Jahrbuch
Gesellschaft für
Lothringische
Geschichte und .
|Iriuret0ti îlaibcrôiigi.
Jahr-Buch
der
Gesellschaft für lothringische Geschichte und
Altertumskunde
Zwanzigster Jahrgang
1908
«H»
Mit 24 Abbildungen im Text und 10 Tafeln.
METZ
VERLAG VON G. SCRIBA.
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JAHR-BUCH
der
Gesellschaft für lothringische Geschichte und
Altertumskunde
ZWANZIGSTER JAHRGANG
1908.
ANNUAIRE
DE LA
SOCIÉTÉ D'HISTOIRE ET D ARCHÉ0LOGIH
LORRAINE
VINGTIÈME ANNÉE
1908.
i
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Protektor:
Majestät Kaiser Wilhelm II.
.5067 19
Inbaltsöbersicbt. Table des matières,
•Seile
1. Handwerkerhäuser des 17. und 18. Jahrhunderts an der Seille zu Metz,
von Architekt H. E Heppe. Metz. (Hierzu Tafel I und II; .... Î
2. Die Benediktiner-Abtei St. Arnulf vor den Metzer Stadtmauern. Eine
archäologische Untersuchung (Fortsetzung) von Professor Dr. Bour,
Metz. (Hierzu Tafel III)* . K . -\ -À 1 L U 4.\ 20
3. Lo baitomme 'don piat fei de Chan Heurlin, de Didier Mory. publié par
J. Th. Baron 121
4. Die gallorömischen Villen bei Lörchingen und Saaraltdorf in Lothringen.
von Notar T. Welter und Architekt H. K. Heppe. (Hierzu Tafel IV, V, VI) 152
ö. Ausgewählte Aktenstücke zur Geschichte der Gründung von Pfalzburg,
mit einer Einleitung: Pfalzgraf Georg Hans von Veldenz-Lützelstein
und seine Lebenstragödie, von Geh. Archivrat Dr. G. Wolfram, Metz
(Hierzu Tafel VII, VIII) 177
K. Die Niederlassung der Juden in Diedenhofen, von Religionslehrer A. J. Kohn,
Diedenhofen 261
7. Zwei Skizzen aus dem geistigen Leben von Metz unter dem «ancien
régime», von Archivassistent Dr. Fritz Rörig, Metz 283
8. Die Mundart von Hattigny und die Mundart von Ommeray nebst laut-
geographischer Darstellung der Dialektgrenze zwischen Vosgien und
Saunois (Lothringen), von Dr. phil. ('-allais, Bonn &. Rh. (Hierzu
Tafel IX und X) 302
H. Drei Lothringer Weistümer aus dem 14. und 16. Jahrhundert. Mitgeteilt
von Archivar Dr. Erich Gritzner, Weimar 423
Kleinere Mitteilungen und Fundberichte. — Cotnmunicationa diverses et
trouvailles archéologiques.
Suite
I. Zur Geschichte der Franziskanerklöster in Sierck und Oberhomburg, von
Patricius Schlager. 0. F. M., Harreveld (Holland) 442
2. Zur Geschichte Bischof Theodorichs III. von Metz, von Archivassistent
Dr. P. Wentzcke, Straßburg 450
liüc/ierschau.
Seite
Ks sind besprochen bezw. angezeigt:
Reallcxikon der prähistorischen, klassischen und frühchristlichen Altertümer,
von Dr. Robert Forrer, Slraßburg i E 455
Urgeschichte des Europäers von der Menschwerdung bis zum Anbruch der
Geschichte, von Dr. Robert Forrer, Straßburg i. E 45«
Emile Huber, Le Hérapel, les fouilles de 1881 à 1ÎKM. 1« fascicule 1ÎXI7,
2« fascicule 1908 458
Führer durch die Staatssammlung vaterländischer Altertümer in Stuttgart.
herausgegeben von der Direktion 461
f
Seite
Quellen zur lothringischen Geschichte, lit -rar.s^>-^i ben von der Gesellschaft
liir loi In iii^isi'lm 1 ït.'scli iclitf. HaudlV: 1 lie Met zer Chronik des Jaiqih-
Dex. herausgegeben von Dr. G, WuKram, üand IX: Cahiers de Doii anrr ^
des Coinmunaulés en 17Sit. 1 Bailliages de Bnulay et de Ruuzonville,
l'nblii'-s l'ai1 N. l'inrvaux cl 1'. I.esprand Iii'.'
Quellen zur lothringischen Geschichte, herausgegeben von der Gesellst li.tfi
für Iniliriii/ischc Geschichte und Altertumskunde liand V: Hie Melzer
liaunrollen des 18. Jahrhunderls. 1. Teil. Bearbeite! von Professor
Dr Wieliiiiunn 4>it
Les anciens pouillés du diocèse de Met/., publiés et annotés par N Dm-vaux U>n
Allas historique du diocèse de Metz, par G. Rourgeat el N. Dorvaux . . . 4tiii
L'ancien régime en Lorraine et Barrois, d'après les documents inédits
(1698— 178D), 5e édition, revue et augmentée par le cardinal Mathieu. 4t>9
I£. von Borries, Geschichte der Stadt Strasburg 471
I. Knobloch, Das Territorium der Stadt Straßburg bis zur Mitte des 10. Jahr-
hunderts . , . , . , , . . . . . . . . . . . . . . . Iii
J. Krischer, Die Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Schlettstadt im
Mittelalter . . . . ... 17:1
Archives de Betzdorf et de Schuttlnuir^i. analysées et publiées par le
Dr. N. van Werveke, Luxembourg 174
N. van Wcrveke, Les villes luxembourgeoises et leurs affranchissements . 47ô
\V. Kot lie, Wanderbucli fur I.othi in^eii und die angrenzenden Gebiete, Auflage 47'>
lieviu- lorraine illustrée, publication trimestrielle, inmi-s I 111 t7s
Westdoiilselu- /eilsi ln ilt für ( o-srlii< 1 il c und Knnsl . . . . . . . . . ilii
Annales de l'Ksl et du Nord, tunie IV ... 47!)
Mémoires de la Société d'archéologie lorraine et du Musée historique lorrain.
toine 07 ,11107 171»
Bulletin mensuel de la Société d'archéologie lorraine 1907 u, 1908 . . . 480
Le pays Lorrain, tome V . . . . 480
Revue ecclésiastique de Metz 480
L'Austrasie. revue du pays messin et de Lorraine 481
Mémoires de l'Académie de Metz, 'M série, XXXVe année 481
Archiv für Ruchbinderei, Jahrg. 8 481
Bulletin de la Société d'études de la province de Cambrai 482
Revue des études rabelaisiennes (liHJHj 182
Bulletin historique et philologique (1907) 482
Mémoires de l'Académie de Reims , , , , , , , , . , , , . . 482
Revue des études juives ( l!M)lîj 482
Burgwart. Band 9 ■ ■ ■ ■ ^82
Verzeichnis der mit der Gesellschaft im Scliriftcnaustausch stehenden Vereine 484
Sitzungen und Ausflüge im Jahre 1908/9 4'.)2
Si .Tie. - H . -■eiii Mons de l'exercice 1908 9 . . . . . , . . , . . . 49H
Bericht über die Tätigkeit der Gesellschaft für lothringische Geschichte in
den ersten 20 Jahren ihres Bestehens . , , , , , , , , , , , 50«
Compte-reml» sur l'activité de la Société d'histoire el d'archéologie durant
les années I8HH-HK1B ■ ■ ■ -^7
Soi h-
Jahresbericht über die Tätigkeit der Gesellschaft vom 1. April 1908 bis
1. April 1909 522
Compte-rendu annuel sur la marche de la Société du Ie' avril 1908 au
1er avril 1909 633
Diedenhofen 530, ■'531
Jahresbericht über die Tätigkeit der Ortsgruppe .
' Saarburg o32/o33
Compte-rendu des travaux du groupe local } Saargemuml
Verzeichnis der Mitglieder 538
Gesamtregister der in den Jahrgängen 1902—1908 des Jahrbuchs für lothrin-
gische Geschichte und Altertumskunde veröffentlichten Aufsätze und
Mitteilungen. Bearbeitet von Archivassistent Dr. F. Rörig .... 557
Nachträge und Berichtigungen zum Inhaltsverzeichnis der Jahrgän?^ I l»is XIII.
mitgeteilt von Museumsdireklor Professor J. B. Keune ôtilS
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HandwerkerMuser des 17. und 18. Jahrhunderts an der Seilte zu Hetz.
Von H. E. Hoppe, Metz.
Nachdem der Verband der Deutsehen Architekten- und Ingenieur-
Vereine sein monumentales Publikationswerk »Das Dauern haus im
deutschen Reiche und in seinen Grenzgebieten«1) vor kurzem
zum Abschluß gebracht, hat er sich, einer Anregung des Sladtbau-
inspektors Stiehl in Charlotten bürg folgend, als neuestes größeres Unter-
nehmen die »Aufnahme, Sammlung und Krhaltung der Klein -
bürgerhiiuser mittelalterlicher Städte« zur Aufgabe gestellt*).
Ebensowenig, wie über das erstere, in seinen Zielen und seiner
Ausführung gar nicht genug anzuerkennende und in seiner grundlegen-
den Dedeutung für immer feststehende Werk an dieser Stelle noch
Worte des Rühmens zu machen sind — ebensowenig braucht wohl
auf die Wichtigkeit des zweiten Themas besonders hingewiesen zu
werden.
Hat doch der Kunst- wie der Kulturgeschiehtsforschcr, der Philologe
ebenso wie der Sozialpolitiker, der bauende Künstler und hoffentlich
auch der gebildete Laie dasselbe Interesse an dem schönen Werke der
Sammlung und wenn möglich der Erhaltung unserer alten Kleinbürger-
häuser.
In ilinen liegt ein gutes Stück unserer bürgerlichen Entwickelungs-
gesehichte verborgen. Und wenn auch jede Landschaft, jeder Stamm
mehr oder minder einst seinen eigenen Typus dieser bescheidenen
Heimwesen, gesondert nach Art und Stand, entwickelt hat, so geht
doch wieder bei aller formalen Verschiedenheit durch große Gruppen
und schließlich durch das Ganze ein wesensverwandter Zug, der die
Entwickelung auf der ganzen Linie noch heute erkennen läßt. —
Dieses Verschiedene im Gleichen aber zu entwirren und klar-
zulegen, seine Entstehung und Wandlung im Laufe der Zeiten und
unter dem Einflüsse der einst formgebenden Macht der Bedürfnisse,
') 1906. Verlag Ii. Kuehtmann, Dresden. 120 Tafeln in Fol. und Textband
in 4° mit 548 Abbildungen.
*) Vergl. »Fünner Tag für Denkmalpflege«, S. 8« IT. Verlag Willi. Krnst & Sohn.
Uerlin 1904.
lahrliinh J. Urvv f. lotlir. (iosclilohtp u Alterliiimk., .Mirtf. S». '
- 2 -
Gebräuche und Gewohnheiten festzustellen, bildet nicht den geringsten
Reiz unserer Aufgabe und zudem eine Fundgrube kulturhistorischer
Aufschlüsse.
»Ks ist ja nun leicht verständlich, daß sich das Interesse an der
mittelalterlichen Baukunst«, als es um die Mitte des vorigen Jahr-
hunderts erwachte, »zuerst den auffälligen Kirchen- und sonstigen
größeren Bauten zugewandt bat; daß dagegen die Profanbaukunst zu-
rücktreten mußte. Erklärlich durch die unauffällige, schlichte Form
vieler dieser kleinen Denkmäler, erklärlich auch dadurch, daß die
litterarische L'eberlicferung noch viel lückenhafter ist für unsere I'rofan-
bauten, als für die kirchliche Baukunst.
Ks ist dies aber für die Denkmalpllege sehr bedauerlich deswegen,
weil gerade die profanen Denkmäler viel mehr als die kirchlichen der
Umänderung, der vollständigen Vernichtung anheimgegeben sind« '}.
Trotzdem ist die litterarische Bearbeitung des Stoffes im letzten
Jahrzehnte in guter und gründlicher Weise erfolgt2).
Dagegen fehlte bisher zum klaren Erfassen des Gegenstandes das
erforderliche Anschauungsmaterial in allzu großem Maße. Und das
eben ist die Lücke, die das neue Unternehmen des eingangs genannten
Verbandes ausfüllen wird und ausfüllen muß, so lange es noch Zeit
ist. -
Kin bescheidener Beitrag dazu soll auch diese Arbeit sein, die
gerade vor Torschluß aus dem im Verschwinden begriffenen allen Hand-
werkerviertel des mittelalterlichen Metz zu bewahren sucht, was morgen
vielleicht schon spurlos verschwunden sein wird! —
Im Osten der Stadt tritt im tielliegenden Tale beim Mazellentore
die »Seille«, die sich nach ihrem Laufe durch Lothringen hier unter
den Mauern von Metz mit der Mosel vereinigt, in das ummauerte Stadt-
gebiet ein.
An ihr siedelte sich schon frühe die Gerberzunft an, die hier
alles fand, was sie zur Ausübung ihres Gewerbes bedurfte : genügenden
Raum, fließendes Wasser und gesicherten Mauerfrieden. Bis zum Ende
des Mittelalters war zudem dieser llatiptlauf der Seille stets schiffbar
und bot so nicht nur dem Handwerk, sondern auch dem mit ihm ver-
bundenen Handel Vermehrte Förderung11).
') Stiehl in »Fünfter Tag für Denkmalpflege«, 87.
') Vcrgl. Heyne, Das deutsche Städtewesen. - Stephani, Di r älteste deutsche
Wohnbau und seine Einrichtung. Leipzig HH»2. - Hände,
') Vergl. Müscbeck. Geschichtliche Kniwickelung der Eigentums- und
Nutzungsrechte am Seillelluf« innerhalb der Stadt Metz. Jhb. XIX, S. 25« IT.
- s -
Dis 1739 hatle die Seille auch innerhalb der Stadtmauern nur
Erdufer, an denen die ansässigen Gerber von allersher mannigfache
und verbriefte Rechte besaßen. Außerdem aber suchten sie den vor-
handenen Herst reifen noch über ihre Gerechtsame hinaus durch An-
und Ueberbauten von ihren Häusern aus möglichst auszunutzen. Wie
vorauszusehen, ergab sich daraus eine mit der Zeit immer zunehmende
und in gesundheitlicher Hinsicht besonders bedenkliche Verengerung
und Verschlammung des Flußbettes, zumal, nachdem dessen Schiffbar-
keit ein Hude genommen.
Die Stadt Verwaltung .suchte zwar wiederholt im Laufe der Jahr-
hunderte durch polizeiliche Maßregeln dem Cebel zu steuern, jedoch
ohne dauernden Krfolg. Den
nie abreißenden Streitigkeiten
hierüber machte schließlich
der Marschall Delle-Isle ein
Knde, dem bekanntlich noch
heute die Allstadl Metz in
der Hauptsache ihr charak-
teristisches, wenn auch etwas
eintOnigee Stadtbild verdankt,
indem er gleichzeitig mit der
Ausführung neuer Befesti-
gungsanlagen vor und am
Mazellenplatz im Jahre 1739
an die Gerberzunft mit Sa-
nierungsvorschlägen heran-
trat.
Seiner Anregung zu-
folge faßte diese den Beschluß,
im Flußbette der. nun seil
der Abzweigung eines um
einen Teil der Stadtmauern
geleiteten Armes, sogenannten
»inneren Seille« einen Kanal
von 24 Fuß Breite herzu-
stellen, ihn mit einer unten 2 Fuß, oben 18 Zoll starken Mauer beider-
seits zu verkleiden und die Sohle zu pflastern. 1740 erfolgte mit Zu-
stimmung der drei städtischen Stände, des conseil d'état und des
Königs — in besonderem Arrêt — die Ausführung.
Damit erhielt der G er her graben, eben diese innere Seille, im
Abb. 1. Handwerkerhaus des XVI. Jahr*
humlerta an der ehemaligen Seille.
Gegenwärtiger Zustand.
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wesentlichen die Gestalt, wie sie sich bis etwa 1900 noch darstellte
(vergl. Tat 1).
In der Mitte der Fluß, rechts und links ein schmaler Laufgang
und beiderseits dann die zum Teil sehr schmalen, eng zusammen-
gebauten Fronten der Gerberhäuser, alle - für Metz ein ungewohnter
Anblick! — in Holz konstruiert; diejenigen der linken Seite dazu in-
folge des hier sehr rasch ansteigenden Geländes ungewöhnlich hoch
mit vielen niedrigen Geschossen und der malerischen, wenn auch etwas
übelriechenden Staffage im Winde wehender Tierhäute 1 ). —
Kaum ein Jahrhundert über nach 17H9 noch behielt der alte
»Gerbergraben« seine Bestimmung. Als, dem Zuge der Zeit folgend,
auch die Gerberei aus der handwerklichen in die fabrikmäßige Betriebs-
form übergeführt wurde, die ihrerseits sich in dein engbevölkerlen
Viertel und den alten Häusern nicht mehr zurechtfinden konnte, da
ging einer der kleineu Betriebe nach dem andern ein. Die Kleinnieister
verschwanden und in ihre verlassenen Heimwesen zogen sich langsam
die Aermsten der Armen. Was das bei deren Lebensgewohnheilen
und dem Mangel aller sanitären Hinrichtungen in diesen zum größten
Teil jahrhundertealten Gebäuden zu bedeuten hatte, braucht des näheren
nicht ausgerührt zu werden.
Hs genügt die Andeutung, daß die Häuser zu dumpfen und sehmutz-
starrenden Höhlen wurden, in denen die Bewohner infolge des Fehlens
jeder gesunden Wohnungspolitik, in stetem Kampfe mit allen Liebeln,
die aus ähnlichen Verhältnissen nur entstehen können, vor allem aber
mit zahllosem Ungeziefer, lagen und — liegen. Der Fluß selbst aber
wurde dabei immer mehr zu einer trägen, ilu' schwarzes, schlammiges
Gewässer dahinschiebenden Kloake, einer Gefahr für die ganze Stadl, so
daß schließlich der liebliche Geruch des Chlorkalks in diesen Breiten
ständig den vorschriftsmäßigen Ozongehalt der Luft — wenn auch
etwas mangelhaft — ersetzte. — — —
In den Jahren 1905/00 wurde endlich den nachgerade nicht länger
zu duldenden Zuständen ein Ende gemacht. Der innere Seillelauf wurde
kanalisiert und auf ihm im Niveau der angrenzenden Verkehrswege
eine stattliche Straße angelegt.
Die Stunde der alten Gerberhäuser aber hat damit geschlagen.
Sie sind dem Untergange geweiht und schon zeigt sich zwischen ihnen
hie und da der Vertreter einer neuen Zeit; Häuser besser gebaut, mit
Wasser und Kanalisation ausgestalte», sonst aber in ihrer erschreckend
') Veryl. die malerische Darstellung in: K. Stieler, »Bilder aus Elsaß-Loth-
ringen«. Stuttgart. F. Ne(T, 1870. Einschaltbild nach S. H2.
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armseligen Charakterlosigkeit nicht gerade erfreulich anzuschauen. Und
mit den alten Häusern verschwindet zugleich auch still und stumm ein,
Abb. 2.
wenn auch vollkommen verwahrlostes, so doch in seiner zweckvollen
Kigenart jedenfalls heute schon äußerst seltenes, altertümliches Städtebild
von packendem malerischem Reize. An seine Stelle aber tritt, mit allen
bi'isen Geislern im Hunde, der kleine Techniker oder Bauunternehmer
und beglückt die Welt mit den .scheußlichen Ausgeburten seiner ver-
kümmerten Zeugungskraft — während eine verständnisvolle Künstler-
hand an dieser so ausnahmsweise günstigen Stelle mit leichter Mühe
das verschwindende alte durch ein ebenso reizvoll-charakteristisches
neues Straßenbild zu ersetzen im Stande gewesen wäre!
Das Alle stürzt, es ändern sieh die Zeiten — was aber werden
unsere Nachkommen von unseren künstlerischen Leistungen sagen?
Auf der zu dieser Arbeit gehörigen Tafel 2 und den Text illust ra-
tionell sind nun zwei verschiedene dieser alten bescheidenen Hand-
werkerhäuser zur Darstellung
gelangt. Hei ihrer Betrachtung
ist das Erste, was auch dem
wenig Aufmerksamen in die
Augen springt, der ganz un-
verhältnismäßige Gegensatz
trotz gleicher Art und Be-
stimmung der beiden Facaden
in formaler Hinsicht. Ks
macht die erste, aus dem
Ende des 16. Jahrhunderts
stammende (Taf. 2), der
andern, aus dem 18. Jahr-
hundert (Abb. 12) gegenüber
bei allem heutigen Verfalle
einen ganz auffallend kulti-
vierten, einen geradezu vor-
nehmen Eindruck. Bei dem
älteren Werke ist jedes De-
tail mit Liebe und Sorgfalt
behandelt, nicht nur des
Aeußeren des Hauses, wie
das etwa heute üblich, son-
dern auch der inneren Ausstattung (vgl. Abb. 8 — 10). Einfach und be-
scheiden dal>ei alles, aber gefüllig, geschmackvoll und gediegen! Ganz
im (leiste des eben vergangenen Mittelalters und seiner künstlerischen
Feinl'übligkeit.
Bei dem anderen dagegen, welche minderwertige, beängstigend
leichte Konstruktion dieses zu schwindelnder Hübe getriebenen Holz-
Abb. 8.
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und Breiterbaues ; und welche Gleichgültigkeit in formaler Hinsicht.
Nicht der leiseste Versuch der Veredelung des Zweckes durch die Form
ist festzustellen!
Beides Wohn- und Werkhäuser eines Meisters, einer Familie: das
erste aber offensichtlich das traute und gehegte Nest, die Heimat kleiner,
aber selbstbewußter und handwerksstolzer Bürger — das andere, trotz
verhältnismäßiger Größe, der notdürftige Unterschlupf ideallos werkeln-
der «Citoyens« !
Der Unterschied in ih r Wühl der Materialien der beiden Gebäude
ist es nicht; denn gerade ein Holzbau läßt sieh so gestalten, daß er
an reizvoller Schönheil nicht leicht zu übertreffen ist. Das nahe Elsaß
bietet deren die Fülle als Beispiele. — Nein! —
Es muß sich hier eine fundamentale Wandlung der Verhältnisse
und Menschen vollzogen haben, von der Zeit, da auf goldenein Boden
das alte Handwerk noch lustig blühte, bis zur Entstehung dieser
kümmerlichen Gehäuse.
Und ein Blick auf die politische Geschichte der Stadt klärt bald
dieses anscheinend so unverständliche kiinstgeschichtliche Rätsel!
Aur der einen Seite sehen wir da vor der Okkupation Lothringens
durch Frankreich im Jahre 1552 die selbstbewußte und in Kunst,
Handel mit Handwerk blühende alte deutsche Reichsstadt »Metz la
Biche- ! mit ihrer Bürgerschaft als Herr im Hause.
Aul der andern Seite aber nach den Stürmen des Iii. und 17. Jahr-
hunderts und ihrer politischen und religiösen Gewaltherrschaft, ihren
Kriegen und ihrer Stockung alles bürgerlichen Lebens ein zur fran-
zösischen Provinzial-Dulzendstadt herabgesunkenes Gemeinwesen, dessen
verarmte Einwohnerschaft neben der großen, fremden militärischen
Besatzung nur noch geduldet und damit auf lange hinaus in jeder
kulturellen wie sozialen Betätigung gcwaltam gehemmt ist1).
Zu der konkreten Behandlung des Gegenstandes nunmehr über-
gehend, sei zunächst »1er Grundriß der Abb. 2 betrachtet, der zu dem
mit der Holzgallerie ausgestatteten der beiden Häuser der Taf. 2 gehört,
welch letzteres zunächst betrachtet werden soll.
Auf den ersten Blick linden wir hier den allgemeinen Typus des
kleinbürgerlichen Einfamilienhauses des Mittelalters wieder, wie er sich
mil einer bei seinem umfassenden Geltungsgebiete überraschend großen
Uebereinstimmurig bis etwa zum Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelt
') Vergl. Wolfram. Ueschuhllirher l'eberblirk, S. XVII ft* in: Technischer
Führer durch Metz. Met/, (J. Scriba, 18«.M.
■
■
— 8 —
Hatto. Die liier vorliegende Anordnung der Räume — zwischen zwei
Zimmern nach der Straße und nach dem Hofe ein dritter, der die
Treppe enthält und je nach der Land-
schaft Diele, Fleet, Saal, Ehren, Oehrn
genannt wird — läßt sich ebenso wie
in ganz Norddeutschland und den Hanse-
städten, im Elsaß, der Schweiz und
anderwärts feststellen '). Allerdings ist
dabei wiederholt zu l>etonen, daß sich
diese Gleichmäßigkeit ausschließlich auf
das städtische Kleinbürgerhaus be-
zieht. Für das Bauernhaus ist die Ent-
wicklung eine gänzlich andere. —
In unserem Beispiele läuft von der
Haustüre im Hof bis zur Diele ein Flur.
Wie aber schon die über ihm durch-
schießende Decke des angrenzenden
Zimmers beweist, ist die den Korridor
bildende schwache Wand spätere we-
sensfremde Zutat, sodaß ursprünglich
das Hofzimmer unmittelbar vom Freien
aus betreten wurde.
Durch die Wendeltreppe und die
Gallerie mit dem Erdgeschosse ver-
bunden, liegen dann im Oberstock zwei
weitere geräumige Zimmer.
Die Diele aber gehl bis zu dem
auch die Decke der oberen Zimmer
bildenden Dache durch, womit sie auf
die Entstehung auch des hier behan-
delten Haustypus aus dem alten cinräu-
migen Urhause deutlich hinweist2).
Abb. 4. Handwerkerhaus des Unter dem unteren Wohngeschossc
XVI. Jahrhunderts. Wendeltreppe, befindet sich dann der Keller, der vom
Hofe aus über eine versenkte Frei-
treppe, von der Wasserseite her aber zu ebener Erde zu betreten ist.
Sein Grundriß setzt sich heule zusammen aus einem die ganze Tiefe
' Vergt. Stieb! a. a ()., > KS ff.
•) Vergl Stiehl a.a.O., S. 88 ff. Meringcr, Das deutsche Haus und sein
Hausrat, S. 8. B. G. Teubner. Leipzig 11J06.
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durchschneidenden Flure, zwei davon seil lieh abgetrennten Einzel-
räumen und der aus Schnitt und Ansicht ersichtlichen offenen Vor-
halle nach dem Wasser zu, deren
EtTHftUS »
HUNPT5*
LOTHR-
ê:pf»el-
Hoden mit dem weiter oben er- «Handwerk
■ n. «XVI »JAHR- 1
wähnten Laufgange auf der Ufer- »zo-metz.«
mauer der Seille in gleicher Hohe «détails*
liegt.
Diese heute vorhandene Kel-
lereinteilung dürfte jedoch schwer-
lich noch die ursprüngliche, viel-
mehr aus einer verhältnismäßig
neueren Verbauung der alten,
einen einzigen großen Raum bil-
denden Anlage entstanden sein,
worauf u. a. schon der Umstand
schließen läßt, daß auch heute
noch der Boden des Kellerganges
ein starkes Gefälle vom Hofe nach
dem Wasser zu besitzt. Jedenfalls
aber lassen sich hier die soge-
nannten »Hermen« — von denen
weiter unten die Rede sein wird
— heute nicht melir nachweisen. —
Die Einzelausbildung des
Hauses ist bei aller Bescheidenheit
doch überaus sorgfältig und ge-
schmackvoll behandelt. Ganz be-
sonders wertvoll wird es durch
seine, wenn auch äußerst ver-
wahrloste, so doch mit Ausnahme
der großen Cheminées (Kamin-
mänlel) vollständig erhaltene
innere Ausstattung.
Es sei davon ebenso auf die
auf schweren, reich profilierten l'nterzügen ruhenden Balkendecken
und die Haustüre hingewiesen (Abb. No. 6, 7 und 10), beide übrigens
für l/)thringen charakteristisch, wie auf die zierliche Wandschranktüre
und die gefällige Ausbildung der hölzernen Wendeltreppe (Abb. No. 8,
4 und 5l.
Das in der Abb. No. 9 dargestellte, im Hause selbst aufgefundene
Abb. ß.
- 10 —
fragment scheint die Seitenwange eines rler beiden beseitigten großen
Cheminées darzustellen, trotzdem die reiche, tief unterschnitlene Profi-
lierung und das Fruchtge hänge, zu denen noch das jedenfalls nicht
minder aufwändig behandelte Abdeckungsgesims und der große Mantel
Abb 6. Abb. 7.
hinzuzudenken sind, in ihrer Gesamtheit fast zu prunkvoll für das ein-
fache Bürgerhaus gewirkt haben müssen.
Als treffendes Beispiel «1er geradezu liebevollen Sorgfalt, mit der
der alte Meister sein kleines Werk behandelte, kann schließlich das
Fenster nach dem Hofe dienen, das von seinen je drei eisernen Gitter-
stäben keinen in derselben Gruudrißstelluug zeigt, wie den anderen,
sondern das eine Mal durch eine einfache Achtelversetzung, das andere
durch zweifache Windung des Stabes selbst in dieses untergeordnete
Detail geschmackvolle Abwechslung zu bringen versteht. Kine wirkliche
Kunst und eine echte, den ganzen Menschen durchdringende Künstler-
schaft kennt eben keine 'untergeordneten« Details. Ihr ist das Fine so
wichtig wie das Andere. Der Nagel im Türbeschlag wie der kostbare
Goldpokal und das Häuschen des kleinsten Bürgers so gut wie das
reichste Münster! Und heute? Was haben wir gerade in diesem Funkte
vom dunkeln Mittelalter zu lernen! —
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- 11 -
In der Textabbildung (No. 1 1 ist der Zustand der auf Taf. 2 zum
Teil rekonstruiert dargestellten zwei Faeaden in ihrem Zustande bis zur
Zusehüttung der Seille wiedergegeben, durch welche heute der große
Bogen im Untergeschoß bis über den Scheitel in der Erde verschwunden ist.
Bei einer näheren Betrachtung fallen sofort bei beiden Gebäuden
mehrere Reihen von Kragsteinen, außerdem je eine vermauerte Türe
auf. Ihr Zweck liegt auf der Hand.
Die großen Steine haben einst je eine Galleric getragen, zu der
die Türe den Zugang vermittelte. Die Bestimmung einer solchen Gallerie
war offenbar neben der An-
nehmlichkeit, die sie den Be-
wohnern des Hauses bot,
auch eine gewerbliche. Denn
von ihr aus konnten mit
Leichtigkeit die für das
Lüften und Trocknen der
bearbeiteten Felle erforder-
lichen Hölzer vorgestreckt
werden, wie wir sie auf der
linken Seite im Mittelgrunde
der Tafel 1 (besser noch auf
tlem zitierten Einschaltbild in
Stielers »Bilder aus Elsaß-
Lothringen«) noch in Anwen-
dung sehen. Von den beiden
Gallerten war diejenige des
Nebenhauses ungedeckt, die
des Hauses mit dem großen
Bogen aber mit einem Dache
versehen. Das zeigen nicht
nur die im Brüstungsleld des
oberen Fensters angeordneten
kleinen Kragsteine, sondern auch der durchlaufende Putzwulst darüber
(vergl. Abb. No. 1 und 2).
Die zeichnerische Wiederherstellung -der Gallerie war danach leicht
auszuführen, zumal eine Anzahl Löcher im Mauerwerk zu beiden Seiten
des großen Fensters weitere Anhaltspunkte boten.
Auf den kleinen Kragsteinen lag die First pfette des Pultdaches,
der Putzwulst deckte den Anschluß der Ziegeldeckung.
Die großen Steine aber trugen kurze Fußbodenbalkcn, die mit
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Abb. H.
— 12 -
•SE IT EN ST U C K- 1 lt»ES
G EL S A MT B FT eiTC. •
Keil- »der Scherzapfen in die Schwelle der Hriistung eingrifTen, auf
welche sieh dann die Pfosten aufsetzten. Damit ist das Gerüst des
(ianzen gegeben. Selbstverständlich konnten dabei, was das formale
Moment anlangt, die Kopf-
bänder zwischen Stielen und
Rahmholz auch gerade oder
geschweift verlaufen, ohne
die hier gewählten Rund-
bogen zu bilden. Auch die
RrQstungsgefache konnten
anders ausgebildet, z. R. mit
ganzen oder in Mustern aus-
gesägten Rrettern verschalt
sein. Daß an dieser Stelle
hier gedrehte Traillen ange-
nommen wurden, geschah
jedoch nicht nur deshalb,
weil eine einfache Hrettver-
schalung mit dem sonstigen
zierlichen Detail des Gebäudes
schwerlich zusammengehen
würde, während das bei den
Traillen, wie Figura zeigt,
ganz vorzüglich der Fall ist,
sondern auch, weil noch er-
haltene Reispiele, einzelne
am Gerbergraben selbst, ein anderes an der — zum Abbruch
bestimmten — gleichzeitigen alten städtischen Münze diese Traillen
noch heute zeigen. Zudem war die Wendeltreppe im Hause selbst
ebenfalls mit Traillengeläuder verseben, sogar die Wandschranktür hat
ein mit Traillen verstelltes (iberlicht. Das Traillenmoüv war also
olfenbar hier ein sehr beliebtes and oft verwandtes, was bei seiner
logischen Selbstverständlichkeil auch ohne weiteres zu begreifen und
übrigens für die nachfolgende Zeit leicht nachzuweisen ist. Wie oft
ein und derselbe Gedanke zur Anwendung gelangen kann, ohne ein-
tönig zu wirken, dafür bietet das nahe Elsaß ein treffliches Heispiel,
denn dort ist, bei gleicher Aufgabe, an gleicher Stelle das gleiche
Motiv noch hundertfach erhallen. Für eine Ausmauerung oder etwa
gar Ausfüllung der Gefache der Galleriebrüstung mit kostspieligen ge-
schnitzten und gemalten Füllungen, wie sie für den Fachwerkbau Nord-
ftMKM ■ ZXJ • MEITZE
— E
Abb 0.
- lg -
deutschlands typisch, läßt sich hier im Lande nicht ein einziges Beispiel
nachweisen oder wäre ein solches überhaupt nur anzunehmen. Ganz
abgesehen davon aber verwandle in »1er guten Zeit, zu der unser Bei-
spiel sicherlich gehört, der alte Meister band werker stets nur das nächst*
liegende Motiv, wälirend er
alles Gesuchte oder unnütz
Komplizierte instinktiv ver-
mied. Ks steckt darin viel-
leicht eine der wichtigsten
Lehren, die uns die Kunst
des Mittelalters zu geben
vermag: Mit geringsten Mit-
teln möglichst die grüßten
Erfolge zu erzielen und —
bei weiser Mäßigung —
jedes Ding an den rechten
Platz zu setzen! —
Nach Analogie der
Wendeltreppenwange konnte
die Schwelle etwa auch nach
außen mit einem sossenartig
profilierten Schalbrett ver-
kleidet gewesen sein, das
dann das Hirnholz der Zapfen
gedeckt hätte.
Erforderlich war das
aber jedenfalls nicht, weshalb hier davon Abstand genommen wurde.
Für die Deckung des Galleriedaches sind Mönch und Nonnen an-
geordnet, die sogenannten > tuiles creuses*, die für Welseh-Loth-
ringen ebenso wie das flache Pfettendach typisch, in Stadt und Land
tausendfach erhalten und zudem auf beiden Häusern hier von altersher
noch heute vorhanden sind.
Die Rekonstruktion der Gallerie dürfte demnach wohl nach jetler
Richtung hin als stichhaltig betrachtet werden. —
Wie schon bemerkt, ist das auf Taf. 2 gleichfalls erscheinende
von dem bisher behandelten Hause ganz unabhängig. Es hat einstmals
einem offenbar ärmeren Nachbarn gehört und ist deshalb ganz beson-
ders wichtig, weil es zeigt, wie bei gleichem Programm doch das
Aeußere dieser kleinen Anlagen bei aller Aehnlichkeit jeweils nach
Zweck und Reichtum verschieden ausgebildet war.
Abb. 10.
- 14 -
Von dein Innern des Hauses läßt sieh nichts mehr sagen, da seine
gesamten Zwischenwände und Decken entfernt sind.
Hingewiesen sei auch schließlich auf den für einfache städtische
Häuser des Mittelalters in Lothringen, neben dein vielfach verwendeten
horizontalen Zinnenabschluß, charakteristischen weiten Dachüberstand
und die Vernachlässigung des Giebels M. Letztere entspringt übrigens
nicht grundsätzlicher Abneigung dagegen oder etwa französischem Wesen
Abb. 11.
— Frankreich besitzt viele und schöne mittelalterliche Giebel*) — .
sondern der durch die Konstruktion des Daehstuhles bedingten Ilachen
Dachneigung.
Bei beiden Häusern noch unversehrt ist der alte Dachstuhl er-
halten (vgl. Abb. 11), dessen Konstruktion nicht nur für die Hauten
des Mittelalters in Lothringen, sondern auch diejenigen noch weit ins
18. Jahrhundert hinein als typisch bezeichnet werden darf.
Von den von der Straße und dem Hofe aus gut beleuchteten
Dachkammern (vgl. Abb. 1 i war der Dachsluhl anscheinend niemals
durch eine Zwischendecke dem Hlicke entzogen, eine für moderne He-
griffe — von den praktischen Nachteilen, im Winter z. H. ganz ab-
gesehen — etwas unwohnliche Anordnung. Auch heute noch vor-
bildlich aber ist die Konstruktion des Fußbodens dieser Dachkammern
mit einem feuersicheren Ziegelmörtelestrich, der sich in seiner Zu-
sammensetzung von demjenigen in Lothringen freigelegter gullo-römi-
scher Villen kaum unterscheiden und also vielleicht, wie manches
') Vorgl. Hoppe, Di« Profanbaukunst des Mittelalters in Metz und seiner
Umgebung in: »Das Reichsland., Metz. H. Lupus. 11102/0», S. BH9 ff.
*) Viollct-If-Duc, Dictionnaire d'Architecture VU, S. 130, «pignon».
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andere Motiv1) lothringischer Architektur auf die römische Zeit und
Lehre zurückführen läßt.
Das aber zeigen diese beiden kleinen Anwesen, die übrigens auf
Grund ihrer Detailformen wohl der zweiten Hälfte des Mi. Jahrhunderts
zuzuweisen sind, mit welchem künstlerischen Reize auch solche nach
Grüße und Bestimmung äußerst bescheidene Objekte von einem fein-
fühligen Meister ausgestattet werden können! Noch dazu ohne be-
sondere Mühe, nur mit ein wenig sicherem Geschmack, ein wenig Liebe
zur Sache und etwas Mitgefühl für die Menschen, die in dem neuen
Haue später hausen sollen; vor allem andern aber mit — weiser
Mäßigung!! — Würden wir dem wieder nachstreben, dann wäre die
entsetzliche graue Kintünigkeit unserer Straßenwände bald gebannt, be-
sonders käme dazu noch die endliche Aufgabe unserer möglichst
schnurgeraden Baufluchtlinie, der der absolute Mangel unserer Straßen-
bilder an jeder malerisch-heimlichen Wirkung in erster Linie mit zu
verdanken ist.
Allerdings müßte hierzu auch erst mit der unserer Zeit offen-
bar zur zweiten Natur gewordenen kulturfeindlichen Ueberzeugung
gebrochen werden, daß jedes Haus zu allererst eine möglichst rentable
Kapitalsanlage zu sein habe, anstatt des trauten Heims, wenn möglich,
nur einer Familie. — — —
Einer fremden Welt scheint nach alledem das in der Abb. 12 dar-
gestellte und dem 18. Jahrhundert angehörende Haus aus dem eigent-
lichen Gerbergraben zu entstammen. Bei näherer Betrachtung aber
bereitet es uns gerade durch seine Armut eine besondere Leberraschung,
denn in ihm erkennen wir schließlich nichts anderes, als einen in der
Ungunst der Verhältnisse äußerlich verwahrlosten, im Kern aber völlig
gesunden echten Nachkommen seines edleren Vorfahren der Tal. 2. Hin
Blick auf den Grundriß schon lehrt die Verwandtschaft. Wie dort,
auch hier eine Dreiteilung des Ganzen. (Die Wand zwischen dem
»Laden« und der angrenzenden Stube ist. wie die Stellung des Kamins
zeigt, spätere Zutat!) Die hohe Diele aber ist hier versehwunden und
der Raum, den sie eingenommen, den beiden Stuben zu Gute gekommen,
die damit sehr stattliche Verhältnisse erhalten haben. Die Treppe ist
dabei an die eine Brandmauer verlegt worden, wo sie in einem l^uufe
und in etwas halsbrecherischer Steilheit von einem Stockwerk zum
andern führt. Den hinter und unter ihr verbleibenden schmalen Raum
'} Hohlziegel, flaches Pfettenduch. Giehellosigkeit, kleine Fensterchen des
obersten Geschosses, trotz einer zur Anlage größerer ausreichenden Höhe; Dach-
rinne auf dem Mauerhau|>t, Grundriß der sogen. »Kermes» (Pachthöfe) u. s. f.
- ltt -
aber haben Alkoven eingenommen, während nach dem Wasser zu ein
gleichfalls mit einem Cheminée ausgestattetes kleine» Zimmerchen noch
ein Stück der Laube abschneidet.
HANDWERKER - HAUSER' DES i
OAHRMUNOERTS'SU-
METZ • IN • L.OTHR-
ANSICHT» UND* l_*AN©ENSCHNI IT-
• BLATT- 3 •
.M.t. iL'
hiese völlig in das Gebäude einbezogene, geräumige und verglaste
Laube aber isl offensichtlich aus der rorgekragtea offenen Gallerie des
i'1'slen Beispiels entstanden, mit der sie dieselben Zwecke gemein hat
t'vergl. Abb. 13).
Wie der Schnitt (Abb. 12) zeigt, he.-it/.t das Haus sieben Geschosse.
« ine Folge der eigenartigen Geländeverhältnisse an dieser Stelle, die es
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- \1 -
mil sich bringen, daß von der Rückseite aus das Gebäude im dritten
Storke zu ebener Erde betreten werden kann. Von diesen sieben Ge-
schossen aber sind nur zwei einst zum Wohnen bestimmt gewesen,
also auch hierin Uebereinstimmung mit dem ersten Beispiele. Alle
übrigen Stockwerke sind für der« Betrieb bestimmt; die oberen wohl
als Stapel-, die unteren als Werkstatträume und verraten damit
einen weit größeren Umfang des letzteren, als er in dem ersten
nur möglich war. Wenn so diese zweite
Anlage als eine heutigen Wohnbedürfnissen
angenäherte Kortentwiekelung des Hauses
des 16. Jahrhunderts erkannt werden muß,
so wirkt dabei der ihren Erbauern und
Bewohnern, im Gegensatz zu denen des
vorigen, offensichtlich innewohnende Mangel
an allen feineren kulturellen Bedürfnissen ganz
besonders auffallend. Es wurden dafür weiter
oben die Zeitverhältnisse mit ihrem harten
Drucke verantwortlich gemacht, jedoch darf
auch nicht vergessen werden, daß sich im
18., dem »Jahrhundert der Aufklärung«, beim
eigentlichen Volke ganz Europas eine Ver-
kümmerung des formalen und ästhetischen
Sinnes bereits stark erkennen läßt, der dann
im Jahrhunderl darauf nahezu ganz verloren
geht. Die französischen Stile des Louis XIV.
bis XVI. und des Empire ändern hieran nichts,
sie sind reine »Hofstile< — Parkettprodukte!
Zu denken giebt die aus Schnitt und
Grundriß ersichtliche starke Frontmauer, die
etwa 4 tn hinter der Flucht am Wasser zurückbleibend, nur durch
die drei untersten, unter dem Niveau der Straße liegenden Geschosse
geht, während darüber der ganze Bau bis an die Flucht vorsetzt. Zieht
man in Berücksichtigung, daß die Front an der Straße und auch die
beiden hohen Brandmauern massiv sind, während der obere Teil der
Wasserfront in sehr leichter Holzkonstruktion ausgeführt ist, so drängt
sich fast die Vermutung auf, diese heute nur noch als Fragment er-
haltene Mauer habe einstmals die Vorderfront des Hauses nach dem
Wasser zu gebildet.
Gestützt wird eine solche Annahme nicht nur dadurch, daß in
den unteren vier Geschossen die Balkenlagen an der Stelle die Rich-
Jahrbucl. <K Ge». f. Intlir. Geschichte u. AHorliiinsk , Jahr*. /0 -
Abb. 13.
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- 18 -
tung wechseln, wo die Mauer stehen würde, sondern auch durch die
Wahrnehmung, daß sämtliche Häuser auf
der linken Seite des Flusses dieses merk-
würdige Zurückbleiben der unteren Mauer
und darüber das Vorselzen des übrigen
Baues zeigen.
Es wäre das dann der heute noch
wahrnehmbare Ausdruck des das ganze
Mittelalter hindurch währenden Strebens
der Anwohner, den Fluß im Interesse der
Vergrößerung ihrer Anwesen immer mehr
einzuengen.
Vielleicht war aber auch, als einfachere
Erklärung, der freigelassene Raum am
Wasser für den Betrieb, etwa zum Trocknen
der bearbeiteten Felle, erforderlich, worauf
die dort angeordneten freiliegenden kräftigen
Balken hindeuten, und die untere Front-
wand von Anläng an zurückgesetzt; —
wenn nicht, was ebenfalls möglich, beide
l'rsachen zusammen gewirkt haben, so*
daß dann der ursprünglich vorhandene
Trockenplatz im Freien durch das vor-
dringende Haus überdeckt worden wäre. —
Zum Schlüsse ist nun noch einer Eigentümlichkeit zu gedenken,
durch deren Besitz das Haus
für unser Thema erhöhten Wert
erhält. Und zwar sind dies im
untersten, mit einem massiven
Tonnengewölbe überdeckten Ge-
schosse nach dem Wasser zu
die sogenannten »Bernien«.
Von ihnen ist in Urkunden
und Akten oft* die Rede, ohne
daß sich der Forscher bisher
eine klare Vorstellung von
ihrem Wesen zu machen im
Stande war.
Diese »Bermen«, das sind
versc hieden große und liefe gemauerte drüben zum Weichen der Felle
Abb 14
Abb. 1».
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- 19
in der Lohe, haben sich in unserem Beispiele noch im alten Zustande
erhalten und sind sogar heute noch mit einer sehr zweifelhaft aus-
sehenden schwarzen Brühe gefüllt, die offenbar bisher von dem ein-
dringenden (îrundwasser der
Seille stets wieder gespeist
wurde.
Der Grundriß in Abb. 14
zeigt sie längs der Brand-
mauern zu beiden Seiten eines
Mittelganges angeordnet, von
dem Teil B rund 0,80 m höher
liegt, als Teil A. Die Tiefe der
Gruben ist erheblich und beträgt
vorn 1,11 m unter Fußboden-
oberkante und hinten rund 2 m (vgl. Abb. 15 und 16i, womit sie nicht
nur für ihren eigentlichen, sondern in der unheimlichen Dunkelheit
ihres Ortes auch für weniger freundliche Zwecke recht geeignet er-
scheinen. —
Außer den beiden nunmehr hier behandelten sind in den Straßen
der Allstadt noch eine ganze Anzahl anderer dieser alten Klein-
'bürgerhäuser erhalten; darunter einige von besonderem Interesse.
Ihre Bearbeitung mag einem der folgenden Bände des Jahrbuchs
vorbehalten sein.
Kines aber zeigen uns diese Häuschen als sicheren und alten
Besitz des bekanntlich so ungemein »düsteren Mittelalters': die Verwirk-
lichung eines Grundsatzes, der uns fortgeschrittenen Modernen leider
noch immer nur als traumhaftes Ideal vorschwebt: Jedem Manne sein
Haus ! — Die Grundlage aller wahrhaft gesunden sozialen und Heimats-
politik.
»Klein, aber mein!«
3»
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- 20 -
Die Benediktiner-Abtei S. Arnnlf vor den Metzer Stadtmauern.
Eine archäologische Untersuchung.
Von Dr. R. 8. Bour, Metz.
(Fortsot2unj<.i
HI. Die regulären Klostergcbäude.
linier regulären Klostergebäuden versteht man diejenigen Teile
den Klosters, welche neben der Kirche unbedingt zum Gebrauche der
Mönche erforderlich waren, so daß dieselben genau im Anschluß an
die Regel ihre gesamte Lebensweise einrichten konnten. Diese Hauten
gruppierten sich in der Regel um einen viereckigen Hof und schlössen ,
sich seitlich an das Nebenschiff der Klosterkirche an. Im einzelnen
sind die nachstehenden baulichen Einrichtungen zu behandeln.
1. Der Kreuzgang (Claustrum).
Die Lage des Kreuzgangs ist bekannt '). Die Angaben des Cere-
moniale bestätigen, daß derselbe aus vier im Viereck angelegten Gängen
bestand, von denen drei in der Mitte einen Zugang zu der von ihnen
eingeschlossenen Area gewährten. .Sämtliche vier Seiten hatten Licht-
zufuhr durch kleinere Arkaden, deren Stützen auf einer ca. 0,50 m
hohen Mauer aufsetzten, während die Bögen selbst nach oben wahr-
scheinlich von größeren Rögen eingefaßt waren. Fügen wir noch
hinzu, daß der Kreuzgang sehr wahrscheinlich nicht eingewölbt, son-
dern flach gedeckt war, vielleicht sogar ein offenes Dachgebälk halte *).
und wir haben zweifellos ein annähernd richtiges Bild des Claustrum
in der romanischen Periode.
Von sicher in späterer Zeit an diesem Bauteil vorgenommenen Um-
gestaltungen sagen die von mir zu Rate gezogenen Dokumente nichts.
Dem Ceremoniale entnehmen wir, daß im Kreuzgang Sitzbänke
vorhanden waren, indes wohl nicht auf allen vier Seiten. Ob dieselben
an die Hauptmauer anlehnten, wie in so manchen Klöstern clunia-
zensischer Richtung, oder an dit» Seile mit den Arkndenöffnungen, wie
l) Vgl. J Iii». XIX, Taf. III. — Bei manchen Klosterkirchen war zwischen Claus-
trum und NebenschifT noch eine Arl Veslibutum angelegt, das zu allerhand Zwecken
dienen konnte. Für S. A. kann ich sein Vorhandensein in keiner Weist- begründen.
Nirgends wird dieser Baum erwähnt. Die FulHvaschung der Annen am Grün-
donnerstag findet im Kr eu /gang statt. Nehmen wir schließlich auch an, dieser
Haum hätte zu Austens Zeiten bestanden, so hätte er bei der Erweiterung und
Erbreiterung der Kirche durch Warmus il04t)i verschwinden müssen.
') Kreuzgänge aus »lieser Zeit sind nur mehr in geringer Zahl erhalten,
z. B. in SchaO'hausen neben dem Münster mit der Schillerglocke.
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21 -
aur dem Plane von S. Gallen, wo auch mehr Licht war, isl nicht ge-
sagt1). Das erstcre ist das wahrscheinlichste.
Da ferner die Klosterinsassen öfter im Clanstrum lesen bezw.
studieren, und zwar ein jeder für sich *), und sie zuweilen aus einem
andern Bau kommen, von wo sie ganz sicher keine Bücher mitbringen
konnten, z. B. aus dem Schlafzimmer 3), müssen wir weiter annehmen,
daß sich daselbst in der Mauer auf der Seite der Kirche oder in der
Nähe des Kapitelsaales kleine Wandschränke oder Nischen zur
Aufnahme derselben befunden haben4). Möglicherweise dienten sie
noch andern Zwecken.
Nach dem Ceremoniale bediente man sich des Kreuzgangs in S. A.
zunächst als Wandelhalle, wo die Mönche in der kurzen Zeit der Er-
holung, die ihnen die Begel gewährte, sich bewegen, erholen und unter-
halten konnten5]. Dann als Lesehalle oder Leseraum bezw. Studier-
raum für die Knaben und Mönche0). Das Lesen war bald ein lautes,
um sich zu üben, dann wieder ein Durchgehen einzelner Kapitel der
heiligen Bücher. Endlich war mit dem »Lesen* auch ein förmliches
Studium gemeint7).
Außerdem wurde der Kreuzgang sehr häufig benutzt zur Abhaltung
von Prozessionen mehr oder minder feierlichen Charakters. Es verging
eigentlich keine Woche, in der nicht eine oder gar mehrere stattfanden").
') Cer. S. 23, Hll : Eant in claustrum sedere et ibi vacent lectioni. - Nach
den Consuet. Cluniac. saßen die Knaben längs der Mauer; ihnen gegenüber auf
dem Rande der Außenmauer die Magistri, die sie überwachten. Dieselbe doppelte
Sitzreihe sollten die Mönche beim Rasieren bilden, das gleichfalls im Claustrum
vorgenommen wurde; Migne. P. L. 149, col. 747 bezw. 75S)
') Ccr., S. 22: tenendo quilibot librum suum.
«) Cer., S. 8i>.
*} Ciuny hatte diese Wandschränke. In den Consuet. Cluniac. I. III. c. IX
heißt es: Juvenes .... quando libros in armariolum, quod est in claustro, re-
ponunt, ... ; Migne. P. L. 14«. col. 748 ; vgl auch lintart, II. S. 27.
•) Ccr,. S. 20. !)5: loquuntur in claustro; 81. 8«: Spazieren unter Still-
schweigen; 128: sedeant in claustro.
■) Cer., S. 22, 82, 8f>. 8i>.
') Man denke an das «attende lectioni« der Bibel, I. Tim. IV, 13. Dem
Abte Walo muß sein Gegner Manasses von Reims nachrühmen, daß er beständig
dein Studium sich hingebe lectioni semper intenlum ; Mabillon, Vetcra Analecla,
ep. III. S. 4.
•) Daher offenbar der Name >Kreuzgang<. Das Kreuz wurde den Prozessionen
vorgetragen; Kraus, Realencyklopädie der christlichen Altertümer, II, S. 238. —
Kbenda fand am Gründonnerstag die Cérémonie der Fußwaschung der Armen
statt. Letztere wohnten der Messe am Kreuzaltar bei. Nachher nahm der Abt
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- 22 -
Ueber das Aussehen des eingeschlossenen viereckigen Raumes
erfahren wir gar nichts aus den Quellen. Zweifellos war in der Mille
ein Brunnen. Es kann dort nur jene Cisterne gewesen sein, die hei
den Ausgrabungen in den Monaten März und April 1905 etwa an der
auf unserm Plane verzeichneten Stelle freigelegt wurde. In ihrem
größten Durchmesser hatte sie 4 m, war aber nur mehr in einer Höhe
von ca. 0,50 m erhalten.
Die Frage, ob dieses viereckige Feld als Begräbnisplatz gedient,
dürfen wir einstweilen verneinen, da größere Reste von Gebeinen da-
selbst nicht ausgegraben wurden. Niemals ist von einem Besuche von
Gräbern an dieser Stelle die Rede. Das Ganze bildete eine Garten-
anlage1) mit zwei senkrecht sich schneidenden Hauptwegen.
Im Claustrum selbst, sei es im Boden, sei es in der anstoßenden
innem Mauer, befanden sich Grabstätten wie in den Kreuzgängen der
andern Klöster unserer Stadt. Vielleicht könnte man an diese Stelle
die Gräber der Familie de Ruèce verlegen, aus welcher Renaldus, Abt
von S. A.. hervorgegangen ist*).
2. Die Sakristei (Secretarium); die Schatzkammer;
das Klosterarchiv.
lieber die Lage dieser Räume sind wir im unklaren. Die einzige
Stelle im Ceremoniale (S. 82), wo die Sakristei als »Secretarium« er-
wähnt wird, ist so allgemein gefaßt, daß sie keinen Schluß gestattet.
Sicher ist, daß sie weder an das Oberchor angebaut war, so daß man
direkt aus dem Presbyterium hätte hineingelangen können, noch an
die Ostseite der Querschiflarme, da, abgesehen von den beiderseits an-
gebrachten zwei Nebenapsiden, die schon dagegen sprechen, keine Spur
irgend eines Anbaues bei den Ausgrabungen zu Tage getreten ist. Der
gewachsene Sandboden, der die Fundamente an diesen Stellen umgab,
bewies mehr als hinlänglich, daß ein Anbau nicht bestanden haben
kann. Demnach hätten wir die Sakristei wohl auf der südlichen oder
die Cérémonie vor und beschenkte die einzelnen. - Im Kreuzgang ließen sich
die Mönche zu bestimmten Zeiten rasieren.
l) Vgl. Plan von S. Gallen, wu ein Sefibaum verzeichnet ist. sowie den-
jenigen Eadvvins nebst den diesbezüglichen Stellen in den Constit. Hirsaug. I. II, c. tri
und Consuet. Cluniac. 1. II, c. 8 (Herbarium claiistrt); Migne. P. L. Iii), col. 746.
Baillel, S. 447 : Renaldus ... ex genere Huessorum, qui in chtuMro Ar-
nulfino extra urhem sepulturae locum hahent. — Es stellt sich aber hier die Krage,
ob nicht insbesondere wegen des Zusatzes t.rlm urhem, falls derselbe ursprünglich
ist. der Ausdruck CbtHstmm ganz allgemein in der Bedeutung von Kloster auf-
gefaßt werden soll.
— 23 -
nördlichen Frontseite des Querschifles oder in unmittelbarer Nähe des
letzteren zu .suchen. Die erstere Stelle wäre die regelmäßigere und wegen
der Nähe des Claustrum und des Dormitorium auch die gesichertere.
In diesem Falle diente die Marientür als Ausgangstür aus dem Quer-
schilT, und die Sakristei lag jenseits des Durchgangs gleich hinter der
zum Schlafsaale führenden Treppe.
Doch hat diese Ansicht ihre Hedenken. Nach verschiedenen
Kinzelheiten zu urteilen, mochte man die Sakristei eher nach Norden
verlegen. Wenn z. B. nach einer Prozession am Weihnachtstag die Mönche
ins Chor zurückkehren, der Aht hingegen, statt daselbst zu bleiben,
zu dem am Kode des nördlichen QuerschitTarmes gelegenen Martinus-
allar sich begibt, wo eine Cathedra steht, daselbst den Chormantel,
den er während der Prozession getragen, ablegt, die priesterlichen Ge-
wänder hingegen anlegt, um gleich nachher die Messe zu singen; wenn
dann dasselbe für Mariae Lichtmeß berichtet wird so legt sich doch
die Frage nahe, ob nicht auf dieser Seite die Sakristei sich befunden
haben tmiß. Warum hier das Ankleiden? - - Warum heißt es an
einer andern Stelle, daß der Priester, der am Palmsonntag nach Seg-
nung des Weihwassers die Runde in den Klostergebäulichkeiten macht,
nicht durch das Chor hindurchgehen soll, sondern zwischen der West-
seite des Chores und dem Kreuzaltar? Kr und seine Ministranten mit
Kreuz und Weihratich waren also im linken Querschiff oder im Sakristei-
raum, wo das Weihwasser gesegnet worden. — Kbenda auf der Nord-
seite hatte auch jener Custos seine Schlafstätte, von dem in der Legende
Amalars die Rede ist8). Nach dem Bau des Jahres 1049 hatte er es
gewagt, die Kraft der Reliquien des bekannten Liturgikers auf die Probe
zu stellen. Da erschien ihm nachts Amalar, von der linken Seite
der Krypta herkommend (denn auf jener Seite befand sich die Lager-
stätte), und bestrafte ihn Tür sein Vergehen. — Daß Farfa, Monte-
cassino und andere Abteien aus jener Zeit die Sakristei auf der dem
Claustrum entgegengesetzten Seite hatten, sei nur nebenbei bemerkt3).
Abgesehen von den vorhandenen Schränken wissen wir über das
innere Aussehen des Sakristeiraume.s nichts. Ungefähr dasselbe gilt
von der Schatzkammer und vom Klosterarchiv, wo die werl-
volleren Sachen, Reliquiarc, goldene und silberne Kultgeläße, Diplome,
•) r.er.. s. m-, m.
') Calmet. Fr. I, S. 54K; Kl. K. S. 38, 3i) : Insecuta nocte adest vir
l)ei ... « Uro eripte aditn, illac (|U)dem erat prenominati fratris i=» Custos) stratus,
et . . . increpavit acrius. (quod) se inquictare fucril ausu.s.
■> Schlosser, Fig. 2 und 3.
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- 24 -
Urkunden, Manuskripte u. dgl. aufbewahrt wurden. Die beiden machten
wohl nur einen einzigen Bau aus, der sieh sehr wahrscheinlich an die
Sakristei anschloß und gewölbt war. Wie dieser Bau aussah, ist schwer
zu sagen. Ein gewisses Interesse beansprucht folgende Notiz, die wir
der Chronik verdanken. Im Jahre 1401 beraubten halsstarrige Mönche
im Bunde mit Laien den Schatz. Ils allèrent, sagt die Chronik, (hott
a une loltv et brisèrent plusieurs huis (= portes) et entront dans la
dite volte . . . prinrent tout ce qifilz trouvèrent dedans, or, argent,
vaisselle et aultres choses. . . . Nachdem der erste Raub gelungen,
kehrten sie zurück, pour alleir quérir la vaisselle d estain et de cuivre
qui estoit en une autre volte. So wurde alles weggeschafft im Werte
von 7000-8000 Floreni «).
Weniger dürftig sind wir unterrichtet in bezug auf die Gegen-
stände, die in diesen Bäumen aufbewahrt wurden, obgleich wir für
verschiedene nicht sagen können, ob sie in der eigentlichen Sakristei
oder im Schatze untergebracht waren.
Das Ceremoniale führt an:
1. Heilige Gefäße, z. B. verschiedene Meßkelche, bedingt durch
das gleichzeitige Zelebrieren an mehreren Altären, nebst Zubehör2),
eine l'yxis zur Aufbewahrung der Eucharistie vom Gründonnerstag auf
Kaifreitag8), eine Ampulla mit detn heiligen Oele zur Spendung der
letzten Oelung4): —
2. Liturgische Bücher. z.B. ein Kvangeliar, lex tus evangelii,
auch einfach textus genannt. Graduale mit den Gesängen der Messe,
Antiphonare mit den Gesängen für das Officium, Psallerien, die der
Gantor an die Mönche verteilte, ein Ceremoniale, das wir heute noch
besitzen, ein Rituale mit den Gebeten für Spendung der Sakramente''); —
l) lluguenin, S. 123. — Als Nachspiel hatte dieser Diebstahl die Verbannung,
welche die Dreizehn am 12. Mai 1404 gegen einen gew issen Jean Bichoway aus-
sprachen, der zur Beraubung des Schatzes — de la voulte de Mgr. «le Saincl
Arnoult — seine Zustimmung gegeben und die Diebe in seinem Hause beherbergt
halte. Melzer Stadtarchiv, Cartnn 99.
») C.er.; S. 84, 93.
') Cer., S. 85.
«) Her., S. 251.
*) Cer., S. 7, 70, 71,87. 90, 103. 184 (cum textis evangelii), 228 {über evan-
gelieus); 7, 10. 27; 44; ;V8; 250. — Die Bücher, deren sieh die Mönche bei
der Rezitation des Officium bedienten, blieben im Chore. Wie man für ihre Be-
schaffung und Instandhaltung sorgte, zeigt eine Vereinbarung zwischen den
Mönchen und dem Abte Alexander vom Jahre 1338. Darnach wurde bestimmt,
>«fue pour remédier à la <htérior<iti»n tir* lirrr* (et ornements d'égliseï, on y em-
ploiera la prébende de la première année de chaque religieux qui fera profession
3. Liturgische K I « i H u n g s s l ü c k e , von denen die einen direkt
für den Altardienst bestimmt waren, während andere den im Chor sich
befindlichen Mönchen bei kirchlichen Feierlichkeiten dienten, z.B. Alben
für alle Brüder1), für alle Knaben"), sogar seidene8); dergleichen Chor-
müntel oder Cappae für alle Mönche4); Altartücher5), linteamina oder
mappae genannt, verschiedenfarbige Kasein. Tuniken und Dalmatiken ; —
4. Allerhand Dekorationsgegenstände: Teppiche zum Be-
legen des Fußbodens der Kirche und des Chores bei gewissen Gelegen-
heiten, gewebte, figurierte Teppiche und Vorhänge, Pallia, tapeta,
chortinae genannt, zum Ausschmücken des Eingangsportales am Palm-
sonntag 6), zum Belegen des Stuhles, auf dem am Karfreitag das Kreuz
aufgestellt war 7), zur Ausschmückung des Chores, z. B. an Weihnachten ■),
der Chorstühle9), der Altäre10); — ein Velamen zum Verhängen des
Kruzifixes in den zwei letzten Wochen der Fastenzeit ; — ein anderes,
das vor dem Chor ausgespannt war; — Fahnen aus Seide, die an
mit einem Kreuze abschließenden Stangen befestigt waren11); — sonstige
Dekoration für Chor, Altäre, Laienraum u. s. w. ");
5. Sonstige auf den Kult sich beziehende Gegenstände:
Prozessionskreuze13), ein größere- Kruzifix, ein Silberkreuz 14 ), Kerzen-
träger für die Altäre und bei Prozessionen16), ein resticulum ligneum
dans la suite et que les dits nouveaux profès paieront dans la suite à leur ré-
ception six livres pour une chape outre les 4 qu'ils payaient d'ancienne coutume*.
Vgl. S. 27 des handschriftlichen Inventars des Klosters im Bezirksarchiv.
') Cer„ S. 69, 70. 73, 95, 104, 106. 128. 133, 161 u. s. w.
■) Cer., S. 20, 95.
»} Cer., S. 228.
») Cer., S. 103, 124, 238.
*) Cer., S. 20 u. s. w.
•i Cer.. S. 74. — Nach dem Inventar von S. A. (S. 52 colt. S 8) hatte der
F.lemosinariiis für die «nattes de l'église et du chevur« Sorge zu tragen.
') Cer.. S. 90.
«) Cer., S. 19.
') Cer., S. 7.-).
10) Cer., S. 75.
") Cer.. S. 69, 70.
") Cer.. S. 19, 95. — Manche dieser Gegenstände waren Geschenke; vgl.
Xekrol. fol. 8 a, 15 h, 25 h. 28 a.
") Cer., S. 58, 69 ; 71. 74. 228: bald größere, bald kleinere; S. 71.
") Cer.. S. 90. Das Kruzilix w urde auf einem perforierten Stuhle vor
dem Hauptaltar aufgestellt. — Die Matricularii trugen ein größeres Kruzilix
am Palmsonntag unter die l'lme von S. Laurentius und brachten es wieder zurück;
S. 73-75. — Das kleine Silbeikreuz enthielt eine Kreuzpartikel und wird mehr-
mals erwähnt, z. B. Cer.. S. 90, 92. 2H3.
'») Cer., S. 7, 22. 77. »», 228. 250.
- 26 -
für 25 Kerzen '), einen Lampadifer oder Lichterständer fur 7 Kerzen *),
eine Osterkerze *), eine Laterne*), mehrere Weihwasserkessel5), Weih-
rauchbüchsen"), eine Pertica 7), mehrere Weihrauchfässer8), ein beweg-
liches Pult9), einen Tisch10), eine bewegliche Cathedra"), die Insignien
des Abtes ") u. s. w.
6. Sehr reich war das Kloster an Reliquien, von denen es
viele von dem Metzer Bischof Theodorich, manche wohl auch von dem
Papste Leo IX. erhalten"). Teilchen von den Kleidern der 12 Apostel
sowie zwei Knöchel von zwei alttestamentlichen Heiligen führte man
auf Bischof Patiens zurück u). Ihm verdankte angeblich das Kloster
einen Zahn des Evangelisten Johannes, die einzige Reliquie des Apostels
nach Arnulfiniseher Tradition'6), daher auch angestaunt und ange-
zweifelt von Leo IX. und den bei der Konsekration anwesenden Prälaten.
Auch nach 1552 blieb dieser Zahn in Khren. Hohen Besuchern der
Abtei wurde er gezeigt 16) und als Beleg für seine Authentizität der Unfall
') Cer., S. 77. Es war dies ein hölzerner Kerzenständer, der oben in Dreieck-
form auslief. Während der Matutin der drei letzten Tage in der Karwoche stand
er am Hauptaltar und trug 25 Wachskerzen, die nacheinander ausgelöscht wurden.
Vgl. Prost, C, S. 362.
*) S. S. 131: lampadifer septiformis munere. Die Siebenzahl deutete wohl
auf die sieben Gaben des heiligen Geistes hin.
•) Cer., S. Stö.
4) Cer., S. 83.
») Cer, S 23, 69, 102, 131 u. s. w.
*) Cer., S. 3, 101. Es sind einfache Buchsen mit Weihrauch gemeint.
') Cer., S. 83, 95. Es war dies eine lange Stange zum Tragen des Feuers
am Karsamstag.
•) Cer., S. 3. 7. 70, 83.
•) Cer., S. 27.
Cer.. S. 183. Derselbe wurde am Purifikationsfestmit weißem Linnen be-
deckt und vor dem Altar der Gottesmutter aufgestellt, um die zu segnenden
Kerzen zu tragen.
") Cer.. S. 74; vgl. S. 28 u. 18«.
"I Cer.. S 183, 186: Stab, Mitra, Sandalen. Handschuhe. Dalmatika; Jhb.
XV, S. 300: 1, S. 74. — Vgl. über die Kleidungsstücke das neue Werk von J. Braun,
Die liturgische Gewandung, Freiburg 1907, S. 247 ff, 35!) ff, 384 ff. 424 ff.
w) Vgl. Dieudonné, Mémoires sur Metz, III (Ms. 159 der Metzer Sladl-
bibliothek), fol. 90 a.
'•} Ms. 245, fol. 3a. 4a; Kl. K. S. 122, 124, 125.
'*) Auch S. Denis rühmte sich des Rcsitzes eines Zahnes: Doublet, Histoire
de l'Abbaye de S. Denys. Paris 1B25. S. 336 ff.; Revue ecclésiastique de Metz,
XII, S. 14. Ann». 3.
'") Z. B. der Herzogin de la Valette und der Marquise de Vernetiil: Chaberl.
Journal de Séb. Floret. Metz 1862, S. 55.
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des Skeptikers Heribert erzählt, von dem an anderer Stelle die Rede ist.
Nach Deserochels hatte das Kloster noch »den Finger des heiligen
Stephanus und andere Reliquien ohne Zahl«1). Zweifellos gehörten die
meisten der im Katalog des Priors Jobal vom Jahre 1719 verzeichneten
Reliquien dem alten Kloster an, da man seit 1552 weniger Gewicht
auf ihre Vermehrung legte'); desgleichen auch früher nach Kraus
der bekannte Ring des heiligen Arnulf*).
Vom kunstarchäologischen Standpunkt interessieren uns
vor allem die Reh älter, in denen diese Reliquien geborgen waren.
Neben dem bereits angeführten Silberkreuz wären zunäeht zu er-
wähnen die sog. Phy lakterien, die keineswegs das waren, was
Prost meinte4), sondern eigenartig gestaltete Säckchen, Stoffstreifen
und kleine Rähmchen, in denen nach dem Ceremoniale Reliquien sich
befanden1"'). Diese und andere kleinere und größere Reliquiare wurden
bei den Prozessionen von den Mönchen getragen").
Schon im 12. Jahrhundert hatte S. A. ein Reliquiar in Form
eines Armes, das aus vergoldetem Holze hergestellt war7).
') Descrochets, S. 17.
*) Vgl. denselben bei Baillct, S. 653—657. Bei Abhandlungen, wie sie bei-
spielsweise Stückelberg für die Schweiz zusammengestellt, wären auch diese zu
berücksichtigen, I'eber den von Dieudonné a. a. 0. fol. 122 gegebenen Katalog
von Reliquien, die nach einer Authentika vom Jahre 1722 (nicht 1422, wie Kraus
S. 648 sagt) sich in einem noch zu erwähnenden kupfernen Reliquiar vorfanden,
siehe weiter unten.
*) Kraus, S. 649 und 562. An letzter Stelle wird der Ring ausführlicher
beschrieben und sein Alter nach Le Blanl bestimmt. Daß der Ring aber nicht
erst im 18. Jht. der Kathedrale angehörte, wie man aus Kraus S. 562 vielleicht
schließen könnte, sondern bereits im 12. Jht., das beweisen das Ceremoniale von
S. Arnulf (S. 228) und dasjenige der Kathedrale (bei Prost, C. S. 370) Das ge-
naue Datum des Besitzworhsels, falls ein solcher anzunehmen ist, konnte ich
noch nicht ermitteln. — Eine Urkunde des Metzer Bezirksarchivs (H. 161 n. 2 a. 1540)
enthalt ein Protokoll, das sich auf diesen Ring bezieht. Bei der Erwähnung der
Präsentationszeremonie am Arnulfsfeste führt es auch den »altare sanetae Crucis
silarn in medio navis ecclesiae« an. Eine andere Urkunde aus dem Jahre 1210
(Bened. Pr. I, p. 16i)j erwähnt >sacri vultus ac rcliquiae*. quae in ecclesia saneti
Arnulphi in proclarnationem illius injuriae — es handelt sich um eine schwere
Rechtsverletzung — contra iam dictum Arnulphum erant prostratae . . .«.
. *) Prost, C. S. 458 bezeichnet sie als «Pièces d'étoffe portant des inscrip-
tions et servant de décoration à la Cathédrale au XII« siecle«.
») Cer., S 182.
•) Cer., S. 118, 184; vgl. Consuet. Cluniac ; Migne, I' L. 149, col. 670.
*) Brachium ligneuni. coopertum deaurato argento. Es wird erwähnt im
Ms. 245, fol. 8a und darnach wörtlich im Kl. K. S. 125. 134. Dasselbe enthielt:
Reliquiae s. Symphoriani, s. Asklcpiodotis. s. Theodori marliris, s. Victorini, s. Ore-
- 28 -
fin Jahre 1552 übertrug man sämtliche Reliquien nach Ncu-S. A.
Durchaus berechtigt erscheint mir die Annahme, daß die im Katalog
von 1719 angeführten Reliquiare in der Mehrzahl, um nicht zu sagen
alle, in der Abtei vor den Stadtmauern vorhanden waren. Baillet führt
an ') : ein Reliquiar aus Holz in Armform, aber versilbert, ein anderes
in gleicher Form aus Silber, ein drittes in Form einer Hand aus Silber,
ein silbernes Reliquiar, das von zwei Engeln getragen wurde, fünf
weitere Reliquiare, denen ein besonderes Merkmal nicht beigelegt wird,
ein Silberreliquiar in Form eines Hauptes mit dem Unterkiefer des
heiligen Arnulf, ein Silbergefaß mit dem Schädel des heiligen Arnulf,
aus dem den Kranken zu trinken dargereicht wurde, eine Capsula oder
kistenartiges Gehäuse aus vergoldetem Holze mit dem Haupte des
heiligen Patiens, zwei andere Reliquiare in Emaille.
Dazu kommen die beiden großen Schreine, in welchen die
Erhebung der Reste des heiligen Arnulf durch Abt Simon 1167, sowie
des heiligen Patiens durch Abt Burchard 1193 erfolgte. Das Alter der
beiden Schreine rechtfertigt es, wenn wir ihre Beschreibung folgen
lassen, die wir Baillet verdanken. Er schreibt8), daß um den neuen
Schrein des heiligen Arnulf folgende Inschrift lief: Anno ab in-
caniatione Domini milksimo centesimo saagesimo sipiimo, indktione
(Iccima quintu, imperantc Domino Fridcrico, présente vencrabili Theodorico,
JUctensis Eccltww electo. sanetissimum corpus beati Arntdfi, Metcnsis
episcopi, a reverendo abbnte huius loci Simone, secundo nonas Junii, in
hoc vase translatum est. Der Schrein war geschmückt mit Bildern von
namentlich bezeichneten Königen und Kaisern. — Auf der einen Seite
figurierten die Könige Priamus, Marcomirus, Pharamundus, Clodius.
Mcroveus, Hildericus, Clodoveus, Lothar 1., Lothar IL, Dagobert, Clodo-
veus. Theodorich, Hildembcrt, Dagobert, Hildericus, Pippin, Kaiser Karl
der Große. Die andere Seite zeigte die Kaiser Ludwig den Frommen
gorii Spolctani, s. Crispiniani martiris, s. Mima(maltis sociorumque eius, s. Gengulli.
s.Vincentii, episcopi el martiris, s. Pelagiae. s.Daniclis. s. Alberti martiris, s. Car-
pofori martiris: de capite s. Maiolis abbatis; s. Goerici episcopi; de terra, supra
quam dccollatus est s. Mauritius ; dens s. Apriciae virginis ; reliquiac s. Stephani.
papae et martiris, s. Florentii martiris, s. Fronimii episcopi ; os de corpore saneti
Moysi (siel confessoris; de dalmatica s. Rleutherii ; de s. Wandregisilo ; de wanlo
s. Andreae apostoli; reliquiao s.Vincentii, martiris et levitae.
*) Vgl. Baillet, S. 6ÏW fT. Daß das an dieser Stelle angerührte Reliquiar aus
Holz in Armform identisch ist mit dem aus dem 12. Jht.. kann mit Sicherheit
nicht bestimmt werden, da die darin geborgenen Reliquien nicht identisch sind,
ist aber mehr als wahrscheinlich.
•} ba.Het. S.H79.H80; Meurisse. S. 117; Descrothcls. S.Öl; Bened. 11, S. 292.
29 -
und Karl den Kahlen, zwei Könige mit dem Namen Ludwig, die nicht
näher bestimmt werden, die Kaiser Karl und Arnulf, die Könige Otto,
Karl, Ludwig. Lothar, Ludwig, Hugo Capet, Robert, Heinrich, Philipp
nebst zweien namens Ludwig. — Am Fuße standen der heilige Arnulf,
der Dux Anchbus, Pippin, Karl Marlell, König Pippin, die Kaiser Karl
der Große, Ludwig der Fromme. Lothar, Ludwig, Karl der K., Karl,
Arnulf, Ludwig. König Konrad, König Heinrich der Sachse, Otto I.,
Olto II., Otto III. — Am Kopfende waren angebracht Heinrich IL,
Konrad II., Heinrieh III., Heinrich IV., Heinrich V., Lothar der Sachse,
Konrad III., Kaiser Friedrich. — Die Zusammenstellung ist auffallend.
Kürzer faßt sich Daillet über den Patiensschrein, der auf
Kosten des Konrad Imperialis, d. h. (nach Ansicht der Arnulüncr) des
Kaisers Konrad, aus Silber hergestellt bezw. dekoriert worden war und
folgende Inschrift trug: Corpus beati Paticntis, Mctmsis Episcopi, in
loculo isto a Dotnino Bttrcfiardo abbitte, ope et expensis Conradi Impe-
rialis. Anno ab Incanuitionc Domini M- C • XC ■ III conditum est1).
Zum Schatze gehörten, abgesehen von den 1401 gestohlenen
Sachen, andere wertvolle Gegenstände, die bei Gelegenheit eines
Krieges 1426 durch Abt Simon verpfändet wurden, nämlich: zwei
Smaragde, ein goldener Stab (= Abtsstab), ein emaillierter Stab, Saphir-
edelsteine, ein Diamant, ein Kelch, sechs silberne und vier vergoldete
Trinkgefäße, eine silberne Statuette (oder Relief?) des heiligen Georg,
ein silbernes Musikinstrument u. s. w. *).
Dem fleißigen Sammler Dieudonné verdanken wir die Kenntnis
weiterer im Schatze von Neu-S. A. vorhandener Kunstwerke, die
zweifelsohne fast sämtlich im allen Kloster aufbewahrt wurden. Wohl
dürfte die Erklärung, die er von der einet» oder andern Scene gibt,
nicht richtig sein. Nichtsdestoweniger ist seine Beschreibung sehr
wertvoll 3).
1. Zuerst führt er an ein sehr altes, in gotischen Formen ge-
haltenes, viereckiges K Ifenbein käs tchen, das er also beschreibt
(S. 117a— 118b):
Un coffre d'ivoire très ancien, long de 8 pouces, large de 5 pouces
et demi, haut de 4 pouces 8 lignes, dont les bas-reliefs représentent
d'un côté les dix apôtres assemblés, au milieu desquels saint Pierre
') Baillel, S. 384; vgl. Meurisse, S. 32; Descrochet», S. 52.
*) Maillet, S. 470: duo smarraddi, virga aurea, virga encnusla, sapphiii
adamas, ealix unus, sex sciphi argentei, quatuor aurati. imago s. Georftii argentea,
nrganum ex argento, carbunculus, un crosson etc.
Dieudonné. Mémoires sur Metz. III M 159). S. 117 a IT.
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- 80 -
impose la main droite soit à saint Clement soit à un autre apôtre ou
ministre de l'Evangile. Tous les apôtres ont un rayon de gloire sur la
tête, excepté celui-ci, qui paraît incliné profondément sous la main de
celui qui l'envoie et tient de sa droite un manipule. Chaque apôtre
tient un volume des saintes Ecritures, excepté celui qui ordonne le
nouvel évangéliste. On montre le livre ouvert à celui qui fait l'impo-
sition des mains, ce qui indique le pontifical. On ne voit ici toutefois
ni crosses ni mitres ni bâton pastoral (S. 117b). Celui à qui on impose
les mains et son voisin, qui paraissent tous deux revêtus de dalmatique
par-dessus leur robe longue, ont des souliers pointus aux pieds, les
neuf autres ont les pieds nus et sont placés sur des espèces de
marchepieds. Ce bas-relief est à une des plus longues faces.
Celui qui de l'autre côté lui est parallèle représente dans son
milieu un médaillon oval, au milieu duquel on voit le Père éternel,
assis sur un trône, ou .T.-C. lui-même étendant ses bras à ses côtés.
Du côté droit il impose sa main sur la tête d'un ministre revêtu de
dalmatique sur une robe longue, lequel a des souliers aux pieds et
s'incline profondément; il est hors du médaillon. A la gauche paraît
un ange, ainsi caractérisé par ses grandes ailes, qui est aussi hors du
médaillon, placé sur une base ou piédestal en forme de tourelle, faisant
(S. 118a) regard à celui à qui on impose les mains. Cet ange étend
les bras vers la main du Sauveur et semble recevoir de lui dans un
suaire le livre des Evangiles.
Le médaillon du milieu, dans lequel on voit la ligure décrite, est
porté par quatre anges volants, deux de chaque côté en haut et deux
de chaque côté en bas.
Les quatre coins de ce bas-relief, qui aboutissent aux quatre
angles de la boîte carrée, sont les figures des quatre évangélistes assis
sur des sièges antiques, ayant les pieds nus et écrivant chacun leurs
évangiles et ayant un écritoir à côté de soi. Chacun d'eux a son signe
particulier, placé sur un piédestal en forme de tourelle carrée percée
à jour. Saint Mathieu a son ange qui lui donne la bénédiction — macht
offenbar den Redegestus und diktiert — saint Marc son lion qui le
regarde, saint Luc son bœuf qui le regarde aussi et saint Jean, dont
l'aigle étend les ailes et tourne sa tète vers son maître (S. 118b).
Les deux bouts de la boîte représentent chacun en bas-reliefs
un grand séraphin à six ailes, comme ils sont dépeints dans Ezechiel:
sex alew uni, sex aine altcri, etc. Tous ces bas-reliefs en ivoire sont
entourés d'un cadre ouvragé en feuillage, dont les lames font les
quatre côtés de la boîte. L'ouvrage, quoique gothique en toute cette
ciselure, est cependant passable.
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31 -
2. In diesem ersten Kästchen stand eine kleinere Elfenbein-
kasscttc tnit Eisenbeschlag, die nicht näher beschrieben wird. Zwei
darin befindliche Kreuzpartikeln hatten die Mönche von Busendorr
dem Kloster S. Arnulf geschenkt l).
3. Cylindrische Elfenbeinbüchse, deren Deckel mit vier
silbernen Klammern garniert war*).
4. Blei käs tchen mit Reliquien. Der Boden war durchbrochen,
das Kästchen ohne jegliche Skulptur.
ö. Kleiner kupferner emaillierter Reliquienschrein in
Sargform. Die Beschreibung Dieudonnés lautet (S. 119a):
Petite chasse de cuivre entaillée- faite en forme de cercueil, soutenue
aux quatre angles sur quatre petits pieds, chargée dans son milieu de
deux médaillons émaillés. L'un représente le combat d'un lion avec
un dragon, l'autre un homme armé d'une serpette, qui taille la vigne,
et quatre petites pyramides ornées de roses en fleurons. Les médaillons
sont dans le milieu; voila pour un côté. De l'autre coté, deux pyra-
mides dans le milieu du colfre et quatre médaillons (S. 119b), deux
de chaque côté, deux sur la couverture et deux sur le coffret. — L'un
des médaillons du haut représente un homme armé d'un lléau et un
autre apportant une gerbe; au milieu d'eux c'est un grand fleuron
émaillé, environné de graines, qui voltigent et qui sont dorées. Le
pendant de celui-ci sur la couverture, c'est un homme et une femme
armés l'un et l'autre de glaives et de boucliers, qui se battent. — Au-
dessus, le premier médaillon représente une ligure bizarre dorée et
émaillée; c'est un singe revêtu d'un camail, dont la moitié du corps
se traîne en dragon et sa queue en divers feuillages, qui remontent
tout autour de la figure, en sorte qu'elle en laisse une de part et
d'autre. — Le pendant de celui-ci est aussi une chimère. C'est une figure
moitié femme moitié dragon, ayant dans sa partie inférieure deux pattes
et une queue en fleuron, sur laquelle (S. 120a) on voit un autre dragon
qui s'élance sur la femme; mais celle-ci, armée d'un bouclier, le lui
oppose et tâche de lui donner un coup de l'épée qu'elle porte dans sa
main droite. Tous ces médaillons ont deux pouces et demi de diamètre
et sont ronds. — Il y a une petite porte avec serrure à cette chasse,
') Dieudonné, S. 118 b.
*) Dieudonné (S. 119a) sagt über diesen and den folgenden Gegenstand:
Une boite d'ivoire cylindrique, dont le couvercle est garni de 4 petites agrafes ou
tenons d'argent, laquelle boîte contient une boite de plomb, remplie de plusieurs
reliques inconnues. Son diamètre est de quatre pouces neuf lignes; elle est toute
unie et sans sculpture; son fond est sauté. Auf welches Kästchen bezieht sich
das letztere Détail?
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- 32 -
qui ne ferme pas: on y a mis dix paquets de diverses reliques, donl
les étiquettes sont sans doute enfermées sous la soie; une ou deux
sont dans du simple papier sans noms. Il paraît par l'inscription, qui
est au-dessus, que cette chasse et la boîte, dont on vient de parler, ont
été visitées en 1722 et qu'alors on regardait toutes ces reliques comme
inconnues, mais, si on avait ouvert les paquets, on eût sans doute vu
leurs noms sur des bandes de parchemin qu'ils paraissent contenir en
les tûtant. Le coffret a 8 pouces de long et de haut et quatre de large.
On ne sait de quelle année est le monument.
6. Kupferner, in gotischen Formen gehaltener Reliquien-
schrein. Derselbe war sehr schön vergoldet und emailliert, »die
Figuren ziemlich häßlich oder gotisch«. Das Innere war aus Holz, das
mit vergoldetem und emailliertem Kupfer bedeckt war. Weder Datum,
• noch Inschrift waren vorhanden. Die Figuren waren natürlich farbig.
Dieudonné beschreibt ihn wie folgt1):
Le dit coffre a dix pouces de longueur, quatre pouces trois lignes
de largeur et sept pouces de hauteur (S. 121 a). D'un côté, sur la cou-
verture, on voit la figure de .l.-C. donnant sa bénédiction et tenant de
sa main gauche le volume des saintes Ecritures. — Saint Pierre tenant
une grande clef est à sa droite. Saint Jean l'Evangéliste est à sa gauche,
ensuite deux autres apôtres tenant chacun un volume devant leur
poitrine. C'est apparemment saint Faul et saint André. Ces cinq ligures nn
sont représentées que jusqu'aux genoux. Saint Jean seul est sans barbe.
Au-dessus sur le corps de la chasse, on voit la figure de la sainte
Vierge assise dans une espèce de trône, tenant l'enfant Jésus sur son
giron, lequel donne sa bénédiction aux trois rois, qu'il regarde venant
à lui et tenant en leurs mains des vases d'or, remplis d'or, de myrrhe
et d'encens. A côté du trône de la Vierge, on voit la ligure d'un roi
tenant un sceptre, surmonté d'une fleur de lis, de sa main gauche et
faisant la révérence de sa main droite au divin Enfant et à sa sainte
mère. C'est peut-être Charlemagne; il a sur sa tête un petit bonnet
d'azur avec un rebord vert, orné de trois boutons d'or; toutes ces
figures portent barbe (S. 121b), excepté l'éthiopien; près de ce dernier
on voit trois cols de chevaux, qui sont les montures de chacun des
rois mages, que le cadre du dessin coupe en cet endroit.
De l'autre côté du reliquaire, on voit en haut quatre médaillons
ronds et posés de file dans toute la longueur, séparés les uns des autres
par des vignettes: au-dessous ce sont encore trois autres médaillons
':• Diituilonn*. S. 120 b— 121b.
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— 33 —
plus grands que les premiers, ronds et posés de même, dont les dessins
sont répétés sur chacun, et dans leur intervalle on y voit, dans les uns
et les autres, une ligure bizarre de dragon vert ou bleu avec des ailes
et une queue, qui se termine en fleuron recoquillé; lesquels dragons
portent chacun une tête d'homme couverte d'un bonnet. Cinq de ces
bonnets sont plats et deux seulement à queue ou en pyramide, comme
des bonnets de dragons').
7. Kucharistische Taube, die bereits bei der Beschreibung
des Hauptaltars angeführt worden').
8. Prächtige, sehr wertvolle liturgische Kleidung3) in roter
Farbe, die Abt Pierre Michel gestiftet und sein Nachfolger .luville halte
vollenden lassen. Das auf derselben angebrachte Wappen der beiden
sollte diese Herkunft andeuten4).
9. Die sog. Stephanskasel, ein Geschenk Stephans I. von
Ungarn und seiner Gemahlin Gisela an Papst Johannes. Leo IX.. so
heißt es, trug sie bei der Konsekration im Jahre 1049 und schenkte
l) Folgt dann bei Dieudonné S. 122 a der Katalog der in dem Schreine ent-
haltenen Ncliquicn: Du bois de la vraie croix de N. S. J.-C; du bois de la châsse
de noire bienheureux Père saint Benoit; des reliques de saint Jean-Bapliste et
de plusieurs autres saints; du suaire et des vêlements de saint Hyacinthe; un
caillou dont on a lapidé saint F.ticnne; de la pierre sur laquelle notre Seigneur s'est
assis; petite lïolo de plomb, dans laquelle on ne .sait ce qu'il y a; de sainl André
apôtre; de sainte Hélène; de saint Benoit: des onze mille vierges; des martyrs
de la légion thébaine et de saint Maurice; de saint Cucufate; de saint Boniface :
de saint Clément, évoque de Metz; de la tunique de saint Jean l'évangelislc : de
saint Simplicien; des saints Prothc et Hyaeintc; de saint Symphoricn ; de sainte
Barbe: de saint Justin laïque; de saint Germain laïque; de saint Udalrique ( = l'Iric);
de sainl OUerie : feuilles des épines sur lesquelles saint Benoit s'est roulé : de
saint Apulé; de monte Oliveti ; de saint Nicolas: Oleum sanctae Mariae ; sancli
Victoris qui fuit ... (nicht ausgeschrieben! : (de) saint Georges; de sainl Airy ;
une côte de saint Sympborien; de saint Urse; de saint Cômc; de saint Felùx);
de sainte Gertrude vierge; 2 côtes, cheveux et ligature de sainte 'Name fehlt).
') Dieudonné, S. 122 b: Une grosse boule en forme de boite surmontée d'un
pélican et au-dessous ayant la ligure d'une colombe ou St. Esprit, laquelle servait
autrefois de suspension; elle est ornée de quelques pierres factices h facettes
dont 3 ou 4 sont arrachées, [.a boite est de cuivre mal doré avec des cizelures
de trophées d'F.glises.
s) Bescrochets. S. 16. Sie bestand aus Chormantel. Kasel. Tuniken und
Dalmatiken.
*) Dieudonné (S. lH3a). der das Wappen abgezeichnet und beschrieben hat.
bemerkt, daß die Kleidung à grandes colonnes de fleurons d'or frisé war und
fügt hinzu: Les oifrois ( aurifrisium, Borte) sont brochés en or avec des mé-
daillons précieux. Le fond rouge est un fin velours ciselé : on appelle cette étoffe
un drap de Venise : il est des plus riches.
•i
Jahrbuch A. Oes. f. lotlir. Üoschiehtc n. Altertumsk.. Jahrg. 20
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— M —
sic bei dieser Gelegenheil dem Kloster1). Kraus berichtet nur ganz
kurz über das wichtige Ornaments! ück, dessen Beschreibung bei Dieu-
donné er zweimal mißverstanden hat. Letzterer sagt, daß an der Kasel
ein späterer Pergamenlstreifen befestigt ist, auf welchem die ursprüng-
liche Inschrift ganz abgeschrieben steht : f S(fr*ph«nus) Hunyurorunt Ile.r
et (iisla diheta sibi conhtx mittunt hacc munira (also mehrere Kleidungs-
stücke!) domno ajwstolieo Joatmi. Von der ursprünglichen Inschrift
in Goldlettern auf einem blauen Streifen, der als Pendant zur Hals-
öflhung vorn auf dem Rücken angebracht war — die Inschrift wird u. a.
von Kraus wiedergegeben*) — , waren um 1770 nur mehr acht Buch-
staben sichtbar, während die andern gewaltsam entfernt worden waren3).
Der Best des Aurifrisium war noch in ziemlich gutem Zustande. — Kr
fährt weiter: On y voit autour du col, sur une bande de soie couleur
de pourpre ou de cramoisi4), douze médaillons de deux pouces et quatre
lignes5) de diamètre; ils sont tout ronds, travaillés en fil d'or et garnis
de petites perles, dont le plus grand nombre est enlevé. Le premier
médaillon est enlevé à demi et presque tout à l'ail ; le second oITre en
broderie une ligure de cerf courant ; le 3* un oiseau ; le 4e un quadru-
pède à la course à demi effacé ; le 5° la ligure d'un homme tenant de
sa main droite un sceptre, qu'il pose sur son épaule droite: les iS" et
7e sont l'un et l'autre la figure d'un ange ayant les ailes étendues; le
8e une ligure de femme; les 9* et 10° deux anges les ailes étendues;
le 11e une figure de femme; le 12e un animal quadrupède. Il n'y a
que six de ces médaillons, auxquels on voit encore une demi-douzaine
de très petites perles.
Dann kommt Dieudonné wieder auf das Aurifrisium auf der Rück-
seite zurück (S. 13ôa): Le reste de Vorfroi du derrière6) au bout de
l'inscription déchirée porte, sur une bande violette de deux pouces
•) Descruchels, S. H; Baillet. S. 308; Kraus. S. 618; Dieudonné, S. 90 b und
ausführlich S. 184 a ff. Auf S. 181), 140 modiiiziert letzterer einiges bezw. bestimmt
iT Gesagtes genauer.
*) Kraus. S. 648; Dieudonné, S. 184 b. -- Die kleinen Varianten sind (tanz
belanglos.
»I Die Inschrift war 10 Zoll hoch und 2 Zoll breit wie das Aurifrisium
hinten (so verbessert Dieudonné S. 140a die Angabe auf S. 184 a). Falsch ist
weiter die Notiz bei Kraus, der ('.ahnet mit Dieudonné in Widerspruch setzen
will, obschon ersterer in seiner Notice de Lorraine I, 889 (II. 77 in der Edition
von 1836) dasselbe sagt wie letzterer auf Seile 13öa und 140a.
*) Dieser Seidensti eifen war nach S. 140a drei Zoll breit.
r'i So korrigiert Dieudonné auf S. 131) b seines Manuscrites.
•j Dasselbe war nacb S. 140a zwei Zoll breit.
de large, les (igures des apôtres au nombre de 10 l). Elles ont quatre
point* de hauteur; elles sont en broderies légères de fil d'or avec les
noms de chacun en lettres de même, presque usées et qui ne paraissent
plus que de soie; les lettres ne sont pas gotiques; elles sont placées
de côté et d'autre des figures ainsi. . . (folgt dann die Stellung*).
|S. 13ôb.) L'urfroi du devant3) est semblable au dessin (des
Rückens) pour la première figure seulement, qui représente une espèce
d'évêque donnant sa bénédiction (et) tenant un livre fermé de sa main
gauche4). Autour de (rette figure il y a ces quatre lettres seulement
A, H, 0, Cs). — (S. 186.) Le reste de l'orfroi est tout différent du
derrière. C'est saint Pierre, de 6 ù 7 pouces de haut * i ; au-dessus de la
ligure PETRVS; sous ses pieds la figure d'un sphinx à visage de
femme, le corps d'oiseau, les ailes croisées devant la poitrine, de
quatre pouces de hauteur7). Ensuite saint Paul, de même grandeur que
saint Pierre, avec son nom PAVLVS au dessus de la tête et, sous ses
pieds, un sphinx comme le premier. — Cette bande de devant est
pourpre; les figures sont dessinées en fil d'or et de soie de diverses
couleurs.
L'étoffe de la chape est un cramoisi à gorge de pigeon, dont la
couleur est présentement jaunâtre. C'est une espèce de satin très fourni
à grandes fleurs en colonnes dans un carré formé ( fermé V) par quatre
perroquets . . . 8).
(S. 137 a.) Quelques mal avisés ont donné des coups de ciseaux
dans le derrière de la dite chasuble et l'ont coupée du haut en bas
clans le milieu de l'orfroi, ayant arraché la précieuse inscription, dont
il ne reste que ce que nous en avons rapporté. Nota que cette étoffe
parait sans couture; il faut qu'elle ait été faite ainsi sur le métier9). —
') S. 139 b steht: Les ligures ... sont cousues les unes après les autres
fi cette hauteur depuis le bas de l'inscription latine . .
*) Die Form des von Dieudonné gegebenen Buchstaben weist auf ein hohes
Alter hin.
*l Nach S. 139a mißt derselbe 2V« Zoll Breite und beginn) am unteren Ende
der HalsüfTnung. Er hat als Länge 3 Fuß 2'/* Zoll.
4> S. 140a bezeichnet Dieudonné in einer nachträglichen Bemerkung die
Figur als einen Abbé assis donnant ....
•) Beigegeben ist an dieser Stelle des Manuscriptes eine srhlerhte Skizze.
*) S. 139 a in 7 Zoll korrigiert.
r) S. 139b gibt Dieudonné die Skizze der •Sphinx«
■} Folgt die Zeichnung. — Papageien in annähernd gleicher Stellung auf
einigen Geweben byzantinischen Ursprungs bei Fisc hbacb. Die wichtigsten Wehe-
Ornamente, Tat. 4a. IIa, 20a.
*) Ist ganz richtig; es war eben eine Casula oder Planet:».
3*
36 —
Nu» folgen die Maßverhältnisse, die mit den auf den folgenden Seiten
kombiniert das richtige Resultat ergeben1).
Les figures des apôtres, schließt Dieudonnc (S. 140a), sont alfreuses
et comme faites dans le même moule; ils ont tous un bras au eûlé,
saint Pierre tient une crosse, saint Paul une épée, les autres un livre.
Dazu sind sie benimbt. — Voilà le vrai dessin et les vrais caractères
de toutes les ligures de derrière. Celles rie devant sont beaucoup mieux
dessinées, excepté la première (d. h. die Figur des Bischofs bezw. Abtcs).
Was nun die Arnulfinische Tradition über die Herkunft dieser
Kasel betrifft, so sehe ich keinen genügenden Grund, ihr jeden histo-
rischen Wert abzuerkennen.
Man darf sich zunächst billig fragen, wie S. Arnulf, wenn keine
geschichtliche Grundlage vorhanden gewesen, auf die schon auf den
ersten Augenblick eigentümlich erscheinende Tradition gekommen wäre.
Mit Ungarn hatte das Kloster nichts zu tun. Desgleichen auch nicht
mit dem Papste Johannes. Ganz anders verhält es sich in dieser Hin-
sicht mit dem folgenden Ornatstück. Die Inschrift hätte wahrscheinlich,
wenn gefälscht, eine ganz andere Fassung erfahren. Daß die Bezeich-
nung (Domnus) apostolieus für jene Zeit ganz geläulig ist. weiß jeder-
mann, der sich mit Urkunden näher abgegeben hat. Der in Frage
stehende Papst ist Johannes XVIII. (1003 -1009).
Dann ist bekannt, daß Stephan I. und seine Gemahlin Gisela ver-
schiedenen Kirchen von der Königin hergestellte liturgische Gewänder
geschenkt haben *).
Kbenfalls spricht zu gunsten der »Tradition« ein Vergleich der
vorstehenden Beschreibung mit dem von derselben Gisela hergestellten
Gewände, das jetzt als ungarischer Krünungsmantel im Schlosse zu
Ofen aufbewahrt wird3).
') Nämlich: Vordere üeflnung: 11 Zoll hoch, 3 Zoll breit; senkrechte Ocff-
nung (auf der Hinterseite, d. h. die gewaltsamerweise hergestellte) 8';j Zoll hoch.
3 Zoll breit unten, 4 Zoll breit oben. Die Hohe der Vorderseite ('von unten bis
zum Reginn der Oeffnnng zum Durchlassen des Kopfes gemessen) betragt 3 Fuß,
2 Zoll, 3 Linien; die Gesamlhühe der Hinterseite, in senkrechter Richtung ge-
messen, beträgt 4 Knl», 7 Zoll. Legi man die Kasel zusammen, so siebt sie ans
wie ein Kreisausschnitt und mif>t dann unten als Rrcilc Ii Fuß und 3';» Zoll. Die
Länge der Seitenkantc (eigentlich Radius der radformigen Casula} belauft sieb
nuf 4V* Fuß.
;) Auch in Trier trug ein altes liturgisches Gewand den Namen der Gisela.
Vgl. Rrower, Annal. Trevir. I, Lattich llwO, S. ;>0I.
*} Derselbe ist abgebildet in dem bekannten Werke von Dock über die Reichs-
kleinodien. T. XVII, in der Geschichte des deutschen Kunstgewerbes von ,1. von
Falke, Rellin 1888, $. 71 und Tafel, sowie bei Rraun, Liturgische Gewandung.
- 37 -
Daß außerdem der konsckriercnde l'apst der Abtei S. Arnulf die
von ihm gelegentlich der Keier getragene Kasel schenkt, involviert
durchaus nicht etwas Ungewöhnliches. Im Gegenteil. Hat doch fast
um dieselbe Zeit i'l. April 1076). um ein Ueispiel aus der einheimischen
Geschichte anzuführen, Dischof Herimann von Metz bei Gelegenheit
einer von ihm vorgenommenen Konsekration auch die von ihm benutzte
liturgische Kleidung der betreffenden Abtei hinterlassen ').
Endlich ist nicht zu übersehen, daß die »Tradition« von S. Arnulf
wenigstens in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts hinaufreicht, da das
Ceremoniale der Abtei aus dem Jahre 1240 für das Fest des Papstes
Leos IX. verordnet: .. sit indutus prcsbyter easula Leonis pape*).
10. Die sog. Chape de Charlemagne. Kraus identifiziert
die chape de Charlemagne in S. A. mit derjenigen, die heutzutage noch
im Schatze des Metzer Domes aufbewahrt wird"). Mit Unrecht.
Die Henediktiner, auf die er sieh bezieht, sagen zunächst an der an-
gezogenen Stelle das gerade Gegenteil '), und die genaue Beschreibung,
die Dieudonné von dem Mantel in S. A. uns hinterlassen, spricht nicht
minder klar dagegen.
Ursprünglich war diese Chape eine Glockenkasel, eine Art Rad
mit Oefmung in der Mitte zum Durchlassen des Kopfes. Nach Valladier
(S. 204) diente sie noch zu seiner Zeit beim Zelebrieren der Messe.
S. 221). Erst bei der Krönung der Maria Theresia mußte er (wegen des Reifes)
aufgeschlitzt werden.
') Bened. II, S. 181; M. G. SS. VIII. S. 589.
') Cor., S. 197.
•j Kraus, S. 648 vgl. mit S. 558. wobei er sich ganz falsch auf die Bene-
diktiner 1. S. 527. stützt. Die Abbildung des Ornamentstückes der Kathedrale
gibt er S. 5fiO.
*) Benedikt. I, S. tV2fi, 527. II est surprenant que Meurisse n'ait pas parlé
de ta chape que le contre porte ;ï la Procession de la S. Marc (es handelt sich,
wie aus dem Zusammenhange klar hervorgeht, utu die Kathedrale), et que
Ion dit avoir été faite du Manteau Royal de ce Prince: mais peut-être ne croyait-
il pas ces traditions assez bien fondées ....
On conserve mwt dans la Sacristie de l'Abbaye de S. Arnoul une chasuble
antique, nommée le Manteau <k Charkumgnv, que l'on mettait autrefois ä la grand'-
messe le jour de sa fête, et dont on a fait, jusqu'à la lin du dix-septième siècle,
un usage si grotesque . . . Certain jour de i'année un frère lai de S. A. se re-
vêtait de ce manteau, et moulé sur une haquenée. il allait, par les rues de Metz,
lever ce qui s'appelle le droit de Charlemagne. lequel consistait dans une certaine
quantité de viande ou de graisse, que les Bouchers et les (iraissiers de la Ville
étaient obligés de donner. Dn.it qui se payoit encore en 17«»>. mais en argent,
à l'Abbé de S. A , cl qu'il a perdu, parce, qu'on élail devenu assez sage pour ne
plus donner la comédie de la haquenée au Peuple Messin.
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- 38 -
Dieudonné beschreibt sie S. 140b wie folgt: Le tour du col de lu chape
de Charlemagne n'a qu'un pouce de large. G est une vignette d'étoffe
d'or lissue, sur laquelle on voit des oiseaux et des quadrupèdes entre-
lassés dans divers feuillages. Ces oiseaux sont des aigles et des lions.
Le bas de l'ouverture est une plaque de quatre pouces carrés en fond
d'or de même que le tour du col, relevé en fleuron de soie ainsi (folgt
Figur).
(S. 141 a ) L'orfroi de la chape de Charlemagne n'est qu'un simple
cordonnet de soie rouge relevé en or; il forme une croix sur le derrière
de la chape et, sur le devant, une simple ligne (folgt Figur).
La chape est en satin blanc (S. 141 b), sur lequel sont dessinées
en cordonnet d'or les nigles imperiales, mêlées de roses de même dessin
de cordonnet. Ces aigles tiennent en leur bec un anneau ou bague
relatif sans doute à l'Anneau de saint Arnould ').
Voici le nombre et la disposition de ces aigles. Deux aigles sont
placées de chaque côté (de la croix sur le dos de la chape) et deux
(grandes) roses dans le milieu. (Folgt S. 142a, 142b die Zeichnung
von der vorderen und hinteren Seite.) Chaque aigle a un pied huit
pouces de large d'une aile à l'autre, et du haut du bec en bas des
pattes environ deux pieds. Toute la chape ne porte que six aigles et
trois (grandes) roses. Les deux aigles les plus élevées de derrière se
replient sur le devant. — (S. 143 a.) Les plumes des queues sont
chargées de cœur et se terminent ainsi (Figur): les corps de l'oiseau
sont en écailles de poisson. — Cet ornement est beaucoup déchiré.
La doublure de bus de cet ornement est encore très remarquable.
C'est une étoffe de soie de couleur éclatante et variée, qui porte encore
de petits aigles bien mieux dessinés que los grands, tenant aussi un
anneau d'or dans leur bec tels que celui-ci (Figur eines ruhig silzenden
Vogels). Ils ont double collier de fil d'or. Le dessus du bec et l'anneau,
de même que les pattes, sont aussi en or. le reste en soie de très
belle couleur. Il est probable que toute la chape était doublée de cette
étoffe précieuse toute chargée de petits aigles de quatre pouces de haut.
Mais on a enlevé cette étoffe précieuse, pour y mettre une espèce de
treillis ou toile de coton, et un n'y a laissé que la frange de l'étoffe
précieuse de la largeur de deux doigts dans tout le contour.
Die Maßverhältnisse gibt Dieudonné (S. 138a und besser) S. 141a.
L'ouverture, de la chape a trois pouces de large et dix pouces de haut.
Die Erklärung ist rein willkürlich Derselbe Ring (sogar Doppclring wie
in S. A.) bei Olle. Archiiol. Wörterbuch. Leipzig 1883, S. 280. Art. Aquihttum. sowie
bei Fisidibaeh. a. a. 0 T. 3a. 8a. also bei Geweben. »Ho mit S. A. nicht» zu tun
haben, voraussetzt, daß die Geschieht mit dorn Ring überhaupt historisch ist
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Dann bei der zusammengelegten Kasel: quatre pieds neuf pouces sur
les côtés, quatre pieds huit pouces et demi de hauteur devant et der-
rière mesurés du haut de l'angle et y compris toute l'ouverture; six
pieds et demi de large au panier.
Ein einfacher Vergleich zwischen dieser Reschreibung und dem
Ornamenlstück in der Kathedrale genügt, um sofort trotz großer
Analogie im allgemeinen auf Grund der zahlreichen Differenzen in
den Einzelheiten auf das Vorhandensein von zwei ganz verschiedenen
Mänteln oder Chapes zu schließen. Man denke, um nur einiges an-
zuführen, an das Rückenkreuz, an die senkrechte Goldlinie vorn, an
die Stellung der Adler, an die Fußplinthe M, an die Schuppen zur An-
deutung der Farben, an die Einbiegung der Flügel, an den Ring im
Schnabel der Vögel, an die Rosen: lauter Dinge, die auf der Chape de
Charlemagne des Metzer Domes vollständig fehlen - ohne der Eigen-
tümlichkeiten der letzteren zu gedenken
Inbezug auf das Datum der Chape de Charlemagne in S. Arnulf
wird man der Wahrheit ziemlieh nahe kommen, wenn man sie in un-
gefähr dieselbe Zeit verlegt, wie diejenige der Kathedrale. Auch ihn;
Herkunft dürfte dieselbe sein').
Auf Grund der Skizzen, die Dieudonné hinterlassen, kann man sich
unschwer eine genaue Vorstellung von dem Gewände machen. Man
'.i Dieudonné hat in seiner Beschreibung dieses reich dekorierte Detailmotiv,
welches den Adlern als Basis dient, nicht weiter betont.
*) Nach Kraus, S. (>49, hatte Abel über die beiden vorstehend geschilderten
liturgischen Gewänder einen Vortrat: angekündigt, denselben aber anscheinend
nicht gehalten. Letztere Ansicht ist unrichtig. Während des Druckes stieß ich
zufällig auf einen diesbezüglichen Artikel Abels, den selbst René Quépat in
seinem Dictionnaire biographique de l'ancien Departement de la Moselle nicht
verzeichnet hat. Derselbe erschien unter dem Titel Description de deux vêtements
hislorit'* tlu VlIU tt du XI* siicle de Vtincien trésor de Vabhayc Saint- Arnuald in
der Sektion Archéologie der Memoire* /ms A la Sorlmune, Paris 186ß, S. 289— ;J08.
Die Hälfte der Seiten gehört übrigens nicht zur Sache.
Auf Grund der Angaben und Skizzen Dicudonncs hat Abel eine graphische
Darstellung der beiden sog. Chapes versucht, dm vielfach unrichtig
sein dürfte, Für ihn ist Karl der Große der Schenker der nach ihm benannten
Chape in S. A. Den Beweis ist uns Abel schuldig geblieben. Das Gleiche gilt
für die sog. Stephanskasel. — Int Gegensalz zu Kraus behauptet er (S. 297 j, der
Arnulfsring sei von Anfang an in der Kathedrale aufbewahrt worden. Nach
Abel (S. 308» wurden die beiden Urnalstücke 1794 durch Feuer zerstört.
Fügen wir ergänzend hinzu, daß auch die andern vorstehenden Kunst-
gegenstände dem Vandalismus der Revolution zum Opfer lielen, mit Ausnahme
des Elfcnbeinkammes, der s< !mti vorher verschwunden vvnr, und des Arnulfs-
ringes, den ein glücklicher Zufall bis auf unsere Tage erhalten hat.
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- 40 -
zieht' beispielsweise zu Ilate Taf. 8 des Fischbachschen Werkes — das
dort angemerkte Datum ist zweifellos unrichtig — oder die gleichzeitige
Glockenkasel im Dome zu Urixen, wie sie Braun auf S. 1 Hl seiner
Publikation wiedergibt. Die volle Uebereinstimmung der beiden Adler-
kuseln springt sofort in die Augen und gestattet ohne Schwierigkeit
eine gelreue Nachbildung des Ornatstückes von S. Arnulf.
Außerdem führen Deserochets, Calmet und andere l) als zum
Schatze gehörig an: Une coupe de coco, qu'on dit avoir servi à saint
Arnoalde. père de saint Arnould ; le peigne d'ivoire de la reine Hilde-
garde; ses pumnu-s et poires de senteur d'une matière exquise, et in-
connue en ce temps, lesquelles ont conservé jusqu'à présent leur bonne
odeur et sont de prix inestimable.
Nach Kraus (III, S. b'49; vgl. S. Ô62) wäre auch der bekannte
Ring des heiligen Arnulf einst Eigentum unserer Abtei gewesen. Tat-
sache ist, daß er schon im 12. Jahrhundert der Kathedrale angehörte
und von dort aus, wie das Ceremoniale fol. 135 f bezeugt, bei der
Prozession am Arnulfstagc nach dem Kloster vor der Stadt feierlich
getragen wurde.
Im Schatze befand sich auch das Klosterarchiv, in welchem
echte und unechte Bullen, Urkunden, Diplome, Verträge u. s. w. aus
den ältesten Zeiten des Klosters aufbewahrt wurden. Manche derselben
sind nur noch bekannt aus Abschriften, Erwähnungen und Zitaten im
kleinen oder großen Kartular, in noch erhaltenen Urkunden bei Baillet
oder Calmet ; andere hinwiederum sind noch im Original erhalten. Es
ist nicht angängig hier auf alle Einzelheiten einzugehen *). Ein doppelter
Vermerk soll hier genügen. Für die erste Hälfte des Mittelalters liefert
ein annähernd vollständiges Verzeichnis der Urkunden, »die bis heule
noch in der Kirche (von S. A ) selbst3) aufbewahrt und erhalten sind«
M Deserochets, S. 9, 12; Calmet, Notice. I, S. 839 bezw. II. S. 77: Baillet. S. 108,
Betied. I. S. 519. — Daß die XerajiHiiae reute* im Schatze von S. A. nichts zu suchen
haben, ist klar. Kraus. S. <149. führt sie an, weil er eine Stelle in Baillet, S. 284 (bezw.
Mabillon, Veter. Anal. I, S. 422), die sieh auf Lültich bezieht, mit S. A. in Metz
in Verbindung gebracht hat.
r\ Eine eigentümliche, mit lironischen Noten versehene Urkunde vom 27. De-
zember 848. die S, Arnulf angehörte, jetzt aber in der Nalionalbibliothek zu Paris
(Coll. de Lorraine, vol. 9K0. pièce 2) sich befindet, behandelte Julien Havel in
der Bibliothèque de l'Kcole des Charte*, Bd. XLIX (18K8>, S. 95 101.
3) Durch diese Worte wird unsere Annahme bestätigt, daß Archiv (bezw.
Schatzkammer) in unmittelbarer Nähe der Klosterkirche lag. Die Heiligkeit des
Ortes war eine (iaranlie für deren Erhaltung.
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— 41 -
das sog. kleine Kartular, das als Historia 8. A. nicht ganz vollständig
in die Monuinenta Germaniae aufgenommen worden isl1).
Ebenso haben wir als im Schatze befindlich zu bezeichnen die
meisten Manuskripte, die der Abtei gehörten, das heißt, ebendort
muß sich auch die Klosterbibliothek befunden haben, die wir gleich in
dem Abschnitt über die Klosterschule behandeln wollen.
3. Die Klosterschule.
Einen der wichtigsten Kaktoren in der Kultur des Abendlandes
bilden die Schulen der Benediktinerklösler, in denen nicht nur die Ordens-
novizen unterrichtet wurden, sondern auch die Söhne der umliegenden
Bewohner ihre Erziehung und wissenschaftliche Ausbildung erhielten.
Mit dem Einzug der Benediktiner in S. A. war auch die Schule
gegeben*), die in den nächsten Jahren sich zu außerordentlich hoher
Blüte emporschwang. Nicht blos aus Metz und Lothringen kamen lern-
und wißbegierige junge Leute nach S. A., sondern auch aus weit ent-
legenen Teilen des Beiches, aus Sachsen, Bayern und anderer Herren
Ländern. Kein Wunder, wenn aus unserer Schule eine Anzahl der
besten Bischöfe und der tüchtigsten Aebte hervorging 3). — An welcher
Stelle die Schulräume lagen, wird aber nirgends mitgeteilt*).
'} Kl. K. S. 11, 12; M. 0. SS. XXIV; Calmct, Pr. I, col. 72, 73. — Andere
Aktenstücke sind uns erhalten im Metzer Rezirksarchiv ; vgl. das dortige Inventar
H. 1—2. — 1'ebcr bereits veröffentlichte Urkunden vgl. man u. a. Jhb. I u. XIII.
*) Indes ist die Schule schon älter. Eine Urkunde des Metzer Primicerius
Hugo verfügte die Schenkung von Vigy an S. A. und zwar »Clcricis vel pauperibus
alimoni.im ibidem accipicnlibus aut hcloribu* inibi deservientihus« ; Mcurisse,
S. 112. 113; Jhb 1. S. 43. Daß dem Bischof Adventius bei der Visilatio von S. A.
ein gewisser Anglenarus ein Gebetbuch darbot, dessen Inhalt aus der heiligen
Schrift gezogen, verdient gleichfalls nur nebenbei Erwähnung, da das Faktum vor
942 fällt; Rcned. I, S. «02. In bezug auf das Studium und die Kenntnis der
griechischen Sprache in Metz und insbesondere in S. A. im 9. und 10. Jahrh. ver-
weise ich auf die interessante, aber wenig bekannte Studie von A. Prost. Carac-
tère et signification de quatre pièces liturgiques composées à Metz en latin et
en grec au 9" siècle, in den Mémoires de la Société nationale des Antiquaires
de France. XXXVII, Paris 1877.
*) Raillet, S. 2fi0.
*) Indes Iftftt sich diese Stelle annähernd durch Elimination bestimmen.
Von der West- und Südseite des Claustrum kann nicht die Rede sein, weil bei
dem Rundgang mit dem Weibwasser (vgl. oben) die Schule nicht erwähnt wird.
Daf» sie an das südliche OuerschifT der Rasilika angelehnt war. wie bei der alten
Kathedrale, scheint mir zum mindesten zweifelhaft. Die Ostseite des Cfauslrum
nahmen Sakristei (r), Kapitelsaal, Sprechsaal ein. Dahinter lag das Krankenhaus.
Ich denke daher an einen besonderen Ran in der Südosteeke, dessen exzentrische
Lage es begreillich machen dürfte, dal> er bei den Rundgängen im Ceremoniale
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Von dem zweiten Ahl Austens wissen wir, daß er, obgleich
vor allem praktisch veranlagt, ein guter Sänger und großer Hcdner war >).
Abt Johannes I.2) war es, der die Schule so sehr in die Höhe
gebracht und sie längere Zeit persönlich leitete. Er selbst war literarisch
tätig, komponierte ein Officium der heiligen Lucia, sclirieb auf (îrund
von Quellen, zum Teil auch als Augenzeuge, um 9(>3 das Leben der
heiligen Glodesindis ;l) nebst ihrem Nachtofficium, verfaßte die Vita des
973 oder 974 verstorbenen Abtes Johannes von Gorze, die er. weil
vom Tode überrascht, leider nicht vollendete. Mag diese Biographie
auch etwas weitschweifig angelegt sein, Tür die Kenntnis der Geschichte
und der Wissenschaften der damaligen Zeit ist sie eine äußerst wichtige
und zugleich hochinteressante Schrift, deren Verfasser sich als einen
belesenen, kenntnisreichen Mann verrät, dem die Fliege der Wissen-
schaften etwas Habituelles war4).
Möglicherweise verdanken wir ihm auch noch die Miracula s. Gor-
gonii 5), da deren Verfasser uns beschreibt, was er gesehen oder gehört
hat (Prologus, c. 1) und auftritt als Augenzeuge für Begebenheilen, die
in eine Zeit fallen, wo Johannes von Gorze, der angebliche Verfasser,
in Spanien war. An einer anderen Stelle (c. 15) wird letzterer sehr
gelobt, was der Gorzer Abt, die Demut selber, kaum getan haben
dürfte8).
In jener Zeit entstand auch die Abtei S. Vincenz, die nach der
Intention ihres Stifters eine besondere l'llegestätte für die Wissenschaft
werden sollte. Der erste Leiter der Schule, der Scholastikus Adalbert,
ein Mann von ausgedehntem Wissen, der auch schriftstellerisch tälig
war, war von S. A. herübergekommen7).
nicht angeführt wird, weil man nicht vor demselben vorbeiging. Wenn nach dem
Cer. S. 5K) die Knaben in der Schule lanl singen, während die Prüder sich im
Claiistrnm befinden, so isl das allerdings für sich allein noch kein zwingender
Grund, den Schulraum nach aufien zu verlegen. Ebensowenig berechtigt die Tat-
sache. da5 die Knaben dus eine oder andere Mal im Kajtilelsaal studieren, zu
dem Schluß, es haben besondere Schulräume nicht bestanden.
l) Vgl. Vita Johann, abb. Gorz. c. 66; M G. SS. IV. S 355: Migne. P. L. 137.
col. 274.
*) Abt seit 960, gestorben vor 984: M. G. SS. IV, S. 335. 33«.
») Mabillon, Acta SS. H, S. 1087; Migne. P. L 137. col. 211 ff.
*) Vgl. Sackur, II, S. 360 - 361.
•) M. G. SS. IV. S. 2ÎW-247.
•) Vgl. Walther Schultze. Neues Archiv. X. S. 495 ff.
') Rouleiller, Eloge de Metz par Sigehert de Getnbloux. Pans 1H81. S 9
mach Horn Brorq. Ms. 132 der Metzer Stadtbibliothek. S. 181). Vgl. noch Rened. II.
S. 79, HO, wo die Abfassung der Chroni<|ne des évoques de Metz ebendemselben
zugeschrieben wird.
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Wie es mit der Schule unter Benedikt I., dem Naehlolger des
Johannes, stand, läßt sich nicht näher bestimmen.
Unter Abt Wilhelm von Dijon behielt sie zweifellos ihre Be-
deulung. War doch er es gewesen, der die Initiative ergriff, in den von
ihm reformierten Anstalten Schulen zu errichten, wo außerhalb des
Klosters Stehenden kostenfrei l'nlerrieht im tiesang und im Lesen
erteilt wurde, während ärmere Kinder sogar im Kloster noch die
Nahrung erhielten. Die Hinrichtung spricht Tür den weilen blick des
Reformators. Wie Hud. Glaber, der uns diese Einzelheiten mitteilt1),
hervorhebt, gingen dabei die Klöster selbst nicht leer aus. Manche
so erzogene und ausgebildete junge Leute nahmen das Ordenskleid,
während andererseits die Hinrichtung der Kirche im allgemeinen nützte
und für die menschliche Gesellschalt einen durchaus sozialen Charakter
hatte.
Abt Wilhelm war nicht nur ein trefflicher Meister in der Leitung
des Gesanges, sondern überhaupt ein allseitig gebildeter Mann, der
diesen Charakter der Allseitigkeit auch seinen Stiftungen einzuprägen
sich bestrebte8).
Für die nächste Zeil sind wir mehr oder minder auf Vermutungen
angewiesen. Von Odo, Wilhelms Nachfolger, wissen wir überhaupt
fast nichts.
Daß der in Lüttich (und Gorzcj ausgebildete War in us, der sich
architektonisch so sehr betätigen sollte, auch die Klosterschule nicht
vernachläßigt hat, darf als sicher gelten.
Mit noch größerer Sicherheit dürfen wir dies annehmen von
Walo, der seit 1050 S. Arnulf regierte. Walo hatte in Lüttich unter
dem berühmten Alestan und dessen Nachfolger Adelmann studiert. Als
Nachfolger des Warinus blieb das Studium seine Hauptbeschäftigung.
StMipir ketioni infattus. sagt von ihm ein tiegner, der Erzbischof
Mariasses von Keims. Seine Schriften bestätigen diese Aussage.
Gregor VII. rühmt ihn als einen in menschlicher Wissenschaft bewan-
derten Mann. Er war außerdem bekannt wegen seiner Kenntnisse der
Kirchenväter und der Exegese und ein Beförderer dieser Studien.
Sein Rednertalent war unbestritten, und in der Person des Scholastika
Benedikt us stand ihm ein würdiger Helfer zur Seite 3 ).
Kaum hatte Walo sich der ihm auferlegten Abtswürde von S. Bend
in Heims entledigt, als er sich wieder in die klösterliche Einsamkeit
') In der Vïta. c 14.
*) Rud. Glaber. Vila Willi, c. 24: Sarkur, II, S. &*».
*) Letztrmi c-rwülinl Houtcillcr. Klojje. S 10.
- 44 —
nach S. A. zurückzog, um für die nächste Zeil ganz und gar im
Studium aufzugehen. Philosophie, aber die wahre, wie er sagt, studierte
er mit Vorliebe. Dali er aber auch die Klassiker pflegte, zeigen gerade
seine Briefe aus dieser Zeit, in denen sich eine ganze Beihe von Citaten
aus den alten Schriftstellern findet, die er verwertet in bezug auf
Sprache und Ideen — Wie sehr er den großen Kirchenvater Augustinus
vercluie, zeigt das wohl von ihm zu dessen Ehren verfaßte (lebet2).
Dasselbe gilt von Hieronymus, dessen Kommentare zu den Propheten
er durch den Mönch Ambrosius abschreiben ließ3).
In der Folgezeit trat die Klosterschule fast nicht mehr hervor.
Das hing mit den allgemeinen Zeitumständen, dem Auftreten der Uni-
versitäten, dem infolgedessen eintretenden Verfall der Kloster- und Dom-
schulen zusammen. Man beschränkte sich mehr und mehr auf die
Ausbildung der eigenen Hausbewohner, der Novizen, der Chorknaben.
Das ist wenigstens der Eindruck, den allerdings einseitige Notizen im
Ceremoniale und in sonstigen Quellen hervorrufen. Ausnahmen kamen
vor, waren aber im großen und ganzen selten. So weiß Calmet zu
berichten, daß der Metzer Bischof Theodorich, der 1164 gewählt wurde,
herangebildet worden war durch einen aus Nomeny gebürtigen Diakon
Caraldus, der aus Demut, nie die Priesterwürde annehmen wollte. Seine
Kenntnisse bestimmten seine Wahl zum Scholastika oder Leiter des
Schulwesens in Metz.
Er stand mit S. Arnulf in enger Verbindung, wo er eine Präbendc
besaß, die ihm Bischof Stephan verliehen. Er hat einige noch nicht
veröffentlichte Briefe hinterlassen. Nach den Benediktinern erhielt der
Metzer Bischof Hcnaldus von Bar einen vierjährigen Unterricht in den
profanen Wissenschaften in unserem Kloster. Sein Lehrer war Nonns
Albertus, der im Nekrologium als Abt figuriert4).
Nur ganz spärliches Licht verbreiten die Oiicllcn über die Sehul-
organisat ion. Um nur zu erwähnen, was sich direkt auf S. Arnulf
bezieht, heben wir hervor, daß in der Blütezeit die tüchtigen Achte
') Vgl. tlie einzelnen Nachweise bei Hoch im Straßburger üiöcesanblatt,
XIX, S. 222-231.
*) Dasselbe sollte vor der Wandlung hergesagt weiden. Es steht im Ms. 245.
fol. 59a— 60b. sowie bei Baillel. S. 27!» ff., und Mabillon, Vetcr. Anal., hier nach
den Briefen des Abtes.
') Eine Anzahl diesbezüglicher Verse des Ambrosius bei Uaillet, S. 310, und
Mabillon, Ann. 0. S. B. IV. S. 517. Es ist das Ms. 98 der Metzer Stadtbibliothek:
*) Vgl. Calmet, II. S. 185. — Bened. II. S. 491. Ein Magister Remigius he-
gegnet uns im Nekrologium des 13. Jahrhunderts; Ms. 19(», loi 3(ia: ein Messire
Jehan war zu Anfang des 15. Jahrhunderts maître d'escolle in S. A. nach
lluguenin, S. 124.
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selbst die Leitung der Schule in den Händen haben. Neben ihnen und
nach ihnen treten andere Lehrer auf, die sieh speziell der Knaben und
Novizen anzunehmen haben. Sie sind in der Mehrzahl, bilden demnach
ein Lehrpersonal wohl mit einem Hauptlehrer an der Spitze, wie auch
anderswo ').
Kinmal nennt das Cérémonials einen Magister ordinis*), wodurch
wahrscheinlich entweder ein älterer Mönch oder der Prior claustralis
bezeichnet wird.
Bezüglich der Unlerrichtsgegenstände läßt schon das Vor-
handensein mehrerer Lehrer auf mehrere Unterrichtsfächer schließen.
Ich übergehe das Lesen, Schreiben, Singen und den bekannten Schul-
plan des Trivium und Quadrivium, dem wir in allen Kloster- und Dom-
schulen des Mittelalters begegnen. Nähere Untersuchung verdient die
Frage, wie es mit dem profanen Studium, speziell demjenigen der
Klassiker in unserer Abtei stand. Daß letztere unter den allerersten
Aebten und unter Reformern wie Wilhelm I. nicht allzuhoch geschätzt
wurden, scheint angenommen werden zu müssen.
Das Ideal dieser Männer war doch eher strenge Observanz
der Regel, Trennung von der Außenwelt, ein Leben der Betrachtung,
der Buße, der Uebung der Tugend. Dem entsprechend galt es, sich
mit der heiligen Wissenschaft zu beschäftigen, die Kirchenväter und
asketischen Schriftsteller zu studieren, Abtötung zu üben, in der Liturgie,
im Gebete und in der praktischen Askese aufzugehen. So verlangte
es gebieterisch das ernstlich intendierte Ziel. Kür die Klassiker war
demnach schon weniger Platz, wenigstens insofern es sich um die eigent-
lichen Mönche handelte.
Indes zeigt das Folgende, daß wir uns die Sache gar nicht über-
treiben dürfen. Wenn auch Abt Johannes von S. A. in seinen Schriften
die klassischen Reminiscenzen eigentlich vermeidet, so kann man doch
nicht leicht annehmen, daß die aus so weiter Ferne herbeigeeilten Jüng-
linge völlig von den klassischen Studien ferngehalten worden wären.
Die Stellung des Abtes Walo, der schon unter Warinus in S. A.
war, ist bereits gekennzeichnet worden. Kr kennt Cicero, Horaz, Ovid,
ja sogar Tcrentius. Die Tuskulanen waren ihm geläufig. Gedanken und
Ausdrücke hat er ihnen entlehnt. Das Studium der Philosophie betrieb
er teilweise, aber im christlichen Sinne, im Anschluß an den genannten
römischen Rhetor und Kklektiker. S. A. hatte um diese Zeit und schon
früher Manuskripte, die Abschriften von klassischen Schriftstellern und
') Cer., S. 21. 73. 78, H2, 84. 89; U4, lüü, 2ÔO.
') Cer., S. 24. 28; vgl. hierüber Üucange-Favre, V. S. 171.
- 4H -
ähnliches enthielten, die Pharsala, den Kommentar des Servins zu
Vergil, die Abhandlung des Abtes Smaragdus von S. Mihiel über Gram-
matik. Bis zur französischen Revolution besaß die Abtei aus jenen
Zeilen einen Seneka, einen Sallust ').
Daß auch im 12. Jahrhundert in Metz die Klassiker gepflegt
wurden, entnimmt man dem langen eigenartigen Gedicht, das Kraus
herausgegeben 2), dessen Verfasser Winricus als magister scholarum
wohl in jener Zeit unter Bischof Adalbero in Metz lebte.
Aus dem 12. bezw. 13. Jahrhundert stammen verschiedene Epi-
taphien in Versen, die man im alten Kloster vor der Stadt lesen konnte.
Die Inschrift für das von Abt Theobald errichtete Massengrab gehört
dieser Zeit an. Diejenige des Abtes Wilhelm wird kaum früher anzu-
setzen sein. Daß die eine Inschrift Ludwig des Frommen dem l'J. Jahr-
hundert entstammt, ist schon anderswo bemerkt worden8).
Gesagtes bedingt selbstverständlich Bekanntschaft mit den Klassikern.
Doch ist damit keineswegs gesagt, daß in dieser Hinsieht S. A. über
andere Klöster hervorgeragt hätte. Im Gegenteil.
Inbezug auf die Klosterbibliothek sind mir nur wenig neue
Notizen begegnet, die ich hier anführen möchte.
Als Bibliothekvorstand fungierte wie anderswo der Cantor, dessen
Aufgabe darin bestand, mit seinen Gehiiiren für Conservierung der
') Vgl. Prost. Notice sur la Collection des Manuscrits de la Bibliothèque
de Metz, Paris 1877. S. XXXIV. LXIl. I.XIV
•) Bonner Jahrbücher, IV. S. 232.
*) In Beziehung zu S. A. steht auch der uni diese Zeit in Metz blühende
Verfasser der sog. 'Mappemonde' oder »Image du monde-, eines ziemlich großen
dichterischen Erzeugnisses aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, das heute unbe-
kannt und vergessen, einstens sehr berühmt und verbreitet war, wie das die
zahlreichen Abschriften in verschiedenen Bibliotheken bekunden. Diese eigen-
tümliche Komposition (in zwei Bearbeitungen) behandelt in französischen Versen
durch drei Teile hindurch, aber nicht immer mit Ordnung und Methode, die All-
macht Gottes. Schöpfung des Menschen, Kntdeckung der sieben freien Künste,
Gestaltung der Gesellschaft, Firmament, F.rde, Planeten. Beschreibung der Welt
und ihrer Teile, ihrer Bevölkerung, Fauna und Flora u. s. w . Himmel. Hölle, Tag.
Nacht il. s. w. Ueber das unklare Verhältnis des Verfassers, Walther (Gauthier),
den die Beited. Il, S. 288 f u.a. mit dem genannten Caraldus »identifizieren, so-
wie über das Datum vgl. Austrasie, 1853. S. 217 — 257. — F.ine Stelle (ebenda.
S.31()i gestaltet uns. den Abfassungsorl bezw. das Original in unserer Abtei zu suchen.
Hin Gedicht zu Fhren des um die Mitte des 12. Jahrhunderts lebenden
Abtes Bembaldus von S. A. enthält Ms. 85 der Stadtbibliothek.
- 47 -
Bücher und Herstellung von neuen durch Kopisten und Kalligraphen zu
sorgen und für die Kosten aufzukommen ').
Für 8. A. kennen wir einige Mönche, die selbst die Kosten des
Absehreibens übernahmen. Jacobus, zubenannt Ferjo, und Johannes
Wye ließen 1331 von Johannes von Homburg, der in S. Clemens war,
das Brevier abschreiben, das im Ms. 333 unserer 8ladtbibliothek er-
halten ist*;. Dasselbe tat 1324 ein Mönch Joffridus Wythier"). Im
Jahre 1327 schrieb der genannte Johannes von Homburg das Brevier
Ms. 46 ab4), während der Arnulliner Johannes Façon, zubenannt vom
heiligen Kreuze, die Kosten trug. Gleiches gilt für das Missale vom
Jahre 1321 'i. — Die genannten Fälle sind nicht die einzigen.
Die aus dem alten Kloster noch erhaltenen Manuskripte gehören
dem 9. bis 16. Jahrhundert an, sind aus Pergament hergestellt, im
allgemeinen ziemlich sorgfältig geschrieben und zuweilen dekoriert mit
rotblauen Initialen und vielfarbigen Miniaturen6). Andererseits steht
Test, daß, wenn wir mis nach dem, was die Manuskripte zeigen, richten
wollen, in 8. A. die Kunst der Miniaturmalerei so lange aber nicht
mehr blühte, wie anderswo in Metz.
Wichtig wäre noch die Frage nacb dem Bestände der Biblio-
thek unseres Klosters. Da aber ihre Beantwortung bereits vor ca.
30 Jahren durch I'rost in seiner vorhin zitierten Notice sur la collection
des Manuscrits de la Bibliothèque de Metz erfolgt ist, so möge ein
Hinweis auf diese Abhandlung genügen7).
Prost hat dabei auch auf Handschriften aufmerksam gemacht, die
früher unserer Abtei augehörten, später aber verschwunden oder anders-
wohin gekommen sind"). Seinen diesbezüglichen Bemerkungen habe
ich nur weniges hinzuzufügen.
Die Monumenta Germaniae gebeti im XV. Bande die Translatif)
rt Miracula SS. Marallini d Vitri imctore Einhard» nach einem Manu-
skript des 10. Jahrhunderts aus S. A. und führen im XXIV. Bande den
•i Vgl. Consuet. Cluniae. Migne. P. L. 14t>, col. 748.
») Vgl. Ms. 333, S. 437.
') Vgl. Ms. 42. S. 272. und Nekrologium von S. A. Ms. 19«. fol. 45a.
*) Vgl. Ms. 46. letztes fol.
«) Vgl. Ms. 133, fol. 247.
*) Zwei Miniaturisten, Berland und Ambrosius, sind bekannt.
'i Erschienen zu Paris 1877 im fünften Bande des Catalogue général des
Manuscrits des bibliothèques publique« (les Départements und dem grof>en Katalog
der Metzer Stadlbibliothek als Einleitung beigegeben. - Prost behandelt den Be-
stand der Bibliothek von S. A. an mehreren Stellen, S. XXV IT., XXXII XXXVIII.
IA'I- LXVI l-XXXI. CXX. CXXVII f.. CXXX, CLI, CLIN fr, GLXVII1.
") Prost. Notice, S. XXVII f.. XXXI f.
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Codex Bernensis No. 29 aus dem 13. Jahrhunderl mil auf S. A. sich
beziehenden Zusätzen an '). Nach Dom Brocq war ein Ms. der Kloster-
bibliothek im Besitze des Königs von Preußen8). Näher wird es nicht
gekennzeichnet. Endlich erwähnen die Benediktiner *) ein Nekrologium
von S. A., das verschieden ist von dem im Ms. 106 aus dem 13. Jahr-
hunderl. Dasselbe ist uns in einem >Kxtrait« erhalten, den Dieudonnc
hergestellt4), gehört aber, wie wir bereits gesehen, einer späteren Zeit
an: es muß nach 1552 angesetzt werden.
4. Der Kleiderraum (Vcstiar ium).
Unsere Hauptquelle Tür die Klostergebüulichkeiten, das Ceremoniale,
nennt nie formell diesen baulichen Teil der Abtei1). Doch erwähnt es
an verschiedenen Stellen den Vorstand derselben, den Vestiarius oder
Camerarius6).
Auch berichten verschiedene Male andere Quellen über Schenkungen
an die Kleiderkammer, »pro vestiario fratrum«, für den Kleiderbedarr der
Mönche ").
Inbezug auf die Lage sind wir auf die Hypothese angewiesen.
Möglicherweise befand sich der Baum neben der Sakristei. Es war dies
nichts Ungewöhnliches. Uder er zog sich wie in verschiedenen Klöstern
über dem Eßzimmer hin, das dann entgegen meiner anderswo ausge-
sprochenen Ansicht nicht die ganze Höhe des südlichen Kreuzgangllügels
einnahm.
5. Der Kapitelsaal (Capitulum).
Wie in jedem Kloster so war auch in S. A. der Kapilelsaal nach
der Kirche die bedeutendste Gebäuliehkeil 8). Hier fanden statt die
Beratungen der Mönche über Klosterangelegeuheileii, die Ansprachen
des Abtes, speziell seine Predigten0), die Anreden der Mönche10), die
Culpa oder das Eingeständnis der begangenen Uebertrelungen der
Hegel, die Absolution und Korrektion der Culpnnten, die hier auch
') M G. SS. XV, S . 238-264: XXIV, S. 491.
-•) Jhb. XIV, S. 24t».
'j Benod. !. S. 567 lind sonst, ■/.. B. II, S. 45. Anmerkung.
*} Ms. 153, S. 265 a— 2lï9b.
") Vgl. das Allgemeine bei Lenoir, II. S. Mü und Kniart, II. S 29. :U>
•l Cer.. S. Hl, 85; 253. 254.
') Z. B. in Benoit Picard, Histoire -manuscrite) de Metz, S 5t»2. Vgl
Boblay.'. S. 113 f.
»i Kniart, II, S. 3UIÏ.
*) Cer., S. 80, 90.
•") Cer., S. 20, 100.
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bekannt gegeben wurden die feierliche Hand- und Fußwaschung nat h
der Huhepause am Gründonnerstag 8), die Austeilung der Calceamenla,
des Schuhzeugs an die Knaben von sciten des Camerarius an eben-
demselben Tage3), die Verlesung der Namen der Verstorbenen am
Tage nach Thomasfest und vom Dienstag in der Karwoche bis zur
Osteroktav sowie das Abbeten des Psalmes Verba mea4), die Bekannt-
machung mit der Tagesordnung der größeren Festtage durch Verlesen
des sog. Tabula, eines Breites, auf dem die verschiedenen Einzelheiten
des Festes vermerkt waren5).
Zuweilen benutzten die Knaben den Saal, um daselbst zu lesen,
zu studieren8).
Die Lage des Saales ungefähr in der Mitte des Ostflügels des
Clauslrum steht fest7). Von letzterem führte ein Eingang ins Innere,
über welches wir nur wenig wissen. Beiderseits längs der Mauer waren
die üblichen Sitzbänke angebracht, auf welchen die Mönche nach ihrer
Hangstufe geordnet sich niederließen8). Die hintere Reihe war jedes-
mal etwas höher als die vordere. Der Abt hatte einen besonderen
Sitz in der Mitte der dem Eingang gegenüberliegenden Ostwand 9). Für
Gründonnerstag erwähnt das Ceremoniale ein Analogium10) oder
Pult, das vor dem Abte aufgestellt ist. Es ist aber das hier genannte
ein besonderes, von dem gewöhnlichen Lesepult verschiedenes Analogium,
das nur an diesem Tage dorthin gebracht wurde.
Am Eingang des Kapitelsaales, vielleicht an der Innenwand, hing
das vorhin erwähnte Brett, tabula, tabula officiait s, auch vnptftdaris
genannt, auf welchem in irgend einer damals gebräuchlichen Weise die
') Oer., S. 28, 100.
*) Cer.. S. 85, 86; Enlarl. II, S. 32 sagt, daß die Fufnvaschung gewöhnlich
im Sprechzimmer stattfinden sollte.
») Cer., S. 81.
*) Cer., S. 14, 76. Ueber die Entstehung der klösterl. Nekrologien vgl.
A. Ebner. Die klösterl. Gebets-Verbriiderungen, Regensburg 1890, S. 13311.
*) Cer., S. 18.
•) Cer., S. 20, 8λ.
'» Es ist der östliche Kreuzgangflügel diejenige Stelle, wo sich regelmäßig
der Kapitclsaal befindet. Wie wir oben betont, i.st gerade der Umstand, daß er
nicht bei den Rundgängen genannt wird, ein Beweis, daß S. A. inbezug auf seine
Lage keine Ausnahme machte. Daß er unter dem Dorment lag. hat nichts Auf-
fallendes; vgl. Lenuir, II, S. 323.
") Cer., S. 85, 86. — Schemel für die Füße während des Sitzens linden
sich in vielen Klöstern; vgl. Chomton, S. 351.
*) Cer., S. 81, 87
•*) Cer.. S. 87. Auf demselben wurde das Evangelium gelesen Ks war
mit einer Decke überzogen.
4
Jahrbuch d. Oe». f. lothr. Geschieht« u. Altcrtumsk.. Jahrg. 30.
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Tagesordnung an Festlagen, die Liste der Sänger, der Meßdiener und
ähnliches aufgeschrieben war ' i. Jeden Sonntag wurde dieselbe öffentlich
bekannt gegeben8!.
(5. Die War m es (übe (Calefact orium , caminata).
Vielleicht hatte 8. A. auch eine besondere Wärinestube3). Nach
dem Ceremoniale sollen diejenigen, die am Altardienst in der Weih-
nachtsmesse sich beteiligen, zuerst in den Schlafsaal atl tuerssmia gehen,
dann zurückkommen zu dem bestimmten, festgesetzten Raum, wo ein
gutes Feuer brennt und Wasser zum Waschen und Tücher zum Ab-
trocknen bereit stehen. Dort sollen sie sieh wärmen und kämmen und
die Hände waschen, um an dem Gottesdienst teilnehmen zu können:
indeque revertentes veniant ad locum constitutum, ubi a celerario vel a
ministris eleemosinarii siu paralus optimus ignis. Aqua vero et vasa et
manutergia sint ibi a camerurio preparata, ibique calefaciant et pectinmt
sc ac manus abluant4).
Es fragt sich nun, ob mit dem locus constitutifs ein besonderer
Wärmeraum, in welchem eine oder mehrere Ufenanlagen sich befanden,
gemeint ist. oder ob es nur ein anderer Raum, der Kapitelsaal beispiels-
weise, oder das Refektorium, wie in Dijon5), war, in welchem ein
stehendes Calefactorium sich befand. Auffallend ist im bejahenden
Falle, daß der eigentliche Name, der schon im 8. Jahrhundert in Metz
vorkommt8), im Ceremoniale sich nicht vorfindet.
Nehmen wir einen besondern Wärmeraum an, dann ist derselbe
auf Grund des Ceremoniale, besonders aber nach Analogie anderer
Monumente7) in den Südoslteil des Claustrum zu verlegen, wohl noch
unter das Dormitorium, das in Farfa von dort aus durch das System
der Hypokausten geheizt wurde8).
l) Cer., S. 5. 9.
•j In Cluny gab es zwei Tabulae, eine quotidiana für den gewöhnlichen
Diensl, eine größere für die Festtage.
*! F.nlart, II. S. 82 u. Lenoir, II, S. 827. 828 enthalten die diesbezüglichen
allgemeinen Angaben.
«) Cer., S. 25.
»J Kniart, II. S. 30. — Chomton. S. 23ti.
*> Vgl. Frost, C, S. 305, w«> mit Ausdruck Caminata ein vom Eßzimmer
distinkter Kaum bezeichnet wird.
') F.nlart. S. 32.
") Schlosser, S. 53. — Ein sonderbarer Zufall brachte es mit sich, daß
mein Kolleg f)r. Rolzinger und ich ungefähr an jener Stelle, die oben bezeichnet
ist, im Schult zwei Fragment« einer Kuchelofeiibckleidutig fanden, die mit grün-
gefärbter (ilusur versehen, ein Wappen mit einem aufrechlslehenden Löwen und
- 51 -
7. Das Sprechzimmer (Loculorium, parlatorium).
Bekanntlich mußten die Mönche fast beständig das Stillschweigen
beobachten im Eßzimmer, Dorment, Kapitelsaal, Chor u. s. w. Daß nun
doch einigemal auch im Claustrum gesprochen werden durfte, ist für
S. A. erwiesen. Doch war das Ausnahme.
Dagegen stand ihnen ein Saal zur Verfügung, der speziell als
Sprcchsaal ') bezeichnet und nur ganz zufällig, wie wir oben schon
festgestellt haben, genannt wird*). Er war jedenfalls zugänglich vom
Claustrum aus. Ob auch von der Ostseite, ist fraglich. Es ist nämlich
nicht sicher, daß die erwähnte Prozession an Lichtmeß durch den
Sprechsaal gegangen ist, gerade wie sie durch den Kreuzgang — per
dexteram partem claustri — geht. Das per könnte schließlich »an — vor-
bei« bedeuten, wiewohl das erstere das wahrscheinlichere ist. In jedem
Fall lag der Saal östlich vom Eßzimmer, und zwar im östlichen Flügel,
in direkter Fortsetzung der südlichen Kreuzgangaxe8). Und wenn der
Saal selbst nach Osten keinen Durchgang gewährte, so führte doch an
demselben eine Passage vorbei, durch welche man zum östlich vom
Claustrum gelegenen Krankenhaus gelangte.
Dieses Sprechzimmer war nur für die Klosterinsaßen unter sich
bestimmt. Daher seine Lage inmitten der regulären Kloslergebüulieh-
keiten. Ganz sicher befand sich ein zweites für die Fremden unweit
vom Eingangstor. Ob es einen besondern Bau bildete, oder viel-
leicht nur einen Teil des Hospitium ausmachte, wird formell nicht
gesagt. Vermutlich nimmt Bezug auf die Errichtung oder das Vorhanden-
sein eines solchen Sprechzimmers für Klosterleute und von auswärts
kommende Besucher eine Verfügung des Bischofes Konrad von Metz
vom 12. Dezember 143ÎL die bestimmt, daß in Zukunft *keine Frauen
mehr in die Klausur hineingelassen, sondern ein geeigneter Raum be-
stimmt werden sollte, wo sie in anständiger Weise und mit Einhaltung
der vorgeschriebenen Zeil Zulaß fänden«4).
spätgotischen Ornamenten aufweisen. Beide Fragmente befinden sich noch in
meinem Besitz. — Eine leider viel zu knapp gefalVlo Notiz enthält das Inventar
von S. A., S. i>21 (coli,, S. 8). wo auf dem Rouleau des rharues de l'aumônier als
erste Aufgabe angeführt wird: entretenir du feu en la ijrmtde chnmhre
depuis la veille de la Toussaint jusqu'au lendemain de la Chandeleur, d. h. vom
31. Oktober bis zum 3. Februar.
') Entart, II, S. 82; Lenoir. II. S. 327, 328.
*) Cer., S. 18ö: loculorium: vgl. Jlib. XIX, S. 69.
*) Auch in Maulbronn liegt an dieser Stelle das Loculorium. Aber der
Bau erstreckte sich nach außen.
«/ Baillet. S. 479: Bened. V, S. 294.
i*
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- 52 -
8. Das Schlafzimmer (Dormitorium).
Aus dem Gesagten wissen wir, daß der Schlafsaal gleichfalls im
östlichen Kreuzgangflügel lag, jedoch nicht im Erdgeschoß, wo kein
Platz mehr vorhanden war, sondern, wie der Ausdruck »asccndere in
dormitorium« zeigt üher den genannten Räumen im ersten Stockwerk.
Der Schlafsaal war gemeinschaftlich. Daran hielt man auch in
späteren Jahrhunderten noch fest. Nach einem im Ceremoniale S. 100
berichteten Vorgang muß man annehmen, daß wenigstens in jenen
Zeiten auch der Abt daselbst sehlief, nicht aber in seiner Wohnung.8)
Oder sollte, was wenig wahrscheinlich, damit nur eine Ausnahme für
die Osternacht angemerkt werden8)?
Die Betten waren rechts und links, also an den beiden Lang-
seiten in der Reihe aufgestellt4). An dem einen Ende war die Treppe,
die ins Erdgeschoß herunter und von dort zur Kirche führte 5J, die man
so leicht bei Tag und bei Nacht erreichen konnte.
Es ist nicht positiv nachweisbar, daß sich bei jedem Bett ein
kleiner Wandschrank befand, in dem einzelne Kleidungsstücke auf-
bewahrt wurden, von denen einigemal die Rede ist*).
Ein Vorgang, den uns das Ceremoniale schildert7), gestattet den
Schluß, daß im Schlafsaal ein Lavabo vorhanden war. Es wird sich
hier wohl um eüie Einrichtung handeln, die den gewöhnlichen Wasser-
') Cer., S. »6. 128. von der hoch gelegenen Kirche aus steigt man in
den Dorment.
*j Die Stelle lautet: Post coniplelorium . . . oratione facta, précédât abbas
et eat im dormitorium cetcrique fratres cum ncquantur et sie eant in leetis suis.
*) Die Consuet. Cluniacenses geben wohl die Antwort, wenn sie ausdrück-
lich bestätigen, daß das Bett des Abtes »in der Mitte des Schlafsaales auf der
Mauerseite sich belindc und er in der Morgenfrühe das Zeichen zum Aufslehen
gebe«; Migne, P. L. 14», Col. 734.
•) Cer., S. 23.
*) d. h. also auf der Nordseite des Östlichen Kreuzgangflügels. Ware
nämlich die Treppe am südlichen Ende des Schlafsaales gewesen, dann hätte
beim Rundgang der Priester zuerst heim Kapitelsaal vorbeigehen müssen und wäre
nicht direkt vom Dorment zum Krankenhaus und von hier ins Claustrum zum
Eßzimmer gekommen.
*} Z. B. Cer., S. 79, wo die Mönche bei Tagesanbruch aufstehen und ins
Chor kommen, aber blos die nocturnalia, also nicht das gewöhnliche Schuh zeug
angezogen haben. Zur drillen Stunde gehen sie wieder zurück und legen die
nocturnalia, die Nachtpantoffeln ah. Vielleicht standen dieselben auch einfach
neben den Betten auf dem Boden.
') S. 120. — Am zweiten Rogationstag findet Prozession nach der Kathedrale
statt. Die Mönche sind barfuß (discalceatij. Ins Kloster zurückgekehrt, beenden sie
in der Kirche die Litanei : Deinde eant in dormitorium et lotis pedibus recah ient se.
— 53 —
steinen in don lothringischen Bauernhäusern ähnlich sah. Durch eine
Oelïhung in der Mauer wurde das henutzte Wasser nach außen be-
fördert. Wasserkrüge waren in der Nähe. Doch war der gewöhnliche
Waschraum das f,avatorium heiin Eßzimmer.
Seit dem 15. Jahrhundert trifft man bekanntlich Schlafzimmer mit
zellenartig gebauten oder getrennten Betten1). Eine ähnliche
Einrichtung hatte um diese Zeit S. Arnulf. Nur so ist folgende
Vorschrift des Bischofs Konrad vom Jahre 1433 zu verstehen: Omnes
in communi dormitorio habitent, dormiant et cellas suas baheant*).
Schon einige Jahre früher (1423) war die Regel erlassen worden:
Oranes in suis cellulis dormiant. Demnach führte in jener Zeit durch
den Schlafsaal ein schmaler Mittelgang, an dessen Langseiten in zwei
Reihen geordnet die Zellen lagen, die vom Gange aus beschritten
werden konnten und vom inneren Hof und vom Osten her durch je
ein Fenster Lichtzufuhr hatten.
In Verbindung mil dem Schlafsaal standen die Latrinen, die
sog. necessaria. Sie werden nur einmal erwähnt. Zweifellos bestanden
aber auch noch anderswo im Kloster Bedürfnisanstalten3). Sowohl im
Dorment als in den Latrinen brannten nachtsüber kleinere Lampen.
So verlangte es die Regel und die Klostergewohnheiten von Cluny. So
war es Brauch in Gorze*) und in Metz.
Die Zeil des Schlafes war durch die Regel bestimmt. Interessant
ist die Bemerkung des Ceremoniale über das Mittagsschläfchen, die sog.
McridiauM *), die am Palmsonntag begannen und am 13. September
wie in Fleury aufhören sollten, in Wirklichkeit aber, wenngleich nur
ganz kurze Zeit — • pausillum — in Anspruch nehmend, sich bis zum
ersten Oktober fortsetzten wie in Cluny 6). Ebenso kannte man in S. A.
die meridiame Muniorium, d. h. die kleine Ruhepause nach Sexl und
Non an Plingstvigil sowie nach Non in den drei letzten Tagen der
Karwoche 7).
») Enlart, II, S. 33.
') Baillct, S. 473; Bened. V. S. 293. Der Bischof dachte wohl an eine
Einführung der Reform von Bursfeld.
') Wenn insbesondere die Latrinen im Dorment erwähnt werden, so ist
dies auf ihre nächtliche Beleuchtung zurückzuführen. Die in Krage kommende
Stelle spricht gerade von der Nacht, während welcher die andern Anstalten keiner
Beleuchtung benötigten; Cor.. S. 25.
*) Vita Johann, ahb. Gor/, c. HO. M. G. SS. IV. S. 359; Migne, l>. L. 137,
col. 281. — Leber Karfa vgl. Schlosser, S. 53.
*) Cer.. S. 75.
•) Vgl. Ducange-Eavre. Art. Meridiana.
') Cer., S. 12K, 130; 82, 90, 95.
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54 —
9. Badoeinrichtung (Balneum).
ZweiTollos halte S. A. Badeeinrichtungen gerade wie die Abtei
Gorze1). Abgesehen von dem Bade in der Abtswohnung erfahren wir
aber nichts hierüber.
10. Das Krankenhaus (Domus infirmorum , infirmaria).
In keinem ordentlichen Klosterbau darf das Krankenhaus fehlen*).
Aus hygienischen Gründen von den andern Teilen des Hauses getrennt,
bildete dasselbe oft einen ganz unabhängigen Bau mit eigener Küche,
Apotheke, oft auch Kapelle. Claustrum u. s. w. 3).
Durch den Context zeigt uns da* Ceremoniale (S. 23), wo in S. A.
das Krankenhaus lag. Es kommt auf dasselbe zurück am Schlüsse, wo
es die Behandlung der Kranken bespricht.
Wer krank ist, heißt es, muß beim Abte vorstellig werden, seine
Krankheit olTen darlegen. Jener soll ihn gütig aufnehmen und tröstende
Worte an ihn richten wie ein Vater und Arzt. Ist der Kranke
wirklich zu schwach, um dem Gottesdienst hinter dem Mönclisehor —
ntro chorum — beizuwohnen, so wird er dem Kranken Vorsteher -
fratri qui domui infirmorum preest — übergeben, um in echt christ-
licher Weise behandelt zu werden. — Der Celerarius oder Vorrats-
meister hat für die Kranken zu sorgen, und ebensowenig darf der Abt
ihnen seine Liebesdienste versagen. Die Rekonvaleseenten werden
im Kapitelsaale in Gegenwart ihrer Mitbrüder und unter verschiedenen
Zeremonien der (Kommunität wieder einverleibt.
Ist dagegen der Zustand des Patienten wirklich gefährlich, so hat
der Custos des Krankenhauses4) den Abt bezw. Prior zu benachrich-
tigen, die sich sofort zu ersterem begeben und ihn veranlassen müssen,
nach Art der Mönche seine Sünden zu beichten, auf allen Besitz zu
verzichten, denselben dem Abte zu überlassen und die letzte Oelung
zu empfangen. Letztere wird in feierlicher Weise gespendet 4).
Bei dieser Gelegenheit erfahren wir noch folgendes. Die Kranken
befanden sich in einem großen Saale, so daß alle Klosterleute in
der Nähe des Kranken Aufstellung nehmen konnten. Der das Sakra-
') Vita Job. abb. Gorz. c. 78. M. G. SS. IV, S. 35U; Migne. V. L. 137, col.
2HO. — loh zweillc gar nicht, daß sie in der Nähe des Schlafsaales, aber außer-
halb lagen.
J) Ccr.t S. 23; 248.
•,) Sehr komfortabel war die Iniirmaria in St. Trond ausgestattet : vgl
G esta abb. Trud. X. 13: M. G. SS. X, S. 2%.
*> Cer.. S. 253: frater, qui infirmes ciislodil; S, 2ö4: custos inlirmoruni.
*) Cer., S. 250f.
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— 55 —
ment spendende Abt besprengte nicht bloß den Kranken mit Weih-
wasser, sondern auch das ganze Haus — pir domum — , was voraus-
setzt, daß das Krankenhaus mehrere Teile hatte M. Ein Krankenbruder
— fratcr hifir marins — leistete dem Abte Hülfe bei den verschiedenen
Funktionen. Dieser Bruder war wohl nicht ein einlacher Mönch, son-
dern der vorhin genannte Custos infirmariae.
Das Bewachen der Kranken war gesichert2). Insbesondere war
man bestrebt, dem Sterbenden in der letzten Stunde beizustehen und
seine Seele durch Gebet, fromme Gesänge und Zusprüche zu stärken1').
Möglichst zahlreich mußten die Confratres am Sterbebett erscheinen.
Wer nur immer abkommen konnte, fand sich ein, sobald das Zeichen
gegeben wurde, das das bevorstehende Ende eines Religiösen ankündele.
Aus den weiteren Angaben läßt sich auch wohl noch der Schluß
ziehen, es habe daselbst ein besonderes Sterbezimmer bestanden, wo
das Waschen des Leichnams4) und das vorläufige Aufbahren stattfand.
Auch der Ankleidung der Toten wird an dieser Stelle gedacht, sowie
der Einnähung der Leichen durch den Custos. Die Toten wurden vor
der Bestattung in die Kirche vor den Kreuzaltar gebracht. Nur die
Leiche des Abtes durfte ins Chor gelragen werden. Nach dem Abbetcn
des Psalters fand die Beerdigung nach dem bekannten Ritus der
Kirche statt.
Für die Kranken in S. A. war gut gesorgt. Bischof Bertram
schenkte um 1172 die Kirche des heiligen Viktor zu Metz »in usus
infirmantium fratrum . . . Sancti Arnulfi«6). — Abt Albert Gonthier
(1324—1326) überwies dem Krankenhaus sämtliche Einkünfte von
Morville-sur-Seille und reformierte das Krankenwesen *).
11. Das Brunnenhaus (Lavatorium).
Regelmüßig liegt das Brunnenhaus dem Eingang des Eßzimmers
gegenüber, und zwar auf der Innenseite des entsprechenden Kreuzgang-
Hügels entweder in der Mitte oder in der von zwei senkrecht aufein-
'i Die Iniirmaria Chiniacensis bestand aus »quinque habitaculis sub uno
tectu divisis«: Migne. V. L. WK co|. 1081
*) Cer., S. 252.
») Vgl. einen Fall für S. A. im Leben des Bischofs Gerhard von Toul (c. 23):
M G. SS. IV, S. 504.
4) Nach dein Verscheiden wird an einer Stelle vermerk! : Corpus non
lavatur sed ... ferelro imponitur: an einer andern: aqua allata. uln hivuidiim r*t
corpus, déférant et .... lavare non différant. Dabei werden zugleich die Toten-
vigilien rezitiert.
») Gr. K., S. 87 ; Baillet. S. 482
*) Baillet. S. 4:W ; Descrm hets. S .r»."i, In seinen Verordnungen lindet sieh
die topographische Notiz von der eella intu moruiu intr» inouuxterii clausuni)».
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— öö -
aiuler stoßenden Seilen gebildeten Ecke. Leider sind die für S. A. in
Betracht kommenden Zeugnisse sehr allgemein gehalten. Einer Stelle
des Ceremoniule könnte man entnehmen, daß das Lavalorium auf dem
Wege vom Schlafzimmer zum Eßzimmer lag, also in der Südosleeke
oder in der Mitte der Südseite1), während ein zweiter Passus scheinbar
weniger gut mit letzterer Annahme sich vereinbaren laßt*).
Das Lavatorium diente für -die zahlreichen Waschungen vor und
nach der Muhlzeit, nach dem Schlafen u. s. w., ein Detail, das wieder
auf Cluny hinweist, wo man auf Körperpflege und Sauberkeit der
Kleidung hielt und keineswegs die Vernachlässigung des Aeußern billigle,
während man die schmutzigen Vertreter einer asketischeren Richtung
mit dem Namen Hypocritue, Heuchler belegte3).
Ueber das Aussehen des Brunnenhaus wird nichts berichtet. Ein
Phantasiebild ist es aber nicht, wenn wir uns Einzelheilen desselben
vorstellen ähnlich denjenigen, die wir aus der Vita des Abtes Johannes
für Gorze kennen lernen*).
Das Geremoniale besagt, daß das Eßzimmer auf der Südseite des
Kreuzganges sich befand. Dasselbe war sehr groß. Im .lahre 1049
bewirtete daselbst Abt Warinus die zahlreichen Gäste, die der Konse-
kration der Kirche beigewohnt hatten. Es war dies gegen die Regel,
da Fremde nur in der Herberge ihre Nahrung erhalten sollen. Aber
') Oer., S. 85: Rani in dormitorinm ; deinde revertentes de dormilorio
veniant in lavatorio et ibi lavent manus suas ; lotis manibus intreiU in rcfeclorium.
Pressen wir den Text, dann deutet er sicher an, dass vom Brunnenbaus zum
Eßzimmer nur ein Schritt ist.
*) Cer., S. 130: . . Rant in lavatorio et eant in refertorio. Daß da» zweite
»eant« nicht eine Entfernung andeuten muß, sondern auch richtig ist, wenn das
Brunnenhaus gegenüber dem Eingang des Eßzimmers lag. liegt aur der Hand.
*) Sackur, II, S. 60, Anm. 4.
•) Vita c. 63: M. G. SS. IV, S. 35»; Migne, V. L. 137, col. 27». Daselbst wird
vom Abte Johannes gesagt: Item dum vel faciem mane vel manus pransuri
lavaient, nunc qnidem ad vas illud, ex quo aqua quibusdam forulis fratribus
ministrabatur, praccurrens et obicem illum (= Hahn), quo forulum illud obslruilur.
dum f rat er lavaret, tenens. nunc lititeum, quud ad tergendum dependet, offerens,
volunlatem cordis ardent is minislrabat.
Wegen der verschiedenen Kategorien von Klosterleuten hingen im Lavatorium.
oder besser beiderseits vom Eingang, aber im Kreuzgang, mehrere Handtücher
für die Knaben, die Conversi und die eigentlichen Mönche, welche regelmäßig
Sonntags und Donnerstags vom Refectorarius umgetauscht wurden: vgl. Consuet.
Cluniac; Migne. V. L. 149, col. 706; 729; 76».
12. Das Eßzimmer (Refectoriumj.
das Eßzimmer war, wie die Quellen hervorheben der einzige Kaum,
der hinlänglich Platz bot.
Wir dürfen demnach wohl annehmen, daß es die ganze breite
(und Höhe?) und, abgesehen von der am Westende angelegten Küche,
aucli die ganze Länge des Flügels einnahm. Flach gedeckt in den
ersten Zeilen, ist es wohl später *) im Stile der Zeil eingewülbt worden.
Decke bezw. Gewölbe ruhten nicht blos auf den Seitenmauern sondern
auch auf Stützen, die in der Längeaxe des Saales standen.
Was uns über die Restaurationsarbeiten des Abtes Pierre gesagt
wird, die er in den beiden Refektorien ausgeführt hat, ist so allgemein
gehalten, daß man überhaupt eine bestimmte Hypothese nicht aufstellen
kann3).
Zwei Refektorien in einem Kloster wären um diese Zeit und schon
viel früher gar keine Seltenheit gewesen. Das eine konnte im Sommer,
das andere im Winter benutzt werden. Oder es diente das eine der
beiden noch einem andern Zwecke4).
Im Inner n stand der große Tisch, magm mensa, magna tabula
genannt5). Damit ist meines Erachtens der Tisch an der östlichen
Schmalseite gemeint, an dem Abt, Prior und Subprior saßen, gegebenen-
falls auch »bessere« Gäste. Beiderseits an den Längsseiten waren die
Tische der Mönche. In der Mitte waren die Stützen für Decke bezw.
Gewölbe. Sonst war der Platz in der Mitte frei. Höchstens war
daselbst eine Art Serviertisch aufgestellt. So unterscheidet sich in S. A.
die Einrichtung des Eßzimmers von demjenigen bei der Kathedrale8}.
Die Plätzeverteilung war durch die Regel bestimmt7). Die erste
Stelle gehörte dem Abte am Haupttisch. Vor ihm stand eine kleine
Schelle, campanula, die wohl nicht blos für den Fall Verwendung fand,
') Ms. 245 fol. 2b; Kl. K., S. 134.
-) S. Benignus in Dijon war (lach gedeckt bis ins 16. Jahrb.; Chomton, S 169.
3) Vgl. den Abschnitt Über Baugeschichte; Jhb. XIX, S. 61.
') Im Jahre 1049 wird für Reims bei Gelegenheit der von Leo IX daselbst
vorgenommenen Konsekration ein hitmale refectorium erwähnt; Mabillon. Annales
0. S. B.. IV, S. 504. Das rtfectorixtm hiemalt fand sich oft in größeren Klostern
vor; Marlene, Voyage littéraire, 1. S. 37. Nach demselben Verfasser (I. S. 20!),
2. Teil) hatte die Ablei Alne in der Diücese Cambrai drei Refectorien: l'un pour
le maigre, l'autre pour le gras, l'autre où il est permis de parler. -- üb aber
diese Erklärungen auch für S. Arnulf verwendbar sind, erscheint zum mindesten
fraglich. Vgl. Jhb XIX, S. 61 Anm 3.
4) Oer., S. Hö, K7, HH
*) Prost, C . S. 119.
') Cer., S. 88. Für die Münch« heißt es S. 23. 85: (|uilibct sedet in loco
sibi per ordinem depntato. Nach S. 87 schlössen sich den München die Knaben an.
- 58
gelegentlich dessen sie genannt wird 'j, sondern regelmässig zum Zeichen-
geben gedient haben dürfte. Wenn man nämlich zum letzteren Zwecke
in der Karwoche sich der Tabula bediente"), so konnte das nur daher
rühren, daß das an andern Tagen hierzu benutzte Instrument, die
Schelle, nach katholischem Brauch in jenen Tagen nicht geläutet
werden sollte.
Vor und nach dem Essen wurde gebetet. Auch die Benedictio
fand statt mit Ausnahme von nur wenigen Tagen5). Die Gebete sind,
abgesehen von dem einen oder andern Detail, dieselben wie heute, d. h.
Oettii omnium, ConfUmntur. Erimt jutiipircs, Mrmorium fecit. Die Distanz
vom Refektorium zur Kirche wurde zurückgelegt unter Rezitation oder
Absingen des Psalmes 50 Miserere4).
Unter den im Ceremoniale genannten strviforcs oder mhihtti. die
beim Essen auftreten, sind die Mönche zu verstehen, die abwccliselnd
diese Funktionen verrichteten S|. Auch begegnet uns in S. A. ein reftr-
torarius gleichwie in der Kathedrale*).
Aber auch für die Nahrung des Geistes war gesorgt durch Vor-
lesen während des Essens, sowie es die Regel und die Vorschriften
des Bischofs Konrad vom Jahre verlangten7). Die Lesung ist
verschieden nach den Zeiten und Festtagen. Ein frutcr ketor, auch
einfach Itctor genannt, besorgte die Lectiire. Nur wer gut las. wurde
zugelassen. Der Dienst begann Sonntags. Der Lektor stand auf einem
Pulte oder Podium, über welches wir nichts Näheres wissen. Gelesen
wurden in genau geregelter Weise die heilige Schrift, die Erklärungen,
Homilien und Predigten der Väter, die Legenden und Leidensgeschichten
der Festheiligen u. s. w.
•) Cor., S. 23.
») Cer., S. 88.
*) Vgl. (1er., S. 23 und 85 (speziell für Weihnachten und Gründonnerstag,..
«) Ger.. !\ 85, 253.
*i Cer., S. 85. 23.
•) Cer., S. 241; Prost, ('.., S. 341. Es ist das eigentlich nichts anderes als
ein Tafeidecker, der u. a. dafür zu sorgen hatte, daß die Tische ganz oder zur
Hälfte gedeckt wurden, ausnahmsweise die Glocke de« Kßzimmeis läutete, am
Allerseelentag die dem zclebranten dargebrachten Gaben entgegennahm. Sonn-
tags und Donnerstags das Umtauschen der beim Lavatorinm hängenden M a nu-
ter g la besorgte u. s. w. Vgl. Cer., S. 241 und Consuel. Cliiniac. Migne, P. L,
14t». col. 7fi3.
T) Regel c. 38, Migne. P. L. M, col. 001 f. — Gr. K. S. 195; Bened. V, S. 203.
"I Die diesbezüglichen genauen Anweisungen (inden sich im Ger.. S. 8. !>.
10, 12. 13. 14. 1«. 23. 3t), 31. 34, 35. 41. 43. 45. 57. 58. K3. «7. 75, 8», 103, H>7,
11t». 112. 11«. 124. 12*», 130. 131. 132, 145, 147. 148. 14'.». I.V.», 1«U. 3K).
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Sehr geringfügig sind die Angaben über das Tale Ige schirr.
Genannt werden größere Weingcfäße, cifi, deren Größe unbekannt ist ').
Ein Weingefäß trug den Namen Cifus S. Anmfphi und erfreute sich einer
besondern Wertschätzung2). Woher die Benennung dieses am Grün-
donnerstag dienenden Gefäßes?
Für Mahlzeiten und Speisezettel hielt man sich an die
Regel des Ordensstifters '), d. h. es herrschte die größte Einfachheit
und Genügsamkeil. Nur zwei oder drei Sonderheiten, falls diese Be-
zeichnung am Platze ist, verdienen Erwähnung. Einigemal an Fast-
lagen erhielten die Knaben ein Mixtum, offenbar um ihnen das Fasten
zu erleichtern. Nach dem Ceremoniale der Kathedrale ist es ein mixtum
<k ptmc et i>otu, ein Stück Brot und ein Schluck Wein4).
Am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag wurde den Mönchen
(zwischen Vesper und Complet) die sog. Caritas gewährt*). Es ist
damit eine bestimmte Quantität Wein gemeint. Der Name Caritas und
der anderswo angewandte Misait ordia deuten wohl an, daß die Mönche
kein eigentliches Anrecht darauf hatten«).
Einen etwas eigentümlichen Trank lernen wir an Mariae Lichtmeß
kennen. Nach der Messe wurden die gesegneten Kerzen, welche die
Mönche während des Gottesdienstes getragen, dem Abte unter Handkuß
dargeboten. Vom Abte nahm sie der Gustos in Empfang und löschte
sie in sehr reinem Wasser sofort aus, das als Trank den Ordensleutcn
im Refektorium dargereicht wurde7).
Auch für die notwendige Beleuchtung des Eßzimmers war
hinlänglich gesorgt *).
Stiftungen »ad mensam trat rinn « sind in ziemlicher Anzahl im
Nekrologium der Abtei verzeichnet*).
13. Die Küche (Culina, coquina régula ris).
Die Lage der Küche neben und westlich vom Eßzimmer steht
fest, üb «lie Verbindung mit letzterem durch einen kleinen Gang, eine
») Prost, C . S. 332.
») Cer.. 5. «8.
») Mignc, P. L. ß'i. Col. «13 IT.
♦) Cer., S. 20, 128; Prost. C. S. 47, 303. Dieselbe Erklärung bei den ver-
schiedenen Commentatorcn der licnediktinerregcl ; Migne. a. n. 0. Col. «10 f.
»} Cer.. S. 88. «14, 100.
•) Lcnoir, II. S. 241.
•) Cer., S. 18«.
•) Cer., S. !)4 u.*. w.
•) Vgl. Ms. 196. fol. 10b. lab, 21a, 25b, 31a, 31b. 34a.
- 60 -
Tür oder ein kleines in der trennenden Wand angelegtes Fenster
hergestellt war, wissen wir nicht ').
Jedenfalls gelangte man von der Küche leicht in die anstoßenden
Vorratsräume und in die naheliegende Herberge. Wahrscheinlich hatte
letztere ihre eigene Küche, die dann nicht mehr reyuhiris war, eine
Einrichtung, die uns schon im 11. Jahrhundert begegnet8).
14. Der westliche Flügel des Kreuzganges.
Dort befanden sich mehrere Räume, über welche die Quellen im
allgemeinen schweigen. Zunächst an der Küche war die Vorrats-
kammer, das Cellarium. Dann kam die Wohnung des Celle-
rars oder Kellermeisters. Erstere bestand aus einem unteren gewölbten
Teile, der als eigentlicher Keller diente, während die oberen Räume
als Speicher benutzt wurden. Daß der Cellerar im Erdgeschoß wohnte,
steht außer Zweifel8).
15. Die Wohnung des Abtes (Camera abbatis).
In S. A. lag die Wohnung des Abtes rechts am Eingang zum
Claustrum *) auf der Westseite, wohl außerhalb des eigentlichen Kloster-
vierecks, an welches sie indes anlehnte. Ich stelle mir dieselbe als
einen zweistöckigen Bau vor, in welchem sich neben den eigentlichen
Wohnzimmern des Abtes noch andere Räume für die Dienerschaft be-
fanden.
In der Wohnung des Abtes übernachtete der Bischof vom Samstag
auf Palmsonntag. So verlangte es ein alter Brauch, der sich bis ins
16. Jahrhundert erhalten hat. Bei dieser Gelegenheit geschieht auch
einer Badeeinrichtung Erwähnung5), die in der Wohnung sich vor-
') Sehr interessante Einzelheiten über Küche, Speisen. Tafelgeschirr u. s.w.
in den Consuet. Ouniac. 1. II, c. 35 u. 36. I. III, c. 18 u. 21; Migne. P. L. 149, Col.
726- 730, 761, 7fiH.
») Rnlarl, II, S. 40, Anm. 5.
') Möglicherweise war in den Stockwerken des Wcstflügels über den Vor-
ratsräuinen das Logis der Conversi oder der dienenden Brüder, von dem sonst
nicht die Rede ist. — Uaß die Vorratsräume großartig angelegt wurden, haben
wir bei der Darlegung der Tätigkeit des Ansleus gesehen.
*) Cer., S. 81, 185. — Vgl. auch den Plan von St. Gallen sowie denjenigen
von Canterbury.
*l Cer., S. 69. Für 1 181, wo nach 104 Jahren zum ersten Male wieder der
bischof die Prozession abhielt, schreibt Aubrion, S. 119: M. l'evesque de Metz . . . allit
coachier le samedi à Saint - Arnoult, et fut baigniez en la chambre l'abbeit
(de l'abbe) et couchiez en lit de l'abbeit. Vgl. Iluguenin, S. 36, für 1311 ; S. 441.
für 1181. — Pas älteste Zeugnis für das üad in S. A, im Ceiemoniale der
Kathedrale bei Prost, C, S. 335.
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— 61 —
fand und die der Bischof benutzte — ein interessunter Nachklang eines
alten liturgischen Gebrauches. Am Morgen des Palmsonntags wird er
dann feierlich in die Abteikirche geführt, um daselbst die Palmen-
segnung vorzunehmen.
In eben diesen Räumen fand auch das Mandatum oder die Futt-
waschung statt
Bischöfe, wie Adalbero I.8). die sich gern aus dem Lärme der
Geschäfte zurückzogen, kamen nach S. A. und nahmen olfenbar in der
Cumnn abbati* Wohnung.
IV. Nebengebäude.
1. Wir beginnen mit dem Eingangstor s). In unmittelbarer Nähe
desselben lag die Wohnung des Torwarts, domus portarii, die
wir indes nicht näher kennen lernen. Sie wird nur einmal im Cere-
moniale (S. 23) erwähnt.
2. Die Herberge (Hospitium); das Armenhaus (domul
e 1 e e m o s i n a r i a). Die Hebung der Gastfreundschaft und des Almosen-
verteilens, eine Vorschrift des Ordensstiflers, bedingte bei den nach
Benedikts Kegel lebenden Mönchen das Vorhandensein entsprechender
baulicher Anlagen. In S. A. errichtete Ansteus selbst diese so not-
wendige Anstalt, wie Bischof Adalbero bezeugt4). Später wird sie noch
öfter erwähnt, z. B. bei Gelegenheit der Feier vom Jahre 1049, wo der
skeptische Heribert von Remiremont, der beim Fallen sich das Bein
gebrochen, ins Hospitium getragen werden mußte5).
Die Herberge und namentlich die domus eleemosinaria wurden
im Laufe der Zeiten mit zahlreichen Schenkungen bedacht, die sowohl
den Klosterleuten als auch dem Wohltätigkeitssinn der frommen Spender
alle Ehre machen.
') Cer., S. 81.
*i Jhb. III, S. 14», 150; Gr. K.. S. 26, 27: ... Nos quoquc ac sueresorca
nostri . . . posl turbinosam vitam, sine qua non possumus esse in c ivilate, valeamus
ad portum monasterii aliquamdiu cum Dei famulis recreari ac suavia vite eterne
colloquja degustando refici.
»i Entgegen früherer Annahme (vgl. Jhb. XIX, S. 68) wurden wohl nicht
hier die Exkommunikationen bekannt gegeben, sondern am Portal der Abteikirche:
Hened. V, S. 690.
*) Jhb. III. S. 14«, Anm. 4 und 7.
&l Ms. 245, fol. 8a; Kl. K., S. 134. — 1494 dinierte daselbst die Herzogin
von Lothringen und Königin von Sizilien mit ihrem Gefolge: Aubrion. S. 84Ô:
llusson, S. 184.
- 62 -
An die Spilze der Stifter stelle ich Adalbero I., Bisehof von Metz').
In wenigstens drei Urkunden beschäftigt er sich mit der Ausstattung
des Hospitiuin, ein Beweis, wie sehr ihm dasselbe am Herzen lag, was
übrigens aus seinen eigenen Worten hervorgeht. Seine bedeutenden
Schenkungen sollen u. a. dazu dienen, wie er zweimal versichert, wer
auch immer nach S. A. komme, reiche und arme, fremde und landes-
ansässige Leute, gastlich aufzunehmen und zu verpflegen. Insbesondere
bestimmt er mit Zustimmung der Klosterbewohner den Zehnten der
ganzen Curtis indominicata zum Unterhalte der einkehrenden Gäste.
Da aber, meint Adalbero weiter, in anbetracht der unmittelbaren Nähe
der Stadt gar viele Gäste nach S. A. kommen würden, wäre das, was
bereits getan, noch nicht hinreichend, weshalb er sich denn auch ent-
schloß, die Kirche von Marieulles, den Weinberg direkt vor der Klosler-
pforte sowie den Zehnten der kleinen Abtei S. Felix ( S. Clemens)
hinzuzufügen. Natürlich sollte seiue Schenkung unangetastet bleihcn,
denn dieses Institut wäre ein so frommes Werk").
Adalberos Beispiel fand Nachahmer. Eine Schenkung der Gräfin
Eva 950 sollte zur Aufnahme der Armen und Fremden, ad wapt/micm
jmupnum et pengrinonim dienen3). Das Nekrologium der Abtei er-
wähnt verschiedene Wohltäter des Armenhauses4} sowie eine ganze
Anzahl von Vorsiehern desselben.
Daß Herberge und Armenhaus, deren gegenseitiges bauliches
Verhältnis unbestimmbar bleibt, auf der Westseite unweit vom Eingange
lagen, ist nicht bloß aus allgemeinen Gründen anzunehmen, sondern
findet auch darin seine Bestätigung, daß Häuser der Vorstadt S. A. als
in ihrer unmittelbaren Nähe gelegen bezeichnet werden6). Schon ihre
Bestimmung bedingte ihre Lage an der Straße. Dazu kommt eine
Notiz im Inventar von S. A. 6), die das Armenhaus als der Kirche gegen-
') Schon vor den Benediktinern wurden die Armen in S. A. unterstützt
Der Primicerius Hugo von Metz gibt als Zweck der Schenkung von Jussy, die er
und seine Brüder gemacht, an, daß sie zum Unterhalt der Armen dienen solle.
Jhh.. I. S. -13: Meurisse. S. 112. 113.
*) Die Urkunden, denen obiger Text fast wörtlich entnommen, in .Thb. II,
S. 45; XIII, S. 173, 174: 203; Bened. IV., III, S Ô9; Cal met. Pr. I, S 4f», Cr. K..
S. 30. 34.
») Gr K.. II T.. S G~«: Calmet Pr. 1, S 58; Jhh. I, S. 62ff.
♦) Z. B. Ms. 19(5, fol. la ein Pulvinai', loi. 3Ua III! parmi geschenkt. — Der
dritte Teil des Allods von Chérisey gehörte nach der Bulle Coelcstins III. und
Alexanders III. (1179 bezw. 1192; dem Armenhause.
h) Z. B. Ms. 19f>. fol. 35a.
*} Inv.. S. 521 u ott., S. 8i bezeichnet es als eine Aufcabe des Elemosinarius
xle secourir l'autel <le i'aumonc qui eM ihru„t l'àjîhe fl h jwsuoir qui est «wie'-.
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- <>3 -
über gelegen anführt. — Daneben befand sich die Kelter. Ob beide
zugleich rechts oder links vom Eingang oder getrennt waren, wage ich
nicht zu entscheiden. Jedenfalls nahm die ganze Anlage mit Eßzimmer
Betten, Stallungen u. dgl. ein ziemlich großes Terrain in Anspruch. Auf
dem Plane habe ich die beiden Gebäulichkeiten rechts und links vom
Kingangstor getrennt angesetzt.
Ebenfalls in dieser Richtung, aber außerhalb des eigentlichen
Claustrum, befand sich der * geeignete Raum«, wo zu gewissen Zeiten
die Klosterbewohner mit den weiblichen Besuchern der Abtei verkehren
konnten — wohl ein eigenes Gebäude unweit der Eingangspforte8).
3. Der Kurzer. Nur einmal erfahren wir etwas von einem
Karzer, der im Kloster war. Abt Simon Follin wird angeklagt, in grau-
samer Weise einen Mönch traktiert und in einen scheußlichen Kerker —
in horrendum carcerem — geworfen, später denselben abermals ein-
gesperrt zu haben bei Fort Sailly und zu Norroy 3). Der zu Ungunsten
des Abtes abgefaßte Bericht sagt nicht in unzweideutiger Weise, daß der
Karzer sich in S. A. selbst befunden habe, wohl aber bezeugt uns
dies die Notiz der Chronik zum Jahre f432, die wir bereits oben bei
der Beschreibung der Mauer verwendet haben*). Dagegen wissen wir
nichts Näheres weder über seine Lage noch über seine Einrichtung.
Wir müssen wohl annehmen, daß er den Gefängnissen in andern Bene-
diktinerklöstern ähnlich war6).
4. In S. A. befand sich auch ein Reclusorium. Die höchste
Art der Askese bildete das Beklusenleben, das meist durin bestand, daß man
sich auf lebenslang in eine kleine Zelle einschloß, sich dem Gebete und
der Handarbeit widmete und nur sehr selten mit der Außenwelt ver-
kehrte"). Kirchliche Bestimmungen regelten das Institut. Oft lag die
Zelle am Chor der Kirche und hatte ein kleines Fenster nach innen,
') Bischof Konrad von Metz bestimmt, daß der Abt mit den München im
gemeinschaftlichen Refektorium esse. Eine Ausnahme ist nur bei hohem Besuch,
nolabiles hospites. wie der Text sagt, gestattet. Letztere werden selbstverständlich
in der Herberge bewirtet. Das Detail weist auf eluniazensischen Einfluß hin.
') Baillet, S. 479: Gr. K., S 19«: Bened. V. S. 294; locus aptus. in quo mu-
lieres propinquae, consanguineae vel aflines fratribus seu hospites honneste.
lemporibus congruis reeipiantur. Vgl. oben unter »Sprechzimmer«.
»> Baillet. S. 477.
«) Huguenin, S. 178. Ebenso bei Calmet, Pr. II. S. (XX.
*) Consuet. Cluniac: Garcer est talis, in quem cum scala descenditur. nee
ostenditur ostium nec fenestram habet; Migne. H. L. 149. col. 73«,
•) Vgl. den ausführlichen Artikel im Herderschen Kirchenlexikon, VI (1889Ï.
S. 031 und Dr. I,. Ptleger. Zur Geschichte der Inklusen am Ausgang des Mittel-
alters in Histor.-Hil Blätter 1907. Bd. 139, Heft 7, S. Ô01-Ô13.
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- 64 -
um der Messe beiwohnen zu können, ein anderes hingegen nach außen
wegen des nötigen Verkehrs1).
Reklusen oder Inklusen treffen wir bei vielen Klöstern des heiligen
Benedikt an, nach dessen Regel sie lebten.
Für S. A. ist eine Inkluse bezeugt zur Zeit des Abtes Walo. In
einer Urkunde des Bischofs Uerimann um 1088 wird sie bezeichnet als
die tiefreligiöse, gottgeweihte Jungfrau, Hodierna mit Namen, die daselbst
als Rekluse -- inibi reclusa — lebt*). Angesehen war Hodierna; denn
auf ihre und Walos Bitten erhielt das Kloster den entzogenen Jahrmarkt
am Dedikationsfeste wieder, der ihm reichen Gewinn brachte. Hodierna
war aber nicht die einzige Inkluse in S. A. 3).
5. Folgen die Oekonomiegebäude, Scheunen. Stallungen,
Kelterei und andere Kloster Werkstätten, über die wir Einzelheilen
nicht erfahren. Sie müssen in südlicher Richtung gelegen haben. Auf
der Nordostseite fehlte es an Platz zwischen Kirche und Westmauer, und
nach der Stadl zu fiel das Terrain ziemlieh steil ab. Auf der Ostseite
waren sie zu weit entfernt. Außerdom war jener Teil durch den Fried-
hof und den Garten eingenommen. Dagegen lagen die Gebäude südlich
auf annähernd gleicher Höhe mit den übrigen Bauten. Dazu kommt
noch ganz besonders der Umstand, daß auf dem alten Stadtplan im
Siège de Metz en 1552 und bei Huguenin gerade auf dieser Seite
verschiedene Gebäuliclikciten, die an die Innenwand der Klostermauer
angelehnt waren, eingezeichnet sind, vorausgesetzt, daß sie innerhalb
der Klostermaucrn lagen.
ü. Die Mühle. Einem zufällig zu Anfang der dreißiger Jahre
des 12. Jahrhunderts zwischen S. A. und S. Clemens ausgebrochenen
') In S. Michael zu Fulda lag die Zelle in der Krypta, bei andern Klöstern
anderswo.
') Baillet, S. 341, 343; Kl. K.. S 101: Jhb. XIII, S. 231.
*) Das Nekrologium erwähnt noch andere: Mariadevota, fol. 2b: Dominica,
fol. 8a; Adelaide, fol. 23a; Elisabeth, fol. 29b; Remburgis, fol. 31b: Pia reclusa.
fol. 44b; vgl. Bened, II. S. 180. Waren die Genannten alle wirkliche Reklusen V
Die Geschenke, die diese Personen an S. A. machen und ihre Aufnahme ins
Nekrologium zeigen hinlänglich, daß sie wie Hodierna in S. A. selbst ihr Reklusen-
leben führten. Dagegen verzeichnet dasselbe Nekrologium fol. 21a eine Berta
reclusa bei der nahen Prioratskirehe des heil. Andreas. Auch in S. Symphorian
lebten mehrere; Bened., II, S. 180. Besonders zahlreich waren sie in S. Clemens,
wie aus den zwei Nekrologien der Abtei in Ms. 307 der Metzer Stadtbibliofhek
hervorgeht. Ebenda erfahren wir, daß auch S. Laurentius eine Inkluse halle: des-
gleichen S. Maria ad martyres u. s.w. — Eine interessante Mitteilung enthält
die Vita Johann. Abb. Gorz. c. 02: M, G SS. IV. S. 3Ô1. 352; Migne. P L. 137. col.
2fï7. 2«8.
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- t* -
Streite verdanken wir die Kenntnis, daß unsere Abtei bei Metz eine
Mühle besaß, die in der Pfarrei S. l'eter ad arenas an der Seilte lag.
Bertram, Abt von S. A., wollte, so lautet die Urkunde'), die Mühle
beim Amphitheater an eine vorteilhaftere Stelle transferieren, was er
um so leichter tun zu können glaubte, als das Terrain auf beiden
Seilleufern seinem Kloster gehörte. S Clemens reklamierte wegen
seiner Fischereigerechtigkeit. Durch die herbeigerufenen Zeugen wurde
aber bekundet, daß S. A. über 100 Jahre dieses Recht habe, sogar den
Lauf der Seille ändern könne. Der Bischof Stephan von Metz regelte
die Krage2), verhinderte aber dadurch nicht, daß zwischen 1126 und
1138 ein abermaliger Zwist wegen der Mühle ausbrach3).
Die Rechte von S. A. erhielten in der Folge ihre Bekräftigung
1139 durch Innocenz II.. 1 1 7i* durch Alexander III.. 1192 durch
Coelestin III. In den darauf folgenden Bullen ist von der Mühle keine
Rede4!. Im 13. Jahrhundert mußte S. A. eine schwere wirtschaftliche
Krisis durchmachen und verkaufte daher 1235 die Mühle an die Stadt
Metz, welch letztere sie im folgenden Jahre an das Hospiz S. Nikolaus
abtrat 5).
In den Chroniken und andern Quellen wird sie unter dem Namen
dieser Anstalt noch öfters erwähnt und als unweit des Mazellentores
gelegen bezeichnet, was in Verbindung mit der obigen Notiz, sie habe
sich in der Nähe des Amphitheaters befunden, die ziemlich genaue Be-
stimmung ihrer Lage auf unserm Plane ermöglicht hat8).
') Bezüglich derselben ist Baillet S. 370 ein Irrtum unterlaufen. Er spricht
von dem ausgebrocheneri Streit »ob pistrini translationem« und seiner Schlichtung
durch B. Stephan, gibt auch 7 Unterschriften mit Namen und fügt, die übrigen
allgemein andeutend, »aliique plurimi« hinzu, datiert aber die Urkunde vom Jahre
11. 43. Offenbar hatte er die im Jhb. XIII, S. 233 veröffentlichte im Auge. Der
Streit ist derselbe, die namentlichen Unterschriften folgen in derselben Reihen-
folge. Die andern 39 der Urkunde nebst dem Zusätze et multi alii hat Baillet
mit aliique plurimi wiedergegeben. Ebenso ist die Datierung Anno incarnat. 1133
auch bei Baillet, fällt aber wegen des V. Kai. Februarii nach unserer Rechnun»s-
weise ins Jahr 1134. Das Inkarnationsjahr begann am 25 März.
») Urkunde im Jhb. XIII. S. 233.
') Jhb. XIII, S. 204. Anm. 2.
«} Vgl. die Tafel Jhb. XIII. S. 22«.
*) Jhb. XIII, S. 204 ; Bened. Fr. I, S. 189. - Noch im Jahre 1231 schenkt Thicrris
Lowis dem Kloster un journal de vigne ke gist de sur la venue du moulin
St. Arnolt sor Seille; Metzer Bezirksarchiv, H. 277, n. 1.
•) Die Verkaufsurkundc (Bcned. I. Pr. S. 189i bezeichnet die Mühle aus-
drücklich als »sor Seille daier (-derrière) S. Picrre-aux-Erennes«, 2 Atours (Regle-
ment) der Stadt von 1328 und 1350 als » moulins de l'hospital que sont aux
champs Neuwied«: Bened. IV, Pr. S. 54i, 131: Melzer Bezirksan hiv, G. <W, n. 1.
Jahrbuch il. des. f. lotJir. OmcMcMp und Allrrlunvik., .Inhrg. 3> "
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66 -
7. Mit der Mühle war eine Bäckerei verbunden, über die wir
nichts Positives erfahren1).
8. Die Lage der Keller neben dem Armenhaus ist durch den
bereits angeführten Vermerk des Inventars bestimmt.
Der Klostergarten. Wie jedes Kloster, so hatte auch S. A.
seinen Gemüse-, Obst- und Blumengarten. Seine Lage auf der Nord-
oder Westseite muß als ausgeschlossen gelten. Valladier führt ein
Zeugnis der sog. Dreizehn vom 15. September 1428 an, das von einem
endroict l'anglee de coste le jardin ... et circuit de la dite église
S. Arnoul redet. Für das Jahr 1402 erwähnt die Chronik einen Garten
in S. A., den man als »gerdin de la oipmetiere« bezeichnete. Der
Name deutet auf die Lage in der Nähe des Friedhofes, wohl nur in
süd-südöstlicher Richtung hin').
1. Die großen, zum Zwecke der Erweiterung der Stadt vorgenommenen
Nivelierungsarbeiten hatten sich mit dem Jahre 1904 auch auf jenes Ge-
lände ausgedehnt, welches sich zwischen der Eisenbahn und der alten
Straße nach Montigny bis zu den ersten Häusern der beiden südlichen
Vororte hinzieht. Dabei wurde nicht nur das leere Terrain aufgegraben
und abgetragen, auf welchem bis vor nicht langer Zeit die Blechbaraken
standen, sondern auch die Zerstörung der eigentlichen Lunette d'Arçon
in Angriff genommen. Die Arbeiten förderten verschiedenartiges Mauer-
werk zu Tage. Eine besondere Aufmerksamkeit widmete man dem-
selben wold deshalb nicht, weil man es allgemein als zu jüngeren
Bauten gehörig betrachtete. Indes ist heute die Annahme kaum abzu-
') Der heil. Benedikt und die Regel von Aachen 817 verlangen ausdrück-
lich, daß die Bäckerei innerhalb der Klostermauern sei ; Kobler, Studien über die
Klöster im Mittelalter, 18(>7, S. 122. S. A. hatte noch Mühlen in anderen Be-
sitzungen. — Ein Bäcker i>istor) wird angeführt im Nekrologium, fol. 29b. Er
hieß Johannes, wohnte bei der Kirche des heil. Eusebius und machte eine
Schenkung an S. A.
') Huguenin, S 124. Ein Novize des Klosters wollte in diesem Garten den
Abt gesehen haben, der sich nach seiner Aussage unehrlich benommen habe.
*) lieber die ursprüngliche Bedeutung von Crypta vgl. Nuovo Bullettino di
arclieologia cristiana. VI. ltKX). S. 131-133. Leber die Krypta im allgemeinen,
Vioilet-le-Duc, Dictionnaire, IV, S. 447 -4bl ; üehio, I, S 180— 18û ; über altchrist-
liche Krypten diesseits der Alpen, Revue de l'Art chrétien 1902—15*05. mit ver-
schiedenen Artikeln von Léon Maître.
Vierter Abschnitt.
Die Krypta1).
I. Entdeckung und Identifikation.
weisen, daß wahrscheinlich doch verschiedene Mauerteile von der allen
Abtei S. Arnulf herrührten, einzelnes sogar dem kirchlichen Bau ange-
hörte, der sich an der Stelle erstreckte, welche in der Folge die Erd-
wälle der Lünette einnahmen. Ende Februar 1905 stießen die Arbeiter
der Firma Hase & Schott auf bedeutende Mauerresle, die, wie sich bei
tieferem Graben herausstellte, einem Grüftenbau angehörten, dessen
eigentliche Bestimmung erst nach Freilegung der östlichen Teile klar
wurde V). Infolgedessen wurde die Sistierung der ziemlich weit vorge-
rückten Zerstörungsarbeiten angeordnet. Wenige Tage nachher, am
S.März*), veranstaltete die Gesellschalt für lothringische Geschichte und
Altertumskunde eine Besichtigung der aufgedeckten Mauerresle, wobei
Schreiber dieses in einem längeren Vortrag sich über Bestimmung,
Datum und frühere Einrichtung des Baues verbreitete.
Erst im Juli des folgenden Jahres (1906) wurde wieder an den
Mauerresten gerüttelt, um verschiedenes anderweitig zu verwendendes
Baumaterial zu gewinnen. Im darauffolgenden Okiobermonat begann
abermals mit mehrfacher Unterbrechung der definitive Abbruch der-
selben. Die letzten bedeutenden Steinreste verschwanden in der Woche
von Weihnachten. Was von der untersten Fundamentsschicht übrig
blieb, wurde seither fast völlig beseitigt. Das bei der Niederlegung ge-
wonnene Material fand vielfach Verwendung als Packlage bei der Her-
stellung der llohenlohestraße.
2. Die Beste, deren Aufdeckung vorstehend dargelegt, gehörten
einem größeren kirchlichen Bauwerke an. Schon dus Vorhandensein
der Altäre schloß jeden gegenteiligen Zweifel aus.
Jenes Bauwerk mußte, um es gleich zu sagen, einen Teil der
ziemlich ausgedehnten Gebäulichkeilen der Abtei bilden, die, wie oben
nachgewiesen, an dieser Stelle lag.
Entscheidend ist vor allem die Topographie, welche eine andere
Identifikation überhaupt nicht gestattet. Wir wissen beispielsweise ganz
gut, welche kirchliche Bauten sich im Süden der Stadl befanden. Wir
kennen ihre Namen, von vielen auch annähernd genau, von andern,
z. B. von S. Arnulf, ganz sicher die Lage. Die Angaben des Cere-
moniale der Cathédrale sowie desjenigen der letztgenannten Abtei und
andere Dokumente sind in dieser Hinsicht hinlänglich ausführlich.
») Die genaue Stelle auf der Außenseite zeigt Jlib. XVI. S. 818. Abbild,
und Anm.. sowie unsere Tafel.
") Den damaligen Zustand der Ruinen kann man ersehen aus Jlib. XVI,
S. H20, Abbild. 2. — Herr Professor Keune halle die (iiite. midi jedesmal von
dem lleginn des Abbruches in Kenntnis zu setzen.
- r,8 -
Die räumliche Ausdehnung des Ruinenkomplexes der Lunette
d'Areon zwingt zur Annahme, daß wir es hier mit einem Teil einer
großen, mehrschiffigen kirchlichen Anlage zu tun haben. Nach dem,
was bereits gesagt und noch gesagt wird, können wir nur auf S. Arnulf
schließen, die einzige, wirklich bedeutende Niederlassung in jener Gegend,
die einen solchen Bau aufweisen konnte. Die beiden Abteien von
8. Clemens und S. Symphorian sind schon durch ihre Lage ausge-
schlossen. Von den kleinen Kirchen des heiligen Benignus und des
heiligen Eusebius1) kann wegen ihrer geringen Bedeutung die Rede
nicht sein.
Die aufgedeckten Reste gehörten demnach zum alten S. Arnulfs-
kloster.
Unschwer ist es, ein Urteil über die ursprüngliche Bestimmung
der Ruinen zu fällen, deren Grundriß und Aufbau uns die beigefügte
Tafel zeigt, und zwar in dem Zustande, in welchem sie gegen Mitte
März 1905 noch erhalten waren. Ein Blick auf dieselben sagt uns,
daß wir es zu tun haben eutweder mit einer Grabkapelle oder mit
einer Krypta. Darauf weisen hin die Form des Baues, die aufgedeckten
Grüfte mit den darin geborgenen Sarkophagen sowie andere Funde,
die daselbst gemacht worden. Schlechterdings ist beides möglich.
Grabkapellen finden sich frühzeitig bei Kirchen, oder besser bei Kloster-
anlagen, z. B. in Afrika. Exedraartige Abschlüsse kommen auch dort
vor. Ich verweise beispielsweise auf Alb. Ballu, Le monastère byzantin
de Tebessa ( Tipasa), Paris Leroux 1897, Taf. II.2).
Doch streiten gegen eine solche Annahme das Vorhandensein einer
größeren Anzahl von Altären, die beiden Nebenapsiden an den vorderen
Ecken, die absolut zwecklos und mit ihren weiter unten zu beschreiben-
den Einzelheiten ganz unerklärlich wären, die eigenartige Konstruktion
und Technik, die Solidität und tiefe Lage im rundum hoch sich auf-
türmenden, gewachsenen Sandboden. Grabkapellen, die wegen ihrer
analogen Formen zur Erklärung unserer Ruinen herangezogen werden
könnten, sind mir unbekannt.
' • Vgl. die Besrhreibung der Prozession an den Rogationstagcn : Oer, S. 118.
119: 121-123: 199.
*> Wiedergegeben von Cabrol, Dictionnaire d'archéologie et de liturgie. I.
Pari» 1907, S. :!1. Fig. IS, und F.nlarl. I, S. 218. — Eine Grabstätte mit analoger
Grüftenbildung zeigt ein Sepulkralbau an der Via Salaria ganz, in der Nabe von
Rom über der Katakombe der heiligen Prisrilla: de Rossi Bullcttino di archeo-
logia cristiana. Rom 1890. Taf. VI — VII. Vorherrschend ist bei Grabkapellen die
Apsis Irichora. die kleeblatlai tige Apsidenform ; vgl. Dehio. Taf. 14.
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Es bleibt demnach nur noch die andere Alternative : das Hauwerk
war eine Krypta, die unter dem Ostchor von S. Arnulf lag1).
Man wende dabei nicht ein, daß man nur Märtyrer in der alten
Kirche durch Anlage von Krypten zu ehren pflegte. Dagegen sprechen
nun einmal für die späteren Zeiten, die vor allem in Betracht kommen,
die Tatsachen: Homarchus von Arles, Venerandus von Clermont,
Albinus von Angers, lauter Bekenner, hatten ihre Krypta4), um noch
näher hegende Kxempel einfach zu übergehen. — Das Folgende wird
übrigens das Vorstehende nur noch bestätigen.
• <u...... ! wi (1-7.4
II. Erklärung des Planes3).
Zur Orientierung des Lesers, auf den ein Blick auf unsere Tafel im
ersten Momente gerade so verwirrend wirken dürfte wie seiner Zeit
der Anblick der Buinen, die dem Besucher der Lunette d'Arçon ent-
gegenstarrten, füge ich hier eine Beschreibung ein, in welcher
manches nur kurz gestreift, dagegen dasjenige ausführlicher beschrieben
wird, worauf ich später nicht mehr zurückzukommen gedenke.
1. Aus dem Plane ist ersichtlich, daß die annähernd geostete
Krypta in der Ostecke lag, welche zwei angrenzende Mauerteilu der
früheren Umwallung der Lünette bildeten4), bei deren Erbauung die
äußeren Teile des halbkreisförmigen Abschlusses sowie des südlichen
Anbaues wegen des Alignements hart mitgenommen wurden. Die
Außenseite des Halbkreises insbesondere wurde, wie der Durchschnitt
darlut, abgestuft, um die neue, 0,65 m weniger tief gehende Mauer
besser aufsetzen zu können, während die hintere, östliche Hälfte des
südlichen Nebenraumes fast ganz verschwand, und nur die Fundamente
in einer Höhe von ca. 0,70 in erhalten blieben. Auf eben dieselbe
Weise verschwanden weitere Mauerteile an der Südecke, wie schon
der eigentümliche Abschluß genügend darlegt.
') Eine Krypta ohne eine darüber errichtelc Oberkirchc muß ein wirklich
seltener Fall gewesen sein. Vgl. Murcier, La sépulture chrétienne en France.
Paris 1865, S. 88. — Daß man auch an eine sonstige, im Klosterbezirk belegene
Kapelle nicht denken darf, wie nie beispielsweise neben einer großen Kirche die
Komturei von Elerpigny Enlart, II. S. 11. Fig. 1) zeigt, ist durch die in diesem
Falle ganz unerklärbaren Nebenapsiden erwiesen.
*) Vgl. Saint Seurin de Bordeaux et sa crypte in der Revue de l'art chré-
tien, 1903, S. 462.
') Die Herstellung des Planes der Krypta verdanke ich der Güte des Herrn
Oberst Schramm, der es auch hier an der gewohnten Sorgfalt und Akribie nicht
fehlen ließ.
•) Diese Ecke zeigt die nicht sehr schärft: Abbildung im Jhb. XVI. S. »18
Abbild I Vgl auch unsere Tafel.
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- 70 -
In den großen äußeren l jnien bildet der Grundriß der Krypta ein
Oblongum. dessen Dimensionen und Gang aus dem Plane ersichtlich
sind. Doch werden diese Linien gestört durch allerhand Zutaten, an-
scheinend Anbauten, auf der Ost- und Südseite sowie an den vorderen
Ecken der Westseite, während der zweifellos überwölbte Innenraum,
abgesehen von den zur Aufnahme der Altäre bestimmten runden und
eckigen Nischen, durch fünf annähernd symmetrisch angelegte Grüfte
eingenommen wird, welche ein einheitlicher Ostrich verdeckte.
Die Verschiedenheit der auf dem Plane angewandten Karben
weist darauf hin, daß der Bau nicht einheitlich aufgeführt worden.
Grau bezeichnet den älteren Teil, rot den jüngeren (vgl. unten VIII).
Dunkelrot sind diejenigen Teile gezeichnet, die bei Aufstellung des
Planes in mehr oder minder großem Maßstabe noch über dem innern
Hodenniveau der Krypta sich erhoben, wie ein ülick auf den Durch-
schnitt lehrt.
2. I'm nun einzelnes ausführlicher zu behandeln, hebe ich zu-
nächst hervor, daß die Apsisrundung einen vollen Halbkreis nicht
bildet l). Ungewöhnlich ist diese anscheinende Unregelmäßigkeit im
romanischen Stile keineswegs2). Außerdem sind die zwei äußeren
Kreisabschweifungen an den beiden Knden der Apsis sowie der kleine
viereckige Anbau an der Südostecke hinter dem Altar (4j, die vom Funda-
ment an bis zur Höhe des Hodenbelages sich erhoben, eine gleich von
Anfang an gewollte Verstärkung jener Bauteile, die unter dem Druck
des Schubes mehr zu leiden hatten als die übrigen. Das geht un-
zweifelhaft hervor ans den gerade an dieser Stelle angewandten, auch
äußerlich sichtbaren großen Steinplatten, während die einheitliche
Technik des ganzen östlichen Teiles, das sei schon hier betont, es als
verfehlt erscheinen lassen muß, wenn man glauben wollte, die Apsis
sei, soweit sie über den Fußboden sich erhebt, erst später auf der
unteren breileren Grundlage aufgebaut worden.
Sonderbarerweise ist hinter dem rechten Altare (4) der gerade Zug
der Abschlußmauer auch da nicht unterbrochen, wo die eigentliche
Apsisrundung anschließt. Letztere lehnt, das steht außer Zweifel, einfach
an ohne organische Verbindung, wenigstens auf die Länge von 0,5H) — 1 m.
Anders verhält es sich an der entsprechenden Stelle der linken Seite.
Eine plausible Erklärung dieser Differenz vermag ich nicht zu geben.
*} Auf dem Plane ist der Mittelpunkt durch ein kleines Kreuz, angegeben.
*'i Knlart, I, S. 22b schreibt mit Hecht : Knlin. la majorité des absides
romanes décrit un plan demi-circulaire ou en aie légèrement outrepassé ou
surhaussé.
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- 71 —
3. Inbezug auf die Nischen in der östlichen Hüllte der Krypta
sei hingewiesen zunächst auf ihre ganz symmetrische Gestaltung, auf
ihre alternierend runde und eckige Form, endlich auf ihre Anlage in
der Mauerdicke. Für den Kunstarchäologen hat weder das eine noch
das andere etwas Außergewöhnliches. Er erkennt hierin ein Merkmal,
das ihm oft genug in der kirchlichen Architektur der romanischen
Periode begegnet ').
4. Die beiden Nebenapsiden schließen enge an die vordere Ecke
des Krypta-Vierecks an ; beide erstrecken sich gleich weit nach Osten ;
beide haben denselben inneren (ca. 2 m) und äußeren (ca. 4 m) Radius,
also auch dieselbe Mauerstärke; beide fundieren weniger tief als das
von ihnen flankierte Oblongum. Heide sind demnach auch gleichzeitig
aufgefülirl worden, was übrigens das Folgende zeigen wird.
Ihre eigentliche Hestimmuug ist mir erst später bei wiederholter
Untersuchung der rechten Nebenapsis klar geworden.
Daß letztere an die rechte Seitenmauer N des Oblongums gerade
auf der linken Seite anlehnte, steht fest, wenngleich zur Zeit der Auf-
stellung unseres Planes dieselbe an jener Ecke bereits zerstört war.
Ob sie aber auch noch bis auf (bezw. über) die Westmauer PP sich
ausdehnte, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Dagegen konnten
die nachstehenden Bemerkungen gemacht werden.
lo. Die rechte Nebenapsis fundiert nicht so tief wie die
linke und wie die eigentliche Krypta. Innerhalb des viereckigen Neben-
raumes war ihre unterste Steinschicht kaum um einige Centimeter
tiefer als das Niveau der Estrichlage, während sie, wie aus dem Durch-,
schnitt ersichtlich, rechts von der Mauer M ca. 1,50 m weniger tief
ging und sogar nach rechts schräg emporstieg, dabei aber auf gewach-
senem, grobkörnigem Sandboden stand. Ihre Höhe betrug noch ca. 3,30 m.
2«. Recht eigentümlich mußte es erscheinen, daß an diese erste
Apsis rechtsseitlich ein anderer Mauerkörper, ein Ansatz L, sich an-
schloß, der noch weniger tief, aber gleichfalls auf gewachsenem Boden
fundiert war. Außerdem war er getrennt aufgeführt worden in einer
Höhe von ca. 0,80 m vom Fundamente aus und erst dann ganz einheitlich
') Eckig ist die Nische in der Axe der Wiperti-Krypta in Quedlinburg bei
Dehio, Taf. 58. In der Mauerdicke sind angelegt die drei Apsidennischen in der
annähernd gleichzeitigen Krypta zu Marienberg im Vintschgau, deren Beschreibung
Karl Atz in den Mitteilungen der K. K. Central-Kominission N. F. XV (1889),
S. 141 — 144 gibt. Runde und eckige Nischen in der Mauerdicke, auch in der Krypta,
linden sich vor in der Kirche S. Laurent zu Grenoble, zu Orléans u. s. w. ; Lcnoir,
II, S. 158. Vgl. auch Dehio, Taf. 170.
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— 12 —
mit der ersten Apsis aufgebaut. Mächtige Platten fungierten von da
an als Bindersteine. Die Technik war, was Steine und Mörtel betrilTt,
eine völlig einheitliche, woraus ich schließe, daß der Ansatz und die
Nebenapsis auch gleichzeitig gebaut wurden.
Um die zuletzt betonten Differenzen im Fundament und Aufbau
zu erklären, könnte man etwa annehmen, daß gleich zu Anfang des*
Baues, als derselbe noch in den Fundamenten begriffen war, die Er-
richtung einer zweiten Nebenapsis beschlossen und sofort, allerdings
zunächst getrennt von der ersten, in Angriff genommen, dann aber,
sobald man zu derselben Höhe gelangt, gemeinschaftlich und einheitlich
aufgeführt wurde1).
Nur nebenbei sei hier schon gesagt, daß auch für die linke Seite
eine zweite angrenzende Apsis angenommen werden muß, die total be-
seitigt war. wenigstens schon in dem Momente, in welchem wir die
Bedeutung der Ruinen der Krypta erkannten. Auch diese hatte kaum
tiefer gehende Fundamente als die rechte, da direkt neben der linken
noch erhaltenen Apsis gewachsener Boden wenigstens bis zur Höhe
des Niveaus der Krypta vorhanden war. wie der Durchschnitt zeigt.
3°. Nur die vordere Spitze des Ansatzes der rechten Apsis war
gerade. Dagegen war er auf der Hinterseite sowie rechts an der Stelle,
wo die Erweiterung hätte eintreten sollen, um den Anfang der zweiten
Apsisrundung anzudeuten, wohl bei Gelegenheit der Erbauung der
angrenzenden Lünette-Mauer abgeschlagen worden.
Man darf nun mit Sicherheit behaupten, daß dieser noch erhalten
gebliebene Ansatz nichts anderes war, als der Rest des Fundamentes
für die zweite rechte Nebenapsis, die dieselbe Gestalt und wohl auch
dieselben Dimensionen hatte wie die erste. Der zwischen den beiden
hervorragende östliche Mauerteil war. wenn ich nicht irre, der Ueber-
rest eines an dieser Stelle zur Hebung des Druckes der Nischengewölbe
errichteten Strebepfeilers, rler uns den Schluß gestattet, daß auch sonst-
wo an der Basilika dieses Strebesystem, das entsprechend der Zeit der
Entstehung des Baues immerhin noch recht einfach war, Anwendung
gefunden hatte.
4». Endlich ein letzter Punkt. Das rechte Apsisrund schneidet
sich mit der Au Ben m au er M des an die Südseite der Krypta an-
gelehnten viereckigen Nebenraumes. Diese Außenmauer ist durchaus
') Diese Hypothese scheint mir faxt sicher zu sein. Ich sehe nämlich
nie hl ein. wie hei durchaus gleit- h /eiliger Krbauung der beiden Mauer-
körper eine so bedeutende Differenz in der Fundamentliefe und insbesondere eine
anfänglich ganz getrennte Aufführung es befand sich noch «cw.ichsencr Sand-
hoden zwischen beiden — zu erklären wäre.
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gleichzeitig und einheitlieh mit der westliehen Vordermauer und den
anderen Mauern im westlichen Teile der Krypta. Gleiche Fundament-
tiefe, gleiche Maßverhältnisse, gleiche Packlage, gleiches Stein- und
Bindematerial, kurz, durchaus alles bestätigt diese einheitliche und
gleichzeitige Aufführung. — Grundverschieden ist sie aber in all den
genannten Beziehungen von der Apsismauer, durch welche sie in einer
Höhe von ca. 2,70 m (von dem Niveau der Krypta aus gerechnet)
hindurchging.
Ks stellt sich nun hier die für die Chronologie der Krypta durch-
aus grundlegende Frage: Ist diese Apsis älter oder die
durch dieselbe sieb hindurchziehende Mauer? Ich stehe
gar nicht an, mich für das jüngere Datum der ApsLs zu entscheiden.
Die Motivierung dieser Ansicht, die ich u. a. aucli Herrn Oberst
E. Schramm vortrug, der, anfangs entgegengesetzter Meinung, nach einer
gründlichen Untersuchung an Ort und Stelle sie voll und ganz gebilligt
hat, fußt auf nachstehenden Krwägungen, deren entscheidende Be-
deutung in ihrer Gesamtheit betrachtet wohl niemand anzweifeln dürfte.
Schon ein erster Blick auf die Tafel (mit der Krypta) erweckt
den Kindruck, daß die südliche Nebenapsis eine spätere Zutat sein
müsse. Man begreift unschwer, daß bei Erweiterung der über der
Krypta errichteten Oberkirche Nebenapsiden dem ursprünglich einfachen
Bau hinzugefügt werden konnten, während das Umgekehrte ganz
sonderlich vorkommen müßte.
Ebenso weist, wenngleich nicht mit derselben Sicherheit, die
geringere Tiefe der Fundamente auf ein jüngeres Datum der Apsis hin.
Wäre dagegen die Apsis älter, dann sehe ich nicht ein, zu
welchem Zwecke man die Mauer M hindurchgetrieben. Es genügte
doch, sie einfach an die Apsiswand anzulehnen, um den mit dieser
Maueranlage bezweckten, hinter der Apsis gelegenen Baum zu erhalten.
- Viel leichter wäre es auch gewesen, die Mauer M in der äußeren
(östlichen) Ecke an den Strebepfeiler anzulehnen, wo sie einen überaus
soliden Stützpunkt gehabt hätte.
Wozu mag weiter bei dieser Voraussetzung die rechte vordere
Ecke der Mauer M gedient haben? Bei näherer Betrachtung muß sie
geradezu als sinnlos erscheinen.
Warum wurde dann nicht auch die Mauer M in der ganzen
Höhe durch die Apsismitte hindurchgelegt, sondern nur in einer Höhe
von ca. 2,70 m vom Fundament aus gerechnet? Für mich ist es außer
Zweifel, daß sie bei Errichtung der Nebenapsis überhaupt nur noch
die. genannte Höhe hatte.
— 74 -
Ganz anders verhalt sich (he Sache bei der umgekehrten An-
nahme. Der viereckige Nebenraum bestand. Ks handelte sich um
eine Krwciterung der Kirche durch Nebenapsiden. Bei der Anlage ihrer
Fundamente stieß man rechts auf die Mauer M. Es lag kein Grund
vor, dieselbe völlig zu zerstören. Man grub beiderseits das Fundament,
errichtete den anfangs geteilten Halbkreis der Apsis bis zum Scheitel der
Mauer M, führte über letztere einen kleinen Bogen, auf welchem man
den halben Apsiscylinder weiter aufbaute. So hatte letztere an der
genannten Stelle eine doppelte Stütze: einerseits die Mauer M, ander-
seits den über derselben liegenden, in Werksteinen ausgeführten Bogen,
wie Figur zeigt.
Dann hatte die spätere Herstellung des viereckigen Nebenraumes
mittelst der Mauer M in dieser Tiefe eigentlich gar keinen Zweck, da
derselbe von der Krypta aus gar nicht zugänglich war.
Ein wohl wenig beachtetes Detail muß hier ganz besonders be-
tont werden. Als man die Nebenapsis zunächst links von der Mauer M
und dann auch diese abriß, konnte man genau konstatieren, daß an
der Stelle, wo die beiden Mauerkörper sich berührten, alle Steine der
Apsis schön gestellt und gleichmäßig gefugt, außerdem auf der Außen-
fläche der Mauer M in der Breite und Höhe der sie einschließenden
Apsis weisse Mörtelspuren noch ganz gut sichtbar waren.
Nun ist diese Stellung von schönen, gleichmäßig bearbeiteten
Steinen an der Berührungsfläche der Apsis mit Mauer M undenkbar,
wenn letzlere später durch ersterc hindurchgetrieben worden, weil in
diesem Falle gar manche Unregelmäßigkeilen in der Apsismauer ent-
standen wären, die teils mit Mörtel, teils mit kleinen Füllsteinen hätten
ausgeglichen werden müssen — was nicht der Fall ist.
Ferner hatte nur die Apsis weißen Kalkmörtel, die Mauer M
dagegen gelben Sandmörtel. Ist letztere später, dann ist wieder nicht
erklärlich, wie auf ihren Außenllächen, da, wo sie mit der Apsis sich
berührten, weiße Mörtelspuren auftreten konnten. Es hätten sich im
Gegenteil nur gelbe vorfinden dürfen, die in Wirklichkeit gar nicht zu
sehen waren. Demnach hat Mauer M früher als die Apsis bestanden.
Letztere ist an und über derselben errichtet worden, demnach auch
späteren Dalums. Der weiße Mörtel wurde gegen Mauer M geworfen,
löste sich aber leicht mit den Steinen der Apsis, an denen er fest
klebte, weil er zugleich mit ihnen aufgetragen worden war.
Uebrigens ergibt ein Vergleich mit der linken Nebenapsis, daß
beide Apsiden, wie schon gesagt, gleichzeitig sein müssen wegen der
Einheit der Technik, des Materials, der Proportionen u. s. w. Nun
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stellt fast, «laß die linke Apsis später angefügt worden ist, daß sie so-
gar, wie aus dem Durchschnitt zu ersehen ist, die linke Seitenmauer 0
der Krypta in schräg aufsteigender Linie (von unten links nach oben
rechts) überdeckte, also, weil darauf gebaut , auch späteren Datums
sein muß. Es bildet aber die Mauer M mit der Vordermauer PI* und
der genannten linken Seitenmauer einen und denselben Mauerkörper:
also ist auch die rechte Apsis später als Mauer M.
Desgleichen hatte die rechte Seitenmauer (N) der Krypta, wenig-
stens von da an, wo sie sich über dem Boden erhebt, gleiche Technik
u. s. w. wie die beiden Apsiden. Nun ist aber auch sie später erbaut,
als die Mauer M und die gleichzeitige westliche Vordermauer, weil sie,
wie an ihrem westlichen Rnde erkennbar, auf einem Vorsprung RR der
letzteren aufruht, der allein von einer älteren, der linken Seitenmauer
gleichzeitigen und zu ihr parallel laufenden Mauer übrig geblieben ist.
Demnach auch die rechte Apsis.
Das Gesagte dürfte genügen, um die Richtigkeit meiner Ansicht
darzutun, die übrigens später noch eine Bestätigung erhalten wird.
Wenn ich sie so ausführlich motiviert habe, so ist das dem Umstände
zuzuschreiben, daß einerseits von gewisser Seile das Gegenteil be-
hauptet worden ist, andererseits auf dem Grund des vorstehenden
chronologischen Verhältnisses noch weitere Ausführungen über die
Chronologie der Krypta aufgebaut werden müssen.
5°. In Betreff der linken Neben apsis, die, wie ähnlich sie
auch sonst der rechten sein mag, dennoch einige Sonderheiten aufweist,
kann ich mich kürzer fassen. Wie bereits gesagt, ist sie ganz sicher
später an die Nordscile O der Krypta angefügt worden ; sie fundiert um
ca. 0,50 m weniger tief als letztere, war überhaupt nur in einer Höhe
von 1 m erhalten und außerdem während der Zerslörungsarbeiten auf
der runden Außenseite stark abgebrochen worden.
Das Fundament bildete wie beim Ostteil der Krypta eine Schicht
schräg gestellter, direkt auf dem gewachsenen Boden aufsitzender Steine,
welche reichlich angewandter weißer Kalkmörtel zusammenhielt. Darüber
ein solides Mauerwerk, aus allerhand Bruchsteinen hergestellt, das ca.
0.20 —0.30 m unter rler Modenfläche der Krypta zu dem halben Cylinder
sich ausbildete, den der Plan darstellt.
Was die eckige Nische O — ein antikes, aber auch romanisches Motiv
von l.fiO be/.w. 1,05 m Länge auf 0,53 m mittlere Tiefe — rechts iti
der Oylinderwand zu bedeuten hat, ist mir nicht klar geworden. Im
Gegensalz zur rechten Seite, wo alles mit Sand angefüllt war, haben
wir hier noch eine 0,55 m und darüber starke Vorderwand, die nach
— 76 -
vorn ungleich und unregelmäßig gebildet, dureh einen 0,72 m schmalen
Eingang Zutritt zu dem Innenraum gewährt zu haben scheint.
Wie diese Apsis weiter nach oben aussah, entzieht sich wieder
jeder näheren Bestimmung. Daß sie aber in ihrem untersten Teile zur
Aufbewahrung der — wohl auf dem nahen Friedhof aufgelesenen —
Gebeine diente, steht für mich fest
Darüber erhob sich natürlich der obere Bau der Nebenapsis. An
diese schloß sich links eine andere gleichmäßig gestaltete an als Gegen-
stück zu dem, was wir auch bei der rechten Nebenapsis erblicken.
Wenn von dieser nichts mehr erübrigte, um auf unserm Plane ver-
zeichnet zu werden, so habe ich schon vorhin die sicher zutreffende
Erklärung hiervon gegeben8).
6». Auch der an die Krypta südlich sich anschließende viereckige
Nebenraum (PNMS) erheischt eine nähere Besprechung. Derselbe
gehörte zweifellos zu ihrem älteren (westlichen) Teile, mit dem er
einheitlich und organisch verbunden war.
Obschon gleichzeitig, bildete er dennoch einen die Symmetrie
störenden Anbau, der ein Pendant auf der linken Seile nicht hatte.
Andernfalls müßten wenigstens unter der linken Nebenapsis, die ja
nicht so tief — um 0,50 m weniger fundiert war, irgendwelche
Spuren übrig geblieben sein. Davon ist nun keine Rede, denn letztere
Apsis ruhte in ihrer ganzen Ausdehnung auf dem nackten gewachsenen
Boden, der sich auch auf der Ost- und Nordseite um dieselbe herumzog.
Wie weit der Nebenraum sich erstreckte, zeigt die Tafel. Der-
selbe war durch eine nur lose anlehnende, quergelegte, in der Mitte
mit einer 0,80 m breiten Türöffnung versehenen Mauer T in zwei un-
gleiche Hälften geleilt. Die linke Mauer N war beim letzten Umbau
der Krypta bis etwas unter dem Bodenniveau abgetragen worden, und
an ihre Stelle eine neue getreten. Es ist bereits gesagt worden, in
welcher Höhe Mauer M erhallen war.
Welches war nun die Bestimmung dieses Anbaues?
l) Ich verweise auf Jhb. XVI, 2. Abt.. S. 7H. Zum Vergleich ließe sich ein
gleichzeitiges ähnliches Vorgehen heranziehen, an dem B. Herimann von Metz
beteiligt war. Vgl. M. (i. SS. VIII. S. 589. - Der im städtischen Dienste stehende
Aufseher Wlodarck versicherte mir zu wiederholten Malen, zuletzt noch am
5. Mai 1905, daß neben der Seitenapsis Gebeine nicht gefunden worden sind, der
cylinderartigo Innenraum aber Uber t m Höhe damit angefüllt war. Heim Nieder-
reißen der Apsis wurden sie in den Kanal bei der neuen Moselanlage geworfen.
*} Hätte man recht?, das Mauerwerk gerade so tief zerstört, so hatten wir
nicht einmal die rechte Nebenapsis, geschweige denn den noch weniger lief
gehenden Ansatz der zweiten in unsern Plan einzeichnen können.
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— 77 -
. Von der Krypta aus war derselbe, das ergibt sich aus dem Zu-
stande der Mauer N, nicht zugänglich. Fenster waren weder in der
letzteren, noch in der Mauer M angebracht. Bei den Ausgrabungen
fand man in dem mit Sand und Kiesel angefüllten Räume nur einige
Centimeler über der Bodenfläche der Krypta einen gut erhaltenen
Sarkophag genau an der auf dem Plane vermerkten Stelle : ein Beweis,
daß dieser Nebenraum nicht mehr benutzt wurde.
Das Fenster am östlichen Ende der Mauer N beweist, daß von
jener Seite Licht in die Krypta eindrang.
Ich denke mir nun die Sache folgendermaßen:
Der genannte Nebenraum, ursprünglich wohl von der allen
Krypta aus zugänglich, war zwecklos geworden. Bei dem Umbau, dem
wir die Ostteile, die Nebenapsiden sowie Mauer N verdanken, wurde
er als unnütz einfach abgesperrt, nach oben — wo sich vielleicht ein
Sakristeiraum befand, der, wie oft bei alten Kirchen, sich eng an die
Chorapsis anschloß, aber wegen Errichtung der Nebenapsis weichen
mußte — bis unter das obere Bodenniveau abgetragen, am östlichen
Ende wohl noch tiefer beseitigt, um direkten und genügenden Licht-
einlaß durch das rechte Seitenfenster der Krypta zu gestatten.
Daß nämlich auch noch nach dem neuesten Umbau der Krypta
über diesem Viereck eine Sakristei sich erhoben, ist ganz unwahr-
scheinlich. Es ist einmal bei Klosterbauten dies nicht gerade die Stelle,
an welcher sich gewöhnlich die Sakristei befindet. Dann wäre dieselbe
recht unbedeutend gewesen, zumal der östliche Teil wohl aus vorhin
zitiertem Grunde nicht mehr aufrecht stand, und der westliche durch
die neue Nebenapsis fast um die Hälfte reduziert war. Der im Unter-
boden aufgedeckte Sarkophag spricht keineswegs für die Benutzung
bezw. das Vorhandensein eines darüber liegenden Sakrisleiraumes.
Jedenfalls wäre derselbe durch die Nebenapsis nicht zugänglich ge-
wesen. Ob vom Oberchor aus, ist mindestens fraglich, da gerade vor
der westlichen Hälfte der Mauer N das Pult für die Epistel, die Cathedra
des Abtes und das Denkmal des Grafen Raimbald sich befanden.
Eine letzte Bemerkung zur Erklärung des Planes. Nach Westen
hat sich die Krypta nie weiter ausgedehnt. Der schroffe Abschluß der
westlichen Vordermauer, der gewachsene, bis direkt an letztere heran-
kommende Sandboden schließt das absolut aus.
III. Eingänge.
Wie gelangte man zu diesen unterirdischen, immerhin nur schwach
erleuchteten Räumen? Wo waren die Eingänge angebracht und in
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welcher Zahl? Eine sichere Beantwortung dieser Fragen würden die
Februar und März 1905 freigelegten Beste allein nicht gestatten.
Bei andern Monumenten mit gleicher Bestimmung finden wir meist
folgende Lösungen : Treppenabstieg in der Axe des Langhauses inmitten
der zum Chor hinaufführenden Stufenreihe1), Zugang an den beiden
vorderen Chorenden nach dem Langhaus bezw. Quersthiff zu, seitlich
an die Apsis angelehnte, als Treppenhaus dienende (halbe) Hundtürme,
durch welche man in die Krypta hinabgelangte *), seitliche Eingänge ohne
Bundtürme3), ausnahmsweise auch ein einziger, rechts oder links ange-
brachter Eingang.
Wie schon aus dem Zustand der aufgedeckten Buinen ersichtlich
ist, kann für S. Arnulf ein Zugang auf der Ostseite in keiner Weise
angenommen werden. Ebensowenig befand sich ein solcher auf der
Nord- oder Südseite. Gegen diese Hypothese spricht insbesondere die
noch in ziemlicher Höhe erhaltene Südmauer N, bei der aber auch nicht
die geringste Spur einer Treppe oder eines Eingangs zu entdecken
gewesen war, sowie der dahinter liegende, als Grabgruft dienende, mit
Sand, Erde und Geröll angefüllte Baum.
Von der einzigen Westseite her muß demnach die Krypta zu-
gänglich gewesen sein. Einen monumentalen Beweis kann ich aber
gerade für diese Seite, die ich über das Niveau der Krypta erhöht
nicht mehr vorfund, nicht erbringen.
Hier helfen nun die Quellen aus. Eine in der Chronologie der
Krypta noch zu verwertende Stelle im Leben des in unserer Krypta
bestatteten Liturgikers Amalar redet von dem linken Zugang zur
Krypta — a huro criptae atlttu — dem ein rechter entsprechen mußte.
Es handelt sich hier gerade wie im folgenden um den Bau des Warinus.
Aus der Zeit um das Jahr 1100 datiert ein Passus im Ms. 24ö,
der nach dieser Quelle mehr oder minder genau von spätem wieder-
gegeben wurde*). Der Vorfall ist folgender. Bei Gelegenheit der Kon-
') Es ist das die Form des Einganges der jüngeren Periode; Dcliio. I. S. 184,
') Z. B. S. Benignus in Dijon ; Chomton, Taf. IV und V.
') Z.B. S. Seurin in Bordeaux; Revue archéologique. 1K78. Bd. .'Mi, S. 33*
und Taf. 23; Revue de l'art chrétien, 11)03. S. 462.
«) Ms. 245, fol. 2b, 3b (darnach Kl. K.. S 123, 124, 133; M. G. SS, XXIV.
S. 54fi); darnach Baillet, S. 305 und nach ihm Kraus, S. 649): Expletis denique om-
nibus . . . pergunt multiplici diversitate eiborum relevare corpora . . . Postquam
exempta famés epulis mensacque remotac fuissent, surgentes et exeuntes a
refectorio fralrum, quod alias non fuit opporlunior locus tantae multiludini ad
convescendum, dum laetantes Dominumque laudantes in suis donis devenissenl
. . . super gratins criptar in xinintra motmslcrii ixtrtv, praefatus Hcribei tus. sua
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- 79 -
sekration im Jahre 1049 wagte einer der Anwesenden, der Kanzler
Heribert von Remiremont, die Echtheit des Zahnes des heiligen Johannes
in Zweifel zu ziehen, den der Apostel dem heiligen Patiens mitgegeben
haben soll, als er ihn nach der Moselstadt sandte. Leo IX. selbst
konnte seine Verwunderung über die merkwürdige, von den Arnullineru
überaus hoch geschätzte Reliquie nicht verbergen.
Doch den Skeptiker Heribert traf bald die wohlverdiente Strafe.
Noch waren die Festlichkeiten nicht zu Ende, du halte er das Unglück,
auf der linken Seite in der Klosterkirche einen Fehltritt zu tun und
beim Sturze über die Stufen, die zur Krypta hinabführten, sich das
Bein zu brechen. Groß waren die Schmerzen des Unglücklichen. Der
herbeigeeilte Papst tröstete ihn und verzieh ihm seine Schuld. Kr
wurde in die Klosterherberge gebracht und bald konnte er völlig geheilt
in seine Heimat zurückkehren. Nunmehr stand die Echtheit der Reliquie
auch für ihn fest.
Der Wert dieser Erzählung besteht zunächst darin, daß sie uns
Tür das Ende des 11. Jahrhunderts einen linken Eingang zur Krypta
bezeugt.
Diesem » linken Zugang« entsprach ein »rechter Zugang«,
wie das übrigens auch die Symmetrie erheischt.
Schon die Bedeutung, welche gerade in S. Arnulf die Krypta hatte,
insbesondere Bequemlichkeitsgründe beim Abhalten der häutigen, durch
das Ceremoniale des 13. Jahrhunderts bezeugten Prozessionen, zwingen
uns völlig zu der Annahme, es habe an beiden Chorseiten innerhalb
der beiden innern Nebenapsiden je ein Eingang in die unterirdischen
Räume hinabgeführt. In den zwei Nebenapsiden können sie sich
nämlich nicht befunden haben, da dieselben, wie anderwärts sich noch
zeigen wird, ganz andern Zwecken dienten. Zudem spricht direkt da-
gegen die durch die rechte Apsis hindurchgehende Mauer, die, wie ich
selbst konstatieren konnte, gerade an der Stelle, wo die Treppe hätte
angelegt werden müssen, in einer Höhe von über 2,50 m erhalten war,
während die linke Apsis bei ihrer eigenartigen Anlage — Enge des
Raumes im Innern, ungenügende Breite des Ausganges — hierzu durch-
aus ungeeignet war. Eine Treppenanlage ist in diesen beiden Räumen
überhaupt nicht denkbar.
incredulitate impulsus, cecidit ab alto in eisdem gradibus fiacloque sinistro
crure . . . Mox aegrotus ...«</ hospitii domum delalus . . . adepta sospitate . . .
remeavit ad propria, astrueiis rite, vere apud nus habere denteirt dilecti . . .
Johannis evangelistae. Auf fol. :ib kommt der Bericht über den Unfall abermals
vor, aber in kürzerer Form.
- 80 -
Demnach waren die Zugänge an der angeführten Stelle. Dazu
paßt nun gut eine Rubrik in einem Antiphonar des Klosters aus dem
15. Jahrhunderl, der uns in Ms. 580 der Metzer Stadtbibliothek erhallen
ist. Diese bestimmt, daß bei der Prozession am Aschermittwoch die
Mönche durch den Kreuzgang — er liegt auf der rechten oder süd-
lichen Seile der Basilika! — gehen und dann ohne weiteres in die
Krypta zum Altäre des heiligen Andreas sich begeben sollen. Nach
Abhaltung der Andacht beginnen sie die Litanei, verlassen die Krypta
auf der linken Seite und kehren in das Chor zurück'}.
Vielleicht kann ich noch weitergehen und sagen, daß schon die
alle Krypta vor Warinus zwei Eingänge hatte. Dazu führt nicht blos
die Erwägung, daß Tür die alte Anlage, die sehr ausgedehnt war, ein Doppel-
zugang besser paßte, sondern auch eine Stelle im lieben der heiligen
Glodesindis, von deren Vater es in ihrer Vita heißt, daß er auch jetzt
noch (im Gegensatz zu seiner Tochter) seine Ruhestätte habe auf der
linken Seite der Krypta, und zwar am Eingang neben der
Treppe8). Strenge genommen wäre der Passus auch bei einer Miltel-
treppenanlage richtig.
IV. Inneres.
1. Daß das Innere der Krypta ziemlich hoch war - im Gegen-
sätze zu manchen andern gleichzeitigen Monumenten3) — steht fest.
Es ergibt sieh das ohne weiteres aus dem Refund der Ruinen. Dir
Durchschnitt auf unserer Tafel zeigl, daß die noch vorhandenen Mauer-
reste im Osten und Süden bedeutende Höhendimensionen aufwiesen,
wobei nicht vergessen werden darf, daß das Abtragen derselben schon
begonnen halte, bevor ich sie abmessen konnte. Man berücksichtige
auch die Höhe der Fenster, die nur unvollständig erhalten waren, und
rechne noch die Scheitelhöhe des Gewölbes hinzu. Zu einem gleichen
Resultate gelangen wir, wenn wir die Höhe der rechten Nebenapsis
berücksichtigen, deren oberste Fläche, soweit sie sichtbar war. immer
noch in einer gewissen Tiefe unter dem Fußboden der Oherkirche ge-
') Ms. «80 der Metzer Stadtbibliothek, fol. 30. 31. 32: Postea liai processio
circa claustrum .. .; deinde fiat processio in Triptis eundo ante altare saneti
Andrée et ibi canatur ... ; cantando exeant sirmil de criptis per xitmtraw partem
redeundo in chorum. — Also gab es streng genommen auch ein exirc per dtrteram
partrm.
») Kl. K.. S. 2f>; M. G. SS. XXIV. S. 533: qui adhuc retinet sibi sepulturam
in »inistra parte eiusdem criptae im introitu, iuxlu gradu*.
*) Hohe Krypten weisen noch auf S. Seurin in Bordeaux (Revue derart chré-
tien 1903, S. 463. Fig.i, S. Fcrmo in Verona (Mitteil, der K. K. Centraikom-
mission, B. V. 1860. S. 135) u. a. m.
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- 81 -
legen haben muß. Auf diese Höhe bezw. Tiefe wird angespielt, wenn
in der Vita der heiligen Glodesindis vom Abte Johannes von S. Arnulf
bei der Erwähnung der Grabstätte der Heiligen gesagt wird, sie wäre
nach S. A. hinausgetragen worden und daselbst in der ganz tief
liegenden Krypta auf der linken Seite beigesetzt worden1}.
2. Die Krypta war gewölbt. Huden wir die Wölbung bei
gleichzeitigen oder annähernd gleichzeitigen Krypten, so war dieselbe
in S. Arnulf bei den großen Dimensionen dieses unterirdischen Raumes
noch mehr geboten. Dazu kommt ein Weiteres. Bei meiner zweiten
Besichtigung der Ruinen sah ich einen italienischen Arbeiter, der einen
mächtigen Mauerblock zerstörte. Ich stellte sofort mit Sicherheit fest,
daß derselbe das untere Ende oder den Anfänger eines Kreuzgewölbes
bildete, das vielleicht (?) noch eine quer gelegte, flache Gurte stützte.
Ich kann nun nicht annehmen, daß das Gewölbestück nicht aus der
Krypta stamme, sondern anderswo herrühren soll. Höchstens könnte
es noch vom Oberchor kommen. Jedoch war dasselbe flach gedeckt.
Aber selbst wenn das Gegenteil feststände und im Oberchor
Kreuzgewölbe gewesen wären, so bliebe doch immer noch die Frage,
wie dieses Fragment in die Mitte der Krypta kommen konnte.
Zunächst hätte es das Gewölbe der Krypta durchschlagen müssen.
Dann aber erscheint es mir durchaus unannehmbar, daß der im Ober-
chor doch nur auf den Scitenmauern aufsitzende Anfänger so schief
fallen konnte, daß er bis zur Mitte der Krypta gelangte.
So komme ich zu dem unabweisbaren Schluß: die Krypta war
kreuzgewölbt. Das gilt nicht bloß für die mittleren Schifle, sondern
auch Tür die zwei seitlichen. Ein Grund zu einer Einschränkung liegt
nämlich nicht vor.
3. Mit der Wölbung ist bei den Maßverhältnissen der Krypta die
Einteilung des Raumes durch Stützen in mehrere Schiffe gegeben.
Ein diesbezüglicher Zweifel ist rein unmöglich. Damit ist aber keines-
wegs die weitere Frage nach der Zahl und Richtung der Schiffe und
der Gattung der Stützen beantwortet. Wir stehen vor Hypothesen,
die jedoch, wie aus der Begründung sich ergeben dürfte, einen großen
Grad von Wahrscheinlichkeit besitzen.
Schlechterdings konnte die Schiffeinteilung der Krypta parallel zur
Westseite, also quer zur Längenachse, gehen oder die Richtung der
letzteren einhalten. Das Letztere hat in S. Arnulf bestanden.
') Migne, P. L. 137, col. 218 und im Anschlüsse hieran im Kl. K., S. 2h:
M. (î. SS. XXIV, S. "i3H: in rripla longe infêriu* demissa i al. demersa) ad latus
sinistrum. .
Jahrburh d. Oos. f. lotlir. Ocxokklite n. Altertumsk., .latirg. J>.
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- 82
Fünf Schiffe von annährend gleicher Breite durchzogen den
ganzen Raum und endeten in runde bezw. gerade Apsiden, die mit
Vierleiskugel bezw. Tonne bedeckt waren. Zu dieser Richtung der
Schiffe paßt der symmetrische Abschluß am Ostende, die symmetrische
Einmündung der beiden zur Krypta führenden Eingänge, die Richtung
der zwischen den fünf Grüften sich erhebenden Trennungsmauern !j.
Einen entscheidenden Beweis für die Richtigkeit des Gesagten
sehe ich in der Gestaltung der guterhaltenen Sockelbank und der eben-
falls gut erhaltenen rechten SeitentnauerN. Die erste war ununterbrochen
auf ihrer ganzen Länge. Ebenso war die Mauer, wie dies die in ziem-
licher Höhe erhaltenen Malereien zeigten, von jeher frei und ohne
jegliche Anlehnung einer wie immer auch gearteten Stütze, sei es
Mauer, Pfeiler, Wandpfeiler, Säule oder Halbsäule.
Nun ist es technisch absolut undenkbar, daß bei einer Teilung
durch quergelegte Schiffe auf einer so großen Ausdehnung*) keine
Stütze angebracht war. Bei der Längerichtung der Schiffe parallel zur
Axe fällt aber dieser Grund völlig weg, weil dann im letzten Schiffe
rechts das Gewölbe in seiner ganzen Länge direkt auf der Nebenmauer
auflagerte, die dessen Schub aufnahm.
Doch gehen wir, wenn möglich, noch weiter.
Das letztbesprochene, für die Richtung der Schiffe entscheidende
Motiv ist vielleicht noch von Bedeutung in der Frage nach einem Detail
in der Gewölbegattung.
Die Krypta war kreuzgewölbt ; das steht fest. Waren aber die
einzelnen Gewölbe durch rundbogige Quergurten getrennt bezw. gestützt ?
Die Frage kann bejaht werden. Die Antwort wäre sogar sicher,
wenn auf der rechten Seitenmauer der Krypta nicht eine auf der
ganzen Ausdehnung ebene, sondern durch Wandpfeiler gegliederte
Wandfläche vorhanden gewesen wäre, weil diese Pfeiler, die bestimmt
sind, einen Schub aufzunehmen, den Beweis für das Vorhandensein von
Quergurten geliefert hätten.
Doch sind dieselben auch so nicht absolut ausgeschlossen. Es ist
ein nicht selten vorkommendes System, das» die Gurten einfach auf der
Stelle aufsetzen, wo das Gewölbe beginnt, eventuell noch in eine kleine,
Hache Wandkonsole, die unter dieser Linie angebracht ist, auslaufen.
') Dieser letzlere Grund ist allerdings nicht zwingend. Auch der vorher-
gehende darf nicht hoch angesetzt werden.
*'! Ich schließe auch hier noch ad abundantiam die gut erhaltene Estrich-
partie vor dem rechten Scitenaltar bis zur Gruft und darüber hinaus ein.
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— 88 —
Schließlich sei noch zur Bestätigung auf die Prioratkirehe von
Olley hingewiesen, deren schmale Schiffe Kreuzgewölbe haben, die von
Quergurlen getragen werden, deren Druck auf senkrecht darunter an-
gebrachte Wandpfeiler auf den Obennauern des Mittelschiffes und den
Seitenmauern der Nebensc hiffe übergeht
4. Was nun endlich die Gewölbestützen selbst betrifft, so sind
wir auch hier wieder gezwungen, auf Umwegen eine annähernd ge-
sicherte Lösung einer Frage herbeizuführen, die auf den ersten Augen-
blick ganz unlösbar erschien.
Zunächst scheide ich die Möglichkeit aus, als hätten Mauern
natürlich an verschiedenen Stellen zur Ermöglichung des Durchgehens
durch Arkadenöffnungen durchbrochen — die Gewölbe gestützt. Man
sieht von vornherein nicht ein, wie etwa vier Mauerzüge verschwinden
konnten, ohne das auch nur ein Stein übrig geblieben wäre. — Zudem
konnte ich noch persönlich, insbesondere bei der völligen Freilegung
des östlichen grüftenlosen Teiles der Krypta auf dem allgemein gut
erhaltenen Estrichpaviment die Wahrnehmung machen, daß in jener
Hälfte des Raumes auf demselben nie Mauerwerk gestanden.
Ks kann sich demnach nur noch um Pfeiler oder Säulen
handeln.
Stellen wir zunächst den Tatbestand fest, soweit ich denselben
vorfand oder durch Nachfragen noch bestimmen konnte. Tatsache ist,
daß weder ganze Säulen noch Säuleufragmente, weder Kapitale noch
eigentliche Säulenbasen in den Ruinen aufgefunden worden sind*). Soll
'} Vgl. Annales de l'Est et du Nord, 111, 1907. S. 170 f. und Abbildungen
des Innern.
*) Drei Sfiulenfragmenle können schon wegen ihres geringen Durchmessers
(0,12, 0.13, 0.14 in) nicht in Frage kommen. Ebensowenig ein viertes, das 0,30 m
zählte. Ein fünftes hatte 0.38 m Durchmesser, dabei 0,61 m Hübe. — Ganz un-
statthaft wäre es, wenn man auf die zwei- schönen romanischen Würfelkapitiile,
die jetzt im Museum sich befinden, hinweisen wollte. Sie können weder für
Oberkirche noch für Krypta in Anspruch genommen werden. Dieselben wurden
ra. 40 m südlich von der Kirche aufgedeckt. Das eine stand umgekehrt auf
einem 1.18 m breiten, 1.18 m langen, 0.60 m hohen aufgemauerten Fundament und
diente als Basis für eine Säule. Das andere, in unmittelbarer Nähe von ersterein
ausgegraben, fungierte vielleicht als Kapital zur Säule Ihre nähere Beschreibung
erfolgt hier. Beide sind aus gelbem Stein hergestellt. Das erste hat seine Deck-
platte verloren. Erhalten ist der Würfel, der 0,29 m hoch und 0,r>0 m lang be/.w.
breit ist. Er sitzt aur einem 3 cm hohen, im Durchmesser 0.46 m messenden
Wulst auf. Die vier Seitenflächen sind nicht besonders dekoriert. — Das zweite
Würfelkapitäl beginnt mit einer achteckigen Platte, die an den Kanten abgerundet
ist und gleichfalls 3 cm Höhe hat. Der Würfelkern mißt O.lf» in Höhe und 0,48 m
Breite bezw. Länge, ist aber mit einer Deckplatte versehen, die von unten nach
6»
das nun reiner Zufall sein? Oder ist damit in Zusammenhang zu
bringen, daß gerade Säulen bei einer nachträglich erfolgten Verwendung
des Baumaterials aus der ruinierten Abtei die besten Dienste leisten
konnten, um so mehr als sie bei der Höhe der. Krypta gleichfalls an-
ständige Dimensionen gehabt hätten V
Ebenso isl Tatsache, daß soweit ich die Zerstörungsarbcilen ver-
folgen konnte, wiederum für «he östliche Hälfte Spuren von Pfeilern,
die vom Paviment der Krypta an in Hausteinen aufgemauert waren,
nicht konstatiert werden konnten.
Dagegen wurden zutage gefördert :
1. ) Sieben würfelartige, auf den vier Seitenllächcn glatt zu l>e-
hauene, gelbe Sockelsteine, deren Ober- und Unterfläche etwas
rauh bearbeitet waren. Es fehlte jede Dekoration, jegliches Profil.
Die meisten trugen auf der Unterfläche deutliche Spuren des infolge
Ziegelbeimischung rot gefärbten Estrichzementes, ein Beweis, daß sie
auf dem noch frischen Bodenbelag aufgesetzt worden waren. Ihre
teilweise bedeutenden Dimensionen scheinen mir besser für Pfeiler- als
für Säulenpostamente oder Sockel zu passen '). Insbesondere gilt dies
von dem zweiten, der länger als breiter ist, also gut für einen oblongen
Pfeiler dienen konnte, nicht aber leicht für die Basis einer Säule, die
eine quadratische Unterlage verlangt. Auf der Oberfläche des letzten
bildete die noch anhaftende dünne Mörtelschicht ein Quadrat von 0,49 m
Seitenlänge. Es saß also auf dem größeren Stein eine kleinere Plinthe
auf, die wohl die Basis des Pfeilers (bezw. der Säule?) bildete.
2. ) Drei schmälere, viereckige Platten, die als Plinthe bezw.
Basis oder als Deck- bezw. Kämpferplatte gedient haben. Ueber ihre
Bestimmungen gewähren die Profile und die Dimensionen genügende
Klarheil8).
oben als Protilierungsmotive aufweist: halbe Hohlkehle, dünnes Plätlchen, Wulst,
Platte. An seinen vier unteren Ecken ist der Würfel ziemlich reich durch Linien-
einschnitte dekoriert.
') Die Dimensionen sind die folgenden: 1 mißt 0,88 m X 0,88 m X 0.21 m:
2 hat 0.85 m X 0,95 m X 0,30 m : 3,4 und 5 haben gleiche Länge und Breite und
Hohe: 0,62 m X 0,02 m X 0,2t) m ; zwei weitere, 6 und 7. messen gleichfalls
0,02 in der Breite und Länge, aber O.SO m bezw. 0,35 m in der Höhe; eine letzte
bat 0.04 m X 0.63 m X 0.35 m
') Sie bestehen aus einer untern Platte von 0.04 m X 0,64 X 0,10 m. auf
welcher eine zweite prolilierte — unten Wulst, oben halbe Hohlkehle — 0,10 m
hohe und mit einem Plättchen von 0.48 m X 0,48 m X 0.02 m bekrönte Platte
aufsitzt. Letztere war auf der Oberseite des Plättchens — das Detail ist wichtig! — •
bis in die Ecken hinein noch mit einer dünnen Mo'rtelschichl belegt, ein
Reweis, daß sie nicht mit einem runden Bauglied bedeckt war.
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— 85 -
3. ) Eine letzte, 0,22 m dicke, quadratförmige Platte, die an zwei
Seiten unbearbeitet war, also in der Mauer stak, während die dritte
ganz flach, die vierte hingegen durch Platte, Falz und halbe Hohl-
kehle profiliert war. "j*
4. ) Hinzugefügt sei, daß nirgends in der Krypta das Motiv der
vorgelegten Säulen oder Halbsäulen vorkommt, daß aber beispielsweise
an den einzigen gut erhaltenen Ecken der linken runden Altarnische
einfach profilierte, d. h. an den Kanten eingeeckte, ca. 1,30 1,50 m
hohe Pfeilersteine sich erhoben, die nach der Krypta zu eine Hache
Seite zeigten.
Was läßt sich nun aus den vorstehenden Daten eruieren? Mir
scheint, daß in anbetracht all der besonders noch betonten Einzelheiten
wir wohl zu dem Schlüsse kommen dürfen: Pfeiler bildeten die
Stützen der Krypta'). Doch waren dieselben nicht aus Bruchsteinen
aufgeführt, sondern aus schönen Quadersteinen bezw. aus Quader-
schichten. Zweifellos waren die einzelnen Pfeiler derselben Reihenfolge
durch Bögen miteinander verbunden, die, falls wir Tonnengewölbe an-
nehmen, seitlich in dieselben einschnitten3}. Viel leichter ist die Ver-
bindung, wenn die Krypta kreuzgewölbt gewesen ist, was ich als sicher
ansehe. Außerdem schließe ich aus der Profilierung der Platten,
deren Parallelen wir auf jeden Schritt in der mittelromanischen Archi-
tektur begegnen, daß diese Einrichtung der Pfeiler nicht später als in
die Zeit des Umbaues unter Warinus um die Mitte des 11. Jahrhunderls
anzusetzen ist.
V. Beleuchtung.
Als Silz des ursprünglich stets mit ihr in engster Verbindung
stehenden Märtyrergrabes war die Krypta eine heilige Stätte, deren
') Diese eigenartige, nur zweiseitige Profilierung erhält sich, sagt Debio,
I, S. 690 (vgl. S. 691, Fig. 1) als n i ed e r r h c i n i sc h e Eigentümlichkeit bis in
die späteste Zeit. — Sie setzt notwendiger Weise einen Pfeiler
voraus.
Genau dieselben Profile finden sich an den Seitenflächen einer Pfeiler-
deckplatte in Gernerode. Abgebildet bei Liibke, Vorschule zum Studium der
kirchlichen Kunst, Leipzig 1873. S. 38. Fig. 41.
») Eine Pfeilerbasilika ist die oft genannte Kirche von Olley: vgl.
Annales . . . S. 168 fT.
*) Das Motiv der seitlich in die Tonne einschneidenden Kappen schon in
der uralten Krypta von Oberzell auf Reichenau. Vgl. Staiger. Die Insel Reichenau
im Untersec. Constanz 1860, S. JJ8.
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- 8f5 —
geheimnisvoller Charakter durch ein mehr oder minder großes Halb-
dunkel so recht betont und gehoben wurde.
Die Lage unter dem Chor der Kirchen brachte es ganz natur-
gemäß mit sich, daß der heilige Raum zumeist ganz oder doch zum
guten Teile unter das Niveau des angrenzenden Bodens zu liegen kam,
infolgedessen die Lichtzufuhr eine ziemlieh spärliche sein mußte. Die-
selbe kann von innen erfolgen durch Oellnungen im Chorumgang (sog.
Deambulatorium), falls ein solcher existierte, oder in den Seitenschiffen,
falls sie sich so weit ersl reckten, oder sonstwo. Das Regelmäßige jedoch
ist die Beleuchtung von außen, die auch bei den Ruinen von S. A.
noch nachgewiesen werden konnte.
Hinter dem Altar (2) in der linken Apsisnische war in der Mauer-
dicke ein Fenster angebracht, welches insbesondere dem Altar Licht
zuführen sollte. Nach außen luden .Seitenwände und Fenstersohle sehr
stark aus, um desto mehr Licht aufnehmen und dem Innern zuführen
zu können. Daß die Fensteröffnung etwas mehr .nach links, denn
geradeaus gerichtet war, ist wohl darauf zurückzuführen, daß nach
jener Seite die Mauerstärke etwas schwächer war, als in der Richtung
der geradeaus gehenden Axe. Andere Krypten weisen ähnliche Ab-
weichungen auf1). Sohle und Gewundung zeigtet), wie übrigens auch
die Figur andeutet, noch recht gut die Spuren des eigentlichen Ver-
schlusses, der nach meiner Ansicht aus einem Kähmen mit Glasscheiben
bestand, welche eüi eisernes Stabwerk schützte, nicht aus einer in
irgend einer Weise durchlöcherten Steinplatte. Fin gleich noch anzu-
führendes Detail dürRe das Gesagte bestätigen. Der Symmetrie halber
zeigt der Plan auch hinter dem Altar der rechten f runden) Apsisnische
ein gleiches Fenster. Bei der beinahe völligen Zerstörung der Mauer
an dieser Stelle ließen sich Spuren nicht mehr nachweisen.
Dagegen war ein anderes Fenster angebracht in der rechten
Seitenmauer N der Krypta in unmittelbarer Nähe des in der rechteckigen
Nische aufgestellten Altares (4). Die starke Aussehrägung der Gewände
(und der Sohle) erhellt aus unserer Figur. Hier erfolgte die Licht-
zufuhr von Süden her, und ich frage mich ernstlich, ob nicht gerade
aus diesem Grunde schon frühzeitig, das heißt um 1049, die östliche
') Z. R. in Dijon. — An dieser Stelle erwähne ich ein in den Ruinen auf-
gedecktes Fragment einer Fenstersohlbank von 0.37 in Länge und etwa 0,;-W> ni
Breite. Das Stück war naeh vorn stark abgesehlagen. Nach innen und (besonders)
narli außen war die Rank abgeschrägt. In der Mitte, zwischen den beiden
Schrägen. z«ig sich ein etwas erhöhtes Plältclien hin. das vier je 0.0!) m von
einander distante Vertiefungen zur Aufnahme der Eisenstange!) hatte.
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Hälfte des neben der Apsis sieh befindlichen Seitenraumes nieder-
gerissen worden ist, zumal, wie ich anderswo nachgewiesen, diese
Seitenmauer mit dem Fenster späteren Datums ist und eine bei dem
Vorgelagertsein jenes Raumes gegebene mittelbare, indirekte Lichtzufuhr
durchaus ungenügend, also auch zwecklos gewesen wäre ').
In unmittelbarer Nähe dieses Fensters, in der kleinen Ecke mit
dem Kredenztischchen (vgl. weiter unten) war es, wo am 8. März 1905
Bibliotheksdirektor Paulus farbige Glasscherben aufdeckte, die offenbar dem
Verschluß des nahen Fenslers angehörten. Ebenda fand Schreiber
dieses einen eisernen Hing, der wohl zur Befestigung der schützenden
Querstangen diente und ein kleines Eisenstück in Stangenform. Beide
Gegenstände können nur vom Stabwerk des nahen Fenslers herrühren.
Wenn wir auf der nördlichen Seitenmauer der Krypta an ent-
sprechender Stelle eine der soeben besprochenen ähnliche Fensteranlage
annehmen, so berechtigt uns hierzu wieder die Symmetrie.
Endlich wäre nicht ausgeschlossen, daß auch aus dem Innern der
Kirche einiges Licht in die Krypta dringen konnte, nämlich durch die
Eingänge, die zu derselben hinabführten.
VI. Ausstattung.
1. Dekoration. Daß die Krypta der zeitweilig so reichen Abtei
S. A. wenigstens einigermaßen ausgeschmückt war, darf man von vorn-
herein annehmen. Dies war übrigens gefordert durch die gottesdienst-
lichen Handlungen, die, nach dem Ceremoniale zu urteilen, ziemlich
oft in den unterirdischen Räumen vorgenommen wurden.
Indes hat sich auch hier gezeigt, was man sonst oft genug er-
fahren mußte : Die Ornamentation ist eine ärmliche. Ob die Lage und
das an diesen Stätten herrschende Dunkel hieran Schuld sind oder der
Mangel an Dekoration in der Zeit des 11. und 12. Jahrhunderts oder
beides zugleich, ist ohne Belang.
1«. Zunächst steht fest, daß die Krypta einen gewissen Farben-
schmuck hatte. Diesbezüglich kämen zwei Stellen in Betracht: der
breite dunkelgelbe Farbenstreifen, der an der linken Wand der vicr-
*) Vielleicht ist damit auch die Tatsache in Verbindung zu bringen, die
ich mit Sicherheit konstatieren konnte, daß die diesen rechten Seitenraum nach
Osten abschließende Quermauer T erst später eingefügt und in der Mitte mit einem
Ein- bc/.w. Durchgani: versehen worden ist. Nachweisbar ging die Mauer in
ihrem Fundament um ca. 0,70 m weniger lier als die beiden andern, mit denen
sie organisch nicht ^verbunden war. Die geringere Tiefe sowie die einfache An-
lehnung an die Seitenmauern scheinen die Annahme zu rechtfertigen, daß ge-
nannte Quermauer zeitlich später aufgebaut worden ist.
- 88 -
eckigen, in der östlichen Absehlußmauer angelegten Nische etwa l.NOm
über dem Hoden in horizontaler Richtung auf dem Verputze angebracht
war: ferner die Dekoration der rechten Seitenwand N. Abgesehen von
dem oberen Teile, der infolge der Zerstörung der oberen Mauerhälfte
fehlte, war letztere noch recht gut sichtbar nicht blos in den ersten
Tagen nach Freilegung der Ruinen (März 1905), sondern auch noch in
der folgenden Zeil. Die relative Frische der Farben ging nur langsam
verloren. Der Farbenschmuck erstreckte sich von der Ecke neben dem
Altare (4), wo das Kreden/.tischchen stand, in einer Länge von 2,75 m
über die ganze Wandlläche und schloß nach Westen mit einem breiten
senkrechten Streifen als Einfassung ab. Den Untergrund bildete der
einfache, allerdings nicht einmal ordentlich geglättete Mauerverputz,
welcher mit einer weißlichen bezw. blaugelblichen Farbenschicht über-
zogen war. Auf letzterer wurde in dunkelroter Farbe die ganze De-
koration angebracht, die in der Imitation eines Steinverbandes, des
sog. appareil moyen, bestand. Jeder Stein war für sich eingefaßt durch
eine einfache, mit dem Pinsel geführte Linie, die seitlich durch ein
weiteres Ornament als Einfassung verstärkt war. Die Höhe der Stein-
schichten betrug 12 Vt cm, mit Ober- und Unterfuge 0,14 m, die Länge
hingegen 0,39 m. Die Mitte des Steines .schmückte eine fünfblättrige
Rosette. Das Motiv war beliebt und allbekannt. Dieselbe Rosette
kehrt genau wieder auf dem Haupltragebalken des sog. Kapilelsaale*
oder Refektoriums der Templer auf der Citadelle1). — In gleicher
Farbe ist auch die erwähnte Einfassung an der rechten Stoßfuge eines
jeden Steines. Ein Firnißüberzug über der ganzen bemalten Wandfläche
existierte nicht.
Das beschriebene Motiv ist recht einfach, doch nicht ohne Wirkung.
Es beweist, daß tnan in jener Zeit nicht blos daran dachte, einige
Harmonie in die Farbentöne hineinzubringen, sondern den Zeichnungen
auch Formen geben wollte, die der Stelle entsprachen, welche die be-
malten Teile in der Architektur einnahmen. Bandgesimsc verlangen
horizontal laufendes Ornament, I 'feiler, Säulen werden mit aufsteigendem
Ornament besetzt. Die Rolle der stützenden Grundmauer ist hier in
«îunz glücklicher Weise angedeutet durch den imitierten Mauerverband.
Fast identisch mit unserer Dekoration sind die Motive, welche Viollcl-
le-Duc und Mallet noch für das 12. Jahrhundert bieten8). — Auch hier
') Siehe Abbildung bei Viollel-le-Duc, Dictionnaire, VII. S. Hü. Fig. lftl. -
V|l. Janitschek. Geschieht« d«r deutschen Malerei. Berlin 1889.S. 151. 181, 203. 209.
") Dictionnaire. VII, S. 105. Fig. 21 — Mallel. Gours' d'archéologie chré-
tienne I. «. Aull., S. 224. Fig. IM.
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dürfton Gründe der Symmetrie uns zur Annahme berechtigen, daß die
linke Seitenwand 0 in ähnlicher Weise dekoriert gewesen. Dagegen darf
als sicher angenommen werden, daß die Decke nicht bemalt war. Das
anderswo angezogene Gewölbefragment, das in meiner Anwesenheit
freigelegt und zertrümmert wurde, war nicht einmal übertüncht.
2°. Die Frage, ob die Krypta auch Reliefdekoration besaß,
läßt sich nicht ohne weiteres beantworten. Aus dem Vorhandensein
einer gezierten kleineren Platte, auf die mich Herr Paulus aufmerksam
machte, ist überhaupt nichts zu eruieren. Zwar sind die in den Stein
eingegrabenen Verzierungen nicht im Widerspruch mit dem Zeitstil.
Aber die Tatsache, daß gerade die dekorierte Seite eine Mörtelschicht
trug, beweist zur Genüge, daß der Stein als Baumaterial und nicht als
Bodentliesc, wie behauptet wurde, gedient hat. — Vielleicht dürfte man
an mehrere Platten aus weißem Steine denken, die in mehr oder
minder guterhaltenem Zustande zu Tage gefördert wurden und seither
im Museum des Deutschen Tores Aufstellung gefunden haben (?). Es
wurde die Ansicht ausgesprochen, dieselben hätten als Bekleidung der
unteren Mauerteile in der Krypta Verwendung gefunden. Als Beweis
wies man darauf hin, daß am Rande der einen Platte zwei Löcher
seitlich eingegraben waren, in die offenbar f:') ein eiserner Haken ein-
gelassen war, um sie so an der Mauer festzuhalten. Auch mir sagte
anfangs diese Erklärung zu. Indes erwies sie sich bald bei einer
näheren Prüfung als nicht haltbar. Zunächst waren die beiden Löcher
an der Randseite der genannten Platte zum großen Teile mit Mörtel
ausgefüllt, was gegen eine Befestigung vermittelst Haken spricht.
Andere in der Krypta aufgefundene Plattenfragmente zeigten keine
Löcher. Nur eine einzige Platte wies auf der Rückseite einige geringe
Spuren von Mörtel auf, was doch wohl in größerem Maßstabe der Kall
gewesen wäre, wenn dieselben als Mauerbekleidung gedient hätten.
Die Profilierungen der Platten sind durchaus romanisch, wie sich mit
Sicherheit aus einem Vergleich mit andern gleichzeitigen Monu-
menten ergibt. Ihre eventuelle Verwendung als Wandbekleidung würde
demnach auch in die Zeit der Erbauung der Krypta und nicht erst
später angesetzt werden müssen. Desgleichen fielen mir die ungleichen
Maßverhältnisse auf, speziell was die Dicke betrifft. Daraus müßte
man sofort auf eine ganz unebene, hiermit rohe Wandbekleidung
schließen, oder doch zur Annahme gelangen, zur Hebung dieser Diffe-
renzen in der Dicke habe man die eine Platte mehr, die andere
weniger tief in die Mauer eingelassen. Aber auch diese Hypothese ist
durchaus abzuweisen. Gerade in diesem Falle wäre eine Verbindung
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der Platten mil der Mauer durch slark klebenden Mörtel erforderlich
gewesen, von welchem bekanntlich eine genügende Spur nicht vor-
gefunden wurde. Außerdem — und das lallt nicht weniger schwer in
die Wagschale — halte eine Untersuchung der noch erhaltenen
Mauerresle auf der Innenseite der Krypta, insbesondere der Seiten-
wände und der Wandflächen in nächster Umgebung der Altäre, zum
Resultate, daß an diesen Stellen, für welche vor allem eine Dekoration
paßte, niemals ein Reliefornamcnl, selbst nicht in der einfachen Form einer
Plattenbekleidung, vorhanden war. L'ebrigens sehließen die vorhin be-
sprochenen Malereien der Seitenwände sowie die Sockelbänke längs
der Mauern und der Nischen eine solche Verwendung der Platten kurz-
weg aus. Ks bliebe demnach nur noch die innere Wand der Wesl-
mauer zwischen den beiden aus der Kirche in den unterirdischen Raum
führenden Treppenzugängen. Ob nun wohl hier an dieser unkontrollier-
baren Stelle eine Plattenbekleidung sich vorgefunden hat? Wegen
mehrerer der vorhin angeführten Gegengründe, die auch hier Geltung
beanspruchen, muß ich diese Frage verneinen. Kndlich darf auch nicht
gesagt werden, die Platten hätten als Fußbodenbelag gedient, da keine
der Platten beschädigt bezw. abgetreten war.
Aber vielleicht haben die Platten einem andern Zwecke gedient,
den ich gleich noch besprechen werde.
3«. Als Bodenbelag dienten nicht Fliesen, sondern eine durch-
gängig gut erhaltene Kstrichschicht, die aus Kalkmörtel mit starker
Beimischung von grob zerstampften Ziegelstücken bestand : ein recht
einfacher, schmuckloser, nichtsdestoweniger aber hinlänglich solider
Bodenbelag, der direkt auf dem Mauerwerk — bei den Grüften über
dem darin aufgehäuftem Sande — aufsetzte und sich über die ganze
Bodenllächc einheitlich erstreckte. Nur vor den einzelnen Altären war
derselbe, wie Figur angibt, etwas erhöht1).
2. Indes beschränkte sich die innere Ausstattung der Krypta nicht
auf die vorhin erwähnten Dekorationselcmcnte, die übrigens vor
allem auch darin begründet sind, daß in diesem Räume versehiedent-
liche Handlungen vorgenommen wurden. Letztere bedingten nun wieder
ihrerseits das Vorhandensein von Bänken, Altären und Zubehör.
lo. Die Bänke — es sind Sockel bänke — traten an mehreren
Stellen der Krypta zutage. Ein erstes Stück einer solchen Bank,
') Das treffen wir auch sonstwo sogar regelmäßig an. z. B. in Vie (Allier):
Lenoir, 11. S. 1W). Fig. 3»4. 3MH : in Lyon (Krypta dos heiligen Irenaus); Revue de
l'Art chrétien. l!M)3, S. lOl
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- Ol —
mindestens 5 m I., 0,2t) m h., 0,37 ni br., zog sich längs des Fußes
oder Sockels der rechten Seitenmauer N hin. Vgl. Figur. Nur lose an
letztere angelehnt, konnte sie leicht losgelöst und zertrümmert werden,
ohne daß auch nur der Verputz fier Wand beschädigt worden wäre.
Demnach könnte die Hank etwas später als die Mauer aufgeführt worden
sein. Sie bestand aus Ziegelstücken und sonstigen Steinern, welche ein
guter Mörtel fest zusammenhielt. Aus gewissen Indizien an der ge-
nannten Mauer schließe ich, daß das von mir gesehene Stück sich noch
weiter nach Westen, selbst über die fünfte Grabgruft hinaus, wahr-
scheinlich bis zur Kingangswand erstreckt habe.
Aehnliche Sockelbänke fanden sich auch an andern Stellen in der
Krypta ').
Ebenso treffen wir sie in anderen mittelalterlichen Kirchen an').
Die Ränke dienten als Sitze für die Gläubigen bezw. Kloslerleute,
welche dem Gottesdienste beiwohnten. Ob sie in Ländern diesseits
der Alpen während der kalten Winterszeit nicht mit hölzernen Brettern
belegt waren ?
2°. Die Altäre bilden einen integrierenden Teil der Krypten.
Ihre Errichtung ist mit dem Reliquienkult in Verbindung zu bringen.
') ich habe sie auf dem Plane teils durch punktierte, teils durch volle
Linien gekennzeichnet. Erstere deuten diejenigen an, welche wir wieder aus
Gründen der Symmetrie als früher einmal vorhanden annehmen müssen, z. B.
längs des Sockels der linken Seitenmauer 0 sowie rechts vor dem Altar (3) der rechten
Rundnische. Letztere, d. h. die ganzen Linien, wurden angewandt neben der
linken Rundnische und auf den drei Seiten der mittleren eckigen, weil die bei
genannten Stollen im Verputz der Wände zurückgelassenen, für jedermann sicht-
baren Eindrücke gar keinen Zweifel am Vorhandensein der Bänke aufkommen
lassen. Zudem sind die Höhenmaße dieselben wie bei dem zuerst beschriebenen
Stück, während die Breite nicht mehr ermittelt werden konnte, da jede Spur am
Fußboden verwischt war.
»> Vgl. z. B. Chomton, Taf. XXV I; Lenoir, II, S. 160, Fig. 394, 396. Für ältere
Bauten wäre zu verweisen auf Cabrol, Dictionnaire d'archéologie chrétienne, II,
col. 180 — 1K3. — Ebenso begegnen uns solche Bänke in einheimischen, annähernd
in derselben Zeit entstandenen Bauten. In der dem heiligen Rochus gewidmeten
(einschiffigen) Wallfahrtskapelle der an der Straße von Saarburg nach Rieding
gelegenen kleinen Ortschaft Maladrerie, Gemeinde Huf. die infolge der fortwähren-
den Restaurierungen von ihrem ursprünglichen Charakter sehr viel eingebüßt hat,
nach dem Frotil der Fenster, der Gewölberippen und des Chorbogens zu urteilen,
sicher als ein Monument des 13. Jahrhunderts (spätestens) zu betrachten ist.
laufen gleichfalls solche Steinbänke an den beiden Seiten des viereckigen Chores
entlang, welche zweifellos aus der Entstehungszeit der Kapelle stammen und in-
bezug auf Maßverhältnisse sich denjenigen in der S. Arnulfskrypta nähern.
Inbezug auf die Hank in der allen Fi idolinskapelle auf Schacheneck vergleiche
die Abbildung bei Kraus, III. S. «HS.
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Kine Vervielfältigung derselben mußte durch Uebertragung be/.w.
Beisetzung von neuen Reliquien anderer Heiligen, die man in ähnlicher
Weise ehren wollte, herbeigeführt werden. In anderen Fällen sind bei
der Errichtung weiterer Altäre Rücksichten auf Symmetrie oder Kultus-
bedürfnisse maßgebend gewesen.
Jedenfalls ist es nicht schwer, in ihren großen Zügen die Ent-
wicklung des ursprünglichen einfachen Märtyrergrabes, der Conlessio,
zur völlig ausgebildeten romanischen Krypta zu verfolgen.
a) Während die Krypta der Met/.er Kathedrale nur drei Altäre
halte '), finden wir in S. Arnulf deren fünf. Dieselben verdanken ihre
Entstehung dem Bau vom Jahre 1049, da sie schon in Ms. 245 fol. 102
mit ihren Titularen und Reliquien angeführt sind. Bei den Ausgrabungen
sind eigentlich nur mehr zwei zu Tage gefördert worden. Doch führt
uns die Symmetrie mit Sicherheit zu zwei anderen. Dementsprechend
sind auf unserem Plane auch vier (fünf) eingezeichnet, die sicher seit der
Zeit des letzten Umbaues der Kirche bestanden haben. Der zweite (2) —
von links ab gerechnet — war noch in situ erhalten in der runden
Nische. Jedoch war der oberste Teil an der Vorderkante bis zur
Mitte etwas zerstört. Ein dritter (3) stand zweifellos in der entsprechen-
den gegenüberliegenden Nische, von der nur mehr der unterste Teil in
einer Höhe von ca. 0,20 m erhalten war. Jede Spur des Altars war
verschwunden, was um so weniger Wunder nehmen darf, als bei der
Aufdeckung der Ruinen das Bodenniveau in genannter Nische bereits
etwas tiefer stand als die Basisfläche, auf welcher der linke Altar
ruhte. — Ein vierter (4) stand in der viereckigen Nische rechts. Am
Boden und an der Hinterwand waren noch unzweideutige Spuren zu
erkennen, welche, obschon der eigentliche Altarstock fehlte, dennoch
eine genaue Maßaufnahme ermöglichten.
Diesem letzteren entsprach links als Gegenstück ein erster Altar (1),
der auf unserem Plane in punktierter Linie in eine gleichfalls punk-
tierte viereckige Nische eingezeichnet ist. Leider war auch wieder an
dieser Stelle alles zerstört, als ich von den Abtragearbeiten Kenntnis
erhielt.
Wo stand aber der in den Quellen erwähnte fünfte Altar V Ganz
sicher nicht in einer der beiden Nebenapsiden, die eine ganz andere
Bestimmung hatten, und von denen es sogar mehr als fraglich ist, oh
sie überhaupt von der Krypta aus zugänglich waren. Uebrigens war
weder in der rechten, noch in der linken Platz für einen Altar vor-
handen.
') Vgl. Prost, C, S. 10U.
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Der fünfte Altar hat tatsächlich anderswo gestanden. Man könnte
sofort an die mittlere Nische der östlichen Apsismauer denken. Es
wäre dies in sich betrachtet ein sehr geeigneter Ort gewesen. Zudem
stände der Fall gar nicht vereinzelt dar. Doch stoßen wir auch hier
wieder auf allerhand nicht leicht zu beseitigende Bedenken, welche die
Errichtung eines Altares an jener Stelle als nicht annehmbar erscheinen
lassen. Einerseits ist es absolut sicher, daß derselbe nicht an die
Hinterwand der geradlinig abschließenden Nische anlehnte, wie das bei
den zwei bezw. vier anderen Altären der Fall war. Die noch gut und
in ziemlicher Höhe (vgl. Durchschnitt) erhaltene Mauer wies auch nicht
die mindeste Spur einer solchen Anlehnung auf. Andererseits spricht
direkt dagegen die an den drei Seiten sich hinziehende Sockelbank,
auf die obeu schon hingewiesen wurde. Dann war an dieser Stelle
im Gegensatz zu den anderen Altären das Bodenniveau nicht erhöht.
Es ließe sich demnach nur noch die Möglichkeit denken, der Altar
hätte mitten in dem viereckigen Nischenraume gestanden, etwa in
derselben Linie wie die Altäre in den Rundnischen. Aber es entbehrt
diese Hypothese jeder ernsten Grundlage. Muß auch zugegeben werden,
daß der genannte Raum selbst abgesehen von den Sitzbänken noch die
gleiche Breite wie die beiden Nischen hatte, so fällt doch wieder die
Tatsache auf, daß auf dem Fußboden absolut keine Spur von irgend
einem Altarbau vorhanden war, vielmehr der Bodenestrich einheitlich
geglättet dalag. Sicher sprechen auch nicht zu Gunsten dieser Ansicht
die drei nackten Wände, — der einfache Farbenstreifen, von dem oben
die Bede, kann unmöglich als Dekoration einer Altarumgebung betrachtet
werden — speziell die im Gegensalz zu den Rundnischen beiderseits
mangelhaft gegliederten Eingangskanten. Wir müssen demnach den
fünften Altar anderswo suchen. An der rechten Seitenmauer N war er
nicht aufgestellt. Diese damals vielleicht noch ungewohnte Stellung läßt
sich mit dem Zustand der Mauer nicht vertragen, wie ich sie noch
selbst vorgefunden. Die Symmetrie würde weiter erheischen, daß wir
ein Gleiches für die gegenüberliegende linke Seitenmauer () vorauszetzen.
Möglicherweise stand der fünfte Altar an der Vorderwand (PP) der
Krypta. Wir kennen eine ganze Anzahl von Krypten, in denen dies der
Fall war. Aber auch das ist nur eine Vermutung, die an Wahrschein-
lichkeit sicherlich nicht dadurch gewinnt, daß in diesem Falle der Altar-
körper direkt über dem Ende der mittleren Gruft gestanden hätte, die
bekanntlich nur mit Sand angefüllt war, auf welchem der Estrich ruhte.
Aus dem Vorstehenden schließen wir, daß es wohl richtiger ist,
den Altar nach der Milte der Krypta zu verlegen. Durch diese zentrale
- 94 -
Stellung trat seine Wichtigkeit umsomehr hervor. Die Ausführung von
größeren Ceremonien wurde .so wesentlich erleichtert. Es entsprach
diese Stelle in der Krypta der Stelle, die der Hauptaltar im Oberchor
einnahm. Aus dem Ceremoniale wissen wir. daß auch letzterer nicht
an die Wand angelehnt, sondern nach der Mitte zu gerückt war.
Schließlich liefern die Monumente eine Anzahl von Fällen, in denen ein
Altar im Centrum der Krypta vorkommt
b) Gesagtes bezieht sich insbesondere auf die Lage der Altäre.
Inbezug auf Form, Größe und Aufbau sind wir leider auf das
wenige angewiesen, was bei der Niederlegung der Ruinen zutage ge-
treten ist.
Zuvörderst sei hingewiesen auf die kleinen Dimensionen des
Altarstockes •). Der Gegensatz zu dem, was wir später in der Gotik
und in den darauffolgenden Jahrhunderten vorfinden, springt sofort in
die Augen. Die Erklärung hierfür wäre zu suchen in der allmählich
sich einbürgernden Praxis, auf dem Altar in einem besondern Schrein
das Sanctissimum aufzubewahren, in dem ganz hedeutend gesteigerten
äußeren Kult der Reliquien, die in der ersten Hälfte des Mittelalters
aus den Gräbern, in denen sie ursprünglich beigesetzt waren, erhohen
und auf den Altären, in kostbaren Reliquiarien geborgen, der Verehrung
des Volkes ausgesetzt wurden, und in dem um diese Zeit eintretenden
Feberhandnehmen der kirchlichen Ceremonien.
Nach den Ausgrabungen zu urteilen, bildeten die Altäre in der
Krypta von S. A. einen würfelförmigen Mauerstock, hergestellt ans
Ziegeln, einzelnen Vogesensandsteinstücken nebst blauen und besonders
gelblichen Steinen — letztere zumeist regelmäßig zubehauen und mehr-
fach von einem älteren Rau herrührend — nebst reichlichem Mörtel
als Rindemittel. Die üasisfläche war um einige Centimcter in den Roden
') Auch die Krypta von S. Benignus in Dijon hatte fünf Altäre, die, wie
Taf. IV bei Chomton zeigt, auf die vier östlichen Nischen verteilt waren, wahrend
der fünfte oder Hauptaltar in der Mitte stand.
*) Für den ersten: 1,17 -1,20 m breit, 0,80 m hoch, 1 m tief; für den
zweiten: 1 m hoch, 1 m breit, 0,76 m tief.
Für den Kunstarchäologen haben diese Dimensionen gar nichts Befremden-
des. Die kleinen Altäre sind keineswegs eine Spezialität des christlichen Alter-
tums oder der merowingisch-karolingischen Zeil. Nach Binterim, Geschichte der
deutschen Coneilien, Mainz 1852, IV, S. 492, bestimmt noch das zweite Provinzial-
konzil zu Trier unter F.rzbischof Theodorich (1212—1242): Die Priester sollen
die Altäre nicht ho klein anlegen, daß man mit Furcht und Zittern daran Messe
lesen muß. — Klein sind die Altäre auf Oberzell, Reichenau, selbst der Hoch-
altar; vgl. Kraus, Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden. I, 1887. S. IMO.
Fig. 87; ebenso Viollet-le-Duc. 1, art. Autel und sonst.
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eingesenkt. Die hintere Seite schloß sich ganz enge an die Wand, der
Nische an, in welcher der Altar aufgestellt war, ohne jedoch organisch
mit ihr verbanden zu sein. Was nun den weiteren Ausbau der Altäre
betrifft, so ist es als sicher anzusehen, — dazu berechtigen zunächst
gleichzeitige Monumente in ziemlicher Anzahl — daß auf der Ober-
fläche eine große Steinplatte lag, die etwa 0,10 m dick, etwas in der
Breite und nach vorn zu den Mauerkern überragte und an der untern
Kante abgeschmiegt war. Vielleicht wurde sie an ihren vorderen Ecken
von zwei Säulchen getragen, deren Basen auf dem Bodenestrich der
Nische aufsetzten. Dann paßt eine auch nur einfach profilierte Altar-
platte besser für die Vornahme der heiligen Meßhandlung und ist vom
praktischen Standpunkt aus vorzuziehen. Außerdem könnten vier in
der Krypta aufgefundene Säulchentrommeln zu 0,12—0,14 m Durch-
messer am besten als solche Altar tischträger erklärt werden. Gleiches
dürfte gelten von einer kleinen, zierlich profdierten Säulenbase im
rebergangsstil des 13. Jahrhunderts l).
Ich habe einen letzten Grund anzunehmen, daß die eigentliche
Altarmensa aus einer Platte bestand. Bei der Aufzählung der Reliquien
sagen die Quellen einfach : in ultari saneti N. continetttur reliquiav . . .
d. h. in dem Sepulchrum oder Reliquiengrab sind folgende Reliquien
geborgen. Nun kann das Reliquiengrab in der Platte sich befinden
oder im Altarkörper mit oder ohne Platte. Da in dem uns erhalten
gebliebenen Altarstock (2) auf der allerdings an der Vorderkante und
seitlich etwas abgetragenen Oberlläche gar keine Spur von irgend
einer größeren Vertiefung zu erkennen war, möchte ich mich für das
Reliquiengrab in der Platte und konsequent für das Vorhandensein
der letzteren entscheiden, deren Verschwinden im Jahre 1552 um so
erklärlicher wird.
Auf die Erhöhung des Bodenniveaus vor den Altären ist
bereits oben hingewiesen worden.
c) Eine weitere Frage betrifft die Anzahl der Altäre, ihre T i t u-
lare, ihre Reihenfolge. In einem Schlußkapitel führen Ms. 245
und das sog. Kleine Kartular alle Altäre von S. A. an"), zuerst die
sieben der Oberkirche mit ihren Reliquien, dann, aber getrennt'1), in
einem zweiten Abschnitt die Reliquien der fünf andern namentlich be-
') Oder wir müßten annehmen, daß genannte Säulen als Stütze für die
Platte des Kredenztischchens dienten, von welchem gleich noch die Rede sein
wird (?).
»j Ms. 245, fol. 100 f.; Kl. K., S. 126 ff. ; M. G. SS. XXIV. S. 547.
») Ms. 245. fol. 102 ; Kl. K . S. 129 f. ; M. G. SS. XXIV. S. 548.
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zeichneten Altare, ihre Titulare und Untertitulare. Da nun durch da?
Ceremoniale die Altäre der Oberkirehe genau bestimmt sind, müssen
die übrigen fünf der Krypta angehört haben. Die Doppelserie deutet,
wenn auch nicht formell so doch indirekt, auf einen andern Standort
hin. Wo anders als in der Krypta sollten die fünf Altäre gestanden
haben?
Daß wenigstens vier daselbst waren, haben die Ausgrabungen
dargetan. Ebenda war auch der fünfte unseres Verzeichnisses.
Weiter sagt das Ceremoniale (und andere Quellen) ausdrücklich an
zwei Stellen' h daß in der Krypta ein Altar des heiligen Andreas war.
der in Ms. 245 und im Kleinen Karlular zweimal an der Spitze der
getrennten Serie (mit fünf) steht. Demnach waren auch die andern vier
Altäre dieser Serie in der Krypta. Endlich erwähnt das Ceremoniale
kirchliche Funktionen in diesem unterirdischen Räume gerade an Fest-
tagen von solchen Heiligen, denen die vier Altäre gewidmet waren,
oder von denen Reliquien in den Altären sieb vorfanden.
Der erste Altar war dem heiligen Andreas gewidmet, an zweiter
Stelle den Aposteln l'etrus und l'aulus, den heiligen Märtyrern Blasius,
Gengulphus, Mauritius und Genossen, den heiligen Bekennern Gregorius,
Nikolaus, Augustinus, Romarikus*).
Der zweite trug die Namen der Heiligen Pro tus und Hyaeinlhus.
Daneben figurieren an untergeordneter Stelle der heilige Gereon und
seine Gefährten8).
Der dritte war zunächst dem heiligen Briet ins, Bischof von
Tours und Nachfolger des heiligen Martinus, sowie auch noch den
Heiligen Gallus, Terentius und Damasus geweiht 4 ).
Der vierte wurde benannt nach dem heiligen Diakon Laurentius.
') Vgl. Cer. weiter unten, auch für das Folgende. — Ms. 580. 14. Jahrb..
fol. 31b.
») Nach Ms. 245, fol. 102a enthielt er folgende Reliquien : Heati Petri apostoli :
de veste et dalmatica saneti Joannis evangeliste; articuli de corpore beati
Pacienlis: de casula beati Remigii ; de planeta eins; de dalmatica et palla ipsius:
de terra, de qua collectus est pulvis sepulchri eins: de sandalis eius; reliquie
saneti Hilarii episcopi; sanetorum martirum Primi et Feliciani,
*; Dort waren: reliquie ipsorutn (— der beiden Titulare), sanetorum
fiengulphi, Quintiani martiris. — In einem Gedichte auf Metz sagt Abt Richer
von S. Martin über die Vincenzkirche : Uic Prothus inviclo i ecubat cum fratre
Jarynm. Vgl. Kraus, S. 355.
*) Der Brietiusaltar barg: reliquie ipsius et sanetorum episcoporum Betnlfi et
Papoli
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An zweiter Stelle sind erwähnt die Heiligen Stephanus, Papst und
Märtyrer, (ieorgius und Christophorus ').
Der fünfte gehörte dem vielgefeierten spanischen Diakon und
Märtyrer Vincentius. Nach ihm sind noch genannt Gorgonius,
Pancratius, Primus und Felicianus *).
Zweifellos war, was ihre Reihenfolge angeht, der Antlreasaltar
der Hauptaltar. Er steht zweimal an der Spitze der Liste; er allein
wird namentlich angeführt im Ceremoniale : an diesem Altar fand die
Liturgie statt. Ich ziehe hieraus den Schluß, daß dieser Altar in der
Mitte der Krypta aufgebaut war. wahrscheinlich aber wegen Mangels
an monumentalen Spuren in den Ruinen nicht aus einem festen
Mauerkörper, sondern aus einer auf Säulen ruhenden Platte bestand.
Da ferner in der Aufzählung der Altäre der Oberkirche die beiden
Dokumente die Reihenfolge einhalten, daß sie zuerst den Hauptallar,
dann die Altäre links vom Beschauer, und zwar den nächsten zuerst,
dann den entfernteren anführen und ähnlich für die Altäre auf der
rechten Seite vorgehen, so dürfen wir wohl aufgrund eines Analogie-
schlusses für die Reihenfolge in der Krypta folgendes vorschlagen: In
der Mitte stand der Andreasaltar (5), der zweite in der linken vier-
eckigen (punktierten) Nische (1), der dritte in der Rundnische links 1 2),
der vierte in der gegenüberliegenden Rundnische rechts {;]). der fünfte
ebenda in der viereckigen (4).
Die vorstehenden Darlegungen linden nun eine willkommene Be-
stätigung in einer Notiz des Martyrologium von S. A., auf die ich zu
spät gestoßen bin, um sie sofort verwenden zu können. Die Heiligen-
liste des 30. Dezember schließt mit folgendem Vermerk : Eodem die
dedicutio cripte basilice huius sub honore bcati Andrée apostoli, sanc-
torumque Vincentii, Laurentii, Prothi et Jacincti (sie) martirum atque
Brictii confessons*). Demnach war die Krypta eigentlich dem heiligen
Andreas geweiht.
>l Der I.aurentiusaltar enthielt : reliquie Eulieetis inarliris. Florenliani mar-
tiris, Carpophori martiris, Stephani. pape et marliiis, Brich >sic) episcopi — diese
letzteren fehlen durch Versehen in Uaillet. a. a. 0 , S HUSI, weil er den gleich-
zeitigen Randvermerk in seiner Quelle Ms. 24;'», fol. 102 a. übersehen hat (ilode-
sindis virginis, Waldrade virginis.
") Der Vincenzaltar hatte reliquie ipsius et sanclorum martirum Girislo-
phori, Miniatis sociorumque eius et sanguinis Thebeorum martirum Virtoris et
L*rsi et de stola saneli Dionysii martiris; de casula eius, cum qua decollatus est:
de dalmatica eius; de casula saneti Hustici presbileri : de ossibus saneti (iorgonii.
»} Ms 19«. 13. Jl.t.
7
Jahrlmch d. Oes. f. loUir. QpRrhleht* u. Altertumuk., .lalirfi. 3).
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Daß hier eine besondere Dedication der Krypta bezw. ihrer Altäre
stattgefunden hat, steht nicht einzigartig da1). Sie zeigt durch ihr
Datum, daß die Annahme, am 11. Oktober 1049 wären nicht alle
Altäre der Basilika fertiggestellt gewesen, keine unbegründete ist. Mög-
licherweise war die Krypta schon vorher fertig. (Vgl. Anmerk. 1).
d) Diese Altäre dienten zur Vornahme liturgischer Handlungen
und hei der Abhaltung von kirchlichen Prozessionen*). Trotzdem ist
bei den Ausgrabungen weder eine Piscina noch ein Sakristei-
raum nachgewiesen worden.
Letzterer kann unmöglich in dem Anbau (SMNP) hinter der
rechten Seitenmaucr N sich befunden haben, da, abgesehen von andern
(Jegengründen, in der betreffenden Mauer ein Eingang (von der Krypta)
in diesen Raum seit 1049 sicher nicht bestand und wegen der Sar-
') Gleiches in Limburg, wo die Krypta 1035 dediziert wurde, bevor der
Hau fertig war. — Auch die verschiedenen Kalender von S. A. kennen für den
.HO. Dezember die Dedicado eripte S. A . ?.. B Ms. 42 (1324), 46 (1327), las (1321),
1% (13. Jahrh.) u. s. w.
') Für ihre Abhaltung ist das Ceremoniale eigentlich die ausschließliche
Quelle. Ich fasse hier seine diesbezüglichen Ausführungen kurz zusammen:
S. 36. Fest des heiligen Thomas Berkel von Canterbury. f 29. Dezember 1170:
Prozession unter Gesang zur Krypta. — S. 36. Dedikadonsfcst der Altäre: Pro-
zession, gesungene Frühmesse am Altar des heiligen Andreas, eventuell noch Ab-
beten des ganzen Officium der Dedicatio. — S. 37. Dasselbe wiederholt bezw.
verbessert. — S. 58—59. Aschermittwoch: Prozession barfuß zur Krypta: Ge-
sänge zu F.hren des heiligen Andreas. -- S. 77. Mittwoch in der Karwoche:
Reinigen und Scheuern der Kirche, des Claustrum, der Krypta . . . durch die
Diener des Elemosinarius. — S. 169. Andreasfest : Prozession mit Gesang am
Vorabend : Frühmesse am Altar des Heiligen. — S. 161, 162. Nikolaustag : Pro-
zession mit Gesang nach der Vesper am Vorabend und nach Laudes am Tage
selbst. — S. 174. Sebastiansfest : Prozession mit Gesängen zu Ehren des Heiligen
nach Vesper und Laudes. — S. 176. 177. Fest des heiligen Vinccnz: Am Vorabend
nach Vesper, am Tage selbst nach Laudes Prozession unter Absingung von be-
sonderen Gesängen zu seiner Ehre. — S. 186. Mariae Lichtmeß: Am andern Tage
(3. Februar) Blasiustag ; daher nach der Vesper vom 2. Februar Prozession zur
Krypta; ebenso nach Laudes am Tage selbst; jedesmal besondere Festgesänge
und Gebete. — Desgleichen S. 193 und S. 227 am Gregorius- und Laurentiusfeste
nach Vesper und Laude*. - - Ebenso an den Festen der Heiligen Gorgonius (S. 232),
der beiden Märtyrer Prodis und Hyacinthus 'S. 232, 233;. des heiligen Remigius
(S.247), des heiligen Rrictius ■ 2441. des heiligen Clemens iS. 247). -- S. 229. Am
Arnulfsfeste kommen die Kanoniker der Kathedrale nach S. A. und bringen den
Ring des heiligen Bischofs mit. Sie begeben sich ins Chor, wo verschiedene Ge-
sänge abgesungen werden. Pnstca. heißt es weiter, canonici debent facere vigilias
morluorum — in eriptis — steht in fast gleichzeitiger Schrift über dem Texte —
pro cunetis fidelibus defunrtis et pro fratribus canonicis, qui in hac ecclesia
iacent
kophagbestattung auch früher nicht immer bestanden hat. Alles, was
irgendwie zum Kultus gehörte - vielleicht mit Ausnahme der Kultge-
fäße (V) — wurde in der Sakristei der (Jberkirche aufbewahrt.
Auffällig war, daß in dem kleinen Winkel, den die rechte Seiten-
mauer hinter dem Fenster gegenüber der rechten Altarecke (4) bildete,
etwa 0,80 m über dem Hodenniveau sich in der Mauer ein Einschnitt
befand, aus dessen Beschaffenheit ich sofort auf die mehr als wahr-
scheinliche Vermutung kam, es wäre an dieser Stelle eine Platte in die
Mauer eingelassen worden, die, gestützt durch ein schmales Säulchen,
leichtere Gegenstände tragen sollte. Also ein Kredcnzlischchen.
Wie eine nähere Prüfung, insbesondere der Uaug der Farbenlinien der
Seitenmauer, die sich hier fortsetzten, dartat, war die Einrichtung
gleichzeitig ').
e) Schließlich komme ich noch einmal auf die drei Platten aus
weißem Steine zurück, von denen bereits die Rede war. Ich habe
keinen genügenden Grund anzunehmen, daß sie ursprünglich der Krypta
nicht angehört hätten. Zwei sind gut, eine dritte nur fragmentarisch
erhalten. Sie sind profiliert*) nach Art von viereckigen Feldern oder
Füllungen mit einfacher, hreiter Bordüre, was schon einen Hinweis auf
ihre ursprüngliche Bestimmung enthalten dürfte. Nach oben schließt
das Fragment in der innern Prohlierung der Einrahmung nicht grad-
linig sondern im halben Oktogon, also türartig ab3).
Die gegebenen Erklärungen ihrer Verwendung mußte ich abweisen.
Eher wäre die Frage zu prüfen, ob die Platten nicht als vordere oder
') Meine ursprünglichen Bedenken kunstarchäologischer Natur gegen das
Kredenztischrhen wurden bald gehoben durch eine Stelle aus den bekannten
Consuet. Oluniaeenses : Ad vestimentum — es sind die liturgischen Ornatsllicke
gemeint — nun est improvisum nec omissum, ut ud shiguia altaria utia sil tabula,
in qua ponatur (sc. vestimentum), unumque Hgneuin patulum et mura infïxumr
xuper quod ponnntur ampulhic {— Meßkännchen) ; pendet quoque in promptu
manntergiolum, ad quod sacerdos, postquam se inducrit, lavatas tergit sum-
mitâtes digilorum, quibus necessario tangit res sarras; Migne, P. L. 14tJ, etil. 724.
') Das karniesfönnige Motiv ist alt. Genau in derselben Weise bearbeitete
Platten aus römischer Zeit u. a. bei L. .lacobi, Das Römerkastel] Saalburg bei
Humburg v. d. H. - Homburg v. d. II 18!>7. Tafelband, Tat XXI. n 4t u 41 a.
Das Motiv ist aber auch ebensogut romanisch. •
*) Der Abschluß ist romanisch. Er fand sich vor auf dem erst seit ca,
vier Jahren abgetragenen romanischen Seilenportal von Ste. Marie auf der Citadelle.
Der Stein liegt jetzt auf der Moselanlage, gegenüber der Ecke der alten Stadt-
mauer (im Garten des Kommandierenden Generals!. Ebendieselbe Absrlilufsform ist
noch sichtbar am Eingang zur Templcrkapelle. — Damit ist auch ein Anhalts-
punkt für das Alter gegeben
7»
- 100 -
seitliche Allarbekleidung gedient haben, da ihre Längenmaße von den-
jenigen der beiden »in situ* erhaltenen Altäre sehr wenig differieren.
Aber es läßt sich noch etwas andres, ich glaube, mit viel größerer
Wahrscheinlichkeit, in Vorschlag bringen. Neben den Platten fanden
sieh zwei am obern Ende mutilicrte viereckige Pfeiler. Der eine (0,46 h.,
0,31 br., 0,24 d.) war an der Rückseite angeschwärzt ; der andere
(0,56 h., 0,31 br., 0,24 d.) hatte auf der Rückseite Reste von Mörtel,
wohl weil er an eine Mauer (oder Pfeiler) angelehnt war. Heide hatten
auf der der Rückseite gegenüber sich bciindliehen Vorderseite eine
0,06 m tiefe und elienso breite Nute, die zweifellos zur Aufnahme von
Füllungen diente. Eine Verwendung dieser Pfeiler bei einer Altarbe-
kleidung ist in jenem Falle ausgeschlossen.
In Anbetracht des Vorstehenden kam ich gleich anfangs schon
auf den Oedanken, es habe in der Krypta vor dem Hauptaltar (oder
Andreasaltar) in der Mitte eine Schranke bestanden, die die nächste
Umgebung des Altarcs abtrennen und ein direktes Herankommen an
denselben verhindern sollte: eine Choreinfriedigung, wie sie bekanntlich
das Ceremouiale für die Altäre der Oberkirche bezeugt.
Dem letzleren Umstand, den ich ursprünglich außer acht gelassen,
lege ich großen Wert bei. Dazu kommt, daß die Längen- und
Höhenmaße der Platten nicht die geringste Schwierigkeit bieten; im
Gegenteil.
3o Recht eigentümlich nimmt sieh die Anlage von Grüften in
der Krypta aus1).
Gleichzeitig mit der westlichen Vordermauer PP und den beiden
Seitenmauern wurden zwei weitere V und VV von derselben Breite und
Tiefe angelegt, wodurch Gruft I und V entstanden, die gleiche Länge
und ursprünglich auch wohl gleiche Breite hatten.
Ferner wurde die zwischen Mauer V und W gelegene, annähernd
quadratische, nach Osten durch eine gerade schöne Mauerlinie abge-
schlossene Fläche durch zwei neue, 0,80-0,8") m breite, gleich tief
gehende, parallele Mauerzüge in drei weitere Grüfte zerlegt, die auch
ihrerseits gleiche Länge und Breite hatten.
Auffallenderweise waren die beiden MiHelmauern weder mit der
Vordermauer noch mit dem östlichen Teile organisch verbunden, ganz
im Gegensatz zu Mauer V und W. Vielleicht hielt man diese Ver-
bindung wegen ihrer geringen Stärke für unnütz. Jedenfalls darf man
diesen Umstand nicht auf ein viel späteres Einrücken derselben zurück-
führen, wie wir gleich noch sehen werden. Außerdem waren beide
•) Jhb. XVI. S. 320. Abbild und Tafel mit Krypta.
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ganz schmal (ca. 0,50 m) und erst in einer Höhe von 1 m erbreiterten
sie sich auf einmal bis zu ca. 0,85 m, so daß ihr Durchschnitt dem
griechischen Tau glich. Ich glaube diese Erweiterung mit den Gewölbe-
stützen der Krypta in Verbindung bringen zu können, die auf diese
Mauern zu stehen kamen.
Die Technik sämtlicher Mauerzüge sowie der Vordermauer ist,
worauf ich unten noch zurückkomme, wesentlich dieselbe : ein Moment,
das neben dem organischen Verband bei Mauer V und W für die gleich-
zeitige Erbauung dieses ganzen westlichen Teiles spricht.
Gruft I barg keine Gebeine. Was das quergelegte, übrigens
ursprüngliche Mauerwerk zu bedeuten hat, vermag ich nicht anzugeben.
In Gruft II standen rechts ein großer utid davor ein kleiner Sar-
kophag. Sonderbarerweise lief neben der linken Mauer V entlang in
einer Höhe von über 1 m eine schmale, nur lose angelehnte, meist aus
viereckigen Ziegelstücken hergestellte Wand, die seitlich einen roten
Anstrich zeigte, der an den Bodenestrich erinnerte. Vielleicht hat
dieses Detail seine Bedeutung.
Gruft III hatte nur einen Sarkophag '). Die Vordermauer neben
dem Sarkophag und die Trennungsmauer hinter demselben hatten gleich-
falls teilweise noch einen rötlichen Anstrich.
Gruft IV barg am obern Ende zwei Steinsärge, von denen der
rechte Akrotcrienschmuck zeigte. Auf das Vortreten der Mauer W
hinter dem genannten Sarkophage sei jetzt schon hingewiesen.
Auch Gruft V hatte zwei Sarkophage.
Sämtliche Grüfte waren mit gewöhnlichem Sande und stellenweise
mit kleinen Steinen ausgefüllt.
Das Verhältnis der Grüfte zu den Sarkophagen2) wird wohl wie
folgt zu bestimmen sein.
Erslere sind von Anfang an und in beabsichtigter Weise herge-
stellt worden zur Aufnahme der Steinsärge. Letztere haben mög-
licherweise anderswo gestanden, sind nach Erweiterung der Krypta
hierher gebracht und parallel zu den Trennungsmauern in den Ecken
aufgestellt und überdeckt worden. Die Stellung der Sarkophage wurde
') Ursprünglich waren daselbst zwei Sarkophage ; Jh)>. XVI. S. 368. Ann>. 2.
*i Wem diese Steinsärgc angehört haben, laßt sich nicht bestimmen. Es
fehlt hierzu jetler geschichtliche oder archäologische Anhaltspunkt. Höchstens
könnte man ganz allgemein bemerken, daß sie kaum die Leichen von ganz ge-
wöhnlichen Sterblichen geborgen haben dürften, da man die Vergünstigung eines
Begräbnisses an dieser heiligen Stalte namentlich in früheren Zeilen nicht leicht
gewahrte. - Die F.inzelmaKc der Sarkophage t'ibt .Ihh. XVI, S. H6H, Anm. 2.
- 102
den Grüften angepaßt und nicht die Grüfte den Sarkophagen. Wenn
am Ostende der Gruft V anscheinend eine Ausnahme vorliegt, so ist
das davon herzuleiten, daß jener Vorsprung jüngeren Datums ist.
VII. Technik und Baumaterialien.
Im Vorstehenden war schon des öftern die Rede von der Technik
der Krypta und den angewandten Baumaterialien. Gehen wir nun hier
näher auf diesen Punkt ein, der die Grundlage und Voraussetzung für
den nächsten Abschnitt bildet.
1. Als Baumaterial wurden natürliche und künstliche Steine
verwandt.
lo. Zu letzteren rechne ich die oft vorkommenden Ziegel frag-
mente aus römischer und aus späterer Zeit. In den meisten Fällen
waren es flache Deckziegel, eigentliche hyulai, in Platlenform mit noch
teilweise sichtbaren, nach oben aufgebogenen Rändern und Ausschnitten,
die ein gutes Aufliegen ermöglichen sollten. Meines Wissens sind
Fragmente von Warzenziegel, sogenannte hguhu tnammutae, nicht zum
Vorschein gekommen, wohl aber eine ziemlich große Anzahl von
sonstigen Ziegel- bezw. Backsteinfragmenlen, deren ursprüngliche Form
und Größe nicht näher zu bestimmen war. Bei vielen konnte man
die bekannten wellenförmigen Linritzungcn oder Linien wahrnehmen,
welche vermittelst eines gezähnten Fisens oder Kammes von Holz, den
man über die noch weiche Masse in gewundener Richtung zog, her-
gestellt wurden. Auf diese Weise entstand eine künstlich rauhe
unebene Fläche, die, so bearbeitet, den Mörtel besser festhalten sollte
- Verschiedene dieser Ziegelsleine waren mit andersgefärbtem Mörtel
belegt und rührten wohl von einem älteren Baue her, in dem sie als
Bodenbelag Verwendung gefunden hatten.
Die Zahl der im älteren Teil, besonders in der Packlage, aufge-
fundenen Ziegel war groß, ganz gering dagegen diejenige im östlichen,
d. h. jüngeren Teile.
2» Ferner fanden Verwendung, besonders in den Fundament-
mauern, sog. blaue Kalksteine, wie sie die Brüche zu Vallières
liefern. Als einfache Bruchsteine kamen sie weniger häufig vor im
Mauerwerk des Ostteiles. Dagegen trafen wir gerade dort eine gute
Anzahl solcher graublauen Steine in der untersten Schicht des Fun-
damentes, wo sie in schräger Stellung und in reichlichem Mörtel ein-
gehüllt, direkt auf dem natürlichen Sande aufsetzten. In den darüber
sich erhebenden Schichten, im besondern auf der Ost- und Nordseile
•1er Apsis, waren sie horizontal gelagert. Nur waren e* hier nicht ein-
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- 103 -
fache Bruchsteine, sondern eigentliche Platten, die als Hausteine dienten.
Eine gute Anzahl derselben wies sogar ganz bedeutende Länge- und
Breitedimensionen auf. Das Letztere gilt auch von Platten aus anderen
Steinarten — weiße und gelbe — die ebenfalls an dieser Stelle, d. h.
an den mehr nach außen zu gerichteten Teilen zur Verwendung gelangt
waren. Große blaue und gelbe Steine zeigte gleichfalls der unregel-
mäßige Ansatz L an der rechten Nebenapsis.
3«. Außerdem diente als Baumaterial hellroter Vogesensand-
stein, indes nur in ganz geringem Maße. Es waren meist grob-
körnige Bruchsteine, die sich sowohl im altern als auch im jüngern
Teile der Krypta vorfanden. Die Tatsache mag zunächst auffallen.
Genannte Steinart ist nicht die des Metzer Landes. Ich wäre
geneigt anzunehmen, daß auch dieses Material einein zerstörten älteren
Bauwerk entnommen ist. Der Kall steht übrigens in Lothringen nicht
vereinzelt da1).
4°. Das gewöhnlichste Material bildeten jedoch weiße und
namentlich gelbe Kalksteine, die man in verhältnismäßig geringer
Entfernung vorfinden konnte. Sie traten auf in verschiedener Form.
Im Innern waren es meistenteils einfache Bruchsteine. Die Zwischen-
räume hatte man ausgefüllt mit kleinen Steinen oder häufiger noch
mit Mörtel. Auf der Außenseite jedoch wurde ziemlich regelmäßig
zubehauenes Material verwandt. Gerade hier konnte man zalüreiche
römische Steine mit geriefelter Außenfläche erblicken, die an den
sog. Appareil moyen erinnern. — Bei nicht wenigen Steinen in beiden
Hälften der Krypta waren Brandspuren unverkennbar.
Abgesehen von älteren Mörtel- oder Kstrichslücken, dem soeben
angeführten antiken Stein- und Ziegelmaterial, förderten die Zerstörungs-
arbeiten noch andere antike Fragmente zu tage» die bei unserem
kirchlichen Bau Verwendung gefunden, z. B. einen Teil eines Kranz-
gesims oder Simas, verschiedene steinerne Mörser, Grabsteine, Sarko-
phagfragmente, zwei größere Teile einer reich profilierten Säulenbase
mit angrenzenden Schaftteilen, ein Fragment einer kannelierten Säule,
Rinnsteine, Inschriften, dekorative Stücke, Kapitälfragmente u. s. w.
') Auf dem Congrès archéologique de France 1848 (Paris 1847, S. 46) be-
handelte Victor Simon auch ganz kurz die Frage nach der Natur des Bau-
materials, das bei den romanischen Kirchen Lothringens in Anwendung gekommen.
Er fand Vogescnsandstein in der Kirciie von Olley (Arrondissement de Brtey) aus
dem 11. Jahrhundert — von S. A. abhängig und kurz nach 104° erbaut! — und
anderen, obsehon in der Nähe Kalksleinbrüihc sich befanden; desgleichen bei
einzelnen Grabstätten in Noiroy-le- Veneur, die beim Tiefcrlcgen des Friedhofes
zutage traten.
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- 104 -
Soweit ich die Arbeiten überwachen konnte, glaube ich behaupten
zu dürfen, daß die große Mehrzahl der ältesten Stücke im westlichen
älteren Teile der Krypta vorgefunden wurde.
Im östlichen dagegen kamen schon mehr jüngere Stücke aus
fränkischer Zeit zum Vorscheine, z. B. Steine mit Linienornamenten
in der linken Nebenapsis, im östlichen Teile der Hauptapsis, ein Kreuz,
dessen formen an die byzantinischen erinnern, das sogar auf der
Außenwand der Apsis sichtbar war. und zwar auf der Südseite. Von
zwei andern Stücken mil Linienornamenl bezw. einem Kreuz konnte
ich nicht mit genügender Sicherheit erfahren, an welcher Stelle man
sie aufgefunden hatte. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, und es
wäre ganz verfehlt, wollte man einzig und allein aus dem Vorstehenden
einen sichern Schluß auf die Chronologie des Baues ziehen.
2. Aus dem Gesagten ergibt sich ohne weiteres die mehr oder
minder große Regelmäßigkeit des Verbandes. Nach außen waren
die Lagerfugen horizontal geschichtet, die Schichthöhe ziemlich gleich,
die Stoßfugen hinlänglich gut überdeckt. Einzelne Stellen erinnerten
an den Appareil der alten römischen Stadtmauer. Anderswo war die
Schichthöhe ungleich M. Dann sei auch noch erwähnt, daß der unter
dem Rodenniveau der Krypta sich befindende äußere Teil der Apsiswand
an fünf oder sechs Stellen Fischgrätenverband, das sog. Opits spk«-
1 11 m, zeigte. Indes war derselbe nur einschichtig bezw. einseitig. Be-
kannt ist, daß dieser antike Verband noch in der ersten Hälfte des
Mittelalters mit oder ohne trennende Racksteinschichten Verwendung
fand. In Bruchstein ausgeführt kommt er kaum nach dem 12. Jahr-
hundert vor, während er im Backsteinbau noch etwas länger im Ge-
brauch ist. Ich glaube in der Anwendung dieses Verbandes bei der
Krypta von S. Arnulf vor allem ein Mittel zur Begleichung der Schicht-
höhen bei ungleichem Baumaterial erkennen zu müssen, zumal der-
selbe nur stellenweise und nach einer Richtung durchgeführt ist.
Quadersteine zur schärferen Betonung der Ecken in verbandartig
übereinander greifenden Werkstücken kommen eigentlich nicht vor und
von einer Armierung der Ecken kann insbesondere am westlichen Teile
nicht die Rede sein.
Reim östlichen hat man sich größerer Quader und einzelner
mächtiger Platten bedient, um gerade an dieser Stelle ein solides
Fundament, einen festen Zusammenhalt zu erzielen. Die auch auf dem
Plane an der rechten Südostecke hervortretende Unregelmäßigkeit —
'i Kommt auf Ii Ihm aiulen-n gk'iflizcilijicn H.uilen vor.
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105
eine Art Vorschubfundament - ist wohl nur, wie bereits bemerkt,
auf dieses Bestreben zurückzuführen.
3. Auf der Außenseite der Apsiswand, und zwar von der Stelle
an, wo sie sich über das Niveau der Krypta erhebt, also nicht mehr
im Boden vollständig verborgen lag, fand sich ein eigentlicher, übrigens
grober Verputz vor. Das Gleiche war der Fall für die Außenwand
der rechten Seitenmauer N (vom Ostende der fünften Gruft bis hinter
den Altar ). Ziemlich glatt sah dagegen der Verputz aus an den Innen-
flächen der Apsis. Er saß noch ganz lest an der Mauer; nur an
wenigen Stellen konnte man ihn leicht abbröckeln. — Bei den Trennungs-
mauern der Grüfte kann von einem eigentlichen Verputz kaum die
Bede sein, da die Kopfflächen der Steine vielfach, ja sogar meistens
sichtbar waren.
4. Den Kußbodenbelag der Krypta bildete eine durchgängig gut
erhaltene, einheitliche Est rieh läge, hergestellt aus Kalkmörtel mit
starker Beimischung von zerstampften Ziegelstücken. Dieselbe setzte
direkt auf dem Steinboden, bei den Grüften über den sie auffüllenden
Sand, auf und war auf der Oberfläche etwas abgeschliffen.
5. Die sonstigen zur Herstellung des Mörtels angewandten
Materialien waren Kalk und Sand. letzterer war wohl der an Ort
und Stelle selbst ausgegrabene. Insbesondere schien mir der Tür den
unteren Teil der Fundamente, für die sogenannte Facklage benutzt«
ganz gewöhnlicher Sand zu sein, den man einfach zwischen die Steine,
die ganz unregelmäßig gelagert waren, geschleudert, vielleicht auch
etwas angefeuchtet haben dürfte. Kalk war entweder nicht beigemischt
worden, oder nur in ganz minimaler Quantität, so daß überhaupt eine
mörtelartige Masse nicht gebildet werden konnte. Dagegen befand sich
Kalk in ziemlicher Menge in dem Mörtel, der bei dem über der Pack-
lage der westlichen Teile errichteten älteren Mauerwerke benutzt wurde.
Indes herrschte auch hier Sand stark vor, worauf übrigens, abgesehen
von einer eigentlichen Analyse, das gelb-rötliche Aussehen des Mörtels ^
hinlänglich hinwies.
Grundverschieden war der Mörtel in den andern Teilen der
Krypta, die ich als die jüngeren betrachte, d. h. in derjenigen Hälfte,
die östlich von den Grüften lag, sowie in den beiden Nebenapsiden.
Seine Farbe war einheitlich dieselbe, fast schneeweiß, der Sand im all-
gemeinen feinkörnig und in verhältnismäßig geringer Quantität vor-
kommend. Um so größer war die Menge Kalkes. Der Mörtel war über-
haupt hier sehr reichlieh verwandt, und die bald horizontal, bald auch
schief oder schräg gestellten, verschiedenartigsten Steine förmlich in
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- lOtf -
denselben eingetaucht '). So ist es auch nicht auffallend, wenn ich
hier die Bemerkung hinzufüge, daß bei diesen Teilen die ganze Masse
so fest zusammenhing, daß man dieselbe durch Anlegen von sehr zahl-
reichen, ganz flahe an einander gerückten Pulverminen zerteilen mußte,
da Pickel und Brecheisen allein nicht genügten. Aber auch so wurden
noch massive Mauerblöcke heruntergestürzt, ohne zu zerschlagen. Eine
weitere Teilung konnte erst durch neue Sprengungen erzielt werden.
Ganz anders stand es mit den andern (grau gefärbten) westlichen
Teilen der Krypta. Um einstweilen von der unter denselben sich befin-
denden Packlage nicht zu reden, die gar keinen Widerstand bot, da kein
eigentliches Bindemittel vorhanden war, so konnten auch die Steine
der darüber errichteten Mauern relativ leicht gelöst werden. Die
wenigen an diesen Stellen angelegten Minen waren eigentlich unnötig
gewesen; sie sollten die Zerstörung nicht erst ermöglichen sondern
nur erleichtern. — Füglich sei noch gesagt, daß nirgendwo dem Mörtel
zerstampfte Ziegelstücke beigemischt waren, wohl aber fanden sich hie
und da als Baumaterial Stücke von hartem Mörtel, der in genannter
Weise hergestellt, einem früheren Bau angehört haben muß.
Zum Schlüsse dieses Abschnittes eine letzte Bemerkung inbezug
auf das eigentliche Fundament und den hier in den zwei Hälften der
Krypta obwaltenden, ganz bedeutenden Unterschied.
Kür die grau gefärbten westlichen Teile des Planes wurde die
Vertiefung für das Fundament in den gewachsenen Sandboden angelegt.
Die erste Grundlage bildete eine durchschnittlich 0,50 m hohe Packlage,
bestehend aus meist kleineren Bruchsteinen der verschiedensten Gattungen,
wobei stellenweise bald die eine bald die andere Sorte in dem Durch-
einander vorherrschte, sowie aus leichtem, kaum angenetzlem gelbem
Sande.
(Jeher dieser ganz unsoliden ersten Grundlage wurde fast überall
eine dünne, gelbfarbige Mörtclschicht aufgetragen, und darüber das eigent-
liche, oben schon beschriebene Mauerwerk in einer Höhe von durch-
schnittlich 0,80 m regelmäßig aufgeführt.
Wesentlich verschieden gestaltete sich die Sache hei den rot an-
gestrichenen Teilen. Inbezug auf die Nebenapsiden habe ich mich
diesbezüglich schon ausgesprochen und beschränke mich deshalb auf
die östliche Hälfte der Krypta, deren Nicderlegung ich recht sorgsam
die ganze Zeit hindurch zu verfolgen Gelegenheit hatte.
i) Viullet-Ic-Due. Dictionnaire, V (art. Fondation). S. 525: Los fondations «le
la période romane sont toujours faites en gros blocages jetés pêle-mêle dans un
bain de mortier . . .
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Hier sland das Fundament gleichfalls auf dem gewachsenen Hoden.
Doch fehlte durchaus jene erste Schicht der westlichen Teile, die ich,
weil eine bessere Bezeichnung mir fehlte, vielleicht nicht ganz zutreffend
Packlage genannt habe. Den untersten Grund bildete eine Steinschicht
aus durchweg schräg gestellten Mauersteinen, über welche ganz weißer,
dünner Kalkmörtel gegossen worden, der vielfach zwischen den einzelnen
Steinen durchgesickert, stellenweise eine Art kristallisierte Form ange-
nommen hutte. Auf dieser ersten Schicht wurden dann die weiteren
Schichten horizontal aufgebettet. Nach außen hin waren sie ziemlich
regelmäßig gelagert und aus Steinen von meist gleicher Schichthöhe
gebildet. Im Innern fanden vor allem unregelmäßige Bruchsteine aller
Art besonders aber weißfarbige — Verwendung, die in reichlichen
Kalkmörtel gebettet, sehr fest mit einander zusammenhingen.
Ueber die auch in diesem Teile benutzten großen Steinplatten ist
schon oben das Nötige gesagt worden.
VIII. Alter der Krypta; Bauperioden.
Im zweiten Kapitel der vorliegenden Arbeit wurden die bauge-
schichtlichen Daten des S. Arnulfsklosters angeführt, soweit ich dieselben
an der Hand der Quellet» festzustellen vermochte.
Im folgenden handelt es sich ausschließlich um die Ruinen der
1905 aufgedeckten Krypta der Abteikirche.
Ich stelle hier gleich vier Sätze in progressiver Reihenfolge auf,
deren mehr oder minder motivierten Nachweis in nachstehenden Er-
örterungen geliefert werden soll :
I. Die Krypta ist zunächst der romanischen Bauperiode zuzu-
schreiben und nicht später als das 12. Jahrhundert anzusetzen.
II. Indes bildet sie keinen chronologisch einheitlichen Bau; sie
ist wenigstens in zwei zeitlich getrennten Perioden aufgerührt worden.
III. Die östliche Hälfte nebst Nebenapsiden — bildet den
jüngeren, die westliche oder vordere den älteren Teil.
IV. Als wahrscheinliches Datum der Erbauung wäre für die
jüngeren Teile die Mitte des 11., für den ältern hingegen spätestens
die Mitte des 9. Jahrhunderts anzunehmen, vorausgesetzt, daß wir
nicht noch höher hinaufgehen dürfen.
Zu I. — Die Anlage einer Krypta in gotischer Periode bildet
einen ziemlich selten vorkommenden Fall, so daß der Grundsatz gilt:
der Golik ist im allgemeinen die Krypta unbekannt.
Kein Fund wurde gemacht, kein Stein ausgegraben, keine Inschrift
entdeckt, kein Ornament zu Tage gefördert, auf die man sich irgendwie
lOs —
hätte .stützen können, um den Hau in eine .spätere Periode zu ver-
legen ').
Durchaus romanisch ist die große runde — nicht polygonale —
Oslapsis mit den runden bezw. geraden, in der Mauerdicke angelegten
Nischen; desgleichen die runden — nicht polygonal gebildeten —
Nebenapsiden. — Das Abgehen größerer Strebepfeiler auf ihrer Außen-
seite verstärkt nur noch diesen Grund* >.
Durchaus romanisch — und zwar nicht spätromanisch — ist die
starke Abschrägung der Sohle und Gewandung der Fenster ; desgleichen
die Profilierungen der weißen Steinplatten, die wahrscheinlich, wie ich
nachgewiesen, mit den Altären als Schranken (oder Bekleidung?) in
Verbindung zu bringen sind, sowie der Deckplatten3).
Romanisch sind die Motive der Farbendekoration auf der süd-
lichen Seitenmauer.
Auf die romanische Periode weisen weiter hin die Einfachheit der
Bauformen, die Technik, der Mauerverband*), die Gewölbel'orm, die
Form der Altäre, die Komposition des Fußbodenestrichs, die als Material
verwandten, mit merovingisch-fränkischen bezw. karolingischen Motiven
verzierten Fragmente, endlich die Aehnlichkett mit andern Monumenten,
die sicher der romanischen Periode angehören.
Zu II. - Hier seien die im einzelnen schon öfter betonten wesent-
lichen Differenzen noch einmal kurz zusammengefaßt: Verschiedenheit
der Technik im allgemeinen, des Mauerverbandes, des Mörtels, der
Fundamentschichtcnbildung im besondern: Verschiedenheit der Tiefe
(resp. Höhe) der Fundamente bei einzelnen Teilen ; offenes Zutagetreten
von späteren Additionen, z. B. Nebenapsiden (besonders die rechte),
vereinzelt auftretende Verschiedenheit im Alignement, z. B. bei der
Vorderseite der linken Apsis im Gegensatz zu der Fluchtlinie der an-
grenzenden Vordermauer P P.
') Ein Fragment vom Maftweik eines frühgotischen Fensters wurde in
meiner Gegenwart viel weiter südlich ausgegraben. Dasselbe gilt von den zwei
oben schon besprochenen Würfelkapitälen, die weder zur Basilika, noch zur
Krypta gehört haben können.
*l Sehr wahrscheinlich zierten jedoch schwache Liscnen die Hinterwand
der Apsis, die aber eher eine dekorative als wirklich konstruktive Bedeutung
halten und erst über der Kryptahöhe ansetzten. Vgl. z. B. auch für Hessen bei
Kraus, S. 212, Fig. 49.
») Diese Prolilierungcii linden wir genau in derselben Form in Olley . vgl.
Annales . . . III, 1?K)7, S. 170. 172 1, in Scy bei Metz und anderswo.
*) Das Opm spteatum, obgleich nur partiell angewandt, bekundet jedenfalls
zum mindesten eine Zeil, wo man noch im Iii völlig mit früheren Traditionen ge-
brochen hatte
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Aus diesen Differenzen ließ sich in unverkennbarer Weise eine
unschwer zu verfolgende Demarkationslinie gewinnen, die sich von der
Mitte der südlichen Seitenmauer N an der Ostseite der Grüfte entlang
bis zur nördlichen Seitenmauer 0 hindurchzog und so das. was zwei
Bauperioden geschaffen, von einander trennte.
Uebrigens wird Satz II durch die Motivierung von III noch weiter
bestätigt werden.
Zu III. — Dieser Satz erheischt eine nähere Begründung, weil
die gegenteilige Behauptung aufgestellt worden, die ich nicht unwider-
sprochen sich Bürgerrecht verschaffen sehen möchte.
1. Wollte ich, was übrigens gar nicht unwissenschaftlich wäre,
in dieser historisch-archäologischen Frage mit einer Art argumentum a
priori operieren, so würde ich hervorheben, daß bei einer notwendig
gewordenen Vergrößerung der Basilika bezw. ihres Chores es doch
leichter war, dieselbe nach Osten zu verlängern und seillich Neben-
apsiden anzufügen, als nach Westen, wo bedeutende und wegen der
Tiefe der Krypta ganz besonders schwierige Arbeiten hätten ausgeführt
werden müssen, weil letztere unter den vorgelagerten Westbau ge-
kommen, und die ganze Stelle mit sämtlichem Mauerwerk, Paviment,
Stützen und Decke abgetragen, ausgeworfen und neu gestaltet worden
wäre ').
Umgekehrt konnten bei einer Verlängerung nach der freien Ost-
seite neue Teile leicht hinzugefügt, besser gestaltet und solider ausge-
führt werden als die westlichen Teile, an denen man wegen der wenig
guten Technik nicht so leicht rütteln durfte.
Insbesondere konnte man die Ostapsis massiv und solid gestalten,
weil der Druck des darüberhegenden Oberchores mit seiner Viertel-
kugel als Abschluß gerade dort sich besonders stark fühlbar machen
mußte. Zu diesem Zwecke wurde die Apsis auch wolü noch etwas
tiefer fundiert, und mächtige Steinplatten links und rechts hinter den
Altären und in dem Centrum derselben verwandt.
Wenn nun auch die rechte Nebenapsis nicht so tief geht wie die
östliche, so darf dieser Umstand keineswegs gegen meine These gedeutet
werden. Nicht bloß hatte sie eine bedeutende Mauerslärkc und ruhte
sogar wahrscheinlich am vorderen linken Ende auf der Vordermauer P
bezw. auf dem Vorsprung derselben (RR) auf, sondern sie hatte auch
gerade in der Milte, die am meisten den Schub verspürlc, eine vorzügliche
Stütze in der hindurchgehenden Mauer M. Endlich bleibt noch zu er-
') Oder wir müßten annehmen, daß bei dem l'mbau vom Jahre 1049
absolut alles auch in der Oberkirche niedergelegt wurde.
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wägen, daß auch rechtseitlieh der Druck abgeschwächt wurde durch
den dortigen Anbau L, zudem der Schub der kleineren Nebenapsiden
nicht verglichen werden kann mit demjenigen, den das Oberchor aus-
übte ').
2. Indes gehen wir zu direkteren Argumenten über.
lo. Frühere Ausführungen haben ergeben, daß die beiden Neben-
apsiden und die östliche Hälfte der Krypta gleichzeitig sind. Des-
gleichen auch die Vordermauer mit den an dieselbe sich anschließenden
seitlichen und mittleren Mauerzügen. Nun sind erwiesenermaßen die
beiden Nebenapsiden an letztgenannte Mauern an- bezw. übergebaut,
also spüler. Demnach auch der östliche Teil.
2o. Gleiches gilt von der Seitenmauer N, wenigstens soweit sie
über den Boden hervorragte. Auch hier steht außer Zweifel, daß sie
am äußersten Westende über den daselbst abgetragenen, nur mehr in
einem stumpfarligen Ausbau (R K) erhaltenen, ursprünglich mit der Vorder-
mauer gleichzeitigen und organisch verbundenen Mauerzug aufsetzte,
also gleichfalls später ist.
3». Eigentümlich ist auch die Gestaltung der die drei mittleren
Grüfte abschließenden schmalen östlichen Mauer. Sie war nur ca.
0,90 m hoch; darunter zog sich die Packlage hin. Technisch (Mörtel
u. s. w.) gehörte sie zu den jüngeren Teilen, und stellenweise waren
ihre Steine schräg gegen die Grüfte angelehnt. Das daran sich an-
schließende Mauerwerk überkragte nach oben in westlicher
Richtung. Dasselbe gilt für die Mauer hinter Gruft V.
4«. Hierher gehört nun auch das eigentümliche Uebergreifen der
östlichen Teile besonders am Ende der mittleren Grüfte. Von Herrn
Oberstleutnant Scliramm und mir wurde mit absoluter Sicherheit fest-
gestellt, daß das eigentliche schlechte Fundament der vorderen Teile,
die sogenannte Packlage, sich auch noch jenseits der Demarkationslinie
über 2 m bei den mittleren, nur 0,20—0,40 m bei den beiden Neben-
grüften als Fundamentschicht unter dem angrenzenden vorderen Teile
der östlichen Hälfte hinzog8;. — Daraus geht nun in unzweifelhafter
Weise hervor, daß die Packlage überhaupt älter sein muß, weil über
ihr das bekannte, so scharf charakterisierte Mauerwerk der Ostteile
aufsetzte. Ist es doch ganz undenkbar, daß man an dieser Stelle und
in dieser Ausdehnung die so vortrefflich und einheitlich gebildete untere
') Vgl. übrigens noch das unter IV Gesagte
') Ich habe den Abschluß annähernd durch die punktierte Linie in Form
eines Kreissegmentes angegeben.
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Hälfte entfernt habe, um an deren Stelle als Fundament armseliges
Geröll hineinzuschieben ').
5«>. Gerade am östlichen Ende der Mauer W konnte der spätere
An- bezw. Ueberbau recht gut nachgewiesen werden. Derselbe war
tiefer fundiert und ragte nach oben etwas über die genannte Mauer
in schräger Linie hervor. Nach links erstreckte er sich um 0,50 m in
die Gruft IV hinein. Die Anomalie ist leicht erklärlich. Später an-
gebaut, der Solidität halber tiefer fundiert, wurde dieser Mauerteil bis
an den Sarkophag gerückt, den er stützen sollte. Als besonderes
Fundament erhielt er in der ganzen Länge, in welcher er in die Gruft
hineinragte, eine ca. 2 m lange, schwarze Steinplatte. Außerdem wurde
noch eine ziemlich hohe Säulentrommel an der Westecke eingepflanzt,
die gewissermaßen als Armierung, als Stütze der Mauerecke an dieser
Stelle diente.
60. Eine letzte Bestätigung meines Satzes III sehe ich in zwei
anscheinend ganz unbedeutenden Details.
Das Fundament des östlichen Teiles war nicht genau
horizontal gelagert, sondern stieg (siehe Durchschnitt) gegen die Mitte zu
langsam an, um daselbst stellenweise in die gleiche Linie mit dem west-
lichen zu treten. Offenbar hatte man, so erkläre ich mir diese Un-
regelmäßigkeit, am äußersten Ende zu tief die unterste Schicht an-
gesetzt und wollte durch dieses sanfte Ansteigen allmählich die
Differenz mit dem westlichen Teile beseitigeti. Dabei wird aber letz-
lerer als bereits bestehend vorausgesetzt.
Außerdem waren fast in der ganzen Unterschicht der Osthälfte
die schräg gestellten Steine mit ihrem oberen Ende nach Westen
gerichtet, also gegen den westlichen Teil geneigt, gewissermaßen in
mehr oder minder konzentrischer Richtung zum punktierten Kreissegment
auf unserer Figur angelehnt. Auch hier ist eine ähnliche Erklärung
wie vorhin geboten.
Abschließend sei hier noch gesagt, daß mehrere Herren, denen
ich bei Besichtigung der Zerstörungsarbeiten diese Gründe vortrug, sie
voll und ganz gebilligt und sich gleichfalls zu Salz III bekannt haben,
der eine Ansicht ausspricht, die ursprünglich nicht die meinige, allmählich
als die einzig annehmbare sich mir aufgedrängt hat.
') Ich konstatierte diese Einzelheiten nicht bloß März 1906, als man die
mittlere Gruft ca. 2,50 m über ihre östliche Grenzlinie hinaus zerstörte, sondern
auch 1906, als ich das Abtragen dieses Teiles ganz besonders sorgfältig über-
wachte.
- 112 -
Zu IV. - Aus vorstehendem erhellt, daß der Bau der Krypta
in ihren jüngsten Teilen spätestens der mittelromanischen Bauperiode
angehören kann.
Indes gibt es gewisse Anzeichen archäologischer Natur, die
uns zur Ansicht berechtigen, daß wir noch höher als das 12. Jahr-
hundert hinaufgehen dürfen, ja sogar müssen. Ich denke insbesondere
an die große Einfachheit der Bauformen, die nüchterne Dekoration,
das Kehlen von scharf betonten Strebepfeilern und innern Wandpfeilern,
die geringen Maßverhültnisse der Altäre, die Profilierung der Deck-
platten u. a. m.
Hier setzt nun die Geschichte ein, die, wie wir zu Anfang der
Arbeit gesehen, für die Mitte des 10. Jahrhunderts von einem Bau des
Abtes Warinus berichtet, der, wie wir oben dargelegt, einen vollstän-
digen und wesentlich erweiterten Neubau des früheren Gotteshauses
darstellte. Damit hätten wir das Datum der letzten Bauperiode.
Von einem späteren Bau ist nämlich in der Geschichte nicht
mehr die Rede. Ein solcher hat auch nicht stattgefunden. Die im
Jahre 1509 sich noch vorlindende, aber morsch gewordene flache Holz-
decke der Basilika liefert hierfür den besten Beweis, weil man bei
einem seit dem 12. Jahrhundert erfolgten Neubau nicht verfehlt haben
würde, entsprechend gleichzeitiger Kunstübung das neue Gotteshaus
einzuwölben. - Daß man im besondern seit jener Zeit an der Krypta
nicht mehr gerüttelt hat, bewies in unwiderleglicher Weise der Zustand,
in dem sie sich bei der Aufdeckung uns darbot.
Doch kommen wir zu Warinus zurück.
Die Quellen sagen, daß er die Kirche »ah ipsis fundununtis* neu
erbaut habe und bezeichnen seine Tätigkeit als einen zweiten Bau der
Kirche »secunda avdificatio ecclesiac nostnu*, wie z. B. Ms. 24.r) sich
ausdrückt.
Warinus wollte ein •augustius oratorium*, also eine höhere, er-
habenere, majestätischere Kirche, nicht blos in dekorativer, sondern
auch in architektonischer Hinsicht, inbe/.ug auf die Dimensionen. Daher
notwendige Arbeiten an den Fundamenten und das Aufführen des Baues
»«A ipsis funâtimentùt'.
Daß nämlich diese Aussagen im vorliegenden Falle keine Ueber-
treibung darstellen, ist als sicher zu betrachten und wird durch nach-
stehendes bestätigt. Eine in der Baugeschichte von S. A. bereits an-
gedeutete Stelle im Leben des Lilurgikers Amalar besagt, daß sein
Grabmal sich in der Mitte unserer Krypta befand, und daß dessen Stelle
nicht geändert werden konnte, als man den Grund zum höheren Goltes-
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hause legte, während die Beste der andern daselbst Bestatteten, da
ihre Gräber infolge der Arbeiten aufgebrochen werden mußten, frei
dalagen, bis schließlich mil Gottes Hülle der Bau vollendet war.
Also hatte man auch an der Krypta gerüttelt, daselbst Arbeiten
vorgenommen, um die Fundamente /.um höheren Gotteshause zu legen.
Dazu bedurfte es aber keiner Umgestaltung der inneren Grüfte, die
nun einmal nichts zu tragen hatten als das leichte Gewölbe, auf dem
der Fußboden des Oberchores ruhte, während die seitlichen und öst-
lichen Teile die große Last hatten '). Gerade diese geben der Krypta
ihre Größe und zeigen in der Verlängerung des östlichen Teiles und
in den Nebenapsiden beiderseits die Krweiterung des Baues.
Die Notiz in der Vita Amalars8 ! paßt nun aufs Haar zum vorhin
geschilderten Tatbestand. Die Krypta ist erweitert, konsolidiert worden,
um den neuen Bau zu tragen. Durch Schaffung eines neuen Boden-
belages, der in einheitlicher Weise die Krypta bedeckt, also 1049 her-
gestellt worden ist, wurden auch die Gräber der Grüften freigelegt —
vielleicht einzelne Sarkophage erst damals in die Grillte versenkt —
und sogar wegen der Fundamente letztere am östlichen Ende zerstört,
'> Ein Mißgriff wäre es gewesen, wenn Warinus an die Stelle der iilten
soliden Teile der Mitte den neuen Griiflenbau mit seiner armseligen Technik
eingeflickt hätte : statt zu konsolidieren, hätte er geschwächt. Das Gegenteil isl
offenkundig das allein Richtige.
•j Kl. K-, S. 38, 39; M. G. SS. XXIV. S. 035; Calmct, IV. I, S 548:
. . . Cuius monumentum in media cripte monasterio subiecte eidem couspicilur
venerabile. Fins quidem sepultura, dum causa fundandi auguMius oraiorinm ossa
reliquoruni efTractis monumentis exponerentur, divinitus minime potuit immutari.
Tandem, Deo favente, operi perfectio imponitur Dabei kam, so wird weiter be-
richtet, der frater custos ecclesie, Gregorius mit Namen, auf den Gedanken, kleine
Knochenteile aus des Heiligen Grabe zu nehmen, um am Feuer ihre Kraft /u
erproben. Schon in der folgenden Nacht traf ihn die Strafe. Während er sich
der Ruhe hingab, adest vir Dei cum quodam peduin sonitu u lero criple aditu —
illac quidem erat prenominati fralris stratus — et verberi cum tremore subiectum
increpavit acrius. (quod) se inquietarc fuerit ausus. Zugleich wird im Anschlüsse
hieran berichtet, daß non post multum temporis domptio Adalberoni, episcopo
Metensi, loci nostri amico fideli, fuit desiderium. ul in cripta eadem sibi collo-
caret mausoleum. Quod ibi fuisset adimpletiim, dum presuli vite finis immineret.
Vir isdem Dei Amalarius fratri nominato superius (— der Custos Gregorius)
apparens, talia sciscitatur: C.ui iuxta me paratur sepultura V At ille inquit : >Pie
inemorie Adelberoni episcopo Metensi.« Ad hoc vh Dei Amalarius: »Publica hoc*,
inquit, »in populo, . . . donec istic humo tectus ero. nullus mecum parlicipabitur
sepulchro.« — Die Folge bestätigte diese Aussage. Nam presul adhuc vivons,
dum se istuc deferri iussisset, quorundam consilio id fuit impeditum et in
hasilica saneti Salvatoris ab codem augustabiliter construeta sortitns est tumulum.
Jahrbuch d. fies, f. lothr. OeschlcMc u. Altortumsk., ./nhrg. S>.
- 114 -
so daß dort die neue, weniger tief fundierte Abschlußmauer angelegt
wurde, die auf dem Plane verzeichnet ist.
Daß es sich um Warinus handelt, zeigt der Name Adalberos
und die Doppelgeschichte des Custos Gregorius. Adalbero I. war in
St. Trond, Adalbero II. in S. Symphorian bestattet. Adalbero III.
(1046—1072) war ein Gönner von S. A. Das Nekrologium verzeichnet
seine Schenkungen. Er erbaute die Kirche S. Salvator und wurde da-
selbst bestattet 1 1.
Sicher ist also das Datum, dem die jüngsten Teile der Krypta
angehören, nicht so sicher dasjenige, dem wir die ältesten zuzu-
schreiben haben. Von der Zeit des Ansteus kann nach den Darleguntren
des zweiten Kapitels keine Rede sein.
Dürfte man vielleicht an Drogo denken? Wenn ich mich bloß
an die Quellen halte, muß ich die Frage verneinen. Erinnern wir uns
daß Warinus 1049 die Kirche neu gebaut hat, »weil sie infolge ihres
hohen Alters heruntergekommen war«. Kann man bei einem 200 Jährt«
alten Rauwerk wirklich von einem hohen Alter reden? — Adalbero I.
schreibt seinem Vorgänger weniger die Absicht eines Neubaues zu, als
wenigstens anscheinend vor allem Dekorationsarbeiten an und in der
Kirche. — Vor Drogo besaß S. A. eine Krypta, in der Glodesindis und
ihr Vater beigesetzt waren. Ohne Bedeutung ist die Frage, ob diese
Beisetzung um das .lahr 600 anzusetzen ist oder 100 Jahre später.
Dafür haben wir als Zeugen den Abt Johannes von S. A. (960—994),
der eine ältere Vita der Heiligen revidierte. Die Beschreibung dieser
vordrogonischen Krypta paßt zu der von uns aufgedeckten: sie war
sehr tief im Boden versenkt, halte zwei Eingänge, war in Grüfte ein-
geteilt, da Glodesindis und ihr Vater in Sarkophagen, die in den Boden
eingelassen waren, ruhten. Schon früher habe ich auf eine durchaus
ähnliche Anlage hingewiesen, die spätestens dem ö., viel eher aber
noch der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts angehört und vor einigen
Jahren von dem bekannten Archäologen de Rossi über der Katakombe
der heiligen Priscilla aufgedeckt worden ist2). Nk-ht zu übersehen ist,
') Mcurisso, S. ff., 36«. Fälschlich s»uen die Mon Germ. XXIV, S. «tö.
daß es sich um Adalbero II. handle. Dieser ist nach seiner gleichzeitigen Vit.
in S. Symphorian bestaltet, M. (i. SS. IV. S 671, 072. Dagegen ruht Adalbero III.
in der gegen 1070 von ihm neugegründeten Collegiatkirche S. Salvator : M G. SS.
X, S. »43.
*) Bullcttino di archeologia cristiana, Rom 1890. Tat. VI -VII. Sie ist 10 m
breil, hat nach Osten Apsisabschluß. enthalt fünf gemauerte Grüfte und einen
Nebenraum, gerade wie in S. A
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daß hier wie dort ein christlicher Friedhof aus derselben Zeit die
Grüfte umgab. Ich betrachte es als sehr wahrscheinlich, daß die
Krypta von S. A. in ihrer ersten Gestalt eine Art Familiengruft tief
unter der Erde bildete, wie sie die römischen Katakomben und auch
solche diesseits der Alpen in ziemlicher Anzahl zeigen. Erst etwas später
ist sie durch Frbauung einer Kirche über derselben zu einer eigent-
lichen Krypta umgestaltet worden.
Da ich mich nun nicht erinnere, daß in den von mir als die
ältesten bezeichneten Teilen ') fränkische Skulpturfragmente aufgefunden
worden sind, letztere dagegen mehrfach in den jüngeren Teilen zutage
traten, so kann ich auch die große Wahrscheinlichkeil des Schlusses
nicht abweisen, daß die ältesten Teile noch in das 5. Jahrhundert
hinaufreichen könnten 2).
IX. Beurteilung der Kryptareste; ihre Bedeutung für
die Oberkirche.
In diesem Abschnitt möchte ich noch einige Gedanken über die
Krypta als Monument un<> über ihre Bedeutung für die Kenntnis der
Oberkirche ganz summarisch zum Ausdrucke bringen.
Krypten sind im romanischen Stile nicht selten3}, l'user engeres
Vaterland ist jedocli an derartigen Monumenten arm. Auf dem 1846
in Metz tagenden Congrès archéologique de France wurde auch die Frage
gestellt, wie viele romanische Kirchen unserer Gegend Krypten auf-
zuweisen hätten, worauf Herr Victor Simon mit einem Hinweis auf
Norroy-le-Veneur und Kaltenhöfen antwortete, während der Historiker
Digot noch die Priorale von LaîIre-sous-Amance und Blanzey bei
Nancy hinzufügte, die uns eigentlich nichts angehen4). Kann ich den
Genannten auch noch einige andere anreihen5), so ist und bleibt ihre
') Es handelt sich hier um das Mauerwerk der Grüfte unter dem
Estrich, nicht um die Fragmente, die sich in den fi ruften, aber aus späterer
Zeit stammend, vorfanden.
«) Jhb. XVI, S. 319, 347.
*) Vgl. beispielsweise die ansehnliche Liste der von Enlarl. I, S. 250— 25H.
im Text und in den Anmerkungen angeführten Monumente; außerdem Revue de
Varl chrétien, 1Ä)5, S. 38511.
«) Vgl. Congres archéologique de France en 1846, Paris 1847, S. 42, 43. —
Ueber Norroy-le-Veneur siehe kurz Kraus, S. 823 Das Datum der Krypta von
Kattenhofen ist sehr schwer zu bestimmen. Vgl Abbildung Jhb. XVII, II. Abt., S. 67
*) Z. B. Arry (13. Jahrb.), Avricourt (Datum ?), Cheminot (13. Jahrb.),
S. Eucharius und Kathedrale in Metz. Vgl. Jhb. XVII, II. Abt., S. 45, 46, 53, 73. —
Eine gründliche Untersuchung dieser und noch einiger vielleicht in Frage kommen-
der Monumente wäre eine dankenswerte Arbeit.
8*
- 116 —
Zahl doch eine recht geringe, und schon von diesem Gesichtspunkte
aus — abgesehen von seinem doppell hohen Alter — hat das von uns
beschriebene Monument seinen Wert.
Eins steht fest. Keine einheimische und nur ganz wenige aus-
ländische Krypten lassen sich inbezug auf Ausdehnung, Größe und
Wichtigkeit mit derjenigen von S. Arnulf vergleichen, und stets bleibt
»•s zu bedauern, daß infolge der mehrfachen, seit Aufgeben der Ablei
teilweise erfolgten Zerstörungen, insbesondere auch der letzten im Jahre
1905, verschiedene Einzelpunkte vollständig und auf immer unserer
näheren Prüfung und Feststellung entzogen worden sind.
Kleinlich wäre es, wollte man nun, um den Bau herabzuwürdigen,
einige bei demselben vorkommende Unregelmäßigkeiten allzusehr be-
tonen. Ich erachte es für mehr als genügend, in einer Fußnote noch
einmal in diesem Zusammenbange auf dieselben hingewiesen zu haben
Man bedenke, daß wir es mit einem Bauwerk zu tun haben, das einer
Zeit angehört, in der man es nicht gerade so genau nahm wie später,
und daß auch bei anderen gleichzeitigen Bauten2), speziell bei Krypten*»,
Unregelmäßigkeiten in noch größerem Maßstabe vorkommen, die übrigens
nicht immer auf spätere Umbauten zurückgeführt werden dürfen.
Unsern Ruinen ist aber noch eine andere Bedeutung beizumessen4),
die oben stellenweise schon verwertet wurde. Sie berechtigen uns
nämlich zu allerhand Schlußfolgerungen inbezug auf die Oberkirche von
S. Arnulf, die — leider! — vom Erdboden verschwunden ist, ohne
auch nur eine einzige sichere materielle Spur zurückzulassen. Durch
das, was die Kuinen der Krypta uns gezeigt, erfahren die Angaben der
Quellen — ich denke besonders an «las ( '.eremoniale — eine will-
kommene Bestätigung und Ergänzung.
Die Reste der Krypta ermöglichten eine genaue Fixierung der
Lage der Abteikirche, die bis 1905 nichts weniger als völlig ge-
sichert war.
Sie gestalten einen sicheren Schluß auf die Orientierung des
M Z. B. Differenzen in der Mauerdicke und in der Tiefe der Fundamente:
eigentümliche Verstärkung an der Südosterke hinter dem reeilten Allar: nicht
gerades Auslauten des linken Nisrhenfenslers: zwei Kroisahsehweifungen beider-
seits an der Oslupsis.
' Z. B. S Peler auf der Citadelle: Jhb IX. Tar. H; X. Taf. I.
3i Vgl. Viollel-Ie-Puc, IV. Art. Crypte nebst Abbildungen, sowie verschiedene
Pläne bei Üehio auf den I. S 182 -18ô angeführten Tafeln.
*) roher die bei den Ausgrabungen gemachten Funde vgl. die Berichte im
Jhb XVI. S. 321 IT.
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- 117 -
oberen Baues und auf die Richtung, in welcher sich das Langhaus
* erstreckte.
Ihr Verhältnis zu dein sie umschließenden Saudhügel bestätig!
die Angabe der Quellen, daß das Gotteshaus hoch gelegen und
weithin sichtbar war.
Ebenso dürften wir aus den wirklich ganz bedeutenden Dimen-
sionen der Krypta und ihrer Anbauten auf eine Oberkirche mit recht
stattlichen Größenverhältnissen schließen.
Insbesondere ist uns der Grundriß und die Größe des Oher-
chores sowie der zwei ersten und wohl auch der zwei äußersten
Nebenapsiden gegeben.
Daß die Basilika ein Querhaus mit je zwei nach Osten ge-
richteten Nebenchören hatte, in denen die im Ceremoniale genannten
Altäre gestanden, ist durch das Studium der Buinen zur Gewißheit
geworden. Desgleichen aber auch, daß Türme auf der Ostseite nicht
angelegt waren, da von deren Fundamenten absolut nichts wahr-
genommen werden konnte.
Außerdem werden wir kaum fehlgehen, wenn wir dem Mittel-
schiff als Breite etwa die Länge der Vordermaner der Krypta geben.
Muß es doch als wahrscheinlich gelten, daß die zwei west liehen Vor-
sprünge der letzteren den Eckpfeilern des Chores als Fundament
gedient haben.
Ist unsere Ansicht über die Bauperioden der Krypta richtig, was
ich für den tmninus ad qwm als ganz sicher betrachte, dann bieten
uns die vorderen Teile sogar gewisse Atihallspunkte zur Beurteilung
des Baues vor Warinus, vielleicht sogar vor Drogo: Form der Apsis.
Breite des Langhauses u. s. w.
X. Die Krypta nach 1059.
Ueber das weitere Schicksal der Krypta liefern die von
mir durchforschten Dokumente bitl erwenig. Da im .Jahre 1552 die
ganze Klosteranlage dem Guiseschen Verteidigungsplan zum Opfer fiel,
so ist es nicht unmöglich, daß wohl schon damals oder kurze Zeit
darauf die Krypta in ihren oberen Teilen zerstört worden ist, nachdem
man ilire Heiligtümer in die Stadt gerettet. Wir linden nämlich im
neuen S. Arnulf, in besonderen Reliquiarien geborgen, die Reliquien
wieder, von denen wir mit Bestimmtheit wissen, daß sie in den Altären
der Krypta vor 1552 eingeschlossen waren, wenngleich die Reihenfolge
in der Aufzählung eine veränderte ist. Noch größere Schädigungen
der Krypta mußten die folgenden Zeiten verursachen, insbesondere auch
~ 118 -
<lie Ausdehnung der Festungsarbeiteu über dus ehemalige Klostergebiet
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Dabei setze ieh aber voraus, daß die Krypta bis zu jenem Dalum
(1552) im Gebrauch war und nicht bereits früher verschüttet worden
ist. Ich halle diese Voraussetzung für richtig. In Hand XVI unseres
Jahrbuches (S. 370) wird darauf hingewiesen, daß »sich innerhalb der-
selben (= Krypta) in halber Höhe eine nicht geostete Erdbestattung
vorfand« und es demnach den Anschein gewinne, daß »die genannte Krypta
verschüttet und vergessen gewesen sei». Die hier ausgesprochene
Schlußfolgerung kann mit der historischen Wirklichkeit kaum über-
einstimmen.
»Daß Krypten bei oblongen Kirchen vom 13. Jahrhundert an. wo
man ihrer überdrüssig zu werden anfing und nach Wolfram von Eschcn-
bachs Ausspruch im Titurell lieber am hellerlichten Tage Gotteswort
verkünden und die Sakramente halten als unter der Krde zusammen-
kommen wollte, häulig gerade verschüttet wurden, ist bekannt« V
Indes läßt sich dies bei einem Kloster wie S. A. weniger vermuten als
anderswo.
Die Tatsache der Krdbestattung scheint mir nicht als ein zwingen-
des Argument betrachtet werden zu dürfen Zwar ist mir die genaue
Lage, in welcher dieselbe sich vorfand, nicht bekannt. Aber ich frage
mich, wie eine Krdbestattung eigentlich möglich war. Kine solche setzl
allerdings eine verschüttete Krypta voraus, dann aber auch, daß man
doch wohl das dicke Gewölbe der Krypla durchbrechen mußte, um
dieselbe vorzunehmen. In diesem Falle sehe ich dann weiter nicht
ein, warum das Grab nicht geostel war. Die Ostutig der Grüber war
doch Vorschrift nicht bloß zur Zeit eines Heleth. eines Wilhelm Durand
sondern auch noch später, wenngleich man in der Folge aus praktischen
Gründen davon abkam2). Ich erachte es für sehr wahrscheinlich, um
nicht zu sagen für sicher, daß diese Bestattung nach 1552, und zwar
ganz zufällig erfolgt ist. Das unter dem Schutt direkt über dem Estrich
der Gruft III aufgefundene Gewölbeslück weisl doch eher auf eine
zuerst erfolgte Zerstörung der Krypta hin, was wir vor 1552 nicht
annehmen dürfen.
') WVingiirtiKT. System îles christlichen Turmbaues., liollmgen 1X60, S. 33
'i Auch die Kirche war geostel. — Zur Ostung der Leichen schreibt Heleth.
De scpull. christ, c. liVJ: l'onantiir mortui capitc versus Ocoidentem et pedibus
versus Orienten). — Durandtt». der zwei Jahrhunderte später (l.'S. Jahrb. .) lebte.
sa;rl : Hebet autrui ipiis sie scpcliri. ut capite ad oeeidentem posito pedes dirigat ad
Orieud-rn. in quo ipiasi ipsa position»; oral et inrmit i|uihI prompt iis est. ut de
(M'i-asu iVstimt od Ortum. Hat. die. nh'. <■ IK
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Ferner ersehen wir au» dem so oft angezogenen Ceremoniale,
daß an der Krypta liturgische und gottesdienstliehe Handlungen vor-
genommen werden. Das Ceremoniale ist aber nicht älter als das
Jahr 1240.
Ebenso sprechen für das 14. Jahrhundert einige oben angeführte,
liturgische Manuscripte der Abtei, die diesem Jahrhundert angehören,
genau datiert sind und immer noch die Krypta im vollen Gebrauch
zeigen.
In der Vrita der heiligen Glodesindis lesen wir, daß ihr Vater
Wintro in der Krypta bestaltet war; desgleichen auch die Heilige.
Während ihre Reste nur 25 Jahre daselbst ruhten, heißt es vom Vater
in der späteren Notiz des im 14. bis 15. Jahrhundert niedergeschriebenen
kleinen Kartulars, daß er noch jetzt daselbst sein Grab habe1). —
Die Ceberlragung seiner Gebeine in die Stadt im Jahre 1552 steht ge-
schichtlich fest. Daß dieselbe schon früher in die Oberkirche geschafft
worden wären, ist nirgends gesagt. Vielmehr darf als sicher gelten,
daß die Krypta von S. A. noch im 15. und Iß. Jahrhundert im Ge-
brauch war.
Die vorstehende Untersuchung hat in ihrer letzten Bearbeitung
einen größeren Raum beansprucht, als ich selbst erwarten konnte.
Während der Arbeit sind allerhand Kragen an mich herangetreten,
von denen ich eine Anzahl sofort beantworten, die übrigen für das
größere, über S. A. zu schreibende Werk aufschieben zu müssen
glaubte.
Zur Rechtfertigung dieser Ausführlichkeit möge die Erwägung
Platz finden, daß das bis ins einzelne behandelte Monument eben die
einst so berühmte Abtei S. Arnulf gewesen ist *). Die Bedeutung dieser
in der Kloster- und Zeilgeschichte unserer Heimat so wichtigen
mönchischen Niederlassung rechtfertigt es wohl, wenn ich ihr, und im
besonderen ihren letzten, bei Gelegenheit der Stadterweiterungsarbeiten
zutage geförderten Resten die vorstehenden langen Ausführungen habe
zu teil werden lassen. Pietät und historisches Interesse waren dabei
einzig maßgebend.
M Kl. K.. tf. 2b, 2t» : ... u,ue (= Glodesindis) iavuit . . . m/twnï ; vom Vater
hingegen hebst es: üicet insuper in predida cripta ... qui wUtw retint! sibi
sepulturam.
*) Abbacia saneti Ainulphi rebus olim ar dignitale eeleberrima. sagt Bischof
Heiiratn in einer I rkundo vom J. Februar 120."»: Jhb. XIII, S. 230.
— 120 -
Mil Keclil tadeln wir, daß in früheren Jahrhunderten, ich kann
wohl sagen nach Vandalenart, gegen S. Arnulf vorgegangen worden ist.
Wir vermissen insbesondere eine eingehende Beschreibung nebst Plan
der Stätte, wo seither die Lunette d'Arçon entstanden. Diesem Tadel
von Seiten spiiterer Generationen durften wir uns um so weniger aus-
setzen, als wir den Anspruch erheben, in besonderer Weise die ein-
heimische Geschichte und Altertumskunde zu pflegen.
Was nun endlich da* Gesamtresultat der vorstehenden Studie
angeht, so bin ich weit entfernt, ihre Bedeutung zu überschätzen.
Leicht wird dem Korscher die Arbeit, wenn er aus reichlich fließenden
Quellen schöpfen und mit Behagen den gewonnenen Stoff entsprechend
den modernen Anforderungen verarbeiten kann. Für S. Arnulf war
das nicht der Kall. Nur zu oft versagten die Quellen. Ich mußte zur
Analogie, zur Hypothese meine Zuflucht nehmen, um so ein Bild von
dem ehemaligen Kloster zeichnen zu können, das nicht allzu fragmen-
tarisch, unvollendet aussieht.
Indes hoffe ich auch so die volle Zustimmung meiner Leser zu
linden, wenn ich zum Schluß auf Vorstehendes die Worte anwende,
die Mommsen im Jahre 1883 seinen »Bes gestae divi Augusti- als
Empfehlung beifügte1}: »In bis. ut multa incerta esse palet, ita non
credo quiequam conlineri, quod non rationein habeal et probabilitatem-.
'i S. 178 der zweiten Aullage. Der volle Tilel lautet: Res gestae divi
Augtisli o\ monumentis Aneyrano et Apolloniensi. Berlin ISfin.
■ r=Ä:i — ,
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Lo baitomme don piat fei de Chan Heurlin,
de Didier Mory.
Publié par J. Th. Baron.
A part le poème de Brondex, Chan Heurlin, lu littérature de notre
patois messin est tort peu connue, et pourtant, sans être aussi consi-
dérable que celle des dialectes voisins, le dialecte wallon, par exemple,
elle est cependant assez volumineuse. Chmi Heurlin n'est pas le seul
ouvrage public dans notre dialecte messin, il en est encore d'autres,
qui mériteraient d'être tirés de l'oubli. Flippt- Mitotm», par exemple, V His-
toire réritnbli ti Vnnin; les Hacaliqm's. de Didier Mory, et tant
d'autres encore, dont, espérons-nous, la bibliographie sera bientôt publiée.
De plus en plus, notre patois s'altère au contact des deux langues
française» et allemandes, et le jour viendra, où sans disparaître com-
plètement, il sera tellement défiguré, que Chan Heurlin. revenant au
inonde, aurait certainement du mal de comprendre ses jeunes com-
patriotes. Il serait donc temps, et ce serait faire œuvre de piété natio-
nale, que de rassembler tous les fragments patois, chansons, fiauves,
dayements. proverbes, épars un peu partout, dans les journaux, dans les
revues, dans les ouvrages de Folk-I.ore. Il faudrait recueillir de la
bouche des anciens de nos villages, pour les sauver et les conserver
à nos petits neveux, les restes de cette belle langue patoise, si pitto-
resque, si savoureuse, qui n'est autre, avec très peu de changements,
que le roman messin, la langue parlée par nus pères, les tiers sujets
de la République messine.
Depuis plusieurs années déjà, ce travail est commencé, et nous
ne saurions trop louer la revue uancéienne »U- Pays lorrain* d'avoir
pris celte initiative, en publiant des fumets, des chansons et d'autres
fragments en patois messin. C'est à Nancy surtout, et non pas à Metz,
qu'on s'est jusqu'ici occupé de notre patois. C'est à Nancy aussi,
qu'en 1900, M. .Sidot, un Messin toutefois, lit paraître une nouvelle
édition de notre poème de ('liait Heurlin. Aussi nous sommes nous
piqués d'émulation, et avons nous cru qu'il appartenait à notre Société
lorraine d'histoire et d'aivhéologie d'apporter, elle aussi, sa petite contri-
bution aux études patoises. Kl le l'a déjà fait d'ailleurs, et les travaux
- 122 —
consciencieux de M. le professeur Zéliqzon en sont la preuve1).
Aujourd'hui, il «"agit de réparer un petit oubli.
En 1900, disions-nous, parut chez Sidot, à Nancy, une nouvelle
édition de Chan Heurlin, ou plutôt deux éditions, pour lesquelles l'édi-
teur n'a rien épargné. L'une, grand in-8°, tirée sur papier à la cuve,
fut enrichie de trente pholotypies hors-texte, reproduisant, en les
agrémentant d'un cadre approprié, les dessins de Masson, que l'éditeur
Lorette avait destinés à une des anciennes éditions: l'autre, plus mo-
deste, s'est contentée d'une couver Iure illustrée
L'an dernier, une adaptation allemande du poème de Brondex*)
et Mory fut publiée par un membre de la Société, M. Erbrich. Les
Italiens disent avec raison : traduttorc, traditore, en traduisant un auteur,
on ne fait que le trahir: et bien qu'il l'aille louer M. Erbrich de son
travail et du but qu'il s'est proposé, il faut cependant reconnaître qu'il
n'est guère possible de traduire Chan H> urlin, même en français. Non
pas seulement parce que
le patois dans les mots brave l'honnêteté,
et que le lecteur français, tout comme le lecteur allemand, veut être res-
pecté; mais surtout à cause du génie de la langue. Certaines expres-
sions, certaines tournures n'ont de saveur que dans l'original, et perdent
tout charme à être traduites dans un autre idiome.
Ces deux publications ont un autre défaut. MM. Sidot et Erbrich
ont commis un oubli, en ne publiant que Chan Heurlin, ils nous ont
livré une œuvre incomplète. Pour que leur publication ait été une
publication achevée, il aurait fallu joindre au poème en 7 chants: Lu
baitomtne dont piat fei de Chan Heurt in, qui en est l'appendice, et en
quelque sorte le huitième chant.
Chan Heu Hin n'est pas un ouvrage d'un seul jet. Deux plumes
ont travaillé à sa confection. Commencé par Albert Brondex*), il fut
achevé par Didier Mory. Rrondex n'avait pas terminé son œuvre,
il s'était arrêté vers la moitié du cinquième chant. Ses amis, à qui il
avait lu ses vers, en avaient été charmés, et l'engagèrent à terminer
le poème commencé et à le publier. Peut-être laurait-il fait, malgré la
') Lothringische Mundarten. Krgänzungsheft zum Jahrbuch. Patois-Liedor
aus Lothringen, Jahrbuch 1901. p. 241.
*) Chan Hcurlin oder Fanchons Verlobung. Kpos in sieben Gesängen von
Kinil Erbrich. Metz. Scriba.
•) D'après l'abbé Vion. Brondex ne serait pas né à Sainte-Barbe, comme
le dit Bégin, mais à Berlize vois 1760. Il fréquenta d'abord l'école de Berlize.
tenue par M. François Gaspard if 17G3, 24 août, à l'âge de 72 ans). A huit ans
il en était le meilleur élève el remplaçait t|uel<|uefois l'instituteur. Son père.
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vie désordonnée qu'il menait, si la mort n'était pas venue l'en-
lever subitement à sa famille et à ses amis. Les quatre premiers
chants et la moitié du cinquième parurent seuls en 1787. Le cousin
de Brondex, François Gaspard, et le journaliste Didier Mory voulurent
terminer l'œuvre demeurée inachevée. Kn 1825 l'ut mis en vente chez
la veuve Devilly, rue du Petit-Paris, un petit volume de 70 pages:
C/tan Ikttrlin, oit les fiançailles de Fanr/ton, poi'me paiois messin en sept
chants par li*** (Brondex) >i M.*** (Mortj) de Metz, publié par M. G***
(Frnnrois Gaspard)1).
Le travail de Mory est loin de valoir celui de Brondex, tant poul-
ie fond que pour la forme : la langue, en particulier, laisse beaucoup à
désirer. Très souvent ce n'est que du français »patoisé« : très souvent
nous nous trouvons eu l'ace de termes français, à qui Mory se con-
tente de donner une désinence patoise. Mory a surtout un grand défaut,
c'est la trop grande longueur des épisodes, pour ne pas parler de la
trop grande trivialité de quelques-uns, et ces longueurs se remarquent
d'autant mieux, que la lin du poème est brusque et écourtée. Mory
s'en était lui-même rendu compte, aussi chereha-t-il à corriger ce défaut,
en composant un nouveau poème: L» haitontme don ptiat fei de C/tan
I kurlin. qui est le complément nécessaire au grand poème de Brondex.
C'est ce poème, oublié par MM. Sidot et Erbrich, que nous pré-
sentons aujourd'hui aux membres de la Société d'histoire et d'archéologie.
Le »baitomnie* est écrit, comme Clum Hcurlin, en vers alexandrins,
il compte 465 vers, à rimes plates, le vers 323 n'a pas de vers rimant
avec lui. ce qui explique le nombre impair des vers du poème. 11 fut
sur If conseil de M. Gentil, son gendre, envoya Albert Brondex à Sainte-Barbe
chez les religieux augustins. A quinze ans. Brondex avait terminé ses études.
Son beau-frère. M. Gentil, le lit venir à Metz, et obtint qu'un M. Cordicr lui
céd;ït l;i direction d'un journal: 1>* petite* n/ficht« de* Trot*- EcfeMf.
C'est en 178f>. que Brondex entreprit de composer son poème. Mais la
mort vint le surprendre avant qu'il ait eu le loisir, ou pris le temps de le terminer.
Brondex était joueur; un jour qu'au jeu i! avait gagné une assez, forte somme,
son émotion fut si vive, que la rupture d'un anévrisme lui enleva subitement
la vie.
Son cousin l'ran<ois Gaspard et Didier Mory terminèrent et éditèrent
son o'uvre, qui. nous disent les tubscrcnliom prrlimhutirrs* de l'édition de 1825.
était, -quoique non achevée, tombée dans des mains plus qu'indiscrètes, qui en
ont fait des conlre-fai.ons«.
fBégin. Biographie de la Moselle: l'abbé Vion. K lé guioure de Albert
Brondex Mém nead. 1889. p. .VJj
'] Ce volume présente cette particularité, que bien que publié en 1*20. il
porte cependant la date de la première édition incomplète 1787.
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publié, pour la première fois, eu 1834, à Metz, chez la veuve Devilly,
sous ce titre: Lo baitomine dun piiat fei de Chan Hau lin de Vreunùn,
par 31. D. M. (Didier Mory). appendice au poi nte en sept chants.
M. Daras, qui, dans les loisirs que lui laissaient sa profession
de potier d'étain, s'est beaucoup occupé de notre patois messin, a
publié le »Baitomme* à la suite du poème de Chan Heurlin, dans
chacune des éditions qu'il a l'ait paraître.
Comme les deux chants et demi ajoutés a l'œuvre de Brondex
par Mory, le >Baitommc< est loin d'avoir la valeur littéraire des pre-
miers chants du grand poème. Ici aussi nous nous trouvons en face
d'une langue moins pure, il y a des longueurs qui alourdissent le récit,
et qui, parfois, font l'effet de remplissage. Mais, malgré ses défauts,
le »Battomme* n'est pas sans mérite, car il nous a conservé des détails
précieux sur certains traits de mœurs, sur certains usages, oubliés
aujourd'hui, et observés autrefois avec une scrupuleuse fidélité.
Dans deux vers, par exemple, Mory nous décrit l'habillement
d'une paysanne du pays messin.
L'aiveut mis s'bé bonnat el sé pus belle calle
So grand mochu bradé et s'roge vantérien.
En lisant ces deux vers, ne voyons-nous pas devant nous üinon, la
mère de Fanchon, telle que dans notre jeune temps nous avons vu nos
grand'mères, avec leur cornette messine en dentelles, parfois de grande
valeur, avec leur jupe à couleurs changeantes, couleurs tendres poul-
ies jeunes filles, couleurs plus foncée* pour les femmes plus âgées,
avec leur fichu, leur mouchoir en pointe, souvent aussi en vieille valen-
eienne, et leur tablier de soie rouge.
Les coutumes à observer à un baptême, nous sont exposées tout
au long. C'est au parrain que revient le soin d'acheter les dragées,
c'est à lui aussi d'en donner à sa commère, à la marraine.
C'at lè moude je creus qu' j'en baille è nié commère.
Il lui devait aussi un bouquet, des cadeaux à son tilleul, ainsi
qu'à la mère, ce à quoi >C/udat h rossian* n'a garde de manquer.
I.e cortège aussi, lorsqu'il s'agit d'aller à l'église, s'organise selon
l'ordre traditionnel, en tète les musiciens, puis »//' poitousv d'auguhr*
la porteuse d'aiguière, une femme avec une cruche d'eau, qui ne man-
quait à aucun baptême, et qu'on voyait encore dans nos campagnes il
y a cinquante ou soixante ans à peine. Mais ici le cortège était plus
compliqué qu'un cortège ordinaire de baptême, car il s'agissait non
seulement de baptiser le petit fils de Chan Heurlin: mais aussi de marier
le père et la mère, le mariage n'ayant pû être célébré, el pour cause.
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à l'époque où primitivement il devait avoir lieu. Aussi, voyons-nous
dans le cortège: >lo prcumht f/uaicJiOn H U preumir' baolfr*, le garçon
et la demoiselle d'honneur. Pendant la messe ils font la quête poul-
ies pauvres du canton, qui toujours, autrefois, avaient leur part réservée
dans les fêtes de famille, tout comme dans les deuils
Après la messe, les invités se rendent à la sacristie pour signer
les deux actes, de mariage et de baptême; puis le marié, selon l'usage
suivi encore de nos jours, règle immédiatement la note des frais, et
tous se remettent en route pour, regagner la maison de Chan Heurliu,
où les attend un repas substantiel qui les remettra de leurs fatigues
et de leurs émotions.
Mory ne nous a pas donné le menu du festin, probablement parce
qu'il n'a pas voulu faire double emploi, car au sixième chant de »0/<a»
Hourtin* il nous décrit ce que Chan et sa femme Ginon comptaient
offrir à leurs invités. Ecoutez plutôt ') : un marcassin, quatre oies,
quatre gros dindons, une couvée de poulets, c'est-à-dire au moins une
douzaine, un jeune agneau, trois lièvres, un veau, des pigeons sans les
compter, quatre ou cinq jambons, et cela sans parler des preiistns* ,
c'est-à-dire, ce que les invités enverront en fait d'œufs, poulets, oies
et canards. On ne va pas à la noce, dans le pays messin, sans envoyer
à l'avance ses présents, présents utilitaires, qui ne servent qu'à augmenter
et corser le menu du festin.
Quant à raconter ce «pie marié? et invités ont dit et fait à table,
Mory y renonce.
Il ne veut pas parler des gauloiseries un j>eu fortes qui se sont
dites, des chansons plus que lestes qui furent chantées : il nous en a
donné d'ailleurs quelques spécimens dans ses » BumUifucs twsshics*)*
et cela suffit amplement pour notre édification.
Aiprc s lè panse, lè danse,
dit le proverbe. Après le festin, la danse, aussi les invités de Chan
Heurlin n'eurent-ils garde d'y manquer; d'ailleurs ne fallait-il pas un
peu d'exercice pour pouvoir digérer un repas aussi plantureux? Et
li Déje rhez lo oliessou j'siis clair d'in merquessin:
l'a rteni dien 1' cosson, quotiëte oiiyes do l'ennaye.
Austant de grous dindons, d'polols cune rovaye;
In janc £gnié, treus lieufs. et trap beun de pigeons;
J'évans in vé clieu nos et qnouëte ou cinq jambons,
Mas s'n'a-m ica tortot, je n'songeu-me aux preusen*
*l Chansons d*- tauitle. p. 69: chansons po in nace. p. 70: chansons po h»
r'ieuv'sel, p. 72
— 126 —
puis »'rat lè inoiuh*. c'est la modo, et lorsque dans le pays messin
on a dit ce mot, tout est fini, c'est la mode, c'est l'usage et contre
l'usage il n'y a rien à dire.
Nous donnons en même temps que le texte du »Baitommr* une
traduction de ce texte. Cette traduction n'a aucune prétention litté-
raire, c'est, autant que faire se peut, une traduction littérale qui n'a
qu'un seul but, faciliter à ceux qui ne connaissent qu'imparfaitement
notre patois messin, la compréhension du texte de Mory. Nous avons
donné en note l'explication de quelques termes un peu plus difficiles
à comprendre, pour les autres, la traduction suffira amplement.
Four ce qui est de l'orthographe nous l'avons, par endroits, quelque
peu modifiée, nous avons donné à certains mots une orthographe qui nous
semble plus rationnelle. Notre patois messin n'est pas un produit du XVIIP
ni du XIXe siècle, il date de plus loin, c'est le roman messin, c'est
avec très peu de transformation la langue parlée autrefois par Jehan
Aubrion, Philippe de Vigneulles, ,lean Beauehez, Jean le Coullon et
nos autres chroniqueurs messins. Aussi nous sommes nous guidés pour
l'orthographe du » Baitomnu ><= sur nos vieilles chroniques, et c'est dans
leurs textes que nous trouvons la justification des changements que nous
avons adoptés. Au lieu, par exemple, d'écrire les deux syllabes finales
aigr, hjc comme le fait Mory, et Haras dans ses rééditions, nous avons
adopté l'ancienne orthographe aige, avec «, /, que nous retrouvons chez
nos chroniqueurs : mairi«/ge, villu/'ge, s«/'ge-femme. mesnn/ge, héritn/go,
owrru'ge, dom«/ge, fournvi/ge, etc.; de même, pour la voyelle a. qui
dans certains mots patois se traduit par ai, nous avons adopté a. i,
au lieu de é, et cela aussi parce que c'est ainsi que font nos vieux
chroniqueurs: accompagner, maWdo, charge, mir/fàle. Partout où
l'on trouvera deux hh, comme dans »hhur> par exemple, ces deux ///*
sont à prononcer comme le dt allemand dans *Budf. par exemple, et
là oîi il n'y aura qu'un seul h entre deux voyelles, ou au commence-
ment du mot, comme dans »w/ion*, par exemple, cet h est à prononcer
comme le g guttural allemand dans le mot »tragen*.
Pour le reste nous nous sommes permis très peu de changements.
Que les lecteurs nous les pardonnent, ce n'a pas été avec l in-
tention de corriger nos devanciers, dont nous sommes heureux de
reconnaître les mérites, mais uniquement afin de faciliter la lecture
de notre poème.
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Lo baitomme don piat fei de Chan Heurlin.
Lèhairmante Fanchon è poöne ateut r'ievaye.
Que fifîre comme in paon de sé beile covaye,
Elle pense qu i faut baitier1) so piat gaihhnat2»
Que sé meire s'ré marraine, éva l'rossiau Cbalat,
5. Qu'é pramis que s'filleul aireut son héritaige
Et qu' po li lar' don bien, i r'nonceut au mairiaige.
ïo en ravant è c'ié, elle feyeut késancier3)
So draliet nourrisson qu'ateut beun renvaillé.
I n'aiveut wa4) qu'in moës, ou lot au pus hhis s'niaines,
10. QuT l'ateut gai comme in moinne en feyant des fredaines
Fanchon è tot instant n' feyeut que l'rembraissier,
Lo baheut tot pertot, li baillent è tassier5).
Lo gueillard, nut et jo, boveut ses dous bouteilles.
Ce n'ateut-m", comme on sait, don boin jus de nas treilles;
15. Ce n'ateut-me non pus don vin de Juranc/on,
Qu'Henri quwette é sayé. sans fare de faicon 6i.
Le baptême du petit-fils de Chan Heurlin.
A peine la charmante Fanchon fût-elle relevée de ses couches,
que, lière comme un paon de sa »belle couvée*, elle pense qu'il faudra
bientôt baptiser son enfant. Sa mère sera marraine avec le roux Chalat
(comme parrain), (5) qui a promis de donner son héritage à son filleul,
et qui, pour lui faire du bien, renonce au mariage.
Tout en rêvant à cela, elle bercail son nourrisson, si drolet et
si bien éveillé. Il n'avait guère qu'un mois, ou tout au plus six semaines,
(10) il était gai, comme un moine qui ferait des fredaines. Fanchon, à tout
instant, ne faisait que l'embrasser; elle le baisait partout, et lui donnait
à têler. Le gaillard, nuit et jour, buvait ses deux bouteilles. Ce n'était
pas, comme on sait, du bon jus de nos treilles; (15) ce n'était pas
non plus du vin de Jurançon, qu'Henri IV a goûté sans faire de façons.
') Baitier, v. a. baptiser. *) Gaihhnul, s. m. diminutif de gaihhoti, garçon,
petit-garçon ; cfr. roman : gair, gairow, garçon. *) Kr'tmcier. v. a. bercer, remuer
balancer. ') M'a. adv. guère. ') Tastier, v. a teter. ') Quand Henri IV vint au
monde, son aïeul, dit-on, lui frotta les lèvres avec une gousse d'ail et lui fit
boire quelques gouttes de vin de Jurançon.
— 128 —
D'in bé gaihhon enlé') sé meire ateut guiarioue.
(Valent l'afant dTaimor, ausseu l'ateut agrouse*!,
KU' ne l'aireut-m' baillé po l'pus grous héritmenl :
20. I feyeut so bonheur, sé jouye et s'n'aigrément.
Aussé fallen t Ii' veur, comme elle ateut piahante3).
Aimable éva lot l'inonde, et tojos cairessante:
Don peire de .s'n'afunt, chaiquin ateut jaloux,
Lo bei Mariée aleut le perle des époux.
25 I/éveut ausstant d'aimor que l'éveut de coraige
Das l'maitin, cli qu é H« nul, il ateut è l'ovraigc.
.laimas ne s'dérangeut, l'éveut trap d'scntimens;
Sé fomme et s'piat gaihhon, val ses diverliss'mcns.
Dans tos les environs on vantent zout ménaige,
80. Tant lé vertu perlot é dreut è nat hommaige'.
I.o dieumanche quand l'allint évo*i permi les champs,
L'atint. dans tot lo v laige, aidmirés |x* les gens.
Tot le monde correul, homme, fomme, bacelle4i:
Chéquin d'jeut de Fanchon: — »Ali! mon Dieu, que l'at beile*
35. QuTé bonne mine enlé, s'piat mairmat d'sus les brés"
l/inq po l'autre, on dirent qu l'ont élu fais exprés.
Sa mère était glorieuse d'un aussi bel enfant, c était l'enfant de
l'amour, aussi elle était heureuse; elle ne l'aurait pas donné pour le
plus gros héritage. (20) Il faisait son bonheur, sa joie, son agrément :
aussi fallait-il la voir comme elle était gracieuse, aimable avec tout
le monde, et toujours caressante. Du père de- son enfant, chacun était
jaloux. 1^ beau Maurice était la perle des époux. (25; Il avait autant
d'amour que de courage; du matin à la nuit, il était à l'ouvrage.
Jamais il ne se dérangeait, il avait trop d'amour pour Fanchon; sa
femme, son petit garçon, voilà ses divertissements.
Dans tous les environs on vantait leur ménage, (80; tant la vertu
a droit ù nos hommages ! Le dimanche quand ils allaient se promener
par les champs, ils étaient, dans tout le village, admirés par les gens.
Tout le monde courrait, homme, femme, fille ; chacun disait de Fanchon :
»Ali! mon Dieu, qu'elle est belle. (35) qu'elle a bonne mine ainsi, son
petit marmot sur les bras; on dirait qu'ils ont élé laits exprès l'un pour
') Eulr, loc. ad v. -comme cela. ') Agroitt, agrnuse, adj. heureux. ") l'iahant,
pi<0iant<, adj. plaisant, agréable, de bonne humeur. *) Ero, prép. par, au travers.
• Baitllt. s. f. jeune fille: cfr. roman: bai**elle, bacele : Phil. de Vigneulles: haicetU.
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— 129 -
R'wateuz les beil' coleurs, lè bianchou de s' vesaige,
On wet beim qu'en tot tems elle é étu beim saige.
L'a vra qu' Mariée aleut in brauve et boin gaihhon,
40. Qui se s reut putout loué que d'tromper sé Fancbon;
Ma portant, i poveut, quand l'ateut è lè gueire,
Receur in coup d'eainon, qui l'éreul j'té sus terro,
Lè pour' nate1) eut étu, rédute è so gaihhnat,
Trap agrouse de penre et d'époser Chalat...«
4ô. ~ »Si je pâle de c lé ce n'a-in' pé malice,
Dejeut K' fomme è Paul, et j'ii rends beun jeusticc.
Eh ! que f'rinl donc saus clé, les vaves, les afans,
Si on les délaisseut è lè merci des gens?
Ah! combeun on en wet, que l'on prend po bacelles,
50. Lo pus lin n'y wet gotte, et les creut des pucelles.
Clé n'fat rien è l'aiffare, et (pie usait rien n'dit rien:
Et lo m'naige. è lè lin, neu va-m' so vent moins bien.»
Au v'Iaige comme en velle on fat d'iè meudisance:
t"at l'paiss'-temps des envioux, c'at l'piahi*) dlè vengeance;
55. Aussé Fanchon paissent pé lè langue des gens,
l'autre. Regardez les belles couleurs, la blancheur de son visage, on
voit bien, qu'en tout temps, elle a été bien sage. Il est vrai que Maurice
était un brave et bon garçon, (40) qui se serait plutôt tué que de tromper
sa Fanchon. Mais pourtant il pouvait, quand il était à la guerre, recevoir
un coup de canon qui l'eût jeté par terre, la pauvre lille eut été,
réduite à son enfant, trop heureuse de prendre et d'épouser Chalat.
(45) .Si je parle de cela, ce n'est pas par malice, disait la
femme de Paul, et je lui rends bien justice. Eh ! que feraient donc les
veuves, les enfants, si on les délaissait à la* merci des gens? Ah!
combien en voit-on, que l'on prend pour des filles, (50) le plus fin n'y
voit goutte, et les croit toujours sages. Cela ne fait rien à l'affaire, et
qui ne sait rien ne dit rien. Le ménage, à la fin, n'en va souvent pas
moins bien».
Au village, comme en ville, on fait des médisances; c'est le passe-
temps des envieux, c'est le plaisir de la vengeance. (55) Aussi Fanchon
passait par la langue des gens, comme on fait, en cachette, en par-
') Nat, nate, s. m. et f. malheureux, s'emploie généralement avec l'adjectif
jH}nr\ par exemple: h pour mit, lè ponre nute. Pinhi, s. m, plaisir
Jahrbuch <1. 0««. f. lotnr. Ocfschlchle u. Alt^rtumsk., Jalirfi. 'S). f
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- 130 -
Comme on fat, en coëchatte, en parlant des aibsens.
Les fommes, de dépit, atint surtout jélouses
De lè veur dans lo rang des pus doces épouses;
L'endialint ') de n'poveur li Ireuver queuq' défaut:
60. — »Elle ateut trap beun minse, el lo porteut trap haut,
In jupon de taifTtais n'ateut-m' fat por levé. «
Tortot ce qu elle aivcut lous y feyeut enveye.
("ateut so bé bonnat, et so bé vantérien*)
C'ateut ses fins solés qui lè chaussint si bien.
05. — .S'inochu senteut per trap lè daime, ou lè grisette,
L'ateut per trap reiche, auss'bicn qu'sè chemisette;
Son hornmc n' ateut rien que l'fei d'in mairchau 8j,
Ce n'ateut-m' lo Pérou, po far lo godluriau*);
On créreut, è lo veur, qu' l'at lo seigneur don vlaige:
70. Kt bientoul, au motin6), l'éié. comin" lu, so siege...«
Au milan 8) d'ees gens-lé, qui creutiquint Fanchon
Se treuveut, per beza, Ii- meire Harbichon.
Tot è cop on l'entend (pie cric et se démoëne,
Que dit è tot l'couarail: »Foquc v'bailler tant d'poène
laut des absents. Le* femmes, de dépit, étaient surtout jalouses de lu
voir dans le rang des plus douces épouses, elles enrageaient de ne
pouvoir lui trouver quelque défaut. (60) >Ellc était trop bien mise,
elle le portait trop haut. Un jupon de talfetas notait pas fait pour
elle.» Tout ce quelle avait leur faisait envie: c'était son beau bonnet,
son beau tablier, c'étaient ses souliers lins, qui la chaussaient si bien.
(0">) »Son mouchoir sentait par trop la dame ou la grisette, il était
par trop riche, aussi bien que sa chemisette. Son mari n'était
que le Iiis d'un maréchal-ferranl, ce n était pas le Pérou pour faire
le godelureau. On croirait à le voir qu'il est seigneur du village,
(70) et bientôt à l'église, comme le seigneur, il aura son banc.«
Au milieu de ces gens, qui critiquaient Fanchon, se trouvait, par
hazard, la mère Barbichon. Tout à coup on l'entend qui crie et se
démène, et dit à toute l'assemblée: «Pourquoi vous donner tant de
') F.ndiahr, v. n. »endiabler c, enrager. *) YunUrkn, s. m. tablier de femme;
cfr. roman: dcrnntrin 'j Mairchau. s. m. marî'chal-ferrant. *) (lodiuriau, s. m.
fat, poseur; rfr. roman: tfodtkmtu, fainéant, qui s'amuse à faire le joli cœur
auprès de-» femmes, de: gode, tjodtite, a»wiine. fainéante, paresseuse, femme de
mauvaise vie. *) Molin. s. m. église: rfr. roman - montier, momtirr, montier. *i Mitan.
s. m. milieu: ctr. roman: mitnu.
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- i3i -
75. Po dehheurier') des gens qui ne vos font point d'mau?
Ve mériterins beun qu'on v'bailleut sus l'musian.
Comment ouseuz-ve paler de iné bonne coseine?
Si ve n'coucheuz-m' bientout vate indeigne berdaine*),
V'éreuz aiiïare è mé, je v'kiawra l'paroli
HO. .l'a lo pogne ika ferme el clé ne f'ré-me in pli. *
— »Qu'al-ee que ve berbollieuz, repond eune bacelle,
Rentreuz vite cheuz vos, vieille simpiternelle,
On n'vos craint \va tossé, alleu/ vos jUé sus l'Iit,
Ve senteuz le rogome et vof teint se ragit.»
85. L'allint se penre aux crins, quand l'peire è lè bacelle
U flanque i boin hhoffiat po framer lè queurelle.
C'at enlé bien sovent que lo eouaraii9) finit;
On s'pique. on boi'-t. on s'bét et chaiquin va dans s'Iit.
Tortot c lé no fat veur qu'eune fomme angélique.
peine (75) pour déchirer des gens qui ne vous l'ont pas de mal. Vous
mériteriez bien qu'on vous donne sur le museau. Comment osez- vous
parler de ma bonne cousine, si vous ne taisez pas bientôt votre indigne
langue, vous aurez aiïaire à moi, je vous fermerai la bouche. (80) J'ai
encore le poing ferme et cela ne fera pas un pli * » Qu'est-ce
que vous barbouillez, répond une jeune fdle, rentrez vite chez vous,
vieille »simpiternelle«, on ne vous craint guère ici, allez vous jeter
sur votre lit, vous sentez 1 eau-de-vie et votre teint rougit. «
(85) Elles allaient se prendre aux cheveux, quand, pour terminer
la querelle, le père de la jeune fille lui donne un bon soufflet. C'est
bien souvent ainsi que finit la veillée ; on se pique, on boit, on se bat
et chacun va dans son lit.
Tout cela nous fait voir, qu'une femme angélique (90) n'est, dans
') Dehfieurier, v. n. déchirer; cfr. roman: descirer, xirieir; *) Berdaine, s. f.
bavardage, langue. 9) Coutirnil. s. m. assemblée, causerie sur la voix publique; cfr.
roman: quarole, qua rolle et qiierolU, danse, concert, divertissement. D'après C. S.
(Pays lorrain, octobre l!N)si, couarail viendrait du bas latin varruhium, carrubeohts.
carrefour, dont les dialectes français ont fait curroi, quarroi, carroueil. quarroyr. Il cite
comme référence entre autres: «Lorsque les paysans s'assemblaient déjà au
quarroi (Merlin Coccaïe) : Les jeunes garçons égnilletés et les tilles bien fardées,
vestues de leurs cottes blanches el de leurs cor-lïes se rangent au quarroi ilbid.)«
— Les deux étymologics sont plausibles, l'une, celle de C. S., se référant au lieu
du couarail, l'autre, la première, à ce qui s'v dit et a ce qui s v fait.
!t*
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- 132 -
90. N'at, dans aucun endreut, è l'aibri d'iè critique.
Fanchon ne s'en doteut-nie, et s'conduheut si bien,
Que perlot elle éreut Ireuvé queuqu'boin sotien.
Tot ehaiquin en tot tems s'empresseut de li piare.
Mariée ateut surtout son ange lutélaire.
95. 1 jo doue qui djunint éva Tboin Chan Hcurlin.
Bovint don vin dTainnaye et maingint don gayinM,
Fanchon vint les treuver et près de zous so r'pouse,
Dandinant so guaihhnat et chantant l'endremouse a).
»Ço gueillard lè, dit Chan, te baille3) don tintoin?»
100. — » Nian déjè, r'pond-elle, aussé j'en a beun soin,
.le m'pias è Tdorlater tot au long d"lè jonaye,
Fo qu i seut endreumi pendant tot' lè nutaye;
Ç'at po vos paler diu que ve m'weyeuz tossé,
Ve roublieuz s'baitomme et j'viens v'y far penser.«
105. — *L'at ma foë tems. dit Chan, et t ais rahon, mé chère,
I faut que dés auj'hu j'en paleusse è té meire,
Je fisqu'rans lo moment |io en prcuvmn Chalat
aucun endroit, à l'abri de la erilique. Fanchon ne s'en doutait pas, et
so conduisait si bien, que partout elle aurait trouvé quelque bon sou-
tien. Tout chacun, en tout temps, s'empressait de lui plaire, Maurice,
surtout, était son ange tutélaire.
(95) Un jour donc, qu'il déjeunait, avec le hon Chan Heurlin,
buvant du vin de Tannée, et mangeant du fromage »gayin«, Fanchon
vint les trouver et s'assit près d'eux, balançant son enfant, en chantant
une berceuse. »Ce gaillard-là, dit Chan, te donne du souci?» (lOOi — »Non
déjà, ropond-t-elle, aussi bien j'en ai grand soin, je me plais à le dor-
loter tout au long du jour, afin qu'il dorme pendant toute la nuit.
C'est pour vous parler de lui que vous me voyez ici; vous oubliez
son baptême, et je viens vous y faire penser.« (105) — »11 est ma foi
temps, dit Clian, et tu as raison, ma chère, il faut que, dès aujourd'hui,
j'en parle à ta mère. Nous fixerons la date pour en prévenir Chalat,
il a demandé d'être parrain, c'était pourtant mon lot.
') Gayin. s. m. sorte de fromage sec qui se fait dans le pays messin. Fro-
mage gayin c'est-à-dire fromage de gain, qui se garde, par opposition au fromage
mou, qui ne se garde pas; cfr. roman: gayen, guyeng, gauing, gain, profit, utilité.
!, Enihrmou>e. s f. clianson que chantent les nourrices et les mires pour endormir
les enfants. ') Huilier, v a . donner; cfr. roman: bailler.
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Lé d mandé d'êf parrain, c'ateut portant mo lai1;;
Mas aussé j'euspèr' beun qu'i tienré sé promasse;
110. Lo bien qui t é pramis ne tTré-m1 roulier carasse
Mas éva l'çou quVéré et qu' Mariée y joindre
Ve s'reuz,' morbieu, ti*) dous in couple qu'on eitré.»
— >Ah! mon Dieu, j'n'cn paisserans, s'i n'tient-me è sé pérale.
J'a des brès, Dieu merci, dés aujd'hu j'm'en consale,
115. Dit Marice è Heurlin. je n'vieux-m' paie de c'ié,
J'en évans beun aissez po plaicier c't'afant-lé...«
— »Mas quand l'diale y s'reut, n'a-m' ka temps d'baitte en r traite,
Ve n'en reat'reuz-m' tolé, te s'reuz, jarni, mout beite.«
Fanchon rieut dans sé bairbe è vo discours béditi.
12U. Enca beun qu'il atout in tant soit pou malin.
Rogissant de pudeur, et sans que c'ié paraisse,
Elle é Téltention de coccher sé faiblesse.
Sans dote elle aiment mieux lè chouse (jue lo mat.
1,'aimour vient don mystère et preufer' l'ombre au slat.
125. »Peire, boveuz in coup, et palans don baitomme.
VTévcuz layé tolé po couser éva m'n homme.
Mais aussi j'espère bien qu'il tiendra sa promesse; (110) le bien
qu'il t'a promis ne te fera pas rouler carosse, mais avec ce que tu
auras et ce que Maurice y joindra, vous serez-, morbleu, tous les deux
un couple dont on parlera.» — >Ah! mon Dieu, nous nous en passe-
rons, s'il ne tient pas sa parole. J'ai des bras, Dieu merci, dès au-
jourd'hui je m'en console. (115) dit Maurice à Heurlin, je ne veux pas
parler de cela, nous en avons bien assez pour placer cet enfant-là. «
— >Mais quand le diable y serait, il n'est pas encore temps de battre
en retraite, vous n'en resterez pas là. tu serais, jarni, bien bete.«
Fanchon riait dans sa barbe à ce discours badin (120), encore
bien qu'il fût un tant soit peu malin. Rougissant de pudeur, et sans
que cela paraisse, elle a l'attention de cacher sa faiblesse ....
L'amour vient du mystère et préfère l'ombre au soleil.
(125) - »Père. buvez un coup et parlons du baptême, vous l'avez oublié
pour causer avec mon mari. Ouand. pensez-vous, pourra-t-on l'aire
') Il est encore d'usage, au pays messin, de prendre, comme parrains el
marraines des premiers enfants d'un jeune ménage, les grands parents de ces enfants
*'> ti, adj tonl. ti rfoi/s, tons deux.
- 1H4 -
Quand penseuz-v' qu'on pourré far veni nas pairens?
I n' faut point d'étrangis, j'atans beun aissez d'gens. «
— >Je l'creus beun. dit Heurlin, eh! beun. ce s'ré dieuinaiiche,
130. Si Ginon 1 'vieut portant, au bairou ') j'mattra l'anche,
Et j'boirans torlus d'boin kieur è té santé,
K celle de Mariée et d'vat afant gâté.
I l's'ré, ma foi-, j'en r'ponds, t'en as déjè si folle,
I tTré sovent dauner, jTen baille mé pérale;
13"). Kva (os les preumins, on n'en fat-me auteurment,
Des mlioux meires, pé foës, les guaiehnats l'ont l'tourment.«
Pendant qui guèzolint *), val' Ginon qui s'preusente.
Lo v'saige tot riant, tant elle ateut contente.
• V'airriveuz tot è point, Ii dit lo peire Heurlin,
140. V'Ieuz-v' po déjeuner penre i werre de vin?«
— >V n'en éveuz-nT trap pur vos, merci r'pond-t-elle è s'n' homme'
Lo m lioux vin nat jaimas lo djunon3) d'eun' fommc...
Qu'al-ee que v recontins donc depeus qu' v'aleuz tolé?
Palins-v'don baitomme, i faut songer è c lé ;
venir nos parents? Il ne faut pas d'étrangers, nous sommes bien assez
de monde.» — »Je crois bien, dit Heurlin, eh! bien, ce sera dimanche:
(130; si Ginon le veut pourtant : je mettrai le tonneau en perce, et nous
boirons tous de bon ereur à ta santé, à celle de Maurice et de votre
enfant gâté. Il le sera, ma foi, j'en réponds, tu en es déjà si folle, il te
fera souvent damner, je t'en donne ma parole. (135) Avec tous les
premiers on ne lait pas autrement ; parfois les enfants font le tourment
des meilleures mères. «
Pendant qu'ils jasaient, voilà Ginon qui se présente, le visage
tout riant, tant elle était contente. — »Vous arrivez juste à point, lui dit
le père Heurlin, (140) voulez-vous, pour déjeuner, prendre un verre de
vinV. .Vous n'en avez pas trop pour vous, merci, répondit-elle à
son mari, le meilleur vin n'est jamais le déjeuner d'une femme. Qu'est-
ce que vous racontez-do ne depuis que vous êtes ici? Parliez-vous
du baptême ? Il faut y songer. (I4f>) .le voudrais le savoir, il faut que
') Bairou, s. m. baril, tonneau : cfr. roman : harnu, barrou. mesure de vin
de 21 pintes, et sorle de petit baril, -i Gur:nlint, X pers. plur. imp. intl. du verbe
ijurwUrr, v. n. jaser, bavarder, gazouiller; cfr. roman: ijazillrr. *) Djunon. s ni.
il.'-jeuiler; cfr. îninari: ilrsjini.
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145 Je voureus le sawer, i faul que clé finisse
Deucidons-Io è preusent, lo marnent a prapice.«
— »Eh! beun, reprend Heurlin, i n'faut-m" tant de l'aicon,
.l'a propousié l'dieumanche. i convient è Fanehon,
.le creus qu'on n'pieut mieux far, c1lé nos convient è tos,
löO. Clé n'dérange péhhounc et c'al in jo de r'pos;
Demain j'vra veur nat* prête, aifin qui s'prépaireusse,
Comme i faut qu'chaiquin d'nos po Imoment s'aiprateusse,
I faut, si v'm'en creycuz, far eolé das l'maitin,
In oure aivant lè masse, on s'rendré au motin,
155. J'aivans don temps d'vant nos po fare nos invites.
Po preuvnin lo parrain et fare nos visites:
Fo envayer è Metz chercher tot (-'qui fauré,
Des pois d'seuk1} tant è pus; mas qui at-ce qui les aich'tré?»
— »Ne v'en inquiéteur-me, dit Marice è s'beau-peire,
160. .l'a dans Metz in aimi bien franc et bien sincère.
Qui fré beun vat' empiette et qu' l'aipotré cheuz vos.
Auss' bien jTéreus prié d'v'ni diner éva nos;
II en fré, tot jayoux, de boin kieur lo vayège*),
Je n'a pu l'aller veur depeus l'jo dual mairiaige.
cela linisse. Décidons le jour à présent, le moment est propice.» —
>Eh! bien, reprend Heurlin. il n'est besoin de tant de façons, j'ai pro-
posé le dimanche, il convient à Fanehon. Je crois qu'on ne peut mieux
faire, cela nous convient à tous. (150) Cela ne dérange personne et
t'est un jour de repos. Demain j'irai voir notre curé, afin qu'il se
prépare. Comme chacun de nous à temps doit s'habiller, il faul,
si vous m'en croyez, faire cela le matin. Une heure avant la
messe on se rendra à l'église. (155) Nous avons du temps devant
nous, pour faire nos invitations, pour prévenir le parrain, faire nos
visites et pour envoyer à Metz chercher tout ce qu'il faudra, des bonbons
tant et plus; mais qui est-ce qui les achètera?» — »Ne vous en in-
quiétez pas, dit Maurice à son beau-père, (160) j'ai ä Metz un ami,
bien franc et bien sincère, qui fera bien votre emplette et l'apportera
chez vous: aussi bien je l'aurais prié de venir dîner avec nous.
H fera, tout joyeux, de bon cœur le voyage ; je n'ai pu aller le voir
depuis le jour de notre mariage. (165) Fanehon, qui le connait, sait
') Pois iVseuk, mol ;'i mot, pois île sucre, c'est-à-dire, des dragées, des
bonbons. \' Vayèijf. s. m. voyage: efr. roman: rf'itfff, rMwjr.
— 13fi —
l(iâ. Fanehou qui lo connut sait quç'at i boin gaihhon
Compiahant, obligeant, qui n'at-me in guerluehon.
C'aleut beun maugré mé qui n'ateut-me ê le nace;
L'y sereut vni tot pain'* .sans awer b'zan d'carassc. «
— »Mas, j'y pense seul'mcnt, v'n'ateuz-me iea mairies,
170. Dit Ginon tot è eop, vas bans n'sont-m' publiés.
VTateuz pé d'vant natare1), al-ce aissez? je n lo ereus-me,
IÀ< religion vient pus, at-ce que vas n lo saiveuz-meV
Si l'on n'va-me au motin, j'nven penra è Fanehon
Kt p't'êt' beun, que l'keuré. n'vouré-m' baitier s'gaihhon.«
175. — »I n'pourré s'y r'fuser, repond auss'tout Mariée,
1 nlo fré-m' non pus, auss'bien e'at s'beunéfice:
Mas portant s'i n'faut qu'c'lé por vos tranquiliser,
J'y paiss rans bien v'ianti. je n'vieux-nï vos aibuser.
Lo mairiaige et l'baitomme se front aivant l'ouffice.
180. I quart d'oure de pus, n'at-me in grand saicrifiee:
Jli dira de s'hâter po v'nin diner cheuz vos,
I n'boudré-m\ j'en r'ponds, quand i s'ré ('va nos,
que c'est un bon gardon, complaisant, obligeant, et qui n'est pas un
greluchon. C'était bien malgré moi s'il n'était pas à la noce, il y serait
venu tout parc sans avoir besoin de earosse.«
»Mais j'y pense seulement, vous n'êtes pas encore mariés,
(170) dit Ginon tout à coup, vos bans ne sont pas publiés. Vous l'êtes
par devant notaire, est-ce assez? Je ne le crois pas, la religion veut
plus, est-ce que vous ne le savez pas? Si l'on ne va pas ù l'église,
je m'en prendrai à Kanclion, et peut-être bien que le curé ne voudra
pas baptiser son enfant.* — il 75) »II ne pourra s'y refuser, répond
aussitôt Maurice, il ne le fera pas non plus, car c'est son intérêt. Mais
pourtant, s'il ne faul que cela pour vous tranquiliser, nous passerons
volontiers par là, je ne veux pas vous abuser ; le mariage et le baptême
se feront avant l'office . (180) Un quart d'heure de plus n'est pas un
grand sacrifice. Je lui dirai de se hâter pour venir diner chez vous ;
il ne boudera pas, j'en réponds, quand il sera avec nous. Sa peine en
') Avant lu ({évolution fram .lise le maria»*- c ivil n'existait pas : on passait
le contrat par devant notaire, puis on se mariait :ï IVplwe, les registres parois-
siaux servaient île registres de lat-r-jvil
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El sé poëne en tot kés Ii s'ré beun payaye,
E tauille i s'ré content de sé bonne jonaye.«
185. > Tortos vre beun enlé, viv' les gens qu'ont dTespril.
Kva les gens qu'sont francs, on u'é-m' bezan d'écrit.
Dit lè meire Cïinou, dont c lé fielteut Pareille
Jalleus, j'ereus, m'endreumi, mas e't'aiffar-lé m remaille,
Faut é c't'our' que j'penseusse è c'qui faut po d'juner,
190. Kepouseuz-v' sus nié, n'alleur-me m taiquiner.
Je r'ponds qu'tot vré beun, porvu qu'on m'iayeuss' fare,
J'aipratra tot c'qu i faut, lo rehhe at vate aiffare.
Mas qu'at-e' (|ue t'fas toléV dit-elle è sé Fancbon,
To v lé tot endreumaye auss' bien que t'piat gaibbon;
195. Vé-t'cn lo p'ter dans slit. il y s'ré pus è s'nahe;
Lo pour nat. eommTat bé! l'ai, mardi, tot en nage.
Allans n's-en tos les treuhh. et layans les chaipés1).
1 n'faut-m' les déranger quand i sont ouccupés.
Prends wad' de renvailler c te chère créature;
200. Pus j le rewate, et pus j'wés que c'at té portraturc
Fanchon s'ieuvc è l'instant et va p'ter dessus s lit
Lo tenro oubjet d'ses soins qu'elle aidoure et chérit.
tous cas lui sera bien payée, à table il sera content de sa bonne journée. «
(185) — »Tout ira bien comme cela, vivent les gens qui ont de l'esprit.
Avec les gens francs, il n'est pas besoin d'écrit, dit la mère (Jinon,
dont cela flattait 1 oreille. J'allais je crois m'endormir, mais celte alt'aire-là
me réveille; il faut maintenant que je pense à lout te qu'il faut pour
déjeuner. (190) Reposez- vous sur moi, n'allez pus me taquiner.
Je réponds que lout ira bien, pourvu que vous me laissiez faire :
je préparerai tout ce qu'il faudra, le reste est votre affaire. Mais que
fais-tu donc ici, dit-elle ù sa Fanchon. te voilà endormie ainsi que ton
petit enfant. (195) Va-t-en le porter dans son lit. il sera pi us ù son
aise. Le pauvre petit, tomme il est beau! Il est, mardi, lout en sueur.
Allons-nous en lous les trois, et laissons là les hommes, il ne faut pas
les déranger quand ils sont occupés. Prends garde de réveiller cette
chère créature. (200) Plus je le regarde el plus je vois que c'est tout
ton portrait.' Fanchon se lève à l'instant même, et va porter sur son
lit le tendre et cher objet de ses soins, qu'elle adore et qu'elle chérit..
') Chaifte, s. m chapeau, <i- mot s'emploie souvent pour désigner les hommes
par opposition aux J.mw.« fmmuih,, aux hlancs honnets. aux femmes.
— 138 -
- »Pendant qu'j'atans nas douss, dit Heurlin è Mariée.
Des gens que j'invitrans, i nos faut far' lè lisse.
205. Te l'écrirés mieux qu'mé, pusque t'ateus forier,
.l'a dans m'tiran *) tossé, des pieumes, don paupier.
J'va t'dicter les noms, j'n'en vieux-me eune fonaye2».
Val de l'encre, écris donc: les Pouaré, Leteornaye,
Nat' grand onkin3) Guiaudat, l'Aubeurtin d'Vany,
210. L cosin François de Metz, et surtout t'boin aimi,
Lo Crasse de Gheuby, m" pus ancien caimérade,
Qui n'fat d'in pat d'vin, qu in trat, qu'eun' raisade.
C'at in bon compaignon que tojos cbante et rit.
Que mainge comm' quwett' et d'mar' sus su aupétit.
215. Mas clé, n'a-m' beun enlé, i nos faureut des fommes,
Sans c'ié les m'Iioux fehhtins ne sont rien po les hommes.
Clé renjaye lè tauille ous'qu'on aime è causer,
Mattons-y queuqu' coseine, i n'en faut po jaser.
Ecrivans aux cosins de ne point v'nin sans levés,
220. Que j pairans les vialons, porvu qu'elles sint corayes4).«
— »C'n'at-me aissez, dit Mariée, i faut Va des dansous,
Por ainimer lè danse et lare in pou les fous.«
Pendant que nous sommes tous deux ensemble, dit Heurlin à
Maurice, il nous faut faire la liste des personnes que nous voulons
inviter. (205) Tu l'écriras mieux que moi, puisque tu étais fourier.
.l'ai là dans mon tiroir, des plumes et du papier; je le dicterai les
noms, je n'en veux pas nne fournée. Voilà de l'encre, écris donc : Les
Pouaré, Leteornaye, notre grand oncle Guiaudat. l'Aubeurtin de Vany,
(210) le cousin François de Metz et surtout ton bon ami, le Cras.se de
Cheuby, mon plus ancien camarade, qui ne fait d'un pot de vin qu'un
trait, qu'une rasade, c'est un bon compagnon qui toujours chante et
rit, qui mange comme quatre et demeure sur son appétit. (215) Mais
ce n'est pas encore tout, il nous faudrait des femmes; sans cela
les meilleurs festins ne sont rien pour les hommes, cela réjouit la
table où on aime à causer; mettons-y quelques cousines, il nous en
faut pour jaser, écrivons aux cousins de ne point venir sans elles.
(220) Que nous paierons les violons, pourvu qu'elles soient joyeuses.
— «Ce n'est pas assez, dit Maurice, il nous faut encore des danseurs,
pour animer le bal et faire un peu les fous.« — »Oh! reprend Chan
') 7ïr«M, s. in. tiroir. *) fonagt, s f. tournée. ») Onkin, s. ni. oncle. *) ('on.
corwje, adj. vigoureux, plein de force, en bonne santé; rfï. roman: rueure.
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— répond Chan Heurlin, j'en treuvrans dans lo v'laige
Fus qui nos en fauré, pertot dans ehaiqu' menaige;
225. Mas je n ies vieux-me aivant que j'n'aivins dejuné.
Kt s'ils font trap d'brut, je les chaiss'ra tot nel.
C'at fini, j'creus, Mariée, è c't'oure i faut des lattes
Po ehaiquin d'ees gens-lé; drés quelles seront pralles
Je les enverra cheuz zous. .Ferais qu i s'ront moul contens.
230. Po s'aiprater tortus, Feront, ma foë, grand tems.
N'faut-me oublier t'iv aimi. je n'sais comment qu'on l'houye1)?*
— »C'at Freumin, dit Mariée, i n'émoinré lè jouye;
Demain drés lo maitin, i r'ceuvré mon esprès,
Et dieumanche au slat Fvant, vcus Fveureuz dans mes brés.
235. J'naivans rien roublié, j'creus? retonnans è Fovraige.
Allons, peire. alluns n's-en, je m'sens tot pien d'coraige.«
Drès Fsaimdi hhuvant, tot les gens convaqués
Airrivent su? des chés tot remplis de boquels2);
Les fommes, les bacelF atint comm' des poupayes,
240. Les peiites3i, comm' les beil , atint d'même pérayes:
Les gaihhons sus zous ch'vaux féyint kiaquer zous fouets,
Heurlin, nous en trouverons dans le village, plus qu'il nous en faudra,
partout dans chaque ménage; (225) mais je ne les veux pas avant
d'avoir déjeuné, et s'ils font trop de bruit, je les chasserai tout net.
C'est fini, je crois. Maurice h cette heure, il faut des lettres |K)ur
chacun de ces gens-là. Dès qu'elles seront prêtes, je les enverrai
chez eux. Je crois qu'ils seront bien contents. (230) Pour se préparer,
tous auront, ma foi, grand temps. Il ne faut pas oublier ton ami, je
ne sais comment on l'appelle ?« - > C'est Freumin, dit Maurice, il nous
amènera la joie; demain dès le matin, il recevra mon exprès, et
dimanche, au soleil levant, il sera dans mes bras. (235) Nous n'avons
rien oublié, je crois ? Retournons à l'ouvrage ; allons, père, allons-nous
en, je me sens plein de courage.
Dès le samedi suivant, toutes les personnes convoquées arrivent
sur des voitures toutes remplies de (leurs : les femmes, les jeunes filles,
étaient comme des poupées, (240) les laides, comme les belles, étaient
de même parées. Les garçons à cheval faisaient claquer leurs fouets,
') Jlowjer, v. a. appeler, nommer crier ; cfr. roman: huyer. huier. *) Boquet,
s. m. bouquet, touffe de Ileur, pied de Ileur. *) l'eul, J'ente, adj. laid, rfr. roman :
l>ut. vilain, mauvais.
— 140 -
Connu' l'aivint déjè fat, è lè preumire foës.
V érins dit que l'airmayc airriveut dans lo vlaige,
Tant les chés1), guairnis d'peille, atint chairgés d'baiguaige.
245. Au traihin») quVlé feyeut, tortos les haibitans
Atint au d'vant d'zous euhh3) po veur les uirrivans.
Dessus l'pus bei des chés on weyeut I-etcornaye.
Enteur les dous Pouaré, chairgés d'eunc fonnayc
De boquets, de ribans, jusque d'sus zous chaipés.
250. Riant lot comm' des fous des prihons éehaipés.
C'ateut pis qu'au fehhtin quTaivint fat l'jo die naec.
Ce jo lé, po rahon, on n'é point chanté d'masse.
Fanchon, lè pour Fanchon, ateut dans l'emberrés;
Elle ateut dedans s lit. t'nant s guaihhnal dans ses brés.
255. Au lagis dChan Heurlin. tos les gens vont se rende.
On aipoute des chyr's4) po les adier è d hhende.
Chalat v lant lo preumin cheuz lu so preusenter.
Aiprés s'ché to treupchant5) at auss'tout keulbuté.
On corre, on lo sotient, lot prat d'cheur8) en foëblesse.
comme ils avaient déjà fait la première lois. Vous auriez dit que
l'armée arrivait au village, tant les voitures, garnies de paille, étaient
chargées de bagages. (245) Attirés par le bruit que tout cela faisait, les
habitants étaient devant leurs portes, pour voir les arrivants. Sur la
plus belle des voitures on voyait Letcornaye, entre les deux Pouaré
chargés d'une fournée de Meurs, de rubans, jusque sur leurs chapeaux,
(250) riant comme des fous échappés de prison. C'était pire qu'au
festin qu'ils avaient fait le jour de la noce. Ce jour-là, et pour cause,
on n'a point chanté de messe: Fanchon. la pauvre Fanchon, était
dans l'embarras: elle était dans son lit, son enfant dans les bras.
(255) A la demeure de Chan Heurlin. tout le monde va se rendre ;
on apporte des chaises pour les aider à descendre, Chalat veut chez
Chan se présenter le premier: il trébuche après sa voiture et le voilà
culbuté. On court, on le soutient, tout près de tomber en faiblesse,
'i Ché, >. m. char, voiture, eharette, <jfr. roman: cher. Phil. de Vigneulles :
cfuiir, *) l'raihi», s. m. I»ruil, tapage ; cfr. roman: trahin. s) Euhh, s. m porte; cfr.
roman: Amis, huiz. \i <\t/r, s. f. chaise; cfr. roman; chtyrt, chyre. '-) Treupchant,
part, présent du verbe t reupcha; v. n , renverser et trébucher ; cfr. wntan : trabncher.
*\ Chrur, v. n tomber: rl'r. roman: rli'irmr. rluur, rhnr.
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- 141 -
260. I n'aiveut rieh d'cassé, seul'ment l'ateut baquesse1),
I fat, en sdégralanl *) c' qui pieut po so rdrassier:
— »Val lo doleur que s paisse. el j'n'a qu in pou mau l'pied.
Merci tortus cent fois, j'n'a-m' bezan qu'on m'adieusse,
J'm'en vra beim tot per mé, i n'faut-m' que j'vos géneusse.»
265. Les fomm' en baihh' des chés saulint comm* des caibris3),
Kt d'crainte de lè piawe, s'en vont s'tnatte <• laibris.
f,es vlé tortus rentrés, lè chambre en ateut pieine,
V'airins dit des laipins grouillant dans zout gairenne;
Tant qu'is atint tortus, l'aivint bon aupétit,
270. Et po pleur les coucher, i falleut pus dïn lit.
fiinon qu'aiveut por zous prépain' don fromaige,
Des ieus, in grous jambon, même ica don pataige,
Les engaige tortus è soper sans faicon:
• C al maigue auj'd'hu, dit-elle, et j'naivans point de phhon4).
275. Ve v'en paiss'reuz, si v'piat, demain j'f'rans mieux les chouses.«
Les fomm" répond" auss'tout: ».l'natans-m' serupulousos,
V'aiveuz pus qu'i nos faut por bien nos régaler
(260) il n'avait rien de cassé, il était seulement un peu boiteux. Il
fait, en se démenant, ce qu'il peut pour se redresser. — » Voilà la
douleur qui se passe, je n'ai qu'un peu mal au pied. Merci cent fois
à tous, je n'ai pas besoin qu'on m'aide: je m'en irai bien tout seul,
il ne faut pas que je vous gène.» ( 265) Les femmes, comme des cabris,
sautent en bas des voitures, et de crainte de la pluie vont se mettre à
labri.
l,es voilà tous rentrés, la chambre en était pleine, vous auriez
dit des lapins grouillant \ dans leur garenne. Tous tant qu'ils étaient
avaient bon appétit. ( 270) Four les coucher, il fallait plus d'un
lit. Ginon qui avait préparé pour eux, du fromage, des œufs, un gros
jambon, même encore du potage, les engage tous à souper sans façon :
— »Gest maigre aujourd'hui, dit-elle, el je n'ai point de poisson,
(275) vous vous en passerez, s'il vous plait, demain nous ferons mieux
les choses.» Les femmes répondent aussitôt: »Nous ne sommes pas
scrupuleuses, vous avez plus qu'il nous en faut pour bien nous régaler;
l) Baquet, adj. boiteux ; cfr. roman : boquet. r) Drgraier (»), v. n. se démener
gronder, de l'allemand grollen. ') Caibn, s. m. chevreau: cfr. roman: cabri, cabril
cabri t. *) Phhon. s. m. poisson; cfr. roman: pouxon.
- 142 -
J'n'en aivans-mtant cheuz nos que v'en aiveuz tolé.
Po nous coucher tortus ve sreuz embéressaye:
280. Mas |K) n'point vos gêner, matteuz nat' aissembiaye
Dans vat'chambre en-baut. V'aiveuz don train 'i tossé?
Lïnk è cotié de l aute, on s'mattré sans s'presser.«
- »Oh! oh! reprend (linon, v'n'ateuz-iiv tortos dos popes,
Et j'creus qu i n a-m preudent d malt' lo fu prach' des lopes3).«
285. — »Bah! bah! dit Letcornaye, at-c'qne l'on pense è o'IéV
Mateuz nos y tojos, j's'rans tortus beun tolé.
Feyeuz-y p'ter bien vit' cinq ou hhihh batt ' de peille,
Et jVen vrans auss'tout n'airranger veill' que veille. <
Sitout dit, sitout fat, chaiquin ayant bien bu.
290. On ssouhate, en chantant, en riant, bonne nul.
En tot bien, tot honneur, si l'on en creul les fouîmes,
L'ont paisse e'te nut-lé, fourt contentes des hommes.
Lo dieumanche airrivé. qu'ateut lo lendemain,
C'ateut lo grand, l'bei jo por lo dalent parrain.
295. Le mairraine Ginon, das l'mailin ateut pratte.
L'aiveut mis s'bé bonnat et sê pus beille cattea),
nous n'en avons pas tant chez nous que vous en avez ici. Pour nous
coucher tous vous serez embarassée: (280 1 mais pour ne point vous
gêner, mettez-nous tous (notre assemblée) dans votre chambre en haut,
vous avez de la paille ici? On se mettra l'un à côté de l'autre sans
se presser.» — »Oh! oh! reprend Ginon vous n'êtes pas des
poupées, et je crois qu'il n'est pas prudent do mettre le feu proche
des étoupes.* (285) — .Rah! bah. dit Letcornayc, est-ce qu'on pense
à cela! Mettez-nous y toujours, nous serons bien là. Faites-y porter
bien vite cinq ou six bottes de paille, nous nous en irons aussitôt
nous arranger vaille qui vaille. <
Sitôt dit, sitôt fait, chacun ayant bien bu, (290) on se souhaite
en chantant, en riant bonne nuit
Le dimanche arrivé, c'était le lendemain, c'était le grand, le beau jour
pour le dolent parrain. (295) La marraine Ginon dès le matin était
prête. Klle avait mis son beau bonnet et sa plus belle robe, son
') ÏVcii'm, s. m. paille; cfr. roman: tmhi. *) To)*, s. f i-tiiupc; cfr. roman:
Ktoupt. »} Catlr, s. f. rol>e, jup«»; cfr. roman: rote, roste, rotte.
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So grand moehu bradé et s'roge vantérien.
L'aiveut l'ai' d'eun' bacell', tant sé mise ateut bien.
Fanchon, le jouye au kieur, et tojos pus aimabe,
3<K). Brillent lot comm' In slat, comme in ange aidourabe.
Dans ses dous bés grands œils, on weyeut s'content'ment,
Et d'piahis tos les gens li féyint compliment.
De sé beile main bianche, elle bailleut don myrthe '),
E tos les assistans, tortus gens de mérite.
805. Por zous l'aiveut aussé preupairé des ribans;
Tortus s'en sont paires, c'ateul comm' des galans,
L'en aivint aux chaipés que fayinl lè coronne,
L'en aivint devant zous qu'aivint, j'ereus beun, in aune.
Po bailler des boquets. lo boin, lo brauve Heurlin,
310. Aiveut drés*) l'point don ,jo, dépoillé so jaidin.
— »Ateuz-ve tortus praLs. dit-il è l'aissembiaye ?
N'allans-me nos broiller, ni fare eune crawaye8).
Weyans. j'attans dibh-sept, i nos manque Freumin,
I d'veut été eheuz nos au.jd hu de grand maitin.<
grand mouchoir brodé et son tablier rouge. Elle avait l'air d'une
jeune fille, tant sa mise était belle. Fanchon, la joie au cœur, et tou-
jours plus aimable, (300) brillait comme le soleil, comme un ange
adorable; dans ses deux beaux grands yeux, on voyait son conten-
tement, et fout le monde se plaisait à lui faire compliment. De
sa belle main blanche elle distribuait du myrthe à tous les assistants,
tous gens de mérite. (305) Pour eux elle avait aussi préparé des
rubans; tous s'en sont parés, ils étaient comme des galants, ils en
avaient aux chapeaux, qui faisaient la couronne, ils en avaient devant
eux, qui mesuraient, je crois bien, une aune. Pour donner des bou-
quets, le bon, le brave Heurlin, (310) avait, dès le point du jour dé-
pouillé son jardin.
»Etes-vous tous prêts? dit-il à l'assemblée, n'allons pas nous em-
brouiller, ni faire une corvée; voyons, nous sommes dix-sept, il nous
manque Freumin, il devait être chez nous aujourd'hui, de grand matin. «
V Aux mariages il est encore d'usage, dans le pays messin, de distribuer
aux invités de petits bouquets de Heurs de myrthe ou de fleurs d'oranger, que
les hommes portent il la boutonnière et que les femmes épinglent à leur corsage.
») Drés} prép. dès, à l'instant; cfr. roman: drès. *) Cranaye, s. m. corvée, ici et
plus loin. (V. 428) dans le sens de bétisc, n'allons pas faire de bêtise ; cfr. roman :
croavee, trouée. Dans certains endroits ce mot se prononce: crounye.
— 144 —
■
315. — »I n'darér)-m', dit Mariée, i vinré po lè masse.
Teneuz, en palant d iu, j'creus, ma foë, que lo vace.*
Au même instant l'airrive éva k» sec au dous.
— » Ai vaut d'entrer, dit-i, j'a pris in pou de r'pous.«
»J'aivans ca, don temps d'rehh*), repond s'n aimi Mariée.
320. Essieute-to tolé, et route té valise.
Je pense que t ais d'dans tortot e'que j a d mandé ?
Que t'n'ais rien roublié de pawe d'éf grondé V«
— »Ten as, ma foë, bien lihur,< dit Freumin. — »I,es draijayes
I faut, r'pond Chan Heurlin. les bailler au parrain,
325. Et que dvant tos les gens, i les j'teusse è piein' main.«
— »V'ny penseuz-in", dit Chalat, ne sus-je me lo compère ?
C'at lè moude, je creus, qu j'en baille è mé commère.
J'en a piein eun' grand boite, et j'vas vos les aip'ter,
I s'rint déjè d'vanl vos. si j'n'aiveus-m' cuboulé 8). «
330. Dans i keugnial*) dlè cliambre, en rïevant sé keulatte,
1 s'en va loi auss'loul retreuver sé caissalle5)
Kl l'aippoute en jambianl au bé milan des gens,
(315) — >I1 ne tardera pas. dit Maurice, il viendra pour la messe, tenez,
en parlant de lui, je crois, ma foi, que le voilà.» Au même instant il
arrive avec le sac au dos. — »Avant d'entrer, dit-il. j'ai pris un peu
de repos. « — >Nous avons encore du temps de reste, répond son ami
Maurice. (320) assieds-toi là et ôte ta valise. Je pense que tu as dedans
tout ce que je l'ai demandé V que lu n'as rien oublié de peur d'être
grondé?* — Tu en es, ma foi, bien sûr.» dit Freumin. — «Il faut donner
les dragées au parrain, dit Chan Heurlin. (325) alin qu'à pleine main
il les jelte aux gens* — «Vous n'y pensez pas. dit Chalat, ne
suis-je pas le compère? C'est la mode, je crois, que j'en donne à ma
commère. J'en ai plein une grande boîte, je vais vous les apporter,
elles seraient déjà là. si je n'étais pas tombé.. (330 1 Pans un
coin de la chambre, en relevant sa culotte, il s'en va, tout aussitôt,
'j Daté, 3* pers. sing. fut. près, du verbe <(am; tarder. *i liehh, s. m. reste
8) Cubouler, v. n. et a. tomber et renverser qlqn: cfr. roman: cul cl bouler.
rouler, c'est-à-dire tomber sur le derrière. *) Krtufnint s. m. petit coin: cfr. roman :
quignet, qiufnet. e) CaiMatr, s. f. cassette, ce mot est une transcription du français,
un mot français auquel Mory a donné ici. comme d'ailleurs à beaucoup d'autre»
dans ses ouvrages, une désinence el une physionomie patoise. ('aissale signifie en
réalité casserole; cfr. Ch. Heurlin, ch. IV. v»82. bailler lè caitsate, qui signifie écon-
duire un prétendant, mot à mot donner la casserole, en allemand: Jemmuhm eixni
Korh tjrben; cfr. roman: enifsottf, casserole, poêlon.
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- 145 -
— »J a lè kié dans mé malle et v'alleuz veur e' qu'ut d'élans,
Dit lo bénét d'Chalat. v'alleuz veur si j'sus heile,
335. Si j'sais c'que t.'at de vive, et si j'n'a-m' de lè- teile.
R'wateuz2) lo bé hoquet, po mé commér' Ginon;
Val de? pois d'seuk bien lins, d qué remplir so giron ;
Val aussé po nv tilleul in bé draipé8) d'moss'line,
Val in bonnat d'denteul, qu'é, ma foi1, bonne mine.
340. V'alleuz veur que e'joreé, j'n a-me oublié Fanchon
Val in bé grous pain d'seuk que vaut beim in jambon.
Val in mochu bradé que deurré des ennuyés.
Val po bailler aux gens dous grous secs de draijayes.
En v'ié, mes aimins, je ne sus-me in parrain d'bou
345. Comm' ve l'weyeuz tortus, en treuv'reuz-ve des m'liouxr'«
• Non, rna foi1, dit Ueurlin, mas fais fat trap d'deupense,
.le n'sais c'ment que j' pourra ns t'en bailler reueompense. «
. — »J'n'en vieux-m' d'aut" rpie l'piahi de v'far tortus contens,
R'pond Cbalat, j'v'aime auss tant qu'si v'atins d'mes pairents. •
350. - «Mardi, j'n'y pieux pus t'nin, i faut que j't'embraisseuse.
Dit Ginon, que va té. dés aujd hu, je danseussc
retrouver sa cassette, et l'apporte, en vacillant, au beau milieu des
gens. — »J'ai la clé dans ma poche, et vous allez voir ce qu'il y a
dedans, dit le bénét de Ghalat; vous allez voir si je suis bête, (335) si
je sais ce que c'est que vivre, et si j'ai de la tête. Regardez le beau
bouquet pour ma commère Ginon, voilà des bonbons bien fins, de quoi
remplir son giron : voilà aussi pour mon filleul un beau voile de mous-
seline, voilà un bonnet de dentelle qui a, ma loi. bonne mine. (340)
Vous allez voir, qu'aujourd'hui, je n'ai pas oublié Fanchon, voilà un
beau gros pain de sucre qui vaut bien un jambon, voilà un mouchoir
brodé qui durera des années, voilà, pour jeter aux gens, deux gros
sacs de dragées. En voilà, mes amis, je ne suis pas un parrain de
bois, (345) comme vous le voyez tous, en trouveriez-vous un meilleur?*
— »Non, ma foi, dit Heurlin, mais tu as fait trop de dépenses, je ne
sais comment nous pourrons t'en donner récompense. « — «Je n'en veux
pas d'autre que le plaisir de vous contenter tous, répond Ghalat, je
vous aime autant que si vous étiez de mes parents.* (350) - » Mardi,
je n'y peux plus tenir, il faut que je t'embrasse, dit Ginonet, qu'avec
') Mi//?, s. f. poche. *) Ji'watnu, 2e pers. plur., ind. près, du v. a., rnratcr.
regarder; cfr. roman: reiraurder, resnanfûr. rcsirarder. *) Draipé, s. ni. lange, linge,
voile, couverture ; cfr. roman : drapais, drapel. drapeau.
Julirlitu'li il, Qcü. f. lothr Oivscliii lito u. AHcrluimtk., .Inlirg 3).
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— 141) -
Chiüquin au boin Chalat feyeut des compliments.
Sus s'boin kieur, ses preusents et ses bés sentiments
Fendant qu i s'eaijalint '), val lè masse que sonne.
355. »Aiprateuz-v', dit Heurlin, et parrain et marraine.
Houyeuz le saige-fomme *). Ah ! lè val qu a tolé,
Ayeuz soin d'nat' jaua), qui sent beun env'Iappé.
Mas je n'wé-m' lossé lè portouse d'auguire?4)
Sia, Sia! lè val aussé, qu'at tojos prate è rire.<
360. — »Xe v'presseur-me tant, dit lè beile Fanchon,
Lo damier coup n'a-m' s'né, n'faul-m'renvailler m'gaihhon.
Allons tot docett'mcnt, qu'en penseuz-v* Mariée ?«
— »C'at vra, rpond-t-i, sans nos on n'commenc'ré-m' l'office. «
— »Ecouleuz, r'prend Heurlin, ve n'direuz-m' que non.
365. Val les kiaches5) déjè que l'ont zout eairillon;
Pairtans en rang d'ignons8) et merchans en silence,
N'faul-me aller au motin comme on corre è le danse. «
Val mes gens devant l'euhii, on n ies é-m' putôt vus.
Que tortot dans lo vlaige ateut sans d'zos dessus:
loi, dès aujourd'hui, je danse.' Chacun au bon Chalat faisait des com-
pliments, sur son bon cœur, ses présents et ses beaux sentiments.
Fendant qu'ils se cajolaient, voilà la messe qui sonne. (355) Préparez-
vous, dit Heurlin, et parrain et marraine, appelez la sage-femme. Ah!
la voilà qui est là; ayez soin de notre coq. qu'il soit bien enveloppé:
mais je ne vois pas la porteuse d'aiguière? Si, si, la voilà aussi,
toujours prête à rire.» (300) — »Ne vous pressez pas tant, dit la belle
Fanchon, le dernier coup n'est pas sonné, il ne faut pas réveiller mon
enfant; allons tout doucement, qu'en pensez-vous, Maurice?« — »C'esl
vrai, répond-il, sans nous on ne commencera pas l'office. < — > Ecoutez,
reprend Heurlin, vous ne me direz non, (365) voilà les cloches déjà
qui font leur carillon; partons en rang d'oignons, et marchons en silence,
il ne faut pas aller à l'église comme on court à la danse.»
Voilà mes gens devant la porte : on ne les a pas plutôt vus, que
tout, dans le village, est sans dessus dessous. (370) Hommes, femmes,
') Caijalint, Ho pers. plur., imp., ind. du verbe caijahv, complimenter, cajoler
llatter; cfr. roman: cagrokr. r) Saùjf-fvmme, s. f. sage-femme; cfr. roman messin
Jean le Cuullon): saign-ft-mme, on l'appelait aussi: W nette fomme, la sâle femme.
*j Jau, s. n>. coq: cfr. roman: jau. *) hf fiortouse d'auguire. la porteuse
d'aiguière, était une femme qui faisait partie des cortèges de baptême, et qui
marchait la première, en portant une aiguière remplie d'eau. Cette coutume fut
conservée encore longtemps, et les vieillards de notre temps se souviennent
de l'avoir vue dans leur jeune temps. *) Kiache. s. f. cloche. •) Tgnon, s. m.
oignon.
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370. Hommes, fommes, afans, alint devant zoul' poûte.
Keurioux d'veur l'aissembiaye, et tortus en déroute.
Tortot ateut en branle, et les kiach s et les gens.
Les IxnHes, les vialons et tos les instruments.
C'ateut in cairillon, qu aireut fat sauver l'diale,
37:"). Fanchon, lè pour Fanchon en ateut <:uusi pâle.
On enteur au motin, dévat'ment, sans dir'mal.
Dezos l'drep des mairies on mat lo piat gaililmat;
Por zous éva ferveur, de boin kieur chaiquin prie.
Ft Tkeuré tot auss'tout fat lè curimonic.
380. Lè preumir' bacelle et lo preumin gaihhon1)
Ont quêté tos les douss po les pours") don canton.
Les mairiés, les témoins, ayant fat c'qu'i faut fare,
Signé d'sus lo reugite, et <-olé sans natarc,
Remercié l'keurc, payé los les chalans,
385. Que v'tormentent lolé comm* des poures mendiants.
Lo parrain, lè marraine et tos les gens d lè naee,
Au lagis dChan Heurlin s'en r vont aiprés le niasse.
C'at lossé qui faut veur tot lo vlaige ébaubi:
Po awer des pois d'seuk, on n'ouyeut pus qu in cri.
enfants, étaient devant leurs portes, curieux de voir le cortège, et tous
en déroute.
Tout était en branle, et les cloches et les gens, les boites, les
violons, et tous les instruments. C'était un carillon qui aurait fait sauver
le diable. (375) Fanchon, la pauvre Fanchon en était presque pâle.
On entre à l'église, dévotement, sans dire mot, sous le drap
des mariés on met le nourrisson ; pour eux avec ferveur, de bon wur
chacun prie, et le curé tout aussitôt fait la cérémonie. (380) La pre-
mière demoiselle et le premier garçon ont quêté, tous les deux, pour
les pauvres du canton. Les mariés, les témoins, ayant fait ce qu'il faut
faire, signé sur le registre, et cela sans notaire, remercié le curé, payé
tous les employés (385), qui vous tourmentent là comme de pauvres
mendiants, le parrain, la marraine, et tous les gens de la noce, au
logis de Chan Heurlin s'en retournent après la messe.
C'est ici qu'il faut voir le village ébahi, pour avoir des bonbons, on
n'entendait plus qu'un cri. (390 ,i Chan Heurlin. de son côté, le parrain Chalat,
l) Le garçon et la demoiselle d'honneur. *j l'oinr, adj pauvre.
10*
- 14* -
390. Chan Heurlin de s'eôté, Io parrain Chalat d Taute
En jetint è pognaye et n's'en feyint point faute;
Les kiaches, les vialons. tortut ateut en Pur,
Et les boctes surtout ressaninl au tonnar!
Ouyes, cainards. dindons se malint è le féte,
395. Les jaux chantint si haut qui vos rompint lè tête.
Les veiehes, lo wairé '), les ehins et les moutons
Jaipint, gueulint tortus pus fout que des Anons.
On entendent pertol au mitan dMè inalaye:
»Vir Mariée et Eanchon! vir lè heile mairiaye!«
400. Chaiquin rendeut hommaige è totes ses vertus.
Heurlin n'aireut-m' baillé c'jo lè po cent écus.
Aux gens qu'atint d'vant l'euhh, i jeut' ea des dreugeayes
Des dobes') tant et pus, et tojos pé pognaycs.
On r'commence è crier: «Viv' lo boin Chan Heurlin!
40:*). Lo boin Dieu béniré lo baitomme et l'fehhtin!»
En rentrant dans lè charnue éva tot' 1 aissembiaye :
'Cal lè moude. dit-i, d"reinbraissier s) lè mairiaye,
Et lo mairie tot d'mêmc, aussé j vas commencier. <
Chaiquin en l imitant ne se fat-m' prier.
de l'autre, en jetaient par poignées et ne s'en faisaient point faute. Les
cloches, les violons, tout était en Pair, et les boîtes surtout res-
semblaient au tonnerre! Oies, canards, dindons, se mêlaient à la fête,
(395) les coqs chantaient si haut, qu'ils vous rompaient la tête. Les
vaches, le taureau, les chiens et les moutons, japaient, gueulaient tous,
plus fort que des ânons. On entendait partout, au milieu de la mêlée:
»Vive Maurice et Fanchon! vive la belle mariée!» (400) Chacun rendait
hommage à toutes ses vertus. Heurlin n'aurait pas donné ce jour-là
pour cent écus.
Aux gens qui étaient devant la porte, il jette encore des dragées,
des doubles tant et plus, et toujours par poignées, on recommence à
crier: »Vive le bon Chan Heurlin! (40.) i. Le bon Dieu bénira le bap-
tême et le festin.*
En rentrant dans la chambre, avec tous les invités: «C'est la
mode, dit-il, d'embrasser lu mariée et le marié de même, aussi vais-je
commencer.» Chacun, en l'imitant, ne se fait pas prier. (410) Chalat
s'avance alors, et tire de sa poche un grand papier timbré, témoin de
') Wairr', s. m. taureau ; cfr. Pli. de Vigneullcs: uaircl. *) Ihbe, s. ni. double,
o'cst-a-dirc double liard ; cfr. roman: double. *) Jiembraissitr, v. n. embrasser: cfr.
roman: embrader.
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410. Chalat s'aivanee auss tout, et tire de sé malle')
In grand paupier timbré, témoin de sé péralle:
»Val, dit-i è Fanchon, lo m'Iioux de mes preusenls,
.l'a dit que j'me rewaleus tot comm' de vos pairents.
.l'a pramis que m'filleul aireut mon hérilaige:
415. I l'airé aiprés mé, sans praeès ni pairlaige.
J'rest'ra tojos gunihhon, si ve v'ieu/ l'aiccepler,
.le n' vieux qu'vat aimilié por prix de c'contrait-lè.«
- - «Je n'soffrirans jaimas in pérail saicrilice.
J'n'ira-m' vos deupoiller«, r'pond auss'tout Marine.
420. — »C.'n'a-m' <;olé, r'prend Chalat, si j'ii baille mo bien,
J'm'en reuserve lè rente, aiprés j'n'a b'zan de rien.
Que v'en sane tortus? paleuz donc, Letcornaye,
C lé n'at-i-m' beun enlé, ou fas-je cun' erawaye8)?«
! r'pond qu'on n'pieut mieux fare, et qu e pâler franch'ment,
425. In aibandon enlé vaut mieux qu'iu testament.
»Eh! beun, reprend Fanchon, j aiceept ra de val' grâce,
Po val' petiat filleul lo contrait d'vat' promasse,
Kt quand i s'ré d'vin grand, i v en remercieré,
Kt d'vat beile aiction, lo ciel vos r compens ré. «
430. Chalat s'vouet aippiuudi pé tot' le compaignaye,
On Ii fat compliment, on l'embraisse è l'envaye,
sa parole: «Voilà, dit-il à Fanchon, le meilleur de mes présents, .l'ai
dit que je me regardais comme étant de vos parents, j'ai promis que
mon tilleul aurait mon héritage, (415) il l'aura après moi, sans procès
ni partage. Je resterai toujours gar«;on; si vous voulez l'accepter, je
ne veux que votre amitié pour prix de ce contrat-là. « «Nous ne
souffrirons jamais un pareil sacrifice, nous ne voulons pas vous dépouiller»,
lui répond aussitôt Maurice. (420) — »Ce n'est pas cela, reprend Chalat,
si je lui donne mon bien, je m en réserve la rente; après cela je n'ai
besoin de rien, que vous en semble-t-il à tous? Parlez donc, Letcornaye,
n'est-ce pas bien comme cela, ou bien fais-je une bêtise V« Il répond qu'on
ne peut mieux faire, et qu'à parler franchement, (425) un abandon
comme celui-là vaut mieux qu'un testament. - »Eh! bien reprend Fanchon,
j'accepterai de votre grâce, pour votre petit filleul, le contrat de votre
promesse, et quand il sera grand il vous en remerciera, et de votre
belle action, le ciel vous récompensera.* (430) Chalat se voit applaudi
par toute la compagnie, on lui fait compliment, on l'embrasse à l'envie.
Il en pleurait de joie et ne pouvait répondre un mot.
') Malh, s. f. poche: cfr roman: wählte, poche oii los bergers mettaient
leurs provisions. ') Cmtnnje, s. f. corvée, i < - i dans I»' sens <le hetise.
- 150 -
Il on brayeut ') de jouye, et if poleut r'ponde in mat.
Fanchon crevant l'cailmer Ii poute so guaihhnat.
Bah! c'ateut ica pis, vlé qu'i so r'mat è brare,
435. Oui rembraiss so filleul, et qui n'sait comment fare
Po l'cairesser, l'bahier*), lo r'tonner d cent faicons;
1 n'poveut so lasser, n'écouteut point d'rahons.
»V'alleuz lo renvailler«, Ii crieut l'aissembiayc,
I brayeut comme in vés) qu'on moënc è le boch'raye \)
440. Kt n'écouteut péhhoune, aussé Ten é tant fat.
Qu Té, en lo dandinant, renvaillé l'piat guaihhnat.
• Ce n's'ré rien, dit Fanchon, j'vas li bailler è bo^re,
Kt drés qui s'rendreumré, je l'mattra dans s'berc-oire5)«.
Elle alleut s'en aller, quand airriv' lo keuré;
445. l/aiveul mis sé soutane6! et son bonnat carré.
Aiprés tos les sailuts, les compliments d'usaige,
Chan Heurlin. tot content, vieut li bailler in siège.
♦ C'u'a-m' lè poine, è cThourc on drasse lo diner,
Dit Ginon, d peus l'maitin, j'aivans tortus juné,
Fanchon, croyant le calmer, lui porte son enfant. Bah! c'était
encore pire, le voilà qui se remet à pleurer, (435) qui embrasse son
filleul, et qui ne sait comment faire, pour le caresser, le baiser, le re-
tourner de cent façons; il ne pouvait se lasser, n'écoutait point de
raisons: «Vous allez le réveiller!» lui crie la compagnie. Il pleurait
comme un veau qu'on mène à la boucherie, (440) et n'écoutait per-
sonne, aussi en fit-il tant, qu'en le dandinant, il réveilla l'enfant. >Ce
ne sera rien, dit Fanchon, je vais lui donner h boire, et dès qu'il se
rendormira, je le mettrai dans son berceau.»
Klle allait s'en aller quand arrive le curé, (445) il avait mis sa
soutane et son bonnet carré. Après tous les saluts, les compliments
d'usage, Chan Heurlin, tout content, veutjui donner un siège. •- »Ce
n'est pas la peine, maintenant on dresse le diner, dit Ginon; depuis le
») Brayeut, H« pers. imp. ind. du verbe brare, pleurer; cfr. roman: braire.
»l Balikr, v. a. baiser, embrasser: cfr. roman: lutter. ») I c'.s. m. veau: cfr. roman:
rai*. *■■ Boch'raye, s. f. boucherie; cfr. roman: '<oc«r/V, boucane. s) Berçoire. s. m.
berceau : cfr. roman : berehoul. bereit, l>ereuet, Iwrsueil, bas latin : berciohtm *) Au
dix-lmiticme siï-cle la soutane .'tait un costume de chour et de cérémonie. Le
clergé portait comme costume de ville, l'habil noir à la franchise ou la lévite avec
les culottes courtes.
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450. Allons, monsieur l'keuré, val" piaice af prépairaye,
l'aisseuz d'vant, vas berbis vos hbuvront1), front lè haye.«
Dans lè cbambe è côté, chaiquin s' rend en jasant,
Kn chantant, en riant, et d'piahi s'aigniçant.
Si l'on v ient raiconlcr lot c'qu'on-z-é fat è tauillo8),
455. Les grous mats qu'on-z-é dit, comme on-z-é fat lè riaule3),
Combien qu'is aivint d'piéts, et combien qu'is ont bu,
I faureut pus d'in jo, mas j'en sus bon ensu4).
I hheuflil5) d'sawer que Fanchon, que Marke,
Chan Heurlin et Ginon, cl Chalat lo Jocrisse.
460. Ont tortus t nin péralle et fat ce qifis ont du.
Qu'é Vremin, en in mat, règne ica d'iè vertu.
lœs lecteurs pensent beun, qu'ausstout aiprés lè panse'5)
Kune si belle fétc é fini pé lè danse ;
Kl si de e'que j'a dit is sont tortus contents
465. .le s'ru payé d'mè poöne et n'regretfra-m' mo temps.
matin nous avons tous jeûné. (450) Allons, monsieur le curé, votre
place est prête, passez devant, vos brebis vous suivront, elles feront la
haie.» Dans la chambre à côté chacun se rend, en jasant, en chantant,
en riant, et de joie, se taquinant.
Si l'on veut raconter tout ce qu'on a fait à table, (455) les
gros mots qu'on a dits, les gauloiseries qu'on a faites, combien ils
avaient de plats, et combien ils ont bu, il faudrait plus d'un jour,
et j'en suis bien loin. 11 suffit de savoir que Fanchon, que Maurice,
Chan Heurlin et Ginon, et Chalat le jocrisse. (460) ont tous tenu parole,
et fait ce qu'ils ont du ; qu'à Vremy, en un mol, règne encore de la vertu.
Les lecteurs pensent bien, qu'aussitôt après la panse (diner), une
si belle fête a fini par la danse, et si, de ce que j'ai dit, ils sont tous
conlents, (465) je serai payé de ma peine, et ne regretterai pas mon
temps7).
*) Hhuvronl, 3« p€rs. du plur. fui. prés, du verbe hhtir, suivre; cfr. roman:
xk»V. *) Tauille, s. t. table; cfr. roman: taule. *) Kiaule, s. f. gaudriole, gau-
loiserie, divertissement. 4) Ensu, adv. loin de; cfr. roman: rnsus. *) Hfteufit, 3«
pers. sing. ind. prés, du verbe hheufir, suflir. *) l'anse, s. f. le ventre. Ce mot
est employé ici dans un proverbe: aiprés lê panse, lè danxe, c'est-à-dire après le
diner, après le festin, le bnl; cfr. roman: panse, pansie. 'i Dans la traduction nous
avons conservé l'orthographe des noms propres, sans les traduire. En voici cepen-
dant la traduction: Vhun Heurlin, Jean Huilin, Ginon, Jeanne, Fanchon, Fran-
çoise, Mariée, Maurice. Freumin. Finnin. Letrvmayc. La ('ornée. Gmmnlat, Claude.
Chalat. Charles.
- 152 -
Die gallorömiscben Villen bei Loerchingen und Saaraltdorf
in Lothringen.
Von T. Weiter und H. E. Heppe
Als Fortsetzung des mit" der Freilegung der beiden gallorömischen
Villen bei Fréeourt-Urville ') begonnenen Unternebniens und als weiterer
Beitrag zur Klarstellung der alten Siedelungsgescbicbte unseres Landes
gelangten im Laufe des Jahres 1907 die auf den Abb. 1—8 dar
gestellten beiden Villen bei Loerchingen und Saaraltdorf zur Bearbeitung
Von ihnen soll zunächst diejenige bei Loerchingen als die
minder bedeutende hier behandelt werden. —
Verf. war es seit langem bekannt, daß in den Feldern auf der
sanft ansleigenden Höhe zwischen dem Bahnhof Loerchingen und dem
Flecken die Reste eines alten, vermutlich römischen, Bauwerks dicht
unter der Oberfläche begraben lägen. Als nun just diese Stelle mit
ihrer Umgebung als Bauplatz für die Anlage der neuen Landesirren-
Zweiganslalt ausersehen wurde, war keine Zeit mehr zu verlieren,
wenn von den dort ruhenden Resten für die Wissenschaft gerettet
werden sollte, was sich von ihnen, wenigstens auf dem Papier, be-
wahren ließ.
Nach den üblichen Vorverhandlungen wurde denn zur Freilegung
geschritten. Ihr nach Umfang und Erhaltung des Gefundenen leider
etwas bescheidenes Resultat liegt in der Darstellung der Abb. Villa rustica
bei Loerchingen vor.
Fin Blick auf den nahezu quadratischen Grundriß genügt bereits,
um zu erkennen, wie berechtigt die Bemerkung in der vorjährigen
Arbeit') gewesen, daß es verfrüht wäre — wie verschiedentlich ver-
sucht worden 3) — jetzt schon für die hier behandelten Gebäudespezies
ein allgemeingültiges Schema aufzustellen. Denn wenn sich auch hier
wieder einerseits eine gewisse Verwandtschaft der Anlage mit den
Urviller Anlagen ebensowohl, wie mit den aus dem rechtsrheinischen
Gebiete bekannten, nichl wohl verkennen läßl. sc- weicht doch anderer-
') Welter iiml Heppe: Die gallurüinischen Villen bei Kur/.p] m Urningen.
- Jahrbuch der Gesellschaft für lolhr. Gcscliichlc und Altertumskunde. Band XVIII.
1!106. S. 41» ff.
»> a. a. 0. S. 417.
'i HeUner, Zur Kultur von Germanien und Gallia Helgica. Westd. Zeitschr.
II. S. 1H ff Antlies. Denkmalpflege IJKHi. s. 117 ff.
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Cp-^~ r— *.»
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• SCHNITT-« A - B-
'WELTER-U-HEPPE-riET^,-
• FREI LESUN8 • DER- VI U-A •
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f-, ■ , ■ ( , i , ■ f L.TC-* BEI«LÖRCHINQEN»IN*L.OTHR«
3 * -» •GFWNDRISS-ltWSCHNlTT'I.Sb
•MflftS55Tflö' V.5o. i3
l-fct — i — i — i — t — S 1
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— 154 —
seits dieses neue Loerchinger Beispiel von den bisher bekannten Typen
auch wieder erheblich ab. (Vgl. w. u.)
Als verwandt mit den bisher bekannten lothringischen Wirtschafte
villen ist bei näherer Betrachtung außer der üblichen Lage des Ge-
bäudes auf dem Hügelabhangc. die Anlage des Ganzen rings um einen
inneren Hof und der typische eine Kellerraum mit seinem langen
Kellerhals zu bezeichnen.
Abweichend von der Regel aber und neu sind die quadratische Form
des Grundrisses, die geringen Abmessungen des Innenhofes, die Ver-
kümmerung des Flügelbaulen-Motivs und die vorläufig - wenig klare
Verteilung der verschiedenen Räume.
Am auffallendsten ist hierbei gegenüber der sonst gestreckten,
die quadratische Anlage des Ganzen und mit ihr die Kleinheit des
Hofes, die z. R. eine Wendung mit bespanntem Wagen in ihm zur
Unmöglichkeit machen würde. Mit seinen einem mittelgroßen Zimmer
entsprechenden Maßen erweckt er eher den Gedanken an ein einfaches
impluvium, als den an einen brauchbaren Wirtschaftshof. Bei der sehr
weitgehenden Abtragung der Mauern — es ist im wesentlichen eigentlich
nur das unterste Bankettmauerwerk erhalten — ist leider, mit Aus-
nahme des durch seinen Beton-Estrich als Wohnraum gekennzeichneten
Raumes B in der Südwestecke, eine auch nur annähernde Zweck-
bestimmung der einzelnen Räume nicht mehr möglich. Jedenfalls
macht ihre Anordnung nicht den Eindruck, als ob sie für einen Bauern-
hof bestimmt und geeignet gewesen sei. Hingewiesen sei auf die
einem Sainrnelschueht ähnelnde Steinsetzung in dem eine grobe Pack-
lage aufweisenden Räume A und auf die etwa 4 V 6 ,n große Packlage
an der südlichen Außenmauer desselben, die an dieser Stelle einen
Eingang vermuten lassen könnte. —
Die Zeitteilung dieser Loerchinger Villa mag von der der übrigen
bis jetzt bekannten Beispiele kaum wesentlich abweichen, wie sich aus
den gesondert zu behandelnden Kleinfunden, darunter einer Münze des
Antonius Pius aus dem .lahre 154 n. Chr. ergibt.1) —
Als Resle von Nebengebäuden anzusprechende Mauerspuren haben
sich hier nicht feststellen lassen.
Nach dem Vorstehenden erscheint es nicht ganz leicht anzugeben,
welcher Gcbäudcgultung das vorliegende Beispiel nunmehr wohl zu-
zuweisen sei.
Bekanntlich lassen sich nach Heltner u. A. die römischen „Villen '
in zwei große Gruppen einteilen, von denen die eine die sogen. Luxus-,
'■) Bemerkt werden inuf> liier diis verliäUnismiilM« häufige Auftreten von
kleinen FeiiersteinbruchsliUken im Bauschutt.
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I
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- 156 —
die andere die Wirtsehaflsvillen, die eigentlichen Bauernhäuser, umfaßt.
Hierzu fügen Anlhcs und Wichmann eine dritte Gruppe, die der
großen, sehr reichen Gutshöfe mit abgetrenntem Wirtschaftskomplexe
und Weller und Meppe l) unter ausgesprochener Anerkennung der dritten
Gruppe, welche sie in Lothringen als vorherrschend angeben, eine vor-
läufig noch problematische vierte, diejenige der kleinen Gutshöfe, die
in ihrem Wohnteile nicht erheblich über den Rahmen des Bauernhauses
hinausgehen, dagegen abweichend von diesem, wie die großen „Herren-
güter", den Wirtschaftsteil ebenfalls für sich gesondert zeigen. —
In keine dieser Abteilungen aber läßt sich nun die Loerchinger Villa
ohne Widerstand unterbringen, so daU die Versuchung auftritt, ihr zu Liebe
eine weitere neue Unterabteilung der Gesamtgruppe zu bilden. Und
zwar dann vielleicht die der eigentlichen Landhäuser, bei denen
das Wohnen in der freien Natur Hauptsache gewesen wäre, der Wrirt-
schaftsbetrieb aber sich im wesentlichen auf den reinen Hausbedarf
beschränkte.
Ob diese Hypothese Existenzberechtigung besitzt, muß vorläufig
bis zur Feststellung weiterer und mehr gesicherter Exemplare dahin-
gestellt bleiben. Woraus der Schluß zu ziehen sein dürfte, daß, wie
zahlreich auch die gallorömischen Villen in Lothringen sind, deren noch
lange nicht genug ausgegraben worden sind!
Für England ist übrigens in einzelnen Fällen die Ausbildung des
inneren Hofes der Wohnung als ausgeprägtes Peristyl mit Impluvium
unzweifelhaft bezeugt "), so dass es nicht zu gewagt erscheinen mag,
wie oben geschehen, ähnliche Haus- (Villen-) Formen auch für unser
Gebiet anzunehmen.
Der l'erislyl-Hof aber macht nun, wie leicht einzusehen, seine
Benutzung für den landwirtschaftlichen Betrieb unmöglich, ganz ab-
gesehen davon, daß er von vornherein eine verhältnismäßig weit-
gehende Kultur der Lebensformen vermuten läßt, die schwerlich in
enger Verbindung mit bäuerlicher Wirtschaftsweise angetroffen werden
dürfte. Damit aher wird weiterhin entweder ein gesonderter Meierhof
bei größerem, auf den Markt berechnetem Betriebe vorausgesetzt,
oder aber es mußte von vornherein bei der Anlage des Ganzen über-
haupt auf eine den Hausbedarf übersteigende Produktion verzichtet
werden. Auf diese Weise aber wäre dann als weitere neue - - fünfte
Gruppe das eigentliche Landhaus in unserem Sinne zwanglos ent-
standen! —
') Vgl. Welt« u. Hopi«-, a. a. <). S. 4'J3.
*) Anlties a. a. 0. S. tat.
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WELTE R • UND •NEPPE* METZj *
BEILEGUNG • DER* VILLA -Rl^ST-
BE.1 ' SAARALTDORF-
S »TU ATI ON S PL AN •
MAftSSSTAB' 1 33o73
BLATT-
BEZIRK -
•CVJPSEN.U-OEÎt.
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- 158 -
Das allgemeine Schema, wenn denn einmal ein solches des leich-
teren Ueberklicks wegen nicht wohl entbehrt werden kann, würde sich
nunmehr unter Berücksichtigung der von den Verfassern befürworteten
neuesten Formen logisch geordnet etwa folgendermaßen darstellen,
wobei für die Ableitung der beiden Parallelreihen der
reicheren Gestaltungen als Entwicklungsprodukte aus dem
einfachen Bauernhause manches sprechen dürfte.
Schema.
A.
Wirtschaftsvillen*»
(Bauernhäuser!
mit Wohnung und Wirtschaft unter einem Dach.
Davon ausgehend:
ß" C t.
1. Kleine Gutshöfe 1. Grosse Gutshöfe, mit sehr aus-
Mit selbständigem, bescheidenem gedehntem, fürstlichem Wohnteile
Wohnteile und abgetrenntem und abgetrenntem Wirtschafts-
Wirtschaftshofe. Das ganze Jahr komplex. Das ganze Jahr be-
hewohnt und betrieben. trieben und bewohnt.
2. Landhäuser i. Luxusvillen tr i.
Mit Peristylähnlichem Innenhofe. Sehr ausgedehnt, aber stets ohne
Landwirtschaftlicher Betriebnirht Wirtschaflsbetricb und nur im
Bedingung. Das ganze Jahr oder Sommer bewohnt,
nur im Sommer bewohnt. *
Heicher als in Loerchingcn war die Ausbeute in Saaralhlorl,
diesem sehr alten Dorfe an der Saar, bekannt nicht allein durch den
langen Zug seiner als „Heidenmauern'1 bezeichneten struppigen Hecken
mit ausgedehnten Mauerresten und zahllosen Scherben aller Art und
Gattungen, sondern auch und hauptsächlich wohl für diesen nördlichen
Teil des Kreises Saarburg durch den auf der Höhe nach Goerlingen
zu gelegenen „Weiherwald".
Dieser verdankt seinen Namen nicht etwa dem Umstände, duti
er 6—8 Maren größeren l'mfanges birgt, deren Hälfte stets mit Wasser
angefüllt ist, sondern der Tatsache, daß die angrenzenden Talsenkungen
im Mittelalter abgesperrt und so künstliche Fisch weiher gebildet wurden.
*) nach : Hettner, a. a. <>.
**i nach: Weiter und Heppe, a. a. 0.. S. 423.
f) nach: Wichmann. Jahrb. d. Ges. f. I. Gesch. u A. 18!*8. S 171 IT
tt) nach: Derselbe und Anthes, a a. ().. a. a. O.
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— im —
die der Abfluß der oberen Uucllcn speiste und aus denen das nächste
Kloster sich die köstliche Speise verschallte.
Nebst diesen Maren und der Villa, deren Besehreibung folgen soll,
birgt er auch noch eine Reihe von etwa 30 Hünengräbern der Hallstat t-
La-Tcne-Zeit. Verf. hat Vi derselben mit Erfolg ausgegraben: eine
mehrjährige Arbeil über die hier bald berichtet werden soll.
Auf diesen so interessanten „Weiherwald" hatte des Verf. Auf-
merksamkeit gelenkt sein Freund, der junge Landwirt .losef Schantz
des benachbarten Gutes Freiwaldhof, der die tumuli kannte.
Die Ausgrabungen dieser tumuli besichtigle öfters der eifrige
Archäolog des benachbarten Bezirkes Inter-Elsaß, Heinrich Schlosser
aus Drulingen. der dann gelegentlich Verf. auf die umfangreiche Ruine
eines „Heidenschlosses" aufmerksam machte.
Aus den an der Oberfläche spärlich sichtbaren Tuffsteinen sowohl
wie aus der Lage auf der Höhe wollte jedoch Schlosser nicht gleich
auf eine Villa, sondern eher auf einen Tempel schliessen. Verf. selbst
hegte einigen Zweifel demgegenüber, der sich schließlich als berechtigt
ergeben sollte.
Flurnamen wie „HeideuschlolJ" und ähnliche sind in vielen Fällen
schon dem Archäologen I reifliche Führer zu manchmal ergiebigen Fund-
stellen gewesen. Denn wenn sich im Gedächtnis des Volkes auch die
fest umrissene Erinnerung an Taten und Ereignisse längst verklungener
Tage verwischt hat, — im Gewände der Sage, in heute dem Unein-
geweihten zuweilen ganz unverständlichen Namensbezeichnungen, in
Kinder- und Spinnstubenmärchen lebt ein Schimmer dessen, was einst
gewesen, weiter. —
So ließ sich aus der genannten Flurbezeichnung ohne weiteres
schließen, daß an jener Stelle einmal ein größeres Gebäude gestanden
haben müsse. Und mit den Heiden sind hier zu Lande stets entweder
vorhistorischer Besitzer oder die Hörner gemeint, wenn deren Werke
nicht gar dem Teufel und den Hexen zugeschrieben werden.1)
Aus dem Namen „Schloß'' konnte ferner entnommen werden,
daß es größere Beste gewesen sein mußten, die ihm Entstehung
gegeben, eine Annahme, die durch die Erzählung, daß «1er Hauptteil
des naheliegenden elsässischen Dorfes Goerlingen mit den Steinen der
Ruine erbaut sei, nur bestärkt wurde.
Diese letztere freilich schien spurlos von der Erde verschwunden:
Der Wald hatte die Stätte zurückerobert, wo einst Menschen lebten
und litten. —
*) Teufelswege. Tcufelssteine, I te xonschloß, Hexenkessel. Heidenmauer.
Heidenstadt. Heulenturm u. dergl. m Vergl. hierzu: ('.. Mündel; Die Vogeson.
Heischandbuch für Elsaß-Lothringen. Strafiburg 1«0<> ■- Register. -
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- 162 —
Seine nahe Verwandtschaft mit Urville-Frécourt beweist das neue
Beispiel ferner — und zwar im Gegensatz, zu dem gleichzeitig frei-
gelegten in Loerchingen — auch durch die hier ganz gleich wie dort
ausgebildeten und wie in Frécourl nach Norden vorspringenden beiden
kurzen Flügel. ')
Welcher Wert gerade dieser Anordnung hier beigelegt wurde,
läßt sieh daraus erkennen, daß anscheinend nur ihr zuliebe der im
Verhältnis zur ganzen Anlage als unorganisches Anhängsel erscheinende
Raum H in den Grundriß aufgenommen wurde. Letzterer macht in-
folgedessen einen unvollständigen Kindruck, so als ob er nicht in dem
ursprünglichen Umfange zur Ausführung gelangt sei.
Dabei ist zu bemerken, daß der nach Süden außen an die Hof-
mauer angelehnte Raum N bestimmt nicht zum ersten Entwurf gehörte,
was daraus hervorgeht, daß seine Wände nicht im Verbände mit der
Hofmaucr stehen, wie sie auch durch ihre mangelhafte Ausführung
von dieser unterschieden sind. Außerdem bestand zwischen diesem
Räume und dem Hofe keinerlei Verbindung: er erscheint somit als
spätere Anfügung.
Aus denselben Gründen, mit Ausnahme des letzten, müssen auch
die Räume K, L und M als späterer Anbau bezeichnet werden. Denkt
man sie sich übrigens als nicht vorhanden, so gewinnt
der auf den ersten Blick etwas verworren erscheinende
Raum komplex hier sofort an Klarheit und ähnelt dann
auch seinerseits wieder dem entsprechenden Teile der
Anlage in Fr é court. Wie dort und in Urville lindet sich dann
auch Iiier wieder der nach Westen orientierte einzige Kellerraum mit
seinem diesmal im Innern des Hauses liegenden langen Kellerhalse.
Auf Grund aller dieser immer wiederkehrenden und somit wohl
auch für unser Gebiet*) als typisch zu bezeichnenden Eigentümlich-
keiten darf nunmehr Suaraltdorf unbedenklich als in dieselbe Gebäude-
kategorie wie Frécourt-Urville gehörig bezeichnet werden, vor denen
der neue Fund aber eine etwas reichere Ausstattung der Wohnräume
voraus hat.
Welcher Unterabteilung des weiter oben dargestellten Schemas
diese Kategorie nun aber zuzuschreiben ist. darüber gibt vielleicht die
weitere Untersuchung Aufschluß. —
Hei der Bearbeitung der letztjährigen Freilegung wurde darauf
hingewiesen"), daß aus dem eventl. Nichtvorhandensein eines großen
Vergl. Wetter und lleppe a. a. 0 S 422
V. Anthes a. a 0. S. US),
a; Weiter und lleppe. a. a. 0 S 422 f.
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- 164 -
Einfahrtstores in den Innenhof gefolgert werden könnte, daß die frag-
liehe Anlage dann u. M. keine eigentliche Wirtschaftsvilla, d. h. kein
Bauernhof gewesen sei, sondern eine zwischen ihm und dem großen
Gutshofe einzureihende Zwischenstufe mit getrenntem Wohn- und Wirt-
schaftsteile.
Hier in Saaraltdorf nun hat sich das Hoftor und neben ihm sogar
noch eine sogen. Mannplbrte klar und deutlich erhalten! Die Frage
könnte somit, mindestens für hier, gelöst erscheinen.
Und doch ist das keineswegs der Fall!
Betrachten wir einen unserer alten Bauernhöfe, die wie z. B. der
l'ränkiseh-allemannische (der Ebene)1) um einen mit der Straße durch
die große Einfahrt verbundenen Mittelhof angeordnet, meistens auf drei,
zuweilen auch auf allen vier Seiten alles vereinen, was der Bauer an
Gebäulichkeiten für seinen Wirtschaftsbetrieb gebraucht, so finden wir
dort neben dem nur einen bescheidenen Raum einnehmenden eigent-
lichen Wohnhause mit seitwärts angehängten Schuppen auf der einen
Langseite, auf der anderen die Ställe und auf der dem Eingang ent-
gegengesetzten Querseite die Scheunen Das Ganze entweder massiv
oder meistens, wenigstens in den oberen Geschossen in Holzfachwerk
ausgeführt. Alles aber von dem das Zentrum der Anlage bildenden
Hofe aus bequem zugänglich.
Von allem dem nun hier in Saaraltdorl, wie ähnlich auch in
anderen Beispielen dieser angeblichen ., Wirtschaftsvillen" wirklich vor-
handen oder erkennbar nur der Hof, daran auf der einen Seite das
Wohnhaus, gegenüber das Kingangstor und auf der allein bebauten
einen Langseite das den Kellerhals enthaltende langgestreckte Neben-
gebäude.
Im Betriebe der Landwirtschaft hat sich aber doch wohl schwerlich
seit der gallorömischen Zeit eine solche Aenderung vollzogen, daß die
für den Betrieb heule erforderlichen hauptsächlichen Räume und
Gebäude nicht auch als für damals notwendig und somit wohl vor-
handen vermutet werden dürften. Wenn sie nun in den hier in Frage
kommenden Anlagen wie Saaraltdorf. Frécourl, l'rville auch nicht ein-
mal mehr in noch so geringen Spuren erkennbar sind, so darf wohl
kühnlich angenommen werden, daß sie überhaupt nicht vorhanden
waren! Her beliebte Ausweg, solche Bauteile, deren Vorhandensein
erwünscht, aber nicht nachweisbar ist. als in Holz konstruiert gewesen
und infolgedessen spurlos verschwunden zu bezeichnen, ist doch wohl
•) Vergl. R. Mennig, Das deutsche Haus. S 20 f. Verbd. dtsch. Arch.- und
Ing.-Vereinc: „Das Bauernhaus im Deutsche Reiche" clc. Testband S. 247."
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— im —
zu bequem, um auch da zu gelten, wo uichl bündig«' Beweise seine
Berechtigung erhärten.
Es ist nicht ersichtlich, weshalb der größte Teil einer Anlage in
ganz vorzüglichem und reichlich stark bemessenem massivem Mauer-
werk ausgeführt gewesen sein soll ; ein anderer, für den Betrieb nicht
minder wichtiger aber in der weniger widerstandsfähigen Holzkonslruk-
tion. Ganz abgesehen von rein technischen Erwägungen M spricht
dagegen schon der Umstand, daß in den vorzugsweise den Massivbau
pflegenden Gebieten wie z. B. gerade in einem großen Teile Lothringens
und zwar seit allen Zeiten — der Holzbau äußerst selten zu sein
pfleg«.
So darf denn nun wohl abschließend gefolgert werden: Wenn
sich in dem Saaraltdorfer Gehöft, als Exempel für alle seinesgleichen,
rein landwirtschaftliche Baureste nicht vorfinden, wenn dagegen die
vorhandenen Beste klar und deutlich vergl. w. u. als nicht
für landwirtschaftliche Zwecke bestimmt erkennbar sind, wenn ferner
diese vorhandenen Bäume in ihrer Ausstattung und kulturellen Höhe
das bäuerliche Durchschnittsniveau immerhin nicht unerheblich über-
steigen, und wenn zudem in unmittelbarer Nähe, aber außerhalb des
Hofes weitere Mauerreste ständig auftreten. so hat neben der wirk-
lichen „Wirtschaflsvilla". also dem reinen Mauernhofe, und neben dem
großen Herrengute iWichmanu) eine dritte, die Mitte zwischen beiden
einnehmende Form bestanden, die ohne sich von bäuerlicher Wohn-
und Lebensweise allzuweit zu eut lernen doch wie das Herrengut den
Wirtschaflsbetrieb nicht unter demselben Dach mit der Wohnung des
Besitzers dulden wollte. Die Wohnung des Besitzers und seines nicht
landwirtschaftlichen Gesindes aber wäre dann eben der wie hier in
Saaralldorf neuerdings freigelegte Bau allein und ausschließlich ge-
wesen. —
Aber das Einfahrtstor!
Nun, auch dieses kann in diesem Kalle hier nicht viel gegen unsere
Theorie beweisen.
Zunächst braucht selbst ein Einfahrtstor nicht unbedingt auch
einen Bauernhof vorauszusetzen : jedem besseren Anwesen steht ein
stattliches Tor gut zu Gesicht! Bann aber ist seine lichte Weite hier
in Saaraltdorf von 2.-J0 m für den Durchgang von Wagen sehr gering
bemessen und wäre bei der Voraussetzung der Abmessungen heutiger
Fuhrwerke /.. B. nicht ausreichend. Die modernen Baupolizei- Verord-
nungen 2\ schreiben regelmäßig für Einfahrten in llausgrundstüeke ein
1 1 vergl. WcMer und Heppe. a. a. S. 42'i f.
- vergl. Bauordnung der Stadt Metz, 1 1H Kl. s. X\.
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— 16« —
Mindcsllkhlmaß von 2,50 m vor, während für Scheunenlore gar 3,50 in
bis 3.75 m die Regel sind.
Das Einfahren in einen Hof muß nun aber auch einen Zweck
haben! Kntweder soll dort der Wagen be- oder entladen werden.
Beides setzt Räumlichkeiten voraus, die den zu bewegenden Sachen bis
dahin oder von da ab als Lager dienen.
Von solchen Räumlichkeiten nun, Ställen, Schuppen, Scheunen,
Lagerkellern hat sich in Saaraltdorf z. U. keine Spur gefunden. Der
ein/ige Raum, der in Betracht kommen könnte, G, enthält den Keller-
zugang, vermittelt auch den zu H. und besitzt nur eine einzige Tür
nach dem Hof, ist also für jede Art von Lagerung so ungeeignet wie
möglich. Außerdem ist der Raum, wie dort gefundene Putzreste an-
deuten, ausgemalt gewesen und dazu liegt die Schwelle der einzigen
Türe so hoch, daß sie für Vieh nicht passierbar war, so daß auch
ein Stall hier ausgeschlossen ist.
So wären die so eifrig gesuchten Wirtschaftsräume hier also doch
in Holzkonstruktion ausgeführt gewesen V Leider ist dies, ganz ab-
gesehen von den oben angeführten Gründen, auch hier nicht anzu-
nehmen. Denn berücksichtigt man die Breite des Hofes — 14,12 m
(vergl. Abb. 1, Grundriß) und nimmt als Mindestmaß für die Tiefe
eines nur an der freien Hofwand denkbaren Lagergebäudes, Stalles
oder dergl. nur 1—5 m an. so bleibt als freie Holfläehe eine Breite
von W 10 m. Kine solche aber würde für einen der heule üblichen
Leiterwagen (<» 7 m lang) mit Bespannung nicht genügen, um nur
einigermaßen^bequem wenden zu, können. Dazu wäre vielmehr minde-
stens eine freie Horbrcite von 10 -15 m erforderlich.
Kntweder fanden sich also in unserem Hofe außer den vorhan-
denen keine weiteren Baulichkeiten, oder er war, solche angenommen,
nicht fahrbar. Damit ist das Tor auch, abgesehen von seiner geringen
Breite, als Einfahrtstor hinfällig und bleibt nur die logische Folge-
rung, daß eben ein Einfahren in das Anwesen nicht beabsichtigt war.
Gestützt wird diese) Folgerung auch dadurch, daß nach dem Bericht
des Vorarbeiters bei der l'reilegung mitten im Hofe ein Werksteinstück
gefunden wurde, das einem Säulenpostamente oder dem Kuße eines
der w. u. zu besprechenden ..Kellertische" ähnlich sah. 'j
') Bemerkt wird liier, das* die 1200 Mark, welche die Erben Walbiez der
Gesellschaft zur Verfügung gestellt hatten, bereits erschöpft waren ehe an die
Ausgrabung des inneren Hofes gegangen werden konnte. I>ie Arbeiter stellten
deswegen einfach den Punkt fest, an dem sich die beiden Diagonalen durch-
schneiden, gruben ihn aus und trafen dabei das Postament.
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Die Gemeinde Saaraltdorf, die bei der Freilegung des umfang-
reichen Mauerwerkes mehrere Hundert Kubikmeter vorzüglicher Strassen-
Sleine gewonnen hat, und damit in die Lage versetzt, ist ihre Gemeinde-
Waldwege gehörig auszubessern und in Stand zu setzen, hat um die
Erlaubnis gebeten, die ihr nicht verweigert werden konnte, diese Steine
abzufahren. Beim Abreissen der Mauern wird sie eines Tages an die
Hofmauer kommen und so auch den inneren Hofrauin zu leeren
berufen sein.
Von dieser Arbeit und der Durchführung derselben wird es ab-
hängen, ob Gegenstände oder Anlagen zu Tage gefördert werden, welche
die vorliegenden Ausführungen unterstützen oder nicht.
Es mahnt übrigens dieser Umstand ernstlich, die Ausgrabung einer
grösseren gallo-römischen Villa nur dann anzugreifen, wenn dazu reich-
liche Mittel vorhanden sind und sie, wenn einmal begonnen, gründlichst
durchzuführen.
Dass ein fester Gegenstand mitten in dem schmalen Hofe nicht für
dessen Benutzung mit Wagen spricht, dürfte al>er ohne weiteres
zugegeben werden.
Dazu kommt nun noch die verhältnismässig reiche Ausstattung
der Wohnräume. Ks sei erwähnt die Hypocaustanlage, das Bad, die
farbige Ausmalung der Wände, die solide Konstruktion des Ganzen
und die harte Dachdeckung. (Vergl. das Nähere hierzu w. u.) Elemente,
mit denen sich ein auch noch für unsere Ansprüche recht wohnliches
und wohl über damalige Bauernansprüche weit hinausgehendes Heim
herrichten Hesse.
Aus alledem aber bleibt auch hier nur der Schluss, dass die ■
Anlage ein Bauernhof, eine Wirtschaftsvilla im Sinne des Wortes
nicht gewesen sein kann.
Was aber war sie dann ?
In seiner Monographie über die römischen Villendes Mediomatriker-
landes ') kommt nun Grenier zu dem Resultate, dass bei den in den
80 er, HO er und 80 er Jahren freigelegten Villen von Sorbey, Marly
und Betting sich unmittelbar neben dem Wirtschaftshofe, der eigentl.
villa rustica, einer dieser in der Ausführung des Mauerwerks gleiche
besondere villa urbana als Wohnung des nur vorübergehend anwesenden
Besitzers erhoben habe.
Die Richtigkeit dieser Theorie vorausgesetzt und die Grundrisse
der drei Anlagen sprechen allerdings ciafür, wenn sie auch nicht mit
■i Grenier, Habitations gauloises et villas latines dans la Cité des Medi«»-
matrices. Pari* 1906. S. 87. fi".
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einer strengeren Ansprüchen genügenden Sorgfall aufgenommen sind,
so wäre damit eine Antwort auf unsere Frage weiter oben gefunden.
Was für drei verschiedene Fälle nahezu erwiesen, darf auch Tür
einen vierten als mindestens nicht unwahrscheinlich gelten, besonders
dann, wenn der geführte Indizienbeweis keinen andern Schluss zuIiis»! .
Dieser Schluss aber lautet :
Die Villa in Saaraltdorf sicher, diejenigen in Fréeourt und Urville
aller Wahrscheinlichkeit nach, waren keine Bauernhöfe, keine .,Wht-
sehaftsvillen", sondern die zu solchen gehörigen Herrenhäuser, die
Wohnung des Besitzers, l ud hier in Saaraltdorf wenigstens wohnte
dieser Besitzer, wie aus dem Vorhandensein einer Heizanlage zu folgern,
ständig — nicht nur im Sommer — auf seinem Gute.
Auch die oft erwähnten in nächster Nähe der freigelegten Objekte
gefundenen Mauerreste wären damit erklärt als die spärlichen Ueber-
bleibsel des eigentlichen Hauernhofes, der offenbar minder sorgfältig
ausgeführt, dazu einfachsten Grundrisses, der Zeit nicht denselben
Widerstand zu leisten vermochte, wie da» in allem bevorzugte Herrenhaus.
Die von dem Verf. schon im Vorjahre vermutete neue Zwischen-
slul'e des allgemeinen Schemas aber wäre damit tatsächlich aufgefunden.
Es steht zu hoffen, das« diese wichtige Frage für die Kultur der
Zeit durch weitere Freilegungen ihrer bestimmten Beantwortung näher
geführt werden wird. —
Nach der allgemeinen Behandlung des Gegenstandes sei nun die
Wohnung unseres neuen Fundes des näheren betrachtet.
Wie Hingangs bemerkt, legt sich diese um die West- und Nord-
seite des Hofes und bildet so zwei Gruppen. Der ersten gehören die
Käume nach Westen A K, M. L und K des Grundrisses (vergl.
Abb. 1) an. während die zweite nur die Räume H und G enthält,
letzterer mit dem langen Kellerhalse, dem einzigen Zugange zum Keller.
Zwischen beiden Raumgruppen bestand offenbar keinerlei innere
Verbindung; der Zugang zu G und H konnte nur durch die einzige
Türe vom Hofe her erfolgen, deren Schwelle 0,23 über dem Niveau
des Hofes liegt.
Dagegen vermittelte den Zutritt in die Räume von A bis D und
K — L je eine Türe nach D und nach C. Oberkantschwelle dieser
letzteren diente als Normalpunkt für die Festlegung der Niveauhöhen.
Bei der genaueren Untersuchung der einzelnen Mauerzüge lassen
sich nun zwei verschiedene Bauperioden deutlich unterscheiden.
Der ersten, die mit der Gründung des Hauses zusammenfällt und
also das ursprüngliche Projekt darstellt, gehören die Ränme A— E des
westlichen und der nördlichen Flügel ganz an. Die zweite Rauperiode
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17t —
lügte hierzu die Räume K und L und vielleicht den Stall. Schuppen
oder Keller (V) N an der entgegengesetzten Außenseite des Hofes ohne
Verbindung mit diesem. Außerdem aber änderte sie den bisherigen
Zustand in A Ii— C, wo bis dahin A und B anscheinend einen ein-
zigen Raum gebildet hatten. Die beide Gemächer heute trennende
Mauer ist offenbar späterer Kinbuu und steht nicht im Verbände mit
den beiden ialten) Frontwänden.
Der ursprüngliche Raum A— LI enthielt schon eine in dieser Art
Gebäuden sehr seltene und jedenfalls für Lothringen bisher nicht be-
zeugte Hypocaust-Steinanlage. (Vergl. Abb. 1, Grundriß und Schnitt
G — D. sowie Details, Abb. 5). Daß die Heizung nicht etwa erst der
zweiten Periode ihre Entstehung verdankt, ergiebt sich aus dem ört-
lichen Befund ohne weiteres. Dieser nämlich zeigt die Oelfnung
zwischen dem Pfeilerraum und dem Prüfurnium iti Ziegelumuerwerk
des hek. Formats ausgeführt, während alles andere Mauerwerk aus
Bruchstein besteht. Heim Anschluß der Ziegelsehichteu an die aus
Bruchstein durchdringen sich beide gegenseitig so innig, daß aus kon-
struktiven Gründen ein späterer Kiubau des I'räfurnium-Kanals und
damit des Hypixausts ausgeschlossen erseheint. Bemerkenswert hei
diesem letzteren ist die unregelmäßige Stellung der die quadratischen
Kußhodenplatten tragenden Baeksteinpfeilerchen, von der Abb. X eine
mit Mußen versehene Darstellung gibt. Aus ihr ist auch die geringe
Höhe des Hohlraumes unter dem Kußhoden ersichtlich, der sich aus
einzelnen an den Wänden in ganzer Höhe erhaltenen Pfeilerehen auf
ca. O,">0 m bestimmen ließ. Sicherlich nicht viel, wenn berücksichtigt
wird, daß der Raum zur Reinigung begangen allerdings auf allen
Vieren — werden mußte.
Mit dem von A — B abgetrennten Baume B (Abb. 1, Grundr.i
zog der Umbau den bisherigen Klur (Vi G. der die Verbindung nach
dem Hofe vermittelte, zu einer Gruppe zusammen, hei der allerdings
vollkommen unklar ist, wie der Zugang -von G oder dem Hofe nach
R beschallen war, da sich wohl der alle Kußbodenestrich, aber keine
eine Türe andeutende Schwelle zwischen B und G erhalten hat. Auch
wurde gleichzeitig dem Ganzen an der Außenfront von B und G die
Bacleaulage K — G neu hinzugefügt, wie die auch hier nur stumpf an
den alten Bestand anstoßenden neuen, teilweise schlechter ausgeführten
Mauern zeigen. Das Wasserbecken mit seinem starken, wasserdichten
Putz und seiner Entwässerung durch die Mauereeke waren noch
deutlich zu erkennen. ■ Vergl. Abb. 3. Schnitt A-B).
Besonders zu bemerken ist, daß zwischen den Räumen A — B— G
( vergl: Abb. 1 Grdr. i einerseits, und dem einzigen Zugang zu dem
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Bade enthaltenden Räume D andererseits ebensowenig eine direkte
Verbindung bestand, wie zwischen D und dem Räume über dem
Keller E und schließlich wie zwischen dem West- und Nordllügel
überhaupt. (Vergl. Abb. 4, Schnitt E — F und Abb. 1, Schnitt C-D.i
Wenn dagegen D ebenfalls einen eigenen Ausgang nach dem Hofe
erhalten hat, so führt das zu der Vermutung, daß vielleicht die not-
wendige — geschützte — Verbindung zwischen den einzelnen Raum-
gruppen durch einen den lloffronten der beiden Flügel vorgelegten
Korridor stattfand, der nach Art eines Perystilumganges auch nach
einer Seite, dem Hofe zu, offen gewesen sein kann. Wertvoll wäre
gewesen, eine Bestätigung dieser Vermutung durch die Freilegung von
Säulen oder Pfostenfundamenlen zu finden. Leider aber machte das
außerordentlich stark von Wurzeln durchwachsene Terrain das nach-
trägliche Suchen der zuerst unterlassenen Feststellung bei sehr be-
schränkten Kräften zur Unmöglichkeit. Ganz ohne Vorgang wäre eine
solche Gallerie hier übrigens nicht: denn abgesehen von der nicht
anders als ähnlich zu deutenden Anlage in Frécourt und dem oben
erwähnten Beispiele in England zeigte das Haus sowohl bei den
Römern1), wie bei den germanischen Stämmen die aus dem Innern,
den Wohnräumen, unmittelbar ins Freie führenden Türen kaum jemals
nicht von einer Gallerie oder Vorlaube geschützt!9)
In konstruktiver Hinsicht schließt sich Saarattdorf eng an
Frécourt-Urville an. Dieselben Kellerfenster mit schrägen Laibungen
(Abb. 1, Schnitt C— D und Abb. 4, Schnitt E— Fï wie dort, finden
sich auch hier. Auch die Art und die Ausführung des Mauerwerks ist
dieselbe, ebenso wie die Konstruktion der Bankelte. Desgleichen linden
sich die Mauerwerksfugen auch hier in gleicher Weise behandelt wie
dort (vergl. Abb. und Detail). Nur sind die hier zur Verwendung
gelangten Steine nicht ganz so regelmäßig, so daß der gewünschte
Fugenschnitt vorher einen Ausgleich der Rauhigkeiten durch Verputz
erforderlich machte.
Unklar ist die Bedeutung der Unterbrechung der Kellerrampe
unmittelbar vor ihrer Mündung in den Keller durch einen etwa 0,90 m
hohen Mauerabsatz i vergl. Abb. I und Schnitt C— D und Abb. 4 E— F).
Möglicherweise befand sich zwischen den massiven Wangenmauern hier
überhaupt keine Raiupc, sondern eine Treppe, deren Stufen, mit Aus-
nahme der untersten, gleichzeitig als Türschwelle dienenden, weil
wahrscheinlich geplündert, allerdings nicht mehr nachweisbar süid.
') Grenier a. a <>. S. 58 11 mit Grundriß nach Vilruv.
'ij Ch. Rank, KultiirgcsH». tl dlsdi. Bauernhauses. B. G. Ti'ulmer 1S*07. S.
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Vom modernen Standpunkt sogar last übertrieben erscheint dir
Sorgfalt, mit der die Sicherung des Hauses gegen Bodenfeuchtigkeit er-
folgt ist. So hat der Keller innen an seinen llmfassungswänden entlang,
allerdings primitiv ausgeführte i'vergl. Abb. 4 Schnitt K— F und Detail)
Kntwiisserungsrinnen erhalten, die durch einen Diagonalkanal verbunden
werden. Unter dem Estrich des Raumes ('. erreicht die schützende
Packlage eine Mächtigkeil von über einen Meter! Dabei liegt gerade
dieser Kaum am höchsten von allen i 0,23 unter normal -\ 0).
so daß er dieser besonderen Fürsorge am wenigsten bedurft hätte.
Ebenso merkwürdig ist die Anlage des Zugangs zu dem Bade-
raum K, denn unmittelbar vor der aus I) in ihn führenden Türe ist
das Wasserbecken angeordnet, wie aus dessen Zementierung mit einem
etwa 50 mm stark aufgetragenen harten Mörtelputz mit Ziegelmehl-
zusatz und dem Entwässerungskanal zu erkennen ist. Der Nebenraum
L aber besaß offenbar keinen eigenen Ausgang, so daß nach der gegen-
wärtigen Sachlage angenommen werden müßte, daß der ßadelustige
aus D durch die etwa 70 cm höher liegende Türe unmittelbar in das
Wasser stieg, um dann vielleicht auf dem höher liegenden Podest da-
neben oder in \. die üblichen Abreibungen vorzunehmen. Allerdings
eine Anordnung, die der Eigenart nicht entbehren würde!
In den Türschwellen der Räume H und C haben sich die
Pfannenlager der Tür-Stehzapfen erhalten, von denen eines auf Abb. f>
im Detail und mit seiner Schwelle zusammen dargestellt ist. Nach
der Größe dieser Lager zu urteilen, müssen die zugehörigen zwei-
flügeligen Türen (in jeder Schwelle zwei Lager!) von bedeutendem
Gewicht gewesen sein.
Das Dach des Hauses war mit den bekannten flachen Platten-
ziegeln eingedeckt, deren Stöße durch die übergelegten Hohlziegel ge-
sichert wurden. In Abb. 7 ist dieser an sich unscheinbaren, für die
Außengestaltung des Ganzen und die Dachkonstruktion aber um ho
wichtigeren Details und seiner genauen Maße gedacht.
Her Kaum M des Grundrisses ( Abb. 1) scheint dem Haue eben-
falls nachträglich lose angefügt worden zu sein, wie aus seinem äußerst
schlechten und schwachen Mauerwerke geschlossen werden muß, und
dürfte kaum etwas anderes als ein Schuppen oder auch nur ein offenes
Gehege gewesen sein.
Hinzuweisen Ist schließlich noch auf die heute nicht mehr zu
deutende Verstärkung der einen Außenwand des Raumes L; ebenso
aber auch auf die Niveauverhältnisse der — übrigens mit Ausnahme
von E und M sämtlich mit Betonestrichen ausgestatteten — ver-
schiedenen Räume, bei denen vor allem auffällt, daß sämtliche Fuß-
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böden unterhalb der Schwelle der Eingangstüre liegen. Und zwar A
(Oberkante der Hypocaustabdeekplatlen) und B elwa 50 cm, C 25,
K (Wanne) und I, 1,25 cm be/.w. 0,75 und G 0,15. Nur H liegt auf
-f- 0,05. Dabei ist die Annahme, auf den Estrichen habe zum Aus-
gleich der Unterschiede etwa ein Holzfußboden gelegen, nicht stich-
haltig, denn die im Innern allein erhaltene Türschwelle zwischen A
und B liegt wie die anstoßenden Böden mit ihrer Unterkante ebenfalls
auf — 0,52 (vergl. Abb. 3, Schnitt G-D), so daß also die Differenzen
offenbar von jeher bestanden haben, ohne daß es uns heute noch
möglich wäre, einen triftigen Grund dafür zu finden.
In der dekorativen Ausstattung der Wohnräume scheint hier
in Saaraltdorf gegenüber Frécourt-Urville ein etwas größerer Aufwand
gemacht worden zu sein.
In sämtlichen Bäumen haben sich farbige Putzreste gefunden, die
darauf schließen lassen, daß sie durchgehend* mit Malerei oder ge-
mustertem Anstrich geschmückt waren. An Farbenzusammenstellungen
konnten noch an kleinen Bruchstücken ermittelt werden:
Pompejanisch rot uni.
Botbraun uni.
mit weißen Linien.
Weiß mit schwarzen und gelben oder hellbraunen Linien
Hellbraun mit weißen und rotbraunen Linien und Bändern.
hell- und dunkelgrünen Mustern.
Weiß mit schwarzen und roten Linien.
Einige der Fragmente könnten vermuten lassen, daß die betr.
Wände „marmoriert- gewesen, d. h. auf ihnen durch den Anstrich
der Effekt von Marmorbekleidung erweckt werden sollte. —
Des weiteren sind zu erwähnen einige vor der nördlichen Außen-
mauer gefundene Marmorbruchstücke: ferner Glasfragmente, die aller-
dings zu klein waren, um mit Sicherheil entscheiden zu können, ob
sie von Geläßen oder gar Fensterscheiben stammten. Stärke und Form
ließen das letztere wenigstens nicht ausgeschlossen erscheinen. —
Die Zweckbestimmung der einzelnen Bäume, mit Ausnahme des
Bades und des Kellers, festzustellen, ist heute kaum noch angängig,
zumal auch die Stelle, wo der Herd des Hauses gestanden, nicht ge-
funden worden ist.
Die in einer Ecke des Baumes B angetroffene Wage beweist leider
nichts für seine Bestimmung etwa als Küche, wie vermutet wurde.
Dagegen ist von der symmetrisch angelegten großen Nische in D
immerhin Notiz zu nehmen, da sie das Gemach ebenso als tablinium
oder triclinium wie als ctibiculum, vielleicht des Hausherrn, erscheinen
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läßt. Das Zimmer über dorn Hypocaust, als das im Winter angenehmste,
konnte dann der Familienraum, der oecus der Hausfrau gewesen sein,
wahrend schließlich G als Arbeits- und Magazin- und II als Gesinde-
rauin anzusprechen wären. Für die Bestimmung des Kaunies über
dem Keller F ist leider nicht der geringste Anhaltspunkt erhalten,
ebenso wenig wie für die Art seiner Verbindung mit den übrigen
Räumen.
Auch ob das Gebäude ein bewohnbares Übergeschoß besessen,
läßt sich heute nicht mehr angeben. Die Stärke aller Mauern aber
würde eher dafür als dagegen sprechen.
Von den Kleinfunden der Freilegung am wichtigsten sind, außer
den bisher schon erwähnten, die auf Abb. Ii und 7 in Gesamtansichten
und Details dargestellten 4 sogen. „Kellertische" aus weißem Vogesen-
Sandstein. Alle vier, von denen 3 ganz, 1 nur in Fragment (Basis)
erhalten, wurden zerbrochen im Keller E aulgefunden. Es fällt jedoch
schwer anzunehmen, daß sie ursprünglich dort sämtlich aufgestellt ge-
wesen, da der nicht besonders große Raum durch sie völlig verbaut
worden wäre.
Auch spricht gegen ihre Vereinigung der verschiedene formelle
Wert der einzelnen Exemplare, von denen 2 (Abb. 0, Tisch A und
Abb. 7, Tisch Gl fein und zierlich behandelt sind, die anderen dagegen
roh und plump. (Tisch B und D.)
Es könnte deshalb vermutet werden, daß ein Teil der Tische,
vielleicht die beiden besseren, in dem Räume über dem Keller auf-
gestellt waren, von wo sie mit der Decke zugleich erst in den Keller
hinabgestürzt und dabei zerbrochen sind. —
Für das damalige Gewerbe wertvoll ist die Beobachtung, die sich
an den beiden besseren Stücken machen läßt. Zunächst fällt an ihnen
die ganz unverkennbare Verwandtschaft ihrer formalen Behandlung
mit ausgesprochenen Holzprofilen auf. Damit nicht genug, sind die
Tische aber dazu noch, trotz der Größe und des Materials, auf - der
Drehbank gedreht, Flatte und Fuß je für sich! lud zwar mit einer
Gewandtheit, die auf viele Hebung schließen läßt.
Ob nun der llolzcharaktcr der beiden Stücke allein durch die
Ausführung auf der Drehbank bewirkt worden, oder ob er, wie oft
der Fall, bei der Herstellung in Stein «1er ursprünglich aus Holz ge-
zimmerten Tische einfach übernommen wurde, dürfte schwer zu be-
stimmen sein. —
Damit wäre das Resultat der Freilegung in großen Zügen um-
rissen. Ganz deutlich haben wir gesehen, wie die anfänglich einfache
und vielleicht etwas bäuerische Anlage in späterer Zeit durch einen
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An- und Umbau vergrößert und verändert, aber auch verfeinert und
geschmückt wurde. So sind wir auf formalem Wege zu derselben
Unterscheidung zweier Perioden in der Geschichte des Baues gelangt,
der ursprünglich vielleicht als Bauernhaus gegründet, später durch
andere Hände zum kleinen Herrenhaus erweitert und umgebaut wurde.
Untergegangen aber ist er wie so viele seinesgleichen im Feuer.
Dafür spricht nicht nur die viele aufgefundene Holzkohle, sondern auch
einzelne der Bruchstücke der Kellertische, die ursprünglich aus weißem
Stein ausgeführt, durch das Feuer verbrannt, das Aussehen von rotern
Sandstein angenommen haben.
Nicht unmöglich ist es. daß die im Schulte u. a. gefundenen
Eisensachen, ein Steigbügel, ein Hufschuh und ein Bruchstück, das
ebensowohl der Schaftschuh eines Speeres wie ein Teil des germani-
schen Ango *) gewesen sein kann, von den gefürchteten Eroberern
selbst herstammen, die mit Feuer und Schwert vertilgten, was ihn«
römischen Widersacher im Lande geschaffen hatten, und die einst auch
die stolzen Mauern unseres Saaraltdorfer Heidenschlosses in Schutt und
Asche legten.
Was so unsere kriegerischen Vorfahren einst in wilder Lust zer-
stört, das mühen wir späten Epigonen uns heute im Dienste der
Wissenschaft mühsam wieder aufzubauen.
Tempora mutantur nos et mutamur in illis!
1 Wurfspeer, dem römischen ..pilum" ähnlich, vielleicht na< hgehililet.
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Ausgewählte Aktenstücke
zur Geschiebte der Gründung von Pfalzburg,
mit einer Einleitung.
Plnlzgraf Georg Hans von Veldenz-Lützelstein und seine Lebenslragödie*t.
Von Dr. Q. Wolfram.
Der Name des Pfalzgrafen Georg Hans von Veldenz- Lützelstein
ist der Geschichtsforschung nicht fremd gehlieben und gerade in neuerer
Zeit hat man sich wiederholt mit der Persönlichkeit dieses Wittels-
bachers beschäftigt. lrm so erstaunter werden Sie vielleicht sein, dali
ich mein heutiges Thema »eine Lebenstragödie« genannt habe.
Zu einer Tragödie gehört ein Held. Was wir aber bisher von
Georg Hans wußten, ist nichts weniger als heldenhaft. Meist hat man
mit Verachtung von ihm gesprochen, einige haben ihn lächerlich ge-
macht, andere ihn als charakterlosen und eitlen Prahler angesehen,
wieder andere ihn als einen gewissenlosen Vaterlandsverräter hingestellt,
dem jedes Mittel recht war. wenn er nur seine leeren Taschen füllen
konnte.
v. Wcech sagt über ihn: »Seine Gestalt weckt mehr Mitleid als
Anerkennung, er ist ein geistreicher, aber oberflächlicher Dilettant.«
Winkelmann erkennt seine natürliche Begabung und geistige Reg-
samkeit an, »aber es fehlt ihm«, so fügt er hinzu, »an sittlichem Ernst,
wie an praktischer Einsicht. Unstet wie sein Geist war auch sein Wesen
und Charakter. Von grenzenloser Heftigkeit und lächerlichem Eigen-
dünkel, der mitunter fast in Größenwahn ausartete, schwankte er zu
jämmerlichem Kleinmut und völliger Verzagtheit. Auch erscheint seine
bei jeder Gelegenheit prahlerisch an den Tag gelegte Begeisterung für
das Heil des deutschen Reiches in eigentümlichem Lichte, wenn man
erwägt, daß er mit dem Herzog von Anjou, dem Bruder des franzö-
sischen Königs, einen Freundschaftsbund abschloß.«
Bezold nennt ihn »einen fürstlichen Praktikanten ersten Ranges,
dessen Gestalt in allen deutschen und außerdeutschen Händeln prahlend,
drohend und vor allem bettelnd zum Vorschein kommt Ein Mann,
der mit seinen wunderlichen Einfällen und seiner originellen Grobheil
ein gewisses Narrenrecht genoß. -
*) Vortrag geholten in der Gesellschalt t'üi lothringische Geschichte und
Altertumskunde und auf der Hauptversammlung der deutschen Geschieht*- und
Altertumsvereine in Mannheim vom 17. September 1907.
.Uhrbueh d Oes f. Intlir. (Jottcliichto u. Alt<-rtuti>«k.. .Tain« 3«. 1«?
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Am schlimmsten aber behandelt ihn Holländer. Indem er die
Aeußerungen Bezolds und Winkelmanns, die er zum Teil übernimmt,
noch unterstreicht, wirft er dem Pfalzgrafen des weiteren Irreligiosität,
vor allem aber den schnödesten Vaterlandsverrat vor, während er sich
bei jeder Gelegenheit als »getreuen Eckard- aufspiele, der nur Tür das
Wohl von Kaiser und Reich bedacht sei.
Sind diese fast einstimmigen Urteile richtig V
Es ist nach dem heutigen Stande der Forschung nicht ganz leicht,
Klarheit zu gewinnen. Denn gedrucktes Material über die Persönlich-
keit des Pfalzgrafen liegt recht wenig vor. Die handschriftlichen Akten
und Briefe aber, die von ihm ausgegangen sind oder auf ihn Bezug
haben, sind in fast allen Archiven Deutschlands, ja Europas, zerstreut
und erdrücken durch ihre Massenhaft igkeit den Forscher, der es zum
ersten Male versucht, nicht nur eine Episode aus dem Leben des Pfalz-
Grafen zu behandeln, sondern die Gesamtpersönlichkeit zu erfassen.
Es kommt dazu, daß Georg Hans kein einfacher Charakter ist.
Im Gegenteil, die Vielfältigkeit seiner Anlagen, die Beweglichkeit seines
Geistes, die Erregbarkeit des Herzens und die unmittelbaren Aeußerungen
jeder Stimmung, die dadurch vielfach gezeitigten scheinbaren Wider-
sprüche seines Wesens, dazu die Fülle von Entwürfen und Plänen, die
von ihm ausgehen, die unermüdliche Tätigkeit auf allen Gebieten, mag
es Verwaltung, Wissenschaft, Religion, Kriegskunst oder Bausachen an-
gehen, sie machen seine Erscheinung so kompliziert, so schwer faßbar,
daß man wohl verstehen würde, wenn die Urleile über ihn sich dia-
metral entgegenstünden. Daß die Gelehrten aber so einstimmig zu einer
Verurteilung gekommen sind, das kann man nur daraus erklären, daß
sie entweder Recht haben, oder daß sie, in ihrer Arbeit auf einzelne
Episoden beschränkt, das Gesamturteil über die Persönlichkeit jeweils
von einander übernommen haben.
Georg Hans war im Jahre 1543 als Sohn des Pfalzgrafen Ruprecht
von Veldenz geboren. Sein Vater war kurz nach seiner Geburt ge-
storben und so hatte die Mutter Ursula, eine Tochter des Wild- und
Bheingrafen, im Verein mit den Vormündern Landgraf Philipp von
Hessen und Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken die Erziehung über-
nommen. Der junge Fürst hat schon früh die Universität Heidelberg
bezogen und ist dort bald durch seine außerordentlichen Geistesgaben
aufgefallen.
Er hat dann der Sitte der Zeit gemäß seine weitere Ausbildung
auf Reisen gesucht, die ihn durch ganz Deutschland bis nach Polen,
Dänemark und Schweden geführt haben. Auch in Frankreich muß er
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<
längere fielt geweilt haben, dafür spricht einmal seine Beherrschung
der französischen Sprache, dann aber auch das freundschaftliche Ver-
hältnis, * in dem er mit dem Herzog von Alencon. dem jüngsten Sohn
der Katharina von Medici, stand. Im Jahre 1562 hat er Anna
Marie, die Tochter Gustav Wasas von Schweden, geheiratet. Wie diese
Heirat des kleinen deutschen Fürsten mit der reichen, schönen und
charaktervollen Königstochter zustande gekommen ist, wissen wir nicht .
Jedenfalls spricht die Tatsache an sich dafür, daß man am schwedischen
Königshofe den jungen Pfälzer außerordentlich hoch eingeschätzt hat. Marie
Anna hat 300000 Gulden Heiratsgut, außerdem eine großartige Aus-
stattung, »wie es einer Königstochter in Schweden ziemt«, mitbekommen.
Wenn wir erwägen, daß andere pfälzische Fürstinnen sich mit einem
Heiratsgut von 8000, 12000, 18000, im höchsten Falle 28000 Gulden
begnügen mußten, so wird es uns nicht Wunder nehmen, daß Georg
Hans durch diese Heirat zu den reichen Fürsten gezählt wurde, und
wir werden ihm das Versprechen, seine Gattin »als Königstochter halten
und ehren und ihr den fürstlichen Staat zukommen lassen zu wollen«,
nicht als Größenwahn auszulegen brauchen.
Georg Hans hat seine Residenz zunächst meist in Lützelslein auf-
geschlagen und ist mit wahrem Feuereifer daran gegangen, seinen
Hofhalt einzurichten und für sein kleines Territorium eine geord-
nete Verwaltung zu schallen. Mit peinlicher Sorgfalt regelt er die
gesellschaftlichen und sittlichen Zustände seiner Umgebung. Läster-
liches Reden und Zutrinken wird untersagt. Die Diener und Hol-
verwandten hohen und niederen Standes sollen sich nicht nur unter-
einander, sondern auch mit den Amtleuten und Predigern, desgleichen
mit der Bürgerschaft, den Einwohnern und Untertanen friedlich halten. -
Abends 9 Uhr wird Nachtruhe geboten. Sorgsam muß eine hestimmte
Tischordnung innegehalten werden, Hunde dürfen nicht mit an den Tisch
gebracht werden. Die Quantität Wein wird vorgeschrieben für Männer
und Frauen. Selbst über den Tropfwein trifft er Bestimmung. Und
wie für seinen Hof, so sucht er für alle Kreise und Berufsstünde Zucht
und Ordnung zu schaffen. Fast zahllos sind die Ordnungen, die uns
von ihm überliefert sind. Um nur einzelne herauszugreifen, nenne ich
seine Gerichtsordnungen, die Bergwerksordnung, die Münzordnung, Be-
stimmungen für die Totengräber, die Racker, die Metzger, die Schneider.
Städteordnungen.
Für das Regiment oder die Regierung verlangt er drei Sachen:
»Zum ersten eine Kirchenordnung, daß man Kirchen und Schulen, Sakra-
mente und Disciplin errichte. Zum andern Politica, weltliche Regierung.
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wozu gottesfürchtige, gelehrte, erfahrene, redliche Männer. Zun» dritten
gute Haushaltung, die an den Fürstenhöfen in vier Teile ierfällt:
Kammer, Küche, Keller und Stall.«
Für alle Zweige der Verwaltung stellt er den Grundsatz auf, »daß
es hoch von Nöten, daß die Diener zu rechter gebührlicher Zeit ihrer
Besoldung entrichtet und Niemand sich zu beklagen hat. Sonst ent-
stehet Verachtung, Widerwillen, Untreu und aller Schad daraus.«
Der Fürst selbst soll sich lebhaft an der Regierung beteiligen.
»Kr soll den Audienzen und Ratschlagen seiner Räte zum oftermals wo
nit allezeit selbst beiwohnen, eines jeden Ratschlag und Judicium hören
und erkennen, damit er selbst experientiam rerum bekomme und seine
Räte und Diener desto fleißiger und treulicher zu sein verursache*.
»Ueber alle Sachen, so zur Kammer oder Kanzlei gehören, soll
oommuni consilio beratschlagt und von einem jeden sein Votum zum
besten und treusten gegeben werden. Privata Consilia, welche Un-
ordnung, Mißtrauen, Widerwillen und andern Unrats mehr spinnen,
sollen möglichst vermieden bleiben.«
Weit seiner Zeit voraus ist Georg Hans auch in der Auffassung
von der finanziellen Regelung der Beziehungen des Fürsten zum Staate.
Er verurteilt es ebenso, daß ein Fürst über alle Mittel des Staates allein
verfügt, wie daß die Staatsmittel unter die Glieder des Fürstenhauses
geteilt werden. Ks sollte nach seiner Ansicht ein commune aerarium
gebildet werden, das von einer Finanz- und Rechenkammer verwallet
wird. Aus diesem commune aerarium bekommt das Haupt des Fürsten-
hauses alljährlich pränumerando sein Deputat, dann erhalten Hie übrigen
ihr Teil nach genau definierten Vorschlagen. Kür einen Kriegshandel
des Fürsten sind größere Summen vorschußweise zu bewilligen, die
dann wieder am Deputat allmählich abgezogen werden.
Den hohen Anforderungen entsprechend, die er an sich selbst
stellt, sollen auch die Fürstensöhne erzogen werden. Er hat eine ge-
meinsame Fürstenschule für alle pfälzischen Kürstenhöfe in Vorschlag
gebracht, damit nicht jeder einzelne Hof seinen Präceptor engagiert,
sondern alle zusammen für jeden einzelnen Zweig der Ausbildung der
jungen Leute tüchtige Fachleute heranziehen können. An die Aus-
bildung schließt sich das Reisen in fremd. Länder und darüber sagl
er selbst: Wenn die Söhne in fremde Länder geschickt werden,« so
sollen sie keine unnötige Pracht entfalten, auch nicht fremde Leicht-
fertigkeit und Untugend annehmen und jederzeit gedenken, daß sie
leutsche Fürsten sein, welchen vor allen Dingen Treu und Glauben
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auch Redlichkeit und Tapferkeit in allen Sachen wohl gebührt und
ansteht. «
Wo Aeinter ledig sind, sollen die Glieder des Fürstenhauses dazu
gebraucht werden, »doch daß sie eben in dem Dienst und Pflicht sein
wie andere, so vormals Aemter versehen haben. Und solches, damit
daß Fürsten selbigen Geschlechts des Vaterlandes Sachen lernen ver-
stehen und in Acht nehmen.»
Ich glaube nicht, daß bis zur Zeit Friedrich Wilhelms 1. von
Preußen diese hohe Auffassung von den Pflichten der Fürsten und
Fürstensöhne uns irgendwo an deutschen Höfen wieder begegnet.
Aber nicht nur für Fürslensöhne hält er eine tüchtige Ausbildung
für notwendig, auch seinen Untertanen will er das Hüstzeug tüchtigen
Wissens und Könnens mit auf den Lebensweg geben. Die Schulen«,
sagt er, »sollen sein wie ein schöner Garten, wo man alle Arten herr-
licher Blumen sät, so daß die Jugend erzogen wird zur Ehre Gottes
und Freude der Menschen, und dereinst Gott und dem gemeinen Wohle
dienen kann«. Und in seinem Testamente bestimmt er bereits 1571,
daß in Pfalzburg vor allem erhalten werden »die Schulen, die wir aus
christlichem Eifer und Gemüt zu Nutzen der Kirche Gottes und zu ge-
meinem Nutzen gestiftet«.
Auffallend ist seine weitherzige und weitsichtige Stellung der Kirche
oder vielmehr den Kirchen gegenüber. In einer Zeit, in der die religiösen
Gegensätze nicht nur den Protestanten und den Katholiken die Waffen
gegeneinander in die Hand gedrückt haben, sondern die so einseitig be-
fangen war, daß selbst der Lutheraner im Reformierten einen schlimmen
Feind sehen zu müssen meinte, hat er den Versuch gemacht — vielleicht
in Anlehnung an seinen Schwiegervater Gustav Wasa Katholiken und
Protestanten wieder näher zu bringen, und hat dein Bischof von Straß-
burg, der in seinem Hause verkehrte, eine Denkschrift darüber ein-
gereicht, gleichzeitig aber auch gestattet — und darin steht er wohl
einzig da — daß neben dem Gotteshaus augsburgischer Konfession in
Pfalzburg eine Kirche für das reformierte Bekenntnis gebaut würde.
Streng untersagt aber sind Religionsdisputationen der Pfarrer gegen-
einander, gerade so, wie er auch für die Fürstenschulen Erziehung
in den verschiedenen Konfessionen vorgesehen, religiöse Auseinander-
setzungen aber untersagt hat, »denn man dem heiligen Geist sein Macht
lassen soll in Gewissenssachen«.
Und diese weitherzige Auflassung ist nicht der Gleichgültigkeit
gegen religiöse Betätigung entsprungen, sondern einer wahren und
tiefen Frömmigkeit, die sich b»'i jeder Gelegenheit geäußert hat.
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Stets stellt er in seinen Regierungsordnungen die Kürsorge für die
Kirche obenan, lebt selbst durchaus religiös und als seine letzte Stunde
kommt, da betet er das Sprüchlein:
Wenn mein Stiindlein vorhanden ist
Und ich soll fahren mein Straßen,
So geleil Du mich. Herr Jesu Christ.
Du wirst mich nicht verlassen.
Mein Seel an meinem letzten Knd
Befehl ich, Herr, in Deine Hand,
Du wirst sie wohl bewahren.
l ud das Christentum, wie er es auflaßt, ist nicht nur eine äußer-
liche Beachtung kirchlicher Vorschriften, es ist praktisches Christentum
im besten Sinne des Wortes: so ordnet er das Almosenwesen, damit
nicht Unwürdige bedacht, daß anderseits aber auch nicht nach Gunst
gegeben werde. Vor allem aber zieht er schürf ins Feld gegen die
Trunksucht. Wie er in den Tisch- un i Beiordnungen sorgsam vor-
schreibt, daß keiner zu viel trinke, so ermahnt er noch auf dem Toten-
bett seine Kinder: .Fliehet sonderlich das schändliche Vollsaufen, daraus
alle andere Sünde und Laster folgen, Leib und Seele verderbt wird.«
Wie ist nun dieser Mann mit so gesunden, weitsichtigen An-
schauungen, dieser Tatkraft und Ordnungsliebe, dieser ausgezeichnet deut-
schen und vaterländischen Gesinnung in den üblen Ruf gekommen, der
ihm bis heute angehaftet hat ?
Die Tragik seines Lebens beginnt mit dem Werk, das ihn allein
überdauert hat, mit der Gründung von Pfalzburg. F m aber sein Vor-
gehen beurteilen zu können, müssen wir kurz auf die Verhältnisse ein-
gehen, die ihn zu diesem großen Unternehmen geführt haben.
Georg Hans hatte die Regierung noch nicht selbständig über-
nommen, als die äußeren politischen Verhältnisse sein Lützelsleinisches
Territorium in schwere Gefahr brachten.
Seit* langen Zeiten hatten die Propstei St. Quirin sowie die festen
Schlösser Türkstein und Chatillon unter der Schirmherrschaft der Pfalz
gestanden und alljährlich waren die Abgaben hierfür richtig bezahlt
worden.
Im Jahre 1552 war nun Metz französisch geworden und seit der
Febernahmc des Bistums Metz durch den Kardinal Karl von Guise
hatte der Geist der französischen (Expansionspolitik auch hier eine Stätte
gefunden, und Schritt vor Schritt wurde die französische Oberhoheit
nach Osten vorgeschoben.
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Ein Nachbar der Propstei St. Quirin, Alricanus von Haussonville,
•1er gleichzeitig ein Schützling des Kardinals war, drang in den Besitz
des Propstes ein, und als dieser sich die l'cbergrifle nicht gefallen lassen
wollte, wurde er vor das bischöflich Metzische Gericht nach Vie ge-
laden, während er von Rechtswegen als Reichsangehöriger dem Reichs-
kammergericht unterstand.
Georg Hans erkannte sofort die Gefahr, die nicht nur ihm als
Nachbar, sondern auch dem Reiche drohte, wenn Haussonville, resp. der
Kardinal seine Absichten verwirklichte, und wandle sich an den Kaiser,
mit der Bitte, dieser möge bedacht sein, wie er ihn und die Propstei
dem Reiche erhalten könne >im Bedenken, daß es bei diesem Kloster
oder auch ihm, dem Pfalzgrafcn, nicht bleiben würde, sondern man
von Tag zu Tage den Fuß fortsetzen, und da man sonderlich den Paß
Lützelstein bekäme, alsdann den lange gesuchten Weg in das Elsaß
gefunden hätte«.
In jugendlichem Ungestüm regt er an, ihm 1000 Reiter, die für
derartige Fälle vorgesehen seien, zur Verfügung zu stellen, damit er
selbst sein und des Reiches Rechte wahren könne. Der Kaiser, der sieh
rückhaltslos auf Seiten des Pfalzgrafen stellt, sucht zunächst friedlich
zu vermitteln, und die Sache scheint im Sande verlaufen zu sein.
Für uns aber ergiebt sich, daß der Pfalzgraf klar die Lage durch-
schaut hat, die ihm als Grenzfürsten durch die seit lö')2 eingetretenen
politischen Veränderungen droht. Es ist durchaus verständlich, daß er
vor allem sich selbst zu helfen sucht und diese Hilfe, diese Verteidigung
seines Besitzes, gleichzeitig aber auch die Abwehr feindlicher Angrifft
gegen das Elsaß und das Reich sieht er in einer Befestigung des Lützel-
steiner oder, wie es sonst heißt, des Einhartshausener Passes. Hier
soll eine befestigte Stadt den Franzosen den Durchmarsch sperren.
Mit außerordentlicher Energie geht der junge Fürst an das Werk.
Schon im April des .lahres 1567 beauftragt er seine Gesandten,
beim Regensburger Reichstage unter Darlegung der Verhältnisse eine
pekuniäre Reichsunterstützung durch Gewährung eines Zolles zu er-
bitten. Er will sich verpflichten, diesen Zoll > nirgends anderswohin
denn zur Befestigung und Erhaltung der Grenzen gegen Frankreich zu
verwenden und deshalb Sr. Majestät und dem heiligen Reich ordentliche
Rechnung zu tun«.
Es ist ein großes Unterfangen, an das der Pfalzgraf herangetreten
ist und in seiner Umgebung werden Stimmen für und wider laut.
Auf der einen Seite steht der frühere Präceptor und jetzige erste
Rat des Fürsten, Philotus. In einer Denkschrift führt der ehrliche Mann
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aus. >daß solch ein Fürnehmeu für einen großen, gewaltigen Potentaten
genug wäre. Deshalben sei bei Zeiten zu betrachten, daß das Werk
nicht zu großen» Verderben und Spot, auch Gefahr gerate. Man solle
wenigstens nicht das ganze große Werk auf einmal anfangen, .sondern
eins nach dem andern ausführen. Sonst ist Sorg, daß der Neben-
unkost und Gehau das vornehmste Werk hindern, und beide, Land und
Leute einschlucke. also daß wir danach weder .*5tadt noch Befestigung,
noch Land und Leute, sunderu nur Schuld, Schund, Schaden und Spott
behalten.« Der Pfal/graf möge mit der Stadt anlangen, vorläufig aber
auf den Bau seines Schlosses verzichten und ebenso die Befestigung
den zukünftigen Bürgern selbst überlassen. Vorläufig hätten sich jeden-
falls noch keine Bürger eingefunden.
Auf der andern Seite steht ein Mann sein Name ist leider aus
dem in Betracht kommenden Schriftstück nicht deutlich erkennbar — der
dem Pfalzgrafen in glühenden Worten ein Zukunftsbild der neuen Stadt
vorzauberl, wie es auf die lebendige Phantasie des 24,jährigen Pürsten
mit seinen hochfliegendeu Plänen de* Eindrucks unmöglich verfehlen
kounte. Bietet sich doch dieser Bericht gleichzeitig im Gewände einer
staatswirtschaftlichen Denkschrift, die sich auf durchaus solider Basis
aufzubauen und der eine gesunde Berechnung zu Grunde zu liegen scheint.
Nicht eine Ackerbau-, sondern eine Handels- und Gewerbestadt
soll der junge Fürst ins Lehen rufen.
Die Vorbedingung für eine solche, die bequeme und gute Lage,
hat der neue Ort: denn man braucht nur Verkclirsverbindungen nach
Speier, Knsisheim und Blamont zu schaffen, um Anschluß an den regel-
mäßigen Postverkehr nach Augsburg— Wien, nach Innsbruck Italien
und nach Nancy- Lyon— Paris zu erhalten.
Auch für Warenabsatz und Wnrenzufuhr liegt der neue Ort be-
quem. In sechs Stunden sei man am Rhein, um von hier die Nieder-
lande erreichen zu können, in vier Tagereisen an der Donau, in einer
an der Saar, in drei an der Mosel, in vier an der Maaß. in vier an
der Marne, in fünf an der Seine oder an der Rhône, in sechs an
«1er Loire.
Die Saar aber könne man ebenso wie die Zorn, die unterhalb
der neuen Stadt die Vogesen durchströmt und nach dem Rheine zu
Hießt, leicht schiffbar machen, ja die beiden Wasser durch einen Kanal
miteinander verbinden.
Kür Enlwickehmg des Gewerbes sei in erster Linie Beschaffung
hilligen Rohmaterials nötig.
Das könne man am neuen (tiie verhältnismäßig leicht haben. In
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Betracht kämen Wolle, Kupfer und Eisen. Schon jetzt würden alljähr-
lich große Mengen Wolle von den Märkten in Brumath, Zabern
und Hagenau über den Paß geführt. Kupfer sei in Frankfurt zu haben,
wo auch für Nürnberg, Aachen und Dinandt der Hauptmarkt sei, und
könne auf Rhein und Zorn bis dicht an die Stadt geführt werden.
Eisen endlich, das dritte Rohprodukt, auf das es für eine Gewerbestadt
ankomme, gehe jetzt schon in großen Mengen für Straßburg, Speyer
und Worms über den Paß, könne also am neuen Orle ebenso wie das
Kupfer um so hilliger verarbeitet werden, als die Steinkohle hier bei
weitem näher liege, als für die genannten Industriestädte.
Es komme hinzu, daß man in der Zukunftsstadt nicht an altüber-
lieferte Zunftordnungen gebunden sei, die die Fabrikation verteuerten.
Daß ein Wiltelsbacher von hohem Gedankenfluß, der die Welt
gesehen und eine Königstochter heimgeführt hatte, sein Auge diesem
Zukunftsbilde nicht verschloß, daß er sein Ohr lieber diesem glänzenden
Redner lieh, als dem nüchternen Präceptor Philotus, wird nicht Wunder
nehmen und es ist um so entschuldbarer, als die Zeit derart groß-
artigen Plänen durchaus günstig war.
In Frankreich war der Protestantismus in voller Revolution gegen
Katharina von Medici und die festesten Stützen des Katholizismus, die
gewaltigen Lothringer Franz und Heinrich von Guise: aber es wollte
den Neugläubigen nicht gelingen, sich Duldung und Sicherheit zu er-
kämpfen. Noch schlimmer stand es in den Niederlanden. Dort war
im Jahre 1567 Alba mit 20 O00 Spaniern eingezogen, um die neue Be-
wegung blutig niederzuschlagen, und die entsetzliche Grausamkeit seines
Vorgehens trieb tausend und abertausend gewerbstüchtiger Niederländer
ans dem alten Vaterlande.
Wenn Georg Hans diesen Vertriebeneu Niederlassung und Schutz,
ihres religiösen Bekenntnisses bot, dann war mit Sicherheit anzunehmen,
daß sich die neugegründete Stadt bald mit fleißigen und geschickten
Bürgern bevölkern würde, die am ersten im Stande waren, die Schöpfung
des Pfalzgrafen einer Zukunft enlgegenzuführen, wie sie Georg Hans
in seinen kühnen Träumen ersehnte. So erging denn die Einladung
des Pfalzgrafen nach Frankreich und Niederland, und bald strömten
von allen Seiten die aus ihrem Vaterland Vertriebenen der neuen Nieder-
lassung zu. um mit Hand anzulegen an dem Aufbau der neuen Stadt.
Wir besitzen in den Rechnungen der Pfalzgrällichen Kammer ganz
detaillierte Berichte, wie sich das neue Gemeinwesen entwickelt hat.
wir wissen Jahr für Jahr, wie Schulhaus und Kirche, wie das Schloß
und die Befestigungen aus dem Grunde stiegen, wir kennen die Namen
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der Baumeister und der Bewohner und wir erfahren, daß in der Tat nicht
nur der gemeine Mann hier seine Zuflucht gesucht hat, sondern auch vor-
nehme französische Kreise daran gedacht haben, sich hier eine ge-
sicherte Niederlassung zu gründen. Georg Hans ist voller Begeisterung
und Freude über das fortschreitende Werk. Kam ihm doch auch
Kaiser Maximilian, mit dessen Einverständnis die Stadt gebaut wird,
wohlwollend entgegen, und forderte die Nachbarn auf, ihre Unter-
tanen alljährlich mehrere Tage zu Frohnarbei» an dem neuen Werke
zu kommandieren, das zum Vorteil und Nutzen ihrer selbst und des
ganzen Reiches errichtet werde. Auch die kaiserlichen Privilegien
bleiben nicht aus. Jeder, der sich in Pfalzburg — so heißt die neue
Stadt seit 1569 — niederläßt, soll frei sein, auch wenn er vorher Leib-
eigener war. Desgleichen werden Wochen- und Jahrmärkte bewilligt.
Der Freude über den glücklichen Anfang will der Pfalzgraf auch
äußerlich Ausdruck geben und beschließt, am 14. Mai 1571 ein großes
Schützenfest in Pfalzburg abzuhalten »aus sonderm freundlichen und
geneigten Willen, so wir zu guter freundlicher Gesellschaft tragen, auch
sonderer Kurzweil, guter Nachbarschaft, auch Freuden und sonderlich
zu glücklichem Anfang unserer Stadt Pfalzburg«.
Alle Federn der Kanzlei werden in Bewegung gesetzt, um in zahl-
reichen Exemplaren die Schießbedingungen zu vervielfältigen und die
Einladungen zu schreiben ; bis nach Nürnberg und Ulm sollen die
Briefe gehen — aber alle diese Schreiben bleiben, fertig gesiegelt und
adressiert, in der Kanzlei liegen. Was ist die Ursache davon gewesen?
Eine sichere Antwort vermögen wir nicht zu geben. Nur indirekt
könnet! wir vermuten, was den Pfalzgrafen zur Aufgabe seines Planes
bewogen hat.
Ohne Zweifel spielen Iiier die Verhältnisse der auswärtigen
Politik mit hinein. In Frankreich und Deutschland finden gerade jetzt
umfassende Rüstungen statt, um den Niederländern gegen Alba Beistand
zi) leisten. Ein großer Teil aber der aufgebotenen Truppen muß Pfalz-
bur? passieren. Für ein .Schützenfest war das nicht der richtige
Augenblick.
Aber ein anderes kommt hinzu. Was Philotus vorausgesehen,
das tritt jetzt bereits ein : der Pfalzgraf hat seine finanziellen Kräfte
überschätzt, er hat sein Werk zu leicht genommen. Wieder und immer
wieder hören wir von Zahlungsschwierigkeiten. Georg Hans wendet
sich an das oft erprobte Wohlwollen des Kaisers und bittet um Be-
willigung des ihm verheißenen Zolles: aber was auch der Kaiser tun
mag, alle Bemühungen scheitern an «1er Gleichgültigkeit und an dem
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Eigennutz der Kurfürsten. Ebenso nutzlos ist eine Rundreise, die der
Pfalzgraf an die kurfürstlichen und fürstlichen Höfe unternimmt. Soviel
er auch auf die Gefahr, die dem Reiche droht, hinweisen mag, er richte!
nichts aus. Landgraf Wilhelm von Hessen erwidert ihm, »er stünde mit
dem König in Frankreich in guter Korrespondenz, darwider er nichts
tun wolle noch könne, mit weitläufiger Ausführung, was für ein Zu-
flucht und große Hilf S. !.. da haben könnte«. »Darauf habe ich«,
setzt er ingrimmig hinzu. »8. L. gewünscht, dieweil sie des Sinnes,
nur in kurzem die Französische Korrespondenz erfahren und genießen
möchten, wie wohl Exempel vorhanden.« Aber schon jetzt, fügt er
hinzu, damit für Reich und Vaterland nichts verabsäumt werde, mache
er dem Kaiser Mitteilung von diesen trostlosen Zuständen, er selbst
aber müsse mit Gottes Hilfe suchen anderweit Rat zu linden, damit er
um anderer Leut Verwahrlosung halber nicht das Seine verliere.
Schlimm genug steht es bereits um ihn: >Kure Majestät«, so schreibt
er verzweifelt, »können nicht glauben, in was großen Beschwerden und
Bedrängnis, auch Mängel ich jetzund sitze und nicht allein mit Ueber-
f all der Creditoren heftig geplagt, sondern auch, wo ich anders selbst
samt meiner freundlichen geliebten Gemahlin leben wollen, meine treuste
Diener und Beamten, ja wohl den halben Hofstaat abdanken und be-
urlauben müssen. -
Gleichzeitig steigt die politische Gefahr immer höher. Türkstein
in den Vogesen, das der pfälzischen Schirmherrschaft unterstand, ist
von den Franzosen genommen und damit sind sie dem Pfalzburger
Paß einen bedeutenden Schritt näher gekommen.
Der Pfalzgraf hat den Kaiser auf die drohende Geluhr hingewiesen,
die dem Reiche droht, aber er ist mit Vertröstungen abgespeist worden.
Weder pekuniär ist man ihm durch Gewährung des versprochenen
Zolles zu Hilfe gekommen, noch hat man ihm Truppen gestellt, damit
er sich selbst wehren kann. Mit Kommissionsbesehliisseu, so schreibt
er erregt, sei ebensowenig etwas zu machen wie auf dem Rechtswege,
und wo man doch darauf erkenne, so würde es mit gleichem Schimpf
iwie bisher) zum Nachteile des Vaterlandes abgehen.
Aber auch der Hinweis auf diese politische Gefahr hat ihm keine
Hilfe von Kaiser und Reich gebracht.
Georg Hans erkennt, daß er auf sich selbst angewiesen ist. Vor
allem sind Geldmittel nötig, einmal, um Familie und Hof einigermaßen
erhalten, vor allem aber, um die neue Festung weiter ausbauen und
gegeu den andringenden Feind schützen zu können.
Nach den verschiedensten Richtungen gehen -eine Versuche der
SeJbathilfe
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Zunächst will er den natürlichen Reichtum seines elsaß-loth-
ringischen Territoriums, den Holzbestand, nutzbar machen. Das ist
aber nur möglich, wenn er bessere Abfuhrwege schafft. Diese sieht
er in der Kanalisierung der Bäche und Flüsse. Auf der einen Seite
sollen Eichel und Saar, auf der anderen Zinsel und Zorn die kostbaren
Lasten tragen. Aber die Nachbarn widersetzen sich mit allen Kräften
dem pfalzgräflichen Vorhaben und erst dem persönlichen Eingreifen des
Kaisers Maximilian, seines stets wohlwollenden Gönners, gelingt es, die
Widerstände zu überwinden
Es waren zwei getrennte Flußgebiete, die der Pfalzgraf ausnützen
wollte. Halte er aber diese Wasserläufe einmal reguliert, so war ein
ungleich größerer Nutzen au* diesen Straßen zu ziehen, wenn sie
durch einen Kanal miteinander verbunden und damit dem direkten
Durchgangsverkehr vom Rhein zur Saar dienstbar gemacht werden
konnten.
Ja noch mehr. Durch einen solchen Kanal, der sich über Pfalz-
burg führen ließ, erreichte er, daß seine Neugründung eine direkte
Wasserverbindung mit den ober- und niederrheinischen Handelsemporien
erhielt.
Winkehnann ist der Ansicht, daß der Plälzgral damit an ein
Projekt gegangen sei, dessen Ausführung für die damalige Zeit un-
möglich war. Eine genaue Prüfung des Planes konnte er nicht vor-
nehmen, da ihm die Originalzeichnung nicht bekannt war. In Straß-
burg war das Projekt dem hochberühmten Stadtbaumeister Specklin
vorgelegt worden. Auch dieser nennt es 'ein unmöglich Werk« und
lügt hinzu, »zur Verderbung armer Leut, auch seiner selbst gerichtet,
auch wider Gottes Ordnung, denn Gott in seiner Schöpfung nichts ver-
gessen hat, und wiewohl man die Element in kleinen Werken zwingen
kann, so ist doch solches wider die Vernunft«. Er lehnt eine Prüfung
ab, weil er fürchtet, sich dadurch »wider Gott und arme Leut zu ver-
sündigen'.
Man wird heute kaum verstehen, wie ein Architekt mit solchen
Argumenten wirtschaften kann, man wird aber auch begreifen, daß
sich Georg Hans durch ein solches Gutachten nicht in seinem Vorhaben
irre machen ließ. Vor allem hatte er selbst die tüchtigsten Wasser-
baumeister zur Hand. Aus den Rechnungen über den Bau von Pfalz-
burg ersehen wir, daß er Friesen halte kommen lassen. Wenn aber
irgendwo Wasserbauingenieure erzogen wurden, so war das in den
niederen Küstenländern der Nordsee. So ist denn ein Projekt aus-
gearbeitet worden, das uns. wie es scheint, in der Originalzeichnung
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erhalten ist. Der Kanal bekommt sein Wasser aus dem Zweibach ober-
halb Alberschweiler. Von hier geht er nördlich Alberschweiler vorüber,
läßt Weiher zur Linken, Harzweiler und Bruderdorf zur Rechten, Nieder
weiler und Hommartingen wieder zur Linken liegen und zieht sich in
einem großen Bogen zwischen Burscheid und Mittelbronn nach Pfalz-
burg, von wo er mit zahlreichen Schleusen das Zorntal bei Lützelburg
erreicht. Dicht vor Bruderdorf geht eine Abzweigung nach der Biber
und vermittelt so die Verbindung zur Saar.
Ich habe das Projekt Fachleuten zur Prüfung vorgelegt und es hat
sich herausgestellt, daß es auf das feinste berechne! ist und wohl aus-
führbar war. Die Wasserentnahme für den Kanal liegt 309 m, der
höchste Punkt, an dem die Wasserstraße Pfalzburg berührt, 300 m.
der Endpunkt bei Lützclburg 213 m hoch. Die schwierigste Strecke
zwischen Pfalzburg und Lützelburg kann, wenn man die heutige
Schleusenhöhe zu Grunde legt, mit 29 Schleusen überwunden werden,
d. h. mit zwei Schleusen weniger, wie sie der heutige Kanal zwischen
Zabern und Arzweiler aufweist. Desgleichen machte sich zwischen
Bruderdorf und dem Biberbach die Anlage von 10 Schleusen not-
wendig.
Der Finanzierung des Projektes war zu Grunde gelegt, daß die Kauf-
leute, welche bisher Waren rheinabwärts rührten, beispielsweise für das
Fuder Wein 18 Goldgulden Zoll und Fracht zu zahlen hatten, während
der Transport unter Benutzung der projektierten Kanäle nur noch auf
4 Gulden zu stehen kam. Die Transportzeit, die allerdings von Straß-
burg bis Koblenz 7 Wochen betrug, kam dagegen kaum in Betracht.
Aber es war nicht nur die Verbindung mit den Ländern der Mosel
und des Rheins, die sich der Pfalzgraf öffnete, viel weiter noch ging
sein hochfliegender Geist. Im Jahre 1581 hatten sich die nördlichen
Provinzen der Niederlande von der spanischen Herrschaft losgesagt.
Damit aber waren die spanischen Niederlande von der großen Handels-
straße des Rheins abgedrängt. Es lag vollständig in der Hand der
vereinigten Niederlande, ob und unter welchen Bedingungen sie Waren
nach den spanischen Niederlanden passieren lassen wollten. Da kam
Georg Hans auf den geradezu genialen Gedanken, seinen Zorn— Saar-
kanal durch Kanalisierung der Sauer und Urlh nach der Maaß fort-
zusetzen und die Maaß durch Schiffbarmachung kleiner Flüsse von
Lüttich aus über Mecheln mit Antwerpen und der Scheide zu verbinden.
Damit war er in der Lage, den gesamten Handel Süd Westdeutschland s
nach den spanischen Niederlanden tatsächlich über Pfalzburg zu leiten.
So ungeheuer das Projekt uns heute erscheint, so müssen wir
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doch zunächst in Abzug bringen, daß die Kanäle nicht gedacht waren
wie unsere heutigen künstlichen Wasserstraßen. Es sind verhältnis-
mäßig schmale und flache Gräben, die der PfalzgraC ins Auge gefaßt
hatte, wie wir sie heute noch beispielsweise in Süd- und Nordfrankreich
haben; lediglich flach gehende kleine Schiffe sollen und können hier
forlbewegt werden. Und wenn wir der Phantasie des Piälzgrafen miß-
trauen, dann können wir noch andere Zeugen heranziehen, deren Aus-
sage jedenfalls unverdächtig sein wird.
Zunächst hatte Herzog Karl von Lothringen, der an der Saar-
kanalisation interessiert war. das Projekt durch seine Ingenieure prüfen
lassen und wir hören von keinen Bedenken, die erhoben worden sind.
Vor allem aber war Georg Hans mit dem Statthalter der spanischen
Niederlande, Alexander von Parma, in Verbindung getreten und hatte
von ihm ein Privilegium erwirkt:
»Wir Alexander, Herzog von Parma. Gubernator. General und
oberster Fcldhaubtmann in Niederlanden, thun kund und bekennen
gegen jeder manniglichen : Alß der hochgeborne Fürst Herr Georg Hans,
Pfalzgraf bei Rhein, durch S. L. langwieriges, mühesames Nachsinnen,
auch vermittels ihres hohen Verstandes, damit dieselben durch Gott
reichlich begäbet, die Mittel und Wege, wie die beiden berühmten
Ströme, benamtlich die Mosel und Maaß. ingleichen auch die Maaß und
das Antorfische Revier, die Scheide genannt, zusammen und ineinander
gebracht mögen werden, zu dein auch solche künstliche Instrumente
und Werkzeuge, dadurch man die Moraste und sumpfigen Orte zu er-
schöpfen und auszutrocknen vermag, erfunden und zugerieht, als»»
haben wir im Namen Ihrer Majestät, auf Advis und Gutachten der
gesandten Räte zugelassen, die erwähnten Invenlione? ... in den Nieder-
landen vorzunehmen und zu Werk zu richten.'
Ks war zunächst der Durchgangsverkehr von allerhand fremder
Kaufmannsware, an den der Pfalzgraf bei seinem großartigen Kanal-
projekt gedacht hatte, bald aber faßte er ins Auge, selbst als Groß-
kaufmann am Warenumsatz teilzunehmen. Auf den Holzhandel ist
bereits hingewiesen: da aber von Lothringen aus auch weile Länder
mit Salz versorgt wurden, so erwarb er jetzt auch selbst eine Saline,
um durch deren Produkte Geld zu gewinnen, vor allem aber hoffte er
durch Eisengewinnung seine leeren Kassen füllen zu können. Die
wichtigsten Eisenwerke lagen in den Vogesen bei Rothau und Schirmeck.
Dort verschaffte er sich eigene Konzessionen. Da sieh aber heraus-
stellte, daß die Zufahrtsstraßen durch die Vogesen nach diesem Erz-
distrik* zu schwierig waren, so ging er mit größter Energie daran,
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neue Wege zu baueu. Gegen den Widerslaud aller Nachbarn, ja gegen
den Einspruch des Kaisers, der mit jenen lurchtete, das Reich werde
durch Anlage dieser Straßen fremden Nationen geöffnet«, hat er mit
einem für damalige Zeit unerhörtem Arbeiteraufgebot unter dem Schutz
seiner gewappneten Knechte in unglaublich kurzer Zeit vorzügliche
Wege geschaffen. Wenn früher 18 Pferde für eine Last nötig waren,
so hatte er die Steigungen der neuen Wege so berechnet, daß 6 Pferde
jetzt dieselbe Ladung zwingen konnten. Die Straßen gehen von Rothau
über das Hochfeld nach Barr, von Haselburg über Walscheid, Albersch-
weiler, S. Quirin, Türkstein. Raon. den Donon und Schirmeck nach
Rothau, endlich von Haselburg über Dagsburg und Wangenburg bis
zum Urstein; eine Fortsetzung dieses Weges war später bis Hasel-
sprung zwischen Großmann und Narion hindurch in Aussicht genommen.
Bald hat der Pfalzgraf seine Mutungsgerechtigkeiten in großartiger
Weise erweitert. Vom Erzbischof von Trier erwirkt er, daß er »zur
Forlsetzung des fürstehenden Generaleisenhandels« allenthalben im Erz-
bistum gegen den üblichen Erzzehnten das Eisen abbauen darf. Damit
hat er sich die Gelegenheit geschaffen, das Erz ohne den immerhin
noch schwierigen und kostspieligen Wagentransport durch die Vogesen
in unmittelbarer Nähe der regulierten und kanalisierten Flüsse und
Bäche zu gewinnen.
Bis an das Gestade der Nordsee hatten den unternehmungslustigen
Pfalzgrafen seine Pläne geführt. Es lag nahe, daß dieser weitschauende
Geist hier nicht Halt machen würde.
Auf seiner Freiersfahrt nach Schweden hatte er gesehen, was ein
kleiner Staat durch seine Seemacht vermag, wenn diese einheitlich
organisiert und einem festen Willen untergeordnet ist. Die Privilegien
der einst so mächtigen Hansa waren in Schweden aufgehoben worden,
ebenso aber war der altberühmte Stahlhof in London, das große
Handelskontor der deutschen Seefahrer, mehr und mehr zurück-
gegangen, um bald ganz vernichtet zu werden.
Das ist nicht nur ein Schlag für die Seestädte, das ganze Vater-
land ist getroffen. Spricht es der merkwürdige Mann doch offen aus,
daß »die Seestädte die Vormauer des deutschen Herzens seien und daß
die meiste Nahrung und Reichtum durch die See in das Reich gebracht
wird«. Weshalb soll die Vormacht Deutschlands auf Ost- und Nordsee
nicht wieder hergestellt werden können? Die Mittel dazu sind vor-
handen. Nur eines fehlt, die Einigkeit : »Weil man dann in Vaterlands-
saehen allein auf des Vaterlands Wohlfahrt und Reputation sehen solle
und man ausdrücklich siehet, daß dem Reich und den Hansestädten
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daher ihr Unglück kommen ist und noch kommt, daß sie kein Haupt
haben, das sie in Einigkeit erhalte .... so ist für nötig gehalten wurden,
das Fundament ihres Unheils .samt den Mitteln ihrer Hüll anzuregen «
l.'nd so arbeitet er einen sorgsam durchdachten Plan aus auf Gründung
einer deutschen Flotte, »damit unser löblich* Vaterland und wir saml-
lich noch erhalten mochten werden vor dem klärliehen und vor den
Augen stehenden Untergang«. Die Seestädte und die Kreise, welche an
der See liegen, sollen die bereits vorhandenen Schiffe unter den Ober-
befehl eines Admirais stellen. Allein die Seestädte können etliche
100 Fahrzeuge aufbringen und verfugen über 1000 Stück Geschütze.
So tritt er nun in Verbindung mit den maßgebenden Faktoren,
den Seestädten, den Vertretungen des burgundischen wie Ober- und
Niedersächsischen Kreises und mit der Hansa, überall treibend, mah-
nend, aufklärend, nicht nur durch Schrift, soudern durch das eigen«'
lebendige Wort. Von einer Versammlung reist er zur andern, den
Fürsten trägt er seine Pläne vor. auf dem Reichstag vertritt er sie,
den Kaiser sucht er zu gewinnen.
Und wahrhaftig, die Vorteile sind so außerordentlich, «laß je«ler
klar Denkende den Nutzen dieser Vorschläge einsehen muli: der Sundzoll,
den Dänemark von den 7000 deutschen Schiffen erhebt, die den Sund
alljährlich passieren, kann beseitigt oder wesentlich erniedrigt werden,
sobald man den Dänen eine deutsche einheitlich organisierte Seemacht
zeigt; die geringen Abgaben, die man dafür selbst den von schwerer
Abgabe befreiten Schiffen auferlegen würde, sind in ihrer Summe so be-
deutend, daß der Kaiser keine Türkensteuer mehr zu erheben braucht
und über große eigene Einnahmen zum Wohle des Meiches verfügen
kann.
Aber ein Admirai ist notwerulig, ohne einheitlichen Oberbefehl
geht es nicht. Und als Admirai hat er sich selbst ins Auge gefaßt.
Man mag zunächst darüber lächeln, daß ein Pfalzgraf von Veldenz-
Lützelstein die deutsche Flotte kommandieren will. Aber zunächst
handelt es sich ja um die Organisation, und dazu ist es, wie er mit
Kecht ausführt, nötig, daß der Organisator sich in einer Stellung be-
iludet, die ihm bei Kaiser und Fürsten Gehör verschafft, der, wie er
selbst sagt, »vor Seiner Majestät, den Kurfürsten, Fürsten und Standen
das Maul auftun darf, aucli die Känke und Verhinderungen kennt, so
man pflegt einzustreuen. -
Es kommt ferner dazu, daß er zu Schweden in nahen verwandt-
schaftlichen Beziehungen steht. -Wenn man aber«, so führt er aus.
• mit Schweden verbündet ist, dann könne man England und Dänemark
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m —
durch Gegei j verbiet ung der Kommerziell (d. h. durch einen Prohibitivzoll !
zwingen, die alten Handelsprivilegien des* Reiches und der Hansa
wieder einzuräumen.«
Mag der Pfalzgraf hei seinem Vorschlug auch mil im Auge ge-
habt haben, daß er sich durch die zu erwartenden Einnahmen aus
seiner Schuldenlast herausreißen kann, die Sache stellt ihm doch höher
als die Person.
Als von Hessen aus der Graf von Holstein als Admirai in Vor-
schlag gebracht wird, da schreibt er mit rücksichtsloser Offenheit:
»und die Wahrheit zu sagen, so seindt wir alle beid in der Wahrheit
nicht so viel wert, daß das Reich um so viel Millionen Goldes . . . ge-
sprengt ist worden und noch soll werden.«
Wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln, daß er es wahr
meint, wenn er erklärt: »Gottes Furcht, meines Vaterlandes Nutz und
mein Ehr mir lieber soll sein als Geld.»
Und wie stellen sich nun zu diesen Vorschlägen Kaiser und Reich V
Die Fürstenräte haben zu Krankfurt über die Vorschläge beraten
und haben befunden, 'die Admiralsehaft sei ein solch Werk, das ohne
merkliche Kosten nicht auszurichten.
Man habe zuvor in deutscher Nation davon kein Wissen jemals
getragen.
Die Stände seien ohnedies in dieser teuren Zeit mit merklichen
Anlagen beladen.
Es sei zu bedenken, ob man nicht dadurch der deutschen Nation
gegen andere Potentaten sonderlirh an der Westsee einen Anhang
machen möchte.
Es sei auch bedenklich, einem auf der See eine solche Gewalt
zu geben.«
Johann Georg von Brandenburg sieht in dem Vorgehen des
Pfalzgrafen sogar ein direkt gefährliches Unternehmen und bittet den
Kaiser, das Reich dagegen zu schützen.
Kaiser Rudolf selbst aber erklärt in einem Schreiben vom 13. Sep-
tember 1582, das Admiralitätswerk sei eine so hochwichtige und weit-
gehende Sache, daß er für sich selbst Bedenken trage, es zu bewilligen,
die Stände aber könne er nicht fragen, weil ein Teil von ihnen vom
Reichslage (zu Augsburg) be reits abgereist sei. »So müsse er es denn
dabei beruhen lassen.'
Und so hat es denn tatsächlich beim Projekte des Pfalzgrafen
sein Bewenden gehabt und mit dem Flottenplan hat der geniale Wittels-
bacher auch all' die weiteren Hoffnungen begraben müssen, die sein
ia
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i»4 -
unermüdlicher Geist daran geknüpft hat, vor allem die Wiedereroberung
Livlands, das seit der Mitte des Jahrhunderts dem deutschen Orden
<
vom Moskowiter weggenommen worden war.
Es fehlt hier an Zeit, auf das große Projekt des Pfalzgrafen näher
einzugehen und ich erwähne nur den Anfang einer Denkschrift, aus
der man ersehen mag, daß auch auf dem Gebiete extensiver Politik
der Fürst 300 .lahre zu früh gelebt hat.
• Nachdem jetziger Zeit <, so sagt er, »alle fremden Nationen sich
umtun, nach fremden und neuen Landen zu schiffen, dieselhige zu er-
kundigen, auch sich derselbigen eigentümlich anzunehmen und sie zum
christliehen Glauben zu bringen, auch der Christenheit und ihrem Patriae
Nahrung und Kumerschaft zu verschaffen, welches neben dem. daß es
christlich, löblich und nützlich, so erfindet es sich auch tunlich« etc.
Es sind schwere Enttäuschungen gewesen, die der Fürst hat er-
leben müssen, und sie werden ihn um so schwerer niedergedrückt
haben, als er auch in einem Rechtsstreit, den er seit seinem Regierungs-
antritt mit den Kurfürsten von der Pfalz führte, um erhöhte Einnahmen,
die ihm zustanden, zu erhalten, nicht vorwärts kam. Ich kann nicht
näher auf diese Dinge eingehen, das Eine steht jedenfalls lest: Am
Ende seiner Laufbahn war er noch nicht einmal so weit, daß er wußte,
wo der Prozeß geführt werden konnte. L ud nur ein Gutes hatte dieser
jammervolle Streit gehabt: daß fier Pfalzgraf in tiefer Erbitterung und
Entrüstung Kaiser und Reichstag eine Reichsjustizreform vorgelegt hat.
um anderen zu ersparen, was er selbst hat leiden müssen.
»Zu Recht verhelfen heißt nit eine Urüh oder Färb darüber streichen,
sondern aus dem Grunde wirklich helfen.« Das aber sei nur möglich
durch eine Beschleunigung des Gerichtsverfahrens. Zu diesem Zwecke
sei das Verfahren in der ersten Instanz abzukürzen, in Appellations-
sachen und bei Revisionen zu verbessern, es sei die Verminderung der an
das Reichskammergericht gehenden Sachen anzustreben und zwar durch
bessere Bestellung der Untergerichte und durch Erhöhung der Summen,
wegen deren Appellation an das Reichskammergericht möglich ist.
Vor allem aber hat ihn vergrämt und verbittert, daß von Seilen
seiner Nachbarn Verdächtigungen gegen ihn erhoben wurden, die ihn
an der empfindlichsten Stelle seines Herzens trafen, die seine Vater-
landsliebe und die Selbstlosigkeit in der Tätigkeit für Gründung und
Eutwickelung von Pfalzburg in Zweifel stellten.
Im November 1578 geht bei der österreichischen Regierung in
Knsisheim ein Schreiben ein, in dem der Herr von Schwendi anzeigt,
er habe aus Lothringen erfahren, Georg Hans sei vor kurzem bei den
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Ciuisen gewesen mit der Absicht, zum Könige von Frankreich zu gehen,
um diesem Lützelstein mit Pfalzburg zum Kauf oder Tauseh anzu-
bieten. Wenn der Paß in die Hände der Franzosen käme, würde das
dem ganzen Deutschland, insbesondere aber den Elsässischen Landen
zur Gefahr gereichen.
Am gleichen Tage kommt Kgenolph von Kappoltstein mit der-
selben Warnung und »der Besorgnis für das Wohl communis patriae
Schon am 1 . Dezember desselben Jahres giebt Erzherzog Ferdinand
die Nachricht an Kaiser Rudolf weiter, auch er nun plötzlich in
Sorge um das »ganze Deutschlund«. Dem Kaiser steigen Bedenken
auf. Hat er doch selbst gleichzeitig einen vom 2. Dezember 1578
datierten Brief des Pfalzgrafen erhalten, der ihm die (îerttchle zu be-
stätigen scheint.
Georg Hans hat ihm darin mitgeteilt, daß die Gefahr auf der
Grenze immer höher steige, jetzt habe sich auch S. Quirin dem Stift
Metz unterworfen. Wenn man ihm nicht zu Hille komme, so müsse
er auf andere Mittel sinnen, »da ich doch verhoffe, E. K. M.
werden nunmehr die welschen Praktiken und Anschläge des Stifts Metz
und Königs von Frankreich erkennen-. Mit Kommissionen sei so wenig
wie auf dem Rechtswege etwas zu machen, der Kaiser möge ersehen,
daß er kein Landfriedensbrecher sei. sondern lediglich sich und dem
Vaterlande zu Gute derartigem Beginnen zuvorzukommen suche.
Rudolf wendet sich hilfeflehend an die Kurfürsten und ersucht
sie, die Veräußerung Plälzburgs zu verhindern.
Gleichzeitig warnt er aber auch den Pfalzgrafen selbst vor solchem
Beginnen.
Was ist nun an dem Gerücht Wahres gewesen?
Daß nicht alle Fürsten dem Pfalzburger die zugeschobenen Ab-
sichten zutrauen, geht schon aus einer Reihe von Briefen hervor, die
mehr oder weniger bestimmt das Vorhaben des Pfalzgrafen bestreiten.
Georg Hans aber sehreibt am 5. Januar 1579 an Rudolf: »Ich stelle
Lw. M. hohem erleuchteten Verstände selbst anheim, zu ermessen, daß
ich Pfalzburg als eine Tochter, die ich gezeuget habe, außer Händen
lassen solle, da ich doch soviel Mühe, Sorgen, Kosten und Angst darum
gehabt. Wie ich ein Stück nach dem andern verloren und mit was
Unkosten ich und meine geliebte Gemahlin, oft schwangern Leibes,
auch mit kleinen unerzogenen Kindern, gelitten habe.«
Wenn er Pfalzburg aus den Händen geben wollte, dann habe er
unter den deutschen Fürsten genug Nachbarn, denen er's mit gutem
Fug und Titel geben könnte.
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Er hoffe also, der Kaiser werde ihn für entschuldigt halten, bitte
aber von neuem, ihm zu helfen, vor allem die Nachbarn zu mahnen, am
Bau der Stadtbefestigungen mit tätig zu sein.
Wir haben keinen Grund, dem Pfalzgrafen zu mißtrauen, sehen
aber jetzt schon, wie er sich - zunächst schüchtern — mit dem Ge-
danken einer Verpfändung trügt.
Aber die Gerüchte schweigen nicht.
Schon am 28. März 1579 richten die Kurfürsten von Köln, Mainz,
Trier, Sachsen. Brandenburg und bei Rhein eine neue Eingal)e an den
Kaiser. Sie behandeln abermals die Zollsache dilatorisch. »Wir seind
aber mit E. M. Bedenken einig, daß dem heiligen Reich und sonderlich
den über Rhein gesessenen Ständen viel daran gelegen sei, daß die
Herrschaft Lützelstein und der Paß Pfalzburg beim heiligen Reich er-
halten und in fremde Hände nicht verwendet werde. « Dabei verdächtigen
sie abermals den Pfalzgrafen, daß er Pfalzburg an einen fremden Poten-
taten zu geben gedenke.
Auch andere Fürsten schließen sich diesen Verdächtigungen an.
Wiederum wendet sich der Kaiser an den Pfalzgrafen mit Warnungen,
an die benachbarten Fürsten mit dem Ersuchen, den Pfalzgrafen ab-
zumahnen.
Nochmals trifft ein verzweifeltes Schreiben des gequälten Mannes
beim Kaiser ein.
»Wan K. M. im Grund recht wiiszten, in was Beschwernisz und
täglichem Drangsal, auch Schuldenlast ich stecke und wo man nit bald
mir hälfe, fürwahr das Grundeiß gehen wüid und darnach mir nimmer
zu helfen, dann ich hier ein Leistmanung nach der andern muß gewarten
und allein jetzund fünfunddreißig tausend Gulden laufender Schuld habe,
die alle Tag wollen bezalt sein, also daß ich fürwahr nit weiß, wo aus
oder ein und wo E. K. M. nit den Kurfürsten des Reichs furderlich
schreiben und dran treiben, das sie mir ein Antwort mit dem Zoll geben,
so dürfte ich um alle meine Ämter gesprengt werden
K. K. M. möchten mirs in Warheit glauben, daß mir die Sorg und
Angst schier das Herz im Leib ausbrennt in Ansehung meiner kleiner
viel unerzogner Kinder, geschweige denn jezt von neuem meinen armen
Untertanen von dem unlängst durchziehenden Welschen Kriegsvolk
begegneten unverwindtlichen Schaden, da sie dermassen mit ihnen ge-
hauset und sie geplündert, das ich den halben Teil Fuhren nimmer hab.
wie ich sie in meiner angehenden Regierung gehabt.«
Der Erfolg des Schreibens ist nicht ganz derselbe wie früher:
jetzt endlich fassen die Kurfürsten Beschluß. Nach langer Begründung
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folgt die Erklärung, daß sie des Herzogs Begehren auf Bewilligung eines
Zolls die Hand zu bieten, nicht tunlich befinden können. »Also verhofFcn
wir. K. K. M. weiden die.se Zollsach gänzlich einstellen und S. L den
Pfalzgrafen väterlich zur Geduld mahnen. <
Aber als wollte der Pfalzgraf das Unbegreifliche nicht fassen,
läßt er noch einmal seinen verzweifelten Ruf um Hilfe erschallen in
Tönen, die auch uns heute noch zu Herzen gehen.
»Derhalben so bitl ich Ew. K. M. abermal aufs alleruntertänigst.
sie wollen zu Gemüt führen, wie mir zu Herzen sein möcht, der mit
»o viel kleinen Kindern beladen. Man kann einen Bogen zu hart spannen
und übertreibeu in Geduld, daß er zuletzt zerspringen musz. Man siehet
und weiß klärlich, dasz einmal Frankreich sein Anschlag auf Straßburg
gemacht und an keiner Verrälerei sich nit dauern läszt. wie sich denn
vornehme Franzosen und Obersten verlauten lassen, es solle und
könne die Stadl Straßburg nit enlgehn, und rühmen sieh ohne Scheu,
wie sie ihn; Verräterei in der Stadt drinnen haben
Nun steht einem zu bedenken, der auf der Frontier hilflos ge-
lassen wirt. wann er die Bing vor Augen schier siehet, was ihm zu thun
sei. ob er will warten, daß man ihm die Haut über die Ohren ziehe,
oder ob er bei Zeiten andere Mittel will suchen, sonderlich einem, der
überschuldet ist und viel lieher Kinder für Augen sieht gehn und aus
Unschuld in solche Last und Sachen auf kaiserliche Vertröstung und
Geheis, wie im vorigen Schreiben gemelt, kommen. — — —
Aeh allergnedigster Kaiser, wie oft hab ich schon bißhero in •
meinen Schreiben sonderlich in Frontieractis treulich gewarnel und es
gern gut gesehn, aber da sehe ich, dasz kein Warnung oder Rat helfen
will, Gott erbarm es. Wie treulich ich's mit meinem Vaterland und
jeder Zeit mit meinen Kaisern gemeint, das laß ich Gott erkennen. Ich
gräme uud denk mich meines Vaterlandes und vorstehenden Unglücks
halben so müd. dasz ich drunter erliegen musz, sonderlich so ich
hülflos hinfurder gelassen werde. Ich will hiemit mich aufs alleruntcr-
tänigst gegen Gott, Ew. K. M. und dem ganzen Reich ausdrücklich
bedingt haben, daß wo man nit zur Sachen lut und mich in solche
Bekümmernis und Herzenleid auch Gefahr stec ken läszt, kommt Unglück
daraus; so will ich vor Gott, K. K. M. und aller Well entschuldigt sein.*
Der Notschrei bleibt erfolglos, wie. alle früheren. Eine persönliche
Audienz wird dem Plälzgrafen abgeschlagen und so entwickeln sich die
Dinge, wie sie sich nicht anders entwickeln können.
Am 24. Juli 1583 wird zwischen dem Plälzgrafen und dem deut-
schen Reiehsfürslcn Karl III. von Lothringen der Vertrag abgeschlossen.
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durch den Pfalzburg mit den Dörfern Einartshausen. Hasolburg, Lützel-
burg, Hullenhausen, Wilsberg und Mittelbronn dem Herzog von Loth-
ringen vom 1. Oktober 1584 auf vier .lahre gegen eine Zahlung von
400000 Gulden verpfändet wird.
Ks war keine Scheinverpfändung. Dali eine Wiederlösung möglich
wäre, daran hat Georg Hans in seinein Optimismus bis zum letzten
Tage geglaubt.
Seine Untertanen, Adel und Bürger von Plälzhiirg, haben alles
getan, um zu ihrem alten Herrn zurückzukommen.
Daß es nicht möglich war ohne Hilfe aus dem Reiche, ist uns
klar, daß diese Hilfe ausblieb, brauche ich nach dem Gesagten nicht
auszuführen.
Noch einmal hat sich der alte Kampf, das alte Leid wiederholt.
Aber alle Hoffnungen gehen zu Nichte.
Und auch die kräftige Natur des hochstrebenden, genialen Mannes
ist den Kämpfen und Enttäuschungen nicht gewachsen.
Ich habe den Eindruck, daß sich sein Geist umnachtet hat.
Ruhelos sucht er nach Mitteln, um die Pfandsumme aufzubringen.
Bald bietet er dem Kaiser Finanzprojekte an. um das Reich zu sanieren
und selbst einen Teil der Einnahmen zu erhalten, bald kommt er mit
Erlindungen militärischer Art. die den Stempel der Unausführbarkeil
auf der Stirne tragen. Es wäre ein besonderer Vortrag nötig, um diese
letzte Phase seines Lebens zu schildern.
Allmählich sind ihm auch die Augen aufgegangen, daß vom Kaiser
und Reich nichts zu erhoffen ist. Aber warnen will er noch, dem
Kaiser die Augen öffnen, wie die Dinge im Reiche stehen. Und so
schreibt er denn am 10. Oktober 1590 an Kaiser Rudolf: »Nun sind
E. K. M. als einem Kaiser die Händ geschlossen, daß sie kein Zolls-
oder Wcggeldsbegnadigung oder Exemptiones von Zöllen geben können,
auch in dem die Händ geschlossen mit den Reichstagen, wie die Kur-
fürsten von Caroli Quinti Zeiten an bis auf E. K. M. die Juramenlen
geschärft. Alles auf ihren Vorteil und Verkaufung des Kaisers, also daß
man anstatt eines Kaisers bald sieben zu Lehen hat und also die andern
Stand' durch solche Verkaufung solcher Beneficien des Kaisers gehin-
dert sein müssen, dadurch das Reich zu Boden gehl.'
Auch dieser Ruf ist verhallt wie die Stimme des Predigers in
der Wüste.
Georg Haus ist verbittert und vergrämt, aber umgeben von seinen
Liehen, seiner Irenen Gattin und den Kindern, im Jahre 1592 ge-
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schieden. Aber so hart ihm das Leben zugesetzt, so reich an Ent-
täuschungen und so arm an Erfolgen es gewesen ist, er seihst hat den
Glauben an sich nicht verloren und von der Nachwell erwartet, was
ihm die Mitwelt vorenthielt.
»Denn wie ich treuherzig in des Vaterlands Sachen gearbeitet, des
wird verhoiïentlich das Werk den Meister loben und wo nit die jetzige
Welt, so doch die Posterität befinden und erkennen.«
Die Posterität hat ihm bis heute wenig Gerechtigkeit widerfahren
lassen. Die Wenigen, die sich mit ihm beschäftigt, haben ihn ver-
lacht, geschmäht und gescholten. Nur die Bauern und Holzarbeiter in
den Vogesen haben ihn treu als einen Liebling im Gedächtnis bewahrt :
noch heute erzählen die Alten ihren Kindern von ,)erri Hans, der sie
verstanden und der es gut mit ihnen gemeint hat.
Es liegt mir fern, die Schwächen des Mannes zu verkennen.
Man hat ihm Charakterlosigkeit und politische Unzuverlässigkeit
vorgeworfen, fast gleichzeitig soll er den verschiedensten politischen
und religiösen Parteien seine Dienste angeboten haben.
Gewiß hal er das getan. Aber sein Verhalten kann nicht aus
der sittlichen Aulfassung unserer Zeil beurteilt werden, wir müssen
ihn den fürstlichen Söldnerführern des 16. Jahrhunderls zur Seite
stellen. Vor allem hat man eins nicht bedacht. Die politischen
Konstellationen der 60er und "Oer lahre des 16. Jahrhunderts wechseln
so schnell und jäh, daß man die Haltung eines im großen politischen
Leben stehenden Mannes nur beurteilen kann, wenn man der jeweiligen
Konstellation Rechnung trägt.
Wenn er heute seine Dienste dem französischen Könige anbietet
und morgen dem Oranier, dann scheint das charakterlos. Sieht man
aber der Sache auf den Grund, dann erkennt man nicht unschwer,
daß ein Leitstern ihn allezeit geführt hat, die Sache des Protestantismus
und die Interessen seines deutschen Vaterlandes.
Er mag sie verkannt haben, aber er hal sie ehrlieh vertretet).
Leidenschaftlich und impulsiv wie er war. ist auch vielleicht manches
Wort von seiner Lippe gefallen, das er nie ernstlich gemeint hal.
Schon die Zeitgenossen schrien Verrat, als die Kurzsiehiigkeit und die
Selbstsucht der Kurfürsten ihn zwangen mit schwerem Herzen das
Hollwerk, das er aus eigenen Mitteln gegen Frankreich errichtet hatte,
zeitweise an einen deutschen Bundesfürslen, der ihm der mächtigste
Schulz gegen Frankreich zu sein schien, zu verpfänden.
Seine Begeisterung für das Heil des deutschen Reiches deshalb
zu bezweifeln, weil ihn eine .lugendfreundschaft mit dem Herzog von
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Alencon verbindet, geht .schlechterdings nicht an. Die Beschuldigung
aber, daß er Straßburg an Frankreich habe verraten wollen, ist vor
allem auf Verdächtigungen seines bittersten Feindes des Johann Casimir
aufgebaut. Sie erscheint mir durchaus unhaltbar. Als politischer
Charakter steht Georg Hans weit über seinen pfälzischen Vettern.
Weiter wirft man ihm persönliche Charakterlosigkeit vor.
Größenwahn und jämmerlicher Kleinmut sollen in ihm vereint
gewesen sein; prahlend, drohend vor allem aber bettelnd soll er all-
überall erscheinen.
Gewiß hat er die Bedeutuug seiner politischen Holle weil über-
schätzt. Wenn er aber im Vertrauen auf die Bedeutung, die sein
Lebenswerk, die Gründung Pfalzburgs. für die Sicherung ganz Deutsch-
lands hat, bei Kaiser und Fürsten um Unterstützung bittet, nachdem
ihn der Bau, dessen finanzielle Tragweite er nicht übersah, zu Grunde
gerichtet hat, wenn er in seinen Schreiben in heißer Sorge um Frau
und Kinder Töne anschlägt, so warm und leidenschaftlieh, wie sie in
politischen Aktenstücken wohl selten erklingen, so vermag ich darin
nichts Verächtliches zu sehen.
Vor allem aber wird er hingestellt als ein oberllächlicher Dilettant,
als ein fürstlicher Praktikant ersten Hanges. Gewiß war Georg Hans
ein Phantast, insofern sein hochfliegender Geist nicht die Fesseln sah,
welche die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Zeil
ihm um die Füße legten.
Aber was er geplant und was er gedacht, das sind zum großen
Teile Gedanken und Projekte gewesen, die schön und groß waren.
Sei es die Versöhnung der streitenden Kirchen, die Heform der Heichs-
justiz, seine genialen Kluß- und Kanalbauten, seine Klottenpläne oder
die Gründung von Kolonien, der schwerste Fehler, der all diesen Ideen
anhaftet ist doch der. daß sie 300 Jahre zu früh ausgesprochen wurden.
Ich maße mir nicht au. eine abschließende Charakteristik des selt-
samen und seltenen Mannes gehen zu wollen. Aber eines steht schon jetzt
lest. Die bisherige Auffassung, die man von ihm gehabt hat. ist falsch.
Seine Charakteristik muß neu geschrieben werden, geschrieben auf
Grund des gesamten handschriftlichen Materials, dessen Sammlung eine
der lohnendsten Aufgaben der neueren Quellenforschung bilden wird.
Möge die Skizze, die ich Ihnen heute entworfen habe, dann auch
in der einen oder anderen Linie geändert werden, an dem Motto, das
er selbst seinem Bilde gegeben, wird sich nichts ändern:
Gottes Furcht, meines Vaterlandes Nulz und mein Khr mir
lieber soll sein als Geld .
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Aktenstücke.
/. litrtcht Mur dit Stmtigkciim des Pfalzyiafcn Geoiy Hun* mit st'mm
Grmnmchbin )). htshesotidrn (hm Frrihrrm Africanus ron Hattssonvilh:
<\ trm.
Krzelung der spenn an der frontier mit dein cardinal und herzogen
zu Lothringen.
Wir haben inn allen orthen, da wir vor alterß heer der churfürsl-
lichen Plaltz (ahnen gefunden, auch bey allen dehnen, so zu unnserin
schütz und schirm seind, die schirmßgerechtigkait erneueren laßen,
Hohenhorst 1 1, llohenzelters *), die probst guetwilligklieh unnß wie von
alters hcro an statt deß churlürsten als angewisnen erbt heil angenomen,
daruff di Lothringischen unnß die (ahnen haben wollen lassen abreissen,
doch zuvor zu unnß geschickt, deren gesanndten wir vor unverdechtlichen
jähren heer die regist ratur und buecher unserer schirmsgerechtigkait
halber haben uffgelcgt, ohnangesehen dises die gesandten hinweg ge-
zogen mitt anzeig, man wöll unnsz keinen schirm daselbst zulassen, sie
seyen selbs siarck genug dieselben zu handthaben und sie seien in ihres
herrn landt gesessen. Durant wir repliciert mitt dem anhang. da uns
die fahnen mitt gewalt sampt unserer gerechtigkeit also entzogen werden
solten. das wir solches vom Reich entziehen zu lassen unserer pflicht
halber nitl Ihnen khindlen. als einer, der sampt dem unsern immediale
unser» wissen* noch under daß Reich gehörtl, wolten derhalben für
gewallt gebetten haben; so der aber nilt underlassen, muesten wir das
Reich umb hilfl' ani-ueflen, auch unser bestes thuen, und solten wir
darüber utl' die linger gekloplll werden, inn dem wir einen freyherrn,
Masonvill genandt 3;>. so mehrertheils seiner guetter in Franckreich und
under Metz ligen halt, von wegen etllicher dörller, so er in einer
herschafft genandt Turekelstain4' halt und schirmbgelts halber drey
jähr seumig gewesen, widerumb wir von alters sein geburends zu Ihun.
in schrifften errnanel, daraull auch unsere (ahne inn denselbigen seinen
dörffern wie von allers Itero ulTrichten lassen, i welcher sich dann mitt
Haut" Still, . Alht Silin, (itmrimh- ('inn. a. »/. |V-i»ww in l'runknkh.
*J ?
J) Freiherr Africnnws eon Hauummritlr,
Vi T'irk*»,,, in» wrilin, Saortnl.
-- 202 -
diesen guetern nihe vor der zeitt andern zugethon gcacht, als der
grafschaft Lntzelstein, wie man auch inn dersclbigen herrsclialTt an
ethliehen orlhen zollstatt hatt). halt sich über dem zugetragen, das
bemelier freyherr von Hasonvil mitt unserm probst zu Sanct Quirin ' t
ilaselbst wir unnsere fahnen und zollstatt. auch dessen orlhs underthanen
unß newlich ohn ainiehe waigerung gehuldigt haben, newerung gesucht
und dein probst in seine wählt gefallen, die selbigen verwuest, das
hew auf den wisen genommen und allerhanndl andern muetwillen ge-
triben, darufl' unß gedachter probater umb handhabnng ersucht, haben
wir den Hasonvill beschriben und sein verantwurttung, auch abtrag
seines gehabt enn mutwillens begert. aber er ein gesandten zu unß ge-
schieht und antwurtt geben lassen, wie die und der gantz handel auß
dem schreiben an die K. M. deßhalb beschehen und andern (initl
A. B. b. C. D. K. F. und G. gemerkt) nach lengs zu sehen.
Nun hatt es mitt imm, dem Hasonvill dise gelegenheit, das vor-
mals seiner vetter ainer mitt hiliï des cardinal» in das bemelt closter
ist eingesetzt, aber von pfaltzgrawe Ludwigen, churfürsten, wider ab-
gesetzt und ein anderer geordnet worden, demnach er vermainendl jelz
bessere gclegenheitt zu haben, hinein dringen will, in ansehung, das er
etlliche geringe gerechtigkheitcn, welche doch alle ihr limitation haben
und also unnß so wol als unserni vetter herzog Wolffgangeii, als da
zumahl gemains herrn, sagen lassen, es verwundere ihn, das man
sich deß probsts so hartt annehmen, da er doch unß sovil dienst
thuen khündt, als der probst, und sich in alweg daruff gezogen, das
der probst unrecht berichte, damitt wir verursacht wordenn unsere
rhütt dahin abzuordnen, mitt solchem beschaidt, allen warhafftigen
hericht in zu nemen und alß dann den probst deß llasonvills mutt-
willens, wie auß bemeltem schriben an die K. M. auch zu ersehen,
helflen zu entheben, und weil er inen tiilt restituiren wollen, selbs
ettlichs theils zu restituiren. waß aber der beschluß des handels, ist
auß des probsts schreiben und der zu YVicoh') eigangner unbillichen
und nichtigen urtheil zu ersehen (mitt H und J signierlti. So hat es
nuhu mehr mit den» cardinul dise gelegenheitt. das er mitt der eron
Franckreich cüigungen, keinen haupt- oder ainptmaun in das stilTt Metz
11IÎ seine heuser zu setzen, sie seien dann von der eron Franckreich
bewilligt. Als dann daß excmpcl mit Marsall gnugsam und noch
vorhanden, dan es von uewem mitt gebornen Kranlzosen besetzt, so
'i St. Quirin Ui All»'i»th<triter in </«« I >/»■*•>!.
Ji Tic. bischöflich Metzwlf Hrs,,!?,,;
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- 2o:l -
hatt er aueh ettlicln* horrschafïten vom stifft verschenckht und dem
Reich ohn wissen und willen deßelbigen entzogen, also das auch die
inngesessne vom adel von wogen verlierung ihrer appellation an daß
K. cammergericht und anderer mehr Ireyheitten, so sie underm Reich
pliben hotten, gern aller handi mitte) zu clagen gesucht, aber nicht
Ihuen dörflen; wer demnach, so er iur ein furslen und standt deß
Reichs erkhennl solt werden und nitt desto weniger tnitt Franckreich in
dergleichen luindlungen stuendt, kein besser gelegenheit dem Reich von
tag zu tag waß zu entziehen, dann diese, wie sie es jetzund schon
understehn und furnemmen. Daher leichtlich zu erachten, so das ge-
stattet, es würd dieselb jurißdiction über das gebürg erstreckt und vil
guetter paß biß inn das Elsaß und an Rheinstrom gebracht, weil unß
dan änderst nitt bewüst, dann daß uff dem reichstag zu Augspurg ime
kein session vergüntt und nitt änderst Iur ein standt des Reichs er-
khennt worden, dann so er andern potentaten solcher reichsguetter
wegen nitt zugethan und verwanndt. wir auch achteten, so er schon
die regalia erlangt und das obgemelt inn gewisse erfahrung gebracht,
das er sich selbs damitt wiederumb auß dem Reich gethon hett.
welches dem Reich und allen Stenden wo! zu bedeucken, so dann auch
wir demselbigen alß unsenn vatterlandt trew und gewertig zu sein
schuldig, haben wir deßelhigen und unserer notlurffl nach dise déduction
initt kurtz verfassen lassen von churfürsten und Stenden satte resolution,
weß wir unß darüber zu verhalten gewarttendt.
Str. Bez.-Arch. Hr>7, Cone.
J. Pfahgruf frruiy Hmut an seine Xaehbai» : schildert die Gef ahr- h,
die dem Riehe und ihn selbst durch da* Vordringen drr Franzosen
im Vogesengchiefr erwuchsen.
r. IMti.
<ieorg Hans pfaltzgrave.
Wolgeborner besonder lieber freundt. Wir können euch unnser
selbstcn und dann auch aller unserer benaehbaurten liierumb, sonderlich
so gleich uns an der grentzen whonen, notturlTt nach ohnvertneldet
nicht lassen. Nachdem sich anfänglich das Condisch 1 1 Welsch kriegs-
volck inu unnser closter und flecken 8. Quirin gethan und den armen
leütten daselbstcn, desgleichen auch inn andern unsernn umbliegenden
Hecken und dürflern grosse heschwernus zugefügt, welchem kriegsvolck
der hertzog von Amaul'i aus Metz nachgefolgt und was das vorig
') Pritu ton Courir.
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kriegsvolek übergelassen, vollendl uflgeratft und umbgebraeht. Das
sieb jetzt genanter hertzog nach beschehener zertrennung und niederlag
solches Condisch kriegsvoloks zurück nach der herrschafft Türquestein.
so inn unnserm schütz, schirm und verspreebnns ist, gewendet, dieselbige
gantz ingenommen, dergleichen das schloß, welches an ihme selbsten
von natur zindich vest und wol bewhart mit etzlichen den seinen be-
setzt, und understehet sich nun dasselbig zu bevestigen, welches er
desselben natürlicher gelegenheit nach leichtlich zu
werck würdet richten mögen, solchem gefehrlich beginnen und
vornhemen nach zu sehen und dar zu still zu schweigen, haben wir
geachtet, das es unns alls einem Teütschen forsten des heiligen
Römischen Reichs, denc das f'eüer neben anderm am nohesten an-
scheint, nicht gebürn oder zustehen wöll.
Dan es ligt solch schloß Türquenstein vierzeheu med wegs von
Metz gegen dem Elsaß und Reinstram zu und nurt drey med von uus.
So ist an demselben strich noch ein schloß, AlßdorlPi genant, Weichs
dem cardinal und bischoff zu Melz zustendig und gleichsfals an ihme
selbsten vest ist, zu dessen inbekomung er der hertzog und die
Kon. W. inn Franckreich aus solch beeden örltern zu jeder zeit
leichtlich und ohn alle nolt inn das Weslerrieh und Kllsaß gelangen mag.
Sonderlich aber kau er alle lag an unsern orl flecken Einharts-
liausen2) raichen und demselbigen betrangnus anthun, welchs er so
olTl treiben mag, bis er ihne Ietzlich, da kein ander aufl'sehen gehalten
und rettung geschehen sollt, gantz und gar inbekeme.
Was nun aus solchem Ietzlich folgen kau und muß, das hat
ineniglich verstendigs leichtlich ab zu nehmen.
Dann dieweil gedachter < urdinal und bischoiï zu Metz der eron
Franckreich verpflichter und zugetlianer, daß demnach desselben gantz
lundt der cron Franckreich ohne daß jeder zeit oflen und zum besten
bcrail, so ist die rechnung bald gemacht, daß uff solchen gesetzten fuß
gein Türquestein dardurch der cron Franckreich imperium schon vier-
zeheu Tcütscher meil von Metz gegen Teilt schlandt erbraittet, ulls
wenigest wir und andere unsere benachbarte, so au der greintz setzen
und solchem vorstehenden gwalt zu s teuren zu schwach seien, uff da*
aüsseist genottrangl und gezwungen werden müssten.
Sonderlich aber wollt es gegen uns ein hochbeschwerlich werck
sein, inn anschung daß unsere ortt, bletz, <o zum bevestigen geschickt
und tüglicli seien, danois man auch diese gantze landtsartt zu sampt
Albfsdorf.
\i Log dicht hn ilnt, h,;,tL>y<:n l'f«Ll>tmi
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I
- L'Of)
dem ganlzeu Rheinstrom beunrüewigen mag, von genantem cardinal
und bischoiïen zu Met/, herrüren, und beseheint sich jetzt im werck,
weß wir der R. K. M., unserm allergnädigsten lierrn, desgleichen auch
den churfürsten und inn gemein den slenden des Reicha zu merermaln
underthenigst, dienstlich, freundtlich, gnedig und gönstig angedeüttet
und zu erkennen gegeben, das es neinlich, da solcher cardinal, unge-
achtet daß er der cron Franckreicli ergebner und zuget haner, ver-
mittelst welches die cron Franckreicli nicht allein so weit herscht und
regiert, so weit sein «les cardinal* landl gehet, sondern auch aus sol-
chem landt den fuß täglich je lenger je weitter in Teütschlandt insetzen
kau, nichts destoweniger für ein standt des Reichs geachtet und ge-
halten sollt werden, keinen andern weg als diesen gegenwerttigen er-
langen könnt, so würde auch villeicht uns und andern, welche solch
gefehrlich feüer am nechsten ansehine, ursach gegeben werden, daß wir
aus getrungner nott des unsern wharnhemen und unß der gehür inn
Sicherheit bringen müesten.
Wann es dann nun mehr utfsehens und gewarsamlichen acht
nehmens von nötten und es bcfahrlich, dem gantzen Elsaß und Rhein-
strom gellten will, so ist an euch unser gnedig und gönstig gesinnen,
ir wollt cralft eüers tragenden ampts und dan auch für euch selbsten
allein und neben andern uff die wege bedacht sein, wie disem vor-
stehenden gefehrlichein und beschwerlichem wesen ulï jedem fall bey
gutter zeit, es sey gleich der cardinal und bischoff zu Mclz für ein
standt des Reichs zu hallen oder nicht, gesteuert und gewhert möcht
werden und uns derwegen in cralïl der Reichs Constitutionen und Ord-
nungen mit der kraißhilff ersprießlich erscheinen, auch sonsten zur nott
und geschöpftem gutachten. die inn solchen Reichs Ordnungen aus-
gesatzte maß vor dhaudt nhemen. damit wir, ulï den fall wir ainsam
gelassen, nicht getrungen werden, unsern sachen selbsten nach gelegen-
heit sicherlicheu rhat zu schallen und uns dessen zu gebrauchen, so
andere zu irer Sicherheit thun und denselben erlaubt ist.
Wo dann nun ein zusammenkunfft angestellt werden und von
nötten sein sollt, seien wir erböltig, uns selbsten in der person uff die
personliche erscheinung der fürsten, graven und herrn dises Reinischen
kraises zu solchem tag zu begeben und der sachen gelegenheit weit-
leüfftig mit sattem gruntlt an tag zu geben, damit uieniglich die Wichtig-
keit derselben zu sampt der vorstehenden eüssersten gel'ahr einsehen.
Haben wir euch gnädiger gönstiger meinung, darmit wir euch wol
genaigt, nicht verhalten wollen, eiier schrilHIichen antwort bey disem
unserm botten gewarlend uns darnach haben zu richten.
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Datum Lülzelsleiu, den . . .
An des Reinischen kraiß obersten
in mutatis mutandis
An churfursten pfaltzgraven
An hertzog Georgen pfaltzgraven
An bischofl* zu Wormbs
An hertzog Wolffgang pfaltzgraven
Str. Itez -Ari'h. E. t'y*, C»W;
.7. G tory Huns un Kui.str Mua > mil tun H.
im Srt,i. II
Das Stift Met/., auf dessen Grund und Boden, soviel die geist-
liche Jurisdiktion belangt, S. Quirin liegt, maßt sieh auch unserer
Rechte gegenüber der Probstei an. So untersteht sich der Herr von
Haussonvil, der gar nicht unter das Reich gehört, den Probst vor das
Gericht in Vit- zu laden. Das tangiert ihn als Schutz- und Schirm-
herrn, aber auch dem Reich geschieht Abbruch; denn nicht nur das
Kloster sondern auch ein Mehrere* wird mit der Zeit dem Reich ent-
fremdet werden, wenn nichts dagegen geschieht.
Kr hat vorläulig dem Probst verboten, dem Stift Metz zu Recht
zu stehen, aber auch durch einen guten Freund am Hofe von Frank-
reich den König ersuchen lassen, dem Kardinal von Lothringen den
Zaum nicht zu lang zu lassen. Der Kaiser möge diesen Appell nach
Frankreich entschuldigen, es sei geschehen, um sich augenblicklich zu
schützen und sollte keinen Eintrag kaiserlicher Rechte bedeuten.
Da aber zu befürchten, daß noch ein starker Nachbar sich in die
Händel wegen S. (Quirins mische, dem er. Georg Hans, keinen Wider-
sland zu leisten vermöge, andere Stände des Reiches durch solch'
ein Eingreifen aber auch getroffen werden möchten, so bittet er, der
Kaiser wolle ihm und dem römisc hen Reiche bedacht sein, wie der
Pfalzgraf sich und S. Quirin beim Reiche erhalten könne. Bittet auf
dem heurigeti Reichstag zu Augsburg die Bewilligung von 1000 Pferden
beantragen zu wollen.
Lützelstein d. 11. Sept. lönT..
Str. Jivr-Arrh. E .'H? *W-,
i
/. Pf'nhgraf Gcory Hans tut Pfahyraf Wdfyany >on Ztveibrüekcn.
m? Feh,: W.
Regt an. daß man gemeinsam gegen die Cardinalisch-I,othringischen
vorgehe, die Tag für Tag seine Grafschaft Lützelstein schädigen Wenn
man Einigkeit zeige, so würde man sehen -daß mit uns pfaltzgraven
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nit so zu schertzen, sondern daß wir im fall der nott auch zusammen
setzten«. Er rät, eine Wiederpfändung eines Gebietes vorzunehmen,
aber nicht an das Kammergeriehl zu gehen, da der Kardinal nach
jüngstem Reichstagsbeschluß nicht als Stand des Reiches angesehen
wird, andernfalls aber das Kammergericht auf der einen, Frankreich
auf der andern zu seiner Hilfe benutzen würde.
Datum Lützelslein den 20. Febr. a. (u.
Sir. Bes-Arrh K. :v>s Conc
7567 April 1.
ö. Georg Hans befiehlt seinen Räten Dr. Daniel Capito und Dr.
Jacob Bopparth genannt Schütz, derzeit zu Regensburg, an die Reichs-
stände zu bringen was der Bischof und Kardinal zu Metz gegen ihn
und den Probst von S. Quirin vorhat und thut, darzuthun, was daraus
folgen wird, auch um Hilfe anzuhalten : hofft in kurzem die Gesandten
selbst zu besuchen.
Lützelstein den t. Aprilis a. t>7.
Str. Bet.-Areli E .9/5*. Or
Ii. Daniel Capito und Jamh Boblutrt genannt Schütz, dir Vertreter des
Pfalzgrafen Georg Hans auf dem Itegensbttrger Reichstag, an Kaiser
Maximilian II.
1M7 April 17.
Georg Hans hat ihnen Auftrag gegeben, bei S. Majestät und den
Gesandten der Kurfürsten wegen des erbetenen Zolles und wegen
S. Quirin vorstellig zu werden. Den neu begehrten Zoll will -S. K. G.
niergennd auderstvvohiii dann zu befesligung und erhallung der greinzen
gegen Franckreich bewennden und deshalb K. K. M. und dem heiligen
Reich ordenliche rechnung thun«.
Dat. Regenspurg, den 17. aprilis a. H7.
Str. Brz.-Arvh E . Or.
7. Pfalzgraf Georg Hans an Friedrieh. Pfakgrafen bei Rhein.
1M7 April 17.
Wie der Kurfürst aus der beiliegenden *i Aufzeichnung ersieht,
»was sich der bisehol und cardinal zu Metz wider den probst zu
S. Quirin und uns understehel und was hieraus ferner zu gewarten.«
Freundlich bittend. S. Kurf Gnaden wollen sich solches unsertwegen an-
gelegen sein lassen und uns freundlich und ritterlich behilflich und
berathen sein«.
Datum Lützelstein, den 17. Aprilis a. H7.
Str. Bec -Arch. K :if>s. Cimr
1 S. da« folgende Stück..
- 20* -
S. Bericht Hher die Vorgänge in S. Quirin.
1:')0T.
»WarhafTtige déduction und bericht wie es mil dem closter Samt
Quirin ein gestallt und waß für unbilliehe. unleidliche, widerrechtliche
und landtfridbrüchige handlungen der cardinal von Lothringen durch die
seinen zu Weych ») wider daß closter sowol alß desselben sehirmbherrn.
den durchleuchligen hochgeborenen fürst en und herren hern (îeorg Hansen
pfaltzgraffen. furnehmen lassen.
Sanct Quirin daß (Zoster ligt im Westerreich ungeverlich vier meil
wegs von Elsas Zabern und ist ein filial des elosters Morßmünster, so im
bisthumb Straßburg und sonst beede. das principal- und filial closter, ohne
mittel im h. H. Reich gelegen. Ob nhun wol daß filial S. Quirin mit der
geistlicheit und crisam(!) under den stifft Metz und da eß mit angeregtem
stifft ein andere gestallt weder eß leider dieser zeit hat under berurten stiffi
und nemblichen zu Weych < iedoch in allweg salvis appellalionibus ad came-
ram) in civilibus recht mochte geben und genommen haben, so ist es doch
(wie auch Hohenzelters und Hohenforsl. die closter und andere pletz
mehr daselbst im Westerreich herum) dabeineben vor unverdachl-
lichen jaren und weit lenger. dan sich eines ainigen, ja auch zweier
menschen gedeneken erstrecken mag. in der inhaber der herrsehafTt
' Lützelstcin und numehr so lang die pfalzgraiïen herurte herschafft innen
gehabt, in derselben schütz, schirm und protection gewesen, wie solches
mit den uhrallen registraturen und buchern. so vor unverdechtlichen
jaren auffgericht. auch alten und neuwen rechnungen darinnen daß
schirmbgeldt von jarn zu jaren ordenlich verrechnet, deßgleichenn auch
den alten auffgerichten sehirmbfanen, die zum theil mw-h gar, zum
theil die vestigia derselben vorhanden sindt, genugsam, jha überflüssig
zu beweisen ist. auch solliches sonst bei meniglich in der ganlzen refier
und also nit allein den schirmbsangehörigen underthanen sonder auch
allen umbliegenden benachpartten gantz kundt notori und J offenbar,
auch communis vox und fama ist.«
So sind die Schirmfahnen oft, besonders wenn ein neuer Herr in
die Regierung kam, erneuert worden, ohne daß der Bischof von Metz
Einrede erhoben hat. also daß der Abt zu Maursmünster von wegen
seines Filials S. Quirin in jeder Bedrängnis bei den Pfalzgrafen als In-
habern der Herrschaft ÎÀitzelstein und sonst nirgends Schutz und Schirm
gesucht.
So hat Pfalzgraf Ludwig, als ein Baron von Hasenvil auf Anstiften
des Bischofs von Metz einen Verwandten zum Probst gemacht hat und
17c «i. tl. Seitlr, bi#Mflich-McUi*d<e Ketuktu.
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209
der Pfalzgruf .sehirmshulben ersucht wurde, fliesen Probst entfernt und
dem Stift die freie Wahl zurückgegeben.
Als nun (ieorg Hans im Jahre 66 nach dem getroffenen Vergleich
die Herrschaft Lützelstein mit ihren Sehirmgerahtigkeilen erhalten
hatte, und von den Untertanen um Erneuerung des Schirms angegangen
war, so hat er den Schirm durch Aufrichtimg neuer Fahnen in den
Klöstern Hohenzelters, Hohenforst, S. Quirin und den dazu gehörigen
Flecken erneuern lassen, in Sonderheit aber die Untertanen von
S. Quirin den gewöhnlichen Schirmseid schwören lassen.
In Lothringen ist wegen der Klöster Hohenzelters und Hohenlorst
Kinspruch erhoben, dieser aber durch Vorlage der alten Registerbücher
widerlegt worden. Wegen S. Quirin ist vom Kardinal keine Beschwerde
eingereicht worden.
Nun hat es sich aber zugetragen, daß ein Freiherr Af'rieanus von
Hasenvil, der den größten Teil seiner Güter in Frankreich und dem
Stift Metz hat, aber für einzelne Dörfer mit dem Schirm verwandt
und unterworffeil ist. dem Frohst in die Widder gefallen ist um! ihm
Heu auf der Wiese abgeführt hat.
Als der Abt von Maursmiinstcr dieserhalb Beschwerde geführt,
hat rier Pfalzgraf getan, was in solchen Fällen gebräuchlich ist. Die
Schreiben des Pfalzgrafen sind aber vom Weihe des Hasenvils ungebür-
lich empfangen worden, auch der Freiherr selbst hat sich verächtlich
geäußert, dazu die Schirmptlichl, in der er selbst steht, aufgekündigt.
Auf solche beharrliche Trutz und Frevel hat Georg Hans seine
Räte nach S. Quirin geschickt um genaue Feststellungen zu machen.
Hasenvil hat seine Ungebühr darauf noch gehäuft und (wohl *e.\
composito, damit der cardinal sein vorhabende landtfriedbrüchige ge-
waltsame und abbringung und hinwegweisung deß closlerß S. Quirin
nit allein aus der Pfalz zwischen Lützelsteinschen schirm sonder auch
von dem H. R. Reich in gemein desto bequemer verrichten kondte«)
den Probst «fur das recht gehn Vych vermeindlichen fuhrnehm lassen«.
Georg Hans hat den Probst von dem Gerichte in Vic ordenl-
licherweise abgefordert, aber trotzdem isl er, als er nachher in andern
Geschäften nach Vic gekommen ist. unversehens vor den Kardinal
selbst und weiter vor «ein kolben oder cyklopisch gericht gefordert-
und ungeachtet seiner Einsprüche abgeurteilt worden. Als der Probst
an das Reichsgericht hat appelieren wollen, hat ihm der Kardinal ge-
sagt: »wo er kein geistliehe Person whar. wolt er ihn . . strackß
hencken lassen«.
Jahrbuch «I. Ue«. f. lothr. Ueiohiclito 11, Altrr1um«k,. .Trxlir«. J» 1 '
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210
Aus alle dem geht hervor, daß der Kardinal nebst seinein Werk-
zeug, dem Hasenvil, einmal den Probst von seiner Schirmgerechlig-
keit treiben, sodann aber das Kloster S. Quirin vom H. Reiche weg-
reißen will »und wie sunst auch beschieht an andre frembte auß-
lendsche zu bewenden«.
Als nun der Kardinal auch zur Exekution hat schreiten wollen,
hat Georg Hans das lun wollen, was die Natur und das geschriebene
Recht männiglich zulassen. F m aber putc Nachbarschaft zu erhalten,
hat der Pfalzgraf doch nochmals nach \ ic geschickt und um Ein-
stellung der Exekution ersucht. Die Räte in Vic haben das Schreiben
unbeantwortet gelassen und die Sache hat ihren Verlauf genommen.
»Und haben allso der cardinal und seine werckzeug nunmehr, sovil an
ihnen ist, daßjhenig so sie gesucht, nemblich enntliche hinwegreissung
deß closterß S. Quirin nach irem gutten gefallen erreicht «
»Wann aber hochernandter Kürst den sachen keinen fernem
stillslandl zu geben waist, auch weitter nil kan, alß sich, sovil ihren
F. G. mugelich durch erlaubte gegenweer zu verthedingen und zu sehen
wie solliehem unerhördten und unrecht messigen gewaldt möchte ge-
stetirt werdenn, so werden der stenndt gesandten die saehen zu desto
furderlicher berathschlagung zu ziehen und dahin zu richtenn wissen,
damit ihr F. G nit hiKTloß gelasscnn, dann eß ein gemein werck. so
ihre F. G nit allein sonder das ganlz Reich in geniein mit beruren
thult inn bedeneken. daß eß bei diesem closter oder auch ihren fürst-
lichcnn Gnaden nit pleiben. sonnder man von tag zu tag den fuß
fortsetzen und dha man sonderlich denn paß Lutzelslein bekem, alß-
dann den langgesuchtenn willenn im Elsaß und darumb leichtlich inns
werk richten wurdt«.
Ohne Datum.
.Str. Be: -Arch K I5T Cop Ib. />. 7 t.\mv.
156? Jith ».
9. Kaiser Maximilian II. beauftragt den Rischof Erasmus von
Straßburg, den Markgrafen Philibert von Raden und den Meister und
Rat von Slraßburg in Sachen der Übergriffe des Cardinals von Loth-
ringen und des Freiherrn von Haussonville gegen S. Quirin in seinem
Namen die Reklagten vorzuladen, sie zur Restitution des dem Reiche
Kntfremdeten anzuhalten und vor weiteren Übergriffen zu warnen.
Wien am 9 tage des Julii 1567. ' i
Str. Btz.-Arch E. .'f.V\ 0>
Marimilian trhrribt in dtr<elhrn Atujrhgruhtit an dm < 'animal ton Loth-
ringen Dat Spirae 17. Der. 1570, denn] am gleichen Tage nn dm König rou
Frankreich, damit dieser auf den Cardinal einwirkt. — Ib Cop
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- in -
1567 Dec. 23
K>. Kurfürst Friedrich von ihr 'Pfalz an Pfalzgraf Georg Hansen.
Ihm ist wiederholt mitgeteilt, «laß der Pfalzgraf sich von dem
Cardinal von Lothringen und seinem Geusesehen Anhang für einen Kriegs-
und Befehlsmann habe bestellen lassen und bereits in emsigem Werk
sei, eine Anzahl Kriegsvolk zu bewerben. Beschwört ihn bei seinem
Glauben, dies nicht zu thun.
Dat. Heydelberg den 23. Dec. a. (il.
Str. Ru.~Arrh. R 140 <h Pr. I.Htzelstein 2» De. fi7
//. Pfalzgraf Wolffgang an ihn Kaiser: Zwist mit Georg Hans wigm
Lützihttin. Vor Nov. l'jtiH. ')
Auf das Kaiserl. Schreiben vom 2. Mai, wonach er und sein Vetter
Ueorg Hans des Amtes Lützelslein halber in Zwist sein und Truppen
zusammengezogen haben, berichtet er, wie die Sachen stehen.
Auf die Anfrage des Kaisers vom 10. März, ob Georg Hans mit
einem ausländischen Potentaten wegen Verkauf seiner Herrschaft in
Verbindung sei und auf das Ersuchen des Kaisers, den Georg Hans
davon abzuhalten, hat er seinen Vetter schriftlich ermahnt diese
Aliénation nit furgehen zu lassen«, gleichzeitig aber, damit kein Fremder
in Possession von Lützelstein käme, HO Hakenschützen nach Lützel-
stein beordert, um den Flecken Lützelstein in guter Verwahrung zu
halten: doch sollten diese seinen Vetter und dessen Diener keine Ver-
hinderung thun, auch in keiner Weise sich des Schlosses, der plälz-
griitlichen Besidenz, annehmen.
Als nun sein Statthalter zu Zweibrückeu zunächst 11 Schützen
mit dem Hauptmann Georg Wiedman geschickt, sind diese von Georg
Hans nicht eingelassen worden; Schloß und Flecken siud von letzterem
besetzt worden, so daß er, Wolfgang, de facto des Seinen entsetzt
worden ist.
Obwohl er nun das Hecht gehabt hätte, das Seine wieder zu
recuperieren und auch Freundeshilfe dazu zu gebrauchen, so hat er
doch dem Herzog Christolfen zu Wurtemberg, Markgraf Carlen zu Baden,
als seines Vetters Kuratoren und der Gemahlin des Georg Hans zu
Khren und Gefallen von der erlaubten Gegenwehr Abstand genommen.
fc> hält aber weiter 50 Hakensehützen zu Zweibrücken. \v«> seine
Kanzlei ist .
») Der Terminus ante quem -r«/r7<' <rW< ans der Xenvn,,,, der Kuratoren, <hr
uh solche nur fug IöGh tätig innen
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— 212 —
Er dankt dafür, daß der Kaiser den Herzog Albrecht von Baiern
und die genannten zwei Kuratoren zu Comissaren ernannt hat. um
zwischen ihm und Georg Hansen zu vermitteln.
Doch will er nicht verbergen, daß der Herzog von Baiern weit
entlernt ist und sich kaum mit diesen Sachen beladen wird, die beiden
andern aber als Kuratoren und Markgraf* Carl als Schwager des Georg
Hans Partei sind.
Wiener St.-Arch. <>r. (Hw Jhihim
U. Joiiamus Philotus int G vorn //««■•»"• 'l<m '«» lIat(.w»itHlt >i,i<
Untvrrräuny yvhttht über dit Anyvlvycnheit von S. Quirin. Warmtny >»r
:n yroücn Bauten in PfaUhury.
JMti Januar 27.
Kr ist gestern auf den Befehl des Pi'alzgralen mit dem von Hossou-
ville bis nach Einartshausen und noch etwas weiter nach Zabern zu
geritten. Hossonville ist ein christlicher, verständiger Mann, hat 'sich
erboten, dasselbe vom Pfalzgraren bezüglich der Schirmgerechtigkeit
anzunehmen, was seit früheren Zeiten Sitte gewesen ist unter der
Voraussetzung, daß auch Georg Hans sich auf die Rechte eines Schinn-
herrn beschränke. Philotus rät. das anzunehmen.
Weiter hat Hossonville gebeten, der Pfalzgral' möchte ihm nichts
anmuten, das ihm zu seinen Pflicht-, Ehe- und Lehngütern nachteilig oder
verwerflich sei, im übrigen wolle er alle billigen Dienste leisten. Philotus
rät gleichfalls, sich damit zu begnügen, und nicht dem Schatten nach-
zugreifen auf die Gefahr hin, daß man auch das Stück, so man hat.
verliere. Denn die Landschaft hat noch einen gewaltigen Nachharn,
der sich auch für ihren Schirmherrn ansgiebt. Auf freundliche Zusagen
um Hilfe möge sich der Pfalzgraf nicht verlassen, sonst würde es ihm
gehen wie seinen Vorvätern Herzog Ludwig und Alexander. Keiner
habe um des andern wegen das Pferd satteln mögen.
Bezüglich des Probstes von S. Quirin so gönnt er" s (von Hosson-
ville) dem Pi'alzgralen als dem Kardinal. Nur fürchtet er, daß. wenn
der Pfalzfrraf einen französischen Prüdikanten dahinsetze statt de?
Probstes, so werde der Pfalzgraf auch bald auf sein ( Hossonvillesl Ge-
biet übergreifen. Philotus hat ihm das ausgeredet, schlägt aber vor.
man solle S. Quirin lieher kaufen, um sicher dem Kardinal zuvor
zu kommen.
»Zum letsten, als wir hiebey khamen wolt ich sie auiï den platz
führen, darauff E. F. G. gedemken zu Imwen. i'Golt geb gluck darai).
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aber sie beyde der von Hossonville und Luzelburger haben sich damil
begnügen lassen, das sie auß dem weg den begriiï gesellen und E. F. G.
darfur gewarnet, das das gebew dermaßen geschehen, das es über den
Ihal Iiiuder das dorn" dominiere. Als ich aber anhielte, das sie aulT
den plan reiten wolten und sie sich wegerten, sagt ich schertz weiß,
ich und der Herr von Hossonville wollten uns ein platz kiesen da wir
bawen wolten: anlworl er lluchst, er hell bew gnug und mehr dann
er woll erhalten khundl. Sonst haben wir weiters nichts gehandelt,
außgenommen das sie beide mir einmal, 2 oder 3 bevohlen haben,
K. F. G. undert heniglich von ihret wegen zu dancken für die fürstliche
mille tractation, so sie von K. F. G. emfangen betten So vil E. F. G.
baw belangt, g. Fürst und Herr, ist mein underthenig bilt, E. F. G.
wollen gedencken. das es ein solcher furnemmen und werck ist, das
einem großen gewalligen polentat gnug were. Derhalben ist's desto mehr
zu trachten zeillich, wie und wann E. F. G. solches außrichten wollen,
damit E. F. G. nit zu großen verderben und spot, auch gefahr gerhate.
Damit aber solches desto weniger geschehe, duchte mich von nöten sein.
»He onnolwendige große onkost und menge der pferdt und personnen,
sonderlich die hier seind, abzuschaffen, auch eins nach dem andern an-
zufangen. Sonst ist's sorg das der nebenonkost und gebew wird das
furnemist werck gar hindern und beyde, land und leut, einschlicken,
also das wir darnach weder stat noch befestigung noch land und leut,
weder vordren noch gelten (?), sonder nur schuld, pension, schand,
schad und spot behaben, welches E. F. G. ich in underthenigkheit auß
gutem getrewem hertzen will angezeigt und gewarnet haben mit under-
Iheniger bilt, F. F. G. wollen solche undertheuige schuldige gutmeinende
warnung zu khein ongnad von ihren obersten diener und präeeptoi
annemmen. Dann werlich, ich maine gut und grewelt mich fur ein solches
werck und helt gerhaten, E. F. G. betten es an der stat angefangen,
bis sie wenig zu wehr gebracht werd, mitlerweil auch mit disem dhurn
oder slock. der nit schlecht ist. noch ein zeit lang begnügen lassen,
mit «1er zeit die stat hell die bevesligung gebawl. so betten die burger
sich selbst privatim und publice mil wehr mögen gefaßt machen. Die-
weil auch khein burger noch khommen ist und ich mich auffs gebew nit
verstehe, bin auch hie kheinen nutz, so dauchte mich bessers sein, das
ich allmal, wann die bezahlung geschehen wider gen Lutzelstein ziehe.
Doch .steht* bei K. F. G
Dat. Einartshausen den 27 Jenneis loöK. «
Str. Bei.-Arch. K. ;*>', Or
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— 214
Li. Dinfcelnift über die Mittel. Pfatehnry :i< einer Handels- und
(ieivi rln stadt ?u machen. lôGM Juli 5.
Underlhenige erinerung oder berichl der ganuzen Christenheit,
sonderlich aber dem Teutschland! und vilen bekhümcrlcn und betrübten
zum besten und zum trost.
Dem durchleuchligen, hochgeborenen Kirsten und lierren, herren
Georg Hansen, pfalzgraven bey Rhein, her/.og in Beyern und graven zu
Veldenz durch einen seiner dienet- in underthenigkeit überschiekht
und mitgetheilt anno t>9 den f>. juli.
Anfenglich g. fürst und herr wissen sich K. F. Ii. zu erinerti.
«las grossen herren, welche von hohen stainen geboren seint, turnen i-
blich gebürl. das sie sich belleissen der tugent und furnemer wichtiger
suchen, furneinblich aber deren, welche geraichen mügen zu nuz und
Ironien der Christenheit, des vatterlandts, auch deren, so umb der
religion willen verfolgt werden, desgleichen auch, welche da dienen
zu ires stainen* und nahmens aufnehmung und crbawuug. Uerhulben
g. F. und herr. wil E. F. G. ich ein underthenigen berichl thun
von einem werckh. welches zu F. F. G. preiß und ehren auch mit
der ganzen christenheil und irein seihst eignen nu/ aufführen und
verrichten khöunen. gutter hoffnuug, da K. F. G. mich hören wollen,
das dieselben sambt allen verstendigcti im werckh belinden werden, da-
ich. solch werckh für zu nehmen auß iindertheniger pflicht und trew
nethau hab.
Darnac h so wissen K. F. Ii. das man in aller sachen ein anfang
haben muß. und wie wol der anfang in allen dingen schwer ist, doch so
derselbig aull glitte und gebiirliche Ursachen und mittel gegründet würl,
so khann durch gottes hilfl und mit der zeit das gannz werkh glickh-
lich vollendet und verriebt werden. Zu dem khönden F. F. G. auss
dem von gotl inen initgetheillen hohen verstanndt leuchtlich urtheilen.
daß die beiden kheme gelegenheit versaumbl haben, wan sie gesehen,
daß ein volkh auß einem anderen landt vertriben ist worden, dasselbe
aufzunehmen und ire landt zu vermehren, wie dun im anlang der
statt Rom und anderer statte zu sehen auf solches das lateinisch
Sprichwort eigentlich bezeugt .,destructio umus exaediiieatio alterius' .
«las ist eines landts oder statt undergang und Zerstörung ist der anderen
aufnehmung und erbawung.
Ferners so sehen E. F. tj. jezundt den jamer und das ellendl
in Frankhreich und Niderlandcn. auß welchen orlten nit so arme leutt
khomeu. die ire vatlerlandt verlassen, als sie vor Zeiten gehn Rom
kuninien sciniil, .-onder neben den armen khomeu auch reiche, deß-
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215
gleichen auch weise und redliche leutt, auch gut te und verstendige
handtwerkher allerlei sorten, durch welche die landt. da sie sich hin-
begeben anfangen zu grünen und grossen unglaublichen nuzen zu
tragen. Aber vom nuzen zu reden, so sollen E. F. G. auf die
höchste nuzbarkheit am allermeisten sehen, welche ist, das so E. F
G. meinein rath folgen werden, sie nil allein in diser wellt ein immer
wehrenden rhum und preiß erlanngen werden, sonder auch golt der all-
mechtig selber und die heiligen engel werden sich erfrewen, wan sie
sehen, das K. F. G. die arme verjagte und verfolgte leuth under iren
schütz und schirm auf- und annehmen, welches auch unser herr gott.
als der reichste patron und beschirmer der armen E. F. G., in disem
zeitlichen und auch im ewigen leben reichlich vergellten wirf
Dieweil dann K. F. G. gütte, anmüttigkheit ich wol weiss,
dass dieselb jederzeit alle verjagte und bekhumerte gnädig aufgcnohmen,
so will ich von solcher nit mehr wort macheu, sonder das werckh an
im selbst anfangen, durch etliche articul auß zu führen, als hernach folgt.
Der erste articul ist. das K. F. G. einen paß haben, welcher
so sehr gebraucht wirt, alls einiger in Teutschland! sein mag, genannt
Finerlzhauseu, aida K. F G. angefangen ein uewe statt zu pawen
mit nahmen Pfalzburg, dahin albereith viel leutt sich begeben haben und
von E. F. G. ganz gniidig aul'genohmen seindt, also das nun mehr daselbst
ein gutter anfang ist Aber g. F. und herr. das ist nit der weg, gemeltc
statt groß zu machen und in aufnehmung zu bringen, welchen E. F.
G. an die handt genohmen haben, nemblich der feldtbaw. sondern das
E. F. G. bedacht seindt. vil khauflleut und gewerb dahin zu bringen.
Auf das aber E. F. G. die Ursachen meine.« rathschlags desto besser
vernehmen, will ich dieselbigen durch umbstende. welche zu einer
khaulTmanns statt gehörig, beschreiben Zu einer gewerb statt ist von
nötten, das sie wol gelegen scy. posten und khundtschuffl oder zeittungen
von allen ortten zu haben. Nun khan man aber in dem ganzen
Teutschland! khein besser ort linden, solche posten anzustellen als in
E F. G. statt Pfalzburg, als dann auß den mappen und landtabeln
zu sehen und hie unden zu endl furgemahlt und entworffen ist, daß
also E. F. G.. da sie posten legen wolten von der graffschaft Veldenz
an und der posl zu Lysur. sie nit mehr als t> posten biß gen Pfalz-
burg zu bestellen haben, dem nach von Plalzburg bis gehn Speyr
seint f> posten. Wan dan nun die post von Lysur und Veldenz bis
gehn Speyr gehl, so ist es geradt ein tryangel, als hieunden ver-
zeichnet ist. Ferners so betten K F. G. 5 posten zu bestellen bis
gehn Ensesheim, aida der erzherzog Ferdinand! seine regicrung hat,
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von welchem orlt die post geht nach Inßbruckh und in Italien. Weiter
so spindt zwo posten bis/, gehn Planekhenburg, von dannen die post
geht nacli Nancy, Lion und Pariß, khönten also die khauffleul in«
Zeitungen und posten haben auß Österreich. Wien und Augspurg durch
die post zu Speyr, welche nach Pfalzburg gienge, aus Italien und
Tyrol khöndten sie gleichfals klumdtschaft haben durch die post. die
gerichtet wird nach Ensesheini, auß Franckhreich hat man zeitung
dureh die post von Blanckhenburg und Naneey. auß Niderlandt möchten
sie auch guüe khundtschaft liaben durch die post zu Veldenz und
Eysur, das also E. F. G. auß der landlaffel sehen khan. das im
gannzen Teutschen landt nit der gleichen gelegenheit an einigem ortt
für die khauflleutli ist. belangent disen arlicul von den posten und
Zeitungen oder khundtsehafften. daran flau den khauffleulhen am aller-
meisten gelegen ist.
Zum andern wil von nölen sein zu einer trewerbstatt. das man
achtung hab auf die gelegenheit des ort s die khauffmannsehaft zu vei -
dreiben. Es werden aber E. F. G. von allen verstendigen und in-
sonderheit von den khauflleutten. welche dieser snchen Wissenschaft
hallen, verneinen, das so viel den verdrib der wahren anlangt, die
statt Pfalzburg nit besser gelegen sein khünde: dann erstlich so seindt
von Pfalzburg nit mehr als *i stund! wegs hiß gelm Straßburg an den
Kein, welcher nach Niderlandt zulauft, aida die khauflleul am meisten
handien. Darnach so haben E. F. G. nur vier grosse tagreisen bis
gehn Elm an die Tonaw, da man handelt und die wahren verdreibt
durch Augspurg, Österreich und Engem, und diß wasser lauft in das
mehr, welches niant nent Mare niaius. Weider so haben E. F. G. von
Pfalzburg nur ein tagreiß bisz an die Sar, welche eins iheils schiffreich
ist, als zu Sarbruekhcn. und diß wasser lauft in die Mosel und darnach
in den Rhein auf Niderlandt zu. Darnach so hat man von Pfalzburg
nur drei khleine tagreisen biß auf die Mosel und vier tagreisen biU
uuffjdicl Maß zuVerdrum!), welche wasser nach Niderlandt zu (Hessen in
das Meer gegen mittag. Dergleichen so hat man von Pfalzburg nur
vier tagreisen biß an die Marne, welche lauft auf Challon. Item fünft
tagreisen an die Segne, welche nach Pariß lleusl, und dise wasser
lauffen gegen dem Britanischcn meer. Ferners seind sechs tagreisen
auf die Loyrc. welche nach Orliens und in den Oeeanuin laufft Mehr
h'inff khleine tagreisen nach Bisauz oder sechs bis gehn Verdun (sie!), aul
die Saune, welche nach Lyon und Avignon und in daß Italianische ineer
laufft. Also ist Pfalzburg mitten zwischen disen allen wasserllüssen und
;ui den besten gelegenheit gewerb zu dreiben von wegen des meers.
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Aber wie man die zwei wasser von Pfalzburg auß schilTreieh
machen soll, neinblich die Sar ') in den Rhein und die Sar in die Mosel,
diß würt in einem anderen articul weittleuirtiger außgefnhrl werden,
da gehandelt würt von den handtwerckhern.
Zum driten ist zu einer khauffstatt vonnüien. daß mau aueh
einen gutten paß und gelegenheit h ab mit wagen zu fuhren. Es wissen
aber E. F. (i. das khein gengere Straß ist als dise, wie dann die
Niderleuder welche von Harlen khomen, die Frantzhosen und Lottringer.
die Schweitzer auch die Teutschcn daselbst mit iren waaren durchzihen
und l'urnemblich zur Zeit der messen zu Straßburg. Franckhfort, Hagenaw,
Wormbs und Basel.
Zum vierten eine gewerbstatt anzurichten muß man gelegenheit
haben der proviant und narung oder vielualien nit allein zu der khauffleut
underhaltung, sonder auch für ire hanndtierung. Aber zu den proviant
oder victualien rechnet man frucht, wein, salz, Heisch, visch und
dan andere guüe bissen, als federwildtpret und anders. Sovil die frucht
oder den weizen anlangt, wissen E. F. (i., das in der statt Pfalz-
burg die böckhen khein ander protl hackhen als weißbrot. auch für
dasz gemein volekh, die weil der mehrer theil der frucht am selben
<»rtt wechsl. auch in zehen meil wegs herumb das bmt nit mehr gelobt
würt als daselbst.
betreffend!, den rockhen und habern hat Pfalzburg darzu ein
gutt gelendt und fett erden, und von Pfalzburg an. wan man über den
waldt khombt nach Zaberri, hat man gutte gelegenheit biß nach
Straßburg und an dem Kein von fruchtbar!) feldern den Rhein an
baideu ortten hinaufl" und ab. das also in demselben gelende grosser
reichtumb ist von frucht und man da nit allein genugsam hat zur
narung und underhaltung sonder auch zur handtierung und gewerb
zu dreiben mit vil hundertausent nialtern frucht, als dann E. F. (i.
wol wissen, das man ein malter frucht umb ein gülden khaulft und
ein malter rockhen umb 18 bazen, und das malter hell sovil als in
disem landt ein tonen bering und gült bei mir noch einmal sovil. Ferner
wan man von Pfalzburg ins Westerieb zeugt, wissen E. F Ii., in
was grosser anzal man alle jar den habern durch E. F. G. paß
• »der landtstrassen nach dem Rhein führt, wie dann auch der rockhen
und weizen überflissig daselbst weclist; dan das y;auze landt bis in
Franckhreu h allenthalben fruchtbar und starckher erden ist, das dem-
nach khein andere straß ist dann durch E. F. Li. landt, dardurch
sonst S«r ijni. = Zorn.
21K
man rockheu, I rue ht und haberu führt Daruuß K. F. G. vernehmen
khönnen, was grossen gewerb die khauffleut aida anstellen khönden,
welcher nuz jeder zeit anderen umbligenden Stetten, welche khauffman-
sehafft dreiben, zu guttem khombt; dan E. F. G. unverborgen ist, das
wan tewerung fürfeit in dem weizen und der frueht, das sie dieselben
durch E. F. G. baß im Westerloh holen müssen und hergegen, so
ein tewerung ins Westerloh khombt, müssen sie solche im Elsaß holen.
Derhalben so E F. G. mir das verschinen jar gefolgt betten, so
wurden sie schon albereit grossen gewin gehabt haben. Was dann
den wein anlangt, wissen E F. G.. wie vil tausend fuder weins
durch dero paß ins Westerich geführt werden, darunder man auch
die allerbesten und stattlichsten wein findet, und hat man darzu nur
ein meil wegs. Anlangen! das salz ist E. F. G. unverborgen, das
alles salz, so auß Ix)ttringen in Teutschland! geführt nur zwo Uig-
reisen von Pfalzburg gemacht wirt. Was nun die khauffleut fur
grossen nuz schaffen khönden in wein und salz, miigeu E. F G.,
leicht abnehmen und sonderlich in abwechslung oder vertauschung
des weins und salz, die weil man immer zu salz und eisen in
Teutschlandl führt und hergegen widerumb wein und wollen an
die statt bringt. Das fleisch betreffent ist E. F G. wol bewust.
daß man gleiehwol in vilen landen fleisch findet, aber uit allent-
halben mit grosser anzal und guttem vorrath. Nun ist aber unver-
borgen. das alle wochen in der Stadt Sehn1), 16 meil wegs von Pfalz-
burg ein wochenmarckhl gehalten wirt, von Burgundischen und
Schweizer viehe, aida man jede wochen fi.ö oder 400 ochsen feihles
khauffs findet. Darnach so hat man den marekht zu S. Iddolt, da man
alle wochen 2, .*) oder 400 ochsen zu khauffen findet. Was dan weider
das vieh anlangt umb Pl'alzburg, eine oder zwo lagreisen gegen dem
Westerich, so vei sehen die inezger E. F. G. statt mit so guttem
fleisch, (bis auch die von Slraßbtirg und Zabern es daselbst holen
Item so ist aida der weyde halben so gutte gelegenheil, als mau
winschen möcht. nit allein für das grosse vieh sonder auch lür die
schaff und hämmel. Von den fischen zu reden, wissen E. F. G. das
in 30 meil weifs horumb in kheinem landt melir (euch und Weyher
seint als im Westerich und umb Pfalzburg, als man dan järlich mit
vilen wagen und plerden die fisch in das Elsas führt. Nun auf die
gutten bissen und délicat speißen zu khomen, als da -dndt feder-
wiltprcl und andres, so khan ein einkhaufler. vivendiers geuunt, wol-
Seilll int Iii dl Ith llllf'i
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feiler oder doch zum wenigsten in gleichem khaull solchs bekliomen
als man cs> hat zu Nancy und Blanckhenburg, welches ein tagreisz ist
von Pfalzburg. Das mir derwegen gar nit zweiffeit, es werden allein
umb der gelegenheit willen der proviant und narung sich vil leutt
dahin begeben, so sie solchs allein wüsten.
Zum fünfften ist zu einer gewerbstatt notwendig, das man guette
gelegenheit liah zu baweu. Soviel nun das bawholz belangt haben
K. F. G ganz recht und wol daran gethan. daß sie solchs denn
inwonnern umbsonst und vergebens gegünt haben, wie man dan aida
ries besten holzes findet als eichen und tennen: aber F. F. G. die
müssen eitie bessere Ordnung darüber geben, als man jezundt hat. da
man vil gutles holz unüzlich verderbt : und solch holz, hat man nit
weitter als ein fürttl ineil wegs zu führen. Die stein anlangt, glaub
ich nit, das schönere steingruben gefunden werden, als in dem slatt-
graben zu Pfalzburg selbst. Betreffenl den kalch, die weil F. F. G.
die kalchsteine nit weider als ein halbe meil wegs zu führen und auch
nahe bei der statt ein zigelhülten ungerichtet haben, wie dan darzu
guette gelegenheit ist. So ist demnach mein underthenig rathsam be-
denckhen, K. F. G. wollen uuß unserm landt ziegler dahin khoineu
lassen, da mit an zieglern khein mangl erscheine. Was das prenholz
anlang, ist solches an kheinem ortt bessers khaulls als daselbst. Aber
K. F. G, müssen Unordnung geben, das man nit *<> vil holz verderbe,
damit man khünfftig auch zu khomen möge Den sandt betreffendt ist
die grösle beschwernus. die weil man solchen biß auf ein halbe meil
wegs holen muß: aber sonst den sandt außgenohmen. khönt man
bessere gelegenheit zu bawen nicht winschen.
Zum sechsten muß man in einer khaullstatt achtung geben, auf
die gelegenheit, ob der ort lustig oder «esundl scy. Nun wissen K.
F. G. besser als ich, das wan der ort nicht gesund t und lustig wehre,
so hetten sie nit sovil leutt dahin gebracht, als albereit seinl, und
nachdem die statt auf einer ebnen ligl auch gelegenhait hat der
springenden brunnen und das ein jeder ein brunen auf 8 rnlten dieff in
seinem hauß haben khan. wie dann albereil schon über die .'10 aida
sein. Wann man nun glitte Ordnung mit der mezig, auch den gassen
und Strassen hat. so wüst ich nit. was zur gesnndtheil und zum lusl
aida abgehn und mangeln soll
Zum gibenden ist zu einer geworbstutt notwendig, das man die
wahren in grosser anzal und menge haben müge Aber die fuhrnembsteu
waren, davon sich am allermeisten die leutt nchren und erhalten,
welche auch ein statt in aufnehmen bringen mögen, seindt diße. die
220
woll, khupffer und daß eisen. Die wollen belangendt tragen K F.
G. gut wissen, das man durch derselben paß zu Pfalzburg ein grosse
anzal woll führt in Franckhreich und sonderlich gehu Spinal ') und dar-
nach führt man daß tuch widerumb zuruckh. Nun khönen E. F. G.
sich auch berichten, das die merckhte mit der woll gehalten werden zu
llagenaw, Zabern und Brumbt*). ein tagreise nahe bey Pfalzburg. Aber
nach meinem underthenigen rat und anzeigen, so K. F. (î. ich
mitgetheilt. das die selbe glitte woll und in grosser anzal auß dem
landt zu Hessen haben mügen den centner 3 II. wolfeiler dan an
andern ortten, wie dann F. F. (i. solchs albereit probiert und im
werckh befunden haben. Wann nun F.. F. G. den handtwerckhern
wolt fursezen alle zeit von zwaien monaten zu zwayen monaten vor
10 000 fl. und solches im jar 0 mal tlum, so khonnen E. F. G. mit
dem selben gellt zu außganng des jars noch zeheutausent gülden
drüber gewinnen, dann F. F. G haben solches zu versuechen nur
40O fl. angelegt und damit 70 fl. gewonnen, jezundt rechnet E. F.
G. solchen gewinn im jar 0 mal, so wirt man das capital doppell
haben. Ferner wissen E. F. G.. das mehr als 8000 haußhal hingen
von hanndtwcrckhern sein, nahe bei den Niderländern und sonderlieh
im landt zu Lynnenburg. so haben aber E. F. G. guette gelegen-
heit den mehrern theil auß inen gehn Pfalzburg zu bringen von wegen
des grossen jainers und ellcndtes. welches sie in ihrem landt erleiden
müessen. Nun rechnen E. F. G. aufl jeden tuchkhnappen 20 centner
woll des jars über, also das ein jeder alle zwey monat über zum höchsten
zwen « entner haben würde, solchs macht vor 4000 haußgesessen der
tuchkhnappen H000 ccnlner. Wan man nun den centner gen Pfalzburg
gelifert mitsambt allen uncosten umb 1* II. gerechnet, so khosten
1000 centner woll IHOOO II., welches 8 mal gerechnet 162 000 fl. « »
Nun haben E. F 0. den centner in Pfalzburg verkhauffl um 22 11. .
wen mau in nur innb 1 II. wolfeiler. das ist umb 21 fl. gibt, so gewinnen
K. F. G. auf jeden centner 3 fl und wurden die 80U0 fl. woll,
welche man für die 4000 hanßgesessene duchkhnappen in zwayen
monaten braucht 24 ÜOO tansen» gülden ertragen. Solch 0 mal des
jars gerechnet wurde daß capital doppell khomen : will geschwigen des
andern nuzcn. den E F. G. haben würden in Vermehrung und Ver-
besserung ires landt.
Es sehen auch E. F. G. Herlich, das sie hierin nichts auüs
ungewis wagen, dieweil sie alzeit die woll und die hanndtwerkher vor
') Epimtl.
Jtrumath.
Dir H'iu/nrslattn- toll <t,,cl,u<t: < - m<ul,l llltMHl /Y.
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ir capital in den banden haben; aber E. F. G. woll ich gar ait
rathen, daß dieselben das tuch selber machen Hessen und sich weider
in diesen handel einliessen. Helten also E. F. G. grossen nuz und
bewiesen ein groß werkh der liebe und barmherzigkheit, das sie arme
betrübte und verjagte leutt aufnehmen und inen zu irer nahrung be-
hülfflich wehren, weiche sonst hunger sterben mästen.
Das khupiïer belangent, khönen E. F. G eben so wol den
khupiïer handel gehn Pfalzburg bringen und so mit grossem nuz als
man in jeziger zeit au andern ortten hat, als zu Nürmberg, Ach ') und
Dienaodt, welches ich clärlich beweisen will. Dann erstlich khauiïen
die von Nürmberg, Ach und Dienandt ir khupfler zu Franckhfort. Nun
khönnen E. F. G. solchs in gleichem preiß auch khauffen, ja auch
bessers khauffs haben, wan sie das gellt von einer meß zu der andern zu-
vor angeben : aber E. F. G. khönnen das khupiïer in wenigerm uncosten
auff dem Rhein gehn Straßburg bringen und haben darnach nur ein tag-
reisen, dasselbig zu wagen vollendts gehn Pfalzburg zu führen und khan
man zum wenigsten an jedem centner ein halben gülden neher zu khomen
als in den gemclten Stetten. Wan man dan an einem jeden eenlner
'/s fl. zum vortheil hat, so gewint man al wegen den 34 pfening, welches
vil ist in einer grossen summa. Der ander vortheil, den E. F. G.
haben ist, das man steinkholen haben muß das khupfler zu arbeiten,
welche E. F. G. nur über ein tagreisen zu Sarbruckhen bekhomen
khönen, da man sie mit grosser anzal und guttes khauffs findet, das
also E. F. G. an Steinkohlen zum wenigsten ein Va fl. zum besten
haben, weil sie dieselben wolfeiler khauffen khönden an anderen
ortten und sonderlich, wan man die Saar von Pfalzburg bis gehn
Sarbruckhen schiffreich macht, als volgen würt. Vors drit muß man
zum khupiïer das metal haben, welches man galmey nenet. Nun wissen
E. F. G., das man solchs in der Mosel lindel und auf dem wasser
bis gehn Sarbruckhen fuhren khan, welches ein lagreiß nahe bei
Pfalzburg ist, und wan man das wasser von Sarbruckhen auß schilT-
reich macht biß gen Pfalzburg, so khan man es auf dem wasser bis
an die statt führen. Sehen also E. F. G., das sie alle gelegenheit zu
dem khupffc rhandel alhereit haben
Aber zum vierten, der grössfe vortheil au solchem khupfler-
handi'l ist, das E. F. G. auf ein viertelstundl nahe bey Pfalzburg
feine wasser haben, darein man so vil wasserwerckh und rüder, das
khupiïer zu arbeiten, machen khan, als man begert. Un wan man
also vorgesagt das wasser aulf Pfalzburg zu leitet, so khönt man solche
'i Aachen.
- 222 -
wasserkhunsl allernechst an der stall porteu haben. Was zum
fünflten die meisler anlangt, welche die heimlichkheit der khupfferkhunst
wissen, haben E. F. G. guette gelegenheit, dieselben von Nürmberg
zu sich zu bekhomen. Khönen derwegen K. K. G. selbst urtheileu.
was grossen nuz sie hievon haben wurden und wie in grosser anzal
sie die leutt und handtwerckher in ir landl bekhomen khönden. Zu diseio
bin ich wol zufriden, das E. F. G. khuplTerschmidl und andere
khoinen lassen, welche sie aufl" solche handtwerckh verslehn, so werden
sie bekhennen, das auß ungesagten Ursachen E. F. G. vil mehr nuz und
gewin, auch bessere gelegenheil zum verdrib haben khönden, als die zu
Nürmberg, Ach und Dienanl, und mir zweifTelt gar nit, dan das der
gewin järlichs auf zweimal hundert tausent gülden khomen mag, als
ich dan urbillig bin, E. F. G. solches von puuclen zu pumlen in
allen handlwerckhen zu beweisen.
Uber diß haben K. F. G. aucli disou vortheil, das sie über
das khuplïer, welchs man zu Franckhforl khaidTt. auch khuplïer von
Markhirch aull zwo lagreisen und auß der graveschalTt Sponheim
haben mügen, welches F. F. G. bis gehn Sarbruekhen ein lagreise
nahe bey Pfulzhurg führen lassen khönnen. Ilem so haben E. F. G.
die bolzkholen umb das halb Iheil wolfeiler als in andern stellen.
Ferner wissen K F G., das in allen sielten man kheinen
meisler auf seiuem handtwerkh als zwen gesellen oder khnecht und
zwen jungen zulesl zu halten, und mueß er noch darüber sein weib.
khinder und miigt erhalten. Aber E. F. G. khündlen aulï jeden
handlwerkh auf dem khuplïer allein zwen meisler hallen und jedem
meister 20 gesellen und 30 .jungen, welche personell, so sie durch zwen
meisler ernehrt wurden in desto geringerm uncosten erhallen werden
möchten. Man khont auch also alezeit. nachdem der vertrib in den
wahren were, die anzal vermehren und vermindern.
Hierauß wirt auch volgen, das vil handtwerkhsleutt und gesellen,
wan sie sich verheyraten wollen, in E. F. G. statt sich begeben
wurden und wehren also gezwungen, ungefehrlich in gleichem werdl
und khauff zu arbeiten, als es auf die vorgesetze weiß coslen möchl :
wurde also der grosse nutz disem bleiben, welcher die wahr in seinen
henden hette.
.lezundl wole E. F. G. rechnen, wie vileilei handtwerkh seuil,
welche «las khuplïer arbeiten und was au! jedem handtwerckh die
vortheil ertragen mügen. als der vortheil das khuplïer wolfeiler zu
khauffen, dieweil man es zu wagen nur 10 med führen darlï, und das
man mit Ritter gelegenheit das khuplïer in der nähe von Markhirch
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22H -
und ausz der gruvesehaffl Sponheim haben khan ; der ander fortheil,
daß man die sleinkholen wolleiler haben mag; der drit vortheil, da*
ein grosser wagen mit holzkholen zu Xürmberg gilt 4 II. und zu
Pfalzburg nur 2 II., der vierthe vortheil, daß man das galmcy an der
Musel auch in gleichem khautï haben khan : der fünffte vortheil, dus
man die rüder im wasser zu hilff hat zum arbeiten, dann ein werkh
im wasser mehr urbeit verrieht als tünffzehn man ; der sechste vortheil
ist in underhaltung der zwen meister und jedem meister 50 ledige
personen, als khan man die prob und rechnung machen, auf jedes
handtwerckh im khuptfer zum aller genawesten. das man wisse, was
man gewinnen mög, ehe dan mau es anfaung.
Aber den ganzen khupfferhandel in K. F. G. statt Pfalzburg zu
bringen, muß man weniger nicht als vier mal hundert tausenl gülden
haben, dieselben anzulegen, und wirt sich gewißlich befinden, das man
damit schier widerumb das ganz capital oder doch zum wenigsten die
hellTt gewinnen khan. m sonderer betrachtung auch der gelegenheit der
victualieu, welche man aida in gut lern khauü hat. Zu disem ist auch
zu betrachten den nuz welchen man hat, so man wein und t'rucht in
gelegener und wolleiler zeit einkhauffl, daran man uichts verlieren
kan, und steht man nit in sorgen, das einem die frucht und der
wein mit unstatten verligen bleibe; dan welcher nit verkhauffen khan,
die weil khein tewerung ist, der khan es austeilen unter die handt-
werckher, welcher lezte puiu t ist schier der furnembst, damit man 100
mit 100 gewinen khan über daß, welche aida wein und Irueht aull-
khaulfeu, dieselben seindl auf dem paß oder aul der Ironticr, also das
man inen fur andern abkhauffen wurde, alß hernach wcitleufftig auß-
gefurl soll werden in seinem eigenen articul.
Die drite wahr, mit welcher man furnemblich und mit grosser
anzal handelt, ist das eisen. Es wissen aber E. K. G., wievil tausenl
wägen desselben alle jar durch Pfalzburg geführt werden. Derhalben
will ich vortheill darautf durch ettliche articul ausführen.
Der erste vorlheil ist, das E. F. G wol selbs erachten khan.
das, wan die von Straßburg, Speyr, Wormbs. Hagenaw. Sehleztstatt,
Colmar. Ruffnch «ysen khaulfen. als nie dann khein anders habpn
können als dises, welches durrh E. F. G paß geführt wirt. so
muß nottwendig volgen, daß sie es thewrer haben, die weil sie noch
zwen zoll und dann das fuhrlon wider hezalen müssen.
Der ander vorlheil ist, an den sleinkholen, welche die von
Straßburg und andere nitt haben, und ein meister. welcher steinkholen
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braucht, khan allwegeu von wegen ircr grossen hiz drei arbeiten ver-
richten, da ein ander nur zwo Ihut.
Der drite vortheil ist, das K. F. G. die holzkholen und) den
halben theil wolfeilcr haben, als die von Straßburg und die andern.
Der viert vortheil, du* weil mann in den andern Stetten alles von
der hiinndt arbeiten muß, da hergegen K. I*. G. die gelegenheil haben
mit den wusserwerekhen und ein radt im wasser Ihutt so vil als funlV-
ze.hen personen.
Der fünllte vorlheil ist. das man bei jedem handtwerckh /.wen
meister und jedem 20 gesellen und HO jungen, alles an ledigen per-
sonen halten khan, uuß gleichen Ursachen und vortheil oben verinelt
im khupITerhanndel.
Der sechste vorlheil ist, der nuz an wein und frucht. wie auch
hie oben vom khupllerhandcl meidung geschehen.
Nun wissen K. K. G. jezundl. das man von Niinnberg vil
und mancherlei arbeit von eisen gemacht, durch K. K. G. paß in
Franckhreieh fimrt. Hieran wurden K. F. G. zum allermeisten die
hellfte gewinnen, also wan man in dem eisenhandel viermalhundert-
tausent gülden atdegen wolt, ist kheins wegs zu zweifeln, wan man
die vortheil in allen handtwerkhen. davon hieoben in iren articuln ge-
sagt ist, rechnet, so khan man alle jar widerutnh das capital oder zum
wenigsten den halben theil gewinnen. Der wegen g. F. und Herr,
sehen also F. F. G. durch diseu außfuehrlichen beruht, das sie
khönuen die drei grösten khauIVmausscbaflten oder gewerb mit gutler
gelegenheit in irc statt Pfalzburg bringen, sambt grossem nuz und ehre,
auch trost viler angefochtner und verjagten leutl auß Franckhreich
und Niderlanden.
Zum achten wü't zu einer gewerbslatt erfordert, das man leult
hab, welche mit frucht. wein und salz handtieren. W as mm die frucht
und den wein belangt, auch die grosse anzal und lulle, darvon ist in
dem ersten artieul meldung geschehen, wie man sie khauflen möge
umb viel hundert lausenl gülden. Auch ist von der gelegenheit des
paß gesagt worden, ilerhalben ich unvonnöten sein achte, F. F. G.
ferner dessen zu erinnern, allein wissen dieselben, das es bißweilen
darzu khombt. das der weitzen ein golden und der habern mit über
ein halben gülden und ein fuder weins etwan 10, 12, 13 und 14 gülden
gilt, da dan die von Straßburg und die umbligenden stelte umb vil
hundcrltausent gülden einkhaulfeu, damit, dieweil die frucht gemeiniglich
ai wegen im dritten oder vierten jar thewer wirf, sie dasselbig zwei
drei oder auch viermal so thewer widerumb verkhauffen. Jezundl
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- m -
aber will ich die vortheil, so K. F. G. hieran haben, erschien und
außfuhren.
Erstlich tregt sich zu, wan sie in grosser anzal einkhaufft und
venneint haben, das es thewr solt weiden, aber solches nicht geschieht,
so verzehret sich das capital mit dem uncosten der nnderhaltung, in
diesem fall aber haben E. F. G. disen vortheil. das man sie die
hanndlwerckher mit der woln. khupffer und eisen erhalten, welchs bei
hundert handtwerckher sein wurden, so khönen sie alwegen bey den-
selben den vertrieb haben. Der ander vortheil ist, das E. F. G.
den paß zum besten haben, der wegen man vil lieber aida khaulîen
wurde, dan daß man ferner darnach ziehen muste, das also E. F. G.
wan sie bis in 6 oder 8 mal hundertdausent gülden anlegten, wurden
sie den gannzen handel und gewerb, damit die andern stett grossen
nuz, an sich bringen, daran man den grossen gewinn haben wurde,
wie ein jeder leichtlich erachten khan: und diß würde auch gannz
gelegen und nüzlich sein von wegen der fuhr, das man alwegen in
Abwechslung des weins und der frucht andere wahren fuhren kündte.
Wan aber die schiffart der Saar und der Sor an Rein und in
die Musel gericht wurde, als hernach außgeführl soll werden, khönt
man den ganzen weinhandel, auch den gewerb mit frucht und salz
mit unglaublichem fronien nuzen auch mit besserer gelegenheit. als
durch die fuhren mit den wägen zu landt anstellen. Derhalben
gnediger F. und Herr, wü ich nun anlangen, die schiffart der zwei
wasser und derselben nuz zu beschreiben.
Vom ersten aber von der schiffart zu reden, wissen E. F. G.
das solches abgemessen ist worden von 16 schuchen zu 16 und offt
widerumb ubersehen und überschlagen, als die beschreibung der grave-
schafft solches außweiset, und wie wol E. F. G. 40 schuch mehr
wasserfals haben als sie bedörfften. auch die bewilligung und consenß
der K. M. zu wegen gebracht, als dann E. F. G. mir hievon copiam
zugestellt, so ist doch der uncosten durch ein verstendigen, welcher
sich solchs werckhs hat underfangen wollen, auf zwei mal hundert-
tausent gülden angeschlagen worden, welche suma gelltts man in einem
jar woll drei oder vierfellig darauß haben mag, von wegen deß grossen
vortheils und nuzen, so man hierauß erwerben khan. als dan clerlich
hernach volgt.
Der erst vortheil ist, das E. F. G. vormals niemals haben
khönen der grossen und hohen wäldt gemessen mit dem bawholz und
brennholz zu fletzen und den Überrest in das Elsaß zu verkhauffen.
da man großen mangel an holz hat; der ander vortheil, das E. F. G.
Jahrbooh d. U«t. t. lothr. ««schichte u Altcrtumik.. .lahr*. XV lo
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22i)
die werckh zu den wasserredern brauchen khönt ; der drit vortheil,
das die Salzpfannen von Doß ') nur ein lagreiß von dem wasser ist.
derwegen man das holz auf die schiff laden und gegen dem Rhein zu-
führen khönt; da man es jezundt vier ganzer tagreisen zu wagen
führen muß, wurde man also auf jedem wagen 10 fl. gewinnen,
welcher gewinn ein jarlang auf dem salz mehr als hunderttausent
gülden erlragen wurdt.
Der vierte vortheil, das man auf allen wahren gewinnen wirdl.
als oben angezeigt, und man die fuhr noch darzu zum besten hat.
welch man auf dem wasser verrichten khönte.
Der funfft und fornembst vortheil, das järlich an wein, so gehn
Koblenz und Köln geführt würt. bis in die 60. 50, 40, 30 lausenl
fueder weins durch Slraßburg passiren, nachdem die jar gutt seint.
Jezundt aber so muß ein fueder weins von Slraßburg auß biß gen
Koblenz 18 goltgulden den zoll geben, wann man aber den wein auf
der Sor bis in die Sar führt, nach inhalt der verzeichnus der landlairel.
und in darnach auf der Saar in die Musel und von der Musel gen
Koblenz hinab lest gehen, so bezalt man mit îi oder 4 fl. zoll und
der ander uncosten, das man den wein zu landt führen müst, wirl
nit über zwen gülden khomen; wurde man derhalben auf jedem l'ueder
wein 10 goltgulden vorlheil haben. Gleichfals wan man andere
wahren auß dem Niderlandt widerumb horauffuhrt, wurde man eben
sovil an dem zoll gewinnen. Derwegen wan man die zwei wasser
schiffreich macht, wurde man al wegen in einem vierttel jar sovil zum
besten haben, als es eosten würdt solches zu machen, dann solehs
wurde järlich vil hundert tausent gülden ertragen am zoll, welchen
man an wein und andern wahren erspartt, und wurde der gannze
uncosten mit einander nit über zwey mal hundert tausend gülden
lauften, also wurde man den ganzen handel und gewerb an wein,
frutht, salz und andern Niderlendischen wahren, auch an der wolln,
kliupller und eisen in E. F. G. statt Pfalzburg bringen und aida
eint!) grosser anzal und überflissig handien khönt.
Uber diß alles gn. F. und Herr wurden weder E. F. G. noch
einigen, so sein gelt in solche hendel legen wolt. etwas auf ungewis
wagen. Dann so sie woln, khupfler, eysen, frucht, wein oder salz
khaullen und den handtwerckhern furslreckhen und sie underhiellen.
helten sie alzeit ir capital in iren sichern banden.
Ferners g F. u. Herr, dieweil E. F. G statt Pfalzburg die
Teutsche und Französische predigt hat, ist solches gannz recht und
Dteust
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- 227 --
wol geschehen. Aber daß man aida ein hohe schuell oder collegium
anrichten wolt. als E. F. G. willens gewesen, khan ich noch nit
befinden, das es jeziger zeit nuzlich sey, sonder haben sie noch zur
zeit gnug mit einem schuelmeister fur ire jugent. Es haben E. F. G.
auch hoch verstendig und weißlich gethan, das sie nit allein die ver-
bindtnus und gutte nachbaurschaiïl mit den Schweizern, sonder auch
die neutralitet auf der frontier gehalten haben. Darauß dan ervolgt,
das in allen disen khriegen, obgleich vil khriegsvolckh hin und wider
durch gezogen, doch R. F. G. statt Pfalzburg und dero burgern
auch der wenigst schadt nit zugefügt ist worden, welches ich dann fur
die beste feslung, so E. F. G. haben mügen, halte. Aber irn fall
die khauflleut gern die citatel und festung der statt volnführt sehen,
khan es nit über hunderttausent gnlden costen, sie also zu machen,
das man sich darauß wehren und erhalten khan. Wann nun E.
F. G. den gewerb entweder selhs oder durch ander leut angefangen
haben, werden sie haldt gelegenheit linden, solche suma gellts aufzu-
bringen. Und ob wol ferner E. F. G. der statt Pfalzburg stattliche
privilégia und gutte Ordnung und sazungen erlangt und gegeben haben,
ich auch E. F. G. nit anders rathen khan, dan das sie die gemein
burgerschafft belangende ob solchen also wie sie bereit sein halten
lassen, jedoch sovil die khauflleutt und den gewerb anlangt, khönen
E. F. G. nit besser thun, dan das sie eben die Ordnung halten
lassen, welche man zu Antorlf, Nürmberg, Augspurg und in andern
Stetten helt, aida sie ire eigene versamblung haben, welche man
burscha nenet : dan es mit der khauffleut händel viel ein ander gestalt
hat als mit der gemeinen burgerschalTt. Und also g. F. und Herr
sehen E. F. G. ausführlich den glitten und getrewen berieht, welchen
E. F. G. ich auß gannz underlhenigem gemüett gethan und mag
leiden, das E. F. G. disen berieht auf meinen eignen uncosten durch
verstendige khauffleutt, über jeden artieul ersehen und beratschlagen
lassen, gewisser Zuversicht, man werde darinnen nichts anders, dan die
warheit linden. Derhalben auch ich ich nit zweiffei, E. F. G. werden
auch selbst verstehn, das ich dero nuz und fromen stiech und zu be-
fördern begehre, umh welcher willen und solehs ins werckh zu richten
ich nach müglichkeit nichts verwinden lassen wöll, zweiffelsohn, da
E. F. G. meinem ralh glauben wollen, so wurde man khaurfleut
genug finden, welche auch des vermügens seindl, das im fall E. F. G.
diß nit für sie selbst anfangen wollen, sie dennoch nach dem sie ires-
nuzen und wolffahrt hierin vergewisst sein, bei E. F. G. gar gehrn
hiezu helflen werden.
16*
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- 22* -
Will derhalben nun mehr ein endt an diesem bericht machen,
undertheniger hoiïnung, E. F. G. werden dero gnädigen gebrauch und
gewonhcit nach, mich jeder zeit als ein underthcnigen und getrewen
diener inen bevolilen sein lassen und bin den almechtigen, das er
alle E. F. G fuhrnehmen segnen und dieselb bei gutter gesundtheit.
glöckhlichem zustandt und Vermehrung irer dignitet und hoheit bewahren
und erhalten wolle. Datum, (fehlt).
Str. Bez.-Arch. E. 341 Cojj In rer*o : (irippen seligen ratschlag
der situation Pfalzbur«
14. Pfalz graf Georg Hann an (kn Kaim
1570 cor S<yt.
Nachdem er durch den verstorbenen Jacob Schützen um etliche
neue Befreiung seiner neuen Stadt (Pfalzburg) hat bitten lassen, die
erteilte Bewilligung aber noch nicht ausgefertigt ist, weil die Zeit und
die Tage der erbetenen Wochen- und Jahrmärkte nicht angegeben waren,
so schickt er jetzt ein Verzeichnis der Markttage mit der Bitte, die
erteilte Bewilligung nunmehr ins Werk zu richten.
Wiener St-Arch. Or. mit eigenhänd. Unterschr. Ohne Datum Auf (in
liikkseite von glcictmeitiqcr Hand 1670.
15. Dr. Joannes Philotus, Hat and Amtmann (kr GrafseJtaft Liihelstein, an
Pfalzgraf Georg Hatts.
1570 Sei>t. l5.
Hat Meister Magnum den Brunnenmeister mit einem Schreiben
an den Baumeister nach Pfalzburg geschickt. Da er aber ihm (dem
Schreiber; angezeigt, daß es unmöglich sei, den Winterspcrgischen
Brunnen hierher zu leiten und den Mittelburnischen nicht anders, denn
mit köstlichen Instrumenten und Turm, so hat er nichts weiter mil
ihm handeln können.
Was die Tore angeht, so meint der Chandiere, daß man zwei
Nottore, die später auch noch dienen können, wenn die rechten Tore
stehen, für 100 fl. aufzurichten vermag. Schreiber hat bei Meister
Michael zwei oder drei Kostenanschläge bestellt.
Weiler Nachrichten über den Meier von Mittelbronu, Anfrage,
wie es gehalten werden soll, wenn die von Neuweiler. Dossenheim
und Imbsheim ihre Schweine auf Braitschloß und Imbstall führen, An-
zeige, daß die Frau von Rapmar wegen der 100 Taler nicht Ruhe noch
Geduld hat. »Zum f un Ilten. E F. G. will ich ein historié, so zu Parisz
zu meiner zeilt sich zugetragen [erzählen]. Es war ein fromm einfäl-
tiger man ausz Schottenland. Der nam ein dienstmagd zur eh. maintle.
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229 -
er helle nit mehr dan ein personne genohmen. er hat aber die mutter
und ein kind von 4 nionatt ungevarlich mit genohmen. Uber drey
inonatt nach der hochzeitt was die gute dirrn khindtbetterinn. Die
sach gefüell im woll. Er war gar fro, verachtet die Frantzhoszen, die
musten allwegen 8 oder 10 inonatt haben, er were aber so kreiïtig,
manlich und slarckh. das er kaum halb so vil zeitt bedorll't. Des-
gleichen ist auch zu Lutzeistain widerfahren, dan die sattlerin ist
niderkommen und den 12. dises monalts kindtaulT gehalten worden.
Ich sorg aber, das der sattler mehr dann der Schott darzu genohmen
und ettwas anlicipiert. Est res mali exempli et scandalo minime carens.
Derhalben E. F. G. hab ich in underthänigkaitt nit verhalten sollen.
Das ichs aber ettwas schimpft'Iichs und nit cum ea gravitate qua
decebat geschrieben, bitt ich unnderthöniglich umb gnedige Verzeihung.
Es ist ausz ursach geschehen.« »Wir sein alle tag der reutter so auß
Franckreich ziehen gewerttig und hab „ wenig pferdt bei mir- und
anderes aus Pfalzburg.
Datum Pfallzburg den 15. Septembr. 1570.
Str. Bez.-Arch E. 340 (17). <h
16. Kaiser Maximilian II. gieht der neuerhauten Stadt and ihre» lic-
wotinern Privilegien, gestattet insbesondere die Abhaltung mn Jahr- und
Wochenmärkten.
1570 September 27.
Wir Maximilian der ander etc. bekennen öffentlich mit dießem
brieffe und thun kund aller männiglich. Wiewohl wir auß Rom.
Kayßerl. höche und Würdigkeit, darin uns der allmächtig Gott ge-
setzt hatt, allezeit geneigt seind aller und ieglicher unserer und des
h. Reichs stände und glieder ehr, nutz, aul'nemmcn und bestes zu be-
fördern, so ist doch unser Kayserlich gemüth billich mehr bewegt,
diejenigen, so sich gegen uns und dem h. Reich in gelrewer, gehorsamer
bestendigkeit erzeigen und verhalten, mit sondern unsern Kayserlichen
gnaden und freyheiten zu bedencken und zu begaben. Wann uns nun
der hochgeborn Georg Hansz pfallzgraffe etc underthäniglich zu erkennen
geben, wie Sein Lieb in derselben fürstenthumb bey Einerlzhaußen auf
vorgehende unsere Kayßerliche zulaßung und bewilligung ein statt von
newem zu bawen angefangen und dieselb Pfallzburg genenl und uns
darauff demüthigs fleis ungeruffen und gebelten, daß wir zu mehrer
befürderung und fortsetzung solches wercks Seiner Lieb darüber unser
Keyserliche l'reyheit und Privilegium des freyen einzugs derjenigen, so
sich von andern orlhen daselbst bien niederthou wölten zugeben und
230
dann auch dieselbige newe erbawte statt Pl'altzburg mit eimmi ') wachen:
und zweyen*) jahrmarekten s), alß nemblich den4) wochenmarckt
wöchentlich auf den mitwochen und die jahrmarckt den ersten auf
montag nach Invoeavit und den andern auf Vitt et ModestP) volgendt
jährlich zu halten, mit den gewohnlichen freyheiten zu fürsehen,
gnüdiglich geruehten. so haben wir demnach gnüdiglich angesehen,
ernents unsers lieben oheimen und fürsten pfaltzgrafeu Georg Hansen
underthiinigst zimlich bitten, auch die angenemen nützlichen und
wohlersprießliehen rlienst, so Seiner Lieb vorfordern weyland unseren
vorfahren am Reich, Romischen keysern und königen hochmilter ge-
diichtnus und Sein Liebs uns selbst iederzeit offt gantz williglich erzeigt
und bewießen und hienführo uns und dem h. Reiche nit weniger zu
thun sich underthäniglich erbeutt, auch wohl thun mag und solle, und
darumb mit wohlbedachtem muth, guthem rath und rechter wißen.
demselben pfaltzgrave (îeorg Hanßen gnädiglich bewilliget und zuge-
laßen, obberührte statt Pl'altzburg bei Enretzhaiißen von newem aul-
bawen zu laßen, auch den underthanen, so sich nach erbawung be-
meller statt darein begeben, niederthun und heußlich setzen werden,
beinebens gewöhnlichen burgers freyheiten guotte gewohnheit und recht
mit gewilt, darzu auch dieselben burger mit dem privilegio und freyheit
eins l'reyen einzugs und erledigung ihrer leibeigenschaft. auch einem*]
wochen und zweyen7; jahrmarekten begäbet, fürseben und befreyet
und inen solchen wochenmarckten, alß woehenlich auf dem mitwoch8)
und dann die jtirmärckl den ersten auf montag nach Invoeavit und
den andern auf Viti et Modest i 9 1 zu halten gegöndl und erlaubt, geben,
bewilligen, zulaßen, gönnen und erlauben solches alles von Rom,
Keyßerlicher macbtvollkornmenheit, hiemit wißentlich in crafft diß briefs,
und meinen, setzen und wollen, daß gedachter unßer lieber oheim und
fürst, pfallzgrull Georg llanß, berührte statt Pfaltzburg aufbawen
derselben innwohncr für burger erkennet, genennet und gehalten, auch
sie und ihre nachkommen alle und jede freyheit, privilégia, ehr, würde.
') B zweyen.
-') B dreyen
') B add. oder mebtag.
•) B den ersten vvoehemnaiekt um mittwoch, den andern auf den sambstag.
°> B add. und den drillen auf sannt Gallenlag, welcher mehrerlheils ein
viehmarckht sein soll
•) B zweyen
T) dreyen.
B add. und sambslaj:.
* B add. und den drillen uut i.ialli als vuiMed
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231 -
gnad und güthe, gewonheit und ubung, alß ander gemein*» im h. Reich
gelegene statt und bürgerlicher innwohner und daneben diese sondere
Kayßerliche begnädigung haben, daß alle die jenigen manns- und weibs-
persohnen, welche .«ich in solche newe erbawte statt Pfaltzburg heußlich
niederlhun und bürgerlich setzen werden nach verfließung eines jahrs
lang von dem ') tag ihres einzugs zu rechnen, der leibeigenschafTt, damit
sie oder ihre kinder denen herrsehaften oder Obrigkeiten, darunder sie
gebohren oder zuvor gesessen. verhafTtet geweßen, (rey, ledig und loß
sein, und denselben leibherrn noch niemand anders von ihrentwegen
ferner mit leibeigenschafTt, diensten, beth oder anderer nachvolg, so
lang und viel sie in berührter statt Pfaltzburg seßhafft bleiben, nit
mehr behafftet. schuldig oder pflichtbar. auch nach verfließung vor-
bestimmter Jahresfrist, darumb niemand inner oder außerhalb rechtens
rad oder antwurt zu geben schuldig sein a). Darzu obberührte wochen-
und jahrmarckt auf obbestimmle tag und zeit halten und sie, ließgleichen
auch alte diejenigen, so solche wochen- und jahrmärkt mit ihren handt-
thierungen und kaufmannswahren besuochen, alle und ieglich recht,
würde, vortheill, gelaitt, schütz, schirm, befreyung und gerechligkeit
mit kauffen und verkaufen haben und sich des alles erfreuen, gebrauchen
und genießen sollen und mögen, iiimaßen andere statt und märckte im
h. Keich. so mit dergleichen leibsfreyheilen, auch wochen- und Jahr-
märkten fürsehen sein, auch diejenigen, so dieselben besuochen. sich
von rechts oder gewonheit wegen erfrewen und gebrauchen, von aller-
rnänniglich un verhindert, doeb uns und dem h. Reiche, ahn unßerer
oberkeit und sonsten männiglich in anderweg auch uf den fall dero
burger einer oder mehr sein häußlichc wohnung außer bemelter statt
Pfaltzburg wieder verrücken würde, an seinen rechten, habender leibs-
volg und gereebtigkeiten unschädlich und uuvergriffenlich. Mit urkund
dili briefs besiegelt mit unßerem Kayßerlichen anhangenden insiegel.
• ieben in unßer und des Reichs statt Speir den hieben und zwentzigsten
tag des monats septemhris, nach Christi unßers lieben herrn gehurt h
fünfzehn hundert und im siebenzigisten, unserer Reiche des Römischen
\> B add. ersten
*) Ii add. gleichfalls nachdem solcher baw dem heiligen Römischen Heich
/.u gullem angefangen, damit die fronlier verwaii, desln mehr ursach gebe sich
daselbst nieder zn lassen. so wollen wir das die underthanen und inwohner
gemelter stall Pfalzburg mit allem demjenigen, so sie zu ihrer haushaltung
kauften und an den zohleten mil Ireu erhallen mögen, allenthalben an allen
zolslclten zolfrey sein und gelassen würden. In V sind die Worte am Rande auf
ritten Zettel navlufeirvujt* . Druider zieht alnr: Das ist abgeschlagen
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232
und Hungarischen im achtenden und des Behmiachen im vier und
zwentzigsten jare.
Maximilian Ad mandatum sucra- caesarea' majestatis proprium
Daniel, archiepiscopus Moguntinensis Folgen dir Kanrhirenrnrlr.
A. Str. Bez.-Arch. E 3:St>. Cop. coaer.
B. Wiener St.-Arch. Cour. coli. In diesem Konzept ist die erireitertt
Form der l*rivilegien enthalten.
C. Ebenda ein eweite» Conc. da* die Erweiterungen Jum Teil 11»/'
tingefügten Blättchen oder am Runde einkorrigiert enthalt. Beide Konzepte
Kind ohne Daten. Auf dem Büeken beider rteht aber: 11. Oct. 1570.
17. Pf'aUgraf Georg Hans an Kaiser Maximilian II.
im Odober 11.
•
.... „Nachdem ich E. K. K. M. verschinei tagen underthenigsl
gebetten hab, daß E. R. K. M. ein intercession bey meinen genach-
parthen thun wollen, daß sy mit iren underthanen handtfrohn an
meinem baw mir etwas behilfflich sein möchten, ilarauf haben K.
R. K. M. hiermit ein vertzeiehnuß, uff welche sollche intercession und
furschrilTt gestellt werden sollte, allergnedigst zu ersehen, nemblich an
den bischoll zu Slraßburg, graff Philipsen den eitern zu Hanaw, grafl
Philipsen den jungern zu Hanaw. alß innlmber der graffschafft Bitsch.
graff llannsen zu Nassau, graf Philipsen zu Westerburg und Ludwigen
freyherrn zu Fleckenstein mitt dem underthenigen bitten. K. K. M.
woll sollche forderlich allergnedigst verferttigen zu lassen bevelhen.
Dass will ich umb E. K. M. underthenigst beschulden und zu
verdienen geneigt sein E. R K. M. underthenigster gehorsamer fürst
Georg Hanns pfalzgralf etc.
und graff zu Veldenlz etc.
Wiener St.-Arch <>r. Ohne Datum.
IS. Kaiser Maximilian II. fordert diu Xavhharn des Georg Hans zur
fhdrrdiitutng beim Bau ton Pfateburg auf.
lö/O Dezember 1.
Maximilian etc. Deiner Andacht ist sonder allen zweifei unver-
porgen, wesmaßen der hochgebornne Georg Haus pfalzgralT bei Rhein,
herlzog in Baiern und graff zu Veldentz. unser liber oheim und fürst
vor der zeit an dem Einertzhauser paß ein newe statt. Pfalzburg ge-
nant, zu erbauen und zu bevestigen angefangen, diesel h auch noch-
malls auszufuren in arbeit stehel.
Ob wir umi* nun gleich wol kein zw eitel machen. 1). Andacht werde
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23a
sich auch an unser erinderung bey solchem werck auff S. L ersuchens
aller nachbarlichen gepur bezaigen, wie sein Hb auch bei uns das-
selbig von deiner Andacht und anderen mehr benachpaurten gemeinet
halt, yedoch dieweil dir S. L. Vorhabens uff bemelter grentzen und
furnemen pass. einem gegen Franckreich nit allain der endes benach-
paurten sonder auch insgemain nuzlicli und christlich und utnb
sovil mehr S. L. darunter aller gueten befurderung beschehen soll,
als wir denn auch unsers theils solche newe statt mit elüchen
jhar- und wochenmarckten und sonsten mehr Privilegien und freyhaiten
begäbet, so haben wir nit unterlassen wollen, zu noch weiterer S. L.
wolmainenden Vorhabens befurderung Deine Andacht hiemit gnediglich zu
ersuechen und zu ermanen, das Dein A. neben und mit andern an-
5,'rentzenden obrigkeiten zu vortsetzung solches gemainnuzigen paues
eine Verordnung notwendiger zufuhr, auch ettwa nach gelegenhait
nachbarlicher handtlron und dergleichen befurderungen durch dero
underthanen aus naehpaursehafft zu laisten, sich gegen S. L. gutwillig
und willferig finden lasse. Dann erzaigen uns Dein A. ein sonders
gut angenembes gefallen und vvurd es S. des pfalzgraven Lib sonder
allen zweifei in allem gutem nachpaurlich hinwider beschulden. . . .
Dat. Speier den 4. Dec. n» 1570.
An Bischofl zu Straßburg
In simili an [ Hanau den altem
Hanau den jungem
Graff Hans von Nassau
an Graff Phil, zu Vesterburg
[ Ludwig Freiherrn zu Fleckenstein.
Wiener St.-Arch. Conc. Ein <i!eichtx Schreiben mut. mut. an Erzhmwj
Ferdinand d. Wien den ersten Dezembris a. 1574. Ebenda. Conc.
/.'/. Kaiser Maximilian fordert die Nachbarn den Georg Hans auf, dem
Pfahyrafen heim Bau ron Pfatebury durch Hantlfrohnden zu helfen.
IÔ70.
Maximilian der ander von gottes gnaden erweiter Römischer
kaiser, zu allen zeitten merer des reichs etc.
Nachdem bißher gar beschwerliche und vilfältige an- und durch-
züg durch Einerlzhaußer pass in der giafschafft Lützelstein gangen,
derwegen dann dem Römischen Reich zu gultem und der nachbar-
schafft zu Verwahrung der frontir der hochgeborn Georg Hanns pfaltz-
irraf etc. unser 1. öheini und fürst ein bevestigung zu bawenn zu
234
einer statt und citadell angefanngen, dazu dann wir S. L.. weil er dein
hailligen Römischen Reich fürtreglich. allerhanndt Privilegien und be-
gnadigung gethan. weil wir dann solchen baw von wegen des Reich?
notturft gehrn gofürdert und fürderlich in das werckh gebracht sehen
wollen und aber von S. L. verstannden, das elllichen genachharteu
einslhails S. L. mit ihren underthannen ihe nach gelegenheit mit
der hanndtfrohn in einem vierthail ihars ain tag oder vier behilfilich
zu sein sich verwilliget dem gemainen nutz auf der frontier zu guttem
und wir dann darfür achten, das du S. L zu nachbarschaffl auß
oberzelten Ursachen vor dich selbert zu befördern wol genaigt, so
haben wir (dieweil S. L dich zu ersuchen gewilt) nit unnderlaßen
wollen solche unsere gnedigste mainung, so wir zu S. !.. tragen zu
mehrer befürderung dir zu erkennen geben wollen mit dem gnedigsten
gesynnen, du wollest hiemit zu befürderung und wilfahrung S. L. begercn
deiner gelegenhaitt nach an dir nichts erwinden lassen, dem wir mit
kaiserlichen gnaden wol gewogen. Datum.
Wiener St.-Arch. Conc. Ohne Dutum. Auf der liückseitt rnv anderer
al>er gleichzeitiger Hand: 1570.
20. Georg Hans trifft Bisiiminmujm für ein in Pfnlzbnrg projektiert**
Schützenfest.
1571 April 2H.
Von gottes genaden wir Georg Hanns, pfaltzgrave bey Rhein,
"hertzog in Beyern und graf zu Veldentz entbieten allen und jeden,
was würde. Standes oder wesens die seyen nach eins jeden gebür
unscrn freundtlichen auch günstigen grüß, gnad und alles guts zuvor
und f'üegcn euch hiemit sambt und sonders zu wissen, das wir uns uß
sonderm freunllichen und geneigten willen, so wir zu guller freundl-
icher gesellschafVt tragen, aii'-h von soliderer kurzweil, gutter nachpar-
schalft, auch freuden und sonderlich zu glücklichem anfang unser slatt
Pfallzburg ulf dem Einertzhäuser paß ein meil wegs von Elsaß Zabern
gelegen, auch derselbigen erstgehaltenen jarmarkht wegen ein schiessen
mit der zilfeurbüchsen und haudtrorn zu halten fürgenommen und
angestellt haben, also das alle und jede büchsenschützen, so dis unser
schiessen besuchen wollen, den vierzehenden tag nechstkünfftigen monats
juny zu abent bey uns ankommen und nachvolgender gestalt, wie es
mit dem schiessen gehalten werden soll ennt schlössen. Nämlichen, solle
freitags, welcher isl S. Vily et Modesty zu früer tagzeit umb sieben
•ihr, ein jeder schütz an der verordnetten zillstatt erscheinen, auß ge-
meinem haulfen sibner zu erwehlen. sonderlich zwen von den unsern
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und fünff von den frembden. die deß sehiessens erfaren und bericht
seyen, alle irrungen und gebrechen, so das schlössen belangendt für-
fallen möchten, macht haben zu entscheiden, darbey es auch unweiger-
lich bei meniglichem pleiben soll. Und wann nun dise sibner erwehlet,
soll ein jetler büchsenschülz sein büchsen beschowen und zaichnen
lassen, auch im fahl der noth underund nachdem schiessen sich dessen mit
nichten waigern, dann uir disem schiessen die geschraulTlen, gereifften
und vormals ungewonliche büchsen weder zugelassen noch gezaichnet
werden sollen, nachvolgende allsdann gelößt werden, welche verzaichnus
durch denn sehreiber zum schiessen verordnet, beschriben, darnach
das schiessen angehn. und sovil man denselben tag schütz erreichen
mag biß umb die zehende uhr, darnach das morgenmal nemen und
umb zwöllle an der zilshüt wider erscheinen und fürther schiessen bis
an die sechßte uhr nach mitlag; was dann nit ausgeschossen würde,
soll die nachvolgenden tag alle wegen morgens umb die sechßte uhr
widerumb angeschossen werden, biß uff die sechßte uhr nach mittag,
so lang sich sollich schiessen erslreckht Und sollen der schuß zu dreyen
schwebenden unversehrten Scheiben in freiem velde fünll'zehen schuß
geschossen werden. Der standt soll sein hundert zweinzig fünff gemeiner
schritt lang, jeder schritt für dritthalb werckhschueh gerechnet, aber
die weitte einer jeden Scheiben von dem nagel an allen orten drey
werckhschiu.h, \vi an diser hinge l) Verzeichnis hie abzunemmen ist. Wa
dann einem schützen sein büchs versagt, die soll er ausserhalb deß
Standes niendart abschiessen, sonder so er am standt zum dritten mal '
angeschlagen, er hab fem- oder kein* gehabt, dem soll der selbig
schuß auch nit verner zugelassen sein, sonder darmit ohne widerredt
verloren haben. Ks soll auch ein jeder schütz redlich ohne allen ge-
värlichen vortheil. wie schiessens recht und gebrauch ist, schiessen,
mit abgegürten wehren, dessengleichen auch mit schwebendem arm.
nicht mit gefiederten, gespalten oder andern ungewonlichen kugeln, ohne
schnür, riemen, auch das der schallt die achseln nit berüren, ein schlechts
absehen mit einem löchlin oder offnem gemeinen schränßlin ganz un-
gevar ire schuß frei verrichten. Welcher schütz aber mit gevarlichem
vorteil betretten, der soll seinen schießzeug verwürckht haben und
darzu in die straf der sibner gevallen sein. Es sollen auch jeder sibner.
dieweil die bey solchem schiessen selbsten sein, zusehen, das einem
jeden gleichs in messen und schreiben und sonsten allenthalben die
billigkeit widerfare. Und zu solchem unserm schiessen wollen wir
frey und vorauß geben lassen im ersten hundert gülden zu lünffzehen
'> Lunge um Hund dmxh eint Liitit ungeyelmt (W ctaj
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patzen, die auch alls erst und best gab unverendei-l sein und pleiben
soll, im nachschiessen aber zum beßten ein ochsen mil einer seidinen
deckin, ungevarlich dreissig guldin wcrth. Nachdem man aber, wie
dann bißhero bei allen dergleichen schiessen ein üblicher gebrauch,
das die schützen wcitter oder andere gaben und gewinnen zu machen
pflegen und die schützen gellt zusamen legen, so soll ein jeder schütz
zu solchem haubtsehiessen zwen guldin und verners zu dem nach-
schiessen nach erachtung der sibner ein jeder schütz sein gepür ein-
legen und allsdann nach guth bedunken der sibner sollich eingelegt
gellt, ritterschuß, khleinot oder gewin zu machen, auch wieviel man
schüß auff das nachschiessen thun solle heimgestellt werden. Welcher
schütz aber ein gewin erlangt, der soll zu underhaltung der gesehworiien
Schreiber, zeiger und anzünder von jedem guldin drey kreilzer zu geben
schuldig sein. Item welcher schütz von schiessens wegen dahin
kommen würdt und kundtlich der weittest von heimat ist, dem sollen
zustehen vier guldin, und welcher schütz der undcr fünffzehen schissen
die meisten getroffen oder gelegt hatt, das best, aber die nachvolgende
schützen, so am meisten getroffen haben, wie der gebrauch ist, die ver-
ordnette gaben gewinnen und einnemmen. welche einen jeden nach vol-
lendtem schiessen mit einem seidinen fahnen aufffreyem platz zugeslelt und
ybergeben werden soll. Item darzu wollen wir uff der zielstatt halten
ein pritschenfahnen mit sambt zweien güldin, das welcher schütz im
halben schiessen keinen schuß erlangt, nach schiessens gebrauch ge-
prütscht werde und umb den prütschen fahnen sambt angetzeigten
zweien güldin einen schuß (durch dieselben, die der prütschen würdig,
und die verdient haben) besehenen, und welcher alls dann denn nechsten
schuß zum nagel im schwartzen der scheinen gethan, der soll den-
selben pritschenfahnen sambt denn zweien güldin erlangt haben. Und
damit sich keiner ohne redlich ehehaffl ursach nachschuß zu be-
kommen befleiß, so soll umb turderung willen alle nach- und saum-
schüß in einein andern viertheil, von denen sie zu thun haben, ge-
schehen, usserhalb deren, die irer geschefft halben von gemeiner
schützen wegen versäumen. Wir haben unns auch fürgenommen und
zu dießem schiessen verordnet aller handt kurtzweil und freudenspiel.
wie die nach gelegenheit der anwesenden schützen und anderer ver-
ordnet werden mögen, Iiireiben und halten zu lassen. Dernwegen jedem
gewinnenden theil sein gebürnus und gewin gevolgt werden soll, und
welcher oder weicht- allso zu mehrung gulter gesellschaffl und solchem
schiessen und andern), die unser, unsern hundts verwandten oder der
unsen i und ircr offnen entsagt IVindt nicht scindt, recht geben und
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uemmen mögen, denn allen geben wir für uns, die unseren und alle
diejhenige, deren wir mechlig. sein mögen an dem vorbestimpten orth
und die gantz zeit diser kurtzweil auß biß wider zu irer gewarsamc
unser gantz frei, strackh und sicher glait, doch an ort und enden, da
wir zu gebietten haben, ungcwarlich, gutter freundtlicher und gnediger
Zuversicht, ein jeder werde sich fridlichs und gulz willens wissen zu
halten. Und ist hieraufî an jeden nach seiner gebiir unser freundlichs
auch gnedigs begern, sie wollen von mehrer kundtschafft und ehr-
lichen kurtzweil wegen uff vorbestimpte zeit dahin zu Praltzburg er-
scheinen, sollich schicssen und anders mit uns und andern guttwillig
helffen vollenden. Das wollen wir nach eins jeden slandt in der gleichen
und mehrerm, wa es zu beschulden kombt, günstiglich erkennen und
zu guttem in keinen vergeß stellen. Zu warem urkundt haben wir zu
endt dises unser sekret wissentlich thun thruckhen und geben zu
Lautteregkh auiï Sand Georgentag denn drey undzweinzigisten aprilis
anno sibenzig eins.
Str Bes.-Arrh. E '«<' !T Unterseite Amftriiiiun,jt„
2t. Georg Harn erlünaf Einladungen tu m?/«w Schätzmfvste in Pfahburg.
1571 April 2:>.
Georg Hanns von gottes genaden. pfaltzgrave bey Rhein, herlzog
in Bairn und grave zu Veldentz.
Unnsern gönnstigen grüß zuvor. Ersame, weyse. liebe beßonndere.
Nachdem vermittelst göttlicher zulaßung wir uns fürgenommen in unnser
new angefangenen statt Pfaltzburg aulT dem Einertzhauser paß ein meil
wegs von Elsaß Zabern gelegen ein frey öffentlich büchsenschießen zu halten,
wie ihr aus beneben original ausschreiben zu ersehen und wir dann bey
andern benachbarten so vil erhalten, das sie ihre hindersüßige schützen
dahin anzuweisen uhrbütig, und wir umb befürderung mehrer schützen-
gesellschafft gleichffals in ewerer statt auch solch unnser öffentlich aus-
schreiben anmelden wollen, haben wir beßere commoditet nicht gewüßt,
denn solchs bey euch wie andern anzusinnen. Allso gnädig begerend
das ihr unns zu freundtlichem auch underthänigen gefallen bey dero
innwohnern, burgern und hindersäßigcn schützen weniger nicht alis
andere benachbarten zu diesem unserm offnem schießen die ihrige
auch anweisen und gedacht* ausschreiben an gehörende orth ansehlagen
und publiciren laßen wollen Solche ewere gutwilligkcit wollen wir in
238
gleichem und mehrerni zu beschuldcn, auch umb euch und sie der
gebüre mit allen gnaden zuerkennen genaigt sein.
Dat. Lauterecken den 25. aprilis, anno 71.
Den ehrsamen und weisen unsern lieben besondern burger-
tnaistern und rhatt der statt Landaw
Str. Bee.-Arch. E 3M. Zahlreiche Ausfertigungen.
22. Gründungsprivileg rles PfaUgrafm Georg Hans für <li>' Stadt Pfalzburg.
1572 Februar 4.
Nous Georges par la grûce de Dieu comte de palatin du Rhin, due
de Bavière, comte de Veldenz témoignons manifestement à tous et chacun
par ces présentes avec bonnes mœurs et délibérations sur ce dû par la
bienséance, profit, utilité d'un chacun, fait construire et bâtir notre nou-
velle ville de Phalsbourg et dïcelle a l'honneur et respect de notre maison
imposé le nom de notre famille, nous aurions pour plus accomplisse-
ments et entretiens de notre dite ville et afin que tous et chacun dos
bourgeois puissent savoir ce que sera de leurs charges et devoir, fait
dresser par écrit la fondation qui s'ensuit avec les grâces et privilèges et
comme présentement et à l'avenir on aura à ce comporter tant au spirituel
qu'au temporel. Savoir en lur lieu en ce qui concerne le gouvernement
du spirituel, il demeurera selon le prescrit de la confession d'Augsbourg
et nos ordonnances éelesiastiques sur ce données et signalements. Ce
qui touche le sacrement de la cène on suivra la définition qu'[avons] nous
faite imprimée qui est selon l'interprétation de l'apôtre St. Paul, savoir
que c'est la communion du vrai corps et du sang du Christ en insti-
tution de ce sacrement sans disputer au contraire de laquelle définition
') Das Schützenfest hat offenbar nicht stattge fluiden, denn unter E 3-VJ heget,
nicht nur die Festbestimmungen m grosser Zahl, sondern auch aoJdreiche Ein-
ladungsschreiben.
Die letzteren sind gerichtet an die Stadt Burg Fridhurg (Friedberg i. H. f,.
Laudeogt und Bäte eu Hagenau, an Egenolf Herrn eu Rap}>oltstein, den Amt-
mann en Bolanden, Statthalter und Bäte zu Ensisheim (Ensen), Pfalzgraf Reichart.
Statüialter und Bäte eu Ansbach (Onoltepach), Graf Philipp zu Leiningen, Philipp
d. Jungem, Grafen zu Hanau, Philipp d. Altern. Grafen eu Hanau, Johann, Grafen
eu Xassau und Saarbrücken, Statthalter und Bäte eu Stuttgart, an den Oberamtmann
en Trarbach, an den Landsüireiber Guttemberger Gemeinschaft zu Münfeldt. die
Stadt Trier, den Amtmann eu Neuhurg, Stadt Weissenburg am Rhein, ScMcttstadt .
Colmar, Speyer, an den Yitetum eur Neuenstadt, den Amtmann zu Kaiserslautern,
die Stadt Slraszburg, Offenburg, Nürnberg, den Amtmann zu Meisenheim. Stadt
Hagenau, Worms. Statthalter und lOUe eu Zireibrücken. Amtmann. Kanzler und
Räte zu Simmem. Stadl Ulm
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faite ensuite de notre l6tv déclaration. L'église française se contentera
et s'étudiera de vivre en union et concorde et faire ce qui servira à
l'édification de l'église, et afin que les églises et écoles soient desservies
par gens savants et nommés de bien et craignant Dieu, pour ce nous
y apporterons toute diligence suivant la charge donnée à nous de Dieu,
en telle sorte que par nous, nos héritiers et successeurs il sera tou-
jours mis bon ordre à ce qu'il ne soit contraint ni forcé de contrevenir
à la ditte confession d'Angsbourg et nos ordonnances éclesiastiques
fondées sur la parole de Dieu, ni à la définition faite à l'occasion de
la cène et touchant qu'ils en puissent rendre compte à Dieu. Et pour
l'entretien du ministre de l'église, il doit toujours être par quartier con-
formément aux gages a eux accordés honnêtement logés. On les prendra
sur les renies et revenus à l'église de ce dit lieu comme aussi d'Ein-
herzhausen. Vilsberg, Lutzelbourg et Mittelbronn. Et si les dites rentes
ne suffisent pas, notre receveur y satisfera et le prendra sur les profits
et monuments des admodiateurs nouveaux, sans préjudice néanmoins et
sans diminution des rentes ordinaires. Et afin de pourvoir aux écoles
qui avec le temps se pourront augmenter et les bourgeois n'ayant de
notre grâce payé jusqu'ici aucune gabelle du vin qu'ils boivent dans
leur logis, ladite gabelle se pourra tirer en convention avec le temps
à l'entretien d'icelles écoles, afin que notre revenu ordinaire ne se
diminue. Et seront les ministres de l'église savoir : un prédicateur alle-
mand et un français, un maître d'école, un prédicateur à Mittelbronn
que nos sujets respecteront en la crainte de Dieu sous la protection
de nos officiers. Touchant la temporelle, il sera gouverné par un offi-
cier établi de nous, un receveur ei un prévôt et son lieutenant, comme
aussi par ses échevins de justice, de telle sorte qu'en l'absence dudit
et choisis qui auront les charges et offices communaux, savoir l'un
sera le maître des champs, l'un des prés et un autre des vignes: un
qui connaîtra le banc et sera arpenteur et visiteur des moulins, un vi-
siteur du pain et taxeur de la chair, un visiteur des chemins, du feu
et autres choses semblables que nos officiers trouveront être expédient
de faire. Que si quelqu'un soit d'ulayant(?i ou négligeant de faire sa
charge ou office, il leur sera loisible d'en élever d'autres à leur charge,
sauf à nous toutefois d on pouvoir disposer autrement s'il nous plaît.
En troisième lieu, le prévôt pour nous établi aura les clefs et le
soin de la garde des portes, aura aussi égard sur les accidents du feu
et de tous les autres accidents qui pourraient arriver: et de tous les
accidents il en sera averti le 1er et y pourvoir par temps. Tous ceux
qui auront quelque office prendront de lui l'ordre de ce qu'il leur con-
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vient de faire, sauf toutefois en notre absence h noir»? conseil le pou-
voir d'en ordonner autrement selon la commodité du temps. Nous
baillons aussi à la dite ville par ces présentes un scel particulier qui
sera gardé sous 2 clefs, desquels le prévôt en aura une et le clerg
juré une autre, afin que l'un sans l'autre ne puissent y arriver. Nous
faisons encore cette grâce à ladite commune et bourgeoisie, afin qu'elle
puisse connaître notre bonne volonté envers elle, qu'elle aura toutes
les semaines deux marchés, l'un le mercredi et l'autre le samedi, et
par chaque an trois foires, la 1*" le lor lundi de carême, la 2° le jour
de St. Vit et Modeste et la 3mp le jour de St. Galles1); en jouiront
iceux et tous ceux qui fréquentent lesdits marchés et foires avec leurs
denrées, en vendant et achetant de tous les droits et franchises, comme
ils jouissent aux autres marchés et foires franches: en outre nous con-
cédons et octroyons encore tel franchise, qu'ils auront une entrée et
sortie libre sans être chargé d'aucune corvée et demeurerons en liberté,
et ceux tant hommes que femmes qui se voudront rendre bourgeois
en ce lieu après un an écoulé du jour qu'ils seront entrés, seront libres
excempte de la servitude dont ils et leurs enfants étaient atenus envers
les seigneurs du lieu oii ils étaient nés ou faisaient leur résidence : et
ne seront lesdits bourgeois, tant et si longtemps qu'ils demeureront ;'t
Phalsbourg, nullement obligés à aucune servitude auxdits seigneurs ni
autres et ne seront attenus au dit un accomple de leur répondre en
jugement dehors et signalements: les dits habitants et bourgeois de
cette ville ne pourront être cités et appelés à raison de leurs personnes,
leurs biens, meubles et immeubles qu'ils possèdent présentement ou
pourront légitimement acquérir â l'avenir, par devant aucune justice de
Lorraine, soit à Rotheville2) justice de l'empire ni autres cours, de quel
nom on la puisse appeler et il n'y sera procédé ni jugé contre leurs
personnes et leurs biens; et si quelques uns prétendent leur demander
quelque chose, ils pourront les faire appeler devant nous ou notre
conseil et pardevant les gens de justice au défendeur et nous autres
parts la, ou sera fait droit et justice à chacun. Nous voulons aussi
maintenir, conserver et défendre nos dits bourgeois en leur franchise
et liberté ; leur promettant de ne leur introduire aucune nouvelle frais :
et touchant les pâturages ou ils pouront faire conduire leur bétail, ce
sera dans le banc, ainsi qu'il est limité borné, savoir de l'étang dans
bas jusqu'au sommet des sapins au banc joignant le ferb, et des le dit
') Vgl. dnriibrv dir kaiwliche l'rr>tihmipi>urkutide Es murden mir :trn
Jahrmärkte ben-iJlifît.
7-: Kaifrrl Hnf(),nrllt it, Huit mit <W,nMi>l*r;l;.
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sommet des sapins jusqu'au fond qui est marqué d<j la jusqu'aux
chntnps do Miltelbronn et des sapins, et de la jusqu'au grand chemin
proche le prés Rotte), de la joignant les friches jusqu'au ruisseau en
bas jusqu'aux paquins du bas et haut Vappenberg, bois des seigneurs,
bois de Fénétrange, le jeune bois des sapins. Kt les troupeaux de pâ-
turage jouiront paisiblement avec nos voisins hors demeurant, touchant
la glandée et les autres ordonnances à la gruerie. Nous attendons
par ces présentes nous reserver le bois de Hazelbourg et baulwald et
ceux qui sont au delà le grand chemin, pour nous en servir à notre
commodité, ou bien selon notre bonne volonté les en laisser jouir
quelques temps on dit en faveur de notre dite ville sur les dites franches
et grâces. Nous voulons fonder notre dite ville et la commencer au nom
de la sainte et indivisible trinilé avec l'invocation de son saint nom, la
suppliant de vouloir envoyer sa sainte bénédiction sur icelle et les habi-
tants, afin qu'il nous puisent toujours reconnaître et répnter pour leurs
princes souverains et juge, quoique nous aiderons les gouvernent» de
la police à maintenir et à mettre en exécution nos ordonnances écle-
siastiques. les droits, ordonnances du pays, les ordonnances touchant
l'entretiennement des chemins, cantons et tribus et autres ordonnances
que nous pourrons faire ci après. Lesquelles ensemble ci-dessus déclarées
il nous sera loisible d'augmenter, diminuer et changer sans aucune
diminution néanmoins ni changement de leur franchise et imminuté qui
leurs seront octroyés, et sera la commune obligée comme fidèles bour-
geois de nous prêter fidélité et obéissance, procurer notre bien cl dé-
biter notre dommage et de l'aire ce que les fidèles sujets sont obligés
de faire à leurs princes, afin de ne point en courir punition sur peine
(Vomitions [des] privilèges par nous concédé pour témoignage et corrobo-
ration de tout ce que dessus. Nous avons signé le présent de notre
main et apposé notre scellé le 4 février 1572.
Signé: Georges Jean, Comte palatin et Comte de Veldentz.
Traduit de l'original d'allemand français.
Abschrift einer Kopie im Besitze des Ilertn Dr Si hutte iit Pfaldmri/ : /lu*
deutsche Original hnlte ich »irgend* qefuiiden
$H. Bericht an de» Pfahgrafen über de» Hausbau in Pfalzburg:
1572 April 11.
l,es noms de c-eux qui bâtissent eeiourd'huy IT d'avril 1572 en
vostre ville de Pfaltzbourg:
Monsr Phylot;
Monsr Vanbour, fortsmaistre :
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M' Hance, forestier:
Monsr Arlhus:
Monsr Disque;
Monsr de Conflan;
Anthoine le Picard ;
Le passementier;
Jaspard de Doulouart, menuisier;
George de Doulouard, eordier;
Le teincturier;
Le petit boucher:
Le gros tanneur;
George le charpentier, Alleman:
Jehan de Bu, tireur. de pierre:
Quentin le masson;
George du Boys, masson.
Tous bâtissent de pierre hors mis George le charpentier.
Sont par deçà 5 ou 6 de Lorraine et pays Messin ausquels ie
pense donner place ces iours cy: et quelques aultres que i'atten de
France. Du pays bas il ne vient personne.
Str. Iiez.-Arch K 110 \ß> lieilaffe :n <lein Schreibt» i-on dr Bnmiier mm
i;' Juni
24. De Iiandkr nn Georg Hans: Nachrichten aus Pfatebury.
ir>72 Juni Di.
Monseigneur. Kstans près de partir pour m'aseheminer vers vostre
seigneurie, monsieur Arthus vint si grièvement malade que nous ne
penssions aultrement qu'il ne deiit mourir. Ce que m'engarda de partir,
a fin de luy donner souslagement au mieux que ie pourroy, me tenant
pies de luy pour touttes choses nécessaires ainsi qu'il le desiroit; ce
que ie pense qu'il luy a bien servi pourtant que Dieu mercy il revient
en santé ; et a moy est survenu une inflammation à la iambe gauche
qui me rent une grand' douleur.
M. de Lizy, cousin de M. l'amiral et de messieurs de Montmo-
rancy, m'a envoyé une belle levriere pour vous présanter. Mon Seigneur,
ce que ie désire au plus tost qu'il me sera possible.
.l'envoyé a vostre seigneurie un petit memoire de ceux qui pour
le présent bâtissent en vostre ville ') en attendant aultres qui m'ont
promis de venir lesquels r alten de iour en iour.
Vous aussurant que ceux qui bâtissent s'efforcent de mieux
S. >»■ ;>.¥ \jr>7;> April il,.
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24:4 -
en mieux, j'envoye pareillement à votre seigneurie le plan He vostre
iardin '). lequel se monstrera beau estant paraschevé. Priant le créateur.
Mon Seigneur, vous maintenir en touttes vos entreprises, de vostre
ville de Pi'allzbourg ce XIIe de juin 1572
vostre très humble et très fidèle serviteur
de Baudier.
SU: Utt Arch E 340 Or mit aufgedr Siegel
De Baudier an Georg Hans : Nachrichten ans Pf'ahburg ; Bericht*'
iilxr politisch' Vorgänge, besonders über dk Folgen der Bartholomäusnacht.
ma Oktober 6\
Mon seigneur. Depuis les dernières lettres escriptes a vostre sei-
gneurie ie n'ay cessai destre pensif et mélancolique pour la craincte que
i'ay que ces troubles et trahisons ne soient cause d'esmouvoir toutte
la chrestianté. Pour ceste cause desirans vostre venue par de ça et
bientost pour de vostre costé pourvoir aux grands dangers qui peuvent
de iour en iour advenir sur beaucoup et sur vous, mon seigneur, par
faulte d'y remédier en temps et heure. Ce de quoi passé 15 iours ie
vous eusce volontiers escrit. si n eust este et n'estoit le faulx bruict
par de ça de vostre venue laquelle nous desirons de iour en iour.
Vous suppliant bien humblement, mon seigneur, de vous approcher*)
en brief par de ça ou a Lülzelstein, place de sûreté pour vostre sei-
gneurie, la ou d'heure a aullre pourrez entandre nouvelles de vos fidèles
serviteurs.
Sans le bruict de vostre venue, mon seigneur, et la grande quantité»-
de touttes sortes de gents qui arrivent par de ça. i'iroy bien volontiers
trouver vostre seigneurie. Touttefois s'il vous plaist le me commander,
incontinent m'y aschemineray, combien que par de ça n'v aye personne
pour recepvoir et accommoder ceux qui viennent.
J'envoye a vostre seigneurie la déclaration du roy de France
imprimée de la cause de la mort de monsr l'amiral ou tout a plain
ce reconnoist la bonne volonte contre ceux de la religion, combien que
par cy devant ie l'avoye envoyée par escript a vostre seigneurie, non
si ample que celle cy. Et combien qu'au paravant vostre seigneurie
avoil entandu que le sieur amiral avoit esté blessé en son logis, depuis
on a sceu a la vérité qu'il fut tiré d'une harquebouse en retournant
du Louvre en son logis.
Levesque de Valance après avoir este arresté en Lorraine eust
vj Ist im Original vorhanden.
*• Der Pfnkgraf ist in ticmiginxbtnj,
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— 244
passeport du roy de France et est passé par de va avec beaucoup
d'argent, s'ascheminant ver? la maieste de l'empereur par Francfort,
ou a este arresté par les colonels et rheittersmaistres du comte de
Mansfelt qui eut charge des rheitters on France après la mort de
mon seigneur le duc de Deux Ponts. Depuis i'ay entandu que l'empe-
reur a redemandé ledit evesque, disant qu'il n'appartenoit arrester les
ambassadeurs.
Les rheitters tant d'une religion que d'aultre. ausquels est deü
grande somme de deiiiers en France ont envoyé vers le roy pour
estre payez.
Cratz, gouverneur de CaseloutreM a envoyé icy messagers pour
l'aller trouver, lesquels y ont este ou ont trouvé mess" le duc Cazimir
et le comte Philippe de Hetz8) qui leurs feirent bonne chère. Ledit
Cratz leur ayant communiqué l'occasion de leur venue remonstra les
troubles de France et que messieurs les électeurs et aullres princes
d'Allemagne levoient une grande armée entre lesquels monsr le duc
Cazimir faisoit son compte d'avoir 8000 rheitters et que pource ils
fairoient bien en leur donnant argent de s'efforcer de lever 4 à 5000
harquebusiers avec 500 chevaux francois. Ce a quoy ils se sont ac-
cordez et doivent recopvoir 10300 florins que deiour en iour ils attendeni ;
vous plaise aviser a ce. Beaucoup de princes protestans contribuent
une grande somme de deniers: entre lesquels messr* les lantgratT de
Hetz aident de deux millions de tbalars ainsi qu'a dit Cratz.
Ces nouvelles de telle grande assemblée me viennent encor de
Slrasbourg et que l'evesque de Mayence favorise plus a un costé qu'à
l'aullre.
Ceux de Pologne ont esleu monsr le marquis de Brandebourg
pour roy contre la volonte de la Maieste de l'empereur, ayant pour ce
fait la employé plus de deux cents mille thalarts.
Pour etilandre des nouvelles du pays de Suisse, l'on pense que
les Papistes veullent entreprendre quelque chose contre les aultres.
FA aussy i'appercoy que monsr le comte Palatin se tient sur se.-*
gardes, craingtiant quelque nuee de l'an heduc d'Austrithe.
Le fils aisné de mons' l'amiral et celuy de mon.sr Dandelot sont
sauvez en Allemagne.
Madame Dandelot, seur du comte de Saulme. s'est sauvée a
Basle.
Mons' de < .hainpigneulle qui est oit allé quelque peu au para-
'| Kaiserslautern m>.
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vant ces troubles en France avec sa femme, retournant avec ladiete
dame Dandelot, s'esiourna à Neuf Chasteau en Lorraine pensant estre
la en surets. Duquel lieu s'ascheminant en un chasteau du comte de
Saulme lut arresté avec sa femme el pillé du tout par des gents de
inonsr de Guise, lesquels mirent en cotte sa femme la voulant nyer
en un ruisseau, et luv apres l avoir mis a rançon pour 400 escus
tut tué.
Möns1 de Chambray ayant trouvé façon de sortir de Paris
en la compagnie du ieusne comte de Hanau esludiant a Paris par le
moyen de Languet fut rattaint en poste a douze leüe de Paris par
Bassompierre et le comte de Mansfelt. Iiis du gouverneur de Luxem-
bourg, lesquels le remenerent a Paris rançonner pour 1400 escus, des-
quels il a rescript en avoir iu payé une grande partie par le moyen
de ses amis.
Le baron d'Haussonville fut sauvé dans la garderobbe de madame
de Lorraine (comme par la lettre précédente i'en avoye escrit a voslrc
seigneurie). Et du depuis iay entamlu que le roy l'envoya quérir; au-
quel, après avoir longuement discouru l'assurant de sa vie, luy feit
donner un passeport pour douze personnes avec luy, ayant promis au roy
de France de ne se plus mesler des affaires de la religion, tellement
qu'aujourd'huy il a donné congé a son ministre et a amodié ses terres
de par de ca a nu papiste, délibéré de suyvre la court de Lorraine.
On m'a dit que le roy de France a renvoyé quérir ledict baron
et qu'il est parti, s'il plaist a Dieu, i'en scauray la vérité pour le
soupson que i'y ay, et vouldroy que vostre 'seigneurie eus! fait retirer
rin3truclion que scavez. .le ne scay si l'occasion de ce retirer en Lorraine
n'est point a cause de la response qu'il avoit l'aide a monsieur le Duc
de Deux Ponts pour une grande somme de deniers, ou que ce soit
pour l'affaire de Bich a cause que i ay entandu qu'on a mis au ban
de l'Empire tous ceux généralement qui y estoient a la prise, et que
d'avantage l'on va tenir une iournee a Wörmes pour le recouvrement
de Bich: sont choses d'importance pour vostre seigneurie; si ainsy est
ne laissez ces choses en arrière.
Madame de Bongnac a renvoyé par de ca quérir trois coffres de
meubles qu'elle avoit mis en garde en mon logis, et quelques iours
après a envoyé vendre le reste, ce que me fait appercevoir de la volonté
qu'ilz ont par deçà.
A Leninville, Blamont et aultres lieux on a forgé et forge Ton
encor tous les iours force boyaux, pics et pailles qu'on dit estre pour
le magazin de Nancy, hors mis le soupson.
- 246 -
Le bruit est grand te que plusieurs m on dit que mons' de Lor-
raine prétend retirer quelque iour teste vostre ville cy et comté de
Lutzelstein pour avoir trouvé dans des vieils liltrcs qu'elle appartient
a la Lorraine.
Y a environ huict ou dix iours que monsr de Lorraine a este a
Bich ou le eoronel Ther.s a este.
Vous suppliant, mon seigneur, avoir souvenance de ce que i'escri
a vostre seigneurie par mes dernière? lettres tousehant monsr le comte
de Nassau.
On est après pour rendre au coronel Thers l'argent qu i! avoil
presté a monsr le Marquis de Rodeinacli. De ce ie suis certain pour-
tant qu'aussi il cherche a aschelter quelque terre.
Le roy de France veult dresser cinq pelis camps, Fun en Bourgon-
gne, l'aultre en la Guicnne. l'aultre en Normandie, l'aultre en Picardie
et l'aultre en Champagne ; pour penser, ainsy que i estime en garder les
assemblez qui s'y peuvent faire
Ceux de la religion a Lion. Troye. Orleans, Chaulons, Rouan ont
esté massacrez . depuis le massacre des villes que Tay escri a vostre
seigneurie en mes précédantes lettres.
Le gouverneur de Metz a remonstre aux habitans qui sont de la
religion qu'il vouldroit bien (selon l'edid du royi qu'ils ne feissent plus
aucunes assemblée/, hors la ville pour aller au presche au village de
Montoy deux lieue de Metz et que s'il leur en advenoit mal, qu'il n'y
scauroit que l'aire ny remédier, toultefois qu'il ne vouldroit que cela
advint.
Voicy la vraye occasion et le temps mon seigneur, de taire vostre
l'faltzbourg l'une des plus belles villes qu'on scauroit désirer, pour la
peupler tout ainsi qu'on desireroit moyennant aussi que vostre sei-
gneurie si voulut efforcer.
l ay commanec a faire faire une pallissade haulte de H pieds
hors terre pour fermer les déliâmes de vostre ville. Et c'est dommage
que la porte et le pont du toste de France n'est parasehevé Le roy
de France a commandé de massacrer tous ceux que l'on trouvera
sans passeport qui se retirent en Allemagne et pour cela ont gents
sur les champs. Ce toultefois n'engardent que d'heure a aultre
n'arrivent gcuts par de ça. Monsr de Lorraine a fait publier par son
pays y a environ huict iours que tous ceux qui ne vouldroient vivre
en sa religion eussent a sortir dans trois sepmaines, leurs donnant un
an pour faire prouflil de leur bien.
Chomberg qui se tient pies Risthe qui ;t levé rheitters puur aider
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à la prise de ladicte place, s'est retiré en Lorraine ou monsr de Lor-
raine luv a donné un chasteau et quelque rente.
Monsr de Haussonville est après pour luv bailler sa fille. On m'a
dit que plusieurs seigneurs, gentilhomme*, capitaines et aultres, s'as-
semblent a Heidelberg pour communiquer ensemble et que nions1" le
Duc Cazimir doibt envoyer vers vostre seigneurie pour la prier de s'y
trouver.
Monsr le comte Palatin fait faire monstre de tous ses subiects
pour reconnoistre leurs armes et mettre ordre en ses places. Mon
seigneur, n'ayans eu aucune response de deux précédantes lettres
envoyée/, a vostre seigneurie, i'ay donné charge expresse a ce porteur
me rapporter ce dict paquet plustost que de ne le donner seurement pour
la conséquence d'ieeluy. Vous suppliant bien humblement, mon seigneur,
le prendre en bonne part et commander d'en faire donner un petit
mot de descharge audict porteur. Mon seigneur ie prie le créateur
vous conserver en prospérité et santé en l'accomplissement de vos
saines désir. De vostre ville de Pfaltzbourg ce VI d'octobre 1Ö72
Vostre très obbeissant et lidcle serviteur
de Baudier.
Str Bez-Arch E. 340 Or
06. De Bandier an Georg Harn: Nachrichten Uber If Ulzburg, die Vor-
gänge in Frankreich u. a.
1~>72 November 2$.
Mon Seigneur. Un de vos bourgeois de par deva appelé Allart
qui n'a encore basty me dit hyer me venant voir que s il plaisoit a
vostre seigneurie luy bailler la charge du peaage d'icy qu'il avancerait
quattre cents escus qui sont 640 11. lequel argent ne luy seroit alloué
qu'à la fin de Tannée ou s'il vous plaisoit le laisser d'avantage uudicle
peaage, ladicte somme demeurerait iusques a la fin dudit temps, telle-
ment qu'ainsi vous estes assuré de ne rien perdre, payant aussi de
trois moys en trois moys les deniers que vostre seigneurie aura accordé
avec luy. Je pense a cause de la langue que le teinturier est avec luy,
mais que ledict Allart avance les deniers. Touttefois le teincturier veult
vendre sa maison et ses terres a monsr de Tremilly, si elle n'est
vendue: de quoy ie seroy fasché pourtant que c'est une maison en
place bien commode pour sa teincture et non pas pour un gentilhomme
qui de iour en iour se vouldroit eslargir aschetans les maisons d'auprès
soy, qui sont en plain marché tout devant la halle. De quoy ie n'ay
eu encor plus de peine d'accommoder homme que] qui soit par deçà
- 24*
que ledit teineturier a fin de le pouvoir retenir, l'ayant accommodé de
deux belles et amples places au lieu d'une qui fut cause d'en faire
murmurer aucuns; toutefois ie faisoy ce a cause de sa leincture.
Mon seigneur, quelques uns des genlishommes de par de ça avant
hyer nous firent icy un scandale après boire: pourlant ie vous voudroy
prier très humblement de commander a nions1 le prevost d'enlandrc
l'affaire et les condamner a une amande appliquée ou aux poures ou
a la fortification ou pour le basliment du temple, affin que cela vienne
a l'exemple des vostres de par deçà. Et d'avantage qu'une ordonnance
soit faicte a tous taverniers de ne donner a chasque homme qui vont
boyre chez eulx plus qu'une portion ordonnée pour chacun repas,
dequoy un chacun ménage sera tenu de prier Dieu pour vostre
excelance.
Möns' de la Personne arriva hyer icy qui me vint veoir. duquel
par de ça quelques uns sont soupçon pourtant que huict iours au pa-
ravanl le massacre il s'estoit acheminé par de ça et ailleurs ou a
Genève il fut prié de sortir.
J'ay receu lettres de l'escuyer Viallard ce iourd'huy, par lesquelles
il me mande que le comte Paul de Saulme arriva samedy dernier de
la court de France et disoit que tous ceux qui y portent la croix
blanche le roy les y lait massacrer, disanl que sont Huguenots et que
c'est une couverture pour eschapper. Il dit aussi que les vicontes loni
beaucoup en Gascongne et qu'ils sont tant en Gascongne qu'a la Ro-
chelle vingt mille gentilhomme;? tic nom et d'harmes résolus de mourir.
Lesquels au lieu de porter la cazaque blanche i comme ils souloienti
ils en portent de rouge.
Il me mande d'avantage que la Kochelle est assiégée et que ceux
de dedans ont fait une saillie on ils ont pris vint pièces d'artillerie
sur ceux qui la venoient assiéger; en oullre qu'ils ont bruslé tous le>
villages a sezo grandes lieues a l'enlour cl mené tous vivres dans ladite
Rochelle pour le jourd huy bien ammonissionnee.
Que la ville de Bourdeaux a este surprise de « eux de la religion
et que cela est pour seur.
Que mons' le comte de Montgommery est en Angleterre lequel
descend avec des Anglois. Pour ce que sont nouvelles de Nancy ie
vous requier très humblement mon seigneur me pardonner, si elles vont
devant vostre seigneurie iusques aultrement i'en sois certain ce que ie
l'eray par le premier, Dieu aydant.
Les rheilters qui avoienl servi le duc d 'Albe et qui s ascheminoient
m France sont l'iicor aux terres communes pre* de Met/. --
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249
Monsr le comte de Retz, gouverneur de Metz, a adverti un chacun
de la ville que nul estant Uguenot ou de la nouvelle opinion (ainsi
qu'auiourd'huy le roy veull qu'on appelé ceux de la religion reformée)
n'ayent a recevoir gages du roy, mais bien quicter leurs estats et offices
sur peine de confiscation de leur bien et perdre la vie. Le commun
populaire n'en attend que le mesme et bien tost comme l'on pense.
Monsieur le comte Palatin a envoyé un ambassadeur a Metz pour
remonstrer au comte de Retz a bien traicter les habitans de la ville,
ou s'est trouvé le comte Charles de Mansfelt qui après plusieurs paroles
rudes dit en présence dudit gouverneur, qu'il failloit que ledict ambas-
sadeur allast en France pour le dire au roy. A quoy fut respondu
qu'on estoit envoyé la pour en advertir seulement le lieutenant gênerai
pour le roy en la ville de Metz et non aultre, ce que ne fut dit sans
estre prests de tirer les dagues tant d'une part que d'aultre.
Mon seigneur il vous plaira faire payer nos poures gents qui
traveillent aux fossez pour les plaintes que i'en ay et aussi qu'il leur
est deu trois sepmaines. Priant le créateur, mon seigneur, vous main-
tenir en sa saincte garde en prospérité et saute De vostre Pfallzbourg
ce 29 novembre 1572 vostre très humble et fidèle serviteur
de Baudier.
Stf. Bez.-Arrh E Hin <h. |'r. I.iitzelstein 29 Novembre 1572.
.'/7. Pfnhgraf Georg Hans au Kawr Maximilian II: rief Htrsoy >h»i
Lothringen hat ihm nein« (irleitsrechU durch Saarburg bestritten.
c. 1571 nach Juli.
. . „Nachdem ich Ii. K. M olltwals underthenigsl zugeschrieben,
wie daß stiffl Metz und Lothringen begerl ihren fließ je lenger je
mehr gegen Deutschland zu setzen und waü heut oder morgen für
ein nachlheilige eonsequenz und schaden darauf entstehen tnagk, wo
daß Reich sieh nicht darwiedersetzen und denjenigen die an den
grenzen sitzen und dem Reich immediale zugehören die hülllliche Hund
milt ernst hielten wurdl. daß sie sehen mögen, daß man nicht gar
handt und fueße gehen leßt und williglich sie dem Reich eltwas zu
entziehen lassen, nun ist vor der zeitt die sladt Sarburgk nlî der
Saar gelegen eine freye statt gewesen und allein das stifft Metz sie
verlretten, sie hernachmals unter sich gezogen und darnach das stifft
Metz sie mit1 Lothringen vertauschet." Die Kurpfalz hat das Geleit
in und durch die Stadt bis in die Suai gehabt. Auch er hat es geübt,
bis der König von Polen aus Frankreich herausgezogen. „Do hat
der hertzojr von Lothringen mir die Ihor vor der nasen zugeschlagen
-- 2Ô0 -
und den ersten eingang gemacht, mich und die ineinigen nicht weiter
bis an daß tlior zu geleitten wollen gestatten." Auf sein Schreiben
hat der Herzog nicht geantwortet. ,,Und obwoll ich disz jar wiederumb
geleidet, haben sie mich woll bisz an das Ihor khomen laszen, aber in
und durch die stadt (wie von alters her) zu ziehen nicht wollen gestatten".
Kr will seine alte Gerechtigkeit nicht aufgeben. Seine Geleitsleute werden
sich widersetzen, sobald Lothringen herausgeleiten will. „Geschehe den
das, so ist das fewr schon angezündet, dass es zum offenen Krieg uff
den grentzen muß gerat hen und khomen". Denn über kurz oder lang
wird er die Thore zur Ausübung seines Geleits mit Gewalt öffnen.
Georg Hans bietet jedoch an, daß der Herzog Wilhelm von Hävern
und noch ein Fürst den S. M. benennen möge, dahin handeln sollen,
dass er seine alte Gerechtigkeit zurück empfängt. Andernfalls wird
er sich um das Seine wehren.
Ohne Datum.
Str.-Bcz. Arck Coj, coaec E. XiH.
Das Datum bestimmt sich am den Notizen, aus denen hervorgeht, datS in
einem Jahre, nachdem der König von Polen aus Frankreich herausgezogen, da»
UeleUrecltt wieder ausgeübt norden ist. Da man nicht annehmen kann, daß da.*
Geleit recht lange unterbrochen gewesen ist, außerdem Heinrich III. noch König ion
Polen zu sein scheint, endlich aber der erste Satz auf Maximilian deutet, so irird
man das Schreiben am besten ror Juli 1ö?4 (Ende der Herrschaft Heinrichs III. in
Palen) ansetzen.
2*. Kaiser Maxhnilian an die Nadtbarn ihm PfaUgrafen Georg Hann:
ersucht alurmah um Unterstützung heim Bau von Ifalzlmrg.
im Dezember 9.
Max etc. ,. Deiner Andacht isl unser* ermessen* unentpfaUen.
wes wir von wegen erpauung und bevestigung der neuen statt Pfalz-
burg an dem Eincrthanserpuß unter dato 4 decembris des verflossenen
70. jhars an sie in schiifftcn gelanget und ermanet, sich zu befurderung
und vorlsetzung desselben baues mit Verordnung nott wendiger zufuhr,
auch ettwa nach gelegenheit naebpaurlicher handtfron irer nechst
gesessnen unterthanen gegen dem hochgebornen Georg Hansen, pfalzgraven
bei Rhein etc.. unsern Üben oheim und fursten, wilferig zu bezeigen
merers inhalls desselben unsern kaiserlichen Schreibens. Nuhn hat uns
gleichwol S. L. seit anhero berichtet, wie solche unsre ermanung nit
allerdings une l'rucht abgangen sonder S. L. derselben bei ettlich
penachpaurten wol genossen. Dieweil sie aber daneben vermelden,
das nichts desto minder die sachen fast langsam neher ginge und an
berurler veslcn noch imgcverlieh in die viertan.*ent rutten zu graben
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251
weren, welche, da sie etlwa ordenlich auff die hausgesessen ausge-
teilet wurden, als nemlich ein jeden hausgesessen ein acht eil einer
nieten, das isl acht schue iu die virung innenhalh vir jharen durch
sich selbst oder einen bedingten laglöner auszuheben auferleget, so
verhoffe S. L. mit angefangenen baue in wenig jharen zum ende zu
gelangen und wurde ein jedem hausgesessen jliärlich über drei oder
vier tag nit antreffen, dannach al)er ein gemeinnützlicli und solch
werk sein, das der gantxen landsehalft von wegen verwarung des
passes in zeit der nott zu vilem guetem kommen mochte mit unter-
thenigen pitten S. L zu guetem und zu ausferligung berurtes hoch
nützlichen wergks unsere weitere gnedige erinnerungen an Dein Andacht
und andere penachpaurten mittzuthailen. Van wir dun dis S. L. suchen
anders nil dan zimlich, auch niemand! hochbeschwerlich vermereken,
und umb so vil mehr dasselbig zu befurderen gencigl seindt.^ Ermahnt,
dem Pfalzgrafen behilflich zu sein.
Datum Wien den 9. Decemb. a. 1574. An BischolT zu Strassburg.
In simili : An Graff Philipsen zu Hanau-Lichtenberg den eitern. An Graff
Hansen von Nassau-Saarbrücken. An Graff Philipsen zu Westerburg.
An Ludwig Freiherrn zu Fleckenstein.
Witufr St -Arth. Cour
f'J. Pfalzgraf (icury Harn au Kaisvr Maximilian 11 : berichtet über scinr
pprsönliclien Verhandlungen mit dm Kurfiirsttn über zu leisknde Hilf:.
1Ô75 April 4.
Allerdurchleuchtigster, großtnechtigster, unüberwindtlichster Römi-
scher kayßer. Kuer Römischen Kaiserlichen Majestät sein mein under-
thenigsl gehorsam, schuldig und willige diennst allezeitt mitt fleiß zuvor.
Allergnedigster kayser. Seidlhero von K. R. K. M. ich von Wien
auß abgescheiden. hab ich mein vorgenommene reiß bei allen des
H. Rom. Reichs churfürsten verrichte! und auf E. K. M. iro L. zu-
geschickte schreiben und einverleipte mein und der frontier beschwerdeu
nottdurflige déduction bei deroselben iro L, nichl weniger auch mündlicli
des Reichs und meine gefahr eröffnet, auch derohalben so in einem
und dem andern sie ersuocht, dem Reich und mir zu gutlem mir miti
dero hülf, îalh und gutt beduncken, sonnderlich aber verwilligung des
lang vertrösten zols, auß obgemelten Ursachen zu steur zu kommen,
dahero was ich bei einem und dem andern erhallen. E. K. M. hiemitl
underthenigst berichten wollen.
Dann sovill sie die churfürsten samptlich und iu gemein anlangt seind
dieselbige der meinung, wie sie sich auch vernemmen lassen, das die gefahr
2Ô2
der front ier luitt nichlen zu verachten seie, wie ime aber zuvorkommen
ulieweill milt dem kroiß nicht wol geholffen werden köndt, auß Ursachen,
wie iehs iro L. dargethan und im neben bedencken zu finden ist;,
wollen sie gern auf neherm versamblungstag darvon oonsultieren heHTen.
ein theill auch dur meinung gevveßen, das was für Helle in creißen groß
partialitcten milt unnderlaullen könden, zu dem wann es ans gelt auß-
geben, item uncoslen zu treiben keine, da were niemands lustig darzu,
alsz das ein kreiß, was im selbigenn geschehe, allein schier nichts auf
sich nemmen wolle, sonndor zwen, drey andere creiß darzu be-
schreiben, die dann iro antwurt endtweder schriftlich nur schiecken
oder solches gesandten, die es wider hinder sich an ihren creiß bringen
sollen, abfertigen, so da eben so wenig gelt zu geben und uncoslen zu
treiben lusl haben; also wanus woll gerüth, schieben sie es auf, mitt
anzeig das solcher fronticr handell nicht eins, zweyer oder dreyer creiß
sonnder ein generali werck aller creiß seie. Mitlerweill aber liegt die
betrangte person im creutz und treibt etwa ander gulter holTnung vill
vergebenliche uncosten. tandem nascitur ridiculus mus, also auch das
ein theill der churfürsten spüeren und vermerken, das sodanns der
creißen weßen letztlich mehr ungerades, trennung und partialitet im
Reich geben würlt, dann nutz, und ein theill der meinung geweßen.
das wann dise frontiersaehe zu gemeiner berathschlagung gezogen,
entweder darzu von dem gelde, welches zur errettung LilTlandes einmal
verwilligt, zuverordnen, oder da man ohne das ein leicht contribution
in andern suchen verwilligen möcht, auch zu solchem sonderbaren
werck noch ein mehrers zugeben einzugebn were, in gemein gleichwol
alle der meinung. das sie diese der frontier gelegenheitt der gestall
nicht gewüsl noch verslanden, aber dieselbige nicht allein zu ver-
waren und die angcdeulle gelahr mit dem cardinal und herzogen zu
Lolthringen in berathschlagung zu ziehen für ein uottduriït erachtet,
sonnder auch das mebrer geneigt geweßen, Metz, Thull und Verdun,
bei diser schönen gelegenheill wider zum Reich zu fordern und nicht
auß banden zu lassen, sounder der Ursachen willen, dieweill sunst
solches alles nicht allein verloren plieb, sonder auch noch so vil landes
dem Reich mitt entzogen moglen werden.
fSovill nun meine begerte zols verwilligung auß denen in K. K. M.
überreichter déduction vermeldlen Ursachen anlangt, haben sie die
« hurfürsten gleicbwoll alle sich vernemmen lassen, welcher gestalt iro
L neben dem miltleiden. so sie diß ortts mit mir truegen, gern sehen
wolten, das mir geholffen mögte werden, aber hierin etwas obligalive
jetzt in apecie zu verwilligen, irei rollegial versprei bnus halben, darauf
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sie sich gezogen, nicht thun kondten, haben sunst gegen mir gewaltigt'
große erhielten in gemein gethan. sonnderlieh aber Sachsen, Köln.
Meintz und Brandenburgk angezeigt, das iro I,. die schreiben, so E. K. M.
an sie gethan. wol zu gemüett gefiiertt, derwegen ich nicht zweiveln
soll, da verhoffentlieh E. K. M. sich der sachen nochmals allergnedigst
auf künfftigen versamblungslag annemmen wurden, das sie es, ob mir
schon ettliche wie bißhero geschehen, daran zu hindern gedächten, neben
fv K. M. durchbringen heliïen wolten.
Also das E. K. M. ich mich hierin und sonnst underthenigst thue
bevelchenn und können zwar E. K. M. nicht glauben, in was großen
beschwerden und betrangnuß, auch mängel ich jctzunder sitze und
nicht allein mitt uberfahl der crediloren hefftig geplaget, sonnder auch,
wa ich anders selbst sampt meiner freundtlichen gelievten gemahelin
leben wollen, mein treweste diener und beampten, ja wol den halben
theill meines hoffstats abdancen und beurlauben müessen, dardurch
dann umb mangel der personell, canzley und alle landtsaehen gesteckt
müessen werden.
Siehe auch sovil, so man mir nicht baldt hüllft, s» hier gar von
landt und leutten weichen muß, sintemal die gefahr und uncosten sich
je lenger je mehr auf der fronlier mehren thult, dann sie albereilt, das
ein hauß Türckenslein, welches sie mir genommen, zu bevestigen an-
gefangen und auch hesatzung darin»* erhalten, also das ich sehe, wa
man nicht baldt darzu thult und es ausgebawel würlt. dieweill es vill
vester als Uitseh leuchtlieh gemacht württ. ich vort werde müessen,
und sonnderlieh wann sie werden vernemmen. wie nichts verschwiegen
pleibt, welcher geslalt ich aur den kreißtagen und sonnsten der frontier
und heußer halben solchs fhüere.
Andere stende, dein feür nicht so nach gesessen, achten die
ding gering, wie dann auß demselben gemelten Ursachen, das in unserm
ereiß an statt der fürderer mehr seien, die mich hindern, ich nicht in
geringe ungeduldt und allerhandt nachdencken gewollten werde. Dann
von wegen E. K. M an dißes creiß ausschreibende fürslen und obristen
gethone schreiben ich auf dieser vorangedeiiüer reiße gelegenheitt ge-
suocht und gefunden mit inen darauß zu reden, sowol auch mitt den
landtgraven, so in disen unsern « reiß miltgehörig. und also erstlich bei
dem hochgebornen fürsten unnserm freundlich lieben veitern landtgrave
Wilhelmen, so vil disen creiß anlangt, den berieht eingenommen, das
derselbige fur dreyhundert zu roß und sibenhundert zu fueß. daran
sie die landtgraven den halbtheill. und S. L. alß dero ein schier das
meiste geben müessen, vermögen soll. S. E wüesten oder kondten
i
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sich zu helffen nicht einlassen, wie sie auch auf uuns aundere nicht*
verliessen, auch wenig tröst zu gewarten hatten, item so stüende S. L
in gutter correspondenz mit dem jetzigen könig in Franckreich, dar-
wider sie nicht thun wolten : köndten nicht erachten, das man mir zu
helffen schuldig, dieweill wir pfalzgraven ursach dar zu geben, und
ob wol ich S. L. erinnert, wie ich bißhero jeder zeit still gesessen und
mir weder eins noch das andere angenommen, so halt doch keine
entschuldigung bei S. L hafften wollen, sonder auch weitler eingewandt,
das an meinem paß nicht so vil gelegen, auch die gefahr so groß nicht,
wie ich fürprachle vorhanden. Es wehren auch beide heüszer Türeken-
slein und Chattilon wider im vorigen standt und die gelegenheitt damitt,
dann ich fürgebe, vill anders'., l'nangesehen aber ich solchs alles?
S L. stattlich abgeleiuel und mich auiï beweißung und augenschein.
darzu S. L. dero diener selbst möchte schicken, berueffen, halts doch
über alles bemuehen bei S. L nichts erhalten können, sonder sich alle-
wegk auf die hohe correspondenz mitt dem könig von Frankreich, die
sie nicht verlieren wolten, gezogenn, mitt weitlleulTtiger außfhürung.
was Tür ein Zuflucht und große hülff 8. L da hoben könde. Darauf
dann ich S. L. gewünscht, dieweill sie des synnes, nur in kurtzem die
Franzosische correspondenz erfahren und gemessen motten, wie woll
exempell vorhanden.
Nach demselltigen hab ich mich zu dem auch hoehgeborneu
Pürsten, meinen freundtliehen lieben vetlern landtgrave Ludwigen be-
geben, dessen L gleich wol ircs theills die sachen gern gutl sehen, aber
sich doch auf gemeltcn landtgrave Wilhelmen ret'erirt, und als ich
daselbst ungevar den wolgebornen grave Ernsten zu Solms, kreißobristen.
angetroffen und mitt ime gleiehinessige underredung gehapt, ist mir
von ime kein andere antwurlt worden, sei doch seins ampts auch in
seiner macht nicht, sonnder strecke sich sein ampl weitter nicht, dann
was eine die außschrcibenden Pürsten und gemeiner creiß bevelche
solches excquire. Man soll ime gelt verschaffen, darnach den bevelch,
so woll er an gehörender exécution an ime nichts erwinden lassen,
sei doch kaum sovil gelts verhanden, das man die bevelchsleuU be-
/.allen und erhallen, auch die geringe nncosten außrichten könne.
Darauf glei'"hwol ich ime wider zu rede gesteh, warumb er alß ein
obrister nicht darauf treibe, das der kreiß gleich anndern sich mitt
gelt in ein vorrath rüsteten, des Reichs Ordnung und Constitutionen
nach. Er aber hinwider mir zur antwurlt geben, die fürsten sollen
sich mitt einander vergleichen, er konde sie nicht zwingenn, hetts offt
gnug angezeigt. Ich aber hinwider vermeldl. warumb er dann nicht
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bei E. K. M. als dem haupt umb hülff und rath ansuoche. Hergegen
er, das die außschreibende fürsten und stende nichts darzu thetten. so
könde ers nicht allein heben.
Nach solchem bin ich aber auf derselben reiß von Heidelberg
auß zu dem hochwürdigen fürsten, herrn Dietterichen, bischoven zu
Wormbs, alß dises creiß außschreibenden fürsten einkommen, dessen
L, die sachen hochverstendigelich und wol erwogen, und was für ein
groß Unordnung und mißtrauen in unserm creiß seie, gnugsam an-
gedeutet, und wann es ans gelt außgeben komme, das niemands darzu
lustig und auch das kein handthabung einiges Standes verhannden, also
wo man nicht rath finden würlt, baldt ein standt nach dem andern zu
grundt geen müesse, und mir noch darbei angezeigt, das ettlich mein
anligen gar gering achteten und machen wollen. S. L. soll aber nicht
zuwider sein, wie sie sich dann auch erbolten zu ferrner außführung
diser meiner gefahr und wie derselben zu begegnen sein mögt, mitt
dem hochgebornen fürsten unnserem freundllich lieben vettern, herrn
Reicharten pfalzgraven, alß mitt außschreibenden fürsten, und mir eins
tags und zusamen Schickung zu vergleichen.
Aull' solcher reiße gleichsfahls hernach, wie ich zum erzbischoven
und churfürsten zu Trier gezogen, gemelten mein vettern pfalzgravo
Reicharten auch angesprochen, dessen L. nicht weniger mir zu versteen
geben, die sachen nicht so gefärlich hab können erachten, dann S. L..
es werde ein viel andere gestalt mitt obgemelten heüßern Türckenstein
und Chattilon und der frontier haben, angeben werden. Alß ich aber
S. L der beschaffenheitt alle grundtlichen berieht gethon, haben sie
sich gleichsfahls dem herrn bischoven zua Wormbs einer zusammen-
kunfft oder Schickung und deßwegen mitt S. L. vergleicherung erholten.
Dieweill ich nun. das ich solche gutte promotores, denen solche
sachen leucht seien und meine gleichwol augenscheinliche gefahr ver-
achten und alß erforderte notlwendig hülflleistung dardurch verhinderten
haben soll, vermerckt, bedunckt mir und wie ich weitlläufftig in erfarung
kommen, das der ein dises creiß hauplman und auch der ein rittmeistei
mit namen Eucharius Bawman und Kaspar von Eitz, so hiebevor durch
die creiß ausschreibende fürsten zur erkundigung dessen alles geschickt
worden, sich so wol gepraucht oder aber verstanden haben, das alle
meine beschwernuß gar geringlüegig bei inen haben müeßen erachtet
werden, welchs zwar mich eins teils nicht wunder nimbl, dieweil er
Bawman der statt Straßburgk diener, und sie villeicht dardurch iren
teill a) des verweigerten arresLs halben mitt dem printzen von Konde.
^Vorlage feill.
25«
darumb daim dit- verlierung beider obgenielter lieülicr verursache, liie-
mitt verdecken helllen wollen und dein allein nach ich bei dissen
unserm creiß auß solchen umbstenden wenig fruchtbarlichs wie des
Reichs und meiner gefahr bei solchen partialiteten und hingehnlassig-
keitt zu vorkommen 9ein und zu erhalten besorgen muoß, da doch ich
mich nochmals erholten haben will, das wa man in dem geringsten
puneten ein andern berichl alß ich geben und nicht augenscheinlich darthun
könne, ein andern bericht linden soll, ich deßen verwieß haben wolle.
Damilt nun aber dem Reich und dem vattcrlandt nichts verab-
säumet, so hab K. K. M. ich solchs alles meiner schuldigen pllicbt
nach müessen anzeigen, sich darauf allergnedigst, wie doch den sachen
zu helfTen wehre, haben zu erclercn: dann so ich nicht mehr hülff
vom creiß zu getrosten haben und solche partialiteten mitt underlauflen
sollen, so will ich mitt Gottes hülff sonnst rath finden, wie ich mich
dann deßen auch zu mehr mallen erclert und mir angelegen sein will,
das mein umb anderer leütl verwarloßung willen zu verlieren ; dann
E. K. M. leüchllich ermessen können, was mir solchs furgelauffenc handlung
für glitten trosl und holl'nung geben mögen, und darumb wie obgemell
mitt beiden außschreibenden fürsten eine zusamenkunllt idieweill sie
selbst dahin schliessen und sehen das von wegen des landtgraven, der
slatt Straßburg und andern partialiteten iinnser creiß nicht thun noch
die sachen iren vortgangk gewinnen wollen; dahin fürgenomen, das man
noch zwey, drey creiß darzu beschriebe, unnderm schein, das unnser
«•reiß dem werck zu schwach, und dann dieweill unnser creiß das erst
außlegen nicht thun wolle, auch nicht gerast, auf sie alle sambtlich
geschoben werde und ihr. da dergleich inconvenientia, die in disem creiß
also fürlaull'en, auch bei den andern vorhanden sein möglen, alß dann
auf ein Reichs oder andern versamblungstag denselben allen abgeholffen
mögte werden.
Es erfordert aber allergnedigter Keyser lürwar die nottdurfft.
das E. K. M. ein commissaritim, der in disem creiß nitt gesessen und
unpartheyisch were, verordneten und diß orlts des Reichs und meiner
ob- und viigemelter gefahr, beschwernuß und eingemischter partialiteten
berieht eiunemmen. E. K. M. nach uottdurfVt berichten und also der
sachen ausserm grundt geholllen werden köndt und nicht wie sonnst
höchlich zu besorgen nmb eins creiß lahrlässigkeitt willen das ganz
Reich in verderbliche nott gerat henn, der zuversichtlichen hoffnung
E. K. M. werde «Iß mehrer des Reichs auß vatterlicher sorgfaltigkeitt
verrner den sachen nachdencken und mich dero gnedigste resolution
ehester förderlicher moglichkeitt verstendigenn.
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Das will umb K. K. M. ich zu jeder zeitt nach meinem geringen
vermögen aller underthenigst zu verdienen die tag meins lebens zum
höchsten befliessen sein. Thue darauf E. K. M. mich zu gnaden aller
underthenigst bevelhen und umb gnedigstc antwurt bittendt. Dat. Liitzel-
stein, den 4. Aprilis anno 75.
K. Ii. K. M.
underthenigster
gehorsamer fürst
Georg Hanns plalzgralV etc.
und gralf zu Veldentz. m.p.
Wiener St.-Arel», Or.
.10. Kaistr Maximilian an Pfahyraf (icortj Hans: antworte auf (Iii
Kltujrn hctrcffhul Zoll, Finvtiosnrhtu und Admitalitütmurk.
ir>?:> Mai 17 .
Max etc. Deiner Lieb relation und ausführliche erzelung, wie
bei etlichen ehur- und fursten, die sie besucht gethanen persönlich»«!!
Verrichtung, ist uns nebcns andern zweien unterschidlichen D. L
schreiben v»»m o. und 11. Aprilis nechstverllossen datiert wo! zu-
kommen, so wie auch alles inbalts verlesen hören. So vil nun an-
fenglichs in bemelter Verrichtung eingefurte beide puncten und an-
läge derselben die zolsacben berurt, haben wir leichtlich ermessen
konden, wie es auch D. L. selbst gegenwertig vermeldet worden, das
sich die churfursten abgesondert keiner andern anttwort ercleren
würden, derwegen dieselb sach itzmals bei disem gemachten guten
anfang und eingang bis zu anderer gelegenheit der churfürsten collegial-
versamblung beruhen thuet. Wie dan auch nunmehr in dem andern
puncten der frontier der ausschreibenden kreisfursten vertroster zu-
sammenschickung zu erwarten und über ire zuvor gethane Verordnung
weitere commissarius zu inen oder au IV die frontier zu schicken nit
ratsam sein will.
Betreffen aber das admiralwergk, so auch die gegebene miinzstat,
davon in den andern beiden D. L. schreiben meidung beschieht. dieweil
dasselbig solche sachen (sonderlich das admiralwergl, die irer Wichtig-
keit nach auff ein gemaine reichsversamblung gehörig, so hat D. L.
selbst vernunfftiglich zu ermessen, das wir unser nehern rechnung
nach fur unser person darinnen ausser gemeiner stendt mit wissen und
willen nichb* thun künden und derwegen auch solche auff ein chur-
furstentag zu proponiren nit unzeitig bedenckens tragen.
-Talirbuch <l. üc*. f. lotlir. «JoMcMchtc u. Altprtumiik , .Julirj,- 31. ' '
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- 258 -
Wolle aber D. L. deswegen fur sich selbst bei den churfursten
anregens tliun in demselben (wiewol wir die beisorg trüegen, es werdt
damit wenig ausgerichtet > gedencken wir D. L. nit maß zu geben.
Denen wir solches alles auff berurte ire drei schreiben in antwort
gar nit pergen wolten und seindt deroselben mit gnad wol geiiaigt.
Dat. Prag den 17 Maji u) a. 1575.
Wiener St.-Arch. Com:
.77. Pfal-f/raf Georg Hans an Kaiser 3ia.autilian :
157'j Ovtdicr.
schreibt über seine schlimme politische Lage, nachdem Türekstein in die
Hände Coudés gekommen ist. Hat auf seine wiederholten mündlichen und
schriftlichen Werbungen wegen der Grenzangelegenheit keine Hilfe von
den Kreisen bekommen, glaubt auch an keine Besserung. Der Kaiser
weiß „auch welchergestalt nunmehr abermahl die von adell, dieweill
ich sye nicht hab schlitzen und schirmen können, das haus Tnrrkenslein
dem Conde sambt seinem anhang und bund ubergeben, darin ich
mein zolstat. schirmbfhanen, eignen meyar ; auch offnung gehabt,
und nicht allein das verlieren muß. sonder belagerung desselbigcn
hauses von der cron Frunekreieh, dieweil sye die Hugenoten, mit solchen
hausern den Pfalzburger pass desto öllener understehen wollen zu
halten, besorgen muss, und also verderbung meiner uberigen landtschallt
nicht weniger auch derweill die Hugenotische reuter jetzo eins theils
wieder anziehen und der konig inen den paß wa muglich verwharen
wurt willen, wiederunib wie alle zeitt in gefahr und verderben werde
sitzen muessen.'
Bittet, der Kaiser wolle das beherzigen und bei den Kurfürsleu
befördern, damit ihm in der Zollsachen und aus seinen Nöten geholfen,
die Häuser wieder zu Händen gebracht und der Pass verwahrt
werden möge.
Wiener St.-Areh. Dr. ohne Datum. In rerxo ron anderer Hand: Ad con-
silitun elerlovum d. 24 ort. 75. ürstonberger
Vfalztjraf fit-orif Hans an <\n\ Kaiser:
Ks haben ihm etliche seiner Freunde geraten den Vortrag seiner
Beschwerden und der Zollsach in Beisein des Kaiseis und der Kur-
fürsten zu halten, da dann der Kaiser Gelegenheit hätte ihn zu unter-
stützen. Fragt an ob das dem Kaiser recht sei; morgen würden die
»j Cbtnjeschr. für martis.
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- 259 -
Kurfürsten S. K. M. aufwarten. Parliculatim hat er s<hon einen
Teil der Kurfürsten geworben.
Ohne Datum.
Wiener St -Arett. Or. Iii rer*o r, ambrer llmiil : Placet posterius
■
.7.7. Pfahyraf Geory Haus an Kaiser Rudolf II :
r. ir,tr,.
Nachdem S. M. aus den Akten ersehen, daß Kaiser Maximilian den
Bau von Pfalzburg gern angefangen und noch viel lieber ausgemacht gesehen
und sieh deshalb bei den Kurfürsten wiederholt bemüht den „vordersten«
zoll herauli zu reißen'' und Frohntage der Nachbarn zu erwirken, „nach-
dem dan ich khunlftigen summ er wieder verholf ein starken ruckh zu
thun und gar die statt mit gotles hullT zu schließen und dau E. M. ilzo
viellmehr alß dero herr vater liochstsehliger ursach gehabt die grenzen
zu verwahren ursach haben, den was auch alle landtschall'en. so daß
hauß Österreich im Elsaß hatt, wofern Pfaltzburg von den Frantzosen
eingenhomen sollt worden, für schaden leiden werden und können,
daß ist leichtlich abzunehmen und sonderlich dieweill Franckreich jet/,
mit Brabandschen hendlen den Rhein unden zuschleußt, so Er mitt dein
Pfallzburger paß understuude den Rheinstrom auch zu beunruhigen,
so wurdt Er zuletst die statt Straßburg zu vexiren. außziiniatleu
und den Rhein zu schließenn genugsam gelegenheitteu zu des Reichs
verderben bekhomen. ' Deshalb ist hohe Notdurft etwas zu thun und
am besten wäre es einen Kommissar zu verordnen, ,.sie zur guett-
willigkeit so woll dem Reich als ihnen selbst zu gueltem zu bereden,
daß sie mit ihrer frohn dem angefangenen bau und werk zu Steuer
kommen.
Sir. Bez-Arch. E H3r, Cop euaee. Ohne Datum
:i4. Kaiser Kudolf ordnet an, das* die Nachharn von Pfakbury Frohndrn
zum Aushau der Stadthef'estiynny leisten.
c. 167(1.
Wir Rudolph etc. Da sein Vater Kaiser Maximilian belangend
den Bau der Festung der angefangenen Stadt Pfulzburg („welche nicht
eine geringe Vormauer utl dem paß und grenzen des heil. Rom. Reichs
ist") alle Nachbarn angehalten hat den Rau zu fördern, „nach dem
dau von wegen vorstehenden gefhareu, so dem Reich gleichfals auß
dem Brabandischen hendlen uff der fronlier entstehen möchten, wirf!)
Pfalzburger paß uff der frontier gegen Franckreich billich eingedenk
17*
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- 2<i0
zu sein", also hat er annehmen wollen, daß wenn die Nachbarn nicht
aus Nachbarschaft und Freundschaft helfen wollen „daß sie doch unß
und dem Reich zu gefallen auch ihnen selbst zu guettem sich etwaß
williger erzeigen wolten. Dan einmal mugen, weill es so weit gebracht,
daß eß dem Reich zum besten außgebawen und verwandt wurdt, dan
daß heutt oder morgen es von andern eingenhomen und sieß in kurzer
zeit dem Reich sambt allen genachbaurlen zum schaden befestigten. u
Da nun der Pfalzgraf auf ein Jahr lang zwei Prohntage begehrt,
so beauftragt der Kaiser den Adressaten commissionsweis die Sache
verrichten zu lassen, auch mündlich bei einem und dem audern Nach-
barn zu werben.
Str. Bez.-Arch. E 338. Cop. tuaec. Ohne Datum und Adressaten
3~>. Pfalzgraf Georg Hans an Kaiser Rudolf:
15?? April 23.
hat von den Kurfürsten in der Krontiersache noch keinen Reschluss
bekommen u. hat deshalb an sie geschrieben. Da er bei seinem Ab-
schied vom Kaiser zu Regensburg die Zuversicht bekommen hat, daß
ihm Kaiser Rudolf ebenso gnädig gesinnt ist wie es Maximilian war
und „K. K. M. selbst auf dem Wahltag gesehen, was allcrgnedigislen
eitler Jr M. in befürderung derselben frorilier und zollsach gehabt,
das sich auch E. K. M. panket darüber ettwas bang vertzogen, darauß
Irer M. gantz gnedigist und vätterlichist gemüett gegen mir armen
geringen stanndt so ersehinen, das die tag meines lebens ich nit ver-
gessen kan \ so ist er der Zuversicht, daß der Kaiser die Such zu
gewünschtem Ende bringen werde ,.als ein werck, daran dem vatter-
landt als donum publicum gelegen" und das ihm zu endlicher er-
sprießlicher Rettung gereichen wird.
Datum Lutzelstein d. 22 Aprilis a. 77.
Wiener St.-Arch. Cop. In verso: „Zolßsachen".
Fortsetzung folgt.
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— 261 —
Die Niederlassang der Joden in Diedenhofen.
Von A. J. Kohn, Diedenhofen.
Das Schicksal, das einst den .luden den Wanderstab in die Hand
drückte und sie von Land zu Land, von Ort zu Ort zu ziehen zwang.
Rihrte im Mittelalter die Heimatlosen auch nach Diedenhofen.
Die erste, sichere Spur davon verraten uns die städtischen Rechnungs-
bücher, von denen aber leider nur die von 1500 abwärts datierten er-
halten sind. Hier finden wir unter den ordentlichen Kinnahmen regel-
mäßig die Jahresmiete für ein städtisches Gelände verrechnet, das den
Namen > Judenkerchhof« führt und vom Beginn der französischen Periode
ab unter der Benennung > cimetière des juifs» sich forterhält bis zum
.lahre 1787, wo die Spur abbricht. Der politische Sturm, der bald
darauf über das Land hereinbrach, fegte mit so vielen anderen Tradi-
tionen auch die Krinnerung an diesen einstigen jüdischen Friedhof
hinweg, so daß seine ursprüngliche Lage heule nicht mehr festgestellt
werden kann.
Wenn wir diese wichtige Spur, die auf das Vorhandensein einer
jüdischen Gemeinde in dem Diedenhofen der vorfranzösischen Periode
schließen läßt, rückwärts verfolgen, so führt sie uns notwendig über
das Jahr 1370. Datum der Ausweisung der Juden aus Luxemburg,
dessen vielumstrittene Südgrenze ja Diedenhofen war, hinaus.
In welcher der dem voraufgehenden Perioden die Juden zum
crstenmale nach Diedenhofen kamen und wann sie sich da zur Ge-
meinde konstituierten, ob in früher Carolinger-Zeit, ob erst unter den
Grafen oder den Herzögen von Luxemburg, wer kann dies wissen?
Keine Urkunde, kein Grabstein gibt uns darüber Aulschluß 1 1. Wir
') Dürfen Wahrsrheinlichkeitsgi ünde geltend gemacht werden, so slehl
der Annahme nichts im WVge, daß bereits in früherer Zeit jüdische An-
siedelungen in Diedenhofen stattgefunden haben. Wenn man bedenkt, daß die
Kürstenhuld der ersten Karolinger, in der Diodenhofen ein volles Jahrhunderl
hindurch sland, auch die .Inden überaus wohlwollend bestrahlte, muß man
sagen, dof> sich ihnen dazumal eine äußerst günstige Gelegenheit zur Nieder-
lassung in Diedenhofen darbot, was ihnen umso weniger entgehen konnte, als
in Metz und Trier seit längerer Zeit schon jüdische Kolonien bestanden. Aber
auch später, als mif solche Fürstengunst nicht mehr zu rechnen war, besaß das
unter dem Prestige einer königlichen Residenzstadl sich entwickelnde Dieden-
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2&2 -
müssen uns da mit der Feststellung eines terminus anle quem be-
gnügen, der mit dem Datum dieser Ausweisung ohne weiteres gegeben
ist. nachdem Bertholet, der im 18. Jahrhundert schrieb, dazu berichtet:
>et depuis ce temps-là il n'a été permis a ceux de cette nation de s'y
habituer*. ')
Doch kann damit nur gesajrt sein, daß sie von da ab in ver-
hältnismäßig größerer Anzahl an keinem Orte des Luxemburger Gebietes
mehr angesiedelt waren ; denn das Vorhandensein fier .luden ist in den
dieser Vertreibung folgenden 1 '/« Jahrhunderten sowohl für Luxemburg
wie für Diedenhofen nachweisbar.
Es ging eben mit dieser Ausweisung genau so wie mit den Aus-
weisungen in den meisten anderen Ländern. Man .jagte die Juden unter
der Kinwirkung irgend einer plötzlichen Volkserregung en masse zum
Haupltore hinaus und ließ sie bald, nachdem der Sturm der Gemüter
sich gelegt hatte, zu den Nebenlüren einzeln wieder ins Land.
Die Herzöge von Luxemburg mochten, ebensowenig wie alle
anderen feudalen Herren, die geschäftstüchtigen Juden, die obendrein
noch so leicht schröpfbare Untertanen waren, auf die Dauer entbehren
und sicherten ihnen sogar ihren persönlichen Schutz.
Zwei solche sogenannte 'Schutzjuden«, Simon Ensweiler und
Mayer Dorisch 1er, die an den Herzog jährlich 2 Gulden Schutzgeld zu
entrichten hatten, wohnten 1491 noch in Diedenhofen. Ein Rechnungs-
register aus diesem Jahre enthält die Notiz, daß eine Gerichtskommission
aus Luxemburg nach Diedenhofen entsandt wurde zur Untersuchung
der an den beiden Juden verübten Plünderung.*)
hofen des Anziehenden genug für jüdische Ansiedler, die nicht mehr wählerisch
sein durften. Auffällig wäre da allerdings, daß in den sogenannten jüdischen
Martyrologien. Metz. Trier und Luxemburg wühl, aber nicht auch Diedenhofen ge-
nannt wird. Mit Sicherheit könnte das aber nur beweisen, daß die jüdische
Ansiedelung hier blos eine sehr geringe war. die, wie das meist zu geschehen
pllegle, in Zeilen der Gefahr die nächstliegenden Gemeinden in den besser be-
festigten Städten aufsuchten, deren Schicksal sie dann teilten. Soll ein äußerstes
Datum für die letzte Niederlassung vor 1370 angenommen werden, so ist das
Jahr 130f.< festzuhalten, als der geldgierige Philip der Schöne die Juden Frankreichs
an einem Tage ausplündern und ausweisen ließ. Zweifellos flüchteten da die
Vertriebenen, die naturgemäß die Nachbarländer aufsuchten, auch auf luxem-
burgisches (»ebiet, das, unter dem milden und gerechten Szepter des edelmütigen
Heinrich des VII . des nachmaligen deutschen Kaisers stehend, ihnen leicht Asyl
gewahren konnte
x'< lie rt holet. Histoire ecclésiastique et civile de Luxembourg. Luxem-
bourg 1743. toiu. VII, p, 70.
Bruxelles. Archives du Royaume. Registres de la chambre îles comptes.
N- um, vi. f.d. \h.
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Die Stadt verlebte um jene Zeit böse Tage. Durch die Umtriebe
des Raubritters Gérard von Rodemachern wurde sie oft in kriegerische
Krregung versetzt.1) Wahrscheinlich ist bei einer solchen Gelegenheit
das Vermögen der Juden dem furor bellicosus zum Opfer gefallen.
Die Geplünderten flüchteten nach der Stadt Luxemburg, wo — noch
bis 1516 — fünf jüdische Familien angesiedelt waren. * ) Krst von lf)27
ab. also unmittelbar nach dem I. "ebergang Luxemburgs an Spanien,
hört jede Ansiedelung der .luden im Luxemburgischen auf. Auch in
Diedenhofen erinnert in den kommenden 1 '/» Jahrhunderten an ihr
einstiges Dasein nichts als ein stiller, verlassener Friedhof. Auch dieser
verschwindet allmählich, um sich später nur noch als geographischer
Begriff in den städtischen Rechnungsbüchern zu erhalten.
Kein Versuch, sich wieder niederzulassen, ist uns aus dieser
Periode bekannt. Dies wäre a her auch ein aussichtsloses Heginnen
gewesen in dem Diedenhofen, das dazumal unter der Herrschalt
Spaniens, des klassischen Repräsentanten mittelalterlicher Unduld-
samkeit, stand und das 27 Jahr«1 vor dem beginn seiner Souveränität
in Diedenhofen H0OO0O Juden ad majorem dei gloriam heimatlos
machte.
bei der nächsten günstigen Gelegenheit aber wird der abgerissene
Faden der Geschichte der Niederlassung der Juden in Diedenhofen
wieder aufgenommen. Es war dies beim l ebergang dieser Stadt an
die Krone Frankreichs.
Im Jahre 1656 wandten sich zwei Metzer Juden, Oury Rafaël
und sein Geschäftsgenosse Pinel Levy, an den Maréchal de Grancey.
Gouverneur von Diedenhofen. mit der bitte, sich hier niederlassen zu
dürfen. Dies war das Alarmsignal, das den Diedenhofener Magistrat
zu seinem hartnäckigen Kampf gegen die Ansiedelung der Juden auf-
rief und der mit seltener Zähigkeit bis zum Eintritt der Revolution gef ührt
wurde. Die Ralshcrreu machten alle Anstrengungen, .diese Nieder-
lassung zu verhindern, indem sie sich auf die Kapitulalionsakte von
1645 beriefen, >qui maintien la ville dans toutes ses privilèges et
• usages suivant les anciens eousttitnes« und reklamierten die Aus-
schließung der Juden als alten luxemburgischen brauch, als ihr Privi-
legium. 3)
Wenn diese Anstrengungen diesmal ohne F.rfolg blieben, so liegt
dies lediglich an der eigenartigen, fast souveränen Gewalt, mit der die
'i BertholeL Histoire cc* lésiasti<(iie et civile tic Luxembourg, tum. VII. p. 10.
'i Van Verweke, Die Juden in der Stadt Luxemburg bis zum F.mte des
IS. Jahrb. Luxemburger Zeitung. Jahrg. IHK*. Nr SS. Si>.
*) Teissier, Histoire de Thionville, |i. 233.
264 -
Gouverneure dazumal noch schalten durften, an der der Wille des
Magistrats scheitern mußte. Eine Verordnung des Maréchals, die am
4. August 1656, drei Monate nach dessen Amtsantritt erfolgte, gewährte
den genannten Juden die erbetene Niederlassung.
Perc Guillom Hérault bemerkt dazu: Man weiß nicht, durch
welches Verdienst sie zu dieser Gnade gelangen konnten, in einer
Stadt, die niemals eine andere Religion in ihrer Mitte duldete, als die
katholische ').
Der fromme Chronist verwundert sich mit Hecht Uber diese Toleranz,
nachdem er die Motive nicht kannte, von denen sie diktiert war. Die
.luden waren^ den Garnisonen der «généralité de Metz« schlechtweg
unentbehrlich. Dieser Umstand führte ja dazu, den Juden in Metz die
Konstituierung einer legalen Gemeinde zu gewähren, was in Anbetracht
des im ganzen Reiche gehandhabten strengen Niederlassungsverbotes
einen merkwürdigen Ausnahmezustand im »pays messin« darstellt, und
der noch merkwürdiger erscheint, wenn man bedenkt, daß Ludwig
der XIII., der in einem Edikt vom Jahre 1615, Juden im Lande auf-
zunehmen, bei Todesstrafe verbot. 17 Jahre später die Privilegien der
jüdischen Gemeinde in Metz bestätigt ").
Die Berichte der Gouverneure von Metz an Ludwig den XIV.
und Ludwig den XV. geben den Schlüssel zu dieser rätselhalten Er-
scheinung. In diesen Berichten werden nämlich die Juden ausnahmslos
als loyale Bürger, die nicht nur nützlich, sondern fast unentbehrlich
seien, gelobt und empfohlen. Einer dieser Berichte charakterisiert die
Metzer jüdischen und christlichen Kaufleute in folgender Weise. Wenn
es sich darum handelt, in Kriegszeiten Lieferungen irgendwelcher Art
zu übernehmen, die in vom Krieg berührten Gegenden bewirkt
werden müssen und daher mit Lebensgefahr verbunden sind, so hält
es meist, trotz der vorteilhaftesten Anerbietungen, schwer, christliche
Kaufleute zu diesen Lieferungen zu bewegen. Dieselben schwanken
zwischen der Liebe zum Verdienst und der Liebe zum lieben. Der
Jude hingegen setzt alle Bedenken für sein Lehen beiseite, so wie er
bei einem Geschäft die Aussicht auf einen richtigen Gewinn sieht.
Ohne die Judenschaft würde es den Metzer Gouverneuren und den
Trup|>enkomriiandeuren der bei Metz lagernden Korps häufig ganz un-
möglich geworden sein, die notwendigen Lieferungen und Pferdeankäufe
l} Abrégé de l'histoire île Thionville. Mscr. der Stadtbibliothek m Metz.
< a|). : Religion de Thionville.
*) Clément, Ka condition des juifs de Metz sous l'ancien régime. Nancy 1H07.
p. 33
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zu eflfektuiercn. Pie christlichen Kaufleutc seien in kriegerischen Zeiten
last nie, die jüdischen dagegen jederzeit freudig hereit gewesen, sich
den gefahrvollsten Aufträgen, wofern ein guter Profit zu erwarten war,
zu unterwerfen. Verschiedene jüdische Kaufleute hätten bei diesen zu
Kriegszeiten in den deutschen Landen gemachten Ankäufen ihr Lehen
eingebüßt, trotzdem fänden sich immer wieder andere, die bereitwilligst
die riskantesten Lieferungen übernehmen«1).
Auch Oury Rafaël hatte das Verdienst, den französischen Truppen
während der Belagerung Diedenhofens im Jahre 1643 sich nützlich
erwiesen zu haben2). Trotzdem gelang es ihm nicht in den ersten
zwölf Jahren nach der Kapitulation unter dem Gouvernement des
Baron de Marollos, sich in Piedenhofen niederzulassen. Persönliche
Verdienste waren alles, nur keine Empfehlungen, bei einem Manne
vom Schlage Marolies, der »die großen Einkünfte, die sein Amt ihm
sicherte, nur zu seinem persönlichen Vorteil auszunützen suchte«, und
der nach seinem Tode die Garnison in völliger Anarchie zurückließ *).
Erst unter dem Gouvernement des Maréchal de Grancey, der sein Amt
im Mai 1Ö56 antrat und der seine persönlichen Interessen wenigstens
mit den Interessen der Garnison zu vereinen verstand, konnte Oury
Rafaël in Diedenhofen Fuß fassen. Schon im vierten Monat der
Amtswaltung des Maréchal* erhielt w die erbetene Erlaubnis zur
Niederlassung »mit Rücksicht auf deren Nützlichkeit für die Garnison
sowohl wie für die Stadt« *).
Oury Rafaël rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen der'
Militärbehörden in so hohem Maße, daß es ihm gelang, das seinem
Geschäftsteilhaber zuerkannte Niederlassungsrecht auf seinen Bruder
Westphal, Geschichte der Stadt Met/. II. Seite 25",
*) Dies findet sich als Tradition noch 178."» in der Biii -gcr.st-haft erhalten
i S. Städtisches Archiv, Délibération vom 21. September desselben Jahres.) Welcher
Art Rafaels Dienste für die Armee waren, wird nicht erwähnt. V.s liegt aber auf
der Hand, daß er sie nur als Lieferant leistete. An Gelegenheit dazu fehlte es hei
dieser Belagerung nicht, da die Anneeleitung mit dein Herstellen der Angrifls-
wälle aufs eifrigste beschäftigt, nicht genügend Zeit hatte, für die Verprovian-
tierung zu sorgen. ('S. Henri d'Orléans, La première campagne di- Condé lftlö,
chap. XV: Revue des Deiix-Mundcs. K>" mai 1H83 .) - Der Marschall konnte da-
rüber ein persönliches l'rteil haben, da er bei der Belagerung Dudenhofens 1«43
ein Regiment befehligte. (S. Henri dOrlcans. La première campagne de Condé.
cap. XIV ibid.)
*) Teissier, Histoire de Thionville, ]>. 1H7.
*) Städtisches Archiv Diedenhofen. Juifs de Thionville. 4 pièces.
— 266 -
Salomo zu übertragen, nachdem jener aus Gesundheitsrücksichten nach
Metz zurückzukehren gezwungen war. ')
Nach dem 1680 erfolgten TodeOury Rafaels8) bestätigte der Marschall
das Privilegium auch für dessen Witwe, die »belle Gothon», wie ein
mémoire aus dem Jahre 1720 sie nennt und das ihre Wohltätigkeit
und Anmut rühmt, wodurch sie sich alle Herzen erobert habe.8)
Auch bei den folgenden Familien Limbourg und Mickel, auf die
dieses Niederlassungsrecht durch Einheiraten nach und nach überging,
heben die Urkunden die Würdigkeit und Nützlichkeit der Privilegierten
hervor1). Diesem Umstände ist es wohl zuzuschreiben, dalJ keine
dieser Suceessionen seitens des Magistrats angefochten wurde, obschon
die Vollmachten der Gouverneure seit 1657 wesentliche Einschränkungen
erfuhren. 5> Ihre Nützlichkeit schützte sie jedoch nicht vor dem
Egoismus der Gouverneure. Die Nutznießung dieses Privilegiums war
an eine an den jeweiligen Gouverneur zu leistende jährliche Abgabe
gebunden, die ursprünglich ein freiwilliges Geschenk sein mochte, nach
') Dies wird wohl erst nach Jahren der Niederlassung geschehen sein, da
die Melzer ihn, der doch eigentlich auch Metzer war, nach seiner Rückkehr den
Diedenhofner nannten, wie «lies aus dein Totenbuch der Metzer jüdischen Gemeinde
erhellt, das die Tugenden der im Jahre 1741 verstorbenen »Ester, Tochter des Elija
Levy, Diedenhofen« rühmt und die nur eine Tochter des Pinel [— Pinrhas = Elija)
Levy gewesen sein kann.
*) In allen Urkunden, die auf ihn und seine Familie sich beziehen, be-
gegnen wir nur dem Namen Oury. Sein voller Name muß. der üblichen hebräischen
Fassung gemäß, Oury Sohn Rafaels gewesen sein. Rafaël scheint aber seinen
Vornamen mit Vorliebe geführt zu haben. Auf einer Urkunde aus dem Jahre 1664
(Bezirksarchiv Metz, Parlamentsakten 1266 . . . . ) unterzeichnet er in hebräischen
Charakteren: Feibisch aus Metz. In dieser l'rkunde wird er Oury Feiß genannt.
Feibisch oder Feiß ist die bei den deutschen Juden übliche Verballhornung von
»Phiihus« und entspricht, der Etymologie nach, dem hebräischen Oon. Oury,
und besonders Ourry, ist ein in Frankreich häufig vorkommender Name. Es ist
leicht möglich, daß Rafaël schon aus dem (irunde an diesem Namen resthielt.
\i S. Annuaire des Archives Israélites II, p. 56.
*) Städtisches Archiv Diedenhofen, Juifs de Thionville, 4 pièces. Es sind
dies legalisierte Kopien der Bcstätigungsuikunden. In der die Familie Limbourg
betreffenden, die vom n. Februar 1734 datiert, heißt es: »pour le soulagement
de la garnison», und in der, die sich auf die Familie Michel bezieht: «après
nous «'Ire exactement informe de sa vie et de ses nururs, de sa bonne foi dans
le commerce et particulièrement de son zèle et de sa fidélité envers le Roy et
la patrie< Michel war der Schwiegersohn des Limbourg. Ihm gestattete der
Gouverneur ein besonderes Haus, das er mit Rücksicht auf seine stark an-
gewachsene Familie niitig hatte, zu erwerben (1736). Damals wohnten also zwei
Familien in zwei getrennten Häusern in Diedenhofen,
s; S. Teissier. Histoire de Thionville, p. 141
<
- 267 -
und nach jedoch zu einer regelrechten »droit de protection« sich
entwickelte.
Von den mannigfachen Steuern, die die Juden unter dem ancien
regime zu entrichten halten und die ebensoviel traurige Kapitel ihrer
eigenen wie der Zeilgeschichte bilden, verdient hier die sogenannte
»taxe Brancas« erwähnt zu werden, weil ihr auch die Juden Dieden-
hofens unterworfen waren.
Auf Veranlassung der Comtesse de Fontaine nämlich stellte der
Herzog von Brancas an den Regenten Philipp von Orleans das Gesuch,
eine Steuer von 40 livre jährlich von jeder jüdischen Familie in Metz
erheben zu dürfen. Der Regent bewilligte das Gesuch. Die Metzer
jüdische Gemeinde machte tum die größten Anstrengungen, brachte
immense materielle Opfer um diese willkürliche und lästige Abgabe
von der ohnedies schon übermäßig besteuerten .ludenschaft abzuwälzen:
aber sie konnte nur soviel erreichen, daß die Steuer in eine jährlich
zu entrichtende Pauschalsumme von 20 000 livre umgewandelt wurde,
die die Comtesse und der Herzog und später ihre Erben gemeinsam
teilten. Für diese »taxe*. die sich bis zur Revolution erhielt, hatten
die Juden von Metz ein Drittel und das liebrige die vom plat pays
messin aufzubringen. «Cherchez la femme*, midi man da unwillkürlich
denken.
Auch die Stadl Diedenholen hatte während einer Periode von
80 Jahren bis zur selben Zeit eine jährliche galante Steuer zu ent-
richten »aux dames Gouvernante et Lieutenante de Roi le jour de l'an
pour élrennes*. Diese Abgabe, die aus 88 » boites de dragées et de
confitures à raison d'un livre 25 sols la boite* bestand und sich auf die
gesamte Bürgerschaft verteilte, konnte füglich als süße Last angesehen
werden im Verhältnis zu der. die die jüdischen Kinwohner zu tragen
hatten, und die zwei Familien allein fiO livre jährlich kostete. Andere
Steuern hatten sie in Diedenholen nicht zu tragen. Da sie unter direktem
Schutz der Garnison standen, konnte »1er Magistrat ihnen keine auf-
erlegen'). Kr gewöhnte sich schließlich, wenn auch widerstrebend, an
•} Städtisches Archiv: Juifs de Thionville. 4 pié.-es ni.iis lt>ur
donnons une do nos sauvegardes pour leur servir d'exceptions de Ingénient de
gens de guerre et autres charges de ville». Ol» liier von den fremden Juden ein
l.eibzoll beim Eintritt in die Stadt erhoben wurde, gehl aus den Registern nichl
hervor, ist aber aus mannigfachen Gründen anzunehmen. Im Volksmunde heif-t
es noch heute, es sei an den Stadttoren /.» lesen gewesen : Juifs et bêtes payent
par tête.
Dieser Leibzoll war auch ein ancien coutume de Luxembourg», und hat sich
nirgends langer und brutaler aufrecht erhalten, wie da. Sollte der Diedenhofener
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I
— 268 —
die Niederlassung dieser zwei Familien, die später zu einer einzigen
verschmolz, und betrachtete ihr Niederlassungsrecht als ein besonderes
Privilegium, das neben dem Privilegium der Stadt ausnahmsweise
geduldet werden müsse. Die Raisherren wachten aber wie die Cherubim
vor dein Paradiese, daß das Kontingent dieser Ansiedlung sich nicht
erhöhe und wehrten jeden Versuch dazu mit flammendem Schwerte ab.
Als im Jahre 1720 die Witwe Salomon Ramels, die seit dem
Tode ihres Gatten nach Metz verzogen war. nach Diedenhofen zurück-
kehrte mit der Absicht, in ihrem früheren Heime unter einem Dache
mit den anderen Familien zu wohnen, ließ sie der Magistrat aus der
Stadt weisen und verbot bei dieser Gelegenheil die Aufnahme von
Juden bei einer Strafe von livre im Falle der I ebertretung 1 ).
Selbst den vorübergehenden Aufenthalt in der Stadt zu Geschäfts-
zwecken untersagte der Magistrat den Juden, wie dies aus einem Vor-
kommnis im Jahre 1751 hervorgeht. Da mußte ein Jude schleunigst
die Stadt verlassen, nachdem es ihm gelungen war. seinen Kramtisch
beim Zollhaus aufzusieden * parce que on ne le connaissait pas d'abord
comme tel«*). Und um in Zukunft für eine solche Ausweisungsmaßregel
auf alle Fälle eine rechtliche Grundlage zu besitzen, erwirkte die Kauf-
mannschaftszunft eine Parlamentsverordnung, die den .luden das Ver-
kaufen in Diedenhofen verbietet ').
Diese Versuche der Juden, in Diedenhofen Fuß zu fassen, waren
jedoch nur geringfügige Fälle, gleichsam nur rasch vorüberziehende
Wolken, die den Horizont nicht sonderlich trübten. Bald sollte ein
ernstlicherer Ansicdlungsversueh der Juden die Stadtvätcr überraschen
und gleich einer drohenden Wetterwand lange bange Jahre hindurch
über ihren besorgten Häuptern schweben. Zum besseren Verständnis
dieser Situation sei folgendes bemerk! :
Seitdem Diedenhofen (1289) das Stadlrecht erhielt, gelangten
auch hier die Korporationen der verschiedenen Gewerke zu be-
stimmendem Kinlluß in der Stadtverwaltung. Die maßgebendste unter
Magistrat hei seinem den Juden gegenüber so streng behaupteten luxemburger Stand-
punkt sein Privilegium gerade darin aufgegeben haben? (Vgl. (Jiron, De la condi-
tion juridique de* juifs. Académie royale de Belgique: Bulletin 1889. X°fi.>
') Städtisches Archiv Diedenhofen, Band ohne Zeichen. Délibération vom
27. Juli 1720.
'! Die Verordnung des Parlaments, der/.ufulge die Juden ein besonderes
Erkennungszeichen tragen mußten und die von 1663 bis zur Mitte des 18 Jahr-
hunderts in Kraft war, galt nur Tür die Stadt Metz.
3) Städtisches Archiv, Serie B B 14, p. !»7.
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diesen Korporationen war die der Kaufmannschaft, da es in dem die
Juden betreffenden Ratsbeschluß zur Begründung ihrer Abweisung
heißt: »daß das Interesse der Kaufleute das allgemeine Interesse der
Stadt bilde«, »die sich nur durch einen schwachen Handel aufrecht
erhalten könne«
Den Ratsherren liel es sicherlich nicht ein. bei dieser Klage daran
zu denken, daß gerade das monopolisierte Korpora lions wesen, dessen
.Sonderinteresse sie als allgemeines städtisches Interesse erklärten, den
Krebsschaden am gesamten Handel bildete, da es der geschworene
Feind der Gewerbefreiheit war, ohne die eine gesunde wirtschaftliche
Entwicklung unmöglich ist. Jeder Gewerbetreibende mußte einem orga-
nisierten Gewerbe angehören. Der Eintritt war aber mit soviel Zeit
und Geld raubenden Formalitäten verbunden, daß nur die wenigsten
Aspiranten zur Aufnahme gelangen konnten. Dieses System, das den
Meistern die Konkurrenz so bequem vom Leibe hielt, wurde von den
Zünften aufs eifersüchtigste gehütet und sie waren die ersten Rufer im
Streite, sobald es sich darum handelte, Konkurrenten zu bekämpfen.
Ks waren die Gewerke, die, nachdem die Lage der Hugenotten
infolge der Aufhebung des Kdikls von Nantes auch im Metzer Lande
bedenklich wurde, die handels- und industrietiichtigenJHugenotten lahm
zu legen suchten, indem sie 16IÏ4 einen Ratsbeschluß herbeiführten,
demzufolge jeder Meisterbrief ungültig erklärt wurde, in welchem die
Klausel » romaine catholique* fehlte8). Unter der Tyrannis der Zünfte
litten selbstverständlich die Juden am schwersten. Von der Zulassung
zu irgend einem Gewerbe konnte bei ihnen keine Rede sein. Als es
sich z. H. darum handelte, eine hebräische Druckerei in Metz zu
errichten, ließ sich das Unternehmen zur Not nur so realisieren, daß
der von jüdischen Arbeitern angefertigte Satz der Offizin eines zur
Zunft gehörigen christlichen Meisters in Druck und Verlag gegeben
wurde3).
Sie waren es, die den Juden stets neue Beschränkungen auf-
zuerlegen suchten. Bald wollen sie ihren Handel nur auf gebrauchte
Waren (1658), bald ihre Familienanzahl auf ein bestimmtes Maximum
beschränken (1718).
Die königliche Gewalt scheint die durch die Gewerke herbei-
geführten Mißstände, die sich im gesamten Handel und Gewerbe immer
»} Ibid. Délibérations, Série B B 12, p. 45 et 47.
*) Arrêt du conseil du 21 juillet 1664.
*} S. Teissier, Essai philologique sur les commencements de la typographie
à Metz. Metz, Dosquet 1828.
- 270 -
fühlbarer machten, empfunden zu haben. Es mittel wie eine Konzession
an eine bessere Wirtschaftserkenntnis an, wenn Ludwig der XIV. und
Ludwig der XV. von Zeit zu Zeit, ohne Rücksieht auf das Monopol
der Zünfte, neue Meisterstellen gründen. Als deutlicher beweis einer
solchen besseren Hinsicht erscheint das königliche Kdikt vom 21). August
1767, in dem eine für jede Stadt bestimmte Anzahl von Meisterbriefen
allen Untertanen zur Erwerbung angeboten wird. Diese Meisterbriefe sollten
ihren Erwerbern die Aufnahme in die Korporationen ohne jegliche Forma-
lität gewähren, gleichviel — darin lag nun die besondere wirtschaft-
liche Hedeutung dieses Edikts >ob sie In- oder Ausländer sind".
Die .luden begrüßten denn auch dieses Edikt wie eine Erlösung,
weil es vielen von ihnen die Aussicht auf eine anständigere Existenz
bot, und säumten nicht, solche Meisterbriefe zu erwerben. Die Kor-
porationen hingegen versetzte dieses Edikl. das für sie nur die Be-
günstigung einer unbequemen Konkurrenz bedeutele, in erbitterte Kampfes-
Stimmung. So gab dieses Edikt vielfach Veranlassung zum Kon-
llikte, wie er besonders markant in Diedenhofen in Erscheinung trat.
Die für Diedenhofen zulässige Anzahl von vier Meislerbriefen
erwarben vier Metzer Juden und zwar: Godscheaux Spier und Moïse
May am 15. September 1707, May Hadamar am \'A. November 1708
und Simon Lambert am 24. Januar 1769.
Als die beiden erstgenannten ihre Meisterbriefe bei der Zunft
in Diedenhofen präsentierten, wirkte diese Tatsache so verblüffend
auf die Kaufmannschafl. daß sie in ihrer ersten Ueberraschung nicht
anders glaubte, die Juden hätten sich diese Meisterbriefe, in denen die
Angabe des Religionsbekenntnisses fehlte, illoyalerweise verschallt.
Die Weigerung der Kaufmannschaft, diese Meisterbriefe anzuerkennen,
wäre aber schließlich, weil im Gegensatz zum klaren Willen des Ediktes
stehend, ohne Erfolg geblieben, wenn jene den Magistrat nicht dazu zu
bewegen gewußt hätte, den Juden die zur Installation notwendige
Niederlassung in der Stadt zu versagen. Der Magistrat, vom Polizeichef
aufgefordert, die Opposition zu begründen, beschloß in der Rats-
versammlung vom 20. September 1767 folgendes anzugeben: »Die
Stadt sei von jeher bestrebt gewesen, eine derartige Niederlassung, als
im Widerspruch zu ihren alten Privilegien stehend, zu verhindern, und
tatsächlich habe in dieser Stadt von jeher nie mehr als eine Familie,
in einem Hause wohnend und einen Haushalt führend, bestanden.
Von der l'eberzeiigung geleilet, daß eine größere Anzahl derselben der
Allgemeinheit nur zum Nachteil dienen könne, mit Rücksicht sowohl
auf ihren unoll'enen, oft betrügerischen Geschäftsbetrieb, wie auch auf
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die so entstehende Leichtigkeit, den Bürgern gegenüber ihren Wucher
zu betätigen : gewichtige Gründe, die einer fortschreitenden Ansiedelung
der Angehörigen dieser Nation stets im Wege gestanden habe, so oft
sie dies an verschiedenen Orten des Reiches versucht, und besonders
in der Umgebung dieser Stadt, wo sie den Ruin der Einwohner ver-
ursacht hätten.« ')
Bemerkenswert ist, daß in den folgenden, die Angelegenheit
betreffenden drei Ratsbeschlüssen, diese schwerwiegenden sittlichen
Gründe völlig ausscheiden und die Opposition des Magistrats nur mehr
mit juristischen Gründen operiert. Und die Ratsherren taten sehr
weise damit, denn wenn sie ihre Anklagen durch Tatsachen hätten
beweisen müssen, wären sie in arge Verlegenheit geraten.
Mit den Juden, die seit einem Jahrhundert in der Stadt wohnten,
hatte man keine schlechten Erfahrungen gemacht. Im entgegengesetzten
Falle hätten die Ratsherren es sicher nicht unterlassen, sich darauf zu
berufen und Kapital daraus zu schlagen. Die Akten des Baillage de
Thionville aus der voraufgegangenen Zeil, in der nicht eine einzige
Anklage wegen Wuchers oder Betrugs enthalten ist, berechtigen zu
dem Schluß, daß es mit den .luden in der Umgebung auch nicht so
schlimm bestellt war.
Wenn man aber wegen dieser vorurteilsvollen Schilderung der
Juden über den Magistrat zu Gericht sitzen wollte, so täte man ihm
Unrecht. Er bediente sich ja blos der Maske, die man dazumal dem
Juden allgemein aufsetzte und ohne die man sich einen Juden über-
haupt nicht vorstellen konnte. Wie diese Maske entstand, ist ein
äußerst interessantes Kapitel der Kultur und Wirtschaftsgeschichte und
es kann ein vom 20. Juni 1757 datierter Erlaß des Metzer Parlaments
als Beitrag dazu dienen, der uns zeigt, wie die Wucherermaske, die
den Juden am meisten verunzierte, zuweilen künstlich fabriziert wurde.
In diesem Erlaß des Parlaments, das den Juden nie gewogen war, heißt
es: »Der Gerichtshof nahm mit Entrüstung wahr, daß man unter dem
Vorwande, das Wucherverbrechen, das angeblich vorlag, zu bestrafen,
zu viel größeren und schwereren Verbrechen sich hinreißen ließ, in
der Weise, daß mehrere Bauern allerlei Komplotte und Machinationen
anwandten, um das Verderben der Juden, gegen die man die Anklage
der Wucherei erhob, gemeinsam herbeizuführen, indem einige der
Bauern die Rolle der Angeber spielten, während andere die Rolle der
Zeugen übernahmen, um die Angeberei zum Erfolg zu führen, alle
aber sich verpflichteten, die aus diesem Unternehmen entstehenden
•) Städtisches Archiv. Délibérations, Serie B B 12, p. 44.
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- 272 —
Kosten auf alle Fälle gleichmäßig zu tragen' und unter Bezugnahme
auf noch andere ähnliche Treibereien aus früherer Zeit, wird die Ein-
stellung des Verfahrens verfügt'».
An des Magistrats Behauptung vom Ruin der Bevölkerung der Um-
gegend mag die Tatsache an sich richtig gewesen sein, aber nicht ihre
Begründung. Das Schicksal dieser Umgegend war durch ihre geogra-
phische Lage bestimmt. Sie hatte in den voraufgehenden Jahrhunderten
gar oft die Kriegskosten für Diedenhofen zu bezahlen, und unter der
ruhigen aber verschwenderischen Regierung Ludwig des XV. war die
Zeit der Erholung für sie noch nicht gekommen.
Zudem war die Anzahl der .luden in der Umgegend gar nicht so
gering, wie dies nach dem Urteil des Magistrats zu erwarten gewesen
wäre. Auf einem Tableau, das 1705 zum Zwecke der Verteilung der
Steuer für die erwähnte »taxe Brancas« aufgestellt wurde, figurieren
4 t Familien für die nächste Umgebung Diedenhofens8). Daß aber ihr
Geschäftsbetrieb nichts weniger als ruinierend für die ländliche Be-
völkerung war, dafür hätten che Verhältnisse im Luxemburgischen, auf
die sich der Magistrat so gerne berief, zeugen können.
In einem von den höheren luxembnrger Begierungsbeamten im
.lahre 17SÖ abgegebenen Gutachten gegen die vom luxemhurger
Magistrat beharrlich geübte vexatoris* he Behandlung der .luden heißt
es: »Wir sagen, daß diese Behandlung schädlich ist für den Handel
iler Provinz; denn es ist nicht zu leugnen, daß der Handel, den die
Juden mit den Einwohnern treiben, äußerst vorteilhaft für die letzteren
ist und demnach notwendig ist, daß nichts sie von hier fernhalte. Die
Juden kommen hieher, kaufen alles auf. was man hier nicht mit Profit
loswerden kann, und lassen dafür ihr Geld zurück. Sie kaufen auf den
Märkten, die hier häutig abgehalten werden, Zugpferde, aber auch
solche Tiere, mit denen der Bauer nichts mehr anzufangen weiß und
sehr zufrieden ist. daß er von diesen Tieren noch einigen Nutzen
ziehen kann. Die Juden machen auch häufig Ankäufe von Schafen und
anderen Zugtieren, kaufen außerdem noch allerlei Möbel, Nippes und
Schmucksachen auf, die man ohne sie nicht zu Geld machen könnte,
besonders wenn man bedenkt, «laß die Provinz keine Pfandleihanstalt
besitzt* 8».
') Bibl. nat. ms. 2828. p. 2BO, mitgeteilt in: Clément. La condition des
Juifs de Metz, p. 191.
') Abr. Cahn, Lé budget de la communauté de Metz: Mémoires de la
Société d'archéologie lorraine 1H7,">. Troisième série, III« volume.
*) Bruxelles. Archives du Royaume: Conseil privé, carton n° 1293, Hérésie
et tolérance.
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Die Volksstimmung war den .Juden im allgemeinen günstig, und
e.s war dies sicherlich auch in Diedenhofen der Fall. Ks wäre sonst
unverständlich, wie Hadamar May und Simon Lambert fünf resp. sieben
Monate nach der schroffen Abweisung ihrer beiden Kollegen seitens
des Rats es noch wagen konnten, so kostspielige Meisterbriefe für
Diedenhofen zu erwerben. Wenn indes der unter dem Einfluß der
Korporationen stehende Magistrat eine andere • Leberzeugung • von der
Nützlichkeit der .luden vertrat, so ist dies ohne weiteres verständlich.
Man pflegt nicht Konkurrenten Loblieder zu singen; am allerwenigsten
wenn man glaubt, sie verachten zu dürfen.
Die Ratsherren mußten wohl auch gefühlt haben, daß ihre Ueber-
zeugung nur eine subjektive sei und keine sichere Abwehrwaffe für sie
bilden könne in der Opposition gegen einen königlichen Erlaß, der ge-
rade wider die Engherzigkeit zu Felde zieht. Denn in der Deratung
vom it. März 17(i9 beschließen sie, »vorerst die Ansicht der drei besten
Advokaten in Metz einzuholen, ob der Magistrat im Rechte sei, wenn
er sich der Opposition der Kaufleutc anschließe«.
Erst nachdem diese Konsultation bejahend ausfiel, beschlossen
die Ratsherren in der Versammlung vom t4. desselben Monats, die
formelle Opposition beim Metzer Parlament einzureichen »et d'implorer
la protection des grands de la province pour parer au malheur qui
résulterait pour la ville de Thionville de l'établissement des juifs « l).
Man ließ es denn auch nicht an Rührigkeit nach dieser Richtung
hin fehlen. Ein Herr Latroville, marchand banquier, aus Diedenhofen,
machte Pfalzburg mobile, das infolge des August-Edikts in ähnlicher
Lage den Juden gegenüber sich befand wie Diedenhofen. Die Pfalz-
burger »pour faire les derniers efforts afin d'empêcher que l'entreprise
téméraire et obreptiee de cette nation maudite ait son exécution»
machten den Diedenhofcnern den Vorschlag, den Prozeß auf gemein-
same Kosten mit ihnen zu führen, was auch bereitwilligst aeeeptiert
wurde. leider konnte aber den Diedenhofenern diese Waffenbrüderschaft
nicht viel nützen, weil der Conseil d'état bald darauf die Rerufung der
Pfalzburger gegen die Zulassung der .luden verwarf.
Die Niederlage der Pfalzburger, so ermutigend für die .luden in
dem Kampf um ihr Recht, wirkte doch nicht entmutigend auf die
Diedenhofener, weil sie in der glücklicheren Lage waren, ein altes
Privilegium der Stadt gegen das neue Edikt geltend machen zu können.
So nahm denn der Prozeß, von beiden Parteien mit Ausdauer geführt,
\i Städtisches Archiv Diedenhofen. Délibérations, Série H H 12.
Jahrbuch ü. Oe«. f. lotnr. Geschichte u. Altertumsk., Jahrg. 30.
IS
. . .
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seinen Lauf, wenn man dies von einem Gerichtsverfahren sagen kann,
das sieben Jahre lang schwebte.
Die langt; Dauer dieses Prozesses lindet ihre Erklärung einerseits
in der Schwerfälligkeit des Gerichtswesens von dazumal, über die sich
Voltaire lustig machte mit den Worten: «Il ne serait pas mal de
trouver quelques biais, pour que le fond l'emportât sur la forme« und
andererseits in der inzwischen erfolgten Auflösung des mit der Krone
in Konflikt geratenen Metzer Parlaments und dessen Versetzung nach
Nancy (1771).
Am 9. Mai 1774 wurde der Magistrat verständigt, daß der Prozeß
am 13. desselben Monats beim obersten Gerichtshof zu Nancy ver-
handelt werden soll. Diese Nachricht veranlaßte die Ratsherren noch
in letzter Stunde zu einer Beratung, die zu dem Beschluß führte,
«considéré que comme ce procès étant d'une grande importance en ce
(pie si l'on perdait, les juifs viendraient avec des brevets s'établir dans
tous les corps de métier, l'assamblée députe Mr Delavollé syndic rece-
veur de la ville pour assister à la plédoirie, voir Mrs les juges et donner
les instructions nécessaires h l'avocat» V).
In Anbetracht der Venaliliit, die kaum abgeschafft, seit 1771
wieder in ganz Frankreich grassierte, klingen die Worte «voir Mr* les
juges* wie ein verdächtiger Euphemismus und man wird dabei unwill-
kürlich an den Vers Molières erinnert, mit dem er in seinem -Ises
plaideurs* die Käullichkeil der Richter in seiner Zeit geißelte:
»Man hat gut klopfen, höflich sein, wie sichs gebührt;
Man kommt nicht durch, wenn man nicht ihre Türe schmiert.«
Am 13. Mai 1774 gelangte endlich der Prozeß zur Verhandlung.
Bezeichnend für die Bedeutung dieses Prozesses und charakteristisch
zugleich für die Parteien, ist die Wahl der Advokaten, die ihn zum
Austrag bringen sollten. Die Ratsherren sicherten sich die Hilfe des
angesehenen Deschamps de Vilèrs, des Altmeisters der Metzer Advo-
katen, die .luden die des 24jährigen, aber vielversprechenden Lacretelle,
des nachmaligen .lustizreformators unter Ludwig dem XVI. *), und
heule rechtfertigten in vollstem Maße das Vertrauen ihrer Klienten.
Deschamps führte aus, daß der Erlaß vom 20. August 1767, der
In- und Ausländern die Erwerbung von Meisterbriefen gestattet, für
M Ibid. Série H Hl 4, j». 38-3».
*) Deschamps gehörte' dem Mclzcr Barreau an seil 174(i i.S. die Jahrgänge
des Journal de Metz )
Lacretelle ist 1701 in Metz geboren. Die Verteidigung der Juden in Nancy
war sein erstes Debüt. <ä. Biographie universelle et portative des contemporains.
Paris 1S26. Article: Lan Helle )
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die Juden nicht in Betracht kommen könne, weil sie weder das eine
noch das andere seien. Sie seien keine Inländer, da ihnen die Vor-
bannungsdekrete von 1394 und 1615 das legale Wohnreeht im Heiehe
versagen. Sie seien aber auch keine Ausländer, weil sie kein Land,
keine bestimmte Heimat haben. Aber selbst im Falle einer für die
Juden günstigen Auslegung des Krlasses könnten sie die Wohltat des-
selben in Diedenhofen nicht genießen, weil dieser allgemein gehaltene
Erlaß das besondere Privilegium der Stadt nicht aufheben könne. Ks
gehöre zu den Privilegien der Stadt, der bei der Kapitulation vom
Jahre 1643 die Handhabung ihrer alten Gebräuche zugesichert wurde,
die Juden nach altem luxemburger Brauch auszuschließen, und sie
fordere ihr Recht.
Lacretelle entgegnete darauf, es zeige sich hier wieder einmal,
wie beharrlich Egoismus und Vorurteil selbst die besten und klarsten
Gesetze zu bekämpfen vermögen. Die Juden müssen doch, wenn man
nicht der Vernunft Gewalt antun wolle, das eine oder das andere,
entweder In- oder Ausländer, im Sinne des Erlasses sein, der ja gerade
sie besonders begünstigen zu wollen scheine ; und da die jüngsten Ge-
setze stets auf Kosten der voraufgehenden sich behaupten, hebe dieser
Erlaß die alten Beschränkungen Tür die Besitzer der Meisterbriefe e<>
ipso auf. Biese Interpretation dulde aber schon deshalb keinen Wider-
spruch, weil die Absicht der Regierung durch die Abweisung einer
ähnlichen Opposition der Pfalzburger sich klar ausgedrückt finde. Die
Opposition der Stadt Diedenhofen sei demnach eine Auflehnung gegen
den Willen des Königs sowohl wie gegen die Forderung der Humanität:
und in tiefgründiger Ausführung, mit ebensoviel Geist wie Herz das
grausame Vorurteil gegen die Juden ent kräftigend, verlangt er die Ab-
weisung der Opposition mit dem Scldußappel an die Richter: > Inmitten
so vieler großer Motive, die sie dazu drängen, werden sie auch noch
die hohe Genugtuung empfinden, eine Wohltat geübt zu haben«.
Aber das Recht, das dieser glänzende Verteidiger anrief, war,
obschon geboren, noch nicht für legitim erklärt. Anerkannt waren nur
Privilegien, nur Rechte, aber nicht das Menschenrecht. Da den Dieden-
hofenern ihr Privilegium nicht abgesprochen werden konnte, so bildete
dies das Zünglein an der Wage. Das Erteil lautete:
»Der Gerichtshof, ohne jedwede Rücksicht auf die Klage und
Opposition der Partei des Déchamps und ohne Rücksieht auf die
Nebenklage der Gegenpartei, vertreten durch Lacretelle, verbietet der
letzteren, sich in der Stadt Diedenhofen niederzulassen, es sei denn,
daß sie dazu eine ausdrückliche Erlaubnis des Königs, in gehöriger
18*
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Form und auf ordentlichem Wege ausgefertigt, erlangt hätte, und ver-
urteilt die Partei des Laeretelle zu den Kosten« ').
Die Gerichtsszene, die sich hier abspielte, war mehr als der Aus-
gang eines gewöhnlichen Rechtsstreites. Sie war von prinzipieller Trag-
weite und hatte symptomatische Bedeutung. Sie erregte denn auch
die Aufmerksamkeit führender Persönlichkeiten vom Schlage des Abbé
Grégoire, dieses >défenseur de tous les dammnés dici-ba.s« und diente
später als wichtiges Material im Kampfe gegen die Unduldsamkeit8).
Denn im Rahmen der Zeitgeschichte besehen, in der das Neue mit
dem Alten zum Verzweiflungskampfe sich rüstete, mußte sie auf den
Beobachter wie ein Blitz wirken, der aus gewitterschwangeren Wolken
hervorzuckt und die Situation plötzlich grell beleuchtet.
Nicht Juden und Christen standen sich da eigentlich schroff
gegenüber und nicht zwei gewandte Advokaten, Vertreter entgegen-
gesetzter Privatinteressen. Es waren vielmehr die draußen im Leben
mächtig miteinander ringenden beiden Zeitgeister, der Geist des Mittel-
alters und der Geist der Neuzeit, die da im Tempel der Gerechtigkeit
erschienen und um den richterlichen Schiedsspruch für ihre Sache
kämpften. Scheinbar fiel jenem der Sieg zu. Doch als sich die Wag-
schale zu seinen Gunsten senkte, zitterte diesmal bedenklich die Hand
der Gerechtigkeit.
»Dieser Prozeß war verloren«, bemerkt Lacretelle am Schluß
seines gedruckten Plaidoyers, »aber die Vernunft und die Mensch-
lichkeit hahen den ihrigen gewonnen. Die Richter sahen die Gefahren,
die sie bei der Anwendung des Edikts von 1767 auf die Juden weder
verhüten, noch geringschätzen konnten. Aber sie wünschten, daß sie
in der Lage gewesen wären, den so wenig beachteten Wahrheiten,
die für die Juden sprechen, durch einen Gerichtsbeschluß die Sanktion
erteilen zu können. Der Staatsanwalt unterließ es nicht, sie zur
Richtschnur seiner Konklusionen zu machen. Ja, er ging noch weiter,
er behandelte sie mit philosophischem Ernst und mit rednerischem
Schwung« 3<.
Es war hier meines Wissens zum erstenmal in der Geschichte
der Fall, wo das Interesse der Juden in öffentlicher Gerichtsverhandlung
namens der höchsten Staatsgewalt eine so warme, entschiedene Ver-
') Nancy, Archives de la com d'appel : Audiences Grande Chambre des huit
derniers mois de 1774.
') Abbé (Jrégoire. Essai sur la régénération physique, morale et politique
des juifs, Metz 1783, p. 143 et 227.
»i Lacretelle, Plaidoyers. Rruxcllcs 1776.
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tretung, die nicht von der Gnade, sondern von der Gerechtigkeit
diktiert war, gefunden hat. Kündigte sich da nicht wie durch einen
leuchtenden Morgenstrahl der nahende Tag des Menschenrechtes an,
der bald kommen sollte, und dem die Juden, die Entrechtetsten der
Entrechteten, mit besonderer Sehnsucht entgegenharrten?
Auch Godscheau Spier und Moïse May, die abgewiesenen Neben-
kläger (die zwei anderen waren kampfesmüde geworden) l), durften
demnach mit dem Ausgang des Prozesses zufrieden gewesen sein
— wenn sie Idealisten waren. Und allem Anscheine nach waren
sie Idealisten, sie, diel einige Jahre vorher Mut genug hatten,
die oben erwähnte hebräische Druckerei, eine denkbarst unrentable
Unternehmung, in Metz zu gründen *) und sich jetzt wieder in ein noch
unrentableres Unternehmen einließen, wie dieser wenig aussichtsvolle
und äußerst kostspielige Prozeß es war8).
Da die Abgewiesenen die im Urteil geforderte Bedingung zu er-
füllen nicht in der Lage waren, konnten die Ratsherren den errungenen
Sieg in Huhe genießen. Doch mit des Geschickes Mächten ist bekanntlich
kein ewiger Bund zu flechten. Nach neun Jahren wurde der Magistrat
unliebsam aus seiner Huhe aufgescheucht.
1783 richteten Jonas und Beer eine Eingabe an das Parlament,
das seit 1775 wieder in Metz tagte, daß ihnen gestattet werde, auf
dem Meßplatz in Diedenhofen einen Kramstand für die Dauer der
Herbstmesse zu errichten. Die Bittschrift, die vom Parlament befür-
wortet an den Magistrat gelangte, wurde von den Ratsherren mit einer
') Sie verkauften ihre Meisterbriefe schon lange vorher an zwei Bürger in
Diedenhofen. (S. Délibérations, Série B B 14, p. 158 )
•) May gründete die Druckerei 17ß7, die später sein Schwiegersohn Godschau
Spier bis zu ihrem Hingang fortführte. (S. Teissier, Essai philologique sur les
commencements de la typographie à Metz. Metz, Dosquet 1828.)
May plante nichts geringeres, als die einzelnen Traktate des ganzen Tal-
muds mit den Auszügen des Decisors Al-Fäsi, Kommentaren und Supcrkoinmen-
taren. die bei den gewöhnlichen Talmudausgaben fehlen, in handlichen Oktav-
bänden herauszugeben. Arje Lüh, der damalige weithin berühmte Rabbiner von
Metz, feiert in seiner Approbation dithyrambisch dieses Unternehmen, das
aber nur bis zum vierten Bande gedeihen konnte. Vier jüdische Setzer arbeiteten
daran und der Sohn Mays als Korrektor »nur zur Ehre für meinen Vater«, wie
er am Ende des ersten Bandes sagt. Es war aber auch bei diesem Unternehmen
nichts weiter zu holen, als die Ehre. Es war durch eine zu große Anlage, wie
die Druckerei überhaupt durch die Unfreiheit der Unternehmer, von vornherein
zum Scheitern verurteilt.
*) Am Bande des Urteils steht vermerkt : »Le 21 mai 177 4 M* Deschamps
a produit une déclaration de dépenses avec 118 pièces que j'ai retiré» mit
folgender Unterschrift: »Faust, qu'il a remis ä sa destination».
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eingehenden abschlägigen Kntgegnung beantwortet, die ein Zeugnis
mehr ist für den Lifer, mit dem sie selbst die loseste Verbindung der
Juden mit der Stadt abzuwehren suchten.
»Mit Rücksicht auf den alten (iebrauch und das Privilegium der
.Stadt«, führen sie aus. > ist die Düte dieser Juden unbegründet. Niemals
hat hier ein Jude, nicht einmal während der Meßzeit, Waren feil-
geboten. Diese Stadt, ehemals dem Herzogtum Luxemburg zugehörig,
ist zur /eil ihrer Kinverleibung in die französische Krone, in all ihren
Privilegien, die sie vorher genoß, bestätigt worden, zu denen aia-h
dasjenige gehörte, keinen Juden aufzunehmen. Desgleichen sieht man
keine Juden, und läßt keine zu in Luxemburg, weder in der Stadt,
noch auf den Märkten*
Da zeigt sich nun der Liier der Ratsherren auf dem Wege seiner
Steigerung zum rebereifer, der vor keiner llngenauigkeit zurückschreckt.
Die Juden wurden von den Märkten in Luxemburg niemals aus-
geschlossen und sie waren da unter gewissen Ueschränkungen. wie
beispielsweise Waren nur im Stück, nicht aber nach der Llle, zu ver-
kaufen, stets zu linden 2).
Das Parlament meinte wohl, daß Diedenhofen nicht luxem-
burgischer zu sein brauche als Luxemburg selbst; denn es verordnete
die Zulassung der genannten Juden zum Meßplatz mit der Weisung, .
»de désigner aux suppliants une place propre et convenable à étaler
et débiter leurs marchandises sur la foire, avec défense de les y
troubler pendant tout le teins de la durée de la dite foire* 3).
Dies war seit langer Zeil die erste Niederlage der Ratsherren in
ihrem Kampfe gegen die Juden. Allerdings nur eine Niederlage »vor
dem Tore«. Noch waren sie Sieger innerhalb der vom Privilegium
festumhegten Mauern der Stadt. Aber schon bereitete ihnen das Ge-
schick eine zweite, weil ernstere Niederlage in den Toren selbst vor
und die bald erfolgen sollte.
Mayer Levy, aus Mutzig gebürtig und in Rüdingen wohnhaft, war
mit Lieferungen für die Diedeuhofener (iarnison betraut und seine
schon seit längerer Zeit geleisteten Dienste fanden die ungeteilte An-
erkennung der Militärbehörden. Das Verbot der Niederlassung in der
') Städtisc lies Arthiv Diedenhofen, Délibérations, série B B 14. p. 97.
3) S. Teissier, Histoire de Thionville, p. :«K): »... on y admettait tous
les marchands étrangers; on n'en repoussait que les ennemis de FKtal. les cri-
minel* et les débiteurs du roi«. und Van Werweke »Die Juden in der Stadt
Luxemburg. Luxemburger Zeitung. Jahruang 1SHH. Nr. S«. SD
si Städtisches Archiv, Serie B B t4, p. !«.
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Stadt bereitete der Ausübung seiner Tätigkeit manches Hindernis, dem
die Militärverwaltung dadurch abzuhelfen suchte, daß sie ihm in der
Nähe der Fouragemagazine eine Wohnung zu vorübergehendem Aufenthall
herrichtete. Aber dieser Zustand war für Mayer Levy auf die Dauer
unhaltbar, mit Rücksicht auf sein Amt sowohl wie auf seine Familie,
von der er getrennt leben mußte. Fr wandte sich deshalb an den
Kriegsminisler Maréchal de Ségur mit der Bitte, ihm und seiner Familie
zum Wohnrecht in Üiedenhofen zu verhelfen. Am 28. April 1785 über-
sandte der Kriegsminister an den Magistrat die Billschrift des Mayer
Levy, warm befürwortet »wegen seiner der Garnison geleisteten und
zu leistenden Dienste«.
Am selben Tage schon saßen die Raisherren zusammen und
redigierten die Kntgegnung:
• Wenn Mayer Levy der (îarnisoii und seinen Auftraggebern gute
Diensle während einiger Jahre leistete, so ist das nichts anderes, als
die Erfüllung einer gewöhnliehen Pflicht, für die er bezahlt wurde,
aber kein Anrecht auf eine Belohnung, als höchstens auf die eines
fortgesetzten Vertrauens seitens seiner Vorgesetzten ; am allerw enigsten
aber kann dies eine Anwartschaft sein zur Belohnung auf Kosten der
Stadl, die seine Verdienste nicht kennt. Wenn er seinen Wohnsitz
auf dem Lande hat, kann er die Ankäufe, die er ja dort machen muß,
viel rascher besorgen. Außerdem hat er ja einen Stellvertreter, der im
Gebäude, das der König für den Lieferanten neben dem Magazin er-
bauen ließ, wohnt. Gesetzt den Fall, er hätte stabilen Wohnsitz in
der Stadt, könnte er doch dieses Commis nicht entraten, weil die Ankäufe
ihn selbsl stets auswärts führen. Kr kann ja, wie bisher, in dem
genannten Gebäude wohnen so lange seine Vertragszeil dauert, die
durchaus nicht lebenslänglich zu sein braucht. Im Falle einer Kündigung
seitens seines Auftraggebers, käme ein anderer Jude und verlangte an
Stelle Mayer Levys dieselbe Gnade, und unmerklich würde sich in
dieser kleinen Stadt ein Judäa etablieren.« Und auf dem unverrück-
baren Standpunkt ihres städtischen Privilegiums beharrend, baten sie
den Kriegsminister, die Stadt in ihrem Rechte und vor einer zweiten,
so gefährlichen jüdischen Niederlassung zu schützen ').
Daraufhin ließ der Kriegstninister in einem Reskript vom Hl. August
die unverzügliche Zusendung der Kopie der Kapitulationsakte von 164.'$
und des Urteils von 1774 einfordern. Aber erst 4 Wochen später
kamen die Ratsherren dieser Aufforderung nach.
') Städtisches Archiv Dudenhofen. D««lib.'rations. snic H |t 14. 120.
— 28U
Sie beschafften sich zunächst zur Begründung dessen, was sie in
diesem Falle das Privilegium der Stadt nannten, alle Verordnungen,
die in der Provinz Luxemburg keine andere Religion zulassen, als die
katholische. lTnd um ihrer Sache ganz sicher zu sein, taten sie noch
ein Uebriges. Sic suchten die persönliche Integrität Mayer Levys an-
zugreifen. Sie stüzten sieh dabei auf einen notariellen Akt, der, nach
der «attestation des lieutenants Colonel et Major du régiment d'Arma-
gnac* dies beweisen sollte. Sie bestürmten den dabei in Betracht
kommenden Notar, ihnen eine Kopie dieses Aktes zu geben, der nicht
existierte, und meinten, mit der L'eberzeugung von Leuten, die so
gerne glauben, was sie wünschen, daß er dies gekonnt, wenn er nur
gewollt hätte.
Am 27. September gingen die geforderten Schriftstücke an den
Kriegsminister ab unter Beifügung eines ausführlichen Begleitschreibens,
worin sich der Magistrat zunächst wegen der Verzögerung der Zu-
sendung entschuldigt, die durch den > refus réitéré du notaire» und die
sonstigen Bemühungen, nötige Belege zu erhalten, entstanden sei, was
nur beweise, wie sehr es dieser Stadt am Herzen liege, die Juden aus
ihrer Mitte fernzuhalten, und seine Ausführungen mit den bewegten
Worten schließt: «Nachdem die Stadt einen langjährigen, sehr kost-
spieligen Prozeß erfolgreich gegen vier .luden geführt hat1), wäre es
überaus schmerzlich, wenn dieser eine günstigere Behandlung erführe,
wodurch ihm und seinesgleichen die Bahn geebnet würde zur Nieder-
lassung in dieser Stadt, wo sie alsbald eine Synagoge errichten
würden« *).
Als Antwort darauf traf am 18. Januar 1786 ein königlicher
Spezialerlaß ein, der die Aufnahme Mayer Levys in die Diedenhofener
Bürgerschaft anordnet. Aber die Ratsherren beeilten sich durchaus
nicht, der königlichen Ordre nachzukommen. Am 20. Februar wurde
eine Generalversammlung einberufen, an der die Vertreter aller drei
Stände teilnahmen, um zu beraten .sur le parti à prendre dans la
circonstance présente aussi critique et intéressante pour celte ville «
und einstimmig beschlossen: nochmals beim Kriegsminister vorstellig
zu werden, mit der Bitte, die königliche Ordre rückgängig zu machen
und seine Prolektion, sowie die aller einflußreichen Persönlichkeiten
der Provinz zu erflehen, dieser Stadt ihr Privilegium zu erhalten als
Belohnung für ihren »allezeit bewiesenen Patriotismus«.
') Von der Transaktion des Hadamar und des Lambert hat der Magistrat
erst ITH? Kenntnis erhallen tï\ Délibérations, série H D 11. p.
■) Ibid., p. 121.
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- 281 -
Man muß sagen: Konsequenz in dem Gefühle der Abneigung
gegen die Juden haben die Katsherren besessen, aber Folgerichtigkeit
in der Anschauung von der Pflicht war ihnen nicht eigen. Sie hätten
sonst keine Prämie für die Bürgertreuc gefordert , nachdem sie kurz
vorher inbezug des Juden Mayer Levy der Anschauung huldigten, daß
Pflichttreue etwas Selbstverständliches sei und auf Belohnung keinen
Anspruch habe.
Ein Mann, wie der Maréchal de Ségur, den die Geschichte als
hingebungsvollen, selbstlosen Reformator der französischen Heeres-
verwaltung rühmt, wird denn auch gewußt haben, was von einem
Patriotismus zu halten sei, der in so hartnäckiger Opposition gegen
ein militärisches, patriotisches Interesse, gegen den Willen des Königs
verharrt.
Am 1. Dezember 1780 übermittelte der Intendant von Metz dem
Magistrat die (am 7. November bereits] erfolgte Antwort des Kriegs-
ministers, »daß Seine Majestät die von der Stadt gemachten Einwen-
dungen nicht derart fand, daß sie ihn zur Zurücknahme des F.rlasses
vom 7. Januar 1786 veranlassen könnten' und machte die Ratsherren
darauf aufmerksam, daß er seinen Delegierten nach Diedenhofen ent-
senden werde, der sich von der unverzüglichen Vollstreckung der
königlichen ürdre «durch Augenschein überzeugen soll«.
So mußten sie sich denn nach Vi» jährigem hartnäckigem Sträuben
endlich dazu verstehen, den königlichen Erlaß, der Mayer Levy das
Wohnrecht in Diedenhofen zu erteilen befiehlt, anzuerkennen und in
einer zu diesem Zwecke einberufenen Spezialsitzung zu registrieren.
Sie erklärten sich für besiegt, aber noch streckten sie nicht die Waffen.
»In dieser unglückseligen Lage«, heißt es im Protokoll dieser am
'ii. Dezember 1786 erfolgten Sitzung, »da die Stadt alle ihr zu Gebote
stehenden Üppositionsrnittel erschöpft hat, bleibt keine andere Wahl
übrig, als die völlige Unterordnung unter den königlichen Willen, ohne
indes die Hoffnung aufzugeben, daß es durch fortgesetzte Bemühungen
noch gelingen werde, das Herz Seiner Majestät zu erweichen durch die
Anrufung seiner Religion <.
Die ahnungslosen Stadtväter! Sic wußten es nicht, daß sie, als
sie dies niederschrieben, an der Schwelle eines schicksalschweren Zeit-
ereignisses standen, dessen tiefgehende Wirkungen eine derartige Hoffnung
und jede ähnliche engherzige Erwartung für immer illusorisch machen
sollte. Aber den Kall gesetzt, die große Umwälzung der Rechlszustände,
die H Jahre später erfolgte, wäre noch ausgeblieben und es hätte noch
kein neues, humaneres Gesetz das alte Vorurteil gegen die Juden ent-
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rechtet, .so wäre es den Notahlen auf die Dauer doch unmöglich
geworden, in ihrer Abneigung zu verharren einer Persönlichkeit gegen-
über, wie Mayer Levy eine war, den jedermann ob seiner strengen
Ehrlichkeit und unerschöpflichen Wohltätigkeit schätzen mußte ').
und dem kein Geringerer als der General Hugo ein ewiges Denkmal
in seinen Memoiren setzte2).
Die Prophezeihung der Stadträte ging nicht lange darauf in Er-
füllung. 1801 wohnte bereits eine nicht unbeträchtliche Anzahl jüdischer
Familien in Diedenhofen und 1806 stand hier auch schon die so
gefürchtete Synagoge. Im übrigen waren sie jedoch herzlich schlechte
Propheten.
Ein »Judäa« etablierte sich in Diedenhofen nicht und am aller-
wenigsten ein solches, wie sie es sich dachten. Und wenn Unduld-
samkeit jemals zu schämen sich verstand, so muß dies der Fall
gewesen sein, als derselbe Magistrat, der die .luden als gemeingefährlich
bekämpfte, später den um Patente nachsuchenden .luden die besten
Leumundszeugnisse ausstellte3]; besonders aber, als er den Mayer
Levy, den er einst mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln der
Stadt fernzuhalten suchte, mit dem Vertrauen der Bürgerschaft geehrt
und ausgezeichnet — als Stadtrat in seine Mitte einziehen sah*).
So klingt das mehrhundertjährige Miserere der Niederlassungs-
gcschichtc der Juden in Diedenhofen mit einem hellen, versöhnenden
Akkorde aus, und leitet, gleich einem verheißungsvollen Präludium zu
einem fröhlichen Hallelujah. die Geschichte der jüdischen Getneinde in
Diedenhofen ein.
M Teissier, Histoire de Thionville.
') S Journal historique du Morus de Thionville en 1814 Far M. A. Au Alm0*.
Rlois 181!». p. 213. Dies ist eine pseudonyme Schrift des Generals Hugo. iS. Biographie
universelle et portative des contemporains. Paris 1826. Article: Hugo.)
*) Laut einem Dekret Napoleons (1808i mußten die Juden, die ein Handels-
patent erlangen wollten, ein gutes Leumundszeugnis der Gemeindehehörde, zu
der sie zuständig waren, aufweisen.
Vi Mayer l.evy gehörte dem Geineindcrate an von 1HOÔ bis zu seinem 1X2*»
erfolgten Tode.
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Zwei Skizzen ans dem geistigen Leben von Metz
nnter dem „Äncien régime".
Von Dr. Fritz Rörig.
Vor kurzem hat die • Metzer Akademie« ein Gesamtregisler ihrer
Publikationen der Jahre 1819—190.3 erscheinen lassen, und diesem die
Veröffentlichung einer großen Anzahl von Dokumenten vorausgeschickt,
die sich auf die Geschieht e der .Société Royale des Sciences et des
Arts de Met/« während der Jahre 1757—1792 beziehen1). Diese
Publikation ist umso dankbarer zu begrüßen, als die in ihr enthaltenen
Stücke nicht nur von internem Interesse für die Mitglieder der Akademie
sind, sondern helle Streiflichter auf das Spiel der geistigen Kräfte iiti
vorrevolutionären Metz werfen, ja zum Teil allgemeingeschicht liehen
Uuellenwert beanspruchen dürfen. Zwei Kreignisse, auf die sich ein
großer Teil der Stücke bezieht, scheinen mir wegen ihres zeitgeschicht-
lichen Hintergrundes besonderes Interesse zu verdienen; und ihnen
sollen darum die folgenden Ausführungen gelten: einmal den Anfängen
fier ^Société, in ihrem Verhältnis zum Marschall Belle-Isle, und dann
dem Metzer Museumsstreil der Jahre 1785 -1786.
[.
Im gesellschaftlichen Lehen der Stadt Metz um die Mitte des
18. Jahrhunderts hatten sich zwangslosc Zusammenkünfte geistig regsamer
und interessierter Kinwohner zur Fliege wissenschaftlicher und schön-
geistiger Interessen eingebürgert. Bald gab man diesen Zusammen-
künften eine festere Form. Mit Zustimmung der Kanoniker vom
königlichen Colleg Saint-Ixmis in Metz hatte Dupré de Geneste, ein
auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten, besonders der Münz-
kunde tütiger Mann, auf den 22. April 1757 gleichgesinnte Freunde in
den Uibliotheksaal des Go] legs zusanunenberufen : und hier konstituierte
man sich, nach dem Vorbilde einiger französischer Städte, als:
') E. Fleur hat das Register bearbeitet und die t'ikundenstürke heraus-
gegeben. Im folgenden wird der Hand citiert: »Kl cur«.
- 284
• Société d'étude des sciences et des arts*. Beamte wurden gewählt,
Statuten bearbeitet, ein Arbeitsprogramm aufgestellt. Es ist kein Zufall,
daß in Metz zu dieser Zeit ein erwachendes Interesse an wissenschaft-
lichen Kragen das Verlangen nach einer solchen Organisation hervor-
rief. Der Geist der Aufklärung hielt damals seinen Siegeslauf durch
die Welt; und wie sehr die Mitglieder der neuen Société von diesem
Geiste durchtränkt waren, beweist die Rede, welche Dom Jean François
noch im selben Jahre in ihrem Kreise hielt 'j. Sie ist so ein rechtes
Glaubensbekenntnis der Aufklärungszeit. Von der Pflege wissenschaft-
licher Bestrebungen hängt alles ab. Sie bringt Ruhm und Ehre —
ein Argument, für das die Geister des 18. Jahrhunderts besonders zu-
gänglich waren. Aber weiter. Sie bedingt die äußere Wohlfahrt des
Landes, schafft unbestechliche Richter und verklärt die erlauchte Person
des Herrschers. Als Beispiel dient ihm das damalige Rußland: »N'a-t-on
pas vu de nos jours un grand prince tirer des étals immenses de
l'obscurité, en y faisant fleurir les sciences? A peine les Muses
y ont eu entrée, que l'on a vu d'autres hommes, d'autres peuples, des incli-
nations plus douces, . . des Ioix plus humaines*. Man sieht: Dom Jean
François läßt es bei seinem Urteil über das Moskowiterreich an einem
fröhlichen Optimismus nicht fehlen. Vielleicht spielt aber schon damals
jene lebhafte, etwas kritiklose Vorliebe für alles Slawische mit, die im
Urteil des modernen Franzosen so oft zu Tage tritt. Noch höheres
Lob aber weiß der Redner der Pflege der Wissenschaften zu singen :
Sie schafft erst wahre Religiosität. Denn: >il est certain que l'homme
est religieux, à proportion, qu'il est raisonnable». Wissenschaft die
Volksbeglückerin ! Das ist die Losung, die aus den Worten des Redners
herausklingt, und jeder Satz ist durchdrungen von dieser verhängnis-
vollen Ueberschätzung einer rein intellektuellen Kultur, wie sie die
Aufklärung mit sich brachte und uns als ein Erbe hinlerliess, das
durchaus nicht immer Segen bringen sollte.
Verglichen mit dem schwungvollen Feuer dieser Worte fällt das
Arbeitsprogramm der > Société*, wie es sich in den von Dupré de
Geneste entworfenen Satzungen ausspricht, durch große Bescheidenheit
auf. Physik und Chemie werden als das Hauptarbeitsgebiet der Société
angeführt. Der § 24 lehnt dagegen ausdrücklich die Debatte über
Fragen des Staalslebens und der Religion ab.
Dupré de Geneste. der eigentliche Vater der Société, eine stille,
fleißige Gelehrtennatur, abhold dem unruhigen und verwirrenden
Treiben des Tages, hatte seiner Lieblingsschöpfung so den friedlichen
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Stempel seiner eigenen beschaulichen Natur aufgedrückt ; und wenn
er in dem ersten Paragraphen der Satzungen die ilolTnung ausspricht,
die junge Société möge die freundliche Zustimmung des Gouvernements
und der städtischen Behörden linden, so sind das für Gencste keine
leeren Worte, sondern er erstrebte das gute Einvernehmen für die
Société, damit diese ungestört ihren wissenschaftlichen Liebhabereien
nachgehen könne.
Von Anfang an scheint Genes te den Plan gehabt zu haben, das
Ansehen der Gesellschaft durch LTebernahme des Protektorales seitens
des Königs zu erhöhen — und ihr gleichzeitig eine königliche Sub-
vention zu sichern. Denn es fehlte an Geld1).
Hin erster Versuch nach dieser Richtung scheint fehlgeschlagen
zu sein.*) Als aber der am Versailler Hofe weilende Marschall Duc
de Belle-Isle, Kriegsminister und Gouverneur der «Trois-Evêchés», In-
teresse an der Angelegenheit faßte, kam die Protektoratsfrage zu
schnellem und für die Société wohl unerwartet gründlichem Abschluß.
Im Mai 1759 erklärte sich der Marschall bereit, den Titel «pro-
tecteur et fondateur « der » Société* zu übernehmen, und stellte ihr
den Namen einer königlichen Akademie und eine linanzielle Unter-
stützung in Aussicht. Mit der ganzen Energie, die ihn bei allen seinen
Handlungen auszeichnete, warf sich der damals bereits hochbetagte
Marschall auf das Metzer Akademieprojekt, um auch diesem den
Stempel seines Herrschergeistes aufzudrücken, wie ihn ja bereits das
damalige Metz so offensichtlich trug.
Der Marschall war eben durchaus nicht gewillt, der bestehenden
Société, wie diese wohl geholft hatte"), einfach zur Vermittlung des
königlichen Protektorats behülflich zu sein. Die königliche Urkunde,
welche der Société den Titel «Société royale « verleiht, bezeichnet den
Marschall als «protecteur et fondateur*; und sein, nicht des Königs
Bild soll auf den Preismedaillen der Akademie stehen. Auch be-
trachtete er die alte «Société' keineswegs als gegebene Größe, modellierte
vielmehr an ihr herum, bis sie ihm genehm war. Der Mitgliederstand
wurde einer Revision unterworfen. »Monsieur le maréchal*, so schreibt
das in Angelegenheit des Akademieprojekts in Versailles tätige Mitglied
der alten Société, der Prior de Saintignon, im April 1700 nach Metz,
') Zur Geldnot der Akademie in dieser Zeit vgl. Albers, Zur Geschichte
der Metzer Akademie. Lothringer Zeitung vom 24/25. März 1H92. Auch den
Brief des Priors de Saintignon. (Revue d'Austrasie 1842, 38.:
»I Vgl. darüber Albers a. a. 0 und Fleur 51.
*1 Fleur 51. oben
- 286 -
•a ordonné, qu'on s'informât à Metz sur les talents et l'assiduité de
ceux qui composoient notre société; et Monsieur Ferrin, qui reçoit
les informations, a ordre de retrancher de la liste tous ceux qui ne
paroîtroient pas avoir mérité d'y conserver place« Diese Maß-
nahme war gewiß ebenso hart wie unerwartet. Aber dem allmäch-
tigen Marschall gegenüber verstummte jeder Widerspruch. Die Statuten *)
bekam die neue » Société royale « vom Marschall in eingehendster l-'orm
diktiert.
Satzungsgemäß ist der Generalgouverneur der Provinz der ge-
borene Protektor der Akademie 2); ohne seine Zustimmung darf
sie keine rechtskräftigen Beschhisse fassen (§ 40). Eine Reihe anderer
offizieller Persönlichkeiten — unter ihnen der Bischof und der Schöffen-
meister, sind geborene Mitglieder 2). Feber das Arbeitsgebiet der
neuen Akademie spricht sich der £ 26 der Satzungen wie folgt aus :
»I /établissement de cette société n'ayant d'autre objet que celui
de l'avantage et des progrès du bien public, elle ne s'occupera que
des sciences et des arts absolument utiles, savoir: l'histoire militaire,
civile, topographique, numismatique et naturelle de la province ; la
connaissance générale et particulière du climat, du sol de la dite pro-
vince, des différentes productions qui conviennent le mieux à chacune
de ses parties, la culture des terres, des vignes, des arbres et des
plantes; la recherche des meilleurs moyens d'amélioration pour ces
différentes cultures; l'examen et la fouille des terres pour découvrir
et apprécier les mines, les fossiles et surtout les bancs de sel qu'on
croit devoir se trouver dans les côteaux qui bordent la rivière de la
Seille; le perfectionnement des manufactures et des ails mécaniques;
l'étude de la physique expérimentale, de la botanique et de toutes les
parties de mathématiques relatives à ces objets: mais par préférence
ceux de première utilité et d'un plus grand avantage pour les différentes
branches de commerce et le progrès de la culture des terres dans les
divers genres, dont elles pourront être susceptibles dans cette pro-
vince. On s'abstiendra de toutes matières de religion, d'état, d'agrément
ou de simple curiosité; et l'on ne souffrira rien de licencieux ou de
satyrique«.
Jede Beschäftigung mit spekulativen Wissenschaften, ganz m
schweigen von Politik und Religion - Dingen, die dem Aufklärer des
18. Jahrhunderts gewiß sehr am Herzen lagen, wird den Akademikern
') Bégin in der Hevuc d'Austrasie 1812.
*) Abgedruckt sind die Natzungen bei Fleur. Ol fr. Vorher, auszugsweise,
bei Bégin, Histoire des sciences etc. dans le pays Messin Metz 1829. 554 ff.
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demnach rund und schroff verboten. Die Geschichte bleibt als einzige
Wissenschaft, welche die Akademiker ihrer selbst willen pflegen sollen,
übrig, warum, wird später noch zu berühren sein. Ihre ganze übrige
Beschäftigung mit Physik, Mathematik, Chemie und anderen Zweigen
der Naturwissenschaft soll ausschließlich praktischen Zwecken dienen:
der Förderung der Landeskultur : und es ist erstaunlich, in wie mannig-
facher Weise der Marschall die Kräfte seinirr Akademiker auszunutzen
gedachte. So wird dieser Statutenparagraph ein klassisches Dokument
— nicht zur Beurteilung der geistigen Kräfte, die sich in der Akademie
regten, denn diese spielte eine ganz passive Rolle — aber zur
Kenntnis der Regierungskunst Helle-Isle's. Mit geschickter, energi-
scher Hand greift er aus den Aufklärungsideen das Motto heraus,
das ihm für seine eigenen Zwecke günstig schien: den Wunsch, durch
wissenschaftliche Bestrebungen die allgemeine Wohlfahrt zu fördern.
Und indem er der jungen Akademie die Pflege derartiger Bestrebungen
als ausschließliches Arbeitsgebiet zuweist, bildet er sie zu einer Art
staatlicher Behörde im Dienste der Landeskultur, zu einem gouverne-
inentalen Organe, um.
Wir sahen: ein rein wissenschaftliches, nicht unmittelbar nutzbar
zu machendes Arbeitsgebiet hatte Belle-Isle seinen Akademikern doch
gelassen : die Geschichte. Der Grund liegt darin, daß der Marschall
selbst unzweifelhaft in hohem Grade historisch interessiert war. Im
Jahre 1740 hatte er an Offiziere und andere Vertrauenspersonen die
Aufforderung ergehen lassen, über jeden der Orte seines Gouvernement-
bezirkes ein »memoire« zusammenzustellen, und ein Brief vom 22. Juni
1759 weist auf den Plan des Marschalls hin, diese » mémoires* in
einem Sammelwerke: «Recueil historique des places des Trois- Evêehés*
zu vereinen1). Aber noch weiter reichten des Marschalls historische
Pläne. Am 29. Juli 17B0 schreibt er an die Metzer Akademie 8) : »Je
vous recommande pour l avenir, de faire un apel plus pressant encore
aux travailleurs désintéressés de votre province, qui employent leurs
efforts intellectuels et pécuniers à rechercher, et quelquefois à im-
primer, les documents importants inédits De votre côté
agissez de manière que ce mouvement soit le plus tost remarquable
dans votre ville. Car en ce qui concerne les travaux historiques, et sur-
tout les travaux d'histoire locale, il y aura toujours progrès ; et ces travaux
d'ailleurs sont essentiels, pour réussir une parfaite histoire de notre chère
France.« Um dieses geplante Quellenwerk zur Lothringischen Geschichte
\i Chabert, Notice sur Ch. L. A. r'oucquet, Duc de Bclle-Isle. Metz 1H5«. 1118.
*) Mémoires de l'Académie de Metz. 44* année. 18(U. 131.
- 288 -
kräftiger zu fördern, regt er wenige Monate später bei der Akademie
die Bildung einer ständigen Kommission an, »à publier le plus possible
de documents inédits sur l'histoire de la province des Trois- Fvêchés* ;
und die «archives du gouvernement « von Metz, also das heutige
Bezirksarchiv, bekommen vom Marschall die ausdrückliche Weisung,
dieser Kommission alle Förderung widerfahren zu lassen.
Man erstaunt, aus dem Munde eines Staatsmannes des 18. Jahr-
hunderts hier Forderungen aufgestellt zu sehen, deren prinzipielle Be-
deutung erst der Geschichtsforschung des 19. Jahrhunderts wirklich
in Fleisch und Blut übergegangen ist. Sie lauten kurz dahin: Grund-
lage jeder historischen Arbeit bildet das eindringende Studium der
Quellen. Sind diese genügend verarbeitet, so läßt sich an ihrer Hand
die Geschichte kleinerer Gebiete darstellen. Auf diese Weise werden
die Bausteine geliefert, mit denen sich das Gebäude einer Ge-
schichte des ganzen Volkes aufführen läßt').
In der damaligen Akademie haben diese Wünsche des Marschalls
keinen Widerhall gefunden, und konnten es unter den damaligen Vor-
aussetzungen auch kaum. Der Gesellschaft für lothringische Geschichte
und Altertumskunde muß es aber eine freudige Genugtuung sein, daß
durch ihre Tätigkeit beide Wünsche Belle-Isle 's, unbewußt, ihre geradezu
buchstäbliche Erfüllung gefunden haben. Denn eine 'Kommission zur
Herausgabe Lothringischer Geschichtsquellen« seh webte Belle-Isle vor,
und eine »Sammlung lothringischer Ortsgeschichten' hatte er beab-
sichtigt. Von der Tätigkeit der ersteren zeugen heute bereits eine
Reihe stattlicher Bände, und die »Sammlung lothringischer Orts-
geschichten« wird gerade jetzt von der Gesellschaft in die Wege geleitet.
Doch zurück ins 18. Jahrhuudert. Belle-Jsle's historische Interessen
sind nicht selbstschöpferischer, aber — höchst bezeichnend für ihn
— organisatorischer Art im besten Sinne des Wortes. Und so
schreibt er im November 1760 an den Prior de Saintignon: »J'avois
à cœur, d'y (in Metz) assurer l'établissement d'une société, qui soit
assez forte, pour réunir et stimuler les amateurs de l'étude et
des recherches» s).
') In seinen geschichtstheorclischen Anschauungen scheint Belle-Isle voit
Montesquieu beeinflußt zu sein. Dieser versucht in seinem »Esprit des lois«
(1748) »die verschiedenen Kultur-, Staats- und Religionsgcbildc aus lokalen
und psychologischen Einflüssen zu erklären«. (Troeltsch. Artikel: »Aufklärung«
in der Realencyklopadie für protestantische Theologie und Kirche. III. Aufl.
Bd. 2, S. 281.) Vgl. auch A. Wahl, Vorgeschichte der Französischen Revolution.
I. 127 und ;I6(J.
*) Chabei t. a. a. 0. 209.
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Noch andere Motive wirkten bei Belle-Isle mit. Wenn er in
zwei Briefen an die Metzer Stadlbehörden und das Metzer Parlament
aus dem August 1760') versichert, er habe die Gründung der >Société«
als Zeichen seiner Liebe für die Stadt veranlaßt, so hat er hiermit
gewiß nicht geheuchelt. Aber seine Liebe für die Stadt war eine
herrische Liebe, die nicht dulden wollte, daß Metz irgend etwas besäße,
das es ihm nicht direkt oder indirekt zu danken habe.
Nach all' dem könnte es scheinen, als ob das Verhältnis des
Marschalls zur Akademie in der Art aufzufassen sei, daß hier ein durch
seine persönliche Stellung hervorragender Mann in selbstherrischer
Weise eine bereits l>estehcnde wissenschaftliche Organisation seinen
Absichten entsprechend umgeformt habe. Das Willkürliche, das einem
solchen Vorgange anhaften würde, könnte ihn kaum zum Gegenstande
besonderen Interesses inachen. Ganz anders wird aber das Bild,
wenn sich herausstellt, daß der Marschall, mag die Art seines Vor-
gehens noch so sehr für sein persönliches Wesen bezeichnend sein, im
letzten Grunde doch nur der Träger einer großen allgemeinen Geistes-
bewegung ist.
Dem Kenner des Frankreichs Ludwigs XV. wird bereits bei der
Lektüre des {5 26 der Akademiesatzungen mit seinem starken Betonen
der Interessen der Landeskultur die Erinnerung an ein oft citiertes Wort
Voltaires gekommen sein: daß etwa um die Mitte des Juhrhunderts
die Nation, gesättigt mit Versen, Tragödien, Romanen und theologischen
Zänkereien, über das Getreide nachzudenken begann2). Diese Zeit-
stimmung fand durch Quesnay in dem philosophisch-ökonomischen
physiokratischen Systeme, dessen Grundgedanke sich in dem Worte:
• La terre est l'unique source des richesses « zusammenfassen läßt3),
ihre wissenschaftliche Ausprägung, und in dem vielschreibenden älteren
Mirabeau ihren publicistischen Verfechter: und wie sehr die Lehren
dieser Männer die neue Akademie nach Wunsch ihres Protektors be-
stimmen sollten, zeigt die Bede, welche der Direktor Saint-Ignon bei
der ersten Sitzung der neugegründeten Société royale hielt, und deren
Wortlaut in einer vom Marschall selbst korrigierten Form vorliegt4).
') Mémoires de l'Académie de Met/., 4i* année 18Ö2. 474.
») Citiert nach : B. Erdmannsdorf Ter, Mirabeau, 1900. 11) und A. Wahl. .
Politische Anschauungen des offiziellen Frankreichs im 18. Jahrhundert, 1908, 18
') Vgl. über die Physiokraten : M. S i e v e k i n g, Grund/.üge der neueren Wirt-
schaftsgeschichte, in Meisters Grundriß der Geschichtswissenschaft Hd. II, Ab-
schnitt 2. S. 28 ff.
*} Fleur, 80 IT.
Jahrbuch, d. Oes. f. lothr. Geschichte u. Altertumsk , -J0. Johr«. l!'
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- 290 —
Dieser erste Akademievortrag ist eine Programmrede, und bewegt sich
in den Gedankengängen des oben wiedergegebenen Absatzes 26 der
neuen Satzungen. Die Sorge für die »sciences spéculatives» soll man
der Hauptstadt, Paris, überlassen; in Metz dagegen ist der Schwer-
punkt auf die »sciences utiles* zu legen. Und als Hauptziel wird die
Förderung des Ackerbaues hingestellt, dessen Bedeutung laut gepriesen
wird auf Kosten des Handels und der Industrie : »11 paroist etonnaut«,
so führt der Redner aus. »qu'un royaume aussy éclairé que la France,
n'ait pas encore senti, que l'agriculture doit faire la source la plus
abondante et la plus assurée de sa puissance et de son bonheur:
qu'elle peut trouver dans son sein des richesses plus interessantes,
plus durables et moins casuelles, plus faciles à acquérir et a con-
server, que celles, qu'on va chercher au delà des mers, aux dépens
de la vie d'un grand nombre de citoyens. < Vom Handel dagegen heisst
es: »En tems de paix, ce commerce amené le luxe et le relâchement
des mœurs: en tems de guerre, il dépeuple l'étal et ruine beaucoup
de citoyens*.
Wenn unmittelbar nach dieser Eröffnungssitzung ein Metzer
Gegner der gouvernetnentalen Färbung, welche die Akademie damals
erhielt, in der geistvollen Form der politischen Satyre, die schon im
Mittelalter in Metz in hoher Blüte stand1), dem Redner vorwirft,
Mirabeaus »Ami des hommes « geplündert zu haben2) — so hat er
allerdings soweit durchaus Recht, als die Tiraden Saint-Ignons auf
Mirabeau zurückgehen — daß sie es aber tun, geschah auf ausdrück-
lichen Wunsch des Marschalls.
Belle-Isle war eben, wie fast das ganze damalige offizielle Frank-
reich, den König einbegriffen, bewußter Anhänger der physiokratischen
Lehren, die gerade damals ihre literarische Formulierung erhielten. Die
Gründe für diese nahen Beziehungen zwischen Physiokraten und Re-
gierung sind bekannt8), im Gegensatz zu der früheren Aufklärunjrs-
literatur politischen Inhalts waren die Physiokraten in Verfassungs-
fragen gleichgültig; hielten vielmehr grundsätzlich am Absolutismus
fest, 'Weil sie nur von einer starken Monarchie, die ohne Hindernisse
regierte, die Durchführung der wirtschaftlichen Reformen erhofften.
M Vgl. die politisch-satyrischen Gedichte aus der Zeit des »Vicrhcrrcn-
krieges« (1324— 132H; : G. Wolfram, die Metzer Chronik des Jaique P«"*
(Quellen zur lothringischen Geschichte Bd. IV) 1!X)6. S. 214 IT.
*i Fleur, 92 ff: Vision d'Etienne B , cyloyen de Metz.
*) Vgl. darüher z. B. A Wahl, Vorgeschichte der französischen Revolution I.
li»0ö, S. 14ö f.
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ihnen in erster Linie am Herzen lagen«'). Solche Lehren hatten
natürlich bei der Regierung einen guten Klang, und nicht minder wohl-
tuend mußte die damalige Zentralverwaltung, die so sehr alle kleinsten
Einzelheiten in zersplitternder Vielgeschäftigkeit der eigenen Entscheidung
vorbehielt"), der Salz der Physiokraten berühren, daü dem Staate das
Recht zustehe: »de former l'esprit des citoyens suivant un certain
modele« 3). Von Machaull d'Arnou ville an. der von 1749 bis 1754 das
wichtige Amt der «contrôle général des linances« bekleidete, »dem
Physiokraten, bevor es eine physiokratische Schule gab« *>, herab bis
auf Turgot spricht der Geist der Physiokraten, einzelne Schwankungen
abgesehen, aus den Erlassen der Regierung : und wenn diese Reformzeit
keine tiefgehendere Wirkung gehabt hat, so lient das an der ünzu-
verlässigkeit des Königs, der seine Minister immer wieder unkontrollier-
baren Einflüssen zu liebe fallen liett.
War schon die Denkweise der Gesellschaftsklasse, in der sich
der Marschall bewegte, auf einen physiokratischen Ton gestimmt, so
l>eeinflußte ihn seine nächste Umgebung mich bestimmter in der ange-
gebenen Richtung. Der Schwiegervater seines Sohnes, des jungen Gisors,
war der Duc de Nivernais, »le seigneur le plus spirituel de la cour-,
wie ihn de Tocqueville nennt5). In jungen Jahren hatte dieser als
(iesandter in Rom den »Esprit des lois. Montesquieu* vor der drohenden
Gefahr, auf den Index gesetzt zu werden, bewahrt: später sehen wir den
älteren Mirabeau mit ihm und seiner Familie in engem Verkehr und
Briefwechsel. Seine Mitgliedschaft in der Pariser Akademie war für
ihn keine leere Formsache, sondern als Direktor und durch zahlreiche
Vorträge, deren elegante Form allgemein geschätzt wurde, widmete er ihr
seine Kräfte. Und dieser Mann, der Freund des großen Publizisten der
physiokratischen Schule und eitrige Akademiker, hat Belle-Isle, wie wir
aus seinem eigenen Munde wissen, bestimmt, in Metz eine Akademie
zu errichten*).
') Wahl a. a. O. 145.
J) de Tocqueville. L'ancien régime et la révolution, 2. Aufl. 18ö«>, S 11" ff.
Kap. *i: »Des rweurs administratives sous l'ancien regime.«
3j de Tocqueville a. a. O 270.
') M. Marion. Marchault d'Arnouville 1891, S. 43ö.
J) Histoire philosophique du régne de Louis XV. Bd. II, 132. Leber den
Duc de Nivernais, vgl. L. Percy, Le duc de Niverrais. T. 1: I n petit-neveu de
Mazarin 1890. T. II: La lin du XVII« siècle. 1891. Kerner: Grande encyclopédie
T XXIV, S. 1148.
*) D. C ( h é v r i e r i , Le codicille et l'esprit ou commentaire des maximes poli-
tiques de M. le- maréchal duc de Hclltsle. Haag 1762 i*. 20. Deutsch übersetzt
19*
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- 292 -
In dem »politischen Testamente Belle-Isle's findet sieh dieser
Hinweis auf den entscheidenden Einfluß des Duc de Nivernais: und
der Marschall bekennt, er sei in dieser Angelegenheit weitergeschoben
worden und habe gehandelt: »un peu malgré moi«. Wir erinnern
uns, mit wie eingehender Gründlichkeit der Marschall der jungen Aka-
demie im £ 26 ihrer Satzungen vorgeschrieben hatte, nach welcher
Richtung sie ihre Tätigkeit zu entfalten habe, und sind darum zunächst
erstaunt, aus seinem eigenen Munde zu erfahren, er sei nur mit
halbem Herzen bei der Sache gewesen. Die Lösung erscheint einfach,
wenn man zweierlei von einander unterscheidet. Im Dienste der
Landeskultur wirken zu können, lag Bolle-Isle praktisch als Verwal-
tungsbeamten, theoretisch als Anhänger der physiokratischen Lehren
am Herzen ; man werfe einen Blick in die hinterlassenen Maximen des
Marschalls, in denen er sich mit Mirabeau auseinandersetzt, fortgesetzt
den Wert des Landbaus preist und Erwägungen anstellt, wie man
durch Steuererlasse der bäuerlichen Bevölkerung beispringen und über-
haupt den ländlichen Wohlstand heben könne und man wird sehen,
wie eingehend sich Bclle-Isle mit diesen Dingen beschäftigt hat. Soweit
es sich bei dem Akademieprojekt um die Möglichkeit handelte, in
diesem Sinne wirken zu können, war es für den Marschall gewiß
äußerst willkommen ; aber ebenso unsympathisch war es für ihn, die
Verwirklichung dieser seiner Lieblingsideen einer Akademie anver-
trauen zu sollen. Denn das Akademiewesen als solches — darüber
kann kein Zweifel sein — erschien Belle-Isle in hohem Grade ver-
dächtig. Nicht umsonst hatte er in die Statuten der Société royale
die Bestimmung in auffallend schroffer Form hineingebracht, daß jede
Beschäftigung mit Kragen der Religion oder des Staates, aber auch
alles Debattieren über wissenschaftliche Dinge um ihrer selbst willen
ausgeschlossen, jede Aeußerung zügellosen und satyrischen Geistes
verpönt sein solle. Den Marsehall erfüllte eben ein tiefes Mißtrauen
gegen die geistvollen Räsonnements, wie sie die Aufklärungszeit liebte,
und gegen die Organe, welche sie sich geschaffen hatte, die Akademien.
Deshalb auch die gründliche Revision des Mitgliederbestandes, die er
bei rrnwandlung der allen Société d'études in die Société royale vor-
nahm. Und wenn er auch zunächst glaubte, durch den i; 26 der
Satzungen das Arbeitsgebiet der Metzer Akademie ganz in seinem
bei: Westphal, Geschichte der Stadt Metz, Bd. II. S. 330. — Der Duc de Nivernais
wurde deshalb auch zum Ehrenmitglied der Met/er Akademie ernannt: ebenso
Mirabeau. Vgl. Fleur 137.
') C(hévrier) a. a. 0. 36—52.
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Sinne festgelegt zu haben, so hatte er doch nicht genügend Garan-
tien, ob nun auch ihre Tätigkeit wirklich ausschliesslich nach der
von ihm gewünschten Richtung sich entfalten würde; das Mißtrauen
blieb. In einem Schreiben vom 2. August 1700 an die Metzer Stadt-
behörden, in welchem er diesen die Errichtung der Société royale
anzeigt, fügt er ausdrücklich die Bitte hinzu: «Vous inspirez, je vous
prie, les membres de la dite Société royale, combien il importe, que
la science se mette au service de l'humanité* M. Das Mißtrauen stieg,
als die Société zu verhindern suchte, ihre Sitzungen dem Wunsche
des Marschalls entsprechend in das Gouvernemenlsgebäude zu ver-
legen, und als der erste Direktor der Akademie, Saint-lgnon, ihm nicht
rechtzeitig das Konzept seiner Eröffnungsrede zur Kontrolle vorlegte. 8)
Gerade damals tauchte bei dem contrôleur général des finances,
Bertin, ein Plan auf, der die sehr gemischten Gefühle, mit denen der
Marschall der Société royale gegenüberstand, in das Bedauern, sie
überhaupt gegründet zu haben, umschlagen ließ. Zur Förderung der
Landwirtschaft sollte in jeder généralité eine «Académie d"agriculture'
eingerichtet werden3}, ein Projekt, das seit 1701 auch Verwirklichung
fand4). Belle-Isle war von diesem Gedanken ganz eingenommen', sah
er doch in ihm die Möglichkeit, absolut zuverlässige Organe zur prak-
tischen Umsetzung der physiokratischen Ideen zu bekommen, ohne
sich mit den Akademien aller Art, die für ihn einen so zweifelhaften
Beigeschmack hatten, liieren zu müssen. Aus solchen Gedanken heraus
schrieb er kurz vor seinem Tode seine Ansichten über die Akademien
nieder6). »Je ne reviendrai plus à celle de Metz«, so beginnt er, » parce
que ce ne'st pas mon enfant gâté*. Die Akademie Française und die
Pariser Académie des sciances erkennt er als berechtigt an : aber gegen
die Akademien der Provinzstädte hat er nur schroffe Ablehnung. ^.Ie pré-
tends attaquer toutes ces sociétés litéraires, ou de prétendus beaux esprits
vont raisonner, au lieu de négotier") Si 1 on veut des académies,
') Mémoires de l'Académie impériale de Metz. Jahrg. 42. 1862. S. 474
") Fleur. 88-92.
») G(hévrier) a. a. O. 47.
*) Wahl, a. a. O. Bd. I S. 162.
»i C(hévricr) a. a. O. 72 ff.
") Ganz ähnliche fïedankengiinge linden sich in einer 1757 erschienenen
anonymen Broschüre: »l.f citoyen zélé, ou la résolution d'un problème intéressant
sur la multiplicité des académies. Sujet proposé par l'Académie Française.*
London 1767. Aus der F.inleitung dieser zeitgeschichtlich höchst interessanten
Broschüre erfahren wir. daß dieses Thema 17f>6 von d< r Académie Française
gestellt worden war; daf> man aber von einer Preisverteilung und Drucklegung
abgesehen hatte - offenbar um die empfindlichen Geister in der Provinz nicht
- 294 -
qu'on établisse celle d'agriculture « l). Das abfällige Urteil, das er in
seinem Testamente über tien Fleiß und die Fähigkeiten der Metzer
Akademiker fällt*), kann unter diesen l'mständen nicht Wunder nehmen.
Der passive Widerstand, den die Société royale ihrem allzu
selbstherrlichen fondateur et protecteur entgegensetzte, ist nur zu ver-
ständlich und entbehr! gewiß nicht innerer Berechtigung. Man bedenke,
daß durch eine strikte Befolgung der Wünsche des Marschalls aus
einer Vereinigung, die zur Krholung und geistigen Anregung dienen
sollte, eine Arbeitsorganisation gouvernementalen Charakters geworden
zu verletzen. Trotzdem veröffentlichte ein Autor anonym seine Beantwortung
des Themas, die vorzüglich und überzeugend geschrieben ist. In Hinblick auf
die >*ocjétta de belles-lettres» will der Verfasser nur die Pariser gelten lassen;
ähnliche Einrichtungen der Provinz, bekämpft er aber, weil sie eine Gefahr
seien für den »hon goût dans la nation», den er mit Stolz als Frankreichs kost-
bares Erbe des 17. Jahrhunderts preist, und weil sie nicht geeignet seien.
• citoyens utiles» zu schaffen: vielmehr: «elles les arrachent à des occupations
solides et interessantes pour l'état. « — Es ist bezeichnend, daß 1758 Dom Jean
François in der damals von Belle-Isle noch unabhängigen Metzer «société d'études»
mit Feuereifer, aber nicht gerade mit viel Geschick, gegen diese Satze losschlägt
Fr scheint das Objekt seiner Angriffe nicht zu Ende gelesen zu haben. Denn
sonst hatte er sehen müssen, daß der Verfasser der Mroschüre nur die «sociétés
îles belles-leltres« der Provinz bekämpft: aber für die provincialen » académies
ou sociétés. i|ui n'ont d'autre objet, que de cultiver les sciences et les arts
utiles., warme Worte der Anerkennung findet. — Broschüre und Entgegnung
Dom Jean François"»: Metzer Stadtbibl. Hs 13:17. Bll. 301—331.
') Zunächst freilich schien es, als sei die Metzer Akademie wirklich das
geworden, was dem Marschall kurz vor seinem Tode so wünschenswert erschien:
eine «Société d'agriculture-. Als im August 1760 Bertin bei der Ausführung
seines Projektes den damaligen Metzer Intendanten aufforderte, er solle die ein-
leitenden Schritte tun. um auch in Metz eine .société d'agriculture» zu errichten,
konnte dieser antworten, der Plan sei für Metz, bereits erfüllt durch die von
Belle-Isle ins Leben gerufene société», deren Hauptaufgabe es sei, »de s'attacher
spécialement a la tnelioration des terres, a la multiplication des bestiaux, et a
la perfection des arts utiles aux hommes.» Lnd noch im Jahre 1784 konnte die
Pariser «Société d'agriculture» «lie Melzer Akademie in einem Schreiben bezeichnen
als: «la société royale, qui est au même tems société d'agriculture» und diesen
Brief adressieren an: «le secrétaire perpétuel de la société royale d'agriculture
à Met - « Met/er Stadtbibl Hs. 1313. Bl 1—30). Ein i berblick der Preisan-
gaben und Vortragsthemen der Akademie in den 60er und 70er Jahren erweist
gleichfalls ein starkes ('ber wiegen der Kragen der Landeskultur. (Fleur 156 ff u.
384 ffl. Dennoch vergaß die Akademie nie ihre Herkunft und empfand die von
Belle-Isle erzwungene Einschränkung ihres Arbeitsfeldes als einen unbilligen
Zwang, dem sie sich nur aus Not fügte. (Vgl. Fleur, 112. Letzter Absatz!. — Von
1783 beginnen Themen allgemeiner Art wieder häutiger zu werden — und die
erste dieser Preisarbeiten w urde von Bobespierre gelöst. ; Fleur 163 und 404 1
I Vgl. OUvrier) a. a. (>. 20: Westphal a. a O. III. 330.
wäre, die von den Akademikern ganz Unbilliges an Arbeitslast verlangt
hätte. Die Erwartungen, welche der Marschall auf der einen, die Akade-
miker auf der anderen Seite an die Akademie stellten, waren eben zu ver-
schieden, als daß eine innere Harmonie zwischen beiden überhaupt
nur denkbar gewesen wäre. Die kleinlich-argwöhnische Art des Mar-
schalls ') tat das ihre, um den Widerstand der Akademiker zu reizen.
So erklärte er ihnen z. H. im Hinblick auf die in der Akademie üblichen
physikalischen Experimente in eigenhändigem Schreiben, die Akademie
sei nicht dazu geschaffen, daß dort mit bereits bekannten physikalischen
Apparaten experimentiert würde, sondern damit von ihr neue nützliche
Maschinen erfunden würden8;. Das Verbot der -arts de pur agré-
ment « und der Debatte über allgemeine Themen wurde besonders hart
empfunden : und als zu Beginn der Revolutionszeit der gouvernementale
Druck nachließ, beanspruchte man mit Nachdruck gerade diese Dinge
als das eigentliche Tätigkeitsgebiet der Akademie3).
Nicht alle Mitglieder der allen » Société d "études* fügten sich den
Wünschen Relle-Isles : Schon unmittelbar nach der Gründung der
Société royale hatte bereits der l'nabhängigkeitssinn einiger Metzer
Akademiker eine Sécession aus der Akademie herbeigeführt: 1761 wurde
die Société littéraire de Metz gegründet, die später den Namen Société
de Philathènes annahm; und hier spielten, bezeichnenderweise, die
Mitglieder des Metzer Parlaments, also die politische Opposition gegen
das absolute Königtum, die Hauptrolle4).
Im Rückblick auf das bisher Gesagte dürften sich einige ältere
Versuche, im Verhältnis des Marschalls zur Société royale nur herzliche
und harmonische Züge zu betonen r'), kaum aufrecht erhalten lassen.
Einmal war wohl das Material, das damals zur Verfügung stand, un-
zureichend, l'nd dann dürfte es auch für beide Teile, für Belle-Isle
und die Société royale, ehrenvoller sein, wenn man in ihnen Vertreter
verschiedener Anschauungen und verschiedener Interessen erblickt, die
aus inneren Gründen heraus sich aneinander reiben mußten, als wenn
man ein Verhältnis ungetrübter Harmonie auch dort anzunehmen
geneigt ist, wo ein solches schlechterdings unmöglich war.
* *
*
'i Vgl. über diese «amour de détail* de» Marschalls» Fercy a. a. O. I, 485,
ebd. II. 55 Gedächtnisrede des Duc de Nivernais über den verstorbenen Mar-
schall, welche die schroffen Züge im Charakter Belle-Isle's nicht verschweigt.
*) Kleur, IM) oben.
») Fleur, III».
*) Albers, a. a. O.
*) Michel, in den .Mémoires de l'Académie* Jahrg. 28, 1847 S III'; Rou-
teiller, ebd. Jahrg 42, 1862 S. I; I.ederq, ebd. Jahrg. 43, 1862 S. in.
- 29ß -
II.
De Tocqueville, der geistvolle Schilderer des ancien régime,
betont, daß um 1750 der Wunsch nach Reformen in der Nation die
Forderung nach Rechten überwog: daß aber zwanzig .lahre später
das Lockbild der politischen Freiheit die Geister immer ausschließlicher
in seinen Bann zog1). Im Mikrokosmos Metz sehen wir kurz nach
der Mitte des Jahrhunderts physiokratische Reformideen am Werke;
ein Vierteljahrhundert später melden sich auch hier politische Forde-
rungen gebieterisch zum Wort.
In diese Verhältnisse führt uns der Metzer Museumsstreit der
•lahre 1785/8.$, der für die Société royale eine schwere Krisis herbei-
führen sollte.
Anfang Juli 178;") tauchte in der Akademie der Plan auf, nach
dem Vorbilde von Paris und einiger Provinzstädte, z. B. Toulouse, in Metz
ein »Museum« zu errichten. Der Gedanke fand innerhalb und außer-
halb der Akademie lebhafte Zustimmung, und schon am 25. Juli fanden
die von einer Kommission bearbeiteten Statuten des unter der Direktion
der Akademie zu errichtenden neuen »Museums« einstimmige Annahme.
In der Begründung dieses Entwurfes wird der Vorteil eines
solchen Institutes für die strebsame Jugend zu Bildungszwecken, als
eines Mittelpunktes für die geistig regsamen Elemente der Stadl, und
als einer Stätte, welche nähere Beziehungen zwischen Militär und Zivil
erleichtern könne, hervorgehoben. Zur Uebernahme der Initiative in
dieser Angelegenheit und der späteren Leitung des neuen »Museums«
sei die Akademie schon deshalb berufen, weil sie geeignete Lokale zur
Verfügung stellen könne, und in ihrer Bibliothek, ihrem Laboratorium
sowie ihren wissenschaftlichen Kursen feste Stützpunkte gegeben seien,
an die sich das neue »Museum« zwanglos angliedern könne.
Man sieht, unter diesem »Museum« ist ganz etwas anderes zu
verstehen, als das heutige »städtische Museum« von Metz. Man
plante eine Art Lesehalle für einen geschlossenen Kreis von Personen.
Die einzelnen Bestimmungen des Entwurfs geben hierüber vollen Auf-
schluß. Gegen Zahlung eines Jahresbeitrages von 36 liv. sollen bis
zu 150 Mitgliedern, auf deren Auswahl der Akademie ein weitgehender
Einfluß eingeräumt ist, zugelassen werden. Die Verwaltung liegt in
den Händen der Akademie, die auch die Aufsichtsbeamten bestellt.
Alle Tage im Jahre, von morgens 9 I hr bis abends 9 Öhr, sind den
Museumsmitgliedern zwei Säle der Akademie geöffnet: ein Konver-
l) L'an, ien rvgime i l la n-volution. 2. Aull. Sv 274.
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.sations- und ein Lesesaal. Im Konversalionssaal liegen politische Zei-
tungen und Kartenwerke aus; im Lesesaal literarische Zeitschriften,
buchhändlerische Neuigkeiten und die auf die schwebenden Prozesse
der Hauptstadt bezüglichen Prozeßschriften. Auch steht es den Mit-
gliedern frei, in diesem Saaje Bücher aus der Akademie-Bibliothek
einzusehen. Jährlich sollen fünf Kurse stattfinden: Chemie, Natur-
geschichte, Mathematik, Geschichte und Handelslehre werden als Ar-
beitsfächer genannt. Gelehrte und Künstler können mit Zustimmung
der Akademie im Museum ihre Arbeiten auslegen. Oeffentliche Ver-
lesung derartiger Werke in einer Sitzung des >Museums« kann unter
Vorsitz des Direktors der Akademie stattfinden, wenn das Werk zuvor
in einer Sitzung der Akademie verlesen wurde. Vom 25. August an
sollte die Einzeiclmung der Museumsmitglieder vorgenommen, und schon
am 11. November das Museum eröffnet werden.
Diese Vorschläge wurden also am 25. Juli zum Beschluß erhoben.
Line Deputation sollte die — wie man anzunehmen schien — rein
formale Genehmigung des damaligen Protektors, des Marschalls Duc de
Broglie, einholen.
Doch zerschlug sich die geplante Deputation ; statt dessen ersuchte
der damalige Akademie- Sekretär. l,e Payen, in warmen Worten schrift-
lich den Marschall um seine Zustimmung.
Dieser Zustimmung muß man sehr gewiß gewesen sein. Denn
als bis zum 25. August keine Antwort des Marschalls eingelaufen
war, legte man unbedenklich die Listen zum Einzeichnen der Museums-
mitglioder aus. und /.war mit so günstigem Krfolge, daß bis Anfang
September l>ereits f»2 Unterschriften aus allen gebildeten Bürgerkreisen
der Stadt und von Offizieren der Garnison vorlagen'). Gewiß ein
Beweis dafür, daß das Museumsprojekt einem wirklichen Bedürfnis der
Zeit, nicht der Laune einzelner Akademiker entsprang.
Da kam, wahrscheinlich wie ein Blitz aus heilerem Himmel, des
Marschalls Antwort. Die Ablehnung des Projekts erfolgte in denkbar
schroffster Form. Der Marschall schreibt: »Quant à la délibération
relative à l'établissement d'un musée sous la direction de la société
royale, je lui refuse mon approbation quant à présent, et je défend
absolument, qu'il soit procédé à l'exécution de ce projet, n'y reçu de
souscriptions; vous ferés part de cette défense à l'Académie».
Noch gab die Akademie ihre Saehe nicht verloren. Um Zeit zu
gewinnet), sprach der Sekretär in einem neuen Sehreiben an den Mar-
schall von der Unmöglichkeit, die Mitglieder jetzt zu benachrichtigen,
Die Liste abgedruckt bei Fleur. S. 134.
I
I
I
- 298 -
da die Akademie in Ferien sei: und dem Verbote, Unterschriften 7.11
sammeln, stände die Tatsache entgegen, daß bereits 62 Unterschriften
vorlägen. Wichtiger als diese zweifelhaften — und wie sich zeiget)
sollte, sehr gefährlichen Verlegenheitsgründe war der Hinweis auf
den inneren Zusammenhang des Museumsprojektes mit den Aufgaben
der Akademie und die Tatsache, daß der Akademie im Hinblick auf
die Errichtung des Museums von verschiedenen Seiten reiche Geldmittel
zur Verfügung gestellt seien, die ihr verloren gehen würden, wenn
sich das Projekt in letzter Stunde zerschlüge1).
Die Antwort des Marschalls vernichtete auch den letzten Best
von Hoffnung. Die Ausrede, daß die Akademie in Ferien sei, schlug
er mit der harten aber treffenden Bemerkung nieder, daß es ein
leichtes sei, die in oder um Metz wohnenden Akademiker von seinem
Verbot zu benachrichtigen, ob Ferien seien oder nicht. Besonders
unklug erwies sich der Versuch der Akademie, den Umstand, daß
bereits 62 Unterschriften gesammelt wären, dem Verbote des Marschalls
gegenüber als >fait accompli « auszuspielen. Dürfte doch schon bei
dem ersten Schreiben des Marschalls der ungewöhnlich scharfe Ton
durch das Sammeln von Unterschriften ohne seine Zustimmung zu
erklären sein. Die neue Berührung dieses Punktes seitens der Akademie
erweckte beim Marschall außer dem Zorn noch den Spotl. Die An-
gelegenheit läge sehr einfach: denn entweder hätten die in der Liste
Verzeichneten nur ihren Namen eingetragen, oder gleichzeitig ihren
Beitrag bezahlt. »Dans le premier cas. vous n'avez rien ä faire, dans
le second, vous leur rendrés leur argent : cela n'est point embarras-
sant». Und dann hält der Marschall der Akademie das Ungehörige
ihres Verhaltens vor. Er weist darauf hin, daß sie ohne seine aus-
drückliche Genehmigung satzungsgemäß überhaupt keinerlei Schritte
vornehmen dürfe, und sehließt mit den Worten: 'Une conduite aussi
peu convenable ne seroit pas faite, quand d'autres considérations ne
s'y opposeraient pas, pour m engager à donner mon approbation à
l'établissement de ce musée sous la direction de la Société royale. Je
la refuse donc de nouveau, quant à présent, et renouvelle la deffense, qu'il
soit procédé à son exécution, n'y reçu de souscriptions, pour y concourir.'
l) Audi die Stadtverwaltung lialtc ihre Intei Stützung zugesichert: und
zwar in Erwartung, daß das neue Museum eine Forderung der Pflege der
deutschen Sprache bringen würde: > Monsieur le maître-edievin, pensant
tju'il seroit utile ifdal'lir au musée un profetsntr <if lomjue allemiindt, a fait
espérer, que la ville pourrait chaque année fournir à cet effet une somme de
cent cinquante livres. Ce magistrat a même annoncé, qu'il lui ferait don per-
sonnellement du grand vocabulaire».
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In der Sitzung vom 21. November teilte der Sekretär der Aka-
demie den Wortlaut der beiden Schreiben des Marschalls mit. Jetzt
gab man das Museumsprojekt ganz auf: behielt sich aber vor. den
rnterzeichnern du» wahren Gründe mitzuteilen, um jeden Verdacht
» d'inconstance dans sa détermination et d'incxactidudc dans ses enga-
gerons», zu vermeiden und protestierte feierlich gegen den Ton der
beiden Briefe des Marschalls, «en ce qu'elles énoncent ses intentions
en termes prohibitifs, inusités jusqu'ici à l'égard des corps littéraires*.
Damit war der Kriegszustand zwischen der Akademie und ihrem ge-
borenen Protektor gegeben.
Diese Fehde endete, wie vorauszusehen war, mit einer vollstän-
digen Niederlage der Akademie. Der Marschall de Broglie wendete
sich nach Versailles, an den Marschall de Ségur, den damaligen Kriegs-
minister, der die Angelegenheit dem Könige vorlegte. Das Ergebnis
dieser Vorgänge am königlichen Hof war ein Brief Ségur's M an den
damaligen Akademiedirektor, den Abbé de Saintignon, der das Verhalten
der Akademie in der ganzen Angelegenheit aufs schärfste verurteilte.
Zu dem Sammeln von Unterschriften für das neue Museum vor Ein-
willigung des Marschalls Broglie erblickte man auch in Versailles einen
schweren Verstoß gegen die Satzungen der Akademie. Die von der
Akademie vorgebrachte Entschuldigung fand man » mauvaise» und
»indecente«; die Vorgänge in der Sitzung vom 21. November trügen
• les caractères les plus répréhensibles*. Der Akademie wurde »le
plus grand mécontentement» des Königs ausdrücklich ausgesprochen.
Der letzte Absatz des Schreibens mußte den damaligen Direktor be-
sonders empfindlich treffen. Er lautet: >Au reste elle (Su Majesté) a
été infiniment surprise, qu'un homme de votre naissance et de votre
état ne se soit pas refusé à laisser prendre par une compagnie qu'il
présidait une délibération aussi peu convenable». Dann läßt der König
den Direktor ausdrücklich an die »ordrcs« erinnern, die Ludwig XV.
im Jahre 1770 dem damaligen Akademiedirektor hatte zukommen
lassen: >que les obligations de la place, que vous remplissez, sont
de veiller avec autant de fermeté que de prudence à ce qu'il ne se
passe rien dans ses assemblées, qui ne réponde à l'institution de ce
corps, et qu'à plus forte raison vous devez en bannir tout ce qui
pourroit y altérer la décence et le bon ordre».
Mit diesem Briefe war der Widerstand der Akademie gebrochen.
Der Direktor wurde in der Sitzung vom 26. Juni beauftragt, heim
') Fleur \2i) IV. — Dort auch ilie übrigen nicht einzeln filierten Stücke
über <leti Museumsslreit in elironolojiisrher Folge: S. Iii» -13fi
- 300 -
Marschall das Bedauern der Akademie auszusprechen und den Mar-
schall zu bitten, die Akademie zum Empfang zuzulassen. Dieser fand
am 29. Juni statt, und damit war der offizielle Friede wieder hergestellt.
* *
*
Eine so eingehende Darstellung des Kampfes zwischen Akademie
und Regierung um das Museumsprojekt dürfte ihre Derecht igung darin
finden, daß diesen Vorgängen eine typische Bedeutung für die dama-
ligen Zeitverhältnisse zuzukommen scheint. Wir stehen am Vorabend
der Revolution. Und in Spiel und Widerspiel läßt sich beobachten,
wie beide Parteien durch die bereits fühlbar gewordene Span-
nung beeinflußt werden. Der Akademie als solcher war ja die
Beschäftigung mit Fragen des religösen und politischen Lebens ver-
boten ; und für eine Diskussion derartiger Fragen paßte auch die etwas
schwerfällige akademische Organisation nicht. Nun aber .stieg das
Interesse an politischen Dingen im Lande, nicht zuletzt auch in Metz,
und verlangte nach Aussprache und Gelegenheit sich zu unterrichten.
Auf dieses Bedürfnis war das Museumsprojekt mit seinem Sprech- und
Lesesaal, seinen politischen Zeitungen, literarischen Neuigkeiten, Karten-
werken und Prozeßschriften der Sensationsprozesse der Hauptstadt
direkt zugeschnitten. Die geplanten Wissenschaft liehen Kurse treten
hinter diesen Zwecken sehr zurück — wenn sie nicht etwa gar als
Draperie der Regierung gegenüber gedacht waren. Broglie war auf
jeden Fall nicht der Mann, um sich durch dieses Mänlelchen beirren
zu lassen. Er durchschaute die bewußte oder unbewußte politische Ten-
denz, die in dem Museumsprojekte steckte, und, als Staatsmann des ancien
régime, haßte er sie. Andererseits aber verbot ihm die politische Klug-
heit, die politischen Leidenschaften durch brüske Ablehnung des Mu-
seumsprojektes aus diesen Gründen noch zu schüren. Er wartete also
ab — und die Unvorsichtigkeit der Akademie gab ihm bald die will-
kommene Gelegenheit, aus formalen Gründen das ganze Projekt zu
Fall zu bringen, und die Akademie noch obendrein ins Unrecht zu
setzen und aufs schwerste zu demütigen.
In Metz aber wird die Erregung über die Schroffheit, mit der die
Regierung die Wünsche der besten Kreise der Bürgerschaft zurück-
gestoßen hatte, noch nachgezittert haben : und als im Herbste des
.lahres 1780 die HalsbandaiTäre bekannt wurde, und der unheilvolle
Prozeß gegen die Schuldigen begann, war so auch in Metz der Boden
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- 301
aufs beste vorbereitet, um jene erste leichte Gährung entstehen zu lassen,
die damals in Paris und der Provinz die Gemüter in ihren Bann zog M.
Den Aeußerungen des geistigen Lebens im vorrevolutionären Metz
nachzugehen war der Zweck dieser Ausführungen. Dabei erwies es
sieh als unumgänglich notwendig, immer wieder auf Paris sein Augen-
merk zu richten. Hemmend und fördernd machte sich der dominie-
rende Einfluß der Hauptstadt geltend. Von ihr kamen die neuen Ideen,
von ihr aber auch der gouvernementale Druck. Und so bestätigt auch
Metz an seinem Teil die Wahrheit des Wortes, das Tocqueville im
Rückblick auf die Entwicklung des 18. Jahrhunderts geprägt hat*):
»Paris avait achevé de dévorer les provinces*.
Vi Wahl. a. a. 0. I, 315 ff.
») De Toctjueville a. a. O.. 2. Aull., S. 130.
*
*
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I
- 302 —
I
Die Mundart von Hattigny und die Mundart von Ommeray
nebst lantgeograpbiscber Darstellung der DiaiektgreDze zwischen
Vosgien and Saunois (Lothringen).
Von Dr. Callais.
EINLEITUNG-
Den Gedanken, den Dialekt meines Heimatdorfes Hattigny (vgl. die
Karte 78, Vosgien) wissenschaftlich zu behandeln, verdanke icli zunächst
dem günstigen Imstande, daß ich selbst denselben von .lugend auf 'geläufig
spreche und daß ich in ineinen Ferien, die ich stets zu Hause unter
Dialektsprechenden zubrachte, immer wieder die beste Gelegenheit
hatte, ihn aufzufrischen 1 j. Darin bestärkten mich dann meine Univer-
sitätslehrer Prof. Gru'ber in Straßburg. Gilliéron in Paris und besonders
Prof. W. Fo-rster in Bonn, der einen ersten Kutwurf dieser Studie als
Seminaraufnahmearbeit genehmigte und mir den Hat gab, denselben
zu einer Dissertation weiter auszuarbeiten. Neue Anregung ward mir
auch zu teil, als mich Prof. Zéliqzon bereitwillig als Mitarbeiter am
Wörterbuche der lothringischen Patois aufnahm, welches im Auftrage
der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde in
Angriff genommen ist.
1 ' Eine wertvoll«; Quelle war für mich Frau Joséphine Chouppe aus
Hattigny, Stickerin. Dieses i\h .Jahre alte Mütterchen von ungetrübtem Gedächt-
nisse spricht meisterhaft das reinste Patois. Frau Chouppe gebraucht fast aus-
schließlich die Mundart, daneben ein sehr stark patoisiertes Französisch An
ihrer Aussprache habe ich meine Sprechweise unablässig kontrolliert und ihr
verdanke ich mein ganzes Material an selteneren Wörtern und Wendungen im
(ilossar. sowie da.s meiste Material meiner Texlsammlung.
Mein ganzes Material aus Ommeray {ï!>. Saunoi«) verdanke ich den Herren
Emile Lesdalons und Auguste Dieudonné. beide aus Ommeray.
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- 303
Zur Einführung in die lothringische Dialektkunde dienten mir
A. Hornings zahlreiche Schriften über die Mundarten des Ostens.
Horning schulde ich die vortrefflichste Schulung. In erster Linie
kommen in Betracht „Die ostfranzösischen Grenzdialekte zwischen
Metz und Beifort" — abgekürzt OG — in Französ. Stud. V, 18H7.
In diesem grundlegenden Buche hat Horning, indem er die
Dialekte des Ostens in Mundartengruppen (A, B, ('., Ü, K. F, G —
B stellt das Saunais, C das Vosgitn ') dar) einteilte, zum ersten Male
Stellung genommen zu der Dialektgrenzenfrage {OGt S. 2 — 4), welche
damals, wie noch heute, von den einen bejahend (Ascoli, Tourtoulon
und Bringuier, W. Fterster), von den andern verneinend (Schuchardt,
P. Meyer, G. Paris, Gilliéron) beantwortet wurde. Des längeren hat
Horning dann später diese seine Ansichten über die Existenz von
Dialektgrenzen ausführlich verteidigt in dem wichtigen Artikel „Über
Dialektgrenzen im Bomanischen", Zeitschrift für romanische Philo-
logie XVII, 1893. Seitdem ist die Frage dann besonders durch Gauchat
glänzend erörtert worden in Herrigs Archiv CXI, 1903. S. 365: „Gibt
es Mundartgrenzen ?" In dieser Schrift werden mehrere Dialektgrenzen
für die romanische Schweiz nachgewiesen und auf einer Karte graphisch
dargestellt .
Gereizt einerseits durch diesen Zwist in den Meinungen, andererseits
dadurch, daß ich immer die Bauern vom patwe d I»; motên (putois de
la montagne) oder mötinyo/ (montagnard, d. i. das Vusgieri) sprechen
hörte im Gegensatze zum patwe di pyr pçyi (patois du piain pays, d. i.
das Saunois) fühlte ich mich nun veranlaßt, die Mundartgrenzenfrage
selbst auch für meine Gegend zu entscheiden. Rein empirisch vor-
gehend durchzog ich also von Dorf zu Dorf reisend das Gebiet, welches
ungefähr zwischen Schirmeck (142), Saarburg (,jV»), Dieuze (7), Luné-
ville (f>2), Baccarat (ll'J), Haon-l'Etape (1~>2) und Senones (156) liegt.
Das Ergebnis meiner Untersuchung ist die Lautkarte: ein dichtes
Bündel zahlreicher (über 15) paralleler Lautgrenzen zieht sich zwischen
Vosgicti und Saunois hin und bewirkt eine schroffe Dialektgrenze.
Somit ist erwiesen, mit welch gutem Hechle Horning für Lothringen
in der Mundartgrenzenfrage gegen P. Meyer und G. Paris auftreten
konnte.
Der Uebergang vom V»sgin> zum Saunois und umgekehrt ist so
jäh, daß in der Tat die Bewohner beider Mundartgebiete sich gegen-
') Die Mundart der Gruppe V. müßte im Vergleiche zu D, E, F, welche
ebenfalls Vogesendialekte sind, eigentlich „nördliches Votgien-' genannt werden.
Der Kürze halber sage ich schlechtweg Voigten.
304 -
1
seitig nicht verstehen. Im Verkehre miteinander pflegen sie daher
nicht Dialekt zu sprechen, sondern das allgemeine Aushilfemittel ist
die französische Sprache. Kin Mann aus Verdenal (100), Herr Marchai.
Wirt, 60-jährig, gab mir, wie ich später kontrollierte, genau und richtig
an, er wäre in der ganzen Umgegend gereist und nach Süden bis
Baccarat (149), nach Osten und Norden bliebe sich seine Mundart (Vosgim\
von geringen Verschiedenheiten abgesehen gleich; im Westen dagegen
mache sich eine Veränderung bemerkbar und er selbst verstände das
Patois von Xousse \4l, Saunois) nicht. Ein in Hattigny (78) dienender
Knecht aus Bisping (6) versicherte mir, er hätte anfangs die Mundart
von Hattigny nicht verstanden und seinen eigenen Dialekt nicht ge-
braucht, um nicht verlacht zu werden, sondern immer französisch ge-
sprochen. Ebenso sagte mir eine Frau aus Germingen (10), sie hätte
in St. Quirin (».¥) von ihrem Dialekte keinen Gebrauch machen können,
sondern sich der französischen Sprache bedienen müssen.
Die Bewohner zweier, zwar durch die Dialektgrenze geschiedener,
aber doch sehr benachbarter und durch eine Straße verbundener Dörfer,
wie z. B. Avricourt (s4) und Moussey ilo), welche nur 8 kni von-
einander entfernt sind, werden sich allerdings auch in ihrem Dialekte
verständigen können. Dies ist aber nur dadurch möglich geworden,
daß sie im häufigen Verkehre die ihnen fremde Mundart lernen mußten
und gelernt haben. Wenn wir ganz allgemein annehmen, daß die
Orte B und C dicht bei einander gelegen sind und zwar durch kein
den Verkehr hinderndes Hemmnis, aber doch durch eine Dialcktgrenze
getrennt sind, ferner daß A diesseits von B und daß D jenseits von C
einigermaßen entfernt liegen ( A BC D), so gilt: 1 ) B versteht C und umge-
kehrt. 2l A versteht B, aber nicht C und D, 3) D versteht C, aber nicht B
und A, 4) A versteht B, B versteht C, C versteht D, und umgekehrt. In-
sofern, wie 4) zeigt, bleibt die Kontinuität auch zwischen Vosyicn und
Saunois in gewissen Ortschaften gewahrt, aber dies ist eben nur eine
Kontinuität des Verständnisses und sie gilt nur für gewisse Ort-
schaften. Dagegen gilt sie nicht z. B. für Gondrexange (6'2) und Azou-
dange (XI), welche durch einen See und durch dichten Wald ohne
bequemen Verkehrsweg voneinander geschieden sind. Es wäre nun
natürlich falsch, von der Kontinuität im Versländnisse auf die Kon-
tinuität des Dialektes schliessen zu wollen. Wer so denkt, begeht den
logischen Fehler, daß er die Fatoissprechenden mit dem Patois selbst
verwechselt. Wir haben hier ungefähr denselben Fall, wie wenn ein
Franzose und ein Deutscher, welche beide deutsch, resp. französisch
gelernt haben, sich derartig unterhalten, daß jeder seine Muttersprache
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- 305 -
gebraucht. Beide verstehen sieh gegenseitig, — und doch existiert die
deutsch-französische Sprachgrenze.
— In OG ist die Grenze zwischen Vosgicn und Saunais, wenn
auch nur sehr summarisch angegeben, so doch in ihrer Hauptrichtung
erkannt und bis zwischen Avricourt (*/) und Moussey (40) angegeben.
Sie beginnt an der deutsch-französischen Sprachgrenze westlich von
Saarburg (56) zwischen Kirschberg-am-Wald (55) und Rodt (15) und
läßt sich südwestlich verlaufend zunächst bis östlich von Lunéville (52)
verfolgen. Die östlichsten Orte des Saunois sind von Norden nach
Süden: Rodt (15), Langenberg (16), Azoudange (21), Maizières (.Vi),
Moussey (40) ; auf französischem Boden : Remoncourt (42), Xousse (41),
Vaucourt (.?»), La Neuveville-aux-Bois (47), Marainvüler (51). Die
westlichsten Dörfer des Vosgicn sind : Kirschberg-am-Wald (55), [Dianen-
Kappel {54)), Barchingen (5s), Heming (60), Herzing (63), Gon-
drexange (62), Rixingen {74), Avricourt (84) ; auf französischem Boden :
Amenoncourt (86), Leintrey (.95), Emberménil (94), Vého (102), Dotn-
jevin (111), Bénaménil (110). Eine interessante Sonderstellung nimmt
im Norden Dianen-Kappel (54) ein mit einem Mischdialekte, der halb
Vosgim, halb Saunois ist. Östlich von Luneville (52) macht sich,
während die einen Linien Kraimbois (5.7. s. den letzten Text im Abschnitte
„Texte") westlich dem Saunois, St. Clement (147) östlich dem Vosgim
lassend ungestört weitergehen, eine Gabelung einiger Linien (XIII, XIII',
XIII". XVIII, XVIII1, XVIII". XXII, XXII', XXII".) bemerkbar, welche sich
nördlich jener beiden Ortschaften befindet und diesen einige gemeinsame
Laute zuweist, denen man nördlich weder im Saunois noch im Vosgicn
begegnet. Diese Gabelung stellt eine Dialektgrenzkreuzung dar. Es ist
dies nämlich die Stelle, wo das nördliche Vosgim, in OG Gruppe C,
in das südlichere Vosgim, in OG Gruppe D, übergeht. Diese Grenze
zwischen C und D exakt lautgeographisch darzustellen fehlte es mir
an Zeit. Ich kann sie vorläufig nur oberflächlich andeuten: aie beginnt
nördlich von St. Clément (147) und verläuft ziemlich dicht südlich von
Baccarat (149), Raon-l'Etape (152), Senones (755) nach Rothau (146)
hin l ). Das nördliche Vosgicn, C, darf somit als ein wirklich abge-
') Adam's Einteilung in dinierten und *ou*-dialecte$ ist nicht immer zuver-
lässig (Patois Lorrains. S. XLVt und XLVII). Richtig hat er die der Mcurthe
ungefähr parallel verlaufende Grenze erkannt. Wenn er aber S. XLVII unter III
schreibt : Les patois de Verdenal (d. i. 10f>) et de Leintrey (d. i. f>5) sont inter-
médiaire» entre le dialecte nord-eM (d. i. unser Vosgien) et la dialecte nord (d. i.
unser Saunoit) avec une tendance un peu plus marquée icrs ce dernier, so genügt
ein Blick auf unsere l.nutkarte. um zu zeigen wie unrichtig das ist
Jahrbuch d. Qu: f. lotiir Geschichte u. Altcrtumsk., Jahrg. 20.
I
- soe -
sehlossener Dialekt bezeichnet werden, der im Nordosten an das deutsche
Sprachgebiet, im Nordwesten an das Saunois, im Südwesten und Süd-
osten an die nächste Vogesen-Mundartengruppe, D, grenzt. Horning,
OG S. 2, Anm. 2, hatte bereits bemerkt : „Die besten Ansprüche, eine
solche Gruppe zu bilden, hat C."
— Versuchen wir nun für den brüsken Übergang zwischen
Vosyii n und Saunois eine begründende Erklärung zu geben, so scheint
die Verkehrskarte der Gegend manches zu lehren. Ein dichtes Straßen-
netz1) bedeckt das Vosyicn- und ebenso das Suunois-gebici. Dagegen
ist es mit den Verbindungen zwischen beiden Gebieten schlecht bestellt
Eine lange Reihe von Wäldern zieht sich von Saarburg (56) bis Luné-
ville (52) den Verkehr hemmend hin. Diese sind von Norden naeli
Süden: Brainches, Hohe Buchen, Ketzing Holz, Rixinger Wald, Wald
Schirzingen, Wald Garenne, der große Forst von Parroy (.77). An
zwei Stellen ist die Wälderreihe dem Verkehr eröllnet, im Norden
zwischen Brainches und Hohe Buchen, dann in der Nähe der Reiohs-
grenze bei Mousse y (40). Interessant ist es nun festzustellen, daß
gerade an diesen Durchgangspunkten das Saunois am weitesten nach
Osten reicht. Moussey (40) gehört izanz zum Saunois. Dianen-Kappel (54)
im Norden in der Nähe der großen Straße von Azoudange (21) nach
Fleming (60) hat, wie wir bereits gesehen haben, einen Mischdialekt,
und wenn man die geographische Lage des Ortes näher betrachtet
— eigentlich im Fcw^'cH-gebiete, ganz nahe bei Kirchberg-am-WaJd (5r>)
und Barchingen (.>#), welche die reine FwpwH-mundart haben : dagegen
von Brainches und Hohe Buchen, sowie vom Stock-Weiher vom Saunois-
gebiete getrennt und sehr abgelegen von den nächsten 5«Mwow-orten
Rodt (15), Langenberg (16), Azoudange (21) —, so scheint mir die
Vermutung nicht allzu gewagt, daß auch Dianen-Kappel ursprünglich
reinen Vosgim- Dialekt hatte, und daß das Saunois erst in jüngerer Zeit
eingedrungen ist, nachdem ein bequemer Verkehrsweg durch die
Wälder angelegt war.
Vergleicht man die Verkehrskarte mit der Lautkarte südlich von
Moussey < «>), so bemerkt man einen scheinbaren Widerspruch. Die
Dialeklgrenze verläuft nicht, wie man es erwartet, westlich vom Forste
von Parroy, sondern dicht östlich davon, sich nach Süden wendend,
bis sie sich dann jenseits des großen Forstes von Mondon gabelt
Marainviller (51) und La Neuveville-aux-Bois (17) gehören also noch
') Die heutigen Straßen sind meistens die ausgebesserten alten von D"rf
zu Dorf führenden Feldwege und dürfen daher im allgemeinen aueh als die früheren
Verkehrswege gelten.
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- :W7 -
zum Satinais. Dagegen ist Emberménil (9 t) vorwiegend rwujini. Diese
Tatsache, daß der Forsl von Parroy im Osten vom Saunais förmlich
umzingelt wird, erkläre ich mir derartig, daß das Sannois von Süden
her über f'.hanteheux t/V), Sionviller (4/i) und Croismare (öo) nach
Marainviller (öl) und La Neuveville-aux-Bois (47) drang, wahrend im
Norden Vaucourt (.V.'y), Xousse (tl), Remoncourt (42) von Xures (.'>."<)
und Lagarde (H*>) aus beeinllußt wurden. Demnacli würde sich also
auch im Süden, ähnlich wie bei Dianen- Kappel (.7/), ein Vordringen
des Saunais nach Osten bemerkbar machen.
Oberhaupt ersieht man aus der Lautkarte, daß südlich von
Moussey (40) die Dialektgrenze, wenn auch noch immer scharf bleibend,
doch etwas auseinandergeht ; mehrere Linien (XXIV. XIV. XIII, XXVII,
XXIII, XXII) divergieren ein wenig, so daß die Ortschaften Béna-
ménil (110), Dom.jeviti (///) Vého (102), Leintrey (9ö), Emberménil (94),
zwar zumeist dem Vosykn angehörend, einige Laute mit dem Saunais
gemein haben. Diese Erscheinung findet m. E. ihren Grund darin,
daß unsere Grenze südlich von Moussey \40) viel älter ist, als nördlich,
und daß daher in der langen Zeit das Vordringen des Saunai* nach
Osten allmählich vor sich gehen konnte. Ks ist nämlich eine historische
Tatsache;, wie Witte im Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische
Geschichte und Altertumskunde 1890 nachgewiesen hat. daß um die
Wende des 10. und 17. Jahrhunderts die deutsch-französische Sprach-
grenze nicht wie heute verlief, sondern viel südlicher bei Moussey (W)
und Avricourt (.s/t etwa der jetzigen Reichsgrenze entlang. Erst seit
dem 17. Jahrhundert wurde das nördliche Gebiet romanisiert, und
zwar geschah die Romanisierung, wie man aus der Lautkarte ersieht,
nicht in willkürlicher Richtung, sondern das Vasgkn drang von Süd-
osten ein, das Saunais von Südwesten. Heide Mundarien machten an
den Seen und Wäldern, die den Verkehr hemmten, Halt, und die
Folge davon ist die so äußerst sehroüe Dialektgrenze.
— Zum Schlüsse möchte ich noch bemerken, daß ich diesen
Erklärungsversuch der Grenze zwischen Vosykn und Sannois eben nur
als einen wahrscheinlichen Erklärungsversuch hinstellen will. In einem
exakten Beweise Mundartgrenzen begründen zu wollen, ist bei der Spär-
lichkeit der historischen Dokumente ein in vielen Fällen unlösbares
Problem.
Man könnte mir auch einwenden, daß die Wälderreihe nebst
Seen zwischen Saarburg töij) und Lunéville (ö2) nicht gut als hin-
reichendes Verkehrshemmnis zur Trennung von Vasynn und Saunais
angesehen werden darf, da doch im Osten das Vosykn ungestört über
20*
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30R —
den hohen Kamm der Vogesen hinweg bis nach Schirmeck <U2)
reicht. Letztere allerdings auffallende Tatsache erkläre ich mir nur
dadurch, daß vom flachen Lande her zahlreiche den Verkehr ver-
mittelnde Flußtäler ( Weiße Saar, Rote Saar. Vezouse, Plaine, Rabodeaul
zum Dononpasse hinaufführen, von wo aus die Mundart dann bequem
auf der arideren Seite ins lireuschtal nach Schirmeck (14.2) hinunter-
steigen konnte1). Unsere Gegend ist demnach recht typisch für den
von Gauchat, 1. c, S. 399, aufgestellten Satz: „Die Idee, daß nur
größere Terrainschwierigkeiten trenneude Kraft haben, ist zu modi-
fizieren. Fine Hügelkette, ein schmaler Fluß genügen unter Umständen.
Andererseits hemmen oft hohe Berge — das ungeheure Montblanc-
Massiv bildet keine sprachliche Scheidewand! — den Verkehr nicht,
auf den es allein ankommt". Die kleinere Terrainschwierigkeit ist in
unserm Falle die Wälderreihe zwischen Saarburg und Lunéville, der
hohe Berg ist der Donon.
Über die äußere Anlage der Arbeit bleibt noch einiges zu be-
merken.
Da diese eine Ergänzung und Weiterführung der ostfranzösischen
(irenzdialekte von Horning für das entsprechende Gebiet darstellt, so
bin ich auch dem Plane von Horning in der Lautlehre gefolgt. Die
Paragraphen von OG habe ich den meinigen stets beigeschrieben. Die
Formenlehre ist ähnlich angelegt, wie die von This, Mundart von
Falkenberg.
Als Typus für das Vosyini habe ich das Patois meiner Heimat
Hattigny (7S), als Typus für das Saunois das Patois von Ommeray
genommen. Daraus, daß diese Dörfer ziemlich weit voneinander ent-
fernt liegen (28 km) und daß es daher nicht auffällig ist, wenn der
Sprachunterschied groß ist, kann mir kein Vorwurf gemacht werden.
Die Lautkarte gibt genau an, daß der Sprachunterschied zwischen
zwei benachbarten, hart dies- und jenseits der Dialektgrenze gelegenen
Dörfern nicht viel geringer ist als zwischen Hattigny und Ommeray.
■)This in ..Das Rcir|,s!and ElsaMvothringen" I.Teil, S. 102, achreibt: >
•lern Breuschlal drang die romanische Sprache *) von zwei verschiedenen Punkten
aus ins Elsaß ein, nämlith vom Donon und von Saales \15S) lier, und beide
(iruppen von Romanen trafen etwa bei Rothau \Î4(>) zusammen.
*} über die für die Wende- des und 17. Jahrhunderts geltende deutsch-
franzosische Sprachgrenze.
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- 309
Ich habe diese beiden Ortschaften deshalb gewählt, weil ich da unter
besonders günstigen Verhältnissen mein Material sammeln konnte.
Die angeführten Formen aus Ommeray wurden stets durch O,
diejenigen aus anderen Dörfern durch die entsprechende Zahl bezeichnet.
Die Formen, deren Herkunft nicht näher angegeben ist, stammen immer
aus Hattigny. Wenn auch für Hattigny die Bezeichnung der Beispiele
nötig ist, so geschieht dies durch II.
In der Regel genügt es. Beispiele aus Hattigny und Ommeray an-
zugeben. Die Lautkarte macht ein weiteres Aufzählen überllüssig, da
sie es dem Leser ermöglicht, die entsprechenden Formen der anderen
Dörfer leicht abzulesen.
Die Karten.
Die Ortschaften 1 — 1~>S. 1— ',:> gehören zum Saunois, ~>l — lf*s
zum Vosgien.
1 Biedesdorf. 2 Ktiltingen. .V Vergaville. / Rohrbaeh. ü Ang-
weiler (Àwî). (> Bisping (Bœspr). 7 Dieuze. * Lindre-Haute. 9 Lindre-
Basse. 10 (iermingen. 11 Disselingen. 12 Tarquimpol. /.V Essesdorf.
14 Freiburg (Fribo). 1~> Rodt. 10 Langenberg (Lftg< b<r, La/,gîbër).
17 Mulcey. 18 Weißkirchen. 11) Güblingen. 20 Gisselfingen. 21 Azou-
dange (im Vosgien Àzudôs). 22 Geistkirch (ftüvlig). 23 Donnelay
(Dylnœ). 21 Château-Salins xr, Vie. 2<i Xanrey. 27 Lezey. 2S Ley.
29 Ommeray (Yomrœ). no Bourdonnay. Hl Maizières (Meli* t). :i2 Klein-
Bessingen. HH Moncourt. H4 Coincourt (Kwt' ko). nr> Xures ( Yür). Hü La-
garde (Legats). H7 Parroy. Hs Mouacourt. H9 Vaucourt (Wako).
40 Moussey. 41 Xousse (Aus). 42 Remoncourt (l^rmo/ko). 1H Hé-
naménil. // Linville-au-.lard. i~, Bonviller. in Sionviller. 17 La Neuve-
ville-aux-Bois. /n Jolivet. 49 Chanteheux V> Ooismare. ~,l Marain-
viller. ~>2 Lunéville (Lnèvîl). öS Fraimbois (Frêbnj. w Dianen-Kappel
(Kop). .Vt Kirchberg-am-Wald (Kyçrpi, § 28). .V> Saarburg (Solbo). ~>7 Im-
. lingen (Kmli/(). Barchingen ( Bärsi/J. ö9 Bebing. no Heining (Hornig).
ai Schweixingen (Swagzös, frz. Xvuarangr). H2 Gondrexange (Gôdrœ^ôs).
(iH Herzing. 64 Neufmoulins (Nyœmolw,). fi.ï Hermelingen. (J(J Hessen.
67 Landingen (Làdùs). as Lœrchingen (Lworki/, oder Rworkb;, s. § 47).
m Nitting. 70 St. Georg (Sê ZwoZ, §§ 47, 05). 71 Aspach (Âspok).
72 Laneuveville. 7H Weiher (Vuyer). 7 i Rixingen (Rsiko Jinhicuurt).
7.1 Ibigny (Ibnyœ). //; Rkheval (Ruzri rus -•- ri muge niismtu).
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810
77 Haie des Allemands (Lç Hay dez Olma/(). /.s Hattigny (Hetnye).
79 Fraquelüng (Fräkli/J. SO Niederhof (Nidrehô). si Métairies-Sl. Quirin.
$2 Wasperweiler. 83 Alberschweiler (Âbre*wi). sf Avricourt (Avriko).
-svi Foulcrey. sa Amenoneourt (Amno>ko). .s7 Igney. n,s Gogner.
sa Tanconville (Taçkôvil). 90 Bertrambois (Betràbô). 91 Lasceraborn
(Lçfrîbol). 92 Türkstein (Tre/tb, ). 93 St. Quirin (Si; /, Kur\ ç/j. 91 Embor-
ménil. 9~i I, eintrey. .%' Gondrexon (Gndrœ/o/,). 97 Autrepierre. 9H Repaix
(Rpa oder 1-Jrpâ). Blâmont (By;uno/). 100 Frénionville (Fromôvil).
101 Cirey-sur-Vezouse. 102 Vého (Bho). 103 Reillon. 104 Chazelles
(Srzel ). m Verdenal (Wçdna). 1W Barbas. H>7 Harbouey (Horbuyœ).
10s Petitmonl (Ptemy/,). 109 Val-de-Bon-Moutier. 110 Bénaménil.
111 Donijevin (Dozvb,). 112 Fréménil. Iii Blémerey. 114 St. Martin.
1V> Herbéviller (I h/rby^vli»). lia Domêvre (Donn r). 117 Ancerviller.
ils Halloville (llolovil). 119 Nonhigny (Nùhnyœ). 12(> Parux.
121 St. Sauveur (Sf' Sâwi). 122 Buriville. 123 Ogéviller (Ôzyœvlç
oder ÙzyœvU"). 124 Kéclonville (^rtyùvil). 12r> Hablainville (Hebyèvik
126 Migneville. 127 Monligny (Môtnym). 12s St. Pôle. 129 St. Mauries
(ScMori^). Vio Montreux (Mutriyœ). 131 Neuviller (Nyievle1). J:i2 Badon-
viller (Bâdùvh"). 133 Bréménil (Bremni). Vif Angomont. 13ô Allarmonl.
Via Vexaineourt. 137 Euvigny. l.'is Raon-.sur-Plaine (Rovô si Pycn).
139 Grandfontaine, lio Framont. 141 Wackenbaeh. 112 Schirmeck
iSçrmek). 143 Hersbach (Hvrspa). 144 Wirch (\\\X). 14', Lützelhausen
lia Rothau (Rot). 147 St. Clément (Sè T.<œmo). lis Domptail (0ôt>ç).
149 Baccarat (Bokoro). V>o Neufmaisons. lùl Celles. i:>2 Raon-
l'Etape <E<; Grà Rovo/; La Gmtuh Jtmn). L~>3 St. Biaise t>t Moyen-
moutier. Senones. mi Moussey. V',7 Bel val. Vis Saales
Die Lautkarte.
Die einzelnen Lautgrenzen mit den Paragraphen, in welchen sic
ihre Erklärung linden.
I: 9, 15. 19, 24, 139. 150. 151. II: SS 13, 22, 26. 38, 42.
43, 44, 53, 56, 135. 139. III : 70, 75. IV: SS 70, 96a.., 96h).
V: 73, K2, 94, 95. VI: SS 45, 55, 56, 57, 70. VII: S 95.
VIII: SS 11, 24 Anm., 30, 32. 34, 62. IX: S§ 8, 10, 29, 52. X. X':
S 45. XI: SS 14, 18b), 25, 26, 27. XII: SS 28, 1« Anm. XIII,
XIII', XIII": SS 2«. 149. XIV: SS 1», 139, 149, 150, 151. XV: S 13y-
XVI, XVI' : S 139. XVII : SS 32. 46, 47. XVIII, XVIII', XVIII" : $5 29.
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33,30,48. XIX: £§ 30,38. XX: £ 90 b). XXI : *: 105. XXII. XXII',
XXII ": §32. XXIII : 5« 31. XXIV: ^139, 151. XXV, XXV, XXV":
S 139. XXVI: S 139. XXVII: S 10. XXVIII: ^ 09, 74. XXIX:
3, 14, 10, 18, 25, 27, 28, 33, 37, 41, 43, 44, 45. 40. 48, 50, 52,
54, 50, 57, 59. 139, 141, 151. XXX. &î 70, 96a). XXXI: $ 90a).
XXXII: S§ 46, 52. XXXIII: S 139. XXXI V: § 135 Anm. XXXV: § 10.
Die Lautzeichen.
Die Vokale ohne» Quantilütsbezeichnung sind kurz. — Länge,
ii, immer lang, zwischen a und artikuliert. «• offenes e. e ge-
schlossenes e. o oiïenes o. o geschlossenes o. »j- offenes fran-
zösisches ch. u' geschlossenes frz. m. u frz. ou. ii frz. m.
ii, »'•. ï. ô, (Î- Nasalvokale.
Konsonanten, x stimmloser hinterster gutturaler Reibelaut;
h ist der entsprechende stimmhafte Laut, y i-Konsonanl. r(
Gutt uralnasal f n in deutsch .,Fink"). s stimmloses s ; z stimm-
haftes s. s frz. rh in chat ; /. frz. j in je w u-Konsonant.
Abkürzungen : frz. französisch, vfrz. vulgärfranzösisch, afrz.
alt französisch.
312
LAUTLEHRE.
VOKALE.
VORBEMERKUNGEN.
Wortton.
1. Einen leichten Ton trägt in der Regel der letzte Vokal des
Wortes, wie im Französischen. Ausgenommen sind diejenigen Wörter,
in denen der Vokal der vorletzten Silbe lang und der Vokal der letzten
Silbe kurz ist. Diese Wörter tragen den Ton auf der vorletzten Silbe :
krétye (croix -f Suffi x-t-ier, sculpteur), hâ-ly (haut-lù là-haut),
kfij-te (zu kuhye, tais-toi), ys lâfly (se faufila), tïtç (tinter), sâte (sauter),
<âdroj? (chaudron), lâsç (lait), lâsye (lâcher), dâyo (*daillet daillentcnt),
Anyes (Agnès), Trimâzo (trimâ -r SulT. - et Mailiedï, rudyo (*rondilUt
- rondeau), r-âti (chétif), fénya// (fainéant), âsi (aussi), TYmot (Antoinette),
vâly (tatet), vâyo/, (oeau + Suff. - on - jeune veau), vâyot (veau + Suif.
-ette -jeune vache).
0 : sömyi (sommeiller), tsiri (jutit canard), alat | = // àlyt, ailette),
bcài (Wcfcr), vayat ( //vâyot).
Einige dreisilbige Wörter mit kurzem Vokale in den beiden letzten
Silben sind Proparoxytona : // läzmede (dem Sinne nach - lcy-me-s-
te-lare laisse-moi-je-te-laisserai, nonchalant), in () luzmœdœ (quelipào*
qui sc plaint toujours), H mâgriye (maugréer, mißhandeln), 0 sâmœh
(moisi).
Zur Quantität der Vokale.
2. In der Anfangs- und in der Tonsilbe entsprechen französisch
kurzen Vokalen im Patois vielfach lange Vokale. Dabei ist zu bemerken,
daß in zweisilbigen Wörtern mit kurzem Vokale in der Endsilbe durch
die Längung des Vokals der Anfangssilbe nach S 1 im Vergleiche zum
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- 313 —
Französischen eine Accent Verschiebung stattfindet, indem der Wortton
auf die Angfangssilbe lallt.
a) Dehnung in der Anfangssilbe: pàlro>; {patron), Mûris (Maurice),
pisno (poussin -f SufT. - et), valu, vân>; (vanner), vâney (vannée plein
un van), pépye (papier) " 0 papï, tâpç (fa/>er mit dem Sinne „heftig
zuschlagen", z. B. eine Tür, ein Fenster), gâwne (soigner, nourrir, gebildet
nach gaw — Mund), köpe (couper, entsprechend kôp coupe, Sing. Praes.),
dérye (derrière), Bâli (liailly, Familienname), bübin (bottine), Ânyes
(Agnès), Â.spok (Anspach), gyûru (der Form nach glorieux, dem Sinne
nach orgueillcu,c), fénya», (auch vfrz., fainéant) — 0 fdmyà, 0 sömyi
(sommeiller), 0 dûyi (doubler), 0 dÛri r,i dlri (rf«ra ). - âlôs (im Aus-
drucke ser v l'alös clioir à l'allonge mit dem Süine „mißglücken")
molâ (möllern + Suff, -ard, mou. Dagegen molo — mollet mit kurzem o),
ïirmôl (armoire), fôlyâ (folâtre), mâlâx (mal + o/sc, Adj. - mißmutig),
krôlêr " 0 krôlœr (afrz. croliere ■= fondrière). — Bûdôvle (Badonviller),
Àmno/,ko (Amenoncourt), Ôzyœvle (Ogéviller), O sôhâdi (souhaiter). —
ârraonçk O iirmœnek (ahmnach), âmiz»; O âmûze1 (amuser). Die
beiden letzten Wörter sind Proparoxytona nach § 1, cf. lazmede.
b) Dehnung in der Tonsilbe, besonders vor Nasalkonsonanl
und 1: mil (mille), Meryàn (Marie-Anne), mrnvêl (manivelle), ôtêl (autel),
pêy (im Ausdrucke pey de sey paille de scie, d. h. sciure), om (Itommc),
rôp (robe), rim (rhume), serfey (cerfeuil), sel (w/fc), sin (- sijwie und -
cygne), çkôl (cco/c), gyôn - O dzân (^fanc), gùl O gâl (gale), sàdël
(chandelle), kurôn (couronne), vil (ritte), Pol (JW), Kàbrehôl (Kammer-
holz), hôl ~~ O liai (halle), ferïn (farine), kuhin (cuisine).
c) Dehnung in der Anfangs- und in der Tonsilbe zugleich: afre
{affreux), bûkîl — O bâkiil (--- afrz. bacule, frz. bascule. Den Sinn bascule,
Wage hat das Wort nicht. Es bezeichnet nur die bekannte zum Wasser-
schöpfen dienende hebelartige aus Pfosten und darauf beweglichem
Baume bestehende Vorrichtung), "ton (automne), karyôl (carriole), Ôgistïn
(Augustine). O ôpitâ (hôpital).
Anmerkung. Ein Fall von Dehnung in einer unbetonten Binnensilbe
ist miräbcl ( vfrz. mirabel, mirabelle).
Zur Kürzung des e in -yer s. § 25.
Vokalschliessung.
St. Es ist eine unverkennbare Tendenz des Patois und ihm folgend
des Vulgärfranzösischen, die im Französischen offenen (zumeist langen)
Vokale zu schließen. Cf. Zéliqzon, L. M., S. 8.
frz. e wird é: vép (vêpres), marên (nuirraine), yer (hier), gref
(grive), grrn (graine), Riten (fontaine), fivr (frère), fivs (fraise), fet (fête),
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çkler (celai r), lôn (laine) lof (lèvre), vm (aime), onu x (vfrz. amer, «M**:,
vfrz. ser (ehr), vfrz. < 1 (o»7c), vfrz. ses (chaise), vfrz. duzén (doutait*),
vfrz. vor (/vr od. nrrc od. ivrf od. m*s), vfrz. sek (seigle), vfrz. rivycr (rivière).
— frz. <r wird vfrz. àprn r (empereur). — frz. o wird o: kor (co>7>s}.
vfrz. a/,kôr (encore).
Schließung und zugleich Dehnung [§ 2. h> u. c)j: nn;nvel (mt ni-
velle), bei (belle), otel, öm, rop, serfoy, sêl, ekol, >àdel. kurôn, Pôl,
Kübrehöl, utön, karyol.
Schließung und zugleich Kürzung : Anyes 0 Ànyœs (Aynis), çzet
vfrz. a/cet (achète). Schließung von fauusfe. kurz e: esyet (assiette i.
Das e dieser Formen verteilt sich nach Lautgrenze XXIX. Demnach
wird /.. B. in 70 esyet zu esyœt. Schließung von französ. kurz \<
not (notre), vot (votre), plot (pelote), hol l/wtfc) u. a.
Zur Schließung in -ver s. § 25.
Diese Tendenz die französisch offenen Vokale im Patois und rm
Vulgärfranzösischen zu scldießen gilt nun für solche, die besonders gut
französisch sprechen wollen, als korrupte Aussprache. Indem sie sich
aber bemühen die Vokulschlicßung zu vermeiden, verlallen sie vielfach
in die Preziosität französisch regelrecht geschlossene Vokale offen zu
sprechen: *oz (chose), rôz (rose) u. a., was fast südfranzösisch klingt
und sich in Lothringen ziemlich fremdartig anhört.
4. Zu §§ 2 u. 3. Die Dehnung und Schließung spielt auch in
der Konjugation eine Rolle, indem der kurze und offene Vokal der
Anfangssilbe von zweisilbigen endungsbetonten Verbalformen gedehnt
und geschlossen wird, sobald er in den entsprechenden einsilbigen stamm-
betonten Formen den Ton erhält (§ 141):
dozye 0 dehi (tardicare) — dös - 0 dejr (lardicat), krov«;
(creeer) — kröf (crève), zyle (geler) - zol (gèle), pole (peler) — pol
(pèle), voye (reiller) — voy [ceille), love (laver) — lof (lave), bçve (baver)
— bel' (bave), sohye (charyer) — *>x (eharye), mole (mêler) — mol
(mêle), bçye (afrz. bailler - donner) — boy (baille), peye (payer) —
poy (paie).
7m S 2, a). Übertragung des langen Vokals aus der stammbe-
lonten in die endungsbetonte Form hat wohl stattgefunden in: 0 duri
51. diri (durer) <> dür 54 dir (dare), O duvi (doubler) — (luv
(double).
Die Nasalvokale.
5. a) Die Nasalvokale verlieren die Nasalierung:
à: Myamnn (frz. JJbUnont, für Byamon * ßlancmont), Zäwi (•/<"»-
Ixntis), holmade (*allemander, d. h. parb r alletnand), laba» ( fowi/' J
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Partizipialendung -auf, frz. lambin, in 0 lAbinä — lambin -f -twd), zänyeti
neben zänyeti ( «/fw.« -f ?, Sinn : »7«« <> l'aisc, rentiers).
r: y5 pyës neben pyt-s (planche), mes neben mès 1 mange), elro.s
neben être* (étrange). OG, § 21 u. § 177, e) giebt Horning Rir c3 <S.V
die Formen niez. pyys etrçz. Ich babe nicht y, sondern ê gehört.
ù: kno^ neben knô^* (connaître. Cf. 0(î, S. 9S, cnû/ c4), knôpri
neben knô*i (f«/w«/<), knûgor neben knô^or (connaissais), knô neben knô
(connais) im Innern des Satzes vor Nichtguttural: z lo knö byç oder
z lo knô byy (> k connais bien), dagegen nur z lo kno/, ko (,/> le
connais meure), cf. § 7. Môiny/, neben Mômy*4 (Edmond), körn neben
kôry O kôra neben kôra (afrz. eonroi, neufrz. eorroi).
b) Umgekehrt: Nasalierung von langen Oralvokalen ohne daß,
wie z B. in nèti statt m'-ti (nuitée), Angleichung an einen Nasalkonso-
nanten vorliegt:
àbâl (aubade), neben hr> (huche), cr.'-t (di Iii,) ( arêtes du
lin, d. h. déchets du lin ipumd on le maeque) ^ 0 eret (di Hk), Ö pris,
prizy (prise de tabac, priser). Il pîzy> (pigeon. Interessant ist, daß pizy/(
entsprechend im Vulgärfranziis. vielfach pezy*, neben pizy/ gesagt wird),
pîsél neben pisêl {puerile, Name des Marienkäfers, der bête à tum Dieu.
In ~>4 heißt der Käfer pyyt liscl di bö Dzo> petite (kelle du bun Dieu :
pis< l ist nämlich sonst ungebräuchlich, weshalb es in zu fremdartig
klang und durch find ersetzt wurde *. Ozyu»vle neben ( Jzycvvly (OgérilUr),
sohâdye - 0 söhädi (souhaiter). Zu ovo (acre) s. £ 67.
6. Auflösung der Nasalvokale in Oralvokal - Nasal-Konsonant
vor Niehtguttural. Einzelfülle: vor b: inymbü neben mi-ba (Synonym
von lâbar4, lambin): vor Dental: lyndemi;/4 (lendemain), Fankot, aus
•Pantkot entstanden (Pmtccéde), yndype (en inde t dqmis): vor s:
Wcnso/, ( Voinsm, Familienname).
Verlust der Nasalierung: vor m* tni (Negation mie): ze n dehy
ni sele (nous ne disons mie cela), le swâ n vely m tirye (les cfccaux
ne veulent mie tirer), i n lye m by»; (il ne tient mie bon), 1 e^-h; n zwe
m bçj4 (rhnis-là ne joint mie bien), statt ze n dehô m sele, u. s. w,
Khenso vor m' moi : dy^y m descends-moi, vy m lo - eends-moi-le,
d. i. rends-le-moi. — in bc vor Vokal : be-n 0 bï-n iiz (bien aise),
bv-n âhi (bien aisé), by-n yvru (adverb. Ausdruck, s. § 154), be-n ypryty
(bim apprêté bien habillé), be-n ytrnpy attrapé), by-n c pwon
(/«'en «1 peine).
Der Verlust der Nasalierung vor m' (mie) und in bc vor Vokal
ist eine Laut regel.
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7. Lautgesetz. Vor Guttural im Worte oder im Satze, sowie
vor Pausa werden die Nasalvokale regelmäßig aufgelöst in Oralvokal + rt.
Dieses wichtige Lautgesetz (cf. Zéliqzon, L. M., S. 5) wirkt mit
aller Kraft, auch im Vulgärfranzösischen. Wenigstens gilt dies für das
Vosgirn. Im Saunois wird das Gesetz vor Guttural gar nicht angewandt
und vor Pausa kann man weniger von Aullösung in Vokal + rt als von
Nasalvokal, dem ein schwacher Gutturalnasalklang folgt, sprechen.
Diesen Klang, welcher einem dumpfen ç ähnlich klingt, wird von This
und Zéliqzon durch • bezeichnet: Cr, (•*, i; ù".
Beispiele. Im Satze:
1 Nasalvokal vor Nichtguttural. * Nasalvokal vor Guttural. 3 Nasal-
vokal vor Pausa.
In O: val I" grà* ga^ôo:1 (voilà un grand garçon),
lin Worte vor Guttural: dçfra/;gye (zerfetzt), fyaçke (- flanqué
mit dem Sinne fatigué), vfrz. a/;klütn (<mdumc), vfrz. a/;kôr (encore),
berzç/,k (brindv :ingue), pi/,k 0 pïk (épine), trtygçlt = O trlgçlt (Trink-
geld), barajyk O baràk (zu barrer, Stange zum Trennen des Viehs im
Stalle), a»;kr, auch vfrz., O àkr (cnerc), O akawe1 (incaud at usj,
angles — O àglês (anglaise, angles, Substantiv, heißt auch „Flasche'*. Falls
angles in diesem Sinne anglaise ist, so muß es ursprünglich, bevor
es schlechtweg „Flasche" heißen konnte, zur Bezeichnung einer beson-
deren, und zwar englischen Flaschenart gedient haben, cf. bordelaise
„ Bordeaux-Flasche' • und champenoise „Champagner-Flasche". Wir
haben hier dieselbe Erscheinung, wie wenn charrue durch beljikc
Bclgitpte ersetzt werden konnte ; cf. Atlas linguistique, Karte 246, No. 946
und cf. Fœrster, Z. XXIX, S. 233).
Nach unserem Lautgesetze ist die von Horning, OG 105, 173,
gegebene Form ôklw, in c* ~ 93 ungenau. Sie muß o/.klb, lauten.
Ebenso ist me/jye in cs - aii unmöglich (OG 10). Die Form heißt
mi'zye.
Besonders stark wirkte das Dcnasalierungsgesetz in folgenden
Fällen, wo nach Öffnung des dem t\ folgenden Gutturalverschlusses sich
ein k als Verstärkung des t. entwickelte: i>,k vor Pausa (i-n um, i
<w;i an homme, un cheval; aber z è-n ç b;k, fen ai un). këkrçk
elle se marie avec un
beau grand garçon.
Venez voir donc!
voilà un chevreuil!
Vitö wâr doj;3! vçl ï èçvriye! t)
vfrz. Vœne wâr dy/,3! wçla œ sœvrœy! /
val di bö1 vî''3 (voilà du bon vin).
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(quelqu'un), vfrz. fçnççk neben fvnçi;, im Patois feni/, (Pfennig), vfrz.
z cm byr la sup avçk dû pvrr — Mw«;, & 1 «m myœ sa>,k (J'aime
bien la soupe avec du pain. Moi, je l'aime mieux satis).
Auf diese Weise erklärt sich wohl auch das k der im Saunois
vorkommenden Formen lïk und lèk (lin). Dieser Erklärung steht die
Tatsache, daß, wie wir gesehen haben, die Denasalierung im Saunois
schwächer ist, als itn Vosgien, insofern wenig im Wege, als wir dort
diese Schwächung dem Einflüsse des Französischen zuschreiben dürfen,
während die Denasalierung früher wohl allgemein lothringisch war
Cf. Zéliqzon, L. M., S. 5').
Ein besonders interessanter Denasalierungsfall ist das Wort ç',grawç.
Dieses ist - inraucatum •— allfrz. enroé, frz. enroué (heiser). Durch
das r, welches hier onomatopoetisch stark guttural ist, wurde nach
unserem Gesetze Denasalierung von v zu e/, bewirkt, was die Ent-
wicklung eines g zwischen t; und r als Obergangslaut zur natürlichen
Folge hatte, a für o (die regelrechte Form wäre *ei#rowç) erklärt
sich durch das r.
DIE EINZELNEN VOKALE.
Betontes A.
Freies A.
■
8. (OG 1). Freies betontes a wird im nördlichen Vosgivn zu e,
im Saunois, sowie im südlicheren Vosgien wird es zu y. v und y ver-
teilen sich nach Lautgrefnze IX. Östlich und nördlich derselben kommt
nur e vor, südlich und westlich herrscht e* vor, ohne daß jedoch in
der Nähe der Lautgrenze ç ganz ausgeschlossen ist. Der i - Nachklang
ist also häufiger als Horning annimmt.
kyç (clavemj 0 tâç» =- 40, 84, 87 tyv - 133 kye1, siçgyç (sin-
gulare m) - 0, 40 sftdzy =- 84 sàdyy - 133 sii;gye\ sole (soulier) - O, 40,
84, 133 sole1, byç (blé) - O byy, ne (wer) O ne\ -are und -a lu m: site
(cluinter, chanté) - O, 40 sale*, pâlç (parler) O pâle* ~ 40 pale1, jfûdye
(êchnuder) - O, 40 jrädzy, vrgyone (rcglaner) - O çrdzane* 40 çrd/.onç1
neben çrdzone.
') Die Patoisanten des Saunais halten die starke Denasalierung im Vosgien
für etwas grobes und häßliches; i râyù sie dà lç gojj (,/« arrachent cela dan*
la gorge), sagte mir eine Frau aus Rodt (15) in Bezug darauf von den Einwohnern
von Gondrexange Dies ist aber der sichere Beweis, daß die Soumis die
französische Aussprache vorziehen und dieselbe anstreben.
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kir*' (curé) in H statt *kir«; mit ê statt e erklärt sich durch don
französ. Einfluß. In 0 regelrecht tsin».
Ciarum wird in H zu kyç und kyer. kyç wird vom Lichte
gehraucht: i IV kyç d lin (il fait clair de lune), ze n wo m kyç (je
ne rois pas clair), kyër von den Flüssigkeiten : «Ii vi», kyër (du ein
clair), kyer ist wohl vom Französischen clair beeinflußt, indem
das ai ( ç) nach £ 3 geschlossen wurde. Auch in 0 ist die Form
nicht rein, sondern tse statt * Im» : i fa ts- d lim.
Neben ç und i» begegnete ich. wie schon Horning, den Lauten <
und ë, die allerdings spärlicher gestreut sind und meistens nur zugleich
mit e und Ç auftreten. Es ist dieselbe Erscheinung, die Horning fur
Gruppe D feststellte. Die westlichsten Funkte der Laute ë, c- sind 84
und 47: 84 säte l'yœ 47 säte Iii (sauter dehors, d. h. sortir), neben
pâle1, sale* u. s. w. Im Saunais (ausgenommen die Kndung -atis, die
da allgemein c: O vie site H vu .site, nuis chantez) finden sich
<• und <•' nicht. Daher sind auch die von Horning für b* 22 ange-
gebenen Formen ei;se\ ^ädi" hesser käse* und ^äde1 zu schreiben.
Ostlich von sf werden ë u. häufiger. In J(>~> z. R. hat man c\ c
und ë nebeneinander: tyç oder tye (clé), sb,gy<- oder si/gye [sanglier),
este* oder este (acht ter), tuwç' oder tuwé. (Ywr), putr oder pul«' (porter.
âdi m e putc sie aide-moi à porter cela). In 7.V.V ist r als Infi-
nitivendung sogar Regel : putc oder put»-, gyoix- oder gyonë {glatter).
Sonst e<: kyy> (clé). si/(gyç.
Anmerkung. Mit der Laulgrenze e — i- ( freies a j fällt natür-
lich auch die Grenze e -r ( -eil um. // >epe (), 40 spiJ, chapeau)
zusammen, sowie die Grenze <e— <i" u. R. // ühode // ähodya'
84 ahedu" 40 uhodzn« Oâhedzii-, aujourd'hui). Weitere Reispiele an
den betrelTenden Stellen der Arbeil. Linie IX ist also allgemein die
Lautgrenze des i-Naehklangs.
Das Gesetz des i-Nachklangs gilt auch für das Vulgärfranzüsiselie.
Sogar in der Stadt, z. R. in Lunéville und in Nancy, ist es in der Volks-
ausspraehe noch sehr deutlich bemerkbar.
1». (OG 2). ë lateinisch a in frz. geschlossener Silbe ist ein
besonderer Fall der S 3 angeführten allgemeinen Regel.
-ata -i'y, in O vielfach -ey: silcy ('hantée), krovey O kravey
ycreeée), anëy (année. In /7 bedeutet e l'anëy à Vantu'e soviel, wie en été)
O ançy, fini» y (fumée), sçmnëy (cheminée), smey (summum 4 a ta.
Sinn: sommet), kruwey \corvé» ■') O kruwey. buwëy (buée ■ lessire) n
buwçy, zuley (yclé-c) O zuley, sùzey (zum Vb. sùzye. songer : * songé c
idée), kuney ( V c u n n u in a t a, * conér. Sinn : farce, étourderie), tç-ley (gaulée)
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tolêy ist wohl talée, Partizip, zum altfrz. taler - broyer. Durch das
Abschlagen sowie durch das Auffallen auf dem Boden pflegt das Obst
verwundet und zerdrückt zu werden), kwêy (Küchengefaß. Wohl cupa
-h ata, cf. altfrz. eurè, Adj. en forme de cure), çfurêy (ad + fodr -I ata,
ef. fourrage, fourrer. Sinn: quantité de fourrage), 0 köre y (noisetier.
♦col y rus, frz. coudre, — a ta).
Ausnahme: fa ta — H fit y O Tay. Davon das Partizip H fâyc
- O fäyi (fa tat um, verhext), à oder ä nach Lautgrenze I.
10. ((Mi 3). a + 1 ä im ganzen Gebiet: /.onä (di uni a lern,
arpent), mû (mal), sa (sali, pä (pal um, pint), 0 opitä (hôpital), Wedna
(Verdmal). — quäle m kë vor Substantiv : ke om (quel homme], ké
föm (quelle femme). ~ kél in lokel (lequel), lekél (laquelle), sowie im Aus-
rufe : rwäte war ï pô kel ! (regardez eoir un peu quel.' — sc. ein Subs-
tantiv), talem ist immer tél. ke, kel und tel sind französische Formen.
Das französ. é von quel, tel wurde nach § 3 gedehnt und geschlossen.
— Na ta le m wird Nuwe oder Nuwe1. Der i-Nachklang richtet sich nach
Lautgrenze IX: H Nuwe 0 Nwe1 40, 105, 133 Nuwe1. -ala im
ganzen Gebiete -äl: pal (pala), äl (ala) u. s. w.
Bemerkung. Die von Horning für d* ( Wildersbach) gegebenen
Formen mal o pi, mal o eye/ sind ungenau, malum giebt hier nicht
mal, sondern mä, wie überall, und es ist mä lo pi, ma lo kye/ zu
schreiben mal le pied, mal h ea-ur. Ks ist nämlich eine weitverbreitete
syntaktische Eigentümlichkeit des Lothringischen avoir mal nicht mit <>,
sondern mit dem bloßen Aecusativ zu verbinden : z e mä lo vôt — vfrz.
z ë mal la* vfit (j'ai mal le rentre statt j'ai mal au rentre), z ç mä le
têt vfrz. z é mal la tet (j'ai mal la tète statt j'ai mal à la tête),
/. e mä le pye vfrz. /. c mal le pye { j'ai mal les pieds statt j'ai mal
aux pieds).
11. lOG 4). -a vu m giebt -<»: kyo (cl a vu ml - O tso. Sonst
vielfach auch ty«». 47 u. 94 aber tyow. Auch die in <) vorkommenden
Ableitungen tsawr (clouer) und tsawti (cloutier) scheinen eher auf einer
Form *t.*aw als auf t.<ö zu beruhen. *tsaw würde in 0 der in 47 u.
m vorkommenden Form tyow entsprechen. Zu a statt n s. Laut-
grenze VIII. // kluwe (clouer) ist französisch.
1». (OG 5). Die proklitischen Wörter: me (ma), te (ta), se (sa),
lç (la), le {là), ze lia m), h abc s u. habet e. re.sp. œ nach Laut-
grenze XXIX. vado s. $ 15.
13. (OG 6). a -~ Nasal è: pè (pane m), mè (m an um), grè
(granum), rè (r a m uni, rè d'fogo branche de fagot), dmè (demain), trè
(s tram en), degré, femin. degren tde + germ. gram, altfrz. grain. Sinn:
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Gegenteil von „betrübt": munter, alerte, dégourdi), rwr fr o tan um, Hor-
ning, Z. XVIII. 228', pyc (planum, frz piain. pyr kommt in // nur
im Ausdrucke pyr peyi piain pays vor pyr pçyi heißt „das flache
Land", „das offene Feld4' im Gegensatze zum waldigen Gebirge der Vogesen
und wird zur Bezeichnung des Sänö, des Gebietes des Saunais, gebraucht
So nennt man die .S*<wM«i.*-Muudart auch patwe di pyc pçyi patois
flu piain pays- zum Fnterschiede vom patw«; d lç niôtcn patois de la
montagne oder vom mötinyo», wie das Vosgien genannt wird). Statt
f« findet man Ï in: O lyi H lyè (lim), O muyi ff muyè (nuyenl
Jf kovï (rowain), zugleich erwähne ich hier ff pyàtï (plan tagine m,
plaintain). Diese Î-Formen treten natürlich nur in dem durch Laut-
grenze II abgegrenzten Gebiete auf. Ich sehe dieselben als Analogie-
bildungen zu den Wörtern mit Suffix -inum an, das im î-Gebiete i wird,
s. § 42. Auch cane in richtet sich streng nach Lautlinie II : im î-Gebiete
wird es si, im »-Gebiete s<\
-Ana - -en: rana rrn, fontana — fùtën. Geschlossenes 0
nach $ 3.
14. (OG 7). c -f a ye in dem durch Lautlinie XXIX abge-
grenzten Gebiete, yœ zwischen Lautgrenze XXIX und Lautgrenze XI.
î westlich der letzteren, d. h. im Saunais. Wir haben also im Vosgicn
Diphtong und im Saunois Monophthong, und zwar füllt die Grenze ye
(yœ) — i aus c b freiein a mit der Grenze ye (yœ) — i aus betontem
freiem lat. ç zusammen (§ 25). ff *yer (capram) 07 *ya>r O ;if.
ff *\e% (carum) 07 syœ/ - () sir. Canem. s. § 12. Cado, s.
4; 151. Casam, s. i; 157. Carrum und carnem, s. ?; 19. Zur
Kürzung des e (n>) : £yPr und s\ü>r, s. § 25. Zu syt r mit e statt e
in r,7, s. <; 25.
15. (OG 8, 9). a 4 y ;i östlich von Lautgrenze L ü westlich
davon: pyây (plaie) - 0 pyäy, hay (hak) 0 häy, vra (rrai) (ß vrä.
rä (radium, altfrz. rai: rà d' ri rais de roue, ra di slo rayon du
soleil) — 0 rä, pär (paire) — O par. Bpâ oder b>pâ (Jlfpaix), pyâ (p la-
ci tum, afrz. plait), ebenso das Verbum pyädye (plaider) - O pyädzi.
pyâr (plaire) 0 pyär, mar (nutire) 0 mär, mû (m agi dem. Back-
trog) mä (in O bedeutet das Wort neben „Backtrog" zugleich auch
„Wasserlache"), zçma (^jamais) O zemä, Iran (fr a xi n um) O frän,
sân (*caxinum, altfrz. charnu-) ~ sän, /.äk (geai) ~~ O zak, fuiiâjf
(fournaise), ar (aerem) O är, mat tmuître\ O mât, brâr (braire)
O brär, a^ (aise) < > ü.% { 'm bv-n-nz O bî-n-â^, mâlfijj Omalü^), da-
nach auch ahi O iilu [aisé), ma (m ai u m, mai. Die gewöhnliche Form ist
méy. ma findet sich nur im Befraindes Triniâzo (s. im Abschnitte „Texte"*:
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s o lo mâ ç Io trirnâ, s o lo zôli mâ ~ c'eut le mai et le ? mai, c'est le joli mai),
trima ( ? — mai, Sinn: das junge, frische Laub im Mai) O trimä, ny;i
(der Form nach nidaeem, niais. Das Wort wird in H nur als Sub-
stantiv gebraucht und bedeutet coud. Kine Ableitung davon ist es dcnyäzi
sc dr -\ niais ~ Endung -in- oder -ir, Synonym von çs dçdremi se dé
u dormir, d. h. „sich vom Schlafe aufrütteln1'), 36 àrmàr Oärmär (ar m a-
rium, altfrz. armai re\ in // ârmêl, offenbar mit Suflixwecbsel, -oriam
statt -ariam, wie franz. armoire, s. £ 52), 3(> wâr () war (weigaro,
altfrz. gaire, guère: in // wer, seheint vom Französ. beeinflußt, Schließung
von <> nach 3), O trär (traire. H trer ist französisch mit è zu v
nach § 3).
Westlich von Lautgrenze XIV wird a y regelmäßig zu â und
östlich regelmäßig zu <; in folgenden Fällen: fa — fç (facio), trär
(traire), ä — v (habeo), vä — v»; (vado). Westlich von Linie l
werden fâ, â, va natürlich zu fä, ii, vä. facere: fär — far — fer
(letztere Form, auch çfêr O <fär, ist französisch, wie trer, s. oben).
Die Form v<; ist weniger frz. mis, als ms, m, d. h. die 1. Fers. Sing,
wurde an die 2. und 3. Fers, angeglichen. Auch heißt es im Vulgär-
französischen nicht j'm vais, sondern '/. à va. entsprechend t à va,
I à va ( tu en ras, il en va).
Die Lautgrenze XIV, obwohl bloß durch einige Formen bewirkt, fällt
dennoch sehr auf, zumal die Futurendung sämtlicher Verba sich nach
ä— ä— e (habeo) richtet : Aàtrn — sïtrâ — Nitre (chanterai), u. s. w.
16. ((XI 10, 11). Bartsch'sches Gesetz, -irr und -//östlich
von Linie XXIX -ye (bis zu Linie XXXV, jenseits welcher -icr - i), -
-vre zwischen Linie XXIX und Linie XXVII, -i westlich von Linie XXVII,
d. h. im Saunois : mezye (manger) — rnêzyœ — mèzi, nyye (noyer)
noyœ O nayi. kwesye (cacher) — kwesyu> — kwçAi, nyzye (nager
und neiger) — nozyu- — O nazi, sèzye (changer) — sêzyœ — sr/i,
do/.ye (altfrz. targier) — dn*y<e — O dçhi — 54 dyhi, drosye (dresser)
— drosyo1 — (> drasi, // bç^ye (abaisser) O abç^i, bâhye (/miser)
— bâhyœ — 0 bähi, Iç^ye (laisser) — h.7ya' — l\^i, dnsye (danser)
— dùsyre — dàsi, rezye (altfrz. rigier) — rtzy<e — O rizi. H kwcfcye
(congé) O kùzi, bénye (baigner) — bênyœ — O béni, g» ye (jouer aux
quilles) — geyœ — 54 giyi — O dziyi, u s. w. Das y wird vielfach
zu s oder z. wenn es auf » oder d folgt, s. § 76: z. B. 67 v* d/.<F (vider),
pyâd^œ (plaider), lràt>œ (traiter). Im -i-Gebiete ist y in wenigen Füllen
erhalten, sodaß wir da die Endung -vi, nach Dental -zi oder -;i haben:
O àpunyi (empoigner), dagegen s. oben béni. O pyäd/i (plaider), (i trätsi
(traiter). 54 devü'dzi (dérider), dagegen O (h va-di.
Jahrbach d. Oei. f. lothr. Qcuchichte u. Attcrtum*k., Jahrg. 3). 21
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-ye — yœ — i a) nach Vokal 4- r: tirye (tirer) — tiryœ — tiri.
dirye (durer) — diryœ duri, ^irye {déchirer) — ^iryœ — jûri,
V^irye (fissurer) KXwVl- ~~ ° asf'rî, petriye {pâturer, pttriye kommt
von *petirye, welches nach Metathesis von -ir- zu -ri- petriye wird)
pçtriya- — 0 pétri, sirye {cirer) — siryœ — 0 siri. b) nach f : jitfyc
(chauffer) — #ifyœ ^ali. ctofye (étouffer) — etofyo? - O etofyi
(-yi statt -i, s. oben), c) nach / ( r*) : rèvo/ye (rtnrerser) — rêvo^ytv
— O râva^i, bc^yc (bercer) - bêjjyœ — .-'î-/ bô'^i. d) nach y ( - I
nach Kons.): ^ofye (souffler) — xofyœ — '* ^olyi, rofye (rafUr) —
rofyœ — 0 rüfyi (zu rofye gehört das Substantiv rof - 0 räf mit der
Bedeutung: peigne servant à oderer la graine du lin d du chanvre),
trdoye (redoubler) — erdoyu? O dûyi (doubler), e) nach y (t'ber-
gangslaut): z demefye (.sv? f7/ I méfier. Das Wort ist interessant wegen
der Vereinigung von r7/- und mé aus (?//?</• und m/fier . Die Form ist
zusammengezogen aus z * démotive) - z dçmefyœ - O z dçmçfyi.
in O röbriyi (re + oublier : in // rôbliyç ohne Dartschs'ches Gesetz i.
Ausnahmen zu d) : 11 sol'yç im Ausdrucke bo sol'yç (crapaud
soufflé, d. h. besonders dicke Kröte), // trânyç {étrangler) — dagegen
O tranyi.
Hin y entwickelt sich in // #âdye (échauder), ohne daß dann das
Verbum dem Bartsch'sehen Gesetze folgt: Partizip *ädyi\ *ädy<y
(échaudé, échuudée).
— Wenn auch die regelrechte Form des Vusgkn der Diphthong
(ye, yœ) ist, so haben doch einige Verben den Monophthong (ij. wie
das Saunois. i ist im Vosgien häutiger als Horning OG 13 annimmt:
Beispiele für H: s'enèli (s'anuiter), fyäri (fUiirier, Sinn: puer), sosi
(sécher), erpyèsi (altfrz replanchier), tesi neben tesye (tousser), kwèsi
neben kwèsye (zu coin. Sinn : in eine Kcke drücken), ühi (aisé), detrejri
neben delrejye (zu tre*. friche; défricher), re#i neben re/ye (röcheln*,
sasi neben sasye (chausser, déchausser dçsâsi. déchaussé — desasi
oder verkürzt desa : to dçsà tout déchaussé heißt ..barfüßig"), nozi
(auser. Der einzige mir bekannte Fall von Bartseh'sehem Gesetze nach
einfachem s).
Die von Horning, OG, S. 11. gegebenen Formen rèbrçsyç, inrjyç
c3(.N.?i, puhye, euhyç e« (>.?), Irçveyu- c7 (1.o~>) sind in rèbrçsye, mèzye,
puhye. kuhye, trçvçyu» zu verbessern. Das e der Endung -ye ist stets
geschlossen.
17. (OG 12, 13). Das Part, feminini der dem Bartsch sehen
Gesetze folgenden Verba ist -i : iih /.i i mangée). -y« y haben : // rôbliyéy
{oubliée). H tninyry {étranglée), // /adycy (échaudcc). -yey ist - y - t-y,
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— 323 -
welches êy die Endung der nicht nach dem Bartseh'sehen Gesetze
gehenden Verba ist, wie sàtèy (chantée). Dies ist der beste Beweis,
daß jene Verba mit dem Bartseh'sehen Gesetze niebts zu tun haben,
und die Endung des Partie, femin. dient hier als Kriterium. Auch die
von Horning, ÖG 11, 8), für e3 angefiihrte Form sadye, <s:idye
geht nicht nach Bartsch'« Gesetz, sondern bildet widyèy.
1H. (OG 14). Suffix -arium, -ariam.
a) — Vosgim und Saunois e (er) oder tv (•vr) nach Lautgrenze XXIV.
byose 0 byasu' (Adj. byos, Feminin zu byo biet, f -irr. Stelle, wo man
das Obst reif werden läßt), bolèze Obulàzœ (boulanger), dâre - O dârœ
(dernier), borle O borlœ (bourrelier), ède (andain mit Suffix Wechsel), lier
(*filaria, araignée), furcr (/br/Vrc) O forcer, funer O fo\wr (* fournière.
plateau serrant à enfourner), fôtne ( fontaine -r /<v, /»>« humide), smêr
(.tenter 4- -/m-, /i/ /« Vierge), gerne (grenier) O dzoTnce, goter
(gouttière), zliner [gelinière) ■ O zoelnüT. sâdcr (chaudière), son r (serre
J /è»v, servant de frein), sore (c/mr H /Yr, charron), krôler (oyj-
/fVrc) O krûl<rr. mine (meunier) O miince, luwe (/oyrr) O luwu-,
O l'rumyœr (fotmniilicrc). mote (nwutier) 0 motu«, pârër (*petraria),
sâse (sas, Weidenrute, ~ <Vr. Weidenbaum), rver (rivière) — rvnr,
>çtre (chastoire 4 vYr. nicher) — sçtrœ, u. s. w.
b) ye (yen — i oder ï (ir). Zur Kürzung von yër. s. § 25.
Der Monophthong -i tritt besonders westlich von Linie XI auf: porpye
(pourpier) O porpi. päpye (papier) (> päpi, sidronye (chaudronnier,
d. h. chardonneret) O sadronyi, pnpyer (paupière) () papir. muzyer
(muselière) 0 mœzlir, ndye (andier) <) àdi, esye {acier) O vsi.
O bontï [bonnetier], O lzir (lisière), O se tri ( // setre, rucher), <i rvïr
(rieière), 0 eskayi [escalier), O sorbonyï (charbonnier), O sorsi (sorcier),
O nvenhi {menuisier), (t mi-slsi (demi-setier), O gohi oder gozyi (gosier),
O t-awtî (elotttier), O pçni (panier), <> âwbeniti (ww 4- bénitier), O fumi
(fumier).
Östlich der Linie XI findet sich der Monophthong in vereinzelten
Fällen. Vergl. § 16 am Schlüsse.
trosi [t roche 1 fYr, assemblage), ^oli (échelle -f- /Vr. autant que
peuvent contenir les échelles d'une roiture), holi (ludlier mit der Bedeutung
hangar, remise), hupi (altfrz. houppier. Bedeutet buisson), fusi (altfr. forehier,
enfonrehure d'un arbre), koki (cotptdier, Eierbecher), borbi (bourbier).
Gedecktbs A.
1». (OG 16, 17). Mit Ausnahme der in den folgenden §?j be-
handelten Fälle wird gedecktes a zu a. Dieses a wird westlich von
Linie 1 zu ä: ....
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a 4- r — Koos. : Kçnâr (canard) — kenär, Legats {Lagarde) —
Legats, lâs (large) iî\% — lä^, // sarp (mrpe, neufrz. serpe) O s'àp,
ha (hart) — 0 hü, gar I Kleidungstück) — 0 d2är, // barp [barbe) —
bâp — 0 biip, // äbr (arbre) O äbr. Suffix -ard -ä — -â: gela
(gueulard) ■-<) dM-lä, dremà i dormir : ard) — drœmii, betya (txtttre
+ ard, s. §5; 29 u. 143, c) Anm. ; sabots qui font beaucoup de bruits —
bçtii, horkinâ (? -1- «/•</. Sinn: touche-à-tout) O hartsœnâ, hertâ iV ^
<err/; zurückgezogener Bauer, der nur zu seinem Vergnügen arbeitet) 0
hœrtii oder hcerpietâ, bäwä (ban -1- *ward, garde-champêtre) O bàwa,
solât (salade) O soläk (s. S 96, b), tat (tarte) — tâts — O täk, târ
(tard) = O târ, pâ (part) O pä, kât (car/fi — kâts — O käts, sä
(carnem) O sä.
Anmerkung Car ru m und garba werden im Vosgien zu syç,
zyçp, im Saunois zu st-, zep. Diphthong und Monophthong richten
sich nach Linie XII, cf. § 28.
Sonst: dçmâ (damas) - O demä, liâp (Haspel) = O hüp, häl
(altfrz. /(«.v/r, frz. hdte) O häl, käs (quassat, casse) 0 käs (danach
käse- - casser), fyäs fflaccum) O fyäs, âs (âge) = O äs, pät (/wîM
Ô pät, ar («//>') 0 »it. mi rât (marâtre) 0 merät, hât f>îfr>)
O häl (danach z hâte .sr //«//»), mal (mâle) --• O mal.
— Überhaupt ist der Übergang von â zu ä westlich von Grenze 1
eine allgemeine Regel (Ausnahmen 10, 20): rekläm (réclame) —
rekläm, flân (flâne) - flän (danach flâne1, flänu — flâner, flâneur).
herläm (?, wohl zu hurler. Sinn: ' hanä#, gram! bruit, hurlcmnit) --
t) h<erläm, u. a. m.
20. (OG 18). aqua Vosgien und Saunais âw. a -f 1 -1- Kons,
in beiden Gebieten â : sä (saut), säs (sauce), swä (cheixd), sä (clmud).
zä (galluni). at (autre), u s. w.
21. (OG 20). Suffix -aticum in beiden Gebieten -e>:
sävt's (sattvage), viles (village), vizês (visage), fromës (fromage), u. s. w.
Kbenso: ses (.sw/r), res (nt^r), kés (<•««/♦;).
(îcd. a ç in den OG 20, 2) — 5) angegebenen Fällen.
«8. (0Gf 21, 22) a J n -t- Palatal ê: grès (grange), u. s. w.
Zu pyês, mes, çtr«-s, s. §5 a). Ausnahmen: // ns (germ. ankja.
frz. anche, os rolnmt) O às. In den Formen O mis (nuinge), [\<
(étnnehe) H mès, tes hat der im î-Gebiete (Grenze 11) häutige ï-Laut
dus è ersetzt, cf. 13, 38.
a Nasal r Nichtpalatal à. Zu bemerken bleibt nur, daß im
Patois und im Vulgärfranzösischen à etwas offener ist als das franzö-
sische à. welches nasaliertem geschlossenen a.
i
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221. Nachtrag, a u ;i in franzüs. geschlossener Silbe vor 1
und n: hol (halle) 0 hui, dçhôl (débarras, vol en bon dçhôl voilit
un bon d. . ., cf. frz. déhaler - tirer d'endtarras) () dçhal, Dol (Dalle,
Flurname), gol (gale) 0 gai, gyôn (glane) 0 dzan.
a ô und o in deutschen W örtern, die dein angrenzendem deutsch-
lothringischen oder dem elsüßisehen Dialekte entlehnt sind: Af,gedöl
(Langenthal, Flurname in St. Quirin), blös (Blase. In »SV. Quirin, s. OU,
S. 10f>, heitft blak ,. Schweinsblase1', blak ist frz. blague und erhielt
die Bedeutung „Schweinsblase", weil eben die Schweinsblasen als
Tabaksbeutel verwendet werden), gos (Gasse), brok (Brache, s. Horning,
Z. IX, 509. Dazu das Vb. broke - mit der Drache arbeiten) - O brak,
Rabo;; iRambaeh), Herspo (Hilsbach), Ltrebo^ (Lerbach, Flur in
St. Quirin), Leteboj (Lettenbach), -ach — ù in Häzlö (Haslach).
Unbetontes A.
«4. (OG 23—30). a im Hiat : mt.yi, s.;yi, sevi, çvi. feyio,
*çyer, trçï, rwçyï (air. gain, frz. regain).
a nach c ç : semî, s*;mncy, sçvcy.
a vor r o : porà, sorû (charrue), bori (baril), sohye (charger),
go^ô (iffi»"i'öw), motye (»wir/c««), j£odyo/, (chardon), u. a.
a t I -!- Vok. - y : solu, molèt (malade), sole (saler), dvolç
wifcrj, golù (galant), pola ( nur Suffix -a«i).
a 4- I -h Kons. - a : #àfye (chauffer), sâsi (chausser), asi (aussi),
O pâpîr (paupière), âney (aimée), säte (sauter), u. a.
a vor Labial o : owor, sywor, ovo (>i*vr), <ovu (cheveu), tovô
(*tabonem).
a 4- y — à und ä nach Lautgrenze I : biihye (Itaiscr) 0 bähi, fyäri
(afrz. flairier) 0 fyäri, lädir (afr. laidure), u. a.
Unbetont a ä und ä nach Linie I : armèl (armoire) O ärmär,
daye (*daiUier) Ödäyi, ebenso däyy O däya (duillcment), härye (afrz.
/tarier) 0 häryi, karot {carotte) 0 tsärat, râkye (râcbr) <) riitsi,
kâsç (frtsstr) Ö käse1.
a zu o infolge von Lippenrundung durch die Labialis: popa (papa),
momà (»m<*w/im); zu u: Nuwç (AV/i.
Sonstige Fälle, o: rohô (raison), sohn (saison), botô (bâton), botye
(baptiser), Botis (Baptiste), y: <mi (/f»if), mi ti (matin), çnyç (agneau),
fer in (farine), lçvç (laver), st.sye (chasser), esye (acier).
a -i- n 4- Palatal : tnf'zyc (numger). Zu O mizi. tisi, s. § 22.
a -r n -t- Nichtpalatal " à : >àtç (chanter).
Anmerkung, n aus unbetont a ist westlich von Linie VIII in der
I
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Regel a: 0: gajjjö igarron), sahi (< karger), sahô (saison), bat si {bap-
tiser) h. s. w. - An zahlreichen Stellen der OG findet man a statt o
Türe* fV; z. B. OG 25: *ahye, gago*,. Ks muß sohye, gyjo»; heißen,
denn in ^3 herrsch» reine» o.
Betontes offenes E.
Fheibs
25. (OG 31 u. 33). Im Vosgint Diphthong, im Sannois Monoph-
tliong: -yc östlich von Linie XXIX, -y<c zwischen Linie XXIX und
Linie XI, i westlich von XI: pye tpedem) — py<r — pi, pyer (petra)
— pyuT — pir, myc (mel) myu- — mis. lye^ (fer um) — fye^ — fi*
(Adj. 1) stolz, 2) bitter: Sbst. Galle), fyef (lcbre m) - fyœf -
l'if, dcrye (de + rétro, derrière) — dtryœ - dcri u. deri, lyer (Hêtre)
— lyrcr — lif (gebräuchlicher als lif, das man im südlicheren Saunots.
z. B. 47. findet, ist livra). Das e und <i> von -yer und -y<ir sind in
der Regel geschlossen. In HH und *v.V sagt man pyer und pyçr, lyer
und lyçr. In ist -yçr Regel ; ç Km lî i dhô : y ç vi lo lyçr, /. ç pri
rn pyçr <; * Ç tuwç lo lyçr (à Imling .ils disent: j'ai eu le tièrre, j'ai
pris nur pierre et j'ai tué lr lièrre). Entsprechend sagt man in ~t? auch
syçr (capra) statt syer, kolyçr (roulrucn) statt kolyer, u. s. w.
Regel: Das e, œ in -yer, -vœr ist stets kurz, s. ^ 2 (Schluß).
14, 18 b), 45.
Im Saunoia ist der Monophthong in vetus nicht mehr erhalten;
man sagt gewöhnlich, wie französisch: vy<t\ vycy {eiettr, eieillc).
In 0 jedoch wurde mir noch die als veraltet geltende, selten
gebrauchte, aber regelrecht monophthongische Form vis angegeben,
vis ist Feminin und heißt substantivisch ririüc: an vis (eine Alte):
adjektivisch wird die Form kaum mehr verwendet. Das entsprechende
. Maskulin* vi fand ich nicht mehr. Zum s von vis. s. 4j 127.
In // sagt man vye (/v>/u), vey (eiritle). cathedra, s. $ 52.
Anmerkung Zugleich erwähne ich hier noch folgende Wörter,
in denen ye, yu>, i sich nach den Linien XXIX u. XI verteilen: < syet
(assiette) — isy<H — . sit, syc- ( eierge) — sy(c.< — sij, byer (hiiro
— bya«r — Dir.
26. (OG 34). e -r Nasal -yc östlich von Lautgrenze XIII,
Ï westlich davon. ye südlich von XIII' u. XIII". Das i ist <*■
nördlich und ("istlich von Linie II : ryc irieu) — rye — ri — rc (in 0: i ri-vä
an rien t- rauf r/iosr ib- peu de râleur, in // sagt man i hçziva V
— raat), h\v{hiin\ - hye — 1>Ï bc (in // wird by«"- nur subst.
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le bien gebraucht. Das Adverb bene ist in // bè, offenbar eine
verirrte Form aus dein è-Gebiete. Ks sollte eigentlich bi heiUen, da
// im I-Gebiete liegt), blto — hètô (auch in II, da hier bien bi-),
vyè (rhu.*) — vye — vi —vi; tyè (tiens) — tye — tî — 1<\ So auch:
myè (mien) — mi, lyè {tien) — ti, syè (sien) — si. Zu bemerken
ist aber, dali mien, tien, sien im è-Gebiete nicht *m»\ *li; *sè, son-
dern min, tin, sin. Diese Ausnabmen lassen sich vielleicht durch
die Formen so d e myen, so dV tyen, s'o dV syen (s. î; 134) erklären:
ye wird westlich von Linie XI zu i 2;")) : min, tin, sin ; Nasalicrung
von i zu ï ist nicht vorhanden, daher auch nicht Übergang von I zu è.
27. (OG 35). v + y ■ e — tv nach Linie XXIX. le {Ut) -
lu, dme (demi) — dnne (med i am -f no dem : H meync O mènu-y;
wegen des Nasals), pre (prix) in .9,7 erhalten, sonst pri (frz.), nie
(melius) — mci', depe (dépit) -■ depo* (davon das Vb. depêtç
dépité), pe (pect us» pu*, (six) -- #œ;ç, H Ut (lire), sêr (suivre)
— sût, ^<rr. decem überall de#, slej (*ceresia) •- slo^.
— matière mçtyer - metyar mçtir, pUee pyes — pyœs
— pis; ye, yœ, i nach den Linien XXIX u. XI.
Gedicktks ofkenks F..
ÎÎS. (OG 37). v — r + Kons, ist im Saunais Monophthong, im
Vosyien Diphthong, Lautgrenze XII : vy<;# (ver) — vvyw, yçp (/«r&r) —
<P» pyçt (perdre) — pets, dèvyy (o»mf) — dve-, fernin. dèvyçt (ouverte) —
dvëts (ti 147), tyer (terre) — ter (entsprechend // semtyer 0 sèt t»*r,
eimetibre. Die Kndung -/>ïr< dieses Wortes wurde volksetymologisch
als terra gedeutet, daher es auch Feminin ist. In 0 wurde eime-
zugleich zu sèt : sèt 1er sainte terre ; in II dagegen hat sich m merk-
würdigerweise erhalten), trevyejr (traverse) - trevc^ (danach Irçvyc^i
— trevc^i tniverst r. 11 rèvo# renverse ist nach der endungsbetonten
Form, s. § 30, gebildet: rèvojjyc renverser), H e rlcvyc^ (ù r< ■ -r
f envers, d. h. /> Cm vers) 0 à-n-ïve;j ( < m envers. 0 e le rve# à At
* reverse, d. h. <i//*(V A«/\s /</ main : lo swà d le rvë^ le eh rul attelé h
droite), làtyen (lanterne) - Iàten (westlich von Linie XXIX sagt man làlyu'n,
der einzige mir bekannte Fall, wo ç — r -f Kons, yd* wird. Die Zwischen-
stufe ist offenbar * làtyen, indem ç wegen n zu e wurde, welches dann,
wie allgemein in jenem Gebiete, zu m wird: làtyen — * làtyen —
làtyœn), fye (/»-/•) — fer (Compositum: pafye pal um -\ ferrum —
pâfer, levier en fer), Il nàr myêl (noir merle. Schließung und Dehnung
nach Ji 3), gyçt ( derte, neufrz. dartre) — dèt*, dëk, Kyerpi (Kerprieh.
Die Diphthongierung erklärt sich hier durch die Betonung Kérprieh auf
- 328 -
der ersten Silbe, da das Wort deutsch ist), myçt (offenbar - werde;
— met.* (im Ausdrucke : lo ze vyc ç le myet te twrf à /« wienfr.
d. h. «/« sr gâte; ci*, franz.: m Ummer t-n nurdt mit demselben
Sinne).
Ähnlich verhalten sich syç (carrusj — sê, sc* und zyep (garba,
</<vic) — Zcp.
be, bc^. bœ;r (afrz. bers, frz. berceau) ist auch im Vosgicn Mono-
phthong, ebenso pes, pas (pertica. perche).
2». (OG 38-41). Gedecktes c yc (Vosgicn) y> (Saunois).
Linie XII, in: pye (pellem) — pi», bye (beau) be\
Suffix -eil um e oder r. Zum i-Nacliklang s. £ 8 und Linie IX:
scpi; (chapeau) — ^vpt-, u- s- w- Ausnahmsweise diphthongiert im
Vosgicn novyç (non mm) Saunois nove ; vor Vokal novyel nur in
novyel à (nourel nu), dagegen novye armonek (noued almanaeh).
-eil um -yä in ridya (rideaux) und sizyä (ciseaux). (Vielleicht
gehört auch betyä ■-■= bateaux hierher. Das Wort heißt nicht „Schiff",
sondern dient ausschließlich zur Bezeichnung von Holzschuhen,
welche zu groß sind und beim Gehen infolgedessen laut klappern.
Der Holzschuh hat mit einem Schiffe eine gewiße Ähnlichkeit. Sonst
heißt Schiff aber immer bato. wie frz. Eine andere Etymologie s.
§ 143, c) Anm.). Dieses seltene -yä, das im Vosgicn und im Saunois
vorkommt, ist frz. eaux aus -cals, -mis wird lothringisch zu -y;i
nach Ji 20. Die von Horning angeführten Formen haben -yö, weil sie
in demjenigen Gebiete (Gruppen A E F) auftreten, wo auch a + 1 -f Kons.
o (OG 18:. -ya, offenbar eine französische Lehnform, kann spätestens
im 16. Jahrhundert entlehnt sein, wo au noch aw, also -eaux yaws
gesprochen wurde, wälirend später un zu o wird. — Die Wörter auf
-yä i -yo) sind reine Plural formen.
<> in // zerbö ist das frz. -cau [gerbe + ean, Speicher), in (i
regelrecht zerbe*.
-eil am -cl mit Dehnung und Schließung nach § 3: bei (belle),
novel (nouedk), sätrtrl (sauhrdle), u. a.
— v vor st c : fei (f'b)> u. a. Eine interessante Ausnahme
ist gen es la, welches im Vosyhn vielfach diphthongiert: H znyH.
dagegen im Saunois znet. zny« t znrt sind vielleicht der assi-
milierenden Wirkung des Gesetzes ç • r 4- Kons. ~ yc — ê zuzu-
schreiben. Vgl. ähnliche Wirkung von wo o und i — ü, §ij 47, 59.
(OG 4t \. v n u Kons, ô ( Vosgicn) à (Saunois), Linie XVIII,
y südlich von Linie XVIII', XVIII" ; \ô (nnh - vft - vo, to (tmps)
— tä — ly, vùt (rentre) — vàt — vyt, dû (dent) — dà, smùs (seiwnce)
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329 —
— smàs, de#ôt (dese>udre) — d<:;?àt, komô [eommvnt) — komà —
komo, zistemù [justement) — /.iistœmà — ziistemo, 147 Sc Tsœmo
(Saint Clément), u. a.
Unbetontes offenes E.
80. (OG 42-46). Unbetontes e wird o, das westlich von Linie VIII
zu a wird:
<; -r y : soye (sec are, .sein) — sayi, «rnoye (rotier) -■ çrnayi,
novo [noyer i - nayi, moyu (meilleur) mayu, u. a. H mâye a mâyi
ist schwerlich reinem medicare. Man würde *myye — *mayi
erwarten. Es liegt vielleicht Einlluß von nutilhr vor im Sinne von „ver-
binden", umso mehr als mäye eher im besondern „verbinden" (z. B. mâye
î dwoy, 1«; zàp panser un doigt, lu jambe), als im allgemeinen „heilen"
heißt. — Das u von muyc (moyen) erklärt sich durch Lippenrundung
durch Einfluß der Labialis.
V -I ri- Kons.: fore (ferrer) — farr, son; (serrer) — sare-, vo^ye
(verser), tonuwç (éternuer), Pyer Po^i (Pierre Percée, Dorf), u. a. vor
1: xo\o (geler) — zalç1. vor v: krov«; (ererer) — kravr1.
ç t n 4- Kons. -- è — à nach Linie XIX sich verteilend (cl.
î; 38 1 in neu"- y (lentille) O nàtiy. Im ganzen Gebiete : vàn; (viendrai),
lfm; {tiendrai).
«; fällt aus: vro (verrou), vre (verrat), znö (genou », u. a.
<; zu a wegen r in purer (afrz. perrihe, Steinbruch).
Betontes geschlossenes E.
Freies.
î*l. lOG 47). e nach Labialen wo (Vosgieu) und o iSaunois),
Lautgrenze XXIII : wor (vitrum) — vor, dewor (devoir) dvör, puwor
{pouvoir) puvôr, èwoy (in ! vi um, parti) — àvoy. Der Monoph-
thong o ist im Saunois nicht mehr stark vertreten, sondern meistens
durch das französ. wç, das nach Schließung und Dehnung (§ 3) zu wê
wird, verdrängt: II fwo (fois) O fwe, // y wor (avoir) 40 a wer
(i awç, H sowor (savoir) 4o sowe O sawç, // wo (vois) -■■ O wc,
// bwor (boire) 0 bw«r, // pwol (poile) 0 pw< 1, /7 pwor (poire)
O pwrr, // pwon \ peint ) <> pwen, // pwo# (poix) 0 pwe*.
Aber auch im Voigten ist we neben wo geläufig: // r-wey neben «'woy,
wël (voile), pwi vr, u. a.
82. (OG 49-00). e nach Nichtlabialien, auch e 4- y und e in
-eta, a i Vosgien) ô (Saunois), Lautgrenze XXII, wo südlich von
Linie XXII', XXII": tal (toile) — toi — twol (danach auch II çrètal
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- 0 eràtôl, d. i. araignc t toile, toile d'araignée. Eine ähnliche Wort-
bildung ist Säfo£ Chaux-four, Flurname in H, eigentlich „Kalkofen" >.
tinur (tonnent ) — türrnr — tinwor, kr;tr [croire) — krör, krâ [crois]
krö — kwo, tni^ od. trä {trois) — tro* od. trö — two/ od. two
(trois twe in 0 twe pus trois jwuecs, d. i. Wagen, dessen Radfelgen
drei Daumen breit sind : tro in H tropye ~ trois-phxls), la (loir, =
rai) — lô — lwo, znâf (i uni per uni, genièvre) znôf, sâl (* sec a le)
— soi, // vZ:ir (asseoir) oder garhi ( asseoir -f- jus) ~ ;~>4 c/ör. Aus-
nahmen: so (.w/r) — sa und so (sw/) — sa; y — a nach Linie VIII.
In OG ist fromra zu streichen, da a -ittum.
när (noir) - nor — nwor, drâ (rf/wY) — dr<» — dwo, etra
(étroit) — etrö — çtwo (// detrâ = rfr f #rtwY bezeichnet etwas, das
geweitet worden ist, etwas bequem breites, also gerade das Gegenteil
vom frz. Subst. 'détroit, das in der Form deträ identisch ist), edrii
(adroit) — »drö — edwo, èdrâ (endroit) — «dwo, tâ (toit) — tô —
two, frâ (froid) — frö — fwo, dâ (dois) - dû dwo.
mnûy (m o ne la) — mnôy, kniy (creta) --- krôy — kwoy, su y
(s et a, soie de cochon) — sny — swoy, // kyày (*clcta, claie).
Die Ortschaften 91 u. 110 haben gemischte Formen: twol in
beiden, 110 linôr — 94 tinwor, 110 krö — 94 krow, trö/ in beiden,
110 low — 91 lwo, 110 znör — 94 znwor, 110 nor — 94 nwor,
110 dro — 91 drow, two in beiden. 110 frö, kröy in beiden, swoy
in beiden.
ist im Vosgien dwoy und im Saunois doy, und zwar ver-
teilen sich Diphthong und Monophthong nach Linie XVII, § 47. In
7/ unterscheidet man dwoy (Finger) und däy (fem. gen., Zeh; le grà
dây, le pyot dây).
»8. (OG 53). -iculum -ôy ( Vosgim) -ây (Saunois); gerade
das Umgekehrte von -cta ây — oy:
söy (stille) - sây, oröy (oreille) aräy, korbôy (corbeille) —
korbây, // myrvöy (manille, mçrvey in O ist französisch; Schließung
und Dehnung nach $ 3), // botöy (bouteille. O butëy), knöy (quenouille
mit Suffiz-W.) — knây (danach knôyî — knâyi qut non i liée), kwäröy
(quadrum ( iculum, Versammlung klatschender Frauen: s. Horning,
Z. XV1I1, 227) () kwäray, kryföy (Stamm eraf ; -icula. Das
Wort bedeutet cosse, coquille, pelure. Dazu das Vb. krofye, d. i. mit den
Fingern arbeiten, lig. schlecht arbeiten, pfuschen; — krafäy (Vb. krafyi).
tel (tegula) ist in II durch das frz. twil verdrängt, aber noch
erhalten in tele, telri (tuilier, tuilerie), in O: t»êl, tu'lœ, tœlrï. e — œ
nach Linie XXIX.
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• [(Kl 57). e n nach Labial wo — we, s. £ 31. sine:
sô (V.) — sà (S.), ô — à nach Linie XVIII, <;§ 29, 36. ins im ni:
t'sôn — nsAn, ebenso son — sün (semidc), çrson — man (ressemble):
-ön und -an verteilen sich wie ô à (XVIII), ausgenommen iri äsön
neben tà (/-rmjw), dà (dent) u. s. w. Syntaktisch ist zu bemerken, daß
çrsonç nicht mit à, sondern mit dem bloßen Aecusativ verbunden wird :
Person so per il ressemble son pire statt à son père.
GEDUCKTES f.ESCHLOSSIiNBS E.
34. (OG 58). è o — a; a westlich von Linie VIII:
fryZ (frais) — fra*, wos (eerye) O vâjf, dot (dette) — dat,
lot (lettre) — lat, mot (mettre) — mat, xo% (vert) va#, byo, byos
(Wrft Mrffcj — bya, byas, krop (Krippe) — krap. dros (dresse) — dras,
mos (messe), u. a.
Suffix -ittum, -il ta m: als Heispiele gebe ich weniger bekannte
Wörter: huso (houx f- et), supiro r soupirail mit anderem Suff.), gotro
{bezeichnet den über die Façade weit hervorragenden Teil des Daches,
über welchen das Regenwasser lierunterträufelt. Diese früher sehr
weiten und guten Schutz gegen Hegen bietenden gotro sind seit Auf-
kommen der Wasserrinnen bedeutend gekürzt worden. Die achten
allen gotro, die einen ganzen Vorraum des Hauernhauses bildeten, sind
sehr selten geworden), Ii d i;so ( (il d'archal mit Suflixwechsel ; in
<>7 ii d'mo), petro (zum Vb. pctriye pâturer, Weideplatz), pezo (zu
peser. Wage), hor.<elo (zu hosye, hocher, Rütteln), korkoyot - karkayat
(kar ~t edillttte, Onomatopöie Wachtel), fyyt (zu fye fur, confiance:
n e pwè d fyol il n'y a point de eunfuinee on ne petd pas se fier),
purot (porrum -h ittum, porrrnn), tàbot (tàp (- Suff., kleine Tonne,
tàbot hat die weitere Hedeutung ,.Sauerkirsche". Diese erklärt sich
durch ein Kinderspiel. Die Sauerkirschen haben nämlich die Eigen-
schaft, daß sich Stiel und Kern, welche fest zusammenhalten, leicht
vom Fleische trennen lassen. Stiel und Kern können in dem so lose
gewordenen Fleische auf- und abbewegt werden, durchaus wie Stiel
und Kolben in der Buttertonne [tàbot]. Dies ist eine beliebte Beschäf-
tigung der Kinder zur Kirschenzeit), bölot (bouleau), krä>ot (zu kräsye,
cracher. Grüner Wasserfrosch, Teichfrosch, der bekannte Teichschreier.
Der Frosch heißt so wegen seines räuspernähnlichen Geschreis: rrrt!
rrrt! Sainéan, Z. Bhft. X, Création métaphorique, S. 120, bringt lothr.
craehafie, cnsholte mit crasse (!) zusammen, was vollkommen verfehlt
ist), livrot (kleiner schmaler Acker, a frz. linr étendue de terre eapuble
de rapporter an propriétaire une nute d'une Itère. Godefroy), morkolot
1
— 332 -
- 0 margolat (zum Vb. morgol«; 0 margoly ~- würgen, inargolat
fnldte also eigentlich „Würgerin", der Hühner u. s. w. morgole vielleicht
= afrz. margouiUier ~~ meurtrir, ronger, mâchonner. Cotgrave : margouilUr
^ to gnaw, to mumble icith the teeth. Rolland, Faune juqmlaire 1, 52,
sieht morkolot, margolat als Ableitung von nutrcou an, was nicht un-
möglich ist ; morko in // Kater. Jedenfalls widerspricht diese mehr
oder weniger sichere Etymologie keineswegs der Zusammengehörigkeit
von margolat, margoh-, afrz. margoilficr.), alhot (Sauerampfer, alhot
- osdlle + -cite. Dies ist mit Hülfe des Atlm linguistique, Karte 954,
leicht nachzuweisen: uzil (154) und uzol (143) -r -efte = uzlot (153)
nach Syncope von i und o. Ebenso uzol (132), ozœl (28), ozil (36 1.
uzil (46) + -ettc -= uzlot (49), ozlyt (140). uzlot, uzlot, ozlot werden
zu ohlot (162, 150, 57) nach Übergang von z und z zu h, s. 73,
83. Die andern zahlreichen Formen (albat, elhot u. a.) mit 1h für hl,
zu denen auch unser alhot gehört, erklären sich aus ohlot durch Meta-
thesis, s. $ 123, c), ebenso olzot aus ozlot), zolo (gallum 4- ittum,
kleiner Hahn. Außerdem bezeichnet das Wort noch ein heute außer
Gebrauch gekommenes krugartiges Trinkgefäß. Ein Tiername bezeichnet
hier also einen Gegenstand, cf. sevrol u. bokot, eigentlich ., kleine
Ziege", mit der übertragenen Bedeutung , .kleiner Heuhaufen", und
bok, bouc, mit der übertragenen Bedeutung ronet. Umgekehrt be-
zeichnet mo#o |zu *muscionem — moisson], im Lothringischen,
z. B. in O, vielfach — Sperling, in H eine Apfelart. mo^o „Sperling"
ist in H unbekannt).
Suffix -issa — -os as: gruwos (zu gm Leber), krokrys (zu
croquer. Krachelkirsche), voyrys (zu ailler, veilleuse; auch - Herbst-
zeitlose), vödros (afrz. vemleressc vendeuse), m^riros (zu marier, marier.
Braut), türos (zu tuer, tueuse), tütelros (zu tatle ; *tartelcr, d. i. faire
de Ut (arte. Eine die oft Kuchen backt), zwifros (*juiferesse. Jüdin).
»5. (OG 62-63). i Hl : sovu (cJteecu). If zo - o zu {eux). H
demhôl (dominicilla. Magd).
36. (OG 64-65). e 4- Nasal -r Kons, ù ( Vosgicn) - à (Saunois),
Lautgrenze XVIII, s $ 29, o südlich von Linie XVIII', XVIII":
dô (dans) — dà — do. |o/(k (langue) — lug, sovö (souvent) —
sovà — sovo, sot (semita) — sàt. sôt (cendre) — sât, fût (fendre)
- fût, komùs (commence) - komàs, // kwerôm (carême) — O kwçràm,
die Endung -ange - deutsch ,,-ingen": -ôs — -às (Azudùs — AzudiU,
Azoudange. Làdô* - Lf»dàs, Landaugc. u. a.)
— Clenche ist kyèA — tyùs — tyos.
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- 333 -
Unbetontes geschlossenes E.
»7. (OU 66-67). e wird von der Labialis beeinflußt und durch
Lippenrundung zu
o: fromo (femier, fumia), Fromùvil (Frémonvil/é), O font11 (fetter,
faner). — u : H duwor neben dewor (devoir), Irnperf. dovor u. duvör
{devais), mune (mener: in <> mwcneM, funù (aus *ferlô, frelon), vuyes
(voyage), Vuyèr (Weiher, frz. Voyer), pu^o [poisson): ich erwähne hier
auch bunyo (beiyiut). ü: 0 tnürzat ( H merzot, mesure 4 die.
Maß), e zu i über ü in firlike vfrz. fürlükr ( *ferfuquet aus
freluquet, frivole).
e wird zu a wegen r: krapi O kräpi (crépu. Die eigentliche
Bedeutung „kraus" hat das Wort kaum mehr. Es bezeichnet zunächst
das wegen Mangels an Frische Zusammengeschrumpfte, welche Bedeutung
an die ursprüngliche noch einigermaßen erinnert. So wird es etwa
für eine infolge längeren Mangels an Wasser eingegangene Pflanze
gebraucht : 1 bokç kräpi eine halbverwelkte Blume. Dann wird es in
weiterem Sinne mit flasque „schlaff", ..kraftlos" Synonym), vurn
{ verrerie), () çgrawis (écrerisse).
e fällt: O fsi (vessie), Bhô (Vé/io), dzim; (déjeuner) u. a.
frz. dumpfes ç wird beim Übergang in die Mundart östlich von
Linie XXIX immer e: levé (lever), u. s. w.
e y — a (VIII): gryle (grêler) — grale* (entsprechend Sbst. grôl
— grâl, (frêle), nyzye (neiger) — na2i (Sbst. nos — nâs, neige), voye
(veiller) — vayi (Sbst. vùy — vây), pçle (peler) — pale'.
»». (OG 68). e 4- Nasal 4 Kons. - è (Vosgien) — à (Saunois),
Linie XIX: è (in und in de) — à, èputyç (emporter) — àpuke\ èvuye (envoyer)
— àwyi, èdremi (endormi) — àdrœmi, èbrâwe (eti -t- afrz. brau, Schmutz)
— àbrâwç1. ètrile ( * enteh r, atteler). ç;(kyepç (*encoupkr, zusammen-
binden), èhçrhelç — àhçrhœle1 (en - *harhcler, welches wohl zu afrz.
harele - émeute gehört, èherhelt1 ~ aufhetzen), rèsovnàs - rùsovnàs
(re -r en -|- souvenance. Wiedererinnerung. fer rèsovnàs _ faire r. -
etwas in Erinnerung bringen), rèpy^ye (re 4 m -r épais 4- irr, devenir
épais), re^'kë — ràtsô' (re + en — cuit trop cuit), èdrâ — àdrô (en-
droit), èwoy — àvôy (in viam). èfunç — ùfonç1 (enfourner), u. a.
Horning bemerkt (65 u. 68): frz. in (è) scheint beim Übergang
ins Lothringische zu Î zu werden. Diese Erscheinung beschränkt sich
nicht auf frz. in, sondern gilt allgemein für den Laut è in dem südlich
von Linie II gelegenen ï-Gebiete. Wir trafen sie schon §§ 13 u. 22.
So wird auch è e 4 n 4 Kons, vielfach zu i. Natürlich kann dieses è
nur östlich von XIX zu i werden, da westlich von XIX e r n -t- Kons.
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- 334 -
Ci : II tïtu (teinture), mus-ï-hay (musse-nt-haie. Dies ist ein anderer
Name für roitelet; eigentlich also ,. Heckenschleicher", rs muse " se
musses se faufiler. Zu dieser Etymologie vergleiche man Holland,
Faune, populaire, II, S. 292: roitelet rozze-boss, ronze-buisson, d. i
ronge-buissons, und musri, d. i. souris qui se fourre partout.). La^gïbrr
(Langmherg, frz. Làgèber), Lçfribol (Lufrimholr, Lascemborn), si/gyy
(singularem) statt se^gyt; östlich von XIX und II im Vosgien, regel-
rechtes sçj;gye im Vosgien östlich von XIX und westlich von II. also
nur fc¥, 62, 7i, 84, dagegen regelrechtes sàdzç' westlich von XIX.
Letzteres Wort macht also keine Schwierigkeit (cf. OG 68, Ende).
- Vortoniges <• verlor die Nasalierung in berzy/k aus *bivzy/k
- brinde^inyue.
tttt. Nachtrag. Deutsches ei wird ey in sey oder seyt (Seheit),
im Eigennamen Wyyseyt (Weyseheid), -ein, -heim frz. **• wird ï:
Tre^tî (Türkstein, frz. Tûrkystè), Liksi (Lirheim, frz. Liksè).
Betontes I.
Freies.
40. (OG 71-72). Kreis i i, vor !• emininendung i : h'-di (lundi).
zàti (gentil), Ii (fil), u. a.; lîf (litre), vil (ville), nyerî (nourrie), u. a.
Dehnung in mil (mille) nach $ 2, b).
41. (OG 75). i y i : <;mi (ami), di (dico). i : emi (ami< ■),
mi (mica), smï^ (ehr mis,), fremïl (fourmi), otix (ortie), i t nya »"•:
JI vên (eigne) 0 veny. i -i lya im Vosgien im Saunais vor-
wiegend i, wie frz. : // syvêy (cheville) () svëy, // nètêy (lentille)
() iiittiy, i/ trêy (étrille. Dazu das Vb. treye étriller : i trèy le swâ
/7 étrille les ehevnux) 0 tri (Vb. triyi). liier führe ich auch an // gey
[guille, Vb. gêye quille r) ~>4 gîy (giyi) t) dzïy (d/.iyi), ferner //
2« ï 0 X1 (Sing I'raes. von ;reye, ^ ^yi, das yàter, „verschwenden"
bedeutet und altfrz. essilîier ist in der Bedeutung gaspiller, dilapider ;
bei Godefroy : il e.ville son bien und /7 aissilU l'urgent. Ebenso sagt man
im Patois i ^cy so by</( <7 gâte son bien, i #*'y l'orza», il gaspille
l'argent, i #ty-byç/(, in O ^i-bl un gàte-tout. Zu ^eye, #yi essilîier,
s. noch 86, 143 c)]. chenille ist in der Regel soi, in <) ist daneben
das alte Mi<y noch gebräuchlich.
Ii lia ist überall IV- y . filius ist fe oder f<e nach Linie XXIX.
42. (OG 73). i I- Nasal - î südlich von Linie II, è nördlich
davon: sçmï (chemin) wezï (voisin), u. s. w.
Dieser Unterschied i — r* hat in der Nähe der Lautgrenze, wo er
besonders auffüllt, zu allerlei Spielereien Anlaß gegeben. So haben
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- 33ft -
die Einwohner von 62 den Spottnamen le s< -rt erhalten, weil sie eben
le <vi; (les chiens) statt le si/, aussprechen. Auf die Einwohner von s'>
geht folgende Uzformel mit è-Reimen :
Si !o hü di rùsc/, Sur le haut du ronein
Z nten nü sç/,k, Nous étions nous cinq,
F< / ô vi h; syer k'ô munôr ü Et nous avons vu la chèvre
jbok«*',. fMu'on menait au bouquin.
Zu w, vor Guttural und Pausa, sowie ï° vor Pausa s. $ 7. Zum
assimilierenden Einfluße von i auf r im i-Gebiete, s. ^ 13, 22, 38.
-ina -in: kuhin (cuisine), tütin (Uinte r -ine), u. s. w.
Gedecktes brtohtrs I.
4«. (OG 76). i oder œ nach Linie XXIX in: pete, pte —
pœtœ, pta' iptiit), pe* — Pœ* (*pîstiat, pisse). Zugleich erwähne ich
hier: brek - bro»k (brique) und mes — mms (miche, Laib). Zu nie*
gehört das Diminutiv mesyt — mœsot (— 1) Laibchen, 2) lig. weibliche
Brust. Wie mesot diese Überträge-Bedeutung erhalten konnte, leuchtet
sofort ein, wenn man die in Lothringen auf dem Lande übliche kalotten-
artige Form der Brodlaibe kennt.)
♦spingula pi/,k, pik — pe*;k, pôk (épine) nach Linie II.
*spingula wird zunächst *pi*;g, * pïg. Das k in pi/,k, pTk ist das im
Auslaute nach $ t>4 stimmlos gewordene g. Das g ist im Inlaute
als dz (§ 75) erhalten in 0 pldze* pig 4- -ellum (épino'he, Stiehling).
Unbetontes I.
441. (OG 77 j. i fällt: O mrœ (miroir), flç (filer. Dazu hVr
Spinne), O lmù d si- (limon de voiture), zver (*ciparia, civière). —
i e — œ (XXIX): 0 bra«hi (briser, brœhi lo lïk hriser U Un ; dazu
dus Sbst. brœhœ brisoir, Synonym von brak H bryk, Brache),
0 zœlnœr (*gallina 4- aria, poulailler. O zœlmër ist durch Meta-
thesis entstanden aus zlœnû'r, zlinœr; in H zlinër), H lenyot O
henyat (Un t- SufT., étoupe de Un), H lemsye = O lœmsiî (limax -r S.),
geryo (= 1) grillon, — 2) grelot, § 123 a) |, senye (ehigner), geryot (— frz.
griotte, Pflaumenart), Kmlî (Imlingcn). Ich erwähne noch mœ, ta»
(moi, toi) im Souuois — mi, ti im Vosgien, ebenso lïitsœt, le sôtsœt
(celui-ci, eoix-ei) — Vosgien ütsit, sùtsit. H gcslo (* guicheki, guichet)
mit ~ *g( slo = *geslo; zu «'• — y — v s. § 5, b).
[ + 11 = 1 nach Linie 1 1 : dïdô — drdù (dindon), pïso —
pôsô (pinson), u. s. w. Zu \Mô (pigeon) = vfrz. przù s. $ Ö, b).
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- 330 -
Betontes offenes O.
Freies.
45. (OG 78-81). o - yc östlich von Lautgrenze XXIX, yœ
westlich davon bis Linie X, Monophthong westlieh von X, und zwar û
südlich von X', i nördlich von X' :
ye, zye (ovum) — yœ, zyœ — u — i, zi (zu 107 yü s. § 4f>);
kolyer (colobra) — kolyœr — kolûf — kolîf (zu ~>7 kolyer s. § 25);
nye, nyef (novum) — nyœ, nyœf — nfi — ni; bye (bovem) — byœ
— bu — bî; nyef (novem) — nyœf; pye {plcut, Inf. pycr) - pyœ
(vielfach i-Nachkang: py<c\ Inf. pyœr) — pyiï (pyûr) pyi (pyir);
vye (volo) ~ vyœ — vu — vi; pye (paix) pyœ — pfi (auch pu)
pi; zyedi (Jeudi) — zyœdi — zfidi; myel (tnola, nnnlr) — myœl —
mfil; fye (foris) fyœ — ffi; ülye, tilyer (filiolum, filiolam) —
filyœ, filyœr — üyü, fiyfir; ver (opera) — fif im Ausdrucke s mot
à-n yer = O s mat à-n fif .<*• mettre m a it n e, en trahi) ; lemsye
(*limaceolum, Union ) — lœmsyœ — lœmsiï; kriye (crosus. creux)
— kriyu< — krûs (g 127), sevriye (capreolus) — sçvriyœ. (In kriye
und sçvriye ist i Stützvokal zu kr und vr und eingeschoben zur Ver-
meidung der schweren Konsonantenfolge kry u. vry: krye — kriye.
sçvrye — sçvriye.), lcsye (linonil), serkye (*sarcolium) — serkyœ
— sçrtsfi. Rota: H ri — O ru; inor(i)o: H im'ir — O mû.
— o 1 Nasal — o: bô {bon), ö {on). Sonat : // sin — O sfm;
tonat : H tin — 0 tön (danach tinâr tünor. tonnerre)-, i — ü
nach Linie VI.
46. (OG 82-86). o ; y e — u> nach Linie XXIX :
kc {enir) — kœ, ke# (coxa) — kœ^; in H ist ke^ - Ast. enisse
heißt ki#, worin i au3 frz. ni nach $ 57. ähodc {nnjonriVhni} — ahodœ,
H mâhê (afrz. maishni), yêt {/mit) — yo t, vct (n<h) vâ-l, ze (<>H)
zu«, tret (truite) — trœt, e# (ostium) — depo (d/pnis) —
depœ, bre {brenil) — brœ. in Flurnamen : Gra-Bre, Pyu Brc Grnnd-
Brrnif, Petit-B reu il, ne {nuit) — n<ï\ ponê (Sbsl. lo ponê — h- par
unit) — pâme. Vielleicht gehört auch hierher bre (buis). Ein auffal-
lendes ü ündel man vielfach südlich von Linie XXXII: b?, 107 ahçdû,
im. 133 ahodû. lor, m kft: dasselbe ü aus freiem <> (§ 45): *>/yfi,
S7\ »s, 133 pyftr und aus ... 4 y (g 52): ln7 pH \v»its). zvyiir (*cy +
-oria), i)8 lyevfi (fyev t- -orium, //<W).
locum ist in // I»'.
olea ist im Vosyim Diphthong wo], im Sannoi* Monophthong ö|
nach Linie XVII, S 47.
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(iKDKCKTKS OFFENES ( >,
47. (00 87). o -f r -ï Kons. Diphthong wo (Vosgien) = Mo-
nophthong o (Smtnois), Linie XVII:
pwos (porticus) pn^, wos (r>r//<) <>^, pwot {porte) -
pöts (pwot - pots = Thor, große Thür, pwot de grès = /w/r mV
gronge), pwo ('j««r. pwo wird besonders als Schimpfwort gebraucht),
mwo, mwot (mort, mark) niô, mots u. môk, two. twot (tords,
(ordnj — lo, tôt*, kwo (cur de berger) — kor, kwot (eorde) — kôts,
kwo^ («wir), mwol (mordre * — mots u. mok, kwan u. kwon (Vw/ir)
— kon, gwos (gorge) — g«»^, fwo (fort) — for, fwo^ (farce) — fo^,
bwan (borgne) — bon, Lworki (Lorquin) Lorkî, Se Zwo# (Soint-
Georges, Dorf. Sonst ist der Diphthong in Georges ungebräuchlich),
Lwor {L»hr in N.-D. de Lwor Notre-Dxme de L ).
Wie wo - ô aus o — r - Kons, verteilen sieh noch folgende Wörter:
dwoy döy (doigt), $ 32. wol — öl (Am/7/-), § 40, woy — öy (oie),
zwoy i — ^ny], woy oy (audio), § 60. Horning versucht das w
von wo durch den KinfluU des Französischen zu erklären. (0G 50, 86,
125, 12<i). Das Französisch« läßt uns aber vollständig im Stiche bei
der Form des Sminois rots, die dem Vwjh-n rwot oder ruwot entspricht,
rwot bedeutet pȟt coussin rond que /es femnus mettent sur la Ute pour
porter des paniers und ich setze das Wort roue — ette (afrz. roete. Am
Rheine heißt coussinet neben Vo s Wulst auch „Ringel*'), was inso-
fern einige Schwierigkeit macht, als man *riyot erwarten würde, denn
rota ri, $ 45: *i-otanum giebt jedoch lothringisch ebenfalls rw<\
nicht *ryc, § 13. rots läßt sich natürlich nicht als mm '■ ett, erklären,
das z.B. in ö*rwat i*riiyat) werden müßte. Kine Grundform *rorte
oder "rorde (cf. purte pöts, corde köts) kenne ich aber auch uicht.
Ich kann mir rôts nur erklären, wenn ich für diese Form Kinfluß des
Vosyien auf das Sminois annehmen darf. Das Vosgien rwot wäre dann
im Snttnois voiksetymologisch als wie kwot, pwot, u. s. w. gebildet
aufgefaßt worden. Wie nun diesen Formen im Saimois regelrecht die
Formen köts, pöts, u. s. w. entsprechen, so hätte das Sprachgefühl zu
rwot ein rots gebildet. Das wo — o-Gesetz hätte also hier assimi-
rend gewirkt, und es fragt sich nun, ob die obigen Formen des Vosgien
dwoy, wol. u. s. w. nicht auch dieser assimilierentlen Wirkung zuzu-
schreiben sind. Jedenfalls kann ich die Thatsache, daß sich in diesen
Wörtern Diphthong wo und Monophthong <> geographisch genau so
verteilen wie wo -■ ö aus o r * Kons, nicht als reinen Zufall ansehen.
Dem Sprachgefühl der Dialektsprcchenden die Kenntnis oder besser
Jahrbuch <l. Qe*. f. lothr. Geschichte u AllortMmsk., .Jahrg. 30. 22
— 338 —
das Emplinden des Gesetzes o + r-1- Kons, wo — 6 zuzumuten ist m. E.
auch nichts allzu gewagtes, wenigstens nicht in der Nähe der Dialekt-
grenze, wo die Einwohner der benachbarten, aber durch die Dialekt-
grenze getrennter) Dörfer im Verkehr miteinander gegenseitig das andere
Patois lernen und dabei unwillkürlich die auffallendsten Lautgesetze
herausfühlen und sich merken. Solch ein auffallendes Gesetz ist aber
o ! r ■ (- Kons. - wo — ô. Cf. das i — ü-Gesetz, S 59.
Ich erwähne noch Vosyim degwan — Saunoia dagôn; degwan
bedeutet couenne, Schwarte. Vielleicht ist es das afrz. dayom- peau
de pore, s. Godefroy. Jedenfalls geht degwan — dagôn nach unserem
Gesetze (cf. kwan kön, corne) und entspricht einem frz. dayorne,
welches zwar existiert, aber mit ganz anderem Sinne (rieille vache qui
n'a plus qu'une eonu, vieille femme déerépite) und schwerlich mit degwan
etwas zu tun hat. Im volkstümlichen patoisierten Französischen heißt
nun degwan sehr interessant degorn. Diese Form beweist aber, daß
unser wo — ü-Gesetz dem Sprachgefühl der Hauern nichts fremdes
ist, denn wenn dieses Gefühl nicht empfunden hätte, daß einem kwan
im Französischen ein corne entspricht, so wäre es auch nie zur Bildung
von degorn (*dcgorne) gekommen.
Vielleicht gehört auch noch sigwon {vitjoyne) hierher, s. S 53.
Die auch im Fmyien gebräuchliche Form ketö^ {quatorze) ist die
reine Sautmis-Vorm. Eine Form*ketwox habe ich ebenso wenig linden
können, wie llorning. Auch der Atlas linguistique 24, 1111 kennt
kein *ketwo;r. Adam, S. 107, kennt quètouâchhe für Moyen bei Baccarat.
48. (OG 88-91). Im übrigen wird gedecktes o zu ö oder öw:
grö (yros), ku (eou und coup), u. s. w.; zu o in den OG 90 angegebenen
Fällen: tro (trop), mo (moi) u. a. o u in floceum, fUn- fyu
(•- nœud, Schleife;. cloche ist kyes kyo>s nach Linie XXIX. Ich
erwähne noch bo (Kröte) afrz. bot, ital. botta, um bei dieser Gelegen-
heit das Wort boze zu besprechen, welches ich als eine Ableitung von
bo auffasse.
boze ist ein Ausdruck der Geringschätzung: sakre boze! merk
empfind, du Knirps, du Kröte! Der Sinn von boze weist also durchaus
auf bo hin. Ähnlich wie boze ist wohl auch das von Horning, Z. XXI, 451
besprochene melzische bodic mit bo (oder ebenso häufig bod) in Zu-
sammenhang zu bringen. Horning meint hodie honhomme, nuiyof,
figure grotesque sei aus haut -d'homme entstanden, indem der Restandteil
-d'homme liel und durch das Suftix ->e ersetzt wurde. Man vermeidet
diese etwas gezwungene, unwahrscheinliche Bildung, wenn man an
bod Kröte denkt. Dem Sinne nach empfiehlt sich diese Erklärung
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durchaus. Ks ist gar nicht hefremdlich eine fiynrr yrntrsfptr oder einen
mtu/ot mit der Kröte za vergleichen ; ähnlich auch französisch cniponssin
himmr dt faille ramassée.
— o ; n : Kons. — ö; pö (pont), so (somnum). u. s. w. besoin
ist bzö bzft, und zwar ö — à nach Linie XVIII, § 29.
Unbetontes offenes 0.
49. (0(1 92-97). o zu a wegen r in // räwo 0 râwç» (afrz.
cwT, rot are umherirren, rônVr. räwfi rinlear).
o i aus ii, welches ü infolge von Lippenrundung durch die
Labialis entstand, in mine (meunier), vfrz. münye.
o u (Lippenrundung durch die Labialis): purot (jutrrmu),
puty«; (porter), putynt (porte - ette, s. j; 9fi, b). niu/<; (mm-n-aa)
0 inoxf-, buno ibnntut). funç (formt) 0 f'onc'.
Sonst: c: dremi, fremd, kyesot (ehnhette). byeso (bloc — et \.
o: kolyer, trovç, ovre (onerier) u. a. ~ u: kuhin f) tswhîn (ntishi<-\
muri (nmnrir) <) ma>ri, knrês (eoaraije) — 0 korcs, kusye [éeorehrr)
0 ko*i. o fällt: innäy. kuoy.
o : n • Kons. ô : böte (A««/<?) u. a. wè in // kwözye (»»m///)
0 közi.
Betontes geschlossenes 0.
Krf.ibs.
»"SO. (OG 9K-99). o u: solu (ehaleur), nu (tuend), u. s. w.
Ich erwähne tetiru ("teint »mir teinturier) und t<" tu oder tilu (*binteur
teinture), sowie 0 ;*ifyu (*m(lnir — enflure) wegen des Suffix Wechsels.
*demorat: H dmûr 0 dmwêr. //'•«/• ist ungebräuchlich, man sagt
boke bouquet, fyu bezeichnet eine Augenentzündung, Ophthalmie puru-
lente; vielleicht ist dieses fyu (leur ~ fluear (éeonlnnent). fiër findet
sich in flör c mzir fleur et mesure, d. i. à fur et mesure, wo das
fremdartige fur volksetymologisch als (bnr aufgefaßt wurde. — o n
vor femininer Kndung: ür (heure), niul (môra), u. s. w. flöret ist
fyer — fyur nach Linie XXIX, s. auch § 147; zu firyo Ochse mit
buntscheckiger Haut, s. 00 HO, 10K.
51. (00 100). o n ö. Der von Horning gemachte Unter-
schied zwischen ö und iw, wird durch das Denasalierungsgesetz (§ 7)
deutlich erklärt: o/, ist eben das denasalierte ö. Zur Heschaffenheit
von ö, o;( ist zu sagen, daß es im Lothringischen olTener ist als im
Französischen und vielfach à ähnlich klingt. Letzteres gilt auch für
22*
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das vl'rz. So konnte Horning ô und à notieren: 00 121 <>curà für
çclirô ic* HS).-
mahn - mahn/, (nuüsou), rohö — raho/( (ra/'w»), u. s. w. Die
«•/-Formen sind besonders dem Vosgicn eigentümlich 7).
o r n bei weiblicher Endung - <m: kumn {couronne), persnn
(personne). Dehnung und Schließung nach {? 3.
52. (OG 101-108). n + y e — œ nach Lautgrenze XXIX.
Zum i-Nachklang s. S 8. Linie IX :
kre (croix) km-, ne* (noix) — no/, pc (puits) pœ oder
pu-/. 107 pu (s. ,5 40). fcn — fnin (fourche, l'use i na. afrz. foisne).
-nrium c — ir, -nriam er — *vv. musc - musa* (mouchoir),
mrc mm> (miroir), sçscr — hsot (afrz. chassai rc, Peitschenschnur),
koh' --■ kolfï' {loubr : oir. Milchsieb», kwçsc (* cachot r; coucenb),
pyàtc (plantoir), rkuye (* n cueilloir, Kübel), hàdlcr (*hnmbloir< Imkti),
hçlcr <) b«;t<iT (der Form nach *b«f foire, hatioir, Waschbläuel.
Auch 7/ helcr fasse ich *buttvire, nicht heurtoir-, wie Horning
meint, OG, S. 112. Zu h statt b, ». g 114), 7/ ärmcl (wmwVr), bçsncr
(bassinoire), () çrvœnu' (zu recenir, rejeton) u. a. Hierher gehören auch
Xeyêr — X<'yö>r (cathedra), in 207 /çyfir (s. $ 40), und fyevœy in
S7, lO.'t und fyevû in ßs {$ 40) //<Vw.
-wer ist das franzüs. -<«V, -o/rr ( wçr mit Schließung von ê nach
ij 3); çvalwer (aratoire), dçmolwcr (démêloir), memwer (memoire).
*nutrit nyer — nyrer — nur nir, *putrit pyer —
pya«r — pur — pir; ye — y«p — ü - - i verteilen sich wie dieselben
Laute aus freiem betontem o ($ 45).
77 gynr - O d/.nr ( g 1 o r i a. Das Wort bedeutet orgueil. Dazu
das Adj. 77 gynru 0 dzoryu, orgueilleux. In diesem Sinne sagt man
auch vfrz glorieux, stolz).
II vro enrou. 77 znn genau; zn<*> entsteht aus zno durch
Nasalieruug des o durch n. /7 pn pou.
o L ny n in H grn c*grunnium, grain): sonst wc: pwc
(point).
n ;- nya nn in: 7/ snrön ieharotiw), paeonia: pyön lafrz.
piouier. frz. pirohie). Zu sigwnn (cieonia) s. folg. § und t? 47 Knde.
Anmerkung. Abgesehen von £ 30 (wo) und von e, <c (-<vV)
entsprechen franz. i - wa) im Patois noch we und \vr, und zwar
steht wc in der Kegel in kurzer Silbe (bwçt hoib\ mwenn moi-
nmu. pwe - pois u. a.), wc in langer Silbe (bô swer hm soir,
mçmwcr mémoire u. a ). Wo im Patois wç vorkommt, steht das-
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selbe wo auch im vfrz.. dagegen entspricht wc im vfrz. wa (bwçt,
pwr. mçmwâr, swär).
Interessant ist, daß auch douanier, (fournir im Patois dwçnye.
dwcn ; vfrz. dwçnye. dwan. Das oua ist hier als wa oi aufgefaßt.
Kine Prcziosität (cf. S 8) ist es. wenn regelrechtes frz. w»; von
solchen, die das Vulgäre meiden wollen, als Patois und vfrz. aufgefaßt
wird und daher wa gesprochen wird: kwots quetseh wird von jenen
kwals gesprochen. Kbenso heißt das Dorf Hurbouey im Patois regel-
recht Horbuye. im vfrz. richtig Harbwe, in der Tür gut französisch
geltenden Aussprache dagegen Harbwa.
Gedecktes <;eschlosskkbs 0.
53. lOG 104-105). o o (nicht o. wie in OG steht, wenigstens
nicht im Vosyivn und Suimois): to (turrem), gut (youtte). kot |ro«M,
to (tout), zo (jour), ïo% (four), top (etonpe). jof {.souffle), mos (mousse),
dot (dub to, fürchte), rot (route), sop (soupe), mo* {numehe\ krot
[eroûte), box (bourse), dezo (dessous), hvox (brosse), eôrtem ko in
Ortsnamen: Âvriko (Arrîrourt), /\mno»ko (Anwnowourt), Wàko (Vun-
enurf). Krmo/(ko (ltemoneourt), Kwcko (Cohuourt) u. a.; burgutn - o
in Ortsnamen: Snlbo KSuurbtiry), Fribo (Friboury), hierher gehört auch
DäbO (Duysburg). Der angeblich französische Name Dabo, auch Dabo
geschrieben, ist also die reinste Patoisform. Französisch sollte Dagsburg
höchstens Duysboury ergeben, wie Suarburg Sarreboury, Straßburg
Strusboury, u. s. w. burgum ist hör in Otn Hftbôr (Etang Hum-
boury, Flur).
ô : m e d u 1 1 a uml, b e t ù 1 1 a O böl, in H ist bôlot. (b. -f i 1 1 a m)
gebräuchlich: satullum sô, fem. sôl (Vb. sôh; saouler), duplum
doy, *d<»decim dos.
Fin w entwickelt sich hinter der Labialis nur in bwob ( deutsch
Bub) und in bwos (vfrz. bus. Das Wort bezeichnet die Kaminer, in
der das Quellwasser aufgefangen wird und von wo aus es in die ver-
schiedenen Hrunnen gelangt. Diese Kammer hat eine gewölbte Form ;
daher setze ich bwos frz. bouge mit dem Sinne „Wölbung": bouyeuye:
bouyer ^ mettre en meule).
Cigogne ist im Vosgien sigw«m. Das w nach g ist vielleicht so
zu erklären, wie das w nach c in der, OG 105. von Horning für
Gruppe D angegebenen Form cwo/, cwor (eourf), s. S 47.
— Ii 1 I Kons. u: ynt (ultra), mu (muH um), u. s. w.
o u : Kons. ö: pur (ponero). pyn (plomb), u. s. w.
- 342 -
ungula isl zu;k, zik — ze>,k, zèk nach Linie II: dazu das Diminutiv
zb,gyot - 0 Idzat — ze/,gyot.
Unbetontes geschlossenes 0.
54. (OG 106-112). o: sovù (soumit), oti/ (ortie), zonéy (Journée),
moxvl (m use a - itta, abeille), dote f,,fïïrehtenu. dote hat den Äccusativ
nach sieh: >. lo dof je k crains. Im Vfrz. wird dol»; durch awàr
pä«r - aeoir peur wiedergegeben, weniger durch krèt eraiudre, und
es ist interessant, daß awar pinr nicht mit der Praepos. de, sondern,
wie dote, mit dem bloßen Äccusativ verbunden wird: z I c picr je
l'ai peur, d. h. j'ai peur de lui, vfrz. il a peur le loup, statt du loup),
botôy (bouteille), pôle (poulain) u. a.
u: bu*ô (buisson), puhye (puiser), punyà ( imgnunt, pointu),
muhi (moisir) 0 mœhi, nuwe (noyer).
e: nehot (noisette), krehye {croiser), tesye (tousser. Sbst. tes
Husten), enyù (oignon), keti (coutil), vvelô (rinhn), frebi I fourbir).
œ statt e im œ-Gebiete, Linie XX IX.
ye: pyeri (imirrir), nyeri (nourrir), s. g 52.
i: pisï (poussin).
o fällt: slo (soleil), smèy {sommet), kmùsye \eommmeerK kmo
(p oui u m ! ittum, ponunei rlos (horloge) s. § 115.
Betontes U.
Frf.iks.
55. iOG 113). u, nicht im Hial, i östlich von Lautgrenze VI,
ü westlich davon: mix — muX (»im»"), ni — nü (wir), kri — krö
(tni), sir — sûr (siir), -utum - i — ü: vndi — vadü (rendu), »m\s
— amfis (<i»m* i, t'si — t'sü {dessus), <]\x dir/ (dur, dure), dir
(durât. Zu diesem VI), das Sbst. h; dir /rr *r7w>v, endurance: et
«•kulime e l<; dir di Fr;i être urcoutnmé à la *dure du froid, d. i. h
endurer le froid), lui (hurle, Inf. Iiil< ), ri rii (ruisseau], Byà-Ki
[Blanc Rupf, das Tal der weißen Saar. Blanc Hupt ist das französierte
Hyà-Ri, eigentlich also „Weißer Hach"L zit - zül (Pron. fear). In
deutschen Wörtern: gri grii (der Form nach Grütze, dem Sinne
nach Kleie), stik (Stück), fristik (Frühstück. Das Wort bedeutet
weniger „Frühstück1, als allgemein „leckeres Kssen' i.
m im Hial vor fein, a = u im ganzen Gebiete: mihi (ehurrne),
ru (/■"< i, si'isüy \sangsne) : bei Verben : tu (tne\. i-rmu (remue), yji
lexsueat), tonn 1 éternité h ru (rütat, me in intrans. Sinne), su dat.
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I
- 343 -
sue ist regelmäßig - siï in 7.7, iHi-'j:} und östlich dieser Ort-
schaften, westlich davon, also auch in 11, = si, westlich von VI su;
si — sfi sind (he jüngeren vom Französischen beeinflußten Formen.
Die feminine Endung - uta richtet sich nach -ûtum i und heißt
i — ü : vôdi (vmduc) — vàdû, u. s. w. Kbenso heißt es ni (tun),
kris {cruv).
Hier erwähne ich noch das Wort cahus, dessen « im Vosgim ein
u entspricht : kobu 0 tsebii.
5«. (OG 1151. u - Nasal, unum ï, i/, vor Guttural, i/,k
vor Pausa (s. 5; 7) im i-Gebiete, <\ vrr ç/k im c-Gebiete, Linie II.
c heiüt es auch über das «'-Gebiet hinaus in 7ö, 70, 77. brî — brc
(brun), so auch der Familienname Lobrï (Lebrun). H «Ii {ithin).
u • Nas. vor fem. Endung i — fi. Linie VI: brin brün
\brnm ■), prin \m\tnprunt i. a^klitn u-mhunc) <), also im ü-Gebiete,
auffallend attira, Im — lün (lunr). lundi ist lèdi, mit c auch über das
«'-Gebiet hinaus im Vosyim. z. B. in H: dagegen O Mi.
In diesem Vorgreifen des «''-Lautes in lcdi und in «'• i7.ï, ;//, 77)
haben wir das Umgekehrte von der ij 38 besprochenen Erscheinung:
»• und ï beeinflussen sich also gegenseitig.
u -r Nas. vor fem. Endung «"• <c nach Linie XXIX:
pyein — py«r \pUnnc. Danach das Vb. pyeme — pyœinç. und
die Ableitungen rcpyem f. = rr i m -4- plume, d. i. Plumonüberzug,
supyemô m. sou* + phoiw -ou, d. i. ilmH, Flaumfeder), kern —
kœm (rewm), «-lern — çl<cm ynllunt<\.
una ist =• en — «en, und zwar verteilen sich e — u\ wie sonst
e — œ, nach Linie XXIX. «jn — «çn im ï-Gebiefe neben i tun) ist
umso auffälliger als sich sonst das Feminin nach dem Masculin zu
richten pflegt, s. oben -uta und brin (bru m-).
57. (OG II«), u - y = i ü nach Linie VI: tri — frü [fruit).
k«>di — ktidü (conduit). « i hr — erlfir yn-luirr), dçtrïr - detrur uirtntirr ),
bri — brü {bruits, si - su (.%•««•). \\ — lü \fui, Pron.i. pertuis — p«.»tye
(in // nur im Flurnamen Kriye Potye = Cnur Rrtnis) — pylyic,
e — (v nach XXIX. uiyuilb s. >; 79.
Der französische ni (= wi) -Laut existiert im Patois nicht, ebenso-
wenig im Vfrz. Sobal«! er darin aufgenommen wird, verwandelt sich wi
in wi: twil itnilr), purapwi (pnraplnii-K zwif, zwifros (juif, juin-), vfrz.
bwi {buis), vfrz. diepwi {ihpws). vfrz. «Içtwir ub'tmirr). vfrz. ö/.urd'wi
{aujourd'hui), u. s. w.
Ebenso auch kwi \n,it\. pwi \jntit*), u. s. w. alle frz. ni.
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Gedecktes U.
5H. (OG 117). putidum: pe. f. pet — p<e. pmt lim Sbst.
putida = pwet erklärt sich das w durch die Labialis; pwet =
punaise, ci m ex h ort en sis, Gemüsewanze, s. Kolland, Vaune pop. III.
300. Im Vfrz. heißt da« Insekt kin- = eure wegen seiner meßgewand-
ähnlichen Flügel), ses sœs (sue, ), zet — z<et i juste), lus u. hès
iluit'ca, hm/u: Zur Nasalierung s. S ô. b». Dimin. hezlô - hœ/lù».
he> -- lue* (*hûceat. afrz. W7fi, br»l — br-el (brûle), krek — krœk
(Kruy), 0 bœs (i»kh<-\. Ich erwähne hier noch sek — sœk (sucre) und
// Het (flutte, Flurname), e — œ nach Linie XXIX.
Unbetontes ü
5». iUG 118-123). u = i ü entsprechend bei. u: i/.e
üz\* (user), dirye — düri [durer), /.im; — • ziinç1 {jeûner), dzinù — dziinù
[déjeuner), prine — priinœ i prunier), kiryu (eurieux), u. s. w. Deutsches ü:
Fristefrlt \ Fürsb-nfeld, Flur) Zu pîsd = pueelh . s. $ 5, bi. mur \ -et
= // myero. Interessant ist. daß in folgendem Worte i. welches mit
lat. u nichts zu tun hat, westlich von VI ebenfalls zu ü wird: xirye -
xuri (skerran, déehinr): cf. auch i brüsfin — 7/ i bresin (il bruine i,
s. unten. Diese assimilierende Wirkung des i ü-Gesetzes beweist,
daß das Sprachgefühl der Dialek Isprechenden dieses Gesetz empfindet;
cf. ruts S 47.
u 4- y ebenfalls = i — ü: rlihà — rlüha (reluisant), u. s. w. Ich
erwähne noch 0 brüsm« (= *bruissinn; d. i. bruiner, faire de la bruine :
in // bresin«;, s. unten', pertuiser ist in 0 pet*œhi entsprechend pçtsœ
~ pertnis.
ü im Hiat = u : ruwêl (ruelle), buwêy (buée), nuwey (nuée), truwel
[truelle), bruwer (bruyère), truwà (truand ~ paresseux), tuwe (/w#r).
tonuw»; (ileruuer), u. s. w.
u erklärt sich durch Lippemuiidung in: puncl {prunelle), innz<\
muzyer (museau, muselière), must; <m«.vvr/), burot (burette), buhö {buison.
buse).
u — o wegen der Labialis m: rornatis [rhumatisme), home Um nur).
Das u von »;kurù \éeureuif) ist unklar.
u geschwächt zu e u- (XXIX r. zemôt (jument i. bern<> (das
Wort bedeutet „Ochse" und ist = *brino — *bren<» Metathesis bemo
••- brnuef, eigenllieh also <3ch.se mil rot-brauner Hautfarbe), bresin»;
<* bruissiui r, bresenri - O brüsünn — * bruisstmrir, bruine), Tre/ti
[Tiirkstcim, 0 tsœryu yeurieux). iinrzr (innsenn). In <len Ableitungen
kenn; kiem«; (éeumei) und pyemc — pyreun; (ftlumir), s. $ 56.
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u fällt : gvç = 0 dzve1 (cuvcati). kml (cumin), elme u. Imèr (allu-
nur, lumière, § 5o>.
Diphthong Au.
Bclont.
64>. (OU 124.1. au = ö: sos (cAdw;), so (chou), rç/,kyô \ endos).
p»~»s u.s.w. *faurga — fwos (forge): wo aus »4 r nach
47. kas (causa, (7<fwi entspricht französischem tvw.sr (kawz), welches
kas wurde m. K. analogisch a 1 |- Kons., cf. ridyâ, sizyâ § 29.
61. (OG 125). au 1 y = Vosgien woy - Saunais ôy: woy —
ôy {oie), audio: woy oy, zwoy (>/<■) — im Saunois fand icli
zwç, welches französisch ist; Zéliqzon LM. 56 kennt den Monophthong zoy.
Zur Krklärung des wo im Vosgien, s. $ 47. Die Entstehung von
wo aus o. sodaU *oy (oh-) und *zoy (joie) auch im Voxgicn die regel-
rechten Formen wären, durch Einwirkung des o -h r -r Kons.-Gesetzes
wird noch dadurch bestätigt, daß in den Ableitungen jener Wörter,
wo au unbetont ist und daher das wo-Ges-etz nicht wirken konnte, au = o
bleibt: zoyô \ oison), zoyu i joyau ). Wenn in zwoy, zwoy französischer
Einfluß stattgefunden hat, dann versteht man nicht, warum nicht auch
zoyô, zoyu von oison und joyeux beeinflußt zu *zwoyö, *zwoyu geworden
sind. Das unbetonte zwyyi (uudirei ist an zwoy (audit) angebildet.
Un betont.
6«. (OG 12«) znyô, zoyu - zayu io — a nach Linie VIII),
zwoyi s. oben. torç (taureau), oröy - O aray. kowe kawe> i cau-
dal us, qui n'a plus dt queue. Inf. O àkawç* — incaudare, am
Schwänze anbinden). Deutsches au: H sirkrut = O surkrut, Sauer-
kraut, lothringisch deutsch Sürkrut, Surkrut.
Der unbetonte Vokal zwischen Haupt- und Nebenton.
«8. Der Vokal fällt: metnu 1= matineux mit dem Sinne matinal),
»söhne \a - saison ;- er. Sinn : wohl ausgerüstet; i ryburu be-n çsohne
= mm laboureur bien monté), boit»; (schwätzen zu bolot ~ Schwätzerin),
deresn»; (= déraciné, mit der Bedeutung déchiré), go^no (yar<;onnet),
baslot (Ijaisscfle : ette. flfhtfe). vçyncy (vçyï èr. pelletée K vigru {rigou-
reux), sovru (sarourcux), sçpncr {sapinière). sepno {*sapiurt. petit sapin),
nllô \*ràtelon. rätelirr), Nôlmy«e • S'onhiyny), Ny<evlc i Scufcitler),
Môtnyo- i Montiyny), mosne (maçonner {. orsô {hérisson), hersye (hérisser.
Analogisch Sing, l'raes. hers — h» ers — hérisse. Dazu das Sbst. hers
— lu ers fem. = h tire;, menvel i mani relie), incisa {maréchal), kosnu
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(koso — cur: afrz. cossou, revendeur), kârlï (= afrz. carel -r -w, cuvier),
husne (honssiner, Imttre, cltaxscr), hawlot (= *hacclettc, Dimin. zu havet.
In // ist hawlot ~ rôtissoire. In 0 ist hawla, d. i. */uiveJet, oh/// rfr ftm-
«r/«r m /orm*- <fr pioche. Hierher das Vb. èhevç afrz. enhaccr, an
sich ziehen), grozle (groseiller). basne t O basons . zum Sbst. bsisö
planche: garnir de planches), Bâdôvle (ßadomillcrl bywto i bowot -f
r/». bowot Schnake; die bowtö sind etwas größer als die Schnaken*,
botne (boutonner), velmä i * vclimard, afrz. »W/'w -j Suff. -arrf. velma
Blindschleiche ist also der Form nach afrz. niimm, frz. venimeux.
nur mit anderem Suffix, und nicht ver m is + malus, wie Horning,
OG, S. 122, vermutet. Die Tatsache, daß die Blindschleiche nicht
giftig ist, spricht nicht gegen diese Etymologie; volkstümlich gilt sie
als giftig, ebenso wie die Kröte: über die Giftigkeit der Blindschleiche
s. Rolland. Faune populaire III, S. 20.), 0 depxi (de + pisscr), Bremni
{lirémcnil), demhôl ( demoiselle), fälle (faufiler).
Der Vokal ist e <a*> : griyete ( O grite1, afrz. y rieb': griyete
bedeutet Heimweh: dazu das Vb. et griye Heimweh haben), e/,kevle
(* encuoelUr, d, i. mettre dans le ew eau). çrlehà (neben erlihà reluisant),
e*(kyepe (*enclouper für *nuouplcr, s. § 123, d). d. i. accoupler; in O
etsœpeO, marveyu O vermo-lü (vermoulu), O ermœyi irumimr).
Der Vokal wird von der Labialis beeinflußt und durch Lippen-
rundung zu o und u: arbolel (urbaUie), obrove (abreuver), ärmonek
O ârmœnçk (almanach), èfurnâhye O àfœrnâhi (très affairé, emba-
rassé. Die Form ist * cnfrenaisi/, cf. afrz. cnfremtisir, frenaisirr). èvuye
(envoyer, in O àwyi mit Ausfall des Vokals), èpunye (empoigner), robuhye
(aiguiser, s. § 80).
a wegen r : dezarte i déserter), Sorna vie (Sommereitter).
Der Vokal ist u in: siruzyè i chirurgien), t/guzne (zu gwos gorye,
eigentlich * mgorgvné, d. i. in der Kehle verstopft sein. Dazu das
Sbsl.guznot, kleines Wasserinsekt, von dem man glaubt, daß es, geschluckt,
eine Entzündung der Kehle hervorruft. In O govat = *gacctte, zu garer).
Der Vokal ist i in niölinyö. mötinynt ( = * mout/gwm, * montignette
für montagnard, montagnarde i entsteht hier aus e [*mùtenyù, *mô-
tenyolj, cf. muten montagne).
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KONSONANTEN.
«4. Die stimmhalten Konsonanten werden im Auslaute stimmlos.
Übergang der Tenuis in die Media und umgekehrt, s. §§ 72,
99. 106.
H.
«ÎJ. K)G 129). Lateinisches h füllt, ausgenommen in : hers
(Arm): hesye (hacher, "huccarej, wo h sieh als Onomatopöie erhielt;
hersye (hérisser) neben orsü.
Germanisches h ist immer erhalten, auch im Vfrz. : hay - vfrz.
he (/«»>), lies (hache), hârô — vfrz. herù (luron), u. s. w. In 54 ist
souhaiter — sowädzi, in // und in den meisten anderen Orten sôhâdye
— 0 sohädi ; über die Beziehungen zwischen w und h s. § 114. h ~ r
in rusne, Nebenform von husm; (houssiner). Der h-Vorschlag in hol-
mäde, holmàdç (= * allenmtulei d. i. pürier allnnaml) scheint eine
Anspielung auf die Häufigkeit der Hauchlaute im Deutschen zu sein.
Der h-Vorschlag in hyrmuwe ( mmur) ist wohl eine Analogie zu
den gleichfalls mit h anlautenden Wörtern ähnlichen Sinnes hosye
( ^ hocher. Davon abgeleitet hosy, horselo, hochement) und horgole, horgo
(cahoter, cahot, cf. afrz. hargouler secouer). Das h von hormuwç
ist wahrscheinlich germanisch (Stamm hoc, davon hosye), sodaß die
Bildung hormuwç gerin h -r remutare an hä germ. h -r altus
erinnert.
Deutsches d) _ % in: lo^, \e% (Wasserlache), Rabo# (Hambach),
daneben Räbok. •" k Aspok (Aspach), d) fällt: V bru^tu (— Brust-
tuch, gilet), Hçrspn (Kersbach), Häsin [Haslach).
C
Ml. v durch Assimilation g : gve (currau) 0 dzv»- (zu dz
s. § 75). Die Wirkung der Assimilation hört auf, sobald das c durch
e - geschwächten « von v getrennt ist: e#,kevlç (* encwellcr), kevlo
\cucelrt, petit cun-ati). Assimilation im Satze: z n è-n e g dus je
n'en ai ipte deux.
67. (U(î 1:H)-1:-12). C vor a s, wie frz. Besonderheiten:
In sohye, sô^ [charger, charge) hat l'bergaiig von rz, rs zu h, %
stattgefunden nach £ 9ô. S. daselbst h, / in l'urea, perlica, *lar-
dicare, *e.\ cor I icare.
- m -
jodyù (chardon) ist von jâdyir (Bronnnessel) und #adye (échuuder)
beeinflußt, also — *excardonem (§ 86).
e im Inlaut ~~ y: auea = zwyy, secal - soy, sëy. Das 1 von
fremd (fourmi) ist mir unklar, olî^ (ortie) scheint aus otiy entstanden
zu sein, indem y über d) (••- d) in irf)) zu % wurde; x waie a'so eme
Verhärtung von y im Auslaut entsprechend § 64. Statt y im Inlaute
steht w nach u: #uwe (essuyer), luwe (loyer), nuwe (noyer), bruwêr
(bruyère).
Im Inlaute zwischen Vokalen ist z uuffallerid in çzet, auch vfrz.
azœt (achète), gegenüber este (acheter). Ich sehe hierin eine Analogie
zu den regelrecht stimmhaften Konsonanten, welche stimmlos werden,
wenn sie unmittelbar vor einen stimmlosen zu stehen kommen, so daß
sich çzet und este so verhalten wie veti — fti (rêtu), zete — ste
(./Wer), u. s. w. veti, zete stehen im Satze nach Konsonant, fti u. ste
nach Vokal: ze n 1 e m zete je ne t'ai mic (—pas) jeté, aber Z 1
e ste -— /V; jWé.
Ich erwähne noch fäsi fauchée. Da *falcare faucher im
Lothringischen nicht existiert, sondern durch sec are soye vertreten
ist. so hat wohl auch fäsi mit dem französischen fauchée nichts zu
tun, sondern ist eine eigene Bildung zu fä (fam): *falciata — fäsi,
wie *calciata — sâsî (chaussée).
*acucula und *acu tiare s. 79, 80.
In apud-hoc (avec) ist c gefallen: 0 avo, im Vosyim ovo, ovo/?
(§ 7). Letztere Formen mit nasalierten o sind offenbar aus *ovo/,k
entstanden, wo sich vor dem Guttural ein Guttural nasal entwickelte,
was im Romanischen nicht selten ist: mica _ lomb. minya, sic ^
-si/;k in aus.sine (aussi), aequalis enyal, ingal. Vgl. Foerster,
Z. XX, 264: Die Einschiebung eines m vor b (ebenso wenig wie die
eines ti vor Dental und vor Guttural) ist nichts Ungewöhnliches und
macht keine Schwierigkeit. S. daselbst Beispiele für tu vor b.
HH. (OU 133-136). ce - s: ><-s (s a ce um), sos (si ce um),
sos (soc), fyäs if lac eu m). Deutsch Stroitsack stmza (paillasse).
porticus pwos — pi»^( s. $ 95.
Suffix -iceus, -icca is. Das Suffix wird in verächtlichem
Sinne gebraucht in: päpis izu papa, aller Großvater, einfältiger Greis i,
mamis (/u maman, dumme Alte), Kolis (zu S'icolas. Kolis - dummer
Kerl). Hier sei noch der Kosename Dadi ( Auguste) erwähnt.
-icc a is noch in golis - gula + -icca.
* lolis ist in Lothringen der Name eines Spieles, welches darin
besteht, dato" mit kleinen Wurfscheiben, gewöhnlich Scherben oder auch
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341» -
10-centimes-Stücken, ein Kork umgeworfen wird, auf den einige Geld-
stückchen, meistens 1-Pfennig-Stücke, oder einfach Knöpfe gelegt werden.
Der Spieler, welcher seine Scheibe am geschicktesten geworfen hat.
gewinnt was auf dem Korke war. Der Kork seihst heißt golis, die
Wurfseheibe polü frz. palet, nur Suffix -ard.
Wie man sieht ist die Bedeutung von golis weit entfernt von
gula + ieca — Schlündchen, Spältchen. Don Bedeutungswandel erkennt
man aber leicht, wenn man die von Horning, Z XXI, 455, für gulits
zitierten Definitionen liest:
1) Roussey (Bournois) : oueerturr en fente de laquelle s'échappe
l'eau de la cuve d'une fontaine ou d'un évier.
2) Jonain (Saintongc): houchette.
3) Besonders Puitspelus (Lyon): golichinante goulet étroit qu'il
faut enfiler, p. ex. au jeu de boules.
Das lothringische goUs-Spiel ist nichts anderes als das golichinante-
Spiel. Nur ist das Lyoner Spiel olfenbar das ursprünliehere, da hier
die Sache dem Worte \golohinant< -gula • i c c a ~~ goulet étroit) noch
genau entspricht. Damit also in Lothringen goliA (von gula) ~ Kork
werden konnte — es braucht übrigens kein Kork zu sein, jeder andere
Gegenstand, der ähnlich aufgestellt werden kann, tut es auch —, muß
ursprünglich das Spiel, etwa" wie in Lyon, darin bestanden haben, daß
mit den polä nicht ein Kork umgeworfen wurde, sondern daß die pol»
mit Geschicklichkeit durch eine enge Öffnung geworfen werden mußten.
Das Spiel hat sich geändert, das Wort ist geblieben.
In der Bretagne giebt es ein jeu de gatorhe, welches mit unserem
lothringischen golis-Spiele identisch ist*). Also auch in der Bretagne
hat sich die Sache geändert. Das Wort aber, ursprünglich offenbar
auch ein Derivat von gula mit der Bedeutung fentc oder goulet étroit,
war nunmehr, da es der Sache nicht mehr entsprach, der Volksetymo-
logie preisgegeben, die es zur unglaublichen Galosche machte, obwohl
im Spiele die Galosche keine Rolle spielt. — Larousse giebt unter
galoche: Jeu. Sorte de toupie analogue à celle que l'on nomme „sahotu.
nmis de dimension plus forte. Dieses galoche-Sp\e\ - Kreiselspiel hat mit
dem lothringischen gylis- und mit dem bretonischen golochc-Sptele nichts
zu tun. Da aber galoche doch ein Spiel bezeichnen kann, so versteht
man leichter, wie galoche in der Bretagne auf das wesentlich verschie-
dene golis-Spiel übertragen werden konnte, als das Derivat von gula
mit der Bedeutung goulet étroit nicht mehr .sachentsprechend ge-
worden war.
*
*) Die Mitteilung verdanke ich Horm Lektor Ix>t<\
— 350 -
6». (OG 137). Cl-l: evél 0 çvœl (aveugle; vfrz. ava-k),
sal O .soi (seigle; vf/.. sêk), bi-U; <*buculare. beugler).
Cl ky östlich von XXVIII, - ty westlich davon; ty variirt und
ist vielfach tot) (d) in id)) und t<. I her ty — ts s. § 7ß. In 0
herrscht regelmäßig R kyes (cloche) — tyœ> — tdjœs — ts<L>s, kye
{clef) — tyç — lse>, H kyay (claie) - 74 tsiy, in 0 Diminutiv tsçyat,
kyôr (clore) — tyôr — tsôr, re/(kyo (enclos) — 0 àtsô, kyô (clou) —
tyô — tsu, kluwi; (clouer) - O tsawt", Rrtyövil (TleebmviUe), aj;klim
{enclume) O àlsim. râkyâ (- *râelard, d. i. 0 rätsä. kyepç
— tyœpç — ld)œj)»; — tsœpç1. Dieses Wort, in // auch kyopç (Labialis)
neben kyepe, heißt „spucken1' und gehört zum Stamm kla p. s. Varnhagen,
RF III. 403, im besondern S. 409, wo klap im Sinne „spritzen'' erwähnt
wird, dçkyepi; bespeien. Das Wort kyepa Feitschenriemen, longe
fasse ich als Fartizipialsubstantiv zu kyepe, da beim Knallen der
Peitschenriemen förmlich spuckt; kycpà also eigentlich „der Speiende".
<;/,kyep<; ] -: * enehmper für *eneoupler, s. § 123, dl] ~ 0 etsrepi»
{ - accoupler), byokç. byok (bouekr. Im» le), s. § 123, d).
70. (Oli 138). In einem Teile des Saunais, nämlich westlich von
Linie III, wird einfaches k, über die Zwischenstufen *ky — *ty, zu ts.
Das k — ts-Gebiet fällt aber nicht ganz mit dem cl — ts-Gebiete (Laut-
grenze XXVIII) zusammen, wie in OG angenommen wird. Der Vorgang k —
*ky — *ty — ts ist lautphysiologisch an die vorderen Vokale gebunden,
daher findet er nur statt vor i, ü, e, <e, e, ä. ä, zwischen ç und a
artikuliert, ist die hinterste Grenze, wo er noch vorkommt. Vor a,
o, u bleibt k immer unverändert. Der Vorgang k — *ky — *ly — ts
erinnert an rt — ty — *ky — k, s. § 96. In beiden Fällen machen
die Organe denselben Weg. mir in umgekehrter Richtung. Interessant
ist es, daß die Erscheinung k t> mit der Erscheinung rt — ty — k
auch geographisch übereinstimmt und daß Linie III, soweit ich fest-
stellte, mit Linie IV ziemlich zusammenfällt. Ks erübrigt diesen Punkt
in ausgedehnterem Maße zu untersuchen.
kazaki (otsaquin) — ka/.atsî, biki (jeune ehhre) — bitsi, biberki
{vilebrequin} — vilbrotsî. Lworki \Lorquin) — Lörln. Menihe/;kï (Nacht-
geister, Hexen, auch hat ses baute chasse genannt, s. Abschnitt ., Texte'')
— Mœnih<entsL kikaböl (das Wort heißt soviel wie euleute und ist ~- etil
I V 4- boule, zu bouler. Cf. kàbol»; ~ remrrser. kà findet sich auch
in kàpusç ? j- pousser, pourchasser, jwursuicre, und im Sbst. kàpus
f. poursuite. Es ist vieilleiehl con-, cum; cf. § 51 ô — à) —
tsitsàbol (in diesem Worte ist sowohl i. s. Linie VI, statt ü, als ts vor
à aullalligi; kihulc (etil ■■ bouler, n-ncerser) — tsiibole1, çtsûrù ,/cureuil),
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tsûf (cuve), tsûre (mir); kên (cane) — tsên; tsu» (//h/m/ », tsœhïn (cm/-
tsœhna1 (cuisinier), horkino (déranger qch.\ — hartsa>ni- (Sbst.
hartsœnii), tsa>^ (iw«|, isum (écume), t<œmras (éenmoire), ls«cryu
(«•wr/««:), ts<ï'rio«V' ), ts(ï' (n/<V); tsçmii \ camus, penaud), tsçnar (camrd),
fyolse1 ( // fyokç -■■flot- 1 -ellum, Schleife, nu-ud), botst/ (bouquet),
pitso4 (piqué*, batse1 <- // boke, boiteux) : tsärat [carotte), tsä^ ( 7/
kâj, Insipide, peu frais), käst/ (casser) ist eine Ausnahme, die
zeigt, daß auch schon vor ä k nicht immer zu t* wird. Dagegen vor
a, o, u: kazatsi, ka (mown, kal' t /■/ kof. eo&w), kay (/raille), kawt/
// kowç); kona^ (connaître), kôn (roiw), kolûf u. a. ; kuhi (
kuhye), kuryi (cuillerée).
71. (OG 139-140). C vor e. i s. § 82.
72. cf. § 64. Die Tenuis wird Media : Kç>(glot Reine-Claud» -,
prune; gey ~>4 giy 0 dzîy (quille), Vb. geye (i/uiUer), çgrmvis imv-
wiss*), grob; neben krol«; ( croller, hocher). Umgekehrt, die Media wird
Tenuis: morkolot neben morgolot ($ 34), wâkç (rat/un-. Das k ist
hier wohl analogisch zu denjenigen Verbalformen, wo k im Auslaute
steht, £ 64, i wnk il caguc), kopyö (goupillon).
G, Y.
7B. (OU 141, 142, 144). g, y z, wie frz. Dieses z wird h.
#3 und das Gebiet nördlich von Linie V ausgenommen, in: ähodu*
(aujourd'hui), #arhi (asseoir jus). ~>7, OH ^âri, jardin 54, «S.», 40,
03 hodzc () hçdzi, O lalne. lahö'r (léaer, légère), in H sagt man
èhimç und czimç (das Wort bedeutet inventer, arranger : chimç en
fyâf incenter une fable).
z dz fand ich nur in 00 dzodzi.
la* (large), va* (eerge), gö* (gorge) s. g 95.
g y: fçyin (faine i, pçyi \poys), pyây (plaie), hay i/i«/Vt, nüy
(negat), rôy i*riga), sAsûy (sanguisuga).
Assimilation: <tç (jeter), stô (je/on) s. § 67.
74. (OG 14â). gl wird, entsprechend cl i§ 69 1, gy östlich
von XXVI». dy ddi dz westlich: gyà (gland) - dyà dz;.,
gyôn (glane) — dyôn - 0 dzan, gyçs — dyçs — dzrs,
// ziçgyot (onglette -petite ongle) 0 zîd/.at. gyôr ( gl or i a mit dem
Sinne orgueil) — dyor — d/.ûr. gyôru [orgueilleux) dyôru — 0 dzôryu,
si»;gye (sanglier) — sidyt/ — sfidz«/, u. s. w.
75. Einfaches g wird, analog c ($ 70). vor i. ü, œ, ç, ii über
*gv — *dy zu dz: d/.iy (quitte), dziyi (quiller); çdzii (aiguille II
ygiy, Stricknadel i: dz<H (gueule), dzu« (gueux), d/.dlä (gueulard), dzu-rnu'
- 352 -
(grenier), dzœrnûy (grenouille). Satzphonelisch interessant ist d/vr (eu veau.
Il gvç): das anlautende c war in diesem Worte einer zweifachen
Wirkung ausgesetzt, der assimilierenden Wirkung von v, welches es
stimmhaft machte, und der Wirkung des g — dz-Geselzes. Die Assi-
milation fand in derjenigen Form statt, wo der Vokal der ersten Silbe
Hei, wodurch c an v rückte und stimmhaft wurde; das ist aber im
Satze nach Vokal, z. B. î dzv<- H u, gvç, trô dzvç1 - II trä gve
(un cuttau, trois c). Der Übergang von g zu dz konnte seinerseits
nur vor Vokal stattfinden ; eine solche Form hat aber unser Wort nur
im Satze nach Konsonant, wo der Vokal der ersten Silbe sich als
Stützvokal e, œ hält, z. B. kwct d/a'vç — II kwçt gevç, kïz dva-ve1
// kïz geve (quatre canaux, quinze c). dzçt (guêtre), dzelç* (guêtréi.
murdzç (muguet), çdzçs (agace, pie), drodzç ( II drogç, toile bleue,
auch drap des Vosges genannt); dzär ( //gär, jupon), bidzä (- H bigâ.
mâle (T oie), g bleibt vor a und o unverändert gäl (gale), g;!]»/1 (gauler).
galt«" (Nadelkissen); goter (gouttière). %ö% (gorge).
76. Westlich von Linie XXX ist vielfach ty t* und dy dz:
tyçr - tsçr (terre), tsc (tien od. tiens), âwbenitsœ (mu ; hhiitc - ier\,
putyç — putsç (porter), d/.fd (diable), I)z(c (Dieu), u. s. w.
— pv p< in p-o. neben pvç. d. i. verkürztes petvo (petit.
cf. § 101).
Qu.
77. (OG 146). Anlautendes qu ist erhalten in: kwçt (quatre).
sowie kwetrô (quarteron), kwotye (quartier; kwotye d kmo morceau
de pomme), kwçmm (carême) 0 kwçràm, dagegen kçlô;j (quatorze);
kwiri (qta'rir), kwçsç iquassare, marquer), km;» (marque), *coaeti-
care kwçsye (cacher).
78. (OG 147). Inlautendes qu - w in âw (aqua).
Hier behandle ich auch die Vertreter von aiguille und aiguiser
im Osten. Zum Schlüsse bespreche ich geyto Nadelkissen.
// oviiy (aiguille).
79. oviiy fasse ich als eine Variante der gemein-nord- und -ost-
französischen Form awiy auf, s. Atlas linguistique 14. Das w in awiy
(oder awey) entstand aber nicht nach Schwund des c in *acucula
als hiattiigender Laut (Horning Z. IX, 489, Zéliqzon Z. XVII, 427,
Marchot, l'atois wallon, S. 118). awiy geht vielmehr, wie Cohn, Suffix-
Wechsel, S. 237, und Niederländer Z, XXIV. 31. richtig annehmen, auf
einen Typus *aquicula zurück. Der Stamm aw- entspricht also
einem aqu-. An diesen Stamm können verschiedene Endungen treten:
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- 353
am häufigsten -iy (awiy), auch -cy oder -çy (awcy, auch in O, awey).
Außer Formen mit w von qu (cf. ;i\v von aqua) giebt der Atlas
noch solche mit v an Stelle des w, was auch für H ovuy gilt. Also
Typus I: qu — w, Typus II: qu — v.
Weiter bietet der Atlas nichts. Aber hei Adam, S. 295 u. 296,
findet man neben Formen jener beiden Typen noch derartige: aeou'ir.
avouée, avoé, âcoivgc, acouège. Also Typus III: qu — vw.
Unter diese drei Typen lassen sich sämtliche Formen des Nord-
ostens unterbringen, natürlich abgesehen von den Formen mit franzö-
sischem g. Ich sehe den w-Typus (I) als den ursprünglichen an und
leite die andern davon ab:
S die ma I.
qu
I
Typus I: w
Das bilabiale w erhält einen bilabialen Spirans-Vorschlag u:
I
uw reduziert sich zu n und diese der bilabiale Spirans-Vorschlag
bilabiale Spirans wird labiodental: wird labiodental.
Typus II: v Typus III: vw
Anmerkung 1 . Adam giebt noch die Form aftoic (Üinvilh). aho'h-
gehört zu Typus I, nur ist w aspiriert (cf. $ 114): awi — ahwi alwh.
Anmerkung 2. Andere Beispiele bei Adam, in denen w vw:
S. 297 adcoua'nte, aicouatte (alouette): S. 366 remtiin für rwçï (regain);
S. 367 ereouatié für çrwâtye (regarder): S. 291 eoagnege für leaignaige
(gagnage, pâturage), S. 369 couette für wet (sale): S. 353 nouenttair
für nuway (nuée), u. s. w.
// rybuhye (re 4- aiguiser).
«O. Auch für dieses Wort lassen sich die ostfranzösisdu-u
Formen auf einen allgemeinen Typus *a-qu-i tiare zurückführen
(rat — gw — isier).
Wallonie. Typus I: qu — w. rawizi (Atlas, Karte 16, N" 184,
187), rawisV (183, 186).
Lothringen. Typus II: qu — v. revu/.e (Atlas N" 66), ravuhi u.
rçv'hi (OG, S. 1 1 8 1, revehie (Adam, S. 282).
Jahrbuch 4. Oes. f. loUir. Geschichte und Altertutnsk., Jahrg. 3j. 2.1
— 354 —
Typus III: qu - b. rabzi (Attas N" 85), rabzi u.
tvbzi (OG, S. 118,.
Typus IV qu m remu/o u reinuhi (Atlas Nu 88
u. 87). rçmuhi u. remuhye (OG, S. 118).
h ein; ma 11.
qu
I
Tvpus I • w
I
luv <s. Schema I i
mv reduziert siel» zu
I
die bilabiale Spiran
wird labiodental :
Typus II : v.
nie nilabiale Spirans
wird durch Sehlioliunir
bis zum Verschluß zur
bilabialen Explosive :
Typus III b.
die bilabiale Spirans
wird duroli Schließung
und du roh Abschwen-
ken der Lufl durch
die Nase zum bila-
bialen Nasal:
Typus IV: ni.
Zu Typus III «rehüi-t auch II robuhye.
Wie Tvpus IV ze.it?! , haben ninulii und ivinubye. trotz ihres in,
nichts mil molç zu tun, was llornin<r\ 0<i S. IIS, angenommen hatte.
Der Atlas ><\\A noch die Form re/wi ;77. 78';. und OG rehni.
Wir bal» !) hier dieselbe Krschcinimg von behauchtem w. wie bei ühoic.
s. Amn. 1 zu uyiiy. und zwar bei rç^wi m verstärktem Maße.
S ^ 114.
Fs bleibt jetzt nur midi das u von // nibuhve. revil/.e, remuhi,
remuée, ravuhi. nniulii. remuhye zu erklären. Dem französischen
r aiguiser steht rawizi am nächsten, indem es das i behält, rab'zi.
rt;b'/i. rey'hi sind sol'.u'l Idar: das unbetonte i zwischen Haupt- und
\ebeuti>n isl gefallen. Das u ululer Kennen ist weder nichts als das
geschwächte t. welches dann die Klangfarbe der Labialis, d. i. u, ange-
niiinmcn hat Der Sin^, fracs von rnbutive beißt rubi'i^. Es wäre
in1cres<ant zu wissen, wie die Können ivv'hi. u. w. im Sing. Praes.
heißen. Man wurde dann die Natur des aus;;Halleneii Vokals erkennen
und sehen, ub ei etwa auch viui der Labialis beeintliißl ist.
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- 355 -
Ml. In diesem Zusammenhange bespreche ich noch II geyto
0 galto». welches „Nadelkissen" bedeutet. Dieses Wort wird von Horning,
Z XVIII, 218. mit ., Nadelbüchschen" (étui) übersetzt und von gey
tptillc (Kegel) abgeleitet. Kr beruft sich dabei auf zwei Saargemünder
Frauen, die solche kegelförmige étuis gesehen haben. Auch Zcliqzon,
I,. M. im Glossar, bring! gelt«- - Nadelbüchse. In Hattigny heißt
Nadelbüchse bwçtc boite A, Suffix -oir.
Was nun die Ktymologie des Wortes betrifft, so liegt allerdings
gey quille mit der dem Osten eigentümlichen Media an Stelle der
Tenuis (cf. § 72) der Form nach nahe. Aber, wie der Bedeutung
nach Kegel und Nadelbüchse oder Nadelkissen zueinander in Beziehung
stehen sollen, ist mir unklar. Ich habe mich bei den ältesten Leuten
erkundigt, wie die Nadelkissen und -bik hsen früher ausgesehen haben,
und es stellte sich heraus, daß sie alle möglichen Formen halten und
haben konnten. Die Kegelform ist nicht ausgeschlossen, aber auch
nicht charakteristischer als irgend eine andere. Ks scheint mir daher
natürlicher geyto mit dem am nächsten liegenden aiguille in Verbindung
zu bringen, und geyto als * aigticlletct, gälte- als *aiguilleteau, -eil um
-çS mit aphäresierter erster Silbe aufzufassen. Man vergleiche die
Aphärese in folgenden von église abgeleiteten französischen Wörtern:
glisar, gliseur, glisier. Man denke auch an töl (Splitter) altfrz. ästete.
Man könnte gegen diese Krklärung, H geyto — *aiguilletet -
0 gälte* *aiguilleteau. einwenden, daß aiguille in H ovüy, in O awêv
heißt, daß konsequenterweise also nach Aphärese von ai einem *ai-
guiUetet ein *wey1o oder *veyto oder gar *beyto, *meyto, s. Schema II
$ 80, entsprechen sollte. Man muß aber mit dem französischen Ein-
flüsse rechnen. Kin Blick auf den Atlas, Karle 14, zeigt, wie verbreitet
das französische aiguille mit g im Osten ist, und auch in Hattigny
finden wir dieses : çgiy, allerdings dann in der besonderen Bedeutung
„Stricknadel", während ovüy Nähnadel, geyto ist somit nach aiguille
gebildet, nicht nach ovuy.
In Ommeray entspricht französischen aiguille < dzfi (Stricknadel),
und man fragt sich, wie sich gälte- (* aiguilletcau) neben edzfi (aiguille)
finden kann. Es sind drei Schwierigkeiten zu heben: 1) das a. — Es
ist durch I bedingt; cf. *bilancia — balance. 2) g gegenüber d/.. - -
dz ist sehr jung, wie überhaupt die ganze Erscheinung k — ts, g — d/.
(§§ 70, 75. cf. auch OG, S. 61 die Anmerkung unten). In gälte1 konnte
also a vor 1 entstanden sein, bevor jenes Gesetz anfing zu wirken,
23»
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— 3ob" —
und vor a kann das g nicht dz werden 70, 75). 3) Das 1 selbst:
man würde Übergang von ly zu y erwarten ijj 104), also *gayUJ,
*geyU". — Der Übergang Iy — y ist nicht allgemein. In demselben
Orte findet man vielfach sowohl ly — 1 als ly — y : in H ovüy, egiy,
geyto, aber ovli {aiguillée) ; in O : awôy, cdzii, awyi (aiguillée). H muzyer
- 0 mœzlîr (muselière).
S.
Ks sei vorausgeschickt, daß allen aus s sich entwickelnden h- und
Z-I^auten in dem Gebiete nördlich von Linie V, sowie in die Laute
z und s entsprechen. Die Einwohner von .s,v, welche mit ihrer z-,
s- Aussprache einsam und isoliert sind, s. Karte, werden le ses (1rs six)
genannt, weil si statt x?X (sex)> wie m den Ortschaften ringsumher,
eben ses sagen.
82. (OG 148). Inlautendes sy — h : bähye (Imiser), bahir (bai-
sure), êfurnâhye (*inphrenesiatus), O petsœhi (*pertusiatus),
prihn (prison), pàtuhye (in O pàtuzi, afrz. pantoisier), 0 gohi — 86 gohya-
(goskr). Auslautendes sy x (s- S M): grix (grise), sïî-x (cerise), smiju (che-
mise) ; im Inlaute ist dies x natürlich h (§ 64) : seihe (cerisier), semhot
(ciumisette). ssy - • %\ gre^ (graisse), gre^ye (graisser), ys aus c vor
e, i 71) - h, x' krehye (croiser), dimhôl (*do mini cell a), rn'x
(noix), pyçhi (plaisir), ohç (oiseau), pwo^ (poiv), rchî (raisin), wéx (die
alle regelrechte Form, die jetzt meist durch wç ersetzt wird, wir),
muhi (moisi), mühe (in agis-hodie, maishui. Dazu mùho va - m a g i s -
hodie-ab-ante, s. $ 153), dehô (disons. So auch lehô — lisons).
ys aus ty - h, x: sohù, rohù (saison, raison), puhye (puiser), yiix (aise),
dazu das Sbst. yà;rtç (*aiseté — gadé), 0 mœnhi (menuisier), fünft;; (four-
naise, *furnatia), rytrehye (attiser. Man sagt auch rçtre^ye, wohl
in Anlehnung an retre* - attisa), Sè Mori* (S. Maurice); ich erwähne
noch prohy (Das Wort wird meistens reflexiv gebraucht s prohç
* estimer. Ich möchte pryhc - *pre tiare, priser setzen. Die Endung
e statt -ye ist analogisch zu den nicht nach dem Bartsch'schen Gesetze
gehenden Verben, in denen -are ç: .site chunter). sty - x:
hvox (brossr), (ostiuin): hierher auch kro^à - O kru'^ä (Dieses
Wort, welches , .Knorpel- bedeutet, ist l'artizipialsubstantiv und gehört
zu *krôstjan afrz. rroissir. Der Knorpel ist, wenn er gebissen wird,
„etwas knirschendes*'. In O heißt der Knorpel noch kroklà — *cro-
'/ui lant zu crotpter. Vfrz. heißt er kwysà * croissant, eine genau laut-
gesetzliche Umbildung von kro^ä. CA. die vfrz. Bildung dygnrn, § 47).
H3. (OG 149-151). s, das ohne y regelrecht unverändert bleibt,
ist in folgenden Ausnahmen h, x Anlautend: ü *<er [suivre, in H
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sêr), // #erpot neben sçrpot (serpette), ;jmêl (semelle: so auch iv^mek-
■= re + en semHIer. resemeller), f S7 r)> Jfe Cw'0» ZUT" 1 souillant,
salissant); das # von ^ofye - souffler, „blasen, schnauben, schnaufen"
kann man als lautmalend auffassen: lautmalend ist das % auch in
to;çye, stark husten, neben tesye (tousser). Inlautend: vZiir (asseoir),
ç/irye (assurer), O brœhi ( " briser mit dem Sinne macquer. Kbenso
brœha"' — hrisoir), ertihö (artison), 54 ràpyihô (remplissons), mehcr
(masure. Das Wort ist wohl von maho — man s ionein beeinflußt),
purehin (résine. Der erste Bestandteil des Wortes pu ist wahrscheinlich
ein geschwächtes pwo*, poix, sodaß purehîn ^ poix + résine), alhot (*oseil-
lettr, s. § 34) — 0 œhî ( oseille, nur Suffix -i7A\ *osilU: O œhi d bok,
eigentlich oseille de fmte, - // alhot de bo, d. i. vfrz. oseille de crapaud,
eine großblätterige Sauerampfart, welche an sumpfigen Stellen wächst
daher Krötenampfer. Ks ist klar« daß in () œhi d'bok für œhi d bo
gesagt wird: da aber in O bo nicht mehr existiert und durch das
französ. crapaud ersetzt ist, so wurde in œhi d bo das unverständlich
gewordene bo crapaud volksetymologisch durch hok, fßoue ersetzt),
.9.7 alhay - 80 erhay ( // lezHt, afrz. laissante, frz. Uxard. Durch
Wandel von z zu h erhalten wir zunächst lehat, s. Atlas. XVH, 766 H
N" 88 lehär, 89 lœhat, lahot, — die Form 76 haloy erklärt sich durch
Stellenwechsel von 1 und h —, und Adam, S. 341, lahule, lohnte, u. s. w.
Durch Metathese in der ersten Silbe entsteht dann elhate, elleftète u. a.
('Adam), und durch Suffix Wechsel, indem -at durch -ay ersetzt wird,
entsteht dann unser alhay; erhay ist eine Variante von alhay, cf. bei
Adam mrfatille). Auslautend: bijr (bise): hier erwähne ich auch n>x
(ronce). Neben *ö ( deutsch „Schooß') müssen wir als ältere Form
*X"X ansetzen, weil das Derivat jfo^cy (Schooß -V -ata: d. i. qwtntitc
qu'on peut mettre dans son tablier) dieses zweite % enthält. — Die
entsprechende wallonische Form ist hô. Orandgagnage notiert sie :
/tôt \t muet\. Kr .fügt ein t hinzu und leitet hô vom holländischen
„Schoot" ab wegen der Ableitungen hôteUie (- un tablier plein) und
choutée (Namurpis). Lothringisch x° un(l wallonisch hô, zunächst an-
scheinend dieselben Wörter, gehen also, wie sich aus ihren Derivaten
erweisen läßt, auf zwar stammgleiche, aber doch formverschiedene
Ktyma zurück.
84. (OG 152). Zu den in 0(J angeführten ses (sac), sns (sec),
sô/.ye (songer), in denen anlautendes s durch Assimilation zu wird,
erwähne ich noch: sos \soc), O saw/.ù \— sauvageon. Dazu das Sbst.
sawzonœ * sanrageonnivr, d. i. wild wachsender Apfelbaum, dessen
Obst, eben die »awz<\ sehr sauer ist. Die sawz<> werden zur Her-
358 -
Stellung eines wegen seines stechend sauren Geschmackes pikot, * piquette,
genannten Apfelweins verwendet) // sogzi ( *satumyin, Kndungs-
wechsel on — iu. Der Baum heißt in H sogzine).
H zèzir .»7 zàzif (gcuciec, zèzir in H * gcngcurc mit Kndungs-
wechsel iee - nre. Der Allas linguistique XIV. 633 giebt für dieses
Wort in Lothringen drei Typen: 1) zàsîf. Dies ist die franz. Form
*g in ci va. 2) zàziv. 3i unser zàzif. Man kann nun letztere Form
frz. genche setzen und das zweite z als an das erste assimiliert erklären.
Oder man sieht zasif, zàzif als jung entlehnte französische Formen an
und betrachtet zc/.ir, zàzif als eine alte selbständige Bildung, die auf
gingiva ital. und prov. gmgim zurückgeht. Letztere Annahme hat
viel für sich: ein Blick auf den Atlas zeigt, wie sich der Typ gin-
giva ohne Unterbrechung von der Provence und von Italien aus über
die Schweiz bis nach Lothringen erstreckt), istemô (justanait) s. § 88.
8Ä. ('(Mi 1.041. Stimmloses s wird durch Assimilation stimm-
haft: dzo, azbè, z debaresç (sc dclmrasscr'i, z défraye (sc défrayer),
zver nach Vokal : le zver (7a civière), dagegen nach Kons., wenn der
Stützvokal zwischen s und v tritt: en sever (une cieihr).
Sit. (OU 155). sc, exc vor a, e, i, ferner x und ex ts x-
Beispiele s. Uli. Ich erwähne noch: ^ep vfrz. sap (" *chnppe.
Adjektiv zu /epe échappé: vo vol £»;p — rous miU't *chappe, d. i.
sauf), ^eme (scamellum, afrz. cschanul, Schemel. Das Wort be-
zeichnet diejenigen schemelarligen über den beiden Achsen angebrachten
Teile des Wagens, auf welchen die Bretter ruhen), lo* (*liska, lèche),
mo^re (machiner) : mit ^àdye (échauder) verbinde ich gâdzîr, ^ädür
(ivhaufl ure, Brennnessel) und xydyô (chardon, § 67), ferner xH
(*excalidum, Erhitzung: owor lo #i avoir le x-, hitzig sein. Cuny,
Rente d. I. rom., 190»», S. 525. giebt ein lothr. Adjektiv an: ja
sterile, tyer f,rrc stérile. In dieser Bedeutung ist mir #t unbe-
kannt. Dieses %a scheint auch mit unserem Sbslv. #t von *excali-
dum nichts zu tun zu haben. Cuny will es von *exarsum her-
leiten, was unwahrscheinlich ist. Ich fasse es als *exsartum, afrz.
eissttrt, Bodung. Bei Godefroy findet man unter rssurt: Vosges, e.ssart,
lien rempli de hroiissmlte . terre nourellcnrnd défrichée. *exsar tum wird
lothr. lautgesetzlich zu #«). xK)r<: ° ZV«*» Am\ Sinne nach égaré.
lasse ich auch der Form nach - égaré, afrz. esguaré von ex ; *waron.
Wie wardon /7 wodye, (> wed/.r, so wird *waron = *wore, *wery\
Wie w zu h in brahmö, muha. höy wird. vgl. die Beziehungen zwischen
w und Ii i; 114, so konnte auch *\vore, »wert; *hotv. ♦ht n- werden,
ex r * bore, ex r *hçn- ergeben dann leicht j^n*.
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/irye (déchiré; so auch vfrz. sire *chire). fejjnot (-- 'VZV1 m't
eingeschobenem in : fuisc — in — ette : brandons, fugotin), ri^n (* ruissd,
Dänin, zu ri, /w-ftf ruisseau), i rpç^i (von repas cere, wie kro^i von
erescere. Die Endung -i ist analogisch zur Infinitivendung i ir
oder i ye kr). Wie frisk fro* (frais), so: *mariscus
morejj (niarnis) ; harn -fis eus afrz. hurnois hanâ^ (bruit, tumulte).
O ç^aya (essaie 4- -e/ ; restant de pût*' avec lequel on essaie de faire
une petite tarte), e^lï (aisseau, bardeau. Die Form ist *aiss + elin),
bu^ô (buisson. Auch bu#t, bu/i), ;çeye 0 #yi (exiliare, s. ij 41),
to^ô (taisson), Godre^ôs (Gondrcxanye), Pye^ôtn (Fejcmne), A'ûr (Atmvs),
Aus (Koitsse), Vo^cy ( Fa.r«-, Flurname in //).
87. (OG 156). s + Kons, im Anlaut mit Ausnahme der bereits
behandelten Fälle. Im Vosgien und im Sannois entwickelt sich regel-
recht kein prothetisches e. Die französischen Formen herrschen nicht
vor, wie in OG steht.
tra (étroit), tonuwç (éternuer), top (étoupe), dazu tope (étouper)
und topa (*étoupard, torchon d'étoupes servant à boucher), tôy (cteulc),
pi {épi) und piye (épier), kern (écume), kovot (éeouvette), kovotç (&;ow-
tr//<r. balayer avec Vécoxt cette), kevey ( litiire. kevéy fasse ich als
scopata: die Streu ist das unter den Tieren zusammengestreute,
zusammengefegte. Das Vb. kevye litiirer ist der Form nach
* ccouvillcr, cf. frz. écouvillon), kwo^ (ccorce), tèt (éteindre), pustç (épow.v-
st'fr.r. Das Sbst. ist pustot * * époussetette, époussette), klîs (écluse),
s kormusye ( s'escarmoucher, d. i. *r Idesser), sni di dô (échine + ille
du dos, Rückgrat, sni Rückgrat. Vfrz. sagt man snï dû dô
>i/7fc d/t rfttv. Das Patois <ni r'cAme + ille ist also volksetymologisch
als chenille gedeutet, was sich bei der Kaupenähnlichkeit der Wirbel-
säule — die Wirbeln des Rückgrates erinnern an die Ringe der Raupe
sehr leicht versteht). Ks sei noch erwähnt kose (afrz. eseonser,
untergehen. Das zu e gewordene a von *absconsare afrz. auch
asconser wurde also als prosthetisch aufgefaßt und fiel).
88. (OG 158). s + Kons, im Inlaute, s fällt in der Regel.
Besonderheiten: s s ist deutsch in folgenden Fällen: Äspok
(Aspneh), fristik ( Frühstück), FriAtefelt ( Fürstenfeld), Hçrspo (Hersbaeh),
Slrazbiïr (Straßburg).
er us ta wird krot. Man sagt aber krostyo * i mustillon, eroühn.
Das s in kro.<työ kann das deutsche s von Krust Kruste sein.
istemû ( justement) ist aus zistemù über zistemô entstanden,
worin s das an /. assimilierte s ist (i? 84).
— 360 -
kasmat fasse ich als casemate. Das Wort bedeutet prison. Das
ist wohl dem Einflüsse von cacher, cacJiot zuzuschreiben.
s X in: bru/tu (Brusttuch, gilet. Bei Adam broldde), Tre/tï
(Tnrqucstcin, Tiirkstein), fe/tï (festin), rôbi* (rolmste), re/, dorne/, â/tà
bu/nt; (pousser sans cesse nu travail) setze ich *bus-in-i
*jmtssiner ; pousser in unserem Dialekte busye. Cf. husne hmtssincr.
89. Deutsches )d) ist % in '■ /bt (Schlitten), dazu das Vb. /lite ;
Z'N 2°Zvy (Schoß), s. S 83. Wi/ ( Wisch, 14-i). fri* ( frisch).
R.
90. (OG 160). r wird 1 in: sie*, mul, Pelise (Bcrrisse;.
Familienname), Solbo (Sarrcbourg), erlèsye (- re + rimer, spülen), ç U;
bon flanket (à ht bonne franquette), ârmèl (armoire -, für * ärmer), O aldük
(wohl «ardük, s. folg. §), vfrz. vielfach kolidor statt corridor. Hiterbel
(Ritterberg, s. S 114).
91. Unorganisches r (cf. OG 193): mirge O mürd/.e (muguet.
Der in der Nähe von Türkstein liegende, auf französischen Karten
Tür du Mirguef, auf deutschen Karten Mirguet-Kopf genannte Berg
hat also nicht einen französischen, sondern einen Patois-Namen und ist
Tête du Muguet, Maiblumen-Kopf ), trimù (timon, trirno entstand
vielleicht aus *tirmö, worin sich das r durch tirye, tirer erklären ließe),
sorri mit Doppel-r (afrz. série, soirée), onetrete, onetremù (homHdè,
honnêtement), bre (huist, erèdrel (hirondelle), kotre (cubitum -r ellum,
coude), H kodre (* corder ier. cordier), kodre (* cordvrean, cordeau), friyà-
dris (friandise), formasrï (pharmacie), zoluzri (jalousie), crkadik (aqueduc.
crkadik ist wohl volksetymologisch = are : duc, das a wäre dann
Stützvokal. In O sagt man aldük: arc ! duc - *ardük aldük),
retrehyc (re -r attiser. Das zweite r erklärt sieh durch Attraktion aus
der ersten Silbe. Cf. fomro furnier -\ et — fromro ; hier fand Attrak-
tion aus der zweiten in die erste Silbe statt. Das in H übliche fromo
erklärt sich aus fromro durch Dissimilation), krobos (aspérité, qqch. de
raboteur. Dazu das Adj. krobosu. Ks liegt hier vielleicht Kreuzung
von cabossé und raboteur vor).
92. (00 160). r in der SehluÜsilbe
*
fällt: p;i (part), ha (hart), sä (carnem), l'y»; (fer), fye {dehors),
/o { jour), sàtu (chanteur ), mu*ê (mouchoir), Suiï. -ont ;i : rnâ (renard)
u. a., dagegen sudâr (soudard, sohlat). In // sagt man Sê Berner, in
n aber regelrecht Sè Bernä '(Saint Bernard). Inf. -/Y -i.
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X- Beispiele s. OG; ich füge hinzu rm< x (amer). Dieses % ist
s in ö'.v, sowie nördlich von Linie V.
9S. (OG 162-164). Auslautendes r nuch Kons, fällt. Die Regel
gilt auch für das Vfrz. : vêp (vêpres), pàt (pendre), u. s. w.. siehe OG.
Ausnahme // Ar di fc (titre da fm). In byà.st (blanchâtre) liegt Suffix-
wechsel, -a/'d für -af*v, vor. Vielleicht auch in pçrâ (parâtre) ; dagegen
richtig merät (nuirätrc), in Ü regelrecht pçrât. merät.
s*r: küs. Metathesis s. § 123 a).
94. (OG 165). r + s x [s in u. nördlich von VJ. Beispiele
s. OG. Ich erwähne nur Veldi^po (Wildersbach), in bê ( afrz. bers.
berceau) ist % gefallen, aber bë#ye (bercer).
95. (OG 168). Die in OG aufgestellte Regel: „r vor s, z
schwindet in den meisten Orten" ist nicht allgemein gültig. Sie gilt
für das Vosgien. aber im Saunais ist r nicht spurlos verschwunden,
sondern r -f s, z ist da ebenso wie rls. Lautgrenze VII. Aus-
genommen ist wieder das Gebiet nördlich von Linie V, wo % -- s.
Vosgien: siruzyè (chirurgien), toso (torefum), fi dVsy (fil d'ardud).
fusot (fourchette), u. s. w. Ausnahmen, in denen auch im Vosgim r r z,
A Sc Zwo^ (Saint C cor ges. Die lautgesetzliche Form /.wo^ ist
nur in diesem Dorl'namen gebräuchlich, sonst immer Zors). sohye, sé;ç
(charger, Sbstv. charge).
Vosgien dozye — Saunois dein (afrz. targier), gwos - go^ \ gorge),
tosot — to^at (torchette), fus — fo* (fourche en bois), 0 fo^at (/<««•-
r/jf^. Das Wort bedeutet jWt'fr fourche, nicht Eßgabel), pwos — p<>^
(porticus), wiis — <>x (orgt% wai — viiz (mv/«), pes — pejj (pertic a),
lâs — làx (farWh sYe* — S*Z ('-'"'#')> kusye — ko#i U'corcher. Dazu
das Sbstv. kusu — ko^u, ccorchcur, d. i. étjuarisseur. to kusà — to
ko^à, eigentlich écordiant: das Wort bezeichnet die Zartheit —
deshalb leicht verwundbar — der ganz jungen Tiere, auch der jungen
Kinder. z n ein mi le z nfa/j kàt i so/, ko to kusa#, >■ n'aime jms
les enfants quand ils sont encore Jnut écorchunts-, wenn sie noch allzu
zart sind).
t>6. (OG 166). r d, t.
a) Inlautend d, t südlich von Linie XXXI, dy, ty oder dz.
ts (s. § 76) nördlich davon, dz, ts westlich von XXX bis IV.
Westlich von IV beginn I dann der Übergang von dy, ty oder dz, ts
zu g, k (cf. $ 70) ; in ~>:t ist g. k Regel. Lautphysiologisch erklärt
sich der l'bergang r ; l ty lolgenderinaüen : Das uvularc r wird,
indem es die Vibration infolge von nachlässiger Aussprache ivis inertiael
verliert, zu x Dieses X- infolge der assimilierenden Wirkung des vorn
— 3(52 -
artikulierten I, rückt nach vorn und wird über d) zu y: rt — yi
d)t — yt. yt wird yly und schließlich ly.
mot»; (marteau) — nioty«; — mot*; — O mçtsc - mck«»,
putç (porter) — putyç — put*; - O put*;1 oder puk«- — pukr, polo
(partout) — pytyo — potso — poko, hode (afrz. hardicr, Hirt. In //
sagt man hode und hodye) — hodye — hod/.œ — hegç1, ähode (au-
jourd'hui. Auch in // mit d) ähodyc -- ahodxu- — ähogo-, pote
(pertuis, trou) — polye potsœ (in O pçt*e, Vb. pçtsœhi pertuisé,
tronc) — pçkœ, zodï (jardin. Auch in H zodï mit einfachem d, wie
überhaupt regelmäßig vor i : r ; d : i dyi — di) — zodyî zodzi —
/.«;gï, mwodi (mordu) - mwodyi — mwodzi mugü, pedi (perdu) - -
pedyi - - pedzi — pogü, twodi (tordu) — twodyi — twodzi — twogü,
^odù (chardon) — jfodyo *odzn. H s*ekodye (s'accorder) <ß akodzç1,
hodi (hardi) — hodyi — hodzi, H f'odyç (fardeau) O fedze1, // smotye
\* smarter, lahourer lis smär, les champs <fui seront ensemencés), H wodyç
(t/arder) O wedzr, çrwàtye (regarder. Pas l — man würde *erwädye
erwarten — ist aus den Formen genominen, in denen rd im Auslaute
stellt : erwät - regarde, $ 04), ein Doublet zu erwätye mit regelrechtem
d ist rçwodyç (der Form nach re f war don regarder. Dem Sinne
nach steht aber rewodye seinem Ktymon näher als erwätye, es heißt
soutenir, schützen. Daher, und auch wegen des o regelrecht aus
unbet. a vor r, § 24, kann rçwodyç als die ältere Form bezeichnet
werden), 0 kodzœ, kodzf (cordicr, cordeau. H kodre, kodrç. § 91).
// kyote O tsärtr (clarté) ist nicht ganz volkstümlich, man erwartet
*kyotyç, cf. putyç porter.
b) auslautend t östlich von XX, ts westlich von XX bis IV,
k westlich von IV: kwot (corde) — kôts — .">.? kwok, kät (carte)
— kats — ~t3 kwäk, lezàt (luissardc. lézard) Içzàls O Içzûts
od. l«;zäk, mwot (mordre) - mots - - inôk (in 0 mots u. mok), mwot
(morte) — mois — môk, tâl \ tarte) tats — O tat* od. täk (Vb.
läkl»", backen), pyçt (perdre) — pêls - pêk, gyet (dartre, s. 28,
101) — dels — dek, Legat. (Lagardc) — Legats, pwot (porte) — pots
(inlautend in den Ableitungen // pulyot, putyâ dagegen ty. pulyot
*portctte, kleines Tor. pwot ist das große Scheuntor, putyol das
kleinere Tor. welches von der Scheune in den Stall führt, putyol
auch porte d'agrafe, putya * portant, ÖlTuung in einer Mauer,
welche als Durchgang dient), twot (tordre) töts. wât \garde\ —
wals, myel (merde) - mets (.s. § 28). sohlt ! *satarde; diese (îrund-
form ist erhalten in solardye saladier, cï. auch Horning, /. IX, 49H)
— soläts O soläts, soläk
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»7. (OG 167, 169). r vor Kons, schwindet:
vor I, n. Beispiele in OG. Ich füge hinzu: hilç (hurler). I'unn
(aus *frenon frelon), hanä£ (afrz. fut mois, bruit), saue (charnier).
vor k in: makolot (für margolot, s. § 34 1, mekredi (mercredi),
sekyt; (sarcler), vor Ir in: IMnUö (Bnirambois), kwetrù (quarteron).
r ist erhalten vor Labial, s. OG. Ausnahmen: äbr (arbre) 0
äbr, Sauitois bap, bäp (barbe). H zyçp 0 zêp (gerbe), H yep 0
O ep (herbe).
98. In der Verbindung Kons, f r r w schwindet r infolge von
Nachlässigkeit in der Aussprache. Die Erscheinung ist auch im Vfrz.
allgemein.
kwähye (croisé. Das Wort heißt als Adj. „ krummbeinig, x-beinig",
kwähye le 2àp croiser les jambes, kwiihn *croiset bedeutet giron,
Schoß, kwahot *eroisette hat die interessante Bedeutung „Haar-
scheitel": die geschiedenen Haare liegen kreuzweise zum Scheitel,
kwähye ist das jüngere doublet zu krehye; krehye ist nach kre croix
gebildet, kwähye dagegen nat:li dem frz. krwazr, croiser. Vfrz. kwäzc
croiser oder Sbstv. croiser), çpwçzi; (appriroiser. Vfrz. apriwezc
Zwischen diesem und <.lnvVZ(: ist e'ne Zwischenform *epr"wçzç anzu-
nehmen), dwotîr (droiture. In 0 das ältere drötür). Vfrz.: lui; (froid),
etwç (étroit), àdwç (endroit), di/twir (détruire), twa (trois), bwi (brait),
fwi (fruit), u. s. w.
D, T. (OG 170-172).
!*». Die Media wird Tenuis ($ 64) : tampdus (Dampfnudel i.
barikotç (barricader). Die Tenuis wird Media: d«;sèdû, dçsrde, d«;st'dor,
u. s. w. (* désertons, *désnite-, *désarfais, u. s. w. /.um Vb. desèt
*d/sentir lofer a., durch unauffällige Fragen und Anspielungen jemandes
Ansicht über etwas erfahren), z bnidle (zu braten1-, sc chauffer),
fonyàd»; (fuhv'nntvr), sùhadye <t suhüdi (*ouhaitcr\, Ai,gcdi'»l (Engen-
fhat), dozye d»;hi (afrz. targör, tarder), ckot«; accouder ist wohl
das afrz. aeeouter (cf. kotr»; coude, afrz. cote).
— d durch Assimilation zu t in: tsi (dessus i, tsa (*dcchaus
déchaussa').
10©. Der Dental zwischen zwei Konsonanten füllt in: Pankot
(Peidecétte), sàponc ( chante- par-nuit, hibou, llberlriigen : personnes
qui ne s'accordent pus de repos, traeailleut toujours et ne dorment guère).
Rizols (Risthof.:}. mis (Mil:, rate), bçrzç^k (aus *berdz»/(k brinde-
xingne). èdiz<;syô (ituii gestion).
t vor Kons, fällt in: grtki (grattc-nd ; in 0 gnt-tsüi, (> kw<>
I
- m -
(<lU(Ucfa). t nach Kons, fallt in: koki (cotpietier), protoks (prétexte),
Ogis ( A ayante), Botis (Baptiste).
101. dy zu gy in H gyet (statt dyet dertre, dartre), ty zu
ky in H kyet (lüde), kyn tilkul). ty, st y h, * (§ 82). dy,
ty zu d2, ts (§ 76). ty zu y in pyo, pso j' |>etyy "petti-ittam,
peiit), cf. g 76.
102. Geschwundenes intervokales t durch hiattilgendes y ersetzt,
h. OG 171. Ersatz durch hiattilgendes w in bow«; \ aboyer), tuw«; (/««•),
suwe (#/«•) u. a.
lO». Bemerkung zu OG 170. mok, tok (b* 22) finden ihre
Erklärung S 96, b).
L.
104. (OG 173-175). Auslautendes I nach Kons, fällt, auch
vfrz. : aap (sabb-), zif (jfifle), häp (Haspel), sait {Seidel, Bierglas), trap
(tremble) u. a. Besonderheit: èsôn O àsàn (ensemble), «rsôn U
vrsan (ressemble). Dagegen vfrz. àsap, rœsàp. s.tl (seigle, vfrz. sek)
und cvël (aveugle, vfrz. avu'k) s. ïj 69.
I wird n in: netey (lentille), kansô (caleçon), () grigœnat [ H
giçgerlot, s. S 123, d)J, notrï {lotir ie), forfunye (farfouiller), funù {frelon).
I wird r in: robure, roburu (labourer, laboureur), Kworkï (neben
Lwyrkî, Lonpiin), armonck (almamuh), 36 ârmel (la me lia), in mokrer
(* maquerelle) kann Suffixwechsel vorliegen.
ly y: -ill- s. § 143. c;. Neben y findet man 1 in: H filye,
filyer (filleul, filleule) 0 fiyü, fiyfir, H ovlî O awyi (aiguUlér), H
çskelye (escalier \ <) eskayi, H muzyer 0 mœzlîr (muselière), H Bàli
(Bailly, Familienname). Vfrz. wird auslautendes ly oft zu 1 : snil neben
sni (eJu-nUle), sa bril (ça briUe), grozçl (groseille), u. s. w.
Auslautendes I nach Vokal fällt: s. OG.
I*r, m'l entwickeln kein Stiitz-d und -b, s. OG.
Wie r zwischen Kons, und w. so schwindet auch l: parapwi
(jHirapluie).
M, N.
105. (OG 176-179). Der Nasal nasaliert den folgenden Vokal
in: O mis oder mis (miel), O mènd'y (minuit), (i romatis (rhamath-me).
H mô (mut), <mi% neben smï^ (chemise), lu smi^ im »"-Gebiete, fromis
(fromage), deines (dotnmuge), iv-ii {nuitée}, Fenï, Fçnt\ Fçnerk (Pfennig,
s. 7), Lnt vil i Lunirille). le Pycn (la Plaine, Fluß), zn<"> {genou).
Vielleicht ist die Nasalierung in f> Aï (che.:, in // *ye, si) dadurch ent-
standen, daß besonders häulig mit dieser Praeposition verbundene
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- H6o -
Wörter mit Nasal beginnen. Solche Wörter wären ma; (moi), no (nous) :
si mœ, si no wurde sï ma», sï no, s. § 157.
Nasalierung des vorhergehenden Vokals: «unir (amer).
Zu 00 177, c), s. S 5, a).
n + y im Auslaut = Vosgien n Saunais ny. Lautgrenze XXI.
ven (vigne) — veny, bwan (borgne) — böny, sin (signe) — siny, môlên
(?*molanea, * meulaigne. zu meule Haufe. môlf-n Maulwurfs-
haufen) — moleny, môten \tmnUagnc) — môtcny, k.lpen (campagne) —
kàpcny, sonm (charogne) — sarmiy, sçrpcn (charpaigne panier i
serpeny, s<it<n (châtaigne) — setêny, brn (baigne) — bêny, m^tôn
( * maintogne, Stiel des Dreschflegels) -~ mètàny (* maintagne, zu
zu manu-tenere, s. Horning Z. XVIII, 223). Saunois zôny H >.ôn,
jeune, als Sbstv. oiseau; das ny von zôny ist wohl analogisch.
H gim; (guigner. Dazu das Sbtv. ginä guigmrd, celui qui guigne)
mit n statt ny erklärt sich durch Anbildung an diejenigen Formen, wo
ny im Auslaute steht, z. 13. i gin il guigne.
m'r zu -mbr-: Kàbrehôl (Kammerhob, Ortsname).
In n'r wird kein d eingeschoben, s. OL! 179. c/grâw»; enroue,
s. jj 7. Schluß.
/„, s. § 7.
Endungswechsel -eine — -eile oder i'bergang von n zu I, cf. das
umgekehrte 1 — n S 104, liegt vor in v»tvö1 ctreeim:
Die labialen Konsonanten.
lö«. (00 180). Ein w entwickelt sich nach Labial nur in:
Saunois dinwiTi4. mwene» (demeurer, mener), H pwet (§ 58), bwos u.
bwop (§ 53).
1©7. Die Media wird Tenuis in Veldijjpo ( Wildersbach), Herspo
(Hersbach). Die Tenuis wird Media in busye (busye pousser. Man
unterscheidet busye pousser, stoßen und puse croître. Z. IX, 501.
will Horning busye wegen des b von germ. botzen ableiten. Hei
dem häufigen Wandel von Tenuis und Media, S 64, kann man aber
bei pulsare bleiben. In 0 sagt man pusi, eigentlich * poussier).
108. b wird v: ß vtrkol (aus *berkol bricole de cheval),
0 fyevt/ ( H fyçbç, fléau), î>i vivrœkê (vileltreipdn), H çlçvri (abri).
v - m : <> mermiscl (cermicel). m b : 13s bœlvà (aus * mœlvu von
vœlmâ, s. S 63), bâkoiot neben mâkolot (§ 34). f b: Tebeslo^
(Tcufehloch, Flur), v b: habersak (hacresac), H biberkî (vilebrequin),
Bhû ( Vého). rawtëi, ravuhi, robuhye, rçmuhi (aiguiser), s. § 80.
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v zu f durch Assimilation: fsi, fli (vvjtsie, vêtu).
pf zu f m fi ni oder fenè I Pfennig).
1©9. Labial H, s. OG 182 u. 186. Ich erwähne nur: byok.
byoke (Iwuele. boucler. Es fand Metathesis von 1 statt, sodaß byok,
byok«; *blouque, * hlowjmr). arnmphi\ s. § 69. Das x in ro^ye neben
rnfye (ronfler) ist lautmalend, cf. deutsch „röcheln".
110. (OG 183). br, pr im Auslaute v, f im Saunois, r
int Vosgien: Vosgien lyer (lièvre) Saunois lif, kolyer — kolfif, yer
(WH vre) — üf, syer - nf, znär (in ni per um) — znöf. Im Vosgim
Dom er (Domèvre).
Im Vfrz. stets f: lycf (lièvre), séf (cfièvre), u. s. w.
111. (OG 187). Sehr häutig, doch nicht regelmäßig, wird v
anlautend und zwischen Vokalen zu w: dewor (devoir, 0 dvör),
0 sawu (cheetu, H sovu), Wedna ( Verdemd), wage (vaguer), O sawzn
(.sauvageon), wo (rtrs), egrowis (éerevisse), O ftwyi (envoyer, H èvuye),
wel ( i-oiU), u. s. w. Auch vfrz. awàr laiw) u. a.
112. Auslautendes v, f ist gefallen in: l*i (lessive. - O ljif>,
sali (ehétif), Nidrehö (Mederbof).
Germanisches w.
IIS. (OG 188).
wër (guère), rweyï (regain. Dazu das Vb. weyinç reif werden.
Fo-rster. Eree 3128: waim, ivuin heißt „Herbst" und „das im Herbst
gewonnene oder bereitete", weyine daher „herbstlich werden".
Dieses Verbum bezeichnet besonders das Reifwerden der Kartoffeln.
Zu weyine gehört das Sbstv. weyinot oder weynot poulette, eigent-
lich ,.cben ausgewachsenes, reif gewordenes Huhn". Cf. metzisch
nuayenot: kleine Traube, welche nach den anderen reif wird): auf
wardon gehen zurück: wodye O wedze1 (garder), erwatye u. rewodye
96, a)], wät O wäts [garde, par wat prendre g.), in 0 zun
wâdzçr ( jaune *gardière, bergeronnette), bà-wâ (garde-ctiampétre),
wozye O wezi (dresser prorès-eerhal h qui fait du dommage dans les
ehanips. Das VI», ist *wardicare, cf. *tardicare dozye;
eigentlich: „das Feld bewachend die Schuldigen bestrafen").
Die labialen Konsonanten entwickeln ein h, (y).
1 14. Der laut physiologische Vorgang ist : b und v — w ($ 1 1 1 )
— gehauchtes hw — h.
brähnin i.V/ bramô, cf. OG, S. 106. bravement. "bravmö —
*brâwniô — brâmô oder brâhmô), muha (î>7, W, SO) neben dem
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häufigeren muwfi (tas), höy neben wöy (rote, êt dö I«; bon hûy être
dam ht bonne roh ), hito neben vitö [rette-, s. § 149), hâzvêt neben
vazvct ( 0 vazkœviy. vielleicht milk que milk, fer ck e le hazvet
faire quelque chosf raille que raille, à la léybv, néyliyemtncnt), Hitçrbcl
neben Vitçrbcl (Wtterbrry, Rur in //. Die Form mit h ist die ältere :
das r verlor durch nachläßige Aussprache die Vibration und wurde h,
er. § 96; h wurde hw - w - v. Wir haben also hier den umge-
kehrten Vorgang h — vi hetcr ( 0 bçt<cr. battoir, s. § 52. Daß
betör und bçUer, battoir, dasselbe Wort sind, beweist vor allem ihre
ganz identische Bedeutung; cf. noch Atlas 116: heto>r (ti8) bçtœr (87).
bçtœr, s. OG, S. 105, Schlägel des Dreschflegels und bçtœr, s. (Mi,
S. 112 Schlägel, Wasehbläuel in demselben Orte d8 sind dieselben
Wörter und der kleine Bedoutungsunlersehied beweist nichts gegen
ihre Identität. Das Vb. hole, in // die vom Hegen gepeitschte Erde
bezeichnend, fasse ich ebensowenig als heurter, wie heter als heurtoir.
Ks gehört zu battre und ist vielleicht nach hçtêr gebildet, indem an
den Stamm het- die Endung -ç -are trat, sodaß die eigentliche
Bedeutung „mit dem Schlägel schlagen1' wäre. Wenn wirklich hçtêr,
hetç heurtoir, heurter, so vermißt man den Übergang r J t zu ty,
§ 96: *hçtyêr, *hçtyç giebt es aber m. W. nicht. Auch das e der
ersten Silbe erklärt sich leichter aus a als aus cm). In 0 heißt écheeelé
àsawk» (* enrhe.rele) oder häufiger àsahurç1 : das h ersetzt das w von
sawu (chenu): r für 1 nach § 104.
Vgl. noch ahoie § 79, Anm. 1, rehui, rçxwi $ 80; ferner Adam,
S. 133 aJèoué aroir, S. 301 ohhouonne. ohainw avoine, S. 379 hâron
neben raron réron. ;çorç, xçrc, s. 5? 86.
Dieser Übergang von Labial zu Fi, wenn auch auf Einzelerscheinungen
beschränkt, in denen die Form mit h meist nur zugleich mit der Form
mit v, w sich findet, stellt nichtsdestoweniger eine unverkennbare
Tendenz dar.
Eine Verhärtung des Vorgangs Labial zu h liegt vor in sogzi
(* saurayin, murayeon, s. $ 84); * saurayin wird *sawzi (cf. 0 sawzô)
— *sohzî — Emporheben des Zungenrückens über die Engenbildung
hinaus bis zum Verschlusse: sogzî.
Verschiedenes. (<»<'• l'.X>-200>.
115. Agglutination, lo lisye O lo lüsi (le l'huissier, für
l'huissier), Y çrlêvyç/ (k*reknvrrs, t'enrers), l'çporo, ï-n çporo { I1* apurai,
für lu paroi, zum Genus s. $ 124), lo novya neben l'ovyä ieriUe. Das
n von novya ist das Bindc-n von i-u-ovya tc-n-o., das dann zum
- 368 -
Sb.stv. gezogen wurde und mit ihm verwuchs: I-n-ovya — ï novyä,
dann auch lo novyä).
Nicht der Artikel wird agglutiniert, sondern der Artikel agglu-
tiniert den anlautenden Konsonanten oder Vokal des folgenden Sbtvs. :
0 l'awyù [le noyau. awyù ist so zu erklaren: ï nawyô [nawyô ist im
Metzischen erhalten | un noyau ï n-awyô - i-n -awyô, also das
umgekehrte von i novyä), O anat ( H nônot, épingle, qn *nanat
// en nônot - die beiden n werden als nur eines empfunden: cen
anat. dann entsprechend l'anat lç nônot), H Io hç (l'oisrau de maeou,
1 h»; un nisr.au. oiseau ohç, mit dem Art. l ohe, dieses wird dann
lo he. Zu bemerken ist, dali das t) von ohç nur in ohç oiseau de
maçon agglutiniert ist, man sagt richtig ï-n ohç un oiseau, Vogel),
lo rlös ( /7/o + »logt; V horloge, i rlôs un Iwrloge). zipsyçn égyp-
tienne, s. § 117.
Die Praeposition à — Artikel ist mit dem Sbslv. verwachsen in:
P çlôp ( f ii-l' umbre, l'omltre), 1 çlôbrôA ( /' à-V ombrage, V ombrage).
l'çlçvri (i' à-l'abri, Cabri) ; entsprechend çn çlôp (une ombre), ï-n çlôbrcs
(un ombrage), en çlçvri (un abri), cl. frz. les alentours.
116. Prosthese, von r, s. OG 190. von z und y, s. 0(i 191
c) u. d). von d in duwos vlrz. duwçs d -f où est-ce? duwos oder
dwos ke d vi; vfrz. duwçs oder dwes ko? d va où est-ce qw tu vas?
Eigentümlich ist der Vorschlag von n in nozi oser : ze nos
fose. z n r nozi je n'ai (jms) osé.
117. Aphärese. zipsyçn ( égyptienne, d. h. bolmnicnne, Zigeu-
nerin, zipsyçn hat das /• wohl durch Agglutination verloren : l'çzipsyçn
— 1«; zipsyçn, dann auch i n z. une. ig. cf. S 115 lo ht ), rlô* und
hç s.' § 115.
ko O ka {encore. Die Nebenform ç-ko, ç-ka ist nur anscheinend
encore und <; darf darin nicht en- von encore erklärt werden,
s. This, Falkenberg. 35, 146. çko, çka ist et + encore, her
heweis dafür liegt darin, daß çko nicht überall im Satze stehen kann,
sondern nur da, wo auch die Konjunktion steht : z è vye ko Jen
eeux encore, ç-ko kann hier ko nicht ersetzen, z è vye çko giebt es
nicht. Ebenso nur ze stt ko je chante eneore, nie ze sàt çko, u. s. w.
Dagegen: mi çko ti moi et encore toi, le vçs ç ko le swâ les roches
et eneore. les ein eaux, çko et J- eneore ist also ein verstärktes et.
Ebenso niko ni 1 eneore: niko mi ni encore moi, für ni moi),
z'barçsç { s'embarrasser), mistye O mistsî (demi-setier), biskat (em-
boseade. et ii biskat être en embuscade, aullauern). ze (neben dêzç
déjà), tçlur (statt tot ç 1 u r tout à V heure), n olç ( c-n oie. en
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aller im Salze nach Vokal : la n olç il faut m aller. Dagegen nach
Kons, nur è-n oie : /.e n vye m è-n oie je ne mu mir nt afin-, è m
vor Vokal kann unterdrückt werden nach n m : i n'-n ù pwç/(
neben i n è-n ö pwe»; //.v «Y« „»/
1 1». Apokope. cf. 192. ini (mir) wird durch Knklisis zu
m nur nach mit Vokal endigendem Worte: ze n vye m (./V ne rrax
mir), aber lo kutö n köp mi k couteau ne coupe mir. Ebenso me
moi: jrn m essnic-tmi, aber bis me (Inf. bisye. emltrasse-moi). Zu
m nach Nasalvokal s. £ Ii. f vo (rous) enklitisch nach Vokal:
kuhe f (taises-vons).
Zu den in 00 gegebenen weiteren Beispielen lüge ich noch hinzu:
äs am Ende fies Satzes neben asi (aussi), sèt ( sentir), «leset i * dé-
sentir, § 99). rpêt (repentir).
119. Krasis. Âbreswi für e Ahr. und vfrz. Abrœswil für a
Ahr. : I e eli Ahr. /7 a été à Abresrhiciller. Kbenso Ävriko für e
Avr. à Arrieoart, Ämno/,ko für e Amn. à Amnionen« rt, \<pok für
e Asp. à Asparli.
12©. Synkope, s. Jj (»3. dçnoyç für *dçzcnoye (désennuyer).
ni'n (mon), t u (/«»), s'n (son) vor Vokal: m'n ofa iimo« enfant), u s w.
Der synkopierte Vokal erscheint wieder im Salze nach Kon.sonanl als
Stütz-e: i v lor il voulait, aber i n velor mi il ne roulait mù.
121. Stützvokal. Das nach Vokal vor Konsonant ausgefallene
r von sc und ne erscheint als Stützvokal nach Konsonant wieder. doch
vor s' und n" : i s'lcf (il sc li re), i n' fe rye/ (// ne fait rien), aber
i n vye m es levé (il ne cent mir se lerer), ze kr« vor en mi owor bzn
d parti (je rroyais m pas acoir besoin île partir). Stützvokal zwischen
r - r: n'ovor i;; goho/( ke n velor e ryè fer qui ne roulait rien
faire ; zwischen d-r: perderi (pndri.r); zwischen rk-m : pork-e-mâl
(Schimpfwort porr mâle).
122. Epenthese. Von en: gognet i frz. yoguette, cf. yoyur-
nard), dçbàgnç (débraillé, néyliyé; zu afrz. baguer attacher : débayu-en-er),
gàwnç (nourrir, zu gaw bouebe: gaw-ciwr), guznot u. eçguznç (*yor-
yenrttr, *cngorymé, § ($3). Von in: kûzinot ( "eayinette, petite raye).
Von in oder cm: fejmot (faisr-in-rfte. g Hi\). Von y: pityu. pilyuzmô
(piteux, pitntscment. Hier liegt Einfluß von pitié von
123. Metathesis.
a) M. des r. Zu 00 1154. Ii: funù (aus *fernô von *frenô,
frelon), berno ( brunrt, l.khse, s. 55 59), bcrzc/(k (brindr-zinym),
biberku, (rilbrequin), èfurnàhye (*inphrenesial us, érhauffé), esterlok
Jahrbuch d. Ot». f. lolhr. Oo»f lilchu> u. Altcrtumsk., .lahrg. 20 24
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870 -
(- astrologie; Narr), karvasye (cravacher), geryyt ( griotte. Das Wort
heißt im Patois nicht nrm aigre, sondern bezeichnet eine mirabellen-
ähnliche Pflaumenarl. Der Baum heißt geryote. griottier), geryo (1) a frz.
grübt, grillon. 2) ~" grillet, grelot), G verköl (bricole de, cheval).
Zu OG 164, 2): Fri.-tefvlt (Fürsten fehl). Silbe re: Çrtyùvil (ll<-
cloneiUt).
Zu OG, S. 105: berlso, bernai sind nicht — braquctle, sondern
-brochet, brochette; in H brosot 1) Faßhahn, 2) männliches Glied.
b) M. des I: 0 zrelnuT ( II ?X\nir, gelinii rc), 1 atrl (Dem.-Pron..
aus 1 ât-le — l'autrc-là, velui-là), 93 alhay (s. îj 83, aus lçhay, lézard),
e) M. zweier Konsonanten : 0 tœlnœ (tonnelier), Dolnœ (Donmlug),
vielfach hnot (— n'hot, noisette), O kuryi ( // kuyrt, cuillerée), H merzot
(aus mez rot, mawrette).
d) Silbenwechsel von I: ç>,kyepe " 0 etsœpe1 (*acefonper, accou-
pler), byok, byok<; (cf. afrz. blouque, frz. fcowfr, bouehr). Silbenwechsel
von r: gb,gerIot ( pompon. -- O grïgœnat ; zu frz. gringofer. *gringolette
— * gningrolctte - *gïgrelot - gi^gcrlot).
e) Reziproke M. : marveyu (rerniotdu). JSs bœlvâ (aus *mwlv:i
von vçlmà, $5; 63, 108), in // hörte ich i he/.ör neben i zehôr (// gisait).
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371 -
FORMENLEHRE.
134. Genus. Im Gegensätze zum Französischen sind
Feminina: sên (chancre), ota», (Man;/. Masculin nur in Vyc-Ota»,
Vitil-Ehimj, Flur), «stome (»stomac), e le get ( au yuet), en elçvri
(um n-Vnhfi. un abri), sas (mule), her (beurre), âr (air. Lufl). er (air,
Miene), äzelis (unyélns), set (chat), sçmtyçr (eimetiire. -tyvr volks-
etymol. — -terre, s. g 28), ârmonek (almanaeh). baronet [baromètre),
ûtûn (automne), itî (outil), snup (Schnupfen), en mark (un manque},
rim (rhume), znyet (yenét), etot (<f/<>^, Trumpf i, O ät («/<< ), O on àdi
(mm laudier), Içgim (léyume).
Masculina: dû (dent), rlös (horloye), garderôp (yurde-roh<), eporo
(paroi. Der Genuswechsel erklärt sich durch die Kndung -o, die offenbat
als Suffix -ittus gedeutet ist), hfi 0 hü (Wr), kurwe (courroie).
12». Numerus, znyet ist plurale tantum fem. gen.: le /.met
(les yetu'fs), le znyet ist ungebräuchlich. Dagegen in O lo zn<t (le
yenét). ü:-', sagt man <-z Açgedôl ( ««.»• .4., d. i. im Engenthal). zc
teil und //r«./'.
Adjektiv.
12«. malus, mala sind nur in folgenden Wendungen erhalten:
st; M? a mà semb, m choit au mal chemin, d. h. ça tourne mal.
owor mä tù d keki>,k avoir mal temps d< <y . d. i. avoir pitié de ij.
trovç e mal par trouver à male part, d. i. prendre en mauvaise
part, maldirêy male-durée, Sbstv. malcchaua . mauvais heißt sonst
màr (minor).
— sè (.v/ï/wr) kann substantivisch allgemein „Hild" heißen, zunächst
offenbar „Heiligenbildnis''.
127. Unorganische Femininbildung, sati -- sàtï (chétif —
ehéticc). Das reniin. s: meyi — mçyis (mûr mûre), kri kris
-- 0 krü — krüs (cru — truc), byo — byos (M7 - blette); bei Par-
tizipien: bi — bis (//»< — bue), gçri — gçris (//>wr/ yuérie), çrsi —
ersis (m;« — reçue), ekri — ekris (écrit — <V-<v'A-). Dus femin. t:
pyèt (pleine; jedoch nicht pyct lin. sondern pyen lin pleine lum),
24*
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surnwet (sournoise); bei Substantiven: olôt (alêne), horbit (hre/iis).
zemöt (für */,em<>, jument), ;imôt (aumône), ètersïl ( èter f sa, entre
L chah; d. i. sä èter le p;it ehair entre In pût', das Innere der
Pastete), mersit (fourni de tnarêehul forant, mersa maréehal ;
mersat ist analogisch zu -:t — -ät, -«>•</ - -arde gebildet; : bei Kigen-
nanien: Sanöt * 8annoi.se, femme u<ti parle h Soumis, l'Adret
M"e André, le Dibwi l M»f Dubois. lv Kniet M™ Collen,, le Remit
Mme llnny, u. s. w.
— - èdesil zugleich indécis und indécise. (Ui bles Wr/f und W»w.
0 krfis creux und creuse.
— vye — vey («Vmx — mVWr. vis in (J s. $ 25). lu (fw)
bildet kein Feminin, sot (sotte) hat kein entsprerhendes Masculin.
— Scheinbare Unterlassung der Femininbildung vor weiblichem.
Substantiv: le f<>r ermis (les fortes remises), en for bât; (une forte yctit,
d. i. femme), le grà (la yrande erhelle). Die Unterdrückung des t
ist bloß nachläßige Aussprache.
Zahlwort.
Vi», i vor Kons., i-n vor Vok., b,k vor Pausa (s. S 7); è nach
Linie II. du vor K., duz vor V., dus vor Pausa, § f>4. Ira, trâh, trâ*
— Saunois trô, troh, trôx (S 32), kwet, sirk (se»k Linie II), /e,
/ex (œ-Formen nach Linie XXIX). set. yêt (yœt). nyef (nyœf XXIX,
nüf § 45). dé/, yôs. dos. très, kçtôx (vielfach das frz. kators).
kls (kès II). ses. diset. dizwit < — frz.). diznœf ( frz.). vet (vî in
vi-Dye cinyt Dien, Fluch), tràt. kanit. sb(kàt. swesàt. septàt.
katrevè. nonäl. s;t. mil.
-ihm: -yem i-yœm XXIX) im nach XI: duzyem duzim.
Pronomina.
Personalpronomen.
Uf.ti.m.
129. Vos/fini: mi (moi), ti [toi), H (lui), le y (elle):
110 (nous), vo (rolis), zô Oder zul inix, elles).
Suintots: nm\ ta*, Iii. ley; no, vo, zû.
zû, cf. This, F. 107. Das I von zôl, welehes, ebenso wie zô,
feminin und masculin sein kann, ist wohl das 1 von illas (elles): cf. $ 35
dominicella demhöl. Man kann also annehmen, daß ursprünglich
zol ausschließlich feminin und zn masculin war.
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I'nbetont.
13©. Proklitisch. ze, /: (je), me, m" (me): te, t' (7/t), te, t* <»:
// i vor Kons., — 1' vor Vokal (i sàt, I cm). Ii, lo. 1' ; die
" ei, Ini -- Ii, /« lo. 1". die kann - i ijl) sein, wenn i logisches
Subjekt ist, z. B. i n o m mçsà lç bêt-lç il n'est pas médiant la
bêU-là statt vllt . . . .; logisches Subjekt si, Hund.
ze. /.' (nous, s. This, F. 108), no (nous); Vosyicn vo, voz Sau-
nais vœ, v' (vo satç, voz ëmç vre .site, v* émê «wr« chantez, vous
aima), vo (rww); ils. Ms i vor Kons, (i sälö - /7,v, chantent),
V vor Vok. (F cmù ils, elles aiment), hur ----- Ii, Us le, lez.
Anm. il y a n e.
131. Enklitisch. Das Patois kennt die Frageform des Franzö-
sischen (viens-tu? vvncz-vous? u. s.w.) nicht; vereinzelte Ausnahmen
sind die Ausrufe wet! i— vois-tu! reyurdv!) und vet! mit Infinitiv, z. B.
vet veni (vcus-tu venir! viens eitel). Die Frage wird entweder durch
den Ton angegeben (te vyç/,? tu viens? 1 o rveni? il est revenu 'f)
oder man wendet die Umschreibung an : kcl ur kc 1 o " quelle heure,
qu'il est? kâs k i vye qu'est-o qu'il vint?
Die Personalpronomina sind nur nach dem Imperativ enklitisch:
moi - me nach Kons, (sàt-me chante-moi), in nach Vok. (di-m
dis-moi), toi te (x'i-te essuie-toi, kux-te — tais-toi), lui. leur Ii
(oput-li! appork-l 'ui, leur! di-li! dis-lui, hur!), le lo. la lç.
nous — no. iwHx - vo oder f* (kuhe-vo und kuhç-f! taisez-vous!
olç-voz è und olç f z è! allez-cous en!), les- le.
• Zu m* nach Nasalvokal s. § 6.
moi steht vor/e: vo m lo eiwls-moi-h statt vends-le-moi, dç/ôdç
m lo dcsccmlez-moi-lc statt d<se<mh:-k-nwi.
Reflexiv.
132. >r se, s. wird ersetzt durch zu. zol: "-n o sye
zi), zol on est ehe: soi, sçkï pur zö, zn| chacun pour soi. Dieser
Gebrauch von zo, zol als Bcllexiv kann zur Verwechslung Anlaß geben.
Obige Beispiele heiüen ebenso gut: on est ehr; eux, chacun pour eux,
V u s s e s i v .
Unkktont.
133. Singular: ino vor Kons , m u vor Vok. (mo per, m n ofa/,,
mon); lo, tu (ton): so. s'n {son), me, m'n (ma. me mer. m'n oviïy)
lç, In (ta); sç, s'n (sa).
- :t7-l -
not (notre): vot (votre): zit [hur).
Plural: me, mez (mes): te. lez (tes); se, sez (>r.s).
nô. n<>z (nos): vu, vôz (mv): zô, zôz (leurs).
Anmerkung. zo katin n<x (S 129) und sein. Daher ver-
sieht man, daß im Vfrz. statt otx fleur vielfach leurs deux gesagt wird:
i so y.ü dus vfrz. ils sont leurs deux: d. i. ils sunt eux deux. Ebenso,
da no nous ($ 129) und uns: vfrz. mut s sommes m>s deux für nous
tlettx, und da vo raus und ros : vfrz. cous rte* vos deux für eoits deux.
IJf.tont.
134. In, le, le myè, Sauuois mi § 26, Linie Xlll (/f.- mi/V», /«
mil une, les uiictH, mieuiu s) ; tyè — tî (tint, tienne, tiens, tiennes) ; syè
— si (.svt«, simne, siens, siennes): not; vot: zit (/ewr, leurs).
Anmerkung, cY.vf à moi, c'est à toi, c'est à fui, c'est à nous, c'est
à vous, c'est ù eux s o d c myè (oder myçn), s o d ç lyt* (oder
tyçn), s o d e syè (oder syçni, s o d e not, s o d e vot, s o d <; zit
( c'esf </'à w/rii, r/'rt //Yw. rf« */t», </ïi notre, d'à cotre, d'à leur). In
diesen Formeln ist der Hesitz gewissermaßen dreifach ausgedrückt:
durch de. durch >>. durch das Possessiv. AulTüllig ist das Possessiv an
Stelle des Personale. Vfrz. sagt man : s ç d a mue, d a twç, d a lwi.
d a nu, d a vu, d a »es (c'est d u moi. toi, lui, nous, eus. nt,r).
l'.lft. Hestimmler. lo, I (le /'); di, de I' [du. de /'); à, <• I* [ou.
>t f'\. le, 1' (lit, l'\ : de le. de I" (de la, de l' K e le, e 1* («> lu, ù l').
le, lez (les): de, dez (des); e, ez (aux).
Anmerkung: du. des ist nördlich von XXXI V — di, de. südlich von
XXXI V do. di ulo pe; du pain, di swà des eltecunx südlich;
di pt;/, de swa nördlich).
Unbestimmter, i. i-n - è, è-n \ Linie II un en S<tun»is
• en une.
Mil. n. cette, res werden umschrieben durch lo. le, le - si,
le i le, lu. les ci, lit): lo ;\va le " ce citerai, le zâ si *v.v #r«N,
h. s. w. rette ist erhalten in e si nr à reffe heure, maintenant.
Das Determinativ ist:
Artikel und I) e m o n s t r a 1 1 v.
Artikel.
Demoxstuahk.
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Im Vfrz. sagt man neben celle, ceux, celles vielfach mit dem
Artikel auch la celle, les ceux, les celles.
SUBSTANTIVISCHKS DbMOXSTBATIK.
I at-sit Suumis 1 ût-scDt ($ 44) — celui-ci, celle-ci ; le sôt-sit
Saunois le sôt-sœt — cens-ci, celles-ci.
1 ât-çl, 1 âl-lçl, 1 àt-çt celui-là, celle-Vi ; le sôt-yl, le sot-lçt, le
sôt-çt — ceux-là, celles-là.
Vgl. This, Falkenberg 115 und Zéliqzon, L. M. 115.
Der in Falkenberg zur Bezeichnung von Personen und Sachen
gemachte Unterschied zwischen 1 ât-çl und 1 ät-ot gilt für unsere
Mundart nicht.
fit ist sicher autre, le sut ist nicht rein = les antres, welches
in unserer Mundart = le-z-at. Wie This das s von sût als das mit öt
verbundene Binde-s des Artikels zu erklären, genügt nicht, da das s
stimmlos ist. In le seit steckt nicht nur les autres, sondern auch
ceux. Überhaupt hatte wohl ursprünglich le sût mit les autres nichts
zu tun, sondern war — le st-t (s. oben Determinativ), 1rs ceur.
Die von This (und Zéliqzon) gegebene Krklärung sit, scot —
ecce iste und et = iste halte ich für unrichtig. Auch ût-çl ist nicht
afrz. (tltreM, da dieses eine ganz andere Bedeutung hat.
-sit, -sœt setze ich = frz. ci, -cl, -lçt, -et — frz. là.
Die einfache regelrechte Form ohne t ist belegt im Atlas, Kurte 207 :
lôtsœ (171), lôtsi (48, 59, 57, 162) = lautre-ci; làtly (150) = l'autre-fà.
und bei Adam, 8. 61 und 64: Vautc-ci, lautc-lc; lés sàte-ci, lés
söte-lc u. a.
Das t in I ät-sit, le sôt-sit, 1 àt-lçt, 1 ât-çl, le sôt-lçt, le sôt-çt
ist das feminine t, s. $ 127. Die Formen mit t waren ursprünglich
ausschließlich die Femininformen, hevor sie verallgemeinert und zugleich
für Feminin und Masculin gebraucht wurden. Daß dem so ist, beweist
die Tatsache, daß in manchen Ortschaften der Unterschied noch gemacht
wird und daß da die Form mit t neben der masculinen Form ohne t
ausschließlich feminin ist:
Adam, S. 60 : ci-ci, ci-la = celui-ci. celui-là,
aber cdle-citte, cdle-latte = celle-ci. celle-là. Vagney. Ventron.
Adam, S. 63 : çuux-ei, çuux-là = ceur-ci, ceux-là.
aber eauhs-eite, çaules-lates — celles-ci, celles-là. Vagney.
çtis-ci, çôs-f<>, aber çolhs-eitr, eolles-Ude. Houges-Faux.
çtiUes-ei. çidles-là, aber ealles-cite, çullcs-latr. Ban-sur-Mcurthe.
ceux-ci. ceux-là, über çolles-citc, >yJles-h>te, Vienville.
- 87G -
Aus I at-h; und I ät-lc und I ät-h;t lassen sich I ät-e| und I ät-et
ableiten. 1 äl-el entsteht aus I ät-h; durch Metathesis, § 123? b).
1 ät-et ist weiter nichts als ein vereinfachtes 1 ai- lçt. 1 <>t-sœl bei
This erklärt sieh durch Anbildung an 1 ôt-çl. 1 ôt-lçl bei Zéliqzon ist
eigentlich = 1 ôt-çl, welches 1 nl-li ;1 wurde durch Anbildung an 1 ol-lc
ixler 1 öt-let.
— a: sc, meistens s' ; auch — su (s. Adam, S. 57): nemc i pö
su k s o n'est-ce pas un p<it rv que c'est! i zwoy su ke /. di — il
entend et que je dis. Mil Genitiv nach sich : 1 ô di hä-t ç kyç su di
Sar — Us ont dit haut et clair ce (d. i. la chose, V histoire qu'on raconte)
du Charles.
Relativ.
137. ke qui, dont, à qui, que. oit : 1 <>m ke di {l'homme qui
dit), ke / e bçti lo si {dont j'ai hnttn le chien), ke z ç bçye 1 âmôt
(à qui j'ai donné V aumône), ke / we (que je vois) lo viles ke z ve
(le village oit je vais), 1«; vil ke z ç iti sudâr (la cille »,) j'ai été soldat).
Interrogativ
qui ky n S (qui est-rc), que - k ä S ( qu'est-ce), ke (quel, quelle,
quels, quelles), lequel = lokcl n s {lequel est-ce).
quoi kwç oder kçyos (keyos - kwç -I- Hiat y + n -f s, ç/miw
auch île kwç (<fo w« - w o s oder d w y s oder d uw 9 s
(<>/< est-ce).
Die Umschreibung ist auch im Vl'rz. Regel.
Indefinit.
188. 0, vor Vok. auch ô-z \on; ù-z i ve = on y ca). ek, yèk
Valiquid (mu ck - m u 1 1 u m aliquid = beaucoup de chose, pö ck
— ;-r ■< <fo cÄo.sr, tan ek A/»»/ ffo chose, pi ek = de chose, ek masc.
oder feinin. : Ï pyo ck oder cri pyol ck une petite quantité), chacun
sçki oder häutiger to sçkî l = tout ch.). kekirk (quelqu'un, quelques-
uns), keken (quelques-unes 1. nizù = Saunais niizà ( niemand. Zur Stellung
von 11. : z 11 ç vi tiizö, aber auch z n ç nizö vi 7« «'«/' n< personne),
tout, toute, tous, toutes conj. torfo; tout, toute absol. = torto oder lut
ze di torto oder tut - je dis tout), tous, foutes absol. forti oder tut
(le vol lorti oder lut fox /Wfo» 'wx. fautes), torto lo tut = t restant le
fout, durchaus alles
Verbum.
lîMK Tempora und Kndungen. Paradigma: sàtç Saunais sale*
[chanter).
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- 377 -
Praesens: Indie. 1-3 sAt ; 4 AAto ; 5 Vosgien sAtç — Suintais sAtê,
wenn eine Person angeredel wird, sitö, wenn mehrere Personen, (site
- sAto, Linie XXVI i; 6 satö. Conj. 1-3 siteZ östlich von XXIX,
ïùUvym westlich von XXIX bis XXV, Sannois sàlœs westlich von XXV;
4-6 Oy. nördlich von XXV", i* südlich von XXV u. XXV": Saunois
is — es westlich von XXV und nördlich von XXV, sich nach Linie II
verteilend. Imperativ: 2 snt: 4 sùtô; ô V. «ïte — £. >Atê. Iniin. sàtç
sät«-. Partie, sàlil.
Imperfect: sAt- 1-3 or (auch êy ohne l'nteisehied in der Bedeu-
tung) — Saunois ô (Linie XV): 4-6 en — œn (XXIX) nördlich von
XVI', in südlich davon bis XXX11I, südlich von XXXIII inör zœ
wçyinôr kœ vo no-z çrwatinôr <> zoe riinôr ta/, ko' "/. puvinör — nous
voyions ipte cutis nous regardiez <t nous riions tant que nous pouvions)
— Saunois i è westlich von XVI sich nach Linie II verteilend.
Futur: 1 sàtrç östlich von XIV lin 5-i und loa ist fai ~ z œ,
daher auch sAtrn?), sàtrâ westlich von XIV bis I, sAträ westlich von I;
2-3 sAtre — sAtrœ (XXIX); 4 sAtrö: 5 sàtrâ östlich von XXIV —
satrö westlich von XXIV, 6 sAtrn.
Conditionalis : 1-3 sAtra östlich von XXIV, sntrö westlich von XXIV.
4-6 sAlr- en, <en, in (inor ist ersetzt durch in) — î, è, sich verleilend
wie 4-6 des Imperfecta.
14©. Syntactisches. Der lulinitiv wird vielfach substantivisch
gebraucht : po dwo lo raye de kmotyçr par devers le raier dis pommes
du tare = vers ht saison où l'on arrache les p. d. t.
Das intransitive Verbum : I e dexôdi ~ il a descendu il descendit ;
1 o de/ôdi " il est descendu il est m bas, I e muri ~ il a * mou ru
il mourut \ 1 o mwo = // est mort = „er ist tot''. I e parti = il a parti
il partit: I o parti il est parti = „er ist lbrt'\ 1 e çrivç il a
arrivé = il arriva : I e erivç /7 est arrivé d un ira ; 1 <> çrivç il
est arriré il est là, u. s. w. Auch Vfrz.
Das reflexive Verbum: nur z m v k»">p«; vfrz. /. m <• kupe
jr m'ai coup/- - frz. je me suis coupé, nie z m o kôpe. i s e luwc
vfz. il .s'a tué. z no-z ô l» v<- nous nous avons Uivés. i s n brli —
vfrz. ils s'ont luittus, u. s. w.
Die Person des Verbums richtet sich nicht immer nach der Person
des Subjekts : s o mi k I e di vfrz. e rst moi put l'a dit = frz. c'est
moi i/ui l'ai dit. s o vo k I ô di vfz. c'est vous <{ui l'ont dit — frz.
c'est vous ,(ui rare: dit.
Das Subjekt steht im Plural, das Vb. in Singular: s n z<>| — vfrz.
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378 _
c'est eux = frz. ce. sunt au: s o de sudâr — vfrz. t'est- des soldats —
œ .sont dis soldats.
Das Partizip richtet sich nicht nach dem vorhergehenden Objekte:
ly prin ke z o mf>zye (nicht mezi) — /« ;>r»«< /«*' mangée. Le; lot
ke z r ykri (nicht ykrit) - 6t Mrc r/«c /«/' tw/fc.
Anmerkung. Der Imperativ von reflexiven Verben hat vielfach
eine verstärkte Form; statt hat-te {hâte-toi), kü^-le (tais-toi) sagl man
auch y » te hât! <; s te ku/! (ç s - e< 4- V tv, cf. tos - tout-ici, oder
- d + ? », cf. as - «us*/, § 118).
I. Schwache Conjugalion.
1. Klasse.
141. Paradigma säte — säte (chanta) s. $ 139.
Der in den endungsbetonten Formen kurze und offene Vokal wird
in den stammbetonten lang und geschlossen (§ 4).
Die Verba, welche im Praes., Fut. und Condit. ein e (oder œ XXIX)
zwischen Muta und Liquida einschalten, s. This und Zéliqzon 125:
fgfiV (bégayer) : fnfel, fofelry, fofelrä. hàdle (hakiger) : hàdel,
hàdelrç, hàdelrâ. bobly (schwätzen): bobel, bobelry, bobelrä. treply
(trippeln, piétiner): trepel, trepelry, trepelrâ. xilXh (scharren, von den
Hühnern): ^el, £H£eIry, £â;telra. môtry (montrer): moter, möterry,
môterra. ötry (entrer): ôter, ôterry, ôterra. 0 bœhlç1 (= tousser):
bœhœl, bœhœlrâ, bœhœlrô. kuhny (cuisiner) : kuhen, kuhenry, kuhenrâ.
mosny (maronner) : mosen, mysenry, mosenrâ, u. a. ôfyy (enfler) bildet
ùfey, ôfeyry, ùfeyrâ. gôfyy (gonfler) s. § 143, b).
142. Die nach dem Bartschschen Gesetze gehenden Verba,
s. § 16.
Die Verba auf ye — i (ier) zerfallen in zwei Gruppen:
1) solche, bei denen das y nicht zum Stamme gezogen wird.
Paradigma sysye (chasser) : Praes. Indic. 1-3 sys, 4 Ayso, 5 sysy, 6 sysö.
Conj. 1-3 syse/, 4-6 sys^x- Partie. sysà. Imperf. 1-3 sysör, 4-6 sysen.
Fut. 1 sysry, 2-3 ^sre, 4 u. 6 sysrô, 5 sesra. Condit. 1-3 sysrâ.
4-6 sesren.
2) solche, bei denen in allen Vcrbalformen das y zum Stamme
gehört. Im Sing. Praes. wird dieses y Vollvokal _ ï und erhält den
Ton; es ist ebenfalls i im Futur und Conditional. Paradigma ädye
(aider): adi, adyö, ädye. ädye/, ady»'/. âdyà. àdyor, âdyen. âdiry,
adiré, adïrô, adîra. ädira, adîren.
Das y in allen Formen, sogar i in âdî, âdiry, ädirä, ist zunächst
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sehr befremdlich. Man würde erwarten, daß ädyc nach sesye ginge,
wie im französischen. Die Erscheinung erklärt sich folgendermaßen.
Teilt man die zahlreichen wie adye gehenden Verna nach ihrer
Endung -ye ein, so sieht man, daß dieses -ye bei den verschiedenen
Verben verschiedener Herkunft ist:
a) ye nach dem Hartsch'sehen Gesetze: âdye s. ob.: pyädye
\ plaider), pyadi, pyadire, pyadirä : trçnyc (train* r), treni. trenire, trç-
nira; trätye (traiter \, trati, tratirç, tratira.
b) ye, weil kl zu ky: rakye (racler), raki, räkire, rakira.
c) ye zusammengezogenem -Hier: rètotye (r entortiller), rètoti,
rètotirç, rètotirâ; degubye (* dégouhilhr), degubi, dçgubirç, degubïrâ.
Weiteres s. § 143.
d) ye zusammengezogenem -oger : notyc (wttogtr), noti, notirç,
not ira. s. 5} 143.
Bei den Verben auf ye Uhr, c), ist die Bildung -1, -in;, -ira,
wie im Französischen, regelrecht und natürlich. Da nun diese Verba
zahlreich sind, so sieht man leicht ein, daß sie analogiseh wirken
konnten und daß a) b) d) an sie angeglichen sind.
Das § 142 Gesagte gilt auch Tür das Saunois.
143. Ergänzung zu S 142. 2):
b) zu rakye das Sbstv. rakiri * raclerie, d. i. raelan: rofye
{rafler), rofi, rofire, rofira. Ebenso göfyt; (gonfler), gùfi, gofirç. gôfirâ.
c) Wie rètotye gehen: degremye * dégremilhr . cf. afrz. <jn-
milhn - p< fit grumeau, dçgr. verpulvern), fretye ( frétiller; fret va
f'ri'tillard), gàbye 1 gumhilhr), tonye ( tnurnilhr: tônya *tour-
nillard. tonye kann auch tourmn/er, d), sein.), kevye 1= * éevur-Hler,
s. § 87), O jgyi (" H afcye, yfèy, ^eyrç. zeyrâ: csstllier, $ 41).
Kerner gehen wie rètotye und scheinen hierher zu gehören : rädye
(*ruiddhr Hre raide. rude anr 7 . cf. frz. raidilhm. Vielleicht aber
auch "raidogir. cf. afrz. rmdogrr zu roid< und nfrz. rudogir zu nah':
in diesem Falle würde radye zu d> gehören), dçkofye \~ dé r kof
Hülse 4 Uhr, érosstr). trytye ( trotter 4 Uhr, *trottilhr, titulier),
£orye (zu /ore /garé, $ Ho. herumirren, herumsuchen 1. kokye [kitzeln;
vielleicht zu afrz. e^/u/lhtge flufhrie. Wahrscheinlicher ist Hornings
Etymologie ,,kitlen, kiklen", '/.. IX. 506; in diesem Falle gehört kokye zu b)].
Anmerkung. Wie Imïï diesen Verben, so ist auch bei zahlreichen
Substantiven -///- y : bokyô ( *how}uilh»i, Holzhauer : in O bot.4y<"u.
kopyö (goapHlun), krostyö \<,onstilh 4- on, eroédmi). vàtyù (rrntilhui),
frebyo < frei» - Uhu * f'ourhillou. zu frebi f'ourhir; eigentlich Ver-
sammlung putzender Frauen, dann allgemein Weibergeklalsch. In .",/
- 380 -
sagt man frrebyi — *fourbiller statt, wie in //, frebi — fourbir.), gremyô
( afrz. gremiÛon), lenyyt (*liniUcttc, étoupe de lin), totyö = 0 lotso
(tortillon, zu rètotye), kyy — (> tsa (* titlet — tilleuil mil S VW), rôdyy
( - * rondillet, rondeau ; Vb. rfidye — * romlilUr, danser le rondeau), ku/.yù
* corgillon, lacet de chaussure; cf. ku?.i ~ corgic), byryy = 0 barya
{baril -\- et, petit baril), bt'lyâ (V * batiittards zu &atf/v, laut klappernde
Holzschuhe. Die richtige Etymologie von bçtyâ ist m. E. Itatmux, s. § 29.
Daß aber auch battre darin steckt, sodaß bytyä - * battillanls, zeigt die
Form () betä, s. § 19, welche laut gesetzlich nicht bateaux sein kann), vo^ya
(verdâtre: der Form nach = rert, vy;j, + ilUtrd), fôlyâ (folâtre, * folitiard).
d) -e«r, -oy<r, -ouillin- — yc; wie notye gehen: pärye afrz.
IH-rreier, extraire de la pierre; zu pârêr = perriere, carrière), bytye
(— afrz. batoicr, frz. ttaptiser), 0 àwyi (envoyer: àwi twwV, àwyô -
cneoyons. àwïrâ ~~ enverrai, àwirô enverrais. Dagegen in //: èvûy,
èvuyo. èvuyre. èvuyrâ), kryfye (zu kryfôy, s. § 33. kryfyà Pfuscher),
kuryyt (— courroie -r ctte, petite courroie. Hierher auch kuryç - 0 kôryç,
biegsam, übertr. behend, Hink: die Endung ist jedoch nicht ganz klar),
kwârye (zu kwârôy, § 33, plaudern, klatschen), gyzye (Form gazouiller,
Sinn cliatouiller ; Adj. gozyu = chatouilleux. Ebenso sagt man vfrz. für
kitzeln, kitzlig gazouiller, * gazouillent •: Der Bedeutungsübergang ist inso-
fern erklärlich als gazouillement auch eine angenehm schmeichelnde
Erregung, förmlich ein Kitzeln bedeuten kann, cf. une musique qui cha-
touille agréublenutU les oreilles), 0 grœbyi (— II grybuye, grouilUr).
Wie âdye gehen noch çrmiye (ruminer), s'ykodye (s'accorder : dy
aus rd, 5? 96. ekodi, çkodirç, ekodirâ), nio^ye (chasser les mouches, zu
mo^), g&',gye (mo boty», ga>,gî ~~ mon boutrm est décousu ; schlottern ;
vielleicht zu frz. dégingandé), èpçtriye (*impastoriare, empaistrier.
Das i vor y ist Stützvokal zu tr, cf. kriyc, sçvriye § 45); auch *âdye
(érhattder : ^ûdi, #idirç, /ädirä; dagegen 0 ^iid^: jçât, ^ädrä, ^ädrö).
144. oie (alb-n cf. This u. Zéliqzon 128, 129. ve, vô, oie.
yle^, yl<7. yfà. yl<>r. ylen. vr<;, vre, vrô, vra. vrâ, vren. >. ç è-n yle,
vielfach auch z y -n ylç.
j;uwi; (essuyer): ^ii, jriiwô. /UWe/, XnWi'X- Z'iwà. ^uwôr, ^uwen.
jury, jfûrâ.
2. Klasse.
145. Paradigma, vôt (rendre) : vô, vôdô, vôde. vôde;j, vôdè^;.
vôdii, vôdi, vùdï. vôdor, vôden. vôdtv, vôdre, vôdrô, vôdrâ. vôdrâ,
vùdren. cf. This 130. Auch tèdô (éteignons), tcdç (éteignes), tèdâ
{éteignant), u. s. w., cf. This 131. Partie, tedi (éteint), zwt-di (joint),
pyedi [plaint), entsprechend vfrz. trdii, zwedii. plcdü. .
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mwot (morilrct : mwu, mwodô, tnwode. imvode^, inwodè^.
mwodà, mwodi, mwodi. mwodôr, mwoden. tnwodry, imvodre, mwodrô,
mwodrn. inwndm, mwodren. In (> mots: m<., modzù, modzô. modzœs.
modzis. mod/à, modzü. modzîï. modzô, modzï. modzrä. modzrö.
Ebenso twot (tordre) 0 lût s.
pyet (perdre): pye, pedô. pedre. pedrâ. In 0 pêts: pe. pedzô.
pedzrft. pedzrô.
pôr (jiondre): pù, ponô. poni (jujadu). pôn;. pôra. et poni -
'Vr*- kann auch heißen «/w fini de pondre: le zltn 1»; n o zema
poni = //• gclinc-ln n'est jamais pondue, d. h. «Vf jamais fini de pondrt:
Ähnlich et kove -= rtre coûté, d. h. avoir fini dr eottmr.
ISOUKRTK VrRHA.
14«. ser (suivre): se, sevô. sérv- sera. Partie, se, auch sevi
(suiri), fem. sevî (saint ), *sct ist ungebräulich. In O ^ä*r: ^(ë, jcbvô.
^œr;i. x,VTi>- P- Z'ï') fein XiVi aucn das Sbstv. .sm/7/- = #et: » Z(1<t
- '-n «n7e, vas le ^œt " »wV/ //» .vm/7</.
kûs (coudre): ku, kuzn. kuzrc kuzi, kuzi.
kër (cuire): ke, kehô. kën\ kê, kêt. In O tsier: t*B, tsœhô.
tsa*rä. ücp, ts<W.
erlir (reluire): erli, erlihö. er) ire. erli. Bemerkenswert ist, daß
zum Stamme erlih- ein zweiter Infinitiv erlehi gebildet wurde, und
daß danach Fut. und Condit. auch erlehre oder erlihre, «rlehrä oder
» rlihrji heißen können.
In O erlur: erlü, erlüho. erlurä. erlü.
In H geht noch detrir (détruire) wie erlir, Fut. jedoch nur detrire.
nuire ist im Patois ungebräuchlich, conduire wird ersetzt durch mune
und ist nur im Partie, als Sbstv. vertreten: kôdi — conduit, canal,
instruire, construire bilden èstrwizô, kôstrwizô, wie frz.
In O: dçtrti, dytruhô. detrflrä. dçtrû, dytriis (g 127). nur nur
im Infinitiv. kodü ist Sbstv., sonst ersetzt durch mwene*. èstrfir: èstrii,
èstrûhn. èstrfirâ. èstrii, èstriit. Ebenso kùstrur: kôstriihù.
brâr (f traire): brâ, breyô. brâre. brä. In f) brär: brä, breyô.
brärä. brü.
Zu frire merke man fris - frite (g 127).
:V Klasse.
Rbink Form.
147. Paradigma, dremi (dormir) : drem, dremô. dremre. dremi.
Fbenso: veli oder fti (rrtir), rpèt (repentir), sèt (sentir), zwoyi (ouir),
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- 382 -
buyi (bouillir), servi (servir): Fut. servrç oder server*;, parti (fxirtir):
Fut. paître oder pariere.
Wie dremi gehen auch folgende Verba, die im Französischen der
gemischten Form angehören: fyeri (fleurir): fyêr, fyerù. fyerrç. nyeri
(nourrir) : nyêr, nyerù. nyerrç. pyeri (pourrir) : pyer, pyerù, pyerre
reisi (réussir): reis, rçisù. reisre.
Nicht ganz nach dremi gehen folgende Verba, welche im Futur
das i der Infinitivendung nicht ausstoßen: ofri (offrir): ofer, ofrù. ofrire.
sul'ri (souffrir): sufer, sufrù. sufrire. h,;yi (ha'/r): lie. heyù. heyire.
byàsi (blanchir) : byàsi, byàsù. byàsire.
Neben he gebraucht man auch das inchoative hei (hais), byàsi
ist nur im Sing. Praes. inchoativ ; cf. auch byàsu = blanchisseur.
Zu den Verben auf ye sind übergegangen :
kuye (cueillir): küy, kuyô. kuyrç, nebst Compositis. Gehl wie èvuye.
patye (pâlir): pâti, pâtyù. pätire. Geht wie âdye.
henye (Jaunir): hên, henyù. henrç. Geht wie benye. InÖhoenyi;
hü'iiy, ha'iiyn. fuenyrä.
— Ouvrir. H dèvyer: dèvye. dèveyù deveyre. dèvye, dèvyet.
O dver: dvc. devyù. dverii. dve\ dvets oder dvëk, $ 9ti, h), cf. § 28.
(iEMisr.HTF. Form.
14H. Paradigma, gerni (i/amir): gerni, gçrnisù. gern ire.
Man merke geris - guérir, $ 127.
In O geht terni (étnnuer) nach gerni: terni, tyrnisù. ternir»;.
Interessant ist in II das Verbum mçyi mûrir. Nach 24
wird maturum zu meyi (mûr). Oer Infinitiv sollte danach *meyiri
heißen ( *maturire, *meürir), und das Verbum sollte folgender-
maßen gehen: *m,;yiri. *m<;yirisù. *meyirîre. "nieyiri (mûri). Statt
dessen wurde aber das von maturum kommende Adjektiv meyi als
Verbalform aufgefaßt, und zwar zunächst als Partie. Praeter. ( - muri).
Da nun der Infinitiv der Verba auf -i dem Part. Praeter, gleichlautet,
so wurde ni<;yi auch Infinitiv und das Verbum geht : meyi, meyisö ;
Conj. meyise^, meyisè^; Imperf. meyisor, meyisen : Pari. Praes. meyisà;
Fut. meyire; Cond, meyira.
In O ist mûr mter. Das Verbum mûrir ist regelrecht - rneyüri.
II. Starke Conjugation.
1. Klasse.
I I». 1er (fahr): fr, fryù; fr,;: fr. fei. f;, s. J> 15 (XIV). O für:
ta, fçyù oder fyù; frä: lit. fût.
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t't (être): 1-3 o, 4 sô, ô ot; oie* oder se#, oti'x oder so*, otür.
u. s. w.; oti (<&')- 0 et: 1-3 a, 4 sô, 5 atô, ate; atoes oder sôy; atô;
srä; etü. In H o a, e in nam, nom — n'est-mie? n'est-ce p«s.y nicht
walir? — à in k â s ko •— qu'est-ce que.
tni (U>nir): tyô, tnô; tàre ; tni, tnî. Imperativ tyè = halte fest!
daneben tyo — da! da nimm! — Westlich von XIII ti statt työ.
vni (venir): vyè, vnù: vàrç; vni, vni. Imperativ r/Vw - venii.
Cf. OG, S. 101. vena ist allgemein und kommt nicht nur in
Verbindung mit tosi vor. Horning faßt venu = venons und vergleicht
es mit frz. ra venons ici. Dies ist möglich, man vergleiche noch allons!
für va. à macht aber einige Schwierigkeit, da, wo venu = eiern vor-
kommt, venons - veno mit ô. venez! ist - vitö! Dies ist die allgemeine
Pluralform und wird gebraucht, wenn mehrere Personen angeredet
werden, nicht nur wenn zwei, wie in ÜG 9teht. vitö ist vielleicht —
verkürztem vnç-tos (raif; tri) oder vno-tö (venez tôt) oder vn<; tut
(venez tous).
wâr (voir): wo, weyô: wärt;; vi, vi. Imperativ we! rois! wel'
rois-tn'f regarde! 0 vör: wo, woyô; wärü: vü, vfi.
2. Klasse.
150. dyer (dire): di, dhö; dyero ; di. 0 dir: di, dhö: dirä.
1er (lire): le, lehö; 1ère : le. 0 lîr: Ii, lihô; lira; lü.
mot (mettre): mo, motô; motro; mi. (> mat: ma, matô; matrii.
par (prendre): prà, pernô; pare; pri. 0 par: prà, pœrnô; para,
kwôr (quaerere): kwç, kwerô ; kwerre; kwçri, kweri. In O ist
nur der Infinitiv kwér gebräuchlich; daneben noch kwerô u. kweri.
rîr (rire): ri, riyô ; rire; ri.
trër (traire): trë, trçyô; trëre; trë, très, § 127. In O triir: trii,
trçyô; trärä; trä, träs. Zwischen I und XIV trär, § 15.
Zu çkrïr (écrire) merke man okris = écrite, § 127.
3. Klasse.
151. bwor (boire): bwo, bovö; bworo : bi, bis, § 127. 0 bwër:
bwo, büvö und auch bwovö; bwëra: bü, büs.
sêr oder sär (choir): se, sçyô ; serç oder sare ; se, sôt. O siër:
s û', àœyô; srträ; hi-, sœt.
krâr (croire) : krä, krçyô; kräre; kri. O krôr: krô, krœyô; krörä;
kra-1 == cru.
krç^i (croître) : krç, kro*ô; krojjre; krojri. ^kra^i: kra*, kra^ro;
kra*rä; kra*i. kro^i geht wie dremi § 147.
kör (currere): ko, korô; korre; kori.
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— 3*4 —
dewor (deroirr. da, devô; devrç; devi. 0 dvûr: do, dvû; dura: dvû.
fvlwor i falloir): fa; Mûr fallait: A-re: Ml (): f â . fait.:
lïtrœ; falii.
owor un-air): 1 ç östlich von XIV, m zwischen XIV und I,
ä westlich von 1. 2-3 e - œ (XXIX). 4 û. 5 = a östlich von XXIV,
westlich von XXIV ö. ö û. Conjunctiv: ove* — finnois oy neben
avces. Irnp. ovûr - avû. Fut çrç çrâ - erä. Cond. era
çrn. Partie, evi -- evü = eu.
mör (moudre) : mû, moln ; mûre ; moli.
zër (iacerc): Zc, zehû; zûrç ; ze. Im Saunois ungebräuchlich
und ersetzt durch kun {coucher).
muri (mourir): mûr, murû: murr»;: muri = *tnouru, mwo, mwot
- tnort, morte, s. § 140 O muri: mû (£ 45), mœrô: mrerrä; mœri,
mû, mût.* oder mûk 9ö, b)].
knû^ (connaître): knû, knû^û: knû^rç: knû^i. () konaj: kona,
kona^û; kona^rä; kona^i.
pyâr (plaire): pyâ, pyyhû : pyâre: pyâ. O (Linie I) pyär: pyä.
pyçhû; pyärä; pyä.
pyer (phiooir): pyê: pyevûr; pyere; pyc. Vfrz. sagt man ent-
sprechend i pke — il pleut iifid il a plœ — /7 a pin. Saunais, § 45:
pyür: pyfi: pyuvû. pyûre: pyfi. pyir: pyï: pyivo; pyire; pyi.
puwor (pouvoir) : pye, puvû; pun; : puvi. Saunais, § 45: puwor:
pô pi, puvû; pûrii; puvü. Statt ze n. pye, 2<e n pu (je ne peur)
sagt man auch : ze n sera, zœ n sen > (der Form nach = je ne saurais).
sowor (saooir) : se. st;vû; sçre ; sçvi. O sawç: se. savû; sûrâ.
Nach den verneinten pye, sera und si wird in // die Negation
mi ( m«) nicht gesetzt: ze n pye. ze n sera, ze n st;.
velwor (ralnir): va, vtlû; vàr<;: vçli. O valûr: vä, valû: värü; valu.
vulwor (vouloir) : vye, vlû ; vurç ; vli. Saunois, $ 45 : vlûr : vu - -
vi, vlû; vürä; vlii. vye ist zu ve verkürzt im Ausrufe: vet veni! -
rrtix-tu t enir ! $ 131.
riere ist 1) vif: vi, vivü: vivn . 2) oder archaisch ~- veki: vik.
vikû; vikre; veki (cf. afrz. cesqui, cesruf, This 143). Kntsprechcnd
vikmû - ri rement.
Die inflexiblen Wortarten.
Adverbien.
AdVBRBIK« »KS OrTF.S.
152. ylàto (alentour), ypre (après), dekot, d'kût (~- afiz. de eoste.
aujirès). dedû O dtedà (dedans), fye (dehors), vielfach umschrieben
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- -m -
durch dà 1 ex ti rant la porte, tsi [dessus), dzu (dessous), dyvà (deeant).
derye 0 dçri (derrière), tosi, tos - 0 tosœ, tos (^- tout-ici), toit-
(tout-là), yut (outre), to pytyo (/«»</ partout), lù (/«Vu. pros, près
(proche), hâ-lç (~ haut-là, là-haut). be;j-le ('•- bas-là, là-bas) ; hâ ( o/
Art«/; I 9 hâ /7 «.\7 <// Art«/), bf;^ ( ™ Arts: 1 y bç# /7 r.v/ Art*):
hâ u bçj ( r« A«m/ o« ch //as) ist ein adverbialer Ausdruck mit der
Bedeutung „es ist nicht von Belang", z. B. vit<"> ky bwor ï wor, k â
s ke VO via, dû' su hâ u bi>x 1 dettes encore boire un verre, tpt'est-ce
ipu cous coules, deux sous m Jviut ou en bos, d. i. de plus nu de moins.
AUVERIIIEM DER ZEIT.
158. ahode (aujourd'hui), dmè (demain), yer (AAr). (/rwn/ii
so/r, AAr »Jrt//n dmè lo sy, ycr lo rneti»,. edvàzër (- à-devant-hier,
aeant-hier), aueh evàzêr. bientôt b(H<> oder tô. dezç, verkürzt dze
und zç (vfrz. dza, (A'-yïjj. ç mahn und mâhyvà nuguhc (der Form
nach kann y mâhc nur afrz. à maishui sein, mahyvà muhe + yvà
firuii/). autrefois ~ dô le tô, di tô pesç (rAfiw A-ä /»-»m/m, rf« temps
passé), àçmâ und zatné (jamais). çstnr w> <r//r Awr, maintenant*.
t y I ùr ( - tout à l'heure), tàtô (eigentlicli tantôt) heißt ausschließlich
rr .<w/V. to di grà d 1 ivêr ( " tout du grand de l'hirer, durant tout l'hirer).
azyçt bedeutet ,.tagszuvor".
Adverbien heu Art i nd Weise
154. bien bè: " bô im Ausdrucke byn y pwè bien à point.
d. i. comme il faut, mieux me: auch misye (in 0 mœsi) in z cm
misye (O mœsi) j'aime mieux: lo misye (<) mœsi) /<• |>/«.v A
meilleur: misye m agi s -r car um. ma mal. pïr jj/v: s o ky pir
eV.s7 oifoi-f ;j/.v. pir hat auch die allgemeine Bedeutung „in höherem
Maße, mehr", und kann unter Umständen sogar me mieux ersetzen:
s y pir k y le nos c'est, pire, d. i. c'est plus, c'est plus beau, c'est mieux
qu'à la noce, èsi O asœ, ainsi, èsi hat die besondere Bedeutung de
cette manière-ci ; de cdte mnnih e-là heißt èly. ely = è r là wurde nach
csi gebildet, welches = c - ei gedeutet wurde, csi und clç verhalten
sich also wie ceci und cela. Adverbiale Ausdrücke: ç lç mylmyhi (all-
mählich, schließlich», pâjj ç ya# (paix et uisr, friedlich und fröhlich),
krehiç-krehyt (*croûin-*croisettc, kreuz und quer), byn yvru ( benc
*agurosum, bim heureux, bçn yvru k i n ytnr mi toly - [c'est] bien
lieurcux (pi'il n'était pas Ii, zum Glück war er nicht daj. de pô z y mni
(de peu à »Ii«, peu à peu), O tsii ba sii (cul bas sus, umgekehrt über-
einander).
Jahrbuch J. rte», t. loUir. llPiulililitr unit Alt«rtumsk., .luhr«. J> 2j
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Besonderheiten in der Stellung des Adverbs: i sät kom î sçvriye
ha /7 saute comme un chevreuil haut aussi liant qu'un chevreuil:
i gril kom î Aï di^ — il grelotte comme un ehien dur (grilç grelotter)
/7 grelotte durement (fortement) comme un ehien ; i wi; kom çn Sçt bç/;
= il voit comme un chat bien — il voit bien comme un chat — il a des
yeux de. chat. Sonst hat das Adverb in der Regel dieselbe Stellung
wie im Französischen.
Adverbien des Grai>es.
très kann wiedergegeben werden durch to (tont) oder fi (/»»):
très grand = to oder fi/- grà; fi richtet sich im Genus nach dem Sbstv.:
çn (in bon vçA = une très (tonne räche, î fï bù Aï = mm très bon chien,
très vielfach auch — bon <; (bon et), zunächst vor Adjektiven: bon e
grà (Imm et grand — très grand), bçn ç pyo (bon et petit = très petit),
bon e fwo (bon et fort = très fort) ; dann allgemein auch nach aroir
und vor Substantiven : z v bçn ç Sä (J'ai bon et chaud = fui bien chaud),
z ç brin ç fr;t (j'ai bien froid), * ç bçn ç sç (j'ai bien soif), Z e bon
V h'K' 0 b'nt faim)- ''v'v und bien können noch durch mu (multum)
übersetzt werden: mu byç (bien beau), autant ' — a^tà ; d'autant mieux
là me ( - tant mietet), çtut (— « tout, tout à fait), presipie kâzi
oder kâsimô {* quasiment), totènâr (ganz und gar. V tout en noir).
In 10 sagt man v à-n c hv berli mms r« arc bien grand' chose, d. h.
das ist ja nicht der Mühe wert, was Sie da haben : val bc berli
roilà bien grand chose, das ist ja gar nicht«:.
AnVEHDIEN DER Bb.TAHUNG PNI» VeRNRINUNU.
156. oui äy (duzend), ^ wçy (siezend), si (doch) " siyç
(duzend; sic est, y ist Gleitlaut), — oksi (siezend; — oh.' que si),
non — nyà oder niyä (duzend ; = néant), — näni oder nàni (siezend :
- nenni). ne — pas ne — mi (ne — mie), peut-rire petet.
Praepostionen.
157. à - ç (zur Bezeichnung des charakteristischen Merkmals
dient nicht ç wie im Französischen, sondern de: pyer de fô - pierre
à feii, pyer d äw pierre ii eau | Spülstein), lo Botis de när sovu
Ii Baptiste aux noirs cheveux, mes de hàdlt r manche à balai), avant
çvà oder dovà. dvà, dà içvà oder dovâ, dvâ, dà moync avant
minuit. Bei Vergleich du/; ke r*>mMr que: ■/. çrivrç da»; k li —j'arri-
ri rai m nnt lui). d< rant dovà, dvà, dà. à côté, auprès dekot, dkôt,
kot (airz.de eosh): in 0 ilo'kùt ( rf» ■ eonfre) oder àkùt ( cm rontnj.
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dans dô, Saunois dû (vor einem mit Konsonant beginnenden Sbstv.
kann dô ohne den Artikel lo stehn : dô bö dans le bois, aber stets
dô le bô dans hs bois, dô U< mâhô dans la maison, de dô ~ de,
„von-her": ze vye de dô bô je riens de dans le bois je viens du
bois, dô dô lo kann auch einfach ô werden: ô bô dans le bois,
y»- kô — dans le cou), avec ~~ ovô (§ 67). chez sye vor mi, ti, li
(moi, toi, lui); — se vor no, vo, zô (nous, vous, eux); si vor Sbstv.
(si lo mâr - chez le maire). In O si (§ 105) vor den Pronominibus
(si mœ, si t<e, si Iii, si no, si vo, si zu) ; se vor Sbstv. (se lo mär).
chez auch ~ kôt (coste. z ezet kôt lo Bâtlô — j'achète chez M. liatelot);
~ dô le (dans les. ie ve dô le Alsasyë je rais chez les Alsaciens, je
mis en Alsacr. Cf. lat. Helvetii in Santonos per venerunl).
depuis -- dope, auch endepe (en in de 4- depuis, depuis Aspach
depe oder çndepe Âspok). dès dç, auch onde (m 4 dès. de oder
endç Àspok). derrière dêrye, auch verkürzt dêr (dérye oder dèr lo
mijj derrière le mur), ai vers èva. malgré mâgre. sur si (sur
auch _ ô ha, dans le haut : lo rte e sr ô ha d li le ratmu est tombé
dans le haut de lui, d. i. sur lui), sons zo. par po (to por mi
tout par moi, moi sait), pour --- pu ( pur vor mi, ti, li, no, vo, zôl).
près de pros de. eers ~ wq oder duo (de 4- vers) oder po dwo (par
4 rff 4 rers): /ouf rfroiV tvr.v drât c (droit à. drât ç mi = tout droit
eers moi), parmi drehâ, drnzi (^ rfiv>rt haut, droit jus, cf. OG, S. 108.
drehâ oder drâzi le sà parmi les clutmps).
Conj uncl ionon.
188. «Y «• ; e pi _/jm/s dient zur Verbindung von Sätzen
und ersetzt das französische alors, dann: vpi ke — <P' ^e Je mehr
— desto ((• pi k ô-n ô-n e, e pi k ô-n ô vurä — j>/u.s o»i ™ «, ^/»s «j»
en voudrait , man kann auch sagen tà pi ke - tà pi ke - tant plus que),
néanmoins dçlç oder edelç, in 0 ô dalç (delo, ydely S(.' n ryv;ô
s 9 mi k e rohô néanmoins, ça ne fait rien, c'est moi qui ai raison.
In 0 ô dale oh! 4 d. : ô dale s»; ri fä ri), encore ko (eko und nikç,
s. § 117). pareeque ~ paske. puisque piske. ara»!/ da-vaç ke,
dvaj; ke, da/; ke. « si oder se (se ist die unbetonte Form. Das e
findet sich auch vor Kons, elidiert: vo tn dycrä s 1 c fç byy v
mos de meynë vous nu- direz s'il u fait beau à la messe de minuit.
Nicht das / von il ist ausgefallen, da 1 e f<; by<; /7 a fait beau. Im
irrealen Salze hat si, se vielfach den Conj. Praes. statt des Imperfects
nach sich : si oder se z ove* de su [neben si z ovor], ze vrâ e 1 übers
- si /avais des sons, /irais à /' auberge. Besonders im Wunschsätze
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388 —
ersetzt der Conjunctiv häufig das Imperfect: si oder se i ove* [neben
ovnr] selmo de su! si jurais seulement îles sous.' si vne^ (neben
vnôr] mêk! — s'il renaît seulement.'), quoique wird durch kà mein ke
oder kà b<;> ke {quand même que, iptand bien que) wiedergegeben, in
0 vielfach durch nikat si (= ? ni encore si, § 117): nikat si m dœhù
dœ n rnœ y ah/, i i vra mâgrt' zu ^ (? ni encore), même si, n'importe
si, quoiqu'ils me disent de ne pas y aller, j'y irai maigre eux.
Iriterjectionen
159. nam! m m! n'est mie, n'est-ce pu* (duzend); siezend sagt
man nemo ! nomi ! — a rwer ! au revoir (daneben à vn rwyyà !
en cous revoyant). — hay ! haye ! ( Imperativ zu haye, marche! marcJies!)
allons! - vè ra! (vingt rats), vè blœ! (ringt- bims), bô sù! (bon sang)
bezeichnen das Staunen. — hus! ( V ouste!), katz! ( deutsch „Katze" ) :
mit der ersten Interj. verjagt man die Hunde, mit der zweiten die Katzen.
pilot ! dient zum Heranlocken der Hühner, buri ! der Enten. - - hü !
hyup! dient zum Antreiben der Pferde. Kerner zu den Pferden: dyo!
oder dyähö! links! hfiyö! rechts! dyähö 1 yvà! und hüyn 1 ovà!
links umkehren ! und rechts umkehren ! — se ! dient zum Antreiben
der Ochsen: sie! {-deutseh steh!) halt! zu den Ochsen. — bäbi!
ist eine Interjection des Zweifels (babi! s i väre mo pärei, je me
demande s'il tiendra mon parrain, babi! gehört zu èbâbi - étonné,
déconcerté, alrz. s'embabir. Hierher gehört noch beabä — ratloser Gaiïer).
— hup! dient zum Rufen (dazu das Vh. hupe - appeler). — êy! Interj.
des Unwillens (voz ä mu d m;i d vo mot â-n yer, êy ! vous are-
bien du mal de vous mettre à l'aurre, sapristi!). — ô way! ~ oJi oui!
ach was! — çto! Interj. des Mißmuts (~ à tout, mçsù ofà cto! ~
méchant enfant à tout! mauvais drôle!) — eryer! bei Überraschung
y - arrière! soviel wie titvs! aehl bezeichnet meist die unangenehme
Überraschung).
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TEXTPROBEN.
Ich bringe hier nur einiges aus meiner TexLsammlung. Diese
wird ganz erscheinen in der in Angriiï genommenen ., Sammlung
lothringischer Dialekttexle", herausgegeben von Prof. Zéliqzon und
F. .1. Baron.
Texte aus Hattigny (Vwjien).
Le dam de Tre^ti^.
N e pi t sàt à v ko t sa/(, dû le to/, kàt lilnr Ii reu An, lo
sçnyêr de Tre^tï ytôr èwoy a/ gyçr à Palçstin. Le dam de Tro^ti/,,
lç mâtros ovô se le y oven demure <; 1 oten In por zol pu pose 1
ivër. I^e dam-si oven I»; rnomey dô pçyi d et torlo s ke n e «I piyc,
de saritâp e d zenere. L èviten de fwo le /.on nobles dez àvirù e
vni â sete pu ï pu z diverti.
Ô-n otôr c le vôy de Nuwe »; le dam de Tre^tï çtôden pu le
zonêy-lç en gràt vizit ke dvor vni a sete pu pesé le gràt sorrï e olôt
le mos de meyne ovo zô|. Me n ovôr to pyè nozye dova/;, n ovôr
Les dames de Turquestein *).
Il y a plus de cent ans et encore de cent, dans les temps, quand
filait la reine Anne, le seigneur de Turquestein était en-voie (= parti)
en guerre en Palestine. Les dames de T., la maîtresse avee ses filles
avaient demeuré et elles étaient tout par elles <— toutes seules) pour
passer l'hiver. Les dames- ci avaient la renommée dans (le) pays d'être
tout ce qu'il y a de pieux, de charitable et de généreux. Klles invi-
taient des lois la jeune noblesse des environs à venir au château pour
un peu se divertir.
On était à la veille de Noël et les «lames de T. attendaient pour
la journée-là une grande visite qui «levait venir au château pour passer
la grande soirée et attendre la messe de minuit avec elles. Mais il y
avait tout plein neigé davant, il y avait une grande épaisseur de neige
') Die Übersetzung isl wortgetreu.
— 390 -
en gn'it çposu d nos ke bârôr torto le seml y zistemô le zonoy-le i
fçyor ko pi mûr ke zçmu. Èlç nizô n puvôr veni, ç le dam çz desidô
d oie dyer zô priver to por zôl dô h; sçpêl di sçtç.
Kàt sc e vni po dwo mçynè vol i n syrvàt ke vyè dyer ke n e
dû le gràt pwot i scvalye ovo/ kok kôponyo/, ke diu*» vni to drâ d le
gyer à Set Tyer ç ke dmàdô en çlevri ç ko k ô le leye^ pesé le nèti
a set»; ç k;is di nuïr Uur l,e dam en çrliso ni, i le fçyô ôlrç dô le
gràt sal e li prozàlô de bù pyç e ko torto êk de bô pu li rbeye de
fwoj. Pàdà lo rpç le sevalye s motô ut k çpre 1 iit e rçkôte zô kàpën
de gyer, e le dam i pernö i mu grà pyçhi. Kjwre ô-n oput di w'un e
i sevalye prà so vyelô e çkmôs e zuwe de bel âr. I) pi ô n se tro
komm k s»; s e fç, le dam de Tre/li/, k oten purtà si piyès mâhovà
robliyô zo priyer e n sôzô pi k le nèti-le s o le pi sèt de 1 anèy. O
s mo e. dàsye e ô pçs lo ponc :'i zwoy e ç 1er le nos. —
Me kàt vyè lo zo, vol ke to t b, kô le byç sevalye <;s :i,'z" ;|
wçt dyal. Le dam sô torli mu siset e vlô es savç d epovàt, me i fe
qui barrait tous les chemins et justement la journée-là il faisait encore
plus mauvais que jamais. * Ain-là (= ainsi) personne ne pouvait venir,
et les dames se décident d aller dire leurs prières tout par elles f = seules)
dans la chapelle du château.
Quand va a venu par devers minuit voilà une servante qui vient dire
qu'il y a devant la grande porte un chevalier avec quelques compagnons
qui disent venir tout droit de la guerre en Sainte Terre et qui demandent
une à-l'abri (= un abri) et encore qu'on les laisse passer la nuitée au
château à cause du mauvais temps. Les dames ne refusent mie, elles
les font entrer dans la grande salle et leur présentent des bons plats
et encore tout quelque chose de bon pour leur rebailler des forces.
Pendant le repas les chevaliers se mettent (D un après l'autre à raconter
leurs campagnes de guerre, et les dames y prennent un mont grand
plaisir. Après on apporte du vin, et un chevalier prend son violon et
acommenee à jouer des belles airs. Et puis on ne sait trop comment
que (.a s a fait, les daines de Turquestein qui étaient pourtant si pieuses
naguère oublient leurs prières et ne songent plus que la nuitée-là
c'est la plus sainte de l'année. On se met à danser et on passe le
par-nuit ( ^ la nuit i eu joie et à faire la noce. —
Mais quand vient le jour, voilà que tout d'un coup les beaux
chevaliers se changent en sales diables. Us dames sont toutes mout
terriliées et veulent se sauver d'épouvante, mais il fait un grand coup
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- -m -
i»( gra/( kn cl tinâr evô dez çklër. lo sçte o bulç ç le môtcn se dëvyç
ç le dyâl ràyô le dam ovô zo to drä dô l àfër.
S o ële k lo bô Dye e pini le dam de Trc^tï pu s ke 1 oven
ofàse le rlizyo;,. Ahode kn, to lez à pàdà le mos de mçyne ç ko le
nèti k i le de gros nuwëy, le dam de Tre/ti», i'tï de grâ byà lësye,
rodô dô lez ;"ir dàto de rwin di vye seit;. 1 pusô de hâ kri e brçyô
ù-n ëplorà mizerikort e à dmàdà êz ôm de priycr pu k I olî'x delivrcy
dez àfër.
Lo sâ di lyer.
N ovor en fwo i/( gart k otôr e le pursçs d i lyer, e pi 1 e
tirye tsi, me i n I e m tuwe, i n e ryë fe ke d lo blese ç le p< t.
À s savà lo lyer e säte ï ri, «• kàt I e eti d I at kote di ri i s e
rtone drât â gart e pi lo vol ke di a gart pu s fut de Ii: „nam ï
po11, k i di, „lo byç sa pu ï bokc!'4 „Ây! me si ze n t e m le
fwo-si, /. t çrç »'n àt fwo-, ke di lo gart.
Lo lemsye di po <1 Së-Nikola.
N yvôr i lemsye ke vlor pçsç si lo pö d Së-Nikola. i-; I e eti
de tonnerre avec des éclairs, le château est boulé s'écroule) et la
montagne s'ouvrent et les diables arrachent les dames avec eux tout
droit dans l'enfer.
C est *ain-là (= ainsi) que le bon Dieu a puni les dames de
Turquestein pour ce qu'elles avaient offensé la religion. Aujourd'hui
encore, tous les ans pendant la messe de minuit el encore les nuitées
qu'il fuit des grosses nuées, les dames de T., vêtues de grands blancs
linceuls, rôdent dans les airs alentour des ruines du vieux château.
Elles poussent des hauts cris et braient en implorant miséricorde et
en demandant aux hommes des prières pour qu elles soient délivrées
des enfers.
L e saut du li è v r e.
Il y avail une lois un garde qui était à la * pourchasse d'un
lièvre, et puis il a tiré dessus, mais il ne l'a mie tué, il n'a rien
fait que de le blesser à la patte. Kn se sauvant le lièvre a sauté un
ruisseau, et quand il a été de l'autre côté du ruisseau il s'a retourne
droit au garde et puis le voilà qui dit au garde pour se foutre de lui :
,, n'est-mie un peu ', qu'il dit, ,, le beau saut pour un boiteux !u ■ „Oui!
mais si je ne t'ai mie la fois-ci, je t'aurai une autre fois1', que dit le garde.
Le limas du pont de Sain l- N icolas.
Il y avait un limas qui voulait passer sur le pont de Saint-Nicolas.
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- ;jî>2
s<;t à pu lo lrt;vy»;Z'- KAt 1 e rti yut. lo pô e früh;, ç pi vol lo lemsye
ke s e rton<; <; 1 e di : „Tyi;! si >. n çvor mi <;ti si 2e n m ovör
mi tà hâtv, /- Va k(.' «,'u friUV d*° lo PV', !"
l'° g°Zn', ^e VV w:i r Vn basêl de h; Mihci.kin1».
S ntûr i;( gojo; k olor war en bascl. Me c;l li dofûdôr de vni
lo iw/kredi »• ky lo vàrdi. l^n fwo 1 y e <;ti Vn dfJ zoney-h; eksprç
pu wâr ? ke s è-n ytôr. Li; bascl ylor to-h; çvô sc mer e ko <;n ât
basel. I I ù d abôr dispite k i vnôr h; zonêv-h; t; pi i ly o di de
smyt ç /.er si lo bat»; e de dremi. Lo gyjjô s e mi <; zêr ç 1 e fe
min de dremi, im: i n dreinôr mi. E, pi kàt si- e vni po dwy yoz iir
V mçyne vyl le fôm-h; ke dèveyo zit ârmél, i |>ernö i poto d gre*
Et il a été sept ans f>our le traverser. Quand il a été outre, le pont
a frailé i— s'est écroulé), et puis voilà le limas qui s'a retourné et il
a dit: „Tiens! si je n'avais mie été habile, si je ne m'avais mie tant
hâté, j'aurais encore été frailé (= écrasé; dessous le pont!"
Le garçon qui va voir une baissele (jeune fille) de la M.
C'était un garçon qui allait voir une baissele. Mais elle lui dé-
fendait de venir le mercredi et encore le vendredi. Une fois il y a
été une des journées-là exprès pour voir ce que ca en était. La
baissele était tout-là avec sa mère et encore une autre baissele. Elles
l'ont d'abord disputé qu'il venait la journée-là et puis elles lui ont dit
de se mettre à gésir sur le bât <= lit. bat«; = bast -f -e 11 uni.) et
de dormir. Le garçon s'a mis à gésir et il a fait mine de dormir,
mais il ne dormait mie. Et puis quand ça a venu par devers onze
heures et minuit, voilà les femmes-là qui ouvrent leur armoire, elles
prennent un * potet 1 --= pot 1 de graisse et elles se frottent et se graissent
') tinter Meliihe/kw, oder Mihe/,ki»., auch Hât-Sçs (Haute-Chiite) stellt
man sich Geister vor, die teils vereinzelt, teils in Scharon auftreten, hexenartige
Wesen, meist in r'rauengestalt. Sie spucken mit Vorliebe Mittwochs und Freitags
und sollen den Liebhabern feindlich gesinnt sein; daher die Mahnung: i II f ä m
oh; war uit trvs lo n»;kredi ni lo vàrdi _. H m faut mie aller voir mnitressc
le mercredi ni le rendrait. Iii«- Geister treten nur nachts auf von Altend- bis
Morgen-Aiigeluslihileii.
M. ist auch die iVrsonilikalion des Kchos der Wälder, besonders abends
und hei Nacht, kut ! h; Mine/ km' écoute' lYchn!
M. kann endlich das Liebeln in der Dämmerstunde bezeichnen; fer le M.
_ luire In M. = der Liehe pflegen.
Stall M. sagt man auch lo S. bi; ,1, Sahlmt;
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- 393 -
ç i s froyô ç z gre;fô to drehâ zôl. Ft pi knt 1 ù {-vi fç, I ô di:
„S;ite'i le ha y <; le hupi!" — Eis ô èvolç.
Lo gogo/, ^e n dremôr mi ovnr torto vi ç ko zwoyi. Kàt I ô
eti rvolcy, 1 e vli le sër, 1 e satç be* di bâte, I e IV kom zôl, i s e
grçgye v 1 e di: „Sät dô le hay e hupi!'1 Mo fwo, lo vol ke s
èvôl asi v i -f dû de hupi d pi/,k ô mità d i bô. Lo malêre! i s
ovnr trôpç, à 1«' de dyer „sätö", kom le fôm, l ovôr di ,,sàt dô".
E çstur I otôr dô de pi#,k k i n puvôr buzye sô s pike ç ko s girye.
E fwçg 1,0 f*'*r i s e tirye fye d loi»; lo d mëm «; yvô bc di ma i rçis
t; rtrovç le fôm.
S otôr dô î prç evô de bu tot-clàto. Ù-ti otôr en grôs bat e
ko n ovôr pi d deg tây. On i sçrvôr de pi byç me e ko di moyu vi*(.
S otôr pir k e 1»; nos. Le fôm oven de boke y. ko de kurôn to
drehâ zôl.
*
Kàt lo gogo e çrivç to-lç 1 otôr torto degnipç. Me le fôm en 1
o m M'sye, i ly ô di de vni evô zôl. 1 1 ô mi e kote d zôl e le tây
<• i ly ô prezàtç ï byç hokç e ko e bwor e e mèzye. Me i ly ô fç
tout parmi elles. Kt puis quand elles ont eu fait, elles ont dit : „Sautons
les haies et les buissons!" — Et elles s ont envolé.
Le garçon qui ne dormait mie avait tout vu et encore oui.
Quand elles ont été envolées, il a voulu les suivre, il a sauté en bas
du bat, il a Tait comme elles, il s'a graissé et il a dit: ..Saute dans
les haies et les buissons!" Ma foi. le voilà qui s'envole aussi et il
choit dans des buissons d'épines dans le milieu d'un bois. Le mal-
heureux ! il s'avait trompé, au lieu de dire „sautons", comme les
femmes, il avait dit „saute dans". Et à-cette-heure il était dans des
épines qu'il ne |>ouvait bouger sans se piquer et encore se déehirer.
A force de faire il s'a tiré hors de tout-là tout de même et avec bien
«lu mal il réussit à retrouver les femmes.
C'était dans un pré avec des bois tout-alentour. On était une
grosse bande et encore il v avait plus de dix tables. On y servait
des plus beaux mets et encore du meilleur vin. C'était pire i^- mieux.
$ 154 1 qu'à la noce. Les femmes avaient des bouquets et encore des
couronnes tout parmi elles.
Quand le garyon a arrive tout-là il était tout déchiré. Mais les
femmes ne l'ont mie chassé, elles lui ont dit de venir avec elles. Elles
l'ont mis à côté d'elles à la table et elles lui ont présenté un beau
bouquet el encore à boire el à manger. Mais elles lui ont fait la
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Ii; kôdisym, ke ta/; k i srâ çvô zôl. i n dyera m „mù Dye". Kàt ô-n
e evi fç d bwor e ko d mèzyc e k ô s e mi e rôdye, not go^ù n e
puvi s èpesye d dyer à rùdyaj, : „0 mô Dye, k s o bye !" KAt 1 e
evi di sic ù n e pi ryè vi to d i», ko, le Mihe/;kin otnr èwoy, ç n
ovôr pi wor ni tây ni ryè di to. Lo go^ù e dmurç to por li to-le
dû lo pre. I ff/yôr nàr ne e l otnr mu si-sê. L e rveni to bêlmô a
viles, mç i n e zçmâ pi çti wâr 1<; basël-lç paske 1 otor de le Mike/;kin.
condition que tant qu'il serait avec elles, il ne dirait mie „mon Dieu".
Quand on a eu fait de boir et encore de manger et qu'on s'a mis A
* rondiller '), notre garçon n'a pu s'empêcher de dire en *rondillant:
„Üh mon Dieu, que c'est beau!" Quand il a eu dit cela on n'a plus
rien vu tout d un coup, la M. était en voie ( = partie), et il n'y avait
plus verres ni tables ni rien du tout. Le garçon a demeuré tout par
lui (= seul) tout-lA dans le pré. Il faisait noir nuit et il était inout
terrifié. 11 a revenu tout bellement au village, mais il n'a jamais plus
été voir la baissele-lA parce qu'elle était de la M.
Trimazo.
(Trimazç, s. g 15, = citant du trimâ, d. i. das junge Laub im Mai.
Vgl. afrz. mai — branches voies. Der Trimâzo, — Mailied, wurde am
ersten Sonntage des Monats Mai von jungen weißgekleideten Mädchen,
pisêl pucilks genannt, gesungen, welche von Haus zu Haus gingen
und für ihren Gesang eine kleine Belohnung erhielten).
Melodie.
(Joder Vers «1er Strophe hat dieselbe Melotlie).
|.0
<j i * j -l U3f7>r=r^
Lo tri- mà «^d«> le vil, kesô-hatdeb«*mu- ri!
/ù/V.rTri-niâ-zô! So lo ma e lo tri- ma, sy lo /.<>- li ma !
M *romlill«T oder ♦rondoyer [cf. S 143 ci Anin. mid 14H d;] danser le
rondeau.
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1. Lo trima o do lç vil,
Ke sohât de bè muri!
Rzi'.gy (lU fruin): Trimâzo! S v 'o m» Ç lo trima,
S y lo zoli ma!
2. Le bon /à di peredi,
Ol«; war dedö vô ni,
Si le zlïn i o poni!
Refrain.
3. I-Jrwate dezo vot buwêy,
Vo wârâ trà bel basel,
S v le vot k o le pi bel!
lirfrain.
4. Ol«; war dô vot byry,,
Vo wara trä bye go^y», !
lUfrain.
1. Le tr. est dans la ville,
Qui souhaite de bien mourir!
R : Tr. ! C'est le mai et le tr.,
C'est le joli mai!
2. Les bonnes gens du paradis,
Allez voir dedans vos nids,
Si les gelines y ont pondu!
R.
3. Regardez dessous votre buée ( sous vos linges),
Vous verrez trois belles baisseles,
C'est la votre qui est la plus belle!
R.
4. Allez voir dans votre baron i hangar),
Vous verre/, trois beaux garçons!
R.
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— 396 —
Zwei Lieder in patoiaiertem Framosiaob.
I. Gro peyiza*,.
Melodie.
I r j ; : ^TTT?--^r^' F~lh\llU-i
Grö pçyi- za/;, don mwy ta fil, ç wela tu ! Dçnœ la mwçz ù tœ peya/, ,
Tu ma? rà- dra lœ kœr ko- ta/,, ç wy-la tu !
1- bjs I Grô pçyisa^, don- mwi; ta fil,
I R wçla tu!
I Donœ-la-mwe x à tœ peya/;,
bis l Tii raœ ràdra lœ kœr kôta»,,
S Ii wçla tu!
2. J — Ma fil el ç-t a/,kôr tro zœn,
I F< wçla tu!
I RI r-t açkôr tro ton d œ-n ai,,
bis ! F<; Iwi I amûr à-n alàdai;,
R w(;la tu!
I. Gros paysan.
1. Gros paysan, donne-moi ta fille.
Kt voilà tout!
Donne-la-moi en te payant,
Tu me rendras le cœur content,
Et voila tout!
2. — Ma fille elle est encore trop jeune,
Kt voilà tout!
Elle est encore trop jeune d'un an,
Fais-lui l'amour en attendant,
Ht voilà tout'
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I — L amiir zœ n i va- pü la fôr,
1)13 I Iv wola tu!
« Gi.rsy», ki fe I amür lôta/,
bis ! lv-t ;ï dàzê da- port sô ta/;.
\ F, wola tu!
3. — 1,'amour je n'y veux plus la faire,
Et voilà tout!
Garçon qui fait l'amour longtemps.
Est en danger de perdre son temps,
Et voilà tout!
II. Taminyyl.
Melodie von Strophe 1—5.
N y a t œ-n a-mu- rœ ô- tûr dû se- yaiy, Fe 1 a- mûr ö fil, me z il por byô sù ta», !
I f t.,|, f 1 II =1
Tiefr. : Ta- mi- nyol, mi- nyo- lœ Tami- nyol ê- mai; !
Melodie der letzten St.'rophe (6).
U *
-
-H-r ;
Sœ-lwidqî-jygar- sçt; nœ]vô dœ- nye niploç !
1. N y a t œ-n amurû1 ôtûr dû seyaç,
Fe I amûr o fil, rnoz il pèr bye sù ta/, !
Rifrain: Taminyol, minyçlœ, Taminyol öma/;!
1. U y a un amoureux autour du céans,
Fait l'amour aux filles, mais il perd bien son temps!
R : Taminiole, miniole, Taminiole aimant!
— 398
2. Fe I amûr ô fil mcz il per byè sù la/,,
Swâr i la va wâr sù pœti kœr sarma»!
Refrain.
H. Swär i la va war sù pœti kœr sarmar,,
La tnïv ftdormi sûr la pçrtœ da> dva»;!
Refrain.
4. \& tnïv ùdormî sur la portœ dœ dva»,.
Prà z à- du bêzë a sô kùtùtœmar!
Refrain.
à. Prà z (i du beze a sù kôtàtœma/;,
Lœ bêzê d un fil vù sàt ekü d arza», !
Refrain.
»». Selwi d (vtt garso/, — nœ vô dœnye ni plor!
2. Fait l'amour aux filles, mais il perd bien son temps,
Soir il la va voir son petit cœur charmant!
R.
3. Soir il la va voir son petit cœur charmant.
La trouve endormie sur la porte de devant!
R.
4. La trouve endormie sur la porte de devant.
Prend un doux baiser à son contentement!
R.
5. Prend un doux baiser à son contentement,
Le baiser d'une fille vaut cent écus d'argent !
R.
6. Celui d'un garçon — ne vaut denier ni plomb'
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Texte aus Ommeray (Smowis).
Zum Vergleiche des Vosgini und des Sawioia gebe ich eine wört-
liche Übersetzung in das Patois von Hattigny.
Saunois.
Lo swä, lo bii e lo hok.
S atö (i-n fwc T swâ, î bü e i
bok. Lo swä e di : „sein m, brid<~>
m, kâr vas n>n grät ger". Lo bii
e di : „gre^ü m, tuwô m, pask çprœ
le gér n e <pn gràt femin". —
(der erzählende macht hier eine
Pause, bis die Zuhörer neugierig
fragen:) K lo bokV — (Antwort:)
Lo bok e di: „trosöm 1«; tsœ po
mal lo ne> di pü tsceryu"!
Ri n a cposip a bù D/.œ.
O di de fwe: „ri n a êpùsip
â bô D*œ.ik bè, ï kodzœ pu fär
s kœ lo bù D£œ n sçrô fär: <en
kôt> po pat so per. — ri mem,
lo bô D2œ n sen» fär i batô k n
ôy k î bu.
Vosgitu.
Lo swa, lo bye e lo bok.
S otôr en fwo ï swâ, i bye e i
bok. Lo swä e di : „selç m, bride
m, kâr vos en gràt gyer". Lo bye
e di: „gre^e m, tuwe m, pask epre
le gyer n e en gràt femin". —
F< lo bok y —
Lo bok e di: „truse m le kû pu
mot lo ne di pi kiryu!"
Ryè n o èpôsïp â bô Dye.
(> di de fwo: „ryè n o èpôsip
â bô Dye". K. bç/;, i/; kodre pye fer
s ke lo bô Dye n sera fêr: en
kwol pu piU so per. Ii mein,
lo bô Dye n sçrâ fer i boto/; ke n
ove£ k i bu.
Le cheval, le bœuf et le bouc.
C'était une fois un cheval, un bœuf et un bouc. Le cheval a
dit: „sellez-moi, bridez-moi, car voici une grande guerre. Le bœuf a
dit : „graissez-moi, tuez-moi, pareequ' après la guerre il y a une grande
famine". — Et le bouc? - Le bouc a dit: „troussez-moi la queue
pour mettre le nez du plus curieux!"
Rien n'est impossible au bon Dieu.
On dit des fois: „rien n'est impossible au bon Dieu". Et bien!
un cordier peut faire ce que le bon Dieu ne peut pas faire : une corde
pour pendre son père. — Et même le bon Dieu ne peut faire un bâton
qui n'ait qu'un bout.
— 400 -
Lo bok à motte,
Lo swèr I œx di motœ s avö
truve1 dceve1. À mèm ta, lo hçdzœ
d kusô ràtrô d à Aà. L avö i
bok k e àtrt- û motœ. Lo mât d
çkôl e 'tü snç1 le tsœs ç I e rframy*
1 di motœ. Lo landœmè lo mçtî
i s Ava po alç1 amf 1 àzélûs. A
dœvyâ I ce* di motœ, k â s kœ 1
e <>yi? — fär di brü â moto*. I
n e m pri lo tà dœ snc* 1 àzèliis,
1 e rframt*1 1 re^; vitmà. I s à vä
trovç' lo tsure1 â galo. Erive1 e l
u?£ i sœn le tsœsat kom le t-firc*
à-n ô d abitiit. Mo tsfirt" s <•
epraUJ vitmà à galo pu vûr ky a
s ko- snö. Kàt I e vü k s a tu
so snu ly e dmàd»" k â s k ato
erive1. „Môsyœ tsfire*, vn-nc vitmà
avo mu- â motœ pasku1 lo dzàp i
a". — „l£tàdè", kœ di lo tsfir»",
„z m à vä vitmà avo vo pu kù-
iün' lo dzàp". Le val dçjfàt zo
dus â motœ. Sœmï fyà lo snu e
Lo bok â mote.
Lo so I v% di mote s ovôr
trovç dèvyç. X mein lo/;. lo hode
d kusô rôtrôr d ä sa/,. L ovôr i •
bok k e ôtrç â mote. Lo mat d
ekol e çti snç la kyes ç 1 e rfromç
1 ex di mote. Lo londemè lo m<'tï
i s èvç pu plç snç 1 àzèlis. A
dévoya 1 e# di mote, k à s ke 1
e zwoyi? — fer di bri â mote. I
n e m pri lo tô de snç 1 àzèlis,
I e rfromç 1 ex vitmo»;. 1 s ève
trovç lo kirc a golo. l«^rivt* e I
e* i sin le kyçsot kom le kirc
è-n ô d abitit. Mo kin- s e
çprotç vitmô â golo pu war ky o
s ke snôr. Kàt I e vi k s otôr
so snu ly e dmàdç k a s k otôr
çrivç. „Mosye kirc, vitô vitmù
ovô mi à mote paske lo dyàl i
o". — „litödo", ke di lo kirc.
„z m è v»> vitmô ovô vo pu kô-
zirye lo dyàl1-. Le vol dçjfôt zo
dus a mote. Sçmi fçyà lo snu e
Le bouc au moutier (à l'église).
U soir l'huis du moutier s'avait trouvé ouvert. En même temps,
le gardien de cochons rentrait d'aux champs. 11 avait un bouc qui a
entré au moutier. Le lendemain le matin il s'en va pour aller sonner
l'angélus. En ouvrant l'huis du moutier. qu'est-ce qu'il a oui? — faire
du bruit au moutier. 11 n'a pas pris le temps de sonner l'angélus, il
a refermé l'huis vitement. II s'en va trouver le curé au galop. Arrivé
à l'huis il sonne la clochette comme les curés en ont d'habitude. Mon curé
s'a apprêté ( habillé) vitement au galop pour voir qui est-ce qui sonnait.
Quand il a vu que c'était son sonneur il lui a demandé qu'est-ce
qu'était arrivé. „Monsieur curé, venez vitement avec moi au moutier
pareeque le diable y est". — „Attendez", que dit le curé, ,je m'en
vais vitement avec vous pour conjurer le diable". I^es voilà descendre
êux deux au moutier. Chemin faisant le sonneur a demandé au curé
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dmàdç1 â t.sïîrç1 k a s ko; I çrô ç
rçpôt po kôzinV lo dzap. Lo t.Mirr
Ii e di: ,,dà tu s k<i' z dira v n
erê rï-n e lar kœ do> repût :
amen.'^ Lo tsfirr e dve* vitmâ I
<i*x di motn- âtne du. K lo pur
bok atô lits d et afrain«" dti'pcu le
vûy lo swer. L atô ziistrvmâ <• I
àtrvy d«' 1 a'Z- Pi* i,,r<,> 1,1 ™P di
Isön« e I âputs sü so du. K lo
tsfiri- dœ hnyi : uio skûr, mat
d çkôl, lo dzâp m âputs !u — „am<n,
mosyœ tsfire1, amen.'"
dmàdç ii kire k a s ko I era ç
repût pu kûzirye lo dyâl. Lo kirc
li e di : „dù tu s ke z dyere vo n
çrà iyè-n e fer ko de repût :
amrnf - Lo kirc e dèvyç vilmô I
CX di mole èter dus. K lo p<>r
bok otôr lus d et èfrome depe le
vtiv lo so. L otôr zistemû e 1
ûtrcy de 1 e^. pçs «'ter le zïip di
kirc e I èpul si so do. E lo
kirc de hesye: ,,<• mo skûr. mât
d çkôl. lo dyal m èput !" — ,.«»«•«,
mosye kirc amen!"
Ist wer di tâ de dim. Ist wer di tè. de dîm.
I pôr per (Up l'ami avo de^
psa kusn. K lo tsfirr Irovû lo tâ
grà d awêr lo déhim. o n zone y,
i di e ïk dez afâ d 1 ôm-lç â
kâtesis: „Dis dune, ton père a dix
petit* cochons, tu lui diras i/u'il
faut m'en donner un.''1 Lo gamc
I pur per de l'ami oyôr de^
pyo kuso/;. E lo kirë trovor lo Uut
grà d owor lo dehyem. lin zoney,
i di ç i>k dez ofà d 1 oin-lç â
kâteAis: — — — — —
— — — — — Lo gamè
qu'est-ce qu'il aurait à répondre pour conjurer le diable. Le curé lui
a dit: „dans tout ce que je dirai vous n'aurez rien à faire que de
répondre: amen!'- Le curé a ouvert vilement l'huis du moutier entre
deux ( a entr'ouvert). Et le pauvre bouc était las d'être enfermé
depuis la veille au soir. 11 était justement à l'entrée de l'huis, passe
entre les jambes du curé et l'emporte sur son dos. Et le curé de
hucher (_: crier): „à mon secours, maître d'école, le diable m'emporte !u
- „Amen, monsieur curé, amen!"
Histoire du temps des dîmes.
Un pauvre père de famille avait dix petits cochons. Et le curé
trouvait le temps grand d'avoir le dixième. Lue journée, il dit â un
des enfants de l'homme-là au catéchisme : — — — l.e
gamin raconte cela à son père en rentrant. ..Bien", que dit le père.
Jahrbuch d. Oc», f. loUjr. Ufschivhtc h Altortumsk., Jahrg. 20.
402
rakôt sly e so pêr à ràtrà. MI3ê",
kœ di Io per, „t i dire g z ä àvy
äfft. Kàt 1 ft pàre Ik. I ère lo
kusô". l.o landœmè. lo gamè di
slç a tsûn». „(Jommetit1, ko1 di lo
tsure1, „mais je n'ai jamais couché
avec ta mère."1' — „V( bè!" kœ
di lo gos, ,,v n t> ptet zemä kti^i
avo not kas nô pii!"
Lo rätla.
u n fwe n e evii ' kôkûr d(H
zùny pu vor lo sï kœ volrô lo pii
lia. N avô ï pôr psâ zôny kœ n
avo ka pwê d nô. I s e poze" sü
le tso* d œn hfilcy. Le val lorto
le zôny k ô pri zo vol. Le hfiley
atô ze bï elvêy pii hât kœ tu lez
fit zôny v bï folêy kàt mo rätla s
e ù volt". L e ka voir pü ha k le
hfdev e pii hii kœ tortii lez àt.
Alor ly ô mi lo nô du» rätla : rwç
de zôny.
rokôt sic ç so per è rôtra/,. ,.Be7(",
ko di lo per, ,.t H dyere g >. e d< %
ofa/,. Kàt 1 è pàre b;k, I ère lo
kuso//'. Lo londeme/, lo gamè di
sie â kir*-. — — — ke di lo
______ bei,!" ke
di lo gos, „vo n a ptet zemâ z<-
ovo not kos nô pi!"
Lo ratio.
h>i fwo n e evi i', ko/,kûr de
zôn pu war lo set ke voira lo pi
hâ. N ovôr î pôr pyo zôn ke n
ovôr ko pwê d no#;. I s e poze si
lç ki i d m htiy. Le vol torto
le zôn k ô pri zo vol. Le huy
otor ze bè çlvëy pi liât ke torti lez
ät zun e bè foley kàt mo ratio s
e cvolç. L e ko vole pi hä k lç
huy e pi hà ke torti lez ut.
Alor ly ô mi lo nô de ratio: rw«;
de zôn.
tu lui diras que j'ai dix enfants. Uuand il en prendra un, il aura le
cochon". Le lendemain, le gamin dit cela au curé : — que dit
le curé, - ---—._. rKh bien!" que dit le gosse, „vous n'avez
peut-être jamais couché (in H yciit) avec notre * coche ( truie) non plus !"
Le roitelet.
Une fois il y a eu un concours de jeunes ( oiseaux) pour voir
celui qui volerait le plus haut. Il y avait un pauvre petit jeune qui
n'avait encore point de nom. il s a posé sur la queue d'une buse.
Les voilà tous les jeunes qui ont pris leurs vols. La buse était déjà
bien élevée plus haute que tous les autres jeunes et bien foulée
( fatiguée! quand mon roitelet s'a envolé. Il a encore volé plus haut
que la buse et plus haut que tons les autres. Alors (ils) lui ont mis
le nom de roitelet: roi des jeunes.
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l'àdà I«; mwi'sù r> w«; de bel
sàt kœ k' livra l'yô dà le I . K
pu s asuri si le sàt a ka frçkàley,
ô pyàt ï pula d t'p ô mità da« le
sàt. Lo lan«l«einè, si lo pula a
kupi«*, s a k lo livra i e pes«;1. K
lozo da« prrkosyn, lo si k«e fii
lo kû-lr e <ju 1x1 pir plat «là s<
pas. I |o pus ù mità d I»; sàt. I
tua an bon pîsi da> tabak «• prizr
sii le pir. Mo livra à £<evà Iç sàt
«•rif sii 1«; pir. À s ebe#i i rwiit
s k a sü le pir, i rniful s k at«>
sii If pir. To d i k«'« i s ma «•
terni. À tçraisà i s tak le t«l sii
1«; pir e i s tu. IÇprt- i n li pii
k«e d lo romosr.
l'àdà h- niwcsô ô wo de be
s«'»t kc le lyer fr> d<> le byr. K"
pu s <;£irye s« K" sul V lïçkàtcy,
<> pyàt i polo d y«;p ù mità de 1«;
sôt. \a) londeme/,, si lo poln
kupe, s y k lo lyer i e p*;sc. Vt
tozo de preknsyi.o,, lo set ke le
lo k<>-le e <;n bel pyer plat dû s»
pus. I k pôs ù mità de le sût. I
iiio «n bon pîsi de tobok «; prize
si le pyer. .Mo lyer à sevà I«; s«*>|
( nf si b; pyer. À s ebe^â i rwal
s k o si b- pyer, i rnifel s k olnr
si le pyer. To d i*, ki» i s mo <•
tonuwe. À tnnuwà i s lok le tel si
le pyer »• i s tu. Epre i n lyè pi
ke d lo remese .
La «-basse aux lièvres.
Pendant la moisson on voit des belles sentes ( sentiers) «|ue
les lièvres font dans les blés. Kl pour s'assurer si la sente est encore
fréquentée, on plante un palet ( brin) d'herbe au milieu de la seule.
Le lendemain, si le palet est coupé, c,1esl «pie le lièvre y a passé. Kt
toujours de précaution «•«•lui «|ui l'ait le coup-là a une belle pierre
plate dans sa poche, il la pose au milieu de la seule. Il met une
bonne pincée de tabac à priser sur la pierre. Mon lièvre «>n suivant
la sente arrive sur la pierre. Kn s'abaissant il regarde ce qui est
sur la pierre, il renifle ce qui était sur la pierre. Tout d'un coup il
se met à éternuer. Kn éternuant il se frappe la tète sur la pierre et
il s«! tue. Après il ne tient plus que de le ramasser.
Text aus Fraimboiu.
Zur Sonderstellung von Fraimbois i V;j siehe Einleitung, S. :iO"i.
und §8 26; 29, 30: 32. Vgl. auch die Lautkarte.
Folgende Erzählung lindet sich auch bei Adam, Puhls lorrains,
S. 447. Ich habe sie mir nochmals au Orl und Stelle vortragen lassen
und gebe sie in phonetischer Schreibung, à nach «> zu getrübtes a.
•2C*
- 404 -
Lo lu krovo e lo mär do Frèbô.
l'o en bel zonëy di mwv d Uktôp, z olôr1) d<> i-n àdwo di 1">
ke ze n keno^ôr e k ô dhôr kc s tor (o kiryu. S t<»r î-n àdwo bï
\ù di semï e k ù hwoyör le Solvonër8).
£ e erive bïto do ï-n àdwo ke s ï<>r to tyèr, ke n y çvôr ke
du two sau, w o s ke lo lerî hormuwôr e me |V>r kwor ke s toi- do
h; Solvomr de I àsi to. Do lo to ke z hoyôr drçhâ le pûrêr-le k et in
pyên de bu^ô tot epo ke kwçsîn de p<;ku>. z ii vii en gràd bwon, z
le rwi'itôr to bî, ze kôtôr wôr dtevà mèz œ en bwon3) de rôdyo di
Sebe. 'L et or si y mon elar ke ze n weyor u>e i pyo oni to vyœ1)
ke kwçyôr de gren de znwor ekle 'tü to d \rt k<"> sii me.
— iiVo vol bi eherne", k i m di. Z ä lü bï-n de I oyi, ze
* sevôr k lo pêr Kolô (s tor Iii), k i knojrnr tut s k i n y çvôr de
kiryu sii lo viles l^pre en pwenyï d mè z i ä dmàd»- : „k à s ke s
Le loup crevé el le maire de Fraimbois.
Far une belle journée du mois d'Octobre, j'allais dans un endroit
du bois que je ne connaissais et qu'on disait que c'était tout curieux.
C'était un endroit bien loin du chemin et qu'on appelait la Sablonnière8).
J'ai arrivé bientôt dans un endroit que c'était tout clair, que il
n'y avait que deux (ou) trois chênes, oii est-ce «pie le terrain remuait
et me faisait croire que c'était dans la Sablonnière de l'ancien temps.
Dans le temps que je marchais parmi les carrières-là qui étaient pleines
de buissons tout épais qui cachaient des pertuis i. - trous), j'ai vu une
grande borne, je la regardais tout bien, je contais voir devant mes
yeux une borne3,) des rondes du Sahbat (dasselbe wie Milte/ ki/(, S. 392).
J'étais si à mon afl'aire que je ne voyais mie un petit homme tout vieux
qui cueillait des graines de genièvre et qu'il a été tout d'un coup sur moi.
- „Vous voilà bien étonne", qu'il me dit. J'ai été bien aise de
l'ouir, je savais que le père Colon (c'était lui), qu'il connaissait tout
ce qu'il y avait de curieux sur le village. Après une poignée de mains,
je lui ai demandé: „Ou'usl-ce que c'est de la grande pierre-là?"
') Adam «iebt pas m- delini-Kormen. Diese >ind allerdings in Fraimbois noch
bekannt, aber doch weniger gebräuchlich und meist durch das imparfait und da>
pas.se indélini ersetzt.
», s<ihkni„K,t *Sobloncr — *Solbon<r — Solvonër.
:'j Adam, S. hall diese bwou für ein wo.hu
*> Adam gieht nV, phonetisch VI. Di,-s ist die regelrechte alle form,
s. § 2ä. Man bedenke, daß die ]>,it,>i.< Lnrniht* vor bald HO Jahren. IHH1, erschienen.
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0 d It; gràt pîr-l»;?" — „S o le gràd bwon", k i m di, ,,s o fde k ô
le hwoy." — .,Vo sçvc-l i bï ky <„> s ke 1 e pyàtrV" — „S e Iii do
1 àsî to po môtrç I»; limit de b<> de Xçrbyçlç, Moyï ç d Frèbû. I, o
lot ç fit v 1«; pyçs d i lu krovç".
/.o dvinor en bon fyâf e ■/. dçmàdôr ô brav mn-le de m rçkôte
s k i si'vnr sii I«; bwoivlç. Vos s k i m e di kàt z noz ù mi çjfrrt
sii I yep.
— „Do 1 ;'isï to torto lo bo k ù bwoyor lo Solvô u bï le Sol-
voner elôr i grà pçtrâ ke n valôr wer ek. S tôr purtà e kàz di
pçtrâ-lç ke n « vor tozo de sikäu àtro- le two komiïn de Frèbo, Moyi
«• Zçrbyçlç. To le twojr vlïnor owcr lo teri ç kàz ke ziit bo tor
wçzï. S ct'»r <n gros efär. Lo bo dük k çràzor sovo le niä^') sikîin
e vulii lez çràzi en fwç k i "tor e le ses*. L e nome* ï-n mn çdwo pu
vni sii lo h -ri çvo le mär de two viles. Le sot-set devinôr emweni"
de zo seyosu") po peite/i züstemo.
Kàt I ô 'tii tortii «rive* tose w o s ke z sot, lo mur de Frèbo
— „('. est la grande borne -, qu'il me dit, „c'est *ain-là ( ainsi) qu'on
l'appelle". --• ,,Vous savez-t-il bien qui est-ce ipji 1 a planté V" — „(.'.' a
été dans I ancien temps pour montrer la limite des bois de (ierbévillcr,
Moyen et de Fraimbois. Klle est tout à fait à la place d'un loup crevé".
Je devinais une bonne fable et je demandais au brave homme-la
de me raconter ce qu'il savait sur la borne-là. Voici ce qu'il m'a dit
quand nous nous avons mis assis sur l'herbe.
..Dans l'ancien temps tout le bois (pion appelait le Sablon
ou bien la Sablonnière était un grand * pâturet i pâturage, nicht friche,
wie Adam übersetzt; qui ne valait guère grand chose. C'était pourtant
à cause du * pâturet-là qu'il y avait toujours des chicanes entre les
trois communes de Fraimbois, Moyen et (îerbéviller. Toutes les trois
voulaient avoir le terrain à cause que leurs bois étaient voisins, (l'était
une grosse affaire. Le bon duc qui arrangeait souvent les mauvaises
chicanes a voulu les arranger une fois qu'il était à la chasse. Il a
nommé un homme adroit pour venir sur le terrain avec les maires
des trois villages. Ceux-ci devaient amener des gens scicnceu.x ■)
( - savants) pour partager justement.
Ouand ils ont été tous arrivés tout-ici où est-ce que nous sommes,
'' niäX i>l lias afrz. ««"«. fem. muisr. wdrlies mit* und. wie msr
•"i Aiiatu iilxTselzt. was it srhrt-ibt. falsch mit choisis, scions,
pholK'liseli seyosil, js( sein,,;- . rur , Minuit- : <■„ zu O na. Ii «5 2'i
- 400 -
e trobosi do î lu krove k clôr kwesi do de röj k çtînôr tot epos to-ly.
À vvçyà lo la krovç I»; lo mär de Frèbô e evü en idc ') k 1 e di è-z ât.
,,Ze sot le twi» mär. K bi! z vo propos ke lo sel ke dire
le pii trràt vçriU- sü lo lu ke vol gcnyre po se komiïn K; propriyetç
di terî k o Ii; k;'iz de torto no sikAn. K ;'i dhe-vo?"
Koin i tin i po tortii zmu i vlm bi àl<; tortii. K tu sçny<ër tut
oim r. Lo mär de Zerbyçle k o en vil e pâle lo prœme.
— „Y'ol i lu", k i di, ,.k e ku>i pii sovo dà 1 o'^ k e le jwcy!"
To lo mot tiovor lo mär de Zerbyçle bî-n çdwo. I dhinôr âz
1 »ï to bv% ke lo lu erô bi pii kusi sovo do le borek de sorboni u bi
do lez evri de bokiyô kàt i n y evor pii po^yn.
— „K vo, mosyo" lo mär de Moyï, püske vot komün o pu grôs
ke le not".
— „Vol i lu", ke di lo mär de Moyï, „k e mèzi sovo d le
sä krüs ke d le Pii koH!1'
le maire de Fraimbois a trébucbé dans un loup crevé qui était caché
flans des ronces qui étaient toutes épaisses tout-là. En voyant le loup
crevé là le maire de Fraimbois a eu une idée1) qu'il a dit aux autres.
- „Nous sommes les trois maires. Eh bien! je vous propose
que celui qui dira la plus grande vérité sur le loup que voilà gagnera
pour sa commun»' la propriété du terrain qui est la cause de toutes
nos chicanes. Ou'en dites-vous? '
Comme ils étaient un peu tous joyeux ils voulaient bien ainsi
tous. A tout seigneur tout honneur. Le maire de (îcrbéviller qui
est une ville a parlé le premier.
— „Voilà un loup", qu'il dit, ,,qui a couché plus souvent devant
l'huis (^dehors) qu'à 1'* essuyée (- abri)!"
Tout le monde trouvait le maire de Gerbéviller bien adroit. Ils
disaient aussi bien i pourtant) tout bas que le loup aurait bien pu
couché souvent dans les baraques des charbonniers ou bien dans les
abris des bûcherons quand il n'y avait plus personne.
— ,A vous, monsieur le maire de Moyen, puisque votre commune
est plus grosse que la notre".
— Voilà un loup", que dit le maire de Moyen, ,.qui a mangé
plus souvent de la chair crue que de la chair cuite !u
'i Aiium sclivcilil iiirr (ot sijur'r und übersetzt ulrr bkarre. Man wird in
l'raimhois selbst vt iui In ns nachfragen, was «lies«-* si/un- bedeuten soll. F.s ist
dort unbekannt. Adam hat ^ewilV selbst sein .«'/«<•' nicht verstanden und
iiher-elzl es daher durch das wohlfeile l,i:<trrr, »Irr tut «/nr:< stellt otTenhar iWc
t-iwr vor ..närrischer Kinfall".
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— .;Bï trovç'" k i dhinôr torlü, „lo mär de fyrbyçli; o pri".
Me i sùzînôr porta ke do lo to de nû* le bôkiyô s tinôr pyédii sovo
kc le lu li mèzinôr züt sä k 1 çvinôr »;pukç por zu dziinç1.
Lo mär de Frébô e pair- lo diire Iii. 1 di:
- „Vol î lu ke n e 2<;mä tü si molet ke kà 1 e krovy!"
I. ô tà ri, 1 ù ta toke do z<> mè k ù weyör bï ke lo mär de
Frébô tor lo mât. Pà îk n e "tii çsi; mol! po lo rçpôt.
1 s o çràzi lortii «;vo to pyé de pyçhi ç 1 ö pyûtç h; grùd bwon-
1«; k e àpi si torto le sikäu. L>dipœ Frébô e tozo <;vü le Solvoner.
— „Wien trouvé!" qu'ils disaient tous, „le maire de Gerbéviller
est pris '. Mais ils songeaient pourtant que dans les temps de neige
les bûcherons s'étaient plaint souvent que les loups leur mangeaient
leur chair qu'ils avaient apportée pour eux déjeuner.
Le maire de Fraimbois a parlé le dernier lui. 11 dit:
— Voilà un loup qui n'a jamais été si malade que quand il a
crevé!"
Ils ont tant ri, ils ont tant frappé dans leurs mains qu'on voyait
bien que le maire de Fraimbois était le maître. Pas un n'a été assez
malin pour le (---= lui) répondre.
Ils s'ont arrangé tous avec tout plein de plaisir et ils ont planté
la grande borne-lä qui a empêché toutes les chicanes. *Kndepuis
(= depuis) Fraimbois a toujours eu la Sablonnière.
408 —
WÖRTERVERZEICHNIS.*'
( Das Verzeichnis enthält die Formen aus Mattigny. An denselben
Stellen, wie diese, findet man auch die Können der anderen Dörfer.
Wörter, welche man
nicht in Hatligny. wohl
aber in anderen Ort-
schatten antrifft, sind natürlich auch angeführt).
a Ii,
aucv 24.
at 2iL
L* 1 *' i * * * ■
Aiffedöl 2H Mît 1^5
atsit, atsœt Ü
abr 1!» ÜL
n; irK'c 7
l* *^ ■ * fr 9 -
at.sit, âlçl, sôlsit, snlçl
ädvc. àdi 1H, 124, L4±
Anyes L 2, i
aw 20, 7JL
àdwc 08.
m Ici î in :"itsini fSB ii; -
awar 111.
îifvu öO
(Ml 1 4 ß V/ i
;i/ kliim 7_ Iklim 00
awbeniti 1M, awbeni-
i LI 1 ( . —
» • * 1 t lit) I ■ > •*! ä •
awyi 111, 14d. [ Isir i(>.
idii lö, liL
a/,kr L
âwy» 1 lô.
ahnde 40, 7.L0H. aht-
àpnêr iL
Âvriko âiL
nhoic 1 14. [du ÜL
àpunyi LfL
nhouv 1 14.
ar 1^ L2A.
babi IM
är, (ät) 19^ 1LL
Hàd.'.vle 2, tiiL
a*tà HiL
arbolçi üiL
bähir 8JL
akawe1 7, IÜ
ärmär La.
bâhye 16, 24, ÜiL
al UL
ärmcl 2, 24, 9IL
bâkîl 2.
aldük m
àrmt'I (la m eil a) 104
bakolot LOiL
alhay iLL
arrnonçk 2. ü^. 104)
Bâli 2. 104
alhot SiL
ils 11 H, 1124.
bap iLL
II lös ±
âsi 2i
bara» k 2.
älnt L
Azudô.; 3il
barikote OÏL
amis üä.
a- LiL
baronet 124
amizç Ü
Aspnk 2, 05, *iL
barp 11L
.\mno/(ko 2. q2L
à /.dis 124.
bâslot üiL
a mût 127.
a/yçt lôtt.
basnç üiL
um v iL
itt L2J_
batsr 7JL
*; Muin vnllsl.iiKlijrrs (ilu^sar wird rix lirinni im p|tlanlrii ..Wnflcrlmr lif
dur l'alojs Lutin inyns". liciaiisgcgcbcii vmi Prof. Zélni/.<>n.
— 400 —
bat.-y 24.
byokv 123.
bràr lô^ 140.
bàwâ liL
byos 127.
bre Iii.
hv 2iL U; ht'XY» iLL
byose 18.
bre 0L
h.'. &
blak 23.
brek 13.
bi'f L
bles 127.
brêl 5JL
bf ^ye HL
blos 23.
Bremni Ü3.
bc^ye 10, iü
bo i&
bresenrï 59.
b«*y 11
bôbin 2.
bresini;, briisnc* 50.
bH 3. :ÜL
bobli; LU.
bri 52.
bcn ÎOÔ
bodic 4JL
brî, brin 56.
b<;n nhi, b<n wx-, b«-n
hox 53.
bril 104
Jf« pwon, bt-novrufi.
bok 31.
bro* 53, 82.
b«;n yvru 154.
bokv 5ii
brok 23.
bi-r Li-
bokyn 1 4M.
brosot, bertso -123.
beri i 1 55
bokot 34.
biwhi 44, 83.
berno 59, 123.
b« >l 53.
brü'bä- 44.
berzi.'.k 7. 38. 100,
bobze 1&
bru^tu 65, 88.
bi'sn«"T 52. 1 123.
bôlol 34, 53.
bruwt-r 59, 07.
bcsi L
bylli; Ü3,
bubö 5JL
iM-lyâ 10. 20, 143,
bon c 155.
bu^nv 88
bf'Orr 52.
bonti 18.
liu^ô 54, MO.
Bttràbo ÜL
borbi 1«.
bunyo 31.
Bhn 37, m
borbit 122.
buno 4JL
biberkï 70. 1<ik, 123.
bori 2jL
burot 59.
bid/.ä 25.
boryo 14H
busye 1117.
bi* 83.
borle 18.
buwey 0, 50.
biki ILL
boz*; 4JL
bwan 47, 105.
bis 127.
Bytis 24, ION»
bw<>t 52.
Byamô 5.
botye 24, LLL
bwi 5_L
Byà-Ri hlh
botnt; Ü3.
bwi 98.
byfisa Hl
botoy 33, 51.
bw(»p 5M, 100.
byàsi 147
botô 21.
bwor 31_j 151.
bye AIL
bots»* Ki
bwos 53, 106.
by.; H.
bowi; 102
by«; 2ÏL
bowot 03.
da 32.
byè 2£l
bowlô Q3_
Dabô 53.
byer 23.
bœlva 108, 123.
Dadi Üfi.
byeso 4iL
brelih; UI
da y 32.
by«.) 3L
ba s Ô£L
dây«ï 21_
bvok KiO, L^i
braliinô 111
däyv
410 -
clfire 18.
diryr 16. 59.
dzrrrnûy 75.
d;*isyc 1 6.
dyer 150.
dzvr 75.
dcb;igin; 122.
dme 27.
duyi 2, 4.
d»4ra/gye 7.
dmè 13.
duzen 3.
d.giv 13.
dmiïr 50.
dtizïm 128.
drgremye 143.
dmwm» 106.
duwor 37.
dtgubye 142.
dô 36.
dtiwo.s 116.
d<;g\van 47.
dô 29, 124.
diîri 2, 4.
deho 82.
dôy 53.
dwi-n 52.
d./höl 23.
Dnl 23.
dwcnye 52.
d(X 27.
Dolnœ 123.
dwoy 32, 47.
dvjùt 29.
doiin;x 88.
dwntir 98.
di/kofyc 14H.
Domtr 110.
dvolr 24.
d»V 158.
dos 53.
dçma 19.
d..z 4.
«•brâw«; 38.
drmcfyo 16.
do/ye 16, 95, 91».
«•de 18.
dèmhol 35, 63, 82.
dot 34
f-di-sit 127.
drrnolwer 52.
dot 53.
rdiztsyô 100.
dtnyazi 15.
dote 54.
cdrn 32.
di.tiçye 120.
da*pwi 57.
rdri< 32, 38.
d( |ie 27, 41).
drA 32.
. tlremi 38.
d»;p^i 63.
dmzi 157.
i dzt'.s 75.
dormit; 63.
drtliâ 157.
rdzfi 75.
dcrye 2, 25.
dremâ 19.
«'•funo 38.
dest-dn 99.
dremi 49, 147.
«•funy 9.
dezart»; 62.
drod/.(> 75.
rfurnâhye63, 82, 123.
dezo 53.
dros 34.
•
«grâwis 37.
des;»si, dosa 16.
drosyc 16.
cgrowis 72, 111.
d.;trâ 32.
dzal 76.
< ht/rbelv 38.
dijtre^i 16.
dzär 75.
•'•h(;ve 63.
di trir 57.
dfc-t, dz.f<; 75.
vh\nù; 73.
d«;twir 57. 98.
dziy. dziyi 75.
n 46, S2.
dowor 31, 111, 151.
dzinc 37.
V^iiya Sti.
dcvyi; 28.
dzino 59.
<7iir 32, 83.
* A "
dt'vytT 147.
dzodzî 73.
V^irye 16, 83.
drvu'dzi 16.
I)zn> 76.
1*11*86.
di 41.
dzo*; 75,
rk 38.
dîdô 44.
dzo l 75.
rkl.T 3.
diZ 55.
d/.n'lä 75.
< kodyi; 9»), 1 |3.
dir 55.
d/.n rnu" 75.
rkol 2, 3.
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- 411 -
i-kotr 5)5).
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çkris 127.
rkurù 55).
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Hun 56.
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• lôbri^ 115.
t-lôp 115.
«■m 3.
vmvx 3, 92.
rini 24, 41,
« mi 41.
•
Kmli 44.
«■n 56.
«;nd<pe 0, 157.
«•nf*li 16.
•
« >,grâ\ve 7, 105.
V'.giiÄn«; 63, 122.
<-ny<; 24.
enyô 54.
« * kevli; 63, 66.
<;/,kyep«; 38, 63, 65),
(>;triye 143. |123
<poro 115, 124.
rpunye 63.
èputyij 38.
cpwvzi,' 98.
iT 124.
crdoyt; 16.
rn-dnl 5)1.
Vrf-t 5.
«T.Mal 32
iTgyone 8.
«rkadik 5)1.
iTlehà 63.
«rl«\sye 5K).
» rir-vyvz 1 1 5.
« rlir 57. 146.
-
«Tiniye 143.
Çrmn/ko 53.
( niKï'yi 63.
rrniû 55.
i rrmve 30.
«rpyrsi 16.
çrsis 127.
«renn 33, 104.
« rtihn 83.
KHynvîl 65), 123.
irwälye 96.
vrvi'Z 28.
« tvuwp 52.
-
raye, ».si 1H-
(;syel 3, 25.
« skayi 18.
< sk«lv«\ «skavi 104.
« * • •
tjsohiu; 63.
« son 33, 104.
.sttrlnk 123.
cslom«' 124.
< stiïr 136. 153.
<"m. 34, 95.
t /.« t 3, 67.
rt 149.
fterèal 127.
itofye 16.
f'tyK- 38.
«lot 124.
rira 32.
t tivs 5.
•
« tsl'irn 70.
«;lw(; 98.
élut 15ô.
«■wey 31.
cwoy 31, 38.
« valwtT 52.
»
<'vàz«T 153.
«vcl 104
i;vi 24.
«■vuyo, àwyi 38, 63.
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rùbriyi 16.
sr 126.
rè 13.
rybuhye 63, 80, 108.
se yi 24.
rvhï 82.
rolniro 104.
sdoçons S. 405.
jvbui 114.
tôdyy 143.
sek 3.
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sek 58.
sô 53.
zwoy 67.
syky»; 97.
sù 33.
zwoyi 62.
sei 2, vi.
su 48.
zvèr 44, 85.
seihe 82.
sofyo lb.
Sè Mori^ 82.
sohô 24.
sâ 20.
semtyer 28. 124.
sny 33.
sâ 19, 92.
sepnêr* 63.
soyc 30.
Aàdèl 2, 3.
sçpno 63.
sohadye :>, 6o. 99.
sâdèr 18.
sër 27.
sçhô 82.
<âdror 1.
syrfëy 2, 3.
sômyi 1.
s'idronye, sâdronvi 18.
s.rkyè 45.
solût 19, 96.
Sâfo* 32.
ses 58.
Solbo 53, 90.
samœhij 1.
se.i 21.
sol<; 8.
*ân 15.
Sè 2wo* 47> *">.
Somâvly 63.
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sèt, si 136.
sop 53.
sïtponë 100.
sèt 118.
sorç 30.
sisi lb, 24, 67.
Sè Tsœmo 29.
sorèr 18.
sâti 112.
se vi 24.
sorri 91.
sâtï 127.
si 57.
sorsî 18.
sawZÙ 111.
si, su o5.
sot 36.
sawu 111.
sigwon 47, 52, 53.
sot 36.
seyt 39.
sin 20.
sot 127.
sçmî 24, 42.
sin 2.
sotsit 44, 13b.
semhot 82.
sin 45.
sowor 24, 31, 151.
semnèy 9, 24.
sin 105.
sovù 3b.
sen 124.
«Vgyç 8, 38, 73.
sovru 63.
senye 44.
sir 55.
su 13b.
nepe 29.
sirye 16.
sufri 147.
Sér 3.
sirkrut 62.
supiro 34.
.ser 151.
sizya 29.
supyemô 5b.
serpèn 105.
syè 26.
surnwyt 127.
sès 3.
syes 25, 95.
suwy 102.
sesi-r 52.
slè* 27, 82, 90.
sçsye 24.
slo o4.
ze 46.
se.s 68, 84.
smëy 9, 54.
zw,gyot 74.
sèzye 16.
smêr 18.
zijjk 53.
syt 124
stnôs 29.
zit 55.
setên 105.
smotyç 96.
zô 35, 129.
sytre, setri 18.
so 32.
zo 132, 133.
sevèy 24, 41.
s? 3?.
zyyô 61, 62.
sevriye 45.
27*
— 420 -
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syç 19, 28.
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snil 124-
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zlinêr 18.
zuâi 32.
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znya 29, 124, 125.
znô 30, 52j 125.
hi 03, 22.
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zylV 3Û.
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tosô 95.
tosot 25.
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tœlnœ 123.
Ira 32.
trâ/ 32-
trânye 111
tràp 1ÛL
trâtyo 10, 142.
trr 13.
Tn'^tï 39, 59, 88.
421 -
livï 24.
twâ 98.
velmâ 03.
trêve 41.
twil 57.
velwor 151.
Irenye 142.
twyl 47, 90.
vi n 41, 105.
Ire pie 141.
vëp 3, 93.
trër 15, 150.
ûr 50.
vi t 40.
tret 40.
vet 131.
trevye* 28.
w;ïg<; 111.
vervel 105.
trimâ 15.
wak<; 72.
vêrkol 108, 123.
Trimazo 15. S. 394.
Wako 53.
vi, vis 25, S. 404.
trimo 91.
war 149.
vif 151.
tri^gelt 7.
wâl 90.
vigru 03.
tro 48.
Wodna 10. 111.
vikmô 151.
trotye 143.
wê* 82.
vil 2, 40.
trosi 18.
weyin«; 113.
viles 21.
trove 49.
weyinot 113.
vizës 21.
truwfi 59.
wëï 31, 111.
vivmskè 108.
truwël 59.
Wensn/; 0.
Viterbël 114.
t'si 55, 99.
wezi 42.
vit.. 114.
tsâ 99.
wel 131.
vô 29.
tsä* 70.
Wi* 89.
vùdrys 34.
tsärat 70.
wo 31.
vo* 34.
tsaw\" 11.
wo 111.
Vo*ëy 80.
tsawtï 11.
wodye 90, 113.
vo*yà 143.
tscmü 70.
woy 47. 61.
vo*ye 30.
tsenär 70.
wôy, hôy 114.
vëy 4.
tser 7(i.
w«ï 40, 47.
voye 37.
tsiri 1.
wor 31.
voyros 34.
Isa- 70.
wo« 47, 95.
vùl 29.
(su- 70.
#
wnzye 113.
vol 145.
tsœliin 70.
vye 25.
tsœhme 70.
va 15.
vyë 26.
tsœ* 70.
va* 73.
vye* 2H.
tso»m 70.
vayn/(, vâyot 1.
vyelô 54.
tsœmras 70.
vi.rn 37.
vni, venà, vit*» 149.
70.
vâzvet 114.
vra lô.
tsu-ryu 59. 70.
vàtyù 143.
vre 30.
(>übasii 154.
vedye 10.
vro 30, 52.
tsfif 70.
vëy 25, 127.
Vuyêr 37.
l.sflri" 70.
veyney 03.
vuyes 37.
lûros 34.
Veysevt 39.
vulwor 151.
luw»; 59, 102.
Veidijcpu 94, 107.
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- 422 -
Nachträge.
Zu § 9. kunèy (étmrdcric) ist entweder — * connéc (cf. dus triviale
councric, tUœnnner) oder = * contée (zu corne ; cf. das frz. corna mit
dem Sinne biscornu).
Zu § 15. Rein lautgesetzlich sollte einem nidacetn, niais ein
*nyäj; (jedoch pacem pä neben pä^ und liiymix ^ Rpü) entsprechen
und einem * déniaise r (weniger *dmiaisir, da ja auch französisch
niuiscr) ein *dvnyâhi, da i s zu Ii, % wird, s. § 82. Aus diesem Grunde
kann man nya = *nidalem (tj 10) setzen.
Zu § 45. sin — sfin; tin — tun. Das i in sin rührt m. E.
von der endungsbetonten Form sine her, neben welcher auch senç und
nach vokalisch auslautendem Worte sne gebraucht wird: son are — -
♦sonç — Schwächung des o zu e: sene — Übergang von e zu i, wie
z.B. in motinyô (s. § 63 Ende): sine Ebenso: tonare - *tone —
*tene — lim;. Zu dem ü in der Saunois-form sfine1, tfim>, stamm-
betont sfin, tun cf. ^irye — #uri § 59 {Lautgrenze VI).
Zu j? 114. Mit ahoic u. s. w. vergleiche man noch uhuissait neben
aguisait (Psalter 104, 28) und das wollonische auhyo (für awyô) —
aiguillon (Atlas, Karte 15 No. 192).
Zu § 115. ovyä ist der Form nach ^ *aiguillard, also = aiguillon
mit Sullixwechsel. *aiguillard wird zunächst *awyä. wie aiguillon
awyô (metzisch). *awyä wird dann ovyä; cf. ovüy und robuhye
g§ 78 u. 80. ill zu y nach § 143 c).
Zu § 157. ô mit der Bedeutung i/«nv h ist der Form nach
i n k; ô bô = m k bois.
Berichtigungen.
Seite 305, Zeile 7 und 13 von oben lies Kirchberg statt Kirschberg.
S. 310, Z. 22 I. Wisch statt Wirch. S. 312, § 1 Ende, I. simoehi statt
>àmœh. S. 320, Z. 24 v. o. I. $ 13 st. § 12. S. 323, Z. 8 v. o. 1. XXIX
st. XXIV. S. 323, Z. 12 v. o. : funcr gehört nicht unter § 18, sondern
unter g 52. funêr ~ O fonu r ist ^ *fournoirc, und zwar wegen des
metzischen fonur, cf. Tins $ 48. S. 326, Z. 3 von unten I. rl-vä st. rî-vâ.
S. 327, Z. 4 v. u l. pâfyv st. pâfye. S. 332, Z. 21 v. o. 1. Ebenso st.
rrngekehrt S. 337, Z. 15 v. o. 1. S 61 st. 60. S. 340. Z. 5 v. u. I. S 31
st. g 30. S. 343, Z. 21 v. o. I. pyd-m st. pyu\ S. 347, Z. 3 v. o. 1. 107
.st. 106. S. 347. Z. H v. o. 1. lus st. lu s. S. 357, Z. 13 v. o. 1. Sauer-
ampferart.
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Drei Lothringer Weistümer ans dem 14. und 16. Jahrhundert.
Mitgeteilt von Archivar Dr. Gritzner in Weimar.
Im .lahrbuch VI, S. 287 (1894), veröffentlichte Freiherr von
Hammerstein das Bruchstück eines französischen Weistums und
zwar von Lüttingen vom Jahre 1574. Im Folgenden teile ich drei
deutsche Weistümer mit, welche sich bei der Ordnung des Fürstlich
Wied-Runkelschen Archivs fanden, und zwar der adlig-Kriechingischen
Dörfer Rollingen (1387), Sleinbiedersdorf (1393) und Kriechingen (1580).
Von diesen Stücken ist nur das erste im Original, die beiden atidern
in Abschriften auf uns gekommen, das zweite sogar in einer sehr
lücken- und fehlerhaften Kopie des 18. Jahrhunderts.
Die einzelnen Bestimmungen der drei Weistümer näher zu
erörtern, lag nicht in meiner Absicht; mir kam es lediglich auf die
Mitteilung des Wortlauts und die Erklärung unbekannterer Ausdrücke an.
Im übrigen sei zu ihrem Verständnis auf die Einleitung ver-
wiesen, welche Regierungsarchivar Hardt seiner Ausgabe »Luxemburger
Weistümer« (Luxemburg 1870) voranstellte.
/. RoUinger Westum von 1387. November 7.
Wir officiale des hobez von Meczen dftnt kûnt allen luden, diesen
brieff ane sehent oder hoirent lesen: daz in de/ geinwirticheit unser
getruwen und wole gemînet Jehanne von Spicher, ein gesworn notarn
dez korbishobez v) von Sarburg in der kirchen von Meczen, an welchen
in diesen saichen und in vil meren dingen wir geloiben und ganezen
truwen han und woillent, daz er geloiben si von allen diesen sachen
und in meren alz vorgeschrieben steit, haut geinwertich gestanden
in dem dorff zu Roldingan in Diederichez Ongenaden hus der edele
juncher Jehan von Crichingen, herre Jehans sün von Crichingen,
riechter in Meczer bistôme, herre Jehan erezeprister von Wibels-
kirchen vor und in den namen herre Jacobz von Benestorff, riechter,
Mathis herre Jehans Seholer von Wich, riechter, vor und in den
namen her Jehans von Wich vürgenant sins meisters off eine site,
Reymele herre Jehans meiger von Wich zu Roldungen, Thiederich
Chorbiscliofet.
— 121 -
Ongcuudc, Arnolt von Roldingcn, Jehan Boube, Jackele der woiber und
.lehan Slraßenlreder, alle wanende in dem dorIT zu Roidingen, oiï die
ander site.
Die vorgenanten juncher Jehan von Criechingen vor sich, herr
Jehan erezeprister von Wibelskirchen vor und in den namen Jacobz
von BenestorlT und Mathis vorgenanl vor und in den namen her
Jehans von Wich seins meislers, anesütent \) die viirgenant Thiederieh,
Heimele. Arnolt, Jehan Boube, Jackele und Jehan Si rassentreder von
Holdingen ane keins verwentnisse, *) daz sy woilden sagen und geczugen
bit8) irme cyde waz reehtez die herren von Roidingen
haibent in deine dorffe czii Koldingen, welche Thiederich.
Reimele, Arnolt, Jehan Boubc, Jackele und Jehan Strassentreder viir-
genant antwortedent und sprachent sy woildent die warheit zci'i male
sagen von diesen Sachen, daz sy wfistenl, und sworent ofT den heilen
die hende rurende o(T dem heilien cwangelium yclieher sunderliche in
geinwerticheide dez viirgenant notarn. Und da man sy fragede, da
sprachent sy und gecziigedent in alle der maßen, als her na geschreben
steil, eynre nach dem andern.
Der erste Heyine gesworen und gefragent bit sime eide, sprach,
daz dz gerichte von Roldungen soi die jardinga alle iar driwerbe*)
halden in dem dorfFe zii Roldirigen zii wißene dez nesten miltewoichen
nach der dri kunige dage, dez mittewoichen nach quasimodogeniti und
dez mittewoichen nach der heilier driveldekeit na volgende. Und est
zwellT iar oder me, daz die jardinge nit gehalden enwoirdenl. Gemanet
bit sime eide, wie er wuße, daz man die jardinge in der maßen
soile halden alz vürgeschreben sleit. Da sprach er: eyme gedenke
fiinfezich iar oder ine, daz man sy also gehalden haibe, und sy dicke 6)
darbi gewest, da man sy hielt, und sprichet, so man sy halde, so
mach juncher Jehan von Criehingen und her Jehan von Wich oder ir
onder, dan da by sin woillent sy, und alle die bussent, die in den
jardingen gevielenl7; oder in deine dorffe zu Holdiiigen, die da werent
bitz an funlT sichock) Tournose die werent hallT juncher Jehans von
Criehingen, daz ander half teil herre Jehans von Wich, und die ander
') ersuchten.
*) = llmknii hl nahmt nnf dus dienstliche Abhängigkeit *rirhitttuts.
■\, Iwi.
»i dreimal geböte»
5i steh.
•i Strafgelder.
') füllen — nnge<et:t werden
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- 42» -
bussen, die du vicient über funiï s(chock) Tornose, die wairent haliï
jonlierr .lehans von Crichengen, ein vierteil herr .lacobz von Benestoriï
und herre .lehans sins bruders richters, und daz ander viertel here
Jehans von Wich, behalden und üsgenomen yeelichen herren vorgenant
sine guide1), die er in dem banne und in dem dorfTe zu Roidingen
hat. — Item Diederich Ongenade gefraget bit sime eide, der sprach: daz
daz gerichte von Roidingen soi die jardinge alle jar driwerbe halden
in dem dorlfe zu Roidingen zii wissen dez mittewoichen na dem dri
kiinige dage, dez mittewoichen nach quasimodogeniti und dez mitte-
woichen nach der hielier driveltikeit nunander2) und sy zweliï jar oder
ine, daz die jardinge nit gehalden en sint. Item gemanet bit sime
eyde, wie er daz wüße, daz man die jardinge also halden soile alz
vorgeschreben steit; da sprach er, y me gedenke von drizich jaren
oder me, daz man si also gehalden hatte üsgenomen zwelfT iar oder
me, daz man sy nit gehalden en haibe und sy dicke da bi gewest,
da man sy gehalden haibe. Ouch sprichet er, so man die jardinge
halde, so mach juncher .lehan von < '.licchingen und herr Jehan von
Wich oder ir onder, dan da bi sin woillent sy, und alle die biïssen.
die in den jardingen ge vielen l oder in dem doriïe zu Roidingen, die da
draiiTenl*) bitz an funff s(dioek) tornoise, die warent haliï und halff
junchern .lehans von Crichiiigcn und hern Jehans von Wich, und die
andern hätten, die da gevielent über funiï s(chock) tornoise, die wairent
haliï juncher Jehans von Criechingen, ein vierteil here Jacobz von
Benesloriï und herr Jehans sins bruders riechtere und daz ander vierteil
were herre Jehans von Wich, ufgenomen yeelicheme herren vorgenant
sine guide, die er hat in dem banne und doiriïe zii Holdingen. Item
Arnolt von Roidingen gemanet und gefraget, sprichet bit aime eyde,
daz das gerichte von Roidingen soi alle iar driwerbe die jardinge in
deine doriïe zciï Rohlingen halden und alle büßen, die da gevielen, die
sint der herren von Roidingen alz vorgeschrieben steit. Gefraget und
gemanet bit sime eide, wie er daz wutte, daz man sy also soile
halden: er sprühet bit sime eide, yme gedenke XX iar oder me, daz
man sy also gehalden haibe alz vorgeschrieben steit, üsgenomen XII iar,
daz man sy nit gehalden hat und daz er dicke da bi si gewest, da
man sy gehalden hat. — Item Jehan Boube gefraget und gemanet bit
sime eyde, de sprichet, daz dz gerichte von Roidingen die jardinge
drieslonl4! in deine jure halden soi zii Rohlingen in dem doriïe, und
alle buUen. die do gevielent. die sint der herren, alz vorgeschrieben
't dritte -- firmt'Hin ff hrht ]''inkit)if)r. * um lu nittnilrr, 3i reich' » {treffen).
*) dreimal.
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— 426 -
steit, und sprichet bit eyde, yme gedenke XX iar oder me, daz man
sy gehalden haibe alz vorgeschrieben steit uzgenomen XII iar oder me,
daz man sy nit gehalden haibe. — Item Jackele von Roldingen ge-
sworen und gefraget, sprichet bi sime eyde, datz dz gericbte von
Roldingen soile alle jar driestont die jardinge zu Roldingen halden an
aller der maßen, alz vorgeschreben steit uzgenomen yeclichem heren
vurgenant sine guide, die er hat an dem banne und in dem doriïe zu
Roldingen. Gefraget und gemanet, wie er daz wuße, sprichet off sinen
eyt, daz yme gedenke XX jar oder me, daz man die jardinge zü Rol-
dingen gehalden haibe alz vorgeschrieben steit. — Item Jehan Strasscn-
treder gesworen und gefraget bit sime eyde sprichet, daz daz gerichle
von Roldingen alle jar driewerbe die jardinge in dem dorffe zü Rol-
dingen soille halden an alle der maßen, alz vorgeschrieben steit. Ge-
manet und gefraget, wie er daz wuße, daz sich die jardinge also
halden soilet als vorgeschrieben steit, sprichet bit sime eide, er si drie
male da bi gewest, da man sy gehalden haibe alz vorgeschrieben steit
in dem dorffe zü Roldingen.
Und dez zfi Urkunde eyner ganczer warheit aller sachen vor-
geschrieben und von anesûchen wegen der vorgenanten juncher Jehan
von Criechingen vor und in sinen namen, herre Jehan erczcpreister
zu Wilbeskirchen vor und in namen herre Jacobz von Benestorff,
riethers, und von Mathis vurgenant vor und in den namen herr Jehans
von Wiech, riether, on *) ons gedan in geinwerticheide dez vorgenanten
notaren wir officiais vorgenant von geloiplicher kûndongen und beden
dez vorgenant notaren, der alle diese vorgeschrieben dinc geschrieben
hat, alz sy geschrieben steient und in forme gesäten *) und hat uns
vürbaeht, hant wir don8) henken unser siel4) dez vorgenanten hobez
an diesen geinwurligen brieff, der da geben wart, da man zelte von
gotz gebûrle diisent druhondert sieben und aiezich jar dez donrestages
vor saut Martins dage in deine winter, geinwertich da bi juncher
Jehan von Mengen der junge, juncher Hensel von Herbetx, herr Phi-
lippez, kircher zu Gengelingen, her Ludewich, kircher zu Falkenburg,
Henselin Onclin der junge, Thiellichen von Leich, Herman von Bederstorf
und Heinrich von Roldingen getzugen zü diesen vorgeschrieben sachen
gerüffen und gemanet.
Notar: Johannes de Spicher.
JV. Bez.-Arch. Kriechingen. Altes liegister Nr. 1307b sub 711. Original auf
Pergament mit einem an l*ressei hangende», sehr zerbrochenen grünen Wachssiegel ;
») an. ») ytseUt. •) tun. *) Siegel.
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man erkennt nur da* KnirMück-BUd eine» langbärtigen Heiligen mit Schwert (Paulus)
und den Rest der Umschrift in deutschen Majuskeln: S. CURIE M Die
Rückseite trägt das Sekret mit einen» weiter nicht erkennbaren HeUigcnkojtf. Die
Umschrift, soweit vorhanden, ist nicht mehr tu entziffern.
II. Steinbhdersdorfer Weisium con 1393. Februar 1.
Wir Jacob von Foßa erleucht in beiden rechten, officiai des
hoffes zu Mez, und wir Nicolaus kierchherr zu St. Annen, officiai des
hoffes des ehrbaren mannes herrn Huges, thumherren von Assuncourt,
chorbischof von Marsell in dem stift zu Mez, thun kundt allen leulen,
die diesen brief seben oder hören leßen, daß unser getreuen Simon
von Landingen, geschworner notarius des vorgenannten hoffes zu Mez,
und Johannes von Spicher, geschworner notarius des vorgenannten
huffes des chorbischoffes von Marsell, den wir in allen den sachen,
puneten und artickel, die hiernach geschrieben stehen und in mehreren
folglichen gelaubendl und wollendt, daß sie folglichen geglaubet sindt,
vor uns kommen sind in dem grosen thume zu Mez des ersten tages
in dem monate genant februarius um vesperzeü, und haben uns
eigentlich gesagt und vorbracht bey den eiden, die sie beide zu den
vorgenannten hoffen getan haben, daß die schönen des hoffes und
bannes von Steegebiedersdorf mit nahmen Nicolaus von Metringen,
Thomas der schmidt und Bertram genannt Dollinger, beide von Steeyn-
biedersdorf vorgenannten alle drey geschworene Schöffen des vorgenanten
hoffes und bannes als die vorgenanten unsere notarien bewähreten
stünden auf den nächsten zinßtag1) vor St. Pauiustag (24. Januar) als
er begehret ward, in herren Niclas Schüren zu Steegebiedersdorf vor-
genannten kirchherr desselben dorfs zu einem freyhen gebenneden
jahrgedinge, und wurden beladen in gerichtes und in schöffen, wie es
von der herrsche ft wegen von Crichingen nach gerichtes und jahr-
gedinges rechtes rechte in gegenwärtigheit unserer vorgenannten notarien,
die auch besonderlich darzu zu gezeugen und zu Urkunde geruffen und
gezogen wurdent; als sie uns vorbracht haben, daß die vorgenannten
schöffen eindrechtlichen besonnenes muths ungedrunget und unbezwungen
sagen und aussprechen bey ihren eiden, die sie zu dem vorgenanten
hoffe und gerichte getan hatten von ihrer schöffenung wegen vor wohl
ein gut recht, alle die recht, punet und artickel, die die vorge-
nante herrschaft von Crichingen und die gemeinde des vor-
genanten dorfs haben und sollen haben mit gutem rechte in dem
vorgenanten banne und dorfe zu Steegebiedersdorf in der-
) Dienstag.
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maßen als dieselben rechte, punc to und artickel von wort zu wort und
von puncto zu puncle ungemehret noch ungemindert dann als hier
nach geschrieben stehet nach dem, aJs uns unsere vorgenannte notariell
vorbracht haben, in dermaßen, wie geschrieben :
Zu dem ersten haben die schölten vorgenanten gewust vor ein
recht, daß die vorgenannte herrschaft von Oichingen rechtliche bann-
herrn zu dem vorgenannten dürfe sind und haben da das hochgericht ;
Auch wissen sie vor ein recht, daß die ehegenannten herrn von
Oichingen ') in dem jähr freye jahrgedingc haben macht zu
halten ;
Auch wißen sie vor ein recht, welcher mann der herrn hübe da
l'ühret eine führe auf die andere ab, der ist durch recht schuldig zu
kommen zu den ehegenanten *J jahrgedinge und wo ers nicht
en dete, s) so wäre um die büße den vorgenannten herrn.
Auch ist zu wißen, wäre es sache, daß den ehegenanten herren
von Crieehingen die ehgenanntcu . . . . u) jahrgedinge nicht gefüglieh
wären zu halten, den als sie gefallen jederzeit durch recht, es mögen
sie dieselbe jahrgedinge zu jeder zeit aufschlagen zu einem andern
tage nach ihrer muße und dann halten oder thun halten in aller der
maaße und rechte, als vor auch, also daß es der deehenl4) von dem
vorgenanten Biedersdorf jeglichen hüber des nachts vor laße wißen zu
jeder zeit, so sich das gebüret, als sie aufgeschlagen werden.
Auch wißen sie durch recht, welcher handtgemeine boten die
gemeinde von dem ehgenannten dorfe bedürfen, es seyen schützen,
hirthen oder welcherley gemeine boten das wären, die soll die vor-
genannte gemeinde Wehlen, und der vorgenannten herrn von Oichingen
bannmeyer zu dem vorgenannten Biedersdorf soll sie setzen und sicher
von ihnen werden, »1er vorgenannten gemeinde genug thi'm zu geschehen
von ihnen und auch denselben gemeinen bolhen genug zu thun von
der vorgenannten gemeinden, als dicke das nolh geschiehet, wann er
nicht weniger darüber ist in »1er vorgenannten herrn wegen.
Auch wissen sie durch recht, welcher da maaß, geseige') und
gewichte, welcherley das wäre, kornmaaß, weinmaaß, lleischgewichte
oder anders, keines ausgenommen, bedarf, damit sich ein mann behelfcn
': Lm.hr in «/«•»• AMtrifh m,M ireijeu l'hlcserliclikcit 'irr Stelle: vielleicht
»«Iriwerbe« - •>' mal <j<bvt<n i's. ölten im Uoltimjer WeiMum .*'•.
*) Lud-c in der Alifchnfi,
3: tute.
*) Ddaii : Ort*r»r*trhrr. Sehaltheis*.
*,i Geaiehie* Maß.
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soll in dem vorgenannten dorfe und bann, die soll er nehmen in der
vorgenants herren bannmayer zu Biedersdorf vorgenannt und nirgends
anderswo und soll auch dem vorgenante mayer sein recht davon geben,
und wer anders thäte, der thäte der vorgenanten lierrn von Chrichingen
unrecht und auch dem dorf und wäre um die büße.
Auch wissen die vorgenannte Schöffen durch recht : würde ein
dieb begriffen in dem vorgenanten dorfe und bann zu Biedersdorf, an
welcher stette das wäre, es wäre mann oder weih das den leib ver-
macht hätte, in welcherley weiß das wäre, es wäre in diebstahl weiß
oder in kampfesweiß oder in anderer semlicher maaßen weiß, nichts ....')
ausgenommen, den menschen soll man übern der vorgenannten herren
bannmayer zu Biedersdorf vorgenannt; und hätte derselbe mayer des
übelthätigen menschen nit macht zu halten, so soll er anruffen den
nächsten huber, daß er ihme zu hülfe kommt. Und welcher huber
sich darwieder stelle, der thäte den vorgenanten herrn unrecht und
auch dem dorf vorgenannt. Und wolte der vorgenantc huber das
überein nicht thun. der vorgenanten mayer mag ihme gebieten, also
hoch als der vorgenanten herrn geboth belriffet, und soll der vor-
genannten mayer den vorgenannten Übeln menschen den vorgenannten
herrn auf die brücke von ( Kiebingen liebern. Auch wäre es sache, daß
er ihme zu Biedersdorf vorgenant mit nacht befohlen würde oder be-
griffen, so mag er ihn die nacht in sein hauß führen und soll ihn,
also halten, daß er sein wohl sicher seye, und soll denselben menschen
frühe, so es tag wird, dann zu Urichingen vorgenannt auf die brücke
libern, also daß er sein mit ehren entladen werde. Und sollen die
vorgenannten herrn dann von ihme richten, als es recht ist. Und
deuchte dem vorgenanten mayer, daß er des vorgenanten menschen
nicht wohl sicher wäre, er mag ihn zu Oichingen liebern durch recht,
welche zeit es sich gebühret, den vorgenanten herrn.
Auch wißeu sie vor ein recht: wäre es sache, daß in dem vor-
genanten bann zu Biedersdorf ein wildfang gehangen wurde laufende
oder fliegende oder ein (und funden würde auf der erden oder in dem
waßer oder unter der erden, in welcher .stellen das wäre, den fund
und wildfang soll man bringen dem vorgenanten bannmayer, und soi
derselbe mayer dann dein bringer vorgenant folgen thun von dem
halben theil und das andere halbe 1 heil den vorgenanten herrn zu
Crichingcn schicken zu hoffe, also daß er sein mit ehren entladen seye.
Auch wißen sie vor ein recht: wäre es sache, daß zwey mann
in dem vorgenanten bann zu Biedersdorf sich schlügen oder zusammen
l; Lücke i« (kr Abschrift.
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griffen, wer die wären und gerichte schreien, die sollen bannmayer
vorgenant halten; und mag er sie nicht gehalten, so hat er macht,
den nächsten huber anzurufen und ihme gebieten, daß er die heiße
halten und dann damit thun in der maaße, als recht ist. Und hilfet
ihme der vorgenante huber nicht, so thut er den vorgenanten herren
und dorfe unrecht in der vorgeschrieben maaßen.
Auch wissen sie vor ein recht: daß ein jeglich huber des vor-
genanten bannes und hoffes soll kommen mit seinem pflüge, als er
ihme selber fähret, und seiner egheden ') und sollen den vorgenanten
herren ihr achte ') zu Biedersdorf vorgenant ehren und breiten zu dem
lentze und darnach brachen, darnach zurühren und auch darnach
zum herbst zubereiten zu jeder erndt, als es sich heißet, und soll
der dechen des vorgenanten banne» und hoffes des zu jeder zeit
einen jeglichen huber des nachts vor laßen wißen und gebieten. Und
welcher nicht käme zu dem vorgenanten gebotb, der wäre um die büße.
Auch wissen sie durch recht: daß niemand da meehen solle der
vorgenanten herren brühl 3), (es) sey dann da gemechel. Und wer ehe
da meehete, der thäte unrecht. Auch soll ein jeglicher huber des vor-
genanten herrn, der ihme meehet, komen mit seiner sensen und gezeuge,
als er ihme meehet, und sollen der vorgenanten herrn da durch recht
abmeehen. Auch so der vorgenant brühl also gemeehet ist und zu
hausten4) komme, so soll der vorgenanten herrn dechen da des nachts
darvor jeglichen huber gebiethen einen huster. Die sollen den vor-
genanten brühl husten durch recht. Und wenn derselbe brühl also
gehustet ist, so soll aber derselbe dechen des nachts davor jeglichen
huber vorgenannt gebieten, mit seinem waagen, als er ihme selber
fähret, zu kommen; die sollen das heu in dem vorgenanten brühle
ausführen mit recht in die vogtscheune zu Hiedersdorf vorgenant. Und
wer das gebott versäße, der wäre um die büße. Auch sind die vor-
genanten huber das korn auf der vorgenanten herren achten zu dem
vorgenanten Biedersdorf durch recht in gleicher maaße schuldig zu
Führen in die vogtscheune, vorgenanten herrn schuldig einen jether zu
schicken da in ihren achten zu beiden körnen zu jeden zeiten, als es
sich heißet ; und soll das der vorgenante dechen des nachts vor gebieten.
') Eggt.
*) acht — herrschaftliches Grundstück. Vgl. da:u Grimm, Deutliches Wörter-
buch, Bd J, S. lC>r> : Srltettes Wort, nur in Trierischen Weistumern.
», Mit Wasser durchzogene Wiese.
•i hausten, husten — das Grus in Haufen bringe».
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Auch wissen sie durch recht : wann die vorgenanten herrn ihre
achte da haben gefeget, so soll niemand schneiden, ihre achten sind
dann geschnitten, er thäte es dann mit verlaubniß des vorgenannten
hannmayers. Auch soll jeder huber einen schnitten thun zu beiden
korns, bis daß die achte vorgenannt abegeschnitten werden. Und soll
ihnen das auch der vorgenante dechen allezeit des nachts vor gebieten.
Auch l) und wissendt die vorgenanten schoflen vor recht :
welcherley frevel und büßen fielen in dem vorgenannten banne, wo
und in welchen stetts das wäre oder geschehe, die an hochgerichte
eintreffen, die fallen den herren von Crichingen und niemandt anders.
Auch wißen die vorgenanten schöffen vor recht: daß, wäre es
sache, daß den vorgenanten herrn bestenden8) wegen eines meyers,
so soll man unter den ehgenanten hubern neun mann wehlen; unter
den mögen sie einen nehmen zu einem mayer, welchen sie wollen.
Wäre es aber sache, daß unter den neun keiner gefiele, so soll man
aber neun andere erwehlen durch ein recht. Gefallet ihnen auch
keiner unter den ncunc, so soll man ihnen zu dem dritten mahl aber
neun andere wehlen; ist der vorgenante huber also viel, den mögen
die ehgenanten herrn unter den neunen einen, welchen sie wollen, ihr
maygerige und ambeht ansetzen und befehlen, und der soll ihr amt
tragen durch recht ein ganz jähr und nicht länger, es wäre dann mit
seinem muthwillen.
Noch wißen die vorgenante schöffen durch recht: daß die
ehgenanten herrn von Crichingen haben eine sul8) in dem bann und
dorffe zu Steinbiedersdorf vorgenant, daran man alle phende verthun
und vertreiben4) soll in der masen, als es recht ist.
Auch ist zu wißen: wer da wein schencket oder will schencken
in dem vorgenanten banne und dorfe, dem sollen ihn die vorgenanten
schöffen aufthun ') recht und soll kein anders schencken noch
aufthun.
Auch wißen die vorgenanten schöffen vor ein recht: was benne*)
die vorgenannte gemeinde von Sleinbiedersdorf vorgenant bedarf oder
bedürfen würde, es seyn von herbest weiden und von körne oder von
ander banne, die die vorgenante gemeinde bedürfte, da soll die
gemeinde vorgenant bey den vorgenanlen bannmayer kommen, und
') Lütke in der Abtehrift.
*) nötig haben.
»1 Säule, Schandpfahl.
*) Bemühungen bestrafen.
») Bann = beschränkte. Benutzung, Vorzugsrecht.
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derselbe niayer soll ihnen die beschließen und entschließen mit der
gemeinde rath und soll eine summe darauf setzen; und wer das gebot h
breche, der wäre den vorgenanten herren der summa verfallen.
Auch sind sie Vi von hengest roßen in derselber inaaßen.2}
Auch wißen sie vor ein recht: daß, wäre es sache, daß die vor-
genante gemeinde weege bedürfte, wo das wäre, in dem vorgenanten
banne oder weege zu enge wären, die vnrgenanle gemeinde soll vor-
gehen und soll den vorgenanten bannmayer den bresten *) weisen, und
der soll ihnen mit seiner gerechte die weege bezircken und marcken
setzen, also viel als sie dörfent ane wein, une waßer. Und wäre es
suche, daß sich jemand! darwieder stelle, also wäre das büßen da
gefallendt, die wären der vorgenannten herrn.
Auch wißen sie vor ein recht: daß, wäre es sache, daß ein
beeker käme mit brod zu verkaufen in den bann vorgenant, das
unkauf wäre, so mag der vorgenante bannmayer zu ihme gehen und
sprechen: geselle, du hast hier uukauf, die brodt sind zu kleine; lüge,
daß du nie mehr solches unkauf bringest. Thut er es darüber mehr,
so mag es ihme der vorgenante bannmayer zerschneiden.
Auch wißen sie vor ein recht: als ein gemein waßer durch den
vorgenanten bann laufei, da mag jederman eingehen mit rechte und
fischen ohne die bacli zu verschlagen;4) und wer sie darüber verschlüge,
den mag es der vorgenante baimmcyer heißen naher tun.
Auch wißen die vorgenanten schöffen: das die vorgenante huber
von Steinbiedersdorf das recht wiederum haben an den vorgenanten
herrn von Crichingcn zu dem ersten so die vorgenundten mehder den
brühl vorgenant mchen, so soll man ihren jeglichen eine maaß weins
geben und ander ihre kost und soll ihnen gütlich thun durch recht zu
jeder zeit. Auch den hüstern soll man ihre koste geben und soll ihnen
gütlich thun mit recht. Auch soll man den vorgenanten jethern und
Schnittern, die das korn jäthen und schneiden, zu jeder zeit zu eßen
geben und gütlich thun durch recht.
Auch ist zu wißen, wann die huber vorgenant die vorgenanten
achten ehren und bereiten zu jederzeit, so soll man den ') gütlich
thun und zu essen geben durch recht.
Auch wißen die vorgenanten schöffen durch recht: als •)
dan einer herrn leute sitzend in dem vorgenanten bann und dorfe.
\) L,uh ,n der Abdrift.
*) I nierstiiiulikher rr.r^tummelter S'ile.
'i (it brechi ». tkha'irn.
•) Die JienuUuitg emeehrrn.
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daß ein jeglicher freyen zug hat zu ziehen, wann er will mitten tage
und zu mitternacht, welche zeit er will; und wer der ihn darin
hinderte, wer der wäre, der thäte den vorgenanten hcrrn von Crichingen
unrecht und auch dem dorfe. Und wäre es sache, daß ihm seiner
herren einer begegnete, wer der wäre und der zieget fiele ihine ein
rad au», der herr soll seinen knecht heisen ansitzen, daß ers ihme
helfe wieder einlhun. Mag er ihme nicht verhelfen, der herr soll ahsitzen
mit einem fuße auf der erde und den andern im steegegreife'j laßen
und soll ihnen damit helfen, daß er enweg komme; und wann so er
also enweg gezogen ist, so mag derselbe man wiederkommen auf sein
guth und das nutzen und enlnuzen ohne wipderrede mittes des herren
rechtlich giilde.
Auch wißen die vorgenanten schölten durch recht: daß, wäre es
sache, daß dem abgezogenen manne vorgeschrieben, der sein guth
also verechte3) oder da kein huber wegen sein leih oder sein gutli
bekümmert4! würde, es wäre dem herrn seine gülde führende, hinter
dem er sitzet oder wie es geschehe, dem sind die vorgenanten hcrrn
von Grichingen schuldig mit redite sein leib und sein guth wieder zu
gewinnen und nach ihme zu reitend und zu werbendt bis auf das
neunte pferdt.
Nun ist zu wißen : da unsere vorgenante notarien alle diese vor-
gesetzte sachen, punetc und artickul jeglichen sonderlichen, als hie
vorgesaget, gesehen und gehöret hatten, da zogen sie dazu zu gezeugen
und zu urkundt die erbahren und bescheiden herrn: herrn Gerlach
Stangen von Sonnheim, commendeur des Teutschen haußes zu Mez,
herrn Nicolas, prior der priorey zu Diedersdorf, herrn Luntzemann,
inönch des closters zu St. Nabor, herrn Johans von Brücken, herrn
zu Hingesingen und zu Dagestuhl, heirn l'oinsignon Groignat von Mez,
ritter Johann von Mingen der junge, Johans von Loußy, Johans von
Nodenbruch, burggraf zu Homburg, Wieriat Bouchette von Mez, Henne
Sthilles von Ippelsheim, burggraf zu Diedersdorf und Henrich der
mayger von St. Nabor, die alle darzu sünderlichen darzugerufen und
gebethen worden, als uns unsere vorgenannte notarien vorbracht und
gesaget haben. So haben wir beide officiai des vorgenannten holl'es
zu Mez und des vorgenanten chorbisehoffes von Marcelin zu einem
steten wahren uhrkunde aller dieser vorgesezten dinge, punta [sie!] und
') - zieht fort.
') Steigbügel.
a) verließe.
«) Mit Heschlag brlegrn oder Xacliteil eufügeu.
Jahrbuch <l. Ups. Mothr. Oe.v hiebt« unil Alt.mimsk., I:\hr«. 3>.
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articul durch beten, suchen und willen des edlen herrn Johans hern
zu Crichingen, die er an uns getan hat, mit Simon von Landingen
vorgenanten, geschvvorner notarius des hoffes zu Mez. und Johanns
von Spieeher, gesehworner notarius des hofes des ehgenanten chor-
bischofs von Marselln, die auch von unsern wegen zu semlichen Sachen
besczet sind, den wir sünderlichen in allen diesen vorgesezten saehen,
puncten und artieuln glaubend und wollend, daß sie folgendlichen
geglaubet sind, derselben vorgenanten beyder hoffe insiegel mit den
gewehrlichen zeichen der vorgenanten unser geschwornen notariell an
diesen brief thun hencken zu Wahrheit aller dieser vorgeschriebenen
saehen. Der geben wardt des vorgenanten tages und um dieselbe
stunde, als vorgesetzt ist des jahres als man zehlet ') im Metzer bißthum
nach Christus geburt dausendt dreyhundert neunzig und zwey jähr.
Simon von Landingen.
Johann de Spicher.
Abschrift des JH. Jahrhdts.
M. Hes.-Arch. Kriechimjen. Altr» Register Nr. 11C4.
III. Krkchingrr Weisttim von 15S0. Janunr 14.
Uff heudt Dato den vierzehenden tag January im Jar nach Cristi
unsers Krlösers und Seeligmachers Geburt dausend fünfhundert achtzig
Jahr handt der Meier und Gericht sampt dem ganzen Hoffs alliie zu
Crichingen im Bau und Bezirk erkendt und von ihrem alten Her-
komens und von Rechts wegen gesprochen, was Recht und Hcrligkeit
sey von wegen beider wohlgeborner Herren von Crichingen. und solcher
dan von Alters von iren Vorfahren an sey lierhommen und bracht sey
worden und ist diß Indition geschehen durch den Meier mit namen
genant Scherhanß, zur Zeit Meier zu Crichingen und Wyberhanß
Anthon als Meister Sehoeffen und Hauß Lawer der ander Schooffen
im Hoff Crichingen und in Beiseins beider wohlgeborner Herren Ampt-
leuth daselbs auch mit Namen genandt Michell Wantz. des wohl-
gebornen Herren Herrn Wyrich Amptman, und Marcus Zoluer, auch
deß wohlgebornen Herrn Herrn Georgen Amptman zu Crichingen
geschehen und gewiesen auf Tag und Dato wie obstehet.
|l ] Zum ersten erkendt der Sehoeffen, das der Meier von Crichingen
mit Namen genant Scherhans zu Crichingen kommen ist und hatt
den Sehoeffen beladen vor Sanet Naborn grosen Jargeding auf negst
Donnerstag darvor, ob unser gnedigen Herrn Jargeding gefallen sey
auff Tag und Stundt und die zu halten sey und das mit Recht.
's In Metz icurde umh Tritrer /.citrcchnuwj (Jtihrcsunfatiif V.V Mars) ijt rechnet ,
d<ihcr i.st also 13>J.'i aufsutöten.
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[II ] Zum andern naun ') der ScIiocITen erkandl, das unseren gnedigen
Herrn Jargeding durch ihre Amptleuth die zu halten haben durch
Recht des Donnerstag vor dem großen Jargeding, zu welcher Zeit oder
Stundt unser guediger Herrn oder irc Amptleudt solches gefellig ist im
Tag. Und auch das Affterjargeding des Donnerstag nach dem grossen
Jargeding Macht zu hallen haben und das mit Recht. Im Fahll aber
das unsere gnedigen Herren nötig wehren, solches in dem Jar zu
halten, so sollen ire Gnaden oder irer Gnaden Amptleuth den Hofferen
in verkündigen lassen, auff daß unserer gnedigen Herren Hocheit und
Herligkheidt gehoudt2) und gehandthabt werdt und keinen armen
Manns Unrecht geschehe.
|III.| Hernach erkendt der Schöffen ahn Bahn und Bezirk
der Hersehaft Crichingen von einer Marken zu der andern
von Alters, wie dan hernach folgen wirdt.
Und zum dem ersten erkhendt der Schelfen zum Anfang des
Hahns und Bezirk und weist: zu Wissen auf den Borren hieben wir an
zu weißen, und scheidet (iengliuger Bhan und unser g. Herrn Bhan.
Davon dannen forter weißen wir über die Nied! bis an den
hohen Rech, da stehen zwo Marken in einer Kaullen. scheiden Geng-
linger Bahn und unser g. Herren Bahn.
Fortter zu Steinßenacker zu bis zu Gottringen auf den Beill, da
stehet wieder ein Mark, scheidet Genglinger Bahn und unser g. Herrn Ban.
Und wieder von Gottringer bis zu Fichenradt, da stehet wider
ein Mark, scheidet Genglinger Bhan und unser g. Herrn Bhan.
Und von Fichenradt zu dem Nottstaller Weg ihn bis oben ahn
die Eysellwieß, da stehet weder ein Mark, scheidet Genglinger Bhan
und unser g. Herren Bhann.
Von der Eiseltwießen ahn bis in den Falter Weg, stehet wieder
ein Mark, scheidet Forst und unser g. Herrn Bhan.
Von dem Falter Weg forder bis zu der Forstlachen zu stehet
ein Mark, scheidet Forst und unser g. Herrn Bhan.
Ueber die Fößlachgen forter stehet wieder ein Mark über den
Hubellichen, scheidet Mawwiller Bann und unser g. Herrn Bahn.
Von den Marken an bis in den Mauwiller Wehg stehet wieder
ein Mark, scheidet Mauwiller Bahn und unser g. Herrn Bahn.
Vortter von der Marken ahn bis zu dein Maßmörter stehet wieder
ein Mark, scheidet Mauwiller und unser g. Herrn Bahn.
') Sief wvhi verschriebe» statt „liann" = hnhett.
") gehütet, getculirt.
28«
43« -
Von dem Maßmörter forder bis zu dein KollhaulT, zu der Eichgen
und Büchgen, so zusammen gewachsen seind, stehet wieder ein Mark,
scheidet Manwiller Bahn und unser g. Herrn Bahn.
Und von der Marken forter noch zu einer ander stehet in der
Dehllen, scheidet Mauwüler Bahn und unser g. Herren Bahn.
Von der forter bis wieder zu einer ander Mark stehet unden ahn
Strobachs Hecken, scheidet Mauwiller Bahn und unser g. Herren Balm.
Und von den Marken ahn bis oben ahn Bruch oben an die vier
Pfenwerlten stehet wieder ein Mark, scheidet Mauwiller Bahn und
unser g. Herrn Bahn.
Von den Marken bis auf den Graben und dem Graben herab bis
ghen die alte Schannmuellen, von Schanmuellen auf bis über die
Strasse bis in den Traull* des Walds stehet wieder ein Mark bei einer
Buchen, scheidet Mauwiller ban und Bonhausser und Crichinger ban.
Forlter wiederumb von der Marken herab bis in den Weg, so
man zu Ruhen außgehet ausser dem Wall zu Mauwiller zu stehet
wieder ein Mark, scheidet Bonhausscr und unser g. Herrn Bahn.
Und von der Marken herab den allen Weg herab bis auf den
Mörtell, stehet wieder ein Mark, scheidet Bonhausscr Bahn und unser
g. Herrn Ban.
Fortter wider stehet wieder ein Mark bei dem Morttell, nennet
sich auf dem Kollehaulf, scheidet Bonhausser Bahn und unser g. Herren
Bhann.
Von der forter bis über Seellebaeh über bis under die groß
Eichen oben an Schorren, stehet wieder ein Mark, scheidet Bonhauser
Bun und unser g. Herrn Bahn.
Von den Marken über bis auf den alten Graben, den alten
Graben herab jehnseidt Bonhausser den alten Graben herab Breults
bis zu Lißborrn bis ahn der Klehewicßen, stehet wieder ein Mark,
scheidet Bonhauser Bahn und unser g. Herren Bahn.
Von der Marken den allen Graben herab bis unden an den
großen Mortell weissen herüber bis ober an Junker Reinhardt Wieß,
stehet wieder ein Mark, scheidet Falckenburger Bahn und unser g.
Herrn Bahn.
Von der herull bis oben ahn den Mörtell, da die Stein gelegen
haben und von den Steinen herauf bis in die Straß reicht über under
die Eichen, stehet wieder ein Mark, scheidet Falckenburger Bahn und
unser g. Herrn Bahn.
Von der die Straß herab bis über die Ullenbach auf dem graben,
stehet wieder ein Mark, scheidet Falckenburger und unser g. Herrn Bahn.
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Von der wieder reicht auf bis in den Ahnwender, stehet widrumb
ein Mark scheidet Kalckenburger Bahn und unser g. Herrn Bahn.
Von der Marken der Ahnwender heraus bis auf klein Eichen auf
die Niedt, die Niedt auf bis auf Heifordt, Heifordt herüber bis zu der
Cappellen zu, stehet wieder ein Mark, scheidet Kalckenburger Bahn
und unser g. Herrn Bahn.
Von der Gappellen ahn bis zu dem Treillerßenbaum zu oben an
Kalckenburger Beben stehet wieder ein Mark ahn dem Baum, scheidet
Kalckenburger Bahn und unser g. Herrn Bahn.
Von dem Treillerßbaum oben ahn der Stheinbuch stehet wieder
ein Mark bei dem Eichenbaum, scheidet Kalckenburger Bahn und unser
g. Herren Bahn.
Von der Marken zu dem Steinbuesch zu den Drauf aus bis zu
dem nechsten Botzloch zu bis bei ein Mörtell, stehet wieder ein Mark,
scheidet Kalckenburger Bahn und unser g. Herren Bahn.
Von der Marken zu üroßbotzloch aus wieder auf der rechter
Handt bis zu der Schieder Marken stehet wieder ein Mark, scheidet
Kalckenburger Bahn und unser g. Herren Bahn.
Kortter von der Schlader Marken bis über die Straß bis zu der
gekippter Buchen zu, stehet wieder ein Mark, scheidet Kalckenburger
Bahn und unser g. Herrn Bahn.
Von der Marken bis oben ahn Widacher Wießen, stehet wieder
ein Mark, scheidet Kalckenburger Bahn und unser g. Herrn Bahn.
Von der Marken bis zu der großer Meggereien zu, stehet wieder
ein Eckmark, scheidet Baumbiederstorffer Bahn und unsere g. Herren
Bahn.
Von der Marken jehnseidt die Wießen herab bis in den Lowiller
Weg, denselben Weg herab bis oben ahn den halben Studen in der
Lachen, stehet wieder ein Mark, scheidet Dorwiller Bahn und unser g.
Herrn Bahn.
Kortter von der Marken herab jehnseidt an der Dörbach herab
bis oben ahn Dorbeusch, oben ahn Dorbeurs herüber über die Dör-
bach, stehet wieder ein Mark bei dem Taubcnbürrgen, scheidet Klitte-
ringer Bahn und unser g. Herren Bahn.
Von dem Taubenburren herauf bis under die Eichen oben ahn
der Schelfereien, stehet wieder ein Mark, scheidet Klilteringer Ban
und unser g. Herren Bahn.
Von der Marken herab bis oben ahn unser g. Herrn grosse Acht
in dem alten Holzweg liera ber bis binden an Blentterholf heraber bis
zu Uhingen, zu hinder des Deuringers Haus heraber, weider auff die
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rechte Hundt hinauf zu der Meyer Strassen zu, zu den (iuttheussero
zu, stehet wieder ein Mark, scheidet Klitteringer Hahn und unser g.
Herren Hahn.
Von der Marken über bis über die Dörbach bis in den weissen
Weg heraber, der weisser Weg aus bis zu Weissen auf den Borron.
Zu Wessen auf dem Borren fangen wir ahn und gehet auch da
aus unser g. Herren Bahn und Herligkeidt und wir weissen llbingcr
Hahn und Crichinger Bahn in einen Bahn und ist die Höffe verdeilt
am reicht und endt reicht jeder herauf dem seinen.
(IV.j Hernach folget das Sehoeffen weist um b von den Frönen
und Dienst, so die Underthanen von C.richingen unseren
g. Herrn zu thun schuldig seindt.
Zum ersten: Zum Angang des Lentzsen seindt die Underthanen
schuldig unserem g. Herren ein Morgen zu Acker zu fahren mit dem
Plugh und auf den Abent eheder Plugh mit einer Egen zu egen und
dargegen seindt unsere g. Herrn schuldich jedem Plugh acht Muetzschen ' I
zu Morgen vier und [*) zu Mittag vier und wiederumb zu eder eden*)
vier] zu Abend zwoe und zu Nacht zwoe.
Und ausser diesen Underthanen Fronpllugen unser g. Herrn hat
der Meier von Crichingen und auch der Dechen daselbs iedem ein
Plugh als zum Lenßen, zur Brachen und zu Herbst.
Und wiederumb zu der Brachen seindt die Underthan unserm
g. Herren schuldig ein Morgen zu brachen mit dem Plug und auch an
einen Morgen zu rorren*) vermilz6) ihrer Gerechtigkeit, wie vorgemelt
stehet, am Lentzsen.
Und zu Herbst auf die Sahtt seindt die Underthanen schuldig
unserm g. Herrn ein ganzen Tag des Morgens und des Abenls mit
dem Plugh zu Acker zu fahren sonder die egt, und zu Morgen das
Morgenbrodt jederm Plug vier Mietzschen und zu Miettag den Kosten6)
und zu Abent ire Mietzschen und auch zu Nacht. Und dies ist die
Ackerfahrt, so die Underthanen unserm g. Herrn schuldig seindt.
') Ein Brot i<i>n geringerer JJe»rha('f'rnkeit und Grotie
») Dus Eingdlmumertc ist am Hund nnchtruißkh nrmerfa
*) eden - lùs-it, Mnhlait
*: Zum zweiten Mal pßiigni,
p> Auf Grund
"i l>te Mittiiih);»*!
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F
- 439
[V.] Folget die Handtfrönn.
Forther nun, wan die Zeidt kompl, da.-* das Kor ') zeidig wirdt,
so soll der Meiger acht Tag zuvorn den Hölfenern sagen, daß sich ein
jeglicher ruest mit seinein Gescheir, wahn daß unseren g. Herren
Amptleuth wollen gemehtten haben, daß sie gerüstet seindt. Dan seindt
die Underthanen schuldig in dem Helehl das Graß abzumehen und der
Deghen ist das schuldig zu zehden2). Darbei seindt unsere g. Herren
den Mehttern schuldig die Suphen und darzu ein Par Eier und zu
Miettag den Kosten und ihre Abentmulzchen und Nachtmüetzschen.
Und wahne des das Graß dhuer3) ist, so soll der Dechen den
HölFeren in verkündigen, das Graß umbzuwenden und wan das umb-
gewanten ist, so seindt unser g. Herrn schuldig, innen ihr Keeß und
Hrodt zu geben, und dan seindt sie schuldig das Heu zusamen zu
stosscn über HaulTen. Im Fahl sei aber solchs wolten gehörstet4; .
haben, so sollen die Herron solclis durch ire Knecht thun lassen, und
wan das geschehen ist, so seindt unser g. Herren dem Meier und dem
Dechen jederm ein Enger*) Heus schuldig.
Und wahn das Koren im Fehlt /.eigdig ist zu schneiden, so seindt
die Underthanen unsern g. Herren schuldig drei Tag zu schneiden;
und dargegen seindt unser g. Herren schuldig den Underthanen ihre
Morgcnmuetzschen und zu Miettag ihren Kosten und ihre Abend-
muetzschen und Nachtmüetzschen jeden zwoe.
Und wahnne das unser g. Herrn nötig seindt zum Schloß zu
bauwen, so seindt unserer g. Herren Underthanen schuldig darzu zu
frönnen mit Handt und Wagen vermitz ihren Mutzschen.
Und weissen wir Schoeffen auch, das ein jeglicher Burger in der
Freiheit schuldig ist, unser g. Herren auf St. Steffanslag ein Quart
Koren und sechs Pfenning an Gelt und aull die Schloßbruck zu lieberen.
Fortter weißen wir Schelfen, das die Hurger inwendigh in der
Statt schuldig seindt zur Zeil der Notturft die Pforlen und Muren zu
versorgen, und darbei seind unser g. Herren schuldig ihnen ihr Hrodt.
Und wanß Sach wehr, das ein Underthan sich nit lenger oder
wider kund! alhie erhalten, so hat er seinen freien Zug und Fluck und
sein Gutt zu verwendein und die Schulden zu bezallen und mil Ehren
abziehen. Und wan es Such wehr, das seine Gelegenheit sich zutrug.
') Korn.
») = irrordnen.
*l Dürr, t rochen.
*) U'dIiI = hutisini </. i >» Hatt/nt lirmtini
b'nhrt.
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— 140 -
weiderumb inzuzeihen mit Ehren, so soll er solches Macht haben mit
Krleubtnuß unser g. Herren.
Fortler weist der Schoeffen: wans sach wer, das der armen
Man nötig wehr zu bauen, so soll er dem Meier Urlaub heischen von
wegen seiner g. Herren. So soll der Meier ihm erleuben zu hauen
Holz in unser g. Herrn Waldl sieben Stück. Im Fahl er noch nötig
wider ist, so soll er mit Erlaubnis forter ansuchen.
Fortter weisset der Schoeffen unser g. Herren freier Studen l) und
Weiden, nernblich den Vorbeusch und Ruhen*) und ahn Maurwiller Weg
zu Brug zu den Wiesen und Steinbeusch, was Hochwäldt ist, doch in
welchen Wolden oder Studen haben die Underthanen Macht Brenholtz
und Dottholz s) sonder Erleubnüs zu hollen sonder Schaden des Bauholz.
Fortter weißt der Scheden: wahne Acker in den miser g. Herrn
Weiden geratten würdt, haben unserer g. Herrn Underthanen Macht
vermitz dem Dheln mit ihre Zuchtschwein darinnen zu schlagen. Wan
aber ein armer Man wehr, der keins hett, so halt er Macht zu kauften
drei Stück Schwein, ein Zuchtschwein, ein Bechen4), ein ßeuellein ä).
Und wahn das es fallen Acker ist, gibt man von jederm Schwein drei
Pfenning. Ist es halben Acker, so gibt man halb, ist es nichts, so
gibt man nichts.
Fortter erkendt der Sehüellen: wan es Sach wehre, das zwo
Personen uneins wurden in unser g. Herrn Herligkeidt mit Worten
oder Werken, das ein Sicherung15) vor unser g. Herrn Meier kerne
und dieselbige Sicherung vermug einer Buessen sieben Schilling und
ein halben. Ist es aber Sach, das einer dem andern Wundtslreich gebe
und Bludt und Augenschein klagt, so ist er auch verfallen sieben
Schilling und ein halben zur Buessen.
Fortter erkhendt der Schoeffen: wanß Sach wehr, das einer den
andern ain Meisselwundt7) schluege, so ist er verfallen zur Buessen
sechtzig Schilling und ein Heller und soviel der Meisselwunden scheindt,
so vicllmahl sechzig Schilling.
Fortter weiß der Schoeffen: wanne einer einer Marken ihre
Freiheit neme, bricht mit Hand oder Mund oder einer den anderen
') Buschwerk, Niederhok.
>) Dickicht.
J) Dürren Höh
«) Bache.
*) Nicht bekannt.
": Bürgschaft, Urfehde
T> tiefe Wunde.
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iibersticht so mündigen Stecken '), so machgcn sechzig Schilling, et* sei
mit Marken oder Stecken.
Wahns aber Sach wehre, das einer ein Mark mit dem Plugh
außhebe, so soll der Dechgen unserm g. Herren eine Kuelle8) machen,
da die Mark gestanden hat und soll die Person dreyn stellen bis an
seinen Gürtel und soll solches Pfordt ahn den Pflugh spannen und soll
sie lassen wieder ibnnen fuehren mit dem Pflughgeschirr. Krleidt er
das, so hat er die Bueß woll vergoltten
Fortter weißt der Schoeflen in den freien Jahrgeding: wanns
sach wer, das ein Heuber8) die Jahrgeding nit heutt, wan unser g.
Hern Deghen ihnnen rufft, so ist er die Bueß schuldig nem blich sieben
Schilling und ein halben. Und wan es auch Sach wehre, das einer
antwordt und seinen Houdt*) nitt ablhett, so ist er doch die Bueß
verfallen. Oder einer dem anderen seine Statt besitz ft) sonder Erleubt,
so ist er dergleichen die Büß verfallen.
Auscultiert und collationicrt ist die gegenwertige Copey durch
mich hie unden verzeichneten geschwornen Tabellion im deutschen
Bellisthumb Loltringen und lautet mit seinem Original Hauptbrief
Scheffenweißung von Wort zu Wort gleich for mich, deß ich mich
hiemit auffentlich bekenne, doch mir und den Meinen ohne einige
Knlgeltnus.
S. Trunttingh mp. subscripsit.
Glcichteitü/e Altschrift. M. hez.-Arch. Kriechingen, altes Regirttr Xr. »L'T.
') Suiiel wie >(ie Grenzpfahle zum Scltadeu eine* amiern verrücken.
T) Loch.
si Huftier, BeniUer einer oder mehrerer Hufen
*) Hut.
** 1 l'h(3 einnimmt.
- 442 -
Kleinere Mitteilungen und Fundberichte.
Zur Geschichte der Franziskanerklöster in Sierck und Oberhorabnrg.
Von Patricius Schlager, O. P. M., Harreveld (Holland).
Schon früher habe ich in dieser Zeitschrift (Band XVI, 228—237)
über dus ehemalige Franziskanerkloster in Sierck einige Mitteilungen
gemacht. Auf verschiedenen Seiten haben sie Interesse erweckt und
Anlaß gegeben, weitere Nachforschungen anzustellen. Dadurch bin ich
jetzt in der Lage, jene dürftigen Nachrichten zu ergänzen; um jedoch
mehreren an mich gerichteten Bitten zu entsprechen, möchte ich
zugleich auf Grund des mir vorliegenden ungedruckten Materials die
seelsorgliche Tätigkeit der Siercker Franziskaner, soweit sie Tür die
lokale Geschichtsschreibung von Bedeutung sein kann, näher beleuchten
und endlich einige Bemerkungen über das Kloster in Oberhomburg
beifügen.
Nachdem die Franziskaner mit Hilfe der Franzosen 1644 zum
zweiten Male in Sierck eingezogen waren, sandte der Provinzial
P. Bonaventura Beul einen Siercker Pater nach Paris, um auch Tür
die übrigen Klöster der Kölner Ordensprovinz den Schutz Frankreichs
zu erlangen. Kr wurde vom König und der Königin gütig aufgenommen
und erhielt die gewünschte »Salve guardia« in französischer, deutscher
und lateinischer Sprach« ausgefertigt l). Doch bald wurde dieser Schutz
drückend, und vor allem war es das Kloster Sierck selbst, das
darunter, meistens infolge zahlreicher langandauernder Einquartierungen
zu leiden hatte. Nicht selten suchten auch französische Offiziere in
seelsorgliehen Angelegenheiten ihren Willen durchzusetzen*). Daher ist
es leicht erklärlich, daß die Berichte an den Provinzclironisten häufig
nichts anderes enthielten als »earmina«. das heißt wohl »Klagelieder«
über das französische Regiment. »Aber dennoch hielten die Franzis-
'i Qnonik der Annuntiateg, S, 74. Msc. im Stadtarchiv in Düren, lila 4
*i Diese und die folgenden Nachrichten stammen aus den >Annales Pro-
vincuie«. Msc. in der Landesbibliothek in Düsseldorf.
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kaner treu aus bei dem armen Volk«, heißt es in einem an das
(leneralkapitel in Horn gerichteten Schreiben vom Jahre 1601. Sie
predigten jedes Jahr ungefähr zweihundert mal und hörten sechs- bis
siebentausend Beichten, teils in Sierck in der Klosterkirche oder auch
in der Pfarrkirche, die sie öfter monatelang verwalteten, teils im
sogenannten Terminsbezirk. Darunter versteht man die in der Umgebung
bis etwa fünf Meilen entlernt liegenden Ortschaften, in denen Almosen
zum täglichen Unterhalte gesammelt und Aushilfen in der Seelsorge
geleistet wurden. Die Chronik verzeichnet Ober fünfzig derartige Pfarreien.
Ziemlich regelmäßig waren sie tätig in Contz, Kirchnaumen, Königs-
machern, Kodemachern, Mallingen, Püttlingen, Perl, Heitel und Bolchen.
Wegen der weiten Entferuung dieses letzten Ortes von Sierck
bemühte sich der dortige Magistrat, eine Niederlassung der Franziskaner
zu erlangen. Der Provinzial Werner Rost war mit dem Plane ein-
verstanden und sandte zunächst den P. Daniel Mörs dorthin, um die
ständige Seelsorge zu übernehmen und die nötigen Schritte zur Kloster-
gründung /.u tun. Der Bischof von Metz, Heinrich Cambout-Coislin.
jedoch versagte seine Zustimmung, wie der Chronist meint, auf Ver-
anlassung der Franziskaner in Metz, und so mußte man dièse Absicht
aufgeben.
Kinen großen Einfluß übte das Kloster in Sierck dadurch aus,
daß viele Weltpriester und vornehme Leute dem dritten Orden beitraten.
Ihre Zahl war außergewöhnlich groß, so daß der Chronist 1698
verwundert schreibt: »Kst hic conventus valde ferax Tertiariorum;
vi.x enim Pastor est in terminis vel Benefactor in vicinia, qui tertiae
regulac nomen dare nun desiderat«. Allerdings führt er verhältnismäßig
nur wenige namentlich an. So werden als Tertiarier verzeichnet: 1670
Freiherr Lothar von Han und seine Gattin Katharina von Masburg;
1075 der Pfarrer Robert Gaich aus Mallingen: 1679 der Pfarrer und
Dechant von Sierck, Franziskus Saarburg ; der Pfarrer von Püttlingen.
Karl Bons; der Pfarrer von Königsmachern, Johannes Mayer'); 1681
Franziskus Gerber, Pfarrer in Haiß(V); Cornelius Bademacher, Pfarrer
in Mondorf; Matthias Beringer. Pfarrer in Perl; 1085 Petrus Johannes
Mayer aus Hrsehel und seine Frau Katharina Kleis; 1088 Pfarrer
Johannes aus Welschbillig; Pfarrer Johannes Ständer aus Mandern;
') In diesem Jahre legten auch der Pfarrer von Pesch, Keinaclus Pomen.
der Pfarrer Heinrich Ilelrnsingcr ans Sieversdorf und der aus Sieversdorf gebürtige
Pfarrer Nikolaus Fritz in der Siercker Klosterkirche die Gelübde des dritten
Ordens ab, Weshalb diese in der Nähe von Aachen wohnenden Geistlichen
gerade Sierck dazu gewählt haben, weiß ich nicht.
- 444
Michael Dahlem, Primissar in R ode m achern ; Pfarrer Neumann aus
Schillingen ( V); «lie beiden nicht näher bezeichneten Pfarrer Christor
Speyr und Johannes Feringer: 1708 eine Gräfin von Linden.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nahm die seelsorg-
liche Tätigkeit der Franziskaner rasch zu; meistens hielten sie jetzt
jährlich über vierhundert Predigten, und in der Klosterkirche kommu-
nizierten im Jahre annähernd zwanzigtausend. Auch die Bruderschaften
nahmen einen ungewohnten Aufschwung, besonders als man 1768 den
Versuch machte, sie von Metz aus zu unterdrücken. Freilich war die
Anzahl der Priester, auch wenn man berücksichtigt, daß eine höhere
Schule von ihnen geleitet wurde, ziemlich groß. Nach der Inventur-
aufnahme im Kloster am 10. Juni 1790 ') befanden sich damals
folgende Personen im Kloster: Louis Nabor, gardien; Firme Litarde,
vicaire; Amabilis Dillenburger, prédicateur ordinaire de la ville*);
Optatus Koch, prédicateur des Fêtes de la ville; libertin Schillings,
professeur de la Rhétorique; Caius Reiffenberg, professeur de la Poésie;
Augustin Philippsen, professeur de la Grammaire; Léonard Schriber,
jubilaire; Dagobert Ritter, prestre, portier; Acadius Neilmann, prestre,
organiste; Floribert Freintzheim, prestre, prédicateur; Meinrad Lang,
prestre, prédicateur; Procarde (!) Braun, prestre, prédicateur; Mathieu
Bremer, prestre, prédicateur; Hilgerius Schneider, prestre, prédicateur:
Tiburtius Schoot, prestre; Servais Mambourg, prestre, und fünf Laien-
brüder.
Nach demselben Inventar bestand die Bibliothek aus ungefähr
600 Bänden; unter anderen waren vorhanden Prévoux, Dictionnaire,
und Dom Calmet, Histoire de la I-orraine.
Am 16. März 1792 reichten die «Commissaires du département
de la Moselle* eiueti Bericht ein, worin sie erklärten, die Rekollekten,
das heißt die Franziskaner, langweilten mit ihren Predigten die Leute,
machten sie dumm; man müsse darum das Kloster schließen s).
Ungefähr ein Jahr früher stellte man ihnen noch ein ganz
anderes Zeugnis aus. Am 10. März 1791 hatten nämlich die » Officiers
municipaux* erklärt, jene hüllen sowohl in der Stadt als auch in der
Umgebung viel Gutes gestiftet durch » instruction salutaire correspon-
') Akten im Metzer Bezirksai chiv : g 2, 129 ». Gütige Mitteilung des
P. Michael Bihl. O. F. M., früher in Metz, jetzt in guaraethi.
*) Keber ihn vgl. meinen Aufsatz: Zur Ceschichte der Franziskanerklüster
in Meisenheim und Blieskastel in Mitteilungen des historischen Vereins der
Pfalz XXVIII (1307), 13.
») Msr Metzer Bezirksarclnv : g 2, 18K ,s.
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dante avec leur conduite édifiante». Sie hätten dem Volke die Religion
erhalten, »sans laquelle il n'y a point de vrai bien«. Noch am
18. November 1791 lud der Maire Joli velt mit seinen Räten die Patres
ein, sich am Einzug des Bischofs zu beteiligen und zur Erhöhung der
Feierlichkeit die Glocken der Klosterkirche läuten zu lassen •).
Einer der letzten Franziskaner in Sierck war P. Angelinus Florange,
ein geborener Siercker. Nach der Aufhebung fand er zuerst, wie aus
einem Eintrag in dem Trauungsbuch der Pfarrei Hosenfeld bei Fulda
sich ergibt»), Aufnahme in der Thüringer Provinz, Nach 1802 kehrte
er wieder nach Sierck zurück und übernahm die Stelle eines Kaplans.
Er starb am 17. Juli 1821 und wurde auf dem dortigen Friedhof be-
erdigt. Sein Grabmal ist noch erhalten; die Vorderseite stellt einen
Allar vor mit ausgesetzter Monstranz und einem zelebrierenden Priester
mit Meßdiener. Die Inschrift lautet : »Hic jacet R. D. Joannes Florange Ordi-
nis SU Francisci, Vicarius Sircae XIX annis, natus ibidem 11. Oct. 1765t.
Von ihm besitzt das Kranziskanerkloster in Metz noch 67 Predigten,
die zum Teil die nähere Angabe enthalten, wann und wo sie gehalten
worden sind. So predigte er 1794 in Hatzenport an der Mosel, 1796
sechsmal in Joß, Kreis Fulda, 1797 zweimal in Mues, ebenda, 1798
in Landstuhl, 1798, 1801, 1802 in Maikammer, 1805 in Rüsdorf, 1810
in St. Matthias zu Trier und oft natürlich in Sierck.
Die Kirche ist ein einschiffiger, llachgedeckter Barockbau. Ueber
dem hübschen Portal befindet sich eine Inschrift in gothischer Minuskel,
welche als Bauzeit 1630 — 1634 angibt. Darüber steht eine schöne
spät-romanische Statue, die hl. Anna mit Maria darstellend8). Aufler
den Ordensleuten hatten in ihr die letzte Ruhestätte gefunden am
12. August der Oberst Freiherr Franz von Lylli; am 29. Dezember 1654
der Leutenant Franz Dcmmery, am folgenden Tag sein Kind; am
8. Mai 1666 die Freifrau Franziska von Housse aus der Nähe von
Pont-à-Mousson *). Die Altäre und Statuen sind noch ziemlich gut
erhalten.
Das Kloster kaufte während der Revolution der Notar Toppat;
er schenkte es der Stadt, welche 1820 eine Schule darin unterbrachte.
') Gütige Mitteilung des Herrn J. Florange, Paris.
*) (iiitige Mitteilung des P. Livahus Öliger, O. F. M., früher in Metz, jetzt
in Rom.
*) Vgl. Kraus, Kunst und Altertum in Lothringen, Strassburg 1889, SM3.
*) Herpers, »escriptio Prov. Colon., p. 2jO, Msc. in der Landesbibliothek
zu Düsseldorf.
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Am 27. Mai 1877 wurde es in ein Spital umgewandelt und den Straß-
burger Vinzentineriimen übertragen.
Das Siegel des Klosters stellt den heiligen Bernardin von Siena,
dem die Kirche geweiht war. mit dem Namen-Jesu-Monogramm dar
und trägt die Umschrift: Sigill. Conventus ürd. Frm Min. Obs. Hegul.
Sircensis. An der Spitze des Klosters standen der Reihe nach : Hubert
Ventsch (1628). Andreas Ruger (1633), Melchior Beck (1634), Hubert
Ventsch (1638), Deodatus Dämonen (1640), Aegidius Goffin (1644),
Bernardin (iulmin (1644), Christof Feist (1647), Aegidius Kranken (1651),
Petrus Bitz (1652), Hermann Hollender (1655), Ernst Calmes (1657),
Cornelius Meilinger (1660), Bernardin (iulmin (1662), Deodatus Dämonen
(1664), Bernardin Gulmin (1667), Adrian de Kenesse (1670) Bernardin
Gulmin (1673), Alexander Dousart (1675), Heklor Fiedelcr (1678),
Edmund Bude (1681), Balthasar Schwartz (1682), Hubert von Villa
nova (1685), Simon Minis (1688), Balthasar Gravius 1 1 690), Franz
Poetgens (1691), Hubert Reinartz (1694), Johannes Reinartz (1697),
Nikolaus Lejeune (1699), Johannes Beauchamy (1702), Edmund Prim
(1705), Michael Mörs (1706), Marianus Vehr (1708), Benedikt Scheppers
(1711), Felician Orth (1714), Hektor Steuß (1718), Adam Vogt (1721),
Marzellinus Geyr (1722 1, Eleutherius Meinertzhagen (1725), Sigismund
Otter (1728), Hugo Donninger (1731), Sigismund Otter (1735), Petrus
Nogal(1736), Nikolaus Wing (1739), Dominicas Hagen (1740), Nikolaus
VVing (1743), Benedikt Aßmann (1746), Maternus Baur (1749), Sigis-
mund Duuost 1 1752). Patricius Matthis (17ö5i, Wendclin Weiß (1758),
Maternus Baur (1761), Dominions Greift' (1764), Maternus Baur (1767).
Paulinus Schmittgen (1770), Dominicus Greift (1773), Maternus Baur
(1776), Cajetan Houle (1778), Rudolph VVirth (1779), Anianus Mèrtz
(1782), Ananias Hellborn (1785), l.ouis Nabor (1788), Ubertin Schillings
(1791), Louis Nabor (1797).
Nur kurze Zeit bestand das zweite Kloster der Kölner Fran-
ziskanerordensprovinz in Lothringen, nämlich die Niederlassung in
Bischofshomburg oder, wie es jetzt heißt, Oberhomburg.
Dort gründete im Jahre 1254 Bischof Jakob von Lothringen ein
Kollegiatstift für dreizehn Kanoniker zu Ehren der Muttergottes und
des heiligen Märtyrers Stephanus. Wahrscheinlich besaß Homburg
damals schon eine Kirche, in der sie den Gottesdienst abhalten
konnten ; die jetzt noch vorhandene schöne gothische Kirche aber
stammt ohne Zweifel aus späterer Zeit '). Sie wurde im 17. Jahrhundert
') Vgl. Dupriez R . Notice historique sur l'ancienne église collégiale de
Hiiiobourg-rKvêque Sitzungsbericht der Akademie vom 2(3 Dezember 1878.
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mehrmals restauriert, und 1747 wurden größere durchaus stilwidrige
Aenderungen daran vorgenommen1). Im Laufe der Zeit ging diese
Stiftung ein »deficientibus vel sopilis hisce canonici»« 2), und am
5. Oktober 1743 wurde das Stift durch den Bischof Claudius de
Rouvroy et St. Simon aufgehoben und dem kleinen Seminar in Metz
inkorporiert.
Am 16. Juli 1749 wandte sich dann der Bischof an den Kölner
Provinzial Daniel Schulten mit der Bitte, einige Patres nach Homburg
zu senden, um die Seelsorge dort zu übernehmen. Nachdem er an
Ort und Stelle hatte Erkundigungen einziehen lassen, erklärte er sich
bereit, eine Niederlassung zu gründen und machte folgende Vorschläge :
1. Die Franziskaner übernehmen die Verwaltung der Pfarrei und
lesen jede Woche vier gestiftete heilige Messen. Dafür erhalten sie
jährlich dreihundert livres aus den Einkünften des Seminars und die
Stolgebühren ; ferner wird ihnen erlaubt, in der Umgegend zu terminieren.
2. Es wird ihnen die Kollegiatkirche und das Haus des Dechanten
nebst den anstoßenden Gärten zur freien Benutzung überlassen.
3. In dem künftig zu erbauenden Kloster dürfen mindestens drei
Priester wohnen; der Obere ist Pfarrer; er hält die Predigten und die
Katechesen; die übrigen sind seine Stellvertreter.
4. Reparaturen an Kirche und Kloster besorgen die Franziskaner.
5. Kür den Prokurator des Seminars ist ein anständiges Zimmer
einzurichten.
Der Bischof war damit einverstanden, erklärte sich auch bereit,
allen Priestern die Approbation zu erteilen,verbot aber, ohne seine besondere
Erlaubnis Bruderschaften zu errichten, Ablässe zu publizieren und das
Allerheiligste zu exponieren. Das diese Bestimmungen enthaltende
Schriftstück wurde von dem Sekretär Ernest ausgefertigt und am
17. Oktober 1749 unterschrieben. Am 31. Dezember genehmigle der
Landesherr König Stanislaus von Polen von Lunéville aus die Nieder-
lassung und erließ am 3. Januar 1750 von Nancy aus an seine
Kainmerbeamten entsprechende Weisungen. Schon am 18. Oktober
hatte der Guardian von Homburg in der Pfalz im Namen des Provinzials
das Haus des Dechanten in Besitz genommen und damit die
Niederlassung formell gegründet. Als erster Oberer (Präses; wurde
ernannt P. Sigismund Cremer; seine Kapläne waren P. Franziskus
l) Vgt. Kraus, a. a. 0., S. 832.
*) Die folgenden Angaben sind den schon erwähnten Provinz- Annalen ent-
- 448 —
Wehrheim und Balthasar Meurer. Das Haus war zwar etwas bau-
fällig; aber man hatte es im Inneren doch so weit repariert, daß zehn
Personen darin untergebracht werden konnten.
Mit großem Kifer begannen sie ihre seelsorglichen Arbeiten, und
anfangs Mai 1751 konnte der Präses in einem Berichte an den Pro-
vincial über ihre erfolgreiche Tätigkeit folgende Angaben machen:
Jeden Sonn- und Feiertag Predigt, 14000 Kommunikanten, 73 Taufen,
16 Trauungen. 80 Beerdigungen, 5 Konvertiten; in der Umgegend:
300 Predigten, 30 Katechesen, 9000 Beichten, 30 Mitglieder des dritten
Ordens. Eine unliebsame Störung erfuhr diese in Homburg so not-
wendige Wirksamkeit im Winter 1761 auf 1762. Fine bösartige Krankheit
wütete in der Stadt und raffte innerhalb dreier Monate die vier Patres
und kurz darauf noch einen Laienbruder hinweg. Natürlich dauerte es
lungere Zeit, bis die so entstandene Lücke wieder ausgefüllt war.
Zunächst mußte der neue Präses sich zu einer durchgreifenden Repa-
ratur des Kirchendaches entschließen; man hatte allerdings schon
mehrere Jahre immer wieder die schadhaften Stellen ausgebessert;
aber alle Maßregeln, die man traf, um das in die Kirche eindringende
Regenwasser abzuhalten, erwiesen sich als unzureichend. Als diese
Arbeit glücklich vollendet war, mußte man daran denken, das alte
baufällige Haus, das bis jetzt als Wohnung diente, durch ein neues
Kloster zu ersetzen. Am 14. Juli 1766 legte dazu der Pfarrer Claude,
der Archipresbyler des Kapitels ad S. Nuborem in Gegenwart des
Provinzials P. Laurentius Brückmann, des Exprovinzials P. Joseph
Netzen, des Guardians von Homburg (Pfalz) P. Balthasar Meurer und
vieler Freunde des Klosters den Grundstein ') zum Neubau. Da das
alte Haus nicht alle Gäste beherbergen konnte, lud sie der Bürger
Caspar André zum Mittagsmahl in seiner Wohnung ein. Wie aus
einer Inschrift über der Türe des Neubaues, des jetzigen Pfarrhauses,
sich ergibt, wurde er 1769 vollendet, bezogen wurde er aber erst am
') Die demselben eingefügte Lirkunde lautet : In honorem Beatissimae Vir-
ginis Dei Gcnitricis Mariae, S. Slephani Protomartyris, S Patris nostri Francisa
S. Bonaventurae, S. Antonii Faduani, S. Bernardini et omnium Sanetorutn Ordinis
Minorum, Summo Pontilice Clémente XIII, Episcopo Melensi excel). D. Ludovico
Dumont, Ministro Generali totius ordinis Minorum Rev. P. Joanne de Molina,
Com. Generali P. Honorio Cordier, Ministro almae prov. Colon. Laurentio Brur.k-
mann cura et studio fr. Godofredi Langen huius loci pro tempore praesidis vetere
domo (quam Fratres Minore» Recollecti prov. Colon, donanlc cxcell. D. Claudio
de S. Simone, Episcopo Metensi et confirmante Ser. principe Stanislao Poloniae
rege, Lotharingiae et Barii duce per XVII annos inhabitaverunt) prorsus collubente
novae huius structurât- lapis ponebatur anno 1766 die 14. Julii.
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18. Oktober 1770. Kr bol Kaum für den Hctnler mit Küche und 15
Zellen nebst den nötigen Werkstätten. Hinter dem Hause liegt der
Garten, der heute noch /.um Teil » Patersgarlen « heißt.
Im Anlange des Jahres 1771 trug man im Auftrag des Bischöfe»
die Knie des alten Kirchhofes, der mehrere Fuß höher lag als der
Boden der Kirche, soweit ab, daß das Wasser nicht mehr in die Kirche
fließen konnte. Am 8. März wurden die l'cberreste der dort Beerdigten
auf dem neuen Kirchhof, der 1707 von dem P. Gottfried Langen ein-
gesegnet und dann in Gebrauch genommen worden war, beigesetzt.
Ungehindert konnten sich nun die Patres der Seelsorge widmen,
bis die französische Revolution hereinbrach und ihrer Tätigkeil ein
frühes Kndc bereitete. Wann die Aufhebung erfolgte, läßt sich nicht
genau feststellen; wir wissen nur, daß der Provinzial P. Berardus
Busch noch im Juni 1791 das Kloster einer Visitation unterzog, und
daß er bei dieser Gelegenheil es schon an sich selber erfahren mußte,
daß stürmische Zeilen bevorstanden. Als er nämlich nach Deutschland
zurückkehren wollte, wurde er in Spiltel festgehalten, weil wegen der
Flucht des Königs von Frankreich die Grenze gesperrt war. Erst nach
längerer Haft erhielt er die Freiheit wieder. Aul einem am 28. Juli
1793 abgehaltenen Kapitel wurde noch ein Präses für Bischofshomburg
ernannt, aber die übrigen Aemler sind nicht mehr besetzt, und man
wird daraus den Schluß ziehen dürfen, daß das Kloster tatsächlich
aufgegeben war, und daß die meisten Odensleule auf der rechten
Rheinseite eine Zulluchtsstättc gesucht hatten. Von einem Paler aber
wissen wir, daß er in Homburg oder in der Nähe blieb; es war
Anatolius Schaden. Im Oktober 1795 unterzeichnete er sich bei einem
Taufakte als Administrator Fcelesiae ad S. Agatham in Kleinblitters-
dorf. Vom 9. Oktober 1795 bis März 1798 war er Pfarrverwalter in
Hüblingen bei Saargemünd. Schon früher hatten Homburger Franzis-
kaner diese Gemeinde verwaltet und zwar vom 12. August 1770 bis
11. November 1770 P. Man ellianus Mettlach und von da bis Knde
November P. Palmatius an Stelle des Pfarrers Friedrich Hegener. In
den Jahren 1775. 1780 und 1788 nahm dort P. Gandulphus Hilgert
mehrere Kulthandlungen vor. Daß P. Anatolius im Jahre 1796 über-
haupt ölfentlich eine seelsorgliche Tätigkeit entfalten konnte, erklärt
sich daraus, daß Ruhlingen zum Bistum Trier gehörte und erst 1797
zum Departement de la Sarre kam ')■
') Notice historique et topographi^ue de Houhlmg par .1 I». Kmel, f.nre
de Iii Paroisse, IHM. Msc. im l't'ai rarrhiv ; gütige Mitteilung des I'. I.ivariu»
Öliger, O. F. M,, Rom
.lalirbucli il. Oiv>. r. I.tlir. üe^liiolile <i Altort uiiisk . . I.il.rtf :>!. -1'
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- 450 -
Die Namen der Oberen des Klosters Homburg sind: Sigismund
Cremer, Franciscus Merrheim (1752), Felician Aretz (1754), Sigismund
Cremer (1755), Donünicus GreiiT (1758), Kochus Kigenbieger (1760),
Juvenalis Weiskirchen (1763), Gottfried Langen (1764), Bonaventura
Sehein (1767), Gottfried Langen (1770), Eulogius Dieffenbach (1772),
Anicelus Denzcrius (1773), Gothardus Leysen (1775), Honorius Burk-
hardt (1778), Raphael Knalen (1779), Hilarius Feiten (1782), Laurus
Gassmann (1785), Petronius Gratz (1788), Procopius Neu (1791). Die
ineisten waren zugleich auch Pfarrer; nur bisweilen wird ein anderes
Mitglied des Klosters dazu ernannt, so 1761 1\ Macarius Schreiner,
1779 Pius Gillessen.
Zur Geschichte Bischof Theoderichs III. von Metz.
Von Dr. P. Wentzcke, Straßbarg.
In den Straßburger Bisehofsregeslen Nr. 578 habe ich geglaubt,
die Datierung des Diploms Kaiser Friedrichs 1. für Maursmünster vom
8. Juli 1163 '), das durch die erstmalige Aufführung Bischof Theoderichs III.
von Metz in seiner Zeugenreihe für die lothringische Geschichte von
besonderer Bedeutung ist, verdächtigen zu müssen. Aber schon in den
Nachträgen zu diesem Bande habe ich auf Grund erneuter Prüfung die
Annahme, daß die Beurkundung vielleicht erst in das Jahr 1166 zu
setzeu sei2), zurückgenommen. Immerhin erscheint es angebracht,
nochmals eingehend und teilweise auf Grund eines neuen Zeug-
nisses auf »las Diplom und auf die damit verknüpfte Frage nach dem
Regierungsantritt Bischof Theoderichs III. zurückzukommen.
In der erwähnten Urkunde, die in einer Abschrift des 18. Jahr-
hunderts überliefert ist3), nimmt Kaiser Friedrich auf Bitten Bischof
Theuderichs die Kirche von Maursmiinster mit allen Besitzungen, die
sie von Königen wie von weltlichen und geistlichen Fürsten oder
anderen Gläubigen erhalten hat oder noch erlangen wird, in seinen
') Stumpf, Reichskanzler II . Nr. M82.
»I In das Itinerar dieses Jahres würde das Diplom sich am besten ein-
passen. S. Straßburger Bisehofsregeslen Nr. Ô78.
*) Strasburg er Hezirksarehiv II bbH mit imlict. X. Wünltwein, Nova
subsidiu diplom. IX, 3<JO Nr. \lM aus Original mit iiut. XI.
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- 4M
Schutz, wie ihr diesen auch Bischof Theoderich und sein Vorgänger
Stefan schriftlich bestätigt haben (ul quecunque ei dilectus noster
Theodorieus Metensis episcopus eiusque predeeessor felieis meinorie
Stephauus eoneessit atque remisit et scripto communivit). Als Zeugen
sind aufgezählt u. a. Budolffus episcopus Argentinensis, Volinarus primi-
cerius Metensis . . . ., Bertholdus dux Burgundionum.
Inhaltlich ist die Urkunde, wie auch Wolfram in seinen wertvollen
Bemerkungen »Zur Metzer Bischofsgeschichte während der Zeit Kaiser
Friedrichs I.«1) hervorhebt, ganz einwandfrei. Anders steht es mit
der Zeugenreihe. Bisehof Budolf von Straßburg führt zwar noch in
einem Diplom von 1164 Dezember 30 s) den Zusatz electus und ist
erst Anfang 1167 in Italien von dem kaiserlichen Papst Paschalis (III.)
geweiht worden3), und Bischof Theoderich selbst hat nie die Weihe
erhalten*), aber das Fehlen dieser ausdrücklichen Bezeichnung als
»Krwählter« kann bei beiden Kirchenfürslen für die Kritik der Urkunde
selbst nicht in Betracht kommen. Der Sprachgebrauch ist gerade in
dieser Hinsicht ganz willkürlich. Dagegen hat von jeher die Aufführung
eines anderen Zeugen, des Herzogs Bertold von Burgund, Bedenken
erweckt4;. Bertold IV. von Zähringen stand gerade als »Bektor von
Burgund, in diesen Jahren mit dem Kaiser auf schlechtestem Fuße.
In Verbindung mit dem Grafen von Dagsburg und Bischof Stefan von
Metz stellte er sich Friedrich bei dessen Bückkehr aus Italien im
Jahre 1162 entgegen6). Auf Wunsch des Kaisers trennte sich im
November desselben Jahres Heinrich der Löwe von seiner Gemahlin
Klementia, der Schwester Bertolds. 1164 wieder sehen wir, während
Kaiser Friedrich in Italien weilte, den Zühringer als hervorragendes
Mitglied eines großen rheinisch-schwäbischen Bundes, der sich gegen
die Staufen richtete. »Es ist sehr schwer zu verstehen«, so urteilt
der- Geschichtsschreiber der älteren Zähringer, »wenn wir da den
Herzog Bertold am 8. Juli 1163 am kaiserlichen Hoflager zu Selz und
in einer daselbst ausgestellten Kaiserurkunde als Zeuge linden« 7). Auf
Grund dieser inneren L'nwahrscheinlichkeit glaubte ich denn auch
') Dieses Jahrbuch XV <1903), 207 fT.
') Stumpf, Nr. 403«. — Slrußburger Uischofsregesten Nr. 580
3) Slraßburger Bischofsrcgesten Nr f>81.
«) Wolfram, a a. 0 . S 214
*) Vgl. schon Giesebrecht, Geschichte «1er deutschen Kaiserzeit V, »74.
') S. über diese Verhältnisse lleyck, Geschieht« der Herzige von Zäh-
ringen. S. 379 ff.
') Hevck, a a. 0,. S 381.
•J9*
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— -
wenigstens die Beurkundung des Diploms und die Einfügung der Zeugcn-
liste in spätere Zeit setzen zu müssen.
Die nähere Prüfung der äußeren Merkmale aber hat mich von
dieser Vermutung zurückgebracht. Die falsche Zählung der Königs-
und Kaiserjahre weist, da auch die beiden nächsten bekannten
Diplome denselben Fehler mitmachen '), unbedingt auf Herstellung in
der Kanzlei im Jahre 1103. Ks bliche also nur die Annahme, daß
Monatsdatum und Ortsangabe nebst der Zeugeureihe später hinzugefügt
wurden. Aber auch diese — übrigens seltene - - Möglichkeit schwindet
bei einem Vergleich mit den Zeugen der folgenden Kaiserurkunden und
denen des Jahres 1166"), in das die Beurkundung zu verlegen wäre3).
So überwiegt die Sicherheit der äußeren Merkmale derart, daß an der
richtigen Datierung der Kaiseiurkunde nicht mehr zu zweifeln ist. Die
Anwesenheit Herzog Bertolds muß also mit einer vorübergehenden
Versöhnung mit dem Kaiser erklärt werden. Und auch für die Be-
stimmung des Begierungsantritts Bischof Theoderichs III. von Metz ist
das Diplom, wie das Wolfram mit Geschick getan hat, unbedenklich
zu verwerten4). Für diesen besonderen Zweck wird die Trkunde Kaiser
Friedrichs aufs glücklichste ergänzt durch eine soh he Bischof Theoderichs
selbst vom Jahre 1163.
Das Archiv der alten Abtei Maursmünster enthält neben wichtigen
Beiträgen zur mittelalterlichen Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte,
die noch immer einer sachkundigen und erschöpfenden Bearbeitung
harren5), eine Anzahl von Urkunden zur Metzer Bischofsgeschichte.
') Ann. reg. tl imp. 8: Stumpf. Nr. 3984 und 3985.
■} Vgl. Stumpf, Nr. 4071, 4072. 407H und 4074.
•l In unserem Diplom kehren wie in Stumpf, Nr. 3984 und îlilSTi, Pral/.graf
Konrad und Ulrich von Herrlingen wieder, die beide in den Urkunden des Jahres ltGG
fehlen
«) Dagegen hat Grandidier in seinem Abdruck der Urkunde des Ritters
Theoderich für Neuwciler die Datierung des Originals [Straßburgcr Bezirksarchiv,
H 5342 [2\] 1103 Juni 29 . présidente Stephano Metensi ecclesie, Argentine
vero Burchardo willkürlich in 11B2 umgewandelt iWürdlwein, Nova subsidia
diplom IX, 379}, während Sehoepllin. Alsatia diplomatie» I. 2;»f>, die richtige
Lesung beibehält. Die Urkunde ist. wie ich Straßburger Bezirksregesten
Nr. 571! bemerkt habe, für die Bestimmung des Bcgierungswechsels in Metz und
Strasburg nicht zu verwerten, so daß auch Wolframs Ausführungen hierüber
'dieses Jahrbuch XV. 2M; hinfällig werden.
*) Die Arbeiten von A Hert/og. Rechts- und Wirts* haftsverfassung des
Ahteigebietes Maursmünster während des Mittelalters ^Beitrüge zur Landes- und
Volkskunde von KIsaft-Lothringen, lieft IX > 1888 und F. Sigrist, L'abbaye de
Marmoutier I. lKW, genügen wissenschaftlichen Anforderungen doch wohl kaum.
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453 -
die bis heute angedrückt geblieben sind i). In dem kaiserlichen Diplom
von 1163 ist davon die Rede, daß Bischof Theoderich wie sein Vor-
gänger, Bischof Stefan, den Besitz des Klosters Maursmünster urkundlich
bestätigte. Und von beiden Kirchenfürsten lassen sich nun hier Pri-
vilegien nachweisen *).
Kür uns ist von besonderer Bedeutung die Urkunde Bischof
Theoderichs III. von Metz, der richtig als electus bezeichnet wird, von
1 163. Da das Stück auch sonst nicht ohne Interesse für che Beziehungen
der Abtei Maursmünster zum Metzer Bistum sein dürfte, mag ein voll-
ständiger Abdruck im Anhang am Blatze sein. Sicherlich ist das Stück
vor Juli 8 zu datieren, denn es unterliegt wohl keinen» Zweifel, daß
Kaiser Friedrich in seinem Diplom für Maursmünster gerade auf unsere
Urkunde Bezug nimmt3). Diese selbst wird kaum vorgelegt worden
sein, und ebenso war, wie es scheint, weder der Metzer Bischof selbst,
noch der Abt Konrad von Maursmünster persönlich zugegen. Die
Vermittlung zur Erlangung der kaiserlichen Bestätigung mag der primi-
cerius der Metzer Kirche4), Vohnar, übernommen haben, der ausdrücklich
in der Zeugenreihe erwähnt wird.
Mit der hier gegebenen Urkunde aber wird Wahl und Einsetzung
Bischof Theoderichs endgültig, wie das schon Wolfram gefunden hatte,
auf die erste Hälfte des Jahres 1163 festgelegt.
li Schoepflin und Grandidier, die im übrigen fast restlos die Schätze der
elsässisehen Archive bis zum Ende des 12. Jahrhunderts veröffentlicht haben,
waren fürMaursmünster nur auf vereinzelte Abschriften angewiesen. (Vgl. auch meine
Bemerkungen in den Mitteilungen des Instituts für Oesterreich. Gesell. XXIX, .V>2).
Im übrigen ist auch die Zwitlerstellung der Abtei zwischen Lothringen— Metz
und Elsaß— Straßburg Schuld daran, daß sich die Geschichtsschreiber beider
Landschaften mit ihr nicht eingehender beschäftigt haben.
*) Bischof Stefan für Maursmünster und das mit diesem in Verbindung
stehende Frauenkloster Sindeisberg: 1123. Straßhurger Bezirksarchiv H 605» (2).
Or. Siegel abgef.; 1125 — ebenda H KOH (3;. Or. Siegel abgef.: UM — ebenda
H 558 Al.schr. 17. und 18. Jahrhdts.; 1144 - ebenda II 558. Abschr. 17. und
18. Jahrhdts.; o. J. Januar 26 - ebenda II 58l> !l) Absehr. 2. Iliilfte 12. Jahrhdts.
Dazu Urkunde Papst Innocenz' II für Abt Adelo auf Bitten Bischof Stefans
1130 Februar 25. — »Apustolici moderaminis clemenlie« — ebenda II (50'J (4).
Or. Siegel abgef.
J) Zu bemerken ist, daß Abt Konrad im selben Jahre ausführlich auch das
Verhältnis der Abtei zu ihrem Vogt Otto von Geroldseck regelt und die Rechte
des Melzcr Bischofs festlegt. Abschriften 1<>. IS. Jahrhdts. Straßburger
Bezirksarchiv 558. Ver»I. die nicht lückenlose (Übersetzung von Hanauer, Les
constitutions des campagnes de l'Alsace du moyen-Age. S l>5 ff.
«I AU solcher Nachfolger Bisehof Theoderichs selbst
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— 454
llischof Tltcndtrich, Erwählter ion Mets, setzt iric sein Vorgänger, llischof
.Stefan, die Abgaben fest, die Abt Konrad ton MaumitHuster und seine Nachfolger
der Metzer Kirche zu leisten lutbcn. IHM. vor Juli .V
In nomine sancle et individue trinilalis.
Theodericus dei graüa Metensis electus venerabili fratri Conrado sancli
Martini Maurimonasterii abbat) eiusque surcessoribus et ceteris eiusdem loci
fratribus in perpetuum.
Cum ex iniunclo nobis pontificali officio eedesiarum pac i intendere debeamus,
nirnirum nostre interesse sollicitudinis lllarinii utilituli propensiiis consulere et
quieli diligentius providere. que ad nos specialius pertinere noscuntur et ecclesic
Metensi tanquam membra capiti lirmhis adherere ; vos itaque karissimi in Christo
fratres, qui spreta mundi gloria apud Maurimonasterium domino militare elegistis.
paterno et spcciali quodam amplexantes affectu et vestre tarn commoditati quam
paci sollicitudine débita providere cupientes. notum esse volumus omnibus in
Christo fidelibus tarn pr.esenlibus quam futuris, quod nos pie memorie domni
Stepliani predecessoris nostri vestighs inhérentes ea, que ipso anime sue saluti
prospiciens de iure suo vobis remisit et snb tali census conditionc concessit.
quod indc singulis annis in ramis palmarum Metensi episcopo duo satmones et
duo sextarii olei et de milio octava pars modii Argentinensis solventur, vobis
et vestris successoribus in perpetuum pro eiusdem et nostra saJute quieta
possessione sub codem censu tenenda concessimus, videlicet res illas, ex quarum
redditu singulis annis 4 ') libre Melensi episcopo debebantur. quas tarnen cuidam
militi inbeneliciatas non sine magno labore et dampno vestro vos de illius manibus
constat extraxisse. l't igitur hec vobis vestrisque successoribus in perpetuum
rata et inconvulsa permaneant, privilegii presentis auctoritale et testium idonea
suhscriptione conlirmare et corroborare curavimus, statuantes, quod si qua
ecclesiastica secularisvc persona contra hoc agere temere presumpserit, secundo
tertiove commonita nisi condigne satisfoceril, canonica feriatur sententia. et a
sanete inatris ecclesic gremio, donec resipuerit, segregetur. Testes bi sunt
Simon decanus, archidiaconi Kridericus, (îozelinus, Hugo, Wernerus porcellus,
Philippus de Mormuile, Simon iunior, Itertrannus de Jussi. Herlramus de Nomeni,
Willelmus de saneto Martino et alii fratres Metensis ecclesie, Johannes abbas
saneti démentis, Herbertus abbas saneti Symphoriani. Robert us abbas saneti
Vincenlii. Hugo comes Metensis, Otto advocatus Maurimonasterii, item Otto
lilius eius, Albertus advocatus Metensis et Petrus lilius eius, Pontius dapifer
Kodulfus pincerna. L'go scabinio et alii quam plures. Actum Meti publice anno
ab inearnalione domini 1163 V indictione 11, regni imperatoris augusti Frideriri
anno 11, régnante in coelo domino nostru Jesu Christo.
Erhöhen in zicei Abscltriften dis 17. Jahrhundert* und in einer 172U Ite-
glaubußen Die letztere ist als die beste dem rorliegeudrn Abdruck zuthunde gelegt.
Alle drei Slratiburger Bezirksarchiv, // -''HS.
'} I» den Abschriften des 17 Jahrhundert* ausgefüllt». b,zir durch Punkte
ersetzt,
*> 1» den Itcide» Abschriften des ausgehenden 17. Jahrhunderts Ulis bezir
— 455 —
Bücherschau.
Realie xikon der prähistorischen, klassischen und frühchrist-
lichen Altertümer von Dr. Robert Forrer. Mit 3000 Abbildungen.
Verlag von W. Spemann in Berlin u. Stuttgart. VW -f 943 Seilen 8°.
(o. J. ; erschienen Ende 1907).
Wie mit anderen Unternehmungen, so hat Robert Forrer auch mit
seinem Reallexikon eine Aufgabe auf sich genommen, deren glückliche, sach-
gemäße Durchführung einem tatsächlichen und allgemeinen Bedürfnis abhelfen
muß. Wenn er nun aber diese Aufgabe aus eigener Kraft zu losen, und mit
alleiniger Unterstützung seines Verlegers ein Nachschlagewerk zu schaffen unter-
nommen hat. welches über zahllose archäologische Fragen von den Anfängen des
Menschengeschlechts bis zum fi./7. Jahrhundert nach Chr. gedrängte, inhaltschwere
Auskunft giebt. so hat er damit einen Wagemut betätigt, den man niemals, auch
nicht im Falle des Mißlingens eines großen Unternehmens zu tadeln berechtigt
ist, wofern nur alle Kraft zur Bewältigung der Aufgabe eingesetzt ist. Dies muß
beherzigt werden, wenn man der Arbeit von Forrer gerecht werden will. Denn
was der Verfasser des Reallexikons auf eigene Schultern Benommen, übersteigt
eigentlich eines Menschen Kraft und setzt vielmehr die Mitarbeit vieler voraus.
Dadurch ist naturgemäß eine Ungleichheil bedingt, welche sich in der Ausdehnung,
dem Inhalt und der Aussstattung der vielen Artikel des umfangreichen Werkes
offenbart. Gegenstände, welche zu dem engeren Arbeitsgebiet Forrer's gehören
i insbesondere z. B. Vorgeschichtliches, Waffen, Münzen, usw.), sind durch reichhaltige
und gediegene Abschnitte mil vielen Bildern vertreten; Wissensgebiete jedoch, die
seinen Forschungen ferner liegen (z. B. Epigraphik, gallische Götter) sind in Artikeln
und Bemerkungen abgetan, die öflers recht mager sind und manchmal nicht aus-
reichen, auch einen außerhalb der Forschung siehenden Laien zu beralen und zu
befriedigen (vgl. z B. »Peutingersche Tafel«).
Trotzdem machen wir aber dem Verfasser keinen Vorwurf daraus, daß er
sich bei Herstellung des Wörterbuches auf eigene Kraft verlassen hat. statt Arbeils-
genossen zu werben. Wir wissen ja, wie schwer es ist, für ein solches Werk
Mitarbeiter zu gewinnen und wie mißlich, die gewonnenen Mitarbeiter zu nach-
haltiger und gleichmäßiger Förderung der Arbeit zu bestimmen. Liegt aber ein-
mal ein, wenngleich der Verbesserung bedürftiges, so doch der Verbesserung
würdiges Buch abgeschlossen vor. .so werden sich Fachgonossen als Borater
und Helfer leichter bereit finden, da ihnen ein bestimmter Anhalt geboten ist,
wo sie mit ihren Besserungen eingreifen können. Wir teilen auch die Ansicht,
daß dem Reallexikon mehr gedient ist durch Rai als durch Tadel. Wir stellen
daher dem Verfasser, wie er es wünscht, gerne unsere Besserungsvorst hläge und
Ergänzungen zur Verfügung und wünschen, daß ihm Krafl und Mut bewahrt
bleiben mögen, sein verdienstliches Werk durch eine Neubearbeitung auszubauen
und zu vervollkommnen, zu welcher ihm gewiß viele ihre Beihilfe leihen werden.
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— 4f)ö —
Wenn wir aber mit diesem Wunsche unsere Besprechung noch nicht
abschließen, sondern mit einigen Bemerkungen ai»r die abweichende Gestaltung
der verschiedenen Artikel eingehen, so geschieht dies hauptsächlich im Interesse
unseres Jahrbuches. Denn wir haben den Hinweis auf dieses Jahrbuch vermißt,
wo er gewiß am Platze gewesen wäre. Eine wissenschaftliche Zeitschrift aber,
und überhaupt eine wissenschaftliche Arbeit, die nicht gekannt und an geeigneter
Stelle genannt ist, verfehlt ihren Zweck. So wäre den Bedürfnissen der Benutzer
des Heallcxikons zweifellos gedient u.a. mit einer Verweisung auf Jahrbuch VII, 1,
S l.'W ff. in dem Artikel über den Hammergott Sucellus, oder auf Jahrbuch XIII.
S. :M)6 (mit Literaturverzeichnis S. SiH fr. > in dem Artikel liber Briquctage ^Sa-
linen! oder auf Jahrbuch XIV, S. $40 ff. in der Besprechung der Amphitheater
lunter »Theater« !, da doch die Ausgrabung des Metzer Amphitheaters z. B. für
Verscnkungsanlagen genauere Feststellungen ermöglicht und die von Erfolg gekrönten
Nachforschungen nach einem gleichen Einbau im Trierer Amphitheater veranlaßt
hat. Ebenso wäre z. B. für »lcovellauna< ; »Icovellanna« ist Irrtum oder Druck-
versehen) zweckmäßig auf Jahrbuch XV, S. 3*»ö ff. hingewiesen worden, wo außer
dem Aufsatz von Müller 'nicht Müller) auch weitere Literatur berücksichtigt ist.
I'berhaupt erstreckt sich die vorher hervorgehobene Ungleichheit auch auf die
Literaturangaben, die vielfach zweckmäßig den Angaben beigefügt sind, vielfach
aber auch fehlen, obsebon solche Verweisungen den Wert der Artikel erhöht und
öfters auch deren Verkürzung ermöglicht hätten. So sind in dem Aufsalz über
das Bauchen (Einatmen von Ptlanzendämpfeni im Altertum im Korrespondenz-
blalt der Deutschen Gesellschart für Anthropologie 1902. S. 2i— 27 mehr und
sprechendere Belege aufgeführt, als sie der Artikel »Rauchpfeifen« für diese
Urgeschichte des Europäers von der Menschwerdung bis zum Anbruch
der Geschichte von Dr. Robert Forrer. Mit mehr als 15iK) Abbildungen.
Stuttgart, Verlag von W. Spemann.
Die unermüdliche Arbeitskraft Forrers beschenkt uns hier mit einem
Werke, das die Aufmerksamkeit der weitesten Kreise, der Gelehrten sowohl
wie der Laien, verdient Es ist zum ersten Male, daß dieses so ungeheure
Gebiet zusammengefaßt und einheitlich dargestellt wird. Wir haben eine Reihe
hervorragender Bücher von Kuener, Macklius, Sophus Müller und anderen, die
einzelne Abschnitte in sorgfältiger wissenschaftlicher Untersuchung würdigen,
aber es war doch an der Zeit, gestützt auf all' diese Arbeiten, einmal das Facit
Uber den gegenwärtigen Stand dieser Forschungen zu ziehen, und hierzu war
keiner eher und besser geeignet als Forrer. dem neben dem universellen Wissen,
über das er verfügt, und gründlichen Literaturkenntnissen zahlreiche eigene
Ausgrabungen und Fundslücke fast aller Zeiträume der l'rähistorie das Recht
gaben, hier das Wort zu ergreifen.
Forrer gehl von den neuesten Knochen funden aus, die gerade in den letzten
Jahren in überraschender Weise über den sogenannten Menschenaffen oder Affen-
menschen Licht verbreitet haben Noch auf dem Anthropologentage des Jahres HK)l
konnte Virchow die Ansicht vertreten, daß die Neandei talfunde krankhafte Defor-
mationen seien. Seitdem sind in Helgicn. Bosnien uud Frankreich so viel neue
Funde gleichartiger Knochen uud Schädelbildungen gemacht worden, daß man
Sitte bietet.
wohl berechtigt ist. von einer besonderen Menschenarl, die der Vorläufer
unserer heutigen Hasse gewesen ist. zu sprechen. Wie dieser Urmensch sich
Werkzeuge und Waffen geschaffen hat. davon sucht Forrer in systematischer
Weise zusammenhangende Entwicklungsbilder zu geben. Von den Eolithen
fuhrt er zur paläolithischen und neolithischen Zeit, immer wieder in diesen gewal-
tigen Zeiträumen gruppierend, sichtend und in kritischer Art auf die gesamten
1/ebensverhältnisse Schlüsse ziehend. Vieles mag von diesen Schlüssen hypo-
thetisch sein, aber wir müssen anerkennen, daß diese Hypothesen auf den Grund-
lagen unserer heutigen Kenntnisse sicher fundiert sind. Mit der Zunahme des
Fundniatenals wird manche Ansicht fallen, oder verändert werden müssen Trotz
allem erkenne ich es als ein hohes Verdienst an, daß uns einmal eine zusammen-
fassende und übersichtliche Grundlage gegeben ist, auf der wir weiter bauen und
forschen können.
In geschichtlichere Zeilen führt uns die Darstellung der Kupferzeit Hier
erkennen wir schon bestimmte Richtungen des Völkerverkehrs. Cypern gilt als
Ursprungsland des Kupfers. Als Umschlagsplatz hat aber, sobald man den aus-
schließlich polamischcn Verkehr aufgegeben hat, die Insel Kreta gedient. Es ist
Forrers eigenes Verdienst, zuerst in unseren Jahrbuc hern nachgewiesen zu haben,
daß die prähistorischen Maße und Gewichte kretischen Ursprungs sind. Die Ge-
wichte basieren auf der kretischen Mine, und diese Entdeckung hat Forrer Anhalts-
punkte gegeben, um der Insel Kreta einen entscheidenden Anteil am prähisto-
rischen asiatisch-europäischen Handel zuzusprechen.
Mit der Erweiterung der Schiffahrtstechnik kann dann Kreta ausgeschaltet
und ein direkter Verkehr zwischen Asien einer- und Ustafrika-Europa anderseits
hergestellt werden. Daß die Phönizier die Träger dieses Handels waren, zeigt
wiederum der Wechsel der Gewichte. An Stelle der kretischen Mine tritt phöni-
zisches Gewicht. Dieser Umschwung ist etwa gleichzeitig mit dem Einsetzen der
Bronzezeit, d. h. der Legierung des Kupfers mit Zinn. Da dieses Metall von
den englischen Inseln stammt, muß bereits ein Wechselverkehr stattgefunden
haben. Ich möchte aber doch annehmen, daß zunächst in Asien selbst Zinn
gewonnen worden ist Erst seit der Entdeckung der englischen Zinngruben
werden wir eine Fabrikation der Waffen und Schmucksachen aus Bronze in
Europa selbst annehmen dürfen; das frühere Vorkommen der Bronzegegenstände
ist auf asiatischen Import zurückzuführen. Leider sind unsere Untersuchungen
noch nicht weit genug gediehen, um auf Grund chemischer Analysen sichere
Resultate zu gewährleisten. Zur Geschichte des Geldes und der Entwicklung des
Münzwesens haben wiederum Forrers eigene Forschungen Wesentliches bei-
getragen. Insbesondere hat die von ihm klar erwiesene Tatsache, daß die
schlechte Prägung kellischer Münzen eine Deformation guter klassischer Vor-
bilder darstellt und je weiter von der llrsprungsstellc und Ursprungszeit des
Münzlypus umsomehr verroht, daß also die scheinbar primitivere Münze die
jüngste ist, viel neues Licht auf diesem Forschungsgebiete verbreitet. Bei seinen
Ausführungen über Götlergiaubeii und Götterverehrung kommt Verfasser auch
auf die Eponadenkmäler und Gigantenreitei unserer Gegenden zu sprechen. Von
der Richtigkeit der durch ihn versuchten Parallel.-Uellung beider Monumente, sodaß
auch der berittene Jupiter lediglich eine Pferdegottheit darstellen soll, habe ich
mich nicht überzeugen können: ebensowenig davon, daß das meiisrhenköpfigft Pferd
die Eponu wiedergeben soll. Einen kleinen Irrtum möchte ich noch zum Sclduß
158
berichtigen. Dns Löwcnrelief mit der Unterschrift Bclliccus Surburo stellt nicht,
wie Forrer meint, einen Löwen und ein Wildschwein, sondern einen Stier mit
gesenktem Kopfe dar. Auch die Inschrift ist nicht rätselhaft. Forrer hat Keunes
Nachweis übersehen, nachdem es nicht, wie Verfasser mit früheren Interpreten
liest, Surbur heißt, sondern deutlich Surburo. Das aber ist eine Dedicationsinschrift,
in der ein Gallier namens Belliccus einem Surbur diesen Stein gesetzt hat. In
Surbur sieht Keune eine bis heute noch nicht anderweit bekannte gallische
Gottheit.
Es ist nur Weniges, was ich aus dem überaus inhaltreichen Buche heraus-
greifen konnte. Möge es viele Leser finden, bei einer zweiten Auflage aber
auch eine deutlich erkennbare Einteilung in Kapitel und Paragraphen erfahren.
Das wird wesentlich zur Erleichterung des Studiums und zum Genüsse der
Lektüre beitragen. Ich möchte nicht schließen, ohne noch dem Verlag für die
schöne Ausstattung des Buches, dem nicht weniger als 1500 Abbildungen beigegeben
sind. Anerkennung und Dank auszusprechen. W.
Emile Huber, Le Herapel, les fouilles de 1881 à 1904. Premier fasci
cule. 1907. Deuxième fascicule, 1908. 4°.
Im vorletzten Jahrgang dieses Jahrbuches (XVIII, S. 663 ff.) haben
wir das Tafelwerk besprochen, mit welchem Herr Huber. zweiler Vorsitzender
und Ehrenmitglied unserer Gesellschaft, die reichen Ergebnisse seiner Ausgrabungen
auf dem Bergrücken des Hcrapel bei Kochern (diesseits Forbach) vor Augen führt.
Hier war bemerkt, daß die Tafeln nebst ihrem erklärenden Beiheft als sechster
Teil eines Gesamtwerkes über den Herapel gedacht seien; auch war der Inhalt
der fünf von Herrn Huber vorbereiteten weiteren Abteilungen nach den Angaben
des Verfassers mitgeteilt (S. 5H3 f.. Anmerkung). Inzwischen sind die beiden
ersten Abteilungen erschienen, die erste Abteilung (die Kapitel 1—3 umfassend)
noch vor Abschluß des vorletzten Jahrbuches, im Juli 1907, die zweite Abteilung
(mit den Kapiteln 4 und 5) im Februar des Jahres 1908. Gleich dem Tafel-
band sind diese beiden 204 Seiten umfassenden Hefte hervorgegangen aus der
Elsässischen Druckerei (vormals G Fischbach) zu Slraßburg.
Das erste Kapitel (S. 14) hat denselben Wortlaut wie der den Er-
läuterungen zu den Tafeln, S. 1 — 4, vorausgeschickte Abschnitt und schildert die
Lage und Gestalt des Herapel, sowie den Ausblick, welchen man von seiner
Höhe genießt: einige andere allgemeine Angaben schließen sich an.
Das zweite Kapitel (S. 5— 31) behandelt die Vo I k ssage n , »légendes<,
welche sich an den Herapel knüpfen, nämlich die Sagen von Mazurina und ihrer
Schwester Hera, deren Name vom Namen des Berges entlehnt ist sowie die
Erzählung* von der h, Helena, der Mutter des Kaisers Konstantin I , die hier in
Zurückgezogenheit gelebt und die ihrem Namen geweihte Felskapelle am oberen
Hang des Herapel gegründet haben soll. Daran schließt sich (S. 23 ff.) ein von
Herrn Abbé Paulus, Huber's Mitarbeiter, verfaßter Abschnitt Uber die Deutung
(Etymologie! des Namens ►Herapcl«, eine schwierige Frage, an der schon
mannigfache Gelehrsamkeil, aber noch viel mehr Torheit verbraucht worden ist.
') Diese Sagen erzählt auch Heinrich Lerond. Herappel und Rosselthal,
Korbach 1885, S 14 ff., 72 1Î.
4f)!l —
Das drille Kapitel (S. 32—98) ist der Geschichte der archäo-
logischen Funde und G rahmigen auf dem Herapel gewidmet. Die ersten
Erwähnungen von Allertumsreslen auf dem Herapel bietet, soweit bekannt, ein
Grundbuch der Gemeinde Kochern vom Jahre 16% (in deutscher Sprache) und
ein zweites Grundbuch derselben Gemeinde vom Jahre 1742 (in französischer
Sprache), beide jetzt aufbewahrt im Bezirksarchiv zu Metz. Die auf die Grund-
stücke auf dem Herapel und deren Besitzverhältnisse bezüglichen Auszüge hat
Huber (S. 34—37) abgedruckt. Die ersten nachweisbaren Nachforschungen auf
dem Herapel hat auf Wunsch des gelehrten Benediktiners Dom Cal inet , mit
Genehmigung des Kanzlers des Herzogs von Lothringen, zu dessen Gebiet der
Herapel gehörte, im Jahre 1753 der Pfarrer Traize von St. Avold angestellt. Die
auf diese Untersuchungen bezüglichen beiden Briefe hat Huber veröffentlicht und
die darauf fußenden Angaben von Cal inet aus dessen »Notice de la Lorraine« (1756)
nebst einer späteren, kürzeren und etwas abweichenden Bemerkung desselben
Calmet aus der zweiten Ausgabe von dessen Geschichte Lothringens (1757)
wiederholt. Nachdem dann noch zwei knappe Erwähnungen eines anderen
lothringischen Schriftstellers aus den Jahren 1753 und 1779 mitgeteilt sind,
folgen die Angaben und Ausführungen, welche sich über Altertumsfunde und
Beste auf dem Herapel in Schriftwerken des 19. Jahrhunderts (t804, 1806, usw.)
bis in den Anfang unseres Jahrhunderts linden. Diese Ausführungen sind meist
wörtlich wiedergegeben, so auch die von Altmayer, der den ersten längeren
Aufsatz über den Herapel im Jahre 1825 verfaßt hat (gedruckt in den Abhand-
lungen der Metzer Akademie 1828- 1829, wiederholt von Huber S. 49—56), nebst
einem Aufsatz von Victor Simon (Mémoires de l'Académie de Metz 1840—1841,
wiederholt von Huber S. 65—71). Auch die Grabungen, welche Böcking, damals
in Saarbrücken, in den Jahren 1827—1830 veranlaßt hat, sind besprochen (S. 57—58)
und die im Archäologischen Anzeiger 1855 gemachten Mitteilungen über die
Sammlung Böcking, damals zu Berlin, in französischer Pbersetzung wiedergegeben
(S. 59—60). Nachdem als letzte fremde Besprechungen noch Kraus, Kunst und
Altertum in Elsaß-Lothringen, Das Beichsland Elsaß-Lothringen und Box, Le
pays de la Sarre berücksichtigt sind (S. 84 - 86), bildet den Abschluß dieses
reichhaltigen und anregenden Kapitels ein Abschnitt (S. 87—98) über Hubers
eigene Arbeiten 1882 1905, der den Anlaß zu seinen Grabungen und die dabei
verfolgten Grundsätze schildert und die durch diese Grabungen veranlaßten Ver-
öffentlichungen aufzählt.
Das vierte Kapitel (S. 99—113) verbreitet sich über die gallische
Ortschaft auf dem Herapel. Die Annahme, daß auf dem Höhenrücken vor
den Zeiten der Hünierherrschaft ein gallisches »oppidum« gelegen habe, ver-
gleichbar den gallischen Höhensiedlungcn Bibracte, Alcsia und anderen, ist ja
sehr verlockend und durchaus nicht unwahrscheinlich. Doch darf nicht versäumt
werden, darauf hinzuweisen, daß Funde, welche das Vorhandensein einer gallischen
Ortschaft auf dem Herapel beweisen, noch nicht gemacht oder bekannt geworden
sind. Denn die gallischen Geldstücke, welche hier oben gefunden sind '), sind
kein ausreichendes Beweismittel. Da sie aber vornehmlich in und bei dem
achteckigen Tempel aufgelesen sind, der die höchste Erhebung in dem west-
lichen Abschnitt des Höhenrückens krönte, so ist die Annahme berechtigt, daß
•j Jahrbuch XI. 189», S. 315-318 (Huber).
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— Hin
dieser der römischen Zeit ungehörige Hau einen gallisehen Vorläufer gehabt hat,
der einen Wallfahrtsort darstellte gleich dem Donon und anderen heiligen Höhen
in Gallien. Ob aber um dieses vorrömisch-gallische Heiligtum auch eine Ortschaft
sich ausbreitete, wissen wir nichtt da keinerlei ausgesprochen gallische Topf-
scherben oder sonstige vorrömische La Tène-Fundc hier ans Licht befördert zu
sein scheinen. Allerdings hat Herr Huber auf dieser Seite des Bergrückens auch
keine römischen Mauerreste, außer den Grundmauern des erwähnten Tempels,
nachweisen können, obschon nach Ausweis der so zahlreichen Funde und der
Baureste im östlichen Abschnitt die Höhe in römischer Zeit von einer Ansiedlung
belebt und bevölkert gewesen sein muß. Vielleicht standen aber auf der west-
lichen Flöhe während der ganzen Römerherrschafl wenig dauerhafte gallische
Hutten, wie wir sie auch sonst für die nachchristlichen Jahrhunderte noch nach-
weisen können1). Vielleicht lag dann aber auch in diesem Abschnitt, in der
Umgebung des (später neu und fester gebauten) Tempels ') der älteste Teil der
Siedelung, und die Belege für das Vorhandensein von gallischen Hütten mit
Fundstücken aus vorrömischer wie römischer Zeit schlummern noch im Erdboden.
Solange also zur Feststellung dieser Tatsache hier nicht genauere Grabungen
vorgenommen sind, brauchen wir eine gallische Ortschaft auf dem Hcrapel noch
nicht zu verneinen und haben nicht nötig, eine bloße Zufluchtsstätte für die
gallischen Umwohner in Kriegszeiten, ein »refugium«, hier oben, wie auf dem
Odilicnberg, anzunehmen. Daß die Gallier diese Stätte aber in jedem Fall als
Naturfestung geschätzt und verwertet haben, ist nicht zu bezweifeln. Unter der
Römerherrschafl indessen war — wenigstens während der drei ersten Jahr-
hunderte unserer Zeitrechnung — die auf der Höhe erstandene oder angewachsene
Siedlung offen und unbefestigt'), eine friedliche Wohnstätte, denn die ebenso
irrige wie weitverbreitete Ansicht, daß der Herapel ein römisches Truppenlager
(•Camp romain*, >Kaslell«) gewesen, hat auch Huber zurückgewiesen. In spät-
römischer Zeit hingegen wurde, gleich vielen anderen Dörfern und bis dahin
offenen Städten, auch die Ortschaft auf dem Herapel zugleich verkürzt und mit
Hingmauern befestigt, insbesondere aber die einzig leichter zugängliche Land-
brücke im Osten durch starke Bollwerke gesperrt und gesichert.
») Jahrbuch XV, 1903, S. 255 ff. ^Wichmann, Die Maren oder Mertel in
Lothringen).
5) So wurde auf der Höhe der Wasenburg bei Niederbronn ein einfach
gebautos, an die Felswand gelehntes Heiligtum des Mercurius (»attegia togulicia«,
d. i. Hütte mit Ziegeldach, CIL XIII. 2, 1, Nr. 6054 j, wodurch sicher bereits eine
noch ältere, vorrömische Anlage abgelöst worden war, später ersetzt durch ein
festeres Gebäude i>acdes«), von welchem u. a. zwei Bruchstücke der Bau- und
Weihinschrift sich vorgefunden haben (CIL XIII, 2, 1, Nr. <>055 und fiOöß; diese
beiden zusammengehörigen Inschriften, auf die mich Herr Ch. Matthis aufmerksam
gemacht, habe ich im September 1907 an ihrem Fundort abgeschrieben).
') Ebenso wie das römische Alesia, dessen Fortbestehen allein die auf
dem Bergrücken (Mont Auxois) freigelegten ausgedehnten Haureste und die darin
gemachten Funde aus allen Jahrhunderlen der röm. Kaiserzeit beweisen. Denn
Schriftsteller erwähnen den römischen Ort Alesia ebensowenig wie die
Ortschaft auf dem Herapel (ITmius nat. bist. 34. 162 bezieht sich auf die
gallis.-he. .1. h. vor römische Stadl Alesia: vgl. CIL XIII. 1, 1, S. 4Mj.
I
- 461
In den mit den letzten Bemerkungen bereits betretenen Zeitabschnitt der
römischen Herrschaft führt uns das fünfte Kapitel (S. 114 —204). Es
behandelt zunächst (8 1, S. 115—125) das Land der Mediomatriker, die spätere
römische Gaugcmeinde (civitas) der Metzer, zu welcher auch die Ortschaft auf
dein llerapel zählte, und deren Geschichte während der drei Zeitabschnitte von
der Eroberung Caesars bis zum Beginn unserer Zeitrechnung, von dieser Zeit
bis zur Mitte des 3 Jahrhunderls und von da ab bis gegen das Jahr 500 n. Chr.
Es folgt S 2, «Les environs du HerapcU (S. 128— 204). ein Abschnitt, welcher die
in der Umgebung des llerapel festgestellten oder vermuteten römischen Straßen
und Wege (S. 127—146), dann die in der Umgebung bekannt gewordenen sonstigen
römischen Reste und Funde (S. 146 ff.) zum Gegenstand hat. Hier werden
(S. 148—162) in alphabetischer Reihenfolge Orte in der weiteren und näheren
Umgebung des Herapel aufgeführt und ihre römischen Altertümer besprochen,
z. B. auch Altrip, Heiligenbronn, Merten, Saargemünd. Es folgen allgemeinere
Bemerkungen über dichte Besiedlung in den später bewaldeten Gegenden, über
die Art der Wohnungen, Hütten (Maren, mardelles), Bauerngehöfte, Höfe mit
Herrenhaus, Luxusvillen (Landhäuser). Die letzten Ausführungen, die sich haupt-
sächlich an die Arbeit von A. Grenier, Habitations gauloises et villas latines dans
la cité des Mediomatrices (1906) anlehnen, werden abgeschlossen (S. 185 ff.)
durch Beschreibungen der Höfe oder Villen von Betlingen, Ruhlingcn und
Tetingen, deren Pläne als Tcxtbilder eingeschaltet sind.
Mit dem nächsten, noch nicht erschienenen Heft beginnt der um die
lothringische xMterlumsforschung hochverdiente Verfasser die Besprechung der
römischen Ortschaft auf dem llerapel und der hier gentachten Funde (vgl Jahr-
buch XVIII, S. 5C4, Anmerkung). K
Führer durch die Staats-Sammlung vaterländischer Altertümer
in Stuttgart. Herausgegeben von der Direktion. Esslingen. Faul Neil
Verlag (Max Schreibet 1Ü08
Das Buch will, zum Unterschied vom Katalog, den Besucher, der nicht
über spezielle Kenntnisse verfüg», in knapper Weise über den Inhalt der Sammlung
orientieren und ihm über Herkunft, Verwendung und Kunstwert der ausgestellten
Gegenstände Aufklärung und Belehrung bringen. Je nach den behandelten
Epochen begnügen sich die Verfasser mit Aufzählungen unter Hinzufügen kurzer
Erläuterungen, oder sie geben in kurzen Zügen eine Übersicht über den Kultur-
zustand des betreffenden Zeitabschnittes. So werden die praehistorischen Samm-
lungen im Rahmen eines gedrängten Abrisses der Menschheitsgeschichte behandelt.
Dagegen genügt bei der immerhin größeren Vertrautheit des Publikums mit der
antiken Kultur eine Aufzählung der griechischen und römischen Gegenstände, in die
aber überall historische und kunsthislorische Bemerkungen eingeflochten werden.
Hervorzuheben sind die Kapitel über Ludwigsburger Porzellan und die alexan-
drinisclte Kunst. Die beim Kapitel »Kirchliche Kunst« über Malerei und Plastik
in Schwaben gegebenen Überblicke werden selbst demjenigen eine willkommene
Gabe sein, der über die allgemeine Kunstentwickclung unterrichtet ist. Die
Orientierung ist durch Bezugnahme auf die Nummern der Wandkasten, in denen
die einzelnen Gegenstände stehen, erleichtert.
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- 462
Das Buch löst den Zweck, den es sich gesetzt liai, in sehr ansprechender
Weise und wird jedem Besucher der Sammlung ein willkommener Begleiter sein
Sauber ausgeführte Illustrationen, ein ausführliches Namensregister, sowie eine
Geschichte der Sammlung sind beigegeben. Es wäre zu wünschen, daß jedes
Museum einen derartigen »Führer« besäße. F.
Quellen zur lothringischen Geschichte, herausgegeben von der Gesell-
schaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde. Band IV: Die
Metzer Chronik des Jaique Dex (Jacques d'Esch) über die
Kaiser und Könige aus dem Luxemburger Hause. Herausgegeben von
Dr 6. Wolfram XCV und 53» Seiten. — Band IX: Cahier» de Doléances des
Communautés en 17S!>. I. Bailliages de Boulay et de Bourwville. Publiés
par N. Dorvaux et P. lesprand. XV und 647 Seilen. Metz. Seriba. 1ÎKX»
und 1908.
Mit der von Wolfram herausgegebenen Chronik wird eine wichtige Quelle
für die Geschichte der Stadt Metz und Lothringens erschlossen. In der aus-
führlichen Einleitung sind alle einschlagigen Fragen in methodisch mustergiltiger
Form behandelt, vor allem der Verfasser der zwischen 1434 und 1438 ont-
slandencn Kompilation sicher festgestellt. Es ist Jaique Dex (Jacques d'Esch).
der Sprößling einer der vornehmsten Melzer Familien, ein Mann, der in einem
langen Leben (1371 — 1455) seiner Vaterstadl als Beamter und Diplomat die wich-
tigsten Dienste geleistet hat. Nach Wolfram's scharfsinnigen Untersuchungen ist
das Werk von einem jungen Manne, vermutlich dein Sohne Jacques', nieder-
geschrieben, aber vom Verfasser selbst durchkorrigiert worden. Die einzelnen
Bestandteile der eigentlichen Chronik sind deutlich zu erkennen, besonders das.
was der Verfasser selbst erlebt und das, was er von Freunden und Bekannten
erfahren hat. Trotz aller Mängel des Plans, der Anordnung und der Auswahl
hat das Werk eine gewisse Einheitlichkeit, da sich die Darstellung im wesent-
lichen um das Haus Luxemburg als um ihren Mittelpunkt bewegt. Der Verfasser
ist wahrheitsliebend ; seine Nachrichten über den durch den Erlaß der Goldenen
Bulle bekannten Reichstag zu Metz und das Baseler Konzil sind sehr beachtens-
wert; für die Melzer Geschichte sind sie von größter Bedeutung. Ergebnisreich
für die Kultur- und für die Literaturgeschichte sind besonders die in die Chronik
aufgenommenen Gedichte, von denen das erste. »Les veeux de l'epcrvier«, das
die Regierung Kaiser Heinrichs VII. zum Gegenstand hat, von Wolfram und
Bonnardot schon einmal im 6, Band des Jahrbuchs für lothringische Geschichte*
(1894) herausgegeben und ein anderes über den • Vierherrenkrieg« (1324 -1326),
auf den sich noch 12 andere in das Werk eingeschaltete Gedichte beziehen, schon
1875 von F.. de Bouteiller und F. Bonnardot veröffentlicht worden ist. Wolfram
stellt, soweit möglich, die Verfasser, oder, wo sie genannt sind, deren Personal-
verhältnisse, ferner die Entstehungszeit, die Quellen und die Ableitungen der
Dichtungen fest. Ein von Bonnardot verfaßtes knappes, aber genaues »Glossaire«
und ein Register der teilweise unglaublich entstellten, und daher nur mit größter
Mühe erklärbaren Orts- und Personennamen bildet den Schluß-
Sein verschieden hiervon, aber in seiner Art ebenso fesselnd und belehrend
ist der Inhalt des neunten Ban cl v s der »Quellen»; denn es gibt nur wenige
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- 4tt»
Quellenschriften, die von so lebendigem Interesse- und von so großem Nutzen
für die Erkenntnis vergangener Zustände sind, wie diejenigen, welche der
genannte Band für einen Teil des Bezirks l/othringen uns zugänglich macht. Es
sind die Be sc h w e rd e h e ft e der einzelnen Gemeinden der Amter ^bailliages;
Bolchen und Busendnrf, die als Grundlage Tür die Beschwerden des dritten
blandes des ganzen Amtsbezirks dienen sollten ; es sind also die Äußerungen der
Bevölkerung selbst, die »ursprünglichsten Kundgebungen des Willens der Wähler
des dritten Standes«. Allerdings muß die Benutzung mit einiger Vorsicht ge-
schehen, da bei dem niedrigen Stande der Bildung, bei der herrschenden Un-
kenntnis der Schrift und bei der allgemeinen politischen l'nerfahrenheit namentlich
die gutmütigen Bewohner des Hachen Landes häufig von mehr oder minder ehren-
werten Persönlichkeiten stark beeinflußt wurden, auch, wie nachgewiesen und
ausdrücklich überliefert ist. gedruckte Muster von Beschwerdeheften, wie sie
beispielsweise Philipp von Orléans massenhaft verbreiten ließ, vielfach zu Grunde
lagen. Aber wenn man, wie es z. B. Adalbert Wahl in seinen vorzüglichen
»Studien zur Vorgeschichte der französierten Revolution« 'Tübingen und Leipzig,
1901), für die Cahiers der landlichen Gemeinden von Paris-Hors-Les-Murs getan
hat. sie der Einzelkritik unterwirft und sorgfältig sichtet, so ersteht aus den
hochwertigen und auch aus den nur teilweise wertvollen Beschwerdeheften ein
Gemälde der Kultur in den einzelnen Teilen Frankreichs vor 1789, wie es klarer
und farbenreicher nicht gedacht werden kann. Die Herausgeber des vorliegenden
Bandes geben in der Einleitung einen kurzen Überblick über die Entstehung der
Ausgabe und berichten, für welche Teile Deutsch-Lothringens die Cahiers noch
erhallen sind, und in welcher Weise sie ihre Veröffentlichung angeordnet haben.
Hierauf folgt eine Schilderung der verzwickten Zusammensetzung der beiden
Ämter, deren Grenzen sehr unregelmäßig und zerrissen waren und bis an und
Uber die Saar hinaus weit in das heutige Rheinpreußen hineinreichten, wie aus
den beigegebenen beiden Karten gut ersichtlich ist, sodann Angaben über die
Beschaffenheit und Vollständigkeit der Akten, von denen, besonders im Amte
Busendorf, ein großer Teil in deutscher Sprache abgefaßt ist, und schließlich, da
die Amtmannswürde von irgend einem vornehmen Herrn bekleidet wurde, der
sich nicht um seinen Bezirk kümmerte, eine Darstellung der Persönlichkeiten der
Amtmannsstellvertreter, die zum Teil beträchtlichen Einfluß auf den Inhalt der
Cahiers ausübten. Der Abdruck der Beschwerdehefte, die nach dein Alphabet
der Ortschaften in jedem der beiden Ämter geordnet sind, ist so eingerichtet,
daß eine Übersicht über die Steuern, die die Gemeinde an den König zu zahlen
hat, wo sie in den Akten vorhanden ist, vorausgeschickt, sodann das Notwendigste
aus dem Protokoll über den Äußern Verlauf der Gemeindeversammlung gegeben
wird, und schließlich die Zusammenstellung der Beschwerden im Wortlaut folgt,
sofern sie nicht ganz oder teilweise mit den Beschwerden einer vorhergehenden
Gemeinde zusammenfallen.
Der Veröffentlichung der Beschwerdehefte der Ämter Dieuze, Dieden-
hofen und Metz und der zusammenfassenden Würdigung des gesamten Materials,
welche die Verfasser in Aussicht stellen, wird man mit Spannung entgegensehen
und zugleich den Wunsch aussprechen dürfen, daß eine Zusammenstellung und
Erklärung der technischen Ausdrücke heigegeben werde, wie sie Charles Etienne
in seiner Ausgabe der Cahiers des Amtes Vic vielleicht in etwas zu knapper Form
geboten hat. K. v. Borries.
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- 464 ~
Quollen zur lothringischen Geschieht e. herausgegeben von der Gesell-
schaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde. Rand V: Die
Metzer Hann rollen des 13. Jahrhunderts. Erster Teil. Bearbeitet
von Or. K. Wichwann. LXXXII und 441 Seiten. Met/., .Scriba 190«.
Seit im Jahre 1861 W. Arnold"; zum ersten Male die Fülle wichtiger
Probleme, die sich aus den wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnissen des
städtischen Eigentums im Mittelalter ergeben, teils gestellt, teils auch beant-
wortet hatte, ist die Forschung auf diesem neuen Pfade wissenschaftlicher Er-
kenntnis rüstig weitergeschritten. Die große Zahl seitdem veröffentlichter l'r-
kundenbücher erschloß ungeheures, meist noch kaum berührtes Material ; und
besondere Quellenpublikationen zur Erkenntnis der städtischen Grundbesitz-
Verhältnisse traten hinzu'). Die darstellende Geschichtsforschung blieb nicht
zurück, sondern verliefle die von Arnold behandelten Probleme durch eine große
Zahl von Einzeluntersuchungen1).
In der Erkenntnis der Bedeutung dieses Zweiges der Geschichtsforschung
für die Rechts- und Wirtschaftsgeschichte, aber auch der Lokalgeschichle, hat die
• Gesellschaft für lothringische Geschichte« beschlossen, einen Teil der hierher
gehörigen Metzer Quellen, die Rannrollen des 13. Jahrhunderts, der allgemeinen
Kenntnis zugänglich zu machen. Dr. K. Wichmann hat die mühsame Bearbeitung
des gewaltigen und unhandlichen Materials ;filr das 13. Jahrhundert liegen 78H4
Einzeleintragungen auf 17, z. T. über 8 Meter langen Hollen von übernommen,
und als erste Frucht des langjährigen Editionswerkes begrüßen wir den vor-
liegenden Hand.
Wer allerdings unvorbereitet in dem Bande blättert, den wird die Fülle
der Einzeleintragungen - ich zähle in diesem Bande allein über 4000 — zunächst
verwirren; um so dankbarer wird er zu der kurzen, klargeschriebenen Einleitung
greifen, die ihn in diesem scheinbaren Wirrsal schnell zurechtweist.
Zum Verständnis der Hannrollen und des bei ihnen üblichen Verfahrens
ist die Kenntnis der Reformen des Bischofs Bertram* aus dem Ende des 12. Jahr-
hunderts notwendig, und mit ihrer Darstellung beginnt darum die Einleitung
Bertram ließ in jedem der 20 Melzer Pfarrbezirke einen Schrein errichten, in
welchem Privaturkunden niedergelegt werden konnten. In Streitfällen entschied
der Worllaut der aus dem Schrein von den beiden Amans des Bezirkes hervor-
geholten Urkunde. Hierdurch war zwar eine größere Zuverlässigkeit im Beweis-
verfahren geschaffen; doch bald stellte sich das Bedürfnis nach weilergehender
Sicherheil bei Privat Verträgen heraus: > Denn vor dem Schrein verhandelten nur die
vertragschließenden Parteien; nur zwischen ihnen also konnte der Schreinsbeamte,
') Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten. Basel 18*» I.
Z. B. : Grundbücher der Stadt Wien, i Abi. H der »Quellen zur Geschichte
der Stadt Wien«.' — Kölner Schreinsurkunden des 12. Jahrhunderts. (Publi-
kationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 1.) — Die Constanzer
Grundcigentumsurkumh-n der Jahre 1 152 1371. i.Bd. 2 von: Beycrle. Grund-
eigenlumsverhältniüse im mittelalterlichen Constanz. Heidelberg 1900.)
Dahlmann - W.iitz. Quellenkunde der Deutschen Geschichte, 7. Aull..
So. 1605—1610. Für Metz: P r o s 1, Étude sur le régime ancien de la propriété,
Paris 1880. — Für Hel»ien: Des M a r e z. Etude sur la propriété foncière dans
les villes du moyen-Age, et spécialement en Flandre. Gent 1XW8.
wenn ein Streit entstand, vermittelnd und entscheidend auftreten ; gegen den
Einspruch eines Dritten vermochte er nichts«. Ein öffentlicheres Verfahren, das
auch gegen Einsprüche von anderer Seile schützte, fand man in der ßannahme:
wer hei Besif/.wechsel sicher gehen wollte, hell zunächst die darauf bezügliche Ur-
kunde im Schreine des Amans deponieren ; meldete aber außerdem noch den Be-
sitzwechscl bei dem Meier eines der drei Melzer Schöffenbezirke an. Der Schreiber
verzeichnete den Besitzwechsel m der Bolle; im Marz jeden Jahres wurden diese
Eintragungen öffentlich verlesen, und erfolgte innerhalb von Jahr und Tag kein
Einspruch, so war der Vertrag gegen jeden weiteren Einspruch geschützt.
Uber die Einzelheiten des Metzer Verfahrens berichtet die Einleitung ein-
gehend ; und durch den Vergleich mit den ähnlichen Verhältnissen in Köln 1 1 —
die für Metz, wenn auch in begrenztem Maße, vorbildlich gewesen sind — weiß
der Verfasser die Eigenart der Metzer Einrichtungen besonders anschaulich her-
auszuarbeiten.
Bei dem Abschnitt der Einleitung, der über das Verhältnis der Schreins-
urkunde zum Bnllcneinlrag handelt, scheinen mir noch einige Ergänzungen
möglich zu sein. Die — allerdings erst gegen das Ende des 13. Jahrhunderls
auftretenden — rückseitigen Bannvermerke der Urkunden würden hier vielleicht
noch weitere Aufschlüsse gewahren können, wobei auf den paläographischen
Vergleich der Bannvermerke mit Eintragungen in den Bannrollen besonders das
Augenmerk zu richten wäre. Die Annahme. da& dem Schreiber der Bannrollen
nicht die Originale, sondern höchstens Abschriften der Schreinsurkunden vor-
gelegt worden seien, möchte ich nicht ohne weiteres teilen. Denn einmal sieht
die von Wichmann (S. XXIX) zitierte Stelle der »Ordonnance des amam>« selbst
unter gewissen Umständen die Herausnahme von Schreinsurkunden ans dem
Schrein auf Grund obrigkeitlicher Erkenntnis voraus — und dann lä(U sich der
Vorgang auch so denken, daß die von dem Aman geschriebene Urkunde erst im
Schreine deponiert wurde, nachdem sie dem Schreiber der Bannrollen vorgelegen
hatte : vorausgesetzt, daß überhaupt eine ßannnahme beabsichtigt war. Eine
Bestimmung des 14. Jahrhunderts bestärkt mich in dieser Annahme. Als im
Jahre 1326 von den Melzer Behörden eine Besteuerung urkundlich übertragener
Vermögenswerte vorgesehen wird, wird bestimmt, daf> die Amans steuerpflichtige
Urkunden erst dann in ihren Schrein legen dürfen, wenn die Steuer bezahlt isl*i:
und daß zwischen Ausstellung der Urkunde und Zahlung der Steuer eine gewisse
Zeit verstreichen konnte, lehren die kleinen Quittungen der Steuerbehörde, die
sich seit etwa 1380 gelegentlich an die Schreinsurkunden angeheftet finden1;.
•t Vgl. über diese jetzt die jüngst erschienenen: »Studien zur älteren
Verfassungsgeschichte Kölns- von G. See liger. Leipzig 1909.
') Hist. de Metz, IV. 32. — Näheres darüber in einem späteren Aufsatz.
*) Es seien folgende Beispiele angeführt: M. Bez.-A. Domkapitel Xg. 1389.
April 1«; Sleuerquittung datiert: 1389. Mai 19; M. Bez.-A. Stadt Metz Ng. 1389,
Aug. 30: Sleuerquittung datiert: 1389. Sept. lfi; M. Bez.-A. Saint-Ail Ng 1390,
Nov. 10: Sleuerquittung datiert: 1390. Dez 31; M. Bez.-A. S Vincenz Ng. 139«,
März 28; Sleuerquittung datiert: 139«. Juni 1. -- Man sieht, zwischen Ausstellung
der Schreinsurkunde und Steuerentrichtung konnten Monate verstreichen; und da
die Niederlegung der Urkunden in den Schrein vor Steuereinrichtung verboten
war, haben wir zwischen Ausstellung der Urkunden und Niederlegung im Schrein
mindestens gleich große Zwischenräume anzunehmen.
Jahrbuch. <i. l»e». T. l^hr. ttaohichte u. Alt«rtum»k., .IahrK- Mi
■um
Diese kurze ergänzende Bemerkung soll und kann dem Werte der Ein-
leitung keinen Abbruch tun: besondere Anerkennung verdient noch das weise
und taktvolle Maßhalten des Verfassers: mit zuverlässiger Sachlichkeit teilt er
dem Benutzer des Werkes mit. was zu seiner Orientierung notwendig ist. ohne
in der Einleitung gleich eine Verarbeitung des veröffentlichten Materials vorweg
zu nehmen — ein Mißverhältnis, das sich bei mancher neueren Publikation
beobachten läßt.
Ein näheres Eingehen auf den Inhalt des im ersten Band veröffentlichten
Materials dürfte am besten zurückzustellen sein, bis das Werk vollendet vorliegt,
und durch die zum Gebrauche notwendigen Regster erst seinen vollen Wert
gewonnen hat. Nach dem Stande der Vorarbeiten steht das Erscheinen der
nächsten Bände in baldiger sicherer Aussicht, l'nd daß wir dann einen außer-
ordentlich reichen Schatz dem Fleißc und der Umsicht des Herausgebers zu ver-
danken haben werden, wird heute bereits jeder wissen, der im Herbste vorigen
Jahres Gelegenheit hatte, den Vortrag anzuhören, den Dr. Wiedmann in der
•Gesellschaft für lothringische Geschichte« hielt. Hörig.
Les anciens Pouillés du diocèse de Metz publics et annotes par
N. Dorvaux, professeur au Grand Séminaire de Metz, 2 Teile mit fort-
getzter Paginierung. gr. 8°, XXVIII und 8f,2 S. Nancy 1902-190?.
Atlas historique du diocèse de Metz, par G. Bourgeat, supérieur du
Petit Séminaire de Monligny-lès-Metz, et N. Dorvaux, directeur du Grand
Séminaire de Metz. Ouvrage couronné par l'Académie de Metz.
Fol. IV und 9 S. Text : 16 Tafeln.
Die lokalgeschichtliche Bedeutung der beiden vorstehenden Werke, deren
Rezension unfreiwillig etwas verspätet erscheint, rechtfertigt es. wenn wir uns
eingehender mit denselben befassen.
1. Inhaltlich befolgt der Bearbeiter der Pouillés oder Polien — es sind
dies, kurz ausgedrückt, kirchliche ßenefizienverzeichnisse der Diözese — folgenden
Gang. Das Vorwort gibt uns die Entstehung und die Geschichte der Publikation an.
Die Einleitung orientiert über die benutzten Quellen, über die kirchliche Organi-
sation der Diözese in früheren Jahrhunderten, dann, in einer allgemeineren
Fassung, über das Henetizialwesen, den Zehnten, die Portio congrua, das Patronats-
und Kollationsrecht.
Folgen der Reihe nach fünf Abschnitte über die Polien im XIV., XV., XVI.,
XVII und Will. Jahrb.. die entsprechend dem Stand der Dokumente eine mehr
oder minder ausgedehnte Behandlung erfahren. Sie machen uns bekannt mit
der jedesmaligen Lage des Bistums, mit der kirchlichen Organisation der Bisehofs-
stadt, mit der Einteilung der Diözese in verschiedene Archipresbyterale sowie
mit den einzelnen den letztem unterstellten Pfarrkirchen nebst Annexen, wobei
für das XVIII. Jahrb. noch speziell Angaben über Patronatst echt und Zchnlen-
be/.iehung hinzutreten, während die Zahl der österlichen Kommunionen, das Ein-
kommen des Pfarrers und der Kirchenfahrik uns einen Rückschluß auf die religiös-
wirtschaftliche Lage der Pfarreien gestatten. — Das Schlußheft behandelt die
Diözese in neuester Zeit Im besonderen kommen zur Sprache die durch die
französische Revolution und das Kaisertum geschaffenen Neueinteilungen, der
- IGT —
Sland nach 1815 bis 1874. die im letztgenannten Jahn- und neuesten* tmch
eingeführten Veränderungen Ein ausgedehntes Orlsnamenregister (S. 785- KW>i
schließt das Werk.
Wie ist das inhaltlich hier nur kurz skizzierte Buch zu beurteilen -' Wer
in demselben, wie manche bei Ankündigung der Publikation meinen mochten,
eine systematische Darstellung der Geschichte des Histums Metz oder gar eine
interessante Krholungslcktüre erwartete, ist nicht auf seine Rechnung gekommen.
Der Verfasser wollte sich ein solches Ziel nicht stecken, wie er uns im Vorwort
ausdrücklich versichert. Kür ihn handelte es sich vor allem darum, eine kritisch
gesicherte, durchaus wissenschaftlich gehaltene nnd darum auch zuverlässige
Zusammenstellung von Texten zu liefern, auf Grund derer der Gesamtüberblick
über die religiöse Organisation der Diözese ermöglicht wird.
Daß dieses Ziel ganz und voll erreicht worden, wer möchte das beanstanden?
Da ß aber trolz der bescheidenen Aussage des Verfassers sogar viel mehr geliefert
worden ist, auch wenn wir von der Einleitung mit ihrem allgemein orientierenden
Charakter sowie vom Schlußheft absehen wollten, weih jeder, der das Buch in
die Hand genommen und irgend einen Abschnitt eingehender geprüft hat.
Mit peinlichster Genauigkeit wurde bei Feststellung des Textes verfahren. /
bereits bekanntes und veröffentlichtes Material abermals geprüft. Die erneute
Prüfung ist auch nicht erfolglos für die Wissenschaft gewesen. Das erweisen
/.. B. verschiedene Korrekturen, die an dem von Kirsch in seinen Kolleklorien
gelieferten Text vorgenommen weiden konnten.
Nichts aber läßt uns den Wert der persönlichen Arbeit des Verfasseis
besser erkennen, als die ausgedehnten Kußnoten. d;e eine Kenntnis der Lokal-
geschiente in kirchlicher Hinsicht voraussetzen, wie sie wohl kein zweiter auch
nicht einmal annähernd besitzen dürfte Hier vor allem zeigt sich der Gelehrte,
der das so ausgedehnte Gebiet gründlieh beherrscht, überall zu Hanse ist und
die wertvollsten Hinweise und Stützpunkte liefert feit allerhand die Kircheti-
geschichte des Landes behandelnde Abschnitte, deren Abfassung er andern über-
lassen will
Aus dem Gesagten ergibt sich der doppelle Wert vorliegender Publikation :
Ausfüllung einer oft recht fühlbaren Lücke in den lokalgeschichtlichen Studien
der Vergangenheit in einer den Anforderungen der modernen wissenschaftlichen
Arbeitsmethode entsprechenden Weise: Grundlegung von Hausteinen für zukünf-
tige Arbeiten über das kirchliche Gebiet unserer engeren Heimat.
Der Verfasser urteilt anscheinend recht bescheiden über seine Leistung.
Wer aber sein Buch durchgearbeitet, wird es mit dem Rezensenten als ein Glück
für die Wissenschaft bezeichnen müssen, daß die von Lepage in den (»Oer Jahren
in Angriff genommene analoge Publikation verunglückt und an ihre Stelle 40 Jahre
später das vorliegende Werk getreten ist.
Nicht als ob dasselbe keiner Ergänzung, keiner Verbesserung fällig wäre.
Dagegen spricht schon die vom Verfasser selbst seinem Huche beigefügte acht-
seitige Liste, der Rezensent noch einige andere hinzuzufügen sich gestallet.
Auf S l, A 2, ist wohl im Anschluß an Kirsch von einem Motu proprio
des Papstes die Rede. Nach Cîirys Manuel de diplomatique, S 702. käme diese
Gattung von Schriftslücken eigentlich erst unter Innocenz VIII. lalso über 100 Jahre
spater; auf Dürfen wir den Gest« episc Mel contin I 1 1120— 118»). wie sie
in Calmet. I. Pr . S (W. öl. und M G. SS X. S. 544 f. veröff-inTichl sind.
■m —
sowie andern Quellen Glauben schenken, so wäre den S. 239, A. 1, angeführten
Inhabern des Palliums auf dem Metzer Stuhle auch noch Stephan von Bar,
Enkel Callixtus' 11, hinzuzufügen. — Auf S. 286. Text und A. 3, handelt es sich
zweifellos um die 1444 bezw I&52 zerstörten Pfarrkirchen der Vorstadt St. Arnulf
und St. Symphorian, deren Besetzung dem Kloster St. Symphorian zustand,
üaran erinnert die Kapelle in Neu-St. Symphorian. — S. 304, Z. 21, wäre zu
lesen 1360 statt 1630; Z. 15 Windesheim statt Vindelsheim, S. 591, A 2,
Biberkirch statt Biberskirch. S. 441, A. 1, Wolfram statt Volfram. — Der Titel
der Bouteillerschen Abhandlung auf S. 315, A. 3, lautet einfach: Notice sur
les Grands-Carmes de Metz. — Zu S. 588 gehört die Bemerkung, daß die
für Avricourt genannte Kapelle auch noch heule existiert- — S. 602 hätte der
Vermerk Platz finden dürfen, daß die Annexe Klein-F.ich nicht richtig mit dem
Namen Maladrie bezeichnet wird. Derselbe kommt eigentlich nur der 1 Kilometer
weiter westlich gelegenen und zur Pfarrei Hof gehörigen Annexe zu ; vgl. S. 597. —
Als genaues Datum des Auszuges der Kapuziner aus Bitsch ist S. 665, A. 3. das
Jahr 1722 anzusetzen.
Durch diese und ähnliche Kleinigkeiten wird selbstverständlich der Wert
des Buches nicht vermindert. Dasselbe erfüllt, um es hier abschließend noch
einmal auszusprechen, völlig die Erwartungen, die schon 1897 an dieser Stelle
ausgesprochen worden sind.
II. Eine ebenso wertvolle wie natürliche Ergänzung zum vorstehenden
Werke bildet der Atlas historique du diocèse de Metz, das Resultat
gemeinschaftlicher, langjähriger Forscherarbeit des Bearbeiters der Polien und
seines Freundes G. Bourgeat.
Einerseits war der neue Atlas schon durch die Pouillés gefordert, die ohne
denselben einem Werk über Geographie ohne Karten gleich sähen. Ihr Wert
wäre mehrfach beschränkt, ihr Verständnis in mancher Hinsicht erschwert
worden. Zudem sind die Belege für die einzelnen kartographischen Angaben
zumeist in den Auslührungen der Polien zu suchen.
Andererseits aber ist der Atlas auch in sich betrachtet eine wertvolle,
sehr wertvolle I^eistung und für das Studium der Lokalgeschichte ein geradezu
unentbehrliches Hifsmittel. zumal bei dem gänzlichen Mangel jeder andern, auch
nur teilweise als Ersatz dienenden Publikation. Was nämlich die Neuzeit geleistet
tcli denke an die Karte von Algermissen — ist ganz ungenügend, und ältere
Karten, soweit solche überhaupt vorhanden und zugänglich sind, verdienen, weil
ungenau und unvollständig, nur geringe Wertschätzung.
Die angedeutete doppelte Lücke füllen nun die 16 prächtigen, meist mehr-
farbigen, etwas über 0.40 X 0,30 m großen Tafeln unseres Atlasses aus, deren
technische Herstellung das Leipziger kartographische Institut Ed. Gaebler über-
nommen Eine kurze, orientierende Inhaltsangabe derselben möge auch hier
Platz linden.
Als Einleitung dient ein erklärender Text, dem ein alphabetisches Orls-
register mit 6—7000 Eigennamen beigegeben ist. - Tafel I zeigt in der Haupt-
karle die Kirchenprovinz Trier mit Metz, Tool und Verdun als Suffraganate
— eine Organisation, der erst die französische Revolution ein Ende machte —
sowie Teile anstoßender Diözesen: in den Nebenkarten die Kirchenprovinz
Besancon, die Bistümer Nancy und St. Uié — Tafel II reproduziert den aus der
Oflizin A. Faberts hervorgegangenen Stadtplan vom Jahre 1('«10. Tafel III denjenigen
vom Jährt- 1784. - Tafel IV bietet ein größeres Bild der Diözese im XV1H. Jahrli. :
die sieben folgenden geben eine detaillierte Zeichnung der verschiedenen Archi-
presbyterale mit genauester Angabe der Pfarreien. Kirchen. Kapellen u. s. w.
unter jedesmaliger Gegenüberstellung eines verkleinerten Gesamtbildes des Bis-
tums auf einer Nebenkarte. Dazu kommen noch folgende Nebenkarten: Pont-a-
Mousson im Jahre 1765, Metz und Umgebung vor 1552, die Kathedrale und die
umliegenden Viertel im Jahre 17M8, die Archipresbyterale von S. Arnual, Saar-
union (Bouquenom), Hornbach und Neumünster vor der Reformation. — Der
Stand der Diözese nach dem Konkordat und 1832 ist ersichtlich auf Tafel XII XIV
mit ebenfalls drei Nebenkarten. Das Bistum in seiner durch die Ereignisse
des Jahres 1870 und die neuesten Modiiikationen herbeigeführten Gestaltung
stellen die beiden letzten Tafeln dar.
Wenn ich eine weitere Karte zu den vorhandenen hinzuwünschen darf, so
wäre es diejenige, die uns den Plan der Stadt Metz in der zweiten Hälfte des
Mittelalters darböte. Nicht als ob derselbe durch den Charakter obiger Publi-
kation absolut gefordert wftre. Aber ein solches Stadtbild mit den einzelnen
namentlich bezeichneten Kirchen, Straßen und Vierteln wäre eine dankbarst zu
begrüßende Originalleistung. Die Herstellung des Planes dürfte bei gründlicher
Verwertung der diesbezüglichen Angaben der Bannrollen, der Registres de la
ßullette im Stadtarchiv und anderweitiger Angaben sich nicht allzu schwierig
gestalten.
Zu der Nebenkarte «Met/, avant le siège de 1562« auf Tafel VI gestalte
ich mir eine vorläufige Bemerkung. Auf der die Umgebung von St. Arnulf im
Mittelalter wiedergebenden Karte in Jahrb. XIX, Taf. II, habe ich für mehrere
kirchliche Gebäude eine etwas verschiedene Lage annehmen zu müssen geglaubt.
Ich denke insbesondere an S. Goerich, S. Benignus, S. Amandus. S. Fiakrius
und für die Zeit vor dem XII. Jahrh. auch an St. Pierre-aux-Champs. Das
ebenda gezeichnete Kirchlein der heil. Magdalena ist keineswegs mit dem einmal
als bei St. Ladre sich befindlich erwähnten identisch. Die Belege für diese
Abweichungen finden sich zum großen Teil schon in meiner Beschreibung der
Umgebung des Klosters und sollen übrigens eine weitere Begründung in einem
ausführlichen, demnächst im Jahrbuch zu veröffentlichenden Aufsatz über die
Topographie von Sablon im Mittelalter erfahren.
Ich kann diese Rezension nicht besser schließen als mit des Verfassers
eigenem Ausspruch : Que la critique trouve à s'attaquer à certains cotés de
l'ensemble comme à beaucoup de détails, nous le comprenons mieux que per-
sonne ; l'originalité de l'n-nvre n'en subsiste pas moins, et son utilité aussi pour
fournir un cadre solide il des études d'histoire locale. Rückhaltlos stimme ich
dem letzten Teil der Aussage bei. Ii. S. Bour.
L'tiucirn ràjimt t u Lorniiw ci IMrroi*, d'après les documents inédits (1698—178«}.
Cinquième édition, revue et augmentée par le cardinal Mathieu de l'Aca-
démie française. Paris. Honoré Champion. 589 pages.
Ce livre, présenté en décembre 1K7K. par l'abbé Mathieu, professeur au
Petit-Séminaire de Pont-a-Mousson, comme thèse de doctoral, à la Faculté des
- 470 -
lettres He Nancy, a Wauroup moins changé que la situation do son auteur
Celui-ci est devenu cardinal de l'Kglise romaine, après avoir été évêque d'Angers
et archevêque de Toulouse, puis enlin meiiihre de l'Académie française, tandis
que son livre est, pour ainsi dire, resté dans sa forme primitive
Homme cet ouvrage avait paru avant la constitution de notre Société, nous
n"avii>ns pas eu. jusqu'ici, l'occasion d'en parler dans notre revue bibliographique.
C'était regrettable, car il s'agissait d une étude de réelle valeur. Nous saisissons
donc avec joie l'apparition d'une édition nouvelle pour la présenter à nos lec-
teurs et à nos membres.
Nous nous acquitterons de notre tache en exposant d'abord le but qu'il
poursuit et le plan qu'il développe, en en faisant ensuite connaître l'esprit critique
et !;t méthode impartiale; pour terminer entin, nous en relèverons les mérites.
Ainsi que l'indique déjà suffisamment le titre, le but de cet ouvrage est
d'étudier l'état politique et social, tel qu'il a existé en Lorraine depuis la con-
clusion du traité de Ryswick. qui ramena dans leur duché les princes de Lorraine,
jusqu'à la Révolution : c'est-à-dire de retracer ce que fut, dans ce pays, ce que
l'on est convenu d'appeler Fanden regime
Le travail est divisé en quatorze chapitres. Ils passent successivement en
revue l'organisation ecclésiastique, administrative, financière, judiciaire, féodale
et sociale de cette importante province
Après avoir jeté un coup d'<eil sur la formation politique et territoriale de
la Lorraine (ohap. 1', l'auteur étudie d'abord dans quatre longs chapitres (II à V)
la situation du clergé. Celle du nombreux et puissant clergé régulier d'abord,
dont il retrace l'histoire et la richesse, sans en taire les principaux abus:
chapitres nobles, cominende et relâchement de la discipline, puis il consacre les
chapitres IV et V au clergé séculier 11 y examine l'administration ecclésiastique,
ses rapports avec le gouvernement, les bénéfices et les muurs de ce clergé
Les chapitres VI et VII sont réservés à l'exposé des charges publiques,
c'est-à-dire aux impôts, soit en argent, soit en nature, comme la (lime, la corvée
et le service militaire
Le tableau succinct des institutions judiciaires et administrative soit du
gouvernement central, soit des communautés, est fourni par le chapitre VIII.
Dans le suivant '.IX i. l'auteur s'occupe de la noblesse lorraine, de ses droits
seigneuriaux, ainsi que de l'état des campagnes pendant le cours du XVIII«' siècle
Les quatre chapitres de X à XIII nous dépeignent les opinions religieuses
et politiques, dominant en Lorraine, à la veille de la Révolution, leurs manifes-
tations diverses avant 17S'.t. les élections aux Ktats-Cénéraux, entin les plaintes
et désirs portés aux cahiers de doléances.
Le résumé et la conclusion des chapitres précédents font l'objet du dernier
Ce vaste plan, dont nous n'avons qu'effleuré les sommets, est sans contredit
rbj;i (ort intéressant par les importantes questions qui s'y trouvent exposées et
discutée», mais ce qui en fait le véritable mérite, c'est la manière méthodique,
approfondie, impartiale, dont il a été réalisé. C'est aussi l'espril critique et indé-
pendant qui y préside.
Sur ces questions si délicates, si remplies de préjugés, l'auteur n'a écrit,
comme cela arrive si fréquemment, ni un pamphlet ni une apologie. Comme il
le dit lui-même < il a Voulu sortir des lieux communs et de In rhétorique banale ;
s'élever au-dessus des idées . ornantes et des jugements stéréotypés
Digitized by Google
Recherche minutieuse des sources originales, préoccupation constante de
l'exacte vérité dans leur étude, impartialité profonde dans les jugements, ordre
logique dans la disposition des matières, clarté et élégance pleines d'intérêt dans
le style, telle est IVruvre dont le défunt cardinal offrait, quelques mois à peine
avant sa mort, une nouvelle édition aux amateurs des choses lorraines
Le mérite de /'« ancien régime • n'avait pas échappé à l'attention de l'Aca-
démie française. lion juge en la question. Elle décerna .111 modeste professeur
d'alors, en 187» et 1880, le second prix Gobert. Les quelques lignes que lui
consacra le secrétaire perpétuel, traduisent trop bien la réalité pour que nous
ne lui laissions point la parole.
« Le second prix Gobert, écrivait-il, est attribué à un très bon livre de
M. l'abbé Mathieu. ... un de ces rares ouvrages qui, sous un titre modeste, ont
le grand mérite de tenir pins qu'ils ne promettent. . . .
Equitable et modéré dans les jugements qu'il porte sur les causes qui. en
Lorraine comme ailleurs, ont préparé les bouleversements de la Révolution,
M. l'abbé Mathieu fait, avec convenance et réserve, la part de tous les torts,
même des torts du clergé et des ordres religieux; il les diminue en n'affectant
pas de les méconnaître. Son style est excellent et quand un pareil ouvrage ne
semblait demander que de la correction, ce n'est pas sans quelque surprise qu'on
y trouve, par surcroît, l'agrément d'une élégance simple et naturelle >.
Après cet éloge il serait oiseux d'insister. Est-ce à dire toutefois que, sur
ce même terrain, il n'y ail plus place pour les historiens de l'avenir? Celte
présomption, le défunt ne l'a point eue. Il savait qu'après lui il y aurait encore
une ample moisson pour les glaneurs. Et puis la Lorraine est vaste ; en dehors
du duché proprement dit, la ville de Metz, son évêché, ceux de Toul et Verdun,
Thionville, les terres d'Empire attendent encore leurs historiens. Puissent-ils
bientôt se présenter; puissent-ils aussi suivre les traces de l'ancien professeur
de Pont-à-Mousson ! E. P.
Emil y. Borries. Geschichte de r Stadt St raßburg. Mit 154 Bildern. 6 Tafeln
und 7 Karten. Straßburg. Karl .1. Trübner, HM)9. 8". 348 S.
Wer bisher etwas Genaueres und Zusammenhängendes über Straßburger
Geschichte lesen, sich also nicht mit den kurzen Überblicken begnügen wollte,
wie sie neuerdings mehrfach in Straßburger Fremdenführern etc. erschienen
sind, der mußte sich wohl oder übel noch immer dem alten Friese anvertrauen,
obsehon dessen vor mehr als hundert Jahren geschriebenes, naives Geschichtswerk
höchst mangelhaft und auch in seiner Form Tor den heutigen Geschmack unge-
nießbar ist. Man hat es daher in weiten Kreisen mit Freuden begrüßt, daß
Professor Ein il v. Norrie», den wir längst als tüchtigen Kenner elsiissischcr Ge-
schichte und gewandten Darsteller schützen, die Lücke auszufüllen unternommen
hat Sein Werk will weniger dem gelehrten Fachmann als dein Gebildeten
jedes Standes und der heranwachsenden Jugend dienen : deshalb hat der Ver-
fasser mit Recht auf eigne Quellenforschung und wissenschaftliche Erörterungen
verzichtet und lediglich die sicheren Ergehnisse der älteren und neueren Literatur
mit sorgsam abw ägendem I i teil zu einer anschaulichen, dem Stande der Wissen-
schaft entsprechenden Darstellung zusammengefaßt. Daß das Ruch für einen
- 472 -
Leserkreis, wie ihn R, im Auge halte, nicht zu umfangreich werden durfte, ist
klar. Immerhin meine ich, daß etwas größere Ausführlichkeit in manchen Ab-
schnitten nicht geschadet hätte ; denn auf dem engen Raum von etwa 210
maßigen Oktavseiten — mehr umfaßt der eigentliche Text nach Abzug der Illu-
strationen nicht — ist es schlechterdings unmöglich, die reiche Vergangenheit
einer Stadt wie Straßburg von der Urzeit bis zur Gegenwart zu schildern, ohne
hie und da Namen und Daten übermäßig zusammenzudrängen und bezeichnende
Einzelheiten zu verschweigen. Alles in allem hat es aber B. trotz des engen
Rahmens vorzüglich verstanden, uns von den wechselvollen Schicksalen der
alten Freistadt ein abgerundetes und farbenreiches Bild zu entwerfen, auf dem
alles Wesentliche und Bedeutende plastisch hervortritt. Es ist das umso ver-
dienstlicher, als die Vorarbeiten, die dem Verfasser zur Verfügung standen, sich
sehr ungleichmäßig auf die verschiedenen Zeitabschnitte verteilen und manche
wichtige Frage noch unaufgeklärt lassen Wenn B. gewisse Dinge und Personen,
auf die durch die Forschungen der letzten Zeit neues Licht geworfen ist, etwas
stärker berücksichtigt, als es bei dem Zweck und Umfang des Buches gerade
notwendig erscheint, so wird man ihm das nicht allzu sehr verübeln. Auch halte
ich es für keinen Fehler, daß B. die bauliche Entwicklung der Stadt besonders
liebevoll und eingehend beschreibt. Denn, wie er in der Vorrede richtig bemerkt,
steigert und erwärmt sich das Interesse an den geschichtlichen Ereignissen
durch die lebendige Anschauung von dem Schauplatz, auf dem sie sich abgespielt
haben. Namentlich für die vielen Straßburger Leser des Buches trifft dies
gewiß in hohem Maße zu: die Nichtstraßburger freilich würden wohl hier und
da an Stelle der topographischen Erörterungen eine etwas breitere Behandlung
der (Kritischen Geschichte gesehen haben.
Seinen deutsch-nationalen und kirchlich evangelischen Standpunkt sucht
B. nirgends zu verleugnen; gleichwohl ist sein aufrichtiges Streben nach gerechter
Verteilung von Licht und Schatten in allen nationalen und religiösen Fragen
deutlich zu spüren, und kaum dürfte sich ein Andersdenkender durch irgend-
welche Äußerungen des Buches verletzt fühlen, Bemerkenswert ist unter andern)
die Wärme, mit der B. Frankreichs Verdienste um die Entwicklung Straßburgs
anerkennt.
Quellenbelege für jede Einzelheit zu geben, hat B. mit Recht verschmäht.
Dagegen gibt er am Schlüsse ein. auch für den Kachmann sehr willkommenes
Verzeichnis der für jedes Kapitel hauptsächlich in Betracht kommenden Literatur.
Die äußere Ausstattung des Bandes ist würdig, die Ausführung der überaus
reichen, auf den besten Vorbildern beruhenden Illustrationen im ganzen recht
befriedigend. Für eine Neuauflage sei die Beigabe eines Verzeichnisses der
Bilder empfohlen. Wim-kelmaun.
L. Knobloch. Das Territorium der Stadt Sir aß bürg bis zur Mitte
des 1«. .1 ah r h u nd e r I s. Leipzig 19UH. lf»2 S.
Die Arbeit zerfällt in zwei Hauptabschnitte: der erste behandelt den
Erwerb des Territoriums, während der /.weite die Verfassung und Verwaltung
schildert.
Wi r von dein ersten Abschnitte etwa eine planvolle Darstellung der Er-
werbspolitik der Stadt Straßbnrg erwartet, oder in ihm eine systematische Ge-
schichte der Entstehung des slaritstraßburgischen Territoriums vermutet, wird
einigermaßen enttäuscht sein; statt nach inneren Gesichtspunkten ist eine
mechanische, äußerst ermüdende Disposition gewählt: von jedem Orte werden
die einzelnen Notizen, welche der Verfasser über ßesitzveränderungen, Ver-
pfändungen il. a. mehr oder weniger zufällig zusammengetragen hat. aneinander-
gereiht.
Aber auch der zweite Hauptabschnitt vermag kaum zu befriedigen. Schon
der erste Abschnitt, »Allgemeines«, enthält manche schiefe und unrichtige Be-
hauptung. Das zweite Kapitel, welches die landesherrliche Verwaltung behandelt,
erledigt die gewiß, wichtige und interessante Frage nach der Entstehung der
Undeshoheit im Straßburger Territorium mit der allerdings verblüffend einfachen
Versicherung, daß »in der von uns zu behandelnden Zeit sich die Landeshoheit
schon vollkommen ausgebildet hat«. Wie oberflächlich diese Behauptung selbst
nur für das 15. und 16. Jahrhundert ist, zeigen die unmittelbar folgenden (S. 99 f.)
Beispiele der Städte Kenzingen und der Gemeinden Marlenheim, Kirchheim und
Nordheim, in denen österreichische bezw. Hoheitsrechte des Beichs sich wirksam
erweisen. Der Grad und die Intensität der straßburgischen Hechte in den ein-
zelnen Orten hätte eben festgestellt werden müssen; und dann wäre es wohl
besser vermieden worden, jeden Ort. in dem Straßburg irgend ein Recht zusteht,
ohne weiteres als zum »Territorium« der Stadt gehörig zu bezeichnen. Andere
Abschnitte scheinen mir besser gelungen, so /. B. die Ausführungen über die
von der Stadt zur Verwaltung ihres Territoriums geschaffenen Zwischenbehörden.
(S. 101—108.) Die späteren Abschnitte bringen eine Fülle einzelner Notizen über
die verschiedenen Verwaltungsfragen. ermüden aber mehr, als anzuregen.
Die ganze Arbeit macht mehr den Eindruck einer fleißigen Malerial-
sammlung. als daß sie auf wirkliche Verarbeitung des .Materials Anspruch
erheben könnte. Rurig
I. Kriseher, D i c V e r f a s s u n g u n d V c r w a 1 1 u n g d c r H e i e h s s t a d t S c h I e 1 1-
stadt im Mittelalter. Straßburg 1909. 131 S.
Die von der Kommission zur Herausgabe elsässischer Gescbichtsquellen
veröffentlichten Stadtrechte sind bereits von verschiedenen Gesichtspunkten aus
durchgearbeitet worden: Krischer haut auf ihnen eine eingehende verfassungs-
geschichtliche I ntersw Innig auf. Die Hechte einzelner Herrschaften und des
Reiches in dem alten Dorfe Schlotts! adt während des früheren Mittelalters
werden eingehend untersucht. Im Jahre 1095 gewann die Propstei S. Fides
durch eine hohenslaulische Schenkung umfassende Rechte im Banne von Schlett-
stadt; trat aber 1217 einen großen Teil ihrer öffentlichen Rechte gegen Ent-
schädigung in grundherrlichen Besilztiteln an Friedrich II. wieder ab, der bereits
1214 Schlettstadt durch Ummauerung zur Stadl erhoben hatte. In den weiteren
Kapiteln führt Krischer im einzelnen aus, wie das junge Gemeinwesen immer
mehr bisher dem Reiche oder der Propstei S. Fides zustehende Bechtslitel an sich
zu bringen weiß. Die finanzielle Leistungsfähigkeit der Stadt spielte hierbei eine
große Rolle. Auch Schlettaladt ist ein lehrreiches Beispiel, um die L'nhaltharkeit
einer lange herrschenden l.ehrmeinunc zu erweisen. Von einer scharfen Trennung
zwischen Bürgerschaft und »Frohnliofsverhand- ist keine Bede; 1354 sehen wir
vielmehr die Fischer Schlellstatlts sich zur Teilnahme am »llofding« drängen,
— 474
um gewiss*.- Vorteile zu gewinnen. Der als königlicher Beamter geltende Schultheiß
erweiterte im Laufe des 13. Jahrhunderts seine Kumpel en/, auf Kosten des
Vogtes; wird aber im 14. Jahrhundert durch den städtischen Bürgermeister ver-
drängt. Die ursprüngliche Geschlcchtei-herrschaft der Stadt wird in den Jahren
18Ô2 bis 1358 gestürzt und macht einem radikalen Zunftregiment Platz: die
üeschlcrliter weiden ganz nus dem stadlischen Regiment ausgeschaltet, und nur
Zugehörigkeit zu tiner Zunft gewährt volles Bürgerrecht. So erklärt es sich,
daß die Schlcttstadter Zünfte des späteren Mittelalters weit mehr politische
Gebilde, als Handwerkerkorporationen sind: daß sich in einer Zunft Gewerbe-
treibende verschiedener Art zusammenfinden, und sich andererseits Gewerbe-
treibende gleicher Art, z. B. die Weinbauern, auf verschiedene Zünfte verleiten.
Das Bedürfnis nach Pllege spezieller Handwerksinteressen rief darum besondere
Verbände, die »Handwerke«, ins Leben. Besonderes Interesse darf noch das
8. Kapitel, welches die städtische Finanzverwallung behandelt, beanspruchen. Aus
ihm geht hervor, daß auch für Schlettstadt das 15. Jahrhundert eine Zeit des
Rückganges war, der sich in dem Fallen der Bevölkerungsziffer ausdrückte.
Archives de Betzdorf et de Schuttbourg analysées et publiées
par Dr. N. van Werveke. (Publ. de la section histor. de l'Institut du G.-D. de
Luxembourg, vol. LV.) Luxembourg 190H.
Der unermüdliche luxemburgische Forschet Nikolaus van Werveke legt
uns hier wieder eine Frucht seiner überaus dankenswerten Tätigkeit auf dem
Gebiete der Regestenwerke vor. Der Band schließt sich den Publikationen über
die Archive von Remach, Clervaux, Luxemburg und Marienthal in wesentlich
verbesserter Arbeitsart und Fxlitionsmanier an.
Zunächst freilich entsteht die Frage: welche Archive werden hier eigent-
lich analysiert V Sind es geschlossene, historisch gewordene Bestände oder liegen
hier Sammlungen eines Liebhabers vor. der von allen Seiten aufgenommen hat,
was er eben erhalten konnte? van Werveke bleibt uns leider die Antwort
schuldig, in der Einleitung sagt er nicht ein Wort über diese wichtige Frage.
Die Möglichkeit aber, aus den vorgelegten Regesten die Provenienz der Urkunden
und Akten festzustellen, wird dadurch ungemein erschwert, daß die Archive von
Betzdorf und Schuttbourg zusammengeschweißt sind. Das isl jedenfalls eine
Methode, die keine Billigung linden kann.
Kinen weiteren Mangel des Buches möchte ich gleichfalls noch voraus-
schicken: das Fehlen eines Namens- und Ortschaftsregisters, van Werveke
vertröstet darauf, daß er einen gemeinsamen Index für seine sämtlichen Regeslen-
worke bearbeiten will. Aber abgesehen davon, daß es doch eigentlich unlogisch
ist, für Urkundenregisler, die innerlich gar nichts oder nur wenig miteinander
zu tun tiaben. einen gemeinsamen Index zu verfassen, lediglich weil die Urkunden
Bestandteile von luxemburgischen Archiven sind oder waren, kann ich mich auch
deshalb mit Werveke;, Absicht nicht einverstanden erklären, weil die Ausführung
der Absicht sicher noch Jahre dauern wird und die Benutzung des vorgelegten
Materials bis dahin ganz außerordentlich erschwert bleibt
Nachdem ich mich s<> meiner Hinwendungen gegen die Publikation ent-
ledigt habe, bleibt mu jetzt die angenehmen; Pllicht der Anerkennung für das.
Hörig.
was uns Werveke geboten liai. Für uns Lothringer ist d; s Material von großer
Bedeutung. Man könnte fast meinen, es sei ein lothringisches Redest enwerk,
so zahlreich linden »ich die Urkunden lothringischer (ieschlcchter, Da begegnen
die Waisberg, Dorswciler. Forbach, Sierck, Wolmcringen. Hodemachern. Saar-
werden, Kricclungen, Homburg u. viele andere. Die Herzöge von I^othringtn
sind durch Urkunden ebenso vertreten wie die Bischöfe von Metz. Reiehs-
geschichtlich kommen in Betracht die Urkunden der Kaiser Karl IV., Wenzel
und Sigismund. Viele Einzelheiten sind für uns von besonderem Interesse. Ich
greife beispielsweise die Beschreibung der Befestigung von Falkenberg vom Jahre
1 4 lt> oder den Protest Widrichs v. Finstingen gegen die Fälschung eines Schöffen-
Weistums von Betzdorf v. Jahre ln"2 heraus.
Die Art der Bearbeitung ist aller Anerkennung wert. Die Regesten sind
klar und erschöpfend, die Originaldaten werden in der Ursprache gegeben.
Vielfach hat. Werveke wichtige Urkunden in extenso zum Andruck gebracht.
Alles in Allem: wir sind dem einsamen luxemburgischen Gelehrten vollen Dank
und viele Anerkennung für seine hingebende und entsagungsreiche Arbeit
schuldig. VU.
N. van Werveke. Les villes I u x e m hou r g toise s e I I c u i s a f f i a ne h i s-
semcnts. Luxemburg 1908. ô2 S.
Mit eingehendster Materialkenntnis, wie sie nur Jahre langes Arbeiten
in den Oucllen desselben Territoriums zu gehen vermag, stellt der Verfasser
die verschiedenen auf luxemburgische Orte bezüglichen , »Befreiungslirkunden«
und Spuren von solchen zusammen, und ordnet diese auf Grund inhaltlicher
Erwägungen in bestimmte Gruppen. Die »Charte de Beaumont« hat verschiedenen
»Freilassungen« luxemburgischer Orte zum Vorbilde gedient ; verwandt, über im ein-
zelnen verschieden, sind die nach dem Beispiel von Echternach, Dudenhofen.
Grevenmaeher, Laroche und Trier vollzogenen Freiheitsbriefe. Ein Vergleich dieser
verschiedenen Typen ergibt interessante Gesichtspunkte tür die Entwicklung der
sozialen und politischen Stellung der bäuerlichen Bevölkerung Luxemburgs. Die
Bewertung dieser Freiheitsbriefe müf>te allerdings, wie mir scheint, noch mehr
eingeschränkt weiden, als es der Verfasser tut Denn die Annahme, daß die
Einwohner der übrigen Orte, für die wir keine Anhaltspunkte für »Freilas-
sungen« haben, nach wie vor » soumis à la servitude» iS. 3B\ gewesen seien,
dürfte sich mit dem Ouellcnmaterial, das van Werveke selbst auf S. .'19 ff. zum
Abdriu-k bringt, kaum aufrecht erhalten lassen. Zumal, wenn man mit van Werveke
das Entscheidende der Kreiheitsurkunden nicht in der mehr autonomen oder
vorwiegend herrschaftlichen Gestaltung des Sehöffenkolleg-. sondern dem Hecht
der Freizügigkeit erblicken will iS. 1). dürfte sich von den luxemburgischen
Ortschaften mit Freilassung und ohne Freilassung, wenigstens seil dem Ii» . 1(5.
Jahrhundert, dasselbe sagen lassen, wie der bayerische Staatskanzler Kreitlir.ayr
im 18. Jahrhundert den Unterschied von leibeigenen und nicht leibeigenen Bauern
charakterisierte: sie sehen einander ähnlich, wie zwei Tropfen Wasser. Nicht
die Frei lasstingsui künden haben die sozialen Wandlungen herbeigeführt, die sich
seil dein IS. Jahrhundert überall in Westdeutschland und den angrenzenden
Gebietsteilen hcnbuchlen hissen, sie sind nur der Ausdruck einer allgemeinen
- 476 —
grollen Umwälzung, die im wesentlichen darauf beruht, daß die alten, auf per-
sonalen und dinglichen Abhängigkeitsverhältnissen beruhenden Zustände immer
mehr erblassen und einer Neugruppierung nach territorialen Momenten iBann-
bezirke, Seigneurieni Platz machen') Das Verdienst der Männer, die bereits
linde des 12. und im 13. Jahrhundert diese Wandlungen erkannten und in den
»Freiheitsurkunden« neue, einheitliche Ortsrechte gaben, soll nicht vermindert
xverden; aber die Entwicklung schuf aus sich selbst auch dort ähnliche Ver-
hältnisse, wo nicht ausdrücklich derartige Urkunden erlassen wurden. Ein Blick
in die bei Grimm abgedruckten Weistümer der an Luxemburg angrenzenden
Mosel- und Saargebiete zeigt deutlich, daß auch hier im In. und IB. Jahrhundert
Freizügigkeil der ländlichen Bevölkerung überall zu Recht besteht, ohne daß
für frühere Freilassungsurkunden auch nur der geringste Anhaltspunkt erweis-
bar wäre. Hörig.
W. Kothe. Wanderbuch für Lothringen und die angrenzenden Ge-
biete. Metz, Scriba. 2. Autl 1908. 168 S. mit 5 Karten. Preis geb. M. 1.H0.
Die im »Jahrbuch« 1907, S. 511 ausgesprochene Erwartung, daß vor-
liegendes Büchlein bald eine neue Autlage erleben würde, hat sich schnell
bestätigt: schon jetzt liegt eine Neuauflage vor: gewiß der beste Beweis für
seine Zweckmäßigkeit. Und erfreulich sind auch die Fortschritte, die das
Büchlein inzwischen gemacht hat, Eine Reihe von Wanderungen konnte hinzu-
gefügt werden. Besonders anzuerkennen ist es. daß das beigegebene Karten-
material reichhaltiger und besser geworden ist. und jetzt immerhin zu einer
ersten Orientierung ausreichen dürfte. Späteren Auhagen ist hier allerdings noch
manche Verbesserung vorbehalten. Das am Ende angefügte alphabetische Orts-
verzeichnis wird jeder dankbar begrüßen, der es beim Gebrauch der ersten Auf-
lage schmerzlich vermißt hat. Trotz dieser Verbesserungen hat der Preis der
gleiche bleiben können. Ii.
Revue lorraine illustrée. Publication trimestrielle. Nancy, rue des Carmes.
Drei stattliche, reich illustrierte Bände liegen vor uns, die der Lieb-
haber guter und vornehmer Ausstattung gerne durchblättern wird. Die Zeitschrift
entspringt dem Bestreben, die llcimatkunst zu fördern, sie will von der Herrschaft
der Hauptstadt Paris in künstlerischen Dingen befreien, durch die Kenntnis der
Rasse, des Landes und seiner Geschichte, seiner Vergangenheit und seiner
großen Männer das Gefühl der kulturellen Eigenart fordern und das Bewusstsein
der Zusammengehörigkeit heben. Wenn Taine in den GOer Jahren mit einem
gewissen Schaudern an die geistige Öde in der Provinz und an die Zeit zurückdachte,
die er in derselben zugebracht hatte, so geht heute das Bestreben dahin, diese
Leere mit Leben und kulturfördernder Arbeit auszufüllen. Diese Tendenz hat
schon seit einiger Zeit in der Provinz in Frankreich an Boden gewonnen — ich
') Vgl. darüber Westdeutsc he Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Er-
gäiiznngsliefl XIII. 14 3:<
Bd. t — III, 1906, 1907, 1908.
erinnere nur an die félibres in der Provence; sie hat aber erst weitere Ver-
breitung gefunden, seitdem ihr Maurice Barrés seinen glänzenden Stil zur
Verfügung gestellt hat. In dem politisch so zentralisierten Frankreich können
nicht die Departements den Rahmen abgeben, in dem die Heimatkunst mit ihren
oben geschilderten Bestrebungen sich entwickeln kann. Diesen Rahmen können
nur die alten Provinzen, welche die Revolution in rücksichtsloser Weise zer-
schnitten hatte, bilden, denn sie allein waren auf der natürlichen historischen oder
kulturellen Zusammengehörigkeit aufgebaut. Hinter det ofliziellen Einteilung in
Departements halte die alte administrative Einheit, die Provinz, ein lebensvolleres
Dasein geführt, als man auf den ersten Blick anzunehmen geneigt ist. Die
Eigenart des französischen Lothringens mit seiner etwas schwermütigen, vorsich-
tigen Lebensklugheit, seinen maßvollen Kunstanschauungen zu pflegen, ist das
Ziel der vorliegenden Zeitschrift. Daß dabei die Tradition und die Geschichte
des Landes die weitgehendste Berücksichtigung rindet, ist ziemlich selbstverständlich.
Treu diesem Programm bringt die Zeitschrift Artikel Ober lothringische Skulptur,
die ausgezeichnete Werke aus allen Stilen aufzuweisen hat. Ich will nur
aus dem vielen das Beste erwähnen: das Grabmal René's II. in Nancy, das
noch schönere Hugues des Hazards in Blénod-les-Toul und die realistischen Werke
des Benaissancemeislers Ligier Richier. Das 18. Jahrhundert hat die Schlösser
des Königs Stanislaus und die wundervollen Gitter von Jean Lamour als glän-
zendes Vermächtnis seiner künstlerischen Befähigung hinterlassen. Die Biographie
des letzteren stammt aus der Feder des bekannten Historikers Pfister.
Nicht mit Unrecht ist in der Zeitschrift der Hauptnachdruck auf die heutige
Tätigkeit in Lothringen gelegt, das heute wirtschaftlich und kulturell vielleicht
der regsamste Teil der französischen Provinz ist. Dank seiner Vergangenheit
ist es am längsten in der Lage gewesen, sich seine politische Unabhängigkeit
zu wahren. Damit waren auch die nötigen Vorbedingungen für das Stammes-
gefühl und das Bewußtsein der kulturellen Zusammengehörigkeit gegeben. Nicht
zum Mindesten haben aber auch die Ereignisse von 1H70 dazu beigetragen, an
Stelle von Metz Nancy zur Hauptstadt des französischen Lothringen und zum
wichtigsten Punkt des französischen Ostens zu machen. Schließlich hat noch
der ungeahnte Aufschwung der Lothringer Eisenindustrie dazu mitgewirkt. So
ist denn Nancy die Stadt geworden, in der sich die Bestrebungen nach kultu-
reller Wiedergeburl Lothringens kristallisiert haben. Sie haben auch schon schöne
Früchte gezeitigt. Es ist nicht zu leugnen, daß Leute wie Galle, Majorelle.
Daum, Prouvé wohl in der Lage sind, einer Stadt und ihrem Kunstgewerbe
einen künstlerischen Stempel aufzudrücken. Wenn auch in der Malerei ein
Aufkommen außerhalb des erdrückenden Zentrums, das Paris ist, nur durch
Banz besondere Begabung und Energie zu erreichen ist, so liegt der Hauptwert
auf den kunstgewerblichen Erzeugnissen. Die Möbel von Gallé sind ja weit über
die Grenze seiner Vaterstadt hinaus bekannt geworden. Namentlich auf neue,
der heimischen Flora entlehnte Dekorationsmotive, mehr wie auf neue Formen
hatte er es abgesehen. Unstreitig hat er seine Aufgabe in manchmal glänzender
Weise zu lösen gewußt. Zur Beurteilung vermag ich nichts Besseres zu tun, als
auf die vielen durchweg sehr guten und sorgfältig ausgeführten Illustrationen,
Abbildungen von Möbeln. Photographien von Räumen u. s. w. hinzuweisen. Am
originellsten erscheinen mir die Vasen und Gläser, in denen ich den Hauptwert
des Nancyer Kunstgewerbes zu erblicken geneigt hin. Mit ihren bald an die
- 47«
Antike, bald an die Japaner gemahnenden Formen und den wunderbaren Tönen,
scheinen &ie mir am Besten den feinfühligen, hypersensibeln Geist unseres
modernen Kunstempfindens wiederzugehen. Auch hier gibt über Bestrebungen
und Losung nur das illustrative Material Aufschluß. Logischer Weise hat man
in Nancy mich in den Schaffensbereich Architektur, Glasmalereien. Wohnungs-
einrichtungen gezogen.
Beim Durchlesen der reich und gut illustrierten Bande — ich vermisse
jedoch unter den Illustrationen etwas den Kupferstich drängen sich neben aller
Anerkennung auch einige Kritiken auf. Liegt nicht eine gewisse Ruhmredigkeit
darin, von einer »ecole de Nancy« zu sprechen, wie ein Artikel es in etwas
selbstgefälliger Weise tut ? Diese Bezeichnung mag dir das Kunstgewerbe am
Platze sein. Aber wenn man den Ehrgeiz hat, sich von dem Einfluß des Kunst-
zentrums zu befreien, so muß man Uber Maler. Bildhauer und Kupferstecher
verfügen. Wo sind aber die wirklich bedeutenden Maler, mil einer einzigen
Ausnahme vielleicht, wo die Uildhauer und Kupferstecher? lind dann sind die
Nancyer Maler so losgelöst von den Einllüssen der Hauptstadt, um als ganz
bodenbeständige Künstler angesehen zu werden? Erscheinen sie nicht eher als
ein auf lothringischen Boden verpflanztes Erzeugnis der Pariaer Kunstanschauungen ?
Hat es ferner vom Standpunkt der Zeitschrift aus — noch einen Sinn, die in
Paris ausstellenden Maler noch als zur heimatlichen Kunst gehörig einzubeziehen
und über die Ausstellung der Lothringer in Paris zu referieren ? Haben die
Besten unter ihnen. Leute wie Friant und Hannaux, noch irgend eine künstle-
rische Beziehung zu der heimatlichen Scholle"' End dann erscheint es doch
etwas weitgegangen, den Kreis der kulturellen Provinz bis St Die und Epinal zu
erweitern Sodann liegt gerade in dein Bestreben, die Kenntnis der heimatlichen
Scholle zu vermitteln, eine gewiße Gefahr. Man riskiert längst bekannte liegen-
den neu zu entdecken, und langst Gesagtes zu wiederholen. Der Artikel über
St. Die ist doch nur durch sein illustratives Material interessant. Sein Inhalt
erhebt sich kaum über das Niveau eines Baedeker
Allein das alles soll uns nicht darüber hinwegtäuschen, daß hier an eine
riesige Aufgabe mit einem gewissen Wagemut herangetreten wurde, der die
Bemühungen interessant erscheinen läßt Denn in der Tat gehört ein ungewöhn-
licher Schaffensmut dazu, um es zu unternehmen, die zentralisierende Kraft, die
Paris in kultureller Hinsicht airf Frankreich ausgeübt hat. zu brechen und die
kulturbildende Arbeit in die Provinzen zu verlegen. Liegt das im Bereiche der
Möglichkeit oder ist ein derartiges Bestreben der ganzen Anlage des franzosischen
Nationalcharakters entgegengesetzt ? Ich wage nicht die Frage zu entscheiden.
Jedenfalls sind die kunstgewerblichen Leistungen anzuerkennen. End wenn
wir den Stand des Kunstgewerbes in Deutsch-Lothringen zum Vergleich heran-
ziehen, dann haben wir am allerwenigsten das Hecht, irgend eine Kritik zu üben.
In der ►Westdeutschen Zeitschrift f ü r G e s e h i c h I e u n d Kunst-
behandelt K V. Siuerland die -Kirchlichen Zustande im Rheinlande
wiihrencl des 14. Jahrhunderts« in scharfer Abweisung der von H. K.
Schaefer gegen die in den Vorbemerkungen zu den Sain-i laiidschen .Erkunden
und Regesten zur Geschichte «1er Hlieinlanrle« he zw Lothringens* gegebene Dar-
47<>
Stellung erhobenen Einwände. In eingehender Begründung hält er das trübe
Kilil, das sich auf Grund seines Materials ergab, unter Heranziehung neuer,
namentlich der Kölner und Trierer Diü/.ese angehörender Quellen aufrecht ; das
für die Melzer Diözese reichlich vorhandene gedruckte und ungedruckle Material
würde Sauerlands Urteil nur bestätigen können.
Die »Annale* de l est et du nord« bringen in ihrem 4. Uande
(Jg. 1908) keine auf Lothringen selbst bezüglichen Abhandlungen.
Der 57. Band (Jahrgang 1907) der «Mémoires de la Société d'archéo-
logie lorraine et du musée historique lorrain* ist besonders reich an
wertvollen hier interessierenden Beiträgen. P. Fournier bringt seine groß angelegte
Untersuchung der «institutions du comté de Chaligny« mit einer eindringenden
und erschöpfenden Darstellung der kirchlichen Verhältnisse zum Abschluß. Die
nunmehr fertig vorliegende Arbeit darf nach Disposition und Verarbeitung als-
ein Musterbeispiel hingestellt werden, in welcher Weise die Geschichte einzelner
territorialer Gebilde der Feudalzeit nutzbringend für die Probleme allgemeiner
Art erschlossen werden kann. Chr. Pflater gibt in einer knappen, fesselnd
geschriebenen Skizze ein Bild der Geschichte Nancy 's während der Religions-
kriege (1559—1595). Es war eine bewegte, unruhige Zeit für die Stadt; und oft
stand sie im Mittelpunkt der französischen, ja europäischen Zeitgeschichte. Die
nahen verwandtschaftlichen Beziehungen des Herzogs Karl III. mit dem fran-
zösischen Könige Karl IX. hatten einen häutigen Aufenthalt des französischen
Hofes in der Stadt zur Folge. Namentlich durch Catharina von Media wurde
Nancy dann der Mittelpunkt eines verwickelten diplomatischen Inlriguenspieles.
I5B5 sah Nancy Maria Stuart in seinen Mauern: von Nancy aus wurden Ver-
handlungen mit England geführt über das Eheprojekt der Königin Elisabeth mit
dem jungen Herzog d'Alençon. In Nancy nahm der Bruder Karls IX. (157;U.
Heinrich von Anjou, Abschied vom königlichen Hofe, um den polnischen Tron zu
besteigen. Doch der unerwartete Tod Karls IX. rief ihn bereits im folgenden Jahre
zurück, und bei seinem neuen Aufenthalt in Lothringens Hauptstadt gewann er
die Hand Luisens von Lothringen. Kurze Zeit darauf wurde die junge königliche
Witwe Karls IX. Elisabeth, Tochter Maximilians II., in Nancy von den kaiser-
lichen Abgesandten empfangen, die ihr das Geleit nach Wien gaben, wo sie
hinter Klostermauern all' das Entsetzliche, das sie in ihrer fünfjährigen Ehe
geschaut hatte, zu vergessen suchte. Als nach dem Frieden von Ueaulieu (157«)
Karl III. sich entschiedener an den Vorgängen in Krankreich zu beteiligen begann,
wurde Nancy für Jahre hinaus die Hochburg der Guisen : 1584 und 1588 wurden
in oder bei der Stadl die entscheidenden Vereinbarungen der Liga getroffen.
Lothringen wurde während langer Jahre in die Kriegsnöle hineingezogen: auch
die nächste Umgebung Nancy s halle schwer zu leiden. Erst 1595 kam der end-
giltige Friede zu Folembray zu stände : und mit diesem Jahre beginnt eine neue
friedliche Kcgierungsperiodc des Herzogs, und damit bessere Zeiten für Nancy
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im -
und das ganze Herzogtum. — Von den übrigen Arbeiten diese» inhaltsreichen
Bandes der «Mémoires» sei noch die verwaltungsgeschichtliche Studie von
M Fourrier de Bsoeurt, »La chambre du conseil et des comptes du Barrois«
erwähnt. Der nach Umfang und Inhalt für die lothringische Geschichts-
forschung wichtigste Beitrag des Bandes: R. Parisot, >Les origines de la Haute-
Lurraine et sa première maison ducale (959 — lOiWi», 1. Teil, sei hier nur zitiert ;
da das ganze Werk besonders erscheint, wird es an anderer Stelle im > Jahrbuch«
eingehende Würdigung linden.
Aus dem »Bulletin mensuel de la Société d'archéologie lor-
raine», Jg. 1907, notieren wir:
E. Ouverney, Les diplômes de Charlemagne pour l'église de Toul
F. des Robert. La Ferté-Sénectère à Metz (Bericht über Mißgriffe, die sich
der Marschall de la Ferté-Sénectère, Gouverneur der drei Bistümer und des
Metzer Landes, im Jahre 16*54 während seines Aufenthaltes in Metz zu Schulden
kommen ließ.)
P. Denis, Les lépreux a la maladrerie de la Madelcine-lés-Nnncy.
Aus dem Jg. 190B sind zu erwähnen:
E. Duvernoy, Les débuts du Parlement de Metz.
F. des Roberl. Lettre de Madame de Phalsbourg à Charles IV en Hi:J!».
Im »Pays Lorrain«, Bd. V. 1906 gibt E. Ambroise unter dem Titel »Los
vieux châteaux de la Vesouze« unter Heranziehung von verkehre- und siedelungs-
gesehichllichen Gesichtspunkten eine Übersicht über die Geschichte dieses Teiles
der nordwestlichen Vogesenahdachung. Die etwas zu summarische Darstellung
der sozialen Verhältnisse des Landes kann allerdings nicht recht befriedigen.
Oer Abschluß der Arbeil steht noch aus.
In der »Revue ec c 1 é s i a s I ii\ uc de Metz« gibt M. D. einige Notizen
über »lln martyrologe Messin du X« siècle». L. Finot führt seine Untersuchung
über »Bossuel ä Metz« weiter. An der Hand des St. Ouiriner llofrechts aus dem
15. Jahrhundert werden von einem nicht genannten Autor auf das Verhältnis
von »L« clergé et l'école en Lorraine* im 15. Jahrhundert Rückschlüsse gezogen.
J. P. Kirch gibt ein anschauliches Bild des Lebens eines lothringischen Pfarrers
unter dem -Ancien régime», unter dem Titel: »Ln curé du XVIII1' siècle «, das
sich auf die Aufzeichnungen des Pfarrers Salzmaun von Kscheringen stützt.
- 481 -
Von der >Austrasie< liegt seit dem Erscheinen des letzten Jahrbuchs nur ein
Heft. Nr. 10. zur Besprechung vor. In ihm bringt F. aus dem Nachlaß der
Benediktiner einen Bericht über Ludwigs XV. A n w e s e nhe i t in Metz
zum Abdruck. Die Abhandlung über die Metzer Kriegsschule und die Ver-
öffentlichung der nachgelassenen Papiere des Kapitäns Bossel nimmt
ihren Fortgang. Hin mit A. F. gezeichneter Aufsatz behandelt Lo r r y - Ma r d i g n v,
und bringt neben kunstgeschichtlichen auch geschichtliche Daten anderer Arl.
Kndlich behandelt noch E. Fleur den Tod des Abbés de Ficquelmonl, der
in Metz als blutiges Opfer der Revolution endete.
Ober die älteren Serien der Austrasie aus den Jahren 1837— 1869 ver-
öffentlicht Jean Julien ein übersichtlich angeordnetes Gesatntregister. das in Ver-
bindung mit dem noch zu besprechenden Bvgisterband der Metzer Akademie als
Hilfsmittel zum leichteren Auffinden älterer Aufsätze aus der Metzer und Loth-
ringer Geschichte aufs dankbarste zu begrüßen ist.
In den «Mémoires de l'Académie de Metz«, 3* série. XXXV année, bringt
Lerond eine ansprechende, doch wohl etwas breite Untersuchung über die Beste
religiöser Verehrung von Bitumen — namentlich der Eiche — und Bilanzen im
lothringischen Volksbewußtsein. Neben einer kurzen Notiz von M. T. Welter
über die jungst am Walsterberg entdeckten in den Fels gehauenen Zeichen ist
für die lothringische Geschichte namentlich der Aufsalz von Huber über eine
Episode aus dem Bauernkriege von 1525 von Interesse. Huber veröffentlicht hier
— teils bereits gedruckte, teils ungedruckte Dokumente über die Gefangen-
nahme und Befreiung des lothringischen Befehlshabers von Saargemünd, Hans
üruhach, und über die Geschicke der bäuerlichen Bevölkerung der Saargemündei
Gegend unmittelbar nach der Vernichtung der bäuerlichen Scharen bei Zabern.
Gleichzeitig ist ein (iesamtregister der -Mémoires*, umfassend die Jahre
1811»— 1903. von E. Fleur bearbeitet, erschienen. Auffallend ist bei dieser nütz-
lichen und mühevollen Arbeil, daß Autoren- und Sachregister nicht von
einander getrennt sind. Dem Register vorangeschickt sind eine Beihe Akten-
stücke über die Geschichte der- «Société royale des arts et des sciences< zu Metz
aus den Jahren 1757—1792. Der inhaltliche Wert dieser Publikation ist im
«Jahrbuch« an anderer Stelle gewürdigt worden IS. 283 ff j. Hier sei nur auf
eine störende Äußerlichkeit hingewiesen: Der Herausgeber hat, entgegen den
üblichen Editionsgrundsätzen, Abkürzungen, die er in seinen Texten fand, bei-
behalten. Hierdurch wird die Lektüre unnötigerweise erschwert. Das den Band
abschließende «Inventaire des pièces d'archives de l'ancienne Académie do Melz
wäre wohl zweckentsprechender den eingangs abgedruckten Aktenstücken ange-
schlossen worden. — Die Anregung zu der Veröffentlichung der Aktenstücke
des 18. Jahrhunderts und der Bearbeitung des Registers geht auf E. Paulus zurück.
Das «Archiv für Buchbinderei-, Jahrgang 8. Heft 11 bringt auf
Grund des ihm von der »Gesellschaft für lothringische Geschichte« zur Verfügung
gestellten Abbildungsntalerials einen Aufsatz -Aus der Metzer Ii i4>l iu I h e k«,
Jfthrbmli .1. Oe*. f. lotiir. Oewliluhte uuit AHurtuiii«k., Iikhr«. 3>. -tl
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4*2
der die älteren Einbände der Metzer Bibliothek im Anschluß an Westendorp's
Untersuchung im letzten Bande des »Jahrbuchs« behandelt, und Westendorp's
Ausführungen nach der technischen Seite in willkommener Weise ergänzt.
Im »Bulletin de la Société d'études de la province de
Cambrai* bringt Comte P.A. du Chaatel de Ii Howarderie-Netvireull einleitende
Bemerkungen über eine Genealogie des Hauses de Unnoy, eine weilverzweigte,
alle Familie, von denen der eine Zweig, die Grafen von Lannoy-Clerf, für die
lothringische Geschichtsforschung insofern von besonderer Bedeutung geworden
sind, als sie vor wenigen Jahren ihr bedeutendes Archiv dem Metzer Bezirks-
archiv überwiesen.
Der 6. Band der »Revue des études rabelaisiennes» (1908) bringt
eine kurze Notiz aus der Peder ClOttzot'S. aus der hervorgeht, daß Samt-Ayl.
der Freund Babelais. in Metz und Umgegend begütert war. Hierdurch ergibt
sich eine ungezwungene Erklärung für Rabelais Aufenthalt in Metz.
E. Ouvernoy veröffentlicht im »Bulletin historique et philolo-
gique» 1907 ein Edikt Ludwigs XIV. vom 7. Juli 1693. in welchem zur Linderung
der schweren Kriegsnöte für die Herzogtümer Lothringen und Barr, für Metz
und für die drei Bistümer Zahlungserleichterungen für die Schuldner von Kapi-
talien und Rentenforderungen getroffen werden, und angeordnet wird, daß zur
Sicherheit gestellte Liegenschaften nicht unter ihrem Werte verkauft werden sollen
In den «Mémoires de l'Académie de Bei ms« gibt A. Bellevoye
einen Bericht Uber den 190fi zu Reims gemachten Münzfund, bei dem auch eine
große Anzahl Münzen der Stadt Metz (»buques« und »tiercelets«), des Bistums
Metz und des Herzogtums Lothringen zu Tage kamen. Die einzelnen Stücke
sind beschrieben.
In der »Revue des éludes Juives- Nr. 102 und 103 (190(1. gibt
Netler einen interessanten l'berblirk über das Schicksal des ehemaligen am
Friedhoftor gelegenen Friedhofes der Metzer jüdischen Gemeinde, und teilt eine
große Zahl von Inschriften mit. die bei der Aufführung militärischer Bauten auf
dem (.» biete des ehemaligen Friedhofes gefunden wurden.
Im » Bande des »Burgwarts« gibt E. Miisebeck eine eingehende Skizze
der Geschichte von Schloß und Dorf L a n don v i 1 1 e r s. Namentlich in
ihrem ersten Teile bietet sie weit mehr, als man dem Thema nach zunächst
erwarten dürfte: man erhält eine Ubersichtliche Darstellung des Vordringens
der Allemannen, das im Niedgebiete zom Stehen kam, und der zweiten germa-
nischen Invasion, der fränkischen. Das verschiedene Vorgehen beider .Stämme
in der Siedlung wird kurz beleuchtet. Für das Frühmiltelalter ist auch hier die
Bildung feudaler Zwischengewalten charakteristisch; im Spfilmittelalter aber,
seit dem 14. Jahrhundert erweist sich das kapitalkräftige Metzer Patrizierlum
dem Adel der Feudalzeit gegenüber überlegen, und es gewinnt durch Kauf festen
Fuß in altem feudalen Besitz, so auch in landonvillers. Am Ende des 16. Jahr-
hunderts baut Thomas Duchat. Mitglied des üreizehnerkullegs der Stadt Metz,
Landonvillers, das bisher als Annexe gegolten hatte, zu einer selbständigen
• seigneurie» durch Anlage eines • rhastellets«, eines Herrenhauses, aus. Unter
ihm und seinen Erben erfolgt ein systematischer Aufkauf fremden Besitzes im
Dorfbanne, ein Proze5, den die Geldnot, die der 90jährige Krieg über die
bäuerliche Bevölkerung brachte, wesentlich beförderte. Gegen Ende des 17. Jahr-
hunderts leistet ein Teilinhaber der •seigneurie* Landonvillers dem französischen
König den Lehnseid; im 18. Jahrhundert war das Herrenhaus vorzugsweise im
Besitze von Metzer Parlamentsräten. Der letzte französische Besitzer schuf die
prachtvollen Parkanlagen; 1891 ging das Herrschaftsgut in deutsche Hände über,
und wurde HKH/fi in Anlehnung an historische Stilformen zu einem stolzen
Herrensitz ausgebaut. Hörig.
484 -
Verzeichnis der mit der Gesellschaft für lothringische Geschichte und
Altertumskunde im Schriftenaustausch stehenden Vereine mit Angabe
der bis 18. IV. 1909 eingegangenen Tauschschriften.
1. Aachen. Aachener Geschichtsverein.
Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins. Hand 30 (1908).
2. Aachen. Moseumsverein.
Aachener Kunstblätter. Heft II/III.
3. A m i c n s. Société des antiquaires de Picardie.
Bulletin 1907: 1, 2/3p trim.
4. Aarau. Historische Gesellschaft für den Kanton Aargau.
Taschenbuch Tür 1908.
Argovia, Band 32 (11)07).
f>. Antwerpen. Académie royale d'archéologie de Belgique.
Bulletin, 1909. Nr. I.
G. Ar Ion. Institut d'archéologie luxembourgeoise.
Annales, (orne 43 (1908).
7. Bamberg. Heraldisch-genealogische Blätter für adelig«' und bürgerliche
Geschlechter.
5. Jahrgang (1908). No. 3, 4.
8. Bar- le- Duc. Société des lettres, sciences et art*.
Mémoires, 4« série, tome IV. 1 1 905, H . iseil 16. Mai 1907 nichts eingegangen).
9. Basel. Historische und antiquarische Gesellschaft.
Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertum, 8. Band, Heft 1. (1908,.
10. Bayreuth. Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken.
Archiv, Band 23, Heft 3.
11. Bel fort. Société Belfortaine d'émulation.
Bulletin, tome 27 (1908).
12. H e r 1 1 n. Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und l'rgeschi( hte.
Zeitschrift für Ethnologie. Jahrgang 41 i190»i Heft I.
13 Berlin. Märkisches Provinzialmuseum.
Brandcnhurgia. Jahrgang XVII 1.1908) Nr. 7, 8. 9
H. H er lin. Tourislpnklub der Mark Brandenburg
Monatsblätler, Jahrgang XVIII (190t). Nr. 4
l">. Berlin. Verein für die Geschichte Berlins.
Mitteilungen, Jahrgang 1!H(9. Alt Berlin. Nr. 4.
DJ, Berlin. Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg.
Forschungen zur brundenburgis« hen und preussischen Geschichte, Hand 21
(11)09. lieft 2
17. Berlin. Verein Herold.
Der deutsche Herold, Jahrgang 40 (190»} No. H
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18. Hern. Historischer Verein des Kantons Hern.
Archiv des historischen Vereins, Hund 10 (llKOii lieft 1.
19. Itunn. Verein für Altertumsfreunde im Rheinlande.
Jahrbücher, Heft 117 (1908).
20. Horde aux Faculté des lettres de l'université de Bordeaux
Hevuc des études anciennes, tome X (1908) Heft 4.
Rulletin italien, tome IX (1909; No. 1.
21. Hr and en bu ris a. H. Historischer Verein für Brandenburg.
Jahresbericht 38-40 i lötHJ 7 8).
22. H res lau. Schlesischer Altertumsverein.
Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. S. F. Rand IV {1905.1 (seil H. März
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23. Breslau Verein für Geschichte Schlesiens.
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Revue No. 1 ijanv.— mars 1909;. Rulletin No. 1 (janv.— mars 1909,.
2K. Brüssel. Société des Bollandistes.
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30. Dan zig. Westpreussischer Gesehiehtsverein
Zeitschrift des westpreussischen Geschichtsvereins, Heft 50. (1908;.
Mitteilungen. Jahrgang 7 (1908i.
Hl Darmstadt Historischer Verein für das Grossherzogtum Hessen, iGrobs-
herzogliche Hofbibliothek).
yuartalblätter, 1908 No. 9. 10. 11
Beiträge zur hessischen Geschichte, Band III, Heft 4
Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Band V {1907i.
32. Dessau. Verein für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde
Mitteilungen, Band 11, Heft 1.
33 Detmold Geschichtliche Abteilung des naturwissenschaftlichen Vereins für
das Fürstentum Lippe.
Mitteilungen. Heft VI (lfMiHV
34. Di Iii ngen a. D. Historischer Verein.
Jahrbuch 2i> (1907.1.
35. Dresden. Königlich Sächsischer Alterlutnsverein.
Neues Archiv, Band 29 (1908J. Jahresbericht l'.NKÎ 1907
3fi Do na h e sc h in g e n Fürstlich Fiirstenbergisches Archiv.
Mitteilungen aus dem F Fürstenbergischrn Archive. II. (Schluss-t Band.
Quellen zur Geschichte des Hauses Fürstenhcrg i. lößO — 1H17 ..
37 Dürkheim a. d. II l'olhchia, naturwissi-nschafllii.ln-r Verein der ttlieinpfalz.
Mitteilungen. «3. Jahrgang. Nr. 22.
- 480 -
38. Düsseldorf. Geschichtsverein.
Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Rand 21 (1906/7).
39. Eisenberg. Geschichts- und Altertumsforschender Verein.
Mitteilungen, Heft 24 u. 25 (1907/8).
40. Eisleben. Verein für Geschichte und Altertümer der Grafschaft Mansfcld.
Martfelder Blätter, Jahrgang 22 (1908).
41. Elberfeld. Bergischer Geschichtsverein.
Zeitschrift des Bergischen Geschichtsveruins, Band 41 (1908>.
42. Epinal. Société d'émulation du département des Vosges.
Annales, Jahrgang 82 (1906).
48. Erfurt. Verein für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt.
Mitteilungen, Heft 28 (1907).
44. Essen. Historischer Verein für Stadt und Stift Essen.
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Heft 29 (15107).
45. Frank en thal. Altertumsverein.
Monatsschrift, 17. Jahrgang il908i Nu. 8.
46 Frankfurt a. M. Verein für Geographie und Statistik.
Jahresbericht 71 '72 (1906—08).
47. Frankfurt a. M. Verein für Geschichte und Altertumskunde.
Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, Bd. 9.
Mitteilungen über römische Funde in Heddernheim.
4K. Frankfurt a. M. Römisch-Germanische Kommission des Kaiserlichen
archäologischen Instituts.
Bericht über die Fortschritte der römisch-germanischen Forschung im
Jahre 1906/7.
49. Fr ei bürg i. B. Breisgau- Verein »Schau ins Land«.
35. Jahrlauf (1908).
50. Freiburg i. B. Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Allertums-
und Volkskunde im ßrcisgau.
Zeitschrift der Gesellschaft, Hand 24 (1908) (Alemannia N F. 9i.
51. Glessen. Oberhessischer Geschichtsverein.
Mitteilungen, Band 15 (1907).
52. Görlitz. Oberlausitzische Gesellschaft für Geschichtswissenschaft.
Neues Lausitzisches Magazin, Band 84 (1908).
Codex diplomalicus Lusaliae superiuris Iii, Heft 4.
53. Gi>l Ii ngen. Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Nachrichten, Jahrgang 1908, Heft 5.
Geschäftliche Mitteilungen, Jahrgang 1908, Heft 2.
54. Gotha. Vereinigung für Gothaischc Geschichte und Altertumsforschung.
Mitteilungen, Jahrgang 1906/7.
55. Graz. Historischer Verein für Steiermark.
Zeitschrift des historischen Vereins für Steiermark, V. Jahrgang (1907 t.
56. Greifswald. Rügisch-l'omnierseher Geschichtsverein.
I'ommersclie Jahrbücher, Band 9 (1908)
57. G il b en. Niederlausitzische Gesellschaft, für Anthropologie und Altertumskunde.
Niederlaositzer Mitteilungen, Band X 1.1907), Heft 3,4.
58. Halle. Thüringisch-Sächsischer Geschichts- und Altertumsverein.
Neu«' Mitteilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen.
Rand 23, Heft 3. Jahresbericht 1907/8.
59. Hamburg. Verein für Hamburgische Geschichte.
Mitteilungen, Jahrgang 28 (1908). Zeitschrift, Rand XIII, 2 (1908).
«0. Hannover. Historischer Verein für Niedersachsen.
Zeitschrift des historischen Vereins. Jahrgang 1908.
fil. Heidelberg. Grossherzoglich ßadische Universitätsbibliothek (Historischer
Verein).
Neue Heidelberger Jahrbücher. Jahrgang XVI. (1908i Heft 1.
62. Heilbronn. Historischer Verein.
Bericht aus den Jahren 1903— ItKKÏ, 8. Heft.
63. Helsingfors. Société finlandaise d'archéologie.
Suomen Museo. XII (1905) (seit 6. März 190b' nichts eingegangen).
64. Her in an Stadt. Verein für siebenhürgische Landeskunde.
Archiv des Vereins, Band 36, Heft 1.
Bö. Hildburghausen. Verein für Meiningische Geschichte und Landeskunde.
Schriften des Vereins, Heft 57. (1908).
«6. Jena. Verein für thüringische Geschichte und Altertumskunde.
Zeilschrift des Vereins, Band 19, Heft 1 il908i.
67. Innsbruck. Fcrdinandeum.
Zeilschrift des Ferdinandeums, Heft 52 (19*18)-
68. Kassel. Verein für hessische Geschichte und Altertumskunde
Zeitschrift des Vereins. N. F. Band 32 (1908).
«19. Kiel. Schleswig-Holsteinische-Laucnburgische Gesellsch. für vaterl. Geschichte.
Zeilschrift der Gesellschaft, Band 38 ^1908).
70. Köln. Historischer Verein für den Niederrhein.
Annalen des historischen Vereins, Heft 8fi.
71. Königsberg. Altpreussische Monatsschrift.
Altpreussische Monatsschrift, Band 46 < 1909).
72. Landsberg a. d. Warthe. Verein für Geschichte der Neumark.
Schriften des Vereins, Heft 22 (1908).
73. Landshut. Historischer Verein für Niederbayern.
Verhandlungen des historischen Vereins, Band 44 tltfOM).
74. Lan g res. Société historique et archéologique.
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75. Leipzig Deutsche Gesellschaft zur Erforschung vaterlandischer Sprache
und Altertümer.
Mitteilungen. Bd. 10, Heft 2.
76. Leipzig. Verein fUr sächsische Volkskunde.
Mitteilungen V. Hand (1909) Heft 1. XI Jahresbericht (1908 .
Mitgliederverzeichnis.
77. Leipzig. Städtisches Museum für Völkerkunde.
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78. Linz a. D. Museum Francisco-Garolinum.
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- 4Xg -
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98. Mi tau. Kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst. Sektion für
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— 4«il —
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5* année Ü909i Nr. t.
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Jahrbuch für die Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Band 17 (1908».
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112. Paderborn. Verein für Geschichte und Altertum Westfalens.
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113. Paris. Société nationale des Antiquaires de France.
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114. Philadelphia. Museum of archaeology (in connection with the universily
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115. Plauen i. V. Allertumsverein.
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11*». Poitiers. Société des antiquaires de l'Ouest.
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Bulletin. 'M série Band 1. 4<» trimestre de 1908.
117. Posen. Historische Gesellschaft für die Provinz Posen.
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119. Prag. Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen.
Mitteilungen, Jahrgang 4t> {1907/8 1.
120. Pr enzlau. l'ckerniärkischer Museums- und Geschichtsverein.
Mitteilungen. 4. Band, Heft 1 rl!)07i.
121. Ouaraccln-Bruggi b. Florenz. Archivurn Franciscanum historieum.
Archivum. annns II. Fase. II.
122. Raigern. Hedaktion der Studien des Benediktiner- und Gisterzienscrklosters
Studien und Mitteilungen, Jahrgang 29 (1908), Heft 4.
i
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490 -
123. Havensburg. Diücesanaicbiv von Schwaben.
Jahrgang 2G, Nr. 11-12 (1908).
124. Regensburg. Historischer Verein der Oberpfalz und Hegensburg.
Verhandlungen, N. F. Band 51 (1907).
125. Rennes, l'acuité des lettres de l'université.
Annales, tome 23, No. 3/4 (1907).
12ti. Reval. P.sthländische literarische Gesellschaft.
Heiträge fi. Rand (1907) Heft 4.
127. Riga. Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen
Russlands.
Mitteilungen, 20. Band, 2. Heft
Sitzungsberichte aus dem Jahre 1907.
12H. Roda. Geschichts- und Altertumsforschender Verein zu Kahla und Roda.
Mitteilungen, Rand VI, Heft 4.
129. Rom. Kaiserlich Deutsches archäologisches Institut.
Mitteilungen. Rand 23, Heft 23 (1908).
130. Rostock. Verein für Rostocks Altertümer.
Beilrage zur Geschichte der Stadt Rostock, Rand V (1907), Heft 1/2),
131. Saarbrücken. Historisch-antiquarischer Verein.
Mitteilungen, Heft 9.
132. Seil wä bisch -Ha 11. Historischer Verein für württembergisch Franken.
(Seit Juli 1906 nichts eingegangen.)
133. Schwerin. Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde.
Jahrbücher und Jahresberichte, Rand 74 (1908).
134. So lot hu rn. Historischer Verein des Kantons Solothurn.
Mitteilungen, Heft 3.
13n. Speyer. Historischer Verein der Pfalz.
Mitteilungen, Rand 29,30 (1906, 7).
136. Stendal. Altmärkischer Museumsverein.
Reiträge zur Altmärkischen Landes- und Volkskunde. Hand II, Heft ô.
137. Stettin. Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde.
Raltischc Studien N. F. Rand 12 (1908), MonaUblätler 1908 No. I 12.
138. St. Dié. Société pltilomatique Vosgienne.
Bulletin, Jahrgang 33 (1907,8).
139. St. Petersburg. Commission impériale archéologique.
Comptes-rendus 1895—1903. Matériaux N»« 22—30. Bulletin 1-22.
140. Straubing a. d. ü. Historischer Verein für Straubing und Umgebung.
Jahresbericht, Jahrgang 10 (1907).
141. Stockholm. Konigl. Vitterhels historié och antikvilets academien.
Manadsblad 1.1903- 190öi Fornvännen Meddelanden fran K. VillerheLs
historié o<h antikvilets akademien 1907.
112. Stockholm. Nordiska Museum.
Fataburen (1907) Heft 1, 2, 3, 1
1 43. Stras s bürg. Gesellschaft für F.rhaltung geschichtlicher Denkmäler im Elsass.
Mitteilungen, Rand 22, Heft 2.
144. Strass bürg Vogesenklub.
.lahrbuch 24 (1908). Mitteilungen Nr. 42.
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14ô, Strass bürg. Die Vogcsen. Illustrierte Zeitschrift für Touristik und
Landeskunde.
III. Jahrgang (1909) Nr. ».
146. Stuttgart. Württembergischer anthropologischer Verein.
Fundberichte aus Schwaben, Jahrgang 15 { 11K17).
147. Stuttgart. Württembergischer Altertumsverein.
Viertel jahrshefte, Jahrgang XVII (1908), Heft 1, 2, H, 4.
148. Thorn. Koppernikus-Verein für Wissenschaft und Kunst.
Mitteilungen, Heft 16 (1908).
14!). Trier. Stadtbibliothek.
Trierisches Archiv, Heft XIII (UHJM) Ergänzungsben IX.
150. Utrecht. Historische Genossenschaft.
Beiträge und Mitteilungen 1907 und 1908.
loi. Ver vier s. Société Verviétoise d'archéologie et d'hisloire.
Chronique 1907/8, No. I.
152. Wushinglon. Smithsonian Institution.
Annual report for the year 1907.
Bureau of american ethnologie, Bulletin 34.
153. Wernigerode. Zeitschrift des Harzvereins.
41. Jahrgang (1908), Heft 1.
154. Wien. Akademischer Verein deutscher Historiker.
Bericht über das 17. und 18. Vereinsjahr (1906— 1907 1.
Ihn. Wien. Archäologisch-Epigraphisches Seminar der Universität.
Jahreshefte, Band X und XI.
15«. Wien. Heraldische Gesellschaft Adler.
Monatsblalt, Band VI. No. 39 (19091, Jahrbuch Band IS .1908;.
157. Wien. Institut für österreichische Geschichtsforschung.
Mitteilungen, Band 30 (1909). Heft 1.
158. Wien. Numismatische Gesellschaft.
Numismatische Zeitschrift, Hand 41 (1908).
Monatsblalt, Band VH1, No. 2/3.
159. Wiesbaden. Verein für nassauische Altertumskunde und Geschichts-
forschung.
Annalen, Band 87 (1907;. Mitteilungen 1907,1908 No. 1, 2, 3, 4.
160. Wolfen hül tel. Orlsverein für Geschichte und Altertumskunde zu Braun-
schweig und Wolfenbüttcl.
ßraunschweigisches Magazin, 1908.
Jahrbuch des Geschichtsvereins. 7. Jahrgang (I908i.
161. Worms. Altertumsverein.
Vom Hhein. Monatsschrift des Altertumsvereins der Stadt Worms,
7. Jahrgang 1908.
IK2. Zürich. Antiquarische Gesellschaft .Kantonale Gesellschaft Tür Geschichte
und Altertumskunde).
Mitteilungen, Band 27, Heft 1.
163. Zürich Landesmuseum.
Anzeiger für schweizerische Altertumskunde. Band X (1908) No. 3.
I
41U —
Sitzungen und Ausflüge im Jahre 1908-09.
Haupt Versammlung am Mittwoch, dem 8. April 1908.
Herr Graf Zeppelin erstattet den Jahresbericht für 1907/08. (Abgedruckt
in Jahrb. XIX. S. 550 IT.)
Herr Professor Keune spricht über »Metz vor. während und nach der Be-
lagerung 1870«. Reginnend mit dem Jahre 1552 geht der Redner auf die Zeit
des letzten Krieges über und schildert unter Vorführung von Plakaten und Rildern
die Vorgänge, die sieh vor, während und nach der Heiagerung in der Stadt ab-
spielten.
Vor den Vorträgen wird eine Aussprache eingeleitet über die Frage der
Rekonstruktion des Kapitelturms der Kathedrale. Es sprachen hierzu Herr Gencral-
vikar Wagner. Glasmaler Thiria. Professor Dr. Bour. Professor Dr. Dörr. Pfarrer
Châtelain, Dr. Melchior und Dombaumcister Schmitz. Mit Ausnahme des letzteren
nehmen sämtliche Redner eine ablehnende Haltung ein. die nach den verschieden-
sten Seiten hin begründet wird.
Die Versammlung ist sich einig in dem Wunsche, daß in dem Bilde der
Kathedrale keine weiteren Veränderungen durch Rekonstruktionsversuche vor-
genommen werden möchten.
Vorträge: 1. Herr Kaplan Kügler-Algringen : Entstehung und Geschichte
der höheren Schule in Büsch.
2. Herr Religionslehrer Kohn-Diedenhofen: Die Niederlassung der Juden in
Diedenhofen.
Beide Vortrage erscheinen im Jahrbuche
Ausflug nach den Grottes de Hau und nach Namur am
Samstag, dem 18. und Sonntag, dem 19. Juli 1908.
Etwa fit) Mitglieder waren der Einladung des Vorstandes gefolgt und fanden
sich in dem um 8M I hr in Metz abgehenden Zuge teils in Metz, teils während
der Fahrt bis zur Grenze zusammen In Jemelle waren durch liebenswürdige
VtTinittelung des Herrn Archivar Bruuwers in Namur Wagen bereit gestellt,
die die Gesellschaft nach etwa lVistündiger Fahrt nach Han brachten. Leider
war Herr de l'ierpont, der die Führung übernommen hatte, nicht zugegen und
so mußten wir uns mit den angestellten Führern begnügen, die uns in ziemlich
beschleunigtem Maische durch die wunderbar schönen unterirdischen Felsgebilde
Sitzung am Mittwoch, dem 6. Mai 1908.
Séances et excursions de l'exercice 1908-09.
Aasctublée ymirale du mercredi, s avril
M. le comte de Zeppelin donne lecture du compte-rendu de l'activité de
la Société d'histoire et d'archéologie lorraine pendant l'exercice 1907-08. (Ce
compte-rendu est reproduit dans l'annuaire, année XIX. p. 5ô et suivantes.)
M. le professeur Keune, directeur du Musée, donnne ensuite une confé-
rence sur «Metz avant, pendant et après le siège de 1870». Débutant par
l'année 1552, le conférencier expose succinctement les points principaux de l'his-
toire de la ville jusqu'au moment de la guerre et s'étend sur les différents
événements qui se sont succédés à Metz avant, pendant el après le siège, le
tout agrémenté de nombreuses projections, représentant une série d'affiches
officielles et de tableaux de l'époque.
Séina- du mercredi, *> mai 190*.
Les conférences sont précédées d'une discussion traitant la question de la
tour du Chapitre de la cathédrale. Pendant la discussion ont pris successivement la
parole : MM. le vicaire-général Wagner, Thiria, peintre-verrier, Dr. Hour, professeur.
Dr. Dörr, professeur, l'abbé Châtelain, curé, Dr. Melchior, Schmitz, architecte de
la cathédrale. A l'exclusion de ce dernier, tous les orateurs se prononcent contre
le projet de rehaussement de la tour du Chapitre, en faisant valoir les motifs les
plus différents et les plus graves. L'assemblée entière exprime à l'unanimité le
vn-u : de ne tolérer aucune entreprise de reconstruction, susceptible de modifier la
silhouette actuelle de la cathédrale.
Conférences: I. M. l'abbé Kügler, vicaire à Algrange: Origine et histoire
du collège de Bitchc;
2. M. Kohn, professeur a Thionvillc: Etablissement des Juifs
à Thionville.
Ces deux conférences paraîtront dans l'annuaire.
Excursion aux Grottes de Hau et à Xamur.
samedi 1H et dimanche 19 juillet 190S.
Donnant suite à l'invitation lancée par le Bureau, environ soixante socié-
taires prirent part à l'excursion en utilisant le train qui part de Metz a H'-1 h.
du matin. Grate à l'aimable intermédiaire de M. Brouwers, archiviste à Namur.
des voilures attendaient les excursionnistes à la gare de Jemetle pour les con-
duire à Han. Arrivée aux grottes, la Société eut le regret de remarquer l'absence
de M. de l'ierpont qui. auparavant, s'était engagé à se charger de la conduite
des excursionnistes, de sorte que l'on dut se contenter des explications fournies
par les employés ordinaires préposés à la surveillance des grottes. La visite à
- VM -
mit Seen und Flußlauf hindiirchleiteten. Wenn uns auch die wissenschaftlichen
Erklärungen ins Besondere über die vorgeschichtlichen Hühlenfunde fehlten, so
waren doch alle Teilnehmer von dem überaus großartigen Kindruck der Hahlen
voll befriedigt. Die Wagen führten un» nach der Eisenbahnstation zurück und
gegen B Uhr langten wir in Namur an. Von Mitgliedern der archäologischen
Gesellschaft empfangen, wurden wir nach dem auf hoher Bergeshöhe gelegenen
Hotel geleilet, wo sämtliche Teilnehmer gute Unterkunft fanden. Am andern
Morgen wurden wir von den Herren Brouwers und Niffle-Anciaux abgeholt und
zunächst nach dem Museum geführt. Vom Vorstande der archäologischen Gesell-
schafl und deren Präsidenten, Herrn de Pierpont, bei einem Glase Sekt will-
kommen geheißen, besichtigten wir das vor allein an Altertümern der fränkischen
Zeit ungemein reiche Museum. Weiter galt der Besuch einer Reihe sehenswerter
Kirchen, besonders aber dem Kloster Notre Dame, wo die wunderbaren flold-
schmiedearbeiten von Hugue d'Oignies das Entzücken aller Mitglieder hervorriefen.
Um 7" Uhr wurde die Rückfahrt angetreten. Dem Entgegenkommen der
belgischen Eiscnbahnverwaltung dankten wir es. daß uns zu gemeinsamer Reise
ein bequemer Eisenbahnwagen zur Verfügung gestellt wurde, l/eider duldeten
es die fiskalischen Interessen der deutschen Reichseisenbahn nicht, daß dieser
Wagen bis Metz durchlief. Nach l'eberschreiten der Grenze wurden die Teil-
nehmer der Fahrt nach Ausschaltung des belgischen Wagens in den verschieden-
sten Abteilen des Zuges, wo sich gerade ein leerer Plalz fand, untergebracht.
Ausflug nach Pl'alzburg und Zabern am Sonntag,
dem 9. August 190H.
Mit dem Zuge 6" Uhr verließen etwa 80 Herren mit ihren Damen die
Stadt zur Fahrt nach Lützclburg, wo man 8W Uhr eintraf. Hier schlössen sich
die Mitglieder des Zaberner Geschichtsvereins an und alsbald ging es mit
Sonderzug nach Pfalzbnrg. Nach kurzer Besichtigung der Stadt versammelte
man sich vor der Militärbäckerei, dem ehemaligen pfalzgräflichen Schlosse. Herr
Dr. Wolfram gab hier einen kurzen ('iberblick über die (ieschiehte des Schlosses
und seines Erbauers, des Pfalzgrafen Georg Hans von Veldenz (s. Jahrb. XX.
S. 177 IT.). Leider isl der Plan, das Schloß vollständig frei zu legen, an den
hohen Kosten, die hierdurch verursacht würden, gescheitert. Herr Baurai
Stuckhardt erklärte die Baukonstruktion des Schlosses, worauf das Gebäude unter
Herrn Stuckhardts Führung im Innern besichtigt wurde.
Im Musiksaale des Lehrerseminars fand sodann eine Sitzung statt. Herr
Seminardirektor Mendier begrüßte die Versammelten und hieß sie in den Räumen
des Seminars willkommen. Nach kurzem Danke des Schriftführers ergriff Herr
Scminarlehrer Schunk das Wort. Er gab einen kurzen Überblick über die Ge-
schichte der Stadt und Feste Pfalzburg. Beginnend mit der Gründung des
Ortes durch den Pfalzgrafen Georg Hans, entwarf Redner ein Bild der Geschichte
des Ortes bis in die Jetztzeit.
Herr Gymnasialdirektor Dr. Heusch-Saarburg legte der Versammlung eine
große Zahl in der Umgegend von Saarburg gefundener Feuersteine vor und warf
die Frage auf, ob diese Steine als Eolithen zu betrachten seien. Redner selbst
- 4h6
travers les souterrains avec roches, lacs et cour» d'eau ne put se faire que rapi-
dement et très sommairement. Quoique les explications scientifiques sur l'origine
préhistorique des grottes lissent défaut, les excursionnistes emportèrent une im-
pression aussi profonde que majestueuse de l'ensemble des grottes. Les voitures
nous ramenèrent a la gare de Jemelle et vers 6 h. du soir nous débarquAmes à
Namur. Réception nous fut faite par des membres de la Société archéologique
de Namur qui nous conduisirent à notre hôtel, réservé spécialement pour nous
et installé sur l'un des plus hauts points de la ville. Le lendemain. M. Brouwers
conduisit la Société au Musée. Réception fut faite par M. de Pierpont, président
de la Société archéologique, suivie de l'offrande de vin de Champagne. Vint
ensuite la visite du Musée qui se distingue particulièrement par ses nombreuses
antiquités de l'époque franque. L'on visita finalement une série d'églises très remar-
quables et spécialement le couvent de Notre-Dame, qui renferme les admirables
ouvrages d'orfèverie exécutés par Hugue d'Oignies; ils excitèrerent l'admiration
générale.
A 7 h. HO. retour pour Metz. Grâce à la prévenance de l'administration
des chemins de fer belges, nous pûmes voyager installés tous ensemble dans un
wagon spécial très confortable. Les règlements allemands s'opposèrent à ce que
nous continuassions la route dans la même voiture jusque Metz, de sorte qu'il
la frontière, nous dômes nous diviser pour aller nous installer dans des voitures
allemandes les plus diverses.
Excursion à Phalsboury >i Savntn du dimmulu 9 août J/Aâs'.
Environ W) excursionnistes, parmi eux plusieurs dames, s'embarquèrent à
la gare de Metz au train qui quitte Metz à 6'< h. Arrivée à Lutzelbourg a 8'* h.
et rendez-vous avec les membres de la Société d'histoire de Saverne. Départ de
Lutzelbourg par train spécial. Après une visite sommaire de la ville, l'on se ras-
sembla devant les bâtiments de la boulangerie militaire qui servait autrefois de
résidence aux comtes palatins. M. le Dr. Wolfram donne d'abord un aperçu suc-
cinct de l'histoire du château et de son fondateur, le comte palatin Georges
Jean de Veldenz. En raison des dépenses très élevées, il n'a malheureusement
pas été possible de dégager entièrement le château des talus qui l'environnent.
M. Stuckhardt, conseiller des travaux publics, donne des renseignements histo-
riques sur l'architecture extérieure et sur les différentes parties de l'intérieur
de l'édifice.
Suit une séance organisée dans la grande salle de l'école normale:
M. Mendier, directeur, souhaite la bienvenue a l'assemblée. Remerciements
exprimés par le secrétaire de la Société. M. Schunrk, professeur de l'école nor-
male, donne un aperçu de l'histoire de la ville et forteresse de Phalsbourg, depuis
sa fondation par le comte palatin Georges Jean jusqu'à nos jours.
M. le Dr. Reusch, directeur du lycée de Sarrebourg, présente à l'assemblée
une multitude de fragments de silex découverts dans les environs de Sarrebourg
et se demande si ces fragments ne proviennent pas de pierres dites « éolythes ».
L'orateur croit que les différentes formes données aux fragments dudil silex
doivent être attribuées au travail de l'homme qui les a utilisées comme uslen-
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- 4»<i
glaubt, daß die Steine von Menschenhand zu verschiedenen Werkzeugen geformt
und als Eolithen anzusehen seien. Herr Notar Welter glaubt, daß die Formung
der Steine durch Witterungs-Einllflsse entstanden ist.
Herr Dr. Wolfram spricht sodann über Denkmalspflege und Heimatschutz.
Redner erläutert die Hegriffe • Deukmalspllegc< und »Heimalscliutz« und stellt
Vergleiche an. welche Maßregeln man in verschiedenen deutschen Staaten in
dieser Hinsicht getroffen habe. In Elsaß-Lothringen sei man im Punkte Denk-
malspflege und Heimatschutz noch sehr rückständig. Die Gesellschaft für loth-
ringische Geschichte habe es sich deshalb zur Aufgabe gestellt, eine Versamm-
lung nach Metz zu berufen, zu welcher die Vertreter der elsässischen Geschichls-
vereine geladen weiden sollen, um über einen Antrag auf gesetzliche Regelung
der Krage zu beraten.
Herr Dr. Wolfram übergab sodann der Ortsgruppe Saarburg 287 römische
Münzen für das Ortsinuseum Saarburg. Die Münzen entstammen dem vor etwa
12 Jahren erworbenen Münzfund von Niederrentgen. Herr Dr. Reuseh nahm als
Vertreter der Ortsgruppe die Gabe mit Dank entgegen.
Im Hotel Metzer Hof fand das gemeinsame Essen statt, das allgemeine
Anerkennung fand.
Gegen 2'/i Uhr wurde mit Sonderzug die Rückfahrt nach Lützelburg und
von hier die Fahrt nach Zabern angetreten Vor dem Zaberner Museum begrüßte
Herr Kreisdirektor von der Goltz die Teilnehmer. Herr Staatsanwalt Dr. Beemelmans
gab sodann vor dem Museum einen kurzen l'berhlick Uber die Geschichte der
Stadt Zabern. Hieran schloß sich unter Führung des Herrn Verlagsbuchhändli is
Fuchs die Besichtigung des Zaberner Museums. Auf dem sich anschließenden
Rundgang durch die Sladt wurden dann noch die neben dem Museum liegende
katholische Kirche, die Franziskanerkirche, das Kalz'sche Haus sowie das jelzt
als Kaserne dienende Schloß besichtigt. Die noch bis zum Abgang des Zuges
verfügbare Zeit führte die Teilnehmer zu einem Abschiedstrunke nach dem
Hahnhofsrestaurant. I m 7*° I hr wurde du- Rückfahrt angetreten.
Hauptversammlung am Samstag, dem 17. Oktober
nachmittags 3U> Uhr im Stadlhause zu Metz.
Zu der Versammlung waren besonders eingeladen Se. Exc. der Komman-
dierende General des 16. Armee-Korps, Herr von Prittwitz u. Gaffron, Herr
Bischof Bonzler. der Herr Bürgermeister von Metz, die lothringischen Mitglieder
des Landesausschusses, die Mitglieder des Bezirkstags, der Lundesbaukommission,
des Gemeinderais, der historischen Kommission und die Plleger der geschicht-
lichen Denkmäler in Lothringen, der Vorstand der Melzer Akademie, de* Vereins
für Erdkunde, des polytechnischen Vereins, des Kunst- und Kunstgewerbevereins,
der Gesellschaft für Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler im Elsaß, des
Vereins für Geschichte des Kreises Zabern, des Vereins für Geschichte des
Kreises Weißenburg.
Der Herr Vorsitzende begrüßte die Herren, die der an sie ergangenen Ein-
ludung Folge geleistet halten. Von den eingeladenen Vereinen hatten Vertreter
entsandt: dei Geschi« hlsverein Zabern, die Gesellschaft zur Erhaltung der gc-
- 497 -
silcs. Il y aurait donc lieu d'admettre que ce sont de véritables « éolythes •.
M. Weiler, notaire, ne partage pas l'opinion de M. Reusch. Il est d'avis que la
conformation desdits fragments de silex est exclusivement une conséquence de
l'influence de la température.
M. le Dr. Wolfram donne ensuite une conférence sur les mesures à prendre
pour la conservation des monuments historiques ^Denkmalpflege und Heimatschutz).
II établit une comparaison entre les règlements de conservation qui ont été
établis dans les différents Etals confédérés de l'Allemagne. Il constate que l'AI-
sace-Lorraine est très en retard en cette matière. C'est pourquoi la Société
d'histoire et d'archéologie lorraine désire organiser une assemblée à Metz, à
laquelle seront convoqués les délégués des Sociétés d'histoire et d'archéologie
de l'Alsace. On y discutera à fond la conservation, par voie légale, des monu-
ments historiques de l'Alsace-Lorraine.
M. le Dr. Wolfram fait ensuite la remise au groupe local de Sarfebuurg
d'une collection de 287 monnaies romaines qui seront conservées au musée local
de Sarrebourg. Ces monnaies proviennent de l'importante collection de monnaies
découvertes, il y a douze ans, à Niedcrrentgen. M. Reusch accepte le don au nom
du groupe local et exprime ses sentiments de gratitude.
La séance est suivie d'un banquet parfaitement bien réussi, servi à l'hôtel
de Metz.
Vers 2 '/« heures un train spécial conduit les excursionnistes jusque Lutzel-
bourg, et de là à Saverne. Devant le Musée de cette ville, réception par M. von
der Goltz, directeur d'arrondissement. M. le Dr. Beemelmans, procureur impérial,
donne un aperçu succinct de l'histoire de Saverne; suit la visite du Musée et
des monuments les plus remarquables de Saverne tels que l'église paroissiale,
l'église des Franciscains, la maison Katz, ainsi que l'ancien château servant
actuellement de caserne. Après quelques quarts d'heure d'attente passés au res-
taurant do la gare, les excursionnistes q-Utent Saverne à 7,30 h.
Axsnnhh'v yîw't alv du samedi, 17 'tetobre 190», à .V lU heurt s,
à l'imi-dc-VHlc de MfU.
A cette assemblée avaient été spécialement invités: S. Exc. le général de
Prittwitz u. Gaffron, commandant le W' corps d'armée, S. G. Mgr. l'évoque lienzler,
M. le Maire de la ville de Metz, les députés lorrains au Landesausschuss, les
membres du Conseil général, de la Commission des bâtiments pour l'Alsace-Lor-
raine, du Conseil municipal, de la Commission historique, les curateurs des monu-
ments historiques de la Lorraine, les membres du Bureau de l'Académie de Metz,
de la Société de géographie, de la Société polytechnique, de la Société des arts
et arts décoratifs, de la Société pour la conservation des monuments historiques
de l'Alsace, de la Société d'histoire de l'arrondissement de Saverne, et enfin de
la Société d'histoire de l'arrondissement de Wissembourg.
M. le Président souhaitf la bienvenue aux personnes qui avaient donné
suite à l'invitation qui leur avait été adressée. Assistèrent a la séance les délégués
des Sociétés ci-après désignées : la Société d'histoire de Saverne, la Société pour
la conservation des monuments historiques de Strasbourg, l'Académie de Metz,
Jahrbuch, il. Up*, f. lotlir. Heselilrlilo » Altorliimik , .lalir«. Ji
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- 498
scbichtliclien Denkmäler Straßburg, die Metzer Akademie, der Verein für Erd-
kunde, der Metzer Kunst- und Kunstgewerbeverein. Auch die Vereinigung
deutscher Historiker war durch Herrn Univers.-Professor Dr. Breßlau vertreten.
Herr Grat1 Zeppelin teilt mit, daß der s. Zt. von der Gesellschaft gefaßte
Beschluß, auf Herrn Huber eine Plakette schlagen zu lassen, nunmehr zur Aus-
führung gelangt ist. Indem er nochmals die Verdienste des Herrn Huber berührt,
dankt er dem unermüdlichen Forscher für alle seine Leistungen und Opfer auf
dem Gebiete der Archäologie und für das besondere Wohlwollen, das Herr Huber
jederzeit der Gesellschaft entgegenbrachte. Nachdem das von Herrn Bildhauer
Hildebrand entworfene Bronze-Relief enthüllt war, übernahm es Herr Beigeordneter
Jung im Namen der Stadtverwaltung. Seine Aufstellung soll in) Museum bei den
großen Schenkungen Hubers erfolgen. Gleichzeitig überreichte der Herr Vor-
sitzende Herrn Huber die nach dem Bronze-Relief hergestellte verkleinerte Plakette.
Der Vorstand schlägt vor, anläßlich des 20 jahrigen Bestehens der Gesell-
schaft einige Herren, die sich besonders um die Gesellschaft verdient gemacht
haben, zu korrespondierenden Mitgliedern zu ernennen. Angenommen. Es sind
dies die Herren :
1. Univ.-Prof. Dr. Loeschke, Bonn.
2. „ „ Dr. Ehrenberg, Münslcr i. W.
3. „ „ Dr. Ficker, Straßburg.
4. „ „ Dr. Martin,
6. r, „ Dr. Breßlau, „
6. „ „ Dr. Wiegand, ,,
7. Professor Dr. von Borries, Straßburg.
8. Archivdirektor Dr. Winkelmann, Straßburg.
9. Kunsthistoriker Dr. Forrer, „
lü. Professor van Werveke . \
11. Ehrenarchitekt Arendt > Luxemburg.
12. Regierungsrat Ruppert )
IS. Gymnas.-Dir. Dr. Großmann, Weißenburg.
14. Geh. Archivrat Dr. Grotefcnd, Schwerin.
15. Professor Dr. Dragendorff, Frankfurt a. M
16. „ Dr. Anthes, Darmstadt.
17. Dr. Adrien Simon, Président de la Société des sciences de Semur.
18. Matruchot, Vice-président de la Société des sciences de Semur,
professeur à l'Ecole normale supérieure. Paris.
Der Vorsitzende erstattet sodann den Bericht über die Tätigkeil der Gesell-
schaft in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens (s. S. ä06 ff.)
Hierauf spricht Herr Dr. Wolfram über Denkmalspilege und Heimatschulz.
Nach einer Definition der Begriffe Denkmalspilege und Heimatschutz, die auch
in praktischen Beispielen aus dem Lande erläutert wird, berichtet er über die Maß-
regeln, welche in andern Ländern auf diesem Gebiete getroffen sind und schlägt
schließlich folgende dein Ministerium zu übermittelnde Resolution vor:
Das Ministerium wolle dem Landesausschuß baldmöglichst ein Gesetz
über Denkmalspflege und Heimatschulz zur Annahme vorlegen. Es erscheint
wünschenswert, daß das Gesetz nicht nur die klassierten Denkmäler umfaßt,
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- 4M -
la Société de géographie, la Société des arts et arts décoratifs. L'Association
des historiens allemands avait envoyé comme délégué M. le Dr. Bresslau, profes-
seur de l'Université de Strasbourg.
M. le comte de Zeppelin annonce l'exécution de la décision prise autrefois
par la Société, tendant à faire frapper une plaquette en l'honneur de M. Huher.
Kappelant les mérites innombrables de M. Huber envers la Société, M. le Prési-
dent réitère l'expression de sa gratitude a l'infatigable érudit, tant pour les
sacrifices personnels qu'il s'est imposés en faveur de la science archéologique
que pour les actes de bienveillance, dont il a tant de fois fait preuve envers la
Société d'histoire et d'archéologie lorraine. L'on procède ensuite au dévoilement
du relief en bronze exécuté par le sculpteur liildebrand, et M. Jung, adjoint, en
accepte la remise au Musée au nom de la ville. Ce relief sera installé au Musée,
au milieu des nombreux objets antiques dûs à la générosité de M. Huber. M. le
Président remet en même temps à M. Huber une reproduction en plus petit format
dudit relief.
A l'occasion du 20" anniversaire de la fondation de la Société, le Bureau
propose de conférer la dignité de membres correspondants à une série d'érudits
qui ont bien mérité de la Société et dont la nomenclature suit:
1. MM. Dr. La'schke, professeur du l'Université de Bonn,
2. Dr. Khrenberg, > > * » Munster,
H. Dr. Ficker, » » » » Strasbourg,
4. Dr. Martin, » » » » »
ô. Dr. Bresslau, » » » » »
t>. Dr. Wiegand, ► »
7. Dr. v. Borries, professeur à Strasbourg,
8. Dr. Winkelmann, directeur des archives ;i Strasbourg.
Ü. Dr. Forcer à Strasbourg,
10. van Werveke, professeur à Luxembourg,
11. Arendt, architecte honoraire ü Luxembourg,^
Vi. Huppert, conseiller de gouvernement k Luxembourg,
ltt. Dr. (îrossmann, directeur du lycée de Wisscinbourg,
14. Dr. Grotcfend, conseiller intime des archives ù Schwerin,
l.V Dr. Dragendorff, professeur ii Francfort s. M.,
l'i. Dr. Anlhes, professeur à Darmstadt,
17. Dr. Simon Adrien, président de la Société des sciences de Semur,
18. Matruchot, vice-président de la Société des sciences de Semur et
professeur à l'Ecole Normale supérieure.
M. le Président donne lecture du compte-rendu sur l'activité de la Société,
depuis l'époque de sa fondation jusqu'aujourd'hui.
M. le Dr. Wolfram donne ensuite une conférence sur la conservation des
monuments historiques (Denkmalspllege und HeimatschuUi. 11 définit les expres-
sions « Dcnkmalspllegc und Heimatschutz», en citant quelques exemples pratiques
tirés du pays même, relate toutes les mesures qui ont été prises en celte matière
par les pays étrangers et propose d'adresser la résolution suivante au Ministère
d'Alsacc-Lorraine :
« Veuille le Ministère soumettre, le plus tôt possible, au Landesausschus un
projet de loi sur la conservation des monuments historiques. Il est à désirer que
les effets de cette loi s'étendent non seulement aux monuments classés, mais
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- 500
sondern auch auf alle historischen Denkmäler, auch Altertümer in der Erde
Rücksicht nimmt. Für die Organisation wird die Einsetzung eines mit eigener
Initiative ausgestatteten Denkmalsrates empfohlen, der sowohl für die Fragen der
Denkmalspflege wie des Heimatschutzes zu hören ist. Uei Ausarbeitung des Ge-
setzes wird das Ministerium gebeten, die wissenschaftlichen Vereinigungen Elsaß-
Lothringens gutachtlich zu hören.
Die Resolution wird in der sich anschließenden Debatte von Herrn Ober-
regierungsrat Dieckmann als Vorsitzendem des Kunstvereins, Herrn Staatsanwalt
Hcemclmans als Vertreter des Zaberner Geschichtsvereins, Herrn Kreisdirektor
v. Löper. Herrn Prof. Dr. Henning als Vertreter der Straßburger Gesellschaft zur
Erhaltung geschichtlicher Denkmäler, Herrn Thiria als Beauftragtem des Vorsitzen-
den der Metzer Akademie warm befürwortet und schließlich einstimmig an-
genommen. Schluß der Sitzung 51/« Uhr.
Sitzung am Mittwoch, dem 4. November 1908.
Vorträge :
1. Herr Professor Dr. Wichmann : Die Bedeutung der Metzer ßaiinrollen.
2. Herr Professor Keane: Die archäologischen Funde des letzten
Sommers in und um Metz.
Beide Vorträge erscheinen im Jahrbuchc.
Sechs Vorträge mit Lichtbildern
von Dr. von Bczold, Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg,
vom 5. bis 10 November, abends von G— 7 Uhr in der Aula des Lyzeums über
die kirchliche Kunst des Mittelalters.
Am Donnerstag, dem 5 November: Die flachgedeckte Basilika. Grundriß, Aufbau.
Freitag,
„ Samstag,
„ Sonntag,
„ Montag,
Dienstag,
>>.
tt.
10.
Die Gewölbeformen der mittelalterlichen Bau-
kunst. Gewölbebaulen, welche den Typus der
Basilika verlassen.
I Die gewölbte Basilika. Die gotische Hallcn-
t kirche.
Plastik und Malerei vom 11. bis zum 15. Jahr-
hundert.
Plastik und Malerei des 15. Jahrhunderts.
Die Vorträge erfreuten sich eines außerordentlich starken Besuchs.
Sitzung am Mittwoch, dem 2. Dezember 1908.
Herr Oberst Schramm führt das von ihm neu konstruierte Geschütz
Aerotonon vor. Die Beschreibung erscheint mit Abbildungen im Jahrbuche.
Herr Dr. Weyhmnnn-Sl. Johann (Saan spricht über die herzoglich lothrin-
gische Hamlelskompagnie 1720—1720. Der Vortrag erscheint im Jahrbuche.
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aussi a tous les monuments simplement historiques, y compris les antiquités
enfouies dans le sol. Au point de vue de l'organisation, il y aurait lieu de créer
un conseil des monuments avec droit de propre initiative, auquel Ton soumettrait
toutes les questions se rapportant à la conservation des monuments historiques.
Lors de l'élaboration de ladite loi. le Ministère fera bien d'entendre l'avis des
associations scientifiques, dont le siège est en Alsace-Lorraine >. Cette résolution
fait l'objet de longs débats, auxquels prennent part: M. Dickmann, conseiller supé-
rieur de gouvernement, en sa qualité de président de la Société artistique,
M. Beemelmans. comme délégué de la Société d'histoire de Saverne, M. de Löper,
directeur d'arrondissement, M. le professeur Dr. Henning, en sa qualité de dé-
légué de la Société pour la conservation des monuments historiques en Alsace.
M. Thiria. comme délégué de l'Académie de Melz. Tous, sans exception, appuient
la résolution, laquelle est finalement adoptée, telle qu'elle a été présentée.
La séance est levée à 5 lh heures.
Séance du nurcredi, t novembre.
Conférences :
1. M. le Dr. Wiedmann, professeur: Importance des rôles du bun de
t ré fond ;
2. M. le professeur Keune, directeur du Musée: Les trouvailles archéo-
logiques faites dans le courant de l'été dernier à Melz et aux
environs.
Ces deux conférences paraîtront dans l'annuaire.
Cydi: de six am fermées (nrce projetions)
données par M. le Dr. von Bezold. directeur du Musée germanique à Nuremberg,
sur l'art religieux au moyen-âge, du 5 au 10 novembre (6 .\ 7 heures du soir),
dans la salle des fétes du Lycée, dans l'ordre qui suit:
Jeudi, 5 novembre: La basilique à voûte plane. Plan. Construction. Formes
des voûtes de l'architecture du moyen-âge.
Vendredi, t! novembre: lidilices à voûtes, séloignant du type de la basilique
Samedi, 7 novembre: \ La basilique voûtée.
Dimanche, 8 novembre : ( Les voûtes en ogive.
Lundi, 0 novembre: La plastique et la peinture du 11° au 15e siècle.
Mardi, 10 novembre : La plastique et la peinture au 15« siècle.
Ces conférences ont été toutes très fréquentées.
Séance du mercredi, 2 décembre VJOH.
M. le colonel Schramm présente un appareil de tir grec dit «Aerotonon»,
qu'il vient de reconstituer Description et planches paraîtront dans l'annuaire.
M. le Dr. Weyhmann de St. Johann (Sarre), donne une conférence sur: la
compagnie du commerce de Lorraine 1720 -172') Sera publiée dans l'annuaire.
— 502 —
Sitzung am Mittwoch, dem 13 Januar 1900.
Herr Professor Dr. Grimme spricht Ober das über Met?, im Jahre 14.V2
verhängte Interdikt. Der Vortragende erklärt zunächst den kirchlichen RegrifT
des großen und kleinen Interdikts und geht dann auf die bestimmten Fälle ein.
Zweimal ist in genanntem Jahre das Interdikt verhängt worden, das erste Mal
als das Asylrecht, welches der Kathedrale zustand, seitens der Menge verletzt
worden war. das zweite Mal. als die Abtei St. Vincenz sich weigerte, einen vom
Papste ernannten Kleriker als Abt anzunehmen. Das erste Mal war es das kleine,
das zweite Mal das große Interdikt. Die Prolokolle des Domkapitels haben Herrn
Dr. Grimme reichen Aufschluß hierüber gegeben.
Herr Professor Keune spricht über Aufgaben und Bedeutung des Metzer
Museums. Nach kurzer Einleitung über den Begriff der Museen im Allgemeinen,
den Inhalt des Metzer Museums im Besonderen, zeigt der Vortragende an einer
großen Zahl von Lichtbildern aus den verschiedenen Abteilungen des Museums
die hohe Bedeutung des seiner Leitung unterstellten Instituts. Der Vortrag konnte
hei der Fülle des zur Verfügung stehenden Materials nicht zu Ende geführt
werden.
Sit/.ung am Samstag, dem 0. Februar 1900.
Herr Professor Dr. AnthesDarmstadt spricht über Caslcil. Palast und Kirche
in römischer und frühchristlicher Zeit.
Zur Erläuterung des römischen Caslells zog der Redner zunächst Beispiele
aus dem (iebiete des Deutschen »limes«. vor allem das Hömercastell von Wies-
baden, heran Der rechteckige Grundriß eines solchen Slandlagers ist von einer
Mauer umzogen, die durch nach innen vorspringende Türme geschützt wurde.
Das wichtigste Gebäude im Lager selbst war das »praetorium«. In der ersten
Zeit war es ganz aus Holz aufgeführt: schon früh aber baute man die Fun-
damente aus Stein i.so z. B. das Saalburgeastell), und endete bei reinem Steinbau.
Zur Zeit der I.imescastellc diente das »praetorium« nicht mehr zu Wohn-,
sondern ausschließlich zu Kult- und Versammlungszwccken. Der wichtigste
Raum lag in der Mitte des dem Eingang gegenüberliegenden Gebäudes: das
meist in Form einer Apsis na« h außen vorspringende >sacellum«. Hier stand ein
Altar des Jupiters, und hier vollzog der Feldherr die Kulthandlungen. Rechts
und links vom -sacellum« schlössen sich gedeckte Räume, die »alae« an. und
bildeten mit dein «sacellum« ein einheitliches Gebäude in der Grundrißform
eines länglichen Rechtecks. Vor der Breitseite dieses Gebäudes lag ein freier
Hof, den auf beiden Seiten gedeckte Hallen, die »armamentaria«, begleiteten.
Diesem so eingefaßten Hofe war ein hallenartiges Gebäude vorgelagert. Der
Gesamtgrundriß eines solchen »praetoriums« war also rechteckig: doch sprang
in «1er Milte der Rückwand die Apsis des »saccllum« vor; und die Vorhalle war
auch meist etwas breiter, als die übrigen Teile des Gebäudes. Seine klassische
Ausprägung fand das Hömercastell aber nicht im deutschen Limesgebietc —
dieses wurde von den Römern zu früh aufgegeben sondern unter Diokletian
Séance du mercredi, 13 janvier 1909.
Conférence de M. )c Dr. Grimme, professeur, sur: la mise en interdit de
la ville de Metz en 1452. Le conférencier donne la définition du grand et du
petit interdit, tels qu'ils ont été prononcés tous deux à Metz en 1452, la première
fois, à l'occasion de la violation, de la part du peuple messin, du droit d'asile
dont jouissait la cathédrale, la deuxième fois, lorsque les religieux de l'abbaye
St. Vincent se refusèrent à reconnaître comme abbé un clerc nommé directe-
ment par le pape. Dans le premier cas, il s'agissait du petit interdit, dans le
deuxième cas, du grand interdit. Les procès-verbaux du Chapitre de la cathé-
drale ont fourni à M. Grimmc de nombreux et précieux renseignements en la
matière.
M. le professeur Keune entretient ensuite l'assemblée sur le but et les
obligations du Musée de Metz. Après avoir donné la définition du mot Musée, il
rend compte des trésors que renferme le Musée de Metz et fait admirer à l'as-
semblée, au moyen de nombreuses projections, l'image d'objets antiques les plus
variés et les plus intéressants, prouvant suffisamment la grande importance de
l'institut placé sous la direction de M. Keune. En raison de l'abondance des
projections, M. Keune se voit obligé de remettre la continuation de sa confé-
rence à une date ultérieure.
Séance du samedi, 6 février 1909.
Conférence de M. le professeur Dr. Anthes, à Darmstadt, sur le castellum.
le palatium et les édifices religieux à l'époque romaine et au début du christianisme.
Pour la description du castellum romain, le conlérencier cite des exemples
fitipruntés à la région du « Limes » de l'Allemagne, entre autres le castellum
romain do Wiesbaden. Le plan général d'un tel castellum est généralement rec-
tangle et entouré d'un mur qui, lui-même, est défendu par des tours formant
saillie vers l'intérieur. Le « pm torium » représente l'édifice le plus important du
camp. Primitivement ce pntorium est construit entièrement en bois; peu a peu
il obtient un soubassement en pierre (par exemple, le castellum de la Saalburg');
plus lard il est construit entièrement en pierre. A l'époque de l'existence de
castels au «Limes», le pm-lorium ne sert plus d'habitation, mais exclusivement à
des buts religieux ou aux réunions. Le local principal se trouve au milieu du bâti-
ment établi vis-à-vis de l'entrée; c'est le <sacellum> qui, généralement, a la forme
d'une apside. Il renferme l'autel de Jupiter et le chef de l'armée y accomplit les
cérémonies du culte. A droite et à gauche de ce «sacellum» se joignent des cons-
tructions à couvertures dites «al»*», formant avec le sacellum un ensemble
régulier de constructions, présentant la forme d'un rectangle oblong. Dans le
sens de la largeur «le ces constructions se trouve une cour bordée, de deux d'ités,
de halles couvertes appelées « armamentaria ». Cette cour est précédée de hati-
ments construits en forme de halles. A part la saillie formée par l'apsis du
< sacellum > le plan général du « priHorium » présente donc bien la forme d'un
rectangle; généralement le parvis ou porche a aussi une largeur supérieure à
celle des autres parties formant l'ensemble des bâtiments. Dans la région du
limes allemand le castellum romain n'a jamais revêtu un caractère classique,
attendu que les Romains ont abandonné cette région beaucoup trop tôt. Ce carac-
tère classique ne peut être constaté que sur les castels du limes de Syrie sous
le règne de Dioclétien. Ces derniers sont entièrement do pierre; les tours for-
— 504
in Syrien. Dir Caslelle am syrischen «liines« sind ganz aus Siein gebaut; dit'
Turme springen bei ihnen aus den Umfassungsmauern nach außen heraus. Als
prächtigstes Beispiel eines syrischen Castells führte der Redner verschiedene
Abbildungen des bei der Römerstadt Palmyra gelegenen Castells vor. Vornehme
Architektur und reiche, geschmackvoll angeordnete Ornamentik zeichnen diesen
Bau aus. Auf das praetorium« hatte man liier besondere Sorgfalt verwendet.
Der Redner wies im weiteren Verlaufe des Vortrags nach, wie diese groß-
angelegten Standlager den Grundriß zu zwei gewaltigen Palastbauten abgegeben
haben. Einmal zu der Palastanlage des Diokletian zu Spalalo in Dalmatien,
dann aber auch zu jenem ganz einzigartigen Wüstenschlosse von Meschalla,
dessen an persische Vorbilder erinnernder ornamentaler Schmuck von aus-
erlesener Feinheit der künstlerischen Ausführung jetzt als Geschenk des Sultans
an den deutschen Kaiser eine Hauplzierde des Kaiser Friedrich-Museums in
Kerlin bildet. Noch interessanter und bedeutungsvoller war aber der von dem
Hedner erbrachte Nachweis, daß wir in den Praetoricn der römischen Castcllc
den architektonischen Grundtyp haben, aus dem sich die frühchristliche Kirche
entwickelt hat. Die bisher üblichen Ableitungsversuehe der frühchristlichen
Basilika aus der Basilika oder dem römischen Mause konnten beide nicht recht
befriedigen^ sie waren zu künstlich. Anders bei dem »praetorium«. In seinem
Grundrisse sind alle Element** der frühchristlichen Kirche gegeben: Das »sacellum«
nahm den Altar auf; die »alae« wurden zur Sakristei oder Taufkapellcn. die
»armamentaria« ergaben die Seitenschiffe; die Vorhalle den Narthex Die einzige
konstruktive Änderung bestand darin, daß man den zwischen den >armamcntaria<
gelegenen Hof überwölbte. An einem Beispiele aus Syrien ließ sich sogar nach-
weisen, wie ein »praetorium« zu einer christlichen Kirche ausgebaut wurde.
Die Umwandlung von Praetorien in frühchristliche Kirchen lag auch aus dem
Grunde nahe, weil in den nachdiokletianischen Heeren christliche Soldaten bald
häufig wurden und die Praetorien auch vorher zu Kultzwecken gedient hatten.
Für den Osten der >Alten Welt« konnte der Redner das Problem der Entstehung
der frühchristlichen Kirche somit als gelöst bezeichnen, für den Westen behielt
er seine Entscheidung weiteren Forschungen vor, dem allzu ausschließlichen
Betonen syrischer Einflüsse seitens Strzygoivski's vorsichtige Zurückhaltung ent-
gegensetzend. — Der stellvertretende Vorsitzende. Geh. Archivrat Dr. Wolfram,
dankte dem Redner und betonte nachdrücklich, daß die Lokalgeschichtsforschung
immer wieder innige Berührung mit den allgemeingeschichtlichcn Problemen
nötig habe, um gesund zu bleiben und wissenschaftlich Wertvolles zu schaffen.
Sitzung am Mittwoch, dem 17. Februar 190«.).
Herr Pfarrer Kirch-Wölferdingcn spricht über die Geschichte des Kirchen-
gesangs in Metz. Seine Ausführungen begleite! er mit Lichtbildern und Vortrag
auf einem Harmonium.
Der Vortrag erscheint im Jahrbuche.
Sitzung am Mittwoch, dt:m 10. März liK)9.
Herr Thiria berichtet über eine in Metz gefundene Wandmalerei des
12. Jahrhunderts unter Vorlage des Fundstückes.
ment saillie sur les murs d'enceinte, mais vers l'extérieur. I.e conférencier fait
passer devant les yeux des spectateurs une série de projections donnant, jus-
qu'aux moindres détails, l'image d'un castellum syrien situé à proximité de la
ville romaine Palmyra. On y constate une architecture se distinguant par sa
noblesse et par sa richesse ainsi qu'une ornementation disposée avec goût. La
disposition du praetorium faisait d'ailleurs l'objet des soins les plus minutieux.
M. Anthes explique ensuite, comment ces vastes camps, établis d'après un plan
bien compris, ont servi plus tard de modèle pour l'érection de deux immenses
palais, c'est-à-dire le palais de l'empereur Dioctétien à Spalato en Dalmatie cl
celui de Meschatta, qui était un édifice unique en son genre; ce dernier surtout
se distingue par ses motifs d'ornementation d'une finesse extraordinaire em-
pruntés au style persan. Le plan général de cet édifice, don du sultan à S. M.
l'Empereur, est exposé actuellement au Musée Empereur Frédéric à Berlin.
M. Anthes fournit ensuite des explications aussi importantes qu'intéressantes au
point de vue architectural, en ce sens qu'il réussit a prouver que le praetorium
renfermé dans le castellum romain a servi de type fondamental pour l'érection
des édifices religieux au début du christianisme. Il ne partage pas la théorie en
vigueur jusqu'ici, d'après laquelle la basilique chrétienne devrait son origine à
l'ancienne basilique ou maison romaine. Le plan général du praetorium romain
fournit tous les éléments de la première église chrétienne: Le « sacellum » est
remplacé par l'autel ; les « al.e > sont transformées en sacristies et baptistères,
les « armamentaria » deviennent les nefs latérales et le parvis ou porche sert de
< narthex ». La seule modification architecturale consiste en ce que l'espace libre
entre les deux « armamentaria » est recouvert d'une voûte. Actuellement encore
il existe un édilicc qui de « praetorium » a été transformé directement en église
chrétienne. La transformation du • prtrturium » en église parait d'ailleurs tout
naturelle, attendu que les armées romaines de l'époque postérieure à Dioctétien
renfermaient un nombre considérable de soldats chrétiens. Ensuite il ne faut pas
perdre de vue, que les < pru-toria > ont servi de tout temps à l'accomplissement
des cérémonies religieuses de l'armée. M. le Dr. Anthes croit ainsi avoir résolu,
en tant qu'il s'agit de l'Orient, le problème de l'origine des édifices religieux.
Quant aux édifices religieux de l'Occident, le conférencier n'entend pas leur ap-
pliquer les résultats scientifiques qu'il vient d'exposer; il est d'avis qu'il y a lieu
de continuer à soumettre cette question à une étude approfondie, malgré les
déclarations un peu trop catégoriques de l'érudit Strzygowski.
M. le Dr. Wolfram, en remplacement de M. le Président, exprime au con-
férencier les remerciements de l'assemblée et fait remarquer que l'étude de
l'histoire locale est intimement liée à celle de l'histoire générale. La conférence
de M. le Dr. Anthes en a été la meilleure preuve.
Séance du mercredi, 17 fé trier 1909.
Conférence de M. l'abbé Kirch, curé de Wulferding, sur l'histoire du chant
religieux à Metz, suivie de projections et mélodies avec accompagnement sur
l'harmonium.
Cette conférence paraîtra dans l'annuaire.
Séance du mercredi, 10 murs 1909.
M. Thina, peintre-verrier, donne quelques détails sur une peinture murale
du 12» siècle, découverte à Metz.
- f>rw
Vorträge:
1. Herr Arehivassislenl Dr. Rôrig : Die Met/.cr Akademie und ihre Be-
ziehungen zum Geistesleben des annen régime. Der Vortrag erscheint
im Jahrbuche
2. Herr Pfarrer Matler-Orny : >Xolice sur Cherisey«. Er gibt die Ge-
schichte und Genealogie des Hauses und glaubt, die heule noch
existierende Familie mit dem allen Geschlecht der Chcriscy. die
schon im 13. Jahrhundert vorkommen, in Verbindung bringen zu
können.
über die Tätigkeit der Gesellschaft für lothringische Geschichte o. Altertumskunde
Nachdem die alte Société d'archéologie de la Moselle in Folge der poli-
tischen Ereignisse von 1870 allmählich ihre Tätigkeit vollständig eingestellt
hatte, trat das Bedürfnis nach einer Neuorganisation der wissenschaftlichen
Tätigkeit auf dem Gebiete der Geschichte und Altertumskunde bald stark hervor.
Insbesondere war es der damalige Bezirksprasident Freiherr von Ilammerstein,
der, selbst von lebhaftem Interesse für geschichtliche Studien erfüllt, die Not-
wendigkeit einer geregelten Fürsorge für die im Lande in so reicher Zahl zu
Tage kommenden Altertümer klar erkannte. Der Amtsantritt des im Jahre 1888
•ils Archivdirektor ernannten Dr. Wolfram gab ihm Veranlassung, der Frage
naher zu treten und sobald Wolfram sich in seinein neuen Amte einigermaßen
zurecht gefunden halte, wurde die Verwirklichung des zwischen den beiden
zuerst in einem Zimmer des Hôtel de l'Europe zu Strafsburg besprochenen Planes
durch Einberufung einer Versammlung von Geschichtsfreunden am 13, Oktober
1888 in die Wege geleitel. Der Aufruf war von Wolfram verfaßt, die Satzungen
halte Freiherr von Hammers! ein persönlich bearbeitet. 3t Herren waren zur
ersten Besprechung erschienen und erklärten nach Genehmigung der vorgelegten
Satzungen sofort ihren Beitritt. Von diesen haben bis heule der Gesell-
schaft ununterbrochen angehört die Herren: Chefredakteur lloupert, Gym-
nasialdirektor l.empfried. Hofburhhändlcr Scriba. Geheimer Regirrungsral
Graf v. Villers. ehemaliges Kreistagsmitglied de Verncuil. Banquier Weber-
Bolchen. Professor Dr. Wiehmann. Professor Dr. Zéliqv.on. Geheimer Archiv-
rat Dr Wolfram. Außer diesen gehören noch die Herren Geheimer Megierungs-
rat Cordemann und Oberförster a I). Gerdollc. die zeitweise ausgetreten waren,
heute aber wieder Mitglieder sind, zu den Gründern. Nach der Gründung
Bericht
in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens.
erstattet durch den Vorsitzenden der Gesellschaft,
Herrn Grafen von Zeppelin-Asdihausen,
in der Hauptversammlung vom 17. Oktober 1008
Conférences :
1. de M. le Dr. Rörij!, archiviste-adjoint : L'Académie de Mol/ considérée
au point de vue de ses relations intellectuelles sous l'Ancien Régime.
Sera publiée dans l'annuaire.
2. de M. l'abbé Matler, curé d'Orny : Notice sur l'histoire des seigneurs
de C.hérisey. Il donne l'historique et la généalogie desdits seigneurs
et établit les relations qui existent entre la famille actuelle et l'an-
cienne famille des C.hérisey. dont l'existence est constatée dés le
13« siècle.
COMPTE-RENDU
sur l'activité de la Société d'Histoire et d'Archéologie lorraine
présenté par
M. le Comte de Zeppelin-Aschhausen
Président de la Société
à la séance du 17 octobre 190«
a l'occasion de la célébration du vingtième anniversaire de la fondation
de ladite Société.
Les événements politiques de 1870 ayant fait cesser graduellement l'acti-
vité de l'ancienne Société d'archéologie de la Moselle, le besoin de procéder a
une nouvelle organisation des travaux scientifiques sur le terrain de l'histoire et
de l'archéologie ne larda pas à se faire sentir. Parmi les promoteurs de cette
nouvelle organisation, il y a lieu de eiler, entre autres, M. le baron de Hammer-
slein, qui exerçait à cette époque les fonctions de président de la Lorraine.
Animé d'un vif intérêt pour toutes les études historiques, ce magistrat reconnut,
mieux que tout autre, ta nécessité de prendre des mesures systématiques en vue
de la conservation des antiquités si nombreuses, qui étaient mises à jour dans
le département de la Lorraine. L'entrée en fonctions, en 1888, de M. le Dr Wolfram
en qualité de directeur des Archives départementales, provoqua chez M. de llammcr-
stein l'idée d'approfondir la question, dés que M. Wolfram aurait appris à con-
naître quelque peu son nouveau service. Après une entrevue préalable tenue
dans une salle de l'Hôtel do lT.urope à Strasbourg, M. de llammerstein et M. le
Dr Wolfram procédèrent a la réalisation du plan, en provoquant une réunion
d'amateurs d'histoire. Cette première réunion eut lieu le 13 octobre 1888. L'appel
avait été rédigé par M. Wolfram et les statuts par M. le baron de Hammerstein
personnellement. .11 messieurs assistèrent à cette réunion. Après avoir discuté
et approuvé les différents paragraphes des statuts, les assistants se liront tous
inscrire, séance tenante, en qualité de membres de la nouvelle Sociélé. Parmi
les membres fondateurs qui. jusqu'aujourd'hui, ont fait partie de la Société sans
aucune interruption, il y a lieu de mentionner: MM. Houpert, rédacteur en chef;
Lempfried, directeur de Lycée; Scriba. libraire de la Cour; comte de Villers.
conseiller intime de gouvernement; de Verneuil. ancien conseiller d'arrondisse-
... 50« -
erklärten außerdem folgende Herren, die seither ständig Mitglieder geblieben
sind, ihren Beitritt: Kommerzienrat Adl, Gymnasialdirektor Besler, Regierungs-
und Baurat Cailloud, Oborregierungsrat Dr. Freudenfcld, Mittelschullchrer Lame.
Lehrer Lerond, Pfarrer Paulus. Landesausschußmilglied Violland, Sladtbaural Wahn.
Der jungen Gesellschaft wurde zunächst kein günstiges Horoskop gestellt.
Von vielen Seiten kamen Warnungen und Ahmahnungen, die alle mit dem Refrain
schlössen: Lothringen sei nicht der Boden, auf dem sich ein wissenschaftliche»
Leben entwickeln könne. Der neugebildete Vorstand hat sich demgegenüber auf
keine Auseinandersetzungen eingelassen, sondern hat versucht, die schlimmen
Voraussagen durch Tatsachen zu widerlegen. Schon an» 5. Dezember begannen
die satzungsgemäß vorgesehenen wissenschaftlichen Versammlungen mit einer
Sitzung im Bezirksprädium, in weither Arcliivdirektor Dr. Wolfram und Pfarrer
Paulus in Puzieux die ersten Vorträge übernommen hatten. Die Sitzungen sind
seitdem regelmäßig während der Wintermonate fortgesetzt worden. Es waren
bis heute im ganzen 166 mit ca. 305 Vorträgen. Hierzu sind schon bald
Sommerausflüge getreten, die in einer Zahl von 2—3 alljährlich sich bald außer-
ordentlicher Beliebtheit erfreut haben. Sie dienen in erster Linie dazu, um den
Mitgliedern die Kenntnis des Landes und seiner Denkmäler zu verschaffen,
andererseits soll aber auch das Interesse für die Landesgeschichte draußen mehr
und mehr verbreitet werden. Ausnahmsweise sind wir auch über die Grenzen
des l^andcs gegangen und haben in Nennig, Trier, Luxemburg, Mettlach und
Namur liebenswürdige Aufnahme gefunden.
Zu den Einzelvorträgen sind seit einer Reihe von Jahren zusammenhängende
Kurse gekommen. Es sprachen Professor Keune über römische Epigraphik,
Professor Dr. Bour über altchristliche Malerei, Geheimrai Dr. Grotefend über
Chronologie des Mittelalters, Professor Dr. DragendorlT über Keramik, Professor
Dr. Löchske Uber Einfluß der griechischen Kunst auf Rhein- und Mosellande.
Professor Dr. Michaelis Uber Kunde und Ausgrabungen auf klassischem Boden
in den letzten 50 Jahren. Archivassistent Dr. Giilzner über Heraldik. Professor
Dr. Ehrenberg über die Blütezeit der italienischen Renaissance. Die Organi-
sation der Gesellschaft wurde durch Bildung von Ortsgruppen in Saargemünd.
Diedenhofcn und Saarburg erweitert. Eigene Vortragsabende, die dort veranstaltet
werden, haben wesentlich dazu beigetragen, das Interesse für die Bestrebungen
der Gesellschaft in weiteren Kreisen zu wecken.
Für die Sitzungen in Metz ist seit dem Jahre 1904 ein eigener Sitzungssaal
eingerichtet worden, da das bisher zur Verfügung gestellte Sitzungszimmer des
Bezirkspräsidiums nicht mehr ausreichte. Die Kosten für Einrichtung und Aus-
stattung sind durch freiwillige Beiträge der Mitglieder aufgebracht worden.
Bald nach Gründung der Gesellschaft haben sich auch freundschaftliche
Re/.iehungen zu Vereinigungen mit gleichen Zielen entwickelt. Den ersten
Anlaß gab der im Jahre 1889 statt gefundene Besuch des Gesamt vereins der
deutschen Geschieht«- und Allertumsvereinc. Die Beziehungen zu dieser großen
Vereinigung sind durch regelmäßige Beschickung der Jahresversammlungen
ment; Weber, banquier: Dr Wichtnann, professeur; D' Zeliq/.on. professeur;
D' Wolfram, conseiller intime des Archives. Sont encore membres fondateurs:
M. Cordcmnnn, conseiller intime de gouvernement, et M. Gerdolle, ancien sous-
mspecteur des forets, qui, après avoir démissionné temporairement, sont rede-
venus membres da la Société. Se firent encore inscrire, après la fondation,
comme membres, les personnes suivantes: MM. Adt, conseiller de commerce;
Bcsler, directeur de Lycée; Cailloud, conseiller de gouvernement; D* Freudenfeld,
conseiller supérieur de gouvernement; Larue, professeur à l'Ecole supérieure;
Lerond. instituteur ; l'abbé Paulus, curé de Puzieux; Violland, député au Landes-
ausschuss; Wahn, conseiller des travaux publics.
L'horoscope dressé pour la jeune Société ne semblait pas être très favo-
rable De nombreux avertissements non encourageants affluèrent, qui, tous,
finissaient par le refrain: La Lorraine n'est pas un pays apte au développement
de la vie scientifique. Néanmoins, le Bureau nouvellement formé, agissant au
nom de la Société et dédaignant toute controverse inutile, essaya de réfuter par
des faits les prédictions conjecturales les plus pessimistes. Dès le 5 décembre
commencèrent les assemblées scientifiques stipulées dans les statuts. Dans le
cours de la première séance organisée à l'hôtel de la Présidence, les deux pre-
mières conférences furent données par M. le Dr Wolfram et M. l'abbé Paulus.
Depuis la fondation de la Société, les séances ont eu lieu régulièrement
pendant les mois d'hiver. Le nombre total de ces séances s'élève, jusqu'aujour-
d'hui, ù 166, et le nombre des conférences à 306. L'on ne tarda pas a recon-
naître la nécessité d'organiser aussi des excursions pendant les mois d'été. Ces
excursions, au nombre de 2 à 3 par an, rencontrèrent l'approbation unanime de
tous les sociétaires.
Ces excursions ont pour but, en 1™ ligne, de faciliter aux sociétaires la
connaissance du pays et de ses monuments, en 2* ligne, de propager de plus en
plus parmi la population lorraine l'intérêt pour l'histoire du pays. Par exception
la Société a franchi quelquefois les frontières de la Lorraine, comme, par
exemple, à l'occasion des excursions à Nennig, Trêves, Luxembourg, Mettlach et
Namur, où les excursionnistes ont obtenu la réception la plus cordiale.
Depuis un certain nombre d'années le Bureau a organisé des cours scien-
tifiques composés chacun d'une série de conférences consécutives. C'est ainsi
que les sociétaires ont eu l'avantage d'assister aux cycles de conférences données
successivement :
par M. le professeur Keune: sur l'épigraphie romaine;
par M. le professeur Dr Bour : sur l'art de la peinture au début du christia-
nisme ;
par M. le Dr ürotefend, conseiller intime: sur la chronologie du moyen âge;
par M. le professeur D' Dragendoriï: sur la science céramique;
par M. le professeur D' Löschke: sur l'influence exercée par les arts hellé-
niques dans les bassins du Rhin et de la Moselle ;
par M. le professeur D' Michaelis: sur les trouvailles et fouilles faites
dans les pays classiques pendant les dernières 50 années;
par M. le professeur Dr Gritzner : sur la science héraldique ;
par M. le professeur D' Ehrenberg : sur la Renaissance italienne à son
apogée.
L'organisation de la Société a été soumise à une extension considérable
par la formation de groupes locaux dans les centres principaux de la Lorraine.
;>io -
lebendig geblieben. Manche Anregung zu größeren wissenschaftlichen Unter-
nehmungen sämtlicher deutscher Geschichtsvereine. sind von unserer Gesellschaft
ausgegangen und wir dürfen wohl eine Anerkennung unserer Bemühungen darin
sehen, daß in diesem Jahre unser Schriftführer zum stellvertretenden Vor-
sitzenden des Gesamtvcrcins gewählt wurde. Auch mit französischen Gesell-
schaften sind freundschaftliche Beziehungen angeknüpft. Insbesondere erinnere
ich an den langjährigen Verkehr mit den Mitgliedern der Société d'Archéologie
lorraine in Nancy und die Beschickung des Congrès préhistorique in Autun. Im
Schriftenaustausch stehen wir mit 172 Gesellschaften, darunter sind 112 deutsche,
lf> französische, 7 schweizerische, 10 belgische, 11 österreichische, 5 russische.
1 portugiesische. 2 luxemburgische, 2 italienische. 3 schwedische, 1 englische.
Auf archäologischem Gebiete hat es sich die Gesellschaft angelegen sein
lassen, die lothringische Altertumswissenschaft durch Ausgrabungen zu för-
dern. Ohne auf alle einzelne Kampagnen einzugehen, hebe ich nur die Ar-
beiten in Turquinpol (Komischer VicusJ, St. Ulrich (Römische Villa), Saarburg
(Mithrashciligtum), Hullenhausen und Beimbach (Gallo - römische Grabfelderj.
S. Peterskloster (Kirche des 7. Jahrhunderls), Briquetage in Vic, Marsal, Moyenvic.
Burthecourt und Salonnes hervor. Die Ausgrabungen von Lörchingen haben als
bemerkenswertes Resultat die Fixierung des alten Vicus Saravi, diejenigen in
Vic und Umgegend die Lösung des Problems über den Zweck des Briquetage
ergeben. Außerordentlich erfolgreich und wissenschaftlich wertvoll sind sodann
die Ausgrabungen des großen Amphitheaters, die Entdeckungen in den Kellern
des Bischofspalastes und die Untersuchung der Maren gewesen. Dankbar
seien hier die Namen: Wichmann, Welter, Keune, Schramm, Fisenne, Colbus und
Knilterscheidt genannt, die in selbstlosester Weise Zeit und Kraft für diese Ar-
beiten zur Verfügung gestellt haben.
Die wichtigen Funde, welche die Ausgrabungen zu Tage förderten, sind
dem Metzer Museum zur Verfügung gestellt worden und damit ist das städtische
Museum, das seit 187U in Dornröschenschlaf gefallen war, zu neuem Leben
erwacht. Außer der Mertener Säule war ihm seit fast 20 Jahren su gut wie
keine Bereicherung zugegangen, Eine Sammlung von Klcinaltcrtümern existierte
überhaupt nicht. Heute sind die Sammlungen so stattlich geworden, daß der
Raum zu ihrer Aufstellung fehlt und Mittel und Wege erwogen werden müssen,
wie man die köstlichen Schätze, die hier geborgen sind, auch zu würdiger Auf-
stellung bringt. Wir sind überzeugt, daß die Bedeutung der Sammlungen und
die Schönheit zahlreicher Objekte von der Art sind, daß sich das Metzer Museum
bei richtiger Aufstellung recht wohl zu einer Sehenswürdigkeit ersten Ranges
nicht nur für Gelehrte (das ist es schon längst), sundern auch für die weiteren
Kreise bildungseifriger Reisender entwickeln wird. Ich nenne hier nur die herr-
liche Isisstatue, die römischen Grabmäler, die seltenen Altäre, das Mithrasdenkmal
und als einzig in seiner Art die merowingischen Altarschranken aus der Peters-
kirche in Metz.
Die wichtigste Errungenschaft aber, die die Gesellschaft verzeichnen darf,
ist die Schaffung der festen Stelle eines Museumsdireklors. Wir wissen heute
tels que Sarrcguemines. Tliionville et Sarrebourg. Les conférences ont été
données dans ces villes, ont contribué pour une large part à provoquer, parmi
la population, un vif intérêt pour les buts que poursuit la Société.
Depuis l'année 1904 la Société est en possession d'une salle de séances
spéciale, attendu que l'ancieniie salle à l'hôtel de la Présidence ne remplissait
plus, faute d'espace, le but pour lequel elle avait été mise à la disposition de
ia Société. Les frais de mise en état et d'ameublement de la nouvelle salle
ont été acquittés au moyen de cotisations versées volontairement par un grand
nombre de sociétaires.
Peu de temps après sa formation, des rapports amicaux s'établirent entre
notre Société <-t d'autres associations analogues poursuivant les mêmes buts
scientiliques. ("est ainsi que notre Société eut la satisfaction de recevoir, en
IBHi), la visite dus membres de l'Association générale des Sociétés d'histoire et
d'archéologie de l'Allemagne. Les rapports avec cette importante association
ont été entretenus jusqu'aujourd'hui sans interruption, attendu qu'un délégué
de notre Société prend part, tous les ans. aux travaux du Congrès de ladite
Association De nombreux et considérables travaux scientiliques ont été entre-
pris par l'Association, grâce à l'impulsion donnée par notre Société. L'élection
de notre Secrétaire en qualité de vice-président de ladite Association est une
preuve de la haute considération, dont jouit notre Société auprès des autres Sociétés
savantes de l'Allemagne. Des relations non moins cordiales ont été établies
avec des Sociétés savantes de la France. Je me bornerai à mentionner les
relations entretenues de longue date avec; les membres de la Société d'archéo-
logie lorraine de Nancy, ainsi que la participation d'un certain nombre de nos
sociétaires au Congrès préhistorique d'Autun. Nous avons organisé un échange
régulier de publications avec 172 Sociétés savantes, dont 112 de l'Allemagne,
15 de la France, 7 de la Suisse, 10 de la Belgique, 11 de l'Autriche, 5 de la
Russie, 1 du Portugal. 1 du Luxembourg. 2 de l'Italie, 3 de la Suède, 1 de
[ Angleterre. Sur le terrain archéologique la Société s'est efforcée de favoriser
l'étude de l'archéologie lorraine, en faisant exécuter de nombreuses fouilles.
Pour n'en citer que quelques-unes, je me contenterai de mentionner les
travaux importants entrepris à Tarquimpol (vicus romain), Saint-l'llrich (villa
romaine), Sarrebourg (temple de Mithras), Hullenhausen et Beimbach (champs
de sépulture gallo-romains), à l'abbaye de Saint-Pierre à Metz (église du 7» siècle),
aux briquetages de Vie, Marsal, Moyenvic, Burthecourl et Salonnes.
Les fouilles de Lorquin ont donné comme résultat remarquable le moyen de
fixer l'emplacement de l'antique Vicus Saravi, tandis que les fouilles de Vie et des
environs ont fourni la solution du problème sur le but du briquetage. Les
fouilles pratiquées à l'emplacement de l'ancien amphitéfilrc, les découvertes
faites dans les caves du palais épiscopal, de même que l'étude des mardelles
ont été couronnées de succès et ont fourni les résultats scientifiques les plus
précieux. Nous nous plaisons à exprimer ici notre reconnaissance aux érudits
tels que MM. Wichmann, Welter, Keune, Schramm, Fisenne, Colbus et Knitter-
scheid qui ont consacré généreusement tout leur temps libre à l'étude de ces
monuments remarquables.
Les trouvailles d'une certaine importance, faites dans le cours de fouilles,
ont été mises a la disposition du Musée de la ville de Metz qui, engourdi pour
ainsi due depuis 1870. obtint, par le fait même, une impulsion nouvelle. A
- 512 -
der Stadt Dank, daß sie der Anregung der Gesellschaft auf diesem Gebiete Folge
gegeben hat und sie selbst wird es bei der Persönlichkeit des derzeitigen Inhabers
nie bereut haben. Den Bemühungen und der Verraittelung der Gesellschaft ist
auch der Kaiserliche Befehl zu danken, wonach die Eisenhahnverwaltung alle
Funde an das Museum abzugeben hat. So ist es gelungen, den ganz einzigen
großen Fund von nahezu 100 Grabdenkmälern von La Horgne in Metz zu erhalten.
Außer den eigenen Ausgrabungen hat sich die Gesellschaft auch angelegen
sein lassen, wertvolle Altertümer, die aus dem Lande stammen, anzukaufen. Ich
erwähne die Münzfunde von Niederrentgen (16000 Stück), von Lellingen, Hohen-
hausen und Bust, die Madonnenslatue aus Marsal, die bereits nach Nancy ver-
handelt war, die Bischofstatue aus Bioncourt, die 5G Eisenbarren aus Weckers-
weiler, die wertvolle Sammlung Merciol, die den Grundstock für die Sammlung
kellischer Münzen und prähistorischer Steinwerkzeuge legte. Von großer Be-
deutung sind endlich die von Herrn Huber geschenkten Sammlungen der Funde
von Buhlingen und dem Herapel.
Äußerst wertvoll sind die Geschenke unseres Allerhöchsten Protektors
Seiner Majestät Kaiser Wilhelms 11.: So die Festungsmodelle von Bitsch und
Diedenhofen, die bereits erwähnten ^Altarschranken von St. Peter, endlich die
Funde aus den römischen Villen von Frécourt und Urville.
Auch Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden erfreute die Ge-
sellschaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde durch Übersendung
von Abbildungen der Mithrasdenkmäler in Baden und den vollständigen Jahr-
gang der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins.
Desgleichen ließ uns der Herr Statthalter Fürst Hermann zu Hohenlohe-
Langenburg eine Reihe größerer Publikationen, so über Herrad von Landsberg
und die elsässischen Glasmalereien, Uberweisen.
Soll ich alle Schenker hier anführen? Es ist fast unmöglich, die lange
Reihe von Namen hier zu nennen; aber auch ungenannt wissen die Herren,
daß ihnen unsere Dankbarkeit alle Zeit bleibt.
Außer dem Erwerb beweglicher Denkmäler sind auch werlvolle Bau-
denkmäler aus alter Zeit Eigentum der Gesellschaft geworden: So die Ruine
Frauenberg bei Saargemünd, die Herr Huber der Gesellschaft für lothringische
Geschichte und Altertumskunde geschenkt hat; die Münze in Vit-, deren Ankauf
und Ausbau wir der Unterstützung des Herrn Statthalters Fürsten zu Hohenlohe-
Langenburg, des Bezirkstags, der Regierung und des Landesausschusses danken ;
endlich die Johanniterkapelle in Aulnois.
Zur Zeit schweben noch weiter Verhandlungen wegen Übernahme der
Ruine von Geroldseck und der Reste einer kleinen romanischen Kirche in Vantoux.
Ob die Gesellschaft diese Baudenkmäler, mit deren Besitz auch die Ehren-
pflicht der Erhaltung verbunden ist. übernehmen kann, wird davon abhängen,
daß sie gegen pekuniäre Überlastung durch die Regierung von vornherein
sicher gestellt wird. Mit dieser Fürsorge für ältere Bauwerke habe ich bereits
die Tätigkeit der Gesellschaft für Denkmalspflege und lleimatsschutz berührt.
l'exception de la colonne de Merten, aucun objet de valeur n'avait plus été
déposé depuis prés de 20 ans. Il n'existait aucune collection de menues anti-
quités, tandis qu'actuellement il a été formé des collections tellement bien
fournies, qu'il en est résulté un manque d'espaces de sorte qu'il y a lieu de
songer à préparer un emplacement plus vaste et plus en rapport avec les pré-
cieuses collections qu'il devra renfermer. Nous sommes persuadés que l'impor-
tance des collections et la beauté des nombreux objets, dés qu'ils seront installés
avec système et avec ordre, en feront une curiosité de premier ordre, non seule-
ment pour les érudits -ces collections ne leur sont pas inconnues), mais aussi
pour toute autre personne tant soit peu animée du désir de s'instruire. Comme
curiosités incomparables je me contenterai de signaler la superbe statue d'Isis,
les pierres tombales romaines, plusieurs autels très rares, le monument de
Milhras, et surtout, comme spécimens uniques en leur genre, les magnifiques
pierres sculptées qui ont formé autrefois le jubé de l'ancienne église Saint-Pierre
à la citadelle de Metz.
Le résultat le plus important obtenu par la Société est, sans contredit, la
création d'un poste (ixe de directeur du Musée. Nous savons gré à l'adminis-
tration de la ville d'avoir donné suite au désir exprimé à différentes reprises a
ce sujet par la Société et, vu la personnalité qui occupe le poste de directeur
du Musée, la ville n'en aura certainement pas de regret. C'est aussi aux efforts
et ù l'entremise de la Société qu'est dû l'ordre impérial prescrivant que toutes
les trouvailles archéologiques faites par l'administration des chemins de fer
seront versées dorénavant au Musée municipal. «Test ainsi qu'il a été possible
de déposer intégralement au Musée la trouvaille si considérable de La Borgne
se composant de prés de 100 pierres lumulaires.
En dehors des fouilles pratiquées ù son compte, la Société s'est efforcée
de se rendre aussi acquéreur des trouvailles faites dans le reste du pays, dès
qu'elles présentaient quelque valeur. Je me contenterai de signaler les trouvailles
de monnaies à Niederrentgen {1I>000 pièces), à Hullenhausen et à Bust, la
madone de Marsal, vendue une première fois à Nancy, la statue d'un évèque
à Hioncourt, les ô6 saumons de Weckersweiler, la précieuse collection Merciol
qui a formé la base d'une collection de monnaies celtiques et d'instruments en
silex de l'époque préhistorique.
Enfin, il y a lieu d'attacher une grande importance aux collections offertes
par M. Uuber, comprenant les trouvailles de Bouhling et du Hérapel.
Non moins précieux sont les différents objets antiques offerts par S. M. l'Em-
pereur, tels que les plans en relief représentant les forteresses de Uilche cl de
Thionville. les pierres sculptées qui ont formé le jubé de l'église Saint-Pierre,
les dilTérenles trouvailles des villas romaines de Frécourt et L'rville.
S. A. R. le grand-duc de Bade a également honoré la Société, en lui
faisant parvenir des reproductions photographiques du monument de Mithias à
Baden, ainsi que la collection dite: Zeitschrift fur Genchichtt tirs Oherrhtin*.
S A. le prince-Statthalter de Hohenlohe-Langenburg a offert à la biblio-
thèque de notre Société une série de publications importantes, entre autres la
reproduction de la magnifique œuvre Hort us deheiurum (texte et planches) de la
célèbre abhesse llerrade de Landsberg, ainsi qu'un exemplaire do l'ouvrage de
Bobert Bruck sur l'art de la peinture sur verre en Alsace du 12* au 17e siècle
JiUirtmcli A. lie*, f l..mr. «JMchiuht* u. Altortmiwk., Jahr*. 3).
- 514 -*
Vor 6 Jahren wurde seitens des Vorstandes ein Denkmalarchiv gegründet
Mit der Übertragung der Konservatorstelle an den jetzigen Schriftführer ist
dann dieses Arrhiv, das bereits gegen 700 Abbildungen und Aufnahmen zählt,
von der Landesverwaltung käuflich übernommen und dem Konservator unter-
stellt worden.
Auch die Volkskunde hat in der Gesellschaft Pflege gefunden. Schon
in den ersten Jahren waren von unserem Mitglied Houpert im Saarlaie alle
Volkslieder gesammelt und im Jahrbuche veröffentlicht worden. Sie sind damit
nicht nur in Lothringen zu neuem Leben erweckt worden, sondern haben in der
Harmonisierung für Männerchöre jetzt überall in Deutschland eine Heimstätte
gefunden.
Der Sinn für Heimatskunde ist auch in weiteren Kreisen durch die Ver-
anstaltung von Ausstellungen geweckt worden. Der erste Versuch wurde im
Jahre 1889 mit einer Ausstellung lothringischer Altertümer, die sich im Privat-
besitz befinden, gemacht. 1890 folgte eine Ausstellung von Karten und Plänen
der Stadl Metz, 1892 die Ausstellung Niederweiler Fayencen, 1906 die keramische
Ausstellung, die noch in Ihrer aller P.rinncrung sein wird. Als Rahmen war
dafür das lothringische Zimmer aus verschiedener Zeit gewählt worden. Daß
hierbei das Bauernzimmer mit seinen wohl zum ersten Male gezeigten echten
Bauerntrachten den grüßten Krfolg hatte, dürfen wir mit besonderer Genugtuung
verzeichnen. Die Zahl der Besucher belief sich auf 8000.
Kleinere Ausstellungen fanden im Lande gelegentlich unserer Ausflöge
statt: so in Finstingcn, in Saarburg, in Vic und in Forbach.
Viel diskutiert wird heute in gelehrten Kreisen die Frage, ob es angezeigt
ist, kleinere Orlsmuseen zu gründen oder ihre Rntwickelung zu begünstigen.
Wir haben geglaubt, uns aus Gründen, deren Rntwickelung hier zu weil führen
würde, für solche Ortsmuseen aussprechen zu sollen und deshalb die Museen in
Saarburg und Diedenhofen durch Zuwendungen unterstützt. Der Erfolg hat uns
bis heute Recht gegeben, denn der wissenschaftliche Eifer der dortigen Mitglieder
isl durch diese örtliche Sammlung wesentlich erhöht worden. Seit dem Jahre
1903 hat die Gesellschaft den von Herrn Oberst Schramm angeregten und aus-
geführten Bau römischer Geschütze durch Gewährung der nötigen Mittel unter-
stützt. Es ist bekannt, daß diese Rekonstruktionen in ganz Deutschland und
weil über dessen Grenzen hinaus Aufsehen erregt und Anerkennung gefunden
haben. So sehr es einerseits bedauerlich ist, daß diese in Metz entstandenen und
erdachten Rekonstruktionen nicht hierselbst bleiben konnten und dadurch dem
Museum ein Anziehungspunkt verloren ging, der viele Gelehrte und interessierte
Laien hierher geführt hätte, so erfreulich war es doch, daß es uns vergönnt war,
durch die Schenkung der Maschinen an die Saalburg unserem Danke an Seine
Majestät den Kaiser, unsem Allerhöchsten Protektor, für Übernahme des Pro-
tektorates sichtbaren Ausdruck geben zu können.
Als Hauptziel der Gesellschaft war schon im Gründlingsaufruf die Heraus-
gahe eines Jahrbuchs mit Arbeilen üb«*r lothringische Geschichte und Altertums-
kunde bezeichnet worden Bis jetzt liegen von dieser Publikation 19 Bände vor
Il nous est impossible de donner ici la nomenclature complue des noms»
de personnes qui on! fait acte de générosité envers notre Société. Qu'elles
veuillent bien agréer ici l'expression de la plus vive reconnaissance, dont les
membres de la Société leur sont redevables.
En dehors de l'acquisition de monuments mobiles, la Société s'est aussi
rendue acquéreur de précieux monuments immeubles datant d'une époque ancienne,
tels que les ruines du rhAteau de Frauenberg prés de Sancguemines (don de
M. Huber a la Société d'histoire et d'archéologie lorraine*, l'hôtel de la Monnaie
à Vie, dont l'achat et la restauration ont été rendus possibles, grâce aux sub-
ventions accordées concurremment par S. A. le prince-Statthalter de Hohenlohe-
Langenburg, le Conseil général, le gouvernement et le Landesausschuss. et enlin
la chapelle des chevaliers de Saint-Jean à Aulnois.
Actuellement la Société est encore en pourparlers au sujet de la desti-
nation à donner aux ruines de Gcroldseck et aux restes d'une petite église
romane à Vanloux.
La possession de ces monuments entraînant l'obligation de leur conser-
vation, leur achat de la part de la Société dépendra du chiffre de la subvention
que le gouvernement voudra bien accorder à cet effet.
De ce qui précède, il résulte que la Société a toujours eu à e<eur d'ac-
corder ses soins les plus minutieux aux monuments anciens du pays.
Il y a six ans, le Bureau de la Société avait décidé la création d'une
collection spéciale de photographies intéressantes dite Denkmalarchir Les fonctions
de conservateur des monuments historiques ayant été confiées à notre Secrétaire,
le Bureau lui a cédé ladite collection i,7U0 photographies) moyennant une indem-
nité proportionnelle accordée par le gouvernement.
La Société s'est aussi occupée d'études ethnographiques. Dés les premières
années de la fondation de la Société, un de nos sociétaires, M. Houpcrt, s'était
donné la peine de collectionner et de publier, dans l'annuaire, les chansons popu-
laires répandues dans la vallée de la Sarre. De celte façon, elles ont été tirées
de l'oubli, d'autant plus que leur mélodie ayant été harmonisée pour chœurs
d'hommes, elles sont actuellement répandues dans toute l'Allemagne.
L'étude de l'histoire régionale et locale a fait de grands progrès, griîce ;\
l'organisation d'expositions. Le premier essai a été fait en 1888 par l'exposition
d'antiquités lorraines qui se trouvent en possession de personnes privées. Fn
t890 suivit une exposition de plans et cartes de la ville de Metz, en 1892 une
exposition de produits de faïence provenant de la fabrique de Nicderweiler, et
enfin, en 190H, l'exposition de produits céramiques, dont le souvenir nous est
encore présent, dette dernière avait surtout pour but de nous fournir un spécimen
de l'habitation lorraine aux différentes époques de l'histoire.
La reproduction d'un intérieur lorrain à la campagne, avec les costumes
de l'époque, a obtenu un immense succès.
Le nombre des visiteurs de cette exposition a atteint le chiffre de 8000.
De petites expositions ont aussi été organisées dans le pays à l'occasion
des excursions de la Société; je ne signalerai que celles de Fénétrangc, Sarre-
bourg, Vie et Forbach.
Dans le monde des érudils l'on discute actuellement la question de savoir,
s'il y a utilité de créer de petits musées locaux et de favoriser leur développe-
ment. Pour des motifs que nous ne voulons pas faire valoir en ce moment, nous
.13*
- 51H -
und wir dürfen mit Genugtuung darauf hinweisen, daß sich das Jahrbuch unter
den Publikationen über Provinzialgeschichte eine geachtete Stellung in Deutsch-
land und in fremden Ländern errungen hat.
Neben dem Jahrbuch konnten noch Sonderhefte herausgegeben werden,
in denen Arbeiten, die nach Forin oder Inhalt weniger in den Rahmen des
Jahrbuchs paßten, Aufnahme finden.
Um eine kartographische Unterlage zum Eintrag historisch-geographischer
Resultate zu erhalten, wurden lothringische Orundkarten herausgegeben, die jetzt
für den ganzen Bezirk fertig vorliegen.
In Aussicht genommen sind noch kunstgeschichtliche Publikationen und
Herr Dombaumeister Schmilz hat uns bereits freundlichst zugesagt, daß 'die
Publikationen der Metzer Kathedralenfenster der Gesellschaft Uberlassen werden soll.
Bald machte sich auch die Notwendigkeit fühlbar, die zahlreichen Quellen
über lothringische Geschichte, die entweder gar nicht oder nur unvollkommen
ediert waren, herauszugeben. Nach dem Muster anderer Länder wurde hierzu
eine besondere historische Kommission gebildet und nachdem die Regierung,
die Stadl Metz und der Bezirk Lothringen die nötigen Mittel in einer Höhe von
jährlich 3CO0 Mark zunächst auf 10 Jahre bereit gestellt hatten, konnte mit der
Publikation begonnen werden. Bis jetzt liegen 2 Bände vatikanischer Urkunden
vor. das Material für einen dritten Band ist fast vollständig gesammelt, von den
Chroniken ist ein Band erschienen, für zahlreiche weitere sind die Abschriften
besorgt, von den Bannrollen können wir heute den ersten Band vorlegen,
während der zweite im Druck ist und das Manuskript für 2 Registerbände fertig
vorliegt. Kerlig gestellt ist weiter ein Band der Cahiers de doléances, der in
wenigen Wochen erscheinen wird, und unter der Presse ist das Wörterbuch
deutsch-lothringischer Dialekte, deren Aufzeichnung seinerzeit durch unser Mit-
glied Herrn Houpcrt angeregt worden war. In Aussicht genommen sind noch
die Regesten der Metzer Bischöfe und der Benediktinerklöster, die Protokolle
des Metzer Domkapitels und die Usages locaux.
Daß die Gesellschaft ihr Arbeitsfeld auf ein so großes Gebiet ausdehnen
konnte, verdankt sie in erster Linie den pekuniären Unterstützungen, welche ihr
ständig vom I.andcsausschuß, dem Bezirkstag, der Stadt Metz und durch außer-
ordentliche Zuschüsse wiederholt vom Herrn Statthalter zu Teil wurden. Auch
dem preußischen Kultusministerium sowie der wissenschaftlichen Gesellschaft in
Slrafiburg sind wir für einmalige Zuwendungen zu lebhaftem Danke verpflichtet.
Außerdem bekundeten verschiedene Mitglieder ihr besonderes Interesse an den
wissenschaftlichen Bestrebungen der Gesellschaft, indem sie größere Barmittel
zur Verfügung stellten. So übernahm unser Vizepräsident Herr Huber-Saargcmünd
einen großen Teil der Ausgrabungskosten des Amphitheaters, sowie bedeutende Be-
hage für Anfertigung von Clichés und Tafeln und anderes mehr. Herr Ueichstags-
abgeordneter Charles de Wendel, Herr Kommcrzienral Müller und Herr Direktor
Röchling bewilligten die nicht unbedeutenden Kosten zu einer Arbeit über die
Knt Wickelung der lothringischen Eisenindustrie. Herr Dr. Max von Jaunez über-
nahm auf si-ine Kasse verschiedene Ausgrabungen. Die Krben des in Metz ver-
avons cru devoir nous prunonccr pour la création desdits musées locaux el c'esl
pour cette raison (|Ue nous avons fait déposer des objets antiques el scientiliques
aux musées nouvellement créés de Sarrebourg et Thionville. Ces derniers ont
d'ailleurs fourni de bons résultats, en ce sens qu'ils ont stimulé l'ardeur scien-
tifique des sociétaires de ces deux villes. Depuis 1903, notre Société s'est fait
un plaisir de favoriser et de subventionner la construction de machines de tir
romaines, dont l'idée e*t due à M. le colonel Schramm. Celte reconstruction a
provoqué la plus vive sensation dans toute l'Allemagne et au-delà de ses
frontières.
Il est regrettable que ces machines, reconstruites entièrement à MeU,
n'aient pu être installées au Musée de Metz, oii elles auraient formé, sans doute,
un sujet d'attraction pour un grand nombre d'érudits et d'amateurs. D'autre
part, nous nous estimons heureux et très honorés d'avoir eu l'avantage d'offrir
ces appareils de tir à S. M. l'Empereur pour le Musée de la Saalburg, en té-
moignage de reconnaissance envers Sa Majesté d'avoir accepté le proteclorat de
notre Sociélé.
Ainsi qu'il est dit dans l'appel lancé lors de sa fondation, le principal but
de la Société consiste en la publication d'un annuaire renfermant des éludes
sur l'histoire el l'archéologie lorraines Le nombre des annuaires a atteint jus-
qu'ici le chiffre de 19; nous avons pu constater avec satisfaction que notre
annuaire occupe un rang très distingué parmi les publications provinciales, lant
de l'Allemagne que de l'étranger.
En dehors de l'annuaire, nous avons fait publier des ouvrages à part qui,
soit par leur forme, soit par leur contenu, n'entraient pas dans le cadre des
travaux scienlifiques renfermés dans l'annuaire.
Dans le but de faciliter aux érudits la préparation d'une base cartographique
pour l'inscription de résultats historiques et géographiques, la Sociélé a fait con-
fectionne! des cartes dites fondamentales pour toutes les parties de la Lorraine.
Prochainement l'on fera encore paraître des publications spéciales sur
l'histoire artistique en Lorraine ; comme premier travail de ce genre nous rencon-
trerons une étude sur les vitraux de la Cathédrale de Melz due à la plume de
M. Schmitz, architecte de la Cathédrale.
Cependant l'on ne larda pas à reconnaître la nécessité de publier les
nombreux documents formant les sources de l'histoire lorraine, dont la plus
grande partie n'avait pas encore été éditée, ou qui n'avait été éditée qu'impar-
faitement A l'instar de Sociétés savantes d'autres pays, le Bureau de la
Société d'histoire et d'archéologie lorraine procéda d'abord à la formation d'une
commission historique spéciale qui, immédiatement, put se mettre à l'œuvre, vu
que le gouvernement, concurremment avec la ville de Metz et le département de
la Lorraine, venait de mettre ;t la disposition de la commission une subvention
annuelle de 3,<><K) M , payable provisoirement pendant 10 ans. Ont été publiés
jusqu'ici : deux volumes de documents extraits des Archives du Vatican (le
manuscrit des documents formant le 31' volume de cette collection est presque
entièrement terminé) ; un volume de chroniques (le manuscrit pour plusieurs
autres volumes de chroniques est également terminé); le tome 1«' des rôles du
ban de tréfond îles deuxième et troisième tomes sont en cours d'impression et
le manuscrit de deux volumes formant les tables est terminé); un volume dos
cahiers de doléances qui paraîtra prochainement. Sous presse: le Dictionuairt
- 518 -
storhcncn Buchbindcrmeisters Wathiez stifteten 1000 Mark zur Vornahme von
Ausgrabungen in Saaraltdorf. Weiter gingen größere Geldgeschenke ein von
S. Königl. Hoheit dem Erbgroßherzog (jetzigen Großherzog) von Baden, den
Herren Bischof Fleck, Brauereidirektor Heckh, Fabrikant Moitrier, Gutsbesitzer
von Boc h. Fräulein Denant und von einigen ungenannten Gönnern. Zur Quellen-
publikation haben die Herren Baron de Gargan auf Schloß Preisen und Herr Huber
größere Geldbeträge gegeben und Herr Huber hat außerdem für jeden neu
erscheinenden Band 500 Mark zugesagt.
Zur besseren Förderung der lothringischen Geschichte- und Altertums-
forschung ist eine Stiftung begründet worden, aus deren Zinsen die besten Ar-
beiten auf dem Gebiete der lothringischen Geschichte und Altertumskunde in
deutscher oder französischer Sprache prämiiert werden sollen. Als Grundstock
gab Herr Kommerzienrat He'ster 2000 Mark. Durch weitere Gaben der Herren
Kommerzienrat Adt, Baron de Gargan, Excellenz von Schlumberger, Heil, de Brem,
Bichard, Schwerzler, Lempfried, von Warsberg und einiger anonymer Spender
war der Fonds auf 6330 Mark angewachsen und heute kann ich Ihnen die
erfreuliche Mitteilung machen, daß uns zum 20jährigen Stiftungsfeste ein Ge-
burtstagsgeschenk von weiteren 6000 Mark von einem ungenannten Gesellschafte-
mitglied zugegangen ist. Auch die Kosten für Einrichtung eines lothringischen
Zimmers auf der Hohkönigsburg. das die Gesellschaft Seiner Majestät dem Kaiser
zum Geschenke angeboten hatte, wurden in Höhe von 8000 Mark durch Beiträge
einiger Gönner und Mitglieder der Gesellschaft gedeckt.
Allen Gebern sei auch an dieser Stelle nochmals gedankt.
Wenn in Vorstehendem die Tätigkeil der Gesellschaft in kurzen Abrissen
wiedergegeben ist, so sei es jetzt gestattet, noch Einiges über die sonstigen
Schicksale der Gesellschaft zu erwähnen.
Die größte Ehrung wurde der Gesellschaft durch die Übernahme des Pro-
tektorats seitens Seiner Majestät des Kaisers zu Teil. Wie sehr Sc. Majestät
die Interessen unserer Gesellschaft wahrnimmt, ist in Vorstehendem wiederholt
berührt worden. Wir hoffen, daß uns die Gunst und Anerkennung Sr. Majestät
auch in Zukunft erhalten bleiben möge und werden unsererseits Alles tun, um
uns dieser Auszeichnung würdig zu erweisen.
Der Gründer und erste Vorsitzende unserer Gesellschaft, Herr Bezirks-
präsident Freiherr von Hammerstein, schied infolge seiner Berufung als preus-
sischer Staatsminister im Jahre 1901 von uns. In der AbschiedssiUung vom
1«. Mai 1901 wurde er in Anerkennung seiner hervorragenden Tätigkeit und
Verdienste um unsere Gesellschaft /.um Ehrenpräsidenten ernannt. An seiner
Stelle übernahm satzungsgemäß der neuernannte Bezirkspräsident den Vorsitz.
Wie wir das Hinscheiden des Freiherrn von Hammerstein lebhaft bedauert
haben, so hat noch ein weiterer Todesfall uns schmerzlich getroffen : der Heim-
gang Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden. Wie sehr der Ver-
storbene an den Geschicken der Gesellschaft regen Anteil nahm, ging deutlich
hervor aus den zahlreichen Sehreiben, die seitens Sr Königlichen Hoheit bei
Empfang des Jahrbuches dem Vorstände jeweils zugegangen sind. Noch manches
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iltg tlwiotcs nilmuanlg-lurraiH* dont la collection et Ja publication ont été entre-
prises, grâce a l'initiative de M. Houpert, membre fondateur de notre Société.
Seront publiés, en outre, ultérieurement dans la mesure des moyens: les
analyses des chartes des évèques de Metz et des abbayes bénédictines; les
procès-verbaux du Chapitre de la Cathédrale de Metz et. finalement, la collection
des Usages locaux de la Lorraine.
La Société a été mise en état d'entreprendre ces travaux de grande enver-
gure, en première ligne, grâce aux secours pécuniaires qui lui ont été accordés
a différentes reprises par le Statthalter d'Alsace-Lorraine, concurremment avec le
Landesausschuss, le Conseil général et la Ville de Metz, en deuxième ligne. grAcc
aux subventions accordées par le Ministre des cultes de Berlin, par l'Association
scientifique de Strasbourg et enfin par un certain nombre de sociétaires, tels
que M. E. Huber de Sarregnemines, vice-président de la Société, qui a pris à sa
charge une grande partie des frais occasionnés par les fouilles de l'ancien
amphithéâtre, ainsi que les frais de confection d'un grand nombre de clichés et
planches parus dans les différents annuaires. MM. Charles de Wendel, député au
Reichstag, Müller, conseiller de commerce, et Röchling, directeur industriel, ont
accordé les fonds nécessaires pour la publication d'une étude sur le développe-
ment de l'industrie du fer en Lorraine. M. Max de Jaunez a pris à sa charge
les frais de différentes fouilles de grande envergure. Les héritiers du maitre-
relicur Wathiez ont mis a la disposition de la Société la somme de 1000 M.
pour l'exécution des fouilles a Saaraltdorf. Des sommes importantes ont été
versées à la caisse de la Société par: S. A. R. le grand-duc héritier (actuelle-
ment grand-duc) de Bade; Mgr Fleck, évêque de Metz; MM. Beckh, directeur de
brasserie; Moitrier, industriel; de Booch, propriétaire; Mlle Denant et, enfin, par
plusieurs bienfaiteurs anonymes. Four couvrir les frais de publication des sources
d'histoire, M. le baron de Gargan, au château de Preisen, ainsi que M. Huber
ont fourni d'importantes subventions. M. Huber s'est même engagé à verser la
somme de 500 M. pour tout nouveau volume de sources qui paraîtra ultérieurement.
Dans le but de favoriser d'une manière plus intense l'étude de l'histoire
et de l'archéologie lorraines, il a été créé une fondation, donl les intérêts seront
employés a la distribution de prix en faveur des meilleurs travaux fournis sur
l'histoire et l'archéologie lorraines, soit en langue allemande, soit en langue
française. M. Heister, conseiller de commerce, a versé pour ladite fondation la
somme de 2000 M. De nouveaux souscripteurs, tels que MM. Adt, conseiller de
commerce, baron de Gargan. S. Exc de Schlumberger, Heil, de Brem, Richard,
Schwerzler, Lempfried. de Warsberg et plusieurs autres souscripteurs anonymes
ne tardèrent pas a se faire inscrire, de sorte que le chiffre de la fondation s'éleva
bientôt à 6330 M. : aujourd'hui j'ni l'avantage de vous faire savoir, qu'à l'occasion
du 20° anniversaire de la fondation de notre Société, un membre anonyme vient
encore de nous faire don d'une somme de 6000 M. Les frais occasionnés par
l'organisation d'une salle lorraine du Hohkönigsburg, offerte à S. M. l'Empereur, se
sont élevés à la somme de 8000 M. qui a été couverte exclusivement au moyen de
dons volontaires offerts par des amis et des membres de la Société. Nous nous
plaisons à reconnaître encore ici la grande générosité de toutes ces personnes.
Dans ce qui précède, nous avons essayé de donner un aperçu succinct
de l'activité de la Société Qu'il nous soit permis de signaler encore quelques
autres faits intéressant directement notre Société.
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treue Mitglied, inancli tüchtigen Mitarbeiter hat der Tod im Laufe der Jahre uns
entrissen, so die Herren Benoit, Kraus. Richard. Excellenz von Schlumberger.
Kiichly, Zimmermann, Quintard und noch in allerletzter Zeit haben wir den
Heimgang eines unserer Begründer, des Herrn Kommerzicnrats Heister, und
unseres Vorstandsmitgliedes, des Direktors der Oherrealschnle Herrn Dr. Wilder-
mann, zu beklagen gehabt.
Herr Heister hat niemals gefehlt, wenn es galt durch pekuniäre l'ntcr-
Stützung einen wissenschaftlichen Plan zur Ausführung zu bringen und mit leb-
haftem Interesse ist der arbeitsüberhäufle Mann allezeit unserer Tätigkeit gefolgt.
Beim Heimgang Wildermanns aber beklagen wir einen Mann, der sich in uner-
müdlicher Pflichttreue an leitender Stelle als Mitarbeiter bewährt hat. der mit
.seltenem Geschick es verstand, sich in alle wissenschaftlichen Fragen zu ver-
tiefen, auf dessen klugen Rat wir uns stets verlassen durften, der durch seine
schlichte Art, seinen festen und männlichen Charakter, seine wahre und tiefe
Herzensgüte uns allen mehr als ein bloßer Arbeitsgenosse, der uns ein Freund
geworden war.
Seine Durchlaucht Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenhurg ist im Vor-
jahre von seiner Stellung als Kaiserlicher Statthalter in Elsaß-Lothringen zurück-
getreten. Wie derselbe alle Zeit der Gesellschaft ein hilfsbereiter Förderer und
Gönner war, geht wohl am besten aus den zahlreichen Zuwendungen hervor,
welche die Gesellschaft für einzelne wissenschaftliche Unternehmungen und für
größere Ausgrabungen von Sr. Durchlaucht erhalten hat. F.s wurde deshalb
beschlossen. Se. Durchlaucht zum Ehrenmitgliede zu ernennen. Zu unserer
großen Freude nahm Seine Durchlaucht die Wahl gerne an.
Zwei langjährige Vorstandsmitglieder, die Herren Professor Dr. Wichmann
und Geheimrat von Daacke, traten aus dem Vorstande aus, der erste aus Gesund-
heilsrücksichten, Herr von Daacke weil er seinen Wohnsitz verlegte. Heide
Herren wurden in Anerkennung ihrer der Gesellschaft geleisteten hervorragenden
Dienste zu Ehrenmitgliedern ernannt
Die Bemühungen der Gesellschaft haben, wie Sic sehen, von allen Seilen
ungeahnte und reiche Unterstützung gefunden. In erster Linie im Lande selbst.
Beredter als alles andere spricht wohl die Zahl der Mitglieder, die heute auf
940 gestiegen ist.
Wenn wir in so hohem Maße Anerkennung und Vertrauen gefunden
haben, so mag die Gesellschaft dies in erster Linie ihrem Wissenschaft-
liehen Streben verdanken. Heute darf aber wohl auch hervorgehoben werden,
daß sie dem Lande mehr geworden ist. als ein wissenschaftlicher Verein sonst
zu sein pflegt.
Auf dem Boden der Gesellschaft haben sich über alles Trennende hinweg
Eingeborene und Eingewanderte die Hand gereicht. Das Versprechen, das in
dem Grüudungsaiifruf gegeben worden ist. arbeiten zu wollen ausschließlich zum
Nutzen des Landes, objektiv und vorurteilsfrei, es ist von allen Seiten, von Ein-
geborenen und Eingewanderten, von Katholiken und Protestanten ehrlich gehalten
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1.4 Société a Ht"' grandement honorée de ce que S. M. l'Empereur ait bien
voulu accepter le protectorat, témoignant par là combien il porte intérêt aux
travaux de notre Société. Nous osons espérer que S. M. nous conservera ses
faveurs et nous, de notre coté, nous ferons tout ce qui est en notre pouvoir
pour nous rendre dignes de cette distinction.
Ayant été appelé aux fonctions de Ministre de l'intérieur de Prusse, M. le
baron de Hammerstein, président de la Lorraine, fondateur et premier président
de notre Société, quitta la Lorraine en 1901. Lors de la séance d'adieux or-
ganisée le 16 mars 1901, il fut nommé, par acclamation, président d'honneur,
en témoignage de son activité incomparable et de ses grands mérites envers
notre Société. Conformément aux statuts, les fonctions de président de la Société
sont remplies par le nouveau président de la Lorraine.
Nous avons eu a déplorer la mort de M. le baron de Hammerstein, ainsi
que celle de S. A. IL le grand-duc Kiédéric de Bade. Les lettres si empreintes
de cordialité que ce dernier nous Faisait parvenir à chaque réception de notre
annuaire prouvent suffisamment combien il s'intéressait aux travaux de la
Société. La mort nous a enlevé, en outre, une série d'autres membres et colla-
borateurs lidéles. Nous ne citerons que les noms: Benoit. Kraus. Richard, de
Srhlumberger. Kuchly, Zimmermann. Ouinlard et, il y a quelques mois. Heister,
conseiller de commerce, membre fondateur, et le Dr. Wildermann, directeur de
l'Ecole réale supérieure et membre du Bureau.
M. Heister ne faisait jamais défaut, des qu'il s'agissait de favoriser pécu-
niairement l'exécution d'une entreprise scientifique; malgré le peu de temps dont
il disposait, il a manifesté sans cesse le plus vif intérêt pour tous nos travaux.
Kn M. Wildermann nous déplorons la perte d'un collaborateur infatigable qui
savait approfondir avec un rare talent les questions scientifiques les plus com-
pliquées et qui, par son aménité, sa simplicité combinée avec une grande fermeté
de caractère et une excessive bonté de cu-ur. ne s'était fait partout que des amis.
S. A. le prince de Hohenlohe-Lnngenburg a résigné l'année dernière ses
fonctions de Statthalter d'Alsace-Lorraine. Tout le monde sait, combien il a
favorisé les travaux de notre Société en nous fournissant les moyens nécessaires
pour l'exécution de plusieurs entreprises scienliliques de grande envergure. En
témoignage, de gratitude, le prince a été nommé membre honoraire de la Société.
Deux sociétaires qui, depuis de longues années, faisaient partie du Bureau,
ont donné leur démission: M le professeur D' Wichmann, pour raison de santé,
et M. de Daacke qui a quitté le pays. Tous deux ont été nommés membres
honoraires en reconnaissance des services rendus à la Société.
Ainsi que nous venons de l'exposer, notre Société jouit de la faveur de
toutes les classes de la populatiun ; la meilleure preuve en est dans le grand
nombre de sociétaires, dont le chiffre s'élève actuellement à ÎMO. La faveur et
la conliance, dont jouit notre Société, sont basées en 1™ ligne sur son but et ses
aspirations scientifiques. Il est permis de dire que notre Société joue en Lorraine
un rôle plus élevé qu'une association scientitiquc proprement dite.
Les sociétaires, tant indigènes qu immigrés, dédaignant tout ce qui pourrait
être de nature à les diviser, marchent la main dans la main sur l'unique terrain
de la science. Li promesse e\primée autrefois dans l'appel de fondation, de
travailler, exclusivement pour le plus grand bien du pays, c'est-à-dire, objec-
tivement et sans arriére-pensée, celle promesse, disons-nous, a été tenue ioyale-
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worden. Um Vertrauen haben die Gründer gebeten, im Vertrauen auf den
gesunden Sinn und die Hcimatsliebe der Lothringer ist gearbeitet worden und
Vertrauen hat die Gesellschaft gefunden. Möge sie im selben Sinne und Geiste
weiter arbeiten alle Zeit ! Was der Vorstand dazu tun kann, wird er tun.
Im abgelaufenen Jahre ist in der Gesellschaft fleissig gearbeitet worden.
Ks fanden ü öffentliche Sitzungen in Metz, b' in Diedenhofen, 2 in Saarburg,
4 in Saargemünd statt. Ausserdem wurden in Merchingen und St. Avold auf
Anregung des Kolonialvereins je eine Sitzung abgehalten. Es sprachen die
Herren Graf von Zeppelin-Aschhaiisen, Professor Keune, Dr. Wolfram, Dr. Wich-
mann, Oberst Schramm. Dr. Grimme, Dr. Rörig-Metz. Dr. Anthes-Darmstadt, Pfarrer
Kirch-Wölferdingen, Pfarrer Matter-Orny. Dr. Kassel-Hochfelden, Dr. Reusclt-
Saarhurg, Pfarrer Colbus-Altrip, Dr. Beslcr-Saargemünd, Dr. Weyhmann-St. Johann,
Rcligionslehrer Kohn-Dicdenhofcn, Abbe Kflglcr-Algringen.
Vom 5. bis einschl. 10. November sprach Herr Dr. von Bezold, Direktor
des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, über die kirchliche Baukunst
des Mittelalters. Die Vorträge fanden in der Aula des Lyzeums statt und waren
stark besucht. An zwei Abenden sprach derselbe Gelehrte auch in Diedenhofen.
Eine festliche Versammlung fand am 17. Oktober 1908 zur Erinnerung
an die vor 20 Jahren erfolgte Gründung der Gesellschaft im großen Stadthaus-
saale statt. Zugegen waren außer zahlreichen Mitgliedern der Gesellschaft Ver-
treter der Vereinigung deutscher Historiker, des Altertumsvereins Zabern, der
Gesellschaft zur Erhaltung geschichtlicher Denkmäler in Straßburg, der Metzer
Akademie, des Vereins für Erdkunde, des Polytechnischen Vereins, des Kunst-
und Kunstgewerbe-Vereins.
Der Vorsitzende Graf von Zcppelin-Aschhauscn erstattete den Bericht über
die Ziele, die sich die Gesellschaft gesteckt, und die Ergebnisse, die sie erreicht
hat. Am Schluß seines Vortrages verkündet er. daß der Vorstand folgende Herren
zu korrespondierenden Mitgliedern ernannt hat : die l'niversitälsprofessoren
Dr. Loeschke-Bonn, Dr. Ehrenberg-Münster, Dr. Ficker, Dr. Marlin, Dr. Breßlau,
Dr. Wiegand. alle in Slraßburg, Professor Dr. von Borries, Archivdirektor Dr. Winkel-
mann, Dr. Forrer-Straßburg, Professor von Werveke. Begierungsrat Huppert,
Khrenarchitekt Arendt-Luxemburg, Gymnasialdircktor Dr. Großmann-Weißenburg,
Geheimer Archivrat Dr.Grotefend-Schwerin, Professor Dr. Dragendorff-Frankfurt a.M.,
Professor Dr. Anthes-Dai msladt. Dr. Adrien Sitnon-Semur, Professor Matruchot-
l'aris.
Jahresbericht
über die Tätigkeit der Gesellschaft für lothringische Geschichte und AlterturMunde
vom 1. April 1908 bis 1. April 1909,
erstattet vom Schriftführer, Geheimen ArcMmt Dr. Wolfram.
- 523
ment de part cl d'autre, tant par les indigènes que par les immigrés, catholiques
et protestants. Les fondateurs de la Société ont fait appel à la conlianec ; on a
travaillé avec pleine conliance en le bon sens des Lorrains et en l'amour qu'ils
professent envers leur pays. Puisse la Société continuer à travailler dans le
môme sens et dans le même esprit. Le Bureau fera tout ce qui est en son
pouvoir pour atteindre ce but.
Compte-rendu annuel
sur la nantie de la Société d'Histoire et d'arebWogle lorraine do r avril 1908 an 31 mars 1909,
préseité i l'assemblée gerate par H. le Dr. Wolfram, eoBtelHer lillme des archives et secré-
taire de la Société.
Dans le courant de l'exercice écoulé, les travaux de la Société d'histoire
et «l'archéologie lorraine ont été tout aussi actifs que dans les exercices précé-
dents. La Société a organisé de nombreuses séances publiques, dont neuf à Metz,
six à Thionville. deux à Sarrcbourg, quatre à Sarregucmincs, une a Morhange
et une à Saint-Avold. au cours desquelles des conférences scientifiques ont été
données successivement par MM. le comte de Zeppelin-Aschhausen, Keune, pro-
fesseur et directeur du Musée, l'abbé Kügler. vicaire à Algrange. Kohn, professeur
à Thionville. Dr. Wolfram, Dr, Wiedmann, le colonel Schramm, Dr. Grimme-Metz.
Dr. Antlies à Darmstadl, l'abbé Kirch, curé de Welferding, l'abbé Matter, curé
d'Orny, Dr. Kassel à Hochfelden, Dr. Keusch â Sarrebourg, l'abbé Colbus. curé
à Altrip, Dr. Besler à Sarreguemines, Dr. Wcyhmann à St. Johann [Saarbrücken^.
Dr. Hörig à Metz. A signaler encore le cycle de conférences du 5 au 10 no-
vembre, données par M. le Dr. von Bezold, directeur du Musée national germa-
nique à Nuremberg, sur l'architecture religieuse au moyen-Age. Ces dernières
conférences, généralement bien suivies, furent données dans la grande salle des
fétes du Lycée. Deux conférences furent données, en outre, par M. de Rezold.
à Thionville pour les sociétaires de cette ville et des environs.
Une assemblée générale a été convoquée le 17 octobre 1908, à l'Hôtel de
Ville de Metz, pour la célébration du vingtième anniversaire de la fondation de
la Société, à laquelle, en dehors de nombreux sociétaires, assistèrent les délégués :
de l'Association des historiens allemands, de la Société d'archéologie de Savcrne,
de la Société pour la conservation des monuments historiques à Strasbourg, de
l'Académie de Metz, de la Société de géographie de la Société polytechnique, de
l'Association des arts et arts décoratifs.
Le président de la Société, M le comte de Zeppelin-Aschhausen, présenta
a l'assemblée un compte-rendu détaillé sur l'activité de la Société cl sur les
résultats obtenus depuis sa fondation. Il annonça, entre autres, que par décision
du Bureau la dignité de membre correspondant de la Société avait été conférée
aux érudits suivants: MM. Dr. Lu-schke, professeur de l'Université de Bonn;
Dr. Ehrenherg, professeur de l'Université de Munster; Dr. Kicker, Dr. Martin,
Dr. Dresslau, Dr. Wiegand, tous quatre professeurs de l'Université de Strasbourg ;
Dr. von Borries, professeur. Dr Winkelmann, directeur des archives, Dr. Forrer.
tous trois à Strasbourg; van Werveke. professeur. Huppert, conseiller de gou-
vernement. Arendt, architecte honoraire, tous trois a Luxembourg; Dr. Grossmann
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Eine besondere Ehrung wurde unserem Ehrenmitglied« und slcllvertre-
I enden Vorsitzenden, Herrn Huber. zu Teil. Die Gesellschaft hatte eine Plakette
auf ihn schlagen lassen, die in großem Format im Museum Platz linden, in kleinem
Format ihm überreicht werden sollte. Unter dem lebhaften Beifall aller Anwe-
senden wurde die große, vom Bildhauer Hildebrand ausgeführte Erztafcl enthüllt.
Die kleine Plakette ist noch nicht nach Wunsch gelungen und wird zur Zeil neu
angefertigt.
Den wissenschaftlichen Vortrag hatte Geheimrat Dr. Wolfram über Stand
und Aufgabe der Denkmalspllege in Deutschland und insbesondere in Elsaß-
Lothringen übernommen. Der Vortragende schließt mit Formulierung einer
Resolution, durch welche beim Ministerium der Erlaß eines Gesetzes für Denkmals-
pllege und Heimatschutz erbeten wird. Die anwesenden Vertreter der verschie-
denen Vereine schließen sich der Resolution namens ihrer Gesellschaften an.
Der Vorstand trat 10 Mal zusammen, wiederholt fanden außerdem Beratungen
einzelner Kommissionen statt. Im Sommer wurden 2 Ausflüge unternommen,
der erste, der sich auf 2 Tage erstreckte, nach den Grottes de Han und nach
N'amur, der zweite nach Pfalzburg, wo man mit den Mitgliedern des Zaberner
Allertumsvereins zusammentraf, um dann am Nachmittag unter Führung der
Zaberner Herren Zabern mit seinem Museum zu besichtigen. Beide Ausllüge
waren von gutem Wetter begünstigt und fanden eine außerordentlich starke
Beteiligung. In Zabern hatten Herr Buchhändler Fuchs und Herr Staatsanwalt
Bccmelmans Vorträge übernommen, in Namur durften wir uns der Führung der
Société d'archéologie de Namur erfreuen.
An Publikationen erschien Jahrbuch XIX in der Stärke von 36 Bogen
mit 37 Tafeln und zahlreichen Textabbildungen. Unsere Kommission zur Heraus-
gabe lothringischer Geschichtsquellen veröffentlichte den ersten Band der Bann-
rollen, herausgegeben von Wichmann, und den ersten Band der Cahiers de
doléances, die von Dorvaux und Lesprand bearbeitet sind. Unter der Presse
befindet sich das Wörterbuch deutsch-lothringischer Dialekte, das bis zum Buch-
staben S fertig gedruckt ist und im Laufe dieses Jahres erscheinen, sowie der
zweite Band der Bannrollen, der um Pfingsten fertig vorliegen wird. In Angriff
genommen ist außer der Fortsetzung der Vatikanischen Regesten und der Chro-
niken, ein Dictionnaire du Patois Messin, dessen Rearbeilung Professor Zéliqzon
übernommen hat, sowie die Protokolle des Metzer Domkapitels, deren Heraus-
gabe Professor Dr. Grimme übertragen wurde. Für das Wörterbuch der deutsch-
lothringischen Dialekte hat uns das Ministerium besondere Mittel zur Verfügung
gestellt, die Publikation der Kapitelprotokollc wird dank der pekuniären Beteiligung
des Dombauvereins ermöglicht. Für die Cahiers de doléances und die Bannrollen
hat unser Vizepräsident Herr Huber in bekannter Liberalität größere Unter-
stützungen gewährt. Zur Weiterführung dieser großen Unternehmungen bedarf
es aber der Erneuerung des Staatszuschusses, dessen wir uns 10 Jahre lang zu
erfreuen hatten.
Die im vergangenen Jahre begründete Stiftung, aus deren Zinsen Preise
für die besten Arbeiten über lothringische Geschichte gegeben werden sollen, ist
in erfreulicher Weise angewachsen. Von ungenannter Seite gingen uns 6000 M.
zu, Seine Durchlaucht Fürst Alfred zu Salm-Salrn, sowie Herr Kommerzienrat
Oswald spendeten je 10U) M.. so daß wir jetzt über ein Kapital von 12)700 M.
verfügen.
directeur du Lycée de Wissembourg ; Dr. Grolefend, conseiller intime des Archives
à Schwerin; Dr. Dragendorfl*. professeur a Francfort s. JA. ; Dr. Anthes, professeur'
à Darmstadt; Dr. Adrien Simon à Semur ; Malrucliot, professeur à Paris
Des honneurs tout particuliers ont été rendus & M. liuber, membre hono-
raire et vice-président de la Société, Cette dernière a fait frapper deux plaquettes
en bronze en l'honneur de M. Huber, Tune en grand format destinée à être
installée au Musée, l'autre en petit format pour M. Huber lui-même. Le dévoile-
ment de la grande plaquette, ceuvre du sculpteur M. Hildebrand, eut lieu aux
applaudissements de l'assemblée entière. La petite plaquette qui n'est pas tout
à fait bien réussie, sera soumise à quelques modifications ou remaniée entière-
ment. Au cours de cette séance, M. le Dr. Wolfram donna une conférence sur
la situation et le but des règlements régissant la conservation des monuments
historiques en Allemagne, en particulier en Alsace-Lorraine. En terminant, il
proposa l'adoption d'une résolution invitant le Ministère d'Alsace-Lorraine à faire
promulguer une loi concernant ta conservation des monuments historiques en
Alsace-Lorraine. La résolution fut appuyée par les délégués des différentes
Sociétés invitées ä la séance et adoptée finalement à l'unanimité. En dehors des
nombreuses réunions de Commissions, les membres du Mureau se sont réunis
dix fois en séance. Dans le courant de l'été, la Société a organisé deux excur-
sions, dont l'une de deux jours aux grottes de Han et à Namur, l'autre à Phals-
Iwirg et à Saverne, de concert avec les membres de la Société d'archéologie de
l'arrondissement de Saverne. Favorisées par un temps splendide, les deux excur-
sions, auxquelles un grand nombre de sociétaires avaient pris part, réussirent à
merveille. Des conférences archéologiques furent données à cette occasion, n
Saverne, par MM- Fuchs, libraire, et Beemelmans, procureur impérial, à Namur,
par des membres de la Société d'archéologie de ladite ville.
En fait d'ouvrages scientifiques publiés par la Société pendant l'exercice
écoulé, il y a lieu de citer l'annuaire XIX, un fort volume de ftH3 pages, ren-
fermant :*7 planches et de nombreuses gravures distribuées dans le texte. La
Commission chargée de la publication des documents sur l'histoire lorraine a
fait paraître le premier tome des rôles du han de tréfond fpar M. Wichmannj
ainsi que le premier tome des cahiers de doléances (par MM. Dorvaux et Lesprand).
L'impression du dictionnaire des dialectes allemands-lorrains est terminée jusqu'à
la lettre S. L'ouvrage complet ainsi que le deuxième tome des rôles du ban de
tréfond paraîtront dans le courant de l'année. Sont en préparation: les docu-
ments du Vatican (suite, les chroniques, le dictionnaire du patois messin (par
M. le professeur Zéliqznn'i. les procès-verbaux du Chapitre de la cathédrale de
Mebt (par M. le professeur Dr. C rimmel. Pour la publication du dictionnaire des
dialectes allemands-lorrains, le Ministère d'Alsace-Lorraine a alloué une sub-
vention spéciale; la publication des procès-verbaux du Chapitre de la cathédrale
pourra être entreprise grac«- au concours financier du Dombauverein. Suivant
sa générosité habituelle, notre vice-président, M. Huber, nous a alloué d'impor-
tantes subventions pour la publication des cahiers de doléances et des rùlcs du
ban de tréfond. La continuation de ces grandes entreprises est subordonnée aux
moyens financiers que le gouvernement voudra bien mettre de nouveau à notre
disposition, ainsi que ceta a eu lieu pendant les dix dernières années. La fon-
dation créée dans le courant de l'exercice écoulé dans le but de distribuer un
ou plusieurs prix en faveur <l.-s meilleurs travaux publiés sur l'histoire de la
- Ô26 -
Für die Hohkönigsbarg hatte die Gesellschaft die Ausstattung eines
lothringischen Zimmers übernommen. Dank der Gewährung von Mitteln seitens
unserer Mitglieder konnten ohne Belastung der Kasse hervorragend schöne Möbel
und Ausstattungsstücke aus der Zeit vor 1633 mit einem Gesamtaufwand von
7930 M. erworben und Seiner MajestAt dem Kaiser, unserem Allerhöchsten
Protektor, übergeben werden. Der Kaiser hat seiner Freude und seiner An-
erkennung sowohl dem Vorstande gegenüber wie in öffentlicher Kundgebung
wiederholt Ausdruck gegeben. Unseren Mitgliedern, welche Geldmittel und Aus-
stattungsstücke gespendet haben, sei auch an dieser Stelle herzlichster Dank
ausgesprochen. Es sind dies, außer einem ungenannten Spender, der die Summe
von ÖO00 M. zur Verfügung gestellt hat, die Herren Brauereidirektor Beckh (f),
Engel, Huber, Moitrier (t), Schmitz, Thiria, v. Türckc, Welter. Gh. de Wendel
und die Ortsgruppe Diedenhofen. Die Einrichtung des Zimmers hatte Herr
Architekt Heppe übernommen, die Bildhauerarbeit am Kamin war von Herrn
Bildhauer Kohler ausgeführt.
Als ein Unternehmen, das größer ist, als wir es zunächst angenommen
hatten, hat sich der Ausbau der Münze inVic herausgestellt. Die Regierung
hat uns auf Grund des ersten Kostenanschlags, der auch ordnungsmäßig geprüft
war, eine Summe von 20000 M. zur Verfügung gestellt. Leider hat sich der
Anschlag als durchaus unzureichend herausgestellt. Die Baukosten belaufen sich
auf eine weit größere Summe. Ein Mitglied hat uns zunächst die notwendigen
Mittel in entgegenkommendster Weise als Darlehen zur Verfügung gestellt. HolTen
wir, daß es uns bald gelingt, die Rückzahlung zu bewirken.
Jedenfalls wird der Bau, der Dank dem hingebenden Eifer des Architekten
Herrn Heppe und unseres Vertreters Herrn Lamy trotz aller Schwierigkeiten, die
sich uns entgegenstellen, bald vollendet sein wird, das schönste Denkmal der
Profanbaukunst des 15. Jahrhunderts in Elsaß-Lothringen sein, auf dessen Wieder-
herstellung wir mit gerechtem Grunde stolz sein dürfen. Hatte unsere Gesellschaft
nicht rechtzeitig für die Erhaltung gesorgt, so läge heute dieses Kleinod lothrin-
gischer Baukunst in Trümmern. Auch der Burg Frauenberg bei Saargemünd
hat sich die Gesellschaft angenommen. Mit Unterstützung des Herrn Huber und
des Ministeriums wurden unter der selbstlosen Leitung des Herrn Kommunal-
baumeisters Molz in Saargemünd größere Unterhaltungsarbeiten ausgeführt.
Zahlreiche Geschenke sind uns besonders von Seiten unserer Mitglieder
zugegangen. Bücher schenkten die Herren Barbé, Goury, Forrer, Ilaniel. Hertzog,
des Roberts, E. Schaub, J. Déchelette, van Wervekc, Ehrenarchitekt Arendt,
Hauviller und Wildermann. Orenplatten überwiesen uns die Herren Haupt-
lehrer Seyer in Dagsburg und Dr. Stach von Goltzheim in Dieuze. Herrn Huber
danken wir für eine neue Schenkung römischer Altertümer aus seinen wei l vollen
• Sammlungen, ebenso eine Kollektion von römischen As. Der Gymnasiast Salomon
brachte wiederholt Funde, die er bei den Bauarbeiten in der Stadt mit aufmerk-
samem Blick entdeckt hatte.
Ferner schenkten:
Herr Pfarrer Buchheit eine Münze;
Herr Polizeikommissar Gropengiesser einen Belemniten ;
Herr Dr. Lücker-Pfalzburg eine Versteinerung ,
Lorraine, a bénéficié d'une notable augmentation. La somme de fiOOO M. a été
affectée à cette fondation par un bienfaiteur anonyme; de rn^mc S. A. le prince
Alfred de Salm-Salm et M. Oswald, conseiller de commerce, ont versé, dans le
mémo bat, chacun la somme de 1000 M., de sorte que le capital de cette fon-
dation a atteint actuellement le chiffre respectable de 1:1300 M.
La Société s'était chargée de l'ameublement d'une salle lorraine au château
du Hohkönigsburg. Grâce au concours désintéressé de nombreux sociétaires, de
jolis meubles de l'époque antérieure à 1633 ont pu être achetés pour la somme
totale de 7930 M. sans grever démesurément la caisse de la Société. Remise en
a été faite à S. M. l'Empereur qui, à différentes reprises, en a exprimé publique-
ment sa grande satisfaction. Que les bienfaiteurs qui nous sont venus si géné-
reusement en aide, en nous fournissant, soit des moyens pécuniaires, soit des
objets d'ameublement, veuillent bien recevoir encore une fois l'expression de
notre profonde gratitude. Parmi ces généreux bienfaiteurs, il y a lieu de citer,
en dehors d'une personne anonyme qui nous a versé la somme de 6000 M.,
MM. Beckh (fi, Engel, Huber, Moitrier (f), Schmitz, Thiria, de Türcke, Weiter,
Charles de Wendel et le groupe archéologique local de Thionville. L'installation de la
salle lorraine avait été confiée à M. Heppe, architecte; les travaux de sculpture
de l'ancienne cheminée ont été exécutés par M. Köhler, sculpteur.
L'entreprise de la restauration de l'hôtel de la Monnaie à Vie a pris une
importance bien supérieure à celle qui avait été prévue primitivement. Se basant
sur le premier devis qui avait été établi, le Ministère d'Alsace-Lorraine avait
mis à notre disposition une subvention de 20000 M. Malheureusement celte
somme est loin d'être suffisante, les frais de construction étant bien plus élevés.
Un membre de notre Société a bien voulu nous faire l'avance de la somme
encore nécessaire. Espérons que la Société sera bientôt en état d'opérer le rem-
boursement dudit emprunt.
Il y a aussi lieu d'espérer que la restauration de l'Hôtel de la Monnaie
sera terminée sous peu, grâce à l'énergie de l'architecte, M. Heppe, et à l'assi-
duité de M. La m y et malgré les nombreuses difficultés qui se sont présentées
dans le cours des travaux. Cet édifice formera, sans contredit, un des plus
beaux joyaux de l'architecture profane du lô° siècle en Alsace-Lorraine, de la
conservation duquel nous avons lieu d'être particulièrement satisfaits. Sans l'in-
tervention de notre Société, ce beau monument de l'architecture lorraine allait
tomber inévitablement on ruine. La Société s'est également occupée de la res-
tauration des ruines du château de Frauenberg prés de Sarreguemines. GrAce à
la générosité de M Huber et du Ministère, il a été possible de faire exécuter
d'importants travaux de consolidation dirigés par l'architecte communal, M. Molz,
de Sarreguemines.
De nombreux dons ont été faits, soit à la bibliothèque, soit au Musée de
la Société par MM. Barbé, tioury, Forrer, v. Haniel, Herlzog, des Roberts,
Dr. R. Schaub, J. Déchelette, van Wervekc, Arendt, Dr. Hauviller, Wildermann
(livres), Seyer, instituteur à Dagsburg, et Dr. Stach von Cioltzheim à Dieuze
i laques de cheminée). Nous sommes redevables à M. Huber d'une nouvelle col-
lection d'antiquités romaines ainsi que d'une collection de monnaies romaines
(as). M. Salomon, élève du Lycée, a fait à différentes reprises, au cours de tra-
vaux de construction dans la ville de Metz, des trouvailles qu'il a vergées au
Musée de notre Société.
- »28
Herr Hofphotograph Jacobi, ein Bild mil verschiedenen Aufnahmen der
llolikönigsburg ;
Herr Sanitätsrat Dr. Melchior-Diedenhofen den Abguß eines in einem
Grabe bei Niederjeutz gefundenen frühchristlichen Reliefs :
Herr Glasmaler Tliiria eine romanische Wandmalerei, die in Metz gefunden
Angekauft wurde die alte Kanzel in Vif, deren Erwerbung un» das
Ministerium durch eine namhafte Subvention erleichtert hatte, desgleichen ein
wertvoller Fund vorgeschichtlicher Eisenbarren in Weckersweiler.
Da im vergangenen Jahre die Weihnachtsgabe in Gestalt von rö-
mischen Terrasigillataschalen grossen Heifall gefunden hatte, haben wir auch in
diesem Winter unsern Mitgliedern eine entsprechende Gabe angeboten. Die mit
Erlaubnis des Ministeriums hergestellte Nachbildung der Statuette Kails des
Großen wurde 46 Mal, die Nachbildungen fränkischer Gläser 110 Mal verlangt.
Einige Glflserserien sind noch verkäuflich.
Beziehungen zu auswärtigen Gesellschaften wurden durch Fort-
setzung des Schriftenaustauschs, der uns mit 176 Gesellschaften verbindet, auf-
recht erhallen. Neu angenommen wurde der Austausch mit dem Franziskaner-
Orden, der historischen Gesellschaft in l'lrecht, dem Rheinischen Verein für
Denkmalspflege in Coblenz, der Hedaktion der Vogesen-Zeitschrift in Straßburg
und der Société de dialectologie Romane in Rrüssel. Durch Mitglieder des Vor-
standes war die Gesellschart auf den Kongressen in Lübeck, Scmur und Derlin
vertreten.
Die Mitglieder zahl ist im Steigen geblieben. Während wir am
1. April 1908 895 Mitglieder zählten, wurde am Ende des Jahres die Zahl 1000
erreicht. Herr Apotheker Bloch, der das tausendste Mitglied war, stiftete der
Gesellschaft 100 M. Von den alten Mitgliedern waren 3n ausgetreten und 10
gestrichen. Durch den Tod erlitten wir leider schwere Verluste, da Männer von
uns schieden, die fast alle durch ihre rege Teilnahme, wie durch ihre wissen-
schaftliche und pekuniäre l'nterstutzung die Ziele der Gesellschaft wesentlich
gefördert hatten; es sind die Herren Beckh. Heister, Houlé, Küchly, Luckweil,
^uintard. Schatz, Schcmmcl, Schiber, von Schlumberger, Sibille, Thia, Wildermann
und Winkerl.
Die Einrichtung der Ortsgruppen hat sich auch in diesem Jahre auf
das Beste bewährt. Dank dein Eifer der leitenden Persönlichkeiten hat sowohl
in Diedenhofen wie in Saarburg und Saargeinünd eine ganz erhebliche Zahl gut
besuchter Sitzungen stattgefunden. Auch fur die Zunahme der Mitglieder ist in
den Ortsgruppen eifrig gearbeitet worden.
Lieber die Finanzen ist folgendes zu sagen:
Das Konto A i.Gesellschaftsrechnung) schlieft! mit M. 24 478,48 an Einnahmen
wurde.
so daß wir einen lleberschuft von
verzeichnen können.
Hierzu kommt der in Wertpapieren angelegte Reserve-
fonds mit
M. 22 2*7.42 an Aussahen
M. 2 2O1.0T,
Summa
. M. :iooo. -
M r. 201.0»;
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Il a M versé en outre:
par M. l'abbé Ruchheil, une pièce de monnaie;
• » Gropengiesser. commissaire de police, une belemnite:
» » le Dr. Liicker-Phalsbourg, un objet pétrifié;
• » Jacobi, photographe de la Cour, un tableau représentant plusieurs vues
du Hohkonigsburg ;
> » Dr. Melchior, conseiller d'hygiène à Thionville. la copie d'un ancien relief
religieux découvert à Basse-Yutz ;
» ► Thiria, une peinture murale romane découverte à Metz.
La Société est devenue propriétaire, par voie d'achat et grâce à une sub-
vention accordée par le Ministère, d'une ancienne chaire a prêcher à Vie, ainsi
que d'une collection de saumon» découverts à Weckerswcilcr.
Le cadeau de Noël offert l'année dernière sous forme de vases on terra
sigillata a trouvé bon accueil: c'est ce qui nous a décidés à le renouveler dans
le courant de l'hiver dernier sous forme de reproduction de la statuette équestre
dite de Charlemagne :en 4« exemplaires» et de verres mérovingiens (en 110 séries
de « verres). Quelques exemplaires de la statuette et des verres sont actuelle-
ment encore à vendre.
Les relations avec les Sociétés scientifiques de l'Allemagne et de 1'F.tranger
ont été continuées principalement au moyen de l'échange de publications qui.
actuellement, s'étend à 17« Sociétés différentes. L'échange de publications a été
encore adopté tout récemment avec les Associations suivantes : l'ordre des Fran-
ciscains, la Société historique d'Utrecht, la Société rhénane pour la conservation
des monuments historiques a Coblence, la direction de la revue dite « Vogcsen-
zcitschrift » a Strasbourg, la Société de dialectologie romane à Bruxelles.
Aux congrès historiques et archéologiques de Lübeck, Semur et Berlin,
notre Société était représentée par des membres du Bureau.
Le nombre des sociétaires va toujours en augmentant. A la date du 1er avril
1908, le nombre des membres était de 895 ; à la fin de la même année
il atteignait le chiffre de 1000. M. Bloch, pharmacien, en sa qualité de 1000«- so-
ciétaire, a fait don à la Société d'une somme de 100 M. Parmi les anciens so-
ciétaires, 35 ont donné leur démission et 10 ont été rayés de la liste des membres.
La mort nous a enlevé un grand nombre de sociétaires, parmi lesquels plusieurs
s'étaient distingués, tant par leur zèle que par leur générosité envers la Société,
tels que MM Beekh, Heister. Houlé, Küchly. Luckweil, Quintard, Schatz, Sehemmel,
Schiber. de Schlumberger, Sibille, This, Wildermann et Winkert.
La création de groupes locaux d'histoire et d'archéologie continue à donner
de bons résultats. Grâce au zèle des sociétaires formant le Bureau de ces groupes
locaux, il a été possible d'organiser plusieurs séances bien fréquentées à Thion-
ville, Sarrcbourg et Sarreguemines. Le nombre des membres de ces groupes
locaux va également toujours en augmentant.
Nous donnons ci-après un exposé général de la situation financière do la
Société :
Compte A (Administration de la Société).
Hecettes M. 24 478,4«
Dépenses > 22 277,42
D'où un excédent de recettes de M 2 201,06
Fonds de réserve placé en titres . » 3000,—
ïntii I ... M. 5201,0«
Jsdirbiich a. Oc», f. Inlir. Ui>xchU'ltlo u Alloiluinsk., lalir« LS»
- f>3Ô —
Konto B {Quellen) halte incl. des Bestandes aus
dem Vorjahre an Einnahmen M. 16 998,81
Dem standen an Ausgaben gegenüber M. 5 8IH,-
so daß ein Restbestand von . M. 11179,81 verbleibt.
Wenn dieser Abschluß zunächst günstig erscheint, so darf doch nicht ver-
gessen werden, daß durch die Zahlung der unter der Presse befindlichen Publi-
kationen im Laufe der nächsten zwei Jahre die verfügbare Summe völlig auf-
gebraucht wird.
Conto C (Stiftung) verfügte über Wertpapiere im
Nennwerte von M. 5 400,—
Hierzu kamen im Laufe des Jahres an neuen Ein-
nahmen M. S 333.50
so daß zur Zeit der Bestand M. 13 733,50 beträgt.
Die Gesellschaft ist heute sowohl nach der Zahl der Mitglieder wie nach
den Mitteln, über die sie verfügt, eine der ersten in Deutschland geworden. Das
Resultat erscheint recht befriedigend. Aber verhehlen wir uns nicht, daß je
grüßer die Organisation wird, auch die Anforderungen gewaltig wachsen. Es ist
leichter, eine Gesellschaft von 100 Mitgliedern vorwärts zu bringen, als eine
solche von 1000 auf der Höhe zu halten. Dem Vorstand allein wird das un-
möglich sein. Er ist angewiesen auf das Interesse und den selbsttätigen
Eifer der Mitglieder. Hoffen wir, daß wir uns auf diese Hilfe alle Zeit ver-
lassen können und daß die Lücken, die durch dus Ausscheiden warmer Freunde
und tätiger Mitarbeiter entstanden sind, bald durch den Zuwachs neuer arbeits-
freudiger Kräfte geschlossen werden.
Jahresbericht
über die Tätigkeit der Ortsgruppe Diedenhofen 1908,9,
erstattet vom Schriftführer Prof. Dr. Wehmann.
Im Laufe des Berichtsjahres 1908,9 wurden im Bereiche der Ortsgruppe
Diedenhofen folgende Vorträge gehalten:
1. Am 3. Mai 1908 hielt Herr technischer Eisenbahnsckretär Reipsch im
Hotel Terminus zu Diedenhofen einen Vortrag über eine Reise nach Nordafrika.
2. Am 7. November 1908 hielt Prof Dr. Wchmann im Hotel Terminus zu
ilayingen einen Vortrag über das Thema : »Der Rr/.berg bei Aumetz und seine
Bedeutung für François de Wendel im Anfang des 19. Jahrhunderls«.
3. u 4 Am 11. und 12. November 190« hielt Herr Dr. von Bezold. Direktor
des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, im alten Rathaussaale zu Dieden-
hofen 2 Vorträge mit Lichtbildern über: »Die kirchliche Kunst des Mittelalters»
und zwar am 11. November über Architektur, am 12. November über l'lastik
und Malerei.
5. Am 6. Dezember 19(1« hielt Herr techn. Kisenbahnsekretar Reipsch im
Versteigerungssaale des Bürgermeisteramts zu Diedenhofen einen Vortrag über
die römischen Funde in der Cmgebung von Diedenhofen
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Compte Ii (Sources d'histoire'.! y compris l'excédent de l'exercice précédent.
Recettes M. 16 998.81
Dépenses ■ 5 819,—
D'où un excédent de recettes de . . . M. 11 179,81
La situation du compte B parait absolument favorable. Cependant, il ne
faut pas perdre de vue que les dépenses nécessaires pour les différentes publi-
cations de sources d'histoire, actuellement sous presse, absorberont, dans le
courant des deux prochains exercices, une grande partie des fonds disponibles.
Compte C (Fondation).
Recettes (placées en titres) valeur nominative M. 6 400, —
Nouvelles recettes effectuées dans le courant de l'exercice . » 8 333,50
Total des recettes ... M. 13733,50
Par le nombre de ses membres et par le chiffre des moyens financiers
dont elle disjtose, la Société d'histoire et d'archéologie lorraine occupe le premier
rang parmi les Sociétés savantes de l'Allemagne. Les résultats qu'elle a obtenus
sont absolument satisfaisants. Cependant, il ne faut pas perdre de vue que plus
l'organisation prend de l'étendue, plus les exigences, qu'exige une telle organi-
sation vont en augmentant. Il est bien plus facile de faire avancer une Société
qui ne compte que 100 membres, que de maintenir à sa hauteur une Société
qui en compte 1000. l.e Bureau ne sera capable de remplir ses multiples
devoirs qui lui sont imposés, qu'autant qu'il pourra compter sur l'intérêt toujours
progressant et le zèle désintéressé des membres de la Société. Nous exprimons
l'espoir, qu'en tout temps nous pourrons compter sur cet aide qui nous est si
précieux et qui remplacera la perte d'amis sinc ères et de collaborateurs dévoués
que nous avons dû subir dans le courant de l'exercice écoulé.
Compte-rendu
des travaux du groupe local de Thion ville pendant l'exercice 1908/09
présenté par M. le Dr. Wehmann, professeur.
Dans le courant de l'exercice 1908-09 le groupe local de Thionville a or-
ganisé les conférences qui suivent ;
1° le 3 mai 1908, conférence a l'hôtel Terminus de Thionville de M Heipsch,
secrétaire-ingénieur, sur un voyage qu'il a fait dans le nord de l'Afrique;
2" le 7 novembre 1908, conférence à l'hôtel Terminus de Hayange de
M. le Dr. Wehmann, sur l'importance de la côte dite • Erzberg » près d'Aumetz.
au point de vue de l'industrie du fer créée par François de Wendel au com-
mencement du 19« siècle ;
3° et 4° les 11 et 12 novembre 1908, conférences accompagnées de projec-
tions données à l'ancien hôtel de ville par M. le Dr. von Be/old sur l'art religieux
au moyen-Age (architecture, plastique et peinture: ;
5° le C décembre 1908, conférence à l'hôtel de ville de M. Heipsch, secré-
taire-ingénieur, sur les trouvailles romaines faites dans les environs de Thionville ;
M*
— 532
Daran schloß sich
fi. ein Vortrag des Herrn Prof. Dr. Wchmann über Ausonius, den Dichter
der Mosella.
7. Am <i, Februar 190!» hielt Herr Prof. Dr. Anthes aas üarmstadt im
alten Rathaussaale 2u Dicdenhofcn einen Vortrag mit Lichtbildern Uber >Kastell.
Palast und Kirche in römischer und frühchristlicher Zeit«.
Im Juni 1908 wurde bei den Tagebauen der Firma de Wendel zwischen
Hayingen und Neunhäuser ein fränkisches Gräberfeld aufgedeckt. Die Fund-
stücke wurden von Heirn Charles de Wendel dem Metzer Museum überwiesen.
Der Bereich der Ortsgruppe Diedenhofen. welcher bisher die beiden Kreise
Diedenhofen-Ost und Diedenhofen-West umfaßt hatte, ist auf Grund eines Be-
schlusses des Vorstandes der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Alter-
tumskunde vom 10. März 1909 auf den Kreis Diedenhofen-Ost beschränkt
worden. Infolgedessen zählt die Ortsgruppe Diedenhofen. deren Mitgliederzalil
bereits auf annähernd 160 gestiegen war. nur noch etwa 10U Mitglieder
Jahresbericht
über die Tätigkeit der Ortsgruppe Saarburg 1908-09
erstaltet durch den Vorsitzenden Gymnasialdirektor Dr. ReuBCh.
Im Geschäftsjahr 1908-0» wurden » Vorstandssitzungen und S Haupt-
versammlungen abgehalten. Die Mitgliederzahl betrug am 1. Februar 1909 in
Saarburg 4H, im Kreise 34, zusammen 82 gegen 71 im vorhergehenden Jahre.
Auf Veranlassung und Betreiben der Ortsgruppe wurde an der Bürger-
meisterei eine Gedenktafel angebracht zur Erinnerung an den Aufenthalt des
Kronprinzen Friedrich Wilhelm im August 1870. Die Bemühungen der Ortsgruppe
um Klassierung der Türme und Mauern waren nur teilweise von Erfolg; die
Beste am Freiheitsplatz sind klassiert worden, die übrigen Türme am Nordgraben
nicht; sie sind zum Abbruch bestimmt und hätten doch, wenn sie erhalten
blieben, eine Zierde der neu zu schaffenden Anlagen bilden können, um welche
manche Stadt Saarburg beneiden würde.
Die Ixikalsammlung hat sich auch in diesem Jahre durch Geschenke und
Funde bedeutend vermehrt. Es tritt immer mehr zu Tage, wie gerade durch
diese Sammelstelle eine große Reihe wichtiger Altertümer für die Forschung
gerettet wird, welche sonst dem sicheren Untergänge anheimgefallen wäre. Der
Katalog weist eine Vermehrung um 107 Nummern auf. Hervorzuheben sind
daraus die römischen Funde bei den Neubauten der Herren Lieser, Rauhol/.er
und Klcin-Nassny. Die Münzsammlung zählt jetzt f>53 Stück ; darunter sind 28
romische Münzen, welche vom Hauptvercin Metz der Ortsgruppe zur Ausstellung
übergeben wurden.
Da der frühere Raum für die Sammlung nicht mehr ausreichte, so hat der
Gemeinderat der Ortsgruppe 4 Zimmer in der Gendarmerie zur Verfügung gestellt.
- 533
fi° le même jour, conférence de M. le Dr. Weltmann sur Ausonius, auteur
du poème « Mosella » ;
7° le 6 février 1909, conférence donnée a l'ancien hôtel de ville par M. le
professeur Dr. Anthes. sur le castellum et le palatium et les édifices religieux à
l'époque romaine et au début du christianisme (avec projections).
Dans le courant du mois de juin 1908 des ouvriers occupés dans les mines
à ciel ouvert de la maison de Wendel ont découvert, entre Hayange et Neufchef,
l'emplacement d'un ancien cimetière de l'époque franqoe. M. Charles de Wendel
a fait déposer les trouvailles au Musée de Metz.
Kn vertu d'une décision prise par le Bureau de la Société d'histoire et
d'archéologie lorraine, le 10 mars 1909, l'étendue du groupe local de Thionville
qui comprenait les deux arrondissements de Thionville-Est et Thionville-Ouesl,
a été limitée, à partir de celte date, au seul arrondissement de Thionville-Est.
Par conséquent, le nombre des membres de ce groupe, qui autrefois s'élevait à
lfiO, a été réduit à 100.
Compte-rendu
des travaux du groupe local de Sarrebourg pendant l'exercice 1908/09,
présenté par M. le Dr. Reusen, directeur du Lycée.
Dans le courant de l'exercice 1908-09, les membres du groupe local de
Sarrebourg se sont réunis en séance trois fois, les membres du Bureau cinq fois.
Le 1er février 1909, le nombre des sociétaires était de 48 [Sarrebourg- ville) et
34 (Sarrebourg- arrondissement), ce qui donne un total de 82; dans l'exercice
précédent ce chiffre ne s'élevait qu'à 71.
Grâce h l'initiative du groupe local, une plaque commémorative a été ap-
pliquée à la façade de l'hôtel de ville de Sarrebourg, en souvenir du séjour qu'y
a fait le prince impérial Frédéric-Guillaume au mois d'août 1870. Les démarches
qu'a faites le groupe local en vue de la conservation et du classement des tours
et des anciens murs des fortifications de Sarrebourg n'ont été couronnées de
succès qu'en partie. Le Ministère n'a fait classer que les restes qui s'élèvent
sur la « place de la Liberté ». et non pas les autres lours longeant le fossé du
Nord. Ces dernières vont être démolies, sans qu'il soit possible de les sauver.
Elles formeraient cependant un magnifique décor pour les nouvelles promenades
qui vont être établies à Sarrebourg.
Le Musée du groupe local a été augmenté d'une série d'objets antiques
provenant de dons et de trouvailles. On reconnaît de plus en plus l'utilité de la
création d'un musée local, dans lequel on s'habitue à déposer quantité d'anti-
quités importantes qui, autrement, seraient certainement perdues au détriment
de la science. Le catalogue constate une augmentation de 107 nouveaux numéros,
parmi lesquels il y a lieu de citer les trouvailles romaines faites lors de la
construction des maisons Lieser, Banholzer et Klein-Nassoy.
La collection des monnaies renferme actuellement 663 pièces, parmi lesquelles
280 monnaies romaines cédées gratuitement par le Bureau de la Société de Metz.
L'ancien local du Musée étant devenu trop exigu, le Conseil municipal a
bien voulu mettre à notre disposition un nouveau local, composé de 4 pièces,
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- 534 -
Durch Anschaffung eines Schaupultes ist es möglich geworden, wenigstens für
einen Teil der Fundstücke eine zweckmäßige Ausstellung zu veranstalten.
Die Ortsgruppe beteiligte sich an dem gemeinsamen Ausflüge der Gesellschaft
nach Pfalzburg und Zabern. Bei dieser Gelegenheit wurden engere Beziehungen
zu dem neu entstandenen Naehbarvercin in Zabern wenigstens angebahnt.
Am 26. November hielt Herr Dr. Kassel aus Hochfelden einen Vortrag
über »Das Volkslied im Elsaß mit Textproben und Melodieen«. am 14. Januar
Dr. Reusch über »Alt-Saarburg«.
Von den Vorstandsmitgliedern starb Herr Erzpriester Küchly, Herr Oberst-
leutnant Boedicker wurde versetzt. Die Neuwahl in der Hauptversammlung vom
14. Januar hatte folgendes Ergebnis:
1. Gymnasialdirektor Dr. Reusch, Vorsitzender.
2. Erzpriester Dupont, stellvertretender Vorsitzender,
3. Hauptzollamtsrendant a. D. Laubis, Schriftführer,
4. Notar Köhren, Schatzmeister,
5. Hauptmann Maas, Beisitzer.
über die Tätigkeit der Ortsgruppe Saargemünd lîK)8/0t>
erstattet vom Vorsitzenden Gymnasialdirektor Bealer.
Die Ortsgruppe trat in das Vereinsjahr 1908 mit einer Zahl von 50 Mit-
gliedern ein; ausgeschieden sind im Laufe des Jahres 5, neu eingetreten 12 Mit-
glieder, so daß der Bestand am Ende des Vereinsjahres 190K die Zahl von
57 Mitgliedern erreicht hat. unter denen sich 10 auswärtige befinden, die dem
Kreise Saargemünd und der Stadt Saaralben angehören.
Der Vorstand bestand aus den Herren :
I. Vorsitzenden Professor Dr. Großmann.
II. Vorsitzenden Fabrikbesitzer Emil Huber,
Schatzmeister Kaufmann und Bezirkstagsmitglied E. Jeanty.
An Stelle des I. Vorsitzenden, der als Direktor des Gymnasiums nach
Weißenburg versetzt worden ist, wurde in der Mitgliederversammlung vom
29. Juli 1908 Gymnasialdirektor Besler zum Vorsitzenden der Ortsgruppe gewählt
und Herr Gymnasialoberlehrer Dr. Bosenkränzer zum Schriftführer.
Die Herren Huber und Großmann wurden am 4. November 1!N)8 in der
Mitgliederversammlung wegen ihrer hervorragenden Verdienste um die Erforschung
der Geschichte Saargemünds und seiner Umgebung und um die Leitung der Orts-
gruppe zu Ehrenmitgliedern der Ortsgruppe Saargemünd einstimmig ernannt.
In der Hauptversammlung der Gesellschaft, die am 17. Oktober 1908 zur
Erinnerung an ihr 20jähriges Bestehen in dem festlich geschmückten großen
Saale des Stadlhauses in Metz stattfand, wurde Herrn Huber eine von dem Bild-
hauer Otto Hildebrand in Metz angefertigte Bronze-Plakette als Zeichen dankbarer
Anerkennung der großen Verdienste des ersteren um die Gesellschaft von dem
Vorsitzenden derselben überreicht. Das Original derPlakette. welches das Brustbild des
freigebigen Forschers zeigt, hat im Metzer Museum einen würdigen Plalz erhalten.
Jahresbericht
- 535 —
dans l'ancienne gendarmerie. Une armoire spéciale a été achetée, et il a été
possible d'y loger convenablement une partie des objets.
Le groupe local a pris part à l'excursion à Phalsbourg et Saverne orga-
nisée par la Société d'histoire et d'archéologie lorraine. A cette occasion, des
relations scientifiques ont été établies avec la Société d'histoire de l'arrondisse-
ment de Saverne.
Le 26 novembre 190H, M. le Dr. Kassel de Hochfelden a donné une con-
férence sur la chanson populaire en Alsace (texte et mélodie) ; le 14 janvier 1909
une autre conférence a été donnée par M. le Dr. Reusch,- sur l'ancien Sarrcbourg.
Parmi les membres du Bureau du groupe local, M. le chanoine Küchly,
archiprôtre, est décédé et M. Bödicker, lieutenant-colonel, a été transféré ailleurs.
D'après le résultat de l'élection du 14 janvier, voici la composition actuelle du
Bureau :
1» Président: M. le Dr. Reusch, directeur du lycée;
2° Vice-président: M. le chanoine Dupont, archiprètre;
3* Secrétaire: M. Laubis, ancien receveur principal;
4» Trésorier : M. Köhren, notaire ;
n° Assesseur : M. Maas, capitaine.
Compte-rendu
dos travaux du groupe local de Sarrejruemines pendant 1'exerciee 190H/09,
présenté par M. le Dr. Besler.
Au commencement de l'exercice, le nombre des sociétaires formant le
groupe local s'élevait à 50. Dans le courant de l'exercice, il y a eu cinq démis-
sions et douze demandes d'admission, de sorte qu'à la fin de l'exercice 1908-09,
l'effectif du groupe local se composait de 57 membres, dont 10 domiciliés hors
Sarreguemines.
Le Bureau du groupe local était constitué ainsi qu'il suit :
Président: M. le professeur Dr. Grossmann;
Vice-président: M. E. Huber, manufacturier;
Trésorier: M. E. Jeanty, négociant et conseiller général.
M. le Dr. Grossmann ayant été transféré à Wissembourg en qualité de
directeur du lycée de cette ville, M. Besler, directeur du lycée de Sarreguemines.
fut investi, lors de l'assemblée du 29 juillet 1908, des fonctions de président et
M. le professeur Dr. Rosenkränzer de celles de secrétaire du groupe local.
Lors de la séance du 4 novembre 1908, MM. Huber et Grossmann ont été
élus, par acclamation, membres honoraires du groupe local, en témoignage de
gratitude pour les grands mérites acquis par ces deux érudits au point de vue
de l'étude de l'histoire de Sarreguemines et de ses environs.
A l'occasion de l'assemblée générale organisée le 17 octobre 1908 à l'hôtel
de ville de Metz pour la célébration du vingtième anniversaire de la fondation
de la Société d'histoire et d'archéologie lorraine, le président de ladite Société
a offert à M. Huber une plaquette en bronze. <euvre du sculpteur M. Hildebrand à
Metz, représentant l'effigie du si généreux M. Huber. L'original de ladite plaquette
a été installé au Musée de Metz.
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Ô36 -
Die Verhandlungen, betreffend Uebernahme und Herrichlung des Burg-
plat7.es seitens der Stadt Saargemünd, waren bereits mit der Eisenbahndireklion zu
Ende geführt worden. Danach hatte die Stadtverwaltung von der Verwaltung
der Reichseisenbahnen den Rurgplatz auf die Dauer von 99 Jahren gegen eine
jährliche Anerkennungsgebühr von 1 Mark übernommen. Da auch die Verhand-
lungen mit dem Unternehmer günstig verlaufen waren, so stand den Wieder-
herslellungsarbeiten am alten F.ingangstore und an dem anliegenden Flanken-
turmc, sowie dem Aufbau des Zingels oder der Mauerumgürtung, wofür von
Herrn Hober und der Stadtverwaltung je 1000 Mark bereitwilligst zur Verfügung
gestellt worden waren, nichts mehr im Wege. Die schon im Herbst 1908 be-
gonnenen Arbeiten sollten mit Eintritt des Frühjahrs fortgesetzt werden. Leider
hat die Eisenbahndirektion durch Schreiben ihre Erklärung zurückgezogen.
Hoffentlich gelingt es dem Eintreten des Gesamtvorslandes und insbesondere
des Herrn Vorsitzenden, das schone gemeinnützige Werk doch noch zur Ausführung
zu bringen.
Die Wiederherstellungsarbeiten an den schadhaften Fensterpfeilern der
Ruine Frauenburg sind nach dem Entwürfe und Kostenanschlage des Herrn
Komuiunalbaumeisters Molz unter dessen Leitung zu Ende geführt worden. Herrn
Molz wurde für die freundlichst übernommene Ausführung und Leitung der
Arbeiten von dem Vorstande der Gesellschaft in anerkennenswerter Weise Dank
abgestattet.
Iber Ausdehnung und Refugnisse der Ortsgruppen wurden in der Vorslands-
sitzung vom 10. März 1909 in Metz endgültige Restimmungen getroffen.
Es wurden in dem Vereinsjahre 3 Mitgliederversammlungen abgehalten,
und zwar am 29. Juli und am 4. November 1908 und am 23. März 1909.
Vortrage wurden gehalten:
1. am 4. November 1908 über »Markt- und Stadtrechl im Mittelalter.
Weichbild und Marktzeichen mit Reziehung auf Saargemünd und einige andere
lothringische Städte« vom Vorsitzenden (in der Mitgliederversammlung) ;
2. am »>. Dezember 1908 über »Die Herzoglich Lothringische Handels-
kompagnie (1720—1725), ein Reilrag zur Geschichte der Finanzwirtschaft und des
Rörsenwesens im Zeilalter John Laws« von dem Assistenten der Handelskammer
in St. Johann a. d. Saar, Herrn Dr. Weyhmann (öffentlich) ;
.'1. am 14. Februar 1909 über den »Milhraskult, II. Teil: Mithras und
Christus« von Herrn Gymnasialdirektor Dr. Reusch in Saarburg i L. ^öffentlich) ;
4. am 23. März 1909 über das »Saargemünder Stadtwappen« vom Vor-
sitzenden (in der Hauptversammlung).
An dem vom Vorstände der Gesellschaft am 9. August 1908 veranstalteten
Ausflüge nach Pfalzburg zur Resichtigung der Ausgrabungen am Schlosse des
Pfalzgrafen Georg Hans von Vcldenz-Lützelstein beteiligten sich einige Mitglieder
der Ortsgruppe.
Die öffentlichen Vorträge fanden im Rathaussaale statt, der bereitwilligst
und unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden war, wofür auch an dieser
Stelle der Stadlverwallung der Dank der Ortsgruppe ausgesprochen sei.
- 537 -
Les pourparlers relatifs à la mise en état et à l'embellissement de la place
du Château sont terminés. Il a été convenu que l'administration des chemins du
fer céderait ladite place à la municipalité de Sarregucmines moyennant bail
emphytéotique de 99 ans, stipulant une redevance annuelle d'un Mark. Les pour-
parlers avec l'entrepreneur relatifs aux travaux de restauration à exécuter à la
porte d'entrée, à la tour adjacente et au mur de ceinture sont également en
bonne voie, d'autant plus que M. Huber et le Conseil municipal ont bien voulu
allouer une subvention de 1000 M. chacun. Les travaux ont été commencés dés
l'automne dernier et l'on espérait pouvoir les achever dans le courant du prin-
temps. Malheureusement, l'administration des chemins de fer a cru devoir retirer
l'autorisation donnée primitivement, de sorte que l'on s'est vu obligé d'inter-
rompre les travaux commencé*!. Il y a lieu d'espérer que ladite administration
reviendra sur sa décision et facilitera l'exécution d'un projet désiré si ardemment.
Les travaux de consolidation exécutés à l'emplacement des ruines de
Frauenberg ont été exécutés conformément au devis établi par M. Molz, archi-
tecte communal, et sous sa propre direction.
Les droits et prégoratives des groupes locaux ont été réglés définitivement
a Metz, lors de la séance du Bureau du 10 mars 1909.
Des séances ont été organisées à trois différentes reprises, c'est-à-dire les
29 juillet, 4 novembre 1908 et 23 mars 1909.
Conférences données dans le courant de l'exercice:
1° le 4 novembre 1908, par M. Besler, directeur du lycée: Markt- und
Sladtrecbt im Mittelalter, Weichbild und Marktzeichen mit Beziehung auf Saar-
gemiind und einige andere lothringische Städte;
2* lc 6 décembre 1908, par M le Dr. Weyhmann à St. Johann a. d. Saar:
Die herzoglich lothringische Handelskompagnie 1 1720-1725 1, ein Beitrag zur Ge-
schichte der Finanzwirtschaft und des Börsenwesens im Zeitaller John Laws,
'i* le 14 février 1909, par M. le Dr. Reusch, directeur du lycée de Sarre-
bourg: Milhraskult, deuxième partie: Mithras und Christus;
4' le 23 mars 1909, par M. Besler: Les armoiries de la ville de Sarre-
guemines.
Le 9 août 1908, plusieurs membres du groupe local ont pris part a l'ex-
cursion de Phalsbourg et à la visite de l'ancien château élevé par le comte
palatin Georges-Jean de Veldenz-Liitzelstein.
Les conférences ont été données dans la grande salle de l'hôtel de ville
que la municipalité a bien voulu bien mettre gracieusement à la disposition du
groupe local.
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■
538 -
Verzeichnis
der Gesellschaft för lothringische Geschichte und Altertumskunde
nach dem Stande vom 1. April 1909').
TABLEAU
DES
MRMBRES DB LA SOCIÉTÉ D'HISTOIRE ET D'ARCHÉOLOGIE LORRAINE
au 1" avril 1H091).
Protektor: S. Majestät Kaiser Wilhelm IL
Der Vurxtund besteht nwt den Herren: Le Bureau ,«e compote de ^f^f.:
Graf von Zeppblin-Aschhausen, Bezirkspräsidenl, Vorsitzender.
Fabrikant E. Huber, Saargemiind, stellvertretender Vorsitzender.
Geheimer Archivrat Dk. Wolkram, Hrster Schriftführer.
Museumsdirektor Professor Keune, stellvertretender Schriftführer.
Regierung«- und Gewerberat Rick, Schatzmeister.
Mittclschuldireklor Aiwbbert,
Professor Dr. R. S. Rouk,
Professor Dn. Grimm k,
l'farrer Poirier, Pellre,
Oberst Schramm,
Stadtbaurat Wahn,
Notar Welter,
LandgerichUrat Dr. Schi lz,
Auf Grund des Beschlusses vom 1. April 1903 wurden ausserdem coopticrl
die Herren:
Pfarrer CoLnns, Altrip, P. Maxstadt.
Kaufmann E. Jeanty, Schatzmeister der Ortsgruppe Saargemiind.
Oberlehrer Abbé Lesprand, Montigny.
Dombaumeister Schmitz, Metz.
Gymnasialdirektor Dr. Reuscij, Vorsitzender der Ortsgruppe Sanrburg.
Professor Du. Wkiimann, Schriftführer der Ortsgruppe Diedenhofcn.
A. Ehrenmitglieder — Membres honoraire».
Sc. Durchlaucht Fürst Hermann zu Hohem.ohe-Lanoenburg, Langenburg.
Herr von Daacke, Geheimer Regierungs- und Forstrat, Steglitz b. Berlin.
Reisilzcr.
Dieindcr/.eil vom 1. April bis einschl. I.Juni eingetretenen Veränderungen,
sowie Zu- und Abgänge sind in der Liste bereits berücksichtigt.
11 Los modilications survenues depuis le l, r avril jusqu'au 1,M juin, y
< ompris les nouvelles inscriptions cl démissions, sont déjà prises en considération
dans la présente liste. ,
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— 539 -
Herr E. Hüber, Fabrikant, Saargemünd.
„ von Hepke, Generalmajor und Fürstlich Wiedisther Karamcrdircktor. Neuwied.
„ Lbmpfried, Gymnasialdirektor, Hagenau.
„ Dh. Wichmann, Professor, Longeville.
B. Correepeadlereade Mitglieder — Membres correspondante.
Herr Dn. Antheh, Frofcssor, Darmsladt.
„ Arendt, Ehrenarchitekt, Luxemburg.
,, Graf J. Beaupré, Nancy.
,, Bonnardot, Ghamplar p. Lonjumeau.
„ Dr. von Borribs, Professor, Strassburg.
„ Dk. Brksslak, Universitatsprofessor, Strassbur);.
„ Dr. Dragendorkf, Professor, Frankfurt a. M.
„ Dn. Ehren fiERo, Universit&tsprofeasor, Münster i. W.
„ Dn. Ficker, Universitälsprofessor, Strassburg.
„ Dr. Forrer, Strassburg.
„ Dr. Grosbmann, Gymnasialdirektor, Weissenburg.
,, Dr. Grotbkenu, Geheimer Archivrat, Schwerin.
„ Knittbrschbid, Intendantur- und Baurat, Frankfurt a. M.
„ Dr. L«kschkb. Universitätsprofessor. Bonn.
„ Dr. Martin, Universitätsprofessor, Strassburg.
,, Mathuchot, Vice-président de la Société de sciences de Semur. professeur
à l'école normale supérieure, Paris.
,. Dr. Michaelis, Universilätsprofessor, Strassburg i. E.
„ Neuooi'RC Major, Freiburg i. Br.
., RurPERT, Kegierongsrat, Luxemburg.
,, Dr. H. V. Saueri.and, Rom. (Trier.)
., Dr. Simon, Président de la Société de sciences de Seinur.
,. Vax Wer v EKB, Professor, Luxemburg.
„ Dr. Wiecanu, Universitatsprofessor, Strassburg.
Dn. Winkelmann, Archivdirektor, Strassburg.
C. Stiftuagsmitglieder. — Membres fondateur». *ï
Se. Durchlaucht Fürst Alfred zu Salm-Salm in Anholt i. W.
Herr Kommerzienrat Ai>t, Forbach.
„ Baron de Gakuan, Schloss Preisch.
„ Kommerzienrat Heister, Metz f.
„ „ Oswald, Coblcnz.
*) Zur Forderung der lothringischen de- Dans le but de fac»ri<er l'étude de
schichts- und Altertumsforschung ist eine l'histoire et de Varchrohtgie lur ruines il
Stiftung begründet worden. n été décide de créer une fondation.
Iis soll zu diesem Zwecke ein Kapital A cet effet, il rst projeté de rassembler
gesammelt teerden, aus dessen Zinsen all- . un capital, dont les intérêts seront em-
jtiltrlich für die besten Arlwiten auf dem ptogés annuellement à la distribution d'un
Gebiete lotltritujisclier (iettcltichlc und Atter- ou de plusieurs pris en faveur des med-
tumskuntle ein oder mehrere Preise rer- leurs travaux fournis sur l'histoire et
teiit teerden. l'archéologie lorraines.
Die Zeichner eines Kapitals von Les souscripteurs d'un capital d'au
wenigstens 5<X) M. werden wn der (je- ; moins MX) M. deviennent de droit ..ment-
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' Ô40 -
D. Lebenslängliche Mitglieder. -
Herr Fabrikant K. Hirotu. Saargemimd.
E. Ordentliche Mitglieder -
I. Bezirk Lothringen
Kreis Bolchen.
Membres perpétuels
•i
Gemeinde Boi.chks.
Herr Ort. med. Kirschstkin, prakl. Arzt.
J. Kreuzeder, Apotheker.
Linel, Lehrer.
Heiter, Kommunalbautneister
Weber, Banquier, Mitglied des
Landesaus8chus8es.
Dn. Werner, Apotheker, Bürger-
meister.
Herr Alff, Amtsgerichtssekretär.
„ Belfort, Notar.
„ Rkhcthol, Lehrer.
„ Boorgbh, Bürgermeister.
Gemeinde Biisf-noorf.
Herr Luxem BoiiRCKR, Mühlenbesitzer.
„ Du. Philipps, Kantonalarzt.
„ Schüttel, Notar.
„ Sciierkr-Walzinc, Kunstbildhauer.
„ Dn. Tidick, Amtsgerichtsrat.
Herr Chavant, Pfarrer.
Seilschaft lebenslänglichen Mitgliedern
ernannt und unter dienern Titel im Mit-
gliederverzeichnis besonders aufgeführt.
Sie bleiben lebenslänglich von den Jahres-
beiträgen für die Gesellschaft entbunden
und erhalten das Jahrbuch utwntgeltlich.
Die Zeichner eines Kajuials ron
icenuislens 1000 M. werden ron der Ge-
sellschaft :u ..StiftuitysiHitglirdern" er-
nannt und unter diesem Titel gefuhrt.
Sie Ideilten von den liedriigen für die
Gesellschaft entbunden, erhalten das Jahr-
Intrft unentgeltlich, desgleichen die jeweils
erscheinenden Blinde der (Quellen zur
lothriiujisclwn Geschichte.
Hargarten.
Herr Messing, Ingenieur.
Herr Homjn, Bürgermeister.
Kreazwald.
Herr Dach, Bergwerksdirektor, Berg-
assessor.
„ Nuoppkl, Betriebsbeamter.
Lübeln.
Herr Wagner, Pfarrer.
Herr Ciioumert, Gutsbesitzer.
Niederwiete.
Herr Touba, Pfarrer.
Herr Hikllincer, Pfarrer.
Kreis Château-Salins.
Herr Cosar, Erzpriester.
„ Thomas, Mitglied des Landesaus-
schusses.
Herr Sanson, Pfarrer.
bres perpe'twlt" de la Société et sont
inscrits comme tels sous une rubrique
spéciale de la liste des sociétaires. Ils
sont disitensés du versement de la coti-
sation annuelle fournie par les sociétaires
et obtiennent Vannuaire à titre gratuit.
Les souscrij>teurs d'un capital d'au
moins 1000 M. sont nommés par la So-
ciété ,.mcmbrcs fondateurs" et inscrits
comme tek sur la liste des sociétaires.
Ils sont dispensés du versement de la co-
tisation annuelle. L'annuaire de la N'o-
cirté, ainsi que les volumes des documents
de r histoire de la lorraine leur seront
fournis à titre gratuit, an fur et à mesure
de leur apparition.
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- Ô41 -
Château Sali.»
Herr Michel, Notar.
., Dr. Reinstadlek, Anstaltsgeisl-
licher.
., Saup, Salinendircktor.
„ Seichrplne, Kaufmann.
Dalheltv.
Herr Mayer, Pfarrer
Delme
Herr Di«, med. François, Kantonalarzl
Bezirkstagsmitglied.
Oieuze.
Herr Ahtopobiis, Conditor.
., Bock, Bierverleger.
„ Bonn, Eigentümer.
Brunshausen H., Direktor desSalz-
verkanfskomptoirs.
Gemeinde Dieiize.
Herr Dr. Hlsson, prakt. Arzt.
„ Latschat, Banquier.
,, Laijkov. Kaufmann
„ Michel, Kreistierarzt.
„ Dr. Stach von Goltziibim, Kantonal-
arzl.
„ Barun von Stucklk, Salinen-
besitzer.
eeiuliagen.
Herr Melungbh, Lehrer.
ßelstkircb.
Herr Fiacre. Pfarrer.
Hampont.
Herr Fleuhant, Pfarrer.
Narimont b. Beasdorf.
Herr Richard, Gutsbesitzer.
Karsai
Herr Fiacre. Pfarrer.
Hoyenvic.
Herr J. Woi.ff, Lehrer.
Orioooort.
Herr Pkthy, Anslaltsgeistlieher.
Pazieax.
Herr Ettinger, Pfarrer.
Relninaen.
Herr Weder, Pfarrer.
Salonnes.
Herr Adam, Pfarrer
Vie a. S.
Herr Blaser, Lehrer.
Gemeinde Vie a. S.
Gebrüder Hartmann, Photographen.
Herr Krüger, Wegemeister.
„ Lamy, Rentner, Mitglied des Be-
zirkstags.
„ Dr. med. Luttwio, prakt. Arzt.
„ Sch-ïkfer, Apotheker.
1 „' Sibille, Notar.
„ Vuillaume, Erzpriester.
Wlebersweller.
Herr Schmit, Pfarrer.
Wulase.
Herr Lauroise, Reichstagsmitglied.
Kreis Diedenhofen-Ost.
Herr Dn. Anacker, Medizinalrat, Kreis-
arzt.
„ Apolt, Oberingenieur.
„ Beck, Qbcrsteuerkontroleur.
,. Bkrkbniieibr, Gutsbesitzer, Bei-
geordneter.
, Bibliothek des Gymnasiums.
Herr Böhm, Geheimer Regierungsrat,
Bürgermeister.
„ Christian, Juwelier, Stadtrat.
., Dr. Carlebach, Notar.
„ Cordemann, Kreisdirektor. Ge-
heimer Regierungsrat.
„ Costbr, Überzollrevisor.
, ,. Denz, Ingenieur (Beaurcgard),
Stadtrat.
„ üidelon, Abbe, Konviktsvorstehcr.
„ Dr. DOmhei.keld, Divisionspfarrer.
„ E. Forfbh-Oluy, Kaufmann.
„ Fitzau, Hechtsanwalt.
„ Frey, Zahnarzt.
„ Friz, Stadtgeometer.
„ Glüsing, Stadtrechner.
„ Garnier, Renlmeister.
Gemeinde Dudenhofen.
Herr Dn. Giss, Kreisarzt.
„ Gœdkrt, Amtsgcrichtssekretiir a. Ü..
Stadtrat.
,. Ghothb, Gasanstaltsdirektor.
„ Grottke, Rechtsanwalt.
Haas. Rechtsanwalt, Beigeordneter.
- 542 -
Herr Dr. Hali.ier, Pfarrer.
,. Dr. Has, Stabsarzt.
., Dr. Hasse, prakt. Arzt.
„ Hbstbhberg, Oberleutnant im Hu-
saren-Regt. 13.
„ Hoffmann, Oberleutnant im Inflr.-
Rcgt. 136.
,. Honnef, Oberingenieur.
„ Jaschkb, Professor.
,. Irle, Amtsgerichtsrat.
„ Klam, Bürgermeisterei - Ober-
sekretär.
, Freiherr von Klbydorff, Ritt-
meister und Kskadronschef
im Husaren-Regiment 13.
„ Kohn, Heligionslehrer.
„ Dn. Kubohn, Augenarzt.
,. Lamf.y, Major und Balaillons-
Kommandeur Inftr.-Regt. 135.
Lehrer-Kasino.
Lehrer- Verein.
Herr Lf.ci.aire, Bankier.
„ Lbmoine, Kreisschulinspektor.
„ Mayer, Stadlbaumeister.
,. Dn. Medernaoh, prakt. Arzl, Stadl-
rat.
„ Dr. Melchior. Spitalarzt.
„ Mené P., Kaufmann.
Nordmann, Kreiskommissar.
„ Pfanschilling, Architekt.
„ Dr. Plenckbhs, Gymnasiallehrer.
Fräulein Pköhi-ek. Lehrerin an der
Höheren Mädchenschule.
Herr Pohl, Oberstleutnant Inflr.-Rgt.135.
„ Reiss, Grosskaufmann.
„ Reuter, Grosskaufmann.
.. Rieglbr, Apotheker.
,. Röchling R., Hüttenbesilzer (Reau-
regard). Stadtrat.
.. Roth, Rentner. Stadtrat.
Schakff, Ruchhändler.
Schlössinok. Kreisdirektor.
Schneider, Privatgeistlicher.
ScHtF.NiNG, Major und Bataillons-
Kommandeur im Fuss-Arll.-
Regt. 8.
Schumacher, Oberzollinspeklor.
Schweitzer, AbluV
■
Herr Shnkel. Oberst und Kommandeur
des Inftr.-Rgt. 135.
Vlikgbn, Oberlehrer.
Walkowikski, Beigeordneter.
Weber, Oberingenieur.
Dr. Wehmann, Professor.
Wrhrmann, Bauunternehmer.
Zimmer, Bankier, Stadtrat
Escherlogen.
Herr Schmit, Nikolaus, Rentner.
Herr Dellingbr, Pfarrer.
Kaltenhöfen.
Herr Decker, Notar.
., Ghf.rrer, Erzpriester.
Klein-Hettingeo.
Herr P. Brauer, Eigentümer.
Königeouchern.
Gemeinde Königsmachern.
Ketierwiesp.
Herr Gasser, F.rzpriester
.. ILf.mmf.rlf., Notar.
Niederjeuti.
Herr Bingert, Bürgermeister.
„ Dr. Dannhacer, prakt. Arzt.
„ von Heuduck, Oberstleutnant, be-
auftragt m. der Führung des
Husaren-Rgls. 13.
Gemeinde Niedbrjei'Tz.
Obergiaingen.
Herr Thilmont, Abb£.
ReiMlingen
Herr Hoi-rt, Pfarrer.
Rodemachern.
Herr Baron df. Gargan, Schloss Proisch
(Stift. M).
., Dn. Grotkass, Sanitätsrat.
ROHgen.
Gemeinde Rüttgen
Herr Christiany, AmtsgerictitssekrelSr.
„ Di Tsc. h , Notar.
Gemeinde Sikrck.
, Herr Dai-e. Pfarrer.
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Waldwiese.
Gemeinde Waldwiesb.
Herr Dr. L. Sturm, Arzt.
Kreis Diedenhofen-West.
Algringen.
Gemeinde Alghingen.
Herr Küglrr, Kaplan.
,. Lay, Pfarrer.
,. Dn. MED. Volkkl.
„ ZiMMEB.MANN,techn.Gr«beiil)camler.
Bollingen.
Herr Kirsch, Lehrer a. D.
Deutech-Oth.
Herr Bonn, Pfarrer.
., Fick, Bürgermeister und Landes-
ausschussmilglicd.
Gemeinde Dkhtscii-Oth.
Herr Du. Kreuz, Kantonalarzt.
l r s i n y 6 n -
Herr Marcrai., Büreauchef.
„ Schaff Karl, Bürgermeister.
Flörchingen.
Gemeinde Florchingen.
Herr Kiefkbk, Pfarrer.
Gandrlagea b. Stahlhelm.
Herr Jost, Bürgermeister.
„ Hauas, Abbé.
firoee-Moyeuvre.
Herr von Döllen, Oberzolleinnelimer.
,. Engel, Grubendirektor.
„ Form, Krzpriester.
Gemeinde Grohs-Moyeuvrk.
Herr Gerlach, Bergverwalter.
„ Lange, Apotheker.
„ NrRCK, Hentmcister.
Haylnyen.
Herr Uodrr, Dentist.
„ Bossert, Hochofendirektor.
„ E. vun Döllen, Ingenieur.
„ Gillet, Büreuaheamter.
„ Haro Ernst.
Gemeinde Hayingrn.
Herr Kuhn. Apotheker.
„ Lacoste A., Beigeordneter.
„ Mondla mir, Kaufmann.
I Herr Peter, Notar.
„ Quirin, Kaufmann.
., Roth, Ingenieur.
„ Schneider, Kaufmann.
I „ Schneider, Uhrmacher.
„ Schnell, Hetriebsführor.
„ Scholl, Gerichtsvollzieher.
„ Schwarz Peter, Hotelier
„ Soukal. Holzhändler.
Weber, Grubendirektor.
,. Charles he Wendel. Heichstags-
abgeordneter.
.. Windeck, Bürgermeister
Kneuttlngen.
Herr Douerg. Generaldirektor der
Friedenshütte.
Gemeinde Knrhttingrn.
Herr Guossbehobr, Generaldirektor.
Nilvingen.
Herr Brennecke, Hüttendireklor
„ Dorn, Hetriebsführer.
Gemeinde Nilvingen
Herr Du. Jim. Knai er.
,. Vinot, los., Hüttenbeamter.
„ Wihratte, Hüttenbeamter.
Dettingen.
Gemeinde Orttingen.
Herr Hümbert, Eigentümer in Nonkeil
b. Oeningen.
Rangwall.
Herr Colli n. Pfarrer.
Gemeinde Redingrn.
R eiche reberg.
Gemeinde Rricheusbbhu.
Reutlingen.
Herr Steini.bin, Rentner.
Wallinaen.
, Gemeinde Wallingen.
Herr Sidillr, Pfarrer.
Kreis Forbach.
Altrip.
Herr Colrijs, Pfarrer.
Brülingea.
Herr Pâté, Eigentümer, Landesaus-
schussmitglied.
— Ô44 —
(Udingen, P. Maxttadt.
Fräulein Julie Schwarz, Gutsbesitzerin.
Forbach.
Herr Adt, Geheimer Kommerzienrat.
,, Adt, Kommerzienrat, Mitglied des ■
Bezirkstags von Lothringen.
(Slift. M.)
Bibliothek der Realschule.
Herr Dr. Couturier.
Gemeinde Forbach.
Herr Hamm, Regierungsassessor.
„ Sauter, Apotheker.
. Dr. Sencbl, Sanitätsrat
Dn. Sultmann, Kreisarzt.
,. FUHR. VUN WÖLLWARTH - LaUTBR-
oimc, Kreisdirektor.
Haras bei Saaralben.
Herr Lotii, Salinendirektor.
Hellituer.
Herr Hrymes, Pfarrer.
Herr Biiohheit, Pfarrer.
fttein-Rosseln.
Gemeinde Klbin-Rosseln
Maxstaat.
Herr Leo Gobbrt, I-ehrer.
Merlenbach.
Herr Dn. Stühle, Knappschaftsarzt.
Merchingen.
Abteilung Mörchingcn der deutschen
Kolonialgesellschaft.
Herr Gauthibr, Oberlehrer.
Gemeinde Mörchincek.
Herr Kkbmbh, Erzpriester.
., Reinhacii, Oberleutnant im Feld-
Art.-Rgt. 70.
Oberhemburg i. L.
Herr J. Charv.
,, Gouvy.
„ Grauvoobl, Ingenieur.
„ Grauvogel. Prokurist und Hueh-
halter.
„ von Kistowski, Gutsbesitzer.
,, F.. Loris, Prokurist und Burcau-
vorstcher.
,. Hennen. Kommerzienrat.
Oberhast.
Herr Fritz, Pfarrer.
Püttlingen.
Gemeinde Püttlingen.
Herr Schont, Kreistagsmitglied.
Saaralbea.
Herr EiinMiNc-Bn, Erzpriester?
„ Emmerich, Direktor der Deutschen
Solvaywcrke.
Gemeinde Saaralbek.
Herr Ch. Müller, Kaufmann.
St. Avold.
Aktienbrauerei.
Herr Bauck, Oberleutnant im Inf.-Regl.
No. 173
Bibliothek der Präparandenschule.
Deutsehe Kolonialgesellschaft (Abtig.
St Avold).
Herr Dicop, Erzpriester.
Gemeinde St. Avold.
Herr Gbrst, Amtsrichter.
„ Haas. Lehrer.
Frau Zimmermann, Apothekenbesilzerin.
Kreis Metz.
Metz (Stadt).
Herr Du. Adelmann, Geh. Sanitätsrat.
„ Aloy, Kaufmann.
,. Dr. Amos, prakt. Arzt.
„ Anselme, Apotheker.
„ Anthon, Inspektor der Feuer-
versicherungsgesellschaft
Rhein und Mosel.
Fräulein von Arnim.
Herr Audebert, Direktor der Knaben-
mittelschule.
Dr. med. Badbtübnkii, Oberstabs-
arzt.
., Barhk. Beamter.
., ob Bary, Rcgierungs- u. Medizinal-
rat.
„ Baser. Spediteur.
„ Baudinet, Kaufmann.
„ Bazin, Notar.
„ Dn. Becker, Lycealdirektor.
„ Dn. H. Bena, praktischer Arzt.
„ Hi;na. Hechtsanwalt.
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- 54îi -
Herr Dr. Benoit, Professor am Priester-
„ Benzler, Bischof von Metz.
„ Bever, Leutnant im Künigl. Säch-
sischen Fuss -Artillerie -Regi-
ment No. 12.
Bibliothek des Bezirksarchivs.
„ Bczirkspräsidiums.
der Domschule.
,. Abteilung Metz der deut-
schenColonialgesellschaft.
der Knabenmittelschule,
des Lehrerseminars.
„ Lyceums.
der Oberrealschule,
des Priesterseminars,
der Stadt Metz.
Herr Birkbnmeybi», Scminaroberlehrer.
Bleyler, Rentner.
Bloch, Apotheker.
ür. Böhmer, Bürgermeister, Ge-
heimer Regierungsrat.
Boiim, Kaufmann.
Bothe, Hauptmann, luftr.-Rgt. 97.
Dr. Bour, Professor am Priester-
seminar.
Bn An and, Architekt.
Brill, Abbé, Oberlehrer.
Broichmann, Direktor des Lehrer-
seminars.
BnoQitART, Kaufmann.
Brunner, Bildhauer.
"
Herr Delaitre, Juwelier.
., Diepold, Regierungs- u. Forstrat.
., Di kr, Architekt
„ Döll, Baurat, Wasserbauinspektor.
„ Lucien de Do.nder [Deutsche Str.).
„ Donnevert, Rechtsanwalt.
„ DonvAux, Abbe, Direktor des
Priesterseminars.
„ Doi-rt, Rechtsanwalt.
, van den Driesch, Kreisschul-
inspcktor.
., Dümmler, Rechnungsrat.
,f Erdrich, Direktor d. Taubstummen-
anstalt.
, Da. Ernst, Geheimer Begicrungs-
und Schulrat.
„ Dr. Ernst, prakt. Arzl.
„ P. Even, Buchhändler.
„ Everle, Geschäftsvertreter.
Dh. med. Eyi.es, Kreisarzt.
Fahrmbacher, Hauptmann und
Compagnie-Chef im Königl.
Bayr. 4. Infant. -Regiment.
Federspil, Regierungsassessor.
Dr. Finger, Professor.
Finger, Apotheker.
Fischer, Regierungs- und Schulrat.
„ Fleischer, Stadtbaumeister.
„ Fleurant, Regierungsassessor
., François, Amtsrichter.
., Dr. med. Frantz, prakt, Arzt.
Franziskaner-Kloster.
<■
■-
"
<>
, —
Cäsar, Hauptmann, Inftr.-Hgt. «7. Herr Fheindt, Kaufmann.
Frau Cäsar
Herr Cailloud, Regierungs- u. Baurat.
„ Chalbr, Anstaltsgeisllicher.
„ Charlot, Direktor der Mädchen-
Mittelschule.
„ Chevalier. Taubstummen-Ober-
lehrer.
Ciioppk, Bankdirektor.
Christiakv, Archiv-Sekretär.
Collicnon, Generalversicherungs-
agent.
Collin, Abbé, Ehrendomherr.
Courte, Hauptlehrer.
P. Coustans. Generalagent.
Ckembh, Amtsrichter.
4 Fng-
v
'I
Dr. Frenckel, Notar.
„ Frentz, Ingenieur.
,. Frev, Hauptmann in der
lnspektion.
T, Friedrich, Bildhauer.
Fuchs, Ingenieur.
„ Gasiorowski, Kaufmann.
., GA8rARD.Geschäftsführer der Land-
wirtschaftlichen Berufsgenos-
senschaft.
Gemeinde Metz.
Herr Dr. GnXdincer, Gymnasialober-
lehrer.
„ Gomharii, Justizrat, I. Staatsanwalt.
., Go'it'lied, Kaufmann.
Jahrbuch d. de«, f. lotlir. Uonphlchte u. Altertumsk., Jabrg.30.
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Herr Goiaos, Bauunternehmer.
Firma fin äffe, Dekorationsanstalt.
Herr Grbff. Kaplan.
,. üh. Grkgoihr, Rechtsanwalt und
B e ichstagsabgeordnete r .
„ Dr. Grimme, Professor.
„ Gnt'soN, Hauptmann und Kom-
pagnie-Chef, lnft.-Regt. 174.
„ A. Guenser, Kaufmann.
„ Fr. Guermun t, Kaufmann (Marlins-
platz)
„ Günthbh, Oberleutnant im lnf.-
Hegiment 174.
,, Hafen, Hotelbesitzer.
„ A. Hamma, Direktor des Volks-
bureaus.
., Hardt, Regierung»- und Forstrat.
„ Hecht, L., Kaufmann.
„ Hecht, E , Kaufmann.
„ Heiser, Hotelier.
., Heitz, Geheimer Hegierunghr.it.
., Hei.big, Kanzleisekretär.
„ Hrnneoi'in, Weingrosshändler.
., Hkppk, Architekt.
„ Hkrmöllrr, Architekt.
„ Hertzog, Architekt.
„ Heorich, Rentner.
., HonNiru;, Hauptmann, Infanterie-
Rgt. 174.
„ HoupKRT.Chefredakteurd. »Lorrain< .
„ E. Jacobi, Hofphotograph.
., lRMi.F.n, Gymnasiallehrer.
„ Dr. Jobtbn, Professor.
„ Jung, Oberrealschullehrer, Bei-
geordneter der Stadt Metz.
„ Jung, Notar.
„ Dr Kaiser, Rechtsanwalt.
Dk. von Kauffl-ngkn, Stadtarchivar.
., Kayseh, Geheimer Regierungsrai.
„ Keil, Komiminalbaumeister.
„ Kbhckiioff, Notar.
.. Klein, Hochbauinspektor.
„ Kmnglkr, Abbe, Oberlehrer.
„ Knohlocii, Postsekretär.
„ I)h. Koch, Direktor der höheren
Tiiehtersehule.
„ Hit Koemf.r, Medizinalrat
Herr Kohi.er, Bildhauer.
„ Komm kr, Architekt.
„ Kothe, Reallehrcr.
,. von Kotze, Generalmajor.
„ K Rüper, Hauptlehrer.
., Kripbr, Abteilungsvorsteher.
,. Küve.n. Karl, Kaufmann.
„ Lang, Kanzleisekretär.
„ • Lange, Bhrennotar.
., Langhäuser, Divisionspfarrer
„ Lakck, Archivsekretär.
„ Lazard, Komtnerzienrat.
„ Leiser, Rechtsanwalt.
Leister, Architekt und Bauunler-
nehmer
„ Dn. Lrntz, Sanitätsrat:
„ Lf.win, Stabsveterinär.
„ Linden, Rentner.
„ Lindner, Leutnant im Sachs.
Fuss-Artillerie-Regt. 12.
„ Liehich, Buchhändler.
„ von Lckpkr, Kreisdireklor.
I , Lorbmz, Militär-Bauinspeklor.
Lothringer Zeitung.
Herr Li-pus, Buchhändler.
,, Di: Markt, prakt. Arzt.
„ Marth s, Oberarzt beim Sanitäts-
Amt Hi. Armee-Korps.
„ P. Maijean, Fabrikant Deutsche
'Strasse 78 >.
„ Mekssen, Bechnungsrat.
„ Mklms, Oberstleutnant und Pferdc-
musterungs - Kommissar in
Lothringen.
„ Mkykr, Abbe, Oberlehrer an der
Arnulfschulc.
,, MeybRhuhf.r, Bildhauer.
„ MeuscHRi., Apotheker.
„ Mkzger, Goldschmied.
„ Michaeus, evangelischer Pfarrer.
,. Mi iiLENKAMP. K , Stadtbauführer
I. Klasse.
.. Müllkr, Kommerzienrat, General-
direktor der Montangesell-
schaft.
„ Möixrr, Ehrendoinherr, Pfarrer
von St. Maximin.
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Herr Ml'lleii, Leutnant u. Rgts -Adjut. im
Sachs Fuss-Artillerie-Regt. 12.
„ Müller, Hauptmann im Feld-Art 1.-
Rgt. 70.
,. Dit. A. Müllkk, Juslizrat.
,, Dr. Müller, Rechtsanwalt.
Da. Mi'ixBR, Gewerbe-Assistent
, Mi RiiKNAsr, Bauunternehmer.
„ N.vsEii, Professor d. Obcrrcalschulo
,. D«. Netter, Oherrabbiner
„ Xkv, Oberforstmeister.
,, Nicola juü , Kaufmann.
„ Obheciit, Rechtsanwalt.
., Ott, Regierungsassessor.
,. Oxk, Major und 2. Vorstand des
Artillerie-Depots.
„ Paepkk, Baurat, Garmsonbau-
inspeklor.
„ Pascai.y, Oberlelegraphenassislent.
- „ Dn. Pelt, Generalvikar.
,, Prevel. Bankdirektor.
„ Prillot, Photograph.
,, von pRirrwrrz und Oaffron,
General der Infanterie und
kommandierender General des
1<>. Armee-Korps, Excellenz.
„ Pünnel, Kreisschulinspektor.
,. Dr. Hebender, Professor.
., Rech, Mittelschullehrer
,. Rehme, Chefredakteur der Metzer
Zeitung.
.. Reifert, Oberstleutnant beim
Stabe des Kgl. Payr. « Infl.-
Regls.
„ Reimer, Baurat
„ Reiner, Rentner.
,, Reis, Zeugfeldwebel
„ Richard, Miltelschullehrer.
„ IticiiAiit», Referendar.
Herren Richteh v. Gehbkk, Lithograph.
Kunstanstalt.
Herr Rick, Regierungs- und Gewerberat
„ Rietdorf, Rcgierungssekretür-
„ Rikckenbacii, Ingenieur.
„ Dr. Rikrki, Archivassistent
,. A. Samain, Kaufmann
„ F. Samuel, prakt. Arzt.
„ G. Samikl, Gerichlsassessor.
err Schauiiodk, Major und Artl-Offiz.
v. Platz.
,. Sc.nF.LF.it, Oberst und Kommandeur
des 4. Bayrisch. Infant.-Regts.
„ Schmidt, Hauptmann u. Kompagnie-
Cher im Fuss-Artl.-Regt. 12.
„ Schmidt, Rittmeister und Adjutant
der 33. Kavallerie-Brigade
,. Schmidt, Kaufmann, Deutscher
Wall 34.
,. ün. Schmihdt, Generaloberarzl a.D.
„ Schmit, Kaplan.
Schmitz, Dombaumeister.
,. Schneider. Gymnasiallehrer.
,. Schneider, Oberleutnant im Säclis
Fuss-Artillerie-Regt. 12.
,. Schmtzlf.r, Bauunternehmer.
„ Schnorr von C.aroi.sfeld, Haupt-
mann und Compagnie-Clicf im
Fussartl.-Regt. 12.
,. ScunoER, Wohnungsinspektor.
,. Scnon, Steinhauermeister.
,. Schramm, Oberst und Kommandeur
des Sachs. Fuss-Art. -Regts. 12
.. Schröder, Forstmeistc
,. Dr. Schuster, Generaloberarzt.
. ScnwEnzLER, Architekt.
., Scrira, Hofbuchhändler
.. Dr Seifert, Professor
.. Seincry, Abbé, Anstaltsgeisllichcr.
Stähle, Geheimer Postrat, Ober-
postdireklor.
., Dr. Statz, Generaloberarzt.
.. Staufert. Dekorationsmaler.
., Stei.nberuer, Kriegsgcrichlsral.
.. Dr. Steines, Gerichts'eferendar.
„ Sterneckek, Obcrzollinspeklor,
Steuerrat
min Stockhai sen. Major u. Ratl -
Kommandeur im Kiinigs-Inf.-
Rgt. 146.
., E. Stortz, Fabrikant.
., Strassen. Bankier.
Strefler, Rechtsanwalt.
.. Dr. StCnkhl, Professor
,. Tai.i.anc, Ka|)lan.
„ Thiria, Glasmaler.
., Thomas, Wagenvermieter.
- f>48 —
Herr M. Tillement, Industrieller.
„ Trappe, Syndikatsdirektor.
., Ti'teitr, Fabrikant.
„ Uth, Leutnant und Balaillons-
adjutant im Fuss-Artl.-Hegt.12.
„ de la Vehnette, Rentner.
„ Wagner, Generalvikar, Domherr.
„ Wagnkr, Hauptmann u. Adjutant
der 4. Ing. -Inspektion.
„ Wahn, Stadtbaurat, Beigeordneier.
„ Wkuemeyku, Postrat
„ Wblter, Notar.
„ von Wenz zu Nieuehlahnstejn,
Hauptmann und Comp. -Chef
im 8 bayrisch. Infant -Regt.
„ Dn. Gg. Werker, prakt. Arzt.
„ WoinsER, Kommerzienrat.
,, Zbliqzon, Professor.
., Graf von Zefpklin-Aschhaiisbn,
Bczirksprksident vl^thringen.
Frau Grälin von Zrppelin-Aschhausen.
Herr Zkkc.es, Landgerichtsprasident.
Kreis Metz-Land.
Alèmoat.
Herr P. Thiriot. Pfarrer.
Amanweiler.
Herr Gropengiesskr, Grcnzpolizcikom-
missar.
„ Dr. med. Mosseh, Kreisarzt, Bür-
germeister.
Anoy a. d. Mosel.
Gemeinde Ancy.
Antilly.
Herr Born, Pfarrer.
Ara a. d. M.
Herr (ïraf von Vii.lkrs-Grignoncol,rt, |
Geheimer Regierungsrat.
Augny b. Metz.
Herr Pktit, Pfarrer.
Béchy
Herr F.. Tiiiu.i.er, Pfarrer.
Borny.
Herr Bm u. Abb«', Anst:i)tsgeisttit-her.
Ban St. Martin.
Herr Bissingbr, Zimmermeistcr.
,, Un. Eichel, Professor.
.. Schott, Bauunternehmer.
,, Schröter, Major und Verkehrs-
offizier vom Platz.
Chérisey.
Herr G. Aivray, Eigentümer.
Cou reelle« a. d. Nied. .
Herr Gallkron, Lehrer.
„ Scherrer, Pfarrer.
Cavry (Schlösse bei Marly.
Herr Graf von Möbner, Kgl Preuss.
Regierungsrat a. D.
DevanWes-Ponti.
Herr Disque, Brauereidirektor.
„ Du. F.hertz, Oberstabsarzt im
Drag.-Regt 9.
„ IIaüemann, Hauptmann.
„ HERMKSTnoFK, Hofphotograph.
,, von Linsini. en, Hauptmann und
Kompagnie-Chef im Fuss-Artl.-
Bgt. 12.
,. Pikper, Leutnant i lnf-Bgt. 144.
„ Rapremieimkr, (Iberingenieur.
Ennery.
Herr Bonne, Pfarrer.
Fèy.
Herr Soulie, Lehrer.
Sola.
Herr Thikiot, Pfarrer.
Borze.
Gemeinde Gorze
Herr Laurent, Erzpriester.
.. Lew, Notar.
Hasconconrt.
Herr A »de, Eigentümer
Jouy-avx-Arches.
Herr Untbrneh», Industrieller.
Kürzel.
Herr Bettemboikc, Notar.
Landonvillers.
Herr Dr. von Haniel, Landrat a. D.
Longeville.
Herr Bach, Lehrer.
„ Bi ch. Ingenieur.
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Gemeinde Longkvillk.
Herr Hiitf.rt, Pfarrer
,, Mlllkr, Mittelschullehrcr.
„ Dr. Raithel, Professor.
„ Dn. Tempel, Oberlehrer.
,. Dr. Wichmann, Professor Œ.-M.)
Lorry-Nardigny.
Herr Thorblle, Pfarrer.
Mècleuve8.
Herr Massbnet, Pfarrer.
Montigny.
Herr Adknkker, Major.
., At'BERTiR, Generalagent.
„ Bkntz, Abbé, Professor.
Bischöfliches Gymnasium.
Herr Rouvy, Abbé, Professor.
„ Chatblain, Pfarrer.
„ Dr. Ccny, Oberlehrer.
„ Dr. Dorr, Professor.
„ Fokdit, Kaplan.
„ Freistadt. Lehrer
„ Fritsch, Abbé, Professor
Gemeinde Montigny.
Herr Hamakt, Professor, Superior des
bischöllichen Gymnasiums.
„ Du. Hoffmann, Abbé, Oberlehrer.
,. Holtzr, Landschaftsgärtner.
„ Kaiser, Abbé, Oberlehrer
„ Dr. Körner, Generaloberarzt.
„ Kehne, Professor, Direktor des
Metzer Museums.
„ Lesprano, Abbé, Oberlehrer.
„ Dr. Ockel, Oberstabsarzt.
„ Olinoer, Abbé, Oberlehrer.
,, Pauli, Landrichter.
,. Dr. Rech, Gymnasialdirektor
„ Dr. Rbumont, Abbé, Oberlehrer.
., Dr. Reuter, Arzt.
,. Riedel, Gutsbesitzer.
„ Freiherr vom Rotrerg, Hauptmann
i. Generalstabe d. 16. Armee-K.
„ Sciibiü, Gymnasiallehrer.
„ Seegkr, Geheimer Regierungsrat.
„ Steinmetz, Architekt
,, von Tsciu hi. Hauptmann in» Ge-
neralstah 10. Armee-Korps.
„ Tins, Abbé, Oberlehrer.
Herr Dr. Wolfram, Geheimer Archivrat,
Direktor des Rezirksarchivs
von Lothringen und Konser-
vator der geschichtlichen Denk-
mäler f. d. Rezirk Lothringen.
MobIIm.
Herr Fkrry, Eigentümer.
„ Richard, Lehrer.
Novèant.
Gemeinde Noveant.
Herr Léger, Hauptlehrer.
„ Membre, Stationsassistent.
„ Sirbnaler, Weingrosshändler.
Omy.
Herr Matter, Pfarrer.
Peitre.
Herr Poirier, Pfarrer.
Plantières-Qaeuleu.
Herr Bohr, Leo, Anslaltsgeistlicher.
„ Dr. Cordirr. Gymnasiallehrer.
„ Gerdolle, Oberförster a. D.
„ Dr. Hertzog, Vorsteher der land-
wirtschaftlichen Schule Metz.
., Kbck, Gymnasial-Oberlehrer.
.. König, Rechnungsrat.
[ „ Meykr, Abbé, Seminaroberlehrer.
,, Pinck, Poslsekretär.
I „ SArEREssio, Professor.
I „ Schulze. Leutnant, Inf.-Regt. »8.
Renilly.
Herr Kürten, Referendar.
,. Lempfribd, Rentamtmann.
„ Dh. Nottebaüm, Kantonalarzt.
„ Pkitioh, A., Inspecteur-adjoint des
forêts en retraite.
Rombach.
Gemeinde Romuacii.
Herr Glasmacher, Notar.
• „ Hermanni, Direktor des Ccment-
werks.
,. Hinsrerg. Hütten-Direktor.
„ Mikthk, Hütten-Direktor.
„ Reer, Ingenieur.
., Schräder, Apotheker,
i „ StoiiER, Restaurateur.
I „ Streif, Restaurateur.
— 550 —
Rozeneulles.
Herr Gaye, Bürgermeister.
„ Kikbach, Lehrer.
., Sancy, Pfarrer.
Sablon.
Herr Ai.ntxr.KR, Hauptmann.
,. Barbier, Lehrer.
„ Ridinoer, Postsekrclàr.
Gemeinde Sablon.
Herr Gœtz, Rechnungsrat.
., Hartmann, Hauptmann. Feld-Art. -
Rgl. 3:i
„ Ligkstade, Oberlehrer.
Merkiscii, Architekt.
., Rommicii. Postdirektor.
„ Schomer, Architekt.
,. Soi.k, Hauptmann und (lump. -Chef
im Königs-Inf.-Regt. 14n.
Sallty.
Herr Walbock, Pfarrer.
Secourt.
Herr Medincer, Pfarrer.
Silleiny.
Herr Pierrez, Pfarrer.
St. Agoaa.
Herr Arnold, Pfarrer.
St. Julien.
Herr Lerond, Lehrer.
Sauvage.
Herr Bi.i me, Oberleutnant u. Rgts.-Adjut.
Drag.-Rgt. 9.
„ G. Schulze, Fabrikant.
,, Dr. Suhiilz, l-andgerichlsrat.
., Dr. Steinharten, Generalarzt.
Ste-Rufflne.
Herr Dibrkk, Gutsbesitzer
Tallogen.
Herr Sa<;et, Pfarrer.
Tenntchen.
Herr Ghiettb, Victor, Pfarrer
Tfgnomont bei Plappeville.
Herr Zimmer, Abbe.
Valllèree.
Herr Mai jkan, Lehrer.
Vernéville.
Herr Dr. Weyland, Pfarrer.
Verny.
Herr Du von Westdiam n. Kantonali
Vigy.
Herr Tiiinesse, Notar, Justizrat.
Vigny ». Soigne.
Herr J. Lombard, Pfarrer.
Vionvllle.
Herr Kkli.rr, Pfarrer.
Kreis Saarburg.
Alberschweiler.
Herr Dr. med. Franke, leitender Arzl
des Sanatoriums.
Gemeinde Ai.hersciiweileh.
Herr Holl, Oberförster.
„ Reinarz, Forstmeister.
Avriooert.
Herr Dr. Brins, Grenzticrar/l.
Oagtbarg.
Gemeinde Dagsburc;.
Fiattingen.
Herr Rricka, Rürgermeister.
„ Ditsch, Gutsbesitzer.
,. Ditsch, Geheimer Justizrat und
Notar.
„ Fischbach, Forstmeister.
Gemeinde Finstingen.
Gondrexange.
Herr Masson, Rürgermeister und Kreis-
lagsmitglied.
Heining.
Herr Heck, Fabrikdircktor.
„ Maire, Pfarrer.
„ Wac.nbr, Fabrikdirektor.
Hermelingen.
Herr Srinory, Bürgermeister.
Hubertvllle Schlots, Pott Heining.
Herr Grak dr Vii.latte D'Oi themont.
Kirchberg am Wald.
Herr Tourmank, Pfarrer.
Les Baohatt b. Langenberg.
Herr Baron ÜxkCll, Gutsbesitzer.
Lörchlngen.
Gemeinde Lürcmingek.
Herr Dr. Schmitts!. Notar.
„ Tiiomam, Anitsgerichtssekrctär.
Niederweiler i. L.
Herr Rouiuson. Ziegeleibesitzer, Mitglied
des LandesHUsschusses.
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Herr Flach, Fabrikdireklor.
Gemeinde Nieder wEiLBn.
Pfalztvrg.
Mibliothek des Lehrerseminars.
Herr Du. Lücken, Apotheker.
,. Mknoler, Seminardirektor.
., Dr. Schade, Kantonalarzt.
„ Stolz, Oberförster.
„ Violi.and, Bürgermeister, Mitglied
des Landesausschusses.
„ Zwickel, Erzpriester.
Rixinsan.
Herr Flhier, Notar.
„ Hbnry, Bürgermeister.
Saarfcurg i. L
Herr L. Alexandre, Metzger.
„ Antoine. Weinhändler.
„ Rai Erle, Photograph.
„ Beoas, Hauptmann u. Komp. -Chef
im Inf.-Bgl. 97.
„ Berr.
Bibliothek des Gymnasiums.
Herr Blell, Haupt mann und Kompagnie-
Chef im Inf.-Hgt. 97.
,, H. Bloch. Kaufmann.
„ Boknek, Photograph.
„ ßt'RECK, Beigeordneier.
„ Conrad, Baurat.
,. Dupont, Erzpriesler.Ehrendomherr.
., Düringer, Rechtsanwalt.
„ Ernst, Bauinspektor.
„ Faix, Direktor des Gas- u. Elek-
tricitätswerks.
„ E. Gantzer, Kaufmann.
„ Gille, Stadtbaumeister.
11 T
Gemeinde Saarbiiro.
Herr Herrmann, Forstmeister.
., J.Kitn, Professor.
„ Frbihbrr von Kap-Hehr, Kreis-
direktor.
,. KtMNEH, Rentner.
„ Knorr. Redakteur.
„ Kolb, Oberzollinspektor
„ Kkembr, Rentner.
Kikhren, Notar.
„ Lahbis, Rendant.
.. Lévrqiie, Bauunternehmer.
Herr Lkvkvi'k, Kreistierarzt.
„ Lkw, Lazard, Kaufmann
„ Lbvy, August, Kaufmann.
„ Lieser, Uhrmacher.
„ Lutz, Bernhard, Rentner.
„ Maas, Hauptmann u. Comp.-Chef
im Inf.-Regt. 97.
„ Metzger, Oberlehrer.
,. Dr. Meyer, praktischer Arzt.
„ Morin, Ruchhändler.
„ Möller, Postdireklor.
„ Dr. Müller, Kantonalarzt.
„ Dr. Maisenbacher, Amtsrichter.
„ Dr. R busch, Gymnasialdirektor.
, RotiBACH, Daniel, Kaufmann.
„ Schirmer, Apotheker.
„ Scirs, Apotheker.
., Sehrino, Architekt.
„ Simon, Oberst und Kommandeur
des Ulanen- Rgts. 15.
„ Dr. Spörel, Oberstabsarzt im Inf.-
Rgt. 97.
,, Stuckiiardt, Königl. ßaurat.
„ Weis, Gymnasial- Oberlehrer
„ Wunnbr, Rentner.
Saareck.
Herr Hertz, Gutsbesitzer.
St Qairin.
Herr Ai bry, Kaufmann.
„ Hi mhbrt, Bürgermeister.
„ Wender, Pfarrer.
Vallerysthal.
Herr Bricka, Ingenieur und Direktor
der Glashütte.
Walsebald.
Herr Du. Heymes, Pfarrer.
Kreis Saargemünd.
Bltsch.
Bibliothek des Instituts St. Augustin.
Gemeinde Ritsch.
Herr Rolokf, Erzpriester.
., Siehf.ring, Restaurateur.
6ro88-Blitter8dorf.
Herr Hokn, Reichstagsabgeordneter.
Hambach.
Herr Pinck, Pfarrer.
552 -
Herr Wanke«, Direktor der Glashütte
Miinzthal— St. Louis.
Herr Pim.irr, Direktor der Crislallwerkc.
Neunkirchen b. Saargemünd.
Gemeinde Neunkirchen.
Saargealad.
Herr Dr. von Aken, Fabrikdircktor.
„ Am a NN, Apotheker.
.. Dr. ARNor.DT, Professor.
„ Rechtsanwalt Bartf.l, JuslizraL
., Besler, Prof., Gymnasialdirektor.
Bibliothek des Gymnasiums.
Herr Ernest Bloch, Fabrikant.
„ Bostettbr, Regierungsassessor.
„ Edler von Braunmühl, Bergrat.
„ Ciiristiany, Erzpriester, Ehren-
domherr.
„ Felix Coblentz, Bankier.
,. Diesher, Pfarrer.
Direktion der Bezirks Heil- und Pflege-
Anstalt.
Herr Dr. Dheyfis, Rabbiner.
., Ehltnc.er, Apotheker.
„ Rechtsanwalt Engelhokn, Justizrat.
„ Gandar, Inspektor
Gemeinde S a argem Und.
Gewerbeverein Saargemünd
Herr Gläser, Stadtbaumeisler.
„ von Grafenstein, Gutsbesitzer.
„ Dr. GnEBER, Rechtsanwalt.
„ Dr. Haiitji, Hospitnlarzt.
„ Dr. Hertling, Gymnasial-Uber-
lehrer.
. L. Hbymann, Kaufmann.
„ E. Huben. Fabrikbesitzer. (F. M.
und L. M.)
,, G. He ntn.
,, J. R Huüer, Kaufmann.
„ l- von Jaknbz, Staatsrat, Präsident
des Landesausschusses.
., Dn. M. von Jaunkz (Schloss Remel-
lingeni.
,, Ihach, Gyniiiasial-Uberlchrer.
„ Jeantv, Kaufmann, Bezirkstags-
mitglied.
., Hu. Kanzler, 1. Staatsanwalt
,. Karl, Rechtsanwalt, Geh. Justizrat.
Herr E. Klein, Beniner.
Krkmek, Gymnasiallehrer.
„ Lawaczeck. Eisenbahn - Bctricbs-
Direktor.
„ Molz, Kommunalbaunieister.
„ Rf.isbnegc.br, Eisenbahn-Bauin-
spektor. Baurat.
Rhbinart, Kreisdircklor.
Dr. Rosenkränzer. Gymnasial-
Oberlehrer.
„ Sartorii s, Forstmeister.
„ Schäfer, Landgerichlspräsident.
,. Schmu,, Kaplan.
,, Spitzer, Druckereibesitzer.
„ Thiringer, Rentner.
Thomas. Fabrikdirektor.
„ Treuer, Mcliorationsbauinspektor.
„ Wack, Fabrikbeamter.
„ Dk. Walthbr. Notar.
Wolferdingen.
Herr E. Gieit, Diplom-Ingenieur.
„ Kirch, Pfarrer.
Wolatfineter.
Herr Châtelain. Erzpriester.
II. EI8B88.
Altkirch.
Herr Rf.li-ke, Kreisbauinspektor.
Herr Dr. BOsing, Obcrlandcsgerichtsrat.
„ Freiherr von Türckb, Kreis-
direktor.
Bibliothek des Lyceums.
„ .. Bezirksarchivs.
Herr Martzloff, Gutsbesitzer.
„ Schlosser, Rentner.
Herr von Bzéwuski, Kreisdirektor.
., Leo von Sch lu m berger.
Goienbrunnen.
Herr von Schlumbbrgeh, Gutsbesitzer.
Hageaau.
Bibliothek der Stadt Hagf.nai .
Bibliothek des Gymnasiums.
„ Dr. Lkmfkiukd, Gymnasialdireklor
iK-M.).
Herr Dr. Kimpait, Leiter der Bakterio-
logischen Anstalt.
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- 553 -
Markirch.
Herr Dit. Tins, Direktor.
Bibliothek der Realsc* ulc
Münster.
Herr Johner, Construkteur.
Mülhausen.
Herr Dif.ckmann, Polizeipräsident.
„ Oexle, Regierungsassessor.
Herr Mathis, Hotelbesitzer.
Oberehaheim.
Herr Hinrichs, Oberförster.
Pftrt.
Herr Stiff, Notar.
Starunion.
Herr Uhlhorn, Notar.
Schiettetadt.
Herr de Lorke de St. Ange. Major und
Kommandeur des Rhein. Jäger-
Ball. 8.
Bibliothek des Gymnasiums.
Straeebarg.
Bibliothek des Landesausschusses.
Bibliothek des Seminars für Geschichte
des Mittelalters.
Bibliothek der Stadt Sirassburg.
Herr Bi.ahi., cand. phil,
„ Du. Bkesslai-, Universilätsprofessor
(C. M )
„ Dr. von Boriues, Professor (C. M.)
„ Dr. Bnirr.ii, Hcgierungsral.
,, D.m.l, Polizeipräsident.
,. Dr Ficker, llniversitätsprofessor
(C M.)
„ Follmann, Professor.
,. Dr. Forrbr, Archäologe und Kunst-
historiker (C. M i
,. Dn. Freidenfeld, Oberrcgicrungs-
rat.
„ Fnnn. von Gemminc.bn-Hornhkkg,
Kreisdirektor.
., Du. Hi nd. Oberlehrer.
,. von Jordan, Regieningsrat
von dem Knfsf.heck, Oberstleutnant.
., Dr. Kaiser. Archivdireklor.
., H. Lamarcok.
,. Lecciiert, Landgerichtsrat
Herr Frhr. von Liehenstkin, Geheimer
Überregierungsrat.
,. Dr. Marckwald, Bibliothekar.
„ Dr. Martin, llniversitätsprofessor
(C. M.)
„ Dr. Michaelis, Universitäts-
professor (G. M.)
,. Noetingbr, Rentner.
„ Nurck, Landgerichtsrat.
„ Dr. von Oksterley, Regierungsrat.
„ Pöiilmann. Bezirkspräsident.
,. Reipsch, Technischer Kisenbahn-
sekretär.
„ Richard, Bibliothekar des Landes-
„ Schüler, Rechnungsrevisor.
Strassburger Post.
Herr Dr. Tiiraembr, Universititsprof.
., Graf von Wedel, Kaiserl. Statt-
halter in Elsass-Lothringcn,
Excellena.
„ Wklter Gabriel, Student.
„ Werhert P., Prähistoriker.
„ Dr. Wibg-and. Geheimer Archivrat,
Universitätsprofessor (C. M.)
Dr. Winkei.mann, Archivdirektor
<C. M.)
„ Wolff, Konservator der gesdiichtl.
Denkmäler im Elsass.
Thann.
Herr Rossel, Kreiskommissar.
Welssenbnrg.
Bibliothek des Gymnasiums.
Herr Dn Grossmann. Gymnasialdircktor
<c. M.j
Winzenheim.
Herr Wantzp.n, Notar.
Zaber n.
Herr Graf von Bapdisbin, Landgerirhts-
rat.
,, Ref.mei.mans, Staatsanwalt.
,, Fuchs Buchhändler.
., Frhr. von der Goltz, Kreisdirektor.
., Dn. Jerbchkk, Regierungsrat.
,, Dr. Wendling. Professor.
Riblinthek des Gymnasiums.
Verein für Geschichte und Altertums-
kunde des Kreises Zabern.
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- ôf>4 -
III. Die übrigen deutschen Staaten.
Anhoit (Wesir.)
Seine Durchlaucht Für»! Alfred zu
Salm-Salm (Slift. M.»
Herr Hit Rensixp., Professor, Fürstlich
Salm - Salm'scher General-
bevollmächtigter.
Berlin.
Herr Haas, Geheimer Justizrat.
Historisches Seminar der Universität.
Herr Düring, Postrat.
Birkenfeld (Fürstentum.)
Herr Dr. Baldes, Professor.
Bonn.
Herr Du. Bremer, Universitätaprofcssor.
,. Dr. phil Cai.lais.
„ Karcher, Rittmeister a. D. und
Gutsbesitzer.
„ Dn. Lorsch kr, Cnivers.-Piofessor
i.C. M. i
Breslau.
Herr Du. Bhochmann, Professor.
Charlottenburg.
Herr Gbpi-ert, Oherst a. D.
„ Hildevanx, Oberst und Chef des
Stabes der General-Inspektion
des Ingenieur- und Pionier-
Korps und der Festungen.
Herr Oswald, Kommerzienral (Stift. Mi.
Staatsarchiv Coblenz.
Cöln.
Herr Bendel. Oberlehrer
Daraetadt.
Herr Dr. Axtiies, Professor •(".. M i
Deuteoh-Eylau.
Herr vox Marschall, Major u. Bezirks-
kommandeur.
Frankfurt a. U.
Herr Du. A. Jassoy. Apotheker.
Dr. Üha«bmjiirkk, Professor (C. M.j
., Knitters^ Heidt, Intendantur- und
Haurat ;<'.. M.j.
Freiburg i. Br.
Herr Necboi-rc., Major (C. M;.
Fremersdorf (Saar f.
Herr A. vox Boen.
Friedenau b. Berlin.
Herr D«. von Kaidknhero.
Friedriohstaal b. Saarbrücken
Herr Hauck, Fabrikbesitzer.
Greifenberg I. P.
Herr Deiss, Leutnant im Inf.-Rej.'. 138,
komm. z. Unterofliziervorschule.
Grunewald b. Berlin.
Herr Hahn, Professor.
Habkirchen (Pfalz).
Herr Dr. HorPE, prakt. Arzt.
Hanaaver.
Herr Dr. Haipt, Kg). Baurat, Professor.
Häcklingen (Sobloas), Paet Renz In gen
(Baden).
Herr Graf vom Hennin, Kammerherr,
Rittmeister a. D.
Htohst a. M.
Herr von Gallois, Chemiker.
Seine Durchlaucht Fürst Hermann zr
Hohenlohe-Laxten bi;rg (E.-M.)
Laufen, P. Salzburg (Grossh. Baden).
Frau Gräfin von Zef'I'elin-Asciiiiai:skn.
Leipzig.
Seminar für die mittlere und neuere
Geschichte an der Universität
Leipzig.
Magdeburg.
Herr von Heeringen, Generalmajor z. D.
Meseritz
Herr Traue, (Iber-Steuerinspektor.
München.
Herr Hammerraciier, Oberleutnant.
Münster i. W.
Herr Dn. Eiirknuerg, lTnivers.-Professor
<c. m.)
Hoeitner. Oberstleutnant u. Chef
d. Generalstahs.
König). Nendorf b.
Herr Straatbn, Kaplan.
Herr F.. Bodknstab, Apotheker.
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- 555 -
Neuwied.
Herr von IIetke, Generalmajor u. Fürst-
lich Wiedisclier Kamnier-
direktor (E. M.)
Pforzheim.
Herr Knornsciiild, Ziegcleibesitzcr.
Potsdam.
Herr Freiiikiir von Gagkrn, Geheimer
Oberregierungsrat.
Recklinghausen.
Herr Loeser, Major u. Bezirksoflizier.
Ha«« Retterthof b. Kbnigetein (Taunus).
Herr Freiherr vos Vincke, Rittmeister
z. D. und Gutsbesitzer.
Rostock.
Herr Dn. Bloch, L'niversiläts-Professur
Saarbrücken.
Herr Di». Weyhman.n. Assistent der
Handelskammer.
Schwerin.
Herr Dh.Uhotkfem», Geheimer Archivrai
(CM.).
^Ah£nc h p r n Fi Rarllit
oi/iiuiicucr y u. dci im.
Herr Dr. MCsehkck, Archivar.
Segeberg.
Herr Scheuer, Hauptmann und Be/.irks-
oflizier.
Spandau.
Herr Erkll, Hauptmann und Vorstands-
mitglied der Gewehrfabrik.
Nolte. Hauptmann nn der Infan- ,
teric-Schicssschule
i
Speyer.
Herr Beichahd, Oberleutnant i. 3. Bayr.
I'ion.-Batl.
Steglitz b Berlin
Herr von Ha acke, Geheimer Begiei ungs-
und Forstrat \ Y. -M.)
St. Johann a. d. Saar
Herr Mtttone, Bildhauer
Stralsund.
Herr \f»x Fisenne, Baurat, Militär-Bau-
inspektoi.
Trier.
Herr Hr.. Lager, Domkapitular.
Herr Dr. Hösbach, Professor.
„ Da. Saterland (C-M.i
Wadern b. Trier.
Herr Müller, Bürgermeister.
Weimar.
Herr Du. Gkitzner, Archivar
IV. Belgien.
Herr Baron Bbtiiline, Universilätspro-
fessor. Lnuvain.
,. Flohange, Ingenieur, Brüssel.
V. Dänemark.
Herr Waldemar Schmidt, Privatdocent
an der t'niversilät Kopenhagen.
VI. Frankreich.
Herr Antoine, Receveur particulier des
finances, Baume - les - Dames
iDoubsy.
„ Comte J. Bf.ati-rt, Nancy (CM.)
,. Bonnahrot, t'.humplar par Lon-
jumeau.
,. Brosser, pharmacien, Grandvilliers
(Oise).
„ de Brem, Paris, 78, rue Mozart.
„ Du. Clement, Marville.
„ Désiste VE. conservateur au Musée
historique lorrain, Nancy.
.. Flor ange. Paris, 17, rue de la
Banque.
., Gf.isi.eb, Gross-Industrieller, Aux
Châtelles par Baon TKtappe
i Vosges i.
,, L. tînt ATX, trésorier de ht Société
préhistorique de France, Saint-
Mandé.
„ Glattigny, Nancy. Bue Jeanne
d'Arc m).
,. Du Gothy, avocat, Nancy
.. Hamant, Abbé, Professeur au col-
lège Stanislas, Paris. H2. rue
I.ccourbe.
,. Henneouin, ancien notaire, Nancy.
Du Hoi.t/.attf.i., juge au tribunal
civil. Abbeville (Somme).
„ Hi iiKitT, Lucien, Longwy-Haul, Villa
La Monnayère
,. Kolii. représentant de commerce.
Paris
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>
Herr Kotn, ingénieur aux brasseries
réunies, Maxéville.
Marquis dk Margcerik, Taris.
M a t r iTCiioT, pro f csseu r a l 'écol c nor-
male supérieure, Paris (('. M ).
Dr. M. Maure, avocat, Nancy.
Comte J. de Paxc.e, Paris.
Paulus, Abbé. Paris.
Musée national, Saint-Gcrmain-en-Layc
(Seine-et-Oise).
Ribliothèque de la ville de Nancy.
Herr E. des Kohbkts, Nancy, 9, rue du
Faubourg Saint-Georges
„ On. Simon, président de la société
des sciences, Sémur.
Herr i»k Vehnkijil, Saint-Sulpice-lcs-
Fcuillcs (Haute-Vienne).
VII. Luxemburg.
Herr Arendt, Elirenan liitekt {('.. M.)
„ GœTz.Hultendircktor, Diffcrdingen.
.. Gnon, Pfarrer, liivingen-Berchein.
„ Ki iTEUT, Kegierungsral (f.. M.)
Stifkt, Hiittendireklnr, Luxemburg.
van Wekveke, Professor (C. M.ï
VIII. Niederlande.
Herr Nels, Konsul, Rotterdan».
IX. Oeetreich.
Herr Freiherr von Warsiiero, Salz-
burg.
"
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- fi:>7 -
Gesamtregister
der
io den Jahrgängen 1902-1908 des Jahrbuchs for lothringische Geschichte und
Altertumskunde veröffentlichten Aufsätze und Mitteilungen.
Bearbeitet von Dr. Fritz Rörig.
Ä. Alphabdi sehen Vvizrichnis ri/r Autoren. ')
Adam. A., Hans Hammer, Erbauer der
Kirche in Finslingen. 11)02, 465.
Baetcke, A. J., Die schottische Ab-
stammung der Lothringer de Blair.
15102. 1
Barbé, J. J., Fac-Simile des signets
des 22 notaires impériaux et aposto-
liques de la cité de Metz pendant
les XIV et XV<* siècles. 1907, 475.
Baron. J. Th., Lo baitomme don piat
fei de Chan Heurlin de Didier Mory.
1908. 121.
Beaupré, J., Comte, Observations sur
les sépultures sous tumulus de la
Lorraine. 1902, 2yO.
— Nouvelles observations sur les
sépultures sous tumulus de la Lor-
raine. 1906, 131.
Bloch, H., Die älteren Urkunden des
Klosters S. Vanne zu Verdun
(Schluss). 1902, 48.
Bour, R. S.. Die Beinhäuser Loth-
ringens. 1905 II. 1.
— Die Benediktiner-Abtei S. Arnulf
vor den Metzer Stadtmauern. Eine
archäologische Untersuchung. 1907,
1. 1908, 20.
Brcsslau. II.. Zweites Gutachten über
die angebliche Dagsburger Wald-
ordnung vom 27. Juni 1613. 1!H)4. 2.
— Ueber die Zusammenkunft zu De-
ville zwischen Konrad II. und Hein-
rich I. von Frankreich und über das
Todesdatum Herzog Friedrichs II.
von Oberlothringen. 1906, 466.
C a 1 1 a i s . Die Mundart von Hattigny
und die Mundart von Ommeray
nebst lautgeographischer Darstel-
lung der Dialektgrenze zwischen
Vosgien und Saunois (Lothringen).
1908, 302.
Clément. R., Apercu de l'histoire des
juifs de Metz dans la période fran-
çaise. 1903, 33.
— Le chapitre sur le commerce dans
les mémoires historiques de l'in-
tendant Turgot. 1905 1, 303.
Col bu s, E., Neue Untersuchungen von
Maren und der daneben gelegenen
Tumuli. 190Ô II, 236
Doli, A., Bauliche Reste im Mosel-
bette 1902, 479.
') Die einzelnen Bände werden nach den Jahreszahlen citiert. Römische
Ziffern hinter der Jahreszahl (I und II) verweisen auf den ersten bzw. zweiten
Teil eines Jahrgangs. Die arabischen Ziffern »eben die Seitenzahl an
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DÖ8 -
— Der Aquädukt von Jouy-aux-
A relies und die römische Wasser-
leitung von Gorze nach Metz.
1904. 293.
Erbrich, F.. . Ueber Volks- und Dialekt-
dichtung im Metzer Lande. 1902. 301 .
Forrer, H., Keltische Numismatik der
Rhein- und Donaulande. 1902, 151.
190». 110. 1904, 385. 1905 I, 241.
II. 221 1906, 284.
— Steinhammer von Fori Saint-Blaise
bei Metz. 1904, 474.
— Die ägyptischen, kretischen, phöni-
kischen etc. Gewichte und Maße
der europäischen Kupfer-, Bronzc-
und F.isenzeit. Grundlage zur Schaf-
fung einer prähistorischen Metro-
logie. 190t», 1. 1907, 329.
Der Goldstaterfund von Tayac- ■
Libourne, ein Dokument des Cim-
bern- und Tigurinerzuges von UM
bis 105 v Chr. 1907, 438.
Gerdolle. H., Zur Geschichte des
herrschaftlichen Grundbesitzes im
Metzer Lande. 1906, 206.
Grimme, F., Ist Karl Desiderius Royer
ein deutscher Dichter gewesen?
1905 II, 158.
G ritzner, F., Zur Geschichte der
Annexion des Fürstbistunis Metz
durch Frankreich und zur Vorge-
schichte des Metzer Parlaments.
1907, 464.
- Drei Lothringer Weistümcr aus
dem 14. und 18. Jahrhundert
UKW, 423
Grossmann, H.. Saargemünd während
der Revolutionszeit. 1905 II, 129.
Grotkass, Diedenhofen im luxem-
burgischen Erbfolgekrieg. 1904, 181
G r u s o n , Bericht über die Keramische
Ausstellung zu Metz (Mni-Juni 190RV
1908. 450.
Hei mol t, F., Briefe der Herzogin
Elisabeth Charlotte von Orleans an
den lothringischen Hof. 1907, 185,
Heppe, H. F.., »Die bischöfliche Münze«
zu Vie a. d. S. und ihre Wieder-
herstellung. 1907. 137
Handwerkerhäuser des 17. und
18. Jahrhunderts an der Scille zu
Metz. 1908. 1.
H i n r i c h s . Zwei prähistorische Be-
festigungen bei Rombach. 1908, 537.
H ou per t, N., Lothringisches Landleben
gegen Ende des 18. Jahrhunderls.
Ein Beitrag zur Kulturgeschichte
Lothringens. 1908, 463.
Huber, E., Le Hérapel d'après le
résultat général des fouilles. (Coup
d'util d'ensemble.) 'Quatrième et
dernière notice. 190.». 319.
— et Grenier, A.. La Villa de
Rouhling. 1904, 259.
— et Paulus, E., Coup d'œil historique
sur les origines de Sarrcguemines
jusqu'au XllI» siècle. 1903, 262.
Ihme. F. A.. Die ersten Besitzer der
Burg Waldeck in Lothringen. 1907,
466.
Keune, J. B.. Das grosse römische
Amphitheater zu Metz. Die Einzel-
funde. 1902. 875.
— Einige neueste Funde aus der
Nähe von Metz und aus Dieden-
hofen. (Vorläufiger Bericht.) 1902,
476.
— Sablon in römischer Zeit. 1903, 324.
— Grabfund der Bronzezeil aus Hèpin-
ville bei Reichersberg. 1903. 475.
- Vorgeschichtliche Bronze-Gegen-
stände aus der Sammlung des Mar-
quis Villers auf Burgesch in Loth-
ringen. 1903. 477.
— Inschriftsockel von der Citadelle
zu Metz. 1903, 479.
— Friedhof der früheren Völker-
wanderungszeit auf dem Bann von
Meirich 1903, 480.
— Altertumsfunde aus Sablon. 1904.
316.
— Aus einem Bericht über Altertums-
funde in Melz und Lothringen.
19Ü4. 477.
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- 559 -
— Einzelfunde i Kelle) der Bronzezeit
aus Lothringen 1904, 483.
— Ueber den auf der Friedhofinsel
entdeckten Münzschatz. 1904, 483.
— Ueber die im südlichen Vorgelände
von Metz gemachten neuesten
Funde. 1904, 483.
— Die ältesten Stadtbilder von Metz
und Trier. 1905 11, 1H6.
— Die Fundstücke aus dem Bauern-
gehüft römischer Zeit bei Urville.
1906, 436.
— Neugefundene Inschriften der Me-
diomatriker. 1906, 477.
— Bronzezeitlicher Fund aus Urville.
1906, 538.
Kirch. J. P., Die l.eproserien Ix)th-
ringens, insbesondere die Metzer
Léproserie S. Ladre bei Montigny.
1903, 46 1904, 56
— Die Streitigkeiten um die Herr-
schaften Rodemachern , Röttgen,
Püttlingen und Preisen im 17. und
18. Jahrhundert 19U5 II, 168.
— Die Herrschaft Escheringen und
die Höfe Burll, Humhof (Hohenhof)
und Krakelscheuet. Eine Berichti-
gung. 1906, 525.
Kuhn, A. J, Die Niederlassung der
Juden in Diedenhofen. 1908. 261.
Lesprand, P. Election du député
direct et cahier du tiers état de la
ville de MeU en 1789. 1903, 158.
— Cahiers lorrains de 1789. 1904, 175.
— Quelques mots sur les cahiers de
doléances des communes en 1789.
1906. 165
Michaelis. A.. Eine Frauenstatue
pergamenischen Stils im Museum
zu Metz. 1905 I. 2F».
Müsebeck. E, Zoll und Markt in
Motz in der ersten Hälfte des Mittel-
alters 1903. 1.
— Ein Schmuckverzeichnis aus dem
14. Jahrhundert. 1904, 47U.
— Zur Geschichte des lothringischen
Herzogshauses. Die Linie FKirehin-
g.-n-Ennery. 1905 I, 353.
— Beiträge zur Geschichte der Metzer
Patrizierfamilie de Heu 1905 11, 97.
— Regesten zur Genealogie der
Seitenlinie Florchingen-Ennery des
lothringischen Herzogshauses. 1906,
110.
— Geschichtliche Entwicklung der
Eigentums- und Nutzungsrechte am
Seillelluft innerhalb der Stadt Metz.
1907, 256.
Pau lin, P., Karl Desiderius Royer.
Ein Lothringischer Verskünstler.
1904. 238.
Paulus, E., Apport à l'histoire des
études archéologiques et histo-
riques pendant le XVIII« siècle.
1902, 210.
Pinck. Die Metzer Armenpflege (Le
Bureau des Pauvres, la Maison de
Charité des Bouillons et le Bureau
de Bienfaisance i. 1906, 143.
Poirier. J. F. La famille messine au
bon vieux temps. 1906. 78.
(j u i n t a r d . M. L., Médaille commé-
morative de la fondation du cou-
vent des Célestins à Metz. 1907. 471
Reichard, K., Die Familie de Mercy-
le-Haut (Jetzt Mercy bei Metz i
1904, 251.
Reu m ont, H., Zur Chronologie der
Gorzer Urkunden aus karolingisrher
Zeit. 1902, 270.
Reu s ch. Funde aus Saarburg i. L
1907, 483
Rorig, F., Zwei Skizzen aus dem gei-
stigen Leben von Metz unter dem
Ancien regime. 1908. 283.
— Gesamtregister der in den Jahr-
gängen 1902— 1908 des »Jahrbuchs
der Gesellschaft für lothringische
Geschichte und Altertumskunde«
erschienenen Aufsätze und Mit-
teilungen. 1908, 557.
Sauer, E.. Notice sur l'hôtel de la
Préfecture (ancien Hôtel de l'Inten-
dance). 1902. 461.
Digitized by Google
- 560 -
Sauerland. H. V., Zwei Aktenstücke
zur Geschichte des Metzer Bischofs
Philipp von Flörchingen. (1260 De-
zember 30. — 1263 September 24 i.
1902, 431.
— Ein Zeugnis für den Leiter der
Metzer Domschule vom Jahre 1363.
1903, 466.
•- Vatikanische biographische Notizen
zur Geschichte des XIV. und XV.
Jahrhunderts. 1903, 468. 1906 517.
S chi her. A.. Zur deutschen Sied-
lungsgeschichte und zur Entwick-
lung ihrer Kritik in den letzten
Jahren. 1902. 449.
Schlager, P.. Zur Geschichte des
ehemaligen Franziskanerklosters in
Sierck 1904. 228.
— Zur Geschichte der Franziskaner-
klöster in Sierck und Oberhomburg.
1908, 442.
Schneider. R., Geschichte auf antiken
Reliefs. 1905 I. 284.
Schramm, E, Das große römische
Amphitheater zu Metz. Bericht über
die Ausgrabungen. 1902, 340.
— Die Keller des Metzer Bischors-
palastes. 1903. 482.
— Die Reste einer RömerbrUcke bei
Magny. 1903. 483.
— Ferme Champenois bei Vernévillc.
1903, 483.
— Bemerkungen zu der Hekunstruktion
griechisch-römischer Geschütze.
1904. 142. 1906. 276.
— Römische Rrtickcnanlage am Bar-
barator. 1904, 484.
— Zwei alle Schlösser bei Metz.
1907. 472.
T ha tum, M., Zwei Spottgedichte auf
Kail IV., Herzog von IxHbringen.
1003, 461
W a 1 b o c k, G , Oculi et armoires eucha-
ristiques en Lorraine. 1906. 317.
— Monographie d'une usine lorraine.
Mouteihouso depuis 1614 jusqu'à
1901». 1907.. 347
: Walter. Th.. Zui lothringischen Terri-
torialgeschichte im Ober-Elsaß. 1902.
467.
W e 11 e r, G., Das Vorkommen von Beiern -
niten auf römischen Dachziegeln.
1905 II, 272.
Well er, P. S. , Rédange au point de
vue archéologique. 1902, 470.
Welt er, Th., Das Fränkische Grabfeld
»Haut-Zabès« bei Fraquelfing-Lör-
chingen. 1002, 474.
— Mittelalterliche Niederlassung auf
dem Schelmenberg (Altmühle) bei
Hilbesheim, Kreis Saarburg. 1902,
475.
— Die llochäcker im Vogesengebirge
zu gallo-römischer Zeit. 1903, 483.
— Die Uesiedelung der Vorstufen der
Vogesen unter besonderer Berück-
sichtigung des gebirgischen Teils
des Kreises Saarburg i. L. Ein Ge-
samtbericht über mehrjährige Aus-
grabungen der Beste aus gallo-
römischer Zeil. 1906, 371.
— und Heppe, E., Die gallo-römi-
hchen Villen bei Kürzel i. L. 1906.
413.
— Die gallo-römischen Villen bei l^ir-
chingen und Saaraltdorf i. L. 1908,
152.
Wentzcke, P.. Zur Geschichte Bi-
schof Theodorichs III. von Metz.
1908, 450
Westendorp, K., Die künstlerischen
Itu' lieinbäiule der Metzer Bibliothek
vom 14. bis 18. Jahrhundert. 1907.
391.
Wey h mann, A., Geschichte der älte-
ren lothringischen Eisenindustrie.
190Ô I, 1.
Wichmann, K.. I ber die Maren oder
Mortel in Lothringen. (Mit einem
Bericht über die Ausgrabungen des
Herrn Colbus in Altrip.) 1903, 218.
Wolfram, G., Das Amphitheater nach
seiner Zerstörung und der Säulen-
. inbau. 1903. 348.
Digitized by Google
— Zur Metzer Bischofsgeschichte j
während der Zeit Kaiser Fried- ,
richs I. 1903, 207.
— L'ngedruckte Papsturkunden der
Metzer Archive. 1908, 278.
— Münzfund von Genesdorf. 1903, 488.
— Der Einfluß des Orients auf die
Kultur und die Christianisierung
Lothringens im früheren Mittel-
alter. 19U5 I, 318.
- Aktenstücke zur lothringischen
Geschichte des ltf. Jahrhunderts.
1906, 529.
— Ausgewählte Aktenstücke zur Ge-
schichte der Gründung von Pfalz-
burg mit einer Einleitung : Pfalz-
graf Georg Hans von Veldenz-
Lützelstcin und seine Lebenstragö-
die. 1908, 177.
B. Verzeichnis der Aufsätze, mich dem Inhalt geordnet.
I. AltertHMtkunde.
1. Vorrümische Zeit.
2. Römische Zeit.
3. Mittelalter und Neuzeit.
4. Münzkunde.
II. Gerichtliche Hilfewisteiiachaften.
1. Urkundenwesen.
2. Genealogie.
3. Sprach- und Siedelungskuride.
III. Gesolilobte im engeren Sinne.
1. Lothringen.
2. Uistum Metz
8. Metz und »Pays Messin <.
4. Lokalgeschichte.
5. Biographisches.
I. Al.TKRTUMSKUNnF..
1. Vorrömische Zeil.
Forrer.R., Dieägyptischen, kretischen. — Vorgeschichtliche Bronze-Gegen-
phönikischen etc. Gewichte und Maße stände aus der Sammlung des Mar-
der europäischen Kupfer-, Bronze- quis Villers auf Burgeseh in Loth-
und Eisenzeit. Grundlagen zur Schaf- ringen. 1903, 477.
fung einer prähistorischen Metro- _ Einzelfunde (Kellet der Bronnzell
logie. 1906, 1. 1907, 329. aU8 Lothringen. 19«M. 483.
— Steinhammer von Fort Saint-Blaisc
bei Metz. 1904. 474 Bronze-zeitlicher Fund aus Urville.
Keune, J. B., Grabfund der Bronzezeil 1!K*5' ^38"
aus Pépinville bei Beichersberg. H i n r i c h s , Zwei prähistorische Befes-
1903. 47ö. tigungen bei Ruinbach. 190«. Ô37
Jahrbuch «I. Oes. t. lothr. Geschichte u Altertimikk., Jahrg. 20.
- Äß2 -
Beaupré, J., Comte, Observations sur
les sépultures sous tumulus de la
f-rorraine. 1902, 290.
— Nouvelles observations sur les
sépultures sous tumulus de la Lor-
raine. 1908, 131.
2.
Wirhmann.K., lieber die Maren oder
Mertel in Lothringen. (Mit einein
Bericht über die Ausgrabungen de»
Herrn Colbus in Altrip.) 1903, 218.
Colbus, E., Neue Untersuchungen von
Maren und der daneben gelegenen
tumuli. 1905. II, 236.
che Zeit.
Das groPVe römische Amphitheater zu
Metz.
1. Schramm, E , Bericht über die
Ausgrabungen. 1902, 340.
2. Wolfram, G., Das Amphitheater
nach seiner Zerstörung und der
Säuleneinbau. 1902, 348.
8. Keune, J. B., Die Einzelfunde.
1902, 375.
Keune, J. B., Einige neueste Funde
aus der Nahe von Metz und aus
Diedenhofen. (Vorläufiger Bericht.)
1902, 47«.
— Sablon in römischer Zeit. 1903, 324.
— Inschriftsockel von der Citadelle
zu Metz. 1903, 479.
— Friedhof der früheren Völker-
wanderungszeit auf dem Bann von
Metrich. 1903, 480.
— Altertumsfunde aus Sablon. 1904.
316.
— Aus einem Bericht über Altertums-
funde in Metz und Lothringen. 1904.
477.
— lieber die im südlichen Vorgelände
von Metz gemachten neuesten
Funde. 1904, 483.
— Die Fundstücke aus dem Bauern-
gehöft römischer Zeit bei l.'rville.
1906, 43b.
— Neugefundene Inschriften der Me-
diumatriker. 1906, 477.
Schramm, Ë., Die Keller des Metzer
Biscliofspalastes. 1903, 482.
— Die Reste einer Rrtmerbrücke bei
Magny. 1903. 483.
— Römische Brückenanlage am Bar-
barator. 1904. 484.
Döll, A, Bauliche Reste im Mosel-
bette. 1902. 479.
— Der Aquädukt von Jouy-aux-Arches
und die römische Wasserleitung von
Gorze nach Metz. 1904, 293
Huber, E., Le Hérapel d'après le
résultat général des fouilles. (Coup
d'œil d'ensemble.) Quatrième et
dernière notice. 1902, 319
— et Grenier, A., La Villa de
Rouhling. 1904 , 259.
Weiter, Th., und Heppe. E., Die
gaüu-römischen Villen bei KurzeH. L
1906. 413.
— Die gallo- römischen Vilfcn bei
Lörchingen und Saaraltdorf i. L.,
1908, 152.
Weller, P. S , Rédange au point de
vue archéologique. 1902. 470.
Reu s ch. Funde aus Saarburg i. L.
1907, 483.
Weiter, G., Das Vorkommen von Bc-
lemniten auf römischen Dachziegeln.
1905. II, 272.
Michaelis, A . Eine Frauenstatue
pergamenischen Stils im Museum
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S c h r a m m , E., Bemerkungen zu der Re-
konstruktion griechisch-römischer
Geschütze. 1904, 142, 1906, 276.
S c h n e i d e r , R., Geschütze auf antiken
Reliefs. 1905, I, 284.
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3. Mittelalter und Neuzeit.
Weiter. Th.. Das Fränkische Grabfeld
»Haut-Zabès« bei Fraquelfing-Lör-
chingen. 1902, 474.
— Mittelalterliche Niederlassung auf
dem Schelmenberg (Altmühle) bei
Hilbesheim, Kreis Saarburg. 1902,
475.
Bour.R.S., Die Beinhäuser Lothringens.
1905. II. 1.
— Die Benediktiner-Abtei S. Arnulf
vor den Metzer Stadtmauern. Eine
archäologische Untersuchung. 1907,
1. 1908, 20.
H e p p e, H. E., »Die bischöfliche Münze«
zu Vie a. d. S. und ihre Wiederher-
stellung. 1907, 137.
— Handwerkerhäuser des 17. und
18. Jahrhunderts an der Seilte zu
Metz. 1908, 1.
Schramm, E., Ferme Champenois bei
Vernéville. 1903, 483.
— Zwei alte Schlösser bei Metz.
1907, 472.
Wal bock, G., Oculi et armoires eucha-
ristiques en Lorraine. 1906, 317.
Keune, J. B., Die ältesten Stadtbilder
von Metz und Trier. 1905, IL 186.
4. Münzkunde.
Forrer, H., Keltische Numismatik der
Rhein- und Donaulande. 1902. 151.
1903, 110. 1904, 385. 1905, I, 341.
IL 221. 190B, 284.
— Der Goldstaterfund von Tayac-
Libourne, ein Dokument des Cim-
bern- und Tigurinerzuges von 113
bis 105 v. Chr. 1907, 436.
Wolfram, G.. Münzfund von Genes-
dorf. 1903, 188.
Keune, J. B.. Über den auf der Fried-
hofinsel entdeckten Münzschatz.
1904, 483.
Quintard, M. L., Medaille commé-
morative de la fondation du couvent
des Célestins à Metz. 1907, 471.
II. Geschichtlich*! Hilfswissenschaften.
1. Urkundenwesen.
Wolfram. G., Ungedrucktc Papstur-
kunden der Melzer Archive. 1903,278.
Bloch, H., Die älteren Urkunden des
KlostersS. Vanne zu Verdun (Schluß),
1902, 48.
Reu m ont, H., Zur Chronologie der
Gorzer Urkunden aus karolingischer
Zeit. 1902, 270.
Barbé, J. J., Fac-Siniilc des signets
des 22 notaires impériaux et apos-
toliques de la cité de Metz pendant
le» XIVe et XV> siècles. 1907, 475.
B r e s s 1 a u , H., Zweites Gutachten Uber
die angebliche Dagsburger Wald-
ordnung vom 27. Juni 1613. 1904, 2.
Lcsprand. P., Cahiers lorrains de
1789. 1904, 175.
— Quelques mots sur les cahiers de
doléances des communes en 1789.
1906, 165.
2. Genealogie.
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linie Florchingen-Ennery des loth-
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ßaetcke, A. J., Die schottische Ab-
stammung der Lothringer de Blair.
1902. 1.
I h m e , F. A., Die ersten Besitzer der Burg
Waldeck in Ixrthringen. 1907. 466.
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3. Sprach- und Siedelungskunde
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1908, 121.
Ca Hais, Dir Mundarl von Hatligny
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nebst lautgeographischer Darstel-
lung der Dialektgrenzc zwischen
Vosgicn und Saunois (Lothringen).
1008, 302.
E r h r i c Ii . F.., Über Volks- und Dialekt-
dichtung im Metzer Lande. 1902,301.
Schibcr. A., Zur deutschen Siedlungs-
geschichte und zur Entwicklung
ihrer Kritik in den letzten Jahren.
1902, 449.
Weiter, Th., Die Hochäcker im Vo-
gesengebirge zu gallo-römischer
Zeit. 1903. 483.
— Die üesiedelung der Vorstufen der
Vogesen unter besonderer Berück-
sichtigung des gebirgischen Teils
des Kreises Saarburg i. L. Ein Ge-
samtbericht über mehrjährige Aus-
grabungen der Reste aus gallo-
römischer Zeit. 1906, 371.
III. GESCHICHTE IM ENGEKEN SlNNE.
1. Lothringen.
Wolfram. G., Der Einfluß des Orients
auf die Kultur und die Christiani-
sierung Lothringens im früheren
Mittelalter. 1905. I, 318.
Bresslau, II., Leber die Zusammen-
kunft zu Deville zwischen Konrad 11.
und Heinrich I. von Krank reich und
über das Todesdatum Herzog Fried-
richs II. von Oberlothringen. 1906,
45fi.
G r i t z n e r , E.. Drei Lothringer Weis-
tilmer aus dem 14. und 16. Jahr-
hunderl.
Wolfram, G.. Aktenstücke zur loth-
ringischen Geschichte des 16. Jahr-
hunderts. 190G. 529.
— Ausgewählte Aktenstücke zur Ge-
schichte der Gründung von Pfalz-
burg mit einer Einleitung: Pfalz-
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Liitzelstein und seine Lebenstragö-
die. 1908. 177.
Thamm. M.. Zwei Spottgedichte auf
Karl IV., Herzog von Lothringen.
1903, 461.
Hei mol t. H. F., Briefe der Herzogin
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Walter. Th.. Zur lothringischen Terri-
torialgeschichte im Ober-Elsaß. 1902.
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Wcyhmann. A., Geschichte der älteren
lothringischen Eisenindustrie. 1905,
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Wal bock, G., Monographie d'une usine
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jusqu'à 1900. 1907, 347.
Houpert. N.. Lothringisches Land-
leben gegen Ende des 18. Jahr-
hunderls. Ein Beitrag zur Kultur-
geschichte Lothringens. 190«, 463.
Kirch, J. P., Die Leproserien Loth-
ringens, insbesondere die Metzer
Léproserie S. Ladre bei Montignv.
1903. 46. 1904 , 56.
2. Bistum Metz.
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gcschirlilf während der Zeit Kaiser
Friedrichs I. 19(13. 278.
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Theoderichs III. von Metz.
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Dezember 30. — 1263 September 24).
1902. 431.
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geschichte des Metzer Parlaments.
1907, 464.
3. Metz und Pays Messin.
MUsebcck, E.. Zoll und Markt in
Metz in der ersten Hälfte des Mittel-
alters. 1903, 1.
— Ein Schmuckverzeichnis aus dem
U.Jahrhundert 1904, 470.
— Beiträge zur Geschichte der Mclzer
Patrizierfamilie de Heu. 1905, II, 97.
— Geschichtliche Entwickelung der
Eigentums- und Nutzungsrechte am
Seillefluß innerhalb der Stadt Met*.
1907, 25«.
Sauerland. H. V.. Ein Zeugnis für
den Leiter der Metzer Domschule
vom Jahre 1363. 1903, 466.
G c r d o 1 1 c , H., Zur Geschichte des herr-
schaftlichenGrundbesitzes im Metzer
Lande. 1906. 205.
Clement. B., Le chapitre sur le com-
merce dans les mémoires histo-
riques de l'intendant Turgot. 1905.
1, 303.
Börig, F., Zwei Skizzen aus dem gei-
stigen Lehen von Metz unter dem
Ancien regime. 190K, 283.
Paulus, E., Apport à l'histoire des
études archéologiques et historiques
pendant le XVIII«* siècle. 19(0, 210.
Clément, H., Aperçu de l'histoire des
juifs de Metz dans la période fran-
çaise. 1903, 33.
Lesprand, P., Election du député
direct et cahier du tiers état de la
ville de Metz en 1789. 1903, 158
Sauer, E., Notice sur l'hôtel de la
Préfecture (ancien Hôtel de l'Inten-
dance). 1902. 461.
Poirier, J. F., La famille messine au
bon vieux temps. 1906, 78.
Pinck, Die Metzer Armenpflege ^Le
Bureau des Pauvres, la Maison de
Charité des Bouillons et le Bureau
de Bienfaisance!. 1906, 143.
Westendorp, K., Die künstlerischen
Bucheinbände der Melker Bibliothek
vom 14. bis 18. Jahrhundert. 1907,391.
Gruson, Bericht über die Keramische
Ausstellung zu Metz (Mai- Juni lUOfi).
1906, 450.
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gischen Erbfolgekriege. 1ÎKM, 161.
Kuhn, A. J., Die Niederlassung der
Juden in Diedenhofen. 1908, 261.
Huber, E.. et Paulus, F... Coup d\eil
historique sur les origines de Saar- i
guemines jusqu'au XIV«-' siècle.
1903, 262.
Gros s mann, H., Saargemünd wäh-
rend der llevolutionszeit. 1900 II,
129.
Kirch, J. P., Die Streitigkeiten um die
Herrschaften Rodemachern, Hütt- '
schichte.
gen, Püttlingen und Preisch im 17.
und 18. Jahrhundert. 1905 II, 168.
— Die Herrschaft Eschcringcn und
die Höfe Uurll, Hanhof <,Hohenhof i
und Krakelscheucr Eine Berich-
tigung. 190«, 525.
Schlager, P. Zur Geschichte des
ehemaligen Franziskanerklosters in
Sierck. 1904, 228.
- Zur Geschichte der Franziskaner-
kl.ister in Sierck und Oherhomburg
1908, 442.
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ô. Biographisches.
V., -Vatikanische bio- Paulin,
Saucrland, H
graphische Notizen zur Geschichte
des XIV. und XV. Jahrhunderts.
\<m, 468. 1906 517.
Adam, A., Hans Hammer, F.rbauer der
Kirche in Finstingen. 1902, 465.
P., Karl Desiderius Hoyer.
Ein lothringischer Vcrskünsller.
1904, 238.
Grimme, F., Ist Karl Desiderius Hoyer
ein deutscher Dichter gewesen V
l'J05 II, 156.
Nachträge und Berichtigungen
zum Iuh<sTerzeichnis der Jahrgänge I-Iffl (Jahrb. XIII, S. 500 ff.).
Mitgeteilt von J. B. Keune.
Das im Jahrbuch XIII (1901), S. 500—520, veröffentlichte Inhaltsverzeichnis
der 18 ersten Jahrgänge unseres Jahrbuchs bedarf der Verbesserung und Ergänzung.
Hier seien folgende Berichtigungen und Nachträge mitgeteilt:
S. 502: Houpert, N., Das deutsche Volkslied in Lothringen.
S. 502, 504 und 506 fehlen die Fundberichte und kleineren Mitteilungen von
Keune. IX (1897), S. 326-342, von Wichmann, VI (18941, S. 316-323.
von Wolfram, III (1891), S. 418-422 und IX (1897), S. 319 -323.
S. 502 ist der Muscumsbericht von Keune. XI (1899). S. 374 -385, unrichtig ein-
geordnet, ebenso die Mitteilung, VII (1896), 1, S. 194 f.
S. 606 und 518: Winckclmann. -- S. 514: Marckwald.
S. 515 sind die Mitteilungen über vorrömische (vorgeschichtliche) Funde von
Wolfram, IX (1897), S. 319, 321—322. nachzutragen. — Dagegen war der
Aufsatz über die keltischen Göttersteine von Keune, der Steinbilder ein-
heimischer Gottheiten aus der Zeit der Römerherrschaft behandelt, unter
II, 2, Kömische Zeit, einzureihen.
S. 515 hätten unter II, 2 neben den Aufsätzen von Keune über römische
Inschriftenfunde vom Herapel und aus dem Wald bei Hullenhausen,
IX, S. 323 —326. auch die folgenden Berichte über den gallisch-römischen
Friedhof im Wald Neu-Scheuer, S. 326 —330, über Funde römischer Zeit
beim Neubau der Kirche St. Scgolena zu Metz, S. 331—333, über römische
Funde aus Sablon. S. 333— 334, aus Settingen, S. 334—337. aus Kirch-
naumen, S. 337—341, sowie über ein Steinbild der Epona zu Kün/ig.
S. 341-342, außerdem die Mitteilungen VI (1894). S. 324—327, berücksichtigt »
werden sollen, wenn, wie in anderen Anführungen, Vollständigkeit ange-
strebt war.
Ebenso sind S. 516 die Mitteilungen von Wie h mann VI (1894), S. 313—316:
über die Ausgrabungen der Villa bei St. Ulrich, S. 317—323: über die
Funde auf dem Marxberg bei Saarburg i. L, S. 323: über einen Viergötter-
slein bei Kauweiler, ferner die Mitteilungen von Wolf rain: über römische
Gräber auf der Westseite von Metz. III (1891), S.418, auch IX (1897). S. 319.
übersehen.
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S. 516 ist der Aufsatz von Kcunc über einen spät-merowingischen Friedhof bei
Groß-Moyeuvre irrtümlich in den Abschnitt, welcher die riimische Zeit um-
faßt, hineingeraten. Außerdem fehlen aber in dem der merowingischen
Zeit gewidmeten Abschnitt II, 3 die Mitteilungen von Wi ch mann, VI (1894),
S. 316-317. und von Wolfram, IX (1897), S. 319 und 322-323. Auch
die beiden Arbeiten von Schiber IX (1897), S. 4« ff., und XII (190O).
S. 148 ff., gehören hierher.
In dem Abschnitt II, 4. über mittelalterliche und neuere Archäologie
(S. 516). sind die Mitteilung von Keune über eine mittelalterliche bemalte
Holzdecke zu Metz, IX, S. 330—331, und die Arbeit desselben Verfassers
über archäologische Sammlungen und über Fälschungen oder Nachbildungen
antiker Inschriften im 1«. Jahrhundert zu Metz, VIII (1896), 1. S. 1—118
im Abschnitt II, ö, Numismatik (S. 517) die Mitteilungen von Wolfram
über Münzfunde. IX, S. 319, 320-321 unberücksichtigt geblieben.
S. 517 fehlen unter III, 1 z B. Wieg and, Nonnenverzeichnis von St. Marie zu
Metz, I, S. 269, und Meine), über Aurzeichnungen der Apotheke des
Spitals St. Nicolas zu Metz, I, S. 270—272.
S. 519 war unter IV. 3 (Geschichte von Metz) u.a. auch Keune. Zur Geschichte
von Metz in römischer Zeit. X (1898), S. 1—71, aufzunehmen.
S. .V20 fehlen unter IV, 5 (Biographie) die Aufsätze von Keune über J. J. B o i s -
sard und seine Melzer Freunde. VIII (1896). 1, S. 1 IT., und von Wolfram
über A. Prost, ebenda. S. 242- 253.
Griechisch -römische Geschütze .
Tafel I.
Griechisch- römische Geschütze
Tafrl ff.
Kuthytonon nach VUnnr,
/ Spannrahmen , ?.4nsieht von oben , 3. Insieht von der Seite
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Palintnnon nach Héron , Philon .Vitniv.
/ . Jnsicht von oben. ? von vom . 3 von der Seile . A Sjumnrahmen von oben ,
5. d, S. 8 . Mittel - und Seilenstdntler, 9 Construction der Peritreten .
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Griechisch-römische Geschütze.
Ta/èi n:
Onager nach Amman
/ Längsschnitt , Z . Inxicht von der Seite . 3 run oben , 4 von vorn, S von hinten .
Haßstab (:20
ro te *o i
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Tafel V.
Funde aus der Lunette d'Arçon zu Metz (1904/05).
Römische Inschriften.
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Tafel VI.
Funde aus der Lunette d'Arçon zu Metz (1904/05).
Römische Inschriften.
Tajrl VII.
Tafel IX.
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Tafel X.
Tafel XI.
Funde aus der Lunette d'Arçon zu Metz.
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Römische Kleinfunde (l'XM.'OS) und ein Kasteiißrab (l<JOn.
Tafel XII.
Funde aus der Lunette d'Arçon zu Metz { 1 904 OS).
Altchristliche Inschriften und Steinsäge.
Tafel XIII,
l'unde aus der Lunette d'Arçon ZU Met/ (1001 05).
1 Bruchstück eines Sargdeckels. 2—11 huulslücke aus fränkischer Zeit
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Funde römischer Zeit aus Metz, Daspich und Langd.
Tafel XVII.
1—4 Altar von der Citailellc zu Metz. 5—7 Ciötterstein mis ilcr Kmbenmitlelschiilc zu Metz.
8 Qnhstdn, RCfutJdefl Metz. Weiilenwall. lJ Steinbild des Vulcaniis, gefunden hei Daspich
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