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Full text of "Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande"

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JAHRBÜCHER 

DES 

VEREINS VON ALTERTHUMSFREUNDEN 

IM 

KHEINLANDE. 



XXXI. 

SECHSZEHNTER JAHRGANG L 

Enthaltend des verstorbenen K. P. Oberst-Lieutenants F. W. Schmidt 
hinterlassene Forschungen über die Römerstrassen eto. im Rheinlande, 
bearbeitet aus den Aufzeichnungen des Verstorbenen von dessen Bruder 

Major a. D. E. Schmidt. 



MIT 4 LITHOGRAPHIRTEN TAFELN. 



BONN, 

GEDRÜCKT AUF KOSTEN DES VEREINS. 

BONN, BEI A. MARCUS. 

1861. 



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Vorrede. 



Keine Provinz des römischen Reiches ist so vorherrschend 
und lange Gegenstand kriegerischer Bewegungen und mannig- 
facher Culturentfaltungen gewesen, als Unter- Germanien. 
Das erste Eindringen der römischen Adler in die waldge- 
schützten Wohnsitze der germanischen Völker geschah unter 
der Führung des grössten römischen Feldherrn, der uns 
in den Tagebüchern seines kriegerischen Zuges die erste 
Kunde von Land, Volk und Sitte unserer Heimath aufbe- 
wahrt hat. Die Erhaltung des von Cäsar am Rheine er- 
worbenen Besitzes blieb für Rom eine dauernde Sorge. 
Römische Militairbauten und unter ihrem Schutze friedliche 
Colonien entsteigen ununterbrochen dem Boden und ver- 
schwinden in wachsender Wichtigkeit nicht mehr aus den 
Annalen der Geschichte. Die Situation des linken Rhein- 
ufers als Ausgangspunkt der Kriege gegen Germaniens 
Völker begründete von vorn herein eine unverhältnissmässige 
Höhe der Garnisonen , theils in festen Castellen, theils in 
wechselnden Feldlagern. Diese bis zu den mittleren Kaisern 
dauernden ungeheuren milit airischen Einrichtungen eines 
erobernden Vordringens verminderten sich nicht, als sie im 
Verfalle der römischen Macht einen verteidigenden Charakter 
annahmen. Mit Aufbietung aller Mittel erneute noch Kaiser 
Julian im vierten Jahrhundert die bereits von den Franken 
bedrohten oder schon verheerten Befestigungen. Aber die 
besiegende Ueberlegenheit wohnte nur noch den Angreifern, 
nicht mehr den einst unüberwindlichen Vertheidigern bei. Rom 
hatte seine Weltmission vollendet. Auf den Trümmern der 
einzelnen römischen Vesten und Colonien entwickeln die 
von den Keimen römischer Cultur erfüllten unter dem Ge- 
sammtnamen Franken jetzt auftretenden Eingeborenen ein 



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IV 

Eigenleben. Die römischen Colonieu wurden unter dem 
Einflüsse der alten Municipalverfassung im Mittelalter blühende 
Städte. 

So steigert sich wahrend des Verfalles des römischen 
Reiches am Rheine die locale Entwicklung. Trier, die 
Residenz römischer Kaiser , ward der Vorort des Christen- 
thums, Cöln der Sitz fränkischer Könige, der Ausgangs- 
punkt des rheinischen Verkehrs und der kirchlichen Macht- 
entfaltung. 

War und blieb somit das Leben der Römer am Rheine 
ein vorherrschend militairisches, so muss eine besondere 
Aufforderung für die dem einstigen Leben der Völker nach- 
spürende historische Wissenschaft darin liegen, es gerade 
von dieser Seite an der Hand der römischen Schriftsteller 
und unter steter Berücksichtigung der vorhandenen Reste 
von Militair bauten, Ueerstrassen und Canälen zu betrachten. 
Seit fast 20 Jahren ist die Thätigkeit unseres Vereins auf 
die Erforschung des römischen Lebens am Rheine gerichtet, 
und sie hat auch in der angegebenen Beziehung wichtige 
Einzelforschungen in unseren Jahrbüchern aufzuweisen. Eine 
Gesammtforschung über die militairische Organisation der 
Rheinlande zur Zeit der römischen Herrschaft konnte indessen 
nur von den Voraussetzungen eingehendster militairischer 
Einsicht und genauester Untersuchung des ganzen in Betracht 
kommenden Terrains ausgehen. Die Forschungnn des k. pr. 
Oberstlieutenants Schmidt, die derselbe von 1828 — 1829 über 
die von den Römern in den Rheinlanden hinterlassenen 
Befestigungen, Militairstrassen , Aquädukte etc. aus eigenem 
Antriebe unternommen , und wozu ihm damals der Chef des 
Generalstabes der Armee gern die Bewilligung, jedoch mit 
der Weisung ertbeilte, die Resultate davon höhern Orts 
mitzutheilen , mussten somit von der Alterthumsforschung 
freudig begrüsst werden. Leider rief der Tod 1846 den 
unermüdlichen Forscher eher von hinnen, als er selbst seine 



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V 



auf diesem Felde bis 1840 fori gesetzten Ermittelungen der 
Veröffentlichung übergeben konnte. Es wir freilich aus seinem 
amtlichen Berichte über die Römerstrassen kurz nach dereu 
Erreichung aus den Akten durch den vor Kurzem leider 
verstorbenen Dombaumeister Geh. Regierungsrath Zwirner 
in der 2. Lieferung des 12. Jahrgangs der Verhandlungen 
des Gewerbefleisses in Preussen eine auszügliche Veröffent- 
lichung geschehen. Schon lediglich dieser auszügliche Cha- 
rakter veranlasste den Verstorbenen, jener ohne seine Billigung 
geschehenen Veröffentlichung seine Anerkennung zu versagen. 

Der Vorstand unseres Vereines erklärte sich desshalb 
bereit, das Anerbieten des Bruders des Verstorbenen, des 
Herrn Majors a. D. E. Schmidt in Kreuznach, anzunehmen, 
und das von diesem nach den binterlassenen Papieren 1 ) des 
Verstorbenen mit vieler Mühe und Sorgfalt redigirte Manu« 
script zu drucken. Es liegt in diesem Hefte vor uns. Der 
Vorstand ist sieh wol bewusst gewesen, dass seit dem Tode 
des Verfassers 15 Jahre vergangen sind, und dadurch manche 
Localforschungen und Funde einzelnes verändert, anderes 
erweitert haben. Aber einestheils hat gerade die Rücksicht, 
durch einen festen Ausgangsankt den Localforschungen 
allerorts entgegen zu kommen, uns zur Publication veranlasst, 
anderntheils ist sowdl der Bearbeiter des Ganzen, Herr Major 
Schmidt, wie die Redaction bemüht gewesen, alles im Texte 
einzutragen, was die Wissenschaft später festgestellt hat. 
Besonderen Dank sprechen wir in dieser Hinsicht den Herren 



1 ) Die Untersuchungen des Oberstlieutenants Schmidt über den Phahl- 
graben befinden sich in den Annalen des Vereines für Nas- 
sauische Alterthumskunde. Band 6 pag. 107 ff. 1859, und in 
einem besondern Abdruck in Commission bei R. Voigtländer in 
Kreuznach. In der Zeitschrift des Vereines für Geschichte und 
Alterthumskunde Westfalens sind Band 10 p. 259 ff. die Notizen 
des Verstorbenen über seine westfälischen Nachforschungen 
zusammengestellt. 



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VI 

Prof. Dr. Fiedler in Wesel und Director Dr. Rein in 
Crefeld für die Durchsicht der Druckbogen aus. Auch Herr 
A. Eick in Gommern gebührt derselbe für die Revision 
desjenigen Bogens, der den Rdmercanal behandelt. Die 
genannten Mitglieder unseres Vereins, wie auch unser Archivar 
Herr Oberlehrer Freudenberg, Herr Major Schmidt 
und der Unterzeichnete haben hin und wieder Anmerkungen 
dem Texte beigefügt. Es ist dabei so gehalten worden, 
dass Jeder der erst genannten Herren die erste Anmerkung 
mit seinem vollen Namen, die folgenden mit den Anfangs* 
buchstaben desselben unterzeichnete., welches letztere übrigens 
durchgängig von dem Major Schmidt und dem Unterzeich- 
neten geschehen ist. 

Die vier Tafeln, welche dem Texte beigegeben sind, be- 
dürfen nur in Bezug auf die I. u. IV. einer kurzen Bemerkung. 
Der vierten, der sogenannten Canalkarte, ist unten nach- 
träglich noch aus einer unedtrten Arbeit des verstorbenen 
Rentmeisters Trimborn in Bonn einer jener Luftschachte 
beigegeben, die p. 59 erwähnt werden. Die erste Karte 
wurde als Uebersicbtskarte der Zwirnerschcn Veröffentlichung 
übernommen, indessen ebenso wol durch Hinweglassung der 
Gebirgszeicbnung , der neuern Strassen, kleiner Flüsse und 
vieler unwichtigerer kleiner Orte vereinfacht, wie durch 
mannigfache gütige Verbesserungen des Herrn Major Schmidt 
vervollkommnet 

Hoffen wir, dass durch die Herausgabe dieser Untersuchungen 
in den betreffenden Gegenden, denen sie gelten, ortskundige 
Männer veranlasst werden , dieselben fortzusetzen , zu er- 
weitern und, wo es die Sache erfordert, zu berichtigen, damit 
das von dem verstorbenen Forscher erstrebte Ziel seinem 
baldigen sicheren Abschlüsse entgegengehe. 

Bonn, im October 1861. 

Für den Vorstand des Alterthumsvereins, 

Der red. Secretär Prtf. aus'm Wcerth. 



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I 

0 

Inhalts - Vemichniss. 



Seite. 

Vorwort III— VI 

Inhalts- Verzeichnis» VII -VIII 

Einleitung und I. Allgemeine Bemerkungen 1 —3 

II. Speziellere Angaben. 

1. Zwei Arten von Römerstrassen 3 — 4 

2. Mit welchen Mitteln die Militairstrassen erbaut und 

unterhalten wurden 4 — 5 

3. Ueber die Richtungen, in welchen die römischen Militair- 

strassen geführt sind 5—6 

4. Ueber den Bau, die Dimensionen und das Gefälle der 

römischen Militairstrassen auf der linken Rheinseite . 6—10 

5. Maasse, womit die Römer die Länge ihrer Strassen und 

die Entfernungen der Orte von einander bestimmten 10 — 12 

6. Ueber die kaiserlichen Etappen und Haltpunkte . . 12 — 14 

7. Ueber das Itinerarium des Antonin und die Peu- 

tingersohe Tafel 14 — 17 

III. Nachweis der einzelnen Römerstrassen etc. 

1< Römische Müitairstrasse von Trier auf der rechten 

Seite der Mosel nach Metz 17-22 

Nachtrag*) hierzu . . . S. 22 2. 5. - Z. 28. 

Seitenstrassen von Nro. 1, welche nach dem Lager bei 
Dalheim und Castel bei Saarburg führten, so wie über 

das Letztere selbst 22—24 

2. Müitairstrasse von Trier auf der linken Seite der Mosel 

nach Metz 25 -27 

Nachtrag hierzu . . S. 27 Z. 30. — S. 28 Z. 10. 

Die Ruinen des römischen Lagers bei Dalheim . 28 — 29 

Seitenstrassen von Nro. 2 29—30 

3. MiUtairstrasse von Trier nach Rheims 30-32 

Ueber Alttrier, Echternach etc 32—33 



1) Um die zu Grunde gelegten Untersuchungen des 
Verf. aus den Jahren 1828 und 1829 von den spätem 
zu unterscheiden, sind diese Nachträge und Er- 
gänzungen mit Anführungszeichen versehen. Da 
dieselben jedoch beim Drucke einigemal irrthtim- 
lich weggelassen worden, so sind diese Zusätze 
hier nach Seite und Zeile besonders bemerkt 



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VIII 



Seite. 

4» Mjlitairstraaae von Trier, theils über Belgica, thells über 

Zülpich n&oh Cöln, theila von Zülpich nach Neuss eto. 33— 48 

Dazwischen Nachtrag über die Richtung der Römer. 
Strasse von Trier nach Pons Mosae. S.40. — S- 41 Z. 2. 

Ueber den römischen Aquädukt, welcher aus der Eifel 
nach Cöln führte . . . 48— 61 

5. Militairstrasse ron Trier über Föhren etc. nanh Mai»n 

und Andernach nebst ihren Seitenstraßen u. s. w. 62 — 65 

6. Römerstrasae am linken Rhelnafer abwärt* von dar 

Mündung der Mosel bis Nym wegen 65 — 123 

Nachtrag zu Bonn . . . S. 75 Z. 27—77 Z. 20 
„ für die Strecke ron 

Cöln bis Worringen S. 86 Z. 12—86 Z. 23 
zu Worringen . S. 87 Z. 7-88 Z. 18 
„ „ Dormagen . „ 89 Z. 13—89 Z. 25 • 
„ „ Bürgel eto. . „ 91 Z. 3—93 Z. 6 
Ergänzung zu Neuss etc. . „ 94 Z. 4 — 95 Z. 16 
„ zu Gellepp . . „ 96 Z. 2-96 Z. 15 
ii von Gellepp bis zum 

Fürstenberge . ,, 99 Z. 17—103 Z. 15 
„ zum Fürstenberge „ 108 Z. 13—110 Z. 13 
~ zu Xanten . " 113 Z. 20—114 Z. 8 

u für die Strecke von 

Xanten bis Nym- 

wegen ...» 118 Z. 16—123 Z. 32. 

7. Römerstrasse von Colonia Trajana nach Cöln . . . 124—126 
Ergänzung zu Nro. 7. . . . . S. 127—137 Z- 7. 

Die Gegend von Düren, Gressenich etc. . . S. 137 Z.8 — 138 

8. Die römisch e Rheinatraaae von Mainz nach Coblenz 138—170 

9. Römeratrasae von Trier über den Hunarücken nach 

Bingen 170—197 

Ad 9. Römerstrasse , welche bei Dörrebach von der 
nach Bingen abging und nach der Heidenmauer bei 
Ki^naoh führte 197—205 

10. RSmeratrftgaft von Trier fibar den Hochwald nach 

Frauenberg an der Nahe u. s. w 206 — 208 

D~er~Ring bei Otzenhausen • * * • ♦ • • • • 208—210 

11. Römerstrasse von Trier nach der römischen Befestigung 

auf dem Schauenberge und dem Varuawalde bei 
Tholey, und von da theila nach dem 'Herappel bei 
Forbach, theila nach dem Wörschweiler Kloster an 

der Bliea 210-215 

Da» MithrAa.Monumftnt h«i flchwargftrriftn . . . , 215 — 216 

12. Römerstrasse von Metz über Narbefontaine und den 

Herappel nach dem Wörschweiler Kloster und von da 

wahracheinlich nach Mainz 216 — 219 

Ergänzung zu Nro. 12, . . S. 219 Z. 26. - 8. 220- 

Verzeichnis» der Mitglieder 221—227 



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Gallien muss schon vor Cäsar's Ankunft mit einzelnen grossen 
Strasseu versehen gewesen sein, denn sonst hätte er mit seinen 
Legionen nicht so leicht die schnellen Märsche durch das ganze 
Land von einem Ende zum andern ausführen können. Uralt war 
die südliche Raiserstrasse von den Pyrenäen nach Massilia 
und weiter nach Italien. Der planmässige Strassenbau nach 
römischer Weise und für militairische Zwecke beginnt aber 
erst unter der Alleinherrschaft des Octavian. Denn sobald 
er durch den Sieg bei Actium (31 v. Chr.) in den alleinigen 
und ruhigen Besitz des römischen Reichs gekommen war, liess 
er Gallien durch seinen grossen Feldherrn M. Vipsanius Agrippa 
nach römischen Principien militairisch organisiren, d. h. durch 
Anlegung von festen Plätzen und Militairstrassen für die Be- 
hauptung und durch Ansiedelung römischer Kolonisten für die 
Romanisirung von Gallien sorgen. Dieses von Augustus ein- 
geführte System wurde von seinen Nachfolgern beibehalten. 

Von diesen Strassen-, Befestigung^- und Kolonial-Anlagen 
sind in der preussischen Rheinprovinz und den angrenzenden 
Ländern noch bedeutende Ueberreste vorhanden. Der Ver- 
fasser hat viele derselben aufgesucht und bereiset, und er 
giebt hier die dadurch gewonnenen Resultate, indem er Fol- 
gendes als Einleitung voranschickt. 

I. SUIgentttn* Jßfuurhungcn. 

Die Römer sahen die Militairstrassen als eins der vorzüg- 
lichsten Mittel zur Behauptung und Ausbreitung ihrer Macht 
an. Sobald sie ein Land durch die Kraft ihrer Waffen er- 
obert hatten, legten sie in demselben an geeigneten Punkten 

— gewöhnlich gegen die äussersten, den noch nicht unter- 
worfenen Völkern zugekehrten Grenzen des eroberten Landes 

— befestigte Plätze an und besetzten dieselben mit ihren 
Legionen. Diese befestigten Punkte . wurden unter einander 
und mit den rückwärts gelegenen Hauptorten durch Militair- 

1 



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2 



Strassen verbunden, welche sich an die Hauptstrassen-Rich- 
tungen anschlössen , die von Rom ausgingen und solcherge- 
stalt sowohl die Verbindung unter einander, als mit dem 
Mittelpunkte des Reichs und dem Sitze der Regierung sicher- 
ten. Durch diese Maassregel setzten sich die Römer nicht 
nur in dem eroberten Lande fest, sondern bildeten sich 
auch zugleich neue Operationsbasen für fernere Eroberungen. 

In einem Staate, wo ursprünglich alle Institutionen für 
Eroberungs-Kriege berechnet waren, hatten auch die Staats- 
Strassen bloss militairische Bestimmungen, und wurden da- 
her Consular- oder Militairstrassen benannt. Merkantil i sehe 
Rücksichten kannten die Römer bei Anlegung ihrer Staats« 
Strassen nicht, sondern sie gaben denselben die Richtungen, 
welche für ihre militairischen Zwecke die geeignetsten schienen. 
Ueberhaupt waren die Erbauung und Unterhaltung der Strassen, 
Brücken und aller öffentlichen Anlagen, welche zur innern und 
äussern Sicherheit des Reichs beitrugen , durch die römische 
Staats-Religion vorgeschrieben und hingen genau mit den reli- 
giösen Ansichten der Römer zusammen. So führte der erste 
Beamte, der die religiösen Angelegenheiten des Staates leitete, 
den Titel Pontifex maximus (der oberste Brückenbauer), und 
nach dem Untergange der Republik war von Augustus an ein 
jeder Kaiser auch Pontifex maximus des römischen Staats 1 ). 

Italien war bereits zur Zeit der Republik mit Heerstrassen 
versehen worden. Augustus liess zuerst ausserhalb Italiens 
in den Provinzen seines ungeheuren Reichs Strassen in 
grosser Anzahl anlegen. In Gallien geschah dieses beson- 
ders unter der Leitung seines grossen Feldherrn und Chefs 
seines Generalstabes, Marcus Vipsanius Agrippa 2 ), der zum 

1) Diese Benennung des Oberpriesters a ponte faciendo bezieht 
sich nur auf den pons sublicius, auf die hölzerne Brücke über 
die Tiber. S. Preller's Rom. Mythologie. S. 513. fg. N. 3. (Fiedler). 

2) Fr. Ritsehl, über die Vermessung des römischen Reiches unter 
Augustus, im Rhein. Mus. f. Philol. 1842 S. 481-523. (Freudenb.). 



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beständigen Besorger der Strassen- und Wasserbauten des 
Reichs ernannt worden war. Zu den grossen Strassen- 
anlagen, die unter diesem thätigeu und einsichtsvollen Manne 
in Gallien ausgeführt wurden, gehört unter anderm für die 
Rheingegenden die lange Strassen! inie, welche von Mailand 
aus durch das Thal von Aosta über deu grossen Bernhard 
über Martinach, Avenches, Solothurn, Äugst und auf dem 
linken Rheinufer hinab bis zur Nordsee führte. 

Unter den Kaisern nach Augustus haben sich besonders 
Vespasianus, Trajanus , Hadrianus, Antoninus Pius, M. Aure- 
lius, Sept. Severus, Constantinus der Grosse und andere 
durch Anlegung neuer und Ausbesserung schon vorhandener 
Strassen ausgezeichnet. 

Obgleich die Ueberrcstc von römischen Militairstrassen, 
welche sich in den Rheingegenden befinden, in ihrer Anlage 
und Ausführung nicht den hohen Grad von Pracht und 
Luxus zeigen, wie z. B. die Appische und Flaminische Strasse 
in Italien ; so sind sie doch geeignet, theils durch ihre grosse 
Anzahl und Ausdehnung, theils durch ihre geschickten Rich- 
tungen und durch die Festigkeit ihrer Bauart, uns mehr als 
alle andern Ueberreste des römischen Alterthums ein Bild 
von der Grösse und dem Character dieses Volks zu verschaffen. 

II. Spendiere Angaben. 
1) Zwei Arten von Römerstrassen. 

Die Römer theilten ihre Strassen: a) in Consular- 
oder Militairstrassen , und b) in Vici nal strass en. 

Zu den ersteren — den eigentlichen Staatsstrassen — 
gehörten die grossen Strassenlinien, welche ursprünglich von 
Rom — von der goldenen Meilensäule — ausgehend, am Meere, 
an grossen Flüssen, in grossen Orten, oder in andern Haupt- 
strassen endeten, deren Erbauung und Unterhaltung auf 
kaiserlichen Befehl durch angestellte Beamte geschah, und 
welche sich gewöhnlich durch ihre Richtung, durch ihre 



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4 



grössern Dimensionen und festere Bauart von den letztem 
unterschieden. Diese — die Vicinalstrassen — waren Ver- 
bindungswege, welche die Landeseinwohner zu ihrem Ge- 
brauch anlegten, und wurden nur in den Fällen zu den 
öffentlichen Strassen gerechnet, wenn sie Militairstrassen 
mit einander verbanden. Dass die kaiserlichen Strassenauf- 
seher den Provinzialen nur solche Wege anzulegen erlaub- 
ten, welche die . militärischen Rücksichten nicht compromit- 
tirten, liegt in der Natur der Sache. 

2) Mit welchen Mitteln die Militairstrassen 

erbaut und unterhalten wurden. 

Diejenigen, welche den Bau leiteten und den technischen 
Theil desselben besorgten, wurden aus dem Staatsschätze 
bezahlt. Dahin gehören : Die Ingenieure , welche die Rich- 
tung der Strasse bestimmten, Architekten, welche den Bau 
derselben leiteten , ferner Steinmetzen , Maurer, Zimmerleute 
und andere Arbeiter, welche den Bau von Brücken und die 
andern nöthigen Kunstarbeiten ausführten. 

Die Hand- und Gespann - Arbeiten geschahen durch die 
unterjochten Landeseinwohner und durch die Legions-Solda- 
ten 8 ), und verursachten dem Staate, ebenso wie das nöthige 
Land und Material, keine Kosten. 

3) Es ist ans der romischen Geschichte genugsam bekannt, dass 
die Legionen in Friedenszeiten zum Ban von Militairstrassen, 
Ton Festungen, von Kanälen, Wasserleitungen, zum Austrocknen 
von Sümpfen, zum Anlegen von Weinbergen etc. etc. vielfach 
gebrauoht wurden. Diese Maassregel war weniger durch Oeko- 
nomie als durch die Noth herbeigeführt worden, indem eine 
oft wiederkehrende Erfahrung gezeigt hatte, dass der römische 
lange Zeit dienende und gut bezahlte Soldat fortwährend be- 
schäftigt werden musste , wenn er nicht Meutereien und Unord- 
nungen anfangen sollte. Auch glaubte der Börner, dass Ruhe 
den Soldaten verweichliche, während eine ununterbrochene und 
harte körperliche Arbeit die physischen Kräfte desselben stähle 
und für den Krieg geschickt mache, daher die häufigen Klagen 



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5 



Die Unterhaltung geschah vorschriftsmässig durch die 
Provinzialen unter Aufsiebt der kaiserlichen Strassen - Kom- 
missaire. Wenn eine Strasse, oder einzelne Strecken der- 
selben, durch langen Gebrauch oder durch Naturereignisse 
verdorben worden waren, so wurde das Schadhafte auf 
kaiserlichen Befehl von neuem gebaut, wie viele noch vor- 
handene Inschriften auf Milliensteinen diess anzeigen. Letzte- 
rem Umstände ist es wohl hauptsächlich zuzuschreiben, dass 
man auf einer und derselben Strasse Stellen findet, die noch 
vollkommen gut erhalten, während daran stossende ganz 
zerstört sind , und zwar an Orten , wo man eine durch die 
neuere Agricultur herbeigeführte absichtliche Zerstörung der 
Strassen nicht voraussetzen kann. 

3) Ueber die Richtungen, in welchen die 
römischen Militairstrassen geführtsind. 

Die Römer hatten bei ihren Strassenbauten weder mit 
Entschädigungskosten noch mit dem sogenannten merkanti- 
lischen Interesse der Civilbehörden und der Landeseinwohner 
zu kämpfen. Sie wählten zwischen den Orten, die sie mit- 
einander verbinden wollten, die kürzesten Richtungen, führ- 
ten ihre Strassen auf den Höhen, und hielten so lange es 
die Hauptrichtuug erlaubte, die Wasserscheiden. Tbäler 
wurden möglichst vermieden, und wo sie die Strassen über 



der Legions-Soldaten über die fortwährenden harten Arbeiten, 
die sie ausführen mussten. Oft schrieen sie nnter Drohungen: 
dass sie gelernt hätten das Schwert und nicht die Schaufel zu 
führen, dass sie mit dem Feinde und nicht mit der Natur 
kämpfen wollten etc. eto. Oft gingen diese Klagen in Wuth 
über. So wurde selbst der grosse und -von den Soldaten sonst 
sehr geliebte Kaiser Probus ein Opfer ihrer Wuth , als er ihre 
Kräfte bei Anlegung von Weinbergen zu sehr in Anspruch 
genommen hatte. (Flav. Vopisci Probus Imp. Cap. XX. F.) 



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solche führen mussten, da geschah das Ab- und Aufsteigen 
nicht in Seitenthälern, sondern auf den zwischen letztern 
befindlichen Bergabhangen. Sie hatten , indem sie ihren 
Sirassen solche Richtungen gaben, theils mililairische, theils 
ökonomische Zwecke. Die militairischen Vortheile solcher 
Strassen, bei deren Richtung die Defileen möglichst ver- 
mieden und die Behauptung der Höben und der Wasserscheiden 
gesichert wurden, leuchten ein. In ökonomischer Rücksicht 
gewannen sie durch solche Richtungen fast immer die kürze- 
sten und bequemsten Linien , ersparten eine Menge kostspieli- 
ger Brückenbauten und setzten ihre Strassen weniger der 
Zerstörung durch die Gewässer und durch die von deii Höhen 
herabgeschwemmte Erde aus. Auch sind die Römerstrassen 
auf den Höhen, wo sie nicht absichtlich zerstört sind , fast 
noch durchgängig erhalten, während sich an den Bergab- 
hängen und in den Thälern nur noch selten üeberreste von 
ihuen vorfinden. 

Wenn man die Richtungen der römischen Militairstrassen 
näher verfolgt, so findet man, dass sie fast durchgängig 
mit grosser Umsicht und Kenntniss des Terrains gewählt 
waren. 

4. lieber den Bau, die Dimensionen, und das Ge- 
fälle der römischen Militairstrassen auf dem 

linken R h einufer. 

a. Bauart. 

Alle von dem Verfasser auf dem linken Rheinufer gesehe- 
nen römischen Militairstrassen haben eine dammartige An- 
lage, gewöhnlich aus Lehmerde mit Sand vermischt be- 
stehend, die sich mit Einschluss der Besteinung zuweilen 
selbst auf ebenem Boden bis 12 Fuss erhebt, und wo dieser 
Damm zur Ausfüllung der Senkungen des Terrains dient, 
noch höher ist. An den Stellen, wo diese Strassen in der 



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jetzigen Terrainoberfläche eingelassen, oder mit ihr gleich- 
hoch zu liegen scheinen, da kann man immer mit Bestimmt- 
heit annehmen, dass sie von aufgeschwemmter Erde bedeckt, 
oder zerstört worden sind. Diese Erddämme sind gegen- 
wärtig, sei es durch die Länge der Zeit, oder durch das 
ursprüngliche Zusammenrammen der Erde, so fest, dass es 
Mühe macht, mit der Spitzhaue in sie einzudringen. 

Wegen dieser Erhöhung werden diese Strassen von den 
römischen Schriftstellern oft bloss Dämme (aggeres) genannt, 
und es ist ausdrücklich bemerkt, dass man ihnen diese Ge- 
stalt gab, theils um sie bei jedem Witterungswechsel trocken 
zv erhalten (welchen Zweck sie auch vollkommen erfüllten), 
theils um eine freiere Aussicht von ihnen zu haben , beson- 
ders aber um von einem höhern Standpunkte den andringen- 
den Feind besser bekämpfen zu können und den Soldaten 
als Wall und Schutzwehr zu dienen. 

In diese Erddämme ist die Besteinung eingesetzt, und 
die einzelnen Lagen derselben mit Kalk und Mörtel in sich 
und mit einander verbunden. Zu den Besteinungen ist 
gew öhnlich die Steinart genommen, welche sich in der Nähe 
vorfindet, und nur in den Fällen, wo die in der Nähe vor- 
kommende Steinart, wie z. B. der Sandstein, für die obern 
Schichten zu weich war, wurden für letztere härtere Stein- 
gattungen, als Basalt, Quarz, Grauwacke, harter Kalkstein 
und -besonders Kies aus grösserer Ferne herbeigeschafft. In 
Gegenden, wo es keine Bruchsteine giebt, wie am Nieder- 
rhein , bestehen diese Strassen bloss aus einem hohen Erd- 
damme, der eine Lage von 2 bis 2V 2 Fuss hohem und mit 
Mörtel verbundenem Rheinkiese zur Decke hat. 

Die verschiedene Art der Besteinung der römischen Mili- 
tairstrassen , so weit der Verf. dieselben hat kennen lernen, 
ist hier nach den Profil- Aufnahmen bemerkt, die er mit der 
möglichsten Sorgfalt von wohlerhaltenen Stellen solcher 
Strassen genommen hat. 



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Das Profil auf Taf. IIL Nro. 1 ist bei dem Helenenkreuz 
auf der Höbe von Bilzingen von der Strasse genommen, 
welche von Trier auf der rechten Seite der Mosel nach 
Metz führte. Die Gcbirgsformation in der Nähe besteht aus 
einem harten Kalksteine, der häufig tafelförmig bricht. Die 
unterste Lage steht horizontal auf festgeschlagener Erde 
und besteht aus abwechselnd schräg stehenden Kalkstein- 
platten von 10 bis 12 Zoll Höhe und 3 bis 5 Zoll Dicke, 
welche in Mörtel gesetzt und mit diesem Material verbun- 
den sind. Auf dieser Lage liegt als zweite eine Schiebt 
von dicht geschlagener Lehmerde ohne Kalk Verbindung von 
5 bis 6 Zoll Dicke. Beide Lagen sind an den Seiten durch 
grosse Kalksteinplatten begrenzt. Als dritte Schicht folgt 
eine 18 Zoll hohe Lage von zerschlagenen Kalksteinen, die 
mit Mörtel verbunden sind. Auf dieser liegt als vierte und 
letzte Lage eine Schicht von kleinen Kieseln , ebenfalls mit 
Mörtel verbunden. Diese Schicht nimmt die ganze obere 
Breite der Strasse ein, ist an den Seiten gegen 8 und in 
der Mitte gegen 12 Zoll und mehr dick. — Dasselbe Profil, 
oder ihm ganz ähnlich, hat der Verf. wiederholt gefunden, 
wo dieselbe Steinart vorherrschend ist. 

Der Durchschnitt auf Taf. III. Nro. 2 ist in dem Ryllthale bei 
Jünkerath von der Römerstrasse, welche von Trier nach 
Cöln führte , genommen. Herabgeschwemmte Erde hat die 
Strasse an dieser Stelle zum Theil bedeckt, so dass nur 
noch die beiden obern Schichten über die jetzige Erdober- 
fläche hervorstehen. Das Fundament von 10 Zoll Höhe 
besteht aus Kalksteinplatten, die auf die breite Seite gelegt 
und mit Mörtel verbunden sind. Auf diesen liegt eine Schicht 
Grauwackensteine von 10 bis 11 Zoll Dicke, zwischen denen 
sich bloss Lehmerde befindet. Hierauf kommt eine Lage von 
festgeschlagenem Lehm mit Sand vermischt von 6 bis 8 Zoll 
Dicke. Auf diese folgt eine Lage Kies mit Mörtel verbun- 
den von 9 Zoll Höhe, und zuletzt als Decke klein zer- 



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9 



schlagene Grauwackensteine mit Kies untermischt und mit 
Kalk verbunden. Diese letztere Lage nimmt ebenfalls die 
ganze Breite der Strasse ein, ist an den Seiten gegen 6 Zoll 
und in der Mitte 10 bis 11 Zoll hoch. 

Das Profil Tafel III. Nro. 3 ist bei dem Dorfe Wispelt (auf 
der Höhe zwischen dem Alf- und Oesthale) von einer Römer- 
strasse genommen, die von Trier in die Gegend von Kaisers- 
esch etc. führte. Die Besteinung ruht hier auf einem bei- 
nahe 5 Fuss hohen Erddamme. Die unterste horizontal- 
stehende Lage besteht aus behauenen und in Mörtel ge- 
setzten Grauwackensteinen von 10 Zoll Höhe. Die zweite 
Lage wird durch klein geschlagene und mit Mörtel verbun- 
dene Grauwackensteine gebildet und ist 8 Zoll dick. Beide 
Lagen werden an den Seiten durch Steinplatten begrenzt. 
Die dritte Lage besteht aus einer Schicht von dicht ge- 
schlagener Lehmerde, 6 Zoll dick, und die oberste Lage, 
die ebenfalls die ganze Breite der Strasse einnimmt, aus 
Kies mit Kalk verbunden. Diese letzte Schicht hat an den 
Seiten eine Höhe von 14 und gegen die Mitte von 18 bis 
19 Zoll. 

Ohgleich diese Profile im Einzelnen von einander ab- 
weichen, so sind sie doch im Ganzen einander sehr ähnlich. 

b. Dimensionen. 
«. Höhe. 

Es ist oben gesagt worden , dass diese Strassen (der 
Erddamm mit der Besteinung) in ebenen Gegenden gewöhnlich 
4 bis 6 Fuss, an einzelnen Stellen selbst bis 12 Fuss, und 
wo sie durch Senkungen des Terrains führen , noch mehr 
über die Oberfläche des Bodens erhöht sind. Die Besteinung 
beträgt nach obigen Angaben, mit Einschluss der dazwischen 
liegenden Erdschicht, 3% bis höchstens 4 Fuss. 

Die oberste Steinschiebt ist gegen die Mitte bei allen 



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10 



Strassen , um den Abfluss des Wassers zu bewirken , um 
einige Zoll erhöht. 

ß. Breite- 

Die untersten Steinlagen hat der Verf. durchgängig gegen 
20 Fuss, und die oberste, oder die eigentliche Strasse an 
allen Stellen, die noch wohlerhalten sind, gegen 18 Fuss 
breit gefunden, so dass man 18 Fuss als Normalbreite der 
römischen Militairstrassen annehmen kann. 

Die Dossirungen des Erddamms betragen da, wo sie nicht 
durch die Zeit gelitten haben, gegen 45°. 1 

o. Gefälle. 

An Bergabhängen sind diese Strassen f wie die jetzigen, 
in gebrochenen und schlangenförmigen Linien geführt. An 
sehr steilen Partien sind ihre Spuren fast durchgängig ver- 
schwunden, und ihre Richtung ist nur noch da zu erkennen, 
wo sie durch Felsen gebrochen waren. Nivellements ergeben, 
dass sie an solchen Stellen 12 bis 14 Zoll Gefälle auf die 
rheinische Ruthe hatten, also % mehr, als das Normalgefälle 
der heutigen Kunststrassen beträgt. 

d. Sommerwege. 
An vielen Stellen findet man, dass das neben den Strassen 
liegende Terrain auf einer oder auf beiden Seiten derselben, 
in der Breite von 20 bis 30 Schritten kunstmässig geebnet 
ist, so dass es scheint, als hätten die Römer rur Schonung 
derselben und zur Bequemlichkeit , vielleicht auch um^ in 
breitern Fronten marschiren zu können, noch besondere 
Sommerwege neben den Strassen angelegt. 

5. Maasse, womit die Römer die Länge ihrer 
Strassen und die Entfernung der Orte von 
einander bestimmten. 

a) Der römische (geometrische) Schritt (passus) zu 5 römi- 
schen Fussen, war das Normalmaass. Tausend solcher 
Schritte machten eine römische Meile oder Millie. 



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> 



11 

Um die Lange der römischen Millie nach neuern Maassen 
kennen zu lernen, hat man die Entfernungen verschiedener 
Milliensteine von einander gemessen, jedoch nicht ganz 
gleiche Resultate erhalten. Am richtigsten scheint das Ver- 
hftltniss zu sein, wenn man 4694 rheinische Fusse = 5000 
römischen Fussen oder 1 Millie annimmt, so dass 1 geo- 
graphische Meile = 5 römischen Millien und 191 rheini- 
schen Fussen, oder 1 Millie = y 5 geographischen Meile und 
38 7& rheinischen Fussen (beinahe 756 Toisen) 4 ). 

b) Die Leuca, Leuga oder Lega (wovon das jetzige fran- 
zösische lieue und das englische league) war in Gallien 
gewöhnlich und enthielt 1500 römische Schritte oder V/ 2 
Millie. Das Itinerarium Antonini und die Peutingersche 
Tafel berechnen die Entfernungen in Gallien und am Rhein 
gewöhnlich nach Leuken 5 ). 

c) Das Stadium — griechischen Ursprungs — wurde von 
den Römern an den Küstengegenden des Mittelländischen 
Meeres gebraucht. Das (olympische) Stadium enthielt 125 
römische Schritte oder 625 römische Fusse, und 8 Stadien 
machten 1 Millie. 

d) Milliensteine. Jedes Tausend geometrischer Schritte, 
eine römische Meile oder Millie , wurde durch einen Millien- 
stein (lapis oder milliarium) bezeichnet. Auf diesen Steinen 
war der Abstand von den Hauptorten , welche durch die 
Strasse verbunden wurden, angegeben, und gewöhnlich ent- 
hielten sie auch noch die Angabe, von welchem Kaiser die 
Strasse gebaut, oder wieder hergestellt worden war 6 ). 

4) Vgl. d. B. d. V. v. A. F. im Rhl. H. IX. S. 173 und die An- 
nalen für Nassauische Alterthumskunde VI p. 291, wo in den 
erstem die römische Millie zu 760 Toisen, und in den letztern 
zu 4720 rhein. Fussen angegeben ist. 

5) S. Rein'a Gelduba. Crefeld 1851. S. 6. Anm. 10. Roth Ge- 
sohichte der Leuga im XXX. Heft dieser Jahrbücher. 

6) Im Jahre 1823 fand man nördlich von Bittburg bei dem Natten. 



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12 



Sowohl in dem Itinerar des Antonio als auf der Peutin- 
gerschen Tafel sind die Entfernungen zwischen den Orten 
immer in ganzen Zahlen (in ganzen Millien , Leuken oder 
Stadien) angegeben, und die Bruchtheile auf die nächst vor- 
gehenden oder folgenden Entfernungen übertragen. 

6. Ueber die kaiserlichen Etappen und 

Haltpuncte. 

Zur schnellern Besorgung der kaiserlichen Befehle und 
Beförderung der in kaiserlichen Aufträgen reisenden Beam- 
ten, so wie zur Unterbringung , Verpflegung und Fortschaf- 
fung der marschirenden Truppen, waren seit Augustus längs 
den Heersfrassen die notbigen Vorkehrungen getroffen. Da- 
hin gehören: 

a) Die Mutationes (Orte, wo die Pferde gewechselt wurden), 
einzelne an den Strassen in gewissen Abständen von ein- 
ander liegende Gebäude, in welchen wenigstens 20 Pferde, 
eine Anzahl von Ochsen, Maulthieren und Eseln, so wie von 
Reise- und Transportwagen, für den Staatsdienst unterhalten 
wurden. 

b) Die Mansiones (Herbergen, Etappen), wo die marschiren- 
den Truppen und die reisenden Staatsbeamten übernachteten. 
Sie befanden sich in grössern und kleinem Orten und lagen 
gewöhnlich einen Tagemarsch 7 ) auseinander. An solchen 

heimer Wäldehen, alB zur Anlage der gegenwärtigen Chaussee 
nach Prüm die Romerstrasse benutzt wurde, neben letzterer 
zwei Milliensteine, wovon der eine unter Hadrian im Jahre 
Christi 121 und der zweite unter Antonin dem Frommen 139 
gesetzt worden war. Beide geben die Entfernung -von Trier 
zu 22,000 Schritt (22 Millien) an. Diese Steine sind rund und 
haben , bei 3 Fuss im Umfange , 8 Fuss Höhe mit Einschluß» 
des unbehauenen 2 Fuss hohen Postaments. [Vergl. L. Lorsch, 
Centraimus. rheinl. Inschr. III, n. 1 u. 2, so wie in Betreff der 
bei Salzig aus dem Rheine gehobenen beiden Milliensteine 
die Annalen für Nassauisohe Alterthumskunde. VI. p. 287. ff.] 
7) Nach Vegetius über das römische Kriegswesen (I. 9.), betrug 



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13 



Orten wurden wenigstens 40 Reit- und Wagenpferde, so 
wie eine angemessene Zahl von Saum- und Zugthieren, von 
Reise, und Packwagen, unterhalten. Hier befanden sich Ma- 
gazine, woraus die im Marsch begriffenen Truppen ihre 
Rationen und Portionen, ja selbst die nöthigen Bekleidungs- 
und Bewaffnungs - Gegenstände erhielten. Bei ausserordent- 
lichen Truppenmärschen mussten die Provinzen die nöthigen 
Verpflegungs- und Transportmittel stellen. Ueberhaupt fielen 
die Unkosten, welche die Posten und Etappen verursachten, 
den Provinzen zur Last, bis Sept. Severus diese Ausgabe 
aus dem Fiskus zahlen Hess. 

Nur die in kaiserlichen Aufträgen reisenden Staatsbeamten 
durften sich, wie schon gesagt, der Öffentlichen Posten be- 
dienen, und hatten hierzu eine besondere Legitimation nöthig, 
welche von dem Kaiser selbst, oder von den höchsten Staats- 
behörden ertheilt war. Auf diesen Legitimationen war die 
Zahl der Reit- Zug- und Saumthiere, die Rationen und Por- 
tionen, so wie das Gewicht des Gepäcks, welches der Reisende 
mit sich führen durfte, genau bestimmt. 

Reisen, die keine besondere Eile erforderten, machten die 
Römer gewöhnlich zu Pferde, und au den Heerstrassen waren 
zum bequemen Aufsteigen (sie hatten bekanntlich keine 
Steigbügel) besondere Vorrichtungen angebracht. Bei Reisen, 
die schnell ausgeführt werden mussten, bedienten sie sich 
leichter zweirädriger Fuhrwerke und reisten damit ebenso 

der gewöhnliche Tagemarsch der römischen Soldaten im ge- 
wöhnlichen Marschschritte 20,000 römische Schritte oder 20 
Millien, und in einer schnellern Marschcadence 24,000 solcher 
Schritte, die in beiden Gangarten in 5 römischen Sommer, 
stunden zurückgelegt wurden. Rechnet man 12 römische Som- 
merstunden zu 16 der unsrigen, so betragen 5 römische Som- 
merstunden 6Va der unsrigen. Der römische Soldat legte folg- 
lich in der gewöhnlichen Gangart 50 doppelte oder 100 ein- 
fache, und in der schnellern Gangart CO doppelte oder 120 
einfache Schritte in einer Minute zurück. 



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14 



schnell, als es heut zu Tage geschieht. Nach kaiserlichen 
Bestimmungen durften solche Postkaleschen nur mit 200 
römischen Pfunden belastet werden. Für den Transport der 
Effecten hatten sie, ausser den Saumthieren , theils schwere 
zweirädrige Fuhrwerke, die mit 600 Pfund beladen wurden, 
theils vierrädrige, die höchstens 1000 Pfund tragen durften. 
1000 römische Pfunde waren folglich das grösste Gewicht, 
womit die Militairstrasscn belastet wurden, und dieses, ver- 
bunden mit den breiten Felgen der römischen Fuhrwerke, 
musste vorzüglich zur Conservation jener Strassen beitragen. 

7. Ueber das Itinerarium des Antoninus und 
die Peutingersche Tafel. 

Da von beiden bei Beschreibung der römischen Militair- 
strassen öfterer die Rede sein wird, so verdienen sie hier 
einer kurzen Erwähnung. 

Vegetius sagt in seinem Buche (III. 6.), welches von dem 
römischen Kriegswesen handelt, dass den Generalen und 
andern höhern Beamten, wenn sie in die Provinzen geschickt 
wurden, zur bessern Orientirung und Kenntniss der Gegend, 
sowohl geschriebene als gezeichnete itineraria (Wegver- 
zeichnisse, Wegweiser) mitgegeben worden seien. Die ge- 
schriebenen enthielten die Angabe der Strassen, der an 
ihnen liegenden Städte, Lagerplätze und Nachtlager, nebst 
den Entfernungen von einander. Die gezeichneten, oder 
Landcharten , gaben ebenfalls die Entfernungen der an den 
Strassen gelegenen Orte von einander an, und bemerkten 
zugleich durch ein Bildchen des Orts, ob es eine Hauptstadt, 
eine Festung, Kolonie, Bad oder ein gewöhnlicher Ort war. 
Auch waren auf letzteren Berge, Flüsse und Völkernamen, selbst 
der nicht zum römischen Reiche gehörenden Völker, angegeben. 

Das Itinerarium des Antoninus und die Peutingersche Tafel 
sind solche Wegweiser, das erste ein geschriebenes, das 
zweite ein gezeichnetes, welche von den Römern auf uns 



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15 

• 

gekommen sind, obgleich durch die Kopisten des Mittelalters 
in den Angaben der Ortsnamen und der Zahlen sehr verdorben. 

a) Das Itinerarium Antonini besteht eigentlich aus zwei Itine- 
rarien, wovon das eine die Marschroute von Rom nach Gallien 
auf sechs verschiedenen Strassen enthalt, und das zweite sich 
auf alle Provinzen des romischen Reichs erstreckt. In der 
Gestalt, wie diese Itinerarien auf uns gekommen sind, 
kann keiner der Kaiser, die den Namen Antoninus führten, 
Urheber davon sein, indem Oerter in ihnen vorkommen, 
welche erst nach der Periode der Antonine entstanden sind. 
Wahrscheinlich hat Antoninus Pius, nach einer genauem Ver- 
messung der Strassen, den ersten Wegweiser entwerfen lassen, 
in welchen spater das Neuentstandene nachgetragen wurde. 

An die itinerarien des Antoninus scbliesst sich das Itinera- 
rium Hieroso] ymi tan um , oder der Wegweiser von Bordeaux 
nach Jerusalem, welcher in einer spätem Zeit entstanden 
und vollständiger als jene ist, indem in ihm selbst die Mu- 
tationen angegeben sind. 

b) Die Peutingersche Tafel 8 ) besteht aus 11 kaum einen 
Fuss breiten Pergamentblätteru , die zusammen eine Länge 
von 20 Fuss geben. Das zwölfte Blatt, welches das westliche 
Africa, Portugal, Spanien und einen Theil von Britannien 
enthielt, ist verloren gegangen. Das auf uns gekommene 
Exemplar ist die sehr fehlerhafte Kopie eines Mönches aus 
dem 13. Jahrhundert. Es wurde von dem Dichter Celtes 
aufgefunden und dem Augsburger Conrad Peutinger ge- 
schenkt, von dem es den jetzigen Namen führt. Später 
brachte es der Prinz Eugen von Savoyen mit grossen Kosten 
an sich, und mit dessen Sammlungen von Charten und 
Büchern ist es in die kaiserliche Bibliothek zu Wien gekommen. 

8) Vgl. Frendenbergs Beurtheilungen der nouesten Sohriften über 
die Tabula Peutingeriana in d. Jahrb. d. V. Heft IX. 168 u. XIV. 
167. F. 



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16 

Diese römische Landeharte (wenn man anders eine Zeich- 
nung mit dem Namen einer Landcharte belegen darf, auf 
welcher die geographische Länge und Breite und die Gestalt 
des Landes gänzlich unberücksichtigt geblieben und bloss 
die Richtungen und das Zusammentreffen der Strassen nebst 
den Entfernungen angegeben sind) enthält die Mehrzahl der 
Militairstrassen des Ungeheuern romischen Reichs und führt 
Ostlich bis tief in Asien und bis zur Insel Ceylon. Aus den 
zum Theil erst später entstandenen Oertern , die auf ihr 
angegeben sind , lässt sich schliessen dass ihre Entstehung 
nicht über die Zeit von Theodosius dem Grossen hinauf- 
zuführen sei. — So weit die Peutingersche Tafel die Rhein* 
gegenden berührt, ist auf Taf. II eine Copie beigefügt. 

Die Peutingersche Tafel ist in den Angaben der Orts- 
namen und der Entfernungen (wahrscheinlich durch die 
Schuld des Kopisten) viel fehlerhafter als die Itinerarien des 
Antonin. Zur Erklärung und Ergänzung der letzteren ist 
sie jedoch unentbehrlich, und enthält viele Strassen und 
Etappenorte, die auf jenen fehlen. 

Noch muss bemerkt werden, dass in den Itinerarien des 
Antonin und auf der Peutingerschen Tafel viele Strassen- 
linien fehlen , von welchen sich noch Ueberreste vorfinden. 
So gingen z. B. von Trier acht römische Militairstrassen 
aus, von denen in dem Itinerar nur 4 und auf der Tafel 
nur 3 angegeben sind. 

Zum Schluss noch eine Bemerkung über die römischen 
Militairstrassen in den Rheingegenden. 

Wer die Ueberreste dieser Strassen nicht kennt, könnte 
fragen: sind dieselben noch gegenwärtig für militairische 
Zwecke zu benutzen? 

Hierauf muss geantwortet werden: 

a) als Communikationslinien sind sie nicht mehr zu ge- 
brauchen. Denn ob sich gleich lange Strecken von diesen 
Strassen vorfinden, die noch wohl erhalten sind, und welche 



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17 



selbst gegenwärtig noch als Verbindungswege benutzt wer- 
den ; so sind dieselben doch fast durchgängig an denjenigen 
Stellen , wo man besonders der Strassen bedarf, an Berg- 
abhängen und bei Uebergängen über Gewässer — zerstört. 

b) Was hingegen die Richtungen dieser Strassen betrifft, 
so verdienen sie bei neuen Strassenanlagen alle Aufmerk- 
samkeit , und es ist vielfach zu bedauern , dass man bei 
neuern Strassenbauten — oft bloss um einige Baracken in 
die Strassenlinie zu ziehen — die Richtungen der Römer 
verlassen hat 

III. Äad)u>et0 Irer ehyelnen Hfimfrflrufen. 

Dem scharfen Blicke der Römer war die Vortrefflichkeit 
der militärischen Lage von Trier in Bezug auf den Rhein 
und auf Germania magna nicht entgangen , und obgleich in 
dieser Hinsicht seine grosse Wichtigkeit besonders erst im 
3. Jahrhunderte beginnt, so kann doch aus vielen römi- 
schen Schriftstellern bewiesen werden, dass es bereits unter 
den ersten Kaisern ein Ort von grosser Bedeutung war, und 
schon Pomp. Mela (III, 2.) unter dem Kaiser Claudius nennt 
unter den reichsten und angesehensten Städten von Belgien 
Trier zuerst. 

Wir gehen daher und um so mehr von Trier (Tre vir is, 
Augusta Trevirorum, Colonia Augusta Trevi- 
r o r u m) aus, weil sich hier die aus Gallien kommenden und nach 
dem Rhein führenden Strassen grösstenteils konzentrirteu. 

Den römischen Namen Colonia Augusta oder auch nur 
Augusta erhielt Trier 9 ) von einer römischen unter Augustus 
dahin geschickten Kolonie, und derselben verdankt Trier, 



9) Vgl. Jahrb. d. V. t. A. F. im Rhl. H. XXVII. S. 20 bis 23 
und S. 2G. (Die Stelle in Mela Heist : Belgarum clarissimi sunt 
Treveri, urbesque opulenttssimae in Trevirig Augusta etc. F.s 

2 



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18 



wenn auch nicht seine erste Gründung, doch wenigstens 
seine Vcrgrösserung und Einrichtung als grosse befestigte 
Stadt. Die militairische Wichtigkeit von Trier hebt vor- 
zugsweise mit der Mitte des 3. Jahrhunderts an, wo sieb 
am Oberrhein der Bund der Allemannen , und am Nieder- 
rheine der Bund der Franken bildete, durch welche vorzüg- 
lich , nach einer Reihe von blutigen Kämpfen , die römische 
Herrschaft am Rheine und in Gallien vernichtet wurde. 

Trier, fast in der Mitte zwischen dem Ober- und Nieder- 
rheine und in gehöriger Entfernung von diesem Grenzstrome 
gelegen, um den ersten Invasionen der überrheinischen Völ- 
ker nicht ausgesetzt zu sein, dabei durch den einzigen 
schiffbaren Fluss, der mehr aus dem Innern von Gallien die 
Zufuhr erleichterte, mit dem Rheine verbunden , eignete sieb 
mehr als ein anderer Ort zum Centraipunkte der römischen 
Rhein vertheidigung und zum Hauptdepot jjer am Rheine 
kämpfenden Heere. Wegen dieser Lokal Verhältnisse Wurde 
Trier seit Maximianus Herculeus bis auf Valentinianus II. 
(von 287 bis 390) der gewöhnliche Aufenthaltsort der 
Kaiser, und seit Constantinus Magnus der Sitz der Verwal- 
tungen von Gallien, Spanien und Britannien. 

Von dem Verf. sind bereits acht Hauptstrassen-Richtungen 
aufgefunden worden, welche von Trier ausgingen, von denen 
vier nach dem Innern von Gallien , und vier mit mehreren 
abgehenden Seitenstrassen nach den römischen Festungen 
am Ober-, Mittel- und Niederrheine führten. 

1. Römische Militai r Strasse von Trier auf der 
rechten Seite der Mosel nach Metz. 

Diese Strasse Nro. 1. ist auf der Peutingerschen Tafel ange- 
geben; die Entfernungen sind jedoch so unrichtig bemerkt, 
dass es schwer ist, dieselben mit den wirklichen in Ueberein- 
stimmung zu bringen. Sie ging in der Richtung der gegen- 



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19 

wartigen Chaussee 10 ) von Trier nach der Conzerbrücke 11 ), 
wo nach Ausonius (Wo seil a, v. 91 und 92) eine römi- 
sche steinerne Brücke von 6 Pfeilern über die Saar 
führte 12 ). Von Trier bis in die Nähe der Margarethen-Kapelle 
bei Tawern sind die Spuren dieser Strasse verschwunden. 
Hier wird sie zuerst sichtbar. Oberhalb Tawern, am Fusse 
des Flohberges, geht sie auf die linke Seite des Dalbaches, 
und von dieser Stelle an ist sie durchgängig noch sichtbar 
grossentheils gut erhalten und wird auf längere Strecken 
als Dorf- und Feldweg benutzt. An dem steilen Abbange 
des Metzenbcrges ist sie zum Theil in Felsen gebrochen 
und führt in mehreren Zickzacks auf die Höhe zwischen 
dem Mauebacher und Onsdorfer 13 ) Thale, und hier ist eine 
der wenigen Stellen, wo man an steilen Bergabhängen 
die Richtungen dieser Strassen noch deutlich erkennen kann, 
Das Gefälle beträgt hier auf die rhein. Ruthe 1 Fuss. Auf 
der Höhe von Bilzingen bei dem Helenenkreuz geht eine. 
Seitenstrasse rechts ab, und die Hauptstrasse wendet sich 
links nach 

Merzkirchen. Dieser Ort ist römischen Ursprungs, 
wie die vielen Ueberreste von römischem Gemäuer, das 



10) Vgl. Jahrb. H. XIII. S. 23 und 24. 

11) Die jetzige steinerne Brücke über die Saar bei Conz ist erst in 
neuerer Zeit von Grund aus neu erbaut und im Jahre 1784 
vollendet worden, nachdem die frühere, wahrscheinlich die alte 
römische, durch die Franzosen unter Crequi zerstört worden 
war. — Das Dorf Conz ist höchst wahrscheinlich das römische 
Contionacum , von wo mehrere noch vorhandene Gesetze des 
Kaisers Valentinian L vom Jahre 371 datirt sind. In dem 
Garten der dortigen rfarrei befinden sich, zum Theil noch 
oberirdisch, die Ueberbleibsel eines grossen und prächtigen 
römischen Gebäudes, auf einer Höhe gelegen, die eine überaus 
schöne Aussicht nach dem Mosel, und Saarthale gewährt. 

12) Vgl. Jahrb. eto. H. V. und VI. S. 186 ff. und H. IX. 8. 4. 

13) Vgl. Jahrb. etc. II. VII. S. 157 und 160. 



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20 



sich auf eine längere Strecke auf beiden Seiten der Strasse 
unter der Erde findet, die vielen hier gefundenen römischen 
Münzen, Waffen etc. etc. beweisen. Seiner wird von keinem 
der noch vorhandenen rtfmischen Schriftsteller gedacht. Es 
ist jedoch mehr als wahrscheinlich , dass der alte Namen 
Marciacum , der in einer Schenkungsurkunde auf dem Saar- 
gaue genannt wird, dem jetzigen Merzkirchen zu Grunde 
liege, welches auf alten Karten Martiskirchen und Mertens- 
kirchen geschrieben wird 14 ). 

Von Merzkirchen führt die Strasse in der Richtung des 
alten Weges von Perl nach Trier, wendet sich auf der 
Höhe zwischen Butzdorf 15 ) und Oberleucken links, schneidet 
die neue Chaussee von Perl nach Trier, führt durch den 
Borger Busch , zwischen Hellendorf und Efft durch das 
sumpfige Wiesenthal des Leuckbaches , östlich der Kapelle 
von Tüntingen und in dem Walde zwischen Ritzingen und 
Scheuerwald nach einer Stelle, wo sich ein grosses römi- 
sches Etablissement befand. Von Merzkirchen bis auf die 
Höhe von Münzingen ist sie noch gut erhalten, von da bis 
zum Borger Busch grösstenteils zerstört, und in letztem, 
so wie zwischen Ritzingen und Scheuerwald ebenfalls noch 
gut erhalten. 

Ricciacum (bei Ritzingen). Auf der Peutingerschen 
Tafel wird die eine Etappe auf dieser Strasse Ricciacum ge- 
nannt und ihre Entfernung von Trier zu 20 Leuken ange- 
geben. Diese Entfernung trifft so ziemlich auf die Ceberreste 
des römischen Orts, welche sich in dem Walde zwischen 
Ritzingen und Scheuerwald befinden, und man kann daher 
dieselben mit Bestimmtheit für das alte Ricciacum annehmen, 
um so mehr da sich die alte Benennung in dem, in der Nähe 
gelegenen, neuen Orte Ritzingen erhalten hat. 

14) Der Name ist wohl aus Martinskirchen entstanden und hat 
mit dem Mars nichts zu thun. F. 

15) Vgl. Jahrb. H. XXIII. S. 181. 



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21 

Vou der weitern Fortsetzung dieser Strasse ist dem Verf. 
nur so viel bekannt, dass die auf dem Hackenberge bei Bid- 
lingen befindlichen Ruinen für das auf der Peutingerschen 
Tafel angegebene Caranusca gehalten werden, und dass die 
Römerstrasse in der Gegend von Bidlingen und Büdingen 
noch sehr wohl erhalten sein soll. 

Metz (Divodurum, Hauptstadt des gallischen 
Volkes der Med iomatriker). Divodurum Medioma- 
trtcorum war nach Trier die wichtigste Festung der Römer 
an der Mosel. Nachdem dieser Ort im Jahre 406 durch 
die Vandalen und 451 durch die Hunnen erobert und ver- 
heert worden war, kam er in die Gewalt der Franken, und 
wurde nach Chlodwigs Tode seit 512 der Königssitz des 
Austrasischen Reiches. Die Franken änderten den alten 
Namen in Mettis oder Metis, woher das jetzige Metz. Zu 
den üeberresten römischer Grösse gehören vorzüglich die 
Ruinen einer Wasserleitung , welche oberhalb Metz bei Iouy 
aux arches über die Mosel führte, und wovon sich die ge- 
waltigen Pfeiler noch bis jetzt immitten des Flusses erhal- 
ten haben. 

Ausser diesen genannten römischen Etablissements befin- 
den sich auf beiden Seiten der Strasse in den Thalern noch 
viele Spuren römischen und gallischen Anbaues, und werden 
mit jedem Jahre neue aufgefunden, so dass diese Gegend 
zur Zeit der Römer sehr kultivirt gewesen sein muss. Be- 
sonders zeichnen sich die Gegend um Kirf und das Leuck- 
thal in dieser Hinsicht aus. 

Diese Römerstrasse wird von den Landleuten in der Um- 
gegend der Kern, Kim oder hohe Kern (wahrscheinlich das 
Stammwort von dem französischen chemin) genannt. Was 
die Bauart und die Dimensionen dieser Strasse betrifft s. Pro- 
fil Taf. III. Nro. 1. Sie verschwindet mit jedem Jahre mehr, 
da die Landleute die Erfahrung gemacht haben , dass die 
obern Schichten, wegen der grossen Menge von Kalk, 



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22 

die sie enthalten, einen trefflichen Dünger für die Felder 
abgeben. Ihre Richtung ist die kürzeste und glücklichste, 
welche man einer Militairstrasse zwischen Trier und Metz 
geben konnte. 

Nachtrag. „Sie geht von Efft an der Kapelle von 
Tüntingen und 300 Schritt Östlich dieses Orts vorbei in ge- 
rader Richtung nach Ritzingen; südlich von Ritzingen, den 
Östlichen Theil des Schirmeter Waldes berührend, über den 
Anfang eines kleinen Baches und auf die Höhe östlich von 
demselben , wo sie eine andere , in gerader Richtung von 
Scheuerwald kommende Strasse aufnimmt; von da auf der 
Höhe, östlich des ebengenannten und nach Obernauinen 
fliessenden Baches, fort, und dann auf der Wasserscheide 
zwischen Mosel und Saar durch den Caldenhovener Forst, 
westlich von Kalenberg und St. Marguerite vorbei, nach 
einer, nordöstlich von Bidlingen gelegenen, kegelförmigen 
Anhöhe, Hackenberg genannt, worauf eine Kirche und einige 
Häuser liegen. Alsdann führt sie durch den Wald östlich 
von Büdingen, bei Elsing über den Cannerbach, in gerader 
Richtung das Dorf Metzeresche am östlichen Rande berüh- 
rend, oberhalb der Eichenmühle (Moulin des ebenes) über 
den Bibiche-Bach , dann durch den Bois de Logne und de 
Flevy, westlich von dem Schlosse Chelaincourt , und trifft 
dicht westlich von Antilly in die Chaussee von Metz nach 
Busendorf (Bouzonville), welche von hier an über St. Julien 
bis an die Barriere des Forts Bellecroix auf die Römer- 
Strasse gelegt ist, und auch , besonders bei St. Julien , die- 
selbe steile Neigung beibehalten hat". 

Seitenstr assen , welche von Nro. 1, ausgehen: 
a) Bei dem Helenenkreuz auf der Höhe vou Bilzingen geht eine 
Traverse rechts ab, und führt durch die Gemeindewaldungen 
von Rommelfangen, Südlingen und Dillmar nach der Mosel 
bei Palzem. Diese Strasse ist fast durchgängig noch sehr 
gut erhalten, und wird grösstenteils- noch als Weg be- 



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23 

nutzt. Sie führte nach dem römischen Lager bei Dal- 
heim 16 ) und verband die beiden Militairstrassen, welche auf 
der rechten und linken Seite der Mosel von Trier nach 
Metz gingen. Ihrer wird bei Nro. 2. weiter gedacht werden. 

b) Castel oberhalb Saarburg. Eine starke Stunde 
oberhalb Saarburg liegen auf der linken Seite der Saar die 
Ruinen eines römischen Lagers, von welchem das in der 
Nähe gelegene Dörfchen noch jetzt Castel genannt wird. 
Auf einer alten Steininschrift 17 ), die jedoch verloren ge- 
gangen ist, soll dieser Punkt Castra Sarrae genannt und 
bemerkt werden , dass er von Julius Caesar befestigt wor- 
den sei. 

Diese Ruinen nehmen den ganzen Raum des kleinen, höchst 
romantisch gelegenen Plateaus ein, welches von drei Seiten 
durch senkrechte Felsen begrenzt wird. Die vierte Seite, 
wo das Dörfchen Castel liegt, wird durch tiefe Felsschluch- 
ten, die von den beiden Seitenthälern ausgehen, bis auf 
einen schmalen Zugang gesperrt. Dieser Zugang war durch 
Kunst vertieft und mit den Seitenschluchten in einen tiefen 
Graben umgewandelt, an dessen Eskarpe ein wenigstens 
30* hoher Erdwall noch jetzt befindlich ist. Diese durch 
die Kunst erhöhte natürliche Festigkeit machte den Ort für 
die alten Belagerungswaffen fast unangreifbar. 

Fortwährend werden hier bei Bebauung des Feldes noch 
viele römische Alterthümer, oft von Werth, gefunden, und 
die vielen Consularmünzen , die man hier aufgefunden hat 
scheinen den Ursprung dieses Lagers durch Julius Caesar 
zu bestätigen 18 ). 



Iß) Vgl. Jahrb. H. VII S. 160. 

17) Vgl. ebendas. H. VII. S. 155, 158 und 159. - G. Barsch 
Nachrichten über den Steinring, Castell und Montclair. 2. Aufl. 
Trier 1839. 

18) Der Verf. hält Castel für das Lager des Labienus, eines Le- 



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24 



Die wenigen Nachgrabungen, welche man in den letzten 
Jahren vorgenommen hat, haben dargethan, dass dieser feste 
Punkt nach einem Ueberfalle, oder nach einer Erstürmung, 
durch Brand zerstört worden ist, und man fand auf dem Fuss- 
boden mehrerer aufgedeckten Häuser menschliche Gerippe, 
die mit dem Gesicht gegen den Boden lagen. Die Münzen, 
welche hier gefunden werden, gehen durch die ganze rtfmi- 
sche Kaiserperiode bis auf Honorius, und es ist wahr- 
scheinlich , dass dieses Lager bei dem Zuge der Vandalen, 
Sueven und Alanen durch Gallien nach Spanien im Jahre 
406, wo fast alle römische Orte in der Umgegend von Trier 
und Metz von der Erde vertilgt wurden, zerstört worden ist. 

Von Castel aus finden sich auf der linken Seite der Saar 
noch die Ueberreste einer Römerstrasse, welche am östlichen 
Abhänge des Eiderberges, oberhalb Freiidenburg und Weiten 
nach Orschholz und durch den Wald, Schwarzbruch ge- 
nannt, sichtbar sind, und zwischen Buschdorf und Tüntingen 
in die Hauptstrassc 19 ) eingehen. 

Zu den noch erhaltenen interessanten römischen Alter- 
thümern in und bei Castel, deren Aufzählung zu weit füh- 
ren würde , gehören besonders die Ueberreste einer unter- 
irdischen Wasserleitung, welche vom östlichen Abhänge des 
Eiderberges nach Castel führte. 



gaten des Jul. Casar, in welchem ersterer mit einer Legion zur 
Beobachtung der Trevirer aufgestellt war, während letzercr 
andere Völker Galliens unterwarf. Ist diese Annahme richtig, 
wofür wenigstens die Lokalität, wie sie Cäsar in seinen Cora- 
mentarien (de B. G. V. 53. 57) beschreibt, vollkommen passt, 
so war es vor diesem Lager, wo die Trevirer unter Induciomar 
von Labienus geschlagen, und Induciomar auf der Flucht beim 
Durchreiten eines Flusses (hier die Saar bei Saarburg) von 
den Römern erschlagen wurde. 

19) Vgl. Jahrb. H. VII. S. 160. 



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25 



2. Mili tairs trasse von Trier auf der linken 
Seite der Mosel nach Metz. 

Diese Strasse wird nur in dem Itinerar des Antonin 
angegeben 20 ), und zwar als die Fortsetzung einer grossen 
Strassenlinie , welche von Sirmium 21 ) in Pannonien auf 
der Südseite der Donau über Augsburg, Strassburg und 
Metz nach Trier führte. 

Von der Moselbrücke bei Trier ausgebend, finden sich 
noch einzelne Spuren dieser Strasse in den Fluren der Dörfer 
Euren und Zewen. In Jgel ging sie an dem schönen und gut 
erhaltenen Denkmale der Sekundinischen Familie 22 ) vorbei 
und führte in der Richtung der jetzigen Chaussee nach 
Luxemburg über Wasserbillig 23 ). Westlich von diesem 
Orte, auf der Höhe bei Mertert, geht sie von der genannten 
Chaussee rechts ab und ist von jetzt an allen Orten noch 
sichtbar und zum Theil gut erhalten. Etwa 200 Schritt 
oberhalb der jetzigen Brücke über die Sier zieht sie über 
diesen Bach und die Anhöhe hinauf gegen Munschecker, 
welches Dorf sie rechts liegen lasst. Auf der Höhe bei 



20) Vgl. Jahrb. H. XVII. S. 53. ff. 

21) Sirmium war seit Konstantin d. Gr. das für die römische 
Donauvertheidigung , was Trier für die des Rheins war. Die 
Kaiser hielten sich, je nachdem es die Umstände erforderten, 
bald in dem einem bald in dem andern auf. Eine grosse An- 
zahl von noch vorhandenen Reichsgesetzen, die theils von 
Trier theils von Sirmium datirt sind, beweisen, dass die Kaiser 
oft in dem Zeiträume von wenigen Tagen ihren Aufenthalt von 
Trier nach Sirmium , und umgekehrt, verlegt hatten. Sirmium 
ist während der Völkerwanderung von der Erde vertilgt worden ; 
seine Ruinen befinden sich eine Stunde von Mitrowitz an der Save. 

22) Vgl. ebendas. H. XIII. S. 189 ff. u. H. XIX. S. 33 ff. 

23) Ebendas. H. III. S. 56 ff. 



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26 



Wecker (die Namen der Dörfer Wecker und Ilagelsdorf 
oder Halsdorf sind auf der Ferrarischen Karte verwechselt) 
wendet sie sich links , und schneidet am Ursprünge des 
Baches, an welchem die Chaussee von Grävenmachern 24 ) 
nach Luxemburg aufwärts führt, dieselbe, geht durch den 
Wald von Grävenmachern , lasst den Potaschenhof dicht 
rechts und den Spittelhof auf mehrere 100 Schritt links. 
Eine Viertelstunde oberhalb Beiern geht sie durch ein 
flaches, nach letzterm Orte gehendes, Wiesenthal, dann durch 
das Beierholz und durch die Flur von Schüttringen und 
Schrassig. Den Hackenhof lässt sie gegen 500 Schritt links, 
und schneidet eine Viertelstunde südlich von Oetringen 
die Chaussee von Luxemburg nach Remid). Von dieser 
Chaussee an führt sie am nördlichen Saume eines Wäld- 
chens entlang, bei einem steinernen Kreuze vorbei und den 
ziemlich steilen Medinger Berg hinan. Das Dorf Medingen 
bleibt an 400 Schritt rechts, und auf der Höhe oberhalb 
dieses Dorfes, wo der Weg nach Ersingen abgeht, macht 
sie eine kleine Wendung rechts, führt durch das Bockholz 
und auf die Höhe westlich von Dalheim. Hier lasst sie die 
Ruinen eines römischen Lagers links liegen, geht zwischen 
den Dörfern Assel (Aspelt) und Filsdorf, zwischen Breisch 
und Haltingen, zwischen Nieder-Rintchen und Hessingen» 
zwischen Dodenhofen und Breistroff, an Roussy le Bourg 
und Ober-Part vorbei nach Boust. Von diesem Orte führt 
sie durch den Wald von Roussy le Bourg, schneidet ober* 
halb des Dragonerhofes die Chaussee von Thionville (Olden- 
höfen) nach Luxemburg, geht über den Hetlinger Bach und 
durch den Wald von Thionville nach dem zerstreut liegen- 
den Dorfe Ober -Gentringen. Von hier ist sie, etwa 1500 
Schritt westlich von dem Glacis von Diedenhofen vorbei- 
gehend , bis jenseits Tervillc noch sichtbar, wo sie dann 



24) Jahrb. H. VII. S. 26 u. H. VIII. S. 89. ff. 



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27 

auf eine längere Strecke verschwindet. Sie wird wiedei 
sichtbar auf der Höhe von Hückingen, auf beiden Seiten der 
Chaussee nach Longwy und ist wohl erhalten bis zum St. 
Annenhofe, oberhalb der Bruckmühle, wo sie sich abermals 
verliert, und erst auf der rechten Seite der Orne, der Mühle 
von Bussiiigen gegenüber, wieder zum Vorschein kommt. 
Von hier geht sie noch wohl erhalten in eiuer fast ganz 
geraden Linie, dem Fusse des linken Thalrandes der Mosel 
folgend, bis y 2 Stunde von Metz, wo sie bei Maison Rouge 
in die Chaussee von Thionville eingeht. Von Metz bis zur 
französischen Grenze bei Assel ist diese Strasse auf der 
Cassinischen Karte von Frankreich bemerkt. 

Von der Höhe bei Mertert bis Maison Rouge ist diese 
Römerstrasse fast noch durchgängig sichtbar, und an vielen 
Stellen noch sehr gut erhalten. Sie wird noch jetzt von 
den Bewohnern der Umgegend, besonders von Fussgäugern 
und Reitern, als kürzeste Kommunikation nach Metz benutzt. 
Auf längere Strecken wird sie auch befahren, und ist, wie 
die Strasse Nro. I», in der ganzen Umgegend unter dem 
Namen des Kern, Kim oder der Kimstrasse bekannt. Leider 
haben in den letzten Jahren, wie bei der Strasse Nro. 1., 
die Landleute in dem Niederländischen angefangen die obern 
Lagen derselben hie und da auszubrechen und als Dünger 
für ihre Felder zu verwenden, so dass au vielen Stellen 
gegenwärtig nur noch das Fundament der Strasse, aus 
grossen Bruchsteinen wie das Profil Nro. I. bestehend, sicht- 
bar ist. Sie hat in ihrer ganzen Länge kein bedeutendes 
Thal, und ausser dem steilen , jedoch nicht hohen Berge bei 
Medingen auch keine Höhe von Bedeutung zu passiren. 

Nachtrag. »Von Boust geht sie durch den Wald in 
ganz gerader Richtung noch gut erhalten und noch als 
Weg benutzt Sie schneidet bei dem einzelnen Hause Suz- 
ange die Chaussee von Thionville nach Luxemburg, führt 
hier über den Kisselbach, südlich von demselben durch Wald 



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28 



und Ostlich an Ober- und Nieder-Gentringen (Guentrange) 
und westlich an Terville vorbei, durch Daspich, westlich 
an Ebingen (Ebange), durch den Bois de Richemont nach 
Nieder -Bussingen (Basse Boussange), und südlich von hier 
Über die Orne, welcher Fluss die Grenze zwischen den deut- 
schen und französischen Ortsbenennungen macht, dann am 
Fusse des linken Thalrandes der Mosel in gerader Linie 
fort, bis sie östlich von Wrippy bei Maison Rouge in die 
Chaussee von Thionville nach Metz trifft und mit dieser 
nach letzterm Orte führt". 

Ruinen eines römischen Lagers auf dem 
Plateau zwischen Dalheim und Filsdorf. 

Auf einer schönen und fruchtbaren Hochebene, die nach 
allen Seiten eine weite Aussicht gestattet , und nördlich 
durch den tiefen Felsgrund, in und an welchem das Dorf 
Dalheim gelegen ist, begrenzt wird, liegen die weitläufigen 
Trümmerhaufen eiues römischen Lagers. Die Römerstrasse 
Nro. 2. geht westlich an diesen Ruinen vorbei und ist durch 
eine Seitenstrasse mit ihnen verbunden. Der Name dieses 
römischen Etablissements ist verloren gegangen. Der in dem 
Itinertfr des Antonin ausgelassene Name eines Etappenortes 
auf der Strasse zwischen Metz und Trier, wobei jedoch die 
Angabe der Entfernungen unrichtig ist, soll wahrscheinlich 
dieses Lager bezeichnen. Die Landleute nennen diesen, mit 
zum Theil schöngearbeiteten Säulenstücken, mit Steinplatten, 
worauf Inschrifteu befindlich sind, und mit Ziegelhaufen be- 
deckten Platz, von den vielen gemauerten römischen Brunnen, 
die sich auf ihm befinden, „Pützel" 25 ). Noch täglich werden 
hier bei Bearbeitung des Feldes und bei dem Ausbrechen der 
römischen Mauern Utensilien, Waffen und besonders Müuzen in 

25) Vgl. Jahrb. H. I. S. 124 ff.,H. XIV. S. 1 ff. u. H.XXVI. 8. 173. 



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29 



grosser Menge gefunden. Fast alle diese Münzen sind aus 
der mittlem und spatern römischen Kaiserperiode, so dass es 
scheint , dass dieser Punkt erst gegen die Mitte des 3. Jahr- 
hunderts, — vielleicht unter Gallienus, wo der Andrang der 
deutschen Völker gegen die römische Rheingrenze und die 
Einfalle derselben in Gallien mit grösserer Kraft und häufiger 
als früher sich erneuerten, — entstanden. Wann und bei 
welcher Gelegenheit dieses Lager zerstört worden ist, lässt 
sich bei dem Mangel aller Nachrichten nicht ausmitteln, und 
es ist wahrscheinlich , dass es zu derselben Zeit wie Castel 
die Saarburg seinen Untergang gefunden hat. 

Seite nstra ss en von Nro. 2. Auf der Höhe von 
Dalheim geht von der Hauptstrasse eine Seitenstrasse links 
ab, führt durch das obengenannte Lager und von da über 
Weifringen , durch den Weifringer Wald und in der Rich- 
tung des Weges von letzterm Orte nach Bous, wo sie auf 
der Höhe von jenem Orte rechts von diesem Wege abgeht, 
durch das Wiesentha) und über den Bach von Bous führt 
und sich von dem östlichen Theile dieses Dorfes an der 
Höhe fort gegen die Mosel bei Stadtbredimus zieht, Ihre 
Fortsetzung auf der rechten Seite der Mosel ist die oben 
unter Nro. 1 , sub a angegebene Seitenstrasse. Diese Tra- 
verse ist wahrscheinlich aus späterer Zeit, und diente als 
nächste Verbindung zwischen dem Kaiserpalaste zu Conz, 
dem Lager bei Dalheim und der Strasse Nro. 2. Ihre 
westliche Fortsetzung von der Hauptstrasse bei Dalheim 
geht nach Weiler zum Thurm (östlich der Chaussee von 
Thionville nach Luxemburg), wo noch vor nicht vielen Jah- 
ren ein jetzt abgebrochener römischer Thurm von grossen 
Dimensionen sich befand. Von hier ist diese Strasse von 
dem Verf. nicht weiter aufgesucht worden. Sie scheint 
jedoch in westlicher Richtung nach der interessanten Mili- 
tärposition auf dem Titelberge (zwischen Differdingen, Nieder- 
Korn und la Madelaine), wo sich ein römisches Lager bc- 



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30 

fand , geführt und dieses mit dem Lager bei Dalheim ver- 
bunden zu haben. 

3. Militai rst rasse von Trier nach Rheims 
- (Durocortorum) 26 ). 

Diese Strasse findet sich nur in dem Itinerar des Antonin, 
und führte von Rheims über Vungus (jetzt Vonc), Epoissum 
(Cariguan), Orolaunuin (Arlon) und Andethenna oder Ande- 
thennale vicus (Nieder-Anwen oder Nieder-Anweiler) nach 
Trier. Die auf dem Itinerar angegebene Entfernung von 
Trier nach Nieder-Anwen zu 15 Leuken ist richtig. Von 
Nieder-Anwen nach Arlon haben einige Ausgaben 15, andere 
20 Lenken. Die letztere Lesart ist die richtigere. 

Diese Strasse 27 ) folgte der Richtung von Nro. 2 bis auf 

2G) Rheims (Durocortorum, Hauptstadt des gallischen Volks der 
Remi, und unter den Römern Hauptstadt von Belgica seounda) 
war schon vor den Römern ein wichtiger Ort. Die Remi unter- 
stützten Jul. Cäsar hei seinen Eroberungen in Gallien, und 
blieben bis zum Untergange der römischen Herrschaft in diesem 
Lande treue Bundesgenossen der Römer, und daher wurde ihre 
Hauptstadt von denselben zu einer der grössten und blühend- 
sten Städte Galliens erhoben. Nach der Eroberung dieses Landes 
durch die Franken behielt sie zum Theil ihren frühern Glanz. 496 
wurde Chlodwig in ihr getauft, und nahm mit seinen Franken den 
römisch-katholischen Glauben an. (fn letzterm Umstände ist 
vorzüglich das Fortbestehen und die Vergrösserung der Maoht 
der Franken zu suchen, indem die andern deutschen Völker, 
welche sich in dem weströmischen Reiche festsetzten — die 
West- und Ostgothen, die Burgunder, Sueven, Vandalen und 
Longobarden — sich zum Arianismus bekannten, und beson- 
ders durcli die Einwirkung der katholischen Geistlichkeit und 
ihres Oberhauptes, den baldigen Untergang fanden). Die Fran- 
ken änderten den gallischen Namen Durocortorum naeh dem 
Volke, dessen Hauptstadt es war, in Rheims. 

87) Vgl. Jahrb. II. XIX. S. 125 ff. 



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31 



die Höhe zwischen Grävenmachern und Berg , wo sie rechts 
von jener abging. Den Vereinigungspunkt beider hat der 
Verf. nicht aufgefunden, und wahrscheinlich ist bei Anlegung 
der gegenwartigen Chaussee nach Luxemburg die Römer- 
Strasse nach Rheims auf eine längere Strecke benutzt wor- 
den. Die ersten Spuren derselben finden sich westlich von 
Berg, wo dieselbe links von der jetzigen Chaussee abgeht , und 
sich am nördlichen Abhänge des Wittenberges fortzieht. Au 
mehreren Stellen noch sichtbar, kann man die Römerstrassc 
200 bis 300 Schritt südlich der Chaussee bis Nieder-Anwcn 
verfolgen, wo sie wieder in diese eingeht. Ausser Münzen« 
die zuweilen in und bei Nieder -Anwen gefunden werden, 
befinden sich keine andern Ueberbleibsel römischer Anwesen- 
heit in diesem Orte, der im Itinerar auch bloss als vicus 
(Dorf - offener Ort) bezeichnet ist. Südlich von Hostert, 
wo sich die Chaussee am Anfange des Grunewaldes links 
wendet, geht die Römerstrasse, noch vollkommen gut erhal- 
ten und als Weg benutzt, in gerader Richtung fort durch 
diesen Wald und verschwindet in der Nähe von Weimars- 
hof am Anfange des Thaies , welches zwischen den beiden 
Forts Grünewald nach dem Pfaffenthale herabführt. Vor 
einigen Jahren fand man bei Aufgrabung des rothen Brun- 
nens in der Mitte der Oberstadt Luxemburg ein bedeutendes 
Stück Römerstrasse, das nach dem Pfaffenthale hinunter 
führte und die Fortsetzung der obigen zu sein schien. Lu- 
xemburg ist nicht römischen Ursprungs, sondern stammt aus 
dem Mittelalter, wie auch der Name „Lützelburg" zeigt. 

Zwischen Luxemburg und Arlon hat der Verf. keine 
üeberreste der Römerstrasse gefunden, und dieselbe scheint 
"bei Anlegung der Chaussee zwischen beiden Orten benutzt 
und so zerstört worden zu sein. 

A rlon (im Lande Arel genannt — das römische Orolaunum) 
wird in dem Itinerar bloss als Dorf (vicus), in spatern Nach- 
richten als Militairstation (Castellum Orolaunum) bezeichnet. 



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I 



32 

In diesem , auf einer kegelförmigen Anhöhe gelegenen 
Orte werden noch fortwahrend viele römische AKerthümer 
gefunden , weshalb ihn auch Bertholet in seiner Geschichte 
von Luxemburg das Pantheon von Belgien nennt. 

Die weitere Fortsetzung dieser Strasse gegen Rheims ist 
dem Verf. unbekannt. Dieselbe führte bei Mouzon (Mose) 
über die Maas, wo eine andere Strasse von ihr abging, die 
durch die Ardennen nach Cöln führte, und in der Prulinger- 
schen Tafel angegeben ist. Die Strasse von Rheims nach 
Trier ist eine der ältesten Römerstrassen in hiesigen Gegen- 
den, und gewiss eine von denen, welche M. Vipsanius Agrippa 
in Gallien hat erbauen lassen. 

Alttrier, oder auf der Schanz, eine römische Mili- 
tairstation, nördlich von Nied er- An wen, zwischen Luxemburg 
und Echternach, auf einem hohen Plateau gelegen, ist gegen, 
wärtig ein Weiler vou wenigen Häusern. Die vielen hier 
gefundenen römischen Alterthümer sprechen für die ehemalige 
Wichtigkeit dieses Ortes. Der römische Name desselben 
ist unbekannt, und die Meinung derjenigen, welche den Namen 
Alt-Trier von Ala Trevirorum herleiten und annehmen, dass 
der Reiterflügel, welchen die Trevirer als Contingent den 
Römern stellen mussten, hier garnisonirt, oder sein Depot 
hier gehabt habe, scheint zu gesucht 

Der Ort Echternach (in alten Urkunden seit dem 6. Jahr- 
hundert Epternacum genannt) ist ebenfalls römischen Ur- 
sprungs. Desgleichen Berdorf oberhalb Echternach auf der 
rechten und Bollendorf (vielleicht Apollinis vicus ?) auf der 
linken Seite der Sauer und mehrere andere Orte. In dem 
Walde zwischen Bollendorf und Weilerbach befindet sich 
noch der untere Theil eines schön gearbeiteten und der 
Diana geweihten Denkmals; ein anderes ebenfalls dieser 
Göttin der Jagd gewidmetes soll sich in dem Walde bei 
Burglinster befinden. Der Diana-Dienst hatte sich in diesen 
Waldscbluchten auf beiden Seiten der Sauer bis in das 13. 



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33 



Jahrhundert erhalten, wie mehrere Nachrichten beweisen, 
and wahrscheinlich ist die berüchtigte Spring - Prozession, 
welche alljährlich zu Echternach gefeiert wird , und zu 
welcher sich die wallonische Bevölkerung der Ardennen aus 
weiter Ferne zu vielen Tausenden einfindet, noch ein Ueber- 
rest dieser Verehrung 28 ). 

4. Militair strass e von Trier, theils über 
Belgica, theils über Zülpich, nach Cöln, theils 

von Zülpich nach Neuss. 

Die Hauptstrasse ist in' dem Itinerar des Antoniu und auf 
der Peutingerschen Tafel angegeben. Die auf ihr bemerk- 
ten Etappenorte von Trier aus sind: 

Beda (Bittburg) 12 Leuken. 

Ausava (bei Oos) 12 „ 

Icorigium (Jünkerath) 12 „ 

Marcomagus (Marmagen) 8 „ 

Jenseits Marmagen theilte sich die Strasse 
und ging theils, die nähere Richtung, 
über Belgica (den Kaiserstein bei Billig) 8 „ 
nach Agrippina civit. (Cöln) 16 „ 

theils, mit einem Umwege über Tolbia- 

cum (Zülpich), 12 „ 

nach Agrippina civit. (Cöln) 16 „ 

Die Gesammt - Entfernung auf der kürzeren Linie ist in 
dem Itiuerar zu 67 Leuken, folglich um 1 Leuke zu gering 
augegeben. Wo die Entfernungen der einzelnen Orte von 
der Wirklichkeit abweichen, wird weiter unten angegeben 
werden. 



28) Das Dianendenkmal zu Bollendorf ist abgebildet bei Ram- 
boux: Alterth. und Naturans. im Moseithale bei Trier. Ueber 
die Springproeession vergl. Eitz: l'Abbaye de S. Willibrord 
et la procession des Saints DanBants eto. Luxemburg 1861. W. 

3 



r 



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34 



Alle diejenigen, welche bis jetzt über römische Alter- 
thümer in hiesigen Gegenden geschrieben haben, sind ohne 
eigene Untersuchung der Meinung von Hontheim gefolgt, 
welcher diese Römerstrasse von Trier aber Igel nach Nöwel 
bat gehen lassen. Abgesehen davon, dass sich von Igel 
nach Nöwel auch nicht die geringsten Spuren einer Römer- 
strasse vorfinden, so lag auch ein so grosser Umweg nicht 
im Charakter des römischen Strassenbaus. Der Verf. hat 
zwei Röraerstrassen aufgefunden, welche aus dem Moselthale 
bei Trier den linken Thalrand hinaufführen und sich auf 
der Höbe von Nöwel vereinigen.'« Beide sind fast durch- 
gängig noch sichtbar und zum Theil wohl erhalten. 

a) Die Hauptstrasse ging von der Moselbrücke in der 
Richtung des alten Weges , der vor Anlegung der neuen 
Chaussee von Trier auf die Höhe des linken Thalrandes in 
die Gegend des neuen Hauses führte, oder vielmehr dieser 
sogenannte alte Weg war grösstentheils die Römerstrasse 
selbst. Sie ging durch Pallien, wo sie durch Felsen ge- 
brochen ist ; jenseits dieses Dorfes führte sie über den Bach, 
der sich, über Felsen herabstürzend und eine Reihe von 
Kaskaden bildend, bei Pallien in die Mosel ergiesst. Auf 
der linken Seite dieses Baches war sie wieder auf eine 
längere Strecke durch Felsen gebrochen. Diese Stelle ist 
seit 2 Jahren (1826) durch Anlegung eines Weinberges zer- 
stört worden. Von hier wendet sie sich links und führt auf 
einer neuen steinernen Brücke über einen Bach, der sich 
20 Schritt weiter unterhalb 80' hoch von einem Felsen her- 
abstürzt, und geht von jetzt an durchaus sichtbar und noch 
erhalten an der westlichen Seite der tiefen Schlucht auf- 
wärts, an deren östlichen Seite die neue Chaussee angelegt 
ist. Bei dem Neuenhause 29 ) wird letztere zweimal von ihr 
durchschnitten, und eine halbe Stunde von Nöwel nimmt 



29) Vgl. Jahrb. H. III. S. 56 ff. und S. 72 und H. XIII. S. 23. 



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35 

die jetzige Chaussee die Richtung der Römeratrasse an und 
ist zum Theil auf diese erbaut. 

b) Die zweite Römerstrasse führt von Pfalzel, eine Stunde 
unterhalb Trier, in einem grossen Bogen uud in Felsen ge- 
brochen den linken Thalrand der Mosel aufwärts und in 
dem Pfalzeler Walde in mehrern Krümmungen um die An- 
fänge der Schluchten herum, die nach dem Kyllthale herab- 
gehen. Von der Höhe oberhalb Lorich geht sie zwischen 
Besselich und Butzweiler , und Nöwel 30 ) einige 100 Schritt 
links lassend , jenseits diesem Dorfe in Nro. a und in die 
gegenwärtige Chaussee. Sie wird noch als sehr schlechter 
Fahrweg von Pfalzel nach der Chaussee bei Nöwel benutzt. 

Pfalzel 91 ) (Palatium — später Palatiolum und Königshof 
der fränkischen Könige aus dem mero vingischen und karo- 
lingischen Stamme). Hier hatten , wie auch der Name sagt, 
die römischen Kaiser der spätem Periode einen Palast, wo- 
von vor nicht langer Zeit noch ein hoher Thurm exislirte. 
Die vielen Ueberreste von römischem Gemäuer und andern 
Alterthümern , die hier gefunden werden, lassen vermuthen, 
dass dieser Ort eine grössere Ausdehnung hatte und zum 
Depot von Kriegsbedürfnissen bestimmt war, die theils die 
Mosel hinab, theils auf den Landstrassen nach Cöln, Ander- 
nach, Coblenz und Mainz, mit denen Pfalzel in Verbindung 
stand, geschafft wurden. 

Von Noewel an ist die neue Chaussee bis Bittburg 32 ) 
in der Richtung der Römerstrasse geführt, und das Material 
der letztern zum Bau der Chaussee verwendet worden , und 

30) Vgl. ebendas. H. IV. S. 208 und H. XIII. S. 24. 

31) Vgl. ehend. H. XIII. S. 25. 

32) Vgl. über die östlich von der Rümerstrasso hinlaufende Lang- 
mauer — Dr. J. Schneider „die Trümmer der so genannten 
Langmauer etc. etc. Trier bei Gall M , — und Jahrb. H. III. S. 69 
und 98, H. V und VI. S. 383 ff., H. VII. S. 146. ff., H. VIII. 
S. 184 und H. IX'. S. 163. 



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36 

Mird noch täglich zur Ausbesserung derselben benutzt. Die 
Römerstrasse ist in dieser ganzen Entfernung noch sichtbar. 

Bittburg (in dem Itiuerar Beda vicus (Dorf), auf der 
Peutingerschen Tafel bloss Beda, und in spatern Nachrich- 
ten Castrum Bedense genannt) war die erste Station auf 
der Römerstrasse. 

Dieser befestigte romische Etappenplatz lag auf einer 
kegelförmigen Anhöhe, die nach allen Seiten mit 2 bis 3 
Grad abfallt, und nahm die nördliche Hälfte des gegenwär- 
tigen Bittlurg ein. Die Römerstrasse führte in der Mitte 
und in gerader Richtung durch denselben. Die römischen 
12' dicken und an mehrern Stellen noch 12 bis 20' hohen Um- 
fassungsmauern lassen sich in den Häusern, Ställen und Gär- 
ten von Bittburg noch ringsum auffinden. Die Befestigung bil- 
dete ein längliches Viereck mit abgestumpften Winkeln, dessen 
Längendurchschnitt längs der Strasse 240 und der Quer- 
durchschnitt in der Mitte 192 Schritt beträgt. Da Beda in 
dem Itinerar bloss als Dorf verzeichnet ist, so scheint diese 
Befestigung nicht vor der Mitte des 3. Jahrhunderts ent- 
standen zu sein, wo sich die Römer, wegen der häufigen Einfälle 
der Franken, genöthigt sahen, ihre Etappenorte zu befestigen. 

In und bei Bittburg sind jederzeit viele römische Alter- 
thümer gefunden worden , worunter auch viele Consular- 
münzen, welche den frühen Ursprung von Beda beweisen. 

Ueberreste von römischen Gebäuden von grossem Umfange, 
Münzen , besonders aus der Zeit von Diokletian und später, 
finden sich in der Umgegend von Bittburg besonders zu Ober- 
weiss, wo auch noch die Ruinen einer römischen Brücke in 
der Prüm, zu Fliessem M ), wo noch ein römischer Kanal und 
die Reste einer römischen Villa mit wohlerhaltenen Mosalk- 
böden, zu Rittersdorf und Pfalzkyll. 



33) Schmidt: Die Jagdvilla zu Fliesaem. Trier 1843. Vgl. dazu 
Jahrb. IV. S. 196. W. 



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37 



Von Bittburg ist die neue Chanssee auf die Römerstrasse 
gelegt worden, und ihre Spur ist daher bis vor den Wax- 
born, wo sie rechts von der Chaussee abgeht, verschwunden. 
Bei dem Nattenheimer Wäldchen wurden bei Erbauung der 
Chaussee im Jahre 1823 neben der Römer* trasse die beiden 
Milliensteine **) gefunden , deren oben Erwähnung geschehen 
ist. Diese geben die Entfemung von Trier zu 22 Millien 
an. Da die Entfernung von Trier bis Bittburg in dem 
Itinerar und auf der Peu tingerscheu Tafel zu 12 Leuken 
= 18 Millien angegeben ist, und der Punkt, wo die Meilen- 
steine gefunden wurdeu , 4 Millien nördlich von Bittburg 
liegt, so ist dadurch die Richtigkeit dieser römischen Ent- 
fernungsangaben bewiesen. 

Etwa 1500 Schritt südlich von dem neuen Wirthshause 
Waxborn geht, wie schon gesagt, die Römerstrasse rechts 
von der Chaussee ab, führt über ein kleines Thal und dann 
auf der Höhe zwischen Neidenbach und Balesfeld nach dem 
Kyllwalde. In demselben hat der Verf. auf eine längere 
Strecke die Spur dieser Strasse verloren, und sie erst west- 
lich der Baracken von Weissenseifen, in der Richtung über 
Büdesheim bis zur Brücke bei Oos 85 ) wiedergefunden. 
In dem Itinerar und auf der Peutingerschen Tafel ist die 
Entfernung von Bittburg bis zur nächsten Station Ausava 
zu 12 Leuken angegeben. Diese Entfernung auf der Römer- 
strasse gemessen trifft auf die Höhe südlich von Büdesheim. 
Hontheim und Andere, die ihm gefolgt sind, nehmen wegen 
der Namensähnlichkeit Oos, das in alten Urkunden Huosa 
genannt wird , für das römische Ausava* In diesem Orte, 
der 14 Lcuken von Bittburg und über 1000 Schritt östlich 
von der Römerstrasse gelegen ist, finden sich jedoch nicht die 
geringsten Spuren von römischer Anwesenheit, während in 



84) Vgl. Jahrb. H. III. S. 68. 
35) Vgl. ebend. ffi XXV. S. 204. 



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38 

Büdesheim häufig Münzen etc. etc. gefunden werden , so 
dass es scheint, als könne man mit mehr Recht letztern 
Ort für das römische Ausava halten. 

Von der Brücke bei Oos bis zur nächsten Station Jünke- 
rath ist das Terrain durch viele Thaleinschnitte zerrissen, 
und der Verf. hat daher die Römerstrasse nur noch stück- 
weise auffinden können. Sie ging von jener Brücke west- 
lich von Scheuren und Auel in der Richtung gegen Stefflen, 
und von da durch den Lissendorfer Wald, wo sie noch 
erhalten ist. Hier wendet sie sich , Gönnersdorf rechts las- 
send, nach dem Kyllthale herab und trifft gerade auf die 
Ueberreste der römischen Befestigung bei Jünkerath. In 
den römischen Nachrichten ist die Entfernung von Ausava 
bis Icorigium unrichtig zu 12 Leuken angegeben, indem die 
wirkliche von Jünkerath bis Oos nur 6% und bis Büdesheim 
8 Leuken — und wollte man das fortwahrende Steigen und 
Fallen der Strasse mitrechnen — höchstens 10 Leuken beträgt. 

Icorigium 86 )beiJünkerath(s. Zeichnung Taf. III. Nr. 4.) 
Die Ueberreste 8T ) dieses römischen Etappenorts und befestigten 
Uebergangspunktes über die Kyll erscheinen auf den ersten An- 
blick kreisförmig, bei näherer Untersuchung und nach Wegräu- 
mung des Schuttes findet man jedoch , dass sie ein regel- 
mässiges Achteck bilden mit wenig vorspringenden runden 
Thürmen auf den ausgehenden Winkeln. Die römischen 
Gussmauern stehen noch 6 bis 8 Fuss über den Boden her- 
vor und haben eine Dicke von beinahe 16 Fuss. Der Durch- 

36) Es ist wahrscheinlich, dass die Benennung Icorigium griechi- 
schen Ursprungs ist, und von otxoq Wohnung Qiyog kalt — 
zu deutsch : „kalte Wohnung , kalte Herberge" herkommt ; 
denn den Römern musste allerdings diese hochgelegene Eifel- 
gegend kalt und rauh erscheinen, wodurch dieser in einer 
hohen , rauhen und kalten Gegend gelegene Punkt charakteri- 
stisch genug bezeichnet wurde. (Richtiger glaube ich den Namen 
von Icorix, einem celtischen Eigennamen, abzuleiten. F.) 

37) Vgl. Jahrb. H. Dd. S- 62 ff. und H. XXIII. S. 145. 



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39 



messer des innern Raumes der Befestigung beträgt 195 Schritt 
oder 89 preussische Ruthen. Der vorige Besitzer des Hüt- 
tenwerkes liess vor etwa 40 Jahren die noch hohen Mauern 
und Thtirme bis auf ihre jetzige Höhe niederreissen und 
den innern Raum zu Garten- und Ackerland einrichten. Bei 
Wegräumung der Mauern und des Schuttes wurden mehrere 
interessante römische Denkmäler, mehrere Tausende von 
Münzen , worunter äusserst seltene — unter andern Gold- 
münzen vom Tyrannen Marius — viele Waffen, Utensilien 
etc. etc. gefunden. 

Da, wo die Römerstrasse das rechte Ufer der Kyll bei a. 
erreicht, ist die Erde von diesem Flusse weggespült worden, 
wodurch nicht nur das Profil derselben ganz zu Tage ge- 
kommen ist (s. Durchschnitt Nro. 2.), sondern auch neben ihr, 
5' unter der jetzigen Oberfläche, mehrere eichene Bohlen und 
Pfähle von einer römischen Laufbrücke entblösst worden sind. 

Die Römerstrasse geht oberhalb Jünkerath von dem Wege 
nach Feusdorf links ab und trifft auf der Höhe nördlich 
von diesem Orte in die Strasse von Hillesheim nach Blanken- 
heim. Sie folgt, noch ziemlich wohl erhalten, derselben 
uud ihre Richtung ist schon aus der Ferne durch mehrere 
an ihr liegende Grabhügel kenntlich. Auf dem Heidenkopfe, 
einem hohen freiliegenden Plateau, wendet sie sich in einem 
Bogen rechts, wahrscheinlich um einem ehemaligen Sumpfe 
auszuweichen , und hat hier , auf eine längere Strecke, eine 
Höhe von 10'. Nördlich von dieser Krümmung t heilt sie 
sich in zwei Arme. 

a) Der links abgehende, nur noch streckenweise sieht- 
bare Arm führt an mehrern hohen Grabbügeln vorbei, und 
verschwindet an dem Ursprünge des nach Dahlem fließen- 
den Baches. Dieser links abgehende Arm war die Strasse 
von Trier nach Maastricht (Pons Mosae) und kommt noch 
wohl erhalten auf der hohen Veen wieder zum Vorschein» 
wo er in der Richtung gegen Bupen führt. 



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40 

Nachtrag ad a. Ucber die Römerstrasse von 
Trier nach Pons Mosae liegt von der Hand des 
Verfassers folgende Notiz aus dem Tagebuche des Gra- 
fen Lüttichau, vom 31. August 182 J, vor, wonach derselbe zu 
Fuss von Prüm über Gondenbrett, Wascheid, Schlausenbach, 
Auw über die Schneifel , Holzheim, Bollingen, Surbrod und 
über die hohe Veen nachJßupen ging. »In Surbrod ange- 
langt, nahm ich einen Boten, der mich zur Römerstrasse 
führen sollte. Mit mehrern Umwegen, um bequemer zu 
gehen, gelangte ich auf selbige. Ihre Richtung ist von Süden 
nach Norden (S. 0. nach N. W.) , und eben dieses lässt 
mich vermulhen, dass es eine solche ist, die von Trier nach 
Belgien geführt bat. letzt ist sie für denjenigen, der sie 
nicht kennt, durchaus unkenntlich, indem 2 bis 3' Erde 
und Gras sie bedecken. In neuerer Zeit ist sie stellenweise 
aufgegraben worden, und es hat sich gefunden, dass ihr 
Grund aus Fichtenstämmen, nach der Länge gelegt, besteht, 
auf diese sind sehr grosse Steine etc. etc. geworfen; letztere 
kann man sehr weit verfolgen. Sehr alten Ursprungs muss 
diese Strasse sein, weil weit und breit keine Nadelhölzer 
gekannt sind, denn der Eupener Wald besteht aus Eichen, 
Buchen und Eschenholz, also aus Laubhölzern; ihre Anlage 
muss daher in eine Zeit fallen, wo die hohe Veen mit 
Nadelholz bedeckt war, und dass dieses so gewesen, zeigt 
sich aus den Torfstichen, wo man fortwährend grosse Baum- 
wurzeln etc. etc. herausgegraben hat. Auf dieser Strasse 
angelangt, verliess mich der Bote mit der Warnung »vor- 
sichtig zu sein a . Ich Hess mir die Richtung auf Eupen 
geben, nahm diese, so wie die der Römerstrasse mit der 
Nadel, und wanderte längs derselben bis wo sie sich am 
Anfange des Eupener Waldes verlor 4 * etc. etc. 

In einer Mittheilung des Prem. Lieutenant Balmert vom 
26. April 1831 heisst es: „Eine alte Römerstrasse, durch 
den Herzogenwald nach Membach hinab, ist zum Theil auf- 



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41 

- 

gedeckt worden, und besonders ist ihre gerade Linie bei 
dem belgischen Forsthause Hestreux (Heisterberg) sichtbar". 

b) Der zweite Arm, noch fast durchgängig gut erhalten 
folgt der Richtung der jetzigen Blankenheimer Strasse, führt 
dem Schmittheiroer Eichholz entlang bis an den Weg S8 ), 
welcher von dem Manderscheiderhofe kommt, wo er sich in 
dem Wäldchen Olbrück nach Norden wendet und mit dem 
genannten Wege an der alten Burg vorbei, durch die Urft 
(hier Oroff genannt) theils nach Marmagen führt, theils 
dieses Dorf auf eine halbe Stunde links liegen lässt. 

Marmagen (Marcomagus) 89 ) war von Icorigium 
aus der nächste Etappenort, und nach dem Itinerar und der 
Peutingerschen Tafel 8 Leuken davon entfernt. Die wirk- 
liche Entfernung längs der Römerstrasse beträgt gegen 9 
Leuken. In diesem , auf einer freiliegenden Anhöhe befind- 
lichen, Dorfe werden gegenwärtig nur wenige römische 
Alterthtimer gefunden. Was gefunden wird, besteht in Mauer- 
Überresten unter der Erde, in wenigen Münzen, Todtenurnen 
u. s. w., auch scheint dieser Ort zur Zeit der Römer nicht 
von Bedeutung gewesen zu sein. 

Von Marmageu aus ist die Römerstrasse nicht mehr sieht- 



38) Ton diesom Punkte geht eine noch sichtbare Römerstrasse, 
die jedoch vom Verf. nicht weiter verfolgt worden ist, gerade 
aus, dicht am Blankenheimerdorf vorbei und soheint naoh Bonn 
geführt zu haben. 

39) Die celtogallische Endung magus, welche in mehrern Orts- 
namen in den Rheingegenden vorkommt, hat mit dem deutschen 
„Stadt, Ort" gleiche Bedeutung. Hier Marcomagus — Grenz- 
stadt, — weil dieser Ort auf der Grenze der Trevirer und 
Ubier gelegen war. Sonst noch: Noviomagua (jetzt Neumagen 
und auch Nimwegen) , Borbetomagus (Worms) , Rigomagus 
(Remagen), Durnomagus (Dormagen) und mehrere andere. Diese 
Orte scheinen alle vor den Römern bereits vorhanden gewesen 
zu sein. 



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42 

bar. Sie scheint auf der Höhe gegen Nettesheim 40 ) fort- 
gegangen zu sein, und sich mit der obengenannten Richtung 
b, die ohne Marmagen zu berühren auf der Höhe des lin- 
ken Thalrandes der Urft fortgebt und noch sichtbar ist, 
vereinigt und mit dieser bei Rickerfuhr über die Urft geführt 
zu haben. An dem steilen Rickerberge am rechten Thal- 
rande der Urft ist diese Strasse , wie die hier befindlichen 
Ueberreste ausweisen , auf die Höhe hinaufgegangen und 
hat von hier in zwei Richtungen nach Cöln geführt. 

A) Arm der Römerstrasse, welche über d en 
Kaiserstein (Belgica) nach Cöln führte. 

Auf der Höhe des rechten Thalrandes der Urft geht diese 
Richtung rechts ab und führt zum Theil noch sichtbar und 
erhalten über Weyer , zwischen Eiserfey und Harzheim, 
zwischen Weiler und Eschweiler nach Wachendorf, einem 
römischen Etablissement, das so wie Antweiler wahrschein- 
lich kleinere Militärstationen von dem grössern Lager Bel- 
gica waren. An beiden Orten werden noch römische Alter- 
thümer gefunden. Von Wachendorf zieht sich diese Strasse 
in gerader Richtung nach dem 

Kaiserstein (Belgica) bei Billig. Unter der 
Benennung Kaiserstein werden in der Gegend die weitläuf- 
igen, sich jetzt nur noch unter der Bodenfläche befindlichen 
Ruinen eines grössern römischen Etablissements verstanden, 
die am Fusse der Vorberge der Eifel in den Fluren zwischen 
den Dörfern Billig und Rheder gefunden werden. Es leidet 
keinen Zweifel , dass der Kaiserstein , durch welchen die 
Römerstrasse führt, das in dem Itinerar angegebene Belgica 
ist , dessen Name sich in dem nahegelegenen Dorfe Billig 
erhalten hat, obgleich die bemerkte Entfernung von Marma- 
gen von 8 Leuken in der Wirklichkeit 10 Leuken beträgt. 

40) Vgl. Jahrb. H. XXV. S. 33. 



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43 



Die grosse Ausdehnung dieser Ruinen nnd die vielen bei 
Bearbeitung des Feldes jederzeit hier gefundenen römischen 
Alterthümer 41 ) scheinen darzutbun , dass Belgica eine Mili- 
tairstation von grösserer Bedeutung und mit mehrern kleinen 
Posten, wie Antweiler, Wachendorf, dem Herkelsteiu und 
andern umgeben war. 

Die Fortsetzung der Römerstrasse ist von dem Kaiser- 
steine in diesem niedrig gelegenen Lande auf beiden Seiten 
der Erft auf weitere Strecken nicht mehr sichtbar, und er- 
scheint erst wieder westlich von Esch , wo sie in gerader 
Richtung, Strassfeld und Mückenhausen rechts lassend, nach 
Metternich führt und in dieser Ausdehnung noch jetzt als 
Weg benutzt wird. Von Metternich über die Ville und in 
dem Rheiuthale bis Cöln hat der Verf. keine sichtbaren 
Spuren dieser Römerstrasse mehr auffinden können. 

f r 

B) Richtung über Zülpich (Tolbiacum) 

nach Cöln. 

Dieser Arm ging von der Höhe des rechten Thalrandes 
der Urft gerade aus und führte nach dem 

Königsfelde auf den Fluren östlich von Keldenich 42 ), 
wo sich ein römisches Etablissement befand und wo noch 
fortwährend viele römische Münzen und Anticaglien ge- 

41) Vgl. Jahrb. H. I. S. 85, 127, 128, H. V. und VI S. 321. 
und 340. 

42) Dass Keldenich das Calydona des Ammian. (XXVII, 1.) sei, 
— (was durch Valesius unnöthiger Weise in Cabiilona [Ern. 
liest Cobilona] umgeändert wird), — von wo Charietto den Se- 
Terianus mit den divitensischen (von Diest bei Tongern) und 
tungrischen Truppen zu sich beordert, um gegen die Alleman- 
nen am Oberrheine zu kämpfen, ist nicht unwahrscheinlich, da 
Severianus mit den genannten Truppen wohl auf der Höhe 
von Keldenich aufgestellt sein konnte , um von da aus das 
niedere Land gegen die Streiferelen der Franken zu decken. 
'Vgl. Minola Uebersioht etc. eto. S. 73.) 



■ 





44 



funden werden. Von dem Königsfelde an bis Zülpich führt 
diese Römerstrasse in einer fast ganz geraden Richtung, 
und ist noch durchaus sichtbar und zum Theil erhalten. 
Sie geht durch Dotteln , an dem westlichen Abhänge des 
Bleiberges vorbei, lasst Strempt rechts, Hostel links, führt 
durch den Wald von Eicks, 200 Schritt unterhalb der Eick- 
ser Mühle über den Rothbacb, dann durch das zerstörte 
Dorf Düth (Eruich), lässt Merzenich links, und trifft gerade 
auf das Thor des ehemaligen Klosters Hoven bei Zül- 
pich. Von diesem Orte geht sie in ganz gerader Richtung 
über Liblar, die Ville und Herrmülheim nach der Weyher 
Pforte von Cöln. Sie ist noch jetzt von Zülpich bis Cöln 
die gewöhnliche Verbindungsstrasse und in der ganzen 
Umgegend unter dem Namen „der Romerstrasse" 4S ) bekannt, 
ob sich gleich die ursprüngliche römische Bauart derselben 
nur noch an einzelnen Stellen erhalten, und ihre Breite 
durch den fortwahrenden Gebrauch von der Römerzeit bis 
jetzt um das zwei- und dreifache der ursprünglichen Breite 
erweitert bat. 

Die Römerstrasse von Trier nach Cöln ist eine der älte- 
sten in hiesigen Gegenden, und ist, wenn anders die Angabe 
der Inschrift eines bei Marmagen gefundenen und später 
verloren gegangenen Milliensteins u ) richtig ist , von M. 
Vipsanius Agrippa erbaut worden. 

Zülpich (Tolbiacum-^- in dem Itinerar bloss als vicus 
(offener Ort, Dorf) spater als Castellum bezeichnet) ein ur- 
alter Ort , zur Zeit der Römer als Vereinigungspunkt meh- 
rerer Strassen wichtig. Das Castellum Tolbiacum befand 
sich auf der Höhe, wo jetzt die Kirche und das Schloss 
liegen , und erstreckte sich auf selbiger fort gegen das ehe- 



43) Vgl. Jahrb. H. III. S. 99 H. XX. & 126 und H. XXIII. S. 81. 

44) Vgl. ebend. H. XXV. S. 28 ff. [und dazu H. XXIX. und XXX. 
S. 10 Nro. 22. F.] 



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45 

mal ige Kloster Hoven. In dieser Gegend werden noeh jetzt 
viele römische Alterthümer 45 ) gefunden. Von der römischen 
Befestigung ist oberirdisch nichts mehr vorhanden, — (die 
jetzige Stadtbefestigung ist von dem kölnischen Erzbischof 
Hanno aus dem 13. Jahrhundert) — ; in der Gestalt des 
Orts hingegen, in der Richtung der Strassen mit den 4 
Thoren, hat sich noch ganz die Form, welche die Römer 
ihren befestigten Orten zu geben pflegten, erhalten. 

Besonders wichtig in historischer Hinsicht ist Zülpich für 
die Geschichte der Franken. Hier gründete Chlodwig durch 
den entscheidenden Sieg über die Allemanneii (496) seine 
und seines Volkes Herrschaft 46 ); hier stürzte Chlodwigs 

45) Vgl. für Zülpich und Umgegend Jahrb. H. L S. 116, H. III. S. 99 
und 196, H. V. und VI. S. 341, H. XII. S. 42 ff. H. XVII. 
S. 112, H. XX. S. 81, H. XXII. S. 131. H. XXIII. S. 61. ff.' 
H. XXV. S. 33, 122 ff. und 151, II. XXVI. S. 200. XXVHI. 
S. 105. Die niilitairische Bedeutung Zülpichs erhellt aus Tacitus 
Hist. IV. 79. W. 

46) Diese welthistorische Schlacht , in welcher die zwei damals 
mächtigsten deutschen Völker für ihre eigene Unabhängigkeit 
und um die Herrschaft von Gallien und Deutschland kämpften, 
wurde auf der Schevelahaide , eine Stunde südöstlich von 
Zülpich bei Dürscheven auf beiden Seiten des Bleibachs, ge- 
schlagen. Chlodwig war mit seinen Salischen Franken vor den 
Allemannon vom Oberrheine bis Zülpich zurückgewichen (Vgl. 
Schöpüin Alsatia illust S. 430 ff.) wahrscheinlich um seinen 
Httlfsquellen näher zu sein. Am ersten Tage der Schlacht 
wurden die Franken geschlagen. In der darauf folgenden 
Nacht vereinigte sich Sigibert von Cöln, König der Ripuarischen 
Franken, mit Chlodwig, worauf dieser am folgenden Morgen 
das Gefecht erneute und das Gelübde that „Christ zu werden, 
wenn ihm der Gott der Christen den Sieg geben würde*. Die 
Schlacht (S. Jahrb. H. HL S. 30 ff. H. XV. S. 35 ff. und 218 ff.) 
wurde am 2. Tage bei Wichterich (Victoriacum) entschieden, 
und endete mit dem Tode des alleraannischen Königs und mit 
der gänzlichen Vernichtung des allemannischen Heeres. Bei 



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46 



Sohn, Theodorich I. König von Austrasien, den letzten König 
der Thüringer Hermannfried (531) meuchlings von den Zin- 
nen der Mauer, und hier kämpften Theodebert II. und Theo- 
dorich II. (612) mit den Kräften von Gallien und Deutsch- 
land um die Herrschaft über Austrasien. 

Römische Mili t ärstr ass en, welche von 
Zülpich ausgeben. 

Von der Strasse, welche von Trier über Zülpich nach 

Wichterich war es, wo nach der Legende während des Gefechts 
eine Taube das bekannte Fläschohen mit dem Salböl vom Himmel 
brachte. In der unterirdischen Kapelle der uralten Kirche von 
Zülpich wird noch der Stein gezeigt , auf dem Chlodwig nach 
der Schlacht gekniet und das katholische Glaubensbekenntniss 
abgelegt haben soll (S. Jahrb. H. III. S. 31 ff. und U. 
XXVIII. S. 106). [Dass Zülpich eine fränkische Feste war, geht 
hervor aus Gregor v. Tours lib. III c. 8; dass die berühmte 
Alemannenschlaoht dort stattfand erwähnt Gregor bei der Be- 
schreibung der Schlacht nicht , kann aber aus einer späteren 
Stelle zurückbezogen werden, in der wahrscheinlichen Voraus- 
setzung dass an beiden Stellen von ein und derselben Schlacht 
die Rede ist, dass aber die Taufe Chlodwigs in Zülpich statt- 
fand wird bekanntlich angefochten und muss nach Gregors 
Worten zu Gunsten von Rheims bezweifelt werden. Vgl. Gregor 
lib. II c. 30 und 37. Die Legende von der Taube mit dem 
Salböl findet sich in Hinkmars vita des h. Remigius. W.] 

Im Jahre 1813 hat die damalige französische Regierung zwei 
grosse Tafeln von schwarzem Marmor nach Zülpich geschickt. 
Auf der einen, welche über dem Kölner Thore von Zülpich 
befestigt werden sollte , steht die Inschrift : Tolbiacum , Chlo- 
dovei victoria insigne, Francorum fortunae et imperi ineunabula. 
Auf der andern, die für die unterirdische Kapelle bestimmt war: 
Hic, ut fama loci est, sacris primum intinetus undis, Chlodoveua 
de Germanis victor votum solvit A. CCCCLXXXXVI. Die krie- 
gerischen Ereignisse von 1813 und 1814 haben das Aufhängen 
dieser Tafeln verhindert, und beide befinden sich gegenwärtig 
auf der Bürgermeisterei zu Zülpich. 



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47 

-• 

Cöln führte, ist bereits gesprochen worden. Ausser dieser 
verdienen bemerkt zu werden: 

a) Die Militärstrasse von Zülpich nach 
Neuss 47 ) (Novesium). 

Diese Strasse ist als eigentliche Fortsetzung der Strasse 
von Trier zu betrachten, und war die kürzeste Verbindungs- 
linie zwischen Trier und dem Niederrheine, ohne Cöln zu 
berühren. Sie wird in der Gegend die „Heerstrasse" ge- 
nannt, ob sie gleich gegenwärtig nur theilweise als Weg 
benutzt wird. Da diese Strasse von Zülpich bis Neuss 
grösstenteils durch Aecker und fetten Lehmboden führt, so ist 
sie an den meisten Stellen zerstört oder überdeckt, und nur 
noch streckenweise als Römerstrasse zu erkennen. Sie ist 
weder in dem Itinerar, noch auf der Peutingerschen Tafel 
angegeben. Sie führt aus dem nördlichen Thore von Zül- 
pich (dem Bachthore), geht in gerader und fast nörd- 
licher Richtung an Gladbach vorbei nach Lüxheim, und 
folgt der linken Thalhöhe des Neffelbaches bis in die Gegend 
von Blatzheim. In dieser Entfernung ist ihre römische Bau- 
art noch an vielen Stellen sichtbar. Bei Bolheim führt die- 
selbe durch die Ueberreste eines römischen Etablissements, 
in weichen vor einigen Jahren viele Alterthümer gefunden 
worden sind. Von Blatzheim geht sie in gerader nördlicher 
Richtung durch Mülheimer Loch nach Pfaffendorf, und 
folgt von diesem Orte an der linken Thalhöhe der Erft. 
Sie ist von dem Verf. nicht weiter verfolgt worden. Der 
Flecken Caster, welchen diese Strasse an 1000 Schritt öst- 
lich liegen lässt, wird allgemein für ein römisches Castrum 
gehalten. Die Ruinen der alten Burg von Caster und die 
Mauern , welche den Ort umgeben, stammen jedoch aus dem 



47) Vgl. Jahrb. H. T. S. 107, H. II. S. 45, und II. V. u. VI. S. 407. 



48 

Mittelalter und zeigen nirgends einen rtfmischen Ursprung. 
Auch sind, so viel der Verf. hat in Erfahrung bringen kön- 
nen, niemals in Caster römische Alterthiimcr gefunden worden. 

b) Militairstrasse von Zülpich nach Gemünd. 

Von Zülpich aus sind noch die Spuren einer Römer- 
strasse sichtbar, welche über Bürwenich in der Richtung 
des gegenwärtigen Weges nach Gemünd führte. Dieses ist 
ohne Zweifel diejenige Strasse, welche auf der Peutinger- 
schen Tafel bemerkt ist, und welche von Rheims ausgehend, 
bei Mouzon (Mose) die Maas überschritt und über Meduantum 
und Munerica nach C ö 1 n führte. Meduantum ist das 
jetzige Mande bei Bastogne (Munerica vielleicht Mürringen). 
Auf der Wasserscheide der Ourte und Ur ist diese Strasse 
an vielen Stellen noch sichtbar. 

Ausser den genannten führten von Zülpich noch Römer- 
strassen nach Belgica, Bonn und Düren (Marcodurum). Sie 
sind jedoch sämmtlich dergestalt zerstört , und ihre Rich- 
tung ist so unkenntlich geworden, dass darüber nichts mit 
nur einiger Bestimmtheit angegeben werden kann. 

Ueber den römischen unterirdisch enAqu ä- 
dukt,welc heraus derEifel nach C ö 1 n f ü h r- 
* e » (gegenwärtig von den Anwohnern die 
Ader, Adrof, Ad erich, Teufelsader, Teufels- 
Calle (Canal) und in alten Urkunden »der 

A d u ch t« genannt). 

1) Richtung und Lauf. 

In den vielen Schriften, worin seit sehr alter Zeit bis 
jetzt dieses römischen Aquädukts Erwähnung geschieht, wird 
die Behauptung aufgestellt, dass derselbe von Trier nach 
Cöln geführt habe 48 ). Man sah die sichtbaren Ueberreste 

48) Es gibt wenig Gegenstände, worüber so viel gelehrter Unsinn 
geschrieben worden ist , als über diese römische Wasserleitung. 



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49 

dieses erstaunenswürdigen römischen Bauwerkes an der nörd- 
lichen Abdachung der Eifel in der Richtung nach Cöln 
wusste sich seine ursprüngliche Bestimmung nicht zu erklä- 
ren, und glaubte nur dadurch dem Ganzen einen seiner Grösse 
angemessenen Zweck unterzulegen, wenn man ihn bis Trier 
fortsetzte, und dadurch die beiden wichtigsten Punkte der 
Römer in den Rheingegenden durch ihn verbunden sich 
dachte. Zu diesem Irrthume gab gewiss auch der Umstand 
Anlass , dass die Römerstrasse nördlich von Biltburg in der 
Eifel von den Landleuten, so wie der Kanal, die Ader ge- 
nannt wird. Alle diejenigen , welche über, diese Wasser- 
leitung geschrieben haben, sahen sie entweder gar nicht, oder 
nur an einzelnen Stellen , und daher sind auch alle bis jetzt 
bekannt gemachten Angaben Ober dieselbe sehr mangelhaft 
und nur theil weise richtig 49 ). 

Der Verf. ist bemüht gewesen , sich über dieses wohl 
merkwürdigste Bauwerk der Römer in den Rheingegenden 
die möglichste Aufklärung zu verschaffen , und hat seine 
Untersuchungen vorzüglich auch darauf gerichtet, auszumitteln, 

Am merkwürdigsten bleibt die Meinung derjenigen, welohe die- 
sen Canal aus dem Moselthale bei Trier in ununterbrochenem 
Laufe und ohne Theilung über das Eifelgebirge nach Cöln 
gehen lassen , und annehmen , dass er bestimmt gewesen sei, 
den Ueberflu88 von Wein , welchen die Moselgegenden erzeug, 
ten, nach Cöln zu führen, oder auch, dass die Romer durch 
denselben mit Hülfe von Wasservögeln eine Schnellpost zwi- 
schen Trier und Cöln etablirt gehabt hätten und dergl. mehr. 
49) Gelenius de magnitaud. Col. p. 254 ff. Trimborn: Belgica in 
Nöggeraths Provinzialblättern von 1836. Nöggerath über den- 
selben Gegenstand in 'Westermanns Monatsheften 1858 p. 165. 
Eine auf unmittelbaren Untersuchungen beruhende Abhand- 
lung yonEick in Commern erscheint in Kurzem unter dem Titel: 
Die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Cöln, mit be- 
sonderer Rücksicht auf die zunächst gelegenen römischen Nieder- 
lassungen u. s. w. mit einer Karte und Zeichnungen. W. 

4 



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©0 

ob von der hohe« Eifei in südlicher Richtung ein Kajtal n*ch 
Trier herab , so wie nördlich nach Cöln geführt habe. Alle 
Bemühungen in dieser Hinsicht sind jedoch vergeblich ge- 
wesen, und nirgends hat er die Spuren eines solchen Kanals 
am südlichen Abhänge der Eifel gefunden. Hier war es 
immer die Römerstrasse, welche von den Anwohnern nicht 
für eine ehemalige Strasse, sondern unter der Benennung 
der Ader und der Teufels-Ader für einen Kanal gehalten 
wird , und deren Richtung auf den Höhen fort schon hin- 
reichend ist, eine solche Meinung zu widerlegen. 

Die ersten Spuren des römischen Aquädukts hat der Verf. 
oberhalb Dalbenden an dem rechten Thalrande der Urft, wo 
derselbe durch die herabgeführte Erde entblösst und zu Tage 
gebracht worden ist, gefunden. Hier erscheint er bereits in 
einer Höhe von 36 bis 40' über der Thalsohle der Urft, 
woraus zu schliessen ist, dass er weiter oberhalb gegen die 
Quellen dieses kleinen Flusses seinen Anfang nimmt, und 
dass letzterer höchst wahrscheinlich bei der alten Burg, wo 
römisches Gemäuer zu Tage steht und ein bedeutender Neben- 
bach der Urft entspringt, zu suchen sei. Von jener Stelle 
an zieht er sich , wie auf der Karte Taf. IV bemerkt ist, 
an vielen Stellen siebtbar, an Dalbenden 50 ) und Soetenich 
vorbei und steigt an dem Thalrande der Urft mit dem nöthi- 
gen Niveau immer höher, so dass er Call gegenüber schon 
hoch oben am Thalrande erscheint. Bei diesem Orte fliesst 
von der rechten Seite ein Bach in die Urft. An dem linken 
Thalrande desselben führt er aus dem Urftthale heraus, und 

wendet sich durch die Senkung nördlich von Keldenich and 

\ 

50) Vgl. Jahrb. H. XVIII. S. 214 ff. (Nach den Mitteilungen de» 
Herrn Eick der im Allgemeinen die Angaben des Verfassers 
durchaus bestätigt , läge der Ursprung des Canals nicht so weit 
aufwärts als der Verfasser vennuthet, sondern gleich unterhalb 
der Rosenthaler-Mühle im Urftthale, nicht fern des Ueberganges 
der Römerstrasse über diesen Bach bei Rickerfuhr. W.) 



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61 

Dottel?, dem südlichen Abbange des Bleiberges gegenüber, 
aus dem Stromgebiet der Maas in das des Rheins, und geht 
durch den Garten des Pfarrers von Calmuth und an der 
rechten Seite eines Seitenthaies des Feybaches nach letzterem 
hinab. Wo derselbe von der linken auf die rechte Seite 
dieses Baches geführt hat, ist nicht sichthar. An dem rechten 
Thalrande des Feybaches geht er an Urfey, Eiserfey, 
Breitenbenden abwärts, und steigt an demselben, so wie 
im ürftthale, immer höher. Bei der Veyer Mühle, zwischen 
Breitenbenden und Burgfey, liegt die Sohle des Kanals 103' 3" 
und Katzfey gegenüber bereits 149* 7" über der Thalsohle 
des Feybaches 51 ), und sein Gefalle beträgt hier auf 600 
Ruthen 25' 7" rheinisch. 

Unterhalb Katzfey, wo der rechte Thalrand des Feybaches 
niedriger wird, wendet sich der Kanal von dem Feybache 
ab, geht um ein kleines Sekenthal desselben herum, lasst 
Lessenich und Antweiler rechts und zieht sich am südlichen 
Abhänge der Pfaffienhart nach dem Erftthale bei Weingarten, 
wo er auf der Höhe des linken Thalrandes dieses Flusses 
auf eine längere Strecke verschwindet. Entweder der Haupt- 
kanal oder ein Arm desselben scheint nach der römischen 
Militairstation auf dem nahen Kaisersteine (Belgien) geführt 
*u haben , und soll in dem geller des am höchsten gelege- 
nen Hauses von Rheder sichtbar sein. In der Gegend von 
Rheder ist der Kanal von der linken auf die rechte Seite 

51) Diese Nivellements hat Herr Hütten - Inspektor Gabner za Me- 
chernich Auf die Bitte des Yerf. machen lassen. Nach einer 
Notiz des Yerf. hat Herr v. Dechen im Juni 1830 folgende 
Barometer-Messungen angestellt: üeber dem Rheinpegel Nro. 8 
bei Bonn ist die Sohle des Römer-Kanals bei dem Hüttenwerke 
Dalbenden 1156,4 par. F., im Steinbüsoh bei Callerheistert 
1138,0 p.' F., im Pastoratgarten zu Calmuth 1069,0 p. F., und 
auf der Grenze der Regierungsbezirke Aachen und Cöln 767,1 
par. Fuss. 



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■ 



52 

der Erft übergegangen. Ueberreste einer Bogenstellung sind 
nicht mehr vorhanden. In den Feldern zwischen Palmers- 
heim und Flamersheim M ) hat ihn im vorigen Jahre (1828) 
der Gutsbesitzer v. d. Leyen auf eine grössere Strecke aus- 
brechen lassen. Bei der Kirche von Niederkastenholz be- 
findet sich ein nicht tiefer runder Brunnen, der etwa 8' 
im Durchmesser hält, und mit einem noch zum Theil erhal- 
tenen römischen Mauerkranze umgeben ist. Das Wasser 
dieses Brunnens ist von vorzüglicher Beschaffenheit. Als 
man diesen Brunnen vor einigen Jahren reinigte, fand man 
auf dem Boden noch wohl erhaltene römische Mosaik und 
einen gemauerten Kanal, der nach dem Hauptkanal herab- 
zugehen und diesen mit dem Wasser des Brunnens gespeiset 
zu haben scheint. 

Aus der Gegend von Palmersheim wendet sich der Kanal 
nach dem Schorrenwalde, und fahrt am nördlichen 
Saume desselben, an mehreren Stellen sichtbar, in einem 
grossen Bogen am Fusse des nördlichen Abhanges der Vor- 
berge der Eifel um Rheinbach, wo er auf eine grössere 
Strecke verschwindet 53 ). In den Feldern zwischen Mecken- 
heim und Ramershoven soll man an mehrern Orten die 
Spuren dieses Kanals entdeckt haben. Erst unterhalb Lüf- 
telberg kommt er an dem westlichen Abhänge der hier 



52) Vgl. Jahrb. H. XIV. S. 172. 

53) Die grosse Krümmung, welche der Kanal längs der Vorberge 
der Eifel um die Ebene von Rheinbaoh macht , war nöthig, um t 
das erforderliche Gefälle zu gewinnen, womit er über die Ville 
geführt werden konnte. Die Ville ist der flache und bewaldete 
Höhenrücken zwischen dem Rhointhale und dem Schwistbaohe 
(weiter unterhalb der Erft). Dieser aus Braunkohlenlagern be- 
stehende und mit aufgeschwemmten Kies- und Sandsohichten 
bedeckte Höhenrücken erhebt sioh bei Meckenheim kaum sicht- 
bar Über die vorliegende Ebene , und wird erst weiter unter- 
halb höher» 



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53 

sich wenig über die Fläche erhebenden Ville wieder zum 
Vorschein. In dem Weiher des Schlosses von Buschhoven 
steht er zu Tage, und führt, 12' unter der jeztigen Ober- 
flache, durch den Brunnen des Bauern Stolz in diesem Dorfe. 
Bald unterhalb Buschhoven ist er auf eiue längere Strecke 
ausgebrochen, und sein Material zum Bau des ehemaligen 
Klosters Capellen verwendet worden. Er geht hier an dem 
eisernen Manne 84 ), einer eisernen Grenzstange dreier hier 
zusamtnenstosseuden Gemeinde- Marken, vorbei, und führt in 
schräger Richtung durch den Wald über die Ville. An dem 
östlichen Abhänge derselben senkt er sich nach Cadorf 55 ) 
herab, wo er zu Tage kommt, und läuft an diesem Ab- 
hänge, an mehrern Stellen z. B. Hemmerick und Merten 
sichtbar, fort nach Walberberg, wo er unter der westlichen 
Häuserreihe dieses Dorfs fortführt und in mehrern Häusern 
als Keller benutzt wird. 66 ) 

Von Walberberg aus ist er nicht mehr sichtbar; seine 
weitere Fortsetzung gegen Meschenich ist jedoch durch das 
alte Gemäuer, auf welches die Landleute bei Bearbeitung 
des Feldes treffen , und durch das schlechte Wachsthum des 
Getreides in trockenen Jahren zu erkennen. Von Mesche- 
nich wendet er sich gegen die Chaussee von Cöln nach 
Bonn, und führte zwischen dem 24. und 25. Chausseesteine 
unter dem Namen der Teufels- Calle (Kanal) über dieselbe 
und auf der flachen Höhe fort nach der alten Burg ober, 
halb Cöln. 



54) Vgl. Jahrb. H. XXVIII. [S. 107. S. Mino las Abhandlung 
in Brewer's vaterländischer Chronik J. 1826. H. VI. S. 321 
fg. F.] 

55) Vgl. ebend. H. XXVII. S. 161. 

56) Bei Walberberg ist der im Heft XXVII p. 161 dieses Jahrb. 
erwähnte Wartthurm aus dem Material des Römercanals er- 
baut. W. 



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54 

Auf beiden Seiten der Chaussee ist er vor einigen Jahren 
auf eine längere Strecke ausgebrochen worden. In der 
alten Burg, einem ehemaligen romischen Kastell, wurde 
wahrscheinlich das, durch den Kanal herbeigeführte, Wasser 
gesammelt, und von hier aus weiter nach Cöln geleitet und 
vertheüt. 

Alle frühem Nachrichten haben diese Wasserleitung von 
Walberberg längs der Ville über Pinsdorf, Vochem, Fische- 
nich , Hermühlbeim und Efferen nach Cöln gehen lassen. 
Dieses .ist jedoch nach den hydraulischen Gesetzen unmög- 
lich, da die Gegend von Pinsdorf bis Hermühlheim weit hoher 
liegt, als der Kanal in Walberberg, und dieser Irrthum ist 
daher entstanden , dass sich von Elferen 57 ) nach Cöln au, 
bei Schleifkotten und weiter r noch die Ueberreste eines 
andern römischen Aquädukts vorfinden, der oberirdisch auf 
Bogenstellungen nach Cöln ging und in welchem der jetzige 
Feldbach nach diesem Orte geleitet wurde 58 ). 

57) Vgl. Jahrb. H. XIV. S. 183. 

58) Vgl. ebend. H. XXVII. S. 144. Nach dem Referate in der 
Kölnischen Zeitung v. J. 1859. Nro. 362. hat derselbe Herr 
Verfasser Geh. Rath. Prof. Nöggerath in Bonn am 28. December 
1859 einen Vortrag über diesen Gegenstand gehalten. Darnach 
lassen sich die Spuren der Wasserleitung nur von Köln bis in 
das Kalkgebirge der Eifel verfolgen, und sie weisen nicht bloss 
auf einen einzigen Traktus hin, es waren mindestens drei soloher 
Leitungen vorhanden. Eine dieser Leitungen nahm in der Eifel bei 
dem Dorfe Calmuth die dort vorhandenen, jetzt zum Theil ver- 
sumpften Quellen auf. Sie ging über Liblar, wo auf dem Felde 
der Braunkohlen-Concession Conoordia an der grossen römischen 
Heerstrasse ein römisches Gastrum stand. Von da setzte sie 
in einer nooh vorhandenen Bösche, Elvengraben jetzt genannt, 
im Walde der Ville über den Rtioken des sogenannten Vorge- 
birges, und ging über Voohem, Kendenich, Hermühlheim, Effern, 
Schleifkotten nach der alten Colonia zu. Die andere Leitung 
nahm oberhalb Eiserfey die Quellen von Dreimühlen auf, setzte 



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55 



So weit der Kanal gegenwärtig noch sichtbar ist, geht 
er durchaus unterirdisch und ist, um das uötbige Gefälle 
zu gewinnen, mit grosser Kunst in gebrochener und schlau- 
genformiger Linie so geführt, dass er z. B. an dem rechten 
Thalrande der Urft und des Feybaches, wo er über viele 
Nebenthaler und Schluchten hinweg geleitet werden musste, 
an der einen Seite derselben so lange aufwärts geht, bis er 
mit dem nöthigen Niveau unter denselben durch und auf 

durch das Foythal, aus diesem in das Thal der Erft, in den 
Kreis Kherabach und über Liilftelberg und Buschhoven nach 
dem Vorgebirge, an dessen Östlicher Seite sie nach Walberberg 
und Keldenich, und dann mehr in östlicher Richtung nach dem 
römischen Kastell bei Rodenkirchen ging. Die höchste Wasser- 
leitung war aber diejenige, welche nach Zülpich führte. Sie 
nahm nördlich von Schmittheim Quellen auf, welohe jetzt in 
die Urft einmünden, führte durch das Urftthal bis oberhalb 
Call und zog unterhalb Keldenioh und Dotteln nach Zülpich 
hin. Die Langenstrecke dieser sämmtliohen Wasserleitungen 
beträgt an 26 Meilen , und das grossartige römische Bauwerk 
ist etwa der Ausführung grösserer Eisenbahnen zu vergleichen. 
Herr Geh. Ober-Berg-Rath Nöggerath sprach auch über den 
schönen Marmor, welcher aus der Sinterbildung in der Was- 
serleitung gewonnen worden ist, und zu welohen Bauten er 
verwendet worden. Er zeigte auch, wie aus den Stratifikatio- 
nen dieses Marmors und der Dicke seines Absatzes die Zeit 
seiner Bildung sich berechnen lasse. Hiernach würde das 
WasBer etwa 600 Jahre lang in der Leitung geflossen sein, 
und wenn man annimmt, dass dieselbe unter Karl dem Grossen 
zerstört Wörden, um den Marmor zu gewinnen (nach Gelenius 
p. 261) wofür Manches spricht, so könnte ihre Erbauung gegen 
das Ende des 2. Jahrh. unserer Zeitrechnung fallen. (Nach den 
Untersuchungen des Herrn Eiok wäre nur ein einziger unge- 
teilter Canal aus der Ei/el nach Cöln gegangen und der etwa 
20 Minuten in der Länge betragende Seitenarm von Dretmühlen, 
mündete gleich unterhalb des altert Hammers in die aus dem 
Urftthale kommende HauptwasBerleirung. W. 



56 



der entgegengesetzten Seite wieder nach dem Hauptthale 
herabgeführt werden konnte. Nur an einzelnen wenigen 
Stellen, wo er Aber grössere Thaler hinweggeführt werden 
musste, wie z. B. bei Rheder von der linken auf die rechte 
Seite des Erftthales, scheint dieses oberirdisch auf Bogen- 
stelhingeu geschehen zu sein, obgleich davon keine Spuren 
mehr sichtbar sind. Annebmeu zu wollen, dass er auch 
hier unter der Erft durchgegangen sei, und dass die Was- 
sermasse des Kanals durch das grosse Gefalle, welches die- 
selbe von der Hohe bei Weingarten nach Rheder und nach 
der Erft herab hatte , auf der rechten Seite dieses kleinen 
Flusses durch den Druck allein wieder so hoch gehoben 
worden sei, um ii b e r die Ebene von Palmersheim fori fli essen 
zu können, scheint unwahrscheinlich: denn welche Dimen- 
sionen raüsste hier das Mauerwerk dieses Kanals gehabt 
haben, um den Druck einer so grossen Wassermasse aus- 
halten zu können 59 ). 

Es fragt sich nun, welches waren die Ursachen, warum 
die Römer diesen Kanal unterirdisch führten, und dadurch 
seine direkte Länge um das Vielfache vergrösserten, wo sie 
oft durch eine einfache Bogensfellung denselben über die 
schmalen Seitenthälcr und Schluchten hätten leiten können ? 

Dem Verf. scheinen folgende die wahrscheinlichsten: 

1) das Wasser wurde dadurch im Sommer kühl und 
frisch erhalten, und 

2) während des Winters in dieser nördlichen und zum 

59) Nach Herrn Eicks Mitteilungen sind weder am Erftflnsse bei 
Rheder noch am Schwistbache oberhalb Lüftelberg Bogenstel- 
lungen vorhanden gewesen, (andere wollen sie gesehen haben) 
mittelst denen der Kanal von einem zum andern Ufer hinüber- 
geführt wurde, sondern in beiden Fällen geht derselbe unter 
dem Baohbette durch. Nur einmal findet sieh eine Bogenstel- 
luug im Feybacherthale gerade dem Dorfe Vussem gegenüber, 
um zwei nah zusammentretende Bergabhängo zu verbinden. 



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> 



w* mm 

Dl 

Theil hochgelegenen Gegend gegen das Einfrieren ge- 
sichert. Ueberdiess 
3) erzählt Frontinus , dass die Römer die Aquädukte, 
welche den, in der Nähe der Grenze gelegenen und 
den feindlichen Invasionen ausgesetzten Orten und 
Militairstationen Wasser zuführen sollten , unterirdisch 
geleitet hatten, um dieselben den Augen des Feindes 
zu entziehen. Dieser Grund allein würde hinreichen, 
die unterirdische Anlage dieses Kanals zu erklären. 
• • -• * f - * ■ , - 

Bauart und Dimensionen. 

Das Mauerwerk besteht aus dem Material, welches in der 
Nähe gefunden wird. In dem Thale der Urft ist dasselbe 
aus den sehr guten Kalksteinen, die hier gebrochen werden, 
angefertigt. In der Nähe des Feybaches sind es Grauwacken- 
steine, woraus hier der Gebirgsabhang besteht, welche die 
Mauerung bilden, und die Steinbrüche, welche das Material 
lieferten, sind noch längs dem Kanäle sichtbar. Von der 
linken Seite der Erft an über die Ebene von Palmersheim 
und Rheinbach und über die Ville, wo es keine Bruchsteine 
gibt, besteht die Mauerung ganz aus Gusswerk von Quarz- 
kiesein, welche von den grossen aufgeschwemmten Kiesel- 
schichten genommen sind, die mehrere Fuss hoch die Braun- 
kohlenlager der Ville bedecken. Dieser aus Quarzkieseln 
und römischem Mörtel bestehende Guss ist so fest, dass der- 
selbe in der Umgegend noch jetzt zu Thorgewölben, zu 
Thür- und Fensterrahmen zugehauen und benutzt wird. 

Die Dimensionen des Aquädukts (Taf. IV. I.) sind dem Hütten- 
werk Burgfey gegenüber genommen worden, und bleiben auch 
an andern Stellen dieselben, obgleich anderwärts, wie schon 
bemerkt, die Mauerung von verschiedener Beschaffenheit ist. 
Hier bei Burgfey besteht das Fundameut aus einer aufrecht 
stehenden Mauerung von 5 Zoll Höhe ; auf diesem Hegt loses 
Mauerwerk vou 7 Zoll Dicke, und auf diesem die Sohle des 



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58 

Kauais aus wasserdichtem Mörtel, von Trass und klein ge- 
schlagenen Ziegeln bestehend, von 7 Zoll im Durchmesser. 
Die untere Weite des Kanals, auf der Sohle geroessen, he. 
tragt 27 Zoll, die obere 29 Zoll, und die beiden Absätze 
mit gerechnet, wo die Wölbung anfängt, 94 Zell. Die Sei- 
tenwände desselben sind 29 Zoll hoch, und die ganze innere 
Höhe von der Sohle bis zur höchsten Wölbung beträgt 55 
Zoll, oder 4' 7". An den Seitenwinden beindet sich ein 
9 bis 10 Linien dicker und geglätteter Anwurf von dem- 
selben wasserdichten Mörtel, woraus die Sohle besteht. 

An allen Orten, wo Regen und Schneewasser die Maue- 
rung des Kanals nicht entblösst hat, ist derselbe mit einer 
mehrere Fuss dicken Erddecke belegt. Auf den ersten An- 
blick erscheint die innere Form des Aquädukts birnenförmig 
bis man bei näherer Untersuchung findet, dass sich auf der 
Sohle und an deu Seitenwänden desselben durch den 
Wasserniederschlag Kalksinter 60 ) angesetzt hat, der von 8 
bis 12" — an einzelnen Stellen noch mehr — im Durch- 
messer hält, und beweiset, dass lange Zeit hindurch Wasser 
in diesem Kanäle geflossen ist. 

In gewissen Abständen bei Burgfey und im Garten des 



60) Dieser Kalksinter ist von feiner Struktur und nimmt eine sehr 
schöne Politur an. Aus ihm bestehen die kleinen Säulen an 
der südlichen äussern Rundung des Schiffs vom Münster zu 
Bonn, die gegen 1' im Durchmesser und 7 bis 8' in der 
Höhe halten, und eine Säule in dem Naturalionkabinet zu Pop- 
peladorf. Diese Säulen sind lange ein Problem für die Mine- 
ralogen zu Bonn gewesen, und man wusste nicht, welcher Stein- 
art dieselben angehören könnten, bis man im Jahre 1828 
beim Ausbrechen des römischen Kanals bei Cadorf das Wahre 
fand. (Ebenso ist er zu Säulen, Altarplatten und sonst zu 
Verzierungen verwendet in den Kirchen zu Lüftelberg, Münster- 
eifel , Sfe'gljurg, Laach, Altenahr, Flamersheim, Commern, 
liüdtar, 8. Cäeilia und S. Gereon zu Cöln. W.) 



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59 

Herrn Rheindorf in Buschhofen finden sich Luftschachte, welche 
die ganze innere Weite des Kanals einnehmen , und über 
welchen als Decken Thürmchen gestanden zu haben scheinen. 

Wo dieser Aquädukt nicht gewaltsamer Welse zerstört wor- 
den ist, findet er sich noch durchaus wohl erhalten* Auf 
grosse Strecken ist er jedoch ausgebrochen , und aus seinem 
Waterai sind Dörfer, Hüttenwerke, Klöster, Kirchen etc. etc. 
erbaut worden, und gegenwärtig wird er in den Gegenden, 
wo er noch nicht zerstört ist, als ein unerschöpflicher Stein- 
bruch benutzt. 

■ 

Bestimmung dieses Kanals und wahrscheinliche 
• Zeit seiner Erbauung. 

Dieser Aquädukt hatte gewiss keine andere Bestimmung, 
als Cöln — und auch wohl die in seiner Nähe liegenden 
Mitttairstationen — mit frischem Trinkwasser zu versehen, 
wie es der Geschmack des Römers Hebte 61 ). An Mineral- 
wasser, welches in ihm nach Cöln geleitet worden sei, ist 
dabei nicht zu denken. Wasserleitungen waren überhaupt ein 
Luxusartikel der Römer, eine Modesache, die an Orten nicht 
fehlen durfte, wo sich dieses Volk aufhielt. Daher die un- 
zähligen Ueberreste von Aquädukten, die sich in allen Län- 
dern finden, welche der römischen Herrschaft unterworfen 
wateii. Früher die Konsuln und später die Kaiser konnten 
das römische Volk durch nichts mehr erfreuen, durch nichts 
sidr mehr bei ihm beliebt machen als durch die Anlegung 
eitler neuen und prächtigen Wasserleitung, und mehrere der- 
selben haben sich in Rom bis auf unsere Tage erhalten. Die 
— 

Gi) Sollten diese Canäle nicht auch" besonders den Zweck gehabt 
ha'ben , hin und wieder mit den ftauptbtrassen zusammenzu- 
treffen um die Passanten mit Wasser zu versorgen und die als 
buftsehachte gedeuteten obern Oeffnungen sind sie nicht auoh 
zum Wasserschbpfea bestimmt gewesen? W. 



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60 

römischen Bürger und Veteranen , welchen das jetzige Cöln 
seine eigentliche Gründung verdankt, brachten diese Lieb- 
haberei mit von Rom. Die Römer liebten das kalte und 
harte Quell wasscr, dasjenige, welches in Kalkgebirgen ent- 
springt. Das Wasser, welches sich um Cöln findet, ist wei- 
ches Wasser, und nur erst in weiterer Ferne, in dem Kalk- 
gebirge, worin die Quellen der Urft liegen , besitzt das 
Wasser diejenigen Eigenschaften, welche von den Römern 
geschätzt wurden. 

Man könnte fragen, wie war es möglich, dass ein Ort 
wie Cöln ein so ungeheueres W 7 erk ausführen konnte , des- 
sen Erbauuug gegenwärtig die Kräfte eines grössern Staats 
erschöpfen würde? Hierauf ist zu erwiedern: Die Anlegung 
und Ausführung solcher Werke geschah nicht auf Staats- 
kosten und noch weniger auf Unkosten eines einzelnen 
Ortes, sondern durch die Hände der unterjochten Provinzia- 
len und durch viele Tausende von Soldaten, welche wäh- 
rend des Friedens beschäftigt werden mussten. Nur aus 
diesem Gesichtspunkte lässt sich das Entstehen dieses und 
anderer römischen Bauwerke, bei welchen Anlegung und 
Bestimmung in keinem Verhältniss zu stehen scheinen, er- 
klären. 

Die Bauart dieses Kanals ist eben so schön und geschmack- 
voll, als sie einen hohen Grad von Dauer und Festigkeit 
besitzt, wovon die lange Erhaltung den besten Beweis 
liefert. Seine Ausführung gehört in die blühendste Periode 
der römischen Baukunst, und ist höchst wahrscheinlich nach 
der Erhebung von Cöln zu einer Kolonialstadt in die 50ger 
Jahre nach Christus zu setzen. In dieser Zeit gab der 
Kaiser Claudius die Eroberungen in Deutschland auf, und 
zog die Legionen auf das linke Rbeinufer zurück, wodurch 
eine längere Waffenruhe am Rheine herbeigeführt wurde. 
Dass es römische Staatsmaxime war, die Legionssoldaten in 
Friedenszeiten unaufhörlich zu beschäftigen , um sie vor 



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Müssiggang und Unordnungen zu bewahren, und ihre physi- 
schen Kräfte für folgende Kriege zu stählen , ist iu der 
Einleitung zu den römischen Militairstrassen gesagt worden. 
Auch erwähnt Tacitus mehrere grosse Bauwerke, die am 
Rhein und in Gallien in den Zeiten der Ruhe unter Clau- 
dius und Nero durch die Legionen theils angefangen , theils 
vollendet wurden. So Hess der kommandirende General am 
Niederrhein, Corbulo, als er im Jahre 47 auf Befehl von 
Claudius die Legionen aus Deutschland zurückgezogen hatte, 
um dieselben zu beschäftigen, die 23 römische Million (über 
4Y 2 geographische Meilen) lange Fossa Corbulonis , das 
jetzige Fluit oder Maaslandssluys zwischen Leyden und 
Sluys, graben, um durch diese Verbindung zwischen der 
Maas und dem damaligen Hauptarme des Rheins die gefähr- 
liche Schiffahrt durch die Nordsee zu vermeiden und um 
die Ueberschwemmungen am Niederrhein zu vermindern. Sein 
Nachfolger Paullinus Pompejus vollendete durch die Hände 
der Soldaten bald nachher den 63 Jahre früher von Drusus 
angefangenen Rheindeich, um das gallische Ufer gegen die 
Ueberschwemmungen dieses Stromes zu sichern ; und zu 
gleicher Zeit liess der kommandirende General am Oberrhein, 
L. Vetus, durch die Legionen von Obergermanien einen Ka- 
nal anfangen, der die Saone mit der Mosel vereinigen sollte, 
um durch diese Verbindung mittelst der Rhone und Saone 
einerseits , der Mosel und des Rheins anderer Seits eine 
Schifffahrt aus dem mittelländischen Meere in die Nordsee 
zu bewirken. Letzterer Kanal kam jedoch wegen der 
Eifersucht des Legaten von Belgien nicht zu Stande. Taci- 
tus würde iu gleicher Art des Aquädukts nach Colli ge- 
dacht haben, wenn die Bestimmung dieses Bauwerkes für 
grössere Staatszwecke und nicht bloss lokal gewesen wäre. 



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62 

5. Militairstrasse von Trier über Föhren, Esch, 
Olkenbach, Hontheim, Driesch, Maien nach 

Andernach, 

Diese wegen ihrer Richtung so interessante Strasse, die 
von Ehrang bis jenseits Kaisersesch noch durchaus sichtbar 
und zum Theil wohl erhalten ist , findet sich weder im Iti- 
nerar noch auf der Peutingerschen Tafel, und ist auch in 
neueren Nachrichten nirgends bemerkt 

Sie ist von der Moselbrücke bei Trier in der Richtung 
der gegenwärtigen Chaussee über Biewer gegangen. Wo 
diese sich links nach Ehrang wendet, ging die Römerstrasse 
gerade aus , und führte unterhalb Ehrang über die Kyll. 
Am linken Ufer dieses Flusses wird sie zuerst sichtbar, 
führt hier zwischen einer römischen Grabstätte durch und 
schneidet bei der Milo-Kapelle die Chaussee. Oberhalb der 
Quint hat sie über den Bach und von da in der Richtung 
der Chaussee bis auf die Höhe geführt, wo sie links von 
dieser abgeht, und sich auf der Höbe des Milowaldes fort 
und nach Föhren herabzieht. Von diesem Orte lässt sie 
den tiefen Einschnitt, der nach Hetzerath herabgeht, rechts, 
schneidet nördlich von diesem Orte die Chaussee , führt auf 
dem flachen Rücken fort und über einen kleinen Bach nach 
der gegenwärtig zerstörten uralten Brücke über die Salm 
oberhalb Esch. Von dieser Brücke geht sie unter dem Na- 
men der Ben geler Strasse 62 ), ohne einen Ort zu be- 
rühren, die Höhe hinauf, auf derselben westlich und nord- 
östlich von Polbach fort, längs des Haardtwäldchens, und 
führte, an der nordwestlichen Abdachung des Stiffelberges, öst- 
lich von Haardt und Altrich, oberhalb Platten auf der Jetzt 
ebenfalls verschwundenen Pfefferbrücke über die Lieser, und 
zwischen Wingeror und Wahlholz in gerader Richtung nach 



62) Von einem Dorfe in der Nähe Namens Bengel am Alfbaohe. 



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$3 

Olkenbach Von liier zieht sie sich, nur noch wenig sichtbar, 
an dem lM»keu Tbalrande des AJfbaches aufwärts ; erscheint 
auf der Höhe noch vollkommen ernaken, lässt Wispelt links 
und gebt nach Hontheim. Von Hontheim wendet sie sich 
nach dem Oestbale, wo ihre Spuren an den beiden steilen 
TMrtndcrn verschwunden sind. Auf der Höhe des linken 
erscheint sie wieder , führt bei einem hohen Grabhügel in 
den Weg von Lützerath nach Kenfus, und ohne in die Senkung 
hinabzugehen, in welcher Lützerath gelegen ist, auf der 
Höhe fort nach Driesch und in die Chaussee. Diese ist auf 
der Höbe auf die Römerstrasse erbaut worden und die Rieh- 
tung der letztern wird nur noch durch Grabhügel bezeich- 
net, die sich nördlich längs der Chaussee befinden. Auf der 
Höhe des rechten Thalrandes des Martins- oder Marterthaies 
erscheint die Römerstrasse wieder links von der Chaussee, 
und scheint nördlicher als diese über dieses Thal geführt 
ZU haben. Vor Kaisersesch geht die Römerstrasse links 
von der Chaussee ab, führt durch den Wald vollkommen 
gut erhalten, und auf der Höbe fort an Lehnholz vorbei in 
der Richtung gegeu Maien 63 ), wo sich auf der linken Seite 
der Nette die Spuren eines römischen Etablissements vor- 
finden. Von Lehnholz an hat der Verf. die Richtung dieser 
Strasse verloren. Sie ist jedoch höchst wahrscheinlich nach 
Andernach gegangen. 

-Die Richtung dieser Strasse ist die glücklichste, welche 
man einer Heerstrasse in dieser von vielen tiefen Thälern 
durchschnittenen Gegend geben konnte. Sie vermeidet von 
Trier bis Olkenbach alle die tiefen Thäler, durch welche 
die Chaussee über Hetzrodt und Wittlich geführt ist, und 
selbst das Aufsteigen derselben an der linken Seite des Alf- 
baches geschieht an einer sich weit verflachenden und nicht 
steilen Höhe. 



63) Vgl. Jahrb. H. XXI. S. 183 ff. 



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64 



Seiten Strassen von Nro. 5. a) Eine halbe Stunde 
nordöstlich von Esch geht eine Seitenstrasse von Nro. 5 
ab, und führt noch sichtbar Ober Polbach, Clausen, auf die 
Höhe des steileu linken Thalrandes der Mosel oberhalb 
Ferres. In diesem Orte hat sich die Sage erhalten, dass in 
alten Zeiten hier eine grosse Strasse Aber die Mosel geführt, 
wovon der Ort seinen Namen erhalten habe. Es finden sich 
auch wirklich noch bei Ferres in der linken Thalwand der 
Mosel die Sporen einer in die Felsen gebrochenen Strasse. 

♦ 

Diese Römerstrasse, die hier über die Mosel führte, kam 
theils von Neumagen , theils war es die Fortsetzung der- 
jenigen, die vom stumpfen Thurme herabkam. 

b) Eine zweite Scitenstrasse geht von Nro. 5 bei Hont- 
heim nördlich ab , und führt auf der Höhe zwischen dem 
Oes- und Alfthale nach Strotzbüsch, wo sie verschwindet. 

Einzelne Spuren einer Römerstrasse hat der Verf. bei 
Mehren, bei Daun , bei Pelm (bei allen diesen Orten finden 
sich Ueberreste römischer Anwesenheit) aufgefunden. Wahr- 
scheinlich sind diese wenigen Reste die Fortsetzung jener 
Strasse, welche nach der Strasse von Trier nach Cöln ge- 
führt zu haben scheint 64 ). 

Auf der Höhe nördlich von Alflen finden sich die Spuren 



64) Anfänglich hielt der Verf. den in der Eifel unter dem Namen 
„der Kohlenstrasse , Weinstrasse , Grünstrasse" bekannten und 
vielfach benutzten Weg , welcher von Mehren auf der Wasser- 
scheide, und ohne ein Thal von Bedeutung zu passiren, an 
den höchsten Basaltkegeln der Eifel (dem Hochkelberg, der 
Kurburg, der Hohacht und dem Kaltenborn) vorbei nach dem 
Rhein- und Ahrthale bei Sinzig führt, für die Fortsetzung obi- 
ger Römerstrasse. Nähere Untersuchungen haben jedoch er- 
geben, dass jener keine Römerstrasse, sondern ein natürlicher 
ungebauter Weg ist, der, weil er durchgängig auf Felsgrund 
und auf der Höhe fortläuft, zu jeder Jahreszeit, ausgenommen 
bei hohem Schnee, passirt werden kann. 



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65 



eines römischen Etablissements , wo öfterer Alterthümer ge- 
funden worden sind. Oestlich von dieser Stelle, in dem 
Thale des Murbaches, ist noch römisches Gemäuer und viele 
Ueberreste römischen Bergbaues auf Silber und Blei vor- 
handen, und auf der linken Seite dieses Baches, in dem 
Hohpochterer Walde, hat man im Jahre 1828 bei dem 
Kelschhofe mehrere römische Inschriften und viele Münzen 
gefunden. 

Dass die Römer das jetzige Bad Bertrich 65 ) im Oesthale 
kannten und benutzten, geht aus Ueberresteu von römischen 
Bädern, aus vielen Münzen und Denkmälern hervor, die 
man daselbst gefunden hat. 

Bei Pommern und Carden an der Mosel sind häufig Mün- 
zen und andere römische Alterthümer gefunden worden. 
Der Name Pommern scheint römischen Ursprungs zu sein 
(Pomarium) ; denn noch jetzt wird hier das beste Obst an der 
Mosel gezogen. 

Auf dem linken Thalrande der Mosel, unterhalb Pommern, 
auf dem Marberge (Marsberge) 66 ) befindet sich viel römisches 
Gemäuer, Fussböden von Mosaik etc. etc., und häufig sind 
hier Ziegel mit Legionsstempeln ausgegraben worden, so 
dass an diesem Punkte eine Militairstation der Römer ge- 
wesen zu sein scheint, welche wahrscheinlich mit einem rö- 
mischen Uebergangspunkte über die Mosel bei Pommern in 
Verbindung stand. 

6. Römerstrasse am linken Rheinufer abwärts 
von der Mündung der Mosel bis Nim wegen. 

Diese Strasse ist auf der Peutingerschen Tafel , die hier 
nach Leuken zählt, folgendermaassen verzeichnet: 

65) Vgl. Jahrb. H. XXVIII. S. 108. 

66) Ist wohl riohtiger von Maar, lacus , vulkanischer Bergsee , ab- 
zuleiten , wie der Käme des Dorfes Bisehofsmar, laous episco- 
palis, in der Eifel. F. 

5 



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6G 



von Confluentes (Coblenz) 
nach Anlunnacum (An- 

dernarli) VII" (wirkl. Entfernung: 8 Leuken) 

von Anlunnacum nach Ri- 

gomagum (Remagen) Villi „ „ 8% „ 

von Rigomagum nach 

Bonna (Bonn) VIII „ „ 8% » 

von Bonna nach Agrip- 

pina (Cöln) XI „ „ 12 „ 

von Agrippina nach 

Novesium (Neuss) XVI » „ 16 „ 

von Novesium nach As- 

ciburgium (Asberg) XIIII „ 14 

von Asciburgium nach 
Velera (Fürstenberg 

bei Birten) XIII „ „ 1$ » 

von Vetera nach Co- 

loniaTrajana (Xanten) XL (diese Zahl ist ein Schreibfehler 

soll heissen 1 Leuke) 

von Colon iaTrajana 
nach Burginacium 

(auf dem Born) V (wirkliche Entfernung 5 „) 
von Burginacium 



nach Arenacium 

(Qualburg) VI „ „ 6 „ 

von Arenacium nach 
Noviomagum 

(Nimwegen) X * „ 10y 3 * 

In dem Itinerar des Antonin ist diese Strasse zweimal 
angegeben , und es ist dabei zu bemerken, dass das M. P. 
(mille passus, in der Mehrzahl millia passuum), welches 
sonst römische Millien bedeutet, hier für gallische Leuken 
zu lesen ist. Die eine Strasse geht von Leyden (Lugdu- 



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67 



num) den Rhein aufwärts bis Strasburg, die zweite 67 ) ist 
die Fortsetzung einer grüssern Strassenlinie, welche von 
Semlin (Taurunum) über Strasburg und den Rhein abwärts 
nach den Standquartieren der 30. Legion (Colonia Trajana) 
führte. 

Von Coblenz bis Cöln ist die Römerstrasse durch Anle- 
gung der gegenwärtigen Chaussee fast gänzlich verschwun- 
den. Erst nördlich von Cöln, wo die Chaussee noch nicht 
gebaut ist, oder wo man ihr eine von der Römerstrasse ver- 
schiedene Richtung gegeben hat, kommt letztere auf längeren 
Strecken wieder zum Vorschein. 

Von Cöln abwärts hat der Rheinlauf vielfach eine andere 
Richtung genommen, als er zur Zeit der Römer hatte 68 ). 
Orte , die in römischen Nachrichten als dicht an dem Rheine 
gelegen angeführt werden, liegen gegenwärtig von diesem 
Strome entfernt, und Burungum (das jetzige Schloss Bürgel) 
ist seit der Römerzeit in Folge des veränderten Rheinlaufes 
von dem linken auf das rechte Ufer versetzt worden. Da 
jedoch die alten Strombetten des Rheins noch fast durch- 
gängig sichtbar sind, so lässt sich auch hier die Wahrheit 
ohne unsichere Hypothesen ausmitteln. 

Es sind der Punkte am Rheine so viele, welche durch 
die Alterthümer, die bei ihnen gefunden werden, die An. 
Wesenheit der Römer verrathen, dass sich der Verf. der 
Kürze halber genöthigt sieht, bei Verfolgung der römi- 
schen Rheinstrasse nur diejenigen anzuführen, welche in 
den römischen Nachrichten als befestigte Grenzplätze und 
als Militairstationen gegen Germanien genannt werden. 

Die Rheinstrasse, von welcher hier keine Spur mehr vor- 
handen ist, führte von Coblenz nach 

67) Vgl. Jahrb. H. I. S. 118 ff. und H. XX. S. 5. 

68) Vgl. ebend. H. V. u. VI. S. 238 u. 2G4. ff. S. Dr. A. Rein'a 
Abh. Haus Bürgel, das römische Burungum nach Lage, Namen 
und Altertümern. Crefeld, 1855. 8. 



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68 



Andernach (Antunuacum , Antonacum und Antenna- 
cum) 69 ) einer der befestigten Grenzplatze der Römer am 
Rheine, und nach der Notitia impcrii die letzte Militairstation 
(wenigstens in spaterer Zeit) von Obergermanien 70 ). Aus- 

69) Vgl. ebend. H. VII. (Anhang S. 116 und 117. Änm. CO.) 

70) In des Verf. Lokaluntersuohungen über den Pfahlgraben etc. 
eto., welche in dem 6. Bande der Naussauischen Annalen (und 
in einem besondern Abdrucke bei R. Voigtländer in Kreuznach) 
erschienen sind, sagt derselbe (S. 176 ff. und S. 72 ff.): In 
der Rheinebene ist er (der Ffahlgraben) durch die Kultur 
zerstört, und nichts mehr von ihm sichtbar; jedoch muss er 
auf der Südseite des Baalbaches fortgegangen sein, und an 
der Mündung desselben seinen Anschluss an den Rhein gefun- 
den haben. Diese lag früher der des Pfingstbaches (Vinxt- 
baches), welche sich unterhalb der Burg Rheineck befindet, gegen- 
über, aber durch die Uebereinkunft der Gemeinden Rheinbrol 
und Hönningen ist in neuerer Zeit das Bett des Baalbaches in 
der Rheinebene verlegt und bis nahe an letztern Ort geführt 
worden. Dieser ansehnliche Vinztbach , von den Anwohnern 
wie Fiensbaoh ausgesprochen, bildete bis zur Besitznahme 
des linken Rheinufers duroh die Franzosen die Grenze zwi- 
schen den Erzdiöcesen Cöln und Trier. Die jetzt über ihn 
führende Brücke der Rheinstrasse ist 1810 durch den gegen- 
wärtig (1839) in Horchheim bei Coblenz lebenden Baumeister 
Suder erbaut worden. Bei dieser Gelegenheit hat man mehrere 
Fuss tief unter der jetzigen Bodenfläche in den zu beiden Sei- 
len liegenden Weingärten nicht nur Substruktionen alter Mauern, 
Münzen etc. etc. gefunden, sondern auch zwei Votivsteine, 
durch deren örtliche Auffindung es wohl kaum zu bezweifeln 
sein dürfte, dass dieser Bach die Grenze zwischen Ober- und 
Nieder-Germanien bestimmte. Beide Steine , welche von Nie- 
dermendiger oder Beller Lava schön gearbeitet sind, und den 
Sohriftzügen nach in das 2. Jahrhundert gehören, befanden sich 
1834 in der Sammlung von Alterthümern des Grafen Renesse- 
Breitenbach zu Coblenz , wo der Verf. die Inschriften kopirt 
hat. Nro. I., der von oben nach unten gesprungen ist , ohne 
dass dadurch die Inschrift wesentlich gelitten hat , ist oberhalb 



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69 



des Baches (gegen Andernach) , Nro. II. aber, der hier wich- 
tigste und dabei vollkommen erhalten, unmittelbar an seinem 
nördlichen Ufer, wo die Brücke steht, aufgefunden worden. 

Bekanntlich hatte die 8. Legion im 2. und 3. Jahrhundert 
ihr Standquartier in Strasburg , und Monumente von ihr finden 
sich in grosser Anzahl in Obergermanien und in dem Deku- 
matenlande auf dem rechten Rheinufer; dagegen hatte die 30. 
Legion ihr Standquartier in Colonia Trajana oder Castra Ulpia 
bei Xanten, und die vielen von ihr aufgefundenen Monumente 
bezeugen, dass Abtheilungen von ihr duroh ganz Niederger- 
manien aufgestellt waren. 



I • O M- 
ET • GENIO * LOCI* 
1VNONI * REGINAE • 
TERTINIVS 

SEVERVS 



Nro. L 
Iovi optimo maximo et 
Genio loci Iunoni Regi- 
nae Tertinius Severus 
miles legionis octavae 
Augustae beneficiarius 



MIL * LEG * VIII* AVG ' Consulis ex voto posuit 
B * F * COS * EX * VOTO ' votum solvens laetus 



P-VS'L-L'M- 



lubens raerito. 



Dem höohsten, mächtig, 
aten Jupiter und dem 
Schutzgeiste dieses Orts 
und'der Herrscherin Ju- 
no setzt nach einem Ge- 
lübde, dieses Gelübde 
freudigen Herzens er- 
füllend, dieses Denkmal 
Tertinius Severus, Sol- 
dat der 8. (Augusti- 
schen) Legion und Ge- 
freiter des Consuls. 



FINIBVS • ET ' 
GENIO LOCI • 
ET-I'OMMILIT- 
LEG XXX • V • V ' 
MMASSLENI 
VS " SFCVNDVS 
ET * F * AVRELIVS 
DOSSO ' 
VSL-M- 



Nro. II. 

Finibus et Genio loci Den Grenzgottheiten 

et Iovi optimo maximo und dem Schutzgeiste 

milites legionis tricesi* dieses Orts und dem 

mae Ulpiae victricis M. höchsten , mächtigsten 

t 

Massiaenius Secundus Jupiter (weihen dieses 

et F. Aurelius Dosso Denkmal), ihr Gelübde 

votum solverunt luben- mit Freuden lösend, die 



tes merito. 



Zu diesen beiden Inschriftsteinen hat 
berg folgende Bemerkungen gemacht: 



Soldaten der dreissig- 
sten siegreichen ulpi- 
sohen LegionM. Massiä 
nius Sekundus und F. 
Aurelius Dosso. 

Herr Oberlehrer Freuden- 



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70 



ad I. Die Inschrift Nr. I. wird hier zum orstenmale veröffentlicht. 
Sie ist -von Wichtigkeit, da wir auf derselben einen benefioiarius 
consulis (Gefreiten) von der 8. Legion kennen lernen, von wel- 
cher ausser mit Stempeln versehenen Ziegeln am Niederrhein 
höchst selten Inschriftsteine gefunden worden sind. 

ad II. Die IL Inschrift: Finibus et genio loci u. s. w. ist bereita 
von Professor Fiedler in den „Neuen Mittheilungen des 
thüring. säohs. Alterthums - Ver. I. 3, 20 , und nach ihm von 
Steiner Cod. inscr. rom. danub. et rhen. I. Nro. 976 bekannt 
gemacht mit der Angabe des Fundorts Fornich. Steiner be- 
zieht das erste Wort Fines als Grenzgottheit, auf die Grenze 
der Ortsgemarkung» wo dieser Altar errichtet worden ist. Da 
sioh indessen die beiden Votivsteine zu beiden Seiten eines 
Baches , welcher bis in die jüngste Zeit als Grenzscheide 
zweier Diöcesen diente, vorgefunden haben, so bin ich geneigt, 
der Ansicht des Herrn Oberstlieutenants Schmidt beizupflichten» 
dass hier die Grenze von Germania superior und inferior war, 
welche von keinem alten Schriftsteller, mit Ausnahme des Pto- 
lemaeus, der den räthselhaften Fluss Obringa nennt, genauer 
angegeben worden. Der Gegenstand ist jedenfalls einer nähern 
Untersuchung würdig. Einen genaueren, mit weitern Gründen unter- 
stützten Nachweis von der Wahrscheinlichkeit der Schmidt'schen 
Hypothese habe ich im XXIX.u. XXX. H. unserer Jahrbb. S. 84 ff., 
zu liefern versucht. Zugleich bin ich jetzt im Stande über das 
Schicksal der in den 40er Jahren in Antwerpen öffentlich ver- 
steigerten Inschriftsteine Näheres anzugeben : Nro. 1 befindet sich 
nemlioh in dem Musee provincial de Liege; vergl. Bullet, de 
l'Institut archeol. Liegois. T. III. liv. 4 (Liege 1860), welches 
einen beschreibenden Katalog des dortigen Prov. Museums ent- 
hält und unsere Insohrift unter Nro. 3 aufführt. Ueber den wichti- 
gen Stein Nro. II Finibus etc. theilt Herr Dr. Leemans, Director 
des Reichsmuseums in Leyden in einem an unsern red. Sekr. 
Prof. aus'm Weerth gerichteten Briefe mit : »Auf einem sehr 
kurzen Besuche in Brüssel am Ende Oct. 1860 habe ich. die 
sehr gut erhaltene und ziemlich deutlich leserliche, Inschrift 
angetroffen im Musee Royale des armoires d'antiquites et d'Eth- 
nolos?e. Fr. 



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71 



ser den Gewölben 71 ), worauf das Rathhaus erbaut ist, 
hat der Ort oberirdisch keine Ueberreste von den Rö- 
mern mehr , und die Ruinen der alten Burg , die an der 
Strasse nach Coblenz liegen, so wie der hohe Thurm am 
nördlichen Ausgange nach Remagen, sind nicht römisch, 
wofür sie oft gehalten werden, sondern im 12. Jahrhundert 
vom Erzbischof Friedrich von Cöln erbaut. Der jeztige 
Ort liegt auf dem Schutte der zerstörten Römerfeste und 
noch in diesem Jahre (1828) stiess man an zwei Stelleu 
beim Graben eines Brunnens und eines Kellers, 16' unter 
der jetzigen Oberflache, auf das römische Strassenpflaster 72 ), 
welches beweiset, dass sich auch das Rheinbett 73 ) in dieser 
Gegend sehr erhöht haben rauss. 

Unterhalb Andernach finden sich noch einige Ueberreste 
von der Römerstrasse, welche hier westlich von der Chaussee 
über Namedy führte. In Niederbreisig und auf der Burg 
Rheineck sind öfter römische Alterthümer 74 ) gefunden 
worden. Desgleichen sind vor 2 Jahren am Budelberge bei 
Franken viele interessante Dinge ausgegraben worden. Auf- 
fallend ist es, dass. sich in dem, an der Mündung des Aar- 
thales interessant gelegenen Sinzig, einem sehr alten, aber 
von römischen Schriftstellern nicht genannten Orte, so wenig 
Ueberreste von der Anwesenheit der Römer vorfinden. Desto 



71) Vgl. Jahrb. H. XVIII. S. 217. ff. und II. XXIII. S. 180. 

72) Im März 1860 ontdeckte man beim Bau eines Hauses vor dem 
Kölnerthore, 8' unter der Oberfläche, eine alte festgebaute Heer- 
strasse. Dieselbe besteht aus einer Facklage und Kiesdecke 
von 2' Durchmesser. Eine römische Münze wurde auf der 
Strasse gefunden. Die Breite der Strasse beträgt 24'; an bei- 
den Seiten sind Platten von Thonschiefer als Fusswege ange- 
legt. (Cobl. Ztg. v. J. 1860, Nro. 80). 

73) Vgl. Jahrb. H. XVII. S. 156. ff. 

74) Vgl. ebend. H. VII. S. 43 und 44, und H. XXVI. S. 154. ff. 



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72 



mehr ist jederzeit in und bei 

Remagen (Rigomagus) gefunden worden. Dieser be- 
festigte römische Grenzplatz lag an der Stelle, wo der 
jetzige Ort liegt ; es hat sich von den Römern jedoch hier 
oberirdisch nichts als ein Stück Mauer neben der Kirche 
erhalten. Als in den 60ger Jahren des vorigen Jahrhunderts 
der Kurfürst von der Pfalz, Carl Theodor, den ersten Grund 
zu der jetzigen Chaussee von Remagen abwärts legen Hess, 
fand man ausser vielen römischen Alterthümern , (wovon 
gegenwärtig noch mehrere Steine mit Inschriften unterhalb 
des Apollinarisberges 75 ) in die Felsen eingemauert sind), die 
hier verschüttete Römerstrassc und einen Millionstem von 
den Kaisern M. Aurelius und L. Verus vom Jahre 163, wel- 
cher die Entfernung bis Cöln ganz richtig zu 30 römischen 
Millien angibt. 

In Oberwinter sind häufig römische Votivsteine, Münzen 
etc. etc., gefunden worden. Diesen Ort jedoch für das Win- 
terlager der 1. Legion, welches Tacitus erwähnt, anzunehmen, 
dafür fehlen alle weiteren Reweise. 

Bonn (Bonna, Castra Ronuensia) eine von Drusus gegen 
13 vor Chr. erbaute Festung, früher das Standquartier der 
1. und später der 21. Legion. Bonn gegenüber an der 
Sieg wohnten damals die Sigambern oder Sykambern (Sieg- 
anwohner), eins der mächtigsten und kriegerischsten Völker 
Deutschlands, welches die Fortschritte der Römer in Deutsch- 
land lange aufhielt, bis es von Tiberius besiegt, zum Theil 
unter dem Namen der Gugerner zwischen den Rhein und 
die Maas in die Niederungen auf beiden Seiten der Niers 
verpflanzt wurde. Gegen dieses streitbare und gegen die 
Römer besonders feindlich gesinnte Volk scheint Drusus 
diese Festung ursprünglich angelegt zu haben. Bonn wurde 
zuerst in dem batavischen Kriege durch Civilis erobert, und 

75) Vgl. ebend. II. XXVI. S- 114 ff. und 186 ff. 



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73 



im Jahre 355 von den Franken nebst fast allen übrigen 
römischen Befestigungen am Niederrhein verwüstet. Cäsar 
Julian befestigte es , nach Vertreibung der Pranken , 356 
von neuem, worauf es 368 von den Franken abermals er* 
obert und zuletzt bei Attila'» Zuge nach Gallien durch 
die Hunnen und die ihnen folgenden deutschen Volker von 
der Erde vertilgt wurde. Von römischen Gebäuden , Be- 
festigungen etc. hat sich daher über der Erde nichts mehr 
erhalten. ■< ^ \, 

Nach den Untersuchungen, die der Verf. an Ort und 
Stolle angestellt hat, lag das römische Lager nördlich von 
dem jetzigen Bonn — auf der alten Mauer « — und scheint 
ein regelmässiges Viereck 76 ) gebildet zu haben, welches 
östlich vom Rheine, sudlich von der jetzt demolirten Be- 
festigung von Bonn, westlich durch den westlichen Weg 
(den Reiterweg) von Bonn nach Rheindorf und nördlich 
durch eine Linie begrenzt wird, welche von dem genannten 
Wege an dem Jesuitenhofe vorbei nach dem Rheine fährt. 
Innerhalb dieser Begrenzung liegt der Raum, der »auf der 

alten Mauer* 6 genannt wird , der völlig geebnet und über 

. t 

76) Es !sft bekannt, dass die Römer nach Art der Etrurier Ihren 
festen Plätzen und selbst Ihren Marschlagern fast immer die 
Gestalt eines Quadrats oder länglichen Viereoks gaben, und nur 
in den Fällen von dieser Form abwichen , wo das Terrain 
eine andere vorschrieb. Bildete die Gestalt ein Quadrat, so 
befand sich gewöhnlich in der Mitte einer jeden Seite ein Thor, 
und war dieselbe ein Rechteck, so waren oft zwei Ausgänge 
an jeder der langen Seiten angebracht Die Hauptstrasse ging 
gewöhnlich in der Mitte durch die Befestigung und wurde von 
den Querstrassen rechtwinkelig geschnitten. (Ausführlich über 
diesen Gegenstand handelt Hyginus in seiner römischen Castra- 
metation, und Abbildungen und Beschreibungen römischer Lager 
finden sich fast in jedem Werke , welches über das römische 
Kiiegswesen handelt.) 



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74 



das übrige Feld erhöht 77 ) erscheint, und wo Grand und 
Boden voll von römischen Mauern ist, woher seine Benennung 
entstanden. Die Erhöhung dieses Platzes über dem mittlem 
Rbeinstande betragt c. 36', und innerhalb desselben in der 
Nabe des Wichelshofes 78 ) war es, wo in den Jahren 1818 
bis 1820 die von Dorow bekannt gemachten römischen Ka- 
sernen ausgegraben wurden. Längs der östlichen Seite 
dieses Vierecks, wo das Ufer von dem Rheine abgespult 
worden ist , siebt man bis zu 20' Tiefe Ziegel , Scherben, 
Mauerwerk, Fussbödeu etc., und es sind darunter zwei 
horizontal laufende Schichten von Kohlen und Asche, von 
7 bis 8' übereinander, in der ganzeu Ausdehnung deutlich 
zu erkennen. Mitten durch das Viereck geht von Süden 
naeb Norden die Römerstrasse nach Rheindorf, noch jetzt 
die „alte Strasse, Steinstrasse", und in alten Flurbüchern die 
„Heerstrasse" genannt. Diese Strasse wird von eiuem andern 
Wege, welcher vom Rheine kommt uud den Namen „Heer- 
weg tt führt, rechtwinkelig geschnitten. Die Fortsetzung 
dieses Weges über die Chaussee nach Cölu in der Richtung 
nach Endenich, wo er sich in deu Feldern verliert, zeigt an 
mehreren Stellen noch die deutlichsten Spuren der römischen 
Konstruktion, und es ist wahrscheinlich die Römerstrasse, 
welche von Bonn nach Trier führte und westlich von Blan- 
kenheimerdorf in die von Trier nach Cöln gehende Römer- 
Strasse einging. Mehrere andere Wege innerhalb des Vier- 
eckes, die sich fast sämmtlich rechtwinkelig schneiden, wer- 
den Heidenwege genannt. 

Nach Florus vereinigte Drusus Bonna uud Gesonia 79 ) durch 
eine Brücke und deckte dieselbe mit einer Flotte. Dem 

77) Vgl. Jahrb. H. XVII. S. 156 ff. 

78) Ebendas. S. 103 ff. 

79) Vgl. Jahrb. H. I. S. 1 ff., H. III. S. 1 ff., H. VIII. 3. 52 ff., H. 
IX. S. 78 und S. 202, H. XVII. S. 1 ff. , H. XVIII. S. 219 ff 
und H. XXVL S. 49. 



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75 



Jesuitenhofe gegenüber auf der rechten Rheinseite werden 
noch jetzt mehrere Häuser von Schwarz- Rheindorf „im 
Geusen" genannt, und es ist wahrscheinlich, dass dieses das 
römische Gesonia ist, und dass diese Brücke, welche Dru- 
sus zum Behuf seiner Expeditionen gegen Deutschland bauen 
Hess — und wahrscheinlich eine Schiffbrücke war — in der 
Nähe des Jesuiten- oder Wichelshoffs gelegen hat. Alle 
diese Lokalitäten zusammen genommen und die vielen römi- 
schen Alterthümer, welche jederzeit auf der alten Mauer 
gefunden worden sind, lassen mit Bestimmtheit die Lage 
des römischen Lagers in dem oben bestimmten Räume, und 
nicht in dem jetzigen Bonn, wie man gewöhnlich glaubt, 
annehmen. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich häufiger 
wie z. B. bei Asberg, bei Xanten etc. etc., dass neuere Orte, 
die aus den Trümmern der alten römischen festen Plätze, 
welche durch die grässlichen Zerstörungen während der 
Völkerwanderung von der Erde vertilgt worden waren, her- 
vorgegangen sind, nicht auf den alten Ruinen selbst, sondern 
in ihrer Nähe erbaut worden sind, und zwar aus dem ein- 
fachen Grunde, weil es leichter war, sich auf einer neuen 
Stelle, als auf einer mit Schutt und Trümmern angefüllten, 
anzusiedeln. 

Von dem Platze „auf der alten Mauer* führt die Römer- 
strasse zum Theil noch sichtbar, über Rheindorf nach Hersel, 
wo römische Alterthümer gefunden werden. Von diesem 
Orte bis Cöln ist jede Spur verschwunden. 

Nachtrag vom Jahre 1840. Die Castra Bonnensia 
haben „auf der alten Mauer" gelegen. Dieser Raum wird 
begrenzt östlich durch das hohe Rheinufer, südlich durch 
den Heerweg, westlich durch den Reiterweg und nördlich 
durch eine Linie, die vom Jesuitenhofe nach dem Reiter wege 
gezogen wird, und ist 8 bis 10' über die umliegende Gegend 
erhöht, gegen welche er westlich und nördlich einen sehr 
sichtbaren Abfall hat. 



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76 



Die Richtung der römischen Rheinstrasse 80 ) hat sich noch 
in der jetzigen Stadt Bonn erhalten, welche zu beiden Seiten 
derselben erbaut worden ist. Sie tritt durch das Coblenzer 
Thor in die Stadt, und geht über den Belderberg, die Hunds- 
gasse, die Sandkaule und die Nonnenstrasse durch dieselbe 
bis zur Stadtmauer, wo das Thor zugemauert ist. Durch 
die alte Befestigung 81 ) ist sie von der Stadtmauer an zer- 
stört bis sie da, wo sie den Heerweg schneidet, wieder zum 
Vorschein kommt, und durch die Mitte des Lagers unter dem 
Namen »alte Strasse" nach Rheindorf führt. Wo sie den 
Heerweg schneidet und südlich in das Lager tritt, würde die 
porta decumana, und wo sie nördlich aus demselben führt, 
(wo sie einen stumpfen Winkel links macht) die porta prae- 
toria zu suchen sein. Diese Strasse bildete die via oder 
platea praetoria des Lagers, so wie der Weg, der von dem 
Wichelshofe nach dem Reiterwege führt, die via principalis; 
und die porta principalis dextra würde beim Wichelshofe 
und die porta principalis sinistra da zu suchen sein , wo 
jener Weg mit dem Reiterwege zusammen trifft — Dass 
noch grosse Ueberreste von der Umfassungsmauer des Lagers 
nebst den Thürmen und den abgerundeten ausspringenden 
Winkeln unter dem Boden liegen, ist mehr als wahrschein- 
lich, und würde sich durch genaues Sondiren mit einer eiser- 
nen Stange längs dem Heer- und Reiterwege, von letzterm 
nach dem Jesuitenhofe und von diesem östlich an dem 
Wichelshofe vorbei, ausmitteln lassen. Bei Sondirung der 
letztern (der Rhein-) Front würde man von der Stelle ausgehen, 
wo der Verf. 1840 diese Mauer in dem von dem Heerwege 
nach dem Rheine führenden Hohlwege zu Tage liegend fand. 
Bei diesen Untersuchungen ist hauptsächlich dasjenige zu 



80) Vgl. Jahrb. H. I. S. 22, II. III. S. 197, H. IX. 8- 129, H. XVII. 
S. 122 und 123. 

81) Vgl. ebend. H. XXV. S. 98 ff. 



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77 

beachten, was Dorow über seine Nachgrabungen beim 
Wichelshofe bekannt gemacht hat; auch bleibt zu ermitteln, 
ob nicht gerade dem Lager gegenüber sich die ehemalige 
Mündung der Sieg befunden hat; und überdiess sind alle 
Notizen zu sammeln, die sich über das Vorhandensein eines 
römischen Aquädukts, der aus der Gegend von Nettekoven 
nach dem Lager bei Bonn geführt haben könnte, etwa 
vorfinden 82 ). 

Die grosse römische Militairstrasse, die von dem Lager 
nach Gallien, zunächst nach Trier führte, ist in der Um- 
gegend unter dem Namen „Heerweg oder Heerstrasse« be- 
kannt. Sie ist die Fortsetzung des Heerweges „auf der 
alten Mauer" und führte nördlich an Endeuich etc. etc. vorbei. 

Die römische Rheinstrasse folgt oberhalb Bonn zunächst der 
Chaussee, geht dann östlich von derselben über Plittersdorf, und 
trifft erst vor Mehlem wieder in die erstcre ; unterhalb Bonn 
geht sie unter dem Namen der „alten Strasse" durch Rhein- 
dorf nach Hersel. Zwischen diesem Orte und Widdig ist 
sie vom Rheine zerstört, und erst unterhalb Widdig geht 
sie in der Richtung der gegenwärtigen Chaussee nach Cöln a . 

Auf der alten Rurg oberhalb Cölu , in alten Urkunden 
Castrum vetus genannt, wo gegenwärtig eine Windmühle 
steht, und wo viele Legionsziegel, Münzen, Gerätschaften, 
römisches Gemäuer etc. etc. ausgegraben wurden , hat ein 
römisches Castell gestanden, von welchem bei Beschreibung 
des römischen Aquädukts, der aus der Eifel nach Cöln 
führte, schon die Rede gewesen ist. 

Coeln (früher Oppidum oder Civitas Ubiorum, Stadt 
der Ubier, und später Colonia Agrippinae oder Agrippinen- 
sis genannt). 



82) Die Spuren dieser Wasserleitung, welche von der Eifel aus 
über Dransdorf nach dem Castrum führte, habe ich nachgewiesen 
im XXIX. H. der Jahrb. S. 9G Not. 22. Fr. 



78 



Ein deutsches, schon früh Handel treibendes und sich durch 
höhere Kultur vor den übrigen Germanen auszeichnendes, und 
daher von diesen gehasstes Volk, die Ubier, wohnte vor 
der römischen Periode auf dem rechten Rheinufer zwischen 
der Lahn und Sieg. Dieses Volk von seinen Grenznachbarn, 
den Sueven, gedrängt, benutzte die Anwesenheit und Siege 
J. Caesars in Gallien, und suchte die gefahrliche Freund- 
schaft der Römer, wodurch der zweimalige Rheinübergang 
Caesars (55 und 53 v. Chr.) veranlasst wurde. 

Im Jahre 35 v. Chr. versetzte der Präfekt von Gallien 
M. Vips. Agrippa, die Ubier, um sie aus der Nachbarschaft 
ihrer mächtigen Feinde zu entfernen, von dem rechten auf 
das linke Rheinufer (wie Tacitus sich ausdrückt: um abzu- 
wehren, nicht um gehütet zu werden), Hess auf einer Anhöhe 
am Rhein das Oppidum Ubiorum für sie anlegen und be- 
festigen , und räumte ihnen den Landstrich ein , der östlich 
durch den Rhein von Uerdingen bis Sinzig, südlich durch 
die Aar, westlich durch die Roer bis zu ihrer Mündung in 
die Maas und nördlich von diesem Punkte bis Uerdingen 
begrenzt wird. Von diesem Moment an waren die Ubier 
den Römern treu ergeben, und bald dergestalt romanisirt, 
dass sie sich ihres germanischen Ursprungs schämten. Im 
Jahre 50 n. Chr. bewog Agrippina, die Tochter des Ger- 
manikus, Mutter des Nero und Gemahlin des Kaisers Clau- 
dius, welche während der Feldzüge ihres Vaters am Rhein 
in dem Oppidum Ubiorum geboren worden war, ihren Ge- 
mahl und den Senat eine Kolonie Veteranen nach ihrem 
Geburtsorte zu senden. Viele römische Patrizier und Bürger 
folgten dahin. Das Oppidum wurde erweitert, durch Bau. 
werke verschönert, und erhielt den Namen Colonia Agrip- 
pinae oder Agrippinensis und Agrippinensium. Cöln wurde 
von nun an die bedeutendste Stadt der Römer am Nieder- 
rhein und blieb es ^ während ihrer Herrschaft. 

Bei dem Einfalle der Franken im Jahre 355 wurde Cöln 



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79 



zum erstenmale von ihnen erobert und zerstört. Julian 
Hess es im Jahre 356 wieder aufbauen. Im Jahre 449 wurde 
es zum zweitenmale von den Franken unter Meroväus er- 
obert; 451 bei Attilas Zuge über den Rhein von den Hunnen 
zerstört, uud 457 nach Ermordung des Römers Aegidius 
durch Meroväus Sohn , Childerich, der römischen Herrschaft 
in Cöln und am Rheine ein Ende gemacht. Cöln wurde von 
jetzt der Königssitz der Ripuarischen Franken, und diesem 
Umstände ist es wohl hauptsächlich zuzuschreiben , dass 
sich in dieser Stadt noch so viele Spuren der ehemaligen 
römischen Befestigung erhalten haben. Siegbert, Childerichs 
Neffe und Nachfolger, vergrösserte durch glückliche Kriege 
das Königreich Cöln, und entschied durch seine Ankunft die 
Schlacht bei Zülpich gegen die Allemannen (496) zu Gun- 
sten Chlodwigs. Dafür Hess ihn dieser durch den eigenen 
Sohn auf der Jagd ermorden, klagte alsdann den Sohn des 
Vatermordes an,' Hess ihn hinrichten, und nahm von Cöln 
Besitz. Auf diese Weise kam Cöln zu den übrigen Eroberun- 
gen Chlodwigs und zu dem Reiche der salischen Franken, uud 
gehörte bei der Th eilung nach dessen Tode zu Aus! rasten. 

Die Colonia Agrippina nahm die Altstadt des jetzigen 
Cöln ein, und lag auf dem in der ganzen Umgegend am 
meisten über dem Rheine erhabenen Punkte. Der Rhein 
theilte sich zur Zeit der Römer hier in zwei Arme und 
bildete eine Insel. Durch das spätere Zurücktreten des 
Stromes von der linken Seite und durch Ausfüllungen im 
Mittelalter verschwand der linke Arm, und die frühere Insel 
wurde mit dem linken Rheinufer verbunden. Im Jahre 1784, 
wo der Rhein bis 40' am Pegel stieg, trat anfangs die 
ganze Insel hervor, und als der Rhein jenen höchsten Was- 
serstand erreicht hatte, blieb nur noch die Römerstrassc in 
der ganzen Umgegend von der Ueberschwemmung verschont. 

Die römischen Stadtmauern bilden beinahe ein Viereck 
und begrenzen den höchsten Theil der Anhöhe. Das vor 



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80 



ihnen gelegene Terrain ist aller Orten niedriger, und die 
Colonia scheint ringsum mit Niederungen und Wasser um- 
geben gewesen zu sein, wovon sich noch die vielen Localbe- 
nennungen — Pohl (Pfuhl) und Lach (lacus) erhalten haben. 
An der Nord-, West- und Südseite sind die Ueberreste dieser 
Mauern noch sichtbar, an der Ostseite hingegen sind sie 
verschwunden, oder in die Häuser eingebaut. 

An der nördlichen Seite von Maria ad gradus, hinter 
und längs der jetzigen Domkirche, über die Pfaffenpforte, die 
Burgmauer bis St. Ciaren, befinden sich noch folgende 
Thürme und Mauerreste: 

a) ein Eckthurm; Mauerreste hinter dem Dome, bei dem 
Durchgange neben der Pfaffenpforte. Die Häuser der Trank- 
gasse liegen sehr tief; 

b) ein runder Thurm auf der Burgmauer, früher das 
Wichhaus 83 ) zum alten Dom genannt. Von hieran ragen 
noch unzerstörbare Reste der Mauer über das Pflaster der 
Burgstrasse hervor. Die Schmiergasse liegt viel niedriger, 
so dass alle hier anstossenden Gebäude die Eingänge von 
der Schmiergasse in die Erdgeschosse und von der Burg- 
strasse aus in die 2. Geschosse haben; 

c) ein runder Thurm in der Nähe des Zeughauses; im 
Mittelalter das vordere Wichhaus genannt; 

d) zwischen dem Zeughause und dem Kornhause finden 
sich Reste eines Thurmes (Juden- Wichhaus) und ansehn- 
liche Mauerstücke. Auch steht das Zeug- und Kornhaus 
auf der römischen Mauer, und im Zeughause befindet sich 
ein römischer Brunnen; 

e) ein runder Thurm noch ziemlich erhalten und mit 
Verzierungen versehen. Von diesem bis zu 



83) Die Benennung Wichhaus, welche fast sämmtliche in Cö'ln er- 
haltene Mauerthürrae fähren, kommt von dem lateinischen Vigilia 
— Wache — ; folglich ist Wichhaus gleichbedeutend mit Warte. 



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81 

f) dem Eckthurmc sind noch bedeutende Manerreste er- 
hallen, und dieser von allen am besten erhaltene Thurm ist 
mit Verzierungen von Tempeln (?) und mit Rosetten versehen. 

Die westliche Seite beginnt mit dem oben genannten 
Eckthnrme und liegt längs der Apernstrasse , der alten 
Mauer von Aposteln und am Lach bis zur Griechpforte. 
Die Mauer ist hier durchaus noch sichtbar, an einzelnen 
Stellen sehr hoch , und heisst die alte Mauer. Die hier be- 
findlichen Thürme sind: • 

g) ein halbrunder Thurm im Garten von St. Ciaren; 

h) ein dergleichen im Brauhause zum Esel; 

i) ein ganzrunder neben' der Apostelpforte; 

k) ein dergleichen mit Verzierungen am Lach; und 

1) ein halbrunder in dem Garten bei Mauritius Steinweg. 

Die südliche Seite geht von der Griechenpforte hinter 
den Heusern der Rothgerber längs dem Feldbache bis Maria 
in Capitolio. Die auf dieser Linie liegenden Gebäude ruhen 
(wenigstens bis zur Hochpforte) mit den hintern Wänden 
auf den Resten der Römermauern. Die Spuren der Thürme 
sind hier verschwunden. 

Die östliche Seite ging vou Maria in Capitolio auf 
der Höhe fort bis Maria ad gradus. Die Mauerreste sind 
hier, wie schon bemerkt, verschwunden. 

Bei näherer Untersuchung findet man, dass der Bau dieser 
Mauern und Thürme zwei verschiedenen Perioden angehört, 
und dass die oberen Theile nach vorausgegangener Zerstö- 
rung auf die Ueberreste der alten Mauer aufgeführt sind. 
Die unteren Mauern verrathen eine grössere Sorgfalt und 
Festigkeit als die oberen, und sind wahrscheinlich noch die 
Ueberreste der alten Stadtmauer, die 355 von den Franken 
zerstört wurde, während die oberen von Julian herrühren, 
der 356 Cöln von neuem befestigte. 

Was die Thore der Stadt betrifft, so lassen sich drei 
mit Bestimmtheit angetan, nämlich: 

6 



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82 



A) die Hochpforte (porta alla) an der Südseite, wo die 
Strasse von Bonn einging. Diese Strasse führte in der 
Richtung der jetzigen Hochstrasse durch die Colonia, und 
ging nördlich durch die jetzige 

B) Pfaffenpfortewiederaus derselben. Als dieses Thor 
im Jahre 1826 abgebrochen wurde, fand man einen noch 
gut erhaltenen römischen Bogen mit der Aufschrift C. C 
A. A. 84 ) (Colonia Claudia Augusta Agrippineusis). Die Ab- 
leituug der jetzigen Benennung Pfaffenpforte von einem Tempel 
der Venus Paphia, der hier gestanden haben soll, ist lacher- 
lich. In alten Urkunden wird dieses Thor porta Clerico- 
rum genannt, weil die Geistlichen von Andreas etc. nach 
dem alten Dome durch sie gingen. An der Ostseite befand 
sich 

C) die Marspforte (porta Marlis) 85 ) als Ausgang nach 
dem Rheine und nach der Constantinsbrücke. Die Benen- 
nung Marspforte (oder Marsthor) hat sich in den Rhein- 
gegenden au den Fronten mehrerer römischer Befestigungen 
erhalten, die gegen den Rhein hinliegen. 

An der Westfront lassen sich die ehemaligen römischen 
Thore mit weniger Sicherheit bestimmen. Es ist jedoch 
wahrscheinlich, dass 

D) da, wo das jetzige Ehrenthor am Ende der breiten 
Strasse befindlich ist, auch ein römisches Thor war, und dass 
ein zweites jetzt zugemauertes 

E) im Lach sich befand. 

Die römischen Strassen, welche von Colonia ausgingen, 
waren : 

1) von der Südfront die Strasse theils nach Bonn theils 
nach Trier; 



84) Vgl. Jahrb. H. XXVII. S. 38. Die Reste dieses Thores befinden 
sieh im Cölner Museum. W. 

85) Vgl. ebend. H. XXVI. S. 54 und H. XXVII. S. 19 ff. 



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83 

2) von der Westfront die Strassen nach Zülpich und Jülich; 

3) von der Nordfront die Rheinstrasse nach Dormagen 
etc. und wahrscheinlich noch eine zweite, die von dem 
Gereonslach über Caster, Erkelenz nach der Maas ging, und 
wovon noch einige Ueberreste vorhanden sind. 

Consta ntinsbrücke 86 ). Mehrere römische Schriftsteller 
der spätem Zeit gedenken einer grossen massiven Brücke, 
die Constantin d. Gr. (gegen 310) zum Behuf seiner Ex- 
peditionen gegen die Franken bei Cölti über den Rhein 
habe bauen lassen. Im Jahre 1766 scheiterte bei sehr 
niedrigem Wasserstande ein Schiff auf den Trümmern eines 
der Salzgasse gegenüberliegenden Brückenpfeilers. Durch 
die hierauf erfolgte Untersuchung des kölnischen Ingenieurs 
Reinhardt wurde die vormalige Existenz 87 ) der Brücke 
Konstantins ausser Zweifel gesetzt. Er fand die Entfernung 



86) Vgl. Jahrb. H. VII. S. 162 ff. Annalen des hist. Vereins für den 
Niederrhein etc. I. s. 47. ff. 

87) In der Kölner Zeitung v. J. 1845 wird unterm 27. Febr. be- 
richtet: Bei dem äusserst niedern Stande des Rheins wäre das 
Dampfboot, welches die Fähre besorgt und die beiden Ufer 
verbindet, beinahe gescheitert, indem es unfern des Deutzer 
Ufers, gegenüber dem Gasthofe zum Marienbilde, auf einen der 
Brückenpfeiler stiess , welcher weiland die von Konstantin ge- 
baute Röraerbrücke trug, über deren Erbauung und Standpunkt 
die Gelehrten bisher gestritten hatten. Der Pfeiler, welcher 
später untersucht wurde , ragte bis auf 1 %' etwa zum Wasser- 
spiegel, und konnte an seiner bemerkbaren obern Stelle, etwa 6' 
im Gevierte messen. Er bestand aus steinhart gewordenem Mörtel, 
aus welehem Steinbruchstücke hervorragten, welohe durch die 
Strömung mannigfaltig zerklüftet waren und ein bimsteinartiges 
Ansehen gewonnen hatten. In Folge des gestern eingetretenen 
Thauwetters ist der Rhein so viel gewachsen, dass das lang 
verborgene Denkmal wieder unsichtbar geworden; dennoch 
vermeiden die Dampfer sorgfältig die Stelle, welohe ihnen Ge- 
fahr drohen könnte. 



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84 

dreier Pfeiler von Mitte zu Mitte 7 Ruthen 4 Fuss preuss. 
und die Breite der Brücke 36' 8" preuss. Die Richtung: 
dieser Brücke ist von der Marspforte über die Salzgassen- 
pforte, und sie muss aus zwei Theilen bestanden haben, 
wovon der kleinere die Insel mit der Römerstadt in Ver- 
bindung setzte. Beinahe alle Schriftsteller der späteren 
Zeit stimmen darin überein, dass diese Brücke sammt dem 
zu ihrer Deckung erbauten Kastell zu Deutz durch den 
Erzbischoff Bruno I. , Bruder Otto des Gr., im Jahre 950 
abgebrochen, und die Steine zur Erbauung von St. Pantaleon 
verwendet worden seien. 

Von den ehemaligen rtfmischen öffentlichen Gebäuden in 
Cöln lässt sich gegenwärtig nur noch mit Bestimmtheit 
die Lage des Capitolium nachweisen. Es lag auf der Anhöhe 
über dem westlichen Rheinarme, wo jetzt St. Maria in Ca- 
pitolio befindlich ist, war nach der römischen Periode der 
Palast der fränkischen Könige, und wurde durch Plektrudis, 
die Gemahlin Pipins von Heristal , in ein Frauenstift ver- 
wandelt. 

Zur Zeit der Römer lag die Rheinflotte , die theils zur 
Deckung des Rheins, theils um Getreide etc. aus Gallien 
und Britannien zu holen und die römischen Plätze am Rhein 
damit zu versehen, bestimmt war, bei Cöln. Bei Erbauung 
des Seminars auf dem Domhofe 1743 fand man in dem auf- 
geschütteten Boden Mauein mit Ringen zum Anbinden der 
Schiffe, und eine Menge zum Schiffbau dienender Gerät- 
schaften, so dass es scheint, als habe der Hafen zur Auf- 
nahme der Flotte an dieser Stelle, und folglich, innerhalb 
der Befestigung gelegen. 

Deutz 88 ) (Tuitium, Castellum divitense oder tiritense) 
der Brückenkopf von Cöln. Ueber die Entstehung dieser 
römischen Befestigung, die in spätem römischen Schrift- 



Ö8) Vgl. Jahrb. H. I. S. 114, und H. XV. S. 1 ff. und S. 155 ff. 

«• 



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85 



steilem mehre remal genannt wird , fehlen alle Nachrichten. 
Von diesem Kastell bat sich nichts oberirdisch erhalten, und 
sein Umfang, der nicht bedeutend gewesen zn sein scheint, 
ist daher nicht zu bestimmen. Beim Bau eines Hauses im 
vorigen Jahre (1887) traf man auf die römische Umfassungs- 
mauer und die Ueberreste eines Thurmes, nebst vielen Mün- 
zen und Ziegeln der 21. Legion. 
Die Römerstrasse führte von Cöln abwärts 89 ) nicht in der 



89) Im Notizbuohe des Verf., welches er 1828 angefangen hat, 
h eiset es (ohne Datum) : Von Köln in der Kiohtung nach Neuss 
finden sieh folgende alte Strassen: 

1) die Heerstrasse oder der Heerweg geht von Köln östlich 
an Longerioh vorbei Über Volkhoven und Weiler naoh dem 
westlichen Uferrande des Worringer Broichs — (einer Serpen- 
tine des alten Rheinlaufes , die unterhalb Langel aus dem 
jetztigen Rheinlaufe aus- und dicht oberhalb Worringen wieder 
in selbigen einging) — wo sie sich theilt, und der westliohe 
Arm an Thenhoven und Boggendorf vorbei Uber Hackenbroich, 
westlich von Nievenheim und Elwekum vorbei auf die neue 
Erftb rücke und in die Richtung von Neuss traf; wo hingegen 
der zweite (östliche) Arm über den Berger- und Krebelhof 
unter dem Namen der Hogenberger oder Hohen-Strasse nach 
Dormagen ging. 

2) Die Steinstrasse geht von Köln über Niehl, westlich von 
Merkenioh, Rheinkasscl und Langel in die neue Chaussee und 
auf dieser naoh Worringen, und es ist wahrscheinlich eino 
Strasse des Mittelalters: denn war die sub 1. gedachte Rhein- 
serpentine zur Zeit der Römer vorhanden, so konnte diese 
Strasse nioht naoh Worringen führen. Dieser Ort liegt sehr 
niedrig und kann nur durch einen hohen Rheindeioh gegen die 
Ueberschwemmungen des Stromes gesichert werden. Auch die 
gegenwärtige Chauss6e läuft von Worringen bis Dormagen auf 
einem hohen Damme. Bei Anlage derselben Bind in der Nähe 
von Worringen Urnen gefunden worden. Worringen liegt bei' 
nahe eine Viertelstunde ÖetUoh von der sub 1 gedachten Kö- 
merstraeee und ist neuem Ursprungs. — Wahrscheinlich sind 



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86 



Richtung der gegenwärtigen Chaussee , sondern näher an 
dem Rheine. Sie wird gegenwärtig die „alte Strasse" oder 
wohl auch die „Griinstrasse* genannt, weil sie nur als Feld- 
weg benutzt wird und daher mit Gras bewachsen ist. Sie 
geht von Cöln nach Niehl und ist unterhalb diesem Orte 
durch den Rhein, der hier sich westlich gewendet hat, auf 
eine längere Strecke zerstört worden; führt dicht an Kassel, 
berg , wo vielleicht ein römisches Kastel lag (?) und noch 
viele AlterthOmer gefunden werden, und Rheinkassel vorbei, 
und trifft südlich von Worringen bei dem 80. Chausseesteine 
in die gegenwärtige Chaussee. 

Nachtrag vom Jahre 1839. „Die Steinstrasse zeigt 
noch an vielen Stellen die dammartige Anlage und Kies- 
Unterlage. In Rheinkassel finden sich nicht die geringsten 
Spuren römischer Anwesenheit; keine Mauerreste, keine 
Münzen. In Kasselberg desgleichen, mit Ausnahme einiger 
Mauerreste, die aber einem Schlosse des Mittelalters ange- 
hören sollen. — Der Kasseiberger Ort ist eine Kiesbank, 
die von Rheinkassel schräg durch den Rhein gegen Hittorf 
setzt, und bei dem kleinsten Wasserstande noch 3' Wasser hat. 

Ehe sich die Steinstrasse mit der Chaussee vereinigt, liegt 
östlich von ihr eine kleine Anhöhe, auf welcher sich römi- 
sches Gemäuer findet 90 ).« 



die in der Epigrammatographie von Hübsch angeführten Inschrift- 
steine nicht in Worringen selbst, sondern in der Nähe dieses 
Ortes an der Römerstrasse aufgofunden worden. 
90) Zu beiden Seiten der Steinstrasse wurden im Jahre 1860 römi- 
scho Gräber mit den gewöhnlichen Thongefässen , Ziegelplatten 
und Scherben von terra sigillata, mehrere mit Stempeln, wie 
BOVDVSFEC und AEM1C [L ?] F, gefunden, naohdem schon 
im Jahre 3859 auf dem westlichen Uöhenrande zwischen Ber- 
gerhof und der Windmühle , auf beiden Selten der Eisenbahn 
die aus Bruch- und Ziegelsteinen bestehenden Mauern römisoher Ge- 
bäude, zum Theil mit wohlerhaltenem bunten Bewurf, Mosaikresten, 



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87 

Worringen 91 ) ist römischen Ursprungs, wie die vielen 
hier gefundenen Alterthümer und Ueberreste von römischen 
Mauern beweisen. Es ist jedoch nicht das im Itinerar be- 
merkte Burunguin , sondern dieses ist , wie der Verf. glaubt 
und weiter unten ausführen wird, das jetzige Scbloss Bürgel 
auf der rechten Rheinseite. 

Nachtrag vom Jahr 1839. „Worringen. Die alte Pan- 
kratiuskirche, die zu einem Schulhause eingerichtet wurde, 
liegt auf einer bedeutenden Anhöhe, die bei hohem Wasser, 
wie zu Fastnacht 1837, den Bewohnern als Zufluchtsstätte 
dient, und selbst bei der grössten Wasserfluth , welche der 
Niederrhein in neuern Zeiten erfahren hat und bei welcher 
das Wasser über einzelne Häuser des Orts hinwegging, 
nämlich 1781, vom Wasser frei blieb. Diese Höhe, welche 
die Kirche, den sie umgebenden Kirchhof und einen Theil 
des Orts, der westlich von ihr gelegen ist, einnimmt, ist die 
Stelle, wo das alte Boruncum gelegen hat. 

Auch werdeu hier noch viele römische Mauerreste unter 
der Erde gefunden , und die Fundamente , worauf die Pan- 
kratiuskirche ruht, sind römisch. Der übrige Theil des Orts 
wird bei hohem Wasser überschwemmt. 

Auf dieser Höhe hat wahrscheinlich auch die Burg ge- 
standen, welche Siegfried von Westerburg in Worringen 
anlegte, wovon jedoch jetzt keine Spuren mehr vorhanden 
sind. 

Als bei Erbauung der gegenwärtigen Chaussee , zwischen 

Scherben der verschiedenartigsten Gcfässe, auch verzierter von 
ten-a sigillata, und eisernen Geräthschaften, zum tiefern Bau 
des Bodens ausgehoben worden waren. Der ganze scharf ab- 
geschnittene Höhenrand , welcher westlich von Worringen und 
der Chauss6e bis Dormagen sich hinzieht, zeigt einen mit Bruch- 
stücken römischer Ziegel und Gefässe gemisohten Boden« Rein. 
91) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 238, H. XIX. S 58, H. XXI. 
S. 34 und H. XXIII. S- 145. 



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88 

1808 und 1810, das obere (Kölnische) enge uud baufällige 
Thor abgerissen wurde, fand mau zu beiden Seiten desselben 
zwei Steine, welche ursprünglich zusammen gehörten, und 
einen Votivstein nebst Postament bildeten Römische Alter- 
thümer werden in der ganzen Umgegend von Worringen 
gefunden. Die angeblichen alten Mauern, die sich in dem 
Rheinarme, der die Insel von dem rechten Ufer trennt, finden 
sollen, reduziren sieb, nach Angabe des Unterbürgermeisters 
Bös, auf eine Anzahl grosser Steine, die hier in dem Rheine 
liegen, und bei kleinem Wasser der Schilffahrt nachtheilig 
werden. 

Die Chaussee von Worringen nach Dormagen, die gegen- 
wärtig zugleich den Rheindeich bildet, ist im Jahre 1834 
erhöbt uud erweitert worden. Längs derselben wurden da- 
mals viele römische Graber gefunden , ein Beweis, dass auch 
die alte römische Strasse in dieser Richtung ging. Dan 
Gefundene befindet sich grösstenteils in der Sammlung des 
Herrn Delhoven«. 

Von Worringen nach Dormagen ist die Spur der Römer- 
strasse verschwunden. Das in römischen Nachrichten mehrere 
Mal genannte 

Dormagen 93 ) (Durnoniagus), wo nach dem Itinerar eine 
Ala stand, lag auf dem hohen linken Tbalraude des Rheins, 
zur Zeit der Römer dicht an diesem Flusse, südlich von 
dem jetzigen Orte Dormagen 94 ), da wo sich unter dem Boden 
eine Menge römisches Gemäuer befindet, und wo man in 

92) S. H. III. S. 100. 

93) Vgl. ebend. H. V und VI. S. 238, IL XIX. S. 58 und H. XXI. 
S. 29 ff. 

94) Im Notizbuche des Verf. ist später bemerkt: Durnomagus lag 
in der Mitte des jetzigen Orts. Ober- und unterhalb, noch im 
Orte selbst , sind die Gräber. Am Abhänge gegen den alten 
Rbeinlauf hin ist 2 bis 3' unter der Erde eine 4' dicke Mauer 
von Gusswerk. 



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89 



den letzten Jahren viele und zum Theil schöne römische 
Alterthtimer ausgegraben bat. Aus dem grossen Umfange 
dieser Ruinen und aus dem, was man bis jetzt hier gefunden 
bat, lässt sich schliesscn, dass Dormagen zur Zeit der Romer 
ein befestigter Platz von Bedeutung war. Unter den hier 
ausgegrabenen Ziegeln befinden sich viele mit dem Zeichen 
der 14. Legion, welche den Beinamen transrhenana germa- 
nica führte. Diese Legion hatte früher, wie auch ihre Be- 
nennung sagt , ihre Station auf dem rechten Rheinufer, und 
wurde, als Claudius die uberrheinischen Eroberungen aufgab 
und den Rhein zur Grenze gegen Deutschland machte, auf 
das linke Ufer zurückgezogen. 

Nachtrag vom Jahr 1839. 95 ) „Das alte Durnomagus 
lag auf dem hohen linken Uferrande des Rheins, der ostlich 
längs dem Orte vorbeiflog« , und wovon die Niederung jetzt 
wohl noch 20' tiefer liegt. Es erstreckte sich von den 
Krümmungen, welche die Strasse bei dem Eingänge und bei 
dem Ausgange macht, und welches auch der höchste Theil 
des Ortes und wasserfrei ist. Der alte Rheinlauf von Dor- 
magen bis Zons war dem jetzigen gerade entgegengesetzt, 
d. h. von Dormagen abwärts machte er einen weiten Bogen 
links bis Zons, wie die dadurch entstandene Niederung zeigt. 
— Die gegenwärtige Chaussee scheint in der Richtung der 
alten Rtimerstrasse angelegt zu sein, und an mehrern Stellen 
ist östlich von ihr noch ein alter Kiesdamm zu sehen«. 



96) Der Verf. theilt die Inschriften der drei Platten des Mithras- 
monuments, welches sich in der Sammlang des Herrn Delhoven 
befindet, mit, wovon jedoch zwei mit der Lesung im XXI. Hefte 
der Jahrb. S. 50 und 52 nieht ganz übereinstimmen. 
Der Verf. hat die eine gelesen: 

DEO • SOLI • I • M • P- S ' L WlA S YRA P 
DVP • M ALE • NORICORVM 
(vergl. H. XXIII. S. 146) und die andere: 

IS DIDIL 
STIWA AX- V.SL» 



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Iii dem Ithierar wird der nächste Ort unterhalb Dormagen 

Burunguin 96 ) als Standort einer Ala genannt. Gewöhn- 
lich wird Worringen, wie schon gesagt, für das römische 
Buruogum gehalten, und angenommen, dass dieser Ort in 
dem Intiuerar durch einen Fehler statt oberhalb, unterhalb 
Dormagen gesetzt sei. Dem ist jedoch nicht so , sondern 
das römische Burungum ist in dem jetzigen , dem Grafen 
von Nesselrode gehörigen , Schlosse Bürgel auf der rechten 
Rheinseite zu suchen, und ist erst im 15. Jahrhundert bei 
einem Durchbruche des Rheins zwischen Zons und Bürgel 
von dem linken auf das rechte Ufer des Flusses versetzt 
worden. Das alte Strombette , worein sich der Fluss bei 
hohem Wasser noch gegenwärtig ergiesst, heisst noch immer 
der alte Rhein. Die Umfassungsmauern des Schlosses Bürgel, 
besonders die ganze eine Seite, worauf die Ställe und Wirth- 
schaftsgebäude ruhen , sind noch die alten römischen aus 
Basalt, Trass uud Gusswerk bestehenden. 

In den neuern Mauern des Schlosses lind in dem Garten 
desselben befinden sich viele Steine mit römischen Inschrif- 
ten, wovon mehrere den Schutzgöttinnen der hier gestande- 
nen Ala gewidmet sind. 

Was der Annahme, dass das römische Burungnm in Bürgel 
zu suchen sei, noch mehr Gewissheit gibt, ist, dass die Rö- 
merstrasse von Neuss aus in fast gerader Richtung nach 
Bürgel geführt zu haben scheint, ehe sie zwischen Maches- 
heim und Stürzelberg durch die neuere westliche Richtung 
des Stroms zerstört worden ist. 

Zwischen Dormagen und Bürgel hat der veränderte Rhein- 
lauf jede Spur der Römerstrasse vernichtet , und dieselbe 
kommt unterhalb Stürzelberg, wie bereits bemerkt, erst 



96) Vgl. Jahrb. H. V und VI. S. 238, H. XIX. S. 58, H. XXI. S. 
34 und 35 und H. XXIII. S. 141 ff. 



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91 

wieder zum Vorschein, von wo sie oberhalb Grimlinghausen 
über die Erft und nach Neuss geführt hat. 

NachtragvoiD Jahr 1839. „Das römische Kastell zu 
Bürgel scheint ein ziemlich regelmässiges Viereck gebildet 
zu haben, von 96 bis 10O Schritt Seitenlange und mit ab- 
gerundeten Ecken. Durch die Erbauung der Scheuer ist 
die westliche Seite der Mauer zerstört worden, und nur 
noch in dem Schafstalle ist ein TheH derselben, so wie die 
abgerundete Ecke sichtbar. Die Mauer besteht aus Guss 
und mag 7 bis 8' dick sein. Der untere Theil derselben 
acheint alter zu sein , und hier sind mehrere Lagen grosser 
Ziegel eingemauert. Dass der obere Theil jünger und wahr- 
scheinlich nach einer vorausgegangenen Zerstörung wieder- 
hergestellt ist, dürfte auch aus dem 18" hohen und 12" 
breiten , auf beiden Seiten mit Lorbeerzweigen verzierten, 
Votiv- Altare 97 ) mit der Inschrift: 

PATRONS 

iVPAMABVS 

CLVCILIVS 
CRISPVS 

V S-L-M- 

hervorgehen , welcher aus dem Innern der Gussmauer her- 
ausgenommen und gegenwärtig im Garten aufgestellt ist. 
Nach Aussage des Rentmeisters Würz steckt der ganze Hof- 
raum voller Mauerreste. 

Die Münzen , welche der Verf. hier gesehen hat , gingen 
bis auf Arcadius , folglich bis auf die letzte Zeit der römi- 
schen Herrschaft am Rhein. 

In der, inmitten der Kastellumfassungsmauern liegenden, 
Kapelle befindet sich ein uralter runder Taufstein aus schwar- 
zem Basalt, woran mehrere Kinderköpfe und ein borstiger 
Eber, Verzierungen, welche wohl bei sehr alten heiligen 



97) Vgl. Jahrb. H. V und VI. S. 238 und H. XXIII. S. 150 ff. 



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92 

Gef&ssen vorkommen. Die Kapelle soll früher grösser ge- 
wesen sein, und ist an deren Westseite folgender Inschrift- 
stein eingemauert : 

MATRUMS 
RVMKHIS 
*) oder FE 98 ) ET MAVIAITI 

NERIS C1VL* 



Die unterste Zeile ist ubertüncht, und nicht zu 
Links am Eingange in das Haus Bürgel befindet sieb ein 

dritter Stein mit Inschrift, welche 18%" hoch und 14" breit 

ist. Sie lautet : 

MATRONKS 
*) oder ALiE ALAGABIABVS 

IVUVS VAL- 
PRO SE- ET- IVUS") 
PEREGRINO * 
SPERATO * 
SEVERO • 
V • S * L • M • 

Herr Würz hat aus Bruchstücken römischer Steinmonu- 
mente, die in neuerer Zeit hier gefunden worden sind und 
worunter mehrere Inschriften mit Matronis etc., im Garten 
eine kleine Ruine aufgeführt. 

Bei Ueberschwemmungen wird die ganze Gegend von Bür- 
gel unter Wasser gesetzt und dasselbe dringt bis in die Ka- 
pelle. Im alten Rheine bei Urdenbach , welches auf dessen 
rechtem hoben Ufer liegt) steigt das Wasser bis zu 20'. 

Unterhalb Grimlinghausen 100 ) (früher Quinom) müssen be- 

98) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 238 und H. XXIII. S. 150 ff. 

99) Vgl. ebend. H. V. und VI. S. 237 und 339 und H. XXIII. 
3. 150 ff. Ueber die 3 Inschriften vgl. Rein, Haus Bürgel. S. 44. ff. 
und über die in Anra. 93 enthaltene das. S. 20. 

100) Vgl. ebend. H. II. S. 45, H. V. u. VI. 8. 407, H. VUL S. 181 ff. 
und H. XXVI. 8. 181 ff. und 3. 201 ff. 



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deutende Uferbauten vorgenommen werden, um den Rhein 
zu verhindern , die frühere Richtung an Neuss vorbei zu 
nehmen. — Auf dem Oberfelde, nördlich der Erft (bei Grim- 
linghausen) werden viele römische Ueberreste gefunden, und 
wie in Neuss, Ziegel mit dem Stempel der 6., 16. und 17. 
Legion. 

Neuss (Novesium), eine von Drusus gebaute grössere 
Festung der Römer am Rhein, der einst an den Mauern der 
Stadt vorbeiströmte 101 ). Der Name des Stifters bat sich noch 
in dem Drususthore 102 ) , oder Drusus-Kastelle (dem jetzigen 
Oberthore) erhalten, dessen gegenwärtiges Mauerwerk jedoch, 
nach der Ansicht des Verf., nicht römisch ist, sondern dem 
Mittelalter angehört, obgleich die Form dieses Theres den 
häufig vorkommenden Reversen auf spätem römischen Mün- 
zen vollkommen entspricht. Ebenso scheinen die Mauerreste 
der alten Stadtbefestigung sämmtlich aus dem Mittelalter 
zu sein. Nach dem Itinerar des Antonin stand in Neuss 
eine Ala. Auch von der 1., 16., und 20. Legion sind hier 
Monumente gefunden worden. In dem bataviscben Kriege 
wird Novesium häufig genannt. Es wurde von Civilis ver- 
wüstet und durch Cerealis wieder hergestellt. Bei den Ein- 
fällen der Franken im 4. und 5. Jahrhundert ist es von die. 
sen mehrere Male erobert und zerstört worden. 

Von Neuss abwärts haben sich an der westlichen Seite 
der gegenwärtigen Chaussee über Brühl und Strümp noch 
Ueberreste der Römerstrasse erhalten. Zwischen Strümp 
und Latum führte sie über ein altes Strombett 103 ) des Rheins, 

101) Vgl. Jahrb. H. IT. S. 45, H. V. und TT. S. 238 ff. und S. 407, 
H. VIIT. S. 181 ff. H. XVII. S. 141, H. XXVI. S. 181 ff. 

102) Vgl. H. XXVII. S. 25. 

103) Bei hohem Wasserstande ergiesst sieh der Rhein grossentheils 
in einem alten Strombette oder Flussarme über Kloster Meer, 
Isselbof, Meerhof, zwisohen Strümp und Latum durch, über 
Linn, Bockum , Meura nach Stromeurs und trifft bei Rheinberg 
wieder mit der gegenwärtigen Richtung des Flusses zusammen. 



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wo dieses am schmälsten ist, und wendet sich Qbcr Latum, 
wo sie noch jetzt die Römerstrasse (?) genannt wird, nach dem 
Dorfe Gellep m ). 

Ergänzung vom Jahr 1839. »Neuss liegt auf einer 
Anhöhe, am höchsten die Kirche. In der Gegend derselben, 
also in der Mitte der Stadt, lag das römische Kastrum. 
Unterhalb Neuss an dem Erftkanale kommt noch die Be- 
nennung »der alte Rhein« „im alten Rhein« vor. 

Wenn man der Chaussee aus dem Rheinthore längs dem 
hoben Uferrande des alten Rheinlaufs bis dahin folgt (etwa 
1500 Schritt), wo sich dieselbe östlich wendet, geht von 
derselben in nördlicher Richtung ein bedeutend erhöbeter 
Kiesweg ab , welcher den Namen hohe Strasse führt und 
sich in gerader Richtung gegen Brühl wendet, wo er vor 
dem Orte wieder in die Chaussee trifft. Er gehl westlich 
von Zoppenbroich und am Dickhoff vorbei. Bei Anlegung 
der neuen Chaussee ist vieler Kies von dieser Strasse ge- 
nommen worden, und sie ist daher gegenwärtig nicht mehr 
ganz fahrbar. 

Nach Aussage eines Ortskundigen macht sie im Busche 
eine kleine Krümmung. 
Von Brühl an muss die gegenwärtige Chaussee auf die 



104) Die grosse römische Heerstrasse führte nicht auf und durch 
Gelduba selbst, sondern am westlichen Fusse der später erwähn- 
ten Anhöhe vorüber, war aber durch zwei, vielleicht drei, nord- 
östlich und östlich gerichtete Seitenstrassen mit dem Kastell 
verbunden. Vgl. Rein, die römischen Stationsorte S. 39. ff. über 
diese und die nördliche Richtung der Römerstrasse, sowie S. 27. ff. 
über die in und um Gelb gefundenen Alterthümer, denen zwei 
im Mai 1861, nordwestlich von Latum, ausgegrabene Stein- 
särge mit Knochen, zierlichen Gläsern, Bronzgegenständen, u. 1 
ampulla olearia und 2 strigiles, durch Kettchen an Ringe be- 
festigt, und mehreren Thonge fassen, u. a. 1 Schüssel von terra 
sig. mit dem Stempel LEOFEC, beizufügen sind. R. 



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95 



Römerstrasse gelegt sein, da dieselbe bis nördlich von Strümp 
auf einem Höhenrücken zwischen zwei Niederungen läuft. 
In dem langen Dorfe Latum, das zu beiden Seiten der Strasse 
gelegen ist, heisst dieselbe noch die hohe Strasse. An zwei 
Stellen ging, bevor die Chaussee sehr erhöht wurde, näm- 
lich in Strümp und in dem nördlichen Theile von Latum, 
bei hohem Rheinstande das Wasser über die Strasse und 
ergoss sich von letzterer Stelle nach Linn etc. Wo die 
Strasse nördlich von Stratum (Stratheim) die Wendung 
nach Uerdingen nimmt, scheint die Römerstrasse östlich von 
Uerdingen, wo gegenwärtig der Rhein fliegst, geführt zu 
haben. Denn nördlich von Uerdingen zeigt sich östlich von 
der Chaussee eine mit Büschen bewachsene Sandhöhe, an 
welcher ein erhöheter alter Kiesweg läuft (in der Nähe des 
Kirchhofes), der südlich gerade auf die Richtung von Stra- 
tum trifft und weiter nördlich in die Chaussee einläuft. Das 
römische 

Gellep (Gelduba) wird auch Gelb oder Geldub genannt 105 ). 
Dieser römische befestigte Platz, früher dicht am Rhein, 
jetzt etwas von ihm entfernt, auf einer Anhöhe gelegen, 
verdankt höchst wahrscheinlich Drusus seine Entstehung. 
In dem batavischeu Kriege wurde dieser Ort von Civilis 
erobert , und die Römer verloren zwischen ihm und Neuss 
ein Kavalleriegefecht. Nach Plinius (hist. nat. XIX, 28) 
wuchs hier eine Art Zuckerwurzel (?) (siser) 108 ), die als 
Leckerbissen in die Hofküche des Kaisers Tiberius ge- 
liefert werden musste. Von den Römern hat sich in Gellep 
über der Erde nichts mehr erhalten; unter der Erde findet 
sich jedoch altes Gemäuer, Münzen Gefässe etc. aller Orten. 

Uerdingen wird in römischen Nachrichten nicht genannt, 
und es sind in diesem Orte auch, so viel der Verf. hat aus* 



105) Vgl. Jahrb. H. XX. S. 1 ff. und H. XXVI. S. 181 ff. 

106) Vgl. ebend. H. I. S. 109. und H. V. und VI. 8. 251. 



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96 



miltein können, niemals römische Alterthümer gefunden worden. 

Ergänzung vom Jabr 1838. „Gellep liegt auf einer 
Anhöhe, die nie vom Rheine überschwemmt wird und die Ur- 
sache der Anlage des römischen Kastells gewesen zu sein scheint. 
Sie ist oben ganz eben, fällt nach allen Seiten gleichmässig 
ab, und man erkennt noch, dass die römische Befestigung 
ein Quadrat bildete. Oer Rhein scheint früher dicht an 
Gellep vorbeigeflosseu zu sein. Es werden daselbst viele 
römische Münzen gefunden ; auch ein Ziegel mit LEG ' X * 
und Scherben mit BOVDVS FEC. sind entdeckt worden. 

Die Römerstrasse scheint durch die westliche Richtung des 
Rheins bei Uerdingen auf eine Strecke zerstört zu sein. 

Bei Uerdingen wächst die Sellery von vorzüglicher Güte 
uud wird zu Salat, Ragout und Suppen gebraucht. Ihre 
Gestalt ist mit der Siser des Plinius übereinstimmend«. 

Die Römerstrasse führte von Gelduba nach Calo. Die 
Entfernung trifft auf Kaldenhausen 107 ), wofür auch die Na- 
inensähnlichkeit passt, obgleich in diesem Orte keine Spuren 
von der Anwesenheit der Römer sich vorfinden. Ebenso 
wenig hat der Verf. zwischen Gellep und Kaldenhausen 
Ueberreste von der Römerstrasse gefunden, welche höchst 
wahrscheinlich durch die erst in neuerer Zeit entstandene 
Richtung des Rheins nach Uerdingen zerstört worden ist 

Nördlich von Kaldenhausen wird die Römerstrasse wieder 
ganz sichtbar und führt nach 

Asberg (Asciburgium) 108 ) Nach Tacitus lag Aseibur- 

107) Vgl. H. XXVII. S. 159. 

108) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 238 ff., H. XVII. S. 141., H. XX. 
S. 1 ff., H. XXI. S. 32 und 36 und H. XXIII. S. 84 ff. Ueber 
den Ursprung dieses uralten, schon vorrömischen Orts theilt 
Tacitus (Germ. 3) eine höchst merkwürdige Sage mit, und es ist nicht 
unwahrscheinlich , dass unter Ulysses [Odysseus] den Tacitus 
als Gründer des Orts angibt, der Stammgott der germanischen 
Völker und der erste der Asengötter, Odin, und unter Ascibur- 
gium, Asgart oder die Burg der Asen zu verstehen sei. 



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97 

gium am Rheine, weshalb man es gewöhnlich in Essenberg 
gesucht hat. Dieses ist jedoch ein Irrthum. Asciburgium 
lag südlich von dem jetzigen Asberg, auf dem sogenannten 
Borgfelde, wo sich noch in weiter Ausdehnung Ruinen römi- 
scher Gebäude , Keller etc. vorfinden , und noch fortwäh- 
rend eine Menge Münzen, Utensilien etc. ausgegraben wer- 
deu. Die Römerstrasse führt mitten über das Borgfeld. 
Eine Niederung östlich vom Borgfeld heisst noch jetzt „im alten 
Rhein" und beweiset, dass zur Zeit der Römer der Rhein 
in dieser Richtung floss. In dem batavischen Kriege, und 
bei den spätem Einfallen der Franken, theilte Asciburgium 
das Schicksal fast aller festen römischen Orte am Niederrhein, 
und wurde zuletzt im Jahre 451 durch die Franken, welche 
den Hunnen nachzogen, gänzlich zerstört. 

Von Asberg aus ist die Römerstrasse noch ganz sichtbar 
und erhalten, und bildet den westlichen Theil der neuen 
Strasse (die hohe Strasse genannt, wovon jedoch (1828) nur 
die Erdarbeiten vollendet sind) bis an Stromeurs, wo sie von 
derselben links ab und über die Loete nach dem Eugenia- 
nischen Kanal geht. Nördlich von diesem Kanäle (der bei 
nasser Jahreszeit von Rheinberg bis Kloster Camp mit Käh- 
nen befahren wird) führt sie ebenfalls noch wohl erhalten 
Ober die Millinger Haide, und berührt hier die östliche Seite 
einer grossen quadratförmigen Verschanzung, wovon sich 
zum Theil ein doppelter Erdwall und die Ueberreste eines 
davor liegenden Grabens erhalten haben. Die römischen 
Todtenurnen und andere römische Alterthümer, welche um 
diese Verschanzung herum gefunden werden, lassen vermuthen, 
dass dieses ein römisches Sommerlager 100 ) gewesen sei, in 



109) Die Romer nAnnten die eigentlichen Standquartiere der Legio- 
nen Winter- oder Standlager (Castra hiberna oder stativa) und 
diejenigen Punkte, wo die Legionen während des Sommer» zu- 
sammengezogen wurden, Sommerlager (Caatra aestiva). Die 

7 



Bayerisch* 
Staatsbibliothek 

München 



uigmz 



98 



welchem die Legionen während der guten Jahreszeit zusam- 
mengezogen und geübt wurden. Von dieser Umwallung führt 
die Römerstrasse in gerader Richtung durch das Dorf Millin- 
gen und bei Drüpt auf die Felder „op gen Hülmpt (auf 
dem Helm)". Hier sind schon früher, und besonders nach 
einem Rbeindurchbruche, im Jahre 1823, und bei Anlegung 
der jetzigen Chaussee viele römische Alterthümer gefunden 
worden 110 ). Unter andern kam ein römischer Ziegelofen, der 
mehrere tausend Ziegel mit dem Stempel LEG* XXX' ent- 
hielt, zum Vorschein, und es scheint, dass diese Legion, 
die eigentlich in Colonia Trajana bei Xanten stationirt war, 
hier einen festen Posten und Ziegelbrennereien hatte. Das 
nahe gelegene Alpen wird gewöhnlich wegen der Namens- 
Ähnlichkeit für die von Trajanus gegründeten und in römi- 
schen Nachrichten genannten Castra ülpia gehalten. An die- 
sem Orte hat jedoch der Verf., selbst nicht in den Ruinen 
der dortigen alten Burg, Ueberreste römischer Anwesenheit 
gefunden, und die Castra Ulpia sind, wie weiter unten an- 
geführt werden wird, eins und dasselbe mit Colonia Trajana. 

Von den Feldern »op gen Hülmpt« schneidet die Römer- 
strasse in dem zerstreut liegenden Dorfe Bönningen, west- 
lich von dem Post- und Wirthshause Grünthal (Comesmann) 
die Chaussee von Venloo uach Wesel, führt an der Wind- 
mühle bei dem Hause Loo vorbei und nördlich derselben in 
die neue Chaussee, mit deren Richtung sie über die Menzelener 
Haide nach Birten fortgeht. In der Nähe jener Windmühle 

letztern dienten fast nur zu Uebungsplätzen der Truppen, und 
wurden, gleich einem jeden Marsohlager, mit Wall und Graben 
umgeben. 

110) Ausgrabungen, die ich auf diesen Feldern verschiedentlich ver- 
anstaltet, waren niemals ohne Erfolg und ergaben stets eine 
Menge kleiner Antioaglien, zu denen unter vielen hervorzuheben 
sind die Heft XXX d. Jahrb. Taf. II. 9 u. 10 abgebildeten 
, i Gegenstände. VV. 



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99 



ist die Röraerstrasse durchstochen, und erscheint als ein Damm 
von 10 bis 12' Höhe Ober der jetzigen Erd- Oberfläche, dessen 
untere Anlage aus fest gerammter Lehmerde und die Decke 
aus 2Y2' hohem Rheinkiese, der mit Mörtel verbunden ist, 
besteht 

Bei Bergmannshof am Fusse der Bönninghardt fängt ein 
Kanal an, der unter dem Namen des »Römergraben s a 
Ober die Menzelener Haide und östlich an Winnenthal vor- 
bei führt und oberhalb Birten in den alten Rhein ausgeht 
Dieser 30' breite Kanal ist noch allenthalben sichtbar, und 
enthalt von seinem Anfange bei Bergmannshof bis zur Land- 
wehr von Winnenthal noch Wasser. Seine ehemalige Be- 
stimmung ist jetzt schwer auszumitteln. Wahrscheinlich war 
es ein blosser Abwässerungskanal, der die Gewässer, welche 
jetzt durch die Pollgers (Pollgeet, Pollgraben) dem alten 
Rheine zugeführt werden, dahin führte. 

Ergänzung vom Jahr 1838 und 1839. „Calo hat 
nicht in Kaldenhausen , sondern etwas nördlich davon , im 
Busche Mühlenwinkel, nahe an einer Rheinniederung gelegen. 
— Kaldenhausen liegt zwar auf beiden Seiten der alten 
römischen Heerstrasse, oder der gegenwärtigen Chaussee; es 
werden jedoch in diesem Dorfe durchaus keine römischen 
Alterthümer gefunden. Dagegen liegt 8 bis 10 Minuten öst- 
lich von Kaldenhausen, gen Rumeln zu, der Volkesberg, der 
höchste Punkt dieser Gegend, und in allen Aeckern, die zu 
dieser Höhe gehören, werden römische Mauerreste etc. 
gefunden. Besonders viele Ziegel mit dem Stempel LEG ■ 
Xr werden hier gefunden, und es ist nicht zu zweifeln, 
dass hier Calo, und zwar wie Gelduba, etwas östlich von 
der Heerstrasse gelegen hat. Der Volkesberg liegt an der 
nördlichen Seite einer Niederung , die einerseits bei dem 
Hagschinkel die Chaussee berührt, und sich über dieselbe 
nach dem Uerdinger Bruche zieht, andrerseits nach dem Burg- 
schen Hofe wendet, von wo sie theils an Biersheim vorbei 



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100 



nach Frimershcim, andrerseits unter dem Namen des „Sittard- 
bruches« südlich am Trompeter vorbei nach dem Mühlen- 
winket etc. geht. Die Niederung, die westlich an Kalden- 
hausen vorbei geht, heisst der Donk. Eine dritte Niederung 
soll von dem Burgschen Hofe gegen Bergheim und von da 
Ostlich am Borgfelde vorbei nach Essenberg gehen. Der 
Mühlenwinkel liegt südwestlich vom Trompeter gegen „Uog- 
felds" und besteht aus sandigen Höhen, die mit Baumen und 
Gesträuch bewachsen sind. 

Nach Aussage des jungen Röitgen sind nur einige Mauer- 
reste im Mühlenwinkel gefunden worden, und in einer süd- 
lich gelegenen Sandhöhe (nicht Hunuenberg, wie Jansen sagt, 
sondern Himberg genannt) einige Urnen. Der Mühlenwinkel 
ist lange nicht so wichtig als der Volkesberg ; jedoch ist 
die Angabe von Fiedler, dass diese Stelle (er scheint 
den Mühlenwinkel zu meinen , da er von Büschen spricht, 
die sich hier befinden, während der Volkesberg ganz aus 
freien Aeckern besteht) die alte Burg genannt werde, eine 
Benennung, die ganz unbekannt ist, wohl nur irrthümlich 111 ). 



111) Der Volkesberg ist kaum eine Höhe zu nennen, und war bis 
in die 50er Jahre mit dichtem , jetzt gerodetem Gebüsch be- 
deckt. An der Nordseite dieses kaum 200 Q Ruthen messenden 
Aufwurfs fanden sich Ziegel und Gefässe, angeblich auch eine 
Steinstrasse einige Fuss unter der Bodenoberfläche. Zu den 
älteren Funden auf der Höhe des Mühlenwinkels, an der Nord - 
seite des unter dem Namen Sittard nordwestlich gerichteten 
alten Rheinarms, sind durch die theilweise Rodung des jenen 
bedeckenden Waldes und Gebüsches, viele neue und bedeutende 
gekommen , welche in weitverbreiteten Mauerresten, verzierten 
Steinen, Gefässen, Stücken von Glassscheiben und dgl. bestehend, 
eine grössere römische Niederlassung bezeugen, von welcher 
eine Steinstrasse ostwärts zur grossen Heerstrasse, eine andere 
nordwärts nach Asciburgium führte, und zu welcher die früher 
und später ost- und westärts gefundenen Gräber gehört haben. 
Durch den Sittardbruch führte ein Kiessdamm, an dessen Seite 



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101 



Die Niederung südlich vom Trompeter füllt sich bei jedem 
hohen Rheinstande mit Wasser ; im Jahre 1837 stieg das- 
selbe bis in die untere Etage des Trompeters, und zerstörte 
die Chaussee. Unmittelbar bei dem Trompeter fängt die 
hohe Strasse an und ist bis zu dem Hause Adam Leven, 
wo die Benennung Borgfeld beginnt, 4 bis 8' erhöht. Sie 
besteht, wie es scheint, ganz aus Kiessand und hat keine 
Unterlage von grossen, in Kalk gesetzten, Steinen, wie Jansen 
sagt. Von dem Hause »am Brügges*, das nächste vom Pickert 
nördlich , geht von der hohen Strasse ein höher und breiter, 
mit Baumen besetzter Erdwall mit davor liegendem Graben 
in östlicher Richtung, und ist auf 205 Schritt noch wohl er- 
halten. Scheinbar ist er fortgegangen bis zur Niederung 
und vor ihm läuft ein Kiesweg. Doch scheint dieser Wall 
nicht die Südfront des Lagers gebildet zu haben , da die 
Erhöhung der Hohenstrasse bis Adam Leven, wo die Be- 
nennung Borgfeld anfangt, reicht. 

Asberg wird in der Gegend Asburg genannt. 

Die Benennung „auf dem Borgfelde* fängt südlich 
von Asberg da an , wo die hohe Strasse eine Krümmung 
macht, dehnt sich östlich bis zum alten Rhein, südlich bis 
nördlich vom Pickert und westlich bis über die hohe Strasse 
aus. Nördlich bis gegen Asberg und südlich bis gegen Kal- 
denhausen erstrecken sich längs der hohen Strasse die Grä- 
ber vom Borgfelde aus. Die fränkischen Alterthümer sind 
von Diedrich Bergmann westlich vom Borgfelde, zwischen 
römischen Urnen, gegen Schwafheim hin gefunden worden. 
Bei Pickert zieht sich eine Niederung hin , die das Borgfeld 
wahrscheinlich südlich begrenzte. 



im November 1858 die silbernen Phaleren gefunden wurden. 
Vgl. Jahrb. H. XXVII. S- 155. ff. n. Annali XXXII. S. 161. ff. 
Der angezweifelte Name „alte Burg" ist im Volksmunde der 
Höhe des Mühlenwinkels , wie einer Stelle in der Nähe des 
Brugschen Hofes geblieben. R. 



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102 



In Drüpt selbst werden keine römischen Altert hümer ge- 
funden, wohl aber, besonders Münzen, auf den Feldern zwi- 
schen Drüpt und Drüpstein, besonders in der Nahe des 
letztern. Diese ganze Feldmark führt die Benennung „op 
gen Httlmpt«. — Der Ziegelofen mit den Ziegeln der LEG* 
XXX' wurde daselbst dicht auf der Südseite der neuen 
Brücke links gefunden , wo überhaupt viele Altert hümer in 
dem Boden stecken sollen. (Vergl. An werk. 110.) 

Der sogenannte schwarze Mühlgraben, oder die Loete, geht 
oberhalb Stromturs aus dem alten Rheinbette und fliegst 
über Alpen durch Bönningen, an Drüpt und Drüpstein vor- 
bei, nähert sich dem Bordschen Graben (Ley), geht unter 
dem Namen , „ Loete" westlich an Menzelen vorbei , ver- 
einigt sich dann mit der Bordschen Ley oder dem Pollgraben 
(Pollgeutb) und fliesst bei dem Poll von Birten in den alten 
Rhein. Die Loete ist breit und tief, und die neue Chaussee 
führt zwischen Drüpt und Drüpstein über sie. Nach dem 
alten Rheinlaufe , der von Ossenberg kommt , ergoss sich 
dieselbe zur römischen Zeit bei Drüpstein in den Rhein, 
und das römische Kastell (op gen Hülmpt) lag zwischen ihr 
und dem Rhein. 

Die Römerstrasse hat zwischen der Windmühle und Bön- 
ningen eine obere Breite von 14 bis 16' bei einer Höhe von 
10 bis 14'. 

Zwischen Neubüderich und Gest befindet sich eine flache 
Höhe, die sich 10 bis 16' über die umliegenden Felder er- 
heben mag und der Gesterberg genannt wird. Sie erstreckt 
sich von der Windmühle von Neubüderich bis zu dem Feld- 
wege, der von diesem Orte nach der alten Strasse von Wesel 
nach Xanten führt. Der östliche Theil dieser Höhe gegen 
den genannten Feldweg heisst der „Steinacker" weil die Felder 
hier mit Brocken römischer Ziegel, Tuffsteinen, Scherben 
von römischen Gefässen und anderm Mauerschutt bedeckt 
sind. Auf diesen Feldern werden viele römische Münzen 



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103 



und andere Alterthümer gefunden, so dass nicht zu zweifeln 
ist, dass hier ein römischer Ort gestanden bat Die Münzen, 
die hier gefunden wurden und die der Schreiner Ponte* gesehen 
hat, gehen bis auf Antonin (?). Auch bei Anlegung der 
Chaussee von Comroesmann (Grtintbal) nach Wesel sind bis 
auf die Hobe von Altbüderich viele Alterthümer gefunden 
worden. Desgleichen zu Altbüderich , unter andern Ziegel 
mit Legionsstempeln, worunter eiue mit LEG * XXII* Ueber- 
haupt ist diese ganze Gegend bis nach Altbüderich reich an 
romischen Alterthümern. Auch wurde bei Erbauung des 
Armenhauses von Neubüderich Vieles gefunden, unter ander m 
ein 4 Zoll grosses Brustbild der Minerva mit Augen von 
kleinen Steinen. 

Wo Beek liegt, floss ehemals der Rhein und wendete 
sich von da nach Xanten in die Niederung. 

Vetera Castra oder bloss Vet er a 112 ) (das alte Lager) 
am südlichen Abhänge des Fürstenberges bei dem Dorfe 
Birten 119 ). Nach der schmachvollen Niederlage, welche im 
Jahre 18 vor Chr. der Legat M. Lollius am Niederrheine 
durch die transrhenanischen Germanen erlitten hatte , in 
welcher der Adler der V. Legion eine Beute der Sieger 
geworden war, kam Augustus selbst in diese Gegenden und 
liess dieses Lager für 2 Legionen (12000 Mann ohne die 
dazu gehörigen Hülfstruppen) anlegen. Dasselbe bekam in 
späteren Zeiten , da es eine der ersten Befestigungen der 



112) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 288 ff. und S. 264 ff., H. XVII. 
S. 141, H. XXI. S. 36, H. XXIII. S. 42 und H. XXVI. S. 
181 ff. 

113) Der Verf. folgt bei Bestimmung der Lage dieses wichtigen 
Punktes einzig den römischen Nachrichten, den gefundenen Monu. 
menten und den noch vorhandenen Ueborresten , und übergeht 
die Phantasien der Gelehrten , welche mit den Lokalitäten un- 
bekannt, die verschiedenartigsten Meinungen hierüber aufge- 
stellt haben. 



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104 



Römer am Rhein war, den Namen des alten Lagers (Vetera). 
Nach dem Zeugnis» von Tacitns (bist. IV. c. 28) wurde 
dieser feste Platz von Augustus bloss für offensive Zwecke 
angelegt, — um von hier aus Deutschland zu beobachten 
und zu unterwerfen, und als Sammelplatz der nach Deutschland 
ziehenden oder von dort zurückkehrenden Truppen zu die- 
nen. Von Vetera aus unternahmen die Römer beinahe alle 
ihre offensiven Operationen gegen Deutschland , und zwar 
tbeils zu Lande an der Lippe aufwärts etc., theils zu Wasser 
den Rhein hinab, durch den Drusischen Kanal (die neue Yssel) 
und durch die Zuider- und Nordsee in die Ems, Weser und 
Elbe. 

Augustus wählte für die Anlage dieses Lagers den Pür- 
stenberg, die erste bedeutende, frei liegende und eine weite 
Aussiebt gewahrende Anhöhe, welche sich von Ronn abwärts 
auf dem linken Rbeinufer an der Stelle erhebt, wo, durch 
die gegenüber liegenden Höhen (?) von Diersfort begrenzt , die 
Rheinniederung die geringste Breite hat. Nach Tacitus 
(hist IV. c. 23) lag Vetera an dem sanften Abhänge eines 
Hügels an dem Rheine. Seine Befestigung bestand aus einer 
Mauer und einem davor liegenden Erdwalle, und es wird 
ausdrücklich bemerkt, dass man bei der Anlage auf die 
Festungswerke keine besondere Mühe verwendet habe, indem 
Augustus dieses Lager für die Offensivzwecke erbauen Hess, 
und nicht daran dachte, dass es jemals eine Belagerung 
würde aushalten müssen. 

Nach den Untersuchungen, die der Verf. angestellt hat, 
erstreckte sich dieses Lager am südlichen Abhänge des Für- 
stenberges , von der Höhe desselben bis in die Nahe des 
Dorfes Birten und bildete, wie fast alle römischen Befesti- 
gungen, ein Viereck. In dieser Ausdehnung sind bereits eine 
grosse Menge Steinmonumente und besonders Ziegel mit 
Legionsstempeln, desgleichen Münzen etc. gefunden worden. 
Die Mehrzahl dieser Münzen sind Consular-Münzen und aus 



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105 



der ersten Raiserperiode bis incl. Nero. Auffallend ist die 
grosse Anzahl von Geramen, besonders Intaglios, die noch 
fortwahrend hier gefunden werden, und es seheint, dass 
hier Gemmenschneider gewohnt haben. Mauerreste dagegen 
werden hier weniger als an anderen Orten, wo sich die 
Römer längere Zeit aufhielten, gefunden, und dieselben sind 
entweder bereits ausgebrochen, oder sie liegen tief unter der 
Erde, was sich bei dem Mangel an Nachgrabungen nicht 
hat ausmitteln lassen, oder die Wohngebäude der Soldaten 
waren nur von leichter Bauart. Das letztere ist das Wahr- 
scheinlichere, da Vetera ein blosser Waffenplatz, ein soge- 
nanntes Winterlager (castra hiberna) war, welches im Innern 
ausser den Baracken oder Kasernen für die Soldaten, nur 
noch die nöthigen Magazine für den Mund- und Kriegsbe- 
darf enthielt. Alles, was nicht zum Militair gehörte, wohnte 
ausserhalb des Lagers, und nach Tacitus (hist. IV, c. 22) 
hatten bei Ausbruch des bata vischen Krieges die Ansiede, 
lungen der Kauieute, Handwerker, Marketender etc. vor 
dem Lager förmlich die Gestalt einer römischen Munizipal- 
stadt angenommen. Dieser Anbau wurde bei der Annähe- 
rung des Feindes zerstört, damit sich derselbe in ihm nicht 
festsetzen konnte. — Von der römischen Befestigung von 
Vetera finden sich zum Theil an der West- und Südfront 
noch Ueberreste des Erdwalles, und bestimmen zugleich 
die Ausdehnung des Lagers von diesen Seiten. An der 
Ostfront ist der Abhang nach dem Rheine abgestochen, und 
an demselben zwischen den beiden Wegen, die nach der 
Brücke führten, — in der Nähe von Biesemannshof, — ein 
vollkommen geebneter Platz gebildet worden, wahrscheinlich 
um für die bequemere Communikation mit der Brücke Raum 
zu gewinnen. Von einer ehemaligen Pfahlbrücke 114 ) die 



114) Vielleicht sind dieses noch Ueberreste von der Brücke bei 
Vetera, die in den Geschichtsbüchern des Tacitus erwähnt 



106 



vou Vetera über den Rhein führte , haben Bich noch (nörd- 
lich von Biesemann) Pfahle in dem alten Rhein erhalten, 
wovon der eben gedachte Hofbesitzer noch in diesem Jahre 
(1828) mehrere hat ausziehen lassen. Diese Pfähle bestehen 
aus Eichenstammen, die mehr als 2' im Durchmesser halten 
und unten mit Eisen beschlagen sind. Das Eichenholz hat 
ganz die Schwere, Härte und Farbe des Ebenholzes ange- 
nommen. Nach dieser Brücke führten zwei Wege aus dem 
Lager, die noch jetzt vorhauden sind. Der nördliche , wel- 
cher noch „der Römerweg" genannt wird, führte aus dem 
Lager über die Heesberge und vereinigte sich bei Weymanns, 
hof mit der Römerstrasse welche ans Colonia Trajana nach 
der Maas ihre Richtung hatte* Unterhalb der Ueberreste 
dieser Brücke sollen sich grosse Fundamente von Mauern 
in dem alten Rheine befinden, welche früher den Schiffern 
oft gefährlich wurden, und es ist wahrscheinlich, dass sich 
die Werfte und der Hafen von Vetera in dieser Gegend be- 
fanden, wo sich Drusus und Germanicus mit den Legionen 
zu ihren Unternehmungen gegen Deutschland einschifften. 
Am Nordende des Dorfes Birten sind noch die Ueberreste 
eines Amphitheaters sichtbar, welches in der Gegend Victors- 
Loch oder Victors- Lager genannt wird, weil nach der 
Legende in ihm der heilige Victor mit der letzten Mann- 
schaft der Thebaischen Legion erschlagen worden sein soll. 
Diese Ueberreste bestehen aus einem ovalen Erdwalle, der 
sich von aussen gegen 20, von innen gegen SO Fuss erbebt 
und der vier Eingänge hat, die genau nach den vier 
Himmelsgegenden liegen. Der äussere Umfang dieses Erd- 
walles hat gegen 360 Schritt, und der Durchschnitt von 
Osten nach Westen beträgt gegen 125 Schritt. Da man 
keine Spuren von Mauerwerk in diesem Amphitheater findet, 



wird, und über welche Drusus, Varus, Germanicus etc. die 
Legionen gegen Deutschland führten. 



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107 



so scheint es ganz aus Erde und Holz erbaut gewesen zu 
sein, und noch kann man an der stufenartigen innern Dos- 
sirung die Einschnitte für die Sitze der Zuschauer erkennen. 

Auf dem Fürstenberge und auf den Feldern von Birten 
sind Monumente und Ziegel mit dem Stempel der LEG. I, 

iv, v, vi, viii, x, xi, xii, xiv, xv, xviii, xix, xxi, xxn, 

XXIHI und XXX gefunden worden, welche zu verschiedenen 
Zeiten in Vetera ihr Standquartier hatten. Unter diesen 
wurden die XVIII und XIX in der Varusschlacht vernichtet, 
und das höchstmerkwürdige Cenotaphium des Legaten der 
18. Legion M. Caelius, der in jener Schlacht geblieben war 
wurde bei Birten gefunden und ist gegenwärtig in Bonn 115 ). 

Als unter Claudius die Eroberung von Deutschland auf- 
gegeben wurde und die Römer sich am Rhein auf die De- 
fensive beschränkten, sowie durch die Erhebung von Cöln 
zu einer römischen Kolonie, welche in derselben Zeit erfolgte, 
verlor Vetera seine frühere Wichtigkeit, und Cöln wurde 
seit 50 nach Chr. der wichtigste Ort der Römer am Nie- 
derrhein. 

In dem batavischen Kriege wurde die Besatzung von Ve- 
tera, nach einer langen Belagerung und nach zwei abge- 
schlagenen Stürmen, zuletzt durch Hunger gezwungeu zu 
kapituliren (71 n. Chr.), worauf der Ort von Civilis ver- 
brannt wurde. Nach dem unglücklichen Gefecht vor der 
Moselbrücke bei Trier, in demselben Jahre, gegen Cerealis 
zog sich Civilis nach Vetera zurück. Durch neue Truppen 
aus Deutschland verstärkt, war er entschlossen hier das 
Glück der Waffen von neuem zu versuchen. Er legte einen 
Damm schräg in den Rhein und Überschwemmte dadurch die 
überdiess niedere Gegend vor dem Lager und die Römer- 
strasse, auf welcher Cerealis gegen ihn anrückte. Dieser 
Damm kann nur südlich von Birten aus dem alten Rhein in 



115) Vgl. Jahrb. H. XXV. S. 76. 



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108 



der Richtung über Ströters-Kath nach der Veenschen Ley 
gelegen haben, welche Gegend jetzt noch sehr niedrig ist. 
Hinter diesem Damme stellte Civilis die Germanen auf den 
linken Flügel mit dem Rücken gegen den Rhein und die 
Bataver und Gugerner in die Mitte und auf den rechten 
Flügel. Der erste Tag des Gefechts war für die Römer 
unglücklich, als ihnen aber am zweiten Tage ein Ueberlaufer 
eine seichte Stelle durch die Ueberschweromung zeigte, brach 
zuerst ihre Reiterei durch und sprengte die Germanen in 
den Rhein. Die nachfolgenden Legionen jagten die Bata- 
ver auf der Römerstrasse in ihr Vaterland zurück, und Ce- 
realis Hess Vetera nicht wieder aufbauen 116 ). 

Ergänzungaus demNotizbuchedesVerf. (ohne 
Datum). „Die nördliche Grenze von Castra vetera scheint 
bei Peters Hause zu sein, wo der Weg die Krümmung macht 
und der hohe Abstich gegen Westen läuft. Wenn man aus 
dem Marsthore von Xanten kommt, tritt der obere Theil 
des Fürstenbergs deutlich hervor. Das Kloster, wo das Prae- 
torium gestanden haben mag, lag am höchsten. Nach Aus- 
sage des alten Kaufmanns Dames, sind in seiner Jugend 
längs dem Fürstenberge die eichenen Pfähle zu hunderten 
aus dem alten Rheine ausgebrochen worden. Sie fangen 
bei Schermannshof an und gehen bis gegen Beek. Die mei- 
sten stehen in der Richtung, wo früher der Rhein die Direk- 
tion gegen Xanten nahm, und bildeten keine Brücke, sondern 
eine Verpfählung, um den Rhein vom Fürstenberge und von 
der Richtung nach Xanten abzuhalten". 

116) Vetera's Trümmer dienten später zum Bau der Col. Trajana und 
eines im XI. Jahrb.. gegründeten Benedictiner- dann Cisterzienser- 
Klosters. Zwei römische Thürme standen noch im Jahre 1670; 
die damalige Äbtissin Hess sie abbrechen, um die Tuffsteine nach 
Holland zum Wasserbau zu vorkaufen. J. Fiedlers Antiquariurn 
Houbens p. V. n. 4. und E. aus'm Weerth: Kunstdenkm. des 
Mittelalters in den Rheinl. Erste Abth. Band I. p. 31. F. 



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109 



Ergänzung vom Jahr 1839. „Der Hof des Herrn 
v. Hochwächter auf dem Fürstenberge nimmt mit seinen Ge- 
bäuden und Gärten den Raum des alten Klosters ein. Von 
demselben hat man eine herrliche Aussicht nach Westphalen 
und den Rhein auf- und abwärts. Der ganze Raum, den 
der Fürstenberger Hof mit seinen Gebäuden und Gärten ein- 
nimmt, ist voll alter Mauerreste, und es lässt sich eine Um- 
fassungsmauer verfolgen, welche diesen Raum eingeschlossen 
zu haben scheint. Von dem Hofe gegen Schermanns und 
eine längere Strecke gegen den Rirtener Weg wird nichts 
gefunden. Dagegen ist das eigentliche Plateau des Fürsten- 
berges (aequissimus locus bei Tacitus) wieder mit römischen 
Ziegeln und andern Mauertrümmern bedeckt, und hier wer- 
den die meisten Gemmen gefunden. Durch diesen bezeich- 
neten Raum geht die alte Weseler Strasse in der Mitte durch, 
und derselbe zieht sich noch östlich über den Birtencr Weg. 
Wo die Wege zusamment reffen und Lehm- und Sandgruben 
vorhanden siud, sieht man ringsum 2 bis 4' unter der jetzi- 
gen Oberfläche Lagen von Ziegeln nebst Fussböden von Est- 
rich und eine Lage von Kohlen und Asche. — Der Verf. 
hält dafür, dass die Castra vetera, die von Civilis zerstört 
wurden , sich auf dem Plateau des Berges innerhalb des 
oben angedeuteten Raumes befanden. Auch sieht man noch 
auf der westlichen Seite eine Vertiefung, die sich von Süden 
nach Norden zieht und den angedeuteten Raum in Westen 
begrenzt. Nimmt man das Plateau des Berges als denjenigen 
Punkt an , wo die von Civilis zerstörten Castra lagen, so 
würde der Fürstenberger Hof eine abgesonderte Befestigung 
gebildet haben, oder was wahrscheinlicher ist, es würden 
die spätem Castra gewesen sein, die vermuthlich von Tra- 
jan erbaut wurden. — Auffallend ist der Weg, der nach 
der Hees führt, durch die wallartige Erhöhung, die er auf 
beiden Seiten, besonders auf der nördlichen, hat und welche 
sich bis zu den Büschen zieht — Das alle Lager auf dem 



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110 



Plateau scheint weniger ans grossen Gebäuden, als aus von 
Ziegeln errichteten Soldaten-Wohnungen bestanden zu haben, 
da man in diesem Räume keine grossen Mauertrümmer in 
der Erde findet. Es ist aber auch hier noch zu wenig ge- 
graben worden, um dieses zu ermitteln. — Die Arena des Am- 
phitheaters hat c. 105 Schritt von Osten nach Westen und 
c. 80 Schritt von Süden nach Norden. Die 4 Eingänge 
liegen genau nach den 4 Himmelsgegenden, und der starke 
Erdwall, der das Ganze umgibt, mag 20' Höhe haben. Wo 
die alte Strasse im Dorfe Birten die neue Chaussee ver- 
lässt und sich gegen den alten Rhein wendet, liegt nicht 
Viukes Katb, sondern der neue und alte Schwan und das 
Armenhaus 0 . 

Von Vetera führte die Römerstrasse nach Colon ia Tra- 
jana. Der Spanier Ulpius Trajanus (unter Domitian und 
Nerva kommandirender General am Niederrhein, von Letzterm 
im Jahre 97 adoptirt und von 98 bis 117 Kaiser) gründete 
während seiner Regierung diese Kolonie durch Veteranen 
und römische Bürger. Die von Trajan errichtete XXX. Le- 
gion, mit dem Beinamen . Ulpia Victrix, hatte hier ihr Stand- 
quartier, daher der Ort auch Castra Ulpia, und von Ammian 
bloss Tricesimae 117 ). (Standquartier der XXX.) genannt wird. 

Ueber die ehemalige Lage dieser römischen Festung herr- 
schen die verschiedenartigsten Ansichten. Einige setzen sie 
nach dem Dorfe Kellen bei Cleve, Andere auf den Fürstenberg, 
Andere nach Xanten und noch Andere machen aus den drei 
verschiedenen Benennungen, welche dieselbe führte, auch drei 
verschiedene Orte. Bei näherer Vergleichung und Zusam- 
menstellung der römischen Nachrichten, bei genauerer Kennt- 
uiss der Lokalität uud der bereits gefundenen Denkmäler, 
wird es auch hier nicht schwer sein, das Wahre zu fiuden. 



117) Vgl. Jahrb. H. III. S. 1GG ff. 



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111 

Nördlich von Xanten 118 ), auf beiden Seiten der Strasse 
nach Cleve, findet sich ein viereckiger, erhöhter Raum, 
dessen Grund und Boden voll alten Gemäuers ist, und die 
Ruinen eines grossen römischen Gebäudes, die alte Burg 
genannt, sind zum Theil noch oberirdisch. OestHch wird 
dieser Raum durch die Pisteley (höchst wahrscheinlich ein 
Ueberbleibsel des alten Rheinlaufes, der nach alten Nach- 
richten in frühem Zeiten dicht an Xanten vorbei gegangen 
sein soll), und westlich durch das Langwasser begrenzt. 
An der nördlichen Seite wurden im letzten Sommer (1828) 
da, wo die hier sichtbare Römerstrasse diesen Raum ver- 
lasst und eine Wendung links macht, auf beiden Seiten der- 
selben grosse quad rat formige Steinmassen, die das Fundament 
des nördlichen Ausgangsthores gebildet zu haben scheinen, 
ausgegraben. Vor der Südseite dieses Raumes befindet sich 
in den Feldern und Gärten gegen Xanten zu ein grosser 
Gräberplatz der XXX« Legion und der Einwohner von Co- 
lonia Trajana, und bekanntlich mussten die Todten nach 
dem römischen Gesetz ausserhalb der Mauern beerdigt wer- 
den. Die Römerstrasse ist in der Richtung der neuen Chaussee 
mitten durch diesen Raum gegangen und wird am nördlichen 
Ende desselben auf eine grössere Strecke sichtbar. Die in 
dem Itinerar des Antonin angegebene Römerstrasse, welche 
von Colonia Trajana nach der Maas und auf einem Umwege 
nach Cöln führte, hat der Verf. in der jetzigen Grün- 
Strasse wieder aufgefunden. Sie ist in der Mitte der 
westlichen Front des Lagers ausgegangen, und hat um den 
noch jetzt sumpfigen Heerde-Kamp herumgeführt. Von dem 
Gehöft des Bauern Scholz an ist sie noch ganz als Römer- 
strasse zu erkennen, und über Sonsbeck etc. in der im Itinerar 
angegebenen Richtung zu verfolgen. 

4 : 

118) Vgl. ebend. H. V. und VI, S. 238 ff. , H. X. S. 66, H. XVII- 
^ S. 141, und H. XXVI. S. 181. ff. 



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112 



Nimmt man zu dem Gesagten die in dem Itinerar ange- 
gebene Entfernung von Vetera bis Colonia Trajana von 
1 Leuke, die vielen Monumente und Ziegel der 30. Legion, 
die auf dem bezeichneten Räume bis jetzt gefunden worden 
sind, und die vielen Münzen etc., die noch alljährlich bei 
Bearbeitung des Feldes hier gefunden werden , so lässt sich 
kaum zweifeln, dass auf dieser Stelle jener von Trajan ge- 
gründete Ort gelegen habe. Derselbe hat nach Julians Zeit 
zu Anfange des V. Jahrhunderts seinen ganzlichen Unter, 
gang gefunden. 

Man konnte fragen, warum Trajan so dicht bei Vetera 
einen zweiten festen Platz anlegte. Hierauf lasst sich er- 
wiedern: in Vetera war nach dem batavischen Kriege nur 
eine Legion stationirt. Trajan hatte während seiner An- 
wesenheit die militairischen Verhältnisse am Niederrhein, die 
Gefahren, welche hier von der rechten Rheinseite den Römern 
drohten, kennen lernen, und hielt die Gegend um den Für- 
stenberg für die Defensive für eben so wichtig, als sie Au- 
gustus für die Offensive gehalten hatte. Je grösser die Zahl 
der römischen Truppen war, welche sich an einem Punkte 
vereinigt befand, desto häufiger waren Unzufriedenheit, Meu- 
tereien und Empörungen. Von Vetera, wo früher zwei Le- 
gionen standen, waren nach dem Tode von Augustus und 
Nero die Empörungen der am Rhein stehenden Legionen 
ausgegangen. Trajan hielt es daher für zweckmässiger, die 
von ihm errichtete und zur Verstärkung des Niederrheins 
bestimmte 30. Legion nicht mit den bereits in Vetera gar- 
nisonirenden zu vereinigen, sondern legte für dieselbe ein 
besonderes Lager an. Ueberdiess war Vetera, wie oben 
gesagt worden ist , eine blosse Militairstation, Colonia Tra- 
jana hingegen eine Militair-Kclonie, und die römischen Mili- 
tair-KoIonien hatten, ausser den nöthigen Besatzungen und 
den für die Bewaffung, Bekleidung etc. der Truppen dienen- 
den Etablissements, noch manche andere Bestimmungen, welche 
aus der römischen Staatspolitik hervorgingen. 



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113 



Xanten liegt niedriger als jener bezeichnete Raum, und 
hier sind, so viel dem Verf. bekannt ist, bloss römische 
Graber bis jetzt gefunden worden. Dieser Ort verdankt 
den Franken seinen Ursprung, die ibn aus den Trümmern 
von Vetera und Colonia Trajana erbauten. Die Franken, 
welche jetzt an die Stelle der Römer getreten waren, woll- 
ten diesen in Hinsicht ihres Ursprungs nicht nachstehen, und 
die alten fränkischen Sagen von ihrer Trojanischen Abstam- 
mung (von Francus dem Sohne Hectors) sind bekannt genug. 
Vielleicht hangen diese alten Sagen mit der Einwanderung 
der deutschen Stämme aus Asien nnter Odin zusammen. Die 
Franken machten aus Colonia Trajana, Colonia Trojana, 
und nannten ihren neugegründeten Ort Neu-Troja, Klein- 
Troja, Troja Francorum, und weil die Gebeine des heiligen 
Victor und der mit ihm erschlagenen christlich römischen 
Soldaten hier aufbewahrt sein sollen, — Troja Sancta 119 ). Unter 
allen diesen Benennungen kommt Xanten auf Münzen und 
in Urkunden des Mittelalters vor. Aus Sancta ist das 
spätere deutsche Santen IÄ0 ) und das jetzige Xanten entstanden. 

Ergänzung vom Jahr 1839. „Xanten und das ganze 
Feld bei der Windmühle nach Kurzheck und gegen Asmanns- 
hof liegeo so hoch, dass auch der höchste Wasserstand die- 

119) Vergl. £. aus'm Weerth, Kunstdenkmäler des Mittelalters in den 
Rheinl. I. Abthl. B. I pag. 32 und Prof. Braun, die Trojaner 
am Rhein Festprogramm zu Wlnokelmann'a Geburtstag am 
9. Deo. 1856. Bonn 1856. 

120) Zu Santen am Ryne wohnten nach dem Nibelungenliede In 
einer berühmten und glänzenden Burg der König Sigimund und 
die Königin Sigelinde, Sigfrieds Aeltern. Man hat In der letztern 
Zeit auf zwei Basreliefs am Thore das vom Marktplatz zur 
Kirche führt, den gehörnten Siegfried erkennen wollen. Nach 
der Ansicht des Verf. iat dieses jedoch theils der h. Viotor, 
theils der h. Georg, deren Thaten nach der Legende hier ab. 
gebildet sind. Vergl. E. ais'm Weerth, Kunstdenkmaler in den 
Rheinl. I. Abthl. B. I. Taf. XVII. 3. 

8 



- 



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114 



selben niemals erreicht. Vor dem Clever -Thore befinden 
sich auf beiden Seiten der jetzigen Chaussee viele Mauer- 
resfe unter der Erde, besonders um die alte Burg und die 
Windmühle. In den Gärten und Gebäuden der Windmühle 
findet man römische Substruktionen. Ebenso finden sieh 
dieselben 4>is sura alten Rheinlaufe und bis gegen Asmanns- 
hof ; jedoeh sind von Kursheck bis dahin mehr Graber , die 
auch in Xanten gefuuden werden". 

Die nächste Station auf der Römerstrasse von Colonia 
Trajana aus, nur 5 Leuken von dieser entfernt, war Bur- 
ginacium 131 ) oder Burciualium, wo nach dem Itinerar ein 
Reiterflügel sein Standquartier hatte. 

Die Römerstrasse geht nordwestlich von der Stelle, wohin 
der Verf. Colonia Trajana gesetzt hat, bald in die jetzige 
Chaussee aus, und diese ist bei ihrer Erbauung über Marienbaum 
bis zu dem neuen Jägerhause auf die Römerstrasse gelegt 
worden. Hier wendet sich die neue Strasse links, und die 

121) Diese Entdeckungen sind erst seit vorigem Jahre (1827) durch 
einen Maurer aus Cleve gemacht worden. Dieser Mann hatte 
gesehen, dass auf den Feldern op gen Born häufig Trasssteine 
ausgepflügt wurden , ein Artikel, der in Holland sehr gut be- 
zahlt wird. Aus Spekulation Hess er nachgraben und fand 
mehr als er suchte. Als sich der Verf. auf dem Born be- 
fand* wurde ein Haus aufgedeckt, in welohem eine grosse An- 
zahl von aus Eisendraht geflochtener Panzerhemden aufge- 
schichtet war. In einem andern Hause fand man wenig Tage 
vorher gegen 500 Silbermünzen , worunter sehr seltene , und 
über V* Centner Kupfermünzen, die in einen grossen Klumpen 
zusammen gerostet waren; in einem dritten, wahrscheinlich der 
Werkstatt eines Holzarbeiters, vieles Handwerkszeug, worunter 
der Verf. 10 verschiedene Arten von Beilen und Aexten etc. 
zählte. Da bei diesen Nachgrabungen Alles , was nicht Metall- 
werth hatte, zerstört worden ist, und selbst die Gegenstände von 
Metall an Juden eto. verschleudert worden sind , so verdiente 
dieser Punkt wohl in jeder Rücksicht grössere Aufmerksamkeit. 



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115 



Römerstrasse geht noch sichtbar gerade aus und führt auf 
den Feldern des Bauergutes op gen Born (auf dem Born) 
durch die Ueberreste eines römischen Militair- Etablissements 122 ). 

Da diese Ruinen gerade 6 Lenken von Colonia Trajana 
entfernt liegen, so ist dadurch die Lage des alten Burgina- 
eium bestimmt. Biese titanische Befestigung hat ein Viereck 
von beinahe 800 Schritt Seitenlange gebildet. Der durch 
dieses Viereck eingeschlossene Raum ist mehrere Fuss, und 
wie es scheint , künstlich über die umliegende Niederung 
erhöht, und wird noch jetzt zum Tbeil von einem schmalen 
nassen Graben umgeben und nördlich durch den Calcar- 
sehen Ley begrenzt. Dieter calcarsche Ley, auch Mund ge- 
nannt, ist der Ueberrest des ehemaligen Rheinlaufes, oder 
eines Arms desselben, und noch jetzt ergiesst sich der Strom 
bei hohem Wasser in dieser Richtung, und nimmt von dem 
Munderberge (Monreberg, Monterberg) einen nordwest- 
lichen Lauf Uber Calcar und Griethausen nach der ehemali- 
gen Schenkenschanz. In dem ganzen innern Räume dieses 
Vierecks stösst man in der Tiefe von 1 bis 2' unter der 
jetzigen Oberflache auf die aus Trass und Basalt bestehenden 
Mauern der römischen Gebäude. Burginacium ist wahr- 
scheinlich nach einem Heber falle durch Feuer zerstört wor- 
den, und wie es scheint, ohne vorausgegangene Plünderung : 
denn was das Feuer nicht zerstören konnte, liegt noch 
unversehrt auf dem Fusshodeu der römischen Häuser, als 



122) Diese Angabe bedarf insofern der Berichtigung, als die grosse 
römische Heerstrasse boi dem Hause Kehrum sich westlich auf 
die Hohe wendete , und nur ein östlicher Arm derselben nach 
Burginatium und von da am Fusse des Höhenzuges hin über 
Altcalcar ebenfalls auf diesen führte. Vgl. Rein, Die römischen 
Stationsorte. S. 61 ff. Ueber neuere an und auf dem Höhenzuge 
bei Burginatium gemachte Funde. Vergl. Jahrb. XXIX. u. XXX. 
S. 142. ff. und S. 228. ff. R. 



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116 



Steinmonumente, Waffen aller Art, Handwerkszeug, Uten- 
silien, Münzen in grosser Menge 128 ) etc. 

Von dem Lager op gen Born zieht sich ein dreifacher 
Erdwall, der fast durchgängig noch sichtbar ist, auf die Höhe 
hinauf uud umschliesst den höchsten Thcil derselben, den Monter- 
berg (von dem Flüsschen Munna so genannt), von welchem 
man eine der freiesteu Aussichten auf die Umgegend hat. 
Auf dem Monterberge sind häufig römische Alterthümer 
gefunden worden , und es befindet sich auf demselben ein 
mit Trass gemauerter und noch vollkommen gut erhaltener 
römischer Brunnen von 154' Tiefe und 6%' Durchmesser, 
bei dessen Reinigung vor 2 Jahren (1826) mehrere römische 
Dinge gefunden worden sind. Durch die Anlage eines 
Schlosses, welches die Herzöge von Cleve hier auf den römi- 
schen Ruinen erbauen Hessen, ist jedoch die ursprüngliche 
Form dieses römischen Etablissements zerstört worden, und 
aus den noch vorhandenen Gräben und Erdwällen lässt sich 
nicht mehr beurtheilen, was davon römisch ist, und was der 
neuern Zeit angehört. m ) 

Die Befestigung auf dem Monterberge, welche durch den 
dreifachen Erdwall mit derjenigen von op gen Born ver- 
bunden war, und mit ihr eine einzige Verteidigungslinie 
bildete [vergl. Caes. de R. G. VII. 36 Tarnen etc.], hatte 
wohl zum Theil die Bestimmung, dass sich die Bewohner 
der letztern bei hohem Wasser auf den Monterberg zurück- 
zogen; vielleicht bezweckte man auch durch beide Befesti- 
gungen die Strasse, welche hier als enges Defilee zwischen 
den Höhen und dem ehemaligen Rheinlaufe hinging, uud, 
wegen der noch jetzt sehr sumpfigen und impraktikablen 
Niederung, die sich von der Niers an dem östlichen Abhänge 

123) Vgl. Jahrb. H. X. S. 61 ff. und S. 66, H. XXII. S. 62. H. XXIII. 
3. 32 ff., H. XXV. S. 16 und H. XXVI. 8. 181 ff. 

124) S c h n e i d e r, dor Monterberg und seine alterthümüohe Umgebung. 

Emmerich 1851. 



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117 

• 

jener Höhen bis an den Calcarschen Ley zieht, — damals 
die einzige Kommunikation am Rhein auf- und abwärts 
bildete, zu decken. Die Behauptung dieses DefUecs war um 
so wichtiger, da die häufigen Einfalle der Pranken vorzüg- 
lich diese Gegend trafen. 

Die Felder op gen Born liegen so niedrig, dass sie noch 
jetzt bei jedem etwas hohen Rheinstande unter Wasser ge- 
setzt werden, und selbst der Rheindeich, welcher von Drusus 
angefangen und 63 Jahre später durch Paullinus Pompejus 
vollendet wurde, wird dieses hier gelegene römische Lager 
nicht immer gegen die Rheinüberschwemmungen gesichert 
haben. Von dieser niedern Lage hatte Burginacium gewiss 
auch seinen Namen erhalten. Dieser ist ganz deutsch, — 
von Burg und ac (Wasser) — folglich Wasserburg, und 
auch die jetzige Benennung auf dem Born entspricht der 
ehemaligen. 

Die auf dem Born gefundenen Münzen , welche der Verf. 
gesehen hat, fangen mit Sept. Severus an und gehen bis 
auf Houorius. Dieser Ort scheint daher nicht vor dem 
Ende des 2. Jahrhunderts entstanden zu sein. Die hier ge- 
fundenen Inschriften und Ziegel, sind von der 6. und 30. 
Legion. 

Die Römerstrasse führt westlich von den Feldern op gen 
Born gegen die Anhöhe, wo sie verschwindet, und weiter 
abwärts von dem Verf. nicht wieder aufgefunden worden ist. 
Sie führte von Burginacium nach 

Arenatium m ) , welches 6 Leuken von jenem entfernt 
war. Diese Entfernung trifft auf das jetzige Dorf Qualburg, 
wo bis jetzt viele römische Denkmäler gefunden worden 



125) Vgl. Jahrb. H. X. S. 61 ff,. H. XVII. 8. 221. u. 222. H. XXI. 
S. 174, H. XXII. S. 22 ff., S. 62 und 8. Hl H. XXÜI. 
8. 32 ff., H. XXV. 8. 7 ff., H. «Vi. 8. 191-193 «. 8. 199 
und «00 and H- XXVII. ß. 1 ff. 



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118 

sind. Beides, das Gefuodene and die richtige Entfernung, 
spricht dafür, dass Aretiatium in und bei Qualburg gelegen 
habe. 

Die Stadt Cleve ist neuern Ursprungs ; dagegen bat man 
auf dem Schlossberge von Cleve, in dem Thiergarten, in 
dem GehOlz bei Berg und Thal, zu Materborn und Rhynern 
(Rindern) Alterthümer und Ueberreste von rtfmischen An- 
siedelungen gefunden. 

Nym wegen (Noviomagus oder Neomagus) eine der grö ssern 
Festungen der Römer am Rhein, und längere Zeit das Stand- 
quartier der 10. Legion. Von rtfmischen Altertümern hat 
sich nur noch die schöne Ruine eiues Tempels erhalten. Ein 
früher noch wohl erhaltenes römisches Denkmal, die alte 
Burg, ist in den französischen Revolutionskriegen in den 
Jahren 1795 und 1796 zerstört worden. 

Ergänzungen vom Jahr 1837 und später. 
„Der Rheinlauf zur Römerzeit ging vom Fürstenberge au 
Xanten, Colonia Trajaua , Asmannshof, wo die Sage von 
einem Ucbergangc ist, Wardt, Vynnen, nördlich von Marien- 
baum, op gen Born, am Monterberge vorbei nach Calcar. 
Er führt in dieser ganzen Strecke die Benennung Ley, nnd 
zwar bei Xanten — Pisteley und bei Calcar — Calcarsche 
Ley. Von Calcar ging er unter dem heutigen Namen des 
Wettfings (wahrscheinlich Waterring) nördlich an Moyland, 
Hasselt nnd Qualburg vorbei nach dem Kirmisdahl, und von 
da östlich von Wasserburg und zwischen Rindern und Ward- 
husen durch gegen Scheukenschauz. Zwischen Cleve und 
Rindern heissf? er jetzt Zweistrom, und von Rindert! nörd- 
lich wieder YVettling. 

Burginacium erstreckte sich noch südlich der Chaussee 
und weiter westlich; das Gehöft des van de Wey liegt noch 
im Lager. Bei . den Nachgrabungen im Jahre 1828 stiess 
Pastoors, einige- hundert Schritt östlich vom Fusse des Mon- 
terberges, auch auf ein grosses Getreide-Magazin, in wel- 



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119 



ckem der verkohlte Waben 3' hoch Jag, und seiner Angabe 
nach au 1000 Malter enthielt. Eine Menge verbrannter 
Schiefer - Scherben lagen auf dem Waizen. Nach Pastoors 
Aussage, sind auf de» Born Ziegel mit den Stempeln der 
LEG XXI. und XXX. gefunden worden. Das schöne, dein 
ۥ Jul. Primus aus Trier, Reiter der Ala Noricorum, errieh- 
tete Monument, welches, in den Besitz des Notar Houhen 
gekommen ist, wurde im Jahre 1831 beim Chausseebau, 
südlich vou op gen Born, bei dem Wirthshause Kehrum 
gefunden. [Es befindet sich jetzt in dem Museum zu Trier.] 

Strasse von Burginacium uach Arenacum. Vom 
Wirthshause Neu-Kehrum bis zum Hause Brand ist bei An- 
lage der Chaussee die alte Kiesstrasse aufgebrochen und 
jene darauf gelegt worden. Von hier zog sie sieh den 
Berg hinan, und ist zwischen dem Müblhofe und dem alten 
Posthause in die alte Clever JLandstrasse getroffen. Diese 
letztere hat von der Römerstrasse nichts als die gerade 
Richtung und die Benennung »hohe Strasse". Sie ist jetzt 
40 bis 50 Schritt breit, und theilt die Feldmarken: nörd- 
lich vou Altcalcar, Moyland, Hasselt und Qualburg, und 
südlich von Neu. und AU-Louisendorf und Schneppen- 
bäum. Sie geht südlich an -Bedburg vorbei und den alten 
Thiergarten (bei Cleve) entlang bis zum Wirthshause Kuckuck, 
wo sie die Benennung „hohe Strasse" verliert. Von hier 
scheint sie die Richtung der gegenwärtigen Strasse vom 
Kuckuck nach Cleve verfolgt und durch das Naussauer Thor 
hereingeführt zu haben. 

Die Landwehr , welche den alten Thiergarten begrenzt, 
soll sich am östlichen Ende desselben durch Schneppenbaum 
gegen Keppelen wenden. 

Cleve 126 ). Hier ist der Herteberg mit dem Schlosse ein 

126) Naöh «der vom 'Werf, für die Strecke der römisches Rhcinstrasse 
von Nymwegen nach Coblenz vorliegenden Zusammenstellung 



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120 



vortrefflicher Punkt für eine römische Warte. Ihm gegen* 
über liegen der Heidenberg , wo angeblich ein Apollotempel 
auf dem grossen Markte stand, und der Klockberg. Nach 
Angabe des Gottfried Cosmann zieht sieb eine römische, 
gegen 6' dicke, Mauer von der Synagoge, wo früher das 
Regierungsgebäude stand, einige hundert Schritt südlich 
von dem Schlosse, mehrere Fuss tief unter der Erde durch 
die Goldgasse über den kleinen Markt , die katholische 
Kirche dicht links lassend, gegen die Stadtmauer. Vielleicht 
ist der angebliche Tempel in dem Garten des Herrn Gooseu 
ein Eckthurm, der den Heidenberg und den grossen Markt 
eingeschlossen hatte, wo man häufig auf römische Mauern 
und Alterthümer stossen soll. Wäre dieses der Fall, so 
würde die jetzige Hauptstrasse von Cleve die via praetoria 
des römischen Kastrums gewesen sein, und hätte ihren Eingang 
am . Haackschen Thore gehabt. — Der sogenannte Venus- 
tempel im Thiergarten liegt auf einer mit Gesträuch be- 



der Entfernungsangaben des Itinerars und der Peutiogersclien 
Tafel mit der wirklichen Entfernung beträgt, letztere: von Nym- 
wegen bis Cleve 107 2 Leuken, welche Entfernung in den alten 
Thiergarten trifft; von Cleve biß auf den Born 6 Vi Leuken; 
vom Monterberge bis Colonia Trajana oder vom Born bis Xanten 
5 Leuken ; von Xanten bis auf den Fürstenberg 1 Leuke ; vom 
Fürstenberge bis auf das Borgfeld bei Asberg 12% Leuken; 
vom Borgfelde bis Neuss 13% Leuken und wenn die Krüm- 
mungen mit gereohnet werden wohl 14 Leuken; von Neuss 
bis Cöln auf dem geraden Wege 16 Leuken ; auf dem Stein- 
wege und über Buruncum aber 19% Leuken; von Cöln nach 
Bonn genau 11 Leuken; von Bonn nach Remagen 9% Leuken; 
von Remagen nach Andernach 9 Leuken; — (Die Mündung 
des Vinxtbaches Hegt 5 Leuken oberhalb Remagen und 4 Leuken 
unterhalb Andernach ;) — und von Andernach nach Coblenz 
die gerade Richtung 8 Leuken, und wenn man der Krümmung 
des Rheins folgt 9 Leaken- 



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121 



* acbseneu Erhöbung zwischen Schloss Gnadenthal und 
Wasserburg. 

Die Orte um Cleve, wo römische Altertbümer gefunden 
werden, sind 

1) Bedburg (oder Bedbur), wo nach Aussage des Gottfried 
Cosmann viel gefunden wird. Die Nachgrabungen desselben 
erstreckten sieh nicht südlich der alten- Landstrasse , daher 
es auch noch ungewiss ist, ob sich der römische Ort dahin 
ausgedehnt hat. Seine Nachgrabungen fanden zwischen der 
Landstrasse und dem Orte, und auch in der Niederung gegen 
Hasselt, statt, wo er grosse, mit Eisen beschlagene Eich- 
stämme herausziehen liess. Viele Münzen aus der spätesten 
römischen Zeit wurden gefunden. 

2) Qualburg 127 ) das alte Quadriburgium. (Die Inschrift 
mit Matribus Quadriburg. s. in Buggenhagen und Fiedler.) 
Der Platz, worauf die Kirche liegt, und östlich und süd- 
lich davon , ist hoch und der Abfall gegen den Wettling 
kann gegen 20' betragen. Hier finden sich auch die römi- 
schen Alterthümer. Schon Teschenmacher erwähnt der 
grossen Menge von eisernen Geßtssen, die hier gefunden 
wurden, und auch bei Anlegung der neuen Cbausse'e hat 
man hier viel geschmolzenes Eisen von vortrefflicher Qualität 
gefunden, so dass es wahrscheinlich ist, dass die Römer eine 
Etsenscbmelze und Eisengiesserei hier hatten. Auffallend 
ist die grosse Menge kleiner Münzen von Konstantin d. Gr. 
bis Valentinian I. Bei den Nachgrabungen wurde auch eine 
römische Strasse gefunden, welche die Richtung gegen 
Bedburg hatte. 

3) Rindern 1,s ). Die römischen Altertbümer werden um 

127) Vgl. Jahrb. H. XXIII. S. 40. S. Schnei der 's Neue Beiträge. 
S. 43 ff. 

128) Vgl. ebend. H. XVII. 8. 221 ff., H. XXIII. S. 32 ff. und H. 
XXV. S. 7 ff. S. De der ich* Gesch. der Fb'raer and der 
Deutschen am Nic4errheto. S. !02 ff. 



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122 

die Kirche, und nördlich und Östlich davon in den Garten 
und Feldern gefunden. Cosmann aus Cleve, der im vorigen 
Jahre hier hat graben lassen, fand ausser Tuffstein-Mauern 
auch andere von Ziegeln, worunter viele mit Legioussteropeln, 
von denen jedoch keiner mehr vorhanden war. Auch eine 
ziemlich lange Wasserleitung aus Ziegelplatten von 2 Qua- 
dratruss, welche noch vorbanden waren, wurde bei diesen 
Ausgrabungen ausgebrochen. Viele Münzen aus 4er spätem 
römischen Zeit wurden gefunden. — Der ehemalige Tempel 
des Mars Camulus bildet die Kapelle der jetzigen Kirche, 
die auch grossentheils aus römischen Steinen aufgebaut ist. 
Der auf dem Schlosse zu Cleve aufbewahrte Votivstein des 
Mars Camulus 189 ) war in dem Altare der Kapelle einge- 
mauert, wo ihn Buggenhagen ausbrechen Hess. An der 
Nordseite dieser Kapelle befindet sich der zugemauerte Ein- 
gang, der schoo im frühen Mittelalter nebst dem Bogenge- 
wölbe um 2' erhöht worden ist, weil sich der Boden um 
die Kirche erhöht hat. 

Die Kircbe und der Raum, wo die römischen Ruinen ge- 
funden werden, liegt überhaupt höher als die Umgegend. 

4) Der Heidenkirchhof liegt westlich an der Strasse von 
Cranenburg nach Goch, etwas oberhalb Frasselt, auf einer 
Anhöbe im Walde. Hier befinden sich, nach der Aussage 
des Cosmann, römische Mauern und Ruinen in einer grossen 
Ausdehnung, und eine römische Strasse zieht von da in ge- 
rader Ricbtuog durch den Reichs- und Clever Wald nach 
Materboro und gegen das Haacksche Thor von Cleve. 

Bei der Drususburg, oder dem versunkenen Kloster, west- 
lich von Neu -Kloster und Kessel an der Niers, sollen viele 
römische Alterthümer gefunden werden. Desgleichen bei 
Schloss Calbeck an der Niers. Dieser Punkt ist besonders 

— — - — 

129) Tgl. Jährt». H: X: S. 01 ff., H. XVIII. S. 184 ff.^u. H. XXVI. 

S. 199 ff. 1 ' " ' 4 



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123 



wichtig. Westlich von Calbeck, auf der linken Seite der 
Niers, in dem Walde, durch welchen die Strasse von Goch 
nach Weese führt, sind viele Grabhügel. Das Schloss Cal- 
beck ist vor längerer Zeit abgebrannt und gegenwartig 
Ruine. 

Ausser an den genannten Orten finden sich römische Alter- 
thümer in der Umgegend von Cleve zu Materborn, Hasselt, 
Donsbrüggen 130 ), Düffel waard und Renken, so dass der alte 
Rheinlauf durchgangig die Grenze bildet , bis wohin sie sich 
erstrecken. 

In Kellen sind in den letzten 40 Jahren durchaus keine 
römischen Alterthümer gefunden worden. Es weiss über- 
haupt Niemand , dass dort jemals dergleichen vorgekommen 
sind. Das Sanctuarium der Kirche ist aus Tuffsteinen ge- 
baut und sehr alt; der Thurm und der übrige Anbau ist 
neuer. In der Kirchenmauer ist ein sehr alter verwitterter 
Inschriftstein eingemauert, dessen Buchstaben und Eckver- 
zierungen von guter mittelalterlicher Arbeit sind, und noch 
ein zweiter, der wahrscheinlich aus dem nahen Schmithusen 

herrührt 181 ). 

Die römische Strasse von Cleve nach Nymwegen ist im 
Allgemeinen die alte Strasse z wisch en beiden Orten vor 
Anlegung der neuen Chaussee. Sie ging jedoch aus dem 
Heidenberger Thore, und traf zwischen Cleverberg und dem 
Gestell, welches die Grenze des Thiergartens bildet, in die 
Richtung der alten Strasse. Die an ihr gelegenen Häuser 
zwischen Cranenburg und der Holländischen Grenze heissen 
„Hochstrasse". Die Strasse macht östlich von Cranenburg 
eine bedeutende Krümmung nach Süden, um der Waalniede- 
rung auszuweichen. 

Das alte Schloss Byland liegt jetzt in der alten Waal, 
und sind dessen Trümmer bei kleinem Wasser noch sichtbar«. 

130) Vgl. Jahrb. H. *Xn. S. t*> . * -' 4 ' * l * 

131) Vgl. ebend. H. X. S. Gl ff. 



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124 



7. Römerstrasse von Colonia Trajana nach 

Agrippina (Cöln). 

Diese in de« Itiuerar des Antonin angegebene Strasse 
besteht eigentlich ans zwei Strassen, welche von Cöln und 
Colonia Trajana 132 ) ausgebend sich in der Nahe von Fal- 
kenberg (Valkenburg) vereinigten und bei Maastricht Aber 
die Maas führten 1SS ). 

Das Itinerar nennt von Colouia Trajana ans folgende 
Zwischenorte und Entfernungen : 

Mediolano (bei Geldern) M. P. (hier Lenken) VIII. 



Sablonibus (Kloster Sand) 








VIII. 


Mederiacum (?) 






» 


X. 


Theudurum (Tttdderen) 


n 


u 




VIIIL 


Coriovallum (bei Falken- 










berg-Valkenburg) 


9 


r> 


9 


vn. 


Juliacum (Jülich) 


» 


n 




XII. 


Tiberiacum (s. unten) 


9 






VIII. 


Colonia Agrippina (Cöln) 








X. 



Die Strasse ging aus der Mitte der westlichen Seite von 
Colonia Trajana aus, und führt von dem Hofe des Bauern 
Scholz an unter dem jetzigen Namen der „Grünstrasse", als 



132) Vgl ebend. H. in. S. 83 ff. u, S. 194. ff., H. VIII. S. 179 ff., 
H. XXIU. S. 176 ff., H. XXV. S. 1 ff. u. H. XXVII. S. 1 ff. 

133) Die Fortsetzung dieser Strasse ging über Tongern (Aduaca Ton- 
grorum), Bavay (Bagacum), Cambray (Camaracum) ete. und 
ist dieselbe, welche den nördlichen Theil des Schlachtfeldes 
ron Ligny berührt, und im Jahre 1815 vielfach von den Preus- 
sischen Kriegern betreten wurde. Warum diese und andere 
Römerstrassen im nördlichen Frankreich und in Belgien Chaussees 
de Brunehault genannt werden, Ist unbekannt "Wahrscheinlich, 
hat die berüchtigte und sehr baulustige austrasisohe Königin 
Brunehilde mehrere dieser Bömerstrassen ausbessern lassen und 
dadurch au dieser Benennung Anlass gegeben. 



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125 

Römerstrasse noch sichtbar, um den sumpfigen Heerdekamp. 
Bei Waymannshof vereinigt sich eine andere Römerstrasse 
mit ihr, die von der Rheinbrücke bei Vetera kam, und beide 
gehen von hier in der Richtung der gegenwartigen Strasse 
von Xanten nach Sonsbeck. Von diesem Orte bis Capellen 
hat der Verf. keine Spuren der Romerstrasse gefunden. Von 
Capellen an wird sie wieder sichtbar, und bildet zum Theil 
die gegenwärtige Strasse, welche von diesem Orte nach 
Geldern und Straelen führt. Das oben aufgeführte Medio- 
lanum, welches 8 Leuken von Colonia Trajana entfernt war, 
hat höchst wahrscheinlich da gelegen, wo diese Strasse über 
die Niers ging. Hierher trifft die angegebene Entfernung, 
und hier werden auch häufig römische Alterthtimer gefunden. 
Auch in Geldern, in Diesdonk und in Pont findet man viele 
Spuren römischer Anwesenheit. Von dem Eugenianischen 
Kanäle an ist die neue Chaussee von Venloo auf die Römer- 
strasse gelegt worden, und letztere daher bis auf % Stunde 
von Straelen verschwunden. Von hier verlässt die Römer- 
strasse die Chaussee und führt in ganz gerader Richtung, 
und noch wohl erhalten, unter dem Namen der „Hochstrasse 0 
nach dem ehemaligen Kloster Zand. Dieses ist die römische 
Station Sablones und die lateinische Benennung bloss eine 
Uebersetzung des deutschen Sand. Die Entfernung ist jedoch 
in dem Itinerar um 2 Leuken zu gross angegeben. Von 
Kloster Sand aus ist diese Strasse auf eine halbe Stunde 
in südlicher Richtung noch sichtbar, wo sie verschwindet 
und ihre Fortsetzung von dem Verf. nicht wieder aufgefunden 
worden ist. 

Auf der linken Seite der Maas befinden sich in dieser 
Gegend die Ueberreste dreier römischer fester Plätze, nem- 
lich in Lottum , dessen römischer Name unbekannt ist, in 
Blerick bei Venloo, dem ehemaligen Blariacum und in Kessel, 
dem alten Castellum Menapiorum. Auf der auf der Peutinger- 
schen Tafel angegebenen Strasse, welche von Nymwegen auf 



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126 



das linke Ufer der Maas und auf selbigem aufwärts nach 

• 

Tongern führte, wird Blariacum als Station genannt. 

Aus der (Segend der Maas wendet sich der Verf. nach 
Jülich 134 ), dem römischen Juliacum. Bei Anlag« der 
Citadelle von Jülich, siud die Ueberreste des römischen Ka- 
stells zerstört worden, und ausser Münzen und- römischen 
Craberu werden gegenwärtig an diesem Orte keine anderen 
Spuren römischer Anwesenheit gefunden. 

Von Jülich nach 135 ) Cöln ist die nene Chaussee bis Els- 
dorf auf die Römerstrasse gelegt worden und daher in 
dieser Entfernung verschwunden. Bei Elsdorf, wo sich die 
Chaussee links nach Bergheim wendet, wird die Römerstrasse 
sichtbar, und führt iu gerader Richtung fort über Gruben, 
Thorrund durch die Niederung der Er ft nach Quadrat. Das 
römische Tiberiacum, welches nach dem Itinerar 8 Leuken 
von Jülich und 10 Leuken von Cöln entfernt lag, ist bis 
jetzt allgemein nach Bergheim versetzt worden. Dieses ist 
jedoch unrichtig, da die Römerstrasse Bergheim weit nörd- 
lich liegen lässt, und auch an diesem Orte keine römischen 
Alterthümer gefunden werden. Die in dem Itinerar ange- 
gebene Entfernung trifft auf eine Stelle im Felde zwischen 
Gruben und Thorr, wo unter der Erde noch römisches 
Gemäuer und häufig Münzen gefunden werden. Auch 
in Quadrat finden sich noch viele Spuren römischer An- 
wesenheit. Tiberiacum ist daher entweder bei Tnorr oder 
nach Quadrat zu setzen ; das Erstere scheint das richtigere, 
da die angegebenen Entfernungen dabin treffen. Von Qua- 
drat aus ist die Römerstrasse nördlich von der Chaussee im 
Walde noch sichtbar. Von Gross. Königsdorf bis Cöln ist die 
jetzige Chaussee auf die Römerstrasse gelegt worden , und 
daher die letztere nicht mehr sichtbar. 

134) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 338 ff., H. XVI. S. 81 ff. und 

H. XXV. 8. 139 ff. 
185) Vgl. ebenda*. H. III. S. 134 ff. 



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127 



Ergänzung seit den 1830ger Jahren. Strasse 
von Colonia Trajana nach der Maas. »Die Grün- 
sirasse bat die doppelte Breite einer Römerstrassc , und ihre 
jetzige Anlage ist aus spaterer Zeit. Die alte Wesel'sche 
Strasse geht in gerader Richtung von dem Fürstenberge 
«wischen dem verfallenen Hofe Dass und dem Hofe Witte 
durch, und wendet sich rechts gegen das Haus RöVchen, um 
den steilen Abhang, welchen die Heesberge gegen den Bruch 
haben, zu umgehen. Bei Rös'cheu geht die alte von Xanten 
kommende Landwehr über die Strasse und durch den Garten 
von Rös'cheu. Diese Landwehr scheint auf der Strasse zu 
liegen, denn wo sich dieselbe südlich wendet, geht die Römer- 
strasse noch wohl erhalten durch einen Kieferwald westlich, 
und wendet sich gegen den Paulshof, und trifft bei dem* 
selben wieder in die Landstrasse, welche von jetzt an, von 
dem südwestlich gelegenen Wirthshause Xanterfurth , die 
Furth'sche Strasse, und die Hohen, über welche sie nach 
Sonsbeck führt, die „Furthschen" oder die „Baiberge" genannt 
werden. In eiuer Urkunde des 14. Jahrhunderts wird sie hier 
die „hohe Strasse« genannt. Zu Pachtlandshof, wo dicht 
nordöstlich von Sonsbeck am Abhänge der Höhen neben 
dieser Strasse die von Tescheumacher erwähnten römischen 
Ruinen liegen, — ist in neuerer Zeit nichts Römisches ge- 
funden worden. — Die Hauptstrasse von Sonsbeck ist die 
Römerstrasse, welche im Orte die Hohstrassc genannt wird. 
Desgleichen zwischen Sonsbeck und Capellen, und zwischen 
diesem Orte und Geldern. Hie und da ist uoch der römische 
Strassen dämm zu erkennen. 

Ob jedoch die Römerstrasse von Sonsbeck nach Ca- 
pellen die gegenwärtige Richtung hatte, oder nicht viel- 
mehr in gerader Direction durch den Winkeler Busch und 
am Schloss Winkel vorbei nacb Capellen ging, das ist sehr 
die Frage. Sie durchschneidet das Dorf Capellen , wo sie 
früher die Grenze zwischen den Herzogthümern Cleve uud 



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128 

Geldern bildete. Bri Capellen ging sie über -die Fleth. Die 
Bauersehaft Dammcshoek und der Hof op gen Damm haben 
von ihr den Namen. Sie macht ferner die Grenze zwischen 
den Dorfschaften Capellen und Wetten , obgleich ihre Rich- 
tung dieses nicht vermuthen lässt, und führt bis zur Chaussee 
von Cleve nach Geldern die Benennung „Hochstrasse" , ist 
jedoch durch den langen Gebrauch ruinirt, und hat von der 
römischen Anlage nichts als die Richtung behalten. Sie 
ging unterhalb des gegenwärtigen Weges und unterhalb der 
WUickschen Mühle über die Niers. Die alte Brücke ist vor 
längerer Zeit abgebrochen worden, und es sollen sich noch 
In der Niers und in den nahe liegenden Wiesen die Brücken- 
pfähle zeigen. Zwischen der Fleth und Niers sind keine 
römischen Ruinen aufgefunden worden; dagegen wurden bei 
Anlegung der Fossa Eugeniana im Jahre 1626 da, wo sie 
die Chaussee schneidet, viele römische Alter thümer aufgedeckt, 
und ebenso bei der Erbauung der Chaussee von Straelen 
im Jahre 1809 bei Diesdonk , ganz nahe bei Pont, Gräber, 
Urnen, Münzen und die Ueberreste der alten Strasse aufge- 
funden» 

Es dürfte statt VIII, XII Leuken zu lesen sein, so dass 
daun Mediolanum auf die Höhe bei Pont da zu liegen käme, 
wo die neue Chaussee nach Straelen eine Wendung rechts 
macht, und wo sowohl bei Anlegung dieser Chaussee, als 
auch in den letzten Jahren beim Kiesgraben, viele römische 
Alterthümer gefunden worden sind. Diese Stelle liegt zwi- 
schen den Höfen Luerhaas, (Lauerhaas) und Daertman, zwischen 
welchen durch die Strasse auf dieses Hochfeld zieht, und wo 
nach der Tradition eine grosse Stadt, Namens Daert, gelegen 
haben soll. Die Gegend von Pont ist niedrig, daher ad 
Pontes, und wo die Alterthümer gefunden werden, tritt die 
Strasse aus der Niederung auf die Höhe. 

Wo die Chaussee die Krümmung gegen Straelen macht, 
geht die Römerstrasse gerade aus, und führt zuerst den 



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129 

Namen „alte Strasse« ; weiter südwestlich gegen die Hon- 
schaft Hetzert zieht sie unter dem Namen der „hohen Strasse" 
oder „der Grünstrasse", als mit Gras bewachsener und erhöhe- 
ter Feldweg, in gerader Richtung gegen Zand. 400 Schritt 
vor diesem Orte verschw indet sie in den Feldern , und ist 
erst naher gegen Zand in dem Bruche bei dem Schlosse Coul 
wieder aufgefunde n worden. In Zand sind keine Alterthümer 
gefunden worden, so dass es nicht wahrscheinlich ist, dass Sab- 
lones hier gelegen habe. Ein goldener Quinar von Trebo- 
nianus Gallus ist in diesem Sommer an der Römerstrasse in 
dieser Gegend gefunden und an den Kaufmann Adolf Justen 
in Venloo verkauft worden. Nach Angabe des Herrn Engele 
zu Zand wird die hohe Strasse auch „Prinzen Heerbahn« in 
der Gegend genannt. 

Die Niederungen der Niers waren bis 1778 noch grosse 
Sümpfe, wo Friedrich d. Gr. durch die Besatzungen von 
Geldern und Wesel den Nierskanal von Geldern nach der 
Maas graben Hess, und dadurch jene Sümpfe in die vortreff- 
lichsten Wiesen verwandelte«. 

Im Jahre 1839. „Von Zand aus wird auch die gerade 
Strasse Uber Hinsbeck nach Dülken und nördlich über Strae- 
len und Walbeck etc. „hohe Strasse« genannt. 

Die Hohestrasse von Zand nach Melich geht 
unter diesem Namen von Zand aus in gerader Richtung 
gegen die Windmühle von Heringen. Eine halbe Stunde 
von Zand trennt sich links von ibr die hohe Strasse nach 
Hinsbeck. Von dem Trennungspunkte geht sie noch eine 
Strecke in gerader Richtung gegen die Windmühle und ist 
der Communikationsweg nach Heringen. In den Feldern 
vor diesem Dorfe verschwindet sie und erscheint erst wieder 
an dem südlichen Ausgange von Niederdorf-Heringen. Doch 
wissen sich alte Leute noch sehr wohl zu erinnern , dass 
vor Anlegung des Nordkanals ein sehr befahrner Weg von 
der Hochstrasse von Niederdorf in gerader Richtung über 

9 



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130 



den Windmühlenberg nach den eben genannten Wege führte. 
Von dem südlichen Ausgange von Niederdorf ist Name, Rieh- 
tung und Beschaffenheit der Strasse auf die Länge von einer 
halben Stunde vorhanden, wo sie in der Haide verschwindet. 
Von den Wegen, die durch die Haide nach Leuth und Kal- 
denkirchen führen, ist nicht mit Gewissheit zu bestimmen, 
ob einer von ihnen die alte Römerstrasse ist Von Kalden- 
kirchen aus erscheint sie wieder unter dem Namen der 
„Ravenstrasse 44 , und führt in gerader Richtung als ein jetzt 
noch benutzter Fahrweg durch die Ravenshaide und die 
Höhen herab, welche den rechten Thalrand der Maas bilden, 
nach dem weissen Steine, wo der „Prinzendyck" anfangt. Der 
Prinzendyck ist ein gerader Damm, der durch die sumpfige 
Haide, das „Merlebruch 44 genannt, parallel mit den Höhen, 
welche das Maasthal begrenzen, und einige hundert Schritt 
von ihnen entfernt, über den untern Theil der südlichsten 
und am meisten vorspringenden Höhe fortläuft, eine kleine 
Wendung rechts macht und scheinbar die gerade Richtung 
nach Melich nimmt. Er lässt sich von der Höhe herabkom- 
mend durch die Haide bis zur Swalm verfolgen, über welche 
er etwas oberhalb Swalmen führt. Mit Ausnahme einer 
Anzahl von Grabhügeln , die zu beiden Seiteu des Prinzen- 
dycks liegen, sind auf der ganzen Strecke von Zand bis 
zur Swalm keine römischen Alterthümer ermittelt worden. 

Nach deu Mittheilungen des Herrn Notar Ch. Guillon zu 
Ruremonde führt die Römerstrasse von der Swalm durch 
Maelbroeck, dem östlichen Theile von Maasniel nach Straet, 
wo sie eine kleine Krümmung macht und sich nach Melich 
wendet Sie heisst in der Gegend die „Kaiserstrasse" und ist 
auf der ganzen Strecke als Kiesstrasse noch wohl erhalten. 

Sowohl in Melich als auch in der jetzt baumlosen Haide 
zwischen Melich und Straet werden römische Alterthümer, 
besonders viele Münzen gefunden, und es ist nicht zu zwei- 
feln, dass Melich das im Itinerar angegebene Mederiacum 



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131 



ist. Die Strasse soll an der Stelle, wo der Uebergang über 
die Roer nach Odiiienberg statt findet, diesen Fluss über- 
schritten haben. Bei Mehrum ist der Drususberg, und eine 
ähnliche Erhöhung bei Karken. 

Nach denselben Mittheiluugen geht die Römerstrasse auf 
der linken Seite der Maas westlich von Blerick (wo keine 
römischen Altertbttmer gefunden werden) vorbei nach Baerlo 
Cwo deren sehr viele und vor einigen Jahren sogar gegen 
4000 Gold- und Silber-Münzen beisammen gefunden wurden), 
westlich von Kessel nach Neer, und von da an Haelen vor- 
bei nach Groot-Melenberg (gleichfalls ein reicher Fundort 
von Alterthümern , woher die Steine des Herrn Guillon), 
w elches von diesem für das Catualiuin der Peut. Tafel gehalten 
wird. Sie heisst in der Gegend der ,,Heerweg". Von Groot- 
Melenberg führt dieselbe westlich von Horn nach Beegden, 
nördlich von Heel und Thorn etc«. 

Aus dem Notizbuche von dem Jahre 1832 oder 
1833. „Die Römerstrasse von Jülich nach Ton- 
gern geht südlich von Coslar, an Frauenrath und Ungers- 
hausen, an Rötgen vorbei, die nördlichen Hecken von Baes- 
weiler , so wie den nördlichen Saum des Wäldchens bei 
Buschscheiden (Boschelen) berührend, südlich von Weyenberg 
vorbei, an dem rechten Thalrande der Wurm hinab und 
durch die sumpfige rechte Niederung dieses Flusses, — wo 
noch die starken eichenen Pfähle einer langen Bockbrücke, 
— nördlich an Schloss Rimburg, bei der Mühle über die 
jetzige Wurm und durch die breite und sumpfige linke Thal- 
niederung derselben, den linken Thalrand hinauf, nördlich 
an Grünstrass vorbei , nördlich von Kastell Schaesburg 136 ) 
durch Swyr, südlich von Wynandsrade nach Aalbeck (Aal- 
beck). Die Strasse ist zwischen Jülich und Rimburg nur 

136) Bei Kastell Schaesberg, ohnweit Heerlen, sind 1838 beim Bau 
einer Chaussee fiele römische Alterthümer gefunden worden. 



uigm 



132 



wenig Aber den Boden erhobt, ihre Besteinung ist jedoch 
durchgängig noch in dem Boden vorhanden und ihre Rich- 
tung durch den schlechten Wachsthum des Getreides kenn- 
bar. Schloss Himburg, gegenwärtig auf der linken, ehemals 
auf der rechten Seite der Wurm, — (die sich früher längs 
dem rechten Thalrande entlang zog und noch gegenwärtig 
durch einen sumpfigen Graben, die alte Wurm genannt, sicht- 
bar ist), — befindlich , liegt auf einer Erderhöhung , etwa 
15' über der Niederung, die 260 Schritt lang und 190 breit 
ist, — und scheint ein römisches Kastell gewesen zu sein. 
Die sehr starken Mauern und die vielen Souterrains des- 
selben sind aus dem 12. Jahrhundert, und nur in den Fun- 
damenten des Gemäuers scheinen noch üeberreste römischer 
Gussmauern sich zu finden. Römische Münzen sollen häufig 
bei diesem Schlosse gefunden worden sein. Einige hundert 
Schritt südlich von demselben, jetzt auf der rechten, früher 
auf der linken Seite in der Niederung der Wurm ist ein 
wohl erhaltener römischer Grabhügel von 30' Höbe und 
162 Schritt im Umfange. Ein anderer, südlich davon ge- 
legener, ist zerstört 

Nach der Mittheilung des Herrn Rombey zu Geilenkirchen 
soll der Polizei- Commissär Herr Cudell zu Maastricht viele 
Nachrichten über die römischen Alterthümer dieser Gegend 
gesammelt haben. Sein Gehülfe dabei war Herr Offergeid 
zu Buschschleiden a . 

„Von Herrn Cudell, damals Friedensrichter zu Hasselt, liegt 
ein sehr detaillirter französischer Brief vom 12. Juni 1884 
vor, worin er, gestützt auf seine seit 1823 auf Veranlassung 
des Geschichtsvereins zu Maastricht gemachten antiq. histo- 
rischen Forschungen, dem Verf. die gewünschte Auskunft 
giebt, und es möge daher gestattet sein daraus Folgendes 
hier kurz mitzutheilen. 

Von der Römerstrasse, welche von Tongern nach Maas- 
tricht führte, sind von ersterm Orte aus streckenweise Ueber- 



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133 

restc aufgefunden worden: in Berg, Heerderen und im Tom- 
mendal, wo sie noch jetzt „de Steenstraat" heisst. Das 
Alignement dieser Stücke weiset in ganz gerader Richtung 
auf das Uferthor von Maastricht, Notre Dame genannt, hin 
und hier muss die Römerstrasse die Maas auf dem Pons Mosae 
überschritten haben. Auf der rechten Seite dieses Plurses 
haben sich Spuren davon an der Höhe von Berg und bei 
dem Hofe Ravensbosch gefunden, welche sich im genauen 
Alignement mit denen auf der linken Seite befanden, und 
darnach zu urtheilen , hat sich die Römerstrasse durch die 
Felder von Amby fortgesetzt und die Höhe von Berg über- 
schritten, von wo sie in das Thal der Geule herabgestiegen, 
dieses Flüsschen übersetzt hat, zwischen dem Dorfe Houthen 
und dem Hofe Ravensboscb durchgegangen ist und sich auf 
das, nach der Geule hin ziemlich eskarpirte, Plateau zwischen 
Ingendal, Haesdal und Arensgenhout gezogen hat. 

Von diesem Plateau aus hat Herr Cudell die Fortsetzung 
dieser Strasse nach Jülich hin ganz in derselben Weise wie 
der Verf. gefunden. Sie wird in der dortigen Gegend noch 
jetzt »die Römerstrasse" genannt. Bei Himburg betrug die 
Dicke des sehr festen, wie überall in dortigen Gegenden, 
aus sehr grobem Ries bestehenden und auf gewachsenem 
Tbonboden ruhenden Strassenkörpers 37 Centimetres. 

Auf dem Plateau zwischen Haesdal und Arensgenhout ist 
früher ein regelmassiges, ziemlich ausgedehntes Stück Pflaster 
aufgefunden worden, welches jedenfalls der Strasse eines Orts 
angehört hat, da die Römerstrassen in den dortigen, an 
Steinen sehr armen, Gegenden durchgängig nur aus Kies 
erbaut gewesen sind. Auch Brocken römischer Ziegel werden 
dort häufig gefunden. Dieses Plateau, auf welchem die von 
Teudurum nach Coriovallum geführte Römerstrasse, wie die 
Spuren davon deutlich zeigen, die von Tongern nach Jülich 
gegangene getroffen hat, war für einen befestigten römischen 
Etappenplatz sehr günstig gelegen, und da die in dem ltinerar 



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134 



von Aduaca Tungrorum nach Coriovallum angegebene Ent- 
fernung genau auf diese Stelle trifft, so halt dieselbe Herr 
Cudell unbezweifelt für diejenige, wo Coriovallum gestan- 
den hat. 

Nach Herrn Cudell ist in der angegebenen Richtung dieser 
Römerstrasse die wirkliche Entfernung von Tongern nach 
Jülich 13 Landlieues (Lieues du Pays) oder M. P. XXXIX., 
nämlich von Jülich nach Rimburg 4 Lieues, von Rimburg 
nach Maastricht 6 und von Maastricht nach Tongern 3 Lieues. 
Da nun die im Itinerar von Aduaca nach Coriovallum ver- 
zeichnete Entfernung von HL P. XVI. oder von ö 1 /* Lieues 
genau die Distanz von Tongern nach dem Plateau ist, so 
bleiben für die von Coriovallum bis Juliacum M. P. XXIII. 
In demselben Itinerar sowohl als auf der Peutingerschen Tafel 
sind jedoch für diese Distanz nur M. P. XVIII., und auf der 
Tafel für die von Aduaca nach Coriovallum nur M. P. XII. 
angegeben, was mit den wirklichen Entfernungen nicht über- 
einstimmt. Wandelt man jedoch, ohne dem Text Gewalt 
anzuthun, in der ersten Ziffer das V in X und in der zweiten 
das erste I in V um, so hat man die mit der Wirklichkeit 
übereinstimmenden Entfernungsangaben. Denn wenn von den 
Kopisten Fehler gemacht worden sind, so konnten es gewiss 
am leichtesten die eben bezeichneten sein. 

Herr Pelerin gedenkt in seinem Werke „Essai historique 
et critique sur le de'partement de la Meuse inferieure et la 
ville de Maastricht* der im Jahre 1771 innerhalb seines, 
Va Lieue südwestlich des Plateaus und im Thale der Geule 
gelegenen, Landgutes Ravensbosch aufgefundenen vielen römi- 
schen Alterthümer, ohne jedoch dieselben so wie deren Fund- 
stellen speciell anzugeben. Das oben gedachte Stück Römer- 
strasse wurde damals ebenfalls aufgedeckt, und Über das 
dort gefundene Siegel eines Augenarztes 187 ) hat Christophoras 



137) Vgl. d. Bl. H. XX. S. 171 ff. 



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135 

Saxius unter dem Titel „de veteris medici ocularii gemma 
sphragide prope Trajectum ad Mosara nuper eruta* geschrieben. 
Das auf dem Plateau aufgefundene Pflaster hat Herr Pelerin 
ausheben und zum Pflastern in seinem Gute verwenden lassen. 
Er nahm dasselbe, ganz mit Unrecht, als zu einer Heerstrasse 
gehörig an, indem er sein Gut Ravensbosch als die Stelle 
betrachtete, wo Coriovallum gelegen gewesen, und daher er 
auch in dem neuen Namen die flamische oder altdeutsche 
Uebersetzung von Coriovallum finden wollte. Ein bürger- 
liches römisches Etablissement mag übrigens daselbst gestan- 
den haben. 

Die Entfernung von Teudurum 138 ) nach Coriovallum ist in 
dem Itinerar — nach Wesseling — JH. P. VII., bezeichnet, was 
ebenfalls ein Schreibfehler ist* Wenn man jedoch nach 
obiger Weise das V in X verwandelt, so erhält man die 
Ziffer XII, was so ziemlich richtig der wirklichen Entfernung 
des Plateaus zwischen Haesdal und Arensgenhout von Tüd- 
deren entspricht. Dass in dem Namen des letztern der des 
alten Teudurum sich erhalten hat, ist allerzeit unbestritten 
anerkannt worden. Allein der römische Ort ist aller Wahr- 
scheinlichkeit nach nördlich von dem heutigen auf dem 
erhabenen Felde zwischen Millen, Havert und Höngen zu 
suchen, wo zu verschiedenen Zeiten Alterthtimer gefunden 
worden sind 189 ). Es hat sich in der Gegend die Tradition 



138) Ueber die Alterthümer von Tüddern rergl. Jahrb. H. III. S. 83ff. 
und S. 210, so wie H. VIII. S. 179. ff. Fr. 

139) In Nro. 70 der Köln. Zeitg. yom Jahre 1841 beriohtet Dr. Voget 
über die Ausgrabung römischer Alterthümer auf der Wester- 
heide im Kreise Heinsberg, wobei unter anderm gesagt wird: 
Betrachten wir zuerst die örtliche Lage der Westerhaidc , so 
finden wir, dass sie noch jetzt eine der besten Positionen für 
ein befestigtes Lager darbietet. In westlicher Riohtung drei 
Stunden von Heinaberg entfernt, etwa 15 Minuten von dem 
jetzigen Dorfe Tüdderen gelegen , gewahrt man eine kahle, mit 



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136 

erhalten, dass nicht nur Tüdderen ehemals eine grosse Stadt 
gewesen sei, sondern dass auch eine solche auf dem Plateau 
zwischen Haesdal und Arensgenhout gestanden habe. 

Von der von Teudurum nach Coriovallum geführten Römer« 
Strasse sind verschiedentliche üeberreste aufgefunden worden. 
Ein beträchtliches Stück derselben ist südlich von Tüdderen, 
in den Feldern zwischen dem Dorfe BroeksiUard uo ) und 
Stadt -Broek — Vorstadt von Sittard — erkennbar. Sie 
läset das südliche Thor von Sittard etwas rechts und 
nimmt augenscheinlich ihre Richtung über St. Jean-Geleen 
gegen das Plateau zwischen Haesdal und Arensgenhout. In 
diesem Alignement ist seit einigen Jahren zwischen Aelbeck 
und Schimmert in den Ländereien des Herrn Membre'de ein 
anderes Stück von dieser Strasse entdeckt, und der Ries 
davon zur Wegausbesserung benutzt worden. Endlich wird 
diese Strasse auf Flintenschussweite von dem Plateau zwi- 
schen Haesdal und Arensgenhout, und zwar zwischen beiden 
Orten, in einem Stück Land wahrgenommen, welches „het 
Steenland" wegen der Rieslage, die sich daselbst in dem, 



Haidekraut bewachsene hügelige Ebene. Flaohe Erdwälle wech- 
seln mit grössere kleinem Vertiefungen ab; eine grosse 
Zahl flacher, zum Theil etwas eingesunkener Hügel (Tumuli) 
bedeckt den Boden. Es wurden 12 Urnen, ausser diesen eine 
Streitaxt, ein Speer, Sporen u. a. gefunden. 
140) In der Preuss. Staats-Zeitg. vom 8. Juni 1842 (Nro. 158) wird 
aus Maastricht vom 2. Juni berichtet: In einem Sumpfe der 
Gemeinde Broekalttard im Herzogthum Limburg, hat man eine 
Entdeckung gemacht, die allo Archäologen interessiren dürfte. 
Es ist diess eine hölzerne Brücke von etwa 1250 Ellen Länge 
und drei Ellen Breite. Die Balken dieser Brücke sind hart 
wie Stein, aber die Bohlen, die darüber liegen, sind gänzlich 
vermodert; eine feste Masse, die man für eine Art Cement 
hält, bedeckt sie. Die Brücke scheint von den römischen Heeren 
erbautNjsu sein, . ^ - * 



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137 



übrigens von jeder Art von Steinen freien, thonigen Terrain 
befindet, genannt wird. 

Zum Schluss sagt Herr Cudell noch, dass zur Zeit seiner 
Studien auf der Universität zu Coln , Zieverich, welches 
% Meile nördlich vou Thorr liegt , für das alte Tiberiacum 
gehalten worden sei, und dass dieser neue Ortsname dem 
von Tiberiacum ebenso entspreche wie Zülpich — Tolbiacum. 

In Düren (Marcodurum) , einem Grenzorte der Ubier, der 
von Tacitus genannt wird, haben sich von den Römern keine 
Ueberreste mehr erhalten. 

Von Düren abwärts, auf der linken Seite der Roer, finden 
sich zwischen Hoven und Merken an einem Orte, der 
„auf der heidnischen Burg a genannt wird, die Spuren einer 
römischen Niederlassung, wo häufig Alterthümer gefunden 
werden, und wo die Ueberbleibsel einer Römerstrasse auf 
eine grössere Strecke noch sichtbar sind. 

Bei dem Dorfe Gressenich , eine Stunde östlich von Stol- 
berg, finden sich auf einer mit Gesträuch bewachsenen Höhe 
die Ruinen eines römischen Etablissements, wovon die Mauer- 
reste zum Theil noch mehrere Fuss über die Bodenfläche 
hervorragen. Von dieser Niederlassung gingen 4 Strassen 
aus, die zum Theil noch sichtbar sind. Die eine ging in 
westlicher Richtung über St ol berg gegen Aachen, die zweite 
in nördlicher über Weisweiler gegen Jülich, die dritte in 
östlicher gegen Düren, und die vierte in südlicher nach dem 
hohen Veen. 

In der Umgegend von Gressenich 141 ) und Stolberg finden sich 
viele Spuren , dass die Römer hier Bergbau auf Galmei, 
Kupfer und Silber trieben, und vielleicht war dieser Punkt 
zur Deckung und zum Schutz des Bergbaues angelegt. Die 
Behauptung des van Alpen , dass das von Julius Caesar 



141) Vgl. Jahrb. Hl XXV. & 208. ff. 



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138 



(B. G. VI. 32) genannte Aduatuca Ebnronum bei Gressenich 
gelegen habe, ist ein Irrthum. 

8. Die römische Rhei nstrasse von Mainz 

nach Coblenz 1 **). 

Das Itinerar des Antonin und die Peutingersche Tafel 
geben hier folgende Orte und Entfernungen an: 
von Mogontiacum (Mainz) nach Bingium (Bingen) 12 Leuken 
, Bingium nach Vosavia 148 ) (Ober- Wesel) wel- 
cher Ort nur auf der Tafel genannt wird 9 9 
„ Vosavia nach Baudobrica Buntobrice [auf tab. Peut.] 

(Boppard) 9 Leuken 

„ Baudobrica nach Confluentes (Co blenz) 8 „ 

in Summa 38 Leuken 
oder ll 2 /3 geographische Meilen. Die drei ersten Angaben 
treffen mit den wirklichen Entfernungen genau tiberein. Von 
Boppard bis Coblenz hingegen beträgt die wirkliche Ent- 
fernung längs dem Rheine auf der gegenwärtigen Rhein- 
strasse 97a Leuken, und nur, wenn man die Entfernung von 
Boppard über die Höhe östlich an Waldesch 144 ) vorbei und 
Uber das Fort Alexander nach Coblenz misst, erhält man 
genau 8 Leuken. Da sich, wie weiter unten angeführt werden 
wird , in dieser Richtung die Spuren einer Römerstrasse 

» 

142) Nach der vom Verfasser auch für diese Strassenstrecke vor- 
liegenden Zusammenstellung der Entfernungsangaben des Itine- 
rars und der Peutingerschen Tafel mit der wirklichen Entfernung 
beträgt letztere: von Mainz bis Bingen 12, von Bingen bis 
Oberwesel 9, von Oberwesel bis Boppard 9 und von Boppard 
naoh Coblenz über die Karthause 8, längs dem Rheine aber 
9 Leuken. 

143) Auf dem Tongersohen Meilen steinfragmente wird Vosavia — 
[Vojsolvia genannt. (Vielleicht ist die ursprüngliche Lesart 
Vosallia gewesen, daher Vosauia,' Vosavia entstanden« P. F.) 

144) Vgl. Jahrb. H. XVTJI. Ö. 70 und H. XXVI. ß. 6. 



139 

finden, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass die römische 
Rheinstrasse um den grossen Bogen, welchen der Rhein 
zwischen Boppard und Ahense macht, zu vermeiden, von 
ersterem Orle an das Rheintbal verlassen, sich auf die Höhe 
des linken Thalrandes hinauf, und an dem Kühkopf wieder 
in dasselbe herab nach Coblenz gezogen habe. 

Mainz (Mogontiacum , auch Mogunciacum) , die Haupt- 
festung der Römer am Mittelrhein und die Hauptstadt von 
Ober - Germanien , enthielt nach römischen Angaben und in 
Uebereinstimmung mit den Ueberresten, welche man in neuerer 
Zeit gefunden hat, folgende Werke: 

1) Das Castrum Mogontiacum, — das von Drusus auf 
der Höhe zwischen dem jetzigen Mainz und dem Dorfe 
Zahlbach angelegte Hauptwerk, die eigentliche Festung ; 

2) das Castellum (Drusi), das jetzige Castel, als Brücken« 
köpf auf der rechten Rheiuseite, ebenfalls von Drusus 
angelegt; 

3) das Castell auf der Mainspitze 145 ), dessen Grundmauern 
bei Anlegung der Gustavsburg, im Jahre 1632, mit 
vielen Monumenten etc. aufgefunden wurden; 

4) das Castellum superius Hadriani(das obere Fort Hadrian) 
auf der Höhe von Weissenau, und 

145) Hofrath Steiner (Topographie des Maingebietes S. 128 ff.) stellt 
die Vermuthung auf, dass der Main zur Römerzelt sich bei 
Ginsheim in den Rhein ergossen habe. Die Terrainconfiguration 
zwischen Raunheim, Rüsselheim und Bauschheim macht es 
allerdings wahrscheinlich, dass in sehr früher Zeit ein Arm 
des Maina in dieser Rlohtung geflossen ist. Zur Römerzeit war 
. jedoch die Mündung — oder wenigstens die Hauptmündung 
— desselben an der gegenwärtigen Stelle- Denn zu welchem 
Zwecke hätte sonst das Kastell auf der Mainspitze, wo die 
Gustavsburg lag, so nahe bei dem Brückenkopfe von Castel» 
dienen sollen, wenn es nicht die Bestimmung gehabt hätte, die 
Vereinigung beider Flüsse und die Strassen, welohe hier über 
den Main führten, zu deoken? 



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140 



5) das Castellum inferiusHadriani(das untere Fort Hadrian) 
an der Stelle des jetzigen Hauptsteins, bei dessen Be- 
festigung im Jahre 1714 die Umfassungsmauern des 
römischen Castells gefunden wurden. 
Unter den vielen Befestigungen, welche Drusus seit dem 
Jahre 14 vor Christus längs dem linken Rheinufer zur Ba- 
sirung seiner Offensiv-Operationen gegen Deutschland anlegte, 
war die von Mainz, ihrer Lage und Ausdehnung nach, die 
wichtigste. Dieser für die Offensive gegen Deutschland so 
wichtig gelegene Punkt erhielt gleich bei seiner ersten An- 
lage eine Ausdehnung zur Aufnahme von zwei Legionen 
(mit den Hülfstruppen gegen 80,000 Mann), der II. und XIV., 
und die letztere, welche erst nach 73 Jahren (im Jahre 60 
n. Chr.) Mainz verliess, kann als die eigentliche Erbauerin 
dieser Festung angesehen werden 146 ). 

Nach den Ueberresten der Umfassungsmauern, welche man 
im Jahre 1632 und spater aufgefunden hat, umschloss die 
römische Befestigung den höchsten Theil der Höhe zwischen 
dem jetzigen Mainz und Zahlbach, und hatte die Form eines 
länglichen Vierecks. Die nördliche lange Seite desselben 
ging von dem Graben der Citadelle an der Windmühle vorbei 
und längs dem Abhänge der Höhe an der Stepbanskirche 
und an dem Gauthore (wahrscheinlich der römischen porta 
praetoria) entlang, bis zum Abhänge des Linsenberges. Die 
Länge dieser Seite beträgt 6516 rhein. Fuss, und Ueberreste 
der römischen Umfassungsmauer sind noch sichtbar: in dem 
Graben der Citadelle, au der Windmühle, an der Stephans- 
kirche und in den nördlich von ihr gelegenen Weinbergen. 
Die westliche kurze Seite des Vierecks zog sich von dem 
runden Pulverthurme , der auf den Fundamenten eines römi- 
schen Thurmes, steht, längs dem Abfall des Linsenberges, 



146) Vgl. Klein, über die Legionen welche in Obergermanien standen. 
(Maina 1853). S. 4 ff. 



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141 

- 

oder der Höhe, welche nach dem von Zahlbach kommenden 
Bache abfallt, fort, und hier hat man, besonders bei Anlegung 
der Josephs- und Linsenberger Schanze, die römischen Um- 
fassungsmauern in der Ausdehnung von 2029 rhein. Fuss 
aufgefunden. Von der südlichen langen Seite hat man zwi- 
schen dem Glacis des doppelten Zangenwerkes und dem 
Entenpfuhl oder Drusenloch, so wie in der Philippsschanze, 
viele Mauerreste entdeckt; desgleichen von der östlichen 
kurzen Seite in dem westlichen Glacis der Elisabethschanze 
und in der Nahe der Citadelle bis an den Abhang des Albans- 
berges gegen den Rhein. Die römische Umfassung bestand 
aus zwei starken parallelen Gussmauern mit Thürmen. Zwi- 
schen beiden Mauern befand sich ein 15 Fuss breiter Zwischen- 
raum, der mit Erde ausgefüllt gewesen zu sein scheint. 

Zu den ausgezeichneten Bauwerken der Römer, von welchen 
sich in der Nahe von Mainz noch Ueberreste erhalten haben, 
gehört : 

1) Der Aquaeduct U7 ), welchen Drusus gewiss zu gleicher 



147) Im 6. Bde. 2. Hefte der Annalen für Nass. Alterthums-Kunde 
etc. werden S. 355—361 „Kurze Andeutungen über die wirk- 
liche Richtung der römischen Wasserleitung hei Mainz von Dr. 
H. Malten" mitgetheilt , und sprioht sich der Verf. in seinem 
Begleitschreiben vom 27- Mai 1846 über die Tendenz seiner 
Arbeit folgend ermaassen aus : »Die beikommenden Andeutungen 
haben im Grunde kein anderes Verdienst, als das an sich sehr 
geringe einer fast zweijährigen Nachforschung mit dem Such- 
eisen, welche den Verf. von Pfeiler zu Pfeiler geführt und ihm 
schliesslich die Ueberzeugung gegeben hat, dass der verdienst- 
volle, grösstontheils nach persönlichen Forschungen an Ort und 
Stelle folgernde Pater Fuchs sich geirrt, wenn er angenommen, 
dass die römische Wasserleitung am sogen. Königsborn , eine 
Viertelstunde nördlich von Finten (1% Stunde westlich von 
Mainz) ihren Anfang genommen, den Fuss des Fintener Berges 
umschlungen und dann in gerader Richtung bis zu der porta 



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142 

_ 

Zeh mit der Festung anlegen Hess , um aus dem Königs- 
brunnen zwischen Heidenheim und Finten (Fontana) für die 
Besatzung das nttthige Wasser zuzuführen. Von diesem 
Aquädukt sind bei dem Dorfe Zah Ibach noch die Ueberreste 
von 59 Pfeilern sichtbar, wovon einzelne noch eine Höhe 
von 30' über der Erde haben. Die Wasserleitnng soll, wo 
sie am höchsten war, 128', und ihre ganze Lange von dem 
Königsbrunnen, bis zu dem Drusenloch 28,655 Fuss betragen 



deoumana des Castrum Moguntiaoum sich erstreckt habe. Am 
Königsborn , dessen Quelle sehr unbedeutend ist , bietet sieh 
nicht die geringste Spur von römischem oder anderm Mauer- 
werk , als Ueberrest einer Brunnenstube , eben so wenig als 
man Spuren von Ffeilern durch das Thal bis zu dem 40 Minuten 
entfernten Fuss des Fintener Berges bemerkt. Dagegen erstreckte 
sich die lange Pfeilerlinie von der noch vorhandenen sogenann- 
ten Langstein-Reihe, bei Zahlbach, hinweg durch die Ebene 
bis zu dem Fusse der sogen. Hohle, oder des künstlich in den 
Berg eingegrabenen 2600 Fuss langen Behälters, unterhalb des 
Dorfes Drais". In dieser angedeuteten Richtung, welche, 3820 
Fuss von dem Drusenloch entfernt, unweit des nördlichen Ufers 
der Attach nach der Brunnenaue hinläuft, hat Dr. Malten auf 
11440'* Entfernung 542 Pfeiler theils über, theils unter der Erde 
aufgefunden, von da ab aber werden (auf 8735' bis zum höch- 
sten Rande der Hohle) die Pfeiler durch eine 4'/ 2 ' breite un- 
unterbrochene Rinnmauer ersetzt. Die ganze Ausdehnung vom 
Drusenloch bis zur Hohle beträgt demnach 15,175 rhein. Fuss. 

Nach einer mir vor Kurzem zufällig gewordenen Mittheilung 
des Herrn Hell aus Mainz ist derselbe in seinem Hofgarten zu 
Finten , wo sich der Königeborn mit den lß Quellen befindet, 
bei Anlegung eines Weihers auf den unterirdischen Aquädukt 
getroffen, welcher bei ganz ähnlicher Konstruktion wie der aus 
der Eifel nach CÖln führende Kanal , in dieser Weise bis zum 
Thale hinzieht, dieses auf Pfeilern übersetzt und so sich östlich 
von Drais mit dem südlichen Arme vereinigt hat. TJeber die 
Wasserleitung bei Zahlbach vergL Klein, die römisohen Denk- 
mäler In und bei Mainz. (1861). S. 7 ff. 



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148 

haben. Der Wasserbebalter des Aquädukts befand sich ausser- 
halb der südlichen Umfassungsmauer, vor der jetzigen Philipps- 
schanze und dem doppelten Zangenwerke, westlich neben 
der Strasse nach Zahlbach. Noch jetzt ist an dieser Stelle 
in den Feldern eine Vertiefung sichtbar , welche Entenpfuhl 
oder Drusenloch (Drusilacus) 148 ) genannt wird. Die Ziegel, 
welche man bei dem Königsbrunnen und längs dem Zuge 
des Aquädukts gefunden hat, hatten sämmtlich den Stempel 
der XIV. Legion. 

2) Der Eichelstein. Im Jahre 9 vor Chr. unternahm 
Drusus von Maiuz aus seinen denkwürdigen Zug in das 
Innere von Deutschland und drang bis an die Elbe vor. Auf 
dem Rückmärsche nach dem Rheine starb er an den Folgen 
eines Sturzes mit dem Pferde , und die trauernden Legionen 
errichteten ihrem grossen Feldherrn bei Mainz ein Denkmal, 
bei welchem alljährlich zum Andenken desselben kriegerische 
Spiele gefeiert wurden. Nach einer uralten Tradition haben 
sich die Ueberreste dieses Monuments in dem sogenannten 
Eichelstein erhalten. Diese thurmähnliche sehr beschädigte 
Steinmasse aus römischem Gusswerk befindet sich an dem 
rechten Scbulterwinkel der Drususbast ion der Ci'tadelle, 
ist noch 42' über dem Wallgange erhaben und mag mehrere 
20' unter demselben verborgen sein. Erst in neuerer Zeit 
ist in dieselbe für eine Wendeltreppe eine Höhlung gebrochen 
worden. Zu Anfange des 16. Jahrhunderts war dieses Mo- 
nument noch 100' hoch, hatte unten 132' im Umfange und 
oben eine Fläche von 8'. Es ist wahrscheinlich, dass die 
Benennung Eichelstein. von Aquila, oder vielmehr von dem 
gallischen Aigle, der Adler, entstanden ist, da auf der Spitze 
dieses Monuments, wie auf der Säule bei Igel und auf andern 
ähnlichen Denkmalen, ein Adler als Sinnbild der Unsterb- 
lichkeit befindlich gewesen sein mag 149 ). 

148) Vgl. Jahrb. H. XXVII. S. 25. 

149) S. Klein, die römischen Denkmäler in und bei Mainz. S. 1 ff. 



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144 



3. Die römische Rheinbrücke bei Mainz. Man 
hat bis jetzt 18 Pfeiler von dieser Brücke in dem Rheine 
und die Ueberreete von drei andern bei Erbauung des Zeug- 
hauses unter der Erde gefunden. Sie stehen 64' von ein- 
ander und sind 36' dick. Da auch auf der Seite von Castel 
früher einige gefunden worden sein sollen, so führt dieses 
auf die Vermuthung , dass der Rhein , zur Zeit der Römer, 
hier eine grössere Breite hatte, oder, was wahrscheinlicher 
ist, dass diese Brücke sehr hoch war und dass daher auf 
beiden Ufern Fluth bogen standen. Die Richtung dieser Pfeiler 
geht von der südöstlichen Ecke des Zeughauses in gerader 
Richtung nach dem Thurme von Castel. Die Erbauung dieser 
Brücke hat man früher dem Drusus zugeschrieben, bis man 
bei dem kleinen Wasserstande in dem Winter von 1818 auf 
einem der Brückenpfeiler einen 4' langen uud 3' breiten 
Stein 15 °) mit dem Zeichen der 22. Legion 1G1 ) gefunden hat. 



8. 5 sagt Klein: „der Name Eichelstein wird wohl am besten 
von seiner Gestalt abgeleitet, die, ehe die Spitze abgebrochen 
war, einer Eichel nicht unähnlich sah". Fr. 
150) Nach einer Notiz des Verf. aus den Annalen des Ver. für 
Nass. Alterth. Kunde etc. — Bd. 2. Heft 3. v. 1837. S. 233. 
— wird es als sehr gewagt hingestellt, den hier erwähnten 
Stein mit dem Stempel der 22. Legion als Haupturkunde des 
römischen Brückenbaues zu betrachten , und vielmehr duroh 
daselbst entwickelte Gründe dargethan, dass die noch vor- 
handenen Pfeiler-Ueberreste nur von der Brücke Karls d. Chr. 
herrühren können, mit weloher Ansicht auch Prof. Braun in 
Mainz (vgl. Jahrb. H. II. S. 36 ff.) völlig übereinstimmt. Der- 
selbe hat übrigens den qu. Stein, — welcher 1819 (nicht 1818) 
von Schiffern nicht auf einem der Brückenpfeiler, sondern mit 
andern Quadern mehr am Casteler Ufer, nahe unterhalb der 
Schiffbrücke, und also etwas weiter oben als die Pfeilerlinie 
im Rheine anzeigt, gefunden worden ist, — sogleich an Ort 
unrl Stelle für die städtische Sammlung angekauft. Vgl. ausser- 
dem Jahrb. H. III. S. 197 ff. [Vor allem ist zu vergl. in der 



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145 



Da diese Legion erst unter Titus , gegen das Jahr 80 nach 
Chr., nach Mainz gekommen, so hat man angenommen, dass 
diese Brücke unter Trajan erbaut worden sei. Ihre Decke 
scheint von Holz gewesen zu sein , indem der Cäsar Julian 
dieselbe im Jahre 357 bereits zerstört fand, und sich in dem 
Kriege mit den Alemannen genöthigt sah , bei Mainz eine 
Schiffbrücke schlagen zu lassen, um auf das rechte Ufer des 
Rheins übergehen zu können. Karl d. Gr. liess auf die 
Pfeiler der römischen eine hölzerne Brücke erbauen, welche, 
nach lOjahriger Arbeit , kurz nach ihrer Vollendung , im 
Jahre 813 wieder abbrannte. 

■ 

Zeitachr. des Verein« zur Erforsch, der rheinisohen Gesohiohte 
u. Alterth. zu Mainz. 2. Bd. 1. u. 2. H. (1859) : Dr. Wittmann, Chro. 
nlk der niedrigsten Wasserstände des Rheins v. J. 70 n. Chr. G. 
bis 1858, insbesondere über die im Jahre 1857-1858 sieht- 
baren 19 Steinpfeüerreste der ehem. festen Brücke bei Mainz, 
S. 75 ff. Als Resultat der Untersuchungen wird S. 92 aufgestellt, 
dass diese ehem. Brücke nicht von den Römern erbaut worden 
ist, sondern dass diese Reste von jener Brücke herrühren, zu 
deren Errichtung von Karl d. Gr. 10 Jahre (von 803—813. 
vergl. Einhard! vita Caroli M. c. 32) verwendet wurden. Fr.J 
151) Die XXII. Legion, mit den Beinamen Primigenia, Pia, Fidelis, 
war eine der Legionen , welche unter Titus Jeousalem erobert 
und zerstört hatten. Sie zeichnete sich durch ihre Anhänglich- 
keit an Titus aus, und hat nach ihrer Versetzung nach Mainz 
diesen Ort nicht wieder verlassen. Von ihr sind die meisten 
Monumente, welche in und um Mainz gefunden werden. Viele 
noch jetzt bestehende Orte auf beiden Seiten des Rheins, und 
in einer grösseren Entfernung von Mainz sind, wie die aufge- 
fundenen Insohriften beweisen, durch Veteranen-Kolonien dieser 
Legion entstanden. Mit ihr sind wahrscheinlich auch die ersten 
Christen in diese Gegenden gekommen, denn bereits unter Trajan 
fangen die Christenverfolgungen zu Mainz an, und wiederholen 
sioh mit gesteigerter Wuth unter Mark Aurel, Sept. Severus eto. 
[üeber die XXII. Legion siehe die Abb.. von Wiener, de legione 
Born, vioesima secunda. DarmsUdii 1830.] 

10 



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140 



Das Municipium von Mainz. Die Standquartiere 
der Legionen am Rheine enthielten innerhalb ihrer Befesti- 
gungen bloss die nochigen Militairgebäude ete. Die mancher- 
lei Verhältnisse einer so grossen Anzahl von Kriegern , die 
in Mainz garnisonirten, der lange Friede am Rhein unter den 
Antoninen, der Handel, der von hier ans mit den Germanen 
auf der rechten Rheinseite getrieben wurde, gaben die 
Veranlassung, dass neben der Festung an dem Ostlichen 
und südöstlichen Abbange gegen den Rhein eine bürgerliche 
Stadt (Municipium) entstand , welche einen grossen Theil 
des jetzigen Mainz 152 ) einnahm. Die hier gefundenen Monu- 
mente fangen gegen das Ende des 2. Jahrhunderts an, und 
auf ihnen werden die Cives Romani von den Cives Taunenses 
jederzeit unterschieden , welches beweiset, dass dieses Muni- 
cipium von romischen Bürgern und von Germanen, welche 
von dem Taunus gekommen und sich hier angesiedelt hatten, 
bewohnt war. 

- t r - „\ 

Während des batavischen Krieges kam Mainz auf kurze 



Zeit in die Gewalt des Civilis, und wurde durch die 21. Legion, 
welche in Vindonissa (Windisch) ihr Standquartier hatte, 
wieder befreit. Später ist dieser Ort mehrere Male der Schau- 
platz blutiger Thaten gewordeu. Der Kaiser Alexander 
Severus, der einen schimpflichen Frieden von den Allemannen 
erkauft hatte, wurde wegen dieser Entehrung der römischen 
Waffen, nebst seiner Mutter Mamaea, von den aufgebrachten 
Legionen in der Nähe von Mainz (wahrscheinlich zu Bretzen- 
heim) 1M ) im Jahre 235 ermordet. Dasselbe widerfuhr 267 dem 
Usurpator von Gallien, Posthumus, als er diese Festung, 
worin sich der Tyrann Laelianus eingeschlossen, erobert 
hatte und den Soldaten nicht zur Plünderung überlassen 
wollte. Nach der neuen Militair-Organisation des römischen 



152) Vgl. Jahrb. H. XXVIII. S. 114. 

158) In Sioila, sagt Larapridias o. 59, dem heutigen Sieklingen. F. 



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147 

Reiches durch Konstantin d. Gr. wurde Mainz der Sitz eines 
der 12 kommandirenden Generale (duces), welche den Ober- 
befehl über die Provinzen des Reiches hatten. Der von' 
Mainz kommandirte von Selz bis Andernach. Unter dem 
Sohne Konstantins, Konstantius II, wurden alle römische 
Orte am Oberrhein von den Alemannen, sowie die am Nie- 
derrhein von den Franken erobert, und erst der Cäsar Julian 
setzte sich im Jahre 357, nach der Schlacht bei Strasburg, 
welche er über den Heerführer der Alemannen , Chnodomar, 
gewann, wieder in den Besitz von Mainz, Worms, Speier 
etc. Unter Valenlinian I, gegen 366, überfiel der Alemanne 
Rando das von Truppen eutblösste Mainz, richtete ein grosses 
Blutbad an und kehrte mit Gefangenen und Beute beladen 
über den Rhein zurück, wofür sich Valentinian I. durch die 
Schlacht bei Solicinium am Neckar (369) rächte. Als der 
Feldherr des Kaisers Honorius, Stilicho, die Legionen, welche die 
Rheingrenze vertheidigten , nach Italien gezogen hatte, um 
dieses Land gegen die Einfälle der Westgothen und anderer 
germanischer Völker zu schützen, ging ein Heer von Van- 
dalen, Quaden, Sarmaten, Alanen, Gepiden, Herulern, Sach- 
sen , Burgundionen und Sueven über den Rhein , und Mainz 
wurde am letzten Tage des Jahres 406 von den Vandalen 
erobert und die Festungswerke geschleift. Bei Attilas 
Zuge nach Gallien (451) wurde Mainz endlich gänzlich 
verwüstet und dem. Boden gleich gemacht. Erst unter 
Chlodwigs Enkel, Theodobert I., gegen 534, fing dieser Ort 
an, sich von neuem aus seinen Trümmern zu erheben, und 
verdankt seine eigentliche Wiederherstellung Dagobert I. 
gegen 630. 

In der Nähe von Mainz sind die Römerstrassen grössten- 
teils durch die Agrikultur zerstört worden, und man findet 
von ihnen nur noch wenige Spuren. Ueberreste sind noch 
vorhanden : 

1) von der Rheinstrasse. Sie ging von der östlichen kurzen 



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148 



Seite des Kastrums auf der Höhe von Weissenau fort, öst- 
lich von Laubenheim von derselben herab, und wendete sich 
in gerader Richtung durch die Rheiuaue nach Nackenheim; 

2) von einer Strasse, die in der Richtung gegen Alzey 
geführt hat; und 

3) von einer andern, die durch Zahlbach gegen Drais und 
wahrscheinlich nach der Heidenmauer bei Kreuznach ge- 
gangen ist. 

Von einer 4. Strasse, nach Bingen hin, sind grössere Ueber- 
reste vorhanden. Sie finden sich in der Direktion von dem 
Hauutsteinc über Gonsenheim , an Heidesheim vorbei und 
verlieren sich im Sande bei den Sporkenheimer Höfen. 

Die gegenwärtige Chaussee von Mainz über Niederingel- 
heim nach Bingen ist auf die Ueberreste einer alten Stein- 
strasse gelegt worden, welche in der Umgegend die Strasse 
Karls d. Gr. genannt wurde, und wahrscheinlich eine Römer- 
strasse, vielleicht die eigentliche Militairstrasse von Mainz 
nach Bingen war ; wenigstens ist ihre Richtung ganz römisch. 

B i n g i am (in dem Kinerar des Antonin Vingium, einmal Vin- 
cum genannt) ein wichtiger, vermuthlich zuerst durch Drusus, be- 
festigter Punkt bei dem Einflüsse der Nahe in den Rhein, wo sich 
die grosse Militairstrasse von Trier mit der Rheinstrasse 
vereinigte. Ob das römische Bingen auf der rechten, oder 
auf der linken Seite der Nahe gelegen habe, darüber sind 
die Meinungen verschieden 154 ). Auf beiden Seiten dieses 

154) Vgl. Jahrb. H. VII. S. 176. u. Anhang zu H. VII. S. 16 u. 69, 
H. XVI. S. 1 ff., H. XVII. S. 218 ff. u. Dr. Keuscher „Bingen 
zur Zeit der Römer" im 1. Bde. 3. H. der Zeitschrift des Main- 
zer Alterth. und Qesch. Vereins. S. 273 ff. Bingen heisst auch 
in der Moseila des Ausonius v. 2. Vincum , wo auch die vom 
Kaiser Julianus erbauten Mauern der Stadt erwähnt werden. 
Amm. Marcell. XVIII, 2, 4. Der Geograph von Ravenna lib. 
IV. c 24 nennt den Ort Bingum. (In der neuesten Ausgabe 
von Pinder und Parthey (1860) S. 227. Z. 7 ist' wenigstens 
dieae Sohreibung aufgenommen worden.) 



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149 



Flusses, so wohl auf der untersten Terrasse des linken steil 
abfallenden Thalrandes desselben, dem jetzigen Bingen gegen- 
über 155 ), als auch auf der rechti n Seite der Nahe 15e ), in dem 
hochgelegenen Theile der jetzigen Stadt, werden römische 
Alterthümer gefunden. In militairischer Rücksicht war die 
steil nach der Nahe abfallende Höhe auf der linken Seite 
derselben, wo sich noch viele und ausgedehnte Mauertrümmer 
unter der Erde befinden, viele Münzen etc. gefunden werden, 
der geeigneteste Punkt des ehemaligen Kastells 157 ), dessen 



155) Vgl. Jahrb. H.XVI. S- 136, H. XXVIII. S. 79 ff. H.'XXIX. 
und XXX. S. 205. ff. und Dr. Keuscher a. a. O. S. 301. 

156) S. Dr. Keuscher a. a. O. S. 273 ff. u. Jahrb. H. XXV. S. 115. 

157) Der Verf. hat in seinem Notiz -Buche vom Jahre 1829 die 
Bemerkung gemacht: „es scheint, dass Bingium auf beiden 
Seiten der Nahe gelegen hat". Aber da er im obigen Texte 
nicht erwähnt , dass in dem heutigen Bingen Ueberroste von 
dem römischen Kastell vorhanden sind , so muss wohl ange- 
nommen werden , dass die mit grosser Bestimmtheit in dieser 
Beziehung von Dr. Keuscher S. 304. ff. im I. Bde. 3. Heft der 
Zeitschrift des Mainzer Alterthums - Vereins gemachten Angaben 
damals noch nicht in solcher Weise bekannt waren. Denn 
sonst würde er diess, bei der Art wie er seine antiquarischen 
Ermittelungen zu machen pflegte , gewiss nicht unbeachtet ge- 
lassen und besonders hervorgehoben haben. Nach Dr. Keuscher 
a. a. O. S. 301 waren bis dahin nur wenige römische Funde auf 
und an dem Ruportsberge vorgekommen, wohingegen er S. 308 ff. 
viele der in Bingen und nächster Umgegend gemachten auf- 
zählt. Von den letzteren führt er nur als unbezweifelt von 
Soldaten herrührend S. 309, S. 310 und S. "20 Waffen und 
S. 316 Ziegel mit dem Stempel LEG • XXII • P • P-F ■ auf, 
während die übrigen dem bürgerlichen Hausgeräthe etc. ange- 
hören. Auch der S. 317 gedachte, 1845 beim Hausbau des 
Maurer Marx an der Bingen - Mainzer Chaussee aufgedeckte, 
Gräberplatz enthielt nur Bürgerliches, wie die Menge der dort 
gefundenen Todten- Urnen mit ihren theilweise prächtigen 
Beigefässen beweisen. Ausser den erwähnten Ziegeln, sind 



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150 



südliche Front durch die Nahe und durch das hohe und 
steile Ufer derselben, und die Ostliche durch den Rhein 



bis zur Zeit des Dr. Keuscher nur die S. 308 u. 318 gedachten 
Altäre mit Insohriften in Bingen aufgedeckt worden. Dagegen 
sind 1859 und 1860 am nördlichen Fusse des Rupertsberges 
duroh die Eisenbahnbauten die im H. XXVIII. S. 79 ff. und im 
Doppeln. XXIX u. XXX, S. 205 ff. beschriebenen neun Insohrift- 
steine, worunter sieben Soldaten-Denkmäler, aufgegraben wor- 
den, welche auf dem nach dem Rheine hin lang gedehnten 
. Soldatengräberplatze an der rheinabwärts geführten römischen 
Strasse gestanden haben. 

Wenn nun zwar bei dieser Gelegenheit Ueberreste von einem 
auf dem Rupertsberge gestandenen römischen Kastell nicht 
vorgefunden worden sind, was an und für sich duroh die im 
Laufe der Jahrhunderte gerade auf dieser Stelle vorgenom- 
menen Bautenveränderungen (vgl. M. Merlan — Beschreibung 
der vornembston Stätt und Platz in denen Ertzbistumen Mayntz, 
Trier und Cöln — 1646. — S. 15 und N. Voigt - Rheinische 
Gesohichten und Sagen. Frankfurt a/M. 1817. III. Bd. S. 109 ff.) 
nicht auffallen kann, so dürften doch dieser grosse Soldaten- 
gräberplatz und die im Doppeln. XXIX u. XXX. S. 210 ff., S. 
212, S. 216, S. 219 u. 220 ff. bereits erwähnten Strassen- 
stücke immer darauf hinweisen . dass links der Nahe ein 
solches Etablissement gestanden habe; zumal wenn man nach 
Vegetius III. 7. die bei den Römern eingeführte Kriegsregel 
erwägt, wornach im Felde stehende Truppen für den Fall, dass 
sie über einen Fluss eine Brücke zu schlagen genöthigt waren, 
welche für längere Zeit im Gebrauch bleiben sollte, an beiden 
Enden derselben Sohanzen mit breiten und tiefen Gräben 
anzulegen hatten. Die heutigen weit tragenden Schusswaffen 
lassen es zu, dass bei riohtig gewähltem Punkte für eine 
solche nur passagere Brüoke eine einzige Schanze zu deren 
Deckung hinreicht, während man bei permanenten Befestigun- 
gen jenseits des Flusses stets Brückenköpfe anlegt, und so ist 
es wohl auch , sohon nach Obigem zu urtheilen , von den 
Römern im letztern Falle gehalten worden, und hier am linken 
Ufer der Nahe um so mehr, als nicht nur der Uebergang über 



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151 

gedeckt wurde. Mit dieser Annahme ist auch die Stelle des 
Tacitus (bist. IV. c 70) übereinstimmend, wo dieser Geschichts- 

diesen Fluss, sondern gleichzeitig auch die beiden, aus dem 
Rheinthale aufwärts und vom Hunsrücken herab, nach jenem 
Ufer führenden Heerstrassen durch ein Kastell zu decken waren 
Es darf übrigens im Allgemeinen angenommen werden, und 
Ueberreste von einigen rheinabwärts gelegenen römischen Kastellen 
sprechen dafür, dass, so lange die Römer den breiten Bhein- 
Btrora zur Grenze gegen Deutschland hatten , sie sich durch 
denselben gegen plötzliche U eberfälle gesichert glaubten, und 
dass sie daher ihr hauptsächlichstes Augenmerk auf die von 
ihnen längs des linken Rheinufers erbaute Strasse und auf die 
in dieselbe einmündenden Strassen von den, an der erstem 
angelegten, Kastellen aus richteten, weil ihnen von da Gefahr 
drohte, wie sioh dieses auch im ersten Jahrhundert bei dem 
Aufstande der mit den Trevirern verbundenen Bataver deutlich 
zeigte. 

In dieser Beziehung erlaube ich mir um so mehr hier kurz 
die Meinung des Herrn Dr. Rossel in Wiesbaden anzuführen, 
als wir Beide uns im Sommer 1860 auf diesem Felde begegnet 
sind, ohne dass wir jedoch deshalb mit einander Rücksprache 
genommen. Derselbe, welcher den 1859 und 1860 am Ruperts- 
berge statt gehabten Ausgrabungen mit bekannter Sachkennt- 
nis öfters an Ort und Stelle gefolgt ist, spricht in Nro. 15 u. 
16 der Periodischen Blätter der Alterthumsvereine zu Kassel, 
Dannstadt und Wiesbaden, — worin er S. 481 ff. seine interes- 
santen Erhebungen nicht nur über die am Rupertsberge vorge- 
kommenen Gräber- und Inschriftstein-Funde, sondern auch über 
die aufgedeckten Stücke der von Bingen nach Coblenz im 
Rheinthale geführten römischen Heerstrasse mitgetheilt hat, — 
und zwar am Schlüsse (S. 486 und 487) über die Lage des 
römischen Bingen seine unmassgebllche Ansicht aus, wie sich 
dieselbe unter dem Eindrucke seiner antiquarischen Beobach- 
tungen gebildet hat. 

Beim Abvisiren des im Juli 1860 nördlich des Rupertsberges 
aufgewundenen Stüoks der Römerstrasse rheinaufwärts hat nem- 
lieh Herr Dr. Rossel ermittelt, dass ihre südliche geradlinige 



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152 



Schreiber von den Ereignissen des batavischen Krieges im 



Fortsetzung auf das linke Ufer der Nahe an der Stelle traf, 
wo sich die Fähre befindet, welche -die Verbindung des linken 
Ufers mit der Stadt Bingen vermittelt, und er nimmt daher an, 
dass daselbst, wenigstens zur Zeit des Tacitus, der Uebergang 
über die Nahe gewesen sein müsse. Als Schlüsselpunkt für 
diesen und die sich vor demselben vereinigenden Strassen aus 
dem Rheinthale aufwSrtB und vom Hunsrücken herab findet 
auch er das kleine, alle drei Objecto dominirende, Plateau, 
wo das Kloster Rupertsberg gestanden, am geeignetesten 
zur Kastell -Anlage. — Ueber das, was er in Bezug auf die 
schon im 2. Jahrhundert veränderten Motive des Grenzkrieges, 
über Anlage, Zerstörung und Wiederherstellung der Stadt- 
mauern des heutigen Bingen und am Schlüsse über Zusammen- 
stellung eto. aller innerhalb Bingen gefundenen Alterthümer 
sagt, bitte ich den angezogenen Bericht selbst nachzusehen, 
und bemerke nur noch, dass er das Bingium des Tacitus 
und das des Ausonius an zwei ganz verschiedenen Oertlich- 
keiten findet, die aber aus nahe liegenden Gründen denselben 
Namen führen. 

Das in den 1820ger Jahren erbaute Haus des Herrn Hörter 
— Hotel Rupertsberg — steht auf den Fundamenten der ehe- 
maligen Klosterkirche, und die Bogen des innern Schiffs der? 
selben sind in dasselbe eingebaut und noch zu sehen. Von dem, 
jetzt östlich des in Felsen gehauenen Eisenbahneinschnitts 
gelegenen, Thurme der Klosterkirche sind nur noch Reste von 
der Gussmauer über dem Boden vorhanden. In der Umgebung 
des Hörtersohen Hauses etc. werden oft römische und mittel- 
alterliche Münzen gefunden, wovon ein Goldquinar von Iustinus 
II. (mit dem Avers : D • N • IVSTIN VS ■ P P • A • Büste des Kaisers, 
und mit dem Revers: ' A * VI • AI fl OTOl V — d. h. Victoria 
Iustini Augusti — Stehendes Kreuz mit Balken , darüber ITA, 
darunte r CON * oB •) — und eine in Tours geschlagene Silber- 
Münze Philipps des Schönen mit der bekannten Inschrift BNDICTV: 
etc. erwähnens werth sind. 

Die von Dr. Keuscher a. a. O. S. 301 erwähnten, links der 
Nahe gefundenen, wichtigen Alterthümer bestehen: 1) in einer 



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153 

Jahre 71 nach Chr. spricht 1M ). Die römischen Alterthümer, 

Grabstätte mit Särgen ete. , welche eich an beiden Seiten der 
Coblenz - Binger • Chauss6e , unweit der Binger Brücke befand ; 
2) in Bruchstücken von Mauerwerk und einem , in der 
Nähe des Hildegardisbrünnchens aufgedeckten, römischen Bade, 
auf dem Rupertsberge gefunden; und 3) in Ueberresten römi- 
schen Getriebes, welche sich in dem Soherrsohen Garten am 
nördlichen Fusse des Rupertsberges — ganz in der Nähe der 
obgedachten Fähre — vorfanden. — Dr. K. hält übrigens S. 293 
den von der Brücke nach Weiler führenden steilen Weg, — 
früher Foststrasse — die Mühe genannt, für den Anfang der 
nach Trier geführten Römerstrasse. 

Auf S. 483 der obengedachten Periodisohen Blätter theilt 
Herr Dr. Rossel die im Doppelb. XXIX und XXX. S. 208 ge- 
gebene und auch S. 223 erwähnte fragmentarische Inschrift mit. 
Er meint, dass nach der Mitte zu ein Stückchen davon fehle 
und das« daher die Entzifferung schwer bleibe, betraehtet aber sonst, 
wie ich, diese Fragmente als zu ein und derselben Inschrift 
gehörig. Da nun aber Herr Dr. Rossel die fehlenden Buch- 
staben nur durch Punkte markirt hat, so bleiben vor wie nach 
der männliohe Name rechts und der weibliohe links , daher ich 
mich auch jetzt nooh nicht von meiner gleich Anfangs, hin- 
siehtlioh der drei letzten Zeilen, gefassten Ansicht trennen kann, 
dass diese doch „Nero Bodic. de suo — Deutoria , mater, (de) 
sua — posuit" zu lesen sein dürften. [Herr Prof. Becker in 
Frankfurt hat mir brieflich folgende Emendation der fraglichen 
Worte mitgetheüt: ADIVTORIA ) BODICA MATER | VIVA 
POS VIT, wodurch die Inschrift theilweise hergestellt ist. Fr.] 

— S. 219 Z. 15 von unten ist statt „d. M. M „November* zu lesen. 

— Nachdem ich meinen später genommenen Abklatsch der S. 213 
und 223 gedachten Inschrift näher betrachtet, habe ich wie die 
Herren Dr. Rein und Dr. Rossel gefunden, dass PRAVAI zu 
lesen ist, indem R. u. A. im engsten Zusammenhange stehen und 
die hinter ersterm befindliche, übrigens den Punkten sehr ähnliche, 
Vertiefung eine zufällige ist. E. S. 

158) Nachdem Civilis und seine Verbündeten alle römischen festen 
Plätze zwischen der Nordsee, der Maas, dem Rheine, der Nahe, 



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154 



welche in dem hochgelegenen Theile des jetzigen Bingen 
und in der Nahe der alten Burg Klopp gefunden werden, 
gehören höchst wahrscheinlich einem bürgerlichen Etablis- 
sement an, deren es in der Nähe von Bingen mehrere gegeben 
hat, und die vielleicht durch Veteranen. Kolonien der Be- 
satzung von Bingen gegründet worden sind. Ein grösseres 
römisches Etablissement dieser Art hat auch auf der Höbe 
zwischen Büdesheim und Ockenheim gelegen, wo noch fort- 
während viele Alterthümer gefunden werden. 

Nach dem batavischen Kriege blieb Bingen in der Gewalt 
der Kömer bis gegen die Mitte des 4. Jahrhunderts, wo es 
bei den Verheerungen der Allemannen und Franken auf dem 
linken Rheinufer ebenfalls erobert und zerstört wurde. Der 
Cäsar Julian Hess es im Jahre 357 von neuem wieder auf- 
bauen und befestigen, worauf es bei den Zügen der Vanda- 
len und anderer Völker (406 u. 407), und der Huunen (451) nach 
Gallien abermals zerstört wurde. Seine ganzliche Verwüstung 
erlitt es durch die Normannen gegen die Mitte des 9. Jahr- 
hunderts, und erst nach dieser völligen Zerstörung ist das 
jetzige Bingen auf der rechten Seite der Nahe entstanden. 

und selbst auf kurze Zeit Mains erobert hatten , verabsäumten 
sie die Alpenpasse zu besetzen, um dadureh das Vorrücken 
römischer Streitkräfte aus Italien gegen den Rhein zu verhindern. 
Als ein römisches Heer unter Sextilius Felix über die Alpen 
gegangen war, zog sich Tutor, der ein Hülfskorps der Trevirer 
am Oberrheine kommandirte , auf die linke Seite der Nahe 
zurück, Hess die Brücke über diesen Fluss zerstören, und nahm 
bei Bingium, eine Stellung, wie Taoitus sagt, auf die Festig- 
keit dieses Orts sich verlassend. Tutor hatte offenbar die Ab- 
sicht, durch diese Stellung die Strasse, die sich hier nach Trier 
und nach dem Niederrh ein theilte , zu decken. Sextilius Felix 
passirte mit seinen Truppen die Nahe mittelst Führten (offenbar 
oberhalb der feindlichen Stellung), griff die Trevirer in der 
rechten Flanke und im Rücken an, schnitt ihnen den RÜokzug 
nach Trier ab, sprengte das ganze Corps auseinander und ver- 



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155 



Was die Römerstrasse von Bingen bis Coblenz betrifft, 
so verdient dieser Gegenstand hier eine nähere Auseinander- 
setzung. 

Obgleich in dem Itinerar und auf der Peutingerschen 
Tafel Baudobriga (Boppard) und auf der letztern noch 
Vosavia (Oberwesel) als Etappenorte auf dieser Strasse 
genannt werden , und andere römische Nachrichten von 
Truppenmärschen sprechen, welche in dieser Gegend längs 
dem Eheine stattgefunden haben (z. B. Tacitus bist. IV. c. 
24); so hat man doch bis jetzt allgemein in Abrede gestellt, 
dass sich eine römische Militairstrasse von Bingen bis Coblenz 
längs dem Rheine befunden habe 159 ), und hat diese Behauptung 
daraus zu beweisen gesucht, dass man tbeils bei Erbauung 
der gegenwärtigen Rheinstrasse in dieser Gegend nicht auf 
die Ueberreste einer römischen gestossen, theils bei Anlegung 
der neuen Chaussee gezwungen gewesen sei , an mehrern 
Stellen die Felsmassen zu sprengen, welche das Strombett 
des Rheins auf der linken Seite einengen, um die Anlage 
einer Strasse möglich zu machen. Diese Grüude siud 
jedoch nur scheinbar, denn 

J) hat sich das Strombett des Rheins an vielen Stellen 
seit der römischen Periode so bedeutend erhöht, dass die 
Ueberreste von römischen Strassen, Gebäuden etc. gegen- 
wärtig bis an 16' unter der Bodenfläche und 6 bis 9' unter 
dem jetzigen Niveau des Flusses gefunden werden (wie bei 
Neuwied, Andernach etc.). Durch diese Erhöhung ist die 
Römerstrasse gleichfalls durch den Fluss entweder gänzlich 



nichtete dadurch das Hindernis» , welches sich dem Vorrücken 
der Römer nach dem Niederrhein und nach Trier entgegensetzte. 
159) S. Jahrb. H. IL S. 3 und H. XVIII. S. 38. Dr. Keuscher 
a. a. O. S. 301 stellt ebenfalls die römische Rheinstrasse , und 
dass diese auf dem Rupertsberge sich mit der über den 
Hunsrücken von Trier kommenden vereinigen konnte, in Abrede- 



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156 



zerstört oder mehrere Fuss mit Erde, Kies etc. überdeckt 
worden ; 

2) ist der Rhein gerade an den Stellen, wo man bei Anlage 
der neuen Strasse die in den Fluss gehenden Felsmassen 
sprengen musste (wie Caub gegenüber, zwischen Oberwesel 
und St. Goar, ferner oberhalb Hirzenach etc.) erst in neuerer 
Zeit von dem rechten Ufer zurückgewichen und hat sich 
gegen das linke gewendet : eine Erscheinung, die sich noch 
jetzt fortsetzt, und den Bewohnern des Rheinthaies in dieser 
Gegend 160 ) sehr bekannt ist; 



160) Herr Dr. Rossel sagt in seiner lichtvollen Abhandlung über den 
jüngsten Fund zweier römischen Milliensteine bei Salzig (An- 
nalen des Vereins für Nass. Alterthums - Kunde etc. Bd. VI. 
2. Heft S. 300 und 301): „Die alte Militairstrasse zog daher 
dioht am damaligen Rande des Stromes her. Da nun der 
Mittelrhein — naoh Jahrhunderte langen Beobachtungen — 
mehr und mehr dem linken Ufer sich zuwirft, und daher be- 
deutende Ueberfluthungen und Landeinbrüohe nach und nach 
besonders an flachern Stellen wie bei Salzig, statt gefunden 
haben müssen; da die Salziger behaupten, einen Landstrich 
Ton 30 Ruthen Breite durch die Verbauung der Ufer eingebüsst 
zu haben, was noch an vielen Stellen nachgewiesen werden 
kann; da ein sehr weite» Hinabrollen der Säulen vom Ufer 
aus gegen die Mitte des Stromes wegen der Beschaffenheit de« 
Bettes in jener Stromgegend nicht statt gefunden haben kann: 
so folgt daraus , dass der Uferrand des Rheins , auf dem die 
römische Heerstrasse hinzog , im 3. Jahrhundert mindestens 
10 Ruthen, vom jetzigen Rande des Leinpfades an gerechnet, 
ström einwärts gelegen und am Rande dieses jetzigen Wasser- 
kändels sioh hingezogen haben muss". Dann heisst es in An- 
merkung 10 weiter : »Das seichte Wasser am wilden Gefähr 
unterhalb Bacharach zeigt heute noch deutlioh die Verbindung 
jenes Uferstriches mit dem trockenen Lande. — An der jetzt 
vom Wasser umspülten , 30 bis 40 Ruthen vom Uferrande ent- 
legenen Klippe unterhalb Oberwesel haben die Leute noch 



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157 

. 

3) war eine Römerstrasse, bei der geringen Breite, welche 
dieselben hatten, viel leichter zwischen dem Flusse und den 
Felswänden, welche denselben auf der linken Seite einengen, 
zu führen, als eine neuere; und endlich 

4) beweiset Folgendes, dass sich noch wirklich Ueberreste 
einer römischen Militairstrasse in dieser Gegend vorfinden. 
Als im Sommer von 1829 unterhalb Oberwesel bei dem 

■ 

Ausbau der neuen Strasse ein Durchlass angelegt wurde, 
stiess man in der Tiefe von 6 bis V unter der jetzigen 
Bodenflache auf die Ueberreste einer alten Strasse, welche 
der Verf. ihrer Bauart und ihren Dimensionen nach sogleich 
für die römische erkannte. Man würde an anderen Stellen 
ähnliche Entdeckungen gemacht haben, wenn man theils 

— 

ror einem Menschenalter in der Art geßecht, dass man vom 
Ufer aus trockenen Fuaaes zur Klippe gelangte. — So würden 
gewiss von allen Punkten am Ufer sich Thatsachen und E rinne- 
rungen sammeln la«sen, die einst von grosser Bedeutung für 
die Topographie unsers Mittelrheinlandes werden können, und 
wir möchten alle, die es angeht, zumal aber die Freunde 
rheinischer Geschichte, darauf aufmerksam machen, alle Bolohe 
topographische Notizen erheben und sammeln zu helfen , ehe 
der fortschreitende Wege- und Uferbau alle derartige Unter- 
suchungen für immer unmöglich macht. Sollten nicht hier und 
da selbst noch Spuren des alten Strassenkörpers und seiner 
Pflasterung sich finden lassen , vielleicht gar sohon hin und 
wieder gefunden und nur aus Unkenntniss unbeachtet' geblieben 
sein" ? (Etwa 1500 Schritt unterhalb des Mäusethurms bei 
Bingen sind im J. 1859 bei den Erdarbeiten für die linksrhein. 
Eisenbahn dem steilen Thale des Kreuzbaches gegenüber, der 
jetzt , nachdem er eine kurzo Strecke noch am Fusse der 
Berge hingelaufen, weiter nördlich in den Rhein mündet, in 
dem zwischen diesem Strome und der Chauss6e befindlichen 
Ackerstreifen römische, theilweise verzierte Werkstücke von 
Sandstein aufgefunden worden, welche einem Durchlasse der 
Kömerstrasse angehört zu haben soheinen). 



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15H 



darauf geachtet, theils in hiesigen Gegenden nicht die all« 
gemein verbreitete irrige Vorstellung hatte, nach welcher 
man sich unter Römerstrassen breite und mit grossen Stein- 
platten gepflasterte Strassen denkt. 

Ist es wohl denkbar, dass die Römer, — die mit so grosser 
Sorgfalt darauf bedacht waren, gebaute Strassen für ihre 
Militair-Operationen in der ganzen Ausdehnung ihres weiten 
Reiches anzulegen, und in dieser Hinsicht jedes Terrain» 
hinderniss zu überwinden wussten, — längs dem Rheine, 
der mehrere Jahrhunderte hindurch, mit der grossen Anzahl 
der an ihm erbauten Festungen und Kastelle, die befestigte 
Grenzlinie gegen die Einfalle der Germanen bildete, keine 
Militairstrasse zwischen Bingen und Coblenz — und folglich 
keine direkte Verbindung zwischen dem Ober- und Nieder- 
rheine — gehabt haben sollten? und da sich keine Ueber- 
restc einer solchen Strasse vorfinden , welche in näherer 
oder weiterer Entfernung mit dem Rhein parallel von Bingen 
nach Coblenz geführt haben könnte 161 ), so kann die in dem 
Itinerar und auf der Peutingerschen Tafel angegebene nur 
in dem Rheintbale selbst gegangen sein 162 ). 



161) Um zur vollen Gewissheit zu gelangen, ob eine römische Strasse 
parallel mit dem Rheine von Bingen nach Coblenz über den 
Hunsrücken existirt habe, hat der Verf. diese Gegend genau 
untersucht und nirgends eine solche gefunden. Er riohtete 
sein Augenmerk besonders auf die sogenannte Kisselbacher 
Strasse, oder die alte Landstrasse, durch welche vor Anlegung 
der neuen Rheinchauss6e die Verbindung zwischen Bingen und 
Coblenz stattfand. Diese alte, jetzt zum Theil ganz verwach- 
sene Strasse, welche von Bingen über Rheinböllen, Kisselbach 
und von da ununterbrochen auf der Wasserscheide zwischen dem 
Rhein, der Nahe und der Mosel nach Coblenz ging, zeigt jedoch 
nirgends Spuren römischer Konstruktion, wovon sich in dieser 
wenig angebauten und bewaldeten Gegend gewiss Ueberreste er- 
halten haben würden, wenn es eine Römerstrasse gewesen wäre. 



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159 

Als nächster Etappenort auf dieser Strasse unterhalb Bin. 
gen wird 



[In H. IIL S. 198 der Jahrb. wird bei Gelegenheit der Be- 
sprechung über den Fund eines Steinsarges mit einer schönen 
Glasurne — (ein ganz ähnlicher Fund hat 1857 bei Steinbach, 
nordöstlioh von Simmern, statt gefunden) — einer Römerstrasse 
bei Bickenbach, Bürgermeisterei Pfalzfeld, gedacht; eben so 
H. VIII. S, 174 ff. u. H. XI. S. 169, so dass wohl der Wunsch 
nach einer sehr genauen Ermittelung hier gerechtfertigt erscheinen 
dürfte. Vgl. ausserdem H. XVIII. S. 27 ff. und H. XXVI. 
S. 1 ff-, wo der Herr Jng. Major v. Cohausen in zwei sehr 
interessanten Mittheilungen die alten Verschanzungen auf dem 
Hunsrüoken bespricht] 
162) 3chon bevor die, vorstehend in Anm. 157 bei Bingium, erwähn- 
ten guten Zeugen auch für diese Ansicht des Verfassers aus 
der Erde hervorgetreten , waren bereits dafür unverdächtige 
und vollwichtige aus dem Rheinatrome emporgestiegen. Es 
sind die beiden römischen Milliensteine, welche aus dem Rheine 
bei dem eine Wegstunde oberhalb Boppard liegenden Salzig 
gehoben worden und jetzt im Museum zu Wiesbaden befindlich 
sind. Herr Dr. Rossel hat Über dieselben in dem Aufsatze 
„die Salziger Meilensteine" a. a. O. S. 287 ff. ausführlich und 
lichtvoll geschrieben , und indem ich ausdrücklich darauf hin- 
weise, gestatte ich mir nur im allgemeinern Interesse daraus 
Folgendes hier mitzutheilen. 

Diese Steine, welche man bis zu ihrer Hebung entweder für 
kostbare Marmorsäulen oder für schwere Kanonenröhre gehalten 
hatte, lagen in einem Wasserkändel des Salziger Grundes, des 
sogenannten Schneiders, wie die Mulde im Rheine heisst. Da 
sie insbesondere bei niedrigem Wasserstande der Schifffahrt 
sehr hinderlich wurden , so waren sie auoh von jeher den 
Schiffern der Umgegend bekannt, und die Wasserbaubehörde 
liess sie daher, gelegentlich der in den sehr trocknen Jahren 
1857 und 1858 angeordneten Baggerarbeiten und Strombauten, 
im Januar 1858, wo nur noch 8' Wasser an dieser Stelle stand, 
erheben, womit nioht nur der Schifffahrt, sondern auoh der 



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160 

. ■ v- , - v ".. . ; 
Vosavia genannt, und die angegebene Entfernuug trifft 

genau auf Oberwesel. Dieser uralte Ort scheint zur Zeit der 

Römer von keiner grossen Bedeutung gewesen zu sein, denn 

es werden hier nur wenige Alterthümer gefunden, oder die 

von den Bergen herabgeführte Erde etc., sowie die häufigen 

tJeberschwemmungen des Rheins, haben das früher Vorhandene 

theils vernichtet, theils lief unter der jetzigen Oberfläche 

Alterthumswissenschaft ein sehr erheblicher Dienst geleistet 
worden ist. 

Die 12 Ruthen vom linken Ufer entfernt unterhalb gelegene, 
aus dem röthliohen Sandsteine der untern Maingegend bestehende 
Milliensäule (Nro I) ist, bei einem Durchmesser von 16", 6' 4" hoch, 
wovon 18" auf die eben so breite vierkantige Basis kommen. 
Durch diese schwere Basis hatte sie eine schräge Lage in dem 
etwas wieder ansteigenden Boden des Flussbettes erhalten, wel- 
chem Umstände es mit beizumessen ist, dass die Schrift im obern 
Theile durch die Reibungen der darüber hingerutschten Schiffs- 
kiele und Flossstamme sehr gelitten hat. Was am Kopfende 
der Säule sonst noch beschädigt ist, soheinen Barbarenhände 
vor ihrem Umsturz verrichtet zu haben, indem der ganze obere 
Steinkranz mit Hämmern lappenartig von oben nach unten 
heruntergeschlagen, und dadurch die oberste Schriftzeile bis in 
die Hälfte der Buchstaben mit herunter gehauen worden ist. 

Die Meilensäule Nro. 2, — 36' oberhalb der erstem und 
10 Ruthen vom linken Ufer entfernt gelegen, — besteht aus 
einem blossen Säulenschafte von 6' Höhe bei einem Durch- 
messer von 22%", und dieser Form, so wie dem günstigen 
Zufalle, dass der grössere Theil der Schrift nach unten lag, 
ist es zu verdanken, dass alle Zeilen durch die Schiffskiele, 
Eisschollen eto. nur 3 bis 4 Endbuchstaben eingebüsst haben. 
Ihr Material ist der hellere, graubraune Sandstein der untern 
Nahegegend. 

Herr Dr. Rossel hat die sehr beschädigte Inschrift von Nro. 1. 
— in welcher der Name des Kaisers, unter dem die Strassen- 
anläge erneuert wurde, fast durchgängig mit dem Meise! sorg- 
fältig vertilgt worden h>t, was bekanntlich allgemein auf den 



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161 



begraben. Die zierlichen Ueberreste eines sehr alten Thors 



Monumenten des Elagabal bald nach seiner Ermordung geschehen, 
— sehr scharfsinnig in folgender Weise hergestellt: 

imp . oaes . DIVI MAGNi i. e. Imperatori Caesari Divi Magni 

antoniNI-PI-FLI-DIVI Antonini Pii Filio Divi Sept. 

s. severi. NEPOfMAVR- Severi NepoÜ M. Aurelio An- 

antoniNo pio'fellCI tonino Pio Felioi Augusto 

aug * PM TR ' P. III ' COS Pontifici Maximo Trib. Pot. 

DesiGNATO III TP 'PRO IH. Consuli Designate III. 

ConSVL'AM Patri Patriae Proconsuli. 

A Mogontiaoo 



Die Inschrift von Nro. 2 hat derselbe wie folgt hergestellt: 

PERPETVO ' imp. 1. i. e. Perpetuo Imperatori Lucio Do- 

DOMITIO • avre mitio Aureliano Pio Felici Au- 

LIANOPI'fel. gaste Pontifici Maximo Trib. 

AVGT M'Tr. pot Pot. Consuli Patri Patriae 

COS * P T • PRocos. Proconsuli. 

AMOG A Mogontiaco 

XXVü XXVII. 

(Die Ergänzung der Inschriften ist hier und weiter unten nur 
durch kleine Buchstaben angedeutet) 

Wir sehen daraus, dass der Millionsteln Nro. 1, unter Elagabal 
im Anfange des Jahres 220, Nro. 2 dagegen unter Aurelian im 
Jahre 271 errichtet worden, in welche Zwischenzeit die unbe- 
schreibliche Verwirrung im römisohen Reiche fällt, so dass 
aller Wahrscheinlichkeit naoh der erstere, welcher, wie später 
der andere, an der, dicht am damaligen Rande des Rheinstroms 
hinlaufenden, Strasse stand , bei einem der Einfälle der über« 
rheinischen Germanen in den ganz nahen Rhein hinabgestürzt 
wurde, und also auch, schon seiner Schwere von 10 bis 12 Cent- 
ner und des quadratischen Sockels wegen, ziemlich an derselben 
Stelle liegen geblieben ist. Das letztere dürfte auoh bei dem 
Steine Nro 2 der Fall gewesen sein, well, wie schon bemerkt, 
die Oertlichkeit der Fundstelle dafür sprioht 

11 



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162 



an dem obern Aussauge von Oberwesel, die man für römisch 
halt, gehören wohl dem frühern Mittelalter an. 



Da der Stein Nro. 1 XXIX Leaken von Mainz an der Strasse 
seinen Standort hatte , also nur eine Leuke oberhalb des mit 
XXX bezeichneten Steins stand, welcher sich in der, in dem 
Itinerar und auf der Peutingerschen Tafel angegebenen, Entfer- 
nung von Mogontiaco nach Baudobrioe befand , so muss auch 
der letztere noch oberhalb des heutigen Boppard gestanden 
haben* Auf dem Milliensteine Nro. 2 fehlen in der Sohlusszeile 
einige Zahlzeichen , und es sind nur noch davon vorhanden 
XXV, daher es nicht geringe Schwierigkeit hatte diese Entfer- 
nungszahl mit den vorhanden gewesenen Einerstrichen zu er- 
gänzen, und es ist dem Herrn Dr. Rossel nur durch die sorg- 
fältigsten Erwägungen, und durch genaue Abmessung auf dem 
Steine selbst, gelungen zu ermitteln, dass zwei Einerstriche ver- 
wischt und also zuzusetzen sind, so dass die ganze Entfer- 
nungszahl XXVn beträgt. Hiernach hätte also Stein Nro. 2 
nur 27 Leuken von Mainz abgestanden, während Stein Nro. 1 
29 Leuken davon aufgestellt gowesen wäre , und doch müssen 
beide Steine ganz in der Nähe ihres Fundortes, also fast an 
ein und derselben Stelle an der Strasse errichtet gewesen sein. 
Dieser Widerspruch konnte nur dadurch gelöst werden , dass 
man bei Stein 2 die Maasse zu Grunde legte , welche auf dem — 
im Jahre 1817 bei Gelegenheit des Baues der Chaussee von 
Tongern nach Brüssel vor der porte de St Trond des erstem 
Orts in einer Art Stern, von wo verschiedene Römerstrassen aus- 
gegangen, — aufgefundenen Fragmente einer aohtseitig gewesenen 
grossen Milliensäule von 38 Centimetres Durchmesser , auf der 
einen der noch lesbaren drei Seiten, die Route rheinaufwärta 
von Remagen bis Worms enthaltend, angegeben sind. Da 
dieses merkwürdigen Fragments in dem oben erwähnten Briefe 
des Herrn Gudell ausführlich gedaoht wird , welchem dasselbe 
s. Z. zur Entzifferung anvertraut gewesen ist und welcher davon 
einen Abklatsch genommen , und da in dem Tagebuohe des 
Verf. die noch auf den drei lesbaren Seiten befindlichen Schrift- 
züge verzeiohnet sind , halte ieh es für angemessen , sie hier 
mit den Bemerkungen des Herrn Cudell wieder zu geben. 



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163 



Wichtiger als Vosavia war der nächste befestigte Etappenort 
Baudobrica (auch Bodobriga und Bontobrice geschrie- 



1. Seite. 




2. Seite. 




Darauf steht die, in dem Itinerar 


Auf dieser ist ein Stück der 


angegebene , Strassen™ ute nach 


Route von Rheims bis 


Amiens 


Rom über den Summum Penni- 


über Noyau an der Oise 


, wovon 


num , wovon die Strecke von 


sioh ein Theil selbst bei d'An- 


Remagen bis Worms 


deutlich 


ville nicht finden soll. 




erkennbar ist 










L'XI 




LXV 


(Rigo) MAGVS . . 


L • vnn 


(Nov) IOMAG . . . 


L'XV 


(Antu) NNACVM . 


LVIII 


DVROCORIER . . 


L'XII 


(Confl) VENTES . 


LVIII 


AD FINES .... 


L.XII 


Bo) NDOBRICA 


lviii 


AVG ' SVESSIONVM 




(Vo) SOLVIA * . . 


lviii 


L- . . 


xn 


(Bi) NGIVM . . 


L-vm 


ISARA 


L'XVI 


(Mo) GONTIAC . 


L'XII 


ROVDIVM . . . 


L-vrai 


(Baue) ONICA . . 


L • VIII 


STEV1AE .... 


L-vm 


(Borbl) TOMAG . 


L'XI 







3. Seite. 

Auf dieser ist die Route von Fines Atrebatum nach Nemetacum. 

ITEM 

A CAS- 

TELLO (ad) 

FINES ATREBATVM 

L- XIIII 

NEMETAC L . . 

ITEM 

AD . . 



Hiernach sind von Bondobrica (Bontobrice — Baudobrioa) 
bis Mogontiaoum nur 28 Leuken gerechnet worden , so dasa 
also die auf dem Milliensteine Nro. 2 ergänzte Entfernungszahl 
XXVII der auf dem Milliensteine Nro. 1 insofern entspricht, 
als beide Steine 1 Leuke oberhalb Bondobrica gestanden haben. 



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164 



ben), das jetzige Boppard, wo sich nach der Notitia imperii 
occidentalis das Depot des schweren Geschützes für die 



Die auf dem Tongersohen Milliensteinfragmente , von den in 
dem Itinerar des Antonin und auf der Peutingerschen Tafel 
angegebenen, abweichenden Entfernungsangaben der Strassen- 
strecke von Mainz bis Boppard lassen durch Stein 2 keinen 
Zweifel übrig, dass der kräftige Aurelian die Rheinstrasse nicht 
hat nur wiederherstellen, sondern auch neu vermessen lassen. 

[Dieser Meilenstein von Tongern ist abgedruckt in 
dem Orellfschen Corp. Inscriptt. n. 5236. Vgl. auch C. V. 
Hennequin, diss. de origine et natura principatus Trajecti ad 
Mosam medio aevo. Lovanii 1829, wo sich ein genauer Abdruck 
dieses wichtigen Fragmentes findet. Zur Erklärung der Inschrift 
lieferten beachtungswerthe Beiträge die Herrn Cudell und 
Prof. Roulez in Gent , im Extrait du Bulletin de l'Acade- 
mie royale de Bruxelles, annee 1836 pag. 370 sqq. et 1837, 
pag. 21 sqq. 162. sqq. W.] 

Am 16. Juli 1861 hatte ich Gelegenheit die in diesem Jahrb. 
H. VIII. S. 174. ff. berührten beiden Leukensteine, welche 
oberhalb des Viadukts an der rechten Seite des nach Sohloss 
Stolzenfels hinaufführenden Burgweges aufgestellt sind, besich- 
tigen zu können. Beide sind von grauem Sandsteine und von 
konischer Form. 

Der unweit des Viadukts stehende (Nro. 1.) ist c. 5' hoch, 
wovon etwa % Fuss auf die vierkantige Basis kommt, und 
hat einen ohngefähren Durchmesser von 1%'. Auf zwei Seiten 
ist derselbe oben über Vi' abgeschlagen, so dass nur noch 
der mittlere Theil davon vorhanden ist. Von der Inschrift 
sind in den 5 obersten Zeilen nur noch einige Buchstaben 
zu erkennen, deren Stellung zu einander mit möglichster 
Genauigkeit kopirt worden ist. Der letzte Theü des R 
mit dem darauf folgenden O in der 2. Zeile könnte eben- 
sowohl auf L. Verus als auf Sept. Severus hindeuten ; aber 
auch auf Sev. Alexander können diese beiden Buchstaben 
bezogen werden, und wohl um so mehr, da des L. Verus auf 
dergleichen Denkmälern stets nur in Verbindung mit M. Aure- 
lius gedaoht wird, und da Sept. Severus gewöhnlich sohon auf 



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165 

Rh ein vertheidigung befand, und der hier stehende Praefectus 
ballistariorum (Kommandeur der Artillerie) stand unter dem 

Münzen mehrere Namen führt, welche gewiss auf einem Stein- 
Monumente nicht fehlen würden, während Sev. Alexander auf 
jenen grösstenteils bloss IM * (v. IMP •) S * (v. SEV •) ALEX AND ' 
AVG ■ oder IMP ■ ALEXANDER ' PIYS ' AVG ' genannt wird, 
und wenn man bei PIVSAVG' weiter in Betracht zieht, dass 
von Commodus Münzen sowohl mit PIVS * FELIX ' AVG* 
als mit AVG PIVS' exlstiren, so bin ich schon des auf dem 
Steine beßndlioh gewesenen einfachen Namens wegen geneigt 
anzunehmen, dass derselbe unter Sev. Alexander errichtet 
worden sei, und ich gestatte mir daher seine Inschrift in folgen- 
der Weise herzustellen: 

IM- 

alexandRO . aVgvsto . 
piO . p . M * tr . p . 

cOs . p .p . pro 
coNsVL * a . mog 

• • • . 

Der 125 Sohritt weiter naoh oben, auf der äussersten Kante 
eines steilen Absatzes mit der Schrift nach diesem, aufgestellte 
andere Leukenstein (Nro. 2.) ist c. 2' 10" hoch und hat einen 
ohngefKhren Durohmesser von l*/ a \ Da die letzte (7.) Zeile 
mit der Entfernungsangabe theilweise in dem Boden steht, so 
konnte nicht ermittelt werden, ob sich an diesem Steine eben- 
falls eine Basis befindet. 

Die Inschrift auf ,Nro. 2. erscheint besser erhalten als die aufNro. 1., 
und gewiss würde jene schon an Ort und Stelle ziemlich genau zu ent- 
ziffern gewesen sein, wenn es die Aufstellung des Steins zugelassen 
hätte. In allen 7 Zeilen lassen sich Worte und Buchstaben, 
die naoh ihrer Stellung zu einander mit der möglichsten Sorg- 
falt abgeschrieben worden sind, erkennen. In der 2. Zeile ist 
nach Caes. LAI wahrzunehmen, was jedenfalls nur durch fehler- 
haftes Nachziehen des C entstanden ist. Aua CAES ■ CAI in der 
2., aus MA in der 3. und COS'DESIG* in der 5. Zeile, so 
wie aus dem in der 2. und 3. Zeile für O • IVLIO • VERO ' 
zwischen CAI und MA vorhandenen Räume (s. I Band für hessisohe 



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166 



koromandirenden General (dux) von Mainz. Auch im Mittel, 
alter war Boppard ein Ort von grösserer Bedeutung, und 



Geschiohte und Altcrthums-Kunde S. 328 ff.) lässt sich schliessen, 
dass Stein Nro. 2. unter Maximinus Thrax und zwar im ersten 
Jahre seiner Regierung gesetzt worden ist. Denn es existiren 
Münzen von demselben, welche im Reverse die Legende P ■ M • 
TR-P-P-P- haben, während andere mit P* M TR P-II.COS- 
P-P'von ihm vorhanden sind, woraus erhellt, dass er erst im 
2. Regierungs-Jahre Consul gewesen ist. üebrigens wird er 
auf Münzen nur AVG' oder P1VS' AVG' genannt. Dieses 
alles in Erwägung gezogen würde die Insohrift auf Stein Nro. 2. 
folgen dermaaesen herzustellen sein*: 

inVlCto . imperatori . 
CaES'CAIo.ivlio. 
vero * MAximino . 
Pio.aVG-P*M-tr.p. 
COS'DESIG-p.p.pro 
eosAB-MOG* 
X 21 . « 

Indem ich, als Dilettant in dergleichen Dingen, hier mein« 
über diese MiUiensteine gewonnene Ansicht mittheile , unterziehe 
ich mich in dieser Hinsicht gern dem bessern Ermessen der 
Fachmänner, und es wird mir schon hinlängliche Befriedigung 
gewähren, wenn ioh damit die Aufmerksamkeit der Sachver- 
ständigen auf diese Steininsohr i/ten hingeleitet habe. Yon 
grossem Interesse würde es sein, wenn die Fundstellen dieser 
Steine ausgeraittelt werden könnten. Ob beide nämlich auf 
der Höhe Über Stolzenfels an der von Boppard über Waldesoh 
nach Coblenz führenden Römerstrasse aufgefunden worden 
sind, oder ob einer oder der andere davon am Fusse von 
Stolzenfels — im Rheinthale — aufgedeckt worden ist, in 
welchem Falle alsdann auch ein Beweis für den längs des 
Rheins von Boppard nach Coblenz hingeführten Arm der Römer- 
strasse vorliegen würde. E. Sch. 

Die Periodischen Blätter Nro. 15 und 16 der Alterthums- 
Vereine zu Kassel, Darmatadt und Wiesbaden enthalten S. 481 



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167 



die Könige der Pranken halten hier eine Curlis regia 168 ). 
Der Ort wird noch jetzt in die Ober- Mittel- und Unterstadt 
eingeteilt , und jede dieser Abtheilungen ist mit starken 
Mauern und Thürmen umgeben , so dass Boppard aus drei 
besonders befestigten Abschnitten bestand. An den Mauern 

, ' ff. einen „die römische Militairstrasse von Bingen nach Coblenz* 

ii beschriebenen Aufsatz, in welchem Herr Dr. Rossel nicht nur 
das nordlich des Rupertsberges, Bingen gegenüber, auf dem 
grossen römischen Soldaten-Gräber-Platze aufgefundene Stück 
dieser Strasse näher betrachtet, sondern auch über ein weiter 
♦ rheinabwärts zu Tage gekommenes Folgendes mittheilt: 

Zwischen Salzig und Hirzenach ungefähr, in der Mitte des 
Weges, wurde das römische Strassenpflaster im Sommer 1859 
▼on Herrn Bauführer Keller ~ gelegentlich der Arbeiten an 
der linksrheinischen Eisenbahn — in 10* Tiefe unter der bis- 
herigen Oberfläche aufgefunden. Es wurde hier auf mehr als 
400' Länge verfolgt und bloss gelegt ; in Folge der Senkung 
der Oberfläche lag die alte Strasse an andern Stellen nur noch 
5' tief. Ihre volle Breite wurde, da keine Veranlassung dazu 
vorlag, nicht ermittelt, jedoch auf 12 bis 14' weit durchbrochen 
und das Material theilweise anderweit vernutzt Der Strassen- 
körper bestand aus einem Gestick, ähnlich dem, das auch der 
neuere Strassenbau anwendet, doch waren die Steine der Unter- 
lage mehr als doppelt so gross als die in der Neuzeit ver- 
wendeten, auf die schmale Kante gestellt und die Zwischen- 
räume mit verkleinertem Material ausgezwickt. Das ganze 
Oestick hatte eine Stärke von 1' bis 15"; die Oberfläche der 
Strasse zeigte in der Mitte eine schwaohe Wölbung. Eine 
weitere Verfolgung der alten Strasse war nicht möglich, da die 
heutige Landstrasse von Bingen nach Coblenz dieselbe bedeckt. 
163) Nach Vernichtung der römischen Herrschaft an dem Rheine 
und in Gallien wurden die meisten römischen Kastelle von den 
fränkischen Königen zu Krondomänen unter der Benennung: 
Palatium, Curtis regia, Villa regia verwandelt, bo dass 
man fast immer mit Gewissheit schliesen kann, dass sich an 
solchen Stellen, wo die Könige der Franken Königshöfe hatten 
früher römische Befestigungen befanden. 



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168 

und TbOrmen der Mittelstadt, die wie eine römische Festung 
ein längliches Viereck bildet, glaubt man noch an mebrern 
Stellen die alte römische Befestigung zu erkennen, und hier 
werden auch die meisten Alterthümer gefunden, so dass 
man mit Grund das alte Baudobrica an dieser Stelle an- 
nehmen kann. 

Unterhalb Boppard, wo der Rhein sich östlich wendet, 
werden auf dem kleinen Plateau eines Berges, der durch 
zwei steil nach dem Rheine abfallende Seitenthaler gebildet 
wird, noch jetzt viele römische Mauerreste, Münzen etc. 
gefunden. Dieser Ort, die alte Burg genannt, scheint die 
Ueberreste eines römischen Kastells zu enthalten. 

Es ist schon oben gesagt worden, dass sich auf der Höhe 
zwischen Boppard und Coblenz, auf der Wasserscheide zwischen 
dem Rhein und der Mosel, noch Ueberreste einer Römer- 
strasse finden. Diese Strasse wird zuerst sichtbar zwischen 
dem Jesuitenhofe und Waldesch, lässt letztern Ort westlich 
liegen , zieht immer die Wasserscheide haltend , durch den 
Wald und an dem Kühkopf herab gegen das Fort Alexan- 
der m ). Da sich die Ueberreste dieser Strasse in der geraden 
Richtung zwischen Boppard und Coblenz befinden, und von 
ihrer Fortsetzung gegen den Hunsrücken von dem Verf. 
keine Spuren aufgefunden worden sind, so ist es mehr als 
wahrscheinlich, dass dieselbe zur Verbindung der beiden 
genannten Orte gedient hat, womit auch, wie oben gesagt 
worden ist, die Angabe der Entfernung übereinstimmt. Hier- 
aus lässt sich jedoch nicht folgern, dass nicht auch eine 
Römerstrasse längs dem Rheine von Boppard nach Coblenz 

164) Im Mai und Juli 1860 sind am Lbhrthore und in der Lohr- 
Strasse zu Coblenz römische Gräber, 6' unter dem jetzigen 
Boden , aufgedeckt worden , was auf die nach dem Castell 
Confluentes geführte Heerstrasse hinweiset. (S. Cobl. und Köln. 
Zeitung.) 



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169 

geführt haben könnte, welche für Fuhrwerke, obgleich mit 
einem bedeutenden Umwege, weit bequemer sein musste. Der 
Umstand, dass sich zu Boppard das Depot der Kriegsmaschinen 
befand , deren Transport nicht zu jeder Jahreszeit auf dem 
Rheine statt finden konnte, gibt dieser Annahme einige 
Wahrscheinlichkeit. 

Der nächste unterhalb Boppard an der Rheinstrasse ge- 
legene befestigte Etappenort war 

Confluentes, das jetzige Coblenz. Dieser Ort wird 
in dem Itinerar , auf der Peutingerschen Tafel , bei Ammian 
und in der Notitia imperii genannt, nach welcher der Prae- 
fectus militum defensorum hier sein Standquartier hatte. 
Das römische Castell lag auf der Anhöhe, die sich von der 
Moselbrücke bis zur Kornpforte an der Mosel herabzieht, einer- 
seits gegen die genannte Brücke , auf der andern gegen 
den Entenpfuhl und gegen die St. Florinskirche abfällt, 
und auf deren höchstem Punkte die Liebfrauenkirche gelegen 
ist. Folglich hatte das römische Coblenz einen geringem 
Umfang als das jetzige. Nach Vernichtung der römischen 
Herrschaft an dem Rheine, entstand an der Stelle, wo das 
römische Kastell lag, eine Villa regia der fränkischen Könige, 
die spater von den deutschen Kaisern an die Erzbischöfe 
von Trier kam. 

Gewöhnlich setzt man die Legio Trajana des Ptolemaeus 
nach Coblenz , weil die Angabe der geographischen Breite 
derselben mit der Breite von Coblenz nur um 10 Minuten 
differirt. Ptolemaeus gibt der Legio Trajana 27° 20' Lange 
und 50° 15' Breite 165 ). 



165} Der griechische Geograph Ptolemäus, der unter Hadrian lebte 
gibt in seiner Geographie die geographische Länge und Breite 
der an dem Rhein gelegenen wichtigeren römischen Orte an. 
Seine Breitenau gaben stimmen oft mit neuern Beobachtungen 
genau überein, oder differiren nuc um einzeino Minuten, z. B. 



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170 



Zusatz. „Die Brücke über die Mosel bei Coblcnz ist 
zwischen 1330 und 1340 vom Erzbischof Balduin erbaut 
worden. Trithemius sagt : „construxit pontem lapideum d e 
novo 4 *, woraus hervorzugehen scheint, dass die Brücke von 
Balduin erneuert worden ist und noch Ueberreste einer 
frühern , von den Römern herrührenden , vorhanden waren. 
Was über dem Wasser ist, gehört Balduin, und nirgends finden 
sich Spuren römischer Subsfruktionen. Dass die Brücke 
nicht gerade, sondern im Winkel gebaut ist, dürfte sch Hessen 
lassen, dass Balduin die Ueberreste alter Fundamente be- 
nutzt habe**. 

9. Römerstrasse von Trier über d eu H uns rücken 

nach Bingen. 

Diese Strasse führte von Trier in zwei Armen, theils 
über die Büdlicher Brücke und Gräfendhron , theils über 
Neumagen nach dem Plateau des Hunsrückens. Beide Arme 
vereinigten sich bei dem Heidenpütz 166 ), und gingen von da 
vereinigt über die Hochfläche des Hunsrücken bis vor Sim- 
mern, wo sich die Strasse abermals in zwei Richtungen theille, 
wovon die eine über das Soongebirge direkt nach Bingen, 
die andere an dem nördlichen Fusse dieses Gebirges in das 



bei Cöln, welches Ptolemäus 50° 55' nördlicher Breite setzt. 
Die Römer verstanden mit dem Gnomon die Polhöhe ziemlich 
genau zu bestimmen, und aus den Angaben des Ptolemäus 
geht hervor, dass sie längs dem Rheine astronomische Beo- 
bachtungen angestellt haben. 
166) Unter dem Namen Heidenpütz werden in der Umgegend die 
sehr wasserreichen Quellen bezeichnet, welche den Bach von 
Elsenroth bilden. Dieselben liegen beinahe eine geographische 
Meile westlich vom stumpfen Thurme an dem südlichen Abhänge 
der Haard an der Stelle, wo sich die beiden obengenannten 
Arme der Römerstrasse vereinigen. 



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171 



Rheinthal hinab in die römische Rheinstrasse und mit dieser 
nach Bingen führte. 

Der Arm der Strasse, welcher von Trier über die Büd- 
licher Brücke und Gräfendhron nach dem Heidenpütz führte, 
und welchen wir mit A bezeichnen werden, wird nur in 
dem Itinerar des Antonin genannt; der Arm hingegen, 
welcher von Trier über Neumagen nach dem Heidenpütz 
ging, und hier mit B bezeichnet werden soll, wird sowohl 
in dem Itinerar als auf der Peufingerschen Tafel angegeben. 

Die Richtung A ist in dem Itinerar folgendermassen ver- 
zeichnet : 

A Treveris Argentoratum (von Trier nach Strasburg.) 
Baudobricam XVIII. 
Salissonem XXII. 
Bingium (Vingium) XXIII. u. s. w. 
Der Verf. setzt aus Gründen, die weiter unten entwickelt 
werden sollen, Baudobrica bei die Berger - Wacken und 
Salisso nach Kirchberg 167 ). 

Das Itinerar zählt hier offenbar nach Millien und nicht 
nach Leuken. Die wahre Entfernung von Trier nach 
den Berger- Wacken beträgt 17% Millien oder ll 2 / 3 Leuken 
von da bis Kirchberg „ 26 1 / 2 „ „ 17% „ 
von da bis Bingen »26 „ „ 17% » 

Die in dem Itinerar angegebenen Entfernungen von Bau- 
dobrica bis Salisso zu XXII und von Salisso bis Bingium 
zu XXIII sind wahrscheinlich durch einen Schreibfehler ent- 
standen und müssen beide in XXVI umgewandelt werden. 

Die Richtung B ist auf der Strasse angegeben, welche in 
dem Itinerar die üeberschrift hat: „A Lugduno capite Ger- 
maniarum Argentoratum usque". Diese Strasse führte von 
Leyden an dem linken Rheinufer aufwärts über die rtimi- 

.. ■ v . ^ 

167) Vgl. Jahrb. H. IX. S. 186 ff. 



172 



sehen Lager- und Etappenplatze bis Bingen, verliess hier 
die Rheinstrasse, und wendete sich von Bingen über Neu- 
magen, Trier, Metz etc. nach Strasburg. Das Itinerar 
bemerkt auf ihr zwischen Bingen und Trier, mit Ueber- 
gehung der Zwischenorte 

Vincum (wohl verschrieben statt Bingium) 
Noviomagum XXXVIL 
Treveros XIII. 

Das Itinerar rechnet hier nach Leuken. Die wahre Ent- 
fernung von Bingen nach Neumagen beträgt 36% und von 
Neumagen nach Trier 13 Leuken ; folglich ist obige Angabe 
bis auf eine kleine Differenz ganz richtig. 

Auf der Peutingerschen Tafel findet sich diese Strasse 
mit Angabe folgender Ortsnamen und Entfernungen aufge- 
zeichnet : 

Augusta Treverorum 
Noviomago VIII. 

■ 

Belginum x x. 

Dumno VIII. 

Bingium XVI. 

Die Entfernungen in Gallien sind auf der Tafel bekannt- 
lich nach Leuken berechnet. Die wirkliche Entfernung von 
Trier nach Neumagen beträgt, wie bereits oben gesagt 
worden ist, 13 Leuken, und die auf der Tafel bemerkten 
VIII müssen in XIII, oder das V in X umgeändert werden. 
Von Neumagen nach Belginum (dem stumpfen Thurm) sind 
10 Leuken. Auf der Tafel steht auf einer zweimal gebroche- 

X 

nen LinieHJ^ , wovon offenbar das eine X durch die Schuld 

des Abschreibers zu viel gesetzt ist. Von Belginum nach 
Damno oder Dumnum (Kirchberg. s. S. 185) gibt die Tafel VIII, 
die wirkliche Entfernung ist 9%, und von da bis Bingen gibt 



173 

die Tafel XVI an, die wirkliche Entfernung beträgt aber 
17V 3 Leuken. 

Die Richtung B ist dieselbe Strasse, auf welcher der Dichter 
Ausonius von Bingen über Neumagen nach Trier reiste, 
wohin er von dem Kaiser Valentinian I. als Erzieher des 
Cäsar Gratian berufen worden war, und welche er zu An- 
fange seines Gedichts „Mosella" beschreibt. Das von Auso- 
nius angeführte Dumnissus ist derselbe Ort , welchen die 
Peutingersche Tafel Dumno oder Dumnum nennt, und die 
von ihm bemerkten Tabernae können kein anderer Ort, als 
das Belgiuum der Tafel sein. 

Noch ist in Bezug auf die Strassenrichtung A eine Stein- 
schrift zu erwähnen, welche bei Mainz gefunden und von 
dem Pater Fuchs im 2. Bande seiner Geschichte von Mainz 
pag. 314 bekannt gemacht worden ist. Sie lautet: 

IMPCAES- 
TAELIOAN 
TON1NO AVG- 
PIO • PONT • MAX • 
TRPOT'II-COSIP 
PP-ACOLAVG- 
TRMPLXXXVIIP 
Dieser Stein ist, wie die Inschrift sagt, im 2. Regierungs- 
jahre des Kaisers Antoninus Pius (im Jahre Chr. 139) gesetzt 
worden. Da zu Anfange der letzten Zeile vor dem R ein 
Buchstabe verwischt ist, so wusste der Pater Fuchs nicht, 
von welcher Colonia Augusta hier die Rede sei. Ergänzt 
man den vor R fehlenden Buchstaben in T, so erhält man: 
A Colonia Augusta Treverorum millia passuum LXXXVIII, 
oder 88 Millien, und diese Entfernung stimmt auch ganz 
genau mit der wirklichen Entfernung von Mainz nach Trier 
überein, wie folgende Messungen auf derjenigen Richtung 
der Römerstrasse, die wir weiter unten als die ältere bezeichnen 
werden, beweisen: 



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I 



174 



Von Mainz nach Bingen 18 Millien — 12 Leuken, 



„ Bingen über den Soon- 




- 


wald nach Kirchberg 


26 


. = 17% 


„ Kirchberg nach dem 






stumpfen Thurme 


14 


» = 9% 


„ dem stumpfen Thurme 






nach den Berger- Wacken 


12% 


n = BVi 


„ den Berger- Wacken nach 






Trier 


17% 


„ = n 2 /3 



in Summa 88 Millien oder 58 3 A Leuken. 

Diese Inschrift befand sich folglich auf dem ersten Mi Iii en- 
steine, welcher auf der Strasse von Mainz nach Trier ge- 
setzt war. 

■ 

Richtung Ader Röin erstrasse von Trier über 
die Büdlicher Brücke, die Ber ger-Wacken und 
Gräfendhron nach dem Heidenpütz. 

Die ersten Spuren dieser Strasse werden % Stunde öst- 
lich von Trier an dem Eingange in das Abeler Thal, bei 
der ehemaligen Tabaksmühle , sichtbar, wo dieselbe über 
den römischen Aquädukt 168 ) führte, der oberhalb Waldrach 

168) Dieser Aquädukt, welcher oberhalb Waldrach in dem Thale 
der Ruwer seinen Anfang nimmt, an dem linken Thalrande 
dieses Flusses ab- und an dem rechten der Mosel aufwärts 
nach dem Amphitheater bei Trier führte, und bei letztem in 
den Olewiger - und Kandelbaoh mündete , scheint hauptsäch- 
lich die Bestimmung gehabt zu haben, zur Reinigung der 
Arena jenes Amphitheaters das nöthige Wasser zu liefern, und 
durch Seitenarme Trier selbst damit zu versehen. Die An- 
nähme, dass jene Arena zugleich als Naumachie gedient, und 
duroh den Aquädukt mit dem nöthigen Wasser versehen worden 
sei , ist ganz unwahrscheinlich , da theils die Arena eine zu 
geringe Ausdehnung in der Länge, Breite und Tiefe hat, um 



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175 



in dem Ruwerthale seinen Anfang nimmt, und von da nach 
dem Amphitheater bei Trier etc. geführt war. Von der 
Tabaksmühle folgt sie in der Richtung des Weges, welcher 
von Trier über den Grünberg und an dem Grünhause vorbei 
nach der Brücke über die Ruwer bei der Mertesdorfer Mühle 
etc. führt, und ist in dieser Entfernung grösstenteils sichtbar. 
Bei dem Grünhause ging sie zum zweiten Male über den 
ebeugenannten Aquädukt, oder unter ihm durch. Auf der 
rechten Seite der Ruwer verlasst sie den Weg nach Mertes- 
dorf, wendet sich rechts gegen die Anhöhe und verschwindet 
{ii den Feldern von Mertesdorf. Erst eine halbe Stunde 
weiter, auf der Höhe östlich von der Chaussee von Trier 
nach Hermeskeil, kommt sie wieder zum Vorschein, zieht 
sich zunächst um den Anfang des Baches, der bei Longuich 
in die Mosel fällt, und dann in einer Schlangenlinie an dem 



In ihr Schiffgefechte darstellen zu können, theils Bich dicht 
neben dem Amphitheater in dem Thale des Kandelbaches noch 
viele Ueberreste vorfinden, welche es höcht wahrscheinlich 
machen, dass die Naumaehie sich an dieser Stelle befunden 
habe. 

Der Aquädukt ging grösstenteils unterirdisch an den Thal- 
rändern der Ruwer und der Mosel , und nur an den Stellen, 
wo er über die Seitenthäler geführt werden musste, geschah 
dieses oberirdisch auf massiven Bogenstellungen. So weit der- 
selbe unterirdisch gefuhrt war, ist er grösstenteils erhalten. 
Seine Weite beträgt 4' im Lichten und seine Höhe vom Boden 
bis zum Schlusssteine des Gewölbes 5' 10". Die Seitenmauern 
und der Fussboden der Wasserleitung sind mit einem wasser- 
dichten Cemente, der auf dem Fussboden 2", an den Seiten- 
wänden 1%" stark ist, bekleidet. Die Bogenstellungen, auf 
welchen dieselbe über die Seitenthäler geführt war, sind, mit 
Ausnahme einiger Ueberreste bei dem Grünhause, durchgängig 
verschwunden. (Vgl. Jahrb. H. XV. S: 219 und 220 und H, 
XXIII. S. 156). 



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176 



steilen linken Thalrande des Fellerbaches hinab in den Weg 
von Trier nach Obcrfell und mit diesem nach letzterem Orte. 

In dieser Strecke ist sie zum Theil noch wohl erhalten 
und durchgängig sichtbar. Unterhalb der Vereinigung der 
verschiedenen Bäche, welche iu Oberfell, zusammenfliessen 
und den Fellerbach bilden, ist sie über letztern gegangen, 
hat durch den nördlichen Theil von Oberfell und von da 
auf der rechten Seite des Saarbaches aufwärts geführt, wie 
noch einzelne üeberreste zeigen. Wo der Saarbach (% Stun- 
den oberhalb Oberfell) sich südlich wendet, verlässt sie das 
Thal desselben, zieht in gerader Linie über die bewaldete 
Anhöbe, 850 Schritt südlich von dem Viehhause, und senkt 
sich an dem Galgenberge nach der Büdlicher Brücke herab. 
Sie ist in dieser ganzen Entfernung noch 4 bis 6' über den 
Boden erhöht und mit uralten Eichen bewachseu. Wo die 
gegenwärtige Büdlicher Brücke steht, hat sie über die west- 
liche Dhrone geführt. Üeberreste einer römischen Brücke 
sind nicht mehr vorhanden. An dem steilen rechten Thal- 
rande der westlichen Dhrone, der Büdlicher Brücke gegen- 
über, sind die Spuren dieser Strasse verschwunden. Erst 
weiter oberhalb, wo der Abhang weniger steil ist, wird sie 
wieder sichtbar, und zieht in ununterbrochenem Zusammen- 
hange, 4 bis 6' über den Boden erhöht, auf der Höhe zwischen 
Breit und Talling, an mehrern hohen Grabhügeln vorbei, 
nach dem nördlichen Theile des Haardwaldes. In diesem 
Walde, gegen 200 Schritt südlich von den Berger- Wacken 169 ), 



169) Die Berger. Wacken sind zum Theil an 100' hohe, auf der Höhe 
ganz isolirt stehende Quarzfelsen, die mehrere hundert Schritt 
im Umfange haben und sich eine halbe Stunde südwestlich 
•von dem Dorfe Berg- Licht im nördlichen Theile des Haard- 
waldes befinden. Wegen ihrer Höhe ragen sie weit über die 
Bäume des Waldes hervor, werden weit gesehen, und erscheinen 
aus der Ferne als die Thürme nnd Zinnen einer alten Burg. 



177 



führt die Römerstrasse als 10 bis 12' hoher und mehrere 
hundert Schritt langer Damm , der auf der nördlichen Seite 
mit grossen Quarzfelsen, welche mehrere Fuss über die 
Strasse hervorragen, besetzt ist, über eine Sumpfstrecke 
und Aber mehrere kleine Zuflüsse, die den Bach bilden, der 
über Berglicht nach der östlichen Dhrone herabfliesst. An 
mohrern Stellen, wo dieser Damm durch jene Zuflüsse durch- 
brochen ist, scheinen ehemals steinerne Brücken gewesen 
zu sein , wie die Menge von grossen Bausteinen beweisen, 
welche hier liegen. Südlich dicht neben der Strasse auf 
einer kleinen Anhöhe befinden sich Ueberreste alter Gebäude, 
welche mit Baum- und Strauchwerk überwachsen sind, und 
die herumliegenden römischen Ziegel deuten darauf hin, 
dass dieses römische Ruinen sind. Nimmt man zu diesen 
Lok alitaten, dass die Entfernung, welche das Itinerar zwischen 
Trier und Baudobrica zu XVIII Millien angibt, auf der 
Homerstrasse gemessen, lf 1 /* Millien betrügt, so scheint es 
ausser Zweifel zu sein, dass jene römische Station hier 
gelegen habe. 

Ueber die Richtung der Römerstrasse von Trier nach 
Bingen, und besonders über die Lage von Baudobrica, das 
häufig mit dem römischen Orte gleiches Namens am Rhein, 
dem heutigen Boppard , verwechselt worden , ist aus Mangel 
an Lokalkenntniss viel Unrichtiges geschrieben worden. D'An- 
ville und nach ihm Hetzrodt sind in Bezug auf Baudobrica 
der Wahrheit am nächsten gekommen. Der Letztere setzt 
dasselbe in seinen Notices sur les anciens Trevirois pag. 166, 
weil er eine Namensähnlichkeit zu finden glaubte, nach Büd- 
lich. Abgesehen davon, dass diese Entfernung mit dem Itinerar 



Wenn man Ton dem Stumpfenthurme aus die Richtung der 
. Romerstrasse yerfolgt, bo hat man sie fortwährend im Auge 
und die Römer scheinen bei Anlegung dieser Strasse sich auf 
diese Felsmassen alignirt zu haben. 

12 



178 



durchaus nicht übereinstimmt , und Büdlich selbst gegen 
' % Stunde voir der Römerstrasse entfernt liegt, so finden 
sich auch in der Umgegend von Büdlich und der Büdlicher 

Brücke nicht die geringsten Spuren einer römischen Ansiede- 
lung. Glücklicher ist Hetzrodt in der Erklärung des Wortes 
Baudobrica selbst gewesen. Er leitet es von dem alten 
gallischen oder germanischen Baudo oder Bodo zu deutsch 
„Wald" und von brica 17ft ) (briga oder briva) zu deutsch 
„Brücke« ab , so dass Baudobrica zu deutsch „Waldbrücke« 
heissen würde, eine Benennung, welche ganz für die oben 
beschriebene Lokalität passt , wo die Strasse auf einem 
hohen Damme der , durch mehrere Brücken verbunden 
war, durch eine sumpfige Waldstrecke gelegt ist. Bis jetzt 
haben die Ruinen von Baudobrica in dieser öden Waldgegend 
unter Bäumen und Gesträuch verborgen gelegen , und es ist 
den Freunden der Geschichte und des Alterthums, oder der 
fortschreitenden Agrikultur, vorbehalten, dieselben an das 
Licht zu ziehen. 

Von diesen Ruinen zieht die Römerstrasse, 1400 Schritt 
südlich von Berg- Licht, über die Höhe fort und senkt 
sich alsdann , an dem steilen Leisberge , in das tief einge- 
schnittene Thal der östlichen Dhrone nach Gräfendhron und 
nach der Brücke, welche in diesem Dorfe über jenen Bach 
führt, hinab. Von dieser Brücke an folgt die Römerstrasse 
im Allgemeinen dem Wege, welcher von Gräfendhron über 
den Heidenpütz nach dem stumpfen Thurme führt. Sie geht 
sehr steil die sogenannte lange Hecke hinauf , lässt das 
Dorf Haag 171 ) gegen 500 Schritt rechts liegen, führt auf 
der Höhe von Haag an einem hohen Grabhügel vorbei und 
durch den Struthbusch über den Ursprung mehrerer Bäche, 
die über Hunolstein nach der östlichen Dhrone herabfliessen, 



170) Vgl. Jahrb. H. IX. S. 188 und H. XIV. S. 152 ff. 

171) Vgl. ebend. H. IV. S. 207. 



179 

nach dem Heid enpfltz 172 ). Sie ist von der Brücke in Gräfen- 
dhron bis durch den Struthbusch noch sichtbar, zum Theil 
noch wohl erhalten. Von da bis in die Nähe des Heiden- 
plite, wo sie auf eine längere Strecke über eine sandige 
Haide führt, ist ihre Richtung nur noch an den herumliegen- 
den Steinen zu erkennen. 

Richtung B der Römerstrasse von Trier über 
Neumagen nach dem Heidenpütz. 

Dieser Arm der Strasse scheint von Trier in der Richtung 
der gegenwärtigen Chaussee über Ruwer nach der Schweicher 
Fähre geführt zu haben. In dieser Entfernung sind Ueber- 
reste davon nicht mehr vorhanden. Die ersten Spuren finden 
sich in dem Wege, der unter dem Namen des Kimweges l7s ) 
in gerader Richtung von der Schweicher Fähre, an Kirsch 
und Longuich vorbei, bei der Louguicher Mühle über den 
Fellerbach, von da durch die Felder von Riol 17 *) und Meh- 



172) Vgl. ebend. H. XVI. 8. 68. 

173) Es ist bereits früher bemerkt worden, dass auch die beiden 
Romerstrassen , welche von Trier auf beiden Seiten der Mosel 
nach Metz führen, in der Umgegend „Kimweg" , „Kimstrasse" 
oder „hohe Kemna" genannt werden. 

174) Riol oder Rigol, 3 Stunden unterhalb Trier, ist das ton Tacitus 
(hist. IV. 71) genannte Rigodulam, wo Vespasians Feldherr 
Petiliua Cerealis, wShrend des batavisohen Krieges (im Jahre 
n. Ch. 71), die Trevirer unter Valentinus schlug. Nachdem 
das Heer der Verbündeten unter Tutor bei der Binger Brücke 
Ton Sext. Felix geschlagen und zerstreut worden war, hatte 
Valentinus, wahrscheinlich um Trier zu decken, eine Stellung 
bei Rigodulum genommen , welches in dem Thale zwischen 
der Mosel und den steilen Höhen gelegen ist, die sich von der 
Mündung des Feilerbaches bis Mehring gegenüber in einem 
Halbkreise um den Ort herumziehen, und diese Stellung durch 
Gräben und Felsmaasen, nach gallischer und germanischer Sitte 



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180 

ring gegenüber sich an dem rechten Thalrande der Mosel 
durch den Wald hinauf in den Weg zieht, der gegenwärtig 
von Trier über den Mehringer Berg nach der Büdlicher Brücke 
führt. Von dem Wegweiser an, wo sich die gegenwartigen 
Wege nach der Büdlicher Brücke, nach Detzem und nach 
Neumagen scheiden, folgt die Römerstrasse im Allgemeinen 
dem letzteren, zieht sich durch den Wald auf dem hohen 
und steilen Felsrücken fort, der sich zwischen der Mosel 
und der Dhrone befindet, und senkt sich alsdann nach Neu- 
magen und in das Moselthal hinab. In den Feldern von 
Riol, an dem Mehringer Berge und auf der Höhe zwischen 
der Mosel und der Dhrone 175 ) ist diese Römerstrasse noch 
fast durchgängig sichtbar und an mehreren Stellen noch gut 
erhalten. • « 

Neumagen. Das alte Noviomagus hat den oberu Theil 
des jetzigen Orts Neumagen in sich begriffen. Es scheint 
ein vollkommenes Viereck gebildet zu haben, wovon jede 



zu befestigen gesucht Cerealls hatte die romischen Streitkräfte 
zu Mainz vereinigt und langte von Mainz am dritten Marsch- 
tage bei Rigodulum an, war folglich in drei Tagen 16 deutsche 
Meilen marsohirt. Er war dabei der Richtung A der Römer- 
strasse bis auf die Höhe zwischen der Büdlicher Brücke und 
dem Feilerbache gefolgt; Hess Ton dieser Höhe aus durch sein 
FussTolk das im Thale liegende rersohanzte Lager des Talen- 
tinus stürmen , und schickte zugleich einen Theil seiner Reiter 
auf der Höhe , die sich zwischen Riol und dem Fellerbache 
nach der Mosel hinabzieht , fort, um dem Feinde den Rückzug 
nach Trier abzuschneiden. Die Trevirer wurden geschlagen, 
Valentinus gefangen , und CerealU zog am Tage nach der 
Schlacht in Trier ein. 

Mit Ausnahme einzelner Münzen, welohe von Zeit zu Zeit 
in und bei Riol gefunden werden, haben sich hier keine Ueber- 
reste der Römer erhalten. 
176) Vgl. Jahrb. U. XVII. S. 221. 



181 

• . 

Seite 380 bis 400 Schritt lang war. Die Westseite dieses 
Vierecks lag dicht an der Mosel, auf dem gegen 30' hohen 
rechten Ufer derselben. Zu Browers Zeiten waren die römi- 
schen Umfassungsmauern und Thürme noch zum Theil er- 
halten, wie die Abbildung in seinen Trierschen Annalen 
beweiset. Später haben die Herren von Hunolstein hier 
eine Burg angelegt, welche mit den dazu gehörigen Wirth- 
schaftsgebäuden, Garten etc. den ganzen Umfang der romi- 
sehen Ruinen einnimmt. In den ersten Jahren der franzö- 
sischen Revolution ist auch diese neuere Anlage grösstenteils 
zerstört worden und in die Hände eines Privatmannes in 
Trier gekommen, so dass sich jetzt nicht mehr unterscheiden 
lässt, was von den noch vorhandenen Gräben und Wällen 
der römischen oder der spätem Zeit angehört. Das noch 
vorhandene Mauerwerk ist aus neuerer Zeit, jedoch grössten- 
teils aus den Trümmern römischer Gebäude aufgeführt. 
In den Mauern der an den Burggarten stossenden Häuser 
finden sich noch mehrere römische Steinbilder eingemauert, 
darunter ein schön gearbeiteter kolossaler Kopf und ein 
Hautrelief von schlechter Arbeit, den Laokoon und seine 
Söhne im Kampfe mit den Schlangen darstellend. Die vielen 
Ueberreste römischer Mauern von grossen Dimensionen, welche 
sich unter der Oberfläche in dem innern Burgraume befinden, 
die Menge von römischen Steinbildern, Inschriften, Münzen 
etc., welche früher hier gefunden wurden, jedoch bis auf 
Weniges, was in den letzten Jahren in das Museum nach 
Trier gekommen ist, verloren gegangen sind, beweisen, dass 
dieses befestigte römische Etablissement grosse und mit 
Luxus aufgeführte Gebäude in sich schloss. 

Ausonius nennt in seiner Moseila (v. 11) Noviomagus 
Castra inclita Constantini (die herrliche Burg des Constantin), 
uud in einer Urkunde vom Jahre 1197 wird ein Wiricus 
Noviomagi, Constantiiriani Castri, genannt. Hieraus lässt 
sich folgern , dass Constantin d. G. der Erbauer dieses Ka- 



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182 



stells gewesen ist, und dass seine Entstehung noch in dem 
Mittelalter bekannt war, welches auch mit den Sagen, die 
sich in dem Munde des Volks erhalten haben, übereinstimmt 
Ueber die Ursachen, warum Constantin dieses Kastell anlegte, 
und welche Bestimmung dasselbe hatte, soll weiter unten 
gesprochen werden. 

In den Feldern von Neumagen und Dhron hat die Agri- 
kultur die Römerstrasse zerstört. Erst bei der Kapelle von 
Niederemmel, l / 2 Stunde östlich von Neumagen, wird dieselbe 
wieder sichtbar, und zieht sich von hieran in ununterbrochenem 
Zusammenhange grösstentheils durch Wald auf dem sanft 
abfallenden Höhenrücken zwischen den Thalern, welche 
einerseits nach der östlichen Dhrone und andererseits nach 
dem Mühlheimer Bache hinabfallen, bis auf die Höhe der 
Haard hinauf. Sobald sie bei dem Weinplatz den Kamm 
der Haard erreicht hat, wendet sie sich mit fast rechtwinke, 
liger Krümmung östlich, und senkt sich mit sanftem Fall 
an dem südlichen Abhänge der Haard nach dem Heidenpütz, 
wo sie die Richtung A aufnimmt. Diese Strecke der Römer- 
strasse von der Kapelle von Niederemmel bis zum Weinplatz, 
und besonders von diesem über den Heidenpütz nach dem 
stumpfen Thurme etc. gehört zu den am besten erhaltenen 
in den Rheingegenden und wird noch gegenwartig als der 
gewöhnliche Kommunikationsweg zwischen dem Hunsrücken 
und der Gegend von Neumagen benutzt. Sic ist an vielen 
Stellen bis an 12' über den Boden erhöht, hat an den Seiten 
tiefe (Gräben , und erscheint als ein Steindamm von unzer- 
störbarer Festigkeit. s pfeft 
Nach der Vereinigung der Arme A und B bei dem Heiden- 
pütz führt die ftömerstrasse von da auf der Hochfläche 
des Hunsrückens fort nach den römischen Ruinen bei dem 
stumpfen Thurme. Diese Ruinen, welche auf einem schmalen 
Höhenrücken gelegen sind , der südlich gegen Hinzerath 
und nördlich gegen Wederath abfallt, können nur dem 



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183 



B e 1 g i n u m 176 ) der Peutingerschen Tafel und den Ta b er- 
nae 177 ) des Ausonius angehören, indem sie die einzigen 
üeberreste eines rtfmischen Orts enthalten, der zwischen 
Dumno oder Dumnissus (Kirchberg) und Noviomagus (Neu- 
magen) an der Strasse gelegen war, und sich beinahe in der 
Mitte zwischen jenen beiden Orten befinden. Die Ausdehnung 
dieser Ruinen in der Lange beträgt gegen 800, in der Breite 
gegen 300 Schritt, und die Strasse, welche hier eine Breite 
von 36' hat, führt in gerader Richtung der Länge nach 
durch dieselben. Parallel mit der Strasse scheint auf jeder 
Seite derselben , in der Entfernung von 70 Schritten , , eine 
Gasse sich befunden zu haben. Einzelne Üeberreste von 
Gebäuden findet man noch auf eine längere Entfernung 
ostlich und westlich längs der Strasse. An der Südseite 
der letztern sind die römischen Mauern grösstenteils aus. 
gebrochen und der Boden ist in Ackerland umgewandelt 
worden ; an der nördlichen Seite hingegen ist Haideland, 
und obgleich der Boden auch hier vielfach durchwühlt ist 
so lässt sich doch die Gestalt und Grösse der meisten Häuser 
noch erkennen. Diese nur kleinen Häuser haben gewöhnlich 
gegen die Strasse eine Breite von 30', bei einer Tiefe von 
40 bis 50', und hinter den meisten derselben finden sich die 
Ruinen von Nebengebäuden. Die vielen noch vorhandenen 
Mauerreste besteben aus Thonschiefer und Ziegeln , und 
sind von schlechter Beschaffenheit, üeberreste grosser und 
sieh durch die Starke und Festigkeit ihrer Maoern aus- 
zeichnender Gebäude sind unter diesen Trümmern nirgends 
zu sehen. Die Häuser waren mit Schiefer gedeckt, wie die 
vielen herumliegenden und ziemlich unförmigen Schieferplattem 
beweisen, in welchen noch die Löcher zu sehen sind, durch 
welche die Nägel zu ihrer Befestigung geschlagen waren. 



176) Vgl. Jmhrb. H. HL S. 48 ff. und H. V. und VI. S. 386. 

177) Vgl. ebend. H. XVIII. S. 1 ff. 



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184 

Die Gegenstände, welche bis jetzt in diesen Ruinen ge- 
funden worden sind, gehören mehr den nothwendigsten 
häuslichen Bedürfnissen, als dem Luxus an, und bestehen 
aus Haufen von Scherben grob gearbeiteter irdener Gefässe, 
aus wenigem kupfernen und vielem eisernen Hausgeräthe, 
und aus einer grossen Anzahl von Münzen, grösstenteils 
von Kupfer und aus der spätem Zeit von Diokletian bis 
Honorius. 

Ueberreste einer Befest igung bat der Verf. nicht gefunden 
mit Ausnahme eines doppelten Walles und Grabens, die sich 
an dem östlichen Ende dieser Ruinen befinden, und von dem 
stumpfen Thurme bis in das Wäldchen von Wederath gehen. 
Nach Aussage der Landleute soll dieser doppelte Erdauf- 
wurf sich südlich bis an die sumpfigen Wiesen, worin die 
Hauptquelle der östlichen Dhrone liegt, fortgesetzt haben, 
und erst in neuerer Zeit bei Urbarmachung des Landes 
geebnet worden sein. Da an den übrigen drei Seiten der 
römischen Ruinen, auch an den Stellen, wo das Land noch 
nicht urbar gemacht worden ist, keine Spuren von der 
Fortsetzung dieses Erdaufwurfs vorhanden sind, so scheint 
derselbe dem Mittelalter seinen Ursprung zu verdanken und 
nebst dem stumpfen Thurme die Bestimmung gehabt zu 
haben , die neuere Strasse zu sperren , welche sich hier in 
mehrere Arme, theils nach dem Rheine, theils nach der 
Mosel und Saar, theilt. Was jenen halb zerstörten Thurm 
betrifft, den man gewöhnlich als einen Rest der römischen 
Umfassungsmauern ansieht , so gehört derselbe seiner Bauart 
nach dem Mittelalter an , und wird in alten Urkunden als 
Wachtthurm bezeiebneit. Er hat ganz isolirt gestanden und 
es finden sich nirgends Spuren , dass sich eine Mauer an 
ihn angeschlossen habe. 

Aus dem Gesagten lässt sich mit Grund vermuthen, dass 
der hier gestandene römische Ort keine Militairstation ge- 
wesen sei, und seine Entstehung der Frequenz der Strasse 



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185 



in der letztem Zeit der römischen Herrschaft zu verdanken 
gehabt habe. Das früher abgefasste Itinerarium Antonini 
nennt ihn gar nicht; Ausonius bezeichnet ihn als Tabernae 
(Schenken, Wirthshäuser) und erst die, wahrscheinlich unter 
Theodosius d. Gr. entstandene, Peutingersche Tafel führt 
ihn als Belginum auf. Um die Lage der Tabernae naher 
zu bezeichnen nennt Ausonius dieselben, im Gegensatz zu 
dem wasserarmen Dumnissus, riguas perenni fönte (mit nie 
versiegender Quelle), welches ganz auf die Lage der oben 
beschriebenen Ruinen passt, bei welchen sich südlich die 
sehr wasserreiche Hauptquelle der östlichen Dhrone, und 
nördlich die Quellen des Kautenbaches befinden. 

Von dem stumpfen Thurme geht die Römerstrasse in einer 
beinahe ganz geraden Richtung nach der Höhe von Kirch- 
berg, welches man von hier aus liegen sieht. Die jetzige 
Strasse führt auf ihr bis eine halbe Stunde östlich von dem 
stumpfen Thurme, wo sie von ihr links abgeht, die Römer- 
strasse aber gerade aus durch das Dorf Hochscheid zieht, 
dessen nördliche Gasse sie bildet. Von Hochscheid führt 
sie, Horbruch gegen 000 Sehritt nördlich liegen lassend, in 
der Mitte zwischen Hirschfeld und Krummenau durch , und 
gegen 800 Schritt südlich von Niederweiler über den von 
diesem Dorfe kommenden Bach. Von der linken Seite dieses 
Baches geht sie, immer die gerade Linie beibehaltend, über 
eine Haide nach dem Sohrenbache, gegen 1000 Schritt nörd- 
lich von Dill über denselben, und durch den Gemcindewald 
von Dill nach dem Hahnebache, über welchen sie bei der Eich- 
mühle führt. Hier stand noch vor 30 Jahren die alte Brücke, 
und noch jetzt sieht man Ueberreste von derselben. Von 
der Eichmühle zieht sie die Höhe hinan, trifft etwa 1000 Schritt 
vor Kirchberg in die gegenwärtige Chaussee , und zieht mit 
derselben mitten durch diesen Ort. Die Richtung der Strasse 
von dem stumpfen Thurme bis Kirchberg ist äusserst bequem 
und sie bat in dieser ganzen Entfernung kein Thal und 



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186 

keine Höhe von Bedeutung zu passiren. Von dem stumpfen 
Thurme bis in die Gegend von Horbruch ist sie noch durch- 
gangig erhalten; von da bis an Kirchberg ist die Besteinung 
grossentheils ausgebrochen und zu dem Bau der neuen Strasse 
von Büchenbeuern nach Kirchberg verwendet worden. Der 
6 bis 6' hohe Erddamm ist jedoch auch hier noch vorhanden 
und dient zum TheiJ als nächster Kommunikationsweg zwischen 
Kirchberg und der in der Nähe der Römerstrasse gelegenen 
Ortschaften. Die Brücken , auf welchen dieselbe über die 
Bäche führte, sind sämmtlich verschwunden. 

Salisso, Dumno, Dumnissus das jetzige Kirch- 
berg. Das Itinerar nennt zwischen Bingium und Baudo- 
brica — Salisso, die Peutingersche Tafel zwischen Bingium 
nnd Belginum — Dumno , und Ausonius «wischen Bingium 
nnd Tabernae — Dumnissus. Diese drei verschiedenen Namen 
können nach Vergleichung der Entfernungen, nach ihrer 
Lage gegen die übrigen angedeuteten Orte und nach dem 
Vorhandensein grösserer römischer Ruinen, die sich an der 
Römerstrasse befinden, nur Einen Ort bezeichnen, und dieser 
lag in und bei dem jetzigen Kirchberg. Dieser interessante 
Punkt, in der Mitte zwischen Mainz und Trier auf einer 
Anhöhe gelegen, die sich bedeutend über die Hochfläche 
des Hunsrückens erhebt und aus weiter Ferne gesehen wird, 
verdankte dieser Ocrtlichkeit die Anlage einer römischen 
Militairstation, welche wahrscheinlich wegen der hohen Lage 
Dumno oder Dumnissus ~ von dem alten Worte dun 178 ), 
die Höbe , Düne — genannt wurde. Der römische Ort lag 
theils an der Stelle des jetzigen Kirchberg, theils östlich 
davon auf beiden Seiten der Strasse, wo sich jetzt Gürten 
befinden. Hier werden in der Erde noch viele Ueberreste 
von zum Theil sehr starken römischen Mauern, viele Münzen, 
■■■■ < i i ■ 

178) Vgl. Jahrb. H. XIV. S. 153 ff Mone, die gallische Sprache 
•to. S. 96 und 184. 



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187 



Ziegel u. A. gefunden, und 200 Schritt östlich von Kirch- 
berg, neben der Strasse, findet sich ein gut erhaltener und 
tiefer römischer Ziehbrunnen, der noch jetzt den Bewohnern 
von Rirchberg das beste Wasser liefert und innerhalb des 
römischen Orts gelegen war. 

Die römischen Ruinen von Kirchberg liegen in der Mitte 
zwischen Bingen und den Berger- Wacken , wohin der Verf. 
Baudobrica gesetzt, und einen starken römischen Marsch 
von beinahe XVIII Leuken oder XXVI Millien von jedem 
dieser Orte entfernt. Diese Ruinen sind die einzigen, die 
sich an der Römerstrasse auf mehrere Meilen westlich und 
östlich von Kirchberg befinden. Nimmt man dazu, dass die 
Angabe der Entfernung, wie solche das Itinerar zwischen 
Bingium und Baudobrica bemerkt, ziemlich mit der wirk- 
lichen übereinstimmt , und dass höchst wahrscheinlich durch 
die Schuld der Abschreiber statt XXVI — XXII und XXIII 
gesetzt worden ist ; so scheint es ausser Zweifel zu sein, 
dass jenes Salisso hier gelegen und später den Namen Dumno 
oder Dumnissus von seiner hohen Lage erhalten habe. 
Diese beiden letzteren Benennungen sind offenbar nur ver- 
schiedene Schreibarten, welche einen und denselben Ort bezeich- 
nen, und dieses wird auch durch Urkunden bestätigt, welche bis 
in das 10. Jahrhundert zurückgehen und in welchen das 
kleine Dorf Densen, das eine Viertelstunde nordöstlich von 
Kirchberg und 800 Schritt nördlich von der Römerstrasse 
in einem Wiesenthaie gelegen ist, Domnissa, Donnissa und Ton- 
nense genannt wird. Dieses ist auch die Veranlassung gewesen, 
dass man bis jetzt allgemein das römische Dumnissus (Üumno) 
nach Densen (Denzen) gesetzt hat, jedoch mit Unrecht, denn 
in diesem, von der Römerstrasse entfernt liegenden, Dorfe 
finden sich nicht die geringsten Spuren römischer Anwesen- 
heit, und es ist wahrscheinlich, dass sich, nach der Zer- 
störung des römischen Kastells bei Kirchberg während der 
Völkerwanderung, die Ueberreste seiner Bevölkerung hier 



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• 188 

angesiedelt, und den Namen Dumnissus auf diesen später 
entstandenen Ort abergetragen haben, wie dieses aus ähn- 
lichen Beispielen, deren sich in den Rheingegenden mehrere 
finden, bewiesen werden könnte. Dass Dumnissus nicht das 
gegenwärtige Densen sein kann, geht auch aus der Angabe 
des Ausonius hervor, wo dieser Dichter in seiner Mosella 
(v. 7) sagt: Praetereo arentem , sitientibus undique terris, 
Dumnissum etc. Ausonius nennt hier Dumnissus „das trockene 
mit lechzenden Fluren" , eine Bezeichnung , die durchaus 
nicht auf Densen passt, — wo sich mitten im Dorfe eine 
sehr wasserreiche Quelle mit vortrefflichem Wasser findet, 
die bald unterhalb eine Mühle treibt und wahrscheinlich die 
Veranlassung der spätem Ansiedelung gewesen ist, — wohl 
aber auf Kirchberg, das bei der hohen Lage in seiner Nähe 
keine Quelle hat , und sich durch eine grössere Anzahl von 
sehr tiefen Ziehbrunnen das nöthige Wasser verschaffen 
muss, und wo in trockenen Sommern und in Wintern, die 
auf trockene Herbste folgen, auch diese Brunnen, selbst der 
ausserhalb dem Orte an der Strasse gelegene römische, 
austrocknen und man alsdann genöthigt ist, dass Wasser 
aus grösserer Ferne herbeizuschaffen. Das jetzige Kirch- 
berg ist im Mittelalter auf die Ruinen des römischen Orts 
erbaut worden, und heisst in Urkunden Kirchbergense Castrum. 
Es war bis in die neuere Zeit eine kleine Festung, wovon 
zum Theil der Graben und die Umfassungsmauer noch heute 
sichtbar sind. Es scheint, dass man bei der neuen Anlage 
die frühere römische Form im Allgemeine n beibehalten hat : 
denn Kirchberg hat noch jetzt die Gestalt einer römischen 
Befestigung, durch welche die Strasse in der Milte fährt. 

Von Rirchberg bis 1800 Schritt vor Simmern ist die 
gegenwärtige Chaussee auf die Römerstrasse gelegt worden, 
und die Spuren derselben sind daher verschwunden. Erst 
in der angegebenen Entfernung von Simmern verlasst die 
neue Chausse* die Richtung der Römerstrasse, und letztere 



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189 



wendet sich rechts über den Simmerbach 179 ). Spuren einer 
Brücke sind nicht mehr vorbanden. Auf der linken Seite 
des Simmerbaches theilt sich dieselbe in zwei Arme. 

a) Der südliche Arm , welcher sich in der nächsten Rieh- 
tung über den Soonwald nach Bingen wendet, geht 600 Schritt 
westlich vom Schaafhofe und 300 Schritt Ostlich von dem 
Dorfe Riesweiler vorbei nach dem Argenthaler Bache. Hier 
liegen auf der rechten Seite dieses Baches in einem Gebüsche 
die Ruinen eines grossen römischen Gebäudes von Quader- 
steiuen. Die herumliegenden Ueberreste von Steinmonumen- 
ten, worunter der vordere Theil eines ziemlich gut gearbei- 
teten Löwen in natürlicher Grösse befindlich, beweisen , dass 
dieses Gebäude mit Luxus aufgeführt war. Da sich an dem 
südlichen Abhänge des So onwaldes bei Dörrebach die Ruinen 
eines ähnlichen Gebäudes befinden, so scheint es, dass diese 
beiden Gebäude kaiserliche Posthäuser (Mutationes) waren, 
um bei dem Uebergange über den Soonwald die Pferde zu 
wechseln. Von der linken Seite des Argenthaler Baches 
geht die Strasse, noch wohl erhalten und 5 bis 8' über 
den Boden erhöht, durch die Römerhecke in schräger Rich- 
tung den Hauptzug des Soonwaldes hinauf, läuft auf dem 
Kamme desselben eine Strecke fort, und senkt sich durch 
den Thiergarten, dicht östlich am Försterhause, nach dem 
Seibersbache herab; führt bei dem Heidenstock — einer 
alten, jetzt verschwuudenen Grenzsäule — über diesen Bach 
und um den nördlichen Abhang des hohen Oppelberges 
herum nach den Ruinen des obengenannten römischen Ge- 
bäudes. Dasselbe hatte eine noch grössere Ausdehnung als 
das am Argenthaler Bache, und bei Ausbrechung der Mauern 
in den letzten Jahren sind eine grosse Menge römischer 
Dinge gefunden worden, besonders sehr viele Münzen. Diese 
Ruinen heissen in dem Munde des Volks »das Atzweiler 

179) Vgl Jakrb. H. XXIH. S. 184. 



190 



Tempelherren-Kloster", wobei der Verf. bemerken muss, dass 
er jederzeit da, wo ihn die Landleute des Hunsrückens auf 
alte Tempelherren - Klöster aufmerksam machten, römische 
Ruinen gefunden hat. Von diesen Ruinen fährt die Römer- 
Strasse nach Dörrebach, wo von ihr rechts ein anderer Arm 
abgeht und sich nach der Heidenmauer bei Kreuznach wendet, 
wovon weiter unten die Rede sein wird. Die Strasse nach 
Bingen geht von Dörrebach auf der Höhe fort, oberhalb 
dem Weinbergerhofe vorbei, nach dem ehemaligen graflich 
Jngelheimschen Schlosse Guldenfels (Gollenfels), Stromberg 
gegenüber, und ist nördlich von diesem Schlosse in das 
Thal des Guldenbaches (Güldenbaches) hinabgegangen. Auf 
dem Guldenfelse und an dem Pusse desselben im Thale des 
Guldenbaches werden häufig römische Mauern, Manzen, 
Urnen etc. in der Erde gefunden, und als vor einigen Jahren 
die alte Brücke , welche in Stromberg über den Güldenbach 
führte, abgebrochen wurde, so fand man in den Fundamenten 
derselben , zwischen zwei grossen Quadersteinen , eine schön 
erhaltene Silbermünze von Constantinus Tyrannus, welche 
im Besitz des Verf. ist. Von Stromberg bis Bingen sind 
alle Spureu der Römerstrasse 180 ) verschwunden, und nach 

180) Dr.' Keuscher a. a. O. S. 293 und 294 sagt darüber: „Von 
dieser Brücke (nemlich bei Bingen über die Nahe) führte die 
römische Heerstrasse „die Mühe" hinauf, wo die alte Chaussee 
auf ihr erbaut war, und als das stückweise römische Strassen- 
pflaster zu holperich wurde, brach man es 1834 und 1835 aus. 
Etwa 1500 Schritt yor Weiler , wo links die alte Chaussee 
abbiegt und rechts ein Fusspfad zum obern Theile des Dorfs 
hinführt, geht die Kömerstrasse genau in der Diagonale von 
beiden Wegen aus in gerader Richtung fort. Ein c. 20 Fuss 
langer Einschnitt in dem anstossenden Hügel zeigt noch deut- 
lich die alte Bahn und 4 bis 5' unter der Dammerde das 
römische Pflaster. Ferner führte die Römerstrasse am untern 
Endo von Weiler hinter dem jetzigen neuen Schulhause vorüber 



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191 



der Versicherung eines alten Mannes ist die gegenwärtige 
Strasse zwischen beiden Orten , bei ihrer Erbauung in den 
1770ger Jahren, auf die Römerstrasse gelegt worden, womit 
auch ihre Richtung übereinstimmt. 

b) Der nördliche Arm der Römerstrasse behält die Rieh- 
tung bei, in welcher dieselbe von dem Weinplatze Ober den 
stumpfen Thurm und Kirchberg bis auf die linke Seite des 
Simmerbaches geführt hat, und hier, von a abgehend, durch- 
schneidet derselbe die Chaussee nach Argentbai, wo der 
Weg von Mutterschied t in selbige eingeht, lässt Altweidelbach 
500 und Walbach 300 Schritt nördlich liegen, geht 1000 Schritt 
südlich von Mörsbach und durch den Wald nach der Brücke, 
die bei Rheinböllen über den Guldenbach führt. Von hier 
geht er bis auf die Höhe oberhalb Dichtelbach in der Rieh- 
hing der Strasse von Rheinböllen nach Bacharach, wendet 
sich am Anfange des Wiesenthals, welches nach Dichtelbach 
hinabführt, südöstlich durch den Wald, und senkt sich von 
hier aus mit sehr massigem Gefälle auf dem schmalen Rücken, 
der sich zwischen den Bächen von Diebach und Heimbach 
befindet, von der Hochfläche des Hunsrückens nach dem Rhcin- 
thale hinab, und trifft zwischen dem Hofe Petersacker 1S1 ) und 
Heimbach in die römische Rheinstrasse. Dieser Arm ist von 
dem Punkte, wo er sich von a trennt, bis in die Gegend 
von Altweidelbach grösstentheils zerstört; von da bis an 
Rheinböllen ist er grossentheils noch erhalten; desgleichen 



und du roh schnitt in schiefer Richtung ohngefähr 150 Schritt 
davon die Chaussee, bei deren Bau sie bloss gelegt wurde*. 

[Der hier erwähnte Einschnitt mit den Spuren der Römer- 
strasse ist im Sommer 3860 von mir nicht mehr vorgefunden 
worden. E. S.J 

181) In der vom Verf. für die Rheinstrasse vorliegenden Zusammen- 
stellung der Entfernungsangaben des Itinerars und der Peutin- 
gerschen Tafel mit der wirklichen Entfernung heisst es i »där 
Petereacker bei Heimbach liegt 5 Leuken oberhalb Oberwesel". 



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192 



in der Gegend von Dichtelbach , und auf dem schmalen 
Rücken zwischen dem Diebache und Heimbache ist er ebenfalls 
durch die Anlage von Weinbergen grossentheils verschwunden« 

Bemerkungen über die verschiedenen Arme, 
welche die Römerstrasse zwischen Trier und 
Bingen hat, über das wahrscheinliche Alter 
derselben und überihre Bauart. 

Die Richtung des Armes A über die Büdlicher Brücke und 
Grafendhron ist die kürzeste, welche man einer Strasse von 
Trier nach dem Plateau des Hunsrückens geben konnte, 
dabei ist dieselbe aber wegen der tief und steil eingeschnitte- 
nen Thäler der Ruwer, des Feilerbaches, der westlichen 
und östlichen Dhrone, über welche sie geführt werden musste, 
höchst beschwerlich. Da die Römer nur selten, um das 
Gefalle zu vertheilen, ihre Strassen in Zickzacks und Schlangen- 
linien führten, und so viel wie möglich die gerade Linie 
beibehielten, so finden sich auf dieser Strasse an den steil 
abfallenden Thalrändern der obengenannten Bäche Stellen, 
wo dieselbe mit mehr als 15 Grad steigt und fällt, ein Um- 
stand , der diese Strasse besonders für Fuhrwerk wenig 
geeignet machte. Dabei ist die Bauart derselben mit weniger 
Sorgfalt und Festigkeit ausgeführt, und ihre Erhaltung viel 
geringer, als die der Strasse von Neumagen nach dem 
Heidenpütz. Diese letztere (B) ist mit dem Umwege von 
3 Leuken (beinahe 1 geogr. Meile) von Trier nach der 
Hochfläche des Hunsrückens geführt. Dieselbe hat zwischen 
Trier und Neumagen, ausser dem Mehringer Berge, keine 
Höhe von Bedeutung zu übersteigen, und zwischen Neu- 
magen und dem Heidenpütz ist ihre Richtung die bequemste, 
welche man einer Militairstrasse aus dem Moseith ale nach 
dem Plateau des Hunsrückens geben konnte , indem auf ihr 
alle die tief eingeschnittenen Thäler vermieden werden, 
welche die Richtung A passiren musste. Hierzu kommt die 



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193 

ausserordentlich feste Bauart und die vorzüglich gute Er. 
hallung, welche die Strasse B von Neumagen nach dem 
Heidenpütz hat. 

Alles dieses lässt mit Grund vermuthen, dass die Richtung 
A die frühere, wahrscheinlich schon unter Augustus von Trier 
nach Bingen erbaute, Strasse war, welche später, wo nicht 
ganz verlassen , doch nur von Reitern und Fussgängern als 
die kürzeste Richtung benutzt wurde; die Richtung B hin- 
gegen erst unter Constantin d. Gr. zugleich mit der An- 
legung von Neumagen entstanden ist und später als eigent- 
liche Militairstrasse von Trier nach Bingen gedient hat. 
Der immer heftiger werdende Andrang der germanischen 
Völker gegen die römische Rheingrenze war die Veran- 
lassung, dass Trier von Maximian I. an (v. 287) der gewöhn- 
liche Aufenthaltsort der Kaiser und Cäsaren, so wie der 
Hauptwaffen platz und das Hauptdepot für die Rheinverthci- 
digung wurde. Diese Verhältnisse erforderten, besonders 
für die Zufuhr von Bewaffnung*-, Bekleidungs- und Ver- 
pflegungsgegenständen nach dem Oberrheine eine bequemere 
Strasse, als diess die vorhandene war. Um den beschwerlichen 
Landtransport dieser Dinge zwischen Trier und dem Huus- 
rücken durch die tiefen Thäler zu vermeiden, wählte Ron- 
stautin einen Punkt an der Mosel unterhalb Trier, bis wohin 
von diesem Orte aus die Bedürfnisse für die Truppen am 
Oberrheine mittelst der Wasserstrasse geschafft und von da 
aus, ohne jene Thäler zu berühren, zu Lande weiter trans- 
portirt werden konnten. Von keinem Punkte an der Mosel 
unterhalb Trier konnte eine Fahrstrasse mit mehr Bequem- 
lichkeit nach dem Plateau des Hunsrückens hinauf geführt 
werden , als aus der Gegend von Neumagen , und diesem 
Umstände allein verdankte dieser Ort seine Entstehung durch 
Konstantin. Neumagen diente als Zwischen-Depot zwischen 
Trier und dem Oberrheine, und war als solches nach römi- 
scher Art befestigt. 

13 



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194 



Bei dem Heidenpütz hatte die frühere Strasse das Plateau 
des Hunsrückens erreicht und führte von da in gerader 
Richtung auf der Fläche desselben fort bis an Simmern. 
Konstantin behielt bei Anlegung der neuen Strasse diese 
bequeme Richtung bei, baute jedoch wahrscheinlich diese 
ganze Strecke von neuem, denn an allen Stellen, wo sie 
in neuerer Zeit nicht gewaltsam zerstört worden ist, hat 
sie dieselbe Bauart und Festigkeit, wie die Strecke von 
Neumagen nach dem Heidenpütz. 

Vor Simmern theilte sich die Strasse abermals und führte 
in zwei Richtungen nach Bingen. Der kürzere Arm (a) 
ging über das Soongebirge, durch das tiefe Thal des Gülden- 
bachs bei Stromberg und den hohen und steilen linken 
Thalrand der Nahe nach Bingen herab. Derselbe war, seiner 
nähern Richtung wegen, wohl für Fussgänger und Reiter, 
aber nicht für schweres Fuhrwerk geeignet, und daher 
entstand später — und gewiss zu gleicher Zeit mit der 
Strasse von Neumagen nach dem Heidenpütz — die äusserst 
bequeme Richtung b, welche mit dem Umwege von 2 Leukcn 
(gegen eine Stunde) ohne den Soonwald zu berühren , von 
der Hochfläche des Hunsrückens in das Rheinthal herab und 
in selbigem aufwärts nach Bingen führte. Der Arm b ist 
die einzige Römerstrasse, welche von dem Plateau des 
Hunsrückens nach dem Rheinthale herabging 182 ), und war 
aus diesem Grunde zugleich die nächste Verbindungsstrasse 
zwischen Trier und den am Rhein hinab bis Coblenz ge- 
legenen Kastellen, Etappenorten etc. Sollte der Rhein bei 
dem Binger Loch zur Zeit der Römer nicht schiffbar gewesen 



182) Die Angabe von Hetzrodt und Andern, dass eine Römerstrasse 
von dem stumpfen Thurme über Würrich und Castellaun nach 
Coblenz gegangen sei, ist nicht richtig. Der Verf. hat diese 
Gegend vom stumpfen Thurme bis an Waldesch genau unter- 
sucht und nirgends die Spuren einer solchen Strasse gefunden. 



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J 



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sein , wie es wahrscheinlich ist , so hätte dieser Arm b der 
Römerstrasse noch eine Wichtigkeit mehr gehabt. 

Die Strasse, welche aus dem Moseithale bei Neumagen 
über den Hunsrücken in das Rbeinlhal bei Niederheimbach 18S ) 
führte, und welche wir als die spatere, von Konstantin 
theils neu angelegte, theils wiederhergestellte Militairstrasse 
von Trier nach Bingen bezeichnet haben, wird von den 
Landleuten in dieser ganzen Ausdehnung die „Steinstrasse« 
genannt, eine Benennung, die schon im Mittelalter gebrauch- 
lieh war 184 ), und welche diejenigen Arme der Römerstrasse, 
die wir für die frühere Richtung derselben halten, nicht 
führen. 

Um die Bauart dieser Strasse, deren Festigkeit so vielen 
Jahrhunderten getrotzt hat, kennen zu lernen, hat der Verf. 
dieselbe an zwei Stellen durchstechen lassen, westlich vom 
stumpfen Thurme und in der Gegend von Dill. An beiden 
Stellen lag die Besteinung in einem 4 l / 2 bis 5' hohen Erd- 
damme, wozu die Erde aus den zu beiden Seiten der Strasse 
noch jetzt befindlichen Gräben genommen ist. Das Funda- 
ment der Besteinung hatte an beiden Stellen eine Breite 
von 21' und 11 bis 13" Höhe. Es bestand bei dem ersten 
Durchschnitt aus Schieferplatten , die in Lehm und auf die 
breite Seite gelegt und an beiden Seiten mit hohen Bord- 

183) Nach den spätem Untersuchungen des Verf. über den Pfahl- 
graben (s. Annalen des Vereins für Nass. Alterthums-Kunde 
etc. Bd. VI. S. 163 und den besondern Abdruck — in Kom- 
mission bei R. Voigtländer in Kreuznaoh — S. 59) setzte sich 
diese Strasse über dem Rheine von Lorch duroh das Wisper- 
thal etc. und über die alten Burgen bei Holzhausen auf der 
Haide und bei Oberbrechen nach der Hunenburg bei Butzbach 
fort, so dass sie als die Operationslinie der Römer von Trier 
nach der obern Lahn erscheint. E. S. 

184) Steinstraza — vid. Urkunde vom Jahre 1006 in Histor. et 
Comment. Academiae Palatinae V. 142. 



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19G 



steinen versehen waren, und bei dem zweiten Durchschnitt 
fanden sich grosse, fest in einander gesetzte und durrh 
Lehm verbundene Quarzsteine. Dieses Fundament war bei 
beiden Durchschnitten mit einer 4 bis 5" hohen Schicht 
von Kalk, mit Sand gemischt, bedeckt, worauf eine Lage 
von klein geschlagenem Quarz , die nach oben mit Kies 
vermischt ist und 18" Höbe hat, folgte. Diese kleinen 
Steine, welche die Grösse eiues Eies bis zu der einer Wall- 
nuss haben, sind fest zusammen gerammt, nach unten mit 
Kalk und Sand, uach oben mit Lehm verbunden, wobei zu 
bemerken ist, dass in dem Thonschiefergebirge des Huns- 
rückens kein Kalk 185 ) vorkommt, und dass derselbe aus der 
Gegend von Trier, oder von dem Glan, folglich aus einer 
Entfernung von 10 bis 12 Stunden, herbei geschafft werden 
musste. Die Höhe der Besteinung beträgt folglich gegen 3'. 
Die obere Breite der Strasse war an beiden Durchschnitten 
zwischen 18 und 19' und ihre Wölbung 6". An den Stellen, 
wo diese Strasse jetzt noch als Weg benutzt wird und daher 
nicht überwachsen ist, erscheinen die kleinern Steine, welche 
die Decke bilden, als ein festes Mosaik, das nur mit der 
Spitzhaue zerstört werden kann. » 

Noch vor wenigen Jahren war diese Strasse in ihrer 
ganzen Ausdehnung von Nenmagen bis an den Rhein voll- 
kommen erhalten. Die fortschreitende Agrikultur , und 
besonders die Menge des vortrefflichen Quarzes, woraus 



185) Wenn auch sohon zur römischen Zeit die bei Stromberg und 
in näherer und weiterer Ferne davon befindlichen Kalkstein, 
bräche bekannt gewesen sein sollten, so haben die Römer 
diesen Kalk doch wohl seiner wenigen Güte wegen nicht zu 
solchen Bauton vorwendet , welche , wie dio Heerstrassen etc., 
eine besondere Festigkeit und Dauerhaftigkeit verlangten. — 
Der auf dem Rupertsberge befindliche, sehr gute Kalk ist erst 
seit einigen Jahren aufgefunden worden. E. S. 



197 



dieselbe gebaut ist, sind jedoch die Veranlassung geworden, 
dass dieselbe in den letzten Jahren auf dem Hunsrücken 
grösstenteils zerstört und ihr Material zu neuen Strassen- 
Anlagen benutzt worden ist, und noch täglich benutzt wird, 
so dass in kurzer Zeit dieses schöne Monument der Römer 
gänzlich verschwunden sein wird. 

Ad 9. Römerstrasse, welche bei Dörrebach von. 
der Strasse nach Bingen abging und nach der 
Heidenmauer bei Kreuznach etc. führte. 

Diese Strasse, welche die Bestimmung gehabt zu haben 
scheint, eine nähere Verbindung zwischen Trier und dem 
Oberrheine, als mittelst der Rheinstrasse von Bingen über 
Mainz etc. zu bewirken , wird weder in dem ltinerar des 
Antonin noch auf der Peutingerschen Tafel genannt. Auch 
gehörte dieselbe , nach den Üeberresten zu urtheilen , welche 
von ihr noch vorhanden sind , ihrer Bauart nach nicht zu 
den grossen Militairstrassen des römischen Reiches, sondern 
mehr in die Klasse der Vicinalstrassen. 

Sie geht bei Dörrebach von dem Arme der Römerstrasse, 
der aus der Gegend von Simmern über das Soongebirge 
nach Bingen führte , rechts ab , zieht sich , unter dem 
alten Namen der „Lehnstrasse" 200 Schritt westlich von 
Schöneberg und ebensoweit östlich vou Hergenfeld auf der 
Höhe fort, und trifft oberhalb Windesheim in die neue 
Chaussee von Stromberg, wo sich dieselbe in einem beinahe 
rechten Winkel nach Kreuznach wendet. Diese Chaussee 
ist von diesem Punkte an über die Höhe , der hungrige 
Wolf genannt, bis dicht vor Kreuznach auf die Römerstrasse 
gelegt, wo die letztere links von ihr abging und sich über 
die Nahe nach der Heidenmauer wendete. Die unter dem 
Namen 

Heidenmauer noch vorhandenen Ruinen sind die üeber- 
reste eines römischen Kastells, welches die Bestimmung hatte, 



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198 



den Uebergang obiger Strasse Über die Nahe zu decken. 
Diese Ruinen liegen 600 Schritt nordöstlich von Kreuznach 
auf der rechten Seite der Nahe und bilden ein vollkommenes 
Viereck wovon jede Seite 240 Schritt lang ist. Die 12' 



186) Bevor die Arbeiten zu dem Bau der Rhein-Nahebahn an der 
Heidenmauer unternommen wurden, konnte derjenige, welcher 
diese Ruinen zum erstenmale sah (vgl. oben im Text und 
Jahrb. H. XV. S 211 ff.), nur gar zu leicht die Ansicht gewinnen, 
als ob deren Umfassungsmauern ein Rechteck bildeten, indem 
es, an der westlichen Seite durch den mehr nach Innen und 
an der nördlichen Seite durch den mehr nach Aussen zum 
Festhalten des Ackerlandes aufgehäuften, mittelst Wackenlagen 
gestützten, Schutt und bei der durch die Ebene beschränkten 
Umsicht, nicht sofort ins Auge fiel, dass grosse Stucke von 
den westlichen und nördlichen Seiten da, wo beide zur nord- 
westlichen Kastellecke zusammen gestossen , schon längst ober- 
halb des Bodens verschwunden sind. letzt, wo man von den 
nach, dem Bahnkörper führenden Rampen eine freie Uebersicht 
hat, wird eine solche Täuschung nicht mehr möglich sein, und 
nur die vor der nördlichen Seite durch den aufgehäuften Schutt 
bewirkte Bodenerhöhung, welche sich unmittelbar an den, die 
nordöstliche Ecke bildenden , vorspringenden Theil derselben 
ansohliesst, könnte noch zu einer unrichtigen Verlängerung 
nach Westen hin veranlassen. Um jedoch über Form und 
Ausdehnung des Kastells eine mehr richtige Ansicht zu gewinnen, 
habe ich an Ort und Stelle, unter Beihülfe des mir befreundeten 
Besitzers dieser Ruinen, Ermittelungen angestellt. Hiernach 
sohliesst sich der 240 Schritt langen südlichen Seite die 250 
Schritt lange östliche rechtwinkelig, und die westliche, welche 
nur noch in einer Länge von c. 180 Schritt vorhanden ist, 
stumpfwinkelig an. Von der sich an die östliche Seite an- 
schliessenden nördlichen ist nur noch ein o. 90 Schritt langes 
Stück über der Erde sichtbar, wovon etwa 70 Schritt auf den 
— im H. XXI. S. 2 erwähnten — nach aussen abgerundeten, 
backenartigen Vorsprung (Face) und c. 20 Schritt auf den 
südwestlich schräg ablaufenden Ansatz (Flanke) kommen. An 



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199 



dicke Umfassungsmauer steht rings um noch 5 bis 8' über 
den Boden hervor , und ist an der Ostseite noch gegen 18' 



den letztern setzt sieh die , mehr in südwestlicher Richtung, 
einige Fuss unter dem Boden, fortlaufende gerade Linie (Cour- 
tine) an , wie diess an dem spärlichen Waohsthume der Feld- 
früohte zu erkennen ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die 
nordwestliche Kastell -Ecke dieselbe Gestalt gehabt hat, und 
es dürfte daher ziemlich an das Richtige streifen, wenn 
man die nördliche Seite (in gerader Linie von Ecke zu 
Ecke) auf 255 Schritt und die westliche auf 245 Schritt 
schätzt. Diese Konstruktion ist jedenfalls durch die vorgefun- 
dene Terrainbesohaffenheit bedingt gewesen , und da bei dem, 
vor mehrern Jahren stattgefundenen, Abbruche des in gerader 
Linie, aber mehr nach Süden als nach WeBten , sich fort- 
setzenden Theils der nördlichen Seite das Mauerwerk bis zu 
15' dick gefunden wurde, so ist es sehr wahrscheinlich, dass 
die nördliche Umfassungsmauer dioht an dem rechten Ufer 
der Nahe gestanden und dass daher ihre ho in werkartige Gestalt 
den besondern Zweck gehabt habe, die Deckung des Fluss- 
übergangs mehr zu verstärken. Gewiss standen alsdann auch 
die Gräben, welche vor den drei übrigen Fronten befindlich 
waren, mit dem Flusse in Yerbindung, so dass dadurch die 
oft gemachte Behauptung, „das Kastell habe auf einer Insel 
gelegen", gerechtfertigt erscheinen dürfte. Nach Vegetius (IV. 2) 
sollen die Umfassungsmauern mit Thürmen versehen sein , und 
dieses ist bei unserm Kastell an der östlichen, südlichen und 
westlichen zu je drei auch der Fall gewesen, während sie wohl 
an der nördlichen durch das Hornwerk ersetzt wurden und 
nur in der Mitte der Courtine einer gestanden haben mag, 
in welchem das Thor war (s. Veg. IV. 4). Die Fundamente 
eines solchen halbrunden Thurmes wurden vor mehreren Jahren, 
etwa GO Schritt von der nordöstlichen Ecke , an der Aussen- 
seite der östlichen Umfassungsmauer aufgedeckt, und ist an 
dieser Stelle der vorspringende Halbkreis in dem daranstossen- 
den Acker an dem magern Stande der Feldfrüohte noch erkennbar. 
Von dem, Thurme, welcher CO Schritt von der südöstlichen 



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200 

hoch. An den Ecken derselben waren ganzrunde und an 
den Seiten von 60 zu 60 Schritt halbrunde Thürme. Nach 



Ecke an derselben Umfassungsmauer gestanden hat, sind ausser- 
halb des 36 Schritt langen und noch 5 bis 25' hohen 
ziemlich gut erhaltenen Stücks derselben (vgl. H. XV. S. 211 
ff. u. H. XXI S. 1 tT.) — Ueberreste bis zu 13' Höhe deutlich 
sichtbar, und wenn man hiernach auf die Übrigen vorhanden 
gewesenen Thürme schliessen darf, so standen sie auf 10 Schritt 
längs der Mauer - Aussenseite und waren mit einem Radius 
von 5 Schritt abgerundet, wodurch sie auch gleichzeitig 
als Strebepfeiler dienten. Vor längerer Zeit sind in der west- 
lichen Umfassungsmauer, gegen 145 Schritt von der Südwest» 
liehen Ecke entfernt, die Pfosten -Unterlagen des Thores mit 
dem durchführenden Pflaster aufgedeckt worden, und es scheint 
demnach , dass die porta decumana in der Mitte der beiden, 
an dieser Seite am nördlicliston gelegenen, Thürme durchgeführt 
habe, und vermuthlich hat auch an der östlichen Seite die 
porta praetoria dieselbe Lage gehabt, wodurch es sich erklären 
dürfte, warum gerade auf dem , vor dieser Stelle nach Osten 
hingelegenen, Felde die meisten Münzen gefunden worden 
sind. Die Umfassungsmauern scheinen verschiedenen Zeiten 
anzugehören, d. h. sie sind nach dem vorhandenen Bedürfnisse 
entweder theilweise von Grund aus wieder neuerbaut oder 
nur ausgebessert worden. Denn das schon gedaohte, einige 
40 Schritt von der südöstlichen Ecke, noch ziemlich gut er- 
haltene Stück der östlichen Seite besteht im Innern nach 
H. XV. S. 211 ff. aus opus spicatum , während das nördlichste 
kleine Stück der westlichen Seite, welches bei dem Eisenbahn- 
baue aufgedeckt und abgebrochen wurde, bei einer obern 
Dicke von 8' nur ganz gewöhnlicho Gussmauer zeigte, zu deren 
Fundament sogar drei Fragmente von starken, mit Schuppenwerk 
grob verzierten, Sandsteinsäulen»chäften mit verwendet und die, 
auf dem Boden duroh die Rundung derselben entstandenen, 
Zwischenräume nicht ausgefüllt waren. Erst weiter nach Süden hin 
liess sich die regelmässige mit Absätzen versehene und, wie 
das vorgedachte Stück, auf Brandschutt stehende (s. H. XVI. 
S. 58 ff.) — Fundamentirung wahrnehmen. Allein dieses schlecht 



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201 

der Terrainbeschaffenheit zu urtheilen, scheint dieses Kastell 
rings von der Nahe umflossen gewesen zu sein und auf einer 

» 

•■ — # 

fundamentirte Stüok Mauer hatte doch durch den guten römi- 
schen Mörtel eine solche Festigkeit, dass es nur mit der 
grössten Schwierigkeit zu beseitigen war, was hingegen mit den 
im H. XXVII. S. 64 gedachten Mauern, welche die am Innern 
dieser Seite aufgefundenen Grüfte bildeten, leicht geschehen 
konnte. — Im Winter von 1859— 18C0 wurde an der äussern Seite 
der südlichen Umfassungsmauer — (von der südwestlichen Ecke 
bis gegen 30 Schritt hin) — mehrere Fuss tief gegraben und 
es kam die wohl erhaltene Bekleidungsmauer zum Vorschein. 

Von den im H. XV. S. 214 u. H. XXII. S. 1 ff. erwähnten 
Römerstrassen, welche nach und aus der Heidenmauer führten, 
ist nur diejenige mit Sicherheit nachzuweisen, die bei Dörrebach 
von der Strasse von Trier nach Bingen abging, sich über den 
hungrigen Wolf — wo vor einigen Jahren wieder römische 
Gräber aufgedeckt wurden — dann längs des linken Thalrandes 
der Nahe — au welcher im Jahre 1808 der frühere Besitzer 
der unweit, nordwestlich von der Heidenmauer gelegenen Oel- 
mühle Spuren davon aufgefunden haben soll — fortsetzte und 
aber diesen Fluss in die nördliche Seite des Kastells einlief, 
von welchem aus sie sich südöstlich naoh Alzey hin fortzog. 
Von dem letztern Arme sind in neuerer Zeit an zwei Stellen 
— gegen 300 und 1000 Schritt südöstlich von der Heiden, 
mauer entfernt — Ueberreste ausgegraben worden , und der- 
gleichen finden sich auch noch an dem Abhänge des Galgen- 
berges, gegen den Darmstädter Hof hin, unter dem Boden, 
was an dem spärlichen Wachsthuwe der Feldfrüchte zu erkennen 
ist, daher denn auch dieser Ackerstrich „die feurige Kutsch" im 
Volksmunde heisst. Alignirt man diese einzelnen Theile mit 
einander, so gewinnt es den Anschein, als ob dieser Arm 
wenige Schritte vor der östlichen Kastellseite sioh südöstlich 
abgebogen habe und etwa 150 Schritt östlich von dem Darm- 
städter Hofe - wo noch in neuerer Zeit Gräber aufgedeckt 
wurden — fortgezogen sei. Da nun die im H. XXI. S. 1 ff. 
erwähnton, 1838, 1839 u. s. w. zwischen dem Flaniger und 
dem Bo»enheimer Woge aufgefundenen, grossen Grabstätten 



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202 

Insel gelegen zu haben, und im vorigen Jahrhundert sollen 
noch die üeberresle einer steinernen Brücke vorhanden ge- 

auf mehrere hundert Sobritt ununterbrochen vor der südlichen 
Kastellseite lagen, und da man in dem Winter von 1859 — 1860 
in den Aeckern, weiche gegen 70 Schritt nördlich dieser 
Grabstätten sich befinden, auf eine sich weit verbreitende doppelte 
Lage von schlechtem Wackenpflaster stiess , auf und unter 
welchem Scherben von römischen Grabgefässen , der Henkel 
eines Doliums, zusammengeschmolzene Nägel, Thierknochen 
etc. und drei gut erhaltene Mittelerzmünzen von M. Aurel sich 
vorfanden, — was mit den vorhandenen Brandspuren dooh wohl 
auf eine Stätte hinweisen dürfte, wo die Römer ihre Todten 
verbrannten — , so wird es auch dadurch sehr wahrscheinlich, 
dass dieser Strassenarra nicht aus der südlichen Kastellseite 
ausgegangen sei. 

In geringer Entfernung von der östlichen Front ziehen sich 
bis an 1200 Schritt unterhalb dor Ueidenmauer die Gräber 
längs der Nahe hin, und während dieser Fluss in der Nähe 
dos Kastells sich gern links Bahn zu brechen sucht, hat er 
weiter abwärts die Neigung sich mehr nach rechts hinzuwerfen, 
wodurch denn bei grossem Wasser und boi Eisgängen schon 
öfters Gräbor mit ihrem Inhalte bloss gelegt worden sind. Diese 
lange Gräberreihe deutet jedenfalls auf die vom Kastell nach 
Bingen geführte Strasse hin, von welcher sioh unterhalb Bretzen- 
heim , und vermuthlich ganz in der Nähe von Gensingen, ein 
Arm rechts abgezweigt haben mag , der nach Niederingelheim 
führte , wo er in die grosse Rheinstrasse mündete und mit der. 
selben weiter nach Mainz zog. Für das letztere spricht die 
Benennung „der alte Mainzer Weg" , welche in den alten und 
neuen Lagerbüohern der von Kreuznach, längs der nördlichen 
Kastellseite, an der Nahe bis gegen Genstngcn hinlaufende, 
sehr ausgewaschene, schlechte und jetzt nur noch von den 
Gensingern benutzte Weg führt, und auch die neuere Strasse 
von Kreuznach nach Mainz behält im Allgemeinen diese Rich- 
tung bei, weil sie die bequemste und kürzere ist. Der Verf. 
sagt oben S. 148 sub 3, dass die Strasse, von welcher sich noch 
Uebcrreste durch Zahlbach gegen Drais hin zeigen, vermuthlich 



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203 



wesen sein , welche von dieser Befestigung über die 
jetzige Nahe führte. Der Name und die Zeit der Entstehung 

1 * 

nach der Heidenmauer bei Kreuznach geführt habe. Die gerade 
Richtung derselben würde so ziemlich genau über Sauerschwaben- 
heim , Bubenheim , Oberhilbersheim , Biebelsheim und Planig 
nach dem Kreuznacher Kastell treffen und auch die kürzere 
sein, wenn dabei nicht ein bedeutendes Hügelland zu über- 
schreiten wäre. Von der Strasse, welohe aus der porta deeumana 
die Nahe aufwärts geführt hat, ist kein sicheres Merkmal mehr 
vorhanden, jedoch wurden hier vor etwa fj Jahren bei dem 
Bau eines Hauses am Schlossplatze Gräber aufgedeckt, und 
dabei eine sehr verschlissene Wittelerzmünze gefunden, welche 
dem Anschein nach der Zeit der Antonine angehört. Uebrigens 
wird in Nro. 11 der Periodischen Blätter der Geschichte- und 
Alterthums- Vereine in Kassel, Wiesbaden und Darmstadt S. 298 
des Geschenks eines Metallbohrers von Eisen, welcher kolossal, 
vierseitig, 1' 4" lang, nach beiden Seiten zugespitzt und 11 Pfund 
schwer ist, mit dem Bemerken gedacht „gefunden auf römi- 
schem Pflaster oberhalb Kreuznach." Die von mir darüber 
angestellten Erkundigungen haben ergeben, dass dieser Fund 
an dem Eisenbahn - Einschnitte hinter dem Hotel Low bei 
Münster am Stein gemacht worden ist, wo mehrere derartige 
Gegenstände von Eisen gefunden wurden, welohe aber von 
Andern für von der Ebernburg abgesohnellte mittelalterliche 
Projeotile gehalten werden. Etwa 4' tief lag unter Steingeröll, 
welches dort fortwährend von dem steilen Bergabhange herab- 
rollt, das 9" dicke und etwa 10' breite auf circa hohen 
Lehmkies gebettete Pflaster, welches übrigens keine Mörtel- 
spuren zeigte. Es mögen davon an 50 Fuss in der Länge 
aufgedeokt worden sein. Dasselbe schien von dem bewaldeten 
Bergabhange herzukommen und seine Richtung von Norden 
nach Süden gegen die Ebernburg zu sein. 

Gegen Ende des Aufsatzes in dem H. XXII. S. 1 ff wird 
nach Sohneegans (hist.-top. Beschr. v. Kreuznach. Coblenz 1839.) 
gesagt, dass sich unter «lern Namen „Heerstrasse" noch Spuren 
einer Römerstrasse vorfinden sollen, welohe von der Heiden- 
mauer durch den Langenlonsheimer Wald nach Bingen geführt 



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204 



dieses Kastells sind unbekannt, und unter den vielen herum- 
liegenden römischen Ziegeln hat der Verf. keine mit Legions. 



zu haben scheine, und im H. XV. S. 214 wird dieser Heer- 
Strasse im Langenlonsheimer Walde in der Weise gedacht, 
dass sie -vom Hunsrücken herabkomme und noch als erkenn- 
bare Römerstrasse am Kreuznacher Kastell vorbei nach Alzey 
und Worms geführt habe. Nach den von mir auf dem Forst- 
hause im Langenlonsheimer Walde darübor eingezogenen Er- 
kundigungen befinden sich in der Richtung des, von Schwep- 
penhausen über Waldlaubersheim durch den Waldlaubersheimer 
und Langenlonsheimer Wald nach Langenlonsheim führenden 
Weges grosse Grabhügel, weiche Hunnengräber genannt werden ; 
dass aber in dem Langenlonsheimer Walde noch Spuren von 
einer Strasse vorhanden wären, welche in der Umgegend „Heer- 
strasse" genannt werde, davon ist dem seit fast 50 Jahren 
daselbst angestellten Herrn von Borisini nichts bekannt. Der- 
selbe hat einen dieser Hügel, welcher dicht östlich vor dem 
Forsthause sich befand , aufgraben und abtragen lassen , und 
es wurden Lanzenspitzen und andere Alterthumsgegenstände 
darin gefunden , welche nach Mainz gekommen und dort für 
altdeutsch erkannt worden sind. An demselben Wege, etwa 
1600 Schritt nördlich vom Forsthause, wurden vor längerer 
Zeit zwei kubische Steinsärge aufgedeckt, in welchen sich ausser 
einem länglich schmalen Glase nichts von Erheblichkeit vorfand. 
Auch der antiq. -hist. Verein für Nahe und Hunsrücken hat 
einige dieser-Hügel aufgraben lassen, allein es ist dabei, ausser 
einer Lanzenspitze, nichts nennenswerthes gefunden worden. Wenn 
man nun trotz dem annimmt, dass diese Grabhügel die Richtung 
einer alten Römerstrasse bezeichnen, so wird man auch zugeben 
müssen, das? dieselbe entweder von dem, bei Dörrebaoh von der 
Strasse von Trier nach Bingen abgehenden und sich nach der 
Heidenmauer bei Kreuznach wendenden, Arme links, etwa 
nördlich von Schöneberg, oder, was wegen der zu Stromberg 
über den Güldenbach geführten Brücke noch wahrscheinlicher 
sein dürfte, bei dem letztgedachten Orte rechts von jener 
Strasse abging, und in der angegebenen Richtung über Langen- 
lonsheim mittelst einer Fuhrt zwischen Gen-ingen und Bretzen- 



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205 



stempeln gefunden. Die grosse Anzahl von römischen Münzen, 
die innerhalb der Umfassungsmauer und östlich von derselben 
gegen die Nahe hin gefunden werden und dem Verf. zu 
Gesicht gekommen sind, umfassen die Periode von Gallienus 
bis Honorius. Wenige waren älter, und es scheint daher, 
dass diese Befestigung unter Gallienus entstanden und unter 
Honorius, bei dem Einfalle der Vandalen und der mit ihnen 
verbundenen Völker, im Jahre 407, mit so vielen andern 
römischen Etablissements zwischen Mainz, Metz und Trier 
zerstört worden ist. 

Die Portsetzung der Römerstrasse lässt sich von der 
Heidenroauer bis auf die Höhe beim Darmstädter Hofe ver- 
folgen. Wahrscheinlich hat dieselbe zunächst nach Alzey 
geführt, wo man wieder die Spuren eines römischen Kastells 
gefunden hat. Auf einer grössern Strecke von der Heiden- 
mauer aus finden sich neben dieser Strasse in dem Boden 
viele Ueberreste römischer Gebäude, und auf der Höhe beim 
Darmstädter Hofe, so wie auf der linken Seite der Nahe 
auf der Höhe, der hungrige Wolf genannt, hat man grosse 
römische Grabstätten entdeckt, wo in den letzten Jahren 
viele Urnen von Glas und gebrannter Erde, Münzen etc. 
ausgegraben worden sind. Ueberhaupt ist die ganze Um- 
gegend von Kreuznach sehr reich an römischen Alterthümern. 
Kreuznach selbst ist nicht römischen Ursprungs, aber wahr- 
scheinlich bald nach der Zerstörung obigen Kastells ent- 
standen, da dieser Ort bereits eine Domäne der ersten 
Karolinger war, die hier ein Palatium hatten. 



heim an dem Punkte die Nahe überschritten habe, wo sich die 
am rechten Ufer dieses Flusses von der Heidenmauer herab- 
kommende Strasse theils nach Bingen, theils nach Mainz wendete. 
E. S. (Ueber die neuesten Funde werden wir im Anschluss 
an den Berioht in Heft XXVII p. 63 im nächsten Hefte Mit- 
theilungen vorlegen. Die Red.) 



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206 



10. Römersir asse von Trier über den Hohwald 
nach Frauenberg an der Nahe u. s. w. 

Diese Strasse wird weder in den Itinerarien noch auf der 
Pcutingerschen Tafel aufgeführt. Auch gehörte dieselbe 
ihrer Bauart nach, wie die noch vorhandenen Ueberreste 
zeugen, nicht zu den grossen Militairstrassen des römischen 
Reichs. Sie hat zwar dieselbe Breite wie jene, aber ihre 
Erhöhung über den Boden und ihre Besteinung ist nicht so 
bedeutend und sie dürfte daher eher zu der Klasse der 
Vicinalstrassen zu zahlen sein. 

Sie folgte der Römerstrasse, welche von Trier über die 
Büdlicher Brücke nach dem Heidenpütz etc. führte, bis auf 
die Höhe zwischen Mertesdorf und Fell (1 1 / 2 Stunde von Trier). 
Hier geht sie rechts von dieser ab und in der Richtung der neuen 
Chaussee von Trier nach Hermeskeil, nur noch wenig sieht- 
bar, auf der Höhe von Thom fort bis zu dem Anfange des 
Höh waldes zwischen Farschweiler und Osburg. Bald nach 
dem Eingange in den Hohwald schneidet sie die neue 
Strasse und führt östlich von derselben, in gerader Richtung 
der Höhe folgend, gegen 1500 Schritt westlich von Pölert 
und zwischen den Thülen», welche nördlich nach der west- 
lichen Dhrone und südlich nach der Prims herabfallen, nach 
dem sogenannten Königsfelde. Dieser auf der Höhe 
zwischen Hermeskeil und Pölert gelegene theils kulti- 
virte, theils mit Wald bestandene Punkt, wo noch fort- 
während römische Alterthümer gefunden werden, war offenbar 
der Etappenort zwischen Trier und dem zweiten römischen 
Etablissement bei Frauenberg. 

Das Königsfeld liegt fast in der Mitte zwischen Trier 
und Frauenberg, und ist von Trier 6, von Frauenberg 
7 Stunden entfernt. Etwa 1600 Schritt westlich von dem 
Königsfelde, an der Römerstrasse und an den Quellen des 
Rothenbaches, liegt der Heidenbruch, ein Ort, wo häufig 



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207 



römische Münzen und Gräber gefunden werden, und welcher 
wahrscheinlich der römische Begräbnissplatz von dem Etablis- 
sement auf dem Königsfelde war. 

Von dem Königsfelde zieht sich die Römerstrasse in nord- 
östlicher Richtung in einem grossen Bogen auf der Höhe an 
der rechten Seite der Prims hinauf bis an den südlichen 
Abhang des Steinkopfs bei Malborn. Die Römer haben 
wahrscheinlich der Strasse diese Richtung gegeben, um die 
Bruchstrecken zu umgehen , in welcher die Quellen der 
Pritns liegen. Sie wendet sich dann südöstlich über den 
Hohwald 187 ), führt bei Börfink über das flache Thal der 
Trau oder Traun, und zwischen diesem und Rinzenberg 
über den Hauptzug des Hohwaldes. Von Rinzenberg geht 
sie nach der Gollenberger Spitze und durch den Wald 
„Wasserschied" genannt, nach der Stelle, wo sich die Strasse 
von Birkenfeld nach Oberstein und Nohen theilt. Hier be- 
finden sich die Ruinen eines grossen römischen Gebäudes, 
in welchen vor einigen Jahren ein Steinbild des Vulkan 
gefunden worden ist. Von dieser Stelle wendet sie sich 
über Rimsberg nach Kronweiler an der Nahe und auf die 
Höhe bei 

Frauenberg. Hier befinden sich auf einem kleinen 



187) Am nördlichen Abhänge des Hohwaldes liegen die 'Ruinen 
der uralten Burg Dhronecken oder Throneck, die früher der 
Familie von Hagen gehörte. Südlich davon, im Hohwalde, 
der sonst wie die Vogesen den Namen Wasgauer Wald führte, 
"befindet sich der Thränenweiher (die Quelle der Trau), wo 
nach einer Sage, die sich in dem Munde des Volks erhalten 
hat, ein König ermordet worden sein soll, und an diese Gegend 
grenzt der Hunsrücken (das Land der Heunen) und es ist sehr 
wahrscheinlich, dass der Dichter der Niebelungen die Ermordung 
Siegfried's durch Hagen von Throneck in diese Gegend setzt, 
und dass diese Dichtung auf einem geschichtlichen Faktum 
beruht, welches in dieser Gegend statt fand. 



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208 



Plateau, welches gegen die Nahe und gegen zwei Seiten- 
thaler derselben steil abfällt, die Ruinen römischer Gebäude, 
und die Lage derselben macht es wahrscheinlich, dass es 
( eine römische Befestigung war. Münzen und andere Alter- 
I thümer werden hier noch fortwahrend sehr viele gefunden. 
Von den römischen Ruinen bei Frauenberg führte die 
Römersfrasse an Ausweiler vorbei, und vereinigte sich bei 
Breunchenborn mit einer andern , welche von der römischen 
Befestigung auf dem Schauenberge bei Tholey kommend, 
über Wolfersweiler, über den Feldberg nördlich von Baum- 
holder, dann südlich von Frohnhausen und auf der Höhe 
fort zwischen Elleubach und Rewersheim gegen Grumbach 18B ) 
etc. führte. Hier hat der Verf. die Spuren dieser Strasse 
verloren, und kann daher nicht angeben, wohin sie weiter 
geführt hat. 

Der Ring bei Otzenhausen (südöstlich von 
Hermeskeil). Eine halbe Stunde nordöstlich von Otzen- 
hausen befindet sich auf der Kuppe eines hohen 
bewaldeten Vorberges des Hohwaldes, der süd- 
lich und westlich gegen Otzenhausen und nördlich gegen 
ein Seitenthal der Prims steil abfallt, eine uralte Befestigung, 
welche in der Umgegend der »Ring" 189 ) genannt wird. Die- 



183) Vgl. Jahrb. H. I. S. 100 ff. H. XVII. S. 226 und 227 und 
H. XXIII. S. 181. 

189) Ringe oder Ringwälle heiseen bekanntlich die auf dem Taunus 
und in den westfälischen Gebirgen auf den Bergkuppen auf. 
gehäuften Steinwälle, welche den Germanen bei den Invasionen 
der Römer von dem linken Rheinufer aus als Zufluchts- und 
Vertheidigungspunkte dienten. Aehnliche Befestigungen befinden 
sich auf den Vogesen im Elsass und in der Pfalz, so wie auf 
dem Soon- und dem Hohwalde. Unter letztern ist der* Ring 
bei Otzenhausen der bedeutendste , so wie in der Ffalz die 
Heidenraauer bei Dürkheim , welche das Plateau eines hohen 
gegen das Rhcinthal abfallenden Berges umschliesst, und an 



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909 



selbe besteht aus einem Walle von künstlich aufgehäuften 
Grauwacken- und Quarzsteinen , welcher die ovalförmige 
Flache des Berges umschliesst, von aussen gegen den Abhang 
12 bis 30% von innen 6 bis W Höbe und eine untere An- 
lage von 20 bis 36' hat. Das Ganze hat einen Umfang 
von beinahe einer halben Stunde, und an der Südseite, wo 
der jetzige Weg von Sötern nach Züsch durchführt, eine 
Oeffnung oder Eingang von der Breite einer Wagenspur. 
Etwa 50 Schritt von der Hauptumwallung befindet sich an 
dem steilsten Abhänge des Berges ein zweiter ähnlicher 
Stcinwall, der die erste von drei Seiten umschliesst und von 
aussen zum Theil bis 40' hoch ist. Die Masse von Steinen, 
woraus diese beiden Wälle bestehen, scneiut grossentheils 
auf der Höhe des Berges , innerhalb der Hauptumwallung 
gebrochen worden zu sein, und noch vor 30 oder 40 Jahren soll 
sich innerhalb der letztem eine Quelle befunden haben, 
welche gegenwärtig am Fusse des Berges entspringt und 
sehr wasserreich ist. 

In der Gegend von Abentheuer 190 ) uud dann in der Rich- 
tung gegen Rinzenberg befinden sich an dem südlichen 
Abhänge des Hohwaldes noch ähnliche Steinwälle, jedoch 
von geringerer Ausdehnung als der Ring bei Otzenhausen. 



den Stellen, wo der Zugang weniger steil ist, einen tiefen und 
breiten Graben vor sich hat. Alle Befestigungen der Art auf 
der linken Rheinseite scheinen in der Zeit entstanden zu sein, 
wo sich die Deutschen (hier die Allemannen) in dem damals 
römischen Gebiete festzusetzen anfingen, und ihnen als Ver- 
theidigungspunkte zunächst gegen die Römer und später wohl 
auch gegen die andern Völker gedient zu haben , welche bei 
dem Untergange des weströmischen Reiches der Reihe nach 
über den Rhein gingen und sich in den römischen Provinzen 
festsetzten. (Vgl. Jahrb. H. VIL S. 120 ff.) 
190) Vgl. Jahrb. H. XXIII. S. 131 und den berichtigenden Artikel 
in dem». H. S. 194 ff. 

14 



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Vor denselben am Fusse des Gebirges findet man noch 
viele Ueberreste von Grabern, welche sich bis an den Ring 
erstrecken und iu der Umgegend die Huuueuschanzen genannt 
werden. Dieses läset nicht ohne Grund vermuthen, das* hei 
dem Einfalle Attilas in Gallien (4513 die damals, schon 
germanische Bevölkerung der Gegend sich in das bewaldete 
Gebirge des Hohwaldes geflüchtet and zu ihrer Verteidi- 
gung nach germanischer Sitte, eine grössere verschanzte 
Linie von Rinzenberg bis an Otzenhausen angelegt habe, 
wovon der Ring das Hauptreduit bildete. 

11. Römerstrasse von Trier nach der römischen 
Befestigung auf dein Schauenberge und dem 
Varuswalde bei Tholey, und von da theils nach 
dem Herappel bei Korbach, theils nach dem 
Wörschweiler Kloster an der Blies. 

Diese Strasse mit ihren Seitenarmen, wovon sich noch 
viele Ueberreste erhalten haben, wird weder in dem Itinerar 
des Antonin noch auf der Peulingerschen Tafel genannt, 
obgleich dieselbe ihrer Konstruktion nach zu den grösseren 
Militairstrasseu des römischen Reichs gehört zu haben 
scheint. 

Die ersten Spuren dieser Römerstrasse werden auf dem 
Wolfsberge, V 2 Stunde von Trier, sichtbar, von wo sich 
dieselbe durch den Mathäuser Wald zieht, und südlich von 
diesem Walde die neue Chaussee von Trier nach Pellingen 
berührt. Sie läuft von da 20 Schritt östlich von der neuen 
Chaussee mit dieser parallel bis dahin, wo die letztere 
sich nach Pellingen wendet. Die Römerstrasse geht in ge- 
rader Richtung über die Höhe westlich von Pellingen, und 
trifft südlich von dieser Höhe wieder mit der Strasse nach Nie- 
derzerf zusammen, der sie im Allgemeinen über die Pellinger 
Haide bis zu drei hohen Grabhügeln, der „Dreikopf genannt, 



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211 

folgt. Hier verlässt die Römerstrasse die gegenwärtige nach 
Niederzerf, wendet sich auf derllöhe fort um den Benrather 
Weiher, und trifft wieder in jene Strasse bei dem Wegweiser, 
wo der Weg nach Merzig von ihm abgeht. Von hier fährt 
die Strasse nach Niederzerf auf der ftömerstrasse bis an 
dieses Dorf, wo die letztere am westlichen Ende desselben 
über den Zerfer Bach ging, sich steif über die flöhe wendet, 
die neue Chaussee nach Weisskirchen schneidet, östlich von 
derselben in der Richtung des alten Weges über den bei 
Frommersbach in die Ruwer fallenden Bach führt und an 
der rechten Seite desselben auf den Hauptrücken des Hoh- 
waldes hinaufführt. An dem südlichen Abhänge des Holl- 
Waldes ist die neue Chaussee grossentheils auf die Römer- 
strasse gelegt, und hier befinden sich auf beiden Seiten 
derselben die Ueberreste eines grossen römischen massiven 
Gebäudes, wahrscheinlich eines kaiserlichen Posthauses (Mu- 
tatio). Vou diesen Ruinen geht die römische Strasse gegen 
400 Schritt westlich von Weisskirchen vorbei, und wendet 
sich oberhalb Thcilen in der Richtung der gegenwärtigen 
Chaussee gegen Wadern. Eine halbe Stunde westlich von 
diesem Orte verlässt sie die genannte Chaussee und wendet 
sich östlich von Noswendel gegen die Prims, über welche 
sie bald unterhalb der Mündung des Wadrillbaches geführt 
hat. Ueberreste einer Brücke sind hier nicht mehr vorhanden. 
Auf der linken Seite der Prims führt sie die Höhe hinauf, 
über den Deusterhof, nach Uebcrroth, nach Roth und südlich 
an Hasborn vorbei nach dem römischen Kastell auf der 
Kuppe des Schauenberges bei Tholey 191 ). 

Auf diesem hohen Berge, der eine ausserordentlich weite 
Aussicht gestattet, befinden sich noch drei halbkreisförmige, 
wohl erhaltene Erdwälle, welche sich terrassenförmig hinter 
einander erheben j und die obere Fläche des Berges bis zu 

. 191) - Vgl. Jakrb. H. X. S. 13 ff. 



I 



212 

dem steilen und felsigen südlichen Abfalle gegen Tholey 
umscbliessen. Längs der Rrete dieses steilen Abfalls sind 
noch die Ueberreste einer starken römischen Gussmauer 
sichtbar, welche sich von dem einen Endpunkte des ausser- 
sten Erdwalles bis zu dem andern erstreckte. Eine andere 
Mauer führte längs dem Banket des innersten Erdwalles, 
so dass die Befestigung auf der zugänglichen Seite gegen 
Westen, Norden und Osten aus drei Gräben, drei Erd wällen 
und einer Mauer bestand. Die Eskarpe des innersten Erd- 
walles bis zur Grabensohle hat gegen 36', die des mittlem 
gegen 25', die des äussersten gegen 15' Höhe und vor 
letzterem befindet sich noch ein 10' tiefer Graben. Der 
Eingang in das Innere der Befestigung führt von Norden 
her in der Milte durch die drei Erdwälle, und die noch 
vorhandenen Mauerreste beweisen, dass eben so viele Thore 
hier waren. In dem innern östlichen Räume befinden sich 
noch die Ruinen einer Burg von geringem Umfange, welche 
den Grafen von Schauenburg gehörte, und wovon die noch 
vorhandenen Mauern grossentheils aus zerschlagenen römi- 
schen Steinmonumenten bestehen. Der von den Ruinen dieses 
Schlosses nicht eingenommene innere Raum ist mit römischen 
Mauern, die zum Theil über die Bodenfläche hervorragen, 
bedeckt. Eben so finden sich ausserhalb der Befestigung 
an dem südlichen Abhänge des Berges, wo derselbe gegen 
Tholey flacher wird, noch viele Ueberreste römischer Gebäude 
Auf der Höhe des Schaue nberges entspringen mehrere 
jedoch nicht wasserreiche Quellen. Viele römische Alter- 
thüiner, besonders Waffen und Münzen, werden noch fort- 
während auf und an dem Schauenberge gefunden. 

In Verbindung mit der römischen Befestigung auf dem 
Schauenberge stehen die weitläufigen römischen Ruinen, 
welche, eine kleine halbe Stunde östlich davon, in dem 
sogenannten Varuswalde gelegen sind. Die Römerstrasse 
von Trier führt theiJs über den Schauenberg nach diesen 



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213 



Rainen, theils geht ein näherer Arm derselben anf der Höhe 
zwischen dem Deusterhofe und üeberroth links ab, über den 
Trauschberg und nördlich von Theley vorbei nach dem 
Varuswalde. Dieser ganze Wald ist mit Trümmerhaufen 
römischer Gebäude und Mauern, die zum Theil noch mehrere 
Fuss Ober den Boden hervorragen, bedeckt, welche die 
ehemalige Existenz eines Orts von grösserm Umfange be- 
weisen. Noch im letz teil Frühjahre (1829) wurden hier, 
zum Behuf von Bausteinen, die Ruinen eines runden Tempels 
ausgegraben , in welchem sich ausser acht grossen , schön 
gearbeiteten Säulen, drei Statuen von Stein und eine grössere 
Anzahl kleiner bronzener Votivbilder fanden. Alles war 
bereits, als der Verf. nach Theley kam, zerschlagen oder 
an die Juden verkauft. Neben dem Wege von Tholey nach 
Bliesen ist unter diesen Ruinen noch ein wohl erhaltener 
römischer Brunnen sichtbar. Ueber den Ursprung und die 
Benennungen der römischen Befestigung auf dem Schauen, 
berge und des Etablissements in dem Varuswalde schweigen 
die auf uns gekommenen römischen Nachrichten. Nach einer 
Tradition, die sich in der Gegend erhalten hat, soll Riccius 
Varos, der unter Maximian I (gegen 290) Statthalter von 
Gallien war und sich durch seine blutigen Verfolgungen der 
Christen auszeichnete, der Gründer dieser Orte gewesen sein, 
wogegen jedoch die vielen Münzen aus der frühern römi- 
schen Periode, die hier gefunden werden, zu sprechen 
scheinen. 

Die vielen römischen AlterthÜmer, welche man bis jetzt 
bei dem Imsbacherhofe, bei Theley, bei Steinbach, Gresau- 
bach, Limbach, Urexweiler, in dem Walde bei Stennweiler 
etc. gefunden hat, beweisen, dass sich in der ganzen Um- 
gegend von Tholey römische Ansiedelungen 198 ) befanden, 



192) Der Yerf. ist der Ansieht, dass die meisten römischen Etablis- 
sements in den Rheingegenden durch Veteranen - Kolonien ent- 



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214 

und dass die Befestigung auf dem Schaucnberge waltrschein- 
lieh zum Schulz derselben, so wie des grossen Etablissements 
im Varuswalde diente. 

Unter den Münzen, welche bei Tholey gefunden worden 
und dem Verf. zu Gesiebt gekommen sind , befanden sich 
zwei Goldstücke von Valentinian III (von 424 bis 455) 
welche zu beweisen scheinen, dass — wenigstens die Be- 
festigung auf dem Schauenberge — nicht ihren Untergang bei 
den Verheerungen der Vaudalen etc. in den Jahren 406 und 
407 gefunden hat, sondern wahrscheinlich erst durch die 
Hunnen 451 , oder noch später durch die Franken, zerstört 
worden ist. 

Von dem Varuswalde gebt die Römerstrasse unter dem 
jetzigen Namen der „Rennstrasse" (Grenzstrasse, weil sie 
die Gemarkungen der auf beiden Seiten in den Thälern 
liegenden Dörfer scheidet) auf der Höhe in südlicher Rieh- 
tung fort bis in den Wald von Stennweiler, wo sich wieder 
Ruinen eines römischen Etablissements finden. Sie ist iu 
dieser Entfernung noch fast durchgängig sichtbar. Bei den 
gedachten Ruinen theilt sich die Strasse in zwei Arme. 



standen sind. Nach der römischen Militairverfassung erhielten 
die Soldaten, die Infanteristen gewöhnlich nach 20jähriger, die 
Kavalleristen nach löjährigor Dienstzeit, ihre Entlassung und 
mit derselben von Seiten der Regierung grossere oder kleinere 
Strecken Land und die nöthigen Mittel zur Urbarmachung und 
Anbauung desselben. Die Söhne dieser Veteranen traten gewöhn- 
lich mit dem 19. oder 20. Jahre wieder in Militärdienste, und 
ersetzten grösstenteils den Abgang. Man findet daher fast an 
allen den Orten, wo sich römische Befestigungen von einiger 
Bedeutung befanden , die Ueberreste solcher. Ansiedelungen, 
denen die Befestigung, von der sie ausgingen, bei der Invasion 
der Germanen als Zufluchtsort diente. Eine sehr grosse Anzahl 
von Ortschaften in den Rheingegenden verdankt ihren ersten 
Ursprung solchen römischen Veteranen-K ölonlen; 



215 



A behält die frühere Richtung und den Namen Renn- 
Strasse und führt an Neunkirchen vorbei gegen das Wörsch- 
weiler Kloster. — Die weitere Portsetzung dieser Strasse 
ist dem Verf. nicht bekannt, es ist jedoch höchst wahr- 
scheinlich, dass dieselbe nach Strassburg (Argentoratum) 
führte, und in der spatern römischen Periode die nächste 
Verbindung zwischen dieser römischen Hau pt fest im g am 
Oberrhein und Trier bildete. 

B geht rechts ab über Stennweiler und unter dem Namen 
der Grünlingsstrasse auf der Höhe fort zwischen dem 
Friedriehsthaler und Fisch -Bache über das Steigerhaus, 
Jägerhaus, an der Bildstöcker Höhe und dem Hünerfelder- 
hofe etc. vorbei nach dem Saarthale herab. Sie ist oberhalb 
Guersweiler über die Saar gegangen, und wie es scheint, 
auf einer Pfahlbrücke, indem sich hier in der Saar noch 
die üeberreste von sehr starken eichenen mit Eisen be- 
schlagenen Pfosten befinden , und hat von da nach dem 
Herappel geführt. . . . 

Die Grünlings- und Rennstrasse ist die alte Verbindung 
zwischen Saarbrücken und Trier, und wird bis an den 
Varuswald noch jetzt als Fahrweg benutzt. Von dem Varus. 
walde ging sie über den Imsbacherhof, Mettnich, Castel, 
westlich von Nonnweiler vorbei und über Hermeskeil nach 
Trier. Zwischen dem Varuswald e und Mettnich ist dieselbe 
gegenwärtig als Schmucklerweg verboten. 

Monument desMithras bei Schwarzerden, gegen 
2 Stunden südwestlich von Cusel. 

Dieses sehr beschädigte Monument 193 ) befindet sich auf der 
linken Seite eines Wiesenlhales und ist en relief in eine 
gegen Süden gewendete Felswand von rothem Sandsteine 
gehauen. Dasselbe liegt 16 bis 18' über der Sohle der 
Wiese und es scheinen Stufen von letzterer zu ihm hinauf 



..19^.V*tf .J%hrb. H, J 4 105 u«d H, IV. ^ 95. 



216 



geführt zu haben, die gegenwartig mit Erde bedeckt sind. 
Das eigentliche Monument ist 5' 10" hoch und breit , und 
hat vor sich bis zum Abfall gegen die Wiese eine ebene 
Flache von c 6'. Die in die Felswand gehauenen Löcher 
über dem Bilde haben offenbar zum Einsetzen von Balken 
gedient, welche ein über dem Monumente errichtetes Dach 
trugen. Die Ausführung war, so viel sich aus den Ueber- 
resten noch erkennen lässt, nur mittelmässig. Der Stier 
kniet mit dem rechten Vorderfusse auf einem Steine, oder 
Altare, und unter ihm sitzt ein Lowe. Ueber der obern 
Einfassung, zu beiden Seiten, sind zwei sehr beschädigte 
Figuren , wovon die eine einen Baum darzustellen scheint, 
zwischen dessen Zweigen eine menschliche Figur sitzt; die 
andere Figur ist stehend. 

Dem Monument gegenüber, auf der rechten Thalhöhe der 
Wiese, befinden sich üeberreste von römischen Gebäuden, 
wo viele Münzen, Utensilien etc. gefunden werden. Das 
Dorf Schwarzerden liegt einige hundert Schritt südöstlich 
von diesen Ruinen. In dem Thale, welches sich von Schwarz- 
erden nach Pfeffelbach herabzieht , werden viele römische 
Alte rthümer gefunden. Bei dem nordwestlich davon gelegenen 
Dorfe Fraisen sind schöne römische Bäder aufgedeckt worden. 

12. Römerstrasse von Metz über Narbe* fontaine 
und den Herappel nach dem Wörschweiler 
Kloster, und vou da wahrscheinlich nach 

Mainz. * 

Diese Strasse ist weder in dem Itinerar noch auf der 
Peutingerschen Tafel angegeben Von Metz bis Narbefon- 
taine ist dieselbe von dem Verf. nicht bereiset worden. 
Letzterer Ort, wo noch viele römische Alterthümer gefunden 
werden , scheint die erste Etappe von Metz aus gewesen 
zu sein. Von Narbefontaine wendet sich die Strasse über 
Buschborn, lasst St. Aveld rechts liegen, ist bei Hommerich 



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(Hombourg l'Evdque) über .die Rossel gegangen und fahrt 
von da, noch ziemlich erhalten, an Beningen und Kocheren 
vorbei auf den 

Herappel. Von Arnual an der Saar zieht sich ein 
grossentheils bewaldeter Höhenrücken gegen St. Avold. 
Eine Stunde südwestlich von Forbach , zwischen Morsbach, 
Rosbrück und Kodieren, tritt von jenem Höhenrücken eine 
bedeutende Anhöhe gegen die Ebene hervor, in welcher die 
Chaussee von Forbach über Rosbrück nach Metz führt. Auf 
dieser Anhöhe, welche der Herappel (wahrscheinlich von 
Hierapolis) genannt wird, befinden sich noch die Ueberreste 
einer grossen römischen Befestigung, wo noch fortwährend 
viele römische Altertbümer, Waffen etc. gefunden werden. 
Diese Anhöhe ist von drei Seilen durch senkrecht behauen«» 
Felsen und durch steile Abhänge begrenzt, and hängt nur 
östlich durch einen schmalen Sattel zwischen dem Anfange 
der kleinen Thäler , die nach Kocheren und nach Morsbach 
herabgehen , mit der Hochfläche zusammen. Längs der 
Krete dieser Höhe befinden sich noch die zum Theil über 
den Boden hervorragenden Ueberreste einer starken römi- 
schen Gussmauer. Diese Befestigung hatte zwei Ausgänge, 
einen gegen Süden , gegen Kocheren , wo die Strasse von 
Metz in dieselbe führte, und einen gegen Osten, wo dieselbe 
Strasse wieder aus der Befestigung herausging. Bei dem 
südlichen Ausgange, wo das Terrain weniger steil abfällt, 
befand sich vor der genannten Mauer ein senkrecht abge- 
böschter Abschnitt f der mit grossen Quadern revetirt war. 
Der östliche Ausgang war ausser der Mauer noch durch 
einen hohen und starken Erdwall, der zum Theil erhalten 
ist, geschützt. An beiden Ausgängen sind die Einschnitte, 
wo sich die Thore befanden , noch deutlich zu erkennen. 
Vor dem östlichen Ausgange war der Gräberplatz der Be- 
satzung, wo besonders viele Waffen und gläserne Gefässe 
gefunden werden. 



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■219. 



Unmittelbar vor dem östlichen Ausgange th eilte sich die 
Strasse «Hi zwei Arme. Der Arm rechts ist noch erhalte« 
und zieht auf der Hohe fort , lässt Folklingen dicht links, 
und wendet «ich Ober Tentetinfeen j in der Richtung gegen 
Strassburg. Von dem linken Arme der Strasse sind nur noch 
wenige Ueberreste sichtbar. Er führte von der Hohe herab 
in der Richtung nach Wörsbach, uud scheint sich hier aber» 
mals getheilt zu haben, so dass der linke Zweig oberhalb 
Guersweiler über die Saar und nach dem Varuswalde bei 
Tholey, der rechte in der Richtung der gegenwartigen 
Chaussee über Forbach bis auf die Höhe von Saarbrücken 
gegangen ist, und sich von da über Arnual nach den 
Ueberresten der römischen Brücke über die Saar, die sich 
am Fusse des Hallberges befinden, gesogen hat. Es sind 
zwar in dieser Entfernung keine Spuren der Römerstrasse 
mehr vorhanden ; dieselbe kann jedoch, der Terrainbeschaffen- 
heit nach , nuc diese Richtung gehabt haben, was auch mit 
den Aussagen der Landleute übereinstimmt , welche ver- 
sicherten , dass noch vor wenigen Jahren in der Senkung, 
welche sich von Arnual nach der Chaussee von Forbach 
hinaufzieht , die Spuren einer alten Steinstrasse sichtbar 
gewesen seien. , > , i; ■ , 

Am Fusse des Hallberges, Arnual gegenüber, sind früher 
viele römische Steinmonumente ausgegraben worden , und 
werden noch jetzt häufig römische Mauern und Münzen unter 
der Erde gefunden v woraus die Sage entstanden ist, dass 
Saarbrücken ehemals an dieser Stelle gelagen habe. In der 
Saar befinden sich hier noch viele grosse Quadersteine , als 
Ueberreste einer steinernen Brücke. Viele dieser Steine, da 
sie der Schiffahrt beschwerlich waren, sind in neuerer Zeit 
aus dem Flusse gezogen worden. Diese Stelle heisst noch 
jetÄt im Munde des Volkes „an der Heidenbrücke«. 

In jdtr NtUie des Hallberges sind keine Spuren der Römer- 
strasse mehr vorhanden, und dieselbe erscheint eist wieder 



auf dero^bewaldete» Höhenrücken , der sich' Ostlich' and: süd- 
lich Von' der gegenw ärtigen Chaussee nach Mainz befinde^ 
und ziehe/ im Allgemeinen noch sehr gut erhalten, oberhalb 
der Reairiaehtr Höfe , .oft* Ingbert ria über die Rinnen der 
uTaUen Burg Kirkel aaea dem ehemaligen » : ; • 

Wörschweiler Rlodter auf der rechten «Seite »der 
Blies, den Höfen Schwarzenacker gegenüber. 

Auf dem Plateau dieser nach drei Seiten steil abfallenden 
Höhe, worauf das ehemalige Cisterzienser Kloster und gegen- 
wärtig der Ober Wörschweiler Hof liegt, befand sich eine 
römische Befestigung, die wahrscheinlich die nächste Etappe 
auf der Strafsse von dem Herappel 194 ) aus bildete. Unter den / 
Ruinen des Klosters haben sieh noch viele CJeberreste römi- 
scher Mauern, mehrere römische Brunnen etc. erhalten. Dia 
Ausdehnung der römischen Umfassungsmauer, deren Ueber- 
restc den grössten Theil des Plateaus einnehmen , so wie 
die grosse Menge von Münzen , Waffen >etö^ «Ke ; noch "fort- 
während hier gefunden werden, beweisen, dass diese Befesti- 
gung eine grössere Ausdehnung hatte. Bei den gegenüber 
liegenden Schwarzenacker Höfen, auf der linken Seite der 
Blies, befand sich der Bcgräbnissplatz der Besatzung. 

Die weitere Fortsetzung dieser Römerstrasse hat der 
Verf. nicht aufgefunden. Es scheint jedoch ausser Zweifel, 
dass dieselbe nach Mainz geführt und die Verbindung 
zwischen diesem Orte und Metz gebildet hat. 

Ergänzung. „Die Römerstrasse von Metz nach Mainz 

194) Eine andere Römerstrasse, die ebenfalls vom Herappel gekommen 
zu sein scheint, ist bei Guidingen über die Saar gegangen, wo 
sich noch in dem Flusse die Ueberreslc eines römischen Brücken- 
pfeilers befinden, um welche sich gegenwärtig eine kleine Insel 
gebildet hat. Der Verf. hat die Ucberreste der Strasse von 
Ouidingen über Mimbach, Ixheim bis auf die Höhe von Pirmasens 
verfolgt. Blieskastel, welches gewöhnlich für einen römischen 
Ort gehalten wird, verdankt seinen Ursprung dem Mittelalter, 



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220 



scheint von erste rem Orte bis an die französische Nied die 
Richtung der jetzigen Strasse nach Saarlouis gehabt zu 
haben. Hier bei Pontigny, wo sich die Strasse links wendet, 
geht die Römerstrasse rechts gerade ans, mittelst einer 
Brücke Ober die deutsche Nied , und durch die Felder Aber 
Narbefontaine nach Buschborn (Boucheporn). Sie ist von 
Pontigny bis Buschborn sehr gut erhalten und wird als 
Kommunikationsweg benutzt. Von Buschborn durch den 
Wald von St. Avold ist sie nicht weiter verfolgt worden. 
Nachdem sie diesen Wald verlassen hat, führt sie unterhalb 
Niederhomburg über die Rossel und auf der rechten Seite 
dieses Flusses am Fusse der Anhöhen , welche das Thal 
begrenzen, nach Rocheren und von hier auf den Herappel. 
Der Herappel ist eine gegen 300" hohe Anhöhe dicht bei 
Kocheren. Von dem Herappel scheint sie an Oetingen und 
Spicheren vorbeigegangen und nach dem Saarthale oberhalb 
Saarbrücken geführt zu haben". 



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Verzeichnis» der Mitglieder. 



Ehren-Mitglieder. 

Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich von Preussen. 

Seine Königliche Hoheit Carl Anton Meinrad, Fürst zu 
Hohenzollcrn-Sigmaringen. 

Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar- 
Eisenach. 

Seine Excellenz der Staats - Minister a> D. und Oberprä- 
sident der Provinz Brandenburg Herr Dr. Flottwell. 

Seine Excellenz der wirkt. Staatsminister und Minister 
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal - Angelegenheiten 
Herr Dr. von Bethmann- Hollweg. 

Seine Excellcnz der wirkliche Staatsminister Herr Rudolf 
von Auerswald. 

Seine Excellenz der wirkliche Gebeimerath und General- 
director der Königlichen Museen, Herr Dr. v. Olfers in Berlin. 

Der wirkliche Geh. Oberregierungsrath Herr Dr. Johannes 
Schulze in Berlin. 

Der Ober - Berghauptmann Herr Dr. von Dechen in Bonn. 

Herr Geheimerath Professor Dr. Böcking in Boun. 

Herr Prof. Dr. Welcker in Bonn. 

t 



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222 



Ordentliche Mitglieder. 



Die mit * bezeichneten Herren sind auswärtige Secretäre des Vereins. 
Aachen. 

Bischoff, HandelsgerichtsprSsident. 
Ciaessen - Senden , J. , Oberpoat- 

commissar. 
Con4zen,'BtifgerTn^ister: : ' : ' 
<3ao, A., Dr., SHftsherr. ' 
Kreutzer, Pfarrer. 
-Piutao, ßtifteherr. . ! : 

*Savelsberg, G.-O.-L. Dr. 
Sueimondt, Rentner, 
de Syo, Königl. Landgiyrichtsrath. 

Adenau. 

M 4 ( I ] • • m • a 

Fonck. Landrath. 

v . " * « «■ • 

Allehof b. Balve. 

Plassman, Artitmann u. Gutsbesitz. 
Allenz. 



Berlin. 

Chassot von Florencourt, W. 
Gerhard, Prof. Dr. 
Heibig, Dr. phil. 
LieWoW, W., Geh. Revisör. 
Lohde, Ludw., Prof. Dr. 
v. Mallinckrodt, Üegierungt-Rath. 
*Pipor, Lioentiat Prof^D r . 



Frank, Pastor. 



-I', 



'Boot, J., Prof. Dr. 
Six van Hillegom, J. P. 
Moll, Prof. Dr. 
Andernack, 



Braun, Prof. Dr. 
Rosenbaum, Domherr, P/arrer u. ^ 



Professor Dr. 
AnhoU. 

Achterfeldt, Friedr., Stadtpfarrer. 

Basel. 
Gerlaoh, Prof. Dr. 
♦Vischer, Prof. Dr. 

Benrath, 
Leven, Bürgermeister. 



.1 r. , 



Jahn, A., Bibliothekar. 
Bielefeld. 

■ « * * • 

Westermann, C. F. 

« ' . T. . "■ 

Bonn. 

Achterfeldt, Prof. Dr. 
Bauerband, Geh. Justizrath Prof. 
Dr., Kron-Syndikus u. Mitglied 
des Herrenhauses. 
Bellermann, Chr., Dr., Past. am. 
Bluhme, Geh. Reg. -Rath. 
Boeoking, Oberbergrath. 
Brandis , C. A. , Geh. Reg. -Rath 
Prof. Dr., Mitgl. d. Herrenhauses. 



ri-.:: 

uier. 

Clason, Kaufmann.- 
Cohen, Fritz, Buchhändler. 
Delius, Prof. Dr. 
Dieckhoff, Bauinspector. 
v. Diergardt, Baron. 
Floss, Prof. Dr. 

Freudenberg, Gymn.-Oberlehrer. 
Georgi, Carl, Stadtverordneter. 



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Graham, Rev. Mr.** 
Heimsoeth, Prof. Dr. 

Henry, Ahne. ■,, 
Heyer, Dr. 

Humpert, Dr., Oy mn.- Oberlehrer. 
Jahn, O., Prof. Dr. 
Kampschulte, Prof. Dr. 
Kaufmann, Ober-Bürgermeister. 
Krafft,. W., Prof. Dr. 
La Valette St. George, Baron, Dr. 

und Privatdooent. 
Marcus, G., Buchhändler. 
Mendelssohn, Prof. Dr. 
von Monschaw, Notar. 
Nicolovius, Prof. Dr. 
Nöggerath, Geh. Bergrath Prof. Dr. 
von Noorden, Carl, Dr. 
Peill, Rentner. 

Reifferscheid, Privatdocent Dr. 
Reinkens, Pfarrer. 
Remacly, Gymn.-Oberlehrer. 
Ritsehl, Geh.-R. Prof. Dr. 
Ritter, Prof. Dr. 
v. Sandt, Landrath. 
Schmidt, L., Prof. Dr. 
Schmithals, Rentner. 
Schmitz, Referendar. 
Schopen, Gymn.-Dir. Prof. Dr. 
Seidemann, Architect. 
Simrock, K., Prof. Dr. 
Springer, Prof. Dr. 
v. Sybel, Prof. Dr. 
Thomann, Stadtbaumeister. 
Troost, Albrecht, Rentner. 
Werner, Gymn.- Oberlehrer. 
Wolff, Geh. Sanitäter. Dr. 
Würst, Kreissecretär. 
Zartmann, Dr. med« , 



Braunsberg. i\ 
Beckmann, Prof. Dr. 
Watterioh, Prof. Dr. 

Breslau. 
Friedlieb, Prof. Dr. 
Königl. Museum für Kunst und 

Alterthum. 
Reinkens, Prof. Dr. 

Brüssel. 

.! ... i t* 

Robiano, M., Graf. 

Coblenz. v> 
*Baersoh, Geheimer Reg.-Rath Dr. 
Eltester, Landger.-Rath. 
Henrich, Reg.- u. Schulrath. 
Junker, Reg- u. Baurath. 
Lucas, Reg.- u. Prov.-Schulr. Dr. 
Montigny, Gymnasial-Lehrer Dr. 
Wegeier, Geheimer Medicinalrath 
Dr. 

Cochem. 

SchmUt, Dechant. 
Cöln. 

Baruch, S., Rentner. 

Broicher, Chefpräsident d. Rhein. 

Appellhofes. 
Clave v. Boahaben, Gutsbesitzer. 
Cremer, Baumeister. 
Düntzer, Biblothekar Prof. Dr. 
Disoh, Carl. , 
Enuen, Archivar Dr. 
♦Garthe, Hugo. . . 
Grass, J. P. 

Haugh, Appellationsgerichtsrath. 
Heimsoeth , Dr. , Senatspräsident 

beim Kgl. Appellhofe. 
Hocker, Dr. 

Horn, Pfarrer an St. Cunibert. 
Lautz, Landgerichtsrath. 



224 



Lempertz, H., Buchhändler. 
Märten», Baumeister. 
tob Möller, Regierunge-Präsidcnt. 
Pepys, Gaaanataltadirector. 
Saal, Gymn.-Oberlehrer Dr. 
Stupp, Geheimer Regierunga- und 
Juatizrath, Oberbürgermeister. 

Commem. 
•Eick, A. 

Crefeld. 
•Rein, Director Dr. 

Dormagen. 
Delhoven, Jacob. 

Doveren. 
Steven, Pfarrer. 

Dürboslar b. Jülich. 
Blum, Lic. Pfarrer. 

Düren. 
Rümpel, Apotheker. 

Düsseldorf. 
Cramer, Juatizrath u. Adv.-Anw. 
Ebermaier, Reg. u. Med.-Rath, Dr. 
Grund, Wasserbauinapector. 
Krüger, Reg.- u. Baurath. 
*Sohmelzer, Juatizrath. 
Schneider, J., Dr., Gymn. Ober- 
lehrer. 
Wiegmann, Prof. 

Edinburg. 
Sehmitz, Dr. 

Elberfeld. 



Dederich, Gymnasial. Oberlehr er. 
Erfurt. 

Roche, Regierunga- u. Schulrath. 



Bouterweck, Gymn.-Director Dr. 

Gymnaaial.Bibliothek. 

Krafft, Pfarrer. 



i 



Lamby, Dr. med. 

Florenz. 

v. Reumont, A. , Geh. Legations- 
rath Dr. 

Frankfurt a. M 

Becker, Prof. Dr. 

Borgnis, M., Rentner. 

von Cohauaen, K. Preuaa. Inge- 
nieur-Hauptmann. 

Kelchner, E. , Amanuenaia der 
Stadtbibliothek. ' 

Thiaaen, Domoapitular und Stadt- 
pfarrer. 

Freiburg . 

Bock, C P., Prof. Dr. 
Schreiber, H., Prof. Dr. 

Fröhden b. Jüterbog k. 
Otte, Pastor. 
Gemünd. 

Dapper, Oberpfarrer. 

Gent. 
Roulez, Prof. Dr. 

Ginneken. 
Proaper Cuypera. 

Göttingen. 
Unger, Dr. Aaaesaor, Secretair d. 

K. Bibliothek. 
»Wieaeler, Prof. Dr. 
Gürzenich. 

Schillinge, Bürgermeiater. 



225 



Groen van Prüderer, G., Dr. 

Halle. . 
Kokstein, Conrector Dr. 

Holschlaff (JSTr. Prüm'). 
Cremer, Pfarrer u. Landdechant. 

Hamm. 
Esaellon, K. Pr. Hofrath. 



Grotefend, C. L., Archivar Dr. 
Hahn, Fr. Hofbuchhändlcr. 

Haus Isenburg b. Mülh. a. Rh. 
v. Sybel, Geh. Reg.-Rath. 

Haus Lethmathe. 
Overweg, Carl, Rittergutsbesitzer. 

Haus JjOhausen b. THtsseldorf. 
Lantz, H., Rittergutsbesitzer. 

Heiligenstadt. 
Kramarczik, Gymnasial-Director. 

lngberth b. Saarbrücken. 
Krämer, Friedrich und Heinrich, 
Hüttenbeaitzer. 

Kalk b. Deutz. 
v. Lasaulx, H., Ingenieur. 



Der Vorstand des antiquarisch-hi- 
storischen Vereins. 



Delius, L., Landrath. 

Lauersfbrt b. Crefeld. 
H. v. Rath, Rittergutsbesitzer und 
Präsident des landwirthschaftl. 
Vereins der Rheinprovinz. 
Leudesdorf. 
Dommermuth, Pfarrer. 



Bodel-Nyenhuis, J., Dr. 
"Janssen, L. J. F., Dr., Conserva- 
tor d. Kgl. Niederl. Reichsmu- 



Molhuysen, P. C, Archivar. 

Kessenich b. Bonn. 
Ernst aus'm Weerth, Prof. Dr. 

Knispel (in Schlesien). 
Sohober, Gutsbesitzer u. Erbrichter. 

Koxhausen b. Neuerburg. 

Heydinger, Pfarrer. 

Kremsmünster. 
•Piringer, Beda, Prof. Dr. 



Leemans , Dr. , Direclor des Kgl. 

Niederl. Keichsmuseums. 
de Wal, Prof. Dr. 
Linz a. Rhein. 

Gerreke, Dr., Kreisphysikus. 
*Marohand, Reotor Dr. 
v. Roishausen, F., Freiherr. 
Lftttich. 

Hagemans, G., Dr. 
Luxemburg. 

Namur, Prof. Dr., Seoretär d. Ar- 
chäol. Gesellschaft. 
Mayen. 

Heoking, Bürgermeister. 

Mechernich. 
Schmitz, Bürgermeister. 



von Neufville, W., Rittergutsbes. 
Miel. 

von Neufville, B., Rittergutsbes. 

15 



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Müddersheim b. Zülpich. 
von Geyr-MOddereheim, Freiherr. 

München. 
Cornelius, Prof. Dr. 

Münster. 

Clemens, Prof. Dr. 
"Deycks, Prof. Dr. 
Seine bisoh. Gnaden der Bischof 

von Münster, Dr. Johann Georg 

Müller. 
Zumloh, Nie. Rentner. 

Nalbach b. Saarlouis. * 

Ramers, Dr., Pfarrer. 

__ . t . . .ii 

Neuss. 

t • ' 

Josten, F. 

Niederbreisig. 
Gomraelshauaen, Pfarrer. 

Oberwinter 
Reitz, Pfarrer. ' 

Oekhoven. 
Lentzen, Dr., Pfarrer. 

OUweüer. 
Hansen, Pfarrer. 

Paris. 

Renlu, Eugene, Chef im Ministe- 
rium d. Unterrichts u. d. Cultus. 
Auf der Quint b. Trier 

Kraemer Adolph , Huttenbesitzer 
und Commerzienrath. 

Renate (Belgien.) 
Joly, Dr. 

Rheindorf b. Bonn, 
von Bansen, G. , Dr. 

Riedlingen (Würtemberg). 
Keutzer, Georg, Pfar*«r. 



Rom. v • 

Alert», Geh. 8 anitftsrath Dr. 

Roermond. » 
Guillon, Ch., Notar. 

Schloss Roesberg. 
v. Weichs-Glan, Freiherr, Mitglied 

des Herrenhauses. 

• .. i. . 

Rottenburg. 

Ton Jaumann, Domdecan. 

Saatbrücken. 
•Karcher, Bd., Fabrlkbe.Jt W 

Saarburg. 

Hewer, Dr. . . \{ 

Seliaen ttnAt 
Steiner, Dr., Hofrath« 

Steeg b. Bacharach. 

Heep, Pfarrer. 
mnttgart. 

Sternberg, Redacteur. 
Trier. 

Holzer, Dr., Domprobst. 
Kellner, Regierungsrath. 
*Ladner, Dr. 

Martini, General vioar der Diöcese 
Trier.. 

Schaeffer, Religionslehrer. 
▼on Thielma n nFreiherr. 
Wilckens, ForetkaasenRendant. 
von WUmowsky, Domkapitular. 

Verdingen. 

»*t 

Herbertz, Balthasar, Gutsbesitzer. 

üerzig a. a\ Mösl, 
Dioden, Kaufmann. 



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227 



Utrecht. 
Karsten, Prof. Dr. 
Royers, F. A. C, Prof. Dr. 

Viersen. 

Freiherr t. Diergardt, Geh. Com- 
merzienrath. 
Vo g elensang. 

Borret, Dr. 

Wachtendonk. 

Mooren, Pfarrer. 
Warfvnt. 

Westerhoff, R., Dr. 

Weismes. 
Weidenhaupt, Pfarrer. 



Wesel. 

Fiedler, Prof. Dr. 

Wien. 
Aschbaoh, Prof. Dr. 

rt HrZuUry. 

Müller, H., Prof. Dr. 
*Urliohs, Hofratb, Prof. Dr. 
Zeist. 

van Lennep, J. H. 
Zürich. 

Hartmann, Dr> Justizrath, emerit. 
Leibarzt Ihrer Königl. Hoheit 
der Kronprinzessin Charlotte Fri- 
derike von Dänemark. 



Ausserord en tl i 

Aachen. 

Förster, Arnold, Prof. Dr., Lehrer 
an d. höhern Bürgerschule- 
Arnsberg. 

Seibertz, Kreisgerichtsrath, Dr. 

Brügge. 
Lansens, P. 

Cöln. 

Feiten, Baumeister. 

Dietingen. 
Arendt, Dr. 

St. Goar. 
Grebel, Friedensrichter. 



che Mitglieder. 

Hürtgen. 

Welter, Pfarrer. 

Malmedy. 
Arsene de Noue., Adv.-Anw. Dr. 

München. 
Correns, C. H. 

Neusohl (Ungarn). 
Zipser, Dr. 

Stuttgart. 
Paulus, Topograph. 

Wien. 
Heyder, Bibliothekar. 



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■ • I » » ' 



I * ( 



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Bruckfehler-YerzfifhnUs. 



Seite 19 Z. 15 von oben muss am Ende ein Punktum sein. 

„ 19 „ 17 „ ist am Ende das Punktum zu streichen. 

„ 25 Anm. Z- 2 von unten Hess Jahrb. statt ebendas. 
„ 28 Z. 8 von oben lies» Woippy statt Wrippy. 

29 „ 11 „ bei statt die. 

•> 37 n 1 >> t> i» Von Bittburg an. 

39 „ 11 „ „ ff linke statt rechte. 
„ 48 Anm. letzte Z. Hess geschrieben statt geschrieben. 
,, 49 ,, Z. 8 von unten Hess magnitud. statt magnltaud- 

53 ,, „ 7 ff ,, ist die Klammer vor „S. 107" zu strei- 
chen und dahinter zu setzen. 
„ 59 „ „7 „ oben Hess Material statt Materal. 
,, 68 Z. 1 von unten Hess Jahrb. statt ebendas. 
,, 75 27 „ oben „ fehlt vor „Die u das Anführungszeichen, 
ii 81 2 „ unten „ Römerstadt statt Stadt. 
„ 89 unterm Strich liess Anm. 95 statt 96. 
,, 90 Z. 5 von oben liess Itinerar statt Intinerar. 
„ 92 Anm. Z. 3 von unten liess 95 statt 93. 
„ 93 Z. 6 v. ob. fehlt hinter „Legion" das Schlussanführungszeiohen. 
„ 95 „ 16 „ „ fehlt hinter „einläuft 4 * dasselbe Zeichen. 
„ 103 „15 „ „ „ „ „Xiederung" dasselbe Zeiohen. 
„ 114 u.S. 116 sind die beiden Anm- 121 u. 123 verdruckt. 
„ 116 Z. 23 von oben liess B. G. statt R. G. 
M 119 5 n || X. XL statt XXI. 

120 Anm. Z. 2. von oben ist das Komma hinter „beträgt" zu streichen, 
i, 123 Z. 8 von oben liess Kecken statt Kenken. 
,, 131 ff 30 ,, n ,, das eine Mal Aelbeok. 
„ 137 „ 7 „ ,, fehlt hinter „Tolbiacum tt das Sohlussanfüh- 

rungszeichen. 

„ 142 Anm. Z. 3 von unten fehlt hinter „hat u . E. S. und dann vor 
„Ueber 1 * und Z. 1 von unten nach flf. fehlen die Klammern. 
150 Anm. Z. 16 von oben liess S. 11 statt S. 15. 
„ 165 „ sind in der Inschrift Z 12 ff. von oben das O in der 3., 
das O in der 4. und das N in der 5. Zeile gerade unter 
das R der 2. Z. zu setzen. Ob übrigens in dieser Z. doch 
nicht 1. seveRO statt alexandRO zu lesen wäre ? 
201 Anm. Z. 16 von oben liess an statt au. 



Bonn, Druck von Carl Georgi. 



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Tnb.I. 



[ISICHTSKARTE 

Jiirck'e, 
nit/l. Obtr/t-Zieirt. ün 

rüiprooiriz rziii/ , 

7i ffbewgfte vari 
'tcrirStrqfocTi 
1Ö61. 





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JaArM.Vr.JJ-:* J'hrhJ.fft/} XOZ 



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7r,6.Hl 





/.ttfj i-ff&nrv d txJttH in l^ci. n. 



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