Die Glocken des
Neustadter Kreises
P. Liebeskind
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3U7772
DIE GLOCKEN
DES
NEUSTÄDTER KREISES.
EIN BEITRAG ZUR GLOCKENKUNDE.
VON
P. LIEBESKIND,
OBERPFARRER IN MÜNCHEN BERNSDORF.
MIT 89 ABBILDUNGEN IM TEXTE.
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JENA,
VERLAG VON GUSTAV FISCHER.
1 905.
Diese Abhandlung bildet zugleich das erste Supplementheft der „Zeit-
schrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde", Neue
Folge. Siehe auch die Kückseite des Umschlags.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
Ein Beitrag zur Gloekenkunde.
Von
P. Liebeskind, Oberpfarrer in Münchenbernsdorf.
Mit 89 Abbildungen im Texte.
I. Die mittelalterlichen Glocken.
Die spezielle Glockenkunde, d. i. die wissenschaftliche
Darstellung des in kleineren oder größeren Bezirken noch
vorhandenen und erreichbaren Glockenbestandes 1 ), ist ein
Gebiet, das in Thüringen noch wenig Bearbeitung gefunden
hat und doch so dringender Arbeit bedarf. Denn wird
der Vandalismus hinsichtlich der gründlichen Zerstörung
der alten Kunstdenkmäler, wie sie uns die Glocken dar-
bieten, nur in demselben Tempo wie bisher weiter betrieben,
so wird in etwa 50 Jahren die genaue, zu wissenschaftlicher
Verwertung nötige Kenntnis einer Glocke aus dem
15. oder 16. Jahrhundert nur noch in ganz vereinzelten
Fällen gegeben sein, ungefähr in dem Maße, wie es heut-
zutage schon mit Glocken aus dem 12. bis 14. Jahrhundert
der Fall ist. Gewiß ist das Material und der Gebrauch
der Glocken derartig, daß auch der wertvollsten nur eine
begrenzte Zeit der Existenz bestimmt ist, und es soll weder
das berechtigte Verlangen einer Gemeinde nach einem
würdigen, voll und harmonisch tönenden Geläute, noch auch
das Blühen und Gedeihen des Glockengießergewerbes im
1) Bergner wählt den Namen : landschaftliche Glockenkunde,
in seinem Aufsatz in den deutschen Geschichtsblättern, heraus-
gegeben von Dr. Armin Tille, ßd. 4, Heft 9, S. 225 ff.
Zeittchr. f. Thür. Qe*ch. Suppl. I. \
2
Die Glocken des Neuetädter Kreises.
entferntesten Linter das Interesse des einzelnen Kunst-
archäologen gestellt werden. Um so dringender ist es aber
gerade deshalb nötig und muH allseitig als vollberechtigt
anerkannt werden, daß weitere Kreise, in erster Linie die
mit der Beaufsichtigung der Glocken betrauten Stellen,
weiter aber auch die Glockengießer selbst für die Er-
haltung des kunstgeschichtlichen Gehaltes der Glocken
interessiert werden. Daran fehlt es aber bis jetzt fast
gänzlich; deshalb wandern Jahr für Jahr unschätzbare
Stücke ungesehen und unbeachtet in den Schmelzofen,
und man vergißt, wie sie gestaltet waren, und was sie
enthielten.
Für das Großherzogtum Weimar besteht zwar eine
Verordnung, die sich in dankenswerter Weise richtet auf
Erhaltung besonders merkwürdiger Glocken. Allein sie
läßt dem subjektiven Ermessen noch zu weiten Spielraum,
und es fehlt die Instanz, welche den größeren oder
geringeren Wert bestimmt *) ; unterdessen aber verschwindet
ein Stück um das andere, und die Zeit ist schon ziem-
lich genau zu bestimmen, in welcher auch der letzte
Rest verschwunden ist. Wie nötig ist da die bergende
Arbeit !
An dieser Arbeit hat es aber bis vor wenig Jahren
gänzlich gefehlt. Mustergültig ist auf diesem Gebiet das
Werk von Schubart, Die Glocken im Herzogtum Anhalt,
Dessau 1896. Hier sind für ein abgegrenztes Gebiet alle
und zum Teil recht kostbare und einzigartige Denkmäler
geborgen, und man hat das beruhigende Gefühl: aere
perennius, das Erz mag bersten, und die Gefäße mögen
zerschlagen werden, der Inhalt ist gerettet für alle Zeiten
1) Durch freundliches Entgegenkommen des Großh. Staate-
ministeriunis, Departement des Kultus, ist durch Bekanntmachung
vom 30. Juli 1903 die auch für andere Lander beherzigenswerte
Verfügung ergangen, daß vor dem Einschmelzen von Glocken dem
Verfasser dieses Aufsatzes zwecks der Besichtigung und Aufnahme
dieser Gefäße Kenntnis gegeben werde.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
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und bleibt dem Forscher zugänglich. In gleicher Weise
hat Dr. H. Bergner für Thüringen gearbeitet, zuerst in dem
bahnbrechenden Büchlein: Zur Glockenkunde Thüringens,
Jena 1896, und dann: Die Glocken des Herzogtums Sachsen-
Meiningen, Jena 1899. Auch hier sind mit Auswahl In-
schriften und Zierraten nach dem Original wiedergegeben;
besonders das erstere Werk muß als ein Elementarbuch
der speziellen Glockenkunde geschätzt werden. Es verdient
hier noch Erwähnung ein aus gleicher Zeit stammendes,
großartig ausgestattetes Werk, W. Effmann, Die Glocken der
Stadt Freiburg in der Schweiz, Straßburg 1899, welches
nicht bloß die einzelnen Glocken in allen Einzelheiten ihres
künstlerischen Schmuckes darbietet, sondern auch alle mittel-
alterlichen Glocken in photographischen Aufnahmen enthält.
Alle diese Werke sind von unschätzbarem Wert, und doch
bieten sie nur einen kleinen Bruchteil. Andere weite Ge-
biete liegen noch unbebaut und unbearbeitet, und die
Schätze, die sie enthalten, sind in Gefahr, langsam aber
sicher verloren zu gehen. Dagegen hilft nicht ihre
Inventarisierung in den Bau- und Kunstdenkmälern; die
ist von Wert bloß für die wenigen Beispiele, in denen
Originalabbildungen gegeben sind. Wenn dagegen in den
meisten Fällen nur eine kurze, gesetzt auch korrekte Be-
schreibung der einzelnen Glocken dargeboten ist, so hat
das für die Glockenkunde nur einen sekundären Wert,
insofern als ein Wegweiser für die eingehende Forschung
geboten wird. Stellt sich aber heraus, daß diese auf die
denkbar kürzeste Form reduzierten Angaben von Unge-
nau] gkeiten und Fehlern strotzen, so können sie nur die
größte Verwirrung für die Glockenkunde bringen. Die
Einzelforschung, die ja ausgesprochenermaßen durch die
Herausgabe der Bau- und Kunstdenkmäler angeregt werden
soll, ist also recht dringend nötig, um so mehr, da es bis in
die jüngste Zeit daran gefehlt hat. Ihr sollen auch die
folgenden Abhandlungen dienen.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
Der Neustädter Kreis ist für die Glockenforschung
ein dankbares Gebiet. In Beichhaltigkeit an alten Glocken
wird er in ganz Thüringen vielleicht nur durch die Diöcese
Kahla übertroffen, an Mannigfaltigkeit der Formen steht
er aber noch über jener Glockenkammer Thüringens. Das
erklärt sich einerseits daraus, daß die blühenden Stifter
der Diöcese Naumburg, denen die Kirchen des östlichen
Teiles unterstanden, ebenso wie die der sedes Pößneck im
westlichen Teil angehörenden Kirchen in der Lage waren,
die besten Meister des Glockengusses heranzuziehen. Tat-
sächlich sind über den ganzen Kreis diese erstklassigen
Werke der berühmtesten Gießer im Aus-
gang des Mittelalters fast ganz gleich-
mäßig verteilt, obenan die unüber-
troffenen Glocken des Marcus Rosen-
berger in Schleiz; aber auch ein Hein-
rich Ciegeler und der große Unbekannte
mit seinem Gießerzeichen (Fig. 1), beide
aus Erfurt, u. a. sind vertreten. Ander-
seits aber legte die Dürftigkeit der spä-
teren Zeiten bis herein in die Gegenwart den evangelischen
Gemeinden die größte Sparsamkeit auf in der Weise, daß
sie, wenn eines oder das andere Stück unbrauchbar wurde,
nicht gleich ein ganz neues Geläute anschafften, sondern
eben nur die gesprungene Glocke ersetzten, mochte die
übrig bleibende damit harmonieren oder nicht. Ja, diese
Dürftigkeit gebot es, daß man in manchem kleinen Orte,
wo man von alters her dies oder jenes Glöcklein aus einer
verfallenen Kapelle übernommen hatte, sich mit diesen
beinahe prähistorischen Gefäßen bis zur Gegenwart be-
gnügte. Erst in neuester Zeit kommt es vor, daß Gemeinden,
denen eine Glocke springt, dem Drängen des Glockengießers
nachgeben und auch die zweite und dritte, meistens ältere
und dauerhaftere, darangeben, weil angeblich sonst kein
harmonisches Geläute zu stände käme!
So ist es gekommen, daß von 311 Glocken in 119 Ort-
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Die Glocken des Neustadter Kreises.
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schaften noch 87 sieber als mittelalterliche zu bestimmende
Glocken vorhanden sind, und zwar 65, die teils mit Jahres-
zahl und Inschriften, teils auch in wenigen Fällen nur mit
irgend welchen Zeichen versehen, selbst ihr Alter bekunden,
und 22 ohne jegliche Zahl, Zeichen und Inschrift, die nach
Gestalt, Metall und urkundlicher Bezeugung den mittel-
alterlichen Glocken zuzurechnen sind. Zu ihnen kommen
noch 4 Glocken, welche zwar umgegossen sind, die aber
dank den vorhandenen Nachrichten noch genau eingegliedert
werden können und darum nicht gänzlich verloren sind.
Es sind also im ganzen 91 Glocken, die für die Beschreibung
zur Verfügung stehen. Sie werden am bequemsten und zu
besserer Übersicht nach den Gießern und, wo ein bestimmter
Meister nicht zu ermitteln ist, nach ihren besonderen Merk-
malen gruppiert.
Glockengießernamen sind 4 vertreten, mit dem jüngsten
und bedeutendsten beginnend :
Markus Rosenberger in Schleiz,
Heinrich Ciegeler in Erfurt,
Andreas Heiner in ?,
Heinricus filius Tiderici.
Zu diesen gesellen sich 7 andere Meister, deren Namen
teils unbekannt, deren Werke durch die beigefügten Haus-
marken und Gießerzeichen festzustellen sind, oder die end-
lich durch Vergleichung bekannter Glocken zu bestimmen
sind. Zu den letzteren gehört Klaus Rymann in Naumburg,
zur zweiten Gruppe ist zu rechnen der berühmte Unbe-
kannte in Erfurt mit der Hausmarke Fig. 1 , und ein
anderer, der im Schild eine ähnliche, auch bei Otte, Glocken-
kunde, S. 220 abgebildete Marke führt. Die übrig bleibenden
4 Meister führen der eine am Ende der Inschrift eine Glocke,
der zweite mitten in der Inschrift das Tümplingsche Wappen
neben verschiedenen immer wiederkehrenden Medaillons und
Reliefs ; der dritte, oft wiederkehrende, bringt auf der Platte
zwischen den Henkeln Schwerter an |, und der vierte hat
unter der aus originellen Majuskeln oder feinen Minuskeln
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
bestehenden Inschrift das Belief eines auf dem Drachen
stehenden Bischofs mit einem Schriftband CÜJ&PÄR
ffiBJjDhGR und anderen gleichmäßig wiederkehrenden
Reliefs.
Außer diesen Gießern, deren Werke bis jetzt auch in
anderen Bezirken festgestellt sind, sind noch 12 verschiedene
andere zu unterscheiden, die wegen besonderer Eigentümlich-
keiten noch nicht eingeordnet werden konnten. Hierzu sind
noch die Verfertiger der ganz kahlen Glocken, ohne jegliche
Inschrift und Zeichen, zu rechnen.
Es empfiehlt sich, bei der Beschreibung der einzelnen
Gruppen mit dem jüngsten Meister zu beginnen, weil diesem
über ein Drittel der datierten Glocken zuzuweisen ist.
1) Marcus Rosenberger in Schleiz.
Über seine Persönlichkeit ist bis jetzt nichts bekannt
Bei Otte, Glockenkunde, findet sich sein Name noch nicht,
aber er war bekannt durch die Reußische Kirchengalerie
vom Jahre 1842, in welcher unter dem Ort Hohndorf,
Amtsbez. Greiz, eine Glocke mit seinem Namen erwähnt ist.
Dort wird freilich die Jahreszahl fälschlicherweise m° +
CCCC 0 + lrj?rr°m + = 1493 angegeben, auch ist die In-
schrift an falscher Stelle zu lesen begonnen und dadurch
der Vorname des Gießers vom Zunamen getrennt worden:
roeenberger + goe + miefc + nacb + erriet + geburt +
m° + cccc 0 + lrj;rj; 0 m + iar + marcue + Oranna l ) +
£eife + tc& + in + gottee + unb + marta + wnb +
0 + catl>artna + er + leut + man + tnicfc +. Zu be-
ginnen ist bei „Oranna lj>eifs fc&" und „marcue " schließt
die erste, roeenberger *) beginnt die zweite Zeile. Erst
Dr. H. Bergner, Zur Glockenkunde Thüringens, rückte
den Namen dieses bedeutendsten Meisters des südöstlichen
Thüringens mehr in den Vordergrund durch Auffindung von
3 weiteren Glocken, die den vollen Namen tragen, nämlich
in Lichtentanne (S.-Meiningen) 1502, Quittelsdorf (Schwarzb.-
1) Statt ofantta. Druckfehler in der Bcuß. K.-Gall.
2) Der Name ist hier roeenperger geschrieben.
Die Glocken des Neustädter Kreises.
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Rudolstadt) 1507 und Angstädt (Schwarzb.-Sondershausen)
1512. Auch wurde er durch die Notiz der Kirchrechnung
in Dienstädt (Amtsbez. Kahla) vom Jahre 1531 auf Schleiz
als den Ort des Gusses gewiesen *), und er vermutete be-
reits, daß Rosenberger der Verfertiger einer ganzen Anzahl
von Glocken sei, die er im Gießerverzeichnis unter „Schleiz"
einem unbekannten Gießer zuweist 2 ). Erst durch ein-
gehende Vergleichung aller diesbezüglichen Glocken be-
treffs der Inschriften, Verzierungen und der ganzen Aus-
stattung, sowie durch Auffindung von 2 weiteren Glocken
im Neustädter Kreis, die den Gießernamen führen, konnte
mit Sicherheit die ganze große Zahl vorhandener, ja selbst
einzelne verloren gegangene Glocken dem Meister Marcus
Rosenberger aus Schleiz zugeschrieben werden. Es wird
wohl nicht leicht ein zweiter Meister aus jener Zeit des
ausgehenden Mittelalters gefunden worden, von dem in
einem so engbegrenzten Bezirk auch nur annähernd so viele
Glocken erhalten sind. Bis jetzt haben bei oberflächlicher
Zusammenstellung 79 Glocken festgestellt werden können,
die sich verteilen auf die Länder Reuß und Meiningen im
Süden, Altenburg im Osten, Norden und Westen mit dem
angrenzenden weimarischen Kreis, Reuß-Gera und der
Neustädter Kreis in der Mitte, hier allein 24 Stück.
Die große Zahl erklärt sich leicht durch die außer-
ordentliche Dauerhaftigkeit und Güte des Metalls, von
dem man in sich häufenden Fällen im Volksmunde erzählt,
es enthalte Silber, eine Sage, die wiederum ihre natürliche
Erklärung findet in dem hellen und vollen Ton aller dieser
Glocken 8 ). Dabei ist auch merkwürdig, daß sich an viele
1) Bergner, Zur Glockenkunde, S. 35 f.
2) Ebendas. S. 102.
3) Die Frage der Silberbeimischung zur Glockenspeise, zum
Zweck der Verschönerung des Klanges, die im Volksglauben allge-
mein behauptet, von den Glockenforschern ebenso allgemein bestritten
worden ist, scheint nunmehr ihre wissenschaftliche Erledigung ge-
funden zu haben. Die Schweizer Firma Euetschi & Co. hat ein
Werkchen veröffentlicht: Die Anfertigung von Kirchengeläuten und
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
von ihnen, die doch in einer der historischen Forschung
leicht zugänglichen Zeit gegossen sind, die weitverbreitete
Glockensage knüpft, sie seien von Schweinen ausgewühlt
worden, sowie die andere Sage, sie seien aus entlegenen
Orten oder aus verfallenen Kapellen an ihren jetzigen Ort
gebracht worden. Auch verschiedene andere Erzählungen
gehen gerade von diesen Glocken im Volksmunde um: die
Glocke in Kleinbocka wollte angeblich der Rat der Stadt
Weida vor ca. 100 (!) Jahren gegen eine andere umtauschen
mit einem ganz ansehnlichen Aufgeld von 400 Talern *) ;
die in Knau wurde angeblich aus einem Kloster in Saal-
feld geschenkt; hier rettete die Sage von der Schenkung
die alte wertvolle Glocke vor dem Verderben im Feuer-
ofen. Denn als im Jahre 1898 ein neues Geläut beschafft
wurde, verlangte der nach dem edlen Metall der Rosen-
bergerin lüsterne Glockengießer auch diese. Bereits neigte
die Mehrzahl der Einwohner dem Plane der Preisgabe zu;
da erhoben die älteren Gemeindemitglieder maßgebend ihre
Stimme: ein Geschenk, das man erhalten hat, so sagten sie,
darf man nicht wieder veräußern ! Und sie drangen durch,
und die schöne Glocke war gerettet. Der Glockengießer
aber ward auch gerechtfertigt, denn als die neuen 3 Glocken
deren Unterhalt, Aarau 1890. Dort wird S. 13 mitgeteilt: in Eng-
land goß man vor kurzer Zeit 4 gleich geformte Versuchsglocken.
Die erste Glocke bestand nur aus Kupfer und Zinn ; die zweite ent-
hielt etwas Silber, die dritte mehr und die vierte am meisten Silber.
Da zeigte es sich, daß die silberfreie Glocke am klangreichsten war,
und daß der Klang sich mit dem Silberzusatz immer mehr ver-
schlechterte!
1) Eine ähnliche Sage knüpft sich an eine Glocke in Hohen-
leina, Kr. Delitzsch, nach den B. u. K.-D. der Prov. Sachsen. Sie
lautet dort: Man wollte diese Glocke in Leipzig haben und bot so-
viele Taler, als von Hohenleina bis Leipzig aneinandergelegt werden
könnten. Die Glocke ließ sich aber nur mit großer Mühe fort-
schaffen, und schließlich waren 12 Pferde außerstande, sie weiterzu-
bringen. Man kehrte um, und nun hatten 2 Pferde keine große
Mühe, sie zu bewegen, weil die Glocke gern an dem Orte bleiben wollte,,
für den sie bestimmt war.
Die Glocken des Neustädter Kreises.
9
ankamen, verweigerten sie der alten die Harmonie und
priesen in jubelndem A-dur-Accord die Errungenschaften
der Neuzeit, während die alte verurteilt ward, ihr alt-
modisches, griesgrämiges A-moll für sich allein weiterzu-
summen. In Dreitzsch erzählt man: Der „Mann", dessen
Grabstein an der Südwand der Kirche eingemauert ist (Ehren-
fried von Pöllnitz, 1628 Gutsherr in Dreitzsch), habe sie in
Bautzen l ) geraubt und auf einem Wagen dorthin gebracht.
Später hat er sich in seinem Gewissen bedrückt gefühlt,
und auf seinem Sterbebette noch seufzte er: 0 Bautzen, o
Bautzen, wie drückst du mich! Seitdem klingt die Glocke
bis zum heutigen Tage : Bau — tzen. In Auma zerschmolzen
beim Brande der Kirche (1791) die Glocken; die kleine
Rosenbergerin wurde gerettet. Der Volksmund erzählt, ein
beherzter Mann (niemand kennt seinen Namen) trug sie auf
dem Rücken vom brennenden Kirchturm herab und ver-
senkte sie der größten Sicherheit halber im Pfarrteich, aus
dem sie später — gehörig abgekühlt — wieder herausge-
zogen wurde. Löst man von all diesen Sagen die äußere
Schale, so bleibt der innere Kern: mit den Werken Markus
Rosenbergers hat es eine besondere Bewandtnis, sie sind
„weit her", sie sind nicht mit Silber, nein — nicht mit
Gold aufzuwiegen!
Dem damit genugsam bekundeten inneren Werte dieser
Glocken entspricht auch ihr Äußeres. Zwar prangen sie
nicht in hervorragenden Bildwerken, wie die des zeit-
genössischen Erfurter Meisters Heinrich Ciegeler; ihre
Flanke») ist in den weitaus meisten Fällen ganz kahl, nur
1) Bautzen wurde im Jahre 1620 von der kursächsiechen Armee
belagert und eingenommen, wobei der Glocken- und Stückgießer
Zacharias Hilliger aus Freiberg die Artillerie leitete (Mitteil, des
Freiberg. Altertumsvereins, Heft 4, S. 341 ff.
2) In der Bezeichnung der einzelnen Teile des Glockenkörpers
herrscht von jeher eine beinahe babylonische Sprachverwirrung. Im
folgenden sind stets die Bezeichnungen gebraucht, wie sie Bergner,
Grundriß der kirchlichen Kunstaltertümer, S. 262, in Überein-
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
vereinzelt (Lichtentanne, S.-Meiningen) sind Heiligen-Namen
oder, wenn der Platz für die Inschrift um den Hals nicht
ausreichte, der Schluß dieser Inschrift auf die Flanke ge-
setzt. Ebenso ist der Schlag meistens kahl ; nur bei
größeren Werken ist er mit den auf die 4 Himmelsrich.-
\\A_B
tungen verteilten Namen der
4 Evangelisten zwischen je
2 Kreuzen oder, ebenso ver-
teilt, mit dem titulus: ttÄ-
jarenus rejr tufceorum zwi-
schen je 2 Kreuzen besetzt.
Hierfür stehen einmal, in Ober-
wellenborn (Sachs. - Meiningen),
die 4 Worte: verbum caro
factum ef*. Den Haupt-
schmuck bildet die Verzie-
rung am Halse, die stets aus
3 Teilen besteht: oben ein
Fig. 3c.
n_runjn_jn_ri_Tl-
Fig. 3a.
Fig. 3b.
Stimmung mit dem Hofglockengießermeister Franz Schilling, früher
C. F. Ulrich in Apolda, festgelegt hat. Es wäre sehr zu empfehlen,
daß die dort angegebenen technischen Ausdrücke Gemeingut aller
Glockenforscher würden, und daß dadurch ein allgemeiner Sprach-
gebrauch heimisch würde. Danach wäre zu benennen: A die
Krone mit den 4 oder 6 Henkeln, B die obere, G die untere
Platte der Haube, D der Hals, E die Flanke, F der Woim, G der
Schlag, H die Schärfe. Das Ganze von B— H ist die Glocken-
rippe. (Fig. 2.)
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
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Zinnenfries 1 ) [Fig. 3a], der in einem einzigen Falle eine
Variation aufweist in Schwarzbach, indem die obere
Kante konkav gebogen ist (Fig. 3b); in einem anderen
Falle (Neunhofen) sind 2 Zinnenfriese, noch einer unter
der Inschrift, angebracht; darunter zwischen 2 Stäben
die Inschrift in so fein geschnittenen und ausgeprägten
gotischen Minuskeln und einzelnen originellen Renais-
sance-Majuskeln, wie sie gleich sauber und gefällig und
ziemlich regelmäßig nirgends wieder gefunden werden ;
endlich unterhalb der Inschrift ein ebenso sauberer Rund-
bogenfries, Wie diese dreiteilige Verzierung, so ist bei
diesen Glocken auch die Anordnung der Inschrift und der
Gebrauch des Frieses typisch. Darum gebührt der Inschrift
zunächst besondere Beachtung.
Ein hervorstechendes Merkmal der Inschriften sind die
Trennungszeichen zwischen den einzelnen Worten, Zahlen-
gruppen und Buchstaben. Es sind dies entweder Kreuze
in der Form des aus 4 gleichseitigen Dreiecken (vgl. Fig. 4),
die mit den Spitzen zusammenstoßen, gebildeten sogen.
Rosenkreuzes ; oder Kleeblättchen, bestehend aus 3 Fieder-
blättchen, deren mittelstes nach oben zu spitz zuläuft, und
einem nach links und rechts gespaltenen Stiel (vgl. Fig. 7
u. 8), oder endlich zierliche, gotisch gebogene Kleeblättchen
mit einem ganzen, ungeteilten Stiel (vgl. Fig. 10). Es kann
kein Zweifel sein, daß zunächst die erstere Art der Klee-
blätter aus dem Rosenkreuz entstanden ist in der Weise,
daß das untere Dreieck, gespalten, den doppelten Stiel ergab
(Fig. 3c), die 3 übrigen aber, abgerundet, zu Fiederblättchen
umgebildet wurden. Als Kreuze wurden sie tatsächlich
auch von Laienaugen gelesen in der Reußischen Kirchen-
galerie, wo sie einmal in dieser Form: # wiedergegeben
sind, und noch zuletzt von dem in der Glockenkunde völlig
laienhaften Lehfeldt, Bau- und Kunstd., Heft XXV, S. 424,
1) Dieser fehlt auf der als älteste nachgewiesenen Glocke in
Traun.
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12 Die Glocken des Neustadter Kreises.
unter Wolfersdorf, als regelrechte Kreuze. In der ersteren
Form erscheinen die Kleeblättchen bis zum Jahre 1507,
von da an bis 1545 (Paska, Kr. Ziegenrück) in der ge-
fälligeren zweiten Form. Vor der bis jetzt am frühesten mit
Sicherheit datierten Glocke vom Jahre 1502 in Lichten-
tanne (S.-Meiningen) sind im Neustädter Kreis noch zwei
früheren Datums festgestellt worden : in Thränitz 1501 und
Traun 1497 l ). Beide entbehren zwar der Kleeblättchen
und haben dafür die Rosenkreuze, in Traun fehlt sogar der
Zinnenfries. Aber die Typen stimmen aufs Haar mit den
Rosenbergerschen überein, und besonders Form und Inhalt
Fig. 4.
der Inschriften sind identisch mit denen der älteren Rosen-
bergerschen : in Traun : + fyilf Hh ifye + mavia + betrat^ +
ioljatme* + matf>eue + lr>ca* + mavcv* + m + cccc
(das Folgende unter der Zeile) + IffftWÜ + IM +
(vgl. unten Wolfersdorf 1504, auch Strößwitz 1506, sowie
Schloß Osterstein in Gera-Üntermhaus und Lothra 1500
nach Lehfeldt) ; in Thränitz aber der bei Rosenberger öfter
wiederkehrende merkwürdige Spruch: Hh tn° + ccccci 0 O
(eingegossene Münze) o + QVtt + tnavia + bi0 + in Hh
gebend + meines + volä ce + f o + man + miefc +
lernen + ift (Fig. 5) [vgl. hierzu Lichtentanne 1502: o guthe
maria bis in gedencke meines folekis so man mich leuten
1) Lehfeldt völlig irreführend 1487.
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Die Glocken de« Neustädter Kreises.
13
ist, und Unterrenthendorf (S.-Altenburg) + (Blortofa lj>et6
id? o f>eilige maria fcp ^eiliger rittet 0 gorge bitet
got por mein foldfe warnt man micfc lepten ift, und
Fig. 5.
sogar noch 1622 Löberschütz (Bez. Apolda) + 3(nno fro-
mmt m ccccc J7?ii iar + 0 ^eiliger Ijerr 0 nicolapf
pit got por mein polcf tpan man micfc lernten iß;
vgl. auch Tschirma (Bez. Greiz) 1509, Hohndorf und
Lobenstein f nach der Reuß. Kirchengalerie : 0 du hei-
liger Erzengel S. Michael! bitt vor mein Volk, so oft man
mich läutend ist; eine Jahrzahl fehlt hier].
Die durch die Hohn dorfer Glocke sicher bezeugte
älteste Form der Rosenbergerschen Werke von 1497 — 1501
hat folgende besondere Merkmale:
a) Die Henkel haben noch nicht die später regelmäßig
auftretende Form mit dem Wulst an der Biegung (vgl.
Fig. 16);
b) es fehlen große Buchstaben beim Anfang;
c) die Jahreszahl steht am Ende der Inschrift und ist
immer in Minuskeln geschrieben.
Als besondere Merkmale der einzelnen Stücke sind
beachtenswert :
a) Bei der ältesten (1497) in Traun der von den
Erfurter Gießern vielgebrauchte Spruch: l>i\f ilj>0 maria
beratl; (dort gewöhnlich gereimt: I;ilf got mavia berot),
sowie die nach ältesten Mustern an der Halsinschrift an-
gebrachten Evangelistennamen. Hier fehlt auch jeder Fries,
die Inschrift steht zwischen zwei einfachen Rundstäben.
b) Bei der Hohndorfer (1498) die Schreibung l)ttf$
mit dem später öfter wiederkehrenden 3 *), sowie die
Namensschreibung rofenpetge? mit p, welche nirgends
1) VgL Fig. 12 in dem Wort „hochzeitlichen".
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
wiederkehrt, ebenso wie die umständliche Zeitangabe: ttact)
cviß 1 ) gebutt. Ferner findet sich das Ordinal-o der Jahr-
zahl nur hier in der Form der gewöhnlichen Minuskel
(s. Fig. 13), später ist es, so schon in Thränitz (1501), ein
zierliches Kreisrund. Der Fries weist hier noch die Lilien-
spitzen auf (s. Fig. 9), die sich später (s. u.) in Kleeblättchen
verwandeln.
c) Bei der Thränitzer ist die größte Merkwürdigkeit
die als Anfangszeichen eingegossene Münze, die sich sonst
nirgends wieder bei Rosenberger findet.
Als weitere Besonderheiten, die aber später wieder-
kehren, seien hier schon erwähnt: die Nennung eines
Glockennamens (Hohndorf: ofatltta, vgl. Lichtentanne), so-
wie die Hinzufügung von tat zur Jahrzahl, was noch bis
in die späteste Zeit vorkommt, und die Verteilung der
Evangelistennamen auf die 4 Seiten (Himmelsrichtungen)
des Schlages. Das alles sind Merkmale, die es ermöglichen,
auch ohne die besondere Angabe des Gießernamens mit
Sicherheit auf den Verfertiger zu schließen, und bei alle-
dem findet sich eine bewundernswerte Mannigfaltigkeit hin-
sichtlich des Inhaltes und der Form der Inschriften und
Verzierungen, wie sie in dem Maße nur Rosenberger
eigen ist.
In einer zweiten Periode von 1502 — 1607 bedient er
sich als Trennungszeichen des aufrecht stehenden Kleeblattes
mit gespaltenem Stiel. Die Namensunterschrift kommt auf
einer einzigen Glocke vor in Lichtentanne (S.-Meiningen)
1502 und hier in einzigartiger, sonst nicht wieder nach-
gewiesener Weise, in einem Kreis, dessen Mitte eine sechs-
blättrige Rosette einnimmt; um den Rand steht in Majuskeln
MÄRCVJS l ROJSGHBG (Fig. 6). Hierher gehören aus
dem Neustädter Kreis 4 Glocken : in Wolfersdorf b. Weida
(1504), Keila b. Neustadt (1505), Strößwitz und Neustadt
1) Ctifle, genau so geschrieben, findet sich nur noch in Mörs-
dorf 1522 (s. u.) in dem etwas abgeänderten Spruch: o rer. gtorte
crifte »em etc.
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Die Glocken des Neustädter Kreises. 15
(1506) [Fig. 7, Fig. 8]; ferner Pahren b. Schleiz f (1606),
Unterrenthendorf (S.- Altenburg) 1507 und wahrscheinlich
auch Quittelsdorf (8.- Meiningen) [1507], insgesamt 8 Glocken.
Mit denen der ersten Periode haben diese Glocken
gemeinsam, daß die Jahrzahl am Ende steht ; auch die An-
rufung der Maria (in Keila und Neustadt sogar das größere
Fig. 7.
Fig. 8.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
Ave Maria) findet sich bei allen, sowie bei einigen (Lichten-
tanne und Wolfersdorf) das kleine Rosenkreuz, wenigstens
als Anfangszeichen oder als Umrahmnng der Evangelisten-
und Heiligennamen.
Als Hauptunterschied gegen die früheren erscheinen
hier, abgesehen von den Kleeblättchen, die großen Anfangs-
buchstaben als Renaissancemajuskel. Das Merkwürdigste
an ihnen ist aber die Schreibweise der Jahreszahl (Keila,
Neustadt und Strößwitz, auch Pahren j), bei welcher nicht
bloß eine Vermischung des römischen und des Dezimal-
systems, sondern auch der römischen und arabischen Ziffern
vorliegt, besonders darch Anwendung des 1 = 1 Tausend
und der Ziffer 6. Diese Schreibart erschien dem Gewährs-
mann der Reuß. K.-Gall. so böhmisch, daß er für Pahren
unter gleichzeitiger Verkennung der Kleeblättchen da-
zwischen (8. o.) die Zahl so wiedergiebt: { 4£ V # 6 #.
Durch die bisherigen Ergebnisse sind wir in den Stand
gesetzt, auch diese modernen Hieroglyphen zu deuten, ja
aus ihnen Kapital für unseren Rosenberger zu schlagen,
trotzdem die betreffende Glocke schon seit dem Jahre 1856
umgegossen ist.
Andere Eigentümlichkeiten, in denen man Bindeglieder
sowohl mit der Vergangenheit für die erste Periode, als
auch in ihrer Weiterbildung mit der kommenden Periode
erblicken kann, sind außer der auch hier vorkommenden
Benennung der Glocken (Osanna in Lichtentanne, Gloriosa
in Unterrenthendorf):
a) die Gestaltung des Frieses. Durchweg besteht dieser
aus sich schneidenden Rundbögen, die, nach innen und
außen mit Nasen besetzt, in ihren Abschnitten (Fig. 9)
Kleeblattfiguren bilden. Den Abschluß nach unten zu
Fig. 9a.
Fig. 9b.
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Die Glocken des Neustädter Kreise*
17
bilden nicht mehr Lilien, wie in Hohndorf, sondern
Kleeblätter (von Lehfeldt immer und immer wieder ver-
wechselt), so zwar, daß das mittelste Blättchen wie bei
dem Trennungs-Kleeblatt zugespitzt ist
b) Das Kreuz wird nicht mehr als Trennungs-, sondern
als Anfangszeichen gebraucht, indem es stets den Anfang
der Halsinschrift andeutet (von Lehfeldt fast stets über-
sehen). Es ist nur in einem einzigen Falle noch das kleine,
ungefähr 2 cm hohe Kosenkreuz (Wolfersdorf). Von jetzt
an erscheint es, wie schon leise in Hohndorf am Anfang
angedeutet, in einer größeren Form, nicht mehr aus Drei-
ecken, sondern aus Kreisausschnitten gebildet (ähnlich
unserem „Eisernen Kreuz"), 4 cm hoch, zuweilen mit etwas
verlängertem unteren Balken, in sehr gefälliger Form, und
ähnelt dann dem Johanniterkreuz. In Lichtentanne ist es
besonders schön und 6 cm hoch. Außer zum Anfang steht es
nun regelmäßig als Einfassung der vier auf die vier Himmels-
gegenden verteilten Worte des titulus am Schlag:
na^avtnue rcp ivt>eon>tn (Wolfersdorf, Unterrenthendorf).
c) Beachtenswert ist ferner noch die Gruppierung der
Kleeblättchen als Schlußzeichen der Inschrift, von der
später noch im besonderen die Rede sein wird, die aber
hier schon ansetzt durch 2 übereinander gestellte Kleeblätter
am Ende der Inschrift [Strößwitz (s. Fig. 7), Unterrenthen-
dorf 1 )]. Auffällig ist noch in Unterrenthendorf, daß die Zeit-
angabe am Schlag angebracht ist, offenbar, weil am Hals der
Platz mangelte. In Keila steht sie unterhalb des Frieses, wo
sich in Hohndorf wie in Traun der Schluß der Inschrift nebst
Zeitangabe befand. In Lichtentanne befinden sich an eben-
derselben Stelle die Namen der Evangelisten, der heiligen
Magdalena und Nikolaus und Rosenbergers selbst.
d) Einen deutlichen Übergang zur nächsten Periode
bildet endlich das Anfangs- A von Ave in Neustadt (Fig. 8),
das hier zum ersten Male erscheint.
1) Hier ist das letzte Wort „ist" aus Raummangel unter den
Kreuzbalken gestellt
Zeitscbr. f. Thür. Gwcta. Suppl. I. 2
18
Die Glocken des NeuBtädter Kreises.
Die bei weitem größte Zahl der erhaltenen Rosenberger-
Sehen Glocken gehört der dritten Periode an und macht
sich kenntlich durch die allerzierlichsten Kleeblättchen mit
einem nach links gebogenen Stiel. Diese Periode erstreckt
sich über die ansehnliche Zeit von 1508—1546 (Paska,
Kr. Ziegenrück). Man kann diesen langen Zeitraum in
zwei Unterabteilungen zerlegen, die vorläufig bloß durch die
etwas veränderte Form der Typen zu unterscheiden sind:
möglich auch, daß hierdurch ein Rosenberger der jüngere
sich von dem älteren scheidet. In der zweiten Unterabteilung
dieser Periode findet sich der Name des Markus Rosen-
berger nicht mehr; er fehlt allerdings auch schon konstant
gegen das Ende der ersten Unterabteilung. Der Unter-
schied der Typen besteht darin, daß, während von 1508 bis
1617 die von Anfang an bekannte, breitere Form gebraucht
ist, bei der die Breite der Grundstriche zur Höhe im Ver-
hältnis von 5 : 26 stand, von 1517 an die Striche mit zu-
nehmender Länge an Breite abnehmen, so daß ein Ver-
hältnis von 3 : 28 üblich wird. Die Kleeblättchen behalten
dieselbe Form und Größe selbst bei den Inschriften, die mit
ganz kleinen, ca. 20 mm hohen Typen hergestellt sind (Neun-
hofen, Mildenfurth u. a.), ebenso bleibt aller übrige Schmuck,
der Charakter der Buchstaben, wie überhaupt die ganze
äußere Erscheinung. Auch die Mannigfaltigkeit in Auswahl
der Sprüche darf nicht auffallen, sie gehört zu der Be-
weglichkeit des niemals an der Schablone haftenden Meisters.
Aus dem Neustädter Kreis gehören hierher 18 Glocken,
nämlich: München bernsdorf 1508, Auma 1509, Knau 1509,
Braunsdorf 1510, Döhlen 1511, Dreitzsch 1613, Klein-
bocka 1514, Daumitzsch 1614, Wolfersdorf 1515, Churs-
dorf 1517, Strößwitz 1517 — Bucha 1518, Neunhofen 1519,
Oberpöllnitz 1520, Hundhaupten 1522, Mildenfurth 1525,
Schwarzbach 1532, Steinsdorf 1635, letztere mit der Sigle
V. D. M. I. E. (Fig. 11); außerdem konnten in den um-
liegenden Ländern bis jetzt noch 47 Glocken dieser Art
nachgewiesen werden.
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Die Glocken dee Neustädter Kreises.
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Rosenbergers Name findet sich unter diesen zweimal,
in Mtinchenbernsdorf 1608 und Döhlen 1611, beide mit
demselben. Sprach unter geringen orthographischen Ab-
rrrrr*?*»sw*flroiro»
Fig. 10. (V 4 nat. Gr.)
Fig. 11. (»/* nat. Gr.)
Fig. 12. ('/« nat. Gr.)
2*
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
weichungen (Fig. 12): (BlOttOfft l)ti* i<fy bt |>0$$ett-
liefcert feet belept tcf> t>t fcfeetblic&en n?eter Dortreib tcb
Dil fci roten bewein ic& marp rofeberger go6 tmcfc
An besonderen Eigentümlichkeiten sind hervorzuheben :
1) Der Gebrauch von Majuskeln in Renaissanceform
bei den Anfangsbuchstaben, der allerdings in der späteren
Zeit merkwürdigerweise wieder nachläßt. Typisch ist der
ersten Unterperiode die schöne Form des A, die schon in
der früheren Periode erwähnt wurde. Später tritt dafür
WM OMn*
aabedef g h
Fig. 13. (V 4 nat. Gr.)
a) Strößwitz 1517, vgl. Keila 1505; b) Bucha 1518, auch Fig. 10;
c) Hundhaupten 1522, auch schon Chursdorf 1517 ; d) Bucha 1518 ;
e) Strößwitz 1517; f) Mörsdorf 1522; g) Hohndorf 1498; h) Döhlen
1511.
(Fig. 13) nach einer Übergangsform 1517 Ä die schlankere
Form A, und noch später die vergrößerte Minuskel
An Großbuchstaben kommen noch vor: G (Fig. 12) [in
Steinsdorf umgekehrt für ^) = D gebraucht (Fig. 11)],
4 1 ( Fi S- 7 ) 0 und I (▼« p S rö * erte Minuskel), M. € (a.
Fig. 11), S (s. Fig. 10), auch jg (vergrößerte Minuskel)
und V (s. Fig. 7. u. 8.)
2) Als Erinnerung an die vorausgehende Periode er-
scheinen in der ersten Zeit noch die runden Ordinal-o bei
der Jahreszahl, in Knau über allen drei Zahlengruppen:
Tausend, Hunderten und Einern, sonst nur über den beiden
ersteren, in Münchenbernsdorf pc und Döhlen auch noch
die Hunderter durch p< ausgedrückt. Später werden die
Zahlen durchweg einfach durch die entsprechenden Klein-
buchstaben ohne jedes Beiwerk ausgedrückt.
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Die Glocken de« Neustädter Kreises.
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3) An orthographischen Eigentümlichkeiten sind be-
merkenswert, abgesehen von dem Schwanken in der deut-
schen Orthographie, wie fct und fcie, wtttv für wetter, pit
für bitt, fdpCtMtC^Ctl für schädlichen, t>o!<* und foltfte,
die Abkürzung i^p für das sonst gewöhnliche tye in
Dreitzsch, ebend. etc., ioänee mit dem Abkürzungszeichen
über dem a statt über n, sowie die nur in Mildenfurth 1525
vorkommende Schreibweise yl>C6t> (auswärts noch in Nieder-
krossen und Dienstadt bezeugt), und die Abkürzung pctOrcö
in Auma und Heinersdorf 1 ). Zu bemerken ist weiter die
Art der Trennung der Worte infolge von Raummangel:
tlf .
benefci ^ , Knau, protl - obtö unter die Zeile geschrieben,
Thalbürgel, promie-öionc C^rteti, desgl. Triebes, die er-
innert an die schon in den beiden früheren Perioden be-
obachtete Manier, einen Teil der Halsinschrift unter dem
Fries anzubringen. ptO tiobie findet sich bloß 2mal ge-
trennt geschrieben in Münchenbernsdorf 1508 und Mörs-
dorf 1522, sonst ist es stets in ein Wort geschrieben (vgl.
die eigentümliche Abteilung in Thalbürgel).
4) Als Schlußzeichen werden, wo es der Platz gestattet,
die Kleeblättchen verwendet. Es werden angebracht : 1
öfter, 2 nebeneinander Golmsdorf, 2 übereinander, als kleiner
Trenner in Dreitzsch nach etc., 3 nebeneinander in Hain-
spitz, Mörsdorf, Dothen, Hundhaupten, Oberpöllnitz, Neun-
hofen, 3 in Dreiecksform gestellt in Dreitzsch,
Schwarzbach, 4 in der Anordnung . . • . in Löber-
schütz und Kleinbocka, und sogar 6 in einer Reihe,
um den Platz auszufüllen, in Rüdersdorf. Einmal ist
das mittelste Stück des Frieses ') aufrechtstehend
als Schlußzeichen benutzt in Daumitzsch (Fig. 14).
1) Lehfeldt wollte dies pctorce durchaus als pastores lesen mit
bezeichnendem Parallelismus zwischen pastores und peccatores und
konnte erst gelegentlich der Prüfung der Korrekturbogen davon ab-
gebracht werden. Schief ist auch seine Übersetzung (B. u. K.-D.
XXV, 8. 192): reich über alle, schütze uns Sünder.
2) Friesstücke werden bei den späteren Gießern gern als Anfangs-
zeichen verwendet.
22
Die Glocken des Neustädter Kreises.
6) Der obere Fries wird stets in Zinn cd form gebildet,
die nur einmal, in Schwarzbach (s. o.), eine Variation zeigt.
Der unter der Halsinschrift befindliche Fries tritt in 3 Formen
auf. Stets sind es Rundbogen (Halbkreise) die sich schneiden ;
stets endigen die zusammentreffenden Enden in Kleeblätter
(nicht Lilien).
Neben der in der vorigen Periode beschriebenen ein-
facheren Form der Kleeblattbögen (s. Fig. 9), wird eine
breitere und zusammengesetzte benutzt, bei welcher die Enden
der Bogen in 3 Kleeblätter ausgehen und nur in einem Ab-
schnitt Kleeblattbogen gebildet werden (Fig. 15a). Und end-
lich tritt eine ganz einfache Form auf (nur 4mal festgestellt
in Hundhaupten, Schwarzbach, Golmsdorf und Mörsdorf);
(Fig. 15b) 1 ). Hier besteht der Fries nicht aus sich kreuzen-
den sondern aus zusammenstoßenden Halbkreisen, welche
wie in der ersten Form mit Nasen besetzt sind. Es ist dies
die am wenigsten gefallige Form und findet sich auch nur
in der zweiten ünterperiode.
6) Noch ist zu erwähnen die besondere Form der Henkel.
An dem Knie bilden sie einen Knollen, der bei kleineren
großen Henkeln laufen noch 2 Wulste längs des unteren
Stückes herab (Fig. 16c). Die Haube ist stets ganz leicht
1) Mittlerweile ist im Germanischen Museum in Nürnberg noch
eine Rosenbergersche Glocke festgestellt worden aus dem Jahre 1525
mit der Inschrift: et »erbum caro factum efl und demselben Fries.
Bie ist also die 80. Rosenbergersche.
Fig. 15a. V/ A nat. Gr.) Fig. 15b.
Fig. 16a. Fig. 16b.
Fig. 16c.
Glocken nicht scharf
hervortritt (Fig. 1 6a),
bei den größeren aber
in der Form eines Ge-
lenkknopfes erscheint
(Fig. 16b). Bei ganz
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Die Glocken de* Neustädter Kreises.
23
gewölbt; die Grenze zwischen Wolm und Schlag deuten
gewöhnlich 2 Wulste an. Die Stimmung dieser Glocken
ist der Mehrzahl nach in Moll, doch kommen auch einzelne
Dur-Glocken vor.
Um einen Gesamtüberblick über die Werke dieses wohl
einzig dastehenden Meisters, was die Zahl seiner erhaltenen
und nachweisbaren Glocken anbetrifft, zu gewinnen, lassen
wir zum Schluß ein Verzeichnis aller nachweisbaren Werke 1 )
und sodann eine Übersicht der Inschriften folgen:
1497 Traun
1498 Hohndorf (Reuß)
1500 Lothra (Reuß)
1501 Thränitz, f Bobeck (S.-Altenburg), Schloß Osterstein
(Reuß)
1502 Lichtentanne (S.-Mein.)
1504 Wolfersdorf
1505 Keila
1506 Strößwitz, Neustadt, f Pahren (Reuß)
1507 Unterrenthendorf (S.-Altenbg.), Quittelsdorf (Schw.-
Rudolst.), Bucha (Schw.-Rudolst.)
1608 Münchenbernsdorf, Könitz (Schw.-Rudolst.)
1509 Auma, Knau, Tzschirma (Reuß), Heinersdorf (Reuß)
1510 Braunsdorf, Eyba (Schw.-Rudolst.)
1511 Döhlen, Herschdorf (S.-Mein.), f Löbstedt (Weim. Kreis)
1512 Hartroda (S.-Altenbg.), Weckersdorf (Reuß), Drognitz
(Kr. Ziegenrück), Angstädt (Schw.-Sondersh.), Tauten-
burg und Thalbürgel (Weim. Kr.)
1513 f Hartroda (S.-Altenbg.), f Hermsdorf (S.-Altenbg.)
Dreitzsch, Triebes, Weitisberga (Schw.-Rudolst.)
1514 Kleinbocka, Daumitzsch, Ruppersdorf (Reuß)
1515 Wolfersdorf, Flemmingen (S.-Altenbg.), f Buchheim
(S.-Altenbg.), f Pößneck (S.-Mein.)
1517 Chursdorf, Strößwitz
1518 Bucha, Hainspitz, Rüdersdorf (S.-Altenbg.), Gera (Reuß)
1) f bedeutet umgegossen.
24
Die Glocken des Neustädter Kreises.
1619 Neunhofen, Schlettwein (S.-Mein.), Oberwellen born 2
(S.-Mein.), t Dothen (Weim. Kr.), t Eisenberg
(S.-Altenbg.)
1620 Oberpöllnitz, Plothen (Reuß), Hummelshain (S.-Altbg.)
1521 Schönbrunn (Renß)
1522 Hundhaupten, Löberschütz und Golmsdorf (Weim. Kr.),
Mörsdorf (S.-Altenbg.)
1523 f Marktgölitz (S.-Mein.)
1524 Unterlemnitz (Reuß)
1525 Mildenfurth
1531 Bernsgrün (Reuß), Nienstädt und Niederknien (S.-
Altenbg.)
1532 Schwarzbach, Nitzschareuth (Reuß)
1535 Steinsdorf
1536 Langenschade und Lehesten (S.-Mein.)
1637 Heinersdorf (Reuß)
1539 Haselbach (S.-Altenbg.)
1545 Paska (Kr. Ziegenrück)
hierzu ohne Datum:
f Lobensein.
Sa. 79 Glocken *).
Die Inschriften auf den Glocken folgen auch in chrono-
logischer Reihe:
1497 Traun: + f>tlf + + marsa + berat l> + io!>an-
tiee + matlj>et>6 + Ipcae + marcre + m +
CCCC + (Anfang)
+ Irjrrrtm + tat +
1498 Hohndorf: + ofanna + lj>etfj + id? + in + gottee
+ Dttt> + maria + onb + e + ratf>erirw + er +
Iet>t + man + mfcfc + mavcvs + (Anfang)
+ roeenperger Hh
goe + micfc + ttocfr + crtfr + gtbvvt + m° +
cccc 0 + IrrpriNÜ + tar.
Am Schlag: + matl>epe + + Irxae + + marcpe
+ + iof>anrtee + .
1) Vgl. Anm. 1, S. 22.
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Die Glocken des Neustadter Kreise«.
25
1500 Lothra (Dach Lehfeldt): |>üf U;0 matia Vttb 6 anna
« mcrrina (?) m ccccc far.
1 501 Thränitz : O (Münze) o + gtne + mavia + bi0 +
in + gebend + mctttce + voläts + 00 + man
+ mtcb + lernen + tet + m° + ccccct 0 .
Schloß Osterstein bei Gera-Unteriahaus (nach Dr. B.
Schmidt in der Geraer Zeitung, 99. Jahrgang, 1 893,
Beilage zu No. 227): + £Uf + «>« + mavia +
t>nb + « + anna + m°ccccc°i.
y Bobeck (nach Bergner, Zur Glockenkunde): o
ifytsv vtv glorte vtni cvm pace fcüf ^eilige
fvav eant anna selb bntt anno bomini m ccccri
iar l ).
1 602 Lichtentanne : + ofanna *) • l>et0 • icb • 0 • QVtl)t
• mavia • bie • in • gebende • meines • folef is • fo
• man - mid? • iet>ten • tji • Änno • bm • m •
CCCCC 'Ii*. Unter dem Fries : Q (MffiRCVS ?
R0S6HBG GG) 6 • ntcolat* • + 6 • marga-
ret(>a •.
Am Schlag: + 6 • lt?ca$ • + 0 • marCP0 • + 0 •
matt>et>6 • + e • ioljannes •
1504 Wolfersdorf: + £Üf • tl>0 • marta • tmb • 0 • anna '
t>nb • 0 • peter • pnb • 0 • pavle • m • ccccc 0 • tut.
Am Schlag: + }>I>0 + + na^arent* + + rej: + +
fobeorom +.
1 505 Keila : + ÄVe • maria • gracta • plena • botmm>0 •
tect>m • benebteta • tt> • tn • mvliertbw • et • bene-
blet. Unter dem Fries: . cj • V c . V .
1506 Strößwitz: |>ilf • l>etlge • frave - 0 • anna - 0alb •
1) So die Jahrzahl bei Back, Chronik von Eisenberg, II, 225;
Bergner berichtigt : cccccri, ich vermute aber wegen der fr au 0 anna
eelboritt (vgl. Strößwitz 1500), daß aus dem jf bei Back einfach ein
c zu machen ist, so daß ccccci herauskommt.
2) Die folgenden Punkte bedeuten Kleeblättchen.
26
Die Glocken des Neustädter Kreises.
brette • o • 0 • eceffatte • ora • pro • nobte •
cj . V c . V cji):
Neustadt: + Äpe • maria • gracta • plena • bomtnpe •
tecpm • benebtcta • tp • tn • mpltertbP0 • cj . V c • 6.
t Pahren (nach der Reut K.-Gal.): {#V#6# +
(„wahrscheinlich das Jahr 1506") 3lpe tttarta gratta
plena bomtnue tecum benebtcta tu in muüenbiie.
1507 Unterrenthendorf: + (BlortO0£ • b e t* • tcb • O •
betltge • marta • bp • f>riliger • rtt^er • 0 •
gorge • bttet • got • por • mein • folcfe • wanne •
bomtnt • m • ccccc • Ptt • + tb* + + naj . . m>0 + +
rer + + tpbeorpm + 2 ).
Bucha anno bomtnt m ccccc ptt + perbpm caro
faetpm c«t et ^abitabtt in noble + (Lehfeldt).
Quittelsdorf (nach Bergner, Z. Glockenkunde) : Hf- Unno
• bomini • m • ccccc • pii * cpm • perbpm • caro
• faetpm • est • magnifteetttr bn« * albertpe •
trpter • plbne * marr • rofenberger • gow 3 ) •
mtcb Am Schlag: + o • e-roenjeelae • ora
• pro • nobte * tl>e * na&vtnv* * rer * tpbeo-
rpm *.
1508 Münchenbernsdorf: + ÄnO • bnt • tn° • P c • Pttt •
Ottortofa • |>ete • tcb • bt • bocb^ttltcben • fest •
belept • tcb • bt • fcbetbltcben • tpeter • portretb •
1) Die einzige Inschrift, in welcher die Buchstaben in den
Wachsmodellen teilweise verschoben sind (vergl. auch den ortho-
graphischen Fehler in sceffane).
2) Auf naj a r c nv* hat der Hammer des Uhrschlagwerkes ge-
schlagen.
3) Soll offenbar cjofe heißen.
man • mtcb • lepten •
• t«t
Am Schlag: . ffimtO •
icb • Ptt -M • toten • bewein ■ tcb • marr
•rofeberger-
• go0 • mtcb
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Die Glocken des Neustadter Kreise«.
27
Am Schlag: + ü>e + + najarenps + + rep + +
it>beort>m + o • s • mat>ricit>s • ora • pro •
nobis + ;
Könitz (nach Lehfeldt); %nb bnt m 0 ccccc°tmi bene-
bicta fym icb bie ^ocbjeitUc^cn fest beletn icb
bie febeblicben weter portreib icb pnb bie toten
beweis (!) icb. Am Schlag: ir>e na^arenps rer
tpbeorwm + ora pro nobis sanete Pantaleon.
1509: Auma: + m • ccccc • tr • rer • regptn • bipes • in •
omnes • nos • falt>a • petores • ;
Knau: + Änno • bomini • tn° • ccccc 0 • ir° * Äpe-
maria • gracta • plena • bominps • teepm • et •
benebteta • tp • in • mplieribps • et • benebit* .
0
Tzschirma (nach Lehfeldt): H\\X\0 bm m°ccccc°ir ü O
beilige moxia pnb bp ^eiliger riter sant Jorg
bitet got vor mein pole? 00 man mieb lapte
ist + j*|>6C (diese letzten Bachstaben sind sicher
falsch). Am Schlag: jesps najarenps rer ipbeorpm.
Genau: + ffinno • bm • m • ccccc • tjr • 0 • beilige •
marta • tmb • bp • ^eiliger • riter • fant • ^org •
bitet • got • fpr • mein • polcf • fo • man • mieb •
lepte • ift + Knno etc.. Von den letzten Buch-
staben + j • |>sc ist keine Spur vorhanden. Am
Schlag: + J^eft>s + + najarenps + + rep + +
ipbeorpm +.
f Heinersdorf (nach der Reuß. K.-Gal): m ccccc ir
rer regptn bit>es in omnes nos Balpa petores.
1510 Braunsdorf: + Änno • bomtnt • m • ccccc • r • iar
• vor • mea • vor • pite • pos • t>oco • ab • facra
• penite • 0 • fanete • nicolae ♦ ora * pronobis.
Am Schlag: + i|s + + najarenps + + rer + +
ipbeorpm + .
151 1 Döhlen : + Ätio • bm • m • p c • ri • (Bloriofa •
l>eis • icb • bi • \>Qd$citit\iti)m • feft • belept •
28
Die Glocken des Neustädter Kreises.
icb • bt • fcbetbltgcn • tpeter • portreib • ie& •
ön • bie • toten • bewein • icb • marr • rofen
• berger • gos • mtcfc •
Am Schlag : + |> |>s + s • petre • ora - pronobis .
+ no^arenps + + rer + s» parle • ora • prono-
bts • + ipbeorptn +.
Herschdorf (nach Lehfeldt): o tcSP rer, glorie Peni
cptn pace anno bnt mcccccrt.
f Löbstedt (nach Wette, Evangelisches Jena, S. 363) :
Unwo + £)mt + m + ccccc +jrt + t>or + mea +
por + Ptte + pos + poco + ab + facra + penite
+ o + © + UTarta UTaoalena + pit + (got +
POr + mein + t>olF + XOtn + („ein wenig dar-
unter"): man + mt# + legten + 2ct +_(statt
ist !). Ganz unten am Rand gegen Mittag + HiS + ,
gegen Morgen + na^arenPS +, gegen Mitternacht
+ «ganz verblichen 41 +, gegen Abend + iube-
orptn +•
1512 Hartroda (nach Lobe, Kirchen und Schulen): J5I2
Q> 3efu, rer, glorie, peni cum pace qui semper
edfi + ; dieselbe nach Lehfeldt: HntlO bomini
mcccccru (rer) glorie peni cum pace qui femper es.
Weckersdorf (nach Lehfeldt): Hxmo bomtni mcccccrtt
o rer glorie peni cum pace o l>eiltger ercjengel
fant mtcfeel ptt got por uns. Am Rand: ii>s
nafarenps rer tubeorum.
Dieselbe nach der Reuß. K.-Gal.: <D ^eiliger titty
engel H?i$ael pit ®ot por uns. %wx\o bomtni
J500. 2Ur gloriae peni cum pace.
Drognitz (nach Bergner, Kr. Ziegenrück): + UtiXiO
bomtni • m • ccccc- rii • o • tyefp • rer • glorie •
peni • cum • pace • 0 • iol>annes • ora • pro •
nobis.
Angstedt (nach Bergner, Zur Glockenkunde): TtrtttO
m ccccc rtt. (Gloriosa |>ete icb, bie l>ocbejettUcbeti
Äest bie beleut ic&, bie *c&etlicben tpeter pertreib
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
29
tcb unb bte toten bebetn icb, marq roeenberger
goe mieb.
Tautenburg: + Änno • botmni • ttt • CCCCC - pt • O
• t^efp • rer. • glorte • pent • cum • pace • qui •
femper • ee • lapbabtlio • et • tarnen • ineffabtUe;
am Schlag: + \>tys + + najarenps + + rep + +
tpbeorpm + .
Thalbürgel: + ffino • bni . m° • ceccc 0 • pi • V>op
• mea • por. • Pttc • PO0 • poco • ab • facra •
t*mtc • o • e • georgtP0 • ora • pron + (Anfang)
(unter dem Fries): obte.
1513 Dreitzsch: + Äno • bnt • m • ccccc • jrttt . 0 • ti>t>
• rejr- glorte • pent • cp • pace • qpt - .feper • e« •
iat>babüt6 • etc : o • fete • toänee • ora • prono-
We .*. Am Schlag : + cj j>0 + + na;arenP0 + +
vtf + + tpbeorpm + .
Triebes (nach Lehfeldt): anno bomtnt m CCCCC jrttt
poj; mea por. ptte PO0 poco ab 0acra pentte •
0cta marta ora pro nobt0 pt btgnt efftetamur
promtf.
Am Mantel: (tone grifft. Am Schlag: il>6 na-
^arenp0 rer, tpbeorpm. (In der Reuß. K.-Gal.
nur: eine Inschrift in gothischer Minuskel mit ge-
wöhnlicher Legende.)
Weitisberga (nach Lehfeldt) : o rer, glorte pent cum
pace. "Änno bnt m CCCCC ptlt. Spitzbogenfries
mit Lilienspitzen (!).
f Hartroda (nach Lobe, K. u. Sch., war die 2. Glocke
1513 gegossen: da die erste 1512 von Rosenberger
stammte, liegt der Schluß nahe, daß auch diese
hierher zu rechnen ist). Inschrift ist unbekannt.
t Hermsdorf (nach Lehfeldt): o rer, glorte Pent CPm
pace anno bomint m ccccc jettt tat. Nach Lobe,
K. u. Sch.: <D 3l>e0P rep glorte u. s. w.
30
Die Glocken de« Neiwtädter Kreise*.
1613 Kleinbocka : + Anno • bttt • m • CCCCC • jrtttt •
t>or • mea • por • Pite « po0 • t>oco • ofc •
facta • t>enitc • o • fcta • maria • ora - pro»
nobi« •
Daumitzsch: + ffnno • bomtnt • m • ccccc •
rutt • Por • mea • por • pite • PO0 • poco
• ab • facra • pcnire • 0 • marttnpe • ora
• pronobie •
Ruppersdorf (nach Lehfeldt) : 0 jc0P rer gloric Pen*
cum pace 6 iaürenttiie ora pro nobte ut cri-
mu6 bigni promtfllone. Unno bomint m ccccc
rjp. Am Schlag : tcfp0 najarenpe rer ipbcorpm.
1515 Wolfersdorf: + ÄttttO • bOtmni • m • CCCCC • rP •
0 • J>b*ft> • • glortc • pent • cpm • pace ■ 0 •
fancte • pctre • et • paple • orate • pronobi0.
Am Schlag: + fö* + + najarctiP0 + + rer + +
tpbeorptn +.
Flemmingen (nach Lobe, K. u. Sch.): J 51 5 Ö> rer
glorsae pent cum pace! 3h>e UTarta gratta
pletia! £>ominu0 tecum beneb.
t Pößneck : + Hnno • bomini • m • ccccc • tp • 0 •
[^befp • rer • glorte • pent • cpm • pace • 0 •
fanctP0 • bartolomeP0 • ora • pronobie
f Buchheim (nach Bergner, bei Back, Chronik II,
S. 212): Q> . 3e0u • rer, . glortae • peni • tttpace •
catltabo (?) (wahrscheinlich amert und o) S •
£aprettttP0 ora pro nobt0 • anno oomini m
ccccc rp. Am Schlag: 3b« • na$arenp0 • rer •
tpoeorpm
1617 Strößwitz: + ffnno • bnt • m • ccccc • jtpu • 0 •
tl>efp • rep • glorte • peni • cpm • pace • * •
fteffane • ora • pronobt0 + (Anfang).
Chursdorf: + Snno • bomtnt • m • ccccc • rp« •
0 • ibefp • ttp • glorte • peni • cpm • pace«.
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Die Glocken des Neustadter Kreise«.
31
1518 Bucha: + Anno • bomtns • nt • CCCCC • ppiu • 0 •
tytfv • ve? • glorle • pent • cpm - pace • amen.
Hainspitz : + Atttto • oomtni • m • ccccc • pnti •
0 • f>|>efb • rc£ • glorie • pent • cpm • pace -
Atnctt • • •
Rüdersdorf: + Anno • oomint • m • ccccc • pjiti
• 0 ifytfv « rep . glorte • pent • cpm • pace •
anten
Gera, Trinitatiskirche (nach Lehfeldt) : Ttnno OOtntnt
nt cccc Ippttt (soll jedenfalls heißen: ccccc Jtttit)
o tyefp rcj: glorie pent cpm pace.
1519 Neunhofen : + Änno • nt • ccccc • jrtp • Äpe • gracta
(plena dominpe) 1 ) teeptn« •
Schlettwein (nach Lehfeldt) : o tf>cfp rer glorie pent
cum pace amen anno oomint m ccccc pr.
Oberwellenborn 1 (nach Bergner, G1.-K.): + Ttnno
oni • m • ccccc • rir • <£oplett> . eet • £oc . pae .
note • Bcolaftica . 2lo • capellä • Öctorp • nicolai
• et • lavrect • 3n • jpperion • be. — 2. Zeile:
loingenborn • fpectane • iEccc • erp+cem . bontini
fpgite • partes • abperfe. Am Schlag : + matepe
+ + marcpg + + Ipcae + + to^anne« + 2 ).
Oberwellenborn 2 (ebend.) : + Ttnno • Oni • m • ccccc
• tir • o 3efp rer glorte pent cum pace. Am
Schlag: perbpm caro faetpm C«t (Lehfeldt liest
1 548) 8 ).
t 4 ) Dothen: + Änno • t>omint • m • ccccc • rtr •
Äqpa • portat • Ungnpm • lingnpm • corpp* •
ertfti • btngnpm • • •
1) Die beiden Worte plena und Dominus sind nicht zu er-
reichen, da die Glocke außen am Turme hangt.
2) An der Flanke unten 2 Wappen, das eine mit den sächsischen
Kurechwertern, das andere mit der sächsischen Raute.
3) Letztere 4 Worte in Renaissance-Majuskel.
4) Die Glocke ist im Jahre 1900 umgegossen, die Inschrift aber
durch Abklatsch erhalten worden.
32
Die Glocken des Nfiirtiriter Kreise«.
t Eisenberg (nach Bergner, G1.-K.) : por. • mea • POJT
vitt • PO0 • poco • ab . 0ocra • penste* + + anm>
■ fcomtni • H • CCCCC - XIX (möglich, daß pv zu
lesen ist). Am Schlag: + 3of>annC0 + Wl&VCVS
+ &uca* + tttatt|>aeii0.
1620 Oberpöllnitz : + ÄttrlO • bomint • ttt • CCCCC • • Sit •
notnen • bomint • benebtctwn • er. . £oc • npnc • et
pfqpe • tn • fecplpm • • • .
Plothen + Anno • bomint . m • ccccc • pp • t>or. • mea
por. • pite • PO0 • poco • ab • facra • pentte ....
(nach Lehfeldt) l$20 POJT mea POJT Vitt Poe
poco ab «acra pentte 1 ).
f Hammelshain (nach Bergner, GL-K.) : ano * b * tn
* ccccc * pj: * o * ie^fu * rer, * glorie * pent * cvm
* pace * e * rppert * ora * pro * nobis (Lobe, K.
u. Sch., hat 1420, ebenso Lehfeldt ttt cccc
1521 Schönbrunn (nach der Reuß. Kirchengalerie): in sog.
Mönchsschrift: %nno bomini H CCCCC XXI et
perbittn caro factum est.
1522 Hundhaupten: + HnttO • botttitti • tn • CCCCC * fpi •
tar + 0 -il>e0t> • rep • glorie • pent • cpm •
pace • • • .
Mörsdorf: + Anno • bomint • m • ccccc • rjrtt • 0
• vtji • glorte • crifte • pent • cpm • pace • @ •
anbrea • ora . pro • nobte • • •
Löberschütz : + Unno • bomint • m • ccccc • jrrtt • tar
• + 0 • ^eiliger • fytv • 0 • nicolapf • ptt • got • por
mein • polcr* • wan • man • mteb • lernten •
tft • • • • .
Golmsdorf: + Anno • bomini • m • ccccc • pptj •
lapbate • bomtnpm • omrtee • gentee • lapbate •
epm • omneo • popplt • • .
1) Deutsch: Mein Wort ist Leben, kommt, ruf ich, zur heiligen
Statte (I). Dagegen Hiob Breitinger in Nimritz 1670 : Meine Stimm
ist des Lebens Schall, ich ruff zur Kirchen, körnet all.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
3.3
1523 f Marktgölitz (nach Bergner, Meininger Gl.): 6(t
nomett fromm t beneotcrrmt ej: l>oc nvnc et.
1524 Unterlemnitz (Reuß. Kirch.-GaL): in Mönchsschrift:
Hnno £>. MCCCCCXXIIII 3lyt9u rer glortae
t>ent cum pace (ebenso Lehfeldt).
1525 Mildenfurth: + atttIO • DOmtfU • m • CCCCC • rrt> •
iar + 0 ♦ y^ew • rer • glorte • peiti • com •
pace •.
1531 Bernsgriin (nach Reuß. Kirch.-Gal., fehlt bei Leh-
feldt): Unno £>ommt I53J Q> 3eeu, rer glortae
mni cum pace, 'Ämen.
Dienstädt (nach Bergner, Gl.-K.): Unno • OOmtni •
m ccccc rrrt • iav + o 3t>eet> • rer ■ glorte •
fem com pace • f • o • m • y • e • (Löhe, K. u.
Sch. und Lehfeldt haben yt>C8t>, vergl. auch die
folgende).
Niederkrossen (nach Bergner, G1.-K.): Ö> 3?l>cft> rer
glorte t>em cum pace %nno frommt m ccccc
rrrt ame.
1532 Schwarzbach: + antIO • frotmnt • m • CCCCC • rrrtt
• tar + 0 tyeet> • rer • glorte • t>em • ctwt •
pace
Nitzschareuth (nach Reuß. Kirch.-Gal., fehlt bei Leh-
feldt) : in Mönchslettern : 0 ^CSU t rer glortae,
vtni cum pace. TLnno SDomtm H CCCCC
XXXII „nebst der Abbreviatur IRR 4 .
1535 Steinsdorf: + atlUO • frommt • m • CCCCC • rrrt) +
0 • tJ>e$D • rer • glorte • t>ettt • ct>m • pace • V-
1536 Langenschade (nach Bergner, G1.-K.): + TlmtO *
frommt * m * ccccc * rjrrtn * Q> * il)t*o * rer *
glorte * pent * ct>m * pace *V*D*M*J*E*.
f Lehesten (bei Bergner, Mein. Gl.): Q> 3e6U rer
glortae r*em cum pace • V . D-M-J-A-M. CCCCC
XXXVI Jahr.
ZeiUchr. f. Thür. G«ch. Sappl. I. 3
34
Die Glocken des Neustädter Kreiees.
1537 Heinersdorf (nach Lehfeldt): TtttttO bomini m CCCCC
WP>n tar • o t|>eert> rq: giorie vtni cvm pace V.
D • M.J.E- (die Sigle fehlt in der Reuß. Kirchen-
Galerie).
1539 Haselbach (nach Lehfeldt): Unno bomttti m CCCCC
rrrtr iar • o il)tev rer giorie vtni cvm pace*V*
D«M« J«jE*(die Sigle fehlt und ist nach Löbe, K.
u. Sch., ergänzt) 1 ).
1545 Paska (nach Bergner, Kr. Ziegenrück): O ä • 0 • m •
ccccc • rrrr» + o • t^eep • rer • gierte • vtni • ct>m • pace •
f Lobenstein (nach der Reuß. Kirch.- Gallerie) : von
den 3 vormals vorhandenen Glocken hatte die große
die Inschrift: 0 feu ^eiliger £r)engel 0. tttkfcael!
bitt vor mein t>olF, fo oft man mtcfc lautenb
tft (geschmolzen im Kirchenbrand 1714).
Schleiz ist noch in den späteren Jahrhunderten der
Sitz von Glockengießern gewesen, von deren Werken einzelne
im Neustädter Kreis erhalten sind. Als nächster nach
Rosenberger tritt in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts Hiob Breitinger auf; zu Anfang bis Mitte des
18. Jahrhunderts war die Familie Graulich, aus Hof ge-
bürtig, dort tätig und bis herein in das 19. Jahrhundert
Peter Hellmuth.
2. Heinrich Ciegeler aus .Erfurt.
Er stammt aus einer alten Patrizierfamilie, deren Name
(das Cieglersche oder Zieglersche Haus) noch jetzt in
Erfurt bekannt ist Seine Tätigkeit fallt fast in die gleiche
Zeit wie die Rosenbergers, denn es sind von ihm Glocken
vorhanden aus der Zeit von 1499 — 1556 im mittleren und
nördlichen Thüringen. Er ist schon bei Otte, Glocken-
1) Richtig lautet die Inschrift: 4* Bttlto • oomtttt • m • CCCCC
• jerrijc • iar + 0 • il>s«> ' rc K • giorie • »eni • cum • pace • V
• D.M. cj • E •
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
35
künde, S. 183, erwähnt Seinen Namen schreibt er ge-
wöhnlich Ii • C seltener H • C wofür Lehfeldt H • G •
liest, und in 12 Fällen hat er ihn voll ausgeschrieben
f>emricfc ciegeler, wofür Lehfeldt 4 mal tiegeler liest 4 mal
hat er statt des Namens, in Anspielung daran, eine Sichel
(Sicheler) gesetzt in Kranichfeld (bei Bergner, Glocken-
kunde, S. 97 [Fig. 21] und Meininger Gl., S. 165) und
Ehringsdorf, sowie Gößitz und Tranrode, Kreis Ziegenrück.
Im Neustädter Kreis ist er nur mit 2 Glocken vertreten in
Oberoppurg und Neustadt (Hospitalkirche); im ganzen
können von ihm mit mehr oder weniger Sicherheit bis
jetzt 61 Glocken nachgewiesen werden (Bergner, Glocken-
kunde, kennt 22 Glocken).
Die Cieglerschen Glocken zeichnen sich durch ihre
Größe aus. Soweit die Messungen bekannt sind (bei Leh-
feldt fehlen sie leider in den meisten Fällen, sind auch
oft ungenau und falsch), ist der Durchmesser meist größer
als 1 Meter oder nahezu so groß. Ferner geben sie sich
zu erkennen durch die Form der Typen. Die Minuskel ist
scharf geschnitten, in den Grundstrichen geschweift, sehr
flach und niemals so gleichmäßig und akkurat ausgefallen
wie bei Rosenberger x ). Das Initial-7( in üntiO (vgl. Ober-
oppurg) ist originell und kann bei seiner häufigen Wieder-
kehr als typisches Merkmal angesehen werden.
Zuweilen ist die Inschrift in Majuskeln geschrieben,
die alle den Charakter der Renaissanceformen tragen. Sie
finden sich in Kahla 1509 mit dem voll ausgeschriebenen
Namen, Gösselborn 1511 (hier ist der Cieglersche Ursprung
zweifelhaft, der Name fehlt) 2 ), Oberndorf (Bez. Apolda) 1517,
ohne Namen, Obergrunstedt (Bez. Weimar) 1510 mit der
Chifire Ii • C • (Lehfeldt H • G •)? Bachra (Kr. Eckarts-
berga) 1509.
1) Dieser Umstand erklärt sich daraus, daß die Wachsmodelle
der Buchstaben nicht mittels einer Schablone hergestellt, sondern
aus dünnen Wachsscheiben ausgeschnitten wurden.
2) Nachträglich sicher als Ciegelersche bestimmt.
3*
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36
Die Glocken des Neustadter Kreises.
Typisch ist auch der Inhalt der Inschriften, die ent-
weder die Gußangabe mit Namen des Gießers und mit dem
Zusatz in XX'XX'tXt führen, darunter 9 mal eant anna,
je l mal iirban, wippen, tcfxmnee, miefcael, mavia;
oder es findet sich (21 mal) der Spruch: cotlfolor Viva
fleo ntOVtva pello tlOCtDa, den Lehfeldt 1 mal in der
Formt>h>O0, morttlO«, nodt>O0 (Mechterstedt, Gotha, 1613)
darbietet, ob richtig, konnte nach eigenem Augenschein bis
jetzt nicht festgestellt werden. Dabei ist auffällig, daß
hierbei in keinem Fall Ciegelers Name genannt ist l ). Den-
noch sind sie als seine Werke bezeugt durch die Beifügung
der Sichel (s. o.) in 2 Fällen: Kranichfeld und Ehringsdorf,
beide von 1620 und besonders durch die auf der Flanke
angebrachten Medaillons.
Diese Medaillons bilden die am meisten in die Augen
fallende Eigentümlichkeit Ciegelers. Sie finden sich in ver-
schiedenen Größen von 13 — 16 cm, aber auch nur von
7,3 cm Durchmesser; einzelne Bilder, besonders Maria in
der Glorie, dazu das Christkind im Wiegebett (Neustadt)
sind in rechteckiger Umrahmung; in einem Falle (Ober-
trebra) fehlt die Umrahmung vollständig. Diese bis in die
kleinsten Einzelheiten und Züge fein geschnittenen Bilder
sind offenbar, wie schon Bergner (Mein. Gl., S. 122) ver-
mutet, nicht vom Glockengießer, sondern von einem andern
Künstler verfertigt und in dem erhabenen Modell in den
Mantel der Glockenform eingedrückt. Daraus erklärt sich,
daß zuweilen das Bild im Guß mißlang und nur ein buntes
Durcheinander von Köpfen und un zusammenhängenden
Gliedern und Strichen darbietet, ähnlich wie bei dem Miß-
raten eines Siegelabdruckes. Es wird dadurch aber auch
andererseits bestätigt, daß die Medaillons nicht fertig auf
die Flanke aufgelötet worden sind, wie es bei späteren
Gießern häufig geschieht ; denn ein vorher und separat vom
Glockenguß hergestelltes, aber mißlungenes Bild hätte der
1) In Kahla 1516 ist er von mir festgestellt als l) c, an der
Flanke befindlich.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
37
Meister wohl nicht in dem verdorbenen Zustand aufgelötet,
er hätte den Schaden durch einen Neuguß des Bildes ver-
bessern können. Das war aber nicht möglich, wenn der Guß des
Medaillons gleichzeitig mit dem des ganzen Gefäßes stattfand.
Es handelt sich also bei dem ganzen Vorgang des
Mißlingens nicht um einen Gußfehler, sondern um einen
„Druckfehler".
Herrschte bei den Inschriften Ciegelers eine gewisse
Einförmigkeit, so findet sich bei den Medaillons die größte
Mannigfaltigkeit. Oft finden sich 4 bildliche Darstellungen,
darunter 2 gleiche, gewöhnlich aber 2, auf der Vorder- und
Rückseite der Glocken angebracht. Der Gegenstand ist
entnommen, teils aus der heiligen Geschichte, teils aus der
Heiligen-Legende. Hiervon findet sich auf den bis jetzt
bekannten Glocken :
Die Anbetung der Könige lOmal (Lehfeldt nennt es
einmal Anbetung der Hirten).
Christkind im Wiegebett lmal (Neustadt).
Christkind mit bekränztem Kreuz 2mal *).
Die Taufe Christi lmal.
Ecce homo lmal.
Kreuzigung 15 mal.
Crucifixus an einem mit Ranken versehenen Kreuz, in
denen die Brustbilder der Väter sind, 2mal.
Auferstehung (noli me tangere) 4mal (Lehfeldt be-
zeichnet dies 2mal als Verkündigung).
Maria in der Glorie mit dem Kind 16mal.
Die heilige Sippe 6mal (Lehfeldt: Krönung Marias).
Die Begegnung Zacharias und Annas 2mal.
1) Dieses Bild findet sich noch einmal auf einer undatierten
Glocke in Corbetha, Kr. Merseburg, mit der nicht recht verständ-
lichen Inschrift: it)eet?f maria ftnt l>üf vor (soll wohl got heißen).
Nach der Schriftprobe in den B.- u. K.-D. der Prov. Sachsen haben
die Typen Ähnlichkeit mit den Cieglerschen. Zwischen den Worten
befinden sich außer diesem Bild noch ein Krucifix, eine nackte
betende Gestalt, Passionsgruppe uud Auferstehung; an der Flanke
ein heiliger Georg zu Roß über dem Lindwurm.
38
Die Glocken des Neustädter Kreises.
Die heilige Brigitta lmal.
Franziskus im Walde vor dem Kruzifix (Lehfeldt) lmal.
Christophorus 5mal.
Die heilige Kümmernis 3mal.
Christus zwischen den Aposteln oder Weltgericht
(Lehfeldt) lmal.
Fig. 17. (V 4 nat Gr.)
Fig. 18. ( 7 / 8 nat. Gr.)
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
39
Wie oft bildliche Darstellungen fehlen, läßt sich bei
dem Mangel genauer Angaben in den Quellenschriften
und mangels persönlicher Anschauung noch nicht angeben.
Von den beiden Cieglerschen Glocken im Neustädter
Kreis ist beachtenswert die in Neustadt, Hospitalkirche,
weil sie die älteste bekannte Glocke dieser Art ist (1499).
Sie trägt zwar nicht den Namen des Meisters, aber die Form
der Buchstaben (Fig. 17) stimmt so genau zu den Cieglerschen
Typen , daß sie
schon hieraus mit
Sicherheit bestimmt
werden könnte.
Auch die Kreuze
als Trennungs-
zeichen finden sich
in dieser Form auf
sicher bestimmten
Werken und gerade
in frühester Zeit.
Hierzu kommen als
ausschlaggebende
Kennzeichen die
beiden Medaillons
auf der Vorder- und
Rückseite , von
denen das eine (7,3
cm Durchmesser),
das Christkind (Fig. 18) mit dem Kreuz, daran ein Kranz
(Dornenkrone?), noch einmal in Saalfeld (1501) vorkommt.
Das zweite Bild in rechteckiger Einfassung (6,3 : 7,2 cm) zeigt
in bis jetzt noch nirgends bekannt gewordener Darstellung
das Christkind (Fig. 19) in einem reich verzierten Wiegebett
aufrecht sitzend. Beide Bilder sind, wie dies auch anderweit
bei den Cieglerschen Medaillons häufig vorkommt, mit
wunderlich verschlungenen, leider aber z. Z. noch unleser-
lichen Schriftbändern mit ganz feiner Minuskel ausge-
Fig. 19.
40
Die Glocken des Neustädter Kreises.
stattet *). Diese Glocke hat noch nicht die oben erwähnte
ansehnliche Größe ; der Durchmesser ist 67 cm, die Höhe 52.
An der Halsinschrift sind auffällig die 3 am Schluß angefügten
4, von denen das erste und zweite durch ein Kreuz getrennt
Fig. 20. (V 6 na*- Gr.)
sind. Es wäre hier Platz für den Gießernamen vorhanden
gewesen; ob sie an die häufig angerufene Anna selbdritt
erinnern sollen?
Die Glocke in Oberoppurg trägt alle charakteristischen
Merkmale der Cieglerschen Glocken : das originelle Anfangs-Tt
in Unno, die Jahrzahl durch pnc (Fig. 20) ausge-
1) Die Schrift bei Fig. 19 konnte nachträglich noch entziffert
werden : JDiee ift mein lieber fon an bem i$
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Die Glocken des Neustadter Kreises.
41
gedrückt, die Sigle I>c und die Gußangabe in eant an na
ttt Die beiden Medaillons, 12 cm im Durchmesser, stellen
das eine sehr scharf ausgeprägt, die Anbetung der Könige
(Fig. 21), das andere im Abdruck mißraten die Kreuzigung
Fig. 21. ( 3 / 4 nat. Gr.)
dar. Dasselbe Bild ist in Obertrebra in unvergleichlicher
Schärfe (Fig. 22). Die Glocke mißt 115 cm Durchmesser,
83 cm Höhe.
Die bis jetzt nachweisbaren Cieglerschen Glocken und
deren Inschriften und Bilder sind folgende:
1499 Neustadt (Orla) : + atWO + &m + CCCC + JXtr, +
a + Ä a. Christkind mit Kreuz, Christkind im
Wiegebett. 67 cm Durchm.
Dig
42
Die Glocken des Neustädter Kreises.
1500 Saalfeld (nach Bergner, Gl.-K.): Tinno • Ott* • m°
* ccccc • confolor • t>it>a • fieo • mortt>a • pello •
nocit>a • eancte • iof>annee • ora * pro * noble •
t>et> • (Trennungszeichen: geschwänzte Punkt© und
Kreuze). Maria in der Glorie, hortus conclusus, heilige
Sippe, Christus am Rankenkreuz. Durchm. 165 cm.
Fig. 22. (»/< nat. Gr.)
Wenigenjena : attttO • Otlt • m • t> • C • l>eüf eanc ta
antra eelb oritte. 104 cm Durchm.
Eßleben (Kr. Weimar) (L.) : AttttO t>tti tn CCCCC COtt-
folor Viva fleo mortpa pello nociva. Anbetung
der Könige, hortus.
Eischleben (Gotha) (L.) : attttO ©tri m CCCCC COttöOlor
Viva fieo mortt>a pello nociva. Kreuzigung
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I
Die Glocken des Neustadter Kreises. 43
und Maria in GL, Auferstehung und Maria in Gl.
118 cm.
1501 Saalfeld (B.): %nno • oni • m « ccccc • t • confolor
• viva • fleo • mortim • peüo • nociva. Brigitta,
hortus, Christkind mit Kreuz. 125 cm.
1502 Tromsdorf (Kr. Eckartsberga): + attltO Dm rt>l|
900 mie& f>einrtd? riegeler. Med. mit 8 Figürchen
(heil. Sippe?), Kreuzigung (nach B.- u. K.-D. der
Prov. Sachsen). Durchm. 101 cm.
Daasdorf, Kr. Weimar (B.): TtttttO t>ni rt>c2° CJ06
mid) i>einrte& ctegeler (Lehfeldt: negeler).
Lauterbach, Gotha (L.) : atlttO p>c2° confolor Viva
flere mortis peüo nociva. Maria in Gl., Franziskus
im Walde vor dem Kruzifix. 92 cm.
1503 Zottelstedt, Kr. Weimar: 3nno X om X m \ ccccc
+ m x confolor x viva x fleo + mortt>t>
dello nociva l ', ohne Bild: 95 cm.
1504 Langensalza, Marktkirche (Otte) mit l>einrtd? ctegeler.
2 Mühlberg, Kr. Erfurt (nach B.- und K.-D. der
Provinz Sachsen): cotteolor Viva fl. tn. pello.
\ Durchm. 130 cm.
Schönstedt (Otte) mit ^einrieb ctegeler.
Tromsdorf, Kr. Eckartsberga (nach B. u. K.-D. der
Prov. Sachs.): %nno + om + m l ccccc + tut
X confolor x viva x fleo x mortpa * pello
X nocfoa. Kreuzigung. Maria in der Gl. Durch-
messer 110 cm.
1505 Großrettbach, Gotha (L.): %ntiO ©nf m ccccc V
COneolor Viva. Maria in Gl., Anbetung der
Hirten (?). 120 cm.
1506 Oberweimar, Kr. Weimar (B., Gl.): + Unno • om ■
m • ccccc • vi • l>tlf eancta anna *elb Dritte.
2mal Joachim und Anna.
1508 Gorndorf, S.-Meiningen (B., M.): + anno + t>m •
m • ccccc • vm + confolor • viva + mortt>a +
118
Digitized by toogle
44
Die Glocken des Neustadter Kreise«.
fleo + peüo • nociva + benefctctpf. Kreuzigung,
Sippe. 50 cm.
1509 Kahla (B. GL): C0NC0RDIA HEIS ICH HEINRICH
CIEGELER Gr. M. ANNO DNI XVCIX IAR.
hortus, 2mal Maria in Gl.
Bachra, Kr. Eckartsberga (nach B. u. K.-D. der Prov.
Sachs.) + ÄHNO DNI IVC i>X GOS MICIi J\GK-
RIOl CieGGLGR. Durchm. 165 cm.
Döllstädt b. Gräfentonna, Gotha (L.): 3lnno t>tu
rpcpttt) ior goe mtcfc lytinvitb negeler. Anbetung
der Könige, Kreuzigung.
1511 Tranrode, Kr. Ziegenrück (B.): + ttt + CCCCC Hf-
jTPPt. Sichel, heiL Kümmernis. 62 cm Durchm.
1518 f Altremda, Kr. Weimar (B., Gl.): confolor PtP<t
mortpa fleo peüo nociva %nno oom m ccccc
put. Nach Lehfeldt : Christus zwischen den Aposteln
oder Weltgericht und Kreuzigung,
t Ebend. ebenso (B., Gl.).
t Herbsleben, Gotha (B., Gl.): &nno fctti HVC
XIII gos tmcfc c. in oer ere eancti Urban*.
18 Ctr. (nach Gelbke, Kirchen- und Schul Verfassung
des Herzogtums Gotha, 2. 1., 251).
t Ebendas.: H. C. in oer ere tDipperd. 26 Ctr.
f (Ort ungenannt) : $u 5t. t>ttt titfytt gof* micfc
^enricfc Jtegler.
Oldisleben, Kr. Weimar (L.): cowolor PtPa fleo
mortpa peüo nocipa anno rtxrm. 2mal Maria
mit Kind auf der Mondsichel.
Mechterstedt, Gotha (L.): %nnO Ottl m CCCCC rill
coneolor pipoe fleo mortpos peüo noctpos.
Maria in GL, Jakobus und Christopherus. 106 cm.
1516 Kahla (B., GL): 2lnno oni rpcrpi confolor pipa
fleo mortPÄ peüo noeipa. 2mal Maria.
Ebeleben, Schwarzb.-Sondersh. (Bergner nach Apfel-
stedt, Bau- und Kunstdenkm., I, 32) : %nnO - 00 ■
j:pcrpt • goe • mtcfc • |> • c in Gant &nna • ere •.
Digitized by Google
Die Glocken des Neustädter Kreises.
45
1517 Oberndorf, Kr. Weimar: ÄNNO DHI XVc XVII
MLH SÄHT ÄHÄ; ohne Büd. 83 cm.
1518 Döbritschen, Kr. Weimar: X %nno rt>C rtmi go«
mtcfc £ C in 0ant aittta ere. Anbetung der Könige,
heil. Sippe. 104 cm.
Nöda, Kr. Weimar (L.) : Unno fcrit roc rt>ilt goe mt<$)
. . . rief? ticgcler in eant anna ere. Kreuzigung,
hortus.
Tennstedt, Kr. Langensalza (Otte) mit c.
Isserheilingen, Kr. Langensalza (Otte) mit |>. c.
1519 Obergrunstedt, Kr. Weimar (B., Gl.): ANNO XVC
XVIIH GOS MICH H. C. (Lehfeldt: H. G.). An-
betung, Sippe.
Großhelmsdorf, Kr. Weißenfels (nach B.- u. K.-D. der
Prov. Sachs ) : anno bin rvc rinnt goe mtd? lycns
(soll heißen: iy c in 0) anna e(re). 90 cm.
Döllstedt, Gotha (L.): Unno bnt rt>c rtnitj tor goe
miefc t>etnrt$ ttegeler. Anbetung, Kreuzigung.
Gößitz, Kr. Ziegenrück (B.) : %nw> + om + m + V
+ rtmtt + confolor + Viva + mortt>a + fleo
+ peüo + noeiva. Sichel; Anbetung, Sippe,
Kreuzigung, heil. Kümmernis. 108 cm.
1520 Obertrebra, Kr. Weimar: %nnO om j VC rr goe tmcfc
C in 6ant anna er. Christopherus, hortus.
114 cm.
Lindau. Kr. Weißenfels (nach B.- u. K.-D. der Prov.
Sachs.) : Änno om \ vc rr goe miefc ly c in eant
anna ere. Med. fehlen.
Oberoppurg: Knno om rr*c rr goe mtcfc I> c in
eant anna ere. Anbetung, Kreuzigung. 115 cm.
Dörnfeld, Schw.-Rudolst. (L.): Unno ont J5c rr
gO0 tmcfc b. (!) CtegUr. Kreuzigung, Auferstehung.
Ehringsdorf, Kr. Weimar (B., GL): Unno Otn m P
rr confolor Viva movtva fleo pello noefoa.
Sichel, Kreuzigung, Maria in Gl.
Die Glocken des Neustädter Kreises.
Kranichfeld (B., GL): %ttno tat m t> rr COttfolor
Viva mortpa fleo peüo noäva eaticte mtcfc*el o
p. n. Sichel. Christus am Rankenkreuz, Anbetung,
Ecce homo, heilige Kümmernis.
1521 Werningsleben, Kr. Erfurt (nach B.- u. K.-D. der
Prov. Sachs.): ÄrtttO fcttl rPC°rrt COnfblor PtPa
fleo mortpa peüo noctPA (aller Wahrscheinlichkeit
nach von Ciegeler). Durchm. 100 cm.
Obertrebra, Kr. Weimar: #nno Ötn j PC rrt <J06
mtefc c in eattt attm tvt. Christopherus,
Kreuzigung. 102 cm.
Holzhausen, Gotha (L.): ANNO DNI IVC21 IOR.
1522 Eßleben, Kr. Weimar (B., Glockenk., S. 97): Inschrift?
Kleinneuhausen, Kr. Weimar (L.): %nnO bomitti
pc°rru confolor Viva fleo mortpa peüo noäva
2mal Maria in GL
Vieselbach, Kr. Weimar (L.): %nno t>ttf PC rrtt
confolor ptpa fleo mortpa pello noetpa. Ver-
kündigung, Anbetung.
Kloster Häseler, Kr. Eckartsberga (nach B. u. K.-D.
der Prov. Sachs.): attttO • OIU • rPC rrtt COttfolor
• PtPa • flere • mortpa. 2mal Maria. Durchm.
114 cm.
Teichröda, Schw.-Rudolst. (B., GL): AttttO bnt rPC
rrtt confolor Ptpa flere UTortPa p. 2mal Christo-
phorus.
Pleismar, Kr. Eckartsberga (B. u. K.-D. der Prov.
Sachs.) : Knno • om • rpc • rrtt • goe • mtcfc •
. c • tn • ffttt • anna • ere (Med. ?). Durchm. 102 cm.
1543 Ernstroda, Gotha (L.): perbptn Domint manet tn
aeternpm J5Ä3 £ c. goe m.
1547 Heiligenstadt (Marienkirche) (Otte): mit ly. c.
1553 Pörmitz, Reuß (K.-GaL): Perbum £>omint manet tn
etemnm rperrrrrttt 101 (?) (soll wohl IOR heißen,
vergl. Holzhausen).
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
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1556 Ostermonra, Kr. Eckartsberga (nach B. u. K.-D. der
Prov. Sacha): Vetbvm &m mattet in eterttum
attno t>m p>c h» go« mtefc £ ciegelcr. Durchm.
105 cm.
Hierzu als noch nicht mit Sicherheit bestimmt:
1502 Fröttstedt, Gotha (L.) : 2tt!ttO t>ttt m CCCCC U fattct*
marfÄ btt \>Ot Dtt«. Kreuzigung, Taufe.
1511 Gösselborn (B^ Gl.): + ANNO XVC XI LVCAS
MARCVS IOS MATE. Auferstehung, Taufe 1 ).
Sa. 61.
3. Andreas Heiner unbekannter Herkunft.
Dieser Gießer war bisher völlig unbekannt. Nur bei
Otte, Glockenkunde, S. 197, im Gießer Verzeichnis ist ein
Ansatz zu seiner Entdeckung; dort wird aber der Name
Keiner gelesen und mit einem Gießer aus dem Anfang des
15. Jahrhunderts Keiner vermutungsweise in Beziehung ge-
setzt. Bis jetzt lassen sich von ihm 4 Glocken nachweisen,
im Neustädter Kreis eine in Münchenbernsdorf, in der
Nachbarschaft je eine in Schloß Fröhliche Wiederkunft (bei
Otte a. a. 0.), Weißbach (Schw.-Rudolstadt) und f Mieles-
dorf bei Schleiz.
Der Name findet sich auf 2 Glocken : in Münchenberns-
dorf, am Schlag angebracht in gewöhnlichen Minuskeln, die
bisher unentzifFert blieben, weil die Wachsformen bei der
Herstellung zerdrückt und zerbrochen wurden und die teil-
weise schlecht geratenen Worte außerdem noch dick mit
Staub und Glockenschmiere überzogen waren. Lehfeldt
konnte bloß oberflächlich feststellen: „sie scheinen drei,
immer undeutlicher werdende Worte zu bilden, von denen
das mittlere: janct heißen könnte, das letzte aber nicht:
mautitiu*" (und das erste, seiner Aussage nach deut-
lichste?). Bei sorgfältiger Untersuchung ergab sich die
Lesung: metfter etlfcref feinet (Fig. 23). Zum zweiten
Male findet sich der Name an der Glocke im Schloß Fröhliche
1) Vgl. 8. 35, Anm. 2.
48
Die Glocken des Neustädter Kreises.
Wiederkunft; von daher kennt ihn Otte (s. o.); hier steht
er in Kursive, also wohl die eigenhändige Unterschrift des
Meisters, am Wolm zwischen dem Lilienfries, in genau
derselben Form: metfter ettOfC8 feinet (Fig. 24) (die
obere Schlinge des ^> konnte leicht zur Lesung als F ver-
fuhren). Lehfeldt hat den Namen nicht gesehen. Die
dritte Glocke in Weißbach ist durch Lehfeldt bekannt ge-
worden, der die „sehr schlechten Buchstaben" nicht selber
las, sondern sie von Pastor Gehring entziffert erhielt. Diesem
Umstand ist es zu danken, daß eine faksimilierte Abbildung
Fig. 23. (V< nat. Gr.)
Fig. 24. ( 8 / 4 nat. Gr.)
in die Bau- und Kunstdenkmäler kam, nach der die Glocke
unserm Meister Andreas Heiner zugewiesen werden kann.
Gleichzeitig wurde dort von Lehfeldt die Glocke in Mieles-
dorf von 1584 als Schwesterglocke der Weißbacher be-
zeichnet und so noch eine vierte für Heiner gerettet.
Der Zeit nach fallen diese 4 Glocken ziemlich nahe
zusammen. Die Miersdorfer trug die Jahrzahl 1484, die
Weißbacher führt 1492, in Schloß Fröhliche Wiederkunft
fehlt, die Jahrzahl, in Münchenbernsdorf ist sie 1492 zu lesen.
Interessant ist hier die Entzifferung. Die Zahlzeichen
haben sehr durch die Quetschung der Wachsmodelle ge-
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
49
litten und sind teilweise mißraten (Fig. 25). Lehfeldt brachte
nur a° und noch eine Rosette heraus, und fährt fort : „und
einige unklare Buchstaben, welche Zahlzeichen sein dürften."
Das war in der Tat schon längst bekannt ; denn von alten
Zeiten her bis in die Gegenwart hat man sich in wunder-
lichen Deutungen und Entzifferungen ergangen und wollte
gern eine möglichst hohe Jahrzahl herauslesen. Hiermit
Fig. 25. (V 4 nat. Gr.)
begann der Oberpfarrer Andreas Ungebauer (1659—1686),
der nach einem im hiesigen Rittergutsarchiv befindlichen
Aktenstück (in Abschrift vom Oberpfarrer Meder am 6. Aug.
1851 im Pfarrarchiv niedergelegt) die Zahl M°CCLXXn
schrieb, das wäre 1272 gewesen. Das dünkte aber den
Späteren nicht hoch genug und sie schufen die in den
Bau- und Kunstdenkmälern XXV, S. 62 verewigte Form:
M°CCXXXII, wobei das frühere deutliche £ = L auch X
gelesen werden konnte, so daß 1232 herauskam. Da schon
von Ungebauer die dritte und kleinste Glocke für die älteste
angesehen wurde, wäre für sie ein erkleckliches Alter
herausgerechnet worden, denn man hätte ihr doch zum
mindesten 100 Jahre Vorsprung geben müssen. Lehfeldt
war ehrlich und blieb im Unklaren, ob die rätselhaft ge-
schriebene Zahl der Akten 1252, 1272 oder 1322 zu ent-
ziffern sei, gesteht aber, daß jedes gleich unmöglich sei.
Damit hat er wenigstens in einem Falle die Glockenkunde
gegen dilettantenhaftes Archaisieren verteidigt. Die richtige
Entzifferung läßt sich sehr einfach bewirken : a° = ftllttO,
die erste Zahl ist deutlich l, die beiden letzten ebenso
deutlich tt, die dazwischen liegenden Zeichen, von denen
das erste und zweite ohne Mühe als j: gelesen werden,
Zeitschr. f. Thür. Ge»ch. Suppl. I. 4
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50
Die Glocken des Neustädter Kreide*.
können nach der Zahl der Grundstriche nur 4 r. sein,
deren einzelne Attribute bei der Herstellung der Form
freilich arg zerfetzt worden sind. Es ergibt sich also als
Fig. 26. nat. Gr.)
Fig. 27. (\/ 4 uat. Gr.)
Fig. 28. (>/ 4 nat- Gr.)
„minnere Zahl" 92, zu der sich von selbst als Jahr-
hundert 1400 ergänzen läßt (vgl. auch Weißbach, wo das
vierte r. gleichfalls beinahe verunglückt wäre).
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Die Glocken des Neuetädter Kreises.
51
An besonderen Merkmalen zunächst der Glocke in
Münchenbernsdorf sind folgende zu nennen : Die Haube
steigt ziemlich hoch empor, die obere Platte ist leicht
gewölbt, zwischen oberer und unterer Platte sind 2 Rund-
stäbe angebracht. Die Inschrift am Hals zwischen 2 Rund-
stäben wird noch
durch Lilienorna-
mente (Fig. 26)
von oben und
unten her ein- £
gerahmt in der
Weise, daß oben
am Hals halb auf
der Platte 6 auf-
rechtstehende Li-
lien verteilt sind
(Lehfeldt bezeich-
net sie als „un-
genaue Verzie-
rungen der Art:
während sie
unterhalb der In-
schrift mit der
Spitze nach innen,
nahe aneinander-
gerückt, mit ihren
beiden Stielen
einen nicht völlig
geschlossenen Rundbogen und in ihrer Gesamtwirkung einen
einfachen Rundbogenfries mit Lilienspitzen bilden. Das-
selbe Ornament findet sich in derselben Weise angeordnet
auch auf der Glocke im Schloß Fröhliche Wiederkunft
(Fig. 27). Dort ist es außerdem noch, auf der Seite liegend,
als Anfangszeichen verwendet (Lehfeldt nennt es zur Ab-
wechselung Giebelblume) und erscheint noch einmal als
4*
Fig. 29. (V 6 nat. Gr.)
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52 Die Glocken des Neustädter Kreises.
umgekehrter Fries, die Spitzen nach oben gerichtet am
Wolm.
Die Worte der Inschrift sind durch Rosetten getrennt,
wie sie auch Johannes Presick, ein zeitgenössischer Gießer
(Karlsdorf, S.-Altenburg, 1489) gebraucht (Fig. 28). Die
Buchstaben sind roh, knöchern, mit mangelnder Sorgfalt
Fig- 30. (V 5 nat Gr.) Fig. 31. (V t nat. Gr.)
und Geschicklichkeit verfertigt, genau wie in Weißbach
zerdrückt; im Schloß Fröhliche Wiederkunft dagegen
sind sie vortrefflich gelungen. Das am meisten hervor-
stechende Merkmal sind die Linienreliefs auf der Flanke.
Sie sind in groben Strichen mit dem Griffel in den noch
weichen Lehmmantel der Glockenform eingeritzt und stellen
wenig kunstvoll auf der einen Seite den Gekreuzigten
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Die Glocken des Neustädter Kreise«.
53
(Fig. 29), auf der anderen den Kirchenheiligen Mauritius
dar als Ritter geharnischt, mit Schild und Lanzenfahne
(Fig. 30).
Ähnliche Bilder befinden sich auf der Glocke in
Fröhliche Wiederkunft und stellen in kleinerem Format
dar den Gekreuzigten (Fig.
31) und den Auferstandenen,
in der Rechten einen spieß-
ähnlichen Kreuzesstab (an
Stelle der Siegesfahne ?) (Fig.
32) . Lehfeldt erwähnt bloß
das erstere Bild.
Zusammenstellung der
Glocken Andreas Heiners :
1484 Mielesdorf b. Schleiz
(nach der Reuß. Kir-
chengalerie) : mit go-
tischen Buchstaben :
ANNO DNI MCCCC
LXXXIIII f>ilf got
tnavia btxot. Der
Sage nach ist diese
Glocke beim Bau der
Kirche aus der alten
Klause heraufge-
schafft worden.
1492 Münchenbernsdorf : tt>0
• uafaretwf • rey:
tofceorp • 0 • mavvu
ctt>0 • a° • Itf)?»
Am " Schlag: tmtßer
• citfcrcf • feiner.
1492 Weißbach, Schw.-Rudolst. (L.): 0<UtCtt>0 • pettt>0
t • (et ?) 0 pat>U>0 • a° tmt mccuH^vn • f>if
got • mavia • bcrot.
Fig. 32. (»/, nat. Gr.)
54
Die Glocken des Neustädter Kreites.
Schloß Fröhliche Wiederkunft, S.-Altenb.: <^ maria
macer grade mater mtfericorfete 1 ). Am Wolm:
meifter enfcrcf feiner.
4. ^etttrtcue pltU« Ztotviä me fecit ist die Inschrift
einer Glocke in Frießnitz. Die Buchstaben sind mit Ausnahme
o ! i — - ' j \\ , / ^ d; ! j ■ '. i —
~ J" .
Fig. 33. (\/ 4 nat. Gr.)
der gotischen C ÜD UT und H (Fig. 33) in eckiger, knapper
Kapitalschrift geschrieben, die bei oberflächlicher Betrachtung
beinahe modern erscheinen könnte. Die einzelnen Worte
1) Dies ist der Anfang eines alten Liedes zu Ehren der Maria,
dessen 2. Strophe lautet:
tUarta mater gracie
mater tm*encoroie
tu no& ab boete protege
in l)ora mortie aiwcipe.
Vgl. hierzu : N. Mitteil, des thür.-sächs. Altertumsver., Bd. III,
Heft 4, S. 132 f., wo Schubart, Über die Erbauungszeit der Kirche
S. Nicolai in Zerbst, das vollständige Lied zitiert, das auf einer im
Turmknopf gefundenen Urkunde stand. Die ganze Strophe findet
sich auch auf der größten Glocke des Domes in Hildesheiiu vom
Jahr 1682 nach Kratz, Historische Nachrichten über die Glocken im
Dome zu Hildesheim in der Zeitschr. des Hist. Vereins für Nieder-
sachsen, Jahrg. 1865, S. 359.
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Die Glocken de* Neustädter Kreisen.
55
sind durch einfache, runde Punkte getrennt. Als Anfangs-
zeichen steht ein lateinisches Kreuz mit geraden Balken,
am Ende ein aufrecht stehendes Kleeblatt. Die Flanke
verjüngt sich kegelförmig nach oben, der Schlag ladet un-
vermittelt und stark aus; die Haube ist nicht hoch und
die obere Platte ganz flach. Die Größenverhältnisse sind :
Durchmesser 70 cm, Höhe 60 cm.
Die Glocke ist deshalb merkwürdig, weil ihr hohes
Alter trotz mangelnder Zeitangabe doch ziemlich sicher be-
stimmt werden kann. Nach Otte, Glockenkunde, S. 192
befindet sich in Oetzsch *), Kr. Merseburg, eine Glocke mit
derselben Umschrift in neugotischen Majuskeln. Ferner
ebend., S. 212, nennt sich auf einer im Jahr 1858 umge-
gossenen Glocke zu Lühnde bei Hildesheim vom Jahr 1278
der Gießer: me fllbtt XftertCU6; endlich ebend., S. 193
heimelte me fectt auf einer Glocke von 1317 in St.
Blasien zu Northeim (Hannover). Ein ^Ctiricue fltSOr
campatlÄriltn ist 1330 in Köln urkundlich nachgewiesen
(Otte, S. 193). Wenn nun auch, wie Otte, S. 83 selbst
bemerkt, nicht ohne weiteres feststeht, daß der CftertCUS
in Lühnde des hiergenannten >5eittricU6 Vater ist, und
ferner die Identität des »SewricilS mit dem ^etmctie
fueor COtnpattarum in Köln bezw. Northeim noch nicht
festgestellt ist, so haben wir hier in Frießnitz jedenfalls
eine Schwesterglocke der in Oetzsch und dürfen unsere,
wie Otte es mit jener tut (S. 83), gleichfalls noch zu Aus-
gang des 13. oder mindestens Anfang des 14. Jahrhunderts
setzen. Lehfeldt leistet hier wieder eine sich selbst quali-
fizierende Probe seiner Glocken -Un künde. Zunächst weiß
1) Die Abbildung der dortigen Inschrift in den B. u. K.-D,
der Prov. Sachsen, Kr. Merseburg zeigt genau dieselben Lettern wie
hier mit dem alleinigen Unterschied, daß dort die Buchstaben noch
reich mit Zierliuien verschnörkelt sind. Besonders auffällig ist die
Übereinstimmung bei den Buchstaben E H R R & D XH und dem
einzigen runden G in fecit,
56
Die Glocken des Neustadter Kreises.
er nichts mit dem Namen des (Eifertet anzufangen und
setzt in Klammern dahinter («Jrifcerict ?) ; und dann be-
stimmt er das Alter mit genialer Übersehung aller einzelnen
vorhandenen Merkmale zu Anfang des 15. Jahrhunderts!
5) Es folgen nun die Werke von sieben Meistern, die
keinen Namen tragen, aber durch Vergleichung bestimmten
Gießern oder auch besonderen Gruppen zugewiesen werden
können.
a) Claus Rymann in Naumburg a. d. Saale.
Bergner, Zur Glockenkunde, S. 58, No. 21 erwähnt
eine Glocke in Graitschen, die in den Bau- und Kunst-
denkmälern I, 53 abgebildet, unterdessen aber umgegossen
ist. Im Fries befanden sich in Kursivschrift die bisher un-
gedeuteten Worte cfovee rymeetttt (Fig. 34) (so B.- und
K.-D. a. a. 0.), in denen bereits Bergner den Gießernamen
vermutete. Bei näherer Betrachtung ließen sich diese Worte
unschwer als clapee vymatt lesen (ce = a). Die Abbildung
der Inschrift aber, die in diesem Falle glücklicherweise
gegeben war, sowie einige der bei Graitschen dargebotenen
Reliefs ermöglichten weiter die Bestimmung einer Glocke
in Wetzdorf bei Weida von demselben Meister. Sie führt am
Hals zwischen 2 Paar breiten Stäben die Inschrift : + attttO
HH bltt + mileftmo X (Schlüssel) CCCC □ (Fig. 35) (Maria
mit Kind zwischen Fialen, darunter Wappen mit Löwen)
Ipmt ü (Siegel oder umgekehrter Schild mit 2 Schwertern
oder Schlüssel und Schwert, das Naumburger Wappen) l )
1) Dasselbe Zeichen auf der Glocke im Kathaus zu Naumburg
läßt deutlich das Naumburger Wappen erkennen.
Fig. 34. (*/ s nat. Gr.)
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Die Glocken des Neustädter Kreises
57
ave O (Maria mit Kind, freistehend) maria. Die Glocke
in Graitschen hatte fast dieselbe Inschrift : attltO • fcotm •
m° • CCCC • IjTUt • avt X mari • . Die gekreuzten Schlüssel
befanden sich in derselben Form hinter AVt. Hinter der
Inschrift waren eine Anzahl Bilderchen angebracht, nämlich
zunächst dieselben wie in Wetzdorf : Maria stehend, der
kleine Schild mit 2 Zeichen, die als 2 Schlüssel verstanden
wurden, während sie in Wetzdorf mehr 2 Schwertern
Fig. 35. Wetzdorf. (V 6 nat. Gr.)
gleichen ; das bestärkt die Annahme, daß es doch wohl das
Naumburger Wappen darstellen soll : ein Schlüssel und ein
Schwert; und endlich befand sich offenbar in der ersten
Schlinge der Stricklinie, in welche der Kleeblattbogenfries
ausging, ein undeutliches Marienbild. Außerdem waren in
Graitschen noch angebracht: ein Crucifixus, der erhalten
blieb *), in einem Kreis eine Mütze und ein leerer Kreis,
ferner innerhalb des Kleeblattbogenfrieses eine Winzerhacke
und eine Weinranke mit Traube.
1) Im Pfarrarchiv zu Graitschen.
58 Die Glocken des Neustädter Kreises.
Wetzdorf gehörte nach Lehfeldt seit dem Jahre 1195,
wo es von Kaiser Heinrich VI. abgetreten wurde, dem
Kloster Pforta ; daraus erklärt sich vielleicht die Beziehung
zu dem Naumburger Gießer. Die beiden durch eine ge-
drehte Schnur verbundenen Schlüssel befinden sich genau
in derselben Form auf dem Grabmal des Dompropstes
Burchard von Bruchtirte im Dom zu Naumburg, f 1391,
erwähnt auch in Schmidt, Urkundenbuch der Vögte, II,
S. 289, im Jahr 1384.
Von Claus Rymann (Riman) sind aus Otte, Glocken-
kunde, S. 207, noch folgende Glocken bekannt:
1471 Ober-Krumpa, Kr. Querfurt. 122 cm Durchm. Sie trägt
die Inschrift: aÜO • fcm • tn • CCCC • typt • (s äte
b'tolomei • fca • e • I>ec • cdpana • per • mgrm
tricolat? • rund • fce • nöeborg • fotyerina ; außer-
dem das Bild der Maria mit Kind in der Nische
und Medaillon der 14 Nothelfer; ferner in grober
Linienzeichnung: das Naumburger Wappen, ein
kleineres Wappen mit Schlüssel (das sich auf einem
Leichenstein in der Kirche findet), einen heil.
Diakon mit Palme, einen Jüngling mit Hellebarde
und das Gießerzeichen Rimans . Das Merk-
würdigste ist aber unter einem freihändig mit dem
Griffel in den Glockenmantel eingezeichneten, rohen
Spitzbogenfries eine rechtsläuiig ebenfalls mit Griffel
eingeschriebene Inschrift in Kursive, die den Spruch
O Ü>e8P rer glorte u. s. w., die Namen der
Evangelisten, der Wetterherren CAGpav, tnelcbior,
baltaear und andere Namen enthält.
1475 Naumburg, Rathaus.
1478 Gatterstedt, Kr. Querfurt. 116 cm Durchm. %nt\0 fcm
+ m 0 cccc 0 lrrtntt 0 \>ae t>eu8 l>oc eigna + plebe
eahxt 0lt aura + benign*. Dieser alte Spruch
ist jedenfalls von einer früheren Glocke bei Ge-
legenheit des Umgusses übernommen. Ferner in
Linienrelief der heil. Georg, eine Kreuzigung und
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
59
das Gießerzeichen in der Form, wie es Otte a. a. 0.
hat : i-±-y.
1481 St Micheln, Kr. Querfurt. 116 cm Durchm. ÄttttO
t)m m°cccc°l^i° fcemutg *>ey$ icfc meietcr clapee
rtmatt VÖ ttt>bg ge^O0 tlricfc. Darunter an der
Flanke: C>tlf CJOt matia btVOt ; ferner Relief der
Pieta und 4mal Crucilixus.
Außerdem trägt eine Glocke in Ötzsch, Kr. Merse-
burg (vergl. oben die Heinricus-Glocke), von 70 cm
Durchm. die Inschrift: attttO + btli + CCCC +
ItNiU <U>e + matia + , und vor at>e die gekreuzten
Schlüssel genau wie in Wetzdorf.
Bei einer Glocke in Frankleben, Kr. Merseburg, 71 cm
Durchm. mit Inschrift: attttO • &m • tttilesmc* •
CCCC • IjJJTt • at>e könnte man wegen desselben frei-
händig eingezeichneten Spitzbogenfrieses wie in Ober-
Krumpa, des ausgeschriebenen tntlegtttO fast wie in
Wetzdorf und des angefangenen Grußes avt eben-
falls auf Rimann schließen.
Ob endlich noch die bei Schubart *) erwähnten Glocken
aus der Zeit von 1476 und 1493, nämlich Bernburg, Schloß,
1476, Brambach 1476, Dessau, St. Marien 1476, Pötnitz
1476 und Grochewitz 1493, hierher zu rechnen sind, ließe
sich aus der Übereinstimmung der Typen, den 2 Paar
„Riemen", welche die Inschrift abgrenzen, und dem aufge-
gossenen Crucifixus vermuten , könnte aber erst durch
Prüfung an Ort und Stelle , besonders hinsichtlich des
Bildes, mit einiger Sicherheit festgestellt werden.
b) Der große Unbekannte in Erfurt mit der Haus-
marke (s. Fig. 1).
Über beinahe ganz Thüringen zerstreut findet sich eine
bedeutende Zahl Glocken eines Meisters mit der Marke
Fig. 1. Sein Grabstein mit dem Relief des Meisters und
seiner Frau befindet sich im Kreuzgang des Domes zu
1) Glocken im Herzogtum Anhalt, S. 84.
60
Die Glocken des Neustädter Kreises.
Erfurt, vom Eingang aus nur wenige Schritte nach links
aufgestellt. Darauf ist unten zu Füßen dieselbe Hausmarke
mit einer Glocke darüber angebracht; die Umschrift ist
aber durch Abblätterung fast ganz unleserlich geworden
und läßt zur Not noch das Todesjahr 1495, aber leider
nichts von dem Namen erkennen. Bergner glaubte den
Namen gefunden zu haben 1 ) auf der größten der soge-
nannten Silberglocken des Domes. Aber das dort ge-
schriebene iJ>0 Fattttebotl kann nicht der Name Johannes
Kanttebon, Kantebon oder Kaltenborn sein. Denn erstlich
findet sieh die Abkürzung il>0 mehrfach und alleinstehend
auf Glocken dieses Meisters und soll nach dem typisch
gewordenen Gebrauch nur tl>eeu6 bedeuten ; FatlttebOM
ist aber offenbar nichts weiter als der in schlechter Ortho-
graphie geschriebene, oft bezeugte Glockenname Cantabona,
die Schönklingende 2 ). Es muß also bis auf weiteres mit
der Tatsache gerechnet werden, daß einer der bedeutendsten
Meister aus der Blütezeit des Erfurter Glockengusses, der
als ein angesehener Bürger Erfurts im Dom bestattet wurde,
uns dem Namen nach unbekannt ist. Möge ihm darum
durch die Bezeichnung „der große Unbekannte in Erfurt"
einstweilen die gebührende Anerkennung gezollt werden. —
Ein neuer Weg zur Entdeckung seines Namens scheint
durch die Auffindung einer Glocke in Pößneck geöffnet zu
sein. Schon Wtinscher, Geschichte der Stadt Pößneck, 1902,
S. 143, erwähnte die Mittagsglocke auf dem Türmchen am
Westgiebel der Stadtkirche, aber nur unter Angabe des
Gußjahres 1490 (vgl. auch Bergner, Gl.-K., S. 78 und 79).
Mit solchen und ähnlichen Angaben ist eben der Glocken-
kundo nicht im geringsten gedient. Erst durch eigene,
1) Meininger Glocken. S. 14G.
2) Die große Glocke im Dom zu Hildeeheira, schon im 11. Jahr-
hundert von Bischof Azelin gestiftet, wurde so genannt uud heißt
nach wiederholtem Umguß noch heute Cantabona Mariana. Vgl.
Dr. J. M. Kratz, Historische Nachrichten über die Glocken im Dom
zu Hildesheim, in der Zoitschr. fies Histor. Ver. f. Niedersachseo.
Jahrg. 1865, S. 357 ff.
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Die Glocken des Neustädter Kreises. 61
allerdings mit großen Schwierigkeiten verbundene, Be-
sichtigung und Aufnahme der Glocke konnte festgestellt
werden, daß nicht bloß die Jahrzahl darauf zu lesen war,
sondern daß sich außer einer weiter unten noch zu er*
wähnenden, sehr instruktiven Inschrift, ferner einem Linien-
relief und der bekannten Gießermarke (s. Fig. 1) vorn an
der Flanke auch dieses eigenartige
Monogramm (Fig. 36) angebracht war,
welches die Buchstaben F, W und I
und darüber noch ein liegendes I ent-
hält. Vorläufig ist mit diesen Buch- Fig. 36. Pößneck,
Stäben an Stelle des ersten Rätsels Stadtkirche,WatgiebeI
freilich nur ein neues gestellt, aber * 8 nat *
es ist doch Hoffnung, daß man, hierauf fußend, einmal den
rechten Namen des großen Unbekannten finden werde.
Die Gießermarke selbst erscheint in derselben Zeit in
verschiedener Ausführung, die gerade in Pößneck recht
deutlich zu Tage tritt. Auf den größeren Gefäßen ist, ab-
gesehen von der entsprechenden Vergrößerung des Schildes,
mehr Sorgfalt auf die Ausführung verwendet; die einzelnen
Aste der Figur sind stark und enden in nagelkopfartigen
Ausbauchungen. Dagegen sind auf den kleineren die Striche
roh, wie mit einem Griffel direkt in den Mantel eingegraben.
Noch mannigfaltiger ist die Form des Schildes. Er ist
entweder an seiner unteren Seite glatt abgerundet oder
läuft in eine fein geschwungene Spitze aus ; die oberen
Ecken treten zuweilen nasen förmig hervor, oder die eine
Ecke ist abgestumpft und die Seiten wiederum zierlich ge-
bogen. Der Schild steht entweder aufrecht oder ist nach
rechts oder auch nach links gelehnt. Seinen Platz findet
er gewöhnlich innerhalb der Inschrift am Halse, zuweilen
auch unterhalb derselben an der Flanke, einmal, in Groch-
witz (R. ä. L.), sogar am Schlag.
Die Typen der Inschriften sind nicht immer mit der
gleichen Sorgfalt angefertigt; neben saubor und zierlich
ausgeführten und im Guß scharf ausgeprägten Inschriften,
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&2
Die Glocken des Neustädter Kreise».
deren Buchstaben wie bei H. Ciegeler aus dünnen Wachs-
täfelchen ausgeschnitten wurden, finden sich mit wechselnden
Buchstaben roh geformte zu gleichen Zeiten. Als instruk-
tives Beispiel kann wiederum Pößneck genannt werden, wo
die 1902 gesprungene Gloriosa die schönsten Formen bot T
während die auf dem Westgiebel befindliche, neuentdeckte,,
aus demselben Jahr (1490) die häßlichste Schrift hat. Diese
Verschiedenheit tritt schon in der Anwendung der Initialen
zu Tage. Während häufig die interessantesten und kunst-
vollsten Initialen geschaffen sind, wiederum gehäuft in
Pößneck , aber auch sonst in dem charakteristischen An-
fangs-A (vgl. Fig. 37 und 38), gibt es Inschriften, die bloß
aus schlichten, kunstlosen Minuskeln bestehen. Ebendas-
selbe gilt von den Verziernugen ; reich mit Friesen, Laub-
stäben, Linienreliefs, Namen auf der Flanke und am Schlag
besetzte Glocken stehen in grellem Gegensatz zu solchen, die
nichts als eine Inschrift am Halse tragen.
An den Inschriften ist weiter bemerkenswert das
Ordinal-o bei der Jahrzahl in Form eines liegenden (vgl.
Fig. 37 und 38), vereinzelt auch aufrecht stehenden (vgl.
Fig. 39) o, sowie besonders die häufigen Abbreviaturen,
welche die Entzifferung erschweren. So brachte Lehfeldt
c
in Pößneck aus vbv cao factU (verbum caro factum est)
heraus: ubf(cunque) caitO faticde; und der Spruch in
Neustadt: folt>e vbiqtna [9ßrmit te benebtcta (s. Fig. 39)
konnte erst in der Form auf der Pößnecker Glocke : 60lt>£
pcbigea 1 ) cöttgit te btfttctft verstanden werden. Als
Trennungszeichen kommen bloß in Pößneck (Gloriosa) rauten-
förmige Punkte vor. Einen besonderen Schmuck bilden die
auf einzelnen Glocken angebrachten Linienreliefs, die zum
Teil die ganze Höhe der Flanke bis an den Schlag ein-
nehmen: öfter Maria mit dem Kind in der Glorie und
1) perbigetta, der durch das Wort Geborene, analog dem Worte
terrigen« (klassisch) gebildet, findet sich, von Christus gebraucht, bei
Prud. cath. 3, 2.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
63
einzelne Heiligenfiguren. Die größeren Gefäße haben unter-
halb der Halsinschrift einen Fries aus Rundbögen, die in
Ahornblätter endigen ; am Schlag sind zuweilen die Evan-
gelistennamen, von Laubstäben eingefaßt, angebracht. Auch
finden sich hin und wieder Münzabdrücke an allen Teilen
der Glocken. Viele von den Glocken führen Namen: am
häufigsten g)*antia in dem Klangreiin: tiOtt me 6ub-
eantm cum 3tt mifyi tiomeit oeamta (in Neustadt ver-
schrieben o amna).
Eine Eigentümlichkeit ist noch zu erwähnen, die durch
Verallgemeinerung zu falschen Schlüssen verleitet hat. Es
ist die Verzierung der oberen Platte mit schwert- oder
kreuzförmigen Zeichen, die an den 3 kurzen Balken mit
Punkten versehen sind .{.. Der lange Balken hat nicht die
Form einer Klinge, sondern ist genau wie die kurzen Balken
stabförmig. Dies Zeichen befindet sich öfters zwischen
sämtlichen Henkeln (6mal), oder nur nach den 4 Himmels-
richtungen (4mal), auch kommt es nur 2mal an den Breit-
seiten des Mittelzapfens vor; die übrigen Zwischenräume
weisen dann nur Spitzen auf, in welche die Kanten des
Mittelzapfens auslaufen. In gleicher Weise endigen ge-
wöhnlich die Henkel auf der Platte in je 3 solcher Spitzen.
Bergner glaubte in diesen sog. Schwertern Erkennungs-
zeichen für Werke ebendesselben Gießers gefunden zu
haben, die seine Hausmarke nicht tragen (s. u.). Aber
umfassendere Beobachtungen haben ergeben, daß diese
Zeichen sich früher und noch viel später auf Glocken
finden, die unbestritten nicht diesem Meister zuzuschreiben
sind. Sie finden sich noch 1655 und später bei dem
Glockengießer Johannes Berger in Weimar, und früher
schon gegen 1440.
Bis jetzt konnten von diesem Gießer 22 Glocken mit
Sicherheit festgestellt werden. Diejenigen, welche außer
den von Bergner (Glockenkunde und Meininger Glocken)
schon erwähnten neu bestimmt wurden, gehören merk-
würdigerweise alle der späteren Zeit an.
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64
Die Glocken des Neustädter Kreises.
1475 Bremsnitz, S.-Altenburg (B.) : %nt\0 Ötn° m°CCCC°lpp) 0
O (Münze) Homert ofantld. Zwei Münzen; ohne
Gießerzeichen !
1476 Reinstädt, S.-Altenburg (B.) : %nnO öni m o CCCC o lppPi 0
non me eb*anna cp eit mtcfci nomen ofanna.
Gießerzeichen. Münzen.
1479 Großkochberg, S.-Meiningen (B.): 3tmtO oni tn 0 CCCC°
Ijrptj: 0 non me fbeäna cp fit tmebt nomen 1 ).
Münzen. Gießerzeichen. Relief der 14 Nothelfer,
Maria mit Kind und 2 Heiligen.
1480 Langenschade, S.-Meiningen (B.) : %ntlv ont m°CCCC°
Iftf ofanna pocor lape oeo fit cp ppleor.
1482 f Burgau, Kr. Weimar (B.): Hott me 0llbeanna
cum ett mtcfct nomen Oeanna anno Bornim
OTCCCCLXXXH. (Bergner, Glockenkunde, S. 104
hat durch Druckfehler 1492, S. 80 richtig 1482.)
1483 CHumperda, S.-Altenburg (B.): ÜIWIO Om m°CCCC°
l^ptll 0 l>Üf <JOt maria berot. Gießerzeichen.
Ranis (B.) : anno om m°cccc°lj£j:itt 0 marta. Relief:
Maria in der Nische.
1484 Graba, S.-Meiningen (B): %\\WO • ©nt m°CCCC°l^mi
$ali>6 fp otcta mortpoe oefleo tepeetate' oepello
Linienreliefs : Maria mit Kind in der Glorie ;
Christus in Gethsemane; Gertrud mit Kirche;
Katharina mit Schwert und Rad. Münzen.
1485 Unterwellenborn, S.-Meiningen (B.): TtnnO ©nt m°
cccc°lp^p to!> baptä ego Pop clamantie in
©efertO päte Pia ©n©. Darunter Gießerzeichen.
Am Schlag zwischen Laubstab: mat(>eP6 tO^annee
Ipca« marcpe.
I) oeattna steht an der Flanke.
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tWe Glocken des Neustädter Kreises.
65
1487, Liebschütz, Kr. Ziegenrück (B.): 3tmo om m°CCCC°
Irrrpu 0 o fcta mavtfya ora pro ttobte (j£>. Am
Wolm 2mal Antoniuskreuz T.
1488 Geißen (Reuß): atlltO Ottf m 0 CCCC°lrrrtmi 0 |>tlf got
mavia berot. Relief: Maria in der Nische. Gießer-
zeichen fehlt.
1489 Grochwitz, R. ä. L. : 2ltmo om m°cccc°lrrrtj: 0 tgft>0
ftrfto* (Lehfeldt: tyfpe). Am Schlag (^j.
1490 f Pößneck, Sachs.-Meiningen : pplcriter • orttata •
_ e
glorsofa • fp . nominata • vbv • cäo • facta •
Tttmo . om • IÄ90 \ circa - trfffcacoie . marie
An der Planke: UTarcP0 £pca0 Jo^anes
OTIat(>eP0, Löwe (Pößnecker Stadtwappen). Linien-
reliefs : Maria mit Kind in der Glorie. Bartholomäus.
Am Schlag 2 Antoniuskreuze.
Ebendas. : äno bm m cccc jrc 0OIP0 p eptgeä cött gtt
te btfttcta [Jj. An der Flanke vorn das Mono-
gramm Fig. 36. Rückseite ein Linienrelief.
Fig. 37. Dreba. (V 6 nat. Gr.)
1491 Kettmannshausen, S.-Gotha (L.): %ntlO Otft mc cccc
fei l>üf got maria berot tyn ßfi .
1492 Großsaara, Reuß j. L.: antlO Otft tn 0 CCCC°rctt 0 lj>üf
got tnaria berot t>0
Zeltechr. f. Thür. Gesch. Suppl. I. 5
Die Glocken des Neustadter Kreises.
Erfurt, Dom : anno fcnf m°cccc°pcti l>i\f gor marta
berot iJ>* Fanttebott
Fig. 38. Neustadt. (*/, ™t. Gr.)
0>
li 1
fl
Fig. 39. Neustadt. (»/ 6 Bat. Gr.)
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Jbie Glocken des Neustadter Kreises.
1493 Engerda, S.- Altenburg (B.): TtmtO fem m CCCC JKIÜ 0
Jlaube 0$ bigtw cv ftm pocata benyngn.
1494 Dachwitz, Kr. Erfurt (nach B. u. K.-D. der Prov.
Sachsen): %nno bin m°cccc°)cctiit 0 noit me 0C9-
mtanna cv 01t msfri tiomc oeeatm („die nicht
mehr recht verständlich ist")
Die 3 folgenden befinden sich im Neustadter Kreis:
1494 Dreba: %nno fcnt m°cccc° jrcutt fyilf gor marta
berot — (kurzer Laubstab) (Fig. 37).
Neustadt^ Stadtkirche: 2UtttO fclff m°CCCC°j;cmt 0 ItOtl
me fbsaiitta cp 01t mt*>t nomeno aertna (Fig. 38).
Unter mü>i das Gießerzeichen <^).
Ebendas.: %nno tmf m°cccc°j:ciut 0 foit>0 t>btgeim
sfirmtt te benefcicta <^) (Fig. 39). (Lehfeldt liest
8alt>0 und gibt das Gießerzeichen durch ^ wieder,
in Kettmannshausen und Grochwitz )
Außer den hier aufgezählten Glocken gibt es noch eine
Anzahl, die der Form der Schrift nach, sowie nach anderen
Merkmalen unfraglich in Beziehung zu diesem Gießer stehen,
ohne seine Hausmarke zu tragen (Fig. 40) *). Hierher ge-
hört in erster Linie
1495 Kolba: anno ont m 0 cccc°jxt> 0 iol>Ättitc0 eft nomeit
eh».
Hier stimmen die Buchstaben Strich für Strich mit
denen auf den früheren Glocken überein, ebenso die Schreib-
weise von bm und der Jahrzahl. Zwischen den Henkeln
befinden sich die Schwerter |, und die Form, besonders der
1) Diese Glocken können unbesorgt dem „Unbekannten" zu-
gewiesen werden, seitdem die in Bremsnitz und Geißen als fraglos ihm
zugehörig erkannt sind.
5*
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68
Die Glocken des Keustädter Kreises.
Haube, ist accurat wie bei den übrigen. Wenn die Jahr-
zahl auf dem Grabstein im Born zu Erfurt richtig als 1495
im Monat März oder Mai (B.) gelesen ist, so könnte man
diese Glocke vielleicht als opus posthumum aus derselben
Werkstätte bezeichnen.
Anders verhält es sich mit einer Glocke in G-eißen,
Reuß j. L. Filial von Großsaara (s. o.) :
1488 Geißen: anno fcnf m 0 cccc°lr^r y t>m 0 I>üf got maria
berot.
Hier stimmt die Form wiederum genau zu den übrigen,
auch die Schwerter zwischen den Henkeln, es stimmen auch
Fig. 40. Colba. (»/ 4 nat Gr.)
die Buchstabenformen genau überein; man könnte die In-
schrift mit der im Nachbarorte Großsaara beinahe ver-
wechseln; bloß die beiden t haben hier Funkte, und unter-
halb der Inschrift befindet sich das kleine, bekannte Relief
der Maria mit Kind, sitzend in der Nische, das anderwärts,
z. B. Großkochberg (s. o.), mit dem Relief der 14 Nothelfer
zusammen erscheint (so in Hainichen, S.-Altenburg). Aber
1) Siehe schon oben im Gesamtverzeichnis.
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Die Glocken des Neugtädter Kreises.
69
es bleibt doch die Schwierigkeit, warum gerade hier die
Hausmarke fehlt 1 )!
Ahnlich ist es bei einer Glocke in Döbritz (Fig. 41) :
1467 Döbritz 1 ): anno fcm° m°cccc 0 ljttu 0 f>üf got mavia
berot geet>6 (Lehfeldt liest : gegoe = gegossen und
setzt es zu Anfang).
int il(F MM
i 1 fett* f mi>
Fig. 41. Döbritz. (*/ 4 nat Gr.)
Hier stimmen die ungeschickt verfertigten Buchstaben
gut zu den vorhandenen, auch die Hinzufügung von geet>S =
il>e0t?$ oder tgeue (vgl. Grochwitz). Aber abgesehen vom
Fehlen der Gießermarke kommt hier noch die frühe Zeit
als Schwierigkeit hinzu, und man kann diese Glocke
höchstens als verwandt mit denen des großen Unbekannten
bezeichnen.
1472 Förthen: %nno fcm° m°cccc°lr^it am mavia
gracta plctta (Fig. 42). Hier ist in erster Linie
das Initial A merkwürdig, das eine Ligatur JE ist 2 ).
Die Ordinal-o, auch über t>m°, stimmen mit denen
auf den anderen Glocken überein.
1475 Unterröppisch: + O xtt • glotrie • t>ent-ct>m-pace •
anno • &m • m° • cccc 0 • IttP 0 . Die ungeschickt
ausgeführten Buchstaben gleichen denen in Förthen,
der Zeit nach ist sie, mangels anderer Anzeichen,
1) Siehe die vorausgehende Anmerkung, S. 67.
2) Genau dasselbe A fand ich auf der Vesperglocke in Kahla
von 1470, die außerdem ein der Hausmarke des „Unbekannten"
ähnliches Zeichen trägt in Form einer stilisierten Lilie (bei Bergner,
Zur Glockenkunde, Fig. 16a abgebildet).
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1
70 Die Glocken des Neustadter Kreises
am besten zu dieser zu stellen, obwohl die rauten-
förmigen Punkte, der Spruch und einzelne charakte-
ristische Buchstaben auch auf die Gruppe Weida-
Schmieritz-Neustadt hindeuten (Fig. 43).
Fig. 42. Förthen. (V 4 nat. Gr.)
Fig. 43. Unterröppisch. ('/ 4 nat. Gr.)
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Die Glocken de« Neustädter Kreises.
71
In dieser Weise ließen sich auf Grund persönlicher An-
schauung und Vergleichung von den bisher nur dem Inhalt
der Inschriften nach bekannten Glocken gewiß noch eine
Anzahl zu dieser Sippe hinzufügen. Ihre Feststellung muß
aber späterer Forschung vorbehalten bleiben.
c) Als ein Verwandter anderer Linie des eben be-
schriebenen Erfurter Meisters bekennt sich durch eine
ähnliche Hausmarke in einem ebensolchen Schildchen ein
Gießer, der innerhalb des Neustadter Kreises mit einer
Glocke vertreten war in Stelzendorf. Gelegentlich der
Lehfeldtschen Aufnahmen hat sie der Verfasser noch ge-
sehen und inventarisieren helfen, mittlerweile aber ist sie
den Weg aller Glocken gegangen, d. h. spurlos im Schmelz-
ofen verschwunden, weil ihre größere, aber weitaus jüngere
Gefährtin vom Jahr 1735 das Unglück hatte, im Jahr 1901
zu bersten. Nun war die alte, die länger als 400 Jahre
treu gedient hatte, auch nicht mehr wert zu existieren, und
sie mußte gewaltsam zerschlagen werden, damit ihre eherne
Zunge verstummte. Wenn die Glockenkunde aber außer
der persönlichen Erinnerung künftig nur auf die Lehfeldt-
sche Aufnahme angewiesen wäre, so würde diese Glocke
schwer einzuordnen sein. Lehfeldt hat nämlich neben der
Inschrift von ihr der Nachwelt nur überliefert *) : „schräger
Ritterschild (!) mit : darin". Ein wunderliches Zeichen !
Glücklicherweise fand sich aber innerhalb des weimarischen
Landes eine Schwesterglocke von dieser in Mertendorf, von
der Lehfeldt mit der Inschrift noch: „Schild mit Zeichen",
notiert hat. Bei Besichtigung dieser Glocke ergab sich,
daß dies Zeichen nicht nur mit dem in Stelzendorf, sondern
auch mit dem bei Otto, Glockenkunde, S. 220, abgebildeten
übereinstimmte. Dort ist es erwähnt auf einer Glocke in
der Bonifatiuskirche in Sömmerda von 1467 und hat die
Form: \J?\. Die Glocke in Stelzendorf trug (nach Lehfeldt)
1) B. u. K.-D., Heft XXIV, S. 232.
72
Die Glocken dee Neuatädter Kreises.
die Inschrift: Tino bm m 0 cccc°lpj • glori* in epcelfie
fceo. Durchmesser 68 cm.
Die zur Beschreibung allein verfügbare Glocke in
Mertendorf hat am Hals zwischen 2 Stricklinien die In-
schrift: Ttnsto fem m cccc Ijpjrjtt 'Äpe maria gracsa
pfeift <£> (Flg. 44). Oberhalb und unterhalb der Strick-
Knien sind abwechselnd Ahornblätter gesetzt. Der Guß
Ende Anfang
Unm Mmu
Fig. 44. Mertendorf. (*/ 4 naL Gr.)
der Buchstaben ist sehr gratig ausgefallen. Die Glocke
ist von mäßiger mittlerer Größe: Durchm. 61 cm, Höhe
49 cm.
Das Zeichen in dem Schild erinnert unwillkürlich an
das des vorigen Gießers; schon die Form des Schildes,
noch mehr der untere Teil der Figur ist genau wie bei
ersterem. Und doch hat es hier noch nicht die ausge-
sprochene Form eines Meisterzeichens, sondern ist mehr
einem Monogramm ähnlich, etwa F und A, wie es Otto ge-
faßt zu haben scheint (s. o.). Zu vergleichen wäre hier
auch das bei Pößneck erwähnte Monogramm.
In diese Gruppe gehört jedenfalls auch die größte und
schönste Glocke des Neustädter Kreises in Neustadt selbst.
Schon auf den ersten Anblick möchte man sie dem Erfurter
Unbekannten zuweisen wegen mancher ins Auge fallenden
Übereinstimmungen: am Schlag sind zwischen Laubstäben
die Evangelistennamen wie in Unterwellenborn u. ö., die
Flanke schmücken auf der Vorder- und Rückseite zwei
80 cm hohe Linienreliefs der Maria mit Kind (Fig. 45)
auf der Mondsichel und Johannis des Täufers (Fig. 46),
die Form der Buchstaben ist ähnlich denen unter b, auch
die Abbreviaturen, besonders die zweimalige Abkürzung
9 = 110 in il>ef9 und na|aretl9 stimmen mit denen der
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
73
beiden anderen Neust&dter Glocken überein, desgleichen
die mehrfach angebrachten Münzabdrücke. Vollständig ge-
nau stimmt das Anfangs-A in Tlnno mit den beiden A in
Mertendorf überein (vgl. Fig. 44). Im Vergleich mit letzterer
Glocke wäre dieselbe Erscheinung zu konstatieren, die schon
unter b festgestellt wurde, daß von demselben Gießer neben
den kunstvollsten, mit größter Sorgfalt bis in die einzelnen
Teile ausgeführten Werken auch solche von geringerem Werte
Fig. 45. Neustadt I. (V I0 nat. Gr.) Fig. 46. Neustadt I.
("/,. nat. Gr.)
und mit einer gewissen Flüchtigkeit und Nachlässigkeit ver-
fertigt worden sind.
Abweichend von den unter b und c erwähnten Glocken
ist hier das eigenartige Trennungszeichen in Form einer
4-blättrigen Rosette, das kreisrunde Ordinal-o wie bei
Rosenberger, die konsequent nach links gekehrten 0, sowie
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74
Die Glocken de* Neustädter Kreises.
der originelle Fries unterhalb der Inschrift (Fig. 47), welcher
abwechselnd in kunstvolle Lilien und Tannenzapfen endet.
Dergleichen Abweichungen brauchen aber, wie schon früher
nachgewiesen ist, nicht als unbedingte Zeugen wider die
Zugehörigkeit zu einem Meister angesehen zu werden,
sondern sprechen vielmehr für die Beherrschung der Form und
die Freiheit von aller Schablone seitens dieser alten Gießer.
Fig. 47. Neustadt I. Fig. 48. Neustadt I. (V« nat. Gr.)
(V 4 nat. Gr.)
Die Inschrift beginnt mit einer eingegossenen, 2,7 cm
Durchmesser haltenden Münze und lautet weiter: UnttO
• t>m • m° • cccc 0 • ijrpir, . tttplue . trfompalte • cpftofctat .
noe - ab • oibue • malie • tl>ef9 • nafavtt%9 • rej: •
iufeecrt) . (Fig. 48). Auf der unteren Platte ist ein kleiner
Fries aus Halbkreisen, die abwechselnd in größere und
kleinere Ahornblätter enden; unter der Inschrift der er-
wähnte große Fries, an der Flanke Linienreliefs und am
Schlag die Evangelistennamen, dazu noch 2 Abdrücke von
kleinen Hohlpfennigen.
Über den Guß und die Weihe dieser Glocke liegt
eine chronikalische Nachricht vor, welche Wünscher, Neu-
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
75
stadter Kirchengeschichte S. 7 f. erwähnt, bei der nur zu
bedauern ist, daß der Name des Gießers unerwähnt blieb.
Sie lautet:
„1479 am Tage Euphemiae, der heil. Jungfrau (16. Sept.)
ist die große Glocke nach papistischer Art getauft und
Susanna genannt worden. Wegen ihres Klanges ist sie zur
selbigen Zeit allen Glocken in Thüringen vorgezogen worden ;
die hat an Gewichte 66 Centner, daselbst sind im Gießen
(auf dem Markte) 18 Centner Glockenspeise überblieben,
und des folgenden Jahres am Tage purificationis Mariae
(2. Febr.) ist diese Glocke durch den hochwürdigen in Gott,
Vater und Herrn, Herrn Georgen von Geilsdorf, Abt von
Saalfeld, geweihet und hernach im selbigen Jahre am
Abend des 25. März auf den Turm gezogen und gehenget
worden."
Ebenda wird eine andere Glocke erwähnt, die jeden- .
falls von demselben Gießer (b oder c) verfertigt war und
deshalb hier erwähnt werden darf: „Elf Jahre darauf, am
Abend Laurentii (9. Aug.) 1490 ist die Feuerglocke ge-
gossen worden. Sie wurde aber 1 594 an Wolf Schön ver-
verkauft, der Centner zu 10 Gulden. Von dem Erlös soll
der Chronik zufolge der Gamsenteich erbaut worden sein."
Mit größerer Sicherheit ist eine Glocke in Chursdorf
diesem Meister zuzuschreiben, wiewohl sie gleichfalls das
Gießerzeichen nicht trägt: anno • fcf m CCCC • IpppH mavia
• r>racia • blerm • . Die Buchstaben, etwas größer, stimmen
in den Einzelheiten mit denen in Mertendorf überein, eine
gewisse Schwerfälligkeit in der Schrift, die sich hier be-
sonders in den beiden orthographischen Fehlern, ly statt g
und b statt p zeigt, spricht auch dafür. Die Rosetten als
Trennungszeichen erinnern an die der großen Glocke in
Neustadt (Fig. 49).
d) In bedeutend höhere Zeit zurück weist die folgende
Glocke in schönen Majuskeln, undatiert, in Zadelsdorf. Sie trägt
am Hals zwischen 2 Paar Stricklinien die Inschrift (Fig. 50) :
ÄVa 0 ffitfRW RO D0IMP2I : A. Ungewöhnlich, aber
76 Die Glocken des Neustädter Kreises.
nicht ungebräuchlich ist die Form des Gusses: Tfot O
ftforia. Das erste A in Maria steht auf dem Kopf, an
Stelle des zweiten hat der Gießer ein auf dem Kopf stehendes
Fig. 49. Chursdorf. (»/< nat Gr.)
M. \y <g <n> M
<a © ^ © ®.
Fig. 50. Zadelsdorf. (V 4 nat. Gr.) 1 !
L gesetzt, welches dem A ziemlich ähnlich sah ; die folgen-
den Buchstaben A 0 könnten die apokalyptischen Buch-
staben sein, im letzten Wort Dominus steht an Stelle des
U ein umgekehrtes N, und die beiden Punkte am Schluß
können r die Überreste eines verdorbenen S T sein. Demnach
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Die Glocken des Neustädter Kreise*.
77
lautete die Inschrift: AVG 0 MARIA A 0 DOMIH2IS.
Den Schluß bildet eine Glocke. Lehfeldt liest glatt : %*ot
O Xtlavia TUpt) 0 ftomint. Mit der Glocke am Ende ist
ihm ein merkwürdiges Malheur passiert. Er hielt den weit
herausragenden Klöpfel für einen Kopf und Hals, den
Schlag, der nach beiden Seiten hin weit ausladet, für zwei
ausgebreitete Arme, die Flanke und den Hals für ein Ge-
wand und die Henkel für Füße. So war ein auf dem Kopf
stehender Mensch fertig! Das konnte niemand anders sein
als der verkehrt gekreuzigte Petrus! Dieser paßte auch
vortrefflich hierher, denn man erzählt von der Glocke, sie
sei von dem nahen Döhlen hierher gekommen, und dort
wurde Petrus und Paulus verehrt. Daher rührt offenbar
auch seine Bemerkung : „andere Gußform, als sonst in der
Gegend üblich*'. Nun aber spielt ihm nicht der Druck-
fehlerteufel, sondern der gute, ehrliche Drucker selbst einen
Streich; denn er druckt, unbekümmert um das, was Leh-
feldt hineinlegt, das getreue, faksimilierte Konterfei der
Glocke ab, die freilich wieder auf dem Kopf steht, weil die
ganze zweite Zeile der Inschrift *) verkehrt gedruckt ist.
Und das konnte Lehfeldt immer noch nicht auf den richtigen
Gedanken bringen, daß es sich hier wirklich um das Bild
einer Glocke handelt, nein, er widerstrebt dem guten Genius,
der ihn vor Lächerlichkeit bewahren will, und schreibt:
„auf der Abbildung ungenau, einer Glocke ähnlich ge-
worden" (!).
Für die Altersbestimmung der Glocken in erster Linie
und hauptsächlich sich von der Gestalt des Profils (schlanke
Form, runde Haube, ausladender Schlag u. dgl.) leiten zu
lassen, kann arge Verwirrung anrichten und sollte stets in
zweiter Linie und mit Vorsicht angewendet werden. Das
vornehmlichste Mittel ist die genaue Beachtung der In-
schriften und die Form der Buchstaben. Daß die Formen-
stempel oder Modelle hierzu von einem Gießer auf den
1) Bei Lehfeldt in B.- u. K.-D., Bd. XXIII, S. 248.
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78
Die (J locken des Ncnstadter Kreises.
anderen tibergegangen, oder daß ältere Formen von jüngeren
Gießern einfach nachgemacht worden seien, erscheint bei
der Originalität der alten Meister " und ihrer Vorliebe für
charakteristische Formen je länger je mehr unwahrscheinlich.
Es kann darum hier wiederum nur dringend empfohlen
werden, daß die Formen der Inschriften so getreu wie nur
möglich konserviert werden und als oberster Grundsatz der
- beachtet wird : nicht so sehr auf das Was, sondern auf das
Wie der Inschriften kommt es an. Nach diesem Grund-
satz läßt sich die Herstellungszeit der Zadelsdorfer Glocke
im allgemeinen und annähernd bestimmen. Hier ist die
Form des Profils keineswegs auffällig, wie Lehfeldt ver-
merkt : „verhältnismäßig breit, mit einer ziemlich tief unten
beginnenden, dann starken Ausladung". Dagegen spricht
schon das ganz normale Verhältnis des Durchmessers, 73 cm
(L. 70 cm) zur Höhe 60 cm und das Verhältnis des Hals-
umfanges 111 cm zum Umfang oberhalb des Schlages (Wolm)
200 cm. Das Profil ist mäßig schlank. Dagegen ist an
den hocherhabenen Buchstaben ersichtlich, daß sie nicht mit
Formenstempeln in den Lehmmantel eingedrückt, sondern
nach Wachsmodellen gegossen sind, so nur konnte eventuell
das 0 von $)omtmS0 abspringen und auch einzelne Stücke
der sonst gleichmäßigen Buchstaben variieren. Aus freier
Hand sind sie erst recht nicht in den Mantel eingeschrieben,
sonst wäre kaum die Verwechselung von Buchstaben und
ihre Verdrehung vorgekommen. Sie sind vielmehr nach
Wachsmodellen gegossen. Hieraus ergibt sich die Zeit
um 1350. In der näheren Umgebung des Neustädter
Kreises findet sich keine Glocke dieser Art mehr. Otte
hat aber auf Taf. II, Fig. 22 und 23, ähnliche Zeichen
abgebildet (Glocken), von denen besonders Fig. 22 dem
Zeichen in Zadelsdorf ähnlich ist. Beide stehen auf
Glocken mit Majuskelinschriften, Fig. 22 in Untern essa
bei Weißenfels und Eisdorf bei Lützen, Fig. 23 in
Unterwerschen bei Teuchern. Wenn diese Glocken mit der
Zadelsdorfer eines Ursprungs wären, würde man die Gieß-
Digitized by Googl
Die Glocken des Neustädter Kreises.
79
statte vielleicht in Halle, Merseburg oder Naumburg ver-
muten können 1 ).
Zur weiteren Richtigstellung der Notizen in den Bau-
und Kunstdenkmälern von Lehfeldt sei hier schon etwähnt,
daß die zweite, inschriftlose Glocke in Zadelsdorf nicht mit
der ersten gleichen Ursprungs ist. Lehfeldt setzt sie auch
um 1350 wie die erste und bemerkt: „gleich in Form und
Schnurverzierung". Die zweite ist aber im Profil noch
1) Nach den B.- u. K.-D. der Provinz Sachsen, Kr. Merseburg,
befindet sich in Corbetha eine Glocke, die dasselbe Zeichen einmal
in einem schräg stehenden Schild und einmal als Trennungszeichen
hat. Die Vergleichung der dort gebotenen Schriftprobe mit den
Zadelsdorfer Typen ergibt eine überraschende Übereinstimmung nicht
bloß in den Formen der Typen, sondern besonders auch in den
charakteristischen Schnörkeln an denselben. Es kann hiernach
kein Zweifel sein, daß zunächst die Glocken in Corbetha und Eis-
dorf Schwesternglocken der Zadelsdorfer sind. Da aber Otte, a. a. O.,
zu Eisdorf noch Unternessa, Kr. Weißenfels, stellt, so dürfen auch
die beiden folgenden Glocken : in Unternessa und Unterwerschen
hier mit eingegliedert werden. Auch diese haben das Glöckchen als
Trennungszeichen (in den B.- u. K.-D. ist es irreführend in Form
einer Lilie dargestellt : <p, richtig dagegen bei Sommer, Archäologische
Wanderungen, in den N. Mitteil, des thüring.-sächsischen Vereins,
Bd. 11, 1865, S. 333 f.). Mit der Glocke in Corbetha hat außerdem
die Unterwerschener gemeinsam eine mit dem Glöckchen als Trennungs-
zeichen abwechselnde Bosette; die eigentümliche Verwendung des
<o für G> am auffälligsten in Unternessa in dem Worte SOSX^ =
GOTIJS (so richtig schon von Otte erkannt), kehrt aber wieder
in Eisdorf: SBROD = GGI?0D und SOS = GOT. (Ge-
legentlich der Besichtigung der Glocke in Unternessa konnte ich
feststellen, daß das erste Zeichen in „SO&IS" tatsächlich ein dein
& allerdings sehr ahnliches G ist.) — Noch eine weitere Perspektive
eröffnet sich bei Betrachtung der in Eisdorf zwischen den beiden
Zeilen der Inschrift stehenden 7 Medaillons. Denn unter diesen
befinden sich solche, die mit denen der Tümplingschen Glocken (s.
folgende Gruppe) übereinstimmen : Adler, Harpyie, lesende Gestalt (?).
Der Centaur (?) aber, der dort noch verzeichnet ist, findet sich
wiederholt als Meerweibchen auf der den Tümplingschen Glocken
nahe verwandten Silberglocke in Pößneck.
80
Die Glocken des Neustädter Kreise?.
weniger schlank, der Schlag fallt schroff ab und statt der
angeblichen Stricklinien sind am Hals zwei Paar Bandlinien,
die auf ein noch höheres Alter zu deuten scheinen (vgl.
weiter unten zu Forstwolfersdorf, S. 118).
e) In die ältere Majaskelzeit gehört auch die in
Wittchenstein befindliche Glocke, eine der interessantesten
des Kreises, eine sog. Tümplingsche Glocke, weil sie das
Tümplingsche Wappen, zwei mit den Spitzen einander zuge-
kehrte Streitsicheln 1 ), die eine Traube (auf späteren Wappen
einen Frauenkopf) einschließen. Von derartigen Glocken
waren bisher schon durch das interessante Werk : Geschichte
des Geschlechts derer von Tümpling v. W. v. Tümpling, I,
S. 89—92, drei Glocken bekannt in Jenalöbnitz, Wenigen-
jena und Nennsdorf. Die Abbildungen finden sich, in
einzelnen Stücken freilich falsch, in dem oben genannten
Werk. Zu diesen gesellen sich nunmehr, sicher bestimmt,
noch zwei, außer der in Wittchenstein noch eine in Geißen
b. Gera 3 ). Bei einer weiteren in Altendorf b. Kahla stimmen
nur die Medaillons, nicht ganz genau die Buchstaben über-
ein, das Tümplingsche Wappen aber fehlt. Verwandt mit
dieser Glocke ist auch eine Reihe anderer, die ihnen in der
Gestalt und Ausführung gleichen. Sie tragen ebenfalls die
Evangelistenzeichen, aber in anderer Form, dagegen findet
sich das Bild des Pelikans auf einer derselben genau wie
auf den Tümplingschen. Diese Glocken befinden sich in
Pößneck, Saalfeld, Jena und Löberschütz; die Saalfelder ist
aus dem Jahr 1353 datiert und bietet damit einen Finger-
zeig für die Zeitbestimmung der hier in Frage kommenden.
Die mit dem Tümplingschen Wappen versehenen Glocken
führen sämtlich am Hals ein von 2 Stricklinien gebildetes
1) Neuere Beobachtungen bestärken mich in der Annahme, daß
es nicht Sicheln, sondern Winzennesser sein sollen (vgl. auch die
Traube dazwischen). Diese Entdeckung würde für die Deutung des
Tümplingschen Wappens (wenn dieses auf den Glocken gemeint
wäre) von wesentlicher Bedeutung sein.
2) Neuerdings fand ich noch eine dritte in Obermöllern, Kr.
Naumburg.
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Die Glocken des Neustadter Kreises.
81
Band, auf welchem sich entweder Buchstaben, abwechselnd
mit kleinen Reliefs oder nur diese bildlichen Darstellungen
(Geißen) oder auch bloß die Inschrift befindet, während die
Medaillons unterhalb derselben an der Flanke angebracht
sind, so in Wenigenjena und Nennsdorf.
Die Wittchensteiner Glocke hat am meisten Ähnlichkeit
mit der in Jenalöbnitz (Fig. 51). Zu Anfang steht ein aus
4 Dreiecken gebildetes Kreuz (Lehfeldt setzt es, wie öfter,
ans Ende), ihm folgt ein 34 mm im Durchmesser haltendes
Medaillon mit dem Evangelistenzeichen des Johannes, einem
Adler, als solches erkennbar an dem deutlich sichtbaren
Glorienschein (Lehfeldt: ein Vogel?, v. Tümpling und nach
Fig. 51. Wittchenetein.
ihm Bergner: eine Taube), hierauf die Buchstaben IV (Lehf.
vergißt das I) und ein kleines, siegelähnliches Medaillon
von 22 mm Durchmesser. Es gleicht einer Weltkugel, Kreis
mit darüber stehendem Kreuz; die Figur darin stellt den
aus dem Grabe hervorgehenden Christus mit erhobener
Rechten, in der Linken die Siegesfahne haltend, ums Haupt
den Glorienschein, dar (Lehf. : eine nicht erkennbare Figur,
über der ein kleines Kreuz, bei v. Tümpling ist daraus eine
springende, nackte Gestalt geworden). Zwischen den nun
folgenden Buchstabengruppen RQ und jPQ steht das Zeichen
des Evangelisten Lukas, der geflügelte Stier (Lehf. : Lamm,
v. Tümpling zu Jenalöbnitz, gleichfalls Lamm mit dem
Kreuz anstatt der Flügel). Hierauf folgt in einem perl-
schnurbesetzten Fünfpaß ein eigentümliches Bild mit Vogel-
ZeiUchr. f. Thür. Oe«ch. Suppl. 1. 6
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82
Die (Hocken des N'eu*tädter Kreiaes.
leib, -schwänz, -flasreln and -fußen, aber einem menschlichen
Haupt, eine Harpyie ; dies Bild kommt außer in Jenalöbnitz
nur noch auf der Geißener Glocke vor 1 ), da sehr deutlich.
Der Zeichner bei v. Tümpling hat in Jenalöbnitz daraus
einen vorwärts schreitenden Engel mit langem Gewand,
Fitigeln und vorwärts gestreckten Armen, also den Mattbäus-
engel, konstruiert. Dieser ist tatsachlich neben den übrigen
Evangelistenzeichen und dem Pelikan in einem den übrigen
gleichen Kreisrund, aber in anderer Stellung einmal auf der
Altendorfer Glocke und noch einmal in Pößneck (Silberglocke)
angebracht *). Dort kniet er und die Flügel sind rechts und
links von der Figur sichtbar. Es folgt weiter das Tümpling-
sche Wappen nach links geneigt zwischen den Buchstaben
CO (Jenalöbnitz CG) und Ii G( [Lehf. : in einem schrägen
Wappenschild ein Bischofstab ? (!), daher hat er die Glocke
nicht als Tümplingsche erkannt]. Den Abschluß bilden : die
Figur eines gewappneten Mannes mit Sturmhaube, Waffen-
hemd, gezogenem Schwert in der Rechten, einem Ritterschild
in der Linken, darauf ein radförmiges oder sternförmiges
Zeichen mit 6 Strahlen, hierauf der Buchstabe R und endlich
ein nach links geneigter Wappenschild mit Löwen nach
links. Bei v. Tümpling ist die Figur des Geharnischten
nicht gut geraten, es fehlen die Zeichen dor Rüstung, Haube
und Schwert, das Wappenzeichen gleicht einer Rosette,
welche, aus einem Gußfehler konstruiert, links oben noch
einmal erscheint. Unterhalb der Inschrift sind auf die
Flanke viermal die Wappenschilder mit dem Löwen, am
wahrscheinlichsten dem Thüringer Löwen, aufgegossen (Leh-
feldt fand bloß auf einem davon den Löwen).
Die Glocke in Jenalöbnitz, Durchm. 69 cm, Höhe
50 cm, hat folgenden Schmuck: an Stelle des Anfangs-
kreuzes steht hier das siegelähnliche Bild des Auferstandenen
in dem Kreis mit Kreuz. Es folgen die Buchstaben IV,
1) Zweimal findet es sich auch auf der Glocke in Obermöllern.
2) Ebenso in Obermöllern.
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Die Glocken des Neustädter Kreise«.
sehr deutlich der Johannesadler , Rfl, Lukasstier, P 8,
Harpyie im Fünfpaß, hier die Vogelfüße deutlich, C 8,
Tümplingsches Wappen nach rechts lehnend, 0. Als Eigen-
tümlichkeit dieser und der Geißener Glocke folgt hier und
weiter noch zweimal in rechteckiger Einrahmung die
Minuskel g mit Krone darüber, hierauf der Ritter mit
Schwert und Schild, R h, Wappenschild nach links lehnend,
mit dem Löwen, etwas größer, in Perlschnurumrahmung der
Buchstabe g , derselbe wieder kleiner, noch einmal der
Schild mit dem Löwen (v. Tümpling hat hier den Schild
mit dem Reichsadler), in achteckiger Umrahmung mit Perl-
schnur die Minuskeln Ii oder wahrscheinlicher k mit Krone
darüber. Unterhalb der Inschrift auf der Flanke ist dreimal
das Wappenschild mit dem Löwen, einmal mit dem Reichs-
adler aufgegossen.
Die Glocke in Geißen, Durchm. 46 cm, Höhe 38 cm,
hat keine Buchstabengruppen, sondern nur Reliefs, und
zwar: das Siegel mit dem Auferstandenen, unten mit einem
Gußfehler, den gekrönten Buchstaben g klein ; neu und bloß
dieser Glocke eigen ist das nun folgende Relief: in kreis-
runder Umrahmung ein mit Perlen reich verzierter, sechs-
eckiger Stern, vielleicht dem Zeichen auf dem Schild des
geharnischten Ritters entsprechend; an der rechten Seite
ist wieder ein Gußfehler, an denen diese Glocke auch an
anderen Stellen reich ist. Es folgt, sehr deutlich, der
Ritter, Wappen mit Löwen nach links, im Achteck mit Perl-
schnur und Krone Ii oder k, der Buchstabe g, groß und
sehr deutlich, das Tümplingsche Wappen nach links lehnend,
der sechseckige Stern, der Buchstabe g, klein und schlecht
geraten, und zuletzt im Fünfpaß die Harpyie, sehr deutlich.
An der Flanke befinden sich keine Wappenschilder.
Die beiden letzten Glocken, in Wenigenjena und Nenns-
dorf, sind einander sehr ähnlich. Bei ihnen erscheint als
besondere Eigentümlichkeit das schlanke, wie aus 4 Nägeln
gebildete Kreuz als Trennungszeichen; das Schriftband ist
voll mit Buchstaben besetzt, darum stehen die Medaillons
6*
84 Die Glocken des Neuatadter Kreises.
sämtlich unterhalb desselben auf der Planke. Unter den
Medaillons und Bildern fehlt das Wappen mit dem Löwen
und die Harpyie, dafür tritt neu auf der Pelikan (an Stelle
der Harpyie ?) und der Markuslöwe, sowie ein Bild : Christus
als Weltenrichter thronend, die Rechte erhoben, in der Linken
ein Buch haltend (bei v. Tümpling ist daraus in Wenigen-
jena ein Engel mit Flügeln geworden, und das Buch ist
infolge eines Gußfehlers mehr einer Gabel ähnlich).
Die Glocke in Wenigenjena, Durchm. 71 cm, Höhe
65 cm, ist die einzige, welche eine zusammenhängende In-
schrift führt: + o + rgx + glorig + vera + evm
PÄGe+ffiÄRLrl MLH. Darunter stehen die Medaillons:
der Adler, Christus, der Löwe, das Tümplingsche Wappen,
der Pelikan, der Stier.
Die Glocke in Nennsdorf, Durchm. 60 cm, Höhe 52 cm,
hat auf dem Schriftband unzusammenhängende Buchstaben:
+ ÄllCDe^VRim + PmOXSR, darunter an der Flanke
die Medaillons: Christus, Tümplingsches Wappen, Stier,
Pelikan, Adler, Löwe, genau dieselben wie in Wenigen-
jena, nur in anderer Anordnung. Die Inschrift ist sehr
interessant insofern, als sie nicht nur von Anfang an die
Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge hat von A — F,
wobei für B und F das Ii benutzt wird, im zweiten Falle
auf den Kopf gestellt 1 ), sondern weil sie auch im zweiten
Teile in den scheinbar willkürlich durcheinander geworfenen
Buchstaben einen bestimmten Grundsatz erkennen läßt, der
zur Erklärung der Buchstabengruppen in Wittchenstein und
Jenalöbnitz und vielleicht zur teilweisen Enträtselung der
vielen späteren Kryptogramme dienen kann. Zunächst ist
zu beobachten, daß von den folgenden Buchstaben das I,
M, 0 (unter Weglassung des N) Q (das verkehrt gestellte
G) und R, also die Hälfte der vorhandenen Buchstaben,
den im Alphabet ihnen zukommenden Platz haben. Man
könnte darum annehmen, der Verfertiger der Inschrift habe
1) Vgl. hierzu den Gebrauch des auf dem Kopfe stehenden
Ii bei den Kryptogramm-Glocken, Gruppe g, S. 103—106.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
85
bei ihrer Herstellung eine Leseübung anstellen wollen und
versucht, aus dem Vorrat der Buchstaben , welche der
Spruch in Wenigenjena darbietet, das Alphabet von A— R
zusammenzustellen. Da hierfür die vorhandenen Buchstaben
nicht ausreichten, benutzte er für die fehlenden die ihnen
ähnlichen Formen. Dies ist unzweideutig bei H statt B
und G statt Q ersichtlich; durchsichtig ist es noch bei R
statt H, P statt L und X statt P ; unwahrscheinlich da-
gegen bei V = G, M = K. Man könnte auch noch eine
andere Möglichkeit annehmen. Die erste Gruppe nach den
Alphabetzeichen bis zu dem an sich unverständlichen Kreuz
VRIM + enthält fast sämtliche Buchstaben von Maria,
V könnte mit A verwechselt sein; die letzte Gruppe aber
PMOXGR, von hinten gelesen, bietet Buchstaben aus
O rex glorie (veni) cum pace. Der zweite Teil der In-
schrift böte dann einen Fortschritt, indem der Schreiber
der Inschrift vom Lesen der Buchstaben (A — F) zur Bildung
von Worten und Sätzen weitergeht. Ebenso sind die Buch-
stabengruppen in Wittchenstein und Jenalöbnitz offenbar
nur einzelne Bruchstücke von der Inschrift in Wenigen-
jena, aus der benachbarte Buchstaben und ganze Silben
zusammengestellt wurden: IV aus GLORIG VGHI, RG
aus RGX, PG und GO (Jenalöbnitz CG) aus PACG, JlG
und R (Jenalöbnitz 0 und Rh) aus MARlAhlLR 0 RGX.
Es sollen also nicht abgekürzte Worte (Lehfeldt zu Wittchen -
stein), aber auch nicht willkürlich durcheinander gestreute
Buchstaben sein, sondern nach bestimmtem Plan, nicht ohne
Fehler geordnete Lesefrüchte eines in den Anfangsgründen
der Lesekunst stehenden Gießers.
Anhangsweise sei hier noch kurz die Glocke in Alten-
dorf b. Kahla erwähnt. Sie hat nach einem Kreuz, etwas
ähnlich dem in Wenigenjena, die Inschrift : 0 RGX GLORIG
VGRI COR PACG. Hinter RGX und VGRI ist eine
größere 6- blättrige Rosette, hinter GLORIG eine kleinere
5-blättrige in einem Kreis. Für N ist beide Mal R gesetzt.
Einige Buchstaben sind denen der Tümplingschen Glocken
S6
Die Glocken des Neustüdter Kreises.
ganz gleich, einige sind breiter und plumper. Hinter
•PACG ist das Evangelistenzeichen des Matthäus, ein
knieender Engel, noch innerhalb des Schriftbandes ange-
bracht; die übrigen Zeichen, welche genau mit den Tümp-
lingschen übereinstimmen, stehen an der Flanke, nämlich:
Löwe, Adler, Pelikan und Stier. Es kann kein Zweifel
sein, daß es sich hier um eine den Tümplingschen nahe
verwandte Glocke handelt. Auch die Silberglocke in Pößneck
hat unter der Menge von Reliefs, die sie schmücken, eine
Anzahl der auf den Tümplingschen Glocken vorkommenden
Bilder : genau übereinstimmend den Reichsadler und Löwen
im Wappenschild, letzteren einmal nach rechts und einmal
nach links schreitend, sowie den Pelikan ; die Evangelisten-
zeichen sind in eben solchen Medaillons, aber jedesmal nach
der entgegengesetzten Seite blickend und in etwas anderer
Ausführung. Auch finden sich dort die 6-blättrigen Rosetten
wie in Altendorf, aber in einem Kreisrund. Wollte man
die Verwandtschaftslinie noch weiter hinaus verfolgen, so
könnten hier weiter noch die Glocken in Saalfeld, Jena,
Cumbach, Löberschütz angeführt werden, die in Form und
den meisten Reliefs mit der Pößnecker Silberglocke überein-
stimmen. Eine Anzahl dieser Reliefs sind sogar unter den
Anhalter Glocken durch Schubart nachgewiesen worden in
Görzig, Gröna, Großmühlingen, Nienburg, Reinsdorf und
Warmsdorf. Schubart setzt aber die Entstehungszeit aller
dieser Glocken zu früh an, in die erste Hälfte des 13. Jahr-
hunderts. Durch seine Funde konnten einige undeutliche
und im Gaß fast vollständig mißlungene Bilder in Jena und
Pößneck bestimmt werden, wie auch einige zu kühne
Deutungen Schubarts durch die diesseitigen Funde ihre
Korrektur fanden *).
Über die Herkunft der Tümplingschen Glocken findet
sich bei v. Tümpling, I, S. 89 ff., auf Grund der geschicht-
1) Dies ist besonders auffällig an 2 Bildern in Görzig (Schubart,
S. 251) und Gröna (Schubart, S. 268), von denen das erste als Ver-
kündigung an Zacharias gedeutet ist. Durch ein in Reinsdorf, Kr.
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Die Glocken des Neu*tädter Kreises.
Hl
liehen Nachrichten über das Geschlecht derer von Tümpling
eine scharfsinnige Kombination. Danach wäre in einem
Albrecht v. Tümpling (f zu Beginn des Jahres 1411), einem
Ratsherrn in Jena, der als solcher zu den sog. Ratsdörfern
(Jenalöbnitz, Oßmaritz, Nachbarort von Nennsdorf) in Be-
ziehung stand, der Stifter der 3 Glocken in der Nähe von
Jena zu suchen. Allein diese Annahme wurde schon von
Bergner bezweifelt, da die Glocken in frühere Zeit, wohl
in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu setzen sind.
Mit ziemlicher Sicherheit aber ist der Zusammenhang der
Glocken mit Albrecht v. Tümpling gelöst worden durch
die Auffindung der beiden Glocken in Wittchenstein und
Geißen; denn wie sollte eine Beziehung zu diesen beiden
entlegenen Orten möglich sein? An eine Verschleppung
dieser Glocken in die betreffenden Orte kann aber auch
nicht gut gedacht werden. Eher ließe sich ein Schluß auf
die Herkunft der Glocken ziehen aus den verschiedenen
Wappen, die darauf angebracht sind : der Reichsadler, der
Thüringer Löwe und das Tümplingsche Wappen. Wie andere
Zweige des Handwerks als landesherrliche Regalien ver-
liehen wurden, so war es auch bei der Glockengießerzunft.
Noch bis ins 17. und 18. Jahrhundert gab es Fürstlich
privilegierte Stück- und Glockengießer (Johannes Berger
in Weimar 1638 — 80, Johann Melchior Derck in Mei-
ningen 1717 — 1753, die Hilliger in Freiberg). Neben
Querfurt, gefundenes, sehr deutliches Relief sind beide als Simson
im Kampf mit dem Löwen festgestellt ; durch dasselbe Relief findet
aber ein im Guß fast gänzlich mißlungenes Bild der Glocke in Jena
seine Erklärung, in welchem Bergner, Glockenkunde, S. 59, einen
Hirsch und Hund vermutete; es ist dieselbe Darstellung Simsons
mit dem Löwen. Ein undeutliches Bild der Glocke in Pößneck
konnte mit der Abbildung 206 bei Schubart identifiziert werden,
welches eine Scene aus dem Leben des heiligen Gallus darstellt. In
dem herzförmigen Relief in Gröna (Schubart, Abb. 93) endlich,
welches Schubart als das Wappen derer von Struz auf Pohle erklärt,
zwei große, auf Gezweig sitzende Vögel, dazwischen eine sternförmige
Blume, vermute ich dasselbe Relief, welches weiter unten bei Veits-
berg erwähnt wird, eine Verkündigung der Maria.
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88
Die Glocken des Neustädter Kreises.
den klösterlichen Werkstätten, in Thüringen besonders der
Benediktiner, mögen sich die weltlichen Gießer unter den
Schutz der Fürsten und Herren gestellt haben. Sonach
würde sich speziell das Tümplingsche Wappen nicht auf
einen Glockenstifter dieses Geschlechts, sondern auf einen
Beschützer oder Lehnsherrn dieses Handwerks beziehen
der wieder im Lehns Verhältnis zum Thüringer Landgrafen
und dem Kaiser stand. So führen noch später (s. o.) die
Glockengießer unter dem Relief der Maria in der Nische das
Thüringer Wappen mit dem Löwen, wie es auch bei Klaus
Rimann (Wetzdorf) vorkommt 2 ). Wollte man annähernd auch
die Gießstätte bestimmen, so würde weniger auf Jena
(Bergner), wohl kaum auf Erfurt, sondern eher auf Naum-
burg zu schließen sein, wo das Geschlecht von Tümpling
frühzeitig angesessen war und wo in dieser Zeit der Glocken-
guß blühte ; eine Anzahl frühmittelalterlicher Glocken mit
Majuskelinschriften führen das Wappen von Naumburg (einen
Schlüssel und ein Schwert gekreuzt), z. B. in Allstedt (bei
Lehfeldt). Hieraus ließe sich dann auch, die Verwandtschaft
der betreffenden Glocken als tatsächlich vorausgesetzt, die
Beziehung zu den Anhalter Glocken erklären, wie sie schon
bei Klaus Riman vermutet wurde 3 ).
1) Zu vergleichen wäre auch Heinrich Ciegelers (Sichelers)
Gießerzeichen, die Sichel.
2) Dies ist zu berichtigen nach meinen Ausführungen des Auf-
satzes: Pilger- oder Wallfahrtszeichen auf Glocken, Denkmalpflege,
6. Jahrg., No. 7 vom 1. Juni 1904.
3) Ganz überraschend war die Auffindung einer Glocke in
Groß-Göhren, Kr. Merseburg, nach den B.- u. K.-D. der Provinz
Sachsen. Auf einem 4 cm breiten Schriftband hat sie die Inschrift
in Buchstaben von verschiedener Größe:
+ Bei?epiaTK
auf einem halb so breiten Band steht darunter ungefähr in der Größe
der kleineren Typen der Name Benedicta.
Die Schriftzeichen stimmen aufs Haar mit denen der Tümpling-
Sehen Glocken überein; am meisten überraschen aber die bekannten
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Die Glocken des Neustüdter Kreises
89
f) Obel eich das Zeichen 1 anf der oberen Platte
zwischen den Henkeln, wie schon oben unter b) ausgeführt
wurde, nicht einem einzelnen Gießer angehört, so können
doch einige durch Schönheit besonders hervorragende
Glocken des Neustädter Kreises nicht anders klassifiziert
werden , als durch dieses Zeichen. Es sind dies die
beiden großen Glocken auf dem Peterskirchturme in Weida
nebst einer daselbst 1683 umgegossenen, die Glocke in
Schmieritz, Neustadt, Hospitalkirche und Kleinbernsdorf.
Sie sind kenntlich durch die große Minuskel l ) [10 cm
Länge in den Grundstrichen], die größte Form im Neu-
städter Kreis, mit ebenso schön und sauber ausgeführten
Majuskeln als Initialen, und durch ein großes Relief der
Kreuzigung.
Dieses Relief kommt noch einmal auf einer undatierten
Glocke ohne Inschrift, aber mit Schwertern, in Göschwitz
bei Jena vor, die bei übrigens gleicher Form und Aus-
stattung daher auch demselben Gießer zuzurechnen ist.
Auch die geschwänzten Punkte, abwechselnd mit rauten-
förmigen, als Trennungszeichen, finden sich auf den mit In-
schriften versehenen Glocken gleichmäßig, ebenso das eckige
Ordinal-o und die Nasen am c und e.
5 Tümplingschen Medaillons, denen als sechstes ein auch auf anderen
Glocken vorkommendes mit dem Krucifixus beigefügt ist. Letzteres be-
findet sich auch auf der erwähnten Glocke in Obermöllern. Sie stehen
zwischen den einzelnen Worten in dieser Folge : Pelikan, Adler, Löwe,
Krucifix, Stier, Engel; letzterer wieder genau in derselben Stellung
wie in Altendorf b. Kahla und Pößneck. Das Tümplingsche Wappen
fehlt. Immerhin ist die Übereinstimmung im einzelnen wie in der
ganzen Anordnung so in die Augen fallend, daß man diese Glocke
ohne Zaudern den Tümplingschen anreihen muß. Damit wird die
oben ausgesprochene Vermutung über den Ort der Herstellung be-
stärkt ; die größte Wahrscheinlichkeit ist für Naumburg oder Merse-
burg. Zu vergleichen ist hierzu auch das zur Zadelsdorfer Glocke
Bemerkte.
1) Die Buchstaben sind auch hier aus Wachstafeln ausge-
schnitten.
Die Glocken des Neustädter Kreises.
Fig. 51a. Weida I. (V. nat. Gr.)
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Die Glocken des Neustadter Kreises.
91
Weida 1 hat die Inschrift : + TtttttO • bnt . ffi°C(CC 0 • litt 0 •
o rcjr • glorte • vtni • cv • pace. Durchm. 140 cm,
Höhe 107 cm (Fig. 51a).
Weida 2 : + %nno • btti - m 0 • cccc 0 • j:\vi 0 • matia • ct> •
erit. Durchm. 96 cm, Höhe 81 cm.
+ Weida 3: von 1453 laut der Inschrift auf der 1683 ge-
gossenen *).
Fig. 52. Schmieritz. (V 6 nat Gr.)
An beiden ist anf der Flanke die Kreuzigungs-
gruppe mit Maria und Johannes (bei Walther, Das alte
Weida, S. 25 : das erhabene Bild zweier Frauen : Maria
und Eva), oben am Kreuz auf einem Band der titulus:
t • It • t • t
Nach Walther a. a. 0. sollen diese Glocken, einschließ-
lich der 1683 umgegossenen dritten, nach dem Brand der
Peterskirche 1456 im Bruderkriege von Herzog Wilhelm
gestiftet worden sein, der auch die Kirche wieder auf-
1) Eine vierte Glocke dieser Art vom Jahre 1445 fand ich in
Leißling, Kr. Weißen fels. Die Inschrift schließt dort : CO em maria.
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92
Die Glocken des Neustädter Kreises.
baute. Damit stimmt aber die Jahrzahl der zweiten Glocke
nicht überein, die Stiftung könnte sich bloß auf 1 und 3
beziehen.
Schmieritz: + äno • &ni • m° • cccc 0 • jrltu 0 • tmner •
fc' • bavml)C3,iVtfo. Durchm. 76 cm, Höhe 60 cm.
(Fig. 52).
An der Flanke dieselbe Kreuzigungsgruppe wie in
Weida mit Sonne und Mond links und rechts über dem
Kreuz. Statt der Schwerter sind hier bloß Spitzen, die
vom Mittelzapfen ausgehen. Die Glocke wurde, als die seit-
herige kleine Kapelle im Jahr 1440 zur Kirche ausgebaut
worden war, angeschafft und kam beim Bau des neuen
Turmes 1748 an ihren jetzigen Platz.
Fig. 53. Neustadt. (*/ 4 nat. Gr.)
Neustadt, Hospitalkirche, undatiert: + <W>C + matt* +
grada + plena + frommt* + tecvm. Durchm.
54 cm, Höhe 42 cm (Fig. 53).
Als Trennungszeichen stehen hier kleine, gleicharmige
Kreuze; an einzelnen von ihnen ist deutlich zu erkennen,
daß sie aus schmal geschnittenen Wachsstreifen zusammen-
gefügt wurden.
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Die Glocken des Neuetädter Kreises.
93
Die Ausführung der Buchstaben, die Nasen an c, e
und 1, die Schwänze an e, r, g, t, lassen sie als unzweifelhaft
zu dieser Gruppe gehörig erscheinen. Dasselbe gilt von der
Glocke in Kleinbernsdorf (Fig. 54), undatiert: l;>üf betOC
gOt tnari<*, Durchm. 75 cm, Höhe 58 cm. Hier sind nicht
bloß die Worte des bekannten Glockensprnches durch-
einander geworfen, sondern auch einzelne Buchstaben ver-
schoben und umgekehrt. Trotzdem findet man die Er-
kennungszeichen ohne Mühe an der Form und Größe der
einzelnen Buchstaben. Außerdem ist auf der Flanke der
I l I
i t m
Fig. 54. Kleinbernsdorf. (7 6 nat Gr.)
Korpus eines Krucifixus ohne Kreuz aufgegossen. Lehfeldt
liest den Schnörkel am t bei berot als z und schreibt
darum berotj (berath's). Noch großartiger tritt aber seine,
die Glockenkunde verwirrende Oberflächlichkeit bei der
Zeitbestimmung der beiden letzten Glocken zu Tage. Die
in Neustadt setzt er ohne Angabe des Grundes in gleiche
Zeit mit der ebendort befindlichen Ciegelerschen Glocke, die
Kleinbernsdorfer aber in das Ende des 14. Jahrhunderts!
Um die letztere Zeitangabe plausibel zu machen, erkennt
er den Krucifixus als noch mit vollständiger, eng anschließen-
der Bekleidung versehen, wovon keine Spur vorhanden ist.
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94 Die Glocken des Neustadter Kreises.
Uns hat in diesem Falle wieder die genaue Vergleich ung
der Formen und Ausstattung zu ziemlich sicheren Er-
gebnissen geführt.
g) Zu den merkwürdigsten Glocken gehören die folgen-
den, welche meist auf der Flanke das Relief eines Bischofs,
zuweilen dasselbe zweimal, und andere kleine Reliefs
tragen, die sich aber besonders durch die Form der Buch-
staben als von einem Gießer stammend ausweisen. Dazu
kommt, daß die meisten von ihnen die Schriftzeichen sinn-
los durcheinander geworfen, linksläufig und auf dem Kopf
stehend haben, sog. Kryptogramme, die jedem Lösungs- und
Erklärungsversuch zu spotten scheinen. Das Verbreitungs-
gebiet dieser Glocken zieht sich von der Umgegend von
Apolda (auch Weimar) nach Jena und Dornburg, durch den
Neustädter Kreis bis weithinein in den Altenburgischen
Ostkreis 1 ). Einzelne Glocken haben außer den originellen
Majuskeln auch Minuskeln bunt durcheinander gewürfelt, ja
es hat den Anschein, als ob drei mit ebensolchen sinnlosen
Minuskelinschriften versehene Glocken demselben Gießer zu-
zuweisen sind, da sie dasselbe Bild des Bischofs tragen.
Vertreter dieser Klasse gibt es im Neustädter Kreise
5 zu verzeichnen, einschließlich einer zweifelhaften in Hund-
haupten. Merkwürdigerweise repräsentiert jede von diesen
eine besondere Unterabteilung, und gerade die reinen
Majuskel-Kryptogramme fehlen.
1) Arnshaugk: ÄOi GOT WIG SGRG GXT + GVT
VOR GRG zwischen zwei Stricklinien, an denen der
Knoten noch deutlich zu erkennen ist. Durchm. 38 cm,
Höhe 39 cm (Fig. 65). Das Profil ist sehr schlank, die Haube
ist hoch, die obere Platte leicht gewölbt. An der Flanke be-
finden sich 3 Reliefs (Lehfeldt sah bloß 2): unter dem A
Relief: Maria mit Kind und Joseph, darüber, durch einen
Bogen abgesondert, Gott Vater oder ein Engel mit einem
1) Auch im Kreis Naumburg (Altflemmingen) habe ich eine
solche Glocke festgestellt.
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Die Glocken des Neustadtcr Kreises.
95
Stab auf das Kind zeigend (Fig. 56a). Das Relief ist ein
Abdruck eines sog. Pilgerzeichens (vergl. zu Fig. 60). Unter
dem S der Bischof auf dem Drachen, die Rechte segnend
erhoben, in der Linken den Bischofsstab, den er in den
Rachen des Drachen stößt (Fig. 56 b). Das auf mehreren
anderen Glocken vorkommende Schriftband zur Rechten des
Bischofs mit den Namen CÄSPÄR fllGLCXlGR fehlt hier.
Fig. 55. Arnshaugk. (V* nat. Gr.)
a b c
Fig. 56. Arnshaugk. ( 8 / 4 nat. Gr.)
Unter dem Kreuz ( + ), welches hier inmitten der Inschrift
steht und jedenfalls ein reines Weihekreuz ist mit Bezug auf
das darunter befindliche Relief, Maria mit dem Kind in
der fialen geschmückten Nische, unten ein kleines Wappen-
schild mit dem Löwen, ein häufig auch bei anderen Gießern
vorkommendes Bild (Fig 56 c). Merkwürdig ist der deutsche
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
Spruch mit seinem absonderlichen Inhalt, desgleichen die
Form des W und der beiden letzten G. Das G in GIT
findet sich noch einmal in Lobeda. Die Buchstaben sind
sehr erhaben und zierlich, zumeist mit den noch erhabeneren,
diese Schrift charakterisierenden Punkten versehen. Zu
bemerken ist noch, daß alle Buchstaben in gleicher Ent-
fernung von einander stehen ohne besondere Trennung der
einzelnen Worte; dies ist für die Beurteilung der später zu
erwähnenden Kryptogramme wichtig.
Die folgenden Glocken können nur mit Vorbehalt hier-
her gestellt werden, weil sie neben deutlichen Überein-
stimmungen doch auch wesentliche Abweichungen zeigen.
2) f Solkwitz, nach einer Pause des Herrn Pfarrer
Hufeid von einer im Jahre 1895 gesprungenen und umge-
gossenen Glocke. Sie trug die Minuskeln 0 d a t <t b d
P 0 P (Fig. 57). Ob Reliefs sich darauf befanden, ist nicht
überliefert, nach dem Fol-
genden auch nicht wahr-
[ scheinlich. Die Möglichkeit,
diese verschwundene, ledig-
<\0 fr^ CiO DaC ^ e * n6r notdür ^ lti S ei1
Pause bekannte Glocke über-
haupt und gerade hier ein-
Fig. 57. Solkwitz. («/ 4 nat Gr.) zugliedern , gab eine in
Weimar in dem Giebel der
Kirchturmspitze befindliche, für den Stundenscblag dienende
Glocke, die im Winter 1902 entdeckt wurde. Diese hat
nämlich außer den genau mit der Solkwitzer Schrift überein-
stimmenden Minuskeln noch einige der bei Arnshaugk ge-
botenen Majuskeln und ferner auch ein P, welches dem
Typus der Tümplingschen Glocken angehört Sie wäre
demnach als ein Mittelglied zwischen den Typen von
Solkwitz und Arnshaugk anzusehen. Reliefs sind nicht
darauf.
3) Den Charakter eines solchen Bindegliedes trägt auch
die kleine Glooke in Neunhofen. Diese bietet folgende
v
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Die Glocken des Neustadter Kreises.
97
Inschrift: SSocSScoSSo (Fig. 58); darunter an
der Flanke zwischen den beiden letzten 8 den Buchstaben
Fig. 69, den man als s aber auch als h lesen kann. Lehfeldt
Fig. 58. Neunhofen. (»/ 4 nat. Gr.)
hat nur 10 Zeichen und schreibt unter Erwähnung, daß ge-
mischte gotische Majuskeln und Minuskeln vorhanden sind:
JSCONS (oder tj?) OJSOJSC Die S gleichen denen in
Arnshaugk aufs Haar, besonders wegen der oben
erwähnten Punkte, auf der breiten Schleife steht
aber noch zwischen 2 Kreuzen in kleiner Schrift
und bald mehr, bald weniger deutlich, zweimal
auch verkehrt: + <U>* +• Ob der Buchstabe
an der Flanke l) oder 0 das Bild des Bischofs Neunhofen,
ersetzen oder als h auf den später zu er- (7 4 nat.Gr.)
wähnenden Gießer Herlin (Leutra) oder als s
auf einen der beiden Kirchen heiligen Simon und Judas
hindeuten soll, muH dahingestellt bleiben. Die Henkel haben
Fischgräten Verzierung.
5) Die Glocke in Burgwitz hier einzureihen, erscheint
auf den ersten Blick sehr gewagt, geschieht auch mit Vor-
behalt. Einige gewichtige Eigentümlichkeiten berechtigen
aber zu dieser Eingliederung. Die Inschrift am Hals zwischen
2 Stricklinien lautet (Fig. 60): (Relief Maria mit Kind
und Joseph) aomrsmatnep (Relief Maria mit Kind)
b r U f 0pA6Ut)brt ttpe (hierzu vergl. das Faksimile
von Lehfeldt, welcher aus der ersten Hälfte herausliest:
nomti 0 mar n sp = ttotmn eanctae maviat noetra
spe* ! I), An der Flanke befindet sich an zwei einander
entgegengesetzten Stellen in Relief das Bild des Bischofs
auf dem Drachen mit Schriftband (Fig. 61) *). Ganz un-
1) Genau dasselbe Bild des Bischöfe findet sich auf einer un-
datierten Glocke ohne Inschrift von sehr schlankem Profil (vergL
Zelttdir. f. Thür. Goch* Sappl. I. 7
98
Die Glocken des Neustädter Kreises.
verständlich lautet Lehfeldts Beschreibung der Reliefs : Spitz-
dach-Ädikula mit Anbetung des Kindes (!), Spitzdach-
Ädikula mit einer Mitteldarstellung (?), zu deren Seiten (? ?)
je ein heiliger . . . Bischof mit Schrift band. Dies alles,
wie auch die Bemerkung zu Anfang : aus der ersten Hälfte
Fig. 60. Burgwitz. (V 4 nat Gr.)
des 14. Jahrhunderts, den öfter in der Gegend gefundenen
gleichend (?), ist reine Phantasie. Was am meisten für die
Zugehörigkeit dieser Glocke zu unserer Gruppe spricht, ist
das zweimal angebrachte Belief des Bischofs. Die beiden
in das Schriftband eingefügten Reliefs sind nach einer
persönlichen Mitteilung des dänischen Glockenforschers F.
üldall in Randers Abdrücke sogen. Pilger- oder Wallfahrts-
Arnshaugk) in Eisdorf, Kr. Merseburg. Dort hat man die Buchstaben
auf dem Schriftbande als Maria o Mari zu deuten versucht; sie
werden aber nichts anderes bedeuten wie hier: Caspar Melchor.
Auch der Drache ist dort nur durch einige Schnörkel bei der Re-
produktion angedeutet und wohl kaum als solcher erkannt. Zwei
andere Medaillons jener Glocke sind deutlich als große Pilgerzeichen
erkennbar.
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Die Glocken des Neustadter Kreises. 99
•
zeichen, als solche kenntlich an den 4 Ösen zu beiden
Seiten 1 ), an welchen das als Ausweis für die wirklich
ausgeführte Wallfahrt dienende metallene Zeichen auf den
Rock u. s. w. des Pilgers aufgenäht wurde *). Weiter spricht
für die Eingliederung in diese Gruppe die ganz analoge
Zusammensetzung des Krypto-
grammes (s. u.) und die ohne
jegliche Trennung aneinander
gereihten Buchstaben, die bloß
durch die beiden Reliefs in
2 Gruppen geteilt sind, sowie
auch die teilweise verkehrte Stel-
lung der Buchstaben. Bei wie-
derholter Vergleichung der son-
derbaren Schriftproben drängt
sich je länger je mehr der Ge-
danke auf, daß sie dem Griffel
eines einzigen sonderbaren
Schreibkünstlers entstammen
müssen. Auffällig ist nur das
eine, daß hier Minuskeln ge-
braucht sind. Allein dieser
Haupteinwand schwindet durch
den Hinweis auf den gemischten Gebrauch von Majuskeln
und Minuskeln in Weimar (vergl. oben zu 2 und 3) ;
deshalb ist die Glocke in Weimar ein unschätzbares
1) Bei Bergner, Glockenkunde, Taf. VI, Fig. 55, fehlen die
Ösen. Andere Pilgerzeichen finden sich auf Glocken in Hainichen
(Bergner, ebenda, S. 71) und Groß-Kochberg vom Jahr 1479 (S. 76)
mit den 14 Nothelfern , vielleicht aus Vierzehnheiligen b. Jena
stammend, mit der Unterschrift : riüi nottyelfet bittet v(or), Groß-
Kochberg mit Maria und Kind und 2 Heiligen und der Unterschrift :
maria l)ilf vne, sowie auf der Silberglocke in Pößneck zwei große,
denen zu Eisdorf ähnliche. Ihre Zahl kann bei weiterem Nach-
forschen sicher leicht vermehrt werden.
2) Vgl. meinen Aufsatz: Pilger- oder Wallfahrtszeichen auf
Glocken, in der Zeitschrift: Die Denkmalpflege, 6. Jahrg., No. 7,
vom 1. Juni 1904.
7*
307772
Fig. 61. Burgwitz.
( B / 4 nat. Gr.)
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100
Die Olocken des NeustaUter Kreises.
StOck für die Aufklärung dieser dankein Inschriften
Weiter aber verliert der Einwand viel von seiner Kraft
durch den Vergleich beider Schriftarten. Die sehr fein and
sauber geschnittenen Minuskeln tragen in einzelnen Bach-
staben besonders deutlich hervortretend das Gepräge einer
früheren Zeit, etwa der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts;
die Majuskeln aber weisen trotz ihrer teilweise alten Formen
in der Zierlichkeit und Gewandtheit der Ausführung auf
spätgotische, also wohl dieselbe Zeit
Von dieser Art der Glocken mit Minuskel-Krypto-
grammen sind bis jetzt noch zwei bekannt, die hier gleich
ihre Stelle finden mögen.
5) Schorba b. Jena: (Relief der Geburt) a V * f n a
t tt (Relief der Maria mit Kind wie Amshaugk) b tl A 0
b n n t>. Das Bild des Bisohofs fehlt
6) Vogelgesang b. Ronneburg; Relief der Maria mit
Kind, zu Füßen ein Wappen, das in Schachbrettfelder ge-
teilt ist, rechts und links von der Nische steht hier je ein
Engel mit erhobenen Flügeln, am Sockel undeutliche Schrift
Dasselbe Bild hat Schubart, S. 268, Fig. 87, auf einer
Glocke in Gröbzig mit demselben Wappen. Er bat aber die
Engel verkannt and hält sie für die anbetenden Könige.
Ein gleiches Bild steht in Gemeinschaft mit dem Bischof
auf einer Majuskel-Kryptogramm-Glocke in dem benach-
barten Gauern (S.-Altenburg). Die Inschrift hinter dem
Relief lautet hier: btiatbentarifbop. Leh-
feldt: „bna t tWP f&r fr POj:, undeutliches Relief". Bei
Löbe, K u. Sch. ist die Sohrift grobe Mönchsschrift ge-
nannt.
7) Endlich ist noch eine Glocke aus dem Neustädter
Kreise zu erwähnen in Hundhaupten. Die Inschrift lautet
1) Hierher gehört auch eine jüngst von mir aufgenommene
Glocke in Wiegendorf b. Weimar (vgL Bergner, Zur Glockenk.,
S. 62, No. 12, nach Lehfeldt) mit der Inschrift mf(fcaGl $axpa*a
(nicht gafpatta caepar nach Lehfeldt), dazwischen 3 Pilgerzeichen
(nicht „schwache Reliefs der Kreuzigung 4 * nach Lehfeldt).
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Die Glocken des Neustadter Kreise*.
101
(Fig 62) : + 0 • antra • mfeerere • ttobfo • fllt • txnuo • pcnt •
Ct>ltt • pace. Sie hat trotz einiger auffälliger Verschieden-
heiten doch auch wesentliche Übereinstimmungen, so daß sie
getrost dieser Gruppe angereiht werden darf. Ihr fehlen alle
bildlichen Darstellungen, sie hat sogar Schwerter zwischen
den Henkeln, die i sind mit Punkten versehen, als Trennungs-
zeichen dienen ähnliche, meist rautenförmige Punkte. Be-
sonders bemerkenswert aber ist der zusammenhängende
Spruch. Bei genauer Vergleichung fallt die Übereinstimmung
der meisten Buchstaben ins Auge: s, a, e, vor allem die
Formen der linksläufig geschriebenen: m, e, n. Die Tren-
nungspunkte finden sich in gleicher Gestalt auf sicher dieser
Fig. 62. (»/4 nat Gr.)
Gruppe angehörenden Glocken (vergl. Lobeda). An den
Henkeln befindet sich Fisch gräten Verzierung. Mangels
anderer unbedingt beweisenden Merkmale darf sie wenigstens
als nahe verwandt bezeichnet werden.
Zum Vergleich und zum Zweck weiterer Aufklärung
folgen die in benachbarten Landesteilen bis jetzt nachge-
wiesenen Glocken in Majuskeln. Für die Erklärung ist es
von unschätzbarem Werte, daß eine Anzahl von ihnen zu-
sammenhängende Worte und Satze enthalten, eine sogar die
Jahreszahl! Die für die Forschung wertvollste wurde im
Sommer 1902 auf dem Rathaustürmchen in
8) Lobeda entdeckt, wo sie als Uhrglocke dient. Ihre
Inschrift lautet: + <*VG • ULBlRIA • GRÄCIa • PLGNLB.
• DGR in kleinen Typen. Das Anfangskreuz besteht aus
einein vertikalen Strich und 2 rechts und links in seiner
102
Die Glocken de« Neustädter Kreises.
Mitte, wie bei den Buchstaben, angebrachten sehr erhabenen
Punkten. Die Majuskeln sind genau von der charakteristi-
schen Form, G erscheint in derselben auffälligen Form wie
in Arnshaugk. Von größter Bedeutung aber ist hier die
Auffindung der beiden Minuskeln a, welche genau mit denen
der Minuskelinschriften 4 — 7 übereinstimmnn und den Be-
weis erbringen, daß die Majuskel- und Minuskel-Inschriften
von demselben Meister herrühren. Auch das Schlußwort
DGR ist nach mancher Seite hin wertvoll. Man erwartet
an seiner Stelle Dominus, statt dessen verfällt der Schreiber
in den Fehler kryptogrammatischer Unklarheit, oder er fängt
an deutsch zu denken und will die zweite Hälfte des Spruches
mit „d e r Herr ist mit dir" fortsetzen. Auf jeden Fall liegt
hierin wiederum ein Fingerzeig zur Erklärung der Krypto-
gramme. In Lehesten und Gauern (s. u.) kommt mitten
in dem Wirrsal der Buchstaben dieselbe Gruppe DGR vor,
in Gauern dazu noch die Gruppe DBB*
9) In Wenigenjena steht genau mit denselben Buch-
staben der Engelsgruß: AVG MARIA in kleinen Typen,
wodurch unschwer die Klassifizierung der Glocke gegeben ist.
10) In Schöna, Beuß j. L., findet sich bloß der Name:
+ MARIA (statt R steht F) + A • S + IlOH (der letzte
Buchstabe könnte auch ein verstümmeltes R sein). Lehfeldt
setzt das erste Kreuz hinter Maria und schiebt dann noch
ein I? ein. Auffallend sind die mannigfaltigen Trennungs-
zeichen, 3 Kreuze und ein rautenförmiger Punkt, das
2. Kreuz ähnlich wie in Hundhaupten, das 3. genau wie in
Arnshaugk; das o in Minuskelform erinnert an Neunhofen.
Wenn das letzte Wort JxoR zu lesen wäre, möchte man es
für verdorben aus heR halten und in diesem eine Ab-
kürzung von IlGRLIH sehen, wie in Leutra (s. folgende
Glocke). Dort geht dem Namen auch ein S voraus, das
Bergner als Sigillum deuten will.
11) Leutra: m°.*.CCCC° - * IlGRLII?. Die
einzelnen Gruppen sind durch Sterne getrennt, die aus einem
mittleren und 8 darum stehenden, durch feine Striche ver-
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Die Glocken des Neustädter Kreise*.
103
bundenen Punkten gebildet sind ; hinter Ht und CCCC sind
die Sterne im Guß mißraten. Das große Ordinal-o hat ganz
moderne Form. Durch diese Inschrift ist die Entstehungs-
zeit bezeugt. Von anderer Seite ist der Name H. Herlin
als der eines Glockengießers bezeugt. In Stiebritz b. Dorn-
burg befindet sich nämlich eine Glocke mit der Inschrift:
+ I>Üf • cjot • maria • gttofc . t>ne • com • co (komm zu). An
dieser Inschrift ist freilich alles anders, als an denen unserer
Gruppe : das Anfangskreuz ähnelt dem der Tümplingschen,
die Form der Typen kommt denen der Schwerterglocken
nahe (vergl. besonders Weida: maria CV CW, und Klein-
bernsdorf hinsichtlich des g und t). Die Flanke ist mit
kleinen Linienreliefs bedeckt, darüber aber befindet sich
das Gießerwappen : ein lehnender Schild mit Glocke, darauf
ein Helm mit wallenden Federn, als Helmzier eine Glocke,
oben darüber ein Schriftband, das linksläufig den Namen
German f>erlttt trägt 1 ). Wenn unter den beiden Namen
ein und derselbe Gießer gemeint ist — der Zeit nach ist
es sehr wohl möglich — so müßte man allerdings zu den
beiden Formen der Minuskel- und Majuskeltypen noch eine
dritte, völlig andere, dem einen Meister Hermann Herlin
in der Zeit bis Mitte des 15. Jahrhunderts zuschreiben.
Die beiden schönen Glocken in Jena von 1415 (vergl.
Bergner, S. 59) haben in Bildern und Schrift denselben
Typus wie die Stiebritzer Glocke. Man könnte daher die
Lösung der Schwierigkeiten darin finden, daß Stiebritz und
Jena einer älteren, die Glocken vom Typus in Leutra einer
jüngeren Periode desselben Gießers angehörten, dessen
Heimat, wie schon Bergner vermutete, in Jena oder in der
Nähe anzunehmen wäre.
Die sonderbarsten Werke dieses Gießers sind aber die
nun folgenden Kryptogramm - Glocken in Majuskeln. Bei
1) Vergl. Bergner, Glockenkunde, Taf. IV, Fig. 26, wo die
Glocke als Helmzier noch nicht deutlich erkannt ist und eher einem
A ähnlich sieht, daher dort die Vermutung, der Zuname könnte auch
Abotin gelesen werden.
104
Die Glocken de» Neustädter Kreises.
diesen Glocken stehen die Buchstaben auf dem Schriftband
am Hals in ganz gleicher Entfernung voneinander, so daß
nicht zu bestimmen ist, wo der Anfang sein soll. Auffallig
ist auch, daß hier, wie schon bei den früher erwähnten, ver-
schiedene Größen der Typen, zuweilen auf derselben Glocke
vorkommen (a. besonders Oßmaritz).
12) Ammerbach : RHffiHGVHTOSTOIUPARGI $J (am
Schluß derselbe Stern, mehr in der Form einer Rosette, wie
in Leutra). An der Flanke sind 2 Reliefs angebracht. Das
eine zeigt in einer giebelförmigen, von Fialen flankierten
Nische die Gestalt eines Heiligen mit Glorienschein, der in
der Linken einen nach oben zu spitz zulaufenden Gegen-
stand hält, am wahrscheinlichsten als Petrus mit dem Schlüssel
zu deuten; der Bart des Schlüssels ist undeutlich und nur
aus 2 wagrechten Strichen zu erkennen. Die Ausführung
ist im Guß schlecht gelungen, zeigt Gußfehler und läßt die
Einzelheiten nicht deutlich erkennen. Den Größenverhält-
nissen nach scheint es, als ob die Gestalt eine knieende
Stellung einnähme. Witte, Das evangel. Jena, S. 245, § 11,
deutet das Bild als „eine Person mit einem Schlüssel in
der Hand, utrum Petrum Apostolum, an pontificem Romanum,
Petri vicarium? me latet". Das zweite Relief ist noch
interessanter. Bisher war es falsch gedeutet; durch ein
Duplikat in Köckeritz b. Weida (s. d.) ist es erst verständ-
lich geworden. Wette, a. a. 0., beschreibt es: die Jung-
frau Maria nebst zween Heiligen ; darnach Bergner, Glocken-
kunde, S. 54: Maria unter einem von 2 Engeln gehaltenen
Thron oder Baldachin, sehr beschädigt wie in Jena. Bei
näherer Prüfung blickte aus dem undeutlichen Bild ein
großes bärtiges Gesicht hervor mit wallendem Haar, Bischofs-
mütze und Mantel, zu beiden Seiten stehen ihm auf den
Schultern zwei mit Glorienschein versehene Bischofsgestalten
in ganzer Größe. Dasselbe Bild befindet sich in tadelloser
Ausführung auf einer Glocke in Köckeritz. Es ist damit
jedenfalls derselbe Bischof gemeint, der auf den anderen
Glocken in ganzer Gestalt auf dem Drachen stehend er-
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
105
scheint, dessen Name aber noch nicht festgestellt ist (vergl.
hierzu das besonders deutliche Bild in Gauern, S.-Alten-
bnrg).
13) Graitschen: PRBSrDBfllAS r IRDRSD* > I?ACR*I
BniWßIRB. Es ist die größte Glocke von dieser Gruppe,
Durchm. 84 cm, Höhe 74 cm, und hat daher die längste,
verworrenste und wunderlichste Inschrift. Ein Anfang
der Inschrift ist nicht markiert. Von den Buchstaben steht
L 3mal, darunter 2mal linksläufig, Ii 3mal, R und ö lmal
auf dem Kopf, ob 0 und D auch miteinander verwechselt
sind, läßt sich bei der Gleichheit der Form nicht unter-
scheiden. Das verkehrte R ist eine kleinere Type als die
übrigen. Unter der Inschrift ist 2 mal, unter dem zweiten 8
und letzten M das Relief des Bischofs, unter dem zweiten A
das Bild der Maria mit dem Löwenschild darunter ange-
bracht An den Henkeln ist Fischgrätenverzierung.
14) Sulzbach b. Apolda: BHXRRSWTORDSRAffiP
D©I?DBAR*I, Durchm. 84 cm, Höhe 74 cm, in genau den-
selben Typen wie in Graitschen, Henkel mit Fisch gräten-
verzierung, 2mal das Bild des Bischofs auf dem Drachen.
16) Oßmaritz b. Jena: TORRBBllSTTOBnifllRAl?
ÖI?B, Durchm. 61 cm, Höhe 61 cm, aus größeren und
kleineren Typen gemischt, zwischen i> und B auf der Flanke
das Bild des Bischofs. Bei Lehfeldt sind die beiden links-
läufigen B als D gelesen, daß mißlungene R fehlt ganz, die
Buchstaben in drei Gruppen geteilt.
16) Lehesten b. Jena: AVIBAEPD . BR1RAB2XH
DI?B • AI2DBS, kleine Typen, zwei Buchstaben sind miß-
raten (V und 0 ?), E konsequent linksläufig, eine Gruppierung
der Buchstaben zu Worten ist nicht ersichtlich. An 2 Seiten
das Bild des Bischofs auf dem Drachen.
17) Rodigast b. Bürgel: AIRVBI22PWDBRSBBRDS,
kleine Typen, bei denen das A in etwas anderer Form (wie
in Lobeda, Wenigenjena, Arnshaugk) erscheint. An 2 Seiten
der Bischof auf dem Drachen.
106
Die Glocken des Neustädter Kreise«.
18) Ziegenhain f : Beim Umguß der alten Glocke
wurden die Buchstaben wieder verwendet; ebenso der
Bischof auf dem Drachen. Die Inschrift lautet: SVXI1PI
BMDBBl?SBrBI?*lRffiRI?. Die Buchstaben sind nicht
groß (vergl. Oßmaritz).
19) Vogelgesang (S.- Altenburg) : ABVMB1IIS1IR1?
DTODIEBISPffi, kleine Typen, unterhalb des V der Bischof
mit dem Drachen mit Schriftband (Lehfeldt : SPffi AGVR
*I€mSqRI?0 tH? DIAOP, Bischof nicht gesehen).
20) Gauern (S.-Altenburg) : BSVlIlffiDBRffiDBBIPV
SPIR, kleine Typen, unterhalb des ersten V der Bischof
auf dem Drachen in wunderschön gelungener Ausführung,
fast porträtähnlich, mit denselben Zügen wie auf dem großen «
Relief in Köckeritz; unter dem B Maria in der Nische mit
dem Kind, zu beiden Seiten der Nische je ein Engel, genau
mit dem Schachbrettwappen wie in Vogelgesang der Minuskel-
Kryptogramm-Glocke, nur die Unterschrift an dem Sockel
ist wegen Raummangels weggeblieben. Lehfeldt hat die
Buchstaben richtig, bloß die B alle rechtsläufig, aber er
gruppiert wieder: DG RXH DG BI? V JSPIR € SVlIlffi;
auch fehlt das Bild des Bischofs bei ihm. Er setzt die
Glocke ins 14. Jahrhundert.
Aus dem gesamten Material läßt sich als ziemlich
sicheres Ergebnis folgendes feststellen: Die Glocken stammen
von einem Gießer aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts,
der sich in Leutra H(ermann) Herlin nennt. Dieser hat
leise Beziehungen zu dem Verfertiger der Tümplingschen
Glocken, dessen Heimat aber nach Naumburg wies: in den
übereinstimmenden Majuskeln in Weimar ; auch das Bischofs-
bild kommt in ähnlicher Form, aber ohne Drachen auf den
den Tümplingschen nahestehenden Glocken in Jena und
Pößneck vor. Es ist wohl nicht zufällig, daß auf dem
Stadtkirchenturm in Jena die beiden Verwandten zusammen-
treffen: die Sonntagsglocke mit den verschiedenen Reliefs,
darunter dem des Bischofs, und die beiden von 1416, welche
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Die Glocken des Neustädter Kreise«.
107
der Herlinschen in Stiebritz nahestehen. Auffällig bleibt
die Verwendung bald von Majuskeln, bald von Minuskeln;
sie ist aber durch Glocken, welche beide Schriftarten zu-
gleich tragen, sicher nachgewiesen. Die Kryptogramme
endlich, lassen sich in derselben Weise wie oben bei den
Tumplingschen erklären; dadurch deutet sich eine innere
Verwandtschaft beider Gießer an. Schon bei den Tümpling-
schen wurde nachgewiesen, daß das Buchstabenmaterial der
übrigen Glocken dem Spruch in Wenigenjena entnommen
war : <& rej; glorie x>tni cvm pace Xtlatia I>üf. Bei den
Herlinschen Majuskelkryptogrammen fehlt durchweg der
Buchstabe X (außerdem nur noch K, Q, J und Z), auf den
Minuskelglocken kommt er bei zweien vor (Schorba und
Vogelgesang). Dagegen fand sich der Engelsgruß als zu-
sammenhängender Spruch in Lobeda (vergl. auch Schöna).
Von diesem Spruch finden sich deutliche Trümmer in
mehreren Majuskelkryptogrammen: Lehesten AVI RHIÄ
€I?A, Vogelgesang: ABV ffi- • R TO, Gauern: DBR
(vergl. Lobeda) DB • I?VS- Auch für die Minuskelinschrift
in Schorba vermutete schon Bergner, daß sie den entstellten
Gruß darböte: AP? fUAUl btiae Für andere In-
schriften, die schon durch eine größere Zahl von Buch-
staben auffallen, paßt der Engelsgruß nicht; es steht aber
der Annahme nichts im Wege, daß auch andere Sprüche in
der geschilderten Weise verwendet, d. h. von einem des
Lesens weniger kundigen Gießer zerrissen nnd verstümmelt
worden sind, vgl. die Sprüche in Arnskaugk und Hundhaupten.
6. Außer den bisher beschriebenen sind innerhalb des
Neustädter Kreises noch 16 teils datierte, teils undatierte
Glocken in Minuskeln (7) und Majuskeln (7 bezw. 9),
welche keiner der vorerwähnten Gruppen zugewiesen werden
konnten, zu denen vorläufig auch keine Schwesterglocken
in der Umgebung bekannt sind. Sie folgen daher als isolierte
Glocken nun der Reihe nach.
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Die Glocken de* Neuntädter Kreit*».
a) Isolierte Minuskel-Glocken :
a) Thränitz: t)üf + got JmaviA . berat • attno .
fcm • m • cuc • Ip« (Fig 68).
ß) ebendas. : tt>6 + crietve * anno • fem • rtt • CCCC • lpt1
• tar (Fig. 64).
ig. 63. Thranite L (V 4 nat Gr.)
Fig. 64. Thränitz II. (V 4 nat. Gr.)
Bei beiden bildet ein münzenähnlicher Abdrnek den
Anfang. Das dem Rosenbergerschen ähnliche Kreuz steht
als Weihekreuz zwischen den Worten der Anrufung. Als
Trennungszeichen dienen rautenförmige Punkte. Das 6 in
crfettts ist linksläufig und verdorben. Zu bemerken ist
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Die Glocken des Neustadter Kreises.
109
noch die richtige Schreibweise berat für sonst gewöhnliches
berot, nnd bei der 2. Glocke die Hinzufügung von iar zur
Jahrzahl, wie öfter bei Rosenberger.
y) Lindenkreuz: ßet>3 marta anno &m m cccc
Irrrpit (Fig. 66).
ÜÖKS) Hilf
Fig. 65. Lindenkreuz.
Die Glocke ist von einem weniger glücklichen Meister
fehlerhaft gegossen. Ein Anfangszeichen (Kreuz) fehlt,
ebenso jedes Trennungszeichen. Die Zahlen-Buchstaben sind
näher aneinander gerückt als sonst, statt t> in t>et>9 steht
ein verkehrtes g, statt des zweiten a in marta ein ver-
kehrtes t>.
d) Breitenhain: + anno + t>tu + cccc + prjcjrrjtt 0
(Fig. 66) i).
Das erste Kreuz ist ähnlich dem in Lobeda, das
zweite dem in Schöna, das dritte und vierte dem in Arns-
haugk. Die langen, schlanken Buchstaben ähneln denen
Andreas Heiners. Bei dem zweiten jf der Jahrzahl ist der
Haken abgesprungen, wie bei Heiner in Münchenbernsdorf.
Lehfeldt schreibt dafür ein + und datiert 1443, er hat
auch die Kreuze hinter amtO und fcni weggelassen.
1) Genau dieselben Typen stellte ich auf der Kryptogramm-
Glocke in Löbschütz b. Kahla fest (vgl. Bergner, Zur Glockenk.,
tt. 66, No. 11 und Abbildung Fig. 9).
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110
Die Glocken des Neustädter Kreises.
e) Köckeritz : + fyf Z got Z tnüvia + berot Z %mtn
+ Priftcleifon (Fig. 67).
0
fl
II
< v
Fig. 66. Breitenhain. (V 4 nat. Gr.) ;
»II 1
Fig. 67.
Die Typen sind scharf geschnitten und bis auf die
Verschiebung in betet gut ausgeführt. Als Trennungs-
bezw. Anfangszeichen dient 3mal ein von einem Kreis um-
schlossenes Kreuz, im übrigen außer zwischen Prtft cletfon,
die wie in ein Wort geschrieben erscheinen, 3 geschwänzte
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
111
Punkte, die hier einem z gleichen. Lehfeldt liest deshalb
berota; die beiden anderen Punkte hat er ebenso wie die
beiden letzten Kreuze weggelassen und schreibt außerdem:
I>üf, matia, AMEN, c|>rift. Auffällig sind die beiden
Großbuchstaben A, welche sehr den Herlinschen Majuskeln
gleichen; bloß ist hier der Querbalken gebrochen, dort
gerade. Was die Glocke noch besonders interessant macht,
sind die 4 auf der Flanke angebrachten Reliefs. Das erste
zeigt dieselbe Darstel-
lung wie das Bild in
Ammerbach (Fig. 68).
Hier ist es aber kleiner,
8 cm hoch, dort 8,4 cm
die Lange des Gesichts
mißt hier 27 mm, dort
31 mm. Vor allem aber
ist es hier mit größter
Sauberkeit ausgeführt,
während es dort, be-
sonders im Bart und
Nase, plump und roh
erscheint. Es ist das
Bild eines ernst blicken-
den Bischofs. Auf dem
Haupt trägt er die
reich verzierte Bischofs-
mütze; schön gelocktes Haar und ein wohlgepflegter
Bart umrahmen das feine Gesicht. Auf dem gestickten
Mantel hat er das Pallium und als Brustschmuck (Pektorale)
in einem Kreis einen fünfeckigen Stern (Pentagramm) mit
einem Punkt in der Mitte. Der über die Schulter herab-
gehende, strickähnliche Strich scheint ein Gußfehler zu sein.
Ihm zu beiden Seiten stehen scheinbar auf seinen Schultern
zwei kleinere Bischofsgestalten in ganzer Figur mit dem
Heiligenschein ; der links stehende hält den Bischofsstab, der
rechts stehende einen kreuzähnlichen Stab? oder Schlüssel?,
Fig. 68. Köckeritz. (»/« nat Gr.)
112 Die Glocken des Neustadter Kretas.
in der andern Hand aber einen Gegenstand, der einem
Kirchenmodell ähnlich sieht. Zu ihren Füßen ist je ein
Schriftband, darauf 2mal dasselbe Wort, von dem die Buch-
staben erkennbar sind: 6 . . ttbolf. In Ammerbach fehlen
diese Schriftbänder, an Stelle des Pektorale ist dort eine
rautenförmige Agraffe. — Das zweite Bild (Fig. 69) in
Medaillonform zeigt die Kreuzigung, zur Rechten und zur
Linken des Kreuzes stehen Maria und Johannes, über dem
Querbalken Sonne
und Mond, zur
Seite fangen 2
Engel das aus den
Händen fließende
Blut in Kelchen
auf. — Das dritte
Bild (Fig. 70)
stellt einen Bi-
schof im Brust-
bild dar mit in
Strähnen herab-
fallendem Haar,
Pallium, auf dem
Haupt die mit
Perlen ge-
schmückte Mitra,
zur Rechten ist der Bischofsstab sichtbar, rechts und links
steht je ein Engel in ganzer Figur mit erhobenen Flügeln.
— Ähnlich ist das vierte Bild (Fig. 71), ein Bischof, wie
der vorhergehende bartlos, ebenso geschmückt, links der
Stab, die Engelsfiguren sind roher, teilweise schlecht im
Guß geraten.
Die Gleichheit des ersten Bildes mit dem in Ammer-
bach 1 ) und die Ähnlichkeit der Darstellung der beiden
1) Das Bild in Ammerbach erweist sich durch 2 Ösen zu beiden
Seiten als ein Pilgerzeichen (vergl. auch die ösenartige Spitze der
Fig. 69. Köckeritz. («/« nat. Gr.)
)gle
Die Glocken des Neustädter Kreises.
113
letzten hinsichtlich der Engelsgestalten mit den Bildern in
Vogelgesang und Gauern lassen eine Beziehung zu den
Mustern Herlins deutlich erkennen, dessen Heimat in Naum-
burg gewesen zu sein scheint Damit ist eine Handhabe
geboten zur Datierung der Glocke in die erste Hälfte des
15. Jahrhunderts. Von der Glocke wird erzählt, sie sei aus
dem jenseits der Elster gelegenen sächsischen Dorfe Niebra
hierher gebracht worden.
£) Döhlen : In Sonore • beatiflfime • matte • mrgtmf
• mbüemuf • fcomtno +.
Die Schrift ist plump, die Buchstaben alle von fast
gleicher Größe, für das sonst allgemein gebräuchliche t>
steht u, die f haben die Form von c 1 ), V in mrgittts ist
Mitra hier). Sonach wird der Bischof in der Mitte den an einem
Gnadenort verehrten Heiligen darstellen, vielleicht 8. Gangolfus =
Gandolf. Auch die beiden anderen Bilder (Fig. 70 und 71) werden
Abdrücke von Pilgerzeichen sein. Damit ist aber für die Krypto-
grammglocken (Ammerbach) die Gußzeit aus der ersten Hälfte dea
15. Jahrhunderte (nicht um 1350 nach Bergner) mit ziemlicher Sicher-
heit erwiesen. Die gleichfalls mit Engelgestalteu flankierten Bilder
in Vogelgesang und Gauern sind ebensolche Pilgerzeichen.
1) In gleicher Weise findet sich dies auf einer Glocke in Albers-
rode, Kr. Querfurt. Dort steht nach der Jahrzahl 1502: matie •
cometa? troborcf . Otte, Glockenk., S. 185 f, konstruiert hieraus
Zeitschr. f. Thür. Gesch. Suppl. L 8
Fig. 70. Köckeritz. ( s / 4 nat. Gr.)
Fig. 71. Köckeritz. (•/, nat. Gr.)
114
Die Glocken des Neustädter Kreises.
linksläufig. Das Initial-I hat Uncial-Fonn. Als Trennungs-
zeichen dienen rautenförmige Punkte; das Kreuz steht am
Ende, dahinter noch ein Punkt. Lehfeldt stellt es hier zur
Abwechslung an den Anfang, er hat keine Punkte, kein
Initial-I, statt u schreibt er p und zuletzt fcomtne statt
fcomtfio, UWQittÜ und mbtlcmus, beide mit 0 geschrieben,
Fig. 72. Döhlen. (*/ 4 nat Gr.)
trennt er durch einen Gedankenstrich! — Die schwach
erhabenen Buchstaben sind scharfkantig geschnitten, aber
im Guß sehr gratig ausgefallen. Die Glocke mag in die
erste Hälfte des 15. Jahrhunderts gesetzt werden.
7j) Schömberg f. Durch eine jüngst erst bekannt ge-
wordene Notiz in der Pfarrchronik zu Steinsdorf vom
einen Meister Cornelius, geschrieben „Conrelv". Es ist aber zu lesen :
ttiötie ©omer B» (vergl. das cü ertt = zu ern in Weida und das
CO = zu in Stiebritz) Naumburg.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
115
Jahr 1850 konnte noch etwas von einer im Jahr 1849 ge-
sprungenen und umgegossenen Glocke im Filial Schömberg
gerettet werden. Diese trug nach der Chronik die In-
schrift: + aivamo + mvrolegna + eiger + retam +
nwroleoc + artiger + tva + t mrrrl + . Diese ist genau
nach dem sonderbaren Verfahren wie bei der Pößnecker
Silberglocke *) in rechtsläufiger Spiegelschrift in den Mantel
gegraben, so daß sie im fertigen Guß linksläufig erscheint.
Daraus läßt sich mit einiger Sicherheit die Jahrzahl deuten.
Die Erklärung des Chronisten durch 931 (im, 1000 — 1 =
900 [!]) mag hier als Kuriosum erwähnt werden. Das letzte
Zahlzeichen ist ein etwas klein geratenes 1, wie auch die
beiden anderen 1 der Inschrift sehr kleine Form haben.
Die Zahl bedeutet demnach von rechts nach links gelesen
Irr ruft « 84. Das kann aber nur 1384 sein, denn ein Jahr-
hundert später wäre beim Gebrauch von Wachsmodellen
kaum ein solcher Irrtum vorgekommen. Das Einzeichnen
der Inschrift war noch über die Mitte des 14. Jahrhunderts
gebräuchlich (vergl. Neunhofen). Hier kommt es seltsamer-
weise bei Auftreten der Minuskeln vor. Inhaltlich stimmt
der Spruch überein mit dem Anfang eines Lobpreises auf
Maria, der sich vollständig auf einer Glocke der Marien-
kirche in Greifswald vom Jahre 1418 findet 2 ):
Hvt regitta cclorum mater regle angelorum
© Xtlavia flo« turgtmitn, vtlub roea vel Ulsum,
«Surrte prccce ab ftltum, pro ealute ftoeltum
Q> rer glortc t>etri cum pace.
b) Isolierte Majuskelglocken. Unter diesen befinden
sich naturgemäß die ältesten, interessantesten und wert-
vollsten Stücke:
a) Forstwolfersdorf: LVö Ä3 X HlÄHö ' + XHÄTIlö
rxioha^ + rx (K g . 73).
1) VergL Bergner, Die GlockeD des Herzogtums S.-Meiningen,
S. 88.
2) Vergl. Otte, Glockenkunde, 8. 122.
8*
116
Die Glocken des Neustädter Kreises.
Zwischen 2 Paar Bandlinien stehen am Hals die
Namen der Evangelisten in schönen Majuskeln, getrennt
teils durch gerade, teils durch schräge (Andreas-)Kreuze ;
am Ende steht zwischen einem geraden und einem schrägen
Kreuz ein X' mit retortenähnlichem Abkürzungszeichen.
Außer 3 flachen Wülsten (Rundstäben) am Wohn findet
sich keinerlei Verzierung weiter. Durchm. 77 cm, Höhe
Fig. 73. Forstwolfersdorf. (V* nat Gr.)
58 cm. — Die gleichen Buchstaben decken sich nicht,
sondern jeder ist individuell gearbeitet. Daraus ist er-
sichtlich, daß sie weder nach Wachsmodellen geformt,
noch auch mit Stempeln in den Formmantel einge-
drückt sind, woraus man leicht die vielfach verkehrte
Stellung erklären könnte. Sie müssen vielmehr nach
ältester Methode freihändig in den Mantel gezeichnet sein
von einem Schreib- oder Zeichenkünstler, der aber im
Lesen schwach war. Lehfeldt gibt sein Urteil sehr form-
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
117
los ab : „in schlechter Schrift", und versagt damit den teil-
weise klassisch vollendeten Schriftzeichen seine Anerkennung
und macht dazu eigenmächtig die Schrift selbst noch
schlechter. Denn kein einziges Wort ist ohne Fehler von
ihm wiedergegeben : in LVCÄS hat er übersehen, daß das
S linksläufig ist, in MÄRCVS setzt er das R linksläufig,
es steht aber auf dem Kopf, er schreibt MATIlGS statt
liÄTheV und XOfie statt lOfiGta, und endlich für
+ X' X üeat er }S und glaubt darin eine neue Ab-
kürzung von Christus gefunden zu haben. Er hat keinen der
Abkürzungshaken richtig erkannt und geschrieben. Nach
der eingangs beschriebenen, wahrscheinlichen Herstellungs-
weise der Buchstaben läßt sich annähernd die Anfertigung
der Glocke in den Anfang des 14. Jahrhunderts, vielleicht
auch schon Ende des 13. Jahrhunderts ansetzen.
a) Auf demselben Turme hängt noch eine zweite
Glocke, die keine Inschrift trägt, aber im übrigen genau so
ausgestattet ist: die Form der Henkel, die 2 Paar Band-
linien am Hals und die Wulste am Wolm sind ganz wie
bei der größeren. Auch das Profil (Rippe) ist dasselbe.
Durchm. 62 cm, Höhe 48 cm. Man kann sie deshalb mit
Sicherheit als Schwesterglocke der ersten bezeichnen und
hier registrieren. Es ist hier sonach der seltene Fall, daß
dasselbe Geläute von den ältesten Zeiten an bis zur Gegen-
wart ausgehalten hat. Wie Lehfeldt darauf gekommen ist,
sie schlankweg in das 15. Jahrhundert zn verweisen, läßt
sich nur aus dem Unstern erklären, der ihm leuchtete,
wenn er sich aufs Raten legte. Hier tritt einmal der Fehler
deutlich zu Tage, der gemacht wird, wenn man von vorn-
herein aus der Form auf das Alter schließen will. Die
Form der 2. Glocke ist freilich nicht altertümlich schlank
aber die erste eben auch nicht, und doch weist die In-
schrift auf ein hohes Alter. Umgekehrt trägt die Herlinsche
Glocke in Arnshaugk die schlanke Form, die nach herge-
brachter Anschauung auf ein hohes Alter deuten soll, und
118 Die Glocken de« Neuetädter Kreisen.
dennoch mußte sie ins 16. Jahrhundert verwiesen werden.
Von Bedeutung für die Altersbestimmung ist angesichts der
Glocken in Forstwolfersdorf auch der Umstand, daß zur
Halseinfassung nicht Stricklinien, sondern schmale Band-
linien verwendet sind; letztere scheinen also älter zu sein.
ß) Frießnitz : Zwischen 2mal drei Bandlinien die Inschrift :
+ lOÄKies + LacAS + aiärcvs + mAres
(Fig. 74). Durchm. 98 cm, Höhe 85 cm. Die Buchstaben,
Fig. 74. Frießnitz. ('/ 4 nat. Gr.)
von ungleicher Größe und mannigfaltiger Form, sind ziem-
lich von derselben Art wie bei der vorausgehenden Glocke,
aber mit noch mehr Schwung gezeichnet. Sie sind in der-
selben Weise verfertigt, also linksläufig und freihändig in
die Form gearbeitet; daraus erklärt sich wohl auch die
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
119
genau umgekehrte Reihenfolge der Namen. Vor jedem
Namen steht ein großes Rosenkrenz, vor Marcus ein etwas
kleineres. Lehfeldts typische Fehler sind auch hier ver-
treten: bei Joannes schiebt er ein Ii ein und hat die ver-
schiedene Stellung der N, das eine linksläufig, das andere
auf dem Kopf stehend, nicht beachtet, bei Mates schiebt er
noch ein I ein und schreibt Mateis, und schließlich rechnet
■er 5 Kreuze heraus.
ß") Auch neben dieser Glocke hängt eine kleinere, ohne
Inschrift, von 52 cm Durchmesser und 46 cm Höhe, die in
der Ausstattung und im Profil der größeren völlig gleich ist
und daher demselben Gießer und derselben Zeit bestimmt
zugeschrieben werden kann.
Fig. 75. Hohenölsen. (V 4 nat. Gr.)
y) Hohenölsen: Zwischen 2 Paar Bandlinien am Hals
steht auf einem 47 mm breiten Schriftband die Inschrift
(Fig. 76): X Ofll (Figur) R£> (Figur) * Ä (Figur)
* Sffi. Durchm. 64 cm, Höhe 55 cm. Die Buchstaben-
gruppen erinnern an die auf den Tümplingschen Glocken,
R£ ist beiden gemeinsam. Man wird in ihnen wiederum
nichts anderes als Trümmer eines Spruches feststellen
können, aber es ist schwer, für eine isolierte Glocke aus
diesen Fragmenten einen Spruch zu rekonstruieren, ohne
120
Die Glocken des Neustädter Kreises.
in Phantasterei zu verfallen. Lehfeldts Deutung Nomine
rep at>e sanete könnte zur Not angenommen werden, nur
darf er die erste Gruppe nicht DIU schreiben. Allein auf
diese Weise könnte man noch viele andere Sprüche heraus-
lesen. Etwas zur Lösung dürften die 3 kleinen aufge-
gossenen Reliefs beitragen ; denn wenn sie den Gekreuzigten
darstellten, wären sie gewiß ein Hinweis anf den Dominus
Rex. Allein diese Figuren machen eher den Eindruck von
schwebenden, weiblichen Gestalten in langen , wallenden
Gewändern. Dann wäre der Phantasie für ihre und der
Buchstaben Erklärung der weiteste Spielraum gegeben und
die Auffindung eines geeigneten Spruches von neuem er-
schwert. Am sichersten wird es sein, sich vorläufig mit
einem „non liquet" zu bescheiden. Zu beachten ist noch
die einem Zwirnwickel ähnliche Form der schrägen, an den
Enden zugespitzten Kreuze. Der Zeit nach wird die Glocke
der vorausgehenden gleichzustellen sein.
d) Letzendorf: Zwischen 2mal drei stark hervor-
tretenden Stäben am Hals die Inschrift: + XIIÄRI 4r
dORflS * GR° DB' OTAQB (Fig. 76). Es handelt sich
hier offenbar wieder um einen verstümmelten Engelsgruß mit
einigen Zusätzen. Das erste Wort ist deutlich, ihm fehlt
das zweite A ; das zweite Wort zwischen zwei kleinen, stern-
förmigen, schrägen Kreuzen hat nach COR ein linksläufiges
N und ein auf dem Kopf stehendes M, welches auch als
T gelesen werden könnte (vergl. bei Frießnitz das T in
Mates). Dann würde man coronata zu lesen haben. (j>R° =
GRACIA ; das folgende ist D und ein auf der Seite stehendes
M, dessen mittlerer Strich abgesprungen und rechts oben
zu stehen gekommen ist. Es folgt ein Buchstabe, der eher
T als M bedeuten kann, darauf scheint auch das daneben
stehende, einem kleinen Antoniuskreuz ähnliche Zeichen zu
deuten, das wie ein Modell daneben gestellt ist Die drei
letzten Zeichen aber sind unklar. Das mittelste, bandartig
gewellte, möchte man gern als apokalyptisches 0 lesen, dann
müßte das erste Zeichen A sein und das B zuletzt wäre
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Die Glocken des Neustadter Kreises.
121
entweder überflüssig oder korrespondierte in der Alphabet-
folge dem A. Einfacher wäre es, das erste als C, das zweite
als M zu nehmen und mit dem vorausgehenden T zu Tecum
zu verbinden; dann bleibt nur noch das letzte B übrig;
es ist der Anfang von benedicta in der Fortsetzung des
Grußes; dies ist wohl die wahrscheinlichste Erklärung. So
lassen sich die Fragmente des Spruches, mit coronata für
plena, leidlich feststellen : Maria coronata gracia domi-
nus tecum Benedicta tu in mul.). Lehfeldt fangt in der
Fig. 76. Letzendorf. (V* nat. Gr.)
Mitte zu lesen an und nimmt fl für A, Qtf für M, B für 0,
(T) für M, so daß die erste Häfte lautet: A(t>c) H(ana)
GR° (racia plena) DOM(inus tecum). Aß die apokalypti-
schen Buchstaben, B(enedicta) FLÄRI(a) COR = recordaris
Die Kreuze schreibt er alle gleich, selbst das dem Antonius-
kreuz ähnliche Zeichen. Die Buchstaben sind jedenfalls
freihändig aus Wachs gebildet, dafür sprechen die abge-
sprungenen Stücke und das eigentümlich gewellte Q, das
deutlich aus einem dünnen Wachsband modelliert ist. Als
Zeit der Anfertigung würde sich hiernach die Mitte des
14. Jahrhunderts ergeben, nicht das 15. Jahrhundert (Leh-
feldt). Unter der Inschrift ist noch ein einfacher Fries aus
122
Die Glocken des Neustädter Kreises.
je drei Kreisen angebracht (Fig. 77), der erste Anfang mit
derartigen Verzierungen 1 ).
°0 0o o° °« 00 ~ 0 '°o °°°
O ^ o o
Fig. 77. Fries in Letzendorf. (V* nat Gr.)
«) Nenndorf: + SISj^ • PGRXIie
• G€N' • ÖG • RVGÄTV (Fig. 78). Durchm. 62 cm,
Höhe 48 cm.
i
D
2>
(
[
Fig. 7a Neundorf. (»/« nat. Gr.)
4
Die Glocke ist die interessanteste im ganzen Kreise.
Die Inschrift befindet sich nicht, wie gewöhnlich am
Hals, sondern ohne Einfassung am Wolm. Am Hals
sind nur zwei unvollständig gegossene Stricklinien und
zwischen diesen ein einfaches Weihekreuz. Die Buchstaben
1) Derselbe Fries findet sich auf einer Glocke in GroS-Bösaen
Schweinitz, unter Hinzufügung einer Zickzacklinie
»O «o
o e
und in einer Variation in Stechau, Kr. Schweinitz, in der Form:
(WWVWH
o o o
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
123
sind mit dem Griffel nicht gezeichnet, sondern in einem
Zng geschrieben nnd haben deshalb einen gratigen (f\)
Querschnitt (vergl. Otte, Glockenkunde, S. 116). Dadurch
sind sie sehr erhaben, ebenso wie die mit dem runden
Griffelende eingestochenen Trennungspunkte. Lapidar- und
Uncialbuchstaben wechseln reichlich miteinander ab, be-
sonders merkwürdig ist die Übergangsform des E in Genus.
Lehfeldt liest ganz sinnlos SIC und transskribiert es auch
noch einmal durch Sic. Der Unterschied der verschiedenen
Buchstaben tritt bei ihm nicht hervor, und er hat, wenn er
die Glocke ins 14. Jahrhundert setzt, nicht den geringsten
Begriff von den Elementen der Glockenkunde. — Der Spruch,
in Form eines gereimten (Leoninischen) Hexameters, findet
sich nach Schubart, Die Glocken im Herzogtum Anhalt, auf
anhaltischen Glocken ldmal, ferner auf 8 Glocken im Saal-
kreis, 5 Glocken in benachbarten Kreisen, 2 Glocken in
Majuskeln im Königreich Sachsen, ebenda 2 Glocken in
Minuskeln. Darnach vermutet Schubart, daß es kein allge-
mein verbreiteter Spruch, sondern der Wahrspruch einer be-
stimmten, wahrscheinlich sächsischen Glockengießerfamilie
gewesen sei. Diese Annahme ist aber durch die hier ge-
fundene Glocke stark zu modifizieren. Denn selbst ange-
nommen, daß eine Beziehung zwischen Halle und hier be-
standen hätte, so besteht eine gewaltige Differenz zwischen
den Buchstabenformen. Auf den anhaltischen Glocken sind
die Buchstaben, teils ausgehoben, teils nur in doppelten
Linien gezeichnet, mit feinen Ranken bis zu kunstvollem
Blattwerk verziert, ähnlich wie bei der weiter unten folgen-
den Glocke in Neunhofen; hier aber sind sie, wie schon
erwähnt, schmucklos mit dem Griffel eingeschrieben. Dort
befinden sich die Inschriften zwischen Stäben am Hals,
hier ohne Einfassung am Wolm. Sonach gehört unsere
Glocke mindestens in das 13. Jahrhundert; die anhaltischen
aber sind wohl 100 Jahre jünger (die in Neunhofen mit
gleicher Schrift ist aus dem Jahr 1354 datiert). Es könnte
diese Glocke dann höchstens ein Vorläufer der anhaltischen
sein. Ihr Ursprung ist wohl in eine klösterliche Werkstätte
DigitizfgUy^OOglc
124
Die Glocken de« Neustädter Kreises.
zurückzuführen, dafür spricht die korrekte Orthographie ; das
würde kirchengeschichtlich allerdings nach Norden anf Zeitz-
Naumburg hinweisen. Von da aber ist die Brücke nach der
Gegend von Halle und Anhalt nicht so schwer zu schlagen.
Der Inhalt des Spruches erinnert an den Glanben, daß
durch den Schall der Glocken die Dämonen und die von
ihnen veranlagten Unwetter vertrieben würden. Hierfür ist
auch bezeichnend und sicher nicht zufällig, daß der Spruch
am Wolm steht, an der Stelle, wo der Ton durch An-
schlagen des Klöpfels erzeugt wird, um dann aus dem
ehernen Mund siegreich und heilbringend hinaus in den
Kampf der Elemente zu dringen.
f) Veitsberg: URS . DQVS • hOC • SI6HÄ • *>LGBS
. SÄL2L9L • SIS • ÄVRÄ • BGI?IG (Fig. 79). Durchm.
58 cm, Höhe 52 cm.
Fig. 79. Veiteberg. ('/ 4 nat. Gr.)
Diese Glocke schließt sich, wenn sie auch etwas jünger
ist, der vorigen eng an, sowohl wegen der Ähnlichkeit im
Inhalt des Spruches und seinen Beziehungen zu Anhalti-
schen, als auch wegen der Korrektheit und Originalität der
Schreibung, und endlich wegen der hier nicht mehr so
häufig auftretenden Lapidarbuchstaben. Die Buchstaben
sind von kunstgeübter Hand (eines Klerikers?) in den
Mantel gezeichnet, so daß die Zwischenräume zwischen den
gezogenen Linien sauber ausgehoben wurden. Dadurch war
die größte Freiheit in der Auswahl der Buchstaben ge-
geben ; ja es sieht aus, als habe der Schreiber, da ihm am
Ende der Raum mangelte, das erste V in VAS schnell
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
125
noch mit einem umgekehrten J2 vertauscht, so daß man das
Wort BG12IG12Ä voll lesen kann. Denn gerade hier am
Anfang erwartet man einen Trennungspunkt, der sonst
zwischen allen Wörtern steht; vorsichtshalber ist noch in
größter Korrektheit über das G das Abkürzungszeichen ge-
setzt. Hätte der sorgfältige Verfertiger geahnt, daß er nach
600 Jahren dadurch einen Altertumsforscher wie Lehfeldt
blamieren würde ! Dieser bringt hier ein getreu faksimiliertes
Bild der Inschrift und verfällt selbst so noch der un-
barmherzigen Kritik. Lehfeldt kennt natürlich so wenig
wie den vorigen Spruch Sit tempestatum u. s. w. auch
diesen alten Glockenspruch. Beide konnten bei Otte nach-
gelesen werden. Unter Auflösung des fließenden Metrums
dieses Leoninischen Hexameters beginnt er bei dem Worte
-PL6BS und liest unter Nichtbeachtung des Abkürzungs-
zeichens über dem letzten G: Benigna; da bleibt aber
ein S übrig; das ist Abkürzung von Sancte ! So ist sein
Sprüchlein fertig: plebe ealra ett auva bemgtia sancte
v>eue lyoc eigtta, zu deutsch: Heil sei das Volk, wohlig
die Luft, heiliger Gott, bezeuge (?) dies. Wie ganz anders
lautet da Schubarts getreue Übersetzung: Dies Gefäß, Gott
woll es weihen, dem Volk sei Heil, im Wetter Gedeihen !
Unterhalb der zwischen 2 Paar Bandstaben angebrachten
Inschrift sind an der Flanke eine Reihe Reliefs aufgegossen :
1) In einem länglichen Rechteck eine Heiligenfigur
(Fig. 80) mit großem Schlüssel in der Rechten, die Linke
auf die Brust gelegt, in ein langes Gewand gekleidet, um
das Haupt Glorienschein, ohne Zweifel Petrus.
2) In nischenfbrmiger Umrahmung Maria mit dem Kind
auf einem reichverzierten Thronsessel (Fig. 81).
3) Rundes Relief der Kreuzigung (Fig. 82): Jesus am
niedrigen Kreuz, die Füße nebeneinander, ohne Dornenkrone,
mit Glorienschein, zu Häupten Schriftband, rechts und links
Maria und Johannes.
4) In herzförmiger 1 ) Umrahmung mit Perlschnurver-
1) Vgl. hierzu das unter Gruppe 5e Anmerk. S. 86 Bemerkte.
126
Die Glocken des Neustädter Kreises.
zierung (Fig. 83), rechts und links von einer mit einer
Lilie gekrönten Säule eine männliche nnd eine weibliche
Fignr, hinter der ersteren Granatäpfel, hinter der letzteren
ein Zweig mit Lilien, die Verkündigung darstellend. Leh-
feldt vermutete, weil er in der Mitte „eine Art Säule mit
Fig. 82. Fig. 83.
Fig. 80-83. Veitsberg. ( 8 / 4 nat. Gr.)
Blume" für einen stilisierten Baum halten zu können glaubte,
den Sündenfall, aber dazu würden die modisch gekleideten
Figuren schlecht passen.
5) Auf einem runden Relief sind dargestellt zwei ge-
krönte Figuren (Fig. 84), auf einem breiten, in der Mitte
mit kunstvollem Aufsatz verzierten Thronsessel sitzend, die
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
127
rechte, weibliche Gestalt hält ein Lilienscepter, die linke,
männliche anscheinend eine mit Kreuz gekrönte Weltkugel,
die beiden freien Hände sind gegeneinander erhoben; also
wohl Gott Vater und Maria.
6) Im Medaillon ein Reiter, barhäuptig mit herab-
hängendem Haar, in der Rechten ein breites Schwert
(Fig. 85). Das Pferd ist für den Reiter zu klein. Das Bild
Fig. 84. Fig. 85.
Fig. 84 u. 85. Veitsberg. (*/ 4 nat. Gr.)
gleicht den bekannten Reitersiegeln und soll wohl schwerlich
(Lehfeldt) den heiligen Georg darstellen.
Hinsichtlich des Spruches bietet die Glocke ein be-
deutsames Pendant zu der vorerwähnten in Neundorf. Auch
hier ist ein gereimter Hexameter, der sich ebenfalls nach
Schubart mehrfach in der Umgegend von Halle auf Glocken
findet. Unter den anhaltischen sind 4 damit versehen,
davon 2 ältere und 2 jüngere (nach Schubarts Berechnung),
die sämtlich mit dem Griffel eingezeichnete Buchstaben
tragen, die teils schön verziert, teils nur in ungeschickten
Linien ausgeführt sind. Mit diesen hat unsere Glocke ge-
meinsam einige auffällige Buchstabenformen: B und
andere sind sich sehr ähnlich: G, 6, 21, I?, V; gleich ist
auch der Wechsel von Lapidar- und Uncialformen bei G,
V, H, sowie die Einfassung des Schriftbandes durch 2 Paar
Bandstäbe. Verschieden ist nur das gänzliche Fehlen von
Reliefs dort und von Verzierungen an den Buchstaben hier.
128 Die Glocken des Neuatadter Kreises.
Die Entstehungszeit wird mit Anfang des 13. Jahrhunderts
richtig bestimmt sein. Das rührt in die Zeit, als nach einer
dritten Zerstörung die Kirche in Veitsberg in Vertretung
des erkrankten Bischofs Udo von Naumburg durch den
Bischof Gerung von Meißen geweiht wurde; dies geschah
nach der um den Chorraum sich ziehenden, wiederaufge-
fundenen Weiheinschrift am 4. Okt. 1170 (vergl. Schmidt,
Urkundenbuch, II. Nachtr. No. 12). Jedenfalls bald darnach
ist die Glocke angefertigt worden. Der älteste Teil der
Kirche, die sog. Bonifacius-Kapelle, war der Maria geweiht,
darauf beziehen sich jedenfalls die Reliefs, auf denen 4mal
Maria vorkommt : bei der Verkündigung, mit dem Jesuskind,
unter dem Kreuz und gekrönt auf dem Thron. Als Ort der
Anfertigung kann auch hier wieder wie in Neundorf an eine
klösterliche Gießstätte von Naumburg-Zeitz gedacht werden.
Die Glocke ist einmal umgehängt.
rj) Neunhofen. Die letzte der zu beschreibenden Glocken
ist die größte und am schönsten verzierte von den Majuskel-
glocken, und auch die einzige, welche datiert ist Sie trägt
am Hals auf zwei 6 cm breiten, durch 3 Stricklinien ge-
bildeten Bändern, die in 5 cm großen, reichverzierten Buch-
staben verfaßte Inschrift:
+ o äi?ho o dBi o m° o aaa° o ura 0 o tghporg o
o + lEaiEBÄLO o BI? o SOHKETG o LÄ2ID0 o DQVXH.
Durchm. 105 cm (Lehfeldt 52 cm), Höhe 81 cm (Fig. 86).
Die Buchstaben und Kreuze sind von kunstgeübter
Hand mit aller Sorgfalt in den Mantel eingezeichnet und,
wo nur immer angängig, mit Ranken und blattähnlichen
Verzierungen, die Grundstriche und selbst die Trennungs-
punkte mit Bogen, Pässen und Maßwerk geschmückt. Be-
merkenswert ist die verschiedene Form der beiden N in
Anno, von denen das zweite Lapidarform hat, aber möglichst
den übrigen gotischen Formen angepaßt ist. In der Nähe
sind mit ähnlichen Buchstaben versehen die Silberglocke in
Pößneck und die Schlagglocke in Saalfeld (vergl. Bergner
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
129
Meininger Glocken, S. 88 u. 93), von denen die letztere die
Jahrzahl 1353 trägt. Auch bei Schabart a. a. 0. sind viele
in ähnlicher Weise verzierte Glockeninschriften geboten;
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130
Die Glocken des Neustädter Kreises.
jene Glocken sind mangels einer Gußangabe meist wohl zu
früh datiert.
Besonders interessant sind die unterhalb der Inschrift
auf der Flanke angebrachten Siegel. In viermaliger Wieder-
holung wechselt ein größeres ovales mit einem kleinen runden
ab. Das erstere zeigt zwei Heiligengestalten (Fig. 87), viel-
leicht die Kirchenheiligen Simon und Judas, über ihnen
7 Sterne, zu Füßen das kleine vierteilige Wappen, die Um-
schrift lautet: + S - GVttDGRAflil DG hAyi? *>LGBX
I?GVGI?hOVGI?S. Das zweite führt in größerer Form das
vierteilige Haynsche Wappen (Fig. 88) in dessen oberstem
linken Feld ein sechsstrahliger Stern zu erkennen ist.
Die Umschrift lautet: S • OTT • VOHi IlAYI? +. Das Ge-
schlecht derer von Hayn war in der Gegend angesessen und
wird erwähnt Schmidt, Urkundenbuch I, 263: Conradus de
Hayn 1291, ebend. No. 298: Heinemaimus de Hayn ; II, 600:
Heinrich v. Hayn auf Weischlitz; ferner v. Tümpling, Ge-
schichte, II, S. 291 f, Hans v. Hayn, Gunderams sei. Sohn in
Moderwitz 1419; ebend. Marx v. Hayn 1460; und später
noch bis in das 17. Jahrhundert auf Gütterlitz, wo angeblich
der Ort, an welchem ein eingegangenes (mit dem jetzigen
verschmolzenes) Rittergut stand, bis jetzt der Hain genannt
wird (?) [nach mündlichem Bericht].
Die Verwandtschaft dieser Glocke mit der in Pößneck
und Saalfeld weist als Ursprungsort auf Saalfeld oder die
Fig. 87.
Fig. 87 u. 88. Neunhofen. ( 3 / 4 nat Gr.)
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
131
Benediktiner der Umgegend, in Anbetracht der Korrektheit
und Sauberkeit in der Ausfuhrung.
7. Es können hier noch 2 Glocken angefügt werden,
die weder ein Datum noch eine Inschrift, dafür besondere
Abzeichen als Verzierung tragen.
a) Münchenbernsdorf. Die dritte Glocke hat am Hals
2 Stricklinien, am Wolm 2 Rundstabe, auf der Flanke aber
ein durch Verschiebung des Wachs-
modelles im Guß arg mißratenes Kreuz
(Fig. 89), dessen gleichgroße Balken
nochmals durch Querbalken zu Kreuzen
ausgebildet sind. Die Rippe ist gewöhn-
lich und zeigt keine auffallenden Merk- "^J 1
male. Trotzdem kann man dem Urteil pjg j^g München-
des früher schon unter Münchenberns- bernsdorf.
dorf erwähnten Fastor Ungebauer in der
Kirchen chronik zustimmen : „halte davor, daß sie wohl die
älteste (der 3 Münchenbernsdorfer Glocken) sei". Jedenfalls
reicht sie nicht über das 15. Jahrhundert hinaus.
b) Lichtenau. Die Haube ist hoch und ziemlich gleich-
mäßig gewölbt ; zwischen oberer und unterer Platte 2 Paar
Rundstäbe. Von den 6 dünnen runden Henkeln sind 2 aus-
gebrochen. Am Hals sind zwischen 2 Rundstäben 4 Zeichen
angebracht, zweimal l=J j-l an< * zweimal oo, von denen
die gleichen einander diametral gegenüberstehen. Am Wolm
befinden sich wieder 2 Rundstäbe. Der Schlag ladet weit
aus, die Schärfe ist wenig abgeschrägt, das Metall dünn.
Durchm. 65 cm, Höhe 50 cm. Wegen der Formung der
Rippe klingt der Hauptton eis mit dem Nebenton eis stark
zusammen. Dies alles sind Anzeichen von wenig kunstge-
rechter Herstellung, die mit Vorsicht zur Bestimmung eines
höheren Alters benutzt werden dürfen. Es müßten jene
minderwertigen Gießer erst besser bekannt sein, um genau
datiert werden zu können.
9*
] 32 Die Glocken des Neustädter Kreises.
8. Zum Schluß folgen noch diejenigen Glocken, welche
weder Inschrift noch Zeichen tragen, sondern ganz kahl sind
und höchstens nach der Form der Henkel oder Linien und
Stäben einigermaßen bestimmt werden können. Von diesen
befinden sich 24 innerhalb des Neustädter Kreises.
a) Döblitz : Schlankes Profil, bloß mit 2 Rundstäben am
Wolm, 6 glatte Henkel. Durchm. 51 cm, Höhe 47 cm,
Halsdurchm. 24,8 cm, Wolmdurchm. 39,8 cm. Alter unbe-
stimmbar (Lehfeldt: 13. Jahrhundert).
b) Döhlen : schlankes Profil, am Wolm ein flacher Rund-
stab. Ein Henkel abgebrochen. Der Schlag ladet weit aus.
Durchm. 70 cm, Höhe 57 cm, Halsdurchm. 35 cm. Lehfeldt :
14. Jahrhundert.
c) Schönborn: Am Hals 2 Paar Stricklinien, am Wolm
2 Rundstäbe ; auf der oberen Platte die Schwerterverzierung
in der Weise, daß einander gegenüberliegend 2 Schwerter,
zwischen je zwei nebeneinanderliegenden Henkeln vom Mittel-
zapfen ausgehende Spitzen angebracht sind. Darnach läßt
sich die Entstehungszeit in das 15. Jahrhundert ansetzen.
(Lehfeldt: 13. Jahrhundert!)
d) Uhlersdorf: Teilweise noch auf der unteren Platte,
im übrigen am Hals 2 Systeme von je 3 Linien (Rund-
stäben); am Wolm noch ein solches System. Von den
6 Henkeln sind 3 abgebrochen. Das Profil ist zwar
schlank, und Lehfeldt bestimmt daher: „lange Form der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts". Die Einbeziehung der
unteren Platte in den Bereich der Halsverzierungen ist aber
eine Eigentümlichkeit um die Wende des 17. und 18. Jahr-
hunderts, wo man für die Friese und Inschriften nicht Raum
genug aufbringen konnte. Für die späte Entstehungszeit
spricht auch sehr deutlich der Umstand, daß die Anschlag-
stellen des Klöpfels sehr wenig abgeführt sind. Hier handelt
es sich offenbar um das Werk eines ganz minderwertigen
Hausierers späterer Zeit, der gleich an Ort und Stelle, ohne
großen Apparat und recht billig der Gemeinde eine Glocke
schuf; und es ist ein warnendes Beispiel dafür, daß man
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Die Glocken des Neustädter Kreises. 133
nicht zu schnell und von vornherein, wie es Lehfeldt faet
immer tut, aus der Form einen Schluß auf das Alter der
Glocke zieht. Durchm. 47 cm, Höhe 44 cm.
e) Zadelsdorf : Am Hals 2 Paar Bandlinien, am Schlag
2 flache Rundstäbe ; weniger schlankes Profil, der Schlag
fällt schroff ab. Durchm. 64 cm, Höhe 50 cm. Im Gegen-
satz zu der vorhergehenden Glocke weist diese trotz des
weniger schlanken Profils in höhere Zeit, wofür auch die
Bandlinien sprechen. Man könnte sie den Glocken in Forst-
wolfersdorf beiordnen, die genau dieselben Dimensionen
haben, also um die Wende des 13. und 14. Jahrhunderts.
f) Großbocka: Am Hals 2 Systeme von je 3 Linien,
die nicht in das 15. Jahrhundert (Lehfeldt), sondern in weit
jüngere Zeit verweisen. Das Profil ist gewöhnlich. Durchm.
80 cm, Höhe 66 cm.
g) Großkundorf : Am Hals 2 Rundstäbe, desgl. am Wolm.
6 runde Henkel. Durchm. 53 cm, Höhe 43 cm.
h) Ebenda: Bloß am Wolm ein Rundstab, Henkel genau
wie bei der vorausgehenden. Durchm. 44 cm, Höhe 34 cm.
Für eine Zeitbestimmung ist wenig Anhalt geboten. Leh-
feldt setzt beide, in das 17. Jahrhundert, weil die größte
Glocke auf demselben Turm aus dem Jahre 1663 von
Hans Hendel in Zwickau stammt. Das ist nicht unmöglich.
i) Köckeritz : Bloß am Schlag 2 flache Rundstäbe, 6 glatte
Henkel. Die Haube ist vom Hals an stetig gewölbt; die
Flanke steil abfallend, der Schlag wenig ausladend, die
Schärfe nicht abgeschrägt, die Wandung dünn, selbst am
Schlag nicht viel stärker. Durchm. 68 cm, Höhe 65 cm,
Ton c mit a zusammenklingend. Es ist die reine Bienen-
korbform, die mit Sicherheit als die älteste Glockenform
bestimmt ist. Hier läßt sich das Alter nach der Form,
unter Berücksichtigung aller übrigen wesentlichen Merkmale,
ansetzen: 12. Jahrhundert, es wäre somit dies die älteste
Glocke im Kreis.
k) Letzendorf : Am Hals 2 Paar Rundstäbe, am Wolm
ein flacher Stab, 6 runde Henkel. Die Platte schneidet im
134 Die Glocken des Neustädter Kreises.
scharfen Winkel vom Hals ab und steigt sanft aufwärts,
die obere Platte ist leicht gewölbt und von der unteren
durch eine Stufe getrennt. Die Flanke fallt fast cylindrisch,
steil und gerade ab und biegt erst am Wolm und Schlag
schwach nach auswärts. Durchm. 56 cm, Höhe 47 cm.
Die Altersbestimmung ist schwierig; am wahrscheinlichsten
ist die Glocke unter die nachmittelalterlichen zu rechnen.
Lehfeldt verzichtet auf eine Zeitbestimmung.
1) Neundorf : Bloß am Schlag 2 flache Rundstäbe, wenig
ausladend, Wandung dünn. Durchm. 68 cm, Höhe 65 cm.
Die Henkel sind sämtlich abgebrochen, dafür eiserne Bolzen
durch die Platte getrieben, vielleicht im Jahr 1828, 1. Nov.,
wie das Datum an den Aufhängeeisen besagt. Zeitbe-
stimmung unsicher.
m) Schömberg: Am Hals 3 Stricklinien, zwischen den
Henkeln 2 Schwerter und 4 Spitzen wie bei Schönborn.
Also 15. Jahrhundert, nicht, wie Lehfeldt, 14. Jahrhundert.
Durchm. 65 cm, Höhe 47 cm.
(Unter Teichwitz erwähnt Lehfeldt ein Glöckchen von
23 cm Durchmesser, mit einem A verziert, an einem Glocken-
holze mit 1751 ; 1780. Da es ohne Rippe, von durchweg
gleicher Stärke, an der Schärfe abgerundet ist, handelt es
sich jedenfalls um eine wertlose Uhrglocke jüngerer Zeit
und nicht um ein Glöckchen aus dem 15. Jahrhundert.)
n) Weida, Wiedenkirche: Ohne eine Verzierung, Durch-
messer 70 cm, Höhe 63 cm. Sie stammt jedenfalls aus
einer Zeit, in der man nichts für eine Glocke übrig hatte,
daher wohl kaum mit Lehfeldt in das 15. Jahrhundert zu
setzen, als Weidas schönste Glocken gegossen wurden, sondern
in spätere, nachreformatorische Zeit.
o) Wetzdorf: Am Hals 2 Stricklinien, am Wolm ein
breiter, flacher Rundstab, der Ton schrill mit vielen un-
harmonischen Beitönen. Durchm. 58 cm, Höhe 40 cm.
Wahrscheinlich von einem mittelalterlichen Waudergießer.
p) Dreitzsch: Am Hals 3 Stricklinien, am Wolm ein
Rundstab, mittelmäßiges Werk des 15. Jahrhunderts.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
135
q) Keila: Am Hals 2 Paar Bandlinien, am Wolm 2 flache
Kundstäbe; 6 runde, dünne Henkel, von denen einer abge-
brochen. Das Profil ist oben schmal, unten breit (zuckerhutr
formig); die Schlagstärke nicht viel größer als die Stärke
der Wandung. Der Ton hohl und unharmonisch. Durchm.
44 cm, Höhe 36 cm. Entstehungszeit mindestens Anfang
des 14., nicht des 15. Jahrhunderts (Lehfeldt). Die Glocke
ist 1902 umgegossen worden.
r) Neustadt, Stadtkirche : Die sog. Klingel, nicht gleich-
zeitig mit den 3 größeren desselben Geläutes. Am Hals 2 Paar
Stricklinien, am Wolm 2 Kundstäbe, am Schlag 2 desgl. eng
nebeneinander. 6 runde Henkel. Schlankes Profil, Haube
hoch, Schlag weit ausladend. Die eingegossenen Münzen, die
Lehfeldt bei der großen Glocke vergessen hatte, legt er irrtüm-
lich dieser bei. Entstehungszeit Ende des 14. Jahrhunderts.
s) Neustadt, Schloßturm: Ein kleines Glöckchen für
den Viertelstundenschlag mit je 2 Kundstäben am Hals,
Wolm und Schlag, 26 cm Durchmesser, 20 om Höhe, ist
allem Anschein nach jungen Datums, wahrscheinlich ein
Ulrichsches Werk.
t) Neustadt, Rathaus: In einem Türinchen auf dem
westlichen Giebel, nur mit Hilfe des Schieferdeckers vom
Dachfirst aus erreichbar, die größere Uhrglocke für den
Stundenschlag bestimmt, an einem festen Balken aufgehängt.
Breites Profil, nach unten zu wenig verjüngt, beinahe kessei-
förmig wie die Uhrglocke auf dem Stadtkirchenturm in
Weimar. Der Schlag setzt unvermittelt, beinahe recht-
winkelig ab. Das sehr starke Metall äußerlich stark ver-
wittert. Eigenartig ist die Stellung der 4 Henkel, welche
zu je zweien rechtwinklig auf den Mittelzapfen stoßen
Der Klang ist unharmonisch, ein Geschwirr von vielen zu-
sammenklingenden Tönen. Durchm. 77 cm, Höhe 50 cm,
Durchm. am Hals 60 cm, über dem Schlag 72 cm. Die
Glocke kann um 1400 angesetzt werden.
u) Ebenda : Viertelstundenschlagglocke. Am Hals ein
Fries von breiten, nasenbesetzten Spitzbögen, die in Klee-
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136
Die Glocken des Neustädter Kreises.
blatter endigen. Am Wolm ein Rundstab. Durchm. 50 cm,
Höhe 43 cm; aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
v) Pillingsdorf : Nur am Wolm ein flacher Kundstab.
Die Henkel sind abgebrochen, die Glocke hängt an 4 ver-
schraubten Bolzen. Vom schwach ausladenden Schlag aus
verjüngt sich die Flanke nach oben zu ganz gleichmäßig.
Diese Zuckerhutform weist in das Ende 12. Jahrhunderts.
Durchm. 69 cm, Höhe 60 cm, Durchm. am Hals 37,8 cm.
w) Rosendorf: Nach oben zu sich gleichmäßig ver-
jüngend, ähnlich wie die vorige, aber hier ist die Haube
mehr gewölbt, der Schlag ladet ganz bedeutend aus, am
Wolm 2 flache Rundstäbe. Durchm. 52 cm, Höhe 45 cm,
Durchm. am Hals 24,2 cm. Ton g mit einer Menge mit-
klingender Nebentöne, unter denen h und d besonders be-
merkbar sind. Diese Glocke kann in dieselbe Zeit wie die
vorige gesetzt werden.
x) Ebenda: Die Flanke ist beinahe cylindrisch, der
Schlag stark ausladend, am Wolm ein flacher Rundstab.
Das Metall ist stärker als bei der ersten. Die Zeitbestimmung
ist schwierig. Durchm. 43 cm, Höhe 36 cm.
y) Schmieritz: Am Wolm ein ganz flacher Rundstab.
6 viereckige Henkel, grober Guß, Metall schmutzig-grau.
Lehfeldt setzt sie in das 17. Jahrhundert. Nach chronikali-
schen Notizen war sie schon beim Guß der großen von 1444
vorhanden, sie darf also in frühere Zeit, vielleicht 14. Jahr-
hundert gesetzt werden. Durchm. 43 cm, Höhe 33 cm.
Allgemeine Übersicht.
Diöcese
Orte
Zahl i
ohne
In-
schrift!
ohne
Datum
Inschriften in
Maj. 1 Min.
Jahrhundert
14. 1 15. 16.
1.
Auma
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1) Darunter 1 bezw. 2 (Weida) umgegossen.
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Die Glocken des Neustädter Kreises.
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Verlag von Oastav Fischer In Jena.
Fortsetzung von Seite 2 des Umschlags.
Rechtsdeukinule aus Thüringen, hersg. von Michel sen. Lief. 1—5. 1852—63.
Preis jed. Lief. (0-8 Bog.) 1 M. 20 Pf.
Richter, Gustav, Moritz Seebeck. Eine Gedächtnisrede, gehalten in der Rose zu Jena
am 3. März 18SG. Mit Annierk. u. urkundl. Beilagen. 188G. 1 M. üO Pf.
und Nlppold, G., Richard Adalbert Lipius. Zwei Gedächtnisreden, gehalten
in der Rose zu Jena am 5. Februar 1,893. I. Lipsius Lebensbild. II. Lipsius
historische Methode. 1893. 1 M.
Michelscn, Der Mainzer Hof zu Erfurt am Ausgange de» Mittelalters, 1853
3 H / 4 Bogen. 4'». 1 M.
— Ueber die Ehrenstücke u. den Rautenkranz als historische Probleme der Heraldik.
1&54. 57, Bogen. 4<>. 1 M.
— Die Ratsverfassung von Erfurt im Mittelalter. 1855. G Bogen. 4°. I M.
— Urkundlicher Ausgang der Grafschaft Orlamündo. 1856. 5 Bogen. 4°. 1 M.
— Die ältesten Wappenschilde der Landgrafen von Thüringen. Mit 1 Tafel in
Farbendr. 1857. 5>/ s Bogen. 4«. 1 M.
— Johann Friedrichs Stadtordnung für Jena. 1858. 12 Bogen. 4°. 2 M.
Die vorstehend ' verzeichneten Schriften: Zeitschr. Bd. I — VIII, Codex Thür,
diplom. Lief. I, Geschichtsquellon Bd. I— III, Rechtsdonkmale Lief. 1—5 u. die noch
vorrät. kleinen Schriften von Michelsen, wenn zusammen bezogen, erhalten Mitglieder
des Vereins, anstatt zum Ladenpreis von 70 Mark, für 30 Mark.
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(Setter Zeit : Santo, mit einer aeoloa.. Sparte, brei Qcö&eren qcoIoq.
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Einführung in die Kunstgeschichte
der Thüringischen Staaten.
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Dr. Paul Lekfeldt,
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ZEITSCHRIFT DES VEREINS
FÜR
THÜRINGISCHE GESCHICHTE
ALTERTUMSKUNDE.
NKUE FOLGE. ERSTES SUPPLEMENTHEFT.
DIE GLOCKEN DES NEUSTÄDTER KREISES.
EIN BEITRAG ZUR GLOCKENKUNDE.
VON
P. LIEBES KIND,
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MIT SO ABBILDUNGEN IM TEXTE.
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VKRLAO VON GUSTAV FISCHER.
1905.
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