  scblatler  Kapsel  versehenes  Gelenk,  das  Ham¬ 
mer-Ambosgelenk,  derart  verbunden,  dass  das  untere 
Ende  des  Ambos  und  damit  auch  der  Steigbügel  sich  nach  ein¬ 
wärts  bew^,  wenn  der  Hammergriff  einwärts  gedrängt  wird. 
Wird  aber  umgekehrt  der  Hammergriff  nach  auswärts  gezogen, 
so  folgt  der  Ambos  nicht  mit,  sondern  beide  Knöchelchen  ent¬ 
fernen  sich  von  einander.  HELMHOLTZ  hat  diese  Einrichtung  sehr 
richtig  mit  einem  Sperrzahn  verglichen. 

Der  nach  hinten  vom  Hammer  gelegene  Ambos  kann  mit 
einem  zweiwurzeligen  Molarzahn  verliehen  werden:  sein  Kör¬ 
per  würde  der  Zahnkrone,  sein  kurzer  und  langer  Fort¬ 
satz  den  beiden  Wurzeln  entsprechen.  Der  Körper,  Corpus 
incudis,  ist  vorn  durch  eine  concave  Gelenkfacette  mit  dem  Ham¬ 
mer  verbunden:  seine  laterale  Fläche  li^  an  der  lateralen  Wand 
Hps  ohprpn  TrfvmmHhfthlpi^jimp^ Wpnfrn«»l  kTönwi  ilfx  Amhiy.  - 
nicht  direkt  an  das  Tegmen  tympani  anstösst,  ist  er  ähnlich  wie 
der  Hammerkopf  mit  dem  letzteren  durch  ein  kurzes  Band,  Lig. 
incudis  superius,  verbunden.  Der  kurze  Fortsatz  des  Am- 
bos.  Grus  breve  s.  Processus  brevis^  ragt  horizontal  nach  hinten: 
seine  Fortsetzung  wird  durch  das  Lig.  incudis  posterius  gebildet 
(c.  Fig.  42),  weiches  sich  medial  vom  Antrum  mastoideüm  an  die 
hintere  Wand  des  Rec.  epitympanicus  befestigt.  Der  Körper  und 
der  kurze  Fortsatz  sind  gänzlich  oberhalb  des  Trommelfelles  im 
oberen  Trcmimelhöhlenraume  gelegen.  Der  1  an  ge  F  o r  t  s  a  t  z, 
Grus  longum  s.  Processus  longus,  dagegen  zieht  (dem  Hammer¬ 
griff  parallel,  aber  etwas  weiter  nach  hinten  und  medial  gelegen) 

1)  Henle  zieht  den  vom  Os  tympanicum  entspringenden  Teil  des  Lig. 
mallei  anterius  und  das  Lig.  mallei  laterale  unter  der  Bezeichnung  A  x  e  n- 
band  des  Hammers,  Lig.  mallei  radiatum^  zusammen,  weil  das  letz¬ 
tere  die  Axe  darstellt,  um  welche  sich  der  Hammer  bewegt.  Doch  ist 
zwischen  dem  Lig.  mallei  anterius  und  laterale  eine  deutliche  Lücke  vor¬ 
handen. 

Broesike,  Anatomie.  9.  Aofl.  46 


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722 


unter  einer  leichten,  lateralwärts  convexen  Biegung  nach  abwärts 
und  geht  mit  dem  medianwärts  tungebogenen  Ende  in  eine  knopf¬ 
förmige  Anschwellung,  rti»n  Prnr  lj>nMcularis,  über.  Da  der  letztere 
leicht  abbricht,  hielt  man  ihn  früher  für  ein  besonderes  Knochen¬ 
stückchen,,  welches  man  als  Ossiculum  Sylvii  bezeichnete.  Der 
Proc.  lenticularis  steht  mit  dem  Steigbügel  durch  ein  kleines  Kugel- _ 
gelenk,  das  sogen.  A  m  Fö  s  -  S  t  e  i  g  b  ü  g  e  1  g  e  Te  n  k,  in  Ver¬ 
bindung. 

An  dem  Steigbügel  unterscheidet  man  wiederum  das 
Köpfchen,  Capitulum  stapedis,  die  von  demselben  ausgehen¬ 
den  beiden  Schenkel,  Crura  stapedis,  welche  an  der  einander 
zugekehrten  Fläche  rinnenförmig  ausgehöhlt  und  nicht  selten  durch 
ein  dünnes  zwischen  ihnen  gelegenes  Häutchen,  das  Lig.  obtura~ 
toriums.  Membrana  obturatoria^taj^edi«,  verbunden  sind,  und  end¬ 
lich  den  F  u  s  s  oder  die  Fussplatte,  Basis  stapedis,  welche 
in  die  Fenestra  ovalis  eingefügt  und  in  derselben  durch  das  ring- 
förmige  Lig.  annulare  (Syndesmosis  tympanostapedia)  befestigt  ist. 
Der  Steigbügel  ist  horizontal  gelegen,  so  dass  man  an  demselben 
einen  vorderen  und  einen  hinteren  Scheitel  unterscheiden  kann. 
Der  vordere  RrhpnWpi  {Grus  anterius  s.  rectilineum)  ist 
dünner,  kürzer  und  fast  gerade.  Der  hintere  Schenkel 
{Grus  posterius  s.  curvilineum)  ist  breiter,  länger  und  stärker 
gekrümmt.  An  der  Basis  ist  der  untere  Rand  an¬ 
nähernd  gerade  oder  ein  wenig  concav,  der  obere  Rand  da¬ 
gegen  deutlich  convex. 

Im  Cavum  tympani  sind  ausser  den  Gehörknöchelchen  noch 
zwei  Muskeln,  der  M.  tensor  tympani  und  der  M.  stapedius,  ge¬ 
legen.  Der  M.  tensor  tumvani  entspringt  von  der  Spina  ai^laris 
des  Keilbeines,  dem  Dache  des  Tubenknorpels  und  der  Wand  des 
Can.  musculotubarius:  iiäiSdem  er  ’deri'Tetztefen  durchzogen  hat, 
biegt  er  sich  bei  seinem  Eintritt  in  die  Paukenhöhle  rechtwinkelig 
um  den  Proc.  cochlearis,  nach  lateralwärts,  um  sich  schliesslich 
gegenüber  dem  kurzen  Fortsatze  am  oberen  Ende  des  Hammer- 
griffes  festzusetzen.  Durch  seiiie  C'ö  h  f  rä  c  t  i  o  n  muss  er  den 
JdammCTgriff  nach  einwärts  ziehen  und  das  Trommelfell  spannen, 
wobei  zugleich  der  Steigbügel  in  die  Fen.  ovalis  hineingedruckt 
und  somit  der  Druck  im  Labyrinth  gesteigert  wird.  Wie  es  scheint. 
Wird  dadurch  das  deutliche  Hören  begünstigt.  Seine  Nerven  er¬ 
hält  der  M.  tensor  tympani  vom  Ganglion  oticum  des  111.  Trige¬ 
minusastes.  Der  zweite  Muskel,  M.  stapedius,  ist  ganz  umschlossen 
von  der  Eminentia  pyramidalis  der  Paukenhöhle  und  tritt  von 


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723 


hinten  rechtwinkelig  ztun  Köpfchen  des  Steigbügels,  an  welchem 
er  sich  festsetzt.  Seine  Function  ist  zweifelhaft.  Dwch  seine 
Contraction  müsste  er  das  hintere  Ende  der  Steigbügelbasis 
an  die  Fenestra  ovalis  herandrücken  und  das  vordere  aus  dersel¬ 
ben  herausheben,  wodurch  nach  POLITZER  auf  indirektem  Wege 
zugleich  das  Trommelfell  entspannt  und  der  Druck  im  Labyrinth 
vermindert  werden  würde.  Nach  dem  letzteren  Autor  soll  eine 
Haupt function  b^id-£.r  Mii.sk e-Lo-ijarin  hp5itehpn^  dass 

sie  die  _  durch  Luftdruckschwankungen _ bedingten  Variationen  in 

fler  Stellung  und  Spannung  der  fietiorknofhelrhen  regulieren  wo¬ 
durch  ziigleirh  Her  Dnirk  im  T  ahyrinihinhalt  Änderungen  erfah¬ 
ren  müsste.  ledenfalls  kann  man  sich  gut  vorstellen,  dass  bei 
gleichzeitiger  Contraction  beider  Muskeln  die  Gehörknöchel¬ 
chen  in  ihren  Gelenken  fester  gegeneinander  gepresst  werden,  was 
die  Fortleitung  der  Schallwellen  natürlich  sehr  begünstigen  würde. 

Die  Schleimhaut  der  Paukenhöh  1  e  ist  eine 
zarte  durchscheinende  Membran,  an  welcher  sich  ein  bind^webi- 
ges  Substrat  und  ein  denn  letzteren  aufsitzendes  Epithel  imter- 
scheiden  lassen.  Das  bindegewebige  Sji b s t r a t  vertritt 
fast  in  der  ganzen  Paukenhöhle  zugleich  die  Stelle  des  Periostes: 
nur  am  Trommelfellrande  und  an  der  Oberfläche  der  G^öT^ 


knöchelchen  ist  ein  besonderes  Periost  vorhanden.  Im  Übrigen 
zeigt  das  Substrat,  hauptsächlich  in  der  dicht  unter  dem  Epithel 
gelegenen  Schicht,  an  vielen  Stellen  einen  deutlich  lymphatischen 
Character  (zahlreiche  Leukocyten).  Das  Epithel  ist  nach  der 
Entdeckung  von  KöLLIKER  ein  flimmerndes  CylinHpfypithel :  nur 
auf  dem  Trommelfelle  und  den  Gehörknöchelchen  50II  sich 
fache.s~  P^terepitnel  vorfinden.  Ob  das  Promontoritun  ebenfalls 
mit  Flimmerzellen  besetzt  ist,  darüber  wird  noch  gestritten.  Jeden¬ 
falls  ist  der  Übergang  zwischen  beiden  Epithelarten  nicht  durch 
feste  Grenzlinien  bezeichnet.  Auch  das  Antrum  mastoideum  ist 
mit  Pflasterepithel  ausgekleidet.  Das  "^rkommen  von  vereinzelten 
Drüsen  wird  von  einigen  Autoren  behauptet. 

Die  Schleimhaut  der  Paukenhöhle  überzieht  mcht  allein  die 
Wandungen  mit  all  ihren  Vorsprüngen  und  Nischen,  sondern  auch 
die  Gehörknöchelchen,  ihre  Bänder  und  Muskeln,  sowie  die  ver¬ 
schiedenen  Knochenbälkchen,  welche  das  Lumen  der  Paukenhöhle 
mitunter  durchsetzen  können.  Ausserdem  sp^nt  sie  sich  mittels 
einer  Anzahl  von  Falten  oder  Brücken  von  den  Wänden 


der  Paukenhöhle  zu  den  früher  beschriebenen  Organen  hinüber. 
Eine  derartig  an  der  lateralen  Wand  in  horizontaler  Richtung  ge- 

46« 


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724 


legene  Schleimhautfalte  th  o  r  i  z  — tLajn  m  e  r  f  a  1 1  e) 

hüllt  z.  B.  zugleich  das  J^ig.  maUei  ant.  und  lat.  ein.  Von  dieser 
Falte  aus  zieht  eine  andere,  die  verticale  Hämmerfalte^ 
zwischen  dem  Hammerkopf  und  der  lateralen  Wand  des  c^ren 
Trommelhöhlenraumes  senkrecht  nach  aufwärts.  In  gleicher  Weise 
sind  der  kurze  Fortsatz  und  der  Körper  des  Ambos  durch  die 
sogen,  laterale  Ambos  falte  (SCHWALBE)  mit  der  lateralen 
Wand  des  Rec.  epitympanicus  verbunden.  Nach  vorn  fliesst  sie 
mit  der  vorigen  Falte  zusammen.  Durch  die  beiden  letz^enannten 
Falten  werden  drei  Buchten  von  einander  getrennt,  von  denen 
SCHWALBE  die  vor  dem  Hammerkopfe  (zwischen  der  horizontalen 
und  verticalen  Hammerfalte)  gelegene  als  vordere  Hammer¬ 
bucht.  die  hinter  dem  Hammerkopfe  und  oberhalb  des  Ambos 


Lig.  mallei 


Felsenbein. 


Vordere  Ham- 
merbuchr 

Lig. mallei  anh 
nebs^Proc. 


Abgeschnil^kne 
Sehne  des  m. 
tensor  lympani 


Obere  hbosbuchh 

Unsere) 


An^r.mastoideum 
Lig.  incudis  posK 


Chorda  ^ympani 


Fig.  42. 


Laterale  Wand  der  rechten  Paukenhöhle  (von  innen  gesehen). 

A.  Ambos.  H.  Hammer. 

Von  den  beiden  Pfeilen  führt  der  links  vom  Hammergriff  gelegene  zur  vorderen  Trommelfelltasche, 
der  rechts  vom  Hammergriff  gelegene  (zwischen  ihm  und  dem  Amboa)  zur  hinteren  Tromraelfelltasche. 


(zwischen  der  verticalen  Hammerfalte  und  der  lateralen  Ambos¬ 
falte)  befindliche  als  obere  Ambosbucht,  die  unterhalb 
des  Ambos  (zwischen  der  lateralen  Ambosfalte  und  der  gleich  zu 
erwähnenden  hinteren  Taschenfalte  gelegene)  als  untere  A  m- 
b  OS  b  u  c  h  t  bezeichnet.  Als  hintere  Tascheniaii  ttTir- 
zeichnet  man  nämlich  eine  Sdileimhautfalte,  welche  am  Hammer¬ 
griffe  beginnend  nach  hinten  zieht,  indem  sie  das  Lig.  mallei  lat. 
und  den  hinteren  Teil  der  Chorda  tympani  einhüllt.  Die 
zwischen  der  hinteren  Taschenfalte  und  dem  Trommelfelle  gelegene, 
nach  unten  offene  Bucht  bildet  die  sogen,  hintere  Trom¬ 
mel  f  e  1 1 1  a  s  c  h  e.  Als  vordere'  T  aschen  falte  be^ 
zeichnet  man  eine  Schleimhautfalte,  werche  vom  Hammergriff  nach 
vom  zieht,  indem  sie  den  vorderen  Teil  der  Chorda  nebst 


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gesehen).  Trommelfell  und  Hammer  in  situ. 


(Oben  sind  die  letzteren  Organe  noch  einmal  in  vergrössertem  Massstabe  dargestellt 


deren  Teil  der  letzteren  auch  als  Flica  mallecHaris  ant.,  den  hin¬ 
teren  als  Pliea  malleolans  post,  bezeichnet.  Von  erheblich  grösse¬ 
rer  praktischer  Wichtigkeit  als  die  eben  beschriebenen  Taschen 
ist  eine  dritte,  der  sogen.  Prussak’sche  Raum  (die 
obere  Trommelfelltasche  PRUSSAK).  Dieser  Raum  ist 
zwischen  dem  Hammerhalse  und  der  Shrapnell’schen  Membrana 
flaccida  gelegen.  Nach  oben  wird  er  vom  Lig.  maliei  fat.  s.  'ext77 
nach  tmtCT  vom  kurzen~Tortsitz  des  Hammers  begrenzt.  Vom 
endigt  er  blind,  hinten  communiciert  er  mit  der  hinteren  Trommel¬ 
felltasche.  Die  Communicationsöffnung  ist  mitunter  so  gross. 


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dass  dieser  Raum  von  HELMHOLTZ,  SCHWALBE  u.  a.  überhaupt 
zur  hinteren  Trommelfelltasche  gerechnet  wird.  Die  praktische 
Wichtigkeit  des  Prussak’schen  Raumes  liegt  darin,  dass  sich  in 
demselben  bei  FntTjmHungpn  des  Mittelohres  sehr  leicht  isolierte 
Ansammlungen  vcm  Secret  oder  Eiter  bilden,  welche  dufchrdie 
Membrana  flaccida  nach  aussen  durchbrechen  können.  E)erartige 
Ansammlungen  werden  noch  dadurch  besonders  begünstigt,  dass 
die  an  der  hinteren  Wand'  dieser  Tasche  befindliche  Communi- 
cationsöffnung  .meistens  höher  als  das  vordere  blinde  Ende  der¬ 
selben  gelegen:  ist.  In‘  der  vorderen  imd  hinteren  Trommelfell¬ 
falte  kaim  sich  dagegen  kein  Secret  verhalten,  weil  dieselben  nach 
unten  offen  sind  und  dem  letzteren  somit  freien  Abfluss  gestatten. 


2. 


Die  Tuba  Eustachi i. 


Die  Ohrtrompete,  Tuba  auditiva  s.  Eustachii,  ist  ein 
röhriger  Gang,  welcher  das  Mittelohr  mit  dem  Pharynx  verbindet. 

iinWpn  irnrtrppiigpn  Ahsrhnit t  unterscheiden.  Ihre 
engste  Stelle,  der  Isthmus  ist  (wie  beim  äusseren  Gehörgange)  an 
der  Grenze  zwischen  beiden  Abschnittai  gelegen  —  von  hier  an 
nimmt  sowohl  der  knorpelige  wie  der  knöcherne  Teil'  allmählich 
an  Weite  zu.  Die  Einmündungsstelle  der  Tube  in  die  Paukenhöhle 
wird  als  Ostium  tt/mpanicum  tubae,  die  Einmündungsstelle  in  den 
Schlund  als  Ostium  pharyngeum  tüFae  bezeichnet:  die  erstere  ist  an 
der_yorderen  Wand  der  Paukenhöhle,  knapp  imter  dem~Tegmen 
tympani  und  neben  dem  vorderQi' "Rande  des  Trommelfelles,  die 
letztere  im  Pharynx  dicht  hinter  dem  hinteren  Ende  der  unteren 
Muschel  gelegen.  Der  hintere  Teii  der  Pharynxöffnung'  springt 
in  Gestalt  des  T ubenwulstes  stets  beträchtlich  hervor  (Nä¬ 
heres  hierüber  s.  S.  579):  auch  oben  und  vom  ist  der  gebogene 
Rand  derselben  deutlich  ausgeprägt,  während  unten  die  Tuben¬ 
wand  ohne  jede  scharfe  Grenze  in  die  Pharynxwand  überzugehen 
pflegt.  Die  durch  den  vorderen  Rand  emporgehobene  Schleimhaut¬ 
falte  hat Zaupal  als  Hakenfalte  bezeichnet.  Der  Tubenwulst 
bildet  dementsprechend  die  sogen.  W  u  1  s  t  f  a  1 1  e.  Die  Tube  im 
Ganzen  betrachtet  zieht  von  hinten,  oben  und  lateral  —  nach  vom, 
unten  und  medianwärts,  so  dass  also  das  Ostimn  tympamctinf 
höher  als  das  Ostium  pharyngeum  gelegen  ist.  Die  Länge  der 
Tube  beträgt  35  mm:  hiervon  kommen  etwa  ejn  Drittyi  rtpn 
knöchernen,  zwei  Driitel  auf  den  knorpeligen  Teil  des  Organes^ 
Die  knöcherne  Abteilung  hat  einen  Durchmesser  von  2  mm,  die 


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727 


knorpelige  bildet  (wenigstens  in  dem  mittleren  Teile  der  Tube) 
für  gewöhnlich  einen  Spalt,  dessen  Wände  dicht  aneinander  lie¬ 
gen,  so  dass  für  die  VentilaticMi  der  Paukenhöhle  Muskeln  in 
Aktion  treten  müssen,  welche  die  Tubenwände  voneinander  ent¬ 
fernen. 

Übrigens  besteht  der  knorpelige  Abschnitt  der 
Tube  ähnlich  wie  derjenige  des  äusseren  Gehörganges  aus  einem 
häutigen  Teile,  der  Lamina  s.  Pars  tnembranacea,  und  dem 
eigentlichen  Tubenknorpel,  Carlüago  tubae  s.  Pars  carti- 
laginea,  welche  sich  zu  einem  Rohre  ergänzen.  Der  Tubenknor- 
pel  bildet  im  unteren  Abschnitte  der  m  e  d  i  a  1  e  n  (dem  Phärj^ 
zugekehrten)  Tubenwand  eine  annähernd  dreiseitige  Plattej_  .^e 
Knorpel-  oder  Tubenplatte,  an  weläer  man  eine  vor¬ 
dere,  eine  hintere  und  eine  untere  Seite  unterscheiden  kann,  von  denen 
-die  letztere  dem  hinteren  Rande  der  Tubenöffnung 
entsprechen  . würde.  Diese  Platte  biegt  sich  nun  an  der  vorderen, 
zugleich  mehr  nach  oben  gelegeneii  Sdte  hakenförmig  in  die  1  a- 
t  e  r  a  1  e  Tubenwand  um,  so  dass  der  ganze  Tubenknorpel  auf 
dem  Tubenquerschnitte  ein  hirtenstabförmiges  Aussehen  zeigt. 
Das  hakenförmig  eingerollte  Stück  heisst  Kuorpelbaken 
oder  Tubenhaken.  Während  nun  die  Tubenplatte  (ihrer  Dreiecks¬ 
form  entsprechend)  imten  breit  ist  und  sich  nach  oben  allmählich 
bis  auf  ein  Minimum  verschmälert,  behält  der  Tubenhaken  über- 
all  nahezu  jlie  gleiche_  Grösse.  Man  kann  somit  sagen,  dass  sich 
von  dem  ganzen  Tubenknorpel  beim  Übergange  in  den  knöcher¬ 
nen  Abschnitt  der  Tube  nur  noch  der  Knorpelhaken  vorfindet, 
welcher  sich  an  die  fibröse  Substanz  der  äusseren  Schädelbasis 
betätigt,  ln  Bezug  auf  die  histologische  Structur  wird  der 
Knorpel'  von  einigen  Autoren  als  elastischer,  von  anderen  als 
Faserknorpel  bezeichnet.  Unter  dem  Ausdruck  Tuben  da  clr~-~ 
versteht  man  den  über  dem  Tubenlumen  befindlichen  (medialen) 

^  Anteil  der  knorpeligen  Tube.  Ihm  gegenüber,  d.  h.  unten  und 
lateral,  würde  dann  der  Tubenboden  gelegen  sein,  welcher 
grösstenteils  häutig  ist.  _An  dem  Ostium  pharyngeum  wird  der 
Tubenboden  durch  den  M.  levator  veli  palatini  wulstförmig  vör-~ 
gedrängt  (Le  v  a  t o  r  w  u  1  s  t  cf.  Fig.  47). 

_Die  ScineTniIiä~ü~t  der  Tube  ist  mitFlimmer- 
e  p  i  t  h  e  1  ausgekleidet,  dessen  Haare  nach  dem  Pharynx  flim- 
mern.  Ihr  Substrat  ist  im  knöchernen  Teile  mit  der  periosta¬ 
len  Bindegewebslage  fest  verbunden  und  'im  Übrigen  fast  in 
der  ganzen  Tube  adenoid  oder  mit  L  y  m  p  h  f  o  1 1  i  k  e  1  n  ,  Nb- 


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728 


didi  hmphatici  tubariL  durchsetzt.  Kleine  Schleimdrüsen 
finden  sich  überall,  besonders  reichlich  jedoch  im  unteren  Tuben¬ 
abschnitte  vor.  Nur  am  Tubendache  sind  keine  Drüsen  vorhanden. 
Die  Schleimhaut  ist  besonders  im  knorpeligen  Teile  in  deutliche 
Längsfalten  gelegt. 

Wie  bereits  erwähnt  wurde,  sollen  die  Tubenwände  im  mitt¬ 
leren  Teile  des  Organes  für  gewöhnlich  dicht  aufeinander  liegen. 
Während  der  Phonation  und  des  Schlingaktes  werden  sie  jedoch 
durch  die  Contraction  der  Mm.  tensor  und  levator  vdi  palaiini  aus¬ 
einandergezogen.  Der  M.  tensor  veli,  welcher  vom  Knorpel¬ 
haken  und  der  Pars  membranacea  entspringt  und  somit  lateral 
von  der  Tube  gelegen  ist,  muss  die  laterale  Wand  der  letzteren 
nach  aussen  zi^^.  Betreffs  der  erweiternden  Wirkung  des  Le¬ 
va  t  o  r  v  e  1  i  sind  die  Meinungen  der  Autoren  noch  geteilt.  Der 
Muskel  wirkt  auf  den  grösseren  Teil  des  knorpeligen  Abschnittes 
wahrscheinlich  nur  in  der  Weise,  dass  er  die  mediale  und  laterale 
Tubenwand  von  hintenher  auseinanderdrängt.  Das  Ostium  pha- 
ryngeum  soll  er  nach  LUCAE,  ZAUFAL  u.  a.  eher  verengern,  in¬ 
dem  er  den  Tubenboden  wulstförmig  nach  vom  imd  einwär's  hebt. 

3.  DieCellulaemastoideae. 

Die  Warzenzellen,  Cellulae  mastoideae,  sind  durch 
Fächer  vielfach  geteilte  Hohlräume,  welche  hauptsächlich  den 
Warzenfortsatz  einnehmen,  sich  indessen  auch  bis  in  die  Schuppe, 
den  Rest  der  Pars  mastoidea,  ja  selbst  bis  weit  in  die  Knochen¬ 
substanz  der  Pyramide  hinein  erstrecken  können.  Diese  Zellen 
stehen  mittelbar  oder  unmittelbar  untereinander  und  mit  der  Pau¬ 
kenhöhle  in  Communication.  Wie  die  Paukenhöhle  enthalten  auch 
die  Warzenzellen  Luft,  so  dass  also  das  Schläfenbein  unter  Um¬ 
ständen  einen  exquisit  pneumatischen  Knochen  darstellen  kann. 
Die '  Paukenhöhle  und  die  War^zenm~stehen  durch  eine  weite 
röhrenförmige  Aushöhlung,  das  sogen.  Antrum  tympanicum,  s.‘^ 
mastoideum  (besser  Antrum  tympanicomastoideum),  miteinander  in 
Verbindung.  Während  jedoch  die  Warzenzellen  in  ihrer  Beschaf¬ 
fenheit,  Anzahl  und  Ausdehnung  ausserordentlich  variieren,  ist 
das  Antrum  mastoideum  constant  vorhanden  und  mündet  am 
oberen~Ab"schnitfe  der  hinteren  Wand  in  die  _  Paukenhöhle,  .ein 
(Aditus  ad  antrum). 

Die  Auskleidung  der  Warzenzell' en  zeichnet 
sich  durch  besondere  Zartheit  aus,  hängt  jedoch  im  Übrigen  mit 
der  Paukenhöhlenschleimhaut  continuierlich  zusammen,  von  wel- 


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—  729  — 

eher  sie  sich  histologisch  nicht  wesentlich  «nterscheidet.  Vor  dem 
Eingänge  des  Antrum  mastoideum  ist  für  gewöhnlich  eine  netz¬ 
förmig  durchbrochene  Membran  ausgespannt,  deren  Fäden  am 
Rande  der  Öffnung  inserieren.  Die  Communication  zwischen  der 
Paukenhöhle  und  den  Warzenzellen  scheint  wohl  nur  in  den  sel¬ 
tensten  Fällen  durch  diese  Membran  unterbrochen  zu  sein. 

Von  den  späteren  pneumatischen  Rätunen  ist  beim  Embryo 
nur  das  Antrum  vorhanden.  Im  ersten  Lebensjahre  schreitet  die 
Zellenbildung  zunächst  an  der  hinteren  oberen  Peripherie  des 
letzteren  nach  dem  Sinus  sigmoideus,  später  abwärts  gegen  den 
Proc.  mastoideus  vor.  Der  Warzenfortsatz  des  dreijährigen  Kin¬ 
des  gleicht  schon  in  vielen  Fällen  dem  des  Erwachsenen. 

Will  man  aus  irgend  einem  Grunde  den  Warzenfortsatz 
künstlich  eröffnen,  so  kann  es  sich  wegen  der  grossen 
Verschiedenheit  inbezug  auf  die  Ausdehmmg  der  Cellulae  mastoi- 
deae  immer  nur  darum  handeln,  das  constant  vorhandene  Antrum 
mastoideum  freizulegen.  Bekanntlich  springt  das  hintere  untere 
Ende  der  Linea  temporalis  bei  ihrem  Übergange  in  den  Proc. 
zygomaticus  des  Schl^enbeines  fast  immer  in  Gestalt  einer  deut¬ 
lich  erkennbaren  Leiste,  der  Ciista  supramastoidea,  hervc«'.  Unter¬ 
halb  dieser  Leiste  und  Icnapp  hinter  dem  oberen  Abschnitte  des 
Porus  acusticus  extemus')  muss  man  die  äussere  Wand  des 
Warzenfortsatzes  anbohren,  wenn  man  das  Antrum  eröffnen  und 
eine  Verletzimg  des  Sinus  sigmoideus  vermeiden  will. 

III.  Das  Innere  Ohr  oder  Labyrinth. 

An  dem  inneren  Ohr  oder  Labyrinth  hat  man  das 
knöcherne  und  das  häutige  Labyrinth  zu  unter¬ 
scheiden.  Das  knöcherne  Labyrinth  ist  kein  besonderer 
Körper,  sondern  stellt  nur  eine  kapselartig  verdichtete  Schicht 
^_^lsenbeines  vor,  welche  sich  bei  Kinderschädeln  gut  aus  der 
übrigen  spongiösen  Knochensubstanz  herausschneiden  und  her- 
ausmeisseln  lässt.  Beim  Erwachsenen  geht  dagegen  die  knöcherne 
Kapsel  des  Labyrinthes  continuierlich  in  die  compacte  Knochen¬ 
substanz  des  übrigen  Felsenbeines  über,  von  welcher  sie  nur 
durch  die  Farbe  ein  wenig  unterschieden  ist.  Das  häutige 


*)  An  dieser  Stelle  zeigt  der  Rand  des  Porus  meistens  eine  hinter  dem 
Ohre  deutlich  fühlbare  kleine  Knochenleiste  (Spina  tupra  meatum  ZOCKER- 
KANDL),  an  welche  sich  übrigens  der  Gehörgang  bezw.  die  Ohrmuschel  an¬ 
setzen. 


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Labyrinth  stellt  einen  Complex  von  zartwandigen  Bläschen 
und  Röhren  dar,  deren  GesämtheiF  ziemlich  gfinau—dic.- -Form 
des  knöchernen  Labyrinthes  wiedergibt,  von  dsssea.  Wänden  es 
allseitig  umschlossen  ist.  Die  Wände  des  häutigen  Labyrinthes 
tragen  an  ihrer  Innenfläche  die  Endausbreitungen  des  N.  acusti- 
cus,  welche  durch  die  in  das  Labyrinthwasser  eintretenden  Schall¬ 
wellen  zur  Oehörempfindung  angeregt  werden.  Zwischen  dem 
knöchernen  und  dem  häutigen  Labyrinthe  befindet  sich  nämlich 
eine  seröse  Flüssigkeit,  die  sogen.  P  e  r  i  1  y  m  p  h  e  ,  innerhalb 
des  häutigen  die  JE  n  d  o  1  x  n?  P  h  ^  j.  welche  _  _beide_durdL  die  _ 
dünne  Wand  des  häutigen  Labyrinthes  ohne  Schwierigkeit  com- 
municieren  können . 

a)  Das  knöcherne  Labyrinth. 

Das  knöcherne  Labyrinth,  Ldbyrinthus  osseus,  be¬ 
steht  aus  drei  Teilen,  nämlich  dem  in  der  Mitte  gelegenen  Vor¬ 
hof,  Vesübulum,  an  den  sich  nach  vom  die  Schnecke,  Cochlea  s. 
Helix,  und  nach  hinten^  die "^ti  h albzirkelTörmigen 
Bogengänge,  Canales  semieirculares  ossei,  anschliessen.  Da 
die  Lage  des  ganzen  Labyrinthes  der  Axe  der  Pyramide  entspricht, 
so  ist  zugleich  der  vorderste  Teil,  die  Schnecke,  am  meisten  medial 
gelegen,  während  die  den  hintersten  Teil  des,  Labyrinthes  bilden¬ 
den  Bogengänge  sich  zugleich  am  meisten  lateral  befinden. 

1.  Das  V  e  s  t  i  b  u  1  u  m  ist  der  weiteste  Teil  des  knöchernen 
Labyrinthes  und  schliesst  sich  medianwärts  an  die  Basis  des 
Steigbügels  an,  welche,  wie  bereits  oben  erwähnt  wurde,  in  der 
Fenestra  vestibuli  s.  ovalis  steckt.  Die  laterale  Wand  des  Vestibu- 
lum  ist  folglich  mit  demjenigen  Teile  der  medialen  Paukenhöhlen¬ 
wand  identisch,  welcher  von  der  Fenestra  ovalis  durchbrochen  ist. 
Die  mediale  (der  Fenestra  vestibuli  gegenüberliegende)  Wand  des 
Vestibulum  zeigt  eine  verticale  Leiste,  Crista  vestibuli,  welche  sich 
auch  auf  die  obere  Wand  fortsetzt  und  daselbst  in  eine  scharfe 
Spitze,  Pyramis  vestibuli,  ausläuft.  Nach  unten  spaltet  sich  die 
Crista  vestibuli  in  zwei  Schenkel,  welche  eine  kleine  Bucht,  den 
Eecessus  cochlearis,  zwischen  sich  fassen.  Durch  die  Crista  vesti- 
buli  werden  nun  zwei  Nischen  voneinander  geschieden,  eine  vor¬ 
dere,  Eecessus  sphaericus  s.  hemisphaericus,  und  eine  hintere,  Ee¬ 
cessus  ellipticus  s.  hemiellipticus,  von  denen  die  erstere  für  den 
Sacculus  sphaericus  (oder  kurzweg  Sacculus),  die  zweite  für  den 
Sacculus  ellipticus  (Utriculus)  des  häutigen  Labyrinthes  bestimmt 
ist.  An  dem  unteren  Ende  des  Recessus  ellipticus  ist  die  Ein- 


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731 


mündungssteile  des  Aquaeductus  vestibuli  gelegen,  welche  nach 
vom  in  eine  kleine  Grube  (Fossula  suläformis)  ausläuft.  An  der 
Innenfläche  des  Vestibulum  sind  ferner  eine  Reihe  von  feinen, 
siebförmigen  Öffnungen,  Maculae  cribrosae,  sichtbar,  durch  welche 
die  Zweige  des  N.  vestibularis  in  den  Vorhof  eintreten. 
Eine  Macula  crihr.  sup.  liegt  in  der  Spitze  der  Crista 
vestibuli  und  ist  von  den  Nerven  für  den  Sacculus  elllipticus  und 
die  benachbarten  Bogengänge  durchbohrt.  Eine  Macula  cribr.  media 
befindet  sich  in  der  Mitte  des  Rec.  sphaericus  und  führt  die  Ner¬ 
ven  für  (kn  Sacculus  sphaericus.  Endlich  besteht  eine  Macula 
cribr.  inf.  in  der  Ampulle  des  unteren  ^  vertikalen  Bogeilgänges 
für  die  zu  dem  letzteren  hindurchtretenden  Acusticuszweige. 

2.  Die  drei  Bogengänge  entspringen  sämtlich  aus 
der  hinteren  Wand  des  Vestibulum  und  kehren  nach  einer  nicht 
ganz  vollständigen  Kreistour  wieder  zur  letzteren  ziurück.  Ihre 
Lage  entspricht  den  drei  zu  einander  senkrecht  stehenden  Nor- 
malebenen,  welche  man  sich  durch  die  Schläfenbeinpyramide  ge¬ 
legt  denken  kann.  Man  kann  nämlich  einen  oberen  verti- 
c a  1  e n  ,  einen  unteren  verticalen  und  einen  h o r  i  zon- 
talen  Bogengang  unterscheiden.  Der  obere  verticale  Bor 
gengang  ist  zugleich  (kr  vordere:  er  steht  senkrecht  zur 
oberen  Kante  <kr  Pyramide,  indem  er  an  der  vorderen  oberen 
Fläche  der  letzteren  die  Eminentia  arcuata  bildet.  Der  untere  ver¬ 
ticale  Bogengang  li^  nach  hinten  und  tiefer  als  (kr  vorige: 
seine  Ebene  ist  in  der  Richtung  (kr  oberen  Pyramidenkante  ge¬ 
legen.  Der  horizontale  Bogengang  ist  in  der  Horizontakbene 
und  zugleich  am  meisten  lateral  gelegen.  Man  hat  infolge  die¬ 
ser  Lageverhältnisse  den  oberen  verticalen  Bogengang  auch  als 
oberen,  den  imteren  verticalen  Bogengang  als  hinteren 
und  den  horizontalen  auch  als  lateralen  Bogengang  bezeich¬ 
net.  Der  hintere  Schenkel  des  oberen  verticalen  Botenganges  und 
der  obere  Schenkel  des  imteren  verticalen  Bogenganges  sind  an 
ihren  Enden  zu  einem  einfachen  Kanal  verschmolzen,  so  dass  die 
drei  Bogengänge  nicht  mit  sechs,  sondern  mit  fünf  Öffnungen  in 
das  Vestibuliun  einmünden.  Jeder  Bogengang  ist  an  dem  einen 
Ende  mit  einer  gerin^ügigen  Erweiterung,  Ämpulla,  versehen 
(s.  Fig.  45).  Von  den  beiden  verticalen  Bogengängen  zeigt  sie 
der  obere  am  lateralen,  der  untere  am  imteren  Ende.  Beimhori- 
zimtakn  Bogengänge  ist  die  Ampulle  am  vorderen  ~(rateralen)r 
"Ende  gelegen.  Man  glaubte  früher,  dass  an  die  Bogengänge  das 
Gefühl  für  die  Erhaltung  des  Gleichgewichtes  im  menschlichen 

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732 


Körper  geknüpft  sei.  Indessen  ist  diese  Theorie  auf  Grund 
neuerer  Untersuchungen  von  B.  Baginsky  angegriffen  worden. 

3.  Die  Schnecke,  Cochlea,  besteht  ebenso  wie  das  Ge¬ 
häuse  des  gleichnamigen  Tieres  aus  zwei  und  einer  halben  Win- 
dung,  von  denen  die  letztere  kuppelförmig  mittels  der  sogen 
Sehne ckenkuppel,  Cupula,  endigt.  Das  Knochenstück, 
um  welches  die  windtmgen  nerumlaufen,  wird  als  Spindel, 
Modiolus,  bezeichnet.  Der  Teil,  xun  welchen  die  erste  Windung 
herutnläuft,  heisst  Basis  modioli,  diejenige  der  zweiten  Windung 
das  Säulchen,  Columella,  derjenige  Teil  des  Modiolus  end- 
lich,wetcher  der  halben  dritten  Schneckenwindung  entspricht,  die 
Spitze,  Apex  s.  Lamina  modioli.  Da  die  Apex .  modioU  in 
Ihrem  obersten  AOschnme  nur  ein  dünnes  Knochenplättchen  bil¬ 
det,  welches  nach  Art  eines  halbierten  Trichters  gebogen  ist,  hat 
man  das  letztere  auch  als  Infundibulum  s.  Scyphus  Vieussenii  be- 
zeichnet.  Die  Schnecke  ist  mm  in  ihrer  natürlichen  Lage  derart 
auf  die  Kante  gestellt,,  dass  der  Modiolus  in  der  Flucht  des  in¬ 
neren  Gehörganges  gelegen  ist.  Ihre  Kuppel  grenzt  an  den  oberen 
Teil  der  knöchernen  Tuba  Eustachii.  Ihre  erste  Windung,  Basis 
eochleae,  ist  dagegen  derart  dem  inneren  Gehörgange  zugekehrt, 
dass  die  Basis  modioli  direkt  den  Grund  des  letzteren  bildet.  Da 
in  den  Grund  des  Gehörganges  die  Zweige  des  N.  acusticus  ein- 
treten,  so  muss  die  Basis  modioli  (vom  uehofgailU  aus  ueselieii)  ' 
am  macerierten  Schädel  von  einer  Anzahl  von  feinen  Öffnungen 
durchlöchert  erscheinen.  Der  vordere  untere  Abschnitt  des  Grun¬ 
des  ist  ein  kreisförmiges  Feld  von  feinen  Löchern,  Fossa  eri-  _ 
brosa  eochleae,  in  deren  Mitte  eine  grössere  centrale  Öffnung  Fo- 
ramen  centrale  eochleae,  gelegen  ist.  Der  Rand  der  Fossa  cribrosa 
eochleae  geht  entsprechend  den  Windungen  der  Schnecke  in  einen 
weiteren,  spiraligen  Längszug  von  feinen  Öffnungen  über,  den 
man  als  Tractus  spiralis  Joraniivulenti^  bezeichnet').  Der  Bin¬ 
nenraum  der  Schnecke  ist  durch  eine  dem  Laufe  der  Schnecken¬ 
windungen  folgende,  jedoch  nur  zum  Teil  knöcherne  (Laminajpi- 
ralis  ossea),  verticale  Scheidewand  in  zwei  Hälften  geschieden, 
von  denen  man  die  eine  als  Vorhofstreppe,  Scala  vestibuli, 
die  andere  als  P  a  u  k  e  n  t  r  e  p  p  e  ,  Scala  tympani,  bezeichnet  (s. 
Fig.  45).  Die  Scala  vestibuli  ist  so  benannnt,  weil  sie  die  im- 

^)  Ausser  den  eben  genannten  Öffnungen  sind  im  Grunde  des  inneren 
Gehörganges  noch:  a)  vorn  oben  die  Eintrittsöffnung /für  den  N.  /acialis, 
b)  hinten  mehrere  Gruppen  feiner  Öffnungen  für  Zweige  des  M  vestibularis 
vorhanden. 


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733 


mittelbare  Fortsetzung  des  Vestibulum  bildet.  JDie  Scala  tympaöi 
ist  mit  ihrem  imtersten  Abschnitte  jedoch  schon  unter  dem  Boden 
des  ^^ySüBühm^^TegenJ  ihre  laterale  Wand  entspricht  hier  dem 
Promontorium,  ihr  hinteres,  blindes  Ende  der  Fenestra  cochleae,  ^ 
welche  durch  eine  dünne,  bindegewebige  Haut,  Membrana  tymtani 
secundaria,  verschlossen  ist.  In  der  Nähe  der  Fenestra  cochleae 
geht  aus  diesem  Anfangstücke  der  Scala  tympani  dtr  ÄQuaeducius 
cochleae  hervor,  welcher  alsdann  in  nahezu  transversaler  Rich¬ 
tung  nach  unten  und  medianwärts  zieht.  Aus  dem  Gesagten  geht 
hervor,  dass  der  (horizontal  gelegene)  Boden  des  Vestibulum  zu¬ 
nächst  die  Scheidewand  zwischen  dem  Vestibulum  tmd  dem  An¬ 
fangsteile  der  Scala  tympani  bildet.  Der  Boden  des  Vestibulum 
setzt  sich  weiterhin  continuierlich  in  die  Scheidewand  zwischen 
der  Scala  tympani  und  der  Scala  vestibuli  fort:  diese  Scheide¬ 
wand  geht  jedoch  sehr  bald  aus  der  horizontalen  in  die  verticale 
Stellung  über,  so  dass  weiterhin  die  Scala  vestibuli  lateral 
(besser  gesagt  vom),  die  Scala  tympani  medial  (besser  hinten) 
gelegen  ist.  Die  Scheidewand  wird  zunächst  in  der  ganzen 
Schnecke  durch  die  Lamina  spirälis  ossea  gebildet,  ein  Knochen¬ 
plättchen,  welches  längs  der  dem  Modiolus  zugekehrten  Seite 
der  Schneckenwand  den  Schneckenwindüngen  folgend,  also  spi¬ 
ralig  bis  zur  Schneckenkuppel  in  die  Hphe  läuft  und  dort  mittels 
eines  hakenförmigen  Vorsprunges,  des  Hamulus  osseus  cocMeae, 
endigt.  Die  vollständige  Scheidung  der  Schnecke  in  die  beiden 
Scalae  wird  jedoch  erst  durch  eine  Haut,  die  Membrana  basüaris 
oder  Lamina  spirälis  membranacea,  bewirkt,  welche  von  der  La¬ 
mina  spirälis  ossea  zur  entgegengesetzten  Wand  zieht  und  sich 
daselbst  an  einem  zweiten,  kleineren,  spiraligen  Knochenplättchen, 
der  Lamina  spirälis  secundaria,  festsetzt.  Nur  an  einer  Stelle  ccmi- 
municieren  die  Scala  tympani  und  die  Scala  vestibuli  durch  eine 
Öffnung  miteinander,  welche  sich  in  der  Schneckenkuppel  befindet 
und  als  Schneckenloch,  Hdwcöircim,  ^bezdcFnet~ wird. 
Das  Schneckenloch  ist  zwischen  dein~HärauIus  osseus  cochleae 
und  der  dem  Modiolus  angrenzenden  Seite  der  Schneckenwand 
gelegen. 

b)  Das  häutige  Labyrinth. 

Das  häutige  Labyrinth  besteht  aus  den  beiden 
Vorhofsäckchen,  aus  den  häutigen  Bogengän¬ 
gen  und  aus  dem  Schneckenkanal,  welches  entsprechend 
den  gleichnamigen  Teilen  des  knöchernen  Labyrinthes  gelegen 
sind.  Die  beiden  Vorhofsäckchen  werden  von  einander 


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734 


als  der  grössere  Utrictdus  s.  Sacculus  ellipticus  und  der 
kleinere  Sacculus  s.  Sacculus  sphaericus  unterschieden,  ln 
ihrer  Lage  entsprechen  sie  den  gleichnamigen  Recessus  des  Vesti- 
bulum.  Die  beiden  Vorho^ckchen  stehen  untereinanckr  nicht  im 
direkter  Communication,  wohl  aber  in  indirekter^  insOfmr~aus 
jedem  ein  kurzer  Schenkel  hervorgeht,  welche  sich  beide  zu  einem 
blind  endigenden,  in  dem  Aqiuaeductus  vestibu  1  i 
liegenden  Kanälchen,  dem  Ductus  utriculosaccularis  s.  Recessus  la-~ 
byrinthi  (s.  Fig.  44),  vereinigen.  Das  blinde  Ende  dieses  Ductus 
endolympathicus  tritt  sogar  bis  zur  Dura  mater  heran"  und  T?ildeF~ 
zwischen  den  beiden  Schicht^  der  letzteren  eine  sackartige  kleine 
Anschwellung,  welche  man  als  Saccus  endolymphaticus  (Böttcher- 


blindsaci 
Fig,  44. 


Das  häutige  Labyrinth  (schematisch).  Nach  HENLE. 

Cotugno’schen  Raum)  bezeichnet  hat.  Aus  dem  Utriculus  gehen 
die  drei  häutigen  Boge n g ä n g e  hervor,  welche  ebenso 
wie  die  knöchernen  an  dem  einen  Eni^  eine  weitere  Anfangstelle, 
Ampulla,  besitzen.  Der  Sacculus  geht  durch  einen  kurzen  Verbin¬ 
dungskanal,  den  H  e  n  s  e  n’s  c  h'e'n  Ductus  s.  Canalis  reu- 
niens,  in  den  Ductus  cochlearis  über.  Der  Schneckenk ali'äT7 
Ductus  T^nalis  cochiearis,  hat  auf  dem  Querschnitte  eine  drei¬ 
seitige  Form  und  muss  in  der  Scala  vestibuli  gelegen  sein, 
da  derselbe  durch  den  Ductus  reuniens  mit  dem  S>accuius  zusam- 
menhängt,  welcher  ja  im  Vestibulum  liegt.  An  den  beiden  Enden 
dieses  Kanales  befindet  sich  je  eine  blinde  Anschwellimg,  von 
welchen  man  die  in  das  Vestibulum  hineinragende  Vorhof- 
b  1  i  n  d  s  a  c  k,  Caecum  vestibuläre,  die  in  der  Schneckenkuppel  ge- 


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735 


legene  Kuppelblindsack,  Caeeum  cutndare,  genannt  hat 
(cf.  Fig.  44).  Die  drei  Wände  des  uuctus  cochieans  werden  ge¬ 
bildet:  1)  von  d&x  Lamina  basilaris  (Lamina  spiralis  ossea  mem- 
branacea),  2)  von  der  Wand  der  Scala  vestibuli,  bezw. 
dem  Lig.  spirale  cochleae,  3)  von  der  sog.  Reissner’schen  ^ 
Membran,  Membrana  vestibularis,  welche  von  der  Irmina  spi¬ 
ralis  ossea  entspring  und  schräg  zur  gegenüberliegenden  Wand 
zieht,  indem  sie  sozusagetT  ein  ShicÜ  ~der  "Scala ~ vestibuli 
Gunsten  des  Ductus  cochlearis  abschneidet. 

Während  jedoch  dieMembrana  Reissneri  von  der  Lamina  spiralis 
ossea  dort  entspringt,  wo  die  letztere  mit  der  knöchernen  Wand  des 
Labyrinthes  zusammenstösst,  heftet  sich  die  Lamina  membranacea  an 
den  freien  Rand  derLamina  ossea,  sö  dass  die  erstere  gewissermassen 
die  Fortsetzung  der  letzteren  bildet.  Die  ganze  zwischen  den  Ansatz¬ 
stellen  dieser  beiden  Membranen  gelegene,  der  Scala  vestibuli  zuge¬ 
wandte  (vestibuläre)  Fläche  derLamina  ossea  ist  nun  durch  derbfase¬ 
rige  bindegewebige  Auflagerungen  ganz  beträchtlich  verdickt  undwird 
als  Limbus  spiralis  bezeichnet.  Dä:~~L  i  m  b  u  s  spiralis  ver¬ 
jüngt  sich  weiterhin  zu  einer  Art  ^^^^^aSwmvestiUilai^^)''  an 
welche  sich  unmittelbar  die  später  zu  betrachtende  Membrana 
tectoria  anschliesst.  Hier  (gegen  das  Labium  vestibuläre  hin)  wird 
die  Oberfläche  des  Limbus  von  eigentümlichen  abgeplatteten  neben¬ 
einanderstehenden  Leisten  tHuschke’sche  Hörzähne),  weiter  ein¬ 
wärts  von  k^elförmigen  Warzen  mit  nach  oben  gerichteter  Basis 
gebildet.  Zwischen  den  Leisten  und  Warzen  befinden  sich  tiefe 
Furchen.  "Alle  drei  sind  von  Epithel  bekleidet,  welches  in  den 
Tiefen  höher,  auf  (1^  Warzen  und  Zähnen  abgeplattet  ist.  Diese 
Gebilde  haben  die  morphologische  Bedeutung  von  Hautpapillen. 

Die  MembranaReissneri  ist  ein  zartes,  fast  structurloses 
Häutchen,  welches  im  Ductus  cochlearis  von  Epithel-,  aussen  von 
Endothelzellen  bekleidet  ist.  Das  Ligamentum  spirale 
endlich  stellt  eine  bedeutende  halbmondtörmige  Verstärkung  d^ 
Periostes  der  lateralen  SHineckenwari3''dar,'Tn  welche  ’dle'Lamina 
"Säinäris  gewissennassen  ausstrahlt.  Hauptsächlich  im  Bereiche 
desT)uctus  cochlearis  ist  ferner  das  Ligamentum  spirale  über¬ 
zogen  von  einer  weichen,  äusserst  gefässreichen  Schicht  (Stria 
vascularis)^  ^Iche  gegen  den  Ductus  cochlwris  hin  mit  einer 
Epithellaj[e  abschliesst.  Die  Gefässe  wölben  die  Stria  vascularis 
an  manchen  Hellen  vor:  eine  besonders  vorspringende  Partie, 
Prominentia  spiralis  (cf.  Fig.  45),  wird  durch  ein  grösseres  Ge* 
fäss  bedingt,  welches  daher  auch  als  Vas  prominens  bezeichnet 


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736 


wird.^  Diese  Oefässe  sind  dazu  bestimmt,  die  Endolymphe  für  den 
^  Ductus  cochlearis  abzusondern. 

Der  N.  acusticus  tntt  mit~seinen  Zweigen  durch  die  oben 
erwähnten  Maculae  cribrosa^fn  das  Vestibulum  und  die  Bogen- 


Dritte  Schneckenwindung 


Scala  vestibuli 
Membrana  Reissneri  ^ 


Stria'  ' 
^  vascularis 
Ductus  cochlearis 
Membrana  tecforia 


Limbus  spiralis, 


J  CorMsches  Organ\ 

^  Lamina  spiralis  j 
ossea  membranacea 


Erste  Schneckenwindung 


Fig.  45. 

Querschnitt  durch  die  zweite  Schneckenwindung  (vergrössert). 


gänge,  durch  die  Lamina  spiralis  ossea  in  die  Schncf-ke  hinein. 
Die  zum  Vestibulum  ziehenden  Zweige  bilden  noch  innerhalb  des 
inneren  Gehörganges  eine  mit  Ganglienzellen  durchsetzte  An¬ 
schwellung,  Gamlion  vestibuläre  s.  Intumescentia  ganglioformis 


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737 


Scarpae  (s.  S.  474).  Auch  in  die  für  die  Schnecke  bestimmten  i 
Zweige  sind  kurz  vor  ihrem  Eintritt  in  die  Lamina  spiralis  ossea 
zahlreiche  Ganglienzellen  eingelagert,  deren  Gesamtheit  man  alsi 
Ganglion  spirale  oder  Habenula  ganglionaris  bezeichnet.  Im  Obri- 
gen  sind  die  Endorgane  des  N.  acustious  in  den  verschiedenen 
Abschnitten  des  häutigen  Labyrinthes  von  verschiedener  Be¬ 
schaffenheit. 

In  den  beiden  Vorhofsäckchen  findet  sich  an 
der  EintriWstelle  der  Acusiicusotweige  eine  verdickte  Partie,  die 
sogen.  Macula  acustica  vor.  Die  Verdickung  ist  dadurch  gebildet, 
dass  die.  Epithelzellen,  welche  sonst  an  der  Innenwand  der  bei- 


Jnnerc 


Äussere 

f  PFeilerzcIlc 
I  Hörzelle 


Pfeilerzelle 


Spiralstrang 

<quepgctPofFen) 


Lamina  rehcularis 


Hensensche 

Claudius'sche 
Zellen 


CorhscherTunnel 
mi  h 

^  Tunnels^pänge 
Nervus  cochlearis 


Membrana  basilaris 
Tympanale  BelegschichF 

DeiFers'sche  Zellen 
NueTscher  Raum 


Fig.  46. 

Querschnitt  durch  das  Gort  i’s  che  Organ. 


den  Säckchen  platt  und  polygonal  sind,  an  der  Stelle  der  Macula 
acustica  zu  höheren  Cvlinderzejlen  werden.  Zwischen  diesen  Cy- 
linderepithelien  finden  sich  dann  an  der  Macula  acustica  aber 
auch  noch  andere,  mehr  stäbchenförmige  Zellen,  welche  an  der 
freien  Oberfläche  mit  kurzen  Härchen,  den  sogen.  Hörhaaren,  be¬ 
setzt  sind  und  daher  als  Hörzellen  bezeichnet  werden.  Aul 
der  Macula  acustica  liegt  in  den  beiden  Säckchen  ein  eigentiTm-  _  .  '■ 
liches  feines  Pulver,  dessen  Körnchen  aus  Krystallen  von  kohlen- 
saurem  Kalk  bestehen  und  Otocmia  oder  O t h  p  1  i  then  genannt 
werden.  Beim  Zustandekommen- der -Gehörempfindung  scheinen  .i,,  uc 
die Otholitl^n  .direkLdie-Hörhaare  zu  percutieren,  wenn  die  in  den-^«-'- c.(..  -I. 
SäcKen  befindliche  Endolymphe  in  &hwingungen  versetzt  wird.  " 

Br 0 es ike,  Anatomie.  9.  Anfl.  47 


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738 


In  den  Ampullen  der  Bo[?engänge  findet  sich 
ebenfalls  ein"  acuafsclies  Endorgnn  in  Ocstalt  einer  queren 
Erhabenheit,  der  Crista  acustica,  welche  im  Übrigen  ziemlich  die¬ 
selbe  StructuV  wie  die  MaciiTJracustica  der  Vorhofsäckchen  zeigt; 
nur  pflegen  in  den  Ampullen  die  Otholithen  zu  fehlen. 

Lien  compliciertesten  Bau  zeigt  jedoch  der  a  c  u  s  t  i  s  c  h  c 
Endapparat  des  Ductus  cochlearis,  das  sog. 
Corti’sche  Organ,  Organon  spirale,  welches  der  Membrana 
basilaris  aufsitzt,  indem  es  in  das  Lumen  des  Ductus  cochlearis 
hineinragt  (s.  Fig.  45  und  46).  Das  Corti’sche  Organ  (auf  dem 
Querschnitte  betrachtet)  besteht  zunächst  in  seinem  centralen  Teile 
aus  zwei  pfeilerartigen  Stützzellen,  dem  inneren  und  dem 
äusseren  Corti’schen  Pfeiler  (Gehörstäbchen,  BaciUi 
acustici,  von  HENLE),  welche  der  Membrana  basilaris  breit  aufsitzen 
und  mit  ihren  oberen,  einander  zugeneigten  Endstücken  gelenk- 
articT  ineinandergryifer^  le  zwei  miteinander  verbundene  Pfeiler 
bilden  zusammen  einen  Corti’schen  Bogen.  Die  Mem¬ 
brana  basilaris,  der  sogen,  innere  und  äussere  uorti'sche  Pfeiler 
begrenzen  zusammen  eine  Art  von  dreiseitigem  Tunnel  (C  o  r  t  i- 
schen  Tunnel),  dessen  Basis  von  der  Membrana  basilaris, 
dessen  beide  Seiten  von  den  Corti’schen  Pfeilern  gebildet  werden. 
Die  Basisecken  dieses  Tunnels  werden  von  je  einer  kurzen,  an  der 
einen  Seite  concaven  Zelle,  ^  sogen.  Bodenzelle  (HßNLE),  aus¬ 
gerundet.  Nach  neuerer  Ansicht  ist  die  Bbdenzelle~ titir~dä~  proto¬ 
plasmareiche,  nicht  in  ein  starres  Gebilde  umgewandelte  Teil  der 
Pfeilerzelle.  An  deni  inneren  wie  an  den  äusseren  CortPschen 
Pfeiler  schliessen  sich  nun  die  Hör z e  1 1  e n  oder  H a r  z e  1 1  e n 
an,  cylindrische  Zellen^  welche  mit  ihrem  abgerundeten  untereo^^ 
Ende  nur  bis  etwa  zur  Mitte  der  Höhe  der  Corti’scben 
Pfeiler  reichen  und  an  ihrem  oberen  mit  feinen  Härchen  besetz¬ 
ten  Ende  durch  die  Zawiwa  rdicularis,  (s.-W^u.X  -getragen  werden. 
An^ie  innere  Pfeiierzelle  grenzt  nur  eine  einfache  (innere  Hör- 
zelle),  an  die  äussere  Pfeilerzelle  eine  vierfache  Schicht  dieser  Hör¬ 
zellen  (äussere  Hörzellen).  Doch  werden  auch  die  Hörzellen  wie- 
derum  durch  besondere  S  t  ü  t  z  z  e  1 1  e  n  getragen.  Die  zwischen 
den  vier  Reihen  der  äusseren  Hörzellen  ^legenen,  durch  be¬ 
sondere  Länge  ausgezeichneten  Stützzellen  hat  man  auch  als  D  e  i- 
t  e  r  s  ’s  c  h  ^^TeTI  len  bezeichnet.  Sie  bestehen  aus  einem  unte- 
ren  breiteren  Abschnitte  und  einem  oberen  sclmiä!ereDL_Absduiitte, 
von  denen  der  letztere  tPhalangenfortsatz)  neben  den 
äusseren  Hörzellen  liegt.  Die  Bezeichnung  Phalangenfortsatz  be- 


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739 


zieht  sich  darauf,  dass  derselbe  beim  Übergange  in  die  Lamina 
reticularis  zu  einem  fingergliedätuilichen  Fortsatze  (P  h  a  1  a  n  g  e) 
anschwillt,  welcher  rechtwinkelig  umbiegend  in  die  Lamina  reti- 
cularis  übergeht;  ja  man  kann  eigentlich  sagen,  dass  die~gänze 
Lamina  reticularis  sich  aus  den  Phalangen  sämtlicher  Deiters- 
sehen  Zellen  zusammensetzt,  welche  sich  hier  mehr  in  der 
Flächenrichtung  ausbreiten.  Nach  aussen  von  den  Stütz-  und  Hör¬ 
zellen  wird  das  Epithel  allmählich  niedriger,  die  nächsten  noch 
hohen  Zellen  werden  H  e  n  s  e  n  ’s  c  h  e,  die  darauf  folgenden 
C 1  a  u  d  i  u  s  ’s  c  h  e  Zellen  genannt.  Auf  allen  äusseren  Hör- 
und  Stützzellen  liegt  die  bereits  erwähnte  Lamina  reticu¬ 
laris,  welche  jedoch,  wie  bereits  vorhin  geschildert,  kein  selb¬ 
ständiges  Gebilde  ist;  sie  ist  zwischen  den  Ansaty-stpllpn  Her  Pha¬ 
langen  durch  die  Hörhaare  unterbrochen.  Oberhalb  des  Corti- 
schen  Organes  liegt  endrich  n6cE”'die"  bereits  S.  735  erwähnte 
eigentümliche,  aus  verschiedenen  Schichten  von  feinen  Fasern  be¬ 
stehende  Membrana  tedoria  oder  Corti’sche  Membran, 
welche  mit  dem  einen  Ende  an  den  Limbus  spiralis  befestigt  ist, 
während  das  andere  Ende  frei  in  das  Lumen  des  Ductus  coch- 
learis  hineinragt.  Wie  es  scheint,  hat  auch  diese  Membran  die 
Bestimmung,  die  Oehörsempfindung  dadurch  hervorzubringen, 
dass  sie  Härchen  der  Hörzellen  direkt  percutiert,  wenn  sie  durch 
die  ha  Labyrinthwasser  verlaufenden  Schallwellen  in  Schwingun¬ 
gen  versetzt  worden  ist.  Nach  anderer  Version  soll  sie  als  ein 
Dämpfungsapparat  wirken.  Neben  dem  Corti’schen  Tunnel  findet 
man  noch  kleine  Räume  in  der  Nähe  und  zwischen  den  Hörzellen. 
An  den  inneren  Hörzellen  werden  sie  innereinterepithe- 
Haie  Räume  genannt,  an  den  äusseren  äussere  inter¬ 
epitheliale  oder  Nuel’sche  Räume.  Die  Nerven 
verlaufen  im  Corti’schen  Organe  zum  Teil  spiralig,  zum  Teil 
radiär.  Solcher  Spiralstränge  sind  in  Fig.  46  fünf 
quergetroffen;  ausserdem  sieht  man  aber  auch  radiäre  Fasern 
(T unnelstränge)  durch  den  Tunnel  gehen.  Ob  die  Nerven 
intra-  oder  pericellulär  enden,  ist  noch  imentschieden.  Während 
somit  die  vestibuläre,  d.  h.  im  Ductus  cochlearis  gelegoie  Fläche 
der  Membrana  basilaris  einen  sehr  complicierten  Bau  zeigt,  ist 
die  tympanale  Bekleidung  einfacher  gebaut.  Sie  be¬ 
steht  aus  einer  Bindegewebschicht  mit  zahlreichen  Bindegeweb- 
zellen  und  zeigt  gewöhnlich  dicht  unter  dem  Corti’schen  Tunnel  ein 
grösseres  capilläres  Gefäss  (Fas  spirale)- 

Die  Schallwellen  müssen  somit  im  Gehörorgane  fol- 

47* 


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740 


genden  Weg  nehmen.  Vom  Trommelfell  aus  gehen  dieselben  durch 
die  Kette  der  Gehörhnöchelchen  zur  Fenestra  vestibuli  und  ge¬ 
langen  durch  die  letzteren  in  das  Vestibuliun  des  knöchernen  La¬ 
byrinthes.  Aus  dem  Vestibulum  weiterziehend  verlaufen  sie  durch 
die  ganze  Scala  vestibuli,  den  Windungen  der  Schnecke  aufwärts 
folgend,  bis  zu  dem  an  der  Schneckenkuppel  gel^enen  Helico- 
trema.  Durch  das  Helicotrema  treten  sie  in  die  Scala  tympani  ein 
und  ziehen  in  der  letzteren,  den  Schneckenwindungen  abwärts 
folgend,  bis  zu  dem  blinden,  unterhalb  des  Vestibulum  gelegenen 
Ende  der  Scala  tympani  zurück,  wo  sie  in  die  an  der  Fenestra 
cochleae  gelegene  Membrana  tympani  sectmdaria  anschlagen  und 
die  letztere  bei  jedem  Anprall  nach  der  Paukenhöhle  hin  vor¬ 
wölben.  Das  Vorhandensein  der  Membrana  tympani  secundaria 
ist  deswegen  notwendig,  weil  ohne  dieselbe  de  im  Labyrinthe 
enthaltene  Flüssigkeit  überall  vcm  starren  Wänden  umschlossen 
wäre  und  also  durch  die  Schallwellen  nicht  in  Schwingungen  ge¬ 
raten  könnte,  da  bekanntlich  Flüssigkeiten  im  Wesentlichen  in- 
compressibler  Natur  sind.  Da  aber  am  Ende  des  Weges,  den  die 
Scrhallwellen  ndunen,  die  eben  erwähnte  Membran  eingeschaltet 
ist,  so  wird  dieselbe  stets  in  dem  Masse  ausweichen,  als  durch 
den  Druck  des  Steigbügels  in  der  Flüssigkeit  des  Labyrinthes 
Schwingungen  erzeugt  werden. 


11.  Das  Geruchsorgan. 

Zum  Geruchsorgan  rechnet  man  die  äussere 
Nase,  Nasus  extemus,  und  die  innere  Nase,  Nasus internus: 
letztere  würde  mit  der  sogen.  Nasenhöhle  identisch  sein. 
Die  äussere  Nase  bildet  eine  Hervorragung  in  der  Mitte  des 
Gesichtes,  an  welcher  man  das  obere  Ende  oder  die  Nasen¬ 
wurzel,  Badix  nasi,  das  untere  Ende  oder  die  Nasen¬ 
spitze,  Apex  nasi,  ferner  den  Nasenrücken,  Dorsum nasi, 
die  S  e  i  t  e  n  w  ä  n  d  e,  Latera  nasi,  und  endlich  die  Nasen¬ 
flügel,  Älae  s.  Pinnae  nasi,  unterscheidet.  Mit  der  Aussenluft 
steht  die  Nasenhöhle  dtnch  die  äusseren  Nasenöffnun¬ 
gen  Nares  exterr^e,  in  Communication,  welche  durch  die 
knorpelige  Scheidewand,  Septum  cartilagineum  nasi, 
von  einahder  getrennt  werden.  Von  der  Seite  eines  jeden  Nasen¬ 
flügels  zieht  ziun  Mundwinkel  der  entsprechenden  Seite  eine 
Furche  (Sulcus  nasolabicdis)  abwärts,  welche  die  seitliche  Begren- 


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741 


zung  der  Oberlippe  bildet.  Als  Stütze  der  äusseren  Nase  dienen 
ausser  den  Nasenbeinen  die  Nasenknorpel,  welche  folgendermassen 
bezeichnet  werden.  Zunächst  wird  das  Septum  cartilagdneum  der 
Nase  durch  den  viereckigen  Nasenscheidewand- 
-  k  n  o  r  p  1 dessen  hintere 
Ecke  sich  in  den  Winkel  zwischen  Vomer  und  Lamina  perpendi- 
cularis  des  Siebbeines  einschiebt.  Die  Seitenwände  der  Nase  wer¬ 
den  in  ihrem  oberen  Teile  durch  die  beiden  CartUagines  nasi 
trianguläres  oder  Seitenwand 
gebildet,  welche  dreiseitige,  in  der  Medianlinie  verschmolzene 
Knorpelstückchen  darstellen,  deren  Basis  an  die  Nasenbeine  an¬ 
geheftet  ist,  während  ihre  Spitze  nach  abwärts  zieht.  Die  Seiten¬ 
wandplatten  sind  constant  mit  dem  Nasenscheidewandknorpel  ver¬ 
schmolzen.  Als  Stütze  für  die  Nasenflügel  dienen  halbmond¬ 
förmig  gebogene,  mit  der  Concavität  abwärts  gerichtete,  am  un¬ 
teren  Rande  der  Nasenflügel  gelegene  Knorpelstreifen,  die  N  a  - 
senflügelknorp  einem 

ausserdeintinaffl^iai^n  cler  Seiten- 
wand  der  Nase  mitunter  noch  andere  kleine  Knorpelstückchen, 
die 

s.  sesamoideae.  vor. 

Während  man  den  im  Gebiete  der  beweglichen  Nasenflügel 
gelegenen  Abschnitt  der  äusseren  Nase  auch  als  V  o  r  h  o  f , 
Vestibulum  nasi,  bezeichnet,  versteht  man  unter  der  Bezeichnung 
Atrium  den  zweiten  Abschnitt  derselben,  welcher  sich  nach 
hinten  bis  etwa  zum  vorderen  Ende  der  beiden  unteren  Muskeln 
erstreckt.  Vestibulum  und  Atrium  werden  durch  eine  bogen¬ 
förmige  Leiste,  Limen  nasi,  von  einander  abgegrenzt.  Im  obersten 
Abschnitt  des  Atrium  liegt  der  sogen.  Agger  nasi,  ein  Wulst 
welcher  gewissennassen  eine  Fortsetzung  der  mittleren  Muschel 
nach  vorn  darstellt  und  als  Rudiment  einer  Muschel  der  Säuge¬ 
tiere  (des  sogen.  NasoturUnale)  betrachtet  wird.  Der  dritte  und, 
hintere  Abschnitt  der  Nasenhöhle,  welcher  die  Muscheln  enthält 
und  bis  zu  den  Choanen  reicht,  kann  als  Cavum  narium  im 
engeren  Sinne  bezeichnet  werden.  Mit  dem  letzteren  hän¬ 
gen  die  sogenannten  Nebenhöhlen  zusammen,  zu  denen 
man  jederseits  d^  Sinus  frontalis,  die  Cellulae  ethmoidales,  den 
Sinus  sphenoidalis  und  den  Sinus  maxillaris  rechnet.  Die  hintere 
Grenze  des  Cavum  narium,  d.  h.  die  Übergangsstelle  in  den 
Schlund,,  wird  mitunter  durch  eine  vertical  verlaufende  längliche 
Erhöhung  {Flieg  nasopharmgea)  abgegrenzt. 


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742 


Die  knöchernen  Wände  des  Cavum  narium  sind  bereits  ein¬ 
gehend  Seite  73 — 76  beschrieben  worden  und  ist  hierüber  daselbst 
nachzulesen.  Hier  nicken  nur  ganz  kurz  noch  einige  Bemerkun¬ 
gen  über  die  mit  Schleimhaut  überzogene  laterale 
Wand  derselben  hinzugefügt  werden,  wie  sie  in  Fig  47  dargestellt 
ist.  Man  sieht  auf  der  letzteren  zunächst  die  untere,  mitt¬ 
lere  und  obere  Nasenmuschel,  von  denen  die  erstere 
am  grössten,  die  letztere  am  kleinsten  ist.  Unterhalb  einer  jeden 
von  diesen  drei  Muscheln  ist  der  entsprechende  Nasengang  gele¬ 
gen.  Es  ist  dalbei  zu  beachten,  dass  nur  der  untere  und  mitt¬ 
lere  Nasengang  nach  vom  in  das  Atrium  übergehen,  wäh¬ 
rend  der  obere  Nasengang  nur  einen  kurzen  schrägen  Einschnitt 
darstellt,  dessen  vorderes  Ende  kaum  die  vordere  Hälfte  der  ganzen 
Nasenhöhle  erreicht.  Zu  den  drei  eben  genannten  Muscheln  kommt 
an  dem  Fig.  47  abgebildeten  Präparate  ausnahmsweise  noch  eine 
sogenannte  Concha  suprema,  welche  nach  hinten  und  oben  von 
der  oberen  Muschel  gelegen  ist;  zwischen  der  Concha  suprema 
und  Superior  ist  ebenfalls  eine  Art  von  Meatus  narium  supremus 
gelegen.  Hinter  der  Concha  suprema  sieht  man  alsdann  die  me- 
dian  durchschnittene  Keilbeinhöhle,  in  deren  vorn  gelegener  OBh~ 
nung  (Foramen  sühenoidale)  eine  Sonde  steckt.  Die  letztere  Öff¬ 
nung  pfl^  für  gewöhnlich  in  einer  Höhe  mit  der  oberen 
Muschel  zu  liegen,  wesw^en  man  auch  vielfach  die  nicht  ganz 
correcte  Angabe  findet,  dass  jj|g];_§jgi^sghenoid^isjn^en  oberen 
Nasengang  mündet.  Richtiger  wäre  es  zu  sagen,  dass  die  Öff¬ 
nung  des  Sinus  in  eine  kleine  Vertiefung  (Äccesgj^ 
e  i  n  m ü  n d e t ,  welche  zwischen  der^CerelT 


uschel  und  der  vorderen  Wand  des  Sinus  sphenoidalis  gelegen. 
ish^^J^^^j^j^jjgrgi^Nagengangjnün^  dagegen  (auf  Fig  47  nicht 
sichtbar!  die-  h  i  n  t  e  r  e  n^t^^n  i  1 1 1  e  r  e  n  Sieb  bei  n- 
Zeilen. 

ferner  die  mittlere  Muschel  ziun  grössten  Teil 
weg,  so  sieht  man  am  vorderen  Ende  des  mittleren  Nasenganges 
eine  halbmondförmige  schmale  Rinne,  welche  man  als  Infundibulum 
s.  Hiatus  semüundris  bezeichnet.  Das  Infundibulum  wird  vom 
imd  unten  durch  den  yProcessws  uncinatus  des  Siebbeines,  oben 
und  hinten  durch  eine  stark  vorgewölbte  Siebbeinzelle  (Sulla  eih- 
moidalis)  begrenzt,  welche  ebenso  wie  der  Agger  narium  für  ein 
Rudiment  einer  Nasenmuschel  angesehen  wird,  ln  dem  oberen 
Ende  des  lnfuadi(juluni  ist  aup  die  M  ü  iLd  u  n 
b  e  i  nh  Q  h  La,  tcf.  die  Sonde  in  Fig.  47),_weiter  untendag^^ü 


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743 


,-die  H  a  Up  t  öf  f  n  u  n  g_des_Ani^jlJlL_^^  m  o  r  i  yeiegen. 
Sehr  häufig  sieht  man  naciniin!5r"TSr''Tler*Tefzleren’  in  der 
Schleimhaut  noch  ein  kleines  rundes  Loch,  welches  ebenfalls  in 
die  Highmorshöhle  hineinführt  und  als  accessorische 


oder  Nebenöffnung  bezeichnet  wird.  Die  Mündungen 
der  vorderen  Sr  ebbe  i  n  z  e  1 1  e  n  endlich  sind  oberhalb 
und  hinter  der  Bulla  ethmoidalis  gelegen.  Nimmt  man  schliess¬ 
lich  den  vorderen  Abschnitt  der  unteren  Muschel  hinweg,  so 
erblickt  man  diejijUer^öffni^igd^_^J[jJ^^J^yy^^^ 


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744 


,jA£JLiJLaJ-L§-.- welcher  bekanntlich  vor  der  Augenh^le  in  den 
unteren  Nasengang  hinabführt.  Über  die  hier  mitunter  vor¬ 
handene  VcUvula  lacrimalis  s.  Hasneri  ist  S.  691  nachzusehen'. 

Die  Conimunicationen  der  Nasenhaupthöh¬ 
len,  d.  h.  die  Wege,  welche  aus  der  letzteren  heraus  oder  in  dieselbe 
hineinführen,  sind  demgemäss  folgende:  1)  die  Nasenlöcher 
(jVam),  welche  von  vorn  her  in  die  Nasenhöhle  führen  und  aus 
denen  nicht  selten  kürzere  oder  längere  Haare  (Vibrissa^  zum 
Schutze  gegen  etwa  eindringende  Insekten  hervooragen;  2)  die 
hinteren  Nasenöffnungen  oder  C  h  o  a  n  e  n  ,  welche 
in  die  Pars  nasalis  des  Schlundes  führen  (cf.  S.  578);  3)  die 

Mündung  des  Ductus  nasolacrimalis  am  vor¬ 
deren  Ende  des  unteren  Nasenganges;  4)  die  Mündungen 
des  Sinus  frontalis,  des  Sinus  maxillaris  und 
der  vorderen  Ce llulae  ethmoidales  im  mittleren 
Nasengange;  5)  dieMündung  der  hinteren  Siebbein¬ 
zellen  im  oberen  Nasengange;  6)  die  Mündung  des 
Sinus  sphenoidalis  im  Recessus  sphenoethmcüdalis,  wel¬ 
cher,  wie  obOT  erwähnt,  direkt  hinter  der  oberen  Muschel 
gelegen  ist. 

An  ihrer  Innenfläche  ist  die  ganze  Nasenhöhle  von  der  N  a- 
senschleimhaut  oder  Schneider’schen  Mem¬ 
bran  (Membrana  pituUaria  s.  Schneidert)  überzogen,  welche 
allerdings  in  den  verschiedenen  Abschnitten  der  Nase  eine  ver¬ 
schiedene  Beschaffenheit  zeigt.  Die  Schleimhaut  des  V  e  s  t  i  b  u- 
lum  und  Atrium  nariumist  mit  geschichtetem  Pflaster¬ 
epithel  bekleidet  und  besitzt  ein  Substrat,  welches  sich  ebenso  wie 
das  Epithel  in  seinem  Baue  an  die  äussere  Haut  anschliesst  und 
an  den  Nasenlöchern  mit  vereinzelten  kurzen  steifen  Haaren,  Vi- 
brissae,  besetzt  ist.  Die  Schleimhaut  im  Cavum  narium  os- 
,  s.e  u  m  wird  in  eine  Pars  dfactoria  und  eine  Pars  respiraioria  ein¬ 
geteilt.  Die  Pars  olfactoria  nimmt  den  obersten  Abschnitt  der 
_  Nasenhöhle  ein  und_ei^p^ht  dm  Verbreitungsbezirke  des  Ner¬ 
vus  olfactorius:  sie  reicht  ebensowohl  an  der  ^itenwand  wie 
am  Septum  narium  bis  in  die  Höhe  des  unteren  Randes 
der  m  i  1 1 1  e  r  e  n  M  u  s  c  hje  1  hinab.  Den  unterhalb  dieser 
Grenze  befindlichen  R^t  def~  Haupthöhle  bezeichnet  man  als 
Pars  respiraioria  derselben.  Die  Nebenhöhlen  haben  wahr¬ 
scheinlich  nur  die  Funktion,  das  Gewicht  des  Schädels  zu  ver¬ 
mindern.  da  sich  in  denselben  Ausbreitungen  des  Nervus  ol- 
_Jactoriys.jnicJhLjdadmdM _ 


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Die  Regio  olfactoria  und  die  Regio  respiratoria  sind  bd 
Tieren  schon  durch  ihr«  Aussehen  deutlich  unterschieden,  indem 
die  Regio  olfactoria  stark  gelblich  erscheint,  während  die  Regio 
respiratoria  das  gewöhnliche  rote  Aussehen  der  Schleimhäute  be- 
,  sitzt.  Beim  Menschen  ist  die  gelbliche  Färbung  der  Regio  olfac¬ 
toria  weit  weniger  auffallend. 

In  Bezug  auf  den'  feineren  Bau  der  Nasen¬ 
schleimhaut  ist  zu  bemerken,  dass  die  Regio  respiratoria 
und  e^nso  sämtliche  Nebenhöhlen  mit  einem  Fl  i  m  m  e  r  e~p  i - 
t  h  e  1  bekleidet  sind,  welches  in  der  Haup:höhle  nach  hinten,  in 
den  Nebenliöhlen  nach,  der  Haupthöhle  zu  flimmen^ 
olfactoria  ist  dagegen  mit  hohlen,  schlanken / 
len  ohne  Flimmerhaarp  heicfplflet  welche  ein 

körniges  Pigment  enthalten,  von  dem  wahrscheinlich  die  gelbe 
Farbe  dieser  Partie  herriihrt.  Zwischen  den  Cvlinderzellep^^  |iecren  ß 

-die_R-Le.cJi.Z-e  1 1  e  n  .  ^wejehe  Spindelform  besitzen.  ,  ihdem  '  sie  ^ 

zwei  einander  entgegengesetztero^ätze  zeigen,  von  denen  der 
eine,  an  der  freien  Oberfläche  der  Schleimhaut  gelegene,  ein  Bün¬ 
del  feiner  divergierender  Haare,  die  sogen. 
trägt,  während  der  andere  in  das  Substrat  eindringt  und  in  eine 
Olfactoriusfaser  übergeht.  Es  ist  unzweifelhaft,  dass  diese  Art 
von  Zellen  die  Riechempfindung  nach  erfolgter  Erregung  der 
Riechhaare  vermittelt:  die  letzteren  ragen  frei  in  das  Lumen  der 
Nasenhöhle  hinein.  Die  imterste  Lage  des  Epithels  wird  endlich 
durch  eine  einfache  Schicht  von  annähernd  kegelförmigen  Zellen 
_Jf^^^L6i^[en^^Kbildet,  welche  ausserdem  noch  durch  pro-  3 
toplasmatische  rortsatze  zusammenhäi^en  sollen.  Die  freie  Ober¬ 
fläche  des  Epithels  der  Regio  olfactoria  ist  mit  einer  glashellen 
Membran,  der  sogen.  Limitans  olfactoria  oder  Brunn’schen 
M  e  m  b  r  a  n  ,  bekleideTT^etcBeTenT^Loaier  besitzt,  ^uT~denen 
die  Härchen  der  Riechzellen  hervorschauen. 

Das  S  u  b  s  t  r  a  t  (dig^^W)^«  der  Nasenschleimhaut 

ist  hindy^fgYy’lj^gund  in  den  Me^Smomen  3er  Niasen  sehr  dünn, 
obwohl  es  mit  cTm  Periost  m  einer  einzigen  Schicht  verschmol- 
zen  ist.  Erheblich  stärker  ist  das  Substrat  in  der  Haupthöhle,  be¬ 
sonders  _stark_JlL.--d€r_JEars  respiratoria  _  und  hier  wieder  am 
stärksten  an  der  unteren  Muschel  entwickelt.  An  der  letzterenTsT" 
es  durch  sehr  starke  Venenplexus  ausgezeichnet,  welche  sehr 
leicht  ansch^llen  und  älsdaniT  die  Nasenhöhle  völlig  unwegsam 
machen  können.  Dieser  Blu^chtum  der  jintereiL-Musy^el  muss 
Mie  Wirkling  hahej^^  dass  die  eingf^tmpt«^  T.iift  fi<|t|nell  erwärmt.  . 


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746 


sifh  ffipwiHimlirh  rifmiK»- _ 
imH  hihiiinsf^  nriispn  die  B  o  w  tn  a  n  ’  s  ch  e  D.P  r  Ü5fca-  , 
vor,  welche  nach  VON  BRUNN  pin  — 

Die  Bildung  des^^lijggjjgyj^Qjljg^soll  nach  HEIDENHAIN  haupt- 

Stande 

kommen,  welches  zahlreich^Becncr^netr  Tsan  eimzin!^  enthäli 
(s.  S.  600).  Doch  besitzt  auch  die  Regio  respiratoria,  insbeson¬ 
dere  die  untere  Muschel,  zahlreiche  verästelte  tubulöse  Drüsen, 
welche  zum  Teil  Schleim,  zum  Teil  Eiweis  absondem.  Nur  die 
Nebenhöhlen  sind  entweder  drüsenlos  oder  höchstens  mit  verein¬ 
zelten  kleinen  Drüsen  versehen.  Nach  VON  BRUNN  sind  die  letz¬ 
teren  als  seröse  Drüsen  anzusehen. 


J.  Das  Geschmacksorgan 

ist  bereits  bei  der  Beschreibung  der  Zunge  abgehandelt  worden, 
weshalb  auf  jenen  Abschnitt  verwiesen  werden  kann. 


K.  Die  äussere  Haut. 

Die  äussere  Haut  Integumentum  commune  extemum,  ist 
im  Vergleich  zur  Haut  der  Tiere  haararm,  weich  und  elastisch; 
sie  besitzt,  wenigstens  bei  normal  genährten  Individuen,  eine  fett¬ 
reiche  Unterlage,  deren  Dicke  man  am  besten  auf  die  Weise 
taxieren  kann,  dass  man  eine  Hautfalte  zwischen  die  Finger 
nimmt.  Dergleichen  Falten  sind  ausserordentlich  leicht,  besonders 
an  der  Haut  des  Rückens,  der  Brust,  des  Bauches  und  desScro- 
tum  zu  erheben.  An  anderen  Stellen,  z.  B.  an  der  Hohlhand,  an 
der  Fussohle,  an  der  Eichel  des  Penis  und  an  der  Kopfhaut,  ist 
dagegen  die  Haut  so  fest  mit  der  Unterlage  verwachsen,  dass 

sich  keine  Falte  ahhehen  _lässt. _ Als  natürliche  Falten 

der  H^J  sind  die  Ohrläppchen,  die  Vorhaut  und  die  grossen 
Schamlippen  zu  betrachten.  Die  Lippen,  die  Augenlider  und  die" 
Nasenflügel  sind  Reine  ergehtlichen  Hautfalten,  weil  in  ihrem  In¬ 
nern  Muskeln  und  Knorpel  eingeschlossen  sind.  Die  Farbe 
der  Haut  ist  bei  den  weissen  Rassen  eigentlich  ein  helles 
Gelb,  welches  häufig  mit  einer  Nuance  von  Rot  durchsetzt  ist. 
Die  gelbliche  Farbe  rührt  von  der  Epidermis  her,  da  die  Cutis 
_2äemlich  rein  weiss  ist,  während,  das  Rot  von  den  diurchschei- 
nenden  Blutgefässen  herstammt.  Bei  den  pigmentierten  Rassen  ist 


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747 


in  der  tiefsten  Schicht  der  Epidermis  Pigment  in  grösseren  oder 
geringeren  Massen  abgelagert.  Doch  finden  sich  auch  bei  jedem 
menschlichen'  Individuum  normaler  Weise  stärker  pigmentierte 
Hautstellen  vor.  Solche  Stellen  sind  z.  B.  die  Brustwarze  und 
,die  Haut  der  Genitalen;  auch  neben  der  Linea  alba  finden  sich 
mitunter  stärkere  Pigmentanhäufungen  vor.  Die  normale  Haut  muss 
eine  gewisse  Tuxgescenz  besitzen,  d.  h.  sich  in  gewissem 
Grade  prall  und  zugleich  sammetartig  weich  anfühlen.  Die  sam¬ 
metartige  Beschaffenheit  derselben  rüHrf  daher,  dass'^ich  an  ihrer 
Oberfläche  zahlreiche  kleine  Unebenheiten  vorfinden.  Bei  cachec- 
tischen  Individuen  ist  die  Haut  schlaff,  trocken  und  glanzlos. 
Übermässig  glänzend  wird  dieselbe  bei  stärkerer  Spannung  in 
Folge  der  Ausgleichung  der  Unebenheiten,  jt.  B.  bei'  Entzündun¬ 
gen  oder  bei  der  Wassersucht,  wo  sie  über  die  Norm  ausgedehnt 
ist.  Die  Haut  ist  sehr  elastisch,  was  insofern  von  chinm- 
gischer  Wichtigkeit  ist,  als  sich  Hautlappen  nach  der  Loslösung 
stets  erheblich  zusammenziehen.  Auch  die  Festigkeit  derselben 
ist  eine  beträchtliche,  was  am  besten  dadurch  illustriert  wird,  dass 
man  an  einem  Hautstreifen  von  4  cm  Breite  eine  ganze  Leiche 
aufheben  kann.  Efer  Übergang  der  Haut  in  die  Schleimhäute  ge- 
schieht  entweder  unter  Bildung  einer  scharfen  Grenze,  wie  z.  B. 
an  den  Augenlidern  und  an  der  Afteröffnung,  oder  allmählich, 
wie  z.  B.  an  den  Genitalien.  Man  kann  nun  am  Integumentum 
commune  externum  erstens  die  Haut  im  engeren  Sinne, 
zweitens  die  Anhangsgebilde  derselben  xmterscheiden. 
Die  Haut  im  engeren  Sinne  besteht  wiederum  aus  drei  Schichten, 
nämlich:  1)  die  Oberhaut  {Epidermis);  2)  die  Lederhaut 
oder  eigentliche  Ha  ut(Cori«»ns.  Cutis  s.  Dermal);  3)  das 
Unterhautbindegewebe  oder  Unterhautfettge¬ 
webe  {Tela  subcutanea  s.  Panniculus  adiposus).  Zu  den  An¬ 
hangsgebilden  der  Haut  rechnet  man;  1)  die  Haare  mitden 
Haarbalgdrü'sen;  2)  die  isolierten  Talgdrü¬ 
sen;  3)  die  K  n  ä  u  e  1  d  r  ü  s  e  n  ;  4)  die  N  ä  g  e  1  ;  5)  die 

Blutgefässe;  6)  die  Nerven;  7)  die  Muskeln. 

1.  Die  Epidermis. 

1.  Die  Oberhaut,  Epidermis,  kann  man  in  drei  Schichten 
einteilen,  welche,  in  der  Richtung  von  innen  nach  aussen  gerech- 

1)  Cutis  kommt  von  x/ro^  (Sack  oder  Schlauch),  Derma  von  depai 
(abziehen)  her.  C  o  r  i  u  m  heisst  Lederhaut,  weil  die  Cutis  durch  Ein- 
wirkung  von  Gerbsäure  in  Leder  ^verwandelt  \rä®in<ähn. 


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I 


748 


k  in  I 

* 

net,  folgendermassen  heissen;  1)  ^e  Malpighi’sche 
Schicht  oder  Schleimschicht \  Strt^um  ^erminaiivunu, 
welche  der  Unterhaut  unmittelbar  aufsitzt;  2)  Ü  b  e  r  g  a  n  g- 
schicht;  3)  die  Hornschicht,  Stratum  comemn,  welche 
die  freie  Oberfläche  der  Haut  bildet.  Wenn  sich  durch  irgend  ein 
Reizmittel  an  der  Haut  Blasen  bilden,  so  bleibt  nur  die  erste 
Schicht  zurück,  während  sich  die  beiden  anderen  Schichten  ab¬ 
heben.  Die  Malpighi’sche  Schicht  kann  man  auch  als  aktive 
Schicht  bezeichnen,  weil  dieselbe  einer  Vermehrung  ihrer  zelligen 
Elemente  fähig  ist,  während  die  beiden  anderen  Schichten  als 
Schutzschichten  aufgefasst  werden  müssen,  da  sie  im  Wesent- 
^  liehen  nur  zur  Bedeckung  der  darunter  liegenden  Teile  dienen. 

/.  f'i  /  ■ .  f  u  /  1.  Die  Malpighi’sche  Schicht,  Bete  Medpighii, 
setzt  sich  wieder  aus  zwei  Lagen  zusammen,  von  denen  die  am 
/('  tiefsten  gelegene  aus  Cvlinderzellen  (Stratum  cglindriatm) 
besteht  und  die  ganze  Oberfläche  der  Cutis  in  einfachö'  Lage  be¬ 
kleidet.  Hieran  schUesst  sich  die  sogen.  Stachelzellen- 
4/  s  c  h  i  c  h  t  (S^rotMmdaitatMw),  welche  der  vorigen  unmittelbar  auf- 
sitzt  und  die  Unebenheiten  zwischen  den  Papillen  ausfüllt.  Letz¬ 
tere  Lage  ist  aus  Zellen  zusammengesetzt,  von  denen  eine  jede 
an  ihrer  Oberfläche  eine  Anzahl  von  stacheligen  Fortsätzen  be¬ 
sitzt,  welche  mit  den  Stacheln  der  Nachbarzellen  in  Verbindung 
stehen.  Diese  dünnen  Verbindungsbrücken  zwischen  den  einzelnen 
Zellen  hat  man  als  Inte rcellularbrücke:^ bezeichnet, 
ln  der  Mitte  besitzt  jede  Intercelluiarbrücke  ein  kleines  Knötchen, 
an  welchem  sie  auseinander  bricht^  wenn  die  einzelnen  Zellen  von 
einander  gelöst  werden.  Auch  die  Cylinderzellenschicht  scheint 
solche  Intercellularbrücken  oder  Riffelfortsätze  zu  besitzen.  Zwi¬ 
schen  den  Intercellularbrücken  finden  sich;^  Intercellular- 
spalten,  in  denen  Lymphe  circuliert.  Das  Vorhandensein 
dieser  Intercellularspalten  erklärt  die  Tatsache,  dass  sich  so 
ausserordentlich  schnell  so  grosse  Mengen  von  Lymphe  ansam- 
^  mein  können,  wie  es  bei  der  Blasenbildung  der  Haut  geschieht. 

2.  Die  Ü b e r g a ngss ch i c h t  besteht  aus  zwei  Doppel- 
(\j  schichten,  nämlich  erstens  aus  dem  Stratum  gramdosum  (AUFHAM- 
MER),  welches  der  vorigen  Schicht  unmittelbar  aufsitzt,  und  zwei- 
-4 1  tens  aus  dem  Stratum  lucidum  (OEHL),  welches  an  die  Homschicht 
angrenzt.  Das  Stratum  granulosum  hat  seinen  Namen 
daher,  weil  dasselbe  aus  mehr  platten  vollsaftigen  Zellen  besteht, 
welche  eine  Anzahl  von  relativ  grossen  Körnchen  enthalten,  die 
sich  in  Karmin  sehr  intensiv  färben.  WALDEYER  sieht  diese 


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Körnchen  als  eine  Vorstufe  des  Keratins  an  :  wegen  gewisser  che¬ 
mischer  Ähnlichkeiten  mit  dem  sogen.  Hyalin  schlägt  er  für  die 
Substanz  dieser  Körnchen  die  Bezeichnong  Keratohy a  1  i n 
vor.  Nach  Ranvier  sollen  sie  mit  einem  flüchtigen  01  (E 1  e  i  - 
d  i  n)  eine  gewisse  Ähnlichkeit  haben.  Übrigens  findet  sich  diese 
Substanz  an  verschiedenen  Stellen  des  Körpers  auch  in  anderen 
Epithelzellen  vor,  wenn  dieselben  anfangen  abzusterben.  Das 
Stratum  lucidum  hat  seinen  Namen  daher,  weil  es  auf 
Querschnitten  stark  glänzend  aussieht.  Die  Zeilen  desselben  sind 
wahrscheinlich  schon  verhornt,  besitzen  jedoch  noch  Kerne  und 
sind  noch  nicht  vollständig  platt.  Oft  erscheinen  dieselben  senk¬ 
recht  zur  Hautoberfläche  gestreift. 

3.  Die  Hornschlicht  (Stratum  cor neum)  besteht  aus  J- • 
platten  Zellen,  welche  jedoch  keine  Kerne  mehr  besitzen  und  das 
Aussehen  vcwi  zerknitterten  Schüppchen  haben.  In  dieser  Schicht 
hat  sich  das  Protoplasma  der  Zeilen  in  Hornsubstanz 
(Keratin)  verwandelt,  welche  einerseits  wegen  ihrer  grossen 
Festigkeit  zum  Schutz  des  Körpers  besonders  geeignet  ist,  anderer¬ 
seits  dem  letzteren  als  schlechter  Wärmeleiter  Dienste  leistet. 

Dem  Keratin  ist  sein  relativ  grosser  Gehalt  an  Schwefel  (0,5—8% ) 
eigentümlich.  Gegen  Säuren  ist  das  Keratin  sehr  widerstands¬ 
fähig.  ln  Lösungen  von  Kali-  oder  Natronlauge  dagegen  hellen 
sich  die  verhornten  Epidermiszellen  auf,  indem  sie  mehr  und  mehr 
aufquellen  und  sich  zuletzt  vollständig  auflösen.  Hierauf  beruht 
auch  die  Verwendung  der  Seifei7<Iürch  wfldie  die  obersten  Epi- 
dermisschichten  aufgeweicht  und  weggenommen  werden. 

2.  DasCorium. 

An  der  Lederhaut,  Corium  s.  Cutis,  unterscheidet  man 
zwei  Lagen,  nämlich  das  in  der  Tiefe  gelegene  Stratum  reüctilare,  ; 

(Tunica  nropria)  und  das  oberflächliche  Corpus  JoßpiUare^  Das 
Stratum  reticulare  besteht  aus  Faserbündeln  von  derbem 
fibrillärem  Bind^webe,  welche  sich  ziemlich  regelmässig  und 
nahezu  rechtwinkelig  durchkreuzen  und  zwischen  denen  sich  zahl¬ 
reiche  elastische  Fasernetze  vorfinden.  Das  Corpus  papil¬ 
läre  ist  deswegen  so  bezeichnet,  weil  es  sich  aus  den  H  a  u  t  - 
p  a  p  i  1 1  e  n ,  Papillae,  zusammensetzt,  d.  h.  zuckerhutähnlichen 
Hervorragungen  der  Cutisoberfläche,  welche  derartig  in  der  Epi¬ 
dermis  stecken,  dass  die  unterste  Schicht  der  letzteren,  abgezogen 
und  von  unten  betrachtet,  den  Eindruck  eines  Netzes  (Rete  Mal- 
pighii)  macht.  Die  Grundsubstanz  des  Corpus  s.  Stratum  papil- 


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lare  ist  nur  undeutlich  faserig  und  von  zahlreichen  Rundzellen 
durchsetzt.  Eine  iedfe  Papille  enthält  nun  entweder  eine  Capillar- 
schlinge  oder  ein  Tastkörperchen,  so  dass  man  Gefass-  luid 
Tastpapillen  voneinander  unterscheiden  muss.  Hierbei  muss 
jedoch  bemerkt  werden,  dass  nach  den  Resultaten  neuerer,  Injec- 
tionen  auch  die  Tastpapillen  eine  allerdings  sehr  kleine  Blutgefäss* 
schlinge  enthalten.  An  den  Fingerspitzen  hat  man  auf  300  Ge- 
fässpapillen  80  bis  90  Tastpapdllen  zu  rechnen;  in  anderen  Regi¬ 
onen  pflegen  jedoch  die  Gefässpapillen  die  Tastpapillen  an  Zahl 
noch  erheblicher  zu  übertreffen.  Nicht  selten  läuft  eine  einzelne 
Papille  in  mehrere  Spitzen  aus,  weswegen  man  von  einfachen 
und  zusammengesetzten  Papillen  spricht.  Meistens  sind  die  Pa¬ 
pillen  in  kleineren  Gruppen  um  die  Mündung  der  Schweissdrüsen 
angeordnet,  welche  letztere  sich  wiederum  reihenweise  auf  der 
Höhe  von  kleinen  Leistchen  finden,  die  man  an  der  Hohlhand 
und  Fusssohle,  durch  feine  Furchen  getrennt,  .bereits  mit  blossem 
Auge  deutlich  wahrnehmen  kann. 

ii  DieTelasubcutanea. 

Das  Unterhautbinde-  oder  Unterhautfett¬ 
gewebe,  Tela  subcutanaea  s.  Panniculus  adiposus,  besteht  aus 
einem  Gerüst  von  lockerem  Bindegewebe,  welches  grosse  kugelige 
Feltzellen  in  grösserer  oder  geringerer  Menge  enthält.  Die  letz¬ 
teren  sind  in  Form  von  kleinen  Läppchen  angeordnet,  welche 
man  als  Fettträubchen  oder  F e 1 1 a c i n i  bezeichnet.  An 
verschiedenen  Stellen  des  menschlichen  Körpers,  wie  z.  B.  in  der 
Augenhöhle  und  an  dem  sog.  Bichat’schen  Fettklumpen  (s.  S.  88), 
bleibt  das  Fett  selbst  dann  noch  erhalten,  wenn  das  betreffende 
Individuum  im  Zustande  völligster  Abmagerung  gestorben  ist. 
An  anderen  Stellen  besitzt  die  Tela  subcutanea  niemals  Fett,  so 
z.  B.  an  den  Augenlidern,  an  derconcaven  Seite  der  Ohrmuscheln, 
an  der  Haut  des  Penis  und  des  Scrotum.  An  der  Hohlhand  und 
der  Fussohle  findet  sich  insofern  eine  besondere  Einrichtui^  vor, 
~ils  dort  das  Fett~^w[^ermassen  zwischen  die  fibrösen  Stränge 
eingepresst  ist,  welche  die  Äponeurosis  palmaris  und  plantaris 
~~mir'ger  Cutis  verbinden.'  ^ 

4.  D  a  s  H  a  a  r. 

Das  Haar  tritt  am  menschlichen  Körper  in  zwei  Formen 
auf,  welche  man  als  die  gewöhnlichen  Haare  (Owes) 
und  das  F 1  a  ü  m  h  a  a  x_(Lani^o)  unterscheidet.  Diegewötuiiicfien~ 
Haare  bezeichnet  man  wiederum  je  nach  ihrem  Sitze  als  Kopf- 


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haar  {Capilli  s.  Crines  capitis),  als  Barthaar  (Barba),  als  Augen- 
brauen  (Supercilia),  als  Augenwimpern  {Cüia),  als  Vibrissae  (die 
feinen  Härchen  im  V^estibulum  narium),  als  Tragi  (die  teinen 
Härchen  in  der  Nähe  des  äusseren  Uehörganges),  als  Hirct 
(die  Haare  in  der  Achselhöhle),  endlich  als  Pubes  (das  Scham¬ 
haar).  Die  Kopfhaare  stehen  in  kleinen  Gruppen  zu  zweien, 
dreien  und  vieren  zusammen  und  besitzen  ebenso  wie  das  Flaum¬ 
haar  einen  nahezu  kreisförmigen  Querschnitt.  Im  fötalen  Lebens¬ 
alter  ist  die  ganze  Oberfläche  des  Körpers  nur  mk  dem  weichen 
Flaumhaar  bedeckt.  Doch  wird  das  letztere  zum  Teil  schon  im 
ersten  Lebensjahre,  zum  Teil  erst  während  der  Geschlechtsreife 
durch  bleibendes  Haar  ersetzt. 

Unter  der  Bezeichnimg  „Gesamthaar“  versteht  man 
nicht  allein  das  eigentliche,  aus  verhornten  Zellen  bestehende 
Haar,  sondern  fasst  darunter  folgende  Gebilde  zusammen:  1)  das 
einzelne  Haar  im  engeren  Sinne;  2)  die  innereWur- 
zelscheide;  3)  die  äussere  Wurzelscheide;  4)  den 
H a a r b a  1  g  mit  der  Haarpapille.  Als  accessori- 
sehe  Bestandteile  des  Gesamthaares  kommen  dazu  noch 
die  Talgdrüsen  (die  sogen.  Haarbalgdrüsen),  die  H  a  a  r  - 
balgmuskeln,  die  Blut-  und  Lymphgefässe,  end¬ 
lich  die  Nerven  des  Haares,  so  dass  also  das  Gesamthaar 
ein  sehr  compliciertes  Organ  darstellt. 

An  dem  Haar  im  engeren  Sinne,  Film.,  unter¬ 
scheidet  man  das  unterste,  kolbig  angeschwollene  Ende,  die 
Haarzwiebel  (Bulbus _piliy.  über  demselben  —  zum  Teil 
noch  unter,  zum  Teil  schon  über  der  Haut  gelegen  —  eine  ein¬ 
geschnürte  Stelle,  den  Hals  des  Haares  {Collum  pili);  endlich  den 
über  der  Haut  gelegenen  Haarschaft  (Srapus pili);  welcher 
bei  unbeschnittenen  Haaren  in  eine  feine  Spitze  {Apex pili)  aus- 
läuft.  Den  ganzen  in  der  Haut  steckenden  Teil  des  Haares  hat 
man  als  Haarwurzel  (Radix  pili)  bezeichnet.  Der  Bulbus 
pili  ist  entweder  nach  Art  eines  Flaschenbodens  ausgehöhlt  (er 
bildet  den  Haar  knopf  von  Henle  oder  die  sc^en.  H oh  1- 
w  u  r  z  e  11  oder  er  endigt  besenartig  aufgefasert  (als  Kolben 
von  Henle  oder  .  V  o  1 1  w  u  r  z  e  1).  Die  besenartige  Vollwurzel 
soll  sich  nur  bei  absterbenden  Haaren  vorfinden,  in  welchem  Falle 
sich  das  Haar  von  der  Papille  löst  und  allmählich  aufwärts  rückt. 
Durch  Zählungen  hat  man  constatiert,  dass  das  einzelne  Haar  zu- 
erst  etwa  30  Tage  lang  eine  Hohlwurzel  besitzt  ühff  dann  etwa  “ 
100  Tage  lang  mit  einer  VollwuFzervefselien  ist,  'so  ■da^''dässglt>& 


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also  auch  noch  im  absterbenden  Zustande  längere  Zeit  in  dem 
Haarbalg  zu  verweilen  scheint.  An  dem  einzelnen  Haare  imter- 
scheidet  man  ferner  folgende  Schichten:  1)  das  Oberhäut- 
-  c  h  e  n  oder  die  Cuticula:  2)  die  Rinde  des  Haares;  3)  das 
Haarmark.  Die  Cuticula  besteht  aus  dachziegelartig  über 
einander  gelagerten  Schüppchen,  welche  mit  den  überstehenden 
Enden  nach  der  Spitze  des  Haares  gerichtet  sind,  so  dass  man 
auch  bei  abgeschnittenen  Haaren  durch  die  microscopisdie  Unter¬ 
suchung  bestimmen  kann,  wo  sich  das  untere  Ende  derselben  be¬ 
findet.  Die  Schuppen  der  Cuticula  sind  verhornte,  kernlose,  glas¬ 
helle  Epidermiszellen,  welche  durch  Kochen  in  verdünnter  Schwefel¬ 
säure  isoliert  werden  können.  Die  R  i  n  e  besteht  aus  verhorn- 
ten,  langen,  spindelförmigen  Zellen,  welche  nach  der  Wurzel  hin 
allmählich  kürzer  und  dicker  werden  und  im  Bulbus  pili  noch 
einen  deutlichen  Kern  besitzen.  J)as  Mark  besteht  aus  polygo- 
nalen  Zellen,  welche  eine  grosse  Menge  von  Keratohyaiin  in~ 
ihrem  Innern  führen.  Am  oberen  Ende  des  Haares  sehen  die 
Markzellen  wie  ausgetrocknet  und  geschrumpft  aus:  zwischen 
ihnen  befinden  sich,  wenigstens  beim  Menschen,  Luftspalten,  wäh¬ 
rend  bei  einzelnen  Tieren,  wie  z.  B.  den  Gemsen,  che  Markzellen 
gross  und  blasig  aussehen  und  in  ihrem  Innern  die  Luft 
beherbergen. 

Die  inner e _W u r  ze  1  scheide  des  Haares  liegt  der 
Haarwurzel  unmittelbar  an  und  besteht  aus  di^ei  Schichten,  näm¬ 
lich  :_Jj_aus_de£^^h^i^jj^uJXLMj_ai_  welche  mit  Zähnen 
zwischen  die  Zähne  der  Haarcuticula  eingreift  und  dieselbe  Struc- 
rur  wie  die  letztere  besitzt;  2)  nach  aussen  von  derselben  aus 
der  sogen.  Huxlev*schen  Schicht,  welche  aus  kernhalti¬ 
gen  cylindrischen  Zellen  zusammengesetzt  ist;  3)  nach  aussen  von 
der  letzteren  aus  der  sogen.  H  e  n  1  e  ’s  c  h  Vh  Schicht,  welche 
aus  kernlosen  platten  Zellen  b^teht,  die  auf  Zusatz  von  Essig- 
säure  von  einander  platzen.  Die  zwischen  diesen  platten  Zellen 
entstehenden  Löcher  sind  früher  fälschlich  für  Kerne  gehalten 
worden. 

_ 3.  Diei  äussere  Wurzelscheide  besteht:  1)  am 

meisten  nach  innen  aus  der  Binnenzellen ^ h i c h t,  einer 
einfachen  Lage  von  vollsaftigen  platten  Epithelien,  welche  sich 
ähnlich  wie  das  Stratum  granulosum  von  AUFHAMMER  ziemlich 
intensiv  in  Karmin  färben  2)  aus  einer  Schicht  von  Riff-  oder 
Stachelzellen,  ähnlich  wie  in  der  Schleimschicht;  3)  aus 
einer.  Cylinderze  IJ  e  n  s^  h  i  c  h  ^  welche  ebenfalls  vollsfän- 


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dig  derjenigen  des  Rete  Malpighii  analog  ist.  Die  äussere  Wur¬ 
zelscheide  ist  somit  als  identisch  mit  den  tieferen  Schichten  der 
Epidermis  aufzufassen. 

4.  An  dem  H  a  a  r  b  a  1  g,  FoUictdus  päi,  unterscheidet  man 
1)  die  H  a  a  r  p  a  p  i  1 1  e^  auf  welcher  der  Bulbus  pili  mit  seiner 
flaschOTbodenförmigen  Aushöhlimg  aufsitzt;  2)  den  unteren  er- 
^iteden  Teil  oder  Grund  (Fundus)  des  HaärBilges;  3)  den  Hais 
(Collum)  des  Haarbalges7welcEef'3eri”öbersten  'Teil  desselben  dar- 
stellt.  Im  Übrigen  besteht  der  Haarbalg  aus  einer  inneren  glas-' 
hellen  Haut,  an  welche  sich  zunächst  eine  Ringfase r- 
Schicht  und  alsdann,  am  meisten  nach  aussen,~erhe  Läh  g  s'-'~ 
f asersc h, i c h t  v<mi  gewöhnlichem  Bindegewebe ]  anschliesst. 

Das  Ergrauen  des  Haär^~  verschönt  fist  lmmer~cIie  'Qrien 
und" berunt  aut  dem  Schwund  des  Haarfarbstoffes  oder 
Pigmentes,  welches  sich  erstens  in  gelöster  imd  zweitens  in  kör¬ 
niger  Form  in  den  Zellen  der  Haarrinde  vorfinden  kann.  Die 
gänzlich  pigmentlosen  Haare  der  albinotischen  Individuen  sehen 
rein  weiss  aus.  Das  gelöste  Pigment  gibt  dem  Haar  die  flachs¬ 
blonde  Farbe,  das  körnige  die  anderen  Nüancen.  Das  Pigment 
des  Haares  kann  entweder  in  der  ganzen  Rinde  oder,  wie  bei 
gewissen  Rassen,  auch  nur  in  der  Peripherie  derselben  verteilt 
sein.  Doch  kann  ein  Ergrauen  auch  bei  pigmenthaltigen  Haaren 
dadurch  zustande  kommen,  dass  die  Haarrinde  von  einer  Anzahl 
grösserer  oder  kleinerer  Luftspalten  durchsetzt  wird,  welche  bei 
auffallendem  Licht  grau  oder  weiss  erscheinen. 

Die  accessorischen  Bestandteile  des  Haares,  wie  z.  B.  die 
Talgdrüsen  etc.,  werden  weiter  unten  besprochen  werden.  Nur 
über  die  Nerven  des  Haares  möge  hier  erwähnt  sein,  dass 
sie  bis  in  die  Cvlinderzellenschicht  der  äü^ren' ”WüYzelsch€tde 
eintreten.  wo  sie  nach  Merkel  direkt  in  den  Epfthelzellen  endigen 
sollen.  Bei  den  Tast-  oder  Spürhaaren  gewisser  Tiere  wird  die¬ 
sen  Nervenendigungen  die  Bedeutung  von  Tastapparaten  zuge¬ 
sprochen.  Nach  der  Ansicht  anderer  Autoren  enden  alle  Nerven 
an  der  Glashaut  des  Haares. 

5.  Die  Nägel. 

Die  Nägel  (üngues)  sind  kleine,  gewölbte  hornige  Platten, 
an  welchen  man  den  freien  Rand,  die  Seitenränder, 
dann  den  Nagelkörper,  Corpus  unguis,  endlich  den  hinter- 

Broosike.  Anatomie.  9.  Aufl.  48 


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754 


sten  Teil,  die  Nagelwurzel,  Badix  unguis,  untersdieidet. 
Die  Wurzel  und  die  Seitenränder  des  Nagels  liegen  in  dem  sogen. 
N  a  g  e  1  f  a  1  z,  d.  h.  in  einer  rinnenförmigen  Vertiefung  der  Haut,^ 
welche  von  dem  N  a  g  e  1  w  a  1 1,  Valium  unguis,  umwölbt  wird. 
Der  hinterste  Teil  des  Nagelfalzes  bildet  den  sogen.  Wurzelfalz, 
während  derjenige  Teil  desselben,  in  welchem  die  Seitenränder 
stecken,  als  Seitenfalz  bezeichnet  wird.  Derjenige  Abschnitt  der 
Haut,  auf  welchem  die  untere  Fläche  des  Nagels  aufliegt,  heisst 
der  Nagelboden  oder  das  Nagelbett,  Matrix  unguis,  und 
besteht  wie  die  übrige  Epidermis  atis  einer  deutlichen  Schleim¬ 
schicht,  Übergangsschicht  oder  Homschicht.  Nur  ist  die  Hom- 
schicht  wenig  entwickelt  und  mit  kernhaltigen  Zellen  versehen,  so 
dass  man  sie  auch  als  ein  stark  ausgebildetes  Stratum  lucidum  auf¬ 
fassen  kann.  Der  hinterste  Teil  des  Nagelbodens  bildet  die 
Nagelmatrix,  von  weicher  das  Wachstum  des  Nagels  aus¬ 
geht,  welche  jedoch  von  aussen  her  nicht  sichtbar  ist.  An  der 
Nagelmatrix  fehlt  die  Homschicht  der  Epidermis,  und  man  kann 
somit  sagen,  dass  sich  aus  der  hier  befindlichen  Spalte  der  letz¬ 
teren  der  Nagel  bei  seinem  Wachstum  herausschiebt.  Die  Cutis 
des  Nagelbettes  ist  an  der  Nagelmatrix  mit  gewöhnlichen 
Gefässpapillen  besetzt;  weiter  nach  vom  finden  sich  anstatt  der 
letzteren  kleine,  längs  verlaufene  Leistchen,  Crisiae  matricis, 
welche  zunächst  noch  an  ihrer  Oberfläche  mit  Papillen  besetzt 
sind.  Der  bei  weitem  grösste  vordere  Teil  des  Nagelbettes  be¬ 
steht  endlich  aus  papillenfreien  Längsleisten,  auf  denen  bei  seinem 
Wachstum  der  Nagel  nach  vom  gleitet.  An  der  Oberfläche  des 
Nagels  sieht  man  schon  mit  blossem  Auge  die  Längsstreifen, 
welche  den  eben  erwähnten  Längsileisten  entsprechen.  An  dem 
hintersten,  frei  sichtbaren  Teile  des  Nagels  kann  man  ferner  viel¬ 
fach  eine  reine  weisse,  halbmondförmige  Stelle,  die  sogen.  Lu- 
n  u  1  a  .  wahrnehmen,  deren  vorderer  Rand  die  Grenze  bildet,  an 
welcher  die  Papillen  des  Nagelbettes  aufhören.  Man  nimmt  an,~ 
dass  die  weisse  Farbe  der  Lunula  davon  herrühre,  dass  an  der-~ 
selben  die  Blutgefässe  weniger  zahlreich  sind.  Dass  diese  Er- 
klärung”  nicht  äusreicht,  geht  aus  der  Tatsache  hervor,  dass  die 
Lunula  auch  am  völlig  blutlosen  Finger  stets  deutlich  sichtbar  ist. 
Übrigens  kommen  bei  einzelnen  Individuen  auch  sonst  in  der  Sub¬ 
stanz  des  Nagels  kleine  weissliche  Fleckchen  vor.  Über  die  Limula 
endlich  schiebt  sich  häufig  vom  hinteren  Abschnitte  des  Nagel¬ 
walles  ein  dünner  Fortsatz  der  Epidermis  herüber,  welchen  man 
als  a  g_eTb n  d  c  h  e  n  bezeichnet  hat. 


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755 


6.  Die  Knäuel-  und  Talgdrüsen. 

Die  Knäueldrüsen.  Glandulae  dlomif armes,  der  Haut 
treten  in  grösseren  Formen  als  Schweissdrüsen'  dei 
Achselhöhle,  der  Leistenbeuge,  um  den  Anus,Glandulaecircumana- 
les,  und  endlich  am  Hofe  der  Brustwarze  auf.  In  der  Achselhöhle 
reichen  die  Schweissdrüsen  bis  in  die  Tela  subcutanea  hinein,  und 
die  Knäuel  der^lben  können  bei  der  Präparation  der  Haut  von 
unten  her  sehr  deutlich  mit  blossem  Auge  als  stecknadelknopf¬ 
grosse  Körper  gesehen  werdten.  Mittelgrosse  Formen 
der  Knäueldrüsen  sind  die  sogen.  Ohrenschmalzdrüsen.  Glandulae 
ceruminosae,  welche  nicht,  wie  die  anderen  Knäueldrüsen,  den 
Schweiss,  sondern  ein  dickes,  mehr  talgähnliches  Secret,  das 
Ohrenschmalz,  absondem‘).  Die  kleineren  Formen  der 
Knäueldrüsen  sind  endlich  durch  die  gewöhnlichen  Schweissdrüsen 
{Glandulae  sudoriferae)  des  menschlichen  Körpers  repräsentiert. 
An  jeder  Knäueldrüse  hat  man  den  Drüsenknäuel  imd  den 
Ausführungsgang  zu  unterscheiden,  welche  beide  aus 
einer  glashellen  Tunica  propria  und  einem  an  der  Innenfläche  der 
letzteren  ansitzenden  Epithel  bestehen.  Der  Drüsenknäuel 
ist  gewöhnlich  noch  in  der  Cutis,  manchmal  aber  auch  schon  im 
subcutanen  Fettgewebe  gelegen;  sein  Epithel  wird  von  einer  ein¬ 
fachen  Lage  niedriger  Cylinderzellen  gebildet.  E>er  Ausfüh¬ 
rungsgang  kann  in  drei  Abschnitte  eingeteilt  werden,  näm¬ 
lich  während  seines  Verlaufes:  a)  in  der  Cutis,  b)  in  der  Schleim¬ 
schicht  und  c)  in  der  Hornschicht  der  Epidermis.  In  der  Cutis 
hat  der  Ausführungsgang  denselben  Bau  wie  der  Drüsenknäuel, 
nur  ist  sein  Epithel  mehr  cubisch  und  in  zwei  oder  drei  Schichten 
angeordnet.  In  der  Schleimschicht  fehlt  ihm  bereits  die  Tunica 
propria,  da  die  letztere  beim  Eintritt  des  Ganges  in  die  Epider¬ 
mis  sich  in  den  hellen  Saum  fortsetzt,  welcher  Epidermis  und 
Cutis  voneinander  scheidet:  Dafür  sind  die  Epidermiszelten  der 
Malpighi’schen  Schicht  um  den  Ausführungsgang  radiär  ange¬ 
ordnet.  In  den  übrigen  Schichten  der  Epidermis  ist  er  kork- 
zieherförmig  gewunden  und  verläuft  wandungslos  zwischen  den 
Epithelzellen,  so  dass  der  Schweiss  direkt  zwischen  die  letzteren 

>)  Man  kann  zu  den  mittelgrossen  Formen  der  Knäueldriisen  auch  die 
sogen.  Moll’schen  Drüsen.  Glandulae  ciliares,  der  Augenlider  rech¬ 
nen,  weiche  leicht  gewundene  Schläuche  darstellen,  die  zugleich  mit  den 
Haarbälgen  der  Wimpern  ausmUnden.  Ihr  blindes  ^de  ist  weniger  gewun¬ 
den  als  bei  den  Schweissdrüsen  und  mit  mannigfachen  Ausbuchtungen  ver¬ 
sehen. 

48* 


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756 


eindringen  kann.  Während'  ihres  Verlaufes  in  der  Cutis  sind  die 
Schweissdrüsen  von  glatten  Muskelfaserzellen!  be¬ 
gleitet,  welche  bei  ihrer  Cantraction  imstande  wären,  das  bereits 
fertig  secemierte  Secret,  wie  z.  B.  beim  Angstschweiss,  plötzlich 
hervorzupressen.  Nach  KOELLIKER  sollen  dieselben  zwischen  der 
Tunica  propria  imd  dem  Epithel  liegen..  Die  Zahl  der  Schweiss- 
drüsen  ist  an  der  Hohlhand  und  Fusssohle  am  grössten  (400  auf 
den  Quadratcentimeter  nach  $APPBY).  Von  ~inderen  Autoren  wird 
di^lbe  noch  höher  angegeben. 

Die  Talgdrüsen  (Glandulae  sebaeeae)  sind  acinöse  Drü¬ 
sen,  deren  Secret  eine  gelfalichweisse  fette  Masse,  der  Hauttalg. 
Sebum,  ist.  Die  Absonderung  des  Hauttalges  erfolgt  in  der 
Weise,  dass  das  Protoplasma  des  Talgdrüsenepithels  sich  in  Fett- 
kömchen  umwandelt,  wekhe  dann  durch  den  Zerfall  der  Zelle 
frei  werden.  An  jeder  Talgdrüse  unterscheidet  man  wiederum 
eine  glashelle  Tunica  propria  imd  das  Epithel,  welches  in  den 
Drüsenacini  mehr  vollsaftig  ist  und  dann  continuierlich  in  das 
Epithel  der  äusseren  Haarwurzelscheide  übergeht,  ln  den  aller¬ 
meisten  Fällen  sind  die  Talgdrüsen  nämlich  Anhangsgebilde  der 
Haare.  Doch  kommen  auch  an  vielen  Körpersttellen,  wie  z.  B. 
an  der  Haut  des  Qesichtes,  an  den  Schamlippen  des  Weibes,  am 
Hofe  der  Brustwarze,  an  der  Glans  ^riis  und  der  Innenfläche 
der  Vorhaut  isolierte  Talgdrüsen  vor.  Von  besonderer  Grösse 
pflegen  die  letzteren  an  der  Stirn  und  der  Nase  zu  sein,  wo  ihre 
iMündungen  ohne  Schwierigkeit  als  grössere  oder  kleinere  Punkte 
wahrzunehmen  sind.  Bei  einer  Verstopfung  dieser  Mündtuigen 
können  sich  die  Talgdrü^n  ausdehhen  und  sogar  entzünden.  In 
diesem  Zustande  hat  man  sie  früher  auch  Mitesser,  Coniedones^ 
benannt,  welche  nicht  selten,  aber  durchaus  nicht  immer,  eine 
Milbe,  Demödex  foUiculorum,  enthaften.  ~ 

7.  Nerven,  Muskeln  und  Gefässe  der  Haut. 

1.  Die  Nerven  der  menschlichen  Haut  kaniLman  ^zunächst 
in  mark  lose  und  jnarkhaltige  einteiien.  Die  marklosen 
oder  sympathischen  l!tervfinfaseai.  begleiten  und  umspinnen  sämt¬ 
liche  Blutgefässe.  Die  markhaltigen  Nervenfasern  verlieren  bei 
Jhren  letzten  Endigungen,  Corjpttscula  nervorum  terminalia,  ebenfalls 
das  Nervenmark.  Ihre  Endigungsweise  in  der  Haut  ist  pntwpder; 

frei  oder  b)  in  Gestalt  der  Terminalkö^perch e n. 
Unter  den  letzteren  sind  die  Wagner-Meissner ’s  chen 


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757 


T  a  s  t  k  ö  r  r  c  h  e  n,  Corpusetda  tactus,  die  K  r  a  u  s  e  ’s  c  h  e  n 
E  k o Iben,  Corpuscula  buboidela,  und  die  Vater-Pa cini- 
schen  Körperchen.  Cormscula  lamellosa,  zu  umterscEMden. 

Bei  der  freien  Endigungsweise  endigen  die  Nervenfasern 
entweder  zugespitzt  oder  mit  einer  ganz  geringen  knopfförmigen 
Anschwellung:  man  will  sie  in  dieser  Weise  noch  zwischen  den 
Zellen  des  Stratum  granulosum  vorgefunden  haben.  Wahrschein¬ 
lich  wird  durch  diese  Art  von  Nervenendorganen  die  Schmerz¬ 
empfindung,  vielleicht  auch  Temperahmeindrücke,  vennittelt. 

Die  Wagner-Meissne r’schen  Tastkörperch en 
sind  in  den  Tastpapillen  der^Haut  gelegen  und  haben  die  Gestalt 
eines  kleingi^Tannenzapfens.  Ober  ihren  Bau  herrscht  noch 
keineswegs  völlige  Übereinstimmung.  Man  soll  an  ihnen  eine 
Hülle  mit  quergestellten  Kernen,  einen  homogenen  Innen- 
kolben  und  die  in  der  Axe  des  letzteren  gelegene,  mehrfach 
verästelte  Nervenfaser  unterscheiden.  Nach  einer  anderen 
Ansicht  besteht  der  Innenkolben  ganz  aus  Zellen,  zwischen  denen 
sich  die  Nervenfasern  .verästeln.  Die  scheinbar  zur  Hülle  gehöri¬ 
gen  quergestreiften  Kerne  sollen  eigentlich  den  Kernen  der  flachen, 
quergestreiften  Zellen  des  Innenkolbens  selbst  entsprechen. 

Die  Krause ^schen  Endkolben  sind  erheblich  kleiner 
als  die  vorigen,  bald  mehr  kugelig,  bald  mehr  biräförmig,  bald 
jnehr  cylindrisch  gestaltet.  Sie  finden  sich  nicht  in  der  eigent¬ 
lichen  Haut,  dagegen  in  Schleimhäuten,  welche  unmittelbar  in  die  _ 

Haut  übergehen  —  so  z.  B.  in  der  Conjunctiva,  den  Lippen,  der _ 

Mundhöhlej_ara  ..Anu^  endlich  an  der  Glans  penis  imd  clitoridiSj  _ 

d.  h.  also  an  Stellen,  welche  entwickelungsgeschichtlich  als  ein- _ 

gestülpte  Teile  der  Haut  aufzufassen  sind,  l^i  manchen 
Säugetieren  vertreten  sie  iii  def  Haut  die  Stelle  der  Tastkörper¬ 
chen.  Die  Endkolben  sind  ebenso  wie  die  letzteren  in  der 
Cutis  oder  in  dem  bindegewebigen  Substrat  der  Schleimhäute 
gelegen.  ^  bestehen  ebenfalls  aus  einer  Hülle,  einem  homogenen 
Innen  kolben  xmd  der  a^  iäTe  riTJ  er  v  e  nTä  s  e  r,' welche 
in  das  innere  des  Körperchens  hineindringt.' Auch  hier’ erscheint 
der  Innenkolben  bei  genauerer  Untersuchung  aus  Zellen  zusam¬ 
mengesetzt.  Die  zugehörige  Nervenfaser  zeigt  vielfach  kurz  vor 
oder  nach  ihrem  Eintritte  in  den  Endkolben  einen  geschlängel¬ 
ten,  mitimter  sogar  knäuelförmigen  Verlauf.  Das  Körperchen 
wird  dabei  häufig  von  den  Nervenfasern  in  Spiraltouren  um¬ 
sponnen.  Wie  es  scheint,  sind  die  Endkolben  ebenfalls  für  Tast¬ 
empfindungen  bestimmt. 


758 


,  Die  Vater-Pacini'schen  Körperchen  sind  ovoid 
und  etwa  hirsekorngross,  so  dass  sie  schon  mit  blossem  Auge  als 
kleine  blassbläuliche  Körper  deutlich  wahrgenommen  werden  kön¬ 
nen.  In  der  Haut  sind  sie  am  reichlichsten  im  subcutanen  Fett¬ 
gewebe  der  Finger  und  Zehen,  aber  audi  am  Arme  und  Halse. 
an  der  Brustwarze,  endlich  an  der  Haut  des  Penis,  der  grossen 
Schamlippen  und  des  Prae^utium  clitoridis  aufgefunden  worden. 
Ausserdem  sind  sie  jedoch  noch  an  vielen  anderen  Stellen  des 
Körpers,  wie  f.  B.  im  Periost,  in  Gelenkkapseln  und  Bändern, 
in  dem  periaortalen  und  peripancreatisdien  Bind^ewebe,  in 
Fascien  imd  Söhnen,  im  Bindegewebe  des  Samenstranges,  , end¬ 
lich  im  Mesenterium  vorhanden.  Besonders  schöne  und  deutliche 
Vater-Pacini’sche  Körperchen  kommen  im  Mesenterium  der  Katze 
vor.  Auch  an  dieser  Art  von  Terminalkörperchen  kann  man  eine 
Hülle,  einen  Innenkolben  und  die  in  der  Axe  des  letz¬ 
teren  gelegene  N  erven  endfaser  unterscheiden.  Die  Hülle 
ist  aus  einer  grossen  Zahl  nach  Art  von  Zwiebelschalen  concen- 
trisch  geschichteter  Lamellen  zusammengesetzt.  Jede  Lamelle  be¬ 
steht  aus  plätten  Endofhelzellen;  zwischen  den  Lamellen  sind  mit 
lymphatischer  Flüssigkeit  gefüllte  Spalträtune  gelegen.  Der  Innen¬ 
kolben,  frisch  untersucht,  macht  einen  homogenen  Eindruck.  Doch 
wird  von  einigen  Autoren  behauptet,  dass  er  ebeitialls  ganz  oder 
teilweise  aus  Zellen  zusammengesetzt  sei.  Die  physiologische  Be¬ 
deutung  des  Vater-Pacini’scheni  Körperchen  ist  noch  zweifelhaft: 
vielleicht  dienen  sie  dazu,  die  Empfindungen  des  Druckes  und  des 
Zuges  zu  vermitteln.  Für  die  Fortpflanzui^  der  letzteren  wäre 
das  Vorhandensein  von  Flüssigkeit  zwischen  den  einzelnen  La- 
mellwi  hydrostatisch  wichtig. 

Unter  der  Bezeichnung  Tastzellen  versteht Henle  im  Einklänge 
mit  Merkel  helle  grosse  blasige  Zellen  von  meist  ovaler  Gestalt  und  mit 
deutlichem  Kern,  in  welche  an  der  einen  Seite  die  Nervenfaser  in  der  Art 
einzumUnden  pflegt,  d.ass_Faser  und  Zelle  zusammen  im  Profil  das  Bild 
,  einer  halben  Ncrfe  geben.  Die  ^hwann’sche  Scheide  begleitet  die  End- 
fasem  bis  zur  2!elle  und  überzieht  auch  die  letztere.  EÄe  isolierten  Tast¬ 
zellen  sind  beim  Menschen  stets  in  den  tiefsten  Schichten  der  Epidermis 
zwischen  den  anderen  Epithelzellen  gelegen,  von  denen  sie  sich  durch  ihre 
Grösse  auszeichnen.  Afa,  Z  w  i  1 1  i  n  g  s  -  oder  Drillingstastzellen 
Rann  n^an  auch  die  Grandry’schen  Körperchen  im  ^hnabel  der 

-£nte_bezeichnen; _ Die  Nervenendfaser  tritt  hier  z  wischen  die  Tastzellen 

hinein  und  geht  daselbst  in  eine  scheibenförmige  Verdickung,  die  sogen. 
_T astscheib e,  über.  Die  Hülle  ist  bei  diesen  Körperchen  mit  Kernen 
versehen. 

Z  Die  Muskeln  der  Haut  sind  gestreifte  und  glatte.  G  e- 
streifte  Muskeln,  welche  sich  in  der  Haut  festsetzen,  sind 


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759 


in  der  Myologie  beim  Schädel,  am  Gesicht  und  am  Damm  be¬ 
schrieben  worden.  Unter  den  glatten  Hautmuskeln  sind 
zu  nennen:  1)  die  netzförmigen  Muskelfasern  in  der  Cutis  des 
B  r  u  s  t  w  a  rzen  ho  f  es.  durch  deren  Contraction  die  Brust- 
_warze  erigj^rt  wird; .  2)  die  -ebenfall&..iiLJEfiOT. j?oil itfitzförmigen^  _ 
Bündeln,  jedoch  m^y  HP^iphranartiff  ausgebreüete.-I  lULULa 
iliLü-t ö s„d es.  H  o d e n s a c k e s;  31  die  Mm.  a  r r e ctores 
p  i  1  i ,  welche  dazu  dienen,  die  Hq^re  aufzurichten  und  aus  der 
Jiaut.herau.szi}lieben.  Ein  jedes  Haar  steckt  nämlich  mehr  oder 
weniger  schief  in  der  Haut,  so  dass  es  mit  der  Oberfläche  der 
letzteren  auf  der  einen  Seite  einen  stumpfen,  auf  der  anderen 
Seite  einen  spitzen  Winkel  bildet.  Auf  der  Seite  des  stumpfen 
Winkels  zieht  nun  je  ein  M.  arrector  pili  als  schmaler  Strang  vom 
Grunde  des  Haarbalges  zu  einem  Papillental  der  Cutis:  bei  seiner 
Contraction  muss  somit  der  stumpfe  Winkel  zu  einem  rechten  und 
der  Haarbalg  nebst  dem  darin  steckenden  Haar  gehoben  werden. 
Eine  jede  Contraction  dieser  Muskeln  macht  das  Gefühl  der 
Gänsehaut.  Endlich  müssen  zur  Kategorie  der  glatten  Hautmus¬ 
keln  noch  die  vorhin  erwähnten  Muskelfasern  der  Schweiss- 
■dx-iLs  em.  gerechnet  werdfio. 

3.  Die  Blutgefässe  der  Haut  verlaufen  mit  ihren  grösse¬ 
ren  Stämmen  in  der  Cutis  nahe  der  Grenze  zwischen  ihr  und  dem 
subcutanen  Gewebe.  Von  hier  steigen  kleine  Zweige  einerseits  in 
die  Papillen  nach  aufwärts,  andererseits  nach  unten  in  das  sub- 
cutane  Fettgewebe  hinein.  Die  Pars  reticularis  der  Cutis  ist  sehr 
arm  an  Blutgefässen.  Von  besonderen  Capillametzen  sind:  1)  die 
Haarbälge,  2)  die  Schweissdrüsen,  3)  die  Talgdrüsen,  4)  die  Fett- 
träubchen,  5)  die  glatten  Muskelfasern  der  Haut  umgeben. 

4.  Die  Lymphgefässe  der  Haut  beginnen  schon  in  den 
Papillen,  wo  sie  offenbar  in  irgend  einer  Weise  mit  den  Inter- 
cellularspalten  Zusammenhängen  müssen,  welche  sich  in  der 
Schleimschicht  der  Epidermis  finden.  Sie  gehen  alsdann  in  ein 
gröberes  Netz  über,  welches  an  der  Basis  der  Papillen  gelegen  ist. 
und  wiederum  mit  weitmaschigen  Geflechten  zusammenhängt, 
welche  die  Cutis  durchsetzen  und  in  die  Tiefe  eindringen.  Von 
grösseren  spaltähnlichen,  mit  Endothel  ausgekleideten  |  Lymph- 
räumen  sind  ausserdem  fast  alle  in  der  Cutis  gelegenen  Gebilde, 
wie  z.  B.  die  Drüsen,  Haarbälge  und  Muskeln,  umgeben. 


Anhang. 

Die  Blutgefässdrfisen  des  metischlichen  Körpers. 

Ausser  den  Lymprfidrüsen  existieren  im  menschlichen  Körper 
noch  andere  Arten  von  Pseudodrüsen  ohne  Ausfüh¬ 
rungsgang,  welche  man  trotz  ihrer  verschiedenen  Structur 
unter  der  Bezeichnung  Blutgefässdrüsen  zusammenge¬ 
fasst  hat,  weil  die  meisten  von  ihnen  in  gewissen  engeren  Bezie¬ 
hungen  zum  Gefässsystem  zu  stehen  scheinen.  Jedenfalls  zeichnen 
sie  sich  durch  ihren  grossen  Reichtum  an  Blut-  und  Lymphge- 
fässen  aus.  Auch  der  Reichtum  an  Nerven  und  Ganglienzellea 
fällt  bei  vielen  v(m  diesen  Organen  auf.  Ein  Teil  ist  beim  Embryo 
stärker  entwickelt  als  beim  Erwachsenen  und  scheint  daher  wäh¬ 
rend  des  fötalen  Lebens  eine  gewisse  Rolle  zu  spielen;  doch  weiss 
man  über  ihre  Function  nichts  Genaueres.  Es  gehören  hierher: 
die  Milz,  die  Nebennieren,  die  Schilddrüse,  die 
Hypophysis  cerebri,  die  Steissdrüse,  die  Glan¬ 
dula  carotica,  die  Thymusdrüse  und  die  B e i - 
Schilddrüsen. 


1.  D  i  e  M  i  1  z. 

Über  die  Milz  ist  S.  605  nachzusehen. 

2.  Die  Nebennieren. 

Die  Nebennieren,  Glandulae  suprarenales,  sind'  zwei  platte, 
halbmondförmige^)  Organe,  deren  Oberfläche  entweder  eben  oder 
höckerig  oder  sogar  gelappt  erscheint.  Das  Organ  sitzt  mit  seinem . 
concaven  Rande  der  medialen  Seite  des  oberen  Nierenrandes  auf. 
Die  linke  Nebenniere,  ist  somit  zwischen  der  linken  Niere  und  der 
Aorta,  die  rechte  zwischen  der  rechten  Niere  und  der  V.  cava  inf. 
gelegen. 

Die  linke  Nebenniere  ist  meist  halbmondförmig,  die  rechte  oft  drei- 
eckig  und  nach  oben  spitz  ausgezogen. 


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j  Pie  Milz- 

iS,  S.605  nachzuseben. 


2.  Di*NebenniereD_  ^ 


Organe,  der®  DasOreL^SJ^ 


licre  ist 

I  ausgezogefl. 


centralen  Hohlraum  zu  besitzen  scheinen.  Wie  es  scheint,  besteht 
die  Function  der  Nebennieren  cüarin,  gewisse,  allerdings  nicht 
näher  bekannte  Elemente  zu  secemieren,  welche  sich  dem  Blute 
beimischen. 


3.  Die  Hypophysis  cerebri. 

Der  Hirnanhang,  Hypophysis  cerebri,  liegt  in  dem  Tür¬ 
kensattel  und  hängt  durch  seinen  Stiel  mit  dem  Tuberc.  cinereum 
des  Gehirnes  zusammen.  Das  Organ  besteht  aus  zwei  Lappen, 
von  denen  der  vordere  dadurch  entstanden  ist,  dass  beim 
Embryo  von  dem  Epithel  der  Mundbucht  eine  drüsenähnliche  An¬ 
lage  nach  der  Himbasis  auswächst,  welche  sich  späterhin  ab¬ 
schnürt.  Der  hintere  Lappen  der  Hypophysis  ist  als  ein  Ab- 


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kömmling  des  Infundibulum  aufzufassen,  mit  welchem  er  zu  einer 
gewissen  Zeit  sogar  durch  die  offene  Höhle  commimiciert.  Im 
Einklänge  mit  seiner  Entwickelung  besteht  in  Folge  dessen  der 
vordere  Lappen,  abgesehen  von  einem  bindegewebigen 
Stroma,  aus  einer  Anzahl  von  Schläuchen,  welche  mehr  oder  we¬ 
niger  vollständig  mit  Epithel  ausgefüllt  sind,  so  dass  dieser  Ab¬ 
schnitt  einer  tubulösen  Drüse  nicht  unähnlich  sieht.  Der  hin¬ 
tere  Lappen  besteht  ursprünglich  aus  demselben  Geflechte  von 
feinen  Nervenfasern,  welches  auch  den  Boden  des  Infundibulum 
bildet.  Später  werden  die  nervösen  Elemente  durch  dasf^inein- 
wuchern  von  Bindegewebe  und  Blutgefässen  verdrängt.  Der  hin¬ 
tere  Lappen  ist  scnnit  beim  Erwachsenen  hauptsächlich  aus  fibril¬ 
lärem  Bindegewebe  mit  zahlreichen  Rund-  und  Spindelzellen  zu¬ 
sammengesetzt. 

4.  DäsOlomuscoccygeum. 

Die  Steissdrüse,  Glomus  coccygeum  s.  Glandula  coccy- 
gea  (LUSCHKA),  stellt  ein  rätselhaftes  Organ  vor,  welches  entweder 
unmittelbar  vor  der  Spitze  des  Steissbeines  oder  auf  der  hinteren 
Fläche  des  letzten  Steisswirbels  gelegen  ist.  Die  Steissdrüse  bildet 
ein  höchstens  erbsengrosses,  rötliches  Klümpchen,  welches  sich 
schon  durch  seine  Farbe  ziemlich  deutlich  von  dem  umgebenden 
Fett  abhebt.  Das  Organ  wird  von  einigen  feinen  Ästen  der  A. 
sacralis  media  versorgt  und  besteht  hauptsächlich  aus  Knäueln  von 
dickwandigen,  vielfach  mit  eigentümlichen  Ausbuchtungen  ver¬ 
sehenen  kleinen  Arterien,  von  denen  die  feineren  von  mehr  oder 
weniger  mächtigen  Lagen  kleiner  polygonaler  Zellen  umgeben 
sind.  Die  Arterien  lösen  sich  in  Capillaren  auf,  welche  das  Organ 
ziemlich  gleichmässig  durchsetzen.  Das  Stroma  der  Drüse  ist  im 
Übrigen  bindegewebig:  dasselbe  wird  ausser  von  den  eben  er¬ 
wähnten  Blutgefässen  noch  von  Netzen  sympathischer  Nerven  und 
einzelnen  glatten  Muskelbündeln  durchzogen. 

3.  Das  Glomus  caroticum. 

Das  Glomus  caroticum  s.  Glandula  carotica,  früher  als  sym¬ 
pathisches  Ganglion  (Ganglion  intercaroticum)  beschrieben,  ist 
ein  plaÄtlängliches,  etwa  0,5  cm  langes  Organ,  welches  gewöhn¬ 
lich  an  der  medialen  Seite  der  Teilungstelle  der  Carotis  conun, 
gelegen  ist.  Das  Organ  wird  durch  einen  feinen  Ast  der  Carotis 
versorgt,  welcher  sich  in  demselben  in  eine  Anzahl  von  gewun-* 
denen  und  anastomosierenden  Zweigen  auflöst,  die  ähnlich  wie  in 


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der  Steissdrüse  von  Massen  kleiner  polygonaler  Zellen  schdiden- 
artig  lungeben  sind.  Erweiterungen  und  Ausbuchtungen  konunen 
jedoch  in  diesen  Gelassen  nicht  vor.  Das  Stroma  besteht  hier  eben¬ 
falls  aus  fettreichem,  mit  elastischen' Elementen  untermischten  Binde¬ 
gewebe,  welches  von  einem  Netzwerke  feiner  sympathischer  Ner¬ 
venfasern  mit  eingelagerten  Ganglienzellen  durchzogen  wird. 

6.  Die  Thymusdrüse. 

Ober  dieselbe  ist  S.  543  nachzusehen. 

7.  D  i  e  S  c  h  i  1  d  d  r  ü  s  e. 

Über  dieselbe  ist  S.  541  nachzusehen. 

8.  Die  Beischilddrüsen. 

Hinter  der  Schilddrüse,  in  der  Nähe  der  Trachea,  höher  oder 
tiefer  liegen  eine  Anzahl  von  kleinen  Körpern,  die  früher  allge¬ 
mein  als  Lymphdrüsen  oder  als  abgesprengte  Teile  der  Schild¬ 
drüse  betrachtet  wurden.  Der  erste,  der  sie  eingehender  beschrieb 
und  sie  als  besondere  Gebilde  hinstellte,  war  SanöSTRÖm 
(1880);  er  gab  ihnen  wegen  ihrer  Lage  den  Namen  Glandulae 
parathyreoideae,  Beischilddrüsen.  Sie  wurden  von 
ihm  beim  Menschen  und  bei  einigen  Säugetieren  gefunden.  Fünf¬ 
zehn  Jahre  später  (1895)  wurden  sie  von  KOHN,  an  Katzen  be¬ 
sonders  —  neu  untersucht.  Sie  entstehen  nach  ihm  in  der  Nähe 
der  Schilddrüsenanlage  aus  der  dritten  und  vierten  Kiementasche, 
sind  compacte  Epithelzellenhaufen  mit  eigener  bindegewebiger 
Kapsel  und  leicht  von  der  Schilddrüse  trennbar.  Er  bezeichnete 
sie,  um  sie  als  besondere  Organe  hinzustellen,  als  Epithel¬ 
körperchen. 

Nach  WELSH  sind  es  gewöhnlich  vier  an  der  Zahl,  auf 
jeder  Seite  zwei.  Sie  sind  von  rotbrauner  Farbe,  mit  einem 
Strich  ins  Gelbliche,  von  wechselnder  Grösse  (3 — 15  mm),  meist 
6 — 7  mm  lang.  Ihre  Form  ist  länglich,  ovoid,  meist  leicht  ab¬ 
geplattet,  selten  rund,  wie  eine  grosse  Linse  oder  ein  Kürbiskern. 
Welsh  unterscheidet  nach  der  Lage  jederseits  zwei,  eine  obere 
hintere  und  eine  untere  vordere. 

Die  obere,  konstanter  in  ihrem  Vorkommen  und  ihrer 
Lage,  liegt  nahe  der  Grenze  zwischen  Oesophagus  und  Pharynx 
am  hintern  innern  Umfange  des  Seitenlappens  der  Schilddrüse, 
etwa  dem  untern  Rande  der  Cartilago  cricoidea  entsprechend. 


764 


Die  Arteria  thyreoidea  inferior  und  der  Nervus  laryngeus  inferior 
liegen  vor  und  nach  innen  von  ihr. 

Die  untere  liegt  am  unteren  Ende  der  Schilddrüse  neben 
der  Trachea,  am  Seitenrande  derselben,  entweder  etwas  nach  vom 
oder  hinten,  manchmal  sind  sie  von  der  Schilddrüse  leicht  über¬ 
deckt  oder  liegen  weiter  von  ihr  entfernt  abwärts,  bis  zum  zehnten 
Trachealringe.  Die  unteren  liegen  vor  der  Arteria  thyreoidea 
inferior  und  dem  Nervus  laryngeus  inferior.  Beide  Drüsenpaare 
sind  stets  leicht  von  der  Schilddrüse  zu  isolieren,  wenn  man  sich 
hart  an  der  Schilddrüse  hält.  Funktionell  sind  sie  dadurch  von 
hohem  chirurgischen  Interesse,  daß  ihre  vollständige  Entfernung, 
zum  Beispiel  bei  Strumaexstirpationen,  Starrkrampf  (Tetanie)  mit 
td^ichem  Ausgange  zur  Folge  hat. 


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Register 


Abhang  407. 

Accessorius-vagus-glossopharyngeus- 
bahn  434. 

Acervulus  380. 

Acetabulum  207,  210. 

Achillessehne  259. 

Achselbogen  140. 

Achselhöhle  od.  -grübe  141. 

Acini  hepatis  605. 

Acromion  158. 

Acusticus  432,  474. 

Acusticusbahn  453. 

Acusticuskerne  434. 

Acusticusschleife  405,  418,  432. 
Acusticusteile  474. 

Adergeflechte  380. 

Adergewebe  380. 

Aderhaut  des  Auges  693,  697. 
Aditus  ad  antrum  728. 

—  laryngis  517. 

—  orbitae  70. 

—  pelvis  211. 

Adminiculum  lineae  albae  148. 
Aequator  des  Auges  698. 

—  d.  Linse  709. 

Affenspalte  387. 

After  598. 

Agger  712. 

—  nasi  741. 

Agmina  Peyeri  596. 

Ala  cinerea  404. 

Alae  lobuli  centralis  407. 

—  magnae  (temporales)  33. 

—  minimae  65. 

—  parvae  (orbitales)  32. 

—  —  Ingrassiae  34.  62. 

—  nasi  740. 

—  sacrales  205. 

—  vomeris  49,  73. 

Alcock^scher  Canal  680. 

Alexie  438. 

Alveolargänge  537. 

Alveoli  dentium  54,  77. 

—  pulmonum  537. 

Ambos  721. 


Ambosbucht  724. 
Ambos-Steigbügelgelenk  722. 
Ammonshorn  400. 

Amphiarthrose  13,  15. 

Ampulla  canalis  lacrim.  691. 

—  recti  599. 

—  tubae  uterinae  670. 

—  d.  ductus  deferens  649. 
Ampullen  d.  Bogengänge  731. 
Anconaei  186. 

Angulus  costae  127. 

—  ethmolacrimalis  51. 

—  infrastemalis  124. 

—  Ludovici  125,  143. 

—  mandibulae  78. 

—  oculi  687. 

—  oris  551. 

—  pubis  210,  212. 
stemi  125,  143. 

—  thorads  124. 

Anlage  10. 

Annulus  cruralis  internus  227, 268,  275. 

—  —  extemus  268,  276. 

—  femoralis  155,  227,  268,  275. 

—  fibrosus  cordis  284. 

—  haemorrhoidalis  599. 

—  inguinalis  abdominalis  151. 

—  —  int.  s.  subperiton.  150. 

—  —  int.  s.  subperiton.  150. 

—  tympanicus  37,  60,  714. 

—  urethralis  638. 

Ansa  Henlei  630. 

—  hypoglossi  483,  485. 

—  lenticularis  415. 

—  peduncularis  415. 

—  subclavia  509. 

—  Vieussenii  509. 

Ansatz  der  Muskeln  17. 

Antagonisten  18. 

Antibrachium  160. 

Anthelix  712. 

Antithenar  193. 

Antitragus  712. 

Antrum  Highmori  46,  52. 

—  pyloricum  586. 


766 


Antrum  mastoideum  728. 

—  tympanicum  718,  728. 

—  tympanicomastoideum  728. 
Anus  598. 

Aorta  296. 

Aortenbogen  296. 

Aortensdüitz  138. 

Aortensystem  297. 

Aortenzwiebel  296. 

Apertura  ext.  aquaed.  vestib.  41. 

—  inf.  s.  ext.  canal.-tymp.  42,  62. 

—  sup.  s.  int.  canal.  tymp.  40, 

42,  43. 

~  lat.  ventr.  quarti  381,  404. 

—  med.  ventr.  quarti  381,  405. 
pelvis  211. 

—  piriformis  47,  76. 

—  sin.  sphenoid.  32. 

—  super,  can.  tymp.  40,  67. 

—  thoracis  124. 

Apex  cordis  281. 

—  modioli  732. 

—  pulmonis  533. 

Aphasie  437. 

Aponeurosen  16,  146. 

Aponeurosis  linguae  565. 

—  palmaris  188,  200. 

—  plantaris  271. 

—  volaris  200. 

Apophyse  7. 

~  siehe  Proc.  lent. 

Apparatus  ligam.  Weitbrechti  113. 

—  —  sinus  tarsi  241. 

Appendices  epiploicae  591,  620. 
Appendix  sup.  et  inf.  113. 

—  epididymidis  644. 

—  testis  644. 

—  ventriculi  laryngis  529. 

—  vesiculosa  669. 

Aquaeductus  cerebri  395,  398,  401. 

—  Cochleae  43,  351,  733. 

-  Sylvii  395. 

—  vestibuli  41,  69,  351. 

Arachnoidealsack  od.  -raum  373,  378, 

440. 

Arachnoidealzotten  20,  379. 
Arachnoidea  378,  440. 

Arbor  vitae  (Kleinhirn)  423. 

—  —  (Cervicalcanal)  665. 
Arcaden  632. 

Arcus  aortae  296. 

—  cricoideus  518. 

—  cruralis  148,  226. 

—  glossopalatinus  573. 

—  lumbosacralis  138. 

—  palaloepiglotticus  573. 


—  pharyngoepiglotticus  573. 

—  pharyngopalatinus  573. 

—  plantaris  342,  344. 

—  pubis  210,  212. 

—  renales  632. 

—  superciliaris  19. 

—  tarseus  310. 

—  —  palpebrar.  310. 

—  tendineus  679,  683. 

—  vertebrae  105. 

—  volaris  prof.  324. 

—  —  superficialis  324. 

—  zygomaticus  38,  48. 

Area  cribrosa  631. 

—  acustica  404. 

—  interpleurica  inf.  543. 

—  —  sup.  543. 

—  parolfactoria  Brocae  392. 

Areae  gastricae  587. 

Areola  mammae  677. 

Armmuskeln  183. 

Armnerven  487. 

Arteria  acetabuli  336. 

Arteria  alveolaris  inferior  305. 

Arteriae  alveolares  superiores  306. 
Arteria  anastomotica  magna  337. 
Arteria  angularis  nasi  304. 

—  anonyma  298. 

Arteriae  anonymae  iliacae  300,  327. 
Arteria  appendicularis  327. 

Arteriae  ardformes  632. 

Arteriae  (articulares)  genu  337. 

Arteria  (articularis)  genu  superficialis 
337. 

—  (articularis)  genu  suprema  337* 
Arteria  auditiva  interna  314. 

—  auricularis  posterior  304. 

—  —  profunda  305. 

—  axillaris  316. 

—  azygos  genu  338. 

—  basilaris  314. 

—  brachialis  318. 

—  bronchialis  298. 

Arteriae  buccales  304. 

Arteria  bucdnatoria  306. 

—  Arteria  bulbosa  332. 

—  bulbourethralis  332. 

—  capsularis  711. 

Arteriae  calcaneae  342. 

—  caroticotympanicae  309. 

—  canalis  pterygoidei  306. 

Arteria  carotis  communis  301. 

—  —  externa  301. 

--  —  interna  301,  308. 

Arteriae  carpeae  dorsales  320,  322. 

—  —  volares  322,  323. 


Digitized  by  ^ooQle 


uarti  381,  405. 


I  76. 
d.  32. 

lymp.  40,  67. 


Vi5. 

1S8.  200. 
271. 

». 

lent. 

iibrechfi  113. 
5  tarsi  241. 
591,  ö20. 
113. 
i  644. 


-  acusöa  m 

-  inlerpleuria  d  3Ö. 

_  _  sup.  JÖ. 

-  pirolfactoria  ßro® 
Arcic  gastricae  587. 

Areola  mammie  677. 
Annmuskeln  183. 
Armnerven  487. 

Artcria  acetabuli  3^ 
Arteria  alveoUris  inieno[ » 
Arleriac  alveoUres  superiflß  - 
Arteria  anastomotkiir»^^ 
Artcria  angulans^ 

__  iflonyma  2«.  . 

Artcriac  aflonyiMC  flu«»'* 
Arterii  appendinliiB  ®' 
Arten«  aw'“*,®  jf 
Arten« 

Arteria  (artoilans)  p"  ^ 
337. 


ria  auditiva  inj^ 


.nii.  \.ii (.uiiiiicAa  juuiii  pusi.  s.  prui.  ooo. 

—  —  —  superf.  s.  ant.  335. 

—  —  Scapulae  317. 

—  coeliaca  299,  325. 

—  colica  dextra  326. 

—  —  media  327. 

—  —  sinistra  327. 

—  collateralis  media  318. 

—  —  radialis  super.  318. 

—  —  ulnaris  inferior  319. 

—  —  —  Superior  318. 

—  comes  nervi  ischiadici  321. 

—  communicans  anterior  311. 

—  —  posterior  311,  31 5j 

Arteriae  coronariae  cordis  297 

—  —  labior.  304. 

Arteria  coronaria  malleolaris  342. 

—  —  ventriculi  dextra  325. 

Arteria  coronaria  ventriculi  sinistra  325. 

—  corporis  callosi  311. 

—  cremasterica  334. 

—  cricothyreoidea  302,  522.  ^ 

—  cruralis  334.  Digitized  by  CjC 

~  cystica  326. 

Arteriae  dentales  inff.  305. 


—  naemorrnoiaaiis  externa  332. 

—  —  interna  327. 

—  —  media  320. 

—  —  Superior  327. 

—  helicinae  657. 

—  hepatica  325. 

—  hyaloidea  711. 

—  hypogastrica  327,  739. 

Arteria  ileocolica  326. 

Arteriae  iliacae  communes  327,  300. 
Arteria  iliaca  externa  301,  333. 

—  —  interna  300,  321. 

—  iliolumbalis  300. 

—  infraorbitalis  306. 

Arteriae  intercostales  299. 

Artt.  intercostales  anteriores  313. 

Artt.  intercostales  posteriores  299,  316. 
Arteria  intercostalis  suprema  316. 

—  interossea  communis  320. 

—  —  anterior  320. 

—  —  posterior  320. 

Arteriae  interjnetacarpeae  dorsales  233. 

—  C  —  volares  324. 

Arteriae  interlobulares  632. 

—  interosseae  dors.  s.  extemae  323. 


768 


Arteriae  malleolares  anteriores  340. 
Arteria  malleolaris  posterior  medialis 
(int.)  342. 

Arteriae  mammariae  intemae  313. 
Arteria  mammaria  interna  312. 

—  mandibularis  305. 

—  masseterica  306. 

—  mastoidea  (Ram.)  304,  375. 

—  maxillaris  externa  303. 

—  —  interna  305. 

—  mediana  320. 

Arteriae  mediastinales  posteriores  2Q8. 
Arteria  meningea  anterior  310,  375. 

—  —  media  305,  375. 

—  —  parva  305,  375. 

—  —  posterior  externa  304, 

375. 

—  —  —  interna  314, 

375. 

—  mentalis  305. 

—  mesaraica  inferior  327. 

—  —  Superior  326. 

—  mesenterica  inferior  299,  327. 

—  —  Superior  299,  326. 

—  metacarpea  dorsalis  320. 

—  sublimis  320. 

Arteria  metatarsea  344. 

—  —  dorsalis  I  340. 

—  musculophrenica  312. 

—  mylohyoidea  305. 

Artt.  nasales  superiores  (posteriores) 
307. 

Arteria  nasalis  posterior  307, 

Arteria  nasopalatina  Scarpae  307. 

—  nutritia  fibularis  341. 

—  —  tibiae  342. 

—  obturatoria  329. 

—  occipitalis  304. 

Arteriae  oesophagae  298. 

Arteria  ophthalmica  309. 

—  ovarica  300. 

Arteria  palatina  ascendens  303. 

—  —  descendens  306. 

—  palatina  major  307. 

Arteriae  palatinae  307. 

—  palpebrales  309. 

Arteria  pancreatico-duodenalis  inf.  326. 

—  —  —  super.  326. 

Arteriae  penicillatae  615. 

—  perforantes  336. 

Arteria  pericardiaco-phrenica  312. 

—  perinei  332. 

—  peronaea  341. 

—  —  perforans  s.  ant.  342. 
pharyngea  ascendens  301. 

—  —  descendens  307. 


Arteria  pharyngo-palatina  303. 
Arteriae  phrenicae  inferiores  300. 

—  —  superiores  298. 
Arteria  plantaris  later,  s.  ext.  341. 

—  —  medial,  s.  int.  341. 

—  —  profunda  339. 

—  plicae  cubiti  319. 

—  poplitea  337. 

—  praemasseterica  304. 

—  princeps  pollids  322. 

—  profunda  brachii  318. 

—  —  cerebri  314. 

—  —  clitoridis  322. 

—  —  femoris  335. 

—  —  linguae  302,  303. 

—  —  penis  336. 

Arteriae  pterygoideae  306. 

Arteria  pterygopalatina  306. 

—  pudenda  int.  331,  344. 
Arteriae  pudendae  externae  335. 
Arteria  pulmonalis  295,  344. 

—  radialis  317,  322. 

Arteria  ranina  303. 

—  recurrens  interossea  320. 

—  —  radialis  323. 

—  —  tibialis  339. 

—  ulnaris  319. 

Arteriae  renales  300,  632. 

—  sacrales  laterales  330. 
Arteria  sacralis  media  297,  301. 
Arteriae  scrotales  anteriores  335. 

—  —  posteriores  332. 

Arteria  septi  narium  307. 

—  —  mobilis  narium  304. 
Arteriae  sigmoideae  327. 

Arteria  spermatica  externa  334. 
Arteriae  spermaticae  intemae  300. 
Arteria  spheno-palatina  307. 

—  zygomatica  306. 

Arteriae  spinales  314. 

Arteria  splenica  325. 

—  stemocleidomastoidea  302. 

—  stylomastoidea  305. 

Arteria  subclavia  298,  312. 

—  subcutanea  malae  306. 

*-  sublingualis  303. 

Arteria  submentalis  304. 

—  subscapularis  317. 

Arteriae  sternales  312. 

—  suprarenales  300. 

Arteria  supraorbitalis  309. 

—  suprascapularis  315. 

Arteriae  surales  338. 

—  tarseae  340. 

Arteria  temporalis  media  308. 
Arteriae  temporales  profundae  306. 


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305,  375. 
or  cxtenu  304, 
375. 

interna  314, 
375. 

lor  327. 
nor  326. 

•rior  209,  327. 
?rior  200,  326. 
jalis  320. 

US  320. 

’alis  I  340. 
a  312. 

)5. 

s  (posteriores) 

)r  307. 
carpae  307. 

IS  341. 

342. 


—  —  linguM  30; 

—  -  penis  33&. 
.Arteriae  pterygokkae  30ö. 
Artcria  pteijgopalatina  % 

—  pudenda  int.  Sl, 
Arteriae  pudendae  al^  ^ 
Artcria  puimonalis  2^  51t. 

_  radialis  317, 321 
Artcria  ranina  303. 

—  recurrens  inferossö  j- 

_  radialis  315 

_  libialis  33^ 

_  ulnaris  319. 

Arteriae  renales  300.  p- 
_  sacrales  latente  3^ 

Artcria  sacralis 
Arteriae  scrotales  antenofts^ 
nncfenoits 


rteria  scpti  narium  301 

_  roobflisnaninnJ 

rteriae  sigmoideae 

rteria  si^nnabaex^^ 


—  luiiauiaris  juö. 

—  transversa  colli  315. 

—  —  fadei  307. 

—  —  Scapulae  315. 

—  tympanica  305. 

—  ulnaris  314. 

—  umbilicalis  329,  360,  362. 
Arteriae  urethralis  332. 

—  uterina  330. 

—  vaginalis  330. 

—  vertebralis  313. 

—  —  Lage  122. 

Arteriae  vesicales  inferiores  330. 

—  —  superiores  329. 

Arteria  Vidiana  306. 


—  zygomatica  306. 

—  zygomaticoorbitalis  308. 
Arterien  294. 

Arteriolae  redae  633. 

Arthrodien  14. 

Articulationen  13. 

Articulatio  acromiodavicularis  167. 

—  atlanticoepistrophica  lat.^<^ 

Digitized  by  Vj 

—  atlantooccipitalis  112. 

—  atlantoodontoddea  113. 


sacroiliaca  208,  224. 

—  sacrococcygea  225. 

—  sellaris  14. 

—  sphaeroidea  14. 

—  stemodavicularis  129. 

—  stemocostalis  130. 

—  talocalcanea  241. 

—  talicalcanecmavicularis 

—  talocruralis  239. 

—  talonavicularis  243. 

—  tarsi  transversa  242. 

—  tarso  metatarsea  245. 

—  tibiofibularis  238. 

—  trochoidea  13. 

—  tuberculi  costae  131. 
Arytaenoidwinkd  526. 
Assodationsfasem  411. 

Astragalus  219. 

AUas  107. 

Atmungsorgane  517. 

Atmungsritze  525. 
Atrio-ventricularklappen  286. 
Atrium  283. 

Atticus  719. 

Auerbach’scher  Plexus  512. 


241. 


770 


Axenband  des  Hammers  721. 
Axillarlinie  142. 

Badlli  retinae  705. 

—  acustici  738. 

Backzähne  554. 

Bahnen  des  Grosshimes  409. 

—  myomotorische  436. 
Baillarger’scher  Streif  438. 

Balgdrüsen  der  Zunge  562. 

Balken  392,  412. 

Balkenstrahlung  412. 

Band,  gezahntes  441. 

Bandelette  diagonale  392. 

Bandkem,  411. 

Bandhaft,  9. 

Bandscheiben  11. 

Bandverbindung  9. 

Barba  751. 

Bartholin’sche  Drüsen  Ö60. 
Basalmembran  699. 

BasalzeUen  des  Hodens  647. 

—  d.  Nase  745. 

Basis  cordis  281. 

—  cranii  18. 

—  —  ext.  18,  58. 

—  —  int.  18,  64. 

—  mandibulae  77. 

—  pedunculi  395,  416. 

—  Scapulae  157. 

Bauchaorta  299. 

Bauchfell  152,  616. 

Bauchmuskeln  143. 

Bauchpresse  146. 

Bauchregionen  155. 

Bauchspeicheldrüse  611. 
Bauchwandfascien  147. 

Becherzellen  600. 

Becken  204,  211. 

Beckenbein  207. 

Beckenfascie  683. 

Beckeneingang  211. 

Beckengelenke  224. 

Beckengürtel  204,  207. 

Beckenneigung  211. 

Begleitvenen  346. 

BeischUddrüsen  764. 

Belegzellen  588. 

Berg  407. 

Bellini^sches  Röhrchen  628. 
Bichat’scher  Fettklumpen  88. 
Bidder’sche  Ganglien  291. 

Bindearm  424. 

Bindehaut  689. 

Binnenzellenschicht  (des  Haars)  752. 
Bland  in’ sehe  Drüse  565,  570. 


Blase  635. 

Blephara  687. 

Blinddarm  597. 

Blindsack  des  Magens  586. 
Blutgefässdrüsen  760. 

Bluüeiter  der  Hirnhaut  346,  350. 
Bogenbündel  412. 

Bogengänge,  häutige  734. 

Bogengänge,  knöcherne  731. 
Böttcher-Cutogno’scher  Raum  734. 
Bowman’sche  Drüsen  746. 

—  Kapsel  630. 

Brachium  pontis  396,  406,  420,  424. 
Brachia  conjunctiva  403,  406,  417,  424. 
Brechet’sche  Venen  351. 

Briess  549. 

Broca’sche  Windung  435. 

Bronchi  531. 

Bronchioli  537. 

Bronchiolus  respiratorius  537. 
Bruchsack  153,  278. 

Brücke  417. 

Brücke’scher  Muskel  458,  698. 
Brückenkeme  420. 

Brückenschenkel  424. 

Brunn’sche  Membran  745. 

Brunner’sche  Drüsen  594,  601. 
Brustaorta  297- 
Brustbein  124. 

Brustdrüse,  innere  549. 

Brustdrüse  677. 

Brusteingeweide,  Lage  542. 

Brustkorb  123. 

Brustfascie  140. 

Brustfell  539. 

Brustmuskel  132. 

Brustwarze  677. 

—  Lage  142. 

Brustwirbel  108. 

Buccae  552. 

Bulbus  aortae  296. 

—  arteriae  pulmonal.  296. 

—  comu  posterioris  412. 

—  oculi  685. 

—  olfactorius  394,  454. 

—  pili  751. 

—  urethrae  654. 

—  venae  jugularis  349. 

—  vestibuli  660. 

Bulla  ethmoidalis  45,  76,  742. 

Bündel  vom  Fuss  zur  Haube  416. 

—  kommaförmiges  450. 
Burdach’scher  Strang  403,  444,  449. 
Bursa  anserina  238,  252. 

—  bicipitalis  238. 

—  bicipitoradialis  173,  185. 


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Brustlcüm 

BrustinusW  132- 
Brustwarze  677. 

_  Lage  l«- 

Brustwirbel  108. 

Bucae  552. 

Buito  aort«  2^ 

_  iifcn«  , 

_  coraupo**^ 

-  oculi  jjj 

^  otfactonus  3Pi 

I  _  |äi75l. 

Bfiodd  »0®  , 

Bursa  . 


—  oiecrani  i  rö. 

—  pharyngea  579. 

Bursae  plantares  subcut.  274. 

—  praepatellares  subcut.  237. 
Bursa  subacromialis  170. 

—  subcoracoidea  170. 

—  subcruralis  237,  254. 

—  subcutanea  acromialis  171. 

—  —  oiecrani  173. 

—  —  tuberositatis  tibiae  237. 

—  subdeltoidea  170. 

—  subhyoidea  80,  522. 

—  subiliaca  230,  248. 

—  subscapularis  170. 

—  subtendinea  oiecrani  173. 

—  suprapatellaris  233,  236,  253. 

—  trochanterica  glutaeor.  248,  249. 

—  —  subcutan.  249. 

—  tuberositatis  tibiae  237. 
Cacumen  407. 

Caecum  597. 


—  zygomaticus  48,  72. 
Canaliculi  caroticotympanici  42. 

—  dentales  5%. 

—  lacrimales  691. 
Canaliculus  mastoideus  43,  61. 
Canaliculi  uriniferi  630. 

—  seminiferi  645. 
Canaliculus  tympanicus  40,  42. 
Canthus  687. 

Capilli  751. 

Capitula  ossium  metacarp.  166. 
Capitulum  costae  127. 

—  fibulae  217. 

—  humeri  160. 

—  mandibulae  79. 

—  radii  162. 

Capsula  adiposa  renis  627. 

—  articularis  10. 

—  externa  411. 

—  fibrosa  lienis  614. 

—  —  renis  627. 

49* 


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772 


Capsula  Glissonii  604. 

—  glomeruli  630. 

—  interna  411. 

Caput  gallinaginis  653. 

—  humeri  158. 

—  plantare  265. 

Cardia  585. 

Carina  vaginae  661,  663. 

Caro  quadrata  Sylvii  265. 
Carotidendrüse  763. 

Carpalgelenk  176. 
Carpo-metacarpalgelenk  178. 

Carpus  163. 

Carrefour  sensitif  453. 

Cartilago  alaris  741. 

—  arytaenoidea  520. 

—  auriculae  711. 

Cartilagines  corniculatae  521. 

—  costae  126. 

Cartilago  cricoidea  518. 

Cartilagines  cuneiformes  521. 

—  epactiles  741 . 

—  nasi  laterales  741. 
Cartilago  lingual  563. 

—  quadrangularis  741. 

—  ^ntoriniana  521. 

Cartilagg.  sesamoideae  521. 

—  sesamoideae  nasi  730. 
tracheales  531. 

Cartilago  thyreoidea  519. 

—  triangularis  carpi  175. 

—  triangularis  nasi  741. 

—  triticea  522. 

—  tubae  (Eustach.)  727. 

—  Wrisbergi  521. 

Carunculae  lacrimales  691. 

—  hymenales  661. 

—  myrtiformes  661. 

—  sublinguales  s.  salivales  561, 

570. 

Cauda  equina  442. 

Cavemöses  Gewebe  des  Penis  657. 
Cavitas  axillaris  141. 

—  glenoidalis  scapulac  157,  169. 
Cavum  articulare  10. 

—  conchae  712. 

—  Gouglasii  623,  666. 

—  laryngis  517. 

—  mediastinale  ant.  541,  546. 

—  —  post.  541,  546. 

—  medulläre  8. 

—  Meckeli  459. 

—  narium  741. 

—  nasi  73. 

—  oris  551,  560. 

—  pericardii  293. 


Cavum  peritonaei  616. 

—  pharyngonasale  578. 

—  pleurae  539. 

—  praeperitonaeale  637. 

—  Retzii  637. 

—  subarachnoidale  378. 

—  septi  pelluddi  392. 

—  thoracis  123. 

—  tympani  717. 

—  Uteri  665. 

Cella  media  398. 

Cellulae  aquiferae  572. 

—  ethmoidales  45,  744. 

—  intestini  crassi  s.  Haustra. 

—  mastoideae  717,  728. 

—  mudparae  572. 

—  serosae  572. 

Cement  555. 

Centralkanal  des  Rüdcenmarkes  382, 
443. 

Centralläppchen  407. 

Centrales  Höhlengrau  417. 

Centrum  tendineum  137. 

—  semiovale  Vieusscnii  411. 
Cerebdlum  406. 

Cerebrum  385. 

Cerebrospinalnerven  454. 

Cerumen  714. 

Cervicalkanal  665. 

Cervicalnerven  485. 

Cervix  101. 

—  Uteri  664. 

Charntergelenk  13. 

—  modific.  82. 

Chiasma  nervorum  opt.  394,  455. 
Choanae  62,  76. 

Chopart^sches  Gelenk  242. 

Chordae  acusticae  404,  432. 

—  tendineae  284. 

Chorda  obliqua  173. 

—  transversal,  cubiti  173. 
Chordae  transversal.  Willisii  393. 
Chorda  tympani  42,  469,  473. 
Chorioidea  697. 

Chylus  364. 

Chylusgefässe  364. 

Chymus  601. 

Ciliae  688,  751. 

Ciliarkörper  697. 

Cingulum  390,  412. 

—  dentis  554. 

Circonvolution  de  Broca  435. 

Circulus  arteriös,  iridis  major.  310,  702. 

—  —  —  min.  310,  702. 

—  —  Willisü  311,  315. 

—  venosus  trachealis  Öl. 


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—  nastokle«  71'.  ^ 

_  mudpiiae  571 

_  scrosie  572. 

Cemcnt  355.  „  ,  .  « 

Centnlkiittl  des  RndBiaiB^ 
443. 

Centralläppchen  4Ö7. 
Centrales  Höhlengnu  417. 
Centrum  tendineuin  137. 

_  semiovilc  VieusstEife- 

CerebeUum  406. 

Ccrdmiffl  385. 
Ccrebrospinalnen'®  ^ 
Cerumen  71i 
Cervicalkanal  665. 
Cervicalncrvcn  485. 

Cervix  101- 
_  Uteri  664. 

Odniiia  iientoraB"!'-*® 

rhoidie 


CoUateralen  446. 

Colliculus  seminalis  653. 

—  facialis,  404,  430. 

—  Superior  403. 

—  inferior  403. 

—  des  Stellknorpels  520. 
Colloidsubstanz  549. 

Collum  100. 


—  costae  128. 
dentis  558. 

—  femoris  212. 

—  humeri  158. 

—  mandibulae  79. 

—  pili  751. 

—  Scapulae  157. 

—  vertebrae  105. 

Colon  597. 

Colostrum  678. 

—  -Körperchen  678. 
Columella  modioli  732. 
Columnae  Bertini  629. 

—  fomicis  393,  415. 

—  medullae  444. 

—  Morgagni  599.  tized 

—  rectales  599. 

—  renales  629. 


Confluens  sinuum  32. 

Coni  705. 

—  vasculosi  Halleri  646. 
Conjugata  vera  211. 

Conjunctiva  688. 
Conjunctivalsack  690. 
Contraopposition  178. 

Conus  arieriosus  289. 

—  elasticus  517. 

—  meduUaris  442. 
Cooper'sche  Fascie  642. 

Cor  281. 

Corona  dentis  553. 

Corium  747. 

Cornea  693. 

—  -fibrillen  696. 

—  -Substrat  696. 

Comu  Ammonis  400. 

Comua  cartilag.  thyre-3d,  519. 

—  coccygea  206,  207. 

—  medullae  spinal.  444. 

—  ossis  hyodei  80. 
sacralia  206. 
sphenoidalia  32. 

—  ventriculor.  cerebri  396. 

Cnrnn;!  alanHie 


774 


Corpus  luteum  675. 

Corpp.  manunillaria  395,  415. 

Corpus  medulläre  423. 

Corpus  nig^m  676. 

—  papillare  749. 

—  pineale  380,  401. 

Corpp.  quadrigemina  403. 

—  restiformia  397,  406,  421,  425. 
Corpus  sterni  124. 

Corpus  Striatum  385,  399,  410. 

—  trapezoideum  418,  432. 

—  vertebrae  195. 

—  vitreum  69i  710. 

Corti’scher  Bogen  fes. 

Corti’sches  Organ  738. 

Corti’sche  Membran  739. 

Corti^sche  Pfeiler  738. 

Corti’scher  Tunnel  738. 

Costae  126,  127. 

—  scapulares  158. 

Costalatmen  96. 

Costo-articularlinie  613. 

Cotugno’scher  Raum  734. 

Cowper’sche  Drüsen  654. 

—  Fasde  642. 

Cranium  18. 

Crepitation  204. 

Crines  750. 

Cribrum  benedictum  631. 

Crista  acustica  738. 

Crista  arcuata  520. 

—  buccinatoria  79. 

—  conchalis  53,  56. 

—  ethmoidalis  oss.  maxill.  super. 

53,  56. 

—  femoris  213. 

—  fimbriata  561. 

—  frontalis  cxt.  19. 

—  —  int.  20,  65. 

—  galli  45,  64. 

—  iliaca  207. 

—  iliopectinea  206. 

—  incisiva  54. 

—  infratemporalis  35,  58. 

—  intertrochanterica  213. 

—  lacrimalis  anter.  48,  54,  70. 

—  —  p<^t.  47,  71. 

—  m.  supinatoris  162. 

—  marginalis  56,  64. 

—  mediana  518. 

—  nasalis  54,  56. 

—  occipitalis  ext.  29,  59. 

—  —  int  30,  68. 

—  obturatoria  210. 

—  orbitalis  34. 

—  ossis  ilium  207. 


Crista  pectinea  214. 

—  petrosa  40,  60. 

—  sacralis  205,  206. 

—  sphenoidalis  32. 

—  spheno-maxillaris  34. 

—  supramastoidea  729. 

—  supraventricularis  289. 

—  terminalis  287. 

—  tibiae  216. 

—  tuberculi  159. 

Cristae  sublinguales  561. 

—  turbinales  53,  56. 

Crista  urethralis  653. 

—  vestibuli  730. 

—  zygomatica  34. 

Crura  cerebelli  406,  397,  424. 

—  —  ad  pontem  395,  397. 

—  cerebri  395. 

—  fomicis  393. 

—  penis  656. 

Cruralscheide  275. 

Crus  curvilineum  722. 

—  helids  712. 

—  rectilineum  722. 

Cubitus  160,  161. 

Culmen  407. 

Cumulus  proligerus  673. 

Cuneus  391. 

Cunnus  658. 

Cupula  732. 

—  pleurae  540. 

Curvaturae  ventriculi  586. 

Cuticula  dentis  557,  558. 

—  püi  752. 

Cutis  747. 

Cylindergelenke  13. 

Cylinderzellenschicht  (d.  Haares)  752- 
C3rmba  conchae  713. 

Dachkem  424. 

Dammfascien  683. 

Dammmuskeln  679. 

Darmbein  207. 

Darmkanal  591. 

—  Structur  desselben  600. 

Darmsaft  601. 

Darmzotten  601. 

Darwin’sche  Höcker  712. 

DaumenbaUen  192. 

Decklappen  391. 

Deckzdlen  576.“ 

Declive  407. 

Decussatio  brachii  conjunctivi  417. 

—  lemniscorum  418. 

—  nn.  trochlearium  429. 

—  pyramidum  397,  408. 


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—  775  — 


Decussatio  tegmentorum  417. 
Deiters’scher  Kern  432. 

Efeiters^sche  Zellen  738. 

Deltamuskel  183. 

I>emodex  folliculorum  756. 

Dendrit  409. 

Dendriten  (Kleinhirn)  439. 

Dens  epistrophei  107. 

Dentes  553. 

—  angulares  554. 

—  biscuspidati  554. 

—  caduci  560. 

—  canini  554. 

—  decidui  554. 

—  i'ndsivi  554. 

—  lactei  560. 

—  molares  554. 

—  multicuspidati  554. 

—  permanentes  559. 

—  praemolares  554. 

—  sapientiae  560. 

—  serotini  560. 

Dentin  556. 

Dentinkanälchen  556. 

Dentinzellen  557. 

ntitio  tertia  560. 
rma  747 
Descemet^sche  Haut  694. 
Desmours’sche  Haut  694. 

Diagonales  Band  392. 

Diaphragma  137. 

—  oris  94,  560. 

—  pelvis  679. 

--  sellae  374. 

—  urogenitale  651,679,680. 

Diaphyse  7. 

Diarthrosis  10. 

Dickdarm  591,  596. 

Didymis  643. 

Diencephalon  383,  384,  403. 
Digitationes  hippocampi  400. 

Diploe  8. 

Discus  articulares  11. 

—  articularis  81,  129,  165,  175. 

—  oophorus  673. 

—  triangularis  175. 

Diverticulum  Vateri  595. 

Domfortsatz  105. 

Dorsalganglien  511. 

Dorsalflexion  177,  239. 

Dorsalmotion  239. 

Dorsum  sellae  s.  ephippii  32,  65. 
Douglas’scher  Raum  623,  666. 

Dreh  Wirbel  104. 

Dreieckbein  164. 

Ductuli  alveolares  537. 


Ductus  arteriosus  Botalli  296,  362. 
—  Bartholinianus  570. 

—  biliferi  608. 

—  choledochus  594,  609. 

—  cochlearis  734,  738. 

—  cysticus  609. 

—  deferens  646,  648. 

—  epoophori  longitud  676. 

—  ejaculatorius  649,  651. 

—  endolymphaticus  734. 

—  epididymidis  646. 

—  excretorius  651. 

—  interlobulares  608. 

—  hepaticus  609. 

—  lacrimalis  688,  691. 

—  lactiferi  677. . 

—  lymphaticus  dexter  et  sin.  365. 

—  nasolacrimalis  53,  76,  691,  744. 

—  pancreaticus  594,  611. 
papiilares  631. 

—  paraurethrales  661. 

—  parotideus  569. 
reuniens  734. 

—  Riviniani  570. 

--  Stenonianus  56,  569. 

—  sublinguales  570. 

—  submaxillaris  569. 
thoracicus  365. 

—  utriculosaccularis  734. 
venosus  (Arantii)  360,  604. 

—  Whartonianus  569. 

—  Wirsungianus  611. 

Dünndarm  591. 

—  -Gekröse  592. 

Duodenum  592. 

Dura  mater  372,  440. 

Ebner'sche  Dentinlibrillen  556. 

—  Knochenfibrillen  557. 
Eckzähne  555. 

Edinger-WestphaPscher  Kern  428. 
Ehrenritter^sches  Ganglion  475. 

Ei  694. 

Eichel  der  Qitoris  659. 

Eichel  des  Penis  654. 

Eidotter  674. 

Eierstöcke  671. 

Eiförmige  Gelenke  14. 

Eileiter  669. 

Einkeilung  9. 

Eiweissdrüsen  568. 

Eiweisszellen  572. 

Eleidin  749. 

Ellbogenbein  161. 

Ellbogenfortsatz  161. 

Ellbogengelenk  171. 


776 


Ellipsoidgelenk  14. 

Eminentia  arcuata  41,  67. 

Eminentia  carpi  radialis  164. 

—  —  ulnaris  164. 

—  capitata  160. 

—  cochlearis  718. 

—  collateral.  Medceli  s.  Tri- 

gonum  collat. 

—  crudata  30. 

Eminentia  ileopectinea  208. 

—  intercondyloidea  216. 

—  medialis  430. 

—  obliqua  222. 
pyramidalis  720. 

—  stapedia  720. 

—  teres  430. 

Emissarium  Santorini  20,  351,  375. 
Enarthrosis  15,  228. 

Encephalon  372. 

Endbronchien  537. 

Endbäumchen  446. 

Endfaden  440. 

Endkeme  426. 

Endkoiben  757. 

Endocardium  292. 

Endolymphe  730. 

Endometrium  667. 

Entonnoir  crural  275. 

Ependym  398. 

Ephippium  31. 

Epicardium  294. 

Epicondyli  femoris  214. 

—  humeri  160. 

Epidermis  747. 

Epididymis  643. 

Epidurale  Räume  373,  440. 
Epigastrium  155. 

Epiglottis  520. 

Epiglottiswulst  520. 

Epiphysen  der  Knochen  7. 

Epiploon  620. 

Epistropheus  107. 

Epithalamus  403. 

Epithdkörperchen  764. 

Epoophoron  676. 

Erbsenbein  164. 

Erection  657. 

Erinnerungsbilder  437. 

Erweiterer  der  Pupille  701. 

Etat  mamelonn^  587. 

Excavatio  papillae  nerv.  opt.  703. 

—  rectouterina  623,  666. 

—  redovesicalis  623. 

—  vesicouterina  623. 

Exitus  pelvis  211. 

Extension  177. 


Extensorsehne  der  Hand  195. 
Extremitätenmuskeln  des  Rückens  114. 
Extremitätenbahnen  415,  452. 

Facialisbahn  453. 

Facies  auricularis  208. 

--  lunata  211. 

—  patellari^  224. 

Falx  cerebelli  s.  minor  373. 

—  cerebri  s.  major  373. 

Falz  der  Cornea  694. 

Fasda  axillaris  141. 

—  brachti  199. 

—  bucco-pharyngea  91,  583. 

—  cervicalis 

—  davipectoralis  141. 

—  coUi  97. 

—  colli  propria  98,  100. 

—  Cooperi  642. 

—  coraco-davicularis  140. 

^  -pectoralis  140. 

—  cremasterica  152,  642. 

—  cribriformis  277,  267. 

—  cribrosa  277. 

—  cruris  270. 

—  dentata  hippocampi  (s.  Tarini) 

393. 

—  diaphragmatica  pelvis  680. 

—  endopelvina  683. 

—  endothoracica  141. 

—  hypogastrica  683. 

—  iliaca  266. 

—  üiopectinea  266,  276. 

—  infrahyoidea  98. 

—  infraspinata  199. 

—  infundibuliformis  148. 

—  interossea  brachii  200. 

—  —  pedis  272. 

—  lata  266. 

—  linguae  565. 

—  lumbodorsalis  122.  . 

—  obturatoria  682. 

—  parotideomasseterica  90. 
pectinea  276. 

—  pectoralis  superf.  140. 

—  pelvina  205. 

—  pelvis  683. 

—  penis  656. 

—  perinei  profunda  s.  propria  683. 

—  —  (superficialis)  683. 

—  plantaris  271. 

— -  praevertebralis  100. 

—  profunda  dorsi  122. 

—  propria  hemiae  278. 

—  renalis  627. 

—  serrata  123. 


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777 


Fascia  subscapularis  199, 

—  superficialis  abdominis  146. 

—  —  colli  97. 

—  —  corporis  97,  267. 

—  —  dorsi  122. 

—  suprahyoidea  98. 

—  supraspinata  199. 

—  temporalis  90. 

—  Tenoni  692. 

—  transversalis  abdominis  147. 

—  transversa  147. 

—  triangularis  684. 

—  trigoni  ar.  684. 

Fasciculi  corp.  restiformis  421. 

—  musculorum  16. 

—  pedunculo-mamtnillares  41 5. 

—  transversi  271. 

Fasciculus  anterior  448. 

—  anterolateralis  448. 

—  arcuatus  412. 

—  oerebellospinalis  448. 

—  cerebrospinalis  ant.  et.  lat. 

447. 

—  cuneatus  444. 

—  gracilis  444. 

—  lateralis  proprius  449. 

—  longitudin.  inf.  412. 

—  —  med.  417. 

—  —  sup.  412. 

—  retroflexus  416. 

—  sulcomarginalis  447. 

—  thalamomammiliaris  415. 

—  transversus  pedunculi  403. 

—  uncinatus  412. 

Fascien  16,  140. 

Fascienbänder  16. 

Fascienzipfel  692. 

Fasdola  cinerea  393. 

Faserhaut  des  Hodens  643. 

Faserkörbe  u.  KöUiker  439. 

Fasern  exogene,  endogene  447. 
Fastigium  405,  424. 

Feld  ovales  450. 

Felsenbein  37. 

Femur  212. 

Fenestra  cochleae  718. 

—  ovalis  718. 

—  rotunda  719. 

—  vestibuli  719. 

Ferrein’sche  Fortsätze  629. 

Fersenbein  220. 

Fettacini  750. 

Fettträubchen  750. 

Fibrae  arcuatae  cerebri  412. 

—  —  corneae  687. 

—  —  externae  408. 


Fibrae  aicuatae  phalang.  195. 

—  arciformes  ext.  ant.  420,  422. 

— -  __  _  post.  422. 

—  —  int.  s.  arcuatae  418. 

—  —  cerebello-olivares 

422. 

—  cruciatae  455. 

—  directae  455. 

—  intercolumnares  158. 

—  intercrurales  150. 

—  obliquae  ventriculi  598. 

—  propriae  cerebri  410. 
Fibrocartilago  intervertebralis  110. 

—  interarticularis  235. 

—  semilunaris  235. 

Fila  olfactoria  454. 

Filtrum  laryngis  s.  ventriculorum  529. 
Filum  terminale  440.  442. 

Fimbria  Hippocampi  400. 

—  ovarica  669. 

Fingerglieder  166. 

Fissura  calcarina  391. 

—  cerebri  transversa  380,  384. 

—  —  lateralis  385. 

—  —  longitudinalis  384. 

—  —  collateralis  389. 

—  Qlaseri  42,  61,  719. 

longitudinalis  anterior  389,  408^ 
442.  j 

—  —  posterior  408, 442. 

—  mediana  s.  longitudinalis  ant. 

442. 

—  ocdpitalis  perpendicularis  389. 

—  —  transversa  389. 

—  occipito-parietalis  387. 

—  orbitalis  inferior  35,  51,  72. 

—  —  Superior  33,  66,  73. 

—  parieto-ocdpitalis  387,  391. 

—  petrooccipitalis  27,  42,  60,  68. 

—  —  squamosa  37,  39,  61,  67, 

712. 

—  —  tympanica  42,  61,  719. 

—  pterygomaxillaris  52,  63. 

—  sphenomaxillaris  34,  52,  63. 

—  —  -petrosa  34. 

—  Santorini  713. 

—  tympanicomastoidea  38,  60. 
Flaumhaar  750. 

Flechsig^sches  Bündel  448. 

Fleck,  gelber  703. 

Flcischhaut  des  Hodensackes  641. 
Flexura  coli  597. 

—  duodeno-jejanalis  593. 

—  sigmoidea  597. 

Flocculus  397,  407. 

Flügel  (Kleinhirn)  407. 


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778 


Flügdfortsatz  35. 

Foetaler  Kreislauf  360. 

Folium  cacuminis  406,  407. 

—  vermis  407. 

Folliculus  pili  753. 

Folliculi  oophori  vesiculosi  673. 
Folliculi  tonsillares  562. 

Follikel  367. 

Fontana’sche  Räume  6Q4. 

Fontanellen  24. 

Fonticuli  24. 

Foramen  alveolare  inf.-  79. 

Forannna  alveolaria  51,  63,  72,  79. 

—  carotica  41,  61. 

Foramen  centrale  cochleae  732. 
Foramen  caecum  oss.  front.  20,  45,  64. 

—  —  medull.  obl.  408. 

—  —  linguae  562. 

—  epiploicum  620. 

~  ethmoidale  anter.  22,46,  71. 

—  —  post.  22,  46,  71. 

—  incisivum  64. 

—  infraorbitale  51,  70. 

—  infrapiriforme  209,  250. 

—  interventriculare  393,  398, 

401. 

—  intervertebrale  105. 

—  ischiadicum  majus  et  minus 

209,  210. 

—  jugulare  28,  40,  60,  68. 

—  lacerum  anter.  33,  39,  61,  66. 

—  —  post.  28,  40,  60. 

—  Magendii  381. 

—  magnum  26,  58,  69. 

—  mandibulare  79. 

—  mastoideum  29,  38,  59,  69. 

—  maxillare  52. 

—  meningeoorbitale  3C6. 

—  mentale  78. 

—  Monroi  393,  398. 

Foramina  nasalia  47. 

Foramen  nutritium  208,  214,  216. 

—  obturatum  210. 

—  occipitale  26,  58,  63,  66,  374. 

—  opticum  32,  66,  71. 

—  ovale  33,  62, 

—  —  septi  atrior.  287. 

—  Pacchioni  374. 

—  palatinum  57,  63. 

—  parietale  25. 

—  pterygo-palatin.  63. 

—  quadrilaterum  137. 

—  Rivini  716. 

—  rotundum  33,  66. 

—  sacrale  quintum  205,  206. 


Foramina  sacralia  ant.  205. 

—  —  p(^.  206. 

—  sphenoidalia  32,  73. 

Foramen  spheno-palatinum  75. 

—  spinosum  33,  62,  66. 

—  spinale  105. 

—  stylo-mastoideum  40,  44,  61. 

--  supraorbitale  20,  70. 

suprapiriforme  209,  250. 

—  transversarium  106. 
Foramina  Thebesii  287. 

—  venar.  minim.  287. 

Foramen  venae  cavae  137. 

—  vertebrale  105. 

—  Winslowi  620. 

Forceps  412. 

Formatio  reticularis  417,  418. 
Fomixbahn  415. 

Fomix  cranii  18. 

—  cerebri  393. 

—  conjunctivae  689. 

—  pharyngis  578. 

—  vaginae  662. 

Fossa  s.  auch  Fovea  43. 

Fossa  acetabuli  211. 

—  anthelids  712. 

—  axillaris  141. 

—  canina  51. 

—  cerebri  lateraalis  386. 

—  carotica  103,  301. 

—  condyloidea  oss.  ocdp.  28,  59. 

—  —  —  max.  inf.  79. 

—  —  —  tempor.  38. 

—  coronoidea  160. 

—  cribrosa  cochleae  732. 

Fossae  digastricae  78. 

Fossa  duodenojejunalis  624. 

—  hyaloidea  710. 

—  hypophyseos  31. 

—  iliaca  208. 

—  iliopectinea  256. 

—  infraspinata  158. 

—  intercondyloidea  214. 

—  intercruralis  auris  712. 

—  interpeduncularis  s.  Tarini  395. 

—  ischiorectalis  210,  6S0. 

—  jugularis  61,  103. 

—  glandulae  lacrimalis  23,  70. 

—  lacrimalis  48. 

—  lenticularis  710. 

—  longitudinalis  hepatis  604. 

—  mandibularis  38. 

—  maxillaris  51. 

—  mentalis  78. 

—  navicularis  auris  712. 

—  —  oss.  sphen.  36, 


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779 


Fossa  navicularis  urethrae  654,  659. 
Fossae  occipitales  30,  68. 

Fossa  olecrani  160. 

—  •  ovalis  267. 

—  septi  afr.  287. 

—  parotidea  103. 

—  patellaris  213. 

—  patellaris  corp.  vitrei  710. 

—  pro  hypophysi  31. 

—  —  m^ulla  obl.  27,  68. 

—  poplitea  269. 

—  pterygoidea  oss.  sphen.  35, 62. 

—  —  —  max.  inf.  75. 

—  pterygopalatina  52,  57,  63. 

—  radialis  160. 

—  retromandibularis  103. 

—  rhomboidea  403. 

—  sagittalis  hepatis  604. 

—  scaphoidea  oss.  sphen.  36,  63. 

—  —  s.  auris  702. 

—  sagittalis  hepatis  604. 

—  subarcuata  41,  69. 

—  subcaecalis  625. 

—  subinguinalis  268. 

Fossae  sublinguales  78. 

Fossa  submaxillaris  103. 

—  subscapularis  158. 

—  supraciavicularis  major  102. 

—  —  minor  93,  102. 

—  suprasternalis  103. 

—  supraspinata  158. 

—  supratonsillaris  74. 

—  supratrochlearis  160. 

—  supravesicalis  636. 

Fossa  Sylvii  311,  386. 

—  transversa  hepatis  604. 

—  triangularis  auris  712. 

—  trochanterica  213. 

—  trochlearis  22,  71. 

—  ulnaris  160. 

—  vesicae  lelleae  604. 

—  venae  cavae  604. 

Fossula  petrosa  42,  62. 

—  sulciformis  720. 

Fossulae  tonsillares  574. 

Fovea  s.  auch  Fossa. 

—  capituli  radii  162. 

—  centralis  709. 

—  costalis  109,  125. 

—  cruralis  276,  623. 

—  femoralis  276,  623. 

Foveae  inguinales  152,  623. 

Fovea  interligamentosa  154. 

—  oblongata  520. 

—  ovalis  septi  atr.  287. 


Fovea  ovalis  (-Annulus  crural.  ext.) 
277,  287. 

—  pterygoidea  79. 

—  sublingualis  78. 

—  supraclavicul.  major  102. 

—  —  minor  102. 

—  suprasternalis  130. 

—  supravesicalis  154,  624. 

—  triangularis  520. 

—  trochlearis  22,  71. 

—  ventriculi  quarti  404. 

Foveolae  granuläres  21. 

—  gastricae  588. 

Foville’scher  Strang  445. 

Frenulum  clitoridis  659. 

—  epiglottidis  521. 

—  labii  552. 

—  lab.  (pudend.)  659. 

—  linguae  561. 

—  praeputii  656. 

—  veli  medull.  ant.  405. 

Fühlsphäre  436. 

Fundus  vaginae  662. 

—  Uteri  664. 

—  ventriculi  586. 

Funiculi  cuneati  408. 

—  gracUes  408. 

—  laterales  408. 

—  medulläres  444. 

—  post.  449. 

Funiculus  spermaticus  649. 

Funiculi  teretes  404. 

Funiculus  umbilicalis  360. 
Furchennaht  10. 

Fussknochen  218. 

Fussmuskeln  262. 

Fusssohle  218. 

Fusswurzelknochen  218. 

Fusszellen  647. 

Qalea  aponeurotica  83. 

Galen’sche  Anastomose  479. 
Gallenblase  604,  609. 

Gallencapillaren  606. 

Gallengänge  608. 

GaUertkern  111. 

Ganglion  Anderschi  475. 

—  Arnoldi  470. 

—  auriculare  470. 

—  Bochdalecki  464. 

—  cervicale  inferius  508. 

—  —  medium  508. 

—  —  superius  508,  510. 

—  ciliare  457,  460,  462. 

—  coccygeum  509. 

—  coeliacum  512. 


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780 


Ganglion  Gassen  429,  459. 

—  geniculi  432,  472. 

—  habenulae  401. 

—  intercaroticum  763. 

—  interpedunculare  416. 

—  intervertebrale  443,  484. 

—  jugulare  glo8so-pharyngei475. 

—  —  vagi  477. 

—  linguale  469. 

Ganglia  lymphatica  366. 

Ganglien  des  Grenzstranges  510. 

—  der  Spinalnerven  484. 

—  Meckeli  465. 

Ganglion  mesentericum  512. 

—  nasale  460,  465. 

—  nervi  optici  706. 

—  nodosum  477. 

~  oticum  460,  470. 

—  petrosum  475. 

—  phrenicum  512. 

~  renali-aorticum  512. 

—  retinae  707. 

—  rhinicum  465. 

—  semilunare  429,  459,  512. 

—  solare  512. 

—  sphenomaxillare  465. 

—  sphenopalatinum  460,  465. 
Ganglia  spinalia  443,  484. 

Ganglion  spirale  475,  737. 

—  splanchnicum  512. 

—  submaxillare  469. 

—  superius  IX  475. 

—  supramaxillare  464. 

—  vestibuläre  474,  736. 
Ganglienzellen  409. 

Gänsefuss  252. 

Gaster  585. 

Gaumen  561,  565. 

Gaumenbein  56. 

Gaumenbogen  573. 

Gaumenleisten  561,  574. 
Gaumenfortsatz  54. 

Gaumenperlen  575. 

Gaumensegel  561,  565. 

Gebärmutter  664. 

Gebärmutterhöhle  665. 

Gebiss  554. 

Gefässfurchen  (a.  d.  Knochen)  21. 
Gefässhaut  379. 

Gefässknäuel  630. 

Gefässscheide  275. 

Oefässpapillen  750. 

Geflechte  der  Venen  346. 
Gefühlsbahnen  451. 

Gehirn  372. 

—  Entwickelung  desselben  382. 


Gehimnerven,  Urspnmg  425. 
Gehöröffnung  39. 

Gehörgang,  äusserer  39,  713. 
Gehörgang  innerer  41. 
Gehörknöchdchen  720. 

Gehörorgan  711. 

Gehörstäbchen  738. 

Geigermuskdn  195. 

Gekröse  597,  622. 

Gelber  Fleck  703. 

Gelenkarten  10 — 15. 

Gelenke,  Bau  derselben  10,  11. 
Gelenkenden,  12. 

Gelenkhöhle,  10. 

Gelenkfortsätze  28,  79. 
Gelenkkapsel  10. 

Gelenkpfanne  11. 

Gelenkschmiere  11. 

Gennari'scher  Streif  438. 

Genu  caroticum  308. 

—  corpwns  callosi  392. 

—  (int.)  nervi  facialis  430. 
Geruchsnerv  454. 

Geruchsorgan  740. 

Gesässfurche  249. 

Gesamthaar  751. 

Geschlechtsorgane,  männliche  639- 
Geschlechtsorgane,  weibliche,  658. 
Geschmadcsnerven  476. 
Geschmackscentrum  437. 
Geschmadcsknospen  576. 
Geschmacksorgan  565. 
Gesichtsknochen  47. 
Gesichtsmuskeln  86. 
Gesichtsschädel  18. 
Gesichtsvorstellung  437. 

Gewölbe  des  Gehirnes  393. 
Gianuzzi’sche  Halbmonde  572. 
Giebelkante  405. 

Giessbeckenknorpel  520. 

Gingiva  552,  575. 
Ginglymoarthrodie  232. 

Ginglymus  13. 

Gipfel  407. 

Gipfelbucht  719. 

Girald^^sches  Organ  644. 
Gitterschicht  414. 

Glabella  19. 

Glandulae  areolares  677. 

auriculares  367. 

—  axillares  369. 

—  bronchiales  371,  539. 
buccales  552,  577. 

—  ceniminosae  755. 

—  cervicales  368,  668. 

—  ciliares  755. 


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781 


Glandulae  drcumanales  755. 

— -  coeliacae  371. 

—  cubitales  368. 

Glandula  carotica  763. 

—  bulbourethralis  654. 

—  coccygea  763. 

—  duodenalis  594,  601. 

—  epigastrica  369. 

Glandulae  gasfricae  371. 

—  fadales  368. 

—  gastricae  581. 

—  glomifomies  755. 

—  inguinales  370. 

—  intestinales  601. 

—  labiales  552,  577. 

—  lacrimales  690. 

—  lactiferae^677. 

—  laryngeae  530. 

—  Hnguales  368,  565,  568,  577. 

—  lenticulares  ^2. 

—  Littrei  655. 

—  lymphaticae  366. 

—  mesentericae  37 1 . 

—  mucosae  690. 

—  ocdpitales  367. 

—  oesophageae  584. 
palatinae  565,  567,  577. 

Glandula  parotis^568. 

—  —  accessoria  569. 

—  pharyngea  581. 

—  pinealis  401. 

—  pituitaria  395. 

—  poplitea  370. 

Glandulae  parathyreoideae  764. 

—  pedorales  369. 

—  praeputiales  656. 

—  pyloricae  589. 

—  sebaceae  660,  677,  756. 

Glandula  sublingualis  570. 

—  submaxillaris  569. 

Glandulae  submaxillares  368. 

—  sudoriferae  755. 

—  supraclaviculares  368. 
Glandula  suprarenalis  760. 

—  thymus  549. 

—  thyreoidea  547. 

—  —  accessoria  548. 
Glandulae  tartaricae  575. 

—  thoracicae  laterales  369. 

—  urethrales  655,  661. 

—  utriculares  s.  uterinae  668. 

—  vesicales  638. 

—  vestibuläres  maj.  660. 

Glans  ditoridis  660. 

—  penis  654. 

Glashaut  des  Haares  753. 


Glaskörper  692,  710. 

Glied,  männliches  655. 

Globi  medulläres  395,  415. 

Globus  pallidus  410. 

Glomeruli  630,  632. 

Glomus  caroticum  763. 

—  chorioideum  400. 

—  coccygeum  301,  763. 

Glottis  respiratoria  525. 

—  vocalis  524. 

Glutaeaifalte  249. 

Golgi’sche  Zellen  Typus  II  446. 
GolPscher  Strang  408,  444,  448. 
Gomphosis  9. 

Gower’sches  Bündel  448. 

Graafscher  Follikel  672. 

Grand  lobe  limbique  389. 
Granulationes  arachnoideales  379. 
Grandry^sche  Körperchen  758. 
Grätende  158. 

Great  commissure  412. 

Grenzstrang  d.  Sympathicus  508. 
Grenzstreif  399. 

Griffelfortsatz  44. 

Orimmdarm  597. 

Qrosshim  385,  410,  452. 

—  -Brückenbahnen  413,  452. 
Grosshimbläschen  383. 
Grosshirnfaserung  410. 
Grosshimganglien  410. 
Grosshimhemisphären  384. 
Grosshimrinde  410. 

Grosöhimschenkel  395. 

Grundbein  31. 

Grundknorpel  518. 

Grundteile  395,  416. 

—  oss.  occ.  26. 
Gubernaculum  Hunteri  640. 

—  testis  640. 

Gudden’sche  Commissur  456. 
Gu^rin’sche  Falte  655. 

Guthrie’scher  Muskel  681. 

Gyri  centrales  387. 

I  —  cerebri  385. 

Gyrus  angularis  389. 

—  dnguli  390. 

—  fornicatus  391 . 

—  frontalis  387. 

—  fusiformis  389. 

—  hippocampi  389,  411. 

—  lingualis  389. 

—  longus  insulae  391. 

Gyri  ocdpitales  389. 

—  profundi  387. 

Gyrus  occipitotemporalis  389. 

—  praecentralis  388. 


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782 


Gyrus  transitiv!  387. 

—  subcallosus  392. 

—  retrocentralis  387. 

—  rectus  388. 

—  supramarginalis  388. 

Haar  750. 

Haarbalg  751. 

Haarknopf  751. 

Haarmark  752. 

Haarpapille  751. 

Haarschaft  751 
Haarwurzel  751 . 

Haarzelle  738. 

Haarzwiebel  751. 

Habenula  401. 

Habenula  ganglionaris  475,  737. 
Haken  am  Gehirn  390. 
Hakenbein  164. 

Hakenbündel  412. 

Hakenfalte  579,  726. 

Hals  100. 

Halsfascien  97. 

Halsmuskeln  91. 

Halsregionen  101. 

Halswirbel  106. 

Hamberger^s  Schema  135. 
Hammer  720. 

Hammer- Ambosgelenk  721. 
Hammerbucht  724. 

Hammerfalte  724. 

Hamuli  frontales  45,  61. 
Hamulus  lacrimalis  48. 

—  oss.  hamati  164. 

—  osseus  cochleae  722. 

—  pterygoideus  36,  63. 
Handgriff  124. 

Handknochen  163. 

Handmuskeln  192. 
Handwurzelknochen  163. 
Harmonia  10. 

Harnblase  635. 

Harnkanälchen,  gerade  630. 

—  gewundene  628. 
Harnleiter  634. 

—  Kreuzung  634. 
Hamorgane  625. 

Harnröhre  651. 
Harnröhrenzwiebel  654. 

Haube  395,  403,  416. 
Haubenbündel  415. 

Haubenkem  417. 

Haubenkreuzung  417. 
Haubenregion  416. 
Haubenstrahlung  416. 
Hauptcommissur  412. 


Hauptfurchen  387. 

Haupthöhle  des  Herzens  283. 
Hauptröhren  631. 

Hauptzellen  (Magen)  588. 

Haustra  coU  591,  596. 

Haut,  äussere  746. 

Haut^ässe  759. 

Hautmuskeln  758. 

—  des  Halses  91. 
Hautnerven  756. 

—  d.  Armes  (Obers.)  494. 

—  d.  Beckens  u.  Beines  505. 

Hautpapillen  749. 

Hautvenen  346. 

Heber  d.  Hodens  144,  642. 

Helicotrema  733. 

Helweg’sche  Dreikantenbahn  449. 
Hemisphäre  385. 

Hemisphärenbläschen  383. 

Henle’sches  Band  148. 

Henle’sche  Drüsen  690. 

—  Schicht  752. 

—  Schleife  630. 

Hensen’sche  Zellen  739. 

Hepar  602. 

Hemiae  abdominales  624. 

—  crurales  s.  femorales  227,  268, 

277,  280. 

—  inguinales  153,  640. 

—  intraabdominales  624. 

—  retroperitonaeales  624. 

Herz,  Allgemeines  281 . 

—  Structur  290. 

Herzbeutel  294. 

Herzgefässe  292. 

Herzgrube  155. 

Herzkammer  285,  288. 

Herzknoten  286. 

Herzlage  289. 

Herznerven  291. 

Herzohr  283. 

Herzwirbel  291. 

Hesselbach’sches  Band  148,  151. 

Hiatus  aorticus  138. 

—  adductorius  256. 

—  spurius  canalis  Fallopiae  40,  67. 

—  canalis  facialis  40. 

—  (canalis)  sacralis  206. 

—  maxillaris  52. 

—  oesophageus  138. 

—  sacralis  206. 

—  tendineus  256. 

Highmorshöhle  52,  76. 

Hilus  hepatis  604. 

—  lienis  613. 

—  ovarii  671. 


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Hilus  pulmonis  535. 

-  renalis,  626,  628. 
Hinterhauptbein  26. 
Hinterhauptfontanelle  24. 
Hinterhauptlappen  386,  38Q. 

Hinterhals  100. 

Hinterhim  383,  384. 

Hinterhimblase  383. 

Hinterhömer  d.  Rückenmarkes  444,  446. 

—  d.  Seitenventrikels  398. 
Hinterstränge  d.  Rückenmarkes  444, 
449. 

Hippocampus  400. 

Hirci  751. 

Himanhang  395,  762. 

Hirnbasis  394. 

Hirnbläschen  383. 

Himenge  384. 

Hirnfurchen  385. 

Hirnhäute  372. 

Himhöhlen  398. 

Himmantel  385. 

Himnerven  4541 

—  Ursprünge  425. 

Hirnrinde,  Bau  425,  438. 

Himsand  380. 

Hirnschenkelfuss  416. 
Hirnschenkelschlinge  415. 

Himsichel  373. 

Himstamm  384. 

Himstiel  395. 

Himstock  384,  414. 

Hirn-  u.  Rückenmarksbahnen  (Übers.) 
451. 

Hirnwindungen  385. 

Hirnzelt  374. 

Hode  643. 

Hodenheber  642. 

Hodenhüllen  639. 

Hodensack  639. 

Hohlvenen  348. 

Hohlvenensinus  286. 

Hohlwurzel  des  Haares  751 . 
Hörcentnim  437. 

Hörzellen  738. 

Homerischer  Muskel  85. 

Horaschicht  749. 

Hornhaut  694. 

Hüftbein  204,  207. 

Hüftbeinloch  210. 

Hüftbeinmuskeln  247. 

Hüftgelenk  228. 

Hüftgelenkpfanne  207,  211. 

Hüllen  des  Hodens  639. 

Humerus  158. 

Humor  aqueus  692. 


Hundszahn  554. 

Hunterischer  Kanal  335. 

Huschkeische  Hörzähne  735. 
Huxleyische  Schicht  752. 

Hyaloidea  711. 

Hydatiden  d.  Nd)enhodens  644. 
Hydrocele  643. 

Hymen  661. 

Hyperextension  177,  229. 
Hypoglossusbahn  453. 
Hypoglossusdreieck  von  Stilling  435. 
Hypophysis  cerebri  374,  395,  762. 
Hypothenar  193. 

Jacksonische  Rindenepilepsie  438. 
Jacobsohnische  Anastomose  475. 
Jacobsohn’sches  Organ  56. 

Jecur  602. 

Jejunum  592,  595. 

Jochbogen  38,  48. 
lleum  592,  595. 

Impressio  carotica  32,  66. 

—  petrosa  387. 

Impressiones  digitatae  20,  30,  34,  37, 
64. 

Impressio  trigemini  40,  67. 

—  renalis  604. 

Incisores  554. 

Incisura  acetabuli  211. 

—  auris  712. 

—  cardiaca  533. 

—  clavicularis  125. 

—  cordis  282. 

Incisurae  costales  125. 

Incisura  anterior  (aurts)  712. 

—  cerebelli  406. 

—  coccygea  206. 

—  digastrica  39,  60. 

—  ethmoidalis  23. 

—  falciformis  267. 

—  fibularis  217. 

—  frontalis  20,  70. 

—  hamuli  pterygoidei  36. 

—  iliaca  208. 

—  interclavicularis  125. 

—  interlobaris  534. 

—  interlobularis  603. 

—  intertragica  712. 

—  ischiadica  208,  209. 

—  jugularis  28,  40,  125. 

—  'mandibulae  79. 

—  marginalis  406. 

—  mastoidea  39,  60. 

—  pallii  385. 

—  parietalis  37. 

—  praeoccipitalis  387. 


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784 


Incisura  pterygoidea  62. 

—  Rivini  37,  714. 

--  sacralis  205. 

—  sacro-coccygea  205,  206. 

—  Scapulae  157. 

Incisurae  Santorini  713. 

—  seminulares  79,  161,  208. 
Incisura  supraorbitalis  20,  70. 

—  thyreoidea  519. 

—  thoracis  124. 

—  tympanica  714. 

—  ulnaris  radii  162. 

—  umbilicalis  603. 

—  vertebralis  107  (Leber)  603. 

-  vesicalis  603. 

Incus  720,  721. 

Indicator  191. 

Indumentum  proprium  372. 
Infundibula  (pulm.)  537. 

Infundibulum  (venlr.  III.)  402. 

—  crurale  275. 

—  hypophyseos  395. 

—  oviductus  669. 

—  cochleae  732. 

—  nasi  742. 

Innenkolben  757. 

Inscriptiones  tendineae  16,  145. 

Insel  391. 

Inselpol  391. 

Insula  (Reilii)  391. 

Insulae  Peyeri  5%. 

Insulae  pulmonales  534. 

Insertio  musculorum  17. 

Insufficienz  der  Herzklappen  284. 
Integumentum  commune  746. 
Intercellularbrücken  748. 
Intercellularspalten  748. 
Intercolumnarfascie  642. 

Interepitheliale  Räume  739. 
Interglobularräume  556. 
Intermediärknorpel  7. 

Interlobuläre  Oallengänge  608. 
Intervaginale  Räume  456. 

Intestinum  caecum  596. 

—  crassum  591,  596. 

—  pancreaticum  593. 

—  tenue  592. 

Intima  pia  440. 

Introitus  vaginae  660,  662. 
Intumescentia  cervicalis  442. 

—  ganglioformis  Scarpae 

474,  736. 

—  lumbalis  442. 
Involucrum  550. 

Iris  697. 

Isthmus  faucium  551,  573. 


Isthmus  gland.  thyreoid.  548. 

—  gyri  fomicati  390. 

—  meatus  acust.  ext.  714. 

—  prostatae  652. 

—  rhombencephali  384,  405. 

—  tubae  Fallopiae  670. 

—  —  Eustach.  726. 

—  Vieussenii  287. 

Jochbein  48. 

Jochbogen  38,  48. 

Jochfortsatz  54. 

Juga  alveolaria  54,  77. 

—  cerebralia  20,  34,  37,  84. 
Jugulum  103. 

Jugum  sphenoidale  28,  64. 
Ju^erhäutchen  660. 

Kahnbein  (Hand)  164. 

—  (Fuss)  222. 

Kalbsmilch  549. 

Kammerwasser  692. 

Kammmuskeln  283. 

Kaumuskeln  89.  * 

Kehldedcel  520. 

Kehlkopf  517. 

—  -Gefässe  und  Nerven  528. 

—  -Gelenke  und  Bänder  521. 

—  -Knorpel  518. 

—  -Muskeln  525. 

—  Schleimhaut  528. 

Keilbein  31. 

—  -Joch  31. 

—  -Höhlen  32,  73,  75. 

—  -Flügel  32. 

—  -Fontanelle  25. 

—  (Fuss Wurzel)  219,  222. 
Keilstrang  408. 

Keimbläschen  674. 

Keimepithel  671. 

Keimfleck  674. 

Keimschläuche  671. 

Kerato-hyalin  749. 

Kerkring'sche  Falten  595. 

Kern,  gezahnter  428. 

Keulen  408. 

Kiefergelenk  80. 

—  höhle  32,  51,  73. 

—  loch  51,  76. 

—  Öffnung  81. 

—  Winkel  78. 

Kinnbart  552. 

Kitzler  659. 

Klappdedcel  391. 

Klappenwulst  409. 

Klappen  des  Herzens  284,  286. 

—  der  Venen  345. 


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785 


Kleinfingerballen  194. 

Kleinhirn  406,  423. 

—  -Bahn,  sensorische  425,  430, 

433. 

--  ^Brückenbahn  452. 

—  Olivenbahn  425. 

—  -Rinde  439. 

—  Seitenstrangbahn  421,  448. 

—  -Stiele  424,  425. 

Knäueldrüsen  755. 

Kniegelenk  232. 

—  -Orube  269. 

Kniehöcker  401. 

Kniescheibe  215. 

Knochen  7,  8. 

Knorpelfuge  oder  -Haft  9. 
Knorpelhaken  728. 

Knorpelplatte  727. 

Knötchen  407. 

Kolben  (des  Haares)  751. 
Kohlrausch^sche  Falte  599. 

Kohn,  Epithelkörperchen  764. 
Kommafönniges  Feld  450. 
Kömerformation  der  Hirnrinde  438. 
Kömerschicht  des  Kleinhirnes  423,  439. 
Kopfbein  164. 

Kopffascien  89. 

Kopfmuskeln  83. 

Kopfnicker  92. 

Kopfschwarte  83. 

Krampfaderbruch  355,  649. 
Krause’sche  Drüsen  690. 

Krause’sche  Endkolben  577,  757. 
Kreislauf  des  Blutes  beim  Foetus  360. 
Kropf  548. 

Kreuzbein  204. 

•Kronennaht  21. 

Krummdarm  592,  595. 

Krystallinse  692,  709. 

Kugelgelenke  14. 

Kugelkern  424. 

Kuppelblindsack  735. 

Kuppelraum  719. 

Kürbiskernartige  Zellen  294. 

Labdrüsen  589. 

Labia  majora  658. 

—  minora  659. 

—  oris  551. 

—  Uteri  664. 

Labium  vestibuläre  735. 

Labrum  glenoidale  s.  cartilagineum 
11,  169,  228. 

Labyrinth  d.  Hörorganes,  knöchernes 

730. 

—  —  —  häutiges  733. 

B  r  o  e  s  i  k  e ,  Anatomie.  9.  Aofl 


Labyrinth  der  Niere  629. 

—  des  Siebbeines  45. 

Lac  femininum  678. 

Lacertus  fibrosus  185,  199. 

—  medius  Weitbrechti  112. 
Lacuna  musculorum  227. 

—  vasorum  227,  278. 

Lacunae  Morgagnii  655. 

—  urethrales  655,  661. 

Lacunar  orbitae  70. 

Lacus  lacrimalis  687. 

Lambdanaht  24. 

Lamina  basalis  700. 

—  affixa  399. 

—  ciliaris  retinae  703. 

—  choriocapillaris  700. 

—  chorioidea  epithelialis  380, 399. 

—  cribrosa  44. 

—  —  chorioideae  697. 

—  fasciaelatae  267,277. 

—  —  oss.  ethmoidal.  44. 

—  —  sclerae  693. 

—  cricoidea  518. 

Laminae  elasticae  corneae  696. 

Lamina  externa  proc.  pteryg.  35. 

—  fusca  694. 

—  interna  proc.  pteryg.  35. 

Laminae  medulläres  thalami  414. 
Lamina  modioli  732. 

—  orbitalis  51. 

--  papyracea  45. 

—  perforata  ant.  s.  lat.  394. 

—  perpendicularis  45. 

—  quadrigemina  403. 

—  reticularis  739. 

—  rostralis  392. 

—  spiralis  membranacea  733. 

—  —  ossea  733. 

—  —  secundaria  733. 

suprachorioidea  699,  700. 

—  vasculosa  699. 

—  terminalis  401. 

—  vitrea  699. 

Langer^scher  Achselbogen  140. 
Langerhans^sche  Inseln  612. 
Längsbündel,  hinteres  412,  417,  431,  448. 

—  unteres  412. 

Lanugo  750. 

Laqueus  412,  418. 

Larynx  517. 

Leber  602. 

—  Structur  ders.  605. 

Leberinseln  605. 

Leberläppchen  605. 

Leberzellen  607. 

Leerdarm  592,  595. 

50 


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786 


Leisfenbein  207. 

Leistenbrüche  153,  640. 

Leistencanal  149,  151. 

Leistenfurche  149,  226. 

Leistengruben  152. 

Leistenring,  äusserer  150. 

—  innerer  151. 

Leitband  des  Hodens  640. 

Lemniscus  405,  418. 

Lenden  wiii>el  110. 

Lens  cristallina  692,  709. 

Leptomehinx  378. 

Lesecentrum  438. 

Levatorwulst  579. 

Lieberkühn’sche  Drüsen  601. 

Lidplatte  688. 

Lien  612. 

Ligamentum  accessorium  82. 

—  acromio-daviculare  166. 
Ligamenta  accessoriä  183,  234,  246,  247. 

—  alaria  dentis  epistrophei  113. 

—  —  genu  236. 

—  annularia  183,  531. 
Ligamentum  annulare  pedis  274. 

—  —  pubis  226. 

—  —  radii  173. 

—  —  stapedis  712. 

—  apicis  dentis  113. 

—  apicum  111. 

Ligamenta  arcuata  Halleri  138. 
Ligamentum  arcuatum  pubis  226. 

—  arteriosiun  s.  Ductus  arter. 
Ligamenta  ary-comiculata  525. 

—  basium  metacarp.  vol.  180, 

181. 

—  —  metatars.  dors.  246. 
Ligamentum  Bertini  230. 

—  bifurcatum  243. 

—  calcaneocuboideonavi- 

culare  243. 

—  calcaneocuboideum  plan¬ 

tare  244,  245. 

—  calcaneo-fibulare  240. 

—  —  -naviculare  244, 

245. 

Ligamentum  calcaneo-tibiale  240. 

—  capituli  costae  131. 

—  —  fibulae  238. 

Ligamenta  capitulorum  transv.  182. 

—  —  metatarsi  247. 
Ligamentum  carpi  dorsale  181,  199. 

—  —  radiatum  180. 

—  —  transversum  179. 

Ligamentum  carpi  volare  177, 179, 199. 
Ligamenta  carpo-metacarpea  181. 


Ligamentum  cUiare  698. 

—  collaterale  fibulare  2[34. 

—  —  tibiale  234.’ 

—  —  cubiü  172. 

Ligg.  coliateralia  manus  180. 

—  —  digitorum  181. 

—  —  genu  233. 

—  —  pedis  247. 

Ligamentum  Collesi  1^,  226. 

—  colli  costae  132. 

—  columnae  vertebr.  110. 

—  commune  vertebr.  ant.  et 

post.  110. 

—  conicum  168,  522. 

—  conoideum  168. 

—  coracoacrominale  168. 

—  coracoclaviculare  141, 

168. 

—  coracohumerale  169. 

—  comiculopharyngeum 

525. 

—  coronarium  hepatis  603, 
619. 

Ligamenta  coruscantia  130. 
Ligamentum  costoclavicul^e  130. 

—  —  -transversarium  132. 

—  —  -vertebrale  131. 

—  -xiphoides  130. 

—  cricoarytaenoideum  523. 

—  —  -pharyngeum  525. 

—  —  -thyreoideum  522. 

—  —  -tracheale  525,  531. 
Ligamenta  cruciata  cruris  257,  270. 

—  —  digitorum  (manus) 

183. 

—  —  genu  235. 

Ligamentum  cruciatum  (Ocdpito-Verte- 

bralgelenk  113. 

—  —  pedis  257,  270. 

—  cubiti  173. 

—  cuboideo  -  naviculare  plan¬ 

tare  245. 

—  cuneo-cuboideum  245, 

246. 

—  deltoideum  (articul.  cubit.) 

173. 

—  deltoideum  (articulat.  pe¬ 

dis)  240. 

Ligamentum  denticulatum  441. 
Ligamenta  dorsalia  (phalang.)  199. 
Ligamentum  duodenorenale  621. 

— ■  fibulare  234. 

—  epididymidis  643. 

—  falciforme  hepatis  603, 

618. 

— ’  Fallopiae  226. 


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787 


Ligamenta  flava  111. 

Ligamentum  gastrocolicum  620. 

—  gastrolienale  613,  620. 

—  Gimbemati  149,  227. 

—  —  reflexum  149, 

226. 

Ligamenta  glandulae  thyreoid.  548. 

—  glottidis  524. 

Ligamentum  glossoepiglott.  521. 

—  hamometacarpeum  180. 

—  hepatocolicum  598,  603, 

621. 

—  hepatogastricum  603,  619. 

—  hepatoduodenale  603,  619. 

—  —  renale  603,  621. 

—  hyoepiglotticum  521. 

—  —  -thyreoideum  522. 

—  iliocostale  122. 
Ligamentum  ilio-femorale  230. 
Ligamenta  iliolumbalia  224. 
Ligamentum  iliopectineum  227,  266. 

—  — pubicum  226. 

—  — tibiale  249. 

—  incudis  post.  721. 

—  —  sup.  721. 

—  infundibuloovaricum  670, 

672. 

—  infundibulo-pelvicum  670. 

—  inguinale  148,  226. 

—  —  internum  148. 

—  —  ext.  148. 

—  —  reflexum  149, 

226. 

Ligamenta  intercarpea  177,  181. 

—  —  interossea  177. 

Ligamentum  interclaviculare  130. 
Ligamenta  intercostalia  130. 

—  intercruralia  111. 

—  intercuneiformiä  245,  246. 

Ligamentum  interfoveolare  148,  151. 
Ligamenta  interlobaria  540. 
Ligamentum  intermaxillare  82. 
Ligamenta  intermetacarpea  181. 

—  intermetatarsea  246. 

—  intermuscularia  16,  268, 

270. 

Ligamentum  intermusculare  brachii  199. 

—  —  fibulare  270. 

—  interosseum  antibrachii 

174. 

—  interosseum  cruris  238. 
Ligamenta  interspinalia  111. 

—  intertarsea  246. 

—  intertransversaria  111,  267. 

—  intervertebralia  110. 


Ligamentum  jugale  525. 

—  ischiocapsulare  230. 

--  —  -femorale  230. 

—  keratocricoideum  523. 
Ligamentum  laciniatum  270. 

—  ~  int.  270. 

—  lacunare  149,  227. 
Ligamenta  lateralia  (Kiefergelenk)  82. 

—  —  cubiti  172. 

—  —  genu  234. 

—  —  manus  181. 

—  —  pedis  247. 

Ligamentum  latum  epistrophei  113. 

—  —  Uteri  623,  666. 

—  longitudinale  1 10. 

—  lumbocostale  122,  132. 
Ligamenta  mallei  721. 

—  malleoli  239. 

—  mandibulae  80. 

Ligamentum  mesentericomesocolicum 

622. 

—  nuchae  111. 

Ligamenta  navicularicuneiformia  245. 

—  obliqua  183,  274.  — 

Ligamentum  obturatorium  stapedis  722. 

—  ovarii  proprium  672. 
Ligamenta  palp)ebralia  85,  689. 

—  patellae  233. 

Ligamentum  pancreatico-gastricum  621. 

—  pectinatum  iridis  694.. 

—  phrenicocolicum  598,  613, 

622. 

—  phrenicogastricum  620. 

—  —  -lienale  613,  620. 

—  pisohamatum  180. 

—  —  -metacarpeum  180. 

—  plantare  longum  244,  263. 

—  pleurocolicum  622. 

—  plicae  synov.  pat.  236. 

—  popliteum  obliquum  234. 

—  —  arcuatum  234. 

—  Pouparti  226. 

—  praeurethrale  681. 

—  pterygo-mandibulare  82. 

—  pubicum  Cooperi  228. 

—  —  superius  226. 

—  pubocapsulare  230. 

—  —  -femorale  230. 
Ligamenta  pubovesicalia  637,  652,  684. 

—  —  -prostatica  644,  652, 

684. 

Ligamentum  pulmonale  540. 

Ligamenta  pylori  585. 

Ligamentum  radiatum  costae  131. 

—  radiocarpeum  180,  181. 

—  rectouterinum  666. 

50* 


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788 


Ligamentum  rhomboideum  181. 

—  rotundum  uteri  666. 

—  sacciforme  175. 

Ligamenta  sacrococcygea  225. 

—  —  -iliaca  224. 

—  —  -spinosa  225. 

—  —  -tuberosa  225. 

—  —  -uterina  666. 

Ligamentum  serratum  441. 

—  sphenomandibulare  82. 

—  spirale  cochleae  735. 
Ligamenta  sternocostalia  130. 

—  —  -pericardiaca  294. 
Ligamentum  stylo-hyoideum  80. 

—  sfylo-mandibulare  82. 

—  —  maxillare  82. 

—  —  myloideum  82. 

—  subcruentum  175. 

—  supraspinale  111. 

—  Suspensorium  dent.  epistr. 

113. 

—  —  hepatis  603,  618. 

—  —  lentis  709. 

—  —  ovarii  640. 

—  —  penis  656. 

Ligamenta  talocalcanea  241. 

—  — fibularia  240. 

—  — tibialia  240. 

Ligamentum  tarsi  oculi  688. 

—  tarsometatarseum  246. 

—  tarseum  transversum  246. 

—  temporomandubilare  82. 

—  teres  femoris  231. 

—  —  hepatis  603,  619. 

—  —  Uteri  666. 

Ligamenta  thyreo-arytaenoid.  524. 

—  —  -epiglott.  522. 
Ligamentum  tibiocalcaneonavic.  244. 
Ligamentum  tibionaviculare  240,  244. 

—  transvers.  acetabuli  229. 

—  —  atlantis  113. 

—  —  carpi  179. 

—  —  cruris  257, 

270. 

—  —  genu  236. 

—  —  pelvis  681. 

—  —  pubis  225. 

—  —  Scapulae  168. 

—  —  d.  Atlanto-oc 

dp.  Gelenkes  113. 

—  trapezoideum  168, 

—  trianguläre  hepatis  619. 

—  —  urethrae  680,  683. 

—  tuberculi  costae  131. 
Ligamenta  umbilicalia  624,  637. 


Ligamentum  uteri  rotundum  666. 

—  vaginale  640. 

Ligamenta  vaginalia  (digit.)  182,  274. 
Ligamentum  venae  cavae  sin.  294. 

—  venosum  604. 

—  ventriculare  524. 

—  vesicae  laterale  624,  637. 
Ligamenta  vesicoumbilicalia  624,  637. 
Ligamentum  vocale  524. 

—  ypsiloforme  243. 

Lingua  561. 

Lingula  407. 

—  mandibulae  79. 

Limbus  cartilagineus  169,  228. 

—  corneae  694. 

—  fossae  ovalis  287. 

—  oculi  688. 
sphenoidalis  31,  64. 

—  spiralis  735. 

—  Vieussenii  287. 

Limbi  palpebrarum  688. 

Limen  insulae  391. 

—  -nasi  741. 

Limitans  olfadoria  745. 

Linea  alba  143. 

Linea  arcuata  interna  208. 

—  aspera  213. 

—  glutaea  209. 

--  innominata  203. 

—  intercondyloidea  214. 

—  intermedia  208. 

—  intertrochanterica  213. 

Lineae  musculares  158. 

Linea  mylohyoidea  78. 

Lineae  nuchae  29,  59. 

Linea  obliqua  (cartil.  thyr.)  519. 

—  —  (femoris)  213. 

.  —  —  (mandibulae)  78. 

—  pectinea  213. 

—  poplitea  216. 

—  semicircularis  oss.  front.  20. 

—  —  Douglasi  146. 

—  —  oss.  ocdp.  29,  59. 

—  —  —  parietalis  25. 

—  semilunaris  Spigeli  144. 

—  temporalis  s.  semidrcul.  20,  25. 

—  terminalis  s.  innominata  62,  203, 

208. 

—  trochanterica  213. 

Lineae  transv.  s.  eminentes  oss.  sacr. 
205. 

Lingula  carotica  32,  66. 

—  cerebelli  407. 
mandibularis  79. 

—  sphenoidalis  32,  66. 

Linse  709. 


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789 


Linsenfasern  710. 

Linsenkapsel  (Auge)  710. 

—  (Gehirn)  411. 
Linsenkern  (des  Grosshimes)  410. 
~  -Schlinge  415. 

—  Thalatnusbahn  415. 

Linsennähte  710. 

Linsenpol  709. 

Linsenstern  710. 

Lippen  552. 

Lippendrtisen  552. 

Lippenrot  552. 

.Liquor  folliculi  673. 

—  cerebro-spinalis  378. 
Lisfranc’sches  Gelenk  245. 
Lissauer’sches  Randbündel  449. 
Littr^^sche  Drüsen  655. 

Lobulus  auriculae  711. 

—  biventer  407. 

—  centralis  407. 

Lobi  cerebri  386. 

—  hepatis  605. 

—  renales  627. 

Lobulus  fusdonnis  389. 

—  lingualis  389. 

—  parietalis  388. 

Lobuli  hepatis  607. 

—  pulmonis  537. 

—  antt.  supp,  407. 

—  testis  645. 

Lobus  biventer  397. 

—  caudatus  604. 

~  cuneiformis  389. 

—  falciformis  389. 

—  frontalis  386. 

—  glandulae  thyreoid.  548. 

—  ocdpitalis  386. 

—  olfactorius  454. 

—  paracentralis  391 . 

—  parietalis  386,  388. 

—  pyramidalis  548. 

Lobi  postt.  supp.  408. 

Lobus  quadrangularis  407. 

—  quadratus  604. 
semilunaris  inf.  397,  407. 

—  —  sup.  407. 

—  Spigeli  604. 

—  temporalis  386. 

Locus  caerideus  404,  419. 
LöwenthaPsches  Bündel  448. 
Ludwig’scher  Winkel  125. 
Ludwig'sches  Ganglion  241. 
Luftröhre  531. 

Luette  v^sicale  638. 

Lungen  533. 


I  Lungenalveolen  537. 

I  “  bläschen  537. 

j  Lunge,  Structur  537. 

I  —  Arterien  295. 

I  Lungengrenzen  543. 

Lungenmagennerv  477. 

I  Lungenpigment  534. 

I  Lungenvenen  344,  347. 
i  Lungenvenensinus  288. 

I  Lungenwurzel  535. 

Lungenzellen  537. 
i  Lunula  (Oberkiefer)  50. 

'  ~  (Nägel  754. 

I  Lunulae  valvul.  semilun.  286. 

Luys’scher  Körper  415. 

I  Lymphatischer  Rachenring  579. 

'  Lymphcapillaren  364. 

Lymphdrüsen  366. 

—  der  Bauchhöhle  371. 

—  der  Brusthöhle  369. 

1  —  der  Beckenhöhle  370. 

1  — -  des  Kopfes  u.  Halses  367. 

j  --  der  oberen  Extrem.  368. 

I  —  der  unteren  Extrem.  370. 

Lymphfollikel  367. 

Lymphgefässe  364. 

Lymphknoten  366. 

Lymphknoten  366. 

Lymphkörperchen  366. 
Lymphoglandulae  s.  Glandulae. 
Lymphoglandulae  366,  368,  369. 

Lyra  Davidis  394. 

Macula  acustica  737. 

I  Maculae  cribrosae  731. 

Maaila  germiuativa  674. 

—  lutea  703,  708. 

Magen  585. 

Magendrüsen  588. 

I  Magengrube  155,  588. 

I  Magenmund  585. 

Maissiat’scher  Streifen  249,  268. 

Malae  552. 

Malgaigne’sche  Grube  101,  301. 
Malleolus  217,  218. 

Malleus  720. 

Malpighi^sche  Bläschen  535. 

—  Lymphknoten  (Milz)  614. 

—  Körperchen  (Niere)  630. 

I  —  Pyramide  628,  633. 

I  Mammae  677. 

Mammilla  677. 

Mammillarlinie  142. 

Mandel  573,  577. 

Mandeln  des  Kleinhirnes  407. 
Mandelkern  411. 


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790 


Mandibula  77. 

Männliche  Geschlechtsorgane  639. 
Manubrium  sterni  124. 

Manns  163. 

Margo  falciformis  267,  277. 

—  infraglenoidalis  216. 

—  infraorbitalis  50,  70. 

—  supraorbitalis  19,  20,  22,  70. 
Marie’sches  Bündel  447. 

Mark,  oberflächliches  417. 

—  tiefes  417. 

Markbrücke  von  Waldeyer  449. 
Markhöhle  8. 

Markkegel  628.  < 

Markkem  423. 

Markleisten  423. 

Markstrahlen  629. 

Marksubstanz  (der  Niere)  628. 
Marshall’sche  Vene  292. 

Massa  intermedia  402,  413. 

Massae  laterales  oss.  ethm.  45. 

—  —  oss.  sacri  205. 

—  —  vertebrae  105. 

Mastdarm  596. 

Matrix  unguis  754. 

Mäuschen  17. 

Maxilla  inf.  77. 

—  sup.  50. 

Meatus  acusticus  ext.  39,  713. 

—  —  int.  41. 

—  narium  45,  75. 

Mediastinum  539. 

—  testis  645. 

Medulla  oblongata  408,  420. 

—  spinalis  442. 

Medularrinne  382. 

Medullarrohr  382. 

Medullarwulst  382. 

Meibom’sche  Drüsen  639. 
Meissner’sche  Plexus  512. 

Membrana  adamantina  518. 

—  aüantooccipit.  112,  113. 

—  basilaris  735. 

—  Bruchii  701. 

—  choriocapUlaris  700. 

—  flaccida  716. 

—  granulosa  673. 

—  hyaloidea  711. 

—  hyothyreoidea  522. 

—  interossea  cruris  228. 

—  ligamentosa  Weitbrechti  113. 

—  limitans  ext.  704. 

—  —  int.  704. 

—  —  olfactoria  745. 

—  obturatoria  210,  226. 

—  —  atlantis  112, 113. 


Membrana  obturatoria  laryngis  522. 

—  —  stapedis  723. 

—  pharyngobasilaris  581 . 

—  pituitaria  744. 

—  sacciformis  175. 

—  Schneideri  744. 

—  sterni  130. 

—  tectoria  735,  739. 

—  tensa  716. 

—  trachealis  531. 

—  tympani  715. 

—  —  secundaria  718, 

733. 

—  vestibularis  735. 

Meninx  fibrosa  372. 

--  serosa  378. 

—  vasculosa  379. 

Menisci  articulares  11. 

Meniscus  articularis  81. 

—  genu  235. 

—  mandibulae  79. 

Meridiane  des  Auges  698. 
Mesencephalon  383. 

Mesenteriolum  proc.  vermif.  597. 
Aiesenterium  592,  622. 

Mesoappendix  625. 

Mesocolon  598,  622. 

Mesorectum  598,  622. 
Metacarpalknochen  165. 

Metathalamus  403. 

Metencephalon  383. 

Meynert’sches  Bündel  416. 

—  Commissur  456. 

Milch  678. 

Milchdrüsen  677. 

Milchsaft  364. 

Milchzähne  558. 

Milz  612. 

Müzfollikel  614. 

Milzparenchym  614. 

Milzpulpa  615. 

Milzzellen  615. 

Mittelfellraum  541. 

Mittelfussknochen  223. 
Mittelhandknochen  163. 

Mittelhirn  383. 

Mittelhirnbläschen  383. 
Mittelhirnschleife  418. 

Mittelohr  717. 

Mitesser  756. 

Modiolus  732. 

Mohrenheim’sche  Grube  133,  142. 
Molarzähne  555. 

Molecurlär Schicht  des  Grosshimes  438. 
—  des  Klönhimes  423, 

439. 


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791 


Moil’sche  Drüsen  689,  755. 
Monakow’s  Bündel  448. 

Mondbein  164. 

Mons  veneris  s.  pubis  (&). 
Motgomery^sche  Drüsen  677. 
Monticulus-  407. 

Morgagni’sche  Hydatide  644,  669. 

—  Tasche  539. 

Morsus  diaboli  669. 

Motorische  Aphasie  388. 

Motorische  Flecken  291. 

Motorisches  Sprachcentrum  388. 
Mouches  volantes  711. 

MülleFsche  Fasern  706,  708. 
MüUer’sche  Kapsel  630. 

Müller'scher  Ringmuskel  698. 

Mundhöhle  551,  560. 

Mundspalte  551. 

Mundwinkel  551. 

Mündungstrichter  678. 

Muscheln  der  Nasenhöhle  45. 
Musculus  17. 

—  abductor.  digit.  minim,  man.  194. 

—  _  —  pedis  264. 

—  —  hallucis  263,  264. 

—  —  pollicis  brevis  193. 

—  —  —  longus  191. 

—  accelerator  urinae  682. 

—  adductor  femoris  brevis  256. 

—  —  —  longus  256. 

—  —  —  magnus  256. 

—  —  —  minimus  256. 

—  —  hallucis  264. 

—  —  pollicis  193. 

—  anconaeus  186. 

—  —  quartus  189. 

—  anütragicus  711. 

—  ary-epigloticus  527. 

—  arytaenoideus  (transversus)  526. 

—  —  (obliqui)  527. 

Musculi  arrectores  pili  759. 

Musculus  articularis  genu  253. 

—  attollens  auriculae  84. 

—  attrahens  auriculae  84. 

—  auricularis  ant.  84. 

—  —  post.  84. 

—  —  sup.  84. 

—  azygos  uvulae  566. 

—  basio-glossus  563. 

—  biceps  brachii  185. 

—  —  femoris  254. 

—  bivcnter  cervicis  119. 

—  —  mandibulae  93. 

—  brachialis  int.  185,  190. 

—  broncho-oesophageus  585. 

—  brachioradialis  186,  190. 


Musculus  buccinator  87. 

—  buccopharyngeus  581. 

—  bulbocavemosus  663,  682. 

—  caninus  87. 

—  cervicalis  ascendens  118. 

—  chondroglossus  563. 

.  —  dliaris  85,  698. 

—  —  Riolani  85. 

—  coccygeus  680. 

—  complexus  minor  118. 

—  —  major  119. 

—  compressor  nasi  88. 

—  —  urethrae  681. 

—  constrictor  pharyngis  inf.  582. 

_  —  _  med.  582. 

—  —  —  sup.  581. 

—  constrictor  cunni  683. 

—  coracobrachialis  184. 

—  corrugator  superdlii  84. 

—  cremaster  144,  152,  642. 

—  crico-arytaen.  lat.  526. 

—  —  —  post.  526. 

—  —  -thyreoid.  525. 

—  cricopharyngeus  582. 

—  cruralis  253. 

—  cucullaris  115.  . 

—  deltoideus  183. 

—  depressor  alae  nasi  88. 

—  —  anguli  oris  86. 

—  —  labii  inf.  87. 

—  —  septi  mobil,  nar. 

87. 

—  detrusor  urinae  638. 

—  digastricus  93. 

—  dilatator  pupillae  701. 

—  ejaculator  seminis  682. 
epicranius  79,  83. 

—  erector  trunci  117. 

—  extensor  carpi  radial.  189. 

__  _  —ulnar.  189, 191. 

—  — cruris  s.  quadriceps  252. 

—  —  digiti  min.  prop.  189, 

190. 

—  —  digitorum  comm.  man. 

189,  190. 

_  __  __  pedis  258, 263. 

—  extensor  dorsi  communis  117. 

—  —  hallucis  brevis  263. 

—  —  —  longus  258. 

—  —  indicis  proprius  19l. 

—  —  pollicis  brevis  191, 

193. 

—  —  —  longus  191. 

—  femoralis  253. 

Musculi  fididni  195. 


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792 


Muscuius  flexor  brevis  digil.  min.  195, 

264. 

—  —  carpi  radial.  187. 

—  —  —  lünaris  187. 

—  -  digit.  min.  ped.  brev. 

265. 

—  _  _  man.  prof.  189. 

-  —  -  subl.  187, 

188. 

—  —  — ped.  comm.longus 

261. 

—  — - —  brevis 

264. 

—  —  hallucis  brevis  262,  • 

263. 

—  —  —  longus  261. 

—  —  poUicis  brevis  193. 

—  — .  —  longus  188, 201. 

—  frontalis  83. 

—  gastrocnemius  259. 

Musculi  gemein  250. 

—  —  surae  259. 

Muscuius  genioglossus  563. 

—  geniohyoideus  94. 

—  glossopalatinus  567. 

—  glossopharyngeus  581 . 

—  glossostaphylinus  567. 

—  glutaeus  maximus  251. 

—  glutaeus  medius  251. 

—  —  minimus  249. 

—  gracilis  256. 

—  helicis  712. 

—  hyoglossus  563. 

—  hyopharyngeus  582. 

—  iliocostalis  118. 

—  iliopsoas  247. 

—  iliacus  int.  248. 

Musculi  incisivi  88. 

Muscuius  indicator  191. 

—  infraspinatus  184. 

—  interarytaenoideus  526. 
Musculi  intercartilaginei  135. 

—  intercostales  135. 

—  interossei  manus  195. 

—  —  pedis  265. 

—  interspinales  120. 

—  intertransversarii  120. 
Muscuius  ischiocavernosus  682. 

—  —  -coccygeus  680. 

—  kephalo-pharyngeus  581 . 

—  keratoglossus  563. 

—  —  pharyngeus  581. 

—  laryngo-pharyngeus  582. 

—  latissimus  dorsi  115. 

—  laxator  tympani  721. 

—  levator  alae  nasi  propr.  88. 


Muscuius  levator  alae  nasi  et  lab.  sub.  87. 

—  —  ani  679. 

—  —  anguli  oris  87. 

—  —  Scapulae  96. 

Musculi  levatores  costarum  121. 
Muscuius  levator  gland.  thyr.  548. 

—  —  lab.  sup.  prop.  87. 

—  —  menti  87. 

—  —  palpeb.  sup.  685. 

— *  —  vdi  palatini  566. 

—  lingualis  564. 

—  longissimus  capitis  118. 

—  —  cervicis  118. 

—  —  dorsi  118. 

—  longitudinalis  linguae  564. 

—  longus  atlantis  97. 

—  —  capitis  97. 

—  —  colli  96. 

Musculi  lumbricales  manus  195. 

—  —  pedis  265. 

Muscuius  masseter  89. 

—  mentalis  88. 

—  multifidus  Spinae  120. 

—  mylohyoideus  94. 

—  mylopharyngeus  5S1 . 

—  nasalis  88. 

—  nauticus  262. 

—  obliquuus  abd.  ext.  143. 

—  —  abd.  int.  144. 

—  —  auriculae  713. 

—  —  capitis  inf.  121. 

—  obliquus  capitis  sup.  121. 

—  —  coUi  97. 

—  obliquus  oculi  inf.  686. 

—  __  _  sup.  685. 

—  Obturator  ext.  250. 

—  —  int.  250. 

—  occipitalis  84. 

—  omohyoideus  94. 

—  opponens  digiti  minim,  man.  194. 

—  —  —  —  pedis  264- 

—  —  pollicis  193. 

—  orbicularis  oculi  85. 

—  —  oris  87. 

—  orbitalis  85,  687. 

—  palato-glossus  567. 

—  --  -pharyngeus  567,  581. 

—  —  -staphylinus  565. 

—  palmaris  brevis  194. 

—  —  longus  187, 188, 192. 

—  palpebralis  85,  687. 

Musculi  papiUares  284. 

Muscuius  patheticus  686. 

—  patientiae  96. 

Musculi  p^inati  283. 


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793 


Musculus  pedineus  255. 

—  pedoralis  major  132* 

—  —  minor  133,  140. 

—  perforans  189. 

—  perforatus  Casseri  184,  188. 

—  peronaeus  brevis  258. 

—  —  longus  258. 

— -  —  tertius  258. 

—  petrosalpingostaphylinus 

566. 

—  piriformis  250. 

—  pharyngopalatinus  567,  583. 

—  plantaris  259,  262. 

—  pleuro-oesophageus  585. 

—  popliteus  261. 

—  procerus  nasi  83. 

—  pronator  leres  187,  188. 

—  quadratus  189. 

—  psoas  major  247. 

—  —  minor  248. 

—  plerygoideus  ext.  89. 

—  —  int.  89. 

—  pterygopharyngeus  581. 

—  pyramidalis  (nasi)  83. 

—  —  (abdominis)  145. 

—  quadratus  femoris  250. 

—  —  kbii  inf.  87. 

—  —  —  sup.  87. 

—  —  lumbonim  147. 

—  —  plantae  265. 

—  quadricq^s  femoris  252. 

—  —  surae  259. 

Musculi  redococcygei  601. 

—  —  uterini  666. 

Musculus  redus  abdominis  144. 

— -  —  capit.  anter.  97. 

—  —  —  anter.  maj.  97. 

—  —  —  ant.  min.  97. 

—  —  —  lateral.  121. 

—  _  _  poster.  121. 

—  ~  colli  97. 

~  redus  femoris  253. 

Musculi  redi  labiorum  87. 

—  —  oculi  85,  686. 

—  redouterini  6^. 

—  retradores  uteri  666. 
Musculus  retrahens  auriculae  84. 

—  rhomboideus  116. 

—  risorius  86. 

Musculi  rotatores  120. 

Musculus  sacd  lacrimal.  85. 

—  sacrolumbalis  1 18. 

—  sacrospinalis  117. 

—  salpingopharyngeus  583. 

—  Sartorius  252. 

Musculi  scaleni  96. 


Musculus  semimembranosuB  254. 

—  semispinalis  119. 

—  semitendinosus  254. 

—  serratus  ant.  (maj.)  134. 

—  —  post.  116. 

—  soleus  259. 

—  spemens  686. 

—  spheno-salpingo^taphylinus 

565. 

sphinder  ani  ext.  599,  682. 

—  —  ^  int.  599. 

—  _  sup.  600. 

—  sphinder  ani  tertius  600. 

—  —  oculi  85. 

—  —  oris  87. 

—  —  pupillae  458, 701. 

—  —  urethrae  681. 

—  —  vesicae  638. 

—  spinalis  cervids  119. 

—  —  dorsi  119. 

—  spinotransversalis  117. 

—  splenius  117. 

—  stapedius  722.  ‘ 

—  sternocleidomastoideus  92. 

—  stemocostalis  136. 

—  stemohyoideus  95. 

—  stemothyreoideus  95. 

—  styloglossus  563. 

—  stylohyoideus  94. 

—  stylopharyngeus  582. 

—  subdavius  134. 

—  subcostalis  136. 

—  subcruralis  253. 

—  subcutaneus  colli  92. 

—  subscapularis  184. 

~  Supinator  (brevis)  191. 

—  —  longus  186,  189. 

—  supraspinatus  184. 

—  suspensorius  duoden.  593. 

—  —  gland.  thyr.  548. 

—  tarsalis  sup.  et  inf.  687. 

—  temporalis  89. 

tensor  chorioideae  698. 

—  tensor  fasdae  latae  252. 

—  —  tympani  722. 

—  —  veli  palatini  565, 728. 

—  teres  major  116. 

—  teres  minor  184. 

—  thyreoarytaenoideus  527. 

—  —  -aryepiglotticus  527. 

—  —  -hycideus  95. 

—  —  -epiglotticus  527. 

—  —  -pharyngeüs  582. 

—  tibialis  anterior  257. 

—  —  posterior  261. 

—  trachelomastoideus  118. 


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794 


Musculus  tragicus  712. 

—  transversalis  cervicis  118. 

—  transversoepinalis  IIQ. 

—  —  -urethralis  681. 

—  transversus  auriculae  713. 

—  —  abdominis  144. 

—  —  linguae  564. 

—  —  perinei  profund. 

680,  683. 

—  ~  perinei  superf. 

682. 

—  —  thoracis  136. 

—  trapezius  115. 

—  triangulari's  (inf.  s.  menti)  86. 

—  —  super.  87. 

—  —  slemi  136. 

—  triceps  brachii  185. 

—  —  surae  259. 

—  uvulae  566. 

—  urelhralis  681. 

—  vastus  lateralis  253. 

—  —  medialis  253. 

—  —  inlermedius  253. 

—  ventricularis  528. 

—  vocalis  528. 

—  zygomaticus  (major)  86. 

—  —  nünor  86. 
Musikanienknochen  160. 

Muskelbinden  16. 

Muskelbündel  16. 

Muskeln  16. 

Muskelnerven  d.  oberen  Extremität  494. 

—  d.  unteren  Extremität  506. 
Muskelsinn  437,  450. 

—  -bahn  451. 

Mutterkegel  664. 

Mutterkuchen  360. 

Muttermund  664. 

Muttermundslippen  664. 
Muttertrompeten  669. 

Myelencephalon  383,  405. 

Myocardium  290. 

Myometrium  667. 

Mystax  552. 

Nabel  143,  155. 

Nabel  (des  Trommelfelles)  716. 
Nabelarterien  329,  360..  362. 
Nabelstrang  360. 

Nabelvene  360,  364. 

Nachhirn  383. 

Nachhirnbläschen  383. 

Nacken  101. 

Nackenmuskeln  120. 

—  Wirbel  104. 

Nägel  753. 


Nagelbändchen  754. 

Nagelbett  754. 

Nagelboden  754. 

Nagelfalz  754. 

Nagelmatrix  754. 

Nagelwall  754. 

Nagelwurzel  754. 

Naht  10 

Nares  (extemae)  740,  744. 

Nase  7^. 

Nasenbeine  47. 

Nasengänge  45,  75. 

Nasenhöhle  73,  740. 

Nasenlöcher  744. 

Nasenmuscheln  75. 

Nasenscheidewand  740. 
Nasenschleimhaut  745. 

Nasmyth’sches  Schmelzoberhäutchen 
557. 

Nasoturbinale  740. 

Navicula  659. 

Nebenfurchen  387. 

Nebenhoden  643. 

Nebenhöhlen  der  Nase  73,  730. 
Nebennieren  761. 

Nebenoliven  420. 

Nervenfaserbahnen  d.  Rückenmarkes 
447. 

Nervenfaserbahnen  d.  Gehirnes  409. 
Nervenfasern  rückläufige  441. 

Nervus  abducens  430. 

—  accessorius  Willisii  433,  481. 

—  —  spinalis  433,  481. 

—  —  vagi  481 . 

—  acusticus  432,  474. 

Nervi  alveolares  inferiores  468. 

—  —  superiores  464. 
Nervus  anococcygeus  504. 

Nervi  auriculares  antt.  468. 

Nervus  auricularis  magnus  486. 

—  —  post.  s.  prof.  473- 

—  —  vagi  38,  478. 

—  auriculotemporalis  468. 

—  axillaris  489. 

Nervi  bronchiales  480. 

—  buccales  474. 

Nervus  bucdnatorius  467. 

—  canalis  pterygoidei  94,  465. 
Nervi  cardiaci  479,  511. 

—  carotico-tympanici  476,  510. 
Nervus  caroticus  intern.  510. 

Nervi  cerebrales  454. 

—  cervicales  485. 

Nervus  cervicalis  descendens  483,  486. 
Nervi  cUiares  breves  462,  463. 

—  —  longi  462. 


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795 


Nervus  ctrcumflexus  humeri  489. 

Nervi  dunium  501,  505. 

—  coccygd  485  . 

—  coeliad  512. 

Nervus  s.  Radix  cochlearis  432. 

—  Cochleae  475. 

—  s.  Ramus  colli  n.  facialis  474. 

—  communicans  faciei  475. 

—  —  peronaei  503. 

—  —  tibialis  502. 

—  crotaphiticobuccinatorius  467. 

—  cruralis  497. 

—  cutaneus  aniibrachii  dorsalis 

493. 

—  —  —  lateralis 

490. 

—  —  —  medialis 

489. 

—  —  —  poBterior 

493. 

—  —  brachii  exiernus  494. 

—  —  —  internus  major 

489. 

—  —  —  internus  minor 

489. 

—  —  —  medialis  489. 

—  —  —  lateralis  489. 

—  —  —  posterior  493. 

—  —  —  posterior  in¬ 

ferior  493. 

—  —  —  posterior  Su¬ 

perior  493. 

—  —  medius  (brachii)  489. 

Nervi  cutanei  dunium  inferiores  484, 

501. 

—  —  —  superiores  484. 

—  —  colli  486. 

Nervus  cutaneus  cruris  p>osterior  504. 

—  — -  dorsalis  pedis  inter¬ 

nus  504. 

—  —  —  pedis  inter- 

medius  504. 

—  —  —  p)edis  late¬ 

ralis  502. 

—  —  —  pedis  me¬ 

dialis  505. 

Nervus  cutaneus  femoris  extern,  s.  late¬ 
ralis  497. 

—  —  —  intern,  s.  me¬ 

dial.  498. 

—  —  —  medius  498. 

—  —  —  posterior  501. 

—  —  palmaris  491. 

Nervi  cutanei  pectoris  anteriores  et  ab- 

dominis  496. 

—  —  pedoris  laterales  496. 


Nervi  cutanei  perinei  500. 

—  dentales  inferiores  468. 

—  —  superiores  464. 

—  digitale  dorsales  manus  492. 

—  —  plantares  503. 

—  —  volares  manus  491. 

Nervus  cutaneus  surae  lateralis  501. 

—  —  —  medialis  502. 

—  depressor  cordis  480. 

—  desoendens  hypoglossi  483. 
Nervi  dorsales  484. 

Nervus  dorsalis  clitoridis  501. 

—  —  penis  501,  513. 

—  —  scapulae  488. 

durae  IX  u.  X  477. 

—  ethmoidalis  61,  462. 

Nervi  erigentes  penis  513. 

Nervus  facialis  431. 

—  femoralis  497. 

—  frontalis  460. 

Nervi  gastrici  480. 

Nervus  geniohyoideus  483. 

—  genitofemoralis  497. 

Nervi  gingivales  464. 

Nervus  glossopharyngeus  433,  475. 

—  glutaeus  inf.  500. 

—  —  sup.  484,  499.  1 

Nervi  haemorrhoidales  inif.  500. 

—  medii  499. 

—  hepatid  480. 

Nervus  hypoglossus  434,  482. 

—  Jacobsonii  475. 

—  iliohypogastricus  496. 

—  — inguinalis  497. 

—  inframaxillaris  459,  467. 

—  infraorhitalis  463. 

—  infratrochlearis  461,  462. 

Nervi  intercostales  489,  495. 

Nervus  intercostobrachialis  496. 

—  Nervus  intermedius  431,  472. 

—  interosseus  ant.  s.  vol.  brachii 

490. 

—  —  cruris  502. 

—  —  post;  s.  ext.  494. 

—  ischiadicus  501. 

—  jugularis  510. 

Nervi  labiales  supp.  464. 

—  —  antt.  et  postt.  497,  501. 
Nervus  lacrimalis  461. 

—  laryngeus  inf.  478. 

—  —  sup.  479. 

—  lingualis  469. 

Nervi  linguales  476,  483. 

Nervus  lumboinguinalis  497. 

—  —  -sacralis  499. 

—  mandibularis  459,  467. 


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796 


Nervus  marginalis  scapuläe  489. 

—  mandibulae  474. 

—  masselericus  467. 

—  masticatorius  467. 

—  maxillaris  459,  462,  468. 

—  meatus  auditorii  ext.  463. 

—  medianus  490. 

—  membranae  tympani  468. 

—  meningeus  4W. 

—  —  hypoglossi  482. 

—  —  m^ius  459. 

—  —  vagi  477. 

Nervi  meningei  medullae  spin.  485. 
Nervus  mentalis  469. 

—  musculocutaneus  490. 

—  mylohyoideus  469. 

Nervi  nasales  inferiores  465. 

—  —  subcutanei  464. 

—  —  superiores  466. 

Nervus  nasociliaris  461. 

—  nasopalatinus  Scarpae  466. 

~  obturatorius  499. 

—  occipitalis  hypoglossi  482. 

—  —  major  485. 

—  —  minor  486. 

Nervus  oculomotorius  427,  457. 

Nervi  oesophagei  480. 

Nervus  olfactorius  394,  454. 

—  ophthalmicus  460. 

—  opticus  455. 

—  orbitalis  464,  466. 

Nervi  palatini  descendentes  465. 
Nervus  palatinus  anterior  465. 

Nervi  palpebrales  inff.  464. 

—  parotidei  468. 

Nervus  perforans  Casseri  490. 

—  —  ligam.  tuberososacri  500. 
Nervi  pericardiaci  480. 

Nervus  perinei  500. 

—  peronaeus  503. 

—  —  prof.  503. 

—  —  superfic.  503. 

Nervi  petrosi  (Allgem.)  44. 

Nervus  petr.  prof.  maj.  466,  510. 

—  —  —  minor  476,  510. 

—  —  superf.  maj.  466,  510. 

—  —  —  minor  34,  44. 

476. 

Nervi  pharyngei  466,  476,  478. 

—  phrenicoabdominales  487. 

Nervus  phrenicus  487. 

—  plantaris  503. 

—  pneumogastricus  481. 

—  popliteus  extemus  503. 

—  —  internus  502. 

—  pterygoideiis  ext.  467. 


Nervus  pterygoideus  int.  457,  472. 
Nervi  pterygopalatini  463,  465. 

Nervus  pudendus  communis  500. 

—  —  longus  501. 

Nervus  pudendohaemorrhoid  500. 
Nervi  pulmonales  480. 

Nervus  radialis  492. 

—  —  profundus  493. 

~  recurrens  481. 

—  —  Amoldi  459. 

—  —  hypoglossi  482. 

—  —  trigemini  459. 

—  —  vagi  481. 

~  —  WiUisii  433. 

Nervi  recurrentes  mening.  374,  459. 
Nervus  saphenus  major  498. 

—  —  minor  498. 

Nervi  scrotales  ant.  497. 

—  —  poster.  501. 

—  septi  narium  466. 

—  sinuvertebrales  485. 

Nervus  spermaticus  ext.  497,  505. 

—  sphenoethmoid.  462. 

Nervi  sphenopalatini  463,  465. 

—  spinales  483. 

Nervus  spinosus  459. 

Nervi  splanchnici  511. 

Nervus  stapedius  473. 

Nervus  stylohyoideus  et  digastr.  473. 

—  —  -pharyngeus  476. 

—  subclavius  488. 

—  subcut.  inf.  et  med.  colli  486. 

—  —  malae  463. 

Nervi  —  glutaei  inff.  500. 

Nervus  —  mandibulae  s.  margi¬ 
nalis  mandib.  474. 

—  suboccipitalis  485. 

Nervi  sublinguales  469. 

—  submaxillares  469. 

—  subscapulares  489. 

—  supraclaviculares  486. 

Nervus  supramaxillaris  459,  463. 

—  supraorbitalis  460. 

—  suprascapularis  488. 

—  supratrochlearis  461 . 

—  suralis  502. 

—  sympathicus  507. 

—  temporalis  prof.  467. 

—  —  superf.  468. 

—  tensoris  veli  palatini  470. 

—  —  tympani  470. 

—  tentorii  459. 

Nervi  thoracales  495. 

—  thoracales  antt.  488. 

Nervus  thoracalis  longus  s.  lateralis  488. 

—  thoracicus  post.  488. 


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797 


Nervus  thoracodorsalis  489. 

—  tibialis  502. 

Nervi  tonsillares  476. 

—  tracheales  479. 

Nervus  trigeininus  429,  458. 

— -  trochlearis  428,  458. 

—  tubae  (Eustachianae)  476. 
Nervus  tympauicus  s.  Jacobsonii  475. 

—  lünaris  491. 

Nervi  vaginales  499. 

Nervus  vagus  433,  477. 

—  vestibularis  432. 

—  vestibuli  475. 

Nervi  vesicales  inff.  499. 

Nervus  Vidianus  44,  465. 

—  zygomatico-facialis  464. 

—  —  -temporalis  464. 

—  zygomaticus  463. 

Netz  619. 

Netzbeutel  620. 

Netzhaut  693. 

—  -Schichten  704,  706. 

Neubauer’sche  Arterie  298. 

Neurit  409. 

Neuroglia  409,  445. 

Neurogliaschicht  438. 

Neuron  409. 

Nieren  626. 

Nieren-Arterien  632. 

—  -Becken  634. 

—  -Kelche  634. 

—  -Lappen  627. 

—  -Papillen  628. 

—  -Venen  683, 

Nodulus  Arantii  286. 

—  cerebelli  407. 

—  valvulae  semilunaris  2£6. 

Noduli  lymphatici  solitarii  594,  614. 

—  —  aggregati  595. 

Nodus  valvulae  atrioventricularis  285. 
Noyau  masticateur  429. 

Nucha  101. 

Nucleus  alae  cinereae  434. 

—  ambiguus  434. 

*—  amygdalae  411. 

—  an^aria  433. 

—  arcuatus  420. 

—  caudatus  399,  410,  413. 

—  corporis  mamillaris  415. 

—  cochlearis  427,  432. 

— •  cuneatus  408,  422. 

—  dentatus  cer^lli  422. 

—  dorsalis  445. 

—  emboliformis  424. 

—  fastigii  424. 

—  gelatinosus  111. 


!  Nucleus  globosus  424. 

—  gracilis  408,  422. 

—  habenulae  414,  416. 

—  hypothalamicus  41 5. 

—  lateralis  433. 

—  lemnisci  419. 

—  lentilormis  413. 

Nuclei  acustici  418. 

—  motorii  n.  trigemini  429,  434. 

—  olivares  420. 

—  pontis  420. 

Nucleus  pulposus  111. 

—  princii>alis  432. 

~  reticularis  tegmenti  419. 

—  ruber  417. 

—  taeniaeformis  41 1 . 

—  tegmenti  417. 

—  tractus  spxin.  n.  V.  422,  430. 

—  triangularis  482. 
tuberculi  acustici  432. 

—  vestibularis  427,  432,  433. 
Nuclei  thalami  414. 

Nuel’sche  Räume  739. 

Nuhn*sche  Drüse  565,  570, 

Nussgelenk  15,  228. 

Nymphae  659. 

Oberarmbein  158. 

—  -muskeln  184. 

I  Oberflächensinnbahn  448. 

—  430. 

Oberhaut  747. 

Oberhäutchen  des  Haares  752. 
Oberkieferbein  50. 

Oberschenkelbein  212. 

—  -muskeln  231 . 

Obex  405. 

Occiput  26. 

Oculus  685. 

Odontoblasten  557. 

Oesophagus  583. 

Ohr,  inneres  730. 

Ohrenschmalz  714. 
Ohrenschmalzdrüsen  714,  754. 
Ohrknorpel  711. 

Ohrläppchen  711. 

Ohrmuschel  711. 

Ohrspeicheldrüse  568. 

Ohrtrompete  726. 

Olecranon  161. 

Olfactoriusbahn  452. 
aive  397,  420. 

—  obere  421 . 

—  untere  420. 

Olivenkerne  420. 

Oliven-Kleinhirnfasern  420. 


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798 


Olivenstiel  420. 

Olivenzwischenschicht  421. 

Omentum  majus  619.  . 

Omentum  minus  619. 

Omoplata  157. 

Oolemma  674. 

Opposition  178. 

Operculum  sellae  turcicae  374. 

— -  (Gehirn)  391 . 

Opticusbahn  452. 

Opticusfaserlage  704. 

Ora  serrata  698. 

Orbiculus  ciliaris  698. 

Orbitae  70. 

Orbitalflügel  32. 

—  -platte  48. 

Organa  intra  und  extra  sacc.  peri- 
tonaei  594,  617. 

Organon  auditus  711. 

—  spirale  738. 

—  visus  685. 

Orificium  urethrae  s.  ext.  651,  654. 

—  Uteri  664. 

—  vaginae  660,  662. 

—  vesicale  s.  int.  651. 

Origo  17. 

Os  basilare  27. 

—  brachii  158. 

—  bregmatis  24. 

—  -capitatum  164. 

Ossa  carpi  163. 

Os  coccygis  206. 

—  coxae  204,  207. 

—  cuboideum  222. 

—  cuneiforme  31. 

Ossa  cranii  18. 

—  cuneiformia  222. 

Os  ethmoidale  44. 

—  femoris  212. 

—  frontale  19. 

—  hamatum  164. 

—  hyoideum  80. 

—  ilium  207. 

—  incisivum  55. 

—  innominatum  204,  207. 

—  intermaxillare  55. 

—  ischii  207,  209. 

—  lacrimale  47. 

—  lunatum  164. 

—  maxillae  sup.  50. 

Ossa  metacarpi  163,  165. 

—  metatarsi  223. 

Os  multangulum  164. 

Ossa  nasalia  47. 

Os  naviculare  (carpi)  164. 

—  —  (tarsi)  222. 


Os  occipitale  26. 

—  palatinum  56. 

—  parietale  24. 

—  pelvis  204,  207. 

—  pisiforme  164. 

—  pubis  207,  210. 

—  pneumaticum  9. 

—  puboischiadicum  207. 

—  pyramidale  164. 

—  sacrum  204. 

—  scaphoideum  (carpi)  164. 

—  scaphoideum  (tarsi)  222. 

Ossa  tarsi  218. 

Os  sincipitis  19. 

—  sphenoideum  31. 

—  sphenoidale  31. 

Ossa  tarsi  218. 

Os  tincae  664. 

—  temporale  36. 

—  trapezium  164. 

—  trapezoides  164. 

—  triquetrum  164. 

—  turbinatum  45,  49,  75. 

—  zygomaticum  48. 

Ossicula  auditus  720. 

—  Bertini  32. 

Ossiculum  Sylvii  722. 

Ostium  aorticum  289. 

—  arteriosum  286,  289. 

—  atrio-ventriculare  286,  289. 

—  pulmonale  289. 

—  sinus  coronarii  288. 

—  tubae  (Eustachianae)  726. 

—  venosum  284. 

Otoconia  737. 

Otolithen  737. 

Ovaria  671. 

Oviductüs  669. 

Ovula  Naböthi  668. 

Ovulum  674. 

Pachymeninx  372. 

Pacchioni’sche  Granulationen  21,  379. 
Palatum  durum  et  molle  561,  5^. 
Pallium  385. 

Palpebrae  687. 

Pancreas  611. 

Pancreaticum  593.  * 

Pancreatin  612. 

Panniculus  adiposus  750. 

Papillae  circumvallatae  562. 

—  clavatae  562. 

—  conicae  562. 

Papilla  duodeni  593. 

Papillae  filiformes  562,  575. 

—  foliatae  563,  575. 


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799 


Papillae  fungiformes  562,  575. 

Papilla  indsiva  561,  575. 

—  lacrimalis  688. 

Papillae  lenticulares  562,  575. 

Papilla  mammae  679. 

—  nervi  optid  703. 

—  Santorini  595. 

Papillae  renales  628. 

—  vallatae  562. 

Pappus  552. 

Par  seplimum  432. 

Paradidymis  644. 

Parametrium  667. 

Parastemallinie  142. 

Paratestis  643. 

Parietales  Blatt  des  Bauchfelles  616. 
Paries  caroticus  718. 

Paries  jugularis  719. 

—  labyrinthicus  718. 

—  membranaceus  tracheae  531. 

—  —  tympani  717. 

—  tegmentalis  718. 

Parotis  568. 

Paroophoron  676. 

Parovarium  676. 

Pars  alveolaris  mandibulae  77. 

•  —  centralis  ventr.  lat.  399. 

—  cavernosa  urethrae  651,  653. 

—  membranacea  septi  ventriculo- 

rum  285. 

—  urethrae  651. 

“  olfadoria  744. 

—  opercularis  gyr.  front.  388. 

—  orbitalis  gyr.  front.  388. 

—  respiratoria  744. 

—  petrosa  oss.  temp.  37. 

—  triangularis  g.  f.  388. 

—  tympanica  oss.  temp.  37,  60. 
Patella  215. 

Patte  d^oie  252,  254. 

Paukenhöhle  717. 

—  Taschen  u.  Falten  ders.  724. 
Paukentreppe  732. 

Pavimentum  orbitae  72. 

Peden  oss.  pubis  210. 

Pedunculus  hypophyseos  395. 
Pedunaili  cerebri  395,  416,  378. 

—  flocculi  407. 

Pelvis  204,  211. 

—  renis  634. 

Penicilli  615. 

Penis  655. 

PequeFsches  Receptaculum  365. 
Pericardium  295. 

Perichoroidalraum  699. 

Pericranium  83. 


Perilymphe  730. 

Perimetrium  667. 

Perimysium  intemum  16. 
Perinealkrtimmung  599. 

Periodontium  556. 

Peritonaeum  152,  616. 

Perivasculäre  Lymphgefässe  365. 
Perlkugdn  551. 

Perone  215. 

Pes  218. 

—  anserinus  major  472. 

—  anserinus  minor  464. 

—  hippocampi  major  399. 

—  —  minor  400. 

—  pedunculi  416. 

—  planus  218. 

Petiolus  520. 

PetiFsches  Dreieck  143. 

Peyer^sche  Haufen  od.  Plaques  367, 

595. 

Pfeilnaht  24. 

Pferdeschwanz  442. 

Pflugscharbein  49. 

Pförtner  585. 

Pfortader  358,  606. 

Pfropf  424. 

Phalangen  d.  Finger  166. 

—  d.  Zehen  223. 
Phalangenfortsatz  (Gehör)  739. 
Pharynx  577. 

Philtrum  552. 

Pia  mater  379,  440. 

Pigmentepithel  700. 

Pinnae  nasi  740. 

Pilus  751. 

Placenta  360. 

Plantarflexion  od.  -motion  240. 
Planum  infratemporale  35,  38. 

—  popliteum  216. 

—  temporale  20,  35,  37. 

Plattfuss  218. 

Platysma  92. 

—  myoides  91. 

Pleura  539. 

Pleuragrenzen  542. 

Pleurahöhle  539. 

Pleurakuppel  540. 

Plexus  aorticus  abdom.  511. 

—  —  thoradc.  511. 

—  basilaris  377. 

—  brachialis  485,  487,  494. 

—  cardiacus  479. 

—  caroticus  ext.  510. 

—  —  int.  510. 

—  cavernosus  (d.  Carotis)  510. 

—  —  penis  513. 


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800 


Plexus  cervicalis  485. 

—  chorioides  380. 

—  —  later.  380,  381. 

—  —  medius  3^). 

—  coccygeus  504. 

—  coeliacus  512. 

—  coronarius  cordis  511. 

—  cruralis  496. 

—  dentalis  super.  464. 

—  —  infer.  469. 

—  deferentialis  513. 

—  diaphragmaticus  487. 

—  entericus  512,  590. 

—  ganglioformis  477. 

—  gastricus  480. 

—  haemorrhoidales  356,  512. 

—  hypogastricus  512. 

—  infraorbitalis  464. 

—  ischiadicus  499. 

—  lumbalis  496. 

—  maxillae  int.  350. 

—  mesentericus  512. 

—  muscularis  (ventric.)  590. 

—  myentericus  512,  590. 

—  nodosus  497. 

—  oesophageus  480. 

—  pampiniformis  355,  649. 

—  parotideus  472. 

—  pharyngeus  478,  511,  350. 

—  prostaticus  356,  513. 

—  pterygoideus  350. 

—  pubicus  impar  356,  658. 

—  pudendalis  356. 

—  pulmonalis  480. 

—  sacralis  485,  499. 

—  Santorini  356. 

—  seminalis  513. 

—  spermaticus  355. 

—  —  intern.  512. 

—  submucosus  512,  590. 

—  uterovaginalis  356,  513. 

—  venosi  440. 

—  vertebralis  51 1 . 

—  vesicalis  512,  356. 

Plicae  alares  236. 

—  aryepiglotticae  528. 

—  circulares  594. 

—  Douglasi  666,  623. 

Plica  epigastrica  152. 

Plicae  fimbriatae  561. 

Plica  glossoepiglottica  562. 

—  ileocaecalis  625. 

—  interureterica  638. 

—  lacrimalis  691 . 

—  longitudinalis  duodeni  595. 

—  —  recti  599. 


Plica  nasopharyngea  578. 

—  nervi  laryngei  580. 

Plicae  palatinae  transversae  561,  574. 

—  palraatae  665. 

Plica  pancreaticogastrica  621. 

—  pterygomandibularis  552. 

Plicae  rectovesicales  623. 

—  -uterinae  623,  666. 

Plica  salpingo-palatina  578. 

—  salpingo-pharyngea  578. 

Plicae  semilunares  148,  623,  666. 

I  Plica  semilunaris  conjunctivae  690. 

—  —  fasciae  transversalis  148. 
Plicae  sigmoideae  561. 

—  sublinguales  561 . 

Plica  synovialis  patellaris  236. 

—  transversalis  600. 

—  triangularis  574. 

--  umbilicalis  154,  624. 

—  urachi  624. 

—  -  ureterica  638. 

—  venosa  624. 

Plicae  synoviales  11. 

—  transversales  recti  599. 

'  —  vesicales  154,  623. 

—  vesicoumbilicales  154,  624. 

—  vesicouterinae  666. 

—  villosae  587. 

Points  douloureux  (Arm)  201. 

—  —  (Bein)  272. 

Pole  des  Auges  703. 

Poli  cerebri  385. 

Pomum  Adami  519. 

Pons  (Varoli)  396,  417. 

Ponticulus  (Öhr)  712,  718. 
j  Porta  hepatis  604. 

I  —  renis  626. 
j  Portio  dura  et  mollis  432. 

lacrimalis  m.  sphinct.  oculi  85. 
'  —  intermedia  Wrisbergi  431,  472. 
I  —  supra vaginalis  664. 

—  vaginalis  664. 

Porus  acusticus  externus  39,  60. 

—  —  internus  41,  69. 
Poupart’sches  Band  148. 
Praecordialgegend  155. 

Praecuneus  391. 

Praemolarzähne  555. 

Praeputium  clitoridis  659. 

—  penis  656. 

Praespermiden  648. 

Premula  abdominalis  146. 

Presse  d.  Herophilus  30. 

Prismata  adamantina  557. 

Processus  accessorius  110. 

—  alares  45,  65. 


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801 


Processus  anconaeus  161. 

—  alveolaris  54,  77. 

—  articulares  (vertebrae)  105, 

205. 

—  caudalus  (jOA. 

—  ciliares  698. 

—  Civinrai  36. 

—  cleidocoracoideus  157. 

—  clinoidei  antt.  33,  64. 

—  —  medii  31,  65. 

—  —  postt.  32,  65. 

— -  cochlearis  718. 

—  condyloideus  oss.  ocdp.  59. 

—  —  mandib.  79. 

—  coracoideus  157. 

—  coronoideus  mandib.  79. 

—  —  ulnae  161. 

— -  costarius  106. 

—  cubitalis  160. 

—  dentali^  54. 

—  ensiformis  oss.  sphen.  33. 

—  —  sterni  124. 

—  ethmoidalis  conchae  infer. 

50,  75. 

-r-  faldformis  axillaris  140. 

—  —  cerebri  373. 

—  —  fasdae  transver- 

salis  148,  151,  267,  276. 

—  faldformis  fasdae  latac  267, 

276,  277. 

—  —  lig.  sacrotub.  225. 

—  Folianus  720. 

“  fronfalis  48,  53. 

— -  inf.  tegm.  tymp.  41,  61. 

—  intrajug^aris  2B,  40,  60,  68. 

— -  jugularis  59,  60,  68. 

—  lacrim.  conchae  inf.  50,  75. 

—  lateralis  oss.  calcan.  221. 

—  lenticularis  711. 

—  mamillaris  110. 

—  marginalis  519. 

—  mastoideus  38,  60. 

—  maxillaris  oss.  palatini  57. 

—  —  conchae  inf.  50. 

—  muscularis  d.  Stellknorpel 

521. 

—  nasalis  oss.  frontis  23. 

—  obliqui  105. 

—  odontoideus  107. 

—  orbitalis  oss.  palatini  57. 

—  palatinus  oss.  max.  sup.  50, 

54. 

—  papillaris  604. 

—  pterygoidei  35. 

—  pterygospinosus  36,  63. 
Broesike,  Anatomie.  9.  Anfl. 


Processus  pyramidalis  gl.  thyr.  531, 

548. 

— -  —  oss.  palatini  57, 

162. 

—  spinosus  oss.  sphen.  105. 

—  —  —  vertebr.  105, 

205. 

—  sphenoidalis  oss.  palat.  57. 

— -  styloideus  oss.  temp.  44. 

—  —  oss.  metacarpi 

tertii  135,  166. 

—  —  radii  163. 

—  —  ulnae  162. 

—  transversus  105,  206. 

—  trochlearis  22. 

—  tubarius  36,  63. 

—  undnatus  oss.  ethm.  46,  76, 

442. 

—  —  pancr.  611. 

—  vaginalis  (oss.  sphen.)  36, 

63,  73. 

—  —  (fasdae  transv.)  148, 

152. 

—  — -  peritonaei  639. 

~  vermiformis  597. 

—  vocalis  520, 

—  xyphoides  (Keilbein)  33,  65. 

—  —  (Sternum)  124,  125. 

—  zygomaticus  20,  37,  54,  70. 

Prominentia  laryngea  519. 
Promontorium  (Becken)  104,  204. 

—  (Mittelohr)  718. 
Pronationsbewegung  1 61 . 

Pfropf  424. 

Prosencephalon  383. 

Prostata  651,  652. 

Protuberantia  occip.  ext.  29,  59. 

—  —  int.  30,  67. 

—  laryngea  519. 

—  mentalis  77. 

Prussak^scher  Raum  725. 

Psalterium  394. 

Psychomotorische  Bahnen  411,  452. 
Psychosensorische  Bahnen  452. 

Ptyalin  572. 

Pubes  751. 

Pudendum  muliebre  658. 

Pulmones  533. 

Pulpa  d.  Milz  614. 

—  d.  Zähne  553,  557. 

Pulvinar  400,  414. 

Punda  lacrimalia  688. 

Pupille  701. 

Purkynje^sche  Bläschen  674. 

—  Zellen  439. 

Putamen  410. 


51 


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802 


Pylorus  585. 

Pyramiden  d.  Med.  obl.  397,  408. 

—  d.  Kleinhirnes  407. 

—  d.  Schläfenbeines  39. 
Pyramidenbahnen  406,  416,  452. 
Pyramidenbein  164. 

Pyramidenfortsätze  (der  Nieren)  629. 
Pyramidenkem  421. 
Pyramidenkreuzung  408. 
Pyramidenseitenstrang  448. 
Pyramidenstränge  AOß,  447. 
Pyramidenzellen  438. 

Pyramis  vermis  407. 

Pyramis  vestibuli  730. 

Querfasem  der  Brücke  420. 
Querfortsatz  105. 

Quintuswurzel  417,  429. 

Rabenschnabelfortsatz  157. 

Rachen  577. 

Rachenenge  551,  573. 

Rachenring  lymphatischer  579. 
Radgelenk  13,  174. 

Radiärfasern  710. 

Radiatio  corp.  callosi  412. 

—  thalami  opt.  413. 

Radii  (Hirnrinde)  438. 
Radiocarpalgelenk  175. 

Radius  160. 

Radix  ascend.  V.  430. 

—  —  VIII.  s.  Acusticusschleife. 

—  cochlearis  432. 

—  descend.  V.  417,  429. 

—  pulmonis  535. 

—  vestibularis  432. 

Rami  arteriarum  s.  Arteriae. 

—  nervorum  s.  Nervi. 

—  communicantes  n.  symp.  491, 

509. 

—  intercostales  313. 

Ramus  meningeus  accessorius  306. 

—  deltoideus  318. 
Randschlingennetz  697. 

Randzone  438. 

Rankenarterien  657. 

Raphe  418. 

—  corp.  callosi  393. 

—  (a.  d.  Halsmuskel)  94. 

—  palati  duri  574. 

—  palpebralis  lat.  689. 

—  perinei  679. 

—  pharyngis  582. 

—  pontis  420. 

—  scroti  639. 


Rautengrube  403. 

Rautenhim  383. 

Receptaculum  chyli  365. 

Recessus  bursae  omentalis  621. 

—  cochlearis  730. 

—  duodenojejunalis  624. 

—  ellipticus  730. 

—  epitympanicus  7l9. 

—  foUicullares  562,  574. 

—  glossoepiglotticus  522. 

—  hemiellipticus  730. 

—  hemisphaerisus  730. 

—  ileocaecalis  625. 

—  —  appendicularis  625. 

—  infundibuli  402. 

—  intersigmoideus  624. 

—  lat.  ventr.  quarti  404. 

--  labyrinthi  734. 

—  mesentericoparietalis  625. 

—  opticus  402. 

—  parajejunalis  625. 

—  pharyngeus  579. 

—  pinealis  402. 

—  piriformis  529,  580. 

—  retrocolicus  625. 

—  sacciformis  23,  172,  175. 

—  sphaericus  730. 
spheno-ethmoidalis  75,  742. 

—  s.  Fossa  subcaecalis  625. 

—  subcruralis  233. 

—  suprapatellaris  253. 

—  suprapinealis  402. 

—  triang^aris  402. 

—  venosus  624. 

Rectum  598. 

Rectusscheide  145. 

Regenbogenhaut  693. 
Regenwurmmuskeln  195. 

Regio  abdominalis  later.  155. 

—  colli  ant.  102. 

—  —  lat.  102. 

—  epigastrica  155. 

—  hyoidea  103. 

—  hypogastrica  155. 

—  hypochondriaca  155. 

—  hypothalamica  416. 

—  infrahyoidea  103. 

—  inguinalis  156. 

—  laryngea  103. 

—  lumbalis  155. 

—  mesogastrica  155. 

—  s.  Pars  olfactoria  744. 

—  s.  Pars  respiratoria  744, 

—  pubica  155. 

—  retromandibularis  103. 

—  stemocleidomast.  102. 


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803 


Regio  subhyoidea  103, 

—  submaxillaris  102. 

—  submentalis  102. 

—  subthalamica  416. 

—  suprahyoidea  102. 

—  suprasternalis  103. 

—  Ihyreoidea  103. 

—  trachealis  103. 

—  umbilicalis  155. 

Reissner’sche  Membran  735. 

Renes  626. 

Renculi  627. 

Rete  articulare  cubiti  322. 

—  —  genu  338,  343. 

—  calcanetim  432. 

—  carpi  320,  323. 

—  cubitale  322. 

—  o’ecrani  318,  319,  323. 

—  Malpighii  748. 

—  manus  352. 

—  tarsi  dorsale  343. 

—  testis  646. 

—  vasculostim  Halleri  646. 

—  venosum  dorsale  manus  352. 

—  —  —  pedis  357. 

Retina  693. 

Retinacula  tendinum  17. 

—  —  peronaeorum  259, 

271. 

Retinaculum  lig.  arcuati  235. 

—  patellae  233. 
Retropharyngeales  Bindegewebe  100, 
571. 

Rhinencephalon  385,  392. 
Rhombencephalon  383,  405. 
Riechcentrum  437. 

Riechcommissur  413. 

Riechhim  385. 

Riechzellen  745. 

Riegel  405. 

Riffzellenschicht  des  Haares  752. 
Rimae  caecae  605. 

Rima  cornealis  694. 

—  glottidis  525. 

—  oris  551. 

—  palpebrarum  787. 

—  pudendi  658. 

Rinde  des  Haares  751. 
Rindencentren425,  436. 
Rindenpyramiden  630. 

Rindensubstanz  629. 

Ringknorpel  518. 

Rippen  126. 

Rippenbogen  124. 

Rippenfenster  136. 

Rippenhals  128. 


Rippenhöcker  128. 

Rippenknochen  127. 

Rippenknorpel  126. 

Rippenköpfchen  127. 

Rippenmuskeln  des  Rückens  116. 
Rippenwirbel  127. 

Rivus  lacrimalis  688. 

Röhrenknochen  7. 

Rollhügel  212. 

Rosenmüller’sche  Drüse  227,  268,  276. 

—  Grube  579. 
Rostfarbene  Schicht  ^439. 

Rostrum  sphenoidale  32,  49. 

—  corporis  callosi  392. 
Rotationsgelenke  13. 

Rotatio  174. 

Rotula  160. 

Rückenfascien  122. 

Rückenfurchen  105,  382. 

Rüdcenmark  440,  442. 

—  -Blutgefässe  441 . 

—  verlängertes 
Rückenmarkshäute  440. 
Rückenmarksnerven  483. 

—  querschnitt  443. 

—  bahnen  447. 
Rückenmuskeln  114. 

—  -rohr  382. 

— -  -Wülste  382. 

Rüddäufige  Empfindlichkeit  441. 

Rugae  vaginales  663. 

Rumpfmuskeln  117. 

Rundzellen  (d.  Hodens)  647. 

S.  romanum  597. 

Sacculus  734. 

—  ellipücus  734. 

—  sphaericus  734. 

Saccus  caecus  586. 

—  conjunctivalis  690. 

—  endolymphaticus  734. 

—  epiploicus  620. 

—  lacrimalis  691. 

—  lienalis  622. 

Sacci  retrosterno-cleido-mast.  100. 
Saftlücken  oder  -kanälchen  der  G)mca 
696. 

Sägenaht  10. 

Salpinx  audit.  565. 
Samenausspritzungsgänge  651 . 
Samenblase  648,  649. 

Samencanälchen  645,  647. 

Samenepithel  647. 

Samenfädchen  646. 

Samenflüssigkeit  646. 

Samenhügel  658. 

51* 


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804 


Samenleiter  643,  648. 
Samenmutterzellen  648. 

Samenstrang  149,  649. 

Samentierchen  6^. 
Samentochterzellen  648. 
Sammelröhren  631. 

Sammelzellen  648. 

Sandström  QU.  parathyr.  764. 
Santorini’sche  Knorpel  521. 
Sattelgelenk  14. 

Sattelknopf  31. 

Säulchen  732. 

Saumnaht  10. 

Scala  tympani  732. 

—  vestibuli  732. 

Scapha  12. 

Scapus  pili  751. 

Scapula  157. 

Scapularlinie  142. 

Scarpa’sches  Dreieck  252,  334. 
Schädeldach  18. 

Schädelfläche,  äussere  58. 

—  innere  64. 
Schädelgewölbe  18. 

Schädelgrube,  vordere  64. 

—  mittlere  65. 

—  hintere  67. 
Schädelgrund  18. 

Schädelknochen  18. 

Schädelmuskeln  83. 

Schallwellenweg  739. 

Schaltstück  571,  631. 

Schambein  210. 

Schambogen  212. 

Schamfuge  225. 

Schamhaare  659,  751. 

Schamlippen,  grosse  658. 

—  kleine  659. 
Schamspalte  658. 

Schamwinkel  210. 

Schamiergelenk  13. 

Scheide  662. 

Scheidencuticula  752. 
Scheideneingang  658,  660,  662. 
Scheidenhäute  des  Hodens  642. 
Scheidenklappe  660. 

Scheidengewölbe  662. 

Scheitelbein  24. 

Scheidewand  des  Herzens  285. 

—  der  Nasenhöhlen  73. 
Scheitelhöcker  25. 

ScheiteUappen  386. 

Schenkelbogen  148. 

Schenkelbrüche  227,  268,  277,  278. 
Schenkelcanal  268,  274. 
Schenkellücke  275. 


Schenkelringe  227,  268,  275,  277. 
Schichten  der  Retina  704,  706. 
Schienbein  215. 

Schiffermuskel  262. 

Schilddrüse  531,  547. 

Schildknoipel  519. 

Schindylesis  10. 

Schläfenbein  36. 

Schläfenlappen  386. 

Schläfenlinie  25. 

Schleife  418. 

Schleifenkreuzung  418. 

Schleifenschicht  418. 

Schleimbeutel  11,  80,  201,  230,  236, 
272. 

Schleimhaut  der  Mundhöhle  574. 
Schleimscheiden  16. 

—  der  Hand  201. 

—  des  Fusses  272. 
Schleimschicht  der  Epidermis  748. 
Schlemm’scher  Canal  694. 

Schlüsselbein  156. 

Schlund  577. 

Schlundkopf  577,  581. 

Schmeckbecher  529,  576. 

Schmelz  555. 

Schmelzfasern  557. 

Schmelzkeim  558. 

Schmelzleiste  554,  558. 
Schmelzoberhäutchen  557. 

Schnielzorgan  558. 

Schmelzprismen  557. 

Schmelzpulpa  558. 

Schnecke  732. 

I  Schneckenkanal  734. 
j  Schneckenkuppel  732. 

I  Schneckenloch  733. 

I  Schneider’sche  Membran  744. 
Schneidezähne  554. 

Schnurrbart  552. 

Schraubengelenk  14,  17,  104. 
Schreger’sche  Linien  556. 

Schulterblatt  157. 

)  Schultergelenk  168. 

1  Schultergewölbe  168. 

Schultergräte  158. 

Schultergürtel  156. 

Schulterhaken  157. 

Schulterhöhe  158. 

Schultermuskeln  183. 

Schultze^sches  Bündd  450. 

Schuppe  26,  29,  37. 

Schuppennaht  10,  24. 

Schuppenteil  26,  37. 

Schwanzkem  410. 

I  Schwertfortsatz  124. 


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805 


Schwdlkörper  des  Penis  656. 
Schwimmmuskel  262. 

Sclera  692. 

Scrobiculus  cordis  155. 

Scroium  641. 

Scyphus  Vieussenii  732. 

Sebum  palpebrale  689. 

Secretröhren  571. 

Seepferdefuss  399,  400. 

Seelenblindheit  437. 

Segelventile  284. 

Sehaxe  703. 

Sehcentrum  437. 

Sehhügd  400. 

Sehloch  701. 

Sehnen  16. 

Sehnenscheiden  der  Hand  201. 

—  des  Fusses  272. 
Sehnerv  455. 

Sehnervenkreuzung  394. 

Sehorgan  685. 

Sehpurpur  706. 

Sehstiele  413. 

Sehstränge  394. 

Sehstrahlung  414. 

Seitenarme  403. 

Seitenäste  446. 

Seitenfontandle  25. 

Seitenfurche  442. 

Seitenhom  des  Rückenmarkes  444. 
Seitenstrang  445,  448. 
Seitenstranggrundbündel  449. 
Seitenstrangzone  449. 

Seitenventrikel  398. 

Seitenwandbein  24. 

Sella  turcica  31,  65. 

Semicanalis  m.  tens.  tymp.  41. 

—  n.  Vidiani  40,  67. 

—  tubae  auditivae  42. 

Sensible  Bahnen  450. 

Sensorische  Kleinhimbahn  425. 

Septa  alveolaria  54,  77,  538. 

—  Bertini  622. 

Septula  testis  644. 

Septum  atriorum  283. 

—  cartilagineum  740. 

—  Qoqueti  227,  276. 

—  cordis  283. 

—  crurale  227,  276. 

—  femorale  227,  276. 

—  intermusculare  16,  199,  268. 

—  linguae  563.  • 

—  narium  cartilagineum  740. 

—  narium  (osseum)  73. 

—  pectiniforme  656. 

—  pellucidum  392. 


Septum  perinei  transversum  681,  684. 

—  (scroti)  641. 

—  urethro-vaginale  662. 

—  ventriculorum  285. 

Sertoli’sche  Fusszellen  647. 

Sesambeine  182,  224. 

Shrapnell’sche  Membran  716. 
Sibson’sche  Furche  142. 

Siebbein  44. 

Siebbeinhöhlen  73. 

Siebbeinmuscheln  45. 

Siebbeinzellen  45,  75. 

Sinciput  19. 

Sinus  alae  parvae  376. 

Sinus  aortae  296. 

—  atlantis  107. 

—  atrii  283. 

—  capitulorum  166. 

—  cavernosus  376. 

—  circularis  foraminis  magni  377. 

—  —  Ridleyi  377. 

—  coronarius  288. 

—  durae  matris  346,  350,  375. 

—  epididymidis  644. 

—  ethmoidalis  73. 

—  faldformis  376. 

—  frontalis  19,  23,  73,  741. 

—  intercavernosus  377. 

—  lactiferi  678. 

—  longitudinalife  376. 

—  lunatus  radii  162. 

—  —  ulnae  162, 

—  marginalis  377. 

—  maxillaris  46,  52,  73,  741. 

—  maximus  296. 

—  Morgagnii  529. 

—  s.  Recessus  piriformis  528,  580. 

—  occipitalis  (ant.)  377. 

—  —  (post.)  377. 

—  petrosus  377. 

—  pleurae  546. 

—  pocularis  653. 

—  prostaticus  653. 

—  quartus  296. 

—  rectales  599. 

—  rectus  376. 

—  sagittalis  376. 

—  sigmoideus  376. 

—  sphenoidalis  33,  747, 

—  sphenoparietalis  376. 

—  tarsi  220. 

—  tentorii  376. 

—  tonsillaris  573. 

--  transversus  pericardii  293. 

I  —  —  (venös.)  376. 

—  tympani  719. 


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806 


Sinus  Valsalvae  286,  296.  ! 

—  venosus  sclerae  694. 

Sinusfett  628. 

Sitzbein  207,  209.  ! 

Skene’sche  Gänge  661. 

Smegma  praeputii  656. 

SoHtärbündel  434. 

Solitärfollikel  596. 

Spannknorpel  519. 

Spatia  anguli  iridis  694. 

—  intercostaUa  124.  ! 

—  interglobmaria  556. 

Spatium  interapoheuroticum  supraster- 
hale  100. 

—  subsclerale  699. 

—  suprachorioideale  699.  | 

Speiche  160.  | 

Speicheldrüsen  568.  i 

—  Structur  571.  | 

Speisd)rei  601.  i 

Speiseröhre  583. 

Spermatoblasten  647. 

Spermatosomen  646. 

Spermatozoen  646. 

Spermiden  648. 

Spermien  646. 

Spermiocyten  648. 

Spermiogonien  648. 

Sphincter  papillae  renis  627.  [ 

—  pupillae  458,  701. 

—  vesicae  652. 

Spina  angularis  34,  62. 

—  ethmoidalis  31. 

—  helicis  711, 

—  iliaca  ant.  208.  i 

—  —  post.  208.  ^ 

—  ischiadica  209. 

—  jugularis  28,  68. 

—  mentalis  77,  78. 
rect.  lat.  685. 

—  nasalis  ant.  76. 

—  —  oss.  front.  23,  54.  ' 

—  post.  56,  63,  76.  j 

—  Scapulae  158. 

—  supra  meatum  729.  1 

Spina  trochlearis  22,  71. 

Spinae  tuberculi  159. 

Spina  zygomatica  54. 

Spindel  732; 

Spindelläppchen  389. 

Spinnwebehaut  378. 

Spiralkanälchen  631.  j 

Spiralstrang  739.  1 

Spien  612. 

Splenium  corporis  callosi  392. 
Spongiopilem  409. 


Sprachcentrum  389,  437. 

—  (optisches)  438. 
Sprachverständnis  438. 

Sprungbein  219. 

Spulwurmmuskeln  195. 

Squama  frontalis  19. 

—  ocdpitalis  26,  29,  59. 

—  t^nporalis  36. 

Stäbchen  705. 

Stäbchenepithel  631. 

Stäbchenzellen  576. 

Stabkranz  413. 

Stachelzellenschicht  (der  Haut)  478. 

—  (des  Haares)  752. 

Stammlappen  391. 

StammteU  384. 

Stammzellen  648. 

Stapes  720. 

Staphyle  565. 

Steigbügel  720. 

Steissbein  206. 

Steissdrüse  763. 

Stellknorpel  520. 

Stellulae  Verheynii  627. 

Stenon^scher  Gang  56,  569. 

Sternallinie  142. 

Sternum  124. 

Stiele  d.  Thalamus  413. 

Stiftzellen  575. 

Stigmata  Malpighii  616. 

Stilling’sches  Hypoglossus-Dreieck  435. 
Stilling’sche  Kerne  445. 

Stimmbänder  524. 

Stimmritze  524. 

Stirnbein  19. 

Stirnfortsatz  53. 

Stirnfontanelle  24. 

Stirnfurchen  387. 

Stirnglatze  191 
Stirnhöhlen  23,  73,  76. 

Stimlappen  386. 

StimschuFT«  19. 

Stockzähne  560. 

Stomachus  585, 

Strahlenfortsätzc  698. 

Strahlenkörper  697. 

Strangförmige  Körper  397,  409. 
Strangzellen  446. 

Stratum  album  prof.  417. 

—  cinereum  423,  439. 

—  complexum  422. 

—  corneum  749. 

—  cylindricum  748. 

—  dentatum  748. 

—  gangliosum  439. 


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807 


Stratum  granulosum  423,  439,  673, 

749. 

—  griseum  centrale  417. 

—  interolivare  421. 

—  lucidum  748. 

—  s.  Corpus  papillare  749. 

—  pigmenti  700. 

—  reticulare  749. 

—  synoviale  10. 

—  zonale  thalami  optici  414. 

—  —  (corp.  quadrig.  417. 
Streifenhügel  399. 

Streifenkörper  410. 

Stria  cornea  399. 

Striae  longitudinales  393. 

—  medulläres  484. 

Stria  lateralis  395. 

—  medialis  395. 

—  medtülaris  400,  403,  432. 

—  terminalis  399. 

—  vascularis  735. 

Strickkörper  409,  421. 

Struma  S4S. 

Stützsubstanz  409. 

Stützfasem  706,  708. 

Stützgewebe  445. 

Stützzellen  (Corti’sches  Organ)  738. 

—  des  Hodens  647. 
Subarachnoidalräume  378,  440. 
Subduralraum  373.  440. 

Substantia  adamantina  556. 

—  compacta  8. 

—  corticalis  7,  628  (renis). 

—  eburnea  556. 

—  ferruginea  404,  419. 

—  gelatinoea  centr.  445. 

—  —  Rolandi  445. 

—  glomerulosa  628. 

—  medullaris  s.  tubulosa 

•  renum  628. 

—  nigra  395,  416. 

—  —  Sömmerringi  416. 

—  ossea  557. 

—  osteoidea  557. 

—  perforata  ant.  392,  394,  411. 

—  —  med.  395. 

—  —  post.  395. 

—  s.  Formatio  reticularis  420. 

—  Spongiosa  445. 

—  vitrea  556. 

Substanz,  graue  409. 

—  weisse  409. 

Succus  entericus  601. 

Sulcus  arteriae  vertebralis  107. 

—  atrioventricularis  282. 

—  basilaris  397. 


Sulci  bicipitales  185. 

Sulcus  calcanei  221. 

—  callosomarginalis  391. 

—  caroticus  32,  66. 

—  carpi  164. 

Suld  cerebri  385,  387. 

Sulcus  centralis  386. 

—  chiasmatis  31,  86. 

--  cinguli  391. 

—  circularis  cordis  282. 

—  Reilii  391. 

—  coronarius  282. 

—  costalis  127. 

Sulci  cordis  283. 

—  dorsales  105. 

Sulcus  dorsalis  penis  657. 

—  ethmoidalis  47,  73. 

—  frontalis  oss.  front.  20. 

—  —  cerebri  387. 

—  hamuli  pterygoidei  36. 

—  horizontalis  cerebelli  407. 

—  hypothalamicus  401. 

—  infraorbitalis  42,  51. 

—  inguinalis  149,  226. 

—  interarticularis  220,  221. 

—  intermedius  408. 

—  interparietalis  388. 

—  intertubercularis  159. 

—  jugularis  43. 

^ci  medull.  spin.  442. 

Sulcus  lacrimalis  53,  71. 

—  limitans  404. 

—  longitudinalis  25,  30,  403. 

—  —  cordis  282,  283. 

—  —  fovea  rhomb. 

404. 

—  magnus  407. 

—  malleolaris  218. 

—  medianus  f.  rh.  404,  408. 

—  mentolabialis  552. 

Monroi  401 . 

—  mylohyoideus  78. 

—  n.  oculomotorii  395. 

—  —  radialis  159. 

—  — spinalis  109,  159. 

—  —  ulnaris  160. 

—  nn.  d.  Rückenmarkes  442, 

—  nasolabialis  552,  740. 

—  —  -palatinus  ^arpae  49,  74 

—  —  -pharyngeus  578, 

—  obturatorius  210. 

Sulci  occipitales  389. 

Sulcus  oculomotorius  428. 

—  olfactorius  388. 

—  orbitalis  388. 

—  optiais  31 . 


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808 


Sulcus  parolfaclorius  392. 

Suld  p^tini  55. 

Sulci  peronaei  222. 

Sulcus  petrosus  infer.  27,  39,  68. 
Sulcus  petrosus  super.  39,  65. 

—  postcentralis  s.  postrolandicus 

386. 

—  praecentralis  s.  praerolandicus 

386. 

—  pterygopalatinus  35,  53,  57. 
Sulci  pulmonales  124. 

Sulcus  retrocentralis  386. 

—  reiroglandularis  655. 

—  Rolandi  386. 

—  sagittalis  20,  25,  30. 

—  sigmoideus  38,  69. 

spiralis  159. 

—  subclavius  129,  .156,  534. 

—  subparietalis  391. 

—  faU  220. 

Sulci  temporales  389. 

Sulcus  linguae  561. 

—  terminalis  287. 

—  transversus^30,  67. 

—  tubae  Eustachii  36. 

—  tympanicus  716. 

—  ulnaris  160. 

—  urethralis  657. 

Supercilia  687,  751. 

Supercilium  acetabuli  211. 
Supinationsbewegung  160. 
Sustentaculum  tali  220. 

Suturae  9,  10. 

Sutura  coronalis  21,  24. 

—  dentata  10. 

—  froiitalis  19. 

—  incisiva  55. 

—  infraorbitalis  51. 

—  lambdoidea  24. 

—  limbosa  10. 

—  longitudinalis  imperfecta  54. 

—  —  palati  56. 

—  palatinae  54,  55. 

—  sagittalis  24. 

—  serrata  10. 

—  squamosa  10,  24. 

—  sulcata  10. 

Symphysis  9. 

—  oss.  pubis  225. 

—  sacroiliaca  208. 
Symphysenkrümmimg  652. 

Synarthrosis  9. 

Synchondrosis  9. 

Synchondroses  cranii  27. 

Syndesmosis  9. 

—  tibiofibularis  238. 


Synergisten  18. 

Synostosis  9. 

Synovia  11. 

Synovialfalten  236. 

Synovialmembran  10. 

Synovialzotten  11. 

Systema  nervorum  sympathicum  507. 


Tabati^re  321. 

Tabiker  422. 

Tabula  interna  s.  vitrea  8. 

—  —  chorioidea  399. 
T&ches  motrices  291. 

Taeniae  coli  591,  596. 

Taenia  fomicis  393,  399 

—  fimbriae  400. 

—  hippocampi  400. 

—  libera  596. 

—  medüUaris  414. 

—  mesocolica  596. 

—  omentalis  596. 

—  pylori  585.  ^ 

—  thalami  400,  402. 

—  Valsalvae  591 . 

—  ventriculi  quarti  405. 
Talgdrüsen  755. 

Talus  219. 

—  gelenk  241. 

Tapetum  412. 

—  des  Auges  700. 
Tarsalscheibe  688. 

Tarsaldrüsen  689. 

Tarsus  der  Augenlider  688. 
Taschenbänder  524. 
Taschenbandmuskel  528. 
Taschenfalte  725. 

Taschenventile  286. 

Tastkörperchen  757. 

Tastpapillen  750. 

Tastscheibe  758. 

Tastzellen  758. 


Tegmentum  395,  403,  416. 

—  pedunculi  416. 

Tegmen  tympani  41,  67,  718. 

—  ventriculi  quarii  404. 

Tela  chorioidea  380. 

—  -  inf.  381. 

—  —  sup.  ventriculi  III 380, 

393,  402. 

—  —  sup.  ventriculi  IV  381, 

405. 

—  subcutanea  750. 

Tdencephalon  383,  384. 

Temporalflügel  33. 

Tendines  16. 


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809 


Tendo  Achillis  259. 

—  calcaneus  259. 

—  intermedius  16,  685. 
Tenon’sche  Kapsel  692. 

Tentorium  cerd)elli  374. 
Terminalkörperchen  756. 

Testes  643. 

Testiculus  643. 

Thalamencephalon  403. 

Thalamus  opticus  400,  413. 

Theca  folliculi  673. 

Thenar  193. 

Thorax  123. 

—  -Regionen  141. 

—  -Winkel  124. 

Thränenbach  688. 

Thränenbein  47. 

Thränenkanälchen  691. 

Thränendrüsen  690. 

Thränengang  691. 

Thränensack  691. 

Thränensee  687. 

Thymusdrüse  547,  549. 

Tibia  215. 

Tiefensinn  450. 

Tiefenwindungeu  387. 
Todtenkranzarterie  330. 

Tonsilla  cerebelli  397,  407. 

—  lingualis  562. 

—  palatina  573. 

—  pharyngea  579. 

Tonsille  573. 

Torcular  Herophili  30,  67. 

Torus  occipitalis  30. 

—  tubarius  579. 

—  uterinus  666. 

Trabeculae  cameae  285,  291. 

—  lienis  614. 

Trachea  531.  , 

Trachomdrüsen  690. 

Tractus  centralis  549. 

—  cerebellotegmentalis  424. 

—  cervicolumbalis  dorsalis  450. 

—  cortids  ad  pontem  424. 

—  corticotegmentalis  424. 

—  iliotibialis  248,  268. 

—  intestinalis  591. 

—  nucleocerebellaris  433. 

—  pontocerebellaris  424. 

—  olfadorius  394. 

—  optici  394,  456. 

—  rubrospinalis  448. 

—  solitarius  434,  425. 

—  spinalis  n.  trigemini  422,  430. 

—  spinoolivaris  449. 

—  spinotectalis  448. 


Tractus  spinothalamicus  448. 

—  spiralis  foraminulentus  722. 

—  tedospinabs  447,  448. 

—  vestibulospinalis  433,  448. 
Traduswurzel  456. 

Tragi  751. 

Tragus  712. 

Trapezbdn  164. 

Trapezoidbein  164. 

Triangulum  Petiti  143. 

Trichter  402. 

Trigeminusspeichel  571. 

Trigonum  cervicale  102,  103. 

—  clavipedorale  134. 

—  coUaterale  399. 

—  colli  later.  99,  102. 

—  colli  medianum  101. 

—  deltoideopedorale  133. 

—  femorale  334. 

—  habenulae  401,  414. 

—  infradaviculare  133. 

—  Lieutaudi  638. 

—  lemnisd  405. 

—  lumbale  143. 

—  n.  hypoglossi  435. 

—  olfadorium  394. 

—  omoclaviculare  102. 

—  omotrapezoides  102. 

—  n.  hypoglossi  404. 

—  palatinum  51. 

—  Peüti  144. 

—  submaxillare  102. 

—  subinguinale  252,  334. 

—  urogenitale  680,  684. 

—  vesicae  638. 

Tripus  Halleri  305. 

Trochanter  212,  213. 

—  tertius  213. 

Trochlea  (humeri)  160. 

—  der  Fingergelenke  182. 

—  (Augenmuskeln)  85,  685. 

—  tali  219. 

Trochoides  174. 

Trommelfell  715. 

Trommclfelltaschen  724. 
Trommelhöhlenraum  719. 
Trompdermuskel  87. 

Truncus  bronchomediast.  365. 

—  costocervicalis  316. 

—  fossae  Sylvii  386. 

—  intestinalis  365. 

—  jugularis  365. 

—  lumbalis  365. 

—  lymphaticus  365. 

—  subclavius  365. 

—  thyreocervicalis  315. 


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—  810 


Trypsin  612. 

Tuba  Eustachii  34,  727. 

—  Fallopiana  s.  uterina  669. 
Tubenknorpel  727. 

Tubenlippe  578. 

Tubenwulst  579,  726. 

Tubentonsille  579. 

Tuber  s.  auch  Tuberculum. 

Tuber  calcanei  221. 

—  dnereuni  395. 

—  frontale  19. 

—  iliopubicum  208. 

—  ischiadicum  209. 

—  olfactorium  394. 

—  omentale  604,  611. 

~  parietale  25. 

—  vermis  407. 

—  zygomaticum  48. 

Tubercule  de  Chassaignac  106,  301. 

—  de  Oerdy  249. 

Tuberculum  s.  auch  Tuber. 

—  acusticum  404. 

—  anomale  s.  Carabelli  555. 

—  anonymum  27. 

—  articulare  38. 

—  atlantis  107. 

—  auriculae  712. 

—  caroticum  106,  301. 

—  cinereum  395,  408. 

—  —  Rolandi  422. 

—  corniculatum  521. 

—  costae  128. 

—  coxae  249. 

—  cuneatum  422,  406. 

—  cuneiforme  521. 

—  Darwini  712. 

—  epiglotticum  520. 

—  faciale  s.  Colliculus. 

—  intercondyloideum  216. 

—  intervenosum  287. 

—  jugulare  27. 

—  Lisfranci  96.  128. 

—  Lüweri  287. 

—  mentale  77. 

—  obturatoriutn  210. 

—  oss.  multang.  164. 

—  —  navicul.  164. 

—  pharyngeum  27,  60. 

—  pubicum  210. 

—  scaleni  96,  128. 

~  sellae  turcicae  31,  65. 

—  spinosum  34. 

—  supracondyloideum  215. 

—  thyreoideum  519. 

—  tractus  iliotibialis  249. 

Tuberositas  coracoidea  157. 


Tuberositas  costoclavicularis  156. 

—  costalis  156. 

—  deltoidea  159. 

—  glufaea  213. 

—  humeri  159. 

—  infraglenoidalis  158. 

—  malaris  48. 

—  maxillaris  52. 

—  ossis  capitati  165. 

—  —  cuboidei  222. 

—  —  ischii  209. 

—  —  metatars.  quint.-166, 

223. 

—  —  primi  223. 

patellaris  216. 

—  sacralis  206. 

—  scapularis  157. 

—  supraglenoidalis  158. 

—  tibiae  216. 

—  unguicularis  man.  167. 

—  —  ped.  224. 

—  zygomatica  54. 

Tubuli  contorti  (renales)  630. 

—  —  (testis)  646. 

—  recti  (renales)  628. 

—  —  (testis)  646. 

Tubuli  seminiferi  645. 

Tunica  albuginea  testis  643. 

Tunica  albuginea  d.  Hodens  643. 

—  — -  d.  Ovarium  673. 

—  —  d.  Penis  657. 

—  dartos  641. 

—  erythroides  645. 

—  foUiculi  673. 

—  nervea  589. 

—  vaginalis  comm.  148,  642. 

—  —  propria  642. 

—  vasculosa  589. 

—  vasculosa  d.  Hodens  645. 
Tunnelstrang  739. 

Türkensattel  31,  64. 

Tutamina  685. 

Tympanum  717. 

Typhlon  597. 

Tyson’sche  Drüse  656. 

Uebergangsschicht  der  Epidermis  748. 
Uebergangswindungen  387. 

Ulna  161. 

Umbo  143,  706. 

Uncus  ossis  hamati  165. 

—  cerebri  390,  400. 
Uncusbändchen  400. 

Unterarmknochen  160. 
Unterarmmuskeln  186. 

Unterhautbinde-  od.  Fettgewebe  750. 


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811 


Unterhorn  398. 

Unterkiefer  77,  80. 

Unterkieferdrüse  569. 

Unternasenrinne  552. 
Unterschenkelknochen  215. 
Unterschenkelmuskeln  252. 
Unterstützungspunkte  (des  Fusses)  218. 
Unterzungendrüse  570. 

Urachus  624,  637. 

Ureier  671. 

Ureteres  634. 

Urethra  (des  Mannes)  651. 

—  (des  Weibes)  661. 

Ursprung  der  Muskeln  17. 

—  der  H imnerven  426. 
Ursprungskerne  426. 

Uterus  664. 

—  masculinus  653. 

Utriculus  734. 

—  prostaticus  653. 

Uvula  561,  565. 

—  cerebelli  407. 

—  vesicae  638. 

Vagina  662. 

—  fibrosa  16 

—  —  (Hand)  182. 

—  -  (Fuss)  273. 

Vaginae  mucosae  16. 

Vagina  proc.  styloid.  40,  61. 

—  Scarpae  642. 

Vallecula  cordis  284. 

—  epiglottica  522. 

—  Reilii  406. 

Valvula  Bauhini  597. 

—  bicuspidalis  289. 

—  coli  597. 

Valvulae  conniventes  Kerkringi  594. 
Valvula  Eustachii  288,  362. 

—  foraminis  ovalis  287,  363. 

—  fossae  navicularis  655. 

—  Hasneri  691,  744. 

—  Heisteri  609. 

~  ileocaecalis  597. 

—  lacrimalis  744. 

—  mitralis  289. 

—  praepylorica  586. 

—  pylori  585. 

Valvulae  semilunares  286,  596  (coli). 

—  sigmoideae  596. 

Valvula  sinus  coronarii  288. 

—  spiralis  609. 

—  TTiebesii  288. 

—  tricuspidalis  288. 

—  Tulpii  597. 

—  venae  cavae  288,  362. 


Varicocele  355,  649. 

Varolsbrücke  396,  408. 

Vasa  aberrantia  testis  646. 

—  —  hepatis  610. 

—  afferentia  (d.  Lymphdrüsen)  367. 

—  —  (renum)  632. 

Vas  8.  Ductus  deferens  643,  648. 

Vasa  efferentia  (d.  Lymphdrüsen)  367. 

—  —  (d.  Nieren)  632. 

—  —  testis  646. 

Vas  epididymidis  646. 

Vasa  Qraafiana  646. 

—  interlobularia  606,  609. 

—  intralobularia  606. 

—  nutritia  hepatis  610. 

—  privata  hepatis  610. 

—  —  pulmonum  538. 

—  publica  pulmonum  533. 

j  Vas  prominens  735. 

—  spirale  739. 

I  Vater-Padni’sche  Körperchen  758. 

I  Velum  aorticum  890. 

—  interpositum  380,  394. 

medulläre  ant.  405,  407. 

—  —  infer.  405. 

—  —  post.  405. 

—  palatinum  561,  565. 

—  trianguläre  380. 

Vena  anonyma  348. 

—  —  iliaca  354. 

—  aquaeductus  vestib.  351. 

—  —  cochleae  351. 

I  Venae  auditivae  intt.  351. 

I  —  auriculares  postt.  349. 

I  Vena  axillaris  352. 

—  azygos  353. 

—  basilica  351 . 

Venae  bronchiales  354. 

Vena  Burowi  359. 

—  canaliculi  cochleae  351. 

—  capitalis  brachii  352. 

—  cava  inf.  354. 

j - sup.  348. 

—  centralis  retinae  709. 

1  Venae  centrales  606. 

;  Vena  cephalica  200,  351. 

I  —  —  pollicis  351. 

I  —  cerebri  int.  351,  380. 

—  magna  cerebri  351,  380. 

Venae  cerebrales  350. 

Vena  cervicalis  pro!.  348. 

Venae  comitantes  346. 

Vena  cordis  347. 

—  coronaria  magna  cordis  292. 

'  Vena  coronaria  ventriculi  359. 

cystica  359. 


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812 


Venae  diploeticae  346,  357. 

Vena  dorsalis  ditoridis  356. 

—  —  penis  356. 

Venae  dorsales  penis  subcutt.  357, 

—  epigastric.  superff.  357. 
Vena  fadalis  ant.  350. 

—  —  communis  350. 

—  —  post.  350. 

—  femoralis  341,  357. 

Venae  haemorrhoidales  356. 

Vena  hemiazygos  353. 

Venae  hepaticae  355,  358. 

—  —  minores  607. 

Vena  hypogastrica  354,  356. 

Venae  iliacae  comm.  354. 

Vena  iliaca  ext.  328,  354,  357. 

—  —  int.  328,  356. 

Venae  intercostales  352,  354,  358. 
Vena  intercostalis  suprema  352. 
Venae  intralobulares  348,  606. 
Vena  jugularis  comm.  348,  349. 

—  —  ant.  349. 

—  —  ext.  348. 

—  —  int.  349. 

—  lienalis  358. 

—  lingualis  350. 

Venae  lumbales  355,  358. 

Vena  lumbalis  asceridens  355. 

—  magna  cordis  292. 

—  —  Galeni  351,  371,  380. 

—  mammaria  int.  348. 

—  mediana  352. 

—  —  basilica  352. 

—  —  cephalica  352. 

—  mediastinal.  post.  354. 

Venae  meningeae  3^. 

Vena  mesenterica  inf.  358. 

—  —  sup.  358. 

—  obliqua  atrii  sinistri  292. 
Venae  occipitales  349. 

—  oesophageae  354. 

Vena  ophthalmica  inf.  350. 

—  —  sup.  351. 

—  parumbilicalis  359. 

Venae  pharyngeae  350. 

—  phrenicae  inf.  355. 

Vena  poplitea  357. 

—  portae  358. 

Venae  proff.  ditoridis  356. 

—  ~  penis  356. 

—  pudendae  cxtt.  357. 

Venae  pudenda  interna  356. 

—  pulmonales  344,  347. . 

—  renales  355. 

—  sacrales  354,  358. 


Vena  salvatella  352. 

—  saphena  magna  (int.)  357. 

—  —  parva  (s.  min.  post.) 

357. 

Venae  satellites  arter.  346. 

Vena  spermatica  int.  355,  356. 

Venae  stellatae  627. 

—  subcutaneae  346. 

—  sublobulares  507. 

Vena  subdavia  348,  352. 

—  subcut.  coli,  mediana  349. 
Venae  sublobulares  607. 

Vena  suprarenalis  355. 

—  thyreoidea  inf.  348. 

—  umbilicalis  360. 

Venae  uterinae  356. 

Vena  ventriculi  sin.  post.  292. 

~  vertebralis  348. 

Venae  vertebrales  348,  358. 

—  vesicales  356. 

—  vorticosae  702. 

Venen  344. 

—  tiefe  346. 

—  -geflechte  346. 

—  -klappen  345. 

—  -System  344. 

—  -Sinus  375. 

Ventralflexion  229. 

Ventriculus  585. 

—  cordis  289. 

—  lateralis  cerebri  398. 

—  laryngis  529. 

—  Morgagnii  529. 

—  quartus  cerebri  398,  403. 

—  terminalis  444. 

Ventriculus  tertius  cerebri  398,  401. 
Ventrikel  des  Hirnes  382,  398. 
Verbindungskanälchen  631. 
Verdauungsorgane  551. 

Verengerer  der  Pupille  401,  458. 
Verlängertes  Rückenmark  408. 

Vermis  408. 

Vertebra  prominens  108. 

Vertebrae  104. 

Veru  montanum  658. 

Vesica  fellea  604,  609. 

—  urinaria  635. 

Vesiculae  aereae  535. 

Vesicula  germinativa  674. 

—  prostatica  658. 

—  seminalis  649. 

Vestibulum  bursae  omentalis  621. 

—  labyrinthi  730. 

—  laryngis  517. 

—  nasi  741. 

—  oris  551. 


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813 


Vestibulum  vaginae  650. 

Vibrissae  744,  751. 

Vicq  d^Azyr^sches  Bündel  415. 

Vicq  d’Azyr’scher  Streif  438. 
Vieleckbein  164. 

Vierhügel  403. 

Villi  intestinales  592. 

—  synoviales  11. 

Vincula  tendinum  189. 

—  lingulae  cerebelli  407. 
Vfndiow-Hassal’sche  Körperchen  551 . 
Visceralblatt  616. 

Vitellus  674. 

Vliess  des  Kleinhirnes  424. 

Vogelsporn  399. 

Volarflexion  177. 

VoUwurzel  des  Haares  751. 

Vomer  49. 

Vorderhals  100. 

Vorderhirn  385. 

Vorderhörner  des  Rückenmarkes  444. 
Vorderhom  des  Seitenventrikels  398. 
Vorderstränge  d.  Rückenmarkes  444. 
Vorhaut  553. 

Vorhautbändchen  656. 

Vorhautbutter  656. 

Vorhautdrüsen  656. 

Vorhof  des  Herzens  283? 

—  des  Hörorganes  730. 

—  des  Mundes  551. 

— -  der  Nase  741. 

—  der  Scheide  651. 

Vorhofblindsack  734. 

Vorhofsäckchen  733. 

Vorhoftreppe  732. 

Vorkammer  283. 

Vormauer  411. 

Vorraum  (Magen)  588. 

Vorsteherdrüse  652. 

Vortex  cordis  296. 

Vorzwickel  391. 

Vulva  664. 

Wagnerischer  Fleck  674. 
Wagner-Meissner’sche  Tastkörperchen 
756. 

Wadenbein  215,  217. 

Wangen  552. 

Wangenhöcker  u.  -platte  48. 
Warzenfontanelle  25. 

Warzenfortsatz  38. 

Warzenhof  677. 

Warzenzellen  728. 

Wasserbruch  643. 

Weibliche  Geschlechtsteile  658. 
Weisheitszähne  560. 


Weizenknorpel  522. 

Wespenbein  31. 

Whartonischer  Gang  569. 
Wimpern  688,  750. 
Winkelgelenke  13. 

Wipfelblatt  407. 

Wirbel  104. 

Wirbelbogen  105. 

Wirbelhals  103,  105. 
Wirbelkörper  105. 

Wirbelsäule  103. 

Wolffischer  Körper  647. 
Wortblindheit  4^. 

Worttaubheit  437. 

>  Wrisbergisches  Ganglion  291. 

I  Wrisbergischer  Knorpel  521. 

I  Wulstfalte  579,  726. 

;  Würfelbein  222. 

I  Wurm  406. 
j  Wurmfortsatz  597. 
j  Wurzeln  der  Spinalnerven  446. 

I  Wurzelscheide  des  Haares  752. 

I  Wurzelzone  449. 

j  Zähne  553. 

'  Zahnanlage  558. 

Zahnbeinkugeln  556. 
Zahnentwickelung  559. 
Zahnfächer  54. 

Zahnfleisch  552,  575. 

Zahnformel  554,  559. 
Zahnfortsatz  54,  107. 

Zahnhals  u.  -höhle  553. 
Zahnkeim  557. 

Zahnkitt  557. 

I  2^hnkrone  553. 

I  Zahnnaht  10. 

Zahnpapille  588. 

Zahnpulpa  553,  557. 
Zahnsäckchen  558. 

Zahnscheiden  556. 

Zahnstructur  555. 

Zahnwurzel  553. 

Zangischer  Raum  93. 

2^nge  412. 

Zäpfchen  561,  565. 

—  des  Kleinhirnes  407. 
Zapfen  705. 

Zapfenteil  26. 

Zehengelenke  246. 

Zehenglieder  223. 

Zellen  des  Rückenmarkes  446. 
Zirbeldrüse  401. 

Zona  orbicularis  Weberi  230. 
Zona  parenchymatosa  672. 

—  pellucida  674. 


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814 


Zona  terminalis  449. 

— -  vasculosa  672. 

Zonula  ciliaris  704,  708.  . 

—  Zinni  693,  704,  708. 

Zotten  592. 

Zuckerkandl  spina  supra  meatum  729. 
Zunge  561. 

Zungenbalgdrüsen  562. 
Zungenbändchen  561. 

Zungenbein  80. 

Zungenbeinmuskeln  93. 

Zungenläppchen  389. 

Zungenpapillen  562,  576. 


Zungenspitzendrüse  570. 
Zungentonsille  562,  577. 
Zwerchfell  137. 

Zwickel  391. 

Zwinge  390,  412. 
Zwischenhim  384. 
Zwischenhirnbläschen  383. 
Zwischenkiefer  55. 
Zwischenknochenband  174. 
Zwischenrippenräume  124. 
Zwischensehne  16. 
Zwischenfwirbelscheiben  110. 
Zwölffingerdarm  522. 


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lies  mamillaris. 

Thalamencephalon. 
„  Stützsubstanz. 

„  ophthalmicus. 

„  anserinus.  "V 
„  BOCHDALEK. 

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Druck  von  Edmund  Stein  in  Potsdam. 

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