JAHRBÜCHER
DES
VEREINS VON ALTERTHUMSFREUNDEN
IM
KHEINLANDE.
XXXI.
SECHSZEHNTER JAHRGANG L
Enthaltend des verstorbenen K. P. Oberst-Lieutenants F. W. Schmidt
hinterlassene Forschungen über die Römerstrassen eto. im Rheinlande,
bearbeitet aus den Aufzeichnungen des Verstorbenen von dessen Bruder
Major a. D. E. Schmidt.
MIT 4 LITHOGRAPHIRTEN TAFELN.
BONN,
GEDRÜCKT AUF KOSTEN DES VEREINS.
BONN, BEI A. MARCUS.
1861.
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Vorrede.
Keine Provinz des römischen Reiches ist so vorherrschend
und lange Gegenstand kriegerischer Bewegungen und mannig-
facher Culturentfaltungen gewesen, als Unter- Germanien.
Das erste Eindringen der römischen Adler in die waldge-
schützten Wohnsitze der germanischen Völker geschah unter
der Führung des grössten römischen Feldherrn, der uns
in den Tagebüchern seines kriegerischen Zuges die erste
Kunde von Land, Volk und Sitte unserer Heimath aufbe-
wahrt hat. Die Erhaltung des von Cäsar am Rheine er-
worbenen Besitzes blieb für Rom eine dauernde Sorge.
Römische Militairbauten und unter ihrem Schutze friedliche
Colonien entsteigen ununterbrochen dem Boden und ver-
schwinden in wachsender Wichtigkeit nicht mehr aus den
Annalen der Geschichte. Die Situation des linken Rhein-
ufers als Ausgangspunkt der Kriege gegen Germaniens
Völker begründete von vorn herein eine unverhältnissmässige
Höhe der Garnisonen , theils in festen Castellen, theils in
wechselnden Feldlagern. Diese bis zu den mittleren Kaisern
dauernden ungeheuren milit airischen Einrichtungen eines
erobernden Vordringens verminderten sich nicht, als sie im
Verfalle der römischen Macht einen verteidigenden Charakter
annahmen. Mit Aufbietung aller Mittel erneute noch Kaiser
Julian im vierten Jahrhundert die bereits von den Franken
bedrohten oder schon verheerten Befestigungen. Aber die
besiegende Ueberlegenheit wohnte nur noch den Angreifern,
nicht mehr den einst unüberwindlichen Vertheidigern bei. Rom
hatte seine Weltmission vollendet. Auf den Trümmern der
einzelnen römischen Vesten und Colonien entwickeln die
von den Keimen römischer Cultur erfüllten unter dem Ge-
sammtnamen Franken jetzt auftretenden Eingeborenen ein
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IV
Eigenleben. Die römischen Colonieu wurden unter dem
Einflüsse der alten Municipalverfassung im Mittelalter blühende
Städte.
So steigert sich wahrend des Verfalles des römischen
Reiches am Rheine die locale Entwicklung. Trier, die
Residenz römischer Kaiser , ward der Vorort des Christen-
thums, Cöln der Sitz fränkischer Könige, der Ausgangs-
punkt des rheinischen Verkehrs und der kirchlichen Macht-
entfaltung.
War und blieb somit das Leben der Römer am Rheine
ein vorherrschend militairisches, so muss eine besondere
Aufforderung für die dem einstigen Leben der Völker nach-
spürende historische Wissenschaft darin liegen, es gerade
von dieser Seite an der Hand der römischen Schriftsteller
und unter steter Berücksichtigung der vorhandenen Reste
von Militair bauten, Ueerstrassen und Canälen zu betrachten.
Seit fast 20 Jahren ist die Thätigkeit unseres Vereins auf
die Erforschung des römischen Lebens am Rheine gerichtet,
und sie hat auch in der angegebenen Beziehung wichtige
Einzelforschungen in unseren Jahrbüchern aufzuweisen. Eine
Gesammtforschung über die militairische Organisation der
Rheinlande zur Zeit der römischen Herrschaft konnte indessen
nur von den Voraussetzungen eingehendster militairischer
Einsicht und genauester Untersuchung des ganzen in Betracht
kommenden Terrains ausgehen. Die Forschungnn des k. pr.
Oberstlieutenants Schmidt, die derselbe von 1828 — 1829 über
die von den Römern in den Rheinlanden hinterlassenen
Befestigungen, Militairstrassen , Aquädukte etc. aus eigenem
Antriebe unternommen , und wozu ihm damals der Chef des
Generalstabes der Armee gern die Bewilligung, jedoch mit
der Weisung ertbeilte, die Resultate davon höhern Orts
mitzutheilen , mussten somit von der Alterthumsforschung
freudig begrüsst werden. Leider rief der Tod 1846 den
unermüdlichen Forscher eher von hinnen, als er selbst seine
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V
auf diesem Felde bis 1840 fori gesetzten Ermittelungen der
Veröffentlichung übergeben konnte. Es wir freilich aus seinem
amtlichen Berichte über die Römerstrassen kurz nach dereu
Erreichung aus den Akten durch den vor Kurzem leider
verstorbenen Dombaumeister Geh. Regierungsrath Zwirner
in der 2. Lieferung des 12. Jahrgangs der Verhandlungen
des Gewerbefleisses in Preussen eine auszügliche Veröffent-
lichung geschehen. Schon lediglich dieser auszügliche Cha-
rakter veranlasste den Verstorbenen, jener ohne seine Billigung
geschehenen Veröffentlichung seine Anerkennung zu versagen.
Der Vorstand unseres Vereines erklärte sich desshalb
bereit, das Anerbieten des Bruders des Verstorbenen, des
Herrn Majors a. D. E. Schmidt in Kreuznach, anzunehmen,
und das von diesem nach den binterlassenen Papieren 1 ) des
Verstorbenen mit vieler Mühe und Sorgfalt redigirte Manu«
script zu drucken. Es liegt in diesem Hefte vor uns. Der
Vorstand ist sieh wol bewusst gewesen, dass seit dem Tode
des Verfassers 15 Jahre vergangen sind, und dadurch manche
Localforschungen und Funde einzelnes verändert, anderes
erweitert haben. Aber einestheils hat gerade die Rücksicht,
durch einen festen Ausgangsankt den Localforschungen
allerorts entgegen zu kommen, uns zur Publication veranlasst,
anderntheils ist sowdl der Bearbeiter des Ganzen, Herr Major
Schmidt, wie die Redaction bemüht gewesen, alles im Texte
einzutragen, was die Wissenschaft später festgestellt hat.
Besonderen Dank sprechen wir in dieser Hinsicht den Herren
1 ) Die Untersuchungen des Oberstlieutenants Schmidt über den Phahl-
graben befinden sich in den Annalen des Vereines für Nas-
sauische Alterthumskunde. Band 6 pag. 107 ff. 1859, und in
einem besondern Abdruck in Commission bei R. Voigtländer in
Kreuznach. In der Zeitschrift des Vereines für Geschichte und
Alterthumskunde Westfalens sind Band 10 p. 259 ff. die Notizen
des Verstorbenen über seine westfälischen Nachforschungen
zusammengestellt.
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VI
Prof. Dr. Fiedler in Wesel und Director Dr. Rein in
Crefeld für die Durchsicht der Druckbogen aus. Auch Herr
A. Eick in Gommern gebührt derselbe für die Revision
desjenigen Bogens, der den Rdmercanal behandelt. Die
genannten Mitglieder unseres Vereins, wie auch unser Archivar
Herr Oberlehrer Freudenberg, Herr Major Schmidt
und der Unterzeichnete haben hin und wieder Anmerkungen
dem Texte beigefügt. Es ist dabei so gehalten worden,
dass Jeder der erst genannten Herren die erste Anmerkung
mit seinem vollen Namen, die folgenden mit den Anfangs*
buchstaben desselben unterzeichnete., welches letztere übrigens
durchgängig von dem Major Schmidt und dem Unterzeich-
neten geschehen ist.
Die vier Tafeln, welche dem Texte beigegeben sind, be-
dürfen nur in Bezug auf die I. u. IV. einer kurzen Bemerkung.
Der vierten, der sogenannten Canalkarte, ist unten nach-
träglich noch aus einer unedtrten Arbeit des verstorbenen
Rentmeisters Trimborn in Bonn einer jener Luftschachte
beigegeben, die p. 59 erwähnt werden. Die erste Karte
wurde als Uebersicbtskarte der Zwirnerschcn Veröffentlichung
übernommen, indessen ebenso wol durch Hinweglassung der
Gebirgszeicbnung , der neuern Strassen, kleiner Flüsse und
vieler unwichtigerer kleiner Orte vereinfacht, wie durch
mannigfache gütige Verbesserungen des Herrn Major Schmidt
vervollkommnet
Hoffen wir, dass durch die Herausgabe dieser Untersuchungen
in den betreffenden Gegenden, denen sie gelten, ortskundige
Männer veranlasst werden , dieselben fortzusetzen , zu er-
weitern und, wo es die Sache erfordert, zu berichtigen, damit
das von dem verstorbenen Forscher erstrebte Ziel seinem
baldigen sicheren Abschlüsse entgegengehe.
Bonn, im October 1861.
Für den Vorstand des Alterthumsvereins,
Der red. Secretär Prtf. aus'm Wcerth.
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I
0
Inhalts - Vemichniss.
Seite.
Vorwort III— VI
Inhalts- Verzeichnis» VII -VIII
Einleitung und I. Allgemeine Bemerkungen 1 —3
II. Speziellere Angaben.
1. Zwei Arten von Römerstrassen 3 — 4
2. Mit welchen Mitteln die Militairstrassen erbaut und
unterhalten wurden 4 — 5
3. Ueber die Richtungen, in welchen die römischen Militair-
strassen geführt sind 5—6
4. Ueber den Bau, die Dimensionen und das Gefälle der
römischen Militairstrassen auf der linken Rheinseite . 6—10
5. Maasse, womit die Römer die Länge ihrer Strassen und
die Entfernungen der Orte von einander bestimmten 10 — 12
6. Ueber die kaiserlichen Etappen und Haltpunkte . . 12 — 14
7. Ueber das Itinerarium des Antonin und die Peu-
tingersohe Tafel 14 — 17
III. Nachweis der einzelnen Römerstrassen etc.
1< Römische Müitairstrasse von Trier auf der rechten
Seite der Mosel nach Metz 17-22
Nachtrag*) hierzu . . . S. 22 2. 5. - Z. 28.
Seitenstrassen von Nro. 1, welche nach dem Lager bei
Dalheim und Castel bei Saarburg führten, so wie über
das Letztere selbst 22—24
2. Müitairstrasse von Trier auf der linken Seite der Mosel
nach Metz 25 -27
Nachtrag hierzu . . S. 27 Z. 30. — S. 28 Z. 10.
Die Ruinen des römischen Lagers bei Dalheim . 28 — 29
Seitenstrassen von Nro. 2 29—30
3. MiUtairstrasse von Trier nach Rheims 30-32
Ueber Alttrier, Echternach etc 32—33
1) Um die zu Grunde gelegten Untersuchungen des
Verf. aus den Jahren 1828 und 1829 von den spätem
zu unterscheiden, sind diese Nachträge und Er-
gänzungen mit Anführungszeichen versehen. Da
dieselben jedoch beim Drucke einigemal irrthtim-
lich weggelassen worden, so sind diese Zusätze
hier nach Seite und Zeile besonders bemerkt
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VIII
Seite.
4» Mjlitairstraaae von Trier, theils über Belgica, thells über
Zülpich n&oh Cöln, theila von Zülpich nach Neuss eto. 33— 48
Dazwischen Nachtrag über die Richtung der Römer.
Strasse von Trier nach Pons Mosae. S.40. — S- 41 Z. 2.
Ueber den römischen Aquädukt, welcher aus der Eifel
nach Cöln führte . . . 48— 61
5. Militairstrasse ron Trier über Föhren etc. nanh Mai»n
und Andernach nebst ihren Seitenstraßen u. s. w. 62 — 65
6. Römerstrasae am linken Rhelnafer abwärt* von dar
Mündung der Mosel bis Nym wegen 65 — 123
Nachtrag zu Bonn . . . S. 75 Z. 27—77 Z. 20
„ für die Strecke ron
Cöln bis Worringen S. 86 Z. 12—86 Z. 23
zu Worringen . S. 87 Z. 7-88 Z. 18
„ „ Dormagen . „ 89 Z. 13—89 Z. 25 •
„ „ Bürgel eto. . „ 91 Z. 3—93 Z. 6
Ergänzung zu Neuss etc. . „ 94 Z. 4 — 95 Z. 16
„ zu Gellepp . . „ 96 Z. 2-96 Z. 15
ii von Gellepp bis zum
Fürstenberge . ,, 99 Z. 17—103 Z. 15
„ zum Fürstenberge „ 108 Z. 13—110 Z. 13
~ zu Xanten . " 113 Z. 20—114 Z. 8
u für die Strecke von
Xanten bis Nym-
wegen ...» 118 Z. 16—123 Z. 32.
7. Römerstrasse von Colonia Trajana nach Cöln . . . 124—126
Ergänzung zu Nro. 7. . . . . S. 127—137 Z- 7.
Die Gegend von Düren, Gressenich etc. . . S. 137 Z.8 — 138
8. Die römisch e Rheinatraaae von Mainz nach Coblenz 138—170
9. Römeratrasae von Trier über den Hunarücken nach
Bingen 170—197
Ad 9. Römerstrasse , welche bei Dörrebach von der
nach Bingen abging und nach der Heidenmauer bei
Ki^naoh führte 197—205
10. RSmeratrftgaft von Trier fibar den Hochwald nach
Frauenberg an der Nahe u. s. w 206 — 208
D~er~Ring bei Otzenhausen • * * • ♦ • • • • 208—210
11. Römerstrasse von Trier nach der römischen Befestigung
auf dem Schauenberge und dem Varuawalde bei
Tholey, und von da theila nach dem 'Herappel bei
Forbach, theila nach dem Wörschweiler Kloster an
der Bliea 210-215
Da» MithrAa.Monumftnt h«i flchwargftrriftn . . . , 215 — 216
12. Römerstrasse von Metz über Narbefontaine und den
Herappel nach dem Wörschweiler Kloster und von da
wahracheinlich nach Mainz 216 — 219
Ergänzung zu Nro. 12, . . S. 219 Z. 26. - 8. 220-
Verzeichnis» der Mitglieder 221—227
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Gallien muss schon vor Cäsar's Ankunft mit einzelnen grossen
Strasseu versehen gewesen sein, denn sonst hätte er mit seinen
Legionen nicht so leicht die schnellen Märsche durch das ganze
Land von einem Ende zum andern ausführen können. Uralt war
die südliche Raiserstrasse von den Pyrenäen nach Massilia
und weiter nach Italien. Der planmässige Strassenbau nach
römischer Weise und für militairische Zwecke beginnt aber
erst unter der Alleinherrschaft des Octavian. Denn sobald
er durch den Sieg bei Actium (31 v. Chr.) in den alleinigen
und ruhigen Besitz des römischen Reichs gekommen war, liess
er Gallien durch seinen grossen Feldherrn M. Vipsanius Agrippa
nach römischen Principien militairisch organisiren, d. h. durch
Anlegung von festen Plätzen und Militairstrassen für die Be-
hauptung und durch Ansiedelung römischer Kolonisten für die
Romanisirung von Gallien sorgen. Dieses von Augustus ein-
geführte System wurde von seinen Nachfolgern beibehalten.
Von diesen Strassen-, Befestigung^- und Kolonial-Anlagen
sind in der preussischen Rheinprovinz und den angrenzenden
Ländern noch bedeutende Ueberreste vorhanden. Der Ver-
fasser hat viele derselben aufgesucht und bereiset, und er
giebt hier die dadurch gewonnenen Resultate, indem er Fol-
gendes als Einleitung voranschickt.
I. SUIgentttn* Jßfuurhungcn.
Die Römer sahen die Militairstrassen als eins der vorzüg-
lichsten Mittel zur Behauptung und Ausbreitung ihrer Macht
an. Sobald sie ein Land durch die Kraft ihrer Waffen er-
obert hatten, legten sie in demselben an geeigneten Punkten
— gewöhnlich gegen die äussersten, den noch nicht unter-
worfenen Völkern zugekehrten Grenzen des eroberten Landes
— befestigte Plätze an und besetzten dieselben mit ihren
Legionen. Diese befestigten Punkte . wurden unter einander
und mit den rückwärts gelegenen Hauptorten durch Militair-
1
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2
Strassen verbunden, welche sich an die Hauptstrassen-Rich-
tungen anschlössen , die von Rom ausgingen und solcherge-
stalt sowohl die Verbindung unter einander, als mit dem
Mittelpunkte des Reichs und dem Sitze der Regierung sicher-
ten. Durch diese Maassregel setzten sich die Römer nicht
nur in dem eroberten Lande fest, sondern bildeten sich
auch zugleich neue Operationsbasen für fernere Eroberungen.
In einem Staate, wo ursprünglich alle Institutionen für
Eroberungs-Kriege berechnet waren, hatten auch die Staats-
Strassen bloss militairische Bestimmungen, und wurden da-
her Consular- oder Militairstrassen benannt. Merkantil i sehe
Rücksichten kannten die Römer bei Anlegung ihrer Staats«
Strassen nicht, sondern sie gaben denselben die Richtungen,
welche für ihre militairischen Zwecke die geeignetsten schienen.
Ueberhaupt waren die Erbauung und Unterhaltung der Strassen,
Brücken und aller öffentlichen Anlagen, welche zur innern und
äussern Sicherheit des Reichs beitrugen , durch die römische
Staats-Religion vorgeschrieben und hingen genau mit den reli-
giösen Ansichten der Römer zusammen. So führte der erste
Beamte, der die religiösen Angelegenheiten des Staates leitete,
den Titel Pontifex maximus (der oberste Brückenbauer), und
nach dem Untergange der Republik war von Augustus an ein
jeder Kaiser auch Pontifex maximus des römischen Staats 1 ).
Italien war bereits zur Zeit der Republik mit Heerstrassen
versehen worden. Augustus liess zuerst ausserhalb Italiens
in den Provinzen seines ungeheuren Reichs Strassen in
grosser Anzahl anlegen. In Gallien geschah dieses beson-
ders unter der Leitung seines grossen Feldherrn und Chefs
seines Generalstabes, Marcus Vipsanius Agrippa 2 ), der zum
1) Diese Benennung des Oberpriesters a ponte faciendo bezieht
sich nur auf den pons sublicius, auf die hölzerne Brücke über
die Tiber. S. Preller's Rom. Mythologie. S. 513. fg. N. 3. (Fiedler).
2) Fr. Ritsehl, über die Vermessung des römischen Reiches unter
Augustus, im Rhein. Mus. f. Philol. 1842 S. 481-523. (Freudenb.).
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3
beständigen Besorger der Strassen- und Wasserbauten des
Reichs ernannt worden war. Zu den grossen Strassen-
anlagen, die unter diesem thätigeu und einsichtsvollen Manne
in Gallien ausgeführt wurden, gehört unter anderm für die
Rheingegenden die lange Strassen! inie, welche von Mailand
aus durch das Thal von Aosta über deu grossen Bernhard
über Martinach, Avenches, Solothurn, Äugst und auf dem
linken Rheinufer hinab bis zur Nordsee führte.
Unter den Kaisern nach Augustus haben sich besonders
Vespasianus, Trajanus , Hadrianus, Antoninus Pius, M. Aure-
lius, Sept. Severus, Constantinus der Grosse und andere
durch Anlegung neuer und Ausbesserung schon vorhandener
Strassen ausgezeichnet.
Obgleich die Ueberrcstc von römischen Militairstrassen,
welche sich in den Rheingegenden befinden, in ihrer Anlage
und Ausführung nicht den hohen Grad von Pracht und
Luxus zeigen, wie z. B. die Appische und Flaminische Strasse
in Italien ; so sind sie doch geeignet, theils durch ihre grosse
Anzahl und Ausdehnung, theils durch ihre geschickten Rich-
tungen und durch die Festigkeit ihrer Bauart, uns mehr als
alle andern Ueberreste des römischen Alterthums ein Bild
von der Grösse und dem Character dieses Volks zu verschaffen.
II. Spendiere Angaben.
1) Zwei Arten von Römerstrassen.
Die Römer theilten ihre Strassen: a) in Consular-
oder Militairstrassen , und b) in Vici nal strass en.
Zu den ersteren — den eigentlichen Staatsstrassen —
gehörten die grossen Strassenlinien, welche ursprünglich von
Rom — von der goldenen Meilensäule — ausgehend, am Meere,
an grossen Flüssen, in grossen Orten, oder in andern Haupt-
strassen endeten, deren Erbauung und Unterhaltung auf
kaiserlichen Befehl durch angestellte Beamte geschah, und
welche sich gewöhnlich durch ihre Richtung, durch ihre
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4
grössern Dimensionen und festere Bauart von den letztem
unterschieden. Diese — die Vicinalstrassen — waren Ver-
bindungswege, welche die Landeseinwohner zu ihrem Ge-
brauch anlegten, und wurden nur in den Fällen zu den
öffentlichen Strassen gerechnet, wenn sie Militairstrassen
mit einander verbanden. Dass die kaiserlichen Strassenauf-
seher den Provinzialen nur solche Wege anzulegen erlaub-
ten, welche die . militärischen Rücksichten nicht compromit-
tirten, liegt in der Natur der Sache.
2) Mit welchen Mitteln die Militairstrassen
erbaut und unterhalten wurden.
Diejenigen, welche den Bau leiteten und den technischen
Theil desselben besorgten, wurden aus dem Staatsschätze
bezahlt. Dahin gehören : Die Ingenieure , welche die Rich-
tung der Strasse bestimmten, Architekten, welche den Bau
derselben leiteten , ferner Steinmetzen , Maurer, Zimmerleute
und andere Arbeiter, welche den Bau von Brücken und die
andern nöthigen Kunstarbeiten ausführten.
Die Hand- und Gespann - Arbeiten geschahen durch die
unterjochten Landeseinwohner und durch die Legions-Solda-
ten 8 ), und verursachten dem Staate, ebenso wie das nöthige
Land und Material, keine Kosten.
3) Es ist ans der romischen Geschichte genugsam bekannt, dass
die Legionen in Friedenszeiten zum Ban von Militairstrassen,
Ton Festungen, von Kanälen, Wasserleitungen, zum Austrocknen
von Sümpfen, zum Anlegen von Weinbergen etc. etc. vielfach
gebrauoht wurden. Diese Maassregel war weniger durch Oeko-
nomie als durch die Noth herbeigeführt worden, indem eine
oft wiederkehrende Erfahrung gezeigt hatte, dass der römische
lange Zeit dienende und gut bezahlte Soldat fortwährend be-
schäftigt werden musste , wenn er nicht Meutereien und Unord-
nungen anfangen sollte. Auch glaubte der Börner, dass Ruhe
den Soldaten verweichliche, während eine ununterbrochene und
harte körperliche Arbeit die physischen Kräfte desselben stähle
und für den Krieg geschickt mache, daher die häufigen Klagen
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5
Die Unterhaltung geschah vorschriftsmässig durch die
Provinzialen unter Aufsiebt der kaiserlichen Strassen - Kom-
missaire. Wenn eine Strasse, oder einzelne Strecken der-
selben, durch langen Gebrauch oder durch Naturereignisse
verdorben worden waren, so wurde das Schadhafte auf
kaiserlichen Befehl von neuem gebaut, wie viele noch vor-
handene Inschriften auf Milliensteinen diess anzeigen. Letzte-
rem Umstände ist es wohl hauptsächlich zuzuschreiben, dass
man auf einer und derselben Strasse Stellen findet, die noch
vollkommen gut erhalten, während daran stossende ganz
zerstört sind , und zwar an Orten , wo man eine durch die
neuere Agricultur herbeigeführte absichtliche Zerstörung der
Strassen nicht voraussetzen kann.
3) Ueber die Richtungen, in welchen die
römischen Militairstrassen geführtsind.
Die Römer hatten bei ihren Strassenbauten weder mit
Entschädigungskosten noch mit dem sogenannten merkanti-
lischen Interesse der Civilbehörden und der Landeseinwohner
zu kämpfen. Sie wählten zwischen den Orten, die sie mit-
einander verbinden wollten, die kürzesten Richtungen, führ-
ten ihre Strassen auf den Höhen, und hielten so lange es
die Hauptrichtuug erlaubte, die Wasserscheiden. Tbäler
wurden möglichst vermieden, und wo sie die Strassen über
der Legions-Soldaten über die fortwährenden harten Arbeiten,
die sie ausführen mussten. Oft schrieen sie nnter Drohungen:
dass sie gelernt hätten das Schwert und nicht die Schaufel zu
führen, dass sie mit dem Feinde und nicht mit der Natur
kämpfen wollten etc. eto. Oft gingen diese Klagen in Wuth
über. So wurde selbst der grosse und -von den Soldaten sonst
sehr geliebte Kaiser Probus ein Opfer ihrer Wuth , als er ihre
Kräfte bei Anlegung von Weinbergen zu sehr in Anspruch
genommen hatte. (Flav. Vopisci Probus Imp. Cap. XX. F.)
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6
solche führen mussten, da geschah das Ab- und Aufsteigen
nicht in Seitenthälern, sondern auf den zwischen letztern
befindlichen Bergabhangen. Sie hatten , indem sie ihren
Sirassen solche Richtungen gaben, theils mililairische, theils
ökonomische Zwecke. Die militairischen Vortheile solcher
Strassen, bei deren Richtung die Defileen möglichst ver-
mieden und die Behauptung der Höben und der Wasserscheiden
gesichert wurden, leuchten ein. In ökonomischer Rücksicht
gewannen sie durch solche Richtungen fast immer die kürze-
sten und bequemsten Linien , ersparten eine Menge kostspieli-
ger Brückenbauten und setzten ihre Strassen weniger der
Zerstörung durch die Gewässer und durch die von deii Höhen
herabgeschwemmte Erde aus. Auch sind die Römerstrassen
auf den Höhen, wo sie nicht absichtlich zerstört sind , fast
noch durchgängig erhalten, während sich an den Bergab-
hängen und in den Thälern nur noch selten üeberreste von
ihuen vorfinden.
Wenn man die Richtungen der römischen Militairstrassen
näher verfolgt, so findet man, dass sie fast durchgängig
mit grosser Umsicht und Kenntniss des Terrains gewählt
waren.
4. lieber den Bau, die Dimensionen, und das Ge-
fälle der römischen Militairstrassen auf dem
linken R h einufer.
a. Bauart.
Alle von dem Verfasser auf dem linken Rheinufer gesehe-
nen römischen Militairstrassen haben eine dammartige An-
lage, gewöhnlich aus Lehmerde mit Sand vermischt be-
stehend, die sich mit Einschluss der Besteinung zuweilen
selbst auf ebenem Boden bis 12 Fuss erhebt, und wo dieser
Damm zur Ausfüllung der Senkungen des Terrains dient,
noch höher ist. An den Stellen, wo diese Strassen in der
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jetzigen Terrainoberfläche eingelassen, oder mit ihr gleich-
hoch zu liegen scheinen, da kann man immer mit Bestimmt-
heit annehmen, dass sie von aufgeschwemmter Erde bedeckt,
oder zerstört worden sind. Diese Erddämme sind gegen-
wärtig, sei es durch die Länge der Zeit, oder durch das
ursprüngliche Zusammenrammen der Erde, so fest, dass es
Mühe macht, mit der Spitzhaue in sie einzudringen.
Wegen dieser Erhöhung werden diese Strassen von den
römischen Schriftstellern oft bloss Dämme (aggeres) genannt,
und es ist ausdrücklich bemerkt, dass man ihnen diese Ge-
stalt gab, theils um sie bei jedem Witterungswechsel trocken
zv erhalten (welchen Zweck sie auch vollkommen erfüllten),
theils um eine freiere Aussicht von ihnen zu haben , beson-
ders aber um von einem höhern Standpunkte den andringen-
den Feind besser bekämpfen zu können und den Soldaten
als Wall und Schutzwehr zu dienen.
In diese Erddämme ist die Besteinung eingesetzt, und
die einzelnen Lagen derselben mit Kalk und Mörtel in sich
und mit einander verbunden. Zu den Besteinungen ist
gew öhnlich die Steinart genommen, welche sich in der Nähe
vorfindet, und nur in den Fällen, wo die in der Nähe vor-
kommende Steinart, wie z. B. der Sandstein, für die obern
Schichten zu weich war, wurden für letztere härtere Stein-
gattungen, als Basalt, Quarz, Grauwacke, harter Kalkstein
und -besonders Kies aus grösserer Ferne herbeigeschafft. In
Gegenden, wo es keine Bruchsteine giebt, wie am Nieder-
rhein , bestehen diese Strassen bloss aus einem hohen Erd-
damme, der eine Lage von 2 bis 2V 2 Fuss hohem und mit
Mörtel verbundenem Rheinkiese zur Decke hat.
Die verschiedene Art der Besteinung der römischen Mili-
tairstrassen , so weit der Verf. dieselben hat kennen lernen,
ist hier nach den Profil- Aufnahmen bemerkt, die er mit der
möglichsten Sorgfalt von wohlerhaltenen Stellen solcher
Strassen genommen hat.
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Das Profil auf Taf. IIL Nro. 1 ist bei dem Helenenkreuz
auf der Höbe von Bilzingen von der Strasse genommen,
welche von Trier auf der rechten Seite der Mosel nach
Metz führte. Die Gcbirgsformation in der Nähe besteht aus
einem harten Kalksteine, der häufig tafelförmig bricht. Die
unterste Lage steht horizontal auf festgeschlagener Erde
und besteht aus abwechselnd schräg stehenden Kalkstein-
platten von 10 bis 12 Zoll Höhe und 3 bis 5 Zoll Dicke,
welche in Mörtel gesetzt und mit diesem Material verbun-
den sind. Auf dieser Lage liegt als zweite eine Schiebt
von dicht geschlagener Lehmerde ohne Kalk Verbindung von
5 bis 6 Zoll Dicke. Beide Lagen sind an den Seiten durch
grosse Kalksteinplatten begrenzt. Als dritte Schicht folgt
eine 18 Zoll hohe Lage von zerschlagenen Kalksteinen, die
mit Mörtel verbunden sind. Auf dieser liegt als vierte und
letzte Lage eine Schicht von kleinen Kieseln , ebenfalls mit
Mörtel verbunden. Diese Schicht nimmt die ganze obere
Breite der Strasse ein, ist an den Seiten gegen 8 und in
der Mitte gegen 12 Zoll und mehr dick. — Dasselbe Profil,
oder ihm ganz ähnlich, hat der Verf. wiederholt gefunden,
wo dieselbe Steinart vorherrschend ist.
Der Durchschnitt auf Taf. III. Nro. 2 ist in dem Ryllthale bei
Jünkerath von der Römerstrasse, welche von Trier nach
Cöln führte , genommen. Herabgeschwemmte Erde hat die
Strasse an dieser Stelle zum Theil bedeckt, so dass nur
noch die beiden obern Schichten über die jetzige Erdober-
fläche hervorstehen. Das Fundament von 10 Zoll Höhe
besteht aus Kalksteinplatten, die auf die breite Seite gelegt
und mit Mörtel verbunden sind. Auf diesen liegt eine Schicht
Grauwackensteine von 10 bis 11 Zoll Dicke, zwischen denen
sich bloss Lehmerde befindet. Hierauf kommt eine Lage von
festgeschlagenem Lehm mit Sand vermischt von 6 bis 8 Zoll
Dicke. Auf diese folgt eine Lage Kies mit Mörtel verbun-
den von 9 Zoll Höhe, und zuletzt als Decke klein zer-
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schlagene Grauwackensteine mit Kies untermischt und mit
Kalk verbunden. Diese letztere Lage nimmt ebenfalls die
ganze Breite der Strasse ein, ist an den Seiten gegen 6 Zoll
und in der Mitte 10 bis 11 Zoll hoch.
Das Profil Tafel III. Nro. 3 ist bei dem Dorfe Wispelt (auf
der Höhe zwischen dem Alf- und Oesthale) von einer Römer-
strasse genommen, die von Trier in die Gegend von Kaisers-
esch etc. führte. Die Besteinung ruht hier auf einem bei-
nahe 5 Fuss hohen Erddamme. Die unterste horizontal-
stehende Lage besteht aus behauenen und in Mörtel ge-
setzten Grauwackensteinen von 10 Zoll Höhe. Die zweite
Lage wird durch klein geschlagene und mit Mörtel verbun-
dene Grauwackensteine gebildet und ist 8 Zoll dick. Beide
Lagen werden an den Seiten durch Steinplatten begrenzt.
Die dritte Lage besteht aus einer Schicht von dicht ge-
schlagener Lehmerde, 6 Zoll dick, und die oberste Lage,
die ebenfalls die ganze Breite der Strasse einnimmt, aus
Kies mit Kalk verbunden. Diese letzte Schicht hat an den
Seiten eine Höhe von 14 und gegen die Mitte von 18 bis
19 Zoll.
Ohgleich diese Profile im Einzelnen von einander ab-
weichen, so sind sie doch im Ganzen einander sehr ähnlich.
b. Dimensionen.
«. Höhe.
Es ist oben gesagt worden , dass diese Strassen (der
Erddamm mit der Besteinung) in ebenen Gegenden gewöhnlich
4 bis 6 Fuss, an einzelnen Stellen selbst bis 12 Fuss, und
wo sie durch Senkungen des Terrains führen , noch mehr
über die Oberfläche des Bodens erhöht sind. Die Besteinung
beträgt nach obigen Angaben, mit Einschluss der dazwischen
liegenden Erdschicht, 3% bis höchstens 4 Fuss.
Die oberste Steinschiebt ist gegen die Mitte bei allen
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10
Strassen , um den Abfluss des Wassers zu bewirken , um
einige Zoll erhöht.
ß. Breite-
Die untersten Steinlagen hat der Verf. durchgängig gegen
20 Fuss, und die oberste, oder die eigentliche Strasse an
allen Stellen, die noch wohlerhalten sind, gegen 18 Fuss
breit gefunden, so dass man 18 Fuss als Normalbreite der
römischen Militairstrassen annehmen kann.
Die Dossirungen des Erddamms betragen da, wo sie nicht
durch die Zeit gelitten haben, gegen 45°. 1
o. Gefälle.
An Bergabhängen sind diese Strassen f wie die jetzigen,
in gebrochenen und schlangenförmigen Linien geführt. An
sehr steilen Partien sind ihre Spuren fast durchgängig ver-
schwunden, und ihre Richtung ist nur noch da zu erkennen,
wo sie durch Felsen gebrochen waren. Nivellements ergeben,
dass sie an solchen Stellen 12 bis 14 Zoll Gefälle auf die
rheinische Ruthe hatten, also % mehr, als das Normalgefälle
der heutigen Kunststrassen beträgt.
d. Sommerwege.
An vielen Stellen findet man, dass das neben den Strassen
liegende Terrain auf einer oder auf beiden Seiten derselben,
in der Breite von 20 bis 30 Schritten kunstmässig geebnet
ist, so dass es scheint, als hätten die Römer rur Schonung
derselben und zur Bequemlichkeit , vielleicht auch um^ in
breitern Fronten marschiren zu können, noch besondere
Sommerwege neben den Strassen angelegt.
5. Maasse, womit die Römer die Länge ihrer
Strassen und die Entfernung der Orte von
einander bestimmten.
a) Der römische (geometrische) Schritt (passus) zu 5 römi-
schen Fussen, war das Normalmaass. Tausend solcher
Schritte machten eine römische Meile oder Millie.
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11
Um die Lange der römischen Millie nach neuern Maassen
kennen zu lernen, hat man die Entfernungen verschiedener
Milliensteine von einander gemessen, jedoch nicht ganz
gleiche Resultate erhalten. Am richtigsten scheint das Ver-
hftltniss zu sein, wenn man 4694 rheinische Fusse = 5000
römischen Fussen oder 1 Millie annimmt, so dass 1 geo-
graphische Meile = 5 römischen Millien und 191 rheini-
schen Fussen, oder 1 Millie = y 5 geographischen Meile und
38 7& rheinischen Fussen (beinahe 756 Toisen) 4 ).
b) Die Leuca, Leuga oder Lega (wovon das jetzige fran-
zösische lieue und das englische league) war in Gallien
gewöhnlich und enthielt 1500 römische Schritte oder V/ 2
Millie. Das Itinerarium Antonini und die Peutingersche
Tafel berechnen die Entfernungen in Gallien und am Rhein
gewöhnlich nach Leuken 5 ).
c) Das Stadium — griechischen Ursprungs — wurde von
den Römern an den Küstengegenden des Mittelländischen
Meeres gebraucht. Das (olympische) Stadium enthielt 125
römische Schritte oder 625 römische Fusse, und 8 Stadien
machten 1 Millie.
d) Milliensteine. Jedes Tausend geometrischer Schritte,
eine römische Meile oder Millie , wurde durch einen Millien-
stein (lapis oder milliarium) bezeichnet. Auf diesen Steinen
war der Abstand von den Hauptorten , welche durch die
Strasse verbunden wurden, angegeben, und gewöhnlich ent-
hielten sie auch noch die Angabe, von welchem Kaiser die
Strasse gebaut, oder wieder hergestellt worden war 6 ).
4) Vgl. d. B. d. V. v. A. F. im Rhl. H. IX. S. 173 und die An-
nalen für Nassauische Alterthumskunde VI p. 291, wo in den
erstem die römische Millie zu 760 Toisen, und in den letztern
zu 4720 rhein. Fussen angegeben ist.
5) S. Rein'a Gelduba. Crefeld 1851. S. 6. Anm. 10. Roth Ge-
sohichte der Leuga im XXX. Heft dieser Jahrbücher.
6) Im Jahre 1823 fand man nördlich von Bittburg bei dem Natten.
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Sowohl in dem Itinerar des Antonio als auf der Peutin-
gerschen Tafel sind die Entfernungen zwischen den Orten
immer in ganzen Zahlen (in ganzen Millien , Leuken oder
Stadien) angegeben, und die Bruchtheile auf die nächst vor-
gehenden oder folgenden Entfernungen übertragen.
6. Ueber die kaiserlichen Etappen und
Haltpuncte.
Zur schnellern Besorgung der kaiserlichen Befehle und
Beförderung der in kaiserlichen Aufträgen reisenden Beam-
ten, so wie zur Unterbringung , Verpflegung und Fortschaf-
fung der marschirenden Truppen, waren seit Augustus längs
den Heersfrassen die notbigen Vorkehrungen getroffen. Da-
hin gehören:
a) Die Mutationes (Orte, wo die Pferde gewechselt wurden),
einzelne an den Strassen in gewissen Abständen von ein-
ander liegende Gebäude, in welchen wenigstens 20 Pferde,
eine Anzahl von Ochsen, Maulthieren und Eseln, so wie von
Reise- und Transportwagen, für den Staatsdienst unterhalten
wurden.
b) Die Mansiones (Herbergen, Etappen), wo die marschiren-
den Truppen und die reisenden Staatsbeamten übernachteten.
Sie befanden sich in grössern und kleinem Orten und lagen
gewöhnlich einen Tagemarsch 7 ) auseinander. An solchen
heimer Wäldehen, alB zur Anlage der gegenwärtigen Chaussee
nach Prüm die Romerstrasse benutzt wurde, neben letzterer
zwei Milliensteine, wovon der eine unter Hadrian im Jahre
Christi 121 und der zweite unter Antonin dem Frommen 139
gesetzt worden war. Beide geben die Entfernung -von Trier
zu 22,000 Schritt (22 Millien) an. Diese Steine sind rund und
haben , bei 3 Fuss im Umfange , 8 Fuss Höhe mit Einschluß»
des unbehauenen 2 Fuss hohen Postaments. [Vergl. L. Lorsch,
Centraimus. rheinl. Inschr. III, n. 1 u. 2, so wie in Betreff der
bei Salzig aus dem Rheine gehobenen beiden Milliensteine
die Annalen für Nassauisohe Alterthumskunde. VI. p. 287. ff.]
7) Nach Vegetius über das römische Kriegswesen (I. 9.), betrug
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Orten wurden wenigstens 40 Reit- und Wagenpferde, so
wie eine angemessene Zahl von Saum- und Zugthieren, von
Reise, und Packwagen, unterhalten. Hier befanden sich Ma-
gazine, woraus die im Marsch begriffenen Truppen ihre
Rationen und Portionen, ja selbst die nöthigen Bekleidungs-
und Bewaffnungs - Gegenstände erhielten. Bei ausserordent-
lichen Truppenmärschen mussten die Provinzen die nöthigen
Verpflegungs- und Transportmittel stellen. Ueberhaupt fielen
die Unkosten, welche die Posten und Etappen verursachten,
den Provinzen zur Last, bis Sept. Severus diese Ausgabe
aus dem Fiskus zahlen Hess.
Nur die in kaiserlichen Aufträgen reisenden Staatsbeamten
durften sich, wie schon gesagt, der Öffentlichen Posten be-
dienen, und hatten hierzu eine besondere Legitimation nöthig,
welche von dem Kaiser selbst, oder von den höchsten Staats-
behörden ertheilt war. Auf diesen Legitimationen war die
Zahl der Reit- Zug- und Saumthiere, die Rationen und Por-
tionen, so wie das Gewicht des Gepäcks, welches der Reisende
mit sich führen durfte, genau bestimmt.
Reisen, die keine besondere Eile erforderten, machten die
Römer gewöhnlich zu Pferde, und au den Heerstrassen waren
zum bequemen Aufsteigen (sie hatten bekanntlich keine
Steigbügel) besondere Vorrichtungen angebracht. Bei Reisen,
die schnell ausgeführt werden mussten, bedienten sie sich
leichter zweirädriger Fuhrwerke und reisten damit ebenso
der gewöhnliche Tagemarsch der römischen Soldaten im ge-
wöhnlichen Marschschritte 20,000 römische Schritte oder 20
Millien, und in einer schnellern Marschcadence 24,000 solcher
Schritte, die in beiden Gangarten in 5 römischen Sommer,
stunden zurückgelegt wurden. Rechnet man 12 römische Som-
merstunden zu 16 der unsrigen, so betragen 5 römische Som-
merstunden 6Va der unsrigen. Der römische Soldat legte folg-
lich in der gewöhnlichen Gangart 50 doppelte oder 100 ein-
fache, und in der schnellern Gangart CO doppelte oder 120
einfache Schritte in einer Minute zurück.
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14
schnell, als es heut zu Tage geschieht. Nach kaiserlichen
Bestimmungen durften solche Postkaleschen nur mit 200
römischen Pfunden belastet werden. Für den Transport der
Effecten hatten sie, ausser den Saumthieren , theils schwere
zweirädrige Fuhrwerke, die mit 600 Pfund beladen wurden,
theils vierrädrige, die höchstens 1000 Pfund tragen durften.
1000 römische Pfunde waren folglich das grösste Gewicht,
womit die Militairstrasscn belastet wurden, und dieses, ver-
bunden mit den breiten Felgen der römischen Fuhrwerke,
musste vorzüglich zur Conservation jener Strassen beitragen.
7. Ueber das Itinerarium des Antoninus und
die Peutingersche Tafel.
Da von beiden bei Beschreibung der römischen Militair-
strassen öfterer die Rede sein wird, so verdienen sie hier
einer kurzen Erwähnung.
Vegetius sagt in seinem Buche (III. 6.), welches von dem
römischen Kriegswesen handelt, dass den Generalen und
andern höhern Beamten, wenn sie in die Provinzen geschickt
wurden, zur bessern Orientirung und Kenntniss der Gegend,
sowohl geschriebene als gezeichnete itineraria (Wegver-
zeichnisse, Wegweiser) mitgegeben worden seien. Die ge-
schriebenen enthielten die Angabe der Strassen, der an
ihnen liegenden Städte, Lagerplätze und Nachtlager, nebst
den Entfernungen von einander. Die gezeichneten, oder
Landcharten , gaben ebenfalls die Entfernungen der an den
Strassen gelegenen Orte von einander an, und bemerkten
zugleich durch ein Bildchen des Orts, ob es eine Hauptstadt,
eine Festung, Kolonie, Bad oder ein gewöhnlicher Ort war.
Auch waren auf letzteren Berge, Flüsse und Völkernamen, selbst
der nicht zum römischen Reiche gehörenden Völker, angegeben.
Das Itinerarium des Antoninus und die Peutingersche Tafel
sind solche Wegweiser, das erste ein geschriebenes, das
zweite ein gezeichnetes, welche von den Römern auf uns
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•
gekommen sind, obgleich durch die Kopisten des Mittelalters
in den Angaben der Ortsnamen und der Zahlen sehr verdorben.
a) Das Itinerarium Antonini besteht eigentlich aus zwei Itine-
rarien, wovon das eine die Marschroute von Rom nach Gallien
auf sechs verschiedenen Strassen enthalt, und das zweite sich
auf alle Provinzen des romischen Reichs erstreckt. In der
Gestalt, wie diese Itinerarien auf uns gekommen sind,
kann keiner der Kaiser, die den Namen Antoninus führten,
Urheber davon sein, indem Oerter in ihnen vorkommen,
welche erst nach der Periode der Antonine entstanden sind.
Wahrscheinlich hat Antoninus Pius, nach einer genauem Ver-
messung der Strassen, den ersten Wegweiser entwerfen lassen,
in welchen spater das Neuentstandene nachgetragen wurde.
An die itinerarien des Antoninus scbliesst sich das Itinera-
rium Hieroso] ymi tan um , oder der Wegweiser von Bordeaux
nach Jerusalem, welcher in einer spätem Zeit entstanden
und vollständiger als jene ist, indem in ihm selbst die Mu-
tationen angegeben sind.
b) Die Peutingersche Tafel 8 ) besteht aus 11 kaum einen
Fuss breiten Pergamentblätteru , die zusammen eine Länge
von 20 Fuss geben. Das zwölfte Blatt, welches das westliche
Africa, Portugal, Spanien und einen Theil von Britannien
enthielt, ist verloren gegangen. Das auf uns gekommene
Exemplar ist die sehr fehlerhafte Kopie eines Mönches aus
dem 13. Jahrhundert. Es wurde von dem Dichter Celtes
aufgefunden und dem Augsburger Conrad Peutinger ge-
schenkt, von dem es den jetzigen Namen führt. Später
brachte es der Prinz Eugen von Savoyen mit grossen Kosten
an sich, und mit dessen Sammlungen von Charten und
Büchern ist es in die kaiserliche Bibliothek zu Wien gekommen.
8) Vgl. Frendenbergs Beurtheilungen der nouesten Sohriften über
die Tabula Peutingeriana in d. Jahrb. d. V. Heft IX. 168 u. XIV.
167. F.
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16
Diese römische Landeharte (wenn man anders eine Zeich-
nung mit dem Namen einer Landcharte belegen darf, auf
welcher die geographische Länge und Breite und die Gestalt
des Landes gänzlich unberücksichtigt geblieben und bloss
die Richtungen und das Zusammentreffen der Strassen nebst
den Entfernungen angegeben sind) enthält die Mehrzahl der
Militairstrassen des Ungeheuern romischen Reichs und führt
Ostlich bis tief in Asien und bis zur Insel Ceylon. Aus den
zum Theil erst später entstandenen Oertern , die auf ihr
angegeben sind , lässt sich schliessen dass ihre Entstehung
nicht über die Zeit von Theodosius dem Grossen hinauf-
zuführen sei. — So weit die Peutingersche Tafel die Rhein*
gegenden berührt, ist auf Taf. II eine Copie beigefügt.
Die Peutingersche Tafel ist in den Angaben der Orts-
namen und der Entfernungen (wahrscheinlich durch die
Schuld des Kopisten) viel fehlerhafter als die Itinerarien des
Antonin. Zur Erklärung und Ergänzung der letzteren ist
sie jedoch unentbehrlich, und enthält viele Strassen und
Etappenorte, die auf jenen fehlen.
Noch muss bemerkt werden, dass in den Itinerarien des
Antonin und auf der Peutingerschen Tafel viele Strassen-
linien fehlen , von welchen sich noch Ueberreste vorfinden.
So gingen z. B. von Trier acht römische Militairstrassen
aus, von denen in dem Itinerar nur 4 und auf der Tafel
nur 3 angegeben sind.
Zum Schluss noch eine Bemerkung über die römischen
Militairstrassen in den Rheingegenden.
Wer die Ueberreste dieser Strassen nicht kennt, könnte
fragen: sind dieselben noch gegenwärtig für militairische
Zwecke zu benutzen?
Hierauf muss geantwortet werden:
a) als Communikationslinien sind sie nicht mehr zu ge-
brauchen. Denn ob sich gleich lange Strecken von diesen
Strassen vorfinden, die noch wohl erhalten sind, und welche
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17
selbst gegenwärtig noch als Verbindungswege benutzt wer-
den ; so sind dieselben doch fast durchgängig an denjenigen
Stellen , wo man besonders der Strassen bedarf, an Berg-
abhängen und bei Uebergängen über Gewässer — zerstört.
b) Was hingegen die Richtungen dieser Strassen betrifft,
so verdienen sie bei neuen Strassenanlagen alle Aufmerk-
samkeit , und es ist vielfach zu bedauern , dass man bei
neuern Strassenbauten — oft bloss um einige Baracken in
die Strassenlinie zu ziehen — die Richtungen der Römer
verlassen hat
III. Äad)u>et0 Irer ehyelnen Hfimfrflrufen.
Dem scharfen Blicke der Römer war die Vortrefflichkeit
der militärischen Lage von Trier in Bezug auf den Rhein
und auf Germania magna nicht entgangen , und obgleich in
dieser Hinsicht seine grosse Wichtigkeit besonders erst im
3. Jahrhunderte beginnt, so kann doch aus vielen römi-
schen Schriftstellern bewiesen werden, dass es bereits unter
den ersten Kaisern ein Ort von grosser Bedeutung war, und
schon Pomp. Mela (III, 2.) unter dem Kaiser Claudius nennt
unter den reichsten und angesehensten Städten von Belgien
Trier zuerst.
Wir gehen daher und um so mehr von Trier (Tre vir is,
Augusta Trevirorum, Colonia Augusta Trevi-
r o r u m) aus, weil sich hier die aus Gallien kommenden und nach
dem Rhein führenden Strassen grösstenteils konzentrirteu.
Den römischen Namen Colonia Augusta oder auch nur
Augusta erhielt Trier 9 ) von einer römischen unter Augustus
dahin geschickten Kolonie, und derselben verdankt Trier,
9) Vgl. Jahrb. d. V. t. A. F. im Rhl. H. XXVII. S. 20 bis 23
und S. 2G. (Die Stelle in Mela Heist : Belgarum clarissimi sunt
Treveri, urbesque opulenttssimae in Trevirig Augusta etc. F.s
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wenn auch nicht seine erste Gründung, doch wenigstens
seine Vcrgrösserung und Einrichtung als grosse befestigte
Stadt. Die militairische Wichtigkeit von Trier hebt vor-
zugsweise mit der Mitte des 3. Jahrhunderts an, wo sieb
am Oberrhein der Bund der Allemannen , und am Nieder-
rheine der Bund der Franken bildete, durch welche vorzüg-
lich , nach einer Reihe von blutigen Kämpfen , die römische
Herrschaft am Rheine und in Gallien vernichtet wurde.
Trier, fast in der Mitte zwischen dem Ober- und Nieder-
rheine und in gehöriger Entfernung von diesem Grenzstrome
gelegen, um den ersten Invasionen der überrheinischen Völ-
ker nicht ausgesetzt zu sein, dabei durch den einzigen
schiffbaren Fluss, der mehr aus dem Innern von Gallien die
Zufuhr erleichterte, mit dem Rheine verbunden , eignete sieb
mehr als ein anderer Ort zum Centraipunkte der römischen
Rhein vertheidigung und zum Hauptdepot jjer am Rheine
kämpfenden Heere. Wegen dieser Lokal Verhältnisse Wurde
Trier seit Maximianus Herculeus bis auf Valentinianus II.
(von 287 bis 390) der gewöhnliche Aufenthaltsort der
Kaiser, und seit Constantinus Magnus der Sitz der Verwal-
tungen von Gallien, Spanien und Britannien.
Von dem Verf. sind bereits acht Hauptstrassen-Richtungen
aufgefunden worden, welche von Trier ausgingen, von denen
vier nach dem Innern von Gallien , und vier mit mehreren
abgehenden Seitenstrassen nach den römischen Festungen
am Ober-, Mittel- und Niederrheine führten.
1. Römische Militai r Strasse von Trier auf der
rechten Seite der Mosel nach Metz.
Diese Strasse Nro. 1. ist auf der Peutingerschen Tafel ange-
geben; die Entfernungen sind jedoch so unrichtig bemerkt,
dass es schwer ist, dieselben mit den wirklichen in Ueberein-
stimmung zu bringen. Sie ging in der Richtung der gegen-
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wartigen Chaussee 10 ) von Trier nach der Conzerbrücke 11 ),
wo nach Ausonius (Wo seil a, v. 91 und 92) eine römi-
sche steinerne Brücke von 6 Pfeilern über die Saar
führte 12 ). Von Trier bis in die Nähe der Margarethen-Kapelle
bei Tawern sind die Spuren dieser Strasse verschwunden.
Hier wird sie zuerst sichtbar. Oberhalb Tawern, am Fusse
des Flohberges, geht sie auf die linke Seite des Dalbaches,
und von dieser Stelle an ist sie durchgängig noch sichtbar
grossentheils gut erhalten und wird auf längere Strecken
als Dorf- und Feldweg benutzt. An dem steilen Abbange
des Metzenbcrges ist sie zum Theil in Felsen gebrochen
und führt in mehreren Zickzacks auf die Höhe zwischen
dem Mauebacher und Onsdorfer 13 ) Thale, und hier ist eine
der wenigen Stellen, wo man an steilen Bergabhängen
die Richtungen dieser Strassen noch deutlich erkennen kann,
Das Gefälle beträgt hier auf die rhein. Ruthe 1 Fuss. Auf
der Höhe von Bilzingen bei dem Helenenkreuz geht eine.
Seitenstrasse rechts ab, und die Hauptstrasse wendet sich
links nach
Merzkirchen. Dieser Ort ist römischen Ursprungs,
wie die vielen Ueberreste von römischem Gemäuer, das
10) Vgl. Jahrb. H. XIII. S. 23 und 24.
11) Die jetzige steinerne Brücke über die Saar bei Conz ist erst in
neuerer Zeit von Grund aus neu erbaut und im Jahre 1784
vollendet worden, nachdem die frühere, wahrscheinlich die alte
römische, durch die Franzosen unter Crequi zerstört worden
war. — Das Dorf Conz ist höchst wahrscheinlich das römische
Contionacum , von wo mehrere noch vorhandene Gesetze des
Kaisers Valentinian L vom Jahre 371 datirt sind. In dem
Garten der dortigen rfarrei befinden sich, zum Theil noch
oberirdisch, die Ueberbleibsel eines grossen und prächtigen
römischen Gebäudes, auf einer Höhe gelegen, die eine überaus
schöne Aussicht nach dem Mosel, und Saarthale gewährt.
12) Vgl. Jahrb. eto. H. V. und VI. S. 186 ff. und H. IX. 8. 4.
13) Vgl. Jahrb. etc. II. VII. S. 157 und 160.
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sich auf eine längere Strecke auf beiden Seiten der Strasse
unter der Erde findet, die vielen hier gefundenen römischen
Münzen, Waffen etc. etc. beweisen. Seiner wird von keinem
der noch vorhandenen rtfmischen Schriftsteller gedacht. Es
ist jedoch mehr als wahrscheinlich , dass der alte Namen
Marciacum , der in einer Schenkungsurkunde auf dem Saar-
gaue genannt wird, dem jetzigen Merzkirchen zu Grunde
liege, welches auf alten Karten Martiskirchen und Mertens-
kirchen geschrieben wird 14 ).
Von Merzkirchen führt die Strasse in der Richtung des
alten Weges von Perl nach Trier, wendet sich auf der
Höhe zwischen Butzdorf 15 ) und Oberleucken links, schneidet
die neue Chaussee von Perl nach Trier, führt durch den
Borger Busch , zwischen Hellendorf und Efft durch das
sumpfige Wiesenthal des Leuckbaches , östlich der Kapelle
von Tüntingen und in dem Walde zwischen Ritzingen und
Scheuerwald nach einer Stelle, wo sich ein grosses römi-
sches Etablissement befand. Von Merzkirchen bis auf die
Höhe von Münzingen ist sie noch gut erhalten, von da bis
zum Borger Busch grösstenteils zerstört, und in letztem,
so wie zwischen Ritzingen und Scheuerwald ebenfalls noch
gut erhalten.
Ricciacum (bei Ritzingen). Auf der Peutingerschen
Tafel wird die eine Etappe auf dieser Strasse Ricciacum ge-
nannt und ihre Entfernung von Trier zu 20 Leuken ange-
geben. Diese Entfernung trifft so ziemlich auf die Ceberreste
des römischen Orts, welche sich in dem Walde zwischen
Ritzingen und Scheuerwald befinden, und man kann daher
dieselben mit Bestimmtheit für das alte Ricciacum annehmen,
um so mehr da sich die alte Benennung in dem, in der Nähe
gelegenen, neuen Orte Ritzingen erhalten hat.
14) Der Name ist wohl aus Martinskirchen entstanden und hat
mit dem Mars nichts zu thun. F.
15) Vgl. Jahrb. H. XXIII. S. 181.
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Vou der weitern Fortsetzung dieser Strasse ist dem Verf.
nur so viel bekannt, dass die auf dem Hackenberge bei Bid-
lingen befindlichen Ruinen für das auf der Peutingerschen
Tafel angegebene Caranusca gehalten werden, und dass die
Römerstrasse in der Gegend von Bidlingen und Büdingen
noch sehr wohl erhalten sein soll.
Metz (Divodurum, Hauptstadt des gallischen
Volkes der Med iomatriker). Divodurum Medioma-
trtcorum war nach Trier die wichtigste Festung der Römer
an der Mosel. Nachdem dieser Ort im Jahre 406 durch
die Vandalen und 451 durch die Hunnen erobert und ver-
heert worden war, kam er in die Gewalt der Franken, und
wurde nach Chlodwigs Tode seit 512 der Königssitz des
Austrasischen Reiches. Die Franken änderten den alten
Namen in Mettis oder Metis, woher das jetzige Metz. Zu
den üeberresten römischer Grösse gehören vorzüglich die
Ruinen einer Wasserleitung , welche oberhalb Metz bei Iouy
aux arches über die Mosel führte, und wovon sich die ge-
waltigen Pfeiler noch bis jetzt immitten des Flusses erhal-
ten haben.
Ausser diesen genannten römischen Etablissements befin-
den sich auf beiden Seiten der Strasse in den Thalern noch
viele Spuren römischen und gallischen Anbaues, und werden
mit jedem Jahre neue aufgefunden, so dass diese Gegend
zur Zeit der Römer sehr kultivirt gewesen sein muss. Be-
sonders zeichnen sich die Gegend um Kirf und das Leuck-
thal in dieser Hinsicht aus.
Diese Römerstrasse wird von den Landleuten in der Um-
gegend der Kern, Kim oder hohe Kern (wahrscheinlich das
Stammwort von dem französischen chemin) genannt. Was
die Bauart und die Dimensionen dieser Strasse betrifft s. Pro-
fil Taf. III. Nro. 1. Sie verschwindet mit jedem Jahre mehr,
da die Landleute die Erfahrung gemacht haben , dass die
obern Schichten, wegen der grossen Menge von Kalk,
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die sie enthalten, einen trefflichen Dünger für die Felder
abgeben. Ihre Richtung ist die kürzeste und glücklichste,
welche man einer Militairstrasse zwischen Trier und Metz
geben konnte.
Nachtrag. „Sie geht von Efft an der Kapelle von
Tüntingen und 300 Schritt Östlich dieses Orts vorbei in ge-
rader Richtung nach Ritzingen; südlich von Ritzingen, den
Östlichen Theil des Schirmeter Waldes berührend, über den
Anfang eines kleinen Baches und auf die Höhe östlich von
demselben , wo sie eine andere , in gerader Richtung von
Scheuerwald kommende Strasse aufnimmt; von da auf der
Höhe, östlich des ebengenannten und nach Obernauinen
fliessenden Baches, fort, und dann auf der Wasserscheide
zwischen Mosel und Saar durch den Caldenhovener Forst,
westlich von Kalenberg und St. Marguerite vorbei, nach
einer, nordöstlich von Bidlingen gelegenen, kegelförmigen
Anhöhe, Hackenberg genannt, worauf eine Kirche und einige
Häuser liegen. Alsdann führt sie durch den Wald östlich
von Büdingen, bei Elsing über den Cannerbach, in gerader
Richtung das Dorf Metzeresche am östlichen Rande berüh-
rend, oberhalb der Eichenmühle (Moulin des ebenes) über
den Bibiche-Bach , dann durch den Bois de Logne und de
Flevy, westlich von dem Schlosse Chelaincourt , und trifft
dicht westlich von Antilly in die Chaussee von Metz nach
Busendorf (Bouzonville), welche von hier an über St. Julien
bis an die Barriere des Forts Bellecroix auf die Römer-
Strasse gelegt ist, und auch , besonders bei St. Julien , die-
selbe steile Neigung beibehalten hat".
Seitenstr assen , welche von Nro. 1, ausgehen:
a) Bei dem Helenenkreuz auf der Höhe vou Bilzingen geht eine
Traverse rechts ab, und führt durch die Gemeindewaldungen
von Rommelfangen, Südlingen und Dillmar nach der Mosel
bei Palzem. Diese Strasse ist fast durchgängig noch sehr
gut erhalten, und wird grösstenteils- noch als Weg be-
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nutzt. Sie führte nach dem römischen Lager bei Dal-
heim 16 ) und verband die beiden Militairstrassen, welche auf
der rechten und linken Seite der Mosel von Trier nach
Metz gingen. Ihrer wird bei Nro. 2. weiter gedacht werden.
b) Castel oberhalb Saarburg. Eine starke Stunde
oberhalb Saarburg liegen auf der linken Seite der Saar die
Ruinen eines römischen Lagers, von welchem das in der
Nähe gelegene Dörfchen noch jetzt Castel genannt wird.
Auf einer alten Steininschrift 17 ), die jedoch verloren ge-
gangen ist, soll dieser Punkt Castra Sarrae genannt und
bemerkt werden , dass er von Julius Caesar befestigt wor-
den sei.
Diese Ruinen nehmen den ganzen Raum des kleinen, höchst
romantisch gelegenen Plateaus ein, welches von drei Seiten
durch senkrechte Felsen begrenzt wird. Die vierte Seite,
wo das Dörfchen Castel liegt, wird durch tiefe Felsschluch-
ten, die von den beiden Seitenthälern ausgehen, bis auf
einen schmalen Zugang gesperrt. Dieser Zugang war durch
Kunst vertieft und mit den Seitenschluchten in einen tiefen
Graben umgewandelt, an dessen Eskarpe ein wenigstens
30* hoher Erdwall noch jetzt befindlich ist. Diese durch
die Kunst erhöhte natürliche Festigkeit machte den Ort für
die alten Belagerungswaffen fast unangreifbar.
Fortwährend werden hier bei Bebauung des Feldes noch
viele römische Alterthümer, oft von Werth, gefunden, und
die vielen Consularmünzen , die man hier aufgefunden hat
scheinen den Ursprung dieses Lagers durch Julius Caesar
zu bestätigen 18 ).
Iß) Vgl. Jahrb. H. VII S. 160.
17) Vgl. ebendas. H. VII. S. 155, 158 und 159. - G. Barsch
Nachrichten über den Steinring, Castell und Montclair. 2. Aufl.
Trier 1839.
18) Der Verf. hält Castel für das Lager des Labienus, eines Le-
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Die wenigen Nachgrabungen, welche man in den letzten
Jahren vorgenommen hat, haben dargethan, dass dieser feste
Punkt nach einem Ueberfalle, oder nach einer Erstürmung,
durch Brand zerstört worden ist, und man fand auf dem Fuss-
boden mehrerer aufgedeckten Häuser menschliche Gerippe,
die mit dem Gesicht gegen den Boden lagen. Die Münzen,
welche hier gefunden werden, gehen durch die ganze rtfmi-
sche Kaiserperiode bis auf Honorius, und es ist wahr-
scheinlich , dass dieses Lager bei dem Zuge der Vandalen,
Sueven und Alanen durch Gallien nach Spanien im Jahre
406, wo fast alle römische Orte in der Umgegend von Trier
und Metz von der Erde vertilgt wurden, zerstört worden ist.
Von Castel aus finden sich auf der linken Seite der Saar
noch die Ueberreste einer Römerstrasse, welche am östlichen
Abhänge des Eiderberges, oberhalb Freiidenburg und Weiten
nach Orschholz und durch den Wald, Schwarzbruch ge-
nannt, sichtbar sind, und zwischen Buschdorf und Tüntingen
in die Hauptstrassc 19 ) eingehen.
Zu den noch erhaltenen interessanten römischen Alter-
thümern in und bei Castel, deren Aufzählung zu weit füh-
ren würde , gehören besonders die Ueberreste einer unter-
irdischen Wasserleitung, welche vom östlichen Abhänge des
Eiderberges nach Castel führte.
gaten des Jul. Casar, in welchem ersterer mit einer Legion zur
Beobachtung der Trevirer aufgestellt war, während letzercr
andere Völker Galliens unterwarf. Ist diese Annahme richtig,
wofür wenigstens die Lokalität, wie sie Cäsar in seinen Cora-
mentarien (de B. G. V. 53. 57) beschreibt, vollkommen passt,
so war es vor diesem Lager, wo die Trevirer unter Induciomar
von Labienus geschlagen, und Induciomar auf der Flucht beim
Durchreiten eines Flusses (hier die Saar bei Saarburg) von
den Römern erschlagen wurde.
19) Vgl. Jahrb. H. VII. S. 160.
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2. Mili tairs trasse von Trier auf der linken
Seite der Mosel nach Metz.
Diese Strasse wird nur in dem Itinerar des Antonin
angegeben 20 ), und zwar als die Fortsetzung einer grossen
Strassenlinie , welche von Sirmium 21 ) in Pannonien auf
der Südseite der Donau über Augsburg, Strassburg und
Metz nach Trier führte.
Von der Moselbrücke bei Trier ausgebend, finden sich
noch einzelne Spuren dieser Strasse in den Fluren der Dörfer
Euren und Zewen. In Jgel ging sie an dem schönen und gut
erhaltenen Denkmale der Sekundinischen Familie 22 ) vorbei
und führte in der Richtung der jetzigen Chaussee nach
Luxemburg über Wasserbillig 23 ). Westlich von diesem
Orte, auf der Höhe bei Mertert, geht sie von der genannten
Chaussee rechts ab und ist von jetzt an allen Orten noch
sichtbar und zum Theil gut erhalten. Etwa 200 Schritt
oberhalb der jetzigen Brücke über die Sier zieht sie über
diesen Bach und die Anhöhe hinauf gegen Munschecker,
welches Dorf sie rechts liegen lasst. Auf der Höhe bei
20) Vgl. Jahrb. H. XVII. S. 53. ff.
21) Sirmium war seit Konstantin d. Gr. das für die römische
Donauvertheidigung , was Trier für die des Rheins war. Die
Kaiser hielten sich, je nachdem es die Umstände erforderten,
bald in dem einem bald in dem andern auf. Eine grosse An-
zahl von noch vorhandenen Reichsgesetzen, die theils von
Trier theils von Sirmium datirt sind, beweisen, dass die Kaiser
oft in dem Zeiträume von wenigen Tagen ihren Aufenthalt von
Trier nach Sirmium , und umgekehrt, verlegt hatten. Sirmium
ist während der Völkerwanderung von der Erde vertilgt worden ;
seine Ruinen befinden sich eine Stunde von Mitrowitz an der Save.
22) Vgl. ebendas. H. XIII. S. 189 ff. u. H. XIX. S. 33 ff.
23) Ebendas. H. III. S. 56 ff.
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26
Wecker (die Namen der Dörfer Wecker und Ilagelsdorf
oder Halsdorf sind auf der Ferrarischen Karte verwechselt)
wendet sie sich links , und schneidet am Ursprünge des
Baches, an welchem die Chaussee von Grävenmachern 24 )
nach Luxemburg aufwärts führt, dieselbe, geht durch den
Wald von Grävenmachern , lasst den Potaschenhof dicht
rechts und den Spittelhof auf mehrere 100 Schritt links.
Eine Viertelstunde oberhalb Beiern geht sie durch ein
flaches, nach letzterm Orte gehendes, Wiesenthal, dann durch
das Beierholz und durch die Flur von Schüttringen und
Schrassig. Den Hackenhof lässt sie gegen 500 Schritt links,
und schneidet eine Viertelstunde südlich von Oetringen
die Chaussee von Luxemburg nach Remid). Von dieser
Chaussee an führt sie am nördlichen Saume eines Wäld-
chens entlang, bei einem steinernen Kreuze vorbei und den
ziemlich steilen Medinger Berg hinan. Das Dorf Medingen
bleibt an 400 Schritt rechts, und auf der Höhe oberhalb
dieses Dorfes, wo der Weg nach Ersingen abgeht, macht
sie eine kleine Wendung rechts, führt durch das Bockholz
und auf die Höhe westlich von Dalheim. Hier lasst sie die
Ruinen eines römischen Lagers links liegen, geht zwischen
den Dörfern Assel (Aspelt) und Filsdorf, zwischen Breisch
und Haltingen, zwischen Nieder-Rintchen und Hessingen»
zwischen Dodenhofen und Breistroff, an Roussy le Bourg
und Ober-Part vorbei nach Boust. Von diesem Orte führt
sie durch den Wald von Roussy le Bourg, schneidet ober*
halb des Dragonerhofes die Chaussee von Thionville (Olden-
höfen) nach Luxemburg, geht über den Hetlinger Bach und
durch den Wald von Thionville nach dem zerstreut liegen-
den Dorfe Ober -Gentringen. Von hier ist sie, etwa 1500
Schritt westlich von dem Glacis von Diedenhofen vorbei-
gehend , bis jenseits Tervillc noch sichtbar, wo sie dann
24) Jahrb. H. VII. S. 26 u. H. VIII. S. 89. ff.
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27
auf eine längere Strecke verschwindet. Sie wird wiedei
sichtbar auf der Höhe von Hückingen, auf beiden Seiten der
Chaussee nach Longwy und ist wohl erhalten bis zum St.
Annenhofe, oberhalb der Bruckmühle, wo sie sich abermals
verliert, und erst auf der rechten Seite der Orne, der Mühle
von Bussiiigen gegenüber, wieder zum Vorschein kommt.
Von hier geht sie noch wohl erhalten in eiuer fast ganz
geraden Linie, dem Fusse des linken Thalrandes der Mosel
folgend, bis y 2 Stunde von Metz, wo sie bei Maison Rouge
in die Chaussee von Thionville eingeht. Von Metz bis zur
französischen Grenze bei Assel ist diese Strasse auf der
Cassinischen Karte von Frankreich bemerkt.
Von der Höhe bei Mertert bis Maison Rouge ist diese
Römerstrasse fast noch durchgängig sichtbar, und an vielen
Stellen noch sehr gut erhalten. Sie wird noch jetzt von
den Bewohnern der Umgegend, besonders von Fussgäugern
und Reitern, als kürzeste Kommunikation nach Metz benutzt.
Auf längere Strecken wird sie auch befahren, und ist, wie
die Strasse Nro. I», in der ganzen Umgegend unter dem
Namen des Kern, Kim oder der Kimstrasse bekannt. Leider
haben in den letzten Jahren, wie bei der Strasse Nro. 1.,
die Landleute in dem Niederländischen angefangen die obern
Lagen derselben hie und da auszubrechen und als Dünger
für ihre Felder zu verwenden, so dass au vielen Stellen
gegenwärtig nur noch das Fundament der Strasse, aus
grossen Bruchsteinen wie das Profil Nro. I. bestehend, sicht-
bar ist. Sie hat in ihrer ganzen Länge kein bedeutendes
Thal, und ausser dem steilen , jedoch nicht hohen Berge bei
Medingen auch keine Höhe von Bedeutung zu passiren.
Nachtrag. »Von Boust geht sie durch den Wald in
ganz gerader Richtung noch gut erhalten und noch als
Weg benutzt Sie schneidet bei dem einzelnen Hause Suz-
ange die Chaussee von Thionville nach Luxemburg, führt
hier über den Kisselbach, südlich von demselben durch Wald
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28
und Ostlich an Ober- und Nieder-Gentringen (Guentrange)
und westlich an Terville vorbei, durch Daspich, westlich
an Ebingen (Ebange), durch den Bois de Richemont nach
Nieder -Bussingen (Basse Boussange), und südlich von hier
Über die Orne, welcher Fluss die Grenze zwischen den deut-
schen und französischen Ortsbenennungen macht, dann am
Fusse des linken Thalrandes der Mosel in gerader Linie
fort, bis sie östlich von Wrippy bei Maison Rouge in die
Chaussee von Thionville nach Metz trifft und mit dieser
nach letzterm Orte führt".
Ruinen eines römischen Lagers auf dem
Plateau zwischen Dalheim und Filsdorf.
Auf einer schönen und fruchtbaren Hochebene, die nach
allen Seiten eine weite Aussicht gestattet , und nördlich
durch den tiefen Felsgrund, in und an welchem das Dorf
Dalheim gelegen ist, begrenzt wird, liegen die weitläufigen
Trümmerhaufen eiues römischen Lagers. Die Römerstrasse
Nro. 2. geht westlich an diesen Ruinen vorbei und ist durch
eine Seitenstrasse mit ihnen verbunden. Der Name dieses
römischen Etablissements ist verloren gegangen. Der in dem
Itinertfr des Antonin ausgelassene Name eines Etappenortes
auf der Strasse zwischen Metz und Trier, wobei jedoch die
Angabe der Entfernungen unrichtig ist, soll wahrscheinlich
dieses Lager bezeichnen. Die Landleute nennen diesen, mit
zum Theil schöngearbeiteten Säulenstücken, mit Steinplatten,
worauf Inschrifteu befindlich sind, und mit Ziegelhaufen be-
deckten Platz, von den vielen gemauerten römischen Brunnen,
die sich auf ihm befinden, „Pützel" 25 ). Noch täglich werden
hier bei Bearbeitung des Feldes und bei dem Ausbrechen der
römischen Mauern Utensilien, Waffen und besonders Müuzen in
25) Vgl. Jahrb. H. I. S. 124 ff.,H. XIV. S. 1 ff. u. H.XXVI. 8. 173.
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29
grosser Menge gefunden. Fast alle diese Münzen sind aus
der mittlem und spatern römischen Kaiserperiode, so dass es
scheint , dass dieser Punkt erst gegen die Mitte des 3. Jahr-
hunderts, — vielleicht unter Gallienus, wo der Andrang der
deutschen Völker gegen die römische Rheingrenze und die
Einfalle derselben in Gallien mit grösserer Kraft und häufiger
als früher sich erneuerten, — entstanden. Wann und bei
welcher Gelegenheit dieses Lager zerstört worden ist, lässt
sich bei dem Mangel aller Nachrichten nicht ausmitteln, und
es ist wahrscheinlich , dass es zu derselben Zeit wie Castel
die Saarburg seinen Untergang gefunden hat.
Seite nstra ss en von Nro. 2. Auf der Höhe von
Dalheim geht von der Hauptstrasse eine Seitenstrasse links
ab, führt durch das obengenannte Lager und von da über
Weifringen , durch den Weifringer Wald und in der Rich-
tung des Weges von letzterm Orte nach Bous, wo sie auf
der Höhe von jenem Orte rechts von diesem Wege abgeht,
durch das Wiesentha) und über den Bach von Bous führt
und sich von dem östlichen Theile dieses Dorfes an der
Höhe fort gegen die Mosel bei Stadtbredimus zieht, Ihre
Fortsetzung auf der rechten Seite der Mosel ist die oben
unter Nro. 1 , sub a angegebene Seitenstrasse. Diese Tra-
verse ist wahrscheinlich aus späterer Zeit, und diente als
nächste Verbindung zwischen dem Kaiserpalaste zu Conz,
dem Lager bei Dalheim und der Strasse Nro. 2. Ihre
westliche Fortsetzung von der Hauptstrasse bei Dalheim
geht nach Weiler zum Thurm (östlich der Chaussee von
Thionville nach Luxemburg), wo noch vor nicht vielen Jah-
ren ein jetzt abgebrochener römischer Thurm von grossen
Dimensionen sich befand. Von hier ist diese Strasse von
dem Verf. nicht weiter aufgesucht worden. Sie scheint
jedoch in westlicher Richtung nach der interessanten Mili-
tärposition auf dem Titelberge (zwischen Differdingen, Nieder-
Korn und la Madelaine), wo sich ein römisches Lager bc-
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30
fand , geführt und dieses mit dem Lager bei Dalheim ver-
bunden zu haben.
3. Militai rst rasse von Trier nach Rheims
- (Durocortorum) 26 ).
Diese Strasse findet sich nur in dem Itinerar des Antonin,
und führte von Rheims über Vungus (jetzt Vonc), Epoissum
(Cariguan), Orolaunuin (Arlon) und Andethenna oder Ande-
thennale vicus (Nieder-Anwen oder Nieder-Anweiler) nach
Trier. Die auf dem Itinerar angegebene Entfernung von
Trier nach Nieder-Anwen zu 15 Leuken ist richtig. Von
Nieder-Anwen nach Arlon haben einige Ausgaben 15, andere
20 Lenken. Die letztere Lesart ist die richtigere.
Diese Strasse 27 ) folgte der Richtung von Nro. 2 bis auf
2G) Rheims (Durocortorum, Hauptstadt des gallischen Volks der
Remi, und unter den Römern Hauptstadt von Belgica seounda)
war schon vor den Römern ein wichtiger Ort. Die Remi unter-
stützten Jul. Cäsar hei seinen Eroberungen in Gallien, und
blieben bis zum Untergange der römischen Herrschaft in diesem
Lande treue Bundesgenossen der Römer, und daher wurde ihre
Hauptstadt von denselben zu einer der grössten und blühend-
sten Städte Galliens erhoben. Nach der Eroberung dieses Landes
durch die Franken behielt sie zum Theil ihren frühern Glanz. 496
wurde Chlodwig in ihr getauft, und nahm mit seinen Franken den
römisch-katholischen Glauben an. (fn letzterm Umstände ist
vorzüglich das Fortbestehen und die Vergrösserung der Maoht
der Franken zu suchen, indem die andern deutschen Völker,
welche sich in dem weströmischen Reiche festsetzten — die
West- und Ostgothen, die Burgunder, Sueven, Vandalen und
Longobarden — sich zum Arianismus bekannten, und beson-
ders durcli die Einwirkung der katholischen Geistlichkeit und
ihres Oberhauptes, den baldigen Untergang fanden). Die Fran-
ken änderten den gallischen Namen Durocortorum naeh dem
Volke, dessen Hauptstadt es war, in Rheims.
87) Vgl. Jahrb. II. XIX. S. 125 ff.
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31
die Höhe zwischen Grävenmachern und Berg , wo sie rechts
von jener abging. Den Vereinigungspunkt beider hat der
Verf. nicht aufgefunden, und wahrscheinlich ist bei Anlegung
der gegenwartigen Chaussee nach Luxemburg die Römer-
Strasse nach Rheims auf eine längere Strecke benutzt wor-
den. Die ersten Spuren derselben finden sich westlich von
Berg, wo dieselbe links von der jetzigen Chaussee abgeht , und
sich am nördlichen Abhänge des Wittenberges fortzieht. Au
mehreren Stellen noch sichtbar, kann man die Römerstrassc
200 bis 300 Schritt südlich der Chaussee bis Nieder-Anwcn
verfolgen, wo sie wieder in diese eingeht. Ausser Münzen«
die zuweilen in und bei Nieder -Anwen gefunden werden,
befinden sich keine andern Ueberbleibsel römischer Anwesen-
heit in diesem Orte, der im Itinerar auch bloss als vicus
(Dorf - offener Ort) bezeichnet ist. Südlich von Hostert,
wo sich die Chaussee am Anfange des Grunewaldes links
wendet, geht die Römerstrasse, noch vollkommen gut erhal-
ten und als Weg benutzt, in gerader Richtung fort durch
diesen Wald und verschwindet in der Nähe von Weimars-
hof am Anfange des Thaies , welches zwischen den beiden
Forts Grünewald nach dem Pfaffenthale herabführt. Vor
einigen Jahren fand man bei Aufgrabung des rothen Brun-
nens in der Mitte der Oberstadt Luxemburg ein bedeutendes
Stück Römerstrasse, das nach dem Pfaffenthale hinunter
führte und die Fortsetzung der obigen zu sein schien. Lu-
xemburg ist nicht römischen Ursprungs, sondern stammt aus
dem Mittelalter, wie auch der Name „Lützelburg" zeigt.
Zwischen Luxemburg und Arlon hat der Verf. keine
üeberreste der Römerstrasse gefunden, und dieselbe scheint
"bei Anlegung der Chaussee zwischen beiden Orten benutzt
und so zerstört worden zu sein.
A rlon (im Lande Arel genannt — das römische Orolaunum)
wird in dem Itinerar bloss als Dorf (vicus), in spatern Nach-
richten als Militairstation (Castellum Orolaunum) bezeichnet.
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I
32
In diesem , auf einer kegelförmigen Anhöhe gelegenen
Orte werden noch fortwahrend viele römische AKerthümer
gefunden , weshalb ihn auch Bertholet in seiner Geschichte
von Luxemburg das Pantheon von Belgien nennt.
Die weitere Fortsetzung dieser Strasse gegen Rheims ist
dem Verf. unbekannt. Dieselbe führte bei Mouzon (Mose)
über die Maas, wo eine andere Strasse von ihr abging, die
durch die Ardennen nach Cöln führte, und in der Prulinger-
schen Tafel angegeben ist. Die Strasse von Rheims nach
Trier ist eine der ältesten Römerstrassen in hiesigen Gegen-
den, und gewiss eine von denen, welche M. Vipsanius Agrippa
in Gallien hat erbauen lassen.
Alttrier, oder auf der Schanz, eine römische Mili-
tairstation, nördlich von Nied er- An wen, zwischen Luxemburg
und Echternach, auf einem hohen Plateau gelegen, ist gegen,
wärtig ein Weiler vou wenigen Häusern. Die vielen hier
gefundenen römischen Alterthümer sprechen für die ehemalige
Wichtigkeit dieses Ortes. Der römische Name desselben
ist unbekannt, und die Meinung derjenigen, welche den Namen
Alt-Trier von Ala Trevirorum herleiten und annehmen, dass
der Reiterflügel, welchen die Trevirer als Contingent den
Römern stellen mussten, hier garnisonirt, oder sein Depot
hier gehabt habe, scheint zu gesucht
Der Ort Echternach (in alten Urkunden seit dem 6. Jahr-
hundert Epternacum genannt) ist ebenfalls römischen Ur-
sprungs. Desgleichen Berdorf oberhalb Echternach auf der
rechten und Bollendorf (vielleicht Apollinis vicus ?) auf der
linken Seite der Sauer und mehrere andere Orte. In dem
Walde zwischen Bollendorf und Weilerbach befindet sich
noch der untere Theil eines schön gearbeiteten und der
Diana geweihten Denkmals; ein anderes ebenfalls dieser
Göttin der Jagd gewidmetes soll sich in dem Walde bei
Burglinster befinden. Der Diana-Dienst hatte sich in diesen
Waldscbluchten auf beiden Seiten der Sauer bis in das 13.
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33
Jahrhundert erhalten, wie mehrere Nachrichten beweisen,
and wahrscheinlich ist die berüchtigte Spring - Prozession,
welche alljährlich zu Echternach gefeiert wird , und zu
welcher sich die wallonische Bevölkerung der Ardennen aus
weiter Ferne zu vielen Tausenden einfindet, noch ein Ueber-
rest dieser Verehrung 28 ).
4. Militair strass e von Trier, theils über
Belgica, theils über Zülpich, nach Cöln, theils
von Zülpich nach Neuss.
Die Hauptstrasse ist in' dem Itinerar des Antoniu und auf
der Peutingerschen Tafel angegeben. Die auf ihr bemerk-
ten Etappenorte von Trier aus sind:
Beda (Bittburg) 12 Leuken.
Ausava (bei Oos) 12 „
Icorigium (Jünkerath) 12 „
Marcomagus (Marmagen) 8 „
Jenseits Marmagen theilte sich die Strasse
und ging theils, die nähere Richtung,
über Belgica (den Kaiserstein bei Billig) 8 „
nach Agrippina civit. (Cöln) 16 „
theils, mit einem Umwege über Tolbia-
cum (Zülpich), 12 „
nach Agrippina civit. (Cöln) 16 „
Die Gesammt - Entfernung auf der kürzeren Linie ist in
dem Itiuerar zu 67 Leuken, folglich um 1 Leuke zu gering
augegeben. Wo die Entfernungen der einzelnen Orte von
der Wirklichkeit abweichen, wird weiter unten angegeben
werden.
28) Das Dianendenkmal zu Bollendorf ist abgebildet bei Ram-
boux: Alterth. und Naturans. im Moseithale bei Trier. Ueber
die Springproeession vergl. Eitz: l'Abbaye de S. Willibrord
et la procession des Saints DanBants eto. Luxemburg 1861. W.
3
r
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34
Alle diejenigen, welche bis jetzt über römische Alter-
thümer in hiesigen Gegenden geschrieben haben, sind ohne
eigene Untersuchung der Meinung von Hontheim gefolgt,
welcher diese Römerstrasse von Trier aber Igel nach Nöwel
bat gehen lassen. Abgesehen davon, dass sich von Igel
nach Nöwel auch nicht die geringsten Spuren einer Römer-
strasse vorfinden, so lag auch ein so grosser Umweg nicht
im Charakter des römischen Strassenbaus. Der Verf. hat
zwei Röraerstrassen aufgefunden, welche aus dem Moselthale
bei Trier den linken Thalrand hinaufführen und sich auf
der Höbe von Nöwel vereinigen.'« Beide sind fast durch-
gängig noch sichtbar und zum Theil wohl erhalten.
a) Die Hauptstrasse ging von der Moselbrücke in der
Richtung des alten Weges , der vor Anlegung der neuen
Chaussee von Trier auf die Höhe des linken Thalrandes in
die Gegend des neuen Hauses führte, oder vielmehr dieser
sogenannte alte Weg war grösstentheils die Römerstrasse
selbst. Sie ging durch Pallien, wo sie durch Felsen ge-
brochen ist ; jenseits dieses Dorfes führte sie über den Bach,
der sich, über Felsen herabstürzend und eine Reihe von
Kaskaden bildend, bei Pallien in die Mosel ergiesst. Auf
der linken Seite dieses Baches war sie wieder auf eine
längere Strecke durch Felsen gebrochen. Diese Stelle ist
seit 2 Jahren (1826) durch Anlegung eines Weinberges zer-
stört worden. Von hier wendet sie sich links und führt auf
einer neuen steinernen Brücke über einen Bach, der sich
20 Schritt weiter unterhalb 80' hoch von einem Felsen her-
abstürzt, und geht von jetzt an durchaus sichtbar und noch
erhalten an der westlichen Seite der tiefen Schlucht auf-
wärts, an deren östlichen Seite die neue Chaussee angelegt
ist. Bei dem Neuenhause 29 ) wird letztere zweimal von ihr
durchschnitten, und eine halbe Stunde von Nöwel nimmt
29) Vgl. Jahrb. H. III. S. 56 ff. und S. 72 und H. XIII. S. 23.
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35
die jetzige Chaussee die Richtung der Römeratrasse an und
ist zum Theil auf diese erbaut.
b) Die zweite Römerstrasse führt von Pfalzel, eine Stunde
unterhalb Trier, in einem grossen Bogen uud in Felsen ge-
brochen den linken Thalrand der Mosel aufwärts und in
dem Pfalzeler Walde in mehrern Krümmungen um die An-
fänge der Schluchten herum, die nach dem Kyllthale herab-
gehen. Von der Höhe oberhalb Lorich geht sie zwischen
Besselich und Butzweiler , und Nöwel 30 ) einige 100 Schritt
links lassend , jenseits diesem Dorfe in Nro. a und in die
gegenwärtige Chaussee. Sie wird noch als sehr schlechter
Fahrweg von Pfalzel nach der Chaussee bei Nöwel benutzt.
Pfalzel 91 ) (Palatium — später Palatiolum und Königshof
der fränkischen Könige aus dem mero vingischen und karo-
lingischen Stamme). Hier hatten , wie auch der Name sagt,
die römischen Kaiser der spätem Periode einen Palast, wo-
von vor nicht langer Zeit noch ein hoher Thurm exislirte.
Die vielen Ueberreste von römischem Gemäuer und andern
Alterthümern , die hier gefunden werden, lassen vermuthen,
dass dieser Ort eine grössere Ausdehnung hatte und zum
Depot von Kriegsbedürfnissen bestimmt war, die theils die
Mosel hinab, theils auf den Landstrassen nach Cöln, Ander-
nach, Coblenz und Mainz, mit denen Pfalzel in Verbindung
stand, geschafft wurden.
Von Noewel an ist die neue Chaussee bis Bittburg 32 )
in der Richtung der Römerstrasse geführt, und das Material
der letztern zum Bau der Chaussee verwendet worden , und
30) Vgl. ebendas. H. IV. S. 208 und H. XIII. S. 24.
31) Vgl. ehend. H. XIII. S. 25.
32) Vgl. über die östlich von der Rümerstrasso hinlaufende Lang-
mauer — Dr. J. Schneider „die Trümmer der so genannten
Langmauer etc. etc. Trier bei Gall M , — und Jahrb. H. III. S. 69
und 98, H. V und VI. S. 383 ff., H. VII. S. 146. ff., H. VIII.
S. 184 und H. IX'. S. 163.
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36
Mird noch täglich zur Ausbesserung derselben benutzt. Die
Römerstrasse ist in dieser ganzen Entfernung noch sichtbar.
Bittburg (in dem Itiuerar Beda vicus (Dorf), auf der
Peutingerschen Tafel bloss Beda, und in spatern Nachrich-
ten Castrum Bedense genannt) war die erste Station auf
der Römerstrasse.
Dieser befestigte romische Etappenplatz lag auf einer
kegelförmigen Anhöhe, die nach allen Seiten mit 2 bis 3
Grad abfallt, und nahm die nördliche Hälfte des gegenwär-
tigen Bittlurg ein. Die Römerstrasse führte in der Mitte
und in gerader Richtung durch denselben. Die römischen
12' dicken und an mehrern Stellen noch 12 bis 20' hohen Um-
fassungsmauern lassen sich in den Häusern, Ställen und Gär-
ten von Bittburg noch ringsum auffinden. Die Befestigung bil-
dete ein längliches Viereck mit abgestumpften Winkeln, dessen
Längendurchschnitt längs der Strasse 240 und der Quer-
durchschnitt in der Mitte 192 Schritt beträgt. Da Beda in
dem Itinerar bloss als Dorf verzeichnet ist, so scheint diese
Befestigung nicht vor der Mitte des 3. Jahrhunderts ent-
standen zu sein, wo sich die Römer, wegen der häufigen Einfälle
der Franken, genöthigt sahen, ihre Etappenorte zu befestigen.
In und bei Bittburg sind jederzeit viele römische Alter-
thümer gefunden worden , worunter auch viele Consular-
münzen, welche den frühen Ursprung von Beda beweisen.
Ueberreste von römischen Gebäuden von grossem Umfange,
Münzen , besonders aus der Zeit von Diokletian und später,
finden sich in der Umgegend von Bittburg besonders zu Ober-
weiss, wo auch noch die Ruinen einer römischen Brücke in
der Prüm, zu Fliessem M ), wo noch ein römischer Kanal und
die Reste einer römischen Villa mit wohlerhaltenen Mosalk-
böden, zu Rittersdorf und Pfalzkyll.
33) Schmidt: Die Jagdvilla zu Fliesaem. Trier 1843. Vgl. dazu
Jahrb. IV. S. 196. W.
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37
Von Bittburg ist die neue Chanssee auf die Römerstrasse
gelegt worden, und ihre Spur ist daher bis vor den Wax-
born, wo sie rechts von der Chaussee abgeht, verschwunden.
Bei dem Nattenheimer Wäldchen wurden bei Erbauung der
Chaussee im Jahre 1823 neben der Römer* trasse die beiden
Milliensteine **) gefunden , deren oben Erwähnung geschehen
ist. Diese geben die Entfemung von Trier zu 22 Millien
an. Da die Entfernung von Trier bis Bittburg in dem
Itinerar und auf der Peu tingerscheu Tafel zu 12 Leuken
= 18 Millien angegeben ist, und der Punkt, wo die Meilen-
steine gefunden wurdeu , 4 Millien nördlich von Bittburg
liegt, so ist dadurch die Richtigkeit dieser römischen Ent-
fernungsangaben bewiesen.
Etwa 1500 Schritt südlich von dem neuen Wirthshause
Waxborn geht, wie schon gesagt, die Römerstrasse rechts
von der Chaussee ab, führt über ein kleines Thal und dann
auf der Höhe zwischen Neidenbach und Balesfeld nach dem
Kyllwalde. In demselben hat der Verf. auf eine längere
Strecke die Spur dieser Strasse verloren, und sie erst west-
lich der Baracken von Weissenseifen, in der Richtung über
Büdesheim bis zur Brücke bei Oos 85 ) wiedergefunden.
In dem Itinerar und auf der Peutingerschen Tafel ist die
Entfernung von Bittburg bis zur nächsten Station Ausava
zu 12 Leuken angegeben. Diese Entfernung auf der Römer-
strasse gemessen trifft auf die Höhe südlich von Büdesheim.
Hontheim und Andere, die ihm gefolgt sind, nehmen wegen
der Namensähnlichkeit Oos, das in alten Urkunden Huosa
genannt wird , für das römische Ausava* In diesem Orte,
der 14 Lcuken von Bittburg und über 1000 Schritt östlich
von der Römerstrasse gelegen ist, finden sich jedoch nicht die
geringsten Spuren von römischer Anwesenheit, während in
84) Vgl. Jahrb. H. III. S. 68.
35) Vgl. ebend. ffi XXV. S. 204.
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38
Büdesheim häufig Münzen etc. etc. gefunden werden , so
dass es scheint, als könne man mit mehr Recht letztern
Ort für das römische Ausava halten.
Von der Brücke bei Oos bis zur nächsten Station Jünke-
rath ist das Terrain durch viele Thaleinschnitte zerrissen,
und der Verf. hat daher die Römerstrasse nur noch stück-
weise auffinden können. Sie ging von jener Brücke west-
lich von Scheuren und Auel in der Richtung gegen Stefflen,
und von da durch den Lissendorfer Wald, wo sie noch
erhalten ist. Hier wendet sie sich , Gönnersdorf rechts las-
send, nach dem Kyllthale herab und trifft gerade auf die
Ueberreste der römischen Befestigung bei Jünkerath. In
den römischen Nachrichten ist die Entfernung von Ausava
bis Icorigium unrichtig zu 12 Leuken angegeben, indem die
wirkliche von Jünkerath bis Oos nur 6% und bis Büdesheim
8 Leuken — und wollte man das fortwahrende Steigen und
Fallen der Strasse mitrechnen — höchstens 10 Leuken beträgt.
Icorigium 86 )beiJünkerath(s. Zeichnung Taf. III. Nr. 4.)
Die Ueberreste 8T ) dieses römischen Etappenorts und befestigten
Uebergangspunktes über die Kyll erscheinen auf den ersten An-
blick kreisförmig, bei näherer Untersuchung und nach Wegräu-
mung des Schuttes findet man jedoch , dass sie ein regel-
mässiges Achteck bilden mit wenig vorspringenden runden
Thürmen auf den ausgehenden Winkeln. Die römischen
Gussmauern stehen noch 6 bis 8 Fuss über den Boden her-
vor und haben eine Dicke von beinahe 16 Fuss. Der Durch-
36) Es ist wahrscheinlich, dass die Benennung Icorigium griechi-
schen Ursprungs ist, und von otxoq Wohnung Qiyog kalt —
zu deutsch : „kalte Wohnung , kalte Herberge" herkommt ;
denn den Römern musste allerdings diese hochgelegene Eifel-
gegend kalt und rauh erscheinen, wodurch dieser in einer
hohen , rauhen und kalten Gegend gelegene Punkt charakteri-
stisch genug bezeichnet wurde. (Richtiger glaube ich den Namen
von Icorix, einem celtischen Eigennamen, abzuleiten. F.)
37) Vgl. Jahrb. H. Dd. S- 62 ff. und H. XXIII. S. 145.
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39
messer des innern Raumes der Befestigung beträgt 195 Schritt
oder 89 preussische Ruthen. Der vorige Besitzer des Hüt-
tenwerkes liess vor etwa 40 Jahren die noch hohen Mauern
und Thtirme bis auf ihre jetzige Höhe niederreissen und
den innern Raum zu Garten- und Ackerland einrichten. Bei
Wegräumung der Mauern und des Schuttes wurden mehrere
interessante römische Denkmäler, mehrere Tausende von
Münzen , worunter äusserst seltene — unter andern Gold-
münzen vom Tyrannen Marius — viele Waffen, Utensilien
etc. etc. gefunden.
Da, wo die Römerstrasse das rechte Ufer der Kyll bei a.
erreicht, ist die Erde von diesem Flusse weggespült worden,
wodurch nicht nur das Profil derselben ganz zu Tage ge-
kommen ist (s. Durchschnitt Nro. 2.), sondern auch neben ihr,
5' unter der jetzigen Oberfläche, mehrere eichene Bohlen und
Pfähle von einer römischen Laufbrücke entblösst worden sind.
Die Römerstrasse geht oberhalb Jünkerath von dem Wege
nach Feusdorf links ab und trifft auf der Höhe nördlich
von diesem Orte in die Strasse von Hillesheim nach Blanken-
heim. Sie folgt, noch ziemlich wohl erhalten, derselben
uud ihre Richtung ist schon aus der Ferne durch mehrere
an ihr liegende Grabhügel kenntlich. Auf dem Heidenkopfe,
einem hohen freiliegenden Plateau, wendet sie sich in einem
Bogen rechts, wahrscheinlich um einem ehemaligen Sumpfe
auszuweichen , und hat hier , auf eine längere Strecke, eine
Höhe von 10'. Nördlich von dieser Krümmung t heilt sie
sich in zwei Arme.
a) Der links abgehende, nur noch streckenweise sieht-
bare Arm führt an mehrern hohen Grabbügeln vorbei, und
verschwindet an dem Ursprünge des nach Dahlem fließen-
den Baches. Dieser links abgehende Arm war die Strasse
von Trier nach Maastricht (Pons Mosae) und kommt noch
wohl erhalten auf der hohen Veen wieder zum Vorschein»
wo er in der Richtung gegen Bupen führt.
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40
Nachtrag ad a. Ucber die Römerstrasse von
Trier nach Pons Mosae liegt von der Hand des
Verfassers folgende Notiz aus dem Tagebuche des Gra-
fen Lüttichau, vom 31. August 182 J, vor, wonach derselbe zu
Fuss von Prüm über Gondenbrett, Wascheid, Schlausenbach,
Auw über die Schneifel , Holzheim, Bollingen, Surbrod und
über die hohe Veen nachJßupen ging. »In Surbrod ange-
langt, nahm ich einen Boten, der mich zur Römerstrasse
führen sollte. Mit mehrern Umwegen, um bequemer zu
gehen, gelangte ich auf selbige. Ihre Richtung ist von Süden
nach Norden (S. 0. nach N. W.) , und eben dieses lässt
mich vermulhen, dass es eine solche ist, die von Trier nach
Belgien geführt bat. letzt ist sie für denjenigen, der sie
nicht kennt, durchaus unkenntlich, indem 2 bis 3' Erde
und Gras sie bedecken. In neuerer Zeit ist sie stellenweise
aufgegraben worden, und es hat sich gefunden, dass ihr
Grund aus Fichtenstämmen, nach der Länge gelegt, besteht,
auf diese sind sehr grosse Steine etc. etc. geworfen; letztere
kann man sehr weit verfolgen. Sehr alten Ursprungs muss
diese Strasse sein, weil weit und breit keine Nadelhölzer
gekannt sind, denn der Eupener Wald besteht aus Eichen,
Buchen und Eschenholz, also aus Laubhölzern; ihre Anlage
muss daher in eine Zeit fallen, wo die hohe Veen mit
Nadelholz bedeckt war, und dass dieses so gewesen, zeigt
sich aus den Torfstichen, wo man fortwährend grosse Baum-
wurzeln etc. etc. herausgegraben hat. Auf dieser Strasse
angelangt, verliess mich der Bote mit der Warnung »vor-
sichtig zu sein a . Ich Hess mir die Richtung auf Eupen
geben, nahm diese, so wie die der Römerstrasse mit der
Nadel, und wanderte längs derselben bis wo sie sich am
Anfange des Eupener Waldes verlor 4 * etc. etc.
In einer Mittheilung des Prem. Lieutenant Balmert vom
26. April 1831 heisst es: „Eine alte Römerstrasse, durch
den Herzogenwald nach Membach hinab, ist zum Theil auf-
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41
-
gedeckt worden, und besonders ist ihre gerade Linie bei
dem belgischen Forsthause Hestreux (Heisterberg) sichtbar".
b) Der zweite Arm, noch fast durchgängig gut erhalten
folgt der Richtung der jetzigen Blankenheimer Strasse, führt
dem Schmittheiroer Eichholz entlang bis an den Weg S8 ),
welcher von dem Manderscheiderhofe kommt, wo er sich in
dem Wäldchen Olbrück nach Norden wendet und mit dem
genannten Wege an der alten Burg vorbei, durch die Urft
(hier Oroff genannt) theils nach Marmagen führt, theils
dieses Dorf auf eine halbe Stunde links liegen lässt.
Marmagen (Marcomagus) 89 ) war von Icorigium
aus der nächste Etappenort, und nach dem Itinerar und der
Peutingerschen Tafel 8 Leuken davon entfernt. Die wirk-
liche Entfernung längs der Römerstrasse beträgt gegen 9
Leuken. In diesem , auf einer freiliegenden Anhöhe befind-
lichen, Dorfe werden gegenwärtig nur wenige römische
Alterthtimer gefunden. Was gefunden wird, besteht in Mauer-
Überresten unter der Erde, in wenigen Münzen, Todtenurnen
u. s. w., auch scheint dieser Ort zur Zeit der Römer nicht
von Bedeutung gewesen zu sein.
Von Marmageu aus ist die Römerstrasse nicht mehr sieht-
38) Ton diesom Punkte geht eine noch sichtbare Römerstrasse,
die jedoch vom Verf. nicht weiter verfolgt worden ist, gerade
aus, dicht am Blankenheimerdorf vorbei und soheint naoh Bonn
geführt zu haben.
39) Die celtogallische Endung magus, welche in mehrern Orts-
namen in den Rheingegenden vorkommt, hat mit dem deutschen
„Stadt, Ort" gleiche Bedeutung. Hier Marcomagus — Grenz-
stadt, — weil dieser Ort auf der Grenze der Trevirer und
Ubier gelegen war. Sonst noch: Noviomagua (jetzt Neumagen
und auch Nimwegen) , Borbetomagus (Worms) , Rigomagus
(Remagen), Durnomagus (Dormagen) und mehrere andere. Diese
Orte scheinen alle vor den Römern bereits vorhanden gewesen
zu sein.
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42
bar. Sie scheint auf der Höhe gegen Nettesheim 40 ) fort-
gegangen zu sein, und sich mit der obengenannten Richtung
b, die ohne Marmagen zu berühren auf der Höhe des lin-
ken Thalrandes der Urft fortgebt und noch sichtbar ist,
vereinigt und mit dieser bei Rickerfuhr über die Urft geführt
zu haben. An dem steilen Rickerberge am rechten Thal-
rande der Urft ist diese Strasse , wie die hier befindlichen
Ueberreste ausweisen , auf die Höhe hinaufgegangen und
hat von hier in zwei Richtungen nach Cöln geführt.
A) Arm der Römerstrasse, welche über d en
Kaiserstein (Belgica) nach Cöln führte.
Auf der Höhe des rechten Thalrandes der Urft geht diese
Richtung rechts ab und führt zum Theil noch sichtbar und
erhalten über Weyer , zwischen Eiserfey und Harzheim,
zwischen Weiler und Eschweiler nach Wachendorf, einem
römischen Etablissement, das so wie Antweiler wahrschein-
lich kleinere Militärstationen von dem grössern Lager Bel-
gica waren. An beiden Orten werden noch römische Alter-
thümer gefunden. Von Wachendorf zieht sich diese Strasse
in gerader Richtung nach dem
Kaiserstein (Belgica) bei Billig. Unter der
Benennung Kaiserstein werden in der Gegend die weitläuf-
igen, sich jetzt nur noch unter der Bodenfläche befindlichen
Ruinen eines grössern römischen Etablissements verstanden,
die am Fusse der Vorberge der Eifel in den Fluren zwischen
den Dörfern Billig und Rheder gefunden werden. Es leidet
keinen Zweifel , dass der Kaiserstein , durch welchen die
Römerstrasse führt, das in dem Itinerar angegebene Belgica
ist , dessen Name sich in dem nahegelegenen Dorfe Billig
erhalten hat, obgleich die bemerkte Entfernung von Marma-
gen von 8 Leuken in der Wirklichkeit 10 Leuken beträgt.
40) Vgl. Jahrb. H. XXV. S. 33.
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43
Die grosse Ausdehnung dieser Ruinen nnd die vielen bei
Bearbeitung des Feldes jederzeit hier gefundenen römischen
Alterthümer 41 ) scheinen darzutbun , dass Belgica eine Mili-
tairstation von grösserer Bedeutung und mit mehrern kleinen
Posten, wie Antweiler, Wachendorf, dem Herkelsteiu und
andern umgeben war.
Die Fortsetzung der Römerstrasse ist von dem Kaiser-
steine in diesem niedrig gelegenen Lande auf beiden Seiten
der Erft auf weitere Strecken nicht mehr sichtbar, und er-
scheint erst wieder westlich von Esch , wo sie in gerader
Richtung, Strassfeld und Mückenhausen rechts lassend, nach
Metternich führt und in dieser Ausdehnung noch jetzt als
Weg benutzt wird. Von Metternich über die Ville und in
dem Rheiuthale bis Cöln hat der Verf. keine sichtbaren
Spuren dieser Römerstrasse mehr auffinden können.
f r
B) Richtung über Zülpich (Tolbiacum)
nach Cöln.
Dieser Arm ging von der Höhe des rechten Thalrandes
der Urft gerade aus und führte nach dem
Königsfelde auf den Fluren östlich von Keldenich 42 ),
wo sich ein römisches Etablissement befand und wo noch
fortwährend viele römische Münzen und Anticaglien ge-
41) Vgl. Jahrb. H. I. S. 85, 127, 128, H. V. und VI S. 321.
und 340.
42) Dass Keldenich das Calydona des Ammian. (XXVII, 1.) sei,
— (was durch Valesius unnöthiger Weise in Cabiilona [Ern.
liest Cobilona] umgeändert wird), — von wo Charietto den Se-
Terianus mit den divitensischen (von Diest bei Tongern) und
tungrischen Truppen zu sich beordert, um gegen die Alleman-
nen am Oberrheine zu kämpfen, ist nicht unwahrscheinlich, da
Severianus mit den genannten Truppen wohl auf der Höhe
von Keldenich aufgestellt sein konnte , um von da aus das
niedere Land gegen die Streiferelen der Franken zu decken.
'Vgl. Minola Uebersioht etc. eto. S. 73.)
■
44
funden werden. Von dem Königsfelde an bis Zülpich führt
diese Römerstrasse in einer fast ganz geraden Richtung,
und ist noch durchaus sichtbar und zum Theil erhalten.
Sie geht durch Dotteln , an dem westlichen Abhänge des
Bleiberges vorbei, lasst Strempt rechts, Hostel links, führt
durch den Wald von Eicks, 200 Schritt unterhalb der Eick-
ser Mühle über den Rothbacb, dann durch das zerstörte
Dorf Düth (Eruich), lässt Merzenich links, und trifft gerade
auf das Thor des ehemaligen Klosters Hoven bei Zül-
pich. Von diesem Orte geht sie in ganz gerader Richtung
über Liblar, die Ville und Herrmülheim nach der Weyher
Pforte von Cöln. Sie ist noch jetzt von Zülpich bis Cöln
die gewöhnliche Verbindungsstrasse und in der ganzen
Umgegend unter dem Namen „der Romerstrasse" 4S ) bekannt,
ob sich gleich die ursprüngliche römische Bauart derselben
nur noch an einzelnen Stellen erhalten, und ihre Breite
durch den fortwahrenden Gebrauch von der Römerzeit bis
jetzt um das zwei- und dreifache der ursprünglichen Breite
erweitert bat.
Die Römerstrasse von Trier nach Cöln ist eine der älte-
sten in hiesigen Gegenden, und ist, wenn anders die Angabe
der Inschrift eines bei Marmagen gefundenen und später
verloren gegangenen Milliensteins u ) richtig ist , von M.
Vipsanius Agrippa erbaut worden.
Zülpich (Tolbiacum-^- in dem Itinerar bloss als vicus
(offener Ort, Dorf) spater als Castellum bezeichnet) ein ur-
alter Ort , zur Zeit der Römer als Vereinigungspunkt meh-
rerer Strassen wichtig. Das Castellum Tolbiacum befand
sich auf der Höhe, wo jetzt die Kirche und das Schloss
liegen , und erstreckte sich auf selbiger fort gegen das ehe-
43) Vgl. Jahrb. H. III. S. 99 H. XX. & 126 und H. XXIII. S. 81.
44) Vgl. ebend. H. XXV. S. 28 ff. [und dazu H. XXIX. und XXX.
S. 10 Nro. 22. F.]
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45
mal ige Kloster Hoven. In dieser Gegend werden noeh jetzt
viele römische Alterthümer 45 ) gefunden. Von der römischen
Befestigung ist oberirdisch nichts mehr vorhanden, — (die
jetzige Stadtbefestigung ist von dem kölnischen Erzbischof
Hanno aus dem 13. Jahrhundert) — ; in der Gestalt des
Orts hingegen, in der Richtung der Strassen mit den 4
Thoren, hat sich noch ganz die Form, welche die Römer
ihren befestigten Orten zu geben pflegten, erhalten.
Besonders wichtig in historischer Hinsicht ist Zülpich für
die Geschichte der Franken. Hier gründete Chlodwig durch
den entscheidenden Sieg über die Allemanneii (496) seine
und seines Volkes Herrschaft 46 ); hier stürzte Chlodwigs
45) Vgl. für Zülpich und Umgegend Jahrb. H. L S. 116, H. III. S. 99
und 196, H. V. und VI. S. 341, H. XII. S. 42 ff. H. XVII.
S. 112, H. XX. S. 81, H. XXII. S. 131. H. XXIII. S. 61. ff.'
H. XXV. S. 33, 122 ff. und 151, II. XXVI. S. 200. XXVHI.
S. 105. Die niilitairische Bedeutung Zülpichs erhellt aus Tacitus
Hist. IV. 79. W.
46) Diese welthistorische Schlacht , in welcher die zwei damals
mächtigsten deutschen Völker für ihre eigene Unabhängigkeit
und um die Herrschaft von Gallien und Deutschland kämpften,
wurde auf der Schevelahaide , eine Stunde südöstlich von
Zülpich bei Dürscheven auf beiden Seiten des Bleibachs, ge-
schlagen. Chlodwig war mit seinen Salischen Franken vor den
Allemannon vom Oberrheine bis Zülpich zurückgewichen (Vgl.
Schöpüin Alsatia illust S. 430 ff.) wahrscheinlich um seinen
Httlfsquellen näher zu sein. Am ersten Tage der Schlacht
wurden die Franken geschlagen. In der darauf folgenden
Nacht vereinigte sich Sigibert von Cöln, König der Ripuarischen
Franken, mit Chlodwig, worauf dieser am folgenden Morgen
das Gefecht erneute und das Gelübde that „Christ zu werden,
wenn ihm der Gott der Christen den Sieg geben würde*. Die
Schlacht (S. Jahrb. H. HL S. 30 ff. H. XV. S. 35 ff. und 218 ff.)
wurde am 2. Tage bei Wichterich (Victoriacum) entschieden,
und endete mit dem Tode des alleraannischen Königs und mit
der gänzlichen Vernichtung des allemannischen Heeres. Bei
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46
Sohn, Theodorich I. König von Austrasien, den letzten König
der Thüringer Hermannfried (531) meuchlings von den Zin-
nen der Mauer, und hier kämpften Theodebert II. und Theo-
dorich II. (612) mit den Kräften von Gallien und Deutsch-
land um die Herrschaft über Austrasien.
Römische Mili t ärstr ass en, welche von
Zülpich ausgeben.
Von der Strasse, welche von Trier über Zülpich nach
Wichterich war es, wo nach der Legende während des Gefechts
eine Taube das bekannte Fläschohen mit dem Salböl vom Himmel
brachte. In der unterirdischen Kapelle der uralten Kirche von
Zülpich wird noch der Stein gezeigt , auf dem Chlodwig nach
der Schlacht gekniet und das katholische Glaubensbekenntniss
abgelegt haben soll (S. Jahrb. H. III. S. 31 ff. und U.
XXVIII. S. 106). [Dass Zülpich eine fränkische Feste war, geht
hervor aus Gregor v. Tours lib. III c. 8; dass die berühmte
Alemannenschlaoht dort stattfand erwähnt Gregor bei der Be-
schreibung der Schlacht nicht , kann aber aus einer späteren
Stelle zurückbezogen werden, in der wahrscheinlichen Voraus-
setzung dass an beiden Stellen von ein und derselben Schlacht
die Rede ist, dass aber die Taufe Chlodwigs in Zülpich statt-
fand wird bekanntlich angefochten und muss nach Gregors
Worten zu Gunsten von Rheims bezweifelt werden. Vgl. Gregor
lib. II c. 30 und 37. Die Legende von der Taube mit dem
Salböl findet sich in Hinkmars vita des h. Remigius. W.]
Im Jahre 1813 hat die damalige französische Regierung zwei
grosse Tafeln von schwarzem Marmor nach Zülpich geschickt.
Auf der einen, welche über dem Kölner Thore von Zülpich
befestigt werden sollte , steht die Inschrift : Tolbiacum , Chlo-
dovei victoria insigne, Francorum fortunae et imperi ineunabula.
Auf der andern, die für die unterirdische Kapelle bestimmt war:
Hic, ut fama loci est, sacris primum intinetus undis, Chlodoveua
de Germanis victor votum solvit A. CCCCLXXXXVI. Die krie-
gerischen Ereignisse von 1813 und 1814 haben das Aufhängen
dieser Tafeln verhindert, und beide befinden sich gegenwärtig
auf der Bürgermeisterei zu Zülpich.
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47
-•
Cöln führte, ist bereits gesprochen worden. Ausser dieser
verdienen bemerkt zu werden:
a) Die Militärstrasse von Zülpich nach
Neuss 47 ) (Novesium).
Diese Strasse ist als eigentliche Fortsetzung der Strasse
von Trier zu betrachten, und war die kürzeste Verbindungs-
linie zwischen Trier und dem Niederrheine, ohne Cöln zu
berühren. Sie wird in der Gegend die „Heerstrasse" ge-
nannt, ob sie gleich gegenwärtig nur theilweise als Weg
benutzt wird. Da diese Strasse von Zülpich bis Neuss
grösstenteils durch Aecker und fetten Lehmboden führt, so ist
sie an den meisten Stellen zerstört oder überdeckt, und nur
noch streckenweise als Römerstrasse zu erkennen. Sie ist
weder in dem Itinerar, noch auf der Peutingerschen Tafel
angegeben. Sie führt aus dem nördlichen Thore von Zül-
pich (dem Bachthore), geht in gerader und fast nörd-
licher Richtung an Gladbach vorbei nach Lüxheim, und
folgt der linken Thalhöhe des Neffelbaches bis in die Gegend
von Blatzheim. In dieser Entfernung ist ihre römische Bau-
art noch an vielen Stellen sichtbar. Bei Bolheim führt die-
selbe durch die Ueberreste eines römischen Etablissements,
in weichen vor einigen Jahren viele Alterthümer gefunden
worden sind. Von Blatzheim geht sie in gerader nördlicher
Richtung durch Mülheimer Loch nach Pfaffendorf, und
folgt von diesem Orte an der linken Thalhöhe der Erft.
Sie ist von dem Verf. nicht weiter verfolgt worden. Der
Flecken Caster, welchen diese Strasse an 1000 Schritt öst-
lich liegen lässt, wird allgemein für ein römisches Castrum
gehalten. Die Ruinen der alten Burg von Caster und die
Mauern , welche den Ort umgeben, stammen jedoch aus dem
47) Vgl. Jahrb. H. T. S. 107, H. II. S. 45, und II. V. u. VI. S. 407.
48
Mittelalter und zeigen nirgends einen rtfmischen Ursprung.
Auch sind, so viel der Verf. hat in Erfahrung bringen kön-
nen, niemals in Caster römische Alterthiimcr gefunden worden.
b) Militairstrasse von Zülpich nach Gemünd.
Von Zülpich aus sind noch die Spuren einer Römer-
strasse sichtbar, welche über Bürwenich in der Richtung
des gegenwärtigen Weges nach Gemünd führte. Dieses ist
ohne Zweifel diejenige Strasse, welche auf der Peutinger-
schen Tafel bemerkt ist, und welche von Rheims ausgehend,
bei Mouzon (Mose) die Maas überschritt und über Meduantum
und Munerica nach C ö 1 n führte. Meduantum ist das
jetzige Mande bei Bastogne (Munerica vielleicht Mürringen).
Auf der Wasserscheide der Ourte und Ur ist diese Strasse
an vielen Stellen noch sichtbar.
Ausser den genannten führten von Zülpich noch Römer-
strassen nach Belgica, Bonn und Düren (Marcodurum). Sie
sind jedoch sämmtlich dergestalt zerstört , und ihre Rich-
tung ist so unkenntlich geworden, dass darüber nichts mit
nur einiger Bestimmtheit angegeben werden kann.
Ueber den römischen unterirdisch enAqu ä-
dukt,welc heraus derEifel nach C ö 1 n f ü h r-
* e » (gegenwärtig von den Anwohnern die
Ader, Adrof, Ad erich, Teufelsader, Teufels-
Calle (Canal) und in alten Urkunden »der
A d u ch t« genannt).
1) Richtung und Lauf.
In den vielen Schriften, worin seit sehr alter Zeit bis
jetzt dieses römischen Aquädukts Erwähnung geschieht, wird
die Behauptung aufgestellt, dass derselbe von Trier nach
Cöln geführt habe 48 ). Man sah die sichtbaren Ueberreste
48) Es gibt wenig Gegenstände, worüber so viel gelehrter Unsinn
geschrieben worden ist , als über diese römische Wasserleitung.
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49
dieses erstaunenswürdigen römischen Bauwerkes an der nörd-
lichen Abdachung der Eifel in der Richtung nach Cöln
wusste sich seine ursprüngliche Bestimmung nicht zu erklä-
ren, und glaubte nur dadurch dem Ganzen einen seiner Grösse
angemessenen Zweck unterzulegen, wenn man ihn bis Trier
fortsetzte, und dadurch die beiden wichtigsten Punkte der
Römer in den Rheingegenden durch ihn verbunden sich
dachte. Zu diesem Irrthume gab gewiss auch der Umstand
Anlass , dass die Römerstrasse nördlich von Biltburg in der
Eifel von den Landleuten, so wie der Kanal, die Ader ge-
nannt wird. Alle diejenigen , welche über, diese Wasser-
leitung geschrieben haben, sahen sie entweder gar nicht, oder
nur an einzelnen Stellen , und daher sind auch alle bis jetzt
bekannt gemachten Angaben Ober dieselbe sehr mangelhaft
und nur theil weise richtig 49 ).
Der Verf. ist bemüht gewesen , sich über dieses wohl
merkwürdigste Bauwerk der Römer in den Rheingegenden
die möglichste Aufklärung zu verschaffen , und hat seine
Untersuchungen vorzüglich auch darauf gerichtet, auszumitteln,
Am merkwürdigsten bleibt die Meinung derjenigen, welohe die-
sen Canal aus dem Moselthale bei Trier in ununterbrochenem
Laufe und ohne Theilung über das Eifelgebirge nach Cöln
gehen lassen , und annehmen , dass er bestimmt gewesen sei,
den Ueberflu88 von Wein , welchen die Moselgegenden erzeug,
ten, nach Cöln zu führen, oder auch, dass die Romer durch
denselben mit Hülfe von Wasservögeln eine Schnellpost zwi-
schen Trier und Cöln etablirt gehabt hätten und dergl. mehr.
49) Gelenius de magnitaud. Col. p. 254 ff. Trimborn: Belgica in
Nöggeraths Provinzialblättern von 1836. Nöggerath über den-
selben Gegenstand in 'Westermanns Monatsheften 1858 p. 165.
Eine auf unmittelbaren Untersuchungen beruhende Abhand-
lung yonEick in Commern erscheint in Kurzem unter dem Titel:
Die römische Wasserleitung aus der Eifel nach Cöln, mit be-
sonderer Rücksicht auf die zunächst gelegenen römischen Nieder-
lassungen u. s. w. mit einer Karte und Zeichnungen. W.
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©0
ob von der hohe« Eifei in südlicher Richtung ein Kajtal n*ch
Trier herab , so wie nördlich nach Cöln geführt habe. Alle
Bemühungen in dieser Hinsicht sind jedoch vergeblich ge-
wesen, und nirgends hat er die Spuren eines solchen Kanals
am südlichen Abhänge der Eifel gefunden. Hier war es
immer die Römerstrasse, welche von den Anwohnern nicht
für eine ehemalige Strasse, sondern unter der Benennung
der Ader und der Teufels-Ader für einen Kanal gehalten
wird , und deren Richtung auf den Höhen fort schon hin-
reichend ist, eine solche Meinung zu widerlegen.
Die ersten Spuren des römischen Aquädukts hat der Verf.
oberhalb Dalbenden an dem rechten Thalrande der Urft, wo
derselbe durch die herabgeführte Erde entblösst und zu Tage
gebracht worden ist, gefunden. Hier erscheint er bereits in
einer Höhe von 36 bis 40' über der Thalsohle der Urft,
woraus zu schliessen ist, dass er weiter oberhalb gegen die
Quellen dieses kleinen Flusses seinen Anfang nimmt, und
dass letzterer höchst wahrscheinlich bei der alten Burg, wo
römisches Gemäuer zu Tage steht und ein bedeutender Neben-
bach der Urft entspringt, zu suchen sei. Von jener Stelle
an zieht er sich , wie auf der Karte Taf. IV bemerkt ist,
an vielen Stellen siebtbar, an Dalbenden 50 ) und Soetenich
vorbei und steigt an dem Thalrande der Urft mit dem nöthi-
gen Niveau immer höher, so dass er Call gegenüber schon
hoch oben am Thalrande erscheint. Bei diesem Orte fliesst
von der rechten Seite ein Bach in die Urft. An dem linken
Thalrande desselben führt er aus dem Urftthale heraus, und
wendet sich durch die Senkung nördlich von Keldenich and
\
50) Vgl. Jahrb. H. XVIII. S. 214 ff. (Nach den Mitteilungen de»
Herrn Eick der im Allgemeinen die Angaben des Verfassers
durchaus bestätigt , läge der Ursprung des Canals nicht so weit
aufwärts als der Verfasser vennuthet, sondern gleich unterhalb
der Rosenthaler-Mühle im Urftthale, nicht fern des Ueberganges
der Römerstrasse über diesen Bach bei Rickerfuhr. W.)
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61
Dottel?, dem südlichen Abbange des Bleiberges gegenüber,
aus dem Stromgebiet der Maas in das des Rheins, und geht
durch den Garten des Pfarrers von Calmuth und an der
rechten Seite eines Seitenthaies des Feybaches nach letzterem
hinab. Wo derselbe von der linken auf die rechte Seite
dieses Baches geführt hat, ist nicht sichthar. An dem rechten
Thalrande des Feybaches geht er an Urfey, Eiserfey,
Breitenbenden abwärts, und steigt an demselben, so wie
im ürftthale, immer höher. Bei der Veyer Mühle, zwischen
Breitenbenden und Burgfey, liegt die Sohle des Kanals 103' 3"
und Katzfey gegenüber bereits 149* 7" über der Thalsohle
des Feybaches 51 ), und sein Gefalle beträgt hier auf 600
Ruthen 25' 7" rheinisch.
Unterhalb Katzfey, wo der rechte Thalrand des Feybaches
niedriger wird, wendet sich der Kanal von dem Feybache
ab, geht um ein kleines Sekenthal desselben herum, lasst
Lessenich und Antweiler rechts und zieht sich am südlichen
Abhänge der Pfaffienhart nach dem Erftthale bei Weingarten,
wo er auf der Höhe des linken Thalrandes dieses Flusses
auf eine längere Strecke verschwindet. Entweder der Haupt-
kanal oder ein Arm desselben scheint nach der römischen
Militairstation auf dem nahen Kaisersteine (Belgien) geführt
*u haben , und soll in dem geller des am höchsten gelege-
nen Hauses von Rheder sichtbar sein. In der Gegend von
Rheder ist der Kanal von der linken auf die rechte Seite
51) Diese Nivellements hat Herr Hütten - Inspektor Gabner za Me-
chernich Auf die Bitte des Yerf. machen lassen. Nach einer
Notiz des Yerf. hat Herr v. Dechen im Juni 1830 folgende
Barometer-Messungen angestellt: üeber dem Rheinpegel Nro. 8
bei Bonn ist die Sohle des Römer-Kanals bei dem Hüttenwerke
Dalbenden 1156,4 par. F., im Steinbüsoh bei Callerheistert
1138,0 p.' F., im Pastoratgarten zu Calmuth 1069,0 p. F., und
auf der Grenze der Regierungsbezirke Aachen und Cöln 767,1
par. Fuss.
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52
der Erft übergegangen. Ueberreste einer Bogenstellung sind
nicht mehr vorhanden. In den Feldern zwischen Palmers-
heim und Flamersheim M ) hat ihn im vorigen Jahre (1828)
der Gutsbesitzer v. d. Leyen auf eine grössere Strecke aus-
brechen lassen. Bei der Kirche von Niederkastenholz be-
findet sich ein nicht tiefer runder Brunnen, der etwa 8'
im Durchmesser hält, und mit einem noch zum Theil erhal-
tenen römischen Mauerkranze umgeben ist. Das Wasser
dieses Brunnens ist von vorzüglicher Beschaffenheit. Als
man diesen Brunnen vor einigen Jahren reinigte, fand man
auf dem Boden noch wohl erhaltene römische Mosaik und
einen gemauerten Kanal, der nach dem Hauptkanal herab-
zugehen und diesen mit dem Wasser des Brunnens gespeiset
zu haben scheint.
Aus der Gegend von Palmersheim wendet sich der Kanal
nach dem Schorrenwalde, und fahrt am nördlichen
Saume desselben, an mehreren Stellen sichtbar, in einem
grossen Bogen am Fusse des nördlichen Abhanges der Vor-
berge der Eifel um Rheinbach, wo er auf eine grössere
Strecke verschwindet 53 ). In den Feldern zwischen Mecken-
heim und Ramershoven soll man an mehrern Orten die
Spuren dieses Kanals entdeckt haben. Erst unterhalb Lüf-
telberg kommt er an dem westlichen Abhänge der hier
52) Vgl. Jahrb. H. XIV. S. 172.
53) Die grosse Krümmung, welche der Kanal längs der Vorberge
der Eifel um die Ebene von Rheinbaoh macht , war nöthig, um t
das erforderliche Gefälle zu gewinnen, womit er über die Ville
geführt werden konnte. Die Ville ist der flache und bewaldete
Höhenrücken zwischen dem Rhointhale und dem Schwistbaohe
(weiter unterhalb der Erft). Dieser aus Braunkohlenlagern be-
stehende und mit aufgeschwemmten Kies- und Sandsohichten
bedeckte Höhenrücken erhebt sioh bei Meckenheim kaum sicht-
bar Über die vorliegende Ebene , und wird erst weiter unter-
halb höher»
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53
sich wenig über die Fläche erhebenden Ville wieder zum
Vorschein. In dem Weiher des Schlosses von Buschhoven
steht er zu Tage, und führt, 12' unter der jeztigen Ober-
flache, durch den Brunnen des Bauern Stolz in diesem Dorfe.
Bald unterhalb Buschhoven ist er auf eiue längere Strecke
ausgebrochen, und sein Material zum Bau des ehemaligen
Klosters Capellen verwendet worden. Er geht hier an dem
eisernen Manne 84 ), einer eisernen Grenzstange dreier hier
zusamtnenstosseuden Gemeinde- Marken, vorbei, und führt in
schräger Richtung durch den Wald über die Ville. An dem
östlichen Abhänge derselben senkt er sich nach Cadorf 55 )
herab, wo er zu Tage kommt, und läuft an diesem Ab-
hänge, an mehrern Stellen z. B. Hemmerick und Merten
sichtbar, fort nach Walberberg, wo er unter der westlichen
Häuserreihe dieses Dorfs fortführt und in mehrern Häusern
als Keller benutzt wird. 66 )
Von Walberberg aus ist er nicht mehr sichtbar; seine
weitere Fortsetzung gegen Meschenich ist jedoch durch das
alte Gemäuer, auf welches die Landleute bei Bearbeitung
des Feldes treffen , und durch das schlechte Wachsthum des
Getreides in trockenen Jahren zu erkennen. Von Mesche-
nich wendet er sich gegen die Chaussee von Cöln nach
Bonn, und führte zwischen dem 24. und 25. Chausseesteine
unter dem Namen der Teufels- Calle (Kanal) über dieselbe
und auf der flachen Höhe fort nach der alten Burg ober,
halb Cöln.
54) Vgl. Jahrb. H. XXVIII. [S. 107. S. Mino las Abhandlung
in Brewer's vaterländischer Chronik J. 1826. H. VI. S. 321
fg. F.]
55) Vgl. ebend. H. XXVII. S. 161.
56) Bei Walberberg ist der im Heft XXVII p. 161 dieses Jahrb.
erwähnte Wartthurm aus dem Material des Römercanals er-
baut. W.
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54
Auf beiden Seiten der Chaussee ist er vor einigen Jahren
auf eine längere Strecke ausgebrochen worden. In der
alten Burg, einem ehemaligen romischen Kastell, wurde
wahrscheinlich das, durch den Kanal herbeigeführte, Wasser
gesammelt, und von hier aus weiter nach Cöln geleitet und
vertheüt.
Alle frühem Nachrichten haben diese Wasserleitung von
Walberberg längs der Ville über Pinsdorf, Vochem, Fische-
nich , Hermühlbeim und Efferen nach Cöln gehen lassen.
Dieses .ist jedoch nach den hydraulischen Gesetzen unmög-
lich, da die Gegend von Pinsdorf bis Hermühlheim weit hoher
liegt, als der Kanal in Walberberg, und dieser Irrthum ist
daher entstanden , dass sich von Elferen 57 ) nach Cöln au,
bei Schleifkotten und weiter r noch die Ueberreste eines
andern römischen Aquädukts vorfinden, der oberirdisch auf
Bogenstellungen nach Cöln ging und in welchem der jetzige
Feldbach nach diesem Orte geleitet wurde 58 ).
57) Vgl. Jahrb. H. XIV. S. 183.
58) Vgl. ebend. H. XXVII. S. 144. Nach dem Referate in der
Kölnischen Zeitung v. J. 1859. Nro. 362. hat derselbe Herr
Verfasser Geh. Rath. Prof. Nöggerath in Bonn am 28. December
1859 einen Vortrag über diesen Gegenstand gehalten. Darnach
lassen sich die Spuren der Wasserleitung nur von Köln bis in
das Kalkgebirge der Eifel verfolgen, und sie weisen nicht bloss
auf einen einzigen Traktus hin, es waren mindestens drei soloher
Leitungen vorhanden. Eine dieser Leitungen nahm in der Eifel bei
dem Dorfe Calmuth die dort vorhandenen, jetzt zum Theil ver-
sumpften Quellen auf. Sie ging über Liblar, wo auf dem Felde
der Braunkohlen-Concession Conoordia an der grossen römischen
Heerstrasse ein römisches Gastrum stand. Von da setzte sie
in einer nooh vorhandenen Bösche, Elvengraben jetzt genannt,
im Walde der Ville über den Rtioken des sogenannten Vorge-
birges, und ging über Voohem, Kendenich, Hermühlheim, Effern,
Schleifkotten nach der alten Colonia zu. Die andere Leitung
nahm oberhalb Eiserfey die Quellen von Dreimühlen auf, setzte
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55
So weit der Kanal gegenwärtig noch sichtbar ist, geht
er durchaus unterirdisch und ist, um das uötbige Gefälle
zu gewinnen, mit grosser Kunst in gebrochener und schlau-
genformiger Linie so geführt, dass er z. B. an dem rechten
Thalrande der Urft und des Feybaches, wo er über viele
Nebenthaler und Schluchten hinweg geleitet werden musste,
an der einen Seite derselben so lange aufwärts geht, bis er
mit dem nöthigen Niveau unter denselben durch und auf
durch das Foythal, aus diesem in das Thal der Erft, in den
Kreis Kherabach und über Liilftelberg und Buschhoven nach
dem Vorgebirge, an dessen Östlicher Seite sie nach Walberberg
und Keldenich, und dann mehr in östlicher Richtung nach dem
römischen Kastell bei Rodenkirchen ging. Die höchste Wasser-
leitung war aber diejenige, welche nach Zülpich führte. Sie
nahm nördlich von Schmittheim Quellen auf, welohe jetzt in
die Urft einmünden, führte durch das Urftthal bis oberhalb
Call und zog unterhalb Keldenioh und Dotteln nach Zülpich
hin. Die Langenstrecke dieser sämmtliohen Wasserleitungen
beträgt an 26 Meilen , und das grossartige römische Bauwerk
ist etwa der Ausführung grösserer Eisenbahnen zu vergleichen.
Herr Geh. Ober-Berg-Rath Nöggerath sprach auch über den
schönen Marmor, welcher aus der Sinterbildung in der Was-
serleitung gewonnen worden ist, und zu welohen Bauten er
verwendet worden. Er zeigte auch, wie aus den Stratifikatio-
nen dieses Marmors und der Dicke seines Absatzes die Zeit
seiner Bildung sich berechnen lasse. Hiernach würde das
WasBer etwa 600 Jahre lang in der Leitung geflossen sein,
und wenn man annimmt, dass dieselbe unter Karl dem Grossen
zerstört Wörden, um den Marmor zu gewinnen (nach Gelenius
p. 261) wofür Manches spricht, so könnte ihre Erbauung gegen
das Ende des 2. Jahrh. unserer Zeitrechnung fallen. (Nach den
Untersuchungen des Herrn Eiok wäre nur ein einziger unge-
teilter Canal aus der Ei/el nach Cöln gegangen und der etwa
20 Minuten in der Länge betragende Seitenarm von Dretmühlen,
mündete gleich unterhalb des altert Hammers in die aus dem
Urftthale kommende HauptwasBerleirung. W.
56
der entgegengesetzten Seite wieder nach dem Hauptthale
herabgeführt werden konnte. Nur an einzelnen wenigen
Stellen, wo er Aber grössere Thaler hinweggeführt werden
musste, wie z. B. bei Rheder von der linken auf die rechte
Seite des Erftthales, scheint dieses oberirdisch auf Bogen-
stelhingeu geschehen zu sein, obgleich davon keine Spuren
mehr sichtbar sind. Annebmeu zu wollen, dass er auch
hier unter der Erft durchgegangen sei, und dass die Was-
sermasse des Kanals durch das grosse Gefalle, welches die-
selbe von der Hohe bei Weingarten nach Rheder und nach
der Erft herab hatte , auf der rechten Seite dieses kleinen
Flusses durch den Druck allein wieder so hoch gehoben
worden sei, um ii b e r die Ebene von Palmersheim fori fli essen
zu können, scheint unwahrscheinlich: denn welche Dimen-
sionen raüsste hier das Mauerwerk dieses Kanals gehabt
haben, um den Druck einer so grossen Wassermasse aus-
halten zu können 59 ).
Es fragt sich nun, welches waren die Ursachen, warum
die Römer diesen Kanal unterirdisch führten, und dadurch
seine direkte Länge um das Vielfache vergrösserten, wo sie
oft durch eine einfache Bogensfellung denselben über die
schmalen Seitenthälcr und Schluchten hätten leiten können ?
Dem Verf. scheinen folgende die wahrscheinlichsten:
1) das Wasser wurde dadurch im Sommer kühl und
frisch erhalten, und
2) während des Winters in dieser nördlichen und zum
59) Nach Herrn Eicks Mitteilungen sind weder am Erftflnsse bei
Rheder noch am Schwistbache oberhalb Lüftelberg Bogenstel-
lungen vorhanden gewesen, (andere wollen sie gesehen haben)
mittelst denen der Kanal von einem zum andern Ufer hinüber-
geführt wurde, sondern in beiden Fällen geht derselbe unter
dem Baohbette durch. Nur einmal findet sieh eine Bogenstel-
luug im Feybacherthale gerade dem Dorfe Vussem gegenüber,
um zwei nah zusammentretende Bergabhängo zu verbinden.
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>
w* mm
Dl
Theil hochgelegenen Gegend gegen das Einfrieren ge-
sichert. Ueberdiess
3) erzählt Frontinus , dass die Römer die Aquädukte,
welche den, in der Nähe der Grenze gelegenen und
den feindlichen Invasionen ausgesetzten Orten und
Militairstationen Wasser zuführen sollten , unterirdisch
geleitet hatten, um dieselben den Augen des Feindes
zu entziehen. Dieser Grund allein würde hinreichen,
die unterirdische Anlage dieses Kanals zu erklären.
• • -• * f - * ■ , -
Bauart und Dimensionen.
Das Mauerwerk besteht aus dem Material, welches in der
Nähe gefunden wird. In dem Thale der Urft ist dasselbe
aus den sehr guten Kalksteinen, die hier gebrochen werden,
angefertigt. In der Nähe des Feybaches sind es Grauwacken-
steine, woraus hier der Gebirgsabhang besteht, welche die
Mauerung bilden, und die Steinbrüche, welche das Material
lieferten, sind noch längs dem Kanäle sichtbar. Von der
linken Seite der Erft an über die Ebene von Palmersheim
und Rheinbach und über die Ville, wo es keine Bruchsteine
gibt, besteht die Mauerung ganz aus Gusswerk von Quarz-
kiesein, welche von den grossen aufgeschwemmten Kiesel-
schichten genommen sind, die mehrere Fuss hoch die Braun-
kohlenlager der Ville bedecken. Dieser aus Quarzkieseln
und römischem Mörtel bestehende Guss ist so fest, dass der-
selbe in der Umgegend noch jetzt zu Thorgewölben, zu
Thür- und Fensterrahmen zugehauen und benutzt wird.
Die Dimensionen des Aquädukts (Taf. IV. I.) sind dem Hütten-
werk Burgfey gegenüber genommen worden, und bleiben auch
an andern Stellen dieselben, obgleich anderwärts, wie schon
bemerkt, die Mauerung von verschiedener Beschaffenheit ist.
Hier bei Burgfey besteht das Fundameut aus einer aufrecht
stehenden Mauerung von 5 Zoll Höhe ; auf diesem Hegt loses
Mauerwerk vou 7 Zoll Dicke, und auf diesem die Sohle des
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58
Kauais aus wasserdichtem Mörtel, von Trass und klein ge-
schlagenen Ziegeln bestehend, von 7 Zoll im Durchmesser.
Die untere Weite des Kanals, auf der Sohle geroessen, he.
tragt 27 Zoll, die obere 29 Zoll, und die beiden Absätze
mit gerechnet, wo die Wölbung anfängt, 94 Zell. Die Sei-
tenwände desselben sind 29 Zoll hoch, und die ganze innere
Höhe von der Sohle bis zur höchsten Wölbung beträgt 55
Zoll, oder 4' 7". An den Seitenwinden beindet sich ein
9 bis 10 Linien dicker und geglätteter Anwurf von dem-
selben wasserdichten Mörtel, woraus die Sohle besteht.
An allen Orten, wo Regen und Schneewasser die Maue-
rung des Kanals nicht entblösst hat, ist derselbe mit einer
mehrere Fuss dicken Erddecke belegt. Auf den ersten An-
blick erscheint die innere Form des Aquädukts birnenförmig
bis man bei näherer Untersuchung findet, dass sich auf der
Sohle und an deu Seitenwänden desselben durch den
Wasserniederschlag Kalksinter 60 ) angesetzt hat, der von 8
bis 12" — an einzelnen Stellen noch mehr — im Durch-
messer hält, und beweiset, dass lange Zeit hindurch Wasser
in diesem Kanäle geflossen ist.
In gewissen Abständen bei Burgfey und im Garten des
60) Dieser Kalksinter ist von feiner Struktur und nimmt eine sehr
schöne Politur an. Aus ihm bestehen die kleinen Säulen an
der südlichen äussern Rundung des Schiffs vom Münster zu
Bonn, die gegen 1' im Durchmesser und 7 bis 8' in der
Höhe halten, und eine Säule in dem Naturalionkabinet zu Pop-
peladorf. Diese Säulen sind lange ein Problem für die Mine-
ralogen zu Bonn gewesen, und man wusste nicht, welcher Stein-
art dieselben angehören könnten, bis man im Jahre 1828
beim Ausbrechen des römischen Kanals bei Cadorf das Wahre
fand. (Ebenso ist er zu Säulen, Altarplatten und sonst zu
Verzierungen verwendet in den Kirchen zu Lüftelberg, Münster-
eifel , Sfe'gljurg, Laach, Altenahr, Flamersheim, Commern,
liüdtar, 8. Cäeilia und S. Gereon zu Cöln. W.)
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59
Herrn Rheindorf in Buschhofen finden sich Luftschachte, welche
die ganze innere Weite des Kanals einnehmen , und über
welchen als Decken Thürmchen gestanden zu haben scheinen.
Wo dieser Aquädukt nicht gewaltsamer Welse zerstört wor-
den ist, findet er sich noch durchaus wohl erhalten* Auf
grosse Strecken ist er jedoch ausgebrochen , und aus seinem
Waterai sind Dörfer, Hüttenwerke, Klöster, Kirchen etc. etc.
erbaut worden, und gegenwärtig wird er in den Gegenden,
wo er noch nicht zerstört ist, als ein unerschöpflicher Stein-
bruch benutzt.
■
Bestimmung dieses Kanals und wahrscheinliche
• Zeit seiner Erbauung.
Dieser Aquädukt hatte gewiss keine andere Bestimmung,
als Cöln — und auch wohl die in seiner Nähe liegenden
Mitttairstationen — mit frischem Trinkwasser zu versehen,
wie es der Geschmack des Römers Hebte 61 ). An Mineral-
wasser, welches in ihm nach Cöln geleitet worden sei, ist
dabei nicht zu denken. Wasserleitungen waren überhaupt ein
Luxusartikel der Römer, eine Modesache, die an Orten nicht
fehlen durfte, wo sich dieses Volk aufhielt. Daher die un-
zähligen Ueberreste von Aquädukten, die sich in allen Län-
dern finden, welche der römischen Herrschaft unterworfen
wateii. Früher die Konsuln und später die Kaiser konnten
das römische Volk durch nichts mehr erfreuen, durch nichts
sidr mehr bei ihm beliebt machen als durch die Anlegung
eitler neuen und prächtigen Wasserleitung, und mehrere der-
selben haben sich in Rom bis auf unsere Tage erhalten. Die
—
Gi) Sollten diese Canäle nicht auch" besonders den Zweck gehabt
ha'ben , hin und wieder mit den ftauptbtrassen zusammenzu-
treffen um die Passanten mit Wasser zu versorgen und die als
buftsehachte gedeuteten obern Oeffnungen sind sie nicht auoh
zum Wasserschbpfea bestimmt gewesen? W.
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60
römischen Bürger und Veteranen , welchen das jetzige Cöln
seine eigentliche Gründung verdankt, brachten diese Lieb-
haberei mit von Rom. Die Römer liebten das kalte und
harte Quell wasscr, dasjenige, welches in Kalkgebirgen ent-
springt. Das Wasser, welches sich um Cöln findet, ist wei-
ches Wasser, und nur erst in weiterer Ferne, in dem Kalk-
gebirge, worin die Quellen der Urft liegen , besitzt das
Wasser diejenigen Eigenschaften, welche von den Römern
geschätzt wurden.
Man könnte fragen, wie war es möglich, dass ein Ort
wie Cöln ein so ungeheueres W 7 erk ausführen konnte , des-
sen Erbauuug gegenwärtig die Kräfte eines grössern Staats
erschöpfen würde? Hierauf ist zu erwiedern: Die Anlegung
und Ausführung solcher Werke geschah nicht auf Staats-
kosten und noch weniger auf Unkosten eines einzelnen
Ortes, sondern durch die Hände der unterjochten Provinzia-
len und durch viele Tausende von Soldaten, welche wäh-
rend des Friedens beschäftigt werden mussten. Nur aus
diesem Gesichtspunkte lässt sich das Entstehen dieses und
anderer römischen Bauwerke, bei welchen Anlegung und
Bestimmung in keinem Verhältniss zu stehen scheinen, er-
klären.
Die Bauart dieses Kanals ist eben so schön und geschmack-
voll, als sie einen hohen Grad von Dauer und Festigkeit
besitzt, wovon die lange Erhaltung den besten Beweis
liefert. Seine Ausführung gehört in die blühendste Periode
der römischen Baukunst, und ist höchst wahrscheinlich nach
der Erhebung von Cöln zu einer Kolonialstadt in die 50ger
Jahre nach Christus zu setzen. In dieser Zeit gab der
Kaiser Claudius die Eroberungen in Deutschland auf, und
zog die Legionen auf das linke Rbeinufer zurück, wodurch
eine längere Waffenruhe am Rheine herbeigeführt wurde.
Dass es römische Staatsmaxime war, die Legionssoldaten in
Friedenszeiten unaufhörlich zu beschäftigen , um sie vor
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Müssiggang und Unordnungen zu bewahren, und ihre physi-
schen Kräfte für folgende Kriege zu stählen , ist iu der
Einleitung zu den römischen Militairstrassen gesagt worden.
Auch erwähnt Tacitus mehrere grosse Bauwerke, die am
Rhein und in Gallien in den Zeiten der Ruhe unter Clau-
dius und Nero durch die Legionen theils angefangen , theils
vollendet wurden. So Hess der kommandirende General am
Niederrhein, Corbulo, als er im Jahre 47 auf Befehl von
Claudius die Legionen aus Deutschland zurückgezogen hatte,
um dieselben zu beschäftigen, die 23 römische Million (über
4Y 2 geographische Meilen) lange Fossa Corbulonis , das
jetzige Fluit oder Maaslandssluys zwischen Leyden und
Sluys, graben, um durch diese Verbindung zwischen der
Maas und dem damaligen Hauptarme des Rheins die gefähr-
liche Schiffahrt durch die Nordsee zu vermeiden und um
die Ueberschwemmungen am Niederrhein zu vermindern. Sein
Nachfolger Paullinus Pompejus vollendete durch die Hände
der Soldaten bald nachher den 63 Jahre früher von Drusus
angefangenen Rheindeich, um das gallische Ufer gegen die
Ueberschwemmungen dieses Stromes zu sichern ; und zu
gleicher Zeit liess der kommandirende General am Oberrhein,
L. Vetus, durch die Legionen von Obergermanien einen Ka-
nal anfangen, der die Saone mit der Mosel vereinigen sollte,
um durch diese Verbindung mittelst der Rhone und Saone
einerseits , der Mosel und des Rheins anderer Seits eine
Schifffahrt aus dem mittelländischen Meere in die Nordsee
zu bewirken. Letzterer Kanal kam jedoch wegen der
Eifersucht des Legaten von Belgien nicht zu Stande. Taci-
tus würde iu gleicher Art des Aquädukts nach Colli ge-
dacht haben, wenn die Bestimmung dieses Bauwerkes für
grössere Staatszwecke und nicht bloss lokal gewesen wäre.
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62
5. Militairstrasse von Trier über Föhren, Esch,
Olkenbach, Hontheim, Driesch, Maien nach
Andernach,
Diese wegen ihrer Richtung so interessante Strasse, die
von Ehrang bis jenseits Kaisersesch noch durchaus sichtbar
und zum Theil wohl erhalten ist , findet sich weder im Iti-
nerar noch auf der Peutingerschen Tafel, und ist auch in
neueren Nachrichten nirgends bemerkt
Sie ist von der Moselbrücke bei Trier in der Richtung
der gegenwärtigen Chaussee über Biewer gegangen. Wo
diese sich links nach Ehrang wendet, ging die Römerstrasse
gerade aus , und führte unterhalb Ehrang über die Kyll.
Am linken Ufer dieses Flusses wird sie zuerst sichtbar,
führt hier zwischen einer römischen Grabstätte durch und
schneidet bei der Milo-Kapelle die Chaussee. Oberhalb der
Quint hat sie über den Bach und von da in der Richtung
der Chaussee bis auf die Höhe geführt, wo sie links von
dieser abgeht, und sich auf der Höbe des Milowaldes fort
und nach Föhren herabzieht. Von diesem Orte lässt sie
den tiefen Einschnitt, der nach Hetzerath herabgeht, rechts,
schneidet nördlich von diesem Orte die Chaussee , führt auf
dem flachen Rücken fort und über einen kleinen Bach nach
der gegenwärtig zerstörten uralten Brücke über die Salm
oberhalb Esch. Von dieser Brücke geht sie unter dem Na-
men der Ben geler Strasse 62 ), ohne einen Ort zu be-
rühren, die Höhe hinauf, auf derselben westlich und nord-
östlich von Polbach fort, längs des Haardtwäldchens, und
führte, an der nordwestlichen Abdachung des Stiffelberges, öst-
lich von Haardt und Altrich, oberhalb Platten auf der Jetzt
ebenfalls verschwundenen Pfefferbrücke über die Lieser, und
zwischen Wingeror und Wahlholz in gerader Richtung nach
62) Von einem Dorfe in der Nähe Namens Bengel am Alfbaohe.
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$3
Olkenbach Von liier zieht sie sich, nur noch wenig sichtbar,
an dem lM»keu Tbalrande des AJfbaches aufwärts ; erscheint
auf der Höhe noch vollkommen ernaken, lässt Wispelt links
und gebt nach Hontheim. Von Hontheim wendet sie sich
nach dem Oestbale, wo ihre Spuren an den beiden steilen
TMrtndcrn verschwunden sind. Auf der Höhe des linken
erscheint sie wieder , führt bei einem hohen Grabhügel in
den Weg von Lützerath nach Kenfus, und ohne in die Senkung
hinabzugehen, in welcher Lützerath gelegen ist, auf der
Höhe fort nach Driesch und in die Chaussee. Diese ist auf
der Höbe auf die Römerstrasse erbaut worden und die Rieh-
tung der letztern wird nur noch durch Grabhügel bezeich-
net, die sich nördlich längs der Chaussee befinden. Auf der
Höhe des rechten Thalrandes des Martins- oder Marterthaies
erscheint die Römerstrasse wieder links von der Chaussee,
und scheint nördlicher als diese über dieses Thal geführt
ZU haben. Vor Kaisersesch geht die Römerstrasse links
von der Chaussee ab, führt durch den Wald vollkommen
gut erhalten, und auf der Höbe fort an Lehnholz vorbei in
der Richtung gegeu Maien 63 ), wo sich auf der linken Seite
der Nette die Spuren eines römischen Etablissements vor-
finden. Von Lehnholz an hat der Verf. die Richtung dieser
Strasse verloren. Sie ist jedoch höchst wahrscheinlich nach
Andernach gegangen.
-Die Richtung dieser Strasse ist die glücklichste, welche
man einer Heerstrasse in dieser von vielen tiefen Thälern
durchschnittenen Gegend geben konnte. Sie vermeidet von
Trier bis Olkenbach alle die tiefen Thäler, durch welche
die Chaussee über Hetzrodt und Wittlich geführt ist, und
selbst das Aufsteigen derselben an der linken Seite des Alf-
baches geschieht an einer sich weit verflachenden und nicht
steilen Höhe.
63) Vgl. Jahrb. H. XXI. S. 183 ff.
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64
Seiten Strassen von Nro. 5. a) Eine halbe Stunde
nordöstlich von Esch geht eine Seitenstrasse von Nro. 5
ab, und führt noch sichtbar Ober Polbach, Clausen, auf die
Höhe des steileu linken Thalrandes der Mosel oberhalb
Ferres. In diesem Orte hat sich die Sage erhalten, dass in
alten Zeiten hier eine grosse Strasse Aber die Mosel geführt,
wovon der Ort seinen Namen erhalten habe. Es finden sich
auch wirklich noch bei Ferres in der linken Thalwand der
Mosel die Sporen einer in die Felsen gebrochenen Strasse.
♦
Diese Römerstrasse, die hier über die Mosel führte, kam
theils von Neumagen , theils war es die Fortsetzung der-
jenigen, die vom stumpfen Thurme herabkam.
b) Eine zweite Scitenstrasse geht von Nro. 5 bei Hont-
heim nördlich ab , und führt auf der Höhe zwischen dem
Oes- und Alfthale nach Strotzbüsch, wo sie verschwindet.
Einzelne Spuren einer Römerstrasse hat der Verf. bei
Mehren, bei Daun , bei Pelm (bei allen diesen Orten finden
sich Ueberreste römischer Anwesenheit) aufgefunden. Wahr-
scheinlich sind diese wenigen Reste die Fortsetzung jener
Strasse, welche nach der Strasse von Trier nach Cöln ge-
führt zu haben scheint 64 ).
Auf der Höhe nördlich von Alflen finden sich die Spuren
64) Anfänglich hielt der Verf. den in der Eifel unter dem Namen
„der Kohlenstrasse , Weinstrasse , Grünstrasse" bekannten und
vielfach benutzten Weg , welcher von Mehren auf der Wasser-
scheide, und ohne ein Thal von Bedeutung zu passiren, an
den höchsten Basaltkegeln der Eifel (dem Hochkelberg, der
Kurburg, der Hohacht und dem Kaltenborn) vorbei nach dem
Rhein- und Ahrthale bei Sinzig führt, für die Fortsetzung obi-
ger Römerstrasse. Nähere Untersuchungen haben jedoch er-
geben, dass jener keine Römerstrasse, sondern ein natürlicher
ungebauter Weg ist, der, weil er durchgängig auf Felsgrund
und auf der Höhe fortläuft, zu jeder Jahreszeit, ausgenommen
bei hohem Schnee, passirt werden kann.
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65
eines römischen Etablissements , wo öfterer Alterthümer ge-
funden worden sind. Oestlich von dieser Stelle, in dem
Thale des Murbaches, ist noch römisches Gemäuer und viele
Ueberreste römischen Bergbaues auf Silber und Blei vor-
handen, und auf der linken Seite dieses Baches, in dem
Hohpochterer Walde, hat man im Jahre 1828 bei dem
Kelschhofe mehrere römische Inschriften und viele Münzen
gefunden.
Dass die Römer das jetzige Bad Bertrich 65 ) im Oesthale
kannten und benutzten, geht aus Ueberresteu von römischen
Bädern, aus vielen Münzen und Denkmälern hervor, die
man daselbst gefunden hat.
Bei Pommern und Carden an der Mosel sind häufig Mün-
zen und andere römische Alterthümer gefunden worden.
Der Name Pommern scheint römischen Ursprungs zu sein
(Pomarium) ; denn noch jetzt wird hier das beste Obst an der
Mosel gezogen.
Auf dem linken Thalrande der Mosel, unterhalb Pommern,
auf dem Marberge (Marsberge) 66 ) befindet sich viel römisches
Gemäuer, Fussböden von Mosaik etc. etc., und häufig sind
hier Ziegel mit Legionsstempeln ausgegraben worden, so
dass an diesem Punkte eine Militairstation der Römer ge-
wesen zu sein scheint, welche wahrscheinlich mit einem rö-
mischen Uebergangspunkte über die Mosel bei Pommern in
Verbindung stand.
6. Römerstrasse am linken Rheinufer abwärts
von der Mündung der Mosel bis Nim wegen.
Diese Strasse ist auf der Peutingerschen Tafel , die hier
nach Leuken zählt, folgendermaassen verzeichnet:
65) Vgl. Jahrb. H. XXVIII. S. 108.
66) Ist wohl riohtiger von Maar, lacus , vulkanischer Bergsee , ab-
zuleiten , wie der Käme des Dorfes Bisehofsmar, laous episco-
palis, in der Eifel. F.
5
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6G
von Confluentes (Coblenz)
nach Anlunnacum (An-
dernarli) VII" (wirkl. Entfernung: 8 Leuken)
von Anlunnacum nach Ri-
gomagum (Remagen) Villi „ „ 8% „
von Rigomagum nach
Bonna (Bonn) VIII „ „ 8% »
von Bonna nach Agrip-
pina (Cöln) XI „ „ 12 „
von Agrippina nach
Novesium (Neuss) XVI » „ 16 „
von Novesium nach As-
ciburgium (Asberg) XIIII „ 14
von Asciburgium nach
Velera (Fürstenberg
bei Birten) XIII „ „ 1$ »
von Vetera nach Co-
loniaTrajana (Xanten) XL (diese Zahl ist ein Schreibfehler
soll heissen 1 Leuke)
von Colon iaTrajana
nach Burginacium
(auf dem Born) V (wirkliche Entfernung 5 „)
von Burginacium
nach Arenacium
(Qualburg) VI „ „ 6 „
von Arenacium nach
Noviomagum
(Nimwegen) X * „ 10y 3 *
In dem Itinerar des Antonin ist diese Strasse zweimal
angegeben , und es ist dabei zu bemerken, dass das M. P.
(mille passus, in der Mehrzahl millia passuum), welches
sonst römische Millien bedeutet, hier für gallische Leuken
zu lesen ist. Die eine Strasse geht von Leyden (Lugdu-
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67
num) den Rhein aufwärts bis Strasburg, die zweite 67 ) ist
die Fortsetzung einer grüssern Strassenlinie, welche von
Semlin (Taurunum) über Strasburg und den Rhein abwärts
nach den Standquartieren der 30. Legion (Colonia Trajana)
führte.
Von Coblenz bis Cöln ist die Römerstrasse durch Anle-
gung der gegenwärtigen Chaussee fast gänzlich verschwun-
den. Erst nördlich von Cöln, wo die Chaussee noch nicht
gebaut ist, oder wo man ihr eine von der Römerstrasse ver-
schiedene Richtung gegeben hat, kommt letztere auf längeren
Strecken wieder zum Vorschein.
Von Cöln abwärts hat der Rheinlauf vielfach eine andere
Richtung genommen, als er zur Zeit der Römer hatte 68 ).
Orte , die in römischen Nachrichten als dicht an dem Rheine
gelegen angeführt werden, liegen gegenwärtig von diesem
Strome entfernt, und Burungum (das jetzige Schloss Bürgel)
ist seit der Römerzeit in Folge des veränderten Rheinlaufes
von dem linken auf das rechte Ufer versetzt worden. Da
jedoch die alten Strombetten des Rheins noch fast durch-
gängig sichtbar sind, so lässt sich auch hier die Wahrheit
ohne unsichere Hypothesen ausmitteln.
Es sind der Punkte am Rheine so viele, welche durch
die Alterthümer, die bei ihnen gefunden werden, die An.
Wesenheit der Römer verrathen, dass sich der Verf. der
Kürze halber genöthigt sieht, bei Verfolgung der römi-
schen Rheinstrasse nur diejenigen anzuführen, welche in
den römischen Nachrichten als befestigte Grenzplätze und
als Militairstationen gegen Germanien genannt werden.
Die Rheinstrasse, von welcher hier keine Spur mehr vor-
handen ist, führte von Coblenz nach
67) Vgl. Jahrb. H. I. S. 118 ff. und H. XX. S. 5.
68) Vgl. ebend. H. V. u. VI. S. 238 u. 2G4. ff. S. Dr. A. Rein'a
Abh. Haus Bürgel, das römische Burungum nach Lage, Namen
und Altertümern. Crefeld, 1855. 8.
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68
Andernach (Antunuacum , Antonacum und Antenna-
cum) 69 ) einer der befestigten Grenzplatze der Römer am
Rheine, und nach der Notitia impcrii die letzte Militairstation
(wenigstens in spaterer Zeit) von Obergermanien 70 ). Aus-
69) Vgl. ebend. H. VII. (Anhang S. 116 und 117. Änm. CO.)
70) In des Verf. Lokaluntersuohungen über den Pfahlgraben etc.
eto., welche in dem 6. Bande der Naussauischen Annalen (und
in einem besondern Abdrucke bei R. Voigtländer in Kreuznach)
erschienen sind, sagt derselbe (S. 176 ff. und S. 72 ff.): In
der Rheinebene ist er (der Ffahlgraben) durch die Kultur
zerstört, und nichts mehr von ihm sichtbar; jedoch muss er
auf der Südseite des Baalbaches fortgegangen sein, und an
der Mündung desselben seinen Anschluss an den Rhein gefun-
den haben. Diese lag früher der des Pfingstbaches (Vinxt-
baches), welche sich unterhalb der Burg Rheineck befindet, gegen-
über, aber durch die Uebereinkunft der Gemeinden Rheinbrol
und Hönningen ist in neuerer Zeit das Bett des Baalbaches in
der Rheinebene verlegt und bis nahe an letztern Ort geführt
worden. Dieser ansehnliche Vinztbach , von den Anwohnern
wie Fiensbaoh ausgesprochen, bildete bis zur Besitznahme
des linken Rheinufers duroh die Franzosen die Grenze zwi-
schen den Erzdiöcesen Cöln und Trier. Die jetzt über ihn
führende Brücke der Rheinstrasse ist 1810 durch den gegen-
wärtig (1839) in Horchheim bei Coblenz lebenden Baumeister
Suder erbaut worden. Bei dieser Gelegenheit hat man mehrere
Fuss tief unter der jetzigen Bodenfläche in den zu beiden Sei-
len liegenden Weingärten nicht nur Substruktionen alter Mauern,
Münzen etc. etc. gefunden, sondern auch zwei Votivsteine,
durch deren örtliche Auffindung es wohl kaum zu bezweifeln
sein dürfte, dass dieser Bach die Grenze zwischen Ober- und
Nieder-Germanien bestimmte. Beide Steine , welche von Nie-
dermendiger oder Beller Lava schön gearbeitet sind, und den
Sohriftzügen nach in das 2. Jahrhundert gehören, befanden sich
1834 in der Sammlung von Alterthümern des Grafen Renesse-
Breitenbach zu Coblenz , wo der Verf. die Inschriften kopirt
hat. Nro. I., der von oben nach unten gesprungen ist , ohne
dass dadurch die Inschrift wesentlich gelitten hat , ist oberhalb
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69
des Baches (gegen Andernach) , Nro. II. aber, der hier wich-
tigste und dabei vollkommen erhalten, unmittelbar an seinem
nördlichen Ufer, wo die Brücke steht, aufgefunden worden.
Bekanntlich hatte die 8. Legion im 2. und 3. Jahrhundert
ihr Standquartier in Strasburg , und Monumente von ihr finden
sich in grosser Anzahl in Obergermanien und in dem Deku-
matenlande auf dem rechten Rheinufer; dagegen hatte die 30.
Legion ihr Standquartier in Colonia Trajana oder Castra Ulpia
bei Xanten, und die vielen von ihr aufgefundenen Monumente
bezeugen, dass Abtheilungen von ihr duroh ganz Niederger-
manien aufgestellt waren.
I • O M-
ET • GENIO * LOCI*
1VNONI * REGINAE •
TERTINIVS
SEVERVS
Nro. L
Iovi optimo maximo et
Genio loci Iunoni Regi-
nae Tertinius Severus
miles legionis octavae
Augustae beneficiarius
MIL * LEG * VIII* AVG ' Consulis ex voto posuit
B * F * COS * EX * VOTO ' votum solvens laetus
P-VS'L-L'M-
lubens raerito.
Dem höohsten, mächtig,
aten Jupiter und dem
Schutzgeiste dieses Orts
und'der Herrscherin Ju-
no setzt nach einem Ge-
lübde, dieses Gelübde
freudigen Herzens er-
füllend, dieses Denkmal
Tertinius Severus, Sol-
dat der 8. (Augusti-
schen) Legion und Ge-
freiter des Consuls.
FINIBVS • ET '
GENIO LOCI •
ET-I'OMMILIT-
LEG XXX • V • V '
MMASSLENI
VS " SFCVNDVS
ET * F * AVRELIVS
DOSSO '
VSL-M-
Nro. II.
Finibus et Genio loci Den Grenzgottheiten
et Iovi optimo maximo und dem Schutzgeiste
milites legionis tricesi* dieses Orts und dem
mae Ulpiae victricis M. höchsten , mächtigsten
t
Massiaenius Secundus Jupiter (weihen dieses
et F. Aurelius Dosso Denkmal), ihr Gelübde
votum solverunt luben- mit Freuden lösend, die
tes merito.
Zu diesen beiden Inschriftsteinen hat
berg folgende Bemerkungen gemacht:
Soldaten der dreissig-
sten siegreichen ulpi-
sohen LegionM. Massiä
nius Sekundus und F.
Aurelius Dosso.
Herr Oberlehrer Freuden-
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70
ad I. Die Inschrift Nr. I. wird hier zum orstenmale veröffentlicht.
Sie ist -von Wichtigkeit, da wir auf derselben einen benefioiarius
consulis (Gefreiten) von der 8. Legion kennen lernen, von wel-
cher ausser mit Stempeln versehenen Ziegeln am Niederrhein
höchst selten Inschriftsteine gefunden worden sind.
ad II. Die IL Inschrift: Finibus et genio loci u. s. w. ist bereita
von Professor Fiedler in den „Neuen Mittheilungen des
thüring. säohs. Alterthums - Ver. I. 3, 20 , und nach ihm von
Steiner Cod. inscr. rom. danub. et rhen. I. Nro. 976 bekannt
gemacht mit der Angabe des Fundorts Fornich. Steiner be-
zieht das erste Wort Fines als Grenzgottheit, auf die Grenze
der Ortsgemarkung» wo dieser Altar errichtet worden ist. Da
sioh indessen die beiden Votivsteine zu beiden Seiten eines
Baches , welcher bis in die jüngste Zeit als Grenzscheide
zweier Diöcesen diente, vorgefunden haben, so bin ich geneigt,
der Ansicht des Herrn Oberstlieutenants Schmidt beizupflichten»
dass hier die Grenze von Germania superior und inferior war,
welche von keinem alten Schriftsteller, mit Ausnahme des Pto-
lemaeus, der den räthselhaften Fluss Obringa nennt, genauer
angegeben worden. Der Gegenstand ist jedenfalls einer nähern
Untersuchung würdig. Einen genaueren, mit weitern Gründen unter-
stützten Nachweis von der Wahrscheinlichkeit der Schmidt'schen
Hypothese habe ich im XXIX.u. XXX. H. unserer Jahrbb. S. 84 ff.,
zu liefern versucht. Zugleich bin ich jetzt im Stande über das
Schicksal der in den 40er Jahren in Antwerpen öffentlich ver-
steigerten Inschriftsteine Näheres anzugeben : Nro. 1 befindet sich
nemlioh in dem Musee provincial de Liege; vergl. Bullet, de
l'Institut archeol. Liegois. T. III. liv. 4 (Liege 1860), welches
einen beschreibenden Katalog des dortigen Prov. Museums ent-
hält und unsere Insohrift unter Nro. 3 aufführt. Ueber den wichti-
gen Stein Nro. II Finibus etc. theilt Herr Dr. Leemans, Director
des Reichsmuseums in Leyden in einem an unsern red. Sekr.
Prof. aus'm Weerth gerichteten Briefe mit : »Auf einem sehr
kurzen Besuche in Brüssel am Ende Oct. 1860 habe ich. die
sehr gut erhaltene und ziemlich deutlich leserliche, Inschrift
angetroffen im Musee Royale des armoires d'antiquites et d'Eth-
nolos?e. Fr.
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71
ser den Gewölben 71 ), worauf das Rathhaus erbaut ist,
hat der Ort oberirdisch keine Ueberreste von den Rö-
mern mehr , und die Ruinen der alten Burg , die an der
Strasse nach Coblenz liegen, so wie der hohe Thurm am
nördlichen Ausgange nach Remagen, sind nicht römisch,
wofür sie oft gehalten werden, sondern im 12. Jahrhundert
vom Erzbischof Friedrich von Cöln erbaut. Der jeztige
Ort liegt auf dem Schutte der zerstörten Römerfeste und
noch in diesem Jahre (1828) stiess man an zwei Stelleu
beim Graben eines Brunnens und eines Kellers, 16' unter
der jetzigen Oberflache, auf das römische Strassenpflaster 72 ),
welches beweiset, dass sich auch das Rheinbett 73 ) in dieser
Gegend sehr erhöht haben rauss.
Unterhalb Andernach finden sich noch einige Ueberreste
von der Römerstrasse, welche hier westlich von der Chaussee
über Namedy führte. In Niederbreisig und auf der Burg
Rheineck sind öfter römische Alterthümer 74 ) gefunden
worden. Desgleichen sind vor 2 Jahren am Budelberge bei
Franken viele interessante Dinge ausgegraben worden. Auf-
fallend ist es, dass. sich in dem, an der Mündung des Aar-
thales interessant gelegenen Sinzig, einem sehr alten, aber
von römischen Schriftstellern nicht genannten Orte, so wenig
Ueberreste von der Anwesenheit der Römer vorfinden. Desto
71) Vgl. Jahrb. H. XVIII. S. 217. ff. und II. XXIII. S. 180.
72) Im März 1860 ontdeckte man beim Bau eines Hauses vor dem
Kölnerthore, 8' unter der Oberfläche, eine alte festgebaute Heer-
strasse. Dieselbe besteht aus einer Facklage und Kiesdecke
von 2' Durchmesser. Eine römische Münze wurde auf der
Strasse gefunden. Die Breite der Strasse beträgt 24'; an bei-
den Seiten sind Platten von Thonschiefer als Fusswege ange-
legt. (Cobl. Ztg. v. J. 1860, Nro. 80).
73) Vgl. Jahrb. H. XVII. S. 156. ff.
74) Vgl. ebend. H. VII. S. 43 und 44, und H. XXVI. S. 154. ff.
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72
mehr ist jederzeit in und bei
Remagen (Rigomagus) gefunden worden. Dieser be-
festigte römische Grenzplatz lag an der Stelle, wo der
jetzige Ort liegt ; es hat sich von den Römern jedoch hier
oberirdisch nichts als ein Stück Mauer neben der Kirche
erhalten. Als in den 60ger Jahren des vorigen Jahrhunderts
der Kurfürst von der Pfalz, Carl Theodor, den ersten Grund
zu der jetzigen Chaussee von Remagen abwärts legen Hess,
fand man ausser vielen römischen Alterthümern , (wovon
gegenwärtig noch mehrere Steine mit Inschriften unterhalb
des Apollinarisberges 75 ) in die Felsen eingemauert sind), die
hier verschüttete Römerstrassc und einen Millionstem von
den Kaisern M. Aurelius und L. Verus vom Jahre 163, wel-
cher die Entfernung bis Cöln ganz richtig zu 30 römischen
Millien angibt.
In Oberwinter sind häufig römische Votivsteine, Münzen
etc. etc., gefunden worden. Diesen Ort jedoch für das Win-
terlager der 1. Legion, welches Tacitus erwähnt, anzunehmen,
dafür fehlen alle weiteren Reweise.
Bonn (Bonna, Castra Ronuensia) eine von Drusus gegen
13 vor Chr. erbaute Festung, früher das Standquartier der
1. und später der 21. Legion. Bonn gegenüber an der
Sieg wohnten damals die Sigambern oder Sykambern (Sieg-
anwohner), eins der mächtigsten und kriegerischsten Völker
Deutschlands, welches die Fortschritte der Römer in Deutsch-
land lange aufhielt, bis es von Tiberius besiegt, zum Theil
unter dem Namen der Gugerner zwischen den Rhein und
die Maas in die Niederungen auf beiden Seiten der Niers
verpflanzt wurde. Gegen dieses streitbare und gegen die
Römer besonders feindlich gesinnte Volk scheint Drusus
diese Festung ursprünglich angelegt zu haben. Bonn wurde
zuerst in dem batavischen Kriege durch Civilis erobert, und
75) Vgl. ebend. II. XXVI. S- 114 ff. und 186 ff.
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73
im Jahre 355 von den Franken nebst fast allen übrigen
römischen Befestigungen am Niederrhein verwüstet. Cäsar
Julian befestigte es , nach Vertreibung der Pranken , 356
von neuem, worauf es 368 von den Franken abermals er*
obert und zuletzt bei Attila'» Zuge nach Gallien durch
die Hunnen und die ihnen folgenden deutschen Volker von
der Erde vertilgt wurde. Von römischen Gebäuden , Be-
festigungen etc. hat sich daher über der Erde nichts mehr
erhalten. ■< ^ \,
Nach den Untersuchungen, die der Verf. an Ort und
Stolle angestellt hat, lag das römische Lager nördlich von
dem jetzigen Bonn — auf der alten Mauer « — und scheint
ein regelmässiges Viereck 76 ) gebildet zu haben, welches
östlich vom Rheine, sudlich von der jetzt demolirten Be-
festigung von Bonn, westlich durch den westlichen Weg
(den Reiterweg) von Bonn nach Rheindorf und nördlich
durch eine Linie begrenzt wird, welche von dem genannten
Wege an dem Jesuitenhofe vorbei nach dem Rheine fährt.
Innerhalb dieser Begrenzung liegt der Raum, der »auf der
alten Mauer* 6 genannt wird , der völlig geebnet und über
. t
76) Es !sft bekannt, dass die Römer nach Art der Etrurier Ihren
festen Plätzen und selbst Ihren Marschlagern fast immer die
Gestalt eines Quadrats oder länglichen Viereoks gaben, und nur
in den Fällen von dieser Form abwichen , wo das Terrain
eine andere vorschrieb. Bildete die Gestalt ein Quadrat, so
befand sich gewöhnlich in der Mitte einer jeden Seite ein Thor,
und war dieselbe ein Rechteck, so waren oft zwei Ausgänge
an jeder der langen Seiten angebracht Die Hauptstrasse ging
gewöhnlich in der Mitte durch die Befestigung und wurde von
den Querstrassen rechtwinkelig geschnitten. (Ausführlich über
diesen Gegenstand handelt Hyginus in seiner römischen Castra-
metation, und Abbildungen und Beschreibungen römischer Lager
finden sich fast in jedem Werke , welches über das römische
Kiiegswesen handelt.)
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74
das übrige Feld erhöht 77 ) erscheint, und wo Grand und
Boden voll von römischen Mauern ist, woher seine Benennung
entstanden. Die Erhöhung dieses Platzes über dem mittlem
Rbeinstande betragt c. 36', und innerhalb desselben in der
Nabe des Wichelshofes 78 ) war es, wo in den Jahren 1818
bis 1820 die von Dorow bekannt gemachten römischen Ka-
sernen ausgegraben wurden. Längs der östlichen Seite
dieses Vierecks, wo das Ufer von dem Rheine abgespult
worden ist , siebt man bis zu 20' Tiefe Ziegel , Scherben,
Mauerwerk, Fussbödeu etc., und es sind darunter zwei
horizontal laufende Schichten von Kohlen und Asche, von
7 bis 8' übereinander, in der ganzeu Ausdehnung deutlich
zu erkennen. Mitten durch das Viereck geht von Süden
naeb Norden die Römerstrasse nach Rheindorf, noch jetzt
die „alte Strasse, Steinstrasse", und in alten Flurbüchern die
„Heerstrasse" genannt. Diese Strasse wird von eiuem andern
Wege, welcher vom Rheine kommt uud den Namen „Heer-
weg tt führt, rechtwinkelig geschnitten. Die Fortsetzung
dieses Weges über die Chaussee nach Cölu in der Richtung
nach Endenich, wo er sich in deu Feldern verliert, zeigt an
mehreren Stellen noch die deutlichsten Spuren der römischen
Konstruktion, und es ist wahrscheinlich die Römerstrasse,
welche von Bonn nach Trier führte und westlich von Blan-
kenheimerdorf in die von Trier nach Cöln gehende Römer-
Strasse einging. Mehrere andere Wege innerhalb des Vier-
eckes, die sich fast sämmtlich rechtwinkelig schneiden, wer-
den Heidenwege genannt.
Nach Florus vereinigte Drusus Bonna uud Gesonia 79 ) durch
eine Brücke und deckte dieselbe mit einer Flotte. Dem
77) Vgl. Jahrb. H. XVII. S. 156 ff.
78) Ebendas. S. 103 ff.
79) Vgl. Jahrb. H. I. S. 1 ff., H. III. S. 1 ff., H. VIII. 3. 52 ff., H.
IX. S. 78 und S. 202, H. XVII. S. 1 ff. , H. XVIII. S. 219 ff
und H. XXVL S. 49.
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75
Jesuitenhofe gegenüber auf der rechten Rheinseite werden
noch jetzt mehrere Häuser von Schwarz- Rheindorf „im
Geusen" genannt, und es ist wahrscheinlich, dass dieses das
römische Gesonia ist, und dass diese Brücke, welche Dru-
sus zum Behuf seiner Expeditionen gegen Deutschland bauen
Hess — und wahrscheinlich eine Schiffbrücke war — in der
Nähe des Jesuiten- oder Wichelshoffs gelegen hat. Alle
diese Lokalitäten zusammen genommen und die vielen römi-
schen Alterthümer, welche jederzeit auf der alten Mauer
gefunden worden sind, lassen mit Bestimmtheit die Lage
des römischen Lagers in dem oben bestimmten Räume, und
nicht in dem jetzigen Bonn, wie man gewöhnlich glaubt,
annehmen. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich häufiger
wie z. B. bei Asberg, bei Xanten etc. etc., dass neuere Orte,
die aus den Trümmern der alten römischen festen Plätze,
welche durch die grässlichen Zerstörungen während der
Völkerwanderung von der Erde vertilgt worden waren, her-
vorgegangen sind, nicht auf den alten Ruinen selbst, sondern
in ihrer Nähe erbaut worden sind, und zwar aus dem ein-
fachen Grunde, weil es leichter war, sich auf einer neuen
Stelle, als auf einer mit Schutt und Trümmern angefüllten,
anzusiedeln.
Von dem Platze „auf der alten Mauer* führt die Römer-
strasse zum Theil noch sichtbar, über Rheindorf nach Hersel,
wo römische Alterthümer gefunden werden. Von diesem
Orte bis Cöln ist jede Spur verschwunden.
Nachtrag vom Jahre 1840. Die Castra Bonnensia
haben „auf der alten Mauer" gelegen. Dieser Raum wird
begrenzt östlich durch das hohe Rheinufer, südlich durch
den Heerweg, westlich durch den Reiterweg und nördlich
durch eine Linie, die vom Jesuitenhofe nach dem Reiter wege
gezogen wird, und ist 8 bis 10' über die umliegende Gegend
erhöht, gegen welche er westlich und nördlich einen sehr
sichtbaren Abfall hat.
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76
Die Richtung der römischen Rheinstrasse 80 ) hat sich noch
in der jetzigen Stadt Bonn erhalten, welche zu beiden Seiten
derselben erbaut worden ist. Sie tritt durch das Coblenzer
Thor in die Stadt, und geht über den Belderberg, die Hunds-
gasse, die Sandkaule und die Nonnenstrasse durch dieselbe
bis zur Stadtmauer, wo das Thor zugemauert ist. Durch
die alte Befestigung 81 ) ist sie von der Stadtmauer an zer-
stört bis sie da, wo sie den Heerweg schneidet, wieder zum
Vorschein kommt, und durch die Mitte des Lagers unter dem
Namen »alte Strasse" nach Rheindorf führt. Wo sie den
Heerweg schneidet und südlich in das Lager tritt, würde die
porta decumana, und wo sie nördlich aus demselben führt,
(wo sie einen stumpfen Winkel links macht) die porta prae-
toria zu suchen sein. Diese Strasse bildete die via oder
platea praetoria des Lagers, so wie der Weg, der von dem
Wichelshofe nach dem Reiterwege führt, die via principalis;
und die porta principalis dextra würde beim Wichelshofe
und die porta principalis sinistra da zu suchen sein , wo
jener Weg mit dem Reiterwege zusammen trifft — Dass
noch grosse Ueberreste von der Umfassungsmauer des Lagers
nebst den Thürmen und den abgerundeten ausspringenden
Winkeln unter dem Boden liegen, ist mehr als wahrschein-
lich, und würde sich durch genaues Sondiren mit einer eiser-
nen Stange längs dem Heer- und Reiterwege, von letzterm
nach dem Jesuitenhofe und von diesem östlich an dem
Wichelshofe vorbei, ausmitteln lassen. Bei Sondirung der
letztern (der Rhein-) Front würde man von der Stelle ausgehen,
wo der Verf. 1840 diese Mauer in dem von dem Heerwege
nach dem Rheine führenden Hohlwege zu Tage liegend fand.
Bei diesen Untersuchungen ist hauptsächlich dasjenige zu
80) Vgl. Jahrb. H. I. S. 22, II. III. S. 197, H. IX. 8- 129, H. XVII.
S. 122 und 123.
81) Vgl. ebend. H. XXV. S. 98 ff.
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77
beachten, was Dorow über seine Nachgrabungen beim
Wichelshofe bekannt gemacht hat; auch bleibt zu ermitteln,
ob nicht gerade dem Lager gegenüber sich die ehemalige
Mündung der Sieg befunden hat; und überdiess sind alle
Notizen zu sammeln, die sich über das Vorhandensein eines
römischen Aquädukts, der aus der Gegend von Nettekoven
nach dem Lager bei Bonn geführt haben könnte, etwa
vorfinden 82 ).
Die grosse römische Militairstrasse, die von dem Lager
nach Gallien, zunächst nach Trier führte, ist in der Um-
gegend unter dem Namen „Heerweg oder Heerstrasse« be-
kannt. Sie ist die Fortsetzung des Heerweges „auf der
alten Mauer" und führte nördlich an Endeuich etc. etc. vorbei.
Die römische Rheinstrasse folgt oberhalb Bonn zunächst der
Chaussee, geht dann östlich von derselben über Plittersdorf, und
trifft erst vor Mehlem wieder in die erstcre ; unterhalb Bonn
geht sie unter dem Namen der „alten Strasse" durch Rhein-
dorf nach Hersel. Zwischen diesem Orte und Widdig ist
sie vom Rheine zerstört, und erst unterhalb Widdig geht
sie in der Richtung der gegenwärtigen Chaussee nach Cöln a .
Auf der alten Rurg oberhalb Cölu , in alten Urkunden
Castrum vetus genannt, wo gegenwärtig eine Windmühle
steht, und wo viele Legionsziegel, Münzen, Gerätschaften,
römisches Gemäuer etc. etc. ausgegraben wurden , hat ein
römisches Castell gestanden, von welchem bei Beschreibung
des römischen Aquädukts, der aus der Eifel nach Cöln
führte, schon die Rede gewesen ist.
Coeln (früher Oppidum oder Civitas Ubiorum, Stadt
der Ubier, und später Colonia Agrippinae oder Agrippinen-
sis genannt).
82) Die Spuren dieser Wasserleitung, welche von der Eifel aus
über Dransdorf nach dem Castrum führte, habe ich nachgewiesen
im XXIX. H. der Jahrb. S. 9G Not. 22. Fr.
78
Ein deutsches, schon früh Handel treibendes und sich durch
höhere Kultur vor den übrigen Germanen auszeichnendes, und
daher von diesen gehasstes Volk, die Ubier, wohnte vor
der römischen Periode auf dem rechten Rheinufer zwischen
der Lahn und Sieg. Dieses Volk von seinen Grenznachbarn,
den Sueven, gedrängt, benutzte die Anwesenheit und Siege
J. Caesars in Gallien, und suchte die gefahrliche Freund-
schaft der Römer, wodurch der zweimalige Rheinübergang
Caesars (55 und 53 v. Chr.) veranlasst wurde.
Im Jahre 35 v. Chr. versetzte der Präfekt von Gallien
M. Vips. Agrippa, die Ubier, um sie aus der Nachbarschaft
ihrer mächtigen Feinde zu entfernen, von dem rechten auf
das linke Rheinufer (wie Tacitus sich ausdrückt: um abzu-
wehren, nicht um gehütet zu werden), Hess auf einer Anhöhe
am Rhein das Oppidum Ubiorum für sie anlegen und be-
festigen , und räumte ihnen den Landstrich ein , der östlich
durch den Rhein von Uerdingen bis Sinzig, südlich durch
die Aar, westlich durch die Roer bis zu ihrer Mündung in
die Maas und nördlich von diesem Punkte bis Uerdingen
begrenzt wird. Von diesem Moment an waren die Ubier
den Römern treu ergeben, und bald dergestalt romanisirt,
dass sie sich ihres germanischen Ursprungs schämten. Im
Jahre 50 n. Chr. bewog Agrippina, die Tochter des Ger-
manikus, Mutter des Nero und Gemahlin des Kaisers Clau-
dius, welche während der Feldzüge ihres Vaters am Rhein
in dem Oppidum Ubiorum geboren worden war, ihren Ge-
mahl und den Senat eine Kolonie Veteranen nach ihrem
Geburtsorte zu senden. Viele römische Patrizier und Bürger
folgten dahin. Das Oppidum wurde erweitert, durch Bau.
werke verschönert, und erhielt den Namen Colonia Agrip-
pinae oder Agrippinensis und Agrippinensium. Cöln wurde
von nun an die bedeutendste Stadt der Römer am Nieder-
rhein und blieb es ^ während ihrer Herrschaft.
Bei dem Einfalle der Franken im Jahre 355 wurde Cöln
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79
zum erstenmale von ihnen erobert und zerstört. Julian
Hess es im Jahre 356 wieder aufbauen. Im Jahre 449 wurde
es zum zweitenmale von den Franken unter Meroväus er-
obert; 451 bei Attilas Zuge über den Rhein von den Hunnen
zerstört, uud 457 nach Ermordung des Römers Aegidius
durch Meroväus Sohn , Childerich, der römischen Herrschaft
in Cöln und am Rheine ein Ende gemacht. Cöln wurde von
jetzt der Königssitz der Ripuarischen Franken, und diesem
Umstände ist es wohl hauptsächlich zuzuschreiben , dass
sich in dieser Stadt noch so viele Spuren der ehemaligen
römischen Befestigung erhalten haben. Siegbert, Childerichs
Neffe und Nachfolger, vergrösserte durch glückliche Kriege
das Königreich Cöln, und entschied durch seine Ankunft die
Schlacht bei Zülpich gegen die Allemannen (496) zu Gun-
sten Chlodwigs. Dafür Hess ihn dieser durch den eigenen
Sohn auf der Jagd ermorden, klagte alsdann den Sohn des
Vatermordes an,' Hess ihn hinrichten, und nahm von Cöln
Besitz. Auf diese Weise kam Cöln zu den übrigen Eroberun-
gen Chlodwigs und zu dem Reiche der salischen Franken, uud
gehörte bei der Th eilung nach dessen Tode zu Aus! rasten.
Die Colonia Agrippina nahm die Altstadt des jetzigen
Cöln ein, und lag auf dem in der ganzen Umgegend am
meisten über dem Rheine erhabenen Punkte. Der Rhein
theilte sich zur Zeit der Römer hier in zwei Arme und
bildete eine Insel. Durch das spätere Zurücktreten des
Stromes von der linken Seite und durch Ausfüllungen im
Mittelalter verschwand der linke Arm, und die frühere Insel
wurde mit dem linken Rheinufer verbunden. Im Jahre 1784,
wo der Rhein bis 40' am Pegel stieg, trat anfangs die
ganze Insel hervor, und als der Rhein jenen höchsten Was-
serstand erreicht hatte, blieb nur noch die Römerstrassc in
der ganzen Umgegend von der Ueberschwemmung verschont.
Die römischen Stadtmauern bilden beinahe ein Viereck
und begrenzen den höchsten Theil der Anhöhe. Das vor
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80
ihnen gelegene Terrain ist aller Orten niedriger, und die
Colonia scheint ringsum mit Niederungen und Wasser um-
geben gewesen zu sein, wovon sich noch die vielen Localbe-
nennungen — Pohl (Pfuhl) und Lach (lacus) erhalten haben.
An der Nord-, West- und Südseite sind die Ueberreste dieser
Mauern noch sichtbar, an der Ostseite hingegen sind sie
verschwunden, oder in die Häuser eingebaut.
An der nördlichen Seite von Maria ad gradus, hinter
und längs der jetzigen Domkirche, über die Pfaffenpforte, die
Burgmauer bis St. Ciaren, befinden sich noch folgende
Thürme und Mauerreste:
a) ein Eckthurm; Mauerreste hinter dem Dome, bei dem
Durchgange neben der Pfaffenpforte. Die Häuser der Trank-
gasse liegen sehr tief;
b) ein runder Thurm auf der Burgmauer, früher das
Wichhaus 83 ) zum alten Dom genannt. Von hieran ragen
noch unzerstörbare Reste der Mauer über das Pflaster der
Burgstrasse hervor. Die Schmiergasse liegt viel niedriger,
so dass alle hier anstossenden Gebäude die Eingänge von
der Schmiergasse in die Erdgeschosse und von der Burg-
strasse aus in die 2. Geschosse haben;
c) ein runder Thurm in der Nähe des Zeughauses; im
Mittelalter das vordere Wichhaus genannt;
d) zwischen dem Zeughause und dem Kornhause finden
sich Reste eines Thurmes (Juden- Wichhaus) und ansehn-
liche Mauerstücke. Auch steht das Zeug- und Kornhaus
auf der römischen Mauer, und im Zeughause befindet sich
ein römischer Brunnen;
e) ein runder Thurm noch ziemlich erhalten und mit
Verzierungen versehen. Von diesem bis zu
83) Die Benennung Wichhaus, welche fast sämmtliche in Cö'ln er-
haltene Mauerthürrae fähren, kommt von dem lateinischen Vigilia
— Wache — ; folglich ist Wichhaus gleichbedeutend mit Warte.
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81
f) dem Eckthurmc sind noch bedeutende Manerreste er-
hallen, und dieser von allen am besten erhaltene Thurm ist
mit Verzierungen von Tempeln (?) und mit Rosetten versehen.
Die westliche Seite beginnt mit dem oben genannten
Eckthnrme und liegt längs der Apernstrasse , der alten
Mauer von Aposteln und am Lach bis zur Griechpforte.
Die Mauer ist hier durchaus noch sichtbar, an einzelnen
Stellen sehr hoch , und heisst die alte Mauer. Die hier be-
findlichen Thürme sind: •
g) ein halbrunder Thurm im Garten von St. Ciaren;
h) ein dergleichen im Brauhause zum Esel;
i) ein ganzrunder neben' der Apostelpforte;
k) ein dergleichen mit Verzierungen am Lach; und
1) ein halbrunder in dem Garten bei Mauritius Steinweg.
Die südliche Seite geht von der Griechenpforte hinter
den Heusern der Rothgerber längs dem Feldbache bis Maria
in Capitolio. Die auf dieser Linie liegenden Gebäude ruhen
(wenigstens bis zur Hochpforte) mit den hintern Wänden
auf den Resten der Römermauern. Die Spuren der Thürme
sind hier verschwunden.
Die östliche Seite ging vou Maria in Capitolio auf
der Höhe fort bis Maria ad gradus. Die Mauerreste sind
hier, wie schon bemerkt, verschwunden.
Bei näherer Untersuchung findet man, dass der Bau dieser
Mauern und Thürme zwei verschiedenen Perioden angehört,
und dass die oberen Theile nach vorausgegangener Zerstö-
rung auf die Ueberreste der alten Mauer aufgeführt sind.
Die unteren Mauern verrathen eine grössere Sorgfalt und
Festigkeit als die oberen, und sind wahrscheinlich noch die
Ueberreste der alten Stadtmauer, die 355 von den Franken
zerstört wurde, während die oberen von Julian herrühren,
der 356 Cöln von neuem befestigte.
Was die Thore der Stadt betrifft, so lassen sich drei
mit Bestimmtheit angetan, nämlich:
6
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82
A) die Hochpforte (porta alla) an der Südseite, wo die
Strasse von Bonn einging. Diese Strasse führte in der
Richtung der jetzigen Hochstrasse durch die Colonia, und
ging nördlich durch die jetzige
B) Pfaffenpfortewiederaus derselben. Als dieses Thor
im Jahre 1826 abgebrochen wurde, fand man einen noch
gut erhaltenen römischen Bogen mit der Aufschrift C. C
A. A. 84 ) (Colonia Claudia Augusta Agrippineusis). Die Ab-
leituug der jetzigen Benennung Pfaffenpforte von einem Tempel
der Venus Paphia, der hier gestanden haben soll, ist lacher-
lich. In alten Urkunden wird dieses Thor porta Clerico-
rum genannt, weil die Geistlichen von Andreas etc. nach
dem alten Dome durch sie gingen. An der Ostseite befand
sich
C) die Marspforte (porta Marlis) 85 ) als Ausgang nach
dem Rheine und nach der Constantinsbrücke. Die Benen-
nung Marspforte (oder Marsthor) hat sich in den Rhein-
gegenden au den Fronten mehrerer römischer Befestigungen
erhalten, die gegen den Rhein hinliegen.
An der Westfront lassen sich die ehemaligen römischen
Thore mit weniger Sicherheit bestimmen. Es ist jedoch
wahrscheinlich, dass
D) da, wo das jetzige Ehrenthor am Ende der breiten
Strasse befindlich ist, auch ein römisches Thor war, und dass
ein zweites jetzt zugemauertes
E) im Lach sich befand.
Die römischen Strassen, welche von Colonia ausgingen,
waren :
1) von der Südfront die Strasse theils nach Bonn theils
nach Trier;
84) Vgl. Jahrb. H. XXVII. S. 38. Die Reste dieses Thores befinden
sieh im Cölner Museum. W.
85) Vgl. ebend. H. XXVI. S. 54 und H. XXVII. S. 19 ff.
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83
2) von der Westfront die Strassen nach Zülpich und Jülich;
3) von der Nordfront die Rheinstrasse nach Dormagen
etc. und wahrscheinlich noch eine zweite, die von dem
Gereonslach über Caster, Erkelenz nach der Maas ging, und
wovon noch einige Ueberreste vorhanden sind.
Consta ntinsbrücke 86 ). Mehrere römische Schriftsteller
der spätem Zeit gedenken einer grossen massiven Brücke,
die Constantin d. Gr. (gegen 310) zum Behuf seiner Ex-
peditionen gegen die Franken bei Cölti über den Rhein
habe bauen lassen. Im Jahre 1766 scheiterte bei sehr
niedrigem Wasserstande ein Schiff auf den Trümmern eines
der Salzgasse gegenüberliegenden Brückenpfeilers. Durch
die hierauf erfolgte Untersuchung des kölnischen Ingenieurs
Reinhardt wurde die vormalige Existenz 87 ) der Brücke
Konstantins ausser Zweifel gesetzt. Er fand die Entfernung
86) Vgl. Jahrb. H. VII. S. 162 ff. Annalen des hist. Vereins für den
Niederrhein etc. I. s. 47. ff.
87) In der Kölner Zeitung v. J. 1845 wird unterm 27. Febr. be-
richtet: Bei dem äusserst niedern Stande des Rheins wäre das
Dampfboot, welches die Fähre besorgt und die beiden Ufer
verbindet, beinahe gescheitert, indem es unfern des Deutzer
Ufers, gegenüber dem Gasthofe zum Marienbilde, auf einen der
Brückenpfeiler stiess , welcher weiland die von Konstantin ge-
baute Röraerbrücke trug, über deren Erbauung und Standpunkt
die Gelehrten bisher gestritten hatten. Der Pfeiler, welcher
später untersucht wurde , ragte bis auf 1 %' etwa zum Wasser-
spiegel, und konnte an seiner bemerkbaren obern Stelle, etwa 6'
im Gevierte messen. Er bestand aus steinhart gewordenem Mörtel,
aus welehem Steinbruchstücke hervorragten, welohe durch die
Strömung mannigfaltig zerklüftet waren und ein bimsteinartiges
Ansehen gewonnen hatten. In Folge des gestern eingetretenen
Thauwetters ist der Rhein so viel gewachsen, dass das lang
verborgene Denkmal wieder unsichtbar geworden; dennoch
vermeiden die Dampfer sorgfältig die Stelle, welohe ihnen Ge-
fahr drohen könnte.
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84
dreier Pfeiler von Mitte zu Mitte 7 Ruthen 4 Fuss preuss.
und die Breite der Brücke 36' 8" preuss. Die Richtung:
dieser Brücke ist von der Marspforte über die Salzgassen-
pforte, und sie muss aus zwei Theilen bestanden haben,
wovon der kleinere die Insel mit der Römerstadt in Ver-
bindung setzte. Beinahe alle Schriftsteller der späteren
Zeit stimmen darin überein, dass diese Brücke sammt dem
zu ihrer Deckung erbauten Kastell zu Deutz durch den
Erzbischoff Bruno I. , Bruder Otto des Gr., im Jahre 950
abgebrochen, und die Steine zur Erbauung von St. Pantaleon
verwendet worden seien.
Von den ehemaligen rtfmischen öffentlichen Gebäuden in
Cöln lässt sich gegenwärtig nur noch mit Bestimmtheit
die Lage des Capitolium nachweisen. Es lag auf der Anhöhe
über dem westlichen Rheinarme, wo jetzt St. Maria in Ca-
pitolio befindlich ist, war nach der römischen Periode der
Palast der fränkischen Könige, und wurde durch Plektrudis,
die Gemahlin Pipins von Heristal , in ein Frauenstift ver-
wandelt.
Zur Zeit der Römer lag die Rheinflotte , die theils zur
Deckung des Rheins, theils um Getreide etc. aus Gallien
und Britannien zu holen und die römischen Plätze am Rhein
damit zu versehen, bestimmt war, bei Cöln. Bei Erbauung
des Seminars auf dem Domhofe 1743 fand man in dem auf-
geschütteten Boden Mauein mit Ringen zum Anbinden der
Schiffe, und eine Menge zum Schiffbau dienender Gerät-
schaften, so dass es scheint, als habe der Hafen zur Auf-
nahme der Flotte an dieser Stelle, und folglich, innerhalb
der Befestigung gelegen.
Deutz 88 ) (Tuitium, Castellum divitense oder tiritense)
der Brückenkopf von Cöln. Ueber die Entstehung dieser
römischen Befestigung, die in spätem römischen Schrift-
Ö8) Vgl. Jahrb. H. I. S. 114, und H. XV. S. 1 ff. und S. 155 ff.
«•
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85
steilem mehre remal genannt wird , fehlen alle Nachrichten.
Von diesem Kastell bat sich nichts oberirdisch erhalten, und
sein Umfang, der nicht bedeutend gewesen zn sein scheint,
ist daher nicht zu bestimmen. Beim Bau eines Hauses im
vorigen Jahre (1887) traf man auf die römische Umfassungs-
mauer und die Ueberreste eines Thurmes, nebst vielen Mün-
zen und Ziegeln der 21. Legion.
Die Römerstrasse führte von Cöln abwärts 89 ) nicht in der
89) Im Notizbuohe des Verf., welches er 1828 angefangen hat,
h eiset es (ohne Datum) : Von Köln in der Kiohtung nach Neuss
finden sieh folgende alte Strassen:
1) die Heerstrasse oder der Heerweg geht von Köln östlich
an Longerioh vorbei Über Volkhoven und Weiler naoh dem
westlichen Uferrande des Worringer Broichs — (einer Serpen-
tine des alten Rheinlaufes , die unterhalb Langel aus dem
jetztigen Rheinlaufe aus- und dicht oberhalb Worringen wieder
in selbigen einging) — wo sie sich theilt, und der westliohe
Arm an Thenhoven und Boggendorf vorbei Uber Hackenbroich,
westlich von Nievenheim und Elwekum vorbei auf die neue
Erftb rücke und in die Richtung von Neuss traf; wo hingegen
der zweite (östliche) Arm über den Berger- und Krebelhof
unter dem Namen der Hogenberger oder Hohen-Strasse nach
Dormagen ging.
2) Die Steinstrasse geht von Köln über Niehl, westlich von
Merkenioh, Rheinkasscl und Langel in die neue Chaussee und
auf dieser naoh Worringen, und es ist wahrscheinlich eino
Strasse des Mittelalters: denn war die sub 1. gedachte Rhein-
serpentine zur Zeit der Römer vorhanden, so konnte diese
Strasse nioht naoh Worringen führen. Dieser Ort liegt sehr
niedrig und kann nur durch einen hohen Rheindeioh gegen die
Ueberschwemmungen des Stromes gesichert werden. Auch die
gegenwärtige Chauss6e läuft von Worringen bis Dormagen auf
einem hohen Damme. Bei Anlage derselben Bind in der Nähe
von Worringen Urnen gefunden worden. Worringen liegt bei'
nahe eine Viertelstunde ÖetUoh von der sub 1 gedachten Kö-
merstraeee und ist neuem Ursprungs. — Wahrscheinlich sind
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86
Richtung der gegenwärtigen Chaussee , sondern näher an
dem Rheine. Sie wird gegenwärtig die „alte Strasse" oder
wohl auch die „Griinstrasse* genannt, weil sie nur als Feld-
weg benutzt wird und daher mit Gras bewachsen ist. Sie
geht von Cöln nach Niehl und ist unterhalb diesem Orte
durch den Rhein, der hier sich westlich gewendet hat, auf
eine längere Strecke zerstört worden; führt dicht an Kassel,
berg , wo vielleicht ein römisches Kastel lag (?) und noch
viele AlterthOmer gefunden werden, und Rheinkassel vorbei,
und trifft südlich von Worringen bei dem 80. Chausseesteine
in die gegenwärtige Chaussee.
Nachtrag vom Jahre 1839. „Die Steinstrasse zeigt
noch an vielen Stellen die dammartige Anlage und Kies-
Unterlage. In Rheinkassel finden sich nicht die geringsten
Spuren römischer Anwesenheit; keine Mauerreste, keine
Münzen. In Kasselberg desgleichen, mit Ausnahme einiger
Mauerreste, die aber einem Schlosse des Mittelalters ange-
hören sollen. — Der Kasseiberger Ort ist eine Kiesbank,
die von Rheinkassel schräg durch den Rhein gegen Hittorf
setzt, und bei dem kleinsten Wasserstande noch 3' Wasser hat.
Ehe sich die Steinstrasse mit der Chaussee vereinigt, liegt
östlich von ihr eine kleine Anhöhe, auf welcher sich römi-
sches Gemäuer findet 90 ).«
die in der Epigrammatographie von Hübsch angeführten Inschrift-
steine nicht in Worringen selbst, sondern in der Nähe dieses
Ortes an der Römerstrasse aufgofunden worden.
90) Zu beiden Seiten der Steinstrasse wurden im Jahre 1860 römi-
scho Gräber mit den gewöhnlichen Thongefässen , Ziegelplatten
und Scherben von terra sigillata, mehrere mit Stempeln, wie
BOVDVSFEC und AEM1C [L ?] F, gefunden, naohdem schon
im Jahre 3859 auf dem westlichen Uöhenrande zwischen Ber-
gerhof und der Windmühle , auf beiden Selten der Eisenbahn
die aus Bruch- und Ziegelsteinen bestehenden Mauern römisoher Ge-
bäude, zum Theil mit wohlerhaltenem bunten Bewurf, Mosaikresten,
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87
Worringen 91 ) ist römischen Ursprungs, wie die vielen
hier gefundenen Alterthümer und Ueberreste von römischen
Mauern beweisen. Es ist jedoch nicht das im Itinerar be-
merkte Burunguin , sondern dieses ist , wie der Verf. glaubt
und weiter unten ausführen wird, das jetzige Scbloss Bürgel
auf der rechten Rheinseite.
Nachtrag vom Jahr 1839. „Worringen. Die alte Pan-
kratiuskirche, die zu einem Schulhause eingerichtet wurde,
liegt auf einer bedeutenden Anhöhe, die bei hohem Wasser,
wie zu Fastnacht 1837, den Bewohnern als Zufluchtsstätte
dient, und selbst bei der grössten Wasserfluth , welche der
Niederrhein in neuern Zeiten erfahren hat und bei welcher
das Wasser über einzelne Häuser des Orts hinwegging,
nämlich 1781, vom Wasser frei blieb. Diese Höhe, welche
die Kirche, den sie umgebenden Kirchhof und einen Theil
des Orts, der westlich von ihr gelegen ist, einnimmt, ist die
Stelle, wo das alte Boruncum gelegen hat.
Auch werdeu hier noch viele römische Mauerreste unter
der Erde gefunden , und die Fundamente , worauf die Pan-
kratiuskirche ruht, sind römisch. Der übrige Theil des Orts
wird bei hohem Wasser überschwemmt.
Auf dieser Höhe hat wahrscheinlich auch die Burg ge-
standen, welche Siegfried von Westerburg in Worringen
anlegte, wovon jedoch jetzt keine Spuren mehr vorhanden
sind.
Als bei Erbauung der gegenwärtigen Chaussee , zwischen
Scherben der verschiedenartigsten Gcfässe, auch verzierter von
ten-a sigillata, und eisernen Geräthschaften, zum tiefern Bau
des Bodens ausgehoben worden waren. Der ganze scharf ab-
geschnittene Höhenrand , welcher westlich von Worringen und
der Chauss6e bis Dormagen sich hinzieht, zeigt einen mit Bruch-
stücken römischer Ziegel und Gefässe gemisohten Boden« Rein.
91) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 238, H. XIX. S 58, H. XXI.
S. 34 und H. XXIII. S- 145.
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88
1808 und 1810, das obere (Kölnische) enge uud baufällige
Thor abgerissen wurde, fand mau zu beiden Seiten desselben
zwei Steine, welche ursprünglich zusammen gehörten, und
einen Votivstein nebst Postament bildeten Römische Alter-
thümer werden in der ganzen Umgegend von Worringen
gefunden. Die angeblichen alten Mauern, die sich in dem
Rheinarme, der die Insel von dem rechten Ufer trennt, finden
sollen, reduziren sieb, nach Angabe des Unterbürgermeisters
Bös, auf eine Anzahl grosser Steine, die hier in dem Rheine
liegen, und bei kleinem Wasser der Schilffahrt nachtheilig
werden.
Die Chaussee von Worringen nach Dormagen, die gegen-
wärtig zugleich den Rheindeich bildet, ist im Jahre 1834
erhöbt uud erweitert worden. Längs derselben wurden da-
mals viele römische Graber gefunden , ein Beweis, dass auch
die alte römische Strasse in dieser Richtung ging. Dan
Gefundene befindet sich grösstenteils in der Sammlung des
Herrn Delhoven«.
Von Worringen nach Dormagen ist die Spur der Römer-
strasse verschwunden. Das in römischen Nachrichten mehrere
Mal genannte
Dormagen 93 ) (Durnoniagus), wo nach dem Itinerar eine
Ala stand, lag auf dem hohen linken Tbalraude des Rheins,
zur Zeit der Römer dicht an diesem Flusse, südlich von
dem jetzigen Orte Dormagen 94 ), da wo sich unter dem Boden
eine Menge römisches Gemäuer befindet, und wo man in
92) S. H. III. S. 100.
93) Vgl. ebend. H. V und VI. S. 238, IL XIX. S. 58 und H. XXI.
S. 29 ff.
94) Im Notizbuche des Verf. ist später bemerkt: Durnomagus lag
in der Mitte des jetzigen Orts. Ober- und unterhalb, noch im
Orte selbst , sind die Gräber. Am Abhänge gegen den alten
Rbeinlauf hin ist 2 bis 3' unter der Erde eine 4' dicke Mauer
von Gusswerk.
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89
den letzten Jahren viele und zum Theil schöne römische
Alterthtimer ausgegraben bat. Aus dem grossen Umfange
dieser Ruinen und aus dem, was man bis jetzt hier gefunden
bat, lässt sich schliesscn, dass Dormagen zur Zeit der Romer
ein befestigter Platz von Bedeutung war. Unter den hier
ausgegrabenen Ziegeln befinden sich viele mit dem Zeichen
der 14. Legion, welche den Beinamen transrhenana germa-
nica führte. Diese Legion hatte früher, wie auch ihre Be-
nennung sagt , ihre Station auf dem rechten Rheinufer, und
wurde, als Claudius die uberrheinischen Eroberungen aufgab
und den Rhein zur Grenze gegen Deutschland machte, auf
das linke Ufer zurückgezogen.
Nachtrag vom Jahr 1839. 95 ) „Das alte Durnomagus
lag auf dem hohen linken Uferrande des Rheins, der ostlich
längs dem Orte vorbeiflog« , und wovon die Niederung jetzt
wohl noch 20' tiefer liegt. Es erstreckte sich von den
Krümmungen, welche die Strasse bei dem Eingänge und bei
dem Ausgange macht, und welches auch der höchste Theil
des Ortes und wasserfrei ist. Der alte Rheinlauf von Dor-
magen bis Zons war dem jetzigen gerade entgegengesetzt,
d. h. von Dormagen abwärts machte er einen weiten Bogen
links bis Zons, wie die dadurch entstandene Niederung zeigt.
— Die gegenwärtige Chaussee scheint in der Richtung der
alten Rtimerstrasse angelegt zu sein, und an mehrern Stellen
ist östlich von ihr noch ein alter Kiesdamm zu sehen«.
96) Der Verf. theilt die Inschriften der drei Platten des Mithras-
monuments, welches sich in der Sammlang des Herrn Delhoven
befindet, mit, wovon jedoch zwei mit der Lesung im XXI. Hefte
der Jahrb. S. 50 und 52 nieht ganz übereinstimmen.
Der Verf. hat die eine gelesen:
DEO • SOLI • I • M • P- S ' L WlA S YRA P
DVP • M ALE • NORICORVM
(vergl. H. XXIII. S. 146) und die andere:
IS DIDIL
STIWA AX- V.SL»
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Iii dem Ithierar wird der nächste Ort unterhalb Dormagen
Burunguin 96 ) als Standort einer Ala genannt. Gewöhn-
lich wird Worringen, wie schon gesagt, für das römische
Buruogum gehalten, und angenommen, dass dieser Ort in
dem Intiuerar durch einen Fehler statt oberhalb, unterhalb
Dormagen gesetzt sei. Dem ist jedoch nicht so , sondern
das römische Burungum ist in dem jetzigen , dem Grafen
von Nesselrode gehörigen , Schlosse Bürgel auf der rechten
Rheinseite zu suchen, und ist erst im 15. Jahrhundert bei
einem Durchbruche des Rheins zwischen Zons und Bürgel
von dem linken auf das rechte Ufer des Flusses versetzt
worden. Das alte Strombette , worein sich der Fluss bei
hohem Wasser noch gegenwärtig ergiesst, heisst noch immer
der alte Rhein. Die Umfassungsmauern des Schlosses Bürgel,
besonders die ganze eine Seite, worauf die Ställe und Wirth-
schaftsgebäude ruhen , sind noch die alten römischen aus
Basalt, Trass uud Gusswerk bestehenden.
In den neuern Mauern des Schlosses lind in dem Garten
desselben befinden sich viele Steine mit römischen Inschrif-
ten, wovon mehrere den Schutzgöttinnen der hier gestande-
nen Ala gewidmet sind.
Was der Annahme, dass das römische Burungnm in Bürgel
zu suchen sei, noch mehr Gewissheit gibt, ist, dass die Rö-
merstrasse von Neuss aus in fast gerader Richtung nach
Bürgel geführt zu haben scheint, ehe sie zwischen Maches-
heim und Stürzelberg durch die neuere westliche Richtung
des Stroms zerstört worden ist.
Zwischen Dormagen und Bürgel hat der veränderte Rhein-
lauf jede Spur der Römerstrasse vernichtet , und dieselbe
kommt unterhalb Stürzelberg, wie bereits bemerkt, erst
96) Vgl. Jahrb. H. V und VI. S. 238, H. XIX. S. 58, H. XXI. S.
34 und 35 und H. XXIII. S. 141 ff.
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91
wieder zum Vorschein, von wo sie oberhalb Grimlinghausen
über die Erft und nach Neuss geführt hat.
NachtragvoiD Jahr 1839. „Das römische Kastell zu
Bürgel scheint ein ziemlich regelmässiges Viereck gebildet
zu haben, von 96 bis 10O Schritt Seitenlange und mit ab-
gerundeten Ecken. Durch die Erbauung der Scheuer ist
die westliche Seite der Mauer zerstört worden, und nur
noch in dem Schafstalle ist ein TheH derselben, so wie die
abgerundete Ecke sichtbar. Die Mauer besteht aus Guss
und mag 7 bis 8' dick sein. Der untere Theil derselben
acheint alter zu sein , und hier sind mehrere Lagen grosser
Ziegel eingemauert. Dass der obere Theil jünger und wahr-
scheinlich nach einer vorausgegangenen Zerstörung wieder-
hergestellt ist, dürfte auch aus dem 18" hohen und 12"
breiten , auf beiden Seiten mit Lorbeerzweigen verzierten,
Votiv- Altare 97 ) mit der Inschrift:
PATRONS
iVPAMABVS
CLVCILIVS
CRISPVS
V S-L-M-
hervorgehen , welcher aus dem Innern der Gussmauer her-
ausgenommen und gegenwärtig im Garten aufgestellt ist.
Nach Aussage des Rentmeisters Würz steckt der ganze Hof-
raum voller Mauerreste.
Die Münzen , welche der Verf. hier gesehen hat , gingen
bis auf Arcadius , folglich bis auf die letzte Zeit der römi-
schen Herrschaft am Rhein.
In der, inmitten der Kastellumfassungsmauern liegenden,
Kapelle befindet sich ein uralter runder Taufstein aus schwar-
zem Basalt, woran mehrere Kinderköpfe und ein borstiger
Eber, Verzierungen, welche wohl bei sehr alten heiligen
97) Vgl. Jahrb. H. V und VI. S. 238 und H. XXIII. S. 150 ff.
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92
Gef&ssen vorkommen. Die Kapelle soll früher grösser ge-
wesen sein, und ist an deren Westseite folgender Inschrift-
stein eingemauert :
MATRUMS
RVMKHIS
*) oder FE 98 ) ET MAVIAITI
NERIS C1VL*
Die unterste Zeile ist ubertüncht, und nicht zu
Links am Eingange in das Haus Bürgel befindet sieb ein
dritter Stein mit Inschrift, welche 18%" hoch und 14" breit
ist. Sie lautet :
MATRONKS
*) oder ALiE ALAGABIABVS
IVUVS VAL-
PRO SE- ET- IVUS")
PEREGRINO *
SPERATO *
SEVERO •
V • S * L • M •
Herr Würz hat aus Bruchstücken römischer Steinmonu-
mente, die in neuerer Zeit hier gefunden worden sind und
worunter mehrere Inschriften mit Matronis etc., im Garten
eine kleine Ruine aufgeführt.
Bei Ueberschwemmungen wird die ganze Gegend von Bür-
gel unter Wasser gesetzt und dasselbe dringt bis in die Ka-
pelle. Im alten Rheine bei Urdenbach , welches auf dessen
rechtem hoben Ufer liegt) steigt das Wasser bis zu 20'.
Unterhalb Grimlinghausen 100 ) (früher Quinom) müssen be-
98) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 238 und H. XXIII. S. 150 ff.
99) Vgl. ebend. H. V. und VI. S. 237 und 339 und H. XXIII.
3. 150 ff. Ueber die 3 Inschriften vgl. Rein, Haus Bürgel. S. 44. ff.
und über die in Anra. 93 enthaltene das. S. 20.
100) Vgl. ebend. H. II. S. 45, H. V. u. VI. 8. 407, H. VUL S. 181 ff.
und H. XXVI. 8. 181 ff. und 3. 201 ff.
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93
deutende Uferbauten vorgenommen werden, um den Rhein
zu verhindern , die frühere Richtung an Neuss vorbei zu
nehmen. — Auf dem Oberfelde, nördlich der Erft (bei Grim-
linghausen) werden viele römische Ueberreste gefunden, und
wie in Neuss, Ziegel mit dem Stempel der 6., 16. und 17.
Legion.
Neuss (Novesium), eine von Drusus gebaute grössere
Festung der Römer am Rhein, der einst an den Mauern der
Stadt vorbeiströmte 101 ). Der Name des Stifters bat sich noch
in dem Drususthore 102 ) , oder Drusus-Kastelle (dem jetzigen
Oberthore) erhalten, dessen gegenwärtiges Mauerwerk jedoch,
nach der Ansicht des Verf., nicht römisch ist, sondern dem
Mittelalter angehört, obgleich die Form dieses Theres den
häufig vorkommenden Reversen auf spätem römischen Mün-
zen vollkommen entspricht. Ebenso scheinen die Mauerreste
der alten Stadtbefestigung sämmtlich aus dem Mittelalter
zu sein. Nach dem Itinerar des Antonin stand in Neuss
eine Ala. Auch von der 1., 16., und 20. Legion sind hier
Monumente gefunden worden. In dem bataviscben Kriege
wird Novesium häufig genannt. Es wurde von Civilis ver-
wüstet und durch Cerealis wieder hergestellt. Bei den Ein-
fällen der Franken im 4. und 5. Jahrhundert ist es von die.
sen mehrere Male erobert und zerstört worden.
Von Neuss abwärts haben sich an der westlichen Seite
der gegenwärtigen Chaussee über Brühl und Strümp noch
Ueberreste der Römerstrasse erhalten. Zwischen Strümp
und Latum führte sie über ein altes Strombett 103 ) des Rheins,
101) Vgl. Jahrb. H. IT. S. 45, H. V. und TT. S. 238 ff. und S. 407,
H. VIIT. S. 181 ff. H. XVII. S. 141, H. XXVI. S. 181 ff.
102) Vgl. H. XXVII. S. 25.
103) Bei hohem Wasserstande ergiesst sieh der Rhein grossentheils
in einem alten Strombette oder Flussarme über Kloster Meer,
Isselbof, Meerhof, zwisohen Strümp und Latum durch, über
Linn, Bockum , Meura nach Stromeurs und trifft bei Rheinberg
wieder mit der gegenwärtigen Richtung des Flusses zusammen.
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94
wo dieses am schmälsten ist, und wendet sich Qbcr Latum,
wo sie noch jetzt die Römerstrasse (?) genannt wird, nach dem
Dorfe Gellep m ).
Ergänzung vom Jahr 1839. »Neuss liegt auf einer
Anhöhe, am höchsten die Kirche. In der Gegend derselben,
also in der Mitte der Stadt, lag das römische Kastrum.
Unterhalb Neuss an dem Erftkanale kommt noch die Be-
nennung »der alte Rhein« „im alten Rhein« vor.
Wenn man der Chaussee aus dem Rheinthore längs dem
hoben Uferrande des alten Rheinlaufs bis dahin folgt (etwa
1500 Schritt), wo sich dieselbe östlich wendet, geht von
derselben in nördlicher Richtung ein bedeutend erhöbeter
Kiesweg ab , welcher den Namen hohe Strasse führt und
sich in gerader Richtung gegen Brühl wendet, wo er vor
dem Orte wieder in die Chaussee trifft. Er gehl westlich
von Zoppenbroich und am Dickhoff vorbei. Bei Anlegung
der neuen Chaussee ist vieler Kies von dieser Strasse ge-
nommen worden, und sie ist daher gegenwärtig nicht mehr
ganz fahrbar.
Nach Aussage eines Ortskundigen macht sie im Busche
eine kleine Krümmung.
Von Brühl an muss die gegenwärtige Chaussee auf die
104) Die grosse römische Heerstrasse führte nicht auf und durch
Gelduba selbst, sondern am westlichen Fusse der später erwähn-
ten Anhöhe vorüber, war aber durch zwei, vielleicht drei, nord-
östlich und östlich gerichtete Seitenstrassen mit dem Kastell
verbunden. Vgl. Rein, die römischen Stationsorte S. 39. ff. über
diese und die nördliche Richtung der Römerstrasse, sowie S. 27. ff.
über die in und um Gelb gefundenen Alterthümer, denen zwei
im Mai 1861, nordwestlich von Latum, ausgegrabene Stein-
särge mit Knochen, zierlichen Gläsern, Bronzgegenständen, u. 1
ampulla olearia und 2 strigiles, durch Kettchen an Ringe be-
festigt, und mehreren Thonge fassen, u. a. 1 Schüssel von terra
sig. mit dem Stempel LEOFEC, beizufügen sind. R.
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Römerstrasse gelegt sein, da dieselbe bis nördlich von Strümp
auf einem Höhenrücken zwischen zwei Niederungen läuft.
In dem langen Dorfe Latum, das zu beiden Seiten der Strasse
gelegen ist, heisst dieselbe noch die hohe Strasse. An zwei
Stellen ging, bevor die Chaussee sehr erhöht wurde, näm-
lich in Strümp und in dem nördlichen Theile von Latum,
bei hohem Rheinstande das Wasser über die Strasse und
ergoss sich von letzterer Stelle nach Linn etc. Wo die
Strasse nördlich von Stratum (Stratheim) die Wendung
nach Uerdingen nimmt, scheint die Römerstrasse östlich von
Uerdingen, wo gegenwärtig der Rhein fliegst, geführt zu
haben. Denn nördlich von Uerdingen zeigt sich östlich von
der Chaussee eine mit Büschen bewachsene Sandhöhe, an
welcher ein erhöheter alter Kiesweg läuft (in der Nähe des
Kirchhofes), der südlich gerade auf die Richtung von Stra-
tum trifft und weiter nördlich in die Chaussee einläuft. Das
römische
Gellep (Gelduba) wird auch Gelb oder Geldub genannt 105 ).
Dieser römische befestigte Platz, früher dicht am Rhein,
jetzt etwas von ihm entfernt, auf einer Anhöhe gelegen,
verdankt höchst wahrscheinlich Drusus seine Entstehung.
In dem batavischeu Kriege wurde dieser Ort von Civilis
erobert , und die Römer verloren zwischen ihm und Neuss
ein Kavalleriegefecht. Nach Plinius (hist. nat. XIX, 28)
wuchs hier eine Art Zuckerwurzel (?) (siser) 108 ), die als
Leckerbissen in die Hofküche des Kaisers Tiberius ge-
liefert werden musste. Von den Römern hat sich in Gellep
über der Erde nichts mehr erhalten; unter der Erde findet
sich jedoch altes Gemäuer, Münzen Gefässe etc. aller Orten.
Uerdingen wird in römischen Nachrichten nicht genannt,
und es sind in diesem Orte auch, so viel der Verf. hat aus*
105) Vgl. Jahrb. H. XX. S. 1 ff. und H. XXVI. S. 181 ff.
106) Vgl. ebend. H. I. S. 109. und H. V. und VI. 8. 251.
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96
miltein können, niemals römische Alterthümer gefunden worden.
Ergänzung vom Jabr 1838. „Gellep liegt auf einer
Anhöhe, die nie vom Rheine überschwemmt wird und die Ur-
sache der Anlage des römischen Kastells gewesen zu sein scheint.
Sie ist oben ganz eben, fällt nach allen Seiten gleichmässig
ab, und man erkennt noch, dass die römische Befestigung
ein Quadrat bildete. Oer Rhein scheint früher dicht an
Gellep vorbeigeflosseu zu sein. Es werden daselbst viele
römische Münzen gefunden ; auch ein Ziegel mit LEG ' X *
und Scherben mit BOVDVS FEC. sind entdeckt worden.
Die Römerstrasse scheint durch die westliche Richtung des
Rheins bei Uerdingen auf eine Strecke zerstört zu sein.
Bei Uerdingen wächst die Sellery von vorzüglicher Güte
uud wird zu Salat, Ragout und Suppen gebraucht. Ihre
Gestalt ist mit der Siser des Plinius übereinstimmend«.
Die Römerstrasse führte von Gelduba nach Calo. Die
Entfernung trifft auf Kaldenhausen 107 ), wofür auch die Na-
inensähnlichkeit passt, obgleich in diesem Orte keine Spuren
von der Anwesenheit der Römer sich vorfinden. Ebenso
wenig hat der Verf. zwischen Gellep und Kaldenhausen
Ueberreste von der Römerstrasse gefunden, welche höchst
wahrscheinlich durch die erst in neuerer Zeit entstandene
Richtung des Rheins nach Uerdingen zerstört worden ist
Nördlich von Kaldenhausen wird die Römerstrasse wieder
ganz sichtbar und führt nach
Asberg (Asciburgium) 108 ) Nach Tacitus lag Aseibur-
107) Vgl. H. XXVII. S. 159.
108) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 238 ff., H. XVII. S. 141., H. XX.
S. 1 ff., H. XXI. S. 32 und 36 und H. XXIII. S. 84 ff. Ueber
den Ursprung dieses uralten, schon vorrömischen Orts theilt
Tacitus (Germ. 3) eine höchst merkwürdige Sage mit, und es ist nicht
unwahrscheinlich , dass unter Ulysses [Odysseus] den Tacitus
als Gründer des Orts angibt, der Stammgott der germanischen
Völker und der erste der Asengötter, Odin, und unter Ascibur-
gium, Asgart oder die Burg der Asen zu verstehen sei.
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97
gium am Rheine, weshalb man es gewöhnlich in Essenberg
gesucht hat. Dieses ist jedoch ein Irrthum. Asciburgium
lag südlich von dem jetzigen Asberg, auf dem sogenannten
Borgfelde, wo sich noch in weiter Ausdehnung Ruinen römi-
scher Gebäude , Keller etc. vorfinden , und noch fortwäh-
rend eine Menge Münzen, Utensilien etc. ausgegraben wer-
deu. Die Römerstrasse führt mitten über das Borgfeld.
Eine Niederung östlich vom Borgfeld heisst noch jetzt „im alten
Rhein" und beweiset, dass zur Zeit der Römer der Rhein
in dieser Richtung floss. In dem batavischen Kriege, und
bei den spätem Einfallen der Franken, theilte Asciburgium
das Schicksal fast aller festen römischen Orte am Niederrhein,
und wurde zuletzt im Jahre 451 durch die Franken, welche
den Hunnen nachzogen, gänzlich zerstört.
Von Asberg aus ist die Römerstrasse noch ganz sichtbar
und erhalten, und bildet den westlichen Theil der neuen
Strasse (die hohe Strasse genannt, wovon jedoch (1828) nur
die Erdarbeiten vollendet sind) bis an Stromeurs, wo sie von
derselben links ab und über die Loete nach dem Eugenia-
nischen Kanal geht. Nördlich von diesem Kanäle (der bei
nasser Jahreszeit von Rheinberg bis Kloster Camp mit Käh-
nen befahren wird) führt sie ebenfalls noch wohl erhalten
Ober die Millinger Haide, und berührt hier die östliche Seite
einer grossen quadratförmigen Verschanzung, wovon sich
zum Theil ein doppelter Erdwall und die Ueberreste eines
davor liegenden Grabens erhalten haben. Die römischen
Todtenurnen und andere römische Alterthümer, welche um
diese Verschanzung herum gefunden werden, lassen vermuthen,
dass dieses ein römisches Sommerlager 100 ) gewesen sei, in
109) Die Romer nAnnten die eigentlichen Standquartiere der Legio-
nen Winter- oder Standlager (Castra hiberna oder stativa) und
diejenigen Punkte, wo die Legionen während des Sommer» zu-
sammengezogen wurden, Sommerlager (Caatra aestiva). Die
7
Bayerisch*
Staatsbibliothek
München
uigmz
98
welchem die Legionen während der guten Jahreszeit zusam-
mengezogen und geübt wurden. Von dieser Umwallung führt
die Römerstrasse in gerader Richtung durch das Dorf Millin-
gen und bei Drüpt auf die Felder „op gen Hülmpt (auf
dem Helm)". Hier sind schon früher, und besonders nach
einem Rbeindurchbruche, im Jahre 1823, und bei Anlegung
der jetzigen Chaussee viele römische Alterthümer gefunden
worden 110 ). Unter andern kam ein römischer Ziegelofen, der
mehrere tausend Ziegel mit dem Stempel LEG* XXX' ent-
hielt, zum Vorschein, und es scheint, dass diese Legion,
die eigentlich in Colonia Trajana bei Xanten stationirt war,
hier einen festen Posten und Ziegelbrennereien hatte. Das
nahe gelegene Alpen wird gewöhnlich wegen der Namens-
Ähnlichkeit für die von Trajanus gegründeten und in römi-
schen Nachrichten genannten Castra ülpia gehalten. An die-
sem Orte hat jedoch der Verf., selbst nicht in den Ruinen
der dortigen alten Burg, Ueberreste römischer Anwesenheit
gefunden, und die Castra Ulpia sind, wie weiter unten an-
geführt werden wird, eins und dasselbe mit Colonia Trajana.
Von den Feldern »op gen Hülmpt« schneidet die Römer-
strasse in dem zerstreut liegenden Dorfe Bönningen, west-
lich von dem Post- und Wirthshause Grünthal (Comesmann)
die Chaussee von Venloo uach Wesel, führt an der Wind-
mühle bei dem Hause Loo vorbei und nördlich derselben in
die neue Chaussee, mit deren Richtung sie über die Menzelener
Haide nach Birten fortgeht. In der Nähe jener Windmühle
letztern dienten fast nur zu Uebungsplätzen der Truppen, und
wurden, gleich einem jeden Marsohlager, mit Wall und Graben
umgeben.
110) Ausgrabungen, die ich auf diesen Feldern verschiedentlich ver-
anstaltet, waren niemals ohne Erfolg und ergaben stets eine
Menge kleiner Antioaglien, zu denen unter vielen hervorzuheben
sind die Heft XXX d. Jahrb. Taf. II. 9 u. 10 abgebildeten
, i Gegenstände. VV.
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99
ist die Röraerstrasse durchstochen, und erscheint als ein Damm
von 10 bis 12' Höhe Ober der jetzigen Erd- Oberfläche, dessen
untere Anlage aus fest gerammter Lehmerde und die Decke
aus 2Y2' hohem Rheinkiese, der mit Mörtel verbunden ist,
besteht
Bei Bergmannshof am Fusse der Bönninghardt fängt ein
Kanal an, der unter dem Namen des »Römergraben s a
Ober die Menzelener Haide und östlich an Winnenthal vor-
bei führt und oberhalb Birten in den alten Rhein ausgeht
Dieser 30' breite Kanal ist noch allenthalben sichtbar, und
enthalt von seinem Anfange bei Bergmannshof bis zur Land-
wehr von Winnenthal noch Wasser. Seine ehemalige Be-
stimmung ist jetzt schwer auszumitteln. Wahrscheinlich war
es ein blosser Abwässerungskanal, der die Gewässer, welche
jetzt durch die Pollgers (Pollgeet, Pollgraben) dem alten
Rheine zugeführt werden, dahin führte.
Ergänzung vom Jahr 1838 und 1839. „Calo hat
nicht in Kaldenhausen , sondern etwas nördlich davon , im
Busche Mühlenwinkel, nahe an einer Rheinniederung gelegen.
— Kaldenhausen liegt zwar auf beiden Seiten der alten
römischen Heerstrasse, oder der gegenwärtigen Chaussee; es
werden jedoch in diesem Dorfe durchaus keine römischen
Alterthümer gefunden. Dagegen liegt 8 bis 10 Minuten öst-
lich von Kaldenhausen, gen Rumeln zu, der Volkesberg, der
höchste Punkt dieser Gegend, und in allen Aeckern, die zu
dieser Höhe gehören, werden römische Mauerreste etc.
gefunden. Besonders viele Ziegel mit dem Stempel LEG ■
Xr werden hier gefunden, und es ist nicht zu zweifeln,
dass hier Calo, und zwar wie Gelduba, etwas östlich von
der Heerstrasse gelegen hat. Der Volkesberg liegt an der
nördlichen Seite einer Niederung , die einerseits bei dem
Hagschinkel die Chaussee berührt, und sich über dieselbe
nach dem Uerdinger Bruche zieht, andrerseits nach dem Burg-
schen Hofe wendet, von wo sie theils an Biersheim vorbei
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100
nach Frimershcim, andrerseits unter dem Namen des „Sittard-
bruches« südlich am Trompeter vorbei nach dem Mühlen-
winket etc. geht. Die Niederung, die westlich an Kalden-
hausen vorbei geht, heisst der Donk. Eine dritte Niederung
soll von dem Burgschen Hofe gegen Bergheim und von da
Ostlich am Borgfelde vorbei nach Essenberg gehen. Der
Mühlenwinkel liegt südwestlich vom Trompeter gegen „Uog-
felds" und besteht aus sandigen Höhen, die mit Baumen und
Gesträuch bewachsen sind.
Nach Aussage des jungen Röitgen sind nur einige Mauer-
reste im Mühlenwinkel gefunden worden, und in einer süd-
lich gelegenen Sandhöhe (nicht Hunuenberg, wie Jansen sagt,
sondern Himberg genannt) einige Urnen. Der Mühlenwinkel
ist lange nicht so wichtig als der Volkesberg ; jedoch ist
die Angabe von Fiedler, dass diese Stelle (er scheint
den Mühlenwinkel zu meinen , da er von Büschen spricht,
die sich hier befinden, während der Volkesberg ganz aus
freien Aeckern besteht) die alte Burg genannt werde, eine
Benennung, die ganz unbekannt ist, wohl nur irrthümlich 111 ).
111) Der Volkesberg ist kaum eine Höhe zu nennen, und war bis
in die 50er Jahre mit dichtem , jetzt gerodetem Gebüsch be-
deckt. An der Nordseite dieses kaum 200 Q Ruthen messenden
Aufwurfs fanden sich Ziegel und Gefässe, angeblich auch eine
Steinstrasse einige Fuss unter der Bodenoberfläche. Zu den
älteren Funden auf der Höhe des Mühlenwinkels, an der Nord -
seite des unter dem Namen Sittard nordwestlich gerichteten
alten Rheinarms, sind durch die theilweise Rodung des jenen
bedeckenden Waldes und Gebüsches, viele neue und bedeutende
gekommen , welche in weitverbreiteten Mauerresten, verzierten
Steinen, Gefässen, Stücken von Glassscheiben und dgl. bestehend,
eine grössere römische Niederlassung bezeugen, von welcher
eine Steinstrasse ostwärts zur grossen Heerstrasse, eine andere
nordwärts nach Asciburgium führte, und zu welcher die früher
und später ost- und westärts gefundenen Gräber gehört haben.
Durch den Sittardbruch führte ein Kiessdamm, an dessen Seite
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101
Die Niederung südlich vom Trompeter füllt sich bei jedem
hohen Rheinstande mit Wasser ; im Jahre 1837 stieg das-
selbe bis in die untere Etage des Trompeters, und zerstörte
die Chaussee. Unmittelbar bei dem Trompeter fängt die
hohe Strasse an und ist bis zu dem Hause Adam Leven,
wo die Benennung Borgfeld beginnt, 4 bis 8' erhöht. Sie
besteht, wie es scheint, ganz aus Kiessand und hat keine
Unterlage von grossen, in Kalk gesetzten, Steinen, wie Jansen
sagt. Von dem Hause »am Brügges*, das nächste vom Pickert
nördlich , geht von der hohen Strasse ein höher und breiter,
mit Baumen besetzter Erdwall mit davor liegendem Graben
in östlicher Richtung, und ist auf 205 Schritt noch wohl er-
halten. Scheinbar ist er fortgegangen bis zur Niederung
und vor ihm läuft ein Kiesweg. Doch scheint dieser Wall
nicht die Südfront des Lagers gebildet zu haben , da die
Erhöhung der Hohenstrasse bis Adam Leven, wo die Be-
nennung Borgfeld anfangt, reicht.
Asberg wird in der Gegend Asburg genannt.
Die Benennung „auf dem Borgfelde* fängt südlich
von Asberg da an , wo die hohe Strasse eine Krümmung
macht, dehnt sich östlich bis zum alten Rhein, südlich bis
nördlich vom Pickert und westlich bis über die hohe Strasse
aus. Nördlich bis gegen Asberg und südlich bis gegen Kal-
denhausen erstrecken sich längs der hohen Strasse die Grä-
ber vom Borgfelde aus. Die fränkischen Alterthümer sind
von Diedrich Bergmann westlich vom Borgfelde, zwischen
römischen Urnen, gegen Schwafheim hin gefunden worden.
Bei Pickert zieht sich eine Niederung hin , die das Borgfeld
wahrscheinlich südlich begrenzte.
im November 1858 die silbernen Phaleren gefunden wurden.
Vgl. Jahrb. H. XXVII. S- 155. ff. n. Annali XXXII. S. 161. ff.
Der angezweifelte Name „alte Burg" ist im Volksmunde der
Höhe des Mühlenwinkels , wie einer Stelle in der Nähe des
Brugschen Hofes geblieben. R.
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102
In Drüpt selbst werden keine römischen Altert hümer ge-
funden, wohl aber, besonders Münzen, auf den Feldern zwi-
schen Drüpt und Drüpstein, besonders in der Nahe des
letztern. Diese ganze Feldmark führt die Benennung „op
gen Httlmpt«. — Der Ziegelofen mit den Ziegeln der LEG*
XXX' wurde daselbst dicht auf der Südseite der neuen
Brücke links gefunden , wo überhaupt viele Altert hümer in
dem Boden stecken sollen. (Vergl. An werk. 110.)
Der sogenannte schwarze Mühlgraben, oder die Loete, geht
oberhalb Stromturs aus dem alten Rheinbette und fliegst
über Alpen durch Bönningen, an Drüpt und Drüpstein vor-
bei, nähert sich dem Bordschen Graben (Ley), geht unter
dem Namen , „ Loete" westlich an Menzelen vorbei , ver-
einigt sich dann mit der Bordschen Ley oder dem Pollgraben
(Pollgeutb) und fliesst bei dem Poll von Birten in den alten
Rhein. Die Loete ist breit und tief, und die neue Chaussee
führt zwischen Drüpt und Drüpstein über sie. Nach dem
alten Rheinlaufe , der von Ossenberg kommt , ergoss sich
dieselbe zur römischen Zeit bei Drüpstein in den Rhein,
und das römische Kastell (op gen Hülmpt) lag zwischen ihr
und dem Rhein.
Die Römerstrasse hat zwischen der Windmühle und Bön-
ningen eine obere Breite von 14 bis 16' bei einer Höhe von
10 bis 14'.
Zwischen Neubüderich und Gest befindet sich eine flache
Höhe, die sich 10 bis 16' über die umliegenden Felder er-
heben mag und der Gesterberg genannt wird. Sie erstreckt
sich von der Windmühle von Neubüderich bis zu dem Feld-
wege, der von diesem Orte nach der alten Strasse von Wesel
nach Xanten führt. Der östliche Theil dieser Höhe gegen
den genannten Feldweg heisst der „Steinacker" weil die Felder
hier mit Brocken römischer Ziegel, Tuffsteinen, Scherben
von römischen Gefässen und anderm Mauerschutt bedeckt
sind. Auf diesen Feldern werden viele römische Münzen
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103
und andere Alterthümer gefunden, so dass nicht zu zweifeln
ist, dass hier ein römischer Ort gestanden bat Die Münzen,
die hier gefunden wurden und die der Schreiner Ponte* gesehen
hat, gehen bis auf Antonin (?). Auch bei Anlegung der
Chaussee von Comroesmann (Grtintbal) nach Wesel sind bis
auf die Hobe von Altbüderich viele Alterthümer gefunden
worden. Desgleichen zu Altbüderich , unter andern Ziegel
mit Legionsstempeln, worunter eiue mit LEG * XXII* Ueber-
haupt ist diese ganze Gegend bis nach Altbüderich reich an
romischen Alterthümern. Auch wurde bei Erbauung des
Armenhauses von Neubüderich Vieles gefunden, unter ander m
ein 4 Zoll grosses Brustbild der Minerva mit Augen von
kleinen Steinen.
Wo Beek liegt, floss ehemals der Rhein und wendete
sich von da nach Xanten in die Niederung.
Vetera Castra oder bloss Vet er a 112 ) (das alte Lager)
am südlichen Abhänge des Fürstenberges bei dem Dorfe
Birten 119 ). Nach der schmachvollen Niederlage, welche im
Jahre 18 vor Chr. der Legat M. Lollius am Niederrheine
durch die transrhenanischen Germanen erlitten hatte , in
welcher der Adler der V. Legion eine Beute der Sieger
geworden war, kam Augustus selbst in diese Gegenden und
liess dieses Lager für 2 Legionen (12000 Mann ohne die
dazu gehörigen Hülfstruppen) anlegen. Dasselbe bekam in
späteren Zeiten , da es eine der ersten Befestigungen der
112) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 288 ff. und S. 264 ff., H. XVII.
S. 141, H. XXI. S. 36, H. XXIII. S. 42 und H. XXVI. S.
181 ff.
113) Der Verf. folgt bei Bestimmung der Lage dieses wichtigen
Punktes einzig den römischen Nachrichten, den gefundenen Monu.
menten und den noch vorhandenen Ueborresten , und übergeht
die Phantasien der Gelehrten , welche mit den Lokalitäten un-
bekannt, die verschiedenartigsten Meinungen hierüber aufge-
stellt haben.
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104
Römer am Rhein war, den Namen des alten Lagers (Vetera).
Nach dem Zeugnis» von Tacitns (bist. IV. c. 28) wurde
dieser feste Platz von Augustus bloss für offensive Zwecke
angelegt, — um von hier aus Deutschland zu beobachten
und zu unterwerfen, und als Sammelplatz der nach Deutschland
ziehenden oder von dort zurückkehrenden Truppen zu die-
nen. Von Vetera aus unternahmen die Römer beinahe alle
ihre offensiven Operationen gegen Deutschland , und zwar
tbeils zu Lande an der Lippe aufwärts etc., theils zu Wasser
den Rhein hinab, durch den Drusischen Kanal (die neue Yssel)
und durch die Zuider- und Nordsee in die Ems, Weser und
Elbe.
Augustus wählte für die Anlage dieses Lagers den Pür-
stenberg, die erste bedeutende, frei liegende und eine weite
Aussiebt gewahrende Anhöhe, welche sich von Ronn abwärts
auf dem linken Rbeinufer an der Stelle erhebt, wo, durch
die gegenüber liegenden Höhen (?) von Diersfort begrenzt , die
Rheinniederung die geringste Breite hat. Nach Tacitus
(hist IV. c. 23) lag Vetera an dem sanften Abhänge eines
Hügels an dem Rheine. Seine Befestigung bestand aus einer
Mauer und einem davor liegenden Erdwalle, und es wird
ausdrücklich bemerkt, dass man bei der Anlage auf die
Festungswerke keine besondere Mühe verwendet habe, indem
Augustus dieses Lager für die Offensivzwecke erbauen Hess,
und nicht daran dachte, dass es jemals eine Belagerung
würde aushalten müssen.
Nach den Untersuchungen, die der Verf. angestellt hat,
erstreckte sich dieses Lager am südlichen Abhänge des Für-
stenberges , von der Höhe desselben bis in die Nahe des
Dorfes Birten und bildete, wie fast alle römischen Befesti-
gungen, ein Viereck. In dieser Ausdehnung sind bereits eine
grosse Menge Steinmonumente und besonders Ziegel mit
Legionsstempeln, desgleichen Münzen etc. gefunden worden.
Die Mehrzahl dieser Münzen sind Consular-Münzen und aus
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105
der ersten Raiserperiode bis incl. Nero. Auffallend ist die
grosse Anzahl von Geramen, besonders Intaglios, die noch
fortwahrend hier gefunden werden, und es seheint, dass
hier Gemmenschneider gewohnt haben. Mauerreste dagegen
werden hier weniger als an anderen Orten, wo sich die
Römer längere Zeit aufhielten, gefunden, und dieselben sind
entweder bereits ausgebrochen, oder sie liegen tief unter der
Erde, was sich bei dem Mangel an Nachgrabungen nicht
hat ausmitteln lassen, oder die Wohngebäude der Soldaten
waren nur von leichter Bauart. Das letztere ist das Wahr-
scheinlichere, da Vetera ein blosser Waffenplatz, ein soge-
nanntes Winterlager (castra hiberna) war, welches im Innern
ausser den Baracken oder Kasernen für die Soldaten, nur
noch die nöthigen Magazine für den Mund- und Kriegsbe-
darf enthielt. Alles, was nicht zum Militair gehörte, wohnte
ausserhalb des Lagers, und nach Tacitus (hist. IV, c. 22)
hatten bei Ausbruch des bata vischen Krieges die Ansiede,
lungen der Kauieute, Handwerker, Marketender etc. vor
dem Lager förmlich die Gestalt einer römischen Munizipal-
stadt angenommen. Dieser Anbau wurde bei der Annähe-
rung des Feindes zerstört, damit sich derselbe in ihm nicht
festsetzen konnte. — Von der römischen Befestigung von
Vetera finden sich zum Theil an der West- und Südfront
noch Ueberreste des Erdwalles, und bestimmen zugleich
die Ausdehnung des Lagers von diesen Seiten. An der
Ostfront ist der Abhang nach dem Rheine abgestochen, und
an demselben zwischen den beiden Wegen, die nach der
Brücke führten, — in der Nähe von Biesemannshof, — ein
vollkommen geebneter Platz gebildet worden, wahrscheinlich
um für die bequemere Communikation mit der Brücke Raum
zu gewinnen. Von einer ehemaligen Pfahlbrücke 114 ) die
114) Vielleicht sind dieses noch Ueberreste von der Brücke bei
Vetera, die in den Geschichtsbüchern des Tacitus erwähnt
106
vou Vetera über den Rhein führte , haben Bich noch (nörd-
lich von Biesemann) Pfahle in dem alten Rhein erhalten,
wovon der eben gedachte Hofbesitzer noch in diesem Jahre
(1828) mehrere hat ausziehen lassen. Diese Pfähle bestehen
aus Eichenstammen, die mehr als 2' im Durchmesser halten
und unten mit Eisen beschlagen sind. Das Eichenholz hat
ganz die Schwere, Härte und Farbe des Ebenholzes ange-
nommen. Nach dieser Brücke führten zwei Wege aus dem
Lager, die noch jetzt vorhauden sind. Der nördliche , wel-
cher noch „der Römerweg" genannt wird, führte aus dem
Lager über die Heesberge und vereinigte sich bei Weymanns,
hof mit der Römerstrasse welche ans Colonia Trajana nach
der Maas ihre Richtung hatte* Unterhalb der Ueberreste
dieser Brücke sollen sich grosse Fundamente von Mauern
in dem alten Rheine befinden, welche früher den Schiffern
oft gefährlich wurden, und es ist wahrscheinlich, dass sich
die Werfte und der Hafen von Vetera in dieser Gegend be-
fanden, wo sich Drusus und Germanicus mit den Legionen
zu ihren Unternehmungen gegen Deutschland einschifften.
Am Nordende des Dorfes Birten sind noch die Ueberreste
eines Amphitheaters sichtbar, welches in der Gegend Victors-
Loch oder Victors- Lager genannt wird, weil nach der
Legende in ihm der heilige Victor mit der letzten Mann-
schaft der Thebaischen Legion erschlagen worden sein soll.
Diese Ueberreste bestehen aus einem ovalen Erdwalle, der
sich von aussen gegen 20, von innen gegen SO Fuss erbebt
und der vier Eingänge hat, die genau nach den vier
Himmelsgegenden liegen. Der äussere Umfang dieses Erd-
walles hat gegen 360 Schritt, und der Durchschnitt von
Osten nach Westen beträgt gegen 125 Schritt. Da man
keine Spuren von Mauerwerk in diesem Amphitheater findet,
wird, und über welche Drusus, Varus, Germanicus etc. die
Legionen gegen Deutschland führten.
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107
so scheint es ganz aus Erde und Holz erbaut gewesen zu
sein, und noch kann man an der stufenartigen innern Dos-
sirung die Einschnitte für die Sitze der Zuschauer erkennen.
Auf dem Fürstenberge und auf den Feldern von Birten
sind Monumente und Ziegel mit dem Stempel der LEG. I,
iv, v, vi, viii, x, xi, xii, xiv, xv, xviii, xix, xxi, xxn,
XXIHI und XXX gefunden worden, welche zu verschiedenen
Zeiten in Vetera ihr Standquartier hatten. Unter diesen
wurden die XVIII und XIX in der Varusschlacht vernichtet,
und das höchstmerkwürdige Cenotaphium des Legaten der
18. Legion M. Caelius, der in jener Schlacht geblieben war
wurde bei Birten gefunden und ist gegenwärtig in Bonn 115 ).
Als unter Claudius die Eroberung von Deutschland auf-
gegeben wurde und die Römer sich am Rhein auf die De-
fensive beschränkten, sowie durch die Erhebung von Cöln
zu einer römischen Kolonie, welche in derselben Zeit erfolgte,
verlor Vetera seine frühere Wichtigkeit, und Cöln wurde
seit 50 nach Chr. der wichtigste Ort der Römer am Nie-
derrhein.
In dem batavischen Kriege wurde die Besatzung von Ve-
tera, nach einer langen Belagerung und nach zwei abge-
schlagenen Stürmen, zuletzt durch Hunger gezwungeu zu
kapituliren (71 n. Chr.), worauf der Ort von Civilis ver-
brannt wurde. Nach dem unglücklichen Gefecht vor der
Moselbrücke bei Trier, in demselben Jahre, gegen Cerealis
zog sich Civilis nach Vetera zurück. Durch neue Truppen
aus Deutschland verstärkt, war er entschlossen hier das
Glück der Waffen von neuem zu versuchen. Er legte einen
Damm schräg in den Rhein und Überschwemmte dadurch die
überdiess niedere Gegend vor dem Lager und die Römer-
strasse, auf welcher Cerealis gegen ihn anrückte. Dieser
Damm kann nur südlich von Birten aus dem alten Rhein in
115) Vgl. Jahrb. H. XXV. S. 76.
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108
der Richtung über Ströters-Kath nach der Veenschen Ley
gelegen haben, welche Gegend jetzt noch sehr niedrig ist.
Hinter diesem Damme stellte Civilis die Germanen auf den
linken Flügel mit dem Rücken gegen den Rhein und die
Bataver und Gugerner in die Mitte und auf den rechten
Flügel. Der erste Tag des Gefechts war für die Römer
unglücklich, als ihnen aber am zweiten Tage ein Ueberlaufer
eine seichte Stelle durch die Ueberschweromung zeigte, brach
zuerst ihre Reiterei durch und sprengte die Germanen in
den Rhein. Die nachfolgenden Legionen jagten die Bata-
ver auf der Römerstrasse in ihr Vaterland zurück, und Ce-
realis Hess Vetera nicht wieder aufbauen 116 ).
Ergänzungaus demNotizbuchedesVerf. (ohne
Datum). „Die nördliche Grenze von Castra vetera scheint
bei Peters Hause zu sein, wo der Weg die Krümmung macht
und der hohe Abstich gegen Westen läuft. Wenn man aus
dem Marsthore von Xanten kommt, tritt der obere Theil
des Fürstenbergs deutlich hervor. Das Kloster, wo das Prae-
torium gestanden haben mag, lag am höchsten. Nach Aus-
sage des alten Kaufmanns Dames, sind in seiner Jugend
längs dem Fürstenberge die eichenen Pfähle zu hunderten
aus dem alten Rheine ausgebrochen worden. Sie fangen
bei Schermannshof an und gehen bis gegen Beek. Die mei-
sten stehen in der Richtung, wo früher der Rhein die Direk-
tion gegen Xanten nahm, und bildeten keine Brücke, sondern
eine Verpfählung, um den Rhein vom Fürstenberge und von
der Richtung nach Xanten abzuhalten".
116) Vetera's Trümmer dienten später zum Bau der Col. Trajana und
eines im XI. Jahrb.. gegründeten Benedictiner- dann Cisterzienser-
Klosters. Zwei römische Thürme standen noch im Jahre 1670;
die damalige Äbtissin Hess sie abbrechen, um die Tuffsteine nach
Holland zum Wasserbau zu vorkaufen. J. Fiedlers Antiquariurn
Houbens p. V. n. 4. und E. aus'm Weerth: Kunstdenkm. des
Mittelalters in den Rheinl. Erste Abth. Band I. p. 31. F.
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109
Ergänzung vom Jahr 1839. „Der Hof des Herrn
v. Hochwächter auf dem Fürstenberge nimmt mit seinen Ge-
bäuden und Gärten den Raum des alten Klosters ein. Von
demselben hat man eine herrliche Aussicht nach Westphalen
und den Rhein auf- und abwärts. Der ganze Raum, den
der Fürstenberger Hof mit seinen Gebäuden und Gärten ein-
nimmt, ist voll alter Mauerreste, und es lässt sich eine Um-
fassungsmauer verfolgen, welche diesen Raum eingeschlossen
zu haben scheint. Von dem Hofe gegen Schermanns und
eine längere Strecke gegen den Rirtener Weg wird nichts
gefunden. Dagegen ist das eigentliche Plateau des Fürsten-
berges (aequissimus locus bei Tacitus) wieder mit römischen
Ziegeln und andern Mauertrümmern bedeckt, und hier wer-
den die meisten Gemmen gefunden. Durch diesen bezeich-
neten Raum geht die alte Weseler Strasse in der Mitte durch,
und derselbe zieht sich noch östlich über den Birtencr Weg.
Wo die Wege zusamment reffen und Lehm- und Sandgruben
vorhanden siud, sieht man ringsum 2 bis 4' unter der jetzi-
gen Oberfläche Lagen von Ziegeln nebst Fussböden von Est-
rich und eine Lage von Kohlen und Asche. — Der Verf.
hält dafür, dass die Castra vetera, die von Civilis zerstört
wurden , sich auf dem Plateau des Berges innerhalb des
oben angedeuteten Raumes befanden. Auch sieht man noch
auf der westlichen Seite eine Vertiefung, die sich von Süden
nach Norden zieht und den angedeuteten Raum in Westen
begrenzt. Nimmt man das Plateau des Berges als denjenigen
Punkt an , wo die von Civilis zerstörten Castra lagen, so
würde der Fürstenberger Hof eine abgesonderte Befestigung
gebildet haben, oder was wahrscheinlicher ist, es würden
die spätem Castra gewesen sein, die vermuthlich von Tra-
jan erbaut wurden. — Auffallend ist der Weg, der nach
der Hees führt, durch die wallartige Erhöhung, die er auf
beiden Seiten, besonders auf der nördlichen, hat und welche
sich bis zu den Büschen zieht — Das alle Lager auf dem
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110
Plateau scheint weniger ans grossen Gebäuden, als aus von
Ziegeln errichteten Soldaten-Wohnungen bestanden zu haben,
da man in diesem Räume keine grossen Mauertrümmer in
der Erde findet. Es ist aber auch hier noch zu wenig ge-
graben worden, um dieses zu ermitteln. — Die Arena des Am-
phitheaters hat c. 105 Schritt von Osten nach Westen und
c. 80 Schritt von Süden nach Norden. Die 4 Eingänge
liegen genau nach den 4 Himmelsgegenden, und der starke
Erdwall, der das Ganze umgibt, mag 20' Höhe haben. Wo
die alte Strasse im Dorfe Birten die neue Chaussee ver-
lässt und sich gegen den alten Rhein wendet, liegt nicht
Viukes Katb, sondern der neue und alte Schwan und das
Armenhaus 0 .
Von Vetera führte die Römerstrasse nach Colon ia Tra-
jana. Der Spanier Ulpius Trajanus (unter Domitian und
Nerva kommandirender General am Niederrhein, von Letzterm
im Jahre 97 adoptirt und von 98 bis 117 Kaiser) gründete
während seiner Regierung diese Kolonie durch Veteranen
und römische Bürger. Die von Trajan errichtete XXX. Le-
gion, mit dem Beinamen . Ulpia Victrix, hatte hier ihr Stand-
quartier, daher der Ort auch Castra Ulpia, und von Ammian
bloss Tricesimae 117 ). (Standquartier der XXX.) genannt wird.
Ueber die ehemalige Lage dieser römischen Festung herr-
schen die verschiedenartigsten Ansichten. Einige setzen sie
nach dem Dorfe Kellen bei Cleve, Andere auf den Fürstenberg,
Andere nach Xanten und noch Andere machen aus den drei
verschiedenen Benennungen, welche dieselbe führte, auch drei
verschiedene Orte. Bei näherer Vergleichung und Zusam-
menstellung der römischen Nachrichten, bei genauerer Kennt-
uiss der Lokalität uud der bereits gefundenen Denkmäler,
wird es auch hier nicht schwer sein, das Wahre zu fiuden.
117) Vgl. Jahrb. H. III. S. 1GG ff.
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111
Nördlich von Xanten 118 ), auf beiden Seiten der Strasse
nach Cleve, findet sich ein viereckiger, erhöhter Raum,
dessen Grund und Boden voll alten Gemäuers ist, und die
Ruinen eines grossen römischen Gebäudes, die alte Burg
genannt, sind zum Theil noch oberirdisch. OestHch wird
dieser Raum durch die Pisteley (höchst wahrscheinlich ein
Ueberbleibsel des alten Rheinlaufes, der nach alten Nach-
richten in frühem Zeiten dicht an Xanten vorbei gegangen
sein soll), und westlich durch das Langwasser begrenzt.
An der nördlichen Seite wurden im letzten Sommer (1828)
da, wo die hier sichtbare Römerstrasse diesen Raum ver-
lasst und eine Wendung links macht, auf beiden Seiten der-
selben grosse quad rat formige Steinmassen, die das Fundament
des nördlichen Ausgangsthores gebildet zu haben scheinen,
ausgegraben. Vor der Südseite dieses Raumes befindet sich
in den Feldern und Gärten gegen Xanten zu ein grosser
Gräberplatz der XXX« Legion und der Einwohner von Co-
lonia Trajana, und bekanntlich mussten die Todten nach
dem römischen Gesetz ausserhalb der Mauern beerdigt wer-
den. Die Römerstrasse ist in der Richtung der neuen Chaussee
mitten durch diesen Raum gegangen und wird am nördlichen
Ende desselben auf eine grössere Strecke sichtbar. Die in
dem Itinerar des Antonin angegebene Römerstrasse, welche
von Colonia Trajana nach der Maas und auf einem Umwege
nach Cöln führte, hat der Verf. in der jetzigen Grün-
Strasse wieder aufgefunden. Sie ist in der Mitte der
westlichen Front des Lagers ausgegangen, und hat um den
noch jetzt sumpfigen Heerde-Kamp herumgeführt. Von dem
Gehöft des Bauern Scholz an ist sie noch ganz als Römer-
strasse zu erkennen, und über Sonsbeck etc. in der im Itinerar
angegebenen Richtung zu verfolgen.
4 :
118) Vgl. ebend. H. V. und VI, S. 238 ff. , H. X. S. 66, H. XVII-
^ S. 141, und H. XXVI. S. 181. ff.
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112
Nimmt man zu dem Gesagten die in dem Itinerar ange-
gebene Entfernung von Vetera bis Colonia Trajana von
1 Leuke, die vielen Monumente und Ziegel der 30. Legion,
die auf dem bezeichneten Räume bis jetzt gefunden worden
sind, und die vielen Münzen etc., die noch alljährlich bei
Bearbeitung des Feldes hier gefunden werden , so lässt sich
kaum zweifeln, dass auf dieser Stelle jener von Trajan ge-
gründete Ort gelegen habe. Derselbe hat nach Julians Zeit
zu Anfange des V. Jahrhunderts seinen ganzlichen Unter,
gang gefunden.
Man konnte fragen, warum Trajan so dicht bei Vetera
einen zweiten festen Platz anlegte. Hierauf lasst sich er-
wiedern: in Vetera war nach dem batavischen Kriege nur
eine Legion stationirt. Trajan hatte während seiner An-
wesenheit die militairischen Verhältnisse am Niederrhein, die
Gefahren, welche hier von der rechten Rheinseite den Römern
drohten, kennen lernen, und hielt die Gegend um den Für-
stenberg für die Defensive für eben so wichtig, als sie Au-
gustus für die Offensive gehalten hatte. Je grösser die Zahl
der römischen Truppen war, welche sich an einem Punkte
vereinigt befand, desto häufiger waren Unzufriedenheit, Meu-
tereien und Empörungen. Von Vetera, wo früher zwei Le-
gionen standen, waren nach dem Tode von Augustus und
Nero die Empörungen der am Rhein stehenden Legionen
ausgegangen. Trajan hielt es daher für zweckmässiger, die
von ihm errichtete und zur Verstärkung des Niederrheins
bestimmte 30. Legion nicht mit den bereits in Vetera gar-
nisonirenden zu vereinigen, sondern legte für dieselbe ein
besonderes Lager an. Ueberdiess war Vetera, wie oben
gesagt worden ist , eine blosse Militairstation, Colonia Tra-
jana hingegen eine Militair-Kclonie, und die römischen Mili-
tair-KoIonien hatten, ausser den nöthigen Besatzungen und
den für die Bewaffung, Bekleidung etc. der Truppen dienen-
den Etablissements, noch manche andere Bestimmungen, welche
aus der römischen Staatspolitik hervorgingen.
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113
Xanten liegt niedriger als jener bezeichnete Raum, und
hier sind, so viel dem Verf. bekannt ist, bloss römische
Graber bis jetzt gefunden worden. Dieser Ort verdankt
den Franken seinen Ursprung, die ibn aus den Trümmern
von Vetera und Colonia Trajana erbauten. Die Franken,
welche jetzt an die Stelle der Römer getreten waren, woll-
ten diesen in Hinsicht ihres Ursprungs nicht nachstehen, und
die alten fränkischen Sagen von ihrer Trojanischen Abstam-
mung (von Francus dem Sohne Hectors) sind bekannt genug.
Vielleicht hangen diese alten Sagen mit der Einwanderung
der deutschen Stämme aus Asien nnter Odin zusammen. Die
Franken machten aus Colonia Trajana, Colonia Trojana,
und nannten ihren neugegründeten Ort Neu-Troja, Klein-
Troja, Troja Francorum, und weil die Gebeine des heiligen
Victor und der mit ihm erschlagenen christlich römischen
Soldaten hier aufbewahrt sein sollen, — Troja Sancta 119 ). Unter
allen diesen Benennungen kommt Xanten auf Münzen und
in Urkunden des Mittelalters vor. Aus Sancta ist das
spätere deutsche Santen IÄ0 ) und das jetzige Xanten entstanden.
Ergänzung vom Jahr 1839. „Xanten und das ganze
Feld bei der Windmühle nach Kurzheck und gegen Asmanns-
hof liegeo so hoch, dass auch der höchste Wasserstand die-
119) Vergl. £. aus'm Weerth, Kunstdenkmäler des Mittelalters in den
Rheinl. I. Abthl. B. I pag. 32 und Prof. Braun, die Trojaner
am Rhein Festprogramm zu Wlnokelmann'a Geburtstag am
9. Deo. 1856. Bonn 1856.
120) Zu Santen am Ryne wohnten nach dem Nibelungenliede In
einer berühmten und glänzenden Burg der König Sigimund und
die Königin Sigelinde, Sigfrieds Aeltern. Man hat In der letztern
Zeit auf zwei Basreliefs am Thore das vom Marktplatz zur
Kirche führt, den gehörnten Siegfried erkennen wollen. Nach
der Ansicht des Verf. iat dieses jedoch theils der h. Viotor,
theils der h. Georg, deren Thaten nach der Legende hier ab.
gebildet sind. Vergl. E. ais'm Weerth, Kunstdenkmaler in den
Rheinl. I. Abthl. B. I. Taf. XVII. 3.
8
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selben niemals erreicht. Vor dem Clever -Thore befinden
sich auf beiden Seiten der jetzigen Chaussee viele Mauer-
resfe unter der Erde, besonders um die alte Burg und die
Windmühle. In den Gärten und Gebäuden der Windmühle
findet man römische Substruktionen. Ebenso finden sieh
dieselben 4>is sura alten Rheinlaufe und bis gegen Asmanns-
hof ; jedoeh sind von Kursheck bis dahin mehr Graber , die
auch in Xanten gefuuden werden".
Die nächste Station auf der Römerstrasse von Colonia
Trajana aus, nur 5 Leuken von dieser entfernt, war Bur-
ginacium 131 ) oder Burciualium, wo nach dem Itinerar ein
Reiterflügel sein Standquartier hatte.
Die Römerstrasse geht nordwestlich von der Stelle, wohin
der Verf. Colonia Trajana gesetzt hat, bald in die jetzige
Chaussee aus, und diese ist bei ihrer Erbauung über Marienbaum
bis zu dem neuen Jägerhause auf die Römerstrasse gelegt
worden. Hier wendet sich die neue Strasse links, und die
121) Diese Entdeckungen sind erst seit vorigem Jahre (1827) durch
einen Maurer aus Cleve gemacht worden. Dieser Mann hatte
gesehen, dass auf den Feldern op gen Born häufig Trasssteine
ausgepflügt wurden , ein Artikel, der in Holland sehr gut be-
zahlt wird. Aus Spekulation Hess er nachgraben und fand
mehr als er suchte. Als sich der Verf. auf dem Born be-
fand* wurde ein Haus aufgedeckt, in welohem eine grosse An-
zahl von aus Eisendraht geflochtener Panzerhemden aufge-
schichtet war. In einem andern Hause fand man wenig Tage
vorher gegen 500 Silbermünzen , worunter sehr seltene , und
über V* Centner Kupfermünzen, die in einen grossen Klumpen
zusammen gerostet waren; in einem dritten, wahrscheinlich der
Werkstatt eines Holzarbeiters, vieles Handwerkszeug, worunter
der Verf. 10 verschiedene Arten von Beilen und Aexten etc.
zählte. Da bei diesen Nachgrabungen Alles , was nicht Metall-
werth hatte, zerstört worden ist, und selbst die Gegenstände von
Metall an Juden eto. verschleudert worden sind , so verdiente
dieser Punkt wohl in jeder Rücksicht grössere Aufmerksamkeit.
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Römerstrasse geht noch sichtbar gerade aus und führt auf
den Feldern des Bauergutes op gen Born (auf dem Born)
durch die Ueberreste eines römischen Militair- Etablissements 122 ).
Da diese Ruinen gerade 6 Lenken von Colonia Trajana
entfernt liegen, so ist dadurch die Lage des alten Burgina-
eium bestimmt. Biese titanische Befestigung hat ein Viereck
von beinahe 800 Schritt Seitenlange gebildet. Der durch
dieses Viereck eingeschlossene Raum ist mehrere Fuss, und
wie es scheint , künstlich über die umliegende Niederung
erhöht, und wird noch jetzt zum Tbeil von einem schmalen
nassen Graben umgeben und nördlich durch den Calcar-
sehen Ley begrenzt. Dieter calcarsche Ley, auch Mund ge-
nannt, ist der Ueberrest des ehemaligen Rheinlaufes, oder
eines Arms desselben, und noch jetzt ergiesst sich der Strom
bei hohem Wasser in dieser Richtung, und nimmt von dem
Munderberge (Monreberg, Monterberg) einen nordwest-
lichen Lauf Uber Calcar und Griethausen nach der ehemali-
gen Schenkenschanz. In dem ganzen innern Räume dieses
Vierecks stösst man in der Tiefe von 1 bis 2' unter der
jetzigen Oberflache auf die aus Trass und Basalt bestehenden
Mauern der römischen Gebäude. Burginacium ist wahr-
scheinlich nach einem Heber falle durch Feuer zerstört wor-
den, und wie es scheint, ohne vorausgegangene Plünderung :
denn was das Feuer nicht zerstören konnte, liegt noch
unversehrt auf dem Fusshodeu der römischen Häuser, als
122) Diese Angabe bedarf insofern der Berichtigung, als die grosse
römische Heerstrasse boi dem Hause Kehrum sich westlich auf
die Hohe wendete , und nur ein östlicher Arm derselben nach
Burginatium und von da am Fusse des Höhenzuges hin über
Altcalcar ebenfalls auf diesen führte. Vgl. Rein, Die römischen
Stationsorte. S. 61 ff. Ueber neuere an und auf dem Höhenzuge
bei Burginatium gemachte Funde. Vergl. Jahrb. XXIX. u. XXX.
S. 142. ff. und S. 228. ff. R.
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Steinmonumente, Waffen aller Art, Handwerkszeug, Uten-
silien, Münzen in grosser Menge 128 ) etc.
Von dem Lager op gen Born zieht sich ein dreifacher
Erdwall, der fast durchgängig noch sichtbar ist, auf die Höhe
hinauf uud umschliesst den höchsten Thcil derselben, den Monter-
berg (von dem Flüsschen Munna so genannt), von welchem
man eine der freiesteu Aussichten auf die Umgegend hat.
Auf dem Monterberge sind häufig römische Alterthümer
gefunden worden , und es befindet sich auf demselben ein
mit Trass gemauerter und noch vollkommen gut erhaltener
römischer Brunnen von 154' Tiefe und 6%' Durchmesser,
bei dessen Reinigung vor 2 Jahren (1826) mehrere römische
Dinge gefunden worden sind. Durch die Anlage eines
Schlosses, welches die Herzöge von Cleve hier auf den römi-
schen Ruinen erbauen Hessen, ist jedoch die ursprüngliche
Form dieses römischen Etablissements zerstört worden, und
aus den noch vorhandenen Gräben und Erdwällen lässt sich
nicht mehr beurtheilen, was davon römisch ist, und was der
neuern Zeit angehört. m )
Die Befestigung auf dem Monterberge, welche durch den
dreifachen Erdwall mit derjenigen von op gen Born ver-
bunden war, und mit ihr eine einzige Verteidigungslinie
bildete [vergl. Caes. de R. G. VII. 36 Tarnen etc.], hatte
wohl zum Theil die Bestimmung, dass sich die Bewohner
der letztern bei hohem Wasser auf den Monterberg zurück-
zogen; vielleicht bezweckte man auch durch beide Befesti-
gungen die Strasse, welche hier als enges Defilee zwischen
den Höhen und dem ehemaligen Rheinlaufe hinging, uud,
wegen der noch jetzt sehr sumpfigen und impraktikablen
Niederung, die sich von der Niers an dem östlichen Abhänge
123) Vgl. Jahrb. H. X. S. 61 ff. und S. 66, H. XXII. S. 62. H. XXIII.
3. 32 ff., H. XXV. S. 16 und H. XXVI. 8. 181 ff.
124) S c h n e i d e r, dor Monterberg und seine alterthümüohe Umgebung.
Emmerich 1851.
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•
jener Höhen bis an den Calcarschen Ley zieht, — damals
die einzige Kommunikation am Rhein auf- und abwärts
bildete, zu decken. Die Behauptung dieses DefUecs war um
so wichtiger, da die häufigen Einfalle der Pranken vorzüg-
lich diese Gegend trafen.
Die Felder op gen Born liegen so niedrig, dass sie noch
jetzt bei jedem etwas hohen Rheinstande unter Wasser ge-
setzt werden, und selbst der Rheindeich, welcher von Drusus
angefangen und 63 Jahre später durch Paullinus Pompejus
vollendet wurde, wird dieses hier gelegene römische Lager
nicht immer gegen die Rheinüberschwemmungen gesichert
haben. Von dieser niedern Lage hatte Burginacium gewiss
auch seinen Namen erhalten. Dieser ist ganz deutsch, —
von Burg und ac (Wasser) — folglich Wasserburg, und
auch die jetzige Benennung auf dem Born entspricht der
ehemaligen.
Die auf dem Born gefundenen Münzen , welche der Verf.
gesehen hat, fangen mit Sept. Severus an und gehen bis
auf Houorius. Dieser Ort scheint daher nicht vor dem
Ende des 2. Jahrhunderts entstanden zu sein. Die hier ge-
fundenen Inschriften und Ziegel, sind von der 6. und 30.
Legion.
Die Römerstrasse führt westlich von den Feldern op gen
Born gegen die Anhöhe, wo sie verschwindet, und weiter
abwärts von dem Verf. nicht wieder aufgefunden worden ist.
Sie führte von Burginacium nach
Arenatium m ) , welches 6 Leuken von jenem entfernt
war. Diese Entfernung trifft auf das jetzige Dorf Qualburg,
wo bis jetzt viele römische Denkmäler gefunden worden
125) Vgl. Jahrb. H. X. S. 61 ff,. H. XVII. 8. 221. u. 222. H. XXI.
S. 174, H. XXII. S. 22 ff., S. 62 und 8. Hl H. XXÜI.
8. 32 ff., H. XXV. 8. 7 ff., H. «Vi. 8. 191-193 «. 8. 199
und «00 and H- XXVII. ß. 1 ff.
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118
sind. Beides, das Gefuodene and die richtige Entfernung,
spricht dafür, dass Aretiatium in und bei Qualburg gelegen
habe.
Die Stadt Cleve ist neuern Ursprungs ; dagegen bat man
auf dem Schlossberge von Cleve, in dem Thiergarten, in
dem GehOlz bei Berg und Thal, zu Materborn und Rhynern
(Rindern) Alterthümer und Ueberreste von rtfmischen An-
siedelungen gefunden.
Nym wegen (Noviomagus oder Neomagus) eine der grö ssern
Festungen der Römer am Rhein, und längere Zeit das Stand-
quartier der 10. Legion. Von rtfmischen Altertümern hat
sich nur noch die schöne Ruine eiues Tempels erhalten. Ein
früher noch wohl erhaltenes römisches Denkmal, die alte
Burg, ist in den französischen Revolutionskriegen in den
Jahren 1795 und 1796 zerstört worden.
Ergänzungen vom Jahr 1837 und später.
„Der Rheinlauf zur Römerzeit ging vom Fürstenberge au
Xanten, Colonia Trajaua , Asmannshof, wo die Sage von
einem Ucbergangc ist, Wardt, Vynnen, nördlich von Marien-
baum, op gen Born, am Monterberge vorbei nach Calcar.
Er führt in dieser ganzen Strecke die Benennung Ley, nnd
zwar bei Xanten — Pisteley und bei Calcar — Calcarsche
Ley. Von Calcar ging er unter dem heutigen Namen des
Wettfings (wahrscheinlich Waterring) nördlich an Moyland,
Hasselt nnd Qualburg vorbei nach dem Kirmisdahl, und von
da östlich von Wasserburg und zwischen Rindern und Ward-
husen durch gegen Scheukenschauz. Zwischen Cleve und
Rindern heissf? er jetzt Zweistrom, und von Rindert! nörd-
lich wieder YVettling.
Burginacium erstreckte sich noch südlich der Chaussee
und weiter westlich; das Gehöft des van de Wey liegt noch
im Lager. Bei . den Nachgrabungen im Jahre 1828 stiess
Pastoors, einige- hundert Schritt östlich vom Fusse des Mon-
terberges, auch auf ein grosses Getreide-Magazin, in wel-
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ckem der verkohlte Waben 3' hoch Jag, und seiner Angabe
nach au 1000 Malter enthielt. Eine Menge verbrannter
Schiefer - Scherben lagen auf dem Waizen. Nach Pastoors
Aussage, sind auf de» Born Ziegel mit den Stempeln der
LEG XXI. und XXX. gefunden worden. Das schöne, dein
ۥ Jul. Primus aus Trier, Reiter der Ala Noricorum, errieh-
tete Monument, welches, in den Besitz des Notar Houhen
gekommen ist, wurde im Jahre 1831 beim Chausseebau,
südlich vou op gen Born, bei dem Wirthshause Kehrum
gefunden. [Es befindet sich jetzt in dem Museum zu Trier.]
Strasse von Burginacium uach Arenacum. Vom
Wirthshause Neu-Kehrum bis zum Hause Brand ist bei An-
lage der Chaussee die alte Kiesstrasse aufgebrochen und
jene darauf gelegt worden. Von hier zog sie sieh den
Berg hinan, und ist zwischen dem Müblhofe und dem alten
Posthause in die alte Clever JLandstrasse getroffen. Diese
letztere hat von der Römerstrasse nichts als die gerade
Richtung und die Benennung »hohe Strasse". Sie ist jetzt
40 bis 50 Schritt breit, und theilt die Feldmarken: nörd-
lich vou Altcalcar, Moyland, Hasselt und Qualburg, und
südlich von Neu. und AU-Louisendorf und Schneppen-
bäum. Sie geht südlich an -Bedburg vorbei und den alten
Thiergarten (bei Cleve) entlang bis zum Wirthshause Kuckuck,
wo sie die Benennung „hohe Strasse" verliert. Von hier
scheint sie die Richtung der gegenwärtigen Strasse vom
Kuckuck nach Cleve verfolgt und durch das Naussauer Thor
hereingeführt zu haben.
Die Landwehr , welche den alten Thiergarten begrenzt,
soll sich am östlichen Ende desselben durch Schneppenbaum
gegen Keppelen wenden.
Cleve 126 ). Hier ist der Herteberg mit dem Schlosse ein
126) Naöh «der vom 'Werf, für die Strecke der römisches Rhcinstrasse
von Nymwegen nach Coblenz vorliegenden Zusammenstellung
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120
vortrefflicher Punkt für eine römische Warte. Ihm gegen*
über liegen der Heidenberg , wo angeblich ein Apollotempel
auf dem grossen Markte stand, und der Klockberg. Nach
Angabe des Gottfried Cosmann zieht sieb eine römische,
gegen 6' dicke, Mauer von der Synagoge, wo früher das
Regierungsgebäude stand, einige hundert Schritt südlich
von dem Schlosse, mehrere Fuss tief unter der Erde durch
die Goldgasse über den kleinen Markt , die katholische
Kirche dicht links lassend, gegen die Stadtmauer. Vielleicht
ist der angebliche Tempel in dem Garten des Herrn Gooseu
ein Eckthurm, der den Heidenberg und den grossen Markt
eingeschlossen hatte, wo man häufig auf römische Mauern
und Alterthümer stossen soll. Wäre dieses der Fall, so
würde die jetzige Hauptstrasse von Cleve die via praetoria
des römischen Kastrums gewesen sein, und hätte ihren Eingang
am . Haackschen Thore gehabt. — Der sogenannte Venus-
tempel im Thiergarten liegt auf einer mit Gesträuch be-
der Entfernungsangaben des Itinerars und der Peutiogersclien
Tafel mit der wirklichen Entfernung beträgt, letztere: von Nym-
wegen bis Cleve 107 2 Leuken, welche Entfernung in den alten
Thiergarten trifft; von Cleve biß auf den Born 6 Vi Leuken;
vom Monterberge bis Colonia Trajana oder vom Born bis Xanten
5 Leuken ; von Xanten bis auf den Fürstenberg 1 Leuke ; vom
Fürstenberge bis auf das Borgfeld bei Asberg 12% Leuken;
vom Borgfelde bis Neuss 13% Leuken und wenn die Krüm-
mungen mit gereohnet werden wohl 14 Leuken; von Neuss
bis Cöln auf dem geraden Wege 16 Leuken ; auf dem Stein-
wege und über Buruncum aber 19% Leuken; von Cöln nach
Bonn genau 11 Leuken; von Bonn nach Remagen 9% Leuken;
von Remagen nach Andernach 9 Leuken; — (Die Mündung
des Vinxtbaches Hegt 5 Leuken oberhalb Remagen und 4 Leuken
unterhalb Andernach ;) — und von Andernach nach Coblenz
die gerade Richtung 8 Leuken, und wenn man der Krümmung
des Rheins folgt 9 Leaken-
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121
* acbseneu Erhöbung zwischen Schloss Gnadenthal und
Wasserburg.
Die Orte um Cleve, wo römische Altertbümer gefunden
werden, sind
1) Bedburg (oder Bedbur), wo nach Aussage des Gottfried
Cosmann viel gefunden wird. Die Nachgrabungen desselben
erstreckten sieh nicht südlich der alten- Landstrasse , daher
es auch noch ungewiss ist, ob sich der römische Ort dahin
ausgedehnt hat. Seine Nachgrabungen fanden zwischen der
Landstrasse und dem Orte, und auch in der Niederung gegen
Hasselt, statt, wo er grosse, mit Eisen beschlagene Eich-
stämme herausziehen liess. Viele Münzen aus der spätesten
römischen Zeit wurden gefunden.
2) Qualburg 127 ) das alte Quadriburgium. (Die Inschrift
mit Matribus Quadriburg. s. in Buggenhagen und Fiedler.)
Der Platz, worauf die Kirche liegt, und östlich und süd-
lich davon , ist hoch und der Abfall gegen den Wettling
kann gegen 20' betragen. Hier finden sich auch die römi-
schen Alterthümer. Schon Teschenmacher erwähnt der
grossen Menge von eisernen Geßtssen, die hier gefunden
wurden, und auch bei Anlegung der neuen Cbausse'e hat
man hier viel geschmolzenes Eisen von vortrefflicher Qualität
gefunden, so dass es wahrscheinlich ist, dass die Römer eine
Etsenscbmelze und Eisengiesserei hier hatten. Auffallend
ist die grosse Menge kleiner Münzen von Konstantin d. Gr.
bis Valentinian I. Bei den Nachgrabungen wurde auch eine
römische Strasse gefunden, welche die Richtung gegen
Bedburg hatte.
3) Rindern 1,s ). Die römischen Altertbümer werden um
127) Vgl. Jahrb. H. XXIII. S. 40. S. Schnei der 's Neue Beiträge.
S. 43 ff.
128) Vgl. ebend. H. XVII. 8. 221 ff., H. XXIII. S. 32 ff. und H.
XXV. S. 7 ff. S. De der ich* Gesch. der Fb'raer and der
Deutschen am Nic4errheto. S. !02 ff.
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122
die Kirche, und nördlich und Östlich davon in den Garten
und Feldern gefunden. Cosmann aus Cleve, der im vorigen
Jahre hier hat graben lassen, fand ausser Tuffstein-Mauern
auch andere von Ziegeln, worunter viele mit Legioussteropeln,
von denen jedoch keiner mehr vorhanden war. Auch eine
ziemlich lange Wasserleitung aus Ziegelplatten von 2 Qua-
dratruss, welche noch vorbanden waren, wurde bei diesen
Ausgrabungen ausgebrochen. Viele Münzen aus 4er spätem
römischen Zeit wurden gefunden. — Der ehemalige Tempel
des Mars Camulus bildet die Kapelle der jetzigen Kirche,
die auch grossentheils aus römischen Steinen aufgebaut ist.
Der auf dem Schlosse zu Cleve aufbewahrte Votivstein des
Mars Camulus 189 ) war in dem Altare der Kapelle einge-
mauert, wo ihn Buggenhagen ausbrechen Hess. An der
Nordseite dieser Kapelle befindet sich der zugemauerte Ein-
gang, der schoo im frühen Mittelalter nebst dem Bogenge-
wölbe um 2' erhöht worden ist, weil sich der Boden um
die Kirche erhöht hat.
Die Kircbe und der Raum, wo die römischen Ruinen ge-
funden werden, liegt überhaupt höher als die Umgegend.
4) Der Heidenkirchhof liegt westlich an der Strasse von
Cranenburg nach Goch, etwas oberhalb Frasselt, auf einer
Anhöbe im Walde. Hier befinden sich, nach der Aussage
des Cosmann, römische Mauern und Ruinen in einer grossen
Ausdehnung, und eine römische Strasse zieht von da in ge-
rader Ricbtuog durch den Reichs- und Clever Wald nach
Materboro und gegen das Haacksche Thor von Cleve.
Bei der Drususburg, oder dem versunkenen Kloster, west-
lich von Neu -Kloster und Kessel an der Niers, sollen viele
römische Alterthümer gefunden werden. Desgleichen bei
Schloss Calbeck an der Niers. Dieser Punkt ist besonders
— — - —
129) Tgl. Jährt». H: X: S. 01 ff., H. XVIII. S. 184 ff.^u. H. XXVI.
S. 199 ff. 1 ' " ' 4
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123
wichtig. Westlich von Calbeck, auf der linken Seite der
Niers, in dem Walde, durch welchen die Strasse von Goch
nach Weese führt, sind viele Grabhügel. Das Schloss Cal-
beck ist vor längerer Zeit abgebrannt und gegenwartig
Ruine.
Ausser an den genannten Orten finden sich römische Alter-
thümer in der Umgegend von Cleve zu Materborn, Hasselt,
Donsbrüggen 130 ), Düffel waard und Renken, so dass der alte
Rheinlauf durchgangig die Grenze bildet , bis wohin sie sich
erstrecken.
In Kellen sind in den letzten 40 Jahren durchaus keine
römischen Alterthümer gefunden worden. Es weiss über-
haupt Niemand , dass dort jemals dergleichen vorgekommen
sind. Das Sanctuarium der Kirche ist aus Tuffsteinen ge-
baut und sehr alt; der Thurm und der übrige Anbau ist
neuer. In der Kirchenmauer ist ein sehr alter verwitterter
Inschriftstein eingemauert, dessen Buchstaben und Eckver-
zierungen von guter mittelalterlicher Arbeit sind, und noch
ein zweiter, der wahrscheinlich aus dem nahen Schmithusen
herrührt 181 ).
Die römische Strasse von Cleve nach Nymwegen ist im
Allgemeinen die alte Strasse z wisch en beiden Orten vor
Anlegung der neuen Chaussee. Sie ging jedoch aus dem
Heidenberger Thore, und traf zwischen Cleverberg und dem
Gestell, welches die Grenze des Thiergartens bildet, in die
Richtung der alten Strasse. Die an ihr gelegenen Häuser
zwischen Cranenburg und der Holländischen Grenze heissen
„Hochstrasse". Die Strasse macht östlich von Cranenburg
eine bedeutende Krümmung nach Süden, um der Waalniede-
rung auszuweichen.
Das alte Schloss Byland liegt jetzt in der alten Waal,
und sind dessen Trümmer bei kleinem Wasser noch sichtbar«.
130) Vgl. Jahrb. H. *Xn. S. t*> . * -' 4 ' * l *
131) Vgl. ebend. H. X. S. Gl ff.
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124
7. Römerstrasse von Colonia Trajana nach
Agrippina (Cöln).
Diese in de« Itiuerar des Antonin angegebene Strasse
besteht eigentlich ans zwei Strassen, welche von Cöln und
Colonia Trajana 132 ) ausgebend sich in der Nahe von Fal-
kenberg (Valkenburg) vereinigten und bei Maastricht Aber
die Maas führten 1SS ).
Das Itinerar nennt von Colouia Trajana ans folgende
Zwischenorte und Entfernungen :
Mediolano (bei Geldern) M. P. (hier Lenken) VIII.
Sablonibus (Kloster Sand)
VIII.
Mederiacum (?)
»
X.
Theudurum (Tttdderen)
n
u
VIIIL
Coriovallum (bei Falken-
berg-Valkenburg)
9
r>
9
vn.
Juliacum (Jülich)
»
n
XII.
Tiberiacum (s. unten)
9
VIII.
Colonia Agrippina (Cöln)
X.
Die Strasse ging aus der Mitte der westlichen Seite von
Colonia Trajana aus, und führt von dem Hofe des Bauern
Scholz an unter dem jetzigen Namen der „Grünstrasse", als
132) Vgl ebend. H. in. S. 83 ff. u, S. 194. ff., H. VIII. S. 179 ff.,
H. XXIU. S. 176 ff., H. XXV. S. 1 ff. u. H. XXVII. S. 1 ff.
133) Die Fortsetzung dieser Strasse ging über Tongern (Aduaca Ton-
grorum), Bavay (Bagacum), Cambray (Camaracum) ete. und
ist dieselbe, welche den nördlichen Theil des Schlachtfeldes
ron Ligny berührt, und im Jahre 1815 vielfach von den Preus-
sischen Kriegern betreten wurde. Warum diese und andere
Römerstrassen im nördlichen Frankreich und in Belgien Chaussees
de Brunehault genannt werden, Ist unbekannt "Wahrscheinlich,
hat die berüchtigte und sehr baulustige austrasisohe Königin
Brunehilde mehrere dieser Bömerstrassen ausbessern lassen und
dadurch au dieser Benennung Anlass gegeben.
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125
Römerstrasse noch sichtbar, um den sumpfigen Heerdekamp.
Bei Waymannshof vereinigt sich eine andere Römerstrasse
mit ihr, die von der Rheinbrücke bei Vetera kam, und beide
gehen von hier in der Richtung der gegenwartigen Strasse
von Xanten nach Sonsbeck. Von diesem Orte bis Capellen
hat der Verf. keine Spuren der Romerstrasse gefunden. Von
Capellen an wird sie wieder sichtbar, und bildet zum Theil
die gegenwärtige Strasse, welche von diesem Orte nach
Geldern und Straelen führt. Das oben aufgeführte Medio-
lanum, welches 8 Leuken von Colonia Trajana entfernt war,
hat höchst wahrscheinlich da gelegen, wo diese Strasse über
die Niers ging. Hierher trifft die angegebene Entfernung,
und hier werden auch häufig römische Alterthtimer gefunden.
Auch in Geldern, in Diesdonk und in Pont findet man viele
Spuren römischer Anwesenheit. Von dem Eugenianischen
Kanäle an ist die neue Chaussee von Venloo auf die Römer-
strasse gelegt worden, und letztere daher bis auf % Stunde
von Straelen verschwunden. Von hier verlässt die Römer-
strasse die Chaussee und führt in ganz gerader Richtung,
und noch wohl erhalten, unter dem Namen der „Hochstrasse 0
nach dem ehemaligen Kloster Zand. Dieses ist die römische
Station Sablones und die lateinische Benennung bloss eine
Uebersetzung des deutschen Sand. Die Entfernung ist jedoch
in dem Itinerar um 2 Leuken zu gross angegeben. Von
Kloster Sand aus ist diese Strasse auf eine halbe Stunde
in südlicher Richtung noch sichtbar, wo sie verschwindet
und ihre Fortsetzung von dem Verf. nicht wieder aufgefunden
worden ist.
Auf der linken Seite der Maas befinden sich in dieser
Gegend die Ueberreste dreier römischer fester Plätze, nem-
lich in Lottum , dessen römischer Name unbekannt ist, in
Blerick bei Venloo, dem ehemaligen Blariacum und in Kessel,
dem alten Castellum Menapiorum. Auf der auf der Peutinger-
schen Tafel angegebenen Strasse, welche von Nymwegen auf
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126
das linke Ufer der Maas und auf selbigem aufwärts nach
•
Tongern führte, wird Blariacum als Station genannt.
Aus der (Segend der Maas wendet sich der Verf. nach
Jülich 134 ), dem römischen Juliacum. Bei Anlag« der
Citadelle von Jülich, siud die Ueberreste des römischen Ka-
stells zerstört worden, und ausser Münzen und- römischen
Craberu werden gegenwärtig an diesem Orte keine anderen
Spuren römischer Anwesenheit gefunden.
Von Jülich nach 135 ) Cöln ist die nene Chaussee bis Els-
dorf auf die Römerstrasse gelegt worden und daher in
dieser Entfernung verschwunden. Bei Elsdorf, wo sich die
Chaussee links nach Bergheim wendet, wird die Römerstrasse
sichtbar, und führt iu gerader Richtung fort über Gruben,
Thorrund durch die Niederung der Er ft nach Quadrat. Das
römische Tiberiacum, welches nach dem Itinerar 8 Leuken
von Jülich und 10 Leuken von Cöln entfernt lag, ist bis
jetzt allgemein nach Bergheim versetzt worden. Dieses ist
jedoch unrichtig, da die Römerstrasse Bergheim weit nörd-
lich liegen lässt, und auch an diesem Orte keine römischen
Alterthümer gefunden werden. Die in dem Itinerar ange-
gebene Entfernung trifft auf eine Stelle im Felde zwischen
Gruben und Thorr, wo unter der Erde noch römisches
Gemäuer und häufig Münzen gefunden werden. Auch
in Quadrat finden sich noch viele Spuren römischer An-
wesenheit. Tiberiacum ist daher entweder bei Tnorr oder
nach Quadrat zu setzen ; das Erstere scheint das richtigere,
da die angegebenen Entfernungen dabin treffen. Von Qua-
drat aus ist die Römerstrasse nördlich von der Chaussee im
Walde noch sichtbar. Von Gross. Königsdorf bis Cöln ist die
jetzige Chaussee auf die Römerstrasse gelegt worden , und
daher die letztere nicht mehr sichtbar.
134) Vgl. Jahrb. H. V. und VI. S. 338 ff., H. XVI. S. 81 ff. und
H. XXV. 8. 139 ff.
185) Vgl. ebenda*. H. III. S. 134 ff.
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127
Ergänzung seit den 1830ger Jahren. Strasse
von Colonia Trajana nach der Maas. »Die Grün-
sirasse bat die doppelte Breite einer Römerstrassc , und ihre
jetzige Anlage ist aus spaterer Zeit. Die alte Wesel'sche
Strasse geht in gerader Richtung von dem Fürstenberge
«wischen dem verfallenen Hofe Dass und dem Hofe Witte
durch, und wendet sich rechts gegen das Haus RöVchen, um
den steilen Abhang, welchen die Heesberge gegen den Bruch
haben, zu umgehen. Bei Rös'cheu geht die alte von Xanten
kommende Landwehr über die Strasse und durch den Garten
von Rös'cheu. Diese Landwehr scheint auf der Strasse zu
liegen, denn wo sich dieselbe südlich wendet, geht die Römer-
strasse noch wohl erhalten durch einen Kieferwald westlich,
und wendet sich gegen den Paulshof, und trifft bei dem*
selben wieder in die Landstrasse, welche von jetzt an, von
dem südwestlich gelegenen Wirthshause Xanterfurth , die
Furth'sche Strasse, und die Hohen, über welche sie nach
Sonsbeck führt, die „Furthschen" oder die „Baiberge" genannt
werden. In eiuer Urkunde des 14. Jahrhunderts wird sie hier
die „hohe Strasse« genannt. Zu Pachtlandshof, wo dicht
nordöstlich von Sonsbeck am Abhänge der Höhen neben
dieser Strasse die von Tescheumacher erwähnten römischen
Ruinen liegen, — ist in neuerer Zeit nichts Römisches ge-
funden worden. — Die Hauptstrasse von Sonsbeck ist die
Römerstrasse, welche im Orte die Hohstrassc genannt wird.
Desgleichen zwischen Sonsbeck und Capellen, und zwischen
diesem Orte und Geldern. Hie und da ist uoch der römische
Strassen dämm zu erkennen.
Ob jedoch die Römerstrasse von Sonsbeck nach Ca-
pellen die gegenwärtige Richtung hatte, oder nicht viel-
mehr in gerader Direction durch den Winkeler Busch und
am Schloss Winkel vorbei nacb Capellen ging, das ist sehr
die Frage. Sie durchschneidet das Dorf Capellen , wo sie
früher die Grenze zwischen den Herzogthümern Cleve uud
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128
Geldern bildete. Bri Capellen ging sie über -die Fleth. Die
Bauersehaft Dammcshoek und der Hof op gen Damm haben
von ihr den Namen. Sie macht ferner die Grenze zwischen
den Dorfschaften Capellen und Wetten , obgleich ihre Rich-
tung dieses nicht vermuthen lässt, und führt bis zur Chaussee
von Cleve nach Geldern die Benennung „Hochstrasse" , ist
jedoch durch den langen Gebrauch ruinirt, und hat von der
römischen Anlage nichts als die Richtung behalten. Sie
ging unterhalb des gegenwärtigen Weges und unterhalb der
WUickschen Mühle über die Niers. Die alte Brücke ist vor
längerer Zeit abgebrochen worden, und es sollen sich noch
In der Niers und in den nahe liegenden Wiesen die Brücken-
pfähle zeigen. Zwischen der Fleth und Niers sind keine
römischen Ruinen aufgefunden worden; dagegen wurden bei
Anlegung der Fossa Eugeniana im Jahre 1626 da, wo sie
die Chaussee schneidet, viele römische Alter thümer aufgedeckt,
und ebenso bei der Erbauung der Chaussee von Straelen
im Jahre 1809 bei Diesdonk , ganz nahe bei Pont, Gräber,
Urnen, Münzen und die Ueberreste der alten Strasse aufge-
funden»
Es dürfte statt VIII, XII Leuken zu lesen sein, so dass
daun Mediolanum auf die Höhe bei Pont da zu liegen käme,
wo die neue Chaussee nach Straelen eine Wendung rechts
macht, und wo sowohl bei Anlegung dieser Chaussee, als
auch in den letzten Jahren beim Kiesgraben, viele römische
Alterthümer gefunden worden sind. Diese Stelle liegt zwi-
schen den Höfen Luerhaas, (Lauerhaas) und Daertman, zwischen
welchen durch die Strasse auf dieses Hochfeld zieht, und wo
nach der Tradition eine grosse Stadt, Namens Daert, gelegen
haben soll. Die Gegend von Pont ist niedrig, daher ad
Pontes, und wo die Alterthümer gefunden werden, tritt die
Strasse aus der Niederung auf die Höhe.
Wo die Chaussee die Krümmung gegen Straelen macht,
geht die Römerstrasse gerade aus, und führt zuerst den
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129
Namen „alte Strasse« ; weiter südwestlich gegen die Hon-
schaft Hetzert zieht sie unter dem Namen der „hohen Strasse"
oder „der Grünstrasse", als mit Gras bewachsener und erhöhe-
ter Feldweg, in gerader Richtung gegen Zand. 400 Schritt
vor diesem Orte verschw indet sie in den Feldern , und ist
erst naher gegen Zand in dem Bruche bei dem Schlosse Coul
wieder aufgefunde n worden. In Zand sind keine Alterthümer
gefunden worden, so dass es nicht wahrscheinlich ist, dass Sab-
lones hier gelegen habe. Ein goldener Quinar von Trebo-
nianus Gallus ist in diesem Sommer an der Römerstrasse in
dieser Gegend gefunden und an den Kaufmann Adolf Justen
in Venloo verkauft worden. Nach Angabe des Herrn Engele
zu Zand wird die hohe Strasse auch „Prinzen Heerbahn« in
der Gegend genannt.
Die Niederungen der Niers waren bis 1778 noch grosse
Sümpfe, wo Friedrich d. Gr. durch die Besatzungen von
Geldern und Wesel den Nierskanal von Geldern nach der
Maas graben Hess, und dadurch jene Sümpfe in die vortreff-
lichsten Wiesen verwandelte«.
Im Jahre 1839. „Von Zand aus wird auch die gerade
Strasse Uber Hinsbeck nach Dülken und nördlich über Strae-
len und Walbeck etc. „hohe Strasse« genannt.
Die Hohestrasse von Zand nach Melich geht
unter diesem Namen von Zand aus in gerader Richtung
gegen die Windmühle von Heringen. Eine halbe Stunde
von Zand trennt sich links von ibr die hohe Strasse nach
Hinsbeck. Von dem Trennungspunkte geht sie noch eine
Strecke in gerader Richtung gegen die Windmühle und ist
der Communikationsweg nach Heringen. In den Feldern
vor diesem Dorfe verschwindet sie und erscheint erst wieder
an dem südlichen Ausgange von Niederdorf-Heringen. Doch
wissen sich alte Leute noch sehr wohl zu erinnern , dass
vor Anlegung des Nordkanals ein sehr befahrner Weg von
der Hochstrasse von Niederdorf in gerader Richtung über
9
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130
den Windmühlenberg nach den eben genannten Wege führte.
Von dem südlichen Ausgange von Niederdorf ist Name, Rieh-
tung und Beschaffenheit der Strasse auf die Länge von einer
halben Stunde vorhanden, wo sie in der Haide verschwindet.
Von den Wegen, die durch die Haide nach Leuth und Kal-
denkirchen führen, ist nicht mit Gewissheit zu bestimmen,
ob einer von ihnen die alte Römerstrasse ist Von Kalden-
kirchen aus erscheint sie wieder unter dem Namen der
„Ravenstrasse 44 , und führt in gerader Richtung als ein jetzt
noch benutzter Fahrweg durch die Ravenshaide und die
Höhen herab, welche den rechten Thalrand der Maas bilden,
nach dem weissen Steine, wo der „Prinzendyck" anfangt. Der
Prinzendyck ist ein gerader Damm, der durch die sumpfige
Haide, das „Merlebruch 44 genannt, parallel mit den Höhen,
welche das Maasthal begrenzen, und einige hundert Schritt
von ihnen entfernt, über den untern Theil der südlichsten
und am meisten vorspringenden Höhe fortläuft, eine kleine
Wendung rechts macht und scheinbar die gerade Richtung
nach Melich nimmt. Er lässt sich von der Höhe herabkom-
mend durch die Haide bis zur Swalm verfolgen, über welche
er etwas oberhalb Swalmen führt. Mit Ausnahme einer
Anzahl von Grabhügeln , die zu beiden Seiteu des Prinzen-
dycks liegen, sind auf der ganzen Strecke von Zand bis
zur Swalm keine römischen Alterthümer ermittelt worden.
Nach deu Mittheilungen des Herrn Notar Ch. Guillon zu
Ruremonde führt die Römerstrasse von der Swalm durch
Maelbroeck, dem östlichen Theile von Maasniel nach Straet,
wo sie eine kleine Krümmung macht und sich nach Melich
wendet Sie heisst in der Gegend die „Kaiserstrasse" und ist
auf der ganzen Strecke als Kiesstrasse noch wohl erhalten.
Sowohl in Melich als auch in der jetzt baumlosen Haide
zwischen Melich und Straet werden römische Alterthümer,
besonders viele Münzen gefunden, und es ist nicht zu zwei-
feln, dass Melich das im Itinerar angegebene Mederiacum
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131
ist. Die Strasse soll an der Stelle, wo der Uebergang über
die Roer nach Odiiienberg statt findet, diesen Fluss über-
schritten haben. Bei Mehrum ist der Drususberg, und eine
ähnliche Erhöhung bei Karken.
Nach denselben Mittheiluugen geht die Römerstrasse auf
der linken Seite der Maas westlich von Blerick (wo keine
römischen Altertbttmer gefunden werden) vorbei nach Baerlo
Cwo deren sehr viele und vor einigen Jahren sogar gegen
4000 Gold- und Silber-Münzen beisammen gefunden wurden),
westlich von Kessel nach Neer, und von da an Haelen vor-
bei nach Groot-Melenberg (gleichfalls ein reicher Fundort
von Alterthümern , woher die Steine des Herrn Guillon),
w elches von diesem für das Catualiuin der Peut. Tafel gehalten
wird. Sie heisst in der Gegend der ,,Heerweg". Von Groot-
Melenberg führt dieselbe westlich von Horn nach Beegden,
nördlich von Heel und Thorn etc«.
Aus dem Notizbuche von dem Jahre 1832 oder
1833. „Die Römerstrasse von Jülich nach Ton-
gern geht südlich von Coslar, an Frauenrath und Ungers-
hausen, an Rötgen vorbei, die nördlichen Hecken von Baes-
weiler , so wie den nördlichen Saum des Wäldchens bei
Buschscheiden (Boschelen) berührend, südlich von Weyenberg
vorbei, an dem rechten Thalrande der Wurm hinab und
durch die sumpfige rechte Niederung dieses Flusses, — wo
noch die starken eichenen Pfähle einer langen Bockbrücke,
— nördlich an Schloss Rimburg, bei der Mühle über die
jetzige Wurm und durch die breite und sumpfige linke Thal-
niederung derselben, den linken Thalrand hinauf, nördlich
an Grünstrass vorbei , nördlich von Kastell Schaesburg 136 )
durch Swyr, südlich von Wynandsrade nach Aalbeck (Aal-
beck). Die Strasse ist zwischen Jülich und Rimburg nur
136) Bei Kastell Schaesberg, ohnweit Heerlen, sind 1838 beim Bau
einer Chaussee fiele römische Alterthümer gefunden worden.
uigm
132
wenig Aber den Boden erhobt, ihre Besteinung ist jedoch
durchgängig noch in dem Boden vorhanden und ihre Rich-
tung durch den schlechten Wachsthum des Getreides kenn-
bar. Schloss Himburg, gegenwärtig auf der linken, ehemals
auf der rechten Seite der Wurm, — (die sich früher längs
dem rechten Thalrande entlang zog und noch gegenwärtig
durch einen sumpfigen Graben, die alte Wurm genannt, sicht-
bar ist), — befindlich , liegt auf einer Erderhöhung , etwa
15' über der Niederung, die 260 Schritt lang und 190 breit
ist, — und scheint ein römisches Kastell gewesen zu sein.
Die sehr starken Mauern und die vielen Souterrains des-
selben sind aus dem 12. Jahrhundert, und nur in den Fun-
damenten des Gemäuers scheinen noch üeberreste römischer
Gussmauern sich zu finden. Römische Münzen sollen häufig
bei diesem Schlosse gefunden worden sein. Einige hundert
Schritt südlich von demselben, jetzt auf der rechten, früher
auf der linken Seite in der Niederung der Wurm ist ein
wohl erhaltener römischer Grabhügel von 30' Höbe und
162 Schritt im Umfange. Ein anderer, südlich davon ge-
legener, ist zerstört
Nach der Mittheilung des Herrn Rombey zu Geilenkirchen
soll der Polizei- Commissär Herr Cudell zu Maastricht viele
Nachrichten über die römischen Alterthümer dieser Gegend
gesammelt haben. Sein Gehülfe dabei war Herr Offergeid
zu Buschschleiden a .
„Von Herrn Cudell, damals Friedensrichter zu Hasselt, liegt
ein sehr detaillirter französischer Brief vom 12. Juni 1884
vor, worin er, gestützt auf seine seit 1823 auf Veranlassung
des Geschichtsvereins zu Maastricht gemachten antiq. histo-
rischen Forschungen, dem Verf. die gewünschte Auskunft
giebt, und es möge daher gestattet sein daraus Folgendes
hier kurz mitzutheilen.
Von der Römerstrasse, welche von Tongern nach Maas-
tricht führte, sind von ersterm Orte aus streckenweise Ueber-
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133
restc aufgefunden worden: in Berg, Heerderen und im Tom-
mendal, wo sie noch jetzt „de Steenstraat" heisst. Das
Alignement dieser Stücke weiset in ganz gerader Richtung
auf das Uferthor von Maastricht, Notre Dame genannt, hin
und hier muss die Römerstrasse die Maas auf dem Pons Mosae
überschritten haben. Auf der rechten Seite dieses Plurses
haben sich Spuren davon an der Höhe von Berg und bei
dem Hofe Ravensbosch gefunden, welche sich im genauen
Alignement mit denen auf der linken Seite befanden, und
darnach zu urtheilen , hat sich die Römerstrasse durch die
Felder von Amby fortgesetzt und die Höhe von Berg über-
schritten, von wo sie in das Thal der Geule herabgestiegen,
dieses Flüsschen übersetzt hat, zwischen dem Dorfe Houthen
und dem Hofe Ravensboscb durchgegangen ist und sich auf
das, nach der Geule hin ziemlich eskarpirte, Plateau zwischen
Ingendal, Haesdal und Arensgenhout gezogen hat.
Von diesem Plateau aus hat Herr Cudell die Fortsetzung
dieser Strasse nach Jülich hin ganz in derselben Weise wie
der Verf. gefunden. Sie wird in der dortigen Gegend noch
jetzt »die Römerstrasse" genannt. Bei Himburg betrug die
Dicke des sehr festen, wie überall in dortigen Gegenden,
aus sehr grobem Ries bestehenden und auf gewachsenem
Tbonboden ruhenden Strassenkörpers 37 Centimetres.
Auf dem Plateau zwischen Haesdal und Arensgenhout ist
früher ein regelmassiges, ziemlich ausgedehntes Stück Pflaster
aufgefunden worden, welches jedenfalls der Strasse eines Orts
angehört hat, da die Römerstrassen in den dortigen, an
Steinen sehr armen, Gegenden durchgängig nur aus Kies
erbaut gewesen sind. Auch Brocken römischer Ziegel werden
dort häufig gefunden. Dieses Plateau, auf welchem die von
Teudurum nach Coriovallum geführte Römerstrasse, wie die
Spuren davon deutlich zeigen, die von Tongern nach Jülich
gegangene getroffen hat, war für einen befestigten römischen
Etappenplatz sehr günstig gelegen, und da die in dem ltinerar
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134
von Aduaca Tungrorum nach Coriovallum angegebene Ent-
fernung genau auf diese Stelle trifft, so halt dieselbe Herr
Cudell unbezweifelt für diejenige, wo Coriovallum gestan-
den hat.
Nach Herrn Cudell ist in der angegebenen Richtung dieser
Römerstrasse die wirkliche Entfernung von Tongern nach
Jülich 13 Landlieues (Lieues du Pays) oder M. P. XXXIX.,
nämlich von Jülich nach Rimburg 4 Lieues, von Rimburg
nach Maastricht 6 und von Maastricht nach Tongern 3 Lieues.
Da nun die im Itinerar von Aduaca nach Coriovallum ver-
zeichnete Entfernung von HL P. XVI. oder von ö 1 /* Lieues
genau die Distanz von Tongern nach dem Plateau ist, so
bleiben für die von Coriovallum bis Juliacum M. P. XXIII.
In demselben Itinerar sowohl als auf der Peutingerschen Tafel
sind jedoch für diese Distanz nur M. P. XVIII., und auf der
Tafel für die von Aduaca nach Coriovallum nur M. P. XII.
angegeben, was mit den wirklichen Entfernungen nicht über-
einstimmt. Wandelt man jedoch, ohne dem Text Gewalt
anzuthun, in der ersten Ziffer das V in X und in der zweiten
das erste I in V um, so hat man die mit der Wirklichkeit
übereinstimmenden Entfernungsangaben. Denn wenn von den
Kopisten Fehler gemacht worden sind, so konnten es gewiss
am leichtesten die eben bezeichneten sein.
Herr Pelerin gedenkt in seinem Werke „Essai historique
et critique sur le de'partement de la Meuse inferieure et la
ville de Maastricht* der im Jahre 1771 innerhalb seines,
Va Lieue südwestlich des Plateaus und im Thale der Geule
gelegenen, Landgutes Ravensbosch aufgefundenen vielen römi-
schen Alterthümer, ohne jedoch dieselben so wie deren Fund-
stellen speciell anzugeben. Das oben gedachte Stück Römer-
strasse wurde damals ebenfalls aufgedeckt, und Über das
dort gefundene Siegel eines Augenarztes 187 ) hat Christophoras
137) Vgl. d. Bl. H. XX. S. 171 ff.
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135
Saxius unter dem Titel „de veteris medici ocularii gemma
sphragide prope Trajectum ad Mosara nuper eruta* geschrieben.
Das auf dem Plateau aufgefundene Pflaster hat Herr Pelerin
ausheben und zum Pflastern in seinem Gute verwenden lassen.
Er nahm dasselbe, ganz mit Unrecht, als zu einer Heerstrasse
gehörig an, indem er sein Gut Ravensbosch als die Stelle
betrachtete, wo Coriovallum gelegen gewesen, und daher er
auch in dem neuen Namen die flamische oder altdeutsche
Uebersetzung von Coriovallum finden wollte. Ein bürger-
liches römisches Etablissement mag übrigens daselbst gestan-
den haben.
Die Entfernung von Teudurum 138 ) nach Coriovallum ist in
dem Itinerar — nach Wesseling — JH. P. VII., bezeichnet, was
ebenfalls ein Schreibfehler ist* Wenn man jedoch nach
obiger Weise das V in X verwandelt, so erhält man die
Ziffer XII, was so ziemlich richtig der wirklichen Entfernung
des Plateaus zwischen Haesdal und Arensgenhout von Tüd-
deren entspricht. Dass in dem Namen des letztern der des
alten Teudurum sich erhalten hat, ist allerzeit unbestritten
anerkannt worden. Allein der römische Ort ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach nördlich von dem heutigen auf dem
erhabenen Felde zwischen Millen, Havert und Höngen zu
suchen, wo zu verschiedenen Zeiten Alterthtimer gefunden
worden sind 189 ). Es hat sich in der Gegend die Tradition
138) Ueber die Alterthümer von Tüddern rergl. Jahrb. H. III. S. 83ff.
und S. 210, so wie H. VIII. S. 179. ff. Fr.
139) In Nro. 70 der Köln. Zeitg. yom Jahre 1841 beriohtet Dr. Voget
über die Ausgrabung römischer Alterthümer auf der Wester-
heide im Kreise Heinsberg, wobei unter anderm gesagt wird:
Betrachten wir zuerst die örtliche Lage der Westerhaidc , so
finden wir, dass sie noch jetzt eine der besten Positionen für
ein befestigtes Lager darbietet. In westlicher Riohtung drei
Stunden von Heinaberg entfernt, etwa 15 Minuten von dem
jetzigen Dorfe Tüdderen gelegen , gewahrt man eine kahle, mit
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136
erhalten, dass nicht nur Tüdderen ehemals eine grosse Stadt
gewesen sei, sondern dass auch eine solche auf dem Plateau
zwischen Haesdal und Arensgenhout gestanden habe.
Von der von Teudurum nach Coriovallum geführten Römer«
Strasse sind verschiedentliche üeberreste aufgefunden worden.
Ein beträchtliches Stück derselben ist südlich von Tüdderen,
in den Feldern zwischen dem Dorfe BroeksiUard uo ) und
Stadt -Broek — Vorstadt von Sittard — erkennbar. Sie
läset das südliche Thor von Sittard etwas rechts und
nimmt augenscheinlich ihre Richtung über St. Jean-Geleen
gegen das Plateau zwischen Haesdal und Arensgenhout. In
diesem Alignement ist seit einigen Jahren zwischen Aelbeck
und Schimmert in den Ländereien des Herrn Membre'de ein
anderes Stück von dieser Strasse entdeckt, und der Ries
davon zur Wegausbesserung benutzt worden. Endlich wird
diese Strasse auf Flintenschussweite von dem Plateau zwi-
schen Haesdal und Arensgenhout, und zwar zwischen beiden
Orten, in einem Stück Land wahrgenommen, welches „het
Steenland" wegen der Rieslage, die sich daselbst in dem,
Haidekraut bewachsene hügelige Ebene. Flaohe Erdwälle wech-
seln mit grössere kleinem Vertiefungen ab; eine grosse
Zahl flacher, zum Theil etwas eingesunkener Hügel (Tumuli)
bedeckt den Boden. Es wurden 12 Urnen, ausser diesen eine
Streitaxt, ein Speer, Sporen u. a. gefunden.
140) In der Preuss. Staats-Zeitg. vom 8. Juni 1842 (Nro. 158) wird
aus Maastricht vom 2. Juni berichtet: In einem Sumpfe der
Gemeinde Broekalttard im Herzogthum Limburg, hat man eine
Entdeckung gemacht, die allo Archäologen interessiren dürfte.
Es ist diess eine hölzerne Brücke von etwa 1250 Ellen Länge
und drei Ellen Breite. Die Balken dieser Brücke sind hart
wie Stein, aber die Bohlen, die darüber liegen, sind gänzlich
vermodert; eine feste Masse, die man für eine Art Cement
hält, bedeckt sie. Die Brücke scheint von den römischen Heeren
erbautNjsu sein, . ^ - *
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137
übrigens von jeder Art von Steinen freien, thonigen Terrain
befindet, genannt wird.
Zum Schluss sagt Herr Cudell noch, dass zur Zeit seiner
Studien auf der Universität zu Coln , Zieverich, welches
% Meile nördlich vou Thorr liegt , für das alte Tiberiacum
gehalten worden sei, und dass dieser neue Ortsname dem
von Tiberiacum ebenso entspreche wie Zülpich — Tolbiacum.
In Düren (Marcodurum) , einem Grenzorte der Ubier, der
von Tacitus genannt wird, haben sich von den Römern keine
Ueberreste mehr erhalten.
Von Düren abwärts, auf der linken Seite der Roer, finden
sich zwischen Hoven und Merken an einem Orte, der
„auf der heidnischen Burg a genannt wird, die Spuren einer
römischen Niederlassung, wo häufig Alterthümer gefunden
werden, und wo die Ueberbleibsel einer Römerstrasse auf
eine grössere Strecke noch sichtbar sind.
Bei dem Dorfe Gressenich , eine Stunde östlich von Stol-
berg, finden sich auf einer mit Gesträuch bewachsenen Höhe
die Ruinen eines römischen Etablissements, wovon die Mauer-
reste zum Theil noch mehrere Fuss über die Bodenfläche
hervorragen. Von dieser Niederlassung gingen 4 Strassen
aus, die zum Theil noch sichtbar sind. Die eine ging in
westlicher Richtung über St ol berg gegen Aachen, die zweite
in nördlicher über Weisweiler gegen Jülich, die dritte in
östlicher gegen Düren, und die vierte in südlicher nach dem
hohen Veen.
In der Umgegend von Gressenich 141 ) und Stolberg finden sich
viele Spuren , dass die Römer hier Bergbau auf Galmei,
Kupfer und Silber trieben, und vielleicht war dieser Punkt
zur Deckung und zum Schutz des Bergbaues angelegt. Die
Behauptung des van Alpen , dass das von Julius Caesar
141) Vgl. Jahrb. Hl XXV. & 208. ff.
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138
(B. G. VI. 32) genannte Aduatuca Ebnronum bei Gressenich
gelegen habe, ist ein Irrthum.
8. Die römische Rhei nstrasse von Mainz
nach Coblenz 1 **).
Das Itinerar des Antonin und die Peutingersche Tafel
geben hier folgende Orte und Entfernungen an:
von Mogontiacum (Mainz) nach Bingium (Bingen) 12 Leuken
, Bingium nach Vosavia 148 ) (Ober- Wesel) wel-
cher Ort nur auf der Tafel genannt wird 9 9
„ Vosavia nach Baudobrica Buntobrice [auf tab. Peut.]
(Boppard) 9 Leuken
„ Baudobrica nach Confluentes (Co blenz) 8 „
in Summa 38 Leuken
oder ll 2 /3 geographische Meilen. Die drei ersten Angaben
treffen mit den wirklichen Entfernungen genau tiberein. Von
Boppard bis Coblenz hingegen beträgt die wirkliche Ent-
fernung längs dem Rheine auf der gegenwärtigen Rhein-
strasse 97a Leuken, und nur, wenn man die Entfernung von
Boppard über die Höhe östlich an Waldesch 144 ) vorbei und
Uber das Fort Alexander nach Coblenz misst, erhält man
genau 8 Leuken. Da sich, wie weiter unten angeführt werden
wird , in dieser Richtung die Spuren einer Römerstrasse
»
142) Nach der vom Verfasser auch für diese Strassenstrecke vor-
liegenden Zusammenstellung der Entfernungsangaben des Itine-
rars und der Peutingerschen Tafel mit der wirklichen Entfernung
beträgt letztere: von Mainz bis Bingen 12, von Bingen bis
Oberwesel 9, von Oberwesel bis Boppard 9 und von Boppard
naoh Coblenz über die Karthause 8, längs dem Rheine aber
9 Leuken.
143) Auf dem Tongersohen Meilen steinfragmente wird Vosavia —
[Vojsolvia genannt. (Vielleicht ist die ursprüngliche Lesart
Vosallia gewesen, daher Vosauia,' Vosavia entstanden« P. F.)
144) Vgl. Jahrb. H. XVTJI. Ö. 70 und H. XXVI. ß. 6.
139
finden, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass die römische
Rheinstrasse um den grossen Bogen, welchen der Rhein
zwischen Boppard und Ahense macht, zu vermeiden, von
ersterem Orle an das Rheintbal verlassen, sich auf die Höhe
des linken Thalrandes hinauf, und an dem Kühkopf wieder
in dasselbe herab nach Coblenz gezogen habe.
Mainz (Mogontiacum , auch Mogunciacum) , die Haupt-
festung der Römer am Mittelrhein und die Hauptstadt von
Ober - Germanien , enthielt nach römischen Angaben und in
Uebereinstimmung mit den Ueberresten, welche man in neuerer
Zeit gefunden hat, folgende Werke:
1) Das Castrum Mogontiacum, — das von Drusus auf
der Höhe zwischen dem jetzigen Mainz und dem Dorfe
Zahlbach angelegte Hauptwerk, die eigentliche Festung ;
2) das Castellum (Drusi), das jetzige Castel, als Brücken«
köpf auf der rechten Rheiuseite, ebenfalls von Drusus
angelegt;
3) das Castell auf der Mainspitze 145 ), dessen Grundmauern
bei Anlegung der Gustavsburg, im Jahre 1632, mit
vielen Monumenten etc. aufgefunden wurden;
4) das Castellum superius Hadriani(das obere Fort Hadrian)
auf der Höhe von Weissenau, und
145) Hofrath Steiner (Topographie des Maingebietes S. 128 ff.) stellt
die Vermuthung auf, dass der Main zur Römerzelt sich bei
Ginsheim in den Rhein ergossen habe. Die Terrainconfiguration
zwischen Raunheim, Rüsselheim und Bauschheim macht es
allerdings wahrscheinlich, dass in sehr früher Zeit ein Arm
des Maina in dieser Rlohtung geflossen ist. Zur Römerzeit war
. jedoch die Mündung — oder wenigstens die Hauptmündung
— desselben an der gegenwärtigen Stelle- Denn zu welchem
Zwecke hätte sonst das Kastell auf der Mainspitze, wo die
Gustavsburg lag, so nahe bei dem Brückenkopfe von Castel»
dienen sollen, wenn es nicht die Bestimmung gehabt hätte, die
Vereinigung beider Flüsse und die Strassen, welohe hier über
den Main führten, zu deoken?
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140
5) das Castellum inferiusHadriani(das untere Fort Hadrian)
an der Stelle des jetzigen Hauptsteins, bei dessen Be-
festigung im Jahre 1714 die Umfassungsmauern des
römischen Castells gefunden wurden.
Unter den vielen Befestigungen, welche Drusus seit dem
Jahre 14 vor Christus längs dem linken Rheinufer zur Ba-
sirung seiner Offensiv-Operationen gegen Deutschland anlegte,
war die von Mainz, ihrer Lage und Ausdehnung nach, die
wichtigste. Dieser für die Offensive gegen Deutschland so
wichtig gelegene Punkt erhielt gleich bei seiner ersten An-
lage eine Ausdehnung zur Aufnahme von zwei Legionen
(mit den Hülfstruppen gegen 80,000 Mann), der II. und XIV.,
und die letztere, welche erst nach 73 Jahren (im Jahre 60
n. Chr.) Mainz verliess, kann als die eigentliche Erbauerin
dieser Festung angesehen werden 146 ).
Nach den Ueberresten der Umfassungsmauern, welche man
im Jahre 1632 und spater aufgefunden hat, umschloss die
römische Befestigung den höchsten Theil der Höhe zwischen
dem jetzigen Mainz und Zahlbach, und hatte die Form eines
länglichen Vierecks. Die nördliche lange Seite desselben
ging von dem Graben der Citadelle an der Windmühle vorbei
und längs dem Abhänge der Höhe an der Stepbanskirche
und an dem Gauthore (wahrscheinlich der römischen porta
praetoria) entlang, bis zum Abhänge des Linsenberges. Die
Länge dieser Seite beträgt 6516 rhein. Fuss, und Ueberreste
der römischen Umfassungsmauer sind noch sichtbar: in dem
Graben der Citadelle, au der Windmühle, an der Stephans-
kirche und in den nördlich von ihr gelegenen Weinbergen.
Die westliche kurze Seite des Vierecks zog sich von dem
runden Pulverthurme , der auf den Fundamenten eines römi-
schen Thurmes, steht, längs dem Abfall des Linsenberges,
146) Vgl. Klein, über die Legionen welche in Obergermanien standen.
(Maina 1853). S. 4 ff.
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141
-
oder der Höhe, welche nach dem von Zahlbach kommenden
Bache abfallt, fort, und hier hat man, besonders bei Anlegung
der Josephs- und Linsenberger Schanze, die römischen Um-
fassungsmauern in der Ausdehnung von 2029 rhein. Fuss
aufgefunden. Von der südlichen langen Seite hat man zwi-
schen dem Glacis des doppelten Zangenwerkes und dem
Entenpfuhl oder Drusenloch, so wie in der Philippsschanze,
viele Mauerreste entdeckt; desgleichen von der östlichen
kurzen Seite in dem westlichen Glacis der Elisabethschanze
und in der Nahe der Citadelle bis an den Abhang des Albans-
berges gegen den Rhein. Die römische Umfassung bestand
aus zwei starken parallelen Gussmauern mit Thürmen. Zwi-
schen beiden Mauern befand sich ein 15 Fuss breiter Zwischen-
raum, der mit Erde ausgefüllt gewesen zu sein scheint.
Zu den ausgezeichneten Bauwerken der Römer, von welchen
sich in der Nahe von Mainz noch Ueberreste erhalten haben,
gehört :
1) Der Aquaeduct U7 ), welchen Drusus gewiss zu gleicher
147) Im 6. Bde. 2. Hefte der Annalen für Nass. Alterthums-Kunde
etc. werden S. 355—361 „Kurze Andeutungen über die wirk-
liche Richtung der römischen Wasserleitung hei Mainz von Dr.
H. Malten" mitgetheilt , und sprioht sich der Verf. in seinem
Begleitschreiben vom 27- Mai 1846 über die Tendenz seiner
Arbeit folgend ermaassen aus : »Die beikommenden Andeutungen
haben im Grunde kein anderes Verdienst, als das an sich sehr
geringe einer fast zweijährigen Nachforschung mit dem Such-
eisen, welche den Verf. von Pfeiler zu Pfeiler geführt und ihm
schliesslich die Ueberzeugung gegeben hat, dass der verdienst-
volle, grösstontheils nach persönlichen Forschungen an Ort und
Stelle folgernde Pater Fuchs sich geirrt, wenn er angenommen,
dass die römische Wasserleitung am sogen. Königsborn , eine
Viertelstunde nördlich von Finten (1% Stunde westlich von
Mainz) ihren Anfang genommen, den Fuss des Fintener Berges
umschlungen und dann in gerader Richtung bis zu der porta
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142
_
Zeh mit der Festung anlegen Hess , um aus dem Königs-
brunnen zwischen Heidenheim und Finten (Fontana) für die
Besatzung das nttthige Wasser zuzuführen. Von diesem
Aquädukt sind bei dem Dorfe Zah Ibach noch die Ueberreste
von 59 Pfeilern sichtbar, wovon einzelne noch eine Höhe
von 30' über der Erde haben. Die Wasserleitnng soll, wo
sie am höchsten war, 128', und ihre ganze Lange von dem
Königsbrunnen, bis zu dem Drusenloch 28,655 Fuss betragen
deoumana des Castrum Moguntiaoum sich erstreckt habe. Am
Königsborn , dessen Quelle sehr unbedeutend ist , bietet sieh
nicht die geringste Spur von römischem oder anderm Mauer-
werk , als Ueberrest einer Brunnenstube , eben so wenig als
man Spuren von Ffeilern durch das Thal bis zu dem 40 Minuten
entfernten Fuss des Fintener Berges bemerkt. Dagegen erstreckte
sich die lange Pfeilerlinie von der noch vorhandenen sogenann-
ten Langstein-Reihe, bei Zahlbach, hinweg durch die Ebene
bis zu dem Fusse der sogen. Hohle, oder des künstlich in den
Berg eingegrabenen 2600 Fuss langen Behälters, unterhalb des
Dorfes Drais". In dieser angedeuteten Richtung, welche, 3820
Fuss von dem Drusenloch entfernt, unweit des nördlichen Ufers
der Attach nach der Brunnenaue hinläuft, hat Dr. Malten auf
11440'* Entfernung 542 Pfeiler theils über, theils unter der Erde
aufgefunden, von da ab aber werden (auf 8735' bis zum höch-
sten Rande der Hohle) die Pfeiler durch eine 4'/ 2 ' breite un-
unterbrochene Rinnmauer ersetzt. Die ganze Ausdehnung vom
Drusenloch bis zur Hohle beträgt demnach 15,175 rhein. Fuss.
Nach einer mir vor Kurzem zufällig gewordenen Mittheilung
des Herrn Hell aus Mainz ist derselbe in seinem Hofgarten zu
Finten , wo sich der Königeborn mit den lß Quellen befindet,
bei Anlegung eines Weihers auf den unterirdischen Aquädukt
getroffen, welcher bei ganz ähnlicher Konstruktion wie der aus
der Eifel nach CÖln führende Kanal , in dieser Weise bis zum
Thale hinzieht, dieses auf Pfeilern übersetzt und so sich östlich
von Drais mit dem südlichen Arme vereinigt hat. TJeber die
Wasserleitung bei Zahlbach vergL Klein, die römisohen Denk-
mäler In und bei Mainz. (1861). S. 7 ff.
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148
haben. Der Wasserbebalter des Aquädukts befand sich ausser-
halb der südlichen Umfassungsmauer, vor der jetzigen Philipps-
schanze und dem doppelten Zangenwerke, westlich neben
der Strasse nach Zahlbach. Noch jetzt ist an dieser Stelle
in den Feldern eine Vertiefung sichtbar , welche Entenpfuhl
oder Drusenloch (Drusilacus) 148 ) genannt wird. Die Ziegel,
welche man bei dem Königsbrunnen und längs dem Zuge
des Aquädukts gefunden hat, hatten sämmtlich den Stempel
der XIV. Legion.
2) Der Eichelstein. Im Jahre 9 vor Chr. unternahm
Drusus von Maiuz aus seinen denkwürdigen Zug in das
Innere von Deutschland und drang bis an die Elbe vor. Auf
dem Rückmärsche nach dem Rheine starb er an den Folgen
eines Sturzes mit dem Pferde , und die trauernden Legionen
errichteten ihrem grossen Feldherrn bei Mainz ein Denkmal,
bei welchem alljährlich zum Andenken desselben kriegerische
Spiele gefeiert wurden. Nach einer uralten Tradition haben
sich die Ueberreste dieses Monuments in dem sogenannten
Eichelstein erhalten. Diese thurmähnliche sehr beschädigte
Steinmasse aus römischem Gusswerk befindet sich an dem
rechten Scbulterwinkel der Drususbast ion der Ci'tadelle,
ist noch 42' über dem Wallgange erhaben und mag mehrere
20' unter demselben verborgen sein. Erst in neuerer Zeit
ist in dieselbe für eine Wendeltreppe eine Höhlung gebrochen
worden. Zu Anfange des 16. Jahrhunderts war dieses Mo-
nument noch 100' hoch, hatte unten 132' im Umfange und
oben eine Fläche von 8'. Es ist wahrscheinlich, dass die
Benennung Eichelstein. von Aquila, oder vielmehr von dem
gallischen Aigle, der Adler, entstanden ist, da auf der Spitze
dieses Monuments, wie auf der Säule bei Igel und auf andern
ähnlichen Denkmalen, ein Adler als Sinnbild der Unsterb-
lichkeit befindlich gewesen sein mag 149 ).
148) Vgl. Jahrb. H. XXVII. S. 25.
149) S. Klein, die römischen Denkmäler in und bei Mainz. S. 1 ff.
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144
3. Die römische Rheinbrücke bei Mainz. Man
hat bis jetzt 18 Pfeiler von dieser Brücke in dem Rheine
und die Ueberreete von drei andern bei Erbauung des Zeug-
hauses unter der Erde gefunden. Sie stehen 64' von ein-
ander und sind 36' dick. Da auch auf der Seite von Castel
früher einige gefunden worden sein sollen, so führt dieses
auf die Vermuthung , dass der Rhein , zur Zeit der Römer,
hier eine grössere Breite hatte, oder, was wahrscheinlicher
ist, dass diese Brücke sehr hoch war und dass daher auf
beiden Ufern Fluth bogen standen. Die Richtung dieser Pfeiler
geht von der südöstlichen Ecke des Zeughauses in gerader
Richtung nach dem Thurme von Castel. Die Erbauung dieser
Brücke hat man früher dem Drusus zugeschrieben, bis man
bei dem kleinen Wasserstande in dem Winter von 1818 auf
einem der Brückenpfeiler einen 4' langen uud 3' breiten
Stein 15 °) mit dem Zeichen der 22. Legion 1G1 ) gefunden hat.
8. 5 sagt Klein: „der Name Eichelstein wird wohl am besten
von seiner Gestalt abgeleitet, die, ehe die Spitze abgebrochen
war, einer Eichel nicht unähnlich sah". Fr.
150) Nach einer Notiz des Verf. aus den Annalen des Ver. für
Nass. Alterth. Kunde etc. — Bd. 2. Heft 3. v. 1837. S. 233.
— wird es als sehr gewagt hingestellt, den hier erwähnten
Stein mit dem Stempel der 22. Legion als Haupturkunde des
römischen Brückenbaues zu betrachten , und vielmehr duroh
daselbst entwickelte Gründe dargethan, dass die noch vor-
handenen Pfeiler-Ueberreste nur von der Brücke Karls d. Chr.
herrühren können, mit weloher Ansicht auch Prof. Braun in
Mainz (vgl. Jahrb. H. II. S. 36 ff.) völlig übereinstimmt. Der-
selbe hat übrigens den qu. Stein, — welcher 1819 (nicht 1818)
von Schiffern nicht auf einem der Brückenpfeiler, sondern mit
andern Quadern mehr am Casteler Ufer, nahe unterhalb der
Schiffbrücke, und also etwas weiter oben als die Pfeilerlinie
im Rheine anzeigt, gefunden worden ist, — sogleich an Ort
unrl Stelle für die städtische Sammlung angekauft. Vgl. ausser-
dem Jahrb. H. III. S. 197 ff. [Vor allem ist zu vergl. in der
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145
Da diese Legion erst unter Titus , gegen das Jahr 80 nach
Chr., nach Mainz gekommen, so hat man angenommen, dass
diese Brücke unter Trajan erbaut worden sei. Ihre Decke
scheint von Holz gewesen zu sein , indem der Cäsar Julian
dieselbe im Jahre 357 bereits zerstört fand, und sich in dem
Kriege mit den Alemannen genöthigt sah , bei Mainz eine
Schiffbrücke schlagen zu lassen, um auf das rechte Ufer des
Rheins übergehen zu können. Karl d. Gr. liess auf die
Pfeiler der römischen eine hölzerne Brücke erbauen, welche,
nach lOjahriger Arbeit , kurz nach ihrer Vollendung , im
Jahre 813 wieder abbrannte.
■
Zeitachr. des Verein« zur Erforsch, der rheinisohen Gesohiohte
u. Alterth. zu Mainz. 2. Bd. 1. u. 2. H. (1859) : Dr. Wittmann, Chro.
nlk der niedrigsten Wasserstände des Rheins v. J. 70 n. Chr. G.
bis 1858, insbesondere über die im Jahre 1857-1858 sieht-
baren 19 Steinpfeüerreste der ehem. festen Brücke bei Mainz,
S. 75 ff. Als Resultat der Untersuchungen wird S. 92 aufgestellt,
dass diese ehem. Brücke nicht von den Römern erbaut worden
ist, sondern dass diese Reste von jener Brücke herrühren, zu
deren Errichtung von Karl d. Gr. 10 Jahre (von 803—813.
vergl. Einhard! vita Caroli M. c. 32) verwendet wurden. Fr.J
151) Die XXII. Legion, mit den Beinamen Primigenia, Pia, Fidelis,
war eine der Legionen , welche unter Titus Jeousalem erobert
und zerstört hatten. Sie zeichnete sich durch ihre Anhänglich-
keit an Titus aus, und hat nach ihrer Versetzung nach Mainz
diesen Ort nicht wieder verlassen. Von ihr sind die meisten
Monumente, welche in und um Mainz gefunden werden. Viele
noch jetzt bestehende Orte auf beiden Seiten des Rheins, und
in einer grösseren Entfernung von Mainz sind, wie die aufge-
fundenen Insohriften beweisen, durch Veteranen-Kolonien dieser
Legion entstanden. Mit ihr sind wahrscheinlich auch die ersten
Christen in diese Gegenden gekommen, denn bereits unter Trajan
fangen die Christenverfolgungen zu Mainz an, und wiederholen
sioh mit gesteigerter Wuth unter Mark Aurel, Sept. Severus eto.
[üeber die XXII. Legion siehe die Abb.. von Wiener, de legione
Born, vioesima secunda. DarmsUdii 1830.]
10
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140
Das Municipium von Mainz. Die Standquartiere
der Legionen am Rheine enthielten innerhalb ihrer Befesti-
gungen bloss die nochigen Militairgebäude ete. Die mancher-
lei Verhältnisse einer so grossen Anzahl von Kriegern , die
in Mainz garnisonirten, der lange Friede am Rhein unter den
Antoninen, der Handel, der von hier ans mit den Germanen
auf der rechten Rheinseite getrieben wurde, gaben die
Veranlassung, dass neben der Festung an dem Ostlichen
und südöstlichen Abbange gegen den Rhein eine bürgerliche
Stadt (Municipium) entstand , welche einen grossen Theil
des jetzigen Mainz 152 ) einnahm. Die hier gefundenen Monu-
mente fangen gegen das Ende des 2. Jahrhunderts an, und
auf ihnen werden die Cives Romani von den Cives Taunenses
jederzeit unterschieden , welches beweiset, dass dieses Muni-
cipium von romischen Bürgern und von Germanen, welche
von dem Taunus gekommen und sich hier angesiedelt hatten,
bewohnt war.
- t r - „\
Während des batavischen Krieges kam Mainz auf kurze
Zeit in die Gewalt des Civilis, und wurde durch die 21. Legion,
welche in Vindonissa (Windisch) ihr Standquartier hatte,
wieder befreit. Später ist dieser Ort mehrere Male der Schau-
platz blutiger Thaten gewordeu. Der Kaiser Alexander
Severus, der einen schimpflichen Frieden von den Allemannen
erkauft hatte, wurde wegen dieser Entehrung der römischen
Waffen, nebst seiner Mutter Mamaea, von den aufgebrachten
Legionen in der Nähe von Mainz (wahrscheinlich zu Bretzen-
heim) 1M ) im Jahre 235 ermordet. Dasselbe widerfuhr 267 dem
Usurpator von Gallien, Posthumus, als er diese Festung,
worin sich der Tyrann Laelianus eingeschlossen, erobert
hatte und den Soldaten nicht zur Plünderung überlassen
wollte. Nach der neuen Militair-Organisation des römischen
152) Vgl. Jahrb. H. XXVIII. S. 114.
158) In Sioila, sagt Larapridias o. 59, dem heutigen Sieklingen. F.
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147
Reiches durch Konstantin d. Gr. wurde Mainz der Sitz eines
der 12 kommandirenden Generale (duces), welche den Ober-
befehl über die Provinzen des Reiches hatten. Der von'
Mainz kommandirte von Selz bis Andernach. Unter dem
Sohne Konstantins, Konstantius II, wurden alle römische
Orte am Oberrhein von den Alemannen, sowie die am Nie-
derrhein von den Franken erobert, und erst der Cäsar Julian
setzte sich im Jahre 357, nach der Schlacht bei Strasburg,
welche er über den Heerführer der Alemannen , Chnodomar,
gewann, wieder in den Besitz von Mainz, Worms, Speier
etc. Unter Valenlinian I, gegen 366, überfiel der Alemanne
Rando das von Truppen eutblösste Mainz, richtete ein grosses
Blutbad an und kehrte mit Gefangenen und Beute beladen
über den Rhein zurück, wofür sich Valentinian I. durch die
Schlacht bei Solicinium am Neckar (369) rächte. Als der
Feldherr des Kaisers Honorius, Stilicho, die Legionen, welche die
Rheingrenze vertheidigten , nach Italien gezogen hatte, um
dieses Land gegen die Einfälle der Westgothen und anderer
germanischer Völker zu schützen, ging ein Heer von Van-
dalen, Quaden, Sarmaten, Alanen, Gepiden, Herulern, Sach-
sen , Burgundionen und Sueven über den Rhein , und Mainz
wurde am letzten Tage des Jahres 406 von den Vandalen
erobert und die Festungswerke geschleift. Bei Attilas
Zuge nach Gallien (451) wurde Mainz endlich gänzlich
verwüstet und dem. Boden gleich gemacht. Erst unter
Chlodwigs Enkel, Theodobert I., gegen 534, fing dieser Ort
an, sich von neuem aus seinen Trümmern zu erheben, und
verdankt seine eigentliche Wiederherstellung Dagobert I.
gegen 630.
In der Nähe von Mainz sind die Römerstrassen grössten-
teils durch die Agrikultur zerstört worden, und man findet
von ihnen nur noch wenige Spuren. Ueberreste sind noch
vorhanden :
1) von der Rheinstrasse. Sie ging von der östlichen kurzen
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148
Seite des Kastrums auf der Höhe von Weissenau fort, öst-
lich von Laubenheim von derselben herab, und wendete sich
in gerader Richtung durch die Rheiuaue nach Nackenheim;
2) von einer Strasse, die in der Richtung gegen Alzey
geführt hat; und
3) von einer andern, die durch Zahlbach gegen Drais und
wahrscheinlich nach der Heidenmauer bei Kreuznach ge-
gangen ist.
Von einer 4. Strasse, nach Bingen hin, sind grössere Ueber-
reste vorhanden. Sie finden sich in der Direktion von dem
Hauutsteinc über Gonsenheim , an Heidesheim vorbei und
verlieren sich im Sande bei den Sporkenheimer Höfen.
Die gegenwärtige Chaussee von Mainz über Niederingel-
heim nach Bingen ist auf die Ueberreste einer alten Stein-
strasse gelegt worden, welche in der Umgegend die Strasse
Karls d. Gr. genannt wurde, und wahrscheinlich eine Römer-
strasse, vielleicht die eigentliche Militairstrasse von Mainz
nach Bingen war ; wenigstens ist ihre Richtung ganz römisch.
B i n g i am (in dem Kinerar des Antonin Vingium, einmal Vin-
cum genannt) ein wichtiger, vermuthlich zuerst durch Drusus, be-
festigter Punkt bei dem Einflüsse der Nahe in den Rhein, wo sich
die grosse Militairstrasse von Trier mit der Rheinstrasse
vereinigte. Ob das römische Bingen auf der rechten, oder
auf der linken Seite der Nahe gelegen habe, darüber sind
die Meinungen verschieden 154 ). Auf beiden Seiten dieses
154) Vgl. Jahrb. H. VII. S. 176. u. Anhang zu H. VII. S. 16 u. 69,
H. XVI. S. 1 ff., H. XVII. S. 218 ff. u. Dr. Keuscher „Bingen
zur Zeit der Römer" im 1. Bde. 3. H. der Zeitschrift des Main-
zer Alterth. und Qesch. Vereins. S. 273 ff. Bingen heisst auch
in der Moseila des Ausonius v. 2. Vincum , wo auch die vom
Kaiser Julianus erbauten Mauern der Stadt erwähnt werden.
Amm. Marcell. XVIII, 2, 4. Der Geograph von Ravenna lib.
IV. c 24 nennt den Ort Bingum. (In der neuesten Ausgabe
von Pinder und Parthey (1860) S. 227. Z. 7 ist' wenigstens
dieae Sohreibung aufgenommen worden.)
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149
Flusses, so wohl auf der untersten Terrasse des linken steil
abfallenden Thalrandes desselben, dem jetzigen Bingen gegen-
über 155 ), als auch auf der rechti n Seite der Nahe 15e ), in dem
hochgelegenen Theile der jetzigen Stadt, werden römische
Alterthümer gefunden. In militairischer Rücksicht war die
steil nach der Nahe abfallende Höhe auf der linken Seite
derselben, wo sich noch viele und ausgedehnte Mauertrümmer
unter der Erde befinden, viele Münzen etc. gefunden werden,
der geeigneteste Punkt des ehemaligen Kastells 157 ), dessen
155) Vgl. Jahrb. H.XVI. S- 136, H. XXVIII. S. 79 ff. H.'XXIX.
und XXX. S. 205. ff. und Dr. Keuscher a. a. O. S. 301.
156) S. Dr. Keuscher a. a. O. S. 273 ff. u. Jahrb. H. XXV. S. 115.
157) Der Verf. hat in seinem Notiz -Buche vom Jahre 1829 die
Bemerkung gemacht: „es scheint, dass Bingium auf beiden
Seiten der Nahe gelegen hat". Aber da er im obigen Texte
nicht erwähnt , dass in dem heutigen Bingen Ueberroste von
dem römischen Kastell vorhanden sind , so muss wohl ange-
nommen werden , dass die mit grosser Bestimmtheit in dieser
Beziehung von Dr. Keuscher S. 304. ff. im I. Bde. 3. Heft der
Zeitschrift des Mainzer Alterthums - Vereins gemachten Angaben
damals noch nicht in solcher Weise bekannt waren. Denn
sonst würde er diess, bei der Art wie er seine antiquarischen
Ermittelungen zu machen pflegte , gewiss nicht unbeachtet ge-
lassen und besonders hervorgehoben haben. Nach Dr. Keuscher
a. a. O. S. 301 waren bis dahin nur wenige römische Funde auf
und an dem Ruportsberge vorgekommen, wohingegen er S. 308 ff.
viele der in Bingen und nächster Umgegend gemachten auf-
zählt. Von den letzteren führt er nur als unbezweifelt von
Soldaten herrührend S. 309, S. 310 und S. "20 Waffen und
S. 316 Ziegel mit dem Stempel LEG • XXII • P • P-F ■ auf,
während die übrigen dem bürgerlichen Hausgeräthe etc. ange-
hören. Auch der S. 317 gedachte, 1845 beim Hausbau des
Maurer Marx an der Bingen - Mainzer Chaussee aufgedeckte,
Gräberplatz enthielt nur Bürgerliches, wie die Menge der dort
gefundenen Todten- Urnen mit ihren theilweise prächtigen
Beigefässen beweisen. Ausser den erwähnten Ziegeln, sind
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150
südliche Front durch die Nahe und durch das hohe und
steile Ufer derselben, und die Ostliche durch den Rhein
bis zur Zeit des Dr. Keuscher nur die S. 308 u. 318 gedachten
Altäre mit Insohriften in Bingen aufgedeckt worden. Dagegen
sind 1859 und 1860 am nördlichen Fusse des Rupertsberges
duroh die Eisenbahnbauten die im H. XXVIII. S. 79 ff. und im
Doppeln. XXIX u. XXX, S. 205 ff. beschriebenen neun Insohrift-
steine, worunter sieben Soldaten-Denkmäler, aufgegraben wor-
den, welche auf dem nach dem Rheine hin lang gedehnten
. Soldatengräberplatze an der rheinabwärts geführten römischen
Strasse gestanden haben.
Wenn nun zwar bei dieser Gelegenheit Ueberreste von einem
auf dem Rupertsberge gestandenen römischen Kastell nicht
vorgefunden worden sind, was an und für sich duroh die im
Laufe der Jahrhunderte gerade auf dieser Stelle vorgenom-
menen Bautenveränderungen (vgl. M. Merlan — Beschreibung
der vornembston Stätt und Platz in denen Ertzbistumen Mayntz,
Trier und Cöln — 1646. — S. 15 und N. Voigt - Rheinische
Gesohichten und Sagen. Frankfurt a/M. 1817. III. Bd. S. 109 ff.)
nicht auffallen kann, so dürften doch dieser grosse Soldaten-
gräberplatz und die im Doppeln. XXIX u. XXX. S. 210 ff., S.
212, S. 216, S. 219 u. 220 ff. bereits erwähnten Strassen-
stücke immer darauf hinweisen . dass links der Nahe ein
solches Etablissement gestanden habe; zumal wenn man nach
Vegetius III. 7. die bei den Römern eingeführte Kriegsregel
erwägt, wornach im Felde stehende Truppen für den Fall, dass
sie über einen Fluss eine Brücke zu schlagen genöthigt waren,
welche für längere Zeit im Gebrauch bleiben sollte, an beiden
Enden derselben Sohanzen mit breiten und tiefen Gräben
anzulegen hatten. Die heutigen weit tragenden Schusswaffen
lassen es zu, dass bei riohtig gewähltem Punkte für eine
solche nur passagere Brüoke eine einzige Schanze zu deren
Deckung hinreicht, während man bei permanenten Befestigun-
gen jenseits des Flusses stets Brückenköpfe anlegt, und so ist
es wohl auch , sohon nach Obigem zu urtheilen , von den
Römern im letztern Falle gehalten worden, und hier am linken
Ufer der Nahe um so mehr, als nicht nur der Uebergang über
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151
gedeckt wurde. Mit dieser Annahme ist auch die Stelle des
Tacitus (bist. IV. c 70) übereinstimmend, wo dieser Geschichts-
diesen Fluss, sondern gleichzeitig auch die beiden, aus dem
Rheinthale aufwärts und vom Hunsrücken herab, nach jenem
Ufer führenden Heerstrassen durch ein Kastell zu decken waren
Es darf übrigens im Allgemeinen angenommen werden, und
Ueberreste von einigen rheinabwärts gelegenen römischen Kastellen
sprechen dafür, dass, so lange die Römer den breiten Bhein-
Btrora zur Grenze gegen Deutschland hatten , sie sich durch
denselben gegen plötzliche U eberfälle gesichert glaubten, und
dass sie daher ihr hauptsächlichstes Augenmerk auf die von
ihnen längs des linken Rheinufers erbaute Strasse und auf die
in dieselbe einmündenden Strassen von den, an der erstem
angelegten, Kastellen aus richteten, weil ihnen von da Gefahr
drohte, wie sioh dieses auch im ersten Jahrhundert bei dem
Aufstande der mit den Trevirern verbundenen Bataver deutlich
zeigte.
In dieser Beziehung erlaube ich mir um so mehr hier kurz
die Meinung des Herrn Dr. Rossel in Wiesbaden anzuführen,
als wir Beide uns im Sommer 1860 auf diesem Felde begegnet
sind, ohne dass wir jedoch deshalb mit einander Rücksprache
genommen. Derselbe, welcher den 1859 und 1860 am Ruperts-
berge statt gehabten Ausgrabungen mit bekannter Sachkennt-
nis öfters an Ort und Stelle gefolgt ist, spricht in Nro. 15 u.
16 der Periodischen Blätter der Alterthumsvereine zu Kassel,
Dannstadt und Wiesbaden, — worin er S. 481 ff. seine interes-
santen Erhebungen nicht nur über die am Rupertsberge vorge-
kommenen Gräber- und Inschriftstein-Funde, sondern auch über
die aufgedeckten Stücke der von Bingen nach Coblenz im
Rheinthale geführten römischen Heerstrasse mitgetheilt hat, —
und zwar am Schlüsse (S. 486 und 487) über die Lage des
römischen Bingen seine unmassgebllche Ansicht aus, wie sich
dieselbe unter dem Eindrucke seiner antiquarischen Beobach-
tungen gebildet hat.
Beim Abvisiren des im Juli 1860 nördlich des Rupertsberges
aufgewundenen Stüoks der Römerstrasse rheinaufwärts hat nem-
lieh Herr Dr. Rossel ermittelt, dass ihre südliche geradlinige
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152
Schreiber von den Ereignissen des batavischen Krieges im
Fortsetzung auf das linke Ufer der Nahe an der Stelle traf,
wo sich die Fähre befindet, welche -die Verbindung des linken
Ufers mit der Stadt Bingen vermittelt, und er nimmt daher an,
dass daselbst, wenigstens zur Zeit des Tacitus, der Uebergang
über die Nahe gewesen sein müsse. Als Schlüsselpunkt für
diesen und die sich vor demselben vereinigenden Strassen aus
dem Rheinthale aufwSrtB und vom Hunsrücken herab findet
auch er das kleine, alle drei Objecto dominirende, Plateau,
wo das Kloster Rupertsberg gestanden, am geeignetesten
zur Kastell -Anlage. — Ueber das, was er in Bezug auf die
schon im 2. Jahrhundert veränderten Motive des Grenzkrieges,
über Anlage, Zerstörung und Wiederherstellung der Stadt-
mauern des heutigen Bingen und am Schlüsse über Zusammen-
stellung eto. aller innerhalb Bingen gefundenen Alterthümer
sagt, bitte ich den angezogenen Bericht selbst nachzusehen,
und bemerke nur noch, dass er das Bingium des Tacitus
und das des Ausonius an zwei ganz verschiedenen Oertlich-
keiten findet, die aber aus nahe liegenden Gründen denselben
Namen führen.
Das in den 1820ger Jahren erbaute Haus des Herrn Hörter
— Hotel Rupertsberg — steht auf den Fundamenten der ehe-
maligen Klosterkirche, und die Bogen des innern Schiffs der?
selben sind in dasselbe eingebaut und noch zu sehen. Von dem,
jetzt östlich des in Felsen gehauenen Eisenbahneinschnitts
gelegenen, Thurme der Klosterkirche sind nur noch Reste von
der Gussmauer über dem Boden vorhanden. In der Umgebung
des Hörtersohen Hauses etc. werden oft römische und mittel-
alterliche Münzen gefunden, wovon ein Goldquinar von Iustinus
II. (mit dem Avers : D • N • IVSTIN VS ■ P P • A • Büste des Kaisers,
und mit dem Revers: ' A * VI • AI fl OTOl V — d. h. Victoria
Iustini Augusti — Stehendes Kreuz mit Balken , darüber ITA,
darunte r CON * oB •) — und eine in Tours geschlagene Silber-
Münze Philipps des Schönen mit der bekannten Inschrift BNDICTV:
etc. erwähnens werth sind.
Die von Dr. Keuscher a. a. O. S. 301 erwähnten, links der
Nahe gefundenen, wichtigen Alterthümer bestehen: 1) in einer
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153
Jahre 71 nach Chr. spricht 1M ). Die römischen Alterthümer,
Grabstätte mit Särgen ete. , welche eich an beiden Seiten der
Coblenz - Binger • Chauss6e , unweit der Binger Brücke befand ;
2) in Bruchstücken von Mauerwerk und einem , in der
Nähe des Hildegardisbrünnchens aufgedeckten, römischen Bade,
auf dem Rupertsberge gefunden; und 3) in Ueberresten römi-
schen Getriebes, welche sich in dem Soherrsohen Garten am
nördlichen Fusse des Rupertsberges — ganz in der Nähe der
obgedachten Fähre — vorfanden. — Dr. K. hält übrigens S. 293
den von der Brücke nach Weiler führenden steilen Weg, —
früher Foststrasse — die Mühe genannt, für den Anfang der
nach Trier geführten Römerstrasse.
Auf S. 483 der obengedachten Periodisohen Blätter theilt
Herr Dr. Rossel die im Doppelb. XXIX und XXX. S. 208 ge-
gebene und auch S. 223 erwähnte fragmentarische Inschrift mit.
Er meint, dass nach der Mitte zu ein Stückchen davon fehle
und das« daher die Entzifferung schwer bleibe, betraehtet aber sonst,
wie ich, diese Fragmente als zu ein und derselben Inschrift
gehörig. Da nun aber Herr Dr. Rossel die fehlenden Buch-
staben nur durch Punkte markirt hat, so bleiben vor wie nach
der männliohe Name rechts und der weibliohe links , daher ich
mich auch jetzt nooh nicht von meiner gleich Anfangs, hin-
siehtlioh der drei letzten Zeilen, gefassten Ansicht trennen kann,
dass diese doch „Nero Bodic. de suo — Deutoria , mater, (de)
sua — posuit" zu lesen sein dürften. [Herr Prof. Becker in
Frankfurt hat mir brieflich folgende Emendation der fraglichen
Worte mitgetheüt: ADIVTORIA ) BODICA MATER | VIVA
POS VIT, wodurch die Inschrift theilweise hergestellt ist. Fr.]
— S. 219 Z. 15 von unten ist statt „d. M. M „November* zu lesen.
— Nachdem ich meinen später genommenen Abklatsch der S. 213
und 223 gedachten Inschrift näher betrachtet, habe ich wie die
Herren Dr. Rein und Dr. Rossel gefunden, dass PRAVAI zu
lesen ist, indem R. u. A. im engsten Zusammenhange stehen und
die hinter ersterm befindliche, übrigens den Punkten sehr ähnliche,
Vertiefung eine zufällige ist. E. S.
158) Nachdem Civilis und seine Verbündeten alle römischen festen
Plätze zwischen der Nordsee, der Maas, dem Rheine, der Nahe,
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154
welche in dem hochgelegenen Theile des jetzigen Bingen
und in der Nahe der alten Burg Klopp gefunden werden,
gehören höchst wahrscheinlich einem bürgerlichen Etablis-
sement an, deren es in der Nähe von Bingen mehrere gegeben
hat, und die vielleicht durch Veteranen. Kolonien der Be-
satzung von Bingen gegründet worden sind. Ein grösseres
römisches Etablissement dieser Art hat auch auf der Höbe
zwischen Büdesheim und Ockenheim gelegen, wo noch fort-
während viele Alterthümer gefunden werden.
Nach dem batavischen Kriege blieb Bingen in der Gewalt
der Kömer bis gegen die Mitte des 4. Jahrhunderts, wo es
bei den Verheerungen der Allemannen und Franken auf dem
linken Rheinufer ebenfalls erobert und zerstört wurde. Der
Cäsar Julian Hess es im Jahre 357 von neuem wieder auf-
bauen und befestigen, worauf es bei den Zügen der Vanda-
len und anderer Völker (406 u. 407), und der Huunen (451) nach
Gallien abermals zerstört wurde. Seine ganzliche Verwüstung
erlitt es durch die Normannen gegen die Mitte des 9. Jahr-
hunderts, und erst nach dieser völligen Zerstörung ist das
jetzige Bingen auf der rechten Seite der Nahe entstanden.
und selbst auf kurze Zeit Mains erobert hatten , verabsäumten
sie die Alpenpasse zu besetzen, um dadureh das Vorrücken
römischer Streitkräfte aus Italien gegen den Rhein zu verhindern.
Als ein römisches Heer unter Sextilius Felix über die Alpen
gegangen war, zog sich Tutor, der ein Hülfskorps der Trevirer
am Oberrheine kommandirte , auf die linke Seite der Nahe
zurück, Hess die Brücke über diesen Fluss zerstören, und nahm
bei Bingium, eine Stellung, wie Taoitus sagt, auf die Festig-
keit dieses Orts sich verlassend. Tutor hatte offenbar die Ab-
sicht, durch diese Stellung die Strasse, die sich hier nach Trier
und nach dem Niederrh ein theilte , zu decken. Sextilius Felix
passirte mit seinen Truppen die Nahe mittelst Führten (offenbar
oberhalb der feindlichen Stellung), griff die Trevirer in der
rechten Flanke und im Rücken an, schnitt ihnen den RÜokzug
nach Trier ab, sprengte das ganze Corps auseinander und ver-
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155
Was die Römerstrasse von Bingen bis Coblenz betrifft,
so verdient dieser Gegenstand hier eine nähere Auseinander-
setzung.
Obgleich in dem Itinerar und auf der Peutingerschen
Tafel Baudobriga (Boppard) und auf der letztern noch
Vosavia (Oberwesel) als Etappenorte auf dieser Strasse
genannt werden , und andere römische Nachrichten von
Truppenmärschen sprechen, welche in dieser Gegend längs
dem Eheine stattgefunden haben (z. B. Tacitus bist. IV. c.
24); so hat man doch bis jetzt allgemein in Abrede gestellt,
dass sich eine römische Militairstrasse von Bingen bis Coblenz
längs dem Rheine befunden habe 159 ), und hat diese Behauptung
daraus zu beweisen gesucht, dass man tbeils bei Erbauung
der gegenwärtigen Rheinstrasse in dieser Gegend nicht auf
die Ueberreste einer römischen gestossen, theils bei Anlegung
der neuen Chaussee gezwungen gewesen sei , an mehrern
Stellen die Felsmassen zu sprengen, welche das Strombett
des Rheins auf der linken Seite einengen, um die Anlage
einer Strasse möglich zu machen. Diese Grüude siud
jedoch nur scheinbar, denn
J) hat sich das Strombett des Rheins an vielen Stellen
seit der römischen Periode so bedeutend erhöht, dass die
Ueberreste von römischen Strassen, Gebäuden etc. gegen-
wärtig bis an 16' unter der Bodenfläche und 6 bis 9' unter
dem jetzigen Niveau des Flusses gefunden werden (wie bei
Neuwied, Andernach etc.). Durch diese Erhöhung ist die
Römerstrasse gleichfalls durch den Fluss entweder gänzlich
nichtete dadurch das Hindernis» , welches sich dem Vorrücken
der Römer nach dem Niederrhein und nach Trier entgegensetzte.
159) S. Jahrb. H. IL S. 3 und H. XVIII. S. 38. Dr. Keuscher
a. a. O. S. 301 stellt ebenfalls die römische Rheinstrasse , und
dass diese auf dem Rupertsberge sich mit der über den
Hunsrücken von Trier kommenden vereinigen konnte, in Abrede-
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156
zerstört oder mehrere Fuss mit Erde, Kies etc. überdeckt
worden ;
2) ist der Rhein gerade an den Stellen, wo man bei Anlage
der neuen Strasse die in den Fluss gehenden Felsmassen
sprengen musste (wie Caub gegenüber, zwischen Oberwesel
und St. Goar, ferner oberhalb Hirzenach etc.) erst in neuerer
Zeit von dem rechten Ufer zurückgewichen und hat sich
gegen das linke gewendet : eine Erscheinung, die sich noch
jetzt fortsetzt, und den Bewohnern des Rheinthaies in dieser
Gegend 160 ) sehr bekannt ist;
160) Herr Dr. Rossel sagt in seiner lichtvollen Abhandlung über den
jüngsten Fund zweier römischen Milliensteine bei Salzig (An-
nalen des Vereins für Nass. Alterthums - Kunde etc. Bd. VI.
2. Heft S. 300 und 301): „Die alte Militairstrasse zog daher
dioht am damaligen Rande des Stromes her. Da nun der
Mittelrhein — naoh Jahrhunderte langen Beobachtungen —
mehr und mehr dem linken Ufer sich zuwirft, und daher be-
deutende Ueberfluthungen und Landeinbrüohe nach und nach
besonders an flachern Stellen wie bei Salzig, statt gefunden
haben müssen; da die Salziger behaupten, einen Landstrich
Ton 30 Ruthen Breite durch die Verbauung der Ufer eingebüsst
zu haben, was noch an vielen Stellen nachgewiesen werden
kann; da ein sehr weite» Hinabrollen der Säulen vom Ufer
aus gegen die Mitte des Stromes wegen der Beschaffenheit de«
Bettes in jener Stromgegend nicht statt gefunden haben kann:
so folgt daraus , dass der Uferrand des Rheins , auf dem die
römische Heerstrasse hinzog , im 3. Jahrhundert mindestens
10 Ruthen, vom jetzigen Rande des Leinpfades an gerechnet,
ström einwärts gelegen und am Rande dieses jetzigen Wasser-
kändels sioh hingezogen haben muss". Dann heisst es in An-
merkung 10 weiter : »Das seichte Wasser am wilden Gefähr
unterhalb Bacharach zeigt heute noch deutlioh die Verbindung
jenes Uferstriches mit dem trockenen Lande. — An der jetzt
vom Wasser umspülten , 30 bis 40 Ruthen vom Uferrande ent-
legenen Klippe unterhalb Oberwesel haben die Leute noch
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157
.
3) war eine Römerstrasse, bei der geringen Breite, welche
dieselben hatten, viel leichter zwischen dem Flusse und den
Felswänden, welche denselben auf der linken Seite einengen,
zu führen, als eine neuere; und endlich
4) beweiset Folgendes, dass sich noch wirklich Ueberreste
einer römischen Militairstrasse in dieser Gegend vorfinden.
Als im Sommer von 1829 unterhalb Oberwesel bei dem
■
Ausbau der neuen Strasse ein Durchlass angelegt wurde,
stiess man in der Tiefe von 6 bis V unter der jetzigen
Bodenflache auf die Ueberreste einer alten Strasse, welche
der Verf. ihrer Bauart und ihren Dimensionen nach sogleich
für die römische erkannte. Man würde an anderen Stellen
ähnliche Entdeckungen gemacht haben, wenn man theils
—
ror einem Menschenalter in der Art geßecht, dass man vom
Ufer aus trockenen Fuaaes zur Klippe gelangte. — So würden
gewiss von allen Punkten am Ufer sich Thatsachen und E rinne-
rungen sammeln la«sen, die einst von grosser Bedeutung für
die Topographie unsers Mittelrheinlandes werden können, und
wir möchten alle, die es angeht, zumal aber die Freunde
rheinischer Geschichte, darauf aufmerksam machen, alle Bolohe
topographische Notizen erheben und sammeln zu helfen , ehe
der fortschreitende Wege- und Uferbau alle derartige Unter-
suchungen für immer unmöglich macht. Sollten nicht hier und
da selbst noch Spuren des alten Strassenkörpers und seiner
Pflasterung sich finden lassen , vielleicht gar sohon hin und
wieder gefunden und nur aus Unkenntniss unbeachtet' geblieben
sein" ? (Etwa 1500 Schritt unterhalb des Mäusethurms bei
Bingen sind im J. 1859 bei den Erdarbeiten für die linksrhein.
Eisenbahn dem steilen Thale des Kreuzbaches gegenüber, der
jetzt , nachdem er eine kurzo Strecke noch am Fusse der
Berge hingelaufen, weiter nördlich in den Rhein mündet, in
dem zwischen diesem Strome und der Chauss6e befindlichen
Ackerstreifen römische, theilweise verzierte Werkstücke von
Sandstein aufgefunden worden, welche einem Durchlasse der
Kömerstrasse angehört zu haben soheinen).
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15H
darauf geachtet, theils in hiesigen Gegenden nicht die all«
gemein verbreitete irrige Vorstellung hatte, nach welcher
man sich unter Römerstrassen breite und mit grossen Stein-
platten gepflasterte Strassen denkt.
Ist es wohl denkbar, dass die Römer, — die mit so grosser
Sorgfalt darauf bedacht waren, gebaute Strassen für ihre
Militair-Operationen in der ganzen Ausdehnung ihres weiten
Reiches anzulegen, und in dieser Hinsicht jedes Terrain»
hinderniss zu überwinden wussten, — längs dem Rheine,
der mehrere Jahrhunderte hindurch, mit der grossen Anzahl
der an ihm erbauten Festungen und Kastelle, die befestigte
Grenzlinie gegen die Einfalle der Germanen bildete, keine
Militairstrasse zwischen Bingen und Coblenz — und folglich
keine direkte Verbindung zwischen dem Ober- und Nieder-
rheine — gehabt haben sollten? und da sich keine Ueber-
restc einer solchen Strasse vorfinden , welche in näherer
oder weiterer Entfernung mit dem Rhein parallel von Bingen
nach Coblenz geführt haben könnte 161 ), so kann die in dem
Itinerar und auf der Peutingerschen Tafel angegebene nur
in dem Rheintbale selbst gegangen sein 162 ).
161) Um zur vollen Gewissheit zu gelangen, ob eine römische Strasse
parallel mit dem Rheine von Bingen nach Coblenz über den
Hunsrücken existirt habe, hat der Verf. diese Gegend genau
untersucht und nirgends eine solche gefunden. Er riohtete
sein Augenmerk besonders auf die sogenannte Kisselbacher
Strasse, oder die alte Landstrasse, durch welche vor Anlegung
der neuen Rheinchauss6e die Verbindung zwischen Bingen und
Coblenz stattfand. Diese alte, jetzt zum Theil ganz verwach-
sene Strasse, welche von Bingen über Rheinböllen, Kisselbach
und von da ununterbrochen auf der Wasserscheide zwischen dem
Rhein, der Nahe und der Mosel nach Coblenz ging, zeigt jedoch
nirgends Spuren römischer Konstruktion, wovon sich in dieser
wenig angebauten und bewaldeten Gegend gewiss Ueberreste er-
halten haben würden, wenn es eine Römerstrasse gewesen wäre.
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159
Als nächster Etappenort auf dieser Strasse unterhalb Bin.
gen wird
[In H. IIL S. 198 der Jahrb. wird bei Gelegenheit der Be-
sprechung über den Fund eines Steinsarges mit einer schönen
Glasurne — (ein ganz ähnlicher Fund hat 1857 bei Steinbach,
nordöstlioh von Simmern, statt gefunden) — einer Römerstrasse
bei Bickenbach, Bürgermeisterei Pfalzfeld, gedacht; eben so
H. VIII. S, 174 ff. u. H. XI. S. 169, so dass wohl der Wunsch
nach einer sehr genauen Ermittelung hier gerechtfertigt erscheinen
dürfte. Vgl. ausserdem H. XVIII. S. 27 ff. und H. XXVI.
S. 1 ff-, wo der Herr Jng. Major v. Cohausen in zwei sehr
interessanten Mittheilungen die alten Verschanzungen auf dem
Hunsrüoken bespricht]
162) 3chon bevor die, vorstehend in Anm. 157 bei Bingium, erwähn-
ten guten Zeugen auch für diese Ansicht des Verfassers aus
der Erde hervorgetreten , waren bereits dafür unverdächtige
und vollwichtige aus dem Rheinatrome emporgestiegen. Es
sind die beiden römischen Milliensteine, welche aus dem Rheine
bei dem eine Wegstunde oberhalb Boppard liegenden Salzig
gehoben worden und jetzt im Museum zu Wiesbaden befindlich
sind. Herr Dr. Rossel hat Über dieselben in dem Aufsatze
„die Salziger Meilensteine" a. a. O. S. 287 ff. ausführlich und
lichtvoll geschrieben , und indem ich ausdrücklich darauf hin-
weise, gestatte ich mir nur im allgemeinern Interesse daraus
Folgendes hier mitzutheilen.
Diese Steine, welche man bis zu ihrer Hebung entweder für
kostbare Marmorsäulen oder für schwere Kanonenröhre gehalten
hatte, lagen in einem Wasserkändel des Salziger Grundes, des
sogenannten Schneiders, wie die Mulde im Rheine heisst. Da
sie insbesondere bei niedrigem Wasserstande der Schifffahrt
sehr hinderlich wurden , so waren sie auoh von jeher den
Schiffern der Umgegend bekannt, und die Wasserbaubehörde
liess sie daher, gelegentlich der in den sehr trocknen Jahren
1857 und 1858 angeordneten Baggerarbeiten und Strombauten,
im Januar 1858, wo nur noch 8' Wasser an dieser Stelle stand,
erheben, womit nioht nur der Schifffahrt, sondern auoh der
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160
. ■ v- , - v ".. . ;
Vosavia genannt, und die angegebene Entfernuug trifft
genau auf Oberwesel. Dieser uralte Ort scheint zur Zeit der
Römer von keiner grossen Bedeutung gewesen zu sein, denn
es werden hier nur wenige Alterthümer gefunden, oder die
von den Bergen herabgeführte Erde etc., sowie die häufigen
tJeberschwemmungen des Rheins, haben das früher Vorhandene
theils vernichtet, theils lief unter der jetzigen Oberfläche
Alterthumswissenschaft ein sehr erheblicher Dienst geleistet
worden ist.
Die 12 Ruthen vom linken Ufer entfernt unterhalb gelegene,
aus dem röthliohen Sandsteine der untern Maingegend bestehende
Milliensäule (Nro I) ist, bei einem Durchmesser von 16", 6' 4" hoch,
wovon 18" auf die eben so breite vierkantige Basis kommen.
Durch diese schwere Basis hatte sie eine schräge Lage in dem
etwas wieder ansteigenden Boden des Flussbettes erhalten, wel-
chem Umstände es mit beizumessen ist, dass die Schrift im obern
Theile durch die Reibungen der darüber hingerutschten Schiffs-
kiele und Flossstamme sehr gelitten hat. Was am Kopfende
der Säule sonst noch beschädigt ist, soheinen Barbarenhände
vor ihrem Umsturz verrichtet zu haben, indem der ganze obere
Steinkranz mit Hämmern lappenartig von oben nach unten
heruntergeschlagen, und dadurch die oberste Schriftzeile bis in
die Hälfte der Buchstaben mit herunter gehauen worden ist.
Die Meilensäule Nro. 2, — 36' oberhalb der erstem und
10 Ruthen vom linken Ufer entfernt gelegen, — besteht aus
einem blossen Säulenschafte von 6' Höhe bei einem Durch-
messer von 22%", und dieser Form, so wie dem günstigen
Zufalle, dass der grössere Theil der Schrift nach unten lag,
ist es zu verdanken, dass alle Zeilen durch die Schiffskiele,
Eisschollen eto. nur 3 bis 4 Endbuchstaben eingebüsst haben.
Ihr Material ist der hellere, graubraune Sandstein der untern
Nahegegend.
Herr Dr. Rossel hat die sehr beschädigte Inschrift von Nro. 1.
— in welcher der Name des Kaisers, unter dem die Strassen-
anläge erneuert wurde, fast durchgängig mit dem Meise! sorg-
fältig vertilgt worden h>t, was bekanntlich allgemein auf den
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161
begraben. Die zierlichen Ueberreste eines sehr alten Thors
Monumenten des Elagabal bald nach seiner Ermordung geschehen,
— sehr scharfsinnig in folgender Weise hergestellt:
imp . oaes . DIVI MAGNi i. e. Imperatori Caesari Divi Magni
antoniNI-PI-FLI-DIVI Antonini Pii Filio Divi Sept.
s. severi. NEPOfMAVR- Severi NepoÜ M. Aurelio An-
antoniNo pio'fellCI tonino Pio Felioi Augusto
aug * PM TR ' P. III ' COS Pontifici Maximo Trib. Pot.
DesiGNATO III TP 'PRO IH. Consuli Designate III.
ConSVL'AM Patri Patriae Proconsuli.
A Mogontiaoo
Die Inschrift von Nro. 2 hat derselbe wie folgt hergestellt:
PERPETVO ' imp. 1. i. e. Perpetuo Imperatori Lucio Do-
DOMITIO • avre mitio Aureliano Pio Felici Au-
LIANOPI'fel. gaste Pontifici Maximo Trib.
AVGT M'Tr. pot Pot. Consuli Patri Patriae
COS * P T • PRocos. Proconsuli.
AMOG A Mogontiaco
XXVü XXVII.
(Die Ergänzung der Inschriften ist hier und weiter unten nur
durch kleine Buchstaben angedeutet)
Wir sehen daraus, dass der Millionsteln Nro. 1, unter Elagabal
im Anfange des Jahres 220, Nro. 2 dagegen unter Aurelian im
Jahre 271 errichtet worden, in welche Zwischenzeit die unbe-
schreibliche Verwirrung im römisohen Reiche fällt, so dass
aller Wahrscheinlichkeit naoh der erstere, welcher, wie später
der andere, an der, dicht am damaligen Rande des Rheinstroms
hinlaufenden, Strasse stand , bei einem der Einfälle der über«
rheinischen Germanen in den ganz nahen Rhein hinabgestürzt
wurde, und also auch, schon seiner Schwere von 10 bis 12 Cent-
ner und des quadratischen Sockels wegen, ziemlich an derselben
Stelle liegen geblieben ist. Das letztere dürfte auoh bei dem
Steine Nro 2 der Fall gewesen sein, well, wie schon bemerkt,
die Oertlichkeit der Fundstelle dafür sprioht
11
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162
an dem obern Aussauge von Oberwesel, die man für römisch
halt, gehören wohl dem frühern Mittelalter an.
Da der Stein Nro. 1 XXIX Leaken von Mainz an der Strasse
seinen Standort hatte , also nur eine Leuke oberhalb des mit
XXX bezeichneten Steins stand, welcher sich in der, in dem
Itinerar und auf der Peutingerschen Tafel angegebenen, Entfer-
nung von Mogontiaco nach Baudobrioe befand , so muss auch
der letztere noch oberhalb des heutigen Boppard gestanden
haben* Auf dem Milliensteine Nro. 2 fehlen in der Sohlusszeile
einige Zahlzeichen , und es sind nur noch davon vorhanden
XXV, daher es nicht geringe Schwierigkeit hatte diese Entfer-
nungszahl mit den vorhanden gewesenen Einerstrichen zu er-
gänzen, und es ist dem Herrn Dr. Rossel nur durch die sorg-
fältigsten Erwägungen, und durch genaue Abmessung auf dem
Steine selbst, gelungen zu ermitteln, dass zwei Einerstriche ver-
wischt und also zuzusetzen sind, so dass die ganze Entfer-
nungszahl XXVn beträgt. Hiernach hätte also Stein Nro. 2
nur 27 Leuken von Mainz abgestanden, während Stein Nro. 1
29 Leuken davon aufgestellt gowesen wäre , und doch müssen
beide Steine ganz in der Nähe ihres Fundortes, also fast an
ein und derselben Stelle an der Strasse errichtet gewesen sein.
Dieser Widerspruch konnte nur dadurch gelöst werden , dass
man bei Stein 2 die Maasse zu Grunde legte , welche auf dem —
im Jahre 1817 bei Gelegenheit des Baues der Chaussee von
Tongern nach Brüssel vor der porte de St Trond des erstem
Orts in einer Art Stern, von wo verschiedene Römerstrassen aus-
gegangen, — aufgefundenen Fragmente einer aohtseitig gewesenen
grossen Milliensäule von 38 Centimetres Durchmesser , auf der
einen der noch lesbaren drei Seiten, die Route rheinaufwärta
von Remagen bis Worms enthaltend, angegeben sind. Da
dieses merkwürdigen Fragments in dem oben erwähnten Briefe
des Herrn Gudell ausführlich gedaoht wird , welchem dasselbe
s. Z. zur Entzifferung anvertraut gewesen ist und welcher davon
einen Abklatsch genommen , und da in dem Tagebuohe des
Verf. die noch auf den drei lesbaren Seiten befindlichen Schrift-
züge verzeiohnet sind , halte ieh es für angemessen , sie hier
mit den Bemerkungen des Herrn Cudell wieder zu geben.
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163
Wichtiger als Vosavia war der nächste befestigte Etappenort
Baudobrica (auch Bodobriga und Bontobrice geschrie-
1. Seite.
2. Seite.
Darauf steht die, in dem Itinerar
Auf dieser ist ein Stück der
angegebene , Strassen™ ute nach
Route von Rheims bis
Amiens
Rom über den Summum Penni-
über Noyau an der Oise
, wovon
num , wovon die Strecke von
sioh ein Theil selbst bei d'An-
Remagen bis Worms
deutlich
ville nicht finden soll.
erkennbar ist
L'XI
LXV
(Rigo) MAGVS . .
L • vnn
(Nov) IOMAG . . .
L'XV
(Antu) NNACVM .
LVIII
DVROCORIER . .
L'XII
(Confl) VENTES .
LVIII
AD FINES ....
L.XII
Bo) NDOBRICA
lviii
AVG ' SVESSIONVM
(Vo) SOLVIA * . .
lviii
L- . .
xn
(Bi) NGIVM . .
L-vm
ISARA
L'XVI
(Mo) GONTIAC .
L'XII
ROVDIVM . . .
L-vrai
(Baue) ONICA . .
L • VIII
STEV1AE ....
L-vm
(Borbl) TOMAG .
L'XI
3. Seite.
Auf dieser ist die Route von Fines Atrebatum nach Nemetacum.
ITEM
A CAS-
TELLO (ad)
FINES ATREBATVM
L- XIIII
NEMETAC L . .
ITEM
AD . .
Hiernach sind von Bondobrica (Bontobrice — Baudobrioa)
bis Mogontiaoum nur 28 Leuken gerechnet worden , so dasa
also die auf dem Milliensteine Nro. 2 ergänzte Entfernungszahl
XXVII der auf dem Milliensteine Nro. 1 insofern entspricht,
als beide Steine 1 Leuke oberhalb Bondobrica gestanden haben.
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164
ben), das jetzige Boppard, wo sich nach der Notitia imperii
occidentalis das Depot des schweren Geschützes für die
Die auf dem Tongersohen Milliensteinfragmente , von den in
dem Itinerar des Antonin und auf der Peutingerschen Tafel
angegebenen, abweichenden Entfernungsangaben der Strassen-
strecke von Mainz bis Boppard lassen durch Stein 2 keinen
Zweifel übrig, dass der kräftige Aurelian die Rheinstrasse nicht
hat nur wiederherstellen, sondern auch neu vermessen lassen.
[Dieser Meilenstein von Tongern ist abgedruckt in
dem Orellfschen Corp. Inscriptt. n. 5236. Vgl. auch C. V.
Hennequin, diss. de origine et natura principatus Trajecti ad
Mosam medio aevo. Lovanii 1829, wo sich ein genauer Abdruck
dieses wichtigen Fragmentes findet. Zur Erklärung der Inschrift
lieferten beachtungswerthe Beiträge die Herrn Cudell und
Prof. Roulez in Gent , im Extrait du Bulletin de l'Acade-
mie royale de Bruxelles, annee 1836 pag. 370 sqq. et 1837,
pag. 21 sqq. 162. sqq. W.]
Am 16. Juli 1861 hatte ich Gelegenheit die in diesem Jahrb.
H. VIII. S. 174. ff. berührten beiden Leukensteine, welche
oberhalb des Viadukts an der rechten Seite des nach Sohloss
Stolzenfels hinaufführenden Burgweges aufgestellt sind, besich-
tigen zu können. Beide sind von grauem Sandsteine und von
konischer Form.
Der unweit des Viadukts stehende (Nro. 1.) ist c. 5' hoch,
wovon etwa % Fuss auf die vierkantige Basis kommt, und
hat einen ohngefähren Durchmesser von 1%'. Auf zwei Seiten
ist derselbe oben über Vi' abgeschlagen, so dass nur noch
der mittlere Theil davon vorhanden ist. Von der Inschrift
sind in den 5 obersten Zeilen nur noch einige Buchstaben
zu erkennen, deren Stellung zu einander mit möglichster
Genauigkeit kopirt worden ist. Der letzte Theü des R
mit dem darauf folgenden O in der 2. Zeile könnte eben-
sowohl auf L. Verus als auf Sept. Severus hindeuten ; aber
auch auf Sev. Alexander können diese beiden Buchstaben
bezogen werden, und wohl um so mehr, da des L. Verus auf
dergleichen Denkmälern stets nur in Verbindung mit M. Aure-
lius gedaoht wird, und da Sept. Severus gewöhnlich sohon auf
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165
Rh ein vertheidigung befand, und der hier stehende Praefectus
ballistariorum (Kommandeur der Artillerie) stand unter dem
Münzen mehrere Namen führt, welche gewiss auf einem Stein-
Monumente nicht fehlen würden, während Sev. Alexander auf
jenen grösstenteils bloss IM * (v. IMP •) S * (v. SEV •) ALEX AND '
AVG ■ oder IMP ■ ALEXANDER ' PIYS ' AVG ' genannt wird,
und wenn man bei PIVSAVG' weiter in Betracht zieht, dass
von Commodus Münzen sowohl mit PIVS * FELIX ' AVG*
als mit AVG PIVS' exlstiren, so bin ich schon des auf dem
Steine beßndlioh gewesenen einfachen Namens wegen geneigt
anzunehmen, dass derselbe unter Sev. Alexander errichtet
worden sei, und ich gestatte mir daher seine Inschrift in folgen-
der Weise herzustellen:
IM-
alexandRO . aVgvsto .
piO . p . M * tr . p .
cOs . p .p . pro
coNsVL * a . mog
• • • .
Der 125 Sohritt weiter naoh oben, auf der äussersten Kante
eines steilen Absatzes mit der Schrift nach diesem, aufgestellte
andere Leukenstein (Nro. 2.) ist c. 2' 10" hoch und hat einen
ohngefKhren Durohmesser von l*/ a \ Da die letzte (7.) Zeile
mit der Entfernungsangabe theilweise in dem Boden steht, so
konnte nicht ermittelt werden, ob sich an diesem Steine eben-
falls eine Basis befindet.
Die Inschrift auf ,Nro. 2. erscheint besser erhalten als die aufNro. 1.,
und gewiss würde jene schon an Ort und Stelle ziemlich genau zu ent-
ziffern gewesen sein, wenn es die Aufstellung des Steins zugelassen
hätte. In allen 7 Zeilen lassen sich Worte und Buchstaben,
die naoh ihrer Stellung zu einander mit der möglichsten Sorg-
falt abgeschrieben worden sind, erkennen. In der 2. Zeile ist
nach Caes. LAI wahrzunehmen, was jedenfalls nur durch fehler-
haftes Nachziehen des C entstanden ist. Aua CAES ■ CAI in der
2., aus MA in der 3. und COS'DESIG* in der 5. Zeile, so
wie aus dem in der 2. und 3. Zeile für O • IVLIO • VERO '
zwischen CAI und MA vorhandenen Räume (s. I Band für hessisohe
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166
koromandirenden General (dux) von Mainz. Auch im Mittel,
alter war Boppard ein Ort von grösserer Bedeutung, und
Geschiohte und Altcrthums-Kunde S. 328 ff.) lässt sich schliessen,
dass Stein Nro. 2. unter Maximinus Thrax und zwar im ersten
Jahre seiner Regierung gesetzt worden ist. Denn es existiren
Münzen von demselben, welche im Reverse die Legende P ■ M •
TR-P-P-P- haben, während andere mit P* M TR P-II.COS-
P-P'von ihm vorhanden sind, woraus erhellt, dass er erst im
2. Regierungs-Jahre Consul gewesen ist. üebrigens wird er
auf Münzen nur AVG' oder P1VS' AVG' genannt. Dieses
alles in Erwägung gezogen würde die Insohrift auf Stein Nro. 2.
folgen dermaaesen herzustellen sein*:
inVlCto . imperatori .
CaES'CAIo.ivlio.
vero * MAximino .
Pio.aVG-P*M-tr.p.
COS'DESIG-p.p.pro
eosAB-MOG*
X 21 . «
Indem ich, als Dilettant in dergleichen Dingen, hier mein«
über diese MiUiensteine gewonnene Ansicht mittheile , unterziehe
ich mich in dieser Hinsicht gern dem bessern Ermessen der
Fachmänner, und es wird mir schon hinlängliche Befriedigung
gewähren, wenn ioh damit die Aufmerksamkeit der Sachver-
ständigen auf diese Steininsohr i/ten hingeleitet habe. Yon
grossem Interesse würde es sein, wenn die Fundstellen dieser
Steine ausgeraittelt werden könnten. Ob beide nämlich auf
der Höhe Über Stolzenfels an der von Boppard über Waldesoh
nach Coblenz führenden Römerstrasse aufgefunden worden
sind, oder ob einer oder der andere davon am Fusse von
Stolzenfels — im Rheinthale — aufgedeckt worden ist, in
welchem Falle alsdann auch ein Beweis für den längs des
Rheins von Boppard nach Coblenz hingeführten Arm der Römer-
strasse vorliegen würde. E. Sch.
Die Periodischen Blätter Nro. 15 und 16 der Alterthums-
Vereine zu Kassel, Darmatadt und Wiesbaden enthalten S. 481
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167
die Könige der Pranken halten hier eine Curlis regia 168 ).
Der Ort wird noch jetzt in die Ober- Mittel- und Unterstadt
eingeteilt , und jede dieser Abtheilungen ist mit starken
Mauern und Thürmen umgeben , so dass Boppard aus drei
besonders befestigten Abschnitten bestand. An den Mauern
, ' ff. einen „die römische Militairstrasse von Bingen nach Coblenz*
ii beschriebenen Aufsatz, in welchem Herr Dr. Rossel nicht nur
das nordlich des Rupertsberges, Bingen gegenüber, auf dem
grossen römischen Soldaten-Gräber-Platze aufgefundene Stück
dieser Strasse näher betrachtet, sondern auch über ein weiter
♦ rheinabwärts zu Tage gekommenes Folgendes mittheilt:
Zwischen Salzig und Hirzenach ungefähr, in der Mitte des
Weges, wurde das römische Strassenpflaster im Sommer 1859
▼on Herrn Bauführer Keller ~ gelegentlich der Arbeiten an
der linksrheinischen Eisenbahn — in 10* Tiefe unter der bis-
herigen Oberfläche aufgefunden. Es wurde hier auf mehr als
400' Länge verfolgt und bloss gelegt ; in Folge der Senkung
der Oberfläche lag die alte Strasse an andern Stellen nur noch
5' tief. Ihre volle Breite wurde, da keine Veranlassung dazu
vorlag, nicht ermittelt, jedoch auf 12 bis 14' weit durchbrochen
und das Material theilweise anderweit vernutzt Der Strassen-
körper bestand aus einem Gestick, ähnlich dem, das auch der
neuere Strassenbau anwendet, doch waren die Steine der Unter-
lage mehr als doppelt so gross als die in der Neuzeit ver-
wendeten, auf die schmale Kante gestellt und die Zwischen-
räume mit verkleinertem Material ausgezwickt. Das ganze
Oestick hatte eine Stärke von 1' bis 15"; die Oberfläche der
Strasse zeigte in der Mitte eine schwaohe Wölbung. Eine
weitere Verfolgung der alten Strasse war nicht möglich, da die
heutige Landstrasse von Bingen nach Coblenz dieselbe bedeckt.
163) Nach Vernichtung der römischen Herrschaft an dem Rheine
und in Gallien wurden die meisten römischen Kastelle von den
fränkischen Königen zu Krondomänen unter der Benennung:
Palatium, Curtis regia, Villa regia verwandelt, bo dass
man fast immer mit Gewissheit schliesen kann, dass sich an
solchen Stellen, wo die Könige der Franken Königshöfe hatten
früher römische Befestigungen befanden.
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168
und TbOrmen der Mittelstadt, die wie eine römische Festung
ein längliches Viereck bildet, glaubt man noch an mebrern
Stellen die alte römische Befestigung zu erkennen, und hier
werden auch die meisten Alterthümer gefunden, so dass
man mit Grund das alte Baudobrica an dieser Stelle an-
nehmen kann.
Unterhalb Boppard, wo der Rhein sich östlich wendet,
werden auf dem kleinen Plateau eines Berges, der durch
zwei steil nach dem Rheine abfallende Seitenthaler gebildet
wird, noch jetzt viele römische Mauerreste, Münzen etc.
gefunden. Dieser Ort, die alte Burg genannt, scheint die
Ueberreste eines römischen Kastells zu enthalten.
Es ist schon oben gesagt worden, dass sich auf der Höhe
zwischen Boppard und Coblenz, auf der Wasserscheide zwischen
dem Rhein und der Mosel, noch Ueberreste einer Römer-
strasse finden. Diese Strasse wird zuerst sichtbar zwischen
dem Jesuitenhofe und Waldesch, lässt letztern Ort westlich
liegen , zieht immer die Wasserscheide haltend , durch den
Wald und an dem Kühkopf herab gegen das Fort Alexan-
der m ). Da sich die Ueberreste dieser Strasse in der geraden
Richtung zwischen Boppard und Coblenz befinden, und von
ihrer Fortsetzung gegen den Hunsrücken von dem Verf.
keine Spuren aufgefunden worden sind, so ist es mehr als
wahrscheinlich, dass dieselbe zur Verbindung der beiden
genannten Orte gedient hat, womit auch, wie oben gesagt
worden ist, die Angabe der Entfernung übereinstimmt. Hier-
aus lässt sich jedoch nicht folgern, dass nicht auch eine
Römerstrasse längs dem Rheine von Boppard nach Coblenz
164) Im Mai und Juli 1860 sind am Lbhrthore und in der Lohr-
Strasse zu Coblenz römische Gräber, 6' unter dem jetzigen
Boden , aufgedeckt worden , was auf die nach dem Castell
Confluentes geführte Heerstrasse hinweiset. (S. Cobl. und Köln.
Zeitung.)
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169
geführt haben könnte, welche für Fuhrwerke, obgleich mit
einem bedeutenden Umwege, weit bequemer sein musste. Der
Umstand, dass sich zu Boppard das Depot der Kriegsmaschinen
befand , deren Transport nicht zu jeder Jahreszeit auf dem
Rheine statt finden konnte, gibt dieser Annahme einige
Wahrscheinlichkeit.
Der nächste unterhalb Boppard an der Rheinstrasse ge-
legene befestigte Etappenort war
Confluentes, das jetzige Coblenz. Dieser Ort wird
in dem Itinerar , auf der Peutingerschen Tafel , bei Ammian
und in der Notitia imperii genannt, nach welcher der Prae-
fectus militum defensorum hier sein Standquartier hatte.
Das römische Castell lag auf der Anhöhe, die sich von der
Moselbrücke bis zur Kornpforte an der Mosel herabzieht, einer-
seits gegen die genannte Brücke , auf der andern gegen
den Entenpfuhl und gegen die St. Florinskirche abfällt,
und auf deren höchstem Punkte die Liebfrauenkirche gelegen
ist. Folglich hatte das römische Coblenz einen geringem
Umfang als das jetzige. Nach Vernichtung der römischen
Herrschaft an dem Rheine, entstand an der Stelle, wo das
römische Kastell lag, eine Villa regia der fränkischen Könige,
die spater von den deutschen Kaisern an die Erzbischöfe
von Trier kam.
Gewöhnlich setzt man die Legio Trajana des Ptolemaeus
nach Coblenz , weil die Angabe der geographischen Breite
derselben mit der Breite von Coblenz nur um 10 Minuten
differirt. Ptolemaeus gibt der Legio Trajana 27° 20' Lange
und 50° 15' Breite 165 ).
165} Der griechische Geograph Ptolemäus, der unter Hadrian lebte
gibt in seiner Geographie die geographische Länge und Breite
der an dem Rhein gelegenen wichtigeren römischen Orte an.
Seine Breitenau gaben stimmen oft mit neuern Beobachtungen
genau überein, oder differiren nuc um einzeino Minuten, z. B.
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170
Zusatz. „Die Brücke über die Mosel bei Coblcnz ist
zwischen 1330 und 1340 vom Erzbischof Balduin erbaut
worden. Trithemius sagt : „construxit pontem lapideum d e
novo 4 *, woraus hervorzugehen scheint, dass die Brücke von
Balduin erneuert worden ist und noch Ueberreste einer
frühern , von den Römern herrührenden , vorhanden waren.
Was über dem Wasser ist, gehört Balduin, und nirgends finden
sich Spuren römischer Subsfruktionen. Dass die Brücke
nicht gerade, sondern im Winkel gebaut ist, dürfte sch Hessen
lassen, dass Balduin die Ueberreste alter Fundamente be-
nutzt habe**.
9. Römerstrasse von Trier über d eu H uns rücken
nach Bingen.
Diese Strasse führte von Trier in zwei Armen, theils
über die Büdlicher Brücke und Gräfendhron , theils über
Neumagen nach dem Plateau des Hunsrückens. Beide Arme
vereinigten sich bei dem Heidenpütz 166 ), und gingen von da
vereinigt über die Hochfläche des Hunsrücken bis vor Sim-
mern, wo sich die Strasse abermals in zwei Richtungen theille,
wovon die eine über das Soongebirge direkt nach Bingen,
die andere an dem nördlichen Fusse dieses Gebirges in das
bei Cöln, welches Ptolemäus 50° 55' nördlicher Breite setzt.
Die Römer verstanden mit dem Gnomon die Polhöhe ziemlich
genau zu bestimmen, und aus den Angaben des Ptolemäus
geht hervor, dass sie längs dem Rheine astronomische Beo-
bachtungen angestellt haben.
166) Unter dem Namen Heidenpütz werden in der Umgegend die
sehr wasserreichen Quellen bezeichnet, welche den Bach von
Elsenroth bilden. Dieselben liegen beinahe eine geographische
Meile westlich vom stumpfen Thurme an dem südlichen Abhänge
der Haard an der Stelle, wo sich die beiden obengenannten
Arme der Römerstrasse vereinigen.
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171
Rheinthal hinab in die römische Rheinstrasse und mit dieser
nach Bingen führte.
Der Arm der Strasse, welcher von Trier über die Büd-
licher Brücke und Gräfendhron nach dem Heidenpütz führte,
und welchen wir mit A bezeichnen werden, wird nur in
dem Itinerar des Antonin genannt; der Arm hingegen,
welcher von Trier über Neumagen nach dem Heidenpütz
ging, und hier mit B bezeichnet werden soll, wird sowohl
in dem Itinerar als auf der Peufingerschen Tafel angegeben.
Die Richtung A ist in dem Itinerar folgendermassen ver-
zeichnet :
A Treveris Argentoratum (von Trier nach Strasburg.)
Baudobricam XVIII.
Salissonem XXII.
Bingium (Vingium) XXIII. u. s. w.
Der Verf. setzt aus Gründen, die weiter unten entwickelt
werden sollen, Baudobrica bei die Berger - Wacken und
Salisso nach Kirchberg 167 ).
Das Itinerar zählt hier offenbar nach Millien und nicht
nach Leuken. Die wahre Entfernung von Trier nach
den Berger- Wacken beträgt 17% Millien oder ll 2 / 3 Leuken
von da bis Kirchberg „ 26 1 / 2 „ „ 17% „
von da bis Bingen »26 „ „ 17% »
Die in dem Itinerar angegebenen Entfernungen von Bau-
dobrica bis Salisso zu XXII und von Salisso bis Bingium
zu XXIII sind wahrscheinlich durch einen Schreibfehler ent-
standen und müssen beide in XXVI umgewandelt werden.
Die Richtung B ist auf der Strasse angegeben, welche in
dem Itinerar die üeberschrift hat: „A Lugduno capite Ger-
maniarum Argentoratum usque". Diese Strasse führte von
Leyden an dem linken Rheinufer aufwärts über die rtimi-
.. ■ v . ^
167) Vgl. Jahrb. H. IX. S. 186 ff.
172
sehen Lager- und Etappenplatze bis Bingen, verliess hier
die Rheinstrasse, und wendete sich von Bingen über Neu-
magen, Trier, Metz etc. nach Strasburg. Das Itinerar
bemerkt auf ihr zwischen Bingen und Trier, mit Ueber-
gehung der Zwischenorte
Vincum (wohl verschrieben statt Bingium)
Noviomagum XXXVIL
Treveros XIII.
Das Itinerar rechnet hier nach Leuken. Die wahre Ent-
fernung von Bingen nach Neumagen beträgt 36% und von
Neumagen nach Trier 13 Leuken ; folglich ist obige Angabe
bis auf eine kleine Differenz ganz richtig.
Auf der Peutingerschen Tafel findet sich diese Strasse
mit Angabe folgender Ortsnamen und Entfernungen aufge-
zeichnet :
Augusta Treverorum
Noviomago VIII.
■
Belginum x x.
Dumno VIII.
Bingium XVI.
Die Entfernungen in Gallien sind auf der Tafel bekannt-
lich nach Leuken berechnet. Die wirkliche Entfernung von
Trier nach Neumagen beträgt, wie bereits oben gesagt
worden ist, 13 Leuken, und die auf der Tafel bemerkten
VIII müssen in XIII, oder das V in X umgeändert werden.
Von Neumagen nach Belginum (dem stumpfen Thurm) sind
10 Leuken. Auf der Tafel steht auf einer zweimal gebroche-
X
nen LinieHJ^ , wovon offenbar das eine X durch die Schuld
des Abschreibers zu viel gesetzt ist. Von Belginum nach
Damno oder Dumnum (Kirchberg. s. S. 185) gibt die Tafel VIII,
die wirkliche Entfernung ist 9%, und von da bis Bingen gibt
173
die Tafel XVI an, die wirkliche Entfernung beträgt aber
17V 3 Leuken.
Die Richtung B ist dieselbe Strasse, auf welcher der Dichter
Ausonius von Bingen über Neumagen nach Trier reiste,
wohin er von dem Kaiser Valentinian I. als Erzieher des
Cäsar Gratian berufen worden war, und welche er zu An-
fange seines Gedichts „Mosella" beschreibt. Das von Auso-
nius angeführte Dumnissus ist derselbe Ort , welchen die
Peutingersche Tafel Dumno oder Dumnum nennt, und die
von ihm bemerkten Tabernae können kein anderer Ort, als
das Belgiuum der Tafel sein.
Noch ist in Bezug auf die Strassenrichtung A eine Stein-
schrift zu erwähnen, welche bei Mainz gefunden und von
dem Pater Fuchs im 2. Bande seiner Geschichte von Mainz
pag. 314 bekannt gemacht worden ist. Sie lautet:
IMPCAES-
TAELIOAN
TON1NO AVG-
PIO • PONT • MAX •
TRPOT'II-COSIP
PP-ACOLAVG-
TRMPLXXXVIIP
Dieser Stein ist, wie die Inschrift sagt, im 2. Regierungs-
jahre des Kaisers Antoninus Pius (im Jahre Chr. 139) gesetzt
worden. Da zu Anfange der letzten Zeile vor dem R ein
Buchstabe verwischt ist, so wusste der Pater Fuchs nicht,
von welcher Colonia Augusta hier die Rede sei. Ergänzt
man den vor R fehlenden Buchstaben in T, so erhält man:
A Colonia Augusta Treverorum millia passuum LXXXVIII,
oder 88 Millien, und diese Entfernung stimmt auch ganz
genau mit der wirklichen Entfernung von Mainz nach Trier
überein, wie folgende Messungen auf derjenigen Richtung
der Römerstrasse, die wir weiter unten als die ältere bezeichnen
werden, beweisen:
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I
174
Von Mainz nach Bingen 18 Millien — 12 Leuken,
„ Bingen über den Soon-
-
wald nach Kirchberg
26
. = 17%
„ Kirchberg nach dem
stumpfen Thurme
14
» = 9%
„ dem stumpfen Thurme
nach den Berger- Wacken
12%
n = BVi
„ den Berger- Wacken nach
Trier
17%
„ = n 2 /3
in Summa 88 Millien oder 58 3 A Leuken.
Diese Inschrift befand sich folglich auf dem ersten Mi Iii en-
steine, welcher auf der Strasse von Mainz nach Trier ge-
setzt war.
■
Richtung Ader Röin erstrasse von Trier über
die Büdlicher Brücke, die Ber ger-Wacken und
Gräfendhron nach dem Heidenpütz.
Die ersten Spuren dieser Strasse werden % Stunde öst-
lich von Trier an dem Eingange in das Abeler Thal, bei
der ehemaligen Tabaksmühle , sichtbar, wo dieselbe über
den römischen Aquädukt 168 ) führte, der oberhalb Waldrach
168) Dieser Aquädukt, welcher oberhalb Waldrach in dem Thale
der Ruwer seinen Anfang nimmt, an dem linken Thalrande
dieses Flusses ab- und an dem rechten der Mosel aufwärts
nach dem Amphitheater bei Trier führte, und bei letztem in
den Olewiger - und Kandelbaoh mündete , scheint hauptsäch-
lich die Bestimmung gehabt zu haben, zur Reinigung der
Arena jenes Amphitheaters das nöthige Wasser zu liefern, und
durch Seitenarme Trier selbst damit zu versehen. Die An-
nähme, dass jene Arena zugleich als Naumachie gedient, und
duroh den Aquädukt mit dem nöthigen Wasser versehen worden
sei , ist ganz unwahrscheinlich , da theils die Arena eine zu
geringe Ausdehnung in der Länge, Breite und Tiefe hat, um
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175
in dem Ruwerthale seinen Anfang nimmt, und von da nach
dem Amphitheater bei Trier etc. geführt war. Von der
Tabaksmühle folgt sie in der Richtung des Weges, welcher
von Trier über den Grünberg und an dem Grünhause vorbei
nach der Brücke über die Ruwer bei der Mertesdorfer Mühle
etc. führt, und ist in dieser Entfernung grösstenteils sichtbar.
Bei dem Grünhause ging sie zum zweiten Male über den
ebeugenannten Aquädukt, oder unter ihm durch. Auf der
rechten Seite der Ruwer verlasst sie den Weg nach Mertes-
dorf, wendet sich rechts gegen die Anhöhe und verschwindet
{ii den Feldern von Mertesdorf. Erst eine halbe Stunde
weiter, auf der Höhe östlich von der Chaussee von Trier
nach Hermeskeil, kommt sie wieder zum Vorschein, zieht
sich zunächst um den Anfang des Baches, der bei Longuich
in die Mosel fällt, und dann in einer Schlangenlinie an dem
In ihr Schiffgefechte darstellen zu können, theils Bich dicht
neben dem Amphitheater in dem Thale des Kandelbaches noch
viele Ueberreste vorfinden, welche es höcht wahrscheinlich
machen, dass die Naumaehie sich an dieser Stelle befunden
habe.
Der Aquädukt ging grösstenteils unterirdisch an den Thal-
rändern der Ruwer und der Mosel , und nur an den Stellen,
wo er über die Seitenthäler geführt werden musste, geschah
dieses oberirdisch auf massiven Bogenstellungen. So weit der-
selbe unterirdisch gefuhrt war, ist er grösstenteils erhalten.
Seine Weite beträgt 4' im Lichten und seine Höhe vom Boden
bis zum Schlusssteine des Gewölbes 5' 10". Die Seitenmauern
und der Fussboden der Wasserleitung sind mit einem wasser-
dichten Cemente, der auf dem Fussboden 2", an den Seiten-
wänden 1%" stark ist, bekleidet. Die Bogenstellungen, auf
welchen dieselbe über die Seitenthäler geführt war, sind, mit
Ausnahme einiger Ueberreste bei dem Grünhause, durchgängig
verschwunden. (Vgl. Jahrb. H. XV. S: 219 und 220 und H,
XXIII. S. 156).
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176
steilen linken Thalrande des Fellerbaches hinab in den Weg
von Trier nach Obcrfell und mit diesem nach letzterem Orte.
In dieser Strecke ist sie zum Theil noch wohl erhalten
und durchgängig sichtbar. Unterhalb der Vereinigung der
verschiedenen Bäche, welche iu Oberfell, zusammenfliessen
und den Fellerbach bilden, ist sie über letztern gegangen,
hat durch den nördlichen Theil von Oberfell und von da
auf der rechten Seite des Saarbaches aufwärts geführt, wie
noch einzelne üeberreste zeigen. Wo der Saarbach (% Stun-
den oberhalb Oberfell) sich südlich wendet, verlässt sie das
Thal desselben, zieht in gerader Linie über die bewaldete
Anhöbe, 850 Schritt südlich von dem Viehhause, und senkt
sich an dem Galgenberge nach der Büdlicher Brücke herab.
Sie ist in dieser ganzen Entfernung noch 4 bis 6' über den
Boden erhöht und mit uralten Eichen bewachseu. Wo die
gegenwärtige Büdlicher Brücke steht, hat sie über die west-
liche Dhrone geführt. Üeberreste einer römischen Brücke
sind nicht mehr vorhanden. An dem steilen rechten Thal-
rande der westlichen Dhrone, der Büdlicher Brücke gegen-
über, sind die Spuren dieser Strasse verschwunden. Erst
weiter oberhalb, wo der Abhang weniger steil ist, wird sie
wieder sichtbar, und zieht in ununterbrochenem Zusammen-
hange, 4 bis 6' über den Boden erhöht, auf der Höhe zwischen
Breit und Talling, an mehrern hohen Grabhügeln vorbei,
nach dem nördlichen Theile des Haardwaldes. In diesem
Walde, gegen 200 Schritt südlich von den Berger- Wacken 169 ),
169) Die Berger. Wacken sind zum Theil an 100' hohe, auf der Höhe
ganz isolirt stehende Quarzfelsen, die mehrere hundert Schritt
im Umfange haben und sich eine halbe Stunde südwestlich
•von dem Dorfe Berg- Licht im nördlichen Theile des Haard-
waldes befinden. Wegen ihrer Höhe ragen sie weit über die
Bäume des Waldes hervor, werden weit gesehen, und erscheinen
aus der Ferne als die Thürme nnd Zinnen einer alten Burg.
177
führt die Römerstrasse als 10 bis 12' hoher und mehrere
hundert Schritt langer Damm , der auf der nördlichen Seite
mit grossen Quarzfelsen, welche mehrere Fuss über die
Strasse hervorragen, besetzt ist, über eine Sumpfstrecke
und Aber mehrere kleine Zuflüsse, die den Bach bilden, der
über Berglicht nach der östlichen Dhrone herabfliesst. An
mohrern Stellen, wo dieser Damm durch jene Zuflüsse durch-
brochen ist, scheinen ehemals steinerne Brücken gewesen
zu sein , wie die Menge von grossen Bausteinen beweisen,
welche hier liegen. Südlich dicht neben der Strasse auf
einer kleinen Anhöhe befinden sich Ueberreste alter Gebäude,
welche mit Baum- und Strauchwerk überwachsen sind, und
die herumliegenden römischen Ziegel deuten darauf hin,
dass dieses römische Ruinen sind. Nimmt man zu diesen
Lok alitaten, dass die Entfernung, welche das Itinerar zwischen
Trier und Baudobrica zu XVIII Millien angibt, auf der
Homerstrasse gemessen, lf 1 /* Millien betrügt, so scheint es
ausser Zweifel zu sein, dass jene römische Station hier
gelegen habe.
Ueber die Richtung der Römerstrasse von Trier nach
Bingen, und besonders über die Lage von Baudobrica, das
häufig mit dem römischen Orte gleiches Namens am Rhein,
dem heutigen Boppard , verwechselt worden , ist aus Mangel
an Lokalkenntniss viel Unrichtiges geschrieben worden. D'An-
ville und nach ihm Hetzrodt sind in Bezug auf Baudobrica
der Wahrheit am nächsten gekommen. Der Letztere setzt
dasselbe in seinen Notices sur les anciens Trevirois pag. 166,
weil er eine Namensähnlichkeit zu finden glaubte, nach Büd-
lich. Abgesehen davon, dass diese Entfernung mit dem Itinerar
Wenn man Ton dem Stumpfenthurme aus die Richtung der
. Romerstrasse yerfolgt, bo hat man sie fortwährend im Auge
und die Römer scheinen bei Anlegung dieser Strasse sich auf
diese Felsmassen alignirt zu haben.
12
178
durchaus nicht übereinstimmt , und Büdlich selbst gegen
' % Stunde voir der Römerstrasse entfernt liegt, so finden
sich auch in der Umgegend von Büdlich und der Büdlicher
Brücke nicht die geringsten Spuren einer römischen Ansiede-
lung. Glücklicher ist Hetzrodt in der Erklärung des Wortes
Baudobrica selbst gewesen. Er leitet es von dem alten
gallischen oder germanischen Baudo oder Bodo zu deutsch
„Wald" und von brica 17ft ) (briga oder briva) zu deutsch
„Brücke« ab , so dass Baudobrica zu deutsch „Waldbrücke«
heissen würde, eine Benennung, welche ganz für die oben
beschriebene Lokalität passt , wo die Strasse auf einem
hohen Damme der , durch mehrere Brücken verbunden
war, durch eine sumpfige Waldstrecke gelegt ist. Bis jetzt
haben die Ruinen von Baudobrica in dieser öden Waldgegend
unter Bäumen und Gesträuch verborgen gelegen , und es ist
den Freunden der Geschichte und des Alterthums, oder der
fortschreitenden Agrikultur, vorbehalten, dieselben an das
Licht zu ziehen.
Von diesen Ruinen zieht die Römerstrasse, 1400 Schritt
südlich von Berg- Licht, über die Höhe fort und senkt
sich alsdann , an dem steilen Leisberge , in das tief einge-
schnittene Thal der östlichen Dhrone nach Gräfendhron und
nach der Brücke, welche in diesem Dorfe über jenen Bach
führt, hinab. Von dieser Brücke an folgt die Römerstrasse
im Allgemeinen dem Wege, welcher von Gräfendhron über
den Heidenpütz nach dem stumpfen Thurme führt. Sie geht
sehr steil die sogenannte lange Hecke hinauf , lässt das
Dorf Haag 171 ) gegen 500 Schritt rechts liegen, führt auf
der Höhe von Haag an einem hohen Grabhügel vorbei und
durch den Struthbusch über den Ursprung mehrerer Bäche,
die über Hunolstein nach der östlichen Dhrone herabfliessen,
170) Vgl. Jahrb. H. IX. S. 188 und H. XIV. S. 152 ff.
171) Vgl. ebend. H. IV. S. 207.
179
nach dem Heid enpfltz 172 ). Sie ist von der Brücke in Gräfen-
dhron bis durch den Struthbusch noch sichtbar, zum Theil
noch wohl erhalten. Von da bis in die Nähe des Heiden-
plite, wo sie auf eine längere Strecke über eine sandige
Haide führt, ist ihre Richtung nur noch an den herumliegen-
den Steinen zu erkennen.
Richtung B der Römerstrasse von Trier über
Neumagen nach dem Heidenpütz.
Dieser Arm der Strasse scheint von Trier in der Richtung
der gegenwärtigen Chaussee über Ruwer nach der Schweicher
Fähre geführt zu haben. In dieser Entfernung sind Ueber-
reste davon nicht mehr vorhanden. Die ersten Spuren finden
sich in dem Wege, der unter dem Namen des Kimweges l7s )
in gerader Richtung von der Schweicher Fähre, an Kirsch
und Longuich vorbei, bei der Louguicher Mühle über den
Fellerbach, von da durch die Felder von Riol 17 *) und Meh-
172) Vgl. ebend. H. XVI. 8. 68.
173) Es ist bereits früher bemerkt worden, dass auch die beiden
Romerstrassen , welche von Trier auf beiden Seiten der Mosel
nach Metz führen, in der Umgegend „Kimweg" , „Kimstrasse"
oder „hohe Kemna" genannt werden.
174) Riol oder Rigol, 3 Stunden unterhalb Trier, ist das ton Tacitus
(hist. IV. 71) genannte Rigodulam, wo Vespasians Feldherr
Petiliua Cerealis, wShrend des batavisohen Krieges (im Jahre
n. Ch. 71), die Trevirer unter Valentinus schlug. Nachdem
das Heer der Verbündeten unter Tutor bei der Binger Brücke
Ton Sext. Felix geschlagen und zerstreut worden war, hatte
Valentinus, wahrscheinlich um Trier zu decken, eine Stellung
bei Rigodulum genommen , welches in dem Thale zwischen
der Mosel und den steilen Höhen gelegen ist, die sich von der
Mündung des Feilerbaches bis Mehring gegenüber in einem
Halbkreise um den Ort herumziehen, und diese Stellung durch
Gräben und Felsmaasen, nach gallischer und germanischer Sitte
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180
ring gegenüber sich an dem rechten Thalrande der Mosel
durch den Wald hinauf in den Weg zieht, der gegenwärtig
von Trier über den Mehringer Berg nach der Büdlicher Brücke
führt. Von dem Wegweiser an, wo sich die gegenwartigen
Wege nach der Büdlicher Brücke, nach Detzem und nach
Neumagen scheiden, folgt die Römerstrasse im Allgemeinen
dem letzteren, zieht sich durch den Wald auf dem hohen
und steilen Felsrücken fort, der sich zwischen der Mosel
und der Dhrone befindet, und senkt sich alsdann nach Neu-
magen und in das Moselthal hinab. In den Feldern von
Riol, an dem Mehringer Berge und auf der Höhe zwischen
der Mosel und der Dhrone 175 ) ist diese Römerstrasse noch
fast durchgängig sichtbar und an mehreren Stellen noch gut
erhalten. • «
Neumagen. Das alte Noviomagus hat den oberu Theil
des jetzigen Orts Neumagen in sich begriffen. Es scheint
ein vollkommenes Viereck gebildet zu haben, wovon jede
zu befestigen gesucht Cerealls hatte die romischen Streitkräfte
zu Mainz vereinigt und langte von Mainz am dritten Marsch-
tage bei Rigodulum an, war folglich in drei Tagen 16 deutsche
Meilen marsohirt. Er war dabei der Richtung A der Römer-
strasse bis auf die Höhe zwischen der Büdlicher Brücke und
dem Feilerbache gefolgt; Hess Ton dieser Höhe aus durch sein
FussTolk das im Thale liegende rersohanzte Lager des Talen-
tinus stürmen , und schickte zugleich einen Theil seiner Reiter
auf der Höhe , die sich zwischen Riol und dem Fellerbache
nach der Mosel hinabzieht , fort, um dem Feinde den Rückzug
nach Trier abzuschneiden. Die Trevirer wurden geschlagen,
Valentinus gefangen , und CerealU zog am Tage nach der
Schlacht in Trier ein.
Mit Ausnahme einzelner Münzen, welohe von Zeit zu Zeit
in und bei Riol gefunden werden, haben sich hier keine Ueber-
reste der Römer erhalten.
176) Vgl. Jahrb. U. XVII. S. 221.
181
• .
Seite 380 bis 400 Schritt lang war. Die Westseite dieses
Vierecks lag dicht an der Mosel, auf dem gegen 30' hohen
rechten Ufer derselben. Zu Browers Zeiten waren die römi-
schen Umfassungsmauern und Thürme noch zum Theil er-
halten, wie die Abbildung in seinen Trierschen Annalen
beweiset. Später haben die Herren von Hunolstein hier
eine Burg angelegt, welche mit den dazu gehörigen Wirth-
schaftsgebäuden, Garten etc. den ganzen Umfang der romi-
sehen Ruinen einnimmt. In den ersten Jahren der franzö-
sischen Revolution ist auch diese neuere Anlage grösstenteils
zerstört worden und in die Hände eines Privatmannes in
Trier gekommen, so dass sich jetzt nicht mehr unterscheiden
lässt, was von den noch vorhandenen Gräben und Wällen
der römischen oder der spätem Zeit angehört. Das noch
vorhandene Mauerwerk ist aus neuerer Zeit, jedoch grössten-
teils aus den Trümmern römischer Gebäude aufgeführt.
In den Mauern der an den Burggarten stossenden Häuser
finden sich noch mehrere römische Steinbilder eingemauert,
darunter ein schön gearbeiteter kolossaler Kopf und ein
Hautrelief von schlechter Arbeit, den Laokoon und seine
Söhne im Kampfe mit den Schlangen darstellend. Die vielen
Ueberreste römischer Mauern von grossen Dimensionen, welche
sich unter der Oberfläche in dem innern Burgraume befinden,
die Menge von römischen Steinbildern, Inschriften, Münzen
etc., welche früher hier gefunden wurden, jedoch bis auf
Weniges, was in den letzten Jahren in das Museum nach
Trier gekommen ist, verloren gegangen sind, beweisen, dass
dieses befestigte römische Etablissement grosse und mit
Luxus aufgeführte Gebäude in sich schloss.
Ausonius nennt in seiner Moseila (v. 11) Noviomagus
Castra inclita Constantini (die herrliche Burg des Constantin),
uud in einer Urkunde vom Jahre 1197 wird ein Wiricus
Noviomagi, Constantiiriani Castri, genannt. Hieraus lässt
sich folgern , dass Constantin d. G. der Erbauer dieses Ka-
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182
stells gewesen ist, und dass seine Entstehung noch in dem
Mittelalter bekannt war, welches auch mit den Sagen, die
sich in dem Munde des Volks erhalten haben, übereinstimmt
Ueber die Ursachen, warum Constantin dieses Kastell anlegte,
und welche Bestimmung dasselbe hatte, soll weiter unten
gesprochen werden.
In den Feldern von Neumagen und Dhron hat die Agri-
kultur die Römerstrasse zerstört. Erst bei der Kapelle von
Niederemmel, l / 2 Stunde östlich von Neumagen, wird dieselbe
wieder sichtbar, und zieht sich von hieran in ununterbrochenem
Zusammenhange grösstentheils durch Wald auf dem sanft
abfallenden Höhenrücken zwischen den Thalern, welche
einerseits nach der östlichen Dhrone und andererseits nach
dem Mühlheimer Bache hinabfallen, bis auf die Höhe der
Haard hinauf. Sobald sie bei dem Weinplatz den Kamm
der Haard erreicht hat, wendet sie sich mit fast rechtwinke,
liger Krümmung östlich, und senkt sich mit sanftem Fall
an dem südlichen Abhänge der Haard nach dem Heidenpütz,
wo sie die Richtung A aufnimmt. Diese Strecke der Römer-
strasse von der Kapelle von Niederemmel bis zum Weinplatz,
und besonders von diesem über den Heidenpütz nach dem
stumpfen Thurme etc. gehört zu den am besten erhaltenen
in den Rheingegenden und wird noch gegenwartig als der
gewöhnliche Kommunikationsweg zwischen dem Hunsrücken
und der Gegend von Neumagen benutzt. Sic ist an vielen
Stellen bis an 12' über den Boden erhöht, hat an den Seiten
tiefe (Gräben , und erscheint als ein Steindamm von unzer-
störbarer Festigkeit. s pfeft
Nach der Vereinigung der Arme A und B bei dem Heiden-
pütz führt die ftömerstrasse von da auf der Hochfläche
des Hunsrückens fort nach den römischen Ruinen bei dem
stumpfen Thurme. Diese Ruinen, welche auf einem schmalen
Höhenrücken gelegen sind , der südlich gegen Hinzerath
und nördlich gegen Wederath abfallt, können nur dem
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B e 1 g i n u m 176 ) der Peutingerschen Tafel und den Ta b er-
nae 177 ) des Ausonius angehören, indem sie die einzigen
üeberreste eines rtfmischen Orts enthalten, der zwischen
Dumno oder Dumnissus (Kirchberg) und Noviomagus (Neu-
magen) an der Strasse gelegen war, und sich beinahe in der
Mitte zwischen jenen beiden Orten befinden. Die Ausdehnung
dieser Ruinen in der Lange beträgt gegen 800, in der Breite
gegen 300 Schritt, und die Strasse, welche hier eine Breite
von 36' hat, führt in gerader Richtung der Länge nach
durch dieselben. Parallel mit der Strasse scheint auf jeder
Seite derselben , in der Entfernung von 70 Schritten , , eine
Gasse sich befunden zu haben. Einzelne Üeberreste von
Gebäuden findet man noch auf eine längere Entfernung
ostlich und westlich längs der Strasse. An der Südseite
der letztern sind die römischen Mauern grösstenteils aus.
gebrochen und der Boden ist in Ackerland umgewandelt
worden ; an der nördlichen Seite hingegen ist Haideland,
und obgleich der Boden auch hier vielfach durchwühlt ist
so lässt sich doch die Gestalt und Grösse der meisten Häuser
noch erkennen. Diese nur kleinen Häuser haben gewöhnlich
gegen die Strasse eine Breite von 30', bei einer Tiefe von
40 bis 50', und hinter den meisten derselben finden sich die
Ruinen von Nebengebäuden. Die vielen noch vorhandenen
Mauerreste besteben aus Thonschiefer und Ziegeln , und
sind von schlechter Beschaffenheit, üeberreste grosser und
sieh durch die Starke und Festigkeit ihrer Maoern aus-
zeichnender Gebäude sind unter diesen Trümmern nirgends
zu sehen. Die Häuser waren mit Schiefer gedeckt, wie die
vielen herumliegenden und ziemlich unförmigen Schieferplattem
beweisen, in welchen noch die Löcher zu sehen sind, durch
welche die Nägel zu ihrer Befestigung geschlagen waren.
176) Vgl. Jmhrb. H. HL S. 48 ff. und H. V. und VI. S. 386.
177) Vgl. ebend. H. XVIII. S. 1 ff.
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Die Gegenstände, welche bis jetzt in diesen Ruinen ge-
funden worden sind, gehören mehr den nothwendigsten
häuslichen Bedürfnissen, als dem Luxus an, und bestehen
aus Haufen von Scherben grob gearbeiteter irdener Gefässe,
aus wenigem kupfernen und vielem eisernen Hausgeräthe,
und aus einer grossen Anzahl von Münzen, grösstenteils
von Kupfer und aus der spätem Zeit von Diokletian bis
Honorius.
Ueberreste einer Befest igung bat der Verf. nicht gefunden
mit Ausnahme eines doppelten Walles und Grabens, die sich
an dem östlichen Ende dieser Ruinen befinden, und von dem
stumpfen Thurme bis in das Wäldchen von Wederath gehen.
Nach Aussage der Landleute soll dieser doppelte Erdauf-
wurf sich südlich bis an die sumpfigen Wiesen, worin die
Hauptquelle der östlichen Dhrone liegt, fortgesetzt haben,
und erst in neuerer Zeit bei Urbarmachung des Landes
geebnet worden sein. Da an den übrigen drei Seiten der
römischen Ruinen, auch an den Stellen, wo das Land noch
nicht urbar gemacht worden ist, keine Spuren von der
Fortsetzung dieses Erdaufwurfs vorhanden sind, so scheint
derselbe dem Mittelalter seinen Ursprung zu verdanken und
nebst dem stumpfen Thurme die Bestimmung gehabt zu
haben , die neuere Strasse zu sperren , welche sich hier in
mehrere Arme, theils nach dem Rheine, theils nach der
Mosel und Saar, theilt. Was jenen halb zerstörten Thurm
betrifft, den man gewöhnlich als einen Rest der römischen
Umfassungsmauern ansieht , so gehört derselbe seiner Bauart
nach dem Mittelalter an , und wird in alten Urkunden als
Wachtthurm bezeiebneit. Er hat ganz isolirt gestanden und
es finden sich nirgends Spuren , dass sich eine Mauer an
ihn angeschlossen habe.
Aus dem Gesagten lässt sich mit Grund vermuthen, dass
der hier gestandene römische Ort keine Militairstation ge-
wesen sei, und seine Entstehung der Frequenz der Strasse
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in der letztem Zeit der römischen Herrschaft zu verdanken
gehabt habe. Das früher abgefasste Itinerarium Antonini
nennt ihn gar nicht; Ausonius bezeichnet ihn als Tabernae
(Schenken, Wirthshäuser) und erst die, wahrscheinlich unter
Theodosius d. Gr. entstandene, Peutingersche Tafel führt
ihn als Belginum auf. Um die Lage der Tabernae naher
zu bezeichnen nennt Ausonius dieselben, im Gegensatz zu
dem wasserarmen Dumnissus, riguas perenni fönte (mit nie
versiegender Quelle), welches ganz auf die Lage der oben
beschriebenen Ruinen passt, bei welchen sich südlich die
sehr wasserreiche Hauptquelle der östlichen Dhrone, und
nördlich die Quellen des Kautenbaches befinden.
Von dem stumpfen Thurme geht die Römerstrasse in einer
beinahe ganz geraden Richtung nach der Höhe von Kirch-
berg, welches man von hier aus liegen sieht. Die jetzige
Strasse führt auf ihr bis eine halbe Stunde östlich von dem
stumpfen Thurme, wo sie von ihr links abgeht, die Römer-
strasse aber gerade aus durch das Dorf Hochscheid zieht,
dessen nördliche Gasse sie bildet. Von Hochscheid führt
sie, Horbruch gegen 000 Sehritt nördlich liegen lassend, in
der Mitte zwischen Hirschfeld und Krummenau durch , und
gegen 800 Schritt südlich von Niederweiler über den von
diesem Dorfe kommenden Bach. Von der linken Seite dieses
Baches geht sie, immer die gerade Linie beibehaltend, über
eine Haide nach dem Sohrenbache, gegen 1000 Schritt nörd-
lich von Dill über denselben, und durch den Gemcindewald
von Dill nach dem Hahnebache, über welchen sie bei der Eich-
mühle führt. Hier stand noch vor 30 Jahren die alte Brücke,
und noch jetzt sieht man Ueberreste von derselben. Von
der Eichmühle zieht sie die Höhe hinan, trifft etwa 1000 Schritt
vor Kirchberg in die gegenwärtige Chaussee , und zieht mit
derselben mitten durch diesen Ort. Die Richtung der Strasse
von dem stumpfen Thurme bis Kirchberg ist äusserst bequem
und sie bat in dieser ganzen Entfernung kein Thal und
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keine Höhe von Bedeutung zu passiren. Von dem stumpfen
Thurme bis in die Gegend von Horbruch ist sie noch durch-
gangig erhalten; von da bis an Kirchberg ist die Besteinung
grossentheils ausgebrochen und zu dem Bau der neuen Strasse
von Büchenbeuern nach Kirchberg verwendet worden. Der
6 bis 6' hohe Erddamm ist jedoch auch hier noch vorhanden
und dient zum TheiJ als nächster Kommunikationsweg zwischen
Kirchberg und der in der Nähe der Römerstrasse gelegenen
Ortschaften. Die Brücken , auf welchen dieselbe über die
Bäche führte, sind sämmtlich verschwunden.
Salisso, Dumno, Dumnissus das jetzige Kirch-
berg. Das Itinerar nennt zwischen Bingium und Baudo-
brica — Salisso, die Peutingersche Tafel zwischen Bingium
nnd Belginum — Dumno , und Ausonius «wischen Bingium
nnd Tabernae — Dumnissus. Diese drei verschiedenen Namen
können nach Vergleichung der Entfernungen, nach ihrer
Lage gegen die übrigen angedeuteten Orte und nach dem
Vorhandensein grösserer römischer Ruinen, die sich an der
Römerstrasse befinden, nur Einen Ort bezeichnen, und dieser
lag in und bei dem jetzigen Kirchberg. Dieser interessante
Punkt, in der Mitte zwischen Mainz und Trier auf einer
Anhöhe gelegen, die sich bedeutend über die Hochfläche
des Hunsrückens erhebt und aus weiter Ferne gesehen wird,
verdankte dieser Ocrtlichkeit die Anlage einer römischen
Militairstation, welche wahrscheinlich wegen der hohen Lage
Dumno oder Dumnissus ~ von dem alten Worte dun 178 ),
die Höbe , Düne — genannt wurde. Der römische Ort lag
theils an der Stelle des jetzigen Kirchberg, theils östlich
davon auf beiden Seiten der Strasse, wo sich jetzt Gürten
befinden. Hier werden in der Erde noch viele Ueberreste
von zum Theil sehr starken römischen Mauern, viele Münzen,
■■■■ < i i ■
178) Vgl. Jahrb. H. XIV. S. 153 ff Mone, die gallische Sprache
•to. S. 96 und 184.
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187
Ziegel u. A. gefunden, und 200 Schritt östlich von Kirch-
berg, neben der Strasse, findet sich ein gut erhaltener und
tiefer römischer Ziehbrunnen, der noch jetzt den Bewohnern
von Rirchberg das beste Wasser liefert und innerhalb des
römischen Orts gelegen war.
Die römischen Ruinen von Kirchberg liegen in der Mitte
zwischen Bingen und den Berger- Wacken , wohin der Verf.
Baudobrica gesetzt, und einen starken römischen Marsch
von beinahe XVIII Leuken oder XXVI Millien von jedem
dieser Orte entfernt. Diese Ruinen sind die einzigen, die
sich an der Römerstrasse auf mehrere Meilen westlich und
östlich von Kirchberg befinden. Nimmt man dazu, dass die
Angabe der Entfernung, wie solche das Itinerar zwischen
Bingium und Baudobrica bemerkt, ziemlich mit der wirk-
lichen übereinstimmt , und dass höchst wahrscheinlich durch
die Schuld der Abschreiber statt XXVI — XXII und XXIII
gesetzt worden ist ; so scheint es ausser Zweifel zu sein,
dass jenes Salisso hier gelegen und später den Namen Dumno
oder Dumnissus von seiner hohen Lage erhalten habe.
Diese beiden letzteren Benennungen sind offenbar nur ver-
schiedene Schreibarten, welche einen und denselben Ort bezeich-
nen, und dieses wird auch durch Urkunden bestätigt, welche bis
in das 10. Jahrhundert zurückgehen und in welchen das
kleine Dorf Densen, das eine Viertelstunde nordöstlich von
Kirchberg und 800 Schritt nördlich von der Römerstrasse
in einem Wiesenthaie gelegen ist, Domnissa, Donnissa und Ton-
nense genannt wird. Dieses ist auch die Veranlassung gewesen,
dass man bis jetzt allgemein das römische Dumnissus (Üumno)
nach Densen (Denzen) gesetzt hat, jedoch mit Unrecht, denn
in diesem, von der Römerstrasse entfernt liegenden, Dorfe
finden sich nicht die geringsten Spuren römischer Anwesen-
heit, und es ist wahrscheinlich, dass sich, nach der Zer-
störung des römischen Kastells bei Kirchberg während der
Völkerwanderung, die Ueberreste seiner Bevölkerung hier
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• 188
angesiedelt, und den Namen Dumnissus auf diesen später
entstandenen Ort abergetragen haben, wie dieses aus ähn-
lichen Beispielen, deren sich in den Rheingegenden mehrere
finden, bewiesen werden könnte. Dass Dumnissus nicht das
gegenwärtige Densen sein kann, geht auch aus der Angabe
des Ausonius hervor, wo dieser Dichter in seiner Mosella
(v. 7) sagt: Praetereo arentem , sitientibus undique terris,
Dumnissum etc. Ausonius nennt hier Dumnissus „das trockene
mit lechzenden Fluren" , eine Bezeichnung , die durchaus
nicht auf Densen passt, — wo sich mitten im Dorfe eine
sehr wasserreiche Quelle mit vortrefflichem Wasser findet,
die bald unterhalb eine Mühle treibt und wahrscheinlich die
Veranlassung der spätem Ansiedelung gewesen ist, — wohl
aber auf Kirchberg, das bei der hohen Lage in seiner Nähe
keine Quelle hat , und sich durch eine grössere Anzahl von
sehr tiefen Ziehbrunnen das nöthige Wasser verschaffen
muss, und wo in trockenen Sommern und in Wintern, die
auf trockene Herbste folgen, auch diese Brunnen, selbst der
ausserhalb dem Orte an der Strasse gelegene römische,
austrocknen und man alsdann genöthigt ist, dass Wasser
aus grösserer Ferne herbeizuschaffen. Das jetzige Kirch-
berg ist im Mittelalter auf die Ruinen des römischen Orts
erbaut worden, und heisst in Urkunden Kirchbergense Castrum.
Es war bis in die neuere Zeit eine kleine Festung, wovon
zum Theil der Graben und die Umfassungsmauer noch heute
sichtbar sind. Es scheint, dass man bei der neuen Anlage
die frühere römische Form im Allgemeine n beibehalten hat :
denn Kirchberg hat noch jetzt die Gestalt einer römischen
Befestigung, durch welche die Strasse in der Milte fährt.
Von Rirchberg bis 1800 Schritt vor Simmern ist die
gegenwärtige Chaussee auf die Römerstrasse gelegt worden,
und die Spuren derselben sind daher verschwunden. Erst
in der angegebenen Entfernung von Simmern verlasst die
neue Chausse* die Richtung der Römerstrasse, und letztere
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189
wendet sich rechts über den Simmerbach 179 ). Spuren einer
Brücke sind nicht mehr vorbanden. Auf der linken Seite
des Simmerbaches theilt sich dieselbe in zwei Arme.
a) Der südliche Arm , welcher sich in der nächsten Rieh-
tung über den Soonwald nach Bingen wendet, geht 600 Schritt
westlich vom Schaafhofe und 300 Schritt Ostlich von dem
Dorfe Riesweiler vorbei nach dem Argenthaler Bache. Hier
liegen auf der rechten Seite dieses Baches in einem Gebüsche
die Ruinen eines grossen römischen Gebäudes von Quader-
steiuen. Die herumliegenden Ueberreste von Steinmonumen-
ten, worunter der vordere Theil eines ziemlich gut gearbei-
teten Löwen in natürlicher Grösse befindlich, beweisen , dass
dieses Gebäude mit Luxus aufgeführt war. Da sich an dem
südlichen Abhänge des So onwaldes bei Dörrebach die Ruinen
eines ähnlichen Gebäudes befinden, so scheint es, dass diese
beiden Gebäude kaiserliche Posthäuser (Mutationes) waren,
um bei dem Uebergange über den Soonwald die Pferde zu
wechseln. Von der linken Seite des Argenthaler Baches
geht die Strasse, noch wohl erhalten und 5 bis 8' über
den Boden erhöht, durch die Römerhecke in schräger Rich-
tung den Hauptzug des Soonwaldes hinauf, läuft auf dem
Kamme desselben eine Strecke fort, und senkt sich durch
den Thiergarten, dicht östlich am Försterhause, nach dem
Seibersbache herab; führt bei dem Heidenstock — einer
alten, jetzt verschwuudenen Grenzsäule — über diesen Bach
und um den nördlichen Abhang des hohen Oppelberges
herum nach den Ruinen des obengenannten römischen Ge-
bäudes. Dasselbe hatte eine noch grössere Ausdehnung als
das am Argenthaler Bache, und bei Ausbrechung der Mauern
in den letzten Jahren sind eine grosse Menge römischer
Dinge gefunden worden, besonders sehr viele Münzen. Diese
Ruinen heissen in dem Munde des Volks »das Atzweiler
179) Vgl Jakrb. H. XXIH. S. 184.
190
Tempelherren-Kloster", wobei der Verf. bemerken muss, dass
er jederzeit da, wo ihn die Landleute des Hunsrückens auf
alte Tempelherren - Klöster aufmerksam machten, römische
Ruinen gefunden hat. Von diesen Ruinen fährt die Römer-
Strasse nach Dörrebach, wo von ihr rechts ein anderer Arm
abgeht und sich nach der Heidenmauer bei Kreuznach wendet,
wovon weiter unten die Rede sein wird. Die Strasse nach
Bingen geht von Dörrebach auf der Höhe fort, oberhalb
dem Weinbergerhofe vorbei, nach dem ehemaligen graflich
Jngelheimschen Schlosse Guldenfels (Gollenfels), Stromberg
gegenüber, und ist nördlich von diesem Schlosse in das
Thal des Guldenbaches (Güldenbaches) hinabgegangen. Auf
dem Guldenfelse und an dem Pusse desselben im Thale des
Guldenbaches werden häufig römische Mauern, Manzen,
Urnen etc. in der Erde gefunden, und als vor einigen Jahren
die alte Brücke , welche in Stromberg über den Güldenbach
führte, abgebrochen wurde, so fand man in den Fundamenten
derselben , zwischen zwei grossen Quadersteinen , eine schön
erhaltene Silbermünze von Constantinus Tyrannus, welche
im Besitz des Verf. ist. Von Stromberg bis Bingen sind
alle Spureu der Römerstrasse 180 ) verschwunden, und nach
180) Dr.' Keuscher a. a. O. S. 293 und 294 sagt darüber: „Von
dieser Brücke (nemlich bei Bingen über die Nahe) führte die
römische Heerstrasse „die Mühe" hinauf, wo die alte Chaussee
auf ihr erbaut war, und als das stückweise römische Strassen-
pflaster zu holperich wurde, brach man es 1834 und 1835 aus.
Etwa 1500 Schritt yor Weiler , wo links die alte Chaussee
abbiegt und rechts ein Fusspfad zum obern Theile des Dorfs
hinführt, geht die Kömerstrasse genau in der Diagonale von
beiden Wegen aus in gerader Richtung fort. Ein c. 20 Fuss
langer Einschnitt in dem anstossenden Hügel zeigt noch deut-
lich die alte Bahn und 4 bis 5' unter der Dammerde das
römische Pflaster. Ferner führte die Römerstrasse am untern
Endo von Weiler hinter dem jetzigen neuen Schulhause vorüber
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191
der Versicherung eines alten Mannes ist die gegenwärtige
Strasse zwischen beiden Orten , bei ihrer Erbauung in den
1770ger Jahren, auf die Römerstrasse gelegt worden, womit
auch ihre Richtung übereinstimmt.
b) Der nördliche Arm der Römerstrasse behält die Rieh-
tung bei, in welcher dieselbe von dem Weinplatze Ober den
stumpfen Thurm und Kirchberg bis auf die linke Seite des
Simmerbaches geführt hat, und hier, von a abgehend, durch-
schneidet derselbe die Chaussee nach Argentbai, wo der
Weg von Mutterschied t in selbige eingeht, lässt Altweidelbach
500 und Walbach 300 Schritt nördlich liegen, geht 1000 Schritt
südlich von Mörsbach und durch den Wald nach der Brücke,
die bei Rheinböllen über den Guldenbach führt. Von hier
geht er bis auf die Höhe oberhalb Dichtelbach in der Rieh-
hing der Strasse von Rheinböllen nach Bacharach, wendet
sich am Anfange des Wiesenthals, welches nach Dichtelbach
hinabführt, südöstlich durch den Wald, und senkt sich von
hier aus mit sehr massigem Gefälle auf dem schmalen Rücken,
der sich zwischen den Bächen von Diebach und Heimbach
befindet, von der Hochfläche des Hunsrückens nach dem Rhcin-
thale hinab, und trifft zwischen dem Hofe Petersacker 1S1 ) und
Heimbach in die römische Rheinstrasse. Dieser Arm ist von
dem Punkte, wo er sich von a trennt, bis in die Gegend
von Altweidelbach grösstentheils zerstört; von da bis an
Rheinböllen ist er grossentheils noch erhalten; desgleichen
und du roh schnitt in schiefer Richtung ohngefähr 150 Schritt
davon die Chaussee, bei deren Bau sie bloss gelegt wurde*.
[Der hier erwähnte Einschnitt mit den Spuren der Römer-
strasse ist im Sommer 3860 von mir nicht mehr vorgefunden
worden. E. S.J
181) In der vom Verf. für die Rheinstrasse vorliegenden Zusammen-
stellung der Entfernungsangaben des Itinerars und der Peutin-
gerschen Tafel mit der wirklichen Entfernung heisst es i »där
Petereacker bei Heimbach liegt 5 Leuken oberhalb Oberwesel".
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192
in der Gegend von Dichtelbach , und auf dem schmalen
Rücken zwischen dem Diebache und Heimbache ist er ebenfalls
durch die Anlage von Weinbergen grossentheils verschwunden«
Bemerkungen über die verschiedenen Arme,
welche die Römerstrasse zwischen Trier und
Bingen hat, über das wahrscheinliche Alter
derselben und überihre Bauart.
Die Richtung des Armes A über die Büdlicher Brücke und
Grafendhron ist die kürzeste, welche man einer Strasse von
Trier nach dem Plateau des Hunsrückens geben konnte,
dabei ist dieselbe aber wegen der tief und steil eingeschnitte-
nen Thäler der Ruwer, des Feilerbaches, der westlichen
und östlichen Dhrone, über welche sie geführt werden musste,
höchst beschwerlich. Da die Römer nur selten, um das
Gefalle zu vertheilen, ihre Strassen in Zickzacks und Schlangen-
linien führten, und so viel wie möglich die gerade Linie
beibehielten, so finden sich auf dieser Strasse an den steil
abfallenden Thalrändern der obengenannten Bäche Stellen,
wo dieselbe mit mehr als 15 Grad steigt und fällt, ein Um-
stand , der diese Strasse besonders für Fuhrwerk wenig
geeignet machte. Dabei ist die Bauart derselben mit weniger
Sorgfalt und Festigkeit ausgeführt, und ihre Erhaltung viel
geringer, als die der Strasse von Neumagen nach dem
Heidenpütz. Diese letztere (B) ist mit dem Umwege von
3 Leuken (beinahe 1 geogr. Meile) von Trier nach der
Hochfläche des Hunsrückens geführt. Dieselbe hat zwischen
Trier und Neumagen, ausser dem Mehringer Berge, keine
Höhe von Bedeutung zu übersteigen, und zwischen Neu-
magen und dem Heidenpütz ist ihre Richtung die bequemste,
welche man einer Militairstrasse aus dem Moseith ale nach
dem Plateau des Hunsrückens geben konnte , indem auf ihr
alle die tief eingeschnittenen Thäler vermieden werden,
welche die Richtung A passiren musste. Hierzu kommt die
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ausserordentlich feste Bauart und die vorzüglich gute Er.
hallung, welche die Strasse B von Neumagen nach dem
Heidenpütz hat.
Alles dieses lässt mit Grund vermuthen, dass die Richtung
A die frühere, wahrscheinlich schon unter Augustus von Trier
nach Bingen erbaute, Strasse war, welche später, wo nicht
ganz verlassen , doch nur von Reitern und Fussgängern als
die kürzeste Richtung benutzt wurde; die Richtung B hin-
gegen erst unter Constantin d. Gr. zugleich mit der An-
legung von Neumagen entstanden ist und später als eigent-
liche Militairstrasse von Trier nach Bingen gedient hat.
Der immer heftiger werdende Andrang der germanischen
Völker gegen die römische Rheingrenze war die Veran-
lassung, dass Trier von Maximian I. an (v. 287) der gewöhn-
liche Aufenthaltsort der Kaiser und Cäsaren, so wie der
Hauptwaffen platz und das Hauptdepot für die Rheinverthci-
digung wurde. Diese Verhältnisse erforderten, besonders
für die Zufuhr von Bewaffnung*-, Bekleidungs- und Ver-
pflegungsgegenständen nach dem Oberrheine eine bequemere
Strasse, als diess die vorhandene war. Um den beschwerlichen
Landtransport dieser Dinge zwischen Trier und dem Huus-
rücken durch die tiefen Thäler zu vermeiden, wählte Ron-
stautin einen Punkt an der Mosel unterhalb Trier, bis wohin
von diesem Orte aus die Bedürfnisse für die Truppen am
Oberrheine mittelst der Wasserstrasse geschafft und von da
aus, ohne jene Thäler zu berühren, zu Lande weiter trans-
portirt werden konnten. Von keinem Punkte an der Mosel
unterhalb Trier konnte eine Fahrstrasse mit mehr Bequem-
lichkeit nach dem Plateau des Hunsrückens hinauf geführt
werden , als aus der Gegend von Neumagen , und diesem
Umstände allein verdankte dieser Ort seine Entstehung durch
Konstantin. Neumagen diente als Zwischen-Depot zwischen
Trier und dem Oberrheine, und war als solches nach römi-
scher Art befestigt.
13
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194
Bei dem Heidenpütz hatte die frühere Strasse das Plateau
des Hunsrückens erreicht und führte von da in gerader
Richtung auf der Fläche desselben fort bis an Simmern.
Konstantin behielt bei Anlegung der neuen Strasse diese
bequeme Richtung bei, baute jedoch wahrscheinlich diese
ganze Strecke von neuem, denn an allen Stellen, wo sie
in neuerer Zeit nicht gewaltsam zerstört worden ist, hat
sie dieselbe Bauart und Festigkeit, wie die Strecke von
Neumagen nach dem Heidenpütz.
Vor Simmern theilte sich die Strasse abermals und führte
in zwei Richtungen nach Bingen. Der kürzere Arm (a)
ging über das Soongebirge, durch das tiefe Thal des Gülden-
bachs bei Stromberg und den hohen und steilen linken
Thalrand der Nahe nach Bingen herab. Derselbe war, seiner
nähern Richtung wegen, wohl für Fussgänger und Reiter,
aber nicht für schweres Fuhrwerk geeignet, und daher
entstand später — und gewiss zu gleicher Zeit mit der
Strasse von Neumagen nach dem Heidenpütz — die äusserst
bequeme Richtung b, welche mit dem Umwege von 2 Leukcn
(gegen eine Stunde) ohne den Soonwald zu berühren , von
der Hochfläche des Hunsrückens in das Rheinthal herab und
in selbigem aufwärts nach Bingen führte. Der Arm b ist
die einzige Römerstrasse, welche von dem Plateau des
Hunsrückens nach dem Rheinthale herabging 182 ), und war
aus diesem Grunde zugleich die nächste Verbindungsstrasse
zwischen Trier und den am Rhein hinab bis Coblenz ge-
legenen Kastellen, Etappenorten etc. Sollte der Rhein bei
dem Binger Loch zur Zeit der Römer nicht schiffbar gewesen
182) Die Angabe von Hetzrodt und Andern, dass eine Römerstrasse
von dem stumpfen Thurme über Würrich und Castellaun nach
Coblenz gegangen sei, ist nicht richtig. Der Verf. hat diese
Gegend vom stumpfen Thurme bis an Waldesch genau unter-
sucht und nirgends die Spuren einer solchen Strasse gefunden.
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J
195
sein , wie es wahrscheinlich ist , so hätte dieser Arm b der
Römerstrasse noch eine Wichtigkeit mehr gehabt.
Die Strasse, welche aus dem Moseithale bei Neumagen
über den Hunsrücken in das Rbeinlhal bei Niederheimbach 18S )
führte, und welche wir als die spatere, von Konstantin
theils neu angelegte, theils wiederhergestellte Militairstrasse
von Trier nach Bingen bezeichnet haben, wird von den
Landleuten in dieser ganzen Ausdehnung die „Steinstrasse«
genannt, eine Benennung, die schon im Mittelalter gebrauch-
lieh war 184 ), und welche diejenigen Arme der Römerstrasse,
die wir für die frühere Richtung derselben halten, nicht
führen.
Um die Bauart dieser Strasse, deren Festigkeit so vielen
Jahrhunderten getrotzt hat, kennen zu lernen, hat der Verf.
dieselbe an zwei Stellen durchstechen lassen, westlich vom
stumpfen Thurme und in der Gegend von Dill. An beiden
Stellen lag die Besteinung in einem 4 l / 2 bis 5' hohen Erd-
damme, wozu die Erde aus den zu beiden Seiten der Strasse
noch jetzt befindlichen Gräben genommen ist. Das Funda-
ment der Besteinung hatte an beiden Stellen eine Breite
von 21' und 11 bis 13" Höhe. Es bestand bei dem ersten
Durchschnitt aus Schieferplatten , die in Lehm und auf die
breite Seite gelegt und an beiden Seiten mit hohen Bord-
183) Nach den spätem Untersuchungen des Verf. über den Pfahl-
graben (s. Annalen des Vereins für Nass. Alterthums-Kunde
etc. Bd. VI. S. 163 und den besondern Abdruck — in Kom-
mission bei R. Voigtländer in Kreuznaoh — S. 59) setzte sich
diese Strasse über dem Rheine von Lorch duroh das Wisper-
thal etc. und über die alten Burgen bei Holzhausen auf der
Haide und bei Oberbrechen nach der Hunenburg bei Butzbach
fort, so dass sie als die Operationslinie der Römer von Trier
nach der obern Lahn erscheint. E. S.
184) Steinstraza — vid. Urkunde vom Jahre 1006 in Histor. et
Comment. Academiae Palatinae V. 142.
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19G
steinen versehen waren, und bei dem zweiten Durchschnitt
fanden sich grosse, fest in einander gesetzte und durrh
Lehm verbundene Quarzsteine. Dieses Fundament war bei
beiden Durchschnitten mit einer 4 bis 5" hohen Schicht
von Kalk, mit Sand gemischt, bedeckt, worauf eine Lage
von klein geschlagenem Quarz , die nach oben mit Kies
vermischt ist und 18" Höbe hat, folgte. Diese kleinen
Steine, welche die Grösse eiues Eies bis zu der einer Wall-
nuss haben, sind fest zusammen gerammt, nach unten mit
Kalk und Sand, uach oben mit Lehm verbunden, wobei zu
bemerken ist, dass in dem Thonschiefergebirge des Huns-
rückens kein Kalk 185 ) vorkommt, und dass derselbe aus der
Gegend von Trier, oder von dem Glan, folglich aus einer
Entfernung von 10 bis 12 Stunden, herbei geschafft werden
musste. Die Höhe der Besteinung beträgt folglich gegen 3'.
Die obere Breite der Strasse war an beiden Durchschnitten
zwischen 18 und 19' und ihre Wölbung 6". An den Stellen,
wo diese Strasse jetzt noch als Weg benutzt wird und daher
nicht überwachsen ist, erscheinen die kleinern Steine, welche
die Decke bilden, als ein festes Mosaik, das nur mit der
Spitzhaue zerstört werden kann. »
Noch vor wenigen Jahren war diese Strasse in ihrer
ganzen Ausdehnung von Nenmagen bis an den Rhein voll-
kommen erhalten. Die fortschreitende Agrikultur , und
besonders die Menge des vortrefflichen Quarzes, woraus
185) Wenn auch sohon zur römischen Zeit die bei Stromberg und
in näherer und weiterer Ferne davon befindlichen Kalkstein,
bräche bekannt gewesen sein sollten, so haben die Römer
diesen Kalk doch wohl seiner wenigen Güte wegen nicht zu
solchen Bauton vorwendet , welche , wie dio Heerstrassen etc.,
eine besondere Festigkeit und Dauerhaftigkeit verlangten. —
Der auf dem Rupertsberge befindliche, sehr gute Kalk ist erst
seit einigen Jahren aufgefunden worden. E. S.
197
dieselbe gebaut ist, sind jedoch die Veranlassung geworden,
dass dieselbe in den letzten Jahren auf dem Hunsrücken
grösstenteils zerstört und ihr Material zu neuen Strassen-
Anlagen benutzt worden ist, und noch täglich benutzt wird,
so dass in kurzer Zeit dieses schöne Monument der Römer
gänzlich verschwunden sein wird.
Ad 9. Römerstrasse, welche bei Dörrebach von.
der Strasse nach Bingen abging und nach der
Heidenmauer bei Kreuznach etc. führte.
Diese Strasse, welche die Bestimmung gehabt zu haben
scheint, eine nähere Verbindung zwischen Trier und dem
Oberrheine, als mittelst der Rheinstrasse von Bingen über
Mainz etc. zu bewirken , wird weder in dem ltinerar des
Antonin noch auf der Peutingerschen Tafel genannt. Auch
gehörte dieselbe , nach den Üeberresten zu urtheilen , welche
von ihr noch vorhanden sind , ihrer Bauart nach nicht zu
den grossen Militairstrassen des römischen Reiches, sondern
mehr in die Klasse der Vicinalstrassen.
Sie geht bei Dörrebach von dem Arme der Römerstrasse,
der aus der Gegend von Simmern über das Soongebirge
nach Bingen führte , rechts ab , zieht sich , unter dem
alten Namen der „Lehnstrasse" 200 Schritt westlich von
Schöneberg und ebensoweit östlich vou Hergenfeld auf der
Höhe fort, und trifft oberhalb Windesheim in die neue
Chaussee von Stromberg, wo sich dieselbe in einem beinahe
rechten Winkel nach Kreuznach wendet. Diese Chaussee
ist von diesem Punkte an über die Höhe , der hungrige
Wolf genannt, bis dicht vor Kreuznach auf die Römerstrasse
gelegt, wo die letztere links von ihr abging und sich über
die Nahe nach der Heidenmauer wendete. Die unter dem
Namen
Heidenmauer noch vorhandenen Ruinen sind die üeber-
reste eines römischen Kastells, welches die Bestimmung hatte,
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198
den Uebergang obiger Strasse Über die Nahe zu decken.
Diese Ruinen liegen 600 Schritt nordöstlich von Kreuznach
auf der rechten Seite der Nahe und bilden ein vollkommenes
Viereck wovon jede Seite 240 Schritt lang ist. Die 12'
186) Bevor die Arbeiten zu dem Bau der Rhein-Nahebahn an der
Heidenmauer unternommen wurden, konnte derjenige, welcher
diese Ruinen zum erstenmale sah (vgl. oben im Text und
Jahrb. H. XV. S 211 ff.), nur gar zu leicht die Ansicht gewinnen,
als ob deren Umfassungsmauern ein Rechteck bildeten, indem
es, an der westlichen Seite durch den mehr nach Innen und
an der nördlichen Seite durch den mehr nach Aussen zum
Festhalten des Ackerlandes aufgehäuften, mittelst Wackenlagen
gestützten, Schutt und bei der durch die Ebene beschränkten
Umsicht, nicht sofort ins Auge fiel, dass grosse Stucke von
den westlichen und nördlichen Seiten da, wo beide zur nord-
westlichen Kastellecke zusammen gestossen , schon längst ober-
halb des Bodens verschwunden sind. letzt, wo man von den
nach, dem Bahnkörper führenden Rampen eine freie Uebersicht
hat, wird eine solche Täuschung nicht mehr möglich sein, und
nur die vor der nördlichen Seite durch den aufgehäuften Schutt
bewirkte Bodenerhöhung, welche sich unmittelbar an den, die
nordöstliche Ecke bildenden , vorspringenden Theil derselben
ansohliesst, könnte noch zu einer unrichtigen Verlängerung
nach Westen hin veranlassen. Um jedoch über Form und
Ausdehnung des Kastells eine mehr richtige Ansicht zu gewinnen,
habe ich an Ort und Stelle, unter Beihülfe des mir befreundeten
Besitzers dieser Ruinen, Ermittelungen angestellt. Hiernach
sohliesst sich der 240 Schritt langen südlichen Seite die 250
Schritt lange östliche rechtwinkelig, und die westliche, welche
nur noch in einer Länge von c. 180 Schritt vorhanden ist,
stumpfwinkelig an. Von der sich an die östliche Seite an-
schliessenden nördlichen ist nur noch ein o. 90 Schritt langes
Stück über der Erde sichtbar, wovon etwa 70 Schritt auf den
— im H. XXI. S. 2 erwähnten — nach aussen abgerundeten,
backenartigen Vorsprung (Face) und c. 20 Schritt auf den
südwestlich schräg ablaufenden Ansatz (Flanke) kommen. An
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dicke Umfassungsmauer steht rings um noch 5 bis 8' über
den Boden hervor , und ist an der Ostseite noch gegen 18'
den letztern setzt sieh die , mehr in südwestlicher Richtung,
einige Fuss unter dem Boden, fortlaufende gerade Linie (Cour-
tine) an , wie diess an dem spärlichen Waohsthume der Feld-
früohte zu erkennen ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die
nordwestliche Kastell -Ecke dieselbe Gestalt gehabt hat, und
es dürfte daher ziemlich an das Richtige streifen, wenn
man die nördliche Seite (in gerader Linie von Ecke zu
Ecke) auf 255 Schritt und die westliche auf 245 Schritt
schätzt. Diese Konstruktion ist jedenfalls durch die vorgefun-
dene Terrainbesohaffenheit bedingt gewesen , und da bei dem,
vor mehrern Jahren stattgefundenen, Abbruche des in gerader
Linie, aber mehr nach Süden als nach WeBten , sich fort-
setzenden Theils der nördlichen Seite das Mauerwerk bis zu
15' dick gefunden wurde, so ist es sehr wahrscheinlich, dass
die nördliche Umfassungsmauer dioht an dem rechten Ufer
der Nahe gestanden und dass daher ihre ho in werkartige Gestalt
den besondern Zweck gehabt habe, die Deckung des Fluss-
übergangs mehr zu verstärken. Gewiss standen alsdann auch
die Gräben, welche vor den drei übrigen Fronten befindlich
waren, mit dem Flusse in Yerbindung, so dass dadurch die
oft gemachte Behauptung, „das Kastell habe auf einer Insel
gelegen", gerechtfertigt erscheinen dürfte. Nach Vegetius (IV. 2)
sollen die Umfassungsmauern mit Thürmen versehen sein , und
dieses ist bei unserm Kastell an der östlichen, südlichen und
westlichen zu je drei auch der Fall gewesen, während sie wohl
an der nördlichen durch das Hornwerk ersetzt wurden und
nur in der Mitte der Courtine einer gestanden haben mag,
in welchem das Thor war (s. Veg. IV. 4). Die Fundamente
eines solchen halbrunden Thurmes wurden vor mehreren Jahren,
etwa GO Schritt von der nordöstlichen Ecke , an der Aussen-
seite der östlichen Umfassungsmauer aufgedeckt, und ist an
dieser Stelle der vorspringende Halbkreis in dem daranstossen-
den Acker an dem magern Stande der Feldfrüohte noch erkennbar.
Von dem, Thurme, welcher CO Schritt von der südöstlichen
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200
hoch. An den Ecken derselben waren ganzrunde und an
den Seiten von 60 zu 60 Schritt halbrunde Thürme. Nach
Ecke an derselben Umfassungsmauer gestanden hat, sind ausser-
halb des 36 Schritt langen und noch 5 bis 25' hohen
ziemlich gut erhaltenen Stücks derselben (vgl. H. XV. S. 211
ff. u. H. XXI S. 1 tT.) — Ueberreste bis zu 13' Höhe deutlich
sichtbar, und wenn man hiernach auf die Übrigen vorhanden
gewesenen Thürme schliessen darf, so standen sie auf 10 Schritt
längs der Mauer - Aussenseite und waren mit einem Radius
von 5 Schritt abgerundet, wodurch sie auch gleichzeitig
als Strebepfeiler dienten. Vor längerer Zeit sind in der west-
lichen Umfassungsmauer, gegen 145 Schritt von der Südwest»
liehen Ecke entfernt, die Pfosten -Unterlagen des Thores mit
dem durchführenden Pflaster aufgedeckt worden, und es scheint
demnach , dass die porta decumana in der Mitte der beiden,
an dieser Seite am nördlicliston gelegenen, Thürme durchgeführt
habe, und vermuthlich hat auch an der östlichen Seite die
porta praetoria dieselbe Lage gehabt, wodurch es sich erklären
dürfte, warum gerade auf dem , vor dieser Stelle nach Osten
hingelegenen, Felde die meisten Münzen gefunden worden
sind. Die Umfassungsmauern scheinen verschiedenen Zeiten
anzugehören, d. h. sie sind nach dem vorhandenen Bedürfnisse
entweder theilweise von Grund aus wieder neuerbaut oder
nur ausgebessert worden. Denn das schon gedaohte, einige
40 Schritt von der südöstlichen Ecke, noch ziemlich gut er-
haltene Stück der östlichen Seite besteht im Innern nach
H. XV. S. 211 ff. aus opus spicatum , während das nördlichste
kleine Stück der westlichen Seite, welches bei dem Eisenbahn-
baue aufgedeckt und abgebrochen wurde, bei einer obern
Dicke von 8' nur ganz gewöhnlicho Gussmauer zeigte, zu deren
Fundament sogar drei Fragmente von starken, mit Schuppenwerk
grob verzierten, Sandsteinsäulen»chäften mit verwendet und die,
auf dem Boden duroh die Rundung derselben entstandenen,
Zwischenräume nicht ausgefüllt waren. Erst weiter nach Süden hin
liess sich die regelmässige mit Absätzen versehene und, wie
das vorgedachte Stück, auf Brandschutt stehende (s. H. XVI.
S. 58 ff.) — Fundamentirung wahrnehmen. Allein dieses schlecht
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201
der Terrainbeschaffenheit zu urtheilen, scheint dieses Kastell
rings von der Nahe umflossen gewesen zu sein und auf einer
»
•■ — #
fundamentirte Stüok Mauer hatte doch durch den guten römi-
schen Mörtel eine solche Festigkeit, dass es nur mit der
grössten Schwierigkeit zu beseitigen war, was hingegen mit den
im H. XXVII. S. 64 gedachten Mauern, welche die am Innern
dieser Seite aufgefundenen Grüfte bildeten, leicht geschehen
konnte. — Im Winter von 1859— 18C0 wurde an der äussern Seite
der südlichen Umfassungsmauer — (von der südwestlichen Ecke
bis gegen 30 Schritt hin) — mehrere Fuss tief gegraben und
es kam die wohl erhaltene Bekleidungsmauer zum Vorschein.
Von den im H. XV. S. 214 u. H. XXII. S. 1 ff. erwähnten
Römerstrassen, welche nach und aus der Heidenmauer führten,
ist nur diejenige mit Sicherheit nachzuweisen, die bei Dörrebach
von der Strasse von Trier nach Bingen abging, sich über den
hungrigen Wolf — wo vor einigen Jahren wieder römische
Gräber aufgedeckt wurden — dann längs des linken Thalrandes
der Nahe — au welcher im Jahre 1808 der frühere Besitzer
der unweit, nordwestlich von der Heidenmauer gelegenen Oel-
mühle Spuren davon aufgefunden haben soll — fortsetzte und
aber diesen Fluss in die nördliche Seite des Kastells einlief,
von welchem aus sie sich südöstlich naoh Alzey hin fortzog.
Von dem letztern Arme sind in neuerer Zeit an zwei Stellen
— gegen 300 und 1000 Schritt südöstlich von der Heiden,
mauer entfernt — Ueberreste ausgegraben worden , und der-
gleichen finden sich auch noch an dem Abhänge des Galgen-
berges, gegen den Darmstädter Hof hin, unter dem Boden,
was an dem spärlichen Wachsthuwe der Feldfrüchte zu erkennen
ist, daher denn auch dieser Ackerstrich „die feurige Kutsch" im
Volksmunde heisst. Alignirt man diese einzelnen Theile mit
einander, so gewinnt es den Anschein, als ob dieser Arm
wenige Schritte vor der östlichen Kastellseite sioh südöstlich
abgebogen habe und etwa 150 Schritt östlich von dem Darm-
städter Hofe - wo noch in neuerer Zeit Gräber aufgedeckt
wurden — fortgezogen sei. Da nun die im H. XXI. S. 1 ff.
erwähnton, 1838, 1839 u. s. w. zwischen dem Flaniger und
dem Bo»enheimer Woge aufgefundenen, grossen Grabstätten
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Insel gelegen zu haben, und im vorigen Jahrhundert sollen
noch die üeberresle einer steinernen Brücke vorhanden ge-
auf mehrere hundert Sobritt ununterbrochen vor der südlichen
Kastellseite lagen, und da man in dem Winter von 1859 — 1860
in den Aeckern, weiche gegen 70 Schritt nördlich dieser
Grabstätten sich befinden, auf eine sich weit verbreitende doppelte
Lage von schlechtem Wackenpflaster stiess , auf und unter
welchem Scherben von römischen Grabgefässen , der Henkel
eines Doliums, zusammengeschmolzene Nägel, Thierknochen
etc. und drei gut erhaltene Mittelerzmünzen von M. Aurel sich
vorfanden, — was mit den vorhandenen Brandspuren dooh wohl
auf eine Stätte hinweisen dürfte, wo die Römer ihre Todten
verbrannten — , so wird es auch dadurch sehr wahrscheinlich,
dass dieser Strassenarra nicht aus der südlichen Kastellseite
ausgegangen sei.
In geringer Entfernung von der östlichen Front ziehen sich
bis an 1200 Schritt unterhalb dor Ueidenmauer die Gräber
längs der Nahe hin, und während dieser Fluss in der Nähe
dos Kastells sich gern links Bahn zu brechen sucht, hat er
weiter abwärts die Neigung sich mehr nach rechts hinzuwerfen,
wodurch denn bei grossem Wasser und boi Eisgängen schon
öfters Gräbor mit ihrem Inhalte bloss gelegt worden sind. Diese
lange Gräberreihe deutet jedenfalls auf die vom Kastell nach
Bingen geführte Strasse hin, von welcher sioh unterhalb Bretzen-
heim , und vermuthlich ganz in der Nähe von Gensingen, ein
Arm rechts abgezweigt haben mag , der nach Niederingelheim
führte , wo er in die grosse Rheinstrasse mündete und mit der.
selben weiter nach Mainz zog. Für das letztere spricht die
Benennung „der alte Mainzer Weg" , welche in den alten und
neuen Lagerbüohern der von Kreuznach, längs der nördlichen
Kastellseite, an der Nahe bis gegen Genstngcn hinlaufende,
sehr ausgewaschene, schlechte und jetzt nur noch von den
Gensingern benutzte Weg führt, und auch die neuere Strasse
von Kreuznach nach Mainz behält im Allgemeinen diese Rich-
tung bei, weil sie die bequemste und kürzere ist. Der Verf.
sagt oben S. 148 sub 3, dass die Strasse, von welcher sich noch
Uebcrreste durch Zahlbach gegen Drais hin zeigen, vermuthlich
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203
wesen sein , welche von dieser Befestigung über die
jetzige Nahe führte. Der Name und die Zeit der Entstehung
1 *
nach der Heidenmauer bei Kreuznach geführt habe. Die gerade
Richtung derselben würde so ziemlich genau über Sauerschwaben-
heim , Bubenheim , Oberhilbersheim , Biebelsheim und Planig
nach dem Kreuznacher Kastell treffen und auch die kürzere
sein, wenn dabei nicht ein bedeutendes Hügelland zu über-
schreiten wäre. Von der Strasse, welohe aus der porta deeumana
die Nahe aufwärts geführt hat, ist kein sicheres Merkmal mehr
vorhanden, jedoch wurden hier vor etwa fj Jahren bei dem
Bau eines Hauses am Schlossplatze Gräber aufgedeckt, und
dabei eine sehr verschlissene Wittelerzmünze gefunden, welche
dem Anschein nach der Zeit der Antonine angehört. Uebrigens
wird in Nro. 11 der Periodischen Blätter der Geschichte- und
Alterthums- Vereine in Kassel, Wiesbaden und Darmstadt S. 298
des Geschenks eines Metallbohrers von Eisen, welcher kolossal,
vierseitig, 1' 4" lang, nach beiden Seiten zugespitzt und 11 Pfund
schwer ist, mit dem Bemerken gedacht „gefunden auf römi-
schem Pflaster oberhalb Kreuznach." Die von mir darüber
angestellten Erkundigungen haben ergeben, dass dieser Fund
an dem Eisenbahn - Einschnitte hinter dem Hotel Low bei
Münster am Stein gemacht worden ist, wo mehrere derartige
Gegenstände von Eisen gefunden wurden, welohe aber von
Andern für von der Ebernburg abgesohnellte mittelalterliche
Projeotile gehalten werden. Etwa 4' tief lag unter Steingeröll,
welches dort fortwährend von dem steilen Bergabhange herab-
rollt, das 9" dicke und etwa 10' breite auf circa hohen
Lehmkies gebettete Pflaster, welches übrigens keine Mörtel-
spuren zeigte. Es mögen davon an 50 Fuss in der Länge
aufgedeokt worden sein. Dasselbe schien von dem bewaldeten
Bergabhange herzukommen und seine Richtung von Norden
nach Süden gegen die Ebernburg zu sein.
Gegen Ende des Aufsatzes in dem H. XXII. S. 1 ff wird
nach Sohneegans (hist.-top. Beschr. v. Kreuznach. Coblenz 1839.)
gesagt, dass sich unter «lern Namen „Heerstrasse" noch Spuren
einer Römerstrasse vorfinden sollen, welohe von der Heiden-
mauer durch den Langenlonsheimer Wald nach Bingen geführt
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204
dieses Kastells sind unbekannt, und unter den vielen herum-
liegenden römischen Ziegeln hat der Verf. keine mit Legions.
zu haben scheine, und im H. XV. S. 214 wird dieser Heer-
Strasse im Langenlonsheimer Walde in der Weise gedacht,
dass sie -vom Hunsrücken herabkomme und noch als erkenn-
bare Römerstrasse am Kreuznacher Kastell vorbei nach Alzey
und Worms geführt habe. Nach den von mir auf dem Forst-
hause im Langenlonsheimer Walde darübor eingezogenen Er-
kundigungen befinden sich in der Richtung des, von Schwep-
penhausen über Waldlaubersheim durch den Waldlaubersheimer
und Langenlonsheimer Wald nach Langenlonsheim führenden
Weges grosse Grabhügel, weiche Hunnengräber genannt werden ;
dass aber in dem Langenlonsheimer Walde noch Spuren von
einer Strasse vorhanden wären, welche in der Umgegend „Heer-
strasse" genannt werde, davon ist dem seit fast 50 Jahren
daselbst angestellten Herrn von Borisini nichts bekannt. Der-
selbe hat einen dieser Hügel, welcher dicht östlich vor dem
Forsthause sich befand , aufgraben und abtragen lassen , und
es wurden Lanzenspitzen und andere Alterthumsgegenstände
darin gefunden , welche nach Mainz gekommen und dort für
altdeutsch erkannt worden sind. An demselben Wege, etwa
1600 Schritt nördlich vom Forsthause, wurden vor längerer
Zeit zwei kubische Steinsärge aufgedeckt, in welchen sich ausser
einem länglich schmalen Glase nichts von Erheblichkeit vorfand.
Auch der antiq. -hist. Verein für Nahe und Hunsrücken hat
einige dieser-Hügel aufgraben lassen, allein es ist dabei, ausser
einer Lanzenspitze, nichts nennenswerthes gefunden worden. Wenn
man nun trotz dem annimmt, dass diese Grabhügel die Richtung
einer alten Römerstrasse bezeichnen, so wird man auch zugeben
müssen, das? dieselbe entweder von dem, bei Dörrebaoh von der
Strasse von Trier nach Bingen abgehenden und sich nach der
Heidenmauer bei Kreuznach wendenden, Arme links, etwa
nördlich von Schöneberg, oder, was wegen der zu Stromberg
über den Güldenbach geführten Brücke noch wahrscheinlicher
sein dürfte, bei dem letztgedachten Orte rechts von jener
Strasse abging, und in der angegebenen Richtung über Langen-
lonsheim mittelst einer Fuhrt zwischen Gen-ingen und Bretzen-
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205
stempeln gefunden. Die grosse Anzahl von römischen Münzen,
die innerhalb der Umfassungsmauer und östlich von derselben
gegen die Nahe hin gefunden werden und dem Verf. zu
Gesicht gekommen sind, umfassen die Periode von Gallienus
bis Honorius. Wenige waren älter, und es scheint daher,
dass diese Befestigung unter Gallienus entstanden und unter
Honorius, bei dem Einfalle der Vandalen und der mit ihnen
verbundenen Völker, im Jahre 407, mit so vielen andern
römischen Etablissements zwischen Mainz, Metz und Trier
zerstört worden ist.
Die Portsetzung der Römerstrasse lässt sich von der
Heidenroauer bis auf die Höhe beim Darmstädter Hofe ver-
folgen. Wahrscheinlich hat dieselbe zunächst nach Alzey
geführt, wo man wieder die Spuren eines römischen Kastells
gefunden hat. Auf einer grössern Strecke von der Heiden-
mauer aus finden sich neben dieser Strasse in dem Boden
viele Ueberreste römischer Gebäude, und auf der Höhe beim
Darmstädter Hofe, so wie auf der linken Seite der Nahe
auf der Höhe, der hungrige Wolf genannt, hat man grosse
römische Grabstätten entdeckt, wo in den letzten Jahren
viele Urnen von Glas und gebrannter Erde, Münzen etc.
ausgegraben worden sind. Ueberhaupt ist die ganze Um-
gegend von Kreuznach sehr reich an römischen Alterthümern.
Kreuznach selbst ist nicht römischen Ursprungs, aber wahr-
scheinlich bald nach der Zerstörung obigen Kastells ent-
standen, da dieser Ort bereits eine Domäne der ersten
Karolinger war, die hier ein Palatium hatten.
heim an dem Punkte die Nahe überschritten habe, wo sich die
am rechten Ufer dieses Flusses von der Heidenmauer herab-
kommende Strasse theils nach Bingen, theils nach Mainz wendete.
E. S. (Ueber die neuesten Funde werden wir im Anschluss
an den Berioht in Heft XXVII p. 63 im nächsten Hefte Mit-
theilungen vorlegen. Die Red.)
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206
10. Römersir asse von Trier über den Hohwald
nach Frauenberg an der Nahe u. s. w.
Diese Strasse wird weder in den Itinerarien noch auf der
Pcutingerschen Tafel aufgeführt. Auch gehörte dieselbe
ihrer Bauart nach, wie die noch vorhandenen Ueberreste
zeugen, nicht zu den grossen Militairstrassen des römischen
Reichs. Sie hat zwar dieselbe Breite wie jene, aber ihre
Erhöhung über den Boden und ihre Besteinung ist nicht so
bedeutend und sie dürfte daher eher zu der Klasse der
Vicinalstrassen zu zahlen sein.
Sie folgte der Römerstrasse, welche von Trier über die
Büdlicher Brücke nach dem Heidenpütz etc. führte, bis auf
die Höhe zwischen Mertesdorf und Fell (1 1 / 2 Stunde von Trier).
Hier geht sie rechts von dieser ab und in der Richtung der neuen
Chaussee von Trier nach Hermeskeil, nur noch wenig sieht-
bar, auf der Höhe von Thom fort bis zu dem Anfange des
Höh waldes zwischen Farschweiler und Osburg. Bald nach
dem Eingange in den Hohwald schneidet sie die neue
Strasse und führt östlich von derselben, in gerader Richtung
der Höhe folgend, gegen 1500 Schritt westlich von Pölert
und zwischen den Thülen», welche nördlich nach der west-
lichen Dhrone und südlich nach der Prims herabfallen, nach
dem sogenannten Königsfelde. Dieser auf der Höhe
zwischen Hermeskeil und Pölert gelegene theils kulti-
virte, theils mit Wald bestandene Punkt, wo noch fort-
während römische Alterthümer gefunden werden, war offenbar
der Etappenort zwischen Trier und dem zweiten römischen
Etablissement bei Frauenberg.
Das Königsfeld liegt fast in der Mitte zwischen Trier
und Frauenberg, und ist von Trier 6, von Frauenberg
7 Stunden entfernt. Etwa 1600 Schritt westlich von dem
Königsfelde, an der Römerstrasse und an den Quellen des
Rothenbaches, liegt der Heidenbruch, ein Ort, wo häufig
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207
römische Münzen und Gräber gefunden werden, und welcher
wahrscheinlich der römische Begräbnissplatz von dem Etablis-
sement auf dem Königsfelde war.
Von dem Königsfelde zieht sich die Römerstrasse in nord-
östlicher Richtung in einem grossen Bogen auf der Höhe an
der rechten Seite der Prims hinauf bis an den südlichen
Abhang des Steinkopfs bei Malborn. Die Römer haben
wahrscheinlich der Strasse diese Richtung gegeben, um die
Bruchstrecken zu umgehen , in welcher die Quellen der
Pritns liegen. Sie wendet sich dann südöstlich über den
Hohwald 187 ), führt bei Börfink über das flache Thal der
Trau oder Traun, und zwischen diesem und Rinzenberg
über den Hauptzug des Hohwaldes. Von Rinzenberg geht
sie nach der Gollenberger Spitze und durch den Wald
„Wasserschied" genannt, nach der Stelle, wo sich die Strasse
von Birkenfeld nach Oberstein und Nohen theilt. Hier be-
finden sich die Ruinen eines grossen römischen Gebäudes,
in welchen vor einigen Jahren ein Steinbild des Vulkan
gefunden worden ist. Von dieser Stelle wendet sie sich
über Rimsberg nach Kronweiler an der Nahe und auf die
Höhe bei
Frauenberg. Hier befinden sich auf einem kleinen
187) Am nördlichen Abhänge des Hohwaldes liegen die 'Ruinen
der uralten Burg Dhronecken oder Throneck, die früher der
Familie von Hagen gehörte. Südlich davon, im Hohwalde,
der sonst wie die Vogesen den Namen Wasgauer Wald führte,
"befindet sich der Thränenweiher (die Quelle der Trau), wo
nach einer Sage, die sich in dem Munde des Volks erhalten
hat, ein König ermordet worden sein soll, und an diese Gegend
grenzt der Hunsrücken (das Land der Heunen) und es ist sehr
wahrscheinlich, dass der Dichter der Niebelungen die Ermordung
Siegfried's durch Hagen von Throneck in diese Gegend setzt,
und dass diese Dichtung auf einem geschichtlichen Faktum
beruht, welches in dieser Gegend statt fand.
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208
Plateau, welches gegen die Nahe und gegen zwei Seiten-
thaler derselben steil abfällt, die Ruinen römischer Gebäude,
und die Lage derselben macht es wahrscheinlich, dass es
( eine römische Befestigung war. Münzen und andere Alter-
I thümer werden hier noch fortwahrend sehr viele gefunden.
Von den römischen Ruinen bei Frauenberg führte die
Römersfrasse an Ausweiler vorbei, und vereinigte sich bei
Breunchenborn mit einer andern , welche von der römischen
Befestigung auf dem Schauenberge bei Tholey kommend,
über Wolfersweiler, über den Feldberg nördlich von Baum-
holder, dann südlich von Frohnhausen und auf der Höhe
fort zwischen Elleubach und Rewersheim gegen Grumbach 18B )
etc. führte. Hier hat der Verf. die Spuren dieser Strasse
verloren, und kann daher nicht angeben, wohin sie weiter
geführt hat.
Der Ring bei Otzenhausen (südöstlich von
Hermeskeil). Eine halbe Stunde nordöstlich von Otzen-
hausen befindet sich auf der Kuppe eines hohen
bewaldeten Vorberges des Hohwaldes, der süd-
lich und westlich gegen Otzenhausen und nördlich gegen
ein Seitenthal der Prims steil abfallt, eine uralte Befestigung,
welche in der Umgegend der »Ring" 189 ) genannt wird. Die-
183) Vgl. Jahrb. H. I. S. 100 ff. H. XVII. S. 226 und 227 und
H. XXIII. S. 181.
189) Ringe oder Ringwälle heiseen bekanntlich die auf dem Taunus
und in den westfälischen Gebirgen auf den Bergkuppen auf.
gehäuften Steinwälle, welche den Germanen bei den Invasionen
der Römer von dem linken Rheinufer aus als Zufluchts- und
Vertheidigungspunkte dienten. Aehnliche Befestigungen befinden
sich auf den Vogesen im Elsass und in der Pfalz, so wie auf
dem Soon- und dem Hohwalde. Unter letztern ist der* Ring
bei Otzenhausen der bedeutendste , so wie in der Ffalz die
Heidenraauer bei Dürkheim , welche das Plateau eines hohen
gegen das Rhcinthal abfallenden Berges umschliesst, und an
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909
selbe besteht aus einem Walle von künstlich aufgehäuften
Grauwacken- und Quarzsteinen , welcher die ovalförmige
Flache des Berges umschliesst, von aussen gegen den Abhang
12 bis 30% von innen 6 bis W Höbe und eine untere An-
lage von 20 bis 36' hat. Das Ganze hat einen Umfang
von beinahe einer halben Stunde, und an der Südseite, wo
der jetzige Weg von Sötern nach Züsch durchführt, eine
Oeffnung oder Eingang von der Breite einer Wagenspur.
Etwa 50 Schritt von der Hauptumwallung befindet sich an
dem steilsten Abhänge des Berges ein zweiter ähnlicher
Stcinwall, der die erste von drei Seiten umschliesst und von
aussen zum Theil bis 40' hoch ist. Die Masse von Steinen,
woraus diese beiden Wälle bestehen, scneiut grossentheils
auf der Höhe des Berges , innerhalb der Hauptumwallung
gebrochen worden zu sein, und noch vor 30 oder 40 Jahren soll
sich innerhalb der letztem eine Quelle befunden haben,
welche gegenwärtig am Fusse des Berges entspringt und
sehr wasserreich ist.
In der Gegend von Abentheuer 190 ) uud dann in der Rich-
tung gegen Rinzenberg befinden sich an dem südlichen
Abhänge des Hohwaldes noch ähnliche Steinwälle, jedoch
von geringerer Ausdehnung als der Ring bei Otzenhausen.
den Stellen, wo der Zugang weniger steil ist, einen tiefen und
breiten Graben vor sich hat. Alle Befestigungen der Art auf
der linken Rheinseite scheinen in der Zeit entstanden zu sein,
wo sich die Deutschen (hier die Allemannen) in dem damals
römischen Gebiete festzusetzen anfingen, und ihnen als Ver-
theidigungspunkte zunächst gegen die Römer und später wohl
auch gegen die andern Völker gedient zu haben , welche bei
dem Untergange des weströmischen Reiches der Reihe nach
über den Rhein gingen und sich in den römischen Provinzen
festsetzten. (Vgl. Jahrb. H. VIL S. 120 ff.)
190) Vgl. Jahrb. H. XXIII. S. 131 und den berichtigenden Artikel
in dem». H. S. 194 ff.
14
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Vor denselben am Fusse des Gebirges findet man noch
viele Ueberreste von Grabern, welche sich bis an den Ring
erstrecken und iu der Umgegend die Huuueuschanzen genannt
werden. Dieses läset nicht ohne Grund vermuthen, das* hei
dem Einfalle Attilas in Gallien (4513 die damals, schon
germanische Bevölkerung der Gegend sich in das bewaldete
Gebirge des Hohwaldes geflüchtet and zu ihrer Verteidi-
gung nach germanischer Sitte, eine grössere verschanzte
Linie von Rinzenberg bis an Otzenhausen angelegt habe,
wovon der Ring das Hauptreduit bildete.
11. Römerstrasse von Trier nach der römischen
Befestigung auf dein Schauenberge und dem
Varuswalde bei Tholey, und von da theils nach
dem Herappel bei Korbach, theils nach dem
Wörschweiler Kloster an der Blies.
Diese Strasse mit ihren Seitenarmen, wovon sich noch
viele Ueberreste erhalten haben, wird weder in dem Itinerar
des Antonin noch auf der Peulingerschen Tafel genannt,
obgleich dieselbe ihrer Konstruktion nach zu den grösseren
Militairstrasseu des römischen Reichs gehört zu haben
scheint.
Die ersten Spuren dieser Römerstrasse werden auf dem
Wolfsberge, V 2 Stunde von Trier, sichtbar, von wo sich
dieselbe durch den Mathäuser Wald zieht, und südlich von
diesem Walde die neue Chaussee von Trier nach Pellingen
berührt. Sie läuft von da 20 Schritt östlich von der neuen
Chaussee mit dieser parallel bis dahin, wo die letztere
sich nach Pellingen wendet. Die Römerstrasse geht in ge-
rader Richtung über die Höhe westlich von Pellingen, und
trifft südlich von dieser Höhe wieder mit der Strasse nach Nie-
derzerf zusammen, der sie im Allgemeinen über die Pellinger
Haide bis zu drei hohen Grabhügeln, der „Dreikopf genannt,
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211
folgt. Hier verlässt die Römerstrasse die gegenwärtige nach
Niederzerf, wendet sich auf derllöhe fort um den Benrather
Weiher, und trifft wieder in jene Strasse bei dem Wegweiser,
wo der Weg nach Merzig von ihm abgeht. Von hier fährt
die Strasse nach Niederzerf auf der ftömerstrasse bis an
dieses Dorf, wo die letztere am westlichen Ende desselben
über den Zerfer Bach ging, sich steif über die flöhe wendet,
die neue Chaussee nach Weisskirchen schneidet, östlich von
derselben in der Richtung des alten Weges über den bei
Frommersbach in die Ruwer fallenden Bach führt und an
der rechten Seite desselben auf den Hauptrücken des Hoh-
waldes hinaufführt. An dem südlichen Abhänge des Holl-
Waldes ist die neue Chaussee grossentheils auf die Römer-
strasse gelegt, und hier befinden sich auf beiden Seiten
derselben die Ueberreste eines grossen römischen massiven
Gebäudes, wahrscheinlich eines kaiserlichen Posthauses (Mu-
tatio). Vou diesen Ruinen geht die römische Strasse gegen
400 Schritt westlich von Weisskirchen vorbei, und wendet
sich oberhalb Thcilen in der Richtung der gegenwärtigen
Chaussee gegen Wadern. Eine halbe Stunde westlich von
diesem Orte verlässt sie die genannte Chaussee und wendet
sich östlich von Noswendel gegen die Prims, über welche
sie bald unterhalb der Mündung des Wadrillbaches geführt
hat. Ueberreste einer Brücke sind hier nicht mehr vorhanden.
Auf der linken Seite der Prims führt sie die Höhe hinauf,
über den Deusterhof, nach Uebcrroth, nach Roth und südlich
an Hasborn vorbei nach dem römischen Kastell auf der
Kuppe des Schauenberges bei Tholey 191 ).
Auf diesem hohen Berge, der eine ausserordentlich weite
Aussicht gestattet, befinden sich noch drei halbkreisförmige,
wohl erhaltene Erdwälle, welche sich terrassenförmig hinter
einander erheben j und die obere Fläche des Berges bis zu
. 191) - Vgl. Jakrb. H. X. S. 13 ff.
I
212
dem steilen und felsigen südlichen Abfalle gegen Tholey
umscbliessen. Längs der Rrete dieses steilen Abfalls sind
noch die Ueberreste einer starken römischen Gussmauer
sichtbar, welche sich von dem einen Endpunkte des ausser-
sten Erdwalles bis zu dem andern erstreckte. Eine andere
Mauer führte längs dem Banket des innersten Erdwalles,
so dass die Befestigung auf der zugänglichen Seite gegen
Westen, Norden und Osten aus drei Gräben, drei Erd wällen
und einer Mauer bestand. Die Eskarpe des innersten Erd-
walles bis zur Grabensohle hat gegen 36', die des mittlem
gegen 25', die des äussersten gegen 15' Höhe und vor
letzterem befindet sich noch ein 10' tiefer Graben. Der
Eingang in das Innere der Befestigung führt von Norden
her in der Milte durch die drei Erdwälle, und die noch
vorhandenen Mauerreste beweisen, dass eben so viele Thore
hier waren. In dem innern östlichen Räume befinden sich
noch die Ruinen einer Burg von geringem Umfange, welche
den Grafen von Schauenburg gehörte, und wovon die noch
vorhandenen Mauern grossentheils aus zerschlagenen römi-
schen Steinmonumenten bestehen. Der von den Ruinen dieses
Schlosses nicht eingenommene innere Raum ist mit römischen
Mauern, die zum Theil über die Bodenfläche hervorragen,
bedeckt. Eben so finden sich ausserhalb der Befestigung
an dem südlichen Abhänge des Berges, wo derselbe gegen
Tholey flacher wird, noch viele Ueberreste römischer Gebäude
Auf der Höhe des Schaue nberges entspringen mehrere
jedoch nicht wasserreiche Quellen. Viele römische Alter-
thüiner, besonders Waffen und Münzen, werden noch fort-
während auf und an dem Schauenberge gefunden.
In Verbindung mit der römischen Befestigung auf dem
Schauenberge stehen die weitläufigen römischen Ruinen,
welche, eine kleine halbe Stunde östlich davon, in dem
sogenannten Varuswalde gelegen sind. Die Römerstrasse
von Trier führt theiJs über den Schauenberg nach diesen
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213
Rainen, theils geht ein näherer Arm derselben anf der Höhe
zwischen dem Deusterhofe und üeberroth links ab, über den
Trauschberg und nördlich von Theley vorbei nach dem
Varuswalde. Dieser ganze Wald ist mit Trümmerhaufen
römischer Gebäude und Mauern, die zum Theil noch mehrere
Fuss Ober den Boden hervorragen, bedeckt, welche die
ehemalige Existenz eines Orts von grösserm Umfange be-
weisen. Noch im letz teil Frühjahre (1829) wurden hier,
zum Behuf von Bausteinen, die Ruinen eines runden Tempels
ausgegraben , in welchem sich ausser acht grossen , schön
gearbeiteten Säulen, drei Statuen von Stein und eine grössere
Anzahl kleiner bronzener Votivbilder fanden. Alles war
bereits, als der Verf. nach Theley kam, zerschlagen oder
an die Juden verkauft. Neben dem Wege von Tholey nach
Bliesen ist unter diesen Ruinen noch ein wohl erhaltener
römischer Brunnen sichtbar. Ueber den Ursprung und die
Benennungen der römischen Befestigung auf dem Schauen,
berge und des Etablissements in dem Varuswalde schweigen
die auf uns gekommenen römischen Nachrichten. Nach einer
Tradition, die sich in der Gegend erhalten hat, soll Riccius
Varos, der unter Maximian I (gegen 290) Statthalter von
Gallien war und sich durch seine blutigen Verfolgungen der
Christen auszeichnete, der Gründer dieser Orte gewesen sein,
wogegen jedoch die vielen Münzen aus der frühern römi-
schen Periode, die hier gefunden werden, zu sprechen
scheinen.
Die vielen römischen AlterthÜmer, welche man bis jetzt
bei dem Imsbacherhofe, bei Theley, bei Steinbach, Gresau-
bach, Limbach, Urexweiler, in dem Walde bei Stennweiler
etc. gefunden hat, beweisen, dass sich in der ganzen Um-
gegend von Tholey römische Ansiedelungen 198 ) befanden,
192) Der Yerf. ist der Ansieht, dass die meisten römischen Etablis-
sements in den Rheingegenden durch Veteranen - Kolonien ent-
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214
und dass die Befestigung auf dem Schaucnberge waltrschein-
lieh zum Schulz derselben, so wie des grossen Etablissements
im Varuswalde diente.
Unter den Münzen, welche bei Tholey gefunden worden
und dem Verf. zu Gesiebt gekommen sind , befanden sich
zwei Goldstücke von Valentinian III (von 424 bis 455)
welche zu beweisen scheinen, dass — wenigstens die Be-
festigung auf dem Schauenberge — nicht ihren Untergang bei
den Verheerungen der Vaudalen etc. in den Jahren 406 und
407 gefunden hat, sondern wahrscheinlich erst durch die
Hunnen 451 , oder noch später durch die Franken, zerstört
worden ist.
Von dem Varuswalde gebt die Römerstrasse unter dem
jetzigen Namen der „Rennstrasse" (Grenzstrasse, weil sie
die Gemarkungen der auf beiden Seiten in den Thälern
liegenden Dörfer scheidet) auf der Höhe in südlicher Rieh-
tung fort bis in den Wald von Stennweiler, wo sich wieder
Ruinen eines römischen Etablissements finden. Sie ist iu
dieser Entfernung noch fast durchgängig sichtbar. Bei den
gedachten Ruinen theilt sich die Strasse in zwei Arme.
standen sind. Nach der römischen Militairverfassung erhielten
die Soldaten, die Infanteristen gewöhnlich nach 20jähriger, die
Kavalleristen nach löjährigor Dienstzeit, ihre Entlassung und
mit derselben von Seiten der Regierung grossere oder kleinere
Strecken Land und die nöthigen Mittel zur Urbarmachung und
Anbauung desselben. Die Söhne dieser Veteranen traten gewöhn-
lich mit dem 19. oder 20. Jahre wieder in Militärdienste, und
ersetzten grösstenteils den Abgang. Man findet daher fast an
allen den Orten, wo sich römische Befestigungen von einiger
Bedeutung befanden , die Ueberreste solcher. Ansiedelungen,
denen die Befestigung, von der sie ausgingen, bei der Invasion
der Germanen als Zufluchtsort diente. Eine sehr grosse Anzahl
von Ortschaften in den Rheingegenden verdankt ihren ersten
Ursprung solchen römischen Veteranen-K ölonlen;
215
A behält die frühere Richtung und den Namen Renn-
Strasse und führt an Neunkirchen vorbei gegen das Wörsch-
weiler Kloster. — Die weitere Portsetzung dieser Strasse
ist dem Verf. nicht bekannt, es ist jedoch höchst wahr-
scheinlich, dass dieselbe nach Strassburg (Argentoratum)
führte, und in der spatern römischen Periode die nächste
Verbindung zwischen dieser römischen Hau pt fest im g am
Oberrhein und Trier bildete.
B geht rechts ab über Stennweiler und unter dem Namen
der Grünlingsstrasse auf der Höhe fort zwischen dem
Friedriehsthaler und Fisch -Bache über das Steigerhaus,
Jägerhaus, an der Bildstöcker Höhe und dem Hünerfelder-
hofe etc. vorbei nach dem Saarthale herab. Sie ist oberhalb
Guersweiler über die Saar gegangen, und wie es scheint,
auf einer Pfahlbrücke, indem sich hier in der Saar noch
die üeberreste von sehr starken eichenen mit Eisen be-
schlagenen Pfosten befinden , und hat von da nach dem
Herappel geführt. . . .
Die Grünlings- und Rennstrasse ist die alte Verbindung
zwischen Saarbrücken und Trier, und wird bis an den
Varuswald noch jetzt als Fahrweg benutzt. Von dem Varus.
walde ging sie über den Imsbacherhof, Mettnich, Castel,
westlich von Nonnweiler vorbei und über Hermeskeil nach
Trier. Zwischen dem Varuswald e und Mettnich ist dieselbe
gegenwärtig als Schmucklerweg verboten.
Monument desMithras bei Schwarzerden, gegen
2 Stunden südwestlich von Cusel.
Dieses sehr beschädigte Monument 193 ) befindet sich auf der
linken Seite eines Wiesenlhales und ist en relief in eine
gegen Süden gewendete Felswand von rothem Sandsteine
gehauen. Dasselbe liegt 16 bis 18' über der Sohle der
Wiese und es scheinen Stufen von letzterer zu ihm hinauf
..19^.V*tf .J%hrb. H, J 4 105 u«d H, IV. ^ 95.
216
geführt zu haben, die gegenwartig mit Erde bedeckt sind.
Das eigentliche Monument ist 5' 10" hoch und breit , und
hat vor sich bis zum Abfall gegen die Wiese eine ebene
Flache von c 6'. Die in die Felswand gehauenen Löcher
über dem Bilde haben offenbar zum Einsetzen von Balken
gedient, welche ein über dem Monumente errichtetes Dach
trugen. Die Ausführung war, so viel sich aus den Ueber-
resten noch erkennen lässt, nur mittelmässig. Der Stier
kniet mit dem rechten Vorderfusse auf einem Steine, oder
Altare, und unter ihm sitzt ein Lowe. Ueber der obern
Einfassung, zu beiden Seiten, sind zwei sehr beschädigte
Figuren , wovon die eine einen Baum darzustellen scheint,
zwischen dessen Zweigen eine menschliche Figur sitzt; die
andere Figur ist stehend.
Dem Monument gegenüber, auf der rechten Thalhöhe der
Wiese, befinden sich üeberreste von römischen Gebäuden,
wo viele Münzen, Utensilien etc. gefunden werden. Das
Dorf Schwarzerden liegt einige hundert Schritt südöstlich
von diesen Ruinen. In dem Thale, welches sich von Schwarz-
erden nach Pfeffelbach herabzieht , werden viele römische
Alte rthümer gefunden. Bei dem nordwestlich davon gelegenen
Dorfe Fraisen sind schöne römische Bäder aufgedeckt worden.
12. Römerstrasse von Metz über Narbe* fontaine
und den Herappel nach dem Wörschweiler
Kloster, und vou da wahrscheinlich nach
Mainz. *
Diese Strasse ist weder in dem Itinerar noch auf der
Peutingerschen Tafel angegeben Von Metz bis Narbefon-
taine ist dieselbe von dem Verf. nicht bereiset worden.
Letzterer Ort, wo noch viele römische Alterthümer gefunden
werden , scheint die erste Etappe von Metz aus gewesen
zu sein. Von Narbefontaine wendet sich die Strasse über
Buschborn, lasst St. Aveld rechts liegen, ist bei Hommerich
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(Hombourg l'Evdque) über .die Rossel gegangen und fahrt
von da, noch ziemlich erhalten, an Beningen und Kocheren
vorbei auf den
Herappel. Von Arnual an der Saar zieht sich ein
grossentheils bewaldeter Höhenrücken gegen St. Avold.
Eine Stunde südwestlich von Forbach , zwischen Morsbach,
Rosbrück und Kodieren, tritt von jenem Höhenrücken eine
bedeutende Anhöhe gegen die Ebene hervor, in welcher die
Chaussee von Forbach über Rosbrück nach Metz führt. Auf
dieser Anhöhe, welche der Herappel (wahrscheinlich von
Hierapolis) genannt wird, befinden sich noch die Ueberreste
einer grossen römischen Befestigung, wo noch fortwährend
viele römische Altertbümer, Waffen etc. gefunden werden.
Diese Anhöhe ist von drei Seilen durch senkrecht behauen«»
Felsen und durch steile Abhänge begrenzt, and hängt nur
östlich durch einen schmalen Sattel zwischen dem Anfange
der kleinen Thäler , die nach Kocheren und nach Morsbach
herabgehen , mit der Hochfläche zusammen. Längs der
Krete dieser Höhe befinden sich noch die zum Theil über
den Boden hervorragenden Ueberreste einer starken römi-
schen Gussmauer. Diese Befestigung hatte zwei Ausgänge,
einen gegen Süden , gegen Kocheren , wo die Strasse von
Metz in dieselbe führte, und einen gegen Osten, wo dieselbe
Strasse wieder aus der Befestigung herausging. Bei dem
südlichen Ausgange, wo das Terrain weniger steil abfällt,
befand sich vor der genannten Mauer ein senkrecht abge-
böschter Abschnitt f der mit grossen Quadern revetirt war.
Der östliche Ausgang war ausser der Mauer noch durch
einen hohen und starken Erdwall, der zum Theil erhalten
ist, geschützt. An beiden Ausgängen sind die Einschnitte,
wo sich die Thore befanden , noch deutlich zu erkennen.
Vor dem östlichen Ausgange war der Gräberplatz der Be-
satzung, wo besonders viele Waffen und gläserne Gefässe
gefunden werden.
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■219.
Unmittelbar vor dem östlichen Ausgange th eilte sich die
Strasse «Hi zwei Arme. Der Arm rechts ist noch erhalte«
und zieht auf der Hohe fort , lässt Folklingen dicht links,
und wendet «ich Ober Tentetinfeen j in der Richtung gegen
Strassburg. Von dem linken Arme der Strasse sind nur noch
wenige Ueberreste sichtbar. Er führte von der Hohe herab
in der Richtung nach Wörsbach, uud scheint sich hier aber»
mals getheilt zu haben, so dass der linke Zweig oberhalb
Guersweiler über die Saar und nach dem Varuswalde bei
Tholey, der rechte in der Richtung der gegenwartigen
Chaussee über Forbach bis auf die Höhe von Saarbrücken
gegangen ist, und sich von da über Arnual nach den
Ueberresten der römischen Brücke über die Saar, die sich
am Fusse des Hallberges befinden, gesogen hat. Es sind
zwar in dieser Entfernung keine Spuren der Römerstrasse
mehr vorhanden ; dieselbe kann jedoch, der Terrainbeschaffen-
heit nach , nuc diese Richtung gehabt haben, was auch mit
den Aussagen der Landleute übereinstimmt , welche ver-
sicherten , dass noch vor wenigen Jahren in der Senkung,
welche sich von Arnual nach der Chaussee von Forbach
hinaufzieht , die Spuren einer alten Steinstrasse sichtbar
gewesen seien. , > , i; ■ ,
Am Fusse des Hallberges, Arnual gegenüber, sind früher
viele römische Steinmonumente ausgegraben worden , und
werden noch jetzt häufig römische Mauern und Münzen unter
der Erde gefunden v woraus die Sage entstanden ist, dass
Saarbrücken ehemals an dieser Stelle gelagen habe. In der
Saar befinden sich hier noch viele grosse Quadersteine , als
Ueberreste einer steinernen Brücke. Viele dieser Steine, da
sie der Schiffahrt beschwerlich waren, sind in neuerer Zeit
aus dem Flusse gezogen worden. Diese Stelle heisst noch
jetÄt im Munde des Volkes „an der Heidenbrücke«.
In jdtr NtUie des Hallberges sind keine Spuren der Römer-
strasse mehr vorhanden, und dieselbe erscheint eist wieder
auf dero^bewaldete» Höhenrücken , der sich' Ostlich' and: süd-
lich Von' der gegenw ärtigen Chaussee nach Mainz befinde^
und ziehe/ im Allgemeinen noch sehr gut erhalten, oberhalb
der Reairiaehtr Höfe , .oft* Ingbert ria über die Rinnen der
uTaUen Burg Kirkel aaea dem ehemaligen » : ; •
Wörschweiler Rlodter auf der rechten «Seite »der
Blies, den Höfen Schwarzenacker gegenüber.
Auf dem Plateau dieser nach drei Seiten steil abfallenden
Höhe, worauf das ehemalige Cisterzienser Kloster und gegen-
wärtig der Ober Wörschweiler Hof liegt, befand sich eine
römische Befestigung, die wahrscheinlich die nächste Etappe
auf der Strafsse von dem Herappel 194 ) aus bildete. Unter den /
Ruinen des Klosters haben sieh noch viele CJeberreste römi-
scher Mauern, mehrere römische Brunnen etc. erhalten. Dia
Ausdehnung der römischen Umfassungsmauer, deren Ueber-
restc den grössten Theil des Plateaus einnehmen , so wie
die grosse Menge von Münzen , Waffen >etö^ «Ke ; noch "fort-
während hier gefunden werden, beweisen, dass diese Befesti-
gung eine grössere Ausdehnung hatte. Bei den gegenüber
liegenden Schwarzenacker Höfen, auf der linken Seite der
Blies, befand sich der Bcgräbnissplatz der Besatzung.
Die weitere Fortsetzung dieser Römerstrasse hat der
Verf. nicht aufgefunden. Es scheint jedoch ausser Zweifel,
dass dieselbe nach Mainz geführt und die Verbindung
zwischen diesem Orte und Metz gebildet hat.
Ergänzung. „Die Römerstrasse von Metz nach Mainz
194) Eine andere Römerstrasse, die ebenfalls vom Herappel gekommen
zu sein scheint, ist bei Guidingen über die Saar gegangen, wo
sich noch in dem Flusse die Ueberreslc eines römischen Brücken-
pfeilers befinden, um welche sich gegenwärtig eine kleine Insel
gebildet hat. Der Verf. hat die Ucberreste der Strasse von
Ouidingen über Mimbach, Ixheim bis auf die Höhe von Pirmasens
verfolgt. Blieskastel, welches gewöhnlich für einen römischen
Ort gehalten wird, verdankt seinen Ursprung dem Mittelalter,
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220
scheint von erste rem Orte bis an die französische Nied die
Richtung der jetzigen Strasse nach Saarlouis gehabt zu
haben. Hier bei Pontigny, wo sich die Strasse links wendet,
geht die Römerstrasse rechts gerade ans, mittelst einer
Brücke Ober die deutsche Nied , und durch die Felder Aber
Narbefontaine nach Buschborn (Boucheporn). Sie ist von
Pontigny bis Buschborn sehr gut erhalten und wird als
Kommunikationsweg benutzt. Von Buschborn durch den
Wald von St. Avold ist sie nicht weiter verfolgt worden.
Nachdem sie diesen Wald verlassen hat, führt sie unterhalb
Niederhomburg über die Rossel und auf der rechten Seite
dieses Flusses am Fusse der Anhöhen , welche das Thal
begrenzen, nach Rocheren und von hier auf den Herappel.
Der Herappel ist eine gegen 300" hohe Anhöhe dicht bei
Kocheren. Von dem Herappel scheint sie an Oetingen und
Spicheren vorbeigegangen und nach dem Saarthale oberhalb
Saarbrücken geführt zu haben".
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Verzeichnis» der Mitglieder.
Ehren-Mitglieder.
Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich von Preussen.
Seine Königliche Hoheit Carl Anton Meinrad, Fürst zu
Hohenzollcrn-Sigmaringen.
Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar-
Eisenach.
Seine Excellenz der Staats - Minister a> D. und Oberprä-
sident der Provinz Brandenburg Herr Dr. Flottwell.
Seine Excellenz der wirkt. Staatsminister und Minister
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal - Angelegenheiten
Herr Dr. von Bethmann- Hollweg.
Seine Excellcnz der wirkliche Staatsminister Herr Rudolf
von Auerswald.
Seine Excellenz der wirkliche Gebeimerath und General-
director der Königlichen Museen, Herr Dr. v. Olfers in Berlin.
Der wirkliche Geh. Oberregierungsrath Herr Dr. Johannes
Schulze in Berlin.
Der Ober - Berghauptmann Herr Dr. von Dechen in Bonn.
Herr Geheimerath Professor Dr. Böcking in Boun.
Herr Prof. Dr. Welcker in Bonn.
t
Digitiz
222
Ordentliche Mitglieder.
Die mit * bezeichneten Herren sind auswärtige Secretäre des Vereins.
Aachen.
Bischoff, HandelsgerichtsprSsident.
Ciaessen - Senden , J. , Oberpoat-
commissar.
Con4zen,'BtifgerTn^ister: : ' : '
<3ao, A., Dr., SHftsherr. '
Kreutzer, Pfarrer.
-Piutao, ßtifteherr. . ! :
*Savelsberg, G.-O.-L. Dr.
Sueimondt, Rentner,
de Syo, Königl. Landgiyrichtsrath.
Adenau.
M 4 ( I ] • • m • a
Fonck. Landrath.
v . " * « «■ •
Allehof b. Balve.
Plassman, Artitmann u. Gutsbesitz.
Allenz.
Berlin.
Chassot von Florencourt, W.
Gerhard, Prof. Dr.
Heibig, Dr. phil.
LieWoW, W., Geh. Revisör.
Lohde, Ludw., Prof. Dr.
v. Mallinckrodt, Üegierungt-Rath.
*Pipor, Lioentiat Prof^D r .
Frank, Pastor.
-I',
'Boot, J., Prof. Dr.
Six van Hillegom, J. P.
Moll, Prof. Dr.
Andernack,
Braun, Prof. Dr.
Rosenbaum, Domherr, P/arrer u. ^
Professor Dr.
AnhoU.
Achterfeldt, Friedr., Stadtpfarrer.
Basel.
Gerlaoh, Prof. Dr.
♦Vischer, Prof. Dr.
Benrath,
Leven, Bürgermeister.
.1 r. ,
Jahn, A., Bibliothekar.
Bielefeld.
■ « * * •
Westermann, C. F.
« ' . T. . "■
Bonn.
Achterfeldt, Prof. Dr.
Bauerband, Geh. Justizrath Prof.
Dr., Kron-Syndikus u. Mitglied
des Herrenhauses.
Bellermann, Chr., Dr., Past. am.
Bluhme, Geh. Reg. -Rath.
Boeoking, Oberbergrath.
Brandis , C. A. , Geh. Reg. -Rath
Prof. Dr., Mitgl. d. Herrenhauses.
ri-.::
uier.
Clason, Kaufmann.-
Cohen, Fritz, Buchhändler.
Delius, Prof. Dr.
Dieckhoff, Bauinspector.
v. Diergardt, Baron.
Floss, Prof. Dr.
Freudenberg, Gymn.-Oberlehrer.
Georgi, Carl, Stadtverordneter.
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Graham, Rev. Mr.**
Heimsoeth, Prof. Dr.
Henry, Ahne. ■,,
Heyer, Dr.
Humpert, Dr., Oy mn.- Oberlehrer.
Jahn, O., Prof. Dr.
Kampschulte, Prof. Dr.
Kaufmann, Ober-Bürgermeister.
Krafft,. W., Prof. Dr.
La Valette St. George, Baron, Dr.
und Privatdooent.
Marcus, G., Buchhändler.
Mendelssohn, Prof. Dr.
von Monschaw, Notar.
Nicolovius, Prof. Dr.
Nöggerath, Geh. Bergrath Prof. Dr.
von Noorden, Carl, Dr.
Peill, Rentner.
Reifferscheid, Privatdocent Dr.
Reinkens, Pfarrer.
Remacly, Gymn.-Oberlehrer.
Ritsehl, Geh.-R. Prof. Dr.
Ritter, Prof. Dr.
v. Sandt, Landrath.
Schmidt, L., Prof. Dr.
Schmithals, Rentner.
Schmitz, Referendar.
Schopen, Gymn.-Dir. Prof. Dr.
Seidemann, Architect.
Simrock, K., Prof. Dr.
Springer, Prof. Dr.
v. Sybel, Prof. Dr.
Thomann, Stadtbaumeister.
Troost, Albrecht, Rentner.
Werner, Gymn.- Oberlehrer.
Wolff, Geh. Sanitäter. Dr.
Würst, Kreissecretär.
Zartmann, Dr. med« ,
Braunsberg. i\
Beckmann, Prof. Dr.
Watterioh, Prof. Dr.
Breslau.
Friedlieb, Prof. Dr.
Königl. Museum für Kunst und
Alterthum.
Reinkens, Prof. Dr.
Brüssel.
.! ... i t*
Robiano, M., Graf.
Coblenz. v>
*Baersoh, Geheimer Reg.-Rath Dr.
Eltester, Landger.-Rath.
Henrich, Reg.- u. Schulrath.
Junker, Reg- u. Baurath.
Lucas, Reg.- u. Prov.-Schulr. Dr.
Montigny, Gymnasial-Lehrer Dr.
Wegeier, Geheimer Medicinalrath
Dr.
Cochem.
SchmUt, Dechant.
Cöln.
Baruch, S., Rentner.
Broicher, Chefpräsident d. Rhein.
Appellhofes.
Clave v. Boahaben, Gutsbesitzer.
Cremer, Baumeister.
Düntzer, Biblothekar Prof. Dr.
Disoh, Carl. ,
Enuen, Archivar Dr.
♦Garthe, Hugo. . .
Grass, J. P.
Haugh, Appellationsgerichtsrath.
Heimsoeth , Dr. , Senatspräsident
beim Kgl. Appellhofe.
Hocker, Dr.
Horn, Pfarrer an St. Cunibert.
Lautz, Landgerichtsrath.
224
Lempertz, H., Buchhändler.
Märten», Baumeister.
tob Möller, Regierunge-Präsidcnt.
Pepys, Gaaanataltadirector.
Saal, Gymn.-Oberlehrer Dr.
Stupp, Geheimer Regierunga- und
Juatizrath, Oberbürgermeister.
Commem.
•Eick, A.
Crefeld.
•Rein, Director Dr.
Dormagen.
Delhoven, Jacob.
Doveren.
Steven, Pfarrer.
Dürboslar b. Jülich.
Blum, Lic. Pfarrer.
Düren.
Rümpel, Apotheker.
Düsseldorf.
Cramer, Juatizrath u. Adv.-Anw.
Ebermaier, Reg. u. Med.-Rath, Dr.
Grund, Wasserbauinapector.
Krüger, Reg.- u. Baurath.
*Sohmelzer, Juatizrath.
Schneider, J., Dr., Gymn. Ober-
lehrer.
Wiegmann, Prof.
Edinburg.
Sehmitz, Dr.
Elberfeld.
Dederich, Gymnasial. Oberlehr er.
Erfurt.
Roche, Regierunga- u. Schulrath.
Bouterweck, Gymn.-Director Dr.
Gymnaaial.Bibliothek.
Krafft, Pfarrer.
i
Lamby, Dr. med.
Florenz.
v. Reumont, A. , Geh. Legations-
rath Dr.
Frankfurt a. M
Becker, Prof. Dr.
Borgnis, M., Rentner.
von Cohauaen, K. Preuaa. Inge-
nieur-Hauptmann.
Kelchner, E. , Amanuenaia der
Stadtbibliothek. '
Thiaaen, Domoapitular und Stadt-
pfarrer.
Freiburg .
Bock, C P., Prof. Dr.
Schreiber, H., Prof. Dr.
Fröhden b. Jüterbog k.
Otte, Pastor.
Gemünd.
Dapper, Oberpfarrer.
Gent.
Roulez, Prof. Dr.
Ginneken.
Proaper Cuypera.
Göttingen.
Unger, Dr. Aaaesaor, Secretair d.
K. Bibliothek.
»Wieaeler, Prof. Dr.
Gürzenich.
Schillinge, Bürgermeiater.
225
Groen van Prüderer, G., Dr.
Halle. .
Kokstein, Conrector Dr.
Holschlaff (JSTr. Prüm').
Cremer, Pfarrer u. Landdechant.
Hamm.
Esaellon, K. Pr. Hofrath.
Grotefend, C. L., Archivar Dr.
Hahn, Fr. Hofbuchhändlcr.
Haus Isenburg b. Mülh. a. Rh.
v. Sybel, Geh. Reg.-Rath.
Haus Lethmathe.
Overweg, Carl, Rittergutsbesitzer.
Haus JjOhausen b. THtsseldorf.
Lantz, H., Rittergutsbesitzer.
Heiligenstadt.
Kramarczik, Gymnasial-Director.
lngberth b. Saarbrücken.
Krämer, Friedrich und Heinrich,
Hüttenbeaitzer.
Kalk b. Deutz.
v. Lasaulx, H., Ingenieur.
Der Vorstand des antiquarisch-hi-
storischen Vereins.
Delius, L., Landrath.
Lauersfbrt b. Crefeld.
H. v. Rath, Rittergutsbesitzer und
Präsident des landwirthschaftl.
Vereins der Rheinprovinz.
Leudesdorf.
Dommermuth, Pfarrer.
Bodel-Nyenhuis, J., Dr.
"Janssen, L. J. F., Dr., Conserva-
tor d. Kgl. Niederl. Reichsmu-
Molhuysen, P. C, Archivar.
Kessenich b. Bonn.
Ernst aus'm Weerth, Prof. Dr.
Knispel (in Schlesien).
Sohober, Gutsbesitzer u. Erbrichter.
Koxhausen b. Neuerburg.
Heydinger, Pfarrer.
Kremsmünster.
•Piringer, Beda, Prof. Dr.
Leemans , Dr. , Direclor des Kgl.
Niederl. Keichsmuseums.
de Wal, Prof. Dr.
Linz a. Rhein.
Gerreke, Dr., Kreisphysikus.
*Marohand, Reotor Dr.
v. Roishausen, F., Freiherr.
Lftttich.
Hagemans, G., Dr.
Luxemburg.
Namur, Prof. Dr., Seoretär d. Ar-
chäol. Gesellschaft.
Mayen.
Heoking, Bürgermeister.
Mechernich.
Schmitz, Bürgermeister.
von Neufville, W., Rittergutsbes.
Miel.
von Neufville, B., Rittergutsbes.
15
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Müddersheim b. Zülpich.
von Geyr-MOddereheim, Freiherr.
München.
Cornelius, Prof. Dr.
Münster.
Clemens, Prof. Dr.
"Deycks, Prof. Dr.
Seine bisoh. Gnaden der Bischof
von Münster, Dr. Johann Georg
Müller.
Zumloh, Nie. Rentner.
Nalbach b. Saarlouis. *
Ramers, Dr., Pfarrer.
__ . t . . .ii
Neuss.
t • '
Josten, F.
Niederbreisig.
Gomraelshauaen, Pfarrer.
Oberwinter
Reitz, Pfarrer. '
Oekhoven.
Lentzen, Dr., Pfarrer.
OUweüer.
Hansen, Pfarrer.
Paris.
Renlu, Eugene, Chef im Ministe-
rium d. Unterrichts u. d. Cultus.
Auf der Quint b. Trier
Kraemer Adolph , Huttenbesitzer
und Commerzienrath.
Renate (Belgien.)
Joly, Dr.
Rheindorf b. Bonn,
von Bansen, G. , Dr.
Riedlingen (Würtemberg).
Keutzer, Georg, Pfar*«r.
Rom. v •
Alert», Geh. 8 anitftsrath Dr.
Roermond. »
Guillon, Ch., Notar.
Schloss Roesberg.
v. Weichs-Glan, Freiherr, Mitglied
des Herrenhauses.
• .. i. .
Rottenburg.
Ton Jaumann, Domdecan.
Saatbrücken.
•Karcher, Bd., Fabrlkbe.Jt W
Saarburg.
Hewer, Dr. . . \{
Seliaen ttnAt
Steiner, Dr., Hofrath«
Steeg b. Bacharach.
Heep, Pfarrer.
mnttgart.
Sternberg, Redacteur.
Trier.
Holzer, Dr., Domprobst.
Kellner, Regierungsrath.
*Ladner, Dr.
Martini, General vioar der Diöcese
Trier..
Schaeffer, Religionslehrer.
▼on Thielma n nFreiherr.
Wilckens, ForetkaasenRendant.
von WUmowsky, Domkapitular.
Verdingen.
»*t
Herbertz, Balthasar, Gutsbesitzer.
üerzig a. a\ Mösl,
Dioden, Kaufmann.
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227
Utrecht.
Karsten, Prof. Dr.
Royers, F. A. C, Prof. Dr.
Viersen.
Freiherr t. Diergardt, Geh. Com-
merzienrath.
Vo g elensang.
Borret, Dr.
Wachtendonk.
Mooren, Pfarrer.
Warfvnt.
Westerhoff, R., Dr.
Weismes.
Weidenhaupt, Pfarrer.
Wesel.
Fiedler, Prof. Dr.
Wien.
Aschbaoh, Prof. Dr.
rt HrZuUry.
Müller, H., Prof. Dr.
*Urliohs, Hofratb, Prof. Dr.
Zeist.
van Lennep, J. H.
Zürich.
Hartmann, Dr> Justizrath, emerit.
Leibarzt Ihrer Königl. Hoheit
der Kronprinzessin Charlotte Fri-
derike von Dänemark.
Ausserord en tl i
Aachen.
Förster, Arnold, Prof. Dr., Lehrer
an d. höhern Bürgerschule-
Arnsberg.
Seibertz, Kreisgerichtsrath, Dr.
Brügge.
Lansens, P.
Cöln.
Feiten, Baumeister.
Dietingen.
Arendt, Dr.
St. Goar.
Grebel, Friedensrichter.
che Mitglieder.
Hürtgen.
Welter, Pfarrer.
Malmedy.
Arsene de Noue., Adv.-Anw. Dr.
München.
Correns, C. H.
Neusohl (Ungarn).
Zipser, Dr.
Stuttgart.
Paulus, Topograph.
Wien.
Heyder, Bibliothekar.
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■ • I » » '
I * (
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Bruckfehler-YerzfifhnUs.
Seite 19 Z. 15 von oben muss am Ende ein Punktum sein.
„ 19 „ 17 „ ist am Ende das Punktum zu streichen.
„ 25 Anm. Z- 2 von unten Hess Jahrb. statt ebendas.
„ 28 Z. 8 von oben lies» Woippy statt Wrippy.
29 „ 11 „ bei statt die.
•> 37 n 1 >> t> i» Von Bittburg an.
39 „ 11 „ „ ff linke statt rechte.
„ 48 Anm. letzte Z. Hess geschrieben statt geschrieben.
,, 49 ,, Z. 8 von unten Hess magnitud. statt magnltaud-
53 ,, „ 7 ff ,, ist die Klammer vor „S. 107" zu strei-
chen und dahinter zu setzen.
„ 59 „ „7 „ oben Hess Material statt Materal.
,, 68 Z. 1 von unten Hess Jahrb. statt ebendas.
,, 75 27 „ oben „ fehlt vor „Die u das Anführungszeichen,
ii 81 2 „ unten „ Römerstadt statt Stadt.
„ 89 unterm Strich liess Anm. 95 statt 96.
,, 90 Z. 5 von oben liess Itinerar statt Intinerar.
„ 92 Anm. Z. 3 von unten liess 95 statt 93.
„ 93 Z. 6 v. ob. fehlt hinter „Legion" das Schlussanführungszeiohen.
„ 95 „ 16 „ „ fehlt hinter „einläuft 4 * dasselbe Zeichen.
„ 103 „15 „ „ „ „ „Xiederung" dasselbe Zeiohen.
„ 114 u.S. 116 sind die beiden Anm- 121 u. 123 verdruckt.
„ 116 Z. 23 von oben liess B. G. statt R. G.
M 119 5 n || X. XL statt XXI.
120 Anm. Z. 2. von oben ist das Komma hinter „beträgt" zu streichen,
i, 123 Z. 8 von oben liess Kecken statt Kenken.
,, 131 ff 30 ,, n ,, das eine Mal Aelbeok.
„ 137 „ 7 „ ,, fehlt hinter „Tolbiacum tt das Sohlussanfüh-
rungszeichen.
„ 142 Anm. Z. 3 von unten fehlt hinter „hat u . E. S. und dann vor
„Ueber 1 * und Z. 1 von unten nach flf. fehlen die Klammern.
150 Anm. Z. 16 von oben liess S. 11 statt S. 15.
„ 165 „ sind in der Inschrift Z 12 ff. von oben das O in der 3.,
das O in der 4. und das N in der 5. Zeile gerade unter
das R der 2. Z. zu setzen. Ob übrigens in dieser Z. doch
nicht 1. seveRO statt alexandRO zu lesen wäre ?
201 Anm. Z. 16 von oben liess an statt au.
Bonn, Druck von Carl Georgi.
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Tnb.I.
[ISICHTSKARTE
Jiirck'e,
nit/l. Obtr/t-Zieirt. ün
rüiprooiriz rziii/ ,
7i ffbewgfte vari
'tcrirStrqfocTi
1Ö61.
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JaArM.Vr.JJ-:* J'hrhJ.fft/} XOZ
/
7r,6.Hl
/.ttfj i-ff&nrv d txJttH in l^ci. n.
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