Antiker
aberglaube
Wilhelm Kroll
LIBRARY
OF
PRINCETON UNIVERSITY
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BttftforUfrerglaA
«Ott
ISifpefm itroff,
^riüalbojent an bet UntDerfitÄt ®rf «tau.
Homburg.
öerlagSanftalt unb fcrurferet 21.-©. (öormais 3. g. fRic^ter).
ßßntfii. ®d)tDeb.>9torto. $ofbniderei unb Serlagtyanblung.
1897.
llfrlugeanllQlt unb DruiKcrri (normale 1. 1. Iliriitfr) in Hamburg.
3n ber Sammlung „gcmeinöcrftnnblidjer nitffenfdjnftlidjer Öorlrngi"
ift crfrf)ienen:
liebet £itterar=.f>tftortfd)e$.
54 j£>efte, wenn auf einmal bejcgen a 50 *(?f. = 27 TOarf. Sind) 24 #efte unb mebr bicffr
Äatea.orie nart) \Su4toab,I, wenn auf einmal belogen a 50 ^f.) ^
$oretiu$, ftriebrid) ber Örö&c in feinen (Bdjriftcn. (114) —.80
Gonrab, Sdnflerä 9icali3mu*. (92. fr 233) 1.—
Gorrobt, fliob. 93urn£ unb i^eter ftcbel. ©ine titterarlüftorifdje
^araüelc. (182) —.80
Teoanttcr, Ter Siegfriebmt)tt)it$. (9i fr 190) —.80
T>terrf$, Tie fdiöne üitteratur ber ©panier. (372) —.75
— ^oetifdje Turniere. (447) —.60
Cirbncr, SBom beuifdien .franbroerf unb feiner s #oefie. (9t. fr 227).... 1.—
<£ttje, Tie Ijöfifdic unb romanttfdje ^oefie ber Werfer. fR. fr 31) . . . 1.—
— Tie mtjftifdje, bibaftifdje unb Inrifdje ^oefic ber ^erfer. (92. fr 53) 1.—
(friiffcnlmrbt, Tie .fromerifdje Tidjtung. (229) —.75
ftefter, eine üergeffeue ©eidnditöpfnlofopfjie. (91. fr 98) —.80
ftranrfc, /perber unb ba3 2Beimarifrf)e GJpmnafium. (91. 5- 183) .... —.80
(feiger, Tie Satirifer be3 XVI. 3at)rl)unbert3. (295) —.75
©enee, Tie euglifdjeu 9J2irafelfpiele unb 9J2oralitäten als Söortäufer
be3 tuglifdjen Tramal. (305) —.60
(Hoe$, Tic 92ial3iaga, ein Qpo& unb ba* gcrmanifdje £>eibcntf)um in
feinen üitfftängen im Horben. (459). . . — 60
$ngen, Ter Roman ton Äönig 9lpoUoniu3 oou TnruS in feinen
üerfdnebeueu Bearbeitungen. (303) —.60
— Siefen unb Oebeutnng ber .front erfrage. (92. fr 81) —.80
^agmann, Tie cnglifdje 99üfme *ur ;}cit ber Königin ©üfabetb,. (92. fr 88) —.80
£aujf, SnafeipeafeS Hamlet (92. fr 117) 1.—
Selbig, Tie Sage öom „(Strogen gnben", iljre poetifdje Stfanblung
unb ftortbilbung. (196) 1 —
.ftcttj, Tie 92ibelungcnfagc (282) —.75
^»oUe, Tie tßrometfjeuefage mit befonberer S3erücffid)tiguug ifyrer
^Bearbeitung burc^ 9leidmlo$. (321) —.60
o. #olfcenborft, Ghtglanb* treffe (95) —.60
Zorbau, ©oetne — unb noef) immer fein ISube. (92. fr 52) 1 —
Äod), Oiottfdjeb unb bie Sieform ber beutfdjeu ßitteratur im adjtftefmteu
Sanrfmnbert. (92. fr 21) —.60
üicbred)t, SdnflerS »erb^ttnife pi ftants etl)ifd)er SBeltanfidjt. (92. fr 79) —.80
9)2aaS, $aS beutfrtje Wärmen. (92. fr 24) —.80
9)2annbarbt, Mlt)tia. (239) 1.—
9)2artin, ßoettye in Strofjburg. (.135) —.60
9)2ar$, Tie bia)terifd)e (Surtuirfclung Snafeipearc*. (92. fr 211) —.60
9)2et|cr, ©oetfje unb feine italieuifdK s Jicifc. (92. fr 22^ 1.—
9J2orf f ^lu^ ber Ö5e»d»ict)te bcS franjöfifdjcu Tramal. (92. 45) —.80
9)2nllcr, Tie ©ntftenung ber römiie^en MuuftTidjtuug. (92. g. 92)... 1.—
92ci^ner f .^oraj. $erfiu3, ^nnenal: bie .^auptuertreter ber römifd)en
Satire. (445) —.80
92cmönöi f (sournalc unb ^ournali|len ber fran^öfifdjen KebOlution3jCit.
(340/341) 1.20
92oDcr, SBiltielm Teil in s ^Joefic unb SBirftidtfeit. (Jine poettfe^e
SBanbcrnng bureb, Tea^.(Jrinnerungen. (92. 5 25) —.80
— 9iidjarb SBogucr unb bie bcntfdje Sage. (92. 68) —.80
— Tie Tljierfaqe. (92. fr 164» 1.—
JHcmn, ©oettjcS (Srfc^eineu in 9Bcimar. (265) — .60
Mbbcrf, Sop^ofle« unb feine Tragöbien 2. Auflage (83) —.60
Minn, Sd)leiennacb,er unb feine romanttfdjen 5"""°^ (^-3- Hl) ••• — 60
02oefd), Ter Tiä^ter ßotattufl unb feine 3eit. (463) —.80
Sarrazin, Tat^ fran^öfifdjc Trama in unferem So^^unbert. (429). . —.80
©djmibt, Scfjillcr unb Stouffeau. (256) 1.—
— *t)ron im iMdjtc unferer 3eit. (92. fr 51) —.60
,yortf. n<*I»e au«»übrlirt)fw 3nhalt4ucnej*ni6. in jeber *lnrf)tjonMung ju haben.
Intiker Ibenjlttube.
^tfßefm &xott,
^rioatbojent an bct Unioerfität iöreSIau.
Hamburg.
SBerlagSanftalt unb SDrucferet (üormalS 3- fr Bitcf)ter),
flömgtt^e #ofbuc$bni(ferei.
1897.
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$a* SRccfjt bcr UeberjefeiuiQ in frembe Sprachen trirb oorbeljaltcii
ttud ber 8erlag#auftu*.t uub Stoidfret «..®. (norm. Wi^tfri u« ^ambnrft.
ft6nifllid)f £ofbu(fcbru<Ierft.
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I.
er eg unternimmt, über Aberglauben $u fchreiben, ber
mufe fich oon oornherein barüber flar fein, bog bie ©renjlinie
ämifdjen bem ©ebiete beg Aberglaubeng einerfeitg, bem beg
©loubeng unb ber SReligion anbercrfeitg faft nirgenbg beutlich
marfirt ift; ob man eine Anfdjauung, einen SBrauch bem Aber«
glauben ober ber Religion juroeift, mirb meift nicht burcf) tt)eo«
retijdje (Jrmägungen, fonbern nur burch äußere SRücfftdjten gu
entleiben fein. Um fofort ein fonfreteg Seifpiel anzuführen:
wenn bie Sßriefterinnen bei ber feierlichen Verfluchung beg
Alfibiabeg rotfje $üd)er fchmenfen, fo toirb man bog als einen
S8eftanbtf)eil beg ftaatlid) aner tonnten tRitual^ unter ber SRubrif
Religion aufführen; menn aber ber Sauer beim «Rahen eine«
#agelroetterg feine 2Jiüt)le mit einem rotfjen ^udje bebecft, fo
rechnet man bog jum Aberglauben. Unb bodt) liegt in beibeu
gäflen biefelbe Anfdjauung ju ©runbe: bie mächtigen ©eifter
foüen burch ben Anblicf ber gorbe beg Stute« günftig geftimmt
werben. SBenn italtenifc^e Säuern bei ant)altenber 2)ürre unb *
{»ige bog Silb iljreS Ortgfjeiligen augjiehen unb in bie Sonne
fteflen, bomit er im eigenen Sittereffe SRegen fdjicft, fo ift biefer
Sraucf) fotvor)! mit ber Religion, o(g auch m ^ oem Aberglauben
eng oerfnüpft, unb nur bie SRothmenbigfeit, i^n irgenbmo ein«
juorbnen, roirb ung oeranlaffen, it)n ber einen ober onberen
Kategorie gujuweifen. 2)ennoch müffen mir oer Jüchen, ung
bnrnbec flar ju werben, mag mir gewöhnlich unter Aberglauben
Sammlung. ». &. XII. 278. 1* (56<h
142866
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oerfteljen. 3)er SBcgriff be§ Aberglaubens, in bem bereite ein
Zabel liegt — man oergleicfje Aberwifc — , fann fidj erft bann
bilben, wenn getütffe ©laubenSanfdjauungen al§ unberechtigt unb
öerädjtlid) ju gelten beginnen, alfo wenn in ber $enfweife
eines SBolfeS ein gortfdjritt eintritt, burd) ben früher gültige
Anfielen als oeraltet erfdjeinen. ©olange 3ebennann baran
glaubt, ba& bie $ranffjeiten burd) böfe ©eifter t>erurfact)t werben,
wirb tfciemanb etwa« bagegen fagen, bafc man fie burd)
fc^meicr)elnbe ober broljenbe Sprüche $u befpredjen fudjt; fobalb
man oon biefen (Seiftern nichts mefjr wiffen Witt, fonbern bie
ßranff)eiten auf natürliche SCBctfc ju erflären fudt)t, wirb man
ben ©lauben 3)erer, bie immer noef) an ben alten S3efpredjung3«
formein feftfjalten, als Aberglauben branbmarfen. Alfo ift
Aberglauben eine öerädjtlidje SBegeicfmung für Sftefte einer über»
wunbenen SBeltanfdjauung. $>abei ift eS ganj gleichgültig, ob
ber Abergläubifcf)e felbft noef) biefe aßeltanfdjauung §at ober ob
er nur an bem einzelnen SBraucf) feftfjält, olme feinen wahren
©runb ju fennen. SGßenn man ben norbbeutfcfjen Q3auer fragt,
wiefo baS ©dt)icgcn in bie Steige ber Dbftbäume wäfjrenb ber
SReujafjrSnadjt einen reiben (Srtrag gewäljrletften foll, fo wirb
man meiftenS bie Antwort erhalten, fein SBater l)abe eS fo
gemacht unb beSfjalb mad^e er eS aud) fo; öon ben böfen
©eiftern, bie um bie 3eit ber Sonnenwenbe, in ben £wölften,
il)r Unwefeu treiben, wirb er feiten nod) etwa« wiffen. Aber
unfere Definition bebarf einer @infc^ränfung: ntct)t ade SRefte
einer überholten SBeltanfdjauung finb Aberglauben. 2Benn
gemanb nod) fjeute baran glaubt, bafj bie ©onne unb bie $la»
neten fid) um bie (Srbe breljen, fo fann man baS nid)t Aber»
glauben nennen; unb jwar beSfjalb n icr)t, weil eS ein tljeoretifcf)er
Olaube ift, ber $u feinen praftifdjen Äonfequengen füljrt, wät)renb
jeber edjte Aberglaube fofort auf bie ^ßrajis einwirft unb gewiffe
©ebräudje heroorruft.
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SScnn mir nach biefen SBorbemerfungen näher auf unfcr
Zfyma, ben antifcn SolfSglauben, eingeben wollen, jo Rotten
wir junächft über unfere Quellen für beffen ßenntniß ju
fpredjen. Aber ba bie getarnte antife ßitteratur unb bie anbereit
Ueberrefte beS Altertums eine mehr ober ntinber reichhaltige
Quelle für ben SBolfSglauben finb, fo fei fytx nur ein $unft
fjerüorgehoben, ber bei ieber öolfsfunblichen gforfdjung betont
werben muß. 3)a3 Älter eines ©laubenS fteljt in feinem gu*
fammenhang mit ber &t\t, in welcher er und jum erften üttale
entgegentritt, ©erabe unfere ältefte Quelle, bie homerifdjen ©e»
bidjte, liefert ein fehr fpärlidfjeS ÜRaterial, weil fte Anfdjauungen,
bie in ihren ©efichtsfreis nicht paffen, oornehm ignorirt; unb
gerabe ganj fpäte ©chriftfteller, 3. 93. ber um 400 n. (5t)r.
fchreibenbe Sttarcellu« oon Söorbeauj, fyaben uns eine gülle
uralter ©rauche aufbewahrt. @3 liegt jum Xtyil an biefer
2:r)atfacr)c, baß bie AlterttjumSforfchung fich lange über bie 93c»
beutung be8 Aberglaubens getäufcht h at - er bei ben
„flaffifchen" Autoren feine fehr große 9Me fpielt, weil bie
28elt ber Aphrobite beS *ßrarttele3 unb bie SBelt beS Aberglauben«
himmelweit ooneinanber oerf Rieben gu fein fchtenen, h a * man
ihn wohl auf gewiffe geiten unb einige engbegrengte Greife
befchränft geglaubt, inbem man öergaß, baß bie ^auptträger
ber religiösen wie ber fprachlichen Ghttmicfelung bie großen
Staffen finb, welche freilich in *>er funftmäßigen ßitteratur fehr
jurücftreten. gerner muß barauf hingewiefen werben, baß unfere
Ueberlieferung nähere Angaben über bie §erfunft eines 93rauche3,
ja fogar eine reinliche ©Reibung jwijchen griechif ehern unb
italif ehern ©lauben nur feiten zuläßt; bie lateinifchen ©dt)rift-
fteller, 93. SßliniuS in feiner SKaturgefchichte, fußen faft
burdjweg auf griechifchen Quellen unb geben nur feiten au$»
brieflich an, baß eine Sitte in Stalien ju $aufe ift.
$ur (grflärung einzelner brauche werben wir bisweilen bie
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Sitten ber fogenannten Sftaturoölfer ^eran^ie^en. $)a§ biefeS
©erfahren, menn e3 mit $Borftcf)t gehaubhabt wirb, burcr)au8
berechtigt ift, wirb ^eute fein Äenner mehr bezweifeln. Seit
bnS ©efefc ber (Sntmicfelung unsere !)iftortfcf>e Äuffaffung beherrfcrjr,
ift eS immer flarer geworben, bajj ade 93ölfer roejentlidt) bie*
felben (Stufen burctjlaufen Reiben; ber ^eutfclje unb ber ©rieche
ift einmal ebenfo „wilb" gewefen wie ber Hottentotte ober ber
Sßapua, auf ben er heute mit SHitleib herabfiel; unb nod) mehr,
er fyat au§ biefer fulturlofen 3eit Ueberbleibfel gerettet, welche
mon mit ben Bräuchen ber SBtlben unmittelbar dergleichen fann.
gür unfere SBalbteufel, mit beren ©ebrumm tntr als tfinber in
ber 2Beiljna<§tg$eit unfere 2Hitmenfchen gequält fjaben, giebt e§
feine beffere Sinologie als ba8 ©cfjwirrholz, mit bem mandje
wilben Bölfer (öftigen ©eifterbefuch fernzuhalten fuchen. 2)aS
Berbtenft, biefen ©efichtSpunft nacr)brücfltch ^crt»oröe^obcn $u
haben, gebührt ben (Snglänbern; fte fjaben nicht nur inforge
ihrer überfeeifchen Begehungen baS ethnologifche Material in
reichftem 9Jcafje geliefert erhalten, fonbern e8 auch gefdtjtcft uer«
luerthet. SBenn man bebenft, bafe ferjon baS inbogermanifche
Urbolf, aus bem ©riechen, Börner unb bie anberen ariferjeu
Bölfer fich erft entwicfelt fjabtn, weit über bem ftiüeau ber
nieberen Sftaturoölfer ftanb, fo erfennt man, einen wie fernen
§lu$blicf uns bie Betrachtung be3 Aberglauben« geftattet; fte
liefert neben ber präljiftorifchen gorfct)ung einen wichtigen Beweis
für bie im wefentlictjen gleichmäßige (Sntwicfelung aller menfcr>
liehen Waffen.
$)a£ lägt fich nicht bloß burdj allgemeine ©rwägungen
tuahrfcheinlich mact)en, fonbern eS finben fich SlntjaltSpunfte, bie
un8 eine oemiffe $atirung mancher Bräuche ermöglichen. 93e-
fanntlich h at oa8 Stfen erft üerhältmjjmäfjig fpät, in ber
griechifetjen SBelt etwa um baS 3ahr 1000 ü. (£f)r., Eingang
gefunben unb bie ältere Bronce balb ziemlich oerbrängt. £a
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mir nun in Dielen gäüen bie SSorfcfyrift finben, fein (Sifen ober
überhaupt fein Sttetattmerfaeug anauroenben, fo fann e$ faum
ätoeifelljaft fein, baß (jier Ueberbleibfef au« bec 3eit ber öronce
ober nod) älterer borliegen: man fjielt bie SBermenbung ber
älteren Sßerfyeuge inftinftto für toefentlid}, obwohl fic in SGßa^r«
l)ett gan$ nebenfädjfid) mar. ©egen £autfranfl)eiten menbet
man ben ©oft be« ©auerampferS an, muß aber bie
äerftampfen, oljne (£ijen angumenben. äßiljleiben feilte bie
$ttidjttmr$el, menn man fic meber beim Ausgraben, nodj fpäter
mit föfen berührte unb audj beim ©enießen beS aus iljr be*
reiteten SranfeS fein (Sifen bei ftdt) trug. Oft roirb pofitio an»
gegeben, maS für ©erätfje man brausen fofl. 2)er römiföe
Flamen Dialis, an beffen Sßerfon ftdr) oiele uralte ©ebräudje
fnüpfen, läßt fidc> ben 83art mit einem fupfernen SKeffer feieren.
$ie SBurjel be« STtant, meldfje oor S8(utfturj fdjü&t, foß man
mit einem Elfenbein» ober Änodjenmeffer fdjaben. Sie ©dnlf*
ro^rmurjel, mit bereu £ülfe man eingetretene dornen entfernte,
mußte in einem fteinernen SRörfer gerftampft roerben. Seber*
leiben befämpfte man, inbem man fidj bie ßeber einer großen
<£ibed|fe umbanb; fie mußte ifjr mit einem fpifeen ©tücf SRotjr
auSgefdmitten merben. 3Jftt biefen 93orfdjriften oerträgt eS fid).
fefjr gut, baß @ifen bie Äraft Ijaben fott, böfe ©eifter abjumefjren
unb Sauber $u brechen; bem 9ttenfd)en imponirte fein neues
|jülf$mittel in fo tjofjem ©rabe, baß er in if)m einen juüer*
(äffigen ©djufc gegen bie finfteren äJtaijte gefunben ju §aben
glaubte. @inen eifernen SRtng trägt in 9tom bie Söraut unb
ber Xriumpfjator, roeldje beibe bem 9?eibe befonberS auSgefefct
ftnb, unb in oielen gätten ber Sauberer. SBitt man alles Uu«
genfer auf eine ©teile bannen, fo ftettt man eine SBanne mitten
ins #au3 unb umf djreibt fie mit einem äfteffer, baS gang aus
<£ifen beftefjt: bann fammeft fid) in i§r aöeS ©emürm. (Siferne
iftäget fdjüfcen @ier unb SEBein oor bem üerberbttd&en (Emffaffe
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beä ©eroitter«. Auch nach beutfchem ©tauben entzaubert (Sifen
bie §ejen unb fd)üfct t>or itjret 93o3l)ett; öielf ad) läfet man ba8
Sieh beim erften Austreiben im grüljlmg übet Aejte unb anbete*
(Sifengerätfj h"tmegfcr)reiten. Auer) ^iet berühren fidj Aberglaube
unb Religion: bct Mtu$ fytlt auch bann noch an ©efäßen
aus §of$, $h on unb glechttoerf feft, als im geroöhnlicrjen lieben
längft baS afletaflgeräth eingeführt mar. 2)a8 Subenthum fannte
ähnliches: „unb fo bu mit einen ftcinetnen Altar miflft machen,
joflft bu tt)n nicht öon gehauenen steinen bauen; benn too bu
mit beinern 9tteffer barüber fäfjrft, roirft bu if»t entmeihen",
fpricfjt ber §err ju 3JiojeS.
n.
Sßollen mit nunmehr einige bet ©runbanfchauungen beS
Aberglauben« fennen lernen, fo ift oor allem ju nennen bie
SBefeelung ober beffer 93 ernten fdj Ii d)ung ber Statur. fRoct)
heute bilbeu ficf> Siele ihren begriff oon einem fjöljeren SBefen
nach P$ fclbft ; ber 9taturmenfch, für ben alles, maS ihm ent«
gegentritt, ein höh creS Siefen ift, meil er nicht tocrftetjt eS $u
beherrfchen, beoölfert feine ganje Umgebung mit geiftigen Gräften,
bie ihm felbft ähnlich finb. Aufmerffame SReifenbe fyabtn ge.
funben, baß bie SRaturoölfer feine fct)arfc ©Reibung $nrifd)ert
äRenfdj unb $fu er wachen; fo leiten oiele @tämme ihren Ur«
fprung oon Spieren tyx, unb bie äRenangfabauS auf ©umatra
nennen ben $iger gerabe^u ben geftreiften ©rofjüater (Zote
miSmu&); fofcfje Anfdjauungen führen oft ju einer religiöfen
Verehrung ber %fyext. ^ uc *) bei ben Alten fehlt eS nicht an
©puren folgen ©raubeng. ÜJtonche ©ötter erfcheinen in $f»«>
geftalt: §efate als £ünbin, SDionnfoS als <Stier, Aptjrobife als
Xaube; bie Athener oerehrten einen £eroS „SBolf"; bie (Sule
mirb als Sßogel ber Athena, ber Abler als Liener beS 3euS
heilig gehalten: ba f^ben mir bie fHefic alten ^ ^terbierifteS
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Sei ber &u3fenbung üon Kolonien ftoielen $f)tere eine roidjtige
SftoHe; fo folgte ber St^eräer %atto$ f ber Uro^n be3 $Mi.
mad)o$, bei ber ©rünbung üon tftjrene einem SRaben, ÄabmoS
einer Äul>; bie famnitifdjen §iröiner unb Sßtcenter nannten fief}
nadj bem Söolf nnb bem ©pedjt, tueldje if>nen ben 2öeg gegeigt
Ratten. $)a8 greift audj in ben ÄultuS über: bie ÜHöften be8
©iontjfoS trogen gelle unb Börner, um ifjrem (Sorte ju gleichen;
bie attijdjen SWäbdjen, lueltfje in bem glecfen S3rouron ber 3pt)t*
geneia genjeitjt ttmrben, Riegen Bärinnen unb trugen gemifj einft
tr)ierifcr)e $racr)t, toeil i^re ©öttin urfprünglid) SBärin roar; bie
römifdjen Superci liefen an ben Supercalia nur mit einem 83ocf^
fett befleibet buret) bie ©tobt. SSon fjier aus fällt üielleidjt
Sidfjt auf bie SiebeSabenteuer beS 3 eu3 > roemt cr ocr Seba als
©tf>n>an, ber (Suropa alg ©tier naljt, fo liegt t)ier möglicher*
weife ein Sftadjflang totemiftifdjer SßorfteHungen cor, nact) benen
gennffe (Sejdjiecfjter ficr) üon £t)ieren ableiteten.
2Bäl)renb fjier bie urfprünglidje Hnfdjauung burcr) bie SScr-
quiefung mit ber fpäteren fReligion üerbunfelt ift, liegt fie flar
$u Sage in bem ©tauben an bie Sßertoölfe (versipelles). 3n
einem ber geifttooflften (Srjeugniffe ber antifen Sitteratur, bem
Vornan beS ^etroniuS aus ber Qtit be8 Meto, giebt SKicerog,
einer ber Xifdjgäfte be3 *ßartoenü$ $rimalcr)io, folgenbe ®efcr)id)te
jum Söeften. @r mufjte einft über Sanb gefjen, um bie SBitroe
eine« greunbeS $u befugen, unb überrebete einen ©olbaten öon
grofjer Äörperfraft, it)n gu begleiten. 8118 fte auf ber Sanb»
ftra&e bat)in gefommen tooren, mo fie auf beiben ©eiten üon
©rabmälern eingefaßt mar, blieb ber ©olbat jurücf, 30g feine
Kleiber au«, betrieb einen Sfreiä um fie unb toermanbelte fict)
plö&lict) in einen Sßolf, ber tjeulenb ins ©ebüfer) toerfcrjtoanb.
9ticero8 moflte bie Kleiber aufgeben, fanb fie aber t)art roie
©tein unb rannte tjalbtobt toor Slngft nact) bem ©ute feiner
greunbin. Eiefe erjagte it)m, foeben fei ein Sßolf in« ©eljöft
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eingebrochen unb fyabt alles $$iefj gebiffeu ; aber ein ftned)t habe
il)n mit ber San^e in ben £jal3 geftodjen unb er fei geflohen.
2>a lief SRiceroS entfefct $urücf; an ber ©teile, mo bie Äleiber
gelegen fjatten, faf) er nichts als SBlut, unb ju §aufe an*
gcfommen fanb er ben ©olbaten im 33ett liegen unb ber 5lrjt
furirte an feinem £>alfe tyxum. „$)a merfte id), bafj er ein
SBermolf mar, unb feitbem fonnte id) fein $3rot mehr mit ihm
effen, unb menn man mid) tobtgefcfjlagen fjätte." — $)iefe ©c=
fehlte fte§t nicht öerein^elt ba. (Sine arfabifdje ©age berichtete
fofgenbeS: SluS einer genriffen gamilie mürbe t>on Qtix $u
3eit ein Sttitglieb auSgeloft unb an einen ©ee geführt; bort
hing er feine Kleiber an einem (Sichbaum auf, fchroamm über
ba3 Saffer, oerfchmanb in ber (Sinöbe unb oermanbelte fid) in
einen Söolf. SReun 3at)re mußte er nun mit benjenigen feiner
©efdjledjtSgenoffen umherftreifeu, bie oor ihm in SBölfe Oer.
manbelt morben waren; ^atte er mäljrenb biefer flett feinen
SJfenfchen gefreffen, fo fe^rte er an ben ©ee jurücf, fduüamm
hinüber, 30g feine Kleiber mieber an unb gewann baburcf) feine
menfchliche ©eftalt jurücf. $er Söermolfglaube ift fehr weit
öerbreitet unb auch in $)eutfcf)laub anzutreffen; j. 83. glaubt
man im Seoerfchen, bafj unter fieben Sörübern ftetS einer bie
ftraft f)üt, burch llebermerfen eines SßolfShembes ober SBolfS*
gürtelS auf einige &eit SBolfSgeftalt anzunehmen, ©emöfmlicf}
finben fich f)i er biefelben 3üge wie in ben beiben ©efdnchten
aus bem Sütertfmm : baS Ablegen unb SEBieberanlegen ber
m enf glichen Äleibung ift eine 23ebingung für SBerroanblung
unb föücfoermanblung; bie bem Zfyizx beigebrachte SBunbe finbet
fich nachher am ftörper beS Üttenfdjen wieber. 93ei nähcrem
ßufehen finben mir noch manche anbere ©puren beS ©laubenS
au bie ^^teroertcianblung. 3u bem fehlten ÜWärchen, baS in
gefdjmacflofer mtitf)ologifcher ©infleibuug als (Srjahlung Don
s ?lmor unb $föd)e in ben Vornan beS SlpuleiuS eingelegt ift,
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wirb bic #önig«todjter mit einem frönen Sßrinaen oermäfjrt,
ber aber nur bei S^ac^t feine maljre ©eftatt J>ar, mäjrenb er
bei Xage in eine große ©djlange oerjaubert ift. 3n ©drangen»
geftaCt erfdjeinen unterirbifdje ©Ortzeiten, 3. SB. $l«f!epio«;
al« bie Börner eine ©efanbtfdjaft nad) (Snibauro« fdjicften,
um ben ©ott $u §olen, fam biefe mit einer ©erlange surftet
2H« ©^langen erfdjeinen bie (Beelen Serftorbener ; nad) bem
$obe be« £erafleibe«, eine« ©djüler« be« Sßlaton, war fein
Seib ücrftfjnmnben, unb man fanb auf feinem Sager eine
Solange. SU« ber große ^tfofopfj $(otüto« im Safjre 269
n. (£f)r. ftarb, erfdjien plö^Itdr) unter feinem Säger eine ©djfange
unb oerfdjroanb in einem Sodje in ber SBanb. ©djlangen finben
mir aud) af« §au«götter, in ©riedjenlanb M dya&oi daCfioveq,
in iftom als genii; oon bem innigen SBerfjäftniß $mifd)en ifjnen
unb ben äftenfdjen Berieten einige Sftärdjen. (Sine ©erlange
fommt täglich $u ben ÜRa Reiten in ein $au« unb erhalt
iljren $lntf)eil; ba gefcf|ieljt e«, baß eine« iljrer 3ungen ben ©o§n
be« #au«Ijerrn töbtet. 2)ie ©erlange tobtet e« $ur ©träfe,
fommt aber nidjt mefjr in« £au«. — 511« Äaifer Aurelian
ein Äinb mar, pflegte ftd) um fein Sßafdjbetfen eine ©erlange
$u ringeln; bie SKutter trug ©ebenfen fie ju tobten, roeif fie fie
für eine $au«fd)fange fjielt.
SBenn fein mefentlidjer Unterfdjieb amifdjen ÜRenfdj unb
Sfjier gemalt nrirb, fo ift e« nid)t tterttntnberfidj, baß bie Spiere
toie oernünftige Sßefeu beljanbelt roerben. Um SERäufe oom
gelbe fern $u galten, befeftigte man an einem ©teine ein SÖIatt
Rapier mit einer Qaiibex^oxmel, bie nad) außen liegen mußte,
bamit bie Sfläufe fie Tefen fonnten: ,,3d) befdjmöre eudj, 3Näufe,
bie ifjr euet) bier befinbet, baß iljr mid) nici)t felbft fdjäbigt,
nodj burd| anbere fdfäbigen (aßt; benn idj gebe eud) ba« unb
ba« Jelb, ba fönnt t§r freffen. Söenn id) eud> aber nod)-
einmal Ijier ermifdje, fo fomme id) mit ber ©öttermutter unb
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jertheite eud) in fieben ©tücfe." Stuch baburd) fud}te man bic
Sfjiere oom gelbe abjufchrecfen, bag man an einigen oon ihnen
ein (%empe( ftotnirte. Sät man etwa« 9fae«toura unter bie
©aat, fo fterben bie SSögel, roefc^e baoon foften. $)iefe tobten
Sögel bringt man auf ©teden in ber ÜRitte be« gelbe« an:
bann roagen fid) bie anberen nicht metu* in bie ©aat. Son
bieten £eümittefa behauptete man, fie feien burd) Ztym befannt
geworben. 2)a& ba« Äraut dictamnum bie Straft hatte, Sßfeife
au« ber Sßunbc ju sieben, ^atte man beu §irfdjen abgelernt;
ber (£ber aß, roenn er franf mar, (Spheu unb ©eefrebfe, ber
Söroe §atte ein §au«mittel gegen ba« gieber, unb bie Sögel
mußten fid) burd) in« 9teft delegte Kräuter oor bem böfen
©tief ju fdjüfcen. Sor einem Kampfe mit Seetangen fragen
bie SGBiefel SRaute, bie ©djifbfröten eine Wrt &ofte, tocit biefe
^ftanjen bie SBirfung be« ©d)fangengifte« aufhoben. Sitten
Sotf «glauben enthält, mie fo oft, ein 9Härd)en. ©tauto«,
ber ©of)n be« Äönig« ÜJtino«, ift in ein ga& mit ©onig ge-
faflen unb erftieft; ber ©eher Sßotyibo« fofl ihn jum ßeben
ertoeefen unb mirb mit ihm im ©rabgemölbe eingefchloffen.
$a fieht er, mie eine ©d)lange auf ben Seidmam ^ufriecht, unb
töbtet fie burch einen ©teinmurf; gleich barauf fommt eine jmeite
©dränge, unb al« fie ihre ©efährtin tobt baliegen fieht, tefjrt
fie um unb fommt nach einiger Seit mit einem Äraut jurüct,
ba« fie ihr auf ben 9Jtunb legt: fofort mirb fie roieber lebenbig.
^otnibo« legt ba«fetbe traut auf ben ÜWunb be« ©laufo« unb
ermeeft ihn fo ju neuem Seben.
Slber biefe Sefeetung ber 9?atur bleibt nicht bei ben X^ieren
ftehen; für ba« naioe (Smpfinben haben auch oie ^ßftonaen
eine ©eete. 2luf biefem ©tauben beruht bie poetifche Sor«
fteHung oon ber $röabe, ber 9tymphe, roetche in unb mit bem
-Saume lebt. 2)ie alten dichter mußten finnige ©efd)id)ten oon
ihnen ju erzählen, ©in junger Sauer liefe einen Saum ftüfcen,
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ber umzubrechen brofjte; jum $>anfe bofür öerfpract) if)m bie
3)röabe einen Sßunfdj ju erfüllen. @r bat um if)re Siebe unb
nmrbe erljört, mußte ober geloben, if)r treu ju bleiben; als er
feinen ©djumr brad), ftrafte fie iljn mit SÖIinb^eit. — @in
Sanbmann tooHte einen 93aum umbauen laffen; bie fltymplje
bat iljn, e8 nidt)t ju tfjun, ba aucf) fie fonft fterben müffe.
3Ü3 er eS bennocfj tljar, oerljängte fie einen übet ifjn
unb fein ganzes ©efdjledjt. ©olcf>e SBaumgeifter liegen mit ficfj
reben. Söenn ein ©aum ntd^ts trug, fo ging man mit ber
Äjt auf iljn loS unb broljte, i§n umbauen; aber ein Staberer
fam §in$u unb verbürgte fidt) für il)n, barauf fafj man oon
ber SBeftrafung ab, unb ber 2kum befferte fidj genriß. (Statt
burcfj $rofmngen fonnte man aud) burd) gütliche Littel roirfen.
©o fagte man bem #eilfraut beim Sßflücfen an, ju meinem
3»ecfe man e$ benufcen mollte, bamit eS nrillfäljrig war; bie
itaftfd^en Sauern beteten beim Stecfen ber SRüben, fie möchten
ü)nen unb i^ren iRadjbarn madjfen. 2)aS SBofjlrooflen beS
SBaumgeifteS miu" man ftd) audj fiebern, wenn man gegen Äugen*
ferner jen brei SHrfdjferne umfängt unb babei nad) Often ge«
roenbet baS ©elübbe t^ut, im fommenben Safjre feine $irfdjen
ju effen. SBoEte man bie SriStourjel auggraben, fo mußte
man fie brei Monate öorfjer mit einer SJttfdmng au« SBaffer
unb $onig begießen; man mußte öon SBeflecfung rein fein unb
brei Greife mit bem SDleffer um fie $iefjen, burdj bie ber ©eift
gebannt mürbe. (Snblid) t^at man gut, in ba« 2Bur$elIorf|
einen |>onigfudjen ju fteefen; bei anberen fangen fjinterläßt
man bem ©eift ein ©elbftücf. <£in äf)nlitf)er Sraucf) ift jefct
nod) in SJcedlenburg unb im SBogtlanbe in Uebung; bort fteeft
man in ber jfteujafjrSnadjt ©elb unter bie SRinbe ber 93äume,
bamit fie im fommenben Safjre reic^Iidt) tragen. 8n ben l)eiligen
Rainen mar eS »erboten, einen SBaum ju fällen; mußte eS
bod) einmal gefdjefjen, fo mar eS nötfjig, ben Söaumgeift bur$
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©üf)nopfer $u befdjtuidjtigen. Sludj an anbeten 3eug,niffen für
SaumfultuS ift fein Langel; ber mit Sinben, SBeifjgefdjenfen
unb SBottotafcIn behängte tjeilige Saum ift ein beliebte« 2Hotio
ber fjelleniftifdjen Sanbfcf>aft«maferei. äJtandje biefer ©elfter
maren fein: empfinbtid); fo gab e« eine SÖIume, bie fid) fc^Cog,
wenn Seute mit bem böfen SÖIicf il)r nal)e fainen, unb fid)
öffnete, wenn fie fortgingen. 2lud) in ben ©agen oon 3)apl)ne,
roeldje oon Stpoflon oerfotgt fid) in einen ßorbeerbaum Oer»
wanbelt, unb oon ben ©djiueftern be« $f)aetl)on, meldte au«
Trauer über ben $ob ifjre« Sruber« ju Rappeln werben, liegt
ber ©laube an Saumgeifter beuttid) $u Xage. Äße« ba«
finbet ftdj bei SRaturoö'Ifern gan$ äfjnlid). SBenn ber Sieger einen
großen S3aum umbaut unb ber Söaumgeift ljerauSfommt, um
if)n ju ftrafen, fo gießt er Sßalmöl auf bie (Srbe unb entflieljt,
mäljrenb ber ©eift e« auflecft. Sogar ber Söubbf)i«mu8 erfennt
bie ßefjre oon ben SBaumfeelen an: 83ubbf)a mar im tfaufe
feiner SBermanblungen breiunbbrei&ig 9ttale ein 93aumgeniu«.
9? od) weit erftaunlicf>er al« bie Öefeelung oon I^ter unb
93aum ift für un« ber ©taube, ba& auef} ©egenftänbe, meiere
feine ©pur oou Seben jeigen, eine ©eete fwben. $)a« merf-
toürbigfte Seifpiel bafür au« bem SÜtertfjum ift folgenbe«:
SSJenit in 2lt§en ein 9ftenfdj burd) einen IjerabfaUenben Stein
ober einen anberen leblofen ©egenftanb getöbtet morben mar, fo
fanb über ben 2)ttffetf)äter ein befonbere« ©eridjt ftatt; er würbe
toerurttjertt unb über bie ©renje gefdjafft. ©erätfje, bie fid) al$
befonber« nü^Iict) ermiefen, üerefjrte man wie belebte SEBefen.
Sit« $erafle« auf bem Deta ben geuertob ftarb, oermadfte er
feinen Sogen, mit bem er fo biete #elbentljaten oollbradjt r)attc,
bem $tn(oftet; al$ nun fteoptolemo« bei ®opf)ofIe8 $u
$J)iloftei fommt, bittet er i(jn, ben Sogen be$ £erafte« fefjen
ju bürfen, bamit er if)n oeretjren fönne „wie einen ©Ott".
5)a« leitet un« hinüber jur Religion, bie oiete ©puren ber
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Screening feblofer ©egenftänbe (getifcf)i8mu3) bemalt §at
Sin ben ßanbftrajjen ©riechenlanbS fonnte man allenthalben
gefalbte unb befranste Steine fefjen, bcnen bcr fromme
SSanberer Verehrung bezeugte, auch Steinhaufen, $u benen
jeber SBorübergeljenbe einen Stein hinzulegen fich tierpflichtet
füllte, m bie Börner im 3af)re 204 o. (Sf)r. bie ©ötter*
mutter oon ^effinuä nadj Atom polten, fom fie in ©eftalt
eines unbehauenen Steines ; man barf fdjtiefjen, bafj bie 93er«
efjrung be8 Steine« älter mar als bie ber ©öttin unb man
erft nachträglich eine Ziehung ^ergefieüt hatte, ©benfo mar
ber @ro8 oon ^hefpiai unb ber £erafle« öon §üetto8 ein
Stein, bie 5lrtemi3 oon SfaroS, bie $era von ^h e fP^ a ^ °i c
Seto oon 3)elo8 ein unbearbeiteter #ol$flo|j; bie Shäroneer
oerehrten einen ©oljfchaft, bie Spartaner gmei Fretter mit
Querhölzern, welche angeblich bie £>io8furen barftetten foflten.
9lod) im jehnten Saljrhunbert ^at man auf bem SatmoS in
Äacien einen heiligen Stein oerehrt. §ier h a & cn ^ir lieber»
refte au« berfelben Äulturftufe, auf ber fich etwa bie $)afota*
Snbianer befinben, meldte einen runben ßiefelftein bemalen,
©rofcoater nennen unb burch Opfer günftig gu ftimmen fuchen
3n ba8 weite ©ebiet ber Sftaturbefeelung gehört cnblict)
auch ou * cr Söetterjauber. S)a6 man bie großen ©eftirne
für mächtige ©eifter tydt, bemeift fchon ber $fttltu8 beS^elioä;
öiele Warfen fich öor ocr aufgef)enben Sonne ju ©oben. SIlS
§erafle3 auf feiner SBanberung burch Slfrifa unter ben Strahlen
ber Sonne litt, bebrof)te er fie mit feinem SBogen. Äaifer
(Saligula fchoß beim ©etoitter in bie SBolfen, um bag toilbe
§eer ju treffen, bag im Sturme einher jagte; beim auch bie
Sitten fyatttn i§ rc S röU ©olle: ba8 mar bie finftere ©ötiin
$efate, welche oon fchmarjen Runben umheult mit ben Seelen
ber ©emorbeten unb ßinber umherzog. SefonberS fehreeftich
erfdjienen bem Solle bie ginfterniffe. fochten bie ©elehrten
(£81)
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fie immer beregnen unb oorauSfagen, bie gro&e Stoffe liefe
ficf> ben ©tauben nid)t nehmen, bog bie ©onne franf fei ober
eine böfe 3aubertu ben aftonb oom Gimmel heruntergeholt
unb in eine (Schachtel gefperrt höbe. SOßan glaubte ihnen halfen
51t fönnen, inDem man mit 9)2etaIIgeräthen einen ohrenbetäubenben
Särm machte unb fo bie böfen ©eifter oertrieb; SiüiuS braucht
bei ber <Scf)ilberung ber Belagerung oon Sapua bie SBenbung,
e8 fei ein ßärm geroefen wie bei üftonbftnfterniffen. SSBenu
fich £agelmolfen geigten, fo h 00 ocr Bauer blutige Sickte
gen $immel, um fie abgufchretfen, ober er fytlt i§ nen cinen
©piegel oor, bamit fie oor ihrer eigenen ^äßlichfeit entflöhen.
5)ie ©tabt Äleonai in SlrgoS fyatte befonbere |jageltoachter
angefteüt. SBenn biefe bog herannahen ücm §agelroolfen
melbeten, fo opferten bie Bürger, roa8 fie gerabe fonnten, unb
toer gu arm mar, rifcte fich in oen 5i"9^/ baß 931ut flog, unb
geigte e£ ben SEBolfen : bann gogen fie befchtoichttgt oon bannen.
SGÖenn Slrfobien unter anhaltenber $)ürre litt, fo brach oer
Sßrieftcr be3 3 CU $ emen 3n>eig oon ber ^eiligen Siehe unb
tauchte ihn in bie Sftebaquefle, inbem er eine befonbere ©ebets»
formet bagu fprach; bann ftieg au« bem SBaffer 2)unft auf,
ber ficlj gu SRegenmoIfen gufammengog. SGßie ftarf ber ©laube
an bie $raft folcher gormein in SRom einft mar, geigt ba3
alte ß^ölftafelgefefc meines ben mit (Strafe bebroht, ber burch
3auberlieber frembe (Saaten oemichtet. $u$ beutfehem ©lauben
fei angeführt, bag bie Bauern in ber ^ßfalg unb in Böhmen
bei ginfterniffen mit SWeffern auf Pfannen unb ©enfen fchlagen
unb in ber 2Ba(purgi$nacht burch ä^nlicfje Üflittel bie oorüber«
gieljenben $ejen gu fcheuchen fudjen. Bei einem furchtbaren
©etoitter ferjofi man mit einer gemeihten Slugel mitten in bie
fchmärgefte SBolfe; ba fiel au3 ihr ein nacfteS SBeibSbifb tobt
gu Boben unb ba3 Unmetter oergog fich augenblicflich-
@in großer %f)dt alles Aberglaubens erflärt fich <*u3 ber
(582)
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SRaturbefeeluug; nidjt gan^ fo nridjtig ift ber ©faube an bic
©ömpatfjie. SBtr benfen babei nidfjt an bic fogenannten
©ümpatljiemittel — benn fo nennt ba8 SBolf alle abergläubifcf)en
SDtöttef — , fonbern an eine nnrfftcfje tsvfknd^eta, einen ^ßaraHeliS*
mu3 jtoeier (£retgniffe. £er 2lbergläubifd)e null einen Vorgang
hervorrufen nnb glaubt baS gu bemirfen burd) eine $anblung,
toefdje mit biefem Vorgänge eine geloiffe 5lefmlicf)feit aufroeift.
©in Haffifc^ed Söeifpiel bietet bie 2Keleagerfage $118 äfteleager
fieben $age alt mar, erfdjienen bie Sttoiren unb erflärten, ber
Änabe werbe fterben, toenn baS auf bem ©erbe liegenbe ©djeit
oerbrenne; fofort rig feine SJiutter e8 aus ber glamme unb
Ijob c« auf. TO er bann foä'ter iljre ©ruber erfdjlug, warf
fie im Qoxnt ba$ ©djeit in bie glamme, unb SKeleager ftarb
auf ber ©teile. (Sin äfmlidjer 3ug finbet fidj in bem 9Ra'rdjen
öon ben beiben SBrübern: £)a£ SBerborren eines ber beiben
Säume ober ba3 SSerroften eine« ber beiDen SDteffer jeigt ben
%ob beS auf Abenteuer ausgesogenen SBruberS an. 3n ber
SBolfSmebicin äußert fidf) biefe $lnfdf)auung in ber nicf)t feltenen
SBorfdjrift, einen Xfjeil eines SDjiereS ober ein Sfraut auf bie
franfe ©teile ju legen unb es bann in ben ©erbraudj ju Rängen ;
wie eS oerborrt, fo nimmt auc^ bie Äranffjeit ab. ©egen ge«
fdjmoüene Prüfen fcfyneibet man bie SBurjel beS (SifenfrauteS
aus unb legt bie eine £älfte auf ben ©als, bie anbere ftfngt
man in ben SRaua); mie bie SEBurjel trocfen roirb, fo oertrocfnen
aud) bie Prüfen. SBenn fidj aber ber ©ereilte unbanfbar
crtocift, b. f). nidjt gehörig galjlt, fo mirft man beibe ©älften
ins Sßaffer, bann fommen bie prüfen mieber. Hühneraugen
berührt man mit brei Sonnen, bie man bann in ben jünger»
Raufen ftecft; je rafdEjer fie oerfaulen, befto fdjneller öergeljen
bie Hühneraugen, ©egen ÜKil^eiben fefct man ben linfen gu{$
auf einen geigenbaum, fdmeibet baS oon iljm bebecfte ©tücf
au« ber SRinbe aus unb hängt eS in ben £erbraud). ©egen
Sammlung. SR. 5- XII. 278. 2 (583)
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brettägigeS Sßechfelfieber fdmeibet man (Sifenfraut beim brttten,
gegen viertägiges beim vierten knoten ab; gegen breitägigeS
nimmt man brei, gegen viertägiges vier ^Blätter vom günffraut.
3)aS Abnehmen ber Äranfheit foß es beförbern, wenn man am
erften Sag neun, am ^weiten ad)t, am britten fieben beeren
ober Börner einnimmt, bis man am neunten Sage bei einer
Söeere angelangt ift. $)ie (Sntbinbung erleichtert man, menn
man mit einem Stein ober Speer bunt) baS SDacfj beS §aufe8
fcrjic&t ; befonberS roirffam ift ein Speer, ber fcr)on einen ÜWenfchen
getöbtet t)at, roeil äße«, tvaS mit geroaltfamem Sobe jufammen»
rjöugt, in (jeroorragenbem 9Jto6e aauberfräftig ift. flomplicirt
Hingt ein Littel $ur Verhütung beS Abfallend ber Oliven : man
nimmt eine nmrmftichige öofjne, verftopft baS Soct) mit 2Bacr)S
unb oergräbt fie an ber Söurjel beS OelbaumeS; aber ber ju
©runbe liegenbe ©ebanfe ift einfach : tvie ber SSurm ntcr>t heraus«
frieden fann, fo fönnen bie Olioen nicht abfallen. 5)amit ein
©arten reichen (Ertrag braute, fteßte man in ihm ben Sct)äbel
einer ©tute ober einer ©felin auf, bie bereit« geworfen fjatte.
$)ie erften Qäf)tit, bie ben ^ferben augfallen, binbet man Keinen
Äinbern um, bamit fie ihnen baS Salmen erleichtern.
Slucr) auf bie großen 9iaturerfd)einungen nahm biefer ©taube
töütffidjt. SlriftoteleS moflte beobachtet faben, bag bie Xfytxt
nur jur ßeit ber @bbe verreeften. SBenn ^eilflauber oor
Sonnenaufgang ober nact) Sonnenuntergang vorgenommen merDen
foß, fo mirb bafür manchmal als ©runb angegeben, baß bie
tenfheit mit bem Sage ober ber Stacht abnehmen foß. ©anj
befonbere iRücfficht mirb auf bie SWonbphafen genommen.
Spielt ber ÜHonb fct)on beSfmlb eine größere SRoüe im Aber-
glauben als bie Sonne, weil bie Stacht bie rechte Qtit f" r
aßen 3°wber ift, fo mußte bie raerfnmrbige ©rferjeinung beS
ab» unb gunehmenben üttonbeS leicht baju verleiten, einen
fvmpathetifcheu 3ufammenhang sivifchen ben SDtanbphafen unb
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Vorgängen auf ber @rbe anjuneljmen. SRamentlidj an ben
©eetljieren glaubte man gefunben ju Ijaben, bafj fie mit bem
SDfonbe nmdjfen unb abnähmen; bie ©pifcmauS foflte fo biete
ßeberlappen §aben als ber SRonb Xagc $äf)Ite, SBIut unb ©efnrn,
#aare unb SRägel be8 9Henfd)en mit bem ÜRonbe warfen. SBcr
fidj bei junefjmenbem 9Ronbe bie £aare feieren lieg, befam eine
GHa&e. $)er Xag bor bem SBoßmonb mar für bie §odj$eit
am beften. ^opf leiben unb (Spilepfte Braute ber antife Wolfo
glaube ebenfo mit bem Stamonbe in 3ufammenf)ang toie ber
beutfdje. SSerftänblid) ift e$ aud), toenn ©eitfrauter bei ab-
ne^menbem SRonbe gepflädft »erben mußten. 3n ber fianb-
njtrtr)fdt)Qft nafjm man alles, roa$ roadjfen unb gebeten foflte,
bei juneljmenbem, afleS, maS fdjtoinben unb »ergeben foHte,
bei abneljmenbem SRonbe bor. ®aljer legte man (gier bei neuem
ober madjfenbem Sidjt unter unb jtoar fo, ba& beim 2lu8friedjen
ber föifen ber SRonb roieber junafjm. $)ie bei abnefjmenbem
ÜWonbe geworfenen 3ungen ber gugtfjiere maren nidjt fräftig
unb manche rieten, fic lieber gar nidjt aufeu$icf}en. Jünger
fu§r man bei abnefjmenbem Sttonbe auf 8 getb, unb jur felben
Seit taftrirte man ba& SBiet) unb fdjlug man #ol§; furj, ber
ganje S3auern!alenber mar auf ben SKonb gefteßt. 3ft bie
Sonne, toie mir bereit* faf>en, aud) nidjt annäljernb fo roidjtig,
\o mirb bod) eine getoiffe SRücffidjt auf bie ©onnentoenbe
genommen. 2Ran glaubte, baß $ur Seit ber SBenben ber ©ein
umfälüge, Oelbaum, SBeigpappel unb SBeibe iljre Blätter um«
breiten, unb man fjielt e8 für gefä'fjrtidj, bor ber SBenbe etmaS
SBidjtigeS $u beginnen, ©ef)r beutlid) ift bie ^araOelifirung
beS Ijimmlifdjen unb beS irbiferjen Vorganges im normegtfd)en
(Stfauben : in bem Äugenblicf, roo bie Sonne umfeljrt, berroanbeft
fid) ba* SBaffer in ©ift, man fofl baljer am Jage ber SBenbe
nid)t mafdjen. 35urd) biefe ©eadjtung ber ©eftirne mürbe ber
93oben bereitet für bie Slftrologie, bie etma feit bem bierten
2* (585)
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Safjrfjunbert aug bem Orient in ©riedjenlanb einbrong unb
fid) trofc energifdjer SBeftreitung burdj einige fjeße $öpfe feft»
fefcte; redjt oolfgtfjümlid) fdjeint fie aber nicf)t geworben gu fein,
benn in ber SBolfgmebtcin unb ben Söauernregeln fpielt fie eine
t)erfcf)tt)inbenb geringe Sftoße.
@g ift leicht einäufefjen, bog audj bie @ebräucf)e be3
Söinbeng $um großen ^^cil unter ben begriff beg (Sömpat^ie-
Sauberg faden. SBenn ein 93aum feine grüdjte oerliert, fo
fteeft man in bie SBurjel einen (Stein ober einen l)öl$ernen $ei(; nrie
biefe feftfifcen, fo aud) bie grüßte (ogl. ©. 18). ©egen ©dfjnupfen
binbet man jmei Mittelfinger ber redjten §anb mit Seimoanb
jufammen. Um einen ^unb am (Snttaufen ju (unbern, fteeft
man ein ©tücf SRoljr oon ber genauen Sänge feines @djman3e3
unter bog $)adj; fo (ange eg bort bleibt, bleibt audj ber §unb.
Sßenn man bei einer ftreißenben mit übergetragenen Seinen
ober öerfäränften gingern faß, fo oerljinberte man bie @nt«
binbung; burd) biefe« äJtittel fugten bie SWoiren auf #eraS
©eljeiß bie ©eburt beg §erafleg ju fn'nbern. $lug äljulidjem
©runbe burften fdjroangere grauen ben Tempel ber 3uno
Sucina, ber römifäen ©eburtggöttin, nur mit offenem §aar
betreten. S3ei einem (Spileptifdjen foQ man nidt)t bie güße ober
§änbe auf einanber legen; benn afleg bag binbet bie $ranfl)ett.
3n bem großen Sßarifer 3auberpapgruS finbet fid) eine um«
ftänblidje Söefdjtoörung, burcfi bie man £oro&#arpofrate$ citirt.
3ft er erfäienen, fo foQ man mit ber Iinfen gerje auf bie
große Qtty beg regten gußeg treten: bann entfernt er fid)
nic^t eljer, alg man bie gerfe fortnimmt. Slud) bei 83eratfmng,
©elübbe unb Opfer fott man bie §änbe nidjt falten. SDiefe
SBorfteßung fpiefte im Ritual beg Bittganges eine föoHe. $ie
Sungfrauen, meiere ir)n unternahmen, mußten mit bloßen güßen
unb aufgelöften paaren ein^erfdjreiten. 2lndj bei anberen Kultus*
unb gauberljanMungen nurb bog geforbert, 5. 93. mußte bie
(586)
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«Severin ba§ $aar offen tragen; gelegentlich tritt §inju, baß
am ©etoanbe fein ßnoten fein barf (fo beim Flamen Dialis),
eS wirb fogar baS ©etoanb an ftcf) als Ijtnbernb empfunben
unb möglichft geringe ober gar feine Söefleibung oorgejchrieben;
ans ber gurdjt t>or ber ^emmenben SGÖirfung beS ©eioanbeS
fcheint bie bei allen Birten beS gauberS häufige 9£acft!jeit $u
erflären $u fein. 3- ®- 3«9cn antife ©emmen biStueilen baS
SBilD einer nacften grau, roeldje mit ber linfen §anb eine
Schlange über einen brennenben 5lltar fy< unb offenbar in
einer religiöfen ^anblung begriffen ift. (Sine ©efdjtoulft ging
jurücf, roenn eine nacfte Sungfrau nüchtern bem ßranfen, ber
ebenfalls nüchtern fein mußte, $önigSfer$e auflegte unb baju
fpradj: „Slpollo läßt bie ©eudje bei bem nicht auffommen, bem
eine nacfte 3ungfrau fie oertreibt." $)er djriftlkhe Kultus ^at,
wie ^äufig, fo auch f» cr baS Ijeibnijcfje Ritual aboptirt; beim
Xaufe^orriSmuS mußten bie Täuflinge fchon im oierten Saljr»
fjunbert ben ©ürtel löten, Kleiber unb ©duthe ausgehen unb
barhäuptig, nur mit einem (S^tton befleibet, nach Sf*« 1 9**
menbet flehen.
SDtc ©nmpathie ift oft in eigentümlicher Sßeife öerqutcft
mit ber ©telloertretung: man fann auf einen SRenfchen
einmirfen, inbem man an einem Slbbilb ober einem anberen
ihn oertretenben ©egenftanbe eine geroiffe ^anblung oornimmt.
$eim SiebeSaauber hängt man ©anbalen ober §aare ober einen
gegen oom Sßantel ber geliebten Sßerfon über baS JJeuer; bann
fühlt fie felbft oerjehrenbe ©luth unb muß bie Siebe erroibern.
©ehr fchön beschrieben ift ein fo!cr)er Räuber im feiten ©e«
bichte beS Xt)eofr it. 2)ie fchöne ©imaitha fürchtet, baß ihr
beliebter Delphis untreu geroorben ift, weil er fie feit jroölf
Sagen nicht mehr befudjt hat. 3n tiefer 9cacf)t bei Üttonbfchein
nimmt fie ben Qaubex oor. Ueber baS geuer fteöt fie einen
mit rothen SBoOfäben umnmnbenen Äeffel, in ben ihre ©flamn
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©erftenförner roerfen mujj mit ben SBorten: „€>o jerftreue id)
bei 2)efpf>i$ ©ebeine." $ann f)ält fie Sorbeerblätter in bie
giamme, unb roä§renb ftc fnifternb berbrennen, fagt fic: „<5o
roie biefe oergeljen, of)ne Sljdje fjinterlaffen, fo fott in bcr
©lutf) ba$ gfcifc^ beS $)elpf)i8 fefnoinben/' 8ie wirft eine
3Sad)8ftgur, welche ben Ungetreuen barfteQen fott, in ben Äeffel :
„2Bie \% mit ber ©eifter £ülfe biefeg SBadjS fd^melje, fo fott
$)elpl)i3 bor Siebe fcfjmelgen." $a ertönt $unbegebett burdj
bie ©ritte ber SRadjt; baS ift §efate, bie ©öttin ber ginfternife,
mit ifjrem (befolge; rafdj mujj bie ©ftaoin SRetaflbecfen jufammen*
fliegen, um bie furchtbare ©öttin oom $aufe fernhalten.
SDelpfnS f)at ein ©tücf oom SBefafc feine« 3Rantel3 oerloren,
ba$ jerreifjt fie unb roirft e8 in bie giamme. &ber aud) ba«
genügt iljr nod) nid)t; mitten in ber 9la<$t muß bie Wienerin
hingegen unb bie Üfjürfdjtoette an be8 beliebten §aufe mit
3aubermitteln beftreidjen. 9iun ift ©tmaitlja allein, unb
roäf)renb fie in bie giamme ftarrt, fommt ifjr bie Erinnerung,
roie ifyre Siebe entftanben ift, roie fie ifjr greube unb Seib ge*
bracht I)at. $amit Hingt bie 5)icfjtung au«.
Einen anberen Siebe^ouber fennen mir au« einem Qaubtx*
papöru«. 2Kan formt aus $l)on jroei giguren, einen geroapp«
neten ftrieger unb eine oor if)m ftefjenbe grau, roeldje er mit
bem ©diroerte auf bie rechte ©djulter fdjlägt. 2)ie tpcibltdje
gigur betreibt man über unb über mit 3autoformeln, ftidjt
breijelm Nabeln Ijinein unb (priest ba$u: „3dj ftedje bidt) ins
©efjirn, bamit bu an föiemanb benfft al8 an mid); idj ftetfje
bic§ in ben §at$" u. f. to. $>a$ erinnert an bie 3 fl uberfatire be$
£>oraj. Stuf bem (Aquilin, einem alten SBegräbniftpIaj}, ber
roie unfere #ird)l)öfe für ben Sauber befonberS geeignet ift, er.
flehten nachts bie $eje Sambia unb ifjre ©eplftn ©agana in
fdjroargen ©eroänbern, bloßen güjjen unb aufgelöftem faaaT.
3n einer ©rube fangen fie baS SBCut eine« fdjroaqen SammeS
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auf; beim bie (Steifter ber Xobten, welcfje i^r Vorhaben unter«
ftüfcen folleu, finb blutbürftig. Qtoti puppen werben aufgefteflt,
eine aus SSofle, welche bie anbere wächferne bezwingen fofl;
nachbem bie ©eelen erfd)ienen finb unb SBefdjetb gegeben f)aben,
wirb ein Söolföbart unb ein ©djlangen$af)n »ergraben unb
enblid) bie 2Bacf)3puppe ben glommen übergeben; njaljrfdjetnüd)
foü fo ber $ob ber burch fie vertretenen ^erfon herbeigeführt
werben. im elften Saljrfjunbert ber SBifdwf ©bewarb tum
Xrier plöfclicf) ftarb, verbreitete ficf> ba8 ©erücht, bie Suben
öon Xrier hätten ein wächferneS Slbbilb oon ihm gefertigt,
einen ^riefter beftochen, eS $u taufen, unb e8 am ©abbath
burdj tymeingeftecfte $)od)te angejünbet. TO oor einigen Sauren in
Neapel ein junges SRäbchen ftarb, fanb man unter ihrem 93ett
eine aus rohem gleifch geformte unb über unb über mit Nabeln
jerftoc^enc Sßuppe, unb Sftiemanb jweifelte baran, baß fie befjejt
Horben war.
@8 brauet aber burdjauS fein Slbbilb ju fein, an bem bie
3awberhanblung vorgenommen wirb. (£3 geuügt irgenb etwas
vom Äörper ber Sßerfon, j. Sö. abgerittene #aare ober Dlägel,
bie beSljalb vielfach forgfältig oergraben ober verbrannt werben
(im römifcf>en Ritual bie be8 Flamen Dialis) ober ein ©tücf Von
ber Reibung, ja fogar bie gufcfpur. Söill man einen Sieben»
bunter verbrängen, fo löfcf)t man feine gu&fpur aus, tritt mit
bem regten gu& in feine linfe, mit bem linfen in feine rechte
©pur unb fagt ba$u: „3dj trete auf buh unb bin über bir."
§llte SBeiber im ©aalfelbifdjen fctjnetben ben SRafen aus, ben
i^r geinb betreten fyat, unb hangen ihn in ben ©djornftein, ba»
mit auch ber SDtenfcf) ft<h abjehrt.
93on grofjer öebeutung ift auch De * ©laube an bie Ueber-
tragung, beren £>auptgebiet bie $Bolf3mebi$in ift. 3n einem
alten @po8 oon ben Zfyatew be8 SßeleuS war erzählt, wie ber
weife Äentaur @heiron ben ÄchilleuSfnabcn mit ben ©ingeweibeu
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t>on Söroen unb (Sbern unb bcm ÜJtarfe oon SBären näljrt, um
bic Äraft unb Saöferfeit biefer Spiere auf ifjn übergeben ju
laffen; unb überhaupt ift eS ein nicfjt bfog in ©riedjenlanb
verbreiteter ©laube, bog man burd) ben ©enug oon Körper-
teilen bie ©igenfdjaften eines ÜJcenfdjen ober SfjiereS auf fidj
überleiten fönne. 3m ÄgflopS beS (SurtyibeS rätf) ber alte ©ilen
bem tölpelhaften sßolöpfjemoS, bie 3unge beS DbtjffeuS mitju«
effen, roeil er baburcf) ebenfo fctjlau unb rebegetoanbt merben
mürbe. @S mag fein, bog beim ©enuffe beS OpferfleifdjeS ber-
felbe ©ebanfe 3U ©runbe liegt: $)urd) ben üttitgenug beS ©otteS
errjätt baS gteifdt) 3auberfraft, unb beren macf)t ftcr) ber
9#eufcf) tljeilfjaftig, menn er bat>on igt. ©egen 9Ragenf<f)mersen
igt man ben SKagen eines ©eeablerS, roeil biefer fid) burcf>
eine beneibenSroertfje SSerbauung auszeichnet; gegen Seberleiben
bie Seber eines SSolfeS, (SfelS ober einer &ibed)fe, gegen Wlilfr
leiben bie 2)lü$ aller möglichen $f)iere. $ber aud) ofme bireften
©enug finbet bie llebetragung ftatt; eS genügt, menn man fidj
ben Slblermagen auflegt ober if)n in ber §anb ^ölt; gegen
üftil$(eiben binbet man fidj bie Sftilj eines Qu^enbodei auf
feine eigene 9flila, bann oerfdjminbet ber ©djmerj binnen wenigen
Sagen; man mug fie aber in ben Sftaud) pngen, bamit fie
oertrocfnet. Um ein gebrochenes ©lieb 3U feilen, oerbrennt
man ben ©d)enfel eines $f)iere$ ju 2lfd>e unb ftreitfft biefe mit
2Sad)3 auf; jum ©djroarafärben ber §aare bebiente man fidj
ber Dotter eines habendes. Slutf> in ber fianbroirtt)fcr)aft mirft
man mit folgen 9ftitteln. @in 33aum wirb frudjtbar, menn
man ifjn mit ^ortulaf unb SBolfSmtld) einreibt. SBiH man
junge (Sfel ober füllen oon beftimmter garbe erzielen, fo ^ängt
man bem SBatertfjier einen SDtantel oon biefer garbe um.
9Kan fann aber aucf) umgefetyrt oerfaljren unb bie färanf*
t)eit auf anbere £)inge übertragen. S3ei ©djmerjen ber (Sin«
gemeibe legt man junge §unbe auf bie franfe ©teile; menn
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man tiefe fpäter fe^irt, fo finbet man iljre (Singetueibe affijirt.
Oft wirb bie freunblidje Slbfidjt beutlicf) au$gefprocf>en. ®egen
Äolif fdmeibet man einem Iebenben &afen ben föiödjel ab,
binbet iljn fid) um unb fäjjt ba8 Xfner mit ben SEBorten laufen:
„Saufe, Taufe, §ä$Iein, unb nimm bie $oliffcf)mer$en mit."
UebrigenS finbet fidfj bie SBorfdjrift, ein Sljier nadj Slbnafjme be8
©liebet, bog man jur Teilung brauet, lebenb taufen $u laffen,
jiemlicf) oft, unb roirb roenigftenS manchmal barauS ju erftären
fein, baß ba$ $f|ier bie Äranft)eit auf fid& nehmen foß. Um
Uebertragung fjanbert es ficfj roof|l aucf) bei folgenbem fRegept.
©egen Sriefäugigfeit reißt man bie ©djafgarbe mit ber SBurjel
aus, biegt fie ju einem Greife $ufammen, fieljt unb fpucft brei»
mal t)tnburcr) unb fpricfjt ba^u: excicum acrisos. darauf
pflanzt man fie lieber ein, unb wenn fie weiter roädjft, fo ift
man für immer üon ben Triefaugen befreit. §ier liegt roof)l
Uebertragung auf bie $ßflan$e t>or (bie ja augenäfmlid)e 93lüten
fjat), rote fie anct) bem beutfdjen Aberglauben geläufig ift; icf)
erinnere nur an baS 2)urdföief|en oon brucfyfranfen Äinbern
burcf) fjotjle Säume. ~ 3afmfd)metäen roirb man log, roenn
man fidt> mit ©djufjen unter freiem Gimmel auf bie bloße @rbe
fteHt, einem lebenben 5rofcf)e in§ ÜÄaul fpucft unb ifm bittet,
bie 3a$nfd)mergen mitzunehmen. Um fidt> öor Slugenleiben $u
fiebern, betet man beim Anblicf ber erften <Sct)roaIbc, man möge
in biefem Safjre öon Sriefäugigfeit öerfcfiont bleiben unb bie
©cfjroalben möchten alle Augenfdjmeraen mitnehmen. SBenig
menftfjenfreunblicf) ift folgenbeg SRejept. 2Bar$en berührt man
mit einem in ein Lorbeerblatt geroicfelten «Stein unb roirft it)n
an einer üerfefjrSreid&en ©teile Ijin, bamit il)n Semanb aufgebt
unb bie SBarjen auf biefen übergeben.
3n biefen Bufammenfjang gehören aud) bie ©ünbenböcfe.
SBie bie Suben afljäfjrlidj am SßerföfjnungSfefte einen fd)roar$en
S3ocf in bie SBüfte I)inau8ftießen, ber bie ©ünbe bei ganzen
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SBolfe« mit fidj nahm, fo opferte man in Althen unb einigen
ionifdjen ©täbten am Sfjargelienfefte SMenfchen, bamit bie
SBürgerjchaft oon ©eueren oerfchont bliebe. SBenn in äftaffilia,
bem heutigen Üttarfeille, bie $eft ausbrach, fo bot ftd) ein
$rmer an, ber eine ßeit lang auf ©taat«foften unterhalten
mürbe; bann fdjmücfte man iljn mit geweihten Kleibern uub
heiligen 3 we ifl en / führte tyn burd) bie ©trafen ber ©tabt unb
ftürjte i^n fchlie&lid) oon einem gelfeu in« Sfleer, inbem man
betete, alles Unglücf ber ©tabt möge auf if>n faden, ©et)r
nahe fteljt bie ©itte, gegen SRotfjlauf ber ©cfjafe ein franfe« %f)\tx
lebenbig an ber ©chtoefle be« ©talle« $u oergraben unb bie
übrigen Ijinüberfdjreiten ju laffen.
©efjr befremblid) erlernen bie ^omöopat^ifc^en Littel.
?luch ^ier liefert bie ©age ein alte« SBeifpiel. $er SDtyfer*
fönig Selepfjo« ift burdj ben ©peer be« ÄchtHeu« oertounbet
toorben, unb bie SBunbe will nicht feilen. @r menbet
ftd) an ba« befp^tfdr)e Orafel unb erhält ben Söefdjeib:
„$)er bid) oerttmnbet, wirb bidj aud) fyt'xkn." darauf begtebt
er ftd) in« griedjifche Sager unb toenbet fid) an Wdutteu« ; aber
biefer erflärt, üon ber ©eilfunbe nid)t« $u öerflc^cn. $)a giebt
Dböffeu« bie richtige Deutung be« ©ötterfpruche« : man fdjabt
ben SHoft oon Stdjifleu« ©peer ab unb §ei(t bamit bie Sßunbe.
Wuti) bie« ift au« ber Sftaturbefeelung ju erflären: toer bie
Äraufljeit auSgefenbet Ijat, fann fie aud) surüdnet)men. £at
man fid) in ju engen ©d)ut)en Söfafen gelaufen, fo ftreidjt man
bie $lfd)e einer alten ©of)(e auf. Um feine grauen $aare $u
befommen, f odr)t man ein Samm mit ganj roeifeem $opf unb
reibt fid) mit ber SBrüfje ein. ^Bleibt Semanbem eine gifchgräte
im §alfe fteefen, fo legt man ilmt, womöglich °h" e f eitt ^ or '
lotffen, ein ©tücf au« ber SRittelgräte be«felben gifd)e« auf
ben Äopf. (Segen ben 33tjj ber ©pifcmau«, bie man für giftig
hielt, töbtete man baöfelbe ^rjicr, legte e« in Del unb rieb mit
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tiefem Oel bie gebiffene ©teile ein. „£unbef)aar heilt £unbe«
biß" Reifet e8 in ber @bba.
Ueberfchaut man bie güüe abergläubtfdjer ©ebrä'ucfje au8
allen ©ebteten beS menfchlidjen SebenS, fo gewinnt man ben
(Stnbrucf, bag e8 eine Qtit gegeben ^aben mug, in ber ftd) an
alle $)inge, an afle (Sreigniffe beS täglichen SebenS irgenb ein
Aberglaube fnüpfte. ©anj befonberä aber ift e3 ba$ Äuger •
gewöhnliche, ba£ öom Aberglauben mit Söefchlag belegt wirb,
hierher gehört unter anberem ber ©ebraucfj ber linfen $anb.
£eilfrauter werben oft mit ber linfen §anb gepflücft unb auf*
gelegt; wenn man eine (Schlange mit ber linfen #anb aus
ihrem ßod^e jieht, fo gelingt e$, öerfudjt mau e3 mit ber rechten,
fo entfdjlüpft fie. 3n bem „Sügenfreunbe" beS SufianoS wirb
(SufrateS, ber an SRfjeumatiSmuS in ben ©einen barnieberliegt,
üon theilnefjmenben greunben befugt, beren jeber ihm ein anbereS,
unfehlbarem Littel gegen fein Seiben anpreift; ber eine rätr)
ihm, ben Qafyn «ne8 auf beftimmte SBeife getöbteten SöiefelS
mit ber linfen ganb öom Söoben aufgeben unb in ba$ frifdt)
abgegogene geH eine« Sömen gewtcfelt um ben ©djenfel ju
binben. $)a$ ift üon ber £anb auf anbere Körperteile über«
tragen, bei benen e£ eigentlich feinen Sinn h at - S3ei einer
9teinigung3$eremonie mug man mit bem linfen guge auf ein gell
treten; ben föinbern giebt man ein giebermtttel burd) ba3 linfe
SKafenloch ein; gegen ©djlucfen legt man ein ©tücf £alm, baS
man im $rinfgla8 gefunben hat, auf ba8 linfe Äugenlib ober
trägt einen 9Ung am üftittelfinger ber linfen £anb. ©egen
äRerjU^au Derbrennt man ba3 linfe £orn eine« Sftinbe« fo, bog
ber SRaucf) ben SBeinftocf trifft 2)inge, bie fi<f> an ungemöhn»
liefen Orten finben, fyabtn befonbere Kraft, ©o Ratten junge
©chwalben fleine Steine im SRagen; bie wetgeften baoon feilten
Äopffchmerj, wenn man fie in ber £anb hielt ober mit Sein*
wanb um ben Kopf banb. Hehnliches oermochten ©teine aus
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ber SBagenfpur, ©d)mu& aus bcr $fjürangel, Änochen, bic man
im Sfothe eines SBolfe« fanb, Söaffer aus ben Höhlungen bcr
93aumrinbe, ©anb auS einem ©dmecfenhaufe. Oft »erben 3n»
grebiengien oerfangt, bie nur mit ©djwierigfeit $u erreichen
finb ober überhaupt nicht erjftiren. 2Bie man fid) in folgen
gäflen half, $eigt bie Sifte eine« ßeübener 3a\ibtxpapt)xu&:
ftatt $h* an en eines §unbSfopfaffen nimmt man SlniSfaft, ftatt
Slut beS ^epfjaiftoS 23eifuf$, ftatt 93lut auS bem Äopfe 2u.
pinen. 2IIS befonbereS Äuriofum wirb manchmal 93lut ober
®ef)irn eines (Schmetterlings geforbert. SBenn eine ©teile mit
®olb umfchrieben, ein Sfraut mit ©olb auggegraben werben
foH, fo mag ber (Sebanfe oorliegen, bafj ber ©eift ber ßranf»
Ijeit ober ber Sßflanje burd) baS foftbare Material gewonnen
wirb.
in.
Sluger ben foeben behanbelten 2lnfd)auungen gehen gewiffe
anbere SßorfteHungen burd) ben ganjen Aberglauben ^inburc^,
welche ftd) auf bie ^ßerfon beS Qaübexnbtn öejie^en. Sßill man
irgenb einen Sautet ausführen, fo genügt eS meift nicht, baß
man bie jauberifche §anblung oornimmt, fonbern man ^at be«
ftimmte Enthaltungen ju üben unb anbere Regeln ju be*
obad)ten, um überhaupt auf einen Erfolg feines %fyw\$ rechnen
ju fönnen. ©o glaubte man, t>a§ bie ^Bewahrung ber fteufch-
fjeit herüorragenbe traft oerleifje. Ein SDfcittel jum ©chwär$en
ber §aare muß oierjig Xage lang täglich öon ^ nm reinen
fönaben gefd)üttelt werben unb barf überhaupt nur oon
it)m berührt werben; ein gie-genbocf, beffen 93lut gegen ©tein«
leiben helfen foß, muf* oon einem noch nicht mannbaren ftnaben
getöbtet werben ; ein ^eilfamer ©ürtel wirb einem SKanne burch
einen Knaben, einer grau burch eine Sungfrau umgelegt. Ilm
ein Unfraut, baS §ülfenfrud)tlöme genannt wirb, auszurotten,
umfehreitet eine naefte Sungfrau mit aufgelöften paaren, einen
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Öat)n in ber £anb Ijaltenb, bcn Wcfer; wie fich ber wirfliche
ßöwe t>or bcm $al)it fürchtet, fo auch ber £ülfenfrudjtlöroe.
93et ©rwachfenen wirb bie Äeufchheit erfefct burcf) jeitweitige
Enthaltung; fie wirb t>on bem 3 au & erer wäfjrenb ber 58or«
bereitungggeit, bie einer ©eifterbefchwörung ftets borangeht, faft
immer geforbert. Slber auch derjenige, welcher ein teulett
gegen bie ftolif tragt, foH fich ber Siebe enthalten, feine fdjwan«
gere grau berühren unb fein ©rabmal betreten; benn alles,
wa$ mit ©eburt unb £ob jufammenhängt, ift unrein. 2tucf)
im Äultu« ift bie Äeufdjheit oon groger Söebeutung. ©ie galt
im Sllterthum, wie noch ^eute gelegentlich, für gottgefällig unb
war für bie Xheilnahme an gewiffen geften üorgefchrieben; j. S3.
mußten fidt> bie attifcf)en grauen auf ba8 ^^eSmop^orienfeft
burd) neuntägige Enthaltung oorbereiten. Bittgänge »erben
am Iiebften »on Sungfrauen unternommen, 3nngfrauen fefjen
wir in ber 5)arftcflung ber panathenäifchen ^rojeffton auf
bem SßarthenonfrieS eintjerf freiten. SBie bie Sßeftalinnen
in Sftom, fo mußten in öielen griedjtfchen Multen, befonberS
benen ber Artemis unb Sttfjena, bie männlichen unb weiblichen
Sßriefter nebft ihren ©eljülfen , wenigftenS f olange fie ber ©Ort-
zeit bienten, ber Siebe entfagen. 3n ben Sßljoiniffen be8 Gruri«
pibeS forbert XeirefiaS, bajj ein reiner Sfrtabe bem alten oor
ber ©tabt hanfenben ^radjen geopfert werbe, wenn Zfyben ge«
rettet werben folle; fogar bie Dpfertljiere müffen Ijäufig „rein"
fein. SBon ber magifdjen ftraft ber Snngfräulidjfeit legt berebteS
3eugni8 ab bie Segenbe oon ber SBeftalin ßlaubia Ouinta.
211$ ba8 ©djiff mit bem Silbe ber großen ÜRutter nach Sft° m ■
fam (oergl. ©. 15), blieb e8 furj öor bem Qiek im £iber
ftecfen unb war burcrj feine Slnftrengung oorwärts $u bringen;
ba ergriff (Sfaubia baS ©eil unb 30g mit leichter SRühe ba3
©djiff big $um #afen.
2Ba8 außer ber Äeufdjfjett baju gehört, um ben ganbernben
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rein ju erhalten unb etiua üorhanbene Unreinheit ju befeitigen,
lehrt t>telfeic^t am bequemften ein ßapitel aus ber „Sobten»
befdjmörung" beS SufianoS, ba8 er bem mi&igen Sttenippo«
oon ©abara nac^gefctjrieben hat. @8 wirb ba erjä'hlt, roie
üttenippoS, mit ben miberfpruch3t>olIen Sehren ber ^^ilofop^en
über ba8 roaljre ©lücf unjufrieben, fid) fchliefeltch on ben &§aU
böer ÜKitrobnrjaneg menbet, ber ihm baju bereifen foll, mie
meilanb Dbt)ffeu$ bie ©eele beS meifeu ©eljerS EeirefiaS $u
befchmören, bamit ihm biefer bie erfeljnte ^Belehrung gebe. £er
gauberer füf>rt itm neununbjnjanjig Sage lang, oon einem 9ceu-
monb big ^um nachften, jeben 9Worgen jum (Suphrat unb mäfcht i^n,
inbem er gen Often gemenbet mit falber Stimme 3auberformeln
murmelt; bann fpueft er ihm breimal ins ©efidjt unb führt ifm
nach §aufe, olme Semanben anjublicfen. SBä^renb biefer j&tit
\d)fa\tn fie unter freiem #immel auf bem föafen unb leben t)on
grüßten, §onig, SÄild) unb SBaffer. Slm @d)luffe biefer Sor-
bereitungSjeit finbet um Mitternacht am Tigris noch eine legte
Reinigung ftatt: $}er ©t)albäer reibt ihn ab unb entfüljnt ihn
mit einer gacfel, 9Reer$miebeln unb anberen fingen, inbem er
Sprüche murmelt, bann umfehreitet er ihn, bamit ihm bie ©e»
fpenfter nichts anhaben fönnen.
3n biefer (Srjählung finbet fich nicht«, mag mir nicht auch
fonft belegen fönnten, ein Söemei«, mie grünblid)e ©tubien 2Ne»
nippoS über ba8 3auberroefen gemalt höt. ©peifeöerbote
finb bem Aberglauben fehr geläufig. £>a« ®ebot, ein Heilmittel
nüchtern einzunehmen, mag oft mebijinifch begrünbet fein; aber
in Dielen gäßen öerfagt biefe S3egrünbung. S3ei ber 33efpredjung
einer ©efchmulft mufc nicht blog ber Slranfe, fonbern auch &er
33efprechenbe nüchtern fein; gegen Krampf abern mu& ein SRücf}«
terner bem ßinbe ben ©chenfel mit ©ibechfenblut einreiben;
felbft bei manchen 3$ief)furen mu($ ber Sftenfch, welcher fte öor»
nimmt, nüchtern fein. 93efonber3 fräftig ift ber Speichel eine«
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^Nüchternen: er töbtet ©erlangen unb befeitigt gurunfel, SluSfafc,
Sriefä'ugigfeit unb Sftatfenfchmeraen ; „nüchterner €>peicf>el ift
unüberroinMict)," heifct e3 eintnar. Wurf) fytx fehlt e$ nict)t an
Slnalogieen au8 bem ßultuS; e8 fei nur an bie gefttage beS
DcamenS SReftcia (Safttag) erinnert, mte wir fie aus Sitten unb
Sarent fennen. 93i8roeilen wirb nicht völlige« gaften, fonbern
SBermeibung genriffer @peifen angeorbnet, in unferem gafle
Enthaltung von gleifchnahrung. 2)iefe8 Verbot hängt mit
bem ©lauben Rammen, bafj Berührung unb ©enufe von allem
©etöbteten verunreinigt, unb mar au« biefem ©runbe frühzeitig
von ben weit verbreiteten orphifcfjen €>eften aufgenommen
roorben; ba^er ift auch ber #tppolöto« beg ©uripibe« al« Ver-
treter orphifetjer 2l8fefe SBegetarianer.
SDcenippo« unb fein ßfjafbäer fctjlafen unter freiem
Gimmel auf bem SRafen; auet) hierfür fehlt e« nicht an $a>
rattelen. 3m freien trinft man Heilmittel, im freien tagt
nad) befonberen 2Bunberäeict)en ber römifct)c ©enat, im freien
fchtvören bie römifchen ßnaben $um $erfule8; ©ruben, in bie
ba§ Opferbtut fliegt, müffen unter freiem Gimmel (iegen, ba»
mit bie ©elfter ungefyinberten ßutritt ^aben, roenn fie fommen,
um e« §u trinfen. Oft foE ber Qanbtxtx wö^renb ber Söor»
bereitung^eit ju einer gefährlichen ©efchwörung auf einem
SBinfenlager am ©oben fcf)fofen, ebenfo ber Stlötarch, b. h- ber
auffictjtf&hrenbe Beamte ber oItympifd)en Spiele ju $lnttocr)eia;
bie am ©oben fdjlafenben ©elloi, bie ^ßriefter be« bobonäifctjen
£eu8, ermähnt fdjon bie Sita«. SDcan hat vermutfjet, ba& burch
ben SBechfet ber Öagerftätte bie ©etfter, roefetje gerabe im
Scf)tafe bem ÜKenfchen am meiften anhaben fonnten, getäufcht
werben follten. SGBenn enbüct) ber (Stjalbäer beim SRücfmeg
auf ben ©oben fieht, fo liegt bie ©rflärung bafür auf ber
£anb: er miß fich vor jebem verunreinigenben Slnblicf wahren.
$>ie Sphigcnte beS (SuripibeS bittet ben Köllig %\)oa& ju ver«
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anlaffen, bag alle fieutc ju §aufe ober bodj auger ©ehweite
bleiben, wenn fie OrefteS unb ^ölabeS gum $obe führe, bamit
Sftiemanb burdj ben Wnblicf ber XobeSgeiueifjteit befteeft werbe.
9^oct) fdjlimmer ift bie Verunreinigung Steffen, ber mit einem
Unreinen rebet; OrefteS unb (Sfeftra barf nad) bem SWutter«
morbe SRiemanb am #erbe aufnehmen, 9ttemanb anfprechen. Sa
e8 genügt ein unheiligeS ©ort, um bie Feinheit gu oer=
lefcen. bie Slmme ber Sßfjaibra bem ^ippotytog bie Der«
brecf>erifcf>e Siebe ihrer §errin geftanben Ijat, fyält biefer fic^
für oerpflidjtet, mit fliegenbem Söaffer feine Ohren aufyufpülen.
SRod) weiter geht in frommer Äengftlidjfeit ber Son be3 @uri«
pibeä. 5118 er eben beim Opfer ben 2ftifd£)frug mit ber ©penbe
für bie ©ötter oon bem Xempelbiener in (Smpfang nehmen will,
brauet ein ©Habe ein ©dumpf mort gegen biefen; baburdj glaubt
3on auch bie ©penbe entweiht unb lägt einen anberen tfnaben
baS ©efäg füflen. «ug fotd)er @d)eu wirb e3 oerftänbfich,
bag man Tempel gern an entlegenen, oerfehrSarmen ©teilen
anlegte, weil fie bort ber SBeffecfung am wenigften au«gefe£t
waren, ftitxtyx gehört auch bie svynpla, ba3 favere Unguis,
bag ©djweigen, meiere« oor Opfer unb ©ebet ber jufdjauenben
Spenge anempfohlen wirb; nicht ber Saut an ftd) wirb als
ftörenb befürchtet, fonbern eine unreine Sleugerung. .Sauber»
hanbfangen werben oft früh morgen« oorgenommen ober abenbS
oor bem Schlafengehen, fo bag man oorfjer ober nachher mit
s Jciemanbem rebet. $luch im beutfehen ©tauben fehrt ba$ „um
befchrien" oft wieber, 23. gehen in manchen ©egenben bie
Sttäbchen am (Sharfrettag oor ©onnenaufgaug jum gluffe unb
fchöpfen Sßaffer, ba$ t)etlenbe unb oerfchönernbe Söirfung hat;
fie bürfen aber fein Söort babei fprechen, fonft ift e$ fraftlofe«
*piappermaffer. deshalb finben fid) bie 93ur[djen am SBaffer
ein unb bemühen fid), bie Räbchen jum föeben $u oerleiten.
$ie iägfiche Steinigung be8 2ttenippo§ wirb früh morgen«,
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offenbar oor (Sonnenaufgang, mit eupfjratmaffer oor*
genommen. Auch ba« giebt gu mannen öemerfungen Anfafe.
SBo im Aberglauben auf bie ©onne SRücfficht genommen mirb,
ba gefdnefjt e« faft ftet« in ber Abficht, fie $u oermeiben. SSor
(Sonnenaufgang ober nach (Sonnenuntergang fphdjt man bie
3auberformeIn unb pflüeft man ba« £eüfraut, ba« Ijäuftg auch
im ©chatten aufaubemahreu ift; ba« §efle Sonnenlicht bricht
ben 3 auocr un & oerfcheucht bie ©eifter, meiere ba« £>unfel unb
bie SRacht lieben. $arum fagt man auch ängftigenbe Xräume
nac§ bem (Srroachen ber ©onne an unb hoff* baburdj ba«
bro^enbe Unglücf abjumenben. 3n ©djottranb tauten ftranfe
in einen rounberfräftigen 23runnen, trinfen oon bem Söaffer,
opfern bem SBrunnengeift einen gefcen i^rcS ©emanbe« unb be-
eilen fid) bann, oor (Sonnenaufgang aufcer ©idjt be« SBaffer«
ju fein, meit fonft bie gan$e ^rogebuc erfolgfo« ift.
glie&enbe« 2ß a jfer ift ftreng genommen gu jeber 9tei*
nigung erforberlid). .,$a« Stteer fpült aOe ©d)ulb ber 2Renfchen
fort/' fagt (Suripibe«; „reiner al« ein ©teuerruber," mar eine
fprichmörtliche Lebensart. 3m *ß(uto« be« Ariftopfjane« fott
ber alte blinbe (Sott be« SRetchthum« im A«f(epio«tempel feljenb
gemacht werben ; oorfjer füljrt man ir)n an3 äßeer unb babet
iljn, bamit er ba« §eiligtfmm rein betritt. Sßar fein äKeermaffer
äur £anb, fo leiftete gfufr unb Dueflmaffer biefelben $)ienfte.
5(1« ber Aenea« be« Sßergil bie ©einigen au« bem ©emefcer
in $roja rettet, mufj fein SBater bie Silber ber $au«götter
tragen: „©ünbe märe e«, menn ic^, oer foeben au« bem
blutigen Kampfe fomme, fie berührte, cl)e ich mid) im fließcnbert
©trome gereinigt fyabt." Oft mürbe bei ber Anlage oon
Tempeln iftücfficht barauf genommen, bajj eine Cuede in ber
9täb,e mar; bie Söefucher oon Mphi famen, ehe fie ba« $eilig»
thum betraten, an ber Cluefle ßaftalia oorbei unb reinigten fich
hier; in jebem gaüe aber waren am ©ingange be« §ei(igthum«,
Sammlung. ». 3. XII. 278. 3 (599;
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mie nod) ^eute in fatf)olifd)en ®ird)en, 28afd)betfen aufgefteüt,
in benen Sorbeersmeige afS ©prengmebel lagen; oor jebcm
Opfer mürbe ber TOar unb alle Slnmefenben mit SSaffer be*
fprengt. (Sine $auptfadje ber Unreinheit mar bie Söerü^mng
mit etmaS STobtem (oergl. ©. 29). £a!jer burfte im ^eiligen
Q3ejirf niemanb fterben; als SßeififtratoS bie Snfel $eloS reinigte,
entfernte er alle ©räber aus ber <5ef)roette beS SempelS; unb
als bie Sltfjener im 3af)re 426 biefe Reinigung mieberfjolten,
entfernten fie fämtlidje ©räber oon ber Snfet unb beftimmten,
bafe Sterbenbe unb freigenbe grauen fortan nad) ber naljen
Snfel ?Rr)eneia f)inübergebrad)t werben follten. $>ie Artemis
beS (SuripibeS nimmt oon it)rem oerfdjeibenben ßieblinge §ippo*
ItjtoS $lbfd)ieb, et)e er nodj feine ©eele ausgebaucht §at, weil
fie fidj als ©öttin nidjt burdj ben Slnblicf eines lobten beflecfen
barf; ebenfo fabelt SlpoHon in ber SllfeftiS. SBäfjrenb eine«
gefteS burfie Niemanb Eingerichtet werben; fo mürbe ber Xob
beS ©ofrateS baburd) öergögert, bafe baS jur Stpoflofeier nad)
$)eloS entfenbete @d)iff nod| nidjt nad) Sltfjen jurücfgefeljrt mar.
$er Flamen Dialis burfte feine £eidje unb fein ©rabmal be«
rühren, ja nidjt einmal Sonnen, meil fie Sobtenfpeife finb. ®at)er
mufjtc an ber $ljür jebeS XrauerfjaufeS ein ©efä'fj mit Sßaffer aus
einem anberen, nidjt beflecf ten §aufe ftefjen, bamit bieSefudjer beim
heraustreten fid) reinigen fonnten. Starb Setnanb auf einem ber
©emeinbe gehörigen giert, fo mugte fie gereinigt merben. S^adr)
bem ©lauben mancher SBölfer ift SCßaffer fo fräftig, bafc eS
©eifter abhält; fo umbogen bie Snber bie SBauftelle if)re$ §aufe$
breimal mit einem ununterbrochenen 2Bafferftral)l; in 55)cutfct)«
lanb giefct man tjinter bem ©arge, ber aus ber Zfyüx getragen
mtrb, Sßaffer ans, bamit ber Xobte nidt)t mieberfeljrt.
Abreiben mit Sefjm, ©ips ober föleie gum ßmeefe ber
Reinigung ift ein ben orpf)ifcf)en Sßrteftern oon SllterS her ge>
läufiger SRituS, ben bereits SlriftopfjaneS in ben Wolfen Oer»
(600)
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fpottet, unb ber auch anbeten SBölfern, 93. ben alten Snbern,
nictjt fremb ift; e8 gab alte SBeiber, bie au« biefem Abreiben
ein ©efchäft machten. 3Me SDleerjnjiebet gehört $u benjenigen
Pflanzen, welche im Aberglauben bie anSgebeJjntefte SBerroenbung
finben. @ie fcffü&t oor allem böfen ßauber; be«f)alb hing man
fie an ber Zfyüx auf unb »ergrub fie unter ber ©chroeHe, nrie
ba« fctyon Sßljthagora« anempfohlen ^aben foKte. Sie mehrte
SBölfe öon ber §erbe ab; ba« wollte man Dorn gud)« gelernt
§aben, ber angeblich ben Eingang feine« Söaue« burd) 9Keer*
änuebeln oor ben Sßölfen fieberte. 3m ©arten angebracht, be*
roirfte fie beffere« ©ebeiljen atleS ©epflanjten, oernichtete bie
SBürmer unb oerhinberte ba« Auffpringen ber (Granatäpfel.
Segte man fie bem Sieh *u grühjahr«anfang merjehn Sage
fang in« Srinfmaffer, fo blieb e« mährenb be« gangen 3ah reg
gefunb.
•Weben ber ÜDieerjnriebel gehörte bie gacfel ju ben ftetjenben
Sttequifiten ber Reinigung; miß man fidj ihre öebeutung im
Aberglauben flar machen, fo muß man fie fid) ebenfo oerroenbet
benfen »nie bei un« bie Sierße. $)ie böfen ©eifier finb lidjtfcheu
unb fliehen baher jebe« geuer; auf biefer ©runbanfdjauung
beruht bie SSertoenbung ber fjadel. Söeim SBittgange tragen
bie Jungfrauen gacleln in ben gänben nrie heutzutage bei einer
$roceffion Sterben; gacfelmettläufe oeranftalten bie Sünglinge
ju ©hten öerfd)iebener Gottheiten in 2ltt)cn unb anberroärt«;
ba« britte (Stücf ber aifchuleifdjen *prometheu«trilogie „Sßrometheu«
ber geuerträger" ^etgt nad; bem gaefedauf, ber bem £ero«
Prometheus in ber 9?ähe ber athenifchen Afabemie bargebracht
rourbe. An ben römifchen ©äfularfpielen mürben gacfeln an«
SSolf oerlheilt. ©0 ift benn bei jeber Reinigung bie gacfel
unentbehrlich. 3n bem fd)on genannten „Sügenfreunbe" be«
ßufian erjählt einer ber ©äfte, tute ein (Shalbäer ba« ®ut feine«
SBater« oon Ungeziefer befreit hat. (£r fam früh morgen« auf
3* (601)
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baS ©ehöft, fagte aus einem alten Söudje ficbcn heilige tarnen
her, reinigte ben Ort mit ©djtuefel unb gacfeln, inbem er it)n
breimal umfchritt, unb trieb jo alles friechenbe ©emürm aus,
baS fid) im Umfreife beS ©uteS befanb. &uch in ber „lobten*
befchroörung" fyält ber äßagier, als er bie Unterwelt öffnen
miß, eine gacfel in ber §anb. $)ie Reinigung ber ©emeinbe
üor einer ßultuShanblung fanb in ber SSeife ftatt, bafj ber
Sßriefier ober fein «Stefloertreter einen geuerbranb oom Elitär
in ein S3?affergefä& tauchte unb bann mit bem SBaffer bie $ln»
mefenben befprengte. ©o fam eS, baß man bie gacfel für
heilig tyelt unb auch ba anroenbete, wo fie eigentlich gar nicht
wirfen fonnte. SBenn ein ©ranatapfelbaum faure grüßte trug,
fo trieb man in bie SSurjel einen Steil, ber aus einer gacfel
gefdjnifct mar. $lucf) Äerjen mürben oermenbet. 5)ie Börner
fteeften bei ber ©eburt eines ftinbeS eine $er$e an unb beteten
babei jur ©öttin (Sanbelifera, ber „S'erjenträgerin". 3)aS mirb
oerftänblicr) burd) bie beutfdje ©Ute, ne6en ber SÖiege beS
ßinbeS fo lange, bis eS getauft ift, eine $erje ober ßampe
brennen ju laffen, bamit ihm bie böfen ©eifter nicht fd)aben
ober eS gar mit einem Söechfelbalg uertaufchen; aus bemfelben
©runbe trug man in 2ltt)en baS neugeborene ®inb am fünften
Sage nach ber ©eburt um baS Slltarfeuer ^erum (Slmpfjibromia).
llnfere ©eburtStagSferaen gehören natürlich in benfelbcn gufammen»
^ang; nach oltchriftlicr)em SRituS jogen bie SKeugetauften mit
brennenben gacfeln ober Äergen in bie Äircrje ein, wo bie
©emeinbe fie erwartete. — daneben ferjeint noch ein anberer
©laube fich an baS geuer %vl fnüpfen. @S wirft reinigenb
nicht blofc, weil eS bie ÜHächte ber ginfternifj fleucht, fonbern
auch roe rt ^S aßeS Unreine unb Vergängliche am fdjnellften Oer«
jehrt. 3n ©rabgebichten fpäterer $eit fai* gcrabeju, baS
geuer höbe bie ©ebeine beS lobten gereinigt; ba§ aber auch
hier öfterer ©taube borliegt, jeigt bie Sage. $>er ^omerifdt)e
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$>emeterf)ömnug berietet, mie Demeter ben ffeineu ^emoüfjon,
ben <5ot)n ifjrer ®aftfreunbin üttetaneira, nadjtg $eimticf} in$
geuer fy<, um ifjn unfterbficr) $u machen; aber bie neugierige
SKutter ftört bie ®öttin eines 9ßacr)t3 unb tiefe »erlägt ooller
3orn bog #au3. $a3felbe tfmt 3:t)ettg mit bem Keinen
SlcrjiHeug; aud) fie oerläfet ihren ©atten <ßeleu3, meil er fie
belaufet f)at, unb Milieu« bleibt fierblidt). Sin bem alten
romifdjen ^ßaliltenfeft fprang man breimal burct) bie glamme,
um ficf) unb bem 3Siet) ©efunbljeit für ba$ fommenbe Safjr
gu fiebern, gan$ mie bei uns buref) bie Öfter- unb Sofjanni*.
feuer; einen ähnlichen Brauet) h at ber S3ifdt>of Sheoboret im
fünften Sahrljnnbert in ©rjrien oorgefunben. $)urd) biefe Bor»
ftellungen mürbe ber Boben bereitet für bie Aufnahme be3
joroaftrifcr)en geuerfultuS, ben mir oon einer merfroürbigen
©efte Der römifchen Äaiferjeit ausgeübt finben, ber er gerabeju
als ba8 Drittel jur (Srlangung ber ©eligfeit gilt. Sluct) ba8
geuer ber Untermelt mar urfprünglictj reinigenb unb erft in
fpäterer Umbeutung, bie auf ba3 (Shtiftentlmm übergegangen ift,
auch ftrafenb unb peinigenb.
IV.
2öer eine größere ÜWenge oon 3a"^^onnjeifungen über»
fdjaut, bem mu& e§ auffallen, bafe immer biefelben 3 a *) Ien
mieberfeljren ; in ber %fyat bilbet bie Beobachtung gemiffer ga^en
einen tuefentlicrjen Beftanbtljeil be« QaubtxZ. 3m aOgemeinen
ift feftäufteüen, baß nur ungerabe gafykn nrirffam finb; fo
erffärt e8 fidt), baß bie *ßbthagoreer, bie manchen alten 93olfö*
glauben aufnahmen, bie ungerabe 3^* für gut unb männlich,
bie gerabe für böfe unb meiblict) erflärten, menn bie ungerabe
3a^t ben f)immlifct)ett, bie gerabe ben unterirbifcr)en ©ötteni
heilig mar; toielleicht hatte mfyaib ber alte römifct)e Salenber
nur 9ttonate oon 27, 29 ober 31 Sagen. $en Rennen foüte
(60i>)
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man eine ungerabe Qaty oou Siern unterlegen, bie Qa^l ber
©cf)afe einer £erbe fottte ungleidj fein, ju Heilmitteln nimmt
man ftetg eine ungerabe $a§{ oon ©eeren, hörnern ober Pflegen«
Würmern, einen SSerbanb barf man nacf> brei ober fünf Sagen
abnehmen, einen §eUtrauf trinft man brei ober fünf Sage lang ;
nur ungerabe Sage galten ben Siebten für fritifd).
Unter ben einzelnen 3at)fen behauptet bie 2) r ei ben erften
SRang; mit 9ied)t fagt SlrtftoteleS, bog bie S)rei im $ultuS
befonberg beliebt ift. §oren, 3Roiren, Gmmeniben, (Sirenen,
§efperiben, urfprünglicf) audj bie ÜJhtjen, bitben eine $)retf)eit;
bie unterirbifdjen ©Ortzeiten, Sßluton, Demeter unb $ora ober
wie fie immer genannt werben, finb in (SleufiS wie an anberen
Orten unzertrennlich oerbunben; im fapitolinifdjen Tempel
werben Suppiter, 3uno, aftineroa gemeinfam t»ercr)rt. S>rei
©ötter ruft man bei ©ibfdjwur unb ©ebet an, eine S)rei$af|l
oon Spieren wirb beim Opfer bet>or$ugt (tqittvs, suovetaurilia).
2lm beutlidjften tritt baS im Sobtentult fierüor, in Dem moljl
ber Urfprung ber ganzen 33orfteüung ju fudjen ift: am brüten
Sage wirb ber Sobte begraben, am britten unb neunten,
manchmal audj am bretßigften Sage nacf) ber Söeftattung finben
Sobtenopfer ftatt; brei Sage barf bie bem Sobe entriffene
SUfeftiS nidtjt reben, beim folauge gehört fie nodj ben Unter«
irbifcr)en unb ift baljer unrein. $)rei Sage oor ber $luS»
fü^rung eines 3auber£ rein bleiben^ bretmal fpricf)t
man bie 3 au berformct unb breimal fpueft man babei au8,
bretmal umfdjreitet man ba3 gelb bei Bittgang ober Reinigung,
breimal fü§rt man ba$ Opfer um ben TOar, breimal beftretc&t
ober umfdjretbt mau bie franfe Stelle. §lu8 brei Oueöen
fdjöpft mau SSaffer, um ben Saum oor ber (Sommerglutfj ju
fdu'i$en ober bie Söeflecfuug t»on fict) ab$uwafcf)en; brei Ä'öruer,
brei Blätter u. bgl. brauet man jur Bereitung beg Heilmittels,
brei Sage menbet man e3 au. Sludj bie oolfStlu'tmlidje SRebc*
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wenbung breimal glücflich, breimal unglücflich borf h eran *
gebogen werben.
9täd)|t ber $)rei fommen ihre Vielheiten Sfteun unb
©iebenunbjtoanjig in SBetradjt. 9ßir finben eine 9teunjahl
öon 3J2ufen, ßornbanten, Büreten, $eld)inen; neun Sage bauern
bie fpartanifchen ßarneen, ein Slpoflofeft; bobei werben auf
neun Sßläfcen gelte für je neun Sftann errichtet. OTe neun
3a(jre fteigt äftinog in bie ibäifcfje ©rotte, um mit 3 CU $
SKatheS $u pflegen, neun 3aE)re bauert bie Serwanblung be3
SBerwolfeS in ber arfabifd)en ©age (6. 10), ebenfo lange mug
SlpoHon jur ©ü^ne für bie Söbtung ber ^öthonfchlange bem
SlbmetoS bienen, neun Saljre fang werben meineibige ©ötter
in ber Unterwelt geftraft. S^euu 3ünglinge unb neun 3uug»
frauen waren bie ©tammeltern ber ifltirifcfjen SBölfer; bei ben
Römern finben wir bie nundinae, ben alle neun Sage ftatt«
finbenben 2ftarft, ba« novemdial, bie neuntägige Unreinheit
5. f&. nad) einem XobeSfaff, unb bie neun Sampen bei ber
§oa^§eit. 3m 3 auö * r lü » ro b\t Sfteun ganj ebenfo, aber nicht
gleich ^äuftg öermenbet wie bie $>rei; ba& man gäben uon
neunerlei garbe im §eil$auber öerwenbet, fei bztyalb erwähnt,
weil „neunerlei' 1 auch im beutfdjen SBolföglauben öon S3e»
beutung ift.
27 Oeljweige legt OibipuS beim Opfer an bie ©umeniben
auf ben 23oben, 27 Sage oerweilte man in ber ibäifcf)en geuä*
grotte. 3m römifchen ©üfmopfer bominirt biefe Qafyl oott-
ftänbig : 27 3ungfrauen fingen ben Söittgefang, 27 Knaben unb
ebenfo tiele 9Käbd)en haben ba$ carinen saeculare be$ £ora$
oorgetragen, 27 ©tiere werben gefcfjlad)tet, 27 Capellen fyaitt
bie römifc^e Slrgeerprocejfion $u paffiren. @8 ift atfo fein
3ufaU, ba& gerabe 27 2Befpenfticf)e töbtlicf) fein foUen.
£ie Sieben fpielt ihre Hauptrolle erft feit bem @in«
bringen ber mit ben fieben Planeten jufammenhängenbeü
(6üv
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femitifdjen 2Bod)e im Abenblanbe; aber ba& if)re ©eltung älter
ift, fönnen fd)on bic altinbifcf>en Söcifpietc unb ber Styoflonfult
jeigen. Km 7. Sljargelion ift 5lpoflon geboren, fieben Knaben
unb fieben SJtäbcfjen mirfen bei (einem Jefte in ©ifoon mit.
SJian fannte fieben SSeife unb auf SRfjoboS fieben #elio8fölme;
je fieben gerben oon fötnbern unb Sämmern meiben bem §e!io8
auf Xljrinafia, fieben $ucf)en werben bem $ euS auf ge-
opfert; fieben fdjwarfle Söoljnen nimmt bie römifdje 3auberin
beim Opfer an bie UntermeltSgbttin Xacito in ben Sücunb.
dagegen finb nicf)t oolfgtljümlidj bie pbtfjagoreifdjen ©ptelereien,
meiere bie <5ieben$al)l ber Planeten, bet Sßodjentage, ber $bne
ber Seier u. o. jufammenfteflen.
V.
2Bir fonnten Ijier nur wenige Seiten be$ antifen tlbcr-
glauben« berühren; ober e3 wirb audj fo fd|on flar geworben
fein, bog bie breite üflaffe beS griecf)ifd)en unb römifcfjen 93olfe8
an Dielen SBorftettungen feftgef)alten tjat, meiere ben ©ebilbeten
oon bamatg ebenfo unfinuig er(^ienen, wie fie un$ f)eute er«
freuten. Üttan barf bie Sitten barum nidjt freiten. £er SCber»
glaube ift bamalS nie ernftlidj befämpft morben; wenn aud)
einzelne Genfer i§re €>timme gegen ilm erhoben, fo berührte
ba3 bie unteren 93oIfgfdt)idt>tcn nidjt. $)a$ würbe etwas anberS,
als baS (Sfjriftentfmm bie Oberf)anb gewann unb alle SRefte ber
f>eibniftf>en Sßeltauffaffung mit Energie ju befeitigen trachtete.
@djon im oierten 3af)rf)unbert fjaben fid) Äonjile unb ©tmoben
mit bem Aberglauben befd^äftigt unb Söefdjlüffe au feiner SluS»
rottung gefaßt; in neuerer Qeit f)aben Äirdje unb ©djule biefe
©eftrebungen fortgefefct. 2ftan fann nid)t fagen, ba& ba8 aHju
oiel geholfen t)atte; bie mobernen ®rierf)en unb Italiener treiben
äiemlidj baSfelbe, wa$ it)re S3orfaf)ren oor Safyrtaufenben ge«
trieben fjaben. 2Benn man fict) auf ben einstigen ©tanbpunft
(606)
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be$ gorfdjer« fteflte, fo fönntc mon bamit gan^ aufrieben fein.
3)enn biefe uralten ©itten unb ®ebräud)e liefern un8 ein
unfdjäfcbareS futturljiftorifdjeS Material; fie eröffnen und $lu$*
bilde in jene bunflen Qtiten, w & cnen 93orfa$rett ber
mobernen Golfer ficf) nidjt über ben 8"ftan& ber Sßilben er-
hoben, auf bie mir mit 93erad)tung fjerabaufeljen getoöfjnt finb.
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tfanterfuttgeit.
(Sine aufammenfaffenbc StarfteQung beä antifen Aberglaubens gtebt
e3 nid)t; einzelne SBorfteflungen finb meiftertjaft beljanbett bon £) . ^aljn,
3)er Aberglaube beS böfen SölidfeS bei ben Alten. 58erid)te ber färf}f -
©et'eflfcf). b. 9Bifj., 1855, §. llfener, ^ftatifc^c ©tytfjen, Stfjein. SRufeum 30,
unb @. 9tol)be, $fbd)e, gretburg 1894. Meid)t)alttge3 Material bei
SRiejj, Artifel „Aberglaube" unb „Amulett" in ^aulb-SBiffotoaS töeal.
encbflopäbie; @rintm, $eutfd)e 9)lutf)ologie, 4. Aufl., ^Berlin 1875;
Stebredjt, 3ur SSoIföfunbe, £etlbronn 1879. 3)te flaubertejte finb ebirt
bon «ßartljeb, Abf). b. $erl. Afab., 1865; »effett), 2)enffd)r. b. SBiener
Afab., «b. 36, 42; 5>ietcrid), «tteuc 3a$rb. für $&ilol., Supplement-
banb 16, unb Abraja«, Seipjig 1891. $ie $8e[pred)ung8fortnetn fjat ge-
fammelt 9i. $etm, «Reue 3a^rb. f. Wlol., Supplcmentbanb 19. Außer
auf bteje unb anbere Arbeiten ftüfce id) midj auf eigene Sammlungen.
6. 6. 2)a8 antfnropologifaje SRaterial am beften bei Intor, Sie
Anfinge ber Kultur, beutfd) oon Spengel unb $o$fe, £eip$ig 1873. SJor*
trefftief) aud) fiubbocf , 5)ie (Sntfte&ung ber Sibilifation, beutfd) oon ^affom,
3ena 1875. Anbree, (St^nograp^e «Parallelen unb »ergieidje, 2 99be.,
Stuttgart 1878, Seipgig 1889. Sebr anregeub finb bte Arbeiten bon
Anbrem Öang, j. Cuatora and mytb, gonbon 1893. unb bie SRono*
grapse oon Äoljler, $er Uriprung ber SRelufinenfage, SeipjiQ 1895.
$a8 tnbifdje SRaterial bei 0 Iben ber g. $te Religion beS SJeba, ©erlin
1894, unb .f>i Hebron bt im ©runbrijj ber inbo-arifdjen Ätiologie, III 2.
2Bot)in boreilige SSerroertbung ber etf)itologifd)en Sammlungen fttf>rt, jeigt
53- (SJomme, Ethnology in folklore, Bonbon 1892, ber ben unglüd»
lidjen 33erfud> mad)t, im curopät|d)en Aberglauben arifdje unb oorartfdje
(Slementc p fonbern.
S. 9. lieber SBermolfglauben im Altertum unb SJertoanbteä
Rubelt 3S?. £. Ütofajer, Abbanbl. b. fäa)f. ©e|. b. SBiff., XVII 3, beffen
©rflärung ber ©rjcfieinung id) nia)t für richtig balte. SSergl. Otyein. 3Ru|\ 52.
S. 14. SSergl. Söoetttdjer, 3)er 93aumfultu$ ber Hellenen unb
SRömer, ©erlitt 1856.
S- 15. 3>ie Stelle über ben Stein auf bem fiotmo« Ijeroorgejogen
bon Ufener, föfjein. 9Jluf. 50, 147.
S. 21. lieber bte Wadtfjeit im 3aubcr tjaubclt SBein^olb, Abi),
b. 93erl. Afab. 1896, oon beffeu CSrfläruttg id) abmeiere.
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@. 21. $a$ 3rorttoirten $eibnifdjer »nfäauungen im <£$rtftentl)um
beljanbetn S)ietertd), Befnio, ßet^ig 1893, unb «nricfc, S)a* ontife
SHtrfterientoefen in feinem (Sinflufe ouf ba« Qtyriftentfcum, (Böttingen 1894.
8u warnen tft oor fcrebe, *>a« fceibentfmm in ber römifd)en Ätrdje,
4 93be., ®oif)a 1889. ^
©. 36. £ur «erwenbung ber ^adel bergl. $)iel«, ©ibQÜinifdje
»latter. Berlin 1890, * 47.
©. 38. Ueber 3, 9 unb 27 $iel$, o. a. 0. 40 ff.
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