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Full text of "Jahrbuch"

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Jahrbuch 


Gesellschaft  für 
Lothringische 
Geschichte  und . 


|Iriuret0ti  îlaibcrôiigi. 


Jahr-Buch 

der 

Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  und 

Altertumskunde 

Zwanzigster  Jahrgang 

1908 

 «H» 

Mit  24  Abbildungen  im  Text  und  10  Tafeln. 


METZ 

VERLAG  VON  G.  SCRIBA. 


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JAHR-BUCH 

der 

Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  und 

Altertumskunde 

ZWANZIGSTER  JAHRGANG 
1908. 


ANNUAIRE 

DE  LA 

SOCIÉTÉ  D'HISTOIRE  ET  D  ARCHÉ0LOGIH 
LORRAINE 


VINGTIÈME  ANNÉE 

1908. 


i 


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Protektor: 


Majestät  Kaiser  Wilhelm  II. 


.5067 19 


Inbaltsöbersicbt.     Table  des  matières, 


•Seile 

1.  Handwerkerhäuser  des  17.  und  18.  Jahrhunderts  an  der  Seille  zu  Metz, 

von  Architekt  H.  E  Heppe.  Metz.  (Hierzu  Tafel  I  und  II;    ....  Î 

2.  Die  Benediktiner-Abtei  St.  Arnulf  vor  den  Metzer  Stadtmauern.  Eine 

archäologische  Untersuchung  (Fortsetzung)  von  Professor  Dr.  Bour, 
Metz.  (Hierzu  Tafel  III)*  .  K    . -\  -À      1  L  U  4.\  20 

3.  Lo  baitomme  'don  piat  fei  de  Chan  Heurlin,  de  Didier  Mory.  publié  par 

J.  Th.  Baron  121 

4.  Die  gallorömischen  Villen  bei  Lörchingen  und  Saaraltdorf  in  Lothringen. 

von  Notar  T.  Welter  und  Architekt  H.  K.  Heppe.  (Hierzu  Tafel  IV,  V,  VI)  152 
ö.  Ausgewählte  Aktenstücke  zur  Geschichte  der  Gründung  von  Pfalzburg, 
mit  einer  Einleitung:  Pfalzgraf  Georg  Hans  von  Veldenz-Lützelstein 
und  seine  Lebenstragödie,  von  Geh.  Archivrat  Dr.  G.  Wolfram,  Metz 

(Hierzu  Tafel  VII,  VIII)  177 

K.  Die  Niederlassung  der  Juden  in  Diedenhofen,  von  Religionslehrer  A.  J.  Kohn, 

Diedenhofen  261 

7.  Zwei  Skizzen  aus  dem  geistigen  Leben  von  Metz  unter  dem  «ancien 

régime»,  von  Archivassistent  Dr.  Fritz  Rörig,  Metz  283 

8.  Die  Mundart  von  Hattigny  und  die  Mundart  von  Ommeray  nebst  laut- 

geographischer Darstellung  der  Dialektgrenze  zwischen  Vosgien  und 
Saunois  (Lothringen),  von  Dr.  phil.  ('-allais,  Bonn  &.  Rh.  (Hierzu 
Tafel  IX  und  X)  302 

H.  Drei  Lothringer  Weistümer  aus  dem  14.  und  16.  Jahrhundert.  Mitgeteilt 

von  Archivar  Dr.  Erich  Gritzner,  Weimar  423 

Kleinere  Mitteilungen  und  Fundberichte.  —  Cotnmunicationa  diverses  et 

trouvailles  archéologiques. 

Suite 

I.  Zur  Geschichte  der  Franziskanerklöster  in  Sierck  und  Oberhomburg,  von 

Patricius  Schlager.  0.  F.  M.,  Harreveld  (Holland)  442 

2.  Zur  Geschichte  Bischof  Theodorichs  III.  von  Metz,  von  Archivassistent 

Dr.  P.  Wentzcke,  Straßburg  450 

liüc/ierschau. 

Seite 

Ks  sind  besprochen  bezw.  angezeigt: 
Reallcxikon  der  prähistorischen,  klassischen  und  frühchristlichen  Altertümer, 

von  Dr.  Robert  Forrer,  Slraßburg  i  E  455 

Urgeschichte  des  Europäers  von  der  Menschwerdung  bis  zum  Anbruch  der 

Geschichte,  von  Dr.  Robert  Forrer,  Straßburg  i.  E  45« 

Emile  Huber,  Le  Hérapel,  les  fouilles  de  1881  à  1ÎKM.   1«  fascicule  1ÎXI7, 

2«  fascicule  1908    458 

Führer  durch  die  Staatssammlung  vaterländischer  Altertümer  in  Stuttgart. 

herausgegeben  von  der  Direktion  461 


f 


Seite 

Quellen  zur  lothringischen  Geschichte,  lit -rar.s^>-^i  ben  von  der  Gesellschaft 
liir  loi  In  iii^isi'lm  1  ït.'scli  iclitf.  HaudlV:  1  lie  Met  zer  Chronik  des  Jaiqih- 
Dex.  herausgegeben  von  Dr.  G,  WuKram,  üand  IX:  Cahiers  de  Doii  anrr  ^ 
des  Coinmunaulés  en  17Sit.  1    Bailliages  de  Bnulay  et  de  Ruuzonville, 

l'nblii'-s  l'ai1  N.  l'inrvaux  cl  1'.  I.esprand   Iii'.' 

Quellen  zur  lothringischen  Geschichte,  herausgegeben  von  der  Gesellst  li.tfi 
für  Iniliriii/ischc  Geschichte  und  Altertumskunde  liand  V:  Hie  Melzer 
liaunrollen  des  18.  Jahrhunderls.    1.  Teil.   Bearbeite!  von  Professor 

Dr   Wieliiiiunn     4>it 

Les  anciens  pouillés  du  diocèse  de  Met/.,  publiés  et  annotés  par  N  Dm-vaux  U>n 

Allas  historique  du  diocèse  de  Metz,  par  G.  Rourgeat  el  N.  Dorvaux  .  .  .  4tiii 
L'ancien  régime  en  Lorraine   et  Barrois,  d'après  les  documents  inédits 

(1698—  178D),  5e  édition,  revue  et  augmentée  par  le  cardinal  Mathieu.  4t>9 

I£.  von  Borries,  Geschichte  der  Stadt  Strasburg   471 

I.  Knobloch,  Das  Territorium  der  Stadt  Straßburg  bis  zur  Mitte  des  10.  Jahr- 
hunderts .  ,  .  ,  .  ,  ,  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  Iii 

J.  Krischer,  Die  Verfassung  und  Verwaltung  der  Reichsstadt  Schlettstadt  im 

Mittelalter    .                                                        .     .              .         ...  17:1 

Archives  de  Betzdorf  et  de  Schuttlnuir^i.  analysées  et  publiées  par  le 

Dr.  N.  van  Werveke,  Luxembourg     174 

N.  van  Wcrveke,  Les  villes  luxembourgeoises  et  leurs  affranchissements    .  47ô 

\V.  Kot  lie,  Wanderbucli  fur  I.othi  in^eii  und  die  angrenzenden  Gebiete,     Auflage  47'> 

lieviu-  lorraine  illustrée,  publication  trimestrielle,  inmi-s  I    111   t7s 

Westdoiilselu-  /eilsi  ln  ilt  für  ( o-srlii<  1  il c  und  Knnsl  .  .  .  .  .  .  .  .  .  ilii 

Annales  de  l'Ksl  et  du  Nord,  tunie  IV                                             ...  47!) 

Mémoires  de  la  Société  d'archéologie  lorraine  et  du  Musée  historique  lorrain. 

toine  07  ,11107   171» 

Bulletin  mensuel  de  la  Société  d'archéologie  lorraine  1907  u,  1908     .    .    .  480 

Le  pays  Lorrain,  tome  V  .    .   .   .   480 

Revue  ecclésiastique  de  Metz   480 

L'Austrasie.  revue  du  pays  messin  et  de  Lorraine   481 

Mémoires  de  l'Académie  de  Metz,  'M  série,  XXXVe  année   481 

Archiv  für  Ruchbinderei,  Jahrg.  8   481 

Bulletin  de  la  Société  d'études  de  la  province  de  Cambrai   482 

Revue  des  études  rabelaisiennes  (liHJHj    182 

Bulletin  historique  et  philologique  (1907)   482 

Mémoires  de  l'Académie  de  Reims  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  .  ,  ,  ,  .  .  482 

Revue  des  études  juives  (  l!M)lîj   482 

Burgwart.  Band  9  ■    ■    ■   ■   ^82 


Verzeichnis  der  mit  der  Gesellschaft  im  Scliriftcnaustausch  stehenden  Vereine  484 
Sitzungen  und  Ausflüge  im  Jahre  1908/9  4'.)2 

Si  .Tie.  -  H  .  -■eiii  Mons  de  l'exercice  1908  9  .  .  .  .  .  ,  .  .  ,  .  .  .  49H 

Bericht  über  die  Tätigkeit  der  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  in 

den  ersten  20  Jahren  ihres  Bestehens  .  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  50« 

Compte-reml»  sur  l'activité  de  la  Société  d'histoire  el  d'archéologie  durant 

les  années  I8HH-HK1B    ■    ■    ■  -^7 


Soi  h- 

Jahresbericht  über  die  Tätigkeit  der  Gesellschaft  vom  1.  April  1908  bis 

1.  April  1909   522 

Compte-rendu  annuel  sur  la  marche  de  la  Société  du  Ie'  avril  1908  au 

1er  avril  1909    633 

Diedenhofen  530,  ■'531 


Jahresbericht  über  die  Tätigkeit  der  Ortsgruppe  . 

'  Saarburg   o32/o33 


Compte-rendu  des  travaux  du  groupe  local  }  Saargemuml 

Verzeichnis  der  Mitglieder    538 

Gesamtregister  der  in  den  Jahrgängen  1902—1908  des  Jahrbuchs  für  lothrin- 
gische Geschichte  und  Altertumskunde  veröffentlichten  Aufsätze  und 
Mitteilungen.   Bearbeitet  von  Archivassistent  Dr.  F.  Rörig    ....  557 
Nachträge  und  Berichtigungen  zum  Inhaltsverzeichnis  der  Jahrgän?^  I  l»is  XIII. 

mitgeteilt  von  Museumsdireklor  Professor  J.  B.  Keune  ôtilS 


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HandwerkerMuser  des  17.  und  18.  Jahrhunderts  an  der  Seilte  zu  Hetz. 

Von  H.  E.  Hoppe,  Metz. 

Nachdem  der  Verband  der  Deutsehen  Architekten-  und  Ingenieur- 
Vereine  sein  monumentales  Publikationswerk  »Das  Dauern  haus  im 
deutschen  Reiche  und  in  seinen  Grenzgebieten«1)  vor  kurzem 
zum  Abschluß  gebracht,  hat  er  sich,  einer  Anregung  des  Sladtbau- 
inspektors  Stiehl  in  Charlotten  bürg  folgend,  als  neuestes  größeres  Unter- 
nehmen die  »Aufnahme,  Sammlung  und  Krhaltung  der  Klein - 
bürgerhiiuser  mittelalterlicher  Städte«  zur  Aufgabe  gestellt*). 

Ebensowenig,  wie  über  das  erstere,  in  seinen  Zielen  und  seiner 
Ausführung  gar  nicht  genug  anzuerkennende  und  in  seiner  grundlegen- 
den Dedeutung  für  immer  feststehende  Werk  an  dieser  Stelle  noch 
Worte  des  Rühmens  zu  machen  sind  —  ebensowenig  braucht  wohl 
auf  die  Wichtigkeit  des  zweiten  Themas  besonders  hingewiesen  zu 
werden. 

Hat  doch  der  Kunst-  wie  der  Kulturgeschiehtsforschcr,  der  Philologe 
ebenso  wie  der  Sozialpolitiker,  der  bauende  Künstler  und  hoffentlich 
auch  der  gebildete  Laie  dasselbe  Interesse  an  dem  schönen  Werke  der 
Sammlung  und  wenn  möglich  der  Erhaltung  unserer  alten  Kleinbürger- 
häuser. 

In  ilinen  liegt  ein  gutes  Stück  unserer  bürgerlichen  Entwickelungs- 
gesehichte  verborgen.  Und  wenn  auch  jede  Landschaft,  jeder  Stamm 
mehr  oder  minder  einst  seinen  eigenen  Typus  dieser  bescheidenen 
Heimwesen,  gesondert  nach  Art  und  Stand,  entwickelt  hat,  so  geht 
doch  wieder  bei  aller  formalen  Verschiedenheit  durch  große  Gruppen 
und  schließlich  durch  das  Ganze  ein  wesensverwandter  Zug,  der  die 
Entwickelung  auf  der  ganzen  Linie  noch  heute  erkennen  läßt.  — 

Dieses  Verschiedene  im  Gleichen  aber  zu  entwirren  und  klar- 
zulegen, seine  Entstehung  und  Wandlung  im  Laufe  der  Zeiten  und 
unter  dem  Einflüsse  der  einst  formgebenden  Macht  der  Bedürfnisse, 

')  1906.  Verlag  Ii.  Kuehtmann,  Dresden.  120  Tafeln  in  Fol.  und  Textband 
in  4°  mit  548  Abbildungen. 

*)  Vergl.  »Fünner  Tag  für  Denkmalpflege«,  S.  8«  IT.  Verlag  Willi.  Krnst  &  Sohn. 
Uerlin  1904. 

lahrliinh  J.  Urvv  f.  lotlir.  (iosclilohtp  u  Alterliiimk.,  .Mirtf.  S».  ' 


-    2  - 


Gebräuche  und  Gewohnheiten  festzustellen,  bildet  nicht  den  geringsten 
Reiz  unserer  Aufgabe  und  zudem  eine  Fundgrube  kulturhistorischer 
Aufschlüsse. 

»Ks  ist  ja  nun  leicht  verständlich,  daß  sich  das  Interesse  an  der 
mittelalterlichen  Baukunst«,  als  es  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts erwachte,  »zuerst  den  auffälligen  Kirchen-  und  sonstigen 
größeren  Bauten  zugewandt  bat;  daß  dagegen  die  Profanbaukunst  zu- 
rücktreten mußte.  Erklärlich  durch  die  unauffällige,  schlichte  Form 
vieler  dieser  kleinen  Denkmäler,  erklärlich  auch  dadurch,  daß  die 
litterarische  L'eberlicferung  noch  viel  lückenhafter  ist  für  unsere  I'rofan- 
bauten,  als  für  die  kirchliche  Baukunst. 

Ks  ist  dies  aber  für  die  Denkmalpllege  sehr  bedauerlich  deswegen, 
weil  gerade  die  profanen  Denkmäler  viel  mehr  als  die  kirchlichen  der 
Umänderung,  der  vollständigen  Vernichtung  anheimgegeben  sind«  '}. 

Trotzdem  ist  die  litterarische  Bearbeitung  des  Stoffes  im  letzten 
Jahrzehnte  in  guter  und  gründlicher  Weise  erfolgt2). 

Dagegen  fehlte  bisher  zum  klaren  Erfassen  des  Gegenstandes  das 
erforderliche  Anschauungsmaterial  in  allzu  großem  Maße.  Und  das 
eben  ist  die  Lücke,  die  das  neue  Unternehmen  des  eingangs  genannten 
Verbandes  ausfüllen  wird  und  ausfüllen  muß,  so  lange  es  noch  Zeit 
ist.  - 

Kin  bescheidener  Beitrag  dazu  soll  auch  diese  Arbeit  sein,  die 
gerade  vor  Torschluß  aus  dem  im  Verschwinden  begriffenen  allen  Hand- 
werkerviertel des  mittelalterlichen  Metz  zu  bewahren  sucht,  was  morgen 
vielleicht  schon  spurlos  verschwunden  sein  wird!  — 

Im  Osten  der  Stadt  tritt  im  tielliegenden  Tale  beim  Mazellentore 
die  »Seille«,  die  sich  nach  ihrem  Laufe  durch  Lothringen  hier  unter 
den  Mauern  von  Metz  mit  der  Mosel  vereinigt,  in  das  ummauerte  Stadt- 
gebiet ein. 

An  ihr  siedelte  sich  schon  frühe  die  Gerberzunft  an,  die  hier 
alles  fand,  was  sie  zur  Ausübung  ihres  Gewerbes  bedurfte  :  genügenden 
Raum,  fließendes  Wasser  und  gesicherten  Mauerfrieden.  Bis  zum  Ende 
des  Mittelalters  war  zudem  dieser  llatiptlauf  der  Seille  stets  schiffbar 
und  bot  so  nicht  nur  dem  Handwerk,  sondern  auch  dem  mit  ihm  ver- 
bundenen Handel  Vermehrte  Förderung11). 

')  Stiehl  in  »Fünfter  Tag  für  Denkmalpflege«,  87. 

')  Vcrgl.  Heyne,  Das  deutsche  Städtewesen.  -  Stephani,  Di  r  älteste  deutsche 
Wohnbau  und  seine  Einrichtung.    Leipzig  HH»2.    -  Hände, 

')  Vergl.  Müscbeck.  Geschichtliche  Kniwickelung  der  Eigentums-  und 
Nutzungsrechte  am  Seillelluf«  innerhalb  der  Stadt  Metz.  Jhb.  XIX,  S.  25«  IT. 


-  s  - 


Dis  1739  hatle  die  Seille  auch  innerhalb  der  Stadtmauern  nur 
Erdufer,  an  denen  die  ansässigen  Gerber  von  allersher  mannigfache 
und  verbriefte  Rechte  besaßen.  Außerdem  aber  suchten  sie  den  vor- 
handenen Herst  reifen  noch  über  ihre  Gerechtsame  hinaus  durch  An- 
und  Ueberbauten  von  ihren  Häusern  aus  möglichst  auszunutzen.  Wie 
vorauszusehen,  ergab  sich  daraus  eine  mit  der  Zeit  immer  zunehmende 
und  in  gesundheitlicher  Hinsicht  besonders  bedenkliche  Verengerung 
und  Verschlammung  des  Flußbettes,  zumal,  nachdem  dessen  Schiffbar- 
keit ein  Hude  genommen. 

Die  Stadt  Verwaltung  .suchte  zwar  wiederholt  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte durch  polizeiliche  Maßregeln  dem  Cebel  zu  steuern,  jedoch 
ohne  dauernden  Krfolg.  Den 
nie  abreißenden  Streitigkeiten 
hierüber  machte  schließlich 
der  Marschall  Delle-Isle  ein 
Knde,  dem  bekanntlich  noch 
heute  die  Allstadl  Metz  in 
der  Hauptsache  ihr  charak- 
teristisches, wenn  auch  etwas 
eintOnigee  Stadtbild  verdankt, 
indem  er  gleichzeitig  mit  der 
Ausführung  neuer  Befesti- 
gungsanlagen vor  und  am 
Mazellenplatz  im  Jahre  1739 
an  die  Gerberzunft  mit  Sa- 
nierungsvorschlägen  heran- 
trat. 

Seiner   Anregung  zu- 
folge faßte  diese  den  Beschluß, 
im  Flußbette  der.  nun  seil 
der  Abzweigung   eines  um 
einen  Teil  der  Stadtmauern 
geleiteten  Armes,  sogenannten 
»inneren  Seille«  einen  Kanal 
von  24  Fuß  Breite  herzu- 
stellen, ihn  mit  einer  unten  2  Fuß,  oben  18  Zoll  starken  Mauer  beider- 
seits zu  verkleiden  und  die  Sohle  zu  pflastern.    1740  erfolgte  mit  Zu- 
stimmung der  drei  städtischen  Stände,  des  conseil  d'état   und  des 
Königs  —  in  besonderem  Arrêt  —  die  Ausführung. 

Damit  erhielt  der  G  er  her  graben,  eben  diese  innere  Seille,  im 


Abb.  1.    Handwerkerhaus  des  XVI.  Jahr* 
humlerta  an  der  ehemaligen  Seille. 
Gegenwärtiger  Zustand. 


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wesentlichen  die  Gestalt,  wie  sie  sich  bis  etwa  1900  noch  darstellte 
(vergl.  Tat  1). 

In  der  Mitte  der  Fluß,  rechts  und  links  ein  schmaler  Laufgang 
und  beiderseits  dann  die  zum  Teil  sehr  schmalen,  eng  zusammen- 
gebauten Fronten  der  Gerberhäuser,  alle  -  für  Metz  ein  ungewohnter 
Anblick!  —  in  Holz  konstruiert;  diejenigen  der  linken  Seite  dazu  in- 
folge des  hier  sehr  rasch  ansteigenden  Geländes  ungewöhnlich  hoch 
mit  vielen  niedrigen  Geschossen  und  der  malerischen,  wenn  auch  etwas 
übelriechenden  Staffage  im  Winde  wehender  Tierhäute 1  ).  — 

Kaum  ein  Jahrhundert  über  nach  17H9  noch  behielt  der  alte 
»Gerbergraben«  seine  Bestimmung.  Als,  dem  Zuge  der  Zeit  folgend, 
auch  die  Gerberei  aus  der  handwerklichen  in  die  fabrikmäßige  Betriebs- 
form übergeführt  wurde,  die  ihrerseits  sich  in  dein  engbevölkerlen 
Viertel  und  den  alten  Häusern  nicht  mehr  zurechtfinden  konnte,  da 
ging  einer  der  kleineu  Betriebe  nach  dem  andern  ein.  Die  Kleinnieister 
verschwanden  und  in  ihre  verlassenen  Heimwesen  zogen  sich  langsam 
die  Aermsten  der  Armen.  Was  das  bei  deren  Lebensgewohnheilen 
und  dem  Mangel  aller  sanitären  Hinrichtungen  in  diesen  zum  größten 
Teil  jahrhundertealten  Gebäuden  zu  bedeuten  hatte,  braucht  des  näheren 
nicht  ausgerührt  zu  werden. 

Hs  genügt  die  Andeutung,  daß  die  Häuser  zu  dumpfen  und  sehmutz- 
starrenden  Höhlen  wurden,  in  denen  die  Bewohner  infolge  des  Fehlens 
jeder  gesunden  Wohnungspolitik,  in  stetem  Kampfe  mit  allen  Liebeln, 
die  aus  ähnlichen  Verhältnissen  nur  entstehen  können,  vor  allem  aber 
mit  zahllosem  Ungeziefer,  lagen  und  —  liegen.  Der  Fluß  selbst  aber 
wurde  dabei  immer  mehr  zu  einer  trägen,  ilu'  schwarzes,  schlammiges 
Gewässer  dahinschiebenden  Kloake,  einer  Gefahr  für  die  ganze  Stadl,  so 
daß  schließlich  der  liebliche  Geruch  des  Chlorkalks  in  diesen  Breiten 
ständig  den  vorschriftsmäßigen  Ozongehalt  der  Luft  —  wenn  auch 
etwas  mangelhaft  —  ersetzte.  —  —  — 

In  den  Jahren  1905/00  wurde  endlich  den  nachgerade  nicht  länger 
zu  duldenden  Zuständen  ein  Ende  gemacht.  Der  innere  Seillelauf  wurde 
kanalisiert  und  auf  ihm  im  Niveau  der  angrenzenden  Verkehrswege 
eine  stattliche  Straße  angelegt. 

Die  Stunde  der  alten  Gerberhäuser  aber  hat  damit  geschlagen. 
Sie  sind  dem  Untergange  geweiht  und  schon  zeigt  sich  zwischen  ihnen 
hie  und  da  der  Vertreter  einer  neuen  Zeit;  Häuser  besser  gebaut,  mit 
Wasser  und  Kanalisation  ausgestalte»,  sonst  aber  in  ihrer  erschreckend 

')  Veryl.  die  malerische  Darstellung  in:  K.  Stieler,  »Bilder  aus  Elsaß-Loth- 
ringen«.   Stuttgart.    F.  Ne(T,  1870.    Einschaltbild  nach  S.  H2. 


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armseligen  Charakterlosigkeit  nicht  gerade  erfreulich  anzuschauen.  Und 
mit  den  alten  Häusern  verschwindet  zugleich  auch  still  und  stumm  ein, 


Abb.  2. 

wenn  auch  vollkommen  verwahrlostes,  so  doch  in  seiner  zweckvollen 
Kigenart  jedenfalls  heute  schon  äußerst  seltenes,  altertümliches  Städtebild 
von  packendem  malerischem  Reize.  An  seine  Stelle  aber  tritt,  mit  allen 


bi'isen  Geislern  im  Hunde,  der  kleine  Techniker  oder  Bauunternehmer 
und  beglückt  die  Welt  mit  den  .scheußlichen  Ausgeburten  seiner  ver- 
kümmerten Zeugungskraft  —  während  eine  verständnisvolle  Künstler- 
hand an  dieser  so  ausnahmsweise  günstigen  Stelle  mit  leichter  Mühe 
das  verschwindende  alte  durch  ein  ebenso  reizvoll-charakteristisches 
neues  Straßenbild  zu  ersetzen  im  Stande  gewesen  wäre! 

Das  Alle  stürzt,  es  ändern  sieh  die  Zeiten  —  was  aber  werden 
unsere  Nachkommen  von  unseren  künstlerischen  Leistungen  sagen?  

Auf  der  zu  dieser  Arbeit  gehörigen  Tafel  2  und  den  Text illust ra- 
tionell sind  nun  zwei  verschiedene  dieser  alten  bescheidenen  Hand- 
werkerhäuser zur  Darstellung 
gelangt.  Hei  ihrer  Betrachtung 
ist  das  Erste,  was  auch  dem 
wenig  Aufmerksamen  in  die 
Augen  springt,  der  ganz  un- 
verhältnismäßige Gegensatz 
trotz  gleicher  Art  und  Be- 
stimmung der  beiden  Facaden 
in  formaler  Hinsicht.  Ks 
macht  die  erste,  aus  dem 
Ende  des  16.  Jahrhunderts 
stammende  (Taf.  2),  der 
andern,  aus  dem  18.  Jahr- 
hundert (Abb.  12)  gegenüber 
bei  allem  heutigen  Verfalle 
einen  ganz  auffallend  kulti- 
vierten, einen  geradezu  vor- 
nehmen Eindruck.  Bei  dem 
älteren  Werke  ist  jedes  De- 
tail mit  Liebe  und  Sorgfalt 
behandelt,  nicht  nur  des 
Aeußeren  des  Hauses,  wie 
das  etwa  heute  üblich,  son- 
dern auch  der  inneren  Ausstattung  (vgl.  Abb.  8 — 10).  Einfach  und  be- 
scheiden dal>ei  alles,  aber  gefüllig,  geschmackvoll  und  gediegen!  Ganz 
im  (leiste  des  eben  vergangenen  Mittelalters  und  seiner  künstlerischen 
Feinl'übligkeit. 

Bei  dem  anderen  dagegen,  welche  minderwertige,  beängstigend 
leichte  Konstruktion  dieses  zu  schwindelnder  Hübe  getriebenen  Holz- 


Abb.  8. 


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und  Breiterbaues  ;  und  welche  Gleichgültigkeit  in  formaler  Hinsicht. 
Nicht  der  leiseste  Versuch  der  Veredelung  des  Zweckes  durch  die  Form 
ist  festzustellen! 

Beides  Wohn-  und  Werkhäuser  eines  Meisters,  einer  Familie:  das 
erste  aber  offensichtlich  das  traute  und  gehegte  Nest,  die  Heimat  kleiner, 
aber  selbstbewußter  und  handwerksstolzer  Bürger  —  das  andere,  trotz 
verhältnismäßiger  Größe,  der  notdürftige  Unterschlupf  ideallos  werkeln- 
der «Citoyens«  ! 

Der  Unterschied  in  ih  r  Wühl  der  Materialien  der  beiden  Gebäude 
ist  es  nicht;  denn  gerade  ein  Holzbau  läßt  sieh  so  gestalten,  daß  er 
an  reizvoller  Schönheil  nicht  leicht  zu  übertreffen  ist.  Das  nahe  Elsaß 
bietet  deren  die  Fülle  als  Beispiele.  —  Nein!  — 

Es  muß  sich  hier  eine  fundamentale  Wandlung  der  Verhältnisse 
und  Menschen  vollzogen  haben,  von  der  Zeit,  da  auf  goldenein  Boden 
das  alte  Handwerk  noch  lustig  blühte,  bis  zur  Entstehung  dieser 
kümmerlichen  Gehäuse. 

Und  ein  Blick  auf  die  politische  Geschichte  der  Stadt  klärt  bald 
dieses  anscheinend  so  unverständliche  kiinstgeschichtliche  Rätsel! 

Aur  der  einen  Seite  sehen  wir  da  vor  der  Okkupation  Lothringens 
durch  Frankreich  im  Jahre  1552  die  selbstbewußte  und  in  Kunst, 
Handel  mit  Handwerk  blühende  alte  deutsche  Reichsstadt  »Metz  la 
Biche-  !  mit  ihrer  Bürgerschaft  als  Herr  im  Hause. 

Aul  der  andern  Seite  aber  nach  den  Stürmen  des  Iii.  und  17.  Jahr- 
hunderts und  ihrer  politischen  und  religiösen  Gewaltherrschaft,  ihren 
Kriegen  und  ihrer  Stockung  alles  bürgerlichen  Lebens  ein  zur  fran- 
zösischen Provinzial-Dulzendstadt  herabgesunkenes  Gemeinwesen,  dessen 
verarmte  Einwohnerschaft  neben  der  großen,  fremden  militärischen 
Besatzung  nur  noch  geduldet  und  damit  auf  lange  hinaus  in  jeder 
kulturellen  wie  sozialen  Betätigung  gcwaltam  gehemmt  ist1). 

Zu  der  konkreten  Behandlung  des  Gegenstandes  nunmehr  über- 
gehend, sei  zunächst  »1er  Grundriß  der  Abb.  2  betrachtet,  der  zu  dem 
mit  der  Holzgallerie  ausgestatteten  der  beiden  Häuser  der  Taf.  2  gehört, 
welch  letzteres  zunächst  betrachtet  werden  soll. 

Auf  den  ersten  Blick  linden  wir  hier  den  allgemeinen  Typus  des 
kleinbürgerlichen  Einfamilienhauses  des  Mittelalters  wieder,  wie  er  sich 
mil  einer  bei  seinem  umfassenden  Geltungsgebiete  überraschend  großen 
Uebereinstimmurig  bis  etwa  zum  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  entwickelt 

')  Vergl.  Wolfram.  Ueschuhllirher  l'eberblirk,  S.  XVII  ft*  in:  Technischer 
Führer  durch  Metz.    Met/,  (J.  Scriba,  18«.M. 


■ 

■ 


—    8  — 

Hatto.  Die  liier  vorliegende  Anordnung  der  Räume  —  zwischen  zwei 
Zimmern  nach  der  Straße  und  nach  dem  Hofe  ein  dritter,  der  die 

Treppe  enthält  und  je  nach  der  Land- 
schaft Diele,  Fleet,  Saal,  Ehren,  Oehrn 
genannt  wird  —  läßt  sich  ebenso  wie 
in  ganz  Norddeutschland  und  den  Hanse- 
städten, im  Elsaß,  der  Schweiz  und 
anderwärts  feststellen  ').  Allerdings  ist 
dabei  wiederholt  zu  l>etonen,  daß  sich 
diese  Gleichmäßigkeit  ausschließlich  auf 
das  städtische  Kleinbürgerhaus  be- 
zieht. Für  das  Bauernhaus  ist  die  Ent- 
wicklung eine  gänzlich  andere.  — 

In  unserem  Beispiele  läuft  von  der 
Haustüre  im  Hof  bis  zur  Diele  ein  Flur. 
Wie  aber  schon  die  über  ihm  durch- 
schießende Decke  des  angrenzenden 
Zimmers  beweist,  ist  die  den  Korridor 
bildende  schwache  Wand  spätere  we- 
sensfremde Zutat,  sodaß  ursprünglich 
das  Hofzimmer  unmittelbar  vom  Freien 
aus  betreten  wurde. 

Durch  die  Wendeltreppe  und  die 
Gallerie  mit  dem  Erdgeschosse  ver- 
bunden, liegen  dann  im  Oberstock  zwei 
weitere  geräumige  Zimmer. 

Die  Diele  aber  gehl  bis  zu  dem 
auch  die  Decke  der  oberen  Zimmer 
bildenden  Dache  durch,  womit  sie  auf 
die  Entstehung  auch  des  hier  behan- 
delten Haustypus  aus  dem  alten  cinräu- 
migen  Urhause  deutlich  hinweist2). 
Abb.  4.  Handwerkerhaus  des  Unter  dem  unteren  Wohngeschossc 

XVI.  Jahrhunderts.  Wendeltreppe,  befindet  sich  dann  der  Keller,  der  vom 

Hofe  aus  über  eine   versenkte  Frei- 
treppe, von  der  Wasserseite  her  aber  zu  ebener  Erde  zu  betreten  ist. 
Sein  Grundriß  setzt  sich  heule  zusammen  aus  einem  die  ganze  Tiefe 
'  Vergt.  Stieb!  a.  a  ().,  >  KS  ff. 

•)  Vergl  Stiehl  a.a.O.,  S.  88  ff.      Meringcr,  Das  deutsche  Haus  und  sein 
Hausrat,  S.  8.    B.  G.  Teubner.    Leipzig  11J06. 


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durchschneidenden  Flure,  zwei  davon  seil  lieh  abgetrennten  Einzel- 
räumen  und  der  aus  Schnitt  und  Ansicht  ersichtlichen  offenen  Vor- 
halle nach  dem  Wasser  zu,  deren 


EtTHftUS  » 
HUNPT5* 
LOTHR- 

ê:pf»el- 


Hoden  mit  dem  weiter  oben  er-  «Handwerk 

■  n.        «XVI  »JAHR-  1 

wähnten  Laufgange  auf  der  Ufer-  »zo-metz.« 
mauer  der  Seille  in  gleicher  Hohe  «détails* 
liegt. 

Diese  heute  vorhandene  Kel- 
lereinteilung dürfte  jedoch  schwer- 
lich noch  die  ursprüngliche,  viel- 
mehr aus  einer  verhältnismäßig 
neueren  Verbauung  der  alten, 
einen  einzigen  großen  Raum  bil- 
denden Anlage  entstanden  sein, 
worauf  u.  a.  schon  der  Umstand 
schließen  läßt,  daß  auch  heute 
noch  der  Boden  des  Kellerganges 
ein  starkes  Gefälle  vom  Hofe  nach 
dem  Wasser  zu  besitzt.  Jedenfalls 
aber  lassen  sich  hier  die  soge- 
nannten »Hermen«  —  von  denen 
weiter  unten  die  Rede  sein  wird 
—  heute  nicht  melir  nachweisen.  — 

Die  Einzelausbildung  des 
Hauses  ist  bei  aller  Bescheidenheit 
doch  überaus  sorgfältig  und  ge- 
schmackvoll behandelt.  Ganz  be- 
sonders wertvoll  wird  es  durch 
seine,  wenn  auch  äußerst  ver- 
wahrloste, so  doch  mit  Ausnahme 
der  großen  Cheminées  (Kamin- 
mänlel)  vollständig  erhaltene 
innere  Ausstattung. 

Es  sei  davon  ebenso  auf  die 
auf  schweren,  reich  profilierten  l'nterzügen  ruhenden  Balkendecken 
und  die  Haustüre  hingewiesen  (Abb.  No.  6,  7  und  10),  beide  übrigens 
für  l/)thringen  charakteristisch,  wie  auf  die  zierliche  Wandschranktüre 
und  die  gefällige  Ausbildung  der  hölzernen  Wendeltreppe  (Abb.  No.  8, 
4  und  5l. 

Das  in  der  Abb.  No.  9  dargestellte,  im  Hause  selbst  aufgefundene 


Abb.  ß. 


-    10  — 

fragment  scheint  die  Seitenwange  eines  rler  beiden  beseitigten  großen 
Cheminées  darzustellen,  trotzdem  die  reiche,  tief  unterschnitlene  Profi- 
lierung und  das  Fruchtge hänge,  zu  denen  noch  das  jedenfalls  nicht 
minder  aufwändig  behandelte  Abdeckungsgesims  und  der  große  Mantel 


Abb  6.  Abb.  7. 


hinzuzudenken  sind,  in  ihrer  Gesamtheit  fast  zu  prunkvoll  für  das  ein- 
fache Bürgerhaus  gewirkt  haben  müssen. 

Als  treffendes  Beispiel  «1er  geradezu  liebevollen  Sorgfalt,  mit  der 
der  alte  Meister  sein  kleines  Werk  behandelte,  kann  schließlich  das 
Fenster  nach  dem  Hofe  dienen,  das  von  seinen  je  drei  eisernen  Gitter- 
stäben keinen  in  derselben  Gruudrißstelluug  zeigt,  wie  den  anderen, 
sondern  das  eine  Mal  durch  eine  einfache  Achtelversetzung,  das  andere 
durch  zweifache  Windung  des  Stabes  selbst  in  dieses  untergeordnete 
Detail  geschmackvolle  Abwechslung  zu  bringen  versteht.  Kine  wirkliche 
Kunst  und  eine  echte,  den  ganzen  Menschen  durchdringende  Künstler- 
schaft kennt  eben  keine  'untergeordneten«  Details.  Ihr  ist  das  Fine  so 
wichtig  wie  das  Andere.  Der  Nagel  im  Türbeschlag  wie  der  kostbare 
Goldpokal  und  das  Häuschen  des  kleinsten  Bürgers  so  gut  wie  das 
reichste  Münster!  Und  heute?  Was  haben  wir  gerade  in  diesem  Funkte 
vom  dunkeln  Mittelalter  zu  lernen!  — 


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-  11  - 


In  der  Textabbildung  (No.  1 1  ist  der  Zustand  der  auf  Taf.  2  zum 
Teil  rekonstruiert  dargestellten  zwei  Faeaden  in  ihrem  Zustande  bis  zur 
Zusehüttung  der  Seille  wiedergegeben,  durch  welche  heute  der  große 
Bogen  im  Untergeschoß  bis  über  den  Scheitel  in  der  Erde  verschwunden  ist. 

Bei  einer  näheren  Betrachtung  fallen  sofort  bei  beiden  Gebäuden 
mehrere  Reihen  von  Kragsteinen,  außerdem  je  eine  vermauerte  Türe 
auf.    Ihr  Zweck  liegt  auf  der  Hand. 

Die  großen  Steine  haben  einst  je  eine  Galleric  getragen,  zu  der 
die  Türe  den  Zugang  vermittelte.  Die  Bestimmung  einer  solchen  Gallerie 
war  offenbar  neben  der  An- 
nehmlichkeit, die  sie  den  Be- 
wohnern des  Hauses  bot, 
auch  eine  gewerbliche.  Denn 
von  ihr  aus  konnten  mit 
Leichtigkeit  die  für  das 
Lüften  und  Trocknen  der 
bearbeiteten  Felle  erforder- 
lichen Hölzer  vorgestreckt 
werden,  wie  wir  sie  auf  der 
linken  Seite  im  Mittelgrunde 
der  Tafel  1  (besser  noch  auf 
tlem  zitierten  Einschaltbild  in 
Stielers  »Bilder  aus  Elsaß- 
Lothringen«)  noch  in  Anwen- 
dung sehen.  Von  den  beiden 
Gallerten  war  diejenige  des 
Nebenhauses  ungedeckt,  die 
des  Hauses  mit  dem  großen 
Bogen  aber  mit  einem  Dache 
versehen.  Das  zeigen  nicht 
nur  die  im  Brüstungsleld  des 
oberen  Fensters  angeordneten 
kleinen  Kragsteine,  sondern  auch  der  durchlaufende  Putzwulst  darüber 
(vergl.  Abb.  No.  1  und  2). 

Die  zeichnerische  Wiederherstellung -der  Gallerie  war  danach  leicht 
auszuführen,  zumal  eine  Anzahl  Löcher  im  Mauerwerk  zu  beiden  Seiten 
des  großen  Fensters  weitere  Anhaltspunkte  boten. 

Auf  den  kleinen  Kragsteinen  lag  die  First pfette  des  Pultdaches, 
der  Putzwulst  deckte  den  Anschluß  der  Ziegeldeckung. 

Die  großen  Steine  aber  trugen  kurze  Fußbodenbalkcn,  die  mit 


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Abb.  H. 


—    12  - 


•SE  IT  EN  ST  U  C  K- 1  lt»ES 
G  EL  S  A  MT  B  FT  eiTC.  • 


Keil-  »der  Scherzapfen  in  die  Schwelle  der  Hriistung  eingrifTen,  auf 
welche  sieh  dann  die  Pfosten  aufsetzten.  Damit  ist  das  Gerüst  des 
(ianzen  gegeben.    Selbstverständlich  konnten  dabei,  was  das  formale 

Moment  anlangt,  die  Kopf- 
bänder zwischen  Stielen  und 
Rahmholz  auch  gerade  oder 
geschweift  verlaufen,  ohne 
die  hier  gewählten  Rund- 
bogen zu  bilden.  Auch  die 
RrQstungsgefache  konnten 
anders  ausgebildet,  z.  R.  mit 
ganzen  oder  in  Mustern  aus- 
gesägten Rrettern  verschalt 
sein.  Daß  an  dieser  Stelle 
hier  gedrehte  Traillen  ange- 
nommen wurden,  geschah 
jedoch  nicht  nur  deshalb, 
weil  eine  einfache  Hrettver- 
schalung  mit  dem  sonstigen 
zierlichen  Detail  des  Gebäudes 
schwerlich  zusammengehen 
würde,  während  das  bei  den 
Traillen,  wie  Figura  zeigt, 
ganz  vorzüglich  der  Fall  ist, 
sondern  auch,  weil  noch  er- 
haltene Reispiele,  einzelne 
am  Gerbergraben  selbst,  ein  anderes  an  der  —  zum  Abbruch 
bestimmten  —  gleichzeitigen  alten  städtischen  Münze  diese  Traillen 
noch  heute  zeigen.  Zudem  war  die  Wendeltreppe  im  Hause  selbst 
ebenfalls  mit  Traillengeläuder  verseben,  sogar  die  Wandschranktür  hat 
ein  mit  Traillen  verstelltes  (iberlicht.  Das  Traillenmoüv  war  also 
olfenbar  hier  ein  sehr  beliebtes  and  oft  verwandtes,  was  bei  seiner 
logischen  Selbstverständlichkeil  auch  ohne  weiteres  zu  begreifen  und 
übrigens  für  die  nachfolgende  Zeit  leicht  nachzuweisen  ist.  Wie  oft 
ein  und  derselbe  Gedanke  zur  Anwendung  gelangen  kann,  ohne  ein- 
tönig zu  wirken,  dafür  bietet  das  nahe  Elsaß  ein  treffliches  Heispiel, 
denn  dort  ist,  bei  gleicher  Aufgabe,  an  gleicher  Stelle  das  gleiche 
Motiv  noch  hundertfach  erhallen.  Für  eine  Ausmauerung  oder  etwa 
gar  Ausfüllung  der  Gefache  der  Galleriebrüstung  mit  kostspieligen  ge- 
schnitzten und  gemalten  Füllungen,  wie  sie  für  den  Fachwerkbau  Nord- 


ftMKM  ■  ZXJ  •  MEITZE 


— E  


Abb  0. 


-  lg  - 


deutschlands  typisch,  läßt  sich  hier  im  Lande  nicht  ein  einziges  Beispiel 
nachweisen  oder  wäre  ein  solches  überhaupt  nur  anzunehmen.  Ganz 
abgesehen  davon  aber  verwandle  in  »1er  guten  Zeit,  zu  der  unser  Bei- 
spiel sicherlich  gehört,  der  alte  Meister  band  werker  stets  nur  das  nächst* 
liegende  Motiv,  wälirend  er 
alles  Gesuchte  oder  unnütz 
Komplizierte  instinktiv  ver- 
mied. Ks  steckt  darin  viel- 
leicht eine  der  wichtigsten 
Lehren,  die  uns  die  Kunst 
des  Mittelalters  zu  geben 
vermag:  Mit  geringsten  Mit- 
teln möglichst  die  grüßten 
Erfolge  zu  erzielen  und  — 
bei  weiser  Mäßigung  — 
jedes  Ding  an  den  rechten 
Platz  zu  setzen!  — 

Nach  Analogie  der 
Wendeltreppenwange  konnte 
die  Schwelle  etwa  auch  nach 
außen  mit  einem  sossenartig 
profilierten  Schalbrett  ver- 
kleidet gewesen  sein,  das 
dann  das  Hirnholz  der  Zapfen 
gedeckt  hätte. 

Erforderlich  war  das 
aber  jedenfalls  nicht,  weshalb  hier  davon  Abstand  genommen  wurde. 

Für  die  Deckung  des  Galleriedaches  sind  Mönch  und  Nonnen  an- 
geordnet, die  sogenannten  > tuiles  creuses*,  die  für  Welseh-Loth- 
ringen  ebenso  wie  das  flache  Pfettendach  typisch,  in  Stadt  und  Land 
tausendfach  erhalten  und  zudem  auf  beiden  Häusern  hier  von  altersher 
noch  heute  vorhanden  sind. 

Die  Rekonstruktion  der  Gallerie  dürfte  demnach  wohl  nach  jetler 
Richtung  hin  als  stichhaltig  betrachtet  werden.  — 

Wie  schon  bemerkt,  ist  das  auf  Taf.  2  gleichfalls  erscheinende 
von  dem  bisher  behandelten  Hause  ganz  unabhängig.  Es  hat  einstmals 
einem  offenbar  ärmeren  Nachbarn  gehört  und  ist  deshalb  ganz  beson- 
ders wichtig,  weil  es  zeigt,  wie  bei  gleichem  Programm  doch  das 
Aeußere  dieser  kleinen  Anlagen  bei  aller  Aehnlichkeit  jeweils  nach 
Zweck  und  Reichtum  verschieden  ausgebildet  war. 


Abb.  10. 


-    14  - 


Von  dein  Innern  des  Hauses  läßt  sieh  nichts  mehr  sagen,  da  seine 
gesamten  Zwischenwände  und  Decken  entfernt  sind. 

Hingewiesen  sei  auch  schließlich  auf  den  für  einfache  städtische 
Häuser  des  Mittelalters  in  Lothringen,  neben  dein  vielfach  verwendeten 
horizontalen  Zinnenabschluß,  charakteristischen  weiten  Dachüberstand 
und  die  Vernachlässigung  des  Giebels  M.  Letztere  entspringt  übrigens 
nicht  grundsätzlicher  Abneigung  dagegen  oder  etwa  französischem  Wesen 


Abb.  11. 


—  Frankreich  besitzt  viele  und  schöne  mittelalterliche  Giebel*)  — . 
sondern  der  durch  die  Konstruktion  des  Daehstuhles  bedingten  Ilachen 
Dachneigung. 

Bei  beiden  Häusern  noch  unversehrt  ist  der  alte  Dachstuhl  er- 
halten (vgl.  Abb.  11),  dessen  Konstruktion  nicht  nur  für  die  Hauten 
des  Mittelalters  in  Lothringen,  sondern  auch  diejenigen  noch  weit  ins 
18.  Jahrhundert  hinein  als  typisch  bezeichnet  werden  darf. 

Von  den  von  der  Straße  und  dem  Hofe  aus  gut  beleuchteten 
Dachkammern  (vgl.  Abb.  1 i  war  der  Dachsluhl  anscheinend  niemals 
durch  eine  Zwischendecke  dem  Hlicke  entzogen,  eine  für  moderne  He- 
griffe —  von  den  praktischen  Nachteilen,  im  Winter  z.  H.  ganz  ab- 
gesehen —  etwas  unwohnliche  Anordnung.  Auch  heute  noch  vor- 
bildlich aber  ist  die  Konstruktion  des  Fußbodens  dieser  Dachkammern 
mit  einem  feuersicheren  Ziegelmörtelestrich,  der  sich  in  seiner  Zu- 
sammensetzung von  demjenigen  in  Lothringen  freigelegter  gullo-römi- 
scher  Villen  kaum  unterscheiden  und  also   vielleicht,    wie  manches 

')  Vorgl.  Hoppe,  Di«  Profanbaukunst  des  Mittelalters  in  Metz  und  seiner 
Umgebung  in:  »Das  Reichsland.,  Metz.  H.  Lupus.  11102/0»,  S.  BH9  ff. 

*)  Viollct-If-Duc,  Dictionnaire  d'Architecture  VU,  S.  130,  «pignon». 


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andere  Motiv1)  lothringischer  Architektur  auf  die  römische  Zeit  und 
Lehre  zurückführen  läßt. 

Das  aber  zeigen  diese  beiden  kleinen  Anwesen,  die  übrigens  auf 
Grund  ihrer  Detailformen  wohl  der  zweiten  Hälfte  des  Mi.  Jahrhunderts 
zuzuweisen  sind,  mit  welchem  künstlerischen  Reize  auch  solche  nach 
Grüße  und  Bestimmung  äußerst  bescheidene  Objekte  von  einem  fein- 
fühligen Meister  ausgestattet  werden  können!  Noch  dazu  ohne  be- 
sondere Mühe,  nur  mit  ein  wenig  sicherem  Geschmack,  ein  wenig  Liebe 
zur  Sache  und  etwas  Mitgefühl  für  die  Menschen,  die  in  dem  neuen 
Haue  später  hausen  sollen;  vor  allem  andern  aber  mit  —  weiser 
Mäßigung!!  —  Würden  wir  dem  wieder  nachstreben,  dann  wäre  die 
entsetzliche  graue  Kintünigkeit  unserer  Straßenwände  bald  gebannt,  be- 
sonders käme  dazu  noch  die  endliche  Aufgabe  unserer  möglichst 
schnurgeraden  Baufluchtlinie,  der  der  absolute  Mangel  unserer  Straßen- 
bilder an  jeder  malerisch-heimlichen  Wirkung  in  erster  Linie  mit  zu 
verdanken  ist. 

Allerdings  müßte  hierzu  auch  erst  mit  der  unserer  Zeit  offen- 
bar zur  zweiten  Natur  gewordenen  kulturfeindlichen  Ueberzeugung 
gebrochen  werden,  daß  jedes  Haus  zu  allererst  eine  möglichst  rentable 
Kapitalsanlage  zu  sein  habe,  anstatt  des  trauten  Heims,  wenn  möglich, 
nur  einer  Familie.  —  —  — 

Einer  fremden  Welt  scheint  nach  alledem  das  in  der  Abb.  12  dar- 
gestellte und  dem  18.  Jahrhundert  angehörende  Haus  aus  dem  eigent- 
lichen Gerbergraben  zu  entstammen.  Bei  näherer  Betrachtung  aber 
bereitet  es  uns  gerade  durch  seine  Armut  eine  besondere  Leberraschung, 
denn  in  ihm  erkennen  wir  schließlich  nichts  anderes,  als  einen  in  der 
Ungunst  der  Verhältnisse  äußerlich  verwahrlosten,  im  Kern  aber  völlig 
gesunden  echten  Nachkommen  seines  edleren  Vorfahren  der  Tal.  2.  Hin 
Blick  auf  den  Grundriß  schon  lehrt  die  Verwandtschaft.  Wie  dort, 
auch  hier  eine  Dreiteilung  des  Ganzen.  (Die  Wand  zwischen  dem 
»Laden«  und  der  angrenzenden  Stube  ist.  wie  die  Stellung  des  Kamins 
zeigt,  spätere  Zutat!)  Die  hohe  Diele  aber  ist  hier  versehwunden  und 
der  Raum,  den  sie  eingenommen,  den  beiden  Stuben  zu  Gute  gekommen, 
die  damit  sehr  stattliche  Verhältnisse  erhalten  haben.  Die  Treppe  ist 
dabei  an  die  eine  Brandmauer  verlegt  worden,  wo  sie  in  einem  l^uufe 
und  in  etwas  halsbrecherischer  Steilheit  von  einem  Stockwerk  zum 
andern  führt.   Den  hinter  und  unter  ihr  verbleibenden  schmalen  Raum 

'}  Hohlziegel,  flaches  Pfettenduch.  Giehellosigkeit,  kleine  Fensterchen  des 
obersten  Geschosses,  trotz  einer  zur  Anlage  größerer  ausreichenden  Höhe;  Dach- 
rinne auf  dem  Mauerhau|>t,  Grundriß  der  sogen.  »Kermes»  (Pachthöfe)  u.  s.  f. 


-  ltt  - 


aber  haben  Alkoven  eingenommen,  während  nach  dem  Wasser  zu  ein 
gleichfalls  mit  einem  Cheminée  ausgestattetes  kleine»  Zimmerchen  noch 
ein  Stück  der  Laube  abschneidet. 


HANDWERKER  -  HAUSER'  DES  i 

OAHRMUNOERTS'SU- 
METZ  •  IN  •  L.OTHR- 
ANSICHT»  UND*  l_*AN©ENSCHNI  IT- 


•  BLATT-  3  • 


.M.t.  iL' 


hiese  völlig  in  das  Gebäude  einbezogene,  geräumige  und  verglaste 
Laube  aber  isl  offensichtlich  aus  der  rorgekragtea  offenen  Gallerie  des 
i'1'slen  Beispiels  entstanden,  mit  der  sie  dieselben  Zwecke  gemein  hat 
t'vergl.  Abb.  13). 

Wie  der  Schnitt  (Abb.  12)  zeigt,  he.-it/.t  das  Haus  sieben  Geschosse. 
«  ine  Folge  der  eigenartigen  Geländeverhältnisse  an  dieser  Stelle,  die  es 


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-  \1  - 


mil  sich  bringen,  daß  von  der  Rückseite  aus  das  Gebäude  im  dritten 
Storke  zu  ebener  Erde  betreten  werden  kann.  Von  diesen  sieben  Ge- 
schossen aber  sind  nur  zwei  einst  zum  Wohnen  bestimmt  gewesen, 
also  auch  hierin  Uebereinstimmung  mit  dem  ersten  Beispiele.  Alle 
übrigen  Stockwerke  sind  für  der«  Betrieb  bestimmt;  die  oberen  wohl 
als  Stapel-,  die  unteren  als  Werkstatträume  und  verraten  damit 
einen  weit  größeren  Umfang  des  letzteren,  als  er  in  dem  ersten 
nur  möglich  war.  Wenn  so  diese  zweite 
Anlage  als  eine  heutigen  Wohnbedürfnissen 
angenäherte  Kortentwiekelung  des  Hauses 
des  16.  Jahrhunderts  erkannt  werden  muß, 
so  wirkt  dabei  der  ihren  Erbauern  und 
Bewohnern,  im  Gegensatz  zu  denen  des 
vorigen,  offensichtlich  innewohnende  Mangel 
an  allen  feineren  kulturellen  Bedürfnissen  ganz 
besonders  auffallend.  Es  wurden  dafür  weiter 
oben  die  Zeitverhältnisse  mit  ihrem  harten 
Drucke  verantwortlich  gemacht,  jedoch  darf 
auch  nicht  vergessen  werden,  daß  sich  im 
18.,  dem  »Jahrhundert  der  Aufklärung«,  beim 
eigentlichen  Volke  ganz  Europas  eine  Ver- 
kümmerung des  formalen  und  ästhetischen 
Sinnes  bereits  stark  erkennen  läßt,  der  dann 
im  Jahrhunderl  darauf  nahezu  ganz  verloren 
geht.  Die  französischen  Stile  des  Louis  XIV. 
bis  XVI.  und  des  Empire  ändern  hieran  nichts, 
sie  sind  reine  »Hofstile<  —  Parkettprodukte! 

Zu  denken  giebt  die  aus  Schnitt  und 
Grundriß  ersichtliche  starke  Frontmauer,  die 

etwa  4  tn  hinter  der  Flucht  am  Wasser  zurückbleibend,  nur  durch 
die  drei  untersten,  unter  dem  Niveau  der  Straße  liegenden  Geschosse 
geht,  während  darüber  der  ganze  Bau  bis  an  die  Flucht  vorsetzt.  Zieht 
man  in  Berücksichtigung,  daß  die  Front  an  der  Straße  und  auch  die 
beiden  hohen  Brandmauern  massiv  sind,  während  der  obere  Teil  der 
Wasserfront  in  sehr  leichter  Holzkonstruktion  ausgeführt  ist,  so  drängt 
sich  fast  die  Vermutung  auf,  diese  heute  nur  noch  als  Fragment  er- 
haltene Mauer  habe  einstmals  die  Vorderfront  des  Hauses  nach  dem 
Wasser  zu  gebildet. 

Gestützt  wird  eine  solche  Annahme  nicht  nur  dadurch,  daß  in 
den  unteren  vier  Geschossen  die  Balkenlagen  an  der  Stelle  die  Rich- 

Jahrbucl.  <K  Ge».  f.  Intlir.  Geschichte  u.  AHorliiinsk  ,  Jahr*.  /0  - 


Abb.  13. 


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-    18  - 


tung  wechseln,  wo  die  Mauer  stehen  würde,  sondern  auch  durch  die 

Wahrnehmung,  daß  sämtliche  Häuser  auf 
der  linken  Seite  des  Flusses  dieses  merk- 
würdige Zurückbleiben  der  unteren  Mauer 
und  darüber  das  Vorselzen  des  übrigen 
Baues  zeigen. 

Es  wäre  das  dann  der  heute  noch 
wahrnehmbare  Ausdruck  des  das  ganze 
Mittelalter  hindurch  währenden  Strebens 
der  Anwohner,  den  Fluß  im  Interesse  der 
Vergrößerung  ihrer  Anwesen  immer  mehr 
einzuengen. 

Vielleicht  war  aber  auch,  als  einfachere 
Erklärung,  der  freigelassene  Raum  am 
Wasser  für  den  Betrieb,  etwa  zum  Trocknen 
der  bearbeiteten  Felle,  erforderlich,  worauf 
die  dort  angeordneten  freiliegenden  kräftigen 
Balken  hindeuten,  und  die  untere  Front- 
wand von  Anläng  an  zurückgesetzt;  — 
wenn  nicht,  was  ebenfalls  möglich,  beide 
l'rsachen  zusammen  gewirkt  haben,  so* 
daß  dann  der  ursprünglich  vorhandene 
Trockenplatz  im  Freien  durch  das  vor- 
dringende Haus  überdeckt  worden  wäre.  — 
Zum  Schlüsse  ist  nun  noch  einer  Eigentümlichkeit  zu  gedenken, 
durch  deren  Besitz  das  Haus 
für  unser  Thema  erhöhten  Wert 
erhält.  Und  zwar  sind  dies  im 
untersten,  mit  einem  massiven 
Tonnengewölbe  überdeckten  Ge- 
schosse nach  dem  Wasser  zu 
die  sogenannten  »Bernien«. 

Von  ihnen  ist  in  Urkunden 
und  Akten  oft*  die  Rede,  ohne 
daß  sich  der  Forscher  bisher 
eine  klare  Vorstellung  von 
ihrem  Wesen  zu  machen  im 
Stande  war. 

Diese  »Bermen«,  das  sind 
versc  hieden  große  und  liefe  gemauerte  drüben  zum  Weichen  der  Felle 


Abb  14 


Abb.  1». 


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-  19 


in  der  Lohe,  haben  sich  in  unserem  Beispiele  noch  im  alten  Zustande 
erhalten  und  sind  sogar  heute  noch  mit  einer  sehr  zweifelhaft  aus- 
sehenden schwarzen  Brühe  gefüllt,  die  offenbar  bisher  von  dem  ein- 
dringenden (îrundwasser  der 
Seille  stets  wieder  gespeist 
wurde. 

Der  Grundriß  in  Abb.  14 
zeigt  sie  längs  der  Brand- 
mauern zu  beiden  Seiten  eines 
Mittelganges  angeordnet,  von 
dem  Teil  B  rund  0,80  m  höher 
liegt,  als  Teil  A.  Die  Tiefe  der 
Gruben  ist  erheblich  und  beträgt 
vorn  1,11  m  unter  Fußboden- 
oberkante und  hinten  rund  2  m  (vgl.  Abb.  15  und  16i,  womit  sie  nicht 
nur  für  ihren  eigentlichen,  sondern  in  der  unheimlichen  Dunkelheit 
ihres  Ortes  auch  für  weniger  freundliche  Zwecke  recht  geeignet  er- 
scheinen.  — 

Außer  den  beiden  nunmehr  hier  behandelten  sind  in  den  Straßen 
der  Allstadt  noch  eine  ganze  Anzahl  anderer  dieser  alten  Klein- 
'bürgerhäuser  erhalten;  darunter  einige  von  besonderem  Interesse. 

Ihre  Bearbeitung  mag  einem  der  folgenden  Bände  des  Jahrbuchs 
vorbehalten  sein. 

Kines  aber  zeigen  uns  diese  Häuschen  als  sicheren  und  alten 
Besitz  des  bekanntlich  so  ungemein  »düsteren  Mittelalters':  die  Verwirk- 
lichung eines  Grundsatzes,  der  uns  fortgeschrittenen  Modernen  leider 
noch  immer  nur  als  traumhaftes  Ideal  vorschwebt:  Jedem  Manne  sein 
Haus  !  —  Die  Grundlage  aller  wahrhaft  gesunden  sozialen  und  Heimats- 
politik. 

»Klein,  aber  mein!« 


3» 


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-    20  - 

Die  Benediktiner-Abtei  S.  Arnnlf  vor  den  Metzer  Stadtmauern. 

Eine  archäologische  Untersuchung. 

Von  Dr.  R.  8.  Bour,  Metz. 
(Fortsot2unj<.i 

HI.  Die  regulären  Klostergcbäude. 

linier  regulären  Klostergebäuden  versteht  man  diejenigen  Teile 
den  Klosters,  welche  neben  der  Kirche  unbedingt  zum  Gebrauche  der 
Mönche  erforderlich  waren,  so  daß  dieselben  genau  im  Anschluß  an 
die  Regel  ihre  gesamte  Lebensweise  einrichten  konnten.  Diese  Hauten 
gruppierten  sich  in  der  Regel  um  einen  viereckigen  Hof  und  schlössen , 
sich  seitlich  an  das  Nebenschiff  der  Klosterkirche  an.  Im  einzelnen 
sind  die  nachstehenden  baulichen  Einrichtungen  zu  behandeln. 
1.  Der  Kreuzgang  (Claustrum). 

Die  Lage  des  Kreuzgangs  ist  bekannt  ').  Die  Angaben  des  Cere- 
moniale  bestätigen,  daß  derselbe  aus  vier  im  Viereck  angelegten  Gängen 
bestand,  von  denen  drei  in  der  Mitte  einen  Zugang  zu  der  von  ihnen 
eingeschlossenen  Area  gewährten.  .Sämtliche  vier  Seiten  hatten  Licht- 
zufuhr durch  kleinere  Arkaden,  deren  Stützen  auf  einer  ca.  0,50  m 
hohen  Mauer  aufsetzten,  während  die  Bögen  selbst  nach  oben  wahr- 
scheinlich von  größeren  Rögen  eingefaßt  waren.  Fügen  wir  noch 
hinzu,  daß  der  Kreuzgang  sehr  wahrscheinlich  nicht  eingewölbt,  son- 
dern flach  gedeckt  war,  vielleicht  sogar  ein  offenes  Dachgebälk  halte  *). 
und  wir  haben  zweifellos  ein  annähernd  richtiges  Bild  des  Claustrum 
in  der  romanischen  Periode. 

Von  sicher  in  späterer  Zeit  an  diesem  Bauteil  vorgenommenen  Um- 
gestaltungen sagen  die  von  mir  zu  Rate  gezogenen  Dokumente  nichts. 

Dem  Ceremoniale  entnehmen  wir,  daß  im  Kreuzgang  Sitzbänke 
vorhanden  waren,  indes  wohl  nicht  auf  allen  vier  Seiten.  Ob  dieselben 
an  die  Hauptmauer  anlehnten,  wie  in  so  manchen  Klöstern  clunia- 
zensischer  Richtung,  oder  an  dit»  Seile  mit  den  Arkndenöffnungen,  wie 

l)  Vgl.  J Iii».  XIX,  Taf.  III.  —  Bei  manchen  Klosterkirchen  war  zwischen  Claus- 
trum  und  NebenschifT  noch  eine  Arl  Veslibutum  angelegt,  das  zu  allerhand  Zwecken 
dienen  konnte.  Für  S.  A.  kann  ich  sein  Vorhandensein  in  keiner  Weist-  begründen. 
Nirgends  wird  dieser  Baum  erwähnt.  Die  FulHvaschung  der  Annen  am  Grün- 
donnerstag findet  im  Kr  eu /gang  statt.  Nehmen  wir  schließlich  auch  an,  dieser 
Haum  hätte  zu  Austens  Zeiten  bestanden,  so  hätte  er  bei  der  Erweiterung  und 
Erbreiterung  der  Kirche  durch  Warmus  il04t)i  verschwinden  müssen. 

')  Kreuzgänge  aus  »lieser  Zeit  sind  nur  mehr  in  geringer  Zahl  erhalten, 
z.  B.  in  SchaO'hausen  neben  dem  Münster  mit  der  Schillerglocke. 


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21  - 


aur  dem  Plane  von  S.  Gallen,  wo  auch  mehr  Licht  war,  isl  nicht  ge- 
sagt1).   Das  erstcre  ist  das  wahrscheinlichste. 

Da  ferner  die  Klosterinsassen  öfter  im  Clanstrum  lesen  bezw. 
studieren,  und  zwar  ein  jeder  für  sich  *),  und  sie  zuweilen  aus  einem 
andern  Bau  kommen,  von  wo  sie  ganz  sicher  keine  Bücher  mitbringen 
konnten,  z.  B.  aus  dem  Schlafzimmer 3),  müssen  wir  weiter  annehmen, 
daß  sich  daselbst  in  der  Mauer  auf  der  Seite  der  Kirche  oder  in  der 
Nähe  des  Kapitelsaales  kleine  Wandschränke  oder  Nischen  zur 
Aufnahme  derselben  befunden  haben4).  Möglicherweise  dienten  sie 
noch  andern  Zwecken. 

Nach  dem  Ceremoniale  bediente  man  sich  des  Kreuzgangs  in  S.  A. 
zunächst  als  Wandelhalle,  wo  die  Mönche  in  der  kurzen  Zeit  der  Er- 
holung, die  ihnen  die  Begel  gewährte,  sich  bewegen,  erholen  und  unter- 
halten konnten5].  Dann  als  Lesehalle  oder  Leseraum  bezw.  Studier- 
raum für  die  Knaben  und  Mönche0).  Das  Lesen  war  bald  ein  lautes, 
um  sich  zu  üben,  dann  wieder  ein  Durchgehen  einzelner  Kapitel  der 
heiligen  Bücher.  Endlich  war  mit  dem  »Lesen*  auch  ein  förmliches 
Studium  gemeint7). 

Außerdem  wurde  der  Kreuzgang  sehr  häufig  benutzt  zur  Abhaltung 
von  Prozessionen  mehr  oder  minder  feierlichen  Charakters.  Es  verging 
eigentlich  keine  Woche,  in  der  nicht  eine  oder  gar  mehrere  stattfanden"). 


')  Cer.  S.  23,  Hll  :  Eant  in  claustrum  sedere  et  ibi  vacent  lectioni.  -  Nach 
den  Consuet.  Cluniac.  saßen  die  Knaben  längs  der  Mauer;  ihnen  gegenüber  auf 
dem  Rande  der  Außenmauer  die  Magistri,  die  sie  überwachten.  Dieselbe  doppelte 
Sitzreihe  sollten  die  Mönche  beim  Rasieren  bilden,  das  gleichfalls  im  Claustrum 
vorgenommen  wurde;  Migne.  P.  L.  149,  col.  747  bezw.  75S) 

')  Ccr.,  S.  22:  tenendo  quilibot  librum  suum. 

«)  Cer.,  S.  8i>. 

*}  Ciuny  hatte  diese  Wandschränke.  In  den  Consuet.  Cluniac.  I.  III.  c.  IX 
heißt  es:  Juvenes  ....  quando  libros  in  armariolum,  quod  est  in  claustro,  re- 
ponunt,  ...  ;  Migne.  P.  L.  14«.  col.  748  ;  vgl  auch  lintart,  II.  S.  27. 

•)  Ccr,.  S.  20.  !)5:  loquuntur  in  claustro;  81.  8«:  Spazieren  unter  Still- 
schweigen; 128:  sedeant  in  claustro. 

■)  Cer.,  S.  22,  82,  8f>.  8i>. 

')  Man  denke  an  das  «attende  lectioni«  der  Bibel,  I.  Tim.  IV,  13.  Dem 
Abte  Walo  muß  sein  Gegner  Manasses  von  Reims  nachrühmen,  daß  er  beständig 
dein  Studium  sich  hingebe  lectioni  semper  intenlum  ;  Mabillon,  Vetcra  Analecla, 
ep.  III.  S.  4. 

•)  Daher  offenbar  der  Name  >Kreuzgang<.  Das  Kreuz  wurde  den  Prozessionen 
vorgetragen;  Kraus,  Realencyklopädie  der  christlichen  Altertümer,  II,  S.  238.  — 
Kbenda  fand  am  Gründonnerstag  die  Cérémonie  der  Fußwaschung  der  Armen 
statt.    Letztere  wohnten  der  Messe  am  Kreuzaltar  bei.    Nachher  nahm  der  Abt 


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-   22  - 


Ueber  das  Aussehen  des  eingeschlossenen  viereckigen  Raumes 
erfahren  wir  gar  nichts  aus  den  Quellen.  Zweifellos  war  in  der  Mille 
ein  Brunnen.  Es  kann  dort  nur  jene  Cisterne  gewesen  sein,  die  hei 
den  Ausgrabungen  in  den  Monaten  März  und  April  1905  etwa  an  der 
auf  unserm  Plane  verzeichneten  Stelle  freigelegt  wurde.  In  ihrem 
größten  Durchmesser  hatte  sie  4  m,  war  aber  nur  mehr  in  einer  Höhe 
von  ca.  0,50  m  erhalten. 

Die  Frage,  ob  dieses  viereckige  Feld  als  Begräbnisplatz  gedient, 
dürfen  wir  einstweilen  verneinen,  da  größere  Reste  von  Gebeinen  da- 
selbst nicht  ausgegraben  wurden.  Niemals  ist  von  einem  Besuche  von 
Gräbern  an  dieser  Stelle  die  Rede.  Das  Ganze  bildete  eine  Garten- 
anlage1) mit  zwei  senkrecht  sich  schneidenden  Hauptwegen. 

Im  Claustrum  selbst,  sei  es  im  Boden,  sei  es  in  der  anstoßenden 
innem  Mauer,  befanden  sich  Grabstätten  wie  in  den  Kreuzgängen  der 
andern  Klöster  unserer  Stadt.  Vielleicht  könnte  man  an  diese  Stelle 
die  Gräber  der  Familie  de  Ruèce  verlegen,  aus  welcher  Renaldus,  Abt 
von  S.  A..  hervorgegangen  ist*). 

2.  Die  Sakristei  (Secretarium);  die  Schatzkammer; 
das  Klosterarchiv. 

lieber  die  Lage  dieser  Räume  sind  wir  im  unklaren.  Die  einzige 
Stelle  im  Ceremoniale  (S.  82),  wo  die  Sakristei  als  »Secretarium«  er- 
wähnt wird,  ist  so  allgemein  gefaßt,  daß  sie  keinen  Schluß  gestattet. 
Sicher  ist,  daß  sie  weder  an  das  Oberchor  angebaut  war,  so  daß  man 
direkt  aus  dem  Presbyterium  hätte  hineingelangen  können,  noch  an 
die  Ostseite  der  Querschiflarme,  da,  abgesehen  von  den  beiderseits  an- 
gebrachten zwei  Nebenapsiden,  die  schon  dagegen  sprechen,  keine  Spur 
irgend  eines  Anbaues  bei  den  Ausgrabungen  zu  Tage  getreten  ist.  Der 
gewachsene  Sandboden,  der  die  Fundamente  an  diesen  Stellen  umgab, 
bewies  mehr  als  hinlänglich,  daß  ein  Anbau  nicht  bestanden  haben 
kann.    Demnach  hätten  wir  die  Sakristei  wohl  auf  der  südlichen  oder 


die  Cérémonie  vor  und  beschenkte  die  einzelnen.  -  Im  Kreuzgang  ließen  sich 
die  Mönche  zu  bestimmten  Zeiten  rasieren. 

l)  Vgl.  Plan  von  S.  Gallen,  wu  ein  Sefibaum  verzeichnet  ist.  sowie  den- 
jenigen Eadvvins  nebst  den  diesbezüglichen  Stellen  in  den  Constit.  Hirsaug.  I.  II,  c.  tri 
und  Consuet.  Cluniac.  1.  II,  c.  8  (Herbarium  claiistrt);  Migne.  P.  L.  Iii),  col.  746. 

Baillel,  S.  447  :  Renaldus  ...  ex  genere  Huessorum,  qui  in  chtuMro  Ar- 
nulfino  extra  urhem  sepulturae  locum  hahent.  —  Es  stellt  sich  aber  hier  die  Krage, 
ob  nicht  insbesondere  wegen  des  Zusatzes  t.rlm  urhem,  falls  derselbe  ursprünglich 
ist.  der  Ausdruck  CbtHstmm  ganz  allgemein  in  der  Bedeutung  von  Kloster  auf- 
gefaßt werden  soll. 


—    23  - 


nördlichen  Frontseite  des  Querschifles  oder  in  unmittelbarer  Nähe  des 
letzteren  zu  .suchen.  Die  erstere  Stelle  wäre  die  regelmäßigere  und  wegen 
der  Nähe  des  Claustrum  und  des  Dormitorium  auch  die  gesichertere. 
In  diesem  Falle  diente  die  Marientür  als  Ausgangstür  aus  dem  Quer- 
schilT,  und  die  Sakristei  lag  jenseits  des  Durchgangs  gleich  hinter  der 
zum  Schlafsaale  führenden  Treppe. 

Doch  hat  diese  Ansicht  ihre  Hedenken.  Nach  verschiedenen 
Kinzelheiten  zu  urteilen,  mochte  man  die  Sakristei  eher  nach  Norden 
verlegen.  Wenn  z.  B.  nach  einer  Prozession  am  Weihnachtstag  die  Mönche 
ins  Chor  zurückkehren,  der  Aht  hingegen,  statt  daselbst  zu  bleiben, 
zu  dem  am  Kode  des  nördlichen  QuerschitTarmes  gelegenen  Martinus- 
allar  sich  begibt,  wo  eine  Cathedra  steht,  daselbst  den  Chormantel, 
den  er  während  der  Prozession  getragen,  ablegt,  die  priesterlichen  Ge- 
wänder hingegen  anlegt,  um  gleich  nachher  die  Messe  zu  singen;  wenn 
dann  dasselbe  für  Mariae  Lichtmeß  berichtet  wird  so  legt  sich  doch 
die  Frage  nahe,  ob  nicht  auf  dieser  Seite  die  Sakristei  sich  befunden 
haben  tmiß.  Warum  hier  das  Ankleiden?  -  -  Warum  heißt  es  an 
einer  andern  Stelle,  daß  der  Priester,  der  am  Palmsonntag  nach  Seg- 
nung des  Weihwassers  die  Runde  in  den  Klostergebäulichkeiten  macht, 
nicht  durch  das  Chor  hindurchgehen  soll,  sondern  zwischen  der  West- 
seite des  Chores  und  dem  Kreuzaltar?  Kr  und  seine  Ministranten  mit 
Kreuz  und  Weihratich  waren  also  im  linken  Querschiff  oder  im  Sakristei- 
raum, wo  das  Weihwasser  gesegnet  worden.  —  Kbenda  auf  der  Nord- 
seite hatte  auch  jener  Custos  seine  Schlafstätte,  von  dem  in  der  Legende 
Amalars  die  Rede  ist8).  Nach  dem  Bau  des  Jahres  1049  hatte  er  es 
gewagt,  die  Kraft  der  Reliquien  des  bekannten  Liturgikers  auf  die  Probe 
zu  stellen.  Da  erschien  ihm  nachts  Amalar,  von  der  linken  Seite 
der  Krypta  herkommend  (denn  auf  jener  Seite  befand  sich  die  Lager- 
stätte), und  bestrafte  ihn  Tür  sein  Vergehen.  —  Daß  Farfa,  Monte- 
cassino  und  andere  Abteien  aus  jener  Zeit  die  Sakristei  auf  der  dem 
Claustrum  entgegengesetzten  Seite  hatten,  sei  nur  nebenbei  bemerkt3). 

Abgesehen  von  den  vorhandenen  Schränken  wissen  wir  über  das 
innere  Aussehen  des  Sakristeiraume.s  nichts.  Ungefähr  dasselbe  gilt 
von  der  Schatzkammer  und  vom  Klosterarchiv,  wo  die  werl- 
volleren Sachen,  Reliquiarc,  goldene  und  silberne  Kultgeläße,  Diplome, 

•)  r.er..  s.  m-,  m. 

')  Calmet.  Fr.  I,  S.  54K;  Kl.  K.  S.  38,  3i)  :  Insecuta  nocte  adest  vir 

l)ei  ...  «  Uro  eripte  aditn,  illac  (|U)dem  erat  prenominati  fratris  i=»  Custos)  stratus, 
et  .  .  .  increpavit  acrius.  (quod)  se  inquictare  fucril  ausu.s. 

■>  Schlosser,  Fig.  2  und  3. 


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-   24  - 


Urkunden,  Manuskripte  u.  dgl.  aufbewahrt  wurden.  Die  beiden  machten 
wohl  nur  einen  einzigen  Bau  aus,  der  sieh  sehr  wahrscheinlich  an  die 
Sakristei  anschloß  und  gewölbt  war.  Wie  dieser  Bau  aussah,  ist  schwer 
zu  sagen.  Ein  gewisses  Interesse  beansprucht  folgende  Notiz,  die  wir 
der  Chronik  verdanken.  Im  Jahre  1401  beraubten  halsstarrige  Mönche 
im  Bunde  mit  Laien  den  Schatz.  Ils  allèrent,  sagt  die  Chronik,  (hott 
a  une  loltv  et  brisèrent  plusieurs  huis  (=  portes)  et  entront  dans  la 
dite  volte  .  .  .  prinrent  tout  ce  qifilz  trouvèrent  dedans,  or,  argent, 
vaisselle  et  aultres  choses.  .  .  .  Nachdem  der  erste  Raub  gelungen, 
kehrten  sie  zurück,  pour  alleir  quérir  la  vaisselle  d  estain  et  de  cuivre 
qui  estoit  en  une  autre  volte.  So  wurde  alles  weggeschafft  im  Werte 
von  7000-8000  Floreni  «). 

Weniger  dürftig  sind  wir  unterrichtet  in  bezug  auf  die  Gegen- 
stände, die  in  diesen  Bäumen  aufbewahrt  wurden,  obgleich  wir  für 
verschiedene  nicht  sagen  können,  ob  sie  in  der  eigentlichen  Sakristei 
oder  im  Schatze  untergebracht  waren. 

Das  Ceremoniale  führt  an: 

1.  Heilige  Gefäße,  z.  B.  verschiedene  Meßkelche,  bedingt  durch 
das  gleichzeitige  Zelebrieren  an  mehreren  Altären,  nebst  Zubehör2), 
eine  l'yxis  zur  Aufbewahrung  der  Eucharistie  vom  Gründonnerstag  auf 
Kaifreitag8),  eine  Ampulla  mit  detn  heiligen  Oele  zur  Spendung  der 
letzten  Oelung4):  — 

2.  Liturgische  Bücher.  z.B.  ein  Kvangeliar,  lex  tus  evangelii, 
auch  einfach  textus  genannt.  Graduale  mit  den  Gesängen  der  Messe, 
Antiphonare  mit  den  Gesängen  für  das  Officium,  Psallerien,  die  der 
Gantor  an  die  Mönche  verteilte,  ein  Ceremoniale,  das  wir  heute  noch 
besitzen,  ein  Rituale  mit  den  Gebeten  für  Spendung  der  Sakramente'');  — 

l)  lluguenin,  S.  123.  —  Als  Nachspiel  hatte  dieser  Diebstahl  die  Verbannung, 
welche  die  Dreizehn  am  12.  Mai  1404  gegen  einen  gew  issen  Jean  Bichoway  aus- 
sprachen, der  zur  Beraubung  des  Schatzes  —  de  la  voulte  de  Mgr.  «le  Saincl 
Arnoult  —  seine  Zustimmung  gegeben  und  die  Diebe  in  seinem  Hause  beherbergt 
halte.    Melzer  Stadtarchiv,  Cartnn  99. 

»)  C.er.;  S.  84,  93. 

')  Cer.,  S.  85. 

«)  Her.,  S.  251. 

*)  Cer.,  S.  7,  70,  71,87.  90,  103.  184  (cum  textis  evangelii),  228  {über  evan- 
gelieus);  7,  10.  27;  44;  ;V8;  250.  —  Die  Bücher,  deren  sieh  die  Mönche  bei 
der  Rezitation  des  Officium  bedienten,  blieben  im  Chore.  Wie  man  für  ihre  Be- 
schaffung und  Instandhaltung  sorgte,  zeigt  eine  Vereinbarung  zwischen  den 
Mönchen  und  dem  Abte  Alexander  vom  Jahre  1338.  Darnach  wurde  bestimmt, 
>«fue  pour  remédier  à  la  <htérior<iti»n  tir*  lirrr*  (et  ornements  d'égliseï,  on  y  em- 
ploiera la  prébende  de  la  première  année  de  chaque  religieux  qui  fera  profession 


3.  Liturgische  K I  «  i  H  u  n  g  s  s  l  ü  c  k  e ,  von  denen  die  einen  direkt 
für  den  Altardienst  bestimmt  waren,  während  andere  den  im  Chor  sich 
befindlichen  Mönchen  bei  kirchlichen  Feierlichkeiten  dienten,  z.B.  Alben 
für  alle  Brüder1),  für  alle  Knaben"),  sogar  seidene8);  dergleichen  Chor- 
müntel  oder  Cappae  für  alle  Mönche4);  Altartücher5),  linteamina  oder 
mappae  genannt,  verschiedenfarbige  Kasein.  Tuniken  und  Dalmatiken  ;  — 

4.  Allerhand  Dekorationsgegenstände:  Teppiche  zum  Be- 
legen des  Fußbodens  der  Kirche  und  des  Chores  bei  gewissen  Gelegen- 
heiten, gewebte,  figurierte  Teppiche  und  Vorhänge,  Pallia,  tapeta, 
chortinae  genannt,  zum  Ausschmücken  des  Eingangsportales  am  Palm- 
sonntag 6),  zum  Belegen  des  Stuhles,  auf  dem  am  Karfreitag  das  Kreuz 
aufgestellt  war 7),  zur  Ausschmückung  des  Chores,  z.  B.  an  Weihnachten  ■), 
der  Chorstühle9),  der  Altäre10);  —  ein  Velamen  zum  Verhängen  des 
Kruzifixes  in  den  zwei  letzten  Wochen  der  Fastenzeit  ;  —  ein  anderes, 
das  vor  dem  Chor  ausgespannt  war;  —  Fahnen  aus  Seide,  die  an 
mit  einem  Kreuze  abschließenden  Stangen  befestigt  waren11);  —  sonstige 
Dekoration  für  Chor,  Altäre,  Laienraum  u.  s.  w.  "); 

5.  Sonstige  auf  den  Kult  sich  beziehende  Gegenstände: 
Prozessionskreuze13),  ein  größere-  Kruzifix,  ein  Silberkreuz 14 ),  Kerzen- 
träger für  die  Altäre  und  bei  Prozessionen16),  ein  resticulum  ligneum 

dans  la  suite  et  que  les  dits  nouveaux  profès  paieront  dans  la  suite  à  leur  ré- 
ception six  livres  pour  une  chape  outre  les  4  qu'ils  payaient  d'ancienne  coutume*. 
Vgl.  S.  27  des  handschriftlichen  Inventars  des  Klosters  im  Bezirksarchiv. 

')  Cer„  S.  69,  70.  73,  95,  104,  106.  128.  133,  161  u.  s.  w. 

■)  Cer.,  S.  20,  95. 

»}  Cer.,  S.  228. 

»)  Cer.,  S.  103,  124,  238. 

*)  Cer.,  S.  20  u.  s.  w. 

•i  Cer..  S.  74.  —  Nach  dem  Inventar  von  S.  A.  (S.  52  colt.  S  8)  hatte  der 
F.lemosinariiis  für  die  «nattes  de  l'église  et  du  chevur«  Sorge  zu  tragen. 
')  Cer..  S.  90. 
«)  Cer.,  S.  19. 
')  Cer.,  S.  7.-). 
10)  Cer.,  S.  75. 
")  Cer..  S.  69,  70. 

")  Cer..  S.  19,  95.  —  Manche  dieser  Gegenstände  waren  Geschenke;  vgl. 
Xekrol.  fol.  8  a,  15  h,  25  h.  28  a. 

")  Cer.,  S.  58,  69  ;  71.  74.  228:  bald  größere,  bald  kleinere;  S.  71. 

")  Cer..  S.  90.  Das  Kruzilix  w  urde  auf  einem  perforierten  Stuhle  vor 
dem  Hauptaltar  aufgestellt.  —  Die  Matricularii  trugen  ein  größeres  Kruzilix 
am  Palmsonntag  unter  die  l'lme  von  S.  Laurentius  und  brachten  es  wieder  zurück; 
S.  73-75.  —  Das  kleine  Silbeikreuz  enthielt  eine  Kreuzpartikel  und  wird  mehr- 
mals erwähnt,  z.  B.  Cer..  S.  90,  92.  2H3. 

'»)  Cer.,  S.  7,  22.  77.  »»,  228.  250. 


-    26  - 


für  25  Kerzen  '),  einen  Lampadifer  oder  Lichterständer  fur  7  Kerzen  *), 
eine  Osterkerze *),  eine  Laterne*),  mehrere  Weihwasserkessel5),  Weih- 
rauchbüchsen"), eine  Pertica 7),  mehrere  Weihrauchfässer8),  ein  beweg- 
liches Pult9),  einen  Tisch10),  eine  bewegliche  Cathedra"),  die  Insignien 
des  Abtes  ")  u.  s.  w. 

6.  Sehr  reich  war  das  Kloster  an  Reliquien,  von  denen  es 
viele  von  dem  Metzer  Bischof  Theodorich,  manche  wohl  auch  von  dem 
Papste  Leo  IX.  erhalten").  Teilchen  von  den  Kleidern  der  12  Apostel 
sowie  zwei  Knöchel  von  zwei  alttestamentlichen  Heiligen  führte  man 
auf  Bischof  Patiens  zurück u).  Ihm  verdankte  angeblich  das  Kloster 
einen  Zahn  des  Evangelisten  Johannes,  die  einzige  Reliquie  des  Apostels 
nach  Arnulfiniseher  Tradition'6),  daher  auch  angestaunt  und  ange- 
zweifelt von  Leo  IX.  und  den  bei  der  Konsekration  anwesenden  Prälaten. 
Auch  nach  1552  blieb  dieser  Zahn  in  Khren.  Hohen  Besuchern  der 
Abtei  wurde  er  gezeigt 16)  und  als  Beleg  für  seine  Authentizität  der  Unfall 

')  Cer.,  S.  77.  Es  war  dies  ein  hölzerner  Kerzenständer,  der  oben  in  Dreieck- 
form auslief.  Während  der  Matutin  der  drei  letzten  Tage  in  der  Karwoche  stand 
er  am  Hauptaltar  und  trug  25  Wachskerzen,  die  nacheinander  ausgelöscht  wurden. 
Vgl.  Prost,  C,  S.  362. 

*)  S.  S.  131:  lampadifer  septiformis  munere.  Die  Siebenzahl  deutete  wohl 
auf  die  sieben  Gaben  des  heiligen  Geistes  hin. 

•)  Cer.,  S.  Stö. 

4)  Cer.,  S.  83. 

»)  Cer,  S  23,  69,  102,  131  u.  s.  w. 

*)  Cer.,  S.  3,  101.   Es  sind  einfache  Buchsen  mit  Weihrauch  gemeint. 
')  Cer.,  S.  83,  95.   Es  war  dies  eine  lange  Stange  zum  Tragen  des  Feuers 
am  Karsamstag. 

•)  Cer.,  S.  3.  7.  70,  83. 
•)  Cer.,  S.  27. 

Cer..  S.  183.  Derselbe  wurde  am  Purifikationsfestmit  weißem  Linnen  be- 
deckt und  vor  dem  Altar  der  Gottesmutter  aufgestellt,  um  die  zu  segnenden 
Kerzen  zu  tragen. 

")  Cer..  S.  74;  vgl.  S.  28  u.  18«. 

"I  Cer..  S  183,  186:  Stab,  Mitra,  Sandalen.  Handschuhe.  Dalmatika;  Jhb. 
XV,  S.  300:  1,  S.  74.  —  Vgl.  über  die  Kleidungsstücke  das  neue  Werk  von  J.  Braun, 
Die  liturgische  Gewandung,  Freiburg  1907,  S.  247 ff,  35!) ff,  384  ff.  424  ff. 

w)  Vgl.  Dieudonné,  Mémoires  sur  Metz,  III  (Ms.  159  der  Metzer  Sladl- 
bibliothek),  fol.  90  a. 

'•}  Ms.  245,  fol.  3a.  4a;  Kl.  K.  S.  122,  124,  125. 

'*)  Auch  S.  Denis  rühmte  sich  des  Rcsitzes  eines  Zahnes:  Doublet,  Histoire 
de  l'Abbaye  de  S.  Denys.  Paris  1B25.  S.  336  ff.;  Revue  ecclésiastique  de  Metz, 
XII,  S.  14.  Ann».  3. 

'")  Z.  B.  der  Herzogin  de  la  Valette  und  der  Marquise  de  Vernetiil:  Chaberl. 
Journal  de  Séb.  Floret.  Metz  1862,  S.  55. 


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des  Skeptikers  Heribert  erzählt,  von  dem  an  anderer  Stelle  die  Rede  ist. 

Nach  Deserochels  hatte  das  Kloster  noch  »den  Finger  des  heiligen 
Stephanus  und  andere  Reliquien  ohne  Zahl«1).  Zweifellos  gehörten  die 
meisten  der  im  Katalog  des  Priors  Jobal  vom  Jahre  1719  verzeichneten 
Reliquien  dem  alten  Kloster  an,  da  man  seit  1552  weniger  Gewicht 
auf  ihre  Vermehrung  legte');  desgleichen  auch  früher  nach  Kraus 
der  bekannte  Ring  des  heiligen  Arnulf*). 

Vom  kunstarchäologischen  Standpunkt  interessieren  uns 
vor  allem  die  Reh  älter,  in  denen  diese  Reliquien  geborgen  waren. 
Neben  dem  bereits  angeführten  Silberkreuz  wären  zunäeht  zu  er- 
wähnen die  sog.  Phy lakterien,  die  keineswegs  das  waren,  was 
Prost  meinte4),  sondern  eigenartig  gestaltete  Säckchen,  Stoffstreifen 
und  kleine  Rähmchen,  in  denen  nach  dem  Ceremoniale  Reliquien  sich 
befanden1"').  Diese  und  andere  kleinere  und  größere  Reliquiare  wurden 
bei  den  Prozessionen  von  den  Mönchen  getragen"). 

Schon  im  12.  Jahrhundert  hatte  S.  A.  ein  Reliquiar  in  Form 
eines  Armes,  das  aus  vergoldetem  Holze  hergestellt  war7). 

')  Descrochets,  S.  17. 

*)  Vgl.  denselben  bei  Baillct,  S.  653—657.  Bei  Abhandlungen,  wie  sie  bei- 
spielsweise Stückelberg  für  die  Schweiz  zusammengestellt,  wären  auch  diese  zu 
berücksichtigen,  I'eber  den  von  Dieudonné  a.  a.  0.  fol.  122  gegebenen  Katalog 
von  Reliquien,  die  nach  einer  Authentika  vom  Jahre  1722  (nicht  1422,  wie  Kraus 
S.  648  sagt)  sich  in  einem  noch  zu  erwähnenden  kupfernen  Reliquiar  vorfanden, 
siehe  weiter  unten. 

*)  Kraus,  S.  649  und  562.  An  letzter  Stelle  wird  der  Ring  ausführlicher 
beschrieben  und  sein  Alter  nach  Le  Blanl  bestimmt.  Daß  der  Ring  aber  nicht 
erst  im  18.  Jht.  der  Kathedrale  angehörte,  wie  man  aus  Kraus  S.  562  vielleicht 
schließen  könnte,  sondern  bereits  im  12.  Jht.,  das  beweisen  das  Ceremoniale  von 
S.  Arnulf  (S.  228)  und  dasjenige  der  Kathedrale  (bei  Prost,  C.  S.  370)  Das  ge- 
naue Datum  des  Besitzworhsels,  falls  ein  solcher  anzunehmen  ist,  konnte  ich 
noch  nicht  ermitteln.  —  Eine  Urkunde  des  Metzer  Bezirksarchivs  (H.  161  n.  2  a.  1540) 
enthalt  ein  Protokoll,  das  sich  auf  diesen  Ring  bezieht.  Bei  der  Erwähnung  der 
Präsentationszeremonie  am  Arnulfsfeste  führt  es  auch  den  »altare  sanetae  Crucis 
silarn  in  medio  navis  ecclesiae«  an.  Eine  andere  Urkunde  aus  dem  Jahre  1210 
(Bened.  Pr.  I,  p.  16i)j  erwähnt  >sacri  vultus  ac  rcliquiae*.  quae  in  ecclesia  saneti 
Arnulphi  in  proclarnationem  illius  injuriae  —  es  handelt  sich  um  eine  schwere 
Rechtsverletzung  —  contra  iam  dictum  Arnulphum  erant  prostratae  .  .  .«. 

.  *)  Prost,  C.  S.  458  bezeichnet  sie  als  «Pièces  d'étoffe  portant  des  inscrip- 
tions et  servant  de  décoration  à  la  Cathédrale  au  XII«  siecle«. 

»)  Cer.,  S  182. 

•)  Cer.,  S.  118,  184;  vgl.  Consuet.  Cluniac  ;  Migne,  I'  L.  149,  col.  670. 

*)  Brachium  ligneuni.  coopertum  deaurato  argento.  Es  wird  erwähnt  im 
Ms.  245,  fol.  8a  und  darnach  wörtlich  im  Kl.  K.  S.  125.  134.  Dasselbe  enthielt: 
Reliquiae  s.  Symphoriani,  s.  Asklcpiodotis.  s.  Theodori  marliris,  s.  Victorini,  s.  Ore- 


-    28  - 


fin  Jahre  1552  übertrug  man  sämtliche  Reliquien  nach  Ncu-S.  A. 
Durchaus  berechtigt  erscheint  mir  die  Annahme,  daß  die  im  Katalog 
von  1719  angeführten  Reliquiare  in  der  Mehrzahl,  um  nicht  zu  sagen 
alle,  in  der  Abtei  vor  den  Stadtmauern  vorhanden  waren.  Baillet  führt 
an  ')  :  ein  Reliquiar  aus  Holz  in  Armform,  aber  versilbert,  ein  anderes 
in  gleicher  Form  aus  Silber,  ein  drittes  in  Form  einer  Hand  aus  Silber, 
ein  silbernes  Reliquiar,  das  von  zwei  Engeln  getragen  wurde,  fünf 
weitere  Reliquiare,  denen  ein  besonderes  Merkmal  nicht  beigelegt  wird, 
ein  Silberreliquiar  in  Form  eines  Hauptes  mit  dem  Unterkiefer  des 
heiligen  Arnulf,  ein  Silbergefaß  mit  dem  Schädel  des  heiligen  Arnulf, 
aus  dem  den  Kranken  zu  trinken  dargereicht  wurde,  eine  Capsula  oder 
kistenartiges  Gehäuse  aus  vergoldetem  Holze  mit  dem  Haupte  des 
heiligen  Patiens,  zwei  andere  Reliquiare  in  Emaille. 

Dazu  kommen  die  beiden  großen  Schreine,  in  welchen  die 
Erhebung  der  Reste  des  heiligen  Arnulf  durch  Abt  Simon  1167,  sowie 
des  heiligen  Patiens  durch  Abt  Burchard  1193  erfolgte.  Das  Alter  der 
beiden  Schreine  rechtfertigt  es,  wenn  wir  ihre  Beschreibung  folgen 
lassen,  die  wir  Baillet  verdanken.  Er  schreibt8),  daß  um  den  neuen 
Schrein  des  heiligen  Arnulf  folgende  Inschrift  lief:  Anno  ab  in- 
caniatione  Domini  milksimo  centesimo  saagesimo  sipiimo,  indktione 
(Iccima  quintu,  imperantc  Domino  Fridcrico,  présente  vencrabili  Theodorico, 
JUctensis  Eccltww  electo.  sanetissimum  corpus  beati  Arntdfi,  Metcnsis 
episcopi,  a  reverendo  abbnte  huius  loci  Simone,  secundo  nonas  Junii,  in 
hoc  vase  translatum  est.  Der  Schrein  war  geschmückt  mit  Bildern  von 
namentlich  bezeichneten  Königen  und  Kaisern.  —  Auf  der  einen  Seite 
figurierten  die  Könige  Priamus,  Marcomirus,  Pharamundus,  Clodius. 
Mcroveus,  Hildericus,  Clodoveus,  Lothar  1.,  Lothar  IL,  Dagobert,  Clodo- 
veus.  Theodorich,  Hildembcrt,  Dagobert,  Hildericus,  Pippin,  Kaiser  Karl 
der  Große.    Die  andere  Seite  zeigte  die  Kaiser  Ludwig  den  Frommen 


gorii  Spolctani,  s.  Crispiniani  martiris,  s.  Mima(maltis  sociorumque  eius,  s.  Gengulli. 
s.Vincentii,  episcopi  el  martiris,  s.  Pelagiae.  s.Daniclis.  s.  Alberti  martiris,  s.  Car- 
pofori  martiris:  de  capite  s.  Maiolis  abbatis;  s.  Goerici  episcopi;  de  terra,  supra 
quam  dccollatus  est  s.  Mauritius  ;  dens  s.  Apriciae  virginis  ;  reliquiac  s.  Stephani. 
papae  et  martiris,  s.  Florentii  martiris,  s.  Fronimii  episcopi  ;  os  de  corpore  saneti 
Moysi  (siel  confessoris;  de  dalmatica  s.  Rleutherii  ;  de  s.  Wandregisilo  ;  de  wanlo 
s.  Andreae  apostoli;  reliquiao  s.Vincentii,  martiris  et  levitae. 

*)  Vgl.  Baillet,  S.  6ÏW  fT.  Daß  das  an  dieser  Stelle  angerührte  Reliquiar  aus 
Holz  in  Armform  identisch  ist  mit  dem  aus  dem  12.  Jht..  kann  mit  Sicherheit 
nicht  bestimmt  werden,  da  die  darin  geborgenen  Reliquien  nicht  identisch  sind, 
ist  aber  mehr  als  wahrscheinlich. 


•}  ba.Het.  S.H79.H80;  Meurisse.  S.  117;  Descrothcls.  S.Öl;  Bened.  11,  S.  292. 


29  - 


und  Karl  den  Kahlen,  zwei  Könige  mit  dem  Namen  Ludwig,  die  nicht 
näher  bestimmt  werden,  die  Kaiser  Karl  und  Arnulf,  die  Könige  Otto, 
Karl,  Ludwig.  Lothar,  Ludwig,  Hugo  Capet,  Robert,  Heinrich,  Philipp 
nebst  zweien  namens  Ludwig.  —  Am  Fuße  standen  der  heilige  Arnulf, 
der  Dux  Anchbus,  Pippin,  Karl  Marlell,  König  Pippin,  die  Kaiser  Karl 
der  Große,  Ludwig  der  Fromme.  Lothar,  Ludwig,  Karl  der  K.,  Karl, 
Arnulf,  Ludwig.  König  Konrad,  König  Heinrich  der  Sachse,  Otto  I., 
Olto  II.,  Otto  III.  —  Am  Kopfende  waren  angebracht  Heinrich  IL, 
Konrad  II.,  Heinrieh  III.,  Heinrich  IV.,  Heinrich  V.,  Lothar  der  Sachse, 
Konrad  III.,  Kaiser  Friedrich.  —  Die  Zusammenstellung  ist  auffallend. 

Kürzer  faßt  sich  Daillet  über  den  Patiensschrein,  der  auf 
Kosten  des  Konrad  Imperialis,  d.  h.  (nach  Ansicht  der  Arnulüncr)  des 
Kaisers  Konrad,  aus  Silber  hergestellt  bezw.  dekoriert  worden  war  und 
folgende  Inschrift  trug:  Corpus  beati  Paticntis,  Mctmsis  Episcopi,  in 
loculo  isto  a  Dotnino  Bttrcfiardo  abbitte,  ope  et  expensis  Conradi  Impe- 
rialis.  Anno  ab  Incanuitionc  Domini  M-  C •  XC ■  III  conditum  est1). 

Zum  Schatze  gehörten,  abgesehen  von  den  1401  gestohlenen 
Sachen,  andere  wertvolle  Gegenstände,  die  bei  Gelegenheit  eines 
Krieges  1426  durch  Abt  Simon  verpfändet  wurden,  nämlich:  zwei 
Smaragde,  ein  goldener  Stab  (=  Abtsstab),  ein  emaillierter  Stab,  Saphir- 
edelsteine, ein  Diamant,  ein  Kelch,  sechs  silberne  und  vier  vergoldete 
Trinkgefäße,  eine  silberne  Statuette  (oder  Relief?)  des  heiligen  Georg, 
ein  silbernes  Musikinstrument  u.  s.  w.  *). 

Dem  fleißigen  Sammler  Dieudonné  verdanken  wir  die  Kenntnis 
weiterer  im  Schatze  von  Neu-S.  A.  vorhandener  Kunstwerke,  die 
zweifelsohne  fast  sämtlich  im  allen  Kloster  aufbewahrt  wurden.  Wohl 
dürfte  die  Erklärung,  die  er  von  der  einet»  oder  andern  Scene  gibt, 
nicht  richtig  sein.  Nichtsdestoweniger  ist  seine  Beschreibung  sehr 
wertvoll 3). 

1.  Zuerst  führt  er  an  ein  sehr  altes,  in  gotischen  Formen  ge- 
haltenes, viereckiges  K  Ifenbein  käs  tchen,  das  er  also  beschreibt 
(S.  117a— 118b): 

Un  coffre  d'ivoire  très  ancien,  long  de  8  pouces,  large  de  5  pouces 
et  demi,  haut  de  4  pouces  8  lignes,  dont  les  bas-reliefs  représentent 
d'un  côté  les  dix  apôtres  assemblés,  au  milieu  desquels  saint  Pierre 


')  Baillel,  S.  384;  vgl.  Meurisse,  S.  32;  Descrochet»,  S.  52. 

*)  Maillet,  S.  470:  duo  smarraddi,  virga  aurea,  virga  encnusla,  sapphiii 
adamas,  ealix  unus,  sex  sciphi  argentei,  quatuor  aurati.  imago  s.  Georftii  argentea, 
nrganum  ex  argento,  carbunculus,  un  crosson  etc. 

Dieudonné.  Mémoires  sur  Metz.  III   M  159).  S.  117  a  IT. 


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impose  la  main  droite  soit  à  saint  Clement  soit  à  un  autre  apôtre  ou 
ministre  de  l'Evangile.  Tous  les  apôtres  ont  un  rayon  de  gloire  sur  la 
tête,  excepté  celui-ci,  qui  paraît  incliné  profondément  sous  la  main  de 
celui  qui  l'envoie  et  tient  de  sa  droite  un  manipule.  Chaque  apôtre 
tient  un  volume  des  saintes  Ecritures,  excepté  celui  qui  ordonne  le 
nouvel  évangéliste.  On  montre  le  livre  ouvert  à  celui  qui  fait  l'impo- 
sition des  mains,  ce  qui  indique  le  pontifical.  On  ne  voit  ici  toutefois 
ni  crosses  ni  mitres  ni  bâton  pastoral  (S.  117b).  Celui  à  qui  on  impose 
les  mains  et  son  voisin,  qui  paraissent  tous  deux  revêtus  de  dalmatique 
par-dessus  leur  robe  longue,  ont  des  souliers  pointus  aux  pieds,  les 
neuf  autres  ont  les  pieds  nus  et  sont  placés  sur  des  espèces  de 
marchepieds.  Ce  bas-relief  est  à  une  des  plus  longues  faces. 

Celui  qui  de  l'autre  côté  lui  est  parallèle  représente  dans  son 
milieu  un  médaillon  oval,  au  milieu  duquel  on  voit  le  Père  éternel, 
assis  sur  un  trône,  ou  .T.-C.  lui-même  étendant  ses  bras  à  ses  côtés. 
Du  côté  droit  il  impose  sa  main  sur  la  tête  d'un  ministre  revêtu  de 
dalmatique  sur  une  robe  longue,  lequel  a  des  souliers  aux  pieds  et 
s'incline  profondément;  il  est  hors  du  médaillon.  A  la  gauche  paraît 
un  ange,  ainsi  caractérisé  par  ses  grandes  ailes,  qui  est  aussi  hors  du 
médaillon,  placé  sur  une  base  ou  piédestal  en  forme  de  tourelle,  faisant 
(S.  118a)  regard  à  celui  à  qui  on  impose  les  mains.  Cet  ange  étend 
les  bras  vers  la  main  du  Sauveur  et  semble  recevoir  de  lui  dans  un 
suaire  le  livre  des  Evangiles. 

Le  médaillon  du  milieu,  dans  lequel  on  voit  la  ligure  décrite,  est 
porté  par  quatre  anges  volants,  deux  de  chaque  côté  en  haut  et  deux 
de  chaque  côté  en  bas. 

Les  quatre  coins  de  ce  bas-relief,  qui  aboutissent  aux  quatre 
angles  de  la  boîte  carrée,  sont  les  figures  des  quatre  évangélistes  assis 
sur  des  sièges  antiques,  ayant  les  pieds  nus  et  écrivant  chacun  leurs 
évangiles  et  ayant  un  écritoir  à  côté  de  soi.  Chacun  d'eux  a  son  signe 
particulier,  placé  sur  un  piédestal  en  forme  de  tourelle  carrée  percée 
à  jour.  Saint  Mathieu  a  son  ange  qui  lui  donne  la  bénédiction  —  macht 
offenbar  den  Redegestus  und  diktiert  —  saint  Marc  son  lion  qui  le 
regarde,  saint  Luc  son  bœuf  qui  le  regarde  aussi  et  saint  Jean,  dont 
l'aigle  étend  les  ailes  et  tourne  sa  tète  vers  son  maître  (S.  118b). 

Les  deux  bouts  de  la  boîte  représentent  chacun  en  bas-reliefs 
un  grand  séraphin  à  six  ailes,  comme  ils  sont  dépeints  dans  Ezechiel: 
sex  alew  uni,  sex  aine  altcri,  etc.  Tous  ces  bas-reliefs  en  ivoire  sont 
entourés  d'un  cadre  ouvragé  en  feuillage,  dont  les  lames  font  les 
quatre  côtés  de  la  boîte.  L'ouvrage,  quoique  gothique  en  toute  cette 
ciselure,  est  cependant  passable. 


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31  - 


2.  In  diesem  ersten  Kästchen  stand  eine  kleinere  Elfenbein- 
kasscttc  tnit  Eisenbeschlag,  die  nicht  näher  beschrieben  wird.  Zwei 
darin  befindliche  Kreuzpartikeln  hatten  die  Mönche  von  Busendorr 
dem  Kloster  S.  Arnulf  geschenkt l). 

3.  Cylindrische  Elfenbeinbüchse,  deren  Deckel  mit  vier 
silbernen  Klammern  garniert  war*). 

4.  Blei  käs  tchen  mit  Reliquien.  Der  Boden  war  durchbrochen, 
das  Kästchen  ohne  jegliche  Skulptur. 

ö.  Kleiner  kupferner  emaillierter  Reliquienschrein  in 
Sargform.    Die  Beschreibung  Dieudonnés  lautet  (S.  119a): 

Petite  chasse  de  cuivre  entaillée-  faite  en  forme  de  cercueil,  soutenue 
aux  quatre  angles  sur  quatre  petits  pieds,  chargée  dans  son  milieu  de 
deux  médaillons  émaillés.  L'un  représente  le  combat  d'un  lion  avec 
un  dragon,  l'autre  un  homme  armé  d'une  serpette,  qui  taille  la  vigne, 
et  quatre  petites  pyramides  ornées  de  roses  en  fleurons.  Les  médaillons 
sont  dans  le  milieu;  voila  pour  un  côté.  De  l'autre  coté,  deux  pyra- 
mides dans  le  milieu  du  colfre  et  quatre  médaillons  (S.  119b),  deux 
de  chaque  côté,  deux  sur  la  couverture  et  deux  sur  le  coffret.  —  L'un 
des  médaillons  du  haut  représente  un  homme  armé  d'un  lléau  et  un 
autre  apportant  une  gerbe;  au  milieu  d'eux  c'est  un  grand  fleuron 
émaillé,  environné  de  graines,  qui  voltigent  et  qui  sont  dorées.  Le 
pendant  de  celui-ci  sur  la  couverture,  c'est  un  homme  et  une  femme 
armés  l'un  et  l'autre  de  glaives  et  de  boucliers,  qui  se  battent.  —  Au- 
dessus,  le  premier  médaillon  représente  une  ligure  bizarre  dorée  et 
émaillée;  c'est  un  singe  revêtu  d'un  camail,  dont  la  moitié  du  corps 
se  traîne  en  dragon  et  sa  queue  en  divers  feuillages,  qui  remontent 
tout  autour  de  la  figure,  en  sorte  qu'elle  en  laisse  une  de  part  et 
d'autre.  —  Le  pendant  de  celui-ci  est  aussi  une  chimère.  C'est  une  figure 
moitié  femme  moitié  dragon,  ayant  dans  sa  partie  inférieure  deux  pattes 
et  une  queue  en  fleuron,  sur  laquelle  (S.  120a)  on  voit  un  autre  dragon 
qui  s'élance  sur  la  femme;  mais  celle-ci,  armée  d'un  bouclier,  le  lui 
oppose  et  tâche  de  lui  donner  un  coup  de  l'épée  qu'elle  porte  dans  sa 
main  droite.  Tous  ces  médaillons  ont  deux  pouces  et  demi  de  diamètre 
et  sont  ronds.  —  Il  y  a  une  petite  porte  avec  serrure  à  cette  chasse, 

')  Dieudonné,  S.  118  b. 

*)  Dieudonné  (S.  119a)  sagt  über  diesen  and  den  folgenden  Gegenstand: 
Une  boite  d'ivoire  cylindrique,  dont  le  couvercle  est  garni  de  4  petites  agrafes  ou 
tenons  d'argent,  laquelle  boîte  contient  une  boite  de  plomb,  remplie  de  plusieurs 
reliques  inconnues.  Son  diamètre  est  de  quatre  pouces  neuf  lignes;  elle  est  toute 
unie  et  sans  sculpture;  son  fond  est  sauté.  Auf  welches  Kästchen  bezieht  sich 
das  letztere  Détail? 


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-    32  - 


qui  ne  ferme  pas:  on  y  a  mis  dix  paquets  de  diverses  reliques,  donl 
les  étiquettes  sont  sans  doute  enfermées  sous  la  soie;  une  ou  deux 
sont  dans  du  simple  papier  sans  noms.  Il  paraît  par  l'inscription,  qui 
est  au-dessus,  que  cette  chasse  et  la  boîte,  dont  on  vient  de  parler,  ont 
été  visitées  en  1722  et  qu'alors  on  regardait  toutes  ces  reliques  comme 
inconnues,  mais,  si  on  avait  ouvert  les  paquets,  on  eût  sans  doute  vu 
leurs  noms  sur  des  bandes  de  parchemin  qu'ils  paraissent  contenir  en 
les  tûtant.  Le  coffret  a  8  pouces  de  long  et  de  haut  et  quatre  de  large. 
On  ne  sait  de  quelle  année  est  le  monument. 

6.  Kupferner,  in  gotischen  Formen  gehaltener  Reliquien- 
schrein. Derselbe  war  sehr  schön  vergoldet  und  emailliert,  »die 
Figuren  ziemlich  häßlich  oder  gotisch«.  Das  Innere  war  aus  Holz,  das 
mit  vergoldetem  und  emailliertem  Kupfer  bedeckt  war.  Weder  Datum, 
•  noch  Inschrift  waren  vorhanden.  Die  Figuren  waren  natürlich  farbig. 
Dieudonné  beschreibt  ihn  wie  folgt1): 

Le  dit  coffre  a  dix  pouces  de  longueur,  quatre  pouces  trois  lignes 
de  largeur  et  sept  pouces  de  hauteur  (S.  121  a).  D'un  côté,  sur  la  cou- 
verture, on  voit  la  figure  de  .l.-C.  donnant  sa  bénédiction  et  tenant  de 
sa  main  gauche  le  volume  des  saintes  Ecritures.  —  Saint  Pierre  tenant 
une  grande  clef  est  à  sa  droite.  Saint  Jean  l'Evangéliste  est  à  sa  gauche, 
ensuite  deux  autres  apôtres  tenant  chacun  un  volume  devant  leur 
poitrine.  C'est  apparemment  saint  Faul  et  saint  André.  Ces  cinq  ligures  nn 
sont  représentées  que  jusqu'aux  genoux.  Saint  Jean  seul  est  sans  barbe. 

Au-dessus  sur  le  corps  de  la  chasse,  on  voit  la  figure  de  la  sainte 
Vierge  assise  dans  une  espèce  de  trône,  tenant  l'enfant  Jésus  sur  son 
giron,  lequel  donne  sa  bénédiction  aux  trois  rois,  qu'il  regarde  venant 
à  lui  et  tenant  en  leurs  mains  des  vases  d'or,  remplis  d'or,  de  myrrhe 
et  d'encens.  A  côté  du  trône  de  la  Vierge,  on  voit  la  ligure  d'un  roi 
tenant  un  sceptre,  surmonté  d'une  fleur  de  lis,  de  sa  main  gauche  et 
faisant  la  révérence  de  sa  main  droite  au  divin  Enfant  et  à  sa  sainte 
mère.  C'est  peut-être  Charlemagne;  il  a  sur  sa  tête  un  petit  bonnet 
d'azur  avec  un  rebord  vert,  orné  de  trois  boutons  d'or;  toutes  ces 
figures  portent  barbe  (S.  121b),  excepté  l'éthiopien;  près  de  ce  dernier 
on  voit  trois  cols  de  chevaux,  qui  sont  les  montures  de  chacun  des 
rois  mages,  que  le  cadre  du  dessin  coupe  en  cet  endroit. 

De  l'autre  côté  du  reliquaire,  on  voit  en  haut  quatre  médaillons 
ronds  et  posés  de  file  dans  toute  la  longueur,  séparés  les  uns  des  autres 
par  des  vignettes:  au-dessous  ce  sont  encore  trois  autres  médaillons 

':•  Diituilonn*.  S.  120  b— 121b. 


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—    33  — 


plus  grands  que  les  premiers,  ronds  et  posés  de  même,  dont  les  dessins 
sont  répétés  sur  chacun,  et  dans  leur  intervalle  on  y  voit,  dans  les  uns 
et  les  autres,  une  ligure  bizarre  de  dragon  vert  ou  bleu  avec  des  ailes 
et  une  queue,  qui  se  termine  en  fleuron  recoquillé;  lesquels  dragons 
portent  chacun  une  tête  d'homme  couverte  d'un  bonnet.  Cinq  de  ces 
bonnets  sont  plats  et  deux  seulement  à  queue  ou  en  pyramide,  comme 
des  bonnets  de  dragons'). 

7.  Kucharistische  Taube,  die  bereits  bei  der  Beschreibung 
des  Hauptaltars  angeführt  worden'). 

8.  Prächtige,  sehr  wertvolle  liturgische  Kleidung3)  in  roter 
Farbe,  die  Abt  Pierre  Michel  gestiftet  und  sein  Nachfolger  .luville  halte 
vollenden  lassen.  Das  auf  derselben  angebrachte  Wappen  der  beiden 
sollte  diese  Herkunft  andeuten4). 

9.  Die  sog.  Stephanskasel,  ein  Geschenk  Stephans  I.  von 
Ungarn  und  seiner  Gemahlin  Gisela  an  Papst  Johannes.  Leo  IX..  so 
heißt  es,  trug  sie  bei  der  Konsekration  im  Jahre  1049  und  schenkte 

l)  Folgt  dann  bei  Dieudonné  S.  122  a  der  Katalog  der  in  dem  Schreine  ent- 
haltenen Ncliquicn:  Du  bois  de  la  vraie  croix  de  N.  S.  J.-C;  du  bois  de  la  châsse 
de  noire  bienheureux  Père  saint  Benoit;  des  reliques  de  saint  Jean-Bapliste  et 
de  plusieurs  autres  saints;  du  suaire  et  des  vêlements  de  saint  Hyacinthe;  un 
caillou  dont  on  a  lapidé  saint  F.ticnne;  de  la  pierre  sur  laquelle  notre  Seigneur  s'est 
assis;  petite  lïolo  de  plomb,  dans  laquelle  on  ne  .sait  ce  qu'il  y  a;  de  sainl  André 
apôtre;  de  sainte  Hélène;  de  saint  Benoit:  des  onze  mille  vierges;  des  martyrs 
de  la  légion  thébaine  et  de  saint  Maurice;  de  saint  Cucufate;  de  saint  Boniface : 
de  saint  Clément,  évoque  de  Metz;  de  la  tunique  de  saint  Jean  l'évangelislc :  de 
saint  Simplicien;  des  saints  Prothc  et  Hyaeintc;  de  saint  Symphoricn  ;  de  sainte 
Barbe:  de  saint  Justin  laïque;  de  saint  Germain  laïque;  de  saint  Udalrique  (  =  l'Iric); 
de  sainl  OUerie  :  feuilles  des  épines  sur  lesquelles  saint  Benoit  s'est  roulé  :  de 
saint  Apulé;  de  monte  Oliveti  ;  de  saint  Nicolas:  Oleum  sanctae  Mariae  ;  sancli 
Victoris  qui  fuit  ...  (nicht  ausgeschrieben!  :  (de)  saint  Georges;  de  sainl  Airy  ; 
une  côte  de  saint  Sympborien;  de  saint  Urse;  de  saint  Cômc;  de  saint  Felùx); 
de  sainte  Gertrude  vierge;  2  côtes,  cheveux  et  ligature  de  sainte  'Name  fehlt). 

')  Dieudonné,  S.  122  b:  Une  grosse  boule  en  forme  de  boite  surmontée  d'un 
pélican  et  au-dessous  ayant  la  ligure  d'une  colombe  ou  St.  Esprit,  laquelle  servait 
autrefois  de  suspension;  elle  est  ornée  de  quelques  pierres  factices  h  facettes 
dont  3  ou  4  sont  arrachées,  [.a  boite  est  de  cuivre  mal  doré  avec  des  cizelures 
de  trophées  d'F.glises. 

s)  Bescrochets.  S.  16.  Sie  bestand  aus  Chormantel.  Kasel.  Tuniken  und 
Dalmatiken. 

*)  Dieudonné  (S.  lH3a).  der  das  Wappen  abgezeichnet  und  beschrieben  hat. 
bemerkt,  daß  die  Kleidung  à  grandes  colonnes  de  fleurons  d'or  frisé  war  und 
fügt  hinzu:  Les  oifrois  (  aurifrisium,  Borte)  sont  brochés  en  or  avec  des  mé- 
daillons précieux.  Le  fond  rouge  est  un  fin  velours  ciselé  :  on  appelle  cette  étoffe 
un  drap  de  Venise  :  il  est  des  plus  riches. 

•i 

Jahrbuch  A.  Oes.  f.  lotlir.  Üoschiehtc  n.  Altertumsk..  Jahrg.  20 

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—    M  — 


sic  bei  dieser  Gelegenheil  dem  Kloster1).  Kraus  berichtet  nur  ganz 
kurz  über  das  wichtige  Ornaments! ück,  dessen  Beschreibung  bei  Dieu- 
donné  er  zweimal  mißverstanden  hat.  Letzterer  sagt,  daß  an  der  Kasel 
ein  späterer  Pergamenlstreifen  befestigt  ist,  auf  welchem  die  ursprüng- 
liche Inschrift  ganz  abgeschrieben  steht  :  f  S(fr*ph«nus)  Hunyurorunt  Ile.r 
et  (iisla  diheta  sibi  conhtx  mittunt  hacc  munira  (also  mehrere  Kleidungs- 
stücke!) domno  ajwstolieo  Joatmi.  Von  der  ursprünglichen  Inschrift 
in  Goldlettern  auf  einem  blauen  Streifen,  der  als  Pendant  zur  Hals- 
öflhung  vorn  auf  dem  Rücken  angebracht  war  —  die  Inschrift  wird  u.  a. 
von  Kraus  wiedergegeben*)  — ,  waren  um  1770  nur  mehr  acht  Buch- 
staben sichtbar,  während  die  andern  gewaltsam  entfernt  worden  waren3). 
Der  Best  des  Aurifrisium  war  noch  in  ziemlich  gutem  Zustande.  —  Kr 
fährt  weiter:  On  y  voit  autour  du  col,  sur  une  bande  de  soie  couleur 
de  pourpre  ou  de  cramoisi4),  douze  médaillons  de  deux  pouces  et  quatre 
lignes5)  de  diamètre;  ils  sont  tout  ronds,  travaillés  en  fil  d'or  et  garnis 
de  petites  perles,  dont  le  plus  grand  nombre  est  enlevé.  Le  premier 
médaillon  est  enlevé  à  demi  et  presque  tout  à  l'ail  ;  le  second  oITre  en 
broderie  une  ligure  de  cerf  courant  ;  le  3*  un  oiseau  ;  le  4e  un  quadru- 
pède à  la  course  à  demi  effacé  ;  le  5°  la  ligure  d'un  homme  tenant  de 
sa  main  droite  un  sceptre,  qu'il  pose  sur  son  épaule  droite:  les  iS"  et 
7e  sont  l'un  et  l'autre  la  figure  d'un  ange  ayant  les  ailes  étendues;  le 
8e  une  ligure  de  femme;  les  9*  et  10°  deux  anges  les  ailes  étendues; 
le  11e  une  figure  de  femme;  le  12e  un  animal  quadrupède.  Il  n'y  a 
que  six  de  ces  médaillons,  auxquels  on  voit  encore  une  demi-douzaine 
de  très  petites  perles. 

Dann  kommt  Dieudonné  wieder  auf  das  Aurifrisium  auf  der  Rück- 
seite zurück  (S.  13ôa):  Le  reste  de  Vorfroi  du  derrière6)  au  bout  de 
l'inscription  déchirée  porte,  sur  une  bande  violette  de  deux  pouces 


•)  Descruchels,  S.  H;  Baillet.  S.  308;  Kraus.  S.  618;  Dieudonné,  S.  90 b  und 
ausführlich  S.  184  a  ff.  Auf  S.  181),  140  modiiiziert  letzterer  einiges  bezw.  bestimmt 
iT  Gesagtes  genauer. 

*)  Kraus.  S.  648;  Dieudonné,  S.  184  b.  --  Die  kleinen  Varianten  sind  (tanz 
belanglos. 

»I  Die  Inschrift  war  10  Zoll  hoch  und  2  Zoll  breit  wie  das  Aurifrisium 
hinten  (so  verbessert  Dieudonné  S.  140a  die  Angabe  auf  S.  184  a).  Falsch  ist 
weiter  die  Notiz  bei  Kraus,  der  ('.ahnet  mit  Dieudonné  in  Widerspruch  setzen 
will,  obschon  ersterer  in  seiner  Notice  de  Lorraine  I,  889  (II.  77  in  der  Edition 
von  1836)  dasselbe  sagt  wie  letzterer  auf  Seile  13öa  und  140a. 

*)  Dieser  Seidensti eifen  war  nach  S.  140a  drei  Zoll  breit. 

r'i  So  korrigiert  Dieudonné  auf  S.  131)  b  seines  Manuscrites. 

•j  Dasselbe  war  nacb  S.  140a  zwei  Zoll  breit. 


de  large,  les  (igures  des  apôtres  au  nombre  de  10  l).  Elles  ont  quatre 
point*  de  hauteur;  elles  sont  en  broderies  légères  de  fil  d'or  avec  les 
noms  de  chacun  en  lettres  de  même,  presque  usées  et  qui  ne  paraissent 
plus  que  de  soie;  les  lettres  ne  sont  pas  gotiques;  elles  sont  placées 
de  côté  et  d'autre  des  figures  ainsi. . .  (folgt  dann  die  Stellung*). 

|S.  13ôb.)  L'urfroi  du  devant3)  est  semblable  au  dessin  (des 
Rückens)  pour  la  première  figure  seulement,  qui  représente  une  espèce 
d'évêque  donnant  sa  bénédiction  (et)  tenant  un  livre  fermé  de  sa  main 
gauche4).  Autour  de  (rette  figure  il  y  a  ces  quatre  lettres  seulement 
A,  H,  0,  Cs).  —  (S.  186.)  Le  reste  de  l'orfroi  est  tout  différent  du 
derrière.  C'est  saint  Pierre,  de  6  ù  7  pouces  de  haut  *  i  ;  au-dessus  de  la 
ligure  PETRVS;  sous  ses  pieds  la  figure  d'un  sphinx  à  visage  de 
femme,  le  corps  d'oiseau,  les  ailes  croisées  devant  la  poitrine,  de 
quatre  pouces  de  hauteur7).  Ensuite  saint  Paul,  de  même  grandeur  que 
saint  Pierre,  avec  son  nom  PAVLVS  au  dessus  de  la  tête  et,  sous  ses 
pieds,  un  sphinx  comme  le  premier.  —  Cette  bande  de  devant  est 
pourpre;  les  figures  sont  dessinées  en  fil  d'or  et  de  soie  de  diverses 
couleurs. 

L'étoffe  de  la  chape  est  un  cramoisi  à  gorge  de  pigeon,  dont  la 
couleur  est  présentement  jaunâtre.  C'est  une  espèce  de  satin  très  fourni 
à  grandes  fleurs  en  colonnes  dans  un  carré  formé  (  fermé  V)  par  quatre 
perroquets  .  . . 8). 

(S.  137  a.)  Quelques  mal  avisés  ont  donné  des  coups  de  ciseaux 
dans  le  derrière  de  la  dite  chasuble  et  l'ont  coupée  du  haut  en  bas 
clans  le  milieu  de  l'orfroi,  ayant  arraché  la  précieuse  inscription,  dont 
il  ne  reste  que  ce  que  nous  en  avons  rapporté.  Nota  que  cette  étoffe 
parait  sans  couture;  il  faut  qu'elle  ait  été  faite  ainsi  sur  le  métier9).  — 

')  S.  139 b  steht:  Les  ligures  ...  sont  cousues  les  unes  après  les  autres 
fi  cette  hauteur  depuis  le  bas  de  l'inscription  latine  .  . 

*)  Die  Form  des  von  Dieudonné  gegebenen  Buchstaben  weist  auf  ein  hohes 
Alter  hin. 

*l  Nach  S.  139a  mißt  derselbe  2V«  Zoll  Breite  und  beginn)  am  unteren  Ende 
der  HalsüfTnung.    Er  hat  als  Länge  3  Fuß  2'/*  Zoll. 

4>  S.  140a  bezeichnet  Dieudonné  in  einer  nachträglichen  Bemerkung  die 
Figur  als  einen  Abbé  assis  donnant  .... 

•)  Beigegeben  ist  an  dieser  Stelle  des  Manuscriptes  eine  srhlerhte  Skizze. 

*)  S.  139  a  in  7  Zoll  korrigiert. 

r)  S.  139b  gibt  Dieudonné  die  Skizze  der  •Sphinx« 

■}  Folgt  die  Zeichnung.  —  Papageien  in  annähernd  gleicher  Stellung  auf 
einigen  Geweben  byzantinischen  Ursprungs  bei  Fisc  hbacb.  Die  wichtigsten  Wehe- 
Ornamente,  Tat.  4a.  IIa,  20a. 

*)  Ist  ganz  richtig;  es  war  eben  eine  Casula  oder  Planet:». 

3* 


36  — 


Nu»  folgen  die  Maßverhältnisse,  die  mit  den  auf  den  folgenden  Seiten 
kombiniert  das  richtige  Resultat  ergeben1). 

Les  figures  des  apôtres,  schließt  Dieudonnc  (S.  140a),  sont  alfreuses 
et  comme  faites  dans  le  même  moule;  ils  ont  tous  un  bras  au  eûlé, 
saint  Pierre  tient  une  crosse,  saint  Paul  une  épée,  les  autres  un  livre. 
Dazu  sind  sie  benimbt.  —  Voilà  le  vrai  dessin  et  les  vrais  caractères 
de  toutes  les  ligures  de  derrière.  Celles  rie  devant  sont  beaucoup  mieux 
dessinées,  excepté  la  première  (d.  h.  die  Figur  des  Bischofs  bezw.  Abtcs). 

Was  nun  die  Arnulfinische  Tradition  über  die  Herkunft  dieser 
Kasel  betrifft,  so  sehe  ich  keinen  genügenden  Grund,  ihr  jeden  histo- 
rischen Wert  abzuerkennen. 

Man  darf  sich  zunächst  billig  fragen,  wie  S.  Arnulf,  wenn  keine 
geschichtliche  Grundlage  vorhanden  gewesen,  auf  die  schon  auf  den 
ersten  Augenblick  eigentümlich  erscheinende  Tradition  gekommen  wäre. 
Mit  Ungarn  hatte  das  Kloster  nichts  zu  tun.  Desgleichen  auch  nicht 
mit  dem  Papste  Johannes.  Ganz  anders  verhält  es  sich  in  dieser  Hin- 
sicht mit  dem  folgenden  Ornatstück.  Die  Inschrift  hätte  wahrscheinlich, 
wenn  gefälscht,  eine  ganz  andere  Fassung  erfahren.  Daß  die  Bezeich- 
nung  (Domnus)  apostolieus  für  jene  Zeit  ganz  geläulig  ist.  weiß  jeder- 
mann, der  sich  mit  Urkunden  näher  abgegeben  hat.  Der  in  Frage 
stehende  Papst  ist  Johannes  XVIII.  (1003  -1009). 

Dann  ist  bekannt,  daß  Stephan  I.  und  seine  Gemahlin  Gisela  ver- 
schiedenen Kirchen  von  der  Königin  hergestellte  liturgische  Gewänder 
geschenkt  haben  *). 

Kbenfalls  spricht  zu  gunsten  der  »Tradition«  ein  Vergleich  der 
vorstehenden  Beschreibung  mit  dem  von  derselben  Gisela  hergestellten 
Gewände,  das  jetzt  als  ungarischer  Krünungsmantel  im  Schlosse  zu 
Ofen  aufbewahrt  wird3). 

')  Nämlich:  Vordere  üeflnung:  11  Zoll  hoch,  3  Zoll  breit;  senkrechte  Ocff- 
nung  (auf  der  Hinterseite,  d.  h.  die  gewaltsamerweise  hergestellte)  8';j  Zoll  hoch. 
3  Zoll  breit  unten,  4  Zoll  breit  oben.  Die  Hohe  der  Vorderseite  ('von  unten  bis 
zum  Reginn  der  Oeffnnng  zum  Durchlassen  des  Kopfes  gemessen)  betragt  3  Fuß, 
2  Zoll,  3  Linien;  die  Gesamlhühe  der  Hinterseite,  in  senkrechter  Richtung  ge- 
messen, beträgt  4  Knl»,  7  Zoll.  Legi  man  die  Kasel  zusammen,  so  siebt  sie  ans 
wie  ein  Kreisausschnitt  und  mif>t  dann  unten  als  Rrcilc  Ii  Fuß  und  3';»  Zoll.  Die 
Länge  der  Seitenkantc  (eigentlich  Radius  der  radformigen  Casula}  belauft  sieb 
nuf  4V*  Fuß. 

;)  Auch  in  Trier  trug  ein  altes  liturgisches  Gewand  den  Namen  der  Gisela. 
Vgl.  Rrower,  Annal.  Trevir.  I,  Lattich  llwO,  S.  ;>0I. 

*}  Derselbe  ist  abgebildet  in  dem  bekannten  Werke  von  Dock  über  die  Reichs- 
kleinodien. T.  XVII,  in  der  Geschichte  des  deutschen  Kunstgewerbes  von  ,1.  von 
Falke,  Rellin  1888,  $.  71  und  Tafel,  sowie  bei  Rraun,  Liturgische  Gewandung. 


-    37  - 


Daß  außerdem  der  konsckriercnde  l'apst  der  Abtei  S.  Arnulf  die 
von  ihm  gelegentlich  der  Keier  getragene  Kasel  schenkt,  involviert 
durchaus  nicht  etwas  Ungewöhnliches.  Im  Gegenteil.  Hat  doch  fast 
um  dieselbe  Zeit  i'l.  April  1076).  um  ein  Ueispiel  aus  der  einheimischen 
Geschichte  anzuführen,  Dischof  Herimann  von  Metz  bei  Gelegenheit 
einer  von  ihm  vorgenommenen  Konsekration  auch  die  von  ihm  benutzte 
liturgische  Kleidung  der  betreffenden  Abtei  hinterlassen  '). 

Endlich  ist  nicht  zu  übersehen,  daß  die  »Tradition«  von  S.  Arnulf 
wenigstens  in  die  erste  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  hinaufreicht,  da  das 
Ceremoniale  der  Abtei  aus  dem  Jahre  1240  für  das  Fest  des  Papstes 
Leos  IX.  verordnet:  ..  sit  indutus  prcsbyter  easula  Leonis  pape*). 

10.  Die  sog.  Chape  de  Charlemagne.  Kraus  identifiziert 
die  chape  de  Charlemagne  in  S.  A.  mit  derjenigen,  die  heutzutage  noch 
im  Schatze  des  Metzer  Domes  aufbewahrt  wird").  Mit  Unrecht. 
Die  Henediktiner,  auf  die  er  sieh  bezieht,  sagen  zunächst  an  der  an- 
gezogenen Stelle  das  gerade  Gegenteil  '),  und  die  genaue  Beschreibung, 
die  Dieudonné  von  dem  Mantel  in  S.  A.  uns  hinterlassen,  spricht  nicht 
minder  klar  dagegen. 

Ursprünglich  war  diese  Chape  eine  Glockenkasel,  eine  Art  Rad 
mit  Oefmung  in  der  Mitte  zum  Durchlassen  des  Kopfes.  Nach  Valladier 
(S.  204)  diente  sie  noch  zu  seiner  Zeit  beim  Zelebrieren  der  Messe. 

S.  221).  Erst  bei  der  Krönung  der  Maria  Theresia  mußte  er  (wegen  des  Reifes) 
aufgeschlitzt  werden. 

')  Bened.  II,  S.  181;  M.  G.  SS.  VIII.  S.  589. 

')  Cor.,  S.  197. 

•j  Kraus,  S.  648  vgl.  mit  S.  558.  wobei  er  sich  ganz  falsch  auf  die  Bene- 
diktiner 1.  S.  527.  stützt.  Die  Abbildung  des  Ornamentstückes  der  Kathedrale 
gibt  er  S.  5fiO. 

*)  Benedikt.  I,  S.  tV2fi,  527.  II  est  surprenant  que  Meurisse  n'ait  pas  parlé  

de  ta  chape  que  le  contre  porte  ;ï  la  Procession  de  la  S.  Marc  (es  handelt  sich, 
wie  aus  dem  Zusammenhange  klar  hervorgeht,  utu  die  Kathedrale),  et  que 
Ion  dit  avoir  été  faite  du  Manteau  Royal  de  ce  Prince:  mais  peut-être  ne  croyait- 
il  pas  ces  traditions  assez  bien  fondées  .... 

On  conserve  mwt  dans  la  Sacristie  de  l'Abbaye  de  S.  Arnoul  une  chasuble 
antique,  nommée  le  Manteau  <k  Charkumgnv,  que  l'on  mettait  autrefois  ä  la  grand'- 
messe  le  jour  de  sa  fête,  et  dont  on  a  fait,  jusqu'à  la  lin  du  dix-septième  siècle, 
un  usage  si  grotesque  .  .  .  Certain  jour  de  i'année  un  frère  lai  de  S.  A.  se  re- 
vêtait de  ce  manteau,  et  moulé  sur  une  haquenée.  il  allait,  par  les  rues  de  Metz, 
lever  ce  qui  s'appelle  le  droit  de  Charlemagne.  lequel  consistait  dans  une  certaine 
quantité  de  viande  ou  de  graisse,  que  les  Bouchers  et  les  (iraissiers  de  la  Ville 
étaient  obligés  de  donner.  Dn.it  qui  se  payoit  encore  en  17«»>.  mais  en  argent, 
à  l'Abbé  de  S.  A  ,  cl  qu'il  a  perdu,  parce,  qu'on  élail  devenu  assez  sage  pour  ne 
plus  donner  la  comédie  de  la  haquenée  au  Peuple  Messin. 


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Dieudonné  beschreibt  sie  S.  140b  wie  folgt:  Le  tour  du  col  de  lu  chape 
de  Charlemagne  n'a  qu'un  pouce  de  large.  G  est  une  vignette  d'étoffe 
d'or  lissue,  sur  laquelle  on  voit  des  oiseaux  et  des  quadrupèdes  entre- 
lassés dans  divers  feuillages.  Ces  oiseaux  sont  des  aigles  et  des  lions. 
Le  bas  de  l'ouverture  est  une  plaque  de  quatre  pouces  carrés  en  fond 
d'or  de  même  que  le  tour  du  col,  relevé  en  fleuron  de  soie  ainsi  (folgt 
Figur). 

(S.  141  a  )  L'orfroi  de  la  chape  de  Charlemagne  n'est  qu'un  simple 
cordonnet  de  soie  rouge  relevé  en  or;  il  forme  une  croix  sur  le  derrière 
de  la  chape  et,  sur  le  devant,  une  simple  ligne  (folgt  Figur). 

La  chape  est  en  satin  blanc  (S.  141  b),  sur  lequel  sont  dessinées 
en  cordonnet  d'or  les  nigles  imperiales,  mêlées  de  roses  de  même  dessin 
de  cordonnet.  Ces  aigles  tiennent  en  leur  bec  un  anneau  ou  bague 
relatif  sans  doute  à  l'Anneau  de  saint  Arnould  '). 

Voici  le  nombre  et  la  disposition  de  ces  aigles.  Deux  aigles  sont 
placées  de  chaque  côté  (de  la  croix  sur  le  dos  de  la  chape)  et  deux 
(grandes)  roses  dans  le  milieu.  (Folgt  S.  142a,  142b  die  Zeichnung 
von  der  vorderen  und  hinteren  Seite.)  Chaque  aigle  a  un  pied  huit 
pouces  de  large  d'une  aile  à  l'autre,  et  du  haut  du  bec  en  bas  des 
pattes  environ  deux  pieds.  Toute  la  chape  ne  porte  que  six  aigles  et 
trois  (grandes)  roses.  Les  deux  aigles  les  plus  élevées  de  derrière  se 
replient  sur  le  devant.  —  (S.  143  a.)  Les  plumes  des  queues  sont 
chargées  de  cœur  et  se  terminent  ainsi  (Figur):  les  corps  de  l'oiseau 
sont  en  écailles  de  poisson.  —  Cet  ornement  est  beaucoup  déchiré. 

La  doublure  de  bus  de  cet  ornement  est  encore  très  remarquable. 
C'est  une  étoffe  de  soie  de  couleur  éclatante  et  variée,  qui  porte  encore 
de  petits  aigles  bien  mieux  dessinés  que  los  grands,  tenant  aussi  un 
anneau  d'or  dans  leur  bec  tels  que  celui-ci  (Figur  eines  ruhig  silzenden 
Vogels).  Ils  ont  double  collier  de  fil  d'or.  Le  dessus  du  bec  et  l'anneau, 
de  même  que  les  pattes,  sont  aussi  en  or.  le  reste  en  soie  de  très 
belle  couleur.  Il  est  probable  que  toute  la  chape  était  doublée  de  cette 
étoffe  précieuse  toute  chargée  de  petits  aigles  de  quatre  pouces  de  haut. 
Mais  on  a  enlevé  cette  étoffe  précieuse,  pour  y  mettre  une  espèce  de 
treillis  ou  toile  de  coton,  et  un  n'y  a  laissé  que  la  frange  de  l'étoffe 
précieuse  de  la  largeur  de  deux  doigts  dans  tout  le  contour. 

Die  Maßverhältnisse  gibt  Dieudonné  (S.  138a  und  besser)  S.  141a. 
L'ouverture,  de  la  chape  a  trois  pouces  de  large  et  dix  pouces  de  haut. 

Die  Erklärung  ist  rein  willkürlich  Derselbe  Ring  (sogar  Doppclring  wie 
in  S.  A.)  bei  Olle.  Archiiol.  Wörterbuch.  Leipzig  1883,  S.  280.  Art.  Aquihttum.  sowie 
bei  Fisidibaeh.  a.  a.  0  T.  3a.  8a.  also  bei  Geweben.  »Ho  mit  S.  A.  nicht»  zu  tun 
haben,  voraussetzt,  daß  die  Geschieht  mit  dorn  Ring  überhaupt  historisch  ist 


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Dann  bei  der  zusammengelegten  Kasel:  quatre  pieds  neuf  pouces  sur 
les  côtés,  quatre  pieds  huit  pouces  et  demi  de  hauteur  devant  et  der- 
rière mesurés  du  haut  de  l'angle  et  y  compris  toute  l'ouverture;  six 
pieds  et  demi  de  large  au  panier. 

Ein  einfacher  Vergleich  zwischen  dieser  Reschreibung  und  dem 
Ornamenlstück  in  der  Kathedrale  genügt,  um  sofort  trotz  großer 
Analogie  im  allgemeinen  auf  Grund  der  zahlreichen  Differenzen  in 
den  Einzelheiten  auf  das  Vorhandensein  von  zwei  ganz  verschiedenen 
Mänteln  oder  Chapes  zu  schließen.  Man  denke,  um  nur  einiges  an- 
zuführen, an  das  Rückenkreuz,  an  die  senkrechte  Goldlinie  vorn,  an 
die  Stellung  der  Adler,  an  die  Fußplinthe  M,  an  die  Schuppen  zur  An- 
deutung der  Farben,  an  die  Einbiegung  der  Flügel,  an  den  Ring  im 
Schnabel  der  Vögel,  an  die  Rosen:  lauter  Dinge,  die  auf  der  Chape  de 
Charlemagne  des  Metzer  Domes  vollständig  fehlen  -  ohne  der  Eigen- 
tümlichkeiten der  letzteren  zu  gedenken 

Inbezug  auf  das  Datum  der  Chape  de  Charlemagne  in  S.  Arnulf 
wird  man  der  Wahrheit  ziemlieh  nahe  kommen,  wenn  man  sie  in  un- 
gefähr dieselbe  Zeit  verlegt,  wie  diejenige  der  Kathedrale.  Auch  ihn; 
Herkunft  dürfte  dieselbe  sein'). 

Auf  Grund  der  Skizzen,  die  Dieudonné  hinterlassen,  kann  man  sich 
unschwer  eine  genaue  Vorstellung  von  dem  Gewände  machen.  Man 

'.i  Dieudonné  hat  in  seiner  Beschreibung  dieses  reich  dekorierte  Detailmotiv, 
welches  den  Adlern  als  Basis  dient,  nicht  weiter  betont. 

*)  Nach  Kraus,  S.  (>49,  hatte  Abel  über  die  beiden  vorstehend  geschilderten 
liturgischen  Gewänder  einen  Vortrat:  angekündigt,  denselben  aber  anscheinend 
nicht  gehalten.  Letztere  Ansicht  ist  unrichtig.  Während  des  Druckes  stieß  ich 
zufällig  auf  einen  diesbezüglichen  Artikel  Abels,  den  selbst  René  Quépat  in 
seinem  Dictionnaire  biographique  de  l'ancien  Departement  de  la  Moselle  nicht 
verzeichnet  hat.  Derselbe  erschien  unter  dem  Titel  Description  de  deux  vêtements 
hislorit'*  tlu  VlIU  tt  du  XI*  siicle  de  Vtincien  trésor  de  Vabhayc  Saint- Arnuald  in 
der  Sektion  Archéologie  der  Memoire*  /ms  A  la  Sorlmune,  Paris  186ß,  S.  289— ;J08. 
Die  Hälfte  der  Seiten  gehört  übrigens  nicht  zur  Sache. 

Auf  Grund  der  Angaben  und  Skizzen  Dicudonncs  hat  Abel  eine  graphische 
Darstellung  der  beiden  sog.  Chapes  versucht,  dm  vielfach  unrichtig 
sein  dürfte,  Für  ihn  ist  Karl  der  Große  der  Schenker  der  nach  ihm  benannten 
Chape  in  S.  A.  Den  Beweis  ist  uns  Abel  schuldig  geblieben.  Das  Gleiche  gilt 
für  die  sog.  Stephanskasel.  —  Int  Gegensalz  zu  Kraus  behauptet  er  (S.  297  j,  der 
Arnulfsring  sei  von  Anfang  an  in  der  Kathedrale  aufbewahrt  worden.  Nach 
Abel  (S.  308»  wurden  die  beiden  Urnalstücke  1794  durch  Feuer  zerstört. 

Fügen  wir  ergänzend  hinzu,  daß  auch  die  andern  vorstehenden  Kunst- 
gegenstände dem  Vandalismus  der  Revolution  zum  Opfer  lielen,  mit  Ausnahme 
des  Elfcnbeinkammes,  der  s<  !mti  vorher  verschwunden  vvnr,  und  des  Arnulfs- 
ringes, den  ein  glücklicher  Zufall  bis  auf  unsere  Tage  erhalten  hat. 


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zieht'  beispielsweise  zu  Ilate  Taf.  8  des  Fischbachschen  Werkes  —  das 
dort  angemerkte  Datum  ist  zweifellos  unrichtig  —  oder  die  gleichzeitige 
Glockenkasel  im  Dome  zu  Urixen,  wie  sie  Braun  auf  S.  1  Hl  seiner 
Publikation  wiedergibt.  Die  volle  Uebereinstimmung  der  beiden  Adler- 
kuseln  springt  sofort  in  die  Augen  und  gestattet  ohne  Schwierigkeit 
eine  gelreue  Nachbildung  des  Ornatstückes  von  S.  Arnulf. 

Außerdem  führen  Deserochets,  Calmet  und  andere l)  als  zum 
Schatze  gehörig  an:  Une  coupe  de  coco,  qu'on  dit  avoir  servi  à  saint 
Arnoalde.  père  de  saint  Arnould  ;  le  peigne  d'ivoire  de  la  reine  Hilde- 
garde; ses  pumnu-s  et  poires  de  senteur  d'une  matière  exquise,  et  in- 
connue en  ce  temps,  lesquelles  ont  conservé  jusqu'à  présent  leur  bonne 
odeur  et  sont  de  prix  inestimable. 

Nach  Kraus  (III,  S.  b'49;  vgl.  S.  Ô62)  wäre  auch  der  bekannte 
Ring  des  heiligen  Arnulf  einst  Eigentum  unserer  Abtei  gewesen.  Tat- 
sache ist,  daß  er  schon  im  12.  Jahrhundert  der  Kathedrale  angehörte 
und  von  dort  aus,  wie  das  Ceremoniale  fol.  135  f  bezeugt,  bei  der 
Prozession  am  Arnulfstagc  nach  dem  Kloster  vor  der  Stadt  feierlich 
getragen  wurde. 

Im  Schatze  befand  sich  auch  das  Klosterarchiv,  in  welchem 
echte  und  unechte  Bullen,  Urkunden,  Diplome,  Verträge  u.  s.  w.  aus 
den  ältesten  Zeiten  des  Klosters  aufbewahrt  wurden.  Manche  derselben 
sind  nur  noch  bekannt  aus  Abschriften,  Erwähnungen  und  Zitaten  im 
kleinen  oder  großen  Kartular,  in  noch  erhaltenen  Urkunden  bei  Baillet 
oder  Calmet  ;  andere  hinwiederum  sind  noch  im  Original  erhalten.  Es 
ist  nicht  angängig  hier  auf  alle  Einzelheiten  einzugehen  *).  Ein  doppelter 
Vermerk  soll  hier  genügen.  Für  die  erste  Hälfte  des  Mittelalters  liefert 
ein  annähernd  vollständiges  Verzeichnis  der  Urkunden,  »die  bis  heule 
noch  in  der  Kirche  (von  S.  A  )  selbst3)  aufbewahrt  und  erhalten  sind« 


M  Deserochets,  S.  9,  12;  Calmet,  Notice.  I,  S.  839  bezw.  II.  S.  77:  Baillet.  S.  108, 
Betied.  I.  S.  519.  —  Daß  die  XerajiHiiae  reute*  im  Schatze  von  S.  A.  nichts  zu  suchen 
haben,  ist  klar.  Kraus.  S.  <149.  führt  sie  an,  weil  er  eine  Stelle  in  Baillet,  S.  284  (bezw. 
Mabillon,  Veter.  Anal.  I,  S.  422),  die  sieh  auf  Lültich  bezieht,  mit  S.  A.  in  Metz 
in  Verbindung  gebracht  hat. 

r\  Eine  eigentümliche,  mit  lironischen  Noten  versehene  Urkunde  vom  27.  De- 
zember 848.  die  S,  Arnulf  angehörte,  jetzt  aber  in  der  Nalionalbibliothek  zu  Paris 
(Coll.  de  Lorraine,  vol.  9K0.  pièce  2)  sich  befindet,  behandelte  Julien  Havel  in 
der  Bibliothèque  de  l'Kcole  des  Charte*,  Bd.  XLIX  (18K8>,  S.  95  101. 

3)  Durch  diese  Worte  wird  unsere  Annahme  bestätigt,  daß  Archiv  (bezw. 
Schatzkammer)  in  unmittelbarer  Nähe  der  Klosterkirche  lag.  Die  Heiligkeit  des 
Ortes  war  eine  (iaranlie  für  deren  Erhaltung. 


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das  sog.  kleine  Kartular,  das  als  Historia  8.  A.  nicht  ganz  vollständig 
in  die  Monuinenta  Germaniae  aufgenommen  worden  isl1). 

Ebenso  haben  wir  als  im  Schatze  befindlich  zu  bezeichnen  die 
meisten  Manuskripte,  die  der  Abtei  gehörten,  das  heißt,  ebendort 
muß  sich  auch  die  Klosterbibliothek  befunden  haben,  die  wir  gleich  in 
dem  Abschnitt  über  die  Klosterschule  behandeln  wollen. 

3.  Die  Klosterschule. 

Einen  der  wichtigsten  Kaktoren  in  der  Kultur  des  Abendlandes 
bilden  die  Schulen  der  Benediktinerklösler,  in  denen  nicht  nur  die  Ordens- 
novizen unterrichtet  wurden,  sondern  auch  die  Söhne  der  umliegenden 
Bewohner  ihre  Erziehung  und  wissenschaftliche  Ausbildung  erhielten. 

Mit  dem  Einzug  der  Benediktiner  in  S.  A.  war  auch  die  Schule 
gegeben*),  die  in  den  nächsten  Jahren  sich  zu  außerordentlich  hoher 
Blüte  emporschwang.  Nicht  blos  aus  Metz  und  Lothringen  kamen  lern- 
und  wißbegierige  junge  Leute  nach  S.  A.,  sondern  auch  aus  weit  ent- 
legenen Teilen  des  Beiches,  aus  Sachsen,  Bayern  und  anderer  Herren 
Ländern.  Kein  Wunder,  wenn  aus  unserer  Schule  eine  Anzahl  der 
besten  Bischöfe  und  der  tüchtigsten  Aebte  hervorging 3).  —  An  welcher 
Stelle  die  Schulräume  lagen,  wird  aber  nirgends  mitgeteilt*). 

'}  Kl.  K.  S.  11,  12;  M.  0.  SS.  XXIV;  Calmct,  Pr.  I,  col.  72,  73.  —  Andere 
Aktenstücke  sind  uns  erhalten  im  Metzer  Rezirksarchiv  ;  vgl.  das  dortige  Inventar 
H.  1—2.  —  1'ebcr  bereits  veröffentlichte  Urkunden  vgl.  man  u.  a.  Jhb.  I  u.  XIII. 

*)  Indes  ist  die  Schule  schon  älter.  Eine  Urkunde  des  Metzer  Primicerius 
Hugo  verfügte  die  Schenkung  von  Vigy  an  S.  A.  und  zwar  »Clcricis  vel  pauperibus 
alimoni.im  ibidem  accipicnlibus  aut  hcloribu*  inibi  deservientihus«  ;  Mcurisse, 
S.  112.  113;  Jhb  1.  S.  43.  Daß  dem  Bischof  Adventius  bei  der  Visilatio  von  S.  A. 
ein  gewisser  Anglenarus  ein  Gebetbuch  darbot,  dessen  Inhalt  aus  der  heiligen 
Schrift  gezogen,  verdient  gleichfalls  nur  nebenbei  Erwähnung,  da  das  Faktum  vor 
942  fällt;  Rcned.  I,  S.  «02.  In  bezug  auf  das  Studium  und  die  Kenntnis  der 
griechischen  Sprache  in  Metz  und  insbesondere  in  S.  A.  im  9.  und  10.  Jahrh.  ver- 
weise ich  auf  die  interessante,  aber  wenig  bekannte  Studie  von  A.  Prost.  Carac- 
tère et  signification  de  quatre  pièces  liturgiques  composées  à  Metz  en  latin  et 
en  grec  au  9"  siècle,  in  den  Mémoires  de  la  Société  nationale  des  Antiquaires 
de  France.  XXXVII,  Paris  1877. 

*)  Raillet,  S.  2fi0. 

*)  Indes  Iftftt  sich  diese  Stelle  annähernd  durch  Elimination  bestimmen. 
Von  der  West-  und  Südseite  des  Claustrum  kann  nicht  die  Rede  sein,  weil  bei 
dem  Rundgang  mit  dem  Weibwasser  (vgl.  oben)  die  Schule  nicht  erwähnt  wird. 
Daf»  sie  an  das  südliche  OuerschifT  der  Rasilika  angelehnt  war.  wie  bei  der  alten 
Kathedrale,  scheint  mir  zum  mindesten  zweifelhaft.  Die  Ostseite  des  Cfauslrum 
nahmen  Sakristei  (r),  Kapitelsaal,  Sprechsaal  ein.  Dahinter  lag  das  Krankenhaus. 
Ich  denke  daher  an  einen  besonderen  Ran  in  der  Südosteeke,  dessen  exzentrische 
Lage  es  begreillich  machen  dürfte,  dal>  er  bei  den  Rundgängen  im  Ceremoniale 


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Von  dem  zweiten  Ahl  Austens  wissen  wir,  daß  er,  obgleich 
vor  allem  praktisch  veranlagt,  ein  guter  Sänger  und  großer  Hcdner  war  >). 

Abt  Johannes  I.2)  war  es,  der  die  Schule  so  sehr  in  die  Höhe 
gebracht  und  sie  längere  Zeit  persönlich  leitete.  Er  selbst  war  literarisch 
tätig,  komponierte  ein  Officium  der  heiligen  Lucia,  sclirieb  auf  (îrund 
von  Quellen,  zum  Teil  auch  als  Augenzeuge,  um  9(>3  das  Leben  der 
heiligen  Glodesindis ;l)  nebst  ihrem  Nachtofficium,  verfaßte  die  Vita  des 
973  oder  974  verstorbenen  Abtes  Johannes  von  Gorze,  die  er.  weil 
vom  Tode  überrascht,  leider  nicht  vollendete.  Mag  diese  Biographie 
auch  etwas  weitschweifig  angelegt  sein,  Tür  die  Kenntnis  der  Geschichte 
und  der  Wissenschaften  der  damaligen  Zeit  ist  sie  eine  äußerst  wichtige 
und  zugleich  hochinteressante  Schrift,  deren  Verfasser  sich  als  einen 
belesenen,  kenntnisreichen  Mann  verrät,  dem  die  Fliege  der  Wissen- 
schaften etwas  Habituelles  war4). 

Möglicherweise  verdanken  wir  ihm  auch  noch  die  Miracula  s.  Gor- 
gonii 5),  da  deren  Verfasser  uns  beschreibt,  was  er  gesehen  oder  gehört 
hat  (Prologus,  c.  1)  und  auftritt  als  Augenzeuge  für  Begebenheilen,  die 
in  eine  Zeit  fallen,  wo  Johannes  von  Gorze,  der  angebliche  Verfasser, 
in  Spanien  war.  An  einer  anderen  Stelle  (c.  15)  wird  letzterer  sehr 
gelobt,  was  der  Gorzer  Abt,  die  Demut  selber,  kaum  getan  haben 
dürfte8). 

In  jener  Zeit  entstand  auch  die  Abtei  S.  Vincenz,  die  nach  der 
Intention  ihres  Stifters  eine  besondere  l'llegestätte  für  die  Wissenschaft 
werden  sollte.  Der  erste  Leiter  der  Schule,  der  Scholastikus  Adalbert, 
ein  Mann  von  ausgedehntem  Wissen,  der  auch  schriftstellerisch  tälig 
war,  war  von  S.  A.  herübergekommen7). 

nicht  angeführt  wird,  weil  man  nicht  vor  demselben  vorbeiging.  Wenn  nach  dem 
Cer.  S.  5K)  die  Knaben  in  der  Schule  lanl  singen,  während  die  Prüder  sich  im 
Claiistrnm  befinden,  so  isl  das  allerdings  für  sich  allein  noch  kein  zwingender 
Grund,  den  Schulraum  nach  aufien  zu  verlegen.  Ebensowenig  berechtigt  die  Tat- 
sache. da5  die  Knaben  dus  eine  oder  andere  Mal  im  Kajtilelsaal  studieren,  zu 
dem  Schluß,  es  haben  besondere  Schulräume  nicht  bestanden. 

l)  Vgl.  Vita  Johann,  abb.  Gorz.  c.  66;  M  G.  SS.  IV.  S  355:  Migne.  P.  L.  137. 
col.  274. 

*)  Abt  seit  960,  gestorben  vor  984:  M.  G.  SS.  IV,  S.  335.  33«. 
»)  Mabillon,  Acta  SS.  H,  S.  1087;  Migne.  P.  L  137.  col.  211  ff. 
*)  Vgl.  Sackur,  II,  S.  360  -  361. 
•)  M.  G.  SS.  IV.  S.  2ÎW-247. 

•)  Vgl.  Walther  Schultze.  Neues  Archiv.  X.  S.  495  ff. 

')  Rouleiller,  Eloge  de  Metz  par  Sigehert  de  Getnbloux.  Pans  1H81.  S  9 
mach  Horn  Brorq.  Ms.  132  der  Metzer  Stadtbibliothek.  S.  181).  Vgl.  noch  Rened.  II. 
S.  79,  HO,  wo  die  Abfassung  der  Chroni<|ne  des  évoques  de  Metz  ebendemselben 
zugeschrieben  wird. 


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Wie  es  mit  der  Schule  unter  Benedikt  I.,  dem  Naehlolger  des 
Johannes,  stand,  läßt  sich  nicht  näher  bestimmen. 

Unter  Abt  Wilhelm  von  Dijon  behielt  sie  zweifellos  ihre  Be- 
deulung.  War  doch  er  es  gewesen,  der  die  Initiative  ergriff,  in  den  von 
ihm  reformierten  Anstalten  Schulen  zu  errichten,  wo  außerhalb  des 
Klosters  Stehenden  kostenfrei  l'nlerrieht  im  tiesang  und  im  Lesen 
erteilt  wurde,  während  ärmere  Kinder  sogar  im  Kloster  noch  die 
Nahrung  erhielten.  Die  Hinrichtung  spricht  Tür  den  weilen  blick  des 
Reformators.  Wie  Hud.  Glaber,  der  uns  diese  Einzelheiten  mitteilt1), 
hervorhebt,  gingen  dabei  die  Klöster  selbst  nicht  leer  aus.  Manche 
so  erzogene  und  ausgebildete  junge  Leute  nahmen  das  Ordenskleid, 
während  andererseits  die  Hinrichtung  der  Kirche  im  allgemeinen  nützte 
und  für  die  menschliche  Gesellschalt  einen  durchaus  sozialen  Charakter 
hatte. 

Abt  Wilhelm  war  nicht  nur  ein  trefflicher  Meister  in  der  Leitung 
des  Gesanges,  sondern  überhaupt  ein  allseitig  gebildeter  Mann,  der 
diesen  Charakter  der  Allseitigkeit  auch  seinen  Stiftungen  einzuprägen 
sich  bestrebte8). 

Für  die  nächste  Zeil  sind  wir  mehr  oder  minder  auf  Vermutungen 
angewiesen.  Von  Odo,  Wilhelms  Nachfolger,  wissen  wir  überhaupt 
fast  nichts. 

Daß  der  in  Lüttich  (und  Gorzcj  ausgebildete  War  in  us,  der  sich 
architektonisch  so  sehr  betätigen  sollte,  auch  die  Klosterschule  nicht 
vernachläßigt  hat,  darf  als  sicher  gelten. 

Mit  noch  größerer  Sicherheit  dürfen  wir  dies  annehmen  von 
Walo,  der  seit  1050  S.  Arnulf  regierte.  Walo  hatte  in  Lüttich  unter 
dem  berühmten  Alestan  und  dessen  Nachfolger  Adelmann  studiert.  Als 
Nachfolger  des  Warinus  blieb  das  Studium  seine  Hauptbeschäftigung. 
StMipir  ketioni  infattus.  sagt  von  ihm  ein  tiegner,  der  Erzbischof 
Mariasses  von  Keims.  Seine  Schriften  bestätigen  diese  Aussage. 
Gregor  VII.  rühmt  ihn  als  einen  in  menschlicher  Wissenschaft  bewan- 
derten Mann.  Er  war  außerdem  bekannt  wegen  seiner  Kenntnisse  der 
Kirchenväter  und  der  Exegese  und  ein  Beförderer  dieser  Studien. 
Sein  Rednertalent  war  unbestritten,  und  in  der  Person  des  Scholastika 
Benedikt  us  stand  ihm  ein  würdiger  Helfer  zur  Seite  3  ). 

Kaum  hatte  Walo  sich  der  ihm  auferlegten  Abtswürde  von  S.  Bend 
in  Heims  entledigt,  als  er  sich  wieder  in  die  klösterliche  Einsamkeit 

')  In  der  Vïta.  c  14. 

*)  Rud.  Glaber.  Vila  Willi,  c.  24:  Sarkur,  II,  S.  &*». 
*)  Letztrmi  c-rwülinl  Houtcillcr.  Klojje.  S  10. 


-    44  — 


nach  S.  A.  zurückzog,  um  für  die  nächste  Zeil  ganz  und  gar  im 
Studium  aufzugehen.  Philosophie,  aber  die  wahre,  wie  er  sagt,  studierte 
er  mit  Vorliebe.  Dali  er  aber  auch  die  Klassiker  pflegte,  zeigen  gerade 
seine  Briefe  aus  dieser  Zeit,  in  denen  sich  eine  ganze  Beihe  von  Citaten 
aus  den  alten  Schriftstellern  findet,  die  er  verwertet  in  bezug  auf 
Sprache  und  Ideen  —  Wie  sehr  er  den  großen  Kirchenvater  Augustinus 
vercluie,  zeigt  das  wohl  von  ihm  zu  dessen  Ehren  verfaßte  (lebet2). 
Dasselbe  gilt  von  Hieronymus,  dessen  Kommentare  zu  den  Propheten 
er  durch  den  Mönch  Ambrosius  abschreiben  ließ3). 

In  der  Folgezeit  trat  die  Klosterschule  fast  nicht  mehr  hervor. 
Das  hing  mit  den  allgemeinen  Zeitumständen,  dem  Auftreten  der  Uni- 
versitäten, dem  infolgedessen  eintretenden  Verfall  der  Kloster-  und  Dom- 
schulen zusammen.  Man  beschränkte  sich  mehr  und  mehr  auf  die 
Ausbildung  der  eigenen  Hausbewohner,  der  Novizen,  der  Chorknaben. 
Das  ist  wenigstens  der  Eindruck,  den  allerdings  einseitige  Notizen  im 
Ceremoniale  und  in  sonstigen  Quellen  hervorrufen.  Ausnahmen  kamen 
vor,  waren  aber  im  großen  und  ganzen  selten.  So  weiß  Calmet  zu 
berichten,  daß  der  Metzer  Bischof  Theodorich,  der  1164  gewählt  wurde, 
herangebildet  worden  war  durch  einen  aus  Nomeny  gebürtigen  Diakon 
Caraldus,  der  aus  Demut,  nie  die  Priesterwürde  annehmen  wollte.  Seine 
Kenntnisse  bestimmten  seine  Wahl  zum  Scholastika  oder  Leiter  des 
Schulwesens  in  Metz. 

Er  stand  mit  S.  Arnulf  in  enger  Verbindung,  wo  er  eine  Präbendc 
besaß,  die  ihm  Bischof  Stephan  verliehen.  Er  hat  einige  noch  nicht 
veröffentlichte  Briefe  hinterlassen.  Nach  den  Benediktinern  erhielt  der 
Metzer  Bischof  Hcnaldus  von  Bar  einen  vierjährigen  Unterricht  in  den 
profanen  Wissenschaften  in  unserem  Kloster.  Sein  Lehrer  war  Nonns 
Albertus,  der  im  Nekrologium  als  Abt  figuriert4). 

Nur  ganz  spärliches  Licht  verbreiten  die  Oiicllcn  über  die  Sehul- 
organisat ion.  Um  nur  zu  erwähnen,  was  sich  direkt  auf  S.  Arnulf 
bezieht,  heben  wir  hervor,  daß  in  der  Blütezeit  die  tüchtigen  Achte 

')  Vgl.  tlie  einzelnen  Nachweise  bei  Hoch  im  Straßburger  üiöcesanblatt, 
XIX,  S.  222-231. 

*)  Dasselbe  sollte  vor  der  Wandlung  hergesagt  weiden.  Es  steht  im  Ms.  245. 
fol.  59a— 60b.  sowie  bei  Baillel.  S.  27!»  ff.,  und  Mabillon,  Vetcr.  Anal.,  hier  nach 
den  Briefen  des  Abtes. 

')  Eine  Anzahl  diesbezüglicher  Verse  des  Ambrosius  bei  Uaillet,  S.  310,  und 
Mabillon,  Ann.  0.  S.  B.  IV.  S.  517.    Es  ist  das  Ms.  98  der  Metzer  Stadtbibliothek: 

*)  Vgl.  Calmet,  II.  S.  185.  —  Bened.  II.  S.  491.  Ein  Magister  Remigius  he- 
gegnet  uns  im  Nekrologium  des  13.  Jahrhunderts;  Ms.  19(»,  loi  3(ia:  ein  Messire 
Jehan  war  zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  maître  d'escolle  in  S.  A.  nach 
lluguenin,  S.  124. 


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selbst  die  Leitung  der  Schule  in  den  Händen  haben.  Neben  ihnen  und 
nach  ihnen  treten  andere  Lehrer  auf,  die  sieh  speziell  der  Knaben  und 
Novizen  anzunehmen  haben.  Sie  sind  in  der  Mehrzahl,  bilden  demnach 
ein  Lehrpersonal  wohl  mit  einem  Hauptlehrer  an  der  Spitze,  wie  auch 
anderswo  '). 

Kinmal  nennt  das  Cérémonials  einen  Magister  ordinis*),  wodurch 
wahrscheinlich  entweder  ein  älterer  Mönch  oder  der  Prior  claustralis 
bezeichnet  wird. 

Bezüglich  der  Unlerrichtsgegenstände  läßt  schon  das  Vor- 
handensein mehrerer  Lehrer  auf  mehrere  Unterrichtsfächer  schließen. 
Ich  übergehe  das  Lesen,  Schreiben,  Singen  und  den  bekannten  Schul- 
plan des  Trivium  und  Quadrivium,  dem  wir  in  allen  Kloster-  und  Dom- 
schulen des  Mittelalters  begegnen.  Nähere  Untersuchung  verdient  die 
Frage,  wie  es  mit  dem  profanen  Studium,  speziell  demjenigen  der 
Klassiker  in  unserer  Abtei  stand.  Daß  letztere  unter  den  allerersten 
Aebten  und  unter  Reformern  wie  Wilhelm  I.  nicht  allzuhoch  geschätzt 
wurden,  scheint  angenommen  werden  zu  müssen. 

Das  Ideal  dieser  Männer  war  doch  eher  strenge  Observanz 
der  Regel,  Trennung  von  der  Außenwelt,  ein  Leben  der  Betrachtung, 
der  Buße,  der  Uebung  der  Tugend.  Dem  entsprechend  galt  es,  sich 
mit  der  heiligen  Wissenschaft  zu  beschäftigen,  die  Kirchenväter  und 
asketischen  Schriftsteller  zu  studieren,  Abtötung  zu  üben,  in  der  Liturgie, 
im  Gebete  und  in  der  praktischen  Askese  aufzugehen.  So  verlangte 
es  gebieterisch  das  ernstlich  intendierte  Ziel.  Kür  die  Klassiker  war 
demnach  schon  weniger  Platz,  wenigstens  insofern  es  sich  um  die  eigent- 
lichen Mönche  handelte. 

Indes  zeigt  das  Folgende,  daß  wir  uns  die  Sache  gar  nicht  über- 
treiben dürfen.  Wenn  auch  Abt  Johannes  von  S.  A.  in  seinen  Schriften 
die  klassischen  Reminiscenzen  eigentlich  vermeidet,  so  kann  man  doch 
nicht  leicht  annehmen,  daß  die  aus  so  weiter  Ferne  herbeigeeilten  Jüng- 
linge völlig  von  den  klassischen  Studien  ferngehalten  worden  wären. 

Die  Stellung  des  Abtes  Walo,  der  schon  unter  Warinus  in  S.  A. 
war,  ist  bereits  gekennzeichnet  worden.  Kr  kennt  Cicero,  Horaz,  Ovid, 
ja  sogar  Tcrentius.  Die  Tuskulanen  waren  ihm  geläufig.  Gedanken  und 
Ausdrücke  hat  er  ihnen  entlehnt.  Das  Studium  der  Philosophie  betrieb 
er  teilweise,  aber  im  christlichen  Sinne,  im  Anschluß  an  den  genannten 
römischen  Rhetor  und  Kklektiker.  S.  A.  hatte  um  diese  Zeit  und  schon 
früher  Manuskripte,  die  Abschriften  von  klassischen  Schriftstellern  und 

')  Cer.,  S.  21.  73.  78,  H2,  84.  89;  U4,  lüü,  2ÔO. 

')  Cer.,  S.  24.  28;  vgl.  hierüber  Üucange-Favre,  V.  S.  171. 


-    4H  - 


ähnliches  enthielten,  die  Pharsala,  den  Kommentar  des  Servins  zu 
Vergil,  die  Abhandlung  des  Abtes  Smaragdus  von  S.  Mihiel  über  Gram- 
matik. Bis  zur  französischen  Revolution  besaß  die  Abtei  aus  jenen 
Zeilen  einen  Seneka,  einen  Sallust  '). 

Daß  auch  im  12.  Jahrhundert  in  Metz  die  Klassiker  gepflegt 
wurden,  entnimmt  man  dem  langen  eigenartigen  Gedicht,  das  Kraus 
herausgegeben 2),  dessen  Verfasser  Winricus  als  magister  scholarum 
wohl  in  jener  Zeit  unter  Bischof  Adalbero  in  Metz  lebte. 

Aus  dem  12.  bezw.  13.  Jahrhundert  stammen  verschiedene  Epi- 
taphien in  Versen,  die  man  im  alten  Kloster  vor  der  Stadt  lesen  konnte. 
Die  Inschrift  für  das  von  Abt  Theobald  errichtete  Massengrab  gehört 
dieser  Zeit  an.  Diejenige  des  Abtes  Wilhelm  wird  kaum  früher  anzu- 
setzen sein.  Daß  die  eine  Inschrift  Ludwig  des  Frommen  dem  l'J.  Jahr- 
hundert entstammt,  ist  schon  anderswo  bemerkt  worden8). 

Gesagtes  bedingt  selbstverständlich  Bekanntschaft  mit  den  Klassikern. 
Doch  ist  damit  keineswegs  gesagt,  daß  in  dieser  Hinsieht  S.  A.  über 
andere  Klöster  hervorgeragt  hätte.    Im  Gegenteil. 

Inbezug  auf  die  Klosterbibliothek  sind  mir  nur  wenig  neue 
Notizen  begegnet,  die  ich  hier  anführen  möchte. 

Als  Bibliothekvorstand  fungierte  wie  anderswo  der  Cantor,  dessen 
Aufgabe  darin  bestand,  mit  seinen  Gehiiiren  für  Conservierung  der 


')  Vgl.  Prost.  Notice  sur  la  Collection  des  Manuscrits  de  la  Bibliothèque 
de  Metz,  Paris  1877.  S.  XXXIV.  LXIl.  I.XIV 
•)  Bonner  Jahrbücher,  IV.  S.  232. 

*)  In  Beziehung  zu  S.  A.  steht  auch  der  uni  diese  Zeit  in  Metz  blühende 
Verfasser  der  sog.  'Mappemonde'  oder  »Image  du  monde-,  eines  ziemlich  großen 
dichterischen  Erzeugnisses  aus  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts,  das  heute  unbe- 
kannt und  vergessen,  einstens  sehr  berühmt  und  verbreitet  war,  wie  das  die 
zahlreichen  Abschriften  in  verschiedenen  Bibliotheken  bekunden.  Diese  eigen- 
tümliche Komposition  (in  zwei  Bearbeitungen)  behandelt  in  französischen  Versen 
durch  drei  Teile  hindurch,  aber  nicht  immer  mit  Ordnung  und  Methode,  die  All- 
macht Gottes.  Schöpfung  des  Menschen,  Kntdeckung  der  sieben  freien  Künste, 
Gestaltung  der  Gesellschaft,  Firmament,  F.rde,  Planeten.  Beschreibung  der  Welt 
und  ihrer  Teile,  ihrer  Bevölkerung,  Fauna  und  Flora  u.  s.  w  .  Himmel.  Hölle,  Tag. 
Nacht  il.  s.  w.  Ueber  das  unklare  Verhältnis  des  Verfassers,  Walther  (Gauthier), 
den  die  Beited.  Il,  S.  288  f  u.a.  mit  dem  genannten  Caraldus  »identifizieren,  so- 
wie über  das  Datum  vgl.  Austrasie,  1853.  S.  217  —  257.  —  F.ine  Stelle  (ebenda. 
S.31()i  gestaltet  uns.  den  Abfassungsorl  bezw.  das  Original  in  unserer  Abtei  zu  suchen. 

Hin  Gedicht  zu  Fhren  des  um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  lebenden 
Abtes  Bembaldus  von  S.  A.  enthält  Ms.  85  der  Stadtbibliothek. 


-    47  - 


Bücher  und  Herstellung  von  neuen  durch  Kopisten  und  Kalligraphen  zu 
sorgen  und  für  die  Kosten  aufzukommen  '). 

Für  8.  A.  kennen  wir  einige  Mönche,  die  selbst  die  Kosten  des 
Absehreibens  übernahmen.  Jacobus,  zubenannt  Ferjo,  und  Johannes 
Wye  ließen  1331  von  Johannes  von  Homburg,  der  in  S.  Clemens  war, 
das  Brevier  abschreiben,  das  im  Ms.  333  unserer  8ladtbibliothek  er- 
halten ist*;.  Dasselbe  tat  1324  ein  Mönch  Joffridus  Wythier").  Im 
Jahre  1327  schrieb  der  genannte  Johannes  von  Homburg  das  Brevier 
Ms.  46  ab4),  während  der  Arnulliner  Johannes  Façon,  zubenannt  vom 
heiligen  Kreuze,  die  Kosten  trug.  Gleiches  gilt  für  das  Missale  vom 
Jahre  1321 'i.  —  Die  genannten  Fälle  sind  nicht  die  einzigen. 

Die  aus  dem  alten  Kloster  noch  erhaltenen  Manuskripte  gehören 
dem  9.  bis  16.  Jahrhundert  an,  sind  aus  Pergament  hergestellt,  im 
allgemeinen  ziemlich  sorgfältig  geschrieben  und  zuweilen  dekoriert  mit 
rotblauen  Initialen  und  vielfarbigen  Miniaturen6).  Andererseits  steht 
Test,  daß,  wenn  wir  mis  nach  dem,  was  die  Manuskripte  zeigen,  richten 
wollen,  in  8.  A.  die  Kunst  der  Miniaturmalerei  so  lange  aber  nicht 
mehr  blühte,  wie  anderswo  in  Metz. 

Wichtig  wäre  noch  die  Frage  nacb  dem  Bestände  der  Biblio- 
thek unseres  Klosters.  Da  aber  ihre  Beantwortung  bereits  vor  ca. 
30  Jahren  durch  I'rost  in  seiner  vorhin  zitierten  Notice  sur  la  collection 
des  Manuscrits  de  la  Bibliothèque  de  Metz  erfolgt  ist,  so  möge  ein 
Hinweis  auf  diese  Abhandlung  genügen7). 

Prost  hat  dabei  auch  auf  Handschriften  aufmerksam  gemacht,  die 
früher  unserer  Abtei  augehörten,  später  aber  verschwunden  oder  anders- 
wohin gekommen  sind").  Seinen  diesbezüglichen  Bemerkungen  habe 
ich  nur  weniges  hinzuzufügen. 

Die  Monumenta  Germaniae  gebeti  im  XV.  Bande  die  Translatif) 
rt  Miracula  SS.  Marallini  d  Vitri  imctore  Einhard»  nach  einem  Manu- 
skript des  10.  Jahrhunderts  aus  S.  A.  und  führen  im  XXIV.  Bande  den 

•i  Vgl.  Consuet.  Cluniae.  Migne.  P.  L.  14t>,  col.  748. 
»)  Vgl.  Ms.  333,  S.  437. 

')  Vgl.  Ms.  42.  S.  272.  und  Nekrologium  von  S.  A.  Ms.  19«.  fol.  45a. 
*)  Vgl.  Ms.  46.  letztes  fol. 
«)  Vgl.  Ms.  133,  fol.  247. 

*)  Zwei  Miniaturisten,  Berland  und  Ambrosius,  sind  bekannt. 

'i  Erschienen  zu  Paris  1877  im  fünften  Bande  des  Catalogue  général  des 
Manuscrits  des  bibliothèques  publique«  (les  Départements  und  dem  grof>en  Katalog 
der  Metzer  Stadlbibliothek  als  Einleitung  beigegeben.  -  Prost  behandelt  den  Be- 
stand der  Bibliothek  von  S.  A.  an  mehreren  Stellen,  S.  XXV  IT.,  XXXII  XXXVIII. 
IA'I-  LXVI  l-XXXI.  CXX.  CXXVII  f..  CXXX,  CLI,  CLIN  fr,  GLXVII1. 

")  Prost.  Notice,  S.  XXVII  f..  XXXI  f. 


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Codex  Bernensis  No.  29  aus  dem  13.  Jahrhunderl  mil  auf  S.  A.  sich 
beziehenden  Zusätzen  an  ').  Nach  Dom  Brocq  war  ein  Ms.  der  Kloster- 
bibliothek im  Besitze  des  Königs  von  Preußen8).  Näher  wird  es  nicht 
gekennzeichnet.  Endlich  erwähnen  die  Benediktiner  *)  ein  Nekrologium 
von  S.  A.,  das  verschieden  ist  von  dem  im  Ms.  106  aus  dem  13.  Jahr- 
hunderl. Dasselbe  ist  uns  in  einem  >Kxtrait«  erhalten,  den  Dieudonnc 
hergestellt4),  gehört  aber,  wie  wir  bereits  gesehen,  einer  späteren  Zeit 
an:  es  muß  nach  1552  angesetzt  werden. 

4.  Der  Kleiderraum  (Vcstiar  ium). 
Unsere  Hauptquelle  Tür  die  Klostergebüulichkeiten,  das  Ceremoniale, 
nennt  nie  formell  diesen  baulichen  Teil  der  Abtei1).  Doch  erwähnt  es 
an  verschiedenen  Stellen  den  Vorstand  derselben,  den  Vestiarius  oder 
Camerarius6). 

Auch  berichten  verschiedene  Male  andere  Quellen  über  Schenkungen 
an  die  Kleiderkammer,  »pro  vestiario  fratrum«,  für  den  Kleiderbedarr  der 
Mönche  "). 

Inbezug  auf  die  Lage  sind  wir  auf  die  Hypothese  angewiesen. 
Möglicherweise  befand  sich  der  Baum  neben  der  Sakristei.  Es  war  dies 
nichts  Ungewöhnliches.  Uder  er  zog  sich  wie  in  verschiedenen  Klöstern 
über  dem  Eßzimmer  hin,  das  dann  entgegen  meiner  anderswo  ausge- 
sprochenen Ansicht  nicht  die  ganze  Höhe  des  südlichen  Kreuzgangllügels 
einnahm. 

5.  Der  Kapitelsaal  (Capitulum). 
Wie  in  jedem  Kloster  so  war  auch  in  S.  A.  der  Kapilelsaal  nach 
der  Kirche  die  bedeutendste  Gebäuliehkeil 8).  Hier  fanden  statt  die 
Beratungen  der  Mönche  über  Klosterangelegeuheileii,  die  Ansprachen 
des  Abtes,  speziell  seine  Predigten0),  die  Anreden  der  Mönche10),  die 
Culpa  oder  das  Eingeständnis  der  begangenen  Uebertrelungen  der 
Hegel,  die  Absolution  und  Korrektion  der  Culpnnten,  die  hier  auch 

')  M  G.  SS.  XV,  S .  238-264:  XXIV,  S.  491. 
-•)  Jhb.  XIV,  S.  24t». 

'j  Benod.  !.  S.  567  lind  sonst,  ■/..  B.  II,  S.  45.  Anmerkung. 
*}  Ms.  153,  S.  265  a— 2lï9b. 

")  Vgl.  das  Allgemeine  bei  Lenoir,  II.  S.  Mü  und  Kniart,  II.  S  29.  :U> 
•l  Cer..  S.  Hl,  85;  253.  254. 

')  Z.  B.  in  Benoit  Picard,  Histoire  -manuscrite)  de  Metz,  S  5t»2.  Vgl 
Boblay.'.  S.  113 f. 

»i  Kniart,  II,  S.  3UIÏ. 
*)  Cer.,  S.  80,  90. 
•")  Cer.,  S.  20,  100. 


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-    49  - 


bekannt  gegeben  wurden  die  feierliche  Hand-  und  Fußwaschung  nat  h 
der  Huhepause  am  Gründonnerstag 8),  die  Austeilung  der  Calceamenla, 
des  Schuhzeugs  an  die  Knaben  von  sciten  des  Camerarius  an  eben- 
demselben Tage3),  die  Verlesung  der  Namen  der  Verstorbenen  am 
Tage  nach  Thomasfest  und  vom  Dienstag  in  der  Karwoche  bis  zur 
Osteroktav  sowie  das  Abbeten  des  Psalmes  Verba  mea4),  die  Bekannt- 
machung mit  der  Tagesordnung  der  größeren  Festtage  durch  Verlesen 
des  sog.  Tabula,  eines  Breites,  auf  dem  die  verschiedenen  Einzelheiten 
des  Festes  vermerkt  waren5). 

Zuweilen  benutzten  die  Knaben  den  Saal,  um  daselbst  zu  lesen, 
zu  studieren8). 

Die  Lage  des  Saales  ungefähr  in  der  Mitte  des  Ostflügels  des 
Clauslrum  steht  fest7).  Von  letzterem  führte  ein  Eingang  ins  Innere, 
über  welches  wir  nur  wenig  wissen.  Beiderseits  längs  der  Mauer  waren 
die  üblichen  Sitzbänke  angebracht,  auf  welchen  die  Mönche  nach  ihrer 
Hangstufe  geordnet  sich  niederließen8).  Die  hintere  Reihe  war  jedes- 
mal etwas  höher  als  die  vordere.  Der  Abt  hatte  einen  besonderen 
Sitz  in  der  Mitte  der  dem  Eingang  gegenüberliegenden  Ostwand 9).  Für 
Gründonnerstag  erwähnt  das  Ceremoniale  ein  Analogium10)  oder 
Pult,  das  vor  dem  Abte  aufgestellt  ist.  Es  ist  aber  das  hier  genannte 
ein  besonderes,  von  dem  gewöhnlichen  Lesepult  verschiedenes  Analogium, 
das  nur  an  diesem  Tage  dorthin  gebracht  wurde. 

Am  Eingang  des  Kapitelsaales,  vielleicht  an  der  Innenwand,  hing 
das  vorhin  erwähnte  Brett,  tabula,  tabula  officiait  s,  auch  vnptftdaris 
genannt,  auf  welchem  in  irgend  einer  damals  gebräuchlichen  Weise  die 

')  Oer.,  S.  28,  100. 

*)  Cer..  S.  85,  86;  Enlarl.  II,  S.  32  sagt,  daß  die  Fufnvaschung  gewöhnlich 
im  Sprechzimmer  stattfinden  sollte. 
»)  Cer.,  S.  81. 

*)  Cer.,  S.  14,  76.    Ueber  die  Entstehung  der  klösterl.  Nekrologien  vgl. 
A.  Ebner.  Die  klösterl.  Gebets-Verbriiderungen,  Regensburg  1890,  S.  13311. 
*)  Cer.,  S.  18. 
•)  Cer.,  S.  20,  8λ. 

'»  Es  ist  der  östliche  Kreuzgangflügel  diejenige  Stelle,  wo  sich  regelmäßig 
der  Kapitclsaal  befindet.  Wie  wir  oben  betont,  i.st  gerade  der  Umstand,  daß  er 
nicht  bei  den  Rundgängen  genannt  wird,  ein  Beweis,  daß  S.  A.  inbezug  auf  seine 
Lage  keine  Ausnahme  machte.  Daß  er  unter  dem  Dorment  lag.  hat  nichts  Auf- 
fallendes; vgl.  Lenuir,  II,  S.  323. 

")  Cer.,  S.  85,  86.  —  Schemel  für  die  Füße  während  des  Sitzens  linden 
sich  in  vielen  Klöstern;  vgl.  Chomton,  S.  351. 

*)  Cer.,  S.  81,  87 

•*)  Cer..  S.  87.  Auf  demselben  wurde  das  Evangelium  gelesen  Ks  war 
mit  einer  Decke  überzogen. 

4 

Jahrbuch  d.  Oe».  f.  lothr.  Geschieht«  u.  Altcrtumsk..  Jahrg.  30. 

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Tagesordnung  an  Festlagen,  die  Liste  der  Sänger,  der  Meßdiener  und 
ähnliches  aufgeschrieben  war  '  i.  Jeden  Sonntag  wurde  dieselbe  öffentlich 
bekannt  gegeben8!. 

(5.  Die  War  m  es  (übe  (Calefact  orium ,  caminata). 

Vielleicht  hatte  8.  A.  auch  eine  besondere  Wärinestube3).  Nach 
dem  Ceremoniale  sollen  diejenigen,  die  am  Altardienst  in  der  Weih- 
nachtsmesse sich  beteiligen,  zuerst  in  den  Schlafsaal  atl  tuerssmia  gehen, 
dann  zurückkommen  zu  dem  bestimmten,  festgesetzten  Raum,  wo  ein 
gutes  Feuer  brennt  und  Wasser  zum  Waschen  und  Tücher  zum  Ab- 
trocknen bereit  stehen.  Dort  sollen  sie  sieh  wärmen  und  kämmen  und 
die  Hände  waschen,  um  an  dem  Gottesdienst  teilnehmen  zu  können: 
indeque  revertentes  veniant  ad  locum  constitutum,  ubi  a  celerario  vel  a 
ministris  eleemosinarii  siu  paralus  optimus  ignis.  Aqua  vero  et  vasa  et 
manutergia  sint  ibi  a  camerurio  preparata,  ibique  calefaciant  et  pectinmt 
sc  ac  manus  abluant4). 

Es  fragt  sich  nun,  ob  mit  dem  locus  constitutifs  ein  besonderer 
Wärmeraum,  in  welchem  eine  oder  mehrere  Ufenanlagen  sich  befanden, 
gemeint  ist.  oder  ob  es  nur  ein  anderer  Raum,  der  Kapitelsaal  beispiels- 
weise, oder  das  Refektorium,  wie  in  Dijon5),  war,  in  welchem  ein 
stehendes  Calefactorium  sich  befand.  Auffallend  ist  im  bejahenden 
Falle,  daß  der  eigentliche  Name,  der  schon  im  8.  Jahrhundert  in  Metz 
vorkommt8),  im  Ceremoniale  sich  nicht  vorfindet. 

Nehmen  wir  einen  besondern  Wärmeraum  an,  dann  ist  derselbe 
auf  Grund  des  Ceremoniale,  besonders  aber  nach  Analogie  anderer 
Monumente7)  in  den  Südoslteil  des  Claustrum  zu  verlegen,  wohl  noch 
unter  das  Dormitorium,  das  in  Farfa  von  dort  aus  durch  das  System 
der  Hypokausten  geheizt  wurde8). 

l)  Cer.,  S.  5.  9. 

•j  In  Cluny  gab  es  zwei  Tabulae,  eine  quotidiana  für  den  gewöhnlichen 
Diensl,  eine  größere  für  die  Festtage. 

*!  F.nlart,  II.  S.  82  u.  Lenoir,  II,  S.  827.  828  enthalten  die  diesbezüglichen 
allgemeinen  Angaben. 

«)  Cer.,  S.  25. 

»J  Kniart,  II.  S.  30.  —  Chomton.  S.  23ti. 

*>  Vgl.  Frost,  C,  S.  305,  w«>  mit  Ausdruck  Caminata  ein  vom  Eßzimmer 
distinkter  Kaum  bezeichnet  wird. 
')  F.nlart.  S.  32. 

")  Schlosser,  S.  53.  —  Ein  sonderbarer  Zufall  brachte  es  mit  sich,  daß 
mein  Kolleg  f)r.  Rolzinger  und  ich  ungefähr  an  jener  Stelle,  die  oben  bezeichnet 
ist,  im  Schult  zwei  Fragment«  einer  Kuchelofeiibckleidutig  fanden,  die  mit  grün- 
gefärbter  (ilusur  versehen,  ein  Wappen  mit  einem  aufrechlslehenden  Löwen  und 


-   51  - 


7.  Das  Sprechzimmer  (Loculorium,  parlatorium). 

Bekanntlich  mußten  die  Mönche  fast  beständig  das  Stillschweigen 
beobachten  im  Eßzimmer,  Dorment,  Kapitelsaal,  Chor  u.  s.  w.  Daß  nun 
doch  einigemal  auch  im  Claustrum  gesprochen  werden  durfte,  ist  für 
S.  A.  erwiesen.    Doch  war  das  Ausnahme. 

Dagegen  stand  ihnen  ein  Saal  zur  Verfügung,  der  speziell  als 
Sprcchsaal  ')  bezeichnet  und  nur  ganz  zufällig,  wie  wir  oben  schon 
festgestellt  haben,  genannt  wird*).  Er  war  jedenfalls  zugänglich  vom 
Claustrum  aus.  Ob  auch  von  der  Ostseite,  ist  fraglich.  Es  ist  nämlich 
nicht  sicher,  daß  die  erwähnte  Prozession  an  Lichtmeß  durch  den 
Sprechsaal  gegangen  ist,  gerade  wie  sie  durch  den  Kreuzgang  —  per 
dexteram  partem  claustri  —  geht.  Das  per  könnte  schließlich  »an  —  vor- 
bei« bedeuten,  wiewohl  das  erstere  das  wahrscheinlichere  ist.  In  jedem 
Fall  lag  der  Saal  östlich  vom  Eßzimmer,  und  zwar  im  östlichen  Flügel, 
in  direkter  Fortsetzung  der  südlichen  Kreuzgangaxe8).  Und  wenn  der 
Saal  selbst  nach  Osten  keinen  Durchgang  gewährte,  so  führte  doch  an 
demselben  eine  Passage  vorbei,  durch  welche  man  zum  östlich  vom 
Claustrum  gelegenen  Krankenhaus  gelangte. 

Dieses  Sprechzimmer  war  nur  für  die  Klosterinsaßen  unter  sich 
bestimmt.  Daher  seine  Lage  inmitten  der  regulären  Kloslergebüulieh- 
keiten.  Ganz  sicher  befand  sich  ein  zweites  für  die  Fremden  unweit 
vom  Eingangstor.  Ob  es  einen  besondern  Bau  bildete,  oder  viel- 
leicht nur  einen  Teil  des  Hospitium  ausmachte,  wird  formell  nicht 
gesagt.  Vermutlich  nimmt  Bezug  auf  die  Errichtung  oder  das  Vorhanden- 
sein eines  solchen  Sprechzimmers  für  Klosterleute  und  von  auswärts 
kommende  Besucher  eine  Verfügung  des  Bischofes  Konrad  von  Metz 
vom  12.  Dezember  143ÎL  die  bestimmt,  daß  in  Zukunft  *keine  Frauen 
mehr  in  die  Klausur  hineingelassen,  sondern  ein  geeigneter  Raum  be- 
stimmt werden  sollte,  wo  sie  in  anständiger  Weise  und  mit  Einhaltung 
der  vorgeschriebenen  Zeil  Zulaß  fänden«4). 

spätgotischen  Ornamenten  aufweisen.  Beide  Fragmente  befinden  sich  noch  in 
meinem  Besitz.  —  Eine  leider  viel  zu  knapp  gefalVlo  Notiz  enthält  das  Inventar 
von  S.  A.,  S.  i>21  (coli,,  S.  8).  wo  auf  dem  Rouleau  des  rharues  de  l'aumônier  als 
erste  Aufgabe  angeführt  wird:  entretenir  du  feu  en  la  ijrmtde  chnmhre 
depuis  la  veille  de  la  Toussaint  jusqu'au  lendemain  de  la  Chandeleur,  d.  h.  vom 
31.  Oktober  bis  zum  3.  Februar. 

')  Entart,  II,  S.  82;  Lenoir.  II.  S.  327,  328. 

*)  Cer.,  S.  18ö:  loculorium:  vgl.  Jlib.  XIX,  S.  69. 

*)  Auch  in  Maulbronn  liegt  an  dieser  Stelle  das  Loculorium.  Aber  der 
Bau  erstreckte  sich  nach  außen. 

«/  Baillet.  S.  479:  Bened.  V,  S.  294. 

i* 

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-    52  - 


8.  Das  Schlafzimmer  (Dormitorium). 


Aus  dem  Gesagten  wissen  wir,  daß  der  Schlafsaal  gleichfalls  im 
östlichen  Kreuzgangflügel  lag,  jedoch  nicht  im  Erdgeschoß,  wo  kein 
Platz  mehr  vorhanden  war,  sondern,  wie  der  Ausdruck  »asccndere  in 
dormitorium«  zeigt     üher  den  genannten  Räumen  im  ersten  Stockwerk. 

Der  Schlafsaal  war  gemeinschaftlich.  Daran  hielt  man  auch  in 
späteren  Jahrhunderten  noch  fest.  Nach  einem  im  Ceremoniale  S.  100 
berichteten  Vorgang  muß  man  annehmen,  daß  wenigstens  in  jenen 
Zeiten  auch  der  Abt  daselbst  sehlief,  nicht  aber  in  seiner  Wohnung.8) 
Oder  sollte,  was  wenig  wahrscheinlich,  damit  nur  eine  Ausnahme  für 
die  Osternacht  angemerkt  werden8)? 

Die  Betten  waren  rechts  und  links,  also  an  den  beiden  Lang- 
seiten in  der  Reihe  aufgestellt4).  An  dem  einen  Ende  war  die  Treppe, 
die  ins  Erdgeschoß  herunter  und  von  dort  zur  Kirche  führte  5J,  die  man 
so  leicht  bei  Tag  und  bei  Nacht  erreichen  konnte. 

Es  ist  nicht  positiv  nachweisbar,  daß  sich  bei  jedem  Bett  ein 
kleiner  Wandschrank  befand,  in  dem  einzelne  Kleidungsstücke  auf- 
bewahrt wurden,  von  denen  einigemal  die  Rede  ist*). 

Ein  Vorgang,  den  uns  das  Ceremoniale  schildert7),  gestattet  den 
Schluß,  daß  im  Schlafsaal  ein  Lavabo  vorhanden  war.  Es  wird  sich 
hier  wohl  um  eüie  Einrichtung  handeln,  die  den  gewöhnlichen  Wasser- 

')  Cer.,  S.  »6.  128.  von  der  hoch  gelegenen  Kirche  aus  steigt  man  in 
den  Dorment. 

*j  Die  Stelle  lautet:  Post  coniplelorium  .  .  .  oratione  facta,  précédât  abbas 
et  eat  im  dormitorium  cetcrique  fratres  cum  ncquantur  et  sie  eant  in  leetis  suis. 

*)  Die  Consuet.  Cluniacenses  geben  wohl  die  Antwort,  wenn  sie  ausdrück- 
lich bestätigen,  daß  das  Bett  des  Abtes  »in  der  Mitte  des  Schlafsaales  auf  der 
Mauerseite  sich  belindc  und  er  in  der  Morgenfrühe  das  Zeichen  zum  Aufslehen 
gebe«;  Migne,  P.  L.  14»,  Col.  734. 

•)  Cer.,  S.  23. 

*)  d.  h.  also  auf  der  Nordseite  des  Östlichen  Kreuzgangflügels.  Ware 
nämlich  die  Treppe  am  südlichen  Ende  des  Schlafsaales  gewesen,  dann  hätte 
beim  Rundgang  der  Priester  zuerst  heim  Kapitelsaal  vorbeigehen  müssen  und  wäre 
nicht  direkt  vom  Dorment  zum  Krankenhaus  und  von  hier  ins  Claustrum  zum 
Eßzimmer  gekommen. 

*}  Z.  B.  Cer.,  S.  79,  wo  die  Mönche  bei  Tagesanbruch  aufstehen  und  ins 
Chor  kommen,  aber  blos  die  nocturnalia,  also  nicht  das  gewöhnliche  Schuh  zeug 
angezogen  haben.  Zur  drillen  Stunde  gehen  sie  wieder  zurück  und  legen  die 
nocturnalia,  die  Nachtpantoffeln  ah.  Vielleicht  standen  dieselben  auch  einfach 
neben  den  Betten  auf  dem  Boden. 

')  S.  120.  —  Am  zweiten  Rogationstag  findet  Prozession  nach  der  Kathedrale 
statt.  Die  Mönche  sind  barfuß  (discalceatij.  Ins  Kloster  zurückgekehrt,  beenden  sie 
in  der  Kirche  die  Litanei  :  Deinde  eant  in  dormitorium  et  lotis  pedibus  recah  ient  se. 


—    53  — 


steinen  in  don  lothringischen  Bauernhäusern  ähnlich  sah.  Durch  eine 
Oelïhung  in  der  Mauer  wurde  das  henutzte  Wasser  nach  außen  be- 
fördert. Wasserkrüge  waren  in  der  Nähe.  Doch  war  der  gewöhnliche 
Waschraum  das  f,avatorium  heiin  Eßzimmer. 

Seit  dem  15.  Jahrhundert  trifft  man  bekanntlich  Schlafzimmer  mit 
zellenartig  gebauten  oder  getrennten  Betten1).  Eine  ähnliche 
Einrichtung  hatte  um  diese  Zeit  S.  Arnulf.  Nur  so  ist  folgende 
Vorschrift  des  Bischofs  Konrad  vom  Jahre  1433  zu  verstehen:  Omnes 
in  communi  dormitorio  habitent,  dormiant  et  cellas  suas  baheant*). 
Schon  einige  Jahre  früher  (1423)  war  die  Regel  erlassen  worden: 
Oranes  in  suis  cellulis  dormiant.  Demnach  führte  in  jener  Zeit  durch 
den  Schlafsaal  ein  schmaler  Mittelgang,  an  dessen  Langseiten  in  zwei 
Reihen  geordnet  die  Zellen  lagen,  die  vom  Gange  aus  beschritten 
werden  konnten  und  vom  inneren  Hof  und  vom  Osten  her  durch  je 
ein  Fenster  Lichtzufuhr  hatten. 

In  Verbindung  mil  dem  Schlafsaal  standen  die  Latrinen,  die 
sog.  necessaria.  Sie  werden  nur  einmal  erwähnt.  Zweifellos  bestanden 
aber  auch  noch  anderswo  im  Kloster  Bedürfnisanstalten3).  Sowohl  im 
Dorment  als  in  den  Latrinen  brannten  nachtsüber  kleinere  Lampen. 
So  verlangte  es  die  Regel  und  die  Klostergewohnheiten  von  Cluny.  So 
war  es  Brauch  in  Gorze*)  und  in  Metz. 

Die  Zeil  des  Schlafes  war  durch  die  Regel  bestimmt.  Interessant 
ist  die  Bemerkung  des  Ceremoniale  über  das  Mittagsschläfchen,  die  sog. 
McridiauM  *),  die  am  Palmsonntag  begannen  und  am  13.  September 
wie  in  Fleury  aufhören  sollten,  in  Wirklichkeit  aber,  wenngleich  nur 
ganz  kurze  Zeit  —  •  pausillum  —  in  Anspruch  nehmend,  sich  bis  zum 
ersten  Oktober  fortsetzten  wie  in  Cluny 6).  Ebenso  kannte  man  in  S.  A. 
die  meridiame  Muniorium,  d.  h.  die  kleine  Ruhepause  nach  Sexl  und 
Non  an  Plingstvigil  sowie  nach  Non  in  den  drei  letzten  Tagen  der 
Karwoche 7). 

»)  Enlart,  II,  S.  33. 

')  Baillct,  S.  473;  Bened.  V.  S.  293.  Der  Bischof  dachte  wohl  an  eine 
Einführung  der  Reform  von  Bursfeld. 

')  Wenn  insbesondere  die  Latrinen  im  Dorment  erwähnt  werden,  so  ist 
dies  auf  ihre  nächtliche  Beleuchtung  zurückzuführen.  Die  in  Krage  kommende 
Stelle  spricht  gerade  von  der  Nacht,  während  welcher  die  andern  Anstalten  keiner 
Beleuchtung  benötigten;  Cor..  S.  25. 

*)  Vita  Johann,  ahb.  Gor/,  c.  HO.  M.  G.  SS.  IV.  S.  359;  Migne,  l>.  L.  137, 
col.  281.  —  Leber  Karfa  vgl.  Schlosser,  S.  53. 

*)  Cer..  S.  75. 

•)  Vgl.  Ducange-Eavre.  Art.  Meridiana. 
')  Cer.,  S.  12K,  130;  82,  90,  95. 


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54  — 


9.  Badoeinrichtung  (Balneum). 
ZweiTollos  halte  S.  A.  Badeeinrichtungen  gerade  wie  die  Abtei 
Gorze1).   Abgesehen  von  dem  Bade  in  der  Abtswohnung  erfahren  wir 
aber  nichts  hierüber. 

10.  Das  Krankenhaus  (Domus  infirmorum ,  infirmaria). 

In  keinem  ordentlichen  Klosterbau  darf  das  Krankenhaus  fehlen*). 
Aus  hygienischen  Gründen  von  den  andern  Teilen  des  Hauses  getrennt, 
bildete  dasselbe  oft  einen  ganz  unabhängigen  Bau  mit  eigener  Küche, 
Apotheke,  oft  auch  Kapelle.  Claustrum  u.  s.  w. 3). 

Durch  den  Context  zeigt  uns  da*  Ceremoniale  (S.  23),  wo  in  S.  A. 
das  Krankenhaus  lag.  Es  kommt  auf  dasselbe  zurück  am  Schlüsse,  wo 
es  die  Behandlung  der  Kranken  bespricht. 

Wer  krank  ist,  heißt  es,  muß  beim  Abte  vorstellig  werden,  seine 
Krankheit  olTen  darlegen.  Jener  soll  ihn  gütig  aufnehmen  und  tröstende 
Worte  an  ihn  richten  wie  ein  Vater  und  Arzt.  Ist  der  Kranke 
wirklich  zu  schwach,  um  dem  Gottesdienst  hinter  dem  Mönclisehor  — 
ntro  chorum  —  beizuwohnen,  so  wird  er  dem  Kranken  Vorsteher  - 
fratri  qui  domui  infirmorum  preest  —  übergeben,  um  in  echt  christ- 
licher Weise  behandelt  zu  werden.  —  Der  Celerarius  oder  Vorrats- 
meister hat  für  die  Kranken  zu  sorgen,  und  ebensowenig  darf  der  Abt 
ihnen  seine  Liebesdienste  versagen.  Die  Rekonvaleseenten  werden 
im  Kapitelsaale  in  Gegenwart  ihrer  Mitbrüder  und  unter  verschiedenen 
Zeremonien  der  (Kommunität  wieder  einverleibt. 

Ist  dagegen  der  Zustand  des  Patienten  wirklich  gefährlich,  so  hat 
der  Custos  des  Krankenhauses4)  den  Abt  bezw.  Prior  zu  benachrich- 
tigen, die  sich  sofort  zu  ersterem  begeben  und  ihn  veranlassen  müssen, 
nach  Art  der  Mönche  seine  Sünden  zu  beichten,  auf  allen  Besitz  zu 
verzichten,  denselben  dem  Abte  zu  überlassen  und  die  letzte  Oelung 
zu  empfangen.    Letztere  wird  in  feierlicher  Weise  gespendet 4). 

Bei  dieser  Gelegenheit  erfahren  wir  noch  folgendes.  Die  Kranken 
befanden  sich  in  einem  großen  Saale,  so  daß  alle  Klosterleute  in 
der  Nähe  des  Kranken  Aufstellung  nehmen  konnten.    Der  das  Sakra- 

')  Vita  Job.  abb.  Gorz.  c.  78.  M.  G.  SS.  IV,  S.  35U;  Migne.  V.  L.  137,  col. 
2HO.  —  loh  zweillc  gar  nicht,  daß  sie  in  der  Nähe  des  Schlafsaales,  aber  außer- 
halb lagen. 

J)  Ccr.t  S.  23;  248. 

•,)  Sehr  komfortabel  war  die  Iniirmaria  in  St.  Trond  ausgestattet  :  vgl 
G  esta  abb.  Trud.  X.  13:  M.  G.  SS.  X,  S.  2%. 

*>  Cer..  S.  253:  frater,  qui  infirmes  ciislodil;  S,  2ö4:  custos  inlirmoruni. 
*)  Cer.,  S.  250f. 


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—    55  — 


ment  spendende  Abt  besprengte  nicht  bloß  den  Kranken  mit  Weih- 
wasser, sondern  auch  das  ganze  Haus  —  pir  domum  — ,  was  voraus- 
setzt, daß  das  Krankenhaus  mehrere  Teile  hatte  M.  Ein  Krankenbruder 
—  fratcr  hifir marins  —  leistete  dem  Abte  Hülfe  bei  den  verschiedenen 
Funktionen.  Dieser  Bruder  war  wohl  nicht  ein  einlacher  Mönch,  son- 
dern der  vorhin  genannte  Custos  infirmariae. 

Das  Bewachen  der  Kranken  war  gesichert2).  Insbesondere  war 
man  bestrebt,  dem  Sterbenden  in  der  letzten  Stunde  beizustehen  und 
seine  Seele  durch  Gebet,  fromme  Gesänge  und  Zusprüche  zu  stärken1'). 
Möglichst  zahlreich  mußten  die  Confratres  am  Sterbebett  erscheinen. 
Wer  nur  immer  abkommen  konnte,  fand  sich  ein,  sobald  das  Zeichen 
gegeben  wurde,  das  das  bevorstehende  Ende  eines  Religiösen  ankündele. 

Aus  den  weiteren  Angaben  läßt  sich  auch  wohl  noch  der  Schluß 
ziehen,  es  habe  daselbst  ein  besonderes  Sterbezimmer  bestanden,  wo 
das  Waschen  des  Leichnams4)  und  das  vorläufige  Aufbahren  stattfand. 
Auch  der  Ankleidung  der  Toten  wird  an  dieser  Stelle  gedacht,  sowie 
der  Einnähung  der  Leichen  durch  den  Custos.  Die  Toten  wurden  vor 
der  Bestattung  in  die  Kirche  vor  den  Kreuzaltar  gebracht.  Nur  die 
Leiche  des  Abtes  durfte  ins  Chor  gelragen  werden.  Nach  dem  Abbetcn 
des  Psalters  fand  die  Beerdigung  nach  dem  bekannten  Ritus  der 
Kirche  statt. 

Für  die  Kranken  in  S.  A.  war  gut  gesorgt.  Bischof  Bertram 
schenkte  um  1172  die  Kirche  des  heiligen  Viktor  zu  Metz  »in  usus 
infirmantium  fratrum  .  .  .  Sancti  Arnulfi«6).  —  Abt  Albert  Gonthier 
(1324—1326)  überwies  dem  Krankenhaus  sämtliche  Einkünfte  von 
Morville-sur-Seille  und  reformierte  das  Krankenwesen  *). 

11.  Das  Brunnenhaus  (Lavatorium). 
Regelmüßig  liegt  das  Brunnenhaus  dem  Eingang  des  Eßzimmers 
gegenüber,  und  zwar  auf  der  Innenseite  des  entsprechenden  Kreuzgang- 
Hügels  entweder  in  der  Mitte  oder  in  der  von  zwei  senkrecht  aufein- 

'i  Die  Iniirmaria  Chiniacensis  bestand  aus  »quinque  habitaculis  sub  uno 
tectu  divisis«:    Migne.  V.  L.  WK  co|.  1081 

*)  Cer.,  S.  252. 

»)  Vgl.  einen  Fall  für  S.  A.  im  Leben  des  Bischofs  Gerhard  von  Toul  (c.  23): 
M  G.  SS.  IV,  S.  504. 

4)  Nach  dein  Verscheiden  wird  an  einer  Stelle  vermerk!  :  Corpus  non 
lavatur  sed  ...  ferelro  imponitur:  an  einer  andern:  aqua  allata.  uln  hivuidiim  r*t 
corpus,  déférant  et  ....  lavare  non  différant.  Dabei  werden  zugleich  die  Toten- 
vigilien  rezitiert. 

»)  Gr.  K.,  S.  87  ;  Baillet.  S.  482 

*)  Baillet.  S.  4:W ;  Descrm  hets.  S  .r»."i,  In  seinen  Verordnungen  lindet  sieh 
die  topographische  Notiz  von  der  eella  intu  moruiu  intr»  inouuxterii  clausuni)». 


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—  öö  - 


aiuler  stoßenden  Seilen  gebildeten  Ecke.  Leider  sind  die  für  S.  A.  in 
Betracht  kommenden  Zeugnisse  sehr  allgemein  gehalten.  Einer  Stelle 
des  Ceremoniule  könnte  man  entnehmen,  daß  das  Lavalorium  auf  dem 
Wege  vom  Schlafzimmer  zum  Eßzimmer  lag,  also  in  der  Südosleeke 
oder  in  der  Mitte  der  Südseite1),  während  ein  zweiter  Passus  scheinbar 
weniger  gut  mit  letzterer  Annahme  sich  vereinbaren  laßt*). 

Das  Lavatorium  diente  für -die  zahlreichen  Waschungen  vor  und 
nach  der  Muhlzeit,  nach  dem  Schlafen  u.  s.  w.,  ein  Detail,  das  wieder 
auf  Cluny  hinweist,  wo  man  auf  Körperpflege  und  Sauberkeit  der 
Kleidung  hielt  und  keineswegs  die  Vernachlässigung  des  Aeußern  billigle, 
während  man  die  schmutzigen  Vertreter  einer  asketischeren  Richtung 
mit  dem  Namen  Hypocritue,  Heuchler  belegte3). 

Ueber  das  Aussehen  des  Brunnenhaus  wird  nichts  berichtet.  Ein 
Phantasiebild  ist  es  aber  nicht,  wenn  wir  uns  Einzelheilen  desselben 
vorstellen  ähnlich  denjenigen,  die  wir  aus  der  Vita  des  Abtes  Johannes 
für  Gorze  kennen  lernen*). 


Das  Geremoniale  besagt,  daß  das  Eßzimmer  auf  der  Südseite  des 
Kreuzganges  sich  befand.  Dasselbe  war  sehr  groß.  Im  .lahre  1049 
bewirtete  daselbst  Abt  Warinus  die  zahlreichen  Gäste,  die  der  Konse- 
kration der  Kirche  beigewohnt  hatten.  Es  war  dies  gegen  die  Regel, 
da  Fremde  nur  in  der  Herberge  ihre  Nahrung  erhalten  sollen.  Aber 


')  Oer.,  S.  85:  Rani  in  dormitorinm  ;  deinde  revertentes  de  dormilorio 
veniant  in  lavatorio  et  ibi  lavent  manus  suas  ;  lotis  manibus  intreiU  in  rcfeclorium. 
Pressen  wir  den  Text,  dann  deutet  er  sicher  an,  dass  vom  Brunnenbaus  zum 
Eßzimmer  nur  ein  Schritt  ist. 

*)  Cer.,  S.  130:  .  .  Rant  in  lavatorio  et  eant  in  refertorio.  Daß  da»  zweite 
»eant«  nicht  eine  Entfernung  andeuten  muß,  sondern  auch  richtig  ist,  wenn  das 
Brunnenhaus  gegenüber  dem  Eingang  des  Eßzimmers  lag.  liegt  aur  der  Hand. 

*)  Sackur,  II,  S.  60,  Anm.  4. 

•)  Vita  c.  63:  M.  G.  SS.  IV,  S.  35»;  Migne,  V.  L.  137,  col.  27».  Daselbst  wird 
vom  Abte  Johannes  gesagt:  Item  dum  vel  faciem  mane  vel  manus  pransuri 
lavaient,  nunc  qnidem  ad  vas  illud,  ex  quo  aqua  quibusdam  forulis  fratribus 
ministrabatur,  praccurrens  et  obicem  illum  (=  Hahn),  quo  forulum  illud  obslruilur. 
dum  f  rat er  lavaret,  tenens.  nunc  lititeum,  quud  ad  tergendum  dependet,  offerens, 
volunlatem  cordis  ardent  is  minislrabat. 

Wegen  der  verschiedenen  Kategorien  von  Klosterleuten  hingen  im  Lavatorium. 
oder  besser  beiderseits  vom  Eingang,  aber  im  Kreuzgang,  mehrere  Handtücher 
für  die  Knaben,  die  Conversi  und  die  eigentlichen  Mönche,  welche  regelmäßig 
Sonntags  und  Donnerstags  vom  Refectorarius  umgetauscht  wurden:  vgl.  Consuet. 
Cluniac;  Migne.  V.  L.  149,  col.  706;  729;  76». 


12.  Das  Eßzimmer  (Refectoriumj. 


das  Eßzimmer  war,  wie  die  Quellen  hervorheben  der  einzige  Kaum, 
der  hinlänglich  Platz  bot. 

Wir  dürfen  demnach  wohl  annehmen,  daß  es  die  ganze  breite 
(und  Höhe?)  und,  abgesehen  von  der  am  Westende  angelegten  Küche, 
aucli  die  ganze  Länge  des  Flügels  einnahm.  Flach  gedeckt  in  den 
ersten  Zeilen,  ist  es  wohl  später  *)  im  Stile  der  Zeil  eingewülbt  worden. 
Decke  bezw.  Gewölbe  ruhten  nicht  blos  auf  den  Seitenmauern  sondern 
auch  auf  Stützen,  die  in  der  Längeaxe  des  Saales  standen. 

Was  uns  über  die  Restaurationsarbeiten  des  Abtes  Pierre  gesagt 
wird,  die  er  in  den  beiden  Refektorien  ausgeführt  hat,  ist  so  allgemein 
gehalten,  daß  man  überhaupt  eine  bestimmte  Hypothese  nicht  aufstellen 
kann3). 

Zwei  Refektorien  in  einem  Kloster  wären  um  diese  Zeit  und  schon 
viel  früher  gar  keine  Seltenheit  gewesen.  Das  eine  konnte  im  Sommer, 
das  andere  im  Winter  benutzt  werden.  Oder  es  diente  das  eine  der 
beiden  noch  einem  andern  Zwecke4). 

Im  Inner  n  stand  der  große  Tisch,  magm  mensa,  magna  tabula 
genannt5).  Damit  ist  meines  Erachtens  der  Tisch  an  der  östlichen 
Schmalseite  gemeint,  an  dem  Abt,  Prior  und  Subprior  saßen,  gegebenen- 
falls auch  »bessere«  Gäste.  Beiderseits  an  den  Längsseiten  waren  die 
Tische  der  Mönche.  In  der  Mitte  waren  die  Stützen  für  Decke  bezw. 
Gewölbe.  Sonst  war  der  Platz  in  der  Mitte  frei.  Höchstens  war 
daselbst  eine  Art  Serviertisch  aufgestellt.  So  unterscheidet  sich  in  S.  A. 
die  Einrichtung  des  Eßzimmers  von  demjenigen  bei  der  Kathedrale8}. 

Die  Plätzeverteilung  war  durch  die  Regel  bestimmt7).  Die  erste 
Stelle  gehörte  dem  Abte  am  Haupttisch.  Vor  ihm  stand  eine  kleine 
Schelle,  campanula,  die  wohl  nicht  blos  für  den  Fall  Verwendung  fand, 

')  Ms.  245  fol.  2b;  Kl.  K.,  S.  134. 

-)  S.  Benignus  in  Dijon  war  (lach  gedeckt  bis  ins  16.  Jahrb.;  Chomton,  S  169. 

3)  Vgl.  den  Abschnitt  Über  Baugeschichte;  Jhb.  XIX,  S.  61. 

')  Im  Jahre  1049  wird  für  Reims  bei  Gelegenheit  der  von  Leo  IX  daselbst 
vorgenommenen  Konsekration  ein  hitmale  refectorium  erwähnt;  Mabillon.  Annales 
0.  S.  B..  IV,  S.  504.  Das  rtfectorixtm  hiemalt  fand  sich  oft  in  größeren  Klostern 
vor;  Marlene,  Voyage  littéraire,  1.  S.  37.  Nach  demselben  Verfasser  (I.  S.  20!), 
2.  Teil)  hatte  die  Ablei  Alne  in  der  Diücese  Cambrai  drei  Refectorien:  l'un  pour 
le  maigre,  l'autre  pour  le  gras,  l'autre  où  il  est  permis  de  parler.  --  üb  aber 
diese  Erklärungen  auch  für  S.  Arnulf  verwendbar  sind,  erscheint  zum  mindesten 
fraglich.    Vgl.  Jhb  XIX,  S.  61  Anm  3. 

4)  Oer.,  S.  Hö,  K7,  HH 
*)  Prost,  C  .  S.  119. 

')  Cer.,  S.  88.  Für  die  Münch«  heißt  es  S.  23.  85:  (|uilibct  sedet  in  loco 
sibi  per  ordinem  depntato.   Nach  S.  87  schlössen  sich  den  München  die  Knaben  an. 


-  58 


gelegentlich  dessen  sie  genannt  wird  'j,  sondern  regelmässig  zum  Zeichen- 
geben gedient  haben  dürfte.  Wenn  man  nämlich  zum  letzteren  Zwecke 
in  der  Karwoche  sich  der  Tabula  bediente"),  so  konnte  das  nur  daher 
rühren,  daß  das  an  andern  Tagen  hierzu  benutzte  Instrument,  die 
Schelle,  nach  katholischem  Brauch  in  jenen  Tagen  nicht  geläutet 
werden  sollte. 

Vor  und  nach  dem  Essen  wurde  gebetet.  Auch  die  Benedictio 
fand  statt  mit  Ausnahme  von  nur  wenigen  Tagen5).  Die  Gebete  sind, 
abgesehen  von  dem  einen  oder  andern  Detail,  dieselben  wie  heute,  d.  h. 
Oettii  omnium,  ConfUmntur.  Erimt  jutiipircs,  Mrmorium  fecit.  Die  Distanz 
vom  Refektorium  zur  Kirche  wurde  zurückgelegt  unter  Rezitation  oder 
Absingen  des  Psalmes  50  Miserere4). 

Unter  den  im  Ceremoniale  genannten  strviforcs  oder  mhihtti.  die 
beim  Essen  auftreten,  sind  die  Mönche  zu  verstehen,  die  abwccliselnd 
diese  Funktionen  verrichteten  S|.  Auch  begegnet  uns  in  S.  A.  ein  reftr- 
torarius  gleichwie  in  der  Kathedrale*). 

Aber  auch  für  die  Nahrung  des  Geistes  war  gesorgt  durch  Vor- 
lesen während  des  Essens,  sowie  es  die  Regel  und  die  Vorschriften 
des  Bischofs  Konrad  vom  Jahre  verlangten7).    Die  Lesung  ist 

verschieden  nach  den  Zeiten  und  Festtagen.  Ein  frutcr  ketor,  auch 
einfach  Itctor  genannt,  besorgte  die  Lectiire.  Nur  wer  gut  las.  wurde 
zugelassen.  Der  Dienst  begann  Sonntags.  Der  Lektor  stand  auf  einem 
Pulte  oder  Podium,  über  welches  wir  nichts  Näheres  wissen.  Gelesen 
wurden  in  genau  geregelter  Weise  die  heilige  Schrift,  die  Erklärungen, 
Homilien  und  Predigten  der  Väter,  die  Legenden  und  Leidensgeschichten 
der  Festheiligen  u.  s.  w. 

•)  Cor.,  S.  23. 
»)  Cer.,  S.  88. 

*)  Vgl.  (1er.,  S.  23  und  85  (speziell  für  Weihnachten  und  Gründonnerstag,.. 
«)  Ger..  !\  85,  253. 
*i  Cer.,  S.  85.  23. 

•)  Cer.,  S.  241;  Prost,  ('..,  S.  341.  Es  ist  das  eigentlich  nichts  anderes  als 
ein  Tafeidecker,  der  u.  a.  dafür  zu  sorgen  hatte,  daß  die  Tische  ganz  oder  zur 
Hälfte  gedeckt  wurden,  ausnahmsweise  die  Glocke  de«  Kßzimmeis  läutete,  am 
Allerseelentag  die  dem  zclebranten  dargebrachten  Gaben  entgegennahm.  Sonn- 
tags und  Donnerstags  das  Umtauschen  der  beim  Lavatorinm  hängenden  M  a  nu- 
ter g  la  besorgte  u.  s.  w.  Vgl.  Cer.,  S.  241  und  Consuel.  Cliiniac.  Migne,  P.  L, 
14t».  col.  7fi3. 

T)  Regel  c.  38,  Migne.  P.  L.  M,  col.  001  f.  —  Gr.  K.  S.  195;  Bened.  V,  S.  203. 

"I  Die  diesbezüglichen  genauen  Anweisungen  (inden  sich  im  Ger..  S.  8.  !>. 
10,  12.  13.  14.  1«.  23.  3t),  31.  34,  35.  41.  43.  45.  57.  58.  K3.  «7.  75,  8»,  103,  H>7, 
11t».  112.  11«.  124.  12*»,  130.  131.  132,  145,  147.  148.  14'.».  I.V.»,  1«U.  3K). 


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Sehr  geringfügig  sind  die  Angaben  über  das  Tale  Ige  schirr. 
Genannt  werden  größere  Weingcfäße,  cifi,  deren  Größe  unbekannt  ist  '). 
Ein  Weingefäß  trug  den  Namen  Cifus  S.  Anmfphi  und  erfreute  sich  einer 
besondern  Wertschätzung2).  Woher  die  Benennung  dieses  am  Grün- 
donnerstag dienenden  Gefäßes? 

Für  Mahlzeiten  und  Speisezettel  hielt  man  sich  an  die 
Regel  des  Ordensstifters '),  d.  h.  es  herrschte  die  größte  Einfachheit 
und  Genügsamkeil.  Nur  zwei  oder  drei  Sonderheiten,  falls  diese  Be- 
zeichnung am  Platze  ist,  verdienen  Erwähnung.  Einigemal  an  Fast- 
lagen erhielten  die  Knaben  ein  Mixtum,  offenbar  um  ihnen  das  Fasten 
zu  erleichtern.  Nach  dem  Ceremoniale  der  Kathedrale  ist  es  ein  mixtum 
<k  ptmc  et  i>otu,  ein  Stück  Brot  und  ein  Schluck  Wein4). 

Am  Gründonnerstag,  Karfreitag  und  Karsamstag  wurde  den  Mönchen 
(zwischen  Vesper  und  Complet)  die  sog.  Caritas  gewährt*).  Es  ist 
damit  eine  bestimmte  Quantität  Wein  gemeint.  Der  Name  Caritas  und 
der  anderswo  angewandte  Misait  ordia  deuten  wohl  an,  daß  die  Mönche 
kein  eigentliches  Anrecht  darauf  hatten«). 

Einen  etwas  eigentümlichen  Trank  lernen  wir  an  Mariae  Lichtmeß 
kennen.  Nach  der  Messe  wurden  die  gesegneten  Kerzen,  welche  die 
Mönche  während  des  Gottesdienstes  getragen,  dem  Abte  unter  Handkuß 
dargeboten.  Vom  Abte  nahm  sie  der  Gustos  in  Empfang  und  löschte 
sie  in  sehr  reinem  Wasser  sofort  aus,  das  als  Trank  den  Ordensleutcn 
im  Refektorium  dargereicht  wurde7). 

Auch  für  die  notwendige  Beleuchtung  des  Eßzimmers  war 
hinlänglich  gesorgt  *). 

Stiftungen  »ad  mensam  trat  rinn  «  sind  in  ziemlicher  Anzahl  im 
Nekrologium  der  Abtei  verzeichnet*). 

13.  Die  Küche  (Culina,  coquina  régula  ris). 
Die  Lage  der  Küche  neben  und  westlich  vom  Eßzimmer  steht 
fest,    üb  «lie  Verbindung  mit  letzterem  durch  einen  kleinen  Gang,  eine 

»)  Prost,  C .  S.  332. 
»)  Cer..  5.  «8. 

»)  Mignc,  P.  L.  ß'i.  Col.  «13  IT. 

♦)  Cer.,  S.  20,  128;  Prost.  C.  S.  47,  303.    Dieselbe  Erklärung  bei  den  ver- 
schiedenen Commentatorcn  der  licnediktinerregcl  ;  Migne.  a.  n.  0.  Col.  «10 f. 
»}  Cer..  S.  88.  «14,  100. 
•)  Lcnoir,  II.  S.  241. 
•)  Cer.,  S.  18«. 
•)  Cer.,  S.  !)4  u.*.  w. 

•)  Vgl.  Ms.  196.  fol.  10b.  lab,  21a,  25b,  31a,  31b.  34a. 


-    60  - 


Tür  oder  ein  kleines  in  der  trennenden  Wand  angelegtes  Fenster 
hergestellt  war,  wissen  wir  nicht  '). 

Jedenfalls  gelangte  man  von  der  Küche  leicht  in  die  anstoßenden 
Vorratsräume  und  in  die  naheliegende  Herberge.  Wahrscheinlich  hatte 
letztere  ihre  eigene  Küche,  die  dann  nicht  mehr  reyuhiris  war,  eine 
Einrichtung,  die  uns  schon  im  11.  Jahrhundert  begegnet8). 

14.  Der  westliche  Flügel  des  Kreuzganges. 

Dort  befanden  sich  mehrere  Räume,  über  welche  die  Quellen  im 
allgemeinen  schweigen.  Zunächst  an  der  Küche  war  die  Vorrats- 
kammer, das  Cellarium.  Dann  kam  die  Wohnung  des  Celle- 
rars  oder  Kellermeisters.  Erstere  bestand  aus  einem  unteren  gewölbten 
Teile,  der  als  eigentlicher  Keller  diente,  während  die  oberen  Räume 
als  Speicher  benutzt  wurden.  Daß  der  Cellerar  im  Erdgeschoß  wohnte, 
steht  außer  Zweifel8). 

15.  Die  Wohnung  des  Abtes  (Camera  abbatis). 
In  S.  A.  lag  die  Wohnung  des  Abtes  rechts  am  Eingang  zum 
Claustrum  *)  auf  der  Westseite,  wohl  außerhalb  des  eigentlichen  Kloster- 
vierecks, an  welches  sie  indes  anlehnte.  Ich  stelle  mir  dieselbe  als 
einen  zweistöckigen  Bau  vor,  in  welchem  sich  neben  den  eigentlichen 
Wohnzimmern  des  Abtes  noch  andere  Räume  für  die  Dienerschaft  be- 
fanden. 

In  der  Wohnung  des  Abtes  übernachtete  der  Bischof  vom  Samstag 
auf  Palmsonntag.  So  verlangte  es  ein  alter  Brauch,  der  sich  bis  ins 
16.  Jahrhundert  erhalten  hat.  Bei  dieser  Gelegenheit  geschieht  auch 
einer  Badeeinrichtung  Erwähnung5),  die  in  der  Wohnung  sich  vor- 

')  Sehr  interessante  Einzelheiten  über  Küche,  Speisen.  Tafelgeschirr  u. s.w. 
in  den  Consuet.  Ouniac.  1.  II,  c.  35  u.  36.  I.  III,  c.  18  u.  21;  Migne.  P.  L.  149,  Col. 
726-  730,  761,  7fiH. 

»)  Rnlarl,  II,  S.  40,  Anm.  5. 

')  Möglicherweise  war  in  den  Stockwerken  des  Wcstflügels  über  den  Vor- 
ratsräuinen  das  Logis  der  Conversi  oder  der  dienenden  Brüder,  von  dem  sonst 
nicht  die  Rede  ist.  —  Uaß  die  Vorratsräume  großartig  angelegt  wurden,  haben 
wir  bei  der  Darlegung  der  Tätigkeit  des  Ansleus  gesehen. 

*)  Cer.,  S.  81,  185.  —  Vgl.  auch  den  Plan  von  St.  Gallen  sowie  denjenigen 
von  Canterbury. 

*l  Cer.,  S.  69.  Für  1 181,  wo  nach  104  Jahren  zum  ersten  Male  wieder  der 
bischof  die  Prozession  abhielt,  schreibt  Aubrion,  S.  119:  M.  l'evesque  de  Metz  . . .  allit 
coachier  le  samedi  à  Saint  -  Arnoult,  et  fut  baigniez  en  la  chambre  l'abbeit 
(de  l'abbe)  et  couchiez  en  lit  de  l'abbeit.  Vgl.  Iluguenin,  S.  36,  für  1311  ;  S.  441. 
für  1181.  —  Pas  älteste  Zeugnis  für  das  üad  in  S.  A,  im  Ceiemoniale  der 
Kathedrale  bei  Prost,  C,  S.  335. 


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—  61  — 


fand  und  die  der  Bischof  benutzte  —  ein  interessunter  Nachklang  eines 
alten  liturgischen  Gebrauches.  Am  Morgen  des  Palmsonntags  wird  er 
dann  feierlich  in  die  Abteikirche  geführt,  um  daselbst  die  Palmen- 
segnung vorzunehmen. 

In  eben  diesen  Räumen  fand  auch  das  Mandatum  oder  die  Futt- 
waschung  statt 

Bischöfe,  wie  Adalbero  I.8).  die  sich  gern  aus  dem  Lärme  der 
Geschäfte  zurückzogen,  kamen  nach  S.  A.  und  nahmen  olfenbar  in  der 
Cumnn  abbati*  Wohnung. 

IV.  Nebengebäude. 

1.  Wir  beginnen  mit  dem  Eingangstor s).  In  unmittelbarer  Nähe 
desselben  lag  die  Wohnung  des  Torwarts,  domus  portarii,  die 
wir  indes  nicht  näher  kennen  lernen.  Sie  wird  nur  einmal  im  Cere- 
moniale  (S.  23)  erwähnt. 

2.  Die  Herberge  (Hospitium);  das  Armenhaus  (domul 
e  1  e  e  m  o  s  i  n  a  r  i  a).  Die  Hebung  der  Gastfreundschaft  und  des  Almosen- 
verteilens, eine  Vorschrift  des  Ordensstiflers,  bedingte  bei  den  nach 
Benedikts  Kegel  lebenden  Mönchen  das  Vorhandensein  entsprechender 
baulicher  Anlagen.  In  S.  A.  errichtete  Ansteus  selbst  diese  so  not- 
wendige Anstalt,  wie  Bischof  Adalbero  bezeugt4).  Später  wird  sie  noch 
öfter  erwähnt,  z.  B.  bei  Gelegenheit  der  Feier  vom  Jahre  1049,  wo  der 
skeptische  Heribert  von  Remiremont,  der  beim  Fallen  sich  das  Bein 
gebrochen,  ins  Hospitium  getragen  werden  mußte5). 

Die  Herberge  und  namentlich  die  domus  eleemosinaria  wurden 
im  Laufe  der  Zeiten  mit  zahlreichen  Schenkungen  bedacht,  die  sowohl 
den  Klosterleuten  als  auch  dem  Wohltätigkeitssinn  der  frommen  Spender 
alle  Ehre  machen. 


')  Cer.,  S.  81. 

*i  Jhb.  III,  S.  14»,  150;  Gr.  K..  S.  26,  27:  ...  Nos  quoquc  ac  sueresorca 
nostri . . .  posl  turbinosam  vitam,  sine  qua  non  possumus  esse  in  c ivilate,  valeamus 
ad  portum  monasterii  aliquamdiu  cum  Dei  famulis  recreari  ac  suavia  vite  eterne 
colloquja  degustando  refici. 

»i  Entgegen  früherer  Annahme  (vgl.  Jhb.  XIX,  S.  68)  wurden  wohl  nicht 
hier  die  Exkommunikationen  bekannt  gegeben,  sondern  am  Portal  der  Abteikirche: 
Hened.  V,  S.  690. 

*)  Jhb.  III.  S.  14«,  Anm.  4  und  7. 

&l  Ms.  245,  fol.  8a;  Kl.  K.,  S.  134.  —  1494  dinierte  daselbst  die  Herzogin 
von  Lothringen  und  Königin  von  Sizilien  mit  ihrem  Gefolge:  Aubrion.  S.  84Ô: 
llusson,  S.  184. 


-    62  - 


An  die  Spilze  der  Stifter  stelle  ich  Adalbero  I.,  Bisehof  von  Metz'). 
In  wenigstens  drei  Urkunden  beschäftigt  er  sich  mit  der  Ausstattung 
des  Hospitiuin,  ein  Beweis,  wie  sehr  ihm  dasselbe  am  Herzen  lag,  was 
übrigens  aus  seinen  eigenen  Worten  hervorgeht.  Seine  bedeutenden 
Schenkungen  sollen  u.  a.  dazu  dienen,  wie  er  zweimal  versichert,  wer 
auch  immer  nach  S.  A.  komme,  reiche  und  arme,  fremde  und  landes- 
ansässige Leute,  gastlich  aufzunehmen  und  zu  verpflegen.  Insbesondere 
bestimmt  er  mit  Zustimmung  der  Klosterbewohner  den  Zehnten  der 
ganzen  Curtis  indominicata  zum  Unterhalte  der  einkehrenden  Gäste. 
Da  aber,  meint  Adalbero  weiter,  in  anbetracht  der  unmittelbaren  Nähe 
der  Stadt  gar  viele  Gäste  nach  S.  A.  kommen  würden,  wäre  das,  was 
bereits  getan,  noch  nicht  hinreichend,  weshalb  er  sich  denn  auch  ent- 
schloß, die  Kirche  von  Marieulles,  den  Weinberg  direkt  vor  der  Klosler- 
pforte sowie  den  Zehnten  der  kleinen  Abtei  S.  Felix  (  S.  Clemens) 
hinzuzufügen.  Natürlich  sollte  seiue  Schenkung  unangetastet  bleihcn, 
denn  dieses  Institut  wäre  ein  so  frommes  Werk"). 

Adalberos  Beispiel  fand  Nachahmer.  Eine  Schenkung  der  Gräfin 
Eva  950  sollte  zur  Aufnahme  der  Armen  und  Fremden,  ad  wapt/micm 
jmupnum  et  pengrinonim  dienen3).  Das  Nekrologium  der  Abtei  er- 
wähnt verschiedene  Wohltäter  des  Armenhauses4}  sowie  eine  ganze 
Anzahl  von  Vorsiehern  desselben. 

Daß  Herberge  und  Armenhaus,  deren  gegenseitiges  bauliches 
Verhältnis  unbestimmbar  bleibt,  auf  der  Westseite  unweit  vom  Eingange 
lagen,  ist  nicht  bloß  aus  allgemeinen  Gründen  anzunehmen,  sondern 
findet  auch  darin  seine  Bestätigung,  daß  Häuser  der  Vorstadt  S.  A.  als 
in  ihrer  unmittelbaren  Nähe  gelegen  bezeichnet  werden6).  Schon  ihre 
Bestimmung  bedingte  ihre  Lage  an  der  Straße.  Dazu  kommt  eine 
Notiz  im  Inventar  von  S.  A. 6),  die  das  Armenhaus  als  der  Kirche  gegen- 

')  Schon  vor  den  Benediktinern  wurden  die  Armen  in  S.  A.  unterstützt 
Der  Primicerius  Hugo  von  Metz  gibt  als  Zweck  der  Schenkung  von  Jussy,  die  er 
und  seine  Brüder  gemacht,  an,  daß  sie  zum  Unterhalt  der  Armen  dienen  solle. 
Jhh..  I.  S.  -13:  Meurisse.  S.  112.  113. 

*)  Die  Urkunden,  denen  obiger  Text  fast  wörtlich  entnommen,  in  .Thb.  II, 
S.  45;  XIII,  S.  173,  174:  203;  Bened.  IV.,  III,  S  Ô9;  Cal  met.  Pr.  I,  S  4f»,  Cr.  K.. 
S.  30.  34. 

»)  Gr  K..  II  T..  S  G~«:  Calmet  Pr.  1,  S  58;  Jhh.  I,  S.  62ff. 

♦)  Z.  B.  Ms.  19(5,  fol.  la  ein  Pulvinai',  loi.  3Ua  III!  parmi  geschenkt.  —  Der 
dritte  Teil  des  Allods  von  Chérisey  gehörte  nach  der  Bulle  Coelcstins  III.  und 
Alexanders  III.  (1179  bezw.  1192;  dem  Armenhause. 

h)  Z.  B.  Ms.  19f>.  fol.  35a. 

*}  Inv..  S.  521  u  ott.,  S.  8i  bezeichnet  es  als  eine  Aufcabe  des  Elemosinarius 
xle  secourir  l'autel  <le  i'aumonc  qui  eM  ihru„t  l'àjîhe  fl  h  jwsuoir  qui  est  «wie'-. 


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-    <>3  - 


über  gelegen  anführt.  —  Daneben  befand  sich  die  Kelter.  Ob  beide 
zugleich  rechts  oder  links  vom  Eingang  oder  getrennt  waren,  wage  ich 
nicht  zu  entscheiden.  Jedenfalls  nahm  die  ganze  Anlage  mit  Eßzimmer 
Betten,  Stallungen  u.  dgl.  ein  ziemlich  großes  Terrain  in  Anspruch.  Auf 
dem  Plane  habe  ich  die  beiden  Gebäulichkeiten  rechts  und  links  vom 
Kingangstor  getrennt  angesetzt. 

Ebenfalls  in  dieser  Richtung,  aber  außerhalb  des  eigentlichen 
Claustrum,  befand  sich  der  *  geeignete  Raum«,  wo  zu  gewissen  Zeiten 
die  Klosterbewohner  mit  den  weiblichen  Besuchern  der  Abtei  verkehren 
konnten  —  wohl  ein  eigenes  Gebäude  unweit  der  Eingangspforte8). 

3.  Der  Kurzer.  Nur  einmal  erfahren  wir  etwas  von  einem 
Karzer,  der  im  Kloster  war.  Abt  Simon  Follin  wird  angeklagt,  in  grau- 
samer Weise  einen  Mönch  traktiert  und  in  einen  scheußlichen  Kerker  — 
in  horrendum  carcerem  —  geworfen,  später  denselben  abermals  ein- 
gesperrt zu  haben  bei  Fort  Sailly  und  zu  Norroy  3).  Der  zu  Ungunsten 
des  Abtes  abgefaßte  Bericht  sagt  nicht  in  unzweideutiger  Weise,  daß  der 
Karzer  sich  in  S.  A.  selbst  befunden  habe,  wohl  aber  bezeugt  uns 
dies  die  Notiz  der  Chronik  zum  Jahre  f432,  die  wir  bereits  oben  bei 
der  Beschreibung  der  Mauer  verwendet  haben*).  Dagegen  wissen  wir 
nichts  Näheres  weder  über  seine  Lage  noch  über  seine  Einrichtung. 
Wir  müssen  wohl  annehmen,  daß  er  den  Gefängnissen  in  andern  Bene- 
diktinerklöstern ähnlich  war6). 

4.  In  S.  A.  befand  sich  auch  ein  Reclusorium.  Die  höchste 
Art  der  Askese  bildete  das  Beklusenleben,  das  meist  durin  bestand,  daß  man 
sich  auf  lebenslang  in  eine  kleine  Zelle  einschloß,  sich  dem  Gebete  und 
der  Handarbeit  widmete  und  nur  sehr  selten  mit  der  Außenwelt  ver- 
kehrte"). Kirchliche  Bestimmungen  regelten  das  Institut.  Oft  lag  die 
Zelle  am  Chor  der  Kirche  und  hatte  ein  kleines  Fenster  nach  innen, 

')  Bischof  Konrad  von  Metz  bestimmt,  daß  der  Abt  mit  den  München  im 
gemeinschaftlichen  Refektorium  esse.  Eine  Ausnahme  ist  nur  bei  hohem  Besuch, 
nolabiles  hospites.  wie  der  Text  sagt,  gestattet.  Letztere  werden  selbstverständlich 
in  der  Herberge  bewirtet.    Das  Detail  weist  auf  eluniazensischen  Einfluß  hin. 

')  Baillet,  S.  479:  Gr.  K.,  S  19«:  Bened.  V.  S.  294;  locus  aptus.  in  quo  mu- 
lieres  propinquae,  consanguineae  vel  aflines  fratribus  seu  hospites  honneste. 
lemporibus  congruis  reeipiantur.  Vgl.  oben  unter  »Sprechzimmer«. 

»>  Baillet.  S.  477. 

«)  Huguenin,  S.  178.    Ebenso  bei  Calmet,  Pr.  II.  S.  (XX. 

*)  Consuet.  Cluniac:  Garcer  est  talis,  in  quem  cum  scala  descenditur.  nee 
ostenditur  ostium  nec  fenestram  habet;  Migne.  H.  L.  149.  col.  73«, 

•)  Vgl.  den  ausführlichen  Artikel  im  Herderschen  Kirchenlexikon,  VI  (1889Ï. 
S.  031  und  Dr.  I,.  Ptleger.  Zur  Geschichte  der  Inklusen  am  Ausgang  des  Mittel- 
alters in  Histor.-Hil   Blätter  1907.  Bd.  139,  Heft  7,  S.  Ô01-Ô13. 


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-    64  - 


um  der  Messe  beiwohnen  zu  können,  ein  anderes  hingegen  nach  außen 
wegen  des  nötigen  Verkehrs1). 

Reklusen  oder  Inklusen  treffen  wir  bei  vielen  Klöstern  des  heiligen 
Benedikt  an,  nach  dessen  Regel  sie  lebten. 

Für  S.  A.  ist  eine  Inkluse  bezeugt  zur  Zeit  des  Abtes  Walo.  In 
einer  Urkunde  des  Bischofs  Uerimann  um  1088  wird  sie  bezeichnet  als 
die  tiefreligiöse,  gottgeweihte  Jungfrau,  Hodierna  mit  Namen,  die  daselbst 
als  Rekluse  --  inibi  reclusa  —  lebt*).  Angesehen  war  Hodierna;  denn 
auf  ihre  und  Walos  Bitten  erhielt  das  Kloster  den  entzogenen  Jahrmarkt 
am  Dedikationsfeste  wieder,  der  ihm  reichen  Gewinn  brachte.  Hodierna 
war  aber  nicht  die  einzige  Inkluse  in  S.  A. 3). 

5.  Folgen  die  Oekonomiegebäude,  Scheunen.  Stallungen, 
Kelterei  und  andere  Kloster  Werkstätten,  über  die  wir  Einzelheilen 
nicht  erfahren.  Sie  müssen  in  südlicher  Richtung  gelegen  haben.  Auf 
der  Nordostseite  fehlte  es  an  Platz  zwischen  Kirche  und  Westmauer,  und 
nach  der  Stadl  zu  fiel  das  Terrain  ziemlieh  steil  ab.  Auf  der  Ostseite 
waren  sie  zu  weit  entfernt.  Außerdom  war  jener  Teil  durch  den  Fried- 
hof und  den  Garten  eingenommen.  Dagegen  lagen  die  Gebäude  südlich 
auf  annähernd  gleicher  Höhe  mit  den  übrigen  Bauten.  Dazu  kommt 
noch  ganz  besonders  der  Umstand,  daß  auf  dem  alten  Stadtplan  im 
Siège  de  Metz  en  1552  und  bei  Huguenin  gerade  auf  dieser  Seite 
verschiedene  Gebäuliclikciten,  die  an  die  Innenwand  der  Klostermauer 
angelehnt  waren,  eingezeichnet  sind,  vorausgesetzt,  daß  sie  innerhalb 
der  Klostermaucrn  lagen. 

ü.  Die  Mühle.  Einem  zufällig  zu  Anfang  der  dreißiger  Jahre 
des  12.  Jahrhunderts  zwischen  S.  A.  und  S.  Clemens  ausgebrochenen 

')  In  S.  Michael  zu  Fulda  lag  die  Zelle  in  der  Krypta,  bei  andern  Klöstern 
anderswo. 

')  Baillet,  S.  341,  343;  Kl.  K..  S  101:  Jhb.  XIII,  S.  231. 

*)  Das  Nekrologium  erwähnt  noch  andere:  Mariadevota,  fol.  2b:  Dominica, 
fol.  8a;  Adelaide,  fol.  23a;  Elisabeth,  fol.  29b;  Remburgis,  fol.  31b:  Pia  reclusa. 
fol.  44b;  vgl.  Bened,  II.  S.  180.  Waren  die  Genannten  alle  wirkliche  Reklusen V 
Die  Geschenke,  die  diese  Personen  an  S.  A.  machen  und  ihre  Aufnahme  ins 
Nekrologium  zeigen  hinlänglich,  daß  sie  wie  Hodierna  in  S.  A.  selbst  ihr  Reklusen- 
leben  führten.  Dagegen  verzeichnet  dasselbe  Nekrologium  fol.  21a  eine  Berta 
reclusa  bei  der  nahen  Prioratskirehe  des  heil.  Andreas.  Auch  in  S.  Symphorian 
lebten  mehrere;  Bened.,  II,  S.  180.  Besonders  zahlreich  waren  sie  in  S.  Clemens, 
wie  aus  den  zwei  Nekrologien  der  Abtei  in  Ms.  307  der  Metzer  Stadtbibliofhek 
hervorgeht.  Ebenda  erfahren  wir,  daß  auch  S.  Laurentius  eine  Inkluse  halle:  des- 
gleichen S.  Maria  ad  martyres  u. s.w.  —  Eine  interessante  Mitteilung  enthält 
die  Vita  Johann.  Abb.  Gorz.  c.  02:  M,  G  SS.  IV.  S.  3Ô1.  352;  Migne.  P  L.  137.  col. 
2fï7.  2«8. 


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-    t*  - 


Streite  verdanken  wir  die  Kenntnis,  daß  unsere  Abtei  bei  Metz  eine 
Mühle  besaß,  die  in  der  Pfarrei  S.  l'eter  ad  arenas  an  der  Seilte  lag. 

Bertram,  Abt  von  S.  A.,  wollte,  so  lautet  die  Urkunde'),  die  Mühle 
beim  Amphitheater  an  eine  vorteilhaftere  Stelle  transferieren,  was  er 
um  so  leichter  tun  zu  können  glaubte,  als  das  Terrain  auf  beiden 
Seilleufern  seinem  Kloster  gehörte.  S  Clemens  reklamierte  wegen 
seiner  Fischereigerechtigkeit.  Durch  die  herbeigerufenen  Zeugen  wurde 
aber  bekundet,  daß  S.  A.  über  100  Jahre  dieses  Recht  habe,  sogar  den 
Lauf  der  Seille  ändern  könne.  Der  Bischof  Stephan  von  Metz  regelte 
die  Krage2),  verhinderte  aber  dadurch  nicht,  daß  zwischen  1126  und 

1138  ein  abermaliger  Zwist  wegen  der  Mühle  ausbrach3). 

Die  Rechte  von  S.  A.  erhielten  in  der  Folge  ihre  Bekräftigung 

1139  durch  Innocenz  II..  1 1 7i*  durch  Alexander  III..  1192  durch 
Coelestin  III.  In  den  darauf  folgenden  Bullen  ist  von  der  Mühle  keine 
Rede4!.  Im  13.  Jahrhundert  mußte  S.  A.  eine  schwere  wirtschaftliche 
Krisis  durchmachen  und  verkaufte  daher  1235  die  Mühle  an  die  Stadt 
Metz,  welch  letztere  sie  im  folgenden  Jahre  an  das  Hospiz  S.  Nikolaus 
abtrat 5). 

In  den  Chroniken  und  andern  Quellen  wird  sie  unter  dem  Namen 
dieser  Anstalt  noch  öfters  erwähnt  und  als  unweit  des  Mazellentores 
gelegen  bezeichnet,  was  in  Verbindung  mit  der  obigen  Notiz,  sie  habe 
sich  in  der  Nähe  des  Amphitheaters  befunden,  die  ziemlich  genaue  Be- 
stimmung ihrer  Lage  auf  unserm  Plane  ermöglicht  hat8). 

')  Bezüglich  derselben  ist  Baillet  S.  370  ein  Irrtum  unterlaufen.  Er  spricht 
von  dem  ausgebrocheneri  Streit  »ob  pistrini  translationem«  und  seiner  Schlichtung 
durch  B.  Stephan,  gibt  auch  7  Unterschriften  mit  Namen  und  fügt,  die  übrigen 
allgemein  andeutend,  »aliique  plurimi«  hinzu,  datiert  aber  die  Urkunde  vom  Jahre 
11. 43.  Offenbar  hatte  er  die  im  Jhb.  XIII,  S.  233  veröffentlichte  im  Auge.  Der 
Streit  ist  derselbe,  die  namentlichen  Unterschriften  folgen  in  derselben  Reihen- 
folge. Die  andern  39  der  Urkunde  nebst  dem  Zusätze  et  multi  alii  hat  Baillet 
mit  aliique  plurimi  wiedergegeben.  Ebenso  ist  die  Datierung  Anno  incarnat.  1133 
auch  bei  Baillet,  fällt  aber  wegen  des  V.  Kai.  Februarii  nach  unserer  Rechnun»s- 
weise  ins  Jahr  1134.    Das  Inkarnationsjahr  begann  am  25  März. 

»)  Urkunde  im  Jhb.  XIII.  S.  233. 

')  Jhb.  XIII,  S.  204.  Anm.  2. 

«}  Vgl.  die  Tafel  Jhb.  XIII.  S.  22«. 

*)  Jhb.  XIII,  S.  204  ;  Bened.  Fr.  I,  S.  189.  -  Noch  im  Jahre  1231  schenkt  Thicrris 
Lowis  dem  Kloster  un  journal  de  vigne  ke  gist  de  sur  la  venue  du  moulin 
St.  Arnolt  sor  Seille;  Metzer  Bezirksarchiv,  H.  277,  n.  1. 

•)  Die  Verkaufsurkundc  (Bcned.  I.  Pr.  S.  189i  bezeichnet  die  Mühle  aus- 
drücklich als  »sor  Seille  daier  (-derrière)  S.  Picrre-aux-Erennes«,  2  Atours  (Regle- 
ment) der  Stadt  von  1328  und  1350  als  »  moulins  de  l'hospital  que  sont  aux 
champs  Neuwied«:  Bened.  IV,  Pr.  S.  54i,  131:    Melzer  Bezirksan  hiv,  G.  <W,  n.  1. 

Jahrbuch  il.  des.  f.  lotJir.  OmcMcMp  und  Allrrlunvik.,  .Inhrg.  3>  " 


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66  - 


7.  Mit  der  Mühle  war  eine  Bäckerei  verbunden,  über  die  wir 
nichts  Positives  erfahren1). 

8.  Die  Lage  der  Keller  neben  dem  Armenhaus  ist  durch  den 
bereits  angeführten  Vermerk  des  Inventars  bestimmt. 

Der  Klostergarten.  Wie  jedes  Kloster,  so  hatte  auch  S.  A. 
seinen  Gemüse-,  Obst-  und  Blumengarten.  Seine  Lage  auf  der  Nord- 
oder Westseite  muß  als  ausgeschlossen  gelten.  Valladier  führt  ein 
Zeugnis  der  sog.  Dreizehn  vom  15.  September  1428  an,  das  von  einem 
endroict  l'anglee  de  coste  le  jardin  ...  et  circuit  de  la  dite  église 
S.  Arnoul  redet.  Für  das  Jahr  1402  erwähnt  die  Chronik  einen  Garten 
in  S.  A.,  den  man  als  »gerdin  de  la  oipmetiere«  bezeichnete.  Der 
Name  deutet  auf  die  Lage  in  der  Nähe  des  Friedhofes,  wohl  nur  in 
süd-südöstlicher  Richtung  hin'). 


1.  Die  großen,  zum  Zwecke  der  Erweiterung  der  Stadt  vorgenommenen 
Nivelierungsarbeiten  hatten  sich  mit  dem  Jahre  1904  auch  auf  jenes  Ge- 
lände ausgedehnt,  welches  sich  zwischen  der  Eisenbahn  und  der  alten 
Straße  nach  Montigny  bis  zu  den  ersten  Häusern  der  beiden  südlichen 
Vororte  hinzieht.  Dabei  wurde  nicht  nur  das  leere  Terrain  aufgegraben 
und  abgetragen,  auf  welchem  bis  vor  nicht  langer  Zeit  die  Blechbaraken 
standen,  sondern  auch  die  Zerstörung  der  eigentlichen  Lunette  d'Arçon 
in  Angriff  genommen.  Die  Arbeiten  förderten  verschiedenartiges  Mauer- 
werk zu  Tage.  Eine  besondere  Aufmerksamkeit  widmete  man  dem- 
selben wold  deshalb  nicht,  weil  man  es  allgemein  als  zu  jüngeren 
Bauten  gehörig  betrachtete.  Indes  ist  heute  die  Annahme  kaum  abzu- 

')  Der  heil.  Benedikt  und  die  Regel  von  Aachen  817  verlangen  ausdrück- 
lich, daß  die  Bäckerei  innerhalb  der  Klostermauern  sei  ;  Kobler,  Studien  über  die 
Klöster  im  Mittelalter,  18(>7,  S.  122.  S.  A.  hatte  noch  Mühlen  in  anderen  Be- 
sitzungen. —  Ein  Bäcker  i>istor)  wird  angeführt  im  Nekrologium,  fol.  29b.  Er 
hieß  Johannes,  wohnte  bei  der  Kirche  des  heil.  Eusebius  und  machte  eine 
Schenkung  an  S.  A. 

')  Huguenin,  S  124.  Ein  Novize  des  Klosters  wollte  in  diesem  Garten  den 
Abt  gesehen  haben,  der  sich  nach  seiner  Aussage  unehrlich  benommen  habe. 

*)  lieber  die  ursprüngliche  Bedeutung  von  Crypta  vgl.  Nuovo  Bullettino  di 
arclieologia  cristiana.  VI.  ltKX).  S.  131-133.  Leber  die  Krypta  im  allgemeinen, 
Vioilet-le-Duc,  Dictionnaire,  IV,  S.  447  -4bl  ;  üehio,  I,  S  180—  18û  ;  über  altchrist- 
liche  Krypten  diesseits  der  Alpen,  Revue  de  l'Art  chrétien  1902—15*05.  mit  ver- 
schiedenen Artikeln  von  Léon  Maître. 


Vierter  Abschnitt. 
Die  Krypta1). 
I.  Entdeckung  und  Identifikation. 


weisen,  daß  wahrscheinlich  doch  verschiedene  Mauerteile  von  der  allen 
Abtei  S.  Arnulf  herrührten,  einzelnes  sogar  dem  kirchlichen  Bau  ange- 
hörte, der  sich  an  der  Stelle  erstreckte,  welche  in  der  Folge  die  Erd- 
wälle der  Lünette  einnahmen.  Ende  Februar  1905  stießen  die  Arbeiter 
der  Firma  Hase  &  Schott  auf  bedeutende  Mauerresle,  die,  wie  sich  bei 
tieferem  Graben  herausstellte,  einem  Grüftenbau  angehörten,  dessen 
eigentliche  Bestimmung  erst  nach  Freilegung  der  östlichen  Teile  klar 
wurde  V).  Infolgedessen  wurde  die  Sistierung  der  ziemlich  weit  vorge- 
rückten Zerstörungsarbeiten  angeordnet.  Wenige  Tage  nachher,  am 
S.März*),  veranstaltete  die  Gesellschalt  für  lothringische  Geschichte  und 
Altertumskunde  eine  Besichtigung  der  aufgedeckten  Mauerresle,  wobei 
Schreiber  dieses  in  einem  längeren  Vortrag  sich  über  Bestimmung, 
Datum  und  frühere  Einrichtung  des  Baues  verbreitete. 

Erst  im  Juli  des  folgenden  Jahres  (1906)  wurde  wieder  an  den 
Mauerresten  gerüttelt,  um  verschiedenes  anderweitig  zu  verwendendes 
Baumaterial  zu  gewinnen.  Im  darauffolgenden  Okiobermonat  begann 
abermals  mit  mehrfacher  Unterbrechung  der  definitive  Abbruch  der- 
selben. Die  letzten  bedeutenden  Steinreste  verschwanden  in  der  Woche 
von  Weihnachten.  Was  von  der  untersten  Fundamentsschicht  übrig 
blieb,  wurde  seither  fast  völlig  beseitigt.  Das  bei  der  Niederlegung  ge- 
wonnene Material  fand  vielfach  Verwendung  als  Packlage  bei  der  Her- 
stellung der  llohenlohestraße. 

2.  Die  Beste,  deren  Aufdeckung  vorstehend  dargelegt,  gehörten 
einem  größeren  kirchlichen  Bauwerke  an.  Schon  dus  Vorhandensein 
der  Altäre  schloß  jeden  gegenteiligen  Zweifel  aus. 

Jenes  Bauwerk  mußte,  um  es  gleich  zu  sagen,  einen  Teil  der 
ziemlich  ausgedehnten  Gebäulichkeilen  der  Abtei  bilden,  die,  wie  oben 
nachgewiesen,  an  dieser  Stelle  lag. 

Entscheidend  ist  vor  allem  die  Topographie,  welche  eine  andere 
Identifikation  überhaupt  nicht  gestattet.  Wir  wissen  beispielsweise  ganz 
gut,  welche  kirchliche  Bauten  sich  im  Süden  der  Stadl  befanden.  Wir 
kennen  ihre  Namen,  von  vielen  auch  annähernd  genau,  von  andern, 
z.  B.  von  S.  Arnulf,  ganz  sicher  die  Lage.  Die  Angaben  des  Cere- 
moniale  der  Cathédrale  sowie  desjenigen  der  letztgenannten  Abtei  und 
andere  Dokumente  sind  in  dieser  Hinsicht  hinlänglich  ausführlich. 

»)  Die  genaue  Stelle  auf  der  Außenseite  zeigt  Jlib.  XVI.  S.  818.  Abbild, 
und  Anm..  sowie  unsere  Tafel. 

")  Den  damaligen  Zustand  der  Ruinen  kann  man  ersehen  aus  Jlib.  XVI, 
S.  H20,  Abbild.  2.  —  Herr  Professor  Keune  halle  die  (iiite.  midi  jedesmal  von 
dem  lleginn  des  Abbruches  in  Kenntnis  zu  setzen. 


-  r,8  - 

Die  räumliche  Ausdehnung  des  Ruinenkomplexes  der  Lunette 
d'Areon  zwingt  zur  Annahme,  daß  wir  es  hier  mit  einem  Teil  einer 
großen,  mehrschiffigen  kirchlichen  Anlage  zu  tun  haben.  Nach  dem, 
was  bereits  gesagt  und  noch  gesagt  wird,  können  wir  nur  auf  S.  Arnulf 
schließen,  die  einzige,  wirklich  bedeutende  Niederlassung  in  jener  Gegend, 
die  einen  solchen  Bau  aufweisen  konnte.  Die  beiden  Abteien  von 
8.  Clemens  und  S.  Symphorian  sind  schon  durch  ihre  Lage  ausge- 
schlossen. Von  den  kleinen  Kirchen  des  heiligen  Benignus  und  des 
heiligen  Eusebius1)  kann  wegen  ihrer  geringen  Bedeutung  die  Rede 
nicht  sein. 

Die  aufgedeckten  Reste  gehörten  demnach  zum  alten  S.  Arnulfs- 
kloster. 

Unschwer  ist  es,  ein  Urteil  über  die  ursprüngliche  Bestimmung 
der  Ruinen  zu  fällen,  deren  Grundriß  und  Aufbau  uns  die  beigefügte 
Tafel  zeigt,  und  zwar  in  dem  Zustande,  in  welchem  sie  gegen  Mitte 
März  1905  noch  erhalten  waren.  Ein  Blick  auf  dieselben  sagt  uns, 
daß  wir  es  zu  tun  haben  eutweder  mit  einer  Grabkapelle  oder  mit 
einer  Krypta.  Darauf  weisen  hin  die  Form  des  Baues,  die  aufgedeckten 
Grüfte  mit  den  darin  geborgenen  Sarkophagen  sowie  andere  Funde, 
die  daselbst  gemacht  worden.  Schlechterdings  ist  beides  möglich. 
Grabkapellen  finden  sich  frühzeitig  bei  Kirchen,  oder  besser  bei  Kloster- 
anlagen, z.  B.  in  Afrika.  Exedraartige  Abschlüsse  kommen  auch  dort 
vor.  Ich  verweise  beispielsweise  auf  Alb.  Ballu,  Le  monastère  byzantin 
de  Tebessa  (     Tipasa),  Paris  Leroux  1897,  Taf.  II.2). 

Doch  streiten  gegen  eine  solche  Annahme  das  Vorhandensein  einer 
größeren  Anzahl  von  Altären,  die  beiden  Nebenapsiden  an  den  vorderen 
Ecken,  die  absolut  zwecklos  und  mit  ihren  weiter  unten  zu  beschreiben- 
den Einzelheiten  ganz  unerklärlich  wären,  die  eigenartige  Konstruktion 
und  Technik,  die  Solidität  und  tiefe  Lage  im  rundum  hoch  sich  auf- 
türmenden, gewachsenen  Sandboden.  Grabkapellen,  die  wegen  ihrer 
analogen  Formen  zur  Erklärung  unserer  Ruinen  herangezogen  werden 
könnten,  sind  mir  unbekannt. 


'  •  Vgl.  die  Besrhreibung  der  Prozession  an  den  Rogationstagcn  :  Oer,  S.  118. 
119:  121-123:  199. 

*>  Wiedergegeben  von  Cabrol,  Dictionnaire  d'archéologie  et  de  liturgie.  I. 
Pari»  1907,  S.  :!1.  Fig.  IS,  und  F.nlarl.  I,  S.  218.  —  Eine  Grabstätte  mit  analoger 
Grüftenbildung  zeigt  ein  Sepulkralbau  an  der  Via  Salaria  ganz,  in  der  Nabe  von 
Rom  über  der  Katakombe  der  heiligen  Prisrilla:  de  Rossi  Bullcttino  di  archeo- 
logia  cristiana.  Rom  1890.  Taf.  VI  — VII.  Vorherrschend  ist  bei  Grabkapellen  die 
Apsis  Irichora.  die  kleeblatlai  tige  Apsidenform  ;  vgl.  Dehio.  Taf.  14. 


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-    69  - 


Es  bleibt  demnach  nur  noch  die  andere  Alternative  :  das  Hauwerk 
war  eine  Krypta,  die  unter  dem  Ostchor  von  S.  Arnulf  lag1). 

Man  wende  dabei  nicht  ein,  daß  man  nur  Märtyrer  in  der  alten 
Kirche  durch  Anlage  von  Krypten  zu  ehren  pflegte.  Dagegen  sprechen 
nun  einmal  für  die  späteren  Zeiten,  die  vor  allem  in  Betracht  kommen, 
die  Tatsachen:  Homarchus  von  Arles,  Venerandus  von  Clermont, 
Albinus  von  Angers,  lauter  Bekenner,  hatten  ihre  Krypta4),  um  noch 
näher  hegende  Kxempel  einfach  zu  übergehen.  —  Das  Folgende  wird 
übrigens  das  Vorstehende  nur  noch  bestätigen. 

•  <u......  !  wi  (1-7.4 

II.  Erklärung  des  Planes3). 

Zur  Orientierung  des  Lesers,  auf  den  ein  Blick  auf  unsere  Tafel  im 
ersten  Momente  gerade  so  verwirrend  wirken  dürfte  wie  seiner  Zeit 
der  Anblick  der  Buinen,  die  dem  Besucher  der  Lunette  d'Arçon  ent- 
gegenstarrten, füge  ich  hier  eine  Beschreibung  ein,  in  welcher 
manches  nur  kurz  gestreift,  dagegen  dasjenige  ausführlicher  beschrieben 
wird,  worauf  ich  später  nicht  mehr  zurückzukommen  gedenke. 

1.  Aus  dem  Plane  ist  ersichtlich,  daß  die  annähernd  geostete 
Krypta  in  der  Ostecke  lag,  welche  zwei  angrenzende  Mauerteilu  der 
früheren  Umwallung  der  Lünette  bildeten4),  bei  deren  Erbauung  die 
äußeren  Teile  des  halbkreisförmigen  Abschlusses  sowie  des  südlichen 
Anbaues  wegen  des  Alignements  hart  mitgenommen  wurden.  Die 
Außenseite  des  Halbkreises  insbesondere  wurde,  wie  der  Durchschnitt 
darlut,  abgestuft,  um  die  neue,  0,65  m  weniger  tief  gehende  Mauer 
besser  aufsetzen  zu  können,  während  die  hintere,  östliche  Hälfte  des 
südlichen  Nebenraumes  fast  ganz  verschwand,  und  nur  die  Fundamente 
in  einer  Höhe  von  ca.  0,70  in  erhalten  blieben.  Auf  eben  dieselbe 
Weise  verschwanden  weitere  Mauerteile  an  der  Südecke,  wie  schon 
der  eigentümliche  Abschluß  genügend  darlegt. 

')  Eine  Krypta  ohne  eine  darüber  errichtelc  Oberkirchc  muß  ein  wirklich 
seltener  Fall  gewesen  sein.  Vgl.  Murcier,  La  sépulture  chrétienne  en  France. 
Paris  1865,  S.  88.  —  Daß  man  auch  an  eine  sonstige,  im  Klosterbezirk  belegene 
Kapelle  nicht  denken  darf,  wie  nie  beispielsweise  neben  einer  großen  Kirche  die 
Komturei  von  Elerpigny  Enlart,  II.  S.  11.  Fig.  1)  zeigt,  ist  durch  die  in  diesem 
Falle  ganz  unerklärbaren  Nebenapsiden  erwiesen. 

*)  Vgl.  Saint  Seurin  de  Bordeaux  et  sa  crypte  in  der  Revue  de  l'art  chré- 
tien, 1903,  S.  462. 

')  Die  Herstellung  des  Planes  der  Krypta  verdanke  ich  der  Güte  des  Herrn 
Oberst  Schramm,  der  es  auch  hier  an  der  gewohnten  Sorgfalt  und  Akribie  nicht 
fehlen  ließ. 

•)  Diese  Ecke  zeigt  die  nicht  sehr  schärft:  Abbildung  im  Jhb.  XVI.  S.  »18 
Abbild   I     Vgl  auch  unsere  Tafel. 


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-    70  - 


In  den  großen  äußeren  l  jnien  bildet  der  Grundriß  der  Krypta  ein 
Oblongum.  dessen  Dimensionen  und  Gang  aus  dem  Plane  ersichtlich 
sind.  Doch  werden  diese  Linien  gestört  durch  allerhand  Zutaten,  an- 
scheinend Anbauten,  auf  der  Ost-  und  Südseite  sowie  an  den  vorderen 
Ecken  der  Westseite,  während  der  zweifellos  überwölbte  Innenraum, 
abgesehen  von  den  zur  Aufnahme  der  Altäre  bestimmten  runden  und 
eckigen  Nischen,  durch  fünf  annähernd  symmetrisch  angelegte  Grüfte 
eingenommen  wird,  welche  ein  einheitlicher  Ostrich  verdeckte. 

Die  Verschiedenheit  der  auf  dem  Plane  angewandten  Karben 
weist  darauf  hin,  daß  der  Bau  nicht  einheitlich  aufgeführt  worden. 
Grau  bezeichnet  den  älteren  Teil,  rot  den  jüngeren  (vgl.  unten  VIII). 
Dunkelrot  sind  diejenigen  Teile  gezeichnet,  die  bei  Aufstellung  des 
Planes  in  mehr  oder  minder  großem  Maßstabe  noch  über  dem  innern 
Hodenniveau  der  Krypta  sich  erhoben,  wie  ein  ülick  auf  den  Durch- 
schnitt lehrt. 

2.  I'm  nun  einzelnes  ausführlicher  zu  behandeln,  hebe  ich  zu- 
nächst hervor,  daß  die  Apsisrundung  einen  vollen  Halbkreis  nicht 
bildet l).  Ungewöhnlich  ist  diese  anscheinende  Unregelmäßigkeit  im 
romanischen  Stile  keineswegs2).  Außerdem  sind  die  zwei  äußeren 
Kreisabschweifungen  an  den  beiden  Knden  der  Apsis  sowie  der  kleine 
viereckige  Anbau  an  der  Südostecke  hinter  dem  Altar  (4j,  die  vom  Funda- 
ment an  bis  zur  Höhe  des  Hodenbelages  sich  erhoben,  eine  gleich  von 
Anfang  an  gewollte  Verstärkung  jener  Bauteile,  die  unter  dem  Druck 
des  Schubes  mehr  zu  leiden  hatten  als  die  übrigen.  Das  geht  un- 
zweifelhaft hervor  ans  den  gerade  an  dieser  Stelle  angewandten,  auch 
äußerlich  sichtbaren  großen  Steinplatten,  während  die  einheitliche 
Technik  des  ganzen  östlichen  Teiles,  das  sei  schon  hier  betont,  es  als 
verfehlt  erscheinen  lassen  muß,  wenn  man  glauben  wollte,  die  Apsis 
sei,  soweit  sie  über  den  Fußboden  sich  erhebt,  erst  später  auf  der 
unteren  breileren  Grundlage  aufgebaut  worden. 

Sonderbarerweise  ist  hinter  dem  rechten  Altare  (4)  der  gerade  Zug 
der  Abschlußmauer  auch  da  nicht  unterbrochen,  wo  die  eigentliche 
Apsisrundung  anschließt.  Letztere  lehnt,  das  steht  außer  Zweifel,  einfach 
an  ohne  organische  Verbindung,  wenigstens  auf  die  Länge  von  0,5H) — 1  m. 
Anders  verhält  es  sich  an  der  entsprechenden  Stelle  der  linken  Seite. 
Eine  plausible  Erklärung  dieser  Differenz  vermag  ich  nicht  zu  geben. 

*}  Auf  dem  Plane  ist  der  Mittelpunkt  durch  ein  kleines  Kreuz,  angegeben. 

*'i  Knlart,  I,  S.  22b  schreibt  mit  Hecht  :  Knlin.  la  majorité  des  absides 
romanes  décrit  un  plan  demi-circulaire  ou  en  aie  légèrement  outrepassé  ou 
surhaussé. 


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-    71  — 


3.  Inbezug  auf  die  Nischen  in  der  östlichen  Hüllte  der  Krypta 
sei  hingewiesen  zunächst  auf  ihre  ganz  symmetrische  Gestaltung,  auf 
ihre  alternierend  runde  und  eckige  Form,  endlich  auf  ihre  Anlage  in 
der  Mauerdicke.  Für  den  Kunstarchäologen  hat  weder  das  eine  noch 
das  andere  etwas  Außergewöhnliches.  Er  erkennt  hierin  ein  Merkmal, 
das  ihm  oft  genug  in  der  kirchlichen  Architektur  der  romanischen 
Periode  begegnet  '). 

4.  Die  beiden  Nebenapsiden  schließen  enge  an  die  vordere  Ecke 
des  Krypta-Vierecks  an  ;  beide  erstrecken  sich  gleich  weit  nach  Osten  ; 
beide  haben  denselben  inneren  (ca.  2  m)  und  äußeren  (ca.  4  m)  Radius, 
also  auch  dieselbe  Mauerstärke;  beide  fundieren  weniger  tief  als  das 
von  ihnen  flankierte  Oblongum.  Heide  sind  demnach  auch  gleichzeitig 
aufgefülirl  worden,  was  übrigens  das  Folgende  zeigen  wird. 

Ihre  eigentliche  Hestimmuug  ist  mir  erst  später  bei  wiederholter 
Untersuchung  der  rechten  Nebenapsis  klar  geworden. 

Daß  letztere  an  die  rechte  Seitenmauer  N  des  Oblongums  gerade 
auf  der  linken  Seite  anlehnte,  steht  fest,  wenngleich  zur  Zeit  der  Auf- 
stellung unseres  Planes  dieselbe  an  jener  Ecke  bereits  zerstört  war. 
Ob  sie  aber  auch  noch  bis  auf  (bezw.  über)  die  Westmauer  PP  sich 
ausdehnte,  kann  nicht  mit  Bestimmtheit  gesagt  werden.  Dagegen  konnten 
die  nachstehenden  Bemerkungen  gemacht  werden. 

lo.  Die  rechte  Nebenapsis  fundiert  nicht  so  tief  wie  die 
linke  und  wie  die  eigentliche  Krypta.  Innerhalb  des  viereckigen  Neben- 
raumes war  ihre  unterste  Steinschicht  kaum  um  einige  Centimeter 
tiefer  als  das  Niveau  der  Estrichlage,  während  sie,  wie  aus  dem  Durch-, 
schnitt  ersichtlich,  rechts  von  der  Mauer  M  ca.  1,50  m  weniger  tief 
ging  und  sogar  nach  rechts  schräg  emporstieg,  dabei  aber  auf  gewach- 
senem, grobkörnigem  Sandboden  stand.  Ihre  Höhe  betrug  noch  ca.  3,30  m. 

2«.  Recht  eigentümlich  mußte  es  erscheinen,  daß  an  diese  erste 
Apsis  rechtsseitlich  ein  anderer  Mauerkörper,  ein  Ansatz  L,  sich  an- 
schloß, der  noch  weniger  tief,  aber  gleichfalls  auf  gewachsenem  Boden 
fundiert  war.  Außerdem  war  er  getrennt  aufgeführt  worden  in  einer 
Höhe  von  ca.  0,80  m  vom  Fundamente  aus  und  erst  dann  ganz  einheitlich 


')  Eckig  ist  die  Nische  in  der  Axe  der  Wiperti-Krypta  in  Quedlinburg  bei 
Dehio,  Taf.  58.  In  der  Mauerdicke  sind  angelegt  die  drei  Apsidennischen  in  der 
annähernd  gleichzeitigen  Krypta  zu  Marienberg  im  Vintschgau,  deren  Beschreibung 
Karl  Atz  in  den  Mitteilungen  der  K.  K.  Central-Kominission  N.  F.  XV  (1889), 
S.  141  —  144  gibt.  Runde  und  eckige  Nischen  in  der  Mauerdicke,  auch  in  der  Krypta, 
linden  sich  vor  in  der  Kirche  S.  Laurent  zu  Grenoble,  zu  Orléans  u.  s.  w.  ;  Lcnoir, 
II,  S.  158.   Vgl.  auch  Dehio,  Taf.  170. 


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—    12  — 


mit  der  ersten  Apsis  aufgebaut.  Mächtige  Platten  fungierten  von  da 
an  als  Bindersteine.  Die  Technik  war,  was  Steine  und  Mörtel  betrilTt, 
eine  völlig  einheitliche,  woraus  ich  schließe,  daß  der  Ansatz  und  die 
Nebenapsis  auch  gleichzeitig  gebaut  wurden. 

Um  die  zuletzt  betonten  Differenzen  im  Fundament  und  Aufbau 
zu  erklären,  könnte  man  etwa  annehmen,  daß  gleich  zu  Anfang  des* 
Baues,  als  derselbe  noch  in  den  Fundamenten  begriffen  war,  die  Er- 
richtung einer  zweiten  Nebenapsis  beschlossen  und  sofort,  allerdings 
zunächst  getrennt  von  der  ersten,  in  Angriff  genommen,  dann  aber, 
sobald  man  zu  derselben  Höhe  gelangt,  gemeinschaftlich  und  einheitlich 
aufgeführt  wurde1). 

Nur  nebenbei  sei  hier  schon  gesagt,  daß  auch  für  die  linke  Seite 
eine  zweite  angrenzende  Apsis  angenommen  werden  muß,  die  total  be- 
seitigt war.  wenigstens  schon  in  dem  Momente,  in  welchem  wir  die 
Bedeutung  der  Ruinen  der  Krypta  erkannten.  Auch  diese  hatte  kaum 
tiefer  gehende  Fundamente  als  die  rechte,  da  direkt  neben  der  linken 
noch  erhaltenen  Apsis  gewachsener  Boden  wenigstens  bis  zur  Höhe 
des  Niveaus  der  Krypta  vorhanden  war.  wie  der  Durchschnitt  zeigt. 

3°.  Nur  die  vordere  Spitze  des  Ansatzes  der  rechten  Apsis  war 
gerade.  Dagegen  war  er  auf  der  Hinterseite  sowie  rechts  an  der  Stelle, 
wo  die  Erweiterung  hätte  eintreten  sollen,  um  den  Anfang  der  zweiten 
Apsisrundung  anzudeuten,  wohl  bei  Gelegenheit  der  Erbauung  der 
angrenzenden  Lünette-Mauer  abgeschlagen  worden. 

Man  darf  nun  mit  Sicherheit  behaupten,  daß  dieser  noch  erhalten 
gebliebene  Ansatz  nichts  anderes  war,  als  der  Rest  des  Fundamentes 
für  die  zweite  rechte  Nebenapsis,  die  dieselbe  Gestalt  und  wohl  auch 
dieselben  Dimensionen  hatte  wie  die  erste.  Der  zwischen  den  beiden 
hervorragende  östliche  Mauerteil  war.  wenn  ich  nicht  irre,  der  Ueber- 
rest  eines  an  dieser  Stelle  zur  Hebung  des  Druckes  der  Nischengewölbe 
errichteten  Strebepfeilers,  rler  uns  den  Schluß  gestattet,  daß  auch  sonst- 
wo an  der  Basilika  dieses  Strebesystem,  das  entsprechend  der  Zeit  der 
Entstehung  des  Baues  immerhin  noch  recht  einfach  war,  Anwendung 
gefunden  hatte. 

4».  Endlich  ein  letzter  Punkt.  Das  rechte  Apsisrund  schneidet 
sich  mit  der  Au  Ben  m  au  er  M  des  an  die  Südseite  der  Krypta  an- 
gelehnten viereckigen  Nebenraumes.    Diese  Außenmauer  ist  durchaus 

')  Diese  Hypothese  scheint  mir  faxt  sicher  zu  sein.  Ich  sehe  nämlich 
nie  hl  ein.  wie  hei  durchaus  gleit- h /eiliger  Krbauung  der  beiden  Mauer- 
körper eine  so  bedeutende  Differenz  in  der  Fundamentliefe  und  insbesondere  eine 
anfänglich  ganz  getrennte  Aufführung  es  befand  sich  noch  «cw.ichsencr  Sand- 
hoden zwischen  beiden  —  zu  erklären  wäre. 


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gleichzeitig  und  einheitlieh  mit  der  westliehen  Vordermauer  und  den 
anderen  Mauern  im  westlichen  Teile  der  Krypta.  Gleiche  Fundament- 
tiefe, gleiche  Maßverhältnisse,  gleiche  Packlage,  gleiches  Stein-  und 
Bindematerial,  kurz,  durchaus  alles  bestätigt  diese  einheitliche  und 
gleichzeitige  Aufführung.  —  Grundverschieden  ist  sie  aber  in  all  den 
genannten  Beziehungen  von  der  Apsismauer,  durch  welche  sie  in  einer 
Höhe  von  ca.  2,70  m  (von  dem  Niveau  der  Krypta  aus  gerechnet) 
hindurchging. 

Ks  stellt  sich  nun  hier  die  für  die  Chronologie  der  Krypta  durch- 
aus grundlegende  Frage:  Ist  diese  Apsis  älter  oder  die 
durch  dieselbe  sieb  hindurchziehende  Mauer?  Ich  stehe 
gar  nicht  an,  mich  für  das  jüngere  Datum  der  ApsLs  zu  entscheiden. 
Die  Motivierung  dieser  Ansicht,  die  ich  u.  a.  aucli  Herrn  Oberst 
E.  Schramm  vortrug,  der,  anfangs  entgegengesetzter  Meinung,  nach  einer 
gründlichen  Untersuchung  an  Ort  und  Stelle  sie  voll  und  ganz  gebilligt 
hat,  fußt  auf  nachstehenden  Krwägungen,  deren  entscheidende  Be- 
deutung in  ihrer  Gesamtheit  betrachtet  wohl  niemand  anzweifeln  dürfte. 

Schon  ein  erster  Blick  auf  die  Tafel  (mit  der  Krypta)  erweckt 
den  Kindruck,  daß  die  südliche  Nebenapsis  eine  spätere  Zutat  sein 
müsse.  Man  begreift  unschwer,  daß  bei  Erweiterung  der  über  der 
Krypta  errichteten  Oberkirche  Nebenapsiden  dem  ursprünglich  einfachen 
Bau  hinzugefügt  werden  konnten,  während  das  Umgekehrte  ganz 
sonderlich  vorkommen  müßte. 

Ebenso  weist,  wenngleich  nicht  mit  derselben  Sicherheit,  die 
geringere  Tiefe  der  Fundamente  auf  ein  jüngeres  Datum  der  Apsis  hin. 

Wäre  dagegen  die  Apsis  älter,  dann  sehe  ich  nicht  ein,  zu 
welchem  Zwecke  man  die  Mauer  M  hindurchgetrieben.  Es  genügte 
doch,  sie  einfach  an  die  Apsiswand  anzulehnen,  um  den  mit  dieser 
Maueranlage  bezweckten,  hinter  der  Apsis  gelegenen  Baum  zu  erhalten. 
-  Viel  leichter  wäre  es  auch  gewesen,  die  Mauer  M  in  der  äußeren 
(östlichen)  Ecke  an  den  Strebepfeiler  anzulehnen,  wo  sie  einen  überaus 
soliden  Stützpunkt  gehabt  hätte. 

Wozu  mag  weiter  bei  dieser  Voraussetzung  die  rechte  vordere 
Ecke  der  Mauer  M  gedient  haben?  Bei  näherer  Betrachtung  muß  sie 
geradezu  als  sinnlos  erscheinen. 

Warum  wurde  dann  nicht  auch  die  Mauer  M  in  der  ganzen 
Höhe  durch  die  Apsismitte  hindurchgelegt,  sondern  nur  in  einer  Höhe 
von  ca.  2,70  m  vom  Fundament  aus  gerechnet?  Für  mich  ist  es  außer 
Zweifel,  daß  sie  bei  Errichtung  der  Nebenapsis  überhaupt  nur  noch 
die. genannte  Höhe  hatte. 


—    74  - 


Ganz  anders  verhalt  sich  (he  Sache  bei  der  umgekehrten  An- 
nahme. Der  viereckige  Nebenraum  bestand.  Ks  handelte  sich  um 
eine  Krwciterung  der  Kirche  durch  Nebenapsiden.  Bei  der  Anlage  ihrer 
Fundamente  stieß  man  rechts  auf  die  Mauer  M.  Es  lag  kein  Grund 
vor,  dieselbe  völlig  zu  zerstören.  Man  grub  beiderseits  das  Fundament, 
errichtete  den  anfangs  geteilten  Halbkreis  der  Apsis  bis  zum  Scheitel  der 
Mauer  M,  führte  über  letztere  einen  kleinen  Bogen,  auf  welchem  man 
den  halben  Apsiscylinder  weiter  aufbaute.  So  hatte  letztere  an  der 
genannten  Stelle  eine  doppelte  Stütze:  einerseits  die  Mauer  M,  ander- 
seits den  über  derselben  liegenden,  in  Werksteinen  ausgeführten  Bogen, 
wie  Figur  zeigt. 

Dann  hatte  die  spätere  Herstellung  des  viereckigen  Nebenraumes 
mittelst  der  Mauer  M  in  dieser  Tiefe  eigentlich  gar  keinen  Zweck,  da 
derselbe  von  der  Krypta  aus  gar  nicht  zugänglich  war. 

Ein  wohl  wenig  beachtetes  Detail  muß  hier  ganz  besonders  be- 
tont werden.  Als  man  die  Nebenapsis  zunächst  links  von  der  Mauer  M 
und  dann  auch  diese  abriß,  konnte  man  genau  konstatieren,  daß  an 
der  Stelle,  wo  die  beiden  Mauerkörper  sich  berührten,  alle  Steine  der 
Apsis  schön  gestellt  und  gleichmäßig  gefugt,  außerdem  auf  der  Außen- 
fläche der  Mauer  M  in  der  Breite  und  Höhe  der  sie  einschließenden 
Apsis  weisse  Mörtelspuren  noch  ganz  gut  sichtbar  waren. 

Nun  ist  diese  Stellung  von  schönen,  gleichmäßig  bearbeiteten 
Steinen  an  der  Berührungsfläche  der  Apsis  mit  Mauer  M  undenkbar, 
wenn  letzlere  später  durch  ersterc  hindurchgetrieben  worden,  weil  in 
diesem  Falle  gar  manche  Unregelmäßigkeilen  in  der  Apsismauer  ent- 
standen wären,  die  teils  mit  Mörtel,  teils  mit  kleinen  Füllsteinen  hätten 
ausgeglichen  werden  müssen  —  was  nicht  der  Fall  ist. 

Ferner  hatte  nur  die  Apsis  weißen  Kalkmörtel,  die  Mauer  M 
dagegen  gelben  Sandmörtel.  Ist  letztere  später,  dann  ist  wieder  nicht 
erklärlich,  wie  auf  ihren  Außenllächen,  da,  wo  sie  mit  der  Apsis  sich 
berührten,  weiße  Mörtelspuren  auftreten  konnten.  Es  hätten  sich  im 
Gegenteil  nur  gelbe  vorfinden  dürfen,  die  in  Wirklichkeit  gar  nicht  zu 
sehen  waren.  Demnach  hat  Mauer  M  früher  als  die  Apsis  bestanden. 
Letztere  ist  an  und  über  derselben  errichtet  worden,  demnach  auch 
späteren  Dalums.  Der  weiße  Mörtel  wurde  gegen  Mauer  M  geworfen, 
löste  sich  aber  leicht  mit  den  Steinen  der  Apsis,  an  denen  er  fest 
klebte,  weil  er  zugleich  mit  ihnen  aufgetragen  worden  war. 

Uebrigens  ergibt  ein  Vergleich  mit  der  linken  Nebenapsis,  daß 
beide  Apsiden,  wie  schon  gesagt,  gleichzeitig  sein  müssen  wegen  der 
Einheit  der  Technik,  des  Materials,  der  Proportionen  u.  s.  w.  Nun 


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stellt  fast,  «laß  die  linke  Apsis  später  angefügt  worden  ist,  daß  sie  so- 
gar, wie  aus  dem  Durchschnitt  zu  ersehen  ist,  die  linke  Seitenmauer  0 
der  Krypta  in  schräg  aufsteigender  Linie  (von  unten  links  nach  oben 
rechts)  überdeckte,  also,  weil  darauf  gebaut ,  auch  späteren  Datums 
sein  muß.  Es  bildet  aber  die  Mauer  M  mit  der  Vordermauer  PI*  und 
der  genannten  linken  Seitenmauer  einen  und  denselben  Mauerkörper: 
also  ist  auch  die  rechte  Apsis  später  als  Mauer  M. 

Desgleichen  hatte  die  rechte  Seitenmauer  (N)  der  Krypta,  wenig- 
stens von  da  an,  wo  sie  sich  über  dem  Boden  erhebt,  gleiche  Technik 
u.  s.  w.  wie  die  beiden  Apsiden.  Nun  ist  aber  auch  sie  später  erbaut, 
als  die  Mauer  M  und  die  gleichzeitige  westliche  Vordermauer,  weil  sie, 
wie  an  ihrem  westlichen  Rnde  erkennbar,  auf  einem  Vorsprung  RR  der 
letzteren  aufruht,  der  allein  von  einer  älteren,  der  linken  Seitenmauer 
gleichzeitigen  und  zu  ihr  parallel  laufenden  Mauer  übrig  geblieben  ist. 
Demnach  auch  die  rechte  Apsis. 

Das  Gesagte  dürfte  genügen,  um  die  Richtigkeit  meiner  Ansicht 
darzutun,  die  übrigens  später  noch  eine  Bestätigung  erhalten  wird. 
Wenn  ich  sie  so  ausführlich  motiviert  habe,  so  ist  das  dem  Umstände 
zuzuschreiben,  daß  einerseits  von  gewisser  Seile  das  Gegenteil  be- 
hauptet worden  ist,  andererseits  auf  dem  Grund  des  vorstehenden 
chronologischen  Verhältnisses  noch  weitere  Ausführungen  über  die 
Chronologie  der  Krypta  aufgebaut  werden  müssen. 

5°.  In  Betreff  der  linken  Neben  apsis,  die,  wie  ähnlich  sie 
auch  sonst  der  rechten  sein  mag,  dennoch  einige  Sonderheiten  aufweist, 
kann  ich  mich  kürzer  fassen.  Wie  bereits  gesagt,  ist  sie  ganz  sicher 
später  an  die  Nordscile  O  der  Krypta  angefügt  worden  ;  sie  fundiert  um 
ca.  0,50  m  weniger  tief  als  letztere,  war  überhaupt  nur  in  einer  Höhe 
von  1  m  erhalten  und  außerdem  während  der  Zerslörungsarbeiten  auf 
der  runden  Außenseite  stark  abgebrochen  worden. 

Das  Fundament  bildete  wie  beim  Ostteil  der  Krypta  eine  Schicht 
schräg  gestellter,  direkt  auf  dem  gewachsenen  Boden  aufsitzender  Steine, 
welche  reichlich  angewandter  weißer  Kalkmörtel  zusammenhielt.  Darüber 
ein  solides  Mauerwerk,  aus  allerhand  Bruchsteinen  hergestellt,  das  ca. 
0.20  —0.30  m  unter  rler  Modenfläche  der  Krypta  zu  dem  halben  Cylinder 
sich  ausbildete,  den  der  Plan  darstellt. 

Was  die  eckige  Nische  O  —  ein  antikes,  aber  auch  romanisches  Motiv 
von  l.fiO  be/.w.  1,05  m  Länge  auf  0,53  m  mittlere  Tiefe  —  rechts  iti 
der  Oylinderwand  zu  bedeuten  hat,  ist  mir  nicht  klar  geworden.  Im 
Gegensalz  zur  rechten  Seite,  wo  alles  mit  Sand  angefüllt  war,  haben 
wir  hier  noch  eine  0,55  m  und  darüber  starke  Vorderwand,  die  nach 


—    76  - 


vorn  ungleich  und  unregelmäßig  gebildet,  dureh  einen  0,72  m  schmalen 
Eingang  Zutritt  zu  dem  Innenraum  gewährt  zu  haben  scheint. 

Wie  diese  Apsis  weiter  nach  oben  aussah,  entzieht  sich  wieder 
jeder  näheren  Bestimmung.  Daß  sie  aber  in  ihrem  untersten  Teile  zur 
Aufbewahrung  der  —  wohl  auf  dem  nahen  Friedhof  aufgelesenen  — 
Gebeine  diente,  steht  für  mich  fest 

Darüber  erhob  sich  natürlich  der  obere  Bau  der  Nebenapsis.  An 
diese  schloß  sich  links  eine  andere  gleichmäßig  gestaltete  an  als  Gegen- 
stück zu  dem,  was  wir  auch  bei  der  rechten  Nebenapsis  erblicken. 
Wenn  von  dieser  nichts  mehr  erübrigte,  um  auf  unserm  Plane  ver- 
zeichnet zu  werden,  so  habe  ich  schon  vorhin  die  sicher  zutreffende 
Erklärung  hiervon  gegeben8). 

6».  Auch  der  an  die  Krypta  südlich  sich  anschließende  viereckige 
Nebenraum  (PNMS)  erheischt  eine  nähere  Besprechung.  Derselbe 
gehörte  zweifellos  zu  ihrem  älteren  (westlichen)  Teile,  mit  dem  er 
einheitlich  und  organisch  verbunden  war. 

Obschon  gleichzeitig,  bildete  er  dennoch  einen  die  Symmetrie 
störenden  Anbau,  der  ein  Pendant  auf  der  linken  Seile  nicht  hatte. 
Andernfalls  müßten  wenigstens  unter  der  linken  Nebenapsis,  die  ja 
nicht  so  tief  —  um  0,50  m  weniger  fundiert  war,  irgendwelche 
Spuren  übrig  geblieben  sein.  Davon  ist  nun  keine  Rede,  denn  letztere 
Apsis  ruhte  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  auf  dem  nackten  gewachsenen 
Boden,  der  sich  auch  auf  der  Ost-  und  Nordseite  um  dieselbe  herumzog. 

Wie  weit  der  Nebenraum  sich  erstreckte,  zeigt  die  Tafel.  Der- 
selbe war  durch  eine  nur  lose  anlehnende,  quergelegte,  in  der  Mitte 
mit  einer  0,80  m  breiten  Türöffnung  versehenen  Mauer  T  in  zwei  un- 
gleiche Hälften  geleilt.  Die  linke  Mauer  N  war  beim  letzten  Umbau 
der  Krypta  bis  etwas  unter  dem  Bodenniveau  abgetragen  worden,  und 
an  ihre  Stelle  eine  neue  getreten.  Es  ist  bereits  gesagt  worden,  in 
welcher  Höhe  Mauer  M  erhallen  war. 

Welches  war  nun  die  Bestimmung  dieses  Anbaues? 

l)  Ich  verweise  auf  Jhb.  XVI,  2.  Abt..  S.  7H.  Zum  Vergleich  ließe  sich  ein 
gleichzeitiges  ähnliches  Vorgehen  heranziehen,  an  dem  B.  Herimann  von  Metz 
beteiligt  war.  Vgl.  M.  (i.  SS.  VIII.  S.  589.  -  Der  im  städtischen  Dienste  stehende 
Aufseher  Wlodarck  versicherte  mir  zu  wiederholten  Malen,  zuletzt  noch  am 
5.  Mai  1905,  daß  neben  der  Seitenapsis  Gebeine  nicht  gefunden  worden  sind,  der 
cylinderartigo  Innenraum  aber  Uber  t  m  Höhe  damit  angefüllt  war.  Heim  Nieder- 
reißen der  Apsis  wurden  sie  in  den  Kanal  bei  der  neuen  Moselanlage  geworfen. 

*}  Hätte  man  recht?,  das  Mauerwerk  gerade  so  tief  zerstört,  so  hatten  wir 
nicht  einmal  die  rechte  Nebenapsis,  geschweige  denn  den  noch  weniger  lief 
gehenden  Ansatz  der  zweiten  in  unsern  Plan  einzeichnen  können. 


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—    77  - 


.  Von  der  Krypta  aus  war  derselbe,  das  ergibt  sich  aus  dem  Zu- 
stande der  Mauer  N,  nicht  zugänglich.  Fenster  waren  weder  in  der 
letzteren,  noch  in  der  Mauer  M  angebracht.  Bei  den  Ausgrabungen 
fand  man  in  dem  mit  Sand  und  Kiesel  angefüllten  Räume  nur  einige 
Centimeler  über  der  Bodenfläche  der  Krypta  einen  gut  erhaltenen 
Sarkophag  genau  an  der  auf  dem  Plane  vermerkten  Stelle  :  ein  Beweis, 
daß  dieser  Nebenraum  nicht  mehr  benutzt  wurde. 

Das  Fenster  am  östlichen  Ende  der  Mauer  N  beweist,  daß  von 
jener  Seite  Licht  in  die  Krypta  eindrang. 

Ich  denke  mir  nun  die  Sache  folgendermaßen: 

Der  genannte  Nebenraum,  ursprünglich  wohl  von  der  allen 
Krypta  aus  zugänglich,  war  zwecklos  geworden.  Bei  dem  Umbau,  dem 
wir  die  Ostteile,  die  Nebenapsiden  sowie  Mauer  N  verdanken,  wurde 
er  als  unnütz  einfach  abgesperrt,  nach  oben  —  wo  sich  vielleicht  ein 
Sakristeiraum  befand,  der,  wie  oft  bei  alten  Kirchen,  sich  eng  an  die 
Chorapsis  anschloß,  aber  wegen  Errichtung  der  Nebenapsis  weichen 
mußte  —  bis  unter  das  obere  Bodenniveau  abgetragen,  am  östlichen 
Ende  wohl  noch  tiefer  beseitigt,  um  direkten  und  genügenden  Licht- 
einlaß durch  das  rechte  Seitenfenster  der  Krypta  zu  gestatten. 

Daß  nämlich  auch  noch  nach  dem  neuesten  Umbau  der  Krypta 
über  diesem  Viereck  eine  Sakristei  sich  erhoben,  ist  ganz  unwahr- 
scheinlich. Es  ist  einmal  bei  Klosterbauten  dies  nicht  gerade  die  Stelle, 
an  welcher  sich  gewöhnlich  die  Sakristei  befindet.  Dann  wäre  dieselbe 
recht  unbedeutend  gewesen,  zumal  der  östliche  Teil  wohl  aus  vorhin 
zitiertem  Grunde  nicht  mehr  aufrecht  stand,  und  der  westliche  durch 
die  neue  Nebenapsis  fast  um  die  Hälfte  reduziert  war.  Der  im  Unter- 
boden aufgedeckte  Sarkophag  spricht  keineswegs  für  die  Benutzung 
bezw.  das  Vorhandensein  eines  darüber  liegenden  Sakrisleiraumes. 
Jedenfalls  wäre  derselbe  durch  die  Nebenapsis  nicht  zugänglich  ge- 
wesen. Ob  vom  Oberchor  aus,  ist  mindestens  fraglich,  da  gerade  vor 
der  westlichen  Hälfte  der  Mauer  N  das  Pult  für  die  Epistel,  die  Cathedra 
des  Abtes  und  das  Denkmal  des  Grafen  Raimbald  sich  befanden. 

Eine  letzte  Bemerkung  zur  Erklärung  des  Planes.  Nach  Westen 
hat  sich  die  Krypta  nie  weiter  ausgedehnt.  Der  schroffe  Abschluß  der 
westlichen  Vordermauer,  der  gewachsene,  bis  direkt  an  letztere  heran- 
kommende Sandboden  schließt  das  absolut  aus. 

III.  Eingänge. 

Wie  gelangte  man  zu  diesen  unterirdischen,  immerhin  nur  schwach 
erleuchteten  Räumen?    Wo  waren  die  Eingänge  angebracht  und  in 


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welcher  Zahl?  Eine  sichere  Beantwortung  dieser  Fragen  würden  die 
Februar  und  März  1905  freigelegten  Beste  allein  nicht  gestatten. 

Bei  andern  Monumenten  mit  gleicher  Bestimmung  finden  wir  meist 
folgende  Lösungen  :  Treppenabstieg  in  der  Axe  des  Langhauses  inmitten 
der  zum  Chor  hinaufführenden  Stufenreihe1),  Zugang  an  den  beiden 
vorderen  Chorenden  nach  dem  Langhaus  bezw.  Quersthiff  zu,  seitlich 
an  die  Apsis  angelehnte,  als  Treppenhaus  dienende  (halbe)  Hundtürme, 
durch  welche  man  in  die  Krypta  hinabgelangte  *),  seitliche  Eingänge  ohne 
Bundtürme3),  ausnahmsweise  auch  ein  einziger,  rechts  oder  links  ange- 
brachter Eingang. 

Wie  schon  aus  dem  Zustand  der  aufgedeckten  Buinen  ersichtlich 
ist,  kann  für  S.  Arnulf  ein  Zugang  auf  der  Ostseite  in  keiner  Weise 
angenommen  werden.  Ebensowenig  befand  sich  ein  solcher  auf  der 
Nord-  oder  Südseite.  Gegen  diese  Hypothese  spricht  insbesondere  die 
noch  in  ziemlicher  Höhe  erhaltene  Südmauer  N,  bei  der  aber  auch  nicht 
die  geringste  Spur  einer  Treppe  oder  eines  Eingangs  zu  entdecken 
gewesen  war,  sowie  der  dahinter  liegende,  als  Grabgruft  dienende,  mit 
Sand,  Erde  und  Geröll  angefüllte  Baum. 

Von  der  einzigen  Westseite  her  muß  demnach  die  Krypta  zu- 
gänglich gewesen  sein.  Einen  monumentalen  Beweis  kann  ich  aber 
gerade  für  diese  Seite,  die  ich  über  das  Niveau  der  Krypta  erhöht 
nicht  mehr  vorfund,  nicht  erbringen. 

Hier  helfen  nun  die  Quellen  aus.  Eine  in  der  Chronologie  der 
Krypta  noch  zu  verwertende  Stelle  im  Leben  des  in  unserer  Krypta 
bestatteten  Liturgikers  Amalar  redet  von  dem  linken  Zugang  zur 
Krypta  —  a  huro  criptae  atlttu  —  dem  ein  rechter  entsprechen  mußte. 
Es  handelt  sich  hier  gerade  wie  im  folgenden  um  den  Bau  des  Warinus. 

Aus  der  Zeit  um  das  Jahr  1100  datiert  ein  Passus  im  Ms.  24ö, 
der  nach  dieser  Quelle  mehr  oder  minder  genau  von  spätem  wieder- 
gegeben wurde*).    Der  Vorfall  ist  folgender.  Bei  Gelegenheit  der  Kon- 

')  Es  ist  das  die  Form  des  Einganges  der  jüngeren  Periode;  Dcliio.  I.  S.  184, 

')  Z.  B.  S.  Benignus  in  Dijon  ;  Chomton,  Taf.  IV  und  V. 

')  Z.B.  S.  Seurin  in  Bordeaux;  Revue  archéologique.  1K78.  Bd.  .'Mi,  S.  33* 
und  Taf.  23;  Revue  de  l'art  chrétien,  11)03.  S.  462. 

«)  Ms.  245,  fol.  2b,  3b  (darnach  Kl.  K..  S  123,  124,  133;  M.  G.  SS,  XXIV. 
S.  54fi);  darnach  Baillet,  S.  305  und  nach  ihm  Kraus,  S.  649):  Expletis  denique  om- 
nibus .  .  .  pergunt  multiplici  diversitate  eiborum  relevare  corpora  .  .  .  Postquam 
exempta  famés  epulis  mensacque  remotac  fuissent,  surgentes  et  exeuntes  a 
refectorio  fralrum,  quod  alias  non  fuit  opporlunior  locus  tantae  multiludini  ad 
convescendum,  dum  laetantes  Dominumque  laudantes  in  suis  donis  devenissenl 
. . .  super  gratins  criptar  in  xinintra  motmslcrii  ixtrtv,  praefatus  Hcribei  tus.  sua 


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-    79  - 


sekration  im  Jahre  1049  wagte  einer  der  Anwesenden,  der  Kanzler 
Heribert  von  Remiremont,  die  Echtheit  des  Zahnes  des  heiligen  Johannes 
in  Zweifel  zu  ziehen,  den  der  Apostel  dem  heiligen  Patiens  mitgegeben 
haben  soll,  als  er  ihn  nach  der  Moselstadt  sandte.  Leo  IX.  selbst 
konnte  seine  Verwunderung  über  die  merkwürdige,  von  den  Arnullineru 
überaus  hoch  geschätzte  Reliquie  nicht  verbergen. 

Doch  den  Skeptiker  Heribert  traf  bald  die  wohlverdiente  Strafe. 
Noch  waren  die  Festlichkeiten  nicht  zu  Ende,  du  halte  er  das  Unglück, 
auf  der  linken  Seite  in  der  Klosterkirche  einen  Fehltritt  zu  tun  und 
beim  Sturze  über  die  Stufen,  die  zur  Krypta  hinabführten,  sich  das 
Bein  zu  brechen.  Groß  waren  die  Schmerzen  des  Unglücklichen.  Der 
herbeigeeilte  Papst  tröstete  ihn  und  verzieh  ihm  seine  Schuld.  Kr 
wurde  in  die  Klosterherberge  gebracht  und  bald  konnte  er  völlig  geheilt 
in  seine  Heimat  zurückkehren.  Nunmehr  stand  die  Echtheit  der  Reliquie 
auch  für  ihn  fest. 

Der  Wert  dieser  Erzählung  besteht  zunächst  darin,  daß  sie  uns 
Tür  das  Ende  des  11.  Jahrhunderts  einen  linken  Eingang  zur  Krypta 
bezeugt. 

Diesem  »  linken  Zugang«  entsprach  ein  »rechter  Zugang«, 
wie  das  übrigens  auch  die  Symmetrie  erheischt. 

Schon  die  Bedeutung,  welche  gerade  in  S.  Arnulf  die  Krypta  hatte, 
insbesondere  Bequemlichkeitsgründe  beim  Abhalten  der  häutigen,  durch 
das  Ceremoniale  des  13.  Jahrhunderts  bezeugten  Prozessionen,  zwingen 
uns  völlig  zu  der  Annahme,  es  habe  an  beiden  Chorseiten  innerhalb 
der  beiden  innern  Nebenapsiden  je  ein  Eingang  in  die  unterirdischen 
Räume  hinabgeführt.  In  den  zwei  Nebenapsiden  können  sie  sich 
nämlich  nicht  befunden  haben,  da  dieselben,  wie  anderwärts  sich  noch 
zeigen  wird,  ganz  andern  Zwecken  dienten.  Zudem  spricht  direkt  da- 
gegen die  durch  die  rechte  Apsis  hindurchgehende  Mauer,  die,  wie  ich 
selbst  konstatieren  konnte,  gerade  an  der  Stelle,  wo  die  Treppe  hätte 
angelegt  werden  müssen,  in  einer  Höhe  von  über  2,50  m  erhalten  war, 
während  die  linke  Apsis  bei  ihrer  eigenartigen  Anlage  —  Enge  des 
Raumes  im  Innern,  ungenügende  Breite  des  Ausganges  —  hierzu  durch- 
aus ungeeignet  war.  Eine  Treppenanlage  ist  in  diesen  beiden  Räumen 
überhaupt  nicht  denkbar. 

incredulitate  impulsus,  cecidit  ab  alto  in  eisdem  gradibus  fiacloque  sinistro 
crure  .  .  .  Mox  aegrotus  ...«</  hospitii  domum  delalus  .  .  .  adepta  sospitate  .  .  . 
remeavit  ad  propria,  astrueiis  rite,  vere  apud  nus  habere  denteirt  dilecti  .  .  . 
Johannis  evangelistae.  Auf  fol.  :ib  kommt  der  Bericht  über  den  Unfall  abermals 
vor,  aber  in  kürzerer  Form. 


-    80  - 


Demnach  waren  die  Zugänge  an  der  angeführten  Stelle.  Dazu 
paßt  nun  gut  eine  Rubrik  in  einem  Antiphonar  des  Klosters  aus  dem 
15.  Jahrhunderl,  der  uns  in  Ms.  580  der  Metzer  Stadtbibliothek  erhallen 
ist.  Diese  bestimmt,  daß  bei  der  Prozession  am  Aschermittwoch  die 
Mönche  durch  den  Kreuzgang  —  er  liegt  auf  der  rechten  oder  süd- 
lichen Seile  der  Basilika!  —  gehen  und  dann  ohne  weiteres  in  die 
Krypta  zum  Altäre  des  heiligen  Andreas  sich  begeben  sollen.  Nach 
Abhaltung  der  Andacht  beginnen  sie  die  Litanei,  verlassen  die  Krypta 
auf  der  linken  Seite  und  kehren  in  das  Chor  zurück'}. 

Vielleicht  kann  ich  noch  weitergehen  und  sagen,  daß  schon  die 
alle  Krypta  vor  Warinus  zwei  Eingänge  hatte.  Dazu  führt  nicht  blos 
die  Erwägung,  daß  Tür  die  alte  Anlage,  die  sehr  ausgedehnt  war,  ein  Doppel- 
zugang besser  paßte,  sondern  auch  eine  Stelle  im  lieben  der  heiligen 
Glodesindis,  von  deren  Vater  es  in  ihrer  Vita  heißt,  daß  er  auch  jetzt 
noch  (im  Gegensatz  zu  seiner  Tochter)  seine  Ruhestätte  habe  auf  der 
linken  Seite  der  Krypta,  und  zwar  am  Eingang  neben  der 
Treppe8).  Strenge  genommen  wäre  der  Passus  auch  bei  einer  Miltel- 
treppenanlage  richtig. 

IV.  Inneres. 

1.  Daß  das  Innere  der  Krypta  ziemlich  hoch  war  -  im  Gegen- 
sätze zu  manchen  andern  gleichzeitigen  Monumenten3)  —  steht  fest. 
Es  ergibt  sieh  das  ohne  weiteres  aus  dem  Refund  der  Ruinen.  Dir 
Durchschnitt  auf  unserer  Tafel  zeigl,  daß  die  noch  vorhandenen  Mauer- 
reste im  Osten  und  Süden  bedeutende  Höhendimensionen  aufwiesen, 
wobei  nicht  vergessen  werden  darf,  daß  das  Abtragen  derselben  schon 
begonnen  halte,  bevor  ich  sie  abmessen  konnte.  Man  berücksichtige 
auch  die  Höhe  der  Fenster,  die  nur  unvollständig  erhalten  waren,  und 
rechne  noch  die  Scheitelhöhe  des  Gewölbes  hinzu.  Zu  einem  gleichen 
Resultate  gelangen  wir,  wenn  wir  die  Höhe  der  rechten  Nebenapsis 
berücksichtigen,  deren  oberste  Fläche,  soweit  sie  sichtbar  war.  immer 
noch  in  einer  gewissen  Tiefe  unter  dem  Fußboden  der  Oherkirche  ge- 

')  Ms.  «80  der  Metzer  Stadtbibliothek,  fol.  30.  31.  32:  Postea  liai  processio 
circa  claustrum  ..  .;  deinde  fiat  processio  in  Triptis  eundo  ante  altare  saneti 
Andrée  et  ibi  canatur  ...  ;  cantando  exeant  sirmil  de  criptis  per  xitmtraw  partem 
redeundo  in  chorum.  —  Also  gab  es  streng  genommen  auch  ein  exirc  per  dtrteram 
partrm. 

»)  Kl.  K..  S.  2f>;  M.  G.  SS.  XXIV.  S.  533:  qui  adhuc  retinet  sibi  sepulturam 
in  »inistra  parte  eiusdem  criptae  im  introitu,  iuxlu  gradu*. 

*)  Hohe  Krypten  weisen  noch  auf  S.  Seurin  in  Bordeaux  (Revue  derart  chré- 
tien 1903,  S.  463.  Fig.i,  S.  Fcrmo  in  Verona  (Mitteil,  der  K.  K.  Centraikom- 
mission, B.  V.  1860.  S.  135)  u.  a.  m. 


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-    81  - 


legen  haben  muß.  Auf  diese  Höhe  bezw.  Tiefe  wird  angespielt,  wenn 
in  der  Vita  der  heiligen  Glodesindis  vom  Abte  Johannes  von  S.  Arnulf 
bei  der  Erwähnung  der  Grabstätte  der  Heiligen  gesagt  wird,  sie  wäre 
nach  S.  A.  hinausgetragen  worden  und  daselbst  in  der  ganz  tief 
liegenden  Krypta  auf  der  linken  Seite  beigesetzt  worden1}. 

2.  Die  Krypta  war  gewölbt.  Huden  wir  die  Wölbung  bei 
gleichzeitigen  oder  annähernd  gleichzeitigen  Krypten,  so  war  dieselbe 
in  S.  Arnulf  bei  den  großen  Dimensionen  dieses  unterirdischen  Raumes 
noch  mehr  geboten.  Dazu  kommt  ein  Weiteres.  Bei  meiner  zweiten 
Besichtigung  der  Ruinen  sah  ich  einen  italienischen  Arbeiter,  der  einen 
mächtigen  Mauerblock  zerstörte.  Ich  stellte  sofort  mit  Sicherheit  fest, 
daß  derselbe  das  untere  Ende  oder  den  Anfänger  eines  Kreuzgewölbes 
bildete,  das  vielleicht  (?)  noch  eine  quer  gelegte,  flache  Gurte  stützte. 
Ich  kann  nun  nicht  annehmen,  daß  das  Gewölbestück  nicht  aus  der 
Krypta  stamme,  sondern  anderswo  herrühren  soll.  Höchstens  könnte 
es  noch  vom  Oberchor  kommen.    Jedoch  war  dasselbe  flach  gedeckt. 

Aber  selbst  wenn  das  Gegenteil  feststände  und  im  Oberchor 
Kreuzgewölbe  gewesen  wären,  so  bliebe  doch  immer  noch  die  Frage, 
wie  dieses  Fragment  in  die  Mitte  der  Krypta  kommen  konnte. 
Zunächst  hätte  es  das  Gewölbe  der  Krypta  durchschlagen  müssen. 
Dann  aber  erscheint  es  mir  durchaus  unannehmbar,  daß  der  im  Ober- 
chor doch  nur  auf  den  Scitenmauern  aufsitzende  Anfänger  so  schief 
fallen  konnte,  daß  er  bis  zur  Mitte  der  Krypta  gelangte. 

So  komme  ich  zu  dem  unabweisbaren  Schluß:  die  Krypta  war 
kreuzgewölbt.  Das  gilt  nicht  bloß  für  die  mittleren  Schifle,  sondern 
auch  Tür  die  zwei  seitlichen.  Ein  Grund  zu  einer  Einschränkung  liegt 
nämlich  nicht  vor. 

3.  Mit  der  Wölbung  ist  bei  den  Maßverhältnissen  der  Krypta  die 
Einteilung  des  Raumes  durch  Stützen  in  mehrere  Schiffe  gegeben. 
Ein  diesbezüglicher  Zweifel  ist  rein  unmöglich.  Damit  ist  aber  keines- 
wegs die  weitere  Frage  nach  der  Zahl  und  Richtung  der  Schiffe  und 
der  Gattung  der  Stützen  beantwortet.  Wir  stehen  vor  Hypothesen, 
die  jedoch,  wie  aus  der  Begründung  sich  ergeben  dürfte,  einen  großen 
Grad  von  Wahrscheinlichkeit  besitzen. 

Schlechterdings  konnte  die  Schiffeinteilung  der  Krypta  parallel  zur 
Westseite,  also  quer  zur  Längenachse,  gehen  oder  die  Richtung  der 
letzteren  einhalten.    Das  Letztere  hat  in  S.  Arnulf  bestanden. 

')  Migne,  P.  L.  137,  col.  218  und  im  Anschlüsse  hieran  im  Kl.  K.,  S.  2h: 
M.  (î.  SS.  XXIV,  S.  "i3H:  in  rripla  longe  infêriu*  demissa  i al.  demersa)  ad  latus 
sinistrum.  . 

Jahrburh  d.  Oos.  f.  lotlir.  Ocxokklite  n.  Altertumsk.,  .latirg.  J>. 


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-  82 


Fünf  Schiffe  von  annährend  gleicher  Breite  durchzogen  den 
ganzen  Raum  und  endeten  in  runde  bezw.  gerade  Apsiden,  die  mit 
Vierleiskugel  bezw.  Tonne  bedeckt  waren.  Zu  dieser  Richtung  der 
Schiffe  paßt  der  symmetrische  Abschluß  am  Ostende,  die  symmetrische 
Einmündung  der  beiden  zur  Krypta  führenden  Eingänge,  die  Richtung 
der  zwischen  den  fünf  Grüften  sich  erhebenden  Trennungsmauern  !j. 

Einen  entscheidenden  Beweis  für  die  Richtigkeit  des  Gesagten 
sehe  ich  in  der  Gestaltung  der  guterhaltenen  Sockelbank  und  der  eben- 
falls gut  erhaltenen  rechten  SeitentnauerN.  Die  erste  war  ununterbrochen 
auf  ihrer  ganzen  Länge.  Ebenso  war  die  Mauer,  wie  dies  die  in  ziem- 
licher Höhe  erhaltenen  Malereien  zeigten,  von  jeher  frei  und  ohne 
jegliche  Anlehnung  einer  wie  immer  auch  gearteten  Stütze,  sei  es 
Mauer,  Pfeiler,  Wandpfeiler,  Säule  oder  Halbsäule. 

Nun  ist  es  technisch  absolut  undenkbar,  daß  bei  einer  Teilung 
durch  quergelegte  Schiffe  auf  einer  so  großen  Ausdehnung*)  keine 
Stütze  angebracht  war.  Bei  der  Längerichtung  der  Schiffe  parallel  zur 
Axe  fällt  aber  dieser  Grund  völlig  weg,  weil  dann  im  letzten  Schiffe 
rechts  das  Gewölbe  in  seiner  ganzen  Länge  direkt  auf  der  Nebenmauer 
auflagerte,  die  dessen  Schub  aufnahm. 

Doch  gehen  wir,  wenn  möglich,  noch  weiter. 

Das  letztbesprochene,  für  die  Richtung  der  Schiffe  entscheidende 
Motiv  ist  vielleicht  noch  von  Bedeutung  in  der  Frage  nach  einem  Detail 
in  der  Gewölbegattung. 

Die  Krypta  war  kreuzgewölbt  ;  das  steht  fest.  Waren  aber  die 
einzelnen  Gewölbe  durch  rundbogige  Quergurten  getrennt  bezw.  gestützt  ? 

Die  Frage  kann  bejaht  werden.  Die  Antwort  wäre  sogar  sicher, 
wenn  auf  der  rechten  Seitenmauer  der  Krypta  nicht  eine  auf  der 
ganzen  Ausdehnung  ebene,  sondern  durch  Wandpfeiler  gegliederte 
Wandfläche  vorhanden  gewesen  wäre,  weil  diese  Pfeiler,  die  bestimmt 
sind,  einen  Schub  aufzunehmen,  den  Beweis  für  das  Vorhandensein  von 
Quergurten  geliefert  hätten. 

Doch  sind  dieselben  auch  so  nicht  absolut  ausgeschlossen.  Es  ist 
ein  nicht  selten  vorkommendes  System,  das»  die  Gurten  einfach  auf  der 
Stelle  aufsetzen,  wo  das  Gewölbe  beginnt,  eventuell  noch  in  eine  kleine, 
Hache  Wandkonsole,  die  unter  dieser  Linie  angebracht  ist,  auslaufen. 


')  Dieser  letzlere  Grund  ist  allerdings  nicht  zwingend.  Auch  der  vorher- 
gehende darf  nicht  hoch  angesetzt  werden. 

*'!  Ich  schließe  auch  hier  noch  ad  abundantiam  die  gut  erhaltene  Estrich- 
partie vor  dem  rechten  Scitenaltar  bis  zur  Gruft  und  darüber  hinaus  ein. 


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—    88  — 


Schließlich  sei  noch  zur  Bestätigung  auf  die  Prioratkirehe  von 
Olley  hingewiesen,  deren  schmale  Schiffe  Kreuzgewölbe  haben,  die  von 
Quergurlen  getragen  werden,  deren  Druck  auf  senkrecht  darunter  an- 
gebrachte Wandpfeiler  auf  den  Obennauern  des  Mittelschiffes  und  den 
Seitenmauern  der  Nebensc  hiffe  übergeht 

4.  Was  nun  endlich  die  Gewölbestützen  selbst  betrifft,  so  sind 
wir  auch  hier  wieder  gezwungen,  auf  Umwegen  eine  annähernd  ge- 
sicherte Lösung  einer  Frage  herbeizuführen,  die  auf  den  ersten  Augen- 
blick ganz  unlösbar  erschien. 

Zunächst  scheide  ich  die  Möglichkeit  aus,  als  hätten  Mauern 
natürlich  an  verschiedenen  Stellen  zur  Ermöglichung  des  Durchgehens 
durch  Arkadenöffnungen  durchbrochen  —  die  Gewölbe  gestützt.  Man 
sieht  von  vornherein  nicht  ein,  wie  etwa  vier  Mauerzüge  verschwinden 
konnten,  ohne  das  auch  nur  ein  Stein  übrig  geblieben  wäre.  —  Zudem 
konnte  ich  noch  persönlich,  insbesondere  bei  der  völligen  Freilegung 
des  östlichen  grüftenlosen  Teiles  der  Krypta  auf  dem  allgemein  gut 
erhaltenen  Estrichpaviment  die  Wahrnehmung  machen,  daß  in  jener 
Hälfte  des  Raumes  auf  demselben  nie  Mauerwerk  gestanden. 

Ks  kann  sich  demnach  nur  noch  um  Pfeiler  oder  Säulen 
handeln. 

Stellen  wir  zunächst  den  Tatbestand  fest,  soweit  ich  denselben 
vorfand  oder  durch  Nachfragen  noch  bestimmen  konnte.  Tatsache  ist, 
daß  weder  ganze  Säulen  noch  Säuleufragmente,  weder  Kapitale  noch 
eigentliche  Säulenbasen  in  den  Ruinen  aufgefunden  worden  sind*).  Soll 

'}  Vgl.  Annales  de  l'Est  et  du  Nord,  111,  1907.  S.  170  f.  und  Abbildungen 
des  Innern. 

*)  Drei  Sfiulenfragmenle  können  schon  wegen  ihres  geringen  Durchmessers 
(0,12,  0.13,  0.14  in)  nicht  in  Frage  kommen.  Ebensowenig  ein  viertes,  das  0,30  m 
zählte.  Ein  fünftes  hatte  0.38  m  Durchmesser,  dabei  0,61  m  Hübe.  —  Ganz  un- 
statthaft wäre  es,  wenn  man  auf  die  zwei-  schönen  romanischen  Würfelkapitiile, 
die  jetzt  im  Museum  sich  befinden,  hinweisen  wollte.  Sie  können  weder  für 
Oberkirche  noch  für  Krypta  in  Anspruch  genommen  werden.  Dieselben  wurden 
ra.  40  m  südlich  von  der  Kirche  aufgedeckt.  Das  eine  stand  umgekehrt  auf 
einem  1.18  m  breiten,  1.18  m  langen,  0.60  m  hohen  aufgemauerten  Fundament  und 
diente  als  Basis  für  eine  Säule.  Das  andere,  in  unmittelbarer  Nähe  von  ersterein 
ausgegraben,  fungierte  vielleicht  als  Kapital  zur  Säule  Ihre  nähere  Beschreibung 
erfolgt  hier.  Beide  sind  aus  gelbem  Stein  hergestellt.  Das  erste  hat  seine  Deck- 
platte verloren.  Erhalten  ist  der  Würfel,  der  0,29  m  hoch  und  0,r>0  m  lang  be/.w. 
breit  ist.  Er  sitzt  aur  einem  3  cm  hohen,  im  Durchmesser  0.46  m  messenden 
Wulst  auf.  Die  vier  Seitenflächen  sind  nicht  besonders  dekoriert.  —  Das  zweite 
Würfelkapitäl  beginnt  mit  einer  achteckigen  Platte,  die  an  den  Kanten  abgerundet 
ist  und  gleichfalls  3  cm  Höhe  hat.  Der  Würfelkern  mißt  O.lf»  in  Höhe  und  0,48  m 
Breite  bezw.  Länge,  ist  aber  mit  einer  Deckplatte  versehen,  die  von  unten  nach 

6» 


das  nun  reiner  Zufall  sein?  Oder  ist  damit  in  Zusammenhang  zu 
bringen,  daß  gerade  Säulen  bei  einer  nachträglich  erfolgten  Verwendung 
des  Baumaterials  aus  der  ruinierten  Abtei  die  besten  Dienste  leisten 
konnten,  um  so  mehr  als  sie  bei  der  Höhe  der. Krypta  gleichfalls  an- 
ständige Dimensionen  gehabt  hätten  V 

Ebenso  isl  Tatsache,  daß  soweit  ich  die  Zerstörungsarbcilen  ver- 
folgen konnte,  wiederum  für  «he  östliche  Hälfte  Spuren  von  Pfeilern, 
die  vom  Paviment  der  Krypta  an  in  Hausteinen  aufgemauert  waren, 
nicht  konstatiert  werden  konnten. 

Dagegen  wurden  zutage  gefördert  : 

1.  )  Sieben  würfelartige,  auf  den  vier  Seitenllächcn  glatt  zu  l>e- 
hauene,  gelbe  Sockelsteine,  deren  Ober-  und  Unterfläche  etwas 
rauh  bearbeitet  waren.  Es  fehlte  jede  Dekoration,  jegliches  Profil. 
Die  meisten  trugen  auf  der  Unterfläche  deutliche  Spuren  des  infolge 
Ziegelbeimischung  rot  gefärbten  Estrichzementes,  ein  Beweis,  daß  sie 
auf  dem  noch  frischen  Bodenbelag  aufgesetzt  worden  waren.  Ihre 
teilweise  bedeutenden  Dimensionen  scheinen  mir  besser  für  Pfeiler-  als 
für  Säulenpostamente  oder  Sockel  zu  passen  ').  Insbesondere  gilt  dies 
von  dem  zweiten,  der  länger  als  breiter  ist,  also  gut  für  einen  oblongen 
Pfeiler  dienen  konnte,  nicht  aber  leicht  für  die  Basis  einer  Säule,  die 
eine  quadratische  Unterlage  verlangt.  Auf  der  Oberfläche  des  letzten 
bildete  die  noch  anhaftende  dünne  Mörtelschicht  ein  Quadrat  von  0,49  m 
Seitenlänge.  Es  saß  also  auf  dem  größeren  Stein  eine  kleinere  Plinthe 
auf,  die  wohl  die  Basis  des  Pfeilers  (bezw.  der  Säule?)  bildete. 

2.  )  Drei  schmälere,  viereckige  Platten,  die  als  Plinthe  bezw. 
Basis  oder  als  Deck-  bezw.  Kämpferplatte  gedient  haben.  Ueber  ihre 
Bestimmungen  gewähren  die  Profile  und  die  Dimensionen  genügende 
Klarheil8). 

oben  als  Protilierungsmotive  aufweist:  halbe  Hohlkehle,  dünnes  Plätlchen,  Wulst, 
Platte.  An  seinen  vier  unteren  Ecken  ist  der  Würfel  ziemlich  reich  durch  Linien- 
einschnitte dekoriert. 

')  Die  Dimensionen  sind  die  folgenden:  1  mißt  0,88  m  X  0,88  m  X  0.21  m: 
2  hat  0.85  m  X  0,95  m  X  0,30  m  :  3,4  und  5  haben  gleiche  Länge  und  Breite  und 
Hohe:  0,62  m  X  0,02  m  X  0,2t)  m  ;  zwei  weitere,  6  und  7.  messen  gleichfalls 
0,02  in  der  Breite  und  Länge,  aber  O.SO  m  bezw.  0,35  m  in  der  Höhe;  eine  letzte 
bat  0.04  m  X  0.63  m  X  0.35  m 

')  Sie  bestehen  aus  einer  untern  Platte  von  0.04  m  X  0,64  X  0,10  m.  auf 
welcher  eine  zweite  prolilierte  —  unten  Wulst,  oben  halbe  Hohlkehle  —  0,10  m 
hohe  und  mit  einem  Plättchen  von  0.48  m  X  0,48  m  X  0.02  m  bekrönte  Platte 
aufsitzt.  Letztere  war  auf  der  Oberseite  des  Plättchens  —  das  Detail  ist  wichtig!  — • 
bis  in  die  Ecken  hinein  noch  mit  einer  dünnen  Mo'rtelschichl  belegt,  ein 
Reweis,  daß  sie  nicht  mit  einem  runden  Bauglied  bedeckt  war. 


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—    85  - 


3.  )  Eine  letzte,  0,22  m  dicke,  quadratförmige  Platte,  die  an  zwei 
Seiten  unbearbeitet  war,  also  in  der  Mauer  stak,  während  die  dritte 
ganz  flach,  die  vierte  hingegen  durch  Platte,  Falz  und  halbe  Hohl- 
kehle profiliert  war.  "j* 

4.  )  Hinzugefügt  sei,  daß  nirgends  in  der  Krypta  das  Motiv  der 
vorgelegten  Säulen  oder  Halbsäulen  vorkommt,  daß  aber  beispielsweise 
an  den  einzigen  gut  erhaltenen  Ecken  der  linken  runden  Altarnische 
einfach  profilierte,  d.  h.  an  den  Kanten  eingeeckte,  ca.  1,30  1,50  m 
hohe  Pfeilersteine  sich  erhoben,  die  nach  der  Krypta  zu  eine  Hache 
Seite  zeigten. 

Was  läßt  sich  nun  aus  den  vorstehenden  Daten  eruieren?  Mir 
scheint,  daß  in  anbetracht  all  der  besonders  noch  betonten  Einzelheiten 
wir  wohl  zu  dem  Schlüsse  kommen  dürfen:  Pfeiler  bildeten  die 
Stützen  der  Krypta').  Doch  waren  dieselben  nicht  aus  Bruchsteinen 
aufgeführt,  sondern  aus  schönen  Quadersteinen  bezw.  aus  Quader- 
schichten.  Zweifellos  waren  die  einzelnen  Pfeiler  derselben  Reihenfolge 
durch  Bögen  miteinander  verbunden,  die,  falls  wir  Tonnengewölbe  an- 
nehmen, seitlich  in  dieselben  einschnitten3}.  Viel  leichter  ist  die  Ver- 
bindung, wenn  die  Krypta  kreuzgewölbt  gewesen  ist,  was  ich  als  sicher 
ansehe.  Außerdem  schließe  ich  aus  der  Profilierung  der  Platten, 
deren  Parallelen  wir  auf  jeden  Schritt  in  der  mittelromanischen  Archi- 
tektur begegnen,  daß  diese  Einrichtung  der  Pfeiler  nicht  später  als  in 
die  Zeit  des  Umbaues  unter  Warinus  um  die  Mitte  des  11.  Jahrhunderls 
anzusetzen  ist. 

V.  Beleuchtung. 
Als  Silz  des  ursprünglich  stets  mit  ihr  in  engster  Verbindung 
stehenden  Märtyrergrabes  war  die  Krypta  eine  heilige  Stätte,  deren 

')  Diese  eigenartige,  nur  zweiseitige  Profilierung  erhält  sich,  sagt  Debio, 
I,  S.  690  (vgl.  S.  691,  Fig.  1)  als  n i ed e r r h c i n i sc  h e  Eigentümlichkeit  bis  in 
die  späteste  Zeit.  —  Sie  setzt  notwendiger  Weise  einen  Pfeiler 
voraus. 

Genau  dieselben  Profile  finden  sich  an  den  Seitenflächen  einer  Pfeiler- 
deckplatte in  Gernerode.  Abgebildet  bei  Liibke,  Vorschule  zum  Studium  der 
kirchlichen  Kunst,  Leipzig  1873.  S.  38.  Fig.  41. 

»)  Eine  Pfeilerbasilika  ist  die  oft  genannte  Kirche  von  Olley:  vgl. 
Annales  .  . .  S.  168  fT. 

*)  Das  Motiv  der  seitlich  in  die  Tonne  einschneidenden  Kappen  schon  in 
der  uralten  Krypta  von  Oberzell  auf  Reichenau.  Vgl.  Staiger.  Die  Insel  Reichenau 
im  Untersec.   Constanz  1860,  S.  JJ8. 


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-    8f5  — 

geheimnisvoller  Charakter  durch  ein  mehr  oder  minder  großes  Halb- 
dunkel so  recht  betont  und  gehoben  wurde. 

Die  Lage  unter  dem  Chor  der  Kirchen  brachte  es  ganz  natur- 
gemäß mit  sich,  daß  der  heilige  Raum  zumeist  ganz  oder  doch  zum 
guten  Teile  unter  das  Niveau  des  angrenzenden  Bodens  zu  liegen  kam, 
infolgedessen  die  Lichtzufuhr  eine  ziemlieh  spärliche  sein  mußte.  Die- 
selbe kann  von  innen  erfolgen  durch  Oellnungen  im  Chorumgang  (sog. 
Deambulatorium),  falls  ein  solcher  existierte,  oder  in  den  Seitenschiffen, 
falls  sie  sich  so  weit  ersl reckten,  oder  sonstwo.  Das  Regelmäßige  jedoch 
ist  die  Beleuchtung  von  außen,  die  auch  bei  den  Ruinen  von  S.  A. 
noch  nachgewiesen  werden  konnte. 

Hinter  dem  Altar  (2)  in  der  linken  Apsisnische  war  in  der  Mauer- 
dicke ein  Fenster  angebracht,  welches  insbesondere  dem  Altar  Licht 
zuführen  sollte.  Nach  außen  luden  .Seitenwände  und  Fenstersohle  sehr 
stark  aus,  um  desto  mehr  Licht  aufnehmen  und  dem  Innern  zuführen 
zu  können.  Daß  die  Fensteröffnung  etwas  mehr  .nach  links,  denn 
geradeaus  gerichtet  war,  ist  wohl  darauf  zurückzuführen,  daß  nach 
jener  Seite  die  Mauerstärke  etwas  schwächer  war,  als  in  der  Richtung 
der  geradeaus  gehenden  Axe.  Andere  Krypten  weisen  ähnliche  Ab- 
weichungen auf1).  Sohle  und  Gewundung  zeigtet),  wie  übrigens  auch 
die  Figur  andeutet,  noch  recht  gut  die  Spuren  des  eigentlichen  Ver- 
schlusses, der  nach  meiner  Ansicht  aus  einem  Kähmen  mit  Glasscheiben 
bestand,  welche  eüi  eisernes  Stabwerk  schützte,  nicht  aus  einer  in 
irgend  einer  Weise  durchlöcherten  Steinplatte.  Fin  gleich  noch  anzu- 
führendes Detail  dürRe  das  Gesagte  bestätigen.  Der  Symmetrie  halber 
zeigt  der  Plan  auch  hinter  dem  Altar  der  rechten  f runden)  Apsisnische 
ein  gleiches  Fenster.  Bei  der  beinahe  völligen  Zerstörung  der  Mauer 
an  dieser  Stelle  ließen  sich  Spuren  nicht  mehr  nachweisen. 

Dagegen  war  ein  anderes  Fenster  angebracht  in  der  rechten 
Seitenmauer  N  der  Krypta  in  unmittelbarer  Nähe  des  in  der  rechteckigen 
Nische  aufgestellten  Altares  (4).  Die  starke  Aussehrägung  der  Gewände 
(und  der  Sohle)  erhellt  aus  unserer  Figur.  Hier  erfolgte  die  Licht- 
zufuhr von  Süden  her,  und  ich  frage  mich  ernstlich,  ob  nicht  gerade 
aus  diesem  Grunde  schon  frühzeitig,  das  heißt  um  1049,  die  östliche 


')  Z.  R.  in  Dijon.  —  An  dieser  Stelle  erwähne  ich  ein  in  den  Ruinen  auf- 
gedecktes Fragment  einer  Fenstersohlbank  von  0.37  in  Länge  und  etwa  0,;-W>  ni 
Breite.  Das  Stück  war  naeh  vorn  stark  abgesehlagen.  Nach  innen  und  (besonders) 
narli  außen  war  die  Rank  abgeschrägt.  In  der  Mitte,  zwischen  den  beiden 
Schrägen.  z«ig  sich  ein  etwas  erhöhtes  Plältclien  hin.  das  vier  je  0.0!)  m  von 
einander  distante  Vertiefungen  zur  Aufnahme  der  Eisenstange!)  hatte. 


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Hälfte  des  neben  der  Apsis  sieh  befindlichen  Seitenraumes  nieder- 
gerissen worden  ist,  zumal,  wie  ich  anderswo  nachgewiesen,  diese 
Seitenmauer  mit  dem  Fenster  späteren  Datums  ist  und  eine  bei  dem 
Vorgelagertsein  jenes  Raumes  gegebene  mittelbare,  indirekte  Lichtzufuhr 
durchaus  ungenügend,  also  auch  zwecklos  gewesen  wäre  '). 

In  unmittelbarer  Nähe  dieses  Fensters,  in  der  kleinen  Ecke  mit 
dem  Kredenztischchen  (vgl.  weiter  unten)  war  es,  wo  am  8.  März  1905 
Bibliotheksdirektor  Paulus  farbige  Glasscherben  aufdeckte,  die  offenbar  dem 
Verschluß  des  nahen  Fenslers  angehörten.  Ebenda  fand  Schreiber 
dieses  einen  eisernen  Hing,  der  wohl  zur  Befestigung  der  schützenden 
Querstangen  diente  und  ein  kleines  Eisenstück  in  Stangenform.  Beide 
Gegenstände  können  nur  vom  Stabwerk  des  nahen  Fenslers  herrühren. 

Wenn  wir  auf  der  nördlichen  Seitenmauer  der  Krypta  an  ent- 
sprechender Stelle  eine  der  soeben  besprochenen  ähnliche  Fensteranlage 
annehmen,  so  berechtigt  uns  hierzu  wieder  die  Symmetrie. 

Endlich  wäre  nicht  ausgeschlossen,  daß  auch  aus  dem  Innern  der 
Kirche  einiges  Licht  in  die  Krypta  dringen  konnte,  nämlich  durch  die 
Eingänge,  die  zu  derselben  hinabführten. 

VI.  Ausstattung. 

1.  Dekoration.  Daß  die  Krypta  der  zeitweilig  so  reichen  Abtei 
S.  A.  wenigstens  einigermaßen  ausgeschmückt  war,  darf  man  von  vorn- 
herein annehmen.  Dies  war  übrigens  gefordert  durch  die  gottesdienst- 
lichen Handlungen,  die,  nach  dem  Ceremoniale  zu  urteilen,  ziemlich 
oft  in  den  unterirdischen  Räumen  vorgenommen  wurden. 

Indes  hat  sich  auch  hier  gezeigt,  was  man  sonst  oft  genug  er- 
fahren mußte  :  Die  Ornamentation  ist  eine  ärmliche.  Ob  die  Lage  und 
das  an  diesen  Stätten  herrschende  Dunkel  hieran  Schuld  sind  oder  der 
Mangel  an  Dekoration  in  der  Zeit  des  11.  und  12.  Jahrhunderts  oder 
beides  zugleich,  ist  ohne  Belang. 

1«.  Zunächst  steht  fest,  daß  die  Krypta  einen  gewissen  Farben- 
schmuck hatte.  Diesbezüglich  kämen  zwei  Stellen  in  Betracht:  der 
breite  dunkelgelbe  Farbenstreifen,  der  an  der  linken  Wand  der  vicr- 

*)  Vielleicht  ist  damit  auch  die  Tatsache  in  Verbindung  zu  bringen,  die 
ich  mit  Sicherheit  konstatieren  konnte,  daß  die  diesen  rechten  Seitenraum  nach 
Osten  abschließende  Quermauer  T  erst  später  eingefügt  und  in  der  Mitte  mit  einem 
Ein-  bc/.w.  Durchgani:  versehen  worden  ist.  Nachweisbar  ging  die  Mauer  in 
ihrem  Fundament  um  ca.  0,70  m  weniger  lier  als  die  beiden  andern,  mit  denen 
sie  organisch  nicht  ^verbunden  war.  Die  geringere  Tiefe  sowie  die  einfache  An- 
lehnung an  die  Seitenmauern  scheinen  die  Annahme  zu  rechtfertigen,  daß  ge- 
nannte Quermauer  zeitlich  später  aufgebaut  worden  ist. 


-    88  - 


eckigen,  in  der  östlichen  Absehlußmauer  angelegten  Nische  etwa  l.NOm 
über  dem  Hoden  in  horizontaler  Richtung  auf  dem  Verputze  angebracht 
war:  ferner  die  Dekoration  der  rechten  Seitenwand  N.  Abgesehen  von 
dem  oberen  Teile,  der  infolge  der  Zerstörung  der  oberen  Mauerhälfte 
fehlte,  war  letztere  noch  recht  gut  sichtbar  nicht  blos  in  den  ersten 
Tagen  nach  Freilegung  der  Ruinen  (März  1905),  sondern  auch  noch  in 
der  folgenden  Zeil.  Die  relative  Frische  der  Farben  ging  nur  langsam 
verloren.  Der  Farbenschmuck  erstreckte  sich  von  der  Ecke  neben  dem 
Altare  (4),  wo  das  Kreden/.tischchen  stand,  in  einer  Länge  von  2,75  m 
über  die  ganze  Wandlläche  und  schloß  nach  Westen  mit  einem  breiten 
senkrechten  Streifen  als  Einfassung  ab.  Den  Untergrund  bildete  der 
einfache,  allerdings  nicht  einmal  ordentlich  geglättete  Mauerverputz, 
welcher  mit  einer  weißlichen  bezw.  blaugelblichen  Farbenschicht  über- 
zogen war.  Auf  letzterer  wurde  in  dunkelroter  Farbe  die  ganze  De- 
koration angebracht,  die  in  der  Imitation  eines  Steinverbandes,  des 
sog.  appareil  moyen,  bestand.  Jeder  Stein  war  für  sich  eingefaßt  durch 
eine  einfache,  mit  dem  Pinsel  geführte  Linie,  die  seitlich  durch  ein 
weiteres  Ornament  als  Einfassung  verstärkt  war.  Die  Höhe  der  Stein- 
schichten betrug  12  Vt  cm,  mit  Ober-  und  Unterfuge  0,14  m,  die  Länge 
hingegen  0,39  m.  Die  Mitte  des  Steines  .schmückte  eine  fünfblättrige 
Rosette.  Das  Motiv  war  beliebt  und  allbekannt.  Dieselbe  Rosette 
kehrt  genau  wieder  auf  dem  Haupltragebalken  des  sog.  Kapilelsaale* 
oder  Refektoriums  der  Templer  auf  der  Citadelle1).  —  In  gleicher 
Farbe  ist  auch  die  erwähnte  Einfassung  an  der  rechten  Stoßfuge  eines 
jeden  Steines.  Ein  Firnißüberzug  über  der  ganzen  bemalten  Wandfläche 
existierte  nicht. 

Das  beschriebene  Motiv  ist  recht  einfach,  doch  nicht  ohne  Wirkung. 
Es  beweist,  daß  tnan  in  jener  Zeit  nicht  blos  daran  dachte,  einige 
Harmonie  in  die  Farbentöne  hineinzubringen,  sondern  den  Zeichnungen 
auch  Formen  geben  wollte,  die  der  Stelle  entsprachen,  welche  die  be- 
malten Teile  in  der  Architektur  einnahmen.  Bandgesimsc  verlangen 
horizontal  laufendes  Ornament,  I 'feiler,  Säulen  werden  mit  aufsteigendem 
Ornament  besetzt.  Die  Rolle  der  stützenden  Grundmauer  ist  hier  in 
«îunz  glücklicher  Weise  angedeutet  durch  den  imitierten  Mauerverband. 
Fast  identisch  mit  unserer  Dekoration  sind  die  Motive,  welche  Viollcl- 
le-Duc  und  Mallet  noch  für  das  12.  Jahrhundert  bieten8).  —  Auch  hier 

')  Siehe  Abbildung  bei  Viollel-le-Duc,  Dictionnaire,  VII.  S.  Hü.  Fig.  lftl.  - 
V|l.  Janitschek.  Geschieht«  d«r  deutschen  Malerei.  Berlin  1889.S.  151.  181,  203.  209. 

")  Dictionnaire.  VII,  S.  105.  Fig.  21  —  Mallel.  Gours' d'archéologie  chré- 
tienne I.  «.  Aull.,  S.  224.  Fig.  IM. 


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dürfton  Gründe  der  Symmetrie  uns  zur  Annahme  berechtigen,  daß  die 
linke  Seitenwand  0  in  ähnlicher  Weise  dekoriert  gewesen.  Dagegen  darf 
als  sicher  angenommen  werden,  daß  die  Decke  nicht  bemalt  war.  Das 
anderswo  angezogene  Gewölbefragment,  das  in  meiner  Anwesenheit 
freigelegt  und  zertrümmert  wurde,  war  nicht  einmal  übertüncht. 

2°.  Die  Frage,  ob  die  Krypta  auch  Reliefdekoration  besaß, 
läßt  sich  nicht  ohne  weiteres  beantworten.  Aus  dem  Vorhandensein 
einer  gezierten  kleineren  Platte,  auf  die  mich  Herr  Paulus  aufmerksam 
machte,  ist  überhaupt  nichts  zu  eruieren.  Zwar  sind  die  in  den  Stein 
eingegrabenen  Verzierungen  nicht  im  Widerspruch  mit  dem  Zeitstil. 
Aber  die  Tatsache,  daß  gerade  die  dekorierte  Seite  eine  Mörtelschicht 
trug,  beweist  zur  Genüge,  daß  der  Stein  als  Baumaterial  und  nicht  als 
Bodentliesc,  wie  behauptet  wurde,  gedient  hat.  —  Vielleicht  dürfte  man 
an  mehrere  Platten  aus  weißem  Steine  denken,  die  in  mehr  oder 
minder  guterhaltenem  Zustande  zu  Tage  gefördert  wurden  und  seither 
im  Museum  des  Deutschen  Tores  Aufstellung  gefunden  haben  (?).  Es 
wurde  die  Ansicht  ausgesprochen,  dieselben  hätten  als  Bekleidung  der 
unteren  Mauerteile  in  der  Krypta  Verwendung  gefunden.  Als  Beweis 
wies  man  darauf  hin,  daß  am  Rande  der  einen  Platte  zwei  Löcher 
seitlich  eingegraben  waren,  in  die  offenbar  f:')  ein  eiserner  Haken  ein- 
gelassen war,  um  sie  so  an  der  Mauer  festzuhalten.  Auch  mir  sagte 
anfangs  diese  Erklärung  zu.  Indes  erwies  sie  sich  bald  bei  einer 
näheren  Prüfung  als  nicht  haltbar.  Zunächst  waren  die  beiden  Löcher 
an  der  Randseite  der  genannten  Platte  zum  großen  Teile  mit  Mörtel 
ausgefüllt,  was  gegen  eine  Befestigung  vermittelst  Haken  spricht. 
Andere  in  der  Krypta  aufgefundene  Plattenfragmente  zeigten  keine 
Löcher.  Nur  eine  einzige  Platte  wies  auf  der  Rückseite  einige  geringe 
Spuren  von  Mörtel  auf,  was  doch  wohl  in  größerem  Maßstabe  der  Kall 
gewesen  wäre,  wenn  dieselben  als  Mauerbekleidung  gedient  hätten. 
Die  Profilierungen  der  Platten  sind  durchaus  romanisch,  wie  sich  mit 
Sicherheit  aus  einem  Vergleich  mit  andern  gleichzeitigen  Monu- 
menten ergibt.  Ihre  eventuelle  Verwendung  als  Wandbekleidung  würde 
demnach  auch  in  die  Zeit  der  Erbauung  der  Krypta  und  nicht  erst 
später  angesetzt  werden  müssen.  Desgleichen  fielen  mir  die  ungleichen 
Maßverhältnisse  auf,  speziell  was  die  Dicke  betrifft.  Daraus  müßte 
man  sofort  auf  eine  ganz  unebene,  hiermit  rohe  Wandbekleidung 
schließen,  oder  doch  zur  Annahme  gelangen,  zur  Hebung  dieser  Diffe- 
renzen in  der  Dicke  habe  man  die  eine  Platte  mehr,  die  andere 
weniger  tief  in  die  Mauer  eingelassen.  Aber  auch  diese  Hypothese  ist 
durchaus  abzuweisen.    Gerade  in  diesem  Falle  wäre  eine  Verbindung 


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-  90 


der  Platten  mil  der  Mauer  durch  slark  klebenden  Mörtel  erforderlich 
gewesen,  von  welchem  bekanntlich  eine  genügende  Spur  nicht  vor- 
gefunden wurde.  Außerdem  —  und  das  lallt  nicht  weniger  schwer  in 
die  Wagschale  —  halte  eine  Untersuchung  der  noch  erhaltenen 
Mauerresle  auf  der  Innenseite  der  Krypta,  insbesondere  der  Seiten- 
wände und  der  Wandflächen  in  nächster  Umgebung  der  Altäre,  zum 
Resultate,  daß  an  diesen  Stellen,  für  welche  vor  allem  eine  Dekoration 
paßte,  niemals  ein  Reliefornamcnl,  selbst  nicht  in  der  einfachen  Form  einer 
Plattenbekleidung,  vorhanden  war.  L'ebrigens  sehließen  die  vorhin  be- 
sprochenen Malereien  der  Seitenwände  sowie  die  Sockelbänke  längs 
der  Mauern  und  der  Nischen  eine  solche  Verwendung  der  Platten  kurz- 
weg aus.  Ks  bliebe  demnach  nur  noch  die  innere  Wand  der  Wesl- 
mauer  zwischen  den  beiden  aus  der  Kirche  in  den  unterirdischen  Raum 
führenden  Treppenzugängen.  Ob  nun  wohl  hier  an  dieser  unkontrollier- 
baren Stelle  eine  Plattenbekleidung  sich  vorgefunden  hat?  Wegen 
mehrerer  der  vorhin  angeführten  Gegengründe,  die  auch  hier  Geltung 
beanspruchen,  muß  ich  diese  Frage  verneinen.  Kndlich  darf  auch  nicht 
gesagt  werden,  die  Platten  hätten  als  Fußbodenbelag  gedient,  da  keine 
der  Platten  beschädigt  bezw.  abgetreten  war. 

Aber  vielleicht  haben  die  Platten  einem  andern  Zwecke  gedient, 
den  ich  gleich  noch  besprechen  werde. 

3«.  Als  Bodenbelag  dienten  nicht  Fliesen,  sondern  eine  durch- 
gängig gut  erhaltene  Kstrichschicht,  die  aus  Kalkmörtel  mit  starker 
Beimischung  von  grob  zerstampften  Ziegelstücken  bestand  :  ein  recht 
einfacher,  schmuckloser,  nichtsdestoweniger  aber  hinlänglich  solider 
Bodenbelag,  der  direkt  auf  dem  Mauerwerk  —  bei  den  Grüften  über 
dem  darin  aufgehäuftem  Sande  —  aufsetzte  und  sich  über  die  ganze 
Bodenllächc  einheitlich  erstreckte.  Nur  vor  den  einzelnen  Altären  war 
derselbe,  wie  Figur  angibt,  etwas  erhöht1). 

2.  Indes  beschränkte  sich  die  innere  Ausstattung  der  Krypta  nicht 
auf  die  vorhin  erwähnten  Dekorationselcmcnte,  die  übrigens  vor 
allem  auch  darin  begründet  sind,  daß  in  diesem  Räume  versehiedent- 
liche  Handlungen  vorgenommen  wurden.  Letztere  bedingten  nun  wieder 
ihrerseits  das  Vorhandensein  von  Bänken,  Altären  und  Zubehör. 

lo.  Die  Bänke  —  es  sind  Sockel bänke  —  traten  an  mehreren 
Stellen  der  Krypta  zutage.    Ein  erstes  Stück  einer  solchen  Bank, 

')  Das  treffen  wir  auch  sonstwo  sogar  regelmäßig  an.  z.  B.  in  Vie  (Allier): 
Lenoir,  11.  S.  1W).  Fig.  3»4.  3MH :  in  Lyon  (Krypta  dos  heiligen  Irenaus);  Revue  de 
l'Art  chrétien.  l!M)3,  S.  lOl 


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-    Ol  — 


mindestens  5  m  I.,  0,2t)  m  h.,  0,37  ni  br.,  zog  sich  längs  des  Fußes 
oder  Sockels  der  rechten  Seitenmauer  N  hin.  Vgl.  Figur.  Nur  lose  an 
letztere  angelehnt,  konnte  sie  leicht  losgelöst  und  zertrümmert  werden, 
ohne  daß  auch  nur  der  Verputz  fier  Wand  beschädigt  worden  wäre. 
Demnach  könnte  die  Hank  etwas  später  als  die  Mauer  aufgeführt  worden 
sein.  Sie  bestand  aus  Ziegelstücken  und  sonstigen  Steinern,  welche  ein 
guter  Mörtel  fest  zusammenhielt.  Aus  gewissen  Indizien  an  der  ge- 
nannten Mauer  schließe  ich,  daß  das  von  mir  gesehene  Stück  sich  noch 
weiter  nach  Westen,  selbst  über  die  fünfte  Grabgruft  hinaus,  wahr- 
scheinlich bis  zur  Kingangswand  erstreckt  habe. 

Aehnliche  Sockelbänke  fanden  sich  auch  an  andern  Stellen  in  der 
Krypta  '). 

Ebenso  treffen  wir  sie  in  anderen  mittelalterlichen  Kirchen  an'). 

Die  Ränke  dienten  als  Sitze  für  die  Gläubigen  bezw.  Kloslerleute, 
welche  dem  Gottesdienste  beiwohnten.  Ob  sie  in  Ländern  diesseits 
der  Alpen  während  der  kalten  Winterszeit  nicht  mit  hölzernen  Brettern 
belegt  waren  ? 

2°.  Die  Altäre  bilden  einen  integrierenden  Teil  der  Krypten. 
Ihre  Errichtung  ist  mit  dem  Reliquienkult  in  Verbindung  zu  bringen. 

')  ich  habe  sie  auf  dem  Plane  teils  durch  punktierte,  teils  durch  volle 
Linien  gekennzeichnet.  Erstere  deuten  diejenigen  an,  welche  wir  wieder  aus 
Gründen  der  Symmetrie  als  früher  einmal  vorhanden  annehmen  müssen,  z.  B. 
längs  des  Sockels  der  linken  Seitenmauer  0  sowie  rechts  vor  dem  Altar  (3)  der  rechten 
Rundnische.  Letztere,  d.  h.  die  ganzen  Linien,  wurden  angewandt  neben  der 
linken  Rundnische  und  auf  den  drei  Seiten  der  mittleren  eckigen,  weil  die  bei 
genannten  Stollen  im  Verputz  der  Wände  zurückgelassenen,  für  jedermann  sicht- 
baren Eindrücke  gar  keinen  Zweifel  am  Vorhandensein  der  Bänke  aufkommen 
lassen.  Zudem  sind  die  Höhenmaße  dieselben  wie  bei  dem  zuerst  beschriebenen 
Stück,  während  die  Breite  nicht  mehr  ermittelt  werden  konnte,  da  jede  Spur  am 
Fußboden  verwischt  war. 

»>  Vgl.  z.  B.  Chomton,  Taf.  XXV  I;  Lenoir,  II,  S.  160,  Fig.  394,  396.  Für  ältere 
Bauten  wäre  zu  verweisen  auf  Cabrol,  Dictionnaire  d'archéologie  chrétienne,  II, 
col.  180 — 1K3.  —  Ebenso  begegnen  uns  solche  Bänke  in  einheimischen,  annähernd 
in  derselben  Zeit  entstandenen  Bauten.  In  der  dem  heiligen  Rochus  gewidmeten 
(einschiffigen)  Wallfahrtskapelle  der  an  der  Straße  von  Saarburg  nach  Rieding 
gelegenen  kleinen  Ortschaft  Maladrerie,  Gemeinde  Huf.  die  infolge  der  fortwähren- 
den Restaurierungen  von  ihrem  ursprünglichen  Charakter  sehr  viel  eingebüßt  hat, 
nach  dem  Frotil  der  Fenster,  der  Gewölberippen  und  des  Chorbogens  zu  urteilen, 
sicher  als  ein  Monument  des  13.  Jahrhunderts  (spätestens)  zu  betrachten  ist. 
laufen  gleichfalls  solche  Steinbänke  an  den  beiden  Seiten  des  viereckigen  Chores 
entlang,  welche  zweifellos  aus  der  Entstehungszeit  der  Kapelle  stammen  und  in- 
bezug  auf  Maßverhältnisse  sich  denjenigen  in  der  S.  Arnulfskrypta  nähern. 
Inbezug  auf  die  Hank  in  der  allen  Fi  idolinskapelle  auf  Schacheneck  vergleiche 
die  Abbildung  bei  Kraus,  III.  S.  «HS. 


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Kine  Vervielfältigung  derselben  mußte  durch  Uebertragung  be/.w. 
Beisetzung  von  neuen  Reliquien  anderer  Heiligen,  die  man  in  ähnlicher 
Weise  ehren  wollte,  herbeigeführt  werden.  In  anderen  Fällen  sind  bei 
der  Errichtung  weiterer  Altäre  Rücksichten  auf  Symmetrie  oder  Kultus- 
bedürfnisse maßgebend  gewesen. 

Jedenfalls  ist  es  nicht  schwer,  in  ihren  großen  Zügen  die  Ent- 
wicklung des  ursprünglichen  einfachen  Märtyrergrabes,  der  Conlessio, 
zur  völlig  ausgebildeten  romanischen  Krypta  zu  verfolgen. 

a)  Während  die  Krypta  der  Met/.er  Kathedrale  nur  drei  Altäre 
halte  '),  finden  wir  in  S.  Arnulf  deren  fünf.  Dieselben  verdanken  ihre 
Entstehung  dem  Bau  vom  Jahre  1049,  da  sie  schon  in  Ms.  245  fol.  102 
mit  ihren  Titularen  und  Reliquien  angeführt  sind.  Bei  den  Ausgrabungen 
sind  eigentlich  nur  mehr  zwei  zu  Tage  gefördert  worden.  Doch  führt 
uns  die  Symmetrie  mit  Sicherheit  zu  zwei  anderen.  Dementsprechend 
sind  auf  unserem  Plane  auch  vier  (fünf)  eingezeichnet,  die  sicher  seit  der 
Zeit  des  letzten  Umbaues  der  Kirche  bestanden  haben.  Der  zweite  (2)  — 
von  links  ab  gerechnet  —  war  noch  in  situ  erhalten  in  der  runden 
Nische.  Jedoch  war  der  oberste  Teil  an  der  Vorderkante  bis  zur 
Mitte  etwas  zerstört.  Ein  dritter  (3)  stand  zweifellos  in  der  entsprechen- 
den gegenüberliegenden  Nische,  von  der  nur  mehr  der  unterste  Teil  in 
einer  Höhe  von  ca.  0,20  m  erhalten  war.  Jede  Spur  des  Altars  war 
verschwunden,  was  um  so  weniger  Wunder  nehmen  darf,  als  bei  der 
Aufdeckung  der  Ruinen  das  Bodenniveau  in  genannter  Nische  bereits 
etwas  tiefer  stand  als  die  Basisfläche,  auf  welcher  der  linke  Altar 
ruhte.  —  Ein  vierter  (4)  stand  in  der  viereckigen  Nische  rechts.  Am 
Boden  und  an  der  Hinterwand  waren  noch  unzweideutige  Spuren  zu 
erkennen,  welche,  obschon  der  eigentliche  Altarstock  fehlte,  dennoch 
eine  genaue  Maßaufnahme  ermöglichten. 

Diesem  letzteren  entsprach  links  als  Gegenstück  ein  erster  Altar  (1), 
der  auf  unserem  Plane  in  punktierter  Linie  in  eine  gleichfalls  punk- 
tierte viereckige  Nische  eingezeichnet  ist.  Leider  war  auch  wieder  an 
dieser  Stelle  alles  zerstört,  als  ich  von  den  Abtragearbeiten  Kenntnis 
erhielt. 

Wo  stand  aber  der  in  den  Quellen  erwähnte  fünfte  Altar V  Ganz 
sicher  nicht  in  einer  der  beiden  Nebenapsiden,  die  eine  ganz  andere 
Bestimmung  hatten,  und  von  denen  es  sogar  mehr  als  fraglich  ist,  oh 
sie  überhaupt  von  der  Krypta  aus  zugänglich  waren.  Uebrigens  war 
weder  in  der  rechten,  noch  in  der  linken  Platz  für  einen  Altar  vor- 
handen. 

')  Vgl.  Prost,  C,  S.  10U. 


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Der  fünfte  Altar  hat  tatsächlich  anderswo  gestanden.  Man  könnte 
sofort  an  die  mittlere  Nische  der  östlichen  Apsismauer  denken.  Es 
wäre  dies  in  sich  betrachtet  ein  sehr  geeigneter  Ort  gewesen.  Zudem 
stände  der  Fall  gar  nicht  vereinzelt  dar.  Doch  stoßen  wir  auch  hier 
wieder  auf  allerhand  nicht  leicht  zu  beseitigende  Bedenken,  welche  die 
Errichtung  eines  Altares  an  jener  Stelle  als  nicht  annehmbar  erscheinen 
lassen.  Einerseits  ist  es  absolut  sicher,  daß  derselbe  nicht  an  die 
Hinterwand  der  geradlinig  abschließenden  Nische  anlehnte,  wie  das  bei 
den  zwei  bezw.  vier  anderen  Altären  der  Fall  war.  Die  noch  gut  und 
in  ziemlicher  Höhe  (vgl.  Durchschnitt)  erhaltene  Mauer  wies  auch  nicht 
die  mindeste  Spur  einer  solchen  Anlehnung  auf.  Andererseits  spricht 
direkt  dagegen  die  an  den  drei  Seiten  sich  hinziehende  Sockelbank, 
auf  die  obeu  schon  hingewiesen  wurde.  Dann  war  an  dieser  Stelle 
im  Gegensatz  zu  den  anderen  Altären  das  Bodenniveau  nicht  erhöht. 
Es  ließe  sich  demnach  nur  noch  die  Möglichkeit  denken,  der  Altar 
hätte  mitten  in  dem  viereckigen  Nischenraume  gestanden,  etwa  in 
derselben  Linie  wie  die  Altäre  in  den  Rundnischen.  Aber  es  entbehrt 
diese  Hypothese  jeder  ernsten  Grundlage.  Muß  auch  zugegeben  werden, 
daß  der  genannte  Raum  selbst  abgesehen  von  den  Sitzbänken  noch  die 
gleiche  Breite  wie  die  beiden  Nischen  hatte,  so  fällt  doch  wieder  die 
Tatsache  auf,  daß  auf  dem  Fußboden  absolut  keine  Spur  von  irgend 
einem  Altarbau  vorhanden  war,  vielmehr  der  Bodenestrich  einheitlich 
geglättet  dalag.  Sicher  sprechen  auch  nicht  zu  Gunsten  dieser  Ansicht 
die  drei  nackten  Wände,  —  der  einfache  Farbenstreifen,  von  dem  oben 
die  Bede,  kann  unmöglich  als  Dekoration  einer  Altarumgebung  betrachtet 
werden  —  speziell  die  im  Gegensalz  zu  den  Rundnischen  beiderseits 
mangelhaft  gegliederten  Eingangskanten.  Wir  müssen  demnach  den 
fünften  Altar  anderswo  suchen.  An  der  rechten  Seitenmauer  N  war  er 
nicht  aufgestellt.  Diese  damals  vielleicht  noch  ungewohnte  Stellung  läßt 
sich  mit  dem  Zustand  der  Mauer  nicht  vertragen,  wie  ich  sie  noch 
selbst  vorgefunden.  Die  Symmetrie  würde  weiter  erheischen,  daß  wir 
ein  Gleiches  für  die  gegenüberliegende  linke  Seitenmauer  ()  vorauszetzen. 

Möglicherweise  stand  der  fünfte  Altar  an  der  Vorderwand  (PP)  der 
Krypta.  Wir  kennen  eine  ganze  Anzahl  von  Krypten,  in  denen  dies  der 
Fall  war.  Aber  auch  das  ist  nur  eine  Vermutung,  die  an  Wahrschein- 
lichkeit sicherlich  nicht  dadurch  gewinnt,  daß  in  diesem  Falle  der  Altar- 
körper direkt  über  dem  Ende  der  mittleren  Gruft  gestanden  hätte,  die 
bekanntlich  nur  mit  Sand  angefüllt  war,  auf  welchem  der  Estrich  ruhte. 

Aus  dem  Vorstehenden  schließen  wir,  daß  es  wohl  richtiger  ist, 
den  Altar  nach  der  Milte  der  Krypta  zu  verlegen.   Durch  diese  zentrale 


-   94  - 


Stellung  trat  seine  Wichtigkeit  umsomehr  hervor.  Die  Ausführung  von 
größeren  Ceremonien  wurde  .so  wesentlich  erleichtert.  Es  entsprach 
diese  Stelle  in  der  Krypta  der  Stelle,  die  der  Hauptaltar  im  Oberchor 
einnahm.  Aus  dem  Ceremoniale  wissen  wir.  daß  auch  letzterer  nicht 
an  die  Wand  angelehnt,  sondern  nach  der  Mitte  zu  gerückt  war. 
Schließlich  liefern  die  Monumente  eine  Anzahl  von  Fällen,  in  denen  ein 
Altar  im  Centrum  der  Krypta  vorkommt 

b)  Gesagtes  bezieht  sich  insbesondere  auf  die  Lage  der  Altäre. 
Inbezug  auf  Form,  Größe  und  Aufbau  sind  wir  leider  auf  das 
wenige  angewiesen,  was  bei  der  Niederlegung  der  Ruinen  zutage  ge- 
treten ist. 

Zuvörderst  sei  hingewiesen  auf  die  kleinen  Dimensionen  des 
Altarstockes  •).  Der  Gegensatz  zu  dem,  was  wir  später  in  der  Gotik 
und  in  den  darauffolgenden  Jahrhunderten  vorfinden,  springt  sofort  in 
die  Augen.  Die  Erklärung  hierfür  wäre  zu  suchen  in  der  allmählich 
sich  einbürgernden  Praxis,  auf  dem  Altar  in  einem  besondern  Schrein 
das  Sanctissimum  aufzubewahren,  in  dem  ganz  hedeutend  gesteigerten 
äußeren  Kult  der  Reliquien,  die  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters 
aus  den  Gräbern,  in  denen  sie  ursprünglich  beigesetzt  waren,  erhohen 
und  auf  den  Altären,  in  kostbaren  Reliquiarien  geborgen,  der  Verehrung 
des  Volkes  ausgesetzt  wurden,  und  in  dem  um  diese  Zeit  eintretenden 
Feberhandnehmen  der  kirchlichen  Ceremonien. 

Nach  den  Ausgrabungen  zu  urteilen,  bildeten  die  Altäre  in  der 
Krypta  von  S.  A.  einen  würfelförmigen  Mauerstock,  hergestellt  ans 
Ziegeln,  einzelnen  Vogesensandsteinstücken  nebst  blauen  und  besonders 
gelblichen  Steinen  —  letztere  zumeist  regelmäßig  zubehauen  und  mehr- 
fach von  einem  älteren  Rau  herrührend  —  nebst  reichlichem  Mörtel 
als  Rindemittel.  Die  üasisfläche  war  um  einige  Centimcter  in  den  Roden 

')  Auch  die  Krypta  von  S.  Benignus  in  Dijon  hatte  fünf  Altäre,  die,  wie 
Taf.  IV  bei  Chomton  zeigt,  auf  die  vier  östlichen  Nischen  verteilt  waren,  wahrend 
der  fünfte  oder  Hauptaltar  in  der  Mitte  stand. 

*)  Für  den  ersten:  1,17  -1,20  m  breit,  0,80  m  hoch,  1  m  tief;  für  den 
zweiten:  1  m  hoch,  1  m  breit,  0,76  m  tief. 

Für  den  Kunstarchäologen  haben  diese  Dimensionen  gar  nichts  Befremden- 
des. Die  kleinen  Altäre  sind  keineswegs  eine  Spezialität  des  christlichen  Alter- 
tums oder  der  merowingisch-karolingischen  Zeil.  Nach  Binterim,  Geschichte  der 
deutschen  Coneilien,  Mainz  1852,  IV,  S.  492,  bestimmt  noch  das  zweite  Provinzial- 
konzil  zu  Trier  unter  F.rzbischof  Theodorich  (1212—1242):  Die  Priester  sollen 
die  Altäre  nicht  ho  klein  anlegen,  daß  man  mit  Furcht  und  Zittern  daran  Messe 
lesen  muß.  —  Klein  sind  die  Altäre  auf  Oberzell,  Reichenau,  selbst  der  Hoch- 
altar; vgl.  Kraus,  Die  Kunstdenkmäler  des  Großherzogtums  Baden.  I,  1887.  S.  IMO. 
Fig.  87;  ebenso  Viollet-le-Duc.  1,  art.  Autel  und  sonst. 


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—    95  — 


eingesenkt.  Die  hintere  Seite  schloß  sich  ganz  enge  an  die  Wand,  der 
Nische  an,  in  welcher  der  Altar  aufgestellt  war,  ohne  jedoch  organisch 
mit  ihr  verbanden  zu  sein.  Was  nun  den  weiteren  Ausbau  der  Altäre 
betrifft,  so  ist  es  als  sicher  anzusehen,  —  dazu  berechtigen  zunächst 
gleichzeitige  Monumente  in  ziemlicher  Anzahl  —  daß  auf  der  Ober- 
fläche eine  große  Steinplatte  lag,  die  etwa  0,10  m  dick,  etwas  in  der 
Breite  und  nach  vorn  zu  den  Mauerkern  überragte  und  an  der  untern 
Kante  abgeschmiegt  war.  Vielleicht  wurde  sie  an  ihren  vorderen  Ecken 
von  zwei  Säulchen  getragen,  deren  Basen  auf  dem  Bodenestrich  der 
Nische  aufsetzten.  Dann  paßt  eine  auch  nur  einfach  profilierte  Altar- 
platte besser  für  die  Vornahme  der  heiligen  Meßhandlung  und  ist  vom 
praktischen  Standpunkt  aus  vorzuziehen.  Außerdem  könnten  vier  in 
der  Krypta  aufgefundene  Säulchentrommeln  zu  0,12—0,14  m  Durch- 
messer am  besten  als  solche  Altar  tischträger  erklärt  werden.  Gleiches 
dürfte  gelten  von  einer  kleinen,  zierlich  profdierten  Säulenbase  im 
rebergangsstil  des  13.  Jahrhunderts l). 

Ich  habe  einen  letzten  Grund  anzunehmen,  daß  die  eigentliche 
Altarmensa  aus  einer  Platte  bestand.  Bei  der  Aufzählung  der  Reliquien 
sagen  die  Quellen  einfach  :  in  ultari  saneti  N.  continetttur  reliquiav  .  .  . 
d.  h.  in  dem  Sepulchrum  oder  Reliquiengrab  sind  folgende  Reliquien 
geborgen.  Nun  kann  das  Reliquiengrab  in  der  Platte  sich  befinden 
oder  im  Altarkörper  mit  oder  ohne  Platte.  Da  in  dem  uns  erhalten 
gebliebenen  Altarstock  (2)  auf  der  allerdings  an  der  Vorderkante  und 
seitlich  etwas  abgetragenen  Oberlläche  gar  keine  Spur  von  irgend 
einer  größeren  Vertiefung  zu  erkennen  war,  möchte  ich  mich  für  das 
Reliquiengrab  in  der  Platte  und  konsequent  für  das  Vorhandensein 
der  letzteren  entscheiden,  deren  Verschwinden  im  Jahre  1552  um  so 
erklärlicher  wird. 

Auf  die  Erhöhung  des  Bodenniveaus  vor  den  Altären  ist 
bereits  oben  hingewiesen  worden. 

c)  Eine  weitere  Frage  betrifft  die  Anzahl  der  Altäre,  ihre  T  i  t  u- 
lare,  ihre  Reihenfolge.  In  einem  Schlußkapitel  führen  Ms.  245 
und  das  sog.  Kleine  Kartular  alle  Altäre  von  S.  A.  an"),  zuerst  die 
sieben  der  Oberkirche  mit  ihren  Reliquien,  dann,  aber  getrennt'1),  in 
einem  zweiten  Abschnitt  die  Reliquien  der  fünf  andern  namentlich  be- 

')  Oder  wir  müßten  annehmen,  daß  genannte  Säulen  als  Stütze  für  die 
Platte  des  Kredenztischchens  dienten,  von  welchem  gleich  noch  die  Rede  sein 
wird  (?). 

»j  Ms.  245,  fol.  100  f.;  Kl.  K.,  S.  126  ff.  ;  M.  G.  SS.  XXIV.  S.  547. 
»)  Ms.  245.  fol.  102  ;  Kl.  K  .  S.  129  f.  ;  M.  G.  SS.  XXIV.  S.  548. 


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zeichneten  Altare,  ihre  Titulare  und  Untertitulare.  Da  nun  durch  da? 
Ceremoniale  die  Altäre  der  Oberkirehe  genau  bestimmt  sind,  müssen 
die  übrigen  fünf  der  Krypta  angehört  haben.  Die  Doppelserie  deutet, 
wenn  auch  nicht  formell  so  doch  indirekt,  auf  einen  andern  Standort 
hin.  Wo  anders  als  in  der  Krypta  sollten  die  fünf  Altäre  gestanden 
haben? 

Daß  wenigstens  vier  daselbst  waren,  haben  die  Ausgrabungen 
dargetan.  Ebenda  war  auch  der  fünfte  unseres  Verzeichnisses. 
Weiter  sagt  das  Ceremoniale  (und  andere  Quellen)  ausdrücklich  an 
zwei  Stellen' h  daß  in  der  Krypta  ein  Altar  des  heiligen  Andreas  war. 
der  in  Ms.  245  und  im  Kleinen  Karlular  zweimal  an  der  Spitze  der 
getrennten  Serie  (mit  fünf)  steht.  Demnach  waren  auch  die  andern  vier 
Altäre  dieser  Serie  in  der  Krypta.  Endlich  erwähnt  das  Ceremoniale 
kirchliche  Funktionen  in  diesem  unterirdischen  Räume  gerade  an  Fest- 
tagen von  solchen  Heiligen,  denen  die  vier  Altäre  gewidmet  waren, 
oder  von  denen  Reliquien  in  den  Altären  sieb  vorfanden. 

Der  erste  Altar  war  dem  heiligen  Andreas  gewidmet,  an  zweiter 
Stelle  den  Aposteln  l'etrus  und  l'aulus,  den  heiligen  Märtyrern  Blasius, 
Gengulphus,  Mauritius  und  Genossen,  den  heiligen  Bekennern  Gregorius, 
Nikolaus,  Augustinus,  Romarikus*). 

Der  zweite  trug  die  Namen  der  Heiligen  Pro  tus  und  Hyaeinlhus. 
Daneben  figurieren  an  untergeordneter  Stelle  der  heilige  Gereon  und 
seine  Gefährten8). 

Der  dritte  war  zunächst  dem  heiligen  Briet  ins,  Bischof  von 
Tours  und  Nachfolger  des  heiligen  Martinus,  sowie  auch  noch  den 
Heiligen  Gallus,  Terentius  und  Damasus  geweiht 4  ). 

Der  vierte  wurde  benannt  nach  dem  heiligen  Diakon  Laurentius. 


')  Vgl.  Cer.  weiter  unten,  auch  für  das  Folgende.  —  Ms.  580.  14.  Jahrb.. 
fol.  31b. 

»)  Nach  Ms.  245,  fol.  102a  enthielt  er  folgende  Reliquien  :  Heati  Petri  apostoli  : 
de  veste  et  dalmatica  saneti  Joannis  evangeliste;  articuli  de  corpore  beati 
Pacienlis:  de  casula  beati  Remigii ;  de  planeta  eins;  de  dalmatica  et  palla  ipsius: 
de  terra,  de  qua  collectus  est  pulvis  sepulchri  eins:  de  sandalis  eius;  reliquie 
saneti  Hilarii  episcopi;  sanetorum  martirum  Primi  et  Feliciani, 

*;  Dort  waren:  reliquie  ipsorutn  (—  der  beiden  Titulare),  sanetorum 
fiengulphi,  Quintiani  martiris.  —  In  einem  Gedichte  auf  Metz  sagt  Abt  Richer 
von  S.  Martin  über  die  Vincenzkirche  :  Uic  Prothus  inviclo  i  ecubat  cum  fratre 
Jarynm.    Vgl.  Kraus,  S.  355. 

*)  Der  Brietiusaltar  barg:  reliquie  ipsius  et  sanetorum  episcoporum  Betnlfi  et 

Papoli 


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-    97  - 


An  zweiter  Stelle  sind  erwähnt  die  Heiligen  Stephanus,  Papst  und 
Märtyrer,  (ieorgius  und  Christophorus  '). 

Der  fünfte  gehörte  dem  vielgefeierten  spanischen  Diakon  und 
Märtyrer  Vincentius.  Nach  ihm  sind  noch  genannt  Gorgonius, 
Pancratius,  Primus  und  Felicianus  *). 

Zweifellos  war,  was  ihre  Reihenfolge  angeht,  der  Antlreasaltar 
der  Hauptaltar.  Er  steht  zweimal  an  der  Spitze  der  Liste;  er  allein 
wird  namentlich  angeführt  im  Ceremoniale  :  an  diesem  Altar  fand  die 
Liturgie  statt.  Ich  ziehe  hieraus  den  Schluß,  daß  dieser  Altar  in  der 
Mitte  der  Krypta  aufgebaut  war.  wahrscheinlich  aber  wegen  Mangels 
an  monumentalen  Spuren  in  den  Ruinen  nicht  aus  einem  festen 
Mauerkörper,  sondern  aus  einer  auf  Säulen  ruhenden  Platte  bestand. 

Da  ferner  in  der  Aufzählung  der  Altäre  der  Oberkirche  die  beiden 
Dokumente  die  Reihenfolge  einhalten,  daß  sie  zuerst  den  Hauptallar, 
dann  die  Altäre  links  vom  Beschauer,  und  zwar  den  nächsten  zuerst, 
dann  den  entfernteren  anführen  und  ähnlich  für  die  Altäre  auf  der 
rechten  Seite  vorgehen,  so  dürfen  wir  wohl  aufgrund  eines  Analogie- 
schlusses für  die  Reihenfolge  in  der  Krypta  folgendes  vorschlagen:  In 
der  Mitte  stand  der  Andreasaltar  (5),  der  zweite  in  der  linken  vier- 
eckigen (punktierten)  Nische  (1),  der  dritte  in  der  Rundnische  links  1 2), 
der  vierte  in  der  gegenüberliegenden  Rundnische  rechts  {;]).  der  fünfte 
ebenda  in  der  viereckigen  (4). 

Die  vorstehenden  Darlegungen  linden  nun  eine  willkommene  Be- 
stätigung in  einer  Notiz  des  Martyrologium  von  S.  A.,  auf  die  ich  zu 
spät  gestoßen  bin,  um  sie  sofort  verwenden  zu  können.  Die  Heiligen- 
liste des  30.  Dezember  schließt  mit  folgendem  Vermerk  :  Eodem  die 
dedicutio  cripte  basilice  huius  sub  honore  bcati  Andrée  apostoli,  sanc- 
torumque  Vincentii,  Laurentii,  Prothi  et  Jacincti  (sie)  martirum  atque 
Brictii  confessons*).  Demnach  war  die  Krypta  eigentlich  dem  heiligen 
Andreas  geweiht. 


>l  Der  I.aurentiusaltar  enthielt  :  reliquie  Eulieetis  inarliris.  Florenliani  mar- 
tiris,  Carpophori  martiris,  Stephani.  pape  et  marliiis,  Brich  >sic)  episcopi  —  diese 
letzteren  fehlen  durch  Versehen  in  Uaillet.  a.  a.  0  ,  S  HUSI,  weil  er  den  gleich- 
zeitigen Randvermerk  in  seiner  Quelle  Ms.  24;'»,  fol.  102  a.  übersehen  hat  (ilode- 
sindis  virginis,  Waldrade  virginis. 

")  Der  Vincenzaltar  hatte  reliquie  ipsius  et  sanclorum  martirum  Girislo- 
phori,  Miniatis  sociorumque  eius  et  sanguinis  Thebeorum  martirum  Virtoris  et 
L*rsi  et  de  stola  saneli  Dionysii  martiris;  de  casula  eius,  cum  qua  decollatus  est: 
de  dalmatica  eius;  de  casula  saneti  Hustici  presbileri  :  de  ossibus  saneti  (iorgonii. 

»}  Ms  19«.  13.  Jl.t. 

7 

Jahrlmch  d.  Oes.  f.  loUir.  QpRrhleht*  u.  Altertumuk.,  .lalirfi.  3). 

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Daß  hier  eine  besondere  Dedication  der  Krypta  bezw.  ihrer  Altäre 
stattgefunden  hat,  steht  nicht  einzigartig  da1).  Sie  zeigt  durch  ihr 
Datum,  daß  die  Annahme,  am  11.  Oktober  1049  wären  nicht  alle 
Altäre  der  Basilika  fertiggestellt  gewesen,  keine  unbegründete  ist.  Mög- 
licherweise war  die  Krypta  schon  vorher  fertig.    (Vgl.  Anmerk.  1). 

d)  Diese  Altäre  dienten  zur  Vornahme  liturgischer  Handlungen 
und  hei  der  Abhaltung  von  kirchlichen  Prozessionen*).  Trotzdem  ist 
bei  den  Ausgrabungen  weder  eine  Piscina  noch  ein  Sakristei- 
raum nachgewiesen  worden. 

Letzterer  kann  unmöglich  in  dem  Anbau  (SMNP)  hinter  der 
rechten  Seitenmaucr  N  sich  befunden  haben,  da,  abgesehen  von  andern 
(Jegengründen,  in  der  betreffenden  Mauer  ein  Eingang  (von  der  Krypta) 
in  diesen  Raum  seit  1049  sicher  nicht  bestand  und  wegen  der  Sar- 

')  Gleiches  in  Limburg,  wo  die  Krypta  1035  dediziert  wurde,  bevor  der 
Hau  fertig  war.  —  Auch  die  verschiedenen  Kalender  von  S.  A.  kennen  für  den 
.HO.  Dezember  die  Dedicado  eripte  S.  A  .  ?..  B  Ms.  42  (1324),  46  (1327),  las  (1321), 
1%  (13.  Jahrh.)  u.  s.  w. 

')  Für  ihre  Abhaltung  ist  das  Ceremoniale  eigentlich  die  ausschließliche 
Quelle.  Ich  fasse  hier  seine  diesbezüglichen  Ausführungen  kurz  zusammen: 
S.  36.  Fest  des  heiligen  Thomas  Berkel  von  Canterbury.  f  29.  Dezember  1170: 
Prozession  unter  Gesang  zur  Krypta.  —  S.  36.  Dedikadonsfcst  der  Altäre:  Pro- 
zession, gesungene  Frühmesse  am  Altar  des  heiligen  Andreas,  eventuell  noch  Ab- 
beten  des  ganzen  Officium  der  Dedicatio.  —  S.  37.  Dasselbe  wiederholt  bezw. 
verbessert.  —  S.  58—59.  Aschermittwoch:  Prozession  barfuß  zur  Krypta:  Ge- 
sänge zu  F.hren  des  heiligen  Andreas.  --  S.  77.  Mittwoch  in  der  Karwoche: 
Reinigen  und  Scheuern  der  Kirche,  des  Claustrum,  der  Krypta  .  .  .  durch  die 
Diener  des  Elemosinarius.  —  S.  169.  Andreasfest  :  Prozession  mit  Gesang  am 
Vorabend  :  Frühmesse  am  Altar  des  Heiligen.  —  S.  161,  162.  Nikolaustag  :  Pro- 
zession mit  Gesang  nach  der  Vesper  am  Vorabend  und  nach  Laudes  am  Tage 
selbst.  —  S.  174.  Sebastiansfest  :  Prozession  mit  Gesängen  zu  Ehren  des  Heiligen 
nach  Vesper  und  Laudes.  —  S.  176.  177.  Fest  des  heiligen  Vinccnz:  Am  Vorabend 
nach  Vesper,  am  Tage  selbst  nach  Laudes  Prozession  unter  Absingung  von  be- 
sonderen Gesängen  zu  seiner  Ehre.  —  S.  186.  Mariae  Lichtmeß:  Am  andern  Tage 
(3.  Februar)  Blasiustag  ;  daher  nach  der  Vesper  vom  2.  Februar  Prozession  zur 
Krypta;  ebenso  nach  Laudes  am  Tage  selbst;  jedesmal  besondere  Festgesänge 
und  Gebete.  —  Desgleichen  S.  193  und  S.  227  am  Gregorius-  und  Laurentiusfeste 
nach  Vesper  und  Laude*.  -  -  Ebenso  an  den  Festen  der  Heiligen  Gorgonius  (S.  232), 
der  beiden  Märtyrer  Prodis  und  Hyacinthus  'S.  232,  233;.  des  heiligen  Remigius 
(S.247),  des  heiligen  Rrictius  ■  2441.  des  heiligen  Clemens  iS.  247).  --  S.  229.  Am 
Arnulfsfeste  kommen  die  Kanoniker  der  Kathedrale  nach  S.  A.  und  bringen  den 
Ring  des  heiligen  Bischofs  mit.  Sie  begeben  sich  ins  Chor,  wo  verschiedene  Ge- 
sänge abgesungen  werden.  Pnstca.  heißt  es  weiter,  canonici  debent  facere  vigilias 
morluorum  —  in  eriptis  —  steht  in  fast  gleichzeitiger  Schrift  über  dem  Texte  — 
pro  cunetis  fidelibus  defunrtis  et  pro  fratribus  canonicis,  qui  in  hac  ecclesia 
iacent 


kophagbestattung  auch  früher  nicht  immer  bestanden  hat.  Alles,  was 
irgendwie  zum  Kultus  gehörte  -  vielleicht  mit  Ausnahme  der  Kultge- 
fäße (V)  —  wurde  in  der  Sakristei  der  (Jberkirche  aufbewahrt. 

Auffällig  war,  daß  in  dem  kleinen  Winkel,  den  die  rechte  Seiten- 
mauer hinter  dem  Fenster  gegenüber  der  rechten  Altarecke  (4)  bildete, 
etwa  0,80  m  über  dem  Hodenniveau  sich  in  der  Mauer  ein  Einschnitt 
befand,  aus  dessen  Beschaffenheit  ich  sofort  auf  die  mehr  als  wahr- 
scheinliche Vermutung  kam,  es  wäre  an  dieser  Stelle  eine  Platte  in  die 
Mauer  eingelassen  worden,  die,  gestützt  durch  ein  schmales  Säulchen, 
leichtere  Gegenstände  tragen  sollte.  Also  ein  Kredcnzlischchen. 
Wie  eine  nähere  Prüfung,  insbesondere  der  Uaug  der  Farbenlinien  der 
Seitenmauer,  die  sich  hier  fortsetzten,  dartat,  war  die  Einrichtung 
gleichzeitig  '). 

e)  Schließlich  komme  ich  noch  einmal  auf  die  drei  Platten  aus 
weißem  Steine  zurück,  von  denen  bereits  die  Rede  war.  Ich  habe 
keinen  genügenden  Grund  anzunehmen,  daß  sie  ursprünglich  der  Krypta 
nicht  angehört  hätten.  Zwei  sind  gut,  eine  dritte  nur  fragmentarisch 
erhalten.  Sie  sind  profiliert*)  nach  Art  von  viereckigen  Feldern  oder 
Füllungen  mit  einfacher,  hreiter  Bordüre,  was  schon  einen  Hinweis  auf 
ihre  ursprüngliche  Bestimmung  enthalten  dürfte.  Nach  oben  schließt 
das  Fragment  in  der  innern  Prohlierung  der  Einrahmung  nicht  grad- 
linig sondern  im  halben  Oktogon,  also  türartig  ab3). 

Die  gegebenen  Erklärungen  ihrer  Verwendung  mußte  ich  abweisen. 
Eher  wäre  die  Frage  zu  prüfen,  ob  die  Platten  nicht  als  vordere  oder 


')  Meine  ursprünglichen  Bedenken  kunstarchäologischer  Natur  gegen  das 
Kredenztischrhen  wurden  bald  gehoben  durch  eine  Stelle  aus  den  bekannten 
Consuet.  Oluniaeenses  :  Ad  vestimentum  —  es  sind  die  liturgischen  Ornatsllicke 
gemeint  —  nun  est  improvisum  nec  omissum,  ut  ud  shiguia  altaria  utia  sil  tabula, 
in  qua  ponatur  (sc.  vestimentum),  unumque  Hgneuin  patulum  et  mura  infïxumr 
xuper  quod  ponnntur  ampulhic  {—  Meßkännchen)  ;  pendet  quoque  in  promptu 
manntergiolum,  ad  quod  sacerdos,  postquam  se  inducrit,  lavatas  tergit  sum- 
mitâtes  digilorum,  quibus  necessario  tangit  res  sarras;  Migne,  P.  L.  14tJ,  etil.  724. 

')  Das  karniesfönnige  Motiv  ist  alt.  Genau  in  derselben  Weise  bearbeitete 
Platten  aus  römischer  Zeit  u.  a.  bei  L.  .lacobi,  Das  Römerkastel]  Saalburg  bei 
Humburg  v.  d.  H.  -  Homburg  v.  d.  II  18!>7.  Tafelband,  Tat  XXI.  n  4t  u  41  a. 
Das  Motiv  ist  aber  auch  ebensogut  romanisch.  • 

*)  Der  Abschluß  ist  romanisch.  Er  fand  sich  vor  auf  dem  erst  seit  ca, 
vier  Jahren  abgetragenen  romanischen  Seilenportal  von  Ste.  Marie  auf  der  Citadelle. 
Der  Stein  liegt  jetzt  auf  der  Moselanlage,  gegenüber  der  Ecke  der  alten  Stadt- 
mauer (im  Garten  des  Kommandierenden  Generals!.  Ebendieselbe  Absrlilufsform  ist 
noch  sichtbar  am  Eingang  zur  Templcrkapelle.  —  Damit  ist  auch  ein  Anhalts- 
punkt für  das  Alter  gegeben 

7» 


-    100  - 

seitliche  Allarbekleidung  gedient  haben,  da  ihre  Längenmaße  von  den- 
jenigen der  beiden  »in  situ*  erhaltenen  Altäre  sehr  wenig  differieren. 

Aber  es  läßt  sich  noch  etwas  andres,  ich  glaube,  mit  viel  größerer 
Wahrscheinlichkeit,  in  Vorschlag  bringen.  Neben  den  Platten  fanden 
sieh  zwei  am  obern  Ende  mutilicrte  viereckige  Pfeiler.  Der  eine  (0,46  h., 
0,31  br.,  0,24  d.)  war  an  der  Rückseite  angeschwärzt  ;  der  andere 
(0,56  h.,  0,31  br.,  0,24  d.)  hatte  auf  der  Rückseite  Reste  von  Mörtel, 
wohl  weil  er  an  eine  Mauer  (oder  Pfeiler)  angelehnt  war.  Heide  hatten 
auf  der  der  Rückseite  gegenüber  sich  bciindliehen  Vorderseite  eine 
0,06  m  tiefe  und  elienso  breite  Nute,  die  zweifellos  zur  Aufnahme  von 
Füllungen  diente.  Eine  Verwendung  dieser  Pfeiler  bei  einer  Altarbe- 
kleidung ist  in  jenem  Falle  ausgeschlossen. 

In  Anbetracht  des  Vorstehenden  kam  ich  gleich  anfangs  schon 
auf  den  Oedanken,  es  habe  in  der  Krypta  vor  dem  Hauptaltar  (oder 
Andreasaltar)  in  der  Mitte  eine  Schranke  bestanden,  die  die  nächste 
Umgebung  des  Altarcs  abtrennen  und  ein  direktes  Herankommen  an 
denselben  verhindern  sollte:  eine  Choreinfriedigung,  wie  sie  bekanntlich 
das  Ceremouiale  für  die  Altäre  der  Oberkirche  bezeugt. 

Dem  letzleren  Umstand,  den  ich  ursprünglich  außer  acht  gelassen, 
lege  ich  großen  Wert  bei.  Dazu  kommt,  daß  die  Längen-  und 
Höhenmaße  der  Platten  nicht  die  geringste  Schwierigkeit  bieten;  im 
Gegenteil. 

3o  Recht  eigentümlich  nimmt  sieh  die  Anlage  von  Grüften  in 
der  Krypta  aus1). 

Gleichzeitig  mit  der  westlichen  Vordermauer  PP  und  den  beiden 
Seitenmauern  wurden  zwei  weitere  V  und  VV  von  derselben  Breite  und 
Tiefe  angelegt,  wodurch  Gruft  I  und  V  entstanden,  die  gleiche  Länge 
und  ursprünglich  auch  wohl  gleiche  Breite  hatten. 

Ferner  wurde  die  zwischen  Mauer  V  und  W  gelegene,  annähernd 
quadratische,  nach  Osten  durch  eine  gerade  schöne  Mauerlinie  abge- 
schlossene Fläche  durch  zwei  neue,  0,80-0,8")  m  breite,  gleich  tief 
gehende,  parallele  Mauerzüge  in  drei  weitere  Grüfte  zerlegt,  die  auch 
ihrerseits  gleiche  Länge  und  Breite  hatten. 

Auffallenderweise  waren  die  beiden  MiHelmauern  weder  mit  der 
Vordermauer  noch  mit  dem  östlichen  Teile  organisch  verbunden,  ganz 
im  Gegensatz  zu  Mauer  V  und  W.  Vielleicht  hielt  man  diese  Ver- 
bindung wegen  ihrer  geringen  Stärke  für  unnütz.  Jedenfalls  darf  man 
diesen  Umstand  nicht  auf  ein  viel  späteres  Einrücken  derselben  zurück- 
führen, wie  wir  gleich  noch  sehen  werden.       Außerdem  waren  beide 

•)  Jhb.  XVI.  S.  320.  Abbild  und  Tafel  mit  Krypta. 


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ganz  schmal  (ca.  0,50  m)  und  erst  in  einer  Höhe  von  1  m  erbreiterten 
sie  sich  auf  einmal  bis  zu  ca.  0,85  m,  so  daß  ihr  Durchschnitt  dem 
griechischen  Tau  glich.  Ich  glaube  diese  Erweiterung  mit  den  Gewölbe- 
stützen der  Krypta  in  Verbindung  bringen  zu  können,  die  auf  diese 
Mauern  zu  stehen  kamen. 

Die  Technik  sämtlicher  Mauerzüge  sowie  der  Vordermauer  ist, 
worauf  ich  unten  noch  zurückkomme,  wesentlich  dieselbe  :  ein  Moment, 
das  neben  dem  organischen  Verband  bei  Mauer  V  und  W  für  die  gleich- 
zeitige Erbauung  dieses  ganzen  westlichen  Teiles  spricht. 

Gruft  I  barg  keine  Gebeine.  Was  das  quergelegte,  übrigens 
ursprüngliche  Mauerwerk  zu  bedeuten  hat,  vermag  ich  nicht  anzugeben. 

In  Gruft  II  standen  rechts  ein  großer  utid  davor  ein  kleiner  Sar- 
kophag. Sonderbarerweise  lief  neben  der  linken  Mauer  V  entlang  in 
einer  Höhe  von  über  1  m  eine  schmale,  nur  lose  angelehnte,  meist  aus 
viereckigen  Ziegelstücken  hergestellte  Wand,  die  seitlich  einen  roten 
Anstrich  zeigte,  der  an  den  Bodenestrich  erinnerte.  Vielleicht  hat 
dieses  Detail  seine  Bedeutung. 

Gruft  III  hatte  nur  einen  Sarkophag  ').  Die  Vordermauer  neben 
dem  Sarkophag  und  die  Trennungsmauer  hinter  demselben  hatten  gleich- 
falls teilweise  noch  einen  rötlichen  Anstrich. 

Gruft  IV  barg  am  obern  Ende  zwei  Steinsärge,  von  denen  der 
rechte  Akrotcrienschmuck  zeigte.  Auf  das  Vortreten  der  Mauer  W 
hinter  dem  genannten  Sarkophage  sei  jetzt  schon  hingewiesen. 

Auch  Gruft  V  hatte  zwei  Sarkophage. 

Sämtliche  Grüfte  waren  mit  gewöhnlichem  Sande  und  stellenweise 
mit  kleinen  Steinen  ausgefüllt. 

Das  Verhältnis  der  Grüfte  zu  den  Sarkophagen2)  wird  wohl  wie 
folgt  zu  bestimmen  sein. 

Erslere  sind  von  Anfang  an  und  in  beabsichtigter  Weise  herge- 
stellt worden  zur  Aufnahme  der  Steinsärge.  Letztere  haben  mög- 
licherweise anderswo  gestanden,  sind  nach  Erweiterung  der  Krypta 
hierher  gebracht  und  parallel  zu  den  Trennungsmauern  in  den  Ecken 
aufgestellt  und  überdeckt  worden.    Die  Stellung  der  Sarkophage  wurde 


')  Ursprünglich  waren  daselbst  zwei  Sarkophage  ;  Jh)>.  XVI.  S.  368.  Ann>.  2. 

*i  Wem  diese  Steinsärgc  angehört  haben,  laßt  sich  nicht  bestimmen.  Es 
fehlt  hierzu  jetler  geschichtliche  oder  archäologische  Anhaltspunkt.  Höchstens 
könnte  man  ganz  allgemein  bemerken,  daß  sie  kaum  die  Leichen  von  ganz  ge- 
wöhnlichen Sterblichen  geborgen  haben  dürften,  da  man  die  Vergünstigung  eines 
Begräbnisses  an  dieser  heiligen  Stalte  namentlich  in  früheren  Zeilen  nicht  leicht 
gewahrte.  -  Die  F.inzelmaKc  der  Sarkophage  t'ibt  .Ihh.  XVI,  S. H6H,  Anm.  2. 


-  102 


den  Grüften  angepaßt  und  nicht  die  Grüfte  den  Sarkophagen.  Wenn 
am  Ostende  der  Gruft  V  anscheinend  eine  Ausnahme  vorliegt,  so  ist 
das  davon  herzuleiten,  daß  jener  Vorsprung  jüngeren  Datums  ist. 

VII.  Technik  und  Baumaterialien. 

Im  Vorstehenden  war  schon  des  öftern  die  Rede  von  der  Technik 
der  Krypta  und  den  angewandten  Baumaterialien.  Gehen  wir  nun  hier 
näher  auf  diesen  Punkt  ein,  der  die  Grundlage  und  Voraussetzung  für 
den  nächsten  Abschnitt  bildet. 

1.  Als  Baumaterial  wurden  natürliche  und  künstliche  Steine 
verwandt. 

lo.  Zu  letzteren  rechne  ich  die  oft  vorkommenden  Ziegel  frag- 
mente aus  römischer  und  aus  späterer  Zeit.  In  den  meisten  Fällen 
waren  es  flache  Deckziegel,  eigentliche  hyulai,  in  Platlenform  mit  noch 
teilweise  sichtbaren,  nach  oben  aufgebogenen  Rändern  und  Ausschnitten, 
die  ein  gutes  Aufliegen  ermöglichen  sollten.  Meines  Wissens  sind 
Fragmente  von  Warzenziegel,  sogenannte  hguhu  tnammutae,  nicht  zum 
Vorschein  gekommen,  wohl  aber  eine  ziemlich  große  Anzahl  von 
sonstigen  Ziegel-  bezw.  Backsteinfragmenlen,  deren  ursprüngliche  Form 
und  Größe  nicht  näher  zu  bestimmen  war.  Bei  vielen  konnte  man 
die  bekannten  wellenförmigen  Linritzungcn  oder  Linien  wahrnehmen, 
welche  vermittelst  eines  gezähnten  Fisens  oder  Kammes  von  Holz,  den 
man  über  die  noch  weiche  Masse  in  gewundener  Richtung  zog,  her- 
gestellt wurden.  Auf  diese  Weise  entstand  eine  künstlich  rauhe 
unebene  Fläche,  die,  so  bearbeitet,  den  Mörtel  besser  festhalten  sollte 
-  Verschiedene  dieser  Ziegelsleine  waren  mit  andersgefärbtem  Mörtel 
belegt  und  rührten  wohl  von  einem  älteren  Baue  her,  in  dem  sie  als 
Bodenbelag  Verwendung  gefunden  hatten. 

Die  Zahl  der  im  älteren  Teil,  besonders  in  der  Packlage,  aufge- 
fundenen Ziegel  war  groß,  ganz  gering  dagegen  diejenige  im  östlichen, 
d.  h.  jüngeren  Teile. 

2»  Ferner  fanden  Verwendung,  besonders  in  den  Fundament- 
mauern, sog.  blaue  Kalksteine,  wie  sie  die  Brüche  zu  Vallières 
liefern.  Als  einfache  Bruchsteine  kamen  sie  weniger  häufig  vor  im 
Mauerwerk  des  Ostteiles.  Dagegen  trafen  wir  gerade  dort  eine  gute 
Anzahl  solcher  graublauen  Steine  in  der  untersten  Schicht  des  Fun- 
damentes, wo  sie  in  schräger  Stellung  und  in  reichlichem  Mörtel  ein- 
gehüllt, direkt  auf  dem  natürlichen  Sande  aufsetzten.  In  den  darüber 
sich  erhebenden  Schichten,  im  besondern  auf  der  Ost-  und  Nordseile 
•1er  Apsis,  waren  sie  horizontal  gelagert.  Nur  waren  e*  hier  nicht  ein- 


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-    103  - 

fache  Bruchsteine,  sondern  eigentliche  Platten,  die  als  Hausteine  dienten. 
Eine  gute  Anzahl  derselben  wies  sogar  ganz  bedeutende  Länge-  und 
Breitedimensionen  auf.  Das  Letztere  gilt  auch  von  Platten  aus  anderen 
Steinarten  —  weiße  und  gelbe  —  die  ebenfalls  an  dieser  Stelle,  d.  h. 
an  den  mehr  nach  außen  zu  gerichteten  Teilen  zur  Verwendung  gelangt 
waren.  Große  blaue  und  gelbe  Steine  zeigte  gleichfalls  der  unregel- 
mäßige Ansatz  L  an  der  rechten  Nebenapsis. 

3«.  Außerdem  diente  als  Baumaterial  hellroter  Vogesensand- 
stein,  indes  nur  in  ganz  geringem  Maße.  Es  waren  meist  grob- 
körnige Bruchsteine,  die  sich  sowohl  im  altern  als  auch  im  jüngern 
Teile  der  Krypta  vorfanden.    Die  Tatsache  mag  zunächst  auffallen. 

Genannte  Steinart  ist  nicht  die  des  Metzer  Landes.  Ich  wäre 
geneigt  anzunehmen,  daß  auch  dieses  Material  einein  zerstörten  älteren 
Bauwerk  entnommen  ist.  Der  Kall  steht  übrigens  in  Lothringen  nicht 
vereinzelt  da1). 

4°.  Das  gewöhnlichste  Material  bildeten  jedoch  weiße  und 
namentlich  gelbe  Kalksteine,  die  man  in  verhältnismäßig  geringer 
Entfernung  vorfinden  konnte.  Sie  traten  auf  in  verschiedener  Form. 
Im  Innern  waren  es  meistenteils  einfache  Bruchsteine.  Die  Zwischen- 
räume hatte  man  ausgefüllt  mit  kleinen  Steinen  oder  häufiger  noch 
mit  Mörtel.  Auf  der  Außenseite  jedoch  wurde  ziemlich  regelmäßig 
zubehauenes  Material  verwandt.  Gerade  hier  konnte  man  zalüreiche 
römische  Steine  mit  geriefelter  Außenfläche  erblicken,  die  an  den 
sog.  Appareil  moyen  erinnern.  —  Bei  nicht  wenigen  Steinen  in  beiden 
Hälften  der  Krypta  waren  Brandspuren  unverkennbar. 

Abgesehen  von  älteren  Mörtel-  oder  Kstrichslücken,  dem  soeben 
angeführten  antiken  Stein-  und  Ziegelmaterial,  förderten  die  Zerstörungs- 
arbeiten noch  andere  antike  Fragmente  zu  tage»  die  bei  unserem 
kirchlichen  Bau  Verwendung  gefunden,  z.  B.  einen  Teil  eines  Kranz- 
gesims oder  Simas,  verschiedene  steinerne  Mörser,  Grabsteine,  Sarko- 
phagfragmente, zwei  größere  Teile  einer  reich  profilierten  Säulenbase 
mit  angrenzenden  Schaftteilen,  ein  Fragment  einer  kannelierten  Säule, 
Rinnsteine,  Inschriften,  dekorative  Stücke,  Kapitälfragmente  u.  s.  w. 

')  Auf  dem  Congrès  archéologique  de  France  1848  (Paris  1847,  S.  46)  be- 
handelte Victor  Simon  auch  ganz  kurz  die  Frage  nach  der  Natur  des  Bau- 
materials, das  bei  den  romanischen  Kirchen  Lothringens  in  Anwendung  gekommen. 
Er  fand  Vogescnsandstein  in  der  Kirciie  von  Olley  (Arrondissement  de  Brtey)  aus 
dem  11.  Jahrhundert  —  von  S.  A.  abhängig  und  kurz  nach  104°  erbaut!  —  und 
anderen,  obsehon  in  der  Nähe  Kalksleinbrüihc  sich  befanden;  desgleichen  bei 
einzelnen  Grabstätten  in  Noiroy-le- Veneur,  die  beim  Tiefcrlcgen  des  Friedhofes 
zutage  traten. 


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-     104  - 


Soweit  ich  die  Arbeiten  überwachen  konnte,  glaube  ich  behaupten 
zu  dürfen,  daß  die  große  Mehrzahl  der  ältesten  Stücke  im  westlichen 
älteren  Teile  der  Krypta  vorgefunden  wurde. 

Im  östlichen  dagegen  kamen  schon  mehr  jüngere  Stücke  aus 
fränkischer  Zeit  zum  Vorscheine,  z.  B.  Steine  mit  Linienornamenten 
in  der  linken  Nebenapsis,  im  östlichen  Teile  der  Hauptapsis,  ein  Kreuz, 
dessen  formen  an  die  byzantinischen  erinnern,  das  sogar  auf  der 
Außenwand  der  Apsis  sichtbar  war.  und  zwar  auf  der  Südseite.  Von 
zwei  andern  Stücken  mil  Linienornamenl  bezw.  einem  Kreuz  konnte 
ich  nicht  mit  genügender  Sicherheit  erfahren,  an  welcher  Stelle  man 
sie  aufgefunden  hatte.  Aber  auch  hier  gibt  es  Ausnahmen,  und  es 
wäre  ganz  verfehlt,  wollte  man  einzig  und  allein  aus  dem  Vorstehenden 
einen  sichern  Schluß  auf  die  Chronologie  des  Baues  ziehen. 

2.  Aus  dem  Gesagten  ergibt  sich  ohne  weiteres  die  mehr  oder 
minder  große  Regelmäßigkeit  des  Verbandes.  Nach  außen  waren 
die  Lagerfugen  horizontal  geschichtet,  die  Schichthöhe  ziemlich  gleich, 
die  Stoßfugen  hinlänglich  gut  überdeckt.  Einzelne  Stellen  erinnerten 
an  den  Appareil  der  alten  römischen  Stadtmauer.  Anderswo  war  die 
Schichthöhe  ungleich  M.  Dann  sei  auch  noch  erwähnt,  daß  der  unter 
dem  Rodenniveau  der  Krypta  sich  befindende  äußere  Teil  der  Apsiswand 
an  fünf  oder  sechs  Stellen  Fischgrätenverband,  das  sog.  Opits  spk«- 
1 11  m,  zeigte.  Indes  war  derselbe  nur  einschichtig  bezw.  einseitig.  Be- 
kannt ist,  daß  dieser  antike  Verband  noch  in  der  ersten  Hälfte  des 
Mittelalters  mit  oder  ohne  trennende  Racksteinschichten  Verwendung 
fand.  In  Bruchstein  ausgeführt  kommt  er  kaum  nach  dem  12.  Jahr- 
hundert vor,  während  er  im  Backsteinbau  noch  etwas  länger  im  Ge- 
brauch ist.  Ich  glaube  in  der  Anwendung  dieses  Verbandes  bei  der 
Krypta  von  S.  Arnulf  vor  allem  ein  Mittel  zur  Begleichung  der  Schicht- 
höhen bei  ungleichem  Baumaterial  erkennen  zu  müssen,  zumal  der- 
selbe nur  stellenweise  und  nach  einer  Richtung  durchgeführt  ist. 

Quadersteine  zur  schärferen  Betonung  der  Ecken  in  verbandartig 
übereinander  greifenden  Werkstücken  kommen  eigentlich  nicht  vor  und 
von  einer  Armierung  der  Ecken  kann  insbesondere  am  westlichen  Teile 
nicht  die  Rede  sein. 

Reim  östlichen  hat  man  sich  größerer  Quader  und  einzelner 
mächtiger  Platten  bedient,  um  gerade  an  dieser  Stelle  ein  solides 
Fundament,  einen  festen  Zusammenhalt  zu  erzielen.  Die  auch  auf  dem 
Plane  an  der  rechten  Südostecke  hervortretende  Unregelmäßigkeit  — 


'i  Kommt  auf  Ii  Ihm  aiulen-n  gk'iflizcilijicn  H.uilen  vor. 


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105 


eine  Art  Vorschubfundament  -    ist  wohl  nur,  wie  bereits  bemerkt, 
auf  dieses  Bestreben  zurückzuführen. 

3.  Auf  der  Außenseite  der  Apsiswand,  und  zwar  von  der  Stelle 
an,  wo  sie  sich  über  das  Niveau  der  Krypta  erhebt,  also  nicht  mehr 
im  Boden  vollständig  verborgen  lag,  fand  sich  ein  eigentlicher,  übrigens 
grober  Verputz  vor.  Das  Gleiche  war  der  Fall  für  die  Außenwand 
der  rechten  Seitenmauer  N  (vom  Ostende  der  fünften  Gruft  bis  hinter 
den  Altar  ).  Ziemlich  glatt  sah  dagegen  der  Verputz  aus  an  den  Innen- 
flächen der  Apsis.  Er  saß  noch  ganz  lest  an  der  Mauer;  nur  an 
wenigen  Stellen  konnte  man  ihn  leicht  abbröckeln.  —  Bei  den  Trennungs- 
mauern der  Grüfte  kann  von  einem  eigentlichen  Verputz  kaum  die 
Bede  sein,  da  die  Kopfflächen  der  Steine  vielfach,  ja  sogar  meistens 
sichtbar  waren. 

4.  Den  Kußbodenbelag  der  Krypta  bildete  eine  durchgängig  gut 
erhaltene,  einheitliche  Est  rieh  läge,  hergestellt  aus  Kalkmörtel  mit 
starker  Beimischung  von  zerstampften  Ziegelstücken.  Dieselbe  setzte 
direkt  auf  dem  Steinboden,  bei  den  Grüften  über  den  sie  auffüllenden 
Sand,  auf  und  war  auf  der  Oberfläche  etwas  abgeschliffen. 

5.  Die  sonstigen  zur  Herstellung  des  Mörtels  angewandten 
Materialien  waren  Kalk  und  Sand.  letzterer  war  wohl  der  an  Ort 
und  Stelle  selbst  ausgegrabene.  Insbesondere  schien  mir  der  Tür  den 
unteren  Teil  der  Fundamente,  für  die  sogenannte  Facklage  benutzt« 
ganz  gewöhnlicher  Sand  zu  sein,  den  man  einfach  zwischen  die  Steine, 
die  ganz  unregelmäßig  gelagert  waren,  geschleudert,  vielleicht  auch 
etwas  angefeuchtet  haben  dürfte.  Kalk  war  entweder  nicht  beigemischt 
worden,  oder  nur  in  ganz  minimaler  Quantität,  so  daß  überhaupt  eine 
mörtelartige  Masse  nicht  gebildet  werden  konnte.  Dagegen  befand  sich 
Kalk  in  ziemlicher  Menge  in  dem  Mörtel,  der  bei  dem  über  der  Pack- 
lage der  westlichen  Teile  errichteten  älteren  Mauerwerke  benutzt  wurde. 
Indes  herrschte  auch  hier  Sand  stark  vor,  worauf  übrigens,  abgesehen 

von  einer  eigentlichen  Analyse,  das  gelb-rötliche  Aussehen  des  Mörtels  ^ 
hinlänglich  hinwies. 

Grundverschieden  war  der  Mörtel  in  den  andern  Teilen  der 
Krypta,  die  ich  als  die  jüngeren  betrachte,  d.  h.  in  derjenigen  Hälfte, 
die  östlich  von  den  Grüften  lag,  sowie  in  den  beiden  Nebenapsiden. 
Seine  Farbe  war  einheitlich  dieselbe,  fast  schneeweiß,  der  Sand  im  all- 
gemeinen feinkörnig  und  in  verhältnismäßig  geringer  Quantität  vor- 
kommend. Um  so  größer  war  die  Menge  Kalkes.  Der  Mörtel  war  über- 
haupt hier  sehr  reichlieh  verwandt,  und  die  bald  horizontal,  bald  auch 
schief  oder  schräg  gestellten,  verschiedenartigsten  Steine  förmlich  in 


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-    lOtf  - 

denselben  eingetaucht  ').  So  ist  es  auch  nicht  auffallend,  wenn  ich 
hier  die  Bemerkung  hinzufüge,  daß  bei  diesen  Teilen  die  ganze  Masse 
so  fest  zusammenhing,  daß  man  dieselbe  durch  Anlegen  von  sehr  zahl- 
reichen, ganz  flahe  an  einander  gerückten  Pulverminen  zerteilen  mußte, 
da  Pickel  und  Brecheisen  allein  nicht  genügten.  Aber  auch  so  wurden 
noch  massive  Mauerblöcke  heruntergestürzt,  ohne  zu  zerschlagen.  Eine 
weitere  Teilung  konnte  erst  durch  neue  Sprengungen  erzielt  werden. 

Ganz  anders  stand  es  mit  den  andern  (grau  gefärbten)  westlichen 
Teilen  der  Krypta.  Um  einstweilen  von  der  unter  denselben  sich  befin- 
denden Packlage  nicht  zu  reden,  die  gar  keinen  Widerstand  bot,  da  kein 
eigentliches  Bindemittel  vorhanden  war,  so  konnten  auch  die  Steine 
der  darüber  errichteten  Mauern  relativ  leicht  gelöst  werden.  Die 
wenigen  an  diesen  Stellen  angelegten  Minen  waren  eigentlich  unnötig 
gewesen;  sie  sollten  die  Zerstörung  nicht  erst  ermöglichen  sondern 
nur  erleichtern.  —  Füglich  sei  noch  gesagt,  daß  nirgendwo  dem  Mörtel 
zerstampfte  Ziegelstücke  beigemischt  waren,  wohl  aber  fanden  sich  hie 
und  da  als  Baumaterial  Stücke  von  hartem  Mörtel,  der  in  genannter 
Weise  hergestellt,  einem  früheren  Bau  angehört  haben  muß. 

Zum  Schlüsse  dieses  Abschnittes  eine  letzte  Bemerkung  inbezug 
auf  das  eigentliche  Fundament  und  den  hier  in  den  zwei  Hälften  der 
Krypta  obwaltenden,  ganz  bedeutenden  Unterschied. 

Kür  die  grau  gefärbten  westlichen  Teile  des  Planes  wurde  die 
Vertiefung  für  das  Fundament  in  den  gewachsenen  Sandboden  angelegt. 
Die  erste  Grundlage  bildete  eine  durchschnittlich  0,50  m  hohe  Packlage, 
bestehend  aus  meist  kleineren  Bruchsteinen  der  verschiedensten  Gattungen, 
wobei  stellenweise  bald  die  eine  bald  die  andere  Sorte  in  dem  Durch- 
einander vorherrschte,  sowie  aus  leichtem,  kaum  angenetzlem  gelbem 
Sande. 

(Jeher  dieser  ganz  unsoliden  ersten  Grundlage  wurde  fast  überall 
eine  dünne,  gelbfarbige  Mörtclschicht  aufgetragen,  und  darüber  das  eigent- 
liche, oben  schon  beschriebene  Mauerwerk  in  einer  Höhe  von  durch- 
schnittlich 0,80  m  regelmäßig  aufgeführt. 

Wesentlich  verschieden  gestaltete  sich  die  Sache  hei  den  rot  an- 
gestrichenen Teilen.  Inbezug  auf  die  Nebenapsiden  habe  ich  mich 
diesbezüglich  schon  ausgesprochen  und  beschränke  mich  deshalb  auf 
die  östliche  Hälfte  der  Krypta,  deren  Nicderlegung  ich  recht  sorgsam 
die  ganze  Zeit  hindurch  zu  verfolgen  Gelegenheit  hatte. 

i)  Viullet-Ic-Due.  Dictionnaire,  V  (art.  Fondation).  S.  525:  Los  fondations  «le 
la  période  romane  sont  toujours  faites  en  gros  blocages  jetés  pêle-mêle  dans  un 
bain  de  mortier  .  .  . 


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Hier  sland  das  Fundament  gleichfalls  auf  dem  gewachsenen  Hoden. 
Doch  fehlte  durchaus  jene  erste  Schicht  der  westlichen  Teile,  die  ich, 
weil  eine  bessere  Bezeichnung  mir  fehlte,  vielleicht  nicht  ganz  zutreffend 
Packlage  genannt  habe.  Den  untersten  Grund  bildete  eine  Steinschicht 
aus  durchweg  schräg  gestellten  Mauersteinen,  über  welche  ganz  weißer, 
dünner  Kalkmörtel  gegossen  worden,  der  vielfach  zwischen  den  einzelnen 
Steinen  durchgesickert,  stellenweise  eine  Art  kristallisierte  Form  ange- 
nommen hutte.  Auf  dieser  ersten  Schicht  wurden  dann  die  weiteren 
Schichten  horizontal  aufgebettet.  Nach  außen  hin  waren  sie  ziemlich 
regelmäßig  gelagert  und  aus  Steinen  von  meist  gleicher  Schichthöhe 
gebildet.  Im  Innern  fanden  vor  allem  unregelmäßige  Bruchsteine  aller 
Art  besonders  aber  weißfarbige  —  Verwendung,  die  in  reichlichen 
Kalkmörtel  gebettet,  sehr  fest  mit  einander  zusammenhingen. 

Ueber  die  auch  in  diesem  Teile  benutzten  großen  Steinplatten  ist 
schon  oben  das  Nötige  gesagt  worden. 

VIII.  Alter  der  Krypta;  Bauperioden. 

Im  zweiten  Kapitel  der  vorliegenden  Arbeit  wurden  die  bauge- 
schichtlichen Daten  des  S.  Arnulfsklosters  angeführt,  soweit  ich  dieselben 
an  der  Hand  der  Quellet»  festzustellen  vermochte. 

Im  folgenden  handelt  es  sich  ausschließlich  um  die  Ruinen  der 
1905  aufgedeckten  Krypta  der  Abteikirche. 

Ich  stelle  hier  gleich  vier  Sätze  in  progressiver  Reihenfolge  auf, 
deren  mehr  oder  minder  motivierten  Nachweis  in  nachstehenden  Er- 
örterungen geliefert  werden  soll  : 

I.  Die  Krypta  ist  zunächst  der  romanischen  Bauperiode  zuzu- 
schreiben und  nicht  später  als  das  12.  Jahrhundert  anzusetzen. 

II.  Indes  bildet  sie  keinen  chronologisch  einheitlichen  Bau;  sie 
ist  wenigstens  in  zwei  zeitlich  getrennten  Perioden  aufgerührt  worden. 

III.  Die  östliche  Hälfte  nebst  Nebenapsiden  —  bildet  den 
jüngeren,  die  westliche  oder  vordere  den  älteren  Teil. 

IV.  Als  wahrscheinliches  Datum  der  Erbauung  wäre  für  die 
jüngeren  Teile  die  Mitte  des  11.,  für  den  ältern  hingegen  spätestens 
die  Mitte  des  9.  Jahrhunderts  anzunehmen,  vorausgesetzt,  daß  wir 
nicht  noch  höher  hinaufgehen  dürfen. 

Zu  I.  —  Die  Anlage  einer  Krypta  in  gotischer  Periode  bildet 
einen  ziemlich  selten  vorkommenden  Fall,  so  daß  der  Grundsatz  gilt: 
der  Golik  ist  im  allgemeinen  die  Krypta  unbekannt. 

Kein  Fund  wurde  gemacht,  kein  Stein  ausgegraben,  keine  Inschrift 
entdeckt,  kein  Ornament  zu  Tage  gefördert,  auf  die  man  sich  irgendwie 


lOs  — 


hätte  .stützen  können,  um  den  Hau  in  eine  .spätere  Periode  zu  ver- 
legen '). 

Durchaus  romanisch  ist  die  große  runde  —  nicht  polygonale  — 
Oslapsis  mit  den  runden  bezw.  geraden,  in  der  Mauerdicke  angelegten 
Nischen;  desgleichen  die  runden  —  nicht  polygonal  gebildeten  — 
Nebenapsiden.  —  Das  Abgehen  größerer  Strebepfeiler  auf  ihrer  Außen- 
seite verstärkt  nur  noch  diesen  Grund*  >. 

Durchaus  romanisch  —  und  zwar  nicht  spätromanisch  —  ist  die 
starke  Abschrägung  der  Sohle  und  Gewandung  der  Fenster  ;  desgleichen 
die  Profilierungen  der  weißen  Steinplatten,  die  wahrscheinlich,  wie  ich 
nachgewiesen,  mit  den  Altären  als  Schranken  (oder  Bekleidung?)  in 
Verbindung  zu  bringen  sind,  sowie  der  Deckplatten3). 

Romanisch  sind  die  Motive  der  Farbendekoration  auf  der  süd- 
lichen Seitenmauer. 

Auf  die  romanische  Periode  weisen  weiter  hin  die  Einfachheit  der 
Bauformen,  die  Technik,  der  Mauerverband*),  die  Gewölbel'orm,  die 
Form  der  Altäre,  die  Komposition  des  Fußbodenestrichs,  die  als  Material 
verwandten,  mit  merovingisch-fränkischen  bezw.  karolingischen  Motiven 
verzierten  Fragmente,  endlich  die  Aehnlichkett  mit  andern  Monumenten, 
die  sicher  der  romanischen  Periode  angehören. 

Zu  II.  -  Hier  seien  die  im  einzelnen  schon  öfter  betonten  wesent- 
lichen Differenzen  noch  einmal  kurz  zusammengefaßt:  Verschiedenheit 
der  Technik  im  allgemeinen,  des  Mauerverbandes,  des  Mörtels,  der 
Fundamentschichtcnbildung  im  besondern:  Verschiedenheit  der  Tiefe 
(resp.  Höhe)  der  Fundamente  bei  einzelnen  Teilen  ;  offenes  Zutagetreten 
von  späteren  Additionen,  z.  B.  Nebenapsiden  (besonders  die  rechte), 
vereinzelt  auftretende  Verschiedenheit  im  Alignement,  z.  B.  bei  der 
Vorderseite  der  linken  Apsis  im  Gegensatz  zu  der  Fluchtlinie  der  an- 
grenzenden Vordermauer  P  P. 

')  Ein  Fragment  vom  Maftweik  eines  frühgotischen  Fensters  wurde  in 
meiner  Gegenwart  viel  weiter  südlich  ausgegraben.  Dasselbe  gilt  von  den  zwei 
oben  schon  besprochenen  Würfelkapitälen,  die  weder  zur  Basilika,  noch  zur 
Krypta  gehört  haben  können. 

*l  Sehr  wahrscheinlich  zierten  jedoch  schwache  Liscnen  die  Hinterwand 
der  Apsis,  die  aber  eher  eine  dekorative  als  wirklich  konstruktive  Bedeutung 
halten  und  erst  über  der  Kryptahöhe  ansetzten.  Vgl.  z.  B.  auch  für  Hessen  bei 
Kraus,  S.  212,  Fig.  49. 

»)  Diese  Prolilierungcii  linden  wir  genau  in  derselben  Form  in  Olley  .  vgl. 
Annales  .  .  .  III,  1?K)7,  S.  170.  172 1,  in  Scy  bei  Metz  und  anderswo. 

*)  Das  Opm  spteatum,  obgleich  nur  partiell  angewandt,  bekundet  jedenfalls 
zum  mindesten  eine  Zeil,  wo  man  noch  im  Iii  völlig  mit  früheren  Traditionen  ge- 
brochen hatte 


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—    109  - 


Aus  diesen  Differenzen  ließ  sich  in  unverkennbarer  Weise  eine 
unschwer  zu  verfolgende  Demarkationslinie  gewinnen,  die  sich  von  der 
Mitte  der  südlichen  Seitenmauer  N  an  der  Ostseite  der  Grüfte  entlang 
bis  zur  nördlichen  Seitenmauer  0  hindurchzog  und  so  das.  was  zwei 
Bauperioden  geschaffen,  von  einander  trennte. 

Uebrigens  wird  Satz  II  durch  die  Motivierung  von  III  noch  weiter 
bestätigt  werden. 

Zu  III.  —  Dieser  Satz  erheischt  eine  nähere  Begründung,  weil 
die  gegenteilige  Behauptung  aufgestellt  worden,  die  ich  nicht  unwider- 
sprochen sich  Bürgerrecht  verschaffen  sehen  möchte. 

1.  Wollte  ich,  was  übrigens  gar  nicht  unwissenschaftlich  wäre, 
in  dieser  historisch-archäologischen  Frage  mit  einer  Art  argumentum  a 
priori  operieren,  so  würde  ich  hervorheben,  daß  bei  einer  notwendig 
gewordenen  Vergrößerung  der  Basilika  bezw.  ihres  Chores  es  doch 
leichter  war,  dieselbe  nach  Osten  zu  verlängern  und  seillich  Neben- 
apsiden anzufügen,  als  nach  Westen,  wo  bedeutende  und  wegen  der 
Tiefe  der  Krypta  ganz  besonders  schwierige  Arbeiten  hätten  ausgeführt 
werden  müssen,  weil  letztere  unter  den  vorgelagerten  Westbau  ge- 
kommen, und  die  ganze  Stelle  mit  sämtlichem  Mauerwerk,  Paviment, 
Stützen  und  Decke  abgetragen,  ausgeworfen  und  neu  gestaltet  worden 
wäre  '). 

Umgekehrt  konnten  bei  einer  Verlängerung  nach  der  freien  Ost- 
seite neue  Teile  leicht  hinzugefügt,  besser  gestaltet  und  solider  ausge- 
führt werden  als  die  westlichen  Teile,  an  denen  man  wegen  der  wenig 
guten  Technik  nicht  so  leicht  rütteln  durfte. 

Insbesondere  konnte  man  die  Ostapsis  massiv  und  solid  gestalten, 
weil  der  Druck  des  darüberhegenden  Oberchores  mit  seiner  Viertel- 
kugel als  Abschluß  gerade  dort  sich  besonders  stark  fühlbar  machen 
mußte.  Zu  diesem  Zwecke  wurde  die  Apsis  auch  wolü  noch  etwas 
tiefer  fundiert,  und  mächtige  Steinplatten  links  und  rechts  hinter  den 
Altären  und  in  dem  Centrum  derselben  verwandt. 

Wenn  nun  auch  die  rechte  Nebenapsis  nicht  so  tief  geht  wie  die 
östliche,  so  darf  dieser  Umstand  keineswegs  gegen  meine  These  gedeutet 
werden.  Nicht  bloß  hatte  sie  eine  bedeutende  Mauerslärkc  und  ruhte 
sogar  wahrscheinlich  am  vorderen  linken  Ende  auf  der  Vordermauer  P 
bezw.  auf  dem  Vorsprung  derselben  (RR)  auf,  sondern  sie  hatte  auch 
gerade  in  der  Milte,  die  am  meisten  den  Schub  verspürlc,  eine  vorzügliche 
Stütze  in  der  hindurchgehenden  Mauer  M.    Endlich  bleibt  noch  zu  er- 

')  Oder  wir  müßten  annehmen,  daß  bei  dem  l'mbau  vom  Jahre  1049 
absolut  alles  auch  in  der  Oberkirche  niedergelegt  wurde. 


-    110  - 


wägen,  daß  auch  rechtseitlieh  der  Druck  abgeschwächt  wurde  durch 
den  dortigen  Anbau  L,  zudem  der  Schub  der  kleineren  Nebenapsiden 
nicht  verglichen  werden  kann  mit  demjenigen,  den  das  Oberchor  aus- 
übte '). 

2.  Indes  gehen  wir  zu  direkteren  Argumenten  über. 

lo.  Frühere  Ausführungen  haben  ergeben,  daß  die  beiden  Neben- 
apsiden und  die  östliche  Hälfte  der  Krypta  gleichzeitig  sind.  Des- 
gleichen auch  die  Vordermauer  mit  den  an  dieselbe  sich  anschließenden 
seitlichen  und  mittleren  Mauerzügen.  Nun  sind  erwiesenermaßen  die 
beiden  Nebenapsiden  an  letztgenannte  Mauern  an-  bezw.  übergebaut, 
also  spüler.    Demnach  auch  der  östliche  Teil. 

2o.  Gleiches  gilt  von  der  Seitenmauer  N,  wenigstens  soweit  sie 
über  den  Boden  hervorragte.  Auch  hier  steht  außer  Zweifel,  daß  sie 
am  äußersten  Westende  über  den  daselbst  abgetragenen,  nur  mehr  in 
einem  stumpfarligen  Ausbau  (R  K)  erhaltenen,  ursprünglich  mit  der  Vorder- 
mauer gleichzeitigen  und  organisch  verbundenen  Mauerzug  aufsetzte, 
also  gleichfalls  später  ist. 

3».  Eigentümlich  ist  auch  die  Gestaltung  der  die  drei  mittleren 
Grüfte  abschließenden  schmalen  östlichen  Mauer.  Sie  war  nur  ca. 
0,90  m  hoch;  darunter  zog  sich  die  Packlage  hin.  Technisch  (Mörtel 
u.  s.  w.)  gehörte  sie  zu  den  jüngeren  Teilen,  und  stellenweise  waren 
ihre  Steine  schräg  gegen  die  Grüfte  angelehnt.  Das  daran  sich  an- 
schließende Mauerwerk  überkragte  nach  oben  in  westlicher 
Richtung.    Dasselbe  gilt  für  die  Mauer  hinter  Gruft  V. 

4«.  Hierher  gehört  nun  auch  das  eigentümliche  Uebergreifen  der 
östlichen  Teile  besonders  am  Ende  der  mittleren  Grüfte.  Von  Herrn 
Oberstleutnant  Scliramm  und  mir  wurde  mit  absoluter  Sicherheit  fest- 
gestellt, daß  das  eigentliche  schlechte  Fundament  der  vorderen  Teile, 
die  sogenannte  Packlage,  sich  auch  noch  jenseits  der  Demarkationslinie 
über  2  m  bei  den  mittleren,  nur  0,20—0,40  m  bei  den  beiden  Neben- 
grüften als  Fundamentschicht  unter  dem  angrenzenden  vorderen  Teile 
der  östlichen  Hälfte  hinzog8;.  —  Daraus  geht  nun  in  unzweifelhafter 
Weise  hervor,  daß  die  Packlage  überhaupt  älter  sein  muß,  weil  über 
ihr  das  bekannte,  so  scharf  charakterisierte  Mauerwerk  der  Ostteile 
aufsetzte.  Ist  es  doch  ganz  undenkbar,  daß  man  an  dieser  Stelle  und 
in  dieser  Ausdehnung  die  so  vortrefflich  und  einheitlich  gebildete  untere 


')  Vgl.  übrigens  noch  das  unter  IV  Gesagte 

')  Ich  habe  den  Abschluß  annähernd  durch  die  punktierte  Linie  in  Form 
eines  Kreissegmentes  angegeben. 


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Hälfte  entfernt  habe,  um  an  deren  Stelle  als  Fundament  armseliges 
Geröll  hineinzuschieben '). 

5«>.  Gerade  am  östlichen  Ende  der  Mauer  W  konnte  der  spätere 
An-  bezw.  Ueberbau  recht  gut  nachgewiesen  werden.  Derselbe  war 
tiefer  fundiert  und  ragte  nach  oben  etwas  über  die  genannte  Mauer 
in  schräger  Linie  hervor.  Nach  links  erstreckte  er  sich  um  0,50  m  in 
die  Gruft  IV  hinein.  Die  Anomalie  ist  leicht  erklärlich.  Später  an- 
gebaut, der  Solidität  halber  tiefer  fundiert,  wurde  dieser  Mauerteil  bis 
an  den  Sarkophag  gerückt,  den  er  stützen  sollte.  Als  besonderes 
Fundament  erhielt  er  in  der  ganzen  Länge,  in  welcher  er  in  die  Gruft 
hineinragte,  eine  ca.  2  m  lange,  schwarze  Steinplatte.  Außerdem  wurde 
noch  eine  ziemlich  hohe  Säulentrommel  an  der  Westecke  eingepflanzt, 
die  gewissermaßen  als  Armierung,  als  Stütze  der  Mauerecke  an  dieser 
Stelle  diente. 

60.  Eine  letzte  Bestätigung  meines  Satzes  III  sehe  ich  in  zwei 
anscheinend  ganz  unbedeutenden  Details. 

Das  Fundament  des  östlichen  Teiles  war  nicht  genau 
horizontal  gelagert,  sondern  stieg  (siehe  Durchschnitt)  gegen  die  Mitte  zu 
langsam  an,  um  daselbst  stellenweise  in  die  gleiche  Linie  mit  dem  west- 
lichen zu  treten.  Offenbar  hatte  man,  so  erkläre  ich  mir  diese  Un- 
regelmäßigkeit, am  äußersten  Ende  zu  tief  die  unterste  Schicht  an- 
gesetzt und  wollte  durch  dieses  sanfte  Ansteigen  allmählich  die 
Differenz  mit  dem  westlichen  Teile  beseitigeti.  Dabei  wird  aber  letz- 
lerer als  bereits  bestehend  vorausgesetzt. 

Außerdem  waren  fast  in  der  ganzen  Unterschicht  der  Osthälfte 
die  schräg  gestellten  Steine  mit  ihrem  oberen  Ende  nach  Westen 
gerichtet,  also  gegen  den  westlichen  Teil  geneigt,  gewissermaßen  in 
mehr  oder  minder  konzentrischer  Richtung  zum  punktierten  Kreissegment 
auf  unserer  Figur  angelehnt.  Auch  hier  ist  eine  ähnliche  Erklärung 
wie  vorhin  geboten. 

Abschließend  sei  hier  noch  gesagt,  daß  mehrere  Herren,  denen 
ich  bei  Besichtigung  der  Zerstörungsarbeiten  diese  Gründe  vortrug,  sie 
voll  und  ganz  gebilligt  und  sich  gleichfalls  zu  Salz  III  bekannt  haben, 
der  eine  Ansicht  ausspricht,  die  ursprünglich  nicht  die  meinige,  allmählich 
als  die  einzig  annehmbare  sich  mir  aufgedrängt  hat. 


')  Ich  konstatierte  diese  Einzelheiten  nicht  bloß  März  1906,  als  man  die 
mittlere  Gruft  ca.  2,50  m  über  ihre  östliche  Grenzlinie  hinaus  zerstörte,  sondern 
auch  1906,  als  ich  das  Abtragen  dieses  Teiles  ganz  besonders  sorgfältig  über- 
wachte. 


-    112  - 


Zu  IV.  -  Aus  vorstehendem  erhellt,  daß  der  Bau  der  Krypta 
in  ihren  jüngsten  Teilen  spätestens  der  mittelromanischen  Bauperiode 
angehören  kann. 

Indes  gibt  es  gewisse  Anzeichen  archäologischer  Natur,  die 
uns  zur  Ansicht  berechtigen,  daß  wir  noch  höher  als  das  12.  Jahr- 
hundert hinaufgehen  dürfen,  ja  sogar  müssen.  Ich  denke  insbesondere 
an  die  große  Einfachheit  der  Bauformen,  die  nüchterne  Dekoration, 
das  Kehlen  von  scharf  betonten  Strebepfeilern  und  innern  Wandpfeilern, 
die  geringen  Maßverhültnisse  der  Altäre,  die  Profilierung  der  Deck- 
platten u.  a.  m. 

Hier  setzt  nun  die  Geschichte  ein,  die,  wie  wir  zu  Anfang  der 
Arbeit  gesehen,  für  die  Mitte  des  10.  Jahrhunderts  von  einem  Bau  des 
Abtes  Warinus  berichtet,  der,  wie  wir  oben  dargelegt,  einen  vollstän- 
digen und  wesentlich  erweiterten  Neubau  des  früheren  Gotteshauses 
darstellte.    Damit  hätten  wir  das  Datum  der  letzten  Bauperiode. 

Von  einem  späteren  Bau  ist  nämlich  in  der  Geschichte  nicht 
mehr  die  Rede.  Ein  solcher  hat  auch  nicht  stattgefunden.  Die  im 
Jahre  1509  sich  noch  vorlindende,  aber  morsch  gewordene  flache  Holz- 
decke der  Basilika  liefert  hierfür  den  besten  Beweis,  weil  man  bei 
einem  seit  dem  12.  Jahrhundert  erfolgten  Neubau  nicht  verfehlt  haben 
würde,  entsprechend  gleichzeitiger  Kunstübung  das  neue  Gotteshaus 
einzuwölben.  -  Daß  man  im  besondern  seit  jener  Zeit  an  der  Krypta 
nicht  mehr  gerüttelt  hat,  bewies  in  unwiderleglicher  Weise  der  Zustand, 
in  dem  sie  sich  bei  der  Aufdeckung  uns  darbot. 

Doch  kommen  wir  zu  Warinus  zurück. 

Die  Quellen  sagen,  daß  er  die  Kirche  »ah  ipsis  fundununtis*  neu 
erbaut  habe  und  bezeichnen  seine  Tätigkeit  als  einen  zweiten  Bau  der 
Kirche  »secunda  avdificatio  ecclesiac  nostnu*,  wie  z.  B.  Ms.  24.r)  sich 
ausdrückt. 

Warinus  wollte  ein  •augustius  oratorium*,  also  eine  höhere,  er- 
habenere, majestätischere  Kirche,  nicht  blos  in  dekorativer,  sondern 
auch  in  architektonischer  Hinsicht,  inbe/.ug  auf  die  Dimensionen.  Daher 
notwendige  Arbeiten  an  den  Fundamenten  und  das  Aufführen  des  Baues 
»«A  ipsis  funâtimentùt'. 

Daß  nämlich  diese  Aussagen  im  vorliegenden  Falle  keine  Ueber- 
treibung  darstellen,  ist  als  sicher  zu  betrachten  und  wird  durch  nach- 
stehendes bestätigt.  Eine  in  der  Baugeschichte  von  S.  A.  bereits  an- 
gedeutete Stelle  im  Leben  des  Lilurgikers  Amalar  besagt,  daß  sein 
Grabmal  sich  in  der  Mitte  unserer  Krypta  befand,  und  daß  dessen  Stelle 
nicht  geändert  werden  konnte,  als  man  den  Grund  zum  höheren  Goltes- 


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hause  legte,  während  die  Beste  der  andern  daselbst  Bestatteten,  da 
ihre  Gräber  infolge  der  Arbeiten  aufgebrochen  werden  mußten,  frei 
dalagen,  bis  schließlich  mil  Gottes  Hülle  der  Bau  vollendet  war. 

Also  hatte  man  auch  an  der  Krypta  gerüttelt,  daselbst  Arbeiten 
vorgenommen,  um  die  Fundamente  /.um  höheren  Gotteshause  zu  legen. 
Dazu  bedurfte  es  aber  keiner  Umgestaltung  der  inneren  Grüfte,  die 
nun  einmal  nichts  zu  tragen  hatten  als  das  leichte  Gewölbe,  auf  dem 
der  Fußboden  des  Oberchores  ruhte,  während  die  seitlichen  und  öst- 
lichen Teile  die  große  Last  hatten  ').  Gerade  diese  geben  der  Krypta 
ihre  Größe  und  zeigen  in  der  Verlängerung  des  östlichen  Teiles  und 
in  den  Nebenapsiden  beiderseits  die  Krweiterung  des  Baues. 

Die  Notiz  in  der  Vita  Amalars8  !  paßt  nun  aufs  Haar  zum  vorhin 
geschilderten  Tatbestand.  Die  Krypta  ist  erweitert,  konsolidiert  worden, 
um  den  neuen  Bau  zu  tragen.  Durch  Schaffung  eines  neuen  Boden- 
belages, der  in  einheitlicher  Weise  die  Krypta  bedeckt,  also  1049  her- 
gestellt worden  ist,  wurden  auch  die  Gräber  der  Grüften  freigelegt  — 
vielleicht  einzelne  Sarkophage  erst  damals  in  die  Grillte  versenkt  — 
und  sogar  wegen  der  Fundamente  letztere  am  östlichen  Ende  zerstört, 

'>  Ein  Mißgriff  wäre  es  gewesen,  wenn  Warinus  an  die  Stelle  der  iilten 
soliden  Teile  der  Mitte  den  neuen  Griiflenbau  mit  seiner  armseligen  Technik 
eingeflickt  hätte  :  statt  zu  konsolidieren,  hätte  er  geschwächt.  Das  Gegenteil  isl 
offenkundig  das  allein  Richtige. 

•j  Kl.  K-,  S.  38,  39;  M.  G.  SS.  XXIV.  S.  035;  Calmct,  IV.  I,  S  548: 
.  .  .  Cuius  monumentum  in  media  cripte  monasterio  subiecte  eidem  couspicilur 
venerabile.  Fins  quidem  sepultura,  dum  causa  fundandi  auguMius  oraiorinm  ossa 
reliquoruni  efTractis  monumentis  exponerentur,  divinitus  minime  potuit  immutari. 
Tandem,  Deo  favente,  operi  perfectio  imponitur  Dabei  kam,  so  wird  weiter  be- 
richtet, der  frater  custos  ecclesie,  Gregorius  mit  Namen,  auf  den  Gedanken,  kleine 
Knochenteile  aus  des  Heiligen  Grabe  zu  nehmen,  um  am  Feuer  ihre  Kraft  /u 
erproben.  Schon  in  der  folgenden  Nacht  traf  ihn  die  Strafe.  Während  er  sich 
der  Ruhe  hingab,  adest  vir  Dei  cum  quodam  peduin  sonitu  u  lero  criple  aditu  — 
illac  quidem  erat  prenominati  fralris  stratus  —  et  verberi  cum  tremore  subiectum 
increpavit  acrius.  (quod)  se  inquietarc  fuerit  ausus.  Zugleich  wird  im  Anschlüsse 
hieran  berichtet,  daß  non  post  multum  temporis  domptio  Adalberoni,  episcopo 
Metensi,  loci  nostri  amico  fideli,  fuit  desiderium.  ul  in  cripta  eadem  sibi  collo- 
caret  mausoleum.  Quod  ibi  fuisset  adimpletiim,  dum  presuli  vite  finis  immineret. 
Vir  isdem  Dei  Amalarius  fratri  nominato  superius  (—  der  Custos  Gregorius) 
apparens,  talia  sciscitatur:  C.ui  iuxta  me  paratur  sepultura  V  At  ille  inquit  :  >Pie 
inemorie  Adelberoni  episcopo  Metensi.«  Ad  hoc  vh  Dei  Amalarius:  »Publica  hoc*, 
inquit,  »in  populo,  .  .  .  donec  istic  humo  tectus  ero.  nullus  mecum  parlicipabitur 
sepulchro.«  —  Die  Folge  bestätigte  diese  Aussage.  Nam  presul  adhuc  vivons, 
dum  se  istuc  deferri  iussisset,  quorundam  consilio  id  fuit  impeditum  et  in 
hasilica  saneti  Salvatoris  ab  codem  augustabiliter  construeta  sortitns  est  tumulum. 

Jahrbuch  d.  fies,  f.  lothr.  OeschlcMc  u.  Altortumsk.,  ./nhrg.  S>. 


-    114  - 


so  daß  dort  die  neue,  weniger  tief  fundierte  Abschlußmauer  angelegt 
wurde,  die  auf  dem  Plane  verzeichnet  ist. 

Daß  es  sich  um  Warinus  handelt,  zeigt  der  Name  Adalberos 
und  die  Doppelgeschichte  des  Custos  Gregorius.  Adalbero  I.  war  in 
St.  Trond,  Adalbero  II.  in  S.  Symphorian  bestattet.  Adalbero  III. 
(1046—1072)  war  ein  Gönner  von  S.  A.  Das  Nekrologium  verzeichnet 
seine  Schenkungen.  Er  erbaute  die  Kirche  S.  Salvator  und  wurde  da- 
selbst bestattet 1 1. 

Sicher  ist  also  das  Datum,  dem  die  jüngsten  Teile  der  Krypta 
angehören,  nicht  so  sicher  dasjenige,  dem  wir  die  ältesten  zuzu- 
schreiben haben.  Von  der  Zeit  des  Ansteus  kann  nach  den  Darleguntren 
des  zweiten  Kapitels  keine  Rede  sein. 

Dürfte  man  vielleicht  an  Drogo  denken?  Wenn  ich  mich  bloß 
an  die  Quellen  halte,  muß  ich  die  Frage  verneinen.  Erinnern  wir  uns 
daß  Warinus  1049  die  Kirche  neu  gebaut  hat,  »weil  sie  infolge  ihres 
hohen  Alters  heruntergekommen  war«.  Kann  man  bei  einem  200  Jährt« 
alten  Rauwerk  wirklich  von  einem  hohen  Alter  reden?  —  Adalbero  I. 
schreibt  seinem  Vorgänger  weniger  die  Absicht  eines  Neubaues  zu,  als 
wenigstens  anscheinend  vor  allem  Dekorationsarbeiten  an  und  in  der 
Kirche.  —  Vor  Drogo  besaß  S.  A.  eine  Krypta,  in  der  Glodesindis  und 
ihr  Vater  beigesetzt  waren.  Ohne  Bedeutung  ist  die  Frage,  ob  diese 
Beisetzung  um  das  .lahr  600  anzusetzen  ist  oder  100  Jahre  später. 
Dafür  haben  wir  als  Zeugen  den  Abt  Johannes  von  S.  A.  (960—994), 
der  eine  ältere  Vita  der  Heiligen  revidierte.  Die  Beschreibung  dieser 
vordrogonischen  Krypta  paßt  zu  der  von  uns  aufgedeckten:  sie  war 
sehr  tief  im  Boden  versenkt,  halte  zwei  Eingänge,  war  in  Grüfte  ein- 
geteilt, da  Glodesindis  und  ihr  Vater  in  Sarkophagen,  die  in  den  Boden 
eingelassen  waren,  ruhten.  Schon  früher  habe  ich  auf  eine  durchaus 
ähnliche  Anlage  hingewiesen,  die  spätestens  dem  ö.,  viel  eher  aber 
noch  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  angehört  und  vor  einigen 
Jahren  von  dem  bekannten  Archäologen  de  Rossi  über  der  Katakombe 
der  heiligen  Priscilla  aufgedeckt  worden  ist2).  Nk-ht  zu  übersehen  ist, 


')  Mcurisso,  S.  ff.,  36«.  Fälschlich  s»uen  die  Mon  Germ.  XXIV,  S.  «tö. 
daß  es  sich  um  Adalbero  II.  handle.  Dieser  ist  nach  seiner  gleichzeitigen  Vit. 
in  S.  Symphorian  bestaltet,  M.  (i.  SS.  IV.  S  671,  072.  Dagegen  ruht  Adalbero  III. 
in  der  gegen  1070  von  ihm  neugegründeten  Collegiatkirche  S.  Salvator  :  M  G.  SS. 
X,  S.  »43. 

*)  Bullcttino  di  archeologia  cristiana,  Rom  1890.  Tat.  VI -VII.  Sie  ist  10  m 
breil,  hat  nach  Osten  Apsisabschluß.  enthalt  fünf  gemauerte  Grüfte  und  einen 
Nebenraum,  gerade  wie  in  S.  A 


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daß  hier  wie  dort  ein  christlicher  Friedhof  aus  derselben  Zeit  die 
Grüfte  umgab.  Ich  betrachte  es  als  sehr  wahrscheinlich,  daß  die 
Krypta  von  S.  A.  in  ihrer  ersten  Gestalt  eine  Art  Familiengruft  tief 
unter  der  Erde  bildete,  wie  sie  die  römischen  Katakomben  und  auch 
solche  diesseits  der  Alpen  in  ziemlicher  Anzahl  zeigen.  Erst  etwas  später 
ist  sie  durch  Frbauung  einer  Kirche  über  derselben  zu  einer  eigent- 
lichen Krypta  umgestaltet  worden. 

Da  ich  mich  nun  nicht  erinnere,  daß  in  den  von  mir  als  die 
ältesten  bezeichneten  Teilen  ')  fränkische  Skulpturfragmente  aufgefunden 
worden  sind,  letztere  dagegen  mehrfach  in  den  jüngeren  Teilen  zutage 
traten,  so  kann  ich  auch  die  große  Wahrscheinlichkeil  des  Schlusses 
nicht  abweisen,  daß  die  ältesten  Teile  noch  in  das  5.  Jahrhundert 
hinaufreichen  könnten 2). 

IX.  Beurteilung  der  Kryptareste;  ihre  Bedeutung  für 

die  Oberkirche. 

In  diesem  Abschnitt  möchte  ich  noch  einige  Gedanken  über  die 
Krypta  als  Monument  un<>  über  ihre  Bedeutung  für  die  Kenntnis  der 
Oberkirche  ganz  summarisch  zum  Ausdrucke  bringen. 

Krypten  sind  im  romanischen  Stile  nicht  selten3},  l'user  engeres 
Vaterland  ist  jedocli  an  derartigen  Monumenten  arm.  Auf  dem  1846 
in  Metz  tagenden  Congrès  archéologique  de  France  wurde  auch  die  Frage 
gestellt,  wie  viele  romanische  Kirchen  unserer  Gegend  Krypten  auf- 
zuweisen hätten,  worauf  Herr  Victor  Simon  mit  einem  Hinweis  auf 
Norroy-le-Veneur  und  Kaltenhöfen  antwortete,  während  der  Historiker 
Digot  noch  die  Priorale  von  LaîIre-sous-Amance  und  Blanzey  bei 
Nancy  hinzufügte,  die  uns  eigentlich  nichts  angehen4).  Kann  ich  den 
Genannten  auch  noch  einige  andere  anreihen5),  so  ist  und  bleibt  ihre 

')  Es  handelt  sich  hier  um  das  Mauerwerk  der  Grüfte  unter  dem 
Estrich,  nicht  um  die  Fragmente,  die  sich  in  den  fi ruften,  aber  aus  späterer 
Zeit  stammend,  vorfanden. 

«)  Jhb.  XVI,  S.  319,  347. 

*)  Vgl.  beispielsweise  die  ansehnliche  Liste  der  von  Enlarl.  I,  S.  250— 25H. 
im  Text  und  in  den  Anmerkungen  angeführten  Monumente;  außerdem  Revue  de 
Varl  chrétien,  1Ä)5,  S.  38511. 

«)  Vgl.  Congres  archéologique  de  France  en  1846,  Paris  1847,  S.  42,  43.  — 
Ueber  Norroy-le-Veneur  siehe  kurz  Kraus,  S.  823  Das  Datum  der  Krypta  von 
Kattenhofen  ist  sehr  schwer  zu  bestimmen.  Vgl  Abbildung  Jhb.  XVII,  II.  Abt.,  S.  67 

*)  Z.  B.  Arry  (13.  Jahrb.),  Avricourt  (Datum  ?),  Cheminot  (13.  Jahrb.), 
S.  Eucharius  und  Kathedrale  in  Metz.  Vgl.  Jhb.  XVII,  II.  Abt.,  S.  45,  46,  53,  73.  — 
Eine  gründliche  Untersuchung  dieser  und  noch  einiger  vielleicht  in  Frage  kommen- 
der Monumente  wäre  eine  dankenswerte  Arbeit. 

8* 


-    116  — 


Zahl  doch  eine  recht  geringe,  und  schon  von  diesem  Gesichtspunkte 
aus  —  abgesehen  von  seinem  doppell  hohen  Alter  —  hat  das  von  uns 
beschriebene  Monument  seinen  Wert. 

Eins  steht  fest.  Keine  einheimische  und  nur  ganz  wenige  aus- 
ländische Krypten  lassen  sich  inbezug  auf  Ausdehnung,  Größe  und 
Wichtigkeit  mit  derjenigen  von  S.  Arnulf  vergleichen,  und  stets  bleibt 
»•s  zu  bedauern,  daß  infolge  der  mehrfachen,  seit  Aufgeben  der  Ablei 
teilweise  erfolgten  Zerstörungen,  insbesondere  auch  der  letzten  im  Jahre 
1905,  verschiedene  Einzelpunkte  vollständig  und  auf  immer  unserer 
näheren  Prüfung  und  Feststellung  entzogen  worden  sind. 

Kleinlich  wäre  es,  wollte  man  nun,  um  den  Bau  herabzuwürdigen, 
einige  bei  demselben  vorkommende  Unregelmäßigkeiten  allzusehr  be- 
tonen. Ich  erachte  es  für  mehr  als  genügend,  in  einer  Fußnote  noch 
einmal  in  diesem  Zusammenbange  auf  dieselben  hingewiesen  zu  haben 
Man  bedenke,  daß  wir  es  mit  einem  Bauwerk  zu  tun  haben,  das  einer 
Zeit  angehört,  in  der  man  es  nicht  gerade  so  genau  nahm  wie  später, 
und  daß  auch  bei  anderen  gleichzeitigen  Bauten2),  speziell  bei  Krypten*», 
Unregelmäßigkeiten  in  noch  größerem  Maßstabe  vorkommen,  die  übrigens 
nicht  immer  auf  spätere  Umbauten  zurückgeführt  werden  dürfen. 

Unsern  Ruinen  ist  aber  noch  eine  andere  Bedeutung  beizumessen4), 
die  oben  stellenweise  schon  verwertet  wurde.  Sie  berechtigen  uns 
nämlich  zu  allerhand  Schlußfolgerungen  inbezug  auf  die  Oberkirche  von 
S.  Arnulf,  die  —  leider!  —  vom  Erdboden  verschwunden  ist,  ohne 
auch  nur  eine  einzige  sichere  materielle  Spur  zurückzulassen.  Durch 
das,  was  die  Kuinen  der  Krypta  uns  gezeigt,  erfahren  die  Angaben  der 
Quellen  —  ich  denke  besonders  an  «las  ( '.eremoniale  —  eine  will- 
kommene Bestätigung  und  Ergänzung. 

Die  Reste  der  Krypta  ermöglichten  eine  genaue  Fixierung  der 
Lage  der  Abteikirche,  die  bis  1905  nichts  weniger  als  völlig  ge- 
sichert war. 

Sie  gestalten  einen  sicheren  Schluß  auf  die  Orientierung  des 

M  Z.  B.  Differenzen  in  der  Mauerdicke  und  in  der  Tiefe  der  Fundamente: 
eigentümliche  Verstärkung  an  der  Südosterke  hinter  dem  reeilten  Allar:  nicht 
gerades  Auslauten  des  linken  Nisrhenfenslers:  zwei  Kroisahsehweifungen  beider- 
seits an  der  Oslupsis. 

'  Z.  B.  S  Peler  auf  der  Citadelle:  Jhb  IX.  Tar.  H;  X.  Taf.  I. 

3i  Vgl.  Viollel-Ie-Puc,  IV.  Art.  Crypte  nebst  Abbildungen,  sowie  verschiedene 
Pläne  bei  Üehio  auf  den  I.  S  182  -18ô  angeführten  Tafeln. 

*)  roher  die  bei  den  Ausgrabungen  gemachten  Funde  vgl.  die  Berichte  im 
Jhb  XVI.  S.  321  IT. 


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-    117  - 


oberen  Baues  und  auf  die  Richtung,  in  welcher  sich  das  Langhaus 
*  erstreckte. 

Ihr  Verhältnis  zu  dein  sie  umschließenden  Saudhügel  bestätig! 
die  Angabe  der  Quellen,  daß  das  Gotteshaus  hoch  gelegen  und 
weithin  sichtbar  war. 

Ebenso  dürften  wir  aus  den  wirklich  ganz  bedeutenden  Dimen- 
sionen der  Krypta  und  ihrer  Anbauten  auf  eine  Oberkirche  mit  recht 
stattlichen  Größenverhältnissen  schließen. 

Insbesondere  ist  uns  der  Grundriß  und  die  Größe  des  Oher- 
chores  sowie  der  zwei  ersten  und  wohl  auch  der  zwei  äußersten 
Nebenapsiden  gegeben. 

Daß  die  Basilika  ein  Querhaus  mit  je  zwei  nach  Osten  ge- 
richteten Nebenchören  hatte,  in  denen  die  im  Ceremoniale  genannten 
Altäre  gestanden,  ist  durch  das  Studium  der  Buinen  zur  Gewißheit 
geworden.  Desgleichen  aber  auch,  daß  Türme  auf  der  Ostseite  nicht 
angelegt  waren,  da  von  deren  Fundamenten  absolut  nichts  wahr- 
genommen werden  konnte. 

Außerdem  werden  wir  kaum  fehlgehen,  wenn  wir  dem  Mittel- 
schiff als  Breite  etwa  die  Länge  der  Vordermaner  der  Krypta  geben. 
Muß  es  doch  als  wahrscheinlich  gelten,  daß  die  zwei  west liehen  Vor- 
sprünge der  letzteren  den  Eckpfeilern  des  Chores  als  Fundament 
gedient  haben. 

Ist  unsere  Ansicht  über  die  Bauperioden  der  Krypta  richtig,  was 
ich  für  den  tmninus  ad  qwm  als  ganz  sicher  betrachte,  dann  bieten 
uns  die  vorderen  Teile  sogar  gewisse  Atihallspunkte  zur  Beurteilung 
des  Baues  vor  Warinus,  vielleicht  sogar  vor  Drogo:  Form  der  Apsis. 
Breite  des  Langhauses  u.  s.  w. 

X.  Die  Krypta  nach  1059. 
Ueber  das  weitere  Schicksal  der  Krypta  liefern  die  von 
mir  durchforschten  Dokumente  bitl erwenig.  Da  im  .Jahre  1552  die 
ganze  Klosteranlage  dem  Guiseschen  Verteidigungsplan  zum  Opfer  fiel, 
so  ist  es  nicht  unmöglich,  daß  wohl  schon  damals  oder  kurze  Zeit 
darauf  die  Krypta  in  ihren  oberen  Teilen  zerstört  worden  ist,  nachdem 
man  ilire  Heiligtümer  in  die  Stadt  gerettet.  Wir  linden  nämlich  im 
neuen  S.  Arnulf,  in  besonderen  Reliquiarien  geborgen,  die  Reliquien 
wieder,  von  denen  wir  mit  Bestimmtheit  wissen,  daß  sie  in  den  Altären 
der  Krypta  vor  1552  eingeschlossen  waren,  wenngleich  die  Reihenfolge 
in  der  Aufzählung  eine  veränderte  ist.  Noch  größere  Schädigungen 
der  Krypta  mußten  die  folgenden  Zeiten  verursachen,  insbesondere  auch 


~    118  - 


<lie  Ausdehnung  der  Festungsarbeiteu  über  dus  ehemalige  Klostergebiet 
in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts. 

Dabei  setze  ieh  aber  voraus,  daß  die  Krypta  bis  zu  jenem  Dalum 
(1552)  im  Gebrauch  war  und  nicht  bereits  früher  verschüttet  worden 
ist.  Ich  halle  diese  Voraussetzung  für  richtig.  In  Hand  XVI  unseres 
Jahrbuches  (S.  370)  wird  darauf  hingewiesen,  daß  »sich  innerhalb  der- 
selben (=  Krypta)  in  halber  Höhe  eine  nicht  geostete  Erdbestattung 
vorfand«  und  es  demnach  den  Anschein  gewinne,  daß  »die  genannte  Krypta 
verschüttet  und  vergessen  gewesen  sei».  Die  hier  ausgesprochene 
Schlußfolgerung  kann  mit  der  historischen  Wirklichkeit  kaum  über- 
einstimmen. 

»Daß  Krypten  bei  oblongen  Kirchen  vom  13.  Jahrhundert  an.  wo 
man  ihrer  überdrüssig  zu  werden  anfing  und  nach  Wolfram  von  Eschcn- 
bachs  Ausspruch  im  Titurell  lieber  am  hellerlichten  Tage  Gotteswort 
verkünden  und  die  Sakramente  halten  als  unter  der  Krde  zusammen- 
kommen wollte,  häulig  gerade  verschüttet  wurden,  ist  bekannt«  V 
Indes  läßt  sich  dies  bei  einem  Kloster  wie  S.  A.  weniger  vermuten  als 
anderswo. 

Die  Tatsache  der  Krdbestattung  scheint  mir  nicht  als  ein  zwingen- 
des Argument  betrachtet  werden  zu  dürfen  Zwar  ist  mir  die  genaue 
Lage,  in  welcher  dieselbe  sich  vorfand,  nicht  bekannt.  Aber  ich  frage 
mich,  wie  eine  Krdbestattung  eigentlich  möglich  war.  Kine  solche  setzl 
allerdings  eine  verschüttete  Krypta  voraus,  dann  aber  auch,  daß  man 
doch  wohl  das  dicke  Gewölbe  der  Krypla  durchbrechen  mußte,  um 
dieselbe  vorzunehmen.  In  diesem  Falle  sehe  ich  dann  weiter  nicht 
ein,  warum  das  Grab  nicht  geostel  war.  Die  Ostutig  der  Grüber  war 
doch  Vorschrift  nicht  bloß  zur  Zeit  eines  Heleth.  eines  Wilhelm  Durand 
sondern  auch  noch  später,  wenngleich  man  in  der  Folge  aus  praktischen 
Gründen  davon  abkam2).  Ich  erachte  es  für  sehr  wahrscheinlich,  um 
nicht  zu  sagen  für  sicher,  daß  diese  Bestattung  nach  1552,  und  zwar 
ganz  zufällig  erfolgt  ist.  Das  unter  dem  Schutt  direkt  über  dem  Estrich 
der  Gruft  III  aufgefundene  Gewölbeslück  weisl  doch  eher  auf  eine 
zuerst  erfolgte  Zerstörung  der  Krypta  hin,  was  wir  vor  1552  nicht 
annehmen  dürfen. 

')  WVingiirtiKT.  System  îles  christlichen  Turmbaues.,  liollmgen  1X60,  S.  33 
'i  Auch  die  Kirche  war  geostel.  —  Zur  Ostung  der  Leichen  schreibt  Heleth. 
De  scpull.  christ,  c.  liVJ:  l'onantiir  mortui  capitc  versus  Ocoidentem  et  pedibus 
versus  Orienten).  —  Durandtt».  der  zwei  Jahrhunderte  später  (l.'S.  Jahrb.  .)  lebte. 
sa;rl  :  Hebet  autrui  ipiis  sie  scpcliri.  ut  capite  ad  oeeidentem  posito  pedes  dirigat  ad 
Orieud-rn.  in  quo  ipiasi  ipsa  position»;  oral  et  inrmit  i|uihI  prompt iis  est.  ut  de 
(M'i-asu  iVstimt  od  Ortum.  Hat.  die.  nh'.  <■  IK 


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Ferner  ersehen  wir  au»  dem  so  oft  angezogenen  Ceremoniale, 
daß  an  der  Krypta  liturgische  und  gottesdienstliehe  Handlungen  vor- 
genommen werden.  Das  Ceremoniale  ist  aber  nicht  älter  als  das 
Jahr  1240. 

Ebenso  sprechen  für  das  14.  Jahrhundert  einige  oben  angeführte, 
liturgische  Manuscripte  der  Abtei,  die  diesem  Jahrhundert  angehören, 
genau  datiert  sind  und  immer  noch  die  Krypta  im  vollen  Gebrauch 
zeigen. 

In  der  Vrita  der  heiligen  Glodesindis  lesen  wir,  daß  ihr  Vater 
Wintro  in  der  Krypta  bestaltet  war;  desgleichen  auch  die  Heilige. 
Während  ihre  Reste  nur  25  Jahre  daselbst  ruhten,  heißt  es  vom  Vater 
in  der  späteren  Notiz  des  im  14.  bis  15.  Jahrhundert  niedergeschriebenen 
kleinen  Kartulars,  daß  er  noch  jetzt  daselbst  sein  Grab  habe1).  — 
Die  Ceberlragung  seiner  Gebeine  in  die  Stadt  im  Jahre  1552  steht  ge- 
schichtlich fest.  Daß  dieselbe  schon  früher  in  die  Oberkirche  geschafft 
worden  wären,  ist  nirgends  gesagt.  Vielmehr  darf  als  sicher  gelten, 
daß  die  Krypta  von  S.  A.  noch  im  15.  und  Iß.  Jahrhundert  im  Ge- 
brauch war. 

Die  vorstehende  Untersuchung  hat  in  ihrer  letzten  Bearbeitung 
einen  größeren  Raum  beansprucht,  als  ich  selbst  erwarten  konnte. 

Während  der  Arbeit  sind  allerhand  Kragen  an  mich  herangetreten, 
von  denen  ich  eine  Anzahl  sofort  beantworten,  die  übrigen  für  das 
größere,  über  S.  A.  zu  schreibende  Werk  aufschieben  zu  müssen 
glaubte. 

Zur  Rechtfertigung  dieser  Ausführlichkeit  möge  die  Erwägung 
Platz  finden,  daß  das  bis  ins  einzelne  behandelte  Monument  eben  die 
einst  so  berühmte  Abtei  S.  Arnulf  gewesen  ist  *).  Die  Bedeutung  dieser 
in  der  Kloster-  und  Zeilgeschichte  unserer  Heimat  so  wichtigen 
mönchischen  Niederlassung  rechtfertigt  es  wohl,  wenn  ich  ihr,  und  im 
besonderen  ihren  letzten,  bei  Gelegenheit  der  Stadterweiterungsarbeiten 
zutage  geförderten  Resten  die  vorstehenden  langen  Ausführungen  habe 
zu  teil  werden  lassen.  Pietät  und  historisches  Interesse  waren  dabei 
einzig  maßgebend. 


M  Kl.  K..  tf.  2b,  2t» :  ...  u,ue  (=  Glodesindis)  iavuit  .  .  .  m/twnï  ;  vom  Vater 
hingegen  hebst  es:  üicet  insuper  in  predida  cripta  ...  qui  wUtw  retint!  sibi 
sepulturam. 

*)  Abbacia  saneti  Ainulphi  rebus  olim  ar  dignitale  eeleberrima.  sagt  Bischof 
Heiiratn  in  einer  I  rkundo  vom  J.  Februar  120."»:  Jhb.  XIII,  S.  230. 


—    120  - 


Mil  Keclil  tadeln  wir,  daß  in  früheren  Jahrhunderten,  ich  kann 
wohl  sagen  nach  Vandalenart,  gegen  S.  Arnulf  vorgegangen  worden  ist. 
Wir  vermissen  insbesondere  eine  eingehende  Beschreibung  nebst  Plan 
der  Stätte,  wo  seither  die  Lunette  d'Arçon  entstanden.  Diesem  Tadel 
von  Seiten  spiiterer  Generationen  durften  wir  uns  um  so  weniger  aus- 
setzen, als  wir  den  Anspruch  erheben,  in  besonderer  Weise  die  ein- 
heimische Geschichte  und  Altertumskunde  zu  pflegen. 

Was  nun  endlich  da*  Gesamtresultat  der  vorstehenden  Studie 
angeht,  so  bin  ich  weit  entfernt,  ihre  Bedeutung  zu  überschätzen. 
Leicht  wird  dem  Korscher  die  Arbeit,  wenn  er  aus  reichlich  fließenden 
Quellen  schöpfen  und  mit  Behagen  den  gewonnenen  Stoff  entsprechend 
den  modernen  Anforderungen  verarbeiten  kann.  Für  S.  Arnulf  war 
das  nicht  der  Kall.  Nur  zu  oft  versagten  die  Quellen.  Ich  mußte  zur 
Analogie,  zur  Hypothese  meine  Zuflucht  nehmen,  um  so  ein  Bild  von 
dem  ehemaligen  Kloster  zeichnen  zu  können,  das  nicht  allzu  fragmen- 
tarisch, unvollendet  aussieht. 

Indes  hoffe  ich  auch  so  die  volle  Zustimmung  meiner  Leser  zu 
linden,  wenn  ich  zum  Schluß  auf  Vorstehendes  die  Worte  anwende, 
die  Mommsen  im  Jahre  1883  seinen  »Bes  gestae  divi  Augusti-  als 
Empfehlung  beifügte1}:  »In  bis.  ut  multa  incerta  esse  palet,  ita  non 
credo  quiequam  conlineri,  quod  non  rationein  habeal  et  probabilitatem-. 

'i  S.  178  der  zweiten  Aullage.  Der  volle  Tilel  lautet:  Res  gestae  divi 
Augtisli  o\  monumentis  Aneyrano  et  Apolloniensi.    Berlin  ISfin. 


■  r=Ä:i  — , 


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Lo  baitomme  don  piat  fei  de  Chan  Heurlin, 

de  Didier  Mory. 

Publié  par  J.  Th.  Baron. 

A  part  le  poème  de  Brondex,  Chan  Heurlin,  lu  littérature  de  notre 
patois  messin  est  tort  peu  connue,  et  pourtant,  sans  être  aussi  consi- 
dérable que  celle  des  dialectes  voisins,  le  dialecte  wallon,  par  exemple, 
elle  est  cependant  assez  volumineuse.  Chmi  Heurlin  n'est  pas  le  seul 
ouvrage  public  dans  notre  dialecte  messin,  il  en  est  encore  d'autres, 
qui  mériteraient  d'être  tirés  de  l'oubli.  Flippt-  Mitotm»,  par  exemple,  V His- 
toire réritnbli  ti  Vnnin;  les  Hacaliqm's.  de  Didier  Mory,  et  tant 
d'autres  encore,  dont,  espérons-nous,  la  bibliographie  sera  bientôt  publiée. 

De  plus  en  plus,  notre  patois  s'altère  au  contact  des  deux  langues 
française»  et  allemandes,  et  le  jour  viendra,  où  sans  disparaître  com- 
plètement, il  sera  tellement  défiguré,  que  Chan  Heurlin.  revenant  au 
inonde,  aurait  certainement  du  mal  de  comprendre  ses  jeunes  com- 
patriotes. Il  serait  donc  temps,  et  ce  serait  faire  œuvre  de  piété  natio- 
nale, que  de  rassembler  tous  les  fragments  patois,  chansons,  fiauves, 
dayements.  proverbes,  épars  un  peu  partout,  dans  les  journaux,  dans  les 
revues,  dans  les  ouvrages  de  Folk-I.ore.  Il  faudrait  recueillir  de  la 
bouche  des  anciens  de  nos  villages,  pour  les  sauver  et  les  conserver 
à  nos  petits  neveux,  les  restes  de  cette  belle  langue  patoise,  si  pitto- 
resque, si  savoureuse,  qui  n'est  autre,  avec  très  peu  de  changements, 
que  le  roman  messin,  la  langue  parlée  par  nus  pères,  les  tiers  sujets 
de  la  République  messine. 

Depuis  plusieurs  années  déjà,  ce  travail  est  commencé,  et  nous 
ne  saurions  trop  louer  la  revue  uancéienne  »U-  Pays  lorrain*  d'avoir 
pris  celte  initiative,  en  publiant  des  fumets,  des  chansons  et  d'autres 
fragments  en  patois  messin.  C'est  à  Nancy  surtout,  et  non  pas  à  Metz, 
qu'on  s'est  jusqu'ici  occupé  de  notre  patois.  C'est  à  Nancy  aussi, 
qu'en  1900,  M.  .Sidot,  un  Messin  toutefois,  lit  paraître  une  nouvelle 
édition  de  notre  poème  de  ('liait  Heurlin.  Aussi  nous  sommes  nous 
piqués  d'émulation,  et  avons  nous  cru  qu'il  appartenait  à  notre  Société 
lorraine  d'histoire  et  d'aivhéologie  d'apporter,  elle  aussi,  sa  petite  contri- 
bution aux  études  patoises.  Kl  le  l'a  déjà  fait  d'ailleurs,  et  les  travaux 


-    122  — 


consciencieux  de  M.  le  professeur  Zéliqzon  en  sont  la  preuve1). 
Aujourd'hui,  il  «"agit  de  réparer  un  petit  oubli. 

En  1900,  disions-nous,  parut  chez  Sidot,  à  Nancy,  une  nouvelle 
édition  de  Chan  Heurlin,  ou  plutôt  deux  éditions,  pour  lesquelles  l'édi- 
teur n'a  rien  épargné.  L'une,  grand  in-8°,  tirée  sur  papier  à  la  cuve, 
fut  enrichie  de  trente  pholotypies  hors-texte,  reproduisant,  en  les 
agrémentant  d'un  cadre  approprié,  les  dessins  de  Masson,  que  l'éditeur 
Lorette  avait  destinés  à  une  des  anciennes  éditions:  l'autre,  plus  mo- 
deste, s'est  contentée  d'une  couver  Iure  illustrée 

L'an  dernier,  une  adaptation  allemande  du  poème  de  Brondex*) 
et  Mory  fut  publiée  par  un  membre  de  la  Société,  M.  Erbrich.  Les 
Italiens  disent  avec  raison  :  traduttorc,  traditore,  en  traduisant  un  auteur, 
on  ne  fait  que  le  trahir:  et  bien  qu'il  l'aille  louer  M.  Erbrich  de  son 
travail  et  du  but  qu'il  s'est  proposé,  il  faut  cependant  reconnaître  qu'il 
n'est  guère  possible  de  traduire  Chan  H> urlin,  même  en  français.  Non 
pas  seulement  parce  que 

le  patois  dans  les  mots  brave  l'honnêteté, 
et  que  le  lecteur  français,  tout  comme  le  lecteur  allemand,  veut  être  res- 
pecté; mais  surtout  à  cause  du  génie  de  la  langue.  Certaines  expres- 
sions, certaines  tournures  n'ont  de  saveur  que  dans  l'original,  et  perdent 
tout  charme  à  être  traduites  dans  un  autre  idiome. 

Ces  deux  publications  ont  un  autre  défaut.  MM.  Sidot  et  Erbrich 
ont  commis  un  oubli,  en  ne  publiant  que  Chan  Heurlin,  ils  nous  ont 
livré  une  œuvre  incomplète.  Pour  que  leur  publication  ait  été  une 
publication  achevée,  il  aurait  fallu  joindre  au  poème  en  7  chants:  Lu 
baitomtne  dont  piat  fei  de  Chan  Heurt  in,  qui  en  est  l'appendice,  et  en 
quelque  sorte  le  huitième  chant. 

Chan  Heu  Hin  n'est  pas  un  ouvrage  d'un  seul  jet.  Deux  plumes 
ont  travaillé  à  sa  confection.  Commencé  par  Albert  Brondex*),  il  fut 
achevé  par  Didier  Mory.  Rrondex  n'avait  pas  terminé  son  œuvre, 
il  s'était  arrêté  vers  la  moitié  du  cinquième  chant.  Ses  amis,  à  qui  il 
avait  lu  ses  vers,  en  avaient  été  charmés,  et  l'engagèrent  à  terminer 
le  poème  commencé  et  à  le  publier.  Peut-être  laurait-il  fait,  malgré  la 

')  Lothringische  Mundarten.  Krgänzungsheft  zum  Jahrbuch.  Patois-Liedor 
aus  Lothringen,  Jahrbuch  1901.  p.  241. 

*)  Chan  Hcurlin  oder  Fanchons  Verlobung.  Kpos  in  sieben  Gesängen  von 
Kinil  Erbrich.   Metz.  Scriba. 

•)  D'après  l'abbé  Vion.  Brondex  ne  serait  pas  né  à  Sainte-Barbe,  comme 
le  dit  Bégin,  mais  à  Berlize  vois  1760.  Il  fréquenta  d'abord  l'école  de  Berlize. 
tenue  par  M.  François  Gaspard  if  17G3,  24  août,  à  l'âge  de  72  ans).  A  huit  ans 
il  en  était  le  meilleur  élève  el  remplaçait   t|uel<|uefois  l'instituteur.  Son  père. 


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vie  désordonnée  qu'il  menait,  si  la  mort  n'était  pas  venue  l'en- 
lever subitement  à  sa  famille  et  à  ses  amis.  Les  quatre  premiers 
chants  et  la  moitié  du  cinquième  parurent  seuls  en  1787.  Le  cousin 
de  Brondex,  François  Gaspard,  et  le  journaliste  Didier  Mory  voulurent 
terminer  l'œuvre  demeurée  inachevée.  Kn  1825  l'ut  mis  en  vente  chez 
la  veuve  Devilly,  rue  du  Petit-Paris,  un  petit  volume  de  70  pages: 
C/tan  Ikttrlin,  oit  les  fiançailles  de  Fanr/ton,  poi'me  paiois  messin  en  sept 
chants  par  li***  (Brondex)  >i  M.***  (Mortj)  de  Metz,  publié  par  M.  G*** 
(Frnnrois  Gaspard)1). 

Le  travail  de  Mory  est  loin  de  valoir  celui  de  Brondex,  tant  poul- 
ie fond  que  pour  la  forme  :  la  langue,  en  particulier,  laisse  beaucoup  à 
désirer.  Très  souvent  ce  n'est  que  du  français  »patoisé«  :  très  souvent 
nous  nous  trouvons  eu  l'ace  de  termes  français,  à  qui  Mory  se  con- 
tente de  donner  une  désinence  patoise.  Mory  a  surtout  un  grand  défaut, 
c'est  la  trop  grande  longueur  des  épisodes,  pour  ne  pas  parler  de  la 
trop  grande  trivialité  de  quelques-uns,  et  ces  longueurs  se  remarquent 
d'autant  mieux,  que  la  lin  du  poème  est  brusque  et  écourtée.  Mory 
s'en  était  lui-même  rendu  compte,  aussi  chereha-t-il  à  corriger  ce  défaut, 
en  composant  un  nouveau  poème:  L»  haitontme  don  ptiat  fei  de  C/tan 
I kurlin.  qui  est  le  complément  nécessaire  au  grand  poème  de  Brondex. 

C'est  ce  poème,  oublié  par  MM.  Sidot  et  Erbrich,  que  nous  pré- 
sentons aujourd'hui  aux  membres  de  la  Société  d'histoire  et  d'archéologie. 

Le  »baitomnie*  est  écrit,  comme  Clum  Hcurlin,  en  vers  alexandrins, 
il  compte  465  vers,  à  rimes  plates,  le  vers  323  n'a  pas  de  vers  rimant 
avec  lui.  ce  qui  explique  le  nombre  impair  des  vers  du  poème.  11  fut 

sur  If  conseil  de  M.  Gentil,  son  gendre,  envoya  Albert  Brondex  à  Sainte-Barbe 
chez  les  religieux  augustins.  A  quinze  ans.  Brondex  avait  terminé  ses  études. 
Son  beau-frère.  M.  Gentil,  le  lit  venir  à  Metz,  et  obtint  qu'un  M.  Cordicr  lui 
céd;ït  l;i  direction  d'un  journal:  1>*  petite*  n/ficht«  de*  Trot*- EcfeMf. 

C'est  en  178f>.  que  Brondex  entreprit  de  composer  son  poème.  Mais  la 
mort  vint  le  surprendre  avant  qu'il  ait  eu  le  loisir,  ou  pris  le  temps  de  le  terminer. 
Brondex  était  joueur;  un  jour  qu'au  jeu  i!  avait  gagné  une  assez,  forte  somme, 
son  émotion  fut  si  vive,  que  la  rupture  d'un  anévrisme  lui  enleva  subitement 
la  vie. 

Son  cousin  l'ran<ois  Gaspard  et  Didier  Mory  terminèrent  et  éditèrent 
son  o'uvre,  qui.  nous  disent  les  tubscrcnliom  prrlimhutirrs*  de  l'édition  de  1825. 
était,  -quoique  non  achevée,  tombée  dans  des  mains  plus  qu'indiscrètes,  qui  en 
ont  fait  des  conlre-fai.ons«. 

fBégin.  Biographie  de  la  Moselle:  l'abbé  Vion.  K  lé  guioure  de  Albert 
Brondex  Mém  nead.  1889.  p.  .VJj 

']  Ce  volume  présente  cette  particularité,  que  bien  que  publié  en  1*20.  il 
porte  cependant  la  date  de  la  première  édition  incomplète  1787. 


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publié,  pour  la  première  fois,  eu  1834,  à  Metz,  chez  la  veuve  Devilly, 
sous  ce  titre:  Lo  baitomine  dun  piiat  fei  de  Chan  Hau  lin  de  Vreunùn, 
par  31.  D.  M.  (Didier  Mory).  appendice  au  poi  nte  en  sept  chants. 

M.  Daras,  qui,  dans  les  loisirs  que  lui  laissaient  sa  profession 
de  potier  d'étain,  s'est  beaucoup  occupé  de  notre  patois  messin,  a 
publié  le  »Baitomme*  à  la  suite  du  poème  de  Chan  Heurlin,  dans 
chacune  des  éditions  qu'il  a  l'ait  paraître. 

Comme  les  deux  chants  et  demi  ajoutés  a  l'œuvre  de  Brondex 
par  Mory,  le  >Baitommc<  est  loin  d'avoir  la  valeur  littéraire  des  pre- 
miers chants  du  grand  poème.  Ici  aussi  nous  nous  trouvons  en  face 
d'une  langue  moins  pure,  il  y  a  des  longueurs  qui  alourdissent  le  récit, 
et  qui,  parfois,  font  l'effet  de  remplissage.  Mais,  malgré  ses  défauts, 
le  »Battomme*  n'est  pas  sans  mérite,  car  il  nous  a  conservé  des  détails 
précieux  sur  certains  traits  de  mœurs,  sur  certains  usages,  oubliés 
aujourd'hui,  et  observés  autrefois  avec  une  scrupuleuse  fidélité. 

Dans  deux  vers,  par  exemple,  Mory  nous  décrit  l'habillement 
d'une  paysanne  du  pays  messin. 

L'aiveut  mis  s'bé  bonnat  el  sé  pus  belle  calle 
So  grand  mochu  bradé  et  s'roge  vantérien. 

En  lisant  ces  deux  vers,  ne  voyons-nous  pas  devant  nous  üinon,  la 
mère  de  Fanchon,  telle  que  dans  notre  jeune  temps  nous  avons  vu  nos 
grand'mères,  avec  leur  cornette  messine  en  dentelles,  parfois  de  grande 
valeur,  avec  leur  jupe  à  couleurs  changeantes,  couleurs  tendres  poul- 
ies jeunes  filles,  couleurs  plus  foncée*  pour  les  femmes  plus  âgées, 
avec  leur  fichu,  leur  mouchoir  en  pointe,  souvent  aussi  en  vieille  valen- 
eienne,  et  leur  tablier  de  soie  rouge. 

Les  coutumes  à  observer  à  un  baptême,  nous  sont  exposées  tout 
au  long.  C'est  au  parrain  que  revient  le  soin  d'acheter  les  dragées, 
c'est  à  lui  aussi  d'en  donner  à  sa  commère,  à  la  marraine. 

C'at  lè  moude  je  creus  qu'  j'en  baille  è  nié  commère. 

Il  lui  devait  aussi  un  bouquet,  des  cadeaux  à  son  tilleul,  ainsi 
qu'à  la  mère,  ce  à  quoi  >C/udat  h  rossian*  n'a  garde  de  manquer. 

I.e  cortège  aussi,  lorsqu'il  s'agit  d'aller  à  l'église,  s'organise  selon 
l'ordre  traditionnel,  en  tète  les  musiciens,  puis  »//'  poitousv  d'auguhr* 
la  porteuse  d'aiguière,  une  femme  avec  une  cruche  d'eau,  qui  ne  man- 
quait à  aucun  baptême,  et  qu'on  voyait  encore  dans  nos  campagnes  il 
y  a  cinquante  ou  soixante  ans  à  peine.  Mais  ici  le  cortège  était  plus 
compliqué  qu'un  cortège  ordinaire  de  baptême,  car  il  s'agissait  non 
seulement  de  baptiser  le  petit  fils  de  Chan  Heurlin:  mais  aussi  de  marier 
le  père  et  la  mère,  le  mariage  n'ayant  pû  être  célébré,  el  pour  cause. 


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à  l'époque  où  primitivement  il  devait  avoir  lieu.  Aussi,  voyons-nous 
dans  le  cortège:  >lo  prcumht  f/uaicJiOn  H  U  preumir'  baolfr*,  le  garçon 
et  la  demoiselle  d'honneur.  Pendant  la  messe  ils  font  la  quête  poul- 
ies pauvres  du  canton,  qui  toujours,  autrefois,  avaient  leur  part  réservée 
dans  les  fêtes  de  famille,  tout  comme  dans  les  deuils 

Après  la  messe,  les  invités  se  rendent  à  la  sacristie  pour  signer 
les  deux  actes,  de  mariage  et  de  baptême;  puis  le  marié,  selon  l'usage 
suivi  encore  de  nos  jours,  règle  immédiatement  la  note  des  frais,  et 
tous  se  remettent  en  route  pour,  regagner  la  maison  de  Chan  Heurliu, 
où  les  attend  un  repas  substantiel  qui  les  remettra  de  leurs  fatigues 
et  de  leurs  émotions. 

Mory  ne  nous  a  pas  donné  le  menu  du  festin,  probablement  parce 
qu'il  n'a  pas  voulu  faire  double  emploi,  car  au  sixième  chant  de  »0/<a» 
Hourtin*  il  nous  décrit  ce  que  Chan  et  sa  femme  Ginon  comptaient 
offrir  à  leurs  invités.  Ecoutez  plutôt  ')  :  un  marcassin,  quatre  oies, 
quatre  gros  dindons,  une  couvée  de  poulets,  c'est-à-dire  au  moins  une 
douzaine,  un  jeune  agneau,  trois  lièvres,  un  veau,  des  pigeons  sans  les 
compter,  quatre  ou  cinq  jambons,  et  cela  sans  parler  des  preiistns* , 
c'est-à-dire,  ce  que  les  invités  enverront  en  fait  d'œufs,  poulets,  oies 
et  canards.  On  ne  va  pas  à  la  noce,  dans  le  pays  messin,  sans  envoyer 
à  l'avance  ses  présents,  présents  utilitaires,  qui  ne  servent  qu'à  augmenter 
et  corser  le  menu  du  festin. 

Quant  à  raconter  ce  «pie  marié?  et  invités  ont  dit  et  fait  à  table, 
Mory  y  renonce. 

Il  ne  veut  pas  parler  des  gauloiseries  un  j>eu  fortes  qui  se  sont 
dites,  des  chansons  plus  que  lestes  qui  furent  chantées  :  il  nous  en  a 
donné  d'ailleurs  quelques  spécimens  dans  ses  »  BumUifucs  twsshics*)* 
et  cela  suffit  amplement  pour  notre  édification. 

Aiprc  s  lè  panse,  lè  danse, 
dit  le  proverbe.  Après  le  festin,  la  danse,  aussi  les  invités  de  Chan 
Heurlin  n'eurent-ils  garde  d'y  manquer;  d'ailleurs  ne  fallait-il  pas  un 
peu  d'exercice  pour  pouvoir  digérer  un  repas  aussi  plantureux?  Et 

li  Déje  rhez  lo  oliessou  j'siis  clair  d'in  merquessin: 
l'a  rteni  dien  1'  cosson,  quotiëte  oiiyes  do  l'ennaye. 
Austant  de  grous  dindons,  d'polols  cune  rovaye; 
In  janc  £gnié,  treus  lieufs.  et  trap  beun  de  pigeons; 
J'évans  in  vé  clieu  nos  et  qnouëte  ou  cinq  jambons, 

Mas  s'n'a-m  ica  tortot,  je  n'songeu-me  aux  preusen* 

*l  Chansons  d*-  tauitle.  p.  69:  chansons  po  in  nace.  p.  70:  chansons  po  h» 
r'ieuv'sel,  p.  72 


—    126  — 


puis  »'rat  lè  inoiuh*.  c'est  la  modo,  et  lorsque  dans  le  pays  messin 
on  a  dit  ce  mot,  tout  est  fini,  c'est  la  mode,  c'est  l'usage  et  contre 
l'usage  il  n'y  a  rien  à  dire. 

Nous  donnons  en  même  temps  que  le  texte  du  »Baitommr*  une 
traduction  de  ce  texte.  Cette  traduction  n'a  aucune  prétention  litté- 
raire, c'est,  autant  que  faire  se  peut,  une  traduction  littérale  qui  n'a 
qu'un  seul  but,  faciliter  à  ceux  qui  ne  connaissent  qu'imparfaitement 
notre  patois  messin,  la  compréhension  du  texte  de  Mory.  Nous  avons 
donné  en  note  l'explication  de  quelques  termes  un  peu  plus  difficiles 
à  comprendre,  pour  les  autres,  la  traduction  suffira  amplement. 

Four  ce  qui  est  de  l'orthographe  nous  l'avons,  par  endroits,  quelque 
peu  modifiée,  nous  avons  donné  à  certains  mots  une  orthographe  qui  nous 
semble  plus  rationnelle.  Notre  patois  messin  n'est  pas  un  produit  du  XVIIP 
ni  du  XIXe  siècle,  il  date  de  plus  loin,  c'est  le  roman  messin,  c'est 
avec  très  peu  de  transformation  la  langue  parlée  autrefois  par  Jehan 
Aubrion,  Philippe  de  Vigneulles,  ,lean  Beauehez,  Jean  le  Coullon  et 
nos  autres  chroniqueurs  messins.  Aussi  nous  sommes  nous  guidés  pour 
l'orthographe  du  »  Baitomnu ><=  sur  nos  vieilles  chroniques,  et  c'est  dans 
leurs  textes  que  nous  trouvons  la  justification  des  changements  que  nous 
avons  adoptés.  Au  lieu,  par  exemple,  d'écrire  les  deux  syllabes  finales 
aigr,  hjc  comme  le  fait  Mory,  et  Haras  dans  ses  rééditions,  nous  avons 
adopté  l'ancienne  orthographe  aige,  avec  «,  /,  que  nous  retrouvons  chez 
nos  chroniqueurs  :  mairi«/ge,  villu/'ge,  s«/'ge-femme.  mesnn/ge,  héritn/go, 
owrru'ge,  dom«/ge,  fournvi/ge,  etc.;  de  même,  pour  la  voyelle  a.  qui 
dans  certains  mots  patois  se  traduit  par  ai,  nous  avons  adopté  a.  i, 
au  lieu  de  é,  et  cela  aussi  parce  que  c'est  ainsi  que  font  nos  vieux 
chroniqueurs:  accompagner,  maWdo,  charge,  mir/fàle.  Partout  où 
l'on  trouvera  deux  hh,  comme  dans  »hhur>  par  exemple,  ces  deux  ///* 
sont  à  prononcer  comme  le  dt  allemand  dans  *Budf.  par  exemple,  et 
là  oîi  il  n'y  aura  qu'un  seul  h  entre  deux  voyelles,  ou  au  commence- 
ment du  mot,  comme  dans  »w/ion*,  par  exemple,  cet  h  est  à  prononcer 
comme  le  g  guttural  allemand  dans  le  mot  »tragen*. 

Pour  le  reste  nous  nous  sommes  permis  très  peu  de  changements. 

Que  les  lecteurs  nous  les  pardonnent,  ce  n'a  pas  été  avec  l  in- 
tention de  corriger  nos  devanciers,  dont  nous  sommes  heureux  de 
reconnaître  les  mérites,  mais  uniquement  afin  de  faciliter  la  lecture 
de  notre  poème. 


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Lo  baitomme  don  piat  fei  de  Chan  Heurlin. 


Lèhairmante  Fanchon  è  poöne  ateut  r'ievaye. 
Que  fifîre  comme  in  paon  de  sé  beile  covaye, 
Elle  pense  qu  i  faut  baitier1)  so  piat  gaihhnat2» 
Que  sé  meire  s'ré  marraine,  éva  l'rossiau  Cbalat, 
5.  Qu'é  pramis  que  s'filleul  aireut  son  héritaige 

Et  qu'  po  li  lar'  don  bien,  i  r'nonceut  au  mairiaige. 

ïo  en  ravant  è  c'ié,  elle  feyeut  késancier3) 

So  draliet  nourrisson  qu'ateut  beun  renvaillé. 

I  n'aiveut  wa4)  qu'in  moës,  ou  lot  au  pus  hhis  s'niaines, 
10.  QuT  l'ateut  gai  comme  in  moinne  en  feyant  des  fredaines 

Fanchon  è  tot  instant  n'  feyeut  que  l'rembraissier, 

Lo  baheut  tot  pertot,  li  baillent  è  tassier5). 

Lo  gueillard,  nut  et  jo,  boveut  ses  dous  bouteilles. 

Ce  n'ateut-m",  comme  on  sait,  don  boin  jus  de  nas  treilles; 
15.  Ce  n'ateut-me  non  pus  don  vin  de  Juranc/on, 

Qu'Henri  quwette  é  sayé.  sans  fare  de  faicon  6i. 

Le  baptême  du  petit-fils  de  Chan  Heurlin. 

A  peine  la  charmante  Fanchon  fût-elle  relevée  de  ses  couches, 
que,  lière  comme  un  paon  de  sa  »belle  couvée*,  elle  pense  qu'il  faudra 
bientôt  baptiser  son  enfant.  Sa  mère  sera  marraine  avec  le  roux  Chalat 
(comme  parrain),  (5)  qui  a  promis  de  donner  son  héritage  à  son  filleul, 
et  qui,  pour  lui  faire  du  bien,  renonce  au  mariage. 

Tout  en  rêvant  à  cela,  elle  bercail  son  nourrisson,  si  drolet  et 
si  bien  éveillé.  Il  n'avait  guère  qu'un  mois,  ou  tout  au  plus  six  semaines, 
(10)  il  était  gai,  comme  un  moine  qui  ferait  des  fredaines.  Fanchon,  à  tout 
instant,  ne  faisait  que  l'embrasser;  elle  le  baisait  partout,  et  lui  donnait 
à  têler.  Le  gaillard,  nuit  et  jour,  buvait  ses  deux  bouteilles.  Ce  n'était 
pas,  comme  on  sait,  du  bon  jus  de  nos  treilles;  (15)  ce  n'était  pas 
non  plus  du  vin  de  Jurançon,  qu'Henri  IV  a  goûté  sans  faire  de  façons. 

')  Baitier,  v.  a.  baptiser.  *)  Gaihhnul,  s.  m.  diminutif  de  gaihhoti,  garçon, 
petit-garçon  ;  cfr.  roman  :  gair,  gairow,  garçon.  *)  Kr'tmcier.  v.  a.  bercer,  remuer 
balancer.  ')  M'a.  adv.  guère.  ')  Tastier,  v.  a  teter.  ')  Quand  Henri  IV  vint  au 
monde,  son  aïeul,  dit-on,  lui  frotta  les  lèvres  avec  une  gousse  d'ail  et  lui  fit 
boire  quelques  gouttes  de  vin  de  Jurançon. 


—    128  — 

D'in  bé  gaihhon  enlé')  sé  meire  ateut  guiarioue. 

(Valent  l'afant  dTaimor,  ausseu  l'ateut  agrouse*!, 

KU'  ne  l'aireut-m'  baillé  po  l'pus  grous  héritmenl  : 
20.  I  feyeut  so  bonheur,  sé  jouye  et  s'n'aigrément. 

Aussé  fallen t  Ii'  veur,  comme  elle  ateut  piahante3). 

Aimable  éva  lot  l'inonde,  et  tojos  cairessante: 

Don  peire  de  .s'n'afunt,  chaiquin  ateut  jaloux, 

Lo  bei  Mariée  aleut  le  perle  des  époux. 
25   I/éveut  ausstant  d'aimor  que  l'éveut  de  coraige 

Das  l'maitin,  cli  qu  é  H«  nul,  il  ateut  è  l'ovraigc. 

.laimas  ne  s'dérangeut,  l'éveut  trap  d'scntimens; 

Sé  fomme  et  s'piat  gaihhon,  val  ses  diverliss'mcns. 

Dans  tos  les  environs  on  vantent  zout  ménaige, 

80.   Tant  lé  vertu  perlot  é  dreut  è  nat  hommaige'. 

I.o  dieumanche  quand  l'allint  évo*i  permi  les  champs, 

L'atint.  dans  tot  lo  v  laige,  aidmirés  |x*  les  gens. 

Tot  le  monde  correul,  homme,  fomme,  bacelle4i: 

Chéquin  d'jeut  de  Fanchon:  —  »Ali!  mon  Dieu,  que  l'at  beile* 

35.  QuTé  bonne  mine  enlé,  s'piat  mairmat  d'sus  les  brés" 
l/inq  po  l'autre,  on  dirent  qu  l'ont  élu  fais  exprés. 

Sa  mère  était  glorieuse  d'un  aussi  bel  enfant,  c  était  l'enfant  de 
l'amour,  aussi  elle  était  heureuse;  elle  ne  l'aurait  pas  donné  pour  le 
plus  gros  héritage.  (20)  Il  faisait  son  bonheur,  sa  joie,  son  agrément  : 
aussi  fallait-il  la  voir  comme  elle  était  gracieuse,  aimable  avec  tout 
le  monde,  et  toujours  caressante.  Du  père  de- son  enfant,  chacun  était 
jaloux.  1^  beau  Maurice  était  la  perle  des  époux.  (25;  Il  avait  autant 
d'amour  que  de  courage;  du  matin  à  la  nuit,  il  était  à  l'ouvrage. 
Jamais  il  ne  se  dérangeait,  il  avait  trop  d'amour  pour  Fanchon;  sa 
femme,  son  petit  garçon,  voilà  ses  divertissements. 

Dans  tous  les  environs  on  vantait  leur  ménage,  (80;  tant  la  vertu 
a  droit  ù  nos  hommages  !  Le  dimanche  quand  ils  allaient  se  promener 
par  les  champs,  ils  étaient,  dans  tout  le  village,  admirés  par  les  gens. 
Tout  le  monde  courrait,  homme,  femme,  fille  ;  chacun  disait  de  Fanchon  : 
»Ali!  mon  Dieu,  qu'elle  est  belle.  (35)  qu'elle  a  bonne  mine  ainsi,  son 
petit  marmot  sur  les  bras;  on  dirait  qu'ils  ont  élé  laits  exprès  l'un  pour 

')  Eulr,  loc.  ad v. -comme  cela.  ')  Agroitt,  agrnuse,  adj.  heureux.  ")  l'iahant, 
pi<0iant<,  adj.  plaisant,  agréable,  de  bonne  humeur.  *)  Ero,  prép.  par,  au  travers. 
•  Baitllt.  s.  f.  jeune  fille:  cfr.  roman:  bai**elle,  bacele  :  Phil.  de  Vigneulles:  haicetU. 


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—    129  - 


R'wateuz  les  beil'  coleurs,  lè  bianchou  de  s' vesaige, 
On  wet  beim  qu'en  tot  tems  elle  é  étu  beim  saige. 
L'a  vra  qu'  Mariée  aleut  in  brauve  et  boin  gaihhon, 
40.  Qui  se  s  reut  putout  loué  que  d'tromper  sé  Fancbon; 
Ma  portant,  i  poveut,  quand  l'ateut  è  lè  gueire, 
Receur  in  coup  d'eainon,  qui  l'éreul  j'té  sus  terro, 
Lè  pour'  nate1)  eut  étu,  rédute  è  so  gaihhnat, 
Trap  agrouse  de  penre  et  d'époser  Chalat...« 

4ô.   ~  »Si  je  pâle  de  c  lé  ce  n'a-in'  pé  malice, 

Dejeut  K'  fomme  è  Paul,  et  j'ii  rends  beun  jeusticc. 

Eh  !  que  f'rinl  donc  saus  clé,  les  vaves,  les  afans, 

Si  on  les  délaisseut  è  lè  merci  des  gens? 

Ah!  combeun  on  en  wet,  que  l'on  prend  po  bacelles, 
50.  Lo  pus  lin  n'y  wet  gotte,  et  les  creut  des  pucelles. 

Clé  n'fat  rien  è  l'aiffare,  et  (pie  usait  rien  n'dit  rien: 

Et  lo  m'naige.  è  lè  lin,  neu  va-m'  so  vent  moins  bien.» 

Au  v'Iaige  comme  en  velle  on  fat  d'iè  meudisance: 
t"at  l'paiss'-temps  des  envioux,  c'at  l'piahi*)  dlè  vengeance; 
55.  Aussé  Fanchon  paissent  pé  lè  langue  des  gens, 

l'autre.  Regardez  les  belles  couleurs,  la  blancheur  de  son  visage,  on 
voit  bien,  qu'en  tout  temps,  elle  a  été  bien  sage.  Il  est  vrai  que  Maurice 
était  un  brave  et  bon  garçon,  (40)  qui  se  serait  plutôt  tué  que  de  tromper 
sa  Fanchon.  Mais  pourtant  il  pouvait,  quand  il  était  à  la  guerre,  recevoir 
un  coup  de  canon  qui  l'eût  jeté  par  terre,  la  pauvre  lille  eut  été, 
réduite  à  son  enfant,  trop  heureuse  de  prendre  et  d'épouser  Chalat. 

(45)  .Si  je  parle  de  cela,  ce  n'est  pas  par  malice,  disait  la 
femme  de  Paul,  et  je  lui  rends  bien  justice.  Eh  !  que  feraient  donc  les 
veuves,  les  enfants,  si  on  les  délaissait  à  la*  merci  des  gens?  Ah! 
combien  en  voit-on,  que  l'on  prend  pour  des  filles,  (50)  le  plus  fin  n'y 
voit  goutte,  et  les  croit  toujours  sages.  Cela  ne  fait  rien  à  l'affaire,  et 
qui  ne  sait  rien  ne  dit  rien.  Le  ménage,  à  la  fin,  n'en  va  souvent  pas 
moins  bien». 

Au  village,  comme  en  ville,  on  fait  des  médisances;  c'est  le  passe- 
temps  des  envieux,  c'est  le  plaisir  de  la  vengeance.  (55)  Aussi  Fanchon 
passait  par  la  langue  des  gens,  comme  on  fait,  en  cachette,  en  par- 

')  Nat,  nate,  s.  m.  et  f.  malheureux,  s'emploie  généralement  avec  l'adjectif 
jH}nr\  par  exemple:  h  pour  mit,  lè  ponre  nute.      Pinhi,  s.  m,  plaisir 

Jahrbuch  <1.  0««.  f.  lotnr.  Ocfschlchle  u.  Alt^rtumsk.,  Jalirfi.  'S).  f 

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-    130  - 


Comme  on  fat,  en  coëchatte,  en  parlant  des  aibsens. 

Les  fommes,  de  dépit,  atint  surtout  jélouses 

De  lè  veur  dans  lo  rang  des  pus  doces  épouses; 

L'endialint ')  de  n'poveur  li  Ireuver  queuq'  défaut: 
60.  —  »Elle  ateut  trap  beun  minse,  el  lo  porteut  trap  haut, 

In  jupon  de  taifTtais  n'ateut-m'  fat  por  levé.  « 

Tortot  ce  qu  elle  aivcut  lous  y  feyeut  enveye. 

("ateut  so  bé  bonnat,  et  so  bé  vantérien*) 

C'ateut  ses  fins  solés  qui  lè  chaussint  si  bien. 
05.  —  .S'inochu  senteut  per  trap  lè  daime,  ou  lè  grisette, 

L'ateut  per  trap  reiche,  auss'bicn  qu'sè  chemisette; 

Son  hornmc  n' ateut  rien  que  l'fei  d'in  mairchau  8j, 

Ce  n'ateut-m'  lo  Pérou,  po  far  lo  godluriau*); 

On  créreut,  è  lo  veur,  qu'  l'at  lo  seigneur  don  vlaige: 
70.  Kt  bientoul,  au  motin6),  l'éié.  comin"  lu,  so  siege...« 

Au  milan 8)  d'ees  gens-lé,  qui  creutiquint  Fanchon 
Se  treuveut,  per  beza,  Ii-  meire  Harbichon. 
Tot  è  cop  on  l'entend  (pie  cric  et  se  démoëne, 
Que  dit  è  tot  l'couarail:  »Foquc  v'bailler  tant  d'poène 

laut  des  absents.  Le*  femmes,  de  dépit,  étaient  surtout  jalouses  de  lu 
voir  dans  le  rang  des  plus  douces  épouses,  elles  enrageaient  de  ne 
pouvoir  lui  trouver  quelque  défaut.  (60)  >Ellc  était  trop  bien  mise, 
elle  le  portait  trop  haut.  Un  jupon  de  talfetas  notait  pas  fait  pour 
elle.»  Tout  ce  quelle  avait  leur  faisait  envie:  c'était  son  beau  bonnet, 
son  beau  tablier,  c'étaient  ses  souliers  lins,  qui  la  chaussaient  si  bien. 
(0">)  »Son  mouchoir  sentait  par  trop  la  dame  ou  la  grisette,  il  était 
par  trop  riche,  aussi  bien  que  sa  chemisette.  Son  mari  n'était 
que  le  Iiis  d'un  maréchal-ferranl,  ce  n  était  pas  le  Pérou  pour  faire 
le  godelureau.  On  croirait  à  le  voir  qu'il  est  seigneur  du  village, 
(70)  et  bientôt  à  l'église,  comme  le  seigneur,  il  aura  son  banc.« 

Au  milieu  de  ces  gens,  qui  critiquaient  Fanchon,  se  trouvait,  par 
hazard,  la  mère  Barbichon.  Tout  à  coup  on  l'entend  qui  crie  et  se 
démène,  et  dit  à  toute  l'assemblée:  «Pourquoi  vous  donner  tant  de 

')  F.ndiahr,  v.  n.  »endiabler c,  enrager.  *)  YunUrkn,  s.  m.  tablier  de  femme; 
cfr.  roman:  dcrnntrin  'j  Mairchau.  s.  m.  marî'chal-ferrant.  *)  (lodiuriau,  s.  m. 
fat,  poseur;  rfr.  roman:  tfodtkmtu,  fainéant,  qui  s'amuse  à  faire  le  joli  cœur 
auprès  de-»  femmes,  de:  gode,  tjodtite,  a»wiine.  fainéante,  paresseuse,  femme  de 
mauvaise  vie.  *)  Molin.  s.  m.  église:  rfr.  roman  -  montier,  momtirr,  montier.  *i  Mitan. 
s.  m.  milieu:  ctr.  roman:  mitnu. 


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-  i3i  - 

75.  Po  dehheurier')  des  gens  qui  ne  vos  font  point  d'mau? 

Ve  mériterins  beun  qu'on  v'bailleut  sus  l'musian. 

Comment  ouseuz-ve  paler  de  iné  bonne  coseine? 

Si  ve  n'coucheuz-m'  bientout  vate  indeigne  berdaine*), 

V'éreuz  aiiïare  è  mé,  je  v'kiawra  l'paroli 
HO.  .l'a  lo  pogne  ika  ferme  el  clé  ne  f'ré-me  in  pli.  * 

—  »Qu'al-ee  que  ve  berbollieuz,  repond  eune  bacelle, 
Rentreuz  vite  cheuz  vos,  vieille  simpiternelle, 
On  n'vos  craint  \va  tossé,  alleu/  vos  jUé  sus  l'Iit, 
Ve  senteuz  le  rogome  et  vof  teint  se  ragit.» 

85.      L'allint  se  penre  aux  crins,  quand  l'peire  è  lè  bacelle 
U  flanque  i  boin  hhoffiat  po  framer  lè  queurelle. 
C'at  enlé  bien  sovent  que  lo  eouaraii9)  finit; 
On  s'pique.  on  boi'-t.  on  s'bét  et  chaiquin  va  dans  s'Iit. 
Tortot  c  lé  no  fat  veur  qu'eune  fomme  angélique. 

peine  (75)  pour  déchirer  des  gens  qui  ne  vous  l'ont  pas  de  mal.  Vous 
mériteriez  bien  qu'on  vous  donne  sur  le  museau.  Comment  osez- vous 
parler  de  ma  bonne  cousine,  si  vous  ne  taisez  pas  bientôt  votre  indigne 
langue,  vous  aurez  aiïaire  à  moi,  je  vous  fermerai  la  bouche.  (80)  J'ai 
encore  le  poing  ferme  et  cela  ne  fera  pas  un  pli  *  »  Qu'est-ce 
que  vous  barbouillez,  répond  une  jeune  fdle,  rentrez  vite  chez  vous, 
vieille  »simpiternelle«,  on  ne  vous  craint  guère  ici,  allez  vous  jeter 
sur  votre  lit,  vous  sentez  1  eau-de-vie  et  votre  teint  rougit.  « 

(85)  Elles  allaient  se  prendre  aux  cheveux,  quand,  pour  terminer 
la  querelle,  le  père  de  la  jeune  fille  lui  donne  un  bon  soufflet.  C'est 
bien  souvent  ainsi  que  finit  la  veillée  ;  on  se  pique,  on  boit,  on  se  bat 
et  chacun  va  dans  son  lit. 

Tout  cela  nous  fait  voir,  qu'une  femme  angélique  (90)  n'est,  dans 

')  Dehfieurier,  v.  n.  déchirer;  cfr.  roman:  descirer,  xirieir;  *)  Berdaine,  s.  f. 
bavardage,  langue.  9)  Coutirnil.  s.  m.  assemblée,  causerie  sur  la  voix  publique;  cfr. 
roman:  quarole,  qua  rolle  et  qiierolU,  danse,  concert,  divertissement.  D'après  C.  S. 
(Pays  lorrain,  octobre  l!N)si,  couarail  viendrait  du  bas  latin  varruhium,  carrubeohts. 
carrefour,  dont  les  dialectes  français  ont  fait  curroi,  quarroi,  carroueil.  quarroyr.  Il  cite 
comme  référence  entre  autres:  «Lorsque  les  paysans  s'assemblaient  déjà  au 
quarroi  (Merlin  Coccaïe)  :  Les  jeunes  garçons  égnilletés  et  les  tilles  bien  fardées, 
vestues  de  leurs  cottes  blanches  el  de  leurs  cor-lïes  se  rangent  au  quarroi  ilbid.)« 
—  Les  deux  étymologics  sont  plausibles,  l'une,  celle  de  C.  S.,  se  référant  au  lieu 
du  couarail,  l'autre,  la  première,  à  ce  qui  s'v  dit  et  a  ce  qui  s  v  fait. 

!t* 

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-    132  - 


90.  N'at,  dans  aucun  endreut,  è  l'aibri  d'iè  critique. 
Fanchon  ne  s'en  doteut-nie,  et  s'conduheut  si  bien, 
Que  perlot  elle  éreut  Ireuvé  queuqu'boin  sotien. 
Tot  ehaiquin  en  tot  tems  s'empresseut  de  li  piare. 
Mariée  ateut  surtout  son  ange  lutélaire. 

95.      1  jo  doue  qui  djunint  éva  Tboin  Chan  Hcurlin. 
Bovint  don  vin  dTainnaye  et  maingint  don  gayinM, 
Fanchon  vint  les  treuver  et  près  de  zous  so  r'pouse, 
Dandinant  so  guaihhnat  et  chantant  l'endremouse a). 
»Ço  gueillard  lè,  dit  Chan,  te  baille3)  don  tintoin?» 
100.  —  »  Nian  déjè,  r'pond-elle,  aussé  j'en  a  beun  soin, 
.le  m'pias  è  Tdorlater  tot  au  long  d"lè  jonaye, 
Fo  qu  i  seut  endreumi  pendant  tot'  lè  nutaye; 
Ç'at  po  vos  paler  diu  que  ve  m'weyeuz  tossé, 
Ve  roublieuz  s'baitomme  et  j'viens  v'y  far  penser.« 

105.      —  *L'at  ma  foë  tems.  dit  Chan,  et  t  ais  rahon,  mé  chère, 
I  faut  que  dés  auj'hu  j'en  paleusse  è  té  meire, 
Je  fisqu'rans  lo  moment  |io  en  prcuvmn  Chalat 

aucun  endroit,  à  l'abri  de  la  erilique.  Fanchon  ne  s'en  doutait  pas,  et 
so  conduisait  si  bien,  que  partout  elle  aurait  trouvé  quelque  bon  sou- 
tien. Tout  chacun,  en  tout  temps,  s'empressait  de  lui  plaire,  Maurice, 
surtout,  était  son  ange  tutélaire. 

(95)  Un  jour  donc,  qu'il  déjeunait,  avec  le  hon  Chan  Heurlin, 
buvant  du  vin  de  Tannée,  et  mangeant  du  fromage  »gayin«,  Fanchon 
vint  les  trouver  et  s'assit  près  d'eux,  balançant  son  enfant,  en  chantant 
une  berceuse.  »Ce  gaillard-là,  dit  Chan,  te  donne  du  souci?»  (lOOi  —  »Non 
déjà,  ropond-t-elle,  aussi  bien  j'en  ai  grand  soin,  je  me  plais  à  le  dor- 
loter tout  au  long  du  jour,  afin  qu'il  dorme  pendant  toute  la  nuit. 
C'est  pour  vous  parler  de  lui  que  vous  me  voyez  ici;  vous  oubliez 
son  baptême,  et  je  viens  vous  y  faire  penser.«  (105)  —  »11  est  ma  foi 
temps,  dit  Clian,  et  tu  as  raison,  ma  chère,  il  faut  que,  dès  aujourd'hui, 
j'en  parle  à  ta  mère.  Nous  fixerons  la  date  pour  en  prévenir  Chalat, 
il  a  demandé  d'être  parrain,  c'était  pourtant  mon  lot. 

')  Gayin.  s.  m.  sorte  de  fromage  sec  qui  se  fait  dans  le  pays  messin.  Fro- 
mage gayin  c'est-à-dire  fromage  de  gain,  qui  se  garde,  par  opposition  au  fromage 
mou,  qui  ne  se  garde  pas;  cfr.  roman:  gayen,  guyeng,  gauing,  gain,  profit,  utilité. 
!,  Enihrmou>e.  s  f.  clianson  que  chantent  les  nourrices  et  les  mires  pour  endormir 
les  enfants.  ')  Huilier,  v  a  .  donner;  cfr.  roman:  bailler. 


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Lé  d  mandé  d'êf  parrain,  c'ateut  portant  mo  lai1;; 
Mas  aussé  j'euspèr'  beun  qu'i  tienré  sé  promasse; 
110.  Lo  bien  qui  t  é  pramis  ne  tTré-m1  roulier  carasse 
Mas  éva  l'çou  quVéré  et  qu'  Mariée  y  joindre 
Ve  s'reuz,'  morbieu,  ti*)  dous  in  couple  qu'on  eitré.» 

—  >Ah!  mon  Dieu,  j'n'cn  paisserans,  s'i  n'tient-me  è  sé  pérale. 
J'a  des  brès,  Dieu  merci,  dés  aujd'hu  j'm'en  consale, 
115.  Dit  Marice  è  Heurlin.  je  n'vieux-m'  paie  de  c'ié, 
J'en  évans  beun  aissez  po  plaicier  c't'afant-lé...« 
—  »Mas  quand  l'diale  y  s'reut,  n'a-m'  ka  temps  d'baitte  en  r  traite, 
Ve  n'en  reat'reuz-m'  tolé,  te  s'reuz,  jarni,  mout  beite.« 

Fanchon  rieut  dans  sé  bairbe  è  vo  discours  béditi. 
12U.  Enca  beun  qu'il  atout  in  tant  soit  pou  malin. 
Rogissant  de  pudeur,  et  sans  que  c'ié  paraisse, 
Elle  é  Téltention  de  coccher  sé  faiblesse. 
Sans  dote  elle  aiment  mieux  lè  chouse  (jue  lo  mat. 
1,'aimour  vient  don  mystère  et  preufer'  l'ombre  au  slat. 

125.      »Peire,  boveuz  in  coup,  et  palans  don  baitomme. 
VTévcuz  layé  tolé  po  couser  éva  m'n  homme. 

Mais  aussi  j'espère  bien  qu'il  tiendra  sa  promesse;  (110)  le  bien 
qu'il  t'a  promis  ne  te  fera  pas  rouler  carosse,  mais  avec  ce  que  tu 
auras  et  ce  que  Maurice  y  joindra,  vous  serez-,  morbleu,  tous  les  deux 
un  couple  dont  on  parlera.»  —  >Ah!  mon  Dieu,  nous  nous  en  passe- 
rons, s'il  ne  tient  pas  sa  parole.  J'ai  des  bras,  Dieu  merci,  dès  au- 
jourd'hui je  m'en  console.  (115)  dit  Maurice  à  Heurlin,  je  ne  veux  pas 
parler  de  cela,  nous  en  avons  bien  assez  pour  placer  cet  enfant-là. « 
—  >Mais  quand  le  diable  y  serait,  il  n'est  pas  encore  temps  de  battre 
en  retraite,  vous  n'en  resterez  pas  là.  tu  serais,  jarni,  bien  bete.« 

Fanchon  riait  dans  sa  barbe  à  ce  discours  badin  (120),  encore 
bien  qu'il  fût  un  tant  soit  peu  malin.  Rougissant  de  pudeur,  et  sans 
que  cela  paraisse,  elle  a  l'attention  de  cacher  sa  faiblesse  .... 

 L'amour  vient  du  mystère  et  préfère  l'ombre  au  soleil. 

(125)  -  »Père.  buvez  un  coup  et  parlons  du  baptême,  vous  l'avez  oublié 
pour  causer  avec  mon  mari.  Ouand.  pensez-vous,  pourra-t-on  l'aire 

')  Il  est  encore  d'usage,  au  pays  messin,  de  prendre,  comme  parrains  el 
marraines  des  premiers  enfants  d'un  jeune  ménage,  les  grands  parents  de  ces  enfants 
*'>  ti,  adj  tonl.  ti  rfoi/s,  tons  deux. 


-    1H4  - 

Quand  penseuz-v'  qu'on  pourré  far  veni  nas  pairens? 
I  n'  faut  point  d'étrangis,  j'atans  beun  aissez  d'gens.  « 

—  >Je  l'creus  beun.  dit  Heurlin,  eh!  beun.  ce  s'ré  dieuinaiiche, 

130.  Si  Ginon  1  'vieut  portant,  au  bairou  ')  j'mattra  l'anche, 
Et  j'boirans  torlus  d'boin  kieur  è  té  santé, 
K  celle  de  Mariée  et  d'vat  afant  gâté. 
I  l's'ré,  ma  foi-,  j'en  r'ponds,  t'en  as  déjè  si  folle, 
I  tTré  sovent  dauner,  jTen  baille  mé  pérale; 

13").  Kva  (os  les  preumins,  on  n'en  fat-me  auteurment, 

Des  mlioux  meires,  pé  foës,  les  guaiehnats  l'ont  l'tourment.« 

Pendant  qui  guèzolint  *),  val'  Ginon  qui  s'preusente. 
Lo  v'saige  tot  riant,  tant  elle  ateut  contente. 
•  V'airriveuz  tot  è  point,  Ii  dit  lo  peire  Heurlin, 

140.  V'Ieuz-v'  po  déjeuner  penre  i  werre  de  vin?« 

—  >V  n'en  éveuz-nT  trap  pur  vos,  merci  r'pond-t-elle  è  s'n'  homme' 
Lo  m  lioux  vin  nat  jaimas  lo  djunon3)  d'eun'  fommc... 
Qu'al-ee  que  v  recontins  donc  depeus  qu'  v'aleuz  tolé? 
Palins-v'don  baitomme,  i  faut  songer  è  c  lé  ; 

venir  nos  parents?  Il  ne  faut  pas  d'étrangers,  nous  sommes  bien  assez 
de  monde.»  —  »Je  crois  bien,  dit  Heurlin,  eh!  bien,  ce  sera  dimanche: 
(130;  si  Ginon  le  veut  pourtant  :  je  mettrai  le  tonneau  en  perce,  et  nous 
boirons  tous  de  bon  ereur  à  ta  santé,  à  celle  de  Maurice  et  de  votre 
enfant  gâté.  Il  le  sera,  ma  foi,  j'en  réponds,  tu  en  es  déjà  si  folle,  il  te 
fera  souvent  damner,  je  t'en  donne  ma  parole.  (135)  Avec  tous  les 
premiers  on  ne  lait  pas  autrement  ;  parfois  les  enfants  font  le  tourment 
des  meilleures  mères.  « 

Pendant  qu'ils  jasaient,  voilà  Ginon  qui  se  présente,  le  visage 
tout  riant,  tant  elle  était  contente.  —  »Vous  arrivez  juste  à  point,  lui  dit 
le  père  Heurlin,  (140)  voulez-vous,  pour  déjeuner,  prendre  un  verre  de 
vinV.  .Vous  n'en  avez  pas  trop  pour  vous,  merci,  répondit-elle  à 
son  mari,  le  meilleur  vin  n'est  jamais  le  déjeuner  d'une  femme.  Qu'est- 
ce  que  vous  racontez-do  ne  depuis  que  vous  êtes  ici?  Parliez-vous 
du  baptême  ?  Il  faut  y  songer.  (I4f>)  .le  voudrais  le  savoir,  il  faut  que 

')  Bairou,  s.  m.  baril,  tonneau  :  cfr.  roman  :  harnu,  barrou.  mesure  de  vin 
de  21  pintes,  et  sorle  de  petit  baril,  -i  Gur:nlint,  X  pers.  plur.  imp.  intl.  du  verbe 
ijurwUrr,  v.  n.  jaser,  bavarder,  gazouiller;  cfr.  roman:  ijazillrr.  *)  Djunon.  s  ni. 
il.'-jeuiler;  cfr.  îninari:  ilrsjini. 


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145   Je  voureus  le  sawer,  i  faul  que  clé  finisse 

Deucidons-Io  è  preusent,  lo  marnent  a  prapice.« 

—  »Eh!  beun,  reprend  Heurlin,  i  n'faut-m"  tant  de  l'aicon, 
.l'a  propousié  l'dieumanche.  i  convient  è  Fanehon, 

.le  creus  qu'on  n'pieut  mieux  far,  c1lé  nos  convient  è  tos, 
löO.  Clé  n'dérange  péhhounc  et  c'al  in  jo  de  r'pos; 

Demain  j'vra  veur  nat*  prête,  aifin  qui  s'prépaireusse, 
Comme  i  faut  qu'chaiquin  d'nos  po  Imoment  s'aiprateusse, 

I  faut,  si  v'm'en  creycuz,  far  eolé  das  l'maitin, 
In  oure  aivant  lè  masse,  on  s'rendré  au  motin, 

155.  J'aivans  don  temps  d'vant  nos  po  fare  nos  invites. 
Po  preuvnin  lo  parrain  et  fare  nos  visites: 
Fo  envayer  è  Metz  chercher  tot  (-'qui  fauré, 
Des  pois  d'seuk1}  tant  è  pus;  mas  qui  at-ce  qui  les  aich'tré?» 

—  »Ne  v'en  inquiéteur-me,  dit  Marice  è  s'beau-peire, 
160.  .l'a  dans  Metz  in  aimi  bien  franc  et  bien  sincère. 

Qui  fré  beun  vat'  empiette  et  qu'  l'aipotré  cheuz  vos. 
Auss'  bien  jTéreus  prié  d'v'ni  diner  éva  nos; 

II  en  fré,  tot  jayoux,  de  boin  kieur  lo  vayège*), 
Je  n'a  pu  l'aller  veur  depeus  l'jo  dual  mairiaige. 

cela  linisse.  Décidons  le  jour  à  présent,  le  moment  est  propice.»  — 
>Eh!  bien,  reprend  Heurlin.  il  n'est  besoin  de  tant  de  façons,  j'ai  pro- 
posé le  dimanche,  il  convient  à  Fanehon.  Je  crois  qu'on  ne  peut  mieux 
faire,  cela  nous  convient  à  tous.  (150)  Cela  ne  dérange  personne  et 
t'est  un  jour  de  repos.  Demain  j'irai  voir  notre  curé,  afin  qu'il  se 
prépare.  Comme  chacun  de  nous  à  temps  doit  s'habiller,  il  faul, 
si  vous  m'en  croyez,  faire  cela  le  matin.  Une  heure  avant  la 
messe  on  se  rendra  à  l'église.  (155)  Nous  avons  du  temps  devant 
nous,  pour  faire  nos  invitations,  pour  prévenir  le  parrain,  faire  nos 
visites  et  pour  envoyer  à  Metz  chercher  tout  ce  qu'il  faudra,  des  bonbons 
tant  et  plus;  mais  qui  est-ce  qui  les  achètera?»  —  »Ne  vous  en  in- 
quiétez pas,  dit  Maurice  à  son  beau-père,  (160)  j'ai  ä  Metz  un  ami, 
bien  franc  et  bien  sincère,  qui  fera  bien  votre  emplette  et  l'apportera 
chez  vous:  aussi  bien  je  l'aurais  prié  de  venir  dîner  avec  nous. 
H  fera,  tout  joyeux,  de  bon  cœur  le  voyage  ;  je  n'ai  pu  aller  le  voir 
depuis  le  jour  de  notre  mariage.  (165)  Fanehon,  qui  le  connait,  sait 

')  Pois  iVseuk,  mol  ;'i  mot,  pois  île  sucre,  c'est-à-dire,  des  dragées,  des 
bonbons.  \'  Vayèijf.  s.  m.  voyage:  efr.  roman:  rf'itfff,  rMwjr. 


—    13fi  — 


l(iâ.  Fanehou  qui  lo  connut  sait  quç'at  i  boin  gaihhon 
Compiahant,  obligeant,  qui  n'at-me  in  guerluehon. 
C'aleut  beun  maugré  mé  qui  n'ateut-me  ê  le  nace; 
L'y  sereut  vni  tot  pain'*  .sans  awer  b'zan  d'carassc.  « 

—  »Mas,  j'y  pense  seul'mcnt,  v'n'ateuz-me  iea  mairies, 
170.  Dit  Ginon  tot  è  eop,  vas  bans  n'sont-m'  publiés. 

VTateuz  pé  d'vant  natare1),  al-ce  aissez?  je  n  lo  ereus-me, 
IÀ<  religion  vient  pus,  at-ce  que  vas  n  lo  saiveuz-meV 
Si  l'on  n'va-me  au  motin,  j'nven  penra  è  Fanehon 
Kt  p't'êt'  beun,  que  l'keuré.  n'vouré-m'  baitier  s'gaihhon.« 

175.      —  »I  n'pourré  s'y  r'fuser,  repond  auss'tout  Mariée, 
1  nlo  fré-m'  non  pus,  auss'bien  e'at  s'beunéfice: 
Mas  portant  s'i  n'faut  qu'c'lé  por  vos  tranquiliser, 
J'y  paiss  rans  bien  v'ianti.  je  n'vieux-nï  vos  aibuser. 
Lo  mairiaige  et  l'baitomme  se  front  aivant  l'ouffice. 

180.  I  quart  d'oure  de  pus,  n'at-me  in  grand  saicrifiee: 
Jli  dira  de  s'hâter  po  v'nin  diner  cheuz  vos, 
I  n'boudré-m\  j'en  r'ponds,  quand  i  s'ré  ('va  nos, 

que  c'est  un  bon  gardon,  complaisant,  obligeant,  et  qui  n'est  pas  un 
greluchon.  C'était  bien  malgré  moi  s'il  n'était  pas  à  la  noce,  il  y  serait 
venu  tout  parc  sans  avoir  besoin  de  earosse.« 

»Mais  j'y  pense  seulement,  vous  n'êtes  pas  encore  mariés, 
(170)  dit  Ginon  tout  à  coup,  vos  bans  ne  sont  pas  publiés.  Vous  l'êtes 
par  devant  notaire,  est-ce  assez?  Je  ne  le  crois  pas,  la  religion  veut 
plus,  est-ce  que  vous  ne  le  savez  pas?  Si  l'on  ne  va  pas  ù  l'église, 
je  m'en  prendrai  à  Kanclion,  et  peut-être  bien  que  le  curé  ne  voudra 
pas  baptiser  son  enfant.*  —  il 75)  »II  ne  pourra  s'y  refuser,  répond 
aussitôt  Maurice,  il  ne  le  fera  pas  non  plus,  car  c'est  son  intérêt.  Mais 
pourtant,  s'il  ne  faul  que  cela  pour  vous  tranquiliser,  nous  passerons 
volontiers  par  là,  je  ne  veux  pas  vous  abuser  ;  le  mariage  et  le  baptême 
se  feront  avant  l'office .  (180)  Un  quart  d'heure  de  plus  n'est  pas  un 
grand  sacrifice.  Je  lui  dirai  de  se  hâter  pour  venir  diner  chez  vous  ; 
il  ne  boudera  pas,  j'en  réponds,  quand  il  sera  avec  nous.  Sa  peine  en 

')  Avant  lu  ({évolution  fram  .lise  le  maria»*-  c  ivil  n'existait  pas  :  on  passait 
le  contrat  par  devant  notaire,  puis  on  se  mariait  :ï  IVplwe,  les  registres  parois- 
siaux servaient  île  registres  de  lat-r-jvil 


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El  sé  poëne  en  tot  kés  Ii  s'ré  beun  payaye, 
E  tauille  i  s'ré  content  de  sé  bonne  jonaye.« 

185.  > Tortos  vre  beun  enlé,  viv'  les  gens  qu'ont  dTespril. 

Kva  les  gens  qu'sont  francs,  on  u'é-m'  bezan  d'écrit. 
Dit  lè  meire  Cïinou,  dont  c  lé  fielteut  Pareille 
Jalleus,  j'ereus,  m'endreumi,  mas  e't'aiffar-lé  m  remaille, 
Faut  é  c't'our'  que  j'penseusse  è  c'qui  faut  po  d'juner, 

190.  Kepouseuz-v'  sus  nié,  n'alleur-me  m  taiquiner. 

Je  r'ponds  qu'tot  vré  beun,  porvu  qu'on  m'iayeuss'  fare, 
J'aipratra  tot  c'qu  i  faut,  lo  rehhe  at  vate  aiffare. 
Mas  qu'at-e'  (|ue  t'fas  toléV  dit-elle  è  sé  Fancbon, 
To  v  lé  tot  endreumaye  auss'  bien  que  t'piat  gaibbon; 

195.  Vé-t'cn  lo  p'ter  dans  slit.  il  y  s'ré  pus  è  s'nahe; 
Lo  pour  nat.  eommTat  bé!  l'ai,  mardi,  tot  en  nage. 
Allans  n's-en  tos  les  treuhh.  et  layans  les  chaipés1). 
1  n'faut-m'  les  déranger  quand  i  sont  ouccupés. 
Prends  wad'  de  renvailler  c  te  chère  créature; 

200.  Pus  j  le  rewate,  et  pus  j'wés  que  c'at  té  portraturc 
Fanchon  s'ieuvc  è  l'instant  et  va  p'ter  dessus  s  lit 
Lo  tenro  oubjet  d'ses  soins  qu'elle  aidoure  et  chérit. 

tous  cas  lui  sera  bien  payée,  à  table  il  sera  content  de  sa  bonne  journée.  « 
(185)  —  »Tout  ira  bien  comme  cela,  vivent  les  gens  qui  ont  de  l'esprit. 
Avec  les  gens  francs,  il  n'est  pas  besoin  d'écrit,  dit  la  mère  (Jinon, 
dont  cela  flattait  1  oreille.  J'allais  je  crois  m'endormir,  mais  celte  alt'aire-là 
me  réveille;  il  faut  maintenant  que  je  pense  à  lout  te  qu'il  faut  pour 
déjeuner.  (190)  Reposez- vous  sur  moi,  n'allez  pus  me  taquiner. 
Je  réponds  que  lout  ira  bien,  pourvu  que  vous  me  laissiez  faire  : 
je  préparerai  tout  ce  qu'il  faudra,  le  reste  est  votre  affaire.  Mais  que 
fais-tu  donc  ici,  dit-elle  ù  sa  Fanchon.  te  voilà  endormie  ainsi  que  ton 
petit  enfant.  (195)  Va-t-en  le  porter  dans  son  lit.  il  sera  pi  us  ù  son 
aise.  Le  pauvre  petit,  tomme  il  est  beau!  Il  est,  mardi,  lout  en  sueur. 
Allons-nous  en  lous  les  trois,  et  laissons  là  les  hommes,  il  ne  faut  pas 
les  déranger  quand  ils  sont  occupés.  Prends  garde  de  réveiller  cette 
chère  créature.  (200)  Plus  je  le  regarde  el  plus  je  vois  que  c'est  tout 
ton  portrait.'  Fanchon  se  lève  à  l'instant  même,  et  va  porter  sur  son 
lit  le  tendre  et  cher  objet  de  ses  soins,  qu'elle  adore  et  qu'elle  chérit.. 

')  Chaifte,  s.  m  chapeau,  <i-  mot  s'emploie  souvent  pour  désigner  les  hommes 
par  opposition  aux  J.mw.«  fmmuih,,  aux  hlancs  honnets.  aux  femmes. 


—    138  - 


-  »Pendant  qu'j'atans  nas  douss,  dit  Heurlin  è  Mariée. 
Des  gens  que  j'invitrans,  i  nos  faut  far'  lè  lisse. 

205.  Te  l'écrirés  mieux  qu'mé,  pusque  t'ateus  forier, 

.l'a  dans  m'tiran  *)  tossé,  des  pieumes,  don  paupier. 
J'va  t'dicter  les  noms,  j'n'en  vieux-me  eune  fonaye2». 
Val  de  l'encre,  écris  donc:  les  Pouaré,  Leteornaye, 
Nat'  grand  onkin3)  Guiaudat,  l'Aubeurtin  d'Vany, 

210.  L  cosin  François  de  Metz,  et  surtout  t'boin  aimi, 
Lo  Crasse  de  Gheuby,  m"  pus  ancien  caimérade, 
Qui  n'fat  d'in  pat  d'vin,  qu  in  trat,  qu'eun'  raisade. 
C'at  in  bon  compaignon  que  tojos  cbante  et  rit. 
Que  mainge  comm'  quwett'  et  d'mar'  sus  su  aupétit. 

215.  Mas  clé,  n'a-m'  beun  enlé,  i  nos  faureut  des  fommes, 

Sans  c'ié  les  m'Iioux  fehhtins  ne  sont  rien  po  les  hommes. 
Clé  renjaye  lè  tauille  ous'qu'on  aime  è  causer, 
Mattons-y  queuqu'  coseine,  i  n'en  faut  po  jaser. 
Ecrivans  aux  cosins  de  ne  point  v'nin  sans  levés, 

220.  Que  j  pairans  les  vialons,  porvu  qu'elles  sint  corayes4).« 

—  »C'n'at-me  aissez,  dit  Mariée,  i  faut  Va  des  dansous, 
Por  ainimer  lè  danse  et  lare  in  pou  les  fous.« 

Pendant  que  nous  sommes  tous  deux  ensemble,  dit  Heurlin  à 
Maurice,  il  nous  faut  faire  la  liste  des  personnes  que  nous  voulons 
inviter.  (205)  Tu  l'écriras  mieux  que  moi,  puisque  tu  étais  fourier. 
.l'ai  là  dans  mon  tiroir,  des  plumes  et  du  papier;  je  le  dicterai  les 
noms,  je  n'en  veux  pas  nne  fournée.  Voilà  de  l'encre,  écris  donc  :  Les 
Pouaré,  Leteornaye,  notre  grand  oncle  Guiaudat.  l'Aubeurtin  de  Vany, 
(210)  le  cousin  François  de  Metz  et  surtout  ton  bon  ami,  le  Cras.se  de 
Cheuby,  mon  plus  ancien  camarade,  qui  ne  fait  d'un  pot  de  vin  qu'un 
trait,  qu'une  rasade,  c'est  un  bon  compagnon  qui  toujours  chante  et 
rit,  qui  mange  comme  quatre  et  demeure  sur  son  appétit.  (215)  Mais 
ce  n'est  pas  encore  tout,  il  nous  faudrait  des  femmes;  sans  cela 
les  meilleurs  festins  ne  sont  rien  pour  les  hommes,  cela  réjouit  la 
table  où  on  aime  à  causer;  mettons-y  quelques  cousines,  il  nous  en 
faut  pour  jaser,  écrivons  aux  cousins  de  ne  point  venir  sans  elles. 
(220)  Que  nous  paierons  les  violons,  pourvu  qu'elles  soient  joyeuses. 
—  «Ce  n'est  pas  assez,  dit  Maurice,  il  nous  faut  encore  des  danseurs, 
pour  animer  le  bal  et  faire  un  peu  les  fous.«  —  »Oh!  reprend  Chan 

')  7ïr«M,  s.  in.  tiroir.  *)  fonagt,  s  f.  tournée.  »)  Onkin,  s.  ni.  oncle.  *)  ('on. 
corwje,  adj.  vigoureux,  plein  de  force,  en  bonne  santé;  rfï.  roman:  rueure. 


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—  répond  Chan  Heurlin,  j'en  treuvrans  dans  lo  v'laige 

Fus  qui  nos  en  fauré,  pertot  dans  ehaiqu'  menaige; 

225.  Mas  je  n  ies  vieux-me  aivant  que  j'n'aivins  dejuné. 
Kt  s'ils  font  trap  d'brut,  je  les  chaiss'ra  tot  nel. 
C'at  fini,  j'creus,  Mariée,  è  c't'oure  i  faut  des  lattes 
Po  ehaiquin  d'ees  gens-lé;  drés  quelles  seront  pralles 
Je  les  enverra  cheuz  zous.  .Ferais  qu  i  s'ront  moul  contens. 

230.  Po  s'aiprater  tortus,  Feront,  ma  foë,  grand  tems. 

N'faut-me  oublier  t'iv  aimi.  je  n'sais  comment  qu'on  l'houye1)?* 

—  »C'at  Freumin,  dit  Mariée,  i  n'émoinré  lè  jouye; 

Demain  drés  lo  maitin,  i  r'ceuvré  mon  esprès, 

Et  dieumanche  au  slat  Fvant,  vcus  Fveureuz  dans  mes  brés. 

235.  J'naivans  rien  roublié,  j'creus?  retonnans  è  Fovraige. 

Allons,  peire.  alluns  n's-en,  je  m'sens  tot  pien  d'coraige.« 

Drès  Fsaimdi  hhuvant,  tot  les  gens  convaqués 
Airrivent  su?  des  chés  tot  remplis  de  boquels2); 
Les  fommes,  les  bacelF  atint  comm'  des  poupayes, 
240.  Les  peiites3i,  comm'  les  beil ,  atint  d'même  pérayes: 

Les  gaihhons  sus  zous  ch'vaux  féyint  kiaquer  zous  fouets, 

Heurlin,  nous  en  trouverons  dans  le  village,  plus  qu'il  nous  en  faudra, 
partout  dans  chaque  ménage;  (225)  mais  je  ne  les  veux  pas  avant 
d'avoir  déjeuné,  et  s'ils  font  trop  de  bruit,  je  les  chasserai  tout  net. 
C'est  fini,  je  crois.  Maurice  h  cette  heure,  il  faut  des  lettres  |K)ur 
chacun  de  ces  gens-là.  Dès  qu'elles  seront  prêtes,  je  les  enverrai 
chez  eux.  Je  crois  qu'ils  seront  bien  contents.  (230)  Pour  se  préparer, 
tous  auront,  ma  foi,  grand  temps.  Il  ne  faut  pas  oublier  ton  ami,  je 
ne  sais  comment  on  l'appelle  ?«  -  >  C'est  Freumin,  dit  Maurice,  il  nous 
amènera  la  joie;  demain  dès  le  matin,  il  recevra  mon  exprès,  et 
dimanche,  au  soleil  levant,  il  sera  dans  mes  bras.  (235)  Nous  n'avons 
rien  oublié,  je  crois  ?  Retournons  à  l'ouvrage  ;  allons,  père,  allons-nous 
en,  je  me  sens  plein  de  courage. 

Dès  le  samedi  suivant,  toutes  les  personnes  convoquées  arrivent 
sur  des  voitures  toutes  remplies  de  (leurs  :  les  femmes,  les  jeunes  filles, 
étaient  comme  des  poupées,  (240)  les  laides,  comme  les  belles,  étaient 
de  même  parées.    Les  garçons  à  cheval  faisaient  claquer  leurs  fouets, 

')  Jlowjer,  v.  a.  appeler,  nommer  crier  ;  cfr.  roman:  huyer.  huier.  *)  Boquet, 
s.  m.  bouquet,  touffe  de  Ileur,  pied  de  Ileur.  *)  l'eul,  J'ente,  adj.  laid,  rfr.  roman  : 
l>ut.  vilain,  mauvais. 


—    140  - 


Connu'  l'aivint  déjè  fat,  è  lè  preumire  foës. 
V  érins  dit  que  l'airmayc  airriveut  dans  lo  vlaige, 
Tant  les  chés1),  guairnis  d'peille,  atint  chairgés  d'baiguaige. 
245.  Au  traihin»)  quVlé  feyeut,  tortos  les  haibitans 

Atint  au  d'vant  d'zous  euhh3)  po  veur  les  uirrivans. 

Dessus  l'pus  bei  des  chés  on  weyeut  I-etcornaye. 
Enteur  les  dous  Pouaré,  chairgés  d'eunc  fonnayc 
De  boquets,  de  ribans,  jusque  d'sus  zous  chaipés. 
250.  Riant  lot  comm'  des  fous  des  prihons  éehaipés. 

C'ateut  pis  qu'au  fehhtin  quTaivint  fat  l'jo  die  naec. 
Ce  jo  lé,  po  rahon,  on  n'é  point  chanté  d'masse. 
Fanchon,  lè  pour  Fanchon,  ateut  dans  l'emberrés; 
Elle  ateut  dedans  s  lit.  t'nant  s  guaihhnal  dans  ses  brés. 

255.      Au  lagis  dChan  Heurlin.  tos  les  gens  vont  se  rende. 
On  aipoute  des  chyr's4)  po  les  adier  è  d  hhende. 
Chalat  v  lant  lo  preumin  cheuz  lu  so  preusenter. 
Aiprés  s'ché  to  treupchant5)  at  auss'tout  keulbuté. 
On  corre,  on  lo  sotient,  lot  prat  d'cheur8)  en  foëblesse. 

comme  ils  avaient  déjà  fait  la  première  lois.  Vous  auriez  dit  que 
l'armée  arrivait  au  village,  tant  les  voitures,  garnies  de  paille,  étaient 
chargées  de  bagages.  (245)  Attirés  par  le  bruit  que  tout  cela  faisait,  les 
habitants  étaient  devant  leurs  portes,  pour  voir  les  arrivants.  Sur  la 
plus  belle  des  voitures  on  voyait  Letcornaye,  entre  les  deux  Pouaré 
chargés  d'une  fournée  de  Meurs,  de  rubans,  jusque  sur  leurs  chapeaux, 
(250)  riant  comme  des  fous  échappés  de  prison.  C'était  pire  qu'au 
festin  qu'ils  avaient  fait  le  jour  de  la  noce.  Ce  jour-là,  et  pour  cause, 
on  n'a  point  chanté  de  messe:  Fanchon.  la  pauvre  Fanchon,  était 
dans  l'embarras:  elle  était  dans  son  lit,  son  enfant  dans  les  bras. 

(255)  A  la  demeure  de  Chan  Heurlin.  tout  le  monde  va  se  rendre  ; 
on  apporte  des  chaises  pour  les  aider  à  descendre,  Chalat  veut  chez 
Chan  se  présenter  le  premier:  il  trébuche  après  sa  voiture  et  le  voilà 
culbuté.  On  court,  on  le  soutient,  tout  près  de  tomber  en  faiblesse, 

'i  Ché,  >.  m.  char,  voiture,  eharette,  <jfr.  roman:  cher.  Phil.  de  Vigneulles : 
cfuiir,  *)  l'raihi»,  s.  m.  I»ruil,  tapage  ;  cfr.  roman:  trahin.  s)  Euhh,  s.  m  porte;  cfr. 
roman:  Amis,  huiz.  \i  <\t/r,  s.  f.  chaise;  cfr.  roman;  chtyrt,  chyre.  '-)  Treupchant, 
part,  présent  du  verbe  t reupcha;  v.  n  ,  renverser  et  trébucher  ;  cfr.  wntan  :  trabncher. 
*\  Chrur,  v.  n   tomber:  rl'r.  roman:  rli'irmr.  rluur,  rhnr. 


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■ 


-    141  - 

260.  I  n'aiveut  rieh  d'cassé,  seul'ment  l'ateut  baquesse1), 
I  fat,  en  sdégralanl  *)  c'  qui  pieut  po  so  rdrassier: 
—  »Val  lo  doleur  que  s  paisse.  el  j'n'a  qu  in  pou  mau  l'pied. 
Merci  tortus  cent  fois,  j'n'a-m'  bezan  qu'on  m'adieusse, 
J'm'en  vra  beim  tot  per  mé,  i  n'faut-m'  que  j'vos  géneusse.» 

265.  Les  fomm'  en  baihh'  des  chés  saulint  comm*  des  caibris3), 
Kt  d'crainte  de  lè  piawe,  s'en  vont  s'tnatte  <•  laibris. 

f,es  vlé  tortus  rentrés,  lè  chambre  en  ateut  pieine, 
V'airins  dit  des  laipins  grouillant  dans  zout  gairenne; 
Tant  qu'is  atint  tortus,  l'aivint  bon  aupétit, 

270.  Et  po  pleur  les  coucher,  i  falleut  pus  dïn  lit. 
fiinon  qu'aiveut  por  zous  prépain'  don  fromaige, 
Des  ieus,  in  grous  jambon,  même  ica  don  pataige, 
Les  engaige  tortus  è  soper  sans  faicon: 

•  C  al  maigue  auj'd'hu,  dit-elle,  et  j'naivans  point  de  phhon4). 

275.  Ve  v'en  paiss'reuz,  si  v'piat,  demain  j'f'rans  mieux  les  chouses.« 
Les  fomm"  répond"  auss'tout:  ».l'natans-m'  serupulousos, 
V'aiveuz  pus  qu'i  nos  faut  por  bien  nos  régaler 

(260)  il  n'avait  rien  de  cassé,  il  était  seulement  un  peu  boiteux.  Il 
fait,  en  se  démenant,  ce  qu'il  peut  pour  se  redresser.  —  »  Voilà  la 
douleur  qui  se  passe,  je  n'ai  qu'un  peu  mal  au  pied.  Merci  cent  fois 
à  tous,  je  n'ai  pas  besoin  qu'on  m'aide:  je  m'en  irai  bien  tout  seul, 
il  ne  faut  pas  que  je  vous  gène.»  (  265)  Les  femmes,  comme  des  cabris, 
sautent  en  bas  des  voitures,  et  de  crainte  de  la  pluie  vont  se  mettre  à 
labri. 

l,es  voilà  tous  rentrés,  la  chambre  en  était  pleine,  vous  auriez 
dit  des  lapins  grouillant  \ dans  leur  garenne.  Tous  tant  qu'ils  étaient 
avaient  bon  appétit.  (  270)  Four  les  coucher,  il  fallait  plus  d'un 
lit.  Ginon  qui  avait  préparé  pour  eux,  du  fromage,  des  œufs,  un  gros 
jambon,  même  encore  du  potage,  les  engage  tous  à  souper  sans  façon  : 
—  »Gest  maigre  aujourd'hui,  dit-elle,  el  je  n'ai  point  de  poisson, 
(275)  vous  vous  en  passerez,  s'il  vous  plait,  demain  nous  ferons  mieux 
les  choses.»  Les  femmes  répondent  aussitôt:  »Nous  ne  sommes  pas 
scrupuleuses,  vous  avez  plus  qu'il  nous  en  faut  pour  bien  nous  régaler; 

l)  Baquet,  adj.  boiteux  ;  cfr.  roman  :  boquet.  r)  Drgraier  (»),  v.  n.  se  démener 
gronder,  de  l'allemand  grollen.  ')  Caibn,  s.  m.  chevreau:  cfr.  roman:  cabri,  cabril 
cabri  t.  *)  Phhon.  s.  m.  poisson;  cfr.  roman:  pouxon. 


-    142  - 

J'n'en  aivans-mtant  cheuz  nos  que  v'en  aiveuz  tolé. 

Po  nous  coucher  tortus  ve  sreuz  embéressaye: 
280.  Mas  |K)  n'point  vos  gêner,  matteuz  nat'  aissembiaye 

Dans  vat'chambre  en-baut.  V'aiveuz  don  train 'i  tossé? 

Lïnk  è  cotié  de  l  aute,  on  s'mattré  sans  s'presser.« 

-   »Oh!  oh!  reprend  (linon,  v'n'ateuz-iiv  tortos  dos  popes, 

Et  j'creus  qu  i  n  a-m  preudent  d  malt'  lo  fu  prach' des  lopes3).« 
285.  —  »Bah!  bah!  dit  Letcornaye,  at-c'qne  l'on  pense  è  o'IéV 

Mateuz  nos  y  tojos,  j's'rans  tortus  beun  tolé. 

Feyeuz-y  p'ter  bien  vit'  cinq  ou  hhihh  batt  '  de  peille, 

Et  jVen  vrans  auss'tout  n'airranger  veill'  que  veille.  < 

Sitout  dit,  sitout  fat,  chaiquin  ayant  bien  bu. 
290.  On  ssouhate,  en  chantant,  en  riant,  bonne  nul. 

En  tot  bien,  tot  honneur,  si  l'on  en  creul  les  fouîmes, 

L'ont  paisse  e'te  nut-lé,  fourt  contentes  des  hommes. 

Lo  dieumanche  airrivé.  qu'ateut  lo  lendemain, 
C'ateut  lo  grand,  l'bei  jo  por  lo  dalent  parrain. 
295.  Le  mairraine  Ginon,  das  l'mailin  ateut  pratte. 
L'aiveut  mis  s'bé  bonnat  et  sê  pus  beille  cattea), 

nous  n'en  avons  pas  tant  chez  nous  que  vous  en  avez  ici.  Pour  nous 
coucher  tous  vous  serez  embarassée:  (280 1  mais  pour  ne  point  vous 
gêner,  mettez-nous  tous  (notre  assemblée)  dans  votre  chambre  en  haut, 
vous  avez  de  la  paille  ici?  On  se  mettra  l'un  à  côté  de  l'autre  sans 
se  presser.»  —  »Oh!  oh!  reprend  Ginon  vous  n'êtes  pas  des 
poupées,  et  je  crois  qu'il  n'est  pas  prudent  do  mettre  le  feu  proche 
des  étoupes.*  (285)  —  .Rah!  bah.  dit  Letcornayc,  est-ce  qu'on  pense 
à  cela!  Mettez-nous  y  toujours,  nous  serons  bien  là.  Faites-y  porter 
bien  vite  cinq  ou  six  bottes  de  paille,  nous  nous  en  irons  aussitôt 
nous  arranger  vaille  qui  vaille.  < 

Sitôt  dit,  sitôt  fait,  chacun  ayant  bien  bu,  (290)  on  se  souhaite 
en  chantant,  en  riant  bonne  nuit  

Le  dimanche  arrivé,  c'était  le  lendemain,  c'était  le  grand,  le  beau  jour 
pour  le  dolent  parrain.  (295)  La  marraine  Ginon  dès  le  matin  était 
prête.    Klle  avait  mis  son  beau  bonnet  et  sa  plus  belle  robe,  son 

')  ÏVcii'm,  s.  m.  paille;  cfr.  roman:  tmhi.  *)  To)*,  s.  f  i-tiiupc;  cfr.  roman: 
Ktoupt.  »}  Catlr,  s.  f.   rol>e,  jup«»;  cfr.  roman:  rote,  roste,  rotte. 


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So  grand  moehu  bradé  et  s'roge  vantérien. 

L'aiveut  l'ai'  d'eun'  bacell',  tant  sé  mise  ateut  bien. 

Fanchon,  le  jouye  au  kieur,  et  tojos  pus  aimabe, 
3<K).  Brillent  lot  comm'  In  slat,  comme  in  ange  aidourabe. 

Dans  ses  dous  bés  grands  œils,  on  weyeut  s'content'ment, 

Et  d'piahis  tos  les  gens  li  féyint  compliment. 

De  sé  beile  main  bianche,  elle  bailleut  don  myrthe  '), 

E  tos  les  assistans,  tortus  gens  de  mérite. 
805.  Por  zous  l'aiveut  aussé  preupairé  des  ribans; 

Tortus  s'en  sont  paires,  c'ateul  comm'  des  galans, 

L'en  aivint  aux  chaipés  que  fayinl  lè  coronne, 

L'en  aivint  devant  zous  qu'aivint,  j'ereus  beun,  in  aune. 

Po  bailler  des  boquets.  lo  boin,  lo  brauve  Heurlin, 
310.  Aiveut  drés*)  l'point  don  ,jo,  dépoillé  so  jaidin. 

—  »Ateuz-ve  tortus  praLs.  dit-il  è  l'aissembiaye  ? 

N'allans-me  nos  broiller,  ni  fare  eune  crawaye8). 

Weyans.  j'attans  dibh-sept,  i  nos  manque  Freumin, 

I  d'veut  été  eheuz  nos  au.jd  hu  de  grand  maitin.< 

grand  mouchoir  brodé  et  son  tablier  rouge.  Elle  avait  l'air  d'une 
jeune  fille,  tant  sa  mise  était  belle.  Fanchon,  la  joie  au  cœur,  et  tou- 
jours plus  aimable,  (300)  brillait  comme  le  soleil,  comme  un  ange 
adorable;  dans  ses  deux  beaux  grands  yeux,  on  voyait  son  conten- 
tement, et  fout  le  monde  se  plaisait  à  lui  faire  compliment.  De 
sa  belle  main  blanche  elle  distribuait  du  myrthe  à  tous  les  assistants, 
tous  gens  de  mérite.  (305)  Pour  eux  elle  avait  aussi  préparé  des 
rubans;  tous  s'en  sont  parés,  ils  étaient  comme  des  galants,  ils  en 
avaient  aux  chapeaux,  qui  faisaient  la  couronne,  ils  en  avaient  devant 
eux,  qui  mesuraient,  je  crois  bien,  une  aune.  Pour  donner  des  bou- 
quets, le  bon,  le  brave  Heurlin,  (310)  avait,  dès  le  point  du  jour  dé- 
pouillé son  jardin. 

»Etes-vous  tous  prêts?  dit-il  à  l'assemblée,  n'allons  pas  nous  em- 
brouiller, ni  faire  une  corvée;  voyons,  nous  sommes  dix-sept,  il  nous 
manque  Freumin,  il  devait  être  chez  nous  aujourd'hui,  de  grand  matin.  « 

V  Aux  mariages  il  est  encore  d'usage,  dans  le  pays  messin,  de  distribuer 
aux  invités  de  petits  bouquets  de  Heurs  de  myrthe  ou  de  fleurs  d'oranger,  que 
les  hommes  portent  il  la  boutonnière  et  que  les  femmes  épinglent  à  leur  corsage. 
»)  Drés}  prép.  dès,  à  l'instant;  cfr.  roman:  drès.  *)  Cranaye,  s.  m.  corvée,  ici  et 
plus  loin.  (V.  428)  dans  le  sens  de  bétisc,  n'allons  pas  faire  de  bêtise  ;  cfr.  roman  : 
croavee,  trouée.  Dans  certains  endroits  ce  mot  se  prononce:  crounye. 


—    144  — 

■ 


315.  —  »I  n'darér)-m',  dit  Mariée,  i  vinré  po  lè  masse. 
Teneuz,  en  palant  d  iu,  j'creus,  ma  foë,  que  lo  vace.* 
Au  même  instant  l'airrive  éva  k»  sec  au  dous. 

—  »  Ai  vaut  d'entrer,  dit-i,  j'a  pris  in  pou  de  r'pous.« 
»J'aivans  ca,  don  temps  d'rehh*),  repond  s'n  aimi  Mariée. 

320.  Essieute-to  tolé,  et  route  té  valise. 

Je  pense  que  t  ais  d'dans  tortot  e'que  j  a  d  mandé  ? 
Que  t'n'ais  rien  roublié  de  pawe  d'éf  grondé  V« 

—  »Ten  as,  ma  foë,  bien  lihur,<  dit  Freumin.  —  »I,es  draijayes 
I  faut,  r'pond  Chan  Heurlin.  les  bailler  au  parrain, 

325.  Et  que  dvant  tos  les  gens,  i  les  j'teusse  è  piein'  main.« 

—  »V'ny  penseuz-in",  dit  Chalat,  ne  sus-je  me  lo  compère  ? 
C'at  lè  moude,  je  creus,  qu  j'en  baille  è  mé  commère. 

J'en  a  piein  eun'  grand  boite,  et  j'vas  vos  les  aip'ter, 
I  s'rint  déjè  d'vanl  vos.  si  j'n'aiveus-m'  cuboulé  8).  « 

330.      Dans  i  keugnial*)  dlè  cliambre,  en  rïevant  sé  keulatte, 
1  s'en  va  loi  auss'loul  retreuver  sé  caissalle5) 
Kl  l'aippoute  en  jambianl  au  bé  milan  des  gens, 

(315)  —  >I1  ne  tardera  pas.  dit  Maurice,  il  viendra  pour  la  messe,  tenez, 
en  parlant  de  lui,  je  crois,  ma  foi,  que  le  voilà.»  Au  même  instant  il 
arrive  avec  le  sac  au  dos.  —  »Avant  d'entrer,  dit-il.  j'ai  pris  un  peu 
de  repos.  «  —  >Nous  avons  encore  du  temps  de  reste,  répond  son  ami 
Maurice.  (320)  assieds-toi  là  et  ôte  ta  valise.  Je  pense  que  tu  as  dedans 
tout  ce  que  je  l'ai  demandé V  que  lu  n'as  rien  oublié  de  peur  d'être 
grondé?*  —  Tu  en  es,  ma  foi,  bien  sûr.»  dit  Freumin.  —  «Il  faut  donner 
les  dragées  au  parrain,  dit  Chan  Heurlin.  (325)  alin  qu'à  pleine  main 
il  les  jelte  aux  gens*  —  «Vous  n'y  pensez  pas.  dit  Chalat,  ne 
suis-je  pas  le  compère?  C'est  la  mode,  je  crois,  que  j'en  donne  à  ma 
commère.  J'en  ai  plein  une  grande  boîte,  je  vais  vous  les  apporter, 
elles  seraient  déjà  là.  si  je  n'étais  pas  tombé..  (330 1  Pans  un 
coin  de  la  chambre,  en  relevant  sa  culotte,  il  s'en  va,  tout  aussitôt, 

'j  Daté,  3*  pers.  sing.  fut.  près,  du  verbe  <(am;  tarder.  *i  liehh,  s.  m.  reste 
8)  Cubouler,  v.  n.  et  a.  tomber  et  renverser  qlqn:  cfr.  roman:  cul  cl  bouler. 
rouler,  c'est-à-dire  tomber  sur  le  derrière.  *)  Krtufnint  s.  m.  petit  coin:  cfr.  roman  : 
quignet,  qiufnet.  e)  CaiMatr,  s.  f.  cassette,  ce  mot  est  une  transcription  du  français, 
un  mot  français  auquel  Mory  a  donné  ici.  comme  d'ailleurs  à  beaucoup  d'autre» 
dans  ses  ouvrages,  une  désinence  el  une  physionomie  patoise.  ('aissale  signifie  en 
réalité  casserole;  cfr.  Ch.  Heurlin,  ch.  IV.  v»82.  bailler  lè  caitsate,  qui  signifie  écon- 
duire  un  prétendant,  mot  à  mot  donner  la  casserole,  en  allemand:  Jemmuhm  eixni 
Korh  tjrben;  cfr.  roman:  enifsottf,  casserole,  poêlon. 


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-    145  - 


—  »J  a  lè  kié  dans  mé  malle     et  v'alleuz  veur  e'  qu'ut  d'élans, 

Dit  lo  bénét  d'Chalat.  v'alleuz  veur  si  j'sus  heile, 
335.  Si  j'sais  c'que  t.'at  de  vive,  et  si  j'n'a-m'  de  lè-  teile. 

R'wateuz2)  lo  bé  hoquet,  po  mé  commér'  Ginon; 

Val  de?  pois  d'seuk  bien  lins,  d  qué  remplir  so  giron  ; 

Val  aussé  po  nv tilleul  in  bé  draipé8)  d'moss'line, 

Val  in  bonnat  d'denteul,  qu'é,  ma  foi1,  bonne  mine. 
340.  V'alleuz  veur  que  e'joreé,  j'n  a-me  oublié  Fanchon 

Val  in  bé  grous  pain  d'seuk  que  vaut  beim  in  jambon. 

Val  in  mochu  bradé  que  deurré  des  ennuyés. 

Val  po  bailler  aux  gens  dous  grous  secs  de  draijayes. 

En  v'ié,  mes  aimins,  je  ne  sus-me  in  parrain  d'bou 
345.  Comm'  ve  l'weyeuz  tortus,  en  treuv'reuz-ve  des  m'liouxr'« 

•  Non,  rna  foi1,  dit  Ueurlin,  mas  fais  fat  trap  d'deupense, 

.le  n'sais  c'ment  que  j' pourra ns  t'en  bailler  reueompense.  « 
.     —  »J'n'en  vieux-m'  d'aut"  rpie  l'piahi  de  v'far  tortus  contens, 

R'pond  Cbalat,  j'v'aime  auss  tant  qu'si  v'atins  d'mes  pairents.  • 
350.     -  «Mardi,  j'n'y  pieux  pus  t'nin,  i  faut  que  j't'embraisseuse. 

Dit  Ginon,  que  va  té.  dés  aujd  hu,  je  danseussc 

retrouver  sa  cassette,  et  l'apporte,  en  vacillant,  au  beau  milieu  des 
gens.  —  »J'ai  la  clé  dans  ma  poche,  et  vous  allez  voir  ce  qu'il  y  a 
dedans,  dit  le  bénét  de  Ghalat;  vous  allez  voir  si  je  suis  bête,  (335)  si 
je  sais  ce  que  c'est  que  vivre,  et  si  j'ai  de  la  tête.  Regardez  le  beau 
bouquet  pour  ma  commère  Ginon,  voilà  des  bonbons  bien  fins,  de  quoi 
remplir  son  giron  :  voilà  aussi  pour  mon  filleul  un  beau  voile  de  mous- 
seline, voilà  un  bonnet  de  dentelle  qui  a,  ma  loi.  bonne  mine.  (340) 
Vous  allez  voir,  qu'aujourd'hui,  je  n'ai  pas  oublié  Fanchon,  voilà  un 
beau  gros  pain  de  sucre  qui  vaut  bien  un  jambon,  voilà  un  mouchoir 
brodé  qui  durera  des  années,  voilà,  pour  jeter  aux  gens,  deux  gros 
sacs  de  dragées.  En  voilà,  mes  amis,  je  ne  suis  pas  un  parrain  de 
bois,  (345)  comme  vous  le  voyez  tous,  en  trouveriez-vous  un  meilleur?* 
—  »Non,  ma  foi,  dit  Heurlin,  mais  tu  as  fait  trop  de  dépenses,  je  ne 
sais  comment  nous  pourrons  t'en  donner  récompense. «  —  «Je  n'en  veux 
pas  d'autre  que  le  plaisir  de  vous  contenter  tous,  répond  Ghalat,  je 
vous  aime  autant  que  si  vous  étiez  de  mes  parents.*  (350)  -  »  Mardi, 
je  n'y  peux  plus  tenir,  il  faut  que  je  t'embrasse,  dit  Ginonet,  qu'avec 

')  Mi//?,  s.  f.  poche.  *)  Ji'watnu,  2e  pers.  plur.,  ind.  près,  du  v.  a.,  rnratcr. 
regarder;  cfr.  roman:  reiraurder,  resnanfûr.  rcsirarder.  *)  Draipé,  s.  ni.  lange,  linge, 
voile,  couverture  ;  cfr.  roman  :  drapais,  drapel.  drapeau. 

Julirlitu'li  il,  Qcü.  f.  lothr  Oivscliii  lito  u.  AHcrluimtk.,  .Inlirg  3). 

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—    141)  - 


Chiüquin  au  boin  Chalat  feyeut  des  compliments. 
Sus  s'boin  kieur,  ses  preusents  et  ses  bés  sentiments 
Fendant  qu  i  s'eaijalint '),  val  lè  masse  que  sonne. 

355.       »Aiprateuz-v',  dit  Heurlin,  et  parrain  et  marraine. 
Houyeuz  le  saige-fomme *).  Ah  !  lè  val  qu  a  tolé, 
Ayeuz  soin  d'nat'  jaua),  qui  sent  beun  env'Iappé. 
Mas  je  n'wé-m'  lossé  lè  portouse  d'auguire?4) 
Sia,  Sia!  lè  val  aussé,  qu'at  tojos  prate  è  rire.< 

360.  —  »Xe  v'presseur-me  tant,  dit  lè  beile  Fanchon, 

Lo  damier  coup  n'a-m'  s'né,  n'faul-m'renvailler  m'gaihhon. 
Allons  tot  docett'mcnt,  qu'en  penseuz-v*  Mariée ?« 

—  »C'at  vra,  rpond-t-i,  sans  nos  on  n'commenc'ré-m'  l'office.  « 

—  »Ecouleuz,  r'prend  Heurlin,  ve  n'direuz-m'  que  non. 
365.  Val  les  kiaches5)  déjè  que  l'ont  zout  eairillon; 

Pairtans  en  rang  d'ignons8)  et  merchans  en  silence, 
N'faul-me  aller  au  motin  comme  on  corre  è  le  danse. « 

Val  mes  gens  devant  l'euhii,  on  n  ies  é-m'  putôt  vus. 
Que  tortot  dans  lo  vlaige  ateut  sans  d'zos  dessus: 

loi,  dès  aujourd'hui,  je  danse.'  Chacun  au  bon  Chalat  faisait  des  com- 
pliments, sur  son  bon  cœur,  ses  présents  et  ses  beaux  sentiments. 

Fendant  qu'ils  se  cajolaient,  voilà  la  messe  qui  sonne.  (355)  Préparez- 
vous,  dit  Heurlin,  et  parrain  et  marraine,  appelez  la  sage-femme.  Ah! 
la  voilà  qui  est  là;  ayez  soin  de  notre  coq.  qu'il  soit  bien  enveloppé: 
mais  je  ne  vois  pas  la  porteuse  d'aiguière?  Si,  si,  la  voilà  aussi, 
toujours  prête  à  rire.»  (300)  —  »Ne  vous  pressez  pas  tant,  dit  la  belle 
Fanchon,  le  dernier  coup  n'est  pas  sonné,  il  ne  faut  pas  réveiller  mon 
enfant;  allons  tout  doucement,  qu'en  pensez-vous,  Maurice?«  —  »C'esl 
vrai,  répond-il,  sans  nous  on  ne  commencera  pas  l'office.  <  —  >  Ecoutez, 
reprend  Heurlin,  vous  ne  me  direz  non,  (365)  voilà  les  cloches  déjà 
qui  font  leur  carillon;  partons  en  rang  d'oignons,  et  marchons  en  silence, 
il  ne  faut  pas  aller  à  l'église  comme  on  court  à  la  danse.» 

Voilà  mes  gens  devant  la  porte  :  on  ne  les  a  pas  plutôt  vus,  que 
tout,  dans  le  village,  est  sans  dessus  dessous.  (370)  Hommes,  femmes, 

')  Caijalint,  Ho  pers.  plur.,  imp.,  ind.  du  verbe  caijahv,  complimenter,  cajoler 
llatter;  cfr.  roman:  cagrokr.  r)  Saùjf-fvmme,  s.  f.  sage-femme;  cfr.  roman  messin 
Jean  le  Cuullon):  saign-ft-mme,  on  l'appelait  aussi:  W  nette  fomme,  la  sâle  femme. 
*j  Jau,  s.  n>.  coq:  cfr.  roman:  jau.  *)  hf  fiortouse  d'auguire.  la  porteuse 
d'aiguière,  était  une  femme  qui  faisait  partie  des  cortèges  de  baptême,  et  qui 
marchait  la  première,  en  portant  une  aiguière  remplie  d'eau.  Cette  coutume  fut 
conservée  encore  longtemps,  et  les  vieillards  de  notre  temps  se  souviennent 
de  l'avoir  vue  dans  leur  jeune  temps.  *)  Kiache.  s.  f.  cloche.  •)  Tgnon,  s.  m. 
oignon. 


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370.  Hommes,  fommes,  afans,  alint  devant  zoul'  poûte. 

Keurioux  d'veur  l'aissembiaye,  et  tortus  en  déroute. 

Tortot  ateut  en  branle,  et  les  kiach  s  et  les  gens. 

Les  IxnHes,  les  vialons  et  tos  les  instruments. 

C'ateut  in  cairillon,  qu  aireut  fat  sauver  l'diale, 
37:").  Fanchon,  lè  pour  Fanchon  en  ateut  <:uusi  pâle. 

On  enteur  au  motin,  dévat'ment,  sans  dir'mal. 

Dezos  l'drep  des  mairies  on  mat  lo  piat  gaililmat; 

Por  zous  éva  ferveur,  de  boin  kieur  chaiquin  prie. 

Ft  Tkeuré  tot  auss'tout  fat  lè  curimonic. 
380.  Lè  preumir'  bacelle  et  lo  preumin  gaihhon1) 

Ont  quêté  tos  les  douss  po  les  pours")  don  canton. 

Les  mairiés,  les  témoins,  ayant  fat  c'qu'i  faut  fare, 

Signé  d'sus  lo  reugite,  et  <-olé  sans  natarc, 

Remercié  l'keurc,  payé  los  les  chalans, 
385.  Que  v'tormentent  lolé  comm*  des  poures  mendiants. 

Lo  parrain,  lè  marraine  et  tos  les  gens  d  lè  naee, 

Au  lagis  dChan  Heurlin  s'en  r  vont  aiprés  le  niasse. 

C'at  lossé  qui  faut  veur  tot  lo  vlaige  ébaubi: 
Po  awer  des  pois  d'seuk,  on  n'ouyeut  pus  qu  in  cri. 

enfants,  étaient  devant  leurs  portes,  curieux  de  voir  le  cortège,  et  tous 
en  déroute. 

Tout  était  en  branle,  et  les  cloches  et  les  gens,  les  boites,  les 
violons,  et  tous  les  instruments.  C'était  un  carillon  qui  aurait  fait  sauver 
le  diable.  (375)  Fanchon,  la  pauvre  Fanchon  en  était  presque  pâle. 

On  entre  à  l'église,  dévotement,  sans  dire  mot,  sous  le  drap 
des  mariés  on  met  le  nourrisson  ;  pour  eux  avec  ferveur,  de  bon  wur 
chacun  prie,  et  le  curé  tout  aussitôt  fait  la  cérémonie.  (380)  La  pre- 
mière demoiselle  et  le  premier  garçon  ont  quêté,  tous  les  deux,  pour 
les  pauvres  du  canton.  Les  mariés,  les  témoins,  ayant  fait  ce  qu'il  faut 
faire,  signé  sur  le  registre,  et  cela  sans  notaire,  remercié  le  curé,  payé 
tous  les  employés  (385),  qui  vous  tourmentent  là  comme  de  pauvres 
mendiants,  le  parrain,  la  marraine,  et  tous  les  gens  de  la  noce,  au 
logis  de  Chan  Heurlin  s'en  retournent  après  la  messe. 

C'est  ici  qu'il  faut  voir  le  village  ébahi,  pour  avoir  des  bonbons,  on 
n'entendait  plus  qu'un  cri.  (390 ,i  Chan  Heurlin.  de  son  côté,  le  parrain  Chalat, 

l)  Le  garçon  et  la  demoiselle  d'honneur.  *j  l'oinr,  adj  pauvre. 

10* 


-    14*  - 


390.  Chan  Heurlin  de  s'eôté,  Io  parrain  Chalat  d  Taute 

En  jetint  è  pognaye  et  n's'en  feyint  point  faute; 

Les  kiaches,  les  vialons.  tortut  ateut  en  Pur, 

Et  les  boctes  surtout  ressaninl  au  tonnar! 

Ouyes,  cainards.  dindons  se  malint  è  le  féte, 
395.  Les  jaux  chantint  si  haut  qui  vos  rompint  lè  tête. 

Les  veiehes,  lo  wairé  '),  les  ehins  et  les  moutons 

Jaipint,  gueulint  tortus  pus  fout  que  des  Anons. 

On  entendent  pertol  au  mitan  dMè  inalaye: 

»Vir  Mariée  et  Eanchon!  vir  lè  heile  mairiaye!« 
400.  Chaiquin  rendeut  hommaige  è  totes  ses  vertus. 

Heurlin  n'aireut-m'  baillé  c'jo  lè  po  cent  écus. 

Aux  gens  qu'atint  d'vant  l'euhh,  i  jeut'  ea  des  dreugeayes 

Des  dobes')  tant  et  pus,  et  tojos  pé  pognaycs. 

On  r'commence  è  crier:  «Viv'  lo  boin  Chan  Heurlin! 
40:*).  Lo  boin  Dieu  béniré  lo  baitomme  et  l'fehhtin!» 

En  rentrant  dans  lè  charnue  éva  tot'  1  aissembiaye  : 
'Cal  lè  moude.  dit-i,  d"reinbraissier s)  lè  mairiaye, 
Et  lo  mairie  tot  d'mêmc,  aussé  j  vas  commencier.  < 
Chaiquin  en  l  imitant  ne  se  fat-m'  prier. 

de  l'autre,  en  jetaient  par  poignées  et  ne  s'en  faisaient  point  faute.  Les 
cloches,  les  violons,  tout  était  en  Pair,  et  les  boîtes  surtout  res- 
semblaient au  tonnerre!  Oies,  canards,  dindons,  se  mêlaient  à  la  fête, 
(395)  les  coqs  chantaient  si  haut,  qu'ils  vous  rompaient  la  tête.  Les 
vaches,  le  taureau,  les  chiens  et  les  moutons,  japaient,  gueulaient  tous, 
plus  fort  que  des  ânons.  On  entendait  partout,  au  milieu  de  la  mêlée: 
»Vive  Maurice  et  Fanchon!  vive  la  belle  mariée!»  (400)  Chacun  rendait 
hommage  à  toutes  ses  vertus.  Heurlin  n'aurait  pas  donné  ce  jour-là 
pour  cent  écus. 

Aux  gens  qui  étaient  devant  la  porte,  il  jette  encore  des  dragées, 
des  doubles  tant  et  plus,  et  toujours  par  poignées,  on  recommence  à 
crier:  »Vive  le  bon  Chan  Heurlin!  (40.) i.  Le  bon  Dieu  bénira  le  bap- 
tême et  le  festin.* 

En  rentrant  dans  la  chambre,  avec  tous  les  invités:  «C'est  la 
mode,  dit-il,  d'embrasser  lu  mariée  et  le  marié  de  même,  aussi  vais-je 
commencer.»  Chacun,  en  l'imitant,  ne  se  fait  pas  prier.  (410)  Chalat 
s'avance  alors,  et  tire  de  sa  poche  un  grand  papier  timbré,  témoin  de 

')  Wairr',  s.  m.  taureau  ;  cfr.  Pli.  de  Vigneullcs:  uaircl.  *)  Ihbe,  s.  ni.  double, 
o'cst-a-dirc  double  liard  ;  cfr.  roman:  double.  *)  Jiembraissitr,  v.  n.  embrasser:  cfr. 
roman:  embrader. 


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410.  Chalat  s'aivanee  auss  tout,  et  tire  de  sé  malle') 
In  grand  paupier  timbré,  témoin  de  sé  péralle: 
»Val,  dit-i  è  Fanchon,  lo  m'Iioux  de  mes  preusenls, 
.l'a  dit  que  j'me  rewaleus  tot  comm'  de  vos  pairents. 
.l'a  pramis  que  m'filleul  aireut  mon  hérilaige: 

415.  I  l'airé  aiprés  mé,  sans  praeès  ni  pairlaige. 

J'rest'ra  tojos  gunihhon,  si  ve  v'ieu/  l'aiccepler, 
.le  n' vieux  qu'vat  aimilié  por  prix  de  c'contrait-lè.« 
-  -  «Je  n'soffrirans  jaimas  in  pérail  saicrilice. 
J'n'ira-m'  vos  deupoiller«,  r'pond  auss'tout  Marine. 

420.  —  »C.'n'a-m'  <;olé,  r'prend  Chalat,  si  j'ii  baille  mo  bien, 
J'm'en  reuserve  lè  rente,  aiprés  j'n'a  b'zan  de  rien. 
Que  v'en  sane  tortus?  paleuz  donc,  Letcornaye, 
C  lé  n'at-i-m'  beun  enlé,  ou  fas-je  cun'  erawaye8)?« 
!  r'pond  qu'on  n'pieut  mieux  fare,  et  qu  e  pâler  franch'ment, 

425.  In  aibandon  enlé  vaut  mieux  qu'iu  testament. 

»Eh!  beun,  reprend  Fanchon,  j  aiceept  ra  de  val'  grâce, 
Po  val'  petiat  filleul  lo  contrait  d'vat'  promasse, 
Kt  quand  i  s'ré  d'vin  grand,  i  v  en  remercieré, 
Kt  d'vat  beile  aiction,  lo  ciel  vos  r  compens  ré.  « 

430.      Chalat  s'vouet  aippiuudi  pé  tot'  le  compaignaye, 
On  Ii  fat  compliment,  on  l'embraisse  è  l'envaye, 

sa  parole:  «Voilà,  dit-il  à  Fanchon,  le  meilleur  de  mes  présents,  .l'ai 
dit  que  je  me  regardais  comme  étant  de  vos  parents,  j'ai  promis  que 
mon  tilleul  aurait  mon  héritage,  (415)  il  l'aura  après  moi,  sans  procès 
ni  partage.  Je  resterai  toujours  gar«;on;  si  vous  voulez  l'accepter,  je 
ne  veux  que  votre  amitié  pour  prix  de  ce  contrat-là. «  «Nous  ne 
souffrirons  jamais  un  pareil  sacrifice,  nous  ne  voulons  pas  vous  dépouiller», 
lui  répond  aussitôt  Maurice.  (420)  —  »Ce  n'est  pas  cela,  reprend  Chalat, 
si  je  lui  donne  mon  bien,  je  m  en  réserve  la  rente;  après  cela  je  n'ai 
besoin  de  rien,  que  vous  en  semble-t-il  à  tous?  Parlez  donc,  Letcornaye, 
n'est-ce  pas  bien  comme  cela,  ou  bien  fais-je  une  bêtise  V«  Il  répond  qu'on 
ne  peut  mieux  faire,  et  qu'à  parler  franchement,  (425)  un  abandon 
comme  celui-là  vaut  mieux  qu'un  testament.  -  »Eh!  bien  reprend  Fanchon, 
j'accepterai  de  votre  grâce,  pour  votre  petit  filleul,  le  contrat  de  votre 
promesse,  et  quand  il  sera  grand  il  vous  en  remerciera,  et  de  votre 
belle  action,  le  ciel  vous  récompensera.*  (430)  Chalat  se  voit  applaudi 
par  toute  la  compagnie,  on  lui  fait  compliment,  on  l'embrasse  à  l'envie. 
Il  en  pleurait  de  joie  et  ne  pouvait  répondre  un  mot. 

')  Malh,  s.  f.  poche:  cfr  roman:  wählte,  poche  oii  los  bergers  mettaient 
leurs  provisions.  ')  Cmtnnje,  s.  f.  corvée,  i  <  -  i  dans  I»'  sens  <le  hetise. 


-    150  - 

Il  on  brayeut  ')  de  jouye,  et  if  poleut  r'ponde  in  mat. 

Fanchon  crevant  l'cailmer  Ii  poute  so  guaihhnat. 

Bah!  c'ateut  ica  pis,  vlé  qu'i  so  r'mat  è  brare, 
435.  Oui  rembraiss  so  filleul,  et  qui  n'sait  comment  fare 

Po  l'cairesser,  l'bahier*),  lo  r'tonner  d  cent  faicons; 

1  n'poveut  so  lasser,  n'écouteut  point  d'rahons. 

»V'alleuz  lo  renvailler«,  Ii  crieut  l'aissembiayc, 

I  brayeut  comme  in  vés)  qu'on  moënc  è  le  boch'raye  \) 
440.  Kt  n'écouteut  péhhoune,  aussé  Ten  é  tant  fat. 

Qu  Té,  en  lo  dandinant,  renvaillé  l'piat  guaihhnat. 

•  Ce  n's'ré  rien,  dit  Fanchon,  j'vas  li  bailler  è  bo^re, 

Kt  drés  qui  s'rendreumré,  je  l'mattra  dans  s'berc-oire5)«. 

Elle  alleut  s'en  aller,  quand  airriv'  lo  keuré; 
445.  l/aiveul  mis  sé  soutane6!  et  son  bonnat  carré. 
Aiprés  tos  les  sailuts,  les  compliments  d'usaige, 
Chan  Heurlin.  tot  content,  vieut  li  bailler  in  siège. 

♦  C'u'a-m'  lè  poine,  è  cThourc  on  drasse  lo  diner, 
Dit  Ginon,  d  peus  l'maitin,  j'aivans  tortus  juné, 

Fanchon,  croyant  le  calmer,  lui  porte  son  enfant.  Bah!  c'était 
encore  pire,  le  voilà  qui  se  remet  à  pleurer,  (435)  qui  embrasse  son 
filleul,  et  qui  ne  sait  comment  faire,  pour  le  caresser,  le  baiser,  le  re- 
tourner de  cent  façons;  il  ne  pouvait  se  lasser,  n'écoutait  point  de 
raisons:  «Vous  allez  le  réveiller!»  lui  crie  la  compagnie.  Il  pleurait 
comme  un  veau  qu'on  mène  à  la  boucherie,  (440)  et  n'écoutait  per- 
sonne, aussi  en  fit-il  tant,  qu'en  le  dandinant,  il  réveilla  l'enfant.  >Ce 
ne  sera  rien,  dit  Fanchon,  je  vais  lui  donner  h  boire,  et  dès  qu'il  se 
rendormira,  je  le  mettrai  dans  son  berceau.» 

Klle  allait  s'en  aller  quand  arrive  le  curé,  (445)  il  avait  mis  sa 
soutane  et  son  bonnet  carré.  Après  tous  les  saluts,  les  compliments 
d'usage,  Chan  Heurlin,  tout  content,  veutjui  donner  un  siège.  •-  »Ce 
n'est  pas  la  peine,  maintenant  on  dresse  le  diner,  dit  Ginon;  depuis  le 

»)  Brayeut,  H«  pers.  imp.  ind.  du  verbe  brare,  pleurer;  cfr.  roman:  braire. 
»l  Balikr,  v.  a.  baiser,  embrasser:  cfr.  roman:  lutter.  »)  I  c'.s.  m.  veau:  cfr.  roman: 
rai*.  *■■  Boch'raye,  s.  f.  boucherie;  cfr.  roman:  '<oc«r/V,  boucane.  s)  Berçoire.  s.  m. 
berceau  :  cfr.  roman  :  berehoul.  bereit,  l>ereuet,  Iwrsueil,  bas  latin  :  berciohtm  *)  Au 
dix-lmiticme  siï-cle  la  soutane  .'tait  un  costume  de  chour  et  de  cérémonie.  Le 
clergé  portait  comme  costume  de  ville,  l'habil  noir  à  la  franchise  ou  la  lévite  avec 
les  culottes  courtes. 


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450.  Allons,  monsieur  l'keuré,  val"  piaice  af  prépairaye, 

l'aisseuz  d'vant,  vas  berbis  vos  hbuvront1),  front  lè  haye.« 
Dans  lè  cbambe  è  côté,  chaiquin  s'  rend  en  jasant, 
Kn  chantant,  en  riant,  et  d'piahi  s'aigniçant. 

Si  l'on  v  ient  raiconlcr  lot  c'qu'on-z-é  fat  è  tauillo8), 
455.  Les  grous  mats  qu'on-z-é  dit,  comme  on-z-é  fat  lè  riaule3), 

Combien  qu'is  aivint  d'piéts,  et  combien  qu'is  ont  bu, 

I  faureut  pus  d'in  jo,  mas  j'en  sus  bon  ensu4). 

I  hheuflil5)  d'sawer  que  Fanchon,  que  Marke, 

Chan  Heurlin  et  Ginon,  cl  Chalat  lo  Jocrisse. 
460.  Ont  tortus  t  nin  péralle  et  fat  ce  qifis  ont  du. 

Qu'é  Vremin,  en  in  mat,  règne  ica  d'iè  vertu. 

lœs  lecteurs  pensent  beun,  qu'ausstout  aiprés  lè  panse'5) 

Kune  si  belle  fétc  é  fini  pé  lè  danse  ; 

Kl  si  de  e'que  j'a  dit  is  sont  tortus  contents 
465.  .le  s'ru  payé  d'mè  poöne  et  n'regretfra-m'  mo  temps. 

matin  nous  avons  tous  jeûné.  (450)  Allons,  monsieur  le  curé,  votre 
place  est  prête,  passez  devant,  vos  brebis  vous  suivront,  elles  feront  la 
haie.»  Dans  la  chambre  à  côté  chacun  se  rend,  en  jasant,  en  chantant, 
en  riant,  et  de  joie,  se  taquinant. 

Si  l'on  veut  raconter  tout  ce  qu'on  a  fait  à  table,  (455)  les 
gros  mots  qu'on  a  dits,  les  gauloiseries  qu'on  a  faites,  combien  ils 
avaient  de  plats,  et  combien  ils  ont  bu,  il  faudrait  plus  d'un  jour, 
et  j'en  suis  bien  loin.  11  suffit  de  savoir  que  Fanchon,  que  Maurice, 
Chan  Heurlin  et  Ginon,  et  Chalat  le  jocrisse.  (460)  ont  tous  tenu  parole, 
et  fait  ce  qu'ils  ont  du  ;  qu'à  Vremy,  en  un  mol,  règne  encore  de  la  vertu. 

Les  lecteurs  pensent  bien,  qu'aussitôt  après  la  panse  (diner),  une 
si  belle  fête  a  fini  par  la  danse,  et  si,  de  ce  que  j'ai  dit,  ils  sont  tous 
conlents,  (465)  je  serai  payé  de  ma  peine,  et  ne  regretterai  pas  mon 
temps7). 

*)  Hhuvronl,  3«  p€rs.  du  plur.  fui.  prés,  du  verbe  hhtir,  suivre;  cfr.  roman: 
xk»V.  *)  Tauille,  s.  t.  table;  cfr.  roman:  taule.  *)  Kiaule,  s.  f.  gaudriole,  gau- 
loiserie, divertissement.  4)  Ensu,  adv.  loin  de;  cfr.  roman:  rnsus.  *)  Hfteufit,  3« 
pers.  sing.  ind.  prés,  du  verbe  hheufir,  suflir.  *)  l'anse,  s.  f.  le  ventre.  Ce  mot 
est  employé  ici  dans  un  proverbe:  aiprés  lê  panse,  lè  danxe,  c'est-à-dire  après  le 
diner,  après  le  festin,  le  bnl;  cfr.  roman:  panse,  pansie.  'i  Dans  la  traduction  nous 
avons  conservé  l'orthographe  des  noms  propres,  sans  les  traduire.  En  voici  cepen- 
dant la  traduction:  Vhun  Heurlin,  Jean  Huilin,  Ginon,  Jeanne,  Fanchon,  Fran- 
çoise, Mariée,  Maurice.  Freumin.  Finnin.  Letrvmayc.  La  ('ornée.  Gmmnlat,  Claude. 
Chalat.  Charles. 


-    152  - 


Die  gallorömiscben  Villen  bei  Loerchingen  und  Saaraltdorf 

in  Lothringen. 

Von  T.  Weiter  und  H.  E.  Heppe 


Als  Fortsetzung  des  mit"  der  Freilegung  der  beiden  gallorömischen 
Villen  bei  Fréeourt-Urville  ')  begonnenen  Unternebniens  und  als  weiterer 
Beitrag  zur  Klarstellung  der  alten  Siedelungsgescbicbte  unseres  Landes 
gelangten  im  Laufe  des  Jahres  1907  die  auf  den  Abb.  1—8  dar 
gestellten  beiden  Villen  bei  Loerchingen  und  Saaraltdorf  zur  Bearbeitung 

Von  ihnen  soll  zunächst  diejenige  bei  Loerchingen  als  die 
minder  bedeutende  hier  behandelt  werden.  — 

Verf.  war  es  seit  langem  bekannt,  daß  in  den  Feldern  auf  der 
sanft  ansleigenden  Höhe  zwischen  dem  Bahnhof  Loerchingen  und  dem 
Flecken  die  Reste  eines  alten,  vermutlich  römischen,  Bauwerks  dicht 
unter  der  Oberfläche  begraben  lägen.  Als  nun  just  diese  Stelle  mit 
ihrer  Umgebung  als  Bauplatz  für  die  Anlage  der  neuen  Landesirren- 
Zweiganslalt  ausersehen  wurde,  war  keine  Zeit  mehr  zu  verlieren, 
wenn  von  den  dort  ruhenden  Resten  für  die  Wissenschaft  gerettet 
werden  sollte,  was  sich  von  ihnen,  wenigstens  auf  dem  Papier,  be- 
wahren ließ. 

Nach  den  üblichen  Vorverhandlungen  wurde  denn  zur  Freilegung 
geschritten.  Ihr  nach  Umfang  und  Erhaltung  des  Gefundenen  leider 
etwas  bescheidenes  Resultat  liegt  in  der  Darstellung  der  Abb.  Villa  rustica 
bei  Loerchingen  vor. 

Fin  Blick  auf  den  nahezu  quadratischen  Grundriß  genügt  bereits, 
um  zu  erkennen,  wie  berechtigt  die  Bemerkung  in  der  vorjährigen 
Arbeit')  gewesen,  daß  es  verfrüht  wäre  —  wie  verschiedentlich  ver- 
sucht worden 3)  —  jetzt  schon  für  die  hier  behandelten  Gebäudespezies 
ein  allgemeingültiges  Schema  aufzustellen.  Denn  wenn  sich  auch  hier 
wieder  einerseits  eine  gewisse  Verwandtschaft  der  Anlage  mit  den 
Urviller  Anlagen  ebensowohl,  wie  mit  den  aus  dem  rechtsrheinischen 
Gebiete  bekannten,  nichl  wohl  verkennen  läßl.  sc- weicht  doch  anderer- 

')  Welter  iiml  Heppe:  Die  gallurüinischen  Villen  bei  Kur/.p]  m  Urningen. 
-  Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  lolhr.  Gcscliichlc  und  Altertumskunde.  Band  XVIII. 
1!106.  S.  41»  ff. 

»>  a.  a.  0.  S.  417. 

'i  HeUner,  Zur  Kultur  von  Germanien  und  Gallia  Helgica.  Westd.  Zeitschr. 
II.  S.  1H  ff    Antlies.  Denkmalpflege  IJKHi.    s.  117  ff. 


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Cp-^~   r—  *.» 


m 


Ma 


•  SCHNITT-«  A  -  B- 


'WELTER-U-HEPPE-riET^,- 
•  FREI  LESUN8  •  DER-  VI  U-A  • 
•RUSTIOV 


f-,     ■         ,    ■    (    ,    i     ,    ■     f  L.TC-*  BEI«LÖRCHINQEN»IN*L.OTHR« 

3    *  -»  •GFWNDRISS-ltWSCHNlTT'I.Sb 

•MflftS55Tflö'  V.5o.  i3 

l-fct — i — i — i — t — S  1 


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—    154  — 


seits  dieses  neue  Loerchinger  Beispiel  von  den  bisher  bekannten  Typen 
auch  wieder  erheblich  ab.   (Vgl.  w.  u.) 

Als  verwandt  mit  den  bisher  bekannten  lothringischen  Wirtschafte 
villen  ist  bei  näherer  Betrachtung  außer  der  üblichen  Lage  des  Ge- 
bäudes auf  dem  Hügelabhangc.  die  Anlage  des  Ganzen  rings  um  einen 
inneren  Hof  und  der  typische  eine  Kellerraum  mit  seinem  langen 
Kellerhals  zu  bezeichnen. 

Abweichend  von  der  Regel  aber  und  neu  sind  die  quadratische  Form 
des  Grundrisses,  die  geringen  Abmessungen  des  Innenhofes,  die  Ver- 
kümmerung des  Flügelbaulen-Motivs  und  die  vorläufig  -  wenig  klare 
Verteilung  der  verschiedenen  Räume. 

Am  auffallendsten  ist  hierbei  gegenüber  der  sonst  gestreckten, 
die  quadratische  Anlage  des  Ganzen  und  mit  ihr  die  Kleinheit  des 
Hofes,  die  z.  R.  eine  Wendung  mit  bespanntem  Wagen  in  ihm  zur 
Unmöglichkeit  machen  würde.  Mit  seinen  einem  mittelgroßen  Zimmer 
entsprechenden  Maßen  erweckt  er  eher  den  Gedanken  an  ein  einfaches 
impluvium,  als  den  an  einen  brauchbaren  Wirtschaftshof.  Bei  der  sehr 
weitgehenden  Abtragung  der  Mauern  —  es  ist  im  wesentlichen  eigentlich 
nur  das  unterste  Bankettmauerwerk  erhalten  —  ist  leider,  mit  Aus- 
nahme des  durch  seinen  Beton-Estrich  als  Wohnraum  gekennzeichneten 
Raumes  B  in  der  Südwestecke,  eine  auch  nur  annähernde  Zweck- 
bestimmung der  einzelnen  Räume  nicht  mehr  möglich.  Jedenfalls 
macht  ihre  Anordnung  nicht  den  Eindruck,  als  ob  sie  für  einen  Bauern- 
hof bestimmt  und  geeignet  gewesen  sei.  Hingewiesen  sei  auf  die 
einem  Sainrnelschueht  ähnelnde  Steinsetzung  in  dem  eine  grobe  Pack- 
lage aufweisenden  Räume  A  und  auf  die  etwa  4  V  6  ,n  große  Packlage 
an  der  südlichen  Außenmauer  desselben,  die  an  dieser  Stelle  einen 
Eingang  vermuten  lassen  könnte.  — 

Die  Zeitteilung  dieser  Loerchinger  Villa  mag  von  der  der  übrigen 
bis  jetzt  bekannten  Beispiele  kaum  wesentlich  abweichen,  wie  sich  aus 
den  gesondert  zu  behandelnden  Kleinfunden,  darunter  einer  Münze  des 
Antonius  Pius  aus  dem  .lahre  154  n.  Chr.  ergibt.1)  — 

Als  Resle  von  Nebengebäuden  anzusprechende  Mauerspuren  haben 
sich  hier  nicht  feststellen  lassen. 

Nach  dem  Vorstehenden  erscheint  es  nicht  ganz  leicht  anzugeben, 
welcher  Gcbäudcgultung  das  vorliegende  Beispiel  nunmehr  wohl  zu- 
zuweisen sei. 

Bekanntlich  lassen  sich  nach  Heltner  u.  A.  die  römischen  „Villen  ' 
in  zwei  große  Gruppen  einteilen,  von  denen  die  eine  die  sogen.  Luxus-, 

'■)  Bemerkt  werden  inuf>  liier  diis  verliäUnismiilM«  häufige  Auftreten  von 
kleinen  FeiiersteinbruchsliUken  im  Bauschutt. 


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I 

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-     156  — 


die  andere  die  Wirtsehaflsvillen,  die  eigentlichen  Bauernhäuser,  umfaßt. 
Hierzu  fügen  Anlhcs  und  Wichmann  eine  dritte  Gruppe,  die  der 
großen,  sehr  reichen  Gutshöfe  mit  abgetrenntem  Wirtschaftskomplexe 
und  Weller  und  Meppe l)  unter  ausgesprochener  Anerkennung  der  dritten 
Gruppe,  welche  sie  in  Lothringen  als  vorherrschend  angeben,  eine  vor- 
läufig noch  problematische  vierte,  diejenige  der  kleinen  Gutshöfe,  die 
in  ihrem  Wohnteile  nicht  erheblich  über  den  Rahmen  des  Bauernhauses 
hinausgehen,  dagegen  abweichend  von  diesem,  wie  die  großen  „Herren- 
güter", den  Wirtschaftsteil  ebenfalls  für  sich  gesondert  zeigen.  — 

In  keine  dieser  Abteilungen  aber  läßt  sich  nun  die  Loerchinger  Villa 
ohne  Widerstand  unterbringen,  so  daU  die  Versuchung  auftritt,  ihr  zu  Liebe 
eine  weitere  neue  Unterabteilung  der  Gesamtgruppe  zu  bilden.  Und 
zwar  dann  vielleicht  die  der  eigentlichen  Landhäuser,  bei  denen 
das  Wohnen  in  der  freien  Natur  Hauptsache  gewesen  wäre,  der  Wrirt- 
schaftsbetrieb  aber  sich  im  wesentlichen  auf  den  reinen  Hausbedarf 
beschränkte. 

Ob  diese  Hypothese  Existenzberechtigung  besitzt,  muß  vorläufig 
bis  zur  Feststellung  weiterer  und  mehr  gesicherter  Exemplare  dahin- 
gestellt bleiben.  Woraus  der  Schluß  zu  ziehen  sein  dürfte,  daß,  wie 
zahlreich  auch  die  gallorömischen  Villen  in  Lothringen  sind,  deren  noch 
lange  nicht  genug  ausgegraben  worden  sind! 

Für  England  ist  übrigens  in  einzelnen  Fällen  die  Ausbildung  des 
inneren  Hofes  der  Wohnung  als  ausgeprägtes  Peristyl  mit  Impluvium 
unzweifelhaft  bezeugt  "),  so  dass  es  nicht  zu  gewagt  erscheinen  mag, 
wie  oben  geschehen,  ähnliche  Haus-  (Villen-)  Formen  auch  für  unser 
Gebiet  anzunehmen. 

Der  l'erislyl-Hof  aber  macht  nun,  wie  leicht  einzusehen,  seine 
Benutzung  für  den  landwirtschaftlichen  Betrieb  unmöglich,  ganz  ab- 
gesehen davon,  daß  er  von  vornherein  eine  verhältnismäßig  weit- 
gehende Kultur  der  Lebensformen  vermuten  läßt,  die  schwerlich  in 
enger  Verbindung  mit  bäuerlicher  Wirtschaftsweise  angetroffen  werden 
dürfte.  Damit  aher  wird  weiterhin  entweder  ein  gesonderter  Meierhof 
bei  größerem,  auf  den  Markt  berechnetem  Betriebe  vorausgesetzt, 
oder  aber  es  mußte  von  vornherein  bei  der  Anlage  des  Ganzen  über- 
haupt auf  eine  den  Hausbedarf  übersteigende  Produktion  verzichtet 
werden.  Auf  diese  Weise  aber  wäre  dann  als  weitere  neue  -  -  fünfte 
Gruppe  das  eigentliche  Landhaus  in  unserem  Sinne  zwanglos  ent- 
standen! — 

')  Vgl.  Welt«  u.  Hopi«-,  a.  a.  <).  S.  4'J3. 
*)  Anlties  a.  a.  0.  S.  tat. 


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WELTE R •  UND  •NEPPE*  METZj  * 
BEILEGUNG  •  DER* VILLA -Rl^ST- 
BE.1  '  SAARALTDORF- 
S  »TU  ATI  ON  S  PL  AN  • 
MAftSSSTAB'  1  33o73 


BLATT- 


BEZIRK  - 


•CVJPSEN.U-OEÎt. 


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-    158  - 


Das  allgemeine  Schema,  wenn  denn  einmal  ein  solches  des  leich- 
teren Ueberklicks  wegen  nicht  wohl  entbehrt  werden  kann,  würde  sich 
nunmehr  unter  Berücksichtigung  der  von  den  Verfassern  befürworteten 
neuesten  Formen  logisch  geordnet  etwa  folgendermaßen  darstellen, 
wobei  für  die  Ableitung  der  beiden  Parallelreihen  der 
reicheren  Gestaltungen  als  Entwicklungsprodukte  aus  dem 
einfachen  Bauernhause  manches  sprechen  dürfte. 

Schema. 

A. 

Wirtschaftsvillen*» 

(Bauernhäuser! 
mit  Wohnung  und  Wirtschaft  unter  einem  Dach. 

Davon  ausgehend: 

ß"  C  t. 

1.  Kleine  Gutshöfe  1.  Grosse  Gutshöfe,  mit  sehr  aus- 

Mit  selbständigem,  bescheidenem  gedehntem,  fürstlichem  Wohnteile 

Wohnteile     und    abgetrenntem  und   abgetrenntem  Wirtschafts- 

Wirtschaftshofe.    Das  ganze  Jahr  komplex.     Das  ganze  Jahr  be- 

hewohnt  und  betrieben.  trieben  und  bewohnt. 

2.  Landhäuser  i.  Luxusvillen  tr  i. 

Mit  Peristylähnlichem  Innenhofe.  Sehr  ausgedehnt,  aber  stets  ohne 

Landwirtschaftlicher Betriebnirht  Wirtschaflsbetricb  und   nur  im 

Bedingung.  Das  ganze  Jahr  oder  Sommer  bewohnt, 

nur  im  Sommer  bewohnt.  * 

Heicher  als  in  Loerchingcn  war  die  Ausbeute  in  Saaralhlorl, 
diesem  sehr  alten  Dorfe  an  der  Saar,  bekannt  nicht  allein  durch  den 
langen  Zug  seiner  als  „Heidenmauern'1  bezeichneten  struppigen  Hecken 
mit  ausgedehnten  Mauerresten  und  zahllosen  Scherben  aller  Art  und 
Gattungen,  sondern  auch  und  hauptsächlich  wohl  für  diesen  nördlichen 
Teil  des  Kreises  Saarburg  durch  den  auf  der  Höhe  nach  Goerlingen 
zu  gelegenen  „Weiherwald". 

Dieser  verdankt  seinen  Namen  nicht  etwa  dem  Umstände,  duti 
er  6—8  Maren  größeren  l'mfanges  birgt,  deren  Hälfte  stets  mit  Wasser 
angefüllt  ist,  sondern  der  Tatsache,  daß  die  angrenzenden  Talsenkungen 
im  Mittelalter  abgesperrt  und  so  künstliche  Fisch weiher  gebildet  wurden. 

*)  nach  :  Hettner,  a.  a.  <>. 

**i  nach:  Weiter  und  Heppe,  a.  a.  0..  S.  423. 

f)  nach:  Wichmann.    Jahrb.  d.  Ges.  f.  I.  Gesch.  u  A.    18!*8.    S   171  IT 
tt)  nach:  Derselbe  und  Anthes,  a  a.  ()..  a.  a.  O. 


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—   im  — 


die  der  Abfluß  der  oberen  Uucllcn  speiste  und  aus  denen  das  nächste 
Kloster  sich  die  köstliche  Speise  verschallte. 

Nebst  diesen  Maren  und  der  Villa,  deren  Besehreibung  folgen  soll, 
birgt  er  auch  noch  eine  Reihe  von  etwa  30  Hünengräbern  der  Hallstat t- 
La-Tcne-Zeit.  Verf.  hat  Vi  derselben  mit  Erfolg  ausgegraben:  eine 
mehrjährige  Arbeil  über  die  hier  bald  berichtet  werden  soll. 

Auf  diesen  so  interessanten  „Weiherwald"  hatte  des  Verf.  Auf- 
merksamkeit gelenkt  sein  Freund,  der  junge  Landwirt  .losef  Schantz 
des  benachbarten  Gutes  Freiwaldhof,  der  die  tumuli  kannte. 

Die  Ausgrabungen  dieser  tumuli  besichtigle  öfters  der  eifrige 
Archäolog  des  benachbarten  Bezirkes  Inter-Elsaß,  Heinrich  Schlosser 
aus  Drulingen.  der  dann  gelegentlich  Verf.  auf  die  umfangreiche  Ruine 
eines  „Heidenschlosses"  aufmerksam  machte. 

Aus  den  an  der  Oberfläche  spärlich  sichtbaren  Tuffsteinen  sowohl 
wie  aus  der  Lage  auf  der  Höhe  wollte  jedoch  Schlosser  nicht  gleich 
auf  eine  Villa,  sondern  eher  auf  einen  Tempel  schliessen.  Verf.  selbst 
hegte  einigen  Zweifel  demgegenüber,  der  sich  schließlich  als  berechtigt 
ergeben  sollte. 

Flurnamen  wie  „HeideuschlolJ"  und  ähnliche  sind  in  vielen  Fällen 
schon  dem  Archäologen  I reifliche  Führer  zu  manchmal  ergiebigen  Fund- 
stellen gewesen.  Denn  wenn  sich  im  Gedächtnis  des  Volkes  auch  die 
fest  umrissene  Erinnerung  an  Taten  und  Ereignisse  längst  verklungener 
Tage  verwischt  hat,  —  im  Gewände  der  Sage,  in  heute  dem  Unein- 
geweihten zuweilen  ganz  unverständlichen  Namensbezeichnungen,  in 
Kinder-  und  Spinnstubenmärchen  lebt  ein  Schimmer  dessen,  was  einst 
gewesen,  weiter.  — 

So  ließ  sich  aus  der  genannten  Flurbezeichnung  ohne  weiteres 
schließen,  daß  an  jener  Stelle  einmal  ein  größeres  Gebäude  gestanden 
haben  müsse.  Und  mit  den  Heiden  sind  hier  zu  Lande  stets  entweder 
vorhistorischer  Besitzer  oder  die  Hörner  gemeint,  wenn  deren  Werke 
nicht  gar  dem  Teufel  und  den  Hexen  zugeschrieben  werden.1) 

Aus  dem  Namen  „Schloß''  konnte  ferner  entnommen  werden, 
daß  es  größere  Beste  gewesen  sein  mußten,  die  ihm  Entstehung 
gegeben,  eine  Annahme,  die  durch  die  Erzählung,  daß  «1er  Hauptteil 
des  naheliegenden  elsässischen  Dorfes  Goerlingen  mit  den  Steinen  der 
Ruine  erbaut  sei,  nur  bestärkt  wurde. 

Diese  letztere  freilich  schien  spurlos  von  der  Erde  verschwunden: 
Der  Wald  hatte  die  Stätte  zurückerobert,  wo  einst  Menschen  lebten 
und  litten.  — 

*)  Teufelswege.  Tcufelssteine,  I  te  xonschloß,  Hexenkessel.  Heidenmauer. 
Heidenstadt.  Heulenturm  u.  dergl.  m  Vergl.  hierzu:  ('..  Mündel;  Die  Vogeson. 
Heischandbuch  für  Elsaß-Lothringen.    Strafiburg  1«0<>  ■-  Register.  - 


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-    162  — 


Seine  nahe  Verwandtschaft  mit  Urville-Frécourt  beweist  das  neue 
Beispiel  ferner  —  und  zwar  im  Gegensatz,  zu  dem  gleichzeitig  frei- 
gelegten in  Loerchingen  —  auch  durch  die  hier  ganz  gleich  wie  dort 
ausgebildeten  und  wie  in  Frécourl  nach  Norden  vorspringenden  beiden 
kurzen  Flügel.  ') 

Welcher  Wert  gerade  dieser  Anordnung  hier  beigelegt  wurde, 
läßt  sieh  daraus  erkennen,  daß  anscheinend  nur  ihr  zuliebe  der  im 
Verhältnis  zur  ganzen  Anlage  als  unorganisches  Anhängsel  erscheinende 
Raum  H  in  den  Grundriß  aufgenommen  wurde.  Letzterer  macht  in- 
folgedessen einen  unvollständigen  Kindruck,  so  als  ob  er  nicht  in  dem 
ursprünglichen  Umfange  zur  Ausführung  gelangt  sei. 

Dabei  ist  zu  bemerken,  daß  der  nach  Süden  außen  an  die  Hof- 
mauer  angelehnte  Raum  N  bestimmt  nicht  zum  ersten  Entwurf  gehörte, 
was  daraus  hervorgeht,  daß  seine  Wände  nicht  im  Verbände  mit  der 
Hofmaucr  stehen,  wie  sie  auch  durch  ihre  mangelhafte  Ausführung 
von  dieser  unterschieden  sind.  Außerdem  bestand  zwischen  diesem 
Räume  und  dem  Hofe  keinerlei  Verbindung:  er  erscheint  somit  als 
spätere  Anfügung. 

Aus  denselben  Gründen,  mit  Ausnahme  des  letzten,  müssen  auch 
die  Räume  K,  L  und  M  als  späterer  Anbau  bezeichnet  werden.  Denkt 
man  sie  sich  übrigens  als  nicht  vorhanden,  so  gewinnt 
der  auf  den  ersten  Blick  etwas  verworren  erscheinende 
Raum  komplex  hier  sofort  an  Klarheit  und  ähnelt  dann 
auch  seinerseits  wieder  dem  entsprechenden  Teile  der 
Anlage  in  Fr é court.  Wie  dort  und  in  Urville  lindet  sich  dann 
auch  Iiier  wieder  der  nach  Westen  orientierte  einzige  Kellerraum  mit 
seinem  diesmal  im  Innern  des  Hauses  liegenden  langen  Kellerhalse. 

Auf  Grund  aller  dieser  immer  wiederkehrenden  und  somit  wohl 
auch  für  unser  Gebiet*)  als  typisch  zu  bezeichnenden  Eigentümlich- 
keiten darf  nunmehr  Suaraltdorf  unbedenklich  als  in  dieselbe  Gebäude- 
kategorie wie  Frécourt-Urville  gehörig  bezeichnet  werden,  vor  denen 
der  neue  Fund  aber  eine  etwas  reichere  Ausstattung  der  Wohnräume 
voraus  hat. 

Welcher  Unterabteilung  des  weiter  oben  dargestellten  Schemas 
diese  Kategorie  nun  aber  zuzuschreiben  ist.  darüber  gibt  vielleicht  die 
weitere  Untersuchung  Aufschluß.  — 

Hei  der  Bearbeitung  der  letztjährigen  Freilegung  wurde  darauf 
hingewiesen"),  daß  aus  dem  eventl.  Nichtvorhandensein  eines  großen 

Vergl.  Wetter  und  lleppe  a.  a.  0  S  422 
V.  Anthes  a.  a  0.  S.  US), 
a;  Weiter  und  lleppe.  a.  a.  0  S  422  f. 


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-    164  - 


Einfahrtstores  in  den  Innenhof  gefolgert  werden  könnte,  daß  die  frag- 
liehe Anlage  dann  u.  M.  keine  eigentliche  Wirtschaftsvilla,  d.  h.  kein 
Bauernhof  gewesen  sei,  sondern  eine  zwischen  ihm  und  dem  großen 
Gutshofe  einzureihende  Zwischenstufe  mit  getrenntem  Wohn-  und  Wirt- 
schaftsteile. 

Hier  in  Saaraltdorf  nun  hat  sich  das  Hoftor  und  neben  ihm  sogar 
noch  eine  sogen.  Mannplbrte  klar  und  deutlich  erhalten!  Die  Frage 
könnte  somit,  mindestens  für  hier,  gelöst  erscheinen. 

Und  doch  ist  das  keineswegs  der  Fall! 

Betrachten  wir  einen  unserer  alten  Bauernhöfe,  die  wie  z.  B.  der 
l'ränkiseh-allemannische  (der  Ebene)1)  um  einen  mit  der  Straße  durch 
die  große  Einfahrt  verbundenen  Mittelhof  angeordnet,  meistens  auf  drei, 
zuweilen  auch  auf  allen  vier  Seiten  alles  vereinen,  was  der  Bauer  an 
Gebäulichkeiten  für  seinen  Wirtschaftsbetrieb  gebraucht,  so  finden  wir 
dort  neben  dem  nur  einen  bescheidenen  Raum  einnehmenden  eigent- 
lichen Wohnhause  mit  seitwärts  angehängten  Schuppen  auf  der  einen 
Langseite,  auf  der  anderen  die  Ställe  und  auf  der  dem  Eingang  ent- 
gegengesetzten Querseite  die  Scheunen  Das  Ganze  entweder  massiv 
oder  meistens,  wenigstens  in  den  oberen  Geschossen  in  Holzfachwerk 
ausgeführt.  Alles  aber  von  dem  das  Zentrum  der  Anlage  bildenden 
Hofe  aus  bequem  zugänglich. 

Von  allem  dem  nun  hier  in  Saaraltdorl,  wie  ähnlich  auch  in 
anderen  Beispielen  dieser  angeblichen  ., Wirtschaftsvillen"  wirklich  vor- 
handen oder  erkennbar  nur  der  Hof,  daran  auf  der  einen  Seite  das 
Wohnhaus,  gegenüber  das  Kingangstor  und  auf  der  allein  bebauten 
einen  Langseite  das  den  Kellerhals  enthaltende  langgestreckte  Neben- 
gebäude. 

Im  Betriebe  der  Landwirtschaft  hat  sich  aber  doch  wohl  schwerlich 
seit  der  gallorömischen  Zeit  eine  solche  Aenderung  vollzogen,  daß  die 
für  den  Betrieb  heule  erforderlichen  hauptsächlichen  Räume  und 
Gebäude  nicht  auch  als  für  damals  notwendig  und  somit  wohl  vor- 
handen vermutet  werden  dürften.  Wenn  sie  nun  in  den  hier  in  Frage 
kommenden  Anlagen  wie  Saaraltdorf.  Frécourl,  l'rville  auch  nicht  ein- 
mal mehr  in  noch  so  geringen  Spuren  erkennbar  sind,  so  darf  wohl 
kühnlich  angenommen  werden,  daß  sie  überhaupt  nicht  vorhanden 
waren!  Her  beliebte  Ausweg,  solche  Bauteile,  deren  Vorhandensein 
erwünscht,  aber  nicht  nachweisbar  ist.  als  in  Holz  konstruiert  gewesen 
und  infolgedessen  spurlos  verschwunden  zu  bezeichnen,  ist  doch  wohl 


•)  Vergl.  R.  Mennig,  Das  deutsche  Haus.  S  20 f.  Verbd.  dtsch.  Arch.-  und 
Ing.-Vereinc:  „Das  Bauernhaus  im  Deutsche  Reiche"  clc.  Testband  S.  247." 


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—   im  — 


zu  bequem,  um  auch  da  zu  gelten,  wo  uichl  bündig«'  Beweise  seine 
Berechtigung  erhärten. 

Es  ist  nicht  ersichtlich,  weshalb  der  größte  Teil  einer  Anlage  in 
ganz  vorzüglichem  und  reichlich  stark  bemessenem  massivem  Mauer- 
werk ausgeführt  gewesen  sein  soll  ;  ein  anderer,  für  den  Betrieb  nicht 
minder  wichtiger  aber  in  der  weniger  widerstandsfähigen  Holzkonslruk- 
tion.  Ganz  abgesehen  von  rein  technischen  Erwägungen  M  spricht 
dagegen  schon  der  Umstand,  daß  in  den  vorzugsweise  den  Massivbau 
pflegenden  Gebieten  wie  z.  B.  gerade  in  einem  großen  Teile  Lothringens 
und  zwar  seit  allen  Zeiten  —  der  Holzbau  äußerst  selten  zu  sein 
pfleg«. 

So  darf  denn  nun  wohl  abschließend  gefolgert  werden:  Wenn 
sich  in  dem  Saaraltdorfer  Gehöft,  als  Exempel  für  alle  seinesgleichen, 
rein  landwirtschaftliche  Baureste  nicht  vorfinden,  wenn  dagegen  die 
vorhandenen  Beste  klar  und  deutlich  vergl.  w.  u.  als  nicht 
für  landwirtschaftliche  Zwecke  bestimmt  erkennbar  sind,  wenn  ferner 
diese  vorhandenen  Bäume  in  ihrer  Ausstattung  und  kulturellen  Höhe 
das  bäuerliche  Durchschnittsniveau  immerhin  nicht  unerheblich  über- 
steigen, und  wenn  zudem  in  unmittelbarer  Nähe,  aber  außerhalb  des 
Hofes  weitere  Mauerreste  ständig  auftreten.  so  hat  neben  der  wirk- 
lichen „Wirtschaflsvilla".  also  dem  reinen  Mauernhofe,  und  neben  dem 
großen  Herrengute  iWichmanu)  eine  dritte,  die  Mitte  zwischen  beiden 
einnehmende  Form  bestanden,  die  ohne  sich  von  bäuerlicher  Wohn- 
und  Lebensweise  allzuweit  zu  eut  lernen  doch  wie  das  Herrengut  den 
Wirtschaflsbetrieb  nicht  unter  demselben  Dach  mit  der  Wohnung  des 
Besitzers  dulden  wollte.  Die  Wohnung  des  Besitzers  und  seines  nicht 
landwirtschaftlichen  Gesindes  aber  wäre  dann  eben  der  wie  hier  in 
Saaralldorf  neuerdings  freigelegte  Bau  allein  und  ausschließlich  ge- 
wesen. — 

Aber  das  Einfahrtstor! 

Nun,  auch  dieses  kann  in  diesem  Kalle  hier  nicht  viel  gegen  unsere 
Theorie  beweisen. 

Zunächst  braucht  selbst  ein  Einfahrtstor  nicht  unbedingt  auch 
einen  Bauernhof  vorauszusetzen  :  jedem  besseren  Anwesen  steht  ein 
stattliches  Tor  gut  zu  Gesicht!  Bann  aber  ist  seine  lichte  Weite  hier 
in  Saaraltdorf  von  2.-J0  m  für  den  Durchgang  von  Wagen  sehr  gering 
bemessen  und  wäre  bei  der  Voraussetzung  der  Abmessungen  heutiger 
Fuhrwerke  /..  B.  nicht  ausreichend.  Die  modernen  Baupolizei- Verord- 
nungen 2\  schreiben  regelmäßig  für  Einfahrten  in  llausgrundstüeke  ein 

1 1  vergl.  WcMer  und  Heppe.  a.  a.       S.  42'i  f. 

-    vergl.  Bauordnung  der  Stadt  Metz,  1 1H Kl.  s.  X\. 


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—    16«  — 


Mindcsllkhlmaß  von  2,50  m  vor,  während  für  Scheunenlore  gar  3,50  in 
bis  3.75  m  die  Regel  sind. 

Das  Einfahren  in  einen  Hof  muß  nun  aber  auch  einen  Zweck 
haben!  Kntweder  soll  dort  der  Wagen  be-  oder  entladen  werden. 
Beides  setzt  Räumlichkeiten  voraus,  die  den  zu  bewegenden  Sachen  bis 
dahin  oder  von  da  ab  als  Lager  dienen. 

Von  solchen  Räumlichkeiten  nun,  Ställen,  Schuppen,  Scheunen, 
Lagerkellern  hat  sich  in  Saaraltdorf  z.  U.  keine  Spur  gefunden.  Der 
ein/ige  Raum,  der  in  Betracht  kommen  könnte,  G,  enthält  den  Keller- 
zugang,  vermittelt  auch  den  zu  H.  und  besitzt  nur  eine  einzige  Tür 
nach  dem  Hof,  ist  also  für  jede  Art  von  Lagerung  so  ungeeignet  wie 
möglich.  Außerdem  ist  der  Raum,  wie  dort  gefundene  Putzreste  an- 
deuten, ausgemalt  gewesen  und  dazu  liegt  die  Schwelle  der  einzigen 
Türe  so  hoch,  daß  sie  für  Vieh  nicht  passierbar  war,  so  daß  auch 
ein  Stall  hier  ausgeschlossen  ist. 

So  wären  die  so  eifrig  gesuchten  Wirtschaftsräume  hier  also  doch 
in  Holzkonstruktion  ausgeführt  gewesen V  Leider  ist  dies,  ganz  ab- 
gesehen von  den  oben  angeführten  Gründen,  auch  hier  nicht  anzu- 
nehmen. Denn  berücksichtigt  man  die  Breite  des  Hofes  —  14,12  m 
(vergl.  Abb.  1,  Grundriß)  und  nimmt  als  Mindestmaß  für  die  Tiefe 
eines  nur  an  der  freien  Hofwand  denkbaren  Lagergebäudes,  Stalles 
oder  dergl.  nur  1—5  m  an.  so  bleibt  als  freie  Holfläehe  eine  Breite 
von  W  10  m.  Kine  solche  aber  würde  für  einen  der  heule  üblichen 
Leiterwagen  (<»  7  m  lang)  mit  Bespannung  nicht  genügen,  um  nur 
einigermaßen^bequem  wenden  zu, können.  Dazu  wäre  vielmehr  minde- 
stens eine  freie  Horbrcite  von  10  -15  m  erforderlich. 

Kntweder  fanden  sich  also  in  unserem  Hofe  außer  den  vorhan- 
denen keine  weiteren  Baulichkeiten,  oder  er  war,  solche  angenommen, 
nicht  fahrbar.  Damit  ist  das  Tor  auch,  abgesehen  von  seiner  geringen 
Breite,  als  Einfahrtstor  hinfällig  und  bleibt  nur  die  logische  Folge- 
rung, daß  eben  ein  Einfahren  in  das  Anwesen  nicht  beabsichtigt  war. 
Gestützt  wird  diese)  Folgerung  auch  dadurch,  daß  nach  dem  Bericht 
des  Vorarbeiters  bei  der  l'reilegung  mitten  im  Hofe  ein  Werksteinstück 
gefunden  wurde,  das  einem  Säulenpostamente  oder  dem  Kuße  eines 
der  w.  u.  zu  besprechenden  ..Kellertische"  ähnlich  sah.  'j 

')  Bemerkt  wird  liier,  das*  die  1200  Mark,  welche  die  Erben  Walbiez  der 
Gesellschaft  zur  Verfügung  gestellt  hatten,  bereits  erschöpft  waren  ehe  an  die 
Ausgrabung  des  inneren  Hofes  gegangen  werden  konnte.  I>ie  Arbeiter  stellten 
deswegen  einfach  den  Punkt  fest,  an  dem  sich  die  beiden  Diagonalen  durch- 
schneiden, gruben  ihn  aus  und  trafen  dabei  das  Postament. 


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-    169  — 


Die  Gemeinde  Saaraltdorf,  die  bei  der  Freilegung  des  umfang- 
reichen Mauerwerkes  mehrere  Hundert  Kubikmeter  vorzüglicher  Strassen- 
Sleine  gewonnen  hat,  und  damit  in  die  Lage  versetzt,  ist  ihre  Gemeinde- 
Waldwege  gehörig  auszubessern  und  in  Stand  zu  setzen,  hat  um  die 
Erlaubnis  gebeten,  die  ihr  nicht  verweigert  werden  konnte,  diese  Steine 
abzufahren.  Beim  Abreissen  der  Mauern  wird  sie  eines  Tages  an  die 
Hofmauer  kommen  und  so  auch  den  inneren  Hofrauin  zu  leeren 
berufen  sein. 

Von  dieser  Arbeit  und  der  Durchführung  derselben  wird  es  ab- 
hängen, ob  Gegenstände  oder  Anlagen  zu  Tage  gefördert  werden,  welche 
die  vorliegenden  Ausführungen  unterstützen  oder  nicht. 

Es  mahnt  übrigens  dieser  Umstand  ernstlich,  die  Ausgrabung  einer 
grösseren  gallo-römischen  Villa  nur  dann  anzugreifen,  wenn  dazu  reich- 
liche Mittel  vorhanden  sind  und  sie,  wenn  einmal  begonnen,  gründlichst 
durchzuführen. 

Dass  ein  fester  Gegenstand  mitten  in  dem  schmalen  Hofe  nicht  für 
dessen  Benutzung  mit  Wagen  spricht,  dürfte  al>er  ohne  weiteres 
zugegeben  werden. 

Dazu  kommt  nun  noch  die  verhältnismässig  reiche  Ausstattung 
der  Wohnräume.  Ks  sei  erwähnt  die  Hypocaustanlage,  das  Bad,  die 
farbige  Ausmalung  der  Wände,  die  solide  Konstruktion  des  Ganzen 
und  die  harte  Dachdeckung.  (Vergl.  das  Nähere  hierzu  w.  u.)  Elemente, 
mit  denen  sich  ein  auch  noch  für  unsere  Ansprüche  recht  wohnliches 
und  wohl  über  damalige  Bauernansprüche  weit  hinausgehendes  Heim 
herrichten  Hesse. 

Aus  alledem  aber  bleibt  auch  hier  nur  der  Schluss,  dass  die  ■ 
Anlage  ein  Bauernhof,  eine  Wirtschaftsvilla  im  Sinne   des  Wortes 
nicht  gewesen  sein  kann. 

Was  aber  war  sie  dann  ? 

In  seiner  Monographie  über  die  römischen  Villendes  Mediomatriker- 
landes  ')  kommt  nun  Grenier  zu  dem  Resultate,  dass  bei  den  in  den 
80  er,  HO  er  und  80  er  Jahren  freigelegten  Villen  von  Sorbey,  Marly 
und  Betting  sich  unmittelbar  neben  dem  Wirtschaftshofe,  der  eigentl. 
villa  rustica,  einer  dieser  in  der  Ausführung  des  Mauerwerks  gleiche 
besondere  villa  urbana  als  Wohnung  des  nur  vorübergehend  anwesenden 
Besitzers  erhoben  habe. 

Die  Richtigkeit  dieser  Theorie  vorausgesetzt  und  die  Grundrisse 
der  drei  Anlagen  sprechen  allerdings  ciafür,  wenn  sie  auch  nicht  mit 

■i  Grenier,  Habitations  gauloises  et  villas  latines  dans  la  Cité  des  Medi«»- 
matrices.    Pari*  1906.   S.  87.  fi". 

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—    170  — 


einer  strengeren  Ansprüchen  genügenden  Sorgfall  aufgenommen  sind, 
so  wäre  damit  eine  Antwort  auf  unsere  Frage  weiter  oben  gefunden. 

Was  für  drei  verschiedene  Fälle  nahezu  erwiesen,  darf  auch  Tür 
einen  vierten  als  mindestens  nicht  unwahrscheinlich  gelten,  besonders 
dann,  wenn  der  geführte  Indizienbeweis  keinen  andern  Schluss  zuIiis»! . 
Dieser  Schluss  aber  lautet  : 

Die  Villa  in  Saaraltdorf  sicher,  diejenigen  in  Fréeourt  und  Urville 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach,  waren  keine  Bauernhöfe,  keine  .,Wht- 
sehaftsvillen",  sondern  die  zu  solchen  gehörigen  Herrenhäuser,  die 
Wohnung  des  Besitzers,  l  ud  hier  in  Saaraltdorf  wenigstens  wohnte 
dieser  Besitzer,  wie  aus  dem  Vorhandensein  einer  Heizanlage  zu  folgern, 
ständig  —  nicht  nur  im  Sommer  —  auf  seinem  Gute. 

Auch  die  oft  erwähnten  in  nächster  Nähe  der  freigelegten  Objekte 
gefundenen  Mauerreste  wären  damit  erklärt  als  die  spärlichen  Ueber- 
bleibsel  des  eigentlichen  Hauernhofes,  der  offenbar  minder  sorgfältig 
ausgeführt,  dazu  einfachsten  Grundrisses,  der  Zeit  nicht  denselben 
Widerstand  zu  leisten  vermochte,  wie  da»  in  allem  bevorzugte  Herrenhaus. 

Die  von  dem  Verf.  schon  im  Vorjahre  vermutete  neue  Zwischen- 
slul'e  des  allgemeinen  Schemas  aber  wäre  damit  tatsächlich  aufgefunden. 

Es  steht  zu  hoffen,  das«  diese  wichtige  Frage  für  die  Kultur  der 
Zeit  durch  weitere  Freilegungen  ihrer  bestimmten  Beantwortung  näher 
geführt  werden  wird.  — 

Nach  der  allgemeinen  Behandlung  des  Gegenstandes  sei  nun  die 
Wohnung  unseres  neuen  Fundes  des  näheren  betrachtet. 

Wie  Hingangs  bemerkt,  legt  sich  diese  um  die  West-  und  Nord- 
seite des  Hofes  und  bildet  so  zwei  Gruppen.  Der  ersten  gehören  die 
Käume  nach  Westen  A  K,  M.  L  und  K  des  Grundrisses  (vergl. 
Abb.  1)  an.  während  die  zweite  nur  die  Räume  H  und  G  enthält, 
letzterer  mit  dem  langen  Kellerhalse,  dem  einzigen  Zugange  zum  Keller. 

Zwischen  beiden  Raumgruppen  bestand  offenbar  keinerlei  innere 
Verbindung;  der  Zugang  zu  G  und  H  konnte  nur  durch  die  einzige 
Türe  vom  Hofe  her  erfolgen,  deren  Schwelle  0,23  über  dem  Niveau 
des  Hofes  liegt. 

Dagegen  vermittelte  den  Zutritt  in  die  Räume  von  A  bis  D  und 
K  — L  je  eine  Türe  nach  D  und  nach  C.  Oberkantschwelle  dieser 
letzteren  diente  als  Normalpunkt  für  die  Festlegung  der  Niveauhöhen. 

Bei  der  genaueren  Untersuchung  der  einzelnen  Mauerzüge  lassen 
sich  nun  zwei  verschiedene  Bauperioden  deutlich  unterscheiden. 

Der  ersten,  die  mit  der  Gründung  des  Hauses  zusammenfällt  und 
also  das  ursprüngliche  Projekt  darstellt,  gehören  die  Ränme  A— E  des 
westlichen  und  der  nördlichen  Flügel  ganz  an.  Die  zweite  Rauperiode 


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17t  — 


lügte  hierzu  die  Räume  K  und  L  und  vielleicht  den  Stall.  Schuppen 
oder  Keller  (V)  N  an  der  entgegengesetzten  Außenseite  des  Hofes  ohne 
Verbindung  mit  diesem.  Außerdem  aber  änderte  sie  den  bisherigen 
Zustand  in  A  Ii—  C,  wo  bis  dahin  A  und  B  anscheinend  einen  ein- 
zigen Raum  gebildet  hatten.  Die  beide  Gemächer  heute  trennende 
Mauer  ist  offenbar  späterer  Kinbuu  und  steht  nicht  im  Verbände  mit 
den  beiden  ialten)  Frontwänden. 

Der  ursprüngliche  Raum  A— LI  enthielt  schon  eine  in  dieser  Art 
Gebäuden  sehr  seltene  und  jedenfalls  für  Lothringen  bisher  nicht  be- 
zeugte Hypocaust-Steinanlage.  (Vergl.  Abb.  1,  Grundriß  und  Schnitt 
G — D.  sowie  Details,  Abb.  5).  Daß  die  Heizung  nicht  etwa  erst  der 
zweiten  Periode  ihre  Entstehung  verdankt,  ergiebt  sich  aus  dem  ört- 
lichen Befund  ohne  weiteres.  Dieser  nämlich  zeigt  die  Oelfnung 
zwischen  dem  Pfeilerraum  und  dem  Prüfurnium  iti  Ziegelumuerwerk 
des  hek.  Formats  ausgeführt,  während  alles  andere  Mauerwerk  aus 
Bruchstein  besteht.  Heim  Anschluß  der  Ziegelsehichteu  an  die  aus 
Bruchstein  durchdringen  sich  beide  gegenseitig  so  innig,  daß  aus  kon- 
struktiven Gründen  ein  späterer  Kiubau  des  I'räfurnium-Kanals  und 
damit  des  Hypixausts  ausgeschlossen  erseheint.  Bemerkenswert  hei 
diesem  letzteren  ist  die  unregelmäßige  Stellung  der  die  quadratischen 
Kußhodenplatten  tragenden  Baeksteinpfeilerchen,  von  der  Abb.  X  eine 
mit  Mußen  versehene  Darstellung  gibt.  Aus  ihr  ist  auch  die  geringe 
Höhe  des  Hohlraumes  unter  dem  Kußhoden  ersichtlich,  der  sich  aus 
einzelnen  an  den  Wänden  in  ganzer  Höhe  erhaltenen  Pfeilerehen  auf 
ca.  O,">0  m  bestimmen  ließ.  Sicherlich  nicht  viel,  wenn  berücksichtigt 
wird,  daß  der  Raum  zur  Reinigung  begangen  allerdings  auf  allen 
Vieren  —  werden  mußte. 

Mit  dem  von  A — B  abgetrennten  Baume  B  (Abb.  1,  Grundr.i 
zog  der  Umbau  den  bisherigen  Klur  (Vi  G.  der  die  Verbindung  nach 
dem  Hofe  vermittelte,  zu  einer  Gruppe  zusammen,  hei  der  allerdings 
vollkommen  unklar  ist,  wie  der  Zugang  -von  G  oder  dem  Hofe  nach 
R  beschallen  war,  da  sich  wohl  der  alle  Kußbodenestrich,  aber  keine 
eine  Türe  andeutende  Schwelle  zwischen  B  und  G  erhalten  hat.  Auch 
wurde  gleichzeitig  dem  Ganzen  an  der  Außenfront  von  B  und  G  die 
Bacleaulage  K — G  neu  hinzugefügt,  wie  die  auch  hier  nur  stumpf  an 
den  alten  Bestand  anstoßenden  neuen,  teilweise  schlechter  ausgeführten 
Mauern  zeigen.  Das  Wasserbecken  mit  seinem  starken,  wasserdichten 
Putz  und  seiner  Entwässerung  durch  die  Mauereeke  waren  noch 
deutlich  zu  erkennen.    ■  Vergl.  Abb.  3.  Schnitt  A-B). 

Besonders  zu  bemerken  ist,  daß  zwischen  den  Räumen  A — B—  G 
(  vergl:  Abb.  1  Grdr.  i  einerseits,  und  dem  einzigen  Zugang   zu  dem 

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Bade  enthaltenden  Räume  D  andererseits  ebensowenig  eine  direkte 
Verbindung  bestand,  wie  zwischen  D  und  dem  Räume  über  dem 
Keller  E  und  schließlich  wie  zwischen  dem  West-  und  Nordllügel 
überhaupt.  (Vergl.  Abb.  4,  Schnitt  E — F  und  Abb.  1,  Schnitt  C-D.i 
Wenn  dagegen  D  ebenfalls  einen  eigenen  Ausgang  nach  dem  Hofe 
erhalten  hat,  so  führt  das  zu  der  Vermutung,  daß  vielleicht  die  not- 
wendige —  geschützte  —  Verbindung  zwischen  den  einzelnen  Raum- 
gruppen durch  einen  den  lloffronten  der  beiden  Flügel  vorgelegten 
Korridor  stattfand,  der  nach  Art  eines  Perystilumganges  auch  nach 
einer  Seite,  dem  Hofe  zu,  offen  gewesen  sein  kann.  Wertvoll  wäre 
gewesen,  eine  Bestätigung  dieser  Vermutung  durch  die  Freilegung  von 
Säulen  oder  Pfostenfundamenlen  zu  finden.  Leider  aber  machte  das 
außerordentlich  stark  von  Wurzeln  durchwachsene  Terrain  das  nach- 
trägliche Suchen  der  zuerst  unterlassenen  Feststellung  bei  sehr  be- 
schränkten Kräften  zur  Unmöglichkeit.  Ganz  ohne  Vorgang  wäre  eine 
solche  Gallerie  hier  übrigens  nicht:  denn  abgesehen  von  der  nicht 
anders  als  ähnlich  zu  deutenden  Anlage  in  Frécourt  und  dem  oben 
erwähnten  Beispiele  in  England  zeigte  das  Haus  sowohl  bei  den 
Römern1),  wie  bei  den  germanischen  Stämmen  die  aus  dem  Innern, 
den  Wohnräumen,  unmittelbar  ins  Freie  führenden  Türen  kaum  jemals 
nicht  von  einer  Gallerie  oder  Vorlaube  geschützt!9) 

In  konstruktiver  Hinsicht  schließt  sich  Saarattdorf  eng  an 
Frécourt-Urville  an.  Dieselben  Kellerfenster  mit  schrägen  Laibungen 
(Abb.  1,  Schnitt  C— D  und  Abb.  4,  Schnitt  E— Fï  wie  dort,  finden 
sich  auch  hier.  Auch  die  Art  und  die  Ausführung  des  Mauerwerks  ist 
dieselbe,  ebenso  wie  die  Konstruktion  der  Bankelte.  Desgleichen  linden 
sich  die  Mauerwerksfugen  auch  hier  in  gleicher  Weise  behandelt  wie 
dort  (vergl.  Abb.  und  Detail).  Nur  sind  die  hier  zur  Verwendung 
gelangten  Steine  nicht  ganz  so  regelmäßig,  so  daß  der  gewünschte 
Fugenschnitt  vorher  einen  Ausgleich  der  Rauhigkeiten  durch  Verputz 
erforderlich  machte. 

Unklar  ist  die  Bedeutung  der  Unterbrechung  der  Kellerrampe 
unmittelbar  vor  ihrer  Mündung  in  den  Keller  durch  einen  etwa  0,90  m 
hohen  Mauerabsatz  i  vergl.  Abb.  I  und  Schnitt  C— D  und  Abb.  4  E— F). 
Möglicherweise  befand  sich  zwischen  den  massiven  Wangenmauern  hier 
überhaupt  keine  Raiupc,  sondern  eine  Treppe,  deren  Stufen,  mit  Aus- 
nahme der  untersten,  gleichzeitig  als  Türschwelle  dienenden,  weil 
wahrscheinlich  geplündert,  allerdings  nicht  mehr  nachweisbar  süid. 


')  Grenier  a.  a  <>.  S.  58  11   mit  Grundriß  nach  Vilruv. 

'ij  Ch.  Rank,  KultiirgcsH».  tl  dlsdi.  Bauernhauses.  B.  G.  Ti'ulmer  1S*07.  S. 


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-    17*  - 


Vom  modernen  Standpunkt  sogar  last  übertrieben  erscheint  dir 
Sorgfalt,  mit  der  die  Sicherung  des  Hauses  gegen  Bodenfeuchtigkeit  er- 
folgt ist.  So  hat  der  Keller  innen  an  seinen  llmfassungswänden  entlang, 
allerdings  primitiv  ausgeführte  i'vergl.  Abb.  4  Schnitt  K— F  und  Detail) 
Kntwiisserungsrinnen  erhalten,  die  durch  einen  Diagonalkanal  verbunden 
werden.  Unter  dem  Estrich  des  Raumes  ('.  erreicht  die  schützende 
Packlage  eine  Mächtigkeil  von  über  einen  Meter!    Dabei  liegt  gerade 

dieser  Kaum  am  höchsten  von  allen  i     0,23  unter  normal  -\  0). 

so  daß  er  dieser  besonderen  Fürsorge  am  wenigsten  bedurft  hätte. 

Ebenso  merkwürdig  ist  die  Anlage  des  Zugangs  zu  dem  Bade- 
raum  K,  denn  unmittelbar  vor  der  aus  I)  in  ihn  führenden  Türe  ist 
das  Wasserbecken  angeordnet,  wie  aus  dessen  Zementierung  mit  einem 
etwa  50  mm  stark  aufgetragenen  harten  Mörtelputz  mit  Ziegelmehl- 
zusatz und  dem  Entwässerungskanal  zu  erkennen  ist.  Der  Nebenraum 
L  aber  besaß  offenbar  keinen  eigenen  Ausgang,  so  daß  nach  der  gegen- 
wärtigen Sachlage  angenommen  werden  müßte,  daß  der  ßadelustige 
aus  D  durch  die  etwa  70  cm  höher  liegende  Türe  unmittelbar  in  das 
Wasser  stieg,  um  dann  vielleicht  auf  dem  höher  liegenden  Podest  da- 
neben oder  in  \.  die  üblichen  Abreibungen  vorzunehmen.  Allerdings 
eine  Anordnung,  die  der  Eigenart  nicht  entbehren  würde! 

In  den  Türschwellen  der  Räume  H  und  C  haben  sich  die 
Pfannenlager  der  Tür-Stehzapfen  erhalten,  von  denen  eines  auf  Abb.  f> 
im  Detail  und  mit  seiner  Schwelle  zusammen  dargestellt  ist.  Nach 
der  Größe  dieser  Lager  zu  urteilen,  müssen  die  zugehörigen  zwei- 
flügeligen Türen  (in  jeder  Schwelle  zwei  Lager!)  von  bedeutendem 
Gewicht  gewesen  sein. 

Das  Dach  des  Hauses  war  mit  den  bekannten  flachen  Platten- 
ziegeln eingedeckt,  deren  Stöße  durch  die  übergelegten  Hohlziegel  ge- 
sichert wurden.  In  Abb.  7  ist  dieser  an  sich  unscheinbaren,  für  die 
Außengestaltung  des  Ganzen  und  die  Dachkonstruktion  aber  um  ho 
wichtigeren  Details  und  seiner  genauen  Maße  gedacht. 

Her  Kaum  M  des  Grundrisses  (  Abb.  1)  scheint  dem  Haue  eben- 
falls nachträglich  lose  angefügt  worden  zu  sein,  wie  aus  seinem  äußerst 
schlechten  und  schwachen  Mauerwerke  geschlossen  werden  muß,  und 
dürfte  kaum  etwas  anderes  als  ein  Schuppen  oder  auch  nur  ein  offenes 
Gehege  gewesen  sein. 

Hinzuweisen  Ist  schließlich  noch  auf  die  heute  nicht  mehr  zu 
deutende  Verstärkung  der  einen  Außenwand  des  Raumes  L;  ebenso 
aber  auch  auf  die  Niveauverhältnisse  der  —  übrigens  mit  Ausnahme 
von  E  und  M  sämtlich  mit  Betonestrichen  ausgestatteten  —  ver- 
schiedenen Räume,  bei  denen  vor  allem  auffällt,  daß  sämtliche  Fuß- 


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böden  unterhalb  der  Schwelle  der  Eingangstüre  liegen.  Und  zwar  A 
(Oberkante  der  Hypocaustabdeekplatlen)  und  B  elwa  50  cm,  C  25, 
K  (Wanne)  und  I,  1,25  cm  be/.w.  0,75  und  G  0,15.  Nur  H  liegt  auf 
-f-  0,05.  Dabei  ist  die  Annahme,  auf  den  Estrichen  habe  zum  Aus- 
gleich der  Unterschiede  etwa  ein  Holzfußboden  gelegen,  nicht  stich- 
haltig, denn  die  im  Innern  allein  erhaltene  Türschwelle  zwischen  A 
und  B  liegt  wie  die  anstoßenden  Böden  mit  ihrer  Unterkante  ebenfalls 
auf  —  0,52  (vergl.  Abb.  3,  Schnitt  G-D),  so  daß  also  die  Differenzen 
offenbar  von  jeher  bestanden  haben,  ohne  daß  es  uns  heute  noch 
möglich  wäre,  einen  triftigen  Grund  dafür  zu  finden. 

In  der  dekorativen  Ausstattung  der  Wohnräume  scheint  hier 
in  Saaraltdorf  gegenüber  Frécourt-Urville  ein  etwas  größerer  Aufwand 
gemacht  worden  zu  sein. 

In  sämtlichen  Bäumen  haben  sich  farbige  Putzreste  gefunden,  die 
darauf  schließen  lassen,  daß  sie  durchgehend*  mit  Malerei  oder  ge- 
mustertem Anstrich  geschmückt  waren.    An  Farbenzusammenstellungen 
konnten  noch  an  kleinen  Bruchstücken  ermittelt  werden: 
Pompejanisch  rot  uni. 
Botbraun  uni. 

mit  weißen  Linien. 
Weiß  mit  schwarzen  und  gelben  oder  hellbraunen  Linien 
Hellbraun  mit  weißen  und  rotbraunen  Linien  und  Bändern. 

hell-  und  dunkelgrünen  Mustern. 
Weiß  mit  schwarzen  und  roten  Linien. 

Einige  der  Fragmente  könnten  vermuten  lassen,  daß  die  betr. 
Wände  „marmoriert-  gewesen,  d.  h.  auf  ihnen  durch  den  Anstrich 
der  Effekt  von  Marmorbekleidung  erweckt  werden  sollte.  — 

Des  weiteren  sind  zu  erwähnen  einige  vor  der  nördlichen  Außen- 
mauer gefundene  Marmorbruchstücke:  ferner  Glasfragmente,  die  aller- 
dings zu  klein  waren,  um  mit  Sicherheil  entscheiden  zu  können,  ob 
sie  von  Geläßen  oder  gar  Fensterscheiben  stammten.  Stärke  und  Form 
ließen  das  letztere  wenigstens  nicht  ausgeschlossen  erscheinen.  — 

Die  Zweckbestimmung  der  einzelnen  Bäume,  mit  Ausnahme  des 
Bades  und  des  Kellers,  festzustellen,  ist  heute  kaum  noch  angängig, 
zumal  auch  die  Stelle,  wo  der  Herd  des  Hauses  gestanden,  nicht  ge- 
funden worden  ist. 

Die  in  einer  Ecke  des  Baumes  B  angetroffene  Wage  beweist  leider 
nichts  für  seine  Bestimmung  etwa  als  Küche,  wie  vermutet  wurde. 
Dagegen  ist  von  der  symmetrisch  angelegten  großen  Nische  in  D 
immerhin  Notiz  zu  nehmen,  da  sie  das  Gemach  ebenso  als  tablinium 
oder  triclinium  wie  als  ctibiculum,  vielleicht  des  Hausherrn,  erscheinen 

• 

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läßt.  Das  Zimmer  über  dorn  Hypocaust,  als  das  im  Winter  angenehmste, 
konnte  dann  der  Familienraum,  der  oecus  der  Hausfrau  gewesen  sein, 
wahrend  schließlich  G  als  Arbeits-  und  Magazin-  und  II  als  Gesinde- 
rauin  anzusprechen  wären.  Für  die  Bestimmung  des  Kaunies  über 
dem  Keller  F  ist  leider  nicht  der  geringste  Anhaltspunkt  erhalten, 
ebenso  wenig  wie  für  die  Art  seiner  Verbindung  mit  den  übrigen 
Räumen. 

Auch  ob  das  Gebäude  ein  bewohnbares  Übergeschoß  besessen, 
läßt  sich  heute  nicht  mehr  angeben.  Die  Stärke  aller  Mauern  aber 
würde  eher  dafür  als  dagegen  sprechen. 

Von  den  Kleinfunden  der  Freilegung  am  wichtigsten  sind,  außer 
den  bisher  schon  erwähnten,  die  auf  Abb.  Ii  und  7  in  Gesamtansichten 
und  Details  dargestellten  4  sogen.  „Kellertische"  aus  weißem  Vogesen- 
Sandstein.  Alle  vier,  von  denen  3  ganz,  1  nur  in  Fragment  (Basis) 
erhalten,  wurden  zerbrochen  im  Keller  E  aulgefunden.  Es  fällt  jedoch 
schwer  anzunehmen,  daß  sie  ursprünglich  dort  sämtlich  aufgestellt  ge- 
wesen, da  der  nicht  besonders  große  Raum  durch  sie  völlig  verbaut 
worden  wäre. 

Auch  spricht  gegen  ihre  Vereinigung  der  verschiedene  formelle 
Wert  der  einzelnen  Exemplare,  von  denen  2  (Abb.  0,  Tisch  A  und 
Abb.  7,  Tisch  Gl  fein  und  zierlich  behandelt  sind,  die  anderen  dagegen 
roh  und  plump.    (Tisch  B  und  D.) 

Es  könnte  deshalb  vermutet  werden,  daß  ein  Teil  der  Tische, 
vielleicht  die  beiden  besseren,  in  dem  Räume  über  dem  Keller  auf- 
gestellt waren,  von  wo  sie  mit  der  Decke  zugleich  erst  in  den  Keller 
hinabgestürzt  und  dabei  zerbrochen  sind.  — 

Für  das  damalige  Gewerbe  wertvoll  ist  die  Beobachtung,  die  sich 
an  den  beiden  besseren  Stücken  machen  läßt.  Zunächst  fällt  an  ihnen 
die  ganz  unverkennbare  Verwandtschaft  ihrer  formalen  Behandlung 
mit  ausgesprochenen  Holzprofilen  auf.  Damit  nicht  genug,  sind  die 
Tische  aber  dazu  noch,  trotz  der  Größe  und  des  Materials,  auf  -  der 
Drehbank  gedreht,  Flatte  und  Fuß  je  für  sich!  lud  zwar  mit  einer 
Gewandtheit,  die  auf  viele  Hebung  schließen  läßt. 

Ob  nun  der  llolzcharaktcr  der  beiden  Stücke  allein  durch  die 
Ausführung  auf  der  Drehbank  bewirkt  worden,  oder  ob  er,  wie  oft 
der  Fall,  bei  der  Herstellung  in  Stein  «1er  ursprünglich  aus  Holz  ge- 
zimmerten Tische  einfach  übernommen  wurde,  dürfte  schwer  zu  be- 
stimmen sein.  — 

Damit  wäre  das  Resultat  der  Freilegung  in  großen  Zügen  um- 
rissen. Ganz  deutlich  haben  wir  gesehen,  wie  die  anfänglich  einfache 
und  vielleicht  etwas  bäuerische  Anlage  in  späterer  Zeit  durch  einen 

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-    170  - 


An-  und  Umbau  vergrößert  und  verändert,  aber  auch  verfeinert  und 
geschmückt  wurde.  So  sind  wir  auf  formalem  Wege  zu  derselben 
Unterscheidung  zweier  Perioden  in  der  Geschichte  des  Baues  gelangt, 
der  ursprünglich  vielleicht  als  Bauernhaus  gegründet,  später  durch 
andere  Hände  zum  kleinen  Herrenhaus  erweitert  und  umgebaut  wurde. 

Untergegangen  aber  ist  er  wie  so  viele  seinesgleichen  im  Feuer. 
Dafür  spricht  nicht  nur  die  viele  aufgefundene  Holzkohle,  sondern  auch 
einzelne  der  Bruchstücke  der  Kellertische,  die  ursprünglich  aus  weißem 
Stein  ausgeführt,  durch  das  Feuer  verbrannt,  das  Aussehen  von  rotern 
Sandstein  angenommen  haben. 

Nicht  unmöglich  ist  es.  daß  die  im  Schulte  u.  a.  gefundenen 
Eisensachen,  ein  Steigbügel,  ein  Hufschuh  und  ein  Bruchstück,  das 
ebensowohl  der  Schaftschuh  eines  Speeres  wie  ein  Teil  des  germani- 
schen Ango  *)  gewesen  sein  kann,  von  den  gefürchteten  Eroberern 
selbst  herstammen,  die  mit  Feuer  und  Schwert  vertilgten,  was  ihn« 
römischen  Widersacher  im  Lande  geschaffen  hatten,  und  die  einst  auch 
die  stolzen  Mauern  unseres  Saaraltdorfer  Heidenschlosses  in  Schutt  und 
Asche  legten. 

Was  so  unsere  kriegerischen  Vorfahren  einst  in  wilder  Lust  zer- 
stört, das  mühen  wir  späten  Epigonen  uns  heute  im  Dienste  der 
Wissenschaft  mühsam  wieder  aufzubauen. 

Tempora  mutantur  nos  et  mutamur  in  illis! 

1   Wurfspeer,  dem  römischen  ..pilum"  ähnlich,  vielleicht  na<  hgehililet. 


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Ausgewählte  Aktenstücke 
zur  Geschiebte  der  Gründung  von  Pfalzburg, 

mit  einer  Einleitung. 
Plnlzgraf  Georg  Hans  von  Veldenz-Lützelstein  und  seine  Lebenslragödie*t. 

Von  Dr.  Q.  Wolfram. 

Der  Name  des  Pfalzgrafen  Georg  Hans  von  Veldenz- Lützelstein 
ist  der  Geschichtsforschung  nicht  fremd  gehlieben  und  gerade  in  neuerer 
Zeit  hat  man  sich  wiederholt  mit  der  Persönlichkeit  dieses  Wittels- 
bachers beschäftigt.  lrm  so  erstaunter  werden  Sie  vielleicht  sein,  dali 
ich  mein  heutiges  Thema  »eine  Lebenstragödie«  genannt  habe. 

Zu  einer  Tragödie  gehört  ein  Held.  Was  wir  aber  bisher  von 
Georg  Hans  wußten,  ist  nichts  weniger  als  heldenhaft.  Meist  hat  man 
mit  Verachtung  von  ihm  gesprochen,  einige  haben  ihn  lächerlich  ge- 
macht, andere  ihn  als  charakterlosen  und  eitlen  Prahler  angesehen, 
wieder  andere  ihn  als  einen  gewissenlosen  Vaterlandsverräter  hingestellt, 
dem  jedes  Mittel  recht  war.  wenn  er  nur  seine  leeren  Taschen  füllen 
konnte. 

v.  Wcech  sagt  über  ihn:  »Seine  Gestalt  weckt  mehr  Mitleid  als 
Anerkennung,  er  ist  ein  geistreicher,  aber  oberflächlicher  Dilettant.« 

Winkelmann  erkennt  seine  natürliche  Begabung  und  geistige  Reg- 
samkeit an,  »aber  es  fehlt  ihm«,  so  fügt  er  hinzu,  »an  sittlichem  Ernst, 
wie  an  praktischer  Einsicht.  Unstet  wie  sein  Geist  war  auch  sein  Wesen 
und  Charakter.  Von  grenzenloser  Heftigkeit  und  lächerlichem  Eigen- 
dünkel, der  mitunter  fast  in  Größenwahn  ausartete,  schwankte  er  zu 
jämmerlichem  Kleinmut  und  völliger  Verzagtheit.  Auch  erscheint  seine 
bei  jeder  Gelegenheit  prahlerisch  an  den  Tag  gelegte  Begeisterung  für 
das  Heil  des  deutschen  Reiches  in  eigentümlichem  Lichte,  wenn  man 
erwägt,  daß  er  mit  dem  Herzog  von  Anjou,  dem  Bruder  des  franzö- 
sischen Königs,  einen  Freundschaftsbund  abschloß.« 

Bezold  nennt  ihn  »einen  fürstlichen  Praktikanten  ersten  Ranges, 
dessen  Gestalt  in  allen  deutschen  und  außerdeutschen  Händeln  prahlend, 
drohend  und  vor  allem  bettelnd  zum  Vorschein  kommt  Ein  Mann, 
der  mit  seinen  wunderlichen  Einfällen  und  seiner  originellen  Grobheil 
ein  gewisses  Narrenrecht  genoß. - 

*)  Vortrag  geholten  in  der  Gesellschalt  t'üi  lothringische  Geschichte  und 
Altertumskunde  und  auf  der  Hauptversammlung  der  deutschen  Geschieht*-  und 
Altertumsvereine  in  Mannheim  vom  17.  September  1907. 

.Uhrbueh  d  Oes  f.  Intlir.  (Jottcliichto  u.  Alt<-rtuti>«k..  .Tain«  3«.  1«? 


-     178  - 


Am  schlimmsten  aber  behandelt  ihn  Holländer.  Indem  er  die 
Aeußerungen  Bezolds  und  Winkelmanns,  die  er  zum  Teil  übernimmt, 
noch  unterstreicht,  wirft  er  dem  Pfalzgrafen  des  weiteren  Irreligiosität, 
vor  allem  aber  den  schnödesten  Vaterlandsverrat  vor,  während  er  sich 
bei  jeder  Gelegenheit  als  »getreuen  Eckard-  aufspiele,  der  nur  Tür  das 
Wohl  von  Kaiser  und  Reich  bedacht  sei. 

Sind  diese  fast  einstimmigen  Urteile  richtig  V 

Es  ist  nach  dem  heutigen  Stande  der  Forschung  nicht  ganz  leicht, 
Klarheit  zu  gewinnen.  Denn  gedrucktes  Material  über  die  Persönlich- 
keit des  Pfalzgrafen  liegt  recht  wenig  vor.  Die  handschriftlichen  Akten 
und  Briefe  aber,  die  von  ihm  ausgegangen  sind  oder  auf  ihn  Bezug 
haben,  sind  in  fast  allen  Archiven  Deutschlands,  ja  Europas,  zerstreut 
und  erdrücken  durch  ihre  Massenhaft igkeit  den  Forscher,  der  es  zum 
ersten  Male  versucht,  nicht  nur  eine  Episode  aus  dem  Leben  des  Pfalz- 
Grafen  zu  behandeln,  sondern  die  Gesamtpersönlichkeit  zu  erfassen. 

Es  kommt  dazu,  daß  Georg  Hans  kein  einfacher  Charakter  ist. 
Im  Gegenteil,  die  Vielfältigkeit  seiner  Anlagen,  die  Beweglichkeit  seines 
Geistes,  die  Erregbarkeit  des  Herzens  und  die  unmittelbaren  Aeußerungen 
jeder  Stimmung,  die  dadurch  vielfach  gezeitigten  scheinbaren  Wider- 
sprüche seines  Wesens,  dazu  die  Fülle  von  Entwürfen  und  Plänen,  die 
von  ihm  ausgehen,  die  unermüdliche  Tätigkeit  auf  allen  Gebieten,  mag 
es  Verwaltung,  Wissenschaft,  Religion,  Kriegskunst  oder  Bausachen  an- 
gehen, sie  machen  seine  Erscheinung  so  kompliziert,  so  schwer  faßbar, 
daß  man  wohl  verstehen  würde,  wenn  die  Urleile  über  ihn  sich  dia- 
metral entgegenstünden.  Daß  die  Gelehrten  aber  so  einstimmig  zu  einer 
Verurteilung  gekommen  sind,  das  kann  man  nur  daraus  erklären,  daß 
sie  entweder  Recht  haben,  oder  daß  sie,  in  ihrer  Arbeit  auf  einzelne 
Episoden  beschränkt,  das  Gesamturteil  über  die  Persönlichkeit  jeweils 
von  einander  übernommen  haben. 

Georg  Hans  war  im  Jahre  1543  als  Sohn  des  Pfalzgrafen  Ruprecht 
von  Veldenz  geboren.  Sein  Vater  war  kurz  nach  seiner  Geburt  ge- 
storben und  so  hatte  die  Mutter  Ursula,  eine  Tochter  des  Wild-  und 
Bheingrafen,  im  Verein  mit  den  Vormündern  Landgraf  Philipp  von 
Hessen  und  Pfalzgraf  Wolfgang  von  Zweibrücken  die  Erziehung  über- 
nommen. Der  junge  Fürst  hat  schon  früh  die  Universität  Heidelberg 
bezogen  und  ist  dort  bald  durch  seine  außerordentlichen  Geistesgaben 
aufgefallen. 

Er  hat  dann  der  Sitte  der  Zeit  gemäß  seine  weitere  Ausbildung 
auf  Reisen  gesucht,  die  ihn  durch  ganz  Deutschland  bis  nach  Polen, 
Dänemark  und  Schweden  geführt  haben.    Auch  in  Frankreich  muß  er 


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< 

längere  fielt  geweilt  haben,  dafür  spricht  einmal  seine  Beherrschung 
der  französischen  Sprache,  dann  aber  auch  das  freundschaftliche  Ver- 
hältnis, *  in  dem  er  mit  dem  Herzog  von  Alencon.  dem  jüngsten  Sohn 
der  Katharina  von  Medici,  stand.  Im  Jahre  1562  hat  er  Anna 
Marie,  die  Tochter  Gustav  Wasas  von  Schweden,  geheiratet.  Wie  diese 
Heirat  des  kleinen  deutschen  Fürsten  mit  der  reichen,  schönen  und 
charaktervollen  Königstochter  zustande  gekommen  ist,  wissen  wir  nicht  . 
Jedenfalls  spricht  die  Tatsache  an  sich  dafür,  daß  man  am  schwedischen 
Königshofe  den  jungen  Pfälzer  außerordentlich  hoch  eingeschätzt  hat.  Marie 
Anna  hat  300000  Gulden  Heiratsgut,  außerdem  eine  großartige  Aus- 
stattung, »wie  es  einer  Königstochter  in  Schweden  ziemt«,  mitbekommen. 
Wenn  wir  erwägen,  daß  andere  pfälzische  Fürstinnen  sich  mit  einem 
Heiratsgut  von  8000,  12000,  18000,  im  höchsten  Falle  28000  Gulden 
begnügen  mußten,  so  wird  es  uns  nicht  Wunder  nehmen,  daß  Georg 
Hans  durch  diese  Heirat  zu  den  reichen  Fürsten  gezählt  wurde,  und 
wir  werden  ihm  das  Versprechen,  seine  Gattin  »als  Königstochter  halten 
und  ehren  und  ihr  den  fürstlichen  Staat  zukommen  lassen  zu  wollen«, 
nicht  als  Größenwahn  auszulegen  brauchen. 

Georg  Hans  hat  seine  Residenz  zunächst  meist  in  Lützelslein  auf- 
geschlagen und  ist  mit  wahrem  Feuereifer  daran  gegangen,  seinen 
Hofhalt  einzurichten  und  für  sein  kleines  Territorium  eine  geord- 
nete Verwaltung  zu  schallen.  Mit  peinlicher  Sorgfalt  regelt  er  die 
gesellschaftlichen  und  sittlichen  Zustände  seiner  Umgebung.  Läster- 
liches Reden  und  Zutrinken  wird  untersagt.  Die  Diener  und  Hol- 
verwandten hohen  und  niederen  Standes  sollen  sich  nicht  nur  unter- 
einander, sondern  auch  mit  den  Amtleuten  und  Predigern,  desgleichen 
mit  der  Bürgerschaft,  den  Einwohnern  und  Untertanen  friedlich  halten.  - 
Abends  9  Uhr  wird  Nachtruhe  geboten.  Sorgsam  muß  eine  hestimmte 
Tischordnung  innegehalten  werden,  Hunde  dürfen  nicht  mit  an  den  Tisch 
gebracht  werden.  Die  Quantität  Wein  wird  vorgeschrieben  für  Männer 
und  Frauen.  Selbst  über  den  Tropfwein  trifft  er  Bestimmung.  Und 
wie  für  seinen  Hof,  so  sucht  er  für  alle  Kreise  und  Berufsstünde  Zucht 
und  Ordnung  zu  schaffen.  Fast  zahllos  sind  die  Ordnungen,  die  uns 
von  ihm  überliefert  sind.  Um  nur  einzelne  herauszugreifen,  nenne  ich 
seine  Gerichtsordnungen,  die  Bergwerksordnung,  die  Münzordnung,  Be- 
stimmungen für  die  Totengräber,  die  Racker,  die  Metzger,  die  Schneider. 
Städteordnungen. 

Für  das  Regiment  oder  die  Regierung  verlangt  er  drei  Sachen: 
»Zum  ersten  eine  Kirchenordnung,  daß  man  Kirchen  und  Schulen,  Sakra- 
mente und  Disciplin  errichte.  Zum  andern  Politica,  weltliche  Regierung. 

12* 

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wozu  gottesfürchtige,  gelehrte,  erfahrene,  redliche  Männer.  Zun»  dritten 
gute  Haushaltung,  die  an  den  Fürstenhöfen  in  vier  Teile  ierfällt: 
Kammer,  Küche,  Keller  und  Stall.« 

Für  alle  Zweige  der  Verwaltung  stellt  er  den  Grundsatz  auf,  »daß 
es  hoch  von  Nöten,  daß  die  Diener  zu  rechter  gebührlicher  Zeit  ihrer 
Besoldung  entrichtet  und  Niemand  sich  zu  beklagen  hat.  Sonst  ent- 
stehet Verachtung,  Widerwillen,  Untreu  und  aller  Schad  daraus.« 

Der  Fürst  selbst  soll  sich  lebhaft  an  der  Regierung  beteiligen. 
»Kr  soll  den  Audienzen  und  Ratschlagen  seiner  Räte  zum  oftermals  wo 
nit  allezeit  selbst  beiwohnen,  eines  jeden  Ratschlag  und  Judicium  hören 
und  erkennen,  damit  er  selbst  experientiam  rerum  bekomme  und  seine 
Räte  und  Diener  desto  fleißiger  und  treulicher  zu  sein  verursache*. 

»Ueber  alle  Sachen,  so  zur  Kammer  oder  Kanzlei  gehören,  soll 
oommuni  consilio  beratschlagt  und  von  einem  jeden  sein  Votum  zum 
besten  und  treusten  gegeben  werden.  Privata  Consilia,  welche  Un- 
ordnung, Mißtrauen,  Widerwillen  und  andern  Unrats  mehr  spinnen, 
sollen  möglichst  vermieden  bleiben.« 

Weit  seiner  Zeit  voraus  ist  Georg  Hans  auch  in  der  Auffassung 
von  der  finanziellen  Regelung  der  Beziehungen  des  Fürsten  zum  Staate. 
Er  verurteilt  es  ebenso,  daß  ein  Fürst  über  alle  Mittel  des  Staates  allein 
verfügt,  wie  daß  die  Staatsmittel  unter  die  Glieder  des  Fürstenhauses 
geteilt  werden.  Ks  sollte  nach  seiner  Ansicht  ein  commune  aerarium 
gebildet  werden,  das  von  einer  Finanz-  und  Rechenkammer  verwallet 
wird.  Aus  diesem  commune  aerarium  bekommt  das  Haupt  des  Fürsten- 
hauses alljährlich  pränumerando  sein  Deputat,  dann  erhalten  Hie  übrigen 
ihr  Teil  nach  genau  definierten  Vorschlagen.  Kür  einen  Kriegshandel 
des  Fürsten  sind  größere  Summen  vorschußweise  zu  bewilligen,  die 
dann  wieder  am  Deputat  allmählich  abgezogen  werden. 

Den  hohen  Anforderungen  entsprechend,  die  er  an  sich  selbst 
stellt,  sollen  auch  die  Fürstensöhne  erzogen  werden.  Er  hat  eine  ge- 
meinsame Fürstenschule  für  alle  pfälzischen  Kürstenhöfe  in  Vorschlag 
gebracht,  damit  nicht  jeder  einzelne  Hof  seinen  Präceptor  engagiert, 
sondern  alle  zusammen  für  jeden  einzelnen  Zweig  der  Ausbildung  der 
jungen  Leute  tüchtige  Fachleute  heranziehen  können.  An  die  Aus- 
bildung schließt  sich  das  Reisen  in  fremd.  Länder  und  darüber  sagl 
er  selbst:  Wenn  die  Söhne  in  fremde  Länder  geschickt  werden,«  so 
sollen  sie  keine  unnötige  Pracht  entfalten,  auch  nicht  fremde  Leicht- 
fertigkeit und  Untugend  annehmen  und  jederzeit  gedenken,  daß  sie 
leutsche  Fürsten  sein,  welchen  vor  allen  Dingen  Treu  und  Glauben 


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auch  Redlichkeit  und  Tapferkeit  in  allen  Sachen  wohl  gebührt  und 
ansteht.  « 

Wo  Aeinter  ledig  sind,  sollen  die  Glieder  des  Fürstenhauses  dazu 
gebraucht  werden,  »doch  daß  sie  eben  in  dem  Dienst  und  Pflicht  sein 
wie  andere,  so  vormals  Aemter  versehen  haben.  Und  solches,  damit 
daß  Fürsten  selbigen  Geschlechts  des  Vaterlandes  Sachen  lernen  ver- 
stehen und  in  Acht  nehmen.» 

Ich  glaube  nicht,  daß  bis  zur  Zeit  Friedrich  Wilhelms  1.  von 
Preußen  diese  hohe  Auffassung  von  den  Pflichten  der  Fürsten  und 
Fürstensöhne  uns  irgendwo  an  deutschen  Höfen  wieder  begegnet. 

Aber  nicht  nur  für  Fürslensöhne  hält  er  eine  tüchtige  Ausbildung 
für  notwendig,  auch  seinen  Untertanen  will  er  das  Hüstzeug  tüchtigen 
Wissens  und  Könnens  mit  auf  den  Lebensweg  geben.  Die  Schulen«, 
sagt  er,  »sollen  sein  wie  ein  schöner  Garten,  wo  man  alle  Arten  herr- 
licher Blumen  sät,  so  daß  die  Jugend  erzogen  wird  zur  Ehre  Gottes 
und  Freude  der  Menschen,  und  dereinst  Gott  und  dem  gemeinen  Wohle 
dienen  kann«.  Und  in  seinem  Testamente  bestimmt  er  bereits  1571, 
daß  in  Pfalzburg  vor  allem  erhalten  werden  »die  Schulen,  die  wir  aus 
christlichem  Eifer  und  Gemüt  zu  Nutzen  der  Kirche  Gottes  und  zu  ge- 
meinem Nutzen  gestiftet«. 

Auffallend  ist  seine  weitherzige  und  weitsichtige  Stellung  der  Kirche 
oder  vielmehr  den  Kirchen  gegenüber.  In  einer  Zeit,  in  der  die  religiösen 
Gegensätze  nicht  nur  den  Protestanten  und  den  Katholiken  die  Waffen 
gegeneinander  in  die  Hand  gedrückt  haben,  sondern  die  so  einseitig  be- 
fangen war,  daß  selbst  der  Lutheraner  im  Reformierten  einen  schlimmen 
Feind  sehen  zu  müssen  meinte,  hat  er  den  Versuch  gemacht  —  vielleicht 
in  Anlehnung  an  seinen  Schwiegervater  Gustav  Wasa  Katholiken  und 
Protestanten  wieder  näher  zu  bringen,  und  hat  dein  Bischof  von  Straß- 
burg, der  in  seinem  Hause  verkehrte,  eine  Denkschrift  darüber  ein- 
gereicht, gleichzeitig  aber  auch  gestattet  —  und  darin  steht  er  wohl 
einzig  da  —  daß  neben  dem  Gotteshaus  augsburgischer  Konfession  in 
Pfalzburg  eine  Kirche  für  das  reformierte  Bekenntnis  gebaut  würde. 
Streng  untersagt  aber  sind  Religionsdisputationen  der  Pfarrer  gegen- 
einander, gerade  so,  wie  er  auch  für  die  Fürstenschulen  Erziehung 
in  den  verschiedenen  Konfessionen  vorgesehen,  religiöse  Auseinander- 
setzungen aber  untersagt  hat,  »denn  man  dem  heiligen  Geist  sein  Macht 
lassen  soll  in  Gewissenssachen«. 

Und  diese  weitherzige  Auflassung  ist  nicht  der  Gleichgültigkeit 
gegen  religiöse  Betätigung  entsprungen,  sondern  einer  wahren  und 
tiefen  Frömmigkeit,  die  sich  b»'i  jeder  Gelegenheit  geäußert  hat. 


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Stets  stellt  er  in  seinen  Regierungsordnungen  die  Kürsorge  für  die 
Kirche  obenan,  lebt  selbst  durchaus  religiös  und  als  seine  letzte  Stunde 
kommt,  da  betet  er  das  Sprüchlein: 

Wenn  mein  Stiindlein  vorhanden  ist 
Und  ich  soll  fahren  mein  Straßen, 
So  geleil  Du  mich.  Herr  Jesu  Christ. 
Du  wirst  mich  nicht  verlassen. 
Mein  Seel  an  meinem  letzten  Knd 
Befehl  ich,  Herr,  in  Deine  Hand, 
Du  wirst  sie  wohl  bewahren. 

l  ud  das  Christentum,  wie  er  es  auflaßt,  ist  nicht  nur  eine  äußer- 
liche Beachtung  kirchlicher  Vorschriften,  es  ist  praktisches  Christentum 
im  besten  Sinne  des  Wortes:  so  ordnet  er  das  Almosenwesen,  damit 
nicht  Unwürdige  bedacht,  daß  anderseits  aber  auch  nicht  nach  Gunst 
gegeben  werde.  Vor  allem  aber  zieht  er  schürf  ins  Feld  gegen  die 
Trunksucht.  Wie  er  in  den  Tisch-  un  i  Beiordnungen  sorgsam  vor- 
schreibt, daß  keiner  zu  viel  trinke,  so  ermahnt  er  noch  auf  dem  Toten- 
bett seine  Kinder:  .Fliehet  sonderlich  das  schändliche  Vollsaufen,  daraus 
alle  andere  Sünde  und  Laster  folgen,  Leib  und  Seele  verderbt  wird.« 

Wie  ist  nun  dieser  Mann  mit  so  gesunden,  weitsichtigen  An- 
schauungen, dieser  Tatkraft  und  Ordnungsliebe,  dieser  ausgezeichnet  deut- 
schen und  vaterländischen  Gesinnung  in  den  üblen  Ruf  gekommen,  der 
ihm  bis  heute  angehaftet  hat  ? 

Die  Tragik  seines  Lebens  beginnt  mit  dem  Werk,  das  ihn  allein 
überdauert  hat,  mit  der  Gründung  von  Pfalzburg.  F  m  aber  sein  Vor- 
gehen beurteilen  zu  können,  müssen  wir  kurz  auf  die  Verhältnisse  ein- 
gehen, die  ihn  zu  diesem  großen  Unternehmen  geführt  haben. 

Georg  Hans  hatte  die  Regierung  noch  nicht  selbständig  über- 
nommen, als  die  äußeren  politischen  Verhältnisse  sein  Lützelsleinisches 
Territorium  in  schwere  Gefahr  brachten. 

Seit* langen  Zeiten  hatten  die  Propstei  St.  Quirin  sowie  die  festen 
Schlösser  Türkstein  und  Chatillon  unter  der  Schirmherrschaft  der  Pfalz 
gestanden  und  alljährlich  waren  die  Abgaben  hierfür  richtig  bezahlt 
worden. 

Im  Jahre  1552  war  nun  Metz  französisch  geworden  und  seit  der 
Febernahmc  des  Bistums  Metz  durch  den  Kardinal  Karl  von  Guise 
hatte  der  Geist  der  französischen  (Expansionspolitik  auch  hier  eine  Stätte 
gefunden,  und  Schritt  vor  Schritt  wurde  die  französische  Oberhoheit 
nach  Osten  vorgeschoben. 


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Ein  Nachbar  der  Propstei  St.  Quirin,  Alricanus  von  Haussonville, 
•1er  gleichzeitig  ein  Schützling  des  Kardinals  war,  drang  in  den  Besitz 
des  Propstes  ein,  und  als  dieser  sich  die  l'cbergrifle  nicht  gefallen  lassen 
wollte,  wurde  er  vor  das  bischöflich  Metzische  Gericht  nach  Vie  ge- 
laden, während  er  von  Rechtswegen  als  Reichsangehöriger  dem  Reichs- 
kammergericht unterstand. 

Georg  Hans  erkannte  sofort  die  Gefahr,  die  nicht  nur  ihm  als 
Nachbar,  sondern  auch  dem  Reiche  drohte,  wenn  Haussonville,  resp.  der 
Kardinal  seine  Absichten  verwirklichte,  und  wandle  sich  an  den  Kaiser, 
mit  der  Bitte,  dieser  möge  bedacht  sein,  wie  er  ihn  und  die  Propstei 
dem  Reiche  erhalten  könne  >im  Bedenken,  daß  es  bei  diesem  Kloster 
oder  auch  ihm,  dem  Pfalzgrafcn,  nicht  bleiben  würde,  sondern  man 
von  Tag  zu  Tage  den  Fuß  fortsetzen,  und  da  man  sonderlich  den  Paß 
Lützelstein  bekäme,  alsdann  den  lange  gesuchten  Weg  in  das  Elsaß 
gefunden  hätte«. 

In  jugendlichem  Ungestüm  regt  er  an,  ihm  1000  Reiter,  die  für 
derartige  Fälle  vorgesehen  seien,  zur  Verfügung  zu  stellen,  damit  er 
selbst  sein  und  des  Reiches  Rechte  wahren  könne.  Der  Kaiser,  der  sieh 
rückhaltslos  auf  Seiten  des  Pfalzgrafen  stellt,  sucht  zunächst  friedlich 
zu  vermitteln,  und  die  Sache  scheint  im  Sande  verlaufen  zu  sein. 

Für  uns  aber  ergiebt  sich,  daß  der  Pfalzgraf  klar  die  Lage  durch- 
schaut hat,  die  ihm  als  Grenzfürsten  durch  die  seit  lö')2  eingetretenen 
politischen  Veränderungen  droht.  Es  ist  durchaus  verständlich,  daß  er 
vor  allem  sich  selbst  zu  helfen  sucht  und  diese  Hilfe,  diese  Verteidigung 
seines  Besitzes,  gleichzeitig  aber  auch  die  Abwehr  feindlicher  Angrifft 
gegen  das  Elsaß  und  das  Reich  sieht  er  in  einer  Befestigung  des  Lützel- 
steiner oder,  wie  es  sonst  heißt,  des  Einhartshausener  Passes.  Hier 
soll  eine  befestigte  Stadt  den  Franzosen  den  Durchmarsch  sperren. 

Mit  außerordentlicher  Energie  geht  der  junge  Fürst  an  das  Werk. 

Schon  im  April  des  .lahres  1567  beauftragt  er  seine  Gesandten, 
beim  Regensburger  Reichstage  unter  Darlegung  der  Verhältnisse  eine 
pekuniäre  Reichsunterstützung  durch  Gewährung  eines  Zolles  zu  er- 
bitten. Er  will  sich  verpflichten,  diesen  Zoll  >  nirgends  anderswohin 
denn  zur  Befestigung  und  Erhaltung  der  Grenzen  gegen  Frankreich  zu 
verwenden  und  deshalb  Sr.  Majestät  und  dem  heiligen  Reich  ordentliche 
Rechnung  zu  tun«. 

Es  ist  ein  großes  Unterfangen,  an  das  der  Pfalzgraf  herangetreten 
ist  und  in  seiner  Umgebung  werden  Stimmen  für  und  wider  laut. 

Auf  der  einen  Seite  steht  der  frühere  Präceptor  und  jetzige  erste 
Rat  des  Fürsten,  Philotus.   In  einer  Denkschrift  führt  der  ehrliche  Mann 


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aus.  >daß  solch  ein  Fürnehmeu  für  einen  großen,  gewaltigen  Potentaten 
genug  wäre.  Deshalben  sei  bei  Zeiten  zu  betrachten,  daß  das  Werk 
nicht  zu  großen»  Verderben  und  Spot,  auch  Gefahr  gerate.  Man  solle 
wenigstens  nicht  das  ganze  große  Werk  auf  einmal  anfangen,  .sondern 
eins  nach  dem  andern  ausführen.  Sonst  ist  Sorg,  daß  der  Neben- 
unkost  und  Gehau  das  vornehmste  Werk  hindern,  und  beide,  Land  und 
Leute  einschlucke.  also  daß  wir  danach  weder  .*5tadt  noch  Befestigung, 
noch  Land  und  Leute,  sunderu  nur  Schuld,  Schund,  Schaden  und  Spott 
behalten.«  Der  Pfal/graf  möge  mit  der  Stadt  anlangen,  vorläufig  aber 
auf  den  Bau  seines  Schlosses  verzichten  und  ebenso  die  Befestigung 
den  zukünftigen  Bürgern  selbst  überlassen.  Vorläufig  hätten  sich  jeden- 
falls noch  keine  Bürger  eingefunden. 

Auf  der  andern  Seite  steht  ein  Mann  sein  Name  ist  leider  aus 
dem  in  Betracht  kommenden  Schriftstück  nicht  deutlich  erkennbar  —  der 
dem  Pfalzgrafen  in  glühenden  Worten  ein  Zukunftsbild  der  neuen  Stadt 
vorzauberl,  wie  es  auf  die  lebendige  Phantasie  des  24,jährigen  Pürsten 
mit  seinen  hochfliegendeu  Plänen  de*  Eindrucks  unmöglich  verfehlen 
kounte.  Bietet  sich  doch  dieser  Bericht  gleichzeitig  im  Gewände  einer 
staatswirtschaftlichen  Denkschrift,  die  sich  auf  durchaus  solider  Basis 
aufzubauen  und  der  eine  gesunde  Berechnung  zu  Grunde  zu  liegen  scheint. 

Nicht  eine  Ackerbau-,  sondern  eine  Handels-  und  Gewerbestadt 
soll  der  junge  Fürst  ins  Lehen  rufen. 

Die  Vorbedingung  für  eine  solche,  die  bequeme  und  gute  Lage, 
hat  der  neue  Ort:  denn  man  braucht  nur  Verkclirsverbindungen  nach 
Speier,  Knsisheim  und  Blamont  zu  schaffen,  um  Anschluß  an  den  regel- 
mäßigen Postverkehr  nach  Augsburg— Wien,  nach  Innsbruck  Italien 
und  nach  Nancy-  Lyon— Paris  zu  erhalten. 

Auch  für  Warenabsatz  und  Wnrenzufuhr  liegt  der  neue  Ort  be- 
quem. In  sechs  Stunden  sei  man  am  Rhein,  um  von  hier  die  Nieder- 
lande erreichen  zu  können,  in  vier  Tagereisen  an  der  Donau,  in  einer 
an  der  Saar,  in  drei  an  der  Mosel,  in  vier  an  der  Maaß.  in  vier  an 
der  Marne,  in  fünf  an  der  Seine  oder  an  der  Rhône,  in  sechs  an 
«1er  Loire. 

Die  Saar  aber  könne  man  ebenso  wie  die  Zorn,  die  unterhalb 
der  neuen  Stadt  die  Vogesen  durchströmt  und  nach  dem  Rheine  zu 
Hießt,  leicht  schiffbar  machen,  ja  die  beiden  Wasser  durch  einen  Kanal 
miteinander  verbinden. 

Kür  Enlwickehmg  des  Gewerbes  sei  in  erster  Linie  Beschaffung 
hilligen  Rohmaterials  nötig. 

Das  könne  man  am  neuen  (tiie  verhältnismäßig  leicht  haben.  In 


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185  - 


Betracht  kämen  Wolle,  Kupfer  und  Eisen.  Schon  jetzt  würden  alljähr- 
lich große  Mengen  Wolle  von  den  Märkten  in  Brumath,  Zabern 
und  Hagenau  über  den  Paß  geführt.  Kupfer  sei  in  Frankfurt  zu  haben, 
wo  auch  für  Nürnberg,  Aachen  und  Dinandt  der  Hauptmarkt  sei,  und 
könne  auf  Rhein  und  Zorn  bis  dicht  an  die  Stadt  geführt  werden. 
Eisen  endlich,  das  dritte  Rohprodukt,  auf  das  es  für  eine  Gewerbestadt 
ankomme,  gehe  jetzt  schon  in  großen  Mengen  für  Straßburg,  Speyer 
und  Worms  über  den  Paß,  könne  also  am  neuen  Orle  ebenso  wie  das 
Kupfer  um  so  hilliger  verarbeitet  werden,  als  die  Steinkohle  hier  bei 
weitem  näher  liege,  als  für  die  genannten  Industriestädte. 

Es  komme  hinzu,  daß  man  in  der  Zukunftsstadt  nicht  an  altüber- 
lieferte Zunftordnungen  gebunden  sei,  die  die  Fabrikation  verteuerten. 

Daß  ein  Wiltelsbacher  von  hohem  Gedankenfluß,  der  die  Welt 
gesehen  und  eine  Königstochter  heimgeführt  hatte,  sein  Auge  diesem 
Zukunftsbilde  nicht  verschloß,  daß  er  sein  Ohr  lieber  diesem  glänzenden 
Redner  lieh,  als  dem  nüchternen  Präceptor  Philotus,  wird  nicht  Wunder 
nehmen  und  es  ist  um  so  entschuldbarer,  als  die  Zeit  derart  groß- 
artigen Plänen  durchaus  günstig  war. 

In  Frankreich  war  der  Protestantismus  in  voller  Revolution  gegen 
Katharina  von  Medici  und  die  festesten  Stützen  des  Katholizismus,  die 
gewaltigen  Lothringer  Franz  und  Heinrich  von  Guise:  aber  es  wollte 
den  Neugläubigen  nicht  gelingen,  sich  Duldung  und  Sicherheit  zu  er- 
kämpfen. Noch  schlimmer  stand  es  in  den  Niederlanden.  Dort  war 
im  Jahre  1567  Alba  mit  20  O00  Spaniern  eingezogen,  um  die  neue  Be- 
wegung blutig  niederzuschlagen,  und  die  entsetzliche  Grausamkeit  seines 
Vorgehens  trieb  tausend  und  abertausend  gewerbstüchtiger  Niederländer 
ans  dem  alten  Vaterlande. 

Wenn  Georg  Hans  diesen  Vertriebeneu  Niederlassung  und  Schutz, 
ihres  religiösen  Bekenntnisses  bot,  dann  war  mit  Sicherheit  anzunehmen, 
daß  sich  die  neugegründete  Stadt  bald  mit  fleißigen  und  geschickten 
Bürgern  bevölkern  würde,  die  am  ersten  im  Stande  waren,  die  Schöpfung 
des  Pfalzgrafen  einer  Zukunft  enlgegenzuführen,  wie  sie  Georg  Hans 
in  seinen  kühnen  Träumen  ersehnte.  So  erging  denn  die  Einladung 
des  Pfalzgrafen  nach  Frankreich  und  Niederland,  und  bald  strömten 
von  allen  Seiten  die  aus  ihrem  Vaterland  Vertriebenen  der  neuen  Nieder- 
lassung zu.  um  mit  Hand  anzulegen  an  dem  Aufbau  der  neuen  Stadt. 
Wir  besitzen  in  den  Rechnungen  der  Pfalzgrällichen  Kammer  ganz 
detaillierte  Berichte,  wie  sich  das  neue  Gemeinwesen  entwickelt  hat. 
wir  wissen  Jahr  für  Jahr,  wie  Schulhaus  und  Kirche,  wie  das  Schloß 
und  die  Befestigungen  aus  dem  Grunde  stiegen,  wir  kennen  die  Namen 


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der  Baumeister  und  der  Bewohner  und  wir  erfahren,  daß  in  der  Tat  nicht 
nur  der  gemeine  Mann  hier  seine  Zuflucht  gesucht  hat,  sondern  auch  vor- 
nehme französische  Kreise  daran  gedacht  haben,  sich  hier  eine  ge- 
sicherte Niederlassung  zu  gründen.  Georg  Hans  ist  voller  Begeisterung 
und  Freude  über  das  fortschreitende  Werk.  Kam  ihm  doch  auch 
Kaiser  Maximilian,  mit  dessen  Einverständnis  die  Stadt  gebaut  wird, 
wohlwollend  entgegen,  und  forderte  die  Nachbarn  auf,  ihre  Unter- 
tanen alljährlich  mehrere  Tage  zu  Frohnarbei»  an  dem  neuen  Werke 
zu  kommandieren,  das  zum  Vorteil  und  Nutzen  ihrer  selbst  und  des 
ganzen  Reiches  errichtet  werde.  Auch  die  kaiserlichen  Privilegien 
bleiben  nicht  aus.  Jeder,  der  sich  in  Pfalzburg  —  so  heißt  die  neue 
Stadt  seit  1569  —  niederläßt,  soll  frei  sein,  auch  wenn  er  vorher  Leib- 
eigener war.    Desgleichen  werden  Wochen-  und  Jahrmärkte  bewilligt. 

Der  Freude  über  den  glücklichen  Anfang  will  der  Pfalzgraf  auch 
äußerlich  Ausdruck  geben  und  beschließt,  am  14.  Mai  1571  ein  großes 
Schützenfest  in  Pfalzburg  abzuhalten  »aus  sonderm  freundlichen  und 
geneigten  Willen,  so  wir  zu  guter  freundlicher  Gesellschaft  tragen,  auch 
sonderer  Kurzweil,  guter  Nachbarschaft,  auch  Freuden  und  sonderlich 
zu  glücklichem  Anfang  unserer  Stadt  Pfalzburg«. 

Alle  Federn  der  Kanzlei  werden  in  Bewegung  gesetzt,  um  in  zahl- 
reichen Exemplaren  die  Schießbedingungen  zu  vervielfältigen  und  die 
Einladungen  zu  schreiben  ;  bis  nach  Nürnberg  und  Ulm  sollen  die 
Briefe  gehen  —  aber  alle  diese  Schreiben  bleiben,  fertig  gesiegelt  und 
adressiert,  in  der  Kanzlei  liegen.  Was  ist  die  Ursache  davon  gewesen? 

Eine  sichere  Antwort  vermögen  wir  nicht  zu  geben.  Nur  indirekt 
könnet!  wir  vermuten,  was  den  Pfalzgrafen  zur  Aufgabe  seines  Planes 
bewogen  hat. 

Ohne  Zweifel  spielen  Iiier  die  Verhältnisse  der  auswärtigen 
Politik  mit  hinein.  In  Frankreich  und  Deutschland  finden  gerade  jetzt 
umfassende  Rüstungen  statt,  um  den  Niederländern  gegen  Alba  Beistand 
zi)  leisten.  Ein  großer  Teil  aber  der  aufgebotenen  Truppen  muß  Pfalz- 
bur?  passieren.  Für  ein  .Schützenfest  war  das  nicht  der  richtige 
Augenblick. 

Aber  ein  anderes  kommt  hinzu.  Was  Philotus  vorausgesehen, 
das  tritt  jetzt  bereits  ein  :  der  Pfalzgraf  hat  seine  finanziellen  Kräfte 
überschätzt,  er  hat  sein  Werk  zu  leicht  genommen.  Wieder  und  immer 
wieder  hören  wir  von  Zahlungsschwierigkeiten.  Georg  Hans  wendet 
sich  an  das  oft  erprobte  Wohlwollen  des  Kaisers  und  bittet  um  Be- 
willigung des  ihm  verheißenen  Zolles:  aber  was  auch  der  Kaiser  tun 
mag,  alle  Bemühungen  scheitern  an  «1er  Gleichgültigkeit  und  an  dem 


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Eigennutz  der  Kurfürsten.  Ebenso  nutzlos  ist  eine  Rundreise,  die  der 
Pfalzgraf  an  die  kurfürstlichen  und  fürstlichen  Höfe  unternimmt.  Soviel 
er  auch  auf  die  Gefahr,  die  dem  Reiche  droht,  hinweisen  mag,  er  richte! 
nichts  aus.  Landgraf  Wilhelm  von  Hessen  erwidert  ihm,  »er  stünde  mit 
dem  König  in  Frankreich  in  guter  Korrespondenz,  darwider  er  nichts 
tun  wolle  noch  könne,  mit  weitläufiger  Ausführung,  was  für  ein  Zu- 
flucht und  große  Hilf  S.  !..  da  haben  könnte«.  »Darauf  habe  ich«, 
setzt  er  ingrimmig  hinzu.  »8.  L.  gewünscht,  dieweil  sie  des  Sinnes, 
nur  in  kurzem  die  Französische  Korrespondenz  erfahren  und  genießen 
möchten,  wie  wohl  Exempel  vorhanden.«  Aber  schon  jetzt,  fügt  er 
hinzu,  damit  für  Reich  und  Vaterland  nichts  verabsäumt  werde,  mache 
er  dem  Kaiser  Mitteilung  von  diesen  trostlosen  Zuständen,  er  selbst 
aber  müsse  mit  Gottes  Hilfe  suchen  anderweit  Rat  zu  linden,  damit  er 
um  anderer  Leut  Verwahrlosung  halber  nicht  das  Seine  verliere. 

Schlimm  genug  steht  es  bereits  um  ihn:  >Kure  Majestät«,  so  schreibt 
er  verzweifelt,  »können  nicht  glauben,  in  was  großen  Beschwerden  und 
Bedrängnis,  auch  Mängel  ich  jetzund  sitze  und  nicht  allein  mit  Ueber- 
f all  der  Creditoren  heftig  geplagt,  sondern  auch,  wo  ich  anders  selbst 
samt  meiner  freundlichen  geliebten  Gemahlin  leben  wollen,  meine  treuste 
Diener  und  Beamten,  ja  wohl  den  halben  Hofstaat  abdanken  und  be- 
urlauben müssen.  - 

Gleichzeitig  steigt  die  politische  Gefahr  immer  höher.  Türkstein 
in  den  Vogesen,  das  der  pfälzischen  Schirmherrschaft  unterstand,  ist 
von  den  Franzosen  genommen  und  damit  sind  sie  dem  Pfalzburger 
Paß  einen  bedeutenden  Schritt  näher  gekommen. 

Der  Pfalzgraf  hat  den  Kaiser  auf  die  drohende  Geluhr  hingewiesen, 
die  dem  Reiche  droht,  aber  er  ist  mit  Vertröstungen  abgespeist  worden. 
Weder  pekuniär  ist  man  ihm  durch  Gewährung  des  versprochenen 
Zolles  zu  Hilfe  gekommen,  noch  hat  man  ihm  Truppen  gestellt,  damit 
er  sich  selbst  wehren  kann.  Mit  Kommissionsbesehliisseu,  so  schreibt 
er  erregt,  sei  ebensowenig  etwas  zu  machen  wie  auf  dem  Rechtswege, 
und  wo  man  doch  darauf  erkenne,  so  würde  es  mit  gleichem  Schimpf 
iwie  bisher)  zum  Nachteile  des  Vaterlandes  abgehen. 

Aber  auch  der  Hinweis  auf  diese  politische  Gefahr  hat  ihm  keine 
Hilfe  von  Kaiser  und  Reich  gebracht. 

Georg  Hans  erkennt,  daß  er  auf  sich  selbst  angewiesen  ist.  Vor 
allem  sind  Geldmittel  nötig,  einmal,  um  Familie  und  Hof  einigermaßen 
erhalten,  vor  allem  aber,  um  die  neue  Festung  weiter  ausbauen  und 
gegeu  den  andringenden  Feind  schützen  zu  können. 

Nach  den  verschiedensten  Richtungen  gehen  -eine  Versuche  der 
SeJbathilfe 

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Zunächst  will  er  den  natürlichen  Reichtum  seines  elsaß-loth- 
ringischen  Territoriums,  den  Holzbestand,  nutzbar  machen.  Das  ist 
aber  nur  möglich,  wenn  er  bessere  Abfuhrwege  schafft.  Diese  sieht 
er  in  der  Kanalisierung  der  Bäche  und  Flüsse.  Auf  der  einen  Seite 
sollen  Eichel  und  Saar,  auf  der  anderen  Zinsel  und  Zorn  die  kostbaren 
Lasten  tragen.  Aber  die  Nachbarn  widersetzen  sich  mit  allen  Kräften 
dem  pfalzgräflichen  Vorhaben  und  erst  dem  persönlichen  Eingreifen  des 
Kaisers  Maximilian,  seines  stets  wohlwollenden  Gönners,  gelingt  es,  die 
Widerstände  zu  überwinden 

Es  waren  zwei  getrennte  Flußgebiete,  die  der  Pfalzgraf  ausnützen 
wollte.  Halte  er  aber  diese  Wasserläufe  einmal  reguliert,  so  war  ein 
ungleich  größerer  Nutzen  au*  diesen  Straßen  zu  ziehen,  wenn  sie 
durch  einen  Kanal  miteinander  verbunden  und  damit  dem  direkten 
Durchgangsverkehr  vom  Rhein  zur  Saar  dienstbar  gemacht  werden 
konnten. 

Ja  noch  mehr.  Durch  einen  solchen  Kanal,  der  sich  über  Pfalz- 
burg führen  ließ,  erreichte  er,  daß  seine  Neugründung  eine  direkte 
Wasserverbindung  mit  den  ober-  und  niederrheinischen  Handelsemporien 
erhielt. 

Winkehnann  ist  der  Ansicht,  daß  der  Plälzgral  damit  an  ein 
Projekt  gegangen  sei,  dessen  Ausführung  für  die  damalige  Zeit  un- 
möglich war.  Eine  genaue  Prüfung  des  Planes  konnte  er  nicht  vor- 
nehmen, da  ihm  die  Originalzeichnung  nicht  bekannt  war.  In  Straß- 
burg war  das  Projekt  dem  hochberühmten  Stadtbaumeister  Specklin 
vorgelegt  worden.  Auch  dieser  nennt  es  'ein  unmöglich  Werk«  und 
lügt  hinzu,  »zur  Verderbung  armer  Leut,  auch  seiner  selbst  gerichtet, 
auch  wider  Gottes  Ordnung,  denn  Gott  in  seiner  Schöpfung  nichts  ver- 
gessen hat,  und  wiewohl  man  die  Element  in  kleinen  Werken  zwingen 
kann,  so  ist  doch  solches  wider  die  Vernunft«.  Er  lehnt  eine  Prüfung 
ab,  weil  er  fürchtet,  sich  dadurch  »wider  Gott  und  arme  Leut  zu  ver- 
sündigen'. 

Man  wird  heute  kaum  verstehen,  wie  ein  Architekt  mit  solchen 
Argumenten  wirtschaften  kann,  man  wird  aber  auch  begreifen,  daß 
sich  Georg  Hans  durch  ein  solches  Gutachten  nicht  in  seinem  Vorhaben 
irre  machen  ließ.  Vor  allem  hatte  er  selbst  die  tüchtigsten  Wasser- 
baumeister zur  Hand.  Aus  den  Rechnungen  über  den  Bau  von  Pfalz- 
burg ersehen  wir,  daß  er  Friesen  halte  kommen  lassen.  Wenn  aber 
irgendwo  Wasserbauingenieure  erzogen  wurden,  so  war  das  in  den 
niederen  Küstenländern  der  Nordsee.  So  ist  denn  ein  Projekt  aus- 
gearbeitet worden,  das  uns.  wie  es  scheint,  in  der  Originalzeichnung 


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erhalten  ist.  Der  Kanal  bekommt  sein  Wasser  aus  dem  Zweibach  ober- 
halb Alberschweiler.  Von  hier  geht  er  nördlich  Alberschweiler  vorüber, 
läßt  Weiher  zur  Linken,  Harzweiler  und  Bruderdorf  zur  Rechten,  Nieder 
weiler  und  Hommartingen  wieder  zur  Linken  liegen  und  zieht  sich  in 
einem  großen  Bogen  zwischen  Burscheid  und  Mittelbronn  nach  Pfalz- 
burg, von  wo  er  mit  zahlreichen  Schleusen  das  Zorntal  bei  Lützelburg 
erreicht.  Dicht  vor  Bruderdorf  geht  eine  Abzweigung  nach  der  Biber 
und  vermittelt  so  die  Verbindung  zur  Saar. 

Ich  habe  das  Projekt  Fachleuten  zur  Prüfung  vorgelegt  und  es  hat 
sich  herausgestellt,  daß  es  auf  das  feinste  berechne!  ist  und  wohl  aus- 
führbar war.  Die  Wasserentnahme  für  den  Kanal  liegt  309  m,  der 
höchste  Punkt,  an  dem  die  Wasserstraße  Pfalzburg  berührt,  300  m. 
der  Endpunkt  bei  Lützclburg  213  m  hoch.  Die  schwierigste  Strecke 
zwischen  Pfalzburg  und  Lützelburg  kann,  wenn  man  die  heutige 
Schleusenhöhe  zu  Grunde  legt,  mit  29  Schleusen  überwunden  werden, 
d.  h.  mit  zwei  Schleusen  weniger,  wie  sie  der  heutige  Kanal  zwischen 
Zabern  und  Arzweiler  aufweist.  Desgleichen  machte  sich  zwischen 
Bruderdorf  und  dem  Biberbach  die  Anlage  von  10  Schleusen  not- 
wendig. 

Der  Finanzierung  des  Projektes  war  zu  Grunde  gelegt,  daß  die  Kauf- 
leute, welche  bisher  Waren  rheinabwärts  rührten,  beispielsweise  für  das 
Fuder  Wein  18  Goldgulden  Zoll  und  Fracht  zu  zahlen  hatten,  während 
der  Transport  unter  Benutzung  der  projektierten  Kanäle  nur  noch  auf 
4  Gulden  zu  stehen  kam.  Die  Transportzeit,  die  allerdings  von  Straß- 
burg bis  Koblenz  7  Wochen  betrug,  kam  dagegen  kaum  in  Betracht. 

Aber  es  war  nicht  nur  die  Verbindung  mit  den  Ländern  der  Mosel 
und  des  Rheins,  die  sich  der  Pfalzgraf  öffnete,  viel  weiter  noch  ging 
sein  hochfliegender  Geist.  Im  Jahre  1581  hatten  sich  die  nördlichen 
Provinzen  der  Niederlande  von  der  spanischen  Herrschaft  losgesagt. 
Damit  aber  waren  die  spanischen  Niederlande  von  der  großen  Handels- 
straße des  Rheins  abgedrängt.  Es  lag  vollständig  in  der  Hand  der 
vereinigten  Niederlande,  ob  und  unter  welchen  Bedingungen  sie  Waren 
nach  den  spanischen  Niederlanden  passieren  lassen  wollten.  Da  kam 
Georg  Hans  auf  den  geradezu  genialen  Gedanken,  seinen  Zorn— Saar- 
kanal durch  Kanalisierung  der  Sauer  und  Urlh  nach  der  Maaß  fort- 
zusetzen und  die  Maaß  durch  Schiffbarmachung  kleiner  Flüsse  von 
Lüttich  aus  über  Mecheln  mit  Antwerpen  und  der  Scheide  zu  verbinden. 
Damit  war  er  in  der  Lage,  den  gesamten  Handel  Süd  Westdeutschland  s 
nach  den  spanischen  Niederlanden  tatsächlich  über  Pfalzburg  zu  leiten. 

So  ungeheuer  das  Projekt  uns  heute  erscheint,  so  müssen  wir 


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doch  zunächst  in  Abzug  bringen,  daß  die  Kanäle  nicht  gedacht  waren 
wie  unsere  heutigen  künstlichen  Wasserstraßen.  Es  sind  verhältnis- 
mäßig schmale  und  flache  Gräben,  die  der  PfalzgraC  ins  Auge  gefaßt 
hatte,  wie  wir  sie  heute  noch  beispielsweise  in  Süd-  und  Nordfrankreich 
haben;  lediglich  flach  gehende  kleine  Schiffe  sollen  und  können  hier 
forlbewegt  werden.  Und  wenn  wir  der  Phantasie  des  Piälzgrafen  miß- 
trauen, dann  können  wir  noch  andere  Zeugen  heranziehen,  deren  Aus- 
sage jedenfalls  unverdächtig  sein  wird. 

Zunächst  hatte  Herzog  Karl  von  Lothringen,  der  an  der  Saar- 
kanalisation interessiert  war.  das  Projekt  durch  seine  Ingenieure  prüfen 
lassen  und  wir  hören  von  keinen  Bedenken,  die  erhoben  worden  sind. 
Vor  allem  aber  war  Georg  Hans  mit  dem  Statthalter  der  spanischen 
Niederlande,  Alexander  von  Parma,  in  Verbindung  getreten  und  hatte 
von  ihm  ein  Privilegium  erwirkt: 

»Wir  Alexander,  Herzog  von  Parma.  Gubernator.  General  und 
oberster  Fcldhaubtmann  in  Niederlanden,  thun  kund  und  bekennen 
gegen  jeder manniglichen  :  Alß  der  hochgeborne  Fürst  Herr  Georg  Hans, 
Pfalzgraf  bei  Rhein,  durch  S.  L.  langwieriges,  mühesames  Nachsinnen, 
auch  vermittels  ihres  hohen  Verstandes,  damit  dieselben  durch  Gott 
reichlich  begäbet,  die  Mittel  und  Wege,  wie  die  beiden  berühmten 
Ströme,  benamtlich  die  Mosel  und  Maaß.  ingleichen  auch  die  Maaß  und 
das  Antorfische  Revier,  die  Scheide  genannt,  zusammen  und  ineinander 
gebracht  mögen  werden,  zu  dein  auch  solche  künstliche  Instrumente 
und  Werkzeuge,  dadurch  man  die  Moraste  und  sumpfigen  Orte  zu  er- 
schöpfen und  auszutrocknen  vermag,  erfunden  und  zugerieht,  als»» 
haben  wir  im  Namen  Ihrer  Majestät,  auf  Advis  und  Gutachten  der 
gesandten  Räte  zugelassen,  die  erwähnten  Invenlione?  ...  in  den  Nieder- 
landen vorzunehmen  und  zu  Werk  zu  richten.' 

Ks  war  zunächst  der  Durchgangsverkehr  von  allerhand  fremder 
Kaufmannsware,  an  den  der  Pfalzgraf  bei  seinem  großartigen  Kanal- 
projekt gedacht  hatte,  bald  aber  faßte  er  ins  Auge,  selbst  als  Groß- 
kaufmann am  Warenumsatz  teilzunehmen.  Auf  den  Holzhandel  ist 
bereits  hingewiesen:  da  aber  von  Lothringen  aus  auch  weile  Länder 
mit  Salz  versorgt  wurden,  so  erwarb  er  jetzt  auch  selbst  eine  Saline, 
um  durch  deren  Produkte  Geld  zu  gewinnen,  vor  allem  aber  hoffte  er 
durch  Eisengewinnung  seine  leeren  Kassen  füllen  zu  können.  Die 
wichtigsten  Eisenwerke  lagen  in  den  Vogesen  bei  Rothau  und  Schirmeck. 
Dort  verschaffte  er  sich  eigene  Konzessionen.  Da  sieh  aber  heraus- 
stellte, daß  die  Zufahrtsstraßen  durch  die  Vogesen  nach  diesem  Erz- 
distrik*  zu  schwierig  waren,  so  ging  er  mit  größter  Energie  daran, 


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neue  Wege  zu  baueu.  Gegen  den  Widerslaud  aller  Nachbarn,  ja  gegen 
den  Einspruch  des  Kaisers,  der  mit  jenen  lurchtete,  das  Reich  werde 
durch  Anlage  dieser  Straßen  fremden  Nationen  geöffnet«,  hat  er  mit 
einem  für  damalige  Zeit  unerhörtem  Arbeiteraufgebot  unter  dem  Schutz 
seiner  gewappneten  Knechte  in  unglaublich  kurzer  Zeit  vorzügliche 
Wege  geschaffen.  Wenn  früher  18  Pferde  für  eine  Last  nötig  waren, 
so  hatte  er  die  Steigungen  der  neuen  Wege  so  berechnet,  daß  6  Pferde 
jetzt  dieselbe  Ladung  zwingen  konnten.  Die  Straßen  gehen  von  Rothau 
über  das  Hochfeld  nach  Barr,  von  Haselburg  über  Walscheid,  Albersch- 
weiler, S.  Quirin,  Türkstein.  Raon.  den  Donon  und  Schirmeck  nach 
Rothau,  endlich  von  Haselburg  über  Dagsburg  und  Wangenburg  bis 
zum  Urstein;  eine  Fortsetzung  dieses  Weges  war  später  bis  Hasel- 
sprung zwischen  Großmann  und  Narion  hindurch  in  Aussicht  genommen. 

Bald  hat  der  Pfalzgraf  seine  Mutungsgerechtigkeiten  in  großartiger 
Weise  erweitert.  Vom  Erzbischof  von  Trier  erwirkt  er,  daß  er  »zur 
Forlsetzung  des  fürstehenden  Generaleisenhandels«  allenthalben  im  Erz- 
bistum gegen  den  üblichen  Erzzehnten  das  Eisen  abbauen  darf.  Damit 
hat  er  sich  die  Gelegenheit  geschaffen,  das  Erz  ohne  den  immerhin 
noch  schwierigen  und  kostspieligen  Wagentransport  durch  die  Vogesen 
in  unmittelbarer  Nähe  der  regulierten  und  kanalisierten  Flüsse  und 
Bäche  zu  gewinnen. 

Bis  an  das  Gestade  der  Nordsee  hatten  den  unternehmungslustigen 
Pfalzgrafen  seine  Pläne  geführt.  Es  lag  nahe,  daß  dieser  weitschauende 
Geist  hier  nicht  Halt  machen  würde. 

Auf  seiner  Freiersfahrt  nach  Schweden  hatte  er  gesehen,  was  ein 
kleiner  Staat  durch  seine  Seemacht  vermag,  wenn  diese  einheitlich 
organisiert  und  einem  festen  Willen  untergeordnet  ist.  Die  Privilegien 
der  einst  so  mächtigen  Hansa  waren  in  Schweden  aufgehoben  worden, 
ebenso  aber  war  der  altberühmte  Stahlhof  in  London,  das  große 
Handelskontor  der  deutschen  Seefahrer,  mehr  und  mehr  zurück- 
gegangen, um  bald  ganz  vernichtet  zu  werden. 

Das  ist  nicht  nur  ein  Schlag  für  die  Seestädte,  das  ganze  Vater- 
land ist  getroffen.  Spricht  es  der  merkwürdige  Mann  doch  offen  aus, 
daß  »die  Seestädte  die  Vormauer  des  deutschen  Herzens  seien  und  daß 
die  meiste  Nahrung  und  Reichtum  durch  die  See  in  das  Reich  gebracht 
wird«.  Weshalb  soll  die  Vormacht  Deutschlands  auf  Ost-  und  Nordsee 
nicht  wieder  hergestellt  werden  können?  Die  Mittel  dazu  sind  vor- 
handen. Nur  eines  fehlt,  die  Einigkeit  :  »Weil  man  dann  in  Vaterlands- 
saehen  allein  auf  des  Vaterlands  Wohlfahrt  und  Reputation  sehen  solle 
und  man  ausdrücklich  siehet,  daß  dem  Reich  und  den  Hansestädten 


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daher  ihr  Unglück  kommen  ist  und  noch  kommt,  daß  sie  kein  Haupt 
haben,  das  sie  in  Einigkeit  erhalte  ....  so  ist  für  nötig  gehalten  wurden, 
das  Fundament  ihres  Unheils  .samt  den  Mitteln  ihrer  Hüll  anzuregen  « 
l.'nd  so  arbeitet  er  einen  sorgsam  durchdachten  Plan  aus  auf  Gründung 
einer  deutschen  Flotte,  »damit  unser  löblich*  Vaterland  und  wir  saml- 
lich  noch  erhalten  mochten  werden  vor  dem  klärliehen  und  vor  den 
Augen  stehenden  Untergang«.  Die  Seestädte  und  die  Kreise,  welche  an 
der  See  liegen,  sollen  die  bereits  vorhandenen  Schiffe  unter  den  Ober- 
befehl eines  Admirais  stellen.  Allein  die  Seestädte  können  etliche 
100  Fahrzeuge  aufbringen  und  verfugen  über  1000  Stück  Geschütze. 

So  tritt  er  nun  in  Verbindung  mit  den  maßgebenden  Faktoren, 
den  Seestädten,  den  Vertretungen  des  burgundischen  wie  Ober-  und 
Niedersächsischen  Kreises  und  mit  der  Hansa,  überall  treibend,  mah- 
nend, aufklärend,  nicht  nur  durch  Schrift,  soudern  durch  das  eigen«' 
lebendige  Wort.  Von  einer  Versammlung  reist  er  zur  andern,  den 
Fürsten  trägt  er  seine  Pläne  vor.  auf  dem  Reichstag  vertritt  er  sie, 
den  Kaiser  sucht  er  zu  gewinnen. 

Und  wahrhaftig,  die  Vorteile  sind  so  außerordentlich,  «laß  je«ler 
klar  Denkende  den  Nutzen  dieser  Vorschläge  einsehen  muli:  der  Sundzoll, 
den  Dänemark  von  den  7000  deutschen  Schiffen  erhebt,  die  den  Sund 
alljährlich  passieren,  kann  beseitigt  oder  wesentlich  erniedrigt  werden, 
sobald  man  den  Dänen  eine  deutsche  einheitlich  organisierte  Seemacht 
zeigt;  die  geringen  Abgaben,  die  man  dafür  selbst  den  von  schwerer 
Abgabe  befreiten  Schiffen  auferlegen  würde,  sind  in  ihrer  Summe  so  be- 
deutend, daß  der  Kaiser  keine  Türkensteuer  mehr  zu  erheben  braucht 
und  über  große  eigene  Einnahmen  zum  Wohle  des  Meiches  verfügen 
kann. 

Aber  ein  Admirai  ist  notwerulig,  ohne  einheitlichen  Oberbefehl 
geht  es  nicht.  Und  als  Admirai  hat  er  sich  selbst  ins  Auge  gefaßt. 
Man  mag  zunächst  darüber  lächeln,  daß  ein  Pfalzgraf  von  Veldenz- 
Lützelstein  die  deutsche  Flotte  kommandieren  will.  Aber  zunächst 
handelt  es  sich  ja  um  die  Organisation,  und  dazu  ist  es,  wie  er  mit 
Kecht  ausführt,  nötig,  daß  der  Organisator  sich  in  einer  Stellung  be- 
iludet, die  ihm  bei  Kaiser  und  Fürsten  Gehör  verschafft,  der,  wie  er 
selbst  sagt,  »vor  Seiner  Majestät,  den  Kurfürsten,  Fürsten  und  Standen 
das  Maul  auftun  darf,  aucli  die  Känke  und  Verhinderungen  kennt,  so 
man  pflegt  einzustreuen.  - 

Es  kommt  ferner  dazu,  daß  er  zu  Schweden  in  nahen  verwandt- 
schaftlichen Beziehungen  steht.  -Wenn  man  aber«,  so  führt  er  aus. 
•  mit  Schweden  verbündet  ist,  dann  könne  man  England  und  Dänemark 


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m  — 


durch  Gegei  j  verbiet  ung  der  Kommerziell  (d.  h.  durch  einen  Prohibitivzoll  ! 
zwingen,  die  alten  Handelsprivilegien  des*  Reiches  und  der  Hansa 
wieder  einzuräumen.« 

Mag  der  Pfalzgraf  hei  seinem  Vorschlug  auch  mil  im  Auge  ge- 
habt haben,  daß  er  sich  durch  die  zu  erwartenden  Einnahmen  aus 
seiner  Schuldenlast  herausreißen  kann,  die  Sache  stellt  ihm  doch  höher 
als  die  Person. 

Als  von  Hessen  aus  der  Graf  von  Holstein  als  Admirai  in  Vor- 
schlag gebracht  wird,  da  schreibt  er  mit  rücksichtsloser  Offenheit: 
»und  die  Wahrheit  zu  sagen,  so  seindt  wir  alle  beid  in  der  Wahrheit 
nicht  so  viel  wert,  daß  das  Reich  um  so  viel  Millionen  Goldes  .  .  .  ge- 
sprengt ist  worden  und  noch  soll  werden.« 

Wir  haben  keinen  Grund,  daran  zu  zweifeln,  daß  er  es  wahr 
meint,  wenn  er  erklärt:  »Gottes  Furcht,  meines  Vaterlandes  Nutz  und 
mein  Ehr  mir  lieber  soll  sein  als  Geld.» 

Und  wie  stellen  sich  nun  zu  diesen  Vorschlägen  Kaiser  und  Reich  V 

Die  Fürstenräte  haben  zu  Krankfurt  über  die  Vorschläge  beraten 
und  haben  befunden,  'die  Admiralsehaft  sei  ein  solch  Werk,  das  ohne 
merkliche  Kosten  nicht  auszurichten. 

Man  habe  zuvor  in  deutscher  Nation  davon  kein  Wissen  jemals 
getragen. 

Die  Stände  seien  ohnedies  in  dieser  teuren  Zeit  mit  merklichen 
Anlagen  beladen. 

Es  sei  zu  bedenken,  ob  man  nicht  dadurch  der  deutschen  Nation 
gegen  andere  Potentaten  sonderlirh  an  der  Westsee  einen  Anhang 
machen  möchte. 

Es  sei  auch  bedenklich,  einem  auf  der  See  eine  solche  Gewalt 
zu  geben.« 

Johann  Georg  von  Brandenburg  sieht  in  dem  Vorgehen  des 
Pfalzgrafen  sogar  ein  direkt  gefährliches  Unternehmen  und  bittet  den 
Kaiser,  das  Reich  dagegen  zu  schützen. 

Kaiser  Rudolf  selbst  aber  erklärt  in  einem  Schreiben  vom  13.  Sep- 
tember 1582,  das  Admiralitätswerk  sei  eine  so  hochwichtige  und  weit- 
gehende Sache,  daß  er  für  sich  selbst  Bedenken  trage,  es  zu  bewilligen, 
die  Stände  aber  könne  er  nicht  fragen,  weil  ein  Teil  von  ihnen  vom 
Reichslage  (zu  Augsburg)  be  reits  abgereist  sei.  »So  müsse  er  es  denn 
dabei  beruhen  lassen.' 

Und  so  hat  es  denn  tatsächlich  beim  Projekte  des  Pfalzgrafen 
sein  Bewenden  gehabt  und  mit  dem  Flottenplan  hat  der  geniale  Wittels- 
bacher auch  all'  die  weiteren  Hoffnungen  begraben  müssen,  die  sein 

ia 

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i»4  - 


unermüdlicher  Geist  daran  geknüpft  hat,  vor  allem  die  Wiedereroberung 
Livlands,  das  seit  der  Mitte  des  Jahrhunderts  dem  deutschen  Orden 

< 

vom  Moskowiter  weggenommen  worden  war. 

Es  fehlt  hier  an  Zeit,  auf  das  große  Projekt  des  Pfalzgrafen  näher 
einzugehen  und  ich  erwähne  nur  den  Anfang  einer  Denkschrift,  aus 
der  man  ersehen  mag,  daß  auch  auf  dem  Gebiete  extensiver  Politik 
der  Fürst  300  .lahre  zu  früh  gelebt  hat. 

•  Nachdem  jetziger  Zeit <,  so  sagt  er,  »alle  fremden  Nationen  sich 
umtun,  nach  fremden  und  neuen  Landen  zu  schiffen,  dieselhige  zu  er- 
kundigen, auch  sich  derselbigen  eigentümlich  anzunehmen  und  sie  zum 
christliehen  Glauben  zu  bringen,  auch  der  Christenheit  und  ihrem  Patriae 
Nahrung  und  Kumerschaft  zu  verschaffen,  welches  neben  dem.  daß  es 
christlich,  löblich  und  nützlich,  so  erfindet  es  sich  auch  tunlich«  etc. 

Es  sind  schwere  Enttäuschungen  gewesen,  die  der  Fürst  hat  er- 
leben müssen,  und  sie  werden  ihn  um  so  schwerer  niedergedrückt 
haben,  als  er  auch  in  einem  Rechtsstreit,  den  er  seit  seinem  Regierungs- 
antritt mit  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz  führte,  um  erhöhte  Einnahmen, 
die  ihm  zustanden,  zu  erhalten,  nicht  vorwärts  kam.  Ich  kann  nicht 
näher  auf  diese  Dinge  eingehen,  das  Eine  steht  jedenfalls  lest:  Am 
Ende  seiner  Laufbahn  war  er  noch  nicht  einmal  so  weit,  daß  er  wußte, 
wo  der  Prozeß  geführt  werden  konnte.  L  ud  nur  ein  Gutes  hatte  dieser 
jammervolle  Streit  gehabt:  daß  fier  Pfalzgraf  in  tiefer  Erbitterung  und 
Entrüstung  Kaiser  und  Reichstag  eine  Reichsjustizreform  vorgelegt  hat. 
um  anderen  zu  ersparen,  was  er  selbst  hat  leiden  müssen. 

»Zu  Recht  verhelfen  heißt  nit  eine  Urüh  oder  Färb  darüber  streichen, 
sondern  aus  dem  Grunde  wirklich  helfen.«  Das  aber  sei  nur  möglich 
durch  eine  Beschleunigung  des  Gerichtsverfahrens.  Zu  diesem  Zwecke 
sei  das  Verfahren  in  der  ersten  Instanz  abzukürzen,  in  Appellations- 
sachen  und  bei  Revisionen  zu  verbessern,  es  sei  die  Verminderung  der  an 
das  Reichskammergericht  gehenden  Sachen  anzustreben  und  zwar  durch 
bessere  Bestellung  der  Untergerichte  und  durch  Erhöhung  der  Summen, 
wegen  deren  Appellation  an  das  Reichskammergericht  möglich  ist. 

Vor  allem  aber  hat  ihn  vergrämt  und  verbittert,  daß  von  Seilen 
seiner  Nachbarn  Verdächtigungen  gegen  ihn  erhoben  wurden,  die  ihn 
an  der  empfindlichsten  Stelle  seines  Herzens  trafen,  die  seine  Vater- 
landsliebe und  die  Selbstlosigkeit  in  der  Tätigkeit  für  Gründung  und 
Eutwickelung  von  Pfalzburg  in  Zweifel  stellten. 

Im  November  1578  geht  bei  der  österreichischen  Regierung  in 
Knsisheim  ein  Schreiben  ein,  in  dem  der  Herr  von  Schwendi  anzeigt, 
er  habe  aus  Lothringen  erfahren,  Georg  Hans  sei  vor  kurzem  bei  den 


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-  l9o 


Ciuisen  gewesen  mit  der  Absicht,  zum  Könige  von  Frankreich  zu  gehen, 
um  diesem  Lützelstein  mit  Pfalzburg  zum  Kauf  oder  Tauseh  anzu- 
bieten. Wenn  der  Paß  in  die  Hände  der  Franzosen  käme,  würde  das 
dem  ganzen  Deutschland,  insbesondere  aber  den  Elsässischen  Landen 
zur  Gefahr  gereichen. 

Am  gleichen  Tage  kommt  Kgenolph  von  Kappoltstein  mit  der- 
selben Warnung  und  »der  Besorgnis  für  das  Wohl  communis  patriae 

Schon  am  1 .  Dezember  desselben  Jahres  giebt  Erzherzog  Ferdinand 
die  Nachricht  an  Kaiser  Rudolf  weiter,  auch  er  nun  plötzlich  in 
Sorge  um  das  »ganze  Deutschlund«.  Dem  Kaiser  steigen  Bedenken 
auf.  Hat  er  doch  selbst  gleichzeitig  einen  vom  2.  Dezember  1578 
datierten  Brief  des  Pfalzgrafen  erhalten,  der  ihm  die  (îerttchle  zu  be- 
stätigen scheint. 

Georg  Hans  hat  ihm  darin  mitgeteilt,  daß  die  Gefahr  auf  der 
Grenze  immer  höher  steige,  jetzt  habe  sich  auch  S.  Quirin  dem  Stift 
Metz  unterworfen.  Wenn  man  ihm  nicht  zu  Hille  komme,  so  müsse 
er  auf  andere  Mittel  sinnen,  »da  ich  doch  verhoffe,  E.  K.  M. 
werden  nunmehr  die  welschen  Praktiken  und  Anschläge  des  Stifts  Metz 
und  Königs  von  Frankreich  erkennen-.  Mit  Kommissionen  sei  so  wenig 
wie  auf  dem  Rechtswege  etwas  zu  machen,  der  Kaiser  möge  ersehen, 
daß  er  kein  Landfriedensbrecher  sei.  sondern  lediglich  sich  und  dem 
Vaterlande  zu  Gute  derartigem  Beginnen  zuvorzukommen  suche. 

Rudolf  wendet  sich  hilfeflehend  an  die  Kurfürsten  und  ersucht 
sie,  die  Veräußerung  Plälzburgs  zu  verhindern. 

Gleichzeitig  warnt  er  aber  auch  den  Pfalzgrafen  selbst  vor  solchem 
Beginnen. 

Was  ist  nun  an  dem  Gerücht  Wahres  gewesen? 

Daß  nicht  alle  Fürsten  dem  Pfalzburger  die  zugeschobenen  Ab- 
sichten zutrauen,  geht  schon  aus  einer  Reihe  von  Briefen  hervor,  die 
mehr  oder  weniger  bestimmt  das  Vorhaben  des  Pfalzgrafen  bestreiten. 

Georg  Hans  aber  sehreibt  am  5.  Januar  1579  an  Rudolf:  »Ich  stelle 
Lw.  M.  hohem  erleuchteten  Verstände  selbst  anheim,  zu  ermessen,  daß 
ich  Pfalzburg  als  eine  Tochter,  die  ich  gezeuget  habe,  außer  Händen 
lassen  solle,  da  ich  doch  soviel  Mühe,  Sorgen,  Kosten  und  Angst  darum 
gehabt.  Wie  ich  ein  Stück  nach  dem  andern  verloren  und  mit  was 
Unkosten  ich  und  meine  geliebte  Gemahlin,  oft  schwangern  Leibes, 
auch  mit  kleinen  unerzogenen  Kindern,  gelitten  habe.« 

Wenn  er  Pfalzburg  aus  den  Händen  geben  wollte,  dann  habe  er 
unter  den  deutschen  Fürsten  genug  Nachbarn,  denen  er's  mit  gutem 
Fug  und  Titel  geben  könnte. 

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Er  hoffe  also,  der  Kaiser  werde  ihn  für  entschuldigt  halten,  bitte 
aber  von  neuem,  ihm  zu  helfen,  vor  allem  die  Nachbarn  zu  mahnen,  am 
Bau  der  Stadtbefestigungen  mit  tätig  zu  sein. 

Wir  haben  keinen  Grund,  dem  Pfalzgrafen  zu  mißtrauen,  sehen 
aber  jetzt  schon,  wie  er  sich  -  zunächst  schüchtern  —  mit  dem  Ge- 
danken einer  Verpfändung  trügt. 

Aber  die  Gerüchte  schweigen  nicht. 

Schon  am  28.  März  1579  richten  die  Kurfürsten  von  Köln,  Mainz, 
Trier,  Sachsen.  Brandenburg  und  bei  Rhein  eine  neue  Eingal)e  an  den 
Kaiser.  Sie  behandeln  abermals  die  Zollsache  dilatorisch.  »Wir  seind 
aber  mit  E.  M.  Bedenken  einig,  daß  dem  heiligen  Reich  und  sonderlich 
den  über  Rhein  gesessenen  Ständen  viel  daran  gelegen  sei,  daß  die 
Herrschaft  Lützelstein  und  der  Paß  Pfalzburg  beim  heiligen  Reich  er- 
halten und  in  fremde  Hände  nicht  verwendet  werde.  «  Dabei  verdächtigen 
sie  abermals  den  Pfalzgrafen,  daß  er  Pfalzburg  an  einen  fremden  Poten- 
taten zu  geben  gedenke. 

Auch  andere  Fürsten  schließen  sich  diesen  Verdächtigungen  an. 
Wiederum  wendet  sich  der  Kaiser  an  den  Pfalzgrafen  mit  Warnungen, 
an  die  benachbarten  Fürsten  mit  dem  Ersuchen,  den  Pfalzgrafen  ab- 
zumahnen. 

Nochmals  trifft  ein  verzweifeltes  Schreiben  des  gequälten  Mannes 
beim  Kaiser  ein. 

»Wan  K.  M.  im  Grund  recht  wiiszten,  in  was  Beschwernisz  und 
täglichem  Drangsal,  auch  Schuldenlast  ich  stecke  und  wo  man  nit  bald 
mir  hälfe,  fürwahr  das  Grundeiß  gehen  wüid  und  darnach  mir  nimmer 
zu  helfen,  dann  ich  hier  ein  Leistmanung  nach  der  andern  muß  gewarten 
und  allein  jetzund  fünfunddreißig  tausend  Gulden  laufender  Schuld  habe, 
die  alle  Tag  wollen  bezalt  sein,  also  daß  ich  fürwahr  nit  weiß,  wo  aus 
oder  ein  und  wo  E.  K.  M.  nit  den  Kurfürsten  des  Reichs  furderlich 
schreiben  und  dran  treiben,  das  sie  mir  ein  Antwort  mit  dem  Zoll  geben, 
so  dürfte  ich  um  alle  meine  Ämter  gesprengt  werden  

K.  K.  M.  möchten  mirs  in  Warheit  glauben,  daß  mir  die  Sorg  und 
Angst  schier  das  Herz  im  Leib  ausbrennt  in  Ansehung  meiner  kleiner 
viel  unerzogner  Kinder,  geschweige  denn  jezt  von  neuem  meinen  armen 
Untertanen  von  dem  unlängst  durchziehenden  Welschen  Kriegsvolk 
begegneten  unverwindtlichen  Schaden,  da  sie  dermassen  mit  ihnen  ge- 
hauset  und  sie  geplündert,  das  ich  den  halben  Teil  Fuhren  nimmer  hab. 
wie  ich  sie  in  meiner  angehenden  Regierung  gehabt.« 

Der  Erfolg  des  Schreibens  ist  nicht  ganz  derselbe  wie  früher: 
jetzt  endlich  fassen  die  Kurfürsten  Beschluß.   Nach  langer  Begründung 


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folgt  die  Erklärung,  daß  sie  des  Herzogs  Begehren  auf  Bewilligung  eines 
Zolls  die  Hand  zu  bieten,  nicht  tunlich  befinden  können.  »Also  verhofFcn 
wir.  K.  K.  M.  weiden  die.se  Zollsach  gänzlich  einstellen  und  S.  L  den 
Pfalzgrafen  väterlich  zur  Geduld  mahnen.  < 

Aber  als  wollte  der  Pfalzgraf  das  Unbegreifliche  nicht  fassen, 
läßt  er  noch  einmal  seinen  verzweifelten  Ruf  um  Hilfe  erschallen  in 
Tönen,  die  auch  uns  heute  noch  zu  Herzen  gehen. 

»Derhalben  so  bitl  ich  Ew.  K.  M.  abermal  aufs  alleruntertänigst. 
sie  wollen  zu  Gemüt  führen,  wie  mir  zu  Herzen  sein  möcht,  der  mit 
»o  viel  kleinen  Kindern  beladen.  Man  kann  einen  Bogen  zu  hart  spannen 
und  übertreibeu  in  Geduld,  daß  er  zuletzt  zerspringen  musz.  Man  siehet 
und  weiß  klärlich,  dasz  einmal  Frankreich  sein  Anschlag  auf  Straßburg 
gemacht  und  an  keiner  Verrälerei  sich  nit  dauern  läszt.  wie  sich  denn 
vornehme  Franzosen  und  Obersten  verlauten  lassen,  es  solle  und 
könne  die  Stadl  Straßburg  nit  enlgehn,  und  rühmen  sieh  ohne  Scheu, 
wie  sie  ihn;  Verräterei  in  der  Stadt  drinnen  haben  

Nun  steht  einem  zu  bedenken,  der  auf  der  Frontier  hilflos  ge- 
lassen wirt.  wann  er  die  Bing  vor  Augen  schier  siehet,  was  ihm  zu  thun 
sei.  ob  er  will  warten,  daß  man  ihm  die  Haut  über  die  Ohren  ziehe, 
oder  ob  er  bei  Zeiten  andere  Mittel  will  suchen,  sonderlich  einem,  der 
überschuldet  ist  und  viel  lieher  Kinder  für  Augen  sieht  gehn  und  aus 
Unschuld  in  solche  Last  und  Sachen  auf  kaiserliche  Vertröstung  und 
Geheis,  wie  im  vorigen  Schreiben  gemelt,  kommen.  —    —  — 

Aeh  allergnedigster  Kaiser,  wie  oft  hab  ich  schon  bißhero  in  • 
meinen  Schreiben  sonderlich  in  Frontieractis  treulich  gewarnel  und  es 
gern  gut  gesehn,  aber  da  sehe  ich,  dasz  kein  Warnung  oder  Rat  helfen 
will,  Gott  erbarm  es.  Wie  treulich  ich's  mit  meinem  Vaterland  und 
jeder  Zeit  mit  meinen  Kaisern  gemeint,  das  laß  ich  Gott  erkennen.  Ich 
gräme  uud  denk  mich  meines  Vaterlandes  und  vorstehenden  Unglücks 
halben  so  müd.  dasz  ich  drunter  erliegen  musz,  sonderlich  so  ich 
hülflos  hinfurder  gelassen  werde.  Ich  will  hiemit  mich  aufs  alleruntcr- 
tänigst  gegen  Gott,  Ew.  K.  M.  und  dem  ganzen  Reich  ausdrücklich 
bedingt  haben,  daß  wo  man  nit  zur  Sachen  lut  und  mich  in  solche 
Bekümmernis  und  Herzenleid  auch  Gefahr  stec  ken  läszt,  kommt  Unglück 
daraus;  so  will  ich  vor  Gott,  K.  K.  M.  und  aller  Well  entschuldigt  sein.* 

Der  Notschrei  bleibt  erfolglos,  wie.  alle  früheren.  Eine  persönliche 
Audienz  wird  dem  Plälzgrafen  abgeschlagen  und  so  entwickeln  sich  die 
Dinge,  wie  sie  sich  nicht  anders  entwickeln  können. 

Am  24.  Juli  1583  wird  zwischen  dem  Plälzgrafen  und  dem  deut- 
schen Reiehsfürslcn  Karl  III.  von  Lothringen  der  Vertrag  abgeschlossen. 


-  198 


durch  den  Pfalzburg  mit  den  Dörfern  Einartshausen.  Hasolburg,  Lützel- 
burg,  Hullenhausen,  Wilsberg  und  Mittelbronn  dem  Herzog  von  Loth- 
ringen vom  1.  Oktober  1584  auf  vier  .lahre  gegen  eine  Zahlung  von 
400000  Gulden  verpfändet  wird. 

Ks  war  keine  Scheinverpfändung.  Dali  eine  Wiederlösung  möglich 
wäre,  daran  hat  Georg  Hans  in  seinein  Optimismus  bis  zum  letzten 
Tage  geglaubt. 

Seine  Untertanen,  Adel  und  Bürger  von  Plälzhiirg,  haben  alles 
getan,  um  zu  ihrem  alten  Herrn  zurückzukommen. 

Daß  es  nicht  möglich  war  ohne  Hilfe  aus  dem  Reiche,  ist  uns 
klar,  daß  diese  Hilfe  ausblieb,  brauche  ich  nach  dem  Gesagten  nicht 
auszuführen. 

Noch  einmal  hat  sich  der  alte  Kampf,  das  alte  Leid  wiederholt. 
Aber  alle  Hoffnungen  gehen  zu  Nichte. 

Und  auch  die  kräftige  Natur  des  hochstrebenden,  genialen  Mannes 
ist  den  Kämpfen  und  Enttäuschungen  nicht  gewachsen. 

Ich  habe  den  Eindruck,  daß  sich  sein  Geist  umnachtet  hat. 
Ruhelos  sucht  er  nach  Mitteln,  um  die  Pfandsumme  aufzubringen. 
Bald  bietet  er  dem  Kaiser  Finanzprojekte  an.  um  das  Reich  zu  sanieren 
und  selbst  einen  Teil  der  Einnahmen  zu  erhalten,  bald  kommt  er  mit 
Erlindungen  militärischer  Art.  die  den  Stempel  der  Unausführbarkeil 
auf  der  Stirne  tragen.  Es  wäre  ein  besonderer  Vortrag  nötig,  um  diese 
letzte  Phase  seines  Lebens  zu  schildern. 

Allmählich  sind  ihm  auch  die  Augen  aufgegangen,  daß  vom  Kaiser 
und  Reich  nichts  zu  erhoffen  ist.  Aber  warnen  will  er  noch,  dem 
Kaiser  die  Augen  öffnen,  wie  die  Dinge  im  Reiche  stehen.  Und  so 
schreibt  er  denn  am  10.  Oktober  1590  an  Kaiser  Rudolf:  »Nun  sind 
E.  K.  M.  als  einem  Kaiser  die  Händ  geschlossen,  daß  sie  kein  Zolls- 
oder Wcggeldsbegnadigung  oder  Exemptiones  von  Zöllen  geben  können, 
auch  in  dem  die  Händ  geschlossen  mit  den  Reichstagen,  wie  die  Kur- 
fürsten von  Caroli  Quinti  Zeiten  an  bis  auf  E.  K.  M.  die  Juramenlen 
geschärft.  Alles  auf  ihren  Vorteil  und  Verkaufung  des  Kaisers,  also  daß 
man  anstatt  eines  Kaisers  bald  sieben  zu  Lehen  hat  und  also  die  andern 
Stand'  durch  solche  Verkaufung  solcher  Beneficien  des  Kaisers  gehin- 
dert sein  müssen,  dadurch  das  Reich  zu  Boden  gehl.' 

Auch  dieser  Ruf  ist  verhallt  wie  die  Stimme  des  Predigers  in 
der  Wüste. 

Georg  Haus  ist  verbittert  und  vergrämt,  aber  umgeben  von  seinen 
Liehen,  seiner  Irenen  Gattin  und  den  Kindern,  im  Jahre  1592  ge- 


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schieden.  Aber  so  hart  ihm  das  Leben  zugesetzt,  so  reich  an  Ent- 
täuschungen und  so  arm  an  Erfolgen  es  gewesen  ist,  er  seihst  hat  den 
Glauben  an  sich  nicht  verloren  und  von  der  Nachwell  erwartet,  was 
ihm  die  Mitwelt  vorenthielt. 

»Denn  wie  ich  treuherzig  in  des  Vaterlands  Sachen  gearbeitet,  des 
wird  verhoiïentlich  das  Werk  den  Meister  loben  und  wo  nit  die  jetzige 
Welt,  so  doch  die  Posterität  befinden  und  erkennen.« 

Die  Posterität  hat  ihm  bis  heute  wenig  Gerechtigkeit  widerfahren 
lassen.  Die  Wenigen,  die  sich  mit  ihm  beschäftigt,  haben  ihn  ver- 
lacht, geschmäht  und  gescholten.  Nur  die  Bauern  und  Holzarbeiter  in 
den  Vogesen  haben  ihn  treu  als  einen  Liebling  im  Gedächtnis  bewahrt  : 
noch  heute  erzählen  die  Alten  ihren  Kindern  von  ,)erri  Hans,  der  sie 
verstanden  und  der  es  gut  mit  ihnen  gemeint  hat. 

Es  liegt  mir  fern,  die  Schwächen  des  Mannes  zu  verkennen. 

Man  hat  ihm  Charakterlosigkeit  und  politische  Unzuverlässigkeit 
vorgeworfen,  fast  gleichzeitig  soll  er  den  verschiedensten  politischen 
und  religiösen  Parteien  seine  Dienste  angeboten  haben. 

Gewiß  hal  er  das  getan.  Aber  sein  Verhalten  kann  nicht  aus 
der  sittlichen  Aulfassung  unserer  Zeil  beurteilt  werden,  wir  müssen 
ihn  den  fürstlichen  Söldnerführern  des  16.  Jahrhunderls  zur  Seite 
stellen.  Vor  allem  hat  man  eins  nicht  bedacht.  Die  politischen 
Konstellationen  der  60er  und  "Oer  lahre  des  16.  Jahrhunderts  wechseln 
so  schnell  und  jäh,  daß  man  die  Haltung  eines  im  großen  politischen 
Leben  stehenden  Mannes  nur  beurteilen  kann,  wenn  man  der  jeweiligen 
Konstellation  Rechnung  trägt. 

Wenn  er  heute  seine  Dienste  dem  französischen  Könige  anbietet 
und  morgen  dem  Oranier,  dann  scheint  das  charakterlos.  Sieht  man 
aber  der  Sache  auf  den  Grund,  dann  erkennt  man  nicht  unschwer, 
daß  ein  Leitstern  ihn  allezeit  geführt  hat,  die  Sache  des  Protestantismus 
und  die  Interessen  seines  deutschen  Vaterlandes. 

Er  mag  sie  verkannt  haben,  aber  er  hal  sie  ehrlieh  vertretet). 
Leidenschaftlich  und  impulsiv  wie  er  war.  ist  auch  vielleicht  manches 
Wort  von  seiner  Lippe  gefallen,  das  er  nie  ernstlich  gemeint  hal. 
Schon  die  Zeitgenossen  schrien  Verrat,  als  die  Kurzsiehiigkeit  und  die 
Selbstsucht  der  Kurfürsten  ihn  zwangen  mit  schwerem  Herzen  das 
Hollwerk,  das  er  aus  eigenen  Mitteln  gegen  Frankreich  errichtet  hatte, 
zeitweise  an  einen  deutschen  Bundesfürslen,  der  ihm  der  mächtigste 
Schulz  gegen  Frankreich  zu  sein  schien,  zu  verpfänden. 

Seine  Begeisterung  für  das  Heil  des  deutschen  Reiches  deshalb 
zu  bezweifeln,  weil  ihn  eine  .lugendfreundschaft  mit  dem  Herzog  von 


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Alencon  verbindet,  geht  .schlechterdings  nicht  an.  Die  Beschuldigung 
aber,  daß  er  Straßburg  an  Frankreich  habe  verraten  wollen,  ist  vor 
allem  auf  Verdächtigungen  seines  bittersten  Feindes  des  Johann  Casimir 
aufgebaut.  Sie  erscheint  mir  durchaus  unhaltbar.  Als  politischer 
Charakter  steht  Georg  Hans  weit  über  seinen  pfälzischen  Vettern. 

Weiter  wirft  man  ihm  persönliche  Charakterlosigkeit  vor. 

Größenwahn  und  jämmerlicher  Kleinmut  sollen  in  ihm  vereint 
gewesen  sein;  prahlend,  drohend  vor  allem  aber  bettelnd  soll  er  all- 
überall erscheinen. 

Gewiß  hat  er  die  Bedeutuug  seiner  politischen  Holle  weil  über- 
schätzt. Wenn  er  aber  im  Vertrauen  auf  die  Bedeutung,  die  sein 
Lebenswerk,  die  Gründung  Pfalzburgs.  für  die  Sicherung  ganz  Deutsch- 
lands hat,  bei  Kaiser  und  Fürsten  um  Unterstützung  bittet,  nachdem 
ihn  der  Bau,  dessen  finanzielle  Tragweite  er  nicht  übersah,  zu  Grunde 
gerichtet  hat,  wenn  er  in  seinen  Schreiben  in  heißer  Sorge  um  Frau 
und  Kinder  Töne  anschlägt,  so  warm  und  leidenschaftlieh,  wie  sie  in 
politischen  Aktenstücken  wohl  selten  erklingen,  so  vermag  ich  darin 
nichts  Verächtliches  zu  sehen. 

Vor  allem  aber  wird  er  hingestellt  als  ein  oberllächlicher  Dilettant, 
als  ein  fürstlicher  Praktikant  ersten  Hanges.  Gewiß  war  Georg  Hans 
ein  Phantast,  insofern  sein  hochfliegender  Geist  nicht  die  Fesseln  sah, 
welche  die  politischen  und  wirtschaftlichen  Verhältnisse  seiner  Zeil 
ihm  um  die  Füße  legten. 

Aber  was  er  geplant  und  was  er  gedacht,  das  sind  zum  großen 
Teile  Gedanken  und  Projekte  gewesen,  die  schön  und  groß  waren. 
Sei  es  die  Versöhnung  der  streitenden  Kirchen,  die  Heform  der  Heichs- 
justiz,  seine  genialen  Kluß-  und  Kanalbauten,  seine  Klottenpläne  oder 
die  Gründung  von  Kolonien,  der  schwerste  Fehler,  der  all  diesen  Ideen 
anhaftet  ist  doch  der.  daß  sie  300  Jahre  zu  früh  ausgesprochen  wurden. 

Ich  maße  mir  nicht  au.  eine  abschließende  Charakteristik  des  selt- 
samen und  seltenen  Mannes  gehen  zu  wollen.  Aber  eines  steht  schon  jetzt 
lest.  Die  bisherige  Auffassung,  die  man  von  ihm  gehabt  hat.  ist  falsch. 
Seine  Charakteristik  muß  neu  geschrieben  werden,  geschrieben  auf 
Grund  des  gesamten  handschriftlichen  Materials,  dessen  Sammlung  eine 
der  lohnendsten  Aufgaben  der  neueren  Quellenforschung  bilden  wird. 

Möge  die  Skizze,  die  ich  Ihnen  heute  entworfen  habe,  dann  auch 
in  der  einen  oder  anderen  Linie  geändert  werden,  an  dem  Motto,  das 
er  selbst  seinem  Bilde  gegeben,  wird  sich  nichts  ändern: 

Gottes  Furcht,   meines  Vaterlandes  Nulz  und  mein  Khr  mir 
lieber  soll  sein  als  Geld  . 


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-  201 


Aktenstücke. 

/.  litrtcht  Mur  dit  Stmtigkciim  des  Pfalzyiafcn  Geoiy  Hun*  mit  st'mm 
Grmnmchbin  )).  htshesotidrn  (hm  Frrihrrm  Africanus  ron  Hattssonvilh: 

<\  trm. 

Krzelung  der  spenn  an  der  frontier  mit  dein  cardinal  und  herzogen 

zu  Lothringen. 

Wir  haben  inn  allen  orthen,  da  wir  vor  alterß  heer  der  churfürsl- 
lichen  Plaltz  (ahnen  gefunden,  auch  bey  allen  dehnen,  so  zu  unnserin 
schütz  und  schirm  seind,  die  schirmßgerechtigkait  erneueren  laßen, 
Hohenhorst  1 1,  llohenzelters  *),  die  probst  guetwilligklieh  unnß  wie  von 
alters  hcro  an  statt  deß  churlürsten  als  angewisnen  erbt  heil  angenomen, 
daruff  di  Lothringischen  unnß  die  (ahnen  haben  wollen  lassen  abreissen, 
doch  zuvor  zu  unnß  geschickt,  deren  gesanndten  wir  vor  unverdechtlichen 
jähren  heer  die  regist ratur  und  buecher  unserer  schirmsgerechtigkait 
halber  haben  uffgelcgt,  ohnangesehen  dises  die  gesandten  hinweg  ge- 
zogen mitt  anzeig,  man  wöll  unnsz  keinen  schirm  daselbst  zulassen,  sie 
seyen  selbs  siarck  genug  dieselben  zu  handthaben  und  sie  seien  in  ihres 
herrn  landt  gesessen.  Durant  wir  repliciert  mitt  dem  anhang.  da  uns 
die  fahnen  mitt  gewalt  sampt  unserer  gerechtigkeit  also  entzogen  werden 
solten.  das  wir  solches  vom  Reich  entziehen  zu  lassen  unserer  pflicht 
halber  nitl  Ihnen  khindlen.  als  einer,  der  sampt  dem  unsern  immediale 
unser»  wissen*  noch  under  daß  Reich  gehörtl,  wolten  derhalben  für 
gewallt  gebetten  haben;  so  der  aber  nilt  underlassen,  muesten  wir  das 
Reich  umb  hilfl'  ani-ueflen,  auch  unser  bestes  thuen,  und  solten  wir 
darüber  utl'  die  linger  gekloplll  werden,  inn  dem  wir  einen  freyherrn, 
Masonvill  genandt  3;>.  so  mehrertheils  seiner  guetter  in  Franckreich  und 
under  Metz  ligen  halt,  von  wegen  etllicher  dörller,  so  er  in  einer 
herschafft  genandt  Turekelstain4'  halt  und  schirmbgelts  halber  drey 
jähr  seumig  gewesen,  widerumb  wir  von  alters  sein  geburends  zu  Ihun. 
in  schrifften  errnanel,  daraull  auch  unsere  (ahne  inn  denselbigen  seinen 
dörffern  wie  von  allers  Itero  ulTrichten  lassen,  i  welcher  sich  dann  mitt 

Haut"  Still, .  Alht  Silin,  (itmrimh-  ('inn.  a.  »/.  |V-i»ww  in  l'runknkh. 

*J  ? 

J)  Freiherr  Africnnws  eon  Hauummritlr, 
Vi  T'irk*»,,,  in»  wrilin,  Saortnl. 


--    202  - 


diesen  guetern  nihe  vor  der  zeitt  andern  zugethon  gcacht,  als  der 
grafschaft  Lntzelstein,  wie  man  auch  inn  dersclbigen  herrsclialTt  an 
ethliehen  orlhen  zollstatt  hatt).  halt  sich  über  dem  zugetragen,  das 
bemelier  freyherr  von  Hasonvil  mitt  unserm  probst  zu  Sanct  Quirin  '  t 
ilaselbst  wir  unnsere  fahnen  und  zollstatt.  auch  dessen  orlhs  underthanen 
unß  newlich  ohn  ainiehe  waigerung  gehuldigt  haben,  newerung  gesucht 
und  dein  probst  in  seine  wählt  gefallen,  die  selbigen  verwuest,  das 
hew  auf  den  wisen  genommen  und  allerhanndl  andern  muetwillen  ge- 
triben,  darufl'  unß  gedachter  probater  umb  handhabnng  ersucht,  haben 
wir  den  Hasonvill  beschriben  und  sein  verantwurttung,  auch  abtrag 
seines  gehabt enn  mutwillens  begert.  aber  er  ein  gesandten  zu  unß  ge- 
schieht und  antwurtt  geben  lassen,  wie  die  und  der  gantz  handel  auß 
dem  schreiben  an  die  K.  M.  deßhalb  beschehen  und  andern  (initl 
A.  B.  b.  C.  D.  K.  F.  und  G.  gemerkt)  nach  lengs  zu  sehen. 

Nun  hatt  es  mitt  imm,  dem  Hasonvill  dise  gelegenheit,  das  vor- 
mals seiner  vetter  ainer  mitt  hiliï  des  cardinal»  in  das  bemelt  closter 
ist  eingesetzt,  aber  von  pfaltzgrawe  Ludwigen,  churfürsten,  wider  ab- 
gesetzt und  ein  anderer  geordnet  worden,  demnach  er  vermainendl  jelz 
bessere  gclegenheitt  zu  haben,  hinein  dringen  will,  in  ansehung,  das  er 
etlliche  geringe  gerechtigkheitcn,  welche  doch  alle  ihr  limitation  haben 
und  also  unnß  so  wol  als  unserni  vetter  herzog  Wolffgangeii,  als  da 
zumahl  gemains  herrn,  sagen  lassen,  es  verwundere  ihn,  das  man 
sich  deß  probsts  so  hartt  annehmen,  da  er  doch  unß  sovil  dienst 
thuen  khündt,  als  der  probst,  und  sich  in  alweg  daruff  gezogen,  das 
der  probst  unrecht  berichte,  damitt  wir  verursacht  wordenn  unsere 
rhütt  dahin  abzuordnen,  mitt  solchem  beschaidt,  allen  warhafftigen 
hericht  in  zu  nemen  und  alß  dann  den  probst  deß  llasonvills  mutt- 
willens,  wie  auß  bemeltem  schriben  an  die  K.  M.  auch  zu  ersehen, 
helflen  zu  entheben,  und  weil  er  inen  tiilt  restituiren  wollen,  selbs 
ettlichs  theils  zu  restituiren.  waß  aber  der  beschluß  des  handels,  ist 
auß  des  probsts  schreiben  und  der  zu  YVicoh')  eigangner  unbillichen 
und  nichtigen  urtheil  zu  ersehen  (mitt  H  und  J  signierlti.  So  hat  es 
nuhu  mehr  mit  den»  cardinul  dise  gelegenheitt.  das  er  mitt  der  eron 
Franckreich  cüigungen,  keinen  haupt-  oder  ainptmaun  in  das  stilTt  Metz 
11IÎ  seine  heuser  zu  setzen,  sie  seien  dann  von  der  eron  Franckreich 
bewilligt.  Als  dann  daß  excmpcl  mit  Marsall  gnugsam  und  noch 
vorhanden,  dan  es  von  uewem  mitt  gebornen  Kranlzosen  besetzt,  so 

'i  St.  Quirin  Ui  All»'i»th<triter  in  </««  I  >/»■*•>!. 
Ji  Tic.  bischöflich  Metzwlf  Hrs,,!?,,; 


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-   2o:l  - 


hatt  er  aueh  ettlicln*  horrschafïten  vom  stifft  verschenckht  und  dem 
Reich  ohn  wissen  und  willen  deßelbigen  entzogen,  also  das  auch  die 
inngesessne  vom  adel  von  wogen  verlierung  ihrer  appellation  an  daß 
K.  cammergericht  und  anderer  mehr  Ireyheitten,  so  sie  underm  Reich 
pliben  hotten,  gern  aller  handi  mitte)  zu  clagen  gesucht,  aber  nicht 
Ihuen  dörflen;  wer  demnach,  so  er  iur  ein  furslen  und  standt  deß 
Reichs  erkhennl  solt  werden  und  nitt  desto  weniger  tnitt  Franckreich  in 
dergleichen  luindlungen  stuendt,  kein  besser  gelegenheit  dem  Reich  von 
tag  zu  tag  waß  zu  entziehen,  dann  diese,  wie  sie  es  jetzund  schon 
understehn  und  furnemmen.  Daher  leichtlich  zu  erachten,  so  das  ge- 
stattet, es  würd  dieselb  jurißdiction  über  das  gebürg  erstreckt  und  vil 
guetter  paß  biß  inn  das  Elsaß  und  an  Rheinstrom  gebracht,  weil  unß 
dan  änderst  nitt  bewüst,  dann  daß  uff  dem  reichstag  zu  Augspurg  ime 
kein  session  vergüntt  und  nitt  änderst  Iur  ein  standt  des  Reichs  er- 
khennt  worden,  dann  so  er  andern  potentaten  solcher  reichsguetter 
wegen  nitt  zugethan  und  verwanndt.  wir  auch  achteten,  so  er  schon 
die  regalia  erlangt  und  das  obgemelt  inn  gewisse  erfahrung  gebracht, 
das  er  sich  selbs  damitt  wiederumb  auß  dem  Reich  gethon  hett. 
welches  dem  Reich  und  allen  Stenden  wo!  zu  bedeucken,  so  dann  auch 
wir  demselbigen  alß  unsenn  vatterlandt  trew  und  gewertig  zu  sein 
schuldig,  haben  wir  deßelhigen  und  unserer  notlurffl  nach  dise  déduction 
initt  kurtz  verfassen  lassen  von  churfürsten  und  Stenden  satte  resolution, 
weß  wir  unß  darüber  zu  verhalten  gewarttendt. 

Str.  Bez.-Arch.  Hr>7,  Cone. 

J.  Pfahgruf  frruiy  Hmut  an  seine  Xaehbai»  :  schildert  die  Gef  ahr- h, 
die  dem  Riehe  und  ihn  selbst  durch  da*    Vordringen  drr  Franzosen 

im  Vogesengchiefr  erwuchsen. 

r.  IMti. 

<ieorg  Hans  pfaltzgrave. 
Wolgeborner  besonder  lieber  freundt.  Wir  können  euch  unnser 
selbstcn  und  dann  auch  aller  unserer  benaehbaurten  liierumb,  sonderlich 
so  gleich  uns  an  der  grentzen  whonen,  notturlTt  nach  ohnvertneldet 
nicht  lassen.  Nachdem  sich  anfänglich  das  Condisch  1 1  Welsch  kriegs- 
volck  inu  unnser  closter  und  flecken  8.  Quirin  gethan  und  den  armen 
leütten  daselbstcn,  desgleichen  auch  inn  andern  unsernn  umbliegenden 
Hecken  und  dürflern  grosse  heschwernus  zugefügt,  welchem  kriegsvolck 
der  hertzog  von  Amaul'i  aus  Metz  nachgefolgt  und  was  das  vorig 

')  Pritu  ton  Courir. 


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kriegsvolek  übergelassen,  vollendl  uflgeratft  und  umbgebraeht.  Das 
sieb  jetzt  genanter  hertzog  nach  beschehener  zertrennung  und  niederlag 
solches  Condisch  kriegsvoloks  zurück  nach  der  herrschafft  Türquestein. 
so  inn  unnserm  schütz,  schirm  und  verspreebnns  ist,  gewendet,  dieselbige 
gantz  ingenommen,  dergleichen  das  schloß,  welches  an  ihme  selbsten 
von  natur  zindich  vest  und  wol  bewhart  mit  etzlichen  den  seinen  be- 
setzt, und  understehet  sich  nun  dasselbig  zu  bevestigen,  welches  er 
desselben  natürlicher  gelegenheit  nach  leichtlich  zu 
werck  würdet  richten  mögen,  solchem  gefehrlich  beginnen  und 
vornhemen  nach  zu  sehen  und  dar  zu  still  zu  schweigen,  haben  wir 
geachtet,  das  es  unns  alls  einem  Teütschen  forsten  des  heiligen 
Römischen  Reichs,  denc  das  f'eüer  neben  anderm  am  nohesten  an- 
scheint, nicht  gebürn  oder  zustehen  wöll. 

Dan  es  ligt  solch  schloß  Türquenstein  vierzeheu  med  wegs  von 
Metz  gegen  dem  Elsaß  und  Reinstram  zu  und  nurt  drey  med  von  uus. 
So  ist  an  demselben  strich  noch  ein  schloß,  AlßdorlPi  genant,  Weichs 
dem  cardinal  und  bischoff  zu  Melz  zustendig  und  gleichsfals  an  ihme 
selbsten  vest  ist,  zu  dessen  inbekomung  er  der  hertzog  und  die 
Kon.  W.  inn  Franckreich  aus  solch  beeden  örltern  zu  jeder  zeit 
leichtlich  und  ohn  alle  nolt  inn  das  Weslerrieh  und  Kllsaß  gelangen  mag. 

Sonderlich  aber  kau  er  alle  lag  an  unsern  orl  flecken  Einharts- 
liausen2)  raichen  und  demselbigen  betrangnus  anthun,  welchs  er  so 
olTl  treiben  mag,  bis  er  ihne  Ietzlich,  da  kein  ander  aufl'sehen  gehalten 
und  rettung  geschehen  sollt,  gantz  und  gar  inbekeme. 

Was  nun  aus  solchem  Ietzlich  folgen  kau  und  muß,  das  hat 
ineniglich  verstendigs  leichtlich  ab  zu  nehmen. 

Dann  dieweil  gedachter  <  urdinal  und  bischoiï  zu  Metz  der  eron 
Franckreich  verpflichter  und  zugetlianer,  daß  demnach  desselben  gantz 
lundt  der  cron  Franckreich  ohne  daß  jeder  zeit  oflen  und  zum  besten 
bcrail,  so  ist  die  rechnung  bald  gemacht,  daß  uff  solchen  gesetzten  fuß 
gein  Türquestein  dardurch  der  cron  Franckreich  imperium  schon  vier- 
zeheu Tcütscher  meil  von  Metz  gegen  Teilt schlandt  erbraittet,  ulls 
wenigest  wir  und  andere  unsere  benachbarte,  so  au  der  greintz  setzen 
und  solchem  vorstehenden  gwalt  zu  s  teuren  zu  schwach  seien,  uff  da* 
aüsseist  genottrangl  und  gezwungen  werden  müssten. 

Sonderlich  aber  wollt  es  gegen  uns  ein  hochbeschwerlich  werck 
sein,  inn  anschung  daß  unsere  ortt,  bletz,  <o  zum  bevestigen  geschickt 
und  tüglicli  seien,  danois  man  auch  diese  gantze  landtsartt  zu  sampt 

Albfsdorf. 

\i  Log  dicht  hn  ilnt,  h,;,tL>y<:n  l'f«Ll>tmi 


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I 


-  L'Of) 

dem  ganlzeu  Rheinstrom  beunrüewigen  mag,  von  genantem  cardinal 
und  bischoiïen  zu  Met/,  herrüren,  und  beseheint  sich  jetzt  im  werck, 
weß  wir  der  R.  K.  M.,  unserm  allergnädigsten  lierrn,  desgleichen  auch 
den  churfürsten  und  inn  gemein  den  slenden  des  Reicha  zu  merermaln 
underthenigst,  dienstlich,  freundtlich,  gnedig  und  gönstig  angedeüttet 
und  zu  erkennen  gegeben,  das  es  neinlich,  da  solcher  cardinal,  unge- 
achtet daß  er  der  cron  Franckreicli  ergebner  und  zuget haner,  ver- 
mittelst welches  die  cron  Franckreicli  nicht  allein  so  weit  herscht  und 
regiert,  so  weit  sein  «les  cardinal*  landl  gehet,  sondern  auch  aus  sol- 
chem landt  den  fuß  täglich  je  lenger  je  weitter  in  Teütschlandt  insetzen 
kau,  nichts  destoweniger  für  ein  standt  des  Reichs  geachtet  und  ge- 
halten sollt  werden,  keinen  andern  weg  als  diesen  gegenwerttigen  er- 
langen könnt,  so  würde  auch  villeicht  uns  und  andern,  welche  solch 
gefehrlich  feüer  am  nechsten  ansehine,  ursach  gegeben  werden,  daß  wir 
aus  getrungner  nott  des  unsern  wharnhemen  und  unß  der  gehür  inn 
Sicherheit  bringen  müesten. 

Wann  es  dann  nun  mehr  utfsehens  und  gewarsamlichen  acht 
nehmens  von  nötten  und  es  bcfahrlich,  dem  gantzen  Elsaß  und  Rhein- 
strom gellten  will,  so  ist  an  euch  unser  gnedig  und  gönstig  gesinnen, 
ir  wollt  cralft  eüers  tragenden  ampts  und  dan  auch  für  euch  selbsten 
allein  und  neben  andern  uff  die  wege  bedacht  sein,  wie  disem  vor- 
stehenden gefehrlichein  und  beschwerlichem  wesen  ulï  jedem  fall  bey 
gutter  zeit,  es  sey  gleich  der  cardinal  und  bischoff  zu  Mclz  für  ein 
standt  des  Reichs  zu  hallen  oder  nicht,  gesteuert  und  gewhert  möcht 
werden  und  uns  derwegen  in  cralïl  der  Reichs  Constitutionen  und  Ord- 
nungen mit  der  kraißhilff  ersprießlich  erscheinen,  auch  sonsten  zur  nott 
und  geschöpftem  gutachten.  die  inn  solchen  Reichs  Ordnungen  aus- 
gesatzte  maß  vor  dhaudt  nhemen.  damit  wir,  ulï  den  fall  wir  ainsam 
gelassen,  nicht  getrungen  werden,  unsern  sachen  selbsten  nach  gelegen- 
heit  sicherlicheu  rhat  zu  schallen  und  uns  dessen  zu  gebrauchen,  so 
andere  zu  irer  Sicherheit  thun  und  denselben  erlaubt  ist. 

Wo  dann  nun  ein  zusammenkunfft  angestellt  werden  und  von 
nötten  sein  sollt,  seien  wir  erböltig,  uns  selbsten  in  der  person  uff  die 
personliche  erscheinung  der  fürsten,  graven  und  herrn  dises  Reinischen 
kraises  zu  solchem  tag  zu  begeben  und  der  sachen  gelegenheit  weit- 
leüfftig  mit  sattem  gruntlt  an  tag  zu  geben,  damit  uieniglich  die  Wichtig- 
keit derselben  zu  sampt  der  vorstehenden  eüssersten  gel'ahr  einsehen. 

Haben  wir  euch  gnädiger  gönstiger  meinung,  darmit  wir  euch  wol 
genaigt,  nicht  verhalten  wollen,  eiier  schrilHIichen  antwort  bey  disem 
unserm  botten  gewarlend  uns  darnach  haben  zu  richten. 


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Datum  Lülzelsleiu,  den  . .  . 
An  des  Reinischen  kraiß  obersten 

in  mutatis  mutandis 
An  churfursten  pfaltzgraven 
An  hertzog  Georgen  pfaltzgraven 
An  bischofl*  zu  Wormbs 
An  hertzog  Wolffgang  pfaltzgraven 

Str.  Itez  -Ari'h.  E.  t'y*,  C»W; 

.7.  G  tory  Huns  un  Kui.str  Mua >  mil  tun  H. 

im  Srt,i.  II 

Das  Stift  Met/.,  auf  dessen  Grund  und  Boden,  soviel  die  geist- 
liche Jurisdiktion  belangt,  S.  Quirin  liegt,  maßt  sieh  auch  unserer 
Rechte  gegenüber  der  Probstei  an.  So  untersteht  sich  der  Herr  von 
Haussonvil,  der  gar  nicht  unter  das  Reich  gehört,  den  Probst  vor  das 
Gericht  in  Vit-  zu  laden.  Das  tangiert  ihn  als  Schutz-  und  Schirm- 
herrn, aber  auch  dem  Reich  geschieht  Abbruch;  denn  nicht  nur  das 
Kloster  sondern  auch  ein  Mehrere*  wird  mit  der  Zeit  dem  Reich  ent- 
fremdet werden,  wenn  nichts  dagegen  geschieht. 

Kr  hat  vorläulig  dem  Probst  verboten,  dem  Stift  Metz  zu  Recht 
zu  stehen,  aber  auch  durch  einen  guten  Freund  am  Hofe  von  Frank- 
reich den  König  ersuchen  lassen,  dem  Kardinal  von  Lothringen  den 
Zaum  nicht  zu  lang  zu  lassen.  Der  Kaiser  möge  diesen  Appell  nach 
Frankreich  entschuldigen,  es  sei  geschehen,  um  sich  augenblicklich  zu 
schützen  und  sollte  keinen  Eintrag  kaiserlicher  Rechte  bedeuten. 

Da  aber  zu  befürchten,  daß  noch  ein  starker  Nachbar  sich  in  die 
Händel  wegen  S.  (Quirins  mische,  dem  er.  Georg  Hans,  keinen  Wider- 
sland zu  leisten  vermöge,  andere  Stände  des  Reiches  durch  solch' 
ein  Eingreifen  aber  auch  getroffen  werden  möchten,  so  bittet  er,  der 
Kaiser  wolle  ihm  und  dem  römisc  hen  Reiche  bedacht  sein,  wie  der 
Pfalzgraf  sich  und  S.  Quirin  beim  Reiche  erhalten  könne.  Bittet  auf 
dem  heurigeti  Reichstag  zu  Augsburg  die  Bewilligung  von  1000  Pferden 
beantragen  zu  wollen. 

Lützelstein  d.  11.  Sept.  lönT.. 

Str.  Jivr-Arrh.  E  .'H?  *W-, 

i 

/.  Pf'nhgraf  Gcory  Hans  tut  Pfahyraf  Wdfyany  >on  Ztveibrüekcn. 

m?  Feh,:  W. 

Regt  an.  daß  man  gemeinsam  gegen  die  Cardinalisch-I,othringischen 
vorgehe,  die  Tag  für  Tag  seine  Grafschaft  Lützelstein  schädigen  Wenn 
man  Einigkeit  zeige,  so  würde  man  sehen  -daß  mit  uns  pfaltzgraven 


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nit  so  zu  schertzen,  sondern  daß  wir  im  fall  der  nott  auch  zusammen 
setzten«.  Er  rät,  eine  Wiederpfändung  eines  Gebietes  vorzunehmen, 
aber  nicht  an  das  Kammergeriehl  zu  gehen,  da  der  Kardinal  nach 
jüngstem  Reichstagsbeschluß  nicht  als  Stand  des  Reiches  angesehen 
wird,  andernfalls  aber  das  Kammergericht  auf  der  einen,  Frankreich 
auf  der  andern  zu  seiner  Hilfe  benutzen  würde. 
Datum  Lützelslein  den  20.  Febr.  a.  (u. 

Sir.  Bes-Arrh    K.  :v>s  Conc 

7567  April  1. 

ö.  Georg  Hans  befiehlt  seinen  Räten  Dr.  Daniel  Capito  und  Dr. 
Jacob  Bopparth  genannt  Schütz,  derzeit  zu  Regensburg,  an  die  Reichs- 
stände zu  bringen  was  der  Bischof  und  Kardinal  zu  Metz  gegen  ihn 
und  den  Probst  von  S.  Quirin  vorhat  und  thut,  darzuthun,  was  daraus 
folgen  wird,  auch  um  Hilfe  anzuhalten  :  hofft  in  kurzem  die  Gesandten 
selbst  zu  besuchen. 

Lützelstein  den  t.  Aprilis  a.  t>7. 
Str.  Bet.-Areli  E  .9/5*.  Or 

Ii.  Daniel  Capito  und  Jamh  Boblutrt  genannt  Schütz,  dir  Vertreter  des 
Pfalzgrafen  Georg  Hans  auf  dem  Itegensbttrger  Reichstag,  an  Kaiser 

Maximilian  II. 

1M7  April  17. 

Georg  Hans  hat  ihnen  Auftrag  gegeben,  bei  S.  Majestät  und  den 
Gesandten  der  Kurfürsten  wegen  des  erbetenen  Zolles  und  wegen 
S.  Quirin  vorstellig  zu  werden.  Den  neu  begehrten  Zoll  will  -S.  K.  G. 
niergennd  auderstvvohiii  dann  zu  befesligung  und  erhallung  der  greinzen 
gegen  Franckreich  bewennden  und  deshalb  K.  K.  M.  und  dem  heiligen 
Reich  ordenliche  rechnung  thun«. 

Dat.  Regenspurg,  den  17.  aprilis  a.  H7. 

Str.  Brz.-Arvh  E        .  Or. 

7.  Pfalzgraf  Georg  Hans  an  Friedrieh.  Pfakgrafen  bei  Rhein. 

1M7  April  17. 

Wie  der  Kurfürst  aus  der  beiliegenden  *i  Aufzeichnung  ersieht, 
»was  sich  der  bisehol  und  cardinal  zu  Metz  wider  den  probst  zu 
S.  Quirin  und  uns  understehel  und  was  hieraus  ferner  zu  gewarten.« 
Freundlich  bittend.  S.  Kurf  Gnaden  wollen  sich  solches  unsertwegen  an- 
gelegen sein  lassen  und  uns  freundlich  und  ritterlich  behilflich  und 
berathen  sein«. 

Datum  Lützelstein,  den  17.  Aprilis  a.  H7. 

Str.  Bec  -Arch.  K  :if>s.  Cimr 
1  S.  da«  folgende  Stück.. 


-    20*  - 


S.  Bericht  Hher  die  Vorgänge  in  S.  Quirin. 

1:')0T. 

»WarhafTtige  déduction  und  bericht  wie  es  mil  dem  closter  Samt 
Quirin  ein  gestallt  und  waß  für  unbilliehe.  unleidliche,  widerrechtliche 
und  landtfridbrüchige  handlungen  der  cardinal  von  Lothringen  durch  die 
seinen  zu  Weych  »)  wider  daß  closter  sowol  alß  desselben  sehirmbherrn. 
den  durchleuchligen  hochgeborenen  fürst  en  und  herren  hern  (îeorg  Hansen 
pfaltzgraffen.  furnehmen  lassen. 

Sanct  Quirin  daß  (Zoster  ligt  im  Westerreich  ungeverlich  vier  meil 
wegs  von  Elsas  Zabern  und  ist  ein  filial  des  elosters  Morßmünster,  so  im 
bisthumb  Straßburg  und  sonst  beede.  das  principal-  und  filial  closter,  ohne 
mittel  im  h.  H.  Reich  gelegen.  Ob  nhun  wol  daß  filial  S.  Quirin  mit  der 
geistlicheit  und  crisam(!)  under  den  stifft  Metz  und  da  eß  mit  angeregtem 
stifft  ein  andere  gestallt  weder  eß  leider  dieser  zeit  hat  under  berurten  stiffi 
und  nemblichen  zu  Weych  <  iedoch  in  allweg  salvis  appellalionibus  ad  came- 
ram)  in  civilibus  recht  mochte  geben  und  genommen  haben,  so  ist  es  doch 
(wie  auch  Hohenzelters  und  Hohenforsl.  die  closter  und  andere  pletz 
mehr  daselbst  im  Westerreich  herum)  dabeineben  vor  unverdachl- 
lichen  jaren  und  weit  lenger.  dan  sich  eines  ainigen,  ja  auch  zweier 
menschen  gedeneken  erstrecken  mag.  in  der  inhaber  der  herrsehafTt 
'  Lützelstcin  und  numehr  so  lang  die  pfalzgraiïen  herurte  herschafft  innen 
gehabt,  in  derselben  schütz,  schirm  und  protection  gewesen,  wie  solches 
mit  den  uhrallen  registraturen  und  buchern.  so  vor  unverdechtlichen 
jaren  auffgericht.  auch  alten  und  neuwen  rechnungen  darinnen  daß 
schirmbgeldt  von  jarn  zu  jaren  ordenlich  verrechnet,  deßgleichenn  auch 
den  alten  auffgerichten  sehirmbfanen,  die  zum  theil  mw-h  gar,  zum 
theil  die  vestigia  derselben  vorhanden  sindt,  genugsam,  jha  überflüssig 
zu  beweisen  ist.  auch  solliches  sonst  bei  meniglich  in  der  ganlzen  refier 
und  also  nit  allein  den  schirmbsangehörigen  underthanen  sonder  auch 
allen  umbliegenden  benachpartten  gantz  kundt  notori  und  J offenbar, 
auch  communis  vox  und  fama  ist.« 

So  sind  die  Schirmfahnen  oft,  besonders  wenn  ein  neuer  Herr  in 
die  Regierung  kam,  erneuert  worden,  ohne  daß  der  Bischof  von  Metz 
Einrede  erhoben  hat.  also  daß  der  Abt  zu  Maursmünster  von  wegen 
seines  Filials  S.  Quirin  in  jeder  Bedrängnis  bei  den  Pfalzgrafen  als  In- 
habern der  Herrschaft  ÎÀitzelstein  und  sonst  nirgends  Schutz  und  Schirm 
gesucht. 

So  hat  Pfalzgraf  Ludwig,  als  ein  Baron  von  Hasenvil  auf  Anstiften 
des  Bischofs  von  Metz  einen  Verwandten  zum  Probst  gemacht  hat  und 

17c  «i.  tl.  Seitlr,  bi#Mflich-McUi*d<e  Ketuktu. 


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209 


der  Pfalzgruf  .sehirmshulben  ersucht  wurde,  fliesen  Probst  entfernt  und 
dem  Stift  die  freie  Wahl  zurückgegeben. 

Als  nun  (ieorg  Hans  im  Jahre  66  nach  dem  getroffenen  Vergleich 
die  Herrschaft  Lützelstein  mit  ihren  Sehirmgerahtigkeilen  erhalten 
hatte,  und  von  den  Untertanen  um  Erneuerung  des  Schirms  angegangen 
war,  so  hat  er  den  Schirm  durch  Aufrichtimg  neuer  Fahnen  in  den 
Klöstern  Hohenzelters,  Hohenforst,  S.  Quirin  und  den  dazu  gehörigen 
Flecken  erneuern  lassen,  in  Sonderheit  aber  die  Untertanen  von 
S.  Quirin  den  gewöhnlichen  Schirmseid  schwören  lassen. 

In  Lothringen  ist  wegen  der  Klöster  Hohenzelters  und  Hohenlorst 
Kinspruch  erhoben,  dieser  aber  durch  Vorlage  der  alten  Registerbücher 
widerlegt  worden.  Wegen  S.  Quirin  ist  vom  Kardinal  keine  Beschwerde 
eingereicht  worden. 

Nun  hat  es  sich  aber  zugetragen,  daß  ein  Freiherr  Af'rieanus  von 
Hasenvil,  der  den  größten  Teil  seiner  Güter  in  Frankreich  und  dem 
Stift  Metz  hat,  aber  für  einzelne  Dörfer  mit  dem  Schirm  verwandt 
und  unterworffeil  ist.  dem  Frohst  in  die  Widder  gefallen  ist  um!  ihm 
Heu  auf  der  Wiese  abgeführt  hat. 

Als  der  Abt  von  Maursmiinstcr  dieserhalb  Beschwerde  geführt, 
hat  rier  Pfalzgraf  getan,  was  in  solchen  Fällen  gebräuchlich  ist.  Die 
Schreiben  des  Pfalzgrafen  sind  aber  vom  Weihe  des  Hasenvils  ungebür- 
lich  empfangen  worden,  auch  der  Freiherr  selbst  hat  sich  verächtlich 
geäußert,  dazu  die  Schirmptlichl,  in  der  er  selbst  steht,  aufgekündigt. 

Auf  solche  beharrliche  Trutz  und  Frevel  hat  Georg  Hans  seine 
Räte  nach  S.  Quirin  geschickt  um  genaue  Feststellungen  zu  machen. 
Hasenvil  hat  seine  Ungebühr  darauf  noch  gehäuft  und  (wohl  *e.\ 
composito,  damit  der  cardinal  sein  vorhabende  landtfriedbrüchige  ge- 
waltsame und  abbringung  und  hinwegweisung  deß  closlerß  S.  Quirin 
nit  allein  aus  der  Pfalz  zwischen  Lützelsteinschen  schirm  sonder  auch 
von  dem  H.  R.  Reich  in  gemein  desto  bequemer  verrichten  kondte«) 
den  Probst  «fur  das  recht  gehn  Vych  vermeindlichen  fuhrnehm  lassen«. 

Georg  Hans  hat  den  Probst  von  dem  Gerichte  in  Vic  ordenl- 
licherweise  abgefordert,  aber  trotzdem  isl  er,  als  er  nachher  in  andern 
Geschäften  nach  Vic  gekommen  ist.  unversehens  vor  den  Kardinal 
selbst  und  weiter  vor  «ein  kolben  oder  cyklopisch  gericht  gefordert- 
und  ungeachtet  seiner  Einsprüche  abgeurteilt  worden.  Als  der  Probst 
an  das  Reichsgericht  hat  appelieren  wollen,  hat  ihm  der  Kardinal  ge- 
sagt: »wo  er  kein  geistliehe  Person  whar.  wolt  er  ihn  .  .  strackß 
hencken  lassen«. 

Jahrbuch  «I.  Ue«.  f.  lothr.  Ueiohiclito  11,  Altrr1um«k,.  .Trxlir«.  J»  1  ' 

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210 


Aus  alle  dem  geht  hervor,  daß  der  Kardinal  nebst  seinein  Werk- 
zeug, dem  Hasenvil,  einmal  den  Probst  von  seiner  Schirmgerechlig- 
keit  treiben,  sodann  aber  das  Kloster  S.  Quirin  vom  H.  Reiche  weg- 
reißen will  »und  wie  sunst  auch  beschieht  an  andre  frembte  auß- 
lendsche  zu  bewenden«. 

Als  nun  der  Kardinal  auch  zur  Exekution  hat  schreiten  wollen, 
hat  Georg  Hans  das  lun  wollen,  was  die  Natur  und  das  geschriebene 
Recht  männiglich  zulassen.  F  m  aber  putc  Nachbarschaft  zu  erhalten, 
hat  der  Pfalzgraf  doch  nochmals  nach  \  ic  geschickt  und  um  Ein- 
stellung der  Exekution  ersucht.  Die  Räte  in  Vic  haben  das  Schreiben 
unbeantwortet  gelassen  und  die  Sache  hat  ihren  Verlauf  genommen. 
»Und  haben  allso  der  cardinal  und  seine  werckzeug  nunmehr,  sovil  an 
ihnen  ist,  daßjhenig  so  sie  gesucht,  nemblich  enntliche  hinwegreissung 
deß  closterß  S.  Quirin  nach  irem  gutten  gefallen  erreicht  « 

»Wann  aber  hochernandter  Kürst  den  sachen  keinen  fernem 
stillslandl  zu  geben  waist,  auch  weitter  nil  kan,  alß  sich,  sovil  ihren 
F.  G.  mugelich  durch  erlaubte  gegenweer  zu  verthedingen  und  zu  sehen 
wie  solliehem  unerhördten  und  unrecht  messigen  gewaldt  möchte  ge- 
stetirt  werdenn,  so  werden  der  stenndt  gesandten  die  saehen  zu  desto 
furderlicher  berathschlagung  zu  ziehen  und  dahin  zu  richtenn  wissen, 
damit  ihr  F.  G  nit  hiKTloß  gelasscnn,  dann  eß  ein  gemein  werck.  so 
ihre  F.  G  nit  allein  sonder  das  ganlz  Reich  in  geniein  mit  beruren 
thult  inn  bedeneken.  daß  eß  bei  diesem  closter  oder  auch  ihren  fürst- 
lichcnn  Gnaden  nit  pleiben.  sonnder  man  von  tag  zu  tag  den  fuß 
fortsetzen  und  dha  man  sonderlich  denn  paß  Lutzelslein  bekem,  alß- 
dann  den  langgesuchtenn  willenn  im  Elsaß  und  darumb  leichtlich  inns 
werk  richten  wurdt«. 

Ohne  Datum. 

.Str.  Be: -Arch  K   I5T  Cop   Ib.  />.  7  t.\mv. 

156?  Jith  ». 

9.  Kaiser  Maximilian  II.  beauftragt  den  Rischof  Erasmus  von 
Straßburg,  den  Markgrafen  Philibert  von  Raden  und  den  Meister  und 
Rat  von  Slraßburg  in  Sachen  der  Übergriffe  des  Cardinals  von  Loth- 
ringen und  des  Freiherrn  von  Haussonville  gegen  S.  Quirin  in  seinem 
Namen  die  Reklagten  vorzuladen,  sie  zur  Restitution  des  dem  Reiche 
Kntfremdeten  anzuhalten  und  vor  weiteren  Übergriffen  zu  warnen. 

Wien  am  9  tage  des  Julii  1567. '  i 
Str.  Btz.-Arch   E.  .'f.V\  0> 

Marimilian  trhrribt  in  dtr<elhrn  Atujrhgruhtit  an  dm  < 'animal  ton  Loth- 
ringen Dat  Spirae  17.  Der.  1570,  denn]  am  gleichen  Tage  nn  dm  König  rou 
Frankreich,  damit  dieser  auf  den  Cardinal  einwirkt.  —  Ib  Cop 


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-  in  - 

1567  Dec.  23 

K>.  Kurfürst  Friedrich  von  ihr  'Pfalz  an  Pfalzgraf  Georg  Hansen. 

Ihm  ist  wiederholt  mitgeteilt,  «laß  der  Pfalzgraf  sich  von  dem 
Cardinal  von  Lothringen  und  seinem  Geusesehen  Anhang  für  einen  Kriegs- 
und Befehlsmann  habe  bestellen  lassen  und  bereits  in  emsigem  Werk 
sei,  eine  Anzahl  Kriegsvolk  zu  bewerben.  Beschwört  ihn  bei  seinem 
Glauben,  dies  nicht  zu  thun. 

Dat.  Heydelberg  den  23.  Dec.  a.  (il. 

Str.  Ru.~Arrh.  R   140    <h  Pr.  I.Htzelstein  2»  De.  fi7 

//.    Pfalzgraf  Wolffgang  an  ihn  Kaiser:  Zwist  mit  Georg  Hans  wigm 

Lützihttin.  Vor  Nov.  l'jtiH.  ') 

Auf  das  Kaiserl.  Schreiben  vom  2.  Mai,  wonach  er  und  sein  Vetter 
Ueorg  Hans  des  Amtes  Lützelslein  halber  in  Zwist  sein  und  Truppen 
zusammengezogen  haben,  berichtet  er,  wie  die  Sachen  stehen. 

Auf  die  Anfrage  des  Kaisers  vom  10.  März,  ob  Georg  Hans  mit 
einem  ausländischen  Potentaten  wegen  Verkauf  seiner  Herrschaft  in 
Verbindung  sei  und  auf  das  Ersuchen  des  Kaisers,  den  Georg  Hans 
davon  abzuhalten,  hat  er  seinen  Vetter  schriftlich  ermahnt  diese 
Aliénation  nit  furgehen  zu  lassen«,  gleichzeitig  aber,  damit  kein  Fremder 
in  Possession  von  Lützelstein  käme,  HO  Hakenschützen  nach  Lützel- 
stein beordert,  um  den  Flecken  Lützelstein  in  guter  Verwahrung  zu 
halten:  doch  sollten  diese  seinen  Vetter  und  dessen  Diener  keine  Ver- 
hinderung thun,  auch  in  keiner  Weise  sich  des  Schlosses,  der  plälz- 
griitlichen  Besidenz,  annehmen. 

Als  nun  sein  Statthalter  zu  Zweibrückeu  zunächst  11  Schützen 
mit  dem  Hauptmann  Georg  Wiedman  geschickt,  sind  diese  von  Georg 
Hans  nicht  eingelassen  worden;  Schloß  und  Flecken  siud  von  letzterem 
besetzt  worden,  so  daß  er,  Wolfgang,  de  facto  des  Seinen  entsetzt 
worden  ist. 

Obwohl  er  nun  das  Hecht  gehabt  hätte,  das  Seine  wieder  zu 
recuperieren  und  auch  Freundeshilfe  dazu  zu  gebrauchen,  so  hat  er 
doch  dem  Herzog  Christolfen  zu  Wurtemberg,  Markgraf  Carlen  zu  Baden, 
als  seines  Vetters  Kuratoren  und  der  Gemahlin  des  Georg  Hans  zu 
Khren  und  Gefallen  von  der  erlaubten  Gegenwehr  Abstand  genommen. 
fc>  hält  aber  weiter  50  Hakensehützen  zu  Zweibrücken.  \v«>  seine 
Kanzlei  ist  . 


»)  Der  Terminus  ante  quem  -r«/r7<'  <rW<  ans  der  Xenvn,,,,  der  Kuratoren,  <hr 
uh  solche  nur  fug  IöGh  tätig  innen 


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—   212  — 

Er  dankt  dafür,  daß  der  Kaiser  den  Herzog  Albrecht  von  Baiern 
und  die  genannten  zwei  Kuratoren  zu  Comissaren  ernannt  hat.  um 
zwischen  ihm  und  Georg  Hansen  zu  vermitteln. 

Doch  will  er  nicht  verbergen,  daß  der  Herzog  von  Baiern  weit 
entlernt  ist  und  sich  kaum  mit  diesen  Sachen  beladen  wird,  die  beiden 
andern  aber  als  Kuratoren  und  Markgraf*  Carl  als  Schwager  des  Georg 
Hans  Partei  sind. 

Wiener  St.-Arch.  <>r.    (Hw  Jhihim 

U.  Joiiamus  Philotus  int  G  vorn  //««■•»"•  'l<m  '«»  lIat(.w»itHlt  >i,i< 

Untvrrräuny  yvhttht  über  dit  Anyvlvycnheit  von  S.  Quirin.    Warmtny  >»r 
:n  yroücn  Bauten  in  PfaUhury. 

JMti  Januar  27. 

Kr  ist  gestern  auf  den  Befehl  des  Pi'alzgralen  mit  dem  von  Hossou- 
ville  bis  nach  Einartshausen  und  noch  etwas  weiter  nach  Zabern  zu 
geritten.  Hossonville  ist  ein  christlicher,  verständiger  Mann,  hat 'sich 
erboten,  dasselbe  vom  Pfalzgraren  bezüglich  der  Schirmgerechtigkeit 
anzunehmen,  was  seit  früheren  Zeiten  Sitte  gewesen  ist  unter  der 
Voraussetzung,  daß  auch  Georg  Hans  sich  auf  die  Rechte  eines  Schinn- 
herrn beschränke.    Philotus  rät.  das  anzunehmen. 

Weiter  hat  Hossonville  gebeten,  der  Pfalzgral'  möchte  ihm  nichts 
anmuten,  das  ihm  zu  seinen  Pflicht-,  Ehe-  und  Lehngütern  nachteilig  oder 
verwerflich  sei,  im  übrigen  wolle  er  alle  billigen  Dienste  leisten.  Philotus 
rät  gleichfalls,  sich  damit  zu  begnügen,  und  nicht  dem  Schatten  nach- 
zugreifen auf  die  Gefahr  hin,  daß  man  auch  das  Stück,  so  man  hat. 
verliere.  Denn  die  Landschaft  hat  noch  einen  gewaltigen  Nachharn, 
der  sich  auch  für  ihren  Schirmherrn  ansgiebt.  Auf  freundliche  Zusagen 
um  Hilfe  möge  sich  der  Pfalzgraf  nicht  verlassen,  sonst  würde  es  ihm 
gehen  wie  seinen  Vorvätern  Herzog  Ludwig  und  Alexander.  Keiner 
habe  um  des  andern  wegen  das  Pferd  satteln  mögen. 

Bezüglich  des  Probstes  von  S.  Quirin  so  gönnt  er" s  (von  Hosson- 
ville) dem  Pi'alzgralen  als  dem  Kardinal.  Nur  fürchtet  er,  daß.  wenn 
der  Pfalzfrraf  einen  französischen  Prüdikanten  dahinsetze  statt  de? 
Probstes,  so  werde  der  Pfalzgraf  auch  bald  auf  sein  (  Hossonvillesl  Ge- 
biet übergreifen.  Philotus  hat  ihm  das  ausgeredet,  schlägt  aber  vor. 
man  solle  S.  Quirin  lieher  kaufen,  um  sicher  dem  Kardinal  zuvor 
zu  kommen. 

»Zum  letsten,  als  wir  hiebey  khamen  wolt  ich  sie  auiï  den  platz 
führen,  darauff  E.  F.  G.  gedemken  zu  Imwen.  i'Golt  geb  gluck  darai). 


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213  - 


aber  sie  beyde  der  von  Hossonville  und  Luzelburger  haben  sich  damil 
begnügen  lassen,  das  sie  auß  dem  weg  den  begriiï  gesellen  und  E.  F.  G. 
darfur  gewarnet,  das  das  gebew  dermaßen  geschehen,  das  es  über  den 
Ihal  Iiiuder  das  dorn"  dominiere.  Als  ich  aber  anhielte,  das  sie  aulT 
den  plan  reiten  wolten  und  sie  sich  wegerten,  sagt  ich  schertz  weiß, 
ich  und  der  Herr  von  Hossonville  wollten  uns  ein  platz  kiesen  da  wir 
bawen  wolten:  anlworl  er  lluchst,  er  hell  bew  gnug  und  mehr  dann 
er  woll  erhalten  khundl.  Sonst  haben  wir  weiters  nichts  gehandelt, 
außgenommen  das  sie  beide  mir  einmal,  2  oder  3  bevohlen  haben, 
K.  F.  G.  undert heniglich  von  ihret  wegen  zu  dancken  für  die  fürstliche 

mille  tractation,  so  sie  von  K.  F.  G.  emfangen  betten          So  vil  E.  F.  G. 

baw  belangt,  g.  Fürst  und  Herr,  ist  mein  underthenig  bilt,  E.  F.  G. 
wollen  gedencken.  das  es  ein  solcher  furnemmen  und  werck  ist,  das 
einem  großen  gewalligen  polentat  gnug  were.  Derhalben  ist's  desto  mehr 
zu  trachten  zeillich,  wie  und  wann  E.  F.  G.  solches  außrichten  wollen, 
damit  E.  F.  G.  nit  zu  großen  verderben  und  spot,  auch  gefahr  gerhate. 
Damit  aber  solches  desto  weniger  geschehe,  duchte  mich  von  nöten  sein. 
»He  onnolwendige  große  onkost  und  menge  der  pferdt  und  personnen, 
sonderlich  die  hier  seind,  abzuschaffen,  auch  eins  nach  dem  andern  an- 
zufangen. Sonst  ist's  sorg  das  der  nebenonkost  und  gebew  wird  das 
furnemist  werck  gar  hindern  und  beyde,  land  und  leut,  einschlicken, 
also  das  wir  darnach  weder  stat  noch  befestigung  noch  land  und  leut, 
weder  vordren  noch  gelten  (?),  sonder  nur  schuld,  pension,  schand, 
schad  und  spot  behaben,  welches  E.  F.  G.  ich  in  underthenigkheit  auß 
gutem  getrewem  hertzen  will  angezeigt  und  gewarnet  haben  mit  under- 
Iheniger  bilt,  F.  F.  G.  wollen  solche  undertheuige  schuldige  gutmeinende 
warnung  zu  khein  ongnad  von  ihren  obersten  diener  und  präeeptoi 
annemmen.  Dann  werlich,  ich  maine  gut  und  grewelt  mich  fur  ein  solches 
werck  und  helt  gerhaten,  E.  F.  G.  betten  es  an  der  stat  angefangen, 
bis  sie  wenig  zu  wehr  gebracht  werd,  mitlerweil  auch  mit  disem  dhurn 
oder  slock.  der  nit  schlecht  ist.  noch  ein  zeit  lang  begnügen  lassen, 
mit  «1er  zeit  die  stat  hell  die  bevesligung  gebawl.  so  betten  die  burger 
sich  selbst  privatim  und  publice  mil  wehr  mögen  gefaßt  machen.  Die- 
weil  auch  khein  burger  noch  khommen  ist  und  ich  mich  auffs  gebew  nit 
verstehe,  bin  auch  hie  kheinen  nutz,  so  dauchte  mich  bessers  sein,  das 
ich  allmal,  wann  die  bezahlung  geschehen  wider  gen  Lutzelstein  ziehe. 

Doch  .steht*  bei  K.  F.  G  

Dat.  Einartshausen  den  27  Jenneis  loöK. « 
Str.  Bei.-Arch.  K.  ;*>',  Or 


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—  214 


Li.     Dinfcelnift  über  die   Mittel.    Pfatehnry    :i<    einer    Handels-  und 

(ieivi  rln  stadt  ?u  machen.  lôGM  Juli  5. 

Underlhenige  erinerung  oder  berichl  der  ganuzen  Christenheit, 
sonderlich  aber  dem  Teutschland!  und  vilen  bekhümcrlcn  und  betrübten 
zum  besten  und  zum  trost. 

Dem  durchleuchligen,  hochgeborenen  Kirsten  und  lierren,  herren 
Georg  Hansen,  pfalzgraven  bey  Rhein,  her/.og  in  Beyern  und  graven  zu 
Veldenz  durch  einen  seiner  dienet-  in  underthenigkeit  überschiekht 
und  mitgetheilt  anno  t>9  den  f>.  juli. 

Anfenglich  g.  fürst  und  herr  wissen  sich  K.  F.  Ii.  zu  erinerti. 
«las  grossen  herren,  welche  von  hohen  stainen  geboren  seint,  turnen  i- 
blich  gebürl.  das  sie  sich  belleissen  der  tugent  und  furnemer  wichtiger 
suchen,  furneinblich  aber  deren,  welche  geraichen  mügen  zu  nuz  und 
Ironien  der  Christenheit,  des  vatterlandts,  auch  deren,  so  umb  der 
religion  willen  verfolgt  werden,  desgleichen  auch,  welche  da  dienen 
zu  ires  stainen*  und  nahmens  aufnehmung  und  crbawuug.  Uerhulben 
g.  F.  und  herr.  wil  E.  F.  G.  ich  ein  underthenigen  berichl  thun 
von  einem  werckh.  welches  zu  F.  F.  G.  preiß  und  ehren  auch  mit 
der  ganzen  christenheil  und  irein  seihst  eignen  nu/  aufführen  und 
verrichten  khöunen.  gutter  hoffnuug,  da  K.  F.  G.  mich  hören  wollen, 
das  dieselben  sambt  allen  verstendigcti  im  werckh  belinden  werden,  da- 
ich. solch  werckh  für  zu  nehmen  auß  iindertheniger  pflicht  und  trew 
nethau  hab. 

Darnac  h  so  wissen  K.  F.  Ii.  das  man  in  aller  sachen  ein  anfang 
haben  muß.  und  wie  wol  der  anfang  in  allen  dingen  schwer  ist,  doch  so 
derselbig  aull  glitte  und  gebiirliche  Ursachen  und  mittel  gegründet  würl, 
so  khann  durch  gottes  hilfl  und  mit  der  zeit  das  gannz  werkh  glickh- 
lich  vollendet  und  verriebt  werden.  Zu  dem  khönden  F.  F.  G.  auss 
dem  von  gotl  inen  initgetheillen  hohen  verstanndt  leuchtlich  urtheilen. 
daß  die  beiden  kheme  gelegenheit  versaumbl  haben,  wan  sie  gesehen, 
daß  ein  volkh  auß  einem  anderen  landt  vertriben  ist  worden,  dasselbe 
aufzunehmen  und  ire  landt  zu  vermehren,  wie  dun  im  anlang  der 
statt  Rom  und  anderer  statte  zu  sehen  auf  solches  das  lateinisch 
Sprichwort  eigentlich  bezeugt  .,destructio  umus  exaediiieatio  alterius' . 
«las  ist  eines  landts  oder  statt  undergang  und  Zerstörung  ist  der  anderen 
aufnehmung  und  erbawung. 

Ferners  so  sehen  E.  F.  tj.  jezundt  den  jamer  und  das  ellendl 
in  Frankhreich  und  Niderlandcn.  auß  welchen  orlten  nit  so  arme  leutt 
khomeu.  die  ire  vatlerlandt  verlassen,  als  sie  vor  Zeiten  gehn  Rom 
kuninien  sciniil,  .-onder  neben  den  armen  khomeu  auch  reiche,  deß- 


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215 


gleichen  auch  weise  und  redliche  leutt,  auch  gut  te  und  verstendige 
handtwerkher  allerlei  sorten,  durch  welche  die  landt.  da  sie  sich  hin- 
begeben anfangen  zu  grünen  und  grossen  unglaublichen  nuzen  zu 
tragen.  Aber  vom  nuzen  zu  reden,  so  sollen  E.  F.  G.  auf  die 
höchste  nuzbarkheit  am  allermeisten  sehen,  welche  ist,  das  so  E.  F 
G.  meinein  rath  folgen  werden,  sie  nil  allein  in  diser  wellt  ein  immer 
wehrenden  rhum  und  preiß  erlanngen  werden,  sonder  auch  golt  der  all- 
mechtig  selber  und  die  heiligen  engel  werden  sich  erfrewen,  wan  sie 
sehen,  das  K.  F.  G.  die  arme  verjagte  und  verfolgte  leuth  under  iren 
schütz  und  schirm  auf-  und  annehmen,  welches  auch  unser  herr  gott. 
als  der  reichste  patron  und  beschirmer  der  armen  E.  F.  G.,  in  disem 
zeitlichen  und  auch  im  ewigen  leben  reichlich  vergellten  wirf 

Dieweil  dann  K.  F.  G.  gütte,  anmüttigkheit  ich  wol  weiss, 
dass  dieselb  jederzeit  alle  verjagte  und  bekhumerte  gnädig  aufgcnohmen, 
so  will  ich  von  solcher  nit  mehr  wort  macheu,  sonder  das  werckh  an 
im  selbst  anfangen,  durch  etliche  articul  auß  zu  führen,  als  hernach  folgt. 

Der  erste  articul  ist.  das  K.  F.  G.  einen  paß  haben,  welcher 
so  sehr  gebraucht  wirt,  alls  einiger  in  Teutschland!  sein  mag,  genannt 
Finerlzhauseu,  aida  K.  F  G.  angefangen  ein  uewe  statt  zu  pawen 
mit  nahmen  Pfalzburg,  dahin  albereith  viel  leutt  sich  begeben  haben  und 
von  E.  F.  G.  ganz  gniidig  aul'genohmen  seindt,  also  das  nun  mehr  daselbst 
ein  gutter  anfang  ist  Aber  g.  F.  und  herr.  das  ist  nit  der  weg,  gemeltc 
statt  groß  zu  machen  und  in  aufnehmung  zu  bringen,  welchen  E.  F. 
G.  an  die  handt  genohmen  haben,  nemblich  der  feldtbaw.  sondern  das 
E.  F.  G.  bedacht  seindt.  vil  khauflleut  und  gewerb  dahin  zu  bringen. 
Auf  das  aber  E.  F.  G.  die  Ursachen  meine.«  rathschlags  desto  besser 
vernehmen,  will  ich  dieselbigen  durch  umbstende.  welche  zu  einer 
khaulTmanns  statt  gehörig,  beschreiben  Zu  einer  gewerb  statt  ist  von 
nötten,  das  sie  wol  gelegen  scy.  posten  und  khundtschuffl  oder  zeittungen 
von  allen  ortten  zu  haben.  Nun  khan  man  aber  in  dem  ganzen 
Teutschland!  khein  besser  ort  linden,  solche  posten  anzustellen  als  in 
E  F.  G.  statt  Pfalzburg,  als  dann  auß  den  mappen  und  landtabeln 
zu  sehen  und  hie  unden  zu  endl  furgemahlt  und  entworffen  ist,  daß 
also  E.  F.  G..  da  sie  posten  legen  wolten  von  der  graffschaft  Veldenz 
an  und  der  posl  zu  Lysur.  sie  nit  mehr  als  t>  posten  biß  gen  Pfalz- 
burg zu  bestellen  haben,  dem  nach  von  Plalzburg  bis  gehn  Speyr 
seint  f>  posten.  Wan  dan  nun  die  post  von  Lysur  und  Veldenz  bis 
gehn  Speyr  gehl,  so  ist  es  geradt  ein  tryangel,  als  hieunden  ver- 
zeichnet ist.  Ferners  so  betten  K  F.  G.  5  posten  zu  bestellen  bis 
gehn  Ensesheim,  aida  der  erzherzog  Ferdinand!  seine  regicrung  hat, 


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von  welchem  orlt  die  post  geht  nach  Inßbruckh  und  in  Italien.  Weiter 
so  spindt  zwo  posten  bis/,  gehn  Planekhenburg,  von  dannen  die  post 
geht  nacli  Nancy,  Lion  und  Pariß,  khönten  also  die  khauffleul  in« 
Zeitungen  und  posten  haben  auß  Österreich.  Wien  und  Augspurg  durch 
die  post  zu  Speyr,  welche  nach  Pfalzburg  gienge,  aus  Italien  und 
Tyrol  khöndten  sie  gleichfals  klumdtschaft  haben  durch  die  post.  die 
gerichtet  wird  nach  Ensesheini,  auß  Franckhreich  hat  man  zeitung 
dureh  die  post  von  Blanckhenburg  und  Naneey.  auß  Niderlandt  möchten 
sie  auch  guüe  khundtschaft  liaben  durch  die  post  zu  Veldenz  und 
Eysur,  das  also  E.  F.  G.  auß  der  landlaffel  sehen  khan.  das  im 
gannzen  Teutschen  landt  nit  der  gleichen  gelegenheit  an  einigem  ortt 
für  die  khauflleutli  ist.  belangent  disen  arlicul  von  den  posten  und 
Zeitungen  oder  khundtsehafften.  daran  flau  den  khauffleulhen  am  aller- 
meisten gelegen  ist. 

Zum  andern  wil  von  nölen  sein  zu  einer  trewerbstatt.  das  man 
achtung  hab  auf  die  gelegenheit  des  ort  s  die  khauffmannsehaft  zu  vei  - 
dreiben.  Es  werden  aber  E.  F.  G.  von  allen  verstendigen  und  in- 
sonderheit von  den  khauflleutten.  welche  dieser  snchen  Wissenschaft 
hallen,  verneinen,  das  so  viel  den  verdrib  der  wahren  anlangt,  die 
statt  Pfalzburg  nit  besser  gelegen  sein  khünde:  dann  erstlich  so  seindt 
von  Pfalzburg  nit  mehr  als  *i  stund!  wegs  hiß  gelm  Straßburg  an  den 
Kein,  welcher  nach  Niderlandt  zulauft,  aida  die  khauflleul  am  meisten 
handien.  Darnach  so  haben  E.  F.  G.  nur  vier  grosse  tagreisen  bis 
gehn  Elm  an  die  Tonaw,  da  man  handelt  und  die  wahren  verdreibt 
durch  Augspurg,  Österreich  und  Engem,  und  diß  wasser  lauft  in  das 
mehr,  welches  niant  nent  Mare  niaius.  Weider  so  haben  E.  F.  G.  von 
Pfalzburg  nur  ein  tagreiß  bisz  an  die  Sar,  welche  eins  iheils  schiffreich 
ist,  als  zu  Sarbruekhcn.  und  diß  wasser  lauft  in  die  Mosel  und  darnach 
in  den  Rhein  auf  Niderlandt  zu.  Darnach  so  hat  man  von  Pfalzburg 
nur  drei  khleine  tagreisen  biß  auf  die  Mosel  und  vier  tagreisen  biU 
uuffjdicl  Maß  zuVerdrum!),  welche  wasser  nach  Niderlandt  zu  (Hessen  in 
das  Meer  gegen  mittag.  Dergleichen  so  hat  man  von  Pfalzburg  nur 
vier  tagreisen  biß  an  die  Marne,  welche  lauft  auf  Challon.  Item  fünft 
tagreisen  an  die  Segne,  welche  nach  Pariß  lleusl,  und  dise  wasser 
lauffen  gegen  dem  Britanischcn  meer.  Ferners  seind  sechs  tagreisen 
auf  die  Loyrc.  welche  nach  Orliens  und  in  den  Oeeanuin  laufft  Mehr 
h'inff  khleine  tagreisen  nach  Bisauz  oder  sechs  bis  gehn  Verdun  (sie!),  aul 
die  Saune,  welche  nach  Lyon  und  Avignon  und  in  daß  Italianische  ineer 
laufft.  Also  ist  Pfalzburg  mitten  zwischen  disen  allen  wasserllüssen  und 
;ui  den  besten  gelegenheit  gewerb  zu  dreiben  von  wegen  des  meers. 


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Aber  wie  man  die  zwei  wasser  von  Pfalzburg  auß  schilTreieh 
machen  soll,  neinblich  die  Sar  ')  in  den  Rhein  und  die  Sar  in  die  Mosel, 
diß  würt  in  einem  anderen  articul  weittleuirtiger  außgefnhrl  werden, 
da  gehandelt  würt  von  den  handtwerckhern. 

Zum  driten  ist  zu  einer  khauffstatt  vonnüien.  daß  mau  aueh 
einen  gutten  paß  und  gelegenheit  h  ab  mit  wagen  zu  fuhren.  Es  wissen 
aber  E.  F.  (i.  das  khein  gengere  Straß  ist  als  dise,  wie  dann  die 
Niderleuder  welche  von  Harlen  khomen,  die  Frantzhosen  und  Lottringer. 
die  Schweitzer  auch  die  Teutschcn  daselbst  mit  iren  waaren  durchzihen 
und  l'urnemblich  zur  Zeit  der  messen  zu  Straßburg.  Franckhfort,  Hagenaw, 
Wormbs  und  Basel. 

Zum  vierten  eine  gewerbstatt  anzurichten  muß  man  gelegenheit 
haben  der  proviant  und  narung  oder  vielualien  nit  allein  zu  der  khauffleut 
underhaltung,  sonder  auch  für  ire  hanndtierung.  Aber  zu  den  proviant 
oder  victualien  rechnet  man  frucht,  wein,  salz,  Heisch,  visch  und 
dan  andere  guüe  bissen,  als  federwildtpret  und  anders.  Sovil  die  frucht 
oder  den  weizen  anlangt,  wissen  E.  F.  (i.,  das  in  der  statt  Pfalz- 
burg die  böckhen  khein  ander  protl  hackhen  als  weißbrot.  auch  für 
dasz  gemein  volekh,  die  weil  der  mehrer  theil  der  frucht  am  selben 
<»rtt  wechsl.  auch  in  zehen  meil  wegs  herumb  das  bmt  nit  mehr  gelobt 
würt  als  daselbst. 

betreffend!,  den  rockhen  und  habern  hat  Pfalzburg  darzu  ein 
gutt  gelendt  und  fett  erden,  und  von  Pfalzburg  an.  wan  man  über  den 
waldt  khombt  nach  Zaberri,  hat  man  gutte  gelegenheit  biß  nach 
Straßburg  und  an  dem  Kein  von  fruchtbar!)  feldern  den  Rhein  an 
baideu  ortten  hinaufl"  und  ab.  das  also  in  demselben  gelende  grosser 
reichtumb  ist  von  frucht  und  man  da  nit  allein  genugsam  hat  zur 
narung  und  underhaltung  sonder  auch  zur  handtierung  und  gewerb 
zu  dreiben  mit  vil  hundertausent  nialtern  frucht,  als  dann  E.  F.  (i. 
wol  wissen,  das  man  ein  malter  frucht  umb  ein  gülden  khaulft  und 
ein  malter  rockhen  umb  18  bazen,  und  das  malter  hell  sovil  als  in 
disem  landt  ein  tonen  bering  und  gült  bei  mir  noch  einmal  sovil.  Ferner 
wan  man  von  Pfalzburg  ins  Westerieb  zeugt,  wissen  E.  F  Ii.,  in 
was  grosser  anzal  man  alle  jar  den  habern  durch  E.  F.  G.  paß 
•  »der  landtstrassen  nach  dem  Rhein  führt,  wie  dann  auch  der  rockhen 
und  weizen  überflissig  daselbst  weclist;  dan  das  y;auze  landt  bis  in 
Franckhreu  h  allenthalben  fruchtbar  und  starckher  erden  ist,  das  dem- 
nach khein  andere  straß   ist  dann  durch  E.   F.  Li.  landt,  dardurch 

sonst  S«r  ijni.  =  Zorn. 


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man  rockheu,  I  rue  ht  und  haberu  führt  Daruuß  K.  F.  G.  vernehmen 
khönnen,  was  grossen  gewerb  die  khauffleut  aida  anstellen  khönden, 
welcher  nuz  jeder  zeit  anderen  umbligenden  Stetten,  welche  khauffman- 
sehafft  dreiben,  zu  guttem  khombt;  dan  E.  F.  G.  unverborgen  ist,  das 
wan  tewerung  fürfeit  in  dem  weizen  und  der  frueht,  das  sie  dieselben 
durch  E.  F.  G.  baß  im  Westerloh  holen  müssen  und  hergegen,  so 
ein  tewerung  ins  Westerloh  khombt,  müssen  sie  solche  im  Elsaß  holen. 
Derhalben  so  E  F.  G.  mir  das  verschinen  jar  gefolgt  betten,  so 
wurden  sie  schon  albereit  grossen  gewin  gehabt  haben.  Was  dann 
den  wein  anlangt,  wissen  E  F.  G..  wie  vil  tausend  fuder  weins 
durch  dero  paß  ins  Westerich  geführt  werden,  darunder  man  auch 
die  allerbesten  und  stattlichsten  wein  findet,  und  hat  man  darzu  nur 
ein  meil  wegs.  Anlangen!  das  salz  ist  E.  F.  G.  unverborgen,  das 
alles  salz,  so  auß  Ix)ttringen  in  Teutschland!  geführt  nur  zwo  Uig- 
reisen  von  Pfalzburg  gemacht  wirt.  Was  nun  die  khauffleut  fur 
grossen  nuz  schaffen  khönden  in  wein  und  salz,  miigeu  E.  F  G., 
leicht  abnehmen  und  sonderlich  in  abwechslung  oder  vertauschung 
des  weins  und  salz,  die  weil  man  immer  zu  salz  und  eisen  in 
Teutschlandl  führt  und  hergegen  widerumb  wein  und  wollen  an 
die  statt  bringt.  Das  fleisch  betreffent  ist  E.  F  G.  wol  bewust. 
daß  man  gleiehwol  in  vilen  landen  fleisch  findet,  aber  uit  allent- 
halben mit  grosser  anzal  und  guttem  vorrath.  Nun  ist  aber  unver- 
borgen. das  alle  wochen  in  der  Stadt  Sehn1),  16  meil  wegs  von  Pfalz- 
burg ein  wochenmarckhl  gehalten  wirt,  von  Burgundischen  und 
Schweizer  viehe,  aida  man  jede  wochen  fi.ö  oder  400  ochsen  feihles 
khauffs  findet.  Darnach  so  hat  man  den  marekht  zu  S.  Iddolt,  da  man 
alle  wochen  2,  .*)  oder  400  ochsen  zu  khauffen  findet.  Was  dan  weider 
das  vieh  anlangt  umb  Pl'alzburg,  eine  oder  zwo  lagreisen  gegen  dem 
Westerich,  so  vei  sehen  die  inezger  E.  F.  G.  statt  mit  so  guttem 
fleisch,  (bis  auch  die  von  Slraßbtirg  und  Zabern  es  daselbst  holen 
Item  so  ist  aida  der  weyde  halben  so  gutte  gelegenheil,  als  mau 
winschen  möcht.  nit  allein  für  das  grosse  vieh  sonder  auch  lür  die 
schaff  und  hämmel.  Von  den  fischen  zu  reden,  wissen  E.  F.  G.  das 
in  30  meil  weifs  horumb  in  kheinem  landt  melir  (euch  und  Weyher 
seint  als  im  Westerich  und  umb  Pfalzburg,  als  man  dan  järlich  mit 
vilen  wagen  und  plerden  die  fisch  in  das  Elsas  führt.  Nun  auf  die 
gutten  bissen  und  délicat  speißen  zu  khomen,  als  da  -dndt  feder- 
wiltprcl  und  andres,  so  khan  ein  einkhaufler.  vivendiers  geuunt,  wol- 

Seilll    int  Iii    dl    Ith  llllf'i 


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feiler  oder  doch  zum  wenigsten  in  gleichem  khaull  solchs  bekliomen 
als  man  cs>  hat  zu  Nancy  und  Blanckhenburg,  welches  ein  tagreisz  ist 
von  Pfalzburg.  Das  mir  derwegen  gar  nit  zweiffeit,  es  werden  allein 
umb  der  gelegenheit  willen  der  proviant  und  narung  sich  vil  leutt 
dahin  begeben,  so  sie  solchs  allein  wüsten. 

Zum  fünfften  ist  zu  einer  gewerbstatt  notwendig,  das  man  guette 
gelegenheit  liah  zu  baweu.  Soviel  nun  das  bawholz  belangt  haben 
K.  F.  G  ganz  recht  und  wol  daran  gethan.  daß  sie  solchs  denn 
inwonnern  umbsonst  und  vergebens  gegünt  haben,  wie  man  dan  aida 
ries  besten  holzes  findet  als  eichen  und  tennen:  aber  F.  F.  G.  die 
müssen  eitie  bessere  Ordnung  darüber  geben,  als  man  jezundt  hat.  da 
man  vil  gutles  holz  unüzlich  verderbt  :  und  solch  holz,  hat  man  nit 
weitter  als  ein  fürttl  ineil  wegs  zu  führen.  Die  stein  anlangt,  glaub 
ich  nit,  das  schönere  steingruben  gefunden  werden,  als  in  dem  slatt- 
graben  zu  Pfalzburg  selbst.  Betreffenl  den  kalch,  die  weil  F.  F.  G. 
die  kalchsteine  nit  weider  als  ein  halbe  meil  wegs  zu  führen  und  auch 
nahe  bei  der  statt  ein  zigelhülten  ungerichtet  haben,  wie  dan  darzu 
guette  gelegenheit  ist.  So  ist  demnach  mein  underthenig  rathsam  be- 
denckhen,  K.  F.  G.  wollen  uuß  unserm  landt  ziegler  dahin  khoineu 
lassen,  da  mit  an  zieglern  khein  mangl  erscheine.  Was  das  prenholz 
anlang,  ist  solches  an  kheinem  ortt  bessers  khaulls  als  daselbst.  Aber 
K.  F.  G,  müssen  Unordnung  geben,  das  man  nit  *<>  vil  holz  verderbe, 
damit  man  khünfftig  auch  zu  khomen  möge  Den  sandt  betreffendt  ist 
die  grösle  beschwernus.  die  weil  man  solchen  biß  auf  ein  halbe  meil 
wegs  holen  muß:  aber  sonst  den  sandt  außgenohmen.  khönt  man 
bessere  gelegenheit  zu  bawen  nicht  winschen. 

Zum  sechsten  muß  man  in  einer  khaullstatt  achtung  geben,  auf 
die  gelegenheit,  ob  der  ort  lustig  oder  «esundl  scy.  Nun  wissen  K. 
F.  G.  besser  als  ich,  das  wan  der  ort  nicht  gesund t  und  lustig  wehre, 
so  hetten  sie  nit  sovil  leutt  dahin  gebracht,  als  albereit  seinl,  und 
nachdem  die  statt  auf  einer  ebnen  ligl  auch  gelegenhait  hat  der 
springenden  brunnen  und  das  ein  jeder  ein  brunen  auf  8  rnlten  dieff  in 
seinem  hauß  haben  khan.  wie  dann  albereil  schon  über  die  .'10  aida 
sein.  Wann  man  nun  glitte  Ordnung  mit  der  mezig,  auch  den  gassen 
und  Strassen  hat.  so  wüst  ich  nit.  was  zur  gesnndtheil  und  zum  lusl 
aida  abgehn  und  mangeln  soll 

Zum  gibenden  ist  zu  einer  geworbstutt  notwendig,  das  man  die 
wahren  in  grosser  anzal  und  menge  haben  müge  Aber  die  fuhrnembsteu 
waren,  davon  sich  am  allermeisten  die  leutt  nchren  und  erhalten, 
welche  auch  ein  statt  in  aufnehmen  bringen  mögen,  seindt  diße.  die 


220 


woll,  khupffer  und  daß  eisen.  Die  wollen  belangendt  tragen  K  F. 
G.  gut  wissen,  das  man  durch  derselben  paß  zu  Pfalzburg  ein  grosse 
anzal  woll  führt  in  Franckhreich  und  sonderlich  gehu  Spinal  ')  und  dar- 
nach führt  man  daß  tuch  widerumb  zuruckh.  Nun  khönen  E.  F.  G. 
sich  auch  berichten,  das  die  merckhte  mit  der  woll  gehalten  werden  zu 
llagenaw,  Zabern  und  Brumbt*).  ein  tagreise  nahe  bey  Pfalzburg.  Aber 
nach  meinem  underthenigen  rat  und  anzeigen,  so  K.  F.  (î.  ich 
mitgetheilt.  das  die  selbe  glitte  woll  und  in  grosser  anzal  auß  dem 
landt  zu  Hessen  haben  mügen  den  centner  3  II.  wolfeiler  dan  an 
andern  ortten,  wie  dann  F.  F.  (i.  solchs  albereit  probiert  und  im 
werckh  befunden  haben.  Wann  nun  F..  F.  G.  den  handtwerckhern 
wolt  fursezen  alle  zeit  von  zwaien  monaten  zu  zwayen  monaten  vor 
10  000  fl.  und  solches  im  jar  0  mal  tlum,  so  khonnen  E.  F.  G.  mit 
dem  selben  gellt  zu  außganng  des  jars  noch  zeheutausent  gülden 
drüber  gewinnen,  dann  F.  F.  G  haben  solches  zu  versuechen  nur 
40O  fl.  angelegt  und  damit  70  fl.  gewonnen,  jezundt  rechnet  E.  F. 
G.  solchen  gewinn  im  jar  0  mal,  so  wirt  man  das  capital  doppell 
haben.  Ferner  wissen  E.  F.  G..  das  mehr  als  8000  haußhal hingen 
von  hanndtwcrckhern  sein,  nahe  bei  den  Niderländern  und  sonderlieh 
im  landt  zu  Lynnenburg.  so  haben  aber  E.  F.  G.  guette  gelegen- 
heit  den  mehrern  theil  auß  inen  gehn  Pfalzburg  zu  bringen  von  wegen 
des  grossen  jainers  und  ellcndtes.  welches  sie  in  ihrem  landt  erleiden 
müessen.  Nun  rechnen  E.  F.  G.  aufl  jeden  tuchkhnappen  20  centner 
woll  des  jars  über,  also  das  ein  jeder  alle  zwey  monat  über  zum  höchsten 
zwen  «  entner  haben  würde,  solchs  macht  vor  4000  haußgesessen  der 
tuchkhnappen  H000  ccnlner.  Wan  man  nun  den  centner  gen  Pfalzburg 
gelifert  mitsambt  allen  uncosten  umb  1*  II.  gerechnet,  so  khosten 
1000  centner  woll  IHOOO  II.,  welches  8  mal  gerechnet  162  000  fl.  «  » 
Nun  haben  E.  F  0.  den  centner  in  Pfalzburg  verkhauffl  um  22  11. . 
wen  mau  in  nur  innb  1  II.  wolfeiler.  das  ist  umb  21  fl.  gibt,  so  gewinnen 
K.  F.  G.  auf  jeden  centner  3  fl  und  wurden  die  80U0  fl.  woll, 
welche  man  für  die  4000  hanßgesessene  duchkhnappen  in  zwayen 
monaten  braucht  24  ÜOO  tansen»  gülden  ertragen.  Solch  0  mal  des 
jars  gerechnet  wurde  daß  capital  doppell  khomen  :  will  geschwigen  des 
andern  nuzcn.  den  E  F.  G.  haben  würden  in  Vermehrung  und  Ver- 
besserung ires  landt. 

Es  sehen  auch  E.  F.  G.  Herlich,  das  sie  hierin  nichts  auüs 
ungewis  wagen,  dieweil  sie  alzeit  die  woll  und  die  hanndtwerkher  vor 

')  Epimtl. 
Jtrumath. 

Dir  H'iu/nrslattn-  toll  <t,,cl,u<t:  <  -  m<ul,l  llltMHl  /Y. 


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ir  capital  in  den  banden  haben;  aber  E.  F.  G.  woll  ich  gar  ait 
rathen,  daß  dieselben  das  tuch  selber  machen  Hessen  und  sich  weider 
in  diesen  handel  einliessen.  Helten  also  E.  F.  G.  grossen  nuz  und 
bewiesen  ein  groß  werkh  der  liebe  und  barmherzigkheit,  das  sie  arme 
betrübte  und  verjagte  leutt  aufnehmen  und  inen  zu  irer  nahrung  be- 
hülfflich  wehren,  weiche  sonst  hunger  sterben  mästen. 

Das  khupiïer  belangent,  khönen  E.  F.  G  eben  so  wol  den 
khupiïer  handel  gehn  Pfalzburg  bringen  und  so  mit  grossem  nuz  als 
man  in  jeziger  zeit  au  andern  ortten  hat,  als  zu  Nürmberg,  Ach  ')  und 
Dienaodt,  welches  ich  clärlich  beweisen  will.  Dann  erstlich  khauiïen 
die  von  Nürmberg,  Ach  und  Dienandt  ir  khupfler  zu  Franckhfort.  Nun 
khönnen  E.  F.  G.  solchs  in  gleichem  preiß  auch  khauffen,  ja  auch 
bessers  khauffs  haben,  wan  sie  das  gellt  von  einer  meß  zu  der  andern  zu- 
vor angeben  :  aber  E.  F.  G.  khönnen  das  khupiïer  in  wenigerm  uncosten 
auff  dem  Rhein  gehn  Straßburg  bringen  und  haben  darnach  nur  ein  tag- 
reisen, dasselbig  zu  wagen  vollendts  gehn  Pfalzburg  zu  führen  und  khan 
man  zum  wenigsten  an  jedem  centner  ein  halben  gülden  neher  zu  khomen 
als  in  den  gemclten  Stetten.  Wan  man  dan  an  einem  jeden  eenlner 
'/s  fl.  zum  vortheil  hat,  so  gewint  man  al wegen  den  34  pfening,  welches 
vil  ist  in  einer  grossen  summa.  Der  ander  vortheil,  den  E.  F.  G. 
haben  ist,  das  man  steinkholen  haben  muß  das  khupfler  zu  arbeiten, 
welche  E.  F.  G.  nur  über  ein  tagreisen  zu  Sarbruckhen  bekhomen 
khönen,  da  man  sie  mit  grosser  anzal  und  guttes  khauffs  findet,  das 
also  E.  F.  G.  an  Steinkohlen  zum  wenigsten  ein  Va  fl.  zum  besten 
haben,  weil  sie  dieselben  wolfeiler  khauffen  khönden  an  anderen 
ortten  und  sonderlich,  wan  man  die  Saar  von  Pfalzburg  bis  gehn 
Sarbruckhen  schiffreich  macht,  als  volgen  würt.  Vors  drit  muß  man 
zum  khupiïer  das  metal  haben,  welches  man  galmey  nenet.  Nun  wissen 
E.  F.  G.,  das  man  solchs  in  der  Mosel  lindel  und  auf  dem  wasser 
bis  gehn  Sarbruckhen  fuhren  khan,  welches  ein  lagreiß  nahe  bei 
Pfalzburg  ist,  und  wan  man  das  wasser  von  Sarbruckhen  auß  schilT- 
reich  macht  biß  gen  Pfalzburg,  so  khan  man  es  auf  dem  wasser  bis 
an  die  statt  führen.  Sehen  also  E.  F.  G.,  das  sie  alle  gelegenheit  zu 
dem  khupffc  rhandel  alhereit  haben 

Aber  zum  vierten,  der  grössfe  vortheil  au  solchem  khupfler- 
handi'l  ist,  das  E.  F.  G.  auf  ein  viertelstundl  nahe  bey  Pfalzburg 
feine  wasser  haben,  darein  man  so  vil  wasserwerckh  und  rüder,  das 
khupiïer  zu  arbeiten,  machen  khan,  als  man  begert.  Un  wan  man 
also  vorgesagt  das  wasser  aulf  Pfalzburg  zu  leitet,  so  khönt  man  solche 

'i  Aachen. 


-    222  - 


wasserkhunsl  allernechst  an  der  stall  porteu  haben.  Was  zum 
fünflten  die  meisler  anlangt,  welche  die  heimlichkheit  der  khupfferkhunst 
wissen,  haben  E.  F.  G.  guette  gelegenheit,  dieselben  von  Nürmberg 
zu  sich  zu  bekhomen.  Khönen  derwegen  K.  K.  G.  selbst  urtheileu. 
was  grossen  nuz  sie  hievon  haben  wurden  und  wie  in  grosser  anzal 
sie  die  leutt  und  handtwerckher  in  ir  landl  bekhomen  khönden.  Zu  diseio 
bin  ich  wol  zufriden,  das  E.  F.  G.  khuplTerschmidl  und  andere 
khoinen  lassen,  welche  sie  aufl"  solche  handtwerckh  verslehn,  so  werden 
sie  bekhennen,  das  auß  ungesagten  Ursachen  E.  F.  G.  vil  mehr  nuz  und 
gewin,  auch  bessere  gelegenheil  zum  verdrib  haben  khönden,  als  die  zu 
Nürmberg,  Ach  und  Dienanl,  und  mir  zweifTelt  gar  nit,  dan  das  der 
gewin  järlichs  auf  zweimal  hundert  tausent  gülden  khomen  mag,  als 
ich  dan  urbillig  bin,  E.  F.  G.  solches  von  puuclen  zu  pumlen  in 
allen  handlwerckhen  zu  beweisen. 

Uber  diß  haben  K.  F.  G.  aucli  disou  vortheil,  das  sie  über 
das  khuplïer,  welchs  man  zu  Franckhforl  khaidTt.  auch  khuplïer  von 
Markhirch  aull  zwo  lagreisen  und  auß  der  graveschalTt  Sponheim 
haben  mügen,  welches  F.  F.  G.  bis  gehn  Sarbruekhen  ein  lagreise 
nahe  bey  Pfulzhurg  führen  lassen  khönnen.  Ilem  so  haben  E.  F.  G. 
die  bolzkholen  umb  das  halb  Iheil  wolfeiler  als  in  andern  stellen. 

Ferner  wissen  K  F  G.,  das  in  allen  sielten  man  kheinen 
meisler  auf  seiuem  handtwerkh  als  zwen  gesellen  oder  khnecht  und 
zwen  jungen  zulesl  zu  halten,  und  mueß  er  noch  darüber  sein  weib. 
khinder  und  miigt  erhalten.  Aber  E.  F.  G.  khündlen  aulï  jeden 
handlwerkh  auf  dem  khuplïer  allein  zwen  meisler  hallen  und  jedem 
meister  20  gesellen  und  30  .jungen,  welche  personell,  so  sie  durch  zwen 
meisler  ernehrt  wurden  in  desto  geringerm  uncosten  erhallen  werden 
möchten.  Man  khont  auch  also  alezeit.  nachdem  der  vertrib  in  den 
wahren  were,  die  anzal  vermehren  und  vermindern. 

Hierauß  wirt  auch  volgen,  das  vil  handtwerkhsleutt  und  gesellen, 
wan  sie  sich  verheyraten  wollen,  in  E.  F.  G.  statt  sich  begeben 
wurden  und  wehren  also  gezwungen,  ungefehrlich  in  gleichem  werdl 
und  khauff  zu  arbeiten,  als  es  auf  die  vorgesetze  weiß  coslen  möchl  : 
wurde  also  der  grosse  nutz  disem  bleiben,  welcher  die  wahr  in  seinen 
henden  hette. 

.lezundl  wole  E.  F.  G.  rechnen,  wie  vileilei  handtwerkh  seuil, 
welche  «las  khuplïer  arbeiten  und  was  au!  jedem  handtwerckh  die 
vortheil  ertragen  mügen.  als  der  vortheil  das  khuplïer  wolfeiler  zu 
khauffen,  dieweil  man  es  zu  wagen  nur  10  med  führen  darlï,  und  das 
man  mit  Ritter  gelegenheit  das  khuplïer  in  der  nähe  von  Markhirch 


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22H  - 


und  ausz  der  gruvesehaffl  Sponheim  haben  khan  ;  der  ander  fortheil, 
daß  man  die  sleinkholen  wolleiler  haben  mag;  der  drit  vortheil,  da* 
ein  grosser  wagen  mit  holzkholen  zu  Xürmberg  gilt  4  II.  und  zu 
Pfalzburg  nur  2  II.,  der  vierthe  vortheil,  daß  man  das  galmcy  an  der 
Musel  auch  in  gleichem  khautï  haben  khan  :  der  fünffte  vortheil,  dus 
man  die  rüder  im  wasser  zu  hilff  hat  zum  arbeiten,  dann  ein  werkh 
im  wasser  mehr  urbeit  verrieht  als  tünffzehn  man  ;  der  sechste  vortheil 
ist  in  underhaltung  der  zwen  meister  und  jedem  meister  50  ledige 
personen,  als  khan  man  die  prob  und  rechnung  machen,  auf  jedes 
handtwerckh  im  khuptfer  zum  aller  genawesten.  das  man  wisse,  was 
man  gewinnen  mög,  ehe  dan  mau  es  anfaung. 

Aber  den  ganzen  khupfferhandel  in  K.  F.  G.  statt  Pfalzburg  zu 
bringen,  muß  man  weniger  nicht  als  vier  mal  hundert  tausenl  gülden 
haben,  dieselben  anzulegen,  und  wirt  sich  gewißlich  befinden,  das  man 
damit  schier  widerumb  das  ganz  capital  oder  doch  zum  wenigsten  die 
hellTt  gewinnen  khan.  m  sonderer  betrachtung  auch  der  gelegenheit  der 
victualieu,  welche  man  aida  in  gut  lern  khauü  hat.  Zu  disem  ist  auch 
zu  betrachten  den  nuz  welchen  man  hat,  so  man  wein  und  t'rucht  in 
gelegener  und  wolleiler  zeit  einkhauffl,  daran  man  uichts  verlieren 
kan,  und  steht  man  nit  in  sorgen,  das  einem  die  frucht  und  der 
wein  mit  unstatten  verligen  bleibe;  dan  welcher  nit  verkhauffen  khan, 
die  weil  khein  tewerung  ist,  der  khan  es  austeilen  unter  die  handt- 
werckher,  welcher  lezte  puiu  t  ist  schier  der  furnembst,  damit  man  100 
mit  100  gewinen  khan  über  daß,  welche  aida  wein  und  Irueht  aull- 
khaulfeu,  dieselben  seindl  auf  dem  paß  oder  aul  der  Ironticr,  also  das 
man  inen  fur  andern  abkhauffen  wurde,  alß  hernach  wcitleufftig  auß- 
gefurl  soll  werden  in  seinem  eigenen  articul. 

Die  drite  wahr,  mit  welcher  man  furnemblich  und  mit  grosser 
anzal  handelt,  ist  das  eisen.  Es  wissen  aber  E.  K.  G.,  wievil  tausenl 
wägen  desselben  alle  jar  durch  Pfalzburg  geführt  werden.  Derhalben 
will  ich  vortheill  darautf  durch  ettliche  articul  ausführen. 

Der  erste  vorlheil  ist,  das  E.  F.  G  wol  selbs  erachten  khan. 
das,  wan  die  von  Straßburg,  Speyr,  Wormbs.  Hagenaw.  Sehleztstatt, 
Colmar.  Ruffnch  «ysen  khaulfen.  als  nie  dann  khein  anders  habpn 
können  als  dises,  welches  durrh  E.  F.  G  paß  geführt  wirt.  so 
muß  nottwendig  volgen,  daß  sie  es  thewrer  haben,  die  weil  sie  noch 
zwen  zoll  und  dann  das  fuhrlon  wider  hezalen  müssen. 

Der  ander  vorlheil  ist,  an  den  sleinkholen,  welche  die  von 
Straßburg  und  andere  nitt  haben,  und  ein  meister.  welcher  steinkholen 


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braucht,  khan  allwegeu  von  wegen  ircr  grossen  hiz  drei  arbeiten  ver- 
richten, da  ein  ander  nur  zwo  Ihut. 

Der  drite  vortheil  ist,  das  K.  F.  G.  die  holzkholen  und)  den 
halben  theil  wolfeilcr  haben,  als  die  von  Straßburg  und  die  andern. 

Der  viert  vortheil,  du*  weil  mann  in  den  andern  Stetten  alles  von 
der  hiinndt  arbeiten  muß,  da  hergegen  K.  I*.  G.  die  gelegenheil  haben 
mit  den  wusserwerekhen  und  ein  radt  im  wasser  Ihutt  so  vil  als  funlV- 
ze.hen  personen. 

Der  fünllte  vorlheil  ist.  das  man  bei  jedem  handtwerckh  /.wen 
meister  und  jedem  20  gesellen  und  HO  jungen,  alles  an  ledigen  per- 
sonen halten  khan,  uuß  gleichen  Ursachen  und  vortheil  oben  verinelt 
im  khupITerhanndel. 

Der  sechste  vorlheil  ist,  der  nuz  an  wein  und  frucht.  wie  auch 
hie  oben  vom  khupllerhandcl  meidung  geschehen. 

Nun  wissen  K.  K.  G.  jezundl.  das  man  von  Niinnberg  vil 
und  mancherlei  arbeit  von  eisen  gemacht,  durch  K.  K.  G.  paß  in 
Franckhreieh  fimrt.  Hieran  wurden  K.  F.  G.  zum  allermeisten  die 
hellfte  gewinnen,  also  wan  man  in  dem  eisenhandel  viermalhundert- 
tausent  gülden  atdegen  wolt,  ist  kheins  wegs  zu  zweifeln,  wan  man 
die  vortheil  in  allen  handtwerkhen.  davon  hieoben  in  iren  articuln  ge- 
sagt ist,  rechnet,  so  khan  man  alle  jar  widerutnh  das  capital  oder  zum 
wenigsten  den  halben  theil  gewinnen.  Der  wegen  g.  F.  und  Herr, 
sehen  also  F.  F.  G.  durch  diseu  außfuehrlichen  beruht,  das  sie 
khönuen  die  drei  grösten  khauIVmausscbaflten  oder  gewerb  mit  gutler 
gelegenheit  in  irc  statt  Pfalzburg  bringen,  sambt  grossem  nuz  und  ehre, 
auch  trost  viler  angefochtner  und  verjagten  leutl  auß  Franckhreich 
und  Niderlanden. 

Zum  achten  wü't  zu  einer  gewerbslatt  erfordert,  das  man  leult 
hab,  welche  mit  frucht.  wein  und  salz  handtieren.  W  as  mm  die  frucht 
und  den  wein  belangt,  auch  die  grosse  anzal  und  lulle,  darvon  ist  in 
dem  ersten  artieul  meldung  geschehen,  wie  man  sie  khauflen  möge 
umb  viel  hundert  lausenl  gülden.  Auch  ist  von  der  gelegenheit  des 
paß  gesagt  worden,  ilerhalben  ich  unvonnöten  sein  achte,  F.  F.  G. 
ferner  dessen  zu  erinnern,  allein  wissen  dieselben,  das  es  bißweilen 
darzu  khombt.  das  der  weitzen  ein  golden  und  der  habern  mit  über 
ein  halben  gülden  und  ein  fuder  weins  etwan  10,  12,  13  und  14  gülden 
gilt,  da  dan  die  von  Straßburg  und  die  umbligenden  stelte  umb  vil 
hundcrltausent  gülden  einkhaulfeu,  damit,  dieweil  die  frucht  gemeiniglich 
ai  wegen  im  dritten  oder  vierten  jar  thewer  wirf,  sie  dasselbig  zwei 
drei  oder  auch  viermal  so  thewer  widerumb  verkhauffen.  Jezundl 


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-  m  - 


aber  will  ich  die  vortheil,  so  K.  F.  G.  hieran  haben,  erschien  und 
außfuhren. 

Erstlich  tregt  sich  zu,  wan  sie  in  grosser  anzal  einkhaufft  und 
venneint  haben,  das  es  thewr  solt  weiden,  aber  solches  nicht  geschieht, 
so  verzehret  sich  das  capital  mit  dem  uncosten  der  nnderhaltung,  in 
diesem  fall  aber  haben  E.  F.  G.  disen  vortheil.  das  man  sie  die 
hanndlwerckher  mit  der  woln.  khupffer  und  eisen  erhalten,  welchs  bei 
hundert  handtwerckher  sein  wurden,  so  khönen  sie  alwegen  bey  den- 
selben den  vertrieb  haben.  Der  ander  vortheil  ist,  das  E.  F.  G. 
den  paß  zum  besten  haben,  der  wegen  man  vil  lieber  aida  khaulîen 
wurde,  dan  daß  man  ferner  darnach  ziehen  muste,  das  also  E.  F.  G. 
wan  sie  bis  in  6  oder  8  mal  hundertdausent  gülden  anlegten,  wurden 
sie  den  gannzen  handel  und  gewerb,  damit  die  andern  stett  grossen 
nuz,  an  sich  bringen,  daran  man  den  grossen  gewinn  haben  wurde, 
wie  ein  jeder  leichtlich  erachten  khan:  und  diß  würde  auch  gannz 
gelegen  und  nüzlich  sein  von  wegen  der  fuhr,  das  man  alwegen  in 
Abwechslung  des  weins  und  der  frucht  andere  wahren  fuhren  kündte. 

Wan  aber  die  schiffart  der  Saar  und  der  Sor  an  Rein  und  in 
die  Musel  gericht  wurde,  als  hernach  außgeführl  soll  werden,  khönt 
man  den  ganzen  weinhandel,  auch  den  gewerb  mit  frucht  und  salz 
mit  unglaublichem  fronien  nuzen  auch  mit  besserer  gelegenheit.  als 
durch  die  fuhren  mit  den  wägen  zu  landt  anstellen.  Derhalben 
gnediger  F.  und  Herr,  wü  ich  nun  anlangen,  die  schiffart  der  zwei 
wasser  und  derselben  nuz  zu  beschreiben. 

Vom  ersten  aber  von  der  schiffart  zu  reden,  wissen  E.  F.  G. 
das  solches  abgemessen  ist  worden  von  16  schuchen  zu  16  und  offt 
widerumb  ubersehen  und  überschlagen,  als  die  beschreibung  der  grave- 
schafft  solches  außweiset,  und  wie  wol  E.  F.  G.  40  schuch  mehr 
wasserfals  haben  als  sie  bedörfften.  auch  die  bewilligung  und  consenß 
der  K.  M.  zu  wegen  gebracht,  als  dann  E.  F.  G.  mir  hievon  copiam 
zugestellt,  so  ist  doch  der  uncosten  durch  ein  verstendigen,  welcher 
sich  solchs  werckhs  hat  underfangen  wollen,  auf  zwei  mal  hundert- 
tausent  gülden  angeschlagen  worden,  welche  suma  gelltts  man  in  einem 
jar  woll  drei  oder  vierfellig  darauß  haben  mag,  von  wegen  deß  grossen 
vortheils  und  nuzen,  so  man  hierauß  erwerben  khan.  als  dan  clerlich 
hernach  volgt. 

Der  erst  vortheil  ist,  das  E.  F.  G.  vormals  niemals  haben 
khönen  der  grossen  und  hohen  wäldt  gemessen  mit  dem  bawholz  und 
brennholz  zu  fletzen  und  den  Überrest  in  das  Elsaß  zu  verkhauffen. 
da  man  großen  mangel  an  holz  hat;  der  ander  vortheil,  das  E.  F.  G. 

Jahrbooh  d.  U«t.  t.  lothr.  ««schichte  u  Altcrtumik..  .lahr*.  XV  lo 

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22i) 


die  werckh  zu  den  wasserredern  brauchen  khönt  ;  der  drit  vortheil, 
das  die  Salzpfannen  von  Doß  ')  nur  ein  lagreiß  von  dem  wasser  ist. 
derwegen  man  das  holz  auf  die  schiff  laden  und  gegen  dem  Rhein  zu- 
führen khönt;  da  man  es  jezundt  vier  ganzer  tagreisen  zu  wagen 
führen  muß,  wurde  man  also  auf  jedem  wagen  10  fl.  gewinnen, 
welcher  gewinn  ein  jarlang  auf  dem  salz  mehr  als  hunderttausent 
gülden  erlragen  wurdt. 

Der  vierte  vortheil,  das  man  auf  allen  wahren  gewinnen  wirdl. 
als  oben  angezeigt,  und  man  die  fuhr  noch  darzu  zum  besten  hat. 
welch  man  auf  dem  wasser  verrichten  khönte. 

Der  funfft  und  fornembst  vortheil,  das  järlich  an  wein,  so  gehn 
Koblenz  und  Köln  geführt  würt.  bis  in  die  60.  50,  40,  30  lausenl 
fueder  weins  durch  Slraßburg  passiren,  nachdem  die  jar  gutt  seint. 
Jezundt  aber  so  muß  ein  fueder  weins  von  Slraßburg  auß  biß  gen 
Koblenz  18  goltgulden  den  zoll  geben,  wann  man  aber  den  wein  auf 
der  Sor  bis  in  die  Sar  führt,  nach  inhalt  der  verzeichnus  der  landlairel. 
und  in  darnach  auf  der  Saar  in  die  Musel  und  von  der  Musel  gen 
Koblenz  hinab  lest  gehen,  so  bezalt  man  mit  îi  oder  4  fl.  zoll  und 
der  ander  uncosten,  das  man  den  wein  zu  landt  führen  müst,  wirl 
nit  über  zwen  gülden  khomen;  wurde  man  derhalben  auf  jedem  l'ueder 
wein  10  goltgulden  vorlheil  haben.  Gleichfals  wan  man  andere 
wahren  auß  dem  Niderlandt  widerumb  horauffuhrt,  wurde  man  eben 
sovil  an  dem  zoll  gewinnen.  Derwegen  wan  man  die  zwei  wasser 
schiffreich  macht,  wurde  man  al wegen  in  einem  vierttel  jar  sovil  zum 
besten  haben,  als  es  eosten  würdt  solches  zu  machen,  dann  solehs 
wurde  järlich  vil  hundert  tausent  gülden  ertragen  am  zoll,  welchen 
man  an  wein  und  andern  wahren  erspartt,  und  wurde  der  gannze 
uncosten  mit  einander  nit  über  zwey  mal  hundert  tausend  gülden 
lauften,  also  wurde  man  den  ganzen  handel  und  gewerb  an  wein, 
frutht,  salz  und  andern  Niderlendischen  wahren,  auch  an  der  wolln, 
kliupller  und  eisen  in  E.  F.  G.  statt  Pfalzburg  bringen  und  aida 
eint!)  grosser  anzal  und  überflissig  handien  khönt. 

Uber  diß  alles  gn.  F.  und  Herr  wurden  weder  E.  F.  G.  noch 
einigen,  so  sein  gelt  in  solche  hendel  legen  wolt.  etwas  auf  ungewis 
wagen.  Dann  so  sie  woln,  khupfler,  eysen,  frucht,  wein  oder  salz 
khaullen  und  den  handtwerckhern  furslreckhen  und  sie  underhiellen. 
helten  sie  alzeit  ir  capital  in  iren  sichern  banden. 

Ferners  g  F.  u.  Herr,  dieweil  E.  F.  G  statt  Pfalzburg  die 
Teutsche  und  Französische  predigt  hat,  ist  solches  gannz  recht  und 

Dteust 


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-      227  -- 

wol  geschehen.  Aber  daß  man  aida  ein  hohe  schuell  oder  collegium 
anrichten  wolt.  als  E.  F.  G.  willens  gewesen,  khan  ich  noch  nit 
befinden,  das  es  jeziger  zeit  nuzlich  sey,  sonder  haben  sie  noch  zur 
zeit  gnug  mit  einem  schuelmeister  fur  ire  jugent.  Es  haben  E.  F.  G. 
auch  hoch  verstendig  und  weißlich  gethan,  das  sie  nit  allein  die  ver- 
bindtnus  und  gutte  nachbaurschaiïl  mit  den  Schweizern,  sonder  auch 
die  neutralitet  auf  der  frontier  gehalten  haben.  Darauß  dan  ervolgt, 
das  in  allen  disen  khriegen,  obgleich  vil  khriegsvolckh  hin  und  wider 
durch  gezogen,  doch  R.  F.  G.  statt  Pfalzburg  und  dero  burgern 
auch  der  wenigst  schadt  nit  zugefügt  ist  worden,  welches  ich  dann  fur 
die  beste  feslung,  so  E.  F.  G.  haben  mügen,  halte.  Aber  irn  fall 
die  khauflleut  gern  die  citatel  und  festung  der  statt  volnführt  sehen, 
khan  es  nit  über  hunderttausent  gnlden  costen,  sie  also  zu  machen, 
das  man  sich  darauß  wehren  und  erhalten  khan.  Wann  nun  E. 
F.  G.  den  gewerb  entweder  selhs  oder  durch  ander  leut  angefangen 
haben,  werden  sie  haldt  gelegenheit  linden,  solche  suma  gellts  aufzu- 
bringen. Und  ob  wol  ferner  E.  F.  G.  der  statt  Pfalzburg  stattliche 
privilégia  und  gutte  Ordnung  und  sazungen  erlangt  und  gegeben  haben, 
ich  auch  E.  F.  G.  nit  anders  rathen  khan,  dan  das  sie  die  gemein 
burgerschafft  belangende  ob  solchen  also  wie  sie  bereit  sein  halten 
lassen,  jedoch  sovil  die  khauflleutt  und  den  gewerb  anlangt,  khönen 
E.  F.  G.  nit  besser  thun,  dan  das  sie  eben  die  Ordnung  halten 
lassen,  welche  man  zu  Antorlf,  Nürmberg,  Augspurg  und  in  andern 
Stetten  helt,  aida  sie  ire  eigene  versamblung  haben,  welche  man 
burscha  nenet  :  dan  es  mit  der  khauffleut  händel  viel  ein  ander  gestalt 
hat  als  mit  der  gemeinen  burgerschalTt.  Und  also  g.  F.  und  Herr 
sehen  E.  F.  G.  ausführlich  den  glitten  und  getrewen  berieht,  welchen 
E.  F.  G.  ich  auß  gannz  underlhenigem  gemüett  gethan  und  mag 
leiden,  das  E.  F.  G.  disen  berieht  auf  meinen  eignen  uncosten  durch 
verstendige  khauffleutt,  über  jeden  artieul  ersehen  und  beratschlagen 
lassen,  gewisser  Zuversicht,  man  werde  darinnen  nichts  anders,  dan  die 
warheit  linden.  Derhalben  auch  ich  ich  nit  zweiffei,  E.  F.  G.  werden 
auch  selbst  verstehn,  das  ich  dero  nuz  und  fromen  stiech  und  zu  be- 
fördern begehre,  umh  welcher  willen  und  solehs  ins  werckh  zu  richten 
ich  nach  müglichkeit  nichts  verwinden  lassen  wöll,  zweiffelsohn,  da 
E.  F.  G.  meinem  ralh  glauben  wollen,  so  wurde  man  khaurfleut 
genug  finden,  welche  auch  des  vermügens  seindl,  das  im  fall  E.  F.  G. 
diß  nit  für  sie  selbst  anfangen  wollen,  sie  dennoch  nach  dem  sie  ires- 
nuzen  und  wolffahrt  hierin  vergewisst  sein,  bei  E.  F.  G.  gar  gehrn 
hiezu  helflen  werden. 

16* 

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-    22*  - 


Will  derhalben  nun  mehr  ein  endt  an  diesem  bericht  machen, 
undertheniger  hoiïnung,  E.  F.  G.  werden  dero  gnädigen  gebrauch  und 
gewonhcit  nach,  mich  jeder  zeit  als  ein  underthcnigen  und  getrewen 
diener  inen  bevolilen  sein  lassen  und  bin  den  almechtigen,  das  er 
alle  E.  F.  G  fuhrnehmen  segnen  und  dieselb  bei  gutter  gesundtheit. 
glöckhlichem  zustandt  und  Vermehrung  irer  dignitet  und  hoheit  bewahren 
und  erhalten  wolle.    Datum,  (fehlt). 

Str.  Bez.-Arch.    E.  341    Cojj    In  rer*o  :  (irippen  seligen  ratschlag 

der  situation  Pfalzbur« 

14.  Pfalz  graf  Georg  Hann  an  (kn  Kaim 

1570  cor  S<yt. 

Nachdem  er  durch  den  verstorbenen  Jacob  Schützen  um  etliche 
neue  Befreiung  seiner  neuen  Stadt  (Pfalzburg)  hat  bitten  lassen,  die 
erteilte  Bewilligung  aber  noch  nicht  ausgefertigt  ist,  weil  die  Zeit  und 
die  Tage  der  erbetenen  Wochen-  und  Jahrmärkte  nicht  angegeben  waren, 
so  schickt  er  jetzt  ein  Verzeichnis  der  Markttage  mit  der  Bitte,  die 
erteilte  Bewilligung  nunmehr  ins  Werk  zu  richten. 

Wiener  St-Arch.  Or.  mit  eigenhänd.  Unterschr.  Ohne  Datum  Auf  (in 
liikkseite  von  glcictmeitiqcr  Hand  1670. 

15.  Dr.  Joannes  Philotus,  Hat  and  Amtmann  (kr  GrafseJtaft  Liihelstein,  an 

Pfalzgraf  Georg  Hatts. 

1570  Sei>t.  l5. 

Hat  Meister  Magnum  den  Brunnenmeister  mit  einem  Schreiben 
an  den  Baumeister  nach  Pfalzburg  geschickt.  Da  er  aber  ihm  (dem 
Schreiber;  angezeigt,  daß  es  unmöglich  sei,  den  Winterspcrgischen 
Brunnen  hierher  zu  leiten  und  den  Mittelburnischen  nicht  anders,  denn 
mit  köstlichen  Instrumenten  und  Turm,  so  hat  er  nichts  weiter  mil 
ihm  handeln  können. 

Was  die  Tore  angeht,  so  meint  der  Chandiere,  daß  man  zwei 
Nottore,  die  später  auch  noch  dienen  können,  wenn  die  rechten  Tore 
stehen,  für  100  fl.  aufzurichten  vermag.  Schreiber  hat  bei  Meister 
Michael  zwei  oder  drei  Kostenanschläge  bestellt. 

Weiler  Nachrichten  über  den  Meier  von  Mittelbronu,  Anfrage, 
wie  es  gehalten  werden  soll,  wenn  die  von  Neuweiler.  Dossenheim 
und  Imbsheim  ihre  Schweine  auf  Braitschloß  und  Imbstall  führen,  An- 
zeige, daß  die  Frau  von  Rapmar  wegen  der  100  Taler  nicht  Ruhe  noch 
Geduld  hat.  »Zum  f  un  Ilten.  E  F.  G.  will  ich  ein  historié,  so  zu  Parisz 
zu  meiner  zeilt  sich  zugetragen  [erzählen].  Es  war  ein  fromm  einfäl- 
tiger man  ausz  Schottenland.  Der  nam  ein  dienstmagd  zur  eh.  maintle. 


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229  - 


er  helle  nit  mehr  dan  ein  personne  genohmen.  er  hat  aber  die  mutter 
und  ein  kind  von  4  nionatt  ungevarlich  mit  genohmen.  Uber  drey 
inonatt  nach  der  hochzeitt  was  die  gute  dirrn  khindtbetterinn.  Die 
sach  gefüell  im  woll.  Er  war  gar  fro,  verachtet  die  Frantzhoszen,  die 
musten  allwegen  8  oder  10  inonatt  haben,  er  were  aber  so  kreiïtig, 
manlich  und  slarckh.  das  er  kaum  halb  so  vil  zeitt  bedorll't.  Des- 
gleichen ist  auch  zu  Lutzeistain  widerfahren,  dan  die  sattlerin  ist 
niderkommen  und  den  12.  dises  monalts  kindtaulT  gehalten  worden. 
Ich  sorg  aber,  das  der  sattler  mehr  dann  der  Schott  darzu  genohmen 
und  ettwas  anlicipiert.  Est  res  mali  exempli  et  scandalo  minime  carens. 
Derhalben  E.  F.  G.  hab  ich  in  underthänigkaitt  nit  verhalten  sollen. 
Das  ichs  aber  ettwas  schimpft'Iichs  und  nit  cum  ea  gravitate  qua 
decebat  geschrieben,  bitt  ich  unnderthöniglich  umb  gnedige  Verzeihung. 
Es  ist  ausz  ursach  geschehen.«  »Wir  sein  alle  tag  der  reutter  so  auß 
Franckreich  ziehen  gewerttig  und  hab  „  wenig  pferdt  bei  mir-  und 
anderes  aus  Pfalzburg. 

Datum  Pfallzburg  den  15.  Septembr.  1570. 
Str.  Bez.-Arch    E.  340  (17).  <h 

16.  Kaiser  Maximilian  II.  gieht  der  neuerhauten  Stadt  and  ihre»  lic- 
wotinern  Privilegien,  gestattet  insbesondere  die  Abhaltung  mn  Jahr-  und 

Wochenmärkten. 

1570  September  27. 

Wir  Maximilian  der  ander  etc.  bekennen  öffentlich  mit  dießem 
brieffe  und  thun  kund  aller  männiglich.  Wiewohl  wir  auß  Rom. 
Kayßerl.  höche  und  Würdigkeit,  darin  uns  der  allmächtig  Gott  ge- 
setzt hatt,  allezeit  geneigt  seind  aller  und  ieglicher  unserer  und  des 
h.  Reichs  stände  und  glieder  ehr,  nutz,  aul'nemmcn  und  bestes  zu  be- 
fördern, so  ist  doch  unser  Kayserlich  gemüth  billich  mehr  bewegt, 
diejenigen,  so  sich  gegen  uns  und  dem  h.  Reich  in  gelrewer,  gehorsamer 
bestendigkeit  erzeigen  und  verhalten,  mit  sondern  unsern  Kayserlichen 
gnaden  und  freyheiten  zu  bedencken  und  zu  begaben.  Wann  uns  nun 
der  hochgeborn  Georg  Hansz  pfallzgraffe  etc  underthäniglich  zu  erkennen 
geben,  wie  Sein  Lieb  in  derselben  fürstenthumb  bey  Einerlzhaußen  auf 
vorgehende  unsere  Kayßerliche  zulaßung  und  bewilligung  ein  statt  von 
newem  zu  bawen  angefangen  und  dieselb  Pfallzburg  genenl  und  uns 
darauff  demüthigs  fleis  ungeruffen  und  gebelten,  daß  wir  zu  mehrer 
befürderung  und  fortsetzung  solches  wercks  Seiner  Lieb  darüber  unser 
Keyserliche  l'reyheit  und  Privilegium  des  freyen  einzugs  derjenigen,  so 
sich  von  andern  orlhen  daselbst  bien  niederthou  wölten  zugeben  und 


230 


dann  auch  dieselbige  newe  erbawte  statt  Pl'altzburg  mit  eimmi  ')  wachen: 
und  zweyen*)  jahrmarekten s),  alß  nemblich  den4)  wochenmarckt 
wöchentlich  auf  den  mitwochen  und  die  jahrmarckt  den  ersten  auf 
montag  nach  Invoeavit  und  den  andern  auf  Vitt  et  ModestP)  volgendt 
jährlich  zu  halten,  mit  den  gewohnlichen  freyheiten  zu  fürsehen, 
gnüdiglich  geruehten.  so  haben  wir  demnach  gnüdiglich  angesehen, 
ernents  unsers  lieben  oheimen  und  fürsten  pfaltzgrafeu  Georg  Hansen 
underthiinigst  zimlich  bitten,  auch  die  angenemen  nützlichen  und 
wohlersprießliehen  rlienst,  so  Seiner  Lieb  vorfordern  weyland  unseren 
vorfahren  am  Reich,  Romischen  keysern  und  königen  hochmilter  ge- 
diichtnus  und  Sein  Liebs  uns  selbst  iederzeit  offt  gantz  williglich  erzeigt 
und  bewießen  und  hienführo  uns  und  dem  h.  Reiche  nit  weniger  zu 
thun  sich  underthäniglich  erbeutt,  auch  wohl  thun  mag  und  solle,  und 
darumb  mit  wohlbedachtem  muth,  guthem  rath  und  rechter  wißen. 
demselben  pfaltzgrave  (îeorg  Hanßen  gnädiglich  bewilliget  und  zuge- 
laßen,  obberührte  statt  Pl'altzburg  bei  Enretzhaiißen  von  newem  aul- 
bawen  zu  laßen,  auch  den  underthanen,  so  sich  nach  erbawung  be- 
meller  statt  darein  begeben,  niederthun  und  heußlich  setzen  werden, 
beinebens  gewöhnlichen  burgers  freyheiten  guotte  gewohnheit  und  recht 
mit  gewilt,  darzu  auch  dieselben  burger  mit  dem  privilegio  und  freyheit 
eins  l'reyen  einzugs  und  erledigung  ihrer  leibeigenschaft.  auch  einem*] 
wochen  und  zweyen7;  jahrmarekten  begäbet,  fürseben  und  befreyet 
und  inen  solchen  wochenmarckten,  alß  woehenlich  auf  dem  mitwoch8) 
und  dann  die  jtirmärckl  den  ersten  auf  montag  nach  Invoeavit  und 
den  andern  auf  Viti  et  Modest i 9 1  zu  halten  gegöndl  und  erlaubt,  geben, 
bewilligen,  zulaßen,  gönnen  und  erlauben  solches  alles  von  Rom, 
Keyßerlicher  macbtvollkornmenheit,  hiemit  wißentlich  in  crafft  diß  briefs, 
und  meinen,  setzen  und  wollen,  daß  gedachter  unßer  lieber  oheim  und 
fürst,  pfallzgrull  Georg  llanß,  berührte  statt  Pfaltzburg  aufbawen 
derselben  innwohncr  für  burger  erkennet,  genennet  und  gehalten,  auch 
sie  und  ihre  nachkommen  alle  und  jede  freyheit,  privilégia,  ehr,  würde. 

')  B  zweyen. 

-')  B  dreyen 

')  B  add.  oder  mebtag. 

•)  B  den  ersten  vvoehemnaiekt  um  mittwoch,  den  andern  auf  den  sambstag. 
°>  B  add.  und  den  drillen  auf  sannt  Gallenlag,  welcher  mehrerlheils  ein 
viehmarckht  sein  soll 
•)  B  zweyen 
T)  dreyen. 

B  add.  und  sambslaj:. 
*   B  add.  und  den  drillen  uut  i.ialli  als  vuiMed 


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231  - 


gnad  und  güthe,  gewonheit  und  ubung,  alß  ander  gemein*»  im  h.  Reich 
gelegene  statt  und  bürgerlicher  innwohner  und  daneben  diese  sondere 
Kayßerliche  begnädigung  haben,  daß  alle  die  jenigen  manns-  und  weibs- 
persohnen,  welche  .«ich  in  solche  newe  erbawte  statt  Pfaltzburg  heußlich 
niederlhun  und  bürgerlich  setzen  werden  nach  verfließung  eines  jahrs 
lang  von  dem  ')  tag  ihres  einzugs  zu  rechnen,  der  leibeigenschafTt,  damit 
sie  oder  ihre  kinder  denen  herrsehaften  oder  Obrigkeiten,  darunder  sie 
gebohren  oder  zuvor  gesessen.  verhafTtet  geweßen,  (rey,  ledig  und  loß 
sein,  und  denselben  leibherrn  noch  niemand  anders  von  ihrentwegen 
ferner  mit  leibeigenschafTt,  diensten,  beth  oder  anderer  nachvolg,  so 
lang  und  viel  sie  in  berührter  statt  Pfaltzburg  seßhafft  bleiben,  nit 
mehr  behafftet.  schuldig  oder  pflichtbar.  auch  nach  verfließung  vor- 
bestimmter Jahresfrist,  darumb  niemand  inner  oder  außerhalb  rechtens 
rad  oder  antwurt  zu  geben  schuldig  sein a).  Darzu  obberührte  wochen- 
und  jahrmarckt  auf  obbestimmle  tag  und  zeit  halten  und  sie,  ließgleichen 
auch  alte  diejenigen,  so  solche  wochen-  und  jahrmärkt  mit  ihren  handt- 
thierungen  und  kaufmannswahren  besuochen,  alle  und  ieglich  recht, 
würde,  vortheill,  gelaitt,  schütz,  schirm,  befreyung  und  gerechligkeit 
mit  kauffen  und  verkaufen  haben  und  sich  des  alles  erfreuen,  gebrauchen 
und  genießen  sollen  und  mögen,  iiimaßen  andere  statt  und  märckte  im 
h.  Keich.  so  mit  dergleichen  leibsfreyheilen,  auch  wochen-  und  Jahr- 
märkten fürsehen  sein,  auch  diejenigen,  so  dieselben  besuochen.  sich 
von  rechts  oder  gewonheit  wegen  erfrewen  und  gebrauchen,  von  aller- 
rnänniglich  un  verhindert,  doeb  uns  und  dem  h.  Reiche,  ahn  unßerer 
oberkeit  und  sonsten  männiglich  in  anderweg  auch  uf  den  fall  dero 
burger  einer  oder  mehr  sein  häußlichc  wohnung  außer  bemelter  statt 
Pfaltzburg  wieder  verrücken  würde,  an  seinen  rechten,  habender  leibs- 
volg  und  gereebtigkeiten  unschädlich  und  uuvergriffenlich.  Mit  urkund 
dili  briefs  besiegelt  mit  unßerem  Kayßerlichen  anhangenden  insiegel. 
•  ieben  in  unßer  und  des  Reichs  statt  Speir  den  hieben  und  zwentzigsten 
tag  des  monats  septemhris,  nach  Christi  unßers  lieben  herrn  gehurt  h 
fünfzehn  hundert  und  im  siebenzigisten,  unserer  Reiche  des  Römischen 

\>  B  add.  ersten 

*)  Ii  add.  gleichfalls  nachdem  solcher  baw  dem  heiligen  Römischen  Heich 
/.u  gullem  angefangen,  damit  die  fronlier  verwaii,  desln  mehr  ursach  gebe  sich 
daselbst  nieder  zn  lassen.  so  wollen  wir  das  die  underthanen  und  inwohner 
gemelter  stall  Pfalzburg  mit  allem  demjenigen,  so  sie  zu  ihrer  haushaltung 
kauften  und  an  den  zohleten  mil  Ireu  erhallen  mögen,  allenthalben  an  allen 
zolslclten  zolfrey  sein  und  gelassen  würden.  In  V  sind  die  Worte  am  Rande  auf 
ritten  Zettel  navlufeirvujt* .    Druider  zieht  alnr:  Das  ist  abgeschlagen 


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232 


und  Hungarischen  im  achtenden  und  des  Behmiachen  im  vier  und 
zwentzigsten  jare. 

Maximilian  Ad  mandatum  sucra-  caesarea'  majestatis  proprium 
Daniel,  archiepiscopus  Moguntinensis     Folgen  dir  Kanrhirenrnrlr. 

A.  Str.  Bez.-Arch.  E  3:St>.  Cop.  coaer. 

B.  Wiener  St.-Arch.  Cour.  coli.  In  diesem  Konzept  ist  die  erireitertt 
Form  der  l*rivilegien  enthalten. 

C.  Ebenda  ein  eweite»  Conc.  da*  die  Erweiterungen  Jum  Teil  11»/' 
tingefügten  Blättchen  oder  am  Runde  einkorrigiert  enthalt.  Beide  Konzepte 
Kind  ohne  Daten.    Auf  dem  Büeken  beider  rteht  aber:  11.  Oct.  1570. 

17.   Pf'aUgraf  Georg  Hans  an  Kaiser  Maximilian  II. 

im  Odober  11. 

• 

....  „Nachdem  ich  E.  K.  K.  M.  verschinei  tagen  underthenigsl 
gebetten  hab,  daß  E.  R.  K.  M.  ein  intercession  bey  meinen  genach- 
parthen  thun  wollen,  daß  sy  mit  iren  underthanen  handtfrohn  an 
meinem  baw  mir  etwas  behilfflich  sein  möchten,  ilarauf  haben  K. 
R.  K.  M.  hiermit  ein  vertzeiehnuß,  uff  welche  sollche  intercession  und 
furschrilTt  gestellt  werden  sollte,  allergnedigst  zu  ersehen,  nemblich  an 
den  bischoll  zu  Slraßburg,  graff  Philipsen  den  eitern  zu  Hanaw,  grafl 
Philipsen  den  jungern  zu  Hanaw.  alß  innlmber  der  graffschafft  Bitsch. 
graff  llannsen  zu  Nassau,  graf  Philipsen  zu  Westerburg  und  Ludwigen 
freyherrn  zu  Fleckenstein  mitt  dem  underthenigen  bitten.  K.  K.  M. 
woll  sollche  forderlich  allergnedigst  verferttigen  zu   lassen  bevelhen. 

Dass  will  ich  umb  E.  K.  M.  underthenigst  beschulden  und  zu 
verdienen  geneigt  sein  E.  R  K.  M.  underthenigster  gehorsamer  fürst 

Georg  Hanns  pfalzgralf  etc. 
und  graff  zu  Veldenlz  etc. 

Wiener  St.-Arch     <>r.    Ohne  Datum. 

IS.  Kaiser  Maximilian  II.  fordert  diu  Xavhharn  des  Georg  Hans  zur 
fhdrrdiitutng  beim  Bau  ton  Pfateburg  auf. 

lö/O  Dezember  1. 

Maximilian  etc.  Deiner  Andacht  ist  sonder  allen  zweifei  unver- 
porgen,  wesmaßen  der  hochgebornne  Georg  Haus  pfalzgralT  bei  Rhein, 
herlzog  in  Baiern  und  graff  zu  Veldentz.  unser  liber  oheim  und  fürst 
vor  der  zeit  an  dem  Einertzhauser  paß  ein  newe  statt.  Pfalzburg  ge- 
nant, zu  erbauen  und  zu  bevestigen  angefangen,  diesel  h  auch  noch- 
malls  auszufuren  in  arbeit  stehel. 

Ob  wir  umi*  nun  gleich  wol  kein  zw  eitel  machen.  1).  Andacht  werde 


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23a 


sich  auch  an  unser  erinderung  bey  solchem  werck  auff  S.  L  ersuchens 
aller  nachbarlichen  gepur  bezaigen,  wie  sein  Hb  auch  bei  uns  das- 
selbig  von  deiner  Andacht  und  anderen  mehr  benachpaurten  gemeinet 
halt,  yedoch  dieweil  dir  S.  L.  Vorhabens  uff  bemelter  grentzen  und 
furnemen  pass.  einem  gegen  Franckreich  nit  allain  der  endes  benach- 
paurten sonder  auch  insgemain  nuzlicli  und  christlich  und  utnb 
sovil  mehr  S.  L.  darunter  aller  gueten  befurderung  beschehen  soll, 
als  wir  denn  auch  unsers  theils  solche  newe  statt  mit  elüchen 
jhar-  und  wochenmarckten  und  sonsten  mehr  Privilegien  und  freyhaiten 
begäbet,  so  haben  wir  nit  unterlassen  wollen,  zu  noch  weiterer  S.  L. 
wolmainenden  Vorhabens  befurderung  Deine  Andacht  hiemit  gnediglich  zu 
ersuechen  und  zu  ermanen,  das  Dein  A.  neben  und  mit  andern  an- 
5,'rentzenden  obrigkeiten  zu  vortsetzung  solches  gemainnuzigen  paues 
eine  Verordnung  notwendiger  zufuhr,  auch  ettwa  nach  gelegenhait 
nachbarlicher  handtlron  und  dergleichen  befurderungen  durch  dero 
underthanen  aus  naehpaursehafft  zu  laisten,  sich  gegen  S.  L.  gutwillig 
und  willferig  finden  lasse.  Dann  erzaigen  uns  Dein  A.  ein  sonders 
gut  angenembes  gefallen  und  vvurd  es  S.  des  pfalzgraven  Lib  sonder 
allen  zweifei  in  allem  gutem  nachpaurlich  hinwider  beschulden.  .  .  . 
Dat.  Speier  den  4.  Dec.  n»  1570. 

An  Bischofl  zu  Straßburg 
In  simili  an  [  Hanau  den  altem 
Hanau  den  jungem 
Graff  Hans  von  Nassau 
an  Graff  Phil,  zu  Vesterburg 
[  Ludwig  Freiherrn  zu  Fleckenstein. 

Wiener  St.-Arch.    Conc.     Ein  <i!eichtx  Schreiben  mut.  mut.  an  Erzhmwj 
Ferdinand  d.  Wien  den  ersten  Dezembris  a.  1574.    Ebenda.  Conc. 

/.'/.   Kaiser  Maximilian  fordert  die  Nachbarn  den  Georg  Hans  auf,  dem 
Pfahyrafen  heim  Bau  ron  Pfatebury  durch  Hantlfrohnden  zu  helfen. 

IÔ70. 

Maximilian  der  ander  von  gottes  gnaden  erweiter  Römischer 
kaiser,  zu  allen  zeitten  merer  des  reichs  etc. 

Nachdem  bißher  gar  beschwerliche  und  vilfältige  an-  und  durch- 
züg  durch  Einerlzhaußer  pass  in  der  giafschafft  Lützelstein  gangen, 
derwegen  dann  dem  Römischen  Reich  zu  gultem  und  der  nachbar- 
schafft zu  Verwahrung  der  frontir  der  hochgeborn  Georg  Hanns  pfaltz- 
irraf  etc.  unser  1.  öheini  und   fürst  ein  bevestigung  zu  bawenn  zu 


234 


einer  statt  und  citadell  angefanngen,  dazu  dann  wir  S.  L..  weil  er  dein 
hailligen  Römischen  Reich  fürtreglich.  allerhanndt  Privilegien  und  be- 
gnadigung  gethan.  weil  wir  dann  solchen  baw  von  wegen  des  Reich? 
notturft  gehrn  gofürdert  und  fürderlich  in  das  werckh  gebracht  sehen 
wollen  und  aber  von  S.  L.  verstannden,  das  elllichen  genachharteu 
einslhails  S.  L.  mit  ihren  underthannen  ihe  nach  gelegenheit  mit 
der  hanndtfrohn  in  einem  vierthail  ihars  ain  tag  oder  vier  behilfilich 
zu  sein  sich  verwilliget  dem  gemainen  nutz  auf  der  frontier  zu  guttem 
und  wir  dann  darfür  achten,  das  du  S.  L  zu  nachbarschaffl  auß 
oberzelten  Ursachen  vor  dich  selbert  zu  befördern  wol  genaigt,  so 
haben  wir  (dieweil  S.  L  dich  zu  ersuchen  gewilt)  nit  unnderlaßen 
wollen  solche  unsere  gnedigste  mainung,  so  wir  zu  S.  !..  tragen  zu 
mehrer  befürderung  dir  zu  erkennen  geben  wollen  mit  dem  gnedigsten 
gesynnen,  du  wollest  hiemit  zu  befürderung  und  wilfahrung  S.  L.  begercn 
deiner  gelegenhaitt  nach  an  dir  nichts  erwinden  lassen,  dem  wir  mit 
kaiserlichen  gnaden  wol  gewogen.  Datum. 

Wiener  St.-Arch.     Conc.    Ohne   Dutum.    Auf   der  liückseitt    rnv  anderer 
al>er  gleichzeitiger  Hand:  1570. 

20.  Georg  Hans  trifft  Bisiiminmujm  für  ein  in  Pfnlzbnrg  projektiert** 

Schützenfest. 

1571  April  2H. 

Von  gottes  genaden  wir  Georg  Hanns,  pfaltzgrave  bey  Rhein, 
"hertzog  in  Beyern  und  graf  zu  Veldentz  entbieten  allen  und  jeden, 
was  würde.  Standes  oder  wesens  die  seyen  nach  eins  jeden  gebür 
unscrn  freundtlichen  auch  günstigen  grüß,  gnad  und  alles  guts  zuvor 
und  f'üegcn  euch  hiemit  sambt  und  sonders  zu  wissen,  das  wir  uns  uß 
sonderm  freunllichen  und  geneigten  willen,  so  wir  zu  guller  freundl- 
icher gesellschafVt  tragen,  aii'-h  von  soliderer  kurzweil,  gutter  nachpar- 
schalft,  auch  freuden  und  sonderlich  zu  glücklichem  anfang  unser  slatt 
Pfallzburg  ulf  dem  Einertzhäuser  paß  ein  meil  wegs  von  Elsaß  Zabern 
gelegen,  auch  derselbigen  erstgehaltenen  jarmarkht  wegen  ein  schiessen 
mit  der  zilfeurbüchsen  und  haudtrorn  zu  halten  fürgenommen  und 
angestellt  haben,  also  das  alle  und  jede  büchsenschützen,  so  dis  unser 
schiessen  besuchen  wollen,  den  vierzehenden  tag  nechstkünfftigen  monats 
juny  zu  abent  bey  uns  ankommen  und  nachvolgender  gestalt,  wie  es 
mit  dem  schiessen  gehalten  werden  soll  ennt schlössen.  Nämlichen,  solle 
freitags,  welcher  isl  S.  Vily  et  Modesty  zu  früer  tagzeit  umb  sieben 
•ihr,  ein  jeder  schütz  an  der  verordnetten  zillstatt  erscheinen,  auß  ge- 
meinem haulfen  sibner  zu  erwehlen.  sonderlich  zwen  von  den  unsern 


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und  fünff  von  den  frembden.  die  deß  sehiessens  erfaren  und  bericht 
seyen,  alle  irrungen  und  gebrechen,  so  das  schlössen  belangendt  für- 
fallen möchten,  macht  haben  zu  entscheiden,  darbey  es  auch  unweiger- 
lich bei  meniglichem  pleiben  soll.  Und  wann  nun  dise  sibner  erwehlet, 
soll  ein  jetler  büchsenschülz  sein  büchsen  beschowen  und  zaichnen 
lassen,  auch  im  fahl  der  noth  underund  nachdem  schiessen  sich  dessen  mit 
nichten  waigern,  dann  uir  disem  schiessen  die  geschraulTlen,  gereifften 
und  vormals  ungewonliche  büchsen  weder  zugelassen  noch  gezaichnet 
werden  sollen,  nachvolgende  allsdann  gelößt  werden,  welche  verzaichnus 
durch  denn  sehreiber  zum  schiessen  verordnet,  beschriben,  darnach 
das  schiessen  angehn.  und  sovil  man  denselben  tag  schütz  erreichen 
mag  biß  umb  die  zehende  uhr,  darnach  das  morgenmal  nemen  und 
umb  zwöllle  an  der  zilshüt  wider  erscheinen  und  fürther  schiessen  bis 
an  die  sechßte  uhr  nach  mitlag;  was  dann  nit  ausgeschossen  würde, 
soll  die  nachvolgenden  tag  alle  wegen  morgens  umb  die  sechßte  uhr 
widerumb  angeschossen  werden,  biß  uff  die  sechßte  uhr  nach  mittag, 
so  lang  sich  sollich  schiessen  erslreckht  Und  sollen  der  schuß  zu  dreyen 
schwebenden  unversehrten  Scheiben  in  freiem  velde  fünll'zehen  schuß 
geschossen  werden.  Der  standt  soll  sein  hundert  zweinzig  fünff  gemeiner 
schritt  lang,  jeder  schritt  für  dritthalb  werckhschueh  gerechnet,  aber 
die  weitte  einer  jeden  Scheiben  von  dem  nagel  an  allen  orten  drey 
werckhschiu.h,  \vi  an  diser  hinge l)  Verzeichnis  hie  abzunemmen  ist.  Wa 
dann  einem  schützen  sein  büchs  versagt,  die  soll  er  ausserhalb  deß 
Standes  niendart  abschiessen,  sonder  so  er  am  standt  zum  dritten  mal  ' 
angeschlagen,  er  hab  fem-  oder  kein*  gehabt,  dem  soll  der  selbig 
schuß  auch  nit  verner  zugelassen  sein,  sonder  darmit  ohne  widerredt 
verloren  haben.  Ks  soll  auch  ein  jeder  schütz  redlich  ohne  allen  ge- 
värlichen  vortheil.  wie  schiessens  recht  und  gebrauch  ist,  schiessen, 
mit  abgegürten  wehren,  dessengleichen  auch  mit  schwebendem  arm. 
nicht  mit  gefiederten,  gespalten  oder  andern  ungewonlichen  kugeln,  ohne 
schnür,  riemen,  auch  das  der  schallt  die  achseln  nit  berüren,  ein  schlechts 
absehen  mit  einem  löchlin  oder  offnem  gemeinen  schränßlin  ganz  un- 
gevar  ire  schuß  frei  verrichten.  Welcher  schütz  aber  mit  gevarlichem 
vorteil  betretten,  der  soll  seinen  schießzeug  verwürckht  haben  und 
darzu  in  die  straf  der  sibner  gevallen  sein.  Es  sollen  auch  jeder  sibner. 
dieweil  die  bey  solchem  schiessen  selbsten  sein,  zusehen,  das  einem 
jeden  gleichs  in  messen  und  schreiben  und  sonsten  allenthalben  die 
billigkeit  widerfare.  Und  zu  solchem  unserm  schiessen  wollen  wir 
frey  und  vorauß  geben  lassen  im  ersten  hundert  gülden  zu  lünffzehen 

'>         Lunge  um  Hund  dmxh  eint  Liitit  ungeyelmt  (W  ctaj 


—    236  — 


patzen,  die  auch  alls  erst  und  best  gab  unverendei-l  sein  und  pleiben 
soll,  im  nachschiessen  aber  zum  beßten  ein  ochsen  mil  einer  seidinen 
deckin,  ungevarlich  dreissig  guldin  wcrth.  Nachdem  man  aber,  wie 
dann  bißhero  bei  allen  dergleichen  schiessen  ein  üblicher  gebrauch, 
das  die  schützen  wcitter  oder  andere  gaben  und  gewinnen  zu  machen 
pflegen  und  die  schützen  gellt  zusamen  legen,  so  soll  ein  jeder  schütz 
zu  solchem  haubtsehiessen  zwen  guldin  und  verners  zu  dem  nach- 
schiessen nach  erachtung  der  sibner  ein  jeder  schütz  sein  gepür  ein- 
legen und  allsdann  nach  guth  bedunken  der  sibner  sollich  eingelegt 
gellt,  ritterschuß,  khleinot  oder  gewin  zu  machen,  auch  wieviel  man 
schüß  auff  das  nachschiessen  thun  solle  heimgestellt  werden.  Welcher 
schütz  aber  ein  gewin  erlangt,  der  soll  zu  underhaltung  der  gesehworiien 
Schreiber,  zeiger  und  anzünder  von  jedem  guldin  drey  kreilzer  zu  geben 
schuldig  sein.  Item  welcher  schütz  von  schiessens  wegen  dahin 
kommen  würdt  und  kundtlich  der  weittest  von  heimat  ist,  dem  sollen 
zustehen  vier  guldin,  und  welcher  schütz  der  undcr  fünffzehen  schissen 
die  meisten  getroffen  oder  gelegt  hatt,  das  best,  aber  die  nachvolgende 
schützen,  so  am  meisten  getroffen  haben,  wie  der  gebrauch  ist,  die  ver- 
ordnette  gaben  gewinnen  und  einnemmen.  welche  einen  jeden  nach  vol- 
lendtem  schiessen  mit  einem  seidinen  fahnen  aufffreyem  platz  zugeslelt  und 
ybergeben  werden  soll.  Item  darzu  wollen  wir  uff  der  zielstatt  halten 
ein  pritschenfahnen  mit  sambt  zweien  güldin,  das  welcher  schütz  im 
halben  schiessen  keinen  schuß  erlangt,  nach  schiessens  gebrauch  ge- 
prütscht  werde  und  umb  den  prütschen fahnen  sambt  angetzeigten 
zweien  güldin  einen  schuß  (durch  dieselben,  die  der  prütschen  würdig, 
und  die  verdient  haben)  besehenen,  und  welcher  alls  dann  denn  nechsten 
schuß  zum  nagel  im  schwartzen  der  scheinen  gethan,  der  soll  den- 
selben pritschenfahnen  sambt  denn  zweien  güldin  erlangt  haben.  Und 
damit  sich  keiner  ohne  redlich  ehehaffl  ursach  nachschuß  zu  be- 
kommen befleiß,  so  soll  umb  turderung  willen  alle  nach-  und  saum- 
schüß  in  einein  andern  viertheil,  von  denen  sie  zu  thun  haben,  ge- 
schehen, usserhalb  deren,  die  irer  geschefft  halben  von  gemeiner 
schützen  wegen  versäumen.  Wir  haben  unns  auch  fürgenommen  und 
zu  dießem  schiessen  verordnet  aller  handt  kurtzweil  und  freudenspiel. 
wie  die  nach  gelegenheit  der  anwesenden  schützen  und  anderer  ver- 
ordnet werden  mögen,  Iiireiben  und  halten  zu  lassen.  Dernwegen  jedem 
gewinnenden  theil  sein  gebürnus  und  gewin  gevolgt  werden  soll,  und 
welcher  oder  weicht-  allso  zu  mehrung  gulter  gesellschaffl  und  solchem 
schiessen  und  andern),  die  unser,  unsern  hundts  verwandten  oder  der 
unsen i  und  ircr  offnen  entsagt  IVindt  nicht  scindt,   recht  geben  und 


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uemmen  mögen,  denn  allen  geben  wir  für  uns,  die  unseren  und  alle 
diejhenige,  deren  wir  mechlig.  sein  mögen  an  dem  vorbestimpten  orth 
und  die  gantz  zeit  diser  kurtzweil  auß  biß  wider  zu  irer  gewarsamc 
unser  gantz  frei,  strackh  und  sicher  glait,  doch  an  ort  und  enden,  da 
wir  zu  gebietten  haben,  ungcwarlich,  gutter  freundtlicher  und  gnediger 
Zuversicht,  ein  jeder  werde  sich  fridlichs  und  gulz  willens  wissen  zu 
halten.  Und  ist  hieraufî  an  jeden  nach  seiner  gebiir  unser  freundlichs 
auch  gnedigs  begern,  sie  wollen  von  mehrer  kundtschafft  und  ehr- 
lichen kurtzweil  wegen  uff  vorbestimpte  zeit  dahin  zu  Praltzburg  er- 
scheinen, sollich  schicssen  und  anders  mit  uns  und  andern  guttwillig 
helffen  vollenden.  Das  wollen  wir  nach  eins  jeden  slandt  in  der  gleichen 
und  mehrerm,  wa  es  zu  beschulden  kombt,  günstiglich  erkennen  und 
zu  guttem  in  keinen  vergeß  stellen.  Zu  warem  urkundt  haben  wir  zu 
endt  dises  unser  sekret  wissentlich  thun  thruckhen  und  geben  zu 
Lautteregkh  auiï  Sand  Georgentag  denn  drey  undzweinzigisten  aprilis 
anno  sibenzig  eins. 

Str  Bes.-Arrh.  E  '«<'     !T  Unterseite  Amftriiiiun,jt„ 

2t.  Georg  Harn  erlünaf  Einladungen  tu  m?/«w  Schätzmfvste  in  Pfahburg. 

1571  April  2:>. 

Georg  Hanns  von  gottes  genaden.  pfaltzgrave  bey  Rhein,  herlzog 
in  Bairn  und  grave  zu  Veldentz. 

Unnsern  gönnstigen  grüß  zuvor.  Ersame,  weyse.  liebe  beßonndere. 
Nachdem  vermittelst  göttlicher  zulaßung  wir  uns  fürgenommen  in  unnser 
new  angefangenen  statt  Pfaltzburg  aulT  dem  Einertzhauser  paß  ein  meil 
wegs  von  Elsaß  Zabern  gelegen  ein  frey  öffentlich  büchsenschießen  zu  halten, 
wie  ihr  aus  beneben  original  ausschreiben  zu  ersehen  und  wir  dann  bey 
andern  benachbarten  so  vil  erhalten,  das  sie  ihre  hindersüßige  schützen 
dahin  anzuweisen  uhrbütig,  und  wir  umb  befürderung  mehrer  schützen- 
gesellschafft  gleichffals  in  ewerer  statt  auch  solch  unnser  öffentlich  aus- 
schreiben anmelden  wollen,  haben  wir  beßere  commoditet  nicht  gewüßt, 
denn  solchs  bey  euch  wie  andern  anzusinnen.  Allso  gnädig  begerend 
das  ihr  unns  zu  freundtlichem  auch  underthänigen  gefallen  bey  dero 
innwohnern,  burgern  und  hindersäßigcn  schützen  weniger  nicht  alis 
andere  benachbarten  zu  diesem  unserm  offnem  schießen  die  ihrige 
auch  anweisen  und  gedacht*  ausschreiben  an  gehörende  orth  ansehlagen 
und  publiciren  laßen  wollen    Solche  ewere  gutwilligkcit  wollen  wir  in 


238 


gleichem  und  mehrerni  zu  beschuldcn,  auch  umb  euch  und  sie  der 
gebüre  mit  allen  gnaden  zuerkennen  genaigt  sein. 

Dat.  Lauterecken  den  25.  aprilis,  anno  71. 

Den  ehrsamen  und  weisen  unsern  lieben  besondern  burger- 
tnaistern  und  rhatt  der  statt  Landaw 

Str.  Bee.-Arch.  E  3M.    Zahlreiche  Ausfertigungen. 

22.  Gründungsprivileg  rles  PfaUgrafm  Georg  Hans  für  <li>'  Stadt  Pfalzburg. 

1572  Februar  4. 

Nous  Georges  par  la  grûce  de  Dieu  comte  de  palatin  du  Rhin,  due 
de  Bavière,  comte  de  Veldenz  témoignons  manifestement  à  tous  et  chacun 
par  ces  présentes  avec  bonnes  mœurs  et  délibérations  sur  ce  dû  par  la 
bienséance,  profit,  utilité  d'un  chacun,  fait  construire  et  bâtir  notre  nou- 
velle ville  de  Phalsbourg  et  dïcelle  a  l'honneur  et  respect  de  notre  maison 
imposé  le  nom  de  notre  famille,  nous  aurions  pour  plus  accomplisse- 
ments et  entretiens  de  notre  dite  ville  et  afin  que  tous  et  chacun  dos 
bourgeois  puissent  savoir  ce  que  sera  de  leurs  charges  et  devoir,  fait 
dresser  par  écrit  la  fondation  qui  s'ensuit  avec  les  grâces  et  privilèges  et 
comme  présentement  et  à  l'avenir  on  aura  à  ce  comporter  tant  au  spirituel 
qu'au  temporel.  Savoir  en  lur  lieu  en  ce  qui  concerne  le  gouvernement 
du  spirituel,  il  demeurera  selon  le  prescrit  de  la  confession  d'Augsbourg 
et  nos  ordonnances  éelesiastiques  sur  ce  données  et  signalements.  Ce 
qui  touche  le  sacrement  de  la  cène  on  suivra  la  définition  qu'[avons]  nous 
faite  imprimée  qui  est  selon  l'interprétation  de  l'apôtre  St.  Paul,  savoir 
que  c'est  la  communion  du  vrai  corps  et  du  sang  du  Christ  en  insti- 
tution de  ce  sacrement  sans  disputer  au  contraire  de  laquelle  définition 

')  Das  Schützenfest  hat  offenbar  nicht  stattge fluiden,  denn  unter  E  3-VJ  heget, 
nicht  nur  die  Festbestimmungen  m  grosser  Zahl,  sondern  auch  aoJdreiche  Ein- 
ladungsschreiben. 

Die  letzteren  sind  gerichtet  an  die  Stadt  Burg  Fridhurg  (Friedberg  i.  H.  f,. 
Laudeogt  und  Bäte  eu  Hagenau,  an  Egenolf  Herrn  eu  Rap}>oltstein,  den  Amt- 
mann en  Bolanden,  Statthalter  und  Bäte  zu  Ensisheim  (Ensen),  Pfalzgraf  Reichart. 
Statüialter  und  Bäte  eu  Ansbach  (Onoltepach),  Graf  Philipp  zu  Leiningen,  Philipp 
d.  Jungem,  Grafen  zu  Hanau,  Philipp  d.  Altern.  Grafen  eu  Hanau,  Johann,  Grafen 
eu  Xassau  und  Saarbrücken,  Statthalter  und  Bäte  eu  Stuttgart,  an  den  Oberamtmann 
en  Trarbach,  an  den  Landsüireiber  Guttemberger  Gemeinschaft  zu  Münfeldt.  die 
Stadt  Trier,  den  Amtmann  eu  Neuhurg,  Stadt  Weissenburg  am  Rhein,  ScMcttstadt . 
Colmar,  Speyer,  an  den  Yitetum  eur  Neuenstadt,  den  Amtmann  zu  Kaiserslautern, 
die  Stadt  Slraszburg,  Offenburg,  Nürnberg,  den  Amtmann  zu  Meisenheim.  Stadt 
Hagenau,  Worms.  Statthalter  und  lOUe  eu  Zireibrücken.  Amtmann.  Kanzler  und 
Räte  zu  Simmem.  Stadl  Ulm 


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faite  ensuite  de  notre  l6tv  déclaration.  L'église  française  se  contentera 
et  s'étudiera  de  vivre  en  union  et  concorde  et  faire  ce  qui  servira  à 
l'édification  de  l'église,  et  afin  que  les  églises  et  écoles  soient  desservies 
par  gens  savants  et  nommés  de  bien  et  craignant  Dieu,  pour  ce  nous 
y  apporterons  toute  diligence  suivant  la  charge  donnée  à  nous  de  Dieu, 
en  telle  sorte  que  par  nous,  nos  héritiers  et  successeurs  il  sera  tou- 
jours mis  bon  ordre  à  ce  qu'il  ne  soit  contraint  ni  forcé  de  contrevenir 
à  la  ditte  confession  d'Angsbourg  et  nos  ordonnances  éclesiastiques 
fondées  sur  la  parole  de  Dieu,  ni  à  la  définition  faite  à  l'occasion  de 
la  cène  et  touchant  qu'ils  en  puissent  rendre  compte  à  Dieu.  Et  pour 
l'entretien  du  ministre  de  l'église,  il  doit  toujours  être  par  quartier  con- 
formément aux  gages  a  eux  accordés  honnêtement  logés.  On  les  prendra 
sur  les  renies  et  revenus  à  l'église  de  ce  dit  lieu  comme  aussi  d'Ein- 
herzhausen.  Vilsberg,  Lutzelbourg  et  Mittelbronn.  Et  si  les  dites  rentes 
ne  suffisent  pas,  notre  receveur  y  satisfera  et  le  prendra  sur  les  profits 
et  monuments  des  admodiateurs  nouveaux,  sans  préjudice  néanmoins  et 
sans  diminution  des  rentes  ordinaires.  Et  afin  de  pourvoir  aux  écoles 
qui  avec  le  temps  se  pourront  augmenter  et  les  bourgeois  n'ayant  de 
notre  grâce  payé  jusqu'ici  aucune  gabelle  du  vin  qu'ils  boivent  dans 
leur  logis,  ladite  gabelle  se  pourra  tirer  en  convention  avec  le  temps 
à  l'entretien  d'icelles  écoles,  afin  que  notre  revenu  ordinaire  ne  se 
diminue.  Et  seront  les  ministres  de  l'église  savoir  :  un  prédicateur  alle- 
mand et  un  français,  un  maître  d'école,  un  prédicateur  à  Mittelbronn 
que  nos  sujets  respecteront  en  la  crainte  de  Dieu  sous  la  protection 
de  nos  officiers.  Touchant  la  temporelle,  il  sera  gouverné  par  un  offi- 
cier établi  de  nous,  un  receveur  ei  un  prévôt  et  son  lieutenant,  comme 
aussi  par  ses  échevins  de  justice,  de  telle  sorte  qu'en  l'absence  dudit 
et  choisis  qui  auront  les  charges  et  offices  communaux,  savoir  l'un 
sera  le  maître  des  champs,  l'un  des  prés  et  un  autre  des  vignes:  un 
qui  connaîtra  le  banc  et  sera  arpenteur  et  visiteur  des  moulins,  un  vi- 
siteur du  pain  et  taxeur  de  la  chair,  un  visiteur  des  chemins,  du  feu 
et  autres  choses  semblables  que  nos  officiers  trouveront  être  expédient 
de  faire.  Que  si  quelqu'un  soit  d'ulayant(?i  ou  négligeant  de  faire  sa 
charge  ou  office,  il  leur  sera  loisible  d'en  élever  d'autres  à  leur  charge, 
sauf  à  nous  toutefois  d  on  pouvoir  disposer  autrement  s'il  nous  plaît. 

En  troisième  lieu,  le  prévôt  pour  nous  établi  aura  les  clefs  et  le 
soin  de  la  garde  des  portes,  aura  aussi  égard  sur  les  accidents  du  feu 
et  de  tous  les  autres  accidents  qui  pourraient  arriver:  et  de  tous  les 
accidents  il  en  sera  averti  le  1er  et  y  pourvoir  par  temps.  Tous  ceux 
qui  auront  quelque  office  prendront  de  lui  l'ordre  de  ce  qu'il  leur  con- 


-  24b 


vient  de  faire,  sauf  toutefois  en  notre  absence  h  noir»?  conseil  le  pou- 
voir d'en  ordonner  autrement  selon  la  commodité  du  temps.  Nous 
baillons  aussi  à  la  dite  ville  par  ces  présentes  un  scel  particulier  qui 
sera  gardé  sous  2  clefs,  desquels  le  prévôt  en  aura  une  et  le  clerg 
juré  une  autre,  afin  que  l'un  sans  l'autre  ne  puissent  y  arriver.  Nous 
faisons  encore  cette  grâce  à  ladite  commune  et  bourgeoisie,  afin  qu'elle 
puisse  connaître  notre  bonne  volonté  envers  elle,  qu'elle  aura  toutes 
les  semaines  deux  marchés,  l'un  le  mercredi  et  l'autre  le  samedi,  et 
par  chaque  an  trois  foires,  la  1*"  le  lor  lundi  de  carême,  la  2°  le  jour 
de  St.  Vit  et  Modeste  et  la  3mp  le  jour  de  St.  Galles1);  en  jouiront 
iceux  et  tous  ceux  qui  fréquentent  lesdits  marchés  et  foires  avec  leurs 
denrées,  en  vendant  et  achetant  de  tous  les  droits  et  franchises,  comme 
ils  jouissent  aux  autres  marchés  et  foires  franches:  en  outre  nous  con- 
cédons et  octroyons  encore  tel  franchise,  qu'ils  auront  une  entrée  et 
sortie  libre  sans  être  chargé  d'aucune  corvée  et  demeurerons  en  liberté, 
et  ceux  tant  hommes  que  femmes  qui  se  voudront  rendre  bourgeois 
en  ce  lieu  après  un  an  écoulé  du  jour  qu'ils  seront  entrés,  seront  libres 
excempte  de  la  servitude  dont  ils  et  leurs  enfants  étaient  atenus  envers 
les  seigneurs  du  lieu  oii  ils  étaient  nés  ou  faisaient  leur  résidence  :  et 
ne  seront  lesdits  bourgeois,  tant  et  si  longtemps  qu'ils  demeureront  ;'t 
Phalsbourg,  nullement  obligés  à  aucune  servitude  auxdits  seigneurs  ni 
autres  et  ne  seront  attenus  au  dit  un  accomple  de  leur  répondre  en 
jugement  dehors  et  signalements:  les  dits  habitants  et  bourgeois  de 
cette  ville  ne  pourront  être  cités  et  appelés  à  raison  de  leurs  personnes, 
leurs  biens,  meubles  et  immeubles  qu'ils  possèdent  présentement  ou 
pourront  légitimement  acquérir  â  l'avenir,  par  devant  aucune  justice  de 
Lorraine,  soit  à  Rotheville2)  justice  de  l'empire  ni  autres  cours,  de  quel 
nom  on  la  puisse  appeler  et  il  n'y  sera  procédé  ni  jugé  contre  leurs 
personnes  et  leurs  biens;  et  si  quelques  uns  prétendent  leur  demander 
quelque  chose,  ils  pourront  les  faire  appeler  devant  nous  ou  notre 
conseil  et  pardevant  les  gens  de  justice  au  défendeur  et  nous  autres 
parts  la,  ou  sera  fait  droit  et  justice  à  chacun.  Nous  voulons  aussi 
maintenir,  conserver  et  défendre  nos  dits  bourgeois  en  leur  franchise 
et  liberté  ;  leur  promettant  de  ne  leur  introduire  aucune  nouvelle  frais  : 
et  touchant  les  pâturages  ou  ils  pouront  faire  conduire  leur  bétail,  ce 
sera  dans  le  banc,  ainsi  qu'il  est  limité  borné,  savoir  de  l'étang  dans 
bas  jusqu'au  sommet  des  sapins  au  banc  joignant  le  ferb,  et  des  le  dit 

')  Vgl.  dnriibrv  dir  kaiwliche    l'rr>tihmipi>urkutide     Es  murden  mir  :trn 
Jahrmärkte  ben-iJlifît. 

7-:  Kaifrrl    Hnf(),nrllt  it,  Huit  mit  <W,nMi>l*r;l;. 


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-  241 


sommet  des  sapins  jusqu'au  fond  qui  est  marqué  d<j  la  jusqu'aux 
chntnps  do  Miltelbronn  et  des  sapins,  et  de  la  jusqu'au  grand  chemin 
proche  le  prés  Rotte),  de  la  joignant  les  friches  jusqu'au  ruisseau  en 
bas  jusqu'aux  paquins  du  bas  et  haut  Vappenberg,  bois  des  seigneurs, 
bois  de  Fénétrange,  le  jeune  bois  des  sapins.  Kt  les  troupeaux  de  pâ- 
turage jouiront  paisiblement  avec  nos  voisins  hors  demeurant,  touchant 
la  glandée  et  les  autres  ordonnances  à  la  gruerie.  Nous  attendons 
par  ces  présentes  nous  reserver  le  bois  de  Hazelbourg  et  baulwald  et 
ceux  qui  sont  au  delà  le  grand  chemin,  pour  nous  en  servir  à  notre 
commodité,  ou  bien  selon  notre  bonne  volonté  les  en  laisser  jouir 
quelques  temps  on  dit  en  faveur  de  notre  dite  ville  sur  les  dites  franches 
et  grâces.  Nous  voulons  fonder  notre  dite  ville  et  la  commencer  au  nom 
de  la  sainte  et  indivisible  trinilé  avec  l'invocation  de  son  saint  nom,  la 
suppliant  de  vouloir  envoyer  sa  sainte  bénédiction  sur  icelle  et  les  habi- 
tants, afin  qu'il  nous  puisent  toujours  reconnaître  et  répnter  pour  leurs 
princes  souverains  et  juge,  quoique  nous  aiderons  les  gouvernent»  de 
la  police  à  maintenir  et  à  mettre  en  exécution  nos  ordonnances  écle- 
siastiques.  les  droits,  ordonnances  du  pays,  les  ordonnances  touchant 
l'entretiennement  des  chemins,  cantons  et  tribus  et  autres  ordonnances 
que  nous  pourrons  faire  ci  après.  Lesquelles  ensemble  ci-dessus  déclarées 
il  nous  sera  loisible  d'augmenter,  diminuer  et  changer  sans  aucune 
diminution  néanmoins  ni  changement  de  leur  franchise  et  imminuté  qui 
leurs  seront  octroyés,  et  sera  la  commune  obligée  comme  fidèles  bour- 
geois de  nous  prêter  fidélité  et  obéissance,  procurer  notre  bien  cl  dé- 
biter notre  dommage  et  de  l'aire  ce  que  les  fidèles  sujets  sont  obligés 
de  faire  à  leurs  princes,  afin  de  ne  point  en  courir  punition  sur  peine 
(Vomitions  [des]  privilèges  par  nous  concédé  pour  témoignage  et  corrobo- 
ration  de  tout  ce  que  dessus.  Nous  avons  signé  le  présent  de  notre 
main  et  apposé  notre  scellé  le  4  février  1572. 

Signé:  Georges  Jean,  Comte  palatin  et  Comte  de  Veldentz. 

Traduit  de  l'original  d'allemand  français. 

Abschrift  einer  Kopie  im  Besitze  des  Ilertn  Dr    Si  hutte  iit  Pfaldmri/  :  /lu* 
deutsche  Original  hnlte  ich  »irgend*  qefuiiden 

$H.  Bericht  an  de»  Pfahgrafen  über  de»  Hausbau  in  Pfalzburg: 

1572  April  11. 

l,es  noms  de  c-eux  qui  bâtissent  eeiourd'huy  IT  d'avril  1572  en 
vostre  ville  de  Pfaltzbourg: 
Monsr  Phylot; 

Monsr  Vanbour,  fortsmaistre  : 

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-  242 


M'  Hance,  forestier: 

Monsr  Arlhus: 

Monsr  Disque; 

Monsr  de  Conflan; 

Anthoine  le  Picard  ; 

Le  passementier; 

Jaspard  de  Doulouart,  menuisier; 

George  de  Doulouard,  eordier; 

Le  teincturier; 

Le  petit  boucher: 

Le  gros  tanneur; 

George  le  charpentier,  Alleman: 

Jehan  de  Bu,  tireur. de  pierre: 

Quentin  le  masson; 

George  du  Boys,  masson. 
Tous  bâtissent  de  pierre  hors  mis  George  le  charpentier. 
Sont  par  deçà  5  ou  6  de  Lorraine  et  pays  Messin  ausquels  ie 
pense  donner  place  ces  iours  cy:  et  quelques  aultres  que  i'atten  de 
France.  Du  pays  bas  il  ne  vient  personne. 

Str.  Iiez.-Arch  K  110  \ß>  lieilaffe  :n  <lein  Schreibt»  i-on  dr  Bnmiier  mm 
i;'  Juni 

24.  De  Iiandkr  nn  Georg  Hans:  Nachrichten  aus  Pfatebury. 

ir>72  Juni  Di. 

Monseigneur.  Kstans  près  de  partir  pour  m'aseheminer  vers  vostre 
seigneurie,  monsieur  Arthus  vint  si  grièvement  malade  que  nous  ne 
penssions  aultrement  qu'il  ne  deiit  mourir.  Ce  que  m'engarda  de  partir, 
a  fin  de  luy  donner  souslagement  au  mieux  que  ie  pourroy,  me  tenant 
pies  de  luy  pour  touttes  choses  nécessaires  ainsi  qu'il  le  desiroit;  ce 
que  ie  pense  qu'il  luy  a  bien  servi  pourtant  que  Dieu  mercy  il  revient 
en  santé  ;  et  a  moy  est  survenu  une  inflammation  à  la  iambe  gauche 
qui  me  rent  une  grand'  douleur. 

M.  de  Lizy,  cousin  de  M.  l'amiral  et  de  messieurs  de  Montmo- 
rancy,  m'a  envoyé  une  belle  levriere  pour  vous  présanter.  Mon  Seigneur, 
ce  que  ie  désire  au  plus  tost  qu'il  me  sera  possible. 

.l'envoyé  a  vostre  seigneurie  un  petit  memoire  de  ceux  qui  pour 
le  présent  bâtissent  en  vostre  ville  ')  en  attendant  aultres  qui  m'ont 
promis  de  venir  lesquels  r alten  de  iour  en  iour. 

Vous  aussurant  que  ceux   qui  bâtissent  s'efforcent  de  mieux 

S.  >»■  ;>.¥  \jr>7;>  April  il,. 


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24:4  - 


en  mieux,  j'envoye  pareillement  à  votre  seigneurie  le  plan  He  vostre 
iardin  ').  lequel  se  monstrera  beau  estant  paraschevé.  Priant  le  créateur. 
Mon  Seigneur,  vous  maintenir  en  touttes  vos  entreprises,  de  vostre 
ville  de  Pi'allzbourg  ce  XIIe  de  juin  1572 

vostre  très  humble  et  très  fidèle  serviteur 
de  Baudier. 

SU:  Utt  Arch   E  340  Or  mit  aufgedr  Siegel 

De  Baudier  an  Georg  Hans  :  Nachrichten  ans  Pf'ahburg  ;  Bericht*' 
iilxr  politisch'  Vorgänge,  besonders  über  dk  Folgen  der  Bartholomäusnacht. 

ma  Oktober  6\ 

Mon  seigneur.  Depuis  les  dernières  lettres  escriptes  a  vostre  sei- 
gneurie ie  n'ay  cessai  destre  pensif  et  mélancolique  pour  la  craincte  que 
i'ay  que  ces  troubles  et  trahisons  ne  soient  cause  d'esmouvoir  toutte 
la  chrestianté.  Pour  ceste  cause  desirans  vostre  venue  par  de  ça  et 
bientost  pour  de  vostre  costé  pourvoir  aux  grands  dangers  qui  peuvent 
de  iour  en  iour  advenir  sur  beaucoup  et  sur  vous,  mon  seigneur,  par 
faulte  d'y  remédier  en  temps  et  heure.  Ce  de  quoi  passé  15  iours  ie 
vous  eusce  volontiers  escrit.  si  n  eust  este  et  n'estoit  le  faulx  bruict 
par  de  ça  de  vostre  venue  laquelle  nous  desirons  de  iour  en  iour. 

Vous  suppliant  bien  humblement,  mon  seigneur,  de  vous  approcher*) 
en  brief  par  de  ça  ou  a  Lülzelstein,  place  de  sûreté  pour  vostre  sei- 
gneurie, la  ou  d'heure  a  aullre  pourrez  entandre  nouvelles  de  vos  fidèles 
serviteurs. 

Sans  le  bruict  de  vostre  venue,  mon  seigneur,  et  la  grande  quantité»- 
de  touttes  sortes  de  gents  qui  arrivent  par  de  ça.  i'iroy  bien  volontiers 
trouver  vostre  seigneurie.  Touttefois  s'il  vous  plaist  le  me  commander, 
incontinent  m'y  aschemineray,  combien  que  par  de  ça  n'v  aye  personne 
pour  recepvoir  et  accommoder  ceux  qui  viennent. 

J'envoye  a  vostre  seigneurie  la  déclaration  du  roy  de  France 
imprimée  de  la  cause  de  la  mort  de  monsr  l'amiral  ou  tout  a  plain 
ce  reconnoist  la  bonne  volonte  contre  ceux  de  la  religion,  combien  que 
par  cy  devant  ie  l'avoye  envoyée  par  escript  a  vostre  seigneurie,  non 
si  ample  que  celle  cy.  Et  combien  qu'au  paravant  vostre  seigneurie 
avoil  entandu  que  le  sieur  amiral  avoit  esté  blessé  en  son  logis,  depuis 
on  a  sceu  a  la  vérité  qu'il  fut  tiré  d'une  harquebouse  en  retournant 
du  Louvre  en  son  logis. 

Levesque  de  Valance  après  avoir  este  arresté  en  Lorraine  eust 

vj  Ist  im  Original  vorhanden. 

*•  Der  Pfnkgraf  ist  in  ticmiginxbtnj, 

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—  244 


passeport  du  roy  de  France  et  est  passé  par  de  va  avec  beaucoup 
d'argent,  s'ascheminant  ver?  la  maieste  de  l'empereur  par  Francfort, 
ou  a  este  arresté  par  les  colonels  et  rheittersmaistres  du  comte  de 
Mansfelt  qui  eut  charge  des  rheitters  on  France  après  la  mort  de 
mon  seigneur  le  duc  de  Deux  Ponts.  Depuis  i'ay  entandu  que  l'empe- 
reur a  redemandé  ledit  evesque,  disant  qu'il  n'appartenoit  arrester  les 
ambassadeurs. 

Les  rheitters  tant  d'une  religion  que  d'aultre.  ausquels  est  deü 
grande  somme  de  deiiiers  en  France  ont  envoyé  vers  le  roy  pour 
estre  payez. 

Cratz,  gouverneur  de  CaseloutreM  a  envoyé  icy  messagers  pour 
l'aller  trouver,  lesquels  y  ont  este  ou  ont  trouvé  mess"  le  duc  Cazimir 
et  le  comte  Philippe  de  Hetz8)  qui  leurs  feirent  bonne  chère.  Ledit 
Cratz  leur  ayant  communiqué  l'occasion  de  leur  venue  remonstra  les 
troubles  de  France  et  que  messieurs  les  électeurs  et  aullres  princes 
d'Allemagne  levoient  une  grande  armée  entre  lesquels  monsr  le  duc 
Cazimir  faisoit  son  compte  d'avoir  8000  rheitters  et  que  pource  ils 
fairoient  bien  en  leur  donnant  argent  de  s'efforcer  de  lever  4  à  5000 
harquebusiers  avec  500  chevaux  francois.  Ce  a  quoy  ils  se  sont  ac- 
cordez et  doivent  recopvoir  10300  florins  que  deiour  en  iour  ils  attendeni  ; 
vous  plaise  aviser  a  ce.  Beaucoup  de  princes  protestans  contribuent 
une  grande  somme  de  deniers:  entre  lesquels  messr*  les  lantgratT  de 
Hetz  aident  de  deux  millions  de  tbalars  ainsi  qu'a  dit  Cratz. 

Ces  nouvelles  de  telle  grande  assemblée  me  viennent  encor  de 
Slrasbourg  et  que  l'evesque  de  Mayence  favorise  plus  a  un  costé  qu'à 
l'aullre. 

Ceux  de  Pologne  ont  esleu  monsr  le  marquis  de  Brandebourg 
pour  roy  contre  la  volonte  de  la  Maieste  de  l'empereur,  ayant  pour  ce 
fait  la  employé  plus  de  deux  cents  mille  thalarts. 

Pour  etilandre  des  nouvelles  du  pays  de  Suisse,  l'on  pense  que 
les  Papistes  veullent  entreprendre  quelque  chose  contre  les  aultres. 

FA  aussy  i'appercoy  que  monsr  le  comte  Palatin  se  tient  sur  se.-* 
gardes,  craingtiant  quelque  nuee  de  l'an  heduc  d'Austrithe. 

Le  fils  aisné  de  mons'  l'amiral  et  celuy  de  mon.sr  Dandelot  sont 
sauvez  en  Allemagne. 

Madame  Dandelot,    seur  du  comte  de  Saulme.  s'est  sauvée  a 

Basle. 

Mons'  de  <  .hainpigneulle  qui  est  oit  allé  quelque  peu  au  para- 

'|  Kaiserslautern  m>. 


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vant  ces  troubles  en  France  avec  sa  femme,  retournant  avec  ladiete 
dame  Dandelot,  s'esiourna  à  Neuf  Chasteau  en  Lorraine  pensant  estre 
la  en  surets.  Duquel  lieu  s'ascheminant  en  un  chasteau  du  comte  de 
Saulme  lut  arresté  avec  sa  femme  el  pillé  du  tout  par  des  gents  de 
inonsr  de  Guise,  lesquels  mirent  en  cotte  sa  femme  la  voulant  nyer 
en  un  ruisseau,  et  luv  apres  l  avoir  mis  a  rançon  pour  400  escus 
tut  tué. 

Möns1  de  Chambray  ayant  trouvé  façon  de  sortir  de  Paris 
en  la  compagnie  du  ieusne  comte  de  Hanau  esludiant  a  Paris  par  le 
moyen  de  Languet  fut  rattaint  en  poste  a  douze  leüe  de  Paris  par 
Bassompierre  et  le  comte  de  Mansfelt.  Iiis  du  gouverneur  de  Luxem- 
bourg, lesquels  le  remenerent  a  Paris  rançonner  pour  1400  escus,  des- 
quels il  a  rescript  en  avoir  iu  payé  une  grande  partie  par  le  moyen 
de  ses  amis. 

Le  baron  d'Haussonville  fut  sauvé  dans  la  garderobbe  de  madame 
de  Lorraine  (comme  par  la  lettre  précédente  i'en  avoye  escrit  a  voslrc 
seigneurie).  Et  du  depuis  iay  entamlu  que  le  roy  l'envoya  quérir;  au- 
quel, après  avoir  longuement  discouru  l'assurant  de  sa  vie,  luy  feit 
donner  un  passeport  pour  douze  personnes  avec  luy,  ayant  promis  au  roy 
de  France  de  ne  se  plus  mesler  des  affaires  de  la  religion,  tellement 
qu'aujourd'huy  il  a  donné  congé  a  son  ministre  et  a  amodié  ses  terres 
de  par  de  ca  a  nu  papiste,  délibéré  de  suyvre  la  court  de  Lorraine. 

On  m'a  dit  que  le  roy  de  France  a  renvoyé  quérir  ledict  baron 
et  qu'il  est  parti,  s'il  plaist  a  Dieu,  i'en  scauray  la  vérité  pour  le 
soupson  que  i'y  ay,  et  vouldroy  que  vostre  'seigneurie  eus!  fait  retirer 
rin3truclion  que  scavez.  .le  ne  scay  si  l'occasion  de  ce  retirer  en  Lorraine 
n'est  point  a  cause  de  la  response  qu'il  avoit  l'aide  a  monsieur  le  Duc 
de  Deux  Ponts  pour  une  grande  somme  de  deniers,  ou  que  ce  soit 
pour  l'affaire  de  Bich  a  cause  que  i  ay  entandu  qu'on  a  mis  au  ban 
de  l'Empire  tous  ceux  généralement  qui  y  estoient  a  la  prise,  et  que 
d'avantage  l'on  va  tenir  une  iournee  a  Wörmes  pour  le  recouvrement 
de  Bich:  sont  choses  d'importance  pour  vostre  seigneurie;  si  ainsy  est 
ne  laissez  ces  choses  en  arrière. 

Madame  de  Bongnac  a  renvoyé  par  de  ca  quérir  trois  coffres  de 
meubles  qu'elle  avoit  mis  en  garde  en  mon  logis,  et  quelques  iours 
après  a  envoyé  vendre  le  reste,  ce  que  me  fait  appercevoir  de  la  volonté 
qu'ilz  ont  par  deçà. 

A  Leninville,  Blamont  et  aultres  lieux  on  a  forgé  et  forge  Ton 
encor  tous  les  iours  force  boyaux,  pics  et  pailles  qu'on  dit  estre  pour 
le  magazin  de  Nancy,  hors  mis  le  soupson. 


-    246  - 


Le  bruit  est  grand  te  que  plusieurs  m  on  dit  que  mons'  de  Lor- 
raine prétend  retirer  quelque  iour  teste  vostre  ville  cy  et  comté  de 
Lutzelstein  pour  avoir  trouvé  dans  des  vieils  liltrcs  qu'elle  appartient 
a  la  Lorraine. 

Y  a  environ  huict  ou  dix  iours  que  monsr  de  Lorraine  a  este  a 
Bich  ou  le  eoronel  Ther.s  a  este. 

Vous  suppliant,  mon  seigneur,  avoir  souvenance  de  ce  que  i'escri 
a  vostre  seigneurie  par  mes  dernière?  lettres  tousehant  monsr  le  comte 
de  Nassau. 

On  est  après  pour  rendre  au  coronel  Thers  l'argent  qu  i!  avoil 
presté  a  monsr  le  Marquis  de  Rodeinacli.  De  ce  ie  suis  certain  pour- 
tant qu'aussi  il  cherche  a  aschelter  quelque  terre. 

Le  roy  de  France  veult  dresser  cinq  pelis  camps,  Fun  en  Bourgon- 
gne,  l'aultre  en  la  Guicnne.  l'aultre  en  Normandie,  l'aultre  en  Picardie 
et  l'aultre  en  Champagne  ;  pour  penser,  ainsy  que  i  estime  en  garder  les 
assemblez  qui  s'y  peuvent  faire 

Ceux  de  la  religion  a  Lion.  Troye.  Orleans,  Chaulons,  Rouan  ont 
esté  massacrez .  depuis  le  massacre  des  villes  que  Tay  escri  a  vostre 
seigneurie  en  mes  précédantes  lettres. 

Le  gouverneur  de  Metz  a  remonstre  aux  habitans  qui  sont  de  la 
religion  qu'il  vouldroit  bien  (selon  l'edid  du  royi  qu'ils  ne  feissent  plus 
aucunes  assemblée/,  hors  la  ville  pour  aller  au  presche  au  village  de 
Montoy  deux  lieue  de  Metz  et  que  s'il  leur  en  advenoit  mal,  qu'il  n'y 
scauroit  que  l'aire  ny  remédier,  toultefois  qu'il  ne  vouldroit  que  cela 
advint. 

Voicy  la  vraye  occasion  et  le  temps  mon  seigneur,  de  taire  vostre 
l'faltzbourg  l'une  des  plus  belles  villes  qu'on  scauroit  désirer,  pour  la 
peupler  tout  ainsi  qu'on  desireroit  moyennant  aussi  que  vostre  sei- 
gneurie si  voulut  efforcer. 

l  ay  commanec  a  faire  faire  une  pallissade  haulte  de  H  pieds 
hors  terre  pour  fermer  les  déliâmes  de  vostre  ville.  Et  c'est  dommage 
que  la  porte  et  le  pont  du  toste  de  France  n'est  parasehevé  Le  roy 
de  France  a  commandé  de  massacrer  tous  ceux  que  l'on  trouvera 
sans  passeport  qui  se  retirent  en  Allemagne  et  pour  cela  ont  gents 
sur  les  champs.  Ce  toultefois  n'engardent  que  d'heure  a  aultre 
n'arrivent  gcuts  par  de  ça.  Monsr  de  Lorraine  a  fait  publier  par  son 
pays  y  a  environ  huict  iours  que  tous  ceux  qui  ne  vouldroient  vivre 
en  sa  religion  eussent  a  sortir  dans  trois  sepmaines,  leurs  donnant  un 
an  pour  faire  prouflil  de  leur  bien. 

Chomberg  qui  se  tient  pies  Risthe  qui  ;t  levé  rheitters  puur  aider 


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à  la  prise  de  ladicte  place,  s'est  retiré  en  Lorraine  ou  monsr  de  Lor- 
raine luv  a  donné  un  chasteau  et  quelque  rente. 

Monsr  de  Haussonville  est  après  pour  luv  bailler  sa  fille.  On  m'a 
dit  que  plusieurs  seigneurs,  gentilhomme*,  capitaines  et  aultres,  s'as- 
semblent a  Heidelberg  pour  communiquer  ensemble  et  que  nions1"  le 
Duc  Cazimir  doibt  envoyer  vers  vostre  seigneurie  pour  la  prier  de  s'y 
trouver. 

Monsr  le  comte  Palatin  fait  faire  monstre  de  tous  ses  subiects 
pour  reconnoistre  leurs  armes  et  mettre  ordre  en  ses  places.  Mon 
seigneur,  n'ayans  eu  aucune  response  de  deux  précédantes  lettres 
envoyée/,  a  vostre  seigneurie,  i'ay  donné  charge  expresse  a  ce  porteur 
me  rapporter  ce  dict  paquet  plustost  que  de  ne  le  donner  seurement  pour 
la  conséquence  d'ieeluy.  Vous  suppliant  bien  humblement,  mon  seigneur, 
le  prendre  en  bonne  part  et  commander  d'en  faire  donner  un  petit 
mot  de  descharge  audict  porteur.  Mon  seigneur  ie  prie  le  créateur 
vous  conserver  en  prospérité  et  santé  en  l'accomplissement  de  vos 
saines  désir.  De  vostre  ville  de  Pfaltzbourg  ce  VI  d'octobre  1Ö72 
Vostre  très  obbeissant  et  lidcle  serviteur 
de  Baudier. 

Str  Bez-Arch  E.  340  Or 

06.  De  Bandier  an  Georg  Harn:  Nachrichten  Uber  If  Ulzburg,  die  Vor- 
gänge in  Frankreich  u.  a. 

1~>72  November  2$. 

Mon  Seigneur.  Un  de  vos  bourgeois  de  par  deva  appelé  Allart 
qui  n'a  encore  basty  me  dit  hyer  me  venant  voir  que  s  il  plaisoit  a 
vostre  seigneurie  luy  bailler  la  charge  du  peaage  d'icy  qu'il  avancerait 
quattre  cents  escus  qui  sont  640  11.  lequel  argent  ne  luy  seroit  alloué 
qu'à  la  fin  de  Tannée  ou  s'il  vous  plaisoit  le  laisser  d'avantage  uudicle 
peaage,  ladicte  somme  demeurerait  iusques  a  la  fin  dudit  temps,  telle- 
ment qu'ainsi  vous  estes  assuré  de  ne  rien  perdre,  payant  aussi  de 
trois  moys  en  trois  moys  les  deniers  que  vostre  seigneurie  aura  accordé 
avec  luy.  Je  pense  a  cause  de  la  langue  que  le  teinturier  est  avec  luy, 
mais  que  ledict  Allart  avance  les  deniers.  Touttefois  le  teincturier  veult 
vendre  sa  maison  et  ses  terres  a  monsr  de  Tremilly,  si  elle  n'est 
vendue:  de  quoy  ie  seroy  fasché  pourtant  que  c'est  une  maison  en 
place  bien  commode  pour  sa  teincture  et  non  pas  pour  un  gentilhomme 
qui  de  iour  en  iour  se  vouldroit  eslargir  aschetans  les  maisons  d'auprès 
soy,  qui  sont  en  plain  marché  tout  devant  la  halle.  De  quoy  ie  n'ay 
eu  encor  plus  de  peine  d'accommoder  homme  que]  qui  soit  par  deçà 


-  24* 


que  ledit  teineturier  a  fin  de  le  pouvoir  retenir,  l'ayant  accommodé  de 
deux  belles  et  amples  places  au  lieu  d'une  qui  fut  cause  d'en  faire 
murmurer  aucuns;  toutefois  ie  faisoy  ce  a  cause  de  sa  leincture. 

Mon  seigneur,  quelques  uns  des  genlishommes  de  par  de  ça  avant 
hyer  nous  firent  icy  un  scandale  après  boire:  pourlant  ie  vous  voudroy 
prier  très  humblement  de  commander  a  nions1  le  prevost  d'enlandrc 
l'affaire  et  les  condamner  a  une  amande  appliquée  ou  aux  poures  ou 
a  la  fortification  ou  pour  le  basliment  du  temple,  affin  que  cela  vienne 
a  l'exemple  des  vostres  de  par  deçà.  Et  d'avantage  qu'une  ordonnance 
soit  faicte  a  tous  taverniers  de  ne  donner  a  chasque  homme  qui  vont 
boyre  chez  eulx  plus  qu'une  portion  ordonnée  pour  chacun  repas, 
dequoy  un  chacun  ménage  sera  tenu  de  prier  Dieu  pour  vostre 
excelance. 

Möns'  de  la  Personne  arriva  hyer  icy  qui  me  vint  veoir.  duquel 
par  de  ça  quelques  uns  sont  soupçon  pourtant  que  huict  iours  au  pa- 
ravanl  le  massacre  il  s'estoit  acheminé  par  de  ça  et  ailleurs  ou  a 
Genève  il  fut  prié  de  sortir. 

J'ay  receu  lettres  de  l'escuyer  Viallard  ce  iourd'huy,  par  lesquelles 
il  me  mande  que  le  comte  Paul  de  Saulme  arriva  samedy  dernier  de 
la  court  de  France  et  disoit  que  tous  ceux  qui  y  portent  la  croix 
blanche  le  roy  les  y  lait  massacrer,  disanl  que  sont  Huguenots  et  que 
c'est  une  couverture  pour  eschapper.  Il  dit  aussi  que  les  vicontes  loni 
beaucoup  en  Gascongne  et  qu'ils  sont  tant  en  Gascongne  qu'a  la  Ro- 
chelle vingt  mille  gentilhomme;?  tic  nom  et  d'harmes  résolus  de  mourir. 
Lesquels  au  lieu  de  porter  la  cazaque  blanche  i  comme  ils  souloienti 
ils  en  portent  de  rouge. 

Il  me  mande  d'avantage  que  la  Kochelle  est  assiégée  et  que  ceux 
de  dedans  ont  fait  une  saillie  on  ils  ont  pris  vint  pièces  d'artillerie 
sur  ceux  qui  la  venoient  assiéger;  en  oullre  qu'ils  ont  bruslé  tous  le> 
villages  a  sezo  grandes  lieues  a  l'enlour  cl  mené  tous  vivres  dans  ladite 
Rochelle  pour  le  jourd  huy  bien  ammonissionnee. 

Que  la  ville  de  Bourdeaux  a  este  surprise  de  «  eux  de  la  religion 
et  que  cela  est  pour  seur. 

Que  mons'  le  comte  de  Montgommery  est  en  Angleterre  lequel 
descend  avec  des  Anglois.  Pour  ce  que  sont  nouvelles  de  Nancy  ie 
vous  requier  très  humblement  mon  seigneur  me  pardonner,  si  elles  vont 
devant  vostre  seigneurie  iusques  aultrement  i'en  sois  certain  ce  que  ie 
l'eray  par  le  premier,  Dieu  aydant. 

Les  rheilters  qui  avoienl  servi  le  duc  d 'Albe  et  qui  s  ascheminoient 
m  France  sont  l'iicor  aux  terres  communes  pre*  de  Met/.  -- 


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249 


Monsr  le  comte  de  Retz,  gouverneur  de  Metz,  a  adverti  un  chacun 
de  la  ville  que  nul  estant  Uguenot  ou  de  la  nouvelle  opinion  (ainsi 
qu'auiourd'huy  le  roy  veull  qu'on  appelé  ceux  de  la  religion  reformée) 
n'ayent  a  recevoir  gages  du  roy,  mais  bien  quicter  leurs  estats  et  offices 
sur  peine  de  confiscation  de  leur  bien  et  perdre  la  vie.  Le  commun 
populaire  n'en  attend  que  le  mesme  et  bien  tost  comme  l'on  pense. 

Monsieur  le  comte  Palatin  a  envoyé  un  ambassadeur  a  Metz  pour 
remonstrer  au  comte  de  Retz  a  bien  traicter  les  habitans  de  la  ville, 
ou  s'est  trouvé  le  comte  Charles  de  Mansfelt  qui  après  plusieurs  paroles 
rudes  dit  en  présence  dudit  gouverneur,  qu'il  failloit  que  ledict  ambas- 
sadeur allast  en  France  pour  le  dire  au  roy.  A  quoy  fut  respondu 
qu'on  estoit  envoyé  la  pour  en  advertir  seulement  le  lieutenant  gênerai 
pour  le  roy  en  la  ville  de  Metz  et  non  aultre,  ce  que  ne  fut  dit  sans 
estre  prests  de  tirer  les  dagues  tant  d'une  part  que  d'aultre. 

Mon  seigneur  il  vous  plaira  faire  payer  nos  poures  gents  qui 
traveillent  aux  fossez  pour  les  plaintes  que  i'en  ay  et  aussi  qu'il  leur 
est  deu  trois  sepmaines.  Priant  le  créateur,  mon  seigneur,  vous  main- 
tenir en  sa  saincte  garde  en  prospérité  et  saute  De  vostre  Pfallzbourg 
ce  29  novembre  1572  vostre  très  humble  et  fidèle  serviteur 

de  Baudier. 

Stf.  Bez.-Arrh  E  Hin    <h.  |'r.  I.iitzelstein  29  Novembre  1572. 

.'/7.  Pfnhgraf  Georg  Hans  au  Kawr  Maximilian  II:  rief  Htrsoy  >h»i 
Lothringen  hat  ihm  nein«  (irleitsrechU  durch  Saarburg  bestritten. 

c.  1571  nach  Juli. 

.  .  „Nachdem  ich  Ii.  K.  M  olltwals  underthenigsl  zugeschrieben, 
wie  daß  stiffl  Metz  und  Lothringen  begerl  ihren  fließ  je  lenger  je 
mehr  gegen  Deutschland  zu  setzen  und  waü  heut  oder  morgen  für 
ein  nachlheilige  eonsequenz  und  schaden  darauf  entstehen  tnagk,  wo 
daß  Reich  sieh  nicht  darwiedersetzen  und  denjenigen  die  an  den 
grenzen  sitzen  und  dem  Reich  immediale  zugehören  die  hülllliche  Hund 
milt  ernst  hielten  wurdl.  daß  sie  sehen  mögen,  daß  man  nicht  gar 
handt  und  fueße  gehen  leßt  und  williglich  sie  dem  Reich  eltwas  zu 
entziehen  lassen,  nun  ist  vor  der  zeitt  die  sladt  Sarburgk  nlî  der 
Saar  gelegen  eine  freye  statt  gewesen  und  allein  das  stifft  Metz  sie 
verlretten,  sie  hernachmals  unter  sich  gezogen  und  darnach  das  stifft 
Metz  sie  mit1  Lothringen  vertauschet."  Die  Kurpfalz  hat  das  Geleit 
in  und  durch  die  Stadt  bis  in  die  Suai  gehabt.  Auch  er  hat  es  geübt, 
bis  der  König  von  Polen  aus  Frankreich  herausgezogen.  „Do  hat 
der  hertzojr  von  Lothringen  mir  die  Ihor  vor  der  nasen  zugeschlagen 


--    2Ô0  - 


und  den  ersten  eingang  gemacht,  mich  und  die  ineinigen  nicht  weiter 
bis  an  daß  tlior  zu  geleitten  wollen  gestatten."  Auf  sein  Schreiben 
hat  der  Herzog  nicht  geantwortet.  ,,Und  obwoll  ich  disz  jar  wiederumb 
geleidet,  haben  sie  mich  woll  bisz  an  das  Ihor  khomen  laszen,  aber  in 
und  durch  die  stadt  (wie  von  alters  her)  zu  ziehen  nicht  wollen  gestatten". 
Kr  will  seine  alte  Gerechtigkeit  nicht  aufgeben.  Seine  Geleitsleute  werden 
sich  widersetzen,  sobald  Lothringen  herausgeleiten  will.  „Geschehe  den 
das,  so  ist  das  fewr  schon  angezündet,  dass  es  zum  offenen  Krieg  uff 
den  grentzen  muß  gerat hen  und  khomen".  Denn  über  kurz  oder  lang 
wird  er  die  Thore  zur  Ausübung  seines  Geleits  mit  Gewalt  öffnen. 
Georg  Hans  bietet  jedoch  an,  daß  der  Herzog  Wilhelm  von  Hävern 
und  noch  ein  Fürst  den  S.  M.  benennen  möge,  dahin  handeln  sollen, 
dass  er  seine  alte  Gerechtigkeit  zurück  empfängt.  Andernfalls  wird 
er  sich  um  das  Seine  wehren. 
Ohne  Datum. 

Str.-Bcz.  Arck    Coj,  coaec    E.  XiH. 

Das  Datum  bestimmt  sich  am  den  Notizen,  aus  denen  hervorgeht,  datS  in 
einem  Jahre,  nachdem  der  König  von  Polen  aus  Frankreich  herausgezogen,  da» 
UeleUrecltt  wieder  ausgeübt  norden  ist.  Da  man  nicht  annehmen  kann,  daß  da.* 
Geleit  recht  lange  unterbrochen  gewesen  ist,  außerdem  Heinrich  III.  noch  König  ion 
Polen  zu  sein  scheint,  endlich  aber  der  erste  Satz  auf  Maximilian  deutet,  so  irird 
man  das  Schreiben  am  besten  ror  Juli  1ö?4  (Ende  der  Herrschaft  Heinrichs  III.  in 
Palen)  ansetzen. 

2*.  Kaiser  Maxhnilian  an  die  Nadtbarn  ihm  PfaUgrafen  Georg  Hann: 
ersucht  alurmah  um  Unterstützung  heim  Bau  von  Ifalzlmrg. 

im  Dezember  9. 

Max  etc.  ,. Deiner  Andacht  isl  unser*  ermessen*  unentpfaUen. 
wes  wir  von  wegen  erpauung  und  bevestigung  der  neuen  statt  Pfalz- 
burg  an  dem  Eincrthanserpuß  unter  dato  4  decembris  des  verflossenen 
70.  jhars  an  sie  in  schiifftcn  gelanget  und  ermanet,  sich  zu  befurderung 
und  vorlsetzung  desselben  baues  mit  Verordnung  nott wendiger  zufuhr, 
auch  ettwa  nach  gelegenheit  naebpaurlicher  handtfron  irer  nechst 
gesessnen  unterthanen  gegen  dem  hochgebornen  Georg  Hansen,  pfalzgraven 
bei  Rhein  etc..  unsern  Üben  oheim  und  fursten,  wilferig  zu  bezeigen 
merers  inhalls  desselben  unsern  kaiserlichen  Schreibens.  Nuhn  hat  uns 
gleichwol  S.  L.  seit  anhero  berichtet,  wie  solche  unsre  ermanung  nit 
allerdings  une  l'rucht  abgangen  sonder  S.  L.  derselben  bei  ettlich 
penachpaurten  wol  genossen.  Dieweil  sie  aber  daneben  vermelden, 
das  nichts  desto  minder  die  sachen  fast  langsam  neher  ginge  und  an 
berurler  veslcn  noch  imgcverlieh  in  die  viertan.*ent  rutten  zu  graben 


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251 


weren,  welche,  da  sie  etlwa  ordenlich  auff  die  hausgesessen  ausge- 
teilet  wurden,  als  nemlich  ein  jeden  hausgesessen  ein  acht  eil  einer 
nieten,  das  isl  acht  schue  iu  die  virung  innenhalh  vir  jharen  durch 
sich  selbst  oder  einen  bedingten  laglöner  auszuheben  auferleget,  so 
verhoffe  S.  L.  mit  angefangenen  baue  in  wenig  jharen  zum  ende  zu 
gelangen  und  wurde  ein  jedem  hausgesessen  jliärlich  über  drei  oder 
vier  tag  nit  antreffen,  dannach  al)er  ein  gemeinnützlicli  und  solch 
werk  sein,  das  der  gantxen  landsehalft  von  wegen  verwarung  des 
passes  in  zeit  der  nott  zu  vilem  guetem  kommen  mochte  mit  unter- 
thenigen  pitten  S.  L  zu  guetem  und  zu  ausferligung  berurtes  hoch 
nützlichen  wergks  unsere  weitere  gnedige  erinnerungen  an  Dein  Andacht 
und  andere  penachpaurten  mittzuthailen.  Van  wir  dun  dis  S.  L.  suchen 
anders  nil  dan  zimlich,  auch  niemand!  hochbeschwerlich  vermereken, 
und  umb  so  vil  mehr  dasselbig  zu  befurderen  gencigl  seindt.^  Ermahnt, 
dem  Pfalzgrafen  behilflich  zu  sein. 

Datum  Wien  den  9.  Decemb.  a.  1574.  An  BischolT  zu  Strassburg. 
In  simili  :  An  Graff  Philipsen  zu  Hanau-Lichtenberg  den  eitern.  An  Graff 
Hansen  von  Nassau-Saarbrücken.  An  Graff  Philipsen  zu  Westerburg. 
An  Ludwig  Freiherrn  zu  Fleckenstein. 

Witufr  St  -Arth.  Cour 

f'J.  Pfalzgraf  (icury  Harn  au  Kaisvr  Maximilian  11  :  berichtet  über  scinr 
pprsönliclien  Verhandlungen  mit  dm  Kurfiirsttn  über  zu  leisknde  Hilf:. 

1Ô75  April  4. 

Allerdurchleuchtigster,  großtnechtigster,  unüberwindtlichster  Römi- 
scher kayßer.  Kuer  Römischen  Kaiserlichen  Majestät  sein  mein  under- 
thenigsl  gehorsam,  schuldig  und  willige  diennst  allezeitt  mitt  fleiß  zuvor. 
Allergnedigster  kayser.  Seidlhero  von  K.  R.  K.  M.  ich  von  Wien 
auß  abgescheiden.  hab  ich  mein  vorgenommene  reiß  bei  allen  des 
H.  Rom.  Reichs  churfürsten  verrichte!  und  auf  E.  K.  M.  iro  L.  zu- 
geschickte schreiben  und  einverleipte  mein  und  der  frontier  beschwerdeu 
nottdurflige  déduction  bei  deroselben  iro  L,  nichl  weniger  auch  mündlicli 
des  Reichs  und  meine  gefahr  eröffnet,  auch  derohalben  so  in  einem 
und  dem  andern  sie  ersuocht,  dem  Reich  und  mir  zu  gutlem  mir  miti 
dero  hülf,  îalh  und  gutt  beduncken,  sonnderlich  aber  verwilligung  des 
lang  vertrösten  zols,  auß  obgemelten  Ursachen  zu  steur  zu  kommen, 
dahero  was  ich  bei  einem  und  dem  andern  erhallen.  E.  K.  M.  hiemitl 
underthenigst  berichten  wollen. 

Dann  sovill  sie  die  churfürsten  samptlich  und  iu  gemein  anlangt  seind 
dieselbige  der  meinung,  wie  sie  sich  auch  vernemmen  lassen,  das  die  gefahr 


2Ô2 


der  front  ier  luitt  nichlen  zu  verachten  seie,  wie  ime  aber  zuvorkommen 
ulieweill  milt  dem  kroiß  nicht  wol  geholffen  werden  köndt,  auß  Ursachen, 
wie  iehs  iro  L.  dargethan  und  im  neben  bedencken  zu  finden  ist;, 
wollen  sie  gern  auf  neherm  versamblungstag  darvon  oonsultieren  heHTen. 
ein  theill  auch  dur  meinung  gevveßen,  das  was  für  Helle  in  creißen  groß 
partialitcten  milt  unnderlaullen  könden,  zu  dem  wann  es  ans  gelt  auß- 
geben,  item  uncoslen  zu  treiben  keine,  da  were  niemands  lustig  darzu, 
alsz  das  ein  kreiß,  was  im  selbigenn  geschehe,  allein  schier  nichts  auf 
sich  nemmen  wolle,  sonndor  zwen,  drey  andere  creiß  darzu  be- 
schreiben, die  dann  iro  antwurt  endtweder  schriftlich  nur  schiecken 
oder  solches  gesandten,  die  es  wider  hinder  sich  an  ihren  creiß  bringen 
sollen,  abfertigen,  so  da  eben  so  wenig  gelt  zu  geben  und  uncoslen  zu 
treiben  lusl  haben;  also  wanus  woll  gerüth,  schieben  sie  es  auf,  mitt 
anzeig  das  solcher  fronticr  handell  nicht  eins,  zweyer  oder  dreyer  creiß 
sonnder  ein  generali  werck  aller  creiß  seie.  Mitlerweill  aber  liegt  die 
betrangte  person  im  creutz  und  treibt  etwa  ander  gulter  holTnung  vill 
vergebenliche  uncosten.  tandem  nascitur  ridiculus  mus,  also  auch  das 
ein  theill  der  churfürsten  spüeren  und  vermerken,  das  sodanns  der 
creißen  weßen  letztlich  mehr  ungerades,  trennung  und  partialitet  im 
Reich  geben  würlt,  dann  nutz,  und  ein  theill  der  meinung  geweßen. 
das  wann  dise  frontiersaehe  zu  gemeiner  berathschlagung  gezogen, 
entweder  darzu  von  dem  gelde,  welches  zur  errettung  LilTlandes  einmal 
verwilligt,  zuverordnen,  oder  da  man  ohne  das  ein  leicht  contribution 
in  andern  suchen  verwilligen  möcht,  auch  zu  solchem  sonderbaren 
werck  noch  ein  mehrers  zugeben  einzugebn  were,  in  gemein  gleichwol 
alle  der  meinung.  das  sie  diese  der  frontier  gelegenheitt  der  gestall 
nicht  gewüsl  noch  verslanden,  aber  dieselbige  nicht  allein  zu  ver- 
waren  und  die  angcdeulle  gelahr  mit  dem  cardinal  und  herzogen  zu 
Lolthringen  in  berathschlagung  zu  ziehen  für  ein  uottduriït  erachtet, 
sonnder  auch  das  mebrer  geneigt  geweßen,  Metz,  Thull  und  Verdun, 
bei  diser  schönen  gelegenheill  wider  zum  Reich  zu  fordern  und  nicht 
auß  banden  zu  lassen,  sounder  der  Ursachen  willen,  dieweill  sunst 
solches  alles  nicht  allein  verloren  plieb,  sonder  auch  noch  so  vil  landes 
dem  Reich  mitt  entzogen  moglen  werden. 

fSovill  nun  meine  begerte  zols  verwilligung  auß  denen  in  K.  K.  M. 
überreichter  déduction  vermeldlen  Ursachen  anlangt,  haben  sie  die 
«  hurfürsten  gleicbwoll  alle  sich  vernemmen  lassen,  welcher  gestalt  iro 
L  neben  dem  miltleiden.  so  sie  diß  ortts  mit  mir  truegen,  gern  sehen 
wolten,  das  mir  geholffen  mögte  werden,  aber  hierin  etwas  obligalive 
jetzt  in  apecie  zu  verwilligen,  irei  rollegial  versprei  bnus  halben,  darauf 


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253 


sie  sich  gezogen,  nicht  thun  kondten,  haben  sunst  gegen  mir  gewaltigt' 
große  erhielten  in  gemein  gethan.  sonnderlieh  aber  Sachsen,  Köln. 
Meintz  und  Brandenburgk  angezeigt,  das  iro  I,.  die  schreiben,  so  E.  K.  M. 
an  sie  gethan.  wol  zu  gemüett  gefiiertt,  derwegen  ich  nicht  zweiveln 
soll,  da  verhoffentlieh  E.  K.  M.  sich  der  sachen  nochmals  allergnedigst 
auf  künfftigen  versamblungslag  annemmen  wurden,  das  sie  es,  ob  mir 
schon  ettliche  wie  bißhero  geschehen,  daran  zu  hindern  gedächten,  neben 
fv  K.  M.  durchbringen  heliïen  wolten. 

Also  das  E.  K.  M.  ich  mich  hierin  und  sonnst  underthenigst  thue 
bevelchenn  und  können  zwar  E.  K.  M.  nicht  glauben,  in  was  großen 
beschwerden  und  betrangnuß,  auch  mängel  ich  jctzunder  sitze  und 
nicht  allein  mitt  uberfahl  der  crediloren  hefftig  geplaget,  sonnder  auch, 
wa  ich  anders  selbst  sampt  meiner  freundtlichen  gelievten  gemahelin 
leben  wollen,  mein  treweste  diener  und  beampten,  ja  wol  den  halben 
theill  meines  hoffstats  abdancen  und  beurlauben  müessen,  dardurch 
dann  umb  mangel  der  personell,  canzley  und  alle  landtsaehen  gesteckt 
müessen  werden. 

Siehe  auch  sovil,  so  man  mir  nicht  baldt  hüllft,  s»  hier  gar  von 
landt  und  leutten  weichen  muß,  sintemal  die  gefahr  und  uncosten  sich 
je  lenger  je  mehr  auf  der  fronlier  mehren  thult,  dann  sie  albereilt,  das 
ein  hauß  Türckenslein,  welches  sie  mir  genommen,  zu  bevestigen  an- 
gefangen und  auch  hesatzung  darin»*  erhalten,  also  das  ich  sehe,  wa 
man  nicht  baldt  darzu  thult  und  es  ausgebawel  würlt.  dieweill  es  vill 
vester  als  Uitseh  leuchtlieh  gemacht  württ.  ich  vort  werde  müessen, 
und  sonnderlieh  wann  sie  werden  vernemmen.  wie  nichts  verschwiegen 
pleibt,  welcher  geslalt  ich  aur  den  kreißtagen  und  sonnsten  der  frontier 
und  heußer  halben  solchs  fhüere. 

Andere  stende,  dein  feür  nicht  so  nach  gesessen,  achten  die 
ding  gering,  wie  dann  auß  demselben  gemelten  Ursachen,  das  in  unserm 
ereiß  an  statt  der  fürderer  mehr  seien,  die  mich  hindern,  ich  nicht  in 
geringe  ungeduldt  und  allerhandt  nachdencken  gewollten  werde.  Dann 
von  wegen  E.  K.  M  an  dißes  creiß  ausschreibende  fürslen  und  obristen 
gethone  schreiben  ich  auf  dieser  vorangedeiiüer  reiße  gelegenheitt  ge- 
suocht  und  gefunden  mit  inen  darauß  zu  reden,  sowol  auch  mitt  den 
landtgraven,  so  in  disen  unsern  «  reiß  miltgehörig.  und  also  erstlich  bei 
dem  hochgebornen  fürsten  unnserm  freundlich  lieben  veitern  landtgrave 
Wilhelmen,  so  vil  disen  creiß  anlangt,  den  berieht  eingenommen,  das 
derselbige  fur  dreyhundert  zu  roß  und  sibenhundert  zu  fueß.  daran 
sie  die  landtgraven  den  halbtheill.  und  S.  L.  alß  dero  ein  schier  das 
meiste  geben  müessen,  vermögen  soll.    S.  E  wüesten  oder  kondten 

i 

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254 

sich  zu  helffen  nicht  einlassen,  wie  sie  auch  auf  uuns  aundere  nicht* 
verliessen,  auch  wenig  tröst  zu  gewarten  hatten,  item  so  stüende  S.  L 
in  gutter  correspondenz  mit  dem  jetzigen  könig  in  Franckreich,  dar- 
wider  sie  nicht  thun  wolten  :  köndten  nicht  erachten,  das  man  mir  zu 
helffen  schuldig,  dieweill  wir  pfalzgraven  ursach  dar  zu  geben,  und 
ob  wol  ich  S.  L.  erinnert,  wie  ich  bißhero  jeder  zeit  still  gesessen  und 
mir  weder  eins  noch  das  andere  angenommen,  so  halt  doch  keine 
entschuldigung  bei  S.  L  hafften  wollen,  sonder  auch  weitler  eingewandt, 
das  an  meinem  paß  nicht  so  vil  gelegen,  auch  die  gefahr  so  groß  nicht, 
wie  ich  fürprachle  vorhanden.  Es  wehren  auch  beide  heüszer  Türeken- 
slein und  Chattilon  wider  im  vorigen  standt  und  die  gelegenheitt  damitt, 
dann  ich  fürgebe,  vill  anders'.,  l'nangesehen  aber  ich  solchs  alles? 
S  L.  stattlich  abgeleiuel  und  mich  auiï  beweißung  und  augenschein. 
darzu  S.  L.  dero  diener  selbst  möchte  schicken,  berueffen,  halts  doch 
über  alles  bemuehen  bei  S.  L  nichts  erhalten  können,  sonder  sich  alle- 
wegk  auf  die  hohe  correspondenz  mitt  dem  könig  von  Frankreich,  die 
sie  nicht  verlieren  wolten,  gezogenn,  mitt  weitlleulTtiger  außfhürung. 
was  Tür  ein  Zuflucht  und  große  hülff  8.  L  da  hoben  könde.  Darauf 
dann  ich  S.  L.  gewünscht,  dieweill  sie  des  synnes,  nur  in  kurtzem  die 
Franzosische  correspondenz  erfahren  und  gemessen  motten,  wie  woll 
exempell  vorhanden. 

Nach  demselltigen  hab  ich  mich  zu  dem  auch  hoehgeborneu 
Pürsten,  meinen  freundtliehen  lieben  vetlern  landtgrave  Ludwigen  be- 
geben, dessen  L  gleich  wol  ircs  theills  die  sachen  gern  gutl  sehen,  aber 
sich  doch  auf  gemeltcn  landtgrave  Wilhelmen  ret'erirt,  und  als  ich 
daselbst  ungevar  den  wolgebornen  grave  Ernsten  zu  Solms,  kreißobristen. 
angetroffen  und  mitt  ime  gleiehinessige  underredung  gehapt,  ist  mir 
von  ime  kein  andere  antwurlt  worden,  sei  doch  seins  ampts  auch  in 
seiner  macht  nicht,  sonnder  strecke  sich  sein  ampl  weitter  nicht,  dann 
was  eine  die  außschrcibenden  Pürsten  und  gemeiner  creiß  bevelche 
solches  excquire.  Man  soll  ime  gelt  verschaffen,  darnach  den  bevelch, 
so  woll  er  an  gehörender  exécution  an  ime  nichts  erwinden  lassen, 
sei  doch  kaum  sovil  gelts  verhanden,  das  man  die  bevelchsleuU  be- 
/.allen  und  erhallen,  auch  die  geringe  nncosten  außrichten  könne. 
Darauf  glei'"hwol  ich  ime  wider  zu  rede  gesteh,  warumb  er  alß  ein 
obrister  nicht  darauf  treibe,  das  der  kreiß  gleich  anndern  sich  mitt 
gelt  in  ein  vorrath  rüsteten,  des  Reichs  Ordnung  und  Constitutionen 
nach.  Er  aber  hinwider  mir  zur  antwurlt  geben,  die  fürsten  sollen 
sich  mitt  einander  vergleichen,  er  konde  sie  nicht  zwingenn,  hetts  offt 
gnug  angezeigt.    Ich  aber  hinwider  vermeldl.  warumb  er  dann  nicht 


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bei  E.  K.  M.  als  dem  haupt  umb  hülff  und  rath  ansuoche.  Hergegen 
er,  das  die  außschreibende  fürsten  und  stende  nichts  darzu  thetten.  so 
könde  ers  nicht  allein  heben. 

Nach  solchem  bin  ich  aber  auf  derselben  reiß  von  Heidelberg 
auß  zu  dem  hochwürdigen  fürsten,  herrn  Dietterichen,  bischoven  zu 
Wormbs,  alß  dises  creiß  außschreibenden  fürsten  einkommen,  dessen 
L,  die  sachen  hochverstendigelich  und  wol  erwogen,  und  was  für  ein 
groß  Unordnung  und  mißtrauen  in  unserm  creiß  seie,  gnugsam  an- 
gedeutet, und  wann  es  ans  gelt  außgeben  komme,  das  niemands  darzu 
lustig  und  auch  das  kein  handthabung  einiges  Standes  verhannden,  also 
wo  man  nicht  rath  finden  würlt,  baldt  ein  standt  nach  dem  andern  zu 
grundt  geen  müesse,  und  mir  noch  darbei  angezeigt,  das  ettlich  mein 
anligen  gar  gering  achteten  und  machen  wollen.  S.  L.  soll  aber  nicht 
zuwider  sein,  wie  sie  sich  dann  auch  erbolten  zu  ferrner  außführung 
diser  meiner  gefahr  und  wie  derselben  zu  begegnen  sein  mögt,  mitt 
dem  hochgebornen  fürsten  unnserem  freundllich  lieben  vettern,  herrn 
Reicharten  pfalzgraven,  alß  mitt  außschreibenden  fürsten,  und  mir  eins 
tags  und  zusamen  Schickung  zu  vergleichen. 

Aull'  solcher  reiße  gleichsfahls  hernach,  wie  ich  zum  erzbischoven 
und  churfürsten  zu  Trier  gezogen,  gemelten  mein  vettern  pfalzgravo 
Reicharten  auch  angesprochen,  dessen  L.  nicht  weniger  mir  zu  versteen 
geben,  die  sachen  nicht  so  gefärlich  hab  können  erachten,  dann  S.  L.. 
es  werde  ein  viel  andere  gestalt  mitt  obgemelten  heüßern  Türckenstein 
und  Chattilon  und  der  frontier  haben,  angeben  werden.  Alß  ich  aber 
S.  L  der  beschaffenheitt  alle  grundtlichen  berieht  gethon,  haben  sie 
sich  gleichsfahls  dem  herrn  bischoven  zua  Wormbs  einer  zusammen- 
kunfft  oder  Schickung  und  deßwegen  mitt  S.  L.  vergleicherung  erholten. 

Dieweill  ich  nun.  das  ich  solche  gutte  promotores,  denen  solche 
sachen  leucht  seien  und  meine  gleichwol  augenscheinliche  gefahr  ver- 
achten und  alß  erforderte  notlwendig  hülflleistung  dardurch  verhinderten 
haben  soll,  vermerckt,  bedunckt  mir  und  wie  ich  weitlläufftig  in  erfarung 
kommen,  das  der  ein  dises  creiß  hauplman  und  auch  der  ein  rittmeistei 
mit  namen  Eucharius  Bawman  und  Kaspar  von  Eitz,  so  hiebevor  durch 
die  creiß  ausschreibende  fürsten  zur  erkundigung  dessen  alles  geschickt 
worden,  sich  so  wol  gepraucht  oder  aber  verstanden  haben,  das  alle 
meine  beschwernuß  gar  geringlüegig  bei  inen  haben  müeßen  erachtet 
werden,  welchs  zwar  mich  eins  teils  nicht  wunder  nimbl,  dieweil  er 
Bawman  der  statt  Straßburgk  diener,  und  sie  villeicht  dardurch  iren 
teill a)  des  verweigerten  arresLs  halben  mitt  dem  printzen  von  Konde. 

^Vorlage  feill. 


25« 


darumb  daim  dit-  verlierung  beider  obgenielter  lieülicr  verursache,  liie- 
mitt  verdecken  helllen  wollen  und  dein  allein  nach  ich  bei  dissen 
unserm  creiß  auß  solchen  umbstenden  wenig  fruchtbarlichs  wie  des 
Reichs  und  meiner  gefahr  bei  solchen  partialiteten  und  hingehnlassig- 
keitt  zu  vorkommen  9ein  und  zu  erhalten  besorgen  muoß,  da  doch  ich 
mich  nochmals  erholten  haben  will,  das  wa  man  in  dem  geringsten 
puneten  ein  andern  berichl  alß  ich  geben  und  nicht  augenscheinlich  darthun 
könne,  ein  andern  bericht  linden  soll,  ich  deßen  verwieß  haben  wolle. 

Damilt  nun  aber  dem  Reich  und  dem  vattcrlandt  nichts  verab- 
säumet, so  hab  K.  K.  M.  ich  solchs  alles  meiner  schuldigen  pllicbt 
nach  müessen  anzeigen,  sich  darauf  allergnedigst,  wie  doch  den  sachen 
zu  helfTen  wehre,  haben  zu  erclercn:  dann  so  ich  nicht  mehr  hülff 
vom  creiß  zu  getrosten  haben  und  solche  partialiteten  mitt  underlauflen 
sollen,  so  will  ich  mitt  Gottes  hülff  sonnst  rath  finden,  wie  ich  mich 
dann  deßen  auch  zu  mehr  mallen  erclert  und  mir  angelegen  sein  will, 
das  mein  umb  anderer  leütl  verwarloßung  willen  zu  verlieren  ;  dann 
E.  K.  M.  leüchllich  ermessen  können,  was  mir  solchs  furgelauffenc  handlung 
für  glitten  trosl  und  holl'nung  geben  mögen,  und  darumb  wie  obgemell 
mitt  beiden  außschreibenden  fürsten  eine  zusamenkunllt  idieweill  sie 
selbst  dahin  schliessen  und  sehen  das  von  wegen  des  landtgraven,  der 
slatt  Straßburg  und  andern  partialiteten  iinnser  creiß  nicht  thun  noch 
die  sachen  iren  vortgangk  gewinnen  wollen;  dahin  fürgenomen,  das  man 
noch  zwey,  drey  creiß  darzu  beschriebe,  unnderm  schein,  das  unnser 
«•reiß  dem  werck  zu  schwach,  und  dann  dieweill  unnser  creiß  das  erst 
außlegen  nicht  thun  wolle,  auch  nicht  gerast,  auf  sie  alle  sambtlich 
geschoben  werde  und  ihr.  da  dergleich  inconvenientia,  die  in  disem  creiß 
also  fürlaull'en,  auch  bei  den  andern  vorhanden  sein  möglen,  alß  dann 
auf  ein  Reichs  oder  andern  versamblungstag  denselben  allen  abgeholffen 
mögte  werden. 

Es  erfordert  aber  allergnedigter  Keyser  lürwar  die  nottdurfft. 
das  E.  K.  M.  ein  commissaritim,  der  in  disem  creiß  nitt  gesessen  und 
unpartheyisch  were,  verordneten  und  diß  orlts  des  Reichs  und  meiner 
ob-  und  viigemelter  gefahr,  beschwernuß  und  eingemischter  partialiteten 
berieht  eiunemmen.  E.  K.  M.  nach  uottdurfVt  berichten  und  also  der 
sachen  ausserm  grundt  geholllen  werden  köndt  und  nicht  wie  sonnst 
höchlich  zu  besorgen  nmb  eins  creiß  lahrlässigkeitt  willen  das  ganz 
Reich  in  verderbliche  nott  gerat henn,  der  zuversichtlichen  hoffnung 
E.  K.  M.  werde  «Iß  mehrer  des  Reichs  auß  vatterlicher  sorgfaltigkeitt 
verrner  den  sachen  nachdencken  und  mich  dero  gnedigste  resolution 
ehester  förderlicher  moglichkeitt  verstendigenn. 


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-    257  - 


Das  will  umb  K.  K.  M.  ich  zu  jeder  zeitt  nach  meinem  geringen 
vermögen  aller  underthenigst  zu  verdienen  die  tag  meins  lebens  zum 
höchsten  befliessen  sein.  Thue  darauf  E.  K.  M.  mich  zu  gnaden  aller 
underthenigst  bevelhen  und  umb  gnedigstc  antwurt  bittendt.  Dat.  Liitzel- 
stein,  den  4.  Aprilis  anno  75. 

K.  Ii.  K.  M. 

underthenigster 
gehorsamer  fürst 

Georg  Hanns  plalzgralV  etc. 
und  gralf  zu  Veldentz.  m.p. 

Wiener  St.-Arel»,  Or. 

.10.  Kaistr  Maximilian  an  Pfahyraf  (icortj  Hans:  antworte  auf  (Iii 
Kltujrn  hctrcffhul  Zoll,  Finvtiosnrhtu  und  Admitalitütmurk. 

ir>?:>  Mai  17 . 

Max  etc.  Deiner  Lieb  relation  und  ausführliche  erzelung,  wie 
bei  etlichen  ehur-  und  fursten,  die  sie  besucht  gethanen  persönlich»«!! 
Verrichtung,  ist  uns  nebcns  andern  zweien  unterschidlichen  D.  L 
schreiben  v»»m  o.  und  11.  Aprilis  nechstverllossen  datiert  wo!  zu- 
kommen, so  wie  auch  alles  inbalts  verlesen  hören.  So  vil  nun  an- 
fenglichs  in  bemelter  Verrichtung  eingefurte  beide  puncten  und  an- 
läge derselben  die  zolsacben  berurt,  haben  wir  leichtlich  ermessen 
konden,  wie  es  auch  D.  L.  selbst  gegenwertig  vermeldet  worden,  das 
sich  die  churfursten  abgesondert  keiner  andern  anttwort  ercleren 
würden,  derwegen  dieselb  sach  itzmals  bei  disem  gemachten  guten 
anfang  und  eingang  bis  zu  anderer  gelegenheit  der  churfürsten  collegial- 
versamblung  beruhen  thuet.  Wie  dan  auch  nunmehr  in  dem  andern 
puncten  der  frontier  der  ausschreibenden  kreisfursten  vertroster  zu- 
sammenschickung  zu  erwarten  und  über  ire  zuvor  gethane  Verordnung 
weitere  commissarius  zu  inen  oder  au IV  die  frontier  zu  schicken  nit 
ratsam  sein  will. 

Betreffen  aber  das  admiralwergk,  so  auch  die  gegebene  miinzstat, 
davon  in  den  andern  beiden  D.  L.  schreiben  meidung  beschieht.  dieweil 
dasselbig  solche  sachen  (sonderlich  das  admiralwergl,  die  irer  Wichtig- 
keit nach  auff  ein  gemaine  reichsversamblung  gehörig,  so  hat  D.  L. 
selbst  vernunfftiglich  zu  ermessen,  das  wir  unser  nehern  rechnung 
nach  fur  unser  person  darinnen  ausser  gemeiner  stendt  mit  wissen  und 
willen  nichb*  thun  künden  und  derwegen  auch  solche  auff  ein  chur- 
furstentag  zu  proponiren  nit  unzeitig  bedenckens  tragen. 

-Talirbuch  <l.  üc*.  f.  lotlir.  «JoMcMchtc  u.  Altprtumiik  ,  .Julirj,-  31.  '  ' 

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-    258  - 


Wolle  aber  D.  L.  deswegen  fur  sich  selbst  bei  den  churfursten 
anregens  tliun  in  demselben  (wiewol  wir  die  beisorg  trüegen,  es  werdt 
damit  wenig  ausgerichtet  >  gedencken  wir  D.  L.  nit  maß  zu  geben. 
Denen  wir  solches  alles  auff  berurte  ire  drei  schreiben  in  antwort 
gar  nit  pergen  wolten  und  seindt  deroselben  mit  gnad  wol  geiiaigt. 

Dat.  Prag  den  17  Maji  u)  a.  1575. 

Wiener  St.-Arch.  Com: 

.77.  Pfal-f/raf  Georg  Hans  an  Kaiser  3ia.autilian  : 

157'j  Ovtdicr. 

schreibt  über  seine  schlimme  politische  Lage,  nachdem  Türekstein  in  die 
Hände  Coudés  gekommen  ist.  Hat  auf  seine  wiederholten  mündlichen  und 
schriftlichen  Werbungen  wegen  der  Grenzangelegenheit  keine  Hilfe  von 
den  Kreisen  bekommen,  glaubt  auch  an  keine  Besserung.  Der  Kaiser 
weiß  „auch  welchergestalt  nunmehr  abermahl  die  von  adell,  dieweill 
ich  sye  nicht  hab  schlitzen  und  schirmen  können,  das  haus  Tnrrkenslein 
dem  Conde  sambt  seinem  anhang  und  bund  ubergeben,  darin  ich 
mein  zolstat.  schirmbfhanen,  eignen  meyar  ;  auch  offnung  gehabt, 
und  nicht  allein  das  verlieren  muß.  sonder  belagerung  desselbigcn 
hauses  von  der  cron  Frunekreieh,  dieweil  sye  die  Hugenoten,  mit  solchen 
hausern  den  Pfalzburger  pass  desto  öllener  understehen  wollen  zu 
halten,  besorgen  muss,  und  also  verderbung  meiner  uberigen  landtschallt 
nicht  weniger  auch  derweill  die  Hugenotische  reuter  jetzo  eins  theils 
wieder  anziehen  und  der  konig  inen  den  paß  wa  muglich  verwharen 
wurt  willen,  wiederunib  wie  alle  zeitt  in  gefahr  und  verderben  werde 
sitzen  muessen.' 

Bittet,  der  Kaiser  wolle  das  beherzigen  und  bei  den  Kurfürsleu 
befördern,  damit  ihm  in  der  Zollsachen  und  aus  seinen  Nöten  geholfen, 
die  Häuser  wieder  zu  Händen  gebracht  und  der  Pass  verwahrt 
werden  möge. 

Wiener  St.-Areh.  Dr.  ohne  Datum.  In  rerxo  ron  anderer  Hand:  Ad  con- 
silitun  elerlovum  d.  24  ort.  75.  ürstonberger 

Vfalztjraf  fit-orif  Hans  an  <\n\  Kaiser: 

Ks  haben  ihm  etliche  seiner  Freunde  geraten  den  Vortrag  seiner 
Beschwerden  und  der  Zollsach  in  Beisein  des  Kaiseis  und  der  Kur- 
fürsten zu  halten,  da  dann  der  Kaiser  Gelegenheit  hätte  ihn  zu  unter- 
stützen.   Fragt  an  ob  das  dem  Kaiser  recht  sei;  morgen  würden  die 

»j  Cbtnjeschr.  für  martis. 


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-    259  - 


Kurfürsten   S.   K.   M.   aufwarten.    Parliculatim  hat  er  s<hon  einen 
Teil  der  Kurfürsten  geworben. 

Ohne  Datum. 

Wiener  St -Arett.  Or.    Iii  rer*o  r,  ambrer  llmiil  :  Placet  posterius 

■ 

.7.7.    Pfahyraf  Geory  Haus  an  Kaiser  Rudolf  II  : 

r.  ir,tr,. 

Nachdem  S.  M.  aus  den  Akten  ersehen,  daß  Kaiser  Maximilian  den 
Bau  von  Pfalzburg  gern  angefangen  und  noch  viel  lieber  ausgemacht  gesehen 
und  sieh  deshalb  bei  den  Kurfürsten  wiederholt  bemüht  den  „vordersten« 
zoll  herauli  zu  reißen''  und  Frohntage  der  Nachbarn  zu  erwirken,  „nach- 
dem dan  ich  khunlftigen  summ  er  wieder  verholf  ein  starken  ruckh  zu 
thun  und  gar  die  statt  mit  gotles  hullT  zu  schließen  und  dau  E.  M.  ilzo 
viellmehr  alß  dero  herr  vater  liochstsehliger  ursach  gehabt  die  grenzen 
zu  verwahren  ursach  haben,  den  was  auch  alle  landtschall'en.  so  daß 
hauß  Österreich  im  Elsaß  hatt,  wofern  Pfaltzburg  von  den  Frantzosen 
eingenhomen  sollt  worden,  für  schaden  leiden  werden  und  können, 
daß  ist  leichtlich  abzunehmen  und  sonderlich  dieweill  Franckreich  jet/, 
mit  Brabandschen  hendlen  den  Rhein  unden  zuschleußt,  so  Er  mitt  dein 
Pfallzburger  paß  understuude  den  Rheinstrom  auch  zu  beunruhigen, 
so  wurdt  Er  zuletst  die  statt  Straßburg  zu  vexiren.  außziiniatleu 
und  den  Rhein  zu  schließenn  genugsam  gelegenheitteu  zu  des  Reichs 
verderben  bekhomen.  '  Deshalb  ist  hohe  Notdurft  etwas  zu  thun  und 
am  besten  wäre  es  einen  Kommissar  zu  verordnen,  ,.sie  zur  guett- 
willigkeit  so  woll  dem  Reich  als  ihnen  selbst  zu  gueltem  zu  bereden, 
daß  sie  mit  ihrer  frohn  dem  angefangenen  bau  und  werk  zu  Steuer 
kommen. 

Sir.  Bez-Arch.  E  H3r,  Cop  euaee.    Ohne  Datum 

:i4.  Kaiser  Kudolf  ordnet  an,  das*  die  Nachharn  von  Pfakbury  Frohndrn 
zum  Aushau  der  Stadthef'estiynny  leisten. 

c.  167(1. 

Wir  Rudolph  etc.  Da  sein  Vater  Kaiser  Maximilian  belangend 
den  Bau  der  Festung  der  angefangenen  Stadt  Pfulzburg  („welche  nicht 
eine  geringe  Vormauer  utl  dem  paß  und  grenzen  des  heil.  Rom.  Reichs 
ist")  alle  Nachbarn  angehalten  hat  den  Rau  zu  fördern,  „nach  dem 
dau  von  wegen  vorstehenden  gefhareu,  so  dem  Reich  gleichfals  auß 
dem  Brabandischen  hendlen  uff  der  fronlier  entstehen  möchten,  wirf!) 
Pfalzburger  paß  uff  der  frontier  gegen  Franckreich  billich  eingedenk 

17* 

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-  2<i0 


zu  sein",  also  hat  er  annehmen  wollen,  daß  wenn  die  Nachbarn  nicht 
aus  Nachbarschaft  und  Freundschaft  helfen  wollen  „daß  sie  doch  unß 
und  dem  Reich  zu  gefallen  auch  ihnen  selbst  zu  guettem  sich  etwaß 
williger  erzeigen  wolten.  Dan  einmal  mugen,  weill  es  so  weit  gebracht, 
daß  eß  dem  Reich  zum  besten  außgebawen  und  verwandt  wurdt,  dan 
daß  heutt  oder  morgen  es  von  andern  eingenhomen  und  sieß  in  kurzer 
zeit  dem  Reich  sambt  allen  genachbaurlen  zum  schaden  befestigten. u 
Da  nun  der  Pfalzgraf  auf  ein  Jahr  lang  zwei  Prohntage  begehrt, 
so  beauftragt  der  Kaiser  den  Adressaten  commissionsweis  die  Sache 
verrichten  zu  lassen,  auch  mündlich  bei  einem  und  dem  audern  Nach- 
barn zu  werben. 

Str.  Bez.-Arch.  E  338.  Cop.  tuaec.  Ohne  Datum  und  Adressaten 

3~>.  Pfalzgraf  Georg  Hans  an  Kaiser  Rudolf: 

15??  April  23. 

hat  von  den  Kurfürsten  in  der  Krontiersache  noch  keinen  Reschluss 
bekommen  u.  hat  deshalb  an  sie  geschrieben.  Da  er  bei  seinem  Ab- 
schied vom  Kaiser  zu  Regensburg  die  Zuversicht  bekommen  hat,  daß 
ihm  Kaiser  Rudolf  ebenso  gnädig  gesinnt  ist  wie  es  Maximilian  war 
und  „K.  K.  M.  selbst  auf  dem  Wahltag  gesehen,  was  allcrgnedigislen 
eitler  Jr  M.  in  befürderung  derselben  frorilier  und  zollsach  gehabt, 
das  sich  auch  E.  K.  M.  panket  darüber  ettwas  bang  vertzogen,  darauß 
Irer  M.  gantz  gnedigist  und  vätterlichist  gemüett  gegen  mir  armen 
geringen  stanndt  so  ersehinen,  das  die  tag  meines  lebens  ich  nit  ver- 
gessen kan  \  so  ist  er  der  Zuversicht,  daß  der  Kaiser  die  Such  zu 
gewünschtem  Ende  bringen  werde  ,.als  ein  werck,  daran  dem  vatter- 
landt  als  donum  publicum  gelegen"  und  das  ihm  zu  endlicher  er- 
sprießlicher Rettung  gereichen  wird. 

Datum  Lutzelstein  d.  22  Aprilis  a.  77. 

Wiener  St.-Arch.  Cop.  In  verso:  „Zolßsachen". 

Fortsetzung  folgt. 


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—    261  — 


Die  Niederlassang  der  Joden  in  Diedenhofen. 

Von  A.  J.  Kohn,  Diedenhofen. 

Das  Schicksal,  das  einst  den  .luden  den  Wanderstab  in  die  Hand 
drückte  und  sie  von  Land  zu  Land,  von  Ort  zu  Ort  zu  ziehen  zwang. 
Rihrte  im  Mittelalter  die  Heimatlosen  auch  nach  Diedenhofen. 

Die  erste,  sichere  Spur  davon  verraten  uns  die  städtischen  Rechnungs- 
bücher, von  denen  aber  leider  nur  die  von  1500  abwärts  datierten  er- 
halten sind.  Hier  finden  wir  unter  den  ordentlichen  Kinnahmen  regel- 
mäßig die  Jahresmiete  für  ein  städtisches  Gelände  verrechnet,  das  den 
Namen  > Judenkerchhof«  führt  und  vom  Beginn  der  französischen  Periode 
ab  unter  der  Benennung  > cimetière  des  juifs»  sich  forterhält  bis  zum 
.lahre  1787,  wo  die  Spur  abbricht.  Der  politische  Sturm,  der  bald 
darauf  über  das  Land  hereinbrach,  fegte  mit  so  vielen  anderen  Tradi- 
tionen auch  die  Krinnerung  an  diesen  einstigen  jüdischen  Friedhof 
hinweg,  so  daß  seine  ursprüngliche  Lage  heule  nicht  mehr  festgestellt 
werden  kann. 

Wenn  wir  diese  wichtige  Spur,  die  auf  das  Vorhandensein  einer 
jüdischen  Gemeinde  in  dem  Diedenhofen  der  vorfranzösischen  Periode 
schließen  läßt,  rückwärts  verfolgen,  so  führt  sie  uns  notwendig  über 
das  Jahr  1370.  Datum  der  Ausweisung  der  Juden  aus  Luxemburg, 
dessen  vielumstrittene  Südgrenze  ja  Diedenhofen  war,  hinaus. 

In  welcher  der  dem  voraufgehenden  Perioden  die  Juden  zum 
crstenmale  nach  Diedenhofen  kamen  und  wann  sie  sich  da  zur  Ge- 
meinde konstituierten,  ob  in  früher  Carolinger-Zeit,  ob  erst  unter  den 
Grafen  oder  den  Herzögen  von  Luxemburg,  wer  kann  dies  wissen? 
Keine  Urkunde,  kein  Grabstein  gibt  uns  darüber  Aulschluß 1 1.  Wir 

')  Dürfen  Wahrsrheinlichkeitsgi  ünde  geltend  gemacht  werden,  so  slehl 
der  Annahme  nichts  im  WVge,  daß  bereits  in  früherer  Zeit  jüdische  An- 
siedelungen in  Diedenhofen  stattgefunden  haben.  Wenn  man  bedenkt,  daß  die 
Kürstenhuld  der  ersten  Karolinger,  in  der  Diodenhofen  ein  volles  Jahrhunderl 
hindurch  sland,  auch  die  .Inden  überaus  wohlwollend  bestrahlte,  muß  man 
sagen,  dof>  sich  ihnen  dazumal  eine  äußerst  günstige  Gelegenheit  zur  Nieder- 
lassung in  Diedenhofen  darbot,  was  ihnen  umso  weniger  entgehen  konnte,  als 
in  Metz  und  Trier  seit  längerer  Zeit  schon  jüdische  Kolonien  bestanden.  Aber 
auch  später,  als  mif  solche  Fürstengunst  nicht  mehr  zu  rechnen  war,  besaß  das 
unter  dem  Prestige  einer  königlichen  Residenzstadl  sich  entwickelnde  Dieden- 


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2&2  - 


müssen  uns  da  mit  der  Feststellung  eines  terminus  anle  quem  be- 
gnügen, der  mit  dem  Datum  dieser  Ausweisung  ohne  weiteres  gegeben 
ist.  nachdem  Bertholet,  der  im  18.  Jahrhundert  schrieb,  dazu  berichtet: 
>et  depuis  ce  temps-là  il  n'a  été  permis  a  ceux  de  cette  nation  de  s'y 
habituer*.  ') 

Doch  kann  damit  nur  gesajrt  sein,  daß  sie  von  da  ab  in  ver- 
hältnismäßig größerer  Anzahl  an  keinem  Orte  des  Luxemburger  Gebietes 
mehr  angesiedelt  waren  ;  denn  das  Vorhandensein  fier  .luden  ist  in  den 
dieser  Vertreibung  folgenden  1  '/«  Jahrhunderten  sowohl  für  Luxemburg 
wie  für  Diedenhofen  nachweisbar. 

Es  ging  eben  mit  dieser  Ausweisung  genau  so  wie  mit  den  Aus- 
weisungen in  den  meisten  anderen  Ländern.  Man  .jagte  die  Juden  unter 
der  Kinwirkung  irgend  einer  plötzlichen  Volkserregung  en  masse  zum 
Haupltore  hinaus  und  ließ  sie  bald,  nachdem  der  Sturm  der  Gemüter 
sich  gelegt  hatte,  zu  den  Nebenlüren  einzeln  wieder  ins  Land. 

Die  Herzöge  von  Luxemburg  mochten,  ebensowenig  wie  alle 
anderen  feudalen  Herren,  die  geschäftstüchtigen  Juden,  die  obendrein 
noch  so  leicht  schröpfbare  Untertanen  waren,  auf  die  Dauer  entbehren 
und  sicherten  ihnen  sogar  ihren  persönlichen  Schutz. 

Zwei  solche  sogenannte  'Schutzjuden«,  Simon  Ensweiler  und 
Mayer  Dorisch  1er,  die  an  den  Herzog  jährlich  2  Gulden  Schutzgeld  zu 
entrichten  hatten,  wohnten  1491  noch  in  Diedenhofen.  Ein  Rechnungs- 
register  aus  diesem  Jahre  enthält  die  Notiz,  daß  eine  Gerichtskommission 
aus  Luxemburg  nach  Diedenhofen  entsandt  wurde  zur  Untersuchung 
der  an  den  beiden  Juden  verübten  Plünderung.*) 

hofen  des  Anziehenden  genug  für  jüdische  Ansiedler,  die  nicht  mehr  wählerisch 
sein  durften.  Auffällig  wäre  da  allerdings,  daß  in  den  sogenannten  jüdischen 
Martyrologien.  Metz.  Trier  und  Luxemburg  wühl,  aber  nicht  auch  Diedenhofen  ge- 
nannt wird.  Mit  Sicherheit  könnte  das  aber  nur  beweisen,  daß  die  jüdische 
Ansiedelung  hier  blos  eine  sehr  geringe  war.  die,  wie  das  meist  zu  geschehen 
pllegle,  in  Zeilen  der  Gefahr  die  nächstliegenden  Gemeinden  in  den  besser  be- 
festigten Städten  aufsuchten,  deren  Schicksal  sie  dann  teilten.  Soll  ein  äußerstes 
Datum  für  die  letzte  Niederlassung  vor  1370  angenommen  werden,  so  ist  das 
Jahr  130f.<  festzuhalten,  als  der  geldgierige  Philip  der  Schöne  die  Juden  Frankreichs 
an  einem  Tage  ausplündern  und  ausweisen  ließ.  Zweifellos  flüchteten  da  die 
Vertriebenen,  die  naturgemäß  die  Nachbarländer  aufsuchten,  auch  auf  luxem- 
burgisches (»ebiet,  das,  unter  dem  milden  und  gerechten  Szepter  des  edelmütigen 
Heinrich  des  VII  .  des  nachmaligen  deutschen  Kaisers  stehend,  ihnen  leicht  Asyl 
gewahren  konnte 

x'<  lie rt holet.  Histoire  ecclésiastique  et  civile  de  Luxembourg.  Luxem- 
bourg 1743.  toiu.  VII,  p,  70. 

Bruxelles.  Archives  du  Royaume.  Registres  de  la  chambre  îles  comptes. 

N-  um,  vi.  f.d.  \h. 


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Die  Stadt  verlebte  um  jene  Zeit  böse  Tage.  Durch  die  Umtriebe 
des  Raubritters  Gérard  von  Rodemachern  wurde  sie  oft  in  kriegerische 
Krregung  versetzt.1)  Wahrscheinlich  ist  bei  einer  solchen  Gelegenheit 
das  Vermögen  der  Juden  dem  furor  bellicosus  zum  Opfer  gefallen. 
Die  Geplünderten  flüchteten  nach  der  Stadt  Luxemburg,  wo  —  noch 
bis  1516  —  fünf  jüdische  Familien  angesiedelt  waren. * )  Krst  von  lf)27 
ab.  also  unmittelbar  nach  dem  I. "ebergang  Luxemburgs  an  Spanien, 
hört  jede  Ansiedelung  der  .luden  im  Luxemburgischen  auf.  Auch  in 
Diedenhofen  erinnert  in  den  kommenden  1  '/»  Jahrhunderten  an  ihr 
einstiges  Dasein  nichts  als  ein  stiller,  verlassener  Friedhof.  Auch  dieser 
verschwindet  allmählich,  um  sich  später  nur  noch  als  geographischer 
Begriff  in  den  städtischen  Rechnungsbüchern  zu  erhalten. 

Kein  Versuch,  sich  wieder  niederzulassen,  ist  uns  aus  dieser 
Periode  bekannt.  Dies  wäre  a  her  auch  ein  aussichtsloses  Heginnen 
gewesen  in  dem  Diedenhofen,  das  dazumal  unter  der  Herrschalt 
Spaniens,  des  klassischen  Repräsentanten  mittelalterlicher  Unduld- 
samkeit, stand  und  das  27  Jahr«1  vor  dem  beginn  seiner  Souveränität 
in  Diedenhofen  H0OO0O  Juden  ad  majorem  dei  gloriam  heimatlos 
machte. 

bei  der  nächsten  günstigen  Gelegenheit  aber  wird  der  abgerissene 
Faden  der  Geschichte  der  Niederlassung  der  Juden  in  Diedenhofen 
wieder  aufgenommen.  Es  war  dies  beim  l  ebergang  dieser  Stadt  an 
die  Krone  Frankreichs. 

Im  Jahre  1656  wandten  sich  zwei  Metzer  Juden,  Oury  Rafaël 
und  sein  Geschäftsgenosse  Pinel  Levy,  an  den  Maréchal  de  Grancey. 
Gouverneur  von  Diedenhofen.  mit  der  bitte,  sich  hier  niederlassen  zu 
dürfen.  Dies  war  das  Alarmsignal,  das  den  Diedenhofener  Magistrat 
zu  seinem  hartnäckigen  Kampf  gegen  die  Ansiedelung  der  Juden  auf- 
rief und  der  mit  seltener  Zähigkeit  bis  zum  Eintritt  der  Revolution  gef  ührt 
wurde.  Die  Ralshcrreu  machten  alle  Anstrengungen,  .diese  Nieder- 
lassung zu  verhindern,  indem  sie  sich  auf  die  Kapitulalionsakte  von 
1645  beriefen,  >qui  maintien  la  ville  dans  toutes  ses  privilèges  et 
•  usages  suivant  les  anciens  eousttitnes«  und  reklamierten  die  Aus- 
schließung der  Juden  als  alten  luxemburgischen  brauch,  als  ihr  Privi- 
legium. 3) 

Wenn  diese  Anstrengungen  diesmal  ohne  F.rfolg  blieben,  so  liegt 
dies  lediglich  an  der  eigenartigen,  fast  souveränen  Gewalt,  mit  der  die 

'i  BertholeL  Histoire  cc*  lésiasti<(iie  et  civile  tic  Luxembourg,  tum.  VII.  p.  10. 
'i  Van  Verweke,    Die  Juden  in  der  Stadt  Luxemburg  bis  zum  F.mte  des 
IS.  Jahrb.   Luxemburger  Zeitung.  Jahrg.  IHK*.  Nr  SS.  Si>. 
*)  Teissier,  Histoire  de  Thionville,  |i.  233. 


264  - 


Gouverneure  dazumal  noch  schalten  durften,  an  der  der  Wille  des 
Magistrats  scheitern  mußte.  Eine  Verordnung  des  Maréchals,  die  am 
4.  August  1656,  drei  Monate  nach  dessen  Amtsantritt  erfolgte,  gewährte 
den  genannten  Juden  die  erbetene  Niederlassung. 

Perc  Guillom  Hérault  bemerkt  dazu:  Man  weiß  nicht,  durch 
welches  Verdienst  sie  zu  dieser  Gnade  gelangen  konnten,  in  einer 
Stadt,  die  niemals  eine  andere  Religion  in  ihrer  Mitte  duldete,  als  die 
katholische  '). 

Der  fromme  Chronist  verwundert  sich  mit  Hecht  Uber  diese  Toleranz, 
nachdem  er  die  Motive  nicht  kannte,  von  denen  sie  diktiert  war.  Die 
.luden  waren^  den  Garnisonen  der  «généralité  de  Metz«  schlechtweg 
unentbehrlich.  Dieser  Umstand  führte  ja  dazu,  den  Juden  in  Metz  die 
Konstituierung  einer  legalen  Gemeinde  zu  gewähren,  was  in  Anbetracht 
des  im  ganzen  Reiche  gehandhabten  strengen  Niederlassungsverbotes 
einen  merkwürdigen  Ausnahmezustand  im  »pays  messin«  darstellt,  und 
der  noch  merkwürdiger  erscheint,  wenn  man  bedenkt,  daß  Ludwig 
der  XIII.,  der  in  einem  Edikt  vom  Jahre  1615,  Juden  im  Lande  auf- 
zunehmen, bei  Todesstrafe  verbot.  17  Jahre  später  die  Privilegien  der 
jüdischen  Gemeinde  in  Metz  bestätigt  "). 

Die  Berichte  der  Gouverneure  von  Metz  an  Ludwig  den  XIV. 
und  Ludwig  den  XV.  geben  den  Schlüssel  zu  dieser  rätselhalten  Er- 
scheinung. In  diesen  Berichten  werden  nämlich  die  Juden  ausnahmslos 
als  loyale  Bürger,  die  nicht  nur  nützlich,  sondern  fast  unentbehrlich 
seien,  gelobt  und  empfohlen.  Einer  dieser  Berichte  charakterisiert  die 
Metzer  jüdischen  und  christlichen  Kaufleute  in  folgender  Weise.  Wenn 
es  sich  darum  handelt,  in  Kriegszeiten  Lieferungen  irgendwelcher  Art 
zu  übernehmen,  die  in  vom  Krieg  berührten  Gegenden  bewirkt 
werden  müssen  und  daher  mit  Lebensgefahr  verbunden  sind,  so  hält 
es  meist,  trotz  der  vorteilhaftesten  Anerbietungen,  schwer,  christliche 
Kaufleute  zu  diesen  Lieferungen  zu  bewegen.  Dieselben  schwanken 
zwischen  der  Liebe  zum  Verdienst  und  der  Liebe  zum  lieben.  Der 
Jude  hingegen  setzt  alle  Bedenken  für  sein  Lehen  beiseite,  so  wie  er 
bei  einem  Geschäft  die  Aussicht  auf  einen  richtigen  Gewinn  sieht. 
Ohne  die  Judenschaft  würde  es  den  Metzer  Gouverneuren  und  den 
Trup|>enkomriiandeuren  der  bei  Metz  lagernden  Korps  häufig  ganz  un- 
möglich geworden  sein,  die  notwendigen  Lieferungen  und  Pferdeankäufe 

l}  Abrégé  de  l'histoire  île  Thionville.  Mscr.  der  Stadtbibliothek  m  Metz. 
<  a|).  :  Religion  de  Thionville. 

*)  Clément,  Ka  condition  des  juifs  de  Metz  sous  l'ancien  régime.  Nancy 1H07. 

p.  33 


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zu  eflfektuiercn.  Pie  christlichen  Kaufleutc  seien  in  kriegerischen  Zeiten 
last  nie,  die  jüdischen  dagegen  jederzeit  freudig  hereit  gewesen,  sich 
den  gefahrvollsten  Aufträgen,  wofern  ein  guter  Profit  zu  erwarten  war, 
zu  unterwerfen.  Verschiedene  jüdische  Kaufleute  hätten  bei  diesen  zu 
Kriegszeiten  in  den  deutschen  Landen  gemachten  Ankäufen  ihr  Lehen 
eingebüßt,  trotzdem  fänden  sich  immer  wieder  andere,  die  bereitwilligst 
die  riskantesten  Lieferungen  übernehmen«1). 

Auch  Oury  Rafaël  hatte  das  Verdienst,  den  französischen  Truppen 
während  der  Belagerung  Diedenhofens  im  Jahre  1643  sich  nützlich 
erwiesen  zu  haben2).  Trotzdem  gelang  es  ihm  nicht  in  den  ersten 
zwölf  Jahren  nach  der  Kapitulation  unter  dem  Gouvernement  des 
Baron  de  Marollos,  sich  in  Piedenhofen  niederzulassen.  Persönliche 
Verdienste  waren  alles,  nur  keine  Empfehlungen,  bei  einem  Manne 
vom  Schlage  Marolies,  der  »die  großen  Einkünfte,  die  sein  Amt  ihm 
sicherte,  nur  zu  seinem  persönlichen  Vorteil  auszunützen  suchte«,  und 
der  nach  seinem  Tode  die  Garnison  in  völliger  Anarchie  zurückließ  *). 
Erst  unter  dem  Gouvernement  des  Maréchal  de  Grancey,  der  sein  Amt 
im  Mai  1Ö56  antrat  und  der  seine  persönlichen  Interessen  wenigstens 
mit  den  Interessen  der  Garnison  zu  vereinen  verstand,  konnte  Oury 
Rafaël  in  Diedenhofen  Fuß  fassen.  Schon  im  vierten  Monat  der 
Amtswaltung  des  Maréchal*  erhielt  w  die  erbetene  Erlaubnis  zur 
Niederlassung  »mit  Rücksicht  auf  deren  Nützlichkeit  für  die  Garnison 
sowohl  wie  für  die  Stadt«  *). 

Oury  Rafaël  rechtfertigte  das  in   ihn  gesetzte  Vertrauen  der' 
Militärbehörden  in  so  hohem  Maße,  daß  es  ihm  gelang,  das  seinem 
Geschäftsteilhaber  zuerkannte  Niederlassungsrecht  auf  seinen  Bruder 


Westphal,  Geschichte  der  Stadt  Met/.  II.  Seite  25", 
*)  Dies  findet  sich  als  Tradition  noch  178."»  in  der  Biii -gcr.st-haft  erhalten 
i  S.  Städtisches  Archiv,  Délibération  vom  21.  September  desselben  Jahres.)  Welcher 
Art  Rafaels  Dienste  für  die  Armee  waren,  wird  nicht  erwähnt.  V.s  liegt  aber  auf 
der  Hand,  daß  er  sie  nur  als  Lieferant  leistete.  An  Gelegenheit  dazu  fehlte  es  hei 
dieser  Belagerung  nicht,  da  die  Anneeleitung  mit  dein  Herstellen  der  Angrifls- 
wälle  aufs  eifrigste  beschäftigt,  nicht  genügend  Zeit  hatte,  für  die  Verprovian- 
tierung zu  sorgen.  ('S.  Henri  d'Orléans,  La  première  campagne  di-  Condé  lftlö, 
chap.  XV:  Revue  des  Deiix-Mundcs.  K>"  mai  1H83 .)  -  Der  Marschall  konnte  da- 
rüber ein  persönliches  l'rteil  haben,  da  er  bei  der  Belagerung  Dudenhofens  1«43 
ein  Regiment  befehligte.  (S.  Henri  dOrlcans.  La  première  campagne  de  Condé. 
cap.  XIV  ibid.) 

*)  Teissier,  Histoire  de  Thionville,  ]>.  1H7. 

*)  Städtisches  Archiv  Diedenhofen.  Juifs  de  Thionville.  4  pièces. 


—    266  - 


Salomo  zu  übertragen,  nachdem  jener  aus  Gesundheitsrücksichten  nach 
Metz  zurückzukehren  gezwungen  war.  ') 

Nach  dem  1680  erfolgten  TodeOury  Rafaels8)  bestätigte  der  Marschall 
das  Privilegium  auch  für  dessen  Witwe,  die  »belle  Gothon»,  wie  ein 
mémoire  aus  dem  Jahre  1720  sie  nennt  und  das  ihre  Wohltätigkeit 
und  Anmut  rühmt,  wodurch  sie  sich  alle  Herzen  erobert  habe.8) 

Auch  bei  den  folgenden  Familien  Limbourg  und  Mickel,  auf  die 
dieses  Niederlassungsrecht  durch  Einheiraten  nach  und  nach  überging, 
heben  die  Urkunden  die  Würdigkeit  und  Nützlichkeit  der  Privilegierten 
hervor1).  Diesem  Umstände  ist  es  wohl  zuzuschreiben,  dalJ  keine 
dieser  Suceessionen  seitens  des  Magistrats  angefochten  wurde,  obschon 
die  Vollmachten  der  Gouverneure  seit  1657  wesentliche  Einschränkungen 
erfuhren.  5>  Ihre  Nützlichkeit  schützte  sie  jedoch  nicht  vor  dem 
Egoismus  der  Gouverneure.  Die  Nutznießung  dieses  Privilegiums  war 
an  eine  an  den  jeweiligen  Gouverneur  zu  leistende  jährliche  Abgabe 
gebunden,  die  ursprünglich  ein  freiwilliges  Geschenk  sein  mochte,  nach 

')  Dies  wird  wohl  erst  nach  Jahren  der  Niederlassung  geschehen  sein,  da 
die  Melzer  ihn,  der  doch  eigentlich  auch  Metzer  war,  nach  seiner  Rückkehr  den 
Diedenhofner  nannten,  wie  «lies  aus  dein  Totenbuch  der  Metzer  jüdischen  Gemeinde 
erhellt,  das  die  Tugenden  der  im  Jahre  1741  verstorbenen  »Ester,  Tochter  des  Elija 
Levy,  Diedenhofen«  rühmt  und  die  nur  eine  Tochter  des  Pinel  [— Pinrhas  =  Elija) 
Levy  gewesen  sein  kann. 

*)  In  allen  Urkunden,  die  auf  ihn  und  seine  Familie  sich  beziehen,  be- 
gegnen wir  nur  dem  Namen  Oury.  Sein  voller  Name  muß.  der  üblichen  hebräischen 
Fassung  gemäß,  Oury  Sohn  Rafaels  gewesen  sein.  Rafaël  scheint  aber  seinen 
Vornamen  mit  Vorliebe  geführt  zu  haben.  Auf  einer  Urkunde  aus  dem  Jahre  1664 
(Bezirksarchiv  Metz,  Parlamentsakten  1266  .  .  .  .  )  unterzeichnet  er  in  hebräischen 
Charakteren:  Feibisch  aus  Metz.  In  dieser  l'rkunde  wird  er  Oury  Feiß  genannt. 
Feibisch  oder  Feiß  ist  die  bei  den  deutschen  Juden  übliche  Verballhornung  von 
»Phiihus«  und  entspricht,  der  Etymologie  nach,  dem  hebräischen  Oon.  Oury, 
und  besonders  Ourry,  ist  ein  in  Frankreich  häufig  vorkommender  Name.  Es  ist 
leicht  möglich,  daß  Rafaël  schon  aus  dem  (irunde  an  diesem  Namen  resthielt. 

\i  S.  Annuaire  des  Archives  Israélites  II,  p.  56. 

*)  Städtisches  Archiv  Diedenhofen,  Juifs  de  Thionville,  4  pièces.  Es  sind 
dies  legalisierte  Kopien  der  Bcstätigungsuikunden.  In  der  die  Familie  Limbourg 
betreffenden,  die  vom  n.  Februar  1734  datiert,  heißt  es:  »pour  le  soulagement 
de  la  garnison»,  und  in  der,  die  sich  auf  die  Familie  Michel  bezieht:  «après 
nous  «'Ire  exactement  informe  de  sa  vie  et  de  ses  nururs,  de  sa  bonne  foi  dans 
le  commerce  et  particulièrement  de  son  zèle  et  de  sa  fidélité  envers  le  Roy  et 
la  patrie<  Michel  war  der  Schwiegersohn  des  Limbourg.  Ihm  gestattete  der 
Gouverneur  ein  besonderes  Haus,  das  er  mit  Rücksicht  auf  seine  stark  an- 
gewachsene Familie  niitig  hatte,  zu  erwerben  (1736).  Damals  wohnten  also  zwei 
Familien  in  zwei  getrennten  Häusern  in  Diedenhofen, 

s;  S.  Teissier.  Histoire  de  Thionville,  p.  141 


< 


-    267  - 

und  nach  jedoch  zu  einer  regelrechten  »droit  de  protection«  sich 
entwickelte. 

Von  den  mannigfachen  Steuern,  die  die  Juden  unter  dem  ancien 
regime  zu  entrichten  halten  und  die  ebensoviel  traurige  Kapitel  ihrer 
eigenen  wie  der  Zeilgeschichte  bilden,  verdient  hier  die  sogenannte 
»taxe  Brancas«  erwähnt  zu  werden,  weil  ihr  auch  die  Juden  Dieden- 
hofens  unterworfen  waren. 

Auf  Veranlassung  der  Comtesse  de  Fontaine  nämlich  stellte  der 
Herzog  von  Brancas  an  den  Regenten  Philipp  von  Orleans  das  Gesuch, 
eine  Steuer  von  40  livre  jährlich  von  jeder  jüdischen  Familie  in  Metz 
erheben  zu  dürfen.  Der  Regent  bewilligte  das  Gesuch.  Die  Metzer 
jüdische  Gemeinde  machte  tum  die  größten  Anstrengungen,  brachte 
immense  materielle  Opfer  um  diese  willkürliche  und  lästige  Abgabe 
von  der  ohnedies  schon  übermäßig  besteuerten  .ludenschaft  abzuwälzen: 
aber  sie  konnte  nur  soviel  erreichen,  daß  die  Steuer  in  eine  jährlich 
zu  entrichtende  Pauschalsumme  von  20 000  livre  umgewandelt  wurde, 
die  die  Comtesse  und  der  Herzog  und  später  ihre  Erben  gemeinsam 
teilten.  Für  diese  »taxe*.  die  sich  bis  zur  Revolution  erhielt,  hatten 
die  Juden  von  Metz  ein  Drittel  und  das  liebrige  die  vom  plat  pays 
messin  aufzubringen.  «Cherchez  la  femme*,  midi  man  da  unwillkürlich 
denken. 

Auch  die  Stadl  Diedenholen  hatte  während  einer  Periode  von 
80  Jahren  bis  zur  selben  Zeit  eine  jährliche  galante  Steuer  zu  ent- 
richten »aux  dames  Gouvernante  et  Lieutenante  de  Roi  le  jour  de  l'an 
pour  élrennes*.  Diese  Abgabe,  die  aus  88  »  boites  de  dragées  et  de 
confitures  à  raison  d'un  livre  25  sols  la  boite*  bestand  und  sich  auf  die 
gesamte  Bürgerschaft  verteilte,  konnte  füglich  als  süße  Last  angesehen 
werden  im  Verhältnis  zu  der.  die  die  jüdischen  Kinwohner  zu  tragen 
hatten,  und  die  zwei  Familien  allein  fiO  livre  jährlich  kostete.  Andere 
Steuern  hatten  sie  in  Diedenholen  nicht  zu  tragen.  Da  sie  unter  direktem 
Schutz  der  Garnison  standen,  konnte  »1er  Magistrat  ihnen  keine  auf- 
erlegen').   Kr  gewöhnte  sich  schließlich,  wenn  auch  widerstrebend,  an 

•}  Städtisches  Archiv:  Juifs  de  Thionville.  4   pié.-es  ni.iis  lt>ur 

donnons  une  do  nos  sauvegardes  pour  leur  servir  d'exceptions  de  Ingénient  de 
gens  de  guerre  et  autres  charges  de  ville».  Ol»  liier  von  den  fremden  Juden  ein 
l.eibzoll  beim  Eintritt  in  die  Stadt  erhoben  wurde,  gehl  aus  den  Registern  nichl 
hervor,  ist  aber  aus  mannigfachen  Gründen  anzunehmen.  Im  Volksmunde  heif-t 
es  noch  heute,  es  sei  an  den  Stadttoren  /.»  lesen  gewesen  :  Juifs  et  bêtes  payent 
par  tête. 

Dieser  Leibzoll  war  auch  ein  ancien  coutume  de  Luxembourg»,  und  hat  sich 
nirgends  langer  und  brutaler  aufrecht  erhalten,  wie  da.  Sollte  der  Diedenhofener 


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I 


—    268  — 

die  Niederlassung  dieser  zwei  Familien,  die  später  zu  einer  einzigen 
verschmolz,  und  betrachtete  ihr  Niederlassungsrecht  als  ein  besonderes 
Privilegium,  das  neben  dem  Privilegium  der  Stadt  ausnahmsweise 
geduldet  werden  müsse.  Die  Raisherren  wachten  aber  wie  die  Cherubim 
vor  dein  Paradiese,  daß  das  Kontingent  dieser  Ansiedlung  sich  nicht 
erhöhe  und  wehrten  jeden  Versuch  dazu  mit  flammendem  Schwerte  ab. 

Als  im  Jahre  1720  die  Witwe  Salomon  Ramels,  die  seit  dem 
Tode  ihres  Gatten  nach  Metz  verzogen  war.  nach  Diedenhofen  zurück- 
kehrte mit  der  Absicht,  in  ihrem  früheren  Heime  unter  einem  Dache 
mit  den  anderen  Familien  zu  wohnen,  ließ  sie  der  Magistrat  aus  der 
Stadt  weisen  und  verbot  bei  dieser  Gelegenheil  die  Aufnahme  von 
Juden  bei  einer  Strafe  von     livre  im  Falle  der  I  ebertretung 1  ). 

Selbst  den  vorübergehenden  Aufenthalt  in  der  Stadt  zu  Geschäfts- 
zwecken untersagte  der  Magistrat  den  Juden,  wie  dies  aus  einem  Vor- 
kommnis im  Jahre  1751  hervorgeht.  Da  mußte  ein  Jude  schleunigst 
die  Stadt  verlassen,  nachdem  es  ihm  gelungen  war.  seinen  Kramtisch 
beim  Zollhaus  aufzusieden  *  parce  que  on  ne  le  connaissait  pas  d'abord 
comme  tel«*).  Und  um  in  Zukunft  für  eine  solche  Ausweisungsmaßregel 
auf  alle  Fälle  eine  rechtliche  Grundlage  zu  besitzen,  erwirkte  die  Kauf- 
mannschaftszunft  eine  Parlamentsverordnung,  die  den  .luden  das  Ver- 
kaufen in  Diedenhofen  verbietet  '). 

Diese  Versuche  der  Juden,  in  Diedenhofen  Fuß  zu  fassen,  waren 
jedoch  nur  geringfügige  Fälle,  gleichsam  nur  rasch  vorüberziehende 
Wolken,  die  den  Horizont  nicht  sonderlich  trübten.  Bald  sollte  ein 
ernstlicherer  Ansicdlungsversueh  der  Juden  die  Stadtvätcr  überraschen 
und  gleich  einer  drohenden  Wetterwand  lange  bange  Jahre  hindurch 
über  ihren  besorgten  Häuptern  schweben.  Zum  besseren  Verständnis 
dieser  Situation  sei  folgendes  bemerk!  : 

Seitdem  Diedenhofen  (1289)  das  Stadlrecht  erhielt,  gelangten 
auch  hier  die  Korporationen  der  verschiedenen  Gewerke  zu  be- 
stimmendem Kinlluß  in  der  Stadtverwaltung.    Die  maßgebendste  unter 

Magistrat  hei  seinem  den  Juden  gegenüber  so  streng  behaupteten  luxemburger  Stand- 
punkt sein  Privilegium  gerade  darin  aufgegeben  haben?  (Vgl.  (Jiron,  De  la  condi- 
tion juridique  de*  juifs.    Académie  royale  de  Belgique:  Bulletin  1889.  X°fi.> 

')  Städtisches  Archiv  Diedenhofen,  Band  ohne  Zeichen.  Délibération  vom 
27.  Juli  1720. 

'!  Die  Verordnung  des  Parlaments,  der/.ufulge  die  Juden  ein  besonderes 
Erkennungszeichen  tragen  mußten  und  die  von  1663  bis  zur  Mitte  des  18  Jahr- 
hunderts in  Kraft  war,  galt  nur  Tür  die  Stadt  Metz. 

3)  Städtisches  Archiv,  Serie  B  B  14,  p.  !»7. 


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diesen  Korporationen  war  die  der  Kaufmannschaft,  da  es  in  dem  die 
Juden  betreffenden  Ratsbeschluß  zur  Begründung  ihrer  Abweisung 
heißt:  »daß  das  Interesse  der  Kaufleute  das  allgemeine  Interesse  der 
Stadt  bilde«,  »die  sich  nur  durch  einen  schwachen  Handel  aufrecht 
erhalten  könne« 

Den  Ratsherren  liel  es  sicherlich  nicht  ein.  bei  dieser  Klage  daran 
zu  denken,  daß  gerade  das  monopolisierte  Korpora  lions  wesen,  dessen 
.Sonderinteresse  sie  als  allgemeines  städtisches  Interesse  erklärten,  den 
Krebsschaden  am  gesamten  Handel  bildete,  da  es  der  geschworene 
Feind  der  Gewerbefreiheit  war,  ohne  die  eine  gesunde  wirtschaftliche 
Entwicklung  unmöglich  ist.  Jeder  Gewerbetreibende  mußte  einem  orga- 
nisierten Gewerbe  angehören.  Der  Eintritt  war  aber  mit  soviel  Zeit 
und  Geld  raubenden  Formalitäten  verbunden,  daß  nur  die  wenigsten 
Aspiranten  zur  Aufnahme  gelangen  konnten.  Dieses  System,  das  den 
Meistern  die  Konkurrenz  so  bequem  vom  Leibe  hielt,  wurde  von  den 
Zünften  aufs  eifersüchtigste  gehütet  und  sie  waren  die  ersten  Rufer  im 
Streite,  sobald  es  sich  darum  handelte,  Konkurrenten  zu  bekämpfen. 

Ks  waren  die  Gewerke,  die,  nachdem  die  Lage  der  Hugenotten 
infolge  der  Aufhebung  des  Kdikls  von  Nantes  auch  im  Metzer  Lande 
bedenklich  wurde,  die  handels-  und  industrietiichtigenJHugenotten  lahm 
zu  legen  suchten,  indem  sie  16IÏ4  einen  Ratsbeschluß  herbeiführten, 
demzufolge  jeder  Meisterbrief  ungültig  erklärt  wurde,  in  welchem  die 
Klausel  »  romaine  catholique*  fehlte8).  Unter  der  Tyrannis  der  Zünfte 
litten  selbstverständlich  die  Juden  am  schwersten.  Von  der  Zulassung 
zu  irgend  einem  Gewerbe  konnte  bei  ihnen  keine  Rede  sein.  Als  es 
sich  z.  H.  darum  handelte,  eine  hebräische  Druckerei  in  Metz  zu 
errichten,  ließ  sich  das  Unternehmen  zur  Not  nur  so  realisieren,  daß 
der  von  jüdischen  Arbeitern  angefertigte  Satz  der  Offizin  eines  zur 
Zunft  gehörigen  christlichen  Meisters  in  Druck  und  Verlag  gegeben 
wurde3). 

Sie  waren  es,  die  den  Juden  stets  neue  Beschränkungen  auf- 
zuerlegen suchten.  Bald  wollen  sie  ihren  Handel  nur  auf  gebrauchte 
Waren  (1658),  bald  ihre  Familienanzahl  auf  ein  bestimmtes  Maximum 
beschränken  (1718). 

Die  königliche  Gewalt  scheint  die  durch  die  Gewerke  herbei- 
geführten Mißstände,  die  sich  im  gesamten  Handel  und  Gewerbe  immer 


»}  Ibid.  Délibérations,  Série  B  B  12,  p.  45  et  47. 
*)  Arrêt  du  conseil  du  21  juillet  1664. 

*}  S.  Teissier,  Essai  philologique  sur  les  commencements  de  la  typographie 
à  Metz.  Metz,  Dosquet  1828. 


-    270  - 


fühlbarer  machten,  empfunden  zu  haben.  Es  mittel  wie  eine  Konzession 
an  eine  bessere  Wirtschaftserkenntnis  an,  wenn  Ludwig  der  XIV.  und 
Ludwig  der  XV.  von  Zeit  zu  Zeit,  ohne  Rücksieht  auf  das  Monopol 
der  Zünfte,  neue  Meisterstellen  gründen.  Als  deutlicher  beweis  einer 
solchen  besseren  Hinsicht  erscheint  das  königliche  Kdikt  vom  21).  August 
1767,  in  dem  eine  für  jede  Stadt  bestimmte  Anzahl  von  Meisterbriefen 
allen  Untertanen  zur  Erwerbung  angeboten  wird.  Diese  Meisterbriefe  sollten 
ihren  Erwerbern  die  Aufnahme  in  die  Korporationen  ohne  jegliche  Forma- 
lität gewähren,  gleichviel  —  darin  lag  nun  die  besondere  wirtschaft- 
liche Hedeutung  dieses  Edikts       >ob  sie  In-  oder  Ausländer  sind". 

Die  .luden  begrüßten  denn  auch  dieses  Edikt  wie  eine  Erlösung, 
weil  es  vielen  von  ihnen  die  Aussicht  auf  eine  anständigere  Existenz 
bot,  und  säumten  nicht,  solche  Meisterbriefe  zu  erwerben.  Die  Kor- 
porationen hingegen  versetzte  dieses  Edikl.  das  für  sie  nur  die  Be- 
günstigung einer  unbequemen  Konkurrenz  bedeutele,  in  erbitterte  Kampfes- 
Stimmung.  So  gab  dieses  Edikt  vielfach  Veranlassung  zum  Kon- 
llikte,  wie  er  besonders  markant  in  Diedenhofen  in  Erscheinung  trat. 

Die  für  Diedenhofen  zulässige  Anzahl  von  vier  Meislerbriefen 
erwarben  vier  Metzer  Juden  und  zwar:  Godscheaux  Spier  und  Moïse 
May  am  15.  September  1707,  May  Hadamar  am  \'A.  November  1708 
und  Simon  Lambert  am  24.  Januar  1769. 

Als  die  beiden  erstgenannten  ihre  Meisterbriefe  bei  der  Zunft 
in  Diedenhofen  präsentierten,  wirkte  diese  Tatsache  so  verblüffend 
auf  die  Kaufmannschafl.  daß  sie  in  ihrer  ersten  Ueberraschung  nicht 
anders  glaubte,  die  Juden  hätten  sich  diese  Meisterbriefe,  in  denen  die 
Angabe  des  Religionsbekenntnisses  fehlte,  illoyalerweise  verschallt. 
Die  Weigerung  der  Kaufmannschaft,  diese  Meisterbriefe  anzuerkennen, 
wäre  aber  schließlich,  weil  im  Gegensatz  zum  klaren  Willen  des  Ediktes 
stehend,  ohne  Erfolg  geblieben,  wenn  jene  den  Magistrat  nicht  dazu  zu 
bewegen  gewußt  hätte,  den  Juden  die  zur  Installation  notwendige 
Niederlassung  in  der  Stadt  zu  versagen.  Der  Magistrat,  vom  Polizeichef 
aufgefordert,  die  Opposition  zu  begründen,  beschloß  in  der  Rats- 
versammlung vom  20.  September  1767  folgendes  anzugeben:  »Die 
Stadt  sei  von  jeher  bestrebt  gewesen,  eine  derartige  Niederlassung,  als 
im  Widerspruch  zu  ihren  alten  Privilegien  stehend,  zu  verhindern,  und 
tatsächlich  habe  in  dieser  Stadt  von  jeher  nie  mehr  als  eine  Familie, 
in  einem  Hause  wohnend  und  einen  Haushalt  führend,  bestanden. 
Von  der  l'eberzeiigung  geleilet,  daß  eine  größere  Anzahl  derselben  der 
Allgemeinheit  nur  zum  Nachteil  dienen  könne,  mit  Rücksicht  sowohl 
auf  ihren  unoll'enen,  oft  betrügerischen  Geschäftsbetrieb,  wie  auch  auf 


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die  so  entstehende  Leichtigkeit,  den  Bürgern  gegenüber  ihren  Wucher 
zu  betätigen  :  gewichtige  Gründe,  die  einer  fortschreitenden  Ansiedelung 
der  Angehörigen  dieser  Nation  stets  im  Wege  gestanden  habe,  so  oft 
sie  dies  an  verschiedenen  Orten  des  Reiches  versucht,  und  besonders 
in  der  Umgebung  dieser  Stadt,  wo  sie  den  Ruin  der  Einwohner  ver- 
ursacht hätten.«  ') 

Bemerkenswert  ist,  daß  in  den  folgenden,  die  Angelegenheit 
betreffenden  drei  Ratsbeschlüssen,  diese  schwerwiegenden  sittlichen 
Gründe  völlig  ausscheiden  und  die  Opposition  des  Magistrats  nur  mehr 
mit  juristischen  Gründen  operiert.  Und  die  Ratsherren  taten  sehr 
weise  damit,  denn  wenn  sie  ihre  Anklagen  durch  Tatsachen  hätten 
beweisen  müssen,  wären  sie  in  arge  Verlegenheit  geraten. 

Mit  den  Juden,  die  seit  einem  Jahrhundert  in  der  Stadt  wohnten, 
hatte  man  keine  schlechten  Erfahrungen  gemacht.  Im  entgegengesetzten 
Falle  hätten  die  Ratsherren  es  sicher  nicht  unterlassen,  sich  darauf  zu 
berufen  und  Kapital  daraus  zu  schlagen.  Die  Akten  des  Baillage  de 
Thionville  aus  der  voraufgegangenen  Zeil,  in  der  nicht  eine  einzige 
Anklage  wegen  Wuchers  oder  Betrugs  enthalten  ist,  berechtigen  zu 
dem  Schluß,  daß  es  mit  den  .luden  in  der  Umgebung  auch  nicht  so 
schlimm  bestellt  war. 

Wenn  man  aber  wegen  dieser  vorurteilsvollen  Schilderung  der 
Juden  über  den  Magistrat  zu  Gericht  sitzen  wollte,  so  täte  man  ihm 
Unrecht.  Er  bediente  sich  ja  blos  der  Maske,  die  man  dazumal  dem 
Juden  allgemein  aufsetzte  und  ohne  die  man  sich  einen  Juden  über- 
haupt nicht  vorstellen  konnte.  Wie  diese  Maske  entstand,  ist  ein 
äußerst  interessantes  Kapitel  der  Kultur  und  Wirtschaftsgeschichte  und 
es  kann  ein  vom  20.  Juni  1757  datierter  Erlaß  des  Metzer  Parlaments 
als  Beitrag  dazu  dienen,  der  uns  zeigt,  wie  die  Wucherermaske,  die 
den  Juden  am  meisten  verunzierte,  zuweilen  künstlich  fabriziert  wurde. 
In  diesem  Erlaß  des  Parlaments,  das  den  Juden  nie  gewogen  war,  heißt 
es:  »Der  Gerichtshof  nahm  mit  Entrüstung  wahr,  daß  man  unter  dem 
Vorwande,  das  Wucherverbrechen,  das  angeblich  vorlag,  zu  bestrafen, 
zu  viel  größeren  und  schwereren  Verbrechen  sich  hinreißen  ließ,  in 
der  Weise,  daß  mehrere  Bauern  allerlei  Komplotte  und  Machinationen 
anwandten,  um  das  Verderben  der  Juden,  gegen  die  man  die  Anklage 
der  Wucherei  erhob,  gemeinsam  herbeizuführen,  indem  einige  der 
Bauern  die  Rolle  der  Angeber  spielten,  während  andere  die  Rolle  der 
Zeugen  übernahmen,  um  die  Angeberei  zum  Erfolg  zu  führen,  alle 
aber  sich  verpflichteten,  die  aus  diesem  Unternehmen  entstehenden 

•)  Städtisches  Archiv.  Délibérations,  Serie  B  B  12,  p.  44. 


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-    272  — 


Kosten  auf  alle  Fälle  gleichmäßig  zu  tragen'  und  unter  Bezugnahme 
auf  noch  andere  ähnliche  Treibereien  aus  früherer  Zeit,  wird  die  Ein- 
stellung des  Verfahrens  verfügt'». 

An  des  Magistrats  Behauptung  vom  Ruin  der  Bevölkerung  der  Um- 
gegend mag  die  Tatsache  an  sich  richtig  gewesen  sein,  aber  nicht  ihre 
Begründung.  Das  Schicksal  dieser  Umgegend  war  durch  ihre  geogra- 
phische Lage  bestimmt.  Sie  hatte  in  den  voraufgehenden  Jahrhunderten 
gar  oft  die  Kriegskosten  für  Diedenhofen  zu  bezahlen,  und  unter  der 
ruhigen  aber  verschwenderischen  Regierung  Ludwig  des  XV.  war  die 
Zeit  der  Erholung  für  sie  noch  nicht  gekommen. 

Zudem  war  die  Anzahl  der  .luden  in  der  Umgegend  gar  nicht  so 
gering,  wie  dies  nach  dem  Urteil  des  Magistrats  zu  erwarten  gewesen 
wäre.  Auf  einem  Tableau,  das  1705  zum  Zwecke  der  Verteilung  der 
Steuer  für  die  erwähnte  »taxe  Brancas«  aufgestellt  wurde,  figurieren 
4  t  Familien  für  die  nächste  Umgebung  Diedenhofens8).  Daß  aber  ihr 
Geschäftsbetrieb  nichts  weniger  als  ruinierend  für  die  ländliche  Be- 
völkerung war,  dafür  hätten  che  Verhältnisse  im  Luxemburgischen,  auf 
die  sich  der  Magistrat  so  gerne  berief,  zeugen  können. 

In  einem  von  den  höheren  luxembnrger  Begierungsbeamten  im 
.lahre  17SÖ  abgegebenen  Gutachten  gegen  die  vom  luxemhurger 
Magistrat  beharrlich  geübte  vexatoris*  he  Behandlung  der  .luden  heißt 
es:  »Wir  sagen,  daß  diese  Behandlung  schädlich  ist  für  den  Handel 
iler  Provinz;  denn  es  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  der  Handel,  den  die 
Juden  mit  den  Einwohnern  treiben,  äußerst  vorteilhaft  für  die  letzteren 
ist  und  demnach  notwendig  ist,  daß  nichts  sie  von  hier  fernhalte.  Die 
Juden  kommen  hieher,  kaufen  alles  auf.  was  man  hier  nicht  mit  Profit 
loswerden  kann,  und  lassen  dafür  ihr  Geld  zurück.  Sie  kaufen  auf  den 
Märkten,  die  hier  häutig  abgehalten  werden,  Zugpferde,  aber  auch 
solche  Tiere,  mit  denen  der  Bauer  nichts  mehr  anzufangen  weiß  und 
sehr  zufrieden  ist.  daß  er  von  diesen  Tieren  noch  einigen  Nutzen 
ziehen  kann.  Die  Juden  machen  auch  häufig  Ankäufe  von  Schafen  und 
anderen  Zugtieren,  kaufen  außerdem  noch  allerlei  Möbel,  Nippes  und 
Schmucksachen  auf,  die  man  ohne  sie  nicht  zu  Geld  machen  könnte, 
besonders  wenn  man  bedenkt,  «laß  die  Provinz  keine  Pfandleihanstalt 
besitzt*  8». 

')  Bibl.  nat.  ms.  2828.  p.  2BO,  mitgeteilt  in:  Clément.  La  condition  des 
Juifs  de  Metz,  p.  191. 

')  Abr.  Cahn,  Lé  budget  de  la  communauté  de  Metz:  Mémoires  de  la 
Société  d'archéologie  lorraine  1H7,">.  Troisième  série,  III«  volume. 

*)  Bruxelles.  Archives  du  Royaume:  Conseil  privé,  carton  n°  1293,  Hérésie 
et  tolérance. 


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Die  Volksstimmung  war  den  .Juden  im  allgemeinen  günstig,  und 
e.s  war  dies  sicherlich  auch  in  Diedenhofen  der  Fall.  Ks  wäre  sonst 
unverständlich,  wie  Hadamar  May  und  Simon  Lambert  fünf  resp.  sieben 
Monate  nach  der  schroffen  Abweisung  ihrer  beiden  Kollegen  seitens 
des  Rats  es  noch  wagen  konnten,  so  kostspielige  Meisterbriefe  für 
Diedenhofen  zu  erwerben.  Wenn  indes  der  unter  dem  Einfluß  der 
Korporationen  stehende  Magistrat  eine  andere  •  Leberzeugung  •  von  der 
Nützlichkeit  der  .luden  vertrat,  so  ist  dies  ohne  weiteres  verständlich. 
Man  pflegt  nicht  Konkurrenten  Loblieder  zu  singen;  am  allerwenigsten 
wenn  man  glaubt,  sie  verachten  zu  dürfen. 

Die  Ratsherren  mußten  wohl  auch  gefühlt  haben,  daß  ihre  Ueber- 
zeugung  nur  eine  subjektive  sei  und  keine  sichere  Abwehrwaffe  für  sie 
bilden  könne  in  der  Opposition  gegen  einen  königlichen  Erlaß,  der  ge- 
rade wider  die  Engherzigkeit  zu  Felde  zieht.  Denn  in  der  Deratung 
vom  it.  März  17(i9  beschließen  sie,  »vorerst  die  Ansicht  der  drei  besten 
Advokaten  in  Metz  einzuholen,  ob  der  Magistrat  im  Rechte  sei,  wenn 
er  sich  der  Opposition  der  Kaufleutc  anschließe«. 

Erst  nachdem  diese  Konsultation  bejahend  ausfiel,  beschlossen 
die  Ratsherren  in  der  Versammlung  vom  t4.  desselben  Monats,  die 
formelle  Opposition  beim  Metzer  Parlament  einzureichen  »et  d'implorer 
la  protection  des  grands  de  la  province  pour  parer  au  malheur  qui 
résulterait  pour  la  ville  de  Thionville  de  l'établissement  des  juifs  «  l). 

Man  ließ  es  denn  auch  nicht  an  Rührigkeit  nach  dieser  Richtung 
hin  fehlen.  Ein  Herr  Latroville,  marchand  banquier,  aus  Diedenhofen, 
machte  Pfalzburg  mobile,  das  infolge  des  August-Edikts  in  ähnlicher 
Lage  den  Juden  gegenüber  sich  befand  wie  Diedenhofen.  Die  Pfalz- 
burger »pour  faire  les  derniers  efforts  afin  d'empêcher  que  l'entreprise 
téméraire  et  obreptiee  de  cette  nation  maudite  ait  son  exécution» 
machten  den  Diedenhofcnern  den  Vorschlag,  den  Prozeß  auf  gemein- 
same Kosten  mit  ihnen  zu  führen,  was  auch  bereitwilligst  aeeeptiert 
wurde.  leider  konnte  aber  den  Diedenhofenern  diese  Waffenbrüderschaft 
nicht  viel  nützen,  weil  der  Conseil  d'état  bald  darauf  die  Rerufung  der 
Pfalzburger  gegen  die  Zulassung  der  .luden  verwarf. 

Die  Niederlage  der  Pfalzburger,  so  ermutigend  für  die  .luden  in 
dem  Kampf  um  ihr  Recht,  wirkte  doch  nicht  entmutigend  auf  die 
Diedenhofener,  weil  sie  in  der  glücklicheren  Lage  waren,  ein  altes 
Privilegium  der  Stadt  gegen  das  neue  Edikt  geltend  machen  zu  können. 
So  nahm  denn  der  Prozeß,  von  beiden  Parteien  mit  Ausdauer  geführt, 

\i  Städtisches  Archiv  Diedenhofen.  Délibérations,  Série  H  H  12. 


Jahrbuch  ü.  Oe«.  f.  lotnr.  Geschichte  u.  Altertumsk.,  Jahrg.  30. 


IS 


.  .  . 

-    274  - 

seinen  Lauf,  wenn  man  dies  von  einem  Gerichtsverfahren  sagen  kann, 
das  sieben  Jahre  lang  schwebte. 

Die  langt;  Dauer  dieses  Prozesses  lindet  ihre  Erklärung  einerseits 
in  der  Schwerfälligkeit  des  Gerichtswesens  von  dazumal,  über  die  sich 
Voltaire  lustig  machte  mit  den  Worten:  «Il  ne  serait  pas  mal  de 
trouver  quelques  biais,  pour  que  le  fond  l'emportât  sur  la  forme«  und 
andererseits  in  der  inzwischen  erfolgten  Auflösung  des  mit  der  Krone 
in  Konflikt  geratenen  Metzer  Parlaments  und  dessen  Versetzung  nach 
Nancy  (1771). 

Am  9.  Mai  1774  wurde  der  Magistrat  verständigt,  daß  der  Prozeß 
am  13.  desselben  Monats  beim  obersten  Gerichtshof  zu  Nancy  ver- 
handelt werden  soll.  Diese  Nachricht  veranlaßte  die  Ratsherren  noch 
in  letzter  Stunde  zu  einer  Beratung,  die  zu  dem  Beschluß  führte, 
«considéré  que  comme  ce  procès  étant  d'une  grande  importance  en  ce 
(pie  si  l'on  perdait,  les  juifs  viendraient  avec  des  brevets  s'établir  dans 
tous  les  corps  de  métier,  l'assamblée  députe  Mr  Delavollé  syndic  rece- 
veur de  la  ville  pour  assister  à  la  plédoirie,  voir  Mrs  les  juges  et  donner 
les  instructions  nécessaires  h  l'avocat»  V). 

In  Anbetracht  der  Venaliliit,  die  kaum  abgeschafft,  seit  1771 
wieder  in  ganz  Frankreich  grassierte,  klingen  die  Worte  «voir  Mr*  les 
juges*  wie  ein  verdächtiger  Euphemismus  und  man  wird  dabei  unwill- 
kürlich an  den  Vers  Molières  erinnert,  mit  dem  er  in  seinem  -Ises 
plaideurs*  die  Käullichkeil  der  Richter  in  seiner  Zeit  geißelte: 
»Man  hat  gut  klopfen,  höflich  sein,  wie  sichs  gebührt; 
Man  kommt  nicht  durch,  wenn  man  nicht  ihre  Türe  schmiert.« 

Am  13.  Mai  1774  gelangte  endlich  der  Prozeß  zur  Verhandlung. 
Bezeichnend  für  die  Bedeutung  dieses  Prozesses  und  charakteristisch 
zugleich  für  die  Parteien,  ist  die  Wahl  der  Advokaten,  die  ihn  zum 
Austrag  bringen  sollten.  Die  Ratsherren  sicherten  sich  die  Hilfe  des 
angesehenen  Deschamps  de  Vilèrs,  des  Altmeisters  der  Metzer  Advo- 
katen, die  .luden  die  des  24jährigen,  aber  vielversprechenden  Lacretelle, 
des  nachmaligen  .lustizreformators  unter  Ludwig  dem  XVI.  *),  und 
heule  rechtfertigten  in  vollstem  Maße  das  Vertrauen  ihrer  Klienten. 

Deschamps  führte  aus,  daß  der  Erlaß  vom  20.  August  1767,  der 
In-  und  Ausländern  die  Erwerbung  von  Meisterbriefen  gestattet,  für 

M  Ibid.  Série  H  Hl  4,  j».  38-3». 

*)  Deschamps  gehörte'  dem  Mclzcr  Barreau  an  seil  174(i  i.S.  die  Jahrgänge 
des  Journal  de  Metz  ) 

Lacretelle  ist  1701  in  Metz  geboren.  Die  Verteidigung  der  Juden  in  Nancy 
war  sein  erstes  Debüt.  <ä.  Biographie  universelle  et  portative  des  contemporains. 
Paris  1S26.  Article:  Lan  Helle  ) 


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-  m  - 


die  Juden  nicht  in  Betracht  kommen  könne,  weil  sie  weder  das  eine 
noch  das  andere  seien.  Sie  seien  keine  Inländer,  da  ihnen  die  Vor- 
bannungsdekrete  von  1394  und  1615  das  legale  Wohnreeht  im  Heiehe 
versagen.  Sie  seien  aber  auch  keine  Ausländer,  weil  sie  kein  Land, 
keine  bestimmte  Heimat  haben.  Aber  selbst  im  Falle  einer  für  die 
Juden  günstigen  Auslegung  des  Krlasses  könnten  sie  die  Wohltat  des- 
selben in  Diedenhofen  nicht  genießen,  weil  dieser  allgemein  gehaltene 
Erlaß  das  besondere  Privilegium  der  Stadt  nicht  aufheben  könne.  Ks 
gehöre  zu  den  Privilegien  der  Stadt,  der  bei  der  Kapitulation  vom 
Jahre  1643  die  Handhabung  ihrer  alten  Gebräuche  zugesichert  wurde, 
die  Juden  nach  altem  luxemburger  Brauch  auszuschließen,  und  sie 
fordere  ihr  Recht. 

Lacretelle  entgegnete  darauf,  es  zeige  sich  hier  wieder  einmal, 
wie  beharrlich  Egoismus  und  Vorurteil  selbst  die  besten  und  klarsten 
Gesetze  zu  bekämpfen  vermögen.  Die  Juden  müssen  doch,  wenn  man 
nicht  der  Vernunft  Gewalt  antun  wolle,  das  eine  oder  das  andere, 
entweder  In-  oder  Ausländer,  im  Sinne  des  Erlasses  sein,  der  ja  gerade 
sie  besonders  begünstigen  zu  wollen  scheine  ;  und  da  die  jüngsten  Ge- 
setze stets  auf  Kosten  der  voraufgehenden  sich  behaupten,  hebe  dieser 
Erlaß  die  alten  Beschränkungen  Tür  die  Besitzer  der  Meisterbriefe  e<> 
ipso  auf.  Biese  Interpretation  dulde  aber  schon  deshalb  keinen  Wider- 
spruch, weil  die  Absicht  der  Regierung  durch  die  Abweisung  einer 
ähnlichen  Opposition  der  Pfalzburger  sich  klar  ausgedrückt  finde.  Die 
Opposition  der  Stadt  Diedenhofen  sei  demnach  eine  Auflehnung  gegen 
den  Willen  des  Königs  sowohl  wie  gegen  die  Forderung  der  Humanität: 
und  in  tiefgründiger  Ausführung,  mit  ebensoviel  Geist  wie  Herz  das 
grausame  Vorurteil  gegen  die  Juden  ent kräftigend,  verlangt  er  die  Ab- 
weisung der  Opposition  mit  dem  Scldußappel  an  die  Richter:  > Inmitten 
so  vieler  großer  Motive,  die  sie  dazu  drängen,  werden  sie  auch  noch 
die  hohe  Genugtuung  empfinden,  eine  Wohltat  geübt  zu  haben«. 

Aber  das  Recht,  das  dieser  glänzende  Verteidiger  anrief,  war, 
obschon  geboren,  noch  nicht  für  legitim  erklärt.  Anerkannt  waren  nur 
Privilegien,  nur  Rechte,  aber  nicht  das  Menschenrecht.  Da  den  Dieden- 
hofenern  ihr  Privilegium  nicht  abgesprochen  werden  konnte,  so  bildete 
dies  das  Zünglein  an  der  Wage.    Das  Erteil  lautete: 

»Der  Gerichtshof,  ohne  jedwede  Rücksicht  auf  die  Klage  und 
Opposition  der  Partei  des  Déchamps  und  ohne  Rücksieht  auf  die 
Nebenklage  der  Gegenpartei,  vertreten  durch  Lacretelle,  verbietet  der 
letzteren,  sich  in  der  Stadt  Diedenhofen  niederzulassen,  es  sei  denn, 
daß  sie  dazu  eine  ausdrückliche  Erlaubnis  des  Königs,  in  gehöriger 

18* 

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Form  und  auf  ordentlichem  Wege  ausgefertigt,  erlangt  hätte,  und  ver- 
urteilt die  Partei  des  Laeretelle  zu  den  Kosten«  '). 

Die  Gerichtsszene,  die  sich  hier  abspielte,  war  mehr  als  der  Aus- 
gang eines  gewöhnlichen  Rechtsstreites.  Sie  war  von  prinzipieller  Trag- 
weite und  hatte  symptomatische  Bedeutung.  Sie  erregte  denn  auch 
die  Aufmerksamkeit  führender  Persönlichkeiten  vom  Schlage  des  Abbé 
Grégoire,  dieses  >défenseur  de  tous  les  dammnés  dici-ba.s«  und  diente 
später  als  wichtiges  Material  im  Kampfe  gegen  die  Unduldsamkeit8). 
Denn  im  Rahmen  der  Zeitgeschichte  besehen,  in  der  das  Neue  mit 
dem  Alten  zum  Verzweiflungskampfe  sich  rüstete,  mußte  sie  auf  den 
Beobachter  wie  ein  Blitz  wirken,  der  aus  gewitterschwangeren  Wolken 
hervorzuckt  und  die  Situation  plötzlich  grell  beleuchtet. 

Nicht  Juden  und  Christen  standen  sich  da  eigentlich  schroff 
gegenüber  und  nicht  zwei  gewandte  Advokaten,  Vertreter  entgegen- 
gesetzter Privatinteressen.  Es  waren  vielmehr  die  draußen  im  Leben 
mächtig  miteinander  ringenden  beiden  Zeitgeister,  der  Geist  des  Mittel- 
alters und  der  Geist  der  Neuzeit,  die  da  im  Tempel  der  Gerechtigkeit 
erschienen  und  um  den  richterlichen  Schiedsspruch  für  ihre  Sache 
kämpften.  Scheinbar  fiel  jenem  der  Sieg  zu.  Doch  als  sich  die  Wag- 
schale zu  seinen  Gunsten  senkte,  zitterte  diesmal  bedenklich  die  Hand 
der  Gerechtigkeit. 

»Dieser  Prozeß  war  verloren«,  bemerkt  Lacretelle  am  Schluß 
seines  gedruckten  Plaidoyers,  »aber  die  Vernunft  und  die  Mensch- 
lichkeit hahen  den  ihrigen  gewonnen.  Die  Richter  sahen  die  Gefahren, 
die  sie  bei  der  Anwendung  des  Edikts  von  1767  auf  die  Juden  weder 
verhüten,  noch  geringschätzen  konnten.  Aber  sie  wünschten,  daß  sie 
in  der  Lage  gewesen  wären,  den  so  wenig  beachteten  Wahrheiten, 
die  für  die  Juden  sprechen,  durch  einen  Gerichtsbeschluß  die  Sanktion 
erteilen  zu  können.  Der  Staatsanwalt  unterließ  es  nicht,  sie  zur 
Richtschnur  seiner  Konklusionen  zu  machen.  Ja,  er  ging  noch  weiter, 
er  behandelte  sie  mit  philosophischem  Ernst  und  mit  rednerischem 
Schwung« 3<. 

Es  war  hier  meines  Wissens  zum  erstenmal  in  der  Geschichte 
der  Fall,  wo  das  Interesse  der  Juden  in  öffentlicher  Gerichtsverhandlung 
namens  der  höchsten  Staatsgewalt  eine  so  warme,  entschiedene  Ver- 

')  Nancy,  Archives  de  la  com  d'appel  :  Audiences  Grande  Chambre  des  huit 
derniers  mois  de  1774. 

')  Abbé  (Jrégoire.  Essai  sur  la  régénération  physique,  morale  et  politique 
des  juifs,  Metz  1783,  p.  143  et  227. 

»i  Lacretelle,  Plaidoyers.  Rruxcllcs  1776. 


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tretung,  die  nicht  von  der  Gnade,  sondern  von  der  Gerechtigkeit 
diktiert  war,  gefunden  hat.  Kündigte  sich  da  nicht  wie  durch  einen 
leuchtenden  Morgenstrahl  der  nahende  Tag  des  Menschenrechtes  an, 
der  bald  kommen  sollte,  und  dem  die  Juden,  die  Entrechtetsten  der 
Entrechteten,  mit  besonderer  Sehnsucht  entgegenharrten? 

Auch  Godscheau  Spier  und  Moïse  May,  die  abgewiesenen  Neben- 
kläger (die  zwei  anderen  waren  kampfesmüde  geworden) l),  durften 
demnach  mit  dem  Ausgang  des  Prozesses  zufrieden  gewesen  sein 
—  wenn  sie  Idealisten  waren.  Und  allem  Anscheine  nach  waren 
sie  Idealisten,  sie,  diel  einige  Jahre  vorher  Mut  genug  hatten, 
die  oben  erwähnte  hebräische  Druckerei,  eine  denkbarst  unrentable 
Unternehmung,  in  Metz  zu  gründen  *)  und  sich  jetzt  wieder  in  ein  noch 
unrentableres  Unternehmen  einließen,  wie  dieser  wenig  aussichtsvolle 
und  äußerst  kostspielige  Prozeß  es  war8). 

Da  die  Abgewiesenen  die  im  Urteil  geforderte  Bedingung  zu  er- 
füllen nicht  in  der  Lage  waren,  konnten  die  Ratsherren  den  errungenen 
Sieg  in  Huhe  genießen.  Doch  mit  des  Geschickes  Mächten  ist  bekanntlich 
kein  ewiger  Bund  zu  flechten.  Nach  neun  Jahren  wurde  der  Magistrat 
unliebsam  aus  seiner  Huhe  aufgescheucht. 

1783  richteten  Jonas  und  Beer  eine  Eingabe  an  das  Parlament, 
das  seit  1775  wieder  in  Metz  tagte,  daß  ihnen  gestattet  werde,  auf 
dem  Meßplatz  in  Diedenhofen  einen  Kramstand  für  die  Dauer  der 
Herbstmesse  zu  errichten.  Die  Bittschrift,  die  vom  Parlament  befür- 
wortet an  den  Magistrat  gelangte,  wurde  von  den  Ratsherren  mit  einer 

')  Sie  verkauften  ihre  Meisterbriefe  schon  lange  vorher  an  zwei  Bürger  in 
Diedenhofen.  (S.  Délibérations,  Série  B  B  14,  p.  158  ) 

•)  May  gründete  die  Druckerei  17ß7,  die  später  sein  Schwiegersohn  Godschau 
Spier  bis  zu  ihrem  Hingang  fortführte.  (S.  Teissier,  Essai  philologique  sur  les 
commencements  de  la  typographie  à  Metz.  Metz,  Dosquet  1828.) 

May  plante  nichts  geringeres,  als  die  einzelnen  Traktate  des  ganzen  Tal- 
muds mit  den  Auszügen  des  Decisors  Al-Fäsi,  Kommentaren  und  Supcrkoinmen- 
taren.  die  bei  den  gewöhnlichen  Talmudausgaben  fehlen,  in  handlichen  Oktav- 
bänden herauszugeben.  Arje  Lüh,  der  damalige  weithin  berühmte  Rabbiner  von 
Metz,  feiert  in  seiner  Approbation  dithyrambisch  dieses  Unternehmen,  das 
aber  nur  bis  zum  vierten  Bande  gedeihen  konnte.  Vier  jüdische  Setzer  arbeiteten 
daran  und  der  Sohn  Mays  als  Korrektor  »nur  zur  Ehre  für  meinen  Vater«,  wie 
er  am  Ende  des  ersten  Bandes  sagt.  Es  war  aber  auch  bei  diesem  Unternehmen 
nichts  weiter  zu  holen,  als  die  Ehre.  Es  war  durch  eine  zu  große  Anlage,  wie 
die  Druckerei  überhaupt  durch  die  Unfreiheit  der  Unternehmer,  von  vornherein 
zum  Scheitern  verurteilt. 

*)  Am  Bande  des  Urteils  steht  vermerkt  :  »Le  21  mai  177 4  M*  Deschamps 
a  produit  une  déclaration  de  dépenses  avec  118  pièces  que  j'ai  retiré»  mit 
folgender  Unterschrift:  »Faust,  qu'il  a  remis  ä  sa  destination». 


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eingehenden  abschlägigen  Kntgegnung  beantwortet,  die  ein  Zeugnis 
mehr  ist  für  den  Lifer,  mit  dem  sie  selbst  die  loseste  Verbindung  der 
Juden  mit  der  Stadt  abzuwehren  suchten. 

»Mit  Rücksicht  auf  den  alten  (iebrauch  und  das  Privilegium  der 
.Stadt«,  führen  sie  aus.  > ist  die  Düte  dieser  Juden  unbegründet.  Niemals 
hat  hier  ein  Jude,  nicht  einmal  während  der  Meßzeit,  Waren  feil- 
geboten. Diese  Stadt,  ehemals  dem  Herzogtum  Luxemburg  zugehörig, 
ist  zur  /eil  ihrer  Kinverleibung  in  die  französische  Krone,  in  all  ihren 
Privilegien,  die  sie  vorher  genoß,  bestätigt  worden,  zu  denen  aia-h 
dasjenige  gehörte,  keinen  Juden  aufzunehmen.  Desgleichen  sieht  man 
keine  Juden,  und  läßt  keine  zu  in  Luxemburg,  weder  in  der  Stadt, 
noch  auf  den  Märkten* 

Da  zeigt  sich  nun  der  Liier  der  Ratsherren  auf  dem  Wege  seiner 
Steigerung  zum  rebereifer,  der  vor  keiner  llngenauigkeit  zurückschreckt. 
Die  Juden  wurden  von  den  Märkten  in  Luxemburg  niemals  aus- 
geschlossen und  sie  waren  da  unter  gewissen  Ueschränkungen.  wie 
beispielsweise  Waren  nur  im  Stück,  nicht  aber  nach  der  Llle,  zu  ver- 
kaufen, stets  zu  linden  2). 

Das  Parlament  meinte  wohl,  daß  Diedenhofen  nicht  luxem- 
burgischer zu  sein  brauche  als  Luxemburg  selbst;  denn  es  verordnete 
die  Zulassung  der  genannten  Juden  zum  Meßplatz  mit  der  Weisung, . 
»de  désigner  aux  suppliants  une  place  propre  et  convenable  à  étaler 
et  débiter  leurs  marchandises  sur  la  foire,  avec  défense  de  les  y 
troubler  pendant  tout  le  teins  de  la  durée  de  la  dite  foire* 3). 

Dies  war  seit  langer  Zeil  die  erste  Niederlage  der  Ratsherren  in 
ihrem  Kampfe  gegen  die  Juden.  Allerdings  nur  eine  Niederlage  »vor 
dem  Tore«.  Noch  waren  sie  Sieger  innerhalb  der  vom  Privilegium 
festumhegten  Mauern  der  Stadt.  Aber  schon  bereitete  ihnen  das  Ge- 
schick eine  zweite,  weil  ernstere  Niederlage  in  den  Toren  selbst  vor 
und  die  bald  erfolgen  sollte. 

Mayer  Levy,  aus  Mutzig  gebürtig  und  in  Rüdingen  wohnhaft,  war 
mit  Lieferungen  für  die  Diedeuhofener  (iarnison  betraut  und  seine 
schon  seit  längerer  Zeit  geleisteten  Dienste  fanden  die  ungeteilte  An- 
erkennung der  Militärbehörden.    Das  Verbot  der  Niederlassung  in  der 

')  Städtisc  lies  Arthiv  Diedenhofen,  Délibérations,  série  B  B  14.  p.  97. 

3)  S.  Teissier,  Histoire  de  Thionville,  p.  :«K):  »...  on  y  admettait  tous 
les  marchands  étrangers;  on  n'en  repoussait  que  les  ennemis  de  FKtal.  les  cri- 
minel* et  les  débiteurs  du  roi«.  und  Van  Werweke  »Die  Juden  in  der  Stadt 
Luxemburg.    Luxemburger  Zeitung.  Jahruang  1SHH.  Nr.  S«.  SD 

si  Städtisches  Archiv,  Serie  B  B  t4,  p.  !«. 


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Stadt  bereitete  der  Ausübung  seiner  Tätigkeit  manches  Hindernis,  dem 
die  Militärverwaltung  dadurch  abzuhelfen  suchte,  daß  sie  ihm  in  der 
Nähe  der  Fouragemagazine  eine  Wohnung  zu  vorübergehendem  Aufenthall 
herrichtete.  Aber  dieser  Zustand  war  für  Mayer  Levy  auf  die  Dauer 
unhaltbar,  mit  Rücksicht  auf  sein  Amt  sowohl  wie  auf  seine  Familie, 
von  der  er  getrennt  leben  mußte.  Fr  wandte  sich  deshalb  an  den 
Kriegsminisler  Maréchal  de  Ségur  mit  der  Bitte,  ihm  und  seiner  Familie 
zum  Wohnrecht  in  Üiedenhofen  zu  verhelfen.  Am  28.  April  1785  über- 
sandte der  Kriegsminister  an  den  Magistrat  die  Billschrift  des  Mayer 
Levy,  warm  befürwortet  »wegen  seiner  der  Garnison  geleisteten  und 
zu  leistenden  Dienste«. 

Am  selben  Tage  schon  saßen  die  Raisherren  zusammen  und 
redigierten  die  Kntgegnung: 

•  Wenn  Mayer  Levy  der  (îarnisoii  und  seinen  Auftraggebern  gute 
Diensle  während  einiger  Jahre  leistete,  so  ist  das  nichts  anderes,  als 
die  Erfüllung  einer  gewöhnliehen  Pflicht,  für  die  er  bezahlt  wurde, 
aber  kein  Anrecht  auf  eine  Belohnung,  als  höchstens  auf  die  eines 
fortgesetzten  Vertrauens  seitens  seiner  Vorgesetzten  ;  am  allerw  enigsten 
aber  kann  dies  eine  Anwartschaft  sein  zur  Belohnung  auf  Kosten  der 
Stadl,  die  seine  Verdienste  nicht  kennt.  Wenn  er  seinen  Wohnsitz 
auf  dem  Lande  hat,  kann  er  die  Ankäufe,  die  er  ja  dort  machen  muß, 
viel  rascher  besorgen.  Außerdem  hat  er  ja  einen  Stellvertreter,  der  im 
Gebäude,  das  der  König  für  den  Lieferanten  neben  dem  Magazin  er- 
bauen ließ,  wohnt.  Gesetzt  den  Fall,  er  hätte  stabilen  Wohnsitz  in 
der  Stadt,  könnte  er  doch  dieses  Commis  nicht  entraten,  weil  die  Ankäufe 
ihn  selbsl  stets  auswärts  führen.  Kr  kann  ja,  wie  bisher,  in  dem 
genannten  Gebäude  wohnen  so  lange  seine  Vertragszeil  dauert,  die 
durchaus  nicht  lebenslänglich  zu  sein  braucht.  Im  Falle  einer  Kündigung 
seitens  seines  Auftraggebers,  käme  ein  anderer  Jude  und  verlangte  an 
Stelle  Mayer  Levys  dieselbe  Gnade,  und  unmerklich  würde  sich  in 
dieser  kleinen  Stadt  ein  Judäa  etablieren.«  Und  auf  dem  unverrück- 
baren Standpunkt  ihres  städtischen  Privilegiums  beharrend,  baten  sie 
den  Kriegsminister,  die  Stadt  in  ihrem  Rechte  und  vor  einer  zweiten, 
so  gefährlichen  jüdischen  Niederlassung  zu  schützen  '). 

Daraufhin  ließ  der  Kriegstninister  in  einem  Reskript  vom  Hl.  August 
die  unverzügliche  Zusendung  der  Kopie  der  Kapitulationsakte  von  164.'$ 
und  des  Urteils  von  1774  einfordern.  Aber  erst  4  Wochen  später 
kamen  die  Ratsherren  dieser  Aufforderung  nach. 


')  Städtisches  Archiv  Dudenhofen.  D««lib.'rations.  snic  H  |t  14.  120. 


—  28U 


Sie  beschafften  sich  zunächst  zur  Begründung  dessen,  was  sie  in 
diesem  Falle  das  Privilegium  der  Stadt  nannten,  alle  Verordnungen, 
die  in  der  Provinz  Luxemburg  keine  andere  Religion  zulassen,  als  die 
katholische.  lTnd  um  ihrer  Sache  ganz  sicher  zu  sein,  taten  sie  noch 
ein  Uebriges.  Sic  suchten  die  persönliche  Integrität  Mayer  Levys  an- 
zugreifen. Sie  stüzten  sieh  dabei  auf  einen  notariellen  Akt,  der,  nach 
der  «attestation  des  lieutenants  Colonel  et  Major  du  régiment  d'Arma- 
gnac* dies  beweisen  sollte.  Sie  bestürmten  den  dabei  in  Betracht 
kommenden  Notar,  ihnen  eine  Kopie  dieses  Aktes  zu  geben,  der  nicht 
existierte,  und  meinten,  mit  der  L'eberzeugung  von  Leuten,  die  so 
gerne  glauben,  was  sie  wünschen,  daß  er  dies  gekonnt,  wenn  er  nur 
gewollt  hätte. 

Am  27.  September  gingen  die  geforderten  Schriftstücke  an  den 
Kriegsminister  ab  unter  Beifügung  eines  ausführlichen  Begleitschreibens, 
worin  sich  der  Magistrat  zunächst  wegen  der  Verzögerung  der  Zu- 
sendung entschuldigt,  die  durch  den  > refus  réitéré  du  notaire»  und  die 
sonstigen  Bemühungen,  nötige  Belege  zu  erhalten,  entstanden  sei,  was 
nur  beweise,  wie  sehr  es  dieser  Stadt  am  Herzen  liege,  die  Juden  aus 
ihrer  Mitte  fernzuhalten,  und  seine  Ausführungen  mit  den  bewegten 
Worten  schließt:  «Nachdem  die  Stadt  einen  langjährigen,  sehr  kost- 
spieligen Prozeß  erfolgreich  gegen  vier  .luden  geführt  hat1),  wäre  es 
überaus  schmerzlich,  wenn  dieser  eine  günstigere  Behandlung  erführe, 
wodurch  ihm  und  seinesgleichen  die  Bahn  geebnet  würde  zur  Nieder- 
lassung in  dieser  Stadt,  wo  sie  alsbald  eine  Synagoge  errichten 
würden«  *). 

Als  Antwort  darauf  traf  am  18.  Januar  1786  ein  königlicher 
Spezialerlaß  ein,  der  die  Aufnahme  Mayer  Levys  in  die  Diedenhofener 
Bürgerschaft  anordnet.  Aber  die  Ratsherren  beeilten  sich  durchaus 
nicht,  der  königlichen  Ordre  nachzukommen.  Am  20.  Februar  wurde 
eine  Generalversammlung  einberufen,  an  der  die  Vertreter  aller  drei 
Stände  teilnahmen,  um  zu  beraten  .sur  le  parti  à  prendre  dans  la 
circonstance  présente  aussi  critique  et  intéressante  pour  celte  ville  « 
und  einstimmig  beschlossen:  nochmals  beim  Kriegsminister  vorstellig 
zu  werden,  mit  der  Bitte,  die  königliche  Ordre  rückgängig  zu  machen 
und  seine  Prolektion,  sowie  die  aller  einflußreichen  Persönlichkeiten 
der  Provinz  zu  erflehen,  dieser  Stadt  ihr  Privilegium  zu  erhalten  als 
Belohnung  für  ihren  »allezeit  bewiesenen  Patriotismus«. 

')  Von  der  Transaktion  des  Hadamar  und  des  Lambert  hat  der  Magistrat 
erst  ITH?  Kenntnis  erhallen   tï\  Délibérations,  série  H  D  11.  p. 
■)  Ibid.,  p.  121. 


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-    281  - 


Man  muß  sagen:  Konsequenz  in  dem  Gefühle  der  Abneigung 
gegen  die  Juden  haben  die  Katsherren  besessen,  aber  Folgerichtigkeit 
in  der  Anschauung  von  der  Pflicht  war  ihnen  nicht  eigen.  Sie  hätten 
sonst  keine  Prämie  für  die  Bürgertreuc  gefordert ,  nachdem  sie  kurz 
vorher  inbezug  des  Juden  Mayer  Levy  der  Anschauung  huldigten,  daß 
Pflichttreue  etwas  Selbstverständliches  sei  und  auf  Belohnung  keinen 
Anspruch  habe. 

Ein  Mann,  wie  der  Maréchal  de  Ségur,  den  die  Geschichte  als 
hingebungsvollen,  selbstlosen  Reformator  der  französischen  Heeres- 
verwaltung rühmt,  wird  denn  auch  gewußt  haben,  was  von  einem 
Patriotismus  zu  halten  sei,  der  in  so  hartnäckiger  Opposition  gegen 
ein  militärisches,  patriotisches  Interesse,  gegen  den  Willen  des  Königs 
verharrt. 

Am  1.  Dezember  1780  übermittelte  der  Intendant  von  Metz  dem 
Magistrat  die  (am  7.  November  bereits]  erfolgte  Antwort  des  Kriegs- 
ministers, »daß  Seine  Majestät  die  von  der  Stadt  gemachten  Einwen- 
dungen nicht  derart  fand,  daß  sie  ihn  zur  Zurücknahme  des  F.rlasses 
vom  7.  Januar  1786  veranlassen  könnten'  und  machte  die  Ratsherren 
darauf  aufmerksam,  daß  er  seinen  Delegierten  nach  Diedenhofen  ent- 
senden werde,  der  sich  von  der  unverzüglichen  Vollstreckung  der 
königlichen  ürdre  «durch  Augenschein  überzeugen  soll«. 

So  mußten  sie  sich  denn  nach  Vi» jährigem  hartnäckigem  Sträuben 
endlich  dazu  verstehen,  den  königlichen  Erlaß,  der  Mayer  Levy  das 
Wohnrecht  in  Diedenhofen  zu  erteilen  befiehlt,  anzuerkennen  und  in 
einer  zu  diesem  Zwecke  einberufenen  Spezialsitzung  zu  registrieren. 
Sie  erklärten  sich  für  besiegt,  aber  noch  streckten  sie  nicht  die  Waffen. 

»In  dieser  unglückseligen  Lage«,  heißt  es  im  Protokoll  dieser  am 
'ii.  Dezember  1786  erfolgten  Sitzung,  »da  die  Stadt  alle  ihr  zu  Gebote 
stehenden  Üppositionsrnittel  erschöpft  hat,  bleibt  keine  andere  Wahl 
übrig,  als  die  völlige  Unterordnung  unter  den  königlichen  Willen,  ohne 
indes  die  Hoffnung  aufzugeben,  daß  es  durch  fortgesetzte  Bemühungen 
noch  gelingen  werde,  das  Herz  Seiner  Majestät  zu  erweichen  durch  die 
Anrufung  seiner  Religion  <. 

Die  ahnungslosen  Stadtväter!  Sic  wußten  es  nicht,  daß  sie,  als 
sie  dies  niederschrieben,  an  der  Schwelle  eines  schicksalschweren  Zeit- 
ereignisses standen,  dessen  tiefgehende  Wirkungen  eine  derartige  Hoffnung 
und  jede  ähnliche  engherzige  Erwartung  für  immer  illusorisch  machen 
sollte.  Aber  den  Kall  gesetzt,  die  große  Umwälzung  der  Rechlszustände, 
die  H  Jahre  später  erfolgte,  wäre  noch  ausgeblieben  und  es  hätte  noch 
kein  neues,  humaneres  Gesetz  das  alte  Vorurteil  gegen  die  Juden  ent- 


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rechtet,  .so  wäre  es  den  Notahlen  auf  die  Dauer  doch  unmöglich 
geworden,  in  ihrer  Abneigung  zu  verharren  einer  Persönlichkeit  gegen- 
über, wie  Mayer  Levy  eine  war,  den  jedermann  ob  seiner  strengen 
Ehrlichkeit  und  unerschöpflichen  Wohltätigkeit  schätzen  mußte  '). 
und  dem  kein  Geringerer  als  der  General  Hugo  ein  ewiges  Denkmal 
in  seinen  Memoiren  setzte2). 

Die  Prophezeihung  der  Stadträte  ging  nicht  lange  darauf  in  Er- 
füllung. 1801  wohnte  bereits  eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  jüdischer 
Familien  in  Diedenhofen  und  1806  stand  hier  auch  schon  die  so 
gefürchtete  Synagoge.  Im  übrigen  waren  sie  jedoch  herzlich  schlechte 
Propheten. 

Ein  »Judäa«  etablierte  sich  in  Diedenhofen  nicht  und  am  aller- 
wenigsten ein  solches,  wie  sie  es  sich  dachten.  Und  wenn  Unduld- 
samkeit jemals  zu  schämen  sich  verstand,  so  muß  dies  der  Fall 
gewesen  sein,  als  derselbe  Magistrat,  der  die  .luden  als  gemeingefährlich 
bekämpfte,  später  den  um  Patente  nachsuchenden  .luden  die  besten 
Leumundszeugnisse  ausstellte3];  besonders  aber,  als  er  den  Mayer 
Levy,  den  er  einst  mit  allen  ihm  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  der 
Stadt  fernzuhalten  suchte,  mit  dem  Vertrauen  der  Bürgerschaft  geehrt 
und  ausgezeichnet  —  als  Stadtrat  in  seine  Mitte  einziehen  sah*). 

So  klingt  das  mehrhundertjährige  Miserere  der  Niederlassungs- 
gcschichtc  der  Juden  in  Diedenhofen  mit  einem  hellen,  versöhnenden 
Akkorde  aus,  und  leitet,  gleich  einem  verheißungsvollen  Präludium  zu 
einem  fröhlichen  Hallelujah.  die  Geschichte  der  jüdischen  Getneinde  in 
Diedenhofen  ein. 

M  Teissier,  Histoire  de  Thionville. 

')  S  Journal  historique  du  Morus  de  Thionville  en  1814  Far  M.  A.  Au  Alm0*. 
Rlois  181!».  p.  213.  Dies  ist  eine  pseudonyme  Schrift  des  Generals  Hugo.  iS.  Biographie 
universelle  et  portative  des  contemporains.   Paris  1826.   Article:  Hugo.) 

*)  Laut  einem  Dekret  Napoleons  (1808i  mußten  die  Juden,  die  ein  Handels- 
patent erlangen  wollten,  ein  gutes  Leumundszeugnis  der  Gemeindehehörde,  zu 
der  sie  zuständig  waren,  aufweisen. 

Vi  Mayer  l.evy  gehörte  dem  Geineindcrate  an  von  1HOÔ  bis  zu  seinem  1X2*» 
erfolgten  Tode. 


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Zwei  Skizzen  ans  dem  geistigen  Leben  von  Metz 
nnter  dem  „Äncien  régime". 

Von  Dr.  Fritz  Rörig. 


Vor  kurzem  hat  die  •  Metzer  Akademie«  ein  Gesamtregisler  ihrer 
Publikationen  der  Jahre  1819—190.3  erscheinen  lassen,  und  diesem  die 
Veröffentlichung  einer  großen  Anzahl  von  Dokumenten  vorausgeschickt, 
die  sich  auf  die  Geschieht e  der  .Société  Royale  des  Sciences  et  des 
Arts  de  Met/«  während  der  Jahre  1757—1792  beziehen1).  Diese 
Publikation  ist  umso  dankbarer  zu  begrüßen,  als  die  in  ihr  enthaltenen 
Stücke  nicht  nur  von  internem  Interesse  für  die  Mitglieder  der  Akademie 
sind,  sondern  helle  Streiflichter  auf  das  Spiel  der  geistigen  Kräfte  iiti 
vorrevolutionären  Metz  werfen,  ja  zum  Teil  allgemeingeschicht liehen 
Uuellenwert  beanspruchen  dürfen.  Zwei  Kreignisse,  auf  die  sich  ein 
großer  Teil  der  Stücke  bezieht,  scheinen  mir  wegen  ihres  zeitgeschicht- 
lichen Hintergrundes  besonderes  Interesse  zu  verdienen;  und  ihnen 
sollen  darum  die  folgenden  Ausführungen  gelten:  einmal  den  Anfängen 
fier  ^Société,  in  ihrem  Verhältnis  zum  Marschall  Belle-Isle,  und  dann 
dem  Metzer  Museumsstreil  der  Jahre  1785  -1786. 

[. 

Im  gesellschaftlichen  Lehen  der  Stadt  Metz  um  die  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  hatten  sich  zwangslosc  Zusammenkünfte  geistig  regsamer 
und  interessierter  Kinwohner  zur  Fliege  wissenschaftlicher  und  schön- 
geistiger Interessen  eingebürgert.  Bald  gab  man  diesen  Zusammen- 
künften eine  festere  Form.  Mit  Zustimmung  der  Kanoniker  vom 
königlichen  Colleg  Saint-Ixmis  in  Metz  hatte  Dupré  de  Geneste,  ein 
auf  verschiedenen  wissenschaftlichen  Gebieten,  besonders  der  Münz- 
kunde tütiger  Mann,  auf  den  22.  April  1757  gleichgesinnte  Freunde  in 
den  Uibliotheksaal  des  Go] legs  zusanunenberufen  :  und  hier  konstituierte 
man    sich,    nach    dem  Vorbilde    einiger    französischer  Städte,  als: 

')  E.  Fleur  hat  das  Register  bearbeitet  und  die  t'ikundenstürke  heraus- 
gegeben.   Im  folgenden  wird  der  Hand  citiert:  »Kl cur«. 


-  284 


•  Société  d'étude  des  sciences  et  des  arts*.  Beamte  wurden  gewählt, 
Statuten  bearbeitet,  ein  Arbeitsprogramm  aufgestellt.  Es  ist  kein  Zufall, 
daß  in  Metz  zu  dieser  Zeit  ein  erwachendes  Interesse  an  wissenschaft- 
lichen Kragen  das  Verlangen  nach  einer  solchen  Organisation  hervor- 
rief. Der  Geist  der  Aufklärung  hielt  damals  seinen  Siegeslauf  durch 
die  Welt;  und  wie  sehr  die  Mitglieder  der  neuen  Société  von  diesem 
Geiste  durchtränkt  waren,  beweist  die  Rede,  welche  Dom  Jean  François 
noch  im  selben  Jahre  in  ihrem  Kreise  hielt 'j.  Sie  ist  so  ein  rechtes 
Glaubensbekenntnis  der  Aufklärungszeit.  Von  der  Pflege  wissenschaft- 
licher Bestrebungen  hängt  alles  ab.  Sie  bringt  Ruhm  und  Ehre  — 
ein  Argument,  für  das  die  Geister  des  18.  Jahrhunderts  besonders  zu- 
gänglich waren.  Aber  weiter.  Sie  bedingt  die  äußere  Wohlfahrt  des 
Landes,  schafft  unbestechliche  Richter  und  verklärt  die  erlauchte  Person 
des  Herrschers.  Als  Beispiel  dient  ihm  das  damalige  Rußland:  »N'a-t-on 
pas  vu  de  nos  jours  un  grand  prince  tirer  des  étals  immenses  de 
l'obscurité,  en  y  faisant  fleurir  les  sciences?  A  peine  les  Muses 
y  ont  eu  entrée,  que  l'on  a  vu  d'autres  hommes,  d'autres  peuples,  des  incli- 
nations plus  douces,  .  .  des  Ioix  plus  humaines*.  Man  sieht:  Dom  Jean 
François  läßt  es  bei  seinem  Urteil  über  das  Moskowiterreich  an  einem 
fröhlichen  Optimismus  nicht  fehlen.  Vielleicht  spielt  aber  schon  damals 
jene  lebhafte,  etwas  kritiklose  Vorliebe  für  alles  Slawische  mit,  die  im 
Urteil  des  modernen  Franzosen  so  oft  zu  Tage  tritt.  Noch  höheres 
Lob  aber  weiß  der  Redner  der  Pflege  der  Wissenschaften  zu  singen  : 
Sie  schafft  erst  wahre  Religiosität.  Denn:  >il  est  certain  que  l'homme 
est  religieux,  à  proportion,  qu'il  est  raisonnable».  Wissenschaft  die 
Volksbeglückerin  !  Das  ist  die  Losung,  die  aus  den  Worten  des  Redners 
herausklingt,  und  jeder  Satz  ist  durchdrungen  von  dieser  verhängnis- 
vollen Ueberschätzung  einer  rein  intellektuellen  Kultur,  wie  sie  die 
Aufklärung  mit  sich  brachte  und  uns  als  ein  Erbe  hinlerliess,  das 
durchaus  nicht  immer  Segen  bringen  sollte. 

Verglichen  mit  dem  schwungvollen  Feuer  dieser  Worte  fällt  das 
Arbeitsprogramm  der  > Société*,  wie  es  sich  in  den  von  Dupré  de 
Geneste  entworfenen  Satzungen  ausspricht,  durch  große  Bescheidenheit 
auf.  Physik  und  Chemie  werden  als  das  Hauptarbeitsgebiet  der  Société 
angeführt.  Der  §  24  lehnt  dagegen  ausdrücklich  die  Debatte  über 
Fragen  des  Staalslebens  und  der  Religion  ab. 

Dupré  de  Geneste.  der  eigentliche  Vater  der  Société,  eine  stille, 
fleißige  Gelehrtennatur,  abhold  dem  unruhigen  und  verwirrenden 
Treiben  des  Tages,  hatte  seiner  Lieblingsschöpfung  so  den  friedlichen 


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Stempel  seiner  eigenen  beschaulichen  Natur  aufgedrückt  ;  und  wenn 
er  in  dem  ersten  Paragraphen  der  Satzungen  die  ilolTnung  ausspricht, 
die  junge  Société  möge  die  freundliche  Zustimmung  des  Gouvernements 
und  der  städtischen  Behörden  linden,  so  sind  das  für  Gencste  keine 
leeren  Worte,  sondern  er  erstrebte  das  gute  Einvernehmen  für  die 
Société,  damit  diese  ungestört  ihren  wissenschaftlichen  Liebhabereien 
nachgehen  könne. 

Von  Anfang  an  scheint  Genes  te  den  Plan  gehabt  zu  haben,  das 
Ansehen  der  Gesellschaft  durch  LTebernahme  des  Protektorales  seitens 
des  Königs  zu  erhöhen  —  und  ihr  gleichzeitig  eine  königliche  Sub- 
vention zu  sichern.    Denn  es  fehlte  an  Geld1). 

Hin  erster  Versuch  nach  dieser  Richtung  scheint  fehlgeschlagen 
zu  sein.*)  Als  aber  der  am  Versailler  Hofe  weilende  Marschall  Duc 
de  Belle-Isle,  Kriegsminister  und  Gouverneur  der  «Trois-Evêchés»,  In- 
teresse an  der  Angelegenheit  faßte,  kam  die  Protektoratsfrage  zu 
schnellem  und  für  die  Société  wohl  unerwartet  gründlichem  Abschluß. 

Im  Mai  1759  erklärte  sich  der  Marschall  bereit,  den  Titel  «pro- 
tecteur et  fondateur  «  der  »  Société*  zu  übernehmen,  und  stellte  ihr 
den  Namen  einer  königlichen  Akademie  und  eine  linanzielle  Unter- 
stützung in  Aussicht.  Mit  der  ganzen  Energie,  die  ihn  bei  allen  seinen 
Handlungen  auszeichnete,  warf  sich  der  damals  bereits  hochbetagte 
Marschall  auf  das  Metzer  Akademieprojekt,  um  auch  diesem  den 
Stempel  seines  Herrschergeistes  aufzudrücken,  wie  ihn  ja  bereits  das 
damalige  Metz  so  offensichtlich  trug. 

Der  Marschall  war  eben  durchaus  nicht  gewillt,  der  bestehenden 
Société,  wie  diese  wohl  geholft  hatte"),  einfach  zur  Vermittlung  des 
königlichen  Protektorats  behülflich  zu  sein.  Die  königliche  Urkunde, 
welche  der  Société  den  Titel  «Société  royale  «  verleiht,  bezeichnet  den 
Marschall  als  «protecteur  et  fondateur*;  und  sein,  nicht  des  Königs 
Bild  soll  auf  den  Preismedaillen  der  Akademie  stehen.  Auch  be- 
trachtete er  die  alte  «Société'  keineswegs  als  gegebene  Größe,  modellierte 
vielmehr  an  ihr  herum,  bis  sie  ihm  genehm  war.  Der  Mitgliederstand 
wurde  einer  Revision  unterworfen.  »Monsieur  le  maréchal*,  so  schreibt 
das  in  Angelegenheit  des  Akademieprojekts  in  Versailles  tätige  Mitglied 
der  alten  Société,  der  Prior  de  Saintignon,  im  April  1700  nach  Metz, 

')  Zur  Geldnot  der  Akademie  in  dieser  Zeit  vgl.  Albers,  Zur  Geschichte 
der  Metzer  Akademie.  Lothringer  Zeitung  vom  24/25.  März  1H92.  Auch  den 
Brief  des  Priors  de  Saintignon.  (Revue  d'Austrasie  1842,  38.: 

»I  Vgl.  darüber  Albers  a.  a.  0  und  Fleur  51. 

*1  Fleur  51.  oben 


-    286  - 


•a  ordonné,  qu'on  s'informât  à  Metz  sur  les  talents  et  l'assiduité  de 
ceux  qui  composoient  notre  société;  et  Monsieur  Ferrin,  qui  reçoit 
les  informations,  a  ordre  de  retrancher  de  la  liste  tous  ceux  qui  ne 
paroîtroient  pas  avoir  mérité  d'y  conserver  place«  Diese  Maß- 
nahme war  gewiß  ebenso  hart  wie  unerwartet.  Aber  dem  allmäch- 
tigen Marschall  gegenüber  verstummte  jeder  Widerspruch.  Die  Statuten  *) 
bekam  die  neue  »  Société  royale  «  vom  Marschall  in  eingehendster  l-'orm 
diktiert. 

Satzungsgemäß  ist  der  Generalgouverneur  der  Provinz  der  ge- 
borene Protektor  der  Akademie  2);  ohne  seine  Zustimmung  darf 
sie  keine  rechtskräftigen  Beschhisse  fassen  (§  40).  Eine  Reihe  anderer 
offizieller  Persönlichkeiten  —  unter  ihnen  der  Bischof  und  der  Schöffen- 
meister, sind  geborene  Mitglieder  2).  Feber  das  Arbeitsgebiet  der 
neuen  Akademie  spricht  sich  der  £  26  der  Satzungen  wie  folgt  aus  : 

»I /établissement  de  cette  société  n'ayant  d'autre  objet  que  celui 
de  l'avantage  et  des  progrès  du  bien  public,  elle  ne  s'occupera  que 
des  sciences  et  des  arts  absolument  utiles,  savoir:  l'histoire  militaire, 
civile,  topographique,  numismatique  et  naturelle  de  la  province  ;  la 
connaissance  générale  et  particulière  du  climat,  du  sol  de  la  dite  pro- 
vince, des  différentes  productions  qui  conviennent  le  mieux  à  chacune 
de  ses  parties,  la  culture  des  terres,  des  vignes,  des  arbres  et  des 
plantes;  la  recherche  des  meilleurs  moyens  d'amélioration  pour  ces 
différentes  cultures;  l'examen  et  la  fouille  des  terres  pour  découvrir 
et  apprécier  les  mines,  les  fossiles  et  surtout  les  bancs  de  sel  qu'on 
croit  devoir  se  trouver  dans  les  côteaux  qui  bordent  la  rivière  de  la 
Seille;  le  perfectionnement  des  manufactures  et  des  ails  mécaniques; 
l'étude  de  la  physique  expérimentale,  de  la  botanique  et  de  toutes  les 
parties  de  mathématiques  relatives  à  ces  objets:  mais  par  préférence 
ceux  de  première  utilité  et  d'un  plus  grand  avantage  pour  les  différentes 
branches  de  commerce  et  le  progrès  de  la  culture  des  terres  dans  les 
divers  genres,  dont  elles  pourront  être  susceptibles  dans  cette  pro- 
vince. On  s'abstiendra  de  toutes  matières  de  religion,  d'état,  d'agrément 
ou  de  simple  curiosité;  et  l'on  ne  souffrira  rien  de  licencieux  ou  de 
satyrique«. 

Jede  Beschäftigung  mit  spekulativen  Wissenschaften,  ganz  m 
schweigen  von  Politik  und  Religion  -  Dingen,  die  dem  Aufklärer  des 
18.  Jahrhunderts  gewiß  sehr  am  Herzen  lagen,  wird  den  Akademikern 

')  Bégin  in  der  Hevuc  d'Austrasie  1812. 

*)  Abgedruckt  sind  die  Natzungen  bei  Fleur.  Ol  fr.  Vorher,  auszugsweise, 
bei  Bégin,  Histoire  des  sciences  etc.  dans  le  pays  Messin     Metz  1829.  554  ff. 


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demnach  rund  und  schroff  verboten.  Die  Geschichte  bleibt  als  einzige 
Wissenschaft,  welche  die  Akademiker  ihrer  selbst  willen  pflegen  sollen, 
übrig,  warum,  wird  später  noch  zu  berühren  sein.  Ihre  ganze  übrige 
Beschäftigung  mit  Physik,  Mathematik,  Chemie  und  anderen  Zweigen 
der  Naturwissenschaft  soll  ausschließlich  praktischen  Zwecken  dienen: 
der  Förderung  der  Landeskultur  :  und  es  ist  erstaunlich,  in  wie  mannig- 
facher Weise  der  Marschall  die  Kräfte  seinirr  Akademiker  auszunutzen 
gedachte.  So  wird  dieser  Statutenparagraph  ein  klassisches  Dokument 
—  nicht  zur  Beurteilung  der  geistigen  Kräfte,  die  sich  in  der  Akademie 
regten,  denn  diese  spielte  eine  ganz  passive  Rolle  —  aber  zur 
Kenntnis  der  Regierungskunst  Helle-Isle's.  Mit  geschickter,  energi- 
scher Hand  greift  er  aus  den  Aufklärungsideen  das  Motto  heraus, 
das  ihm  für  seine  eigenen  Zwecke  günstig  schien:  den  Wunsch,  durch 
wissenschaftliche  Bestrebungen  die  allgemeine  Wohlfahrt  zu  fördern. 
Und  indem  er  der  jungen  Akademie  die  Pflege  derartiger  Bestrebungen 
als  ausschließliches  Arbeitsgebiet  zuweist,  bildet  er  sie  zu  einer  Art 
staatlicher  Behörde  im  Dienste  der  Landeskultur,  zu  einem  gouverne- 
inentalen  Organe,  um. 

Wir  sahen:  ein  rein  wissenschaftliches,  nicht  unmittelbar  nutzbar 
zu  machendes  Arbeitsgebiet  hatte  Belle-Isle  seinen  Akademikern  doch 
gelassen  :  die  Geschichte.  Der  Grund  liegt  darin,  daß  der  Marschall 
selbst  unzweifelhaft  in  hohem  Grade  historisch  interessiert  war.  Im 
Jahre  1740  hatte  er  an  Offiziere  und  andere  Vertrauenspersonen  die 
Aufforderung  ergehen  lassen,  über  jeden  der  Orte  seines  Gouvernement- 
bezirkes ein  »memoire«  zusammenzustellen,  und  ein  Brief  vom  22.  Juni 
1759  weist  auf  den  Plan  des  Marschalls  hin,  diese  »  mémoires*  in 
einem  Sammelwerke:  «Recueil  historique  des  places  des  Trois- Evêehés* 
zu  vereinen1).  Aber  noch  weiter  reichten  des  Marschalls  historische 
Pläne.  Am  29.  Juli  17B0  schreibt  er  an  die  Metzer  Akademie 8)  :  »Je 
vous  recommande  pour  l  avenir,  de  faire  un  apel  plus  pressant  encore 
aux  travailleurs  désintéressés  de  votre  province,  qui  employent  leurs 
efforts  intellectuels  et  pécuniers  à  rechercher,  et  quelquefois  à  im- 
primer, les  documents  importants  inédits   De  votre  côté 

agissez  de  manière  que  ce  mouvement  soit  le  plus  tost  remarquable 
dans  votre  ville.  Car  en  ce  qui  concerne  les  travaux  historiques,  et  sur- 
tout les  travaux  d'histoire  locale,  il  y  aura  toujours  progrès  ;  et  ces  travaux 
d'ailleurs  sont  essentiels,  pour  réussir  une  parfaite  histoire  de  notre  chère 
France.«  Um  dieses  geplante  Quellenwerk  zur  Lothringischen  Geschichte 

\i  Chabert,  Notice  sur  Ch.  L.  A.  r'oucquet,  Duc  de  Bclle-Isle.  Metz  1H5«.  1118. 
*)  Mémoires  de  l'Académie  de  Metz.  44*  année.  18(U.  131. 


-    288  - 


kräftiger  zu  fördern,  regt  er  wenige  Monate  später  bei  der  Akademie 
die  Bildung  einer  ständigen  Kommission  an,  »à  publier  le  plus  possible 
de  documents  inédits  sur  l'histoire  de  la  province  des  Trois- Fvêchés*  ; 
und  die  «archives  du  gouvernement  «  von  Metz,  also  das  heutige 
Bezirksarchiv,  bekommen  vom  Marschall  die  ausdrückliche  Weisung, 
dieser  Kommission  alle  Förderung  widerfahren  zu  lassen. 

Man  erstaunt,  aus  dem  Munde  eines  Staatsmannes  des  18.  Jahr- 
hunderts hier  Forderungen  aufgestellt  zu  sehen,  deren  prinzipielle  Be- 
deutung erst  der  Geschichtsforschung  des  19.  Jahrhunderts  wirklich 
in  Fleisch  und  Blut  übergegangen  ist.  Sie  lauten  kurz  dahin:  Grund- 
lage jeder  historischen  Arbeit  bildet  das  eindringende  Studium  der 
Quellen.  Sind  diese  genügend  verarbeitet,  so  läßt  sich  an  ihrer  Hand 
die  Geschichte  kleinerer  Gebiete  darstellen.  Auf  diese  Weise  werden 
die  Bausteine  geliefert,  mit  denen  sich  das  Gebäude  einer  Ge- 
schichte des  ganzen  Volkes  aufführen  läßt'). 

In  der  damaligen  Akademie  haben  diese  Wünsche  des  Marschalls 
keinen  Widerhall  gefunden,  und  konnten  es  unter  den  damaligen  Vor- 
aussetzungen auch  kaum.  Der  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte 
und  Altertumskunde  muß  es  aber  eine  freudige  Genugtuung  sein,  daß 
durch  ihre  Tätigkeit  beide  Wünsche  Belle-Isle  's,  unbewußt,  ihre  geradezu 
buchstäbliche  Erfüllung  gefunden  haben.  Denn  eine  'Kommission  zur 
Herausgabe  Lothringischer  Geschichtsquellen«  seh  webte  Belle-Isle  vor, 
und  eine  »Sammlung  lothringischer  Ortsgeschichten'  hatte  er  beab- 
sichtigt. Von  der  Tätigkeit  der  ersteren  zeugen  heute  bereits  eine 
Reihe  stattlicher  Bände,  und  die  »Sammlung  lothringischer  Orts- 
geschichten«  wird  gerade  jetzt  von  der  Gesellschaft  in  die  Wege  geleitet. 

Doch  zurück  ins  18.  Jahrhuudert.  Belle-Jsle's  historische  Interessen 
sind  nicht  selbstschöpferischer,  aber  —  höchst  bezeichnend  für  ihn 
—  organisatorischer  Art  im  besten  Sinne  des  Wortes.  Und  so 
schreibt  er  im  November  1760  an  den  Prior  de  Saintignon:  »J'avois 
à  cœur,  d'y  (in  Metz)  assurer  l'établissement  d'une  société,  qui  soit 
assez  forte,  pour  réunir  et  stimuler  les  amateurs  de  l'étude  et 
des  recherches» s). 

')  In  seinen  geschichtstheorclischen  Anschauungen  scheint  Belle-Isle  voit 
Montesquieu  beeinflußt  zu  sein.  Dieser  versucht  in  seinem  »Esprit  des  lois« 
(1748)  »die  verschiedenen  Kultur-,  Staats-  und  Religionsgcbildc  aus  lokalen 
und  psychologischen  Einflüssen  zu  erklären«.  (Troeltsch.  Artikel:  »Aufklärung« 
in  der  Realencyklopadie  für  protestantische  Theologie  und  Kirche.  III.  Aufl. 
Bd.  2,  S.  281.)  Vgl.  auch  A.  Wahl,  Vorgeschichte  der  Französischen  Revolution. 
I.  127  und  ;I6(J. 

*)  Chabei  t.  a.  a.  0.  209. 


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Noch  andere  Motive  wirkten  bei  Belle-Isle  mit.  Wenn  er  in 
zwei  Briefen  an  die  Metzer  Stadlbehörden  und  das  Metzer  Parlament 
aus  dem  August  1760')  versichert,  er  habe  die  Gründung  der  >Société« 
als  Zeichen  seiner  Liebe  für  die  Stadt  veranlaßt,  so  hat  er  hiermit 
gewiß  nicht  geheuchelt.  Aber  seine  Liebe  für  die  Stadt  war  eine 
herrische  Liebe,  die  nicht  dulden  wollte,  daß  Metz  irgend  etwas  besäße, 
das  es  ihm  nicht  direkt  oder  indirekt  zu  danken  habe. 

Nach  all'  dem  könnte  es  scheinen,  als  ob  das  Verhältnis  des 
Marschalls  zur  Akademie  in  der  Art  aufzufassen  sei,  daß  hier  ein  durch 
seine  persönliche  Stellung  hervorragender  Mann  in  selbstherrischer 
Weise  eine  bereits  l>estehcnde  wissenschaftliche  Organisation  seinen 
Absichten  entsprechend  umgeformt  habe.  Das  Willkürliche,  das  einem 
solchen  Vorgange  anhaften  würde,  könnte  ihn  kaum  zum  Gegenstande 
besonderen  Interesses  inachen.  Ganz  anders  wird  aber  das  Bild, 
wenn  sich  herausstellt,  daß  der  Marschall,  mag  die  Art  seines  Vor- 
gehens noch  so  sehr  für  sein  persönliches  Wesen  bezeichnend  sein,  im 
letzten  Grunde  doch  nur  der  Träger  einer  großen  allgemeinen  Geistes- 
bewegung ist. 

Dem  Kenner  des  Frankreichs  Ludwigs  XV.  wird  bereits  bei  der 
Lektüre  des  {5  26  der  Akademiesatzungen  mit  seinem  starken  Betonen 
der  Interessen  der  Landeskultur  die  Erinnerung  an  ein  oft  citiertes  Wort 
Voltaires  gekommen  sein:  daß  etwa  um  die  Mitte  des  Juhrhunderts 
die  Nation,  gesättigt  mit  Versen,  Tragödien,  Romanen  und  theologischen 
Zänkereien,  über  das  Getreide  nachzudenken  begann2).  Diese  Zeit- 
stimmung fand  durch  Quesnay  in  dem  philosophisch-ökonomischen 
physiokratischen  Systeme,  dessen  Grundgedanke  sich  in  dem  Worte: 
•  La  terre  est  l'unique  source  des  richesses  «  zusammenfassen  läßt3), 
ihre  wissenschaftliche  Ausprägung,  und  in  dem  vielschreibenden  älteren 
Mirabeau  ihren  publicistischen  Verfechter:  und  wie  sehr  die  Lehren 
dieser  Männer  die  neue  Akademie  nach  Wunsch  ihres  Protektors  be- 
stimmen sollten,  zeigt  die  Bede,  welche  der  Direktor  Saint-Ignon  bei 
der  ersten  Sitzung  der  neugegründeten  Société  royale  hielt,  und  deren 
Wortlaut  in  einer  vom  Marschall  selbst  korrigierten  Form  vorliegt4). 

')  Mémoires  de  l'Académie  de  Met/.,  4i*  année  18Ö2.  474. 

»)  Citiert  nach  :  B.  Erdmannsdorf  Ter,  Mirabeau,  1900.  11)  und  A.  Wahl.  . 
Politische  Anschauungen  des  offiziellen  Frankreichs  im  18.  Jahrhundert,  1908,  18 

')  Vgl.  über  die  Physiokraten  :  M.  S  i  e  v  e  k  i  n  g,  Grund/.üge  der  neueren  Wirt- 
schaftsgeschichte, in  Meisters  Grundriß  der  Geschichtswissenschaft  Hd.  II,  Ab- 
schnitt 2.  S.  28  ff. 

*}  Fleur,  80  IT. 

Jahrbuch,  d.  Oes.  f.  lothr.  Geschichte  u.  Altertumsk  ,  -J0.  Johr«.  l!' 

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-    290  — 

Dieser  erste  Akademievortrag  ist  eine  Programmrede,  und  bewegt  sich 
in  den  Gedankengängen  des  oben  wiedergegebenen  Absatzes  26  der 
neuen  Satzungen.  Die  Sorge  für  die  »sciences  spéculatives»  soll  man 
der  Hauptstadt,  Paris,  überlassen;  in  Metz  dagegen  ist  der  Schwer- 
punkt auf  die  »sciences  utiles*  zu  legen.  Und  als  Hauptziel  wird  die 
Förderung  des  Ackerbaues  hingestellt,  dessen  Bedeutung  laut  gepriesen 
wird  auf  Kosten  des  Handels  und  der  Industrie  :  »11  paroist  etonnaut«, 
so  führt  der  Redner  aus.  »qu'un  royaume  aussy  éclairé  que  la  France, 
n'ait  pas  encore  senti,  que  l'agriculture  doit  faire  la  source  la  plus 
abondante  et  la  plus  assurée  de  sa  puissance  et  de  son  bonheur: 
qu'elle  peut  trouver  dans  son  sein  des  richesses  plus  interessantes, 
plus  durables  et  moins  casuelles,  plus  faciles  à  acquérir  et  a  con- 
server, que  celles,  qu'on  va  chercher  au  delà  des  mers,  aux  dépens 
de  la  vie  d'un  grand  nombre  de  citoyens.  <  Vom  Handel  dagegen  heisst 
es:  »En  tems  de  paix,  ce  commerce  amené  le  luxe  et  le  relâchement 
des  mœurs:  en  tems  de  guerre,  il  dépeuple  l'étal  et  ruine  beaucoup 
de  citoyens*. 

Wenn  unmittelbar  nach  dieser  Eröffnungssitzung  ein  Metzer 
Gegner  der  gouvernetnentalen  Färbung,  welche  die  Akademie  damals 
erhielt,  in  der  geistvollen  Form  der  politischen  Satyre,  die  schon  im 
Mittelalter  in  Metz  in  hoher  Blüte  stand1),  dem  Redner  vorwirft, 
Mirabeaus  »Ami  des  hommes  «  geplündert  zu  haben2)  —  so  hat  er 
allerdings  soweit  durchaus  Recht,  als  die  Tiraden  Saint-Ignons  auf 
Mirabeau  zurückgehen  —  daß  sie  es  aber  tun,  geschah  auf  ausdrück- 
lichen Wunsch  des  Marschalls. 

Belle-Isle  war  eben,  wie  fast  das  ganze  damalige  offizielle  Frank- 
reich, den  König  einbegriffen,  bewußter  Anhänger  der  physiokratischen 
Lehren,  die  gerade  damals  ihre  literarische  Formulierung  erhielten.  Die 
Gründe  für  diese  nahen  Beziehungen  zwischen  Physiokraten  und  Re- 
gierung sind  bekannt8),  im  Gegensatz  zu  der  früheren  Aufklärunjrs- 
literatur  politischen  Inhalts  waren  die  Physiokraten  in  Verfassungs- 
fragen  gleichgültig;  hielten  vielmehr  grundsätzlich  am  Absolutismus 
fest,  'Weil  sie  nur  von  einer  starken  Monarchie,  die  ohne  Hindernisse 
regierte,  die  Durchführung  der  wirtschaftlichen  Reformen  erhofften. 

M  Vgl.  die  politisch-satyrischen  Gedichte  aus  der  Zeit  des  »Vicrhcrrcn- 

krieges«  (1324— 132H;  :    G.   Wolfram,   die  Metzer  Chronik   des  Jaique  P«"* 

(Quellen  zur  lothringischen  Geschichte  Bd.  IV)  1!X)6.  S.  214  IT. 

*i  Fleur,  92  ff:  Vision  d'Etienne  B  ,  cyloyen  de  Metz. 

*)  Vgl.  darüher  z.  B.  A  Wahl,  Vorgeschichte  der  französischen  Revolution  I. 

li»0ö,  S.  14ö  f. 


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-    291  - 


ihnen  in  erster  Linie  am  Herzen  lagen«').  Solche  Lehren  hatten 
natürlich  bei  der  Regierung  einen  guten  Klang,  und  nicht  minder  wohl- 
tuend mußte  die  damalige  Zentralverwaltung,  die  so  sehr  alle  kleinsten 
Einzelheiten  in  zersplitternder  Vielgeschäftigkeit  der  eigenen  Entscheidung 
vorbehielt"),  der  Salz  der  Physiokraten  berühren,  daü  dem  Staate  das 
Recht  zustehe:  »de  former  l'esprit  des  citoyens  suivant  un  certain 
modele«  3).  Von  Machaull  d'Arnou ville  an.  der  von  1749  bis  1754  das 
wichtige  Amt  der  «contrôle  général  des  linances«  bekleidete,  »dem 
Physiokraten,  bevor  es  eine  physiokratische  Schule  gab«  *>,  herab  bis 
auf  Turgot  spricht  der  Geist  der  Physiokraten,  einzelne  Schwankungen 
abgesehen,  aus  den  Erlassen  der  Regierung  :  und  wenn  diese  Reformzeit 
keine  tiefgehendere  Wirkung  gehabt  hat,  so  lient  das  an  der  ünzu- 
verlässigkeit  des  Königs,  der  seine  Minister  immer  wieder  unkontrollier- 
baren Einflüssen  zu  liebe  fallen  liett. 

War  schon  die  Denkweise  der  Gesellschaftsklasse,  in  der  sich 
der  Marschall  bewegte,  auf  einen  physiokratischen  Ton  gestimmt,  so 
l>eeinflußte  ihn  seine  nächste  Umgebung  mich  bestimmter  in  der  ange- 
gebenen Richtung.  Der  Schwiegervater  seines  Sohnes,  des  jungen  Gisors, 
war  der  Duc  de  Nivernais,  »le  seigneur  le  plus  spirituel  de  la  cour-, 
wie  ihn  de  Tocqueville  nennt5).  In  jungen  Jahren  hatte  dieser  als 
(iesandter  in  Rom  den  »Esprit  des  lois.  Montesquieu*  vor  der  drohenden 
Gefahr,  auf  den  Index  gesetzt  zu  werden,  bewahrt:  später  sehen  wir  den 
älteren  Mirabeau  mit  ihm  und  seiner  Familie  in  engem  Verkehr  und 
Briefwechsel.  Seine  Mitgliedschaft  in  der  Pariser  Akademie  war  für 
ihn  keine  leere  Formsache,  sondern  als  Direktor  und  durch  zahlreiche 
Vorträge,  deren  elegante  Form  allgemein  geschätzt  wurde,  widmete  er  ihr 
seine  Kräfte.  Und  dieser  Mann,  der  Freund  des  großen  Publizisten  der 
physiokratischen  Schule  und  eitrige  Akademiker,  hat  Belle-Isle,  wie  wir 
aus  seinem  eigenen  Munde  wissen,  bestimmt,  in  Metz  eine  Akademie 
zu  errichten*). 

')  Wahl  a.  a.  O.  145. 

J)  de  Tocqueville.  L'ancien  régime  et  la  révolution,  2.  Aufl.  18ö«>,  S  11"  ff. 
Kap.  *i:    »Des  rweurs  administratives  sous  l'ancien  regime.« 
3j  de  Tocqueville  a.  a.  O  270. 

')  M.  Marion.  Marchault  d'Arnouville  1891,  S.  43ö. 

J)  Histoire  philosophique  du  régne  de  Louis  XV.  Bd.  II,  132.  Leber  den 
Duc  de  Nivernais,  vgl.  L.  Percy,  Le  duc  de  Niverrais.  T.  1:  I  n  petit-neveu  de 
Mazarin  1890.  T.  II:  La  lin  du  XVII«  siècle.  1891.  Kerner:  Grande  encyclopédie 
T  XXIV,  S.  1148. 

*)  D.  C  (  h  é  v  r  i  e  r  i ,  Le  codicille  et  l'esprit  ou  commentaire  des  maximes  poli- 
tiques de  M.  le-  maréchal  duc  de  Hclltsle.   Haag  1762  i*.  20.      Deutsch  übersetzt 

19* 


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-    292  - 


In  dem  »politischen  Testamente  Belle-Isle's  findet  sieh  dieser 
Hinweis  auf  den  entscheidenden  Einfluß  des  Duc  de  Nivernais:  und 
der  Marschall  bekennt,  er  sei  in  dieser  Angelegenheit  weitergeschoben 
worden  und  habe  gehandelt:  »un  peu  malgré  moi«.  Wir  erinnern 
uns,  mit  wie  eingehender  Gründlichkeit  der  Marschall  der  jungen  Aka- 
demie im  £  26  ihrer  Satzungen  vorgeschrieben  hatte,  nach  welcher 
Richtung  sie  ihre  Tätigkeit  zu  entfalten  habe,  und  sind  darum  zunächst 
erstaunt,  aus  seinem  eigenen  Munde  zu  erfahren,  er  sei  nur  mit 
halbem  Herzen  bei  der  Sache  gewesen.  Die  Lösung  erscheint  einfach, 
wenn  man  zweierlei  von  einander  unterscheidet.  Im  Dienste  der 
Landeskultur  wirken  zu  können,  lag  Bolle-Isle  praktisch  als  Verwal- 
tungsbeamten, theoretisch  als  Anhänger  der  physiokratischen  Lehren 
am  Herzen  ;  man  werfe  einen  Blick  in  die  hinterlassenen  Maximen  des 
Marschalls,  in  denen  er  sich  mit  Mirabeau  auseinandersetzt,  fortgesetzt 
den  Wert  des  Landbaus  preist  und  Erwägungen  anstellt,  wie  man 
durch  Steuererlasse  der  bäuerlichen  Bevölkerung  beispringen  und  über- 
haupt den  ländlichen  Wohlstand  heben  könne  und  man  wird  sehen, 
wie  eingehend  sich  Bclle-Isle  mit  diesen  Dingen  beschäftigt  hat.  Soweit 
es  sich  bei  dem  Akademieprojekt  um  die  Möglichkeit  handelte,  in 
diesem  Sinne  wirken  zu  können,  war  es  für  den  Marschall  gewiß 
äußerst  willkommen  ;  aber  ebenso  unsympathisch  war  es  für  ihn,  die 
Verwirklichung  dieser  seiner  Lieblingsideen  einer  Akademie  anver- 
trauen zu  sollen.  Denn  das  Akademiewesen  als  solches  —  darüber 
kann  kein  Zweifel  sein  —  erschien  Belle-Isle  in  hohem  Grade  ver- 
dächtig. Nicht  umsonst  hatte  er  in  die  Statuten  der  Société  royale 
die  Bestimmung  in  auffallend  schroffer  Form  hineingebracht,  daß  jede 
Beschäftigung  mit  Kragen  der  Religion  oder  des  Staates,  aber  auch 
alles  Debattieren  über  wissenschaftliche  Dinge  um  ihrer  selbst  willen 
ausgeschlossen,  jede  Aeußerung  zügellosen  und  satyrischen  Geistes 
verpönt  sein  solle.  Den  Marsehall  erfüllte  eben  ein  tiefes  Mißtrauen 
gegen  die  geistvollen  Räsonnements,  wie  sie  die  Aufklärungszeit  liebte, 
und  gegen  die  Organe,  welche  sie  sich  geschaffen  hatte,  die  Akademien. 
Deshalb  auch  die  gründliche  Revision  des  Mitgliederbestandes,  die  er 
bei  rrnwandlung  der  allen  Société  d'études  in  die  Société  royale  vor- 
nahm. Und  wenn  er  auch  zunächst  glaubte,  durch  den  i;  26  der 
Satzungen  das  Arbeitsgebiet  der  Metzer  Akademie  ganz  in  seinem 

bei:  Westphal,  Geschichte  der  Stadt  Metz,  Bd.  II.  S.  330.  —  Der  Duc  de  Nivernais 
wurde  deshalb  auch  zum  Ehrenmitglied  der  Met/er  Akademie  ernannt:  ebenso 
Mirabeau.  Vgl.  Fleur  137. 

')  C(hévrier)  a.  a.  0.  36—52. 


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Sinne  festgelegt  zu  haben,  so  hatte  er  doch  nicht  genügend  Garan- 
tien,  ob  nun  auch  ihre  Tätigkeit  wirklich  ausschliesslich  nach  der 
von  ihm  gewünschten  Richtung  sich  entfalten  würde;  das  Mißtrauen 
blieb.    In  einem  Schreiben  vom  2.  August  1700  an  die  Metzer  Stadt- 
behörden, in  welchem  er  diesen  die  Errichtung  der  Société  royale 
anzeigt,  fügt  er  ausdrücklich  die  Bitte  hinzu:  «Vous  inspirez,  je  vous 
prie,  les  membres  de  la  dite  Société  royale,  combien  il  importe,  que 
la  science  se  mette  au  service  de  l'humanité*  M.  Das  Mißtrauen  stieg, 
als  die  Société  zu  verhindern  suchte,  ihre  Sitzungen  dem  Wunsche 
des  Marschalls  entsprechend  in  das  Gouvernemenlsgebäude  zu  ver- 
legen, und  als  der  erste  Direktor  der  Akademie,  Saint-lgnon,  ihm  nicht 
rechtzeitig  das  Konzept  seiner  Eröffnungsrede  zur  Kontrolle  vorlegte. 8) 
Gerade  damals  tauchte  bei  dem  contrôleur  général  des  finances, 
Bertin,  ein  Plan  auf,  der  die  sehr  gemischten  Gefühle,  mit  denen  der 
Marschall  der  Société  royale  gegenüberstand,  in  das  Bedauern,  sie 
überhaupt  gegründet  zu  haben,  umschlagen  ließ.    Zur  Förderung  der 
Landwirtschaft  sollte  in  jeder  généralité  eine  «Académie  d"agriculture' 
eingerichtet  werden3},  ein  Projekt,  das  seit  1701  auch  Verwirklichung 
fand4).    Belle-Isle  war  von  diesem  Gedanken  ganz  eingenommen',  sah 
er  doch  in  ihm  die  Möglichkeit,  absolut  zuverlässige  Organe  zur  prak- 
tischen Umsetzung  der  physiokratischen  Ideen  zu  bekommen,  ohne 
sich  mit  den  Akademien  aller  Art,  die  für  ihn  einen  so  zweifelhaften 
Beigeschmack  hatten,  liieren  zu  müssen.  Aus  solchen  Gedanken  heraus 
schrieb  er  kurz  vor  seinem  Tode  seine  Ansichten  über  die  Akademien 
nieder6).  »Je  ne  reviendrai  plus  à  celle  de  Metz«,  so  beginnt  er,  » parce 
que  ce  ne'st  pas  mon  enfant  gâté*.  Die  Akademie  Française  und  die 
Pariser  Académie  des  sciances  erkennt  er  als  berechtigt  an  :  aber  gegen 
die  Akademien  der  Provinzstädte  hat  er  nur  schroffe  Ablehnung.  ^.Ie  pré- 
tends attaquer  toutes  ces  sociétés  litéraires,  ou  de  prétendus  beaux  esprits 
vont  raisonner,  au  lieu  de  négotier")  Si  1  on  veut  des  académies, 

')  Mémoires  de  l'Académie  impériale  de  Metz.    Jahrg.  42.  1862.  S.  474 

")  Fleur.  88-92. 

»)  G(hévrier)  a.  a.  O.  47. 

*)  Wahl,  a.  a.  O.  Bd.  I  S.  162. 

»i  C(hévricr)  a.  a.  O.  72  ff. 

")  Ganz  ähnliche  fïedankengiinge  linden  sich  in  einer  1757  erschienenen 
anonymen  Broschüre:  »l.f  citoyen  zélé,  ou  la  résolution  d'un  problème  intéressant 
sur  la  multiplicité  des  académies.  Sujet  proposé  par  l'Académie  Française.* 
London  1767.  Aus  der  F.inleitung  dieser  zeitgeschichtlich  höchst  interessanten 
Broschüre  erfahren  wir.  daß  dieses  Thema  17f>6  von  d<  r  Académie  Française 
gestellt  worden  war;  daf>  man  aber  von  einer  Preisverteilung  und  Drucklegung 
abgesehen  hatte    -  offenbar  um  die  empfindlichen  Geister  in  der  Provinz  nicht 


-    294  - 


qu'on  établisse  celle  d'agriculture  « l).  Das  abfällige  Urteil,  das  er  in 
seinem  Testamente  über  tien  Fleiß  und  die  Fähigkeiten  der  Metzer 
Akademiker  fällt*),  kann  unter  diesen  l'mständen  nicht  Wunder  nehmen. 

Der  passive  Widerstand,  den  die  Société  royale  ihrem  allzu 
selbstherrlichen  fondateur  et  protecteur  entgegensetzte,  ist  nur  zu  ver- 
ständlich und  entbehr!  gewiß  nicht  innerer  Berechtigung.  Man  bedenke, 
daß  durch  eine  strikte  Befolgung  der  Wünsche  des  Marschalls  aus 
einer  Vereinigung,  die  zur  Krholung  und  geistigen  Anregung  dienen 
sollte,  eine  Arbeitsorganisation  gouvernementalen  Charakters  geworden 

zu  verletzen.  Trotzdem  veröffentlichte  ein  Autor  anonym  seine  Beantwortung 
des  Themas,  die  vorzüglich  und  überzeugend  geschrieben  ist.  In  Hinblick  auf 
die  >*ocjétta  de  belles-lettres»  will  der  Verfasser  nur  die  Pariser  gelten  lassen; 
ähnliche  Einrichtungen  der  Provinz,  bekämpft  er  aber,  weil  sie  eine  Gefahr 
seien  für  den  »hon  goût  dans  la  nation»,  den  er  mit  Stolz  als  Frankreichs  kost- 
bares Erbe  des  17.  Jahrhunderts  preist,  und  weil  sie  nicht  geeignet  seien. 
•  citoyens  utiles»  zu  schaffen:  vielmehr:  «elles  les  arrachent  à  des  occupations 
solides  et  interessantes  pour  l'état. «  —  Es  ist  bezeichnend,  daß  1758  Dom  Jean 
François  in  der  damals  von  Belle-Isle  noch  unabhängigen  Metzer  «société  d'études» 
mit  Feuereifer,  aber  nicht  gerade  mit  viel  Geschick,  gegen  diese  Satze  losschlägt 
Fr  scheint  das  Objekt  seiner  Angriffe  nicht  zu  Ende  gelesen  zu  haben.  Denn 
sonst  hatte  er  sehen  müssen,  daß  der  Verfasser  der  Mroschüre  nur  die  «sociétés 
îles  belles-leltres«  der  Provinz  bekämpft:  aber  für  die  provincialen  »  académies 
ou  sociétés.  i|ui  n'ont  d'autre  objet,  que  de  cultiver  les  sciences  et  les  arts 
utiles.,  warme  Worte  der  Anerkennung  findet.  —  Broschüre  und  Entgegnung 
Dom  Jean  François"»:  Metzer  Stadtbibl.  Hs  13:17.  Bll.  301—331. 

')  Zunächst  freilich  schien  es,  als  sei  die  Metzer  Akademie  wirklich  das 
geworden,  was  dem  Marschall  kurz  vor  seinem  Tode  so  wünschenswert  erschien: 
eine  «Société  d'agriculture-.  Als  im  August  1760  Bertin  bei  der  Ausführung 
seines  Projektes  den  damaligen  Metzer  Intendanten  aufforderte,  er  solle  die  ein- 
leitenden Schritte  tun.  um  auch  in  Metz  eine  .société  d'agriculture»  zu  errichten, 
konnte  dieser  antworten,  der  Plan  sei  für  Metz,  bereits  erfüllt  durch  die  von 
Belle-Isle  ins  Leben  gerufene  société»,  deren  Hauptaufgabe  es  sei,  »de  s'attacher 
spécialement  a  la  tnelioration  des  terres,  a  la  multiplication  des  bestiaux,  et  a 
la  perfection  des  arts  utiles  aux  hommes.»  Lnd  noch  im  Jahre  1784  konnte  die 
Pariser  «Société  d'agriculture»  «lie  Melzer  Akademie  in  einem  Schreiben  bezeichnen 
als:  «la  société  royale,  qui  est  au  même  tems  société  d'agriculture»  und  diesen 
Brief  adressieren  an:  «le  secrétaire  perpétuel  de  la  société  royale  d'agriculture 
à  Met  -  «  Met/er  Stadtbibl  Hs.  1313.  Bl  1—30).  Ein  i  berblick  der  Preisan- 
gaben und  Vortragsthemen  der  Akademie  in  den  60er  und  70er  Jahren  erweist 
gleichfalls  ein  starkes  ('ber wiegen  der  Kragen  der  Landeskultur.  (Fleur  156  ff  u. 
384  ffl.  Dennoch  vergaß  die  Akademie  nie  ihre  Herkunft  und  empfand  die  von 
Belle-Isle  erzwungene  Einschränkung  ihres  Arbeitsfeldes  als  einen  unbilligen 
Zwang,  dem  sie  sich  nur  aus  Not  fügte.  (Vgl.  Fleur,  112.  Letzter  Absatz!.  —  Von 
1783  beginnen  Themen  allgemeiner  Art  wieder  häutiger  zu  werden  —  und  die 
erste  dieser  Preisarbeiten  w  urde  von  Bobespierre  gelöst.  ;  Fleur  163  und  404  1 
I  Vgl.  OUvrier)  a.  a.  (>.  20:  Westphal  a.  a  O.  III.  330. 


wäre,  die  von  den  Akademikern  ganz  Unbilliges  an  Arbeitslast  verlangt 
hätte.  Die  Erwartungen,  welche  der  Marschall  auf  der  einen,  die  Akade- 
miker auf  der  anderen  Seite  an  die  Akademie  stellten,  waren  eben  zu  ver- 
schieden, als  daß  eine  innere  Harmonie  zwischen  beiden  überhaupt 
nur  denkbar  gewesen  wäre.  Die  kleinlich-argwöhnische  Art  des  Mar- 
schalls ')  tat  das  ihre,  um  den  Widerstand  der  Akademiker  zu  reizen. 
So  erklärte  er  ihnen  z.  H.  im  Hinblick  auf  die  in  der  Akademie  üblichen 
physikalischen  Experimente  in  eigenhändigem  Schreiben,  die  Akademie 
sei  nicht  dazu  geschaffen,  daß  dort  mit  bereits  bekannten  physikalischen 
Apparaten  experimentiert  würde,  sondern  damit  von  ihr  neue  nützliche 
Maschinen  erfunden  würden8;.  Das  Verbot  der  -arts  de  pur  agré- 
ment «  und  der  Debatte  über  allgemeine  Themen  wurde  besonders  hart 
empfunden  :  und  als  zu  Beginn  der  Revolutionszeit  der  gouvernementale 
Druck  nachließ,  beanspruchte  man  mit  Nachdruck  gerade  diese  Dinge 
als  das  eigentliche  Tätigkeitsgebiet  der  Akademie3). 

Nicht  alle  Mitglieder  der  allen  »  Société  d  "études*  fügten  sich  den 
Wünschen  Relle-Isles  :  Schon  unmittelbar  nach  der  Gründung  der 
Société  royale  hatte  bereits  der  l'nabhängigkeitssinn  einiger  Metzer 
Akademiker  eine  Sécession  aus  der  Akademie  herbeigeführt:  1761  wurde 
die  Société  littéraire  de  Metz  gegründet,  die  später  den  Namen  Société 
de  Philathènes  annahm;  und  hier  spielten,  bezeichnenderweise,  die 
Mitglieder  des  Metzer  Parlaments,  also  die  politische  Opposition  gegen 
das  absolute  Königtum,  die  Hauptrolle4). 

Im  Rückblick  auf  das  bisher  Gesagte  dürften  sich  einige  ältere 
Versuche,  im  Verhältnis  des  Marschalls  zur  Société  royale  nur  herzliche 
und  harmonische  Züge  zu  betonen r'),  kaum  aufrecht  erhalten  lassen. 
Einmal  war  wohl  das  Material,  das  damals  zur  Verfügung  stand,  un- 
zureichend, l'nd  dann  dürfte  es  auch  für  beide  Teile,  für  Belle-Isle 
und  die  Société  royale,  ehrenvoller  sein,  wenn  man  in  ihnen  Vertreter 
verschiedener  Anschauungen  und  verschiedener  Interessen  erblickt,  die 
aus  inneren  Gründen  heraus  sich  aneinander  reiben  mußten,  als  wenn 
man  ein  Verhältnis  ungetrübter  Harmonie  auch  dort  anzunehmen 

geneigt  ist,  wo  ein  solches  schlechterdings  unmöglich  war. 

*  * 

* 

'i  Vgl.  über  diese  «amour  de  détail*  de»  Marschalls»  Fercy  a.  a.  O.  I,  485, 
ebd.  II.  55  Gedächtnisrede  des  Duc  de  Nivernais  über  den  verstorbenen  Mar- 
schall, welche  die  schroffen  Züge  im  Charakter  Belle-Isle's  nicht  verschweigt. 

*)  Kleur,  IM)  oben. 

»)  Fleur,  III». 

*)  Albers,  a.  a.  O. 

*)  Michel,  in  den  .Mémoires  de  l'Académie*  Jahrg.  28,  1847  S  III';  Rou- 
teiller,  ebd.  Jahrg  42,  1862  S.  I;  I.ederq,  ebd.  Jahrg.  43,  1862  S.  in. 


-    29ß  - 


II. 

De  Tocqueville,  der  geistvolle  Schilderer  des  ancien  régime, 
betont,  daß  um  1750  der  Wunsch  nach  Reformen  in  der  Nation  die 
Forderung  nach  Rechten  überwog:  daß  aber  zwanzig  .lahre  später 
das  Lockbild  der  politischen  Freiheit  die  Geister  immer  ausschließlicher 
in  seinen  Bann  zog1).  Im  Mikrokosmos  Metz  sehen  wir  kurz  nach 
der  Mitte  des  Jahrhunderts  physiokratische  Reformideen  am  Werke; 
ein  Vierteljahrhundert  später  melden  sich  auch  hier  politische  Forde- 
rungen gebieterisch  zum  Wort. 

In  diese  Verhältnisse  führt  uns  der  Metzer  Museumsstreit  der 
•lahre  1785/8.$,  der  für  die  Société  royale  eine  schwere  Krisis  herbei- 
führen sollte. 

Anfang  Juli  178;")  tauchte  in  der  Akademie  der  Plan  auf,  nach 
dem  Vorbilde  von  Paris  und  einiger  Provinzstädte,  z.  B.  Toulouse,  in  Metz 
ein  »Museum«  zu  errichten.  Der  Gedanke  fand  innerhalb  und  außer- 
halb der  Akademie  lebhafte  Zustimmung,  und  schon  am  25.  Juli  fanden 
die  von  einer  Kommission  bearbeiteten  Statuten  des  unter  der  Direktion 
der  Akademie  zu  errichtenden  neuen  »Museums«  einstimmige  Annahme. 

In  der  Begründung  dieses  Entwurfes  wird  der  Vorteil  eines 
solchen  Institutes  für  die  strebsame  Jugend  zu  Bildungszwecken,  als 
eines  Mittelpunktes  für  die  geistig  regsamen  Elemente  der  Stadl,  und 
als  einer  Stätte,  welche  nähere  Beziehungen  zwischen  Militär  und  Zivil 
erleichtern  könne,  hervorgehoben.  Zur  Uebernahme  der  Initiative  in 
dieser  Angelegenheit  und  der  späteren  Leitung  des  neuen  »Museums« 
sei  die  Akademie  schon  deshalb  berufen,  weil  sie  geeignete  Lokale  zur 
Verfügung  stellen  könne,  und  in  ihrer  Bibliothek,  ihrem  Laboratorium 
sowie  ihren  wissenschaftlichen  Kursen  feste  Stützpunkte  gegeben  seien, 
an  die  sich  das  neue  »Museum«  zwanglos  angliedern  könne. 

Man  sieht,  unter  diesem  »Museum«  ist  ganz  etwas  anderes  zu 
verstehen,  als  das  heutige  »städtische  Museum«  von  Metz.  Man 
plante  eine  Art  Lesehalle  für  einen  geschlossenen  Kreis  von  Personen. 
Die  einzelnen  Bestimmungen  des  Entwurfs  geben  hierüber  vollen  Auf- 
schluß. Gegen  Zahlung  eines  Jahresbeitrages  von  36  liv.  sollen  bis 
zu  150  Mitgliedern,  auf  deren  Auswahl  der  Akademie  ein  weitgehender 
Einfluß  eingeräumt  ist,  zugelassen  werden.  Die  Verwaltung  liegt  in 
den  Händen  der  Akademie,  die  auch  die  Aufsichtsbeamten  bestellt. 
Alle  Tage  im  Jahre,  von  morgens  9  I  hr  bis  abends  9  Öhr,  sind  den 
Museumsmitgliedern  zwei  Säle  der  Akademie  geöffnet:  ein  Konver- 

l)  L'an,  ien  rvgime  i  l  la  n-volution.  2.  Aull.  Sv  274. 


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.sations-  und  ein  Lesesaal.  Im  Konversalionssaal  liegen  politische  Zei- 
tungen und  Kartenwerke  aus;  im  Lesesaal  literarische  Zeitschriften, 
buchhändlerische  Neuigkeiten  und  die  auf  die  schwebenden  Prozesse 
der  Hauptstadt  bezüglichen  Prozeßschriften.  Auch  steht  es  den  Mit- 
gliedern frei,  in  diesem  Saaje  Bücher  aus  der  Akademie-Bibliothek 
einzusehen.  Jährlich  sollen  fünf  Kurse  stattfinden:  Chemie,  Natur- 
geschichte, Mathematik,  Geschichte  und  Handelslehre  werden  als  Ar- 
beitsfächer genannt.  Gelehrte  und  Künstler  können  mit  Zustimmung 
der  Akademie  im  Museum  ihre  Arbeiten  auslegen.  Oeffentliche  Ver- 
lesung derartiger  Werke  in  einer  Sitzung  des  >Museums«  kann  unter 
Vorsitz  des  Direktors  der  Akademie  stattfinden,  wenn  das  Werk  zuvor 
in  einer  Sitzung  der  Akademie  verlesen  wurde.  Vom  25.  August  an 
sollte  die  Einzeiclmung  der  Museumsmitglieder  vorgenommen,  und  schon 
am  11.  November  das  Museum  eröffnet  werden. 

Diese  Vorschläge  wurden  also  am  25.  Juli  zum  Beschluß  erhoben. 
Line  Deputation  sollte  die  —  wie  man  anzunehmen  schien  —  rein 
formale  Genehmigung  des  damaligen  Protektors,  des  Marschalls  Duc  de 
Broglie,  einholen. 

Doch  zerschlug  sich  die  geplante  Deputation  ;  statt  dessen  ersuchte 
der  damalige  Akademie- Sekretär.  l,e  Payen,  in  warmen  Worten  schrift- 
lich den  Marschall  um  seine  Zustimmung. 

Dieser  Zustimmung  muß  man  sehr  gewiß  gewesen  sein.  Denn 
als  bis  zum  25.  August  keine  Antwort  des  Marschalls  eingelaufen 
war,  legte  man  unbedenklich  die  Listen  zum  Einzeichnen  der  Museums- 
mitglioder  aus.  und  /.war  mit  so  günstigem  Krfolge,  daß  bis  Anfang 
September  l>ereits  f»2  Unterschriften  aus  allen  gebildeten  Bürgerkreisen 
der  Stadt  und  von  Offizieren  der  Garnison  vorlagen').  Gewiß  ein 
Beweis  dafür,  daß  das  Museumsprojekt  einem  wirklichen  Bedürfnis  der 
Zeit,  nicht  der  Laune  einzelner  Akademiker  entsprang. 

Da  kam,  wahrscheinlich  wie  ein  Blitz  aus  heilerem  Himmel,  des 
Marschalls  Antwort.  Die  Ablehnung  des  Projekts  erfolgte  in  denkbar 
schroffster  Form.  Der  Marschall  schreibt:  »Quant  à  la  délibération 
relative  à  l'établissement  d'un  musée  sous  la  direction  de  la  société 
royale,  je  lui  refuse  mon  approbation  quant  à  présent,  et  je  défend 
absolument,  qu'il  soit  procédé  à  l'exécution  de  ce  projet,  n'y  reçu  de 
souscriptions;  vous  ferés  part  de  cette  défense  à  l'Académie». 

Noch  gab  die  Akademie  ihre  Saehe  nicht  verloren.  Um  Zeit  zu 
gewinnet),  sprach  der  Sekretär  in  einem  neuen  Sehreiben  an  den  Mar- 
schall von  der  Unmöglichkeit,  die  Mitglieder  jetzt  zu  benachrichtigen, 

Die  Liste  abgedruckt  bei  Fleur.  S.  134. 


I 

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I 


-     298  - 

da  die  Akademie  in  Ferien  sei:  und  dem  Verbote,  Unterschriften  7.11 
sammeln,  stände  die  Tatsache  entgegen,  daß  bereits  62  Unterschriften 
vorlägen.  Wichtiger  als  diese  zweifelhaften  —  und  wie  sich  zeiget) 
sollte,  sehr  gefährlichen  Verlegenheitsgründe  war  der  Hinweis  auf 
den  inneren  Zusammenhang  des  Museumsprojektes  mit  den  Aufgaben 
der  Akademie  und  die  Tatsache,  daß  der  Akademie  im  Hinblick  auf 
die  Errichtung  des  Museums  von  verschiedenen  Seiten  reiche  Geldmittel 
zur  Verfügung  gestellt  seien,  die  ihr  verloren  gehen  würden,  wenn 
sich  das  Projekt  in  letzter  Stunde  zerschlüge1). 

Die  Antwort  des  Marschalls  vernichtete  auch  den  letzten  Best 
von  Hoffnung.    Die  Ausrede,  daß  die  Akademie  in  Ferien  sei,  schlug 
er  mit  der  harten  aber  treffenden  Bemerkung  nieder,    daß  es  ein 
leichtes  sei,  die  in  oder  um  Metz  wohnenden  Akademiker  von  seinem 
Verbot  zu  benachrichtigen,  ob  Ferien  seien  oder  nicht.  Besonders 
unklug  erwies  sich  der  Versuch  der  Akademie,  den  Umstand,  daß 
bereits  62  Unterschriften  gesammelt  wären,  dem  Verbote  des  Marschalls 
gegenüber  als  >fait  accompli  «  auszuspielen.    Dürfte  doch  schon  bei 
dem  ersten  Schreiben  des  Marschalls  der  ungewöhnlich  scharfe  Ton 
durch  das  Sammeln  von  Unterschriften  ohne  seine  Zustimmung  zu 
erklären  sein.  Die  neue  Berührung  dieses  Punktes  seitens  der  Akademie 
erweckte  beim  Marschall  außer  dem  Zorn  noch  den  Spotl.    Die  An- 
gelegenheit läge  sehr  einfach:  denn  entweder  hätten  die  in  der  Liste 
Verzeichneten  nur  ihren  Namen  eingetragen,   oder  gleichzeitig  ihren 
Beitrag  bezahlt.    »Dans  le  premier  cas.  vous  n'avez  rien  ä  faire,  dans 
le  second,  vous  leur  rendrés  leur  argent  :  cela  n'est  point  embarras- 
sant».   Und  dann  hält  der  Marschall  der  Akademie  das  Ungehörige 
ihres  Verhaltens  vor.    Er  weist  darauf  hin,  daß  sie  ohne  seine  aus- 
drückliche Genehmigung   satzungsgemäß  überhaupt  keinerlei  Schritte 
vornehmen  dürfe,  und  sehließt  mit  den  Worten:  'Une  conduite  aussi 
peu  convenable  ne  seroit  pas  faite,  quand  d'autres  considérations  ne 
s'y  opposeraient  pas,  pour  m  engager  à  donner  mon  approbation  à 
l'établissement  de  ce  musée  sous  la  direction  de  la  Société  royale.  Je 
la  refuse  donc  de  nouveau,  quant  à  présent,  et  renouvelle  la  deffense,  qu'il 
soit  procédé  à  son  exécution,  n'y  reçu  de  souscriptions,  pour  y  concourir.' 

l)  Audi  die  Stadtverwaltung  lialtc  ihre  Intei  Stützung  zugesichert:  und 
zwar  in  Erwartung,  daß  das  neue  Museum  eine  Forderung  der  Pflege  der 
deutschen  Sprache  bringen  würde:  >  Monsieur  le  maître-edievin,  pensant 
tju'il  seroit  utile  ifdal'lir  au  musée  un  profetsntr  <if  lomjue  allemiindt,  a  fait 
espérer,  que  la  ville  pourrait  chaque  année  fournir  à  cet  effet  une  somme  de 
cent  cinquante  livres.  Ce  magistrat  a  même  annoncé,  qu'il  lui  ferait  don  per- 
sonnellement du  grand  vocabulaire». 


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In  der  Sitzung  vom  21.  November  teilte  der  Sekretär  der  Aka- 
demie den  Wortlaut  der  beiden  Schreiben  des  Marschalls  mit.  Jetzt 
gab  man  das  Museumsprojekt  ganz  auf:  behielt  sich  aber  vor.  den 
rnterzeichnern  du»  wahren  Gründe  mitzuteilen,  um  jeden  Verdacht 
»  d'inconstance  dans  sa  détermination  et  d'incxactidudc  dans  ses  enga- 
gerons»,  zu  vermeiden  und  protestierte  feierlich  gegen  den  Ton  der 
beiden  Briefe  des  Marschalls,  «en  ce  qu'elles  énoncent  ses  intentions 
en  termes  prohibitifs,  inusités  jusqu'ici  à  l'égard  des  corps  littéraires*. 
Damit  war  der  Kriegszustand  zwischen  der  Akademie  und  ihrem  ge- 
borenen Protektor  gegeben. 

Diese  Fehde  endete,  wie  vorauszusehen  war,  mit  einer  vollstän- 
digen Niederlage  der  Akademie.  Der  Marschall  de  Broglie  wendete 
sich  nach  Versailles,  an  den  Marschall  de  Ségur,  den  damaligen  Kriegs- 
minister, der  die  Angelegenheit  dem  Könige  vorlegte.  Das  Ergebnis 
dieser  Vorgänge  am  königlichen  Hof  war  ein  Brief  Ségur's  M  an  den 
damaligen  Akademiedirektor,  den  Abbé  de  Saintignon,  der  das  Verhalten 
der  Akademie  in  der  ganzen  Angelegenheit  aufs  schärfste  verurteilte. 
Zu  dem  Sammeln  von  Unterschriften  für  das  neue  Museum  vor  Ein- 
willigung des  Marschalls  Broglie  erblickte  man  auch  in  Versailles  einen 
schweren  Verstoß  gegen  die  Satzungen  der  Akademie.  Die  von  der 
Akademie  vorgebrachte  Entschuldigung  fand  man  »  mauvaise»  und 
»indecente«;  die  Vorgänge  in  der  Sitzung  vom  21.  November  trügen 
•  les  caractères  les  plus  répréhensibles*.  Der  Akademie  wurde  »le 
plus  grand  mécontentement»  des  Königs  ausdrücklich  ausgesprochen. 
Der  letzte  Absatz  des  Schreibens  mußte  den  damaligen  Direktor  be- 
sonders empfindlich  treffen.  Er  lautet:  >Au  reste  elle  (Su  Majesté)  a 
été  infiniment  surprise,  qu'un  homme  de  votre  naissance  et  de  votre 
état  ne  se  soit  pas  refusé  à  laisser  prendre  par  une  compagnie  qu'il 
présidait  une  délibération  aussi  peu  convenable».  Dann  läßt  der  König 
den  Direktor  ausdrücklich  an  die  »ordrcs«  erinnern,  die  Ludwig  XV. 
im  Jahre  1770  dem  damaligen  Akademiedirektor  hatte  zukommen 
lassen:  >que  les  obligations  de  la  place,  que  vous  remplissez,  sont 
de  veiller  avec  autant  de  fermeté  que  de  prudence  à  ce  qu'il  ne  se 
passe  rien  dans  ses  assemblées,  qui  ne  réponde  à  l'institution  de  ce 
corps,  et  qu'à  plus  forte  raison  vous  devez  en  bannir  tout  ce  qui 
pourroit  y  altérer  la  décence  et  le  bon  ordre». 

Mit  diesem  Briefe  war  der  Widerstand  der  Akademie  gebrochen. 
Der  Direktor  wurde  in  der  Sitzung  vom  26.  Juni  beauftragt,  heim 

')  Fleur  \2i)  IV.  —  Dort  auch  ilie  übrigen  nicht  einzeln  filierten  Stücke 
über  <leti  Museumsslreit  in  elironolojiisrher  Folge:  S.  Iii»  -13fi 


-    300  - 


Marschall  das  Bedauern  der  Akademie  auszusprechen  und  den  Mar- 
schall zu  bitten,  die  Akademie  zum  Empfang  zuzulassen.  Dieser  fand 
am  29.  Juni  statt,  und  damit  war  der  offizielle  Friede  wieder  hergestellt. 

*  * 

* 

Eine  so  eingehende  Darstellung  des  Kampfes  zwischen  Akademie 
und  Regierung  um  das  Museumsprojekt  dürfte  ihre  Derecht igung  darin 
finden,  daß  diesen  Vorgängen  eine  typische  Bedeutung  für  die  dama- 
ligen Zeitverhältnisse  zuzukommen  scheint.    Wir  stehen  am  Vorabend 
der  Revolution.    Und  in  Spiel  und  Widerspiel  läßt  sich  beobachten, 
wie   beide  Parteien   durch    die    bereits    fühlbar  gewordene  Span- 
nung  beeinflußt    werden.    Der  Akademie   als  solcher  war  ja  die 
Beschäftigung  mit  Fragen  des  religösen  und  politischen  Lebens  ver- 
boten ;  und  für  eine  Diskussion  derartiger  Fragen  paßte  auch  die  etwas 
schwerfällige  akademische  Organisation  nicht.    Nun   aber  .stieg  das 
Interesse  an  politischen  Dingen  im  Lande,  nicht  zuletzt  auch  in  Metz, 
und  verlangte  nach  Aussprache  und  Gelegenheit  sich  zu  unterrichten. 
Auf  dieses  Bedürfnis  war  das  Museumsprojekt  mit  seinem  Sprech-  und 
Lesesaal,  seinen  politischen  Zeitungen,  literarischen  Neuigkeiten,  Karten- 
werken und  Prozeßschriften  der  Sensationsprozesse  der  Hauptstadt 
direkt  zugeschnitten.    Die  geplanten  Wissenschaft  liehen  Kurse  treten 
hinter  diesen  Zwecken  sehr  zurück  —  wenn  sie  nicht  etwa  gar  als 
Draperie  der  Regierung  gegenüber  gedacht  waren.    Broglie  war  auf 
jeden  Fall  nicht  der  Mann,  um  sich  durch  dieses  Mänlelchen  beirren 
zu  lassen.  Er  durchschaute  die  bewußte  oder  unbewußte  politische  Ten- 
denz, die  in  dem  Museumsprojekte  steckte,  und,  als  Staatsmann  des  ancien 
régime,  haßte  er  sie.  Andererseits  aber  verbot  ihm  die  politische  Klug- 
heit, die  politischen  Leidenschaften  durch  brüske  Ablehnung  des  Mu- 
seumsprojektes aus  diesen  Gründen  noch  zu  schüren.    Er  wartete  also 
ab  —  und  die  Unvorsichtigkeit  der  Akademie  gab  ihm  bald  die  will- 
kommene Gelegenheit,  aus  formalen  Gründen  das  ganze  Projekt  zu 
Fall  zu  bringen,  und  die  Akademie  noch  obendrein  ins  Unrecht  zu 
setzen  und  aufs  schwerste  zu  demütigen. 

In  Metz  aber  wird  die  Erregung  über  die  Schroffheit,  mit  der  die 
Regierung  die  Wünsche  der  besten  Kreise  der  Bürgerschaft  zurück- 
gestoßen hatte,  noch  nachgezittert  haben  :  und  als  im  Herbste  des 
.lahres  1780  die  HalsbandaiTäre  bekannt  wurde,  und  der  unheilvolle 
Prozeß  gegen  die  Schuldigen  begann,  war  so  auch  in  Metz  der  Boden 


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aufs  beste  vorbereitet,  um  jene  erste  leichte  Gährung  entstehen  zu  lassen, 
die  damals  in  Paris  und  der  Provinz  die  Gemüter  in  ihren  Bann  zog  M. 


Den  Aeußerungen  des  geistigen  Lebens  im  vorrevolutionären  Metz 
nachzugehen  war  der  Zweck  dieser  Ausführungen.  Dabei  erwies  es 
sieh  als  unumgänglich  notwendig,  immer  wieder  auf  Paris  sein  Augen- 
merk zu  richten.  Hemmend  und  fördernd  machte  sich  der  dominie- 
rende Einfluß  der  Hauptstadt  geltend.  Von  ihr  kamen  die  neuen  Ideen, 
von  ihr  aber  auch  der  gouvernementale  Druck.  Und  so  bestätigt  auch 
Metz  an  seinem  Teil  die  Wahrheit  des  Wortes,  das  Tocqueville  im 
Rückblick  auf  die  Entwicklung  des  18.  Jahrhunderts  geprägt  hat*): 
»Paris  avait  achevé  de  dévorer  les  provinces*. 

Vi  Wahl.  a.  a.  0.  I,  315  ff. 

»)  De  Toctjueville  a.  a.  O..  2.  Aull.,  S.  130. 


* 


* 


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I 


-    302  — 


I 


Die  Mundart  von  Hattigny  und  die  Mundart  von  Ommeray 
nebst  lantgeograpbiscber  Darstellung  der  DiaiektgreDze  zwischen 
Vosgien  and  Saunois  (Lothringen). 

Von  Dr.  Callais. 


EINLEITUNG- 


Den  Gedanken,  den  Dialekt  meines  Heimatdorfes  Hattigny  (vgl.  die 
Karte  78,  Vosgien)  wissenschaftlich  zu  behandeln,  verdanke  icli  zunächst 
dem  günstigen  Imstande,  daß  ich  selbst  denselben  von  .lugend  auf 'geläufig 
spreche  und  daß  ich  in  ineinen  Ferien,  die  ich  stets  zu  Hause  unter 
Dialektsprechenden  zubrachte,  immer  wieder  die  beste  Gelegenheit 
hatte,  ihn  aufzufrischen  1  j.  Darin  bestärkten  mich  dann  meine  Univer- 
sitätslehrer Prof.  Gru'ber  in  Straßburg.  Gilliéron  in  Paris  und  besonders 
Prof.  W.  Fo-rster  in  Bonn,  der  einen  ersten  Kutwurf  dieser  Studie  als 
Seminaraufnahmearbeit  genehmigte  und  mir  den  Hat  gab,  denselben 
zu  einer  Dissertation  weiter  auszuarbeiten.  Neue  Anregung  ward  mir 
auch  zu  teil,  als  mich  Prof.  Zéliqzon  bereitwillig  als  Mitarbeiter  am 
Wörterbuche  der  lothringischen  Patois  aufnahm,  welches  im  Auftrage 
der  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  und  Altertumskunde  in 
Angriff  genommen  ist. 

1  '  Eine  wertvoll«;  Quelle  war  für  mich  Frau  Joséphine  Chouppe  aus 
Hattigny,  Stickerin.  Dieses  i\h  .Jahre  alte  Mütterchen  von  ungetrübtem  Gedächt- 
nisse spricht  meisterhaft  das  reinste  Patois.  Frau  Chouppe  gebraucht  fast  aus- 
schließlich die  Mundart,  daneben  ein  sehr  stark  patoisiertes  Französisch  An 
ihrer  Aussprache  habe  ich  meine  Sprechweise  unablässig  kontrolliert  und  ihr 
verdanke  ich  mein  ganzes  Material  an  selteneren  Wörtern  und  Wendungen  im 
(ilossar.  sowie  da.s  meiste  Material  meiner  Texlsammlung. 

Mein  ganzes  Material  aus  Ommeray  {ï!>.  Saunoi«)  verdanke  ich  den  Herren 
Emile  Lesdalons  und  Auguste  Dieudonné.  beide  aus  Ommeray. 


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Zur  Einführung  in  die  lothringische  Dialektkunde  dienten  mir 
A.  Hornings  zahlreiche  Schriften  über  die  Mundarten  des  Ostens. 
Horning  schulde  ich  die  vortrefflichste  Schulung.  In  erster  Linie 
kommen  in  Betracht  „Die  ostfranzösischen  Grenzdialekte  zwischen 
Metz  und  Beifort"  —  abgekürzt  OG  —  in  Französ.  Stud.  V,  18H7. 

In  diesem  grundlegenden  Buche  hat  Horning,  indem  er  die 
Dialekte  des  Ostens  in  Mundartengruppen  (A,  B,  ('.,  Ü,  K.  F,  G  — 
B  stellt  das  Saunais,  C  das  Vosgitn  ')  dar)  einteilte,  zum  ersten  Male 
Stellung  genommen  zu  der  Dialektgrenzenfrage  {OGt  S.  2 — 4),  welche 
damals,  wie  noch  heute,  von  den  einen  bejahend  (Ascoli,  Tourtoulon 
und  Bringuier,  W.  Fterster),  von  den  andern  verneinend  (Schuchardt, 
P.  Meyer,  G.  Paris,  Gilliéron)  beantwortet  wurde.  Des  längeren  hat 
Horning  dann  später  diese  seine  Ansichten  über  die  Existenz  von 
Dialektgrenzen  ausführlich  verteidigt  in  dem  wichtigen  Artikel  „Über 
Dialektgrenzen  im  Bomanischen",  Zeitschrift  für  romanische  Philo- 
logie XVII,  1893.  Seitdem  ist  die  Frage  dann  besonders  durch  Gauchat 
glänzend  erörtert  worden  in  Herrigs  Archiv  CXI,  1903.  S.  365:  „Gibt 
es  Mundartgrenzen  ?"  In  dieser  Schrift  werden  mehrere  Dialektgrenzen 
für  die  romanische  Schweiz  nachgewiesen  und  auf  einer  Karte  graphisch 
dargestellt . 

Gereizt  einerseits  durch  diesen  Zwist  in  den  Meinungen,  andererseits 
dadurch,  daß  ich  immer  die  Bauern  vom  patwe  d  I»;  motên  (putois  de 
la  montagne)  oder  mötinyo/  (montagnard,  d.  i.  das  Vusgieri)  sprechen 
hörte  im  Gegensatze  zum  patwe  di  pyr  pçyi  (patois  du  piain  pays,  d.  i. 
das  Saunois)  fühlte  ich  mich  nun  veranlaßt,  die  Mundartgrenzenfrage 
selbst  auch  für  meine  Gegend  zu  entscheiden.  Rein  empirisch  vor- 
gehend durchzog  ich  also  von  Dorf  zu  Dorf  reisend  das  Gebiet,  welches 
ungefähr  zwischen  Schirmeck  (142),  Saarburg  (,jV»),  Dieuze  (7),  Luné- 
ville  (f>2),  Baccarat  (ll'J),  Haon-l'Etape  (1~>2)  und  Senones  (156)  liegt. 
Das  Ergebnis  meiner  Untersuchung  ist  die  Lautkarte:  ein  dichtes 
Bündel  zahlreicher  (über  15)  paralleler  Lautgrenzen  zieht  sich  zwischen 
Vosgicti  und  Saunois  hin  und  bewirkt  eine  schroffe  Dialektgrenze. 
Somit  ist  erwiesen,  mit  welch  gutem  Hechle  Horning  für  Lothringen 
in  der  Mundartgrenzenfrage  gegen  P.  Meyer  und  G.  Paris  auftreten 
konnte. 

Der  Uebergang  vom  V»sgin>  zum  Saunois  und  umgekehrt  ist  so 
jäh,  daß  in  der  Tat  die  Bewohner  beider  Mundartgebiete  sich  gegen- 

')  Die  Mundart  der  Gruppe  V.  müßte  im  Vergleiche  zu  D,  E,  F,  welche 
ebenfalls  Vogesendialekte  sind,  eigentlich  „nördliches  Votgien-'  genannt  werden. 
Der  Kürze  halber  sage  ich  schlechtweg  Voigten. 


304  - 


1 


seitig  nicht  verstehen.  Im  Verkehre  miteinander  pflegen  sie  daher 
nicht  Dialekt  zu  sprechen,  sondern  das  allgemeine  Aushilfemittel  ist 
die  französische  Sprache.  Kin  Mann  aus  Verdenal  (100),  Herr  Marchai. 
Wirt,  60-jährig,  gab  mir,  wie  ich  später  kontrollierte,  genau  und  richtig 
an,  er  wäre  in  der  ganzen  Umgegend  gereist  und  nach  Süden  bis 
Baccarat  (149),  nach  Osten  und  Norden  bliebe  sich  seine  Mundart  (Vosgim\ 
von  geringen  Verschiedenheiten  abgesehen  gleich;  im  Westen  dagegen 
mache  sich  eine  Veränderung  bemerkbar  und  er  selbst  verstände  das 
Patois  von  Xousse  \4l,  Saunois)  nicht.  Ein  in  Hattigny  (78)  dienender 
Knecht  aus  Bisping  (6)  versicherte  mir,  er  hätte  anfangs  die  Mundart 
von  Hattigny  nicht  verstanden  und  seinen  eigenen  Dialekt  nicht  ge- 
braucht, um  nicht  verlacht  zu  werden,  sondern  immer  französisch  ge- 
sprochen. Ebenso  sagte  mir  eine  Frau  aus  Germingen  (10),  sie  hätte 
in  St.  Quirin  (».¥)  von  ihrem  Dialekte  keinen  Gebrauch  machen  können, 
sondern  sich  der  französischen  Sprache  bedienen  müssen. 

Die  Bewohner  zweier,  zwar  durch  die  Dialektgrenze  geschiedener, 
aber  doch  sehr  benachbarter  und  durch  eine  Straße  verbundener  Dörfer, 
wie  z.  B.  Avricourt  (s4)  und  Moussey  ilo),  welche  nur  8  kni  von- 
einander entfernt  sind,  werden  sich  allerdings  auch  in  ihrem  Dialekte 
verständigen  können.    Dies  ist  aber  nur  dadurch  möglich  geworden, 
daß  sie  im  häufigen  Verkehre  die  ihnen  fremde  Mundart  lernen  mußten 
und  gelernt  haben.    Wenn  wir  ganz  allgemein  annehmen,  daß  die 
Orte  B  und  C  dicht  bei  einander  gelegen  sind  und  zwar  durch  kein 
den  Verkehr  hinderndes  Hemmnis,  aber  doch  durch  eine  Dialcktgrenze 
getrennt  sind,  ferner  daß  A  diesseits  von  B  und  daß  D  jenseits  von  C 
einigermaßen  entfernt  liegen  (  A  BC  D),  so  gilt:  1  )  B  versteht  C  und  umge- 
kehrt. 2l  A  versteht  B,  aber  nicht  C  und  D,  3)  D  versteht  C,  aber  nicht  B 
und  A,  4)  A  versteht  B,  B  versteht  C,  C  versteht  D,  und  umgekehrt.  In- 
sofern, wie  4)  zeigt,  bleibt  die  Kontinuität  auch  zwischen  Vosyicn  und 
Saunois  in  gewissen  Ortschaften  gewahrt,  aber  dies  ist  eben  nur  eine 
Kontinuität  des  Verständnisses  und  sie  gilt  nur   für  gewisse  Ort- 
schaften.   Dagegen  gilt  sie  nicht  z.  B.  für  Gondrexange  (6'2)  und  Azou- 
dange  (XI),  welche  durch  einen  See  und  durch  dichten  Wald  ohne 
bequemen  Verkehrsweg  voneinander  geschieden  sind.    Es  wäre  nun 
natürlich  falsch,  von  der  Kontinuität  im  Versländnisse  auf  die  Kon- 
tinuität des  Dialektes  schliessen  zu  wollen.    Wer  so  denkt,  begeht  den 
logischen  Fehler,  daß  er  die  Fatoissprechenden  mit  dem  Patois  selbst 
verwechselt.    Wir  haben  hier  ungefähr  denselben  Fall,  wie  wenn  ein 
Franzose  und  ein  Deutscher,  welche  beide  deutsch,  resp.  französisch 
gelernt  haben,  sich  derartig  unterhalten,  daß  jeder  seine  Muttersprache 


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gebraucht.  Beide  verstehen  sieh  gegenseitig,  —  und  doch  existiert  die 
deutsch-französische  Sprachgrenze. 

—  In  OG  ist  die  Grenze  zwischen  Vosgicn  und  Saunais,  wenn 
auch  nur  sehr  summarisch  angegeben,  so  doch  in  ihrer  Hauptrichtung 
erkannt  und  bis  zwischen  Avricourt  (*/)  und  Moussey  (40)  angegeben. 
Sie  beginnt  an  der  deutsch-französischen  Sprachgrenze  westlich  von 
Saarburg  (56)  zwischen  Kirschberg-am-Wald  (55)  und  Rodt  (15)  und 
läßt  sich  südwestlich  verlaufend  zunächst  bis  östlich  von  Lunéville  (52) 
verfolgen.  Die  östlichsten  Orte  des  Saunois  sind  von  Norden  nach 
Süden:  Rodt  (15),  Langenberg  (16),  Azoudange  (21),  Maizières  (.Vi), 
Moussey  (40)  ;  auf  französischem  Boden  :  Remoncourt  (42),  Xousse  (41), 
Vaucourt  (.?»),  La  Neuveville-aux-Bois  (47),  Marainvüler  (51).  Die 
westlichsten  Dörfer  des  Vosgicn  sind  :  Kirschberg-am-Wald  (55),  [Dianen- 
Kappel  {54)),  Barchingen  (5s),  Heming  (60),  Herzing  (63),  Gon- 
drexange  (62),  Rixingen  {74),  Avricourt  (84)  ;  auf  französischem  Boden  : 
Amenoncourt  (86),  Leintrey  (.95),  Emberménil  (94),  Vého  (102),  Dotn- 
jevin  (111),  Bénaménil  (110).  Eine  interessante  Sonderstellung  nimmt 
im  Norden  Dianen-Kappel  (54)  ein  mit  einem  Mischdialekte,  der  halb 
Vosgim,  halb  Saunois  ist.  Östlich  von  Luneville  (52)  macht  sich, 
während  die  einen  Linien  Kraimbois  (5.7.  s.  den  letzten  Text  im  Abschnitte 
„Texte")  westlich  dem  Saunois,  St.  Clement  (147)  östlich  dem  Vosgim 
lassend  ungestört  weitergehen,  eine  Gabelung  einiger  Linien  (XIII,  XIII', 
XIII".  XVIII,  XVIII1,  XVIII".  XXII,  XXII',  XXII".)  bemerkbar,  welche  sich 
nördlich  jener  beiden  Ortschaften  befindet  und  diesen  einige  gemeinsame 
Laute  zuweist,  denen  man  nördlich  weder  im  Saunois  noch  im  Vosgicn 
begegnet.  Diese  Gabelung  stellt  eine  Dialektgrenzkreuzung  dar.  Es  ist 
dies  nämlich  die  Stelle,  wo  das  nördliche  Vosgim,  in  OG  Gruppe  C, 
in  das  südlichere  Vosgim,  in  OG  Gruppe  D,  übergeht.  Diese  Grenze 
zwischen  C  und  D  exakt  lautgeographisch  darzustellen  fehlte  es  mir 
an  Zeit.  Ich  kann  sie  vorläufig  nur  oberflächlich  andeuten:  aie  beginnt 
nördlich  von  St.  Clément  (147)  und  verläuft  ziemlich  dicht  südlich  von 
Baccarat  (149),  Raon-l'Etape  (152),  Senones  (755)  nach  Rothau  (146) 
hin l  ).    Das  nördliche   Vosgicn,  C,  darf  somit  als  ein  wirklich  abge- 


')  Adam's  Einteilung  in  dinierten  und  *ou*-dialecte$  ist  nicht  immer  zuver- 
lässig (Patois  Lorrains.  S.  XLVt  und  XLVII).  Richtig  hat  er  die  der  Mcurthe 
ungefähr  parallel  verlaufende  Grenze  erkannt.  Wenn  er  aber  S.  XLVII  unter  III 
schreibt  :  Les  patois  de  Verdenal  (d.  i.  10f>)  et  de  Leintrey  (d.  i.  f>5)  sont  inter- 
médiaire» entre  le  dialecte  nord-eM  (d.  i.  unser  Vosgien)  et  la  dialecte  nord  (d.  i. 
unser  Saunoit)  avec  une  tendance  un  peu  plus  marquée  icrs  ce  dernier,  so  genügt 
ein  Blick  auf  unsere  l.nutkarte.  um  zu  zeigen  wie  unrichtig  das  ist 


Jahrbuch  d.  Qu:  f.  lotiir  Geschichte  u.  Altcrtumsk.,  Jahrg.  20. 


I 


-  soe  - 

sehlossener  Dialekt  bezeichnet  werden,  der  im  Nordosten  an  das  deutsche 
Sprachgebiet,  im  Nordwesten  an  das  Saunois,  im  Südwesten  und  Süd- 
osten an  die  nächste  Vogesen-Mundartengruppe,  D,  grenzt.  Horning, 
OG  S.  2,  Anm.  2,  hatte  bereits  bemerkt  :  „Die  besten  Ansprüche,  eine 
solche  Gruppe  zu  bilden,  hat  C." 

—  Versuchen  wir  nun  für  den  brüsken  Übergang  zwischen 
Vosyii  n  und  Saunois  eine  begründende  Erklärung  zu  geben,  so  scheint 
die  Verkehrskarte  der  Gegend  manches  zu  lehren.  Ein  dichtes  Straßen- 
netz1) bedeckt  das  Vosyicn-  und  ebenso  das  Suunois-gebici.  Dagegen 
ist  es  mit  den  Verbindungen  zwischen  beiden  Gebieten  schlecht  bestellt 
Eine  lange  Reihe  von  Wäldern  zieht  sich  von  Saarburg  (56)  bis  Luné- 
ville  (52)  den  Verkehr  hemmend  hin.  Diese  sind  von  Norden  naeli 
Süden:  Brainches,  Hohe  Buchen,  Ketzing  Holz,  Rixinger  Wald,  Wald 
Schirzingen,  Wald  Garenne,  der  große  Forst  von  Parroy  (.77).  An 
zwei  Stellen  ist  die  Wälderreihe  dem  Verkehr  eröllnet,  im  Norden 
zwischen  Brainches  und  Hohe  Buchen,  dann  in  der  Nähe  der  Reiohs- 
grenze  bei  Mousse  y  (40).  Interessant  ist  es  nun  festzustellen,  daß 
gerade  an  diesen  Durchgangspunkten  das  Saunois  am  weitesten  nach 
Osten  reicht.  Moussey  (40)  gehört  izanz  zum  Saunois.  Dianen-Kappel  (54) 
im  Norden  in  der  Nähe  der  großen  Straße  von  Azoudange  (21)  nach 
Fleming  (60)  hat,  wie  wir  bereits  gesehen  haben,  einen  Mischdialekt, 
und  wenn  man  die  geographische  Lage  des  Ortes  näher  betrachtet 
—  eigentlich  im  Fcw^'cH-gebiete,  ganz  nahe  bei  Kirchberg-am-WaJd  (5r>) 
und  Barchingen  (.>#),  welche  die  reine  FwpwH-mundart  haben  :  dagegen 
von  Brainches  und  Hohe  Buchen,  sowie  vom  Stock-Weiher  vom  Saunois- 
gebiete  getrennt  und  sehr  abgelegen  von  den  nächsten  5«Mwow-orten 
Rodt  (15),  Langenberg  (16),  Azoudange  (21)  —,  so  scheint  mir  die 
Vermutung  nicht  allzu  gewagt,  daß  auch  Dianen-Kappel  ursprünglich 
reinen  Vosgim- Dialekt  hatte,  und  daß  das  Saunois  erst  in  jüngerer  Zeit 
eingedrungen  ist,  nachdem  ein  bequemer  Verkehrsweg  durch  die 
Wälder  angelegt  war. 

Vergleicht  man  die  Verkehrskarte  mit  der  Lautkarte  südlich  von 
Moussey  <  «>),  so  bemerkt  man  einen  scheinbaren  Widerspruch.  Die 
Dialeklgrenze  verläuft  nicht,  wie  man  es  erwartet,  westlich  vom  Forste 
von  Parroy,  sondern  dicht  östlich  davon,  sich  nach  Süden  wendend, 
bis  sie  sich  dann  jenseits  des  großen  Forstes  von  Mondon  gabelt 
Marainviller  (51)  und  La  Neuveville-aux-Bois  (17)  gehören  also  noch 

')  Die  heutigen  Straßen  sind  meistens  die  ausgebesserten  alten  von  D"rf 
zu  Dorf  führenden  Feldwege  und  dürfen  daher  im  allgemeinen  aueh  als  die  früheren 
Verkehrswege  gelten. 


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-  :W7  - 


zum  Satinais.  Dagegen  ist  Emberménil  (9  t)  vorwiegend  rwujini.  Diese 
Tatsache,  daß  der  Forsl  von  Parroy  im  Osten  vom  Saunais  förmlich 
umzingelt  wird,  erkläre  ich  mir  derartig,  daß  das  Sannois  von  Süden 
her  über  f'.hanteheux  t/V),  Sionviller  (4/i)  und  Croismare  (öo)  nach 
Marainviller  (öl)  und  La  Neuveville-aux-Bois  (47)  drang,  wahrend  im 
Norden  Vaucourt  (.V.'y),  Xousse  (tl),  Remoncourt  (42)  von  Xures  (.'>."<) 
und  Lagarde  (H*>)  aus  beeinllußt  wurden.  Demnacli  würde  sich  also 
auch  im  Süden,  ähnlich  wie  bei  Dianen- Kappel  (.7/),  ein  Vordringen 
des  Saunais  nach  Osten  bemerkbar  machen. 

Oberhaupt  ersieht  man  aus  der  Lautkarte,  daß  südlich  von 
Moussey  (40)  die  Dialektgrenze,  wenn  auch  noch  immer  scharf  bleibend, 
doch  etwas  auseinandergeht  ;  mehrere  Linien  (XXIV.  XIV.  XIII,  XXVII, 
XXIII,  XXII)  divergieren  ein  wenig,  so  daß  die  Ortschaften  Béna- 
ménil  (110),  Dom.jeviti  (///)  Vého  (102),  Leintrey  (9ö),  Emberménil  (94), 
zwar  zumeist  dem  Vosykn  angehörend,  einige  Laute  mit  dem  Saunais 
gemein  haben.  Diese  Erscheinung  findet  m.  E.  ihren  Grund  darin, 
daß  unsere  Grenze  südlich  von  Moussey  \40)  viel  älter  ist,  als  nördlich, 
und  daß  daher  in  der  langen  Zeit  das  Vordringen  des  Saunai*  nach 
Osten  allmählich  vor  sich  gehen  konnte.  Ks  ist  nämlich  eine  historische 
Tatsache;,  wie  Witte  im  Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  lothringische 
Geschichte  und  Altertumskunde  1890  nachgewiesen  hat.  daß  um  die 
Wende  des  10.  und  17.  Jahrhunderts  die  deutsch-französische  Sprach- 
grenze nicht  wie  heute  verlief,  sondern  viel  südlicher  bei  Moussey  (W) 
und  Avricourt  (.s/t  etwa  der  jetzigen  Reichsgrenze  entlang.  Erst  seit 
dem  17.  Jahrhundert  wurde  das  nördliche  Gebiet  romanisiert,  und 
zwar  geschah  die  Romanisierung,  wie  man  aus  der  Lautkarte  ersieht, 
nicht  in  willkürlicher  Richtung,  sondern  das  Vasgkn  drang  von  Süd- 
osten ein,  das  Saunais  von  Südwesten.  Heide  Mundarien  machten  an 
den  Seen  und  Wäldern,  die  den  Verkehr  hemmten,  Halt,  und  die 
Folge  davon  ist  die  so  äußerst  sehroüe  Dialektgrenze. 

—  Zum  Schlüsse  möchte  ich  noch  bemerken,  daß  ich  diesen 
Erklärungsversuch  der  Grenze  zwischen  Vosykn  und  Sannois  eben  nur 
als  einen  wahrscheinlichen  Erklärungsversuch  hinstellen  will.  In  einem 
exakten  Beweise  Mundartgrenzen  begründen  zu  wollen,  ist  bei  der  Spär- 
lichkeit der  historischen  Dokumente  ein  in  vielen  Fällen  unlösbares 
Problem. 

Man  könnte  mir  auch  einwenden,  daß  die  Wälderreihe  nebst 
Seen  zwischen  Saarburg  töij)  und  Lunéville  (ö2)  nicht  gut  als  hin- 
reichendes Verkehrshemmnis  zur  Trennung  von  Vasynn  und  Saunais 
angesehen  werden  darf,  da  doch  im  Osten  das  Vosykn  ungestört  über 

20* 


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30R  — 


den  hohen  Kamm  der  Vogesen  hinweg  bis  nach  Schirmeck  <U2) 
reicht.  Letztere  allerdings  auffallende  Tatsache  erkläre  ich  mir  nur 
dadurch,  daß  vom  flachen  Lande  her  zahlreiche  den  Verkehr  ver- 
mittelnde Flußtäler  (  Weiße  Saar,  Rote  Saar.  Vezouse,  Plaine,  Rabodeaul 
zum  Dononpasse  hinaufführen,  von  wo  aus  die  Mundart  dann  bequem 
auf  der  arideren  Seite  ins  lireuschtal  nach  Schirmeck  (14.2)  hinunter- 
steigen  konnte1).  Unsere  Gegend  ist  demnach  recht  typisch  für  den 
von  Gauchat,  1.  c,  S.  399,  aufgestellten  Satz:  „Die  Idee,  daß  nur 
größere  Terrainschwierigkeiten  trenneude  Kraft  haben,  ist  zu  modi- 
fizieren. Fine  Hügelkette,  ein  schmaler  Fluß  genügen  unter  Umständen. 
Andererseits  hemmen  oft  hohe  Berge  —  das  ungeheure  Montblanc- 
Massiv  bildet  keine  sprachliche  Scheidewand!  —  den  Verkehr  nicht, 
auf  den  es  allein  ankommt".  Die  kleinere  Terrainschwierigkeit  ist  in 
unserm  Falle  die  Wälderreihe  zwischen  Saarburg  und  Lunéville,  der 
hohe  Berg  ist  der  Donon. 


Über  die  äußere  Anlage  der  Arbeit  bleibt  noch  einiges  zu  be- 
merken. 

Da  diese  eine  Ergänzung  und  Weiterführung  der  ostfranzösischen 
(irenzdialekte  von  Horning  für  das  entsprechende  Gebiet  darstellt,  so 
bin  ich  auch  dem  Plane  von  Horning  in  der  Lautlehre  gefolgt.  Die 
Paragraphen  von  OG  habe  ich  den  meinigen  stets  beigeschrieben.  Die 
Formenlehre  ist  ähnlich  angelegt,  wie  die  von  This,  Mundart  von 
Falkenberg. 

Als  Typus  für  das  Vosyini  habe  ich  das  Patois  meiner  Heimat 
Hattigny  (7S),  als  Typus  für  das  Saunois  das  Patois  von  Ommeray 
genommen.  Daraus,  daß  diese  Dörfer  ziemlich  weit  voneinander  ent- 
fernt liegen  (28  km)  und  daß  es  daher  nicht  auffällig  ist,  wenn  der 
Sprachunterschied  groß  ist,  kann  mir  kein  Vorwurf  gemacht  werden. 
Die  Lautkarte  gibt  genau  an,  daß  der  Sprachunterschied  zwischen 
zwei  benachbarten,  hart  dies-  und  jenseits  der  Dialektgrenze  gelegenen 
Dörfern  nicht  viel  geringer  ist  als  zwischen  Hattigny  und  Ommeray. 


■)This  in  ..Das  Rcir|,s!and  ElsaMvothringen"  I.Teil,  S.  102,  achreibt:  > 
•lern  Breuschlal  drang  die  romanische  Sprache  *)  von  zwei  verschiedenen  Punkten 
aus  ins  Elsaß  ein,  nämlith  vom  Donon  und  von  Saales  \15S)  lier,  und  beide 
(iruppen  von  Romanen  trafen  etwa  bei  Rothau  \Î4(>)  zusammen. 

*}  über  die  für  die  Wende-  des  und  17.  Jahrhunderts  geltende  deutsch- 
franzosische  Sprachgrenze. 


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-  309 


Ich  habe  diese  beiden  Ortschaften  deshalb  gewählt,  weil  ich  da  unter 
besonders  günstigen  Verhältnissen  mein  Material  sammeln  konnte. 

Die  angeführten  Formen  aus  Ommeray  wurden  stets  durch  O, 
diejenigen  aus  anderen  Dörfern  durch  die  entsprechende  Zahl  bezeichnet. 
Die  Formen,  deren  Herkunft  nicht  näher  angegeben  ist,  stammen  immer 
aus  Hattigny.  Wenn  auch  für  Hattigny  die  Bezeichnung  der  Beispiele 
nötig  ist,  so  geschieht  dies  durch  II. 

In  der  Regel  genügt  es.  Beispiele  aus  Hattigny  und  Ommeray  an- 
zugeben. Die  Lautkarte  macht  ein  weiteres  Aufzählen  überllüssig,  da 
sie  es  dem  Leser  ermöglicht,  die  entsprechenden  Formen  der  anderen 
Dörfer  leicht  abzulesen. 


Die  Karten. 

Die  Ortschaften  1 — 1~>S.    1—  ',:>  gehören  zum  Saunois,   ~>l — lf*s 
zum  Vosgien. 

1  Biedesdorf.  2  Ktiltingen.  .V  Vergaville.  /  Rohrbaeh.  ü  Ang- 
weiler (Àwî).  (>  Bisping  (Bœspr).  7  Dieuze.  *  Lindre-Haute.  9  Lindre- 
Basse.  10  (iermingen.  11  Disselingen.  12  Tarquimpol.  /.V  Essesdorf. 
14  Freiburg  (Fribo).  1~>  Rodt.  10  Langenberg  (Lftg<  b<r,  La/,gîbër). 
17  Mulcey.  18  Weißkirchen.  11)  Güblingen.  20  Gisselfingen.  21  Azou- 
dange  (im  Vosgien  Àzudôs).  22  Geistkirch  (ftüvlig).  23  Donnelay 
(Dylnœ).  21  Château-Salins  xr,  Vie.  2<i  Xanrey.  27  Lezey.  2S  Ley. 
29  Ommeray  (Yomrœ).  no  Bourdonnay.  Hl  Maizières  (Meli*  t).  :i2  Klein- 
Bessingen.  HH  Moncourt.  H4  Coincourt  (Kwt'  ko).  nr>  Xures  (  Yür).  Hü  La- 
garde  (Legats).  H7  Parroy.  Hs  Mouacourt.  H9  Vaucourt  (Wako). 
40  Moussey.  41  Xousse  (Aus).  42  Remoncourt  (l^rmo/ko).  1H  Hé- 
naménil.  //  Linville-au-.lard.  i~,  Bonviller.  in  Sionviller.  17  La  Neuve- 
ville-aux-Bois.  /n  Jolivet.  49  Chanteheux  V>  Ooismare.  ~,l  Marain- 
viller.  ~>2  Lunéville  (Lnèvîl).  öS  Fraimbois  (Frêbnj.  w  Dianen-Kappel 
(Kop).  .Vt  Kirchberg-am-Wald  (Kyçrpi,  §  28).  .V>  Saarburg  (Solbo).  ~>7  Im- 
.  lingen  (Kmli/().  Barchingen  (  Bärsi/J.  ö9  Bebing.  no  Heining  (Hornig). 
ai  Schweixingen  (Swagzös,  frz.  Xvuarangr).  H2  Gondrexange  (Gôdrœ^ôs). 
(iH  Herzing.  64  Neufmoulins  (Nyœmolw,).  fi.ï  Hermelingen.  (J(J  Hessen. 
67  Landingen  (Làdùs).  as  Lœrchingen  (Lworki/,  oder  Rworkb;,  s.  §  47). 
m  Nitting.  70  St.  Georg  (Sê  ZwoZ,  §§  47,  05).  71  Aspach  (Âspok). 
72  Laneuveville.  7H  Weiher  (Vuyer).  7  i  Rixingen  (Rsiko  Jinhicuurt). 
7.1  Ibigny  (Ibnyœ).    //;  Rkheval  (Ruzri      rus  -•-  ri     muge  niismtu). 


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810 


77  Haie  des  Allemands  (Lç  Hay  dez  Olma/().  /.s  Hattigny  (Hetnye). 
79  Fraquelüng  (Fräkli/J.  SO  Niederhof  (Nidrehô).  si  Métairies-Sl.  Quirin. 
$2  Wasperweiler.  83  Alberschweiler  (Âbre*wi).  sf  Avricourt  (Avriko). 
-svi  Foulcrey.  sa  Amenoneourt  (Amno>ko).  .s7  Igney.  n,s  Gogner. 
sa  Tanconville  (Taçkôvil).  90  Bertrambois  (Betràbô).  91  Lasceraborn 
(Lçfrîbol).  92  Türkstein  (Tre/tb,  ).  93  St.  Quirin  (Si; /, Kur\ ç/j.  91  Embor- 
ménil.  9~i  I, eintrey.  .%' Gondrexon  (Gndrœ/o/,).  97  Autrepierre.  9H  Repaix 
(Rpa  oder  1-Jrpâ).  Blâmont  (By;uno/).  100  Frénionville  (Fromôvil). 
101  Cirey-sur-Vezouse.  102  Vého  (Bho).  103  Reillon.  104  Chazelles 
(Srzel  ).  m  Verdenal  (Wçdna).  1W  Barbas.  H>7  Harbouey  (Horbuyœ). 
10s  Petitmonl  (Ptemy/,).  109  Val-de-Bon-Moutier.  110  Bénaménil. 
111  Donijevin  (Dozvb,).  112  Fréménil.  Iii  Blémerey.  114  St.  Martin. 
1V>  Herbéviller  (I  h/rby^vli»).  lia  Domêvre  (Donn  r).  117  Ancerviller. 
ils  Halloville  (llolovil).  119  Nonhigny  (Nùhnyœ).  12(>  Parux. 
121  St.  Sauveur  (Sf'  Sâwi).  122  Buriville.  123  Ogéviller  (Ôzyœvlç 
oder  ÙzyœvU").  124  Kéclonville  (^rtyùvil).  12r>  Hablainville  (Hebyèvik 
126  Migneville.  127  Monligny  (Môtnym).  12s  St.  Pôle.  129  St.  Mauries 
(ScMori^).  Vio  Montreux  (Mutriyœ).  131  Neuviller  (Nyievle1).  J:i2  Badon- 
viller  (Bâdùvh").  133  Bréménil  (Bremni).  Vif  Angomont.  13ô  Allarmonl. 
Via  Vexaineourt.  137  Euvigny.  l.'is  Raon-.sur-Plaine  (Rovô  si  Pycn). 
139  Grandfontaine,  lio  Framont.  141  Wackenbaeh.  112  Schirmeck 
iSçrmek).  143  Hersbach  (Hvrspa).  144  Wirch  (\\\X).  14',  Lützelhausen 
lia  Rothau  (Rot).  147  St.  Clément  (Sè  T.<œmo).  lis  Domptail  (0ôt>ç). 
149  Baccarat  (Bokoro).  V>o  Neufmaisons.  lùl  Celles.  i:>2  Raon- 
l'Etape  <E<;  Grà  Rovo/;  La  Gmtuh  Jtmn).  L~>3  St.  Biaise  t>t  Moyen- 
moutier.         Senones.   mi  Moussey.   V',7  Bel  val.   Vis  Saales 


Die  Lautkarte. 

Die  einzelnen  Lautgrenzen  mit  den  Paragraphen,  in  welchen  sic 
ihre  Erklärung  linden. 

I:  9,  15.  19,  24,  139.  150.  151.  II:  SS  13,  22,  26.  38,  42. 
43,  44,  53,  56,  135.  139.  III  :  70,  75.  IV:  SS  70,  96a..,  96h). 
V:  73,  K2,  94,  95.  VI:  SS  45,  55,  56,  57,  70.  VII:  S  95. 
VIII:  SS  11,  24  Anm.,  30,  32.  34,  62.  IX:  S§  8,  10,  29,  52.  X.  X': 
S  45.  XI:  SS  14,  18b),  25,  26,  27.  XII:  SS  28,  1«  Anm.  XIII, 
XIII',  XIII":  SS  2«.  149.  XIV:  SS  1»,  139,  149,  150,  151.  XV:  S  13y- 
XVI,  XVI'  :  S  139.    XVII  :  SS  32.  46,  47.    XVIII,  XVIII',  XVIII"  :  $5  29. 


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33,30,48.  XIX:  £§  30,38.  XX:  £  90  b).  XXI  :  *:  105.  XXII.  XXII', 
XXII  ":  §32.  XXIII  :  5«  31.  XXIV:  ^139,  151.  XXV,  XXV,  XXV": 
S  139.  XXVI:  S  139.  XXVII:  S  10.  XXVIII:  ^  09,  74.  XXIX: 
3,  14,  10,  18,  25,  27,  28,  33,  37,  41,  43,  44,  45.  40.  48,  50,  52, 
54,  50,  57,  59.  139,  141,  151.  XXX.  &î  70,  96a).  XXXI:  $  90a). 
XXXII:  S§  46,  52.  XXXIII:  S  139.  XXXI V:  §  135  Anm.  XXXV:  §  10. 


Die  Lautzeichen. 

Die  Vokale  ohne»  Quantilütsbezeichnung  sind  kurz.  —  Länge, 
ii,  immer  lang,  zwischen  a  und  artikuliert.  «•  offenes  e.  e  ge- 
schlossenes e.  o  oiïenes  o.  o  geschlossenes  o.  »j-  offenes  fran- 
zösisches ch.  u'  geschlossenes  frz.  m.  u  frz.  ou.  ii  frz.  m. 
ii,  »'•.  ï.  ô,  (Î-  Nasalvokale. 

Konsonanten,    x     stimmloser   hinterster  gutturaler  Reibelaut; 
h  ist  der  entsprechende  stimmhafte   Laut,    y      i-Konsonanl.  r( 
Gutt uralnasal  f  n  in  deutsch  .,Fink").    s     stimmloses  s  ;  z  stimm- 
haftes s.    s     frz.  rh  in  chat  ;  /.     frz.  j  in  je    w  u-Konsonant. 


Abkürzungen  :  frz.     französisch,  vfrz.     vulgärfranzösisch,  afrz. 
alt  französisch. 


312 


LAUTLEHRE. 


VOKALE. 


VORBEMERKUNGEN. 
Wortton. 

1.  Einen  leichten  Ton  trägt  in  der  Regel  der  letzte  Vokal  des 
Wortes,  wie  im  Französischen.  Ausgenommen  sind  diejenigen  Wörter, 
in  denen  der  Vokal  der  vorletzten  Silbe  lang  und  der  Vokal  der  letzten 
Silbe  kurz  ist.    Diese  Wörter  tragen  den  Ton  auf  der  vorletzten  Silbe  : 

krétye  (croix  -f  Suffi x-t-ier,  sculpteur),  hâ-ly  (haut-lù  là-haut), 
kfij-te  (zu  kuhye,  tais-toi),  ys  lâfly  (se  faufila),  tïtç  (tinter),  sâte  (sauter), 
<âdroj?  (chaudron),  lâsç  (lait),  lâsye  (lâcher),  dâyo  (*daillet  daillentcnt), 
Anyes  (Agnès),  Trimâzo  (trimâ  -r  SulT.  -  et  Mailiedï,  rudyo  (*rondilUt 
-  rondeau),  r-âti  (chétif),  fénya//  (fainéant),  âsi  (aussi),  TYmot  (Antoinette), 
vâly  (tatet),  vâyo/,  (oeau  +  Suff.  -  on  -  jeune  veau),  vâyot  (veau  +  Suif. 
-ette  -jeune  vache). 

0  :  sömyi  (sommeiller),  tsiri  (jutit  canard),  alat  | =  //  àlyt,  ailette), 
bcài  (Wcfcr),  vayat  (  //vâyot). 

Einige  dreisilbige  Wörter  mit  kurzem  Vokale  in  den  beiden  letzten 
Silben  sind  Proparoxytona :  //  läzmede  (dem  Sinne  nach  -  lcy-me-s- 
te-lare  laisse-moi-je-te-laisserai,  nonchalant),  in  ()  luzmœdœ  (quelipào* 
qui  sc  plaint  toujours),  H  mâgriye  (maugréer,  mißhandeln),  0  sâmœh 
(moisi). 

Zur  Quantität  der  Vokale. 

2.  In  der  Anfangs-  und  in  der  Tonsilbe  entsprechen  französisch 
kurzen  Vokalen  im  Patois  vielfach  lange  Vokale.  Dabei  ist  zu  bemerken, 
daß  in  zweisilbigen  Wörtern  mit  kurzem  Vokale  in  der  Endsilbe  durch 
die  Längung  des  Vokals  der  Anfangssilbe  nach  S  1  im  Vergleiche  zum 


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-    313  — 

Französischen  eine  Accent  Verschiebung  stattfindet,  indem  der  Wortton 
auf  die  Angfangssilbe  lallt. 

a)  Dehnung  in  der  Anfangssilbe:  pàlro>;  {patron),  Mûris  (Maurice), 
pisno  (poussin  -f  SufT.  -  et),  valu,  vân>;  (vanner),  vâney  (vannée  plein 
un  van),  pépye  (papier)  "  0  papï,  tâpç  (fa/>er  mit  dem  Sinne  „heftig 
zuschlagen",  z.  B.  eine  Tür,  ein  Fenster),  gâwne  (soigner,  nourrir,  gebildet 
nach  gaw  —  Mund),  köpe  (couper,  entsprechend  kôp  coupe,  Sing.  Praes.), 
dérye  (derrière),  Bâli  (liailly,  Familienname),  bübin  (bottine),  Ânyes 
(Agnès),  Â.spok  (Anspach),  gyûru  (der  Form  nach  glorieux,  dem  Sinne 
nach  orgueillcu,c),  fénya»,  (auch  vfrz.,  fainéant)  —  0  fdmyà,  0  sömyi 
(sommeiller),  0  dûyi  (doubler),  0  dÛri  r,i  dlri  (rf«ra  ).  -  âlôs  (im  Aus- 
drucke ser  v  l'alös  clioir  à  l'allonge  mit  dem  Süine  „mißglücken") 
molâ  (möllern  +  Suff,  -ard,  mou.  Dagegen  molo  —  mollet  mit  kurzem  o), 
ïirmôl  (armoire),  fôlyâ  (folâtre),  mâlâx  (mal  +  o/sc,  Adj.  -  mißmutig), 
krôlêr  "  0  krôlœr  (afrz.  croliere  ■=  fondrière).  —  Bûdôvle  (Badonviller), 
Àmno/,ko  (Amenoncourt),  Ôzyœvle  (Ogéviller),  O  sôhâdi  (souhaiter).  — 
ârraonçk  O  iirmœnek  (ahmnach),  âmiz»;  O  âmûze1  (amuser).  Die 
beiden  letzten  Wörter  sind  Proparoxytona  nach  §  1,  cf.  lazmede. 

b)  Dehnung  in  der  Tonsilbe,  besonders  vor  Nasalkonsonanl 
und  1:  mil  (mille),  Meryàn  (Marie-Anne),  mrnvêl  (manivelle),  ôtêl  (autel), 
pêy  (im  Ausdrucke  pey  de  sey  paille  de  scie,  d.  h.  sciure),  om  (Itommc), 
rôp  (robe),  rim  (rhume),  serfey  (cerfeuil),  sel  (w/fc),  sin  (-  sijwie  und  - 
cygne),  çkôl  (cco/c),  gyôn  -  O  dzân  (^fanc),  gùl  O  gâl  (gale),  sàdël 
(chandelle),  kurôn  (couronne),  vil  (ritte),  Pol  (JW),  Kàbrehôl  (Kammer- 
holz), hôl  ~~  O  liai  (halle),  ferïn  (farine),  kuhin  (cuisine). 

c)  Dehnung  in  der  Anfangs-  und  in  der  Tonsilbe  zugleich:  afre 
{affreux),  bûkîl  —  O  bâkiil  (---  afrz.  bacule,  frz.  bascule.  Den  Sinn  bascule, 
Wage  hat  das  Wort  nicht.  Es  bezeichnet  nur  die  bekannte  zum  Wasser- 
schöpfen dienende  hebelartige  aus  Pfosten  und  darauf  beweglichem 
Baume  bestehende  Vorrichtung),  "ton  (automne),  karyôl  (carriole),  Ôgistïn 
(Augustine).  O  ôpitâ  (hôpital). 

Anmerkung.  Ein  Fall  von  Dehnung  in  einer  unbetonten  Binnensilbe 
ist  miräbcl  (    vfrz.  mirabel,  mirabelle). 
Zur  Kürzung  des  e  in  -yer  s.  §  25. 

Vokalschliessung. 

St.  Es  ist  eine  unverkennbare  Tendenz  des  Patois  und  ihm  folgend 
des  Vulgärfranzösischen,  die  im  Französischen  offenen  (zumeist  langen) 
Vokale  zu  schließen.  Cf.  Zéliqzon,  L.  M.,  S.  8. 

frz.  e  wird  é:  vép  (vêpres),  marên  (nuirraine),  yer  (hier),  gref 
(grive),  grrn  (graine),  Riten  (fontaine),  fivr  (frère),  fivs  (fraise),  fet  (fête), 


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çkler  (celai r),  lôn  (laine)  lof  (lèvre),  vm  (aime),  onu x  (vfrz.  amer,  «M**:, 
vfrz.  ser  (ehr),  vfrz.  <  1  (o»7c),  vfrz.  ses  (chaise),  vfrz.  duzén  (doutait*), 
vfrz.  vor  (/vr  od.  nrrc  od.  ivrf  od.  m*s),  vfrz.  sek  (seigle),  vfrz.  rivycr  (rivière). 

—  frz.  <r  wird  vfrz.  àprn  r  (empereur).  —  frz.  o  wird  o:  kor  (co>7>s}. 
vfrz.  a/,kôr  (encore). 

Schließung  und  zugleich  Dehnung  [§  2.  h>  u.  c)j:  nn;nvel  (mt  ni- 
velle), bei  (belle),  otel,  öm,  rop,  serfoy,  sêl,  ekol,  >àdel.  kurôn,  Pôl, 
Kübrehöl,  utön,  karyol. 

Schließung  und  zugleich  Kürzung  :  Anyes     0  Ànyœs  (Aynis),  çzet 
vfrz.  a/cet  (achète).  Schließung  von  fauusfe.  kurz  e:  esyet  (assiette  i. 
Das  e  dieser  Formen  verteilt  sich  nach  Lautgrenze  XXIX.  Demnach 
wird  /..  B.  in  70  esyet  zu  esyœt.    Schließung  von  französ.  kurz  \< 
not  (notre),  vot  (votre),  plot  (pelote),  hol  l/wtfc)  u.  a. 

Zur  Schließung  in  -ver  s.  §  25. 

Diese  Tendenz  die  französisch  offenen  Vokale  im  Patois  und  rm 
Vulgärfranzösischen  zu  scldießen  gilt  nun  für  solche,  die  besonders  gut 
französisch  sprechen  wollen,  als  korrupte  Aussprache.  Indem  sie  sich 
aber  bemühen  die  Vokulschlicßung  zu  vermeiden,  verlallen  sie  vielfach 
in  die  Preziosität  französisch  regelrecht  geschlossene  Vokale  offen  zu 
sprechen:  *oz  (chose),  rôz  (rose)  u.  a.,  was  fast  südfranzösisch  klingt 
und  sich  in  Lothringen  ziemlich  fremdartig  anhört. 

4.  Zu  §§  2  u.  3.  Die  Dehnung  und  Schließung  spielt  auch  in 
der  Konjugation  eine  Rolle,  indem  der  kurze  und  offene  Vokal  der 
Anfangssilbe  von  zweisilbigen  endungsbetonten  Verbalformen  gedehnt 
und  geschlossen  wird,  sobald  er  in  den  entsprechenden  einsilbigen  stamm- 
betonten Formen  den  Ton  erhält  (§  141): 

dozye  0  dehi  (tardicare)  —  dös  -  0  dejr  (lardicat),  krov«; 
(creeer)  —  kröf  (crève),  zyle  (geler)  -  zol  (gèle),  pole  (peler)  —  pol 
(pèle),  voye  (reiller)  —  voy  [ceille),  love  (laver)  —  lof  (lave),  bçve  (baver) 

—  bel'  (bave),  sohye  (charyer)  —  *>x  (eharye),  mole  (mêler)  —  mol 
(mêle),  bçye  (afrz.  bailler  -  donner)  —  boy  (baille),  peye  (payer)  — 
poy  (paie). 

7m  S  2,  a).    Übertragung  des  langen  Vokals  aus  der  stammbe- 
lonten  in  die  endungsbetonte  Form  hat  wohl  stattgefunden  in:  0  duri 
51.  diri  (durer)       <>  dür     54  dir  (dare),  O  duvi  (doubler)  —  (luv 
(double). 

Die  Nasalvokale. 

5.  a)    Die  Nasalvokale  verlieren  die  Nasalierung: 

à:  Myamnn  (frz.  JJbUnont,  für  Byamon  * ßlancmont),  Zäwi  (•/<"»- 
Ixntis),  holmade  (*allemander,  d.  h.  parb  r  alletnand),  laba»  (     fowi/'  J 


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—  Mb  — 


Partizipialendung  -auf,  frz.  lambin,  in  0  lAbinä  —  lambin  -f  -twd),  zänyeti 
neben  zänyeti  (    «/fw.«  -f  ?,  Sinn  :  »7««  <>  l'aisc,  rentiers). 

r:  y5  pyës  neben  pyt-s  (planche),  mes  neben  mès  1  mange),  elro.s 
neben  être*  (étrange).  OG,  §  21  u.  §  177,  e)  giebt  Horning  Rir  c3  <S.V 
die  Formen  niez.  pyys  etrçz.    Ich  babe  nicht  y,  sondern  ê  gehört. 

ù:  kno^  neben  knô^*  (connaître.  Cf.  0(î,  S.  9S,  cnû/  c4),  knôpri 
neben  knô*i  (f«/w«/<),  knûgor  neben  knô^or  (connaissais),  knô  neben  knô 
(connais)  im  Innern  des  Satzes  vor  Nichtguttural:  z  lo  knö  byç  oder 
z  lo  knô  byy  (>  k  connais  bien),  dagegen  nur  z  lo  kno/,  ko  (,/>  le 
connais  meure),  cf.  §  7.  Môiny/,  neben  Mômy*4  (Edmond),  körn  neben 
kôry     O  kôra  neben  kôra  (afrz.  eonroi,  neufrz.  eorroi). 

b)  Umgekehrt:  Nasalierung  von  langen  Oralvokalen  ohne  daß, 
wie  z  B.  in  nèti  statt  m'-ti  (nuitée),  Angleichung  an  einen  Nasalkonso- 
nanten vorliegt: 

àbâl  (aubade),  neben  hr>  (huche),  cr.'-t  (di  Iii,)  (  arêtes  du 
lin,  d.  h.  déchets  du  lin  ipumd  on  le  maeque)  ^  0  eret  (di  Hk),  Ö  pris, 
prizy  (prise  de  tabac,  priser).  Il  pîzy>  (pigeon.  Interessant  ist,  daß  pizy/( 
entsprechend  im  Vulgärfranziis.  vielfach  pezy*,  neben  pizy/  gesagt  wird), 
pîsél  neben  pisêl  {puerile,  Name  des  Marienkäfers,  der  bête  à  tum  Dieu. 
In  ~>4  heißt  der  Käfer  pyyt  liscl  di  bö  Dzo>  petite  (kelle  du  bun  Dieu  : 
pis<  l  ist  nämlich  sonst  ungebräuchlich,  weshalb  es  in  zu  fremdartig 
klang  und  durch  find  ersetzt  wurde *.  Ozyu»vle  neben  (  Jzycvvly  (OgérilUr), 
sohâdye  -  0  söhädi  (souhaiter).    Zu  ovo  (acre)  s.  £  67. 

6.  Auflösung  der  Nasalvokale  in  Oralvokal  -  Nasal-Konsonant 
vor  Niehtguttural.  Einzelfülle:  vor  b:  inymbü  neben  mi-ba  (Synonym 
von  lâbar4,  lambin):  vor  Dental:  lyndemi;/4  (lendemain),  Fankot,  aus 
•Pantkot  entstanden  (Pmtccéde),  yndype  (en  inde  t  dqmis):  vor  s: 
Wcnso/,  (  Voinsm,  Familienname). 

Verlust  der  Nasalierung:  vor  m*  tni  (Negation  mie):  ze  n  dehy 
ni  sele  (nous  ne  disons  mie  cela),  le  swâ  n  vely  m  tirye  (les  cfccaux 
ne  veulent  mie  tirer),  i  n  lye  m  by»;  (il  ne  tient  mie  bon),  1  e^-h;  n  zwe 
m  bçj4  (rhnis-là  ne  joint  mie  bien),  statt  ze  n  dehô  m  sele,  u.  s.  w, 
Khenso  vor  m'  moi  :  dy^y  m  descends-moi,  vy  m  lo  -  eends-moi-le, 
d.  i.  rends-le-moi.  —  in  bc  vor  Vokal  :  be-n  0  bï-n  iiz  (bien  aise), 

bv-n  âhi  (bien  aisé),  by-n  yvru  (adverb.  Ausdruck,  s.  §  154),  be-n  ypryty 
(bim  apprêté     bien  habillé),  be-n  ytrnpy  attrapé),  by-n  c  pwon 

(/«'en  «1  peine). 

Der  Verlust  der  Nasalierung  vor  m'  (mie)  und  in  bc  vor  Vokal 
ist  eine  Laut  regel. 


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316  - 


7.  Lautgesetz.  Vor  Guttural  im  Worte  oder  im  Satze,  sowie 
vor  Pausa  werden  die  Nasalvokale  regelmäßig  aufgelöst  in  Oralvokal  +  rt. 

Dieses  wichtige  Lautgesetz  (cf.  Zéliqzon,  L.  M.,  S.  5)  wirkt  mit 
aller  Kraft,  auch  im  Vulgärfranzösischen.  Wenigstens  gilt  dies  für  das 
Vosgirn.  Im  Saunois  wird  das  Gesetz  vor  Guttural  gar  nicht  angewandt 
und  vor  Pausa  kann  man  weniger  von  Aullösung  in  Vokal  +  rt  als  von 
Nasalvokal,  dem  ein  schwacher  Gutturalnasalklang  folgt,  sprechen. 
Diesen  Klang,  welcher  einem  dumpfen  ç  ähnlich  klingt,  wird  von  This 
und  Zéliqzon  durch  •  bezeichnet:  Cr,  (•*,  i;  ù". 

Beispiele.    Im  Satze: 


1  Nasalvokal  vor  Nichtguttural.  *  Nasalvokal  vor  Guttural.  3  Nasal- 
vokal vor  Pausa. 

In  O:  val  I"  grà*  ga^ôo:1  (voilà  un  grand  garçon), 


lin  Worte  vor  Guttural:  dçfra/;gye  (zerfetzt),  fyaçke  (-  flanqué 
mit  dem  Sinne  fatigué),  vfrz.  a/;klütn  (<mdumc),  vfrz.  a/;kôr  (encore), 
berzç/,k  (brindv  :ingue),  pi/,k     0  pïk  (épine),  trtygçlt  =  O  trlgçlt  (Trink- 
geld), barajyk     O  baràk  (zu  barrer,  Stange  zum  Trennen  des  Viehs  im 
Stalle),  a»;kr,  auch  vfrz.,      O  àkr  (cnerc),  O  akawe1  (incaud  at  usj, 
angles  —  O  àglês  (anglaise,  angles,  Substantiv,  heißt  auch  „Flasche'*.  Falls 
angles  in  diesem  Sinne     anglaise  ist,  so  muß  es  ursprünglich,  bevor 
es  schlechtweg  „Flasche"  heißen  konnte,  zur  Bezeichnung  einer  beson- 
deren, und  zwar  englischen  Flaschenart  gedient  haben,  cf.  bordelaise 
„ Bordeaux-Flasche' •  und  champenoise      „Champagner-Flasche".  Wir 
haben  hier  dieselbe  Erscheinung,  wie  wenn  charrue  durch  beljikc 
Bclgitpte  ersetzt  werden  konnte  ;  cf.  Atlas  linguistique,  Karte  246,  No.  946 
und  cf.  Fœrster,  Z.  XXIX,  S.  233). 

Nach  unserem  Lautgesetze  ist  die  von  Horning,  OG  105,  173, 
gegebene  Form  ôklw,  in  c*  ~  93  ungenau.  Sie  muß  o/.klb,  lauten. 
Ebenso  ist  me/jye  in  cs  -  aii  unmöglich  (OG  10).  Die  Form  heißt 
mi'zye. 

Besonders  stark  wirkte  das  Dcnasalierungsgesetz  in  folgenden 
Fällen,  wo  nach  Öffnung  des  dem  t\  folgenden  Gutturalverschlusses  sich 
ein  k  als  Verstärkung  des  t.  entwickelte:  i>,k  vor  Pausa  (i-n  um,  i 
<w;i       an  homme,  un  cheval;  aber  z  è-n  ç  b;k,  fen  ai  un).  këkrçk 


elle  se  marie  avec  un 
beau  grand  garçon. 

Venez  voir  donc! 
voilà  un  chevreuil! 


Vitö  wâr  doj;3!  vçl  ï  èçvriye!  t) 
vfrz.  Vœne  wâr  dy/,3!  wçla  œ  sœvrœy!  / 


val  di  bö1  vî''3  (voilà  du  bon  vin). 


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-    817  - 


(quelqu'un),  vfrz.  fçnççk  neben  fvnçi;,  im  Patois  feni/,  (Pfennig),  vfrz. 
z  cm  byr  la  sup  avçk  dû  pvrr  —  Mw«;,  &  1  «m  myœ  sa>,k  (J'aime 
bien  la  soupe  avec  du  pain.        Moi,  je  l'aime  mieux  satis). 

Auf  diese  Weise  erklärt  sich  wohl  auch  das  k  der  im  Saunois 
vorkommenden  Formen  lïk  und  lèk  (lin).  Dieser  Erklärung  steht  die 
Tatsache,  daß,  wie  wir  gesehen  haben,  die  Denasalierung  im  Saunois 
schwächer  ist,  als  itn  Vosgien,  insofern  wenig  im  Wege,  als  wir  dort 
diese  Schwächung  dem  Einflüsse  des  Französischen  zuschreiben  dürfen, 
während  die  Denasalierung  früher  wohl  allgemein  lothringisch  war 
Cf.  Zéliqzon,  L.  M.,  S.  5'). 

Ein  besonders  interessanter  Denasalierungsfall  ist  das  Wort  ç',grawç. 
Dieses  ist  -  inraucatum  •—  allfrz.  enroé,  frz.  enroué  (heiser).  Durch 
das  r,  welches  hier  onomatopoetisch  stark  guttural  ist,  wurde  nach 
unserem  Gesetze  Denasalierung  von  v  zu  e/,  bewirkt,  was  die  Ent- 
wicklung eines  g  zwischen  t;  und  r  als  Obergangslaut  zur  natürlichen 
Folge  hatte,  a  für  o  (die  regelrechte  Form  wäre  *ei#rowç)  erklärt 
sich  durch  das  r. 

DIE  EINZELNEN  VOKALE. 
Betontes  A. 
Freies  A. 

■ 

8.  (OG  1).  Freies  betontes  a  wird  im  nördlichen  Vosgivn  zu  e, 
im  Saunois,  sowie  im  südlicheren  Vosgien  wird  es  zu  y.  v  und  y  ver- 
teilen sich  nach  Lautgrefnze  IX.  Östlich  und  nördlich  derselben  kommt 
nur  e  vor,  südlich  und  westlich  herrscht  e*  vor,  ohne  daß  jedoch  in 
der  Nähe  der  Lautgrenze  ç  ganz  ausgeschlossen  ist.  Der  i  -  Nachklang 
ist  also  häufiger  als  Horning  annimmt. 

kyç  (clavemj  0  tâç»  =-  40,  84,  87  tyv  -  133  kye1,  siçgyç  (sin- 
gulare m)  -  0,  40  sftdzy  =-  84  sàdyy  -  133  sii;gye\  sole  (soulier)  -  O,  40, 
84,  133  sole1,  byç  (blé)  -  O  byy,  ne  (wer)  O  ne\  -are  und  -a  lu  m:  site 
(cluinter,  chanté)  -  O,  40  sale*,  pâlç  (parler)  O  pâle*  ~  40  pale1,  jfûdye 
(êchnuder)  -  O,  40  jrädzy,  vrgyone  (rcglaner)  -  O  çrdzane*  40  çrd/.onç1 
neben  çrdzone. 

')  Die  Patoisanten  des  Saunais  halten  die  starke  Denasalierung  im  Vosgien 
für  etwas  grobes  und  häßliches;  i  râyù  sie  dà  lç  gojj  (,/«  arrachent  cela  dan* 
la  gorge),  sagte  mir  eine  Frau  aus  Rodt  (15)  in  Bezug  darauf  von  den  Einwohnern 
von  Gondrexange  Dies  ist  aber  der  sichere  Beweis,  daß  die  Soumis  die 

französische  Aussprache  vorziehen  und  dieselbe  anstreben. 


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-    818  - 


kir*'  (curé)  in  H  statt  *kir«;  mit  ê  statt  e  erklärt  sich  durch  don 
französ.  Einfluß.    In  0  regelrecht  tsin». 

Ciarum  wird  in  H  zu  kyç  und  kyer.  kyç  wird  vom  Lichte 
gehraucht:  i  IV  kyç  d  lin  (il  fait  clair  de  lune),  ze  n  wo  m  kyç  (je 
ne  rois  pas  clair),  kyër  von  den  Flüssigkeiten  :  «Ii  vi»,  kyër  (du  ein 
clair),  kyer  ist  wohl  vom  Französischen  clair  beeinflußt,  indem 
das  ai  (  ç)  nach  £  3  geschlossen  wurde.  Auch  in  0  ist  die  Form 
nicht  rein,  sondern  tse  statt  *  Im»  :  i  fa  ts-  d  lim. 

Neben  ç  und  i»  begegnete  ich.  wie  schon  Horning,  den  Lauten  < 
und  ë,  die  allerdings  spärlicher  gestreut  sind  und  meistens  nur  zugleich 
mit  e  und  Ç  auftreten.  Es  ist  dieselbe  Erscheinung,  die  Horning  fur 
Gruppe  D  feststellte.  Die  westlichsten  Funkte  der  Laute  ë,  c-  sind  84 
und  47:  84  säte  l'yœ  47  säte  Iii  (sauter  dehors,  d.  h.  sortir),  neben 
pâle1,  sale*  u.  s.  w.  Im  Saunais  (ausgenommen  die  Kndung  -atis,  die 
da  allgemein  c:  O  vie  site  H  vu  .site,  nuis  chantez)  finden  sich 
<•  und  <•'  nicht.  Daher  sind  auch  die  von  Horning  für  b*  22  ange- 
gebenen Formen  ei;se\  ^ädi"  hesser  käse*  und  ^äde1  zu  schreiben. 
Ostlich  von  sf  werden  ë  u.  häufiger.  In  J(>~>  z.  R.  hat  man  c\  c 
und  ë  nebeneinander:  tyç  oder  tye  (clé),  sb,gy<-  oder  si/gye  [sanglier), 
este*  oder  este  (acht ter),  tuwç'  oder  tuwé.  (Ywr),  putr  oder  pul«'  (porter. 
âdi  m  e  putc  sie  aide-moi  à  porter  cela).  In  7.V.V  ist  r  als  Infi- 
nitivendung sogar  Regel  :  putc  oder  put»-,  gyoix-  oder  gyonë  {glatter). 
Sonst        e<:  kyy>  (clé).  si/(gyç. 

Anmerkung.  Mit  der  Laulgrenze  e  — i-  (  freies  a j  fällt  natür- 
lich auch  die  Grenze  e  -r  (  -eil um.  //  >epe  (),  40  spiJ,  chapeau) 
zusammen,  sowie  die  Grenze  <e—  <i"  u.  R.  //  ühode  //  ähodya' 
84  ahedu"  40  uhodzn«  Oâhedzii-,  aujourd'hui).  Weitere  Reispiele  an 
den  betrelTenden  Stellen  der  Arbeil.  Linie  IX  ist  also  allgemein  die 
Lautgrenze  des  i-Naehklangs. 

Das  Gesetz  des  i-Nachklangs  gilt  auch  für  das  Vulgärfranzüsiselie. 
Sogar  in  der  Stadt,  z.  R.  in  Lunéville  und  in  Nancy,  ist  es  in  der  Volks- 
ausspraehe  noch  sehr  deutlich  bemerkbar. 

1».  (OG  2).  ë  lateinisch  a  in  frz.  geschlossener  Silbe  ist  ein 
besonderer  Fall  der  S  3  angeführten  allgemeinen  Regel. 

-ata  -i'y,  in  O  vielfach  -ey:  silcy  ('hantée),  krovey  O  kravey 
ycreeée),  anëy  (année.  In  /7  bedeutet  e  l'anëy  à  Vantu'e  soviel,  wie  en  été) 
O  ançy,  fini»  y  (fumée),  sçmnëy  (cheminée),  smey  (summum  4  a  ta. 
Sinn:  sommet),  kruwey  \corvé» ■')  O  kruwey.  buwëy  (buée  ■  lessire)  n 
buwçy,  zuley  (yclé-c)  O  zuley,  sùzey  (zum  Vb.  sùzye.  songer  :  *  songé c 
idée),  kuney  (  V  c  u  n  n  u  in    a  t  a,  *  conér.  Sinn  :  farce,  étourderie),  tç-ley  (gaulée) 


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tolêy  ist  wohl  talée,  Partizip,  zum  altfrz.  taler  -  broyer.  Durch  das 
Abschlagen  sowie  durch  das  Auffallen  auf  dem  Boden  pflegt  das  Obst 
verwundet  und  zerdrückt  zu  werden),  kwêy  (Küchengefaß.  Wohl  cupa 
-h  ata,  cf.  altfrz.  eurè,  Adj.  en  forme  de  cure),  çfurêy  (ad  +  fodr  -I  ata, 
ef.  fourrage,  fourrer.  Sinn:  quantité  de  fourrage),  0  köre  y  (noisetier. 
♦col  y  rus,  frz.  coudre,  —  a  ta). 

Ausnahme:  fa  ta —  H  fit  y     O  Tay.  Davon  das  Partizip  H  fâyc 

-  O  fäyi  (fa  tat  um,  verhext),  à  oder  ä  nach  Lautgrenze  I. 

10.  ((Mi  3).  a  +  1  ä  im  ganzen  Gebiet:  /.onä  (di  uni  a  lern, 
arpent),  mû  (mal),  sa  (sali,  pä  (pal um,  pint),  0  opitä  (hôpital),  Wedna 
(Verdmal).  —  quäle  m  kë  vor  Substantiv  :  ke  om  (quel  homme],  ké 
föm  (quelle  femme).  ~  kél  in  lokel  (lequel),  lekél  (laquelle),  sowie  im  Aus- 
rufe :  rwäte  war  ï  pô  kel  !  (regardez  eoir  un  peu  quel.'  —  sc.  ein  Subs- 
tantiv), talem  ist  immer  tél.  ke,  kel  und  tel  sind  französische  Formen. 
Das  französ.  é  von  quel,  tel  wurde  nach  §  3  gedehnt  und  geschlossen. 

—  Na  ta  le  m  wird  Nuwe  oder  Nuwe1.  Der  i-Nachklang  richtet  sich  nach 
Lautgrenze  IX:  H  Nuwe  0  Nwe1  40,  105,  133  Nuwe1.  -ala  im 
ganzen  Gebiete     -äl:  pal  (pala),  äl  (ala)  u.  s.  w. 

Bemerkung.  Die  von  Horning  für  d*  (  Wildersbach)  gegebenen 
Formen  mal  o  pi,  mal  o  eye/  sind  ungenau,  malum  giebt  hier  nicht 
mal,  sondern  mä,  wie  überall,  und  es  ist  mä  lo  pi,  ma  lo  kye/  zu 
schreiben  mal  le  pied,  mal  h  ea-ur.  Ks  ist  nämlich  eine  weitverbreitete 
syntaktische  Eigentümlichkeit  des  Lothringischen  avoir  mal  nicht  mit  <>, 
sondern  mit  dem  bloßen  Aecusativ  zu  verbinden  :  z  e  mä  lo  vôt  —  vfrz. 
z  ë  mal  la*  vfit  (j'ai  mal  le  rentre  statt  j'ai  mal  au  rentre),  z  ç  mä  le 
têt  vfrz.  z  é  mal  la  tet  (j'ai  mal  la  tète  statt  j'ai  mal  à  la  tête), 
/.  e  mä  le  pye  vfrz.  /.  c  mal  le  pye  {  j'ai  mal  les  pieds  statt  j'ai  mal 
aux  pieds). 

11.  lOG  4).  -a  vu  m  giebt  -<»:  kyo  (cl  a  vu  ml  -  O  tso.  Sonst 
vielfach  auch  ty«».  47  u.  94  aber  tyow.  Auch  die  in  <)  vorkommenden 
Ableitungen  tsawr  (clouer)  und  tsawti  (cloutier)  scheinen  eher  auf  einer 
Form  *t.*aw  als  auf  t.<ö  zu  beruhen.  *tsaw  würde  in  0  der  in  47  u. 
m  vorkommenden  Form  tyow  entsprechen.  Zu  a  statt  n  s.  Laut- 
grenze VIII.    //  kluwe  (clouer)  ist  französisch. 

1».  (OG  5).  Die  proklitischen  Wörter:  me  (ma),  te  (ta),  se  (sa), 
lç  (la),  le  {là),  ze  lia  m),  h  abc  s  u.  habet  e.  re.sp.  œ  nach  Laut- 
grenze XXIX.  vado  s.  $  15. 

13.  (OG  6).  a  -~  Nasal  è:  pè  (pane  m),  mè  (m  an  um),  grè 
(granum),  rè  (r  a  m  uni,  rè  d'fogo  branche  de  fagot),  dmè  (demain),  trè 
(s  tram  en),  degré,  femin.  degren  tde  +  germ.  gram,  altfrz.  grain.  Sinn: 


-    320  - 

Gegenteil  von  „betrübt":  munter,  alerte,  dégourdi),  rwr  fr  o  tan  um,  Hor- 
ning,  Z.  XVIII.  228',  pyc  (planum,  frz  piain.  pyr  kommt  in  //  nur 
im  Ausdrucke  pyr  peyi  piain  pays  vor  pyr  pçyi  heißt  „das  flache 
Land",  „das  offene  Feld4'  im  Gegensatze  zum  waldigen  Gebirge  der  Vogesen 
und  wird  zur  Bezeichnung  des  Sänö,  des  Gebietes  des  Saunais,  gebraucht 
So  nennt  man  die  .S*<wM«i.*-Muudart  auch  patwe  di  pyc  pçyi  patois 
flu  piain  pays-  zum  Fnterschiede  vom  patw«;  d  lç  niôtcn  patois  de  la 
montagne  oder  vom  mötinyo»,  wie  das  Vosgien  genannt  wird).  Statt 
f«  findet  man  Ï  in:  O  lyi  H  lyè  (lim),  O  muyi  ff  muyè  (nuyenl 
Jf  kovï  (rowain),  zugleich  erwähne  ich  hier  ff  pyàtï  (plan  tagine  m, 
plaintain).  Diese  Î-Formen  treten  natürlich  nur  in  dem  durch  Laut- 
grenze  II  abgegrenzten  Gebiete  auf.  Ich  sehe  dieselben  als  Analogie- 
bildungen zu  den  Wörtern  mit  Suffix  -inum  an,  das  im  î-Gebiete  i  wird, 
s.  §  42.  Auch  cane  in  richtet  sich  streng  nach  Lautlinie  II  :  im  î-Gebiete 
wird  es  si,  im  »-Gebiete  s<\ 

-Ana  -  -en:  rana  rrn,  fontana  —  fùtën.  Geschlossenes  0 
nach  $  3. 

14.  (OG  7).  c -f  a  ye  in  dem  durch  Lautlinie  XXIX  abge- 
grenzten Gebiete,     yœ  zwischen  Lautgrenze  XXIX  und  Lautgrenze  XI. 

î  westlich  der  letzteren,  d.  h.  im  Saunais.  Wir  haben  also  im  Vosgicn 
Diphtong  und  im  Saunois  Monophthong,  und  zwar  füllt  die  Grenze  ye 
(yœ)  —  i  aus  c  b  freiein  a  mit  der  Grenze  ye  (yœ)  —  i  aus  betontem 
freiem  lat.  ç  zusammen  (§  25).  ff  *yer  (capram)  07  *ya>r  O  ;if. 
ff  *\e%  (carum)  07  syœ/  -  ()  sir.  Canem.  s.  §  12.  Cado,  s. 
4;  151.  Casam,  s.  i;  157.  Carrum  und  carnem,  s.  ?;  19.  Zur 
Kürzung  des  e  (n>)  :  £yPr  und  s\ü>r,  s.  §  25.  Zu  syt  r  mit  e  statt  e 
in  r,7,  s.  <;  25. 

15.  (OG  8,  9).  a  4  y  ;i  östlich  von  Lautgrenze  L  ü  westlich 
davon:  pyây  (plaie)  -  0  pyäy,  hay  (hak)  0  häy,  vra  (rrai)  (ß  vrä. 
rä  (radium,  altfrz.  rai:  rà  d' ri  rais  de  roue,  ra  di  slo  rayon  du 
soleil)  —  0  rä,  pär  (paire)  —  O  par.  Bpâ  oder  b>pâ  (Jlfpaix),  pyâ  (p la- 
ci  tum,  afrz.  plait),  ebenso  das  Verbum  pyädye  (plaider)  -  O  pyädzi. 
pyâr  (plaire)  0  pyär,  mar  (nutire)  0  mär,  mû  (m  agi  dem.  Back- 
trog) mä  (in  O  bedeutet  das  Wort  neben  „Backtrog"  zugleich  auch 
„Wasserlache"),  zçma  (^jamais)  O  zemä,  Iran  (fr  a  xi  n  um)  O  frän, 
sân  (*caxinum,  altfrz.  charnu-)  ~  sän,  /.äk  (geai)  ~~  O  zak,  fuiiâjf 
(fournaise),  ar  (aerem)      O  är,  mat  tmuître\      O  mât,  brâr  (braire) 

O  brär,  a^  (aise)  < >  ü.%  {  'm  bv-n-nz  O  bî-n-â^,  mâlfijj  Omalü^),  da- 
nach auch  ahi  O  iilu  [aisé),  ma  (m  ai  u  m,  mai.  Die  gewöhnliche  Form  ist 
méy.  ma  findet  sich  nur  im  Befraindes  Triniâzo  (s.  im  Abschnitte  „Texte"*: 


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s  o  lo  mâ  ç  Io  trirnâ,  s  o  lo  zôli  mâ  ~  c'eut  le  mai  et  le  ?  mai,  c'est  le  joli  mai), 
trima  (  ?  —  mai,  Sinn:  das  junge,  frische  Laub  im  Mai)  O  trimä,  ny;i 
(der  Form  nach  nidaeem,  niais.  Das  Wort  wird  in  H  nur  als  Sub- 
stantiv gebraucht  und  bedeutet  coud.  Kine  Ableitung  davon  ist  es  dcnyäzi 
sc  dr  -\  niais  ~  Endung  -in-  oder  -ir,  Synonym  von  çs  dçdremi  se  dé 
u  dormir,  d.  h.  „sich  vom  Schlafe  aufrütteln1'),  36  àrmàr  Oärmär  (ar  m  a- 
rium,  altfrz.  armai re\  in  //  ârmêl,  offenbar  mit  Suflixwecbsel,  -oriam 
statt  -ariam,  wie  franz.  armoire,  s.  £  52),  3(>  wâr  ()  war  (weigaro, 
altfrz.  gaire,  guère:  in  //  wer,  seheint  vom  Französ.  beeinflußt,  Schließung 
von  <>  nach  3),  O  trär  (traire.  H  trer  ist  französisch  mit  è  zu  v 
nach  §  3). 

Westlich  von  Lautgrenze  XIV  wird  a  y  regelmäßig  zu  â  und 
östlich  regelmäßig  zu  <;  in  folgenden  Fällen:  fa  —  fç  (facio),  trär 
(traire),  ä  —  v  (habeo),  vä  —  v»;  (vado).  Westlich  von  Linie  l 
werden  fâ,  â,  va  natürlich  zu  fä,  ii,  vä.  facere:  fär  —  far  —  fer 
(letztere  Form,  auch  çfêr  O  <fär,  ist  französisch,  wie  trer,  s.  oben). 
Die  Form  v<;  ist  weniger  frz.  mis,  als  ms,  m,  d.  h.  die  1.  Fers.  Sing, 
wurde  an  die  2.  und  3.  Fers,  angeglichen.  Auch  heißt  es  im  Vulgär- 
französischen  nicht  j'm  vais,  sondern  '/.  à  va.  entsprechend  t  à  va, 
I  à  va  (    tu  en  ras,  il  en  va). 

Die  Lautgrenze  XIV,  obwohl  bloß  durch  einige  Formen  bewirkt,  fällt 
dennoch  sehr  auf,  zumal  die  Futurendung  sämtlicher  Verba  sich  nach 
ä— ä— e  (habeo)  richtet  :  Aàtrn  —  sïtrâ  —  Nitre  (chanterai),  u.  s.  w. 

16.  ((XI  10,  11).  Bartsch'sches  Gesetz,  -irr  und  -//östlich 
von  Linie  XXIX  -ye  (bis  zu  Linie  XXXV,  jenseits  welcher  -icr  -  i),  - 
-vre  zwischen  Linie  XXIX  und  Linie  XXVII,  -i  westlich  von  Linie  XXVII, 
d.  h.  im  Saunois  :  mezye  (manger)  —  rnêzyœ  —  mèzi,  nyye  (noyer) 
noyœ  O  nayi.  kwesye  (cacher)  —  kwesyu>  —  kwçAi,  nyzye  (nager 
und  neiger)  —  nozyu-  —  O  nazi,  sèzye  (changer)  —  sêzyœ  —  sr/i, 
do/.ye  (altfrz.  targier)  —  dn*y<e  —  O  dçhi  —  54  dyhi,  drosye  (dresser) 

—  drosyo1  —  (>  drasi,  //  bç^ye  (abaisser)      O  abç^i,  bâhye  (/miser) 

—  bâhyœ  —  0  bähi,  Iç^ye  (laisser)  —  h.7ya'  —  l\^i,  dnsye  (danser) 

—  dùsyre  —  dàsi,  rezye  (altfrz.  rigier)  —  rtzy<e  —  O  rizi.  H  kwcfcye 
(congé)  O  kùzi,  bénye  (baigner)  —  bênyœ  —  O  béni,  g»  ye  (jouer  aux 
quilles)  —  geyœ  —  54  giyi  —  O  dziyi,  u  s.  w.  Das  y  wird  vielfach 
zu  s  oder  z.  wenn  es  auf  »  oder  d  folgt,  s.  §  76:  z.  B.  67  v*  d/.<F  (vider), 
pyâd^œ  (plaider),  lràt>œ  (traiter).  Im  -i-Gebiete  ist  y  in  wenigen  Füllen 
erhalten,  sodaß  wir  da  die  Endung  -vi,  nach  Dental  -zi  oder -;i  haben: 
O  àpunyi  (empoigner),  dagegen  s.  oben  béni.  O  pyäd/i  (plaider),  (i  trätsi 
(traiter).  54  devü'dzi  (dérider),  dagegen  O  (h  va-di. 

Jahrbach  d.  Oei.  f.  lothr.  Qcuchichte  u.  Attcrtum*k.,  Jahrg.  3).  21 

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-ye  —  yœ  —  i  a)  nach  Vokal  4-  r:  tirye  (tirer)  —  tiryœ  —  tiri. 
dirye  (durer)  —  diryœ  duri,  ^irye  {déchirer)  —  ^iryœ  —  jûri, 
V^irye  (fissurer)  KXwVl-  ~~  °  asf'rî,  petriye  {pâturer,  pttriye  kommt 
von  *petirye,  welches  nach  Metathesis  von  -ir-  zu  -ri-  petriye  wird) 
pçtriya-  —  0  pétri,  sirye  {cirer)  —  siryœ  —  0  siri.  b)  nach  f :  jitfyc 
(chauffer)  —  #ifyœ  ^ali.  ctofye  (étouffer)  —  etofyo?  -  O  etofyi 
(-yi  statt  -i,  s.  oben),  c)  nach  /  (  r*)  :  rèvo/ye  (rtnrerser)  —  rêvo^ytv 
—  O  râva^i,  bc^yc  (bercer)  -  bêjjyœ  —  .-'î-/  bô'^i.  d)  nach  y  (  -  I 
nach  Kons.):  ^ofye  (souffler)  —  xofyœ  —  '*  ^olyi,  rofye  (rafUr)  — 
rofyœ  —  0  rüfyi  (zu  rofye  gehört  das  Substantiv  rof  -  0  räf  mit  der 
Bedeutung:  peigne  servant  à  oderer  la  graine  du  lin  d  du  chanvre), 
trdoye  (redoubler)  —  erdoyu?  O  dûyi  (doubler),  e)  nach  y  (t'ber- 
gangslaut):  z  demefye  (.sv?  f7/  I  méfier.  Das  Wort  ist  interessant  wegen 
der  Vereinigung  von  r7/-  und  mé  aus  (?//?</•  und  m/fier .  Die  Form  ist 
zusammengezogen  aus  z  *  démotive)  -  z  dçmefyœ  -  O  z  dçmçfyi. 
in  O  röbriyi  (re  +  oublier  :  in  //  rôbliyç  ohne  Dartschs'ches  Gesetz  i. 

Ausnahmen  zu  d)  :  11  sol'yç  im  Ausdrucke  bo  sol'yç  (crapaud 
soufflé,  d.  h.  besonders  dicke  Kröte),  //  trânyç  {étrangler)  —  dagegen 
O  tranyi. 

Hin  y  entwickelt  sich  in  //  #âdye  (échauder),  ohne  daß  dann  das 
Verbum  dem  Bartsch'sehen  Gesetze  folgt:  Partizip  *ädyi\  *ädy<y 
(échaudé,  échuudée). 

—  Wenn  auch  die  regelrechte  Form  des  Vusgkn  der  Diphthong 
(ye,  yœ)  ist,  so  haben  doch  einige  Verben  den  Monophthong  (ij.  wie 
das  Saunois.  i  ist  im  Vosgien  häutiger  als  Horning  OG  13  annimmt: 
Beispiele  für  H:  s'enèli  (s'anuiter),  fyäri  (fUiirier,  Sinn:  puer),  sosi 
(sécher),  erpyèsi  (altfrz  replanchier),  tesi  neben  tesye  (tousser),  kwèsi 
neben  kwèsye  (zu  coin.  Sinn  :  in  eine  Kcke  drücken),  ühi  (aisé),  detrejri 
neben  delrejye  (zu  tre*.  friche;  défricher),  re#i  neben  re/ye  (röcheln*, 
sasi  neben  sasye  (chausser,  déchausser  dçsâsi.  déchaussé  —  desasi 
oder  verkürzt  desa  :  to  dçsà  tout  déchaussé  heißt  ..barfüßig"),  nozi 
(auser.  Der  einzige  mir  bekannte  Fall  von  Bartseh'sehem  Gesetze  nach 
einfachem  s). 

Die  von  Horning,  OG,  S.  11.  gegebenen  Formen  rèbrçsyç,  inrjyç 
c3(.N.?i,  puhye,  euhyç  e«  (>.?),  Irçveyu-  c7  (1.o~>)  sind  in  rèbrçsye,  mèzye, 
puhye.  kuhye,  trçvçyu»  zu  verbessern.  Das  e  der  Endung  -ye  ist  stets 
geschlossen. 

17.  (OG  12,  13).  Das  Part,  feminini  der  dem  Bartsch  sehen 
Gesetze  folgenden  Verba  ist  -i  :  iih  /.i  i  mangée).  -y«  y  haben  :  //  rôbliyéy 
{oubliée).  H  tninyry  {étranglée),  //  /adycy  (échaudcc).  -yey  ist  -   y  -  t-y, 


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—   323  - 


welches  êy  die  Endung  der  nicht  nach  dem  Bartseh'sehen  Gesetze 
gehenden  Verba  ist,  wie  sàtèy  (chantée).  Dies  ist  der  beste  Beweis, 
daß  jene  Verba  mit  dem  Bartseh'sehen  Gesetze  niebts  zu  tun  haben, 
und  die  Endung  des  Partie,  femin.  dient  hier  als  Kriterium.  Auch  die 
von  Horning,  ÖG  11,  8),  für  e3  angefiihrte  Form  sadye,  <s:idye 
geht  nicht  nach  Bartsch'«  Gesetz,  sondern  bildet  widyèy. 
1H.    (OG  14).    Suffix  -arium,  -ariam. 

a)  —  Vosgim  und  Saunois  e  (er)  oder  tv  (•vr)  nach  Lautgrenze  XXIV. 
byose  0  byasu'  (Adj.  byos,  Feminin  zu  byo  biet,  f  -irr.  Stelle,  wo  man 
das  Obst  reif  werden  läßt),  bolèze  Obulàzœ  (boulanger),  dâre  -  O  dârœ 
(dernier),  borle  O  borlœ  (bourrelier),  ède  (andain  mit  Suffix  Wechsel),  lier 
(*filaria,  araignée),  furcr  (/br/Vrc)  O  forcer,  funer  O  fo\wr  (*  fournière. 
plateau  serrant  à  enfourner),  fôtne  (  fontaine  -r  /<v,  /»>«  humide),  smêr 
(.tenter  4-  -/m-,  /i/  /«  Vierge),  gerne  (grenier)  O  dzoTnce,  goter 
(gouttière),  zliner  [gelinière)  ■  O  zoelnüT.  sâdcr  (chaudière),  son  r  (serre 
J  /è»v,  servant  de  frein),  sore  (c/mr  H  /Yr,  charron),  krôler  (oyj- 
/fVrc)  O  krûl<rr.  mine  (meunier)  O  miince,  luwe  (/oyrr)  O  luwu-, 
O  l'rumyœr  (fotmniilicrc).  mote  (nwutier)  0  motu«,  pârër  (*petraria), 
sâse  (sas,  Weidenrute,  ~  <Vr.  Weidenbaum),  rver  (rivière)  —  rvnr, 
>çtre  (chastoire  4  vYr.  nicher)  —  sçtrœ,  u.  s.  w. 

b)  ye  (yen  —  i  oder  ï  (ir).  Zur  Kürzung  von  yër.  s.  §  25. 
Der  Monophthong -i  tritt  besonders  westlich  von  Linie  XI  auf:  porpye 
(pourpier)  O  porpi.  päpye  (papier)  (>  päpi,  sidronye  (chaudronnier, 
d.  h.  chardonneret)  O  sadronyi,  pnpyer  (paupière)  ()  papir.  muzyer 
(muselière)  0  mœzlir,  ndye  (andier)  <)  àdi,  esye  {acier)  O  vsi. 
O  bontï  [bonnetier],  O  lzir  (lisière),  O  se  tri  (  //  setre,  rucher),  <i  rvïr 
(rieière),  0  eskayi  [escalier),  O  sorbonyï  (charbonnier),  O  sorsi  (sorcier), 
O  nvenhi  {menuisier),  (t  mi-slsi  (demi-setier),  O  gohi  oder  gozyi  (gosier), 
O  t-awtî  (elotttier),  O  pçni  (panier),  <>  âwbeniti  (ww  4-  bénitier),  O  fumi 
(fumier). 

Östlich  der  Linie  XI  findet  sich  der  Monophthong  in  vereinzelten 
Fällen.    Vergl.  §  16  am  Schlüsse. 

trosi  [t roche  1  fYr,  assemblage),  ^oli  (échelle  -f-  /Vr.  autant  que 
peuvent  contenir  les  échelles  d'une  roiture),  holi  (ludlier  mit  der  Bedeutung 
hangar,  remise),  hupi  (altfrz.  houppier.  Bedeutet  buisson),  fusi  (altfr.  forehier, 
enfonrehure  d'un  arbre),  koki  (cotptdier,  Eierbecher),  borbi  (bourbier). 

Gedecktbs  A. 

1».  (OG  16,  17).  Mit  Ausnahme  der  in  den  folgenden  §?j  be- 
handelten Fälle  wird  gedecktes  a  zu  a.  Dieses  a  wird  westlich  von 
Linie  1  zu  ä:  .... 


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-    324  - 


a  4-  r  —  Koos.  :  Kçnâr  (canard)  —  kenär,  Legats  {Lagarde)  — 
Legats,  lâs  (large)  iî\%  —  lä^,  //  sarp  (mrpe,  neufrz.  serpe)  O  s'àp, 
ha  (hart)  —  0  hü,  gar  I  Kleidungstück)  —  0  d2är,  //  barp  [barbe)  — 
bâp  —  0  biip,  //  äbr  (arbre)  O  äbr.  Suffix  -ard  -ä  —  -â:  gela 
(gueulard)  ■-<)  dM-lä,  dremà  i dormir  :  ard)  —  drœmii,  betya  (txtttre 
+  ard,  s.  §5;  29  u.  143,  c)  Anm.  ;  sabots  qui  font  beaucoup  de  bruits  — 
bçtii,  horkinâ  (? -1- «/•</.  Sinn:  touche-à-tout)  O  hartsœnâ,  hertâ  iV  ^ 
<err/;  zurückgezogener  Bauer,  der  nur  zu  seinem  Vergnügen  arbeitet)  0 
hœrtii  oder  hcerpietâ,  bäwä  (ban  -1-  *ward,  garde-champêtre)  O  bàwa, 
solât  (salade)  O  soläk  (s.  S  96,  b),  tat  (tarte)  —  tâts  —  O  täk,  târ 
(tard)  =  O  târ,  pâ  (part)  O  pä,  kât  (car/fi  —  kâts  —  O  käts,  sä 
(carnem)     O  sä. 

Anmerkung  Car  ru  m  und  garba  werden  im  Vosgien  zu  syç, 
zyçp,  im  Saunois  zu  st-,  zep.  Diphthong  und  Monophthong  richten 
sich  nach  Linie  XII,  cf.  §  28. 

Sonst:  dçmâ  (damas)  -  O  demä,  liâp  (Haspel)  =  O  hüp,  häl 
(altfrz.  /(«.v/r,  frz.  hdte)  O  häl,  käs  (quassat,  casse)  0  käs  (danach 
käse-   -  casser),  fyäs  fflaccum)     O  fyäs,  âs  (âge)  =  O  äs,  pät  (/wîM 

Ô  pät,  ar  («//>')      0  »it.  mi  rât  (marâtre)      0  merät,  hât  f>îfr>) 
O  häl  (danach  z  hâte     .sr  //«//»),  mal  (mâle)  --•  O  mal. 

—  Überhaupt  ist  der  Übergang  von  â  zu  ä  westlich  von  Grenze  1 
eine  allgemeine  Regel  (Ausnahmen  10,  20):  rekläm  (réclame)  — 
rekläm,  flân  (flâne)  -  flän  (danach  flâne1,  flänu  —  flâner,  flâneur). 
herläm  (?,  wohl  zu  hurler.  Sinn:  '  hanä#,  gram!  bruit,  hurlcmnit)  -- 
t)  h<erläm,  u.  a.  m. 

20.  (OG  18).  aqua  Vosgien  und  Saunais  âw.  a  -f  1  -1-  Kons, 
in  beiden  Gebieten  â  :  sä  (saut),  säs  (sauce),  swä  (cheixd),  sä  (clmud). 
zä  (galluni).  at  (autre),  u  s.  w. 

21.  (OG  20).  Suffix  -aticum  in  beiden  Gebieten  -e>: 
sävt's  (sattvage),  viles  (village),  vizês  (visage),  fromës  (fromage),  u.  s.  w. 
Kbenso:  ses  (.sw/r),  res  (nt^r),  kés  (<•««/♦;). 

(îcd.  a    ç  in  den  OG  20,  2) — 5)  angegebenen  Fällen. 

«8.  (0Gf  21,  22)  a  J  n  -t-  Palatal  ê:  grès  (grange),  u.  s.  w. 
Zu  pyês,  mes,  çtr«-s,  s.  §5  a).  Ausnahmen:  //  ns  (germ.  ankja. 
frz.  anche,  os  rolnmt)  O  às.  In  den  Formen  O  mis  (nuinge),  [\< 
(étnnehe)  H  mès,  tes  hat  der  im  î-Gebiete  (Grenze  11)  häutige  ï-Laut 
dus  è  ersetzt,  cf.       13,  38. 

a  Nasal  r  Nichtpalatal  à.  Zu  bemerken  bleibt  nur,  daß  im 
Patois  und  im  Vulgärfranzösischen  à  etwas  offener  ist  als  das  franzö- 
sische à.  welches     nasaliertem  geschlossenen  a. 


i 

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-    325  - 


221.  Nachtrag,  a  u  ;i  in  franzüs.  geschlossener  Silbe  vor  1 
und  n:  hol  (halle)  0  hui,  dçhôl  (débarras,  vol  en  bon  dçhôl  voilit 
un  bon  d.  .  .,  cf.  frz.  déhaler  -  tirer  d'endtarras)  ()  dçhal,  Dol  (Dalle, 
Flurname),  gol  (gale)     0  gai,  gyôn  (glane)     0  dzan. 

a  ô  und  o  in  deutschen  W  örtern,  die  dein  angrenzendem  deutsch- 
lothringischen oder  dem  elsüßisehen  Dialekte  entlehnt  sind:  Af,gedöl 
(Langenthal,  Flurname  in  St.  Quirin),  blös  (Blase.  In  »SV.  Quirin,  s.  OU, 
S.  10f>,  heitft  blak  ,. Schweinsblase1',  blak  ist  frz.  blague  und  erhielt 
die  Bedeutung  „Schweinsblase",  weil  eben  die  Schweinsblasen  als 
Tabaksbeutel  verwendet  werden),  gos  (Gasse),  brok  (Brache,  s.  Horning, 
Z.  IX,  509.  Dazu  das  Vb.  broke  -  mit  der  Drache  arbeiten)  -  O  brak, 
Rabo;;  iRambaeh),  Herspo  (Hilsbach),  Ltrebo^  (Lerbach,  Flur  in 
St.  Quirin),  Leteboj  (Lettenbach),  -ach  —  ù  in  Häzlö  (Haslach). 

Unbetontes  A. 

«4.    (OG  23—30).    a  im  Hiat  :   mt.yi,  s.;yi,  sevi,  çvi.  feyio, 
*çyer,  trçï,  rwçyï  (air.  gain,  frz.  regain). 
a  nach  c     ç  :  semî,  s*;mncy,  sçvcy. 

a  vor  r  o  :  porà,  sorû  (charrue),  bori  (baril),  sohye  (charger), 
go^ô  (iffi»"i'öw),  motye  (»wir/c««),  j£odyo/,  (chardon),  u.  a. 

a  t  I  -!-  Vok.  -  y  :  solu,  molèt  (malade),  sole  (saler),  dvolç 
wifcrj,  golù  (galant),  pola  (  nur  Suffix  -a«i). 

a  4-  I  -h  Kons.  -  a  :  #àfye  (chauffer),  sâsi  (chausser),  asi  (aussi), 
O  pâpîr  (paupière),  âney  (aimée),  säte  (sauter),  u.  a. 

a  vor  Labial  o  :  owor,  sywor,  ovo  (>i*vr),  <ovu  (cheveu),  tovô 
(*tabonem). 

a  4-  y  —  à  und  ä  nach  Lautgrenze  I  :  biihye  (Itaiscr)  0  bähi,  fyäri 
(afrz.  flairier)     0  fyäri,  lädir  (afr.  laidure),  u.  a. 

Unbetont  a  ä  und  ä  nach  Linie  I  :  armèl  (armoire)  O  ärmär, 
daye  (*daiUier)  Ödäyi,  ebenso  däyy  O  däya  (duillcment),  härye  (afrz. 
/tarier)  0  häryi,  karot  {carotte)  0  tsärat,  râkye  (râcbr)  <)  riitsi, 
kâsç  (frtsstr)     Ö  käse1. 

a  zu  o  infolge  von  Lippenrundung  durch  die  Labialis:  popa  (papa), 
momà  (»m<*w/im);  zu  u:  Nuwç  (AV/i. 

Sonstige  Fälle,  o:  rohô  (raison),  sohn  (saison),  botô  (bâton),  botye 
(baptiser),  Botis  (Baptiste),  y:  <mi  (/f»if),  mi  ti  (matin),  çnyç  (agneau), 
fer  in  (farine),  lçvç  (laver),  st.sye  (chasser),  esye  (acier). 

a  -i-  n  4-  Palatal  :  tnf'zyc  (numger).  Zu  O  mizi.  tisi,  s.  §  22. 
a  -r  n  -t-  Nichtpalatal  "  à  :  >àtç  (chanter). 

Anmerkung,  n  aus  unbetont  a  ist  westlich  von  Linie  VIII  in  der 


I 


-    826  - 

Regel  a:  0:  gajjjö  igarron),  sahi  (<  karger),  sahô  (saison),  bat  si  {bap- 
tiser) h.  s.  w.  -  An  zahlreichen  Stellen  der  OG  findet  man  a  statt  o 
Türe*  fV;  z.  B.  OG  25:  *ahye,  gago*,.  Ks  muß  sohye,  gyjo»;  heißen, 
denn  in  ^3  herrsch»  reine»  o. 

Betontes  offenes  E. 

Fheibs 

25.  (OG  31  u.  33).  Im  Vosgint  Diphthong,  im  Sannois  Monoph- 
tliong:  -yc  östlich  von  Linie  XXIX,  -y<c  zwischen  Linie  XXIX  und 
Linie  XI,  i  westlich  von  XI:  pye  tpedem)  —  py<r  —  pi,  pyer  (petra) 

—  pyuT  —  pir,  myc  (mel)  myu-  —  mis.  lye^  (fer um)  —  fye^  —  fi* 
(Adj.  1)  stolz,  2)  bitter:  Sbst.  Galle),  fyef  (lcbre m)  -  fyœf  - 
l'if,  dcrye  (de  +  rétro,  derrière)  —  dtryœ  -  dcri  u.  deri,  lyer  (Hêtre) 

—  lyrcr  —  lif  (gebräuchlicher  als  lif,  das  man  im  südlicheren  Saunots. 
z.  B.  47.  findet,  ist  livra).  Das  e  und  <i>  von  -yer  und  -y<ir  sind  in 
der  Regel  geschlossen.  In  HH  und  *v.V  sagt  man  pyer  und  pyçr,  lyer 
und  lyçr.  In  ist  -yçr  Regel  ;  ç  Km lî  i  dhô  :  y  ç  vi  lo  lyçr,  /.  ç  pri 
rn  pyçr  <;  *  Ç  tuwç  lo  lyçr  (à  Imling  .ils  disent:  j'ai  eu  le  tièrre,  j'ai 
pris  nur  pierre  et  j'ai  tué  lr  lièrre).  Entsprechend  sagt  man  in  ~t?  auch 
syçr  (capra)  statt  syer,  kolyçr  (roulrucn)  statt  kolyer,  u.  s.  w. 

Regel:  Das  e,  œ  in  -yer,  -vœr  ist  stets  kurz,  s.  ^  2  (Schluß). 
14,  18  b),  45. 

Im  Saunoia  ist  der  Monophthong  in  vetus  nicht  mehr  erhalten; 
man  sagt  gewöhnlich,  wie  französisch:  vy<t\  vycy  {eiettr,  eieillc). 

In  0  jedoch  wurde  mir  noch  die  als  veraltet  geltende,  selten 
gebrauchte,  aber  regelrecht  monophthongische  Form  vis  angegeben, 
vis  ist  Feminin  und  heißt  substantivisch  ririüc:  an  vis  (eine  Alte): 
adjektivisch  wird  die  Form  kaum  mehr  verwendet.  Das  entsprechende 
.  Maskulin* vi  fand  ich  nicht  mehr.    Zum  s  von  vis.  s.  4j  127. 

In  //  sagt  man  vye  (/v>/u),  vey  (eiritle).    cathedra,  s.  $  52. 

Anmerkung  Zugleich  erwähne  ich  hier  noch  folgende  Wörter, 
in  denen  ye,  yu>,  i  sich  nach  den  Linien  XXIX  u.  XI  verteilen:  <  syet 
(assiette)  —  isy<H  —  .  sit,  syc-  ( eierge)  —  sy(c.<  —  sij,  byer  (hiiro 

—  bya«r  —  Dir. 

26.  (OG  34).    e  -r  Nasal     -yc  östlich  von  Lautgrenze  XIII, 
Ï  westlich  davon.      ye  südlich  von  XIII'  u.  XIII".    Das  i  ist  <*■ 

nördlich  und  ("istlich  von  Linie  II  :  ryc  irieu)  —  rye  —  ri  —  rc  (in  0:  i  ri-vä 
an  rien  t-  rauf     r/iosr  ib-  peu  de  râleur,  in  //  sagt  man  i  hçziva  V 

—  raat),  h\v{hiin\    -  hye  —  1>Ï       bc  (in  //  wird  by«"-  nur  subst. 


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le  bien  gebraucht.  Das  Adverb  bene  ist  in  //  bè,  offenbar  eine 
verirrte  Form  aus  dein  è-Gebiete.  Ks  sollte  eigentlich  bi  heiUen,  da 
//  im  I-Gebiete  liegt),  blto  —  hètô  (auch  in  II,  da  hier  bien  bi-), 
vyè  (rhu.*)  —  vye  —  vi  —vi;  tyè  (tiens)  —  tye  — tî  — 1<\  So  auch: 
myè  (mien)  —  mi,  lyè  {tien)  —  ti,  syè  (sien)  —  si.  Zu  bemerken 
ist  aber,  dali  mien,  tien,  sien  im  è-Gebiete  nicht  *m»\  *li;  *sè,  son- 
dern min,  tin,  sin.  Diese  Ausnabmen  lassen  sich  vielleicht  durch 
die  Formen  so  d  e  myen,  so  dV  tyen,  s'o  dV  syen  (s.  î;  134)  erklären: 
ye  wird  westlich  von  Linie  XI  zu  i  2;"))  :  min,  tin,  sin  ;  Nasalicrung 
von  i  zu  ï  ist  nicht  vorhanden,  daher  auch  nicht  Übergang  von  I  zu  è. 

27.    (OG  35).    v  +  y   ■  e  —  tv  nach  Linie  XXIX.    le  {Ut)  - 
lu,  dme  (demi)  —  dnne  (med  i  am  -f  no  dem  :  H  meync     O  mènu-y; 

wegen  des  Nasals),  pre  (prix)  in  .9,7  erhalten,  sonst  pri  (frz.),  nie 
(melius)  —  mci',  depe  (dépit)  -■  depo*  (davon  das  Vb.  depêtç 
dépité),  pe  (pect us»      pu*,        (six)  --  #œ;ç,  H  Ut  (lire),  sêr  (suivre) 

—  sût,  ^<rr.  decem  überall     de#,  slej  (*ceresia)  •-  slo^. 

—  matière     mçtyer  -    metyar       mçtir,  pUee     pyes  —  pyœs 

—  pis;  ye,  yœ,  i  nach  den  Linien  XXIX  u.  XI. 

Gedicktks  ofkenks  F.. 

ÎÎS.  (OG  37).  v  —  r  +  Kons,  ist  im  Saunais  Monophthong,  im 
Vosyien  Diphthong,  Lautgrenze  XII  :  vy<;#  (ver)  —  vvyw,  yçp  (/«r&r)  — 
<P»  pyçt  (perdre)  —  pets,  dèvyy  (o»mf)  —  dve-,  fernin.  dèvyçt  (ouverte)  — 
dvëts  (ti  147),  tyer  (terre)  —  ter  (entsprechend  //  semtyer  0  sèt  t»*r, 
eimetibre.  Die  Kndung  -/>ïr<  dieses  Wortes  wurde  volksetymologisch 
als  terra  gedeutet,  daher  es  auch  Feminin  ist.  In  0  wurde  eime- 
zugleich  zu  sèt  :  sèt  1er  sainte  terre  ;  in  II  dagegen  hat  sich  m  merk- 
würdigerweise erhalten),  trevyejr  (traverse)  -  trevc^  (danach  Irçvyc^i 

—  trevc^i  tniverst  r.  11  rèvo#  renverse  ist  nach  der  endungsbetonten 
Form,  s.  §  30,  gebildet:  rèvojjyc  renverser),  H  e  rlcvyc^  (ù  r< ■ -r 
f  envers,  d.  h.  />  Cm  vers)  0  à-n-ïve;j  (  <  m  envers.  0  e  le  rve#  à  At 
*  reverse,  d.  h.  <i//*(V  A«/\s  /</  main  :  lo  swà  d  le  rvë^  le  eh  rul  attelé  h 
droite),  làtyen  (lanterne)  -  Iàten  (westlich  von  Linie  XXIX  sagt  man  làlyu'n, 
der  einzige  mir  bekannte  Fall,  wo  ç  —  r  -f  Kons,  yd*  wird.  Die  Zwischen- 
stufe ist  offenbar  *  làtyen,  indem  ç  wegen  n  zu  e  wurde,  welches  dann, 
wie  allgemein  in  jenem  Gebiete,  zu  m  wird:  làtyen  —  *  làtyen  — 
làtyœn),  fye  (/»-/•)  —  fer  (Compositum:  pafye  pal  um  -\  ferrum  — 
pâfer,  levier  en  fer),  Il  nàr  myêl  (noir  merle.  Schließung  und  Dehnung 
nach  Ji  3),  gyçt  (  derte,  neufrz.  dartre)  —  dèt*,  dëk,  Kyerpi  (Kerprieh. 
Die  Diphthongierung  erklärt  sich  hier  durch  die  Betonung  Kérprieh  auf 


-    328  - 


der  ersten  Silbe,  da  das  Wort  deutsch  ist),  myçt  (offenbar  -  werde; 

—  met.*  (im  Ausdrucke  :  lo  ze  vyc  ç  le  myet  te  twrf  à  /«  wienfr. 
d.  h.  «/«  sr  gâte;  ci*,  franz.:  m  Ummer  t-n  nurdt  mit  demselben 
Sinne). 

Ähnlich  verhalten  sich  syç  (carrusj  —  sê,  sc*  und  zyep  (garba, 
</<vic)  —  Zcp. 

be,  bc^.  bœ;r  (afrz.  bers,  frz.  berceau)  ist  auch  im  Vosgicn  Mono- 
phthong, ebenso  pes,  pas  (pertica.  perche). 

2».  (OG  38-41).  Gedecktes  c  yc  (Vosgicn)  y>  (Saunois). 
Linie  XII,  in:  pye  (pellem)  —  pi»,  bye  (beau)  be\ 

Suffix  -eil um  e  oder  r.  Zum  i-Nacliklang  s.  £  8  und  Linie  IX: 
scpi;  (chapeau)  —  ^vpt-,  u-  s-  w-  Ausnahmsweise  diphthongiert  im 
Vosgicn  novyç  (non mm)  Saunois  nove  ;  vor  Vokal  novyel  nur  in 
novyel  à  (nourel  nu),  dagegen  novye  armonek  (noued  almanaeh). 

-eil um  -yä  in  ridya  (rideaux)  und  sizyä  (ciseaux).  (Vielleicht 
gehört  auch  betyä  ■-■=  bateaux  hierher.  Das  Wort  heißt  nicht  „Schiff", 
sondern  dient  ausschließlich  zur  Bezeichnung  von  Holzschuhen, 
welche  zu  groß  sind  und  beim  Gehen  infolgedessen  laut  klappern. 
Der  Holzschuh  hat  mit  einem  Schiffe  eine  gewiße  Ähnlichkeit.  Sonst 
heißt  Schiff  aber  immer  bato.  wie  frz.  Eine  andere  Etymologie  s. 
§  143,  c)  Anm.).  Dieses  seltene  -yä,  das  im  Vosgicn  und  im  Saunois 
vorkommt,  ist  frz.  eaux  aus  -cals,  -mis  wird  lothringisch  zu  -y;i 
nach  Ji  20.  Die  von  Horning  angeführten  Formen  haben  -yö,  weil  sie 
in  demjenigen  Gebiete  (Gruppen  A  E  F)  auftreten,  wo  auch  a  +  1  -f  Kons. 

o  (OG  18:.  -ya,  offenbar  eine  französische  Lehnform,  kann  spätestens 
im  16.  Jahrhundert  entlehnt  sein,  wo  au  noch  aw,  also  -eaux  yaws 
gesprochen  wurde,  wälirend  später  un  zu  o  wird.  —  Die  Wörter  auf 
-yä  i  -yo)  sind  reine  Plural  formen. 

<>  in  //  zerbö  ist  das  frz.  -cau  [gerbe  +  ean,  Speicher),  in  (i 
regelrecht  zerbe*. 

-eil am  -cl  mit  Dehnung  und  Schließung  nach  §  3:  bei  (belle), 
novel  (nouedk),  sätrtrl  (sauhrdle),  u.  a. 

—  v  vor  st  c  :  fei  (f'b)>  u.  a.  Eine  interessante  Ausnahme 
ist  gen  es  la,  welches  im  Vosyhn  vielfach  diphthongiert:  H  znyH. 
dagegen  im  Saunois  znet.  zny« t  znrt  sind  vielleicht  der  assi- 
milierenden Wirkung  des  Gesetzes  ç  •  r  4-  Kons.  ~  yc  —  ê  zuzu- 
schreiben. Vgl.  ähnliche  Wirkung  von  wo      o  und  i  —  ü,  §ij  47,  59. 

(OG  4t  \.  v  n  u  Kons,  ô  (  Vosgicn)  à  (Saunois),  Linie  XVIII, 
y  südlich  von  Linie  XVIII',  XVIII"  ;  \ô  (nnh  -  vft    -  vo,  to  (tmps) 

—  tä  —  ly,  vùt  (rentre)  —  vàt  —  vyt,  dû  (dent)  —  dà,  smùs  (seiwnce) 


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329  — 


—  smàs,  de#ôt  (dese>udre)  —  d<:;?àt,  komô  [eommvnt)  —  komà  — 
komo,  zistemù  [justement)  —  /.iistœmà  —  ziistemo,  147  Sc  Tsœmo 
(Saint  Clément),  u.  a. 

Unbetontes  offenes  E. 

80.  (OG  42-46).  Unbetontes  e  wird  o,  das  westlich  von  Linie  VIII 
zu  a  wird: 

<; -r  y  :  soye  (sec are,  .sein)  —  sayi,  «rnoye  (rotier)  -■  çrnayi, 
novo  [noyer i  -  nayi,  moyu  (meilleur)  mayu,  u.  a.  H  mâye  a  mâyi 
ist  schwerlich  reinem  medicare.  Man  würde  *myye  —  *mayi 
erwarten.  Es  liegt  vielleicht  Einlluß  von  nutilhr  vor  im  Sinne  von  „ver- 
binden", umso  mehr  als  mäye  eher  im  besondern  „verbinden"  (z.  B.  mâye 
î  dwoy,  1«;  zàp  panser  un  doigt,  lu  jambe),  als  im  allgemeinen  „heilen" 
heißt.  —  Das  u  von  muyc  (moyen)  erklärt  sich  durch  Lippenrundung 
durch  Einfluß  der  Labialis. 

V  -I  ri-  Kons.:  fore  (ferrer)  —  farr,  son;  (serrer)  —  sare-,  vo^ye 
(verser),  tonuwç  (éternuer),  Pyer  Po^i  (Pierre  Percée,  Dorf),  u.  a.  vor 
1:  xo\o  (geler)  —  zalç1.  vor  v:  krov«;  (ererer)  —  kravr1. 

ç  t  n  4-  Kons.  --  è  —  à  nach  Linie  XIX  sich  verteilend  (cl. 
î;  38 1  in  neu"- y  (lentille)  O  nàtiy.  Im  ganzen  Gebiete  :  vàn;  (viendrai), 
lfm;  {tiendrai). 

«;  fällt  aus:  vro  (verrou),  vre  (verrat),  znö  (genou »,  u.  a. 

<;  zu  a  wegen  r  in  purer  (afrz.  perrihe,  Steinbruch). 

Betontes  geschlossenes  E. 

Freies. 

î*l.  lOG  47).  e  nach  Labialen  wo  (Vosgieu)  und  o  iSaunois), 
Lautgrenze  XXIII :  wor  (vitrum)  —  vor,  dewor  (devoir)  dvör,  puwor 
{pouvoir)  puvôr,  èwoy  (in  !  vi  um,  parti)  —  àvoy.  Der  Monoph- 
thong o  ist  im  Saunois  nicht  mehr  stark  vertreten,  sondern  meistens 
durch  das  französ.  wç,  das  nach  Schließung  und  Dehnung  (§  3)  zu  wê 
wird,  verdrängt:  II  fwo  (fois)  O  fwe,  //  y  wor  (avoir)  40  a  wer 
(i  awç,  H  sowor  (savoir)  4o  sowe  O  sawç,  //  wo  (vois)  -■■  O  wc, 
//  bwor  (boire)  0  bw«r,  //  pwol  (poile)  0  pw<  1,  /7  pwor  (poire) 
O  pwrr,  //  pwon  \ peint  )  <>  pwen,  //  pwo#  (poix)  0  pwe*. 
Aber  auch  im  Voigten  ist  we  neben  wo  geläufig:  //  r-wey  neben  «'woy, 
wël  (voile),  pwi  vr,  u.  a. 

82.  (OG  49-00).  e  nach  Nichtlabialien,  auch  e  4-  y  und  e  in 
-eta,  a  i  Vosgien)  ô  (Saunois),  Lautgrenze  XXII,  wo  südlich  von 
Linie  XXII',  XXII":  tal  (toile)  —  toi  —  twol  (danach  auch  II  çrètal 


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—    330  - 


-  0  eràtôl,  d.  i.  araignc  t  toile,  toile  d'araignée.  Eine  ähnliche  Wort- 
bildung ist  Säfo£  Chaux-four,  Flurname  in  H,  eigentlich  „Kalkofen"  >. 
tinur  (tonnent  )  —  türrnr  —  tinwor,  kr;tr  [croire)  —  krör,  krâ  [crois] 

krö  —  kwo,  tni^  od.  trä  {trois)  —  tro*  od.  trö  —  two/  od.  two 
(trois  twe  in  0  twe  pus  trois  jwuecs,  d.  i.  Wagen,  dessen  Radfelgen 
drei  Daumen  breit  sind  :  tro  in  H  tropye  ~  trois-phxls),  la  (loir,  = 
rai)  —  lô  —  lwo,  znâf  (i  uni  per  uni,  genièvre)      znôf,  sâl  (*  sec  a  le) 

—  soi,  //  vZ:ir  (asseoir)  oder  garhi  (  asseoir  -f-  jus)  ~  ;~>4  c/ör.  Aus- 
nahmen: so  (.w/r)  —  sa  und  so  (sw/)  —  sa;  y  —  a  nach  Linie  VIII. 
In  OG  ist  fromra  zu  streichen,  da  a  -ittum. 

när  (noir)  -  nor  —  nwor,  drâ  (rf/wY)  —  dr<»  —  dwo,  etra 
(étroit)  —  etrö  —  çtwo  (//  detrâ  =  rfr  f  #rtwY  bezeichnet  etwas,  das 
geweitet  worden  ist,  etwas  bequem  breites,  also  gerade  das  Gegenteil 
vom  frz.  Subst.  'détroit,  das  in  der  Form  deträ  identisch  ist),  edrii 
(adroit)  —  »drö  —  edwo,  èdrâ  (endroit)  —  «dwo,  tâ  (toit)  —  tô  — 
two,  frâ  (froid)  —  frö  —  fwo,  dâ  (dois)  -    dû  dwo. 

mnûy  (m  o  ne  la)  —  mnôy,  kniy  (creta)  ---  krôy  —  kwoy,  su  y 
(s  et  a,  soie  de  cochon)  —  sny  —  swoy,  //  kyày  (*clcta,  claie). 

Die  Ortschaften  91  u.  110  haben  gemischte  Formen:  twol  in 
beiden,  110  linôr  —  94  tinwor,  110  krö  —  94  krow,  trö/  in  beiden, 
110  low  —  91  lwo,  110  znör  —  94  znwor,  110  nor  —  94  nwor, 
110  dro  —  91  drow,  two  in  beiden.  110  frö,  kröy  in  beiden,  swoy 
in  beiden. 

ist  im  Vosgien  dwoy  und  im  Saunois  doy,  und  zwar  ver- 
teilen sich  Diphthong  und  Monophthong  nach  Linie  XVII,  §  47.  In 
7/  unterscheidet  man  dwoy  (Finger)  und  däy  (fem.  gen.,  Zeh;  le  grà 
dây,  le  pyot  dây). 

»8.  (OG  53).  -iculum  -ôy  (  Vosgim)  -ây  (Saunois);  gerade 
das  Umgekehrte  von  -cta     ây  —  oy: 

söy  (stille)  -  sây,  oröy  (oreille)  aräy,  korbôy  (corbeille)  — 
korbây,  //  myrvöy  (manille,  mçrvey  in  O  ist  französisch;  Schließung 
und  Dehnung  nach  $  3),  //  botöy  (bouteille.  O  butëy),  knöy  (quenouille 
mit  Suffiz-W.)  —  knây  (danach  knôyî  —  knâyi  qut non  i liée),  kwäröy 
(quadrum  (  iculum,  Versammlung  klatschender  Frauen:  s.  Horning, 
Z.  XV1I1,  227)  ()  kwäray,  kryföy  (Stamm  eraf  ;  -icula.  Das 
Wort  bedeutet  cosse,  coquille,  pelure.  Dazu  das  Vb.  krofye,  d.  i.  mit  den 
Fingern  arbeiten,  lig.  schlecht  arbeiten,  pfuschen;  —  krafäy  (Vb.  krafyi). 

tel  (tegula)  ist  in  II  durch  das  frz.  twil  verdrängt,  aber  noch 
erhalten  in  tele,  telri  (tuilier,  tuilerie),  in  O:  t»êl,  tu'lœ,  tœlrï.  e  —  œ 
nach  Linie  XXIX. 


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•  [(Kl  57).  e  n  nach  Labial  wo  —  we,  s.  £  31.  sine: 
sô  (V.)  —  sà  (S.),  ô  —  à  nach  Linie  XVIII,  <;§  29,  36.  ins  im  ni: 
t'sôn  —  nsAn,  ebenso  son  —  sün  (semidc),  çrson  —  man  (ressemble): 
-ön  und  -an  verteilen  sich  wie  ô  à  (XVIII),  ausgenommen  iri  äsön 
neben  tà  (/-rmjw),  dà  (dent)  u.  s.  w.  Syntaktisch  ist  zu  bemerken,  daß 
çrsonç  nicht  mit  à,  sondern  mit  dem  bloßen  Aecusativ  verbunden  wird  : 
Person  so  per     il  ressemble  son  pire  statt  à  son  père. 

GEDUCKTES  f.ESCHLOSSIiNBS  E. 

34.    (OG  58).    è     o  —  a;  a  westlich  von  Linie  VIII: 
fryZ  (frais)  —  fra*,  wos  (eerye)        O  vâjf,  dot  (dette)  —  dat, 
lot  (lettre)  —  lat,  mot  (mettre)  —  mat,  xo%  (vert)       va#,  byo,  byos 
(Wrft  Mrffcj  —  bya,  byas,  krop  (Krippe)  —  krap.  dros  (dresse)  —  dras, 
mos  (messe),  u.  a. 

Suffix  -ittum,  -il  ta  m:  als  Heispiele  gebe  ich  weniger  bekannte 
Wörter:  huso  (houx  f-  et),  supiro  r  soupirail  mit  anderem  Suff.),  gotro 
{bezeichnet  den  über  die  Façade  weit  hervorragenden  Teil  des  Daches, 
über  welchen  das  Regenwasser  lierunterträufelt.  Diese  früher  sehr 
weiten  und  guten  Schutz  gegen  Hegen  bietenden  gotro  sind  seit  Auf- 
kommen der  Wasserrinnen  bedeutend  gekürzt  worden.  Die  achten 
allen  gotro,  die  einen  ganzen  Vorraum  des  Hauernhauses  bildeten,  sind 
sehr  selten  geworden),  Ii  d  i;so  (  (il  d'archal  mit  Suflixwechsel  ;  in 
<>7  ii  d'mo),  petro  (zum  Vb.  pctriye  pâturer,  Weideplatz),  pezo  (zu 
peser.  Wage),  hor.<elo  (zu  hosye,  hocher,  Rütteln),  korkoyot  -  karkayat 
(kar  ~t  edillttte,  Onomatopöie  Wachtel),  fyyt  (zu  fye  fur,  confiance: 
n  e  pwè  d  fyol  il  n'y  a  point  de  eunfuinee  on  ne  petd  pas  se  fier), 
purot  (porrum -h  ittum,  porrrnn),  tàbot  (tàp  (-  Suff.,  kleine  Tonne, 
tàbot  hat  die  weitere  Hedeutung  ,.Sauerkirsche".  Diese  erklärt  sich 
durch  ein  Kinderspiel.  Die  Sauerkirschen  haben  nämlich  die  Eigen- 
schaft, daß  sich  Stiel  und  Kern,  welche  fest  zusammenhalten,  leicht 
vom  Fleische  trennen  lassen.  Stiel  und  Kern  können  in  dem  so  lose 
gewordenen  Fleische  auf-  und  abbewegt  werden,  durchaus  wie  Stiel 
und  Kolben  in  der  Buttertonne  [tàbot].  Dies  ist  eine  beliebte  Beschäf- 
tigung der  Kinder  zur  Kirschenzeit),  bölot  (bouleau),  krä>ot  (zu  kräsye, 
cracher.  Grüner  Wasserfrosch,  Teichfrosch,  der  bekannte  Teichschreier. 
Der  Frosch  heißt  so  wegen  seines  räuspernähnlichen  Geschreis:  rrrt! 
rrrt!  Sainéan,  Z.  Bhft.  X,  Création  métaphorique,  S.  120,  bringt  lothr. 
craehafie,  cnsholte  mit  crasse  (!)  zusammen,  was  vollkommen  verfehlt 
ist),  livrot  (kleiner  schmaler  Acker,  a  frz.  linr  étendue  de  terre  eapuble 
de  rapporter  an  propriétaire  une  nute  d'une  Itère.  Godefroy),  morkolot 


1 


—    332  - 

-  0  margolat  (zum  Vb.  morgol«;  0  margoly  ~-  würgen,  inargolat 
fnldte  also  eigentlich  „Würgerin",  der  Hühner  u.  s.  w.  morgole  vielleicht 
=  afrz.  margouiUier  ~~  meurtrir,  ronger,  mâchonner.  Cotgrave  :  margouilUr 
^  to  gnaw,  to  mumble  icith  the  teeth.  Rolland,  Faune  juqmlaire  1,  52, 
sieht  morkolot,  margolat  als  Ableitung  von  nutrcou  an,  was  nicht  un- 
möglich ist  ;  morko  in  //  Kater.  Jedenfalls  widerspricht  diese  mehr 
oder  weniger  sichere  Etymologie  keineswegs  der  Zusammengehörigkeit 
von  margolat,  margoh-,  afrz.  margoilficr.),  alhot  (Sauerampfer,  alhot 

-  osdlle  +  -cite.  Dies  ist  mit  Hülfe  des  Atlm  linguistique,  Karte  954, 
leicht  nachzuweisen:  uzil  (154)  und  uzol  (143)  -r  -efte  =  uzlot  (153) 
nach  Syncope  von  i  und  o.  Ebenso  uzol  (132),  ozœl  (28),  ozil  (36 1. 
uzil  (46)  +  -ettc  -=  uzlot  (49),  ozlyt  (140).  uzlot,  uzlot,  ozlot  werden 
zu  ohlot  (162,  150,  57)  nach  Übergang  von  z  und  z  zu  h,  s.  73, 
83.  Die  andern  zahlreichen  Formen  (albat,  elhot  u.  a.)  mit  1h  für  hl, 
zu  denen  auch  unser  alhot  gehört,  erklären  sich  aus  ohlot  durch  Meta- 
thesis,  s.  $  123,  c),  ebenso  olzot  aus  ozlot),  zolo  (gallum  4-  ittum, 
kleiner  Hahn.  Außerdem  bezeichnet  das  Wort  noch  ein  heute  außer 
Gebrauch  gekommenes  krugartiges  Trinkgefäß.  Ein  Tiername  bezeichnet 
hier  also  einen  Gegenstand,  cf.  sevrol  u.  bokot,  eigentlich  ., kleine 
Ziege",  mit  der  übertragenen  Bedeutung  , .kleiner  Heuhaufen",  und 
bok,  bouc,  mit  der  übertragenen  Bedeutung  ronet.  Umgekehrt  be- 
zeichnet mo#o  |zu  *muscionem  —  moisson],  im  Lothringischen, 
z.  B.  in  O,  vielfach  —  Sperling,  in  H  eine  Apfelart.  mo^o  „Sperling" 
ist  in  H  unbekannt). 

Suffix  -issa  —  -os  as:  gruwos  (zu  gm     Leber),  krokrys  (zu 

croquer.  Krachelkirsche),  voyrys  (zu  ailler,  veilleuse;  auch  -  Herbst- 
zeitlose), vödros  (afrz.  vemleressc  vendeuse),  m^riros  (zu  marier,  marier. 
Braut),  türos  (zu  tuer,  tueuse),  tütelros  (zu  tatle  ;  *tartelcr,  d.  i.  faire 
de  Ut  (arte.  Eine  die  oft  Kuchen  backt),  zwifros  (*juiferesse.  Jüdin). 

»5.  (OG  62-63).  i  Hl  :  sovu  (cJteecu).  If  zo  -  o  zu  {eux).  H 
demhôl  (dominicilla.  Magd). 

36.  (OG  64-65).  e  4-  Nasal  -r  Kons,  ù  (  Vosgicn)  -  à  (Saunois), 
Lautgrenze  XVIII,  s  $  29,     o  südlich  von  Linie  XVIII',  XVIII": 

dô  (dans)  —  dà  —  do.  |o/(k  (langue)  —  lug,  sovö  (souvent)  — 
sovà  —  sovo,  sot  (semita)  —  sàt.  sôt  (cendre)  —  sât,  fût  (fendre) 

-  fût,  komùs  (commence)  -  komàs,  //  kwerôm  (carême)  —  O  kwçràm, 
die  Endung  -ange  -  deutsch  ,,-ingen":  -ôs  —  -às  (Azudùs  —  AzudiU, 
Azoudange.  Làdô*    -  Lf»dàs,  Landaugc.  u.  a.) 

—  Clenche  ist     kyèA  —  tyùs  —  tyos. 


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-     333  - 


Unbetontes  geschlossenes  E. 

»7.  (OU  66-67).  e  wird  von  der  Labialis  beeinflußt  und  durch 
Lippenrundung  zu 

o:  fromo  (femier,  fumia),  Fromùvil  (Frémonvil/é),  O  font11  (fetter, 
faner).  —  u  :  H  duwor  neben  dewor  (devoir),  Irnperf.  dovor  u.  duvör 
{devais),  mune  (mener:  in  <>  mwcneM,  funù  (aus  *ferlô,  frelon),  vuyes 
(voyage),  Vuyèr  (Weiher,  frz.  Voyer),  pu^o  [poisson):  ich  erwähne  hier 
auch  bunyo  (beiyiut).  ü:  0  tnürzat  (  H  merzot,  mesure  4  die. 
Maß),  e  zu  i  über  ü  in  firlike  vfrz.  fürlükr  (  *ferfuquet  aus 
freluquet,  frivole). 

e  wird  zu  a  wegen  r:  krapi  O  kräpi  (crépu.  Die  eigentliche 
Bedeutung  „kraus"  hat  das  Wort  kaum  mehr.  Es  bezeichnet  zunächst 
das  wegen  Mangels  an  Frische  Zusammengeschrumpfte,  welche  Bedeutung 
an  die  ursprüngliche  noch  einigermaßen  erinnert.  So  wird  es  etwa 
für  eine  infolge  längeren  Mangels  an  Wasser  eingegangene  Pflanze 
gebraucht  :  1  bokç  kräpi  eine  halbverwelkte  Blume.  Dann  wird  es  in 
weiterem  Sinne  mit  flasque  „schlaff",  ..kraftlos"  Synonym),  vurn 
{  verrerie),  ()  çgrawis  (écrerisse). 

e  fällt:  O  fsi  (vessie),  Bhô  (Vé/io),  dzim;  (déjeuner)  u.  a. 

frz.  dumpfes  ç  wird  beim  Übergang  in  die  Mundart  östlich  von 
Linie  XXIX  immer  e:  levé  (lever),  u.  s.  w. 

e     y  —  a  (VIII):  gryle  (grêler)  —  grale*  (entsprechend  Sbst.  grôl 

—  grâl,  (frêle),  nyzye  (neiger)  —  na2i  (Sbst.  nos  —  nâs,  neige),  voye 
(veiller)  —  vayi  (Sbst.  vùy  —  vây),  pçle  (peler)  —  pale'. 

»».  (OG  68).  e  4-  Nasal  4  Kons.  -  è  (Vosgien)  —  à  (Saunois), 
Linie  XIX:  è  (in  und  in  de)  —  à,  èputyç  (emporter)  —  àpuke\  èvuye  (envoyer) 

—  àwyi,  èdremi  (endormi)  —  àdrœmi,  èbrâwe  (eti  -t-  afrz.  brau,  Schmutz) 

—  àbrâwç1.  ètrile  (  *  enteh  r,  atteler).  ç;(kyepç  (*encoupkr,  zusammen- 
binden), èhçrhelç  —  àhçrhœle1  (en  -  *harhcler,  welches  wohl  zu  afrz. 
harele  -  émeute  gehört,  èherhelt1  ~  aufhetzen),  rèsovnàs  -  rùsovnàs 
(re  -r  en  -|-  souvenance.  Wiedererinnerung.  fer  rèsovnàs  _  faire  r.  - 
etwas  in  Erinnerung  bringen),  rèpy^ye  (re  4  m  -r  épais  4-  irr,  devenir 
épais),  re^'kë  —  ràtsô'  (re  +  en  —  cuit  trop  cuit),  èdrâ  —  àdrô  (en- 
droit), èwoy  —  àvôy  (in  viam).  èfunç  —  ùfonç1  (enfourner),  u.  a. 

Horning  bemerkt  (65  u.  68):  frz.  in  (è)  scheint  beim  Übergang 
ins  Lothringische  zu  Î  zu  werden.  Diese  Erscheinung  beschränkt  sich 
nicht  auf  frz.  in,  sondern  gilt  allgemein  für  den  Laut  è  in  dem  südlich 
von  Linie  II  gelegenen  ï-Gebiete.  Wir  trafen  sie  schon  §§  13  u.  22. 
So  wird  auch  è  e  4  n  4  Kons,  vielfach  zu  i.  Natürlich  kann  dieses  è 
nur  östlich  von  XIX  zu  i  werden,  da  westlich  von  XIX  e  r  n  -t-  Kons. 


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1 


-    334  - 

Ci  :  II  tïtu  (teinture),  mus-ï-hay  (musse-nt-haie.  Dies  ist  ein  anderer 
Name  für  roitelet;  eigentlich  also  ,. Heckenschleicher",  rs  muse  "  se 
musses  se  faufiler.  Zu  dieser  Etymologie  vergleiche  man  Holland, 
Faune,  populaire,  II,  S.  292:  roitelet  rozze-boss,  ronze-buisson,  d.  i 
ronge-buissons,  und  musri,  d.  i.  souris  qui  se  fourre  partout.).  La^gïbrr 
(Langmherg,  frz.  Làgèber),  Lçfribol  (Lufrimholr,  Lascemborn),  si/gyy 
(singularem)  statt  se^gyt;  östlich  von  XIX  und  II  im  Vosgien,  regel- 
rechtes sçj;gye  im  Vosgien  östlich  von  XIX  und  westlich  von  II.  also 
nur  fc¥,  62,  7i,  84,  dagegen  regelrechtes  sàdzç'  westlich  von  XIX. 
Letzteres  Wort  macht  also  keine  Schwierigkeit  (cf.  OG  68,  Ende). 

-  Vortoniges  <•  verlor  die  Nasalierung  in  berzy/k  aus  *bivzy/k 
-  brinde^inyue. 

tttt.  Nachtrag.  Deutsches  ei  wird  ey  in  sey  oder  seyt  (Seheit), 
im  Eigennamen  Wyyseyt  (Weyseheid),  -ein,  -heim  frz.  **•  wird  ï: 
Tre^tî  (Türkstein,  frz.  Tûrkystè),  Liksi  (Lirheim,  frz.  Liksè). 

Betontes  I. 

Freies. 

40.  (OG  71-72).  Kreis  i  i,  vor  !•  emininendung  i  :  h'-di  (lundi). 
zàti  (gentil),  Ii  (fil),  u.  a.;  lîf  (litre),  vil  (ville),  nyerî  (nourrie),  u.  a. 
Dehnung  in  mil  (mille)  nach  $  2,  b). 

41.  (OG  75).  i  y  i  :  <;mi  (ami),  di  (dico).  i  :  emi  (ami<  ■), 
mi  (mica),  smï^  (ehr mis,),  fremïl  (fourmi),  otix  (ortie),  i  t  nya  »"•: 
JI  vên  (eigne)  0  veny.  i  -i  lya  im  Vosgien  im  Saunais  vor- 
wiegend i,  wie  frz.  :  //  syvêy  (cheville)     ()  svëy,  //  nètêy  (lentille) 

()  iiittiy,  i/  trêy  (étrille.  Dazu  das  Vb.  treye  étriller  :  i  trèy  le  swâ 
/7  étrille  les  ehevnux)  0  tri  (Vb.  triyi).  liier  führe  ich  auch  an  //  gey 
[guille,  Vb.  gêye  quille r)  ~>4  gîy  (giyi)  t)  dzïy  (d/.iyi),  ferner  // 
2«  ï  0  X1  (Sing  I'raes.  von  ;reye,  ^  ^yi,  das  yàter,  „verschwenden" 
bedeutet  und  altfrz.  essilîier  ist  in  der  Bedeutung  gaspiller,  dilapider  ; 
bei  Godefroy  :  il  e.ville  son  bien  und  /7  aissilU  l'urgent.  Ebenso  sagt  man 
im  Patois  i  ^cy  so  by</(  <7  gâte  son  bien,  i  #*'y  l'orza»,  il  gaspille 
l'argent,  i  #ty-byç/(,  in  O  ^i-bl  un  gàte-tout.  Zu  ^eye,  #yi  essilîier, 
s.  noch  86,  143  c)].  chenille  ist  in  der  Regel  soi,  in  <)  ist  daneben 
das  alte  Mi<y  noch  gebräuchlich. 

Ii  lia  ist  überall  IV- y .  filius  ist  fe  oder  f<e  nach  Linie  XXIX. 

42.  (OG  73).  i  I-  Nasal  -  î  südlich  von  Linie  II,  è  nördlich 
davon:  sçmï  (chemin)  wezï  (voisin),  u.  s.  w. 

Dieser  Unterschied  i  — r*  hat  in  der  Nähe  der  Lautgrenze,  wo  er 
besonders  auffüllt,  zu  allerlei  Spielereien  Anlaß  gegeben.    So  haben 


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-    33ft  - 


die  Einwohner  von  62  den  Spottnamen  le  s< -rt  erhalten,  weil  sie  eben 
le  <vi;  (les  chiens)  statt  le  si/,  aussprechen.  Auf  die  Einwohner  von  s'> 
geht  folgende  Uzformel  mit  è-Reimen  : 

Si  !o  hü  di  rùsc/,  Sur  le  haut  du  ronein 

Z  nten  nü  sç/,k,  Nous  étions  nous  cinq, 

F<  /  ô  vi  h;  syer  k'ô  munôr  ü  Et  nous  avons  vu  la  chèvre 

jbok«*',.  fMu'on  menait  au  bouquin. 

Zu  w,  vor  Guttural  und  Pausa,  sowie  ï°  vor  Pausa  s.  $  7.  Zum 
assimilierenden  Einfluße  von  i  auf  r  im  i-Gebiete,  s.  ^  13,  22,  38. 
-ina     -in:  kuhin  (cuisine),  tütin  (Uinte  r  -ine),  u.  s.  w. 

Gedecktes  brtohtrs  I. 

4«.  (OG  76).  i  oder  œ  nach  Linie  XXIX  in:  pete,  pte  — 
pœtœ,  pta'  iptiit),  pe*  —  Pœ*  (*pîstiat,  pisse).  Zugleich  erwähne  ich 
hier:  brek  -  bro»k  (brique)  und  mes  —  mms  (miche,  Laib).  Zu  nie* 
gehört  das  Diminutiv  mesyt  —  mœsot  (—  1)  Laibchen,  2)  lig.  weibliche 
Brust.  Wie  mesot  diese  Überträge-Bedeutung  erhalten  konnte,  leuchtet 
sofort  ein,  wenn  man  die  in  Lothringen  auf  dem  Lande  übliche  kalotten- 
artige Form  der  Brodlaibe  kennt.) 

♦spingula  pi/,k,  pik  —  pe*;k,  pôk  (épine)  nach  Linie  II. 
*spingula  wird  zunächst  *pi*;g,  *  pïg.  Das  k  in  pi/,k,  pTk  ist  das  im 
Auslaute  nach  $  t>4  stimmlos  gewordene  g.  Das  g  ist  im  Inlaute 
als  dz  (§  75)  erhalten  in  0  pldze*     pig  4-  -ellum  (épino'he,  Stiehling). 

Unbetontes  I. 

441.  (OG  77  j.  i  fällt:  O  mrœ  (miroir),  flç  (filer.  Dazu  hVr 
Spinne),  O  lmù  d  si-  (limon  de  voiture),  zver  (*ciparia,  civière).  — 
i  e  —  œ  (XXIX):  0  bra«hi  (briser,  brœhi  lo  lïk  hriser  U  Un  ;  dazu 
dus  Sbst.  brœhœ  brisoir,  Synonym  von  brak  H  bryk,  Brache), 
0  zœlnœr  (*gallina  4-  aria,  poulailler.  O  zœlmër  ist  durch  Meta- 
thesis  entstanden  aus  zlœnû'r,  zlinœr;  in  H  zlinër),  H  lenyot  O 
henyat  (Un  t-  SufT.,  étoupe  de  Un),  H  lemsye  =  O  lœmsiî  (limax  -r  S.), 
geryo  (=  1)  grillon,  —  2)  grelot,  §  123  a)  |,  senye  (ehigner),  geryot  (—  frz. 
griotte,  Pflaumenart),  Kmlî  (Imlingcn).  Ich  erwähne  noch  mœ,  ta» 
(moi,  toi)  im  Souuois  —  mi,  ti  im  Vosgien,  ebenso  lïitsœt,  le  sôtsœt 
(celui-ci,  eoix-ei)  —  Vosgien  ütsit,  sùtsit.  H  gcslo  (*  guicheki,  guichet) 
mit    ~  *g(  slo  =  *geslo;  zu  «'•  —  y  —  v  s.  §  5,  b). 

[  +  11  =  1  nach  Linie  1 1  :  dïdô  —  drdù  (dindon),  pïso  — 

pôsô  (pinson),  u.  s.  w.   Zu  \Mô  (pigeon)  =  vfrz.  przù  s.  $  Ö,  b). 


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-    330  - 


Betontes  offenes  O. 

Freies. 

45.  (OG  78-81).  o  -  yc  östlich  von  Lautgrenze  XXIX,  yœ 
westlich  davon  bis  Linie  X,  Monophthong  westlieh  von  X,  und  zwar  û 
südlich  von  X',  i  nördlich  von  X'  : 

ye,  zye  (ovum)  —  yœ,  zyœ  —  u  —  i,  zi  (zu  107  yü  s.  §  4f>); 
kolyer  (colobra)  —  kolyœr  —  kolûf  —  kolîf  (zu  ~>7  kolyer  s.  §  25); 
nye,  nyef  (novum)  —  nyœ,  nyœf  —  nfi  —  ni;  bye  (bovem)  —  byœ 

—  bu  —  bî;  nyef  (novem)  —  nyœf;  pye  {plcut,  Inf.  pycr)  -  pyœ 
(vielfach  i-Nachkang:  py<c\  Inf.  pyœr)  —  pyiï  (pyûr)  pyi  (pyir); 
vye  (volo)  ~  vyœ  —  vu  —  vi;  pye  (paix)  pyœ  —  pfi  (auch  pu) 
pi;  zyedi  (Jeudi)  —  zyœdi  —  zfidi;  myel  (tnola,  nnnlr)  —  myœl  — 
mfil;  fye  (foris)  fyœ  —  ffi;  ülye,  tilyer  (filiolum,  filiolam)  — 
filyœ,  filyœr  —  üyü,  fiyfir;  ver  (opera)  —  fif  im  Ausdrucke  s  mot 
à-n  yer  =  O  s  mat  à-n  fif  .<*•  mettre  m  a  it  n  e,  en  trahi)  ;  lemsye 
(*limaceolum,  Union  )  —  lœmsyœ  —  lœmsiï;  kriye  (crosus.  creux) 

—  kriyu<  —  krûs  (g  127),  sevriye  (capreolus)  —  sçvriyœ.  (In  kriye 
und  sçvriye  ist  i  Stützvokal  zu  kr  und  vr  und  eingeschoben  zur  Ver- 
meidung der  schweren  Konsonantenfolge  kry  u.  vry:  krye  —  kriye. 
sçvrye  —  sçvriye.),  lcsye  (linonil),  serkye  (*sarcolium)  —  serkyœ 

—  sçrtsfi.  Rota:  H  ri  —  O  ru;  inor(i)o:  H  im'ir  —  O  mû. 

—  o  1  Nasal  —  o:  bô  {bon),  ö  {on).  Sonat  :  //  sin  —  O  sfm; 
tonat  :  H  tin  —  0  tön  (danach  tinâr  tünor.  tonnerre)-,  i  —  ü 
nach  Linie  VI. 

46.  (OG  82-86).  o  ;  y     e  —  u>  nach  Linie  XXIX  : 

kc  {enir)  —  kœ,  ke#  (coxa)  —  kœ^;  in  H  ist  ke^  -  Ast.  enisse 
heißt  ki#,  worin  i  au3  frz.  ni  nach  $  57.  ähodc  {nnjonriVhni}  —  ahodœ, 
H  mâhê  (afrz.  maishni),  yêt  {/mit)  —  yo  t,  vct  (n<h)  vâ-l,  ze  (<>H) 
zu«,  tret  (truite)  —  trœt,  e#  (ostium)  —  depo  (d/pnis)  — 
depœ,  bre  {brenil)  —  brœ.  in  Flurnamen  :  Gra-Bre,  Pyu  Brc  Grnnd- 
Brrnif,  Petit-B  reu  il,  ne  {nuit)  —  n<ï\  ponê  (Sbsl.  lo  ponê  —  h-  par 
unit)  —  pâme.  Vielleicht  gehört  auch  hierher  bre  (buis).  Ein  auffal- 
lendes ü  ündel  man  vielfach  südlich  von  Linie  XXXII:  b?,  107  ahçdû, 
im.  133  ahodû.  lor,  m  kft:  dasselbe  ü  aus  freiem  <>  (§  45):  *>/yfi, 
S7\  »s,  133  pyftr  und  aus  ...  4  y  (g  52):  ln7  pH  \v»its).  zvyiir  (*cy  + 
-oria),  i)8  lyevfi  (fyev  t-  -orium,  //<W). 

locum  ist  in  //  I»'. 

olea  ist  im  Vosyim  Diphthong  wo],  im  Sannoi*  Monophthong  ö| 
nach  Linie  XVII,  S  47. 


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(iKDKCKTKS  OFFENES  (  >, 


47.    (00  87).  o  -f  r -ï  Kons.     Diphthong  wo  (Vosgien)  =  Mo- 
nophthong o  (Smtnois),  Linie  XVII: 

pwos  (porticus)  pn^,  wos  (r>r//<)  <>^,  pwot  {porte)  - 
pöts  (pwot  -  pots  =  Thor,  große  Thür,  pwot  de  grès  =  /w/r  mV 
gronge),  pwo  ('j««r.  pwo  wird  besonders  als  Schimpfwort  gebraucht), 
mwo,  mwot  (mort,  mark)  niô,  mots  u.  môk,  two.  twot  (tords, 
(ordnj  —  lo,  tôt*,  kwo  (cur  de  berger)  —  kor,  kwot  (eorde)  —  kôts, 
kwo^  («wir),  mwol  (mordre *  —  mots  u.  mok,  kwan  u.  kwon  (Vw/ir) 
—  kon,  gwos  (gorge)  —  g«»^,  fwo  (fort)  —  for,  fwo^  (farce)  —  fo^, 
bwan  (borgne)  —  bon,  Lworki  (Lorquin)  Lorkî,  Se  Zwo#  (Soint- 
Georges,  Dorf.  Sonst  ist  der  Diphthong  in  Georges  ungebräuchlich), 
Lwor  {L»hr  in  N.-D.  de  Lwor     Notre-Dxme  de  L  ). 

Wie  wo  -  ô  aus  o  —  r  -  Kons,  verteilen  sieh  noch  folgende  Wörter: 
dwoy  döy  (doigt),  $  32.  wol  —  öl  (Am/7/-),  §  40,  woy  —  öy  (oie), 
zwoy  i —  ^ny],  woy  oy  (audio),  §  60.  Horning  versucht  das  w 
von  wo  durch  den  KinfluU  des  Französischen  zu  erklären.  (0G  50,  86, 
125,  12<i).  Das  Französisch«  läßt  uns  aber  vollständig  im  Stiche  bei 
der  Form  des  Sminois  rots,  die  dem  Vwjh-n  rwot  oder  ruwot  entspricht, 
rwot  bedeutet  pȟt  coussin  rond  que  /es  femnus  mettent  sur  la  Ute  pour 
porter  des  paniers  und  ich  setze  das  Wort  roue  —  ette  (afrz.  roete.  Am 
Rheine  heißt  coussinet  neben  Vo  s  Wulst  auch  „Ringel*'),  was  inso- 
fern einige  Schwierigkeit  macht,  als  man  *riyot  erwarten  würde,  denn 
rota  ri,  $  45:  *i-otanum  giebt  jedoch  lothringisch  ebenfalls  rw<\ 
nicht  *ryc,  §  13.  rots  läßt  sich  natürlich  nicht  als  mm  '■  ett,  erklären, 
das  z.B.  in  ö*rwat  i*riiyat)  werden  müßte.  Kine  Grundform  *rorte 
oder  "rorde  (cf.  purte  pöts,  corde  köts)  kenne  ich  aber  auch  uicht. 
Ich  kann  mir  rôts  nur  erklären,  wenn  ich  für  diese  Form  Kinfluß  des 
Vosyien  auf  das  Sminois  annehmen  darf.  Das  Vosgien  rwot  wäre  dann 
im  Snttnois  voiksetymologisch  als  wie  kwot,  pwot,  u.  s.  w.  gebildet 
aufgefaßt  worden.  Wie  nun  diesen  Formen  im  Saimois  regelrecht  die 
Formen  köts,  pöts,  u.  s.  w.  entsprechen,  so  hätte  das  Sprachgefühl  zu 
rwot  ein  rots  gebildet.  Das  wo  —  o-Gesetz  hätte  also  hier  assimi- 
rend  gewirkt,  und  es  fragt  sich  nun,  ob  die  obigen  Formen  des  Vosgien 
dwoy,  wol.  u.  s.  w.  nicht  auch  dieser  assimilierentlen  Wirkung  zuzu- 
schreiben sind.  Jedenfalls  kann  ich  die  Thatsache,  daß  sich  in  diesen 
Wörtern  Diphthong  wo  und  Monophthong  <>  geographisch  genau  so 
verteilen  wie  wo  -■  ö  aus  o  r  *  Kons,  nicht  als  reinen  Zufall  ansehen. 
Dem  Sprachgefühl  der  Dialektsprcchenden  die  Kenntnis  oder  besser 

Jahrbuch  <l.  Qe*.  f.  lothr.  Geschichte  u  AllortMmsk.,  .Jahrg.  30.  22 


—    338  — 


das  Emplinden  des  Gesetzes  o  +  r-1-  Kons,  wo  —  6  zuzumuten  ist  m.  E. 
auch  nichts  allzu  gewagtes,  wenigstens  nicht  in  der  Nähe  der  Dialekt- 
grenze, wo  die  Einwohner  der  benachbarten,  aber  durch  die  Dialekt- 
grenze getrennter)  Dörfer  im  Verkehr  miteinander  gegenseitig  das  andere 
Patois  lernen  und  dabei  unwillkürlich  die  auffallendsten  Lautgesetze 
herausfühlen  und  sich  merken.  Solch  ein  auffallendes  Gesetz  ist  aber 
o  !  r  ■  (-  Kons.  -  wo  —  ô.  Cf.  das  i  —  ü-Gesetz,  S  59. 

Ich  erwähne  noch  Vosyim  degwan  —  Saunoia  dagôn;  degwan 
bedeutet  couenne,  Schwarte.  Vielleicht  ist  es  das  afrz.  dayom-  peau 
de  pore,  s.  Godefroy.  Jedenfalls  geht  degwan  —  dagôn  nach  unserem 
Gesetze  (cf.  kwan  kön,  corne)  und  entspricht  einem  frz.  dayorne, 
welches  zwar  existiert,  aber  mit  ganz  anderem  Sinne  (rieille  vache  qui 
n'a  plus  qu'une  eonu,  vieille  femme  déerépite)  und  schwerlich  mit  degwan 
etwas  zu  tun  hat.  Im  volkstümlichen  patoisierten  Französischen  heißt 
nun  degwan  sehr  interessant  degorn.  Diese  Form  beweist  aber,  daß 
unser  wo  —  ü-Gesetz  dem  Sprachgefühl  der  Hauern  nichts  fremdes 
ist,  denn  wenn  dieses  Gefühl  nicht  empfunden  hätte,  daß  einem  kwan 
im  Französischen  ein  corne  entspricht,  so  wäre  es  auch  nie  zur  Bildung 
von  degorn  (*dcgorne)  gekommen. 

Vielleicht  gehört  auch  noch  sigwon  {vitjoyne)  hierher,  s.  S  53. 

Die  auch  im  Fmyien  gebräuchliche  Form  ketö^  {quatorze)  ist  die 
reine  Sautmis-Vorm.  Eine  Form*ketwox  habe  ich  ebenso  wenig  linden 
können,  wie  llorning.  Auch  der  Atlas  linguistique  24,  1111  kennt 
kein  *ketwo;r.  Adam,  S.  107,  kennt  quètouâchhe  für  Moyen  bei  Baccarat. 

48.  (OG  88-91).  Im  übrigen  wird  gedecktes  o  zu  ö  oder  öw: 
grö  (yros),  ku  (eou  und  coup),  u.  s.  w.;  zu  o  in  den  OG  90  angegebenen 
Fällen:  tro  (trop),  mo  (moi)  u.  a.  o  u  in  floceum,  fUn-  fyu 
(•-  nœud,  Schleife;.  cloche  ist  kyes  kyo>s  nach  Linie  XXIX.  Ich 
erwähne  noch  bo  (Kröte)  afrz.  bot,  ital.  botta,  um  bei  dieser  Gelegen- 
heit das  Wort  boze  zu  besprechen,  welches  ich  als  eine  Ableitung  von 
bo  auffasse. 

boze  ist  ein  Ausdruck  der  Geringschätzung:  sakre  boze!  merk 
empfind,  du  Knirps,  du  Kröte!  Der  Sinn  von  boze  weist  also  durchaus 
auf  bo  hin.  Ähnlich  wie  boze  ist  wohl  auch  das  von  Horning,  Z.  XXI,  451 
besprochene  melzische  bodic  mit  bo  (oder  ebenso  häufig  bod)  in  Zu- 
sammenhang zu  bringen.  Horning  meint  hodie  honhomme,  nuiyof, 
figure  grotesque  sei  aus  haut  -d'homme  entstanden,  indem  der  Restandteil 
-d'homme  liel  und  durch  das  Suftix  ->e  ersetzt  wurde.  Man  vermeidet 
diese  etwas  gezwungene,  unwahrscheinliche  Bildung,  wenn  man  an 
bod     Kröte  denkt.    Dem  Sinne  nach  empfiehlt  sich  diese  Erklärung 


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-    339  - 


durchaus.  Ks  ist  gar  nicht  hefremdlich  eine  fiynrr  yrntrsfptr  oder  einen 
mtu/ot  mit  der  Kröte  za  vergleichen  ;  ähnlich  auch  französisch  cniponssin 
himmr  dt  faille  ramassée. 

—  o  ;  n  :  Kons.  —  ö;  pö  (pont),  so  (somnum).  u.  s.  w.  besoin 
ist     bzö       bzft,  und  zwar  ö  —  à  nach  Linie  XVIII,  §  29. 

Unbetontes  offenes  0. 

49.  (0(1  92-97).  o  zu  a  wegen  r  in  //  räwo  0  râwç»  (afrz. 
cwT,  rot  are     umherirren,  rônVr.  räwfi  rinlear). 

o  i  aus  ii,  welches  ü  infolge  von  Lippenrundung  durch  die 
Labialis  entstand,  in  mine  (meunier),  vfrz.  münye. 

o      u  (Lippenrundung  durch  die  Labialis):    purot  (jutrrmu), 
puty«;  (porter),  putynt  (porte  -  ette,  s.  j;  9fi,  b).  niu/<;  (mm-n-aa) 
0  inoxf-,  buno  ibnntut).  funç  (formt)     0  f'onc'. 

Sonst:      c:  dremi,  fremd,  kyesot  (ehnhette).  byeso  (bloc  —  et \. 
o:  kolyer,  trovç,  ovre  (onerier)  u.  a.  ~  u:  kuhin     f)  tswhîn  (ntishi<-\ 
muri  (nmnrir)     <)  ma>ri,  knrês  (eoaraije)  —  0  korcs,  kusye  [éeorehrr) 
0  ko*i.  o  fällt:  innäy.  kuoy. 

o  :  n  •  Kons.     ô  :  böte  (A««/<?)  u.  a.     wè  in  //  kwözye  (»»m///) 
0  közi. 

Betontes  geschlossenes  0. 

Krf.ibs. 

»"SO.  (OG  9K-99).  o  u:  solu  (ehaleur),  nu  (tuend),  u.  s.  w. 
Ich  erwähne  tetiru  ("teint  »mir  teinturier)  und  t<"  tu  oder  tilu  (*binteur 
teinture),  sowie  0  ;*ifyu  (*m(lnir  —  enflure)  wegen  des  Suffix  Wechsels. 
*demorat:  H  dmûr  0  dmwêr.  //'•«/•  ist  ungebräuchlich,  man  sagt 
boke  bouquet,  fyu  bezeichnet  eine  Augenentzündung,  Ophthalmie  puru- 
lente; vielleicht  ist  dieses  fyu  (leur  ~  fluear  (éeonlnnent).  fiër  findet 
sich  in  flör  c  mzir  fleur  et  mesure,  d.  i.  à  fur  et  mesure,  wo  das 
fremdartige  fur  volksetymologisch  als  (bnr  aufgefaßt  wurde.  —  o  n 
vor  femininer  Kndung:  ür  (heure),  niul  (môra),  u.  s.  w.  flöret  ist 
fyer  —  fyur  nach  Linie  XXIX,  s.  auch  §  147;  zu  firyo  Ochse  mit 
buntscheckiger  Haut,  s.  00  HO,  10K. 

51.  (00  100).  o  n  ö.  Der  von  Horning  gemachte  Unter- 
schied zwischen  ö  und  iw,  wird  durch  das  Denasalierungsgesetz  (§  7) 
deutlich  erklärt:  o/,  ist  eben  das  denasalierte  ö.  Zur  Heschaffenheit 
von  ö,  o;(  ist  zu  sagen,  daß  es  im  Lothringischen  olTener  ist  als  im 
Französischen  und  vielfach  à  ähnlich  klingt.    Letzteres  gilt  auch  für 

22* 

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-    840  - 


das  vl'rz.  So  konnte  Horning  ô  und  à  notieren:  00  121  <>curà  für 
çclirô  ic*  HS).- 

mahn  -  mahn/,  (nuüsou),  rohö  —  raho/(  (ra/'w»),  u.  s.  w.  Die 
«•/-Formen  sind  besonders  dem  Vosgicn  eigentümlich  7). 

o  r  n  bei  weiblicher  Endung  -  <m:  kumn  {couronne),  persnn 
(personne).  Dehnung  und  Schließung  nach  {?  3. 

52.  (OG  101-108).  n  +  y  e  —  œ  nach  Lautgrenze  XXIX. 
Zum  i-Nachklang  s.  S  8.  Linie  IX  : 

kre  (croix)  km-,  ne*  (noix)  —  no/,  pc  (puits)  pœ  oder 
pu-/.  107  pu  (s.  ,5  40).  fcn  —  fnin  (fourche,  l'use i na.  afrz.  foisne). 
-nrium  c  —  ir,  -nriam  er  —  *vv.  musc  -  musa*  (mouchoir), 
mrc  mm>  (miroir),  sçscr  —  hsot  (afrz.  chassai  rc,  Peitschenschnur), 
koh'  --■  kolfï'  {loubr  :  oir.  Milchsieb»,  kwçsc  (*  cachot  r;  coucenb), 
pyàtc  (plantoir),  rkuye  (*  n  cueilloir,  Kübel),  hàdlcr  (*hnmbloir< Imkti), 
hçlcr  <)  b«;t<iT  (der  Form  nach  *b«f  foire,  hatioir,  Waschbläuel. 
Auch  7/  helcr  fasse  ich  *buttvire,  nicht  heurtoir-,  wie  Horning 
meint,  OG,  S.  112.  Zu  h  statt  b,  ».  g  114),  7/  ärmcl  (wmwVr),  bçsncr 
(bassinoire),  ()  çrvœnu'  (zu  recenir,  rejeton)  u.  a.  Hierher  gehören  auch 
Xeyêr  —  X<'yö>r  (cathedra),  in  207  /çyfir  (s.  $  40),  und  fyevœy  in 
S7,  lO.'t  und  fyevû  in  ßs  {$  40)  //<Vw. 

-wer  ist  das  franzüs.  -<«V,  -o/rr  (  wçr  mit  Schließung  von  ê  nach 
ij  3);  çvalwer  (aratoire),  dçmolwcr  (démêloir),  memwer  (memoire). 

*nutrit  nyer  —  nyrer  —  nur  nir,  *putrit  pyer  — 
pya«r  —  pur  —  pir;  ye  —  y«p  —  ü  -  -  i  verteilen  sich  wie  dieselben 
Laute  aus  freiem  betontem  o  ($  45). 

77  gynr  -  O  d/.nr  (  g  1  o  r  i  a.  Das  Wort  bedeutet  orgueil.  Dazu 
das  Adj.  77  gynru  0  dzoryu,  orgueilleux.  In  diesem  Sinne  sagt  man 
auch  vfrz  glorieux,  stolz). 

II  vro  enrou.  77  znn  genau;  zn<*>  entsteht  aus  zno  durch 
Nasalieruug  des  o  durch  n.  /7  pn  pou. 

o  L  ny  n  in  H  grn  c*grunnium,  grain):  sonst  wc:  pwc 
(point). 

n  ;-  nya     nn  in:  7/  snrön  ieharotiw),  paeonia:  pyön  lafrz. 
piouier.  frz.  pirohie).  Zu  sigwnn  (cieonia)  s.  folg.  §  und  t?  47  Knde. 

Anmerkung.  Abgesehen  von  £  30  (wo)  und  von  e,  <c  (-<vV) 
entsprechen  franz.  i  -  wa)  im  Patois  noch  we  und  \vr,  und  zwar 
steht  wc  in  der  Kegel  in  kurzer  Silbe  (bwçt  hoib\  mwenn  moi- 
nmu.  pwe  -  pois  u.  a.),  wc  in  langer  Silbe  (bô  swer  hm  soir, 
mçmwcr     mémoire  u.  a  ).    Wo  im  Patois  wç  vorkommt,  steht  das- 


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selbe  wo  auch  im  vfrz..  dagegen  entspricht  wc  im  vfrz.  wa  (bwçt, 
pwr.  mçmwâr,  swär). 

Interessant  ist,  daß  auch  douanier,  (fournir  im  Patois  dwçnye. 
dwcn  ;  vfrz.  dwçnye.  dwan.  Das  oua  ist  hier  als  wa     oi  aufgefaßt. 

Kine  Prcziosität  (cf.  S  8)  ist  es.  wenn  regelrechtes  frz.  w»;  von 
solchen,  die  das  Vulgäre  meiden  wollen,  als  Patois  und  vfrz.  aufgefaßt 
wird  und  daher  wa  gesprochen  wird:  kwots  quetseh  wird  von  jenen 
kwals  gesprochen.  Kbenso  heißt  das  Dorf  Hurbouey  im  Patois  regel- 
recht Horbuye.  im  vfrz.  richtig  Harbwe,  in  der  Tür  gut  französisch 
geltenden  Aussprache  dagegen  Harbwa. 

Gedecktes  <;eschlosskkbs  0. 

53.  lOG  104-105).  o  o  (nicht  o.  wie  in  OG  steht,  wenigstens 
nicht  im  Vosyivn  und  Suimois):  to  (turrem),  gut  (youtte).  kot  |ro«M, 
to  (tout),  zo  (jour),  ïo%  (four),  top  (etonpe).  jof  {.souffle),  mos  (mousse), 
dot  (dub  to,  fürchte),  rot  (route),  sop  (soupe),  mo*  {numehe\  krot 
[eroûte),  box  (bourse),  dezo  (dessous),  hvox  (brosse),  eôrtem  ko  in 
Ortsnamen:  Âvriko  (Arrîrourt),  /\mno»ko  (Anwnowourt),  Wàko  (Vun- 
enurf).  Krmo/(ko  (ltemoneourt),  Kwcko  (Cohuourt)  u.  a.;  burgutn  -  o 
in  Ortsnamen:  Snlbo  KSuurbtiry),  Fribo  (Friboury),  hierher  gehört  auch 
DäbO  (Duysburg).  Der  angeblich  französische  Name  Dabo,  auch  Dabo 
geschrieben,  ist  also  die  reinste  Patoisform.  Französisch  sollte  Dagsburg 
höchstens  Duysboury  ergeben,  wie  Suarburg  Sarreboury,  Straßburg 
Strusboury,  u.  s.  w.  burgum  ist  hör  in  Otn  Hftbôr  (Etang  Hum- 
boury,  Flur). 

ô  :  m  e d  u  1 1  a     uml,  b e  t  ù  1 1  a     O  böl,  in  H  ist  bôlot.  (b.  -f  i  1 1  a  m) 
gebräuchlich:  satullum     sô,  fem.  sôl  (Vb.  sôh;     saouler),  duplum 
doy,  *d<»decim  dos. 

Fin  w  entwickelt  sich  hinter  der  Labialis  nur  in  bwob  (  deutsch 
Bub)  und  in  bwos  (vfrz.  bus.  Das  Wort  bezeichnet  die  Kaminer,  in 
der  das  Quellwasser  aufgefangen  wird  und  von  wo  aus  es  in  die  ver- 
schiedenen Hrunnen  gelangt.  Diese  Kammer  hat  eine  gewölbte  Form  ; 
daher  setze  ich  bwos  frz.  bouge  mit  dem  Sinne  „Wölbung":  bouyeuye: 
bouyer  ^  mettre  en  meule). 

Cigogne  ist  im  Vosgien  sigw«m.  Das  w  nach  g  ist  vielleicht  so 
zu  erklären,  wie  das  w  nach  c  in  der,  OG  105.  von  Horning  für 
Gruppe  D  angegebenen  Form  cwo/,  cwor  (eourf),  s.  S  47. 

—  Ii     1  I  Kons.     u:  ynt  (ultra),  mu  (muH um),  u.  s.  w. 
o     u  :  Kons.      ö:  pur  (ponero).  pyn  (plomb),  u.  s.  w. 


-    342  - 

ungula  isl  zu;k,  zik  —  ze>,k,  zèk  nach  Linie  II:  dazu  das  Diminutiv 
zb,gyot  -  0  Idzat  —  ze/,gyot. 

Unbetontes  geschlossenes  0. 

54.  (OG  106-112).  o:  sovù  (soumit),  oti/  (ortie),  zonéy  (Journée), 
moxvl  (m  use  a  -  itta,  abeille),  dote  f,,fïïrehtenu.  dote  hat  den  Äccusativ 
nach  sieh:  >.  lo  dof  je  k  crains.  Im  Vfrz.  wird  dol»;  durch  awàr 
pä«r  -  aeoir  peur  wiedergegeben,  weniger  durch  krèt  eraiudre,  und 
es  ist  interessant,  daß  awar  pinr  nicht  mit  der  Praepos.  de,  sondern, 
wie  dote,  mit  dem  bloßen  Äccusativ  verbunden  wird:  z  I  c  picr  je 
l'ai  peur,  d.  h.  j'ai  peur  de  lui,  vfrz.  il  a  peur  le  loup,  statt  du  loup), 
botôy  (bouteille),  pôle  (poulain)  u.  a. 

u:  bu*ô  (buisson),  puhye  (puiser),  punyà  (  imgnunt,  pointu), 
muhi  (moisir)     0  mœhi,  nuwe  (noyer). 

e:  nehot  (noisette),  krehye  {croiser),  tesye  (tousser.  Sbst.  tes 
Husten),  enyù  (oignon),   keti  (coutil),  vvelô  (rinhn),   frebi  I fourbir). 
œ  statt  e  im  œ-Gebiete,  Linie  XX IX. 

ye:  pyeri  (imirrir),  nyeri  (nourrir),  s.  g  52. 

i:  pisï  (poussin). 

o  fällt:  slo  (soleil),  smèy  {sommet),  kmùsye  \eommmeerK  kmo 
(p  oui  u  m  !  ittum,  ponunei  rlos  (horloge)  s.  §  115. 

Betontes  U. 

Frf.iks. 

55.  iOG  113).  u,  nicht  im  Hial,     i  östlich  von  Lautgrenze  VI, 
ü  westlich  davon:  mix  —  muX  (»im»"),  ni  —  nü  (wir),  kri  —  krö 

(tni),  sir  —  sûr  (siir),  -utum  -  i  —  ü:  vndi  —  vadü  (rendu),  »m\s 
—  amfis  (<i»m*  i,  t'si  —  t'sü  {dessus),  <]\x  dir/  (dur,  dure),  dir 
(durât.  Zu  diesem  VI),  das  Sbst.  h;  dir  /rr  *r7w>v,  endurance:  et 
«•kulime  e  l<;  dir  di  Fr;i  être  urcoutnmé  à  la  *dure  du  froid,  d.  i.  h 
endurer  le  froid),  lui  (hurle,  Inf.  Iiil<  ),  ri  rii  (ruisseau],  Byà-Ki 
[Blanc  Rupf,  das  Tal  der  weißen  Saar.  Blanc  Hupt  ist  das  französierte 
Hyà-Ri,  eigentlich  also  „Weißer  Hach"L  zit  -  zül  (Pron.  fear).  In 
deutschen  Wörtern:  gri  grii  (der  Form  nach  Grütze,  dem  Sinne 
nach  Kleie),  stik  (Stück),  fristik  (Frühstück.  Das  Wort  bedeutet 
weniger  „Frühstück1,  als  allgemein  „leckeres  Kssen'  i. 

m  im  Hial  vor  fein,  a  =  u  im  ganzen  Gebiete:  mihi  (ehurrne), 
ru  (/■"<  i,  si'isüy  \sangsne)  :  bei  Verben  :  tu  (tne\.  i-rmu  (remue),  yji 
lexsueat),  tonn  1  éternité  h  ru  (rütat,  me  in  intrans.  Sinne),  su  dat. 


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I 


-    343  - 


sue  ist  regelmäßig  -  siï  in  7.7,  iHi-'j:}  und  östlich  dieser  Ort- 

schaften, westlich  davon,  also  auch  in  11,  =  si,  westlich  von  VI  su; 
si  —  sfi  sind  (he  jüngeren  vom  Französischen  beeinflußten  Formen. 

Die  feminine  Endung  -  uta  richtet  sich  nach  -ûtum  i  und  heißt 
i  —  ü  :  vôdi  (vmduc)  —  vàdû,  u.  s.  w.  Kbenso  heißt  es  ni  (tun), 
kris  {cruv). 

Hier  erwähne  ich  noch  das  Wort  cahus,  dessen  «  im  Vosgim  ein 
u  entspricht  :  kobu     0  tsebii. 

5«.  (OG  1151.  u  -  Nasal,  unum  ï,  i/,  vor  Guttural,  i/,k 
vor  Pausa  (s.  5;  7)  im  i-Gebiete,  <\  vrr  ç/k  im  c-Gebiete,  Linie  II. 
c  heiüt  es  auch  über  das  «'-Gebiet  hinaus  in  7ö,  70,  77.  brî  —  brc 
(brun),  so  auch  der  Familienname  Lobrï  (Lebrun).  H  «Ii  {ithin). 

u  •  Nas.  vor  fem.  Endung  i  —  fi.  Linie  VI:  brin  brün 
\brnm  ■),  prin  \m\tnprunt  i.  a^klitn  u-mhunc)  <),  also  im  ü-Gebiete, 
auffallend  attira,  Im  —  lün  (lunr).  lundi  ist  lèdi,  mit  c  auch  über  das 
«'-Gebiet  hinaus  im  Vosyim.  z.  B.  in  H:  dagegen  O  Mi. 

In  diesem  Vorgreifen  des  «''-Lautes  in  lcdi  und  in  «'•  i7.ï,  ;//,  77) 
haben  wir  das  Umgekehrte  von  der  ij  38  besprochenen  Erscheinung: 
»•  und  ï  beeinflussen  sich  also  gegenseitig. 

u  -r  Nas.  vor  fem.  Endung     «"•       <c  nach  Linie  XXIX: 

pyein  —  py«r  \pUnnc.  Danach  das  Vb.  pyeme  —  pyœinç.  und 
die  Ableitungen  rcpyem  f.  =  rr  i  m  -4-  plume,  d.  i.  Plumonüberzug, 
supyemô  m.  sou*  +  phoiw  -ou,  d.  i.  ilmH,  Flaumfeder),  kern  — 
kœm  (rewm),  «-lern  —  çl<cm  ynllunt<\. 

una  ist  =•  en  —  «en,  und  zwar  verteilen  sich  e  —  u\  wie  sonst 
e  —  œ,  nach  Linie  XXIX.  «jn  —  «çn  im  ï-Gebiefe  neben  i  tun)  ist 
umso  auffälliger  als  sich  sonst  das  Feminin  nach  dem  Masculin  zu 
richten  pflegt,  s.  oben  -uta  und  brin  (bru  m-). 

57.  (OG  II«),  u  -  y  =  i  ü  nach  Linie  VI:  tri  —  frü  [fruit). 
k«>di  —  ktidü  (conduit).  «  i  hr  —  erlfir  yn-luirr),  dçtrïr  -  detrur  uirtntirr  ), 
bri  —  brü  {bruits,  si  -  su  (.%•««•).  \\  —  lü  \fui,  Pron.i.  pertuis  —  p«.»tye 
(in  //  nur  im  Flurnamen  Kriye  Potye  =  Cnur  Rrtnis)  —  pylyic, 
e  —  (v  nach  XXIX.  uiyuilb  s.  >;  79. 

Der  französische  ni  (=  wi)  -Laut  existiert  im  Patois  nicht,  ebenso- 
wenig im  Vfrz.  Sobal«!  er  darin  aufgenommen  wird,  verwandelt  sich  wi 
in  wi:  twil  itnilr),  purapwi  (pnraplnii-K  zwif,  zwifros  (juif,  juin-),  vfrz. 
bwi  {buis),  vfrz.  diepwi  {ihpws).  vfrz.  «Içtwir  ub'tmirr).  vfrz.  ö/.urd'wi 
{aujourd'hui),  u.  s.  w. 

Ebenso  auch  kwi  \n,it\.  pwi  \jntit*),  u.  s.  w.  alle  frz.  ni. 


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—  344 


Gedecktes  U. 

5H.  (OG  117).  putidum:  pe.  f.  pet  —  p<e.  pmt  lim  Sbst. 
putida  =  pwet  erklärt  sich  das  w  durch  die  Labialis;  pwet  = 
punaise,  ci  m  ex  h  ort  en  sis,  Gemüsewanze,  s.  Kolland,  Vaune  pop.  III. 
300.  Im  Vfrz.  heißt  da«  Insekt  kin-  =  eure  wegen  seiner  meßgewand- 
ähnlichen  Flügel),  ses  sœs  (sue,  ),  zet  —  z<et  i  juste),  lus  u.  hès 
iluit'ca,  hm/u:  Zur  Nasalierung  s.  S  ô.  b».  Dimin.  hezlô  -  hœ/lù». 
he>  --  lue*  (*hûceat.  afrz.  W7fi,  br»l  —  br-el  (brûle),  krek  —  krœk 
(Kruy),  0  bœs  (i»kh<-\.  Ich  erwähne  hier  noch  sek  —  sœk  (sucre)  und 
//  Het  (flutte,  Flurname),  e  —  œ  nach  Linie  XXIX. 

Unbetontes  ü 

5».  iUG  118-123).  u  =  i  ü  entsprechend  bei.  u:  i/.e 
üz\*  (user),  dirye  —  düri  [durer),  /.im;  —  •  ziinç1  {jeûner),  dzinù  —  dziinù 
[déjeuner),  prine  —  priinœ  i  prunier),  kiryu  (eurieux),  u.  s.  w.  Deutsches  ü: 
Fristefrlt  \  Fürsb-nfeld,  Flur)  Zu  pîsd  =  pueelh .  s.  $  5,  bi.  mur  \  -et 
=  //  myero.  Interessant  ist.  daß  in  folgendem  Worte  i.  welches  mit 
lat.  u  nichts  zu  tun  hat,  westlich  von  VI  ebenfalls  zu  ü  wird:  xirye  - 
xuri  (skerran,  déehinr):  cf.  auch  i  brüsfin  —  7/  i  bresin  (il  bruine  i, 
s.  unten.  Diese  assimilierende  Wirkung  des  i  ü-Gesetzes  beweist, 
daß  das  Sprachgefühl  der  Dialek Isprechenden  dieses  Gesetz  empfindet; 
cf.  ruts  S  47. 

u  4-  y  ebenfalls  =  i  —  ü:  rlihà  —  rlüha  (reluisant),  u.  s.  w.  Ich 
erwähne  noch  0  brüsm«  (=  *bruissinn;  d.  i.  bruiner,  faire  de  la  bruine  : 
in  //  bresin«;,  s.  unten',  pertuiser  ist  in  0  pet*œhi  entsprechend  pçtsœ 
~  pertnis. 

ü  im  Hiat  =  u  :  ruwêl  (ruelle),  buwêy  (buée),  nuwey  (nuée),  truwel 
[truelle),  bruwer  (bruyère),  truwà  (truand  ~  paresseux),  tuwe  (/w#r). 
tonuw»;  (ileruuer),  u.  s.  w. 

u  erklärt  sich  durch  Lippemuiidung  in:  puncl  {prunelle),  innz<\ 
muzyer  (museau,  muselière),  must;  <m«.vvr/),  burot  (burette),  buhö  {buison. 
buse). 

u  —  o  wegen  der  Labialis  m:  rornatis  [rhumatisme),  home  Um  nur). 
Das  u  von  »;kurù  \éeureuif)  ist  unklar. 

u  geschwächt  zu  e  u-  (XXIX  r.  zemôt  (jument i.  bern<>  (das 
Wort  bedeutet  „Ochse"  und  ist  =  *brino  —  *bren<»  Metathesis  bemo 
••-  brnuef,  eigenllieh  also  <3ch.se  mil  rot-brauner  Hautfarbe),  bresin»; 
<*  bruissiui r,  bresenri  -  O  brüsünn  —  *  bruisstmrir,  bruine),  Tre/ti 
[Tiirkstcim,  0  tsœryu  yeurieux).  iinrzr  (innsenn).  In  <len  Ableitungen 
kenn;        kiem«;  (éeumei)  und  pyemc  —  pyreun;  (ftlumir),  s.  $  56. 


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-    345  - 


u  fällt  :  gvç  =  0  dzve1  (cuvcati).  kml  (cumin),  elme  u.  Imèr  (allu- 
nur,  lumière,  §  5o>. 

Diphthong  Au. 

Bclont. 

64>.  (OU  124.1.  au  =  ö:  sos  (cAdw;),  so  (chou),  rç/,kyô  \  endos). 
p»~»s  u.s.w.  *faurga  —  fwos  (forge):  wo  aus  »4  r  nach 

47.  kas  (causa,  (7<fwi  entspricht  französischem  tvw.sr  (kawz),  welches 
kas  wurde  m.  K.  analogisch  a     1  |-  Kons.,  cf.  ridyâ,  sizyâ  §  29. 

61.  (OG  125).  au  1  y  =  Vosgien  woy  -  Saunais  ôy:  woy  — 
ôy  {oie),  audio:  woy  oy,  zwoy  (>/<■)  —  im  Saunois  fand  icli 
zwç,  welches  französisch  ist;  Zéliqzon  LM.  56  kennt  den  Monophthong  zoy. 

Zur  Krklärung  des  wo  im  Vosgien,  s.  $  47.  Die  Entstehung  von 
wo  aus  o.  sodaU  *oy  (oh-)  und  *zoy  (joie)  auch  im  Voxgicn  die  regel- 
rechten Formen  wären,  durch  Einwirkung  des  o  -h  r  -r  Kons.-Gesetzes 
wird  noch  dadurch  bestätigt,  daß  in  den  Ableitungen  jener  Wörter, 
wo  au  unbetont  ist  und  daher  das  wo-Ges-etz  nicht  wirken  konnte,  au  =  o 
bleibt:  zoyô  \  oison),  zoyu  i  joyau  ).  Wenn  in  zwoy,  zwoy  französischer 
Einfluß  stattgefunden  hat,  dann  versteht  man  nicht,  warum  nicht  auch 
zoyô,  zoyu  von  oison  und  joyeux  beeinflußt  zu  *zwoyö,  *zwoyu  geworden 
sind.   Das  unbetonte  zwyyi  (uudirei  ist  an  zwoy  (audit)  angebildet. 

Un  betont. 

6«.  (OG  12«)  znyô,  zoyu  -  zayu  io  —  a  nach  Linie  VIII), 
zwoyi  s.  oben.  torç  (taureau),  oröy  -  O  aray.  kowe  kawe>  i cau- 
dal us,  qui  n'a  plus  dt  queue.  Inf.  O  àkawç*  —  incaudare,  am 
Schwänze  anbinden).  Deutsches  au:  H  sirkrut  =  O  surkrut,  Sauer- 
kraut, lothringisch  deutsch  Sürkrut,  Surkrut. 

Der  unbetonte  Vokal  zwischen  Haupt-  und  Nebenton. 

«8.  Der  Vokal  fällt:  metnu  1=  matineux  mit  dem  Sinne  matinal), 
»söhne  \a  -  saison  ;-  er.  Sinn  :  wohl  ausgerüstet;  i  ryburu  be-n  çsohne 
=  mm  laboureur  bien  monté),  boit»;  (schwätzen  zu  bolot  ~  Schwätzerin), 
deresn»;  (=  déraciné,  mit  der  Bedeutung  déchiré),  go^no  (yar<;onnet), 
baslot  (Ijaisscfle  :  ette.  flfhtfe).  vçyncy  (vçyï  èr.  pelletée  K  vigru  {rigou- 
reux), sovru  (sarourcux),  sçpncr  {sapinière).  sepno  {*sapiurt.  petit  sapin), 
nllô  \*ràtelon.  rätelirr),  Nôlmy«e  •  S'onhiyny),  Ny<evlc  i Scufcitler), 
Môtnyo-  i Montiyny),  mosne  (maçonner {.  orsô  {hérisson),  hersye  (hérisser. 
Analogisch  Sing,  l'raes.  hers  —  h» ers  —  hérisse.  Dazu  das  Sbst.  hers 
—  lu  ers  fem.  =  h  tire;,   menvel  i  mani  relie),   incisa  {maréchal),  kosnu 


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-    346  - 


(koso  —  cur:  afrz.  cossou,  revendeur),  kârlï  (=  afrz.  carel  -r  -w,  cuvier), 
husne  (honssiner,  Imttre,  cltaxscr),  hawlot  (=  *hacclettc,  Dimin.  zu  havet. 
In  //  ist  hawlot  ~  rôtissoire.  In  0  ist  hawla,  d.  i.  */uiveJet,  oh///  rfr  ftm- 
«r/«r  m  /orm*-  <fr  pioche.  Hierher  das  Vb.  èhevç  afrz.  enhaccr,  an 
sich  ziehen),  grozle  (groseiller).  basne  t  O  basons .  zum  Sbst.  bsisö 
planche:  garnir  de  planches),  Bâdôvle  (ßadomillcrl  bywto  i  bowot -f 
r/».  bowot  Schnake;  die  bowtö  sind  etwas  größer  als  die  Schnaken*, 
botne  (boutonner),  velmä  i  *  vclimard,  afrz.  »W/'w  -j  Suff.  -arrf.  velma 
Blindschleiche  ist  also  der  Form  nach  afrz.  niimm,  frz.  venimeux. 
nur  mit  anderem  Suffix,  und  nicht  ver  m  is  +  malus,  wie  Horning, 
OG,  S.  122,  vermutet.  Die  Tatsache,  daß  die  Blindschleiche  nicht 
giftig  ist,  spricht  nicht  gegen  diese  Etymologie;  volkstümlich  gilt  sie 
als  giftig,  ebenso  wie  die  Kröte:  über  die  Giftigkeit  der  Blindschleiche 
s.  Rolland.  Faune  populaire  III,  S.  20.),  0  depxi  (de  +  pisscr),  Bremni 
{lirémcnil),  demhôl  (    demoiselle),  fälle  (faufiler). 

Der  Vokal  ist  e  <a*>  :  griyete  (  O  grite1,  afrz.  y  rieb':  griyete 
bedeutet  Heimweh:  dazu  das  Vb.  et  griye  Heimweh  haben),  e/,kevle 
(*  encuoelUr,  d,  i.  mettre  dans  le  ew  eau).  çrlehà  (neben  erlihà  reluisant), 
e*(kyepe  (*enclouper  für  *nuouplcr,  s.  §  123,  d).  d.  i.  accoupler;  in  O 
etsœpeO,  marveyu     O  vermo-lü  (vermoulu),  O  ermœyi  irumimr). 

Der  Vokal  wird  von  der  Labialis  beeinflußt  und  durch  Lippen- 
rundung zu  o  und  u:  arbolel  (urbaUie),  obrove  (abreuver),  ärmonek 
O  ârmœnçk  (almanach),  èfurnâhye  O  àfœrnâhi  (très  affairé,  emba- 
rassé.  Die  Form  ist  *  cnfrenaisi/,  cf.  afrz.  cnfremtisir,  frenaisirr).  èvuye 
(envoyer,  in  O  àwyi  mit  Ausfall  des  Vokals),  èpunye  (empoigner),  robuhye 
(aiguiser,  s.  §  80). 

a  wegen  r  :  dezarte  i déserter),  Sorna vie  (Sommereitter). 

Der  Vokal  ist  u  in:  siruzyè  i  chirurgien),  t/guzne  (zu  gwos  gorye, 
eigentlich  *  mgorgvné,  d.  i.  in  der  Kehle  verstopft  sein.  Dazu  das 
Sbsl.guznot,  kleines  Wasserinsekt,  von  dem  man  glaubt,  daß  es,  geschluckt, 
eine  Entzündung  der  Kehle  hervorruft.  In  O  govat  =  *gacctte,  zu  garer). 

Der  Vokal  ist  i  in  niölinyö.  mötinynt  (  =  *  mout/gwm,  *  montignette 
für  montagnard,  montagnarde  i  entsteht  hier  aus  e  [*mùtenyù,  *mô- 
tenyolj,  cf.  muten  montagne). 


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KONSONANTEN. 


«4.    Die  stimmhalten  Konsonanten  werden  im  Auslaute  stimmlos. 
Übergang  der  Tenuis  in  die  Media  und  umgekehrt,  s.  §§  72, 
99.  106. 

H. 

«ÎJ.  K)G  129).  Lateinisches  h  füllt,  ausgenommen  in  :  hers 
(Arm):  hesye  (hacher,  "huccarej,  wo  h  sieh  als  Onomatopöie  erhielt; 
hersye  (hérisser)  neben  orsü. 

Germanisches  h  ist  immer  erhalten,  auch  im  Vfrz.  :  hay  -  vfrz. 
he  (/«»>),  lies  (hache),  hârô  —  vfrz.  herù  (luron),  u.  s.  w.  In  54  ist 
souhaiter  —  sowädzi,  in  //  und  in  den  meisten  anderen  Orten  sôhâdye 
—  0  sohädi  ;  über  die  Beziehungen  zwischen  w  und  h  s.  §  114.  h  ~  r 
in  rusne,  Nebenform  von  husm;  (houssiner).  Der  h-Vorschlag  in  hol- 
mäde,  holmàdç  (=  *  allenmtulei d.  i.  pürier  allnnaml)  scheint  eine 
Anspielung  auf  die  Häufigkeit  der  Hauchlaute  im  Deutschen  zu  sein. 
Der  h-Vorschlag  in  hyrmuwe  (  mmur)  ist  wohl  eine  Analogie  zu 
den  gleichfalls  mit  h  anlautenden  Wörtern  ähnlichen  Sinnes  hosye 
(  ^  hocher.  Davon  abgeleitet  hosy,  horselo,  hochement)  und  horgole,  horgo 
(cahoter,  cahot,  cf.  afrz.  hargouler  secouer).  Das  h  von  hormuwç 
ist  wahrscheinlich  germanisch  (Stamm  hoc,  davon  hosye),  sodaß  die 
Bildung  hormuwç  gerin  h  -r  remutare  an  hä  germ.  h  -r  altus 
erinnert. 

Deutsches  d)  _  %  in:  lo^,  \e%  (Wasserlache),  Rabo#  (Hambach), 
daneben  Räbok.  •"  k  Aspok  (Aspach),  d)  fällt:  V  bru^tu  (—  Brust- 
tuch, gilet),  Hçrspn  (Kersbach),  Häsin  [Haslach). 

C 

Ml.  v  durch  Assimilation  g  :  gve  (currau)  0  dzv»-  (zu  dz 
s.  §  75).  Die  Wirkung  der  Assimilation  hört  auf,  sobald  das  c  durch 
e  -  geschwächten  «  von  v  getrennt  ist:  e#,kevlç  (* encwellcr),  kevlo 
\cucelrt,  petit  cun-ati).  Assimilation  im  Satze:  z  n  è-n  e  g  dus  je 
n'en  ai  ipte  deux. 

67.    (U(î  1:H)-1:-12).    C  vor  a     s,  wie  frz.  Besonderheiten: 
In  sohye,  sô^  [charger,  charge)  hat  l'bergaiig  von  rz,  rs  zu  h,  % 
stattgefunden  nach  £  9ô.  S.  daselbst  h,  /  in  l'urea,  perlica,  *lar- 
dicare,  *e.\  cor  I  icare. 


-  m  - 


jodyù  (chardon)  ist  von  jâdyir  (Bronnnessel)  und  #adye  (échuuder) 
beeinflußt,  also  —  *excardonem  (§  86). 

e  im  Inlaut  ~~  y:  auea  =  zwyy,  secal  -  soy,  sëy.  Das  1  von 
fremd  (fourmi)  ist  mir  unklar,  olî^  (ortie)  scheint  aus  otiy  entstanden 
zu  sein,  indem  y  über  d)  (••-  d)  in  irf))  zu  %  wurde;  x  waie  a'so  eme 
Verhärtung  von  y  im  Auslaut  entsprechend  §  64.  Statt  y  im  Inlaute 
steht  w  nach  u:  #uwe  (essuyer),  luwe  (loyer),  nuwe  (noyer),  bruwêr 
(bruyère). 

Im  Inlaute  zwischen  Vokalen  ist  z  uuffallerid  in  çzet,  auch  vfrz. 
azœt  (achète),  gegenüber  este  (acheter).  Ich  sehe  hierin  eine  Analogie 
zu  den  regelrecht  stimmhaften  Konsonanten,  welche  stimmlos  werden, 
wenn  sie  unmittelbar  vor  einen  stimmlosen  zu  stehen  kommen,  so  daß 
sich  çzet  und  este  so  verhalten  wie  veti  —  fti  (rêtu),  zete  —  ste 
(./Wer),  u.  s.  w.  veti,  zete  stehen  im  Satze  nach  Konsonant,  fti  u.  ste 
nach  Vokal:  ze  n  1  e  m  zete  je  ne  t'ai  mic  (—pas)  jeté,  aber  Z  1 
e  ste  -—  /V;  jWé. 

Ich  erwähne  noch  fäsi  fauchée.  Da  *falcare  faucher  im 
Lothringischen  nicht  existiert,  sondern  durch  sec  are  soye  vertreten 
ist.  so  hat  wohl  auch  fäsi  mit  dem  französischen  fauchée  nichts  zu 
tun,  sondern  ist  eine  eigene  Bildung  zu  fä  (fam):  *falciata  —  fäsi, 
wie  *calciata  —  sâsî  (chaussée). 

*acucula  und  *acu tiare  s.       79,  80. 

In  apud-hoc  (avec)  ist  c  gefallen:  0  avo,  im  Vosyim  ovo,  ovo/? 
(§  7).  Letztere  Formen  mit  nasalierten  o  sind  offenbar  aus  *ovo/,k 
entstanden,  wo  sich  vor  dem  Guttural  ein  Guttural  nasal  entwickelte, 
was  im  Romanischen  nicht  selten  ist:  mica  _  lomb.  minya,  sic  ^ 
-si/;k  in  aus.sine  (aussi),  aequalis  enyal,  ingal.  Vgl.  Foerster, 
Z.  XX,  264:  Die  Einschiebung  eines  m  vor  b  (ebenso  wenig  wie  die 
eines  ti  vor  Dental  und  vor  Guttural)  ist  nichts  Ungewöhnliches  und 
macht  keine  Schwierigkeit.    S.  daselbst  Beispiele  für  tu  vor  b. 

HH.  (OU  133-136).  ce  -  s:  ><-s  (s  a  ce  um),  sos  (si  ce  um), 
sos  (soc),  fyäs  if  lac  eu  m).    Deutsch  Stroitsack     stmza  (paillasse). 

porticus     pwos  —  pi»^(  s.  $  95. 

Suffix  -iceus,  -icca  is.  Das  Suffix  wird  in  verächtlichem 
Sinne  gebraucht  in:  päpis  izu  papa,  aller  Großvater,  einfältiger  Greis i, 
mamis  (/u  maman,  dumme  Alte),  Kolis  (zu  S'icolas.  Kolis  -  dummer 
Kerl).    Hier  sei  noch  der  Kosename  Dadi  (    Auguste)  erwähnt. 

-icc a     is  noch  in  golis  -  gula  +  -icca. 

*  lolis  ist  in  Lothringen  der  Name  eines  Spieles,  welches  darin 
besteht,  dato"  mit  kleinen  Wurfscheiben,  gewöhnlich  Scherben  oder  auch 


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341»  - 


10-centimes-Stücken,  ein  Kork  umgeworfen  wird,  auf  den  einige  Geld- 
stückchen, meistens  1-Pfennig-Stücke,  oder  einfach  Knöpfe  gelegt  werden. 
Der  Spieler,  welcher  seine  Scheibe  am  geschicktesten  geworfen  hat. 
gewinnt  was  auf  dem  Korke  war.  Der  Kork  seihst  heißt  golis,  die 
Wurfseheibe  polü     frz.  palet,  nur  Suffix  -ard. 

Wie  man  sieht  ist  die  Bedeutung  von  golis  weit  entfernt  von 
gula  +  ieca  —  Schlündchen,  Spältchen.  Don  Bedeutungswandel  erkennt 
man  aber  leicht,  wenn  man  die  von  Horning,  Z  XXI,  455,  für  gulits 
zitierten  Definitionen  liest: 

1)  Roussey  (Bournois)  :  oueerturr  en  fente  de  laquelle  s'échappe 
l'eau  de  la  cuve  d'une  fontaine  ou  d'un  évier. 

2)  Jonain  (Saintongc):  houchette. 

3)  Besonders  Puitspelus  (Lyon):  golichinante  goulet  étroit  qu'il 
faut  enfiler,  p.  ex.  au  jeu  de  boules. 

Das  lothringische  goUs-Spiel  ist  nichts  anderes  als  das  golichinante- 
Spiel.  Nur  ist  das  Lyoner  Spiel  olfenbar  das  ursprünliehere,  da  hier 
die  Sache  dem  Worte \golohinant<  -gula  •  i  c  c  a  ~~  goulet  étroit)  noch 
genau  entspricht.  Damit  also  in  Lothringen  goliA  (von  gula)  ~  Kork 
werden  konnte  —  es  braucht  übrigens  kein  Kork  zu  sein,  jeder  andere 
Gegenstand,  der  ähnlich  aufgestellt  werden  kann,  tut  es  auch  —,  muß 
ursprünglich  das  Spiel,  etwa"  wie  in  Lyon,  darin  bestanden  haben,  daß 
mit  den  polä  nicht  ein  Kork  umgeworfen  wurde,  sondern  daß  die  pol» 
mit  Geschicklichkeit  durch  eine  enge  Öffnung  geworfen  werden  mußten. 
Das  Spiel  hat  sich  geändert,  das  Wort  ist  geblieben. 

In  der  Bretagne  giebt  es  ein  jeu  de  gatorhe,  welches  mit  unserem 
lothringischen  golis-Spiele  identisch  ist*).  Also  auch  in  der  Bretagne 
hat  sich  die  Sache  geändert.  Das  Wort  aber,  ursprünglich  offenbar 
auch  ein  Derivat  von  gula  mit  der  Bedeutung  fentc  oder  goulet  étroit, 
war  nunmehr,  da  es  der  Sache  nicht  mehr  entsprach,  der  Volksetymo- 
logie preisgegeben,  die  es  zur  unglaublichen  Galosche  machte,  obwohl 
im  Spiele  die  Galosche  keine  Rolle  spielt.  —  Larousse  giebt  unter 
galoche:  Jeu.  Sorte  de  toupie  analogue  à  celle  que  l'on  nomme  „sahotu. 
nmis  de  dimension  plus  forte.  Dieses  galoche-Sp\e\  -  Kreiselspiel  hat  mit 
dem  lothringischen  gylis-  und  mit  dem  bretonischen  golochc-Sptele  nichts 
zu  tun.  Da  aber  galoche  doch  ein  Spiel  bezeichnen  kann,  so  versteht 
man  leichter,  wie  galoche  in  der  Bretagne  auf  das  wesentlich  verschie- 
dene golis-Spiel  übertragen  werden  konnte,  als  das  Derivat  von  gula 
mit  der  Bedeutung  goulet  étroit  nicht  mehr  .sachentsprechend  ge- 
worden war. 

* 

*)  Die  Mitteilung  verdanke  ich  Horm  Lektor  Ix>t<\ 


—    350  - 


6».  (OG  137).  Cl-l:  evél  0  çvœl  (aveugle;  vfrz.  ava-k), 
sal     O  .soi  (seigle;  vf/..  sêk),  bi-U;  <*buculare.  beugler). 

Cl  ky  östlich  von  XXVIII,  -  ty  westlich  davon;  ty  variirt  und 
ist  vielfach  tot)  (d)  in  id))  und  t<.  I  her  ty  —  ts  s.  §  7ß.  In  0 
herrscht  regelmäßig  R  kyes  (cloche)  —  tyœ>  —  tdjœs  —  ts<L>s,  kye 
{clef)  —  tyç  —  lse>,  H  kyay  (claie)  -  74  tsiy,  in  0  Diminutiv  tsçyat, 
kyôr  (clore)  —  tyôr  —  tsôr,  re/(kyo  (enclos)  —  0  àtsô,  kyô  (clou)  — 
tyô  —  tsu,  kluwi;  (clouer)  -  O  tsawt",  Rrtyövil  (TleebmviUe),  aj;klim 
{enclume)     O  àlsim.  râkyâ  (-  *râelard,  d.  i.  0  rätsä.  kyepç 

—  tyœpç  —  ld)œj)»;  —  tsœpç1.  Dieses  Wort,  in  //  auch  kyopç  (Labialis) 
neben  kyepe,  heißt  „spucken1'  und  gehört  zum  Stamm  kla  p.  s.  Varnhagen, 
RF  III.  403,  im  besondern  S.  409,  wo  klap  im  Sinne  „spritzen''  erwähnt 
wird,  dçkyepi;  bespeien.  Das  Wort  kyepa  Feitschenriemen,  longe 
fasse  ich  als  Fartizipialsubstantiv  zu  kyepe,  da  beim  Knallen  der 
Peitschenriemen  förmlich  spuckt;  kycpà  also  eigentlich  „der  Speiende". 
<;/,kyep<;  ]  -:  * enehmper  für  *eneoupler,  s.  §  123,  dl]  ~  0  etsrepi» 
{  -  accoupler),    byokç.  byok  (bouekr.  Im»  le),  s.  §  123,  d). 

70.  (Oli  138).  In  einem  Teile  des  Saunais,  nämlich  westlich  von 
Linie  III,  wird  einfaches  k,  über  die  Zwischenstufen  *ky  —  *ty,  zu  ts. 
Das  k  —  ts-Gebiet  fällt  aber  nicht  ganz  mit  dem  cl  —  ts-Gebiete  (Laut- 
grenze XXVIII)  zusammen,  wie  in  OG  angenommen  wird.  Der  Vorgang  k  — 
*ky  —  *ty  —  ts  ist  lautphysiologisch  an  die  vorderen  Vokale  gebunden, 
daher  findet  er  nur  statt  vor  i,  ü,  e,  <e,  e,  ä.  ä,  zwischen  ç  und  a 
artikuliert,  ist  die  hinterste  Grenze,  wo  er  noch  vorkommt.  Vor  a, 
o,  u  bleibt  k  immer  unverändert.  Der  Vorgang  k  —  *ky  —  *ly  —  ts 
erinnert  an  rt  —  ty  —  *ky  —  k,  s.  §  96.  In  beiden  Fällen  machen 
die  Organe  denselben  Weg.  mir  in  umgekehrter  Richtung.  Interessant 
ist  es,  daß  die  Erscheinung  k  t>  mit  der  Erscheinung  rt  —  ty  —  k 
auch  geographisch  übereinstimmt  und  daß  Linie  III,  soweit  ich  fest- 
stellte, mit  Linie  IV  ziemlich  zusammenfällt.  Ks  erübrigt  diesen  Punkt 
in  ausgedehnterem  Maße  zu  untersuchen. 

kazaki  (otsaquin)  —  ka/.atsî,  biki  (jeune  ehhre)  —  bitsi,  biberki 
{vilebrequin}  —  vilbrotsî.  Lworki  \Lorquin)  —  Lörln.  Menihe/;kï  (Nacht- 
geister, Hexen,  auch  hat  ses     baute  chasse  genannt,  s.  Abschnitt  ., Texte'') 

—  Mœnih<entsL  kikaböl  (das  Wort  heißt  soviel  wie  euleute  und  ist  ~-  etil 
I  V  4-  boule,  zu  bouler.  Cf.  kàbol»;  ~  remrrser.  kà  findet  sich  auch 
in  kàpusç  ?  j-  pousser,  pourchasser,  jwursuicre,  und  im  Sbst.  kàpus 
f.  poursuite.  Es  ist  vieilleiehl  con-,  cum;  cf.  §  51  ô  —  à)  — 
tsitsàbol  (in  diesem  Worte  ist  sowohl  i.  s.  Linie  VI,  statt  ü,  als  ts  vor 
à  aullalligi;  kihulc  (etil  ■■  bouler,  n-ncerser)  —  tsiibole1,  çtsûrù  ,/cureuil), 


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tsûf  (cuve),  tsûre  (mir);  kên  (cane)  —  tsên;  tsu»  (//h/m/  »,  tsœhïn  (cm/- 
tsœhna1  (cuisinier),  horkino  (déranger  qch.\  —  hartsa>ni-  (Sbst. 
hartsœnii),  tsa>^  (iw«|,  isum  (écume),  t<œmras  (éenmoire),  ls«cryu 
(«•wr/««:),  ts<ï'rio«V'  ),  ts(ï'  (n/<V);  tsçmii  \  camus,  penaud),  tsçnar  (camrd), 
fyolse1  (  //  fyokç  -■■flot-  1  -ellum,  Schleife,  nu-ud),  botst/  (bouquet), 
pitso4  (piqué*,  batse1  <-  //  boke,  boiteux)  :  tsärat  [carotte),  tsä^  (  7/ 
kâj,  Insipide,  peu  frais),  käst/  (casser)  ist  eine  Ausnahme,  die 
zeigt,  daß  auch  schon  vor  ä  k  nicht  immer  zu  t*  wird.  Dagegen  vor 
a,  o,  u:  kazatsi,  ka  (mown,  kal'  t    /■/  kof.  eo&w),  kay  (/raille),  kawt/ 

//  kowç);  kona^  (connaître),  kôn  (roiw),  kolûf  u.  a.  ;  kuhi  ( 
kuhye),  kuryi  (cuillerée). 

71.  (OG  139-140).    C  vor  e.  i  s.  §  82. 

72.  cf.  §  64.  Die  Tenuis  wird  Media  :  Kç>(glot  Reine-Claud» -, 
prune;  gey  ~>4  giy  0  dzîy  (quille),  Vb.  geye  (i/uiUer),  çgrmvis  imv- 
wiss*),  grob;  neben  krol«;  (  croller,  hocher).  Umgekehrt,  die  Media  wird 
Tenuis:  morkolot  neben  morgolot  ($  34),  wâkç  (rat/un-.  Das  k  ist 
hier  wohl  analogisch  zu  denjenigen  Verbalformen,  wo  k  im  Auslaute 
steht,  £  64,  i  wnk     il  caguc),  kopyö  (goupillon). 

G,  Y. 

7B.  (OU  141,  142,  144).  g,  y  z,  wie  frz.  Dieses  z  wird  h. 
#3  und  das  Gebiet  nördlich  von  Linie  V  ausgenommen,  in:  ähodu* 
(aujourd'hui),  #arhi  (asseoir  jus).  ~>7,  OH  ^âri,  jardin  54,  «S.»,  40, 
03  hodzc  ()  hçdzi,  O  lalne.  lahö'r  (léaer,  légère),  in  H  sagt  man 
èhimç  und  czimç  (das  Wort  bedeutet  inventer,  arranger  :  chimç  en 
fyâf     incenter  une  fable). 

z     dz  fand  ich  nur  in  00  dzodzi. 

la*  (large),  va*  (eerge),  gö*  (gorge)  s.  g  95. 

g  y:  fçyin  (faine i,  pçyi  \poys),  pyây  (plaie),  hay  i/i«/Vt,  nüy 
(negat),  rôy  i*riga),  sAsûy  (sanguisuga). 

Assimilation:  <tç  (jeter),  stô  (je/on)  s.  §  67. 

74.  (OG  14â).  gl  wird,  entsprechend  cl  i§  69 1,  gy  östlich 
von  XXVI».  dy  ddi  dz  westlich:  gyà  (gland)  -  dyà  dz;., 
gyôn  (glane)  —  dyôn  -  0  dzan,  gyçs  —  dyçs  —  dzrs, 
//  ziçgyot  (onglette  -petite  ongle)  0  zîd/.at.  gyôr  (  gl  or  i  a  mit  dem 
Sinne  orgueil)  —  dyor  —  d/.ûr.  gyôru  [orgueilleux)  dyôru  —  0  dzôryu, 
si»;gye  (sanglier)  —  sidyt/  —  sfidz«/,  u.  s.  w. 

75.  Einfaches  g  wird,  analog  c  ($  70).  vor  i.  ü,  œ,  ç,  ii  über 
*gv  —  *dy  zu  dz:  d/.iy  (quitte),  dziyi  (quiller);  çdzii  (aiguille  II 
ygiy,  Stricknadel  i:  dz<H  (gueule),  dzu«  (gueux),  d/.dlä  (gueulard),  dzu-rnu' 


-    352  - 


(grenier),  dzœrnûy  (grenouille).  Satzphonelisch  interessant  ist  d/vr  (eu  veau. 
Il  gvç):  das  anlautende  c  war  in  diesem  Worte  einer  zweifachen 
Wirkung  ausgesetzt,  der  assimilierenden  Wirkung  von  v,  welches  es 
stimmhaft  machte,  und  der  Wirkung  des  g  —  dz-Geselzes.  Die  Assi- 
milation fand  in  derjenigen  Form  statt,  wo  der  Vokal  der  ersten  Silbe 
Hei,  wodurch  c  an  v  rückte  und  stimmhaft  wurde;  das  ist  aber  im 
Satze  nach  Vokal,  z.  B.  î  dzv<-  H  u,  gvç,  trô  dzvç1  -  II  trä  gve 
(un  cuttau,  trois  c).  Der  Übergang  von  g  zu  dz  konnte  seinerseits 
nur  vor  Vokal  stattfinden  ;  eine  solche  Form  hat  aber  unser  Wort  nur 
im  Satze  nach  Konsonant,  wo  der  Vokal  der  ersten  Silbe  sich  als 
Stützvokal  e,  œ  hält,  z.  B.  kwct  d/a'vç  —  II  kwçt  gevç,  kïz  dva-ve1 
//  kïz  geve  (quatre  canaux,  quinze  c).  dzçt  (guêtre),  dzelç*  (guêtréi. 
murdzç  (muguet),  çdzçs  (agace,  pie),  drodzç  (  II  drogç,  toile  bleue, 
auch  drap  des  Vosges  genannt);  dzär  (  //gär,  jupon),  bidzä  (-  H  bigâ. 
mâle  (T oie),  g  bleibt  vor  a  und  o  unverändert  gäl  (gale),  g;!]»/1  (gauler). 
galt«"  (Nadelkissen);  goter  (gouttière).  %ö%  (gorge). 

76.  Westlich  von  Linie  XXX  ist  vielfach  ty  t*  und  dy  dz: 
tyçr  -  tsçr  (terre),  tsc  (tien  od.  tiens),  âwbenitsœ  (mu  ;  hhiitc  -  ier\, 
putyç  —  putsç  (porter),  d/.fd  (diable),  I)z(c  (Dieu),  u.  s.  w. 

—  pv  p<  in  p-o.  neben  pvç.  d.  i.  verkürztes  petvo  (petit. 
cf.  §  101). 

Qu. 

77.  (OG  146).  Anlautendes  qu  ist  erhalten  in:  kwçt  (quatre). 
sowie  kwetrô  (quarteron),  kwotye  (quartier;  kwotye  d  kmo  morceau 
de  pomme),  kwçmm  (carême)  0  kwçràm,  dagegen  kçlô;j  (quatorze); 
kwiri  (qta'rir),  kwçsç  iquassare,  marquer),  km;»  (marque),  *coaeti- 
care     kwçsye  (cacher). 

78.  (OG  147).    Inlautendes  qu  -  w  in  âw  (aqua). 

Hier  behandle  ich  auch  die  Vertreter  von  aiguille  und  aiguiser 
im  Osten.    Zum  Schlüsse  bespreche  ich  geyto  Nadelkissen. 

//  oviiy  (aiguille). 

79.  oviiy  fasse  ich  als  eine  Variante  der  gemein-nord-  und  -ost- 
französischen Form  awiy  auf,  s.  Atlas  linguistique  14.  Das  w  in  awiy 
(oder  awey)  entstand  aber  nicht  nach  Schwund  des  c  in  *acucula 
als  hiattiigender  Laut  (Horning  Z.  IX,  489,  Zéliqzon  Z.  XVII,  427, 
Marchot,  l'atois  wallon,  S.  118).  awiy  geht  vielmehr,  wie  Cohn,  Suffix- 
Wechsel,  S.  237,  und  Niederländer  Z,  XXIV.  31.  richtig  annehmen,  auf 
einen  Typus  *aquicula  zurück.  Der  Stamm  aw-  entspricht  also 
einem  aqu-.    An  diesen  Stamm  können  verschiedene  Endungen  treten: 


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-  353 


am  häufigsten  -iy  (awiy),  auch  -cy  oder  -çy  (awcy,  auch  in  O,  awey). 

Außer  Formen  mit  w  von  qu  (cf.  ;i\v  von  aqua)  giebt  der  Atlas 
noch  solche  mit  v  an  Stelle  des  w,  was  auch  für  H  ovuy  gilt.  Also 
Typus  I:  qu  —  w,  Typus  II:  qu  —  v. 

Weiter  bietet  der  Atlas  nichts.  Aber  hei  Adam,  S.  295  u.  296, 
findet  man  neben  Formen  jener  beiden  Typen  noch  derartige:  aeou'ir. 
avouée,  avoé,  âcoivgc,  acouège.    Also  Typus  III:  qu  —  vw. 

Unter  diese  drei  Typen  lassen  sich  sämtliche  Formen  des  Nord- 
ostens unterbringen,  natürlich  abgesehen  von  den  Formen  mit  franzö- 
sischem g.  Ich  sehe  den  w-Typus  (I)  als  den  ursprünglichen  an  und 
leite  die  andern  davon  ab: 

S  die  ma  I. 
qu 
I 

Typus  I:  w 

Das  bilabiale  w  erhält  einen  bilabialen  Spirans-Vorschlag  u: 

I 


uw  reduziert  sich  zu  n  und  diese      der  bilabiale  Spirans-Vorschlag 
bilabiale  Spirans  wird  labiodental:  wird  labiodental. 

Typus  II:  v  Typus  III:  vw 

Anmerkung  1 .  Adam  giebt  noch  die  Form  aftoic  (Üinvilh).  aho'h- 
gehört  zu  Typus  I,  nur  ist  w  aspiriert  (cf.  $  114):  awi  —  ahwi  alwh. 

Anmerkung  2.  Andere  Beispiele  bei  Adam,  in  denen  w  vw: 
S.  297  adcoua'nte,  aicouatte  (alouette):  S.  366  remtiin  für  rwçï  (regain); 
S.  367  ereouatié  für  çrwâtye  (regarder):  S.  291  eoagnege  für  leaignaige 
(gagnage,  pâturage),  S.  369  couette  für  wet  (sale):  S.  353  nouenttair 
für  nuway  (nuée),  u.  s.  w. 

//  rybuhye  (re  4-  aiguiser). 

«O.  Auch  für  dieses  Wort  lassen  sich  die  ostfranzösisdu-u 
Formen  auf  einen  allgemeinen  Typus  *a-qu-i tiare  zurückführen 
(rat  —  gw  —  isier). 

Wallonie.     Typus  I:    qu  —  w.  rawizi  (Atlas,  Karte  16,  N"  184, 

187),  rawisV  (183,  186). 
Lothringen.  Typus  II:  qu  —  v.  revu/.e  (Atlas  N"  66),  ravuhi  u. 

rçv'hi  (OG,  S.  1 1 8 1,  revehie  (Adam,  S.  282). 

Jahrbuch  4.  Oes.  f.  loUir.  Geschichte  und  Altertutnsk.,  Jahrg.  3j.  2.1 


—   354  — 


Typus  III:   qu   -  b.   rabzi  (Attas  N"  85),  rabzi  u. 

tvbzi  (OG,  S.  118,. 
Typus  IV    qu      m  remu/o  u  reinuhi  (Atlas  Nu  88 

u.  87).  rçmuhi  u.  remuhye  (OG,  S.  118). 

h  ein;  ma  11. 
qu 
I 

Tvpus  I  •  w 
I 

luv  <s.  Schema  I  i 
mv  reduziert  siel»  zu 

I 


die  bilabiale  Spiran 
wird  labiodental  : 
Typus  II  :  v. 


nie  nilabiale  Spirans 
wird  durch  Sehlioliunir 
bis  zum  Verschluß  zur 
bilabialen  Explosive  : 
Typus  III  b. 


die  bilabiale  Spirans 
wird  duroli  Schließung 
und  du  roh  Abschwen- 
ken der  Lufl  durch 
die  Nase  zum  bila- 
bialen Nasal: 
Typus  IV:  ni. 

Zu  Typus  III  «rehüi-t  auch  II  robuhye. 

Wie  Tvpus  IV  ze.it?! ,  haben  ninulii  und  ivinubye.  trotz  ihres  in, 
nichts  mil  molç  zu  tun,  was  llornin<r\  0<i  S.  IIS,  angenommen  hatte. 

Der  Atlas  ><\\A  noch  die  Form  re/wi  ;77.  78';.  und  OG  rehni. 
Wir  bal»  !)  hier  dieselbe  Krschcinimg  von  behauchtem  w.  wie  bei  ühoic. 
s.  Amn.  1  zu  uyiiy.  und  zwar  bei  rç^wi  m  verstärktem  Maße. 
S   ^  114. 

Fs  bleibt  jetzt  nur  midi  das  u  von  //  nibuhve.  revil/.e,  remuhi, 
remuée,  ravuhi.  nniulii.  remuhye  zu  erklären.  Dem  französischen 
r  aiguiser  steht  rawizi  am  nächsten,  indem  es  das  i  behält,  rab'zi. 
rt;b'/i.  rey'hi  sind  sol'.u'l  Idar:  das  unbetonte  i  zwischen  Haupt-  und 
\ebeuti>n  isl  gefallen.  Das  u  ululer  Kennen  ist  weder  nichts  als  das 
geschwächte  t.  welches  dann  die  Klangfarbe  der  Labialis,  d.  i.  u,  ange- 
niiinmcn  hat  Der  Sin^,  fracs  von  rnbutive  beißt  rubi'i^.  Es  wäre 
in1cres<ant  zu  wissen,  wie  die  Können  ivv'hi.  u.  w.  im  Sing.  Praes. 
heißen.  Man  wurde  dann  die  Natur  des  aus;;Halleneii  Vokals  erkennen 
und  sehen,  ub  ei  etwa  auch  viui  der  Labialis  beeintliißl  ist. 


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-   355  - 


Ml.  In  diesem  Zusammenhange  bespreche  ich  noch  II  geyto 
0  galto».  welches  „Nadelkissen"  bedeutet.  Dieses  Wort  wird  von  Horning, 
Z  XVIII,  218.  mit  ., Nadelbüchschen"  (étui)  übersetzt  und  von  gey 
tptillc  (Kegel)  abgeleitet.  Kr  beruft  sich  dabei  auf  zwei  Saargemünder 
Frauen,  die  solche  kegelförmige  étuis  gesehen  haben.  Auch  Zcliqzon, 
I,.  M.  im  Glossar,  bring!  gelt«-  -  Nadelbüchse.  In  Hattigny  heißt 
Nadelbüchse  bwçtc     boite  A,  Suffix  -oir. 

Was  nun  die  Ktymologie  des  Wortes  betrifft,  so  liegt  allerdings 
gey  quille  mit  der  dem  Osten  eigentümlichen  Media  an  Stelle  der 
Tenuis  (cf.  §  72)  der  Form  nach  nahe.  Aber,  wie  der  Bedeutung 
nach  Kegel  und  Nadelbüchse  oder  Nadelkissen  zueinander  in  Beziehung 
stehen  sollen,  ist  mir  unklar.  Ich  habe  mich  bei  den  ältesten  Leuten 
erkundigt,  wie  die  Nadelkissen  und  -bik  hsen  früher  ausgesehen  haben, 
und  es  stellte  sich  heraus,  daß  sie  alle  möglichen  Formen  halten  und 
haben  konnten.  Die  Kegelform  ist  nicht  ausgeschlossen,  aber  auch 
nicht  charakteristischer  als  irgend  eine  andere.  Ks  scheint  mir  daher 
natürlicher  geyto  mit  dem  am  nächsten  liegenden  aiguille  in  Verbindung 
zu  bringen,  und  geyto  als  *  aigticlletct,  gälte-  als  *aiguilleteau,  -eil um 
-çS  mit  aphäresierter  erster  Silbe  aufzufassen.  Man  vergleiche  die 
Aphärese  in  folgenden  von  église  abgeleiteten  französischen  Wörtern: 
glisar,  gliseur,  glisier.   Man  denke  auch  an  töl  (Splitter)     altfrz.  ästete. 

Man  könnte  gegen  diese  Krklärung,  H  geyto  —  *aiguilletet  - 
0  gälte*  *aiguilleteau.  einwenden,  daß  aiguille  in  H  ovüy,  in  O  awêv 
heißt,  daß  konsequenterweise  also  nach  Aphärese  von  ai  einem  *ai- 
guiUetet  ein  *wey1o  oder  *veyto  oder  gar  *beyto,  *meyto,  s.  Schema  II 
$  80,  entsprechen  sollte.  Man  muß  aber  mit  dem  französischen  Ein- 
flüsse rechnen.  Kin  Blick  auf  den  Atlas,  Karle  14,  zeigt,  wie  verbreitet 
das  französische  aiguille  mit  g  im  Osten  ist,  und  auch  in  Hattigny 
finden  wir  dieses  :  çgiy,  allerdings  dann  in  der  besonderen  Bedeutung 
„Stricknadel",  während  ovüy  Nähnadel,  geyto  ist  somit  nach  aiguille 
gebildet,  nicht  nach  ovuy. 

In  Ommeray  entspricht  französischen  aiguille  <  dzfi  (Stricknadel), 
und  man  fragt  sich,  wie  sich  gälte-  (*  aiguilletcau)  neben  edzfi  (aiguille) 
finden  kann.  Es  sind  drei  Schwierigkeiten  zu  heben:  1)  das  a.  —  Es 
ist  durch  I  bedingt;  cf.  *bilancia  —  balance.  2)  g  gegenüber  d/..  -  - 
dz  ist  sehr  jung,  wie  überhaupt  die  ganze  Erscheinung  k  —  ts,  g  —  d/. 
(§§  70,  75.  cf.  auch  OG,  S.  61  die  Anmerkung  unten).  In  gälte1  konnte 
also  a  vor  1  entstanden  sein,  bevor  jenes  Gesetz  anfing  zu  wirken, 

23» 


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—    3ob"  — 

und  vor  a  kann  das  g  nicht  dz  werden  70,  75).  3)  Das  1  selbst: 
man  würde  Übergang  von  ly  zu  y  erwarten  ijj  104),  also  *gayUJ, 
*geyU".  —  Der  Übergang  Iy  —  y  ist  nicht  allgemein.  In  demselben 
Orte  findet  man  vielfach  sowohl  ly  —  1  als  ly  —  y  :  in  H  ovüy,  egiy, 
geyto,  aber  ovli  {aiguillée)  ;  in  O  :  awôy,  cdzii,  awyi  (aiguillée).  H  muzyer 
-  0  mœzlîr  (muselière). 

S. 

Ks  sei  vorausgeschickt,  daß  allen  aus  s  sich  entwickelnden  h-  und 
Z-I^auten  in  dem  Gebiete  nördlich  von  Linie  V,  sowie  in  die  Laute 
z  und  s  entsprechen.  Die  Einwohner  von  .s,v,  welche  mit  ihrer  z-, 
s- Aussprache  einsam  und  isoliert  sind,  s.  Karte,  werden  le  ses  (1rs  six) 
genannt,  weil  si  statt  x?X  (sex)>  wie  m  den  Ortschaften  ringsumher, 
eben  ses  sagen. 

82.  (OG  148).  Inlautendes  sy  —  h  :  bähye  (Imiser),  bahir  (bai- 
sure),  êfurnâhye  (*inphrenesiatus),  O  petsœhi  (*pertusiatus), 
prihn  (prison),  pàtuhye  (in  O  pàtuzi,  afrz.  pantoisier),  0  gohi  —  86  gohya- 
(goskr).  Auslautendes  sy  x  (s-  S  M):  grix  (grise),  sïî-x  (cerise),  smiju  (che- 
mise) ;  im  Inlaute  ist  dies  x  natürlich  h  (§  64)  :  seihe  (cerisier),  semhot 
(ciumisette).  ssy  -  •  %\  gre^  (graisse),  gre^ye  (graisser),  ys  aus  c  vor 
e,  i  71)  -  h,  x'  krehye  (croiser),  dimhôl  (*do  mini  cell  a),  rn'x 
(noix),  pyçhi  (plaisir),  ohç  (oiseau),  pwo^  (poiv),  rchî  (raisin),  wéx  (die 
alle  regelrechte  Form,  die  jetzt  meist  durch  wç  ersetzt  wird,  wir), 
muhi  (moisi),  mühe  (in  agis-hodie,  maishui.  Dazu  mùho  va  -  m  a  g  i  s  - 
hodie-ab-ante,  s.  $  153),  dehô  (disons.  So  auch  lehô  —  lisons). 
ys  aus  ty  -  h,  x:  sohù,  rohù  (saison,  raison),  puhye  (puiser),  yiix  (aise), 
dazu  das  Sbst.  yà;rtç  (*aiseté  —  gadé),  0  mœnhi  (menuisier),  fünft;;  (four- 
naise, *furnatia),  rytrehye  (attiser.  Man  sagt  auch  rçtre^ye,  wohl 
in  Anlehnung  an  retre*  -  attisa),  Sè  Mori*  (S.  Maurice);  ich  erwähne 
noch  prohy  (Das  Wort  wird  meistens  reflexiv  gebraucht  s  prohç 
*  estimer.  Ich  möchte  pryhc  -  *pre tiare,  priser  setzen.  Die  Endung 
e  statt  -ye  ist  analogisch  zu  den  nicht  nach  dem  Bartsch'schen  Gesetze 

gehenden  Verben,  in  denen  -are  ç:  .site      chunter).    sty  -  x: 

hvox  (brossr),  (ostiuin):  hierher  auch  kro^à  -  O  kru'^ä  (Dieses 
Wort,  welches  , .Knorpel-  bedeutet,  ist  l'artizipialsubstantiv  und  gehört 
zu  *krôstjan  afrz.  rroissir.  Der  Knorpel  ist,  wenn  er  gebissen  wird, 
„etwas  knirschendes*'.  In  O  heißt  der  Knorpel  noch  kroklà  —  *cro- 
'/ui  lant  zu  crotpter.  Vfrz.  heißt  er  kwysà  *  croissant,  eine  genau  laut- 
gesetzliche  Umbildung  von  kro^ä.  CA.  die  vfrz.  Bildung  dygnrn,  §  47). 

H3.  (OG  149-151).  s,  das  ohne  y  regelrecht  unverändert  bleibt, 
ist  in  folgenden  Ausnahmen  h,  x    Anlautend:  ü  *<er  [suivre,  in  H 


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sêr),  //  #erpot  neben  sçrpot  (serpette),  ;jmêl  (semelle:  so  auch  iv^mek- 
■=  re  +  en  semHIer.  resemeller),  f  S7  r)>  Jfe  Cw'0»  ZUT"  1  souillant, 
salissant);  das  #  von  ^ofye  -  souffler,  „blasen,  schnauben,  schnaufen" 
kann  man  als  lautmalend  auffassen:  lautmalend  ist  das  %  auch  in 
to;çye,  stark  husten,  neben  tesye  (tousser).  Inlautend:  vZiir  (asseoir), 
ç/irye  (assurer),  O  brœhi  (  "  briser  mit  dem  Sinne  macquer.  Kbenso 
brœha"'  —  hrisoir),  ertihö  (artison),  54  ràpyihô  (remplissons),  mehcr 
(masure.  Das  Wort  ist  wohl  von  maho  —  man  s  ionein  beeinflußt), 
purehin  (résine.  Der  erste  Bestandteil  des  Wortes  pu  ist  wahrscheinlich 
ein  geschwächtes  pwo*,  poix,  sodaß  purehîn  ^  poix  +  résine),  alhot  (*oseil- 
lettr,  s.  §  34)  —  0  œhî  (  oseille,  nur  Suffix  -i7A\  *osilU:  O  œhi  d  bok, 
eigentlich  oseille  de  fmte,  -  //  alhot  de  bo,  d.  i.  vfrz.  oseille  de  crapaud, 
eine  großblätterige  Sauerampfart,  welche  an  sumpfigen  Stellen  wächst 
daher  Krötenampfer.  Ks  ist  klar«  daß  in  ()  œhi  d'bok  für  œhi  d  bo 
gesagt  wird:  da  aber  in  O  bo  nicht  mehr  existiert  und  durch  das 
französ.  crapaud  ersetzt  ist,  so  wurde  in  œhi  d  bo  das  unverständlich 
gewordene  bo  crapaud  volksetymologisch  durch  hok,  fßoue  ersetzt), 
.9.7  alhay  -  80  erhay  (  //  lezHt,  afrz.  laissante,  frz.  Uxard.  Durch 
Wandel  von  z  zu  h  erhalten  wir  zunächst  lehat,  s.  Atlas.  XVH,  766  H 
N"  88  lehär,  89  lœhat,  lahot,  —  die  Form  76  haloy  erklärt  sich  durch 
Stellenwechsel  von  1  und  h  —,  und  Adam,  S.  341,  lahule,  lohnte,  u.  s.  w. 
Durch  Metathese  in  der  ersten  Silbe  entsteht  dann  elhate,  elleftète  u.  a. 
('Adam),  und  durch  Suffix  Wechsel,  indem  -at  durch  -ay  ersetzt  wird, 
entsteht  dann  unser  alhay;  erhay  ist  eine  Variante  von  alhay,  cf.  bei 
Adam  mrfatille).  Auslautend:  bijr  (bise):  hier  erwähne  ich  auch  n>x 
(ronce).  Neben  *ö  (  deutsch  „Schooß')  müssen  wir  als  ältere  Form 
*X"X  ansetzen,  weil  das  Derivat  jfo^cy  (Schooß  -V  -ata:  d.  i.  qwtntitc 
qu'on  peut  mettre  dans  son  tablier)  dieses  zweite  %  enthält.  —  Die 
entsprechende  wallonische  Form  ist  hô.  Orandgagnage  notiert  sie  : 
/tôt  \t  muet\.  Kr  .fügt  ein  t  hinzu  und  leitet  hô  vom  holländischen 
„Schoot"  ab  wegen  der  Ableitungen  hôteUie  (-  un  tablier  plein)  und 
choutée  (Namurpis).  Lothringisch  x°  un(l  wallonisch  hô,  zunächst  an- 
scheinend dieselben  Wörter,  gehen  also,  wie  sich  aus  ihren  Derivaten 
erweisen  läßt,  auf  zwar  stammgleiche,  aber  doch  formverschiedene 
Ktyma  zurück. 

84.  (OG  152).  Zu  den  in  0(J  angeführten  ses  (sac),  sns  (sec), 
sô/.ye  (songer),  in  denen  anlautendes  s  durch  Assimilation  zu  wird, 
erwähne  ich  noch:  sos  \soc),  O  saw/.ù  \—  sauvageon.  Dazu  das  Sbst. 
sawzonœ  *  sanrageonnivr,  d.  i.  wild  wachsender  Apfelbaum,  dessen 
Obst,  eben  die  »awz<\  sehr  sauer  ist.    Die  sawz<>  werden  zur  Her- 


358  - 


Stellung  eines  wegen  seines  stechend  sauren  Geschmackes  pikot,  *  piquette, 
genannten  Apfelweins  verwendet)  //  sogzi  (  *satumyin,  Kndungs- 
wechsel  on  —  iu.    Der  Baum  heißt  in  H  sogzine). 

H  zèzir  .»7  zàzif  (gcuciec,  zèzir  in  H  * gcngcurc  mit  Kndungs- 
wechsel  iee  -  nre.  Der  Allas  linguistique  XIV.  633  giebt  für  dieses 
Wort  in  Lothringen  drei  Typen:  1)  zàsîf.  Dies  ist  die  franz.  Form 
*g  in  ci  va.  2)  zàziv.  3i  unser  zàzif.  Man  kann  nun  letztere  Form 
frz.  genche  setzen  und  das  zweite  z  als  an  das  erste  assimiliert  erklären. 
Oder  man  sieht  zasif,  zàzif  als  jung  entlehnte  französische  Formen  an 
und  betrachtet  zc/.ir,  zàzif  als  eine  alte  selbständige  Bildung,  die  auf 
gingiva  ital.  und  prov.  gmgim  zurückgeht.  Letztere  Annahme  hat 
viel  für  sich:  ein  Blick  auf  den  Atlas  zeigt,  wie  sich  der  Typ  gin- 
giva ohne  Unterbrechung  von  der  Provence  und  von  Italien  aus  über 
die  Schweiz  bis  nach  Lothringen  erstreckt),  istemô  (justanait)  s.  §  88. 

8Ä.  ('(Mi  1.041.  Stimmloses  s  wird  durch  Assimilation  stimm- 
haft: dzo,  azbè,  z  debaresç  (sc  dclmrasscr'i,  z  défraye  (sc  défrayer), 
zver  nach  Vokal  :  le  zver  (7a  civière),  dagegen  nach  Kons.,  wenn  der 
Stützvokal  zwischen  s  und  v  tritt:  en  sever  (une  cieihr). 

Sit.  (OU  155).  sc,  exc  vor  a,  e,  i,  ferner  x  und  ex  ts  x- 
Beispiele  s.  Uli.  Ich  erwähne  noch:  ^ep  vfrz.  sap  ("  *chnppe. 
Adjektiv  zu  /epe  échappé:  vo  vol  £»;p  —  rous  miU't  *chappe,  d.  i. 
sauf),  ^eme  (scamellum,  afrz.  cschanul,  Schemel.  Das  Wort  be- 
zeichnet diejenigen  schemelarligen  über  den  beiden  Achsen  angebrachten 
Teile  des  Wagens,  auf  welchen  die  Bretter  ruhen),  lo*  (*liska,  lèche), 
mo^re  (machiner)  :  mit  ^àdye  (échauder)  verbinde  ich  gâdzîr,  ^ädür 
(ivhaufl  ure,  Brennnessel)  und  xydyô  (chardon,  §  67),  ferner  xH 
(*excalidum,  Erhitzung:  owor  lo  #i  avoir  le  x-,  hitzig  sein.  Cuny, 
Rente  d.  I.  rom.,  190»»,  S.  525.  giebt  ein  lothr.  Adjektiv  an:  ja 
sterile,  tyer  f,rrc  stérile.    In  dieser  Bedeutung  ist  mir  #t  unbe- 

kannt. Dieses  %a  scheint  auch  mit  unserem  Sbslv.  #t  von  *excali- 
dum  nichts  zu  tun  zu  haben.  Cuny  will  es  von  *exarsum  her- 
leiten, was  unwahrscheinlich  ist.  Ich  fasse  es  als  *exsartum,  afrz. 
eissttrt,  Bodung.  Bei  Godefroy  findet  man  unter  rssurt:  Vosges,  e.ssart, 
lien  rempli  de  hroiissmlte .  terre  nourellcnrnd  défrichée.  *exsar tum  wird 
lothr.  lautgesetzlich  zu  #«).  xK)r<:  °  ZV«*»  Am\  Sinne  nach  égaré. 
lasse  ich  auch  der  Form  nach  -  égaré,  afrz.  esguaré  von  ex  ;  *waron. 
Wie  wardon  /7  wodye,  (>  wed/.r,  so  wird  *waron  =  *wore,  *wery\ 
Wie  w  zu  h  in  brahmö,  muha.  höy  wird.  vgl.  die  Beziehungen  zwischen 
w  und  Ii  i;  114,  so  konnte  auch  *\vore,  »wert;  *hotv.  ♦ht  n-  werden, 
ex  r  *  bore,  ex  r  *hçn-  ergeben  dann  leicht  j^n*. 


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/irye  (déchiré;  so  auch  vfrz.  sire  *chire).  fejjnot  (--  'VZV1  m't 
eingeschobenem  in  :  fuisc  —  in  —  ette  :  brandons,  fugotin),  ri^n  (*  ruissd, 
Dänin,  zu  ri,  /w-ftf  ruisseau),  i  rpç^i  (von  repas cere,  wie  kro^i  von 
erescere.  Die  Endung  -i  ist  analogisch  zur  Infinitivendung  i  ir 
oder  i  ye  kr).  Wie  frisk  fro*  (frais),  so:  *mariscus 
morejj  (niarnis)  ;  harn -fis  eus    afrz.  hurnois    hanâ^  (bruit,  tumulte). 

O  ç^aya  (essaie  4-  -e/  ;  restant  de  pût*'  avec  lequel  on  essaie  de  faire 
une  petite  tarte),  e^lï  (aisseau,  bardeau.  Die  Form  ist  *aiss  +  elin), 
bu^ô  (buisson.  Auch  bu#t,  bu/i),  ;çeye  0  #yi  (exiliare,  s.  ij  41), 
to^ô  (taisson),  Godre^ôs  (Gondrcxanye),  Pye^ôtn  (Fejcmne),  A'ûr  (Atmvs), 
Aus  (Koitsse),  Vo^cy  (  Fa.r«-,  Flurname  in  //). 

87.  (OG  156).  s  +  Kons,  im  Anlaut  mit  Ausnahme  der  bereits 
behandelten  Fälle.  Im  Vosgien  und  im  Sannois  entwickelt  sich  regel- 
recht kein  prothetisches  e.  Die  französischen  Formen  herrschen  nicht 
vor,  wie  in  OG  steht. 

tra  (étroit),  tonuwç  (éternuer),  top  (étoupe),  dazu  tope  (étouper) 
und  topa  (*étoupard,  torchon  d'étoupes  servant  à  boucher),  tôy  (cteulc), 
pi  {épi)  und  piye  (épier),  kern  (écume),  kovot  (éeouvette),  kovotç  (&;ow- 
tr//<r.  balayer  avec  Vécoxt  cette),  kevey  (  litiire.  kevéy  fasse  ich  als 
scopata:  die  Streu  ist  das  unter  den  Tieren  zusammengestreute, 
zusammengefegte.  Das  Vb.  kevye  litiirer  ist  der  Form  nach 
*  ccouvillcr,  cf.  frz.  écouvillon),  kwo^  (ccorce),  tèt  (éteindre),  pustç  (épow.v- 
st'fr.r.  Das  Sbst.  ist  pustot  *  *  époussetette,  époussette),  klîs  (écluse), 
s  kormusye  (  s'escarmoucher,  d.  i.  *r  Idesser),  sni  di  dô  (échine  +  ille 
du  dos,  Rückgrat,  sni  Rückgrat.  Vfrz.  sagt  man  snï  dû  dô 
>i/7fc  d/t  rfttv.  Das  Patois  <ni  r'cAme  +  ille  ist  also  volksetymologisch 
als  chenille  gedeutet,  was  sich  bei  der  Kaupenähnlichkeit  der  Wirbel- 
säule —  die  Wirbeln  des  Rückgrates  erinnern  an  die  Ringe  der  Raupe 
sehr  leicht  versteht).  Ks  sei  noch  erwähnt  kose  (afrz.  eseonser, 
untergehen.  Das  zu  e  gewordene  a  von  *absconsare  afrz.  auch 
asconser  wurde  also  als  prosthetisch  aufgefaßt  und  fiel). 

88.  (OG  158).    s  +  Kons,  im  Inlaute,    s  fällt  in  der  Regel. 
Besonderheiten:  s      s  ist  deutsch  in  folgenden  Fällen:  Äspok 

(Aspneh),  fristik  ( Frühstück),  FriAtefelt  ( Fürstenfeld),  Hçrspo  (Hersbaeh), 
Slrazbiïr  (Straßburg). 

er  us  ta  wird  krot.  Man  sagt  aber  krostyo  *  i  mustillon,  eroühn. 
Das  s  in  kro.<työ  kann  das  deutsche  s  von  Krust     Kruste  sein. 

istemû  (  justement)  ist  aus  zistemù  über  zistemô  entstanden, 
worin  s  das  an  /.  assimilierte  s  ist  (i?  84). 


—  360  - 


kasmat  fasse  ich  als  casemate.    Das  Wort  bedeutet  prison.  Das 
ist  wohl  dem  Einflüsse  von  cacher,  cacJiot  zuzuschreiben. 

s  X  in:  bru/tu  (Brusttuch,  gilet.  Bei  Adam  broldde),  Tre/tï 
(Tnrqucstcin,  Tiirkstein),  fe/tï  (festin),  rôbi*  (rolmste),  re/,  dorne/,  â/tà 

bu/nt;  (pousser  sans  cesse  nu  travail)  setze  ich  *bus-in-i 
*jmtssiner  ;  pousser  in  unserem  Dialekte     busye.  Cf.  husne  hmtssincr. 

89.  Deutsches  )d)  ist  %  in  '■  /bt  (Schlitten),  dazu  das  Vb.  /lite  ; 
Z'N  2°Zvy  (Schoß),  s.  S  83.    Wi/  (  Wisch,  14-i).    fri*  (  frisch). 

R. 

90.  (OG  160).  r  wird  1  in:  sie*,  mul,  Pelise  (Bcrrisse;. 
Familienname),  Solbo  (Sarrcbourg),  erlèsye  (-  re  +  rimer,  spülen),  ç  U; 
bon  flanket  (à  ht  bonne  franquette),  ârmèl  (armoire  -,  für  *  ärmer),  O  aldük 
(wohl  «ardük,  s.  folg.  §),  vfrz.  vielfach  kolidor  statt  corridor.  Hiterbel 
(Ritterberg,  s.  S  114). 

91.  Unorganisches  r  (cf.  OG  193):  mirge  O  mürd/.e  (muguet. 
Der  in  der  Nähe  von  Türkstein  liegende,  auf  französischen  Karten 
Tür  du  Mirguef,  auf  deutschen  Karten  Mirguet-Kopf  genannte  Berg 
hat  also  nicht  einen  französischen,  sondern  einen  Patois-Namen  und  ist 

Tête  du  Muguet,  Maiblumen-Kopf  ),  trimù  (timon,  trirno  entstand 
vielleicht  aus  *tirmö,  worin  sich  das  r  durch  tirye,  tirer  erklären  ließe), 
sorri  mit  Doppel-r  (afrz.  série,  soirée),  onetrete,  onetremù  (homHdè, 
honnêtement),  bre  (huist,  erèdrel  (hirondelle),  kotre  (cubitum  -r  ellum, 
coude),  H  kodre  (* corder ier.  cordier),  kodre  (* cordvrean,  cordeau),  friyà- 
dris  (friandise),  formasrï  (pharmacie),  zoluzri  (jalousie),  crkadik  (aqueduc. 
crkadik  ist  wohl  volksetymologisch  =  are  :  duc,  das  a  wäre  dann 
Stützvokal.  In  O  sagt  man  aldük:  arc  !  duc  -  *ardük  aldük), 
retrehyc  (re  -r  attiser.  Das  zweite  r  erklärt  sieh  durch  Attraktion  aus 
der  ersten  Silbe.  Cf.  fomro  furnier  -\  et  —  fromro  ;  hier  fand  Attrak- 
tion aus  der  zweiten  in  die  erste  Silbe  statt.  Das  in  H  übliche  fromo 
erklärt  sich  aus  fromro  durch  Dissimilation),  krobos  (aspérité,  qqch.  de 
raboteur.  Dazu  das  Adj.  krobosu.  Ks  liegt  hier  vielleicht  Kreuzung 
von  cabossé  und  raboteur  vor). 

92.  (00  160).    r  in  der  SehluÜsilbe 

* 

fällt:  p;i  (part),  ha  (hart),  sä  (carnem),  l'y»;  (fer),  fye  {dehors), 
/o  {  jour),  sàtu  (chanteur  ),  mu*ê  (mouchoir),  Suiï.  -ont  ;i  :  rnâ  (renard) 
u.  a.,  dagegen  sudâr  (soudard,  sohlat).  In  //  sagt  man  Sê  Berner,  in 
n  aber  regelrecht  Sè  Bernä  '(Saint  Bernard).    Inf.  -/Y  -i. 


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X-  Beispiele  s.  OG;  ich  füge  hinzu  rm< x  (amer).  Dieses  %  ist 
s  in  ö'.v,  sowie  nördlich  von  Linie  V. 

9S.  (OG  162-164).  Auslautendes  r  nuch  Kons,  fällt.  Die  Regel 
gilt  auch  für  das  Vfrz.  :  vêp  (vêpres),  pàt  (pendre),  u.  s.  w..  siehe  OG. 
Ausnahme  //  Ar  di  fc  (titre  da  fm).  In  byà.st  (blanchâtre)  liegt  Suffix- 
wechsel,  -a/'d  für  -af*v,  vor.  Vielleicht  auch  in  pçrâ  (parâtre)  ;  dagegen 
richtig  merät  (nuirätrc),  in  Ü  regelrecht  pçrât.  merät. 

s*r:  küs.    Metathesis  s.  §  123  a). 

94.  (OG  165).  r  +  s  x  [s  in  u.  nördlich  von  VJ.  Beispiele 
s.  OG.  Ich  erwähne  nur  Veldi^po  (Wildersbach),  in  bê  (  afrz.  bers. 
berceau)  ist  %  gefallen,  aber  bë#ye  (bercer). 

95.  (OG  168).  Die  in  OG  aufgestellte  Regel:  „r  vor  s,  z 
schwindet  in  den  meisten  Orten"  ist  nicht  allgemein  gültig.  Sie  gilt 
für  das  Vosgien.  aber  im  Saunais  ist  r  nicht  spurlos  verschwunden, 
sondern  r  -f  s,  z  ist  da  ebenso  wie  rls.  Lautgrenze  VII.  Aus- 
genommen ist  wieder  das  Gebiet  nördlich  von  Linie  V,  wo  %  --  s. 

Vosgien:  siruzyè  (chirurgien),  toso  (torefum),  fi  dVsy  (fil  d'ardud). 
fusot  (fourchette),  u.  s.  w.  Ausnahmen,  in  denen  auch  im  Vosgim  r  r  z, 
A  Sc  Zwo^  (Saint  C cor ges.    Die  lautgesetzliche  Form  /.wo^  ist 

nur  in  diesem  Dorl'namen  gebräuchlich,  sonst  immer  Zors).  sohye,  sé;ç 
(charger,  Sbstv.  charge). 

Vosgien  dozye  —  Saunois  dein  (afrz.  targier),  gwos  -  go^  \  gorge), 
tosot  —  to^at  (torchette),  fus  —  fo*  (fourche  en  bois),  0  fo^at  (/<««•- 
r/jf^.  Das  Wort  bedeutet  jWt'fr  fourche,  nicht  Eßgabel),  pwos  —  p<>^ 
(porticus),  wiis  —  <>x  (orgt%  wai  —  viiz  (mv/«),  pes  —  pejj  (pertic  a), 
lâs  —  làx  (farWh  sYe*  —  S*Z  ('-'"'#')>  kusye  —  ko#i  U'corcher.  Dazu 
das  Sbstv.  kusu  —  ko^u,  ccorchcur,  d.  i.  étjuarisseur.  to  kusà  —  to 
ko^à,  eigentlich  écordiant:  das  Wort  bezeichnet  die  Zartheit  — 
deshalb  leicht  verwundbar  —  der  ganz  jungen  Tiere,  auch  der  jungen 
Kinder.  z  n  ein  mi  le  z  nfa/j  kàt  i  so/,  ko  to  kusa#,  >■  n'aime  jms 
les  enfants  quand  ils  sont  encore  Jnut  écorchunts-,  wenn  sie  noch  allzu 
zart  sind). 

t>6.    (OG  166).    r     d,  t. 

a)  Inlautend  d,  t  südlich  von  Linie  XXXI,  dy,  ty  oder  dz. 
ts  (s.  §  76)  nördlich  davon,  dz,  ts  westlich  von  XXX  bis  IV. 
Westlich  von  IV  beginn I  dann  der  Übergang  von  dy,  ty  oder  dz,  ts 
zu  g,  k  (cf.  $  70)  ;  in  ~>:t  ist  g.  k  Regel.  Lautphysiologisch  erklärt 
sich  der  l'bergang  r  ;  l  ty  lolgenderinaüen  :  Das  uvularc  r  wird, 
indem  es  die  Vibration  infolge  von  nachlässiger  Aussprache  ivis  inertiael 
verliert,  zu  x    Dieses  X-  infolge  der  assimilierenden  Wirkung  des  vorn 


—    3(52  - 


artikulierten  I,  rückt  nach  vorn  und  wird  über  d)  zu  y:  rt  —  yi 
d)t  —  yt.    yt  wird  yly  und  schließlich  ly. 

mot»;  (marteau)  —  nioty«;  —  mot*;  —  O  mçtsc  -  mck«», 
putç  (porter)  —  putyç  —  put*;  -  O  put*;1  oder  puk«-  —  pukr,  polo 
(partout)  —  pytyo  —  potso  —  poko,  hode  (afrz.  hardicr,  Hirt.  In  // 
sagt  man  hode  und  hodye)  —  hodye  —  hod/.œ  —  hegç1,  ähode  (au- 
jourd'hui. Auch  in  //  mit  d)  ähodyc  --  ahodxu-  —  ähogo-,  pote 
(pertuis,  trou)  —  polye  potsœ  (in  O  pçt*e,  Vb.  pçtsœhi  pertuisé, 
tronc)  —  pçkœ,  zodï  (jardin.  Auch  in  H  zodï  mit  einfachem  d,  wie 
überhaupt  regelmäßig  vor  i  :  r  ;  d  :  i  dyi  —  di)  —  zodyî  zodzi  — 
/.«;gï,  mwodi  (mordu)  -  mwodyi  —  mwodzi  mugü,  pedi  (perdu)  -  - 
pedyi  -  -  pedzi  —  pogü,  twodi  (tordu)  —  twodyi  —  twodzi  —  twogü, 
^odù  (chardon)  —  jfodyo  *odzn.  H  s*ekodye  (s'accorder)  <ß  akodzç1, 
hodi  (hardi)  —  hodyi  —  hodzi,  H  f'odyç  (fardeau)  O  fedze1,  //  smotye 
\*  smarter,  lahourer  lis  smär,  les  champs  <fui  seront  ensemencés),  H  wodyç 
(t/arder)  O  wedzr,  çrwàtye  (regarder.  Pas  l  —  man  würde  *erwädye 
erwarten  —  ist  aus  den  Formen  genominen,  in  denen  rd  im  Auslaute 
stellt  :  erwät  -  regarde,  $  04),  ein  Doublet  zu  erwätye  mit  regelrechtem 
d  ist  rçwodyç  (der  Form  nach  re  f  war  don  regarder.  Dem  Sinne 
nach  steht  aber  rewodye  seinem  Ktymon  näher  als  erwätye,  es  heißt 
soutenir,  schützen.  Daher,  und  auch  wegen  des  o  regelrecht  aus 
unbet.  a  vor  r,  §  24,  kann  rçwodyç  als  die  ältere  Form  bezeichnet 
werden),  0  kodzœ,  kodzf  (cordicr,  cordeau.  H  kodre,  kodrç.  §  91). 
//  kyote  O  tsärtr  (clarté)  ist  nicht  ganz  volkstümlich,  man  erwartet 
*kyotyç,  cf.  putyç  porter. 

b)  auslautend     t  östlich  von  XX,      ts  westlich  von  XX  bis  IV, 
k  westlich  von  IV:   kwot  (corde)  —  kôts  —  .">.?  kwok,  kät  (carte) 

—  kats  —  ~t3  kwäk,  lezàt  (luissardc.  lézard)  Içzàls  O  Içzûts 
od.  l«;zäk,  mwot  (mordre)  -  mots  -  -  inôk  (in  0  mots  u.  mok),  mwot 
(morte)  —  mois  —  môk,  tâl  \ tarte)  tats  —  O  tat*  od.  täk  (Vb. 
läkl»",  backen),  pyçt  (perdre)  —  pêls  -  pêk,  gyet  (dartre,  s.  28, 
101)  —  dels  —  dek,  Legat.  (Lagardc)  —  Legats,  pwot  (porte)  —  pots 
(inlautend  in  den  Ableitungen  //  pulyot,  putyâ  dagegen  ty.  pulyot 

*portctte,  kleines  Tor.  pwot  ist  das  große  Scheuntor,  putyol  das 
kleinere  Tor.  welches  von  der  Scheune  in  den  Stall  führt,  putyol 
auch  porte  d'agrafe,  putya  *  portant,  ÖlTuung  in  einer  Mauer, 
welche  als  Durchgang  dient),  twot  (tordre)  töts.  wât  \garde\  — 
wals,  myel  (merde)  -  mets  (.s.  §  28).  sohlt  !  *satarde;  diese  (îrund- 
form  ist  erhalten  in  solardye     saladier,  cï.  auch  Horning,  /.  IX,  49H) 

—  soläts       O  soläts,  soläk 


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»7.    (OG  167,  169).    r  vor  Kons,  schwindet: 

vor  I,  n.  Beispiele  in  OG.  Ich  füge  hinzu:  hilç  (hurler).  I'unn 
(aus  *frenon     frelon),  hanä£  (afrz.  fut  mois,  bruit),  saue  (charnier). 

vor  k  in:  makolot  (für  margolot,  s.  §  34 1,  mekredi  (mercredi), 
sekyt;  (sarcler),    vor  Ir  in:  IMnUö  (Bnirambois),  kwetrù  (quarteron). 

r  ist  erhalten  vor  Labial,  s.  OG.  Ausnahmen:  äbr  (arbre)  0 
äbr,  Sauitois  bap,  bäp  (barbe).  H  zyçp  0  zêp  (gerbe),  H  yep  0 
O  ep  (herbe). 

98.  In  der  Verbindung  Kons,  f  r  r  w  schwindet  r  infolge  von 
Nachlässigkeit  in  der  Aussprache.  Die  Erscheinung  ist  auch  im  Vfrz. 
allgemein. 

kwähye  (croisé.  Das  Wort  heißt  als  Adj.  „ krummbeinig,  x-beinig", 
kwähye  le  2àp  croiser  les  jambes,  kwiihn  *croiset  bedeutet  giron, 
Schoß,  kwahot  *eroisette  hat  die  interessante  Bedeutung  „Haar- 
scheitel": die  geschiedenen  Haare  liegen  kreuzweise  zum  Scheitel, 
kwähye  ist  das  jüngere  doublet  zu  krehye;  krehye  ist  nach  kre  croix 
gebildet,  kwähye  dagegen  nat:li  dem  frz.  krwazr,  croiser.  Vfrz.  kwäzc 
croiser  oder  Sbstv.  croiser),  çpwçzi;  (appriroiser.  Vfrz.  apriwezc 
Zwischen  diesem  und  <.lnvVZ(:  ist  e'ne  Zwischenform  *epr"wçzç  anzu- 
nehmen), dwotîr  (droiture.  In  0  das  ältere  drötür).  Vfrz.:  lui;  (froid), 
etwç  (étroit),  àdwç  (endroit),  di/twir  (détruire),  twa  (trois),  bwi  (brait), 
fwi  (fruit),  u.  s.  w. 

D,  T.  (OG  170-172). 

!*».  Die  Media  wird  Tenuis  ($  64)  :  tampdus  (Dampfnudel  i. 
barikotç  (barricader).  Die  Tenuis  wird  Media:  d«;sèdû,  dçsrde,  d«;st'dor, 
u.  s.  w.  (* désertons,  *désnite-,  *désarfais,  u.  s.  w.  /.um  Vb.  desèt 
*d/sentir  lofer  a.,  durch  unauffällige  Fragen  und  Anspielungen  jemandes 
Ansicht  über  etwas  erfahren),  z  bnidle  (zu  braten1-,  sc  chauffer), 
fonyàd»;  (fuhv'nntvr),  sùhadye  <t  suhüdi  (*ouhaitcr\,  Ai,gcdi'»l  (Engen- 
fhat),  dozye  d»;hi  (afrz.  targör,  tarder),  ckot«;  accouder  ist  wohl 
das  afrz.  aeeouter  (cf.  kotr»;     coude,  afrz.  cote). 

—  d  durch  Assimilation  zu  t  in:  tsi  (dessus i,  tsa  (*dcchaus 
déchaussa'). 

10©.  Der  Dental  zwischen  zwei  Konsonanten  füllt  in:  Pankot 
(Peidecétte),  sàponc  (  chante- par-nuit,  hibou,  llberlriigen  :  personnes 
qui  ne  s'accordent  pus  de  repos,  traeailleut  toujours  et  ne  dorment  guère). 
Rizols  (Risthof.:}.  mis  (Mil:,  rate),  bçrzç^k  (aus  *berdz»/(k  brinde- 
xingne).  èdiz<;syô  (ituii gestion). 

t  vor  Kons,  fällt  in:  grtki  (grattc-nd  ;  in  0  gnt-tsüi,  (>  kw<> 


I 


-  m  - 

(<lU(Ucfa).  t  nach  Kons,  fallt  in:  koki  (cotpietier),  protoks  (prétexte), 
Ogis  (  A  ayante),  Botis  (Baptiste). 

101.  dy  zu  gy  in  H  gyet  (statt  dyet  dertre,  dartre),  ty  zu 
ky  in  H  kyet  (lüde),  kyn  tilkul).  ty,  st  y  h,  *  (§  82).  dy, 
ty  zu  d2,  ts  (§  76).  ty  zu  y  in  pyo,  pso  j'  |>etyy  "petti-ittam, 
peiit),  cf.  g  76. 

102.  Geschwundenes  intervokales  t  durch  hiattilgendes  y  ersetzt, 
h.  OG  171.  Ersatz  durch  hiattilgendes  w  in  bow«;  \  aboyer),  tuw«;  (/««•), 
suwe  (#/«•)  u.  a. 

lO».  Bemerkung  zu  OG  170.  mok,  tok  (b*  22)  finden  ihre 
Erklärung  S  96,  b). 

L. 

104.  (OG  173-175).  Auslautendes  I  nach  Kons,  fällt,  auch 
vfrz.  :  aap  (sabb-),  zif  (jfifle),  häp  (Haspel),  sait  {Seidel,  Bierglas),  trap 
(tremble)  u.  a.  Besonderheit:  èsôn  O  àsàn  (ensemble),  «rsôn  U 
vrsan  (ressemble).  Dagegen  vfrz.  àsap,  rœsàp.  s.tl  (seigle,  vfrz.  sek) 
und  cvël  (aveugle,  vfrz.  avu'k)  s.  ïj  69. 

I  wird  n  in:  netey  (lentille),  kansô  (caleçon),  ()  grigœnat  [  H 
giçgerlot,  s.  S  123,  d)J,  notrï  {lotir ie),  forfunye  (farfouiller),  funù  {frelon). 

I  wird  r  in:  robure,  roburu  (labourer,  laboureur),  Kworkï  (neben 
Lwyrkî,  Lonpiin),  armonck  (almamuh),  36  ârmel  (la  me  lia),  in  mokrer 
(*  maquerelle)  kann  Suffixwechsel  vorliegen. 

ly  y:  -ill-  s.  §  143.  c;.  Neben  y  findet  man  1  in:  H  filye, 
filyer  (filleul,  filleule)  0  fiyü,  fiyfir,  H  ovlî  O  awyi  (aiguUlér),  H 
çskelye  (escalier  \  <)  eskayi,  H  muzyer  0  mœzlîr  (muselière),  H  Bàli 
(Bailly,  Familienname).  Vfrz.  wird  auslautendes  ly  oft  zu  1  :  snil  neben 
sni  (eJu-nUle),  sa  bril  (ça  briUe),  grozçl  (groseille),  u.  s.  w. 

Auslautendes  I  nach  Vokal  fällt:  s.  OG. 

I*r,  m'l  entwickeln  kein  Stiitz-d  und  -b,  s.  OG. 

Wie  r  zwischen  Kons,  und  w.  so  schwindet  auch  l:  parapwi 
(jHirapluie). 

M,  N. 

105.  (OG  176-179).  Der  Nasal  nasaliert  den  folgenden  Vokal 
in:  O  mis  oder  mis  (miel),  O  mènd'y  (minuit),  (i  romatis  (rhamath-me). 
H  mô  (mut),  <mi%  neben  smï^  (chemise),  lu  smi^  im  »"-Gebiete,  fromis 
(fromage),  deines  (dotnmuge),  iv-ii  {nuitée},  Fenï,  Fçnt\  Fçnerk  (Pfennig, 
s.  7),  Lnt  vil  i Lunirille).  le  Pycn  (la  Plaine,  Fluß),  zn<">  {genou). 
Vielleicht  ist  die  Nasalierung  in  f>  Aï  (che.:,  in  //  *ye,  si)  dadurch  ent- 
standen, daß   besonders  häulig  mit  dieser  Praeposition  verbundene 


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-    H6o  - 


Wörter  mit  Nasal  beginnen.  Solche  Wörter  wären  ma;  (moi),  no  (nous)  : 
si  mœ,  si  no  wurde  sï  ma»,  sï  no,  s.  §  157. 

Nasalierung  des  vorhergehenden  Vokals:  «unir  (amer). 

Zu  00  177,  c),  s.  S  5,  a). 

n  +  y  im  Auslaut  =  Vosgien  n  Saunais  ny.  Lautgrenze  XXI. 
ven  (vigne)  —  veny,  bwan  (borgne)  —  böny,  sin  (signe)  —  siny,  môlên 
(?*molanea,  * meulaigne.  zu  meule  Haufe.  môlf-n  Maulwurfs- 
haufen) —  moleny,  môten  \tmnUagnc)  —  môtcny,  k.lpen  (campagne)  — 
kàpcny,  sonm  (charogne)  —  sarmiy,  sçrpcn  (charpaigne  panier  i 
serpeny,  s<it<n  (châtaigne)  —  setêny,  brn  (baigne)  —  bêny,  m^tôn 
(  *  maintogne,  Stiel  des  Dreschflegels)  -~  mètàny  (*  maintagne,  zu 
zu  manu-tenere,  s.  Horning  Z.  XVIII,  223).  Saunois  zôny  H  >.ôn, 
jeune,  als  Sbstv.     oiseau;  das  ny  von  zôny  ist  wohl  analogisch. 

H  gim;  (guigner.  Dazu  das  Sbtv.  ginä  guigmrd,  celui  qui  guigne) 
mit  n  statt  ny  erklärt  sich  durch  Anbildung  an  diejenigen  Formen,  wo 
ny  im  Auslaute  steht,  z.  13.  i  gin     il  guigne. 

m'r  zu  -mbr-:  Kàbrehôl  (Kammerhob,  Ortsname). 

In  n'r  wird  kein  d  eingeschoben,  s.  OL!  179.  c/grâw»;  enroue, 
s.  jj  7.  Schluß. 
/„,  s.  §  7. 

Endungswechsel  -eine  —  -eile  oder  i'bergang  von  n  zu  I,  cf.  das 
umgekehrte  1  —  n  S  104,  liegt  vor  in  v»tvö1  ctreeim: 

Die  labialen  Konsonanten. 

lö«.  (00  180).  Ein  w  entwickelt  sich  nach  Labial  nur  in: 
Saunois  dinwiTi4.  mwene»  (demeurer,  mener),  H  pwet  (§  58),  bwos  u. 
bwop  (§  53). 

1©7.  Die  Media  wird  Tenuis  in  Veldijjpo  (  Wildersbach),  Herspo 
(Hersbach).  Die  Tenuis  wird  Media  in  busye  (busye  pousser.  Man 
unterscheidet  busye  pousser,  stoßen  und  puse  croître.  Z.  IX,  501. 
will  Horning  busye  wegen  des  b  von  germ.  botzen  ableiten.  Hei 
dem  häufigen  Wandel  von  Tenuis  und  Media,  S  64,  kann  man  aber 
bei  pulsare  bleiben.    In  0  sagt  man  pusi,  eigentlich     *  poussier). 

108.  b  wird  v:  ß  vtrkol  (aus  *berkol  bricole  de  cheval), 
0  fyevt/  (  H  fyçbç,  fléau),  î>i  vivrœkê  (vileltreipdn),  H  çlçvri  (abri). 
v  -  m  :  <>  mermiscl  (cermicel).  m  b  :  13s  bœlvà  (aus  *  mœlvu  von 
vœlmâ,  s.  S  63),  bâkoiot  neben  mâkolot  (§  34).  f  b:  Tebeslo^ 
(Tcufehloch,  Flur),  v  b:  habersak  (hacresac),  H  biberkî  (vilebrequin), 
Bhû  (  Vého).  rawtëi,  ravuhi,  robuhye,  rçmuhi  (aiguiser),  s.  §  80. 


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-    866  - 


v  zu  f  durch  Assimilation:  fsi,  fli  (vvjtsie,  vêtu). 
pf  zu  f  m  fi  ni  oder  fenè  I  Pfennig). 

1©9.  Labial  H,  s.  OG  182  u.  186.  Ich  erwähne  nur:  byok. 
byoke  (Iwuele.  boucler.  Es  fand  Metathesis  von  1  statt,  sodaß  byok, 
byok«;  *blouque,  *  hlowjmr).  arnmphi\  s.  §  69.  Das  x  in  ro^ye  neben 
rnfye  (ronfler)  ist  lautmalend,  cf.  deutsch  „röcheln". 

110.  (OG  183).  br,  pr  im  Auslaute  v,  f  im  Saunois,  r 
int  Vosgien:  Vosgien  lyer  (lièvre)  Saunois  lif,  kolyer  —  kolfif,  yer 
(WH vre)  —  üf,  syer  -  nf,  znär  (in  ni  per  um)  —  znöf.  Im  Vosgim 
Dom  er  (Domèvre). 

Im  Vfrz.  stets  f:  lycf  (lièvre),  séf  (cfièvre),  u.  s.  w. 

111.  (OG  187).  Sehr  häutig,  doch  nicht  regelmäßig,  wird  v 
anlautend  und  zwischen  Vokalen  zu  w:  dewor  (devoir,  0  dvör), 
0  sawu  (cheetu,  H  sovu),  Wedna  (  Verdemd),  wage  (vaguer),  O  sawzn 
(.sauvageon),  wo  (rtrs),  egrowis  (éerevisse),  O  ftwyi  (envoyer,  H  èvuye), 
wel  (  i-oiU),  u.  s.  w.    Auch  vfrz.  awàr  laiw)  u.  a. 

112.  Auslautendes  v,  f  ist  gefallen  in:  l*i  (lessive.  -  O  ljif>, 
sali  (ehétif),  Nidrehö  (Mederbof). 

Germanisches  w. 

IIS.    (OG  188). 

wër  (guère),  rweyï  (regain.  Dazu  das  Vb.  weyinç  reif  werden. 
Fo-rster.  Eree  3128:  waim,  ivuin  heißt  „Herbst"  und  „das  im  Herbst 
gewonnene  oder  bereitete",  weyine  daher  „herbstlich  werden". 
Dieses  Verbum  bezeichnet  besonders  das  Reifwerden  der  Kartoffeln. 
Zu  weyine  gehört  das  Sbstv.  weyinot  oder  weynot  poulette,  eigent- 
lich ,.cben  ausgewachsenes,  reif  gewordenes  Huhn".  Cf.  metzisch 
nuayenot:  kleine  Traube,  welche  nach  den  anderen  reif  wird):  auf 
wardon  gehen  zurück:  wodye  O  wedze1  (garder),  erwatye  u.  rewodye 
96,  a)],  wät  O  wäts  [garde,  par  wat  prendre  g.),  in  0  zun 
wâdzçr  (  jaune  *gardière,  bergeronnette),  bà-wâ  (garde-ctiampétre), 
wozye  O  wezi  (dresser  prorès-eerhal  h  qui  fait  du  dommage  dans  les 
ehanips.  Das  VI»,  ist  *wardicare,  cf.  *tardicare  dozye; 
eigentlich:  „das  Feld  bewachend  die  Schuldigen  bestrafen"). 

Die  labialen  Konsonanten  entwickeln  ein  h,  (y). 

1 14.    Der  laut  physiologische  Vorgang  ist  :  b  und  v  —  w  ($  1 1 1  ) 

—  gehauchtes  hw  —  h. 

brähnin  i.V/  bramô,  cf.  OG,  S.  106.  bravement.  "bravmö  — 
*brâwniô  —  brâmô  oder  brâhmô),  muha  (î>7,  W,  SO)  neben  dem 


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häufigeren  muwfi  (tas),  höy  neben  wöy  (rote,  êt  dö  I«;  bon  hûy  être 
dam  ht  bonne  roh  ),  hito  neben  vitö  [rette-,  s.  §  149),  hâzvêt  neben 
vazvct  (  0  vazkœviy.  vielleicht  milk  que  milk,  fer  ck  e  le  hazvet 
faire  quelque  chosf  raille  que  raille,  à  la  léybv,  néyliyemtncnt),  Hitçrbcl 
neben  Vitçrbcl  (Wtterbrry,  Rur  in  //.  Die  Form  mit  h  ist  die  ältere  : 
das  r  verlor  durch  nachläßige  Aussprache  die  Vibration  und  wurde  h, 
er.  §  96;  h  wurde  hw  -  w  -  v.  Wir  haben  also  hier  den  umge- 
kehrten Vorgang  h  —  vi  hetcr  (  0  bçt<cr.  battoir,  s.  §  52.  Daß 
betör  und  bçUer,  battoir,  dasselbe  Wort  sind,  beweist  vor  allem  ihre 
ganz  identische  Bedeutung;  cf.  noch  Atlas  116:  heto>r  (ti8)  bçtœr  (87). 
bçtœr,  s.  OG,  S.  105,  Schlägel  des  Dreschflegels  und  bçtœr,  s.  (Mi, 
S.  112  Schlägel,  Wasehbläuel  in  demselben  Orte  d8  sind  dieselben 
Wörter  und  der  kleine  Bedoutungsunlersehied  beweist  nichts  gegen 
ihre  Identität.  Das  Vb.  hole,  in  //  die  vom  Hegen  gepeitschte  Erde 
bezeichnend,  fasse  ich  ebensowenig  als  heurter,  wie  heter  als  heurtoir. 
Ks  gehört  zu  battre  und  ist  vielleicht  nach  hçtêr  gebildet,  indem  an 
den  Stamm  het-  die  Endung  -ç  -are  trat,  sodaß  die  eigentliche 
Bedeutung  „mit  dem  Schlägel  schlagen1'  wäre.  Wenn  wirklich  hçtêr, 
hetç  heurtoir,  heurter,  so  vermißt  man  den  Übergang  r  J  t  zu  ty, 
§  96:  *hçtyêr,  *hçtyç  giebt  es  aber  m.  W.  nicht.  Auch  das  e  der 
ersten  Silbe  erklärt  sich  leichter  aus  a  als  aus  cm).  In  0  heißt  écheeelé 
àsawk»  (*  enrhe.rele)  oder  häufiger  àsahurç1  :  das  h  ersetzt  das  w  von 
sawu  (chenu):  r  für  1  nach  §  104. 

Vgl.  noch  ahoie  §  79,  Anm.  1,  rehui,  rçxwi  $  80;  ferner  Adam, 
S.  133  aJèoué  aroir,  S.  301  ohhouonne.  ohainw  avoine,  S.  379  hâron 
neben  raron      réron.  ;çorç,  xçrc,  s.  5?  86. 

Dieser  Übergang  von  Labial  zu  Fi,  wenn  auch  auf  Einzelerscheinungen 
beschränkt,  in  denen  die  Form  mit  h  meist  nur  zugleich  mit  der  Form 
mit  v,  w  sich  findet,  stellt  nichtsdestoweniger  eine  unverkennbare 
Tendenz  dar. 

Eine  Verhärtung  des  Vorgangs  Labial  zu  h  liegt  vor  in  sogzi 
(*  saurayin,  murayeon,  s.  $  84);  * saurayin  wird  *sawzi  (cf.  0  sawzô) 
—  *sohzî  —  Emporheben  des  Zungenrückens  über  die  Engenbildung 
hinaus  bis  zum  Verschlusse:  sogzî. 

Verschiedenes.  (<»<'•  l'.X>-200>. 

115.  Agglutination,  lo  lisye  O  lo  lüsi  (le  l'huissier,  für 
l'huissier),  Y  çrlêvyç/  (k*reknvrrs,  t'enrers),  l'çporo,  ï-n  çporo  {  I1*  apurai, 
für  lu  paroi,  zum  Genus  s.  $  124),  lo  novya  neben  l'ovyä  ieriUe.  Das 
n  von  novya  ist  das  Bindc-n  von  i-u-ovya     tc-n-o.,  das  dann  zum 


-    368  - 


Sb.stv.  gezogen  wurde  und  mit  ihm  verwuchs:  I-n-ovya  —  ï  novyä, 
dann  auch  lo  novyä). 

Nicht  der  Artikel  wird  agglutiniert,  sondern  der  Artikel  agglu- 
tiniert  den  anlautenden  Konsonanten  oder  Vokal  des  folgenden  Sbtvs.  : 

0  l'awyù  [le  noyau.  awyù  ist  so  zu  erklaren:  ï  nawyô  [nawyô  ist  im 
Metzischen  erhalten  |     un  noyau       ï  n-awyô  -  i-n  -awyô,  also  das 
umgekehrte  von  i  novyä),  O  anat  (    H  nônot,  épingle,  qn  *nanat 
//  en  nônot    -  die  beiden  n  werden  als  nur  eines  empfunden:  cen 
anat.  dann  entsprechend  l'anat     lç  nônot),  H  Io  hç  (l'oisrau  de  maeou, 

1  h»;  un  nisr.au.  oiseau  ohç,  mit  dem  Art.  l  ohe,  dieses  wird  dann 
lo  he.  Zu  bemerken  ist,  dali  das  t)  von  ohç  nur  in  ohç  oiseau  de 
maçon  agglutiniert  ist,  man  sagt  richtig  ï-n  ohç  un  oiseau,  Vogel), 
lo  rlös  (  /7/o  +  »logt;  V horloge,  i  rlôs  un  Iwrloge).  zipsyçn  égyp- 
tienne, s.  §  117. 

Die  Praeposition  à  —  Artikel  ist  mit  dem  Sbslv.  verwachsen  in: 
P  çlôp  (  f  ii-l' umbre,  l'omltre),  1  çlôbrôA  (  /'  à-V  ombrage,  V ombrage). 
l'çlçvri  (i'  à-l'abri,  Cabri)  ;  entsprechend  çn  çlôp  (une  ombre),  ï-n  çlôbrcs 
(un  ombrage),  en  çlçvri  (un  abri),  cl.  frz.  les  alentours. 

116.  Prosthese,  von  r,  s.  OG  190.  von  z  und  y,  s.  0(i  191 
c)  u.  d).  von  d  in  duwos  vlrz.  duwçs  d  -f  où  est-ce?  duwos  oder 
dwos  ke  d  vi;     vfrz.  duwçs  oder  dwes  ko?  d  va     où  est-ce  qw  tu  vas? 

Eigentümlich  ist  der  Vorschlag  von  n  in  nozi     oser  :  ze  nos 
fose.  z  n  r  nozi     je  n'ai  (jms)  osé. 

117.  Aphärese.  zipsyçn  (  égyptienne,  d.  h.  bolmnicnne,  Zigeu- 
nerin, zipsyçn  hat  das  /•  wohl  durch  Agglutination  verloren  :  l'çzipsyçn 
—  1«;  zipsyçn,  dann  auch  i  n  z.  une.  ig.  cf.  S  115  lo  ht  ),  rlô*  und 
hç  s.'  §  115. 

ko  O  ka  {encore.  Die  Nebenform  ç-ko,  ç-ka  ist  nur  anscheinend 
encore  und  <;  darf  darin  nicht  en-  von  encore  erklärt  werden, 
s.  This,  Falkenberg.  35,  146.  çko,  çka  ist  et  +  encore,  her 
heweis  dafür  liegt  darin,  daß  çko  nicht  überall  im  Satze  stehen  kann, 
sondern  nur  da,  wo  auch  die  Konjunktion  steht  :  z  è  vye  ko  Jen 
eeux  encore,  ç-ko  kann  hier  ko  nicht  ersetzen,  z  è  vye  çko  giebt  es 
nicht.  Ebenso  nur  ze  stt  ko  je  chante  eneore,  nie  ze  sàt  çko,  u.  s.  w. 
Dagegen:  mi  çko  ti  moi  et  encore  toi,  le  vçs  ç  ko  le  swâ  les  roches 
et  eneore.  les  ein  eaux,  çko  et  J-  eneore  ist  also  ein  verstärktes  et. 
Ebenso  niko  ni  1  eneore:  niko  mi  ni  encore  moi,  für  ni  moi), 
z'barçsç  {  s'embarrasser),  mistye  O  mistsî  (demi-setier),  biskat  (em- 
boseade.  et  ii  biskat  être  en  embuscade,  aullauern).  ze  (neben  dêzç 
déjà),  tçlur  (statt  tot  ç  1  u  r      tout  à  V heure),  n  olç  (    c-n  oie.  en 


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aller  im  Salze  nach  Vokal  :  la  n  olç  il  faut  m  aller.  Dagegen  nach 
Kons,  nur  è-n  oie  :  /.e  n  vye  m  è-n  oie  je  ne  mu  mir  nt  afin-,  è  m 
vor  Vokal  kann  unterdrückt  werden  nach  n  m  :  i  n'-n  ù  pwç/( 
neben  i  n  è-n  ö  pwe»;     //.v  «Y«  „»/ 

1 1».  Apokope.  cf.  192.  ini  (mir)  wird  durch  Knklisis  zu 
m  nur  nach  mit  Vokal  endigendem  Worte:  ze  n  vye  m  (./V  ne  rrax 
mir),  aber  lo  kutö  n  köp  mi  k  couteau  ne  coupe  mir.  Ebenso  me 
moi:  jrn  m  essnic-tmi,  aber  bis  me  (Inf.  bisye.  emltrasse-moi).  Zu 
m  nach  Nasalvokal  s.  £  Ii.  f  vo  (rous)  enklitisch  nach  Vokal: 
kuhe  f  (taises-vons). 

Zu  den  in  00  gegebenen  weiteren  Beispielen  lüge  ich  noch  hinzu: 
äs  am  Ende  fies  Satzes  neben  asi  (aussi),  sèt  (  sentir),  «leset  i  *  dé- 
sentir, §  99).  rpêt  (repentir). 

119.  Krasis.  Âbreswi  für  e  Ahr.  und  vfrz.  Abrœswil  für  a 
Ahr.  :  I  e  eli  Ahr.  /7  a  été  à  Abresrhiciller.  Kbenso  Ävriko  für  e 
Avr.  à  Arrieoart,  Ämno/,ko  für  e  Amn.  à  Amnionen« rt,  \<pok  für 
e  Asp.      à  Asparli. 

12©.  Synkope,  s.  Jj  (»3.  dçnoyç  für  *dçzcnoye  (désennuyer). 
ni'n  (mon),  t  u  (/«»),  s'n  (son)  vor  Vokal:  m'n  ofa  iimo«  enfant),  u  s  w. 
Der  synkopierte  Vokal  erscheint  wieder  im  Salze  nach  Kon.sonanl  als 
Stütz-e:  i  v  lor       il  voulait,  aber  i  n  velor  mi     il  ne  roulait  mù. 

121.  Stützvokal.  Das  nach  Vokal  vor  Konsonant  ausgefallene 
r  von  sc  und  ne  erscheint  als  Stützvokal  nach  Konsonant  wieder.  doch 
vor  s'  und  n"  :  i  s'lcf  (il  sc  li  re),  i  n'  fe  rye/  (//  ne  fait  rien),  aber 
i  n  vye  m  es  levé  (il  ne  cent  mir  se  lerer),  ze  kr«  vor  en  mi  owor  bzn 
d  parti  (je  rroyais  m  pas  acoir  besoin  île  partir).  Stützvokal  zwischen 
r  -  r:  n'ovor  i;;  goho/(  ke  n  velor  e  ryè  fer  qui  ne  roulait  rien 
faire  ;  zwischen  d-r:  perderi  (pndri.r);  zwischen  rk-m  :  pork-e-mâl 
(Schimpfwort     porr  mâle). 

122.  Epenthese.  Von  en:  gognet  i  frz.  yoguette,  cf.  yoyur- 
nard),  dçbàgnç  (débraillé,  néyliyé;  zu  afrz.  baguer  attacher  :  débayu-en-er), 
gàwnç  (nourrir,  zu  gaw  bouebe:  gaw-ciwr),  guznot  u.  eçguznç  (*yor- 
yenrttr,  *cngorymé,  §  ($3).  Von  in:  kûzinot  (  "eayinette,  petite  raye). 
Von  in  oder  cm:  fejmot  (faisr-in-rfte.  g  Hi\).  Von  y:  pityu.  pilyuzmô 
(piteux,  pitntscment.  Hier  liegt  Einfluß  von  pitié  von 

123.  Metathesis. 

a)  M.  des  r.  Zu  00  1154.  Ii:  funù  (aus  *fernô  von  *frenô, 
frelon),  berno  (  brunrt,  l.khse,  s.  55  59),  bcrzc/(k  (brindr-zinym), 
biberku,  (rilbrequin),  èfurnàhye  (*inphrenesial  us,  érhauffé),  esterlok 

Jahrbuch  d.  Ot».  f.  lolhr.  Oo»f lilchu>  u.  Altcrtumsk.,  .lahrg.  20  24 

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870  - 


(-  astrologie;  Narr),  karvasye  (cravacher),  geryyt  (  griotte.  Das  Wort 
heißt  im  Patois  nicht  nrm  aigre,  sondern  bezeichnet  eine  mirabellen- 
ähnliche Pflaumenarl.  Der  Baum  heißt  geryote.  griottier),  geryo  (1)  a  frz. 
grübt,  grillon.    2)  ~"  grillet,  grelot),  G  verköl  (bricole  de,  cheval). 

Zu  OG  164,  2):  Fri.-tefvlt  (Fürsten fehl).  Silbe  re:  Çrtyùvil  (ll<- 
cloneiUt). 

Zu  OG,  S.  105:  berlso,  bernai  sind  nicht  —  braquctle,  sondern 
-brochet,  brochette;  in  H  brosot     1)  Faßhahn,  2)  männliches  Glied. 

b)  M.  des  I:  0  zrelnuT  (  II  ?X\nir,  gelinii  rc),  1  atrl  (Dem.-Pron.. 
aus  1  ât-le  —  l'autrc-là,  velui-là),  93  alhay  (s.  îj  83,  aus  lçhay,  lézard), 

e)  M.  zweier  Konsonanten  :  0  tœlnœ  (tonnelier),  Dolnœ  (Donmlug), 
vielfach  hnot  (—  n'hot,  noisette),  O  kuryi  (  //  kuyrt,  cuillerée),  H  merzot 
(aus  mez  rot,  mawrette). 

d)  Silbenwechsel  von  I:  ç>,kyepe  "  0  etsœpe1  (*acefonper,  accou- 
pler), byok,  byok<;  (cf.  afrz.  blouque,  frz.  fcowfr,  bouehr).  Silbenwechsel 
von  r:  gb,gerIot  (  pompon.  -- O  grïgœnat  ;  zu  frz.  gringofer.  *gringolette 
—  *  gningrolctte  -  *gïgrelot   -  gi^gcrlot). 

e)  Reziproke  M.  :  marveyu  (rerniotdu).  JSs  bœlvâ  (aus  *mwlv:i 
von  vçlmà,  $5;  63,  108),  in  //  hörte  ich  i  he/.ör  neben  i  zehôr  (//  gisait). 


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371  - 


FORMENLEHRE. 


134.    Genus.    Im  Gegensätze  zum  Französischen  sind 

Feminina:  sên  (chancre),  ota»,  (Man;/.  Masculin  nur  in  Vyc-Ota», 
Vitil-Ehimj,  Flur),  «stome  (»stomac),  e  le  get  (  au  yuet),  en  elçvri 
(um  n-Vnhfi.  un  abri),  sas  (mule),  her  (beurre),  âr  (air.  Lufl).  er  (air, 
Miene),  äzelis  (unyélns),  set  (chat),  sçmtyçr  (eimetiire.  -tyvr  volks- 
etymol.  —  -terre,  s.  g  28),  ârmonek  (almanaeh).  baronet  [baromètre), 
ûtûn  (automne),  itî  (outil),  snup  (Schnupfen),  en  mark  (un  manque}, 
rim  (rhume),  znyet  (yenét),  etot  (<f/<>^,  Trumpf  i,  O  ät  («/<<  ),  O  on  àdi 
(mm  laudier),  Içgim  (léyume). 

Masculina:  dû  (dent),  rlös  (horloye),  garderôp  (yurde-roh<),  eporo 
(paroi.  Der  Genuswechsel  erklärt  sich  durch  die  Kndung  -o,  die  offenbat 
als  Suffix  -ittus  gedeutet  ist),  hfi     0  hü  (Wr),  kurwe  (courroie). 

12».  Numerus,  znyet  ist  plurale  tantum  fem.  gen.:  le  /.met 
(les  yetu'fs),  le  znyet  ist  ungebräuchlich.  Dagegen  in  O  lo  zn<t  (le 
yenét).  ü:-',  sagt  man  <-z  Açgedôl  (  ««.»•  .4.,  d.  i.  im  Engenthal).  zc 
teil  und  //r«./'. 

Adjektiv. 

12«.  malus,  mala  sind  nur  in  folgenden  Wendungen  erhalten: 
st;  M?  a  mà  semb,  m  choit  au  mal  chemin,  d.  h.  ça  tourne  mal. 
owor  mä  tù  d  keki>,k  avoir  mal  temps  d<  <y .  d.  i.  avoir  pitié  de  ij. 
trovç  e  mal  par  trouver  à  male  part,  d.  i.  prendre  en  mauvaise 
part,  maldirêy  male-durée,  Sbstv.  malcchaua .  mauvais  heißt  sonst 
màr  (minor). 

—  sè  (.v/ï/wr)  kann  substantivisch  allgemein  „Hild"  heißen,  zunächst 
offenbar  „Heiligenbildnis''. 

127.  Unorganische  Femininbildung,  sati  --  sàtï  (chétif  — 
ehéticc).  Das  reniin.  s:  meyi  —  mçyis  (mûr  mûre),  kri  kris 
--  0  krü  —  krüs  (cru  —  truc),  byo  —  byos  (M7  -  blette);  bei  Par- 
tizipien: bi  —  bis  (//»<  —  bue),  gçri  —  gçris  (//>wr/  yuérie),  çrsi  — 
ersis  (m;«  —  reçue),  ekri  —  ekris  (écrit  —  <V-<v'A-).  Dus  femin.  t: 
pyèt  (pleine;  jedoch  nicht  pyct  lin.  sondern  pyen  lin     pleine  lum), 

24* 

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-    372  - 

surnwet  (sournoise);  bei  Substantiven:  olôt  (alêne),  horbit  (hre/iis). 
zemöt  (für  */,em<>,  jument),  ;imôt  (aumône),  ètersïl  (  èter  f  sa,  entre 
L  chah;  d.  i.  sä  èter  le  p;it  ehair  entre  In  pût',  das  Innere  der 
Pastete),  mersit  (fourni  de  tnarêehul  forant,  mersa  maréehal  ; 
mersat  ist  analogisch  zu  -:t  —  -ät,  -«>•</  -  -arde  gebildet;  :  bei  Kigen- 
nanien:  Sanöt  *  8annoi.se,  femme  u<ti  parle  h  Soumis,  l'Adret 
M"e  André,  le  Dibwi  l  M»f  Dubois.  lv  Kniet  M™  Collen,,  le  Remit 
Mme  llnny,  u.  s.  w. 

—  -  èdesil  zugleich  indécis  und  indécise.  (Ui  bles  Wr/f  und  W»w. 
0  krfis      creux  und  creuse. 

—  vye  —  vey  («Vmx  —  mVWr.  vis  in  (J  s.  $  25).  lu  (fw) 
bildet  kein  Feminin,  sot  (sotte)  hat  kein  entsprerhendes  Masculin. 

—  Scheinbare  Unterlassung  der  Femininbildung  vor  weiblichem. 
Substantiv:  le  f<>r  ermis  (les  fortes  remises),  en  for  bât;  (une  forte  yctit, 
d.  i.  femme),  le  grà        (la  yrande  erhelle).    Die  Unterdrückung  des  t 
ist  bloß  nachläßige  Aussprache. 

Zahlwort. 

Vi»,  i  vor  Kons.,  i-n  vor  Vok.,  b,k  vor  Pausa  (s.  S  7);  è  nach 
Linie  II.  du  vor  K.,  duz  vor  V.,  dus  vor  Pausa,  §  f>4.  Ira,  trâh,  trâ* 
—  Saunois  trô,  troh,  trôx  (S  32),  kwet,  sirk  (se»k  Linie  II),  /e, 
/ex  (œ-Formen  nach  Linie  XXIX).  set.  yêt  (yœt).  nyef  (nyœf  XXIX, 
nüf  §  45).  dé/,  yôs.  dos.  très,  kçtôx  (vielfach  das  frz.  kators). 
kls  (kès  II).  ses.  diset.  dizwit  <  —  frz.).  diznœf  (  frz.).  vet  (vî  in 
vi-Dye  cinyt  Dien,  Fluch),  tràt.  kanit.  sb(kàt.  swesàt.  septàt. 
katrevè.   nonäl.   s;t.  mil. 

-ihm:     -yem  i-yœm  XXIX)  im  nach  XI:  duzyem  duzim. 

Pronomina. 

Personalpronomen. 
Uf.ti.m. 

129.     Vos/fini:  mi  (moi),  ti  [toi),  H  (lui),  le  y  (elle): 

110  (nous),  vo  (rolis),  zô  Oder  zul  inix,  elles). 
Suintots:  nm\  ta*,  Iii.  ley;  no,  vo,  zû. 
zû,  cf.  This,  F.  107.    Das  I  von  zôl,  welehes,  ebenso  wie  zô, 
feminin  und  masculin  sein  kann,  ist  wohl  das  1  von  illas  (elles):  cf.  $  35 
dominicella     demhöl.   Man  kann  also  annehmen,  daß  ursprünglich 
zol  ausschließlich  feminin  und  zn  masculin  war. 


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I'nbetont. 


13©.  Proklitisch.  ze,  /:  (je),  me,  m"  (me):  te,  t'  (7/t),  te,  t*  <»: 
//     i  vor  Kons.,  —  1'  vor  Vokal  (i  sàt,  I  cm).  Ii,         lo.  1'  ;  die 

"  ei,  Ini  --  Ii,  /«  lo.  1".  die  kann  -  i  ijl)  sein,  wenn  i  logisches 
Subjekt  ist,  z.  B.  i  n  o  m  mçsà  lç  bêt-lç  il  n'est  pas  médiant  la 
bêU-là  statt  vllt  .  .  .  .;  logisches  Subjekt  si,  Hund. 

ze.  /.'  (nous,  s.  This,  F.  108),  no  (nous);  Vosyicn  vo,  voz  Sau- 
nais vœ,  v'  (vo  satç,  voz  ëmç  vre  .site,  v*  émê  «wr«  chantez,  vous 
aima),  vo  (rww);  ils.  Ms  i  vor  Kons,  (i  sälö  - /7,v,  chantent), 
V  vor  Vok.  (F  cmù     ils,  elles  aiment),  hur  -----  Ii,  Us     le,  lez. 

Anm.  il  y  a     n  e. 

131.  Enklitisch.  Das  Patois  kennt  die  Frageform  des  Franzö- 
sischen (viens-tu?  vvncz-vous?  u.  s.w.)  nicht;  vereinzelte  Ausnahmen 
sind  die  Ausrufe  wet!  i—  vois-tu!  reyurdv!)  und  vet!  mit  Infinitiv,  z.  B. 
vet  veni  (vcus-tu  venir!  viens  eitel).  Die  Frage  wird  entweder  durch 
den  Ton  angegeben  (te  vyç/,?  tu  viens?  1  o  rveni?  il  est  revenu 'f) 
oder  man  wendet  die  Umschreibung  an  :  kcl  ur  kc  1  o  "  quelle  heure, 
qu'il  est?  kâs  k  i  vye      qu'est-o  qu'il  vint? 

Die  Personalpronomina  sind  nur  nach  dem  Imperativ  enklitisch: 
moi  -  me  nach  Kons,  (sàt-me  chante-moi),  in  nach  Vok.  (di-m 
dis-moi),  toi  te  (x'i-te  essuie-toi,  kux-te  —  tais-toi),  lui.  leur  Ii 
(oput-li!  appork-l 'ui,  leur!  di-li!  dis-lui,  hur!),  le  lo.  la  lç. 
nous  —  no.  iwHx  -  vo  oder  f*  (kuhe-vo  und  kuhç-f!  taisez-vous! 
olç-voz  è  und  olç  f  z  è!  allez-cous  en!),  les-  le. 
•  Zu  m*  nach  Nasalvokal  s.  §  6. 

moi  steht  vor/e:  vo  m  lo  eiwls-moi-h  statt  vends-le-moi,  dç/ôdç 
m  lo     dcsccmlez-moi-lc  statt  d<se<mh:-k-nwi. 

Reflexiv. 

132.  >r  se,  s.  wird  ersetzt  durch  zu.  zol:  "-n  o  sye 
zi),  zol  on  est  ehe:  soi,  sçkï  pur  zö,  zn|  chacun  pour  soi.  Dieser 
Gebrauch  von  zo,  zol  als  Bcllexiv  kann  zur  Verwechslung  Anlaß  geben. 
Obige  Beispiele  heiüen  ebenso  gut:  on  est  ehr;  eux,  chacun  pour  eux, 

V  u  s  s  e  s  i  v . 
Unkktont. 

133.  Singular:  ino  vor  Kons  ,  m  u  vor  Vok.  (mo  per,  m  n  ofa/,, 
mon);  lo,  tu  (ton):  so.  s'n  {son),  me,  m'n  (ma.  me  mer.  m'n  oviïy) 
lç,  In  (ta);  sç,  s'n  (sa). 


-   :t7-l  - 


not  (notre):  vot  (votre):  zit  [hur). 
Plural:  me,  mez  (mes):  te.  lez  (tes);  se,  sez  (>r.s). 

nô.  n<>z  (nos):  vu,  vôz  (mv):  zô,  zôz  (leurs). 
Anmerkung.  zo  katin  n<x  (S  129)  und  sein.  Daher  ver- 
sieht man,  daß  im  Vfrz.  statt  otx  fleur  vielfach  leurs  deux  gesagt  wird: 
i  so  y.ü  dus  vfrz.  ils  sont  leurs  deux:  d.  i.  ils  sunt  eux  deux.  Ebenso, 
da  no  nous  ($  129)  und  uns:  vfrz.  mut  s  sommes  m>s  deux  für  nous 
tlettx,  und  da  vo      raus  und  ros  :  vfrz.  cous  rte*  vos  deux  für  eoits  deux. 

IJf.tont. 

134.  In,  le,  le  myè,  Sauuois  mi  §  26,  Linie  Xlll  (/f.-  mi/V»,  /« 
mil  une,  les  uiictH,  mieuiu  s)  ;  tyè  —  tî  (tint,  tienne,  tiens,  tiennes)  ;  syè 
—  si  (.svt«,  simne,  siens,  siennes):  not;  vot:  zit  (/ewr,  leurs). 

Anmerkung,  cY.vf  à  moi,  c'est  à  toi,  c'est  à  fui,  c'est  à  nous,  c'est 
à  vous,  c'est  ù  eux  s  o  d  c  myè  (oder  myçn),  s  o  d  ç  lyt*  (oder 
tyçn),  s  o  d  e  syè  (oder  syçni,  s  o  d  e  not,  s  o  d  e  vot,  s  o  d  <;  zit 
(  c'esf  </'à  w/rii,  r/'rt  //Yw.  rf«  */t»,  </ïi  notre,  d'à  cotre,  d'à  leur).  In 
diesen  Formeln  ist  der  Hesitz  gewissermaßen  dreifach  ausgedrückt: 
durch  de.  durch  >>.  durch  das  Possessiv.  AulTüllig  ist  das  Possessiv  an 
Stelle  des  Personale.  Vfrz.  sagt  man  :  s  ç  d  a  mue,  d  a  twç,  d  a  lwi. 
d  a  nu,  d  a  vu,  d  a  »es  (c'est  d  u  moi.  toi,  lui,  nous,  eus.  nt,r). 


l'.lft.    Hestimmler.    lo,  I  (le  /');  di,  de  I'  [du.  de  /');  à,  <•  I*  [ou. 
>t  f'\.  le,  1'  (lit,  l'\  :   de  le.  de  I"  (de  la,  de  l' K    e  le,  e  1*  («>  lu,  ù  l'). 
le,  lez  (les):  de,  dez  (des);  e,  ez  (aux). 

Anmerkung:  du.  des  ist  nördlich  von  XXXI V  —  di,  de.  südlich  von 
XXXI V  do.  di  ulo  pe;  du  pain,  di  swà  des  eltecunx  südlich; 
di  pt;/,  de  swa  nördlich). 

Unbestimmter,  i.  i-n  -  è,  è-n  \  Linie  II  un  en  S<tun»is 
•  en  une. 


Mil.    n.  cette,  res  werden  umschrieben  durch  lo.  le,  le  -  si, 

le  i     le,  lu.  les        ci,  lit):   lo  ;\va  le   "  ce  citerai,  le  zâ  si      *v.v  #r«N, 
h.  s.  w.    rette  ist  erhalten  in  e  si  nr      à  reffe  heure,  maintenant. 
Das  Determinativ  ist: 


Artikel   und   I)  e  m  o  n  s  t  r  a  1 1  v. 


Artikel. 


Demoxstuahk. 


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Im  Vfrz.  sagt  man  neben  celle,  ceux,  celles  vielfach  mit  dem 
Artikel  auch  la  celle,  les  ceux,  les  celles. 

SUBSTANTIVISCHKS  DbMOXSTBATIK. 

I  at-sit     Suumis  1  ût-scDt  ($  44)  —  celui-ci,  celle-ci  ;  le  sôt-sit 
Saunois  le  sôt-sœt  —  cens-ci,  celles-ci. 

1  ât-çl,  1  âl-lçl,  1  àt-çt  celui-là,  celle-Vi  ;  le  sôt-yl,  le  sot-lçt,  le 
sôt-çt  —  ceux-là,  celles-là. 

Vgl.  This,  Falkenberg  115  und  Zéliqzon,  L.  M.  115. 

Der  in  Falkenberg  zur  Bezeichnung  von  Personen  und  Sachen 
gemachte  Unterschied  zwischen  1  ât-çl  und  1  ät-ot  gilt  für  unsere 
Mundart  nicht. 

fit  ist  sicher  autre,  le  sut  ist  nicht  rein  =  les  antres,  welches 
in  unserer  Mundart  =  le-z-at.  Wie  This  das  s  von  sût  als  das  mit  öt 
verbundene  Binde-s  des  Artikels  zu  erklären,  genügt  nicht,  da  das  s 
stimmlos  ist.  In  le  seit  steckt  nicht  nur  les  autres,  sondern  auch 
ceux.  Überhaupt  hatte  wohl  ursprünglich  le  sût  mit  les  autres  nichts 
zu  tun,  sondern  war  —  le  st-t  (s.  oben  Determinativ),  1rs  ceur. 

Die  von  This  (und  Zéliqzon)  gegebene  Krklärung  sit,  scot  — 
ecce  iste  und  et  =  iste  halte  ich  für  unrichtig.  Auch  ût-çl  ist  nicht 
afrz.  (tltreM,  da  dieses  eine  ganz  andere  Bedeutung  hat. 

-sit,  -sœt  setze  ich  =  frz.  ci,  -cl,  -lçt,  -et  —  frz.  là. 

Die  einfache  regelrechte  Form  ohne  t  ist  belegt  im  Atlas,  Kurte  207  : 
lôtsœ  (171),  lôtsi  (48,  59,  57,  162)  =  lautre-ci;  làtly  (150)  =  l'autre-fà. 
und  bei  Adam,  8.  61  und  64:  Vautc-ci,  lautc-lc;  lés  sàte-ci,  lés 
söte-lc  u.  a. 

Das  t  in  I  ät-sit,  le  sôt-sit,  1  àt-lçt,  1  ât-çl,  le  sôt-lçt,  le  sôt-çt 
ist  das  feminine  t,  s.  $  127.  Die  Formen  mit  t  waren  ursprünglich 
ausschließlich  die  Femininformen,  hevor  sie  verallgemeinert  und  zugleich 
für  Feminin  und  Masculin  gebraucht  wurden.  Daß  dem  so  ist,  beweist 
die  Tatsache,  daß  in  manchen  Ortschaften  der  Unterschied  noch  gemacht 
wird  und  daß  da  die  Form  mit  t  neben  der  masculinen  Form  ohne  t 
ausschließlich  feminin  ist: 

Adam,  S.  60  :  ci-ci,  ci-la  =  celui-ci.  celui-là, 

aber  cdle-citte,  cdle-latte  =  celle-ci.  celle-là.  Vagney.  Ventron. 
Adam,  S.  63  :  çuux-ei,  çuux-là  =  ceur-ci,  ceux-là. 

aber  eauhs-eite,  çaules-lates  —  celles-ci,  celles-là.  Vagney. 

çtis-ci,  çôs-f<>,  aber  çolhs-eitr,  eolles-Ude.  Houges-Faux. 

çtiUes-ei.  çidles-là,  aber  ealles-cite,  çullcs-latr.  Ban-sur-Mcurthe. 

ceux-ci.  ceux-là,  über  çolles-citc,  >yJles-h>te,  Vienville. 


-     87G  - 


Aus  I  at-h;  und  I  ät-lc  und  I  ät-h;t  lassen  sich  I  ät-e|  und  I  ät-et 
ableiten.  1  äl-el  entsteht  aus  I  ät-h;  durch  Metathesis,  §  123?  b). 
1  ät-et  ist  weiter  nichts  als  ein  vereinfachtes  1  ai-  lçt.  1  <>t-sœl  bei 
This  erklärt  sieh  durch  Anbildung  an  1  ôt-çl.  1  ôt-lçl  bei  Zéliqzon  ist 
eigentlich  =  1  ôt-çl,  welches  1  nl-li ;1  wurde  durch  Anbildung  an  1  ol-lc 
ixler  1  öt-let. 

—  a:  sc,  meistens  s' ;  auch  —  su  (s.  Adam,  S.  57):  nemc  i  pö 
su  k  s  o  n'est-ce  pas  un  p<it  rv  que  c'est!  i  zwoy  su  ke  /.  di  —  il 
entend  et  que  je  dis.  Mil  Genitiv  nach  sich  :  1  ô  di  hä-t  ç  kyç  su  di 
Sar  —  Us  ont  dit  haut  et  clair  ce  (d.  i.  la  chose,  V  histoire  qu'on  raconte) 
du  Charles. 

Relativ. 

137.  ke  qui,  dont,  à  qui,  que.  oit  :  1  <>m  ke  di  {l'homme  qui 
dit),  ke  /  e  bçti  lo  si  {dont  j'ai  hnttn  le  chien),  ke  z  ç  bçye  1  âmôt 
(à  qui  j'ai  donné  V aumône),  ke  /  we  (que  je  vois)  lo  viles  ke  z  ve 
(le  village  oit  je  vais),  1«;  vil  ke  z  ç  iti  sudâr  (la  cille  »,)  j'ai  été  soldat). 

Interrogativ 

qui  ky  n  S  (qui  est-rc),  que  -  k  ä  S  ( qu'est-ce),  ke  (quel,  quelle, 
quels,  quelles),    lequel  =  lokcl  n  s  {lequel  est-ce). 

quoi      kwç  oder  kçyos  (keyos  -  kwç  -I-  Hiat  y  +  n  -f  s,  ç/miw 
auch  île  kwç  (<fo  w«  -  w  o  s  oder  d  w  y  s  oder  d  uw  9  s 

(<>/<  est-ce). 

Die  Umschreibung  ist  auch  im  Vl'rz.  Regel. 

Indefinit. 

188.  0,  vor  Vok.  auch  ô-z  \on;  ù-z  i  ve  =  on  y  ca).  ek,  yèk 
Valiquid  (mu  ck  -  m u  1 1 u m  aliquid  =  beaucoup  de  chose,  pö  ck 
—  ;-r  ■<  <fo  cÄo.sr,  tan  ek  A/»»/  ffo  chose,  pi  ek  =  de  chose,  ek  masc. 
oder  feinin.  :  Ï  pyo  ck  oder  cri  pyol  ck  une  petite  quantité),  chacun 
sçki  oder  häutiger  to  sçkî  l  =  tout  ch.).  kekirk  (quelqu'un,  quelques- 
uns),  keken  (quelques-unes  1.  nizù  =  Saunais  niizà  (  niemand.  Zur  Stellung 
von  11.  :  z  11  ç  vi  tiizö,  aber  auch  z  n  ç  nizö  vi  7«  «'«/'  n<  personne), 
tout,  toute,  tous,  toutes  conj.  torfo;  tout,  toute  absol.  =  torto  oder  lut 
ze  di  torto  oder  tut  -  je  dis  tout),  tous,  foutes  absol.  forti  oder  tut 
(le  vol  lorti  oder  lut  fox  /Wfo»  'wx.  fautes),  torto  lo  tut  =  t restant  le 
fout,  durchaus  alles 

Verbum. 

lîMK  Tempora  und  Kndungen.  Paradigma:  sàtç  Saunais  sale* 
[chanter). 


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-    377  - 


Praesens:  Indie.  1-3  sAt  ;  4  AAto ;  5  Vosgien  sAtç  —  Suintais  sAtê, 
wenn  eine  Person  angeredel  wird,  sitö,  wenn  mehrere  Personen,  (site 

-  sAto,  Linie  XXVI  i;  6  satö.  Conj.  1-3  siteZ  östlich  von  XXIX, 
ïùUvym  westlich  von  XXIX  bis  XXV,  Sannois  sàlœs  westlich  von  XXV; 
4-6  Oy.  nördlich  von  XXV",  i*  südlich  von  XXV  u.  XXV":  Saunois 
is  —  es  westlich  von  XXV  und  nördlich  von  XXV,  sich  nach  Linie  II 
verteilend.   Imperativ:  2  snt:  4  sùtô;  ô  V.  «ïte  —  £.  >Atê.  Iniin.  sàtç 

sät«-.  Partie,  sàlil. 
Imperfect:  sAt-  1-3  or  (auch  êy  ohne  l'nteisehied  in  der  Bedeu- 
tung) —  Saunois  ô  (Linie  XV):  4-6  en  —  œn  (XXIX)  nördlich  von 
XVI',  in  südlich  davon  bis  XXX11I,  südlich  von  XXXIII  inör  zœ 
wçyinôr  kœ  vo  no-z  çrwatinôr  <>  zoe  riinôr  ta/,  ko'  "/.  puvinör  —  nous 
voyions  ipte  cutis  nous  regardiez  <t  nous  riions  tant  que  nous  pouvions) 

—  Saunois  i       è  westlich  von  XVI  sich  nach  Linie  II  verteilend. 

Futur:  1  sàtrç  östlich  von  XIV  lin  5-i  und  loa  ist  fai  ~  z  œ, 
daher  auch  sAtrn?),  sàtrâ  westlich  von  XIV  bis  I,  sAträ  westlich  von  I; 
2-3  sAtre  —  sAtrœ  (XXIX);  4  sAtrö:  5  sàtrâ  östlich  von  XXIV  — 
satrö  westlich  von  XXIV,  6  sAtrn. 

Conditionalis  :  1-3  sAtra  östlich  von  XXIV,  sntrö  westlich  von  XXIV. 
4-6  sAlr-  en,  <en,  in  (inor  ist  ersetzt  durch  in)  —  î,  è,  sich  verleilend 
wie  4-6  des  Imperfecta. 

14©.  Syntactisches.  Der  lulinitiv  wird  vielfach  substantivisch 
gebraucht  :  po  dwo  lo  raye  de  kmotyçr  par  devers  le  raier  dis  pommes 
du  tare  =  vers  ht  saison  où  l'on  arrache  les  p.  d.  t. 

Das  intransitive  Verbum  :  I  e  dexôdi  ~  il  a  descendu     il  descendit  ; 
1  o  de/ôdi  "   il  est  descendu       il  est  m  bas,  I  e  muri  ~  il  a  *  mou  ru 
il  mourut  \  1  o  mwo  =  //  est  mort  =  „er  ist  tot''.  I  e  parti  =  il  a  parti 
il  partit:  I  o  parti     il  est  parti  =  „er  ist  lbrt'\    1  e  çrivç      il  a 
arrivé  =  il  arriva  :  I  e  erivç      /7  est  arrivé      d  un  ira  ;  1  <>  çrivç  il 
est  arriré     il  est  là,  u.  s.  w.    Auch  Vfrz. 

Das  reflexive  Verbum:  nur  z  m  v  k»">p«;     vfrz.  /.  m  <•  kupe 
jr  m'ai  coup/-  -  frz.  je  me  suis  coupé,  nie  z  m  o  kôpe.   i  s  e  luwc 
vfz.  il  .s'a  tué.    z  no-z  ô  l»  v<-      nous  nous  avons  Uivés.    i  s  n  brli  — 
vfrz.  ils  s'ont  luittus,  u.  s.  w. 

Die  Person  des  Verbums  richtet  sich  nicht  immer  nach  der  Person 
des  Subjekts  :  s  o  mi  k  I  e  di  vfrz.  e  rst  moi  put  l'a  dit  =  frz.  c'est 
moi  i/ui  l'ai  dit.  s  o  vo  k  I  ô  di  vfz.  c'est  vous  <{ui  l'ont  dit  —  frz. 
c'est  vous  ,(ui  rare:  dit. 

Das  Subjekt  steht  im  Plural,  das  Vb.  in  Singular:  s  n  z<>|  —  vfrz. 


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378  _ 


c'est  eux  =  frz.  ce.  sunt  au:  s  o  de  sudâr  —  vfrz.  t'est-  des  soldats  — 
œ  .sont  dis  soldats. 

Das  Partizip  richtet  sich  nicht  nach  dem  vorhergehenden  Objekte: 
ly  prin  ke  z  o  mf>zye  (nicht  mezi)  —  /«  ;>r»«<  /«*'  mangée.  Le;  lot 
ke  z  r  ykri  (nicht  ykrit)  -  6t  Mrc  r/«c  /«/'  tw/fc. 

Anmerkung.  Der  Imperativ  von  reflexiven  Verben  hat  vielfach 
eine  verstärkte  Form;  statt  hat-te  {hâte-toi),  kü^-le  (tais-toi)  sagl  man 
auch  y  »  te  hât!  <;  s  te  ku/!  (ç  s  -  e<  4-  V  tv,  cf.  tos  -  tout-ici,  oder 
-  d  +  ?  »,  cf.  as  -  «us*/,  §  118). 

I.  Schwache  Conjugalion. 
1.  Klasse. 

141.  Paradigma  säte  —  säte  (chanta)  s.  $  139. 

Der  in  den  endungsbetonten  Formen  kurze  und  offene  Vokal  wird 
in  den  stammbetonten  lang  und  geschlossen  (§  4). 

Die  Verba,  welche  im  Praes.,  Fut.  und  Condit.  ein  e  (oder  œ  XXIX) 
zwischen  Muta  und  Liquida  einschalten,  s.  This  und  Zéliqzon  125: 

fgfiV  (bégayer)  :  fnfel,  fofelry,  fofelrä.  hàdle  (hakiger)  :  hàdel, 
hàdelrç,  hàdelrâ.  bobly  (schwätzen):  bobel,  bobelry,  bobelrä.  treply 
(trippeln,  piétiner):  trepel,  trepelry,  trepelrâ.  xilXh  (scharren,  von  den 
Hühnern):  ^el,  £H£eIry,  £â;telra.  môtry  (montrer):  moter,  möterry, 
môterra.  ötry  (entrer):  ôter,  ôterry,  ôterra.  0  bœhlç1  (=  tousser): 
bœhœl,  bœhœlrâ,  bœhœlrô.  kuhny  (cuisiner)  :  kuhen,  kuhenry,  kuhenrâ. 
mosny  (maronner)  :  mosen,  mysenry,  mosenrâ,  u.  a.  ôfyy  (enfler)  bildet 
ùfey,  ôfeyry,  ùfeyrâ.    gôfyy  (gonfler)  s.  §  143,  b). 

142.  Die  nach  dem  Bartschschen  Gesetze  gehenden  Verba, 
s.  §  16. 

Die  Verba  auf  ye  —  i  (ier)  zerfallen  in  zwei  Gruppen: 

1)  solche,  bei  denen  das  y  nicht  zum  Stamme  gezogen  wird. 
Paradigma  sysye  (chasser)  :  Praes.  Indic.  1-3  sys,  4  Ayso,  5  sysy,  6  sysö. 
Conj.  1-3  syse/,  4-6  sys^x-  Partie.  sysà.  Imperf.  1-3  sysör,  4-6  sysen. 
Fut.  1  sysry,  2-3  ^sre,  4  u.  6  sysrô,  5  sesra.  Condit.  1-3  sysrâ. 
4-6  sesren. 

2)  solche,  bei  denen  in  allen  Vcrbalformen  das  y  zum  Stamme 
gehört.  Im  Sing.  Praes.  wird  dieses  y  Vollvokal  _  ï  und  erhält  den 
Ton;  es  ist  ebenfalls  i  im  Futur  und  Conditional.  Paradigma  ädye 
(aider):  adi,  adyö,  ädye.  ädye/,  ady»'/.  âdyà.  àdyor,  âdyen.  âdiry, 
adiré,  adïrô,  adîra.    ädira,  adîren. 

Das  y  in  allen  Formen,  sogar     i  in  âdî,  âdiry,  ädirä,  ist  zunächst 


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sehr  befremdlich.  Man  würde  erwarten,  daß  ädyc  nach  sesye  ginge, 
wie  im  französischen.    Die  Erscheinung  erklärt  sich  folgendermaßen. 

Teilt  man  die  zahlreichen  wie  adye  gehenden  Verna  nach  ihrer 
Endung  -ye  ein,  so  sieht  man,  daß  dieses  -ye  bei  den  verschiedenen 
Verben  verschiedener  Herkunft  ist: 

a)  ye  nach  dem  Hartsch'sehen  Gesetze:  âdye  s.  ob.:  pyädye 
\  plaider),  pyadi,  pyadire,  pyadirä  :  trçnyc  (train*  r),  treni.  trenire,  trç- 
nira;  trätye  (traiter \,  trati,  tratirç,  tratira. 

b)  ye,  weil  kl  zu  ky:  rakye  (racler),  raki,  räkire,  rakira. 

c)  ye  zusammengezogenem  -Hier:  rètotye  (r entortiller),  rètoti, 
rètotirç,  rètotirâ;  degubye  (*  dégouhilhr),  degubi,  dçgubirç,  degubïrâ. 
Weiteres  s.  §  143. 

d)  ye  zusammengezogenem  -oger  :  notyc  (wttogtr),  noti,  notirç, 
not  ira.    s.  5}  143. 

Bei  den  Verben  auf  ye  Uhr,  c),  ist  die  Bildung  -1,  -in;,  -ira, 
wie  im  Französischen,  regelrecht  und  natürlich.  Da  nun  diese  Verba 
zahlreich  sind,  so  sieht  man  leicht  ein,  daß  sie  analogiseh  wirken 
konnten  und  daß  a)  b)  d)  an  sie  angeglichen  sind. 

Das  §  142  Gesagte  gilt  auch  Tür  das  Saunois. 

143.    Ergänzung  zu  S  142.  2): 

b)  zu  rakye  das  Sbstv.  rakiri  *  raclerie,  d.  i.  raelan:  rofye 
{rafler),  rofi,  rofire,  rofira.    Ebenso  göfyt;  (gonfler),  gùfi,  gofirç.  gôfirâ. 

c)  Wie  rètotye  gehen:  degremye  *  dégremilhr .  cf.  afrz.  <jn- 
milhn  -  p<  fit  grumeau,    dçgr.     verpulvern),  fretye  (    frétiller;  fret  va 

f'ri'tillard),  gàbye  1  gumhilhr),  tonye  (  tnurnilhr:  tônya  *tour- 
nillard.  tonye  kann  auch  tourmn/er,  d),  sein.),  kevye  1=  *  éevur-Hler, 
s.  §  87),  O  jgyi  ("  H  afcye,  yfèy,  ^eyrç.  zeyrâ:  csstllier,  $  41). 

Kerner  gehen  wie  rètotye  und  scheinen  hierher  zu  gehören  :  rädye 
(*ruiddhr  Hre  raide.  rude  anr  7  .  cf.  frz.  raidilhm.  Vielleicht  aber 
auch  "raidogir.  cf.  afrz.  rmdogrr  zu  roid<  und  nfrz.  rudogir  zu  nah': 
in  diesem  Falle  würde  radye  zu  d>  gehören),  dçkofye  \~  dé  r  kof 
Hülse  4  Uhr,  érosstr).  trytye  (  trotter  4  Uhr,  *trottilhr,  titulier), 
£orye  (zu  /ore  /garé,  $  Ho.  herumirren,  herumsuchen  1.  kokye  [kitzeln; 
vielleicht  zu  afrz.  e^/u/lhtge  flufhrie.  Wahrscheinlicher  ist  Hornings 
Etymologie  ,,kitlen,  kiklen",  '/..  IX.  506;  in  diesem  Falle  gehört  kokye  zu  b)]. 

Anmerkung.  Wie  Imïï  diesen  Verben,  so  ist  auch  bei  zahlreichen 
Substantiven  -///-  y  :  bokyô  (  *how}uilh»i,  Holzhauer  :  in  O  bot.4y<"u. 
kopyö  (goapHlun),  krostyö  \<,onstilh  4-  on,  eroédmi).  vàtyù  (rrntilhui), 
frebyo  <  frei»  -  Uhu  *  f'ourhillou.  zu  frebi  f'ourhir;  eigentlich  Ver- 
sammlung putzender  Frauen,  dann  allgemein  Weibergeklalsch.    In  .",/ 


-    380  - 


sagt  man  frrebyi  —  *fourbiller  statt,  wie  in  //,  frebi  —  fourbir.),  gremyô 
(  afrz.  gremiÛon),  lenyyt  (*liniUcttc,  étoupe  de  lin),  totyö  =  0  lotso 
(tortillon,  zu  rètotye),  kyy  —  (>  tsa  (*  titlet  —  tilleuil  mil  S  VW),  rôdyy 
(  -  *  rondillet,  rondeau  ;  Vb.  rfidye  —  *  romlilUr,  danser  le  rondeau),  ku/.yù 
*  corgillon,  lacet  de  chaussure;  cf.  ku?.i  ~  corgic),  byryy  =  0  barya 
{baril -\-  et,  petit  baril),  bt'lyâ  (V  *  batiittards  zu  &atf/v,  laut  klappernde 
Holzschuhe.  Die  richtige  Etymologie  von  bçtyâ  ist  m.  E.  Itatmux,  s.  §  29. 
Daß  aber  auch  battre  darin  steckt,  sodaß  bytyä  -  *  battillanls,  zeigt  die 
Form  ()  betä,  s.  §  19,  welche  laut  gesetzlich  nicht  bateaux  sein  kann),  vo^ya 
(verdâtre:  der  Form  nach  =  rert,  vy;j,  +  ilUtrd),  fôlyâ  (folâtre,  *  folitiard). 

d)  -e«r,  -oy<r,  -ouillin-  —  yc;  wie  notye  gehen:  pärye  afrz. 
IH-rreier,  extraire  de  la  pierre;  zu  pârêr  =  perriere,  carrière),  bytye 
(—  afrz.  batoicr,  frz.  ttaptiser),  0  àwyi  (envoyer:  àwi  twwV,  àwyô  - 
cneoyons.  àwïrâ  ~~  enverrai,  àwirô  enverrais.  Dagegen  in  //:  èvûy, 
èvuyo.  èvuyre.  èvuyrâ),  kryfye  (zu  kryfôy,  s.  §  33.  kryfyà  Pfuscher), 
kuryyt  (—  courroie  -r  ctte,  petite  courroie.  Hierher  auch  kuryç  -  0  kôryç, 
biegsam,  übertr.  behend,  Hink:  die  Endung  ist  jedoch  nicht  ganz  klar), 
kwârye  (zu  kwârôy,  §  33,  plaudern,  klatschen),  gyzye  (Form  gazouiller, 
Sinn  cliatouiller  ;  Adj.  gozyu  =  chatouilleux.  Ebenso  sagt  man  vfrz.  für 
kitzeln,  kitzlig  gazouiller,  *  gazouillent •:  Der  Bedeutungsübergang  ist  inso- 
fern erklärlich  als  gazouillement  auch  eine  angenehm  schmeichelnde 
Erregung,  förmlich  ein  Kitzeln  bedeuten  kann,  cf.  une  musique  qui  cha- 
touille agréublenutU  les  oreilles),  0  grœbyi  (—  II  grybuye,  grouilUr). 

Wie  âdye  gehen  noch  çrmiye  (ruminer),  s'ykodye  (s'accorder  :  dy 
aus  rd,  5?  96.  ekodi,  çkodirç,  ekodirâ),  nio^ye  (chasser  les  mouches,  zu 
mo^),  g&',gye  (mo  boty»,  ga>,gî  ~~  mon  boutrm  est  décousu  ;  schlottern  ; 
vielleicht  zu  frz.  dégingandé),  èpçtriye  (*impastoriare,  empaistrier. 
Das  i  vor  y  ist  Stützvokal  zu  tr,  cf.  kriyc,  sçvriye  §  45);  auch  *âdye 
(érhattder  :  ^ûdi,  #idirç,  /ädirä;  dagegen  0  ^iid^:  jçât,  ^ädrä,  ^ädrö). 

144.  oie  (alb-n  cf.  This  u.  Zéliqzon  128,  129.  ve,  vô,  oie. 
yle^,  yl<7.  yfà.  yl<>r.  ylen.  vr<;,  vre,  vrô,  vra.  vrâ,  vren.  >.  ç  è-n  yle, 
vielfach  auch  z  y  -n  ylç. 

j;uwi;  (essuyer):  ^ii,  jriiwô.  /UWe/,  XnWi'X-  Z'iwà.  ^uwôr,  ^uwen. 
jury,  jfûrâ. 

2.  Klasse. 

145.  Paradigma,  vôt  (rendre)  :  vô,  vôdô,  vôde.  vôde;j,  vôdè^;. 
vôdii,  vôdi,  vùdï.  vôdor,  vôden.  vôdtv,  vôdre,  vôdrô,  vôdrâ.  vôdrâ, 
vùdren.  cf.  This  130.  Auch  tèdô  (éteignons),  tcdç  (éteignes),  tèdâ 
{éteignant),  u.  s.  w.,  cf.  This  131.  Partie,  tedi  (éteint),  zwt-di  (joint), 
pyedi  [plaint),  entsprechend  vfrz.  trdii,  zwedii.  plcdü.  . 


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mwot  (morilrct  :  mwu,  mwodô,  tnwode.  imvode^,  inwodè^. 
mwodà,  mwodi,  mwodi.  mwodôr,  mwoden.  tnwodry,  imvodre,  mwodrô, 
mwodrn.  inwndm,  mwodren.  In  (>  mots:  m<.,  modzù,  modzô.  modzœs. 
modzis.  mod/à,  modzü.  modzîï.  modzô,  modzï.  modzrä.  modzrö. 

Ebenso  twot  (tordre)      0  lût  s. 

pyet  (perdre):  pye,  pedô.  pedre.  pedrâ.  In  0  pêts:  pe.  pedzô. 
pedzrft.  pedzrô. 

pôr  (jiondre):  pù,  ponô.  poni  (jujadu).  pôn;.  pôra.  et  poni  - 
'Vr*-  kann  auch  heißen  «/w  fini  de  pondre:  le  zltn  1»;  n  o  zema 

poni  =  //•  gclinc-ln  n'est  jamais  pondue,  d.  h.  «Vf  jamais  fini  de  pondrt: 
Ähnlich  et  kove  -=  rtre  coûté,  d.  h.  avoir  fini  dr  eottmr. 

ISOUKRTK  VrRHA. 

14«.    ser  (suivre):  se,  sevô.  sérv-  sera.   Partie,  se,  auch  sevi 
(suiri),  fem.  sevî  (saint  ),  *sct  ist  ungebräulich.   In  O  ^ä*r:  ^(ë,  jcbvô. 
^œr;i.  x,VTi>-    P-  Z'ï')  fein  XiVi    aucn  das  Sbstv.  .sm/7/-  =  #et:  »  Z(1<t 
-  '-n  «n7e,  vas  le  ^œt   "  »wV/  //»  .vm/7</. 

kûs  (coudre):  ku,  kuzn.  kuzrc  kuzi,  kuzi. 

kër  (cuire):  ke,  kehô.  kën\  kê,  kêt.  In  O  tsier:  t*B,  tsœhô. 
tsa*rä.  ücp,  ts<W. 

erlir  (reluire):  erli,  erlihö.  er) ire.  erli.  Bemerkenswert  ist,  daß 
zum  Stamme  erlih-  ein  zweiter  Infinitiv  erlehi  gebildet  wurde,  und 
daß  danach  Fut.  und  Condit.  auch  erlehre  oder  erlihre,  «rlehrä  oder 
»  rlihrji  heißen  können. 

In  O  erlur:  erlü,  erlüho.  erlurä.  erlü. 

In  H  geht  noch  detrir  (détruire)  wie  erlir,  Fut.  jedoch  nur  detrire. 
nuire  ist  im  Patois  ungebräuchlich,  conduire  wird  ersetzt  durch  mune 
und  ist  nur  im  Partie,  als  Sbstv.  vertreten:  kôdi  —  conduit,  canal, 
instruire,  construire  bilden  èstrwizô,  kôstrwizô,  wie  frz. 

In  O:  dçtrti,  dytruhô.  detrflrä.  dçtrû,  dytriis  (g  127).  nur  nur 
im  Infinitiv.  kodü  ist  Sbstv.,  sonst  ersetzt  durch  mwene*.  èstrfir:  èstrii, 
èstrûhn.  èstrfirâ.  èstrii,  èstriit.    Ebenso  kùstrur:  kôstriihù. 

brâr  (f traire):  brâ,  breyô.  brâre.  brä.  In  f)  brär:  brä,  breyô. 
brärä.  brü. 

Zu  frire  merke  man  fris  -  frite  (g  127). 

:V  Klasse. 
Rbink  Form. 

147.    Paradigma,  dremi  (dormir)  :  drem,  dremô.  dremre.  dremi. 
Fbenso:  veli  oder  fti  (rrtir),  rpèt  (repentir),  sèt  (sentir),  zwoyi  (ouir), 


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-    382  - 


buyi  (bouillir),  servi  (servir):  Fut.  servrç  oder  server*;,  parti  (fxirtir): 
Fut.  paître  oder  pariere. 

Wie  dremi  gehen  auch  folgende  Verba,  die  im  Französischen  der 
gemischten  Form  angehören:  fyeri  (fleurir):  fyêr,  fyerù.  fyerrç.  nyeri 
(nourrir)  :  nyêr,  nyerù.  nyerrç.  pyeri  (pourrir)  :  pyer,  pyerù,  pyerre 
reisi  (réussir):  reis,  rçisù.  reisre. 

Nicht  ganz  nach  dremi  gehen  folgende  Verba,  welche  im  Futur 
das  i  der  Infinitivendung  nicht  ausstoßen:  ofri  (offrir):  ofer,  ofrù.  ofrire. 
sul'ri  (souffrir):  sufer,  sufrù.  sufrire.  h,;yi  (ha'/r):  lie.  heyù.  heyire. 
byàsi  (blanchir)  :  byàsi,  byàsù.  byàsire. 

Neben  he  gebraucht  man  auch  das  inchoative  hei  (hais),  byàsi 
ist  nur  im  Sing.  Praes.  inchoativ  ;  cf.  auch  byàsu  =  blanchisseur. 

Zu  den  Verben  auf  ye  sind  übergegangen  : 

kuye  (cueillir):  küy,  kuyô.  kuyrç,  nebst  Compositis.  Gehl  wie  èvuye. 

patye  (pâlir):  pâti,  pâtyù.  pätire.   Geht  wie  âdye. 

henye  (Jaunir):  hên,  henyù.  henrç.  Geht  wie  benye.  InÖhoenyi; 
hü'iiy,  ha'iiyn.  fuenyrä. 

—  Ouvrir.  H  dèvyer:  dèvye.  dèveyù  deveyre.  dèvye,  dèvyet. 
O  dver:  dvc.  devyù.  dverii.  dve\  dvets  oder  dvëk,  $  9ti,  h),  cf.  §  28. 

(iEMisr.HTF.  Form. 

14H.    Paradigma,    gerni  (i/amir):  gerni,  gçrnisù.  gern  ire. 
Man  merke  geris  -  guérir,  $  127. 

In  O  geht  terni  (étnnuer)  nach  gerni:  terni,  tyrnisù.  ternir»;. 

Interessant  ist  in  II  das  Verbum  mçyi  mûrir.  Nach  24 
wird  maturum  zu  meyi  (mûr).  Oer  Infinitiv  sollte  danach  *meyiri 
heißen  (  *maturire,  *meürir),  und  das  Verbum  sollte  folgender- 
maßen gehen:  *m,;yiri.  *m<;yirisù.  *meyirîre.  "nieyiri  (mûri).  Statt 
dessen  wurde  aber  das  von  maturum  kommende  Adjektiv  meyi  als 
Verbalform  aufgefaßt,  und  zwar  zunächst  als  Partie.  Praeter.  (  -  muri). 
Da  nun  der  Infinitiv  der  Verba  auf  -i  dem  Part.  Praeter,  gleichlautet, 
so  wurde  ni<;yi  auch  Infinitiv  und  das  Verbum  geht  :  meyi,  meyisö  ; 
Conj.  meyise^,  meyisè^;  Imperf.  meyisor,  meyisen  :  Pari.  Praes.  meyisà; 
Fut.  meyire;  Cond,  meyira. 

In  O  ist  mûr     mter.   Das  Verbum  mûrir  ist  regelrecht  -  rneyüri. 

II.  Starke  Conjugation. 

1.  Klasse. 

I  I».  1er  (fahr):  fr,  fryù;  fr,;:  fr.  fei.  f;,  s.  J>  15  (XIV).  O  für: 
ta,  fçyù  oder  fyù;  frä:  lit.  fût. 


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t't  (être):  1-3  o,  4  sô,  ô  ot;  oie*  oder  se#,  oti'x  oder  so*,  otür. 
u.  s.  w.;  oti  (<&')-  0  et:  1-3  a,  4  sô,  5  atô,  ate;  atoes  oder  sôy;  atô; 
srä;  etü.  In  H  o  a,  e  in  nam,  nom  —  n'est-mie?  n'est-ce  p«s.y  nicht 
walir?  —  à  in  k  â  s  ko  •—  qu'est-ce  que. 

tni  (U>nir):  tyô,  tnô;  tàre  ;  tni,  tnî.  Imperativ  tyè  =  halte  fest! 
daneben  tyo  —  da!  da  nimm!  —  Westlich  von  XIII  ti  statt  työ. 

vni  (venir):  vyè,  vnù:  vàrç;  vni,  vni.    Imperativ  r/Vw  -  venii. 

Cf.  OG,  S.  101.  vena  ist  allgemein  und  kommt  nicht  nur  in 
Verbindung  mit  tosi  vor.  Horning  faßt  venu  =  venons  und  vergleicht 
es  mit  frz.  ra  venons  ici.  Dies  ist  möglich,  man  vergleiche  noch  allons! 
für  va.  à  macht  aber  einige  Schwierigkeit,  da,  wo  venu  =  eiern  vor- 
kommt, venons  -  veno  mit  ô.  venez!  ist  -  vitö!  Dies  ist  die  allgemeine 
Pluralform  und  wird  gebraucht,  wenn  mehrere  Personen  angeredet 
werden,  nicht  nur  wenn  zwei,  wie  in  ÜG  9teht.  vitö  ist  vielleicht  — 
verkürztem  vnç-tos  (raif;  tri)  oder  vno-tö  (venez  tôt)  oder  vn<;  tut 
(venez  tous). 

wâr  (voir):  wo,  weyô:  wärt;;  vi,  vi.  Imperativ  we!     rois!  wel' 
rois-tn'f  regarde!  0  vör:  wo,  woyô;  wärü:  vü,  vfi. 

2.  Klasse. 

150.  dyer  (dire):  di,  dhö;  dyero ;  di.  0  dir:  di,  dhö:  dirä. 
1er  (lire):  le,  lehö;  1ère  :  le.  0  lîr:  Ii,  lihô;  lira;  lü. 

mot  (mettre):  mo,  motô;  motro;  mi.  (>  mat:  ma,  matô;  matrii. 
par  (prendre):  prà,  pernô;  pare;  pri.  0  par:  prà,  pœrnô;  para, 
kwôr  (quaerere):  kwç,  kwerô  ;  kwerre;  kwçri,  kweri.  In  O  ist 
nur  der  Infinitiv  kwér  gebräuchlich;  daneben  noch  kwerô  u.  kweri. 
rîr  (rire):  ri,  riyô ;  rire;  ri. 

trër  (traire):  trë,  trçyô;  trëre;  trë,  très,  §  127.  In  O  triir:  trii, 
trçyô;  trärä;  trä,  träs.    Zwischen  I  und  XIV  trär,  §  15. 
Zu  çkrïr  (écrire)  merke  man  okris  =  écrite,  §  127. 

3.  Klasse. 

151.  bwor  (boire):  bwo,  bovö;  bworo :  bi,  bis,  §  127.  0  bwër: 
bwo,  büvö  und  auch  bwovö;  bwëra:  bü,  büs. 

sêr  oder  sär  (choir):  se,  sçyô ;  serç  oder  sare ;  se,  sôt.  O  siër: 
s  û',  àœyô;  srträ;  hi-,  sœt. 

krâr  (croire)  :  krä,  krçyô;  kräre;  kri.  O  krôr:  krô,  krœyô;  krörä; 
kra-1  ==  cru. 

krç^i  (croître)  :  krç,  kro*ô;  krojjre;  krojri.  ^kra^i:  kra*,  kra^ro; 
kra*rä;  kra*i.  kro^i  geht  wie  dremi  §  147. 
kör  (currere):  ko,  korô;  korre;  kori. 


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—    3*4  — 


dewor  (deroirr.  da,  devô;  devrç;  devi.  0  dvûr:  do,  dvû;  dura:  dvû. 
fvlwor  i  falloir):    fa;  Mûr      fallait:   A-re:  Ml    ():  f â .  fait.: 
lïtrœ;  falii. 

owor  un-air):  1     ç  östlich  von  XIV,      m  zwischen  XIV  und  I, 
ä  westlich  von  1.  2-3    e  -  œ  (XXIX).  4  û.  5  =  a  östlich  von  XXIV, 
westlich  von  XXIV     ö.  ö  û.  Conjunctiv:  ove*  —  finnois  oy  neben 
avces.    Irnp.  ovûr  -  avû.    Fut   çrç       çrâ    -  erä.    Cond.  era 
çrn.    Partie,  evi  --  evü  =  eu. 

mör  (moudre)  :  mû,  moln  ;  mûre  ;  moli. 

zër  (iacerc):  Zc,  zehû;  zûrç  ;  ze.  Im  Saunois  ungebräuchlich 
und  ersetzt  durch  kun  {coucher). 

muri  (mourir):  mûr,  murû:  murr»;:  muri  =  *tnouru,  mwo,  mwot 
-  tnort,  morte,  s.  §  140  O  muri:  mû  (£  45),  mœrô:  mrerrä;  mœri, 
mû,  mût.*  oder  mûk      9ö,  b)]. 

knû^  (connaître):  knû,  knû^û:  knû^rç:  knû^i.  ()  konaj:  kona, 
kona^û;  kona^rä;  kona^i. 

pyâr  (plaire):  pyâ,  pyyhû  :  pyâre:  pyâ.  O  (Linie  I)  pyär:  pyä. 
pyçhû;  pyärä;  pyä. 

pyer  (phiooir):  pyê:  pyevûr;  pyere;  pyc.  Vfrz.  sagt  man  ent- 
sprechend i  pke  —  il  pleut  iifid  il  a  plœ  —  /7  a  pin.  Saunais,  §  45: 
pyür:  pyfi:  pyuvû.  pyûre:  pyfi.    pyir:  pyï:  pyivo;  pyire;  pyi. 

puwor  (pouvoir)  :  pye,  puvû;  pun;  :  puvi.  Saunais,  §  45:  puwor: 
pô  pi,  puvû;  pûrii;  puvü.  Statt  ze  n.  pye,  2<e  n  pu  (je  ne  peur) 
sagt  man  auch  :  ze  n  sera,  zœ  n  sen  >  (der  Form  nach  =  je  ne  saurais). 

sowor  (saooir)  :  se.  st;vû;  sçre  ;  sçvi.    O  sawç:  se.  savû;  sûrâ. 

Nach  den  verneinten  pye,  sera  und  si  wird  in  //  die  Negation 
mi  (    m«)  nicht  gesetzt:  ze  n  pye.  ze  n  sera,  ze  n  st;. 

velwor  (ralnir):  va,  vtlû;  vàr<;:  vçli.  O  valûr:  vä,  valû:  värü;  valu. 

vulwor  (vouloir)  :  vye,  vlû  ;  vurç  ;  vli.  Saunois,  $  45  :  vlûr  :  vu  -  - 
vi,  vlû;  vürä;  vlii.  vye  ist  zu  ve  verkürzt  im  Ausrufe:  vet  veni!  - 
rrtix-tu  t  enir  !  $  131. 

riere  ist  1)  vif:  vi,  vivü:  vivn  .  2)  oder  archaisch  ~-  veki:  vik. 
vikû;  vikre;  veki  (cf.  afrz.  cesqui,  cesruf,  This  143).  Kntsprechcnd 
vikmû  -  ri  rement. 

Die  inflexiblen  Wortarten. 

Adverbien. 

AdVBRBIK«  »KS  OrTF.S. 

152.    ylàto  (alentour),  ypre  (après),  dekot,  d'kût  (~-  afiz.  de  eoste. 
aujirès).  dedû     O  dtedà  (dedans),    fye  (dehors),  vielfach  umschrieben 


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-  -m  - 


durch  dà  1  ex  ti  rant  la  porte,  tsi  [dessus),  dzu  (dessous),  dyvà  (deeant). 
derye  0  dçri  (derrière),  tosi,  tos  -  0  tosœ,  tos  (^-  tout-ici),  toit- 
(tout-là),  yut  (outre),  to  pytyo  (/«»</  partout),  lù  (/«Vu.  pros,  près 
(proche),  hâ-lç  (~  haut-là,  là-haut).  be;j-le  ('•-  bas-là,  là-bas)  ;  hâ  (  o/ 
Art«/;  I  9  hâ  /7  «.\7  <//  Art«/),  bf;^  (  ™  Arts:  1  y  bç#  /7  r.v/  Art*): 
hâ  u  bçj  (  r«  A«m/  o«  ch  //as)  ist  ein  adverbialer  Ausdruck  mit  der 
Bedeutung  „es  ist  nicht  von  Belang",  z.  B.  vit<">  ky  bwor  ï  wor,  k  â 
s  ke  VO  via,  dû'  su  hâ  u  bi>x  1  dettes  encore  boire  un  verre,  tpt'est-ce 
ipu  cous  coules,  deux  sous  m  Jviut  ou  en  bos,  d.  i.  de  plus  nu  de  moins. 

AUVERIIIEM  DER  ZEIT. 

158.  ahode  (aujourd'hui),  dmè  (demain),  yer  (AAr).  (/rwn/ii 
so/r,  AAr  »Jrt//n  dmè  lo  sy,  ycr  lo  rneti»,.  edvàzër  (-  à-devant-hier, 
aeant-hier),  aueh  evàzêr.  bientôt  b(H<>  oder  tô.  dezç,  verkürzt  dze 
und  zç  (vfrz.  dza,  (A'-yïjj.  ç  mahn  und  mâhyvà  nuguhc  (der  Form 
nach  kann  y  mâhc  nur  afrz.  à  maishui  sein,  mahyvà  muhe  +  yvà 
firuii/).  autrefois  ~  dô  le  tô,  di  tô  pesç  (rAfiw  A-ä  /»-»m/m,  rf«  temps 
passé),  àçmâ  und  zatné  (jamais).  çstnr  w>  <r//r  Awr,  maintenant*. 
t  y  I  ùr  (  -  tout  à  l'heure),  tàtô  (eigentlicli  tantôt)  heißt  ausschließlich 
rr  .<w/V.  to  di  grà  d  1  ivêr  (  "  tout  du  grand  de  l'hirer,  durant  tout  l'hirer). 
azyçt  bedeutet  ,.tagszuvor". 

Adverbien  heu  Art  i  nd  Weise 

154.  bien  bè:  "  bô  im  Ausdrucke  byn  y  pwè  bien  à  point. 
d.  i.  comme  il  faut,  mieux  me:  auch  misye  (in  0  mœsi)  in  z  cm 
misye  (O  mœsi)  j'aime  mieux:  lo  misye  (<)  mœsi)  /<•  |>/«.v  A 
meilleur:  misye  m  agi  s  -r  car  um.  ma  mal.  pïr  jj/v:  s  o  ky  pir 
eV.s7  oifoi-f  ;j/.v.  pir  hat  auch  die  allgemeine  Bedeutung  „in  höherem 
Maße,  mehr",  und  kann  unter  Umständen  sogar  me  mieux  ersetzen: 
s  y  pir  k  y  le  nos  c'est,  pire,  d.  i.  c'est  plus,  c'est  plus  beau,  c'est  mieux 
qu'à  la  noce,  èsi  O  asœ,  ainsi,  èsi  hat  die  besondere  Bedeutung  de 
cette  manière-ci  ;  de  cdte  mnnih  e-là  heißt  èly.  ely  =  è  r  là  wurde  nach 
csi  gebildet,  welches  =  c  -  ei  gedeutet  wurde,  csi  und  clç  verhalten 
sich  also  wie  ceci  und  cela.  Adverbiale  Ausdrücke:  ç  lç  mylmyhi  (all- 
mählich, schließlich»,  pâjj  ç  ya#  (paix  et  uisr,  friedlich  und  fröhlich), 
krehiç-krehyt  (*croûin-*croisettc,  kreuz  und  quer),  byn  yvru  (  benc 
*agurosum,  bim  heureux,  bçn  yvru  k  i  n  ytnr  mi  toly  -  [c'est]  bien 
lieurcux  (pi'il  n'était  pas  Ii,  zum  Glück  war  er  nicht  daj.  de  pô  z  y  mni 
(de  peu  à  »Ii«,  peu  à  peu),  O  tsii  ba  sii  (cul  bas  sus,  umgekehrt  über- 
einander). 

Jahrbuch  J.  rte»,  t.  loUir.  llPiulililitr  unit  Alt«rtumsk.,  .luhr«.  J>  2j 


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-    38«  - 


Besonderheiten  in  der  Stellung  des  Adverbs:  i  sät  kom  î  sçvriye 
ha  /7  saute  comme  un  chevreuil  haut  aussi  liant  qu'un  chevreuil: 
i  gril  kom  î  Aï  di^  —  il  grelotte  comme  un  ehien  dur  (grilç  grelotter) 
/7  grelotte  durement  (fortement)  comme  un  ehien  ;  i  wi;  kom  çn  Sçt  bç/; 
=  il  voit  comme  un  chat  bien  —  il  voit  bien  comme  un  chat  —  il  a  des 
yeux  de.  chat.  Sonst  hat  das  Adverb  in  der  Regel  dieselbe  Stellung 
wie  im  Französischen. 

Adverbien  des  Grai>es. 

très  kann  wiedergegeben  werden  durch  to  (tont)  oder  fi  (/»»): 
très  grand  =  to  oder  fi/-  grà;  fi  richtet  sich  im  Genus  nach  dem  Sbstv.: 
çn  (in  bon  vçA  =  une  très  (tonne  räche,  î  fï  bù  Aï  =  mm  très  bon  chien, 
très  vielfach  auch  —  bon  <;  (bon  et),  zunächst  vor  Adjektiven:  bon  e 
grà  (Imm  et  grand  —  très  grand),  bçn  ç  pyo  (bon  et  petit  =  très  petit), 
bon  e  fwo  (bon  et  fort  =  très  fort)  ;  dann  allgemein  auch  nach  aroir 
und  vor  Substantiven  :  z  v  bçn  ç  Sä  (J'ai  bon  et  chaud  =  fui  bien  chaud), 
z  ç  brin  ç  fr;t  (j'ai  bien  froid),  *  ç  bçn  ç  sç  (j'ai  bien  soif),  Z  e  bon 
V  h'K'  0  b'nt  faim)-  ''v'v  und  bien  können  noch  durch  mu  (multum) 
übersetzt  werden:  mu  byç  (bien  beau),  autant '  —  a^tà ;  d'autant  mieux 
là  me  (  -  tant  mietet),  çtut  (—  «  tout,  tout  à  fait),  presipie  kâzi 
oder  kâsimô  {*  quasiment),  totènâr  (ganz  und  gar.  V  tout  en  noir). 
In  10  sagt  man  v  à-n  c  hv  berli  mms  r«  arc  bien  grand' chose,  d.  h. 
das  ist  ja  nicht  der  Mühe  wert,  was  Sie  da  haben  :  val  bc  berli 
roilà  bien  grand  chose,  das  ist  ja  gar  nicht«:. 

AnVEHDIEN  DER  Bb.TAHUNG  PNI»  VeRNRINUNU. 

156.  oui  äy  (duzend),  ^  wçy  (siezend),  si  (doch)  "  siyç 
(duzend;  sic  est,  y  ist  Gleitlaut),  —  oksi  (siezend;  —  oh.'  que  si), 
non  —  nyà  oder  niyä  (duzend  ;  =  néant),  —  näni  oder  nàni  (siezend  : 

-  nenni).  ne  —  pas     ne  —  mi  (ne  —  mie),  peut-rire  petet. 

Praepostionen. 

157.  à  -  ç  (zur  Bezeichnung  des  charakteristischen  Merkmals 
dient  nicht  ç  wie  im  Französischen,  sondern  de:  pyer  de  fô  -  pierre 
à  feii,  pyer  d  äw     pierre  ii  eau  | Spülstein),  lo  Botis  de  när  sovu 

Ii  Baptiste  aux  noirs  cheveux,  mes  de  hàdlt  r  manche  à  balai),  avant 
çvà  oder  dovà.  dvà,  dà  içvà  oder  dovâ,  dvâ,  dà  moync  avant 
minuit.  Bei  Vergleich  du/;  ke  r*>mMr  que:  ■/.  çrivrç  da»;  k  li  —j'arri- 
ri  rai  m  nnt  lui).  d<  rant  dovà,  dvà,  dà.  à  côté,  auprès  dekot,  dkôt, 
kot  (airz.de  eosh):  in  0     ilo'kùt  (    rf» ■  eonfre)  oder  àkùt  (    cm  rontnj. 


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-   38*  - 


dans  dô,  Saunois  dû  (vor  einem  mit  Konsonant  beginnenden  Sbstv. 
kann  dô  ohne  den  Artikel  lo  stehn  :  dô  bö  dans  le  bois,  aber  stets 
dô  le  bô  dans  hs  bois,  dô  U<  mâhô  dans  la  maison,  de  dô  ~  de, 
„von-her":  ze  vye  de  dô  bô  je  riens  de  dans  le  bois  je  viens  du 
bois,  dô  dô  lo  kann  auch  einfach  ô  werden:  ô  bô  dans  le  bois, 
y»-  kô  —  dans  le  cou),  avec  ~~  ovô  (§  67).  chez  sye  vor  mi,  ti,  li 
(moi,  toi,  lui);  —  se  vor  no,  vo,  zô  (nous,  vous,  eux);  si  vor  Sbstv. 
(si  lo  mâr  -  chez  le  maire).  In  O  si  (§  105)  vor  den  Pronominibus 
(si  mœ,  si  t<e,  si  Iii,  si  no,  si  vo,  si  zu)  ;  se  vor  Sbstv.  (se  lo  mär). 
chez  auch  ~  kôt  (coste.  z  ezet  kôt  lo  Bâtlô  —  j'achète  chez  M.  liatelot); 
~  dô  le  (dans  les.  ie  ve  dô  le  Alsasyë  je  rais  chez  les  Alsaciens,  je 
mis  en  Alsacr.  Cf.  lat.  Helvetii  in  Santonos  per  venerunl). 
depuis  --  dope,  auch  endepe  (en  in  de  4-  depuis,  depuis  Aspach 
depe  oder  çndepe  Âspok).  dès  dç,  auch  onde  (m  4  dès.  de  oder 
endç  Àspok).  derrière  dêrye,  auch  verkürzt  dêr  (dérye  oder  dèr  lo 
mijj  derrière  le  mur),  ai  vers  èva.  malgré  mâgre.  sur  si  (sur 
auch  _  ô  ha,  dans  le  haut  :  lo  rte  e  sr  ô  ha  d  li  le  ratmu  est  tombé 
dans  le  haut  de  lui,  d.  i.  sur  lui),  sons  zo.  par  po  (to  por  mi 
tout  par  moi,  moi  sait),  pour  ---  pu  (  pur  vor  mi,  ti,  li,  no,  vo,  zôl). 
près  de  pros  de.  eers  ~  wq  oder  duo  (de  4-  vers)  oder  po  dwo  (par 
4  rff  4  rers):  /ouf  rfroiV  tvr.v  drât  c  (droit  à.  drât  ç  mi  =  tout  droit 
eers  moi),  parmi  drehâ,  drnzi  (^  rfiv>rt  haut,  droit  jus,  cf.  OG,  S.  108. 
drehâ  oder  drâzi  le  sà     parmi  les  clutmps). 

Conj  uncl  ionon. 

188.    «Y     «•  ;  e  pi        _/jm/s  dient  zur  Verbindung  von  Sätzen 
und  ersetzt  das  französische  alors,  dann:  vpi  ke  —  <P'  ^e     Je  mehr 

—  desto  ((•  pi  k  ô-n  ô-n  e,  e  pi  k  ô-n  ô  vurä  —  j>/u.s  o»i  ™  «,  ^/»s  «j» 
en  voudrait  ,  man  kann  auch  sagen  tà  pi  ke  -  tà  pi  ke  -  tant  plus  que), 
néanmoins  dçlç  oder  edelç,  in  0  ô  dalç  (delo,  ydely  S(.'  n  ryv;ô 
s  9  mi  k  e  rohô  néanmoins,  ça  ne  fait  rien,  c'est  moi  qui  ai  raison. 
In  0  ô  dale  oh!  4  d.  :  ô  dale  s»;  ri  fä  ri),  encore  ko  (eko  und  nikç, 
s.  §  117).  pareeque  ~  paske.  puisque  piske.  ara»!/  da-vaç  ke, 
dvaj;  ke,  da/;  ke.  «  si  oder  se  (se  ist  die  unbetonte  Form.  Das  e 
findet  sich  auch  vor  Kons,  elidiert:  vo  tn  dycrä  s  1  c  fç  byy  v 
mos  de  meynë  vous  nu-  direz  s'il  u  fait  beau  à  la  messe  de  minuit. 
Nicht  das  /  von  il  ist  ausgefallen,  da  1  e  f<;  by<;  /7  a  fait  beau.  Im 
irrealen  Salze  hat  si,  se  vielfach  den  Conj.  Praes.  statt  des  Imperfects 
nach  sich  :  si  oder  se  z  ove*  de  su  [neben  si  z  ovor],  ze  vrâ  e  1  übers 

-  si  /avais  des  sons,  /irais  à  /' auberge.    Besonders  im  Wunschsätze 

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388  — 


ersetzt  der  Conjunctiv  häufig  das  Imperfect:  si  oder  se  i  ove*  [neben 
ovnr]  selmo  de  su!  si  jurais  seulement  îles  sous.'  si  vne^  (neben 
vnôr]  mêk!  —  s'il  renaît  seulement.'),  quoique  wird  durch  kà  mein  ke 
oder  kà  b<;>  ke  {quand  même  que,  iptand  bien  que)  wiedergegeben,  in 
0  vielfach  durch  nikat  si  (=  ?  ni  encore  si,  §  117):  nikat  si  m  dœhù 
dœ  n  rnœ  y  ah/,  i  i  vra  mâgrt'  zu  ^  (?  ni  encore),  même  si,  n'importe 
si,  quoiqu'ils  me  disent  de  ne  pas  y  aller,  j'y  irai  maigre  eux. 

Iriterjectionen 

159.    nam!  m  m!     n'est  mie,  n'est-ce  pu*  (duzend);  siezend  sagt 
man  nemo  !  nomi  !  —  a  rwer  !     au  revoir  (daneben  à  vn  rwyyà  ! 
en  cous  revoyant).  —  hay  !  haye  !  (  Imperativ  zu  haye,  marche!  marcJies!) 

allons!  -  vè  ra!  (vingt  rats),  vè  blœ!  (ringt-  bims),  bô  sù!  (bon  sang) 
bezeichnen  das  Staunen.  —  hus!  (  V  ouste!),  katz!  (  deutsch  „Katze"  )  : 
mit  der  ersten  Interj.  verjagt  man  die  Hunde,  mit  der  zweiten  die  Katzen. 

pilot  !  dient  zum  Heranlocken  der  Hühner,  buri  !  der  Enten.  -  -  hü  ! 
hyup!  dient  zum  Antreiben  der  Pferde.  Kerner  zu  den  Pferden:  dyo! 
oder  dyähö!     links!  hfiyö!     rechts!  dyähö  1  yvà!  und  hüyn  1  ovà! 

links  umkehren  !  und  rechts  umkehren  !  —  se  !  dient  zum  Antreiben 
der  Ochsen:  sie!  {-deutseh  steh!)  halt!  zu  den  Ochsen.  —  bäbi! 
ist  eine  Interjection  des  Zweifels  (babi!  s  i  väre  mo  pärei,  je  me 
demande  s'il  tiendra  mon  parrain,  babi!  gehört  zu  èbâbi  -  étonné, 
déconcerté,  alrz.  s'embabir.  Hierher  gehört  noch  beabä  —  ratloser  Gaiïer). 
—  hup!  dient  zum  Rufen  (dazu  das  Vh.  hupe  -  appeler).  —  êy!  Interj. 
des  Unwillens  (voz  ä  mu  d  m;i  d  vo  mot  â-n  yer,  êy  !  vous  are- 
bien  du  mal  de  vous  mettre  à  l'aurre,  sapristi!).  —  ô  way!  ~  oJi  oui! 
ach  was!  —  çto!  Interj.  des  Mißmuts  (~  à  tout,  mçsù  ofà  cto!  ~ 
méchant  enfant  à  tout!  mauvais  drôle!)  —  eryer!  bei  Überraschung 
y  -  arrière!  soviel  wie  titvs!  aehl  bezeichnet  meist  die  unangenehme 
Überraschung). 


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-    3*9  - 


TEXTPROBEN. 


Ich  bringe  hier  nur  einiges  aus  meiner  TexLsammlung.  Diese 
wird  ganz  erscheinen  in  der  in  Angriiï  genommenen  ., Sammlung 
lothringischer  Dialekttexle",  herausgegeben  von  Prof.  Zéliqzon  und 
F.  .1.  Baron. 

Texte  aus  Hattigny  (Vwjien). 

Le  dam  de  Tre^ti^. 

N  e  pi  t  sàt  à  v  ko  t  sa/(,  dû  le  to/,  kàt  lilnr  Ii  reu  An,  lo 
sçnyêr  de  Tre^tï  ytôr  èwoy  a/  gyçr  à  Palçstin.  Le  dam  de  Tro^ti/,, 
lç  mâtros  ovô  se  le  y  oven  demure  <;  1  oten  In  por  zol  pu  pose  1 
ivër.  I^e  dam-si  oven  I»;  rnomey  dô  pçyi  d  et  torlo  s  ke  n  e  «I  piyc, 
de  saritâp  e  d  zenere.  L  èviten  de  fwo  le  /.on  nobles  dez  àvirù  e 
vni  â  sete  pu  ï  pu  z  diverti. 

Ô-n  otôr  c  le  vôy  de  Nuwe  »;  le  dam  de  Tre^tï  çtôden  pu  le 
zonêy-lç  en  gràt  vizit  ke  dvor  vni  a  sete  pu  pesé  le  gràt  sorrï  e  olôt 
le  mos  de  meyne  ovo  zô|.    Me  n  ovôr  to  pyè  nozye  dova/;,  n  ovôr 

Les  dames  de  Turquestein  *). 

Il  y  a  plus  de  cent  ans  et  encore  de  cent,  dans  les  temps,  quand 
filait  la  reine  Anne,  le  seigneur  de  Turquestein  était  en-voie  (=  parti) 
en  guerre  en  Palestine.  Les  dames  de  T.,  la  maîtresse  avee  ses  filles 
avaient  demeuré  et  elles  étaient  tout  par  elles  <—  toutes  seules)  pour 
passer  l'hiver.  Les  dames- ci  avaient  la  renommée  dans  (le)  pays  d'être 
tout  ce  qu'il  y  a  de  pieux,  de  charitable  et  de  généreux.  Klles  invi- 
taient des  lois  la  jeune  noblesse  des  environs  à  venir  au  château  pour 
un  peu  se  divertir. 

On  était  à  la  veille  de  Noël  et  les  «lames  de  T.  attendaient  pour 
la  journée-là  une  grande  visite  qui  «levait  venir  au  château  pour  passer 
la  grande  soirée  et  attendre  la  messe  de  minuit  avec  elles.  Mais  il  y 
avait  tout  plein  neigé  davant,  il  y  avait  une  grande  épaisseur  de  neige 

')  Die  Übersetzung  isl  wortgetreu. 


—    390  - 


en  gn'it  çposu  d  nos  ke  bârôr  torto  le  seml  y  zistemô  le  zonoy-le  i 
fçyor  ko  pi  mûr  ke  zçmu.  Èlç  nizô  n  puvôr  veni,  ç  le  dam  çz  desidô 
d  oie  dyer  zô  priver  to  por  zôl  dô  h;  sçpêl  di  sçtç. 

Kàt  sc  e  vni  po  dwo  mçynè  vol  i  n  syrvàt  ke  vyè  dyer  ke  n  e 
dû  le  gràt  pwot  i  scvalye  ovo/  kok  kôponyo/,  ke  diu*»  vni  to  drâ  d  le 
gyer  à  Set  Tyer  ç  ke  dmàdô  en  çlevri  ç  ko  k  ô  le  leye^  pesé  le  nèti 
a  set»;  ç  k;is  di  nuïr  Uur  l,e  dam  en  çrliso  ni,  i  le  fçyô  ôlrç  dô  le 
gràt  sal  e  li  prozàlô  de  bù  pyç  e  ko  torto  êk  de  bô  pu  li  rbeye  de 
fwoj.  Pàdà  lo  rpç  le  sevalye  s  motô  ut k  çpre  1  iit  e  rçkôte  zô  kàpën 
de  gyer,  e  le  dam  i  pernö  i  mu  grà  pyçhi.  Kjwre  ô-n  oput  di  w'un  e 
i  sevalye  prà  so  vyelô  e  çkmôs  e  zuwe  de  bel  âr.  I)  pi  ô  n  se  tro 
komm  k  s»;  s  e  fç,  le  dam  de  Tre/li/,  k  oten  purtà  si  piyès  mâhovà 
robliyô  zo  priyer  e  n  sôzô  pi  k  le  nèti-le  s  o  le  pi  sèt  de  1  anèy.  O 
s  mo  e.  dàsye  e  ô  pçs  lo  ponc  :'i  zwoy  e  ç  1er  le  nos.  — 

Me  kàt  vyè  lo  zo,  vol  ke  to  t  b,  kô  le  byç  sevalye  <;s  :i,'z"  ;| 
wçt  dyal.   Le  dam  sô  torli  mu  siset  e  vlô  es  savç  d  epovàt,  me  i  fe 

qui  barrait  tous  les  chemins  et  justement  la  journée-là  il  faisait  encore 
plus  mauvais  que  jamais.  *  Ain-là  (=  ainsi)  personne  ne  pouvait  venir, 
et  les  dames  se  décident  d  aller  dire  leurs  prières  tout  par  elles  f  =  seules) 
dans  la  chapelle  du  château. 

Quand  va  a  venu  par  devers  minuit  voilà  une  servante  qui  vient  dire 
qu'il  y  a  devant  la  grande  porte  un  chevalier  avec  quelques  compagnons 
qui  disent  venir  tout  droit  de  la  guerre  en  Sainte  Terre  et  qui  demandent 
une  à-l'abri  (=  un  abri)  et  encore  qu'on  les  laisse  passer  la  nuitée  au 
château  à  cause  du  mauvais  temps.  Les  dames  ne  refusent  mie,  elles 
les  font  entrer  dans  la  grande  salle  et  leur  présentent  des  bons  plats 
et  encore  tout  quelque  chose  de  bon  pour  leur  rebailler  des  forces. 
Pendant  le  repas  les  chevaliers  se  mettent  (D  un  après  l'autre  à  raconter 
leurs  campagnes  de  guerre,  et  les  dames  y  prennent  un  mont  grand 
plaisir.  Après  on  apporte  du  vin,  et  un  chevalier  prend  son  violon  et 
acommenee  à  jouer  des  belles  airs.  Et  puis  on  ne  sait  trop  comment 
que  (.a  s  a  fait,  les  daines  de  Turquestein  qui  étaient  pourtant  si  pieuses 
naguère  oublient  leurs  prières  et  ne  songent  plus  que  la  nuitée-là 
c'est  la  plus  sainte  de  l'année.  On  se  met  à  danser  et  on  passe  le 
par-nuit  (  ^  la  nuit  i  eu  joie  et  à  faire  la  noce.  — 

Mais  quand  vient  le  jour,  voilà  que  tout  d'un  coup  les  beaux 
chevaliers  se  changent  en  sales  diables.  Us  dames  sont  toutes  mout 
terriliées  et  veulent  se  sauver  d'épouvante,  mais  il  fait  un  grand  coup 


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-  -m  - 


i»(  gra/(  kn  cl  tinâr  evô  dez  çklër.  lo  sçte  o  bulç  ç  le  môtcn  se  dëvyç 
ç  le  dyâl  ràyô  le  dam  ovô  zo  to  drä  dô  l  àfër. 

S  o  ële  k  lo  bô  Dye  e  pini  le  dam  de  Trc^tï  pu  s  ke  1  oven 
ofàse  le  rlizyo;,.  Ahode  kn,  to  lez  à  pàdà  le  mos  de  mçyne  ç  ko  le 
nèti  k  i  le  de  gros  nuwëy,  le  dam  de  Tre/ti»,  i'tï  de  grâ  byà  lësye, 
rodô  dô  lez  ;"ir  dàto  de  rwin  di  vye  seit;.  1  pusô  de  hâ  kri  e  brçyô 
ù-n  ëplorà  mizerikort  e  à  dmàdà  êz  ôm  de  priycr  pu  k  I  olî'x  delivrcy 
dez  àfër. 

Lo  sâ  di  lyer. 
N  ovor  en  fwo  i/(  gart  k  otôr  e  le  pursçs  d  i  lyer,  e  pi  1  e 
tirye  tsi,  me  i  n  I  e  m  tuwe,  i  n  e  ryë  fe  ke  d  lo  blese  ç  le  p<  t. 
À  s  savà  lo  lyer  e  säte  ï  ri,  «•  kàt  I  e  eti  d  I  at  kote  di  ri  i  s  e 
rtone  drât  â  gart  e  pi  lo  vol  ke  di  a  gart  pu  s  fut  de  Ii:  „nam  ï 
po11,  k  i  di,  „lo  byç  sa  pu  ï  bokc!'4  „Ây!  me  si  ze  n  t  e  m  le 
fwo-si,  /.  t  çrç  »'n  àt  fwo-,  ke  di  lo  gart. 

Lo  lemsye  di  po  <1  Së-Nikola. 
N  yvôr  i  lemsye  ke  vlor  pçsç  si  lo  pö  d  Së-Nikola.    i-;  I  e  eti 

de  tonnerre  avec  des  éclairs,  le  château  est  boulé  s'écroule)  et  la 
montagne  s'ouvrent  et  les  diables  arrachent  les  dames  avec  eux  tout 
droit  dans  l'enfer. 

C  est  *ain-là  (=  ainsi)  que  le  bon  Dieu  a  puni  les  dames  de 
Turquestein  pour  ce  qu'elles  avaient  offensé  la  religion.  Aujourd'hui 
encore,  tous  les  ans  pendant  la  messe  de  minuit  el  encore  les  nuitées 
qu'il  fuit  des  grosses  nuées,  les  dames  de  T.,  vêtues  de  grands  blancs 
linceuls,  rôdent  dans  les  airs  alentour  des  ruines  du  vieux  château. 
Elles  poussent  des  hauts  cris  et  braient  en  implorant  miséricorde  et 
en  demandant  aux  hommes  des  prières  pour  qu  elles  soient  délivrées 
des  enfers. 

L  e  saut  du  li  è  v  r  e. 
Il  y  avail  une  lois  un  garde  qui  était  à  la  *  pourchasse  d'un 
lièvre,  et  puis  il  a  tiré  dessus,  mais  il  ne  l'a  mie  tué,  il  n'a  rien 
fait  que  de  le  blesser  à  la  patte.  Kn  se  sauvant  le  lièvre  a  sauté  un 
ruisseau,  et  quand  il  a  été  de  l'autre  côté  du  ruisseau  il  s'a  retourne 
droit  au  garde  et  puis  le  voilà  qui  dit  au  garde  pour  se  foutre  de  lui  : 
,, n'est-mie  un  peu  ',  qu'il  dit,  ,, le  beau  saut  pour  un  boiteux  !u  ■  „Oui! 
mais  si  je  ne  t'ai  mie  la  fois-ci,  je  t'aurai  une  autre  fois1',  que  dit  le  garde. 

Le  limas  du  pont  de  Sain l- N icolas. 
Il  y  avait  un  limas  qui  voulait  passer  sur  le  pont  de  Saint-Nicolas. 


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-  ;jî>2 


s<;t  à  pu  lo  lrt;vy»;Z'-  KAt  1  e  rti  yut.  lo  pô  e  früh;,  ç  pi  vol  lo  lemsye 
ke  s  e  rton<;  <;  1  e  di  :  „Tyi;!  si  >.  n  çvor  mi  <;ti  si  2e  n  m  ovör 
mi  tà  hâtv,  /-  Va  k(.'  «,'u  friUV  d*°  lo  PV', !" 

l'°  g°Zn',  ^e  VV  w:i r  Vn  basêl  de  h;  Mihci.kin1». 

S  ntûr  i;(  gojo;  k  olor  war  en  bascl.  Me  c;l  li  dofûdôr  de  vni 
lo  iw/kredi  »•  ky  lo  vàrdi.  l^n  fwo  1  y  e  <;ti  Vn  dfJ  zoney-h;  eksprç 
pu  wâr  ?  ke  s  è-n  ytôr.  Li;  bascl  ylor  to-h;  çvô  sc  mer  e  ko  <;n  ât 
basel.  I  I  ù  d  abôr  dispite  k  i  vnôr  h;  zonêv-h;  t;  pi  i  ly  o  di  de 
smyt  ç  /.er  si  lo  bat»;  e  de  dremi.  Lo  gyjjô  s  e  mi  <;  zêr  ç  1  e  fe 
min  de  dremi,  im:  i  n  dreinôr  mi.  E,  pi  kàt  si-  e  vni  po  dwy  yoz  iir 
V  mçyne  vyl  le  fôm-h;  ke  dèveyo  zit  ârmél,  i  |>ernö  i  poto  d  gre* 

Et  il  a  été  sept  ans  f>our  le  traverser.  Quand  il  a  été  outre,  le  pont 
a  frailé  i— s'est  écroulé),  et  puis  voilà  le  limas  qui  s'a  retourné  et  il 
a  dit:  „Tiens!  si  je  n'avais  mie  été  habile,  si  je  ne  m'avais  mie  tant 
hâté,  j'aurais  encore  été  frailé  (=  écrasé;  dessous  le  pont!" 

Le  garçon  qui  va  voir  une  baissele  (jeune  fille)  de  la  M. 

C'était  un  garçon  qui  allait  voir  une  baissele.  Mais  elle  lui  dé- 
fendait de  venir  le  mercredi  et  encore  le  vendredi.  Une  fois  il  y  a 
été  une  des  journées-là  exprès  pour  voir  ce  que  ca  en  était.  La 
baissele  était  tout-là  avec  sa  mère  et  encore  une  autre  baissele.  Elles 
l'ont  d'abord  disputé  qu'il  venait  la  journée-là  et  puis  elles  lui  ont  dit 
de  se  mettre  à  gésir  sur  le  bât  <=  lit.  bat«;  =  bast  -f  -e  11  uni.)  et 
de  dormir.  Le  garçon  s'a  mis  à  gésir  et  il  a  fait  mine  de  dormir, 
mais  il  ne  dormait  mie.  Et  puis  quand  ça  a  venu  par  devers  onze 
heures  et  minuit,  voilà  les  femmes-là  qui  ouvrent  leur  armoire,  elles 
prennent  un  *  potet  1  --=  pot  1  de  graisse  et  elles  se  frottent  et  se  graissent 

')  tinter  Meliihe/kw,  oder  Mihe/,ki».,  auch  Hât-Sçs  (Haute-Chiite)  stellt 
man  sich  Geister  vor,  die  teils  vereinzelt,  teils  in  Scharon  auftreten,  hexenartige 
Wesen,  meist  in  r'rauengestalt.  Sie  spucken  mit  Vorliebe  Mittwochs  und  Freitags 
und  sollen  den  Liebhabern  feindlich  gesinnt  sein;  daher  die  Mahnung:  i  II  f  ä  m 
oh;  war  uit  trvs  lo  n»;kredi  ni  lo  vàrdi  _.  H  m  faut  mie  aller  voir  mnitressc 
le  mercredi  ni  le  rendrait.  Iii«-  Geister  treten  nur  nachts  auf  von  Altend-  bis 
Morgen-Aiigeluslihileii. 

M.  ist  auch  die  iVrsonilikalion  des  Kchos  der  Wälder,  besonders  abends 
und  hei  Nacht,  kut  !  h;  Mine/ km'      écoute'  lYchn! 

M.  kann  endlich  das  Liebeln  in  der  Dämmerstunde  bezeichnen;  fer  le  M. 
_  luire  In  M.  =  der  Liehe  pflegen. 

Stall  M.  sagt  man  auch  lo  S.  bi;  ,1,  Sahlmt; 


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-    393  - 


ç  i  s  froyô  ç  z  gre;fô  to  drehâ  zôl.  Ft  pi  knt  1  ù  {-vi  fç,  I  ô  di: 
„S;ite'i  le  ha  y  <;  le  hupi!"  —  Eis  ô  èvolç. 

Lo  gogo/,  ^e  n  dremôr  mi  ovnr  torto  vi  ç  ko  zwoyi.  Kàt  I  ô 
eti  rvolcy,  1  e  vli  le  sër,  1  e  satç  be*  di  bâte,  I  e  IV  kom  zôl,  i  s  e 
grçgye  v  1  e  di:  „Sät  dô  le  hay  e  hupi!'1  Mo  fwo,  lo  vol  ke  s 
èvôl  asi  v  i  -f  dû  de  hupi  d  pi/,k  ô  mità  d  i  bô.  Lo  malêre!  i  s 
ovnr  trôpç,  à  1«'  de  dyer  „sätö",  kom  le  fôm,  l  ovôr  di  ,,sàt  dô". 
E  çstur  I  otôr  dô  de  pi#,k  k  i  n  puvôr  buzye  sô  s  pike  ç  ko  s  girye. 
E  fwçg  1,0  f*'*r  i  s  e  tirye  fye  d  loi»;  lo  d  mëm  «;  yvô  bc  di  ma  i  rçis 
t;  rtrovç  le  fôm. 

S  otôr  dô  î  prç  evô  de  bu  tot-clàto.  Ù-ti  otôr  en  grôs  bat  e 
ko  n  ovôr  pi  d  deg  tây.  On  i  sçrvôr  de  pi  byç  me  e  ko  di  moyu  vi*(. 
S  otôr  pir  k  e  1»;  nos.  Le  fôm  oven  de  boke  y.  ko  de  kurôn  to 
drehâ  zôl. 

* 

Kàt  lo  gogo  e  çrivç  to-lç  1  otôr  torto  degnipç.  Me  le  fôm  en  1 
o  m  M'sye,  i  ly  ô  di  de  vni  evô  zôl.  1  1  ô  mi  e  kote  d  zôl  e  le  tây 
<•  i  ly  ô  prezàtç  ï  byç  hokç  e  ko  e  bwor  e  e  mèzye.    Me  i  ly  ô  fç 

tout  parmi  elles.  Kt  puis  quand  elles  ont  eu  fait,  elles  ont  dit  :  „Sautons 
les  haies  et  les  buissons!"  —  Et  elles  s  ont  envolé. 

Le  garçon  qui  ne  dormait  mie  avait  tout  vu  et  encore  oui. 
Quand  elles  ont  été  envolées,  il  a  voulu  les  suivre,  il  a  sauté  en  bas 
du  bat,  il  a  Tait  comme  elles,  il  s'a  graissé  et  il  a  dit:  ..Saute  dans 
les  haies  et  les  buissons!"  Ma  foi.  le  voilà  qui  s'envole  aussi  et  il 
choit  dans  des  buissons  d'épines  dans  le  milieu  d'un  bois.  Le  mal- 
heureux !  il  s'avait  trompé,  au  lieu  de  dire  „sautons",  comme  les 
femmes,  il  avait  dit  „saute  dans".  Et  à-cette-heure  il  était  dans  des 
épines  qu'il  ne  |>ouvait  bouger  sans  se  piquer  et  encore  se  déehirer. 
A  force  de  faire  il  s'a  tiré  hors  de  tout-là  tout  de  même  et  avec  bien 
«lu  mal  il  réussit  à  retrouver  les  femmes. 

C'était  dans  un  pré  avec  des  bois  tout-alentour.  On  était  une 
grosse  bande  et  encore  il  v  avait  plus  de  dix  tables.  On  y  servait 
des  plus  beaux  mets  et  encore  du  meilleur  vin.  C'était  pire  i^-  mieux. 
$  154 1  qu'à  la  noce.  Les  femmes  avaient  des  bouquets  et  encore  des 
couronnes  tout  parmi  elles. 

Quand  le  garyon  a  arrive  tout-là  il  était  tout  déchiré.  Mais  les 
femmes  ne  l'ont  mie  chassé,  elles  lui  ont  dit  de  venir  avec  elles.  Elles 
l'ont  mis  à  côté  d'elles  à  la  table  et  elles  lui  ont  présenté  un  beau 
bouquet  el  encore  à  boire  el  à  manger.    Mais  elles  lui  ont  fait  la 


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Ii;  kôdisym,  ke  ta/;  k  i  srâ  çvô  zôl.  i  n  dyera  m  „mù  Dye".  Kàt  ô-n 
e  evi  fç  d  bwor  e  ko  d  mèzyc  e  k  ô  s  e  mi  e  rôdye,  not  go^ù  n  e 
puvi  s  èpesye  d  dyer  à  rùdyaj,  :  „0  mô  Dye,  k  s  o  bye  !"  KAt  1  e 
evi  di  sic  ù  n  e  pi  ryè  vi  to  d  i»,  ko,  le  Mihe/;kin  otnr  èwoy,  ç  n 
ovôr  pi  wor  ni  tây  ni  ryè  di  to.  Lo  go^ù  e  dmurç  to  por  li  to-le 
dû  lo  pre.  I  ff/yôr  nàr  ne  e  l  otnr  mu  si-sê.  L  e  rveni  to  bêlmô  a 
viles,  mç  i  n  e  zçmâ  pi  çti  wâr  1<;  basël-lç  paske  1  otor  de  le  Mike/;kin. 


condition  que  tant  qu'il  serait  avec  elles,  il  ne  dirait  mie  „mon  Dieu". 
Quand  on  a  eu  fait  de  boir  et  encore  de  manger  et  qu'on  s'a  mis  A 
*  rondiller  '),  notre  garçon  n'a  pu  s'empêcher  de  dire  en  *rondillant: 
„Üh  mon  Dieu,  que  c'est  beau!"  Quand  il  a  eu  dit  cela  on  n'a  plus 
rien  vu  tout  d  un  coup,  la  M.  était  en  voie  (  =  partie),  et  il  n'y  avait 
plus  verres  ni  tables  ni  rien  du  tout.  Le  garçon  a  demeuré  tout  par 
lui  (=  seul)  tout-lA  dans  le  pré.  Il  faisait  noir  nuit  et  il  était  inout 
terrifié.  11  a  revenu  tout  bellement  au  village,  mais  il  n'a  jamais  plus 
été  voir  la  baissele-lA  parce  qu'elle  était  de  la  M. 


Trimazo. 

(Trimazç,  s.  g  15,  =  citant  du  trimâ,  d.  i.  das  junge  Laub  im  Mai. 
Vgl.  afrz.  mai  —  branches  voies.  Der  Trimâzo,  —  Mailied,  wurde  am 
ersten  Sonntage  des  Monats  Mai  von  jungen  weißgekleideten  Mädchen, 
pisêl  pucilks  genannt,  gesungen,  welche  von  Haus  zu  Haus  gingen 
und  für  ihren  Gesang  eine  kleine  Belohnung  erhielten). 

Melodie. 

(Joder  Vers  «1er  Strophe  hat  dieselbe  Melotlie). 


|.0 


<j  i  *  j  -l  U3f7>r=r^ 


Lo  tri-  mà  «^d«>  le     vil,        kesô-hatdeb«*mu-  ri! 
/ù/V.rTri-niâ-zô!  So  lo  ma  e  lo  tri-  ma,    sy  lo  /.<>-  li     ma  ! 


M  *romlill«T  oder  ♦rondoyer  [cf.  S  143  ci  Anin.  mid  14H  d;]      danser  le 
rondeau. 


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-    395  - 


1.  Lo  trima  o  do  lç  vil, 
Ke  sohât  de  bè  muri! 

Rzi'.gy  (lU  fruin):    Trimâzo!    S  v  'o  m»  Ç  lo  trima, 

S  y  lo  zoli  ma! 

2.  Le  bon  /à  di  peredi, 
Ol«;  war  dedö  vô  ni, 
Si  le  zlïn  i  o  poni! 

Refrain. 

3.  I-Jrwate  dezo  vot  buwêy, 
Vo  wârâ  trà  bel  basel, 

S  v  le  vot  k  o  le  pi  bel! 

lirfrain. 

4.  Ol«;  war  dô  vot  byry,, 
Vo  wara  trä  bye  go^y»,  ! 

lUfrain. 


1.  Le  tr.  est  dans  la  ville, 

Qui  souhaite  de  bien  mourir! 
R  :  Tr.  !    C'est  le  mai  et  le  tr., 
C'est  le  joli  mai! 

2.  Les  bonnes  gens  du  paradis, 
Allez  voir  dedans  vos  nids, 
Si  les  gelines  y  ont  pondu! 

R. 


3.  Regardez  dessous  votre  buée  (    sous  vos  linges), 
Vous  verrez  trois  belles  baisseles, 

C'est  la  votre  qui  est  la  plus  belle! 

R. 

4.  Allez  voir  dans  votre  baron  i  hangar), 
Vous  verre/,  trois  beaux  garçons! 

R. 


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—    396  — 

Zwei  Lieder  in  patoiaiertem  Framosiaob. 

I.    Gro  peyiza*,. 
Melodie. 

I  r    j  ;  :  ^TTT?--^r^'  F~lh\llU-i 
Grö  pçyi-  za/;,  don  mwy  ta  fil,  ç  wela  tu  !     Dçnœ  la  mwçz  ù  tœ  peya/, , 

Tu  ma?  rà-  dra  lœ  kœr  ko-  ta/,,  ç  wy-la  tu  ! 

1-  bjs  I  Grô  pçyisa^,  don-  mwi;  ta  fil, 
I         R  wçla  tu! 

I  Donœ-la-mwe  x  à  tœ  peya/;, 
bis  l  Tii  raœ  ràdra  lœ  kœr  kôta»,, 
S         Ii  wçla  tu! 

2.       J  —  Ma  fil  el  ç-t  a/,kôr  tro  zœn, 
I         F<  wçla  tu! 

I  RI  r-t  açkôr  tro  ton  d  œ-n  ai,, 
bis  !  F<;  Iwi  I  amûr  à-n  alàdai;, 
R  w(;la  tu! 


I.    Gros  paysan. 

1.  Gros  paysan,  donne-moi  ta  fille. 

Kt  voilà  tout! 

Donne-la-moi  en  te  payant, 
Tu  me  rendras  le  cœur  content, 
Et  voila  tout! 

2.  —  Ma  fille  elle  est  encore  trop  jeune, 

Kt  voilà  tout! 

Elle  est  encore  trop  jeune  d'un  an, 
Fais-lui  l'amour  en  attendant, 
Ht  voilà  tout' 


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I  —  L  amiir  zœ  n  i  va-  pü  la  fôr, 
1)13  I         Iv  wola  tu! 

«  Gi.rsy»,  ki  fe  I  amür  lôta/, 

bis  !  lv-t  ;ï  dàzê  da-  port  sô  ta/;. 
\         F,  wola  tu! 


3.  —  1,'amour  je  n'y  veux  plus  la  faire, 
Et  voilà  tout! 

Garçon  qui  fait  l'amour  longtemps. 
Est  en  danger  de  perdre  son  temps, 
Et  voilà  tout! 


II.  Taminyyl. 
Melodie  von  Strophe  1—5. 

N  y  a  t  œ-n  a-mu-  rœ  ô-  tûr  dû  se-  yaiy,  Fe  1  a-  mûr  ö  fil,  me  z  il  por  byô  sù  ta»,  ! 

I  f  t.,|,  f  1     II  =1 

Tiefr.  :  Ta-  mi-  nyol,  mi-  nyo-  lœ  Tami-  nyol  ê-  mai;  ! 

Melodie  der  letzten  St.'rophe  (6). 


U   * 

- 

-H-r  ; 

Sœ-lwidqî-jygar-  sçt;  nœ]vô  dœ-  nye  niploç  ! 


1.  N  y  a  t  œ-n  amurû1  ôtûr  dû  seyaç, 
Fe  I  amûr  o  fil,  rnoz  il  pèr  bye  sù  ta/,  ! 

Rifrain:  Taminyol,  minyçlœ,  Taminyol  öma/;! 

1.  U  y  a  un  amoureux  autour  du  céans, 

Fait  l'amour  aux  filles,  mais  il  perd  bien  son  temps! 

R  :  Taminiole,  miniole,  Taminiole  aimant! 


—  398 


2.  Fe  I  amûr  ô  fil  mcz  il  per  byè  sù  la/,, 
Swâr  i  la  va  wâr  sù  pœti  kœr  sarma»! 

Refrain. 

H.  Swär  i  la  va  war  sù  pœti  kœr  sarmar,, 
La  tnïv  ftdormi  sûr  la  pçrtœ  da>  dva»;! 

Refrain. 

4.  \&  tnïv  ùdormî  sur  la  portœ  dœ  dva»,. 
Prà  z  à-  du  bêzë  a  sô  kùtùtœmar! 

Refrain. 

à.  Prà  z  (i  du  beze  a  sù  kôtàtœma/;, 
Lœ  bêzê  d  un  fil  vù  sàt  ekü  d  arza»,  ! 

Refrain. 

»».  Selwi  d  (vtt  garso/,  —  nœ  vô  dœnye  ni  plor! 

2.  Fait  l'amour  aux  filles,  mais  il  perd  bien  son  temps, 
Soir  il  la  va  voir  son  petit  cœur  charmant! 

R. 

3.  Soir  il  la  va  voir  son  petit  cœur  charmant. 
La  trouve  endormie  sur  la  porte  de  devant! 

R. 

4.  La  trouve  endormie  sur  la  porte  de  devant. 
Prend  un  doux  baiser  à  son  contentement! 

R. 

5.  Prend  un  doux  baiser  à  son  contentement, 
Le  baiser  d'une  fille  vaut  cent  écus  d'argent  ! 

R. 

6.  Celui  d'un  garçon  —  ne  vaut  denier  ni  plomb' 


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Texte  aus  Ommeray  (Smowis). 

Zum  Vergleiche  des  Vosgini  und  des  Sawioia  gebe  ich  eine  wört- 
liche Übersetzung  in  das  Patois  von  Hattigny. 


Saunois. 

Lo  swä,  lo  bii  e  lo  hok. 

S  atö  (i-n  fwc  T  swâ,  î  bü  e  i 
bok.  Lo  swä  e  di  :  „sein  m,  brid<~> 
m,  kâr  vas  n>n  grät  ger".  Lo  bii 
e  di  :  „gre^ü  m,  tuwô  m,  pask  çprœ 
le  gér  n  e  <pn  gràt  femin".  — 
(der  erzählende  macht  hier  eine 
Pause,  bis  die  Zuhörer  neugierig 
fragen:)  K  lo  bokV  —  (Antwort:) 
Lo  bok  e  di:  „trosöm  1«;  tsœ  po 
mal  lo  ne>  di  pü  tsceryu"! 

Ri  n  a  cposip  a  bù  D/.œ. 

O  di  de  fwe:  „ri  n  a  êpùsip 
â  bô  D*œ.ik  bè,  ï  kodzœ  pu  fär 
s  kœ  lo  bù  D£œ  n  sçrô  fär:  <en 
kôt>  po  pat  so  per.  —  ri  mem, 
lo  bô  D2œ  n  sen»  fär  i  batô  k  n 
ôy  k  î  bu. 


Vosgitu. 

Lo  swa,  lo  bye  e  lo  bok. 

S  otôr  en  fwo  ï  swâ,  i  bye  e  i 
bok.  Lo  swä  e  di  :  „selç  m,  bride 
m,  kâr  vos  en  gràt  gyer".  Lo  bye 
e  di:  „gre^e  m,  tuwe  m,  pask  epre 
le  gyer  n  e  en  gràt  femin".  — 


F<  lo  bok  y  — 
Lo  bok  e  di:  „truse  m  le  kû  pu 
mot  lo  ne  di  pi  kiryu!" 

Ryè  n  o  èpôsïp  â  bô  Dye. 

(>  di  de  fwo:  „ryè  n  o  èpôsip 
â  bô  Dye".  K.  bç/;,  i/;  kodre  pye  fer 
s  ke  lo  bô  Dye  n  sera  fêr:  en 
kwol  pu  piU  so  per.  Ii  mein, 
lo  bô  Dye  n  sçrâ  fer  i  boto/;  ke  n 
ove£  k  i  bu. 


Le  cheval,  le  bœuf  et  le  bouc. 

C'était  une  fois  un  cheval,  un  bœuf  et  un  bouc.  Le  cheval  a 
dit:  „sellez-moi,  bridez-moi,  car  voici  une  grande  guerre.  Le  bœuf  a 
dit  :  „graissez-moi,  tuez-moi,  pareequ'  après  la  guerre  il  y  a  une  grande 
famine".  —  Et  le  bouc?  -  Le  bouc  a  dit:  „troussez-moi  la  queue 
pour  mettre  le  nez  du  plus  curieux!" 

Rien  n'est  impossible  au  bon  Dieu. 

On  dit  des  fois:  „rien  n'est  impossible  au  bon  Dieu".  Et  bien! 
un  cordier  peut  faire  ce  que  le  bon  Dieu  ne  peut  pas  faire  :  une  corde 
pour  pendre  son  père.  —  Et  même  le  bon  Dieu  ne  peut  faire  un  bâton 
qui  n'ait  qu'un  bout. 


—    400  - 


Lo  bok  à  motte, 

Lo  swèr  I  œx  di  motœ  s  avö 
truve1  dceve1.  À  mèm  ta,  lo  hçdzœ 
d  kusô  ràtrô  d  à  Aà.  L  avö  i 
bok  k  e  àtrt-  û  motœ.  Lo  mât  d 
çkôl  e  'tü  snç1  le  tsœs  ç  I  e  rframy* 
1  di  motœ.  Lo  landœmè  lo  mçtî 
i  s  Ava  po  alç1  amf  1  àzélûs.  A 
dœvyâ  I  ce*  di  motœ,  k  â  s  kœ  1 
e  <>yi?  —  fär  di  brü  â  moto*.  I 
n  e  m  pri  lo  tà  dœ  snc*  1  àzèliis, 
1  e  rframt*1  1  re^;  vitmà.  I  s  à vä 
trovç'  lo  tsure1  â  galo.  Erive1  e  l 
u?£  i  sœn  le  tsœsat  kom  le  t-firc* 
à-n  ô  d  abitiit.  Mo  tsfirt"  s  <• 
epraUJ  vitmà  à  galo  pu  vûr  ky  a 
s  ko-  snö.  Kàt  I  e  vü  k  s  a  tu 
so  snu  ly  e  dmàd»"  k  â  s  k  ato 
erive1.  „Môsyœ  tsfire*,  vn-nc  vitmà 
avo  mu-  â  motœ  pasku1  lo  dzàp  i 
a".  —  „l£tàdè",  kœ  di  lo  tsfir»", 
„z  m  à  vä  vitmà  avo  vo  pu  kù- 
iün'  lo  dzàp".  Le  val  dçjfàt  zo 
dus  â  motœ.    Sœmï  fyà  lo  snu  e 


Lo  bok  â  mote. 

Lo  so  I  v%  di  mote  s  ovôr 
trovç  dèvyç.  X  mein  lo/;.  lo  hode 
d  kusô  rôtrôr  d  ä  sa/,.  L  ovôr  i  • 
bok  k  e  ôtrç  â  mote.  Lo  mat  d 
ekol  e  çti  snç  la  kyes  ç  1  e  rfromç 
1  ex  di  mote.  Lo  londemè  lo  m<'tï 
i  s  èvç  pu  plç  snç  1  àzèlis.  A 
dévoya  1  e#  di  mote,  k  à  s  ke  1 
e  zwoyi?  —  fer  di  bri  â  mote.  I 
n  e  m  pri  lo  tô  de  snç  1  àzèlis, 
I  e  rfromç  1  ex  vitmo»;.  1  s  ève 
trovç  lo  kirc  a  golo.  l«^rivt*  e  I 
e*  i  sin  le  kyçsot  kom  le  kirc 
è-n  ô  d  abitit.  Mo  kin-  s  e 
çprotç  vitmô  â  golo  pu  war  ky  o 
s  ke  snôr.  Kàt  I  e  vi  k  s  otôr 
so  snu  ly  e  dmàdç  k  a  s  k  otôr 
çrivç.  „Mosye  kirc,  vitô  vitmù 
ovô  mi  à  mote  paske  lo  dyàl  i 
o".  —  „litödo",  ke  di  lo  kirc. 
„z  m  è  v»>  vitmô  ovô  vo  pu  kô- 
zirye  lo  dyàl1-.  Le  vol  dçjfôt  zo 
dus  a  mote.    Sçmi  fçyà  lo  snu  e 


Le  bouc  au  moutier  (à  l'église). 

U  soir  l'huis  du  moutier  s'avait  trouvé  ouvert.  En  même  temps, 
le  gardien  de  cochons  rentrait  d'aux  champs.  11  avait  un  bouc  qui  a 
entré  au  moutier.  Le  lendemain  le  matin  il  s'en  va  pour  aller  sonner 
l'angélus.  En  ouvrant  l'huis  du  moutier.  qu'est-ce  qu'il  a  oui?  —  faire 
du  bruit  au  moutier.  11  n'a  pas  pris  le  temps  de  sonner  l'angélus,  il 
a  refermé  l'huis  vitement.  II  s'en  va  trouver  le  curé  au  galop.  Arrivé 
à  l'huis  il  sonne  la  clochette  comme  les  curés  en  ont  d'habitude.  Mon  curé 
s'a  apprêté  (  habillé)  vitement  au  galop  pour  voir  qui  est-ce  qui  sonnait. 
Quand  il  a  vu  que  c'était  son  sonneur  il  lui  a  demandé  qu'est-ce 
qu'était  arrivé.  „Monsieur  curé,  venez  vitement  avec  moi  au  moutier 
pareeque  le  diable  y  est".  —  „Attendez",  que  dit  le  curé,  ,je  m'en 
vais  vitement  avec  vous  pour  conjurer  le  diable".  I^es  voilà  descendre 
êux  deux  au  moutier.    Chemin  faisant  le  sonneur  a  demandé  au  curé 


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dmàdç1  â  t.sïîrç1  k  a  s  ko;  I  çrô  ç 
rçpôt  po  kôzinV  lo  dzap.  Lo  t.Mirr 
Ii  e  di:  ,,dà  tu  s  k<i'  z  dira  v  n 
erê  rï-n  e  lar  kœ  do>  repût  : 
amen.'^  Lo  tsfirr  e  dve*  vitmâ  I 
<i*x  di  motn-  âtne  du.  K  lo  pur 
bok  atô  lits  d  et  afrain«"  dti'pcu  le 
vûy  lo  swer.    L  atô  ziistrvmâ  <•  I 

àtrvy  d«'  1  a'Z-  Pi*  i,,r<,>  1,1  ™P  di 
Isön«  e  I  âputs  sü  so  du.  K  lo 
tsfiri-  dœ  hnyi  :  uio  skûr,  mat 
d  çkôl,  lo  dzâp  m  âputs  !u  —  „am<n, 
mosyœ  tsfire1,  amen.'" 


dmàdç  ii  kire  k  a  s  ko  I  era  ç 
repût  pu  kûzirye  lo  dyâl.  Lo  kirc 
li  e  di  :  „dù  tu  s  ke  z  dyere  vo  n 
çrà  iyè-n  e  fer  ko  de  repût  : 
amrnf  -  Lo  kirc  e  dèvyç  vilmô  I 
CX  di  mole  èter  dus.  K  lo  p<>r 
bok  otôr  lus  d  et  èfrome  depe  le 
vtiv  lo  so.  L  otôr  zistemû  e  1 
ûtrcy  de  1  e^.  pçs  «'ter  le  zïip  di 
kirc  e  I  èpul  si  so  do.  E  lo 
kirc  de  hesye:  ,,<•  mo  skûr.  mât 
d  çkôl.  lo  dyal  m  èput  !"  —  ,.«»«•«, 
mosye  kirc  amen!" 


Ist  wer  di  tâ  de  dim.  Ist  wer  di  tè.  de  dîm. 


I  pôr  per  (Up  l'ami  avo  de^ 
psa  kusn.  K  lo  tsfirr  Irovû  lo  tâ 
grà  d  awêr  lo  déhim.  o  n  zone  y, 
i  di  e  ïk  dez  afâ  d  1  ôm-lç  â 
kâtesis:  „Dis  dune,  ton  père  a  dix 
petit*  cochons,  tu  lui  diras  i/u'il 
faut  m'en  donner  un.''1    Lo  gamc 


I  pur  per  de  l'ami  oyôr  de^ 
pyo  kuso/;.  E  lo  kirë  trovor  lo  Uut 
grà  d  owor  lo  dehyem.  lin  zoney, 
i  di  ç  i>k  dez  ofà  d  1  oin-lç  â 
kâteAis:  —    —    —         —  — 

—    —   —    —   —      Lo  gamè 


qu'est-ce  qu'il  aurait  à  répondre  pour  conjurer  le  diable.  Le  curé  lui 
a  dit:  „dans  tout  ce  que  je  dirai  vous  n'aurez  rien  à  faire  que  de 
répondre:  amen!'-  Le  curé  a  ouvert  vilement  l'huis  du  moutier  entre 
deux  (  a  entr'ouvert).  Et  le  pauvre  bouc  était  las  d'être  enfermé 
depuis  la  veille  au  soir.  11  était  justement  à  l'entrée  de  l'huis,  passe 
entre  les  jambes  du  curé  et  l'emporte  sur  son  dos.  Et  le  curé  de 
hucher  (_:  crier):  „à  mon  secours,  maître  d'école,  le  diable  m'emporte !u 
-  „Amen,  monsieur  curé,  amen!" 

Histoire  du  temps  des  dîmes. 

Un  pauvre  père  de  famille  avait  dix  petits  cochons.  Et  le  curé 

trouvait  le  temps  grand  d'avoir  le  dixième.    Lue  journée,  il  dit  â  un 

des  enfants  de  l'homme-là  au  catéchisme  :  —    —   —  l.e 

gamin  raconte  cela  à  son  père  en  rentrant.    ..Bien",  que  dit  le  père. 


Jahrbuch  d.  Oc»,  f.  loUjr.  Ufschivhtc  h  Altortumsk.,  Jahrg.  20. 


402 


rakôt  sly  e  so  pêr  à  ràtrà.  MI3ê", 
kœ  di  Io  per,  „t  i  dire  g  z  ä  àvy 
äfft.  Kàt  1  ft  pàre  Ik.  I  ère  lo 
kusô".  l.o  landœmè.  lo  gamè  di 
slç  a  tsûn».  „(Jommetit1,  ko1  di  lo 
tsure1,  „mais  je  n'ai  jamais  couché 
avec  ta  mère."1'  —  „V(  bè!"  kœ 
di  lo  gos,  ,,v  n  t>  ptet  zemä  kti^i 
avo  not  kas  nô  pii!" 

Lo  rätla. 

u  n  fwe  n  e  evii  '  kôkûr  d(H 
zùny  pu  vor  lo  sï  kœ  volrô  lo  pii 
lia.  N  avô  ï  pôr  psâ  zôny  kœ  n 
avo  ka  pwê  d  nô.  I  s  e  poze"  sü 
le  tso*  d  œn  hfilcy.  Le  val  lorto 
le  zôny  k  ô  pri  zo  vol.  Le  hfiley 
atô  ze  bï  elvêy  pii  hât  kœ  tu  lez 
fit  zôny  v  bï  folêy  kàt  mo  rätla  s 
e  ù volt".  L  e  ka  voir  pü  ha  k  le 
hfdev  e  pii  hii  kœ  tortii  lez  àt. 
Alor  ly  ô  mi  lo  nô  du»  rätla  :  rwç 
de  zôny. 


rokôt  sic  ç  so  per  è  rôtra/,.  ,.Be7(", 
ko  di  lo  per,  ,.t  H  dyere  g  >.  e  d<  % 
ofa/,.  Kàt  1  è  pàre  b;k,  I  ère  lo 
kuso//'.  Lo  londeme/,  lo  gamè  di 
sie  â  kir*-.    —    —    —  ke  di  lo 

______       bei,!"  ke 

di  lo  gos,  „vo  n  a  ptet  zemâ  z<- 
ovo  not  kos  nô  pi!" 

Lo  ratio. 

h>i  fwo  n  e  evi  i',  ko/,kûr  de 
zôn  pu  war  lo  set  ke  voira  lo  pi 
hâ.  N  ovôr  î  pôr  pyo  zôn  ke  n 
ovôr  ko  pwê  d  no#;.  I  s  e  poze  si 
lç  ki i  d  m  htiy.  Le  vol  torto 
le  zôn  k  ô  pri  zo  vol.  Le  huy 
otor  ze  bè  çlvëy  pi  liât  ke  torti  lez 
ät  zun  e  bè  foley  kàt  mo  ratio  s 
e  cvolç.  L  e  ko  vole  pi  hä  k  lç 
huy  e  pi  hà  ke  torti  lez  ut. 
Alor  ly  ô  mi  lo  nô  de  ratio:  rw«; 
de  zôn. 


tu  lui  diras  que  j'ai  dix  enfants.  Uuand  il  en  prendra  un,  il  aura  le 
cochon".  Le  lendemain,  le  gamin  dit  cela  au  curé  :  —  que  dit 
le  curé,  -  ---—._.  rKh  bien!"  que  dit  le  gosse,  „vous  n'avez 
peut-être  jamais  couché  (in  H  yciit)  avec  notre  *  coche  (    truie)  non  plus  !" 

Le  roitelet. 

Une  fois  il  y  a  eu  un  concours  de  jeunes  (  oiseaux)  pour  voir 
celui  qui  volerait  le  plus  haut.  Il  y  avait  un  pauvre  petit  jeune  qui 
n'avait  encore  point  de  nom.  il  s  a  posé  sur  la  queue  d'une  buse. 
Les  voilà  tous  les  jeunes  qui  ont  pris  leurs  vols.  La  buse  était  déjà 
bien  élevée  plus  haute  que  tous  les  autres  jeunes  et  bien  foulée 
(  fatiguée!  quand  mon  roitelet  s'a  envolé.  Il  a  encore  volé  plus  haut 
que  la  buse  et  plus  haut  que  tons  les  autres.  Alors  (ils)  lui  ont  mis 
le  nom  de  roitelet:  roi  des  jeunes. 


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l'àdà  I«;  mwi'sù  r>  w«;  de  bel 
sàt  kœ  k'  livra  l'yô  dà  le  I .  K 
pu  s  asuri  si  le  sàt  a  ka  frçkàley, 
ô  pyàt  ï  pula  d  t'p  ô  mità  da«  le 
sàt.  Lo  lan«l«einè,  si  lo  pula  a 
kupi«*,  s  a  k  lo  livra  i  e  pes«;1.  K 
lozo  da«  prrkosyn,  lo  si  k«e  fii 
lo  kû-lr  e  <ju  1x1  pir  plat  «là  s< 
pas.  I  |o  pus  ù  mità  d  I»;  sàt.  I 
tua  an  bon  pîsi  da>  tabak  «•  prizr 
sii  le  pir.  Mo  livra  à  £<evà  Iç  sàt 
«•rif  sii  1«;  pir.  À  s  ebe#i  i  rwiit 
s  k  a  sü  le  pir,  i  rniful  s  k  at«> 
sii  If  pir.  To  d  i  k«'«  i  s  ma  «• 
terni.  À  tçraisà  i  s  tak  le  t«l  sii 
1«;  pir  e  i  s  tu.  IÇprt-  i  n  li  pii 
k«e  d  lo  romosr. 


l'àdà  h-  niwcsô  ô  wo  de  be 
s«'»t  kc  le  lyer  fr>  d<>  le  byr.  K" 
pu  s  <;£irye  s«  K"  sul  V  lïçkàtcy, 
<>  pyàt  i  polo  d  y«;p  ù  mità  de  1«; 
sôt.  \a)  londeme/,,  si  lo  poln 
kupe,  s  y  k  lo  lyer  i  e  p*;sc.  Vt 
tozo  de  preknsyi.o,,  lo  set  ke  le 
lo  k<>-le  e  <;n  bel  pyer  plat  dû  s» 
pus.  I  k  pôs  ù  mità  de  le  sût.  I 
iiio  «n  bon  pîsi  de  tobok  «;  prize 
si  le  pyer.  .Mo  lyer  à  sevà  I«;  s«*>| 
(  nf  si  b;  pyer.  À  s  ebe^â  i  rwal 
s  k  o  si  b-  pyer,  i  rnifel  s  k  olnr 
si  le  pyer.  To  d  i*,  ki»  i  s  mo  <• 
tonuwe.  À  tnnuwà  i  s  lok  le  tel  si 
le  pyer  »•  i  s  tu.  Epre  i  n  lyè  pi 
ke  d  lo  remese . 


La  «-basse  aux  lièvres. 

Pendant  la  moisson  on  voit  des  belles  sentes  (  sentiers)  «|ue 
les  lièvres  font  dans  les  blés.  Kl  pour  s'assurer  si  la  sente  est  encore 
fréquentée,  on  plante  un  palet  (  brin)  d'herbe  au  milieu  de  la  seule. 
Le  lendemain,  si  le  palet  est  coupé,  c,1esl  «pie  le  lièvre  y  a  passé.  Kt 
toujours  de  précaution  «•«•lui  «|ui  l'ait  le  coup-là  a  une  belle  pierre 
plate  dans  sa  poche,  il  la  pose  au  milieu  de  la  seule.  Il  met  une 
bonne  pincée  de  tabac  à  priser  sur  la  pierre.  Mon  lièvre  «>n  suivant 
la  sente  arrive  sur  la  pierre.  Kn  s'abaissant  il  regarde  ce  qui  est 
sur  la  pierre,  il  renifle  ce  qui  était  sur  la  pierre.  Tout  d'un  coup  il 
se  met  à  éternuer.  Kn  éternuant  il  se  frappe  la  tète  sur  la  pierre  et 
il  s«!  tue.    Après  il  ne  tient  plus  que  de  le  ramasser. 

Text  aus  Fraimboiu. 

Zur  Sonderstellung  von  Fraimbois  i  V;j  siehe  Einleitung,  S.  :iO"i. 
und  §8  26;  29,  30:  32.  Vgl.  auch  die  Lautkarte. 

Folgende  Erzählung  lindet  sich  auch  bei  Adam,  Puhls  lorrains, 
S.  447.  Ich  habe  sie  mir  nochmals  au  Orl  und  Stelle  vortragen  lassen 
und  gebe  sie  in  phonetischer  Schreibung,   à     nach  «>  zu  getrübtes  a. 

•2C* 


-    404  - 


Lo  lu  krovo  e  lo  mär  do  Frèbô. 

l'o  en  bel  zonëy  di  mwv  d  Uktôp,  z  olôr1)  d<>  i-n  àdwo  di  1"> 
ke  ze  n  keno^ôr  e  k  ô  dhôr  kc  s  tor  (o  kiryu.  S  t<»r  î-n  àdwo  bï 
\ù  di  semï  e  k  ù  hwoyör  le  Solvonër8). 

£  e  erive  bïto  do  ï-n  àdwo  ke  s  ï<>r  to  tyèr,  ke  n  y  çvôr  ke 
du  two  sau,  w  o  s  ke  lo  lerî  hormuwôr  e  me  |V>r  kwor  ke  s  toi-  do 
h;  Solvomr  de  I  àsi  to.  Do  lo  to  ke  z  hoyôr  drçhâ  le  pûrêr-le  k  et  in 
pyên  de  bu^ô  tot  epo  ke  kwçsîn  de  p<;ku>.  z  ii  vii  en  gràd  bwon,  z 
le  rwi'itôr  to  bî,  ze  kôtôr  wôr  dtevà  mèz  œ  en  bwon3)  de  rôdyo  di 
Sebe.  'L  et  or  si  y  mon  elar  ke  ze  n  weyor  u>e  i  pyo  oni  to  vyœ1) 
ke  kwçyôr  de  gren  de  znwor  ekle  'tü  to  d  \rt  k<">  sii  me. 

—  iiVo  vol  bi  eherne",  k  i  m  di.   Z  ä  lü  bï-n      de  I  oyi,  ze 
*   sevôr  k  lo  pêr  Kolô  (s  tor  Iii),  k  i  knojrnr  tut  s  k  i  n  y  çvôr  de 

kiryu  sii  lo  viles    l^pre  en  pwenyï  d  mè  z  i  ä  dmàd»-  :  „k  à  s  ke  s 

Le  loup  crevé  el  le  maire  de  Fraimbois. 

Far  une  belle  journée  du  mois  d'Octobre,  j'allais  dans  un  endroit 
du  bois  que  je  ne  connaissais  et  qu'on  disait  que  c'était  tout  curieux. 
C'était  un  endroit  bien  loin  du  chemin  et  qu'on  appelait  la  Sablonnière8). 

J'ai  arrivé  bientôt  dans  un  endroit  que  c'était  tout  clair,  que  il 
n'y  avait  que  deux  (ou)  trois  chênes,  oii  est-ce  «pie  le  terrain  remuait 
et  me  faisait  croire  que  c'était  dans  la  Sablonnière  de  l'ancien  temps. 
Dans  le  temps  que  je  marchais  parmi  les  carrières-là  qui  étaient  pleines 
de  buissons  tout  épais  qui  cachaient  des  pertuis  i.  -  trous),  j'ai  vu  une 
grande  borne,  je  la  regardais  tout  bien,  je  contais  voir  devant  mes 
yeux  une  borne3,)  des  rondes  du  Sahbat  (dasselbe  wie  Milte/ ki/(,  S.  392). 
J'étais  si  à  mon  afl'aire  que  je  ne  voyais  mie  un  petit  homme  tout  vieux 
qui  cueillait  des  graines  de  genièvre  et  qu'il  a  été  tout  d'un  coup  sur  moi. 

-  „Vous  voilà  bien  étonne",  qu'il  me  dit.  J'ai  été  bien  aise  de 
l'ouir,  je  savais  que  le  père  Colon  (c'était  lui),  qu'il  connaissait  tout 
ce  qu'il  y  avait  de  curieux  sur  le  village.  Après  une  poignée  de  mains, 
je  lui  ai  demandé:  „Ou'usl-ce  que  c'est  de  la  grande  pierre-là?" 

')  Adam  «iebt  pas  m-  delini-Kormen.  Diese  >ind  allerdings  in  Fraimbois  noch 
bekannt,  aber  doch  weniger  gebräuchlich  und  meist  durch  das  imparfait  und  da> 
pas.se  indélini  ersetzt. 

»,  s<ihkni„K,t     *Sobloncr  —  *Solbon<r  —  Solvonër. 

:'j  Adam,  S.         hall  diese  bwou  für  ein  wo.hu 

*>  Adam  gieht  nV,  phonetisch  VI.  Di,-s  ist  die  regelrechte  alle  form, 
s.  §  2ä.  Man  bedenke,  daß  die  ]>,it,>i.<  Lnrniht*  vor  bald  HO  Jahren.  IHH1,  erschienen. 


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0  d  It;  gràt  pîr-l»;?"  —  „S  o  le  gràd  bwon",  k  i  m  di,  ,,s  o  fde  k  ô 
le  hwoy."  —  .,Vo  sçvc-l  i  bï  ky  <„>  s  ke  1  e  pyàtrV"  —  „S  e  Iii  do 

1  àsî  to  po  môtrç  I»;  limit  de  b<>  de  Xçrbyçlç,  Moyï  ç  d  Frèbû.  I,  o 
lot  ç  fit  v  1«;  pyçs  d  i  lu  krovç". 

/.o  dvinor  en  bon  fyâf  e  ■/.  dçmàdôr  ô  brav  mn-le  de  m  rçkôte 
s  k  i  si'vnr  sii  I«;  bwoivlç.  Vos  s  k  i  m  e  di  kàt  z  noz  ù  mi  çjfrrt 
sii  I  yep. 

—  „Do  1  ;'isï  to  torto  lo  bo  k  ù  bwoyor  lo  Solvô  u  bï  le  Sol- 
voner  elôr  i  grà  pçtrâ  ke  n  valôr  wer  ek.  S  tôr  purtà  e  kàz  di 
pçtrâ-lç  ke  n  «  vor  tozo  de  sikäu  àtro-  le  two  komiïn  de  Frèbo,  Moyi 
«•  Zçrbyçlç.  To  le  twojr  vlïnor  owcr  lo  teri  ç  kàz  ke  ziit  bo  tor 
wçzï.  S  ct'»r  <n  gros  efär.  Lo  bo  dük  k  çràzor  sovo  le  niä^')  sikîin 
e  vulii  lez  çràzi  en  fwç  k  i  "tor  e  le  ses*.  L  e  nome*  ï-n  mn  çdwo  pu 
vni  sii  lo  h -ri  çvo  le  mär  de  two  viles.  Le  sot-set  devinôr  emweni" 
de  zo  seyosu")  po  peite/i  züstemo. 

Kàt  I  ô  'tii  tortii  «rive*  tose  w  o  s  ke  z  sot,  lo  mur  de  Frèbo 

—  „('.  est  la  grande  borne  -,  qu'il  me  dit,  „c'est  *ain-là  (  ainsi)  qu'on 
l'appelle".  --•  ,,Vous  savez-t-il  bien  qui  est-ce  ipji  1  a  planté  V"  —  „(.'.'  a 
été  dans  I  ancien  temps  pour  montrer  la  limite  des  bois  de  (ierbévillcr, 
Moyen  et  de  Fraimbois.  Klle  est  tout  à  fait  à  la  place  d'un  loup  crevé". 

Je  devinais  une  bonne  fable  et  je  demandais  au  brave  homme-la 
de  me  raconter  ce  qu'il  savait  sur  la  borne-là.  Voici  ce  qu'il  m'a  dit 
quand  nous  nous  avons  mis  assis  sur  l'herbe. 

..Dans  l'ancien  temps  tout  le  bois  (pion  appelait  le  Sablon 
ou  bien  la  Sablonnière  était  un  grand  * pâturet  i pâturage,  nicht  friche, 
wie  Adam  übersetzt;  qui  ne  valait  guère  grand  chose.  C'était  pourtant 
à  cause  du  *  pâturet-là  qu'il  y  avait  toujours  des  chicanes  entre  les 
trois  communes  de  Fraimbois,  Moyen  et  (îerbéviller.  Toutes  les  trois 
voulaient  avoir  le  terrain  à  cause  que  leurs  bois  étaient  voisins,  (l'était 
une  grosse  affaire.  Le  bon  duc  qui  arrangeait  souvent  les  mauvaises 
chicanes  a  voulu  les  arranger  une  fois  qu'il  était  à  la  chasse.  Il  a 
nommé  un  homme  adroit  pour  venir  sur  le  terrain  avec  les  maires 
des  trois  villages.  Ceux-ci  devaient  amener  des  gens  scicnceu.x  ■) 
(  -  savants)  pour  partager  justement. 

Ouand  ils  ont  été  tous  arrivés  tout-ici  où  est-ce  que  nous  sommes, 

''  niäX  i>l  lias  afrz.  ««"«.  fem.  muisr.  wdrlies  mit*  und.  wie  msr 
•"i  Aiiatu  iilxTselzt.  was  it  srhrt-ibt.  falsch  mit  choisis,  scions, 

pholK'liseli  seyosil,  js(  sein,,;-    .    rur  ,      Minuit-  :  <■„  zu  O  na.  Ii  «5  2'i 


-    400  - 


e  trobosi  do  î  lu  krove  k  clôr  kwesi  do  de  röj  k  çtînôr  tot  epos  to-ly. 
À  vvçyà  lo  la  krovç  I»;  lo  mär  de  Frèbô  e  evü  en  idc  ')  k  1  e  di  è-z  ât. 

,,Ze  sot  le  twi»  mär.  K  bi!  z  vo  propos  ke  lo  sel  ke  dire 
le  pii  trràt  vçriU-  sü  lo  lu  ke  vol  gcnyre  po  se  komiïn  K;  propriyetç 
di  terî  k  o  Ii;  k;'iz  de  torto  no  sikAn.    K  ;'i  dhe-vo?" 

Koin  i  tin  i  po  tortii  zmu  i  vlm  bi  àl<;  tortii.  K  tu  sçny<ër  tut 
oim  r.    Lo  mär  de  Zerbyçle  k  o  en  vil  e  pâle  lo  prœme. 

—  „Y'ol  i  lu",  k  i  di,  ,.k  e  ku>i  pii  sovo  dà  1  o'^  k  e  le  jwcy!" 
To  lo  mot  tiovor  lo  mär  de  Zerbyçle  bî-n  çdwo.    I  dhinôr  âz 

1  »ï  to  bv%  ke  lo  lu  erô  bi  pii  kusi  sovo  do  le  borek  de  sorboni  u  bi 
do  lez  evri  de  bokiyô  kàt  i  n  y  evor  pii  po^yn. 

—  „K  vo,  mosyo"  lo  mär  de  Moyï,  püske  vot  komün  o  pu  grôs 
ke  le  not". 

—  „Vol  i  lu",  ke  di  lo  mär  de  Moyï,  „k  e  mèzi  sovo  d  le 
sä  krüs  ke  d  le  Pii  koH!1' 

le  maire  de  Fraimbois  a  trébucbé  dans  un  loup  crevé  qui  était  caché 
flans  des  ronces  qui  étaient  toutes  épaisses  tout-là.  En  voyant  le  loup 
crevé  là  le  maire  de  Fraimbois  a  eu  une  idée1)  qu'il  a  dit  aux  autres. 

-  „Nous  sommes  les  trois  maires.  Eh  bien!  je  vous  propose 
que  celui  qui  dira  la  plus  grande  vérité  sur  le  loup  que  voilà  gagnera 
pour  sa  commun»'  la  propriété  du  terrain  qui  est  la  cause  de  toutes 
nos  chicanes.    Ou'en  dites-vous?  ' 

Comme  ils  étaient  un  peu  tous  joyeux  ils  voulaient  bien  ainsi 
tous.  A  tout  seigneur  tout  honneur.  Le  maire  de  (îcrbéviller  qui 
est  une  ville  a  parlé  le  premier. 

—  „Voilà  un  loup",  qu'il  dit,  ,,qui  a  couché  plus  souvent  devant 
l'huis  (^dehors)  qu'à  1'* essuyée  (-  abri)!" 

Tout  le  monde  trouvait  le  maire  de  Gerbéviller  bien  adroit.  Ils 
disaient  aussi  bien  i  pourtant)  tout  bas  que  le  loup  aurait  bien  pu 
couché  souvent  dans  les  baraques  des  charbonniers  ou  bien  dans  les 
abris  des  bûcherons  quand  il  n'y  avait  plus  personne. 

—  ,A  vous,  monsieur  le  maire  de  Moyen,  puisque  votre  commune 
est  plus  grosse  que  la  notre". 

—  Voilà  un  loup",  que  dit  le  maire  de  Moyen,  ,.qui  a  mangé 
plus  souvent  de  la  chair  crue  que  de  la  chair  cuite  !u 

'i  Aiium  sclivcilil  iiirr  (ot  sijur'r  und  übersetzt  ulrr  bkarre.  Man  wird  in 
l'raimhois  selbst  vt  iui  In  ns  nachfragen,  was  «lies«-*  si/un-  bedeuten  soll.  F.s  ist 
dort  unbekannt.  Adam  hat  ^ewilV  selbst  sein  .«'/«<•'  nicht  verstanden  und 
iiher-elzl  es  daher  durch  das  wohlfeile  l,i:<trrr,  »Irr  tut  «/nr:<  stellt  otTenhar  iWc 
t-iwr  vor       ..närrischer  Kinfall". 


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—  .;Bï  trovç'"  k  i  dhinôr  torlü,  „lo  mär  de  fyrbyçli;  o  pri". 
Me  i  sùzînôr  porta  ke  do  lo  to  de  nû*  le  bôkiyô  s  tinôr  pyédii  sovo 
kc  le  lu  li  mèzinôr  züt  sä  k  1  çvinôr  »;pukç  por  zu  dziinç1. 

Lo  mär  de  Frébô  e  pair-  lo  diire  Iii.    1  di: 
-  „Vol  î  lu  ke  n  e  2<;mä  tü  si  molet  ke  kà  1  e  krovy!" 

I.  ô  tà  ri,  1  ù  ta  toke  do  z<>  mè  k  ù  weyör  bï  ke  lo  mär  de 
Frébô  tor  lo  mât.    Pà  îk  n  e  "tii  çsi;  mol!  po  lo  rçpôt. 

1  s  o  çràzi  lortii  «;vo  to  pyé  de  pyçhi  ç  1  ö  pyûtç  h;  grùd  bwon- 
1«;  k  e  àpi  si  torto  le  sikäu.    L>dipœ  Frébô  e  tozo  <;vü  le  Solvoner. 

—  „Wien  trouvé!"  qu'ils  disaient  tous,  „le  maire  de  Gerbéviller 
est  pris  '.  Mais  ils  songeaient  pourtant  que  dans  les  temps  de  neige 
les  bûcherons  s'étaient  plaint  souvent  que  les  loups  leur  mangeaient 
leur  chair  qu'ils  avaient  apportée  pour  eux  déjeuner. 

Le  maire  de  Fraimbois  a  parlé  le  dernier  lui.    11  dit: 

—  Voilà  un  loup  qui  n'a  jamais  été  si  malade  que  quand  il  a 
crevé!" 

Ils  ont  tant  ri,  ils  ont  tant  frappé  dans  leurs  mains  qu'on  voyait 
bien  que  le  maire  de  Fraimbois  était  le  maître.  Pas  un  n'a  été  assez 
malin  pour  le  (---=  lui)  répondre. 

Ils  s'ont  arrangé  tous  avec  tout  plein  de  plaisir  et  ils  ont  planté 
la  grande  borne-lä  qui  a  empêché  toutes  les  chicanes.  *Kndepuis 
(=  depuis)  Fraimbois  a  toujours  eu  la  Sablonnière. 


408  — 


WÖRTERVERZEICHNIS.*' 


(  Das  Verzeichnis  enthält  die  Formen  aus  Mattigny.  An  denselben 
Stellen,  wie  diese,  findet  man  auch  die  Können  der  anderen  Dörfer. 


Wörter,   welche  man 

nicht  in  Hatligny.  wohl 

aber  in  anderen  Ort- 

schatten  antrifft,  sind  natürlich  auch  angeführt). 

a  Ii, 

aucv  24. 

at  2iL 

L*  1  *' i *     *  *  ■ 

Aiffedöl  2H  Mît  1^5 

atsit,  atsœt  Ü 

abr  1!»  ÜL 

n;  irK'c  7 

l*  *^       ■  *    fr       9  - 

at.sit,  âlçl,  sôlsit,  snlçl 

ädvc.  àdi  1H,  124,  L4± 

Anyes  L  2,  i 

aw  20,  7JL 

àdwc  08. 

m  Ici î in   :"itsini  fSB   ii; - 

awar  111. 

îifvu  öO 

(Ml  1 4         ß  V/  i 

;i/ kliim  7_    Iklim  00 

awbeniti  1M,  awbeni- 

i  LI  1  (  .  — 

»           •  *  1  t     lit)    I  ■  >        •*!  ä  • 

awyi  111, 14d.  [ Isir  i(>. 

idii  lö,  liL 

a/,kr  L 

âwy»  1  lô. 

ahnde  40,  7.L0H.  aht- 

àpnêr  iL 

Âvriko  âiL 

nhoic  1 14.       [du  ÜL 

àpunyi  LfL 

nhouv  1 14. 

ar  1^  L2A. 

babi  IM 

är,  (ät)  19^  1LL 

Hàd.'.vle  2,  tiiL 

a*tà  HiL 

arbolçi  üiL 

bähir  8JL 

akawe1  7,  IÜ 

ärmär  La. 

bâhye  16,  24,  ÜiL 

al  UL 

ärmcl  2,  24,  9IL 

bâkîl  2. 

aldük  m 

àrmt'I  (la  m  eil  a)  104 

bakolot  LOiL 

alhay  iLL 

arrnonçk  2.  ü^.  104) 

Bâli  2.  104 

alhot  SiL 

ils  11  H,  1124. 

bap  iLL 

II  lös  ± 

âsi  2i 

bara»  k  2. 

älnt  L 

Azudô.;  3il 

barikote  OÏL 

amis  üä. 

a-  LiL 

baronet  124 

amizç  Ü 

Aspnk  2,  05,  *iL 

barp  11L 

.\mno/(ko  2.  q2L 

à /.dis  124. 

bâslot  üiL 

a  mût  127. 

a/yçt  lôtt. 

basnç  üiL 

um  v  iL 

itt  L2J_ 

batsr  7JL 

*;  Muin  vnllsl.iiKlijrrs  (ilu^sar  wird  rix  lirinni  im  p|tlanlrii  ..Wnflcrlmr  lif 
dur  l'alojs  Lutin inyns".  liciaiisgcgcbcii  vmi  Prof.  Zélni/.<>n. 


—    400  — 


bat.-y  24. 

byokv  123. 

bràr  lô^  140. 

bàwâ  liL 

byos  127. 

bre  Iii. 

hv  2iL  U;  ht'XY»  iLL 

byose  18. 

bre  0L 

h.'.  & 

blak  23. 

brek  13. 

bi'f  L 

bles  127. 

brêl  5JL 

bf  ^ye  HL 

blos  23. 

Bremni  Ü3. 

bc^ye  10,  iü 

bo  i& 

bresenrï  59. 

b«*y  11 

bôbin  2. 

bresini;,  briisnc*  50. 

bH  3.  :ÜL 

bobli;  LU. 

bri  52. 

bcn  ÎOÔ 

bodic  4JL 

brî,  brin  56. 

b<;n  nhi,  b<n  wx-,  b«-n 

hox  53. 

bril  104 

Jf«  pwon,  bt-novrufi. 

bok  31. 

bro*  53,  82. 

b«;n  yvru  154. 

bokv  5ii 

brok  23. 

bi-r  Li- 

bokyn 1 4M. 

brosot,  bertso  -123. 

beri  i  1  55 

bokot  34. 

biwhi  44,  83. 

berno  59,  123. 

b«  >l  53. 

brü'bä-  44. 

berzi.'.k  7.  38.  100, 

bobze  1& 

bru^tu  65,  88. 

bi'sn«"T  52.        1  123. 

bôlol  34,  53. 

bruwt-r  59,  07. 

bcsi  L 

bylli;  Ü3, 

bubö  5JL 

iM-lyâ  10.  20,  143, 

bon  c  155. 

bu^nv  88 

bf'Orr  52. 

bonti  18. 

liu^ô  54,  MO. 

Bttràbo  ÜL 

borbi  1«. 

bunyo  31. 

Bhn  37,  m 

borbit  122. 

buno  4JL 

biberkï  70.  1<ik,  123. 

bori  2jL 

burot  59. 

bid/.ä  25. 

boryo  14H 

busye  1117. 

bi*  83. 

borle  18. 

buwey  0,  50. 

biki  ILL 

boz*;  4JL 

bwan  47,  105. 

bis  127. 

Bytis  24,  ION» 

bw<>t  52. 

Byamô  5. 

botye  24,  LLL 

bwi  5_L 

Byà-Ri  hlh 

botnt;  Ü3. 

bwi  98. 

byfisa  Hl 

botoy  33,  51. 

bw(»p  5M,  100. 

byàsi  147 

botô  21. 

bwor  31_j  151. 

bye  AIL 

bots»*  Ki 

bwos  53,  106. 

by.;  H. 

bowi;  102 

by«;  2ÏL 

bowot  03. 

da  32. 

byè  2£l 

bowlô  Q3_ 

Dabô  53. 

byer  23. 

bœlva  108,  123. 

Dadi  Üfi. 

byeso  4iL 

brelih;  UI 

da  y  32. 

by«.)  3L 

ba  s  Ô£L 

dây«ï  21_ 

bvok  KiO,  L^i 

braliinô  111 

däyv 

410  - 


clfire  18. 

diryr  16.  59. 

dzrrrnûy  75. 

d;*isyc  1  6. 

dyer  150. 

dzvr  75. 

dcb;igin;  122. 

dme  27. 

duyi  2,  4. 

d»4ra/gye  7. 

dmè  13. 

duzen  3. 

d.giv  13. 

dmiïr  50. 

dtizïm  128. 

drgremye  143. 

dmwm»  106. 

duwor  37. 

dtgubye  142. 

dô  36. 

dtiwo.s  116. 

d<;g\van  47. 

dô  29,  124. 

diîri  2,  4. 

deho  82. 

dôy  53. 

dwi-n  52. 

d./höl  23. 

Dnl  23. 

dwcnye  52. 

d(X  27. 

Dolnœ  123. 

dwoy  32,  47. 

dvjùt  29. 

doiin;x  88. 

dwntir  98. 

di/kofyc  14H. 

Domtr  110. 

dvolr  24. 

d»V  158. 

dos  53. 

dçma  19. 

d..z  4. 

«•brâw«;  38. 

drmcfyo  16. 

do/ye  16,  95,  91». 

«•de  18. 

dèmhol  35,  63,  82. 

dot  34 

f-di-sit  127. 

drrnolwer  52. 

dot  53. 

rdiztsyô  100. 

dtnyazi  15. 

dote  54. 

cdrn  32. 

di.tiçye  120. 

da*pwi  57. 

rdri<  32,  38. 

d(  |ie  27,  41). 

drA  32. 

.  tlremi  38. 

d»;p^i  63. 

dmzi  157. 

i  dzt'.s  75. 

dormit;  63. 

drtliâ  157. 

rdzfi  75. 

dcrye  2,  25. 

dremâ  19. 

«'•funo  38. 

dest-dn  99. 

dremi  49,  147. 

«•funy  9. 

dezart»;  62. 

drod/.(>  75. 

rfurnâhye63,  82,  123. 

dezo  53. 

dros  34. 

• 

«grâwis  37. 

des;»si,  dosa  16. 

drosyc  16. 

cgrowis  72,  111. 

d.;trâ  32. 

dzal  76. 

< ht/rbelv  38. 

dijtre^i  16. 

dzär  75. 

•'•h(;ve  63. 

di  trir  57. 

dfc-t,  dz.f<;  75. 

vh\nù;  73. 

d«;twir  57.  98. 

dziy.  dziyi  75. 

n  46,  S2. 

dowor  31,  111,  151. 

dzinc  37. 

V^iiya  Sti. 

dcvyi;  28. 

dzino  59. 

<7iir  32,  83. 

*  A  " 

dt'vytT  147. 

dzodzî  73. 

V^irye  16,  83. 

drvu'dzi  16. 

I)zn>  76. 

1*11*86. 

di  41. 

dzo*;  75, 

rk  38. 

dîdô  44. 

dzo  l  75. 

rkl.T  3. 

diZ  55. 

d/.n'lä  75. 

<  kodyi;  9»),  1  |3. 

dir  55. 

d/.n  rnu"  75. 

rkol  2,  3. 

Digitized  by  Google 


-    411  - 


i-kotr  5)5). 

■  * 

çkris  127. 
rkurù  55). 
(1  3. 
4--lv  154. 
Hun  56. 

.'l.vri  108..  115.  124. 
•  lôbri^  115. 
t-lôp  115. 
«■m  3. 

vmvx  3,  92. 
rini  24,  41, 
«  mi  41. 

• 

Kmli  44. 
«■n  56. 

«;nd<pe  0,  157. 
«•nf*li  16. 

• 

«  >,grâ\ve  7,  105. 
V'.giiÄn«;  63,  122. 
<-ny<;  24. 
enyô  54. 
«  *  kevli;  63,  66. 
<;/,kyep«;  38,  63,  65), 
(>;triye  143.  |123 
<poro  115,  124. 
rpunye  63. 
èputyij  38. 
cpwvzi,'  98. 
iT  124. 
crdoyt;  16. 
rn-dnl  5)1. 
Vrf-t  5. 
«T.Mal  32 
iTgyone  8. 
«rkadik  5)1. 
iTlehà  63. 
«rl«\sye  5K). 

»  rir-vyvz  1 1 5. 
«  rlir  57.  146. 

- 

«Tiniye  143. 
Çrmn/ko  53. 


( niKï'yi  63. 
rrniû  55. 
i rrmve  30. 

«rpyrsi  16. 
çrsis  127. 
«renn  33,  104. 
«  rtihn  83. 
KHynvîl  65),  123. 
irwälye  96. 
vrvi'Z  28. 
«  tvuwp  52. 

- 

raye,  ».si  1H- 
(;syel  3,  25. 
«  skayi  18. 

<  sk«lv«\  «skavi  104. 

«   *  •  • 

tjsohiu;  63. 
«  son  33,  104. 
.sttrlnk  123. 
cslom«'  124. 

<  stiïr  136.  153. 
<"m.  34,  95. 

t  /.«  t  3,  67. 
rt  149. 
fterèal  127. 
itofye  16. 
f'tyK-  38. 
«lot  124. 
rira  32. 
t  tivs  5. 

• 

«  tsl'irn  70. 
«;lw(;  98. 
élut  15ô. 
«■wey  31. 
cwoy  31,  38. 
«  valwtT  52. 

» 

<'vàz«T  153. 
«vcl  104 
i;vi  24. 

«■vuyo,  àwyi  38,  63. 


IV» fi o  1,  63. 
luv  5). 
Hiye  9. 

lïir,  far.  iVr,  15. 
la  si  67. 

IVyint  86,  122. 
U:Xli  88. 
fcy  41. 
leyin  24,  73. 
IVIwor  151. 
IV-n  52. 
FciH'^k  7. 
(Vnî  105,  108. 
fï'nyà  2. 
lïnyàdi;  99. 
IV  r  149. 
IVr  in  2,  24. 
IH  3,  29. 
ti  40. 
R  155. 

lilye,  filyer  45,  104. 

fimry  9 

liryo  50. 

lirlike  37. 

fyaçke  7. 

fyari  16,  24. 

fyûs  19,  68. 

fye  45,  92. 

fy<;  28,  5J2. 

Ivel"  25. 

lye^  25. 

fy«T  50. 

lycri  147. 

fyvvt- 108.  fy.  vn'V  52. 
fyrvn  4(5. 
lyot  34. 
fyolM-  70. 
fyu  50. 


-  412 


Ihm  lf. 

funù37,  97,  104,  123. 

gnfye  143. 

fla/,kvt  00. 

furiT  18. 

gognyt  122. 

II.'  44. 

fus  95 

golii  82. 

lier  18,  44. 

ftisi  IS. 

gö*  73.  75. 

Her  »■  mzir  5o. 

lusot  95. 

go^nn  63. 

fodyv  96. 

f'ürni  18. 

fofly  141. 

Iwi  98. 

gol  2,  23. 

fox  53. 

fw«;  98. 

gnlä  24. 

fölyji  2,  143. 

Iwo  31. 

golis  68. 

fony1  37. 

I'wo,  l'wi^  47. 

gos  43. 

for»;  30. 

fwns  60. 

gyzyc,  gyzyu  143. 

forfunye  104. 

got  53. 

fyrmasri  91. 

gfibyc  143. 

guter  18,  75. 

IV)  t  36. 

giil  75. 

gotro  34. 

IV.tên  3,  13. 

gaU;1  75. 

govat  63. 

Intne  18. 

galty  75. 

grè  13. 

frä  32. 

gaijgye  143. 

grvf  3. 

fr;in  15. 

g;ir  19. 

gry*  H2. 

frebi  54. 

garderöp  124. 

grvzye  82. 

frebyù  143. 

gäwny  2,  122. 

gryki  100. 

fremd  41,  49,  67. 

gcy  41,  72. 

gremyn  143. 

lier  3. 

gi'-ye  16,  41. 

gn  n  3. 

fri's  3. 

goytn,  galty  81 

grès  22. 

fretvii,  Iretye  143. 

gèlâ  29. 

gri  55. 

fri  57. 

gyris  127. 

grïgœnat  104. 

Fribo  53. 

geryy  44,  123. 

82. 

inx  89. 

geryyt,    geryyte  44. 

griyeti;  63. 

friyàdris  91. 

gerne  18.  |123. 

griye  63. 

Kristefi.  lt  59,  88,  123. 

gi  rni  I4S. 

gm  4S. 

fristik  55,  88. 

g»>ly  44. 

grù  52. 

\'r\>x  s,i 

gyl  124. 

grnli;  37,  72. 

rroiiK'-  21.  105. 

giny  105. 

grozt'l  104. 

Iroino  3». 

gvii  74. 

grozle  6.3. 

r'romôvîl  37. 

gyys  74. 

gnrbyi  143. 

("niniycir  18. 

gyyt  2S,  <Mi.  101. 

gruwys  34. 

fsi  37. 

nyi'm  2.  23,  74. 

guznyt  63.  112. 

In  127. 

gyi»r  52,  74. 

gwf  47,  95. 

hm;tX  15,  sa. 

gyoru  2. 

gvV  59,  66. 

lui  m;  49 

gi/,gerlyi  123. 

lUIPT  IS. 

Codre/n-  86. 

1.;.  19.  92,  124. 

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-    413  - 


hu  20,  hâ-h;  1. 

holi  18. 

X\)Vv  8b. 

ha  u  bvx  *52. 

holinad»;  o,  bo. 

tf.rye  143. 

habersak  108. 

hoiiu-  59. 

Z'it  83,  146. 

hstdh;  141. 

Horbuye,  Harbwi;, 

jfu't  146. 

hiïdliT  52. 

flfarbwa  52. 

*ii  55. 

hay  1;"),  05.  73. 

horgo,  horgot«;  65. 

jjuyà  83. 

häl  Ii». 

horkma  19. 

Aus  8b. 

hanä*  8b,  97. 

horkine  70. 

^uw«;  67. 

hap  19,  104. 

hortnuw»;  b5. 

Auf  8b. 

härye  24. 

horselo  34,  65. 

Zfiri  59. 

harô  65. 

hoso  65. 

Ädro»  114. 

hol  3. 

i,  (t'j  5b.  i/,k  7. 

f  1  -       t  -       All          r*  V 

Hazlo  23,  6o. 

hup<;  lo9. 

izi;  59. 

hat  19. 

hupi  18. 

isteum  84,  88. 

hawla  63. 

husiit;  b3,  65. 

iti  124. 

hawlot  63. 

huso  34. 

Xxi'X  28. 

In;  llo. 

h<;yi  147. 

yaZ  82. 

henye  147. 

^adyc  8,  1«),  8(),  143. 

y:l£tr  82. 

herlaiii  19. 

^adyry  Ib. 

ye  45,  yfi  4b. 

la-rs  65. 

#adzir  8b. 

y.;p  2H.  97. 

hcrsye  63. 

#ifye  lb,  24. 

V«T  3. 

lh;r>po  23,  bo.HH. 10*. 

X«xW  141. 

yer  45,  110 

herta  19. 

*arhi  73. 

y<-l  4b. 

hrs  o,  ht->  ;jH. 

Xv  83. 

y ut  53. 

h<;.<  (»5. 

Xn  27,  83.  [41. 

he>ye  65. 

Zeye  41,  Hb.  /<  yby.- 

ka  70. 

hezlo  08. 

^ycr  24,o2.;cvyiir4<>. 

kabol«;  <0. 

hezör  123. 

^i'inv  86. 

habrehnl  2,  3.  10o. 

Het  58. 

ZW  8b. 

kar  70. 

h<;U'  114. 

^••rpot  83. 

kay  70. 

lu;l«T  52.  114. 

jfirye  16,  Hb. 

kan.sn  104. 

1     i     -  - 

hil  ;>  ). 

X)\  143. 

kapt'ii  105. 

Inl«;  9/. 

^ht  89. 

kapus.;  <0. 

Hihrbfl  90. 

Zmcl  83. 

karyol  2,  3. 

hnyt  123. 

kui-H  03. 

hodi  96. 

*odyù  24,  67.  8b,  9b. 

karot  24. 

I.odye  9b 

£of  53. 

karva>ye  123. 

hodz.-  73 

Xohv  lb,  83. 

kas  ()0. 

hol  2,  23 

18. 

kas  19,  kasi;  24. 

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-    414  - 


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K 1 1    OU . 

kmï  59. 

krar  32,  151. 

kwâbye  98. 

kmo  54. 

krasot  34. 

kwâho,  kwâhot  98. 

kmôsye  54. 

kiv  52. 

kwan  47. 

km^  5,  151. 

krehi;-krpbol  154. 

kwâryo  143. 

kimv  33,  49. 

kreliye  54,  82. 

k  warn  y  33. 

ko  48. 

krek  58. 

kw<  y  9. 

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—    415  - 


Kwi'ko  53. 

lygim  124. 

mïiX  S.  405. 

kwer  150. 

lehn  82. 

maye  30. 

kweri  77. 

Ivz  65. 

makolyl  97. 

k\v< /mm  30.  77. 

kW  16- 

mal  19. 

kwos  77. 

lemsye  45,  46. 

mâlâj  2. 

kwrsà  82. 

K'ti  3. 

mâmi.s  68. 

kwKS»;  77. 

lenvnt  44,  143. 

ma/k  124. 

kw.Vi  10. 

1er  27,  150. 

mär  15. 

kuvs  10(). 

Lyrybyx  23. 

maivn  3. 

k\v»;*«'  52. 

K-sye  45. 

inarveyu  63,  127. 

kw«;sye  16,  77. 

lyzât  96. 

mut  15. 

kwAfcye  16,  49. 

Lyteby*  23. 

me  27. 

kw«;t  77. 

levy  37. 

mè  13. 

kwytrù  77,  97. 

IrVC  24. 

myher  83. 

kwrts,  kwat*  52. 

l*i  112. 

myyi  24,  mi;yis  127. 

kwi  57. 

Ii  57. 

myyi  148. 

kwo  47. 

lif  40. 

myynr  27. 

kwoj  47,  87. 

lik  7. 

mi-kredi  97. 

kwot  47,  96. 

Liksi  39. 

memba  6. 

kwotye  77. 

lin  56. 

mcmwiT  52. 

lisye  115. 

Menihe/  kï  70. 

la  32. 

livrot  34. 

mt'tiœy  105. 

labà  5. 

lyr,  lyi  13. 

myiml  2,  3,  63. 

ladir  24. 

lyer  25,  110. 

myrât  19. 

Ladùs  36. 

lmù  44. 

mynrys  34. 

lahœ  73. 

Lin-vil  105. 

Myryan  2. 

la*  73. 

lo/  65,  86. 

myrmisel  108. 

I,a/gïb<r  38. 

lyndemè  6. 

mènent  123. 

las«;  1. 

Iy/(k  36. 

myrsù  63. 

lâzmede  1. 

lot  34. 

mer^U  127. 

lâà  19,  95. 

luwe  18,  67. 

mes  5. 

làAye  1. 

Lwor  47. 

mes  43. 

htlyin  28. 

Lworkî  47.  70. 

me.^nt  43. 

lr  12. 

Izir  18. 

nav.i  16. 

le  27. 

ma  10. 

imv.ye  16.  24. 

lé  46. 

myti  24. 

lrdi  40,  06. 

mû,  mal  126. 

mytycr  27. 

K'f  3,  4. 

ma  15. 

mt;tnu  63. 

Lefrtbôl  38. 

mägriye  1. 

mt'tuii  105. 

Lygal  19,  96. 

mâlii\  (mahovà)  46, 

mi,  me,  6,  mi  118. 

[82,  153. 

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-  m  - 


mi  41. 

morvôy  33. 

ne/  52,  82. 

Mihe/;kï  S.  392. 

mos  53. 

nôt.  y  30,  41,  104. 

mi*  55. 

mos  34. 

nôti  105. 

mil  2,  40. 

mosn<;  63,  141. 

ni  55. 

min  26. 

mot  34,  150. 

Nidrelio  112. 

mine  18,  49. 

mole  18. 

nikat  158. 

miràbêl  2. 

môtrn  105. 

nizô  138. 

mirg?  91. 

mùtinyù  63. 

nyâ  15. 

mis  100. 

motye  24,  96. 

nye  45. 

mis  105. 

Môtnyœ  63. 

nyef  45. 

tni-sLsi  18. 

môtiv  141. 

* 

nyer  52. 

mis  22. 

mumhï  18,  82. 

nyeri  54,  147. 

mi-sye  154. 

mœzi-  59. 

NyœvU-  63. 

mye  25. 

mri-  52. 

Nôhnya-  63. 

my«  26. 

mm*  44. 

nôy  73. 

myel  28. 

mu  53. 

noye  16,  30. 

niyel  45. 

muni  54,  82. 

nozi  16,  116. 

myero  59. 

muxv 

no/.ye  16.  37. 

myi-t  28,  96. 

miiyt'-  13,  30. 

not  3. 

mnûy  32,  49. 

■nul  50,  90. 

notye  142. 

1)10  4K. 

mimt;  37. 

notri  104. 

mô  105. 

mur  45. 

nov»  l  29. 

mox  53. 

muri  49,  151. 

novyâ  115. 

mojryc  143. 

mus<;  59. 

novy«;  29. 

nio^o  34. 

mus-î-hay  38. 

nu  50. 

mo^ol  5t. 

muzr  59. 

nuwc  54. 

mo^r»;  86. 

muzyer.    mwzlir  1K, 

Nuwt;  10.  2i. 

moyu  30. 

inuM'  52.          1 104- 

nuwiy  59. 

moknr  104. 

inuwu,  mulm  1 14. 

mol  4. 

miirdzç  75. 

Ö  45. 

mol  53. 

mürzat  37. 

obrov«;  63. 

mulû  2. 

m\v«'iir  106. 

oly«;  141. 

môlcn  105. 

mwi  nn  52. 

ofri  147. 

molct  24. 

mwo.  mwoi   17,  9»'», 

Ôgis  100. 

momà  24. 

mwôdi  90.'  |I45. 

oh»;  82. 

Mômô  5. 

ohuhme  1 14. 

umr  151. 

mir  32. 

ohhouomw  114. 

mon/  80. 

m;  S. 

oint  127. 

Mûris  2. 

m-  40. 

um  2,  3. 

murkolni  34,  72. 

ueltot  54. 

om-lrcl»;  91. 

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pono  46. 

pâl<;  8. 

pisno  2. 

popâ  24. 

Pankot  <».  100. 

pîsô  44. 

popyer,  papir  18. 

papi  18. 

pî2ô  5.  44. 

por  o3,  14o. 

papir  24. 

pityu  122. 

porà  24. 

papi*  08. 

pit>r  iO. 

porkemal  121. 

päpye  2. 

pya  15 

[>orpi  18. 

par  15. 

pyadye  lo,  lo,  142. 

|»od  60. 

par  150. 

pyay  15,  73. 

polye  57.  9(i. 

parapwi  57.  10"). 

pyar  15,  loi. 

polvo  96. 

pan-r  18.  .Ht. 

pyatc  o2. 

ide)  poz  y  mni  151. 

pârye  143. 

pyati  13. 

patuhye  82. 

pat  19. 

.           i  r 

pye  45. 

pre  2(. 

pût  93. 

pye  25. 

prilio  82. 

pàlye  147. 

pyv  29. 

prin  50. 

pàtro/  2. 

pyè  13. 

prine  59. 

pe  27. 

pyi'hi  82. 

pris,  priz»/  5. 

pe  58. 

Pyvjröin  86. 

proh«;  82. 

pr  52. 

Pytn  105. 

prolt'ks  100. 

Jahrbuch,  d.  Oos.  f.  lothr.  OcMjiichto  u.  Allortumiik  .  .taUtti.  a  t. 


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-    418  — 


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rûbi*  88. 

sâvôs  21. 

râwj\  49. 

rôbliyèy  16. 

se  12. 

râwç  49 

rùbriyi  16. 

sr  126. 

rè  13. 

rybuhye  63,  80,  108. 

se  yi  24. 

rvhï  82. 

rolniro  104. 

sdoçons  S.  405. 

jvbui  114. 

tôdyy  143. 

sek  3. 

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sek  58. 

sô  53. 

zwoy  67. 

syky»;  97. 

sù  33. 

zwoyi  62. 

sei  2,  vi. 

su  48. 

zvèr  44,  85. 

seihe  82. 

sofyo  lb. 

Sè  Mori^  82. 

sohô  24. 

sâ  20. 

semtyer  28.  124. 

sny  33. 

sâ  19,  92. 

sepnêr*  63. 

soyc  30. 

Aàdèl  2,  3. 

sçpno  63. 

sohadye  :>,  6o.  99. 

sâdèr  18. 

sër  27. 

sçhô  82. 

<âdror  1. 

syrfëy  2,  3. 

sômyi  1. 

s'idronye,  sâdronvi  18. 

s.rkyè  45. 

solût  19,  96. 

Sâfo*  32. 

ses  58. 

Solbo  53,  90. 

samœhij  1. 

se.i  21. 

sol<;  8. 

*ân  15. 

Sè  2wo*  47>  *">. 

Somâvly  63. 

.<ap  86. 

sèt,  si  136. 

sop  53. 

sïtponë  100. 

sèt  118. 

sorç  30. 

sisi  lb,  24,  67. 

Sè  Tsœmo  29. 

sorèr  18. 

sâti  112. 

se  vi  24. 

sorri  91. 

sâtï  127. 

si  57. 

sorsî  18. 

sawZÙ  111. 

si,  su  o5. 

sot  36. 

sawu  111. 

sigwon  47,  52,  53. 

sot  36. 

seyt  39. 

sin  20. 

sot  127. 

sçmî  24,  42. 

sin  2. 

sotsit  44,  13b. 

semhot  82. 

sin  45. 

sowor  24,  31,  151. 

semnèy  9,  24. 

sin  105. 

sovù  3b. 

sen  124. 

«Vgyç  8,  38,  73. 

sovru  63. 

senye  44. 

sir  55. 

su  13b. 

nepe  29. 

sirye  16. 

sufri  147. 

Sér  3. 

sirkrut  62. 

supiro  34. 

.ser  151. 

sizya  29. 

supyemô  5b. 

serpèn  105. 

syè  26. 

surnwyt  127. 

sès  3. 

syes  25,  95. 

suwy  102. 

sesi-r  52. 

slè*  27,  82,  90. 

sçsye  24. 

slo  o4. 

ze  46. 

se.s  68,  84. 

smëy  9,  54. 

zw,gyot  74. 

sèzye  16. 

smêr  18. 

zijjk  53. 

syt  124 

stnôs  29. 

zit  55. 

setên  105. 

smotyç  96. 

zô  35,  129. 

sytre,  setri  18. 

so  32. 

zo  132,  133. 

sevèy  24,  41. 

s?  3?. 

zyyô  61,  62. 

sevriye  45. 

27* 


—    420  - 


sçvryl  34- 
sï  13. 

si  lOô,  lûL 
sire  ötL 
siruzy»'  63,  25. 
syç  19,  28. 
sye^  14- 

syer  14,  25,  11£L 
Ami*  41,  82,  m 
sni  41_j  BL 
snil  124- 
snup  124. 
s»  ÖQ. 

sogzi,  sawzo  84j  1 14. 
sohye  24,  67,  2â. 
sylu  24,  ûû. 
sorbonyî  18. 
sure  18. 
soron  52,  1<lr> 
sorû  24,  ââ. 
sös  ü£L 
soi  68,  &L 
sos  liö.  Si. 
sost  11L 
SÔÂfY  iL 

sôzye  OL 
sovu  21.  3â. 
stv  23. 
slik  ââ. 
àtô  73. 
Strazbûr  88. 
stroza  6Ü. 
swa  20. 

za  22. 
zak  1  ■">. 
zanyeti  â. 
/âli  4il 
/-V  LI 
J.rma  là. 


*w  1ÜL 
%rbô  22. 
zè/.ir  H_L 
zet  58. 
zif  1ÛL 
zine  55L 

zipsyen  1  15,  117. 
/.istemô  22. 
zyedi  45. 
zyvp  19.  2«,  2L 
zlinêr  18. 
zuâi  32. 
znâr  li£L 

znya  29,  124,  125. 

znô  30,  52j  125. 

hi  03,  22. 

zodï  9il 

zoyu  (U,  22, 

zylV  3Û. 

znli-y  2. 

zolo  3L 

zoluzri  2L 

zôn  H)*> 

zona  111 

zont  y  M. 

zo'lnâ-r  44,  1 

zwif,  zwifro»  34,  âL 

zwo  y  47,  QL 

Iii  32. 
tàbot  34- 
lui  32. 
tatnpflus  99. 
lapr  2. 
lar  12. 
I;'nv  311 
lût  1«.).  911 
lalelros  31. 
tàtin  12, 
tàt<t  lôH. 
Tebesloj  m 


K  l  33. 
tçlïir  LU. 
trnii  US- 
les  54- 
tesi  10,  5_L 
tèt  82. 
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têtu,  Util  ÏÉL 

lin  2JL 
lin  4ô. 
tinar  32. 
tirye  liL 
tïs  22. 
Util  38. 
ty>'  il 
tyer  28. 
Ini  112. 
lô  53. 
t.".  22. 
to*ye  03. 
to^ô  Slî. 

lôy  8L 
Mcy  Ü 

tonyâ,  tonye  1 43. 

tonuwç  30,  öö,  5«.»,  SI. 

top  53,  82. 

lopa  82. 

top«;  82. 

ton;  22. 

tosô  95. 

tosot  25. 

lotyù  LLL 

lovù  24- 

tœlnœ  123. 

Ira  32. 

trâ/  32- 

trânye  111 

tràp  1ÛL 

trâtyo  10,  142. 

trr  13. 

Tn'^tï  39,  59,  88. 


421  - 


livï  24. 

twâ  98. 

velmâ  03. 

trêve  41. 

twil  57. 

velwor  151. 

Irenye  142. 

twyl  47,  90. 

vi  n  41,  105. 

Ire  pie  141. 

vëp  3,  93. 

trër  15,  150. 

ûr  50. 

vi  t  40. 

tret  40. 

vet  131. 

trevye*  28. 

w;ïg<;  111. 

vervel  105. 

trimâ  15. 

wak<;  72. 

vêrkol  108,  123. 

Trimazo  15.  S.  394. 

Wako  53. 

vi,  vis  25,  S.  404. 

trimo  91. 

war  149. 

vif  151. 

tri^gelt  7. 

wâl  90. 

vigru  03. 

tro  48. 

Wodna  10.  111. 

vikmô  151. 

trotye  143. 

wê*  82. 

vil  2,  40. 

trosi  18. 

weyin«;  113. 

viles  21. 

trove  49. 

weyinot  113. 

vizës  21. 

truwfi  59. 

wëï  31,  111. 

vivmskè  108. 

truwël  59. 

Wensn/;  0. 

Viterbël  114. 

t'si  55,  99. 

wezi  42. 

vit..  114. 

tsâ  99. 

wel  131. 

vô  29. 

tsä*  70. 

Wi*  89. 

vùdrys  34. 

tsärat  70. 

wo  31. 

vo*  34. 

tsaw\"  11. 

wo  111. 

Vo*ëy  80. 

tsawtï  11. 

wodye  90,  113. 

vo*yà  143. 

tscmü  70. 

woy  47.  61. 

vo*ye  30. 

tsenär  70. 

wôy,  hôy  114. 

vëy  4. 

tser  7(i. 

w«ï  40,  47. 

voye  37. 

tsiri  1. 

wor  31. 

voyros  34. 

Isa-  70. 

wo«  47,  95. 

vùl  29. 

(su-  70. 

# 

wnzye  113. 

vol  145. 

tsœliin  70. 

vye  25. 

tsœhme  70. 

va  15. 

vyë  26. 

tsœ*  70. 

va*  73. 

vye*  2H. 

tso»m  70. 

vayn/(,  vâyot  1. 

vyelô  54. 

tsœmras  70. 

vi.rn  37. 

vni,  venà,  vit*»  149. 

70. 

vâzvet  114. 

vra  lô. 

tsu-ryu  59.  70. 

vàtyù  143. 

vre  30. 

(>übasii  154. 

vedye  10. 

vro  30,  52. 

tsfif  70. 

vëy  25,  127. 

Vuyêr  37. 

l.sflri"  70. 

veyney  03. 

vuyes  37. 

lûros  34. 

Veysevt  39. 

vulwor  151. 

luw»;  59,  102. 

Veidijcpu  94,  107. 

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-    422  - 


Nachträge. 

Zu  §  9.  kunèy  (étmrdcric)  ist  entweder  —  *  connéc  (cf.  dus  triviale 
councric,  tUœnnner)  oder  =  *  contée  (zu  corne  ;  cf.  das  frz.  corna  mit 
dem  Sinne  biscornu). 

Zu  §  15.  Rein  lautgesetzlich  sollte  einem  nidacetn,  niais  ein 
*nyäj;  (jedoch  pacem  pä  neben  pä^  und  liiymix  ^  Rpü)  entsprechen 
und  einem  *  déniaise  r  (weniger  *dmiaisir,  da  ja  auch  französisch 
niuiscr)  ein  *dvnyâhi,  da  i  s  zu  Ii,  %  wird,  s.  §  82.  Aus  diesem  Grunde 
kann  man  nya  =  *nidalem  (tj  10)  setzen. 

Zu  §  45.  sin  —  sfin;  tin  —  tun.  Das  i  in  sin  rührt  m.  E. 
von  der  endungsbetonten  Form  sine  her,  neben  welcher  auch  senç  und 
nach  vokalisch  auslautendem  Worte  sne  gebraucht  wird:  son  are  — - 
♦sonç  —  Schwächung  des  o  zu  e:  sene  —  Übergang  von  e  zu  i,  wie 
z.B.  in  motinyô  (s.  §  63  Ende):  sine  Ebenso:  tonare  -  *tone  — 
*tene  —  lim;.  Zu  dem  ü  in  der  Saunois-form  sfine1,  tfim>,  stamm- 
betont sfin,  tun  cf.  ^irye  —  #uri  §  59  {Lautgrenze  VI). 

Zu  j?  114.  Mit  ahoic  u.  s.  w.  vergleiche  man  noch  uhuissait  neben 
aguisait  (Psalter  104,  28)  und  das  wollonische  auhyo  (für  awyô)  — 
aiguillon  (Atlas,  Karte  15  No.  192). 

Zu  §  115.  ovyä  ist  der  Form  nach  ^  *aiguillard,  also  =  aiguillon 
mit  Sullixwechsel.  *aiguillard  wird  zunächst  *awyä.  wie  aiguillon 
awyô  (metzisch).  *awyä  wird  dann  ovyä;  cf.  ovüy  und  robuhye 
g§  78  u.  80.  ill  zu  y  nach  §  143  c). 

Zu  §  157.  ô  mit  der  Bedeutung  i/«nv  h  ist  der  Form  nach 
i  n  k;  ô  bô  =  m  k  bois. 


Berichtigungen. 

Seite  305,  Zeile  7  und  13  von  oben  lies  Kirchberg  statt  Kirschberg. 
S.  310,  Z.  22  I.  Wisch  statt  Wirch.  S.  312,  §  1  Ende,  I.  simoehi  statt 
>àmœh.  S.  320,  Z.  24  v.  o.  I.  $  13  st.  §  12.  S.  323,  Z.  8  v.  o.  1.  XXIX 
st.  XXIV.  S.  323,  Z.  12  v.  o.  :  funcr  gehört  nicht  unter  §  18,  sondern 
unter  g  52.  funêr  ~  O  fonu  r  ist  ^  *fournoirc,  und  zwar  wegen  des 
metzischen  fonur,  cf.  Tins  $  48.  S.  326,  Z.  3  von  unten  I.  rl-vä  st.  rî-vâ. 
S.  327,  Z.  4  v.  u  l.  pâfyv  st.  pâfye.  S.  332,  Z.  21  v.  o.  1.  Ebenso  st. 
rrngekehrt  S.  337,  Z.  15  v.  o.  1.  S  61  st.  60.  S.  340.  Z.  5  v.  u.  I.  S  31 
st.  g  30.  S.  343,  Z.  21  v.  o.  I.  pyd-m  st.  pyu\  S.  347,  Z.  3  v.  o.  1.  107 
.st.  106.  S.  347.  Z.  H  v.  o.  1.  lus  st.  lu  s.  S.  357,  Z.  13  v.  o.  1.  Sauer- 
ampferart. 


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Drei  Lothringer  Weistümer  ans  dem  14.  und  16.  Jahrhundert. 

Mitgeteilt  von  Archivar  Dr.  Gritzner  in  Weimar. 


Im  .lahrbuch  VI,  S.  287  (1894),  veröffentlichte  Freiherr  von 
Hammerstein  das  Bruchstück  eines  französischen  Weistums  und 
zwar  von  Lüttingen  vom  Jahre  1574.  Im  Folgenden  teile  ich  drei 
deutsche  Weistümer  mit,  welche  sich  bei  der  Ordnung  des  Fürstlich 
Wied-Runkelschen  Archivs  fanden,  und  zwar  der  adlig-Kriechingischen 
Dörfer  Rollingen  (1387),  Sleinbiedersdorf  (1393)  und  Kriechingen  (1580). 
Von  diesen  Stücken  ist  nur  das  erste  im  Original,  die  beiden  atidern 
in  Abschriften  auf  uns  gekommen,  das  zweite  sogar  in  einer  sehr 
lücken-  und  fehlerhaften  Kopie  des  18.  Jahrhunderts. 

Die  einzelnen  Bestimmungen  der  drei  Weistümer  näher  zu 
erörtern,  lag  nicht  in  meiner  Absicht;  mir  kam  es  lediglich  auf  die 
Mitteilung  des  Wortlauts  und  die  Erklärung  unbekannterer  Ausdrücke  an. 

Im  übrigen  sei  zu  ihrem  Verständnis  auf  die  Einleitung  ver- 
wiesen, welche  Regierungsarchivar  Hardt  seiner  Ausgabe  »Luxemburger 
Weistümer«  (Luxemburg  1870)  voranstellte. 

/.  RoUinger  Westum  von  1387.  November  7. 
Wir  officiale  des  hobez  von  Meczen  dftnt  kûnt  allen  luden,  diesen 
brieff  ane  sehent  oder  hoirent  lesen:  daz  in  de/  geinwirticheit  unser 
getruwen  und  wole  gemînet  Jehanne  von  Spicher,  ein  gesworn  notarn 
dez  korbishobez  v)  von  Sarburg  in  der  kirchen  von  Meczen,  an  welchen 
in  diesen  saichen  und  in  vil  meren  dingen  wir  geloiben  und  ganezen 
truwen  han  und  woillent,  daz  er  geloiben  si  von  allen  diesen  sachen 
und  in  meren  alz  vorgeschrieben  steit,  haut  geinwertich  gestanden 
in  dem  dorff  zu  Roldingan  in  Diederichez  Ongenaden  hus  der  edele 
juncher  Jehan  von  Crichingen,  herre  Jehans  sün  von  Crichingen, 
riechter  in  Meczer  bistôme,  herre  Jehan  erezeprister  von  Wibels- 
kirchen  vor  und  in  den  namen  herre  Jacobz  von  Benestorff,  riechter, 
Mathis  herre  Jehans  Seholer  von  Wich,  riechter,  vor  und  in  den 
namen  her  Jehans  von  Wich  vürgenant  sins  meisters  off  eine  site, 
Reymele  herre  Jehans  meiger  von  Wich  zu  Roldungen,  Thiederich 


Chorbiscliofet. 


—    121  - 


Ongcuudc,  Arnolt  von  Roldingcn,  Jehan  Boube,  Jackele  der  woiber  und 
.lehan  Slraßenlreder,  alle  wanende  in  dem  dorIT  zu  Roidingen,  oiï  die 
ander  site. 

Die  vorgenanten  juncher  Jehan  von  Criechingen  vor  sich,  herr 
Jehan  erezeprister  von  Wibelskirchen  vor  und  in  den  namen  Jacobz 
von  BenestorlT  und  Mathis  vorgenanl  vor  und  in  den  namen  her 
Jehans  von  Wich  seins  meislers,  anesütent \)  die  viirgenant  Thiederieh, 
Heimele.  Arnolt,  Jehan  Boube,  Jackele  und  Jehan  Si  rassentreder  von 
Holdingen  ane  keins  verwentnisse,  *)  daz  sy  woilden  sagen  und  geczugen 
bit8)  irme  cyde  waz  reehtez  die  herren  von  Roidingen 
haibent  in  deine  dorffe  czii  Koldingen,  welche  Thiederich. 
Reimele,  Arnolt,  Jehan  Boubc,  Jackele  und  Jehan  Strassentreder  viir- 
genant antwortedent  und  sprachent  sy  woildent  die  warheit  zci'i  male 
sagen  von  diesen  Sachen,  daz  sy  wfistenl,  und  sworent  ofT  den  heilen 
die  hende  rurende  o(T  dem  heilien  cwangelium  yclieher  sunderliche  in 
geinwerticheide  dez  viirgenant  notarn.  Und  da  man  sy  fragede,  da 
sprachent  sy  und  gecziigedent  in  alle  der  maßen,  als  her  na  geschreben 
steil,  eynre  nach  dem  andern. 

Der  erste  Heyine  gesworen  und  gefragent  bit  sime  eide,  sprach, 
daz  dz  gerichte  von  Roldungen  soi  die  jardinga  alle  iar  driwerbe*) 
halden  in  dem  dorfFe  zii  Roldirigen  zii  wißene  dez  nesten  miltewoichen 
nach  der  dri  kunige  dage,  dez  mittewoichen  nach  quasimodogeniti  und 
dez  mittewoichen  nach  der  heilier  driveldekeit  na  volgende.  Und  est 
zwellT  iar  oder  me,  daz  die  jardinge  nit  gehalden  enwoirdenl.  Gemanet 
bit  sime  eide,  wie  er  wuße,  daz  man  die  jardinge  in  der  maßen 
soile  halden  alz  vürgeschreben  sleit.  Da  sprach  er:  eyme  gedenke 
fiinfezich  iar  oder  ine,  daz  man  sy  also  gehalden  haibe,  und  sy  dicke 6) 
darbi  gewest,  da  man  sy  hielt,  und  sprichet,  so  man  sy  halde,  so 
mach  juncher  Jehan  von  Criehingen  und  her  Jehan  von  Wich  oder  ir 
onder,  dan  da  by  sin  woillent  sy,  und  alle  die  bussent,  die  in  den 
jardingen  gevielenl7;  oder  in  deine  dorffe  zu  Holdiiigen,  die  da  werent 
bitz  an  funlT  sichock)  Tournose  die  werent  hallT  juncher  Jehans  von 
Criehingen,  daz  ander  half  teil  herre  Jehans  von  Wich,  und  die  ander 


')  ersuchten. 

*)  =  llmknii  hl  nahmt  nnf  dus  dienstliche  Abhängigkeit  *rirhitttuts. 

■\,  Iwi. 

»i  dreimal  geböte» 

5i  steh. 

•i  Strafgelder. 

')  füllen  —  nnge<et:t  werden 


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-    42»  - 


bussen,  die  du  vicient  über  funiï  s(chock)  Tornose,  die  wairent  haliï 
jonlierr  .lehans  von  Crichengen,  ein  vierteil  herr  .lacobz  von  Benestoriï 
und  herre  .lehans  sins  bruders  richters,  und  daz  ander  viertel  here 
Jehans  von  Wich,  behalden  und  üsgenomen  yeelichen  herren  vorgenant 
sine  guide1),  die  er  in  dem  banne  und  in  dem  dorfTe  zu  Roidingen 
hat.  —  Item  Diederich  Ongenade  gefraget  bit  sime  eide,  der  sprach:  daz 
daz  gerichte  von  Roidingen  soi  die  jardinge  alle  jar  driwerbe  halden 
in  dem  dorlfe  zu  Roidingen  zii  wissen  dez  mittewoichen  na  dem  dri 
kiinige  dage,  dez  mittewoichen  nach  quasimodogeniti  und  dez  mitte- 
woichen nach  der  hielier  driveltikeit  nunander2)  und  sy  zweliï  jar  oder 
ine,  daz  die  jardinge  nit  gehalden  en  sint.  Item  gemanet  bit  sime 
eyde,  wie  er  daz  wüße,  daz  man  die  jardinge  also  halden  soile  alz 
vorgeschreben  steit;  da  sprach  er,  y  me  gedenke  von  drizich  jaren 
oder  me,  daz  man  si  also  gehalden  hatte  üsgenomen  zwelfT  iar  oder 
me,  daz  man  sy  nit  gehalden  en  haibe  und  sy  dicke  da  bi  gewest, 
da  man  sy  gehalden  haibe.  Ouch  sprichet  er,  so  man  die  jardinge 
halde,  so  mach  juncher  .lehan  von  < '.licchingen  und  herr  Jehan  von 
Wich  oder  ir  onder,  dan  da  bi  sin  woillent  sy,  und  alle  die  biïssen. 
die  in  den  jardingen  ge vielen l  oder  in  dem  doriïe  zu  Roidingen,  die  da 
draiiTenl*)  bitz  an  funff  s(dioek)  tornoise,  die  warent  haliï  und  halff 
junchern  .lehans  von  Crichiiigcn  und  hern  Jehans  von  Wich,  und  die 
andern  hätten,  die  da  gevielent  über  funiï  s(chock)  tornoise,  die  wairent 
haliï  juncher  Jehans  von  Criechingen,  ein  vierteil  here  Jacobz  von 
Benesloriï  und  herr  Jehans  sins  bruders  riechtere  und  daz  ander  vierteil 
were  herre  Jehans  von  Wich,  ufgenomen  yeelicheme  herren  vorgenant 
sine  guide,  die  er  hat  in  dem  banne  und  doiriïe  zii  Holdingen.  Item 
Arnolt  von  Roidingen  gemanet  und  gefraget,  sprichet  bit  aime  eyde, 
daz  das  gerichte  von  Roidingen  soi  alle  iar  driwerbe  die  jardinge  in 
deine  doriïe  zciï  Rohlingen  halden  und  alle  büßen,  die  da  gevielen,  die 
sint  der  herren  von  Roidingen  alz  vorgeschrieben  steit.  Gefraget  und 
gemanet  bit  sime  eide,  wie  er  daz  wutte,  daz  man  sy  also  soile 
halden:  er  sprühet  bit  sime  eide,  yme  gedenke  XX  iar  oder  me,  daz 
man  sy  also  gehalden  haibe  alz  vorgeschrieben  steit,  üsgenomen  XII  iar, 
daz  man  sy  nit  gehalden  hat  und  daz  er  dicke  da  bi  si  gewest,  da 
man  sy  gehalden  hat.  —  Item  Jehan  Boube  gefraget  und  gemanet  bit 
sime  eyde,  de  sprichet,  daz  dz  gerichte  von  Roidingen  die  jardinge 
drieslonl4!  in  deine  jure  halden  soi  zii  Rohlingen  in  dem  doriïe,  und 
alle  buUen.  die  do  gevielent.  die  sint  der  herren,  alz  vorgeschrieben 

't  dritte  --  firmt'Hin ff hrht  ]''inkit)if)r.     *   um  lu  nittnilrr,     3i  reich'  »  {treffen). 
*)  dreimal. 


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—    426  - 


steit,  und  sprichet  bit  eyde,  yme  gedenke  XX  iar  oder  me,  daz  man 
sy  gehalden  haibe  alz  vorgeschrieben  steit  uzgenomen  XII  iar  oder  me, 
daz  man  sy  nit  gehalden  haibe.  —  Item  Jackele  von  Roldingen  ge- 
sworen  und  gefraget,  sprichet  bi  sime  eyde,  datz  dz  gericbte  von 
Roldingen  soile  alle  jar  driestont  die  jardinge  zu  Roldingen  halden  an 
aller  der  maßen,  alz  vorgeschreben  steit  uzgenomen  yeclichem  heren 
vurgenant  sine  guide,  die  er  hat  an  dem  banne  und  in  dem  doriïe  zu 
Roldingen.  Gefraget  und  gemanet,  wie  er  daz  wuße,  sprichet  off  sinen 
eyt,  daz  yme  gedenke  XX  jar  oder  me,  daz  man  die  jardinge  zü  Rol- 
dingen gehalden  haibe  alz  vorgeschrieben  steit.  —  Item  Jehan  Strasscn- 
treder  gesworen  und  gefraget  bit  sime  eyde  sprichet,  daz  daz  gerichle 
von  Roldingen  alle  jar  driewerbe  die  jardinge  in  dem  dorffe  zü  Rol- 
dingen soille  halden  an  alle  der  maßen,  alz  vorgeschrieben  steit.  Ge- 
manet und  gefraget,  wie  er  daz  wuße,  daz  sich  die  jardinge  also 
halden  soilet  als  vorgeschrieben  steit,  sprichet  bit  sime  eide,  er  si  drie 
male  da  bi  gewest,  da  man  sy  gehalden  haibe  alz  vorgeschrieben  steit 
in  dem  dorffe  zü  Roldingen. 

Und  dez  zfi  Urkunde  eyner  ganczer  warheit  aller  sachen  vor- 
geschrieben und  von  anesûchen  wegen  der  vorgenanten  juncher  Jehan 
von  Criechingen  vor  und  in  sinen  namen,  herre  Jehan  erczcpreister 
zu  Wilbeskirchen  vor  und  in  namen  herre  Jacobz  von  Benestorff, 
riethers,  und  von  Mathis  vurgenant  vor  und  in  den  namen  herr  Jehans 
von  Wiech,  riether,  on  *)  ons  gedan  in  geinwerticheide  dez  vorgenanten 
notaren  wir  officiais  vorgenant  von  geloiplicher  kûndongen  und  beden 
dez  vorgenant  notaren,  der  alle  diese  vorgeschrieben  dinc  geschrieben 
hat,  alz  sy  geschrieben  steient  und  in  forme  gesäten *)  und  hat  uns 
vürbaeht,  hant  wir  don8)  henken  unser  siel4)  dez  vorgenanten  hobez 
an  diesen  geinwurligen  brieff,  der  da  geben  wart,  da  man  zelte  von 
gotz  gebûrle  diisent  druhondert  sieben  und  aiezich  jar  dez  donrestages 
vor  saut  Martins  dage  in  deine  winter,  geinwertich  da  bi  juncher 
Jehan  von  Mengen  der  junge,  juncher  Hensel  von  Herbetx,  herr  Phi- 
lippez,  kircher  zu  Gengelingen,  her  Ludewich,  kircher  zu  Falkenburg, 
Henselin  Onclin  der  junge,  Thiellichen  von  Leich,  Herman  von  Bederstorf 
und  Heinrich  von  Roldingen  getzugen  zü  diesen  vorgeschrieben  sachen 
gerüffen  und  gemanet. 

Notar:  Johannes  de  Spicher. 

JV.  Bez.-Arch.  Kriechingen.  Altes  liegister  Nr.  1307b  sub  711.  Original  auf 
Pergament  mit  einem  an  l*ressei  hangende»,  sehr  zerbrochenen  grünen  Wachssiegel  ; 

»)  an.   »)  ytseUt.   •)  tun.   *)  Siegel. 


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-    427  - 


man  erkennt  nur  da*  KnirMück-BUd  eine»  langbärtigen  Heiligen  mit  Schwert  (Paulus) 

und  den  Rest  der  Umschrift  in  deutschen  Majuskeln:  S.  CURIE  M   Die 

Rückseite  trägt  das  Sekret  mit  einen»  weiter  nicht  erkennbaren  HeUigcnkojtf.  Die 
Umschrift,  soweit  vorhanden,  ist  nicht  mehr  tu  entziffern. 

II.  Steinbhdersdorfer  Weisium  con  1393.   Februar  1. 

Wir  Jacob  von  Foßa  erleucht  in  beiden  rechten,  officiai  des 
hoffes  zu  Mez,  und  wir  Nicolaus  kierchherr  zu  St.  Annen,  officiai  des 
hoffes  des  ehrbaren  mannes  herrn  Huges,  thumherren  von  Assuncourt, 
chorbischof  von  Marsell  in  dem  stift  zu  Mez,  thun  kundt  allen  leulen, 
die  diesen  brief  seben  oder  hören  leßen,  daß  unser  getreuen  Simon 
von  Landingen,  geschworner  notarius  des  vorgenannten  hoffes  zu  Mez, 
und  Johannes  von  Spicher,  geschworner  notarius  des  vorgenannten 
huffes  des  chorbischoffes  von  Marsell,  den  wir  in  allen  den  sachen, 
puneten  und  artickel,  die  hiernach  geschrieben  stehen  und  in  mehreren 
folglichen  gelaubendl  und  wollendt,  daß  sie  folglichen  geglaubet  sindt, 
vor  uns  kommen  sind  in  dem  grosen  thume  zu  Mez  des  ersten  tages 
in  dem  monate  genant  februarius  um  vesperzeü,  und  haben  uns 
eigentlich  gesagt  und  vorbracht  bey  den  eiden,  die  sie  beide  zu  den 
vorgenannten  hoffen  getan  haben,  daß  die  schönen  des  hoffes  und 
bannes  von  Steegebiedersdorf  mit  nahmen  Nicolaus  von  Metringen, 
Thomas  der  schmidt  und  Bertram  genannt  Dollinger,  beide  von  Steeyn- 
biedersdorf  vorgenannten  alle  drey  geschworene  Schöffen  des  vorgenanten 
hoffes  und  bannes  als  die  vorgenanten  unsere  notarien  bewähreten 
stünden  auf  den  nächsten  zinßtag1)  vor  St.  Pauiustag  (24.  Januar)  als 
er  begehret  ward,  in  herren  Niclas  Schüren  zu  Steegebiedersdorf  vor- 
genannten kirchherr  desselben  dorfs  zu  einem  freyhen  gebenneden 
jahrgedinge,  und  wurden  beladen  in  gerichtes  und  in  schöffen,  wie  es 
von  der  herrsche  ft  wegen  von  Crichingen  nach  gerichtes  und  jahr- 
gedinges  rechtes  rechte  in  gegenwärtigheit  unserer  vorgenannten  notarien, 
die  auch  besonderlich  darzu  zu  gezeugen  und  zu  Urkunde  geruffen  und 
gezogen  wurdent;  als  sie  uns  vorbracht  haben,  daß  die  vorgenannten 
schöffen  eindrechtlichen  besonnenes  muths  ungedrunget  und  unbezwungen 
sagen  und  aussprechen  bey  ihren  eiden,  die  sie  zu  dem  vorgenanten 
hoffe  und  gerichte  getan  hatten  von  ihrer  schöffenung  wegen  vor  wohl 
ein  gut  recht,  alle  die  recht,  punet  und  artickel,  die  die  vorge- 
nante herrschaft  von  Crichingen  und  die  gemeinde  des  vor- 
genanten dorfs  haben  und  sollen  haben  mit  gutem  rechte  in  dem 
vorgenanten  banne  und  dorfe  zu  Steegebiedersdorf  in  der- 


)  Dienstag. 


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-  428 


maßen  als  dieselben  rechte,  punc  to  und  artickel  von  wort  zu  wort  und 
von  puncto  zu  puncle  ungemehret  noch  ungemindert  dann  als  hier 
nach  geschrieben  stehet  nach  dem,  aJs  uns  unsere  vorgenannte  notariell 
vorbracht  haben,  in  dermaßen,  wie  geschrieben  : 

Zu  dem  ersten  haben  die  schölten  vorgenanten  gewust  vor  ein 
recht,  daß  die  vorgenannte  herrschaft  von  Oichingen  rechtliche  bann- 
herrn  zu  dem  vorgenannten  dürfe  sind  und  haben  da  das  hochgericht  ; 

Auch  wissen  sie  vor  ein  recht,  daß  die  ehegenannten  herrn  von 

Oichingen  ')  in  dem  jähr  freye  jahrgedingc  haben  macht  zu 

halten  ; 

Auch  wißen  sie  vor  ein  recht,  welcher  mann  der  herrn  hübe  da 
l'ühret  eine  führe  auf  die  andere  ab,  der  ist  durch  recht  schuldig  zu 

kommen  zu  den  ehegenanten  *J  jahrgedinge  und  wo  ers  nicht 

en  dete, s)  so  wäre  um  die  büße  den  vorgenannten  herrn. 

Auch  ist  zu  wißen,  wäre  es  sache,  daß  den  ehegenanten  herren 
von  Crieehingen  die  ehgenanntcu  .  .  .  . u)  jahrgedinge  nicht  gefüglieh 
wären  zu  halten,  den  als  sie  gefallen  jederzeit  durch  recht,  es  mögen 
sie  dieselbe  jahrgedinge  zu  jeder  zeit  aufschlagen  zu  einem  andern 
tage  nach  ihrer  muße  und  dann  halten  oder  thun  halten  in  aller  der 
maaße  und  rechte,  als  vor  auch,  also  daß  es  der  deehenl4)  von  dem 
vorgenanten  Biedersdorf  jeglichen  hüber  des  nachts  vor  laße  wißen  zu 
jeder  zeit,  so  sich  das  gebüret,  als  sie  aufgeschlagen  werden. 

Auch  wißen  sie  durch  recht,  welcher  handtgemeine  boten  die 
gemeinde  von  dem  ehgenannten  dorfe  bedürfen,  es  seyen  schützen, 
hirthen  oder  welcherley  gemeine  boten  das  wären,  die  soll  die  vor- 
genannte gemeinde  Wehlen,  und  der  vorgenannten  herrn  von  Oichingen 
bannmeyer  zu  dem  vorgenannten  Biedersdorf  soll  sie  setzen  und  sicher 
von  ihnen  werden,  »1er  vorgenannten  gemeinde  genug  thi'm  zu  geschehen 
von  ihnen  und  auch  denselben  gemeinen  bolhen  genug  zu  thun  von 
der  vorgenannten  gemeinden,  als  dicke  das  nolh  geschiehet,  wann  er 
nicht  weniger  darüber  ist  in  »1er  vorgenannten  herrn  wegen. 

Auch  wissen  sie  durch  recht,  welcher  da  maaß,  geseige')  und 
gewichte,  welcherley  das  wäre,  kornmaaß,  weinmaaß,  lleischgewichte 
oder  anders,  keines  ausgenommen,  bedarf,  damit  sich  ein  mann  behelfcn 


':  Lm.hr  in  «/«•»•  AMtrifh   m,M  ireijeu  l'hlcserliclikcit  'irr  Stelle:  vielleicht 
»«Iriwerbe«  -  •>'  mal  <j<bvt<n  i's.  ölten  im  Uoltimjer  WeiMum  .*'•. 
*)  Lud-c  in  der  Alifchnfi, 
3:  tute. 

*)  Ddaii  :  Ort*r»r*trhrr.  Sehaltheis*. 
*,i  Geaiehie*  Maß. 


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soll  in  dem  vorgenannten  dorfe  und  bann,  die  soll  er  nehmen  in  der 
vorgenants  herren  bannmayer  zu  Biedersdorf  vorgenannt  und  nirgends 
anderswo  und  soll  auch  dem  vorgenante  mayer  sein  recht  davon  geben, 
und  wer  anders  thäte,  der  thäte  der  vorgenanten  lierrn  von  Chrichingen 
unrecht  und  auch  dem  dorf  und  wäre  um  die  büße. 

Auch  wissen  die  vorgenannte  Schöffen  durch  recht  :  würde  ein 
dieb  begriffen  in  dem  vorgenanten  dorfe  und  bann  zu  Biedersdorf,  an 
welcher  stette  das  wäre,  es  wäre  mann  oder  weih  das  den  leib  ver- 
macht hätte,  in  welcherley  weiß  das  wäre,  es  wäre  in  diebstahl  weiß 
oder  in  kampfesweiß  oder  in  anderer  semlicher  maaßen  weiß,  nichts  ....') 
ausgenommen,  den  menschen  soll  man  übern  der  vorgenannten  herren 
bannmayer  zu  Biedersdorf  vorgenannt;  und  hätte  derselbe  mayer  des 
übelthätigen  menschen  nit  macht  zu  halten,  so  soll  er  anruffen  den 
nächsten  huber,  daß  er  ihme  zu  hülfe  kommt.  Und  welcher  huber 
sich  darwieder  stelle,  der  thäte  den  vorgenanten  herrn  unrecht  und 
auch  dem  dorf  vorgenannt.  Und  wolte  der  vorgenantc  huber  das 
überein  nicht  thun.  der  vorgenanten  mayer  mag  ihme  gebieten,  also 
hoch  als  der  vorgenanten  herrn  geboth  belriffet,  und  soll  der  vor- 
genannten mayer  den  vorgenannten  Übeln  menschen  den  vorgenannten 
herrn  auf  die  brücke  von  (  Kiebingen  liebern.  Auch  wäre  es  sache,  daß 
er  ihme  zu  Biedersdorf  vorgenant  mit  nacht  befohlen  würde  oder  be- 
griffen, so  mag  er  ihn  die  nacht  in  sein  hauß  führen  und  soll  ihn, 
also  halten,  daß  er  sein  wohl  sicher  seye,  und  soll  denselben  menschen 
frühe,  so  es  tag  wird,  dann  zu  Urichingen  vorgenannt  auf  die  brücke 
libern,  also  daß  er  sein  mit  ehren  entladen  werde.  Und  sollen  die 
vorgenannten  herrn  dann  von  ihme  richten,  als  es  recht  ist.  Und 
deuchte  dem  vorgenanten  mayer,  daß  er  des  vorgenanten  menschen 
nicht  wohl  sicher  wäre,  er  mag  ihn  zu  Oichingen  liebern  durch  recht, 
welche  zeit  es  sich  gebühret,  den  vorgenanten  herrn. 

Auch  wißeu  sie  vor  ein  recht:  wäre  es  sache,  daß  in  dem  vor- 
genanten bann  zu  Biedersdorf  ein  wildfang  gehangen  wurde  laufende 
oder  fliegende  oder  ein  (und  funden  würde  auf  der  erden  oder  in  dem 
waßer  oder  unter  der  erden,  in  welcher  .stellen  das  wäre,  den  fund 
und  wildfang  soll  man  bringen  dem  vorgenanten  bannmayer,  und  soi 
derselbe  mayer  dann  dein  bringer  vorgenant  folgen  thun  von  dem 
halben  theil  und  das  andere  halbe  1  heil  den  vorgenanten  herrn  zu 
Crichingcn  schicken  zu  hoffe,  also  daß  er  sein  mit  ehren  entladen  seye. 

Auch  wißen  sie  vor  ein  recht:  wäre  es  sache,  daß  zwey  mann 
in  dem  vorgenanten  bann  zu  Biedersdorf  sich  schlügen  oder  zusammen 

l;  Lücke  i«  (kr  Abschrift. 


-  480 


griffen,  wer  die  wären  und  gerichte  schreien,  die  sollen  bannmayer 
vorgenant  halten;  und  mag  er  sie  nicht  gehalten,  so  hat  er  macht, 
den  nächsten  huber  anzurufen  und  ihme  gebieten,  daß  er  die  heiße 
halten  und  dann  damit  thun  in  der  maaße,  als  recht  ist.  Und  hilfet 
ihme  der  vorgenante  huber  nicht,  so  thut  er  den  vorgenanten  herren 
und  dorfe  unrecht  in  der  vorgeschrieben  maaßen. 

Auch  wissen  sie  vor  ein  recht:  daß  ein  jeglich  huber  des  vor- 
genanten bannes  und  hoffes  soll  kommen  mit  seinem  pflüge,  als  er 
ihme  selber  fähret,  und  seiner  egheden  ')  und  sollen  den  vorgenanten 
herren  ihr  achte  ')  zu  Biedersdorf  vorgenant  ehren  und  breiten  zu  dem 
lentze  und  darnach  brachen,  darnach  zurühren  und  auch  darnach 
zum  herbst  zubereiten  zu  jeder  erndt,  als  es  sich  heißet,  und  soll 
der  dechen  des  vorgenanten  banne»  und  hoffes  des  zu  jeder  zeit 
einen  jeglichen  huber  des  nachts  vor  laßen  wißen  und  gebieten.  Und 
welcher  nicht  käme  zu  dem  vorgenanten  gebotb,  der  wäre  um  die  büße. 

Auch  wissen  sie  durch  recht:  daß  niemand  da  meehen  solle  der 
vorgenanten  herren  brühl 3),  (es)  sey  dann  da  gemechel.  Und  wer  ehe 
da  meehete,  der  thäte  unrecht.  Auch  soll  ein  jeglicher  huber  des  vor- 
genanten herrn,  der  ihme  meehet,  komen  mit  seiner  sensen  und  gezeuge, 
als  er  ihme  meehet,  und  sollen  der  vorgenanten  herrn  da  durch  recht 
abmeehen.  Auch  so  der  vorgenant  brühl  also  gemeehet  ist  und  zu 
hausten4)  komme,  so  soll  der  vorgenanten  herrn  dechen  da  des  nachts 
darvor  jeglichen  huber  gebiethen  einen  huster.  Die  sollen  den  vor- 
genanten brühl  husten  durch  recht.  Und  wenn  derselbe  brühl  also 
gehustet  ist,  so  soll  aber  derselbe  dechen  des  nachts  davor  jeglichen 
huber  vorgenannt  gebieten,  mit  seinem  waagen,  als  er  ihme  selber 
fähret,  zu  kommen;  die  sollen  das  heu  in  dem  vorgenanten  brühle 
ausführen  mit  recht  in  die  vogtscheune  zu  Hiedersdorf  vorgenant.  Und 
wer  das  gebott  versäße,  der  wäre  um  die  büße.  Auch  sind  die  vor- 
genanten huber  das  korn  auf  der  vorgenanten  herren  achten  zu  dem 
vorgenanten  Biedersdorf  durch  recht  in  gleicher  maaße  schuldig  zu 
Führen  in  die  vogtscheune,  vorgenanten  herrn  schuldig  einen  jether  zu 
schicken  da  in  ihren  achten  zu  beiden  körnen  zu  jeden  zeiten,  als  es 
sich  heißet  ;  und  soll  das  der  vorgenante  dechen  des  nachts  vor  gebieten. 


')  Eggt. 

*)  acht  —  herrschaftliches  Grundstück.    Vgl.  da:u  Grimm,  Deutliches  Wörter- 
buch, Bd  J,  S.  lC>r>  :  Srltettes  Wort,  nur  in  Trierischen  Weistumern. 
»,  Mit  Wasser  durchzogene  Wiese. 
•i  hausten,  husten  —  das  Grus  in  Haufen  bringe». 


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Auch  wissen  sie  durch  recht  :  wann  die  vorgenanten  herrn  ihre 
achte  da  haben  gefeget,  so  soll  niemand  schneiden,  ihre  achten  sind 
dann  geschnitten,  er  thäte  es  dann  mit  verlaubniß  des  vorgenannten 
hannmayers.  Auch  soll  jeder  huber  einen  schnitten  thun  zu  beiden 
korns,  bis  daß  die  achte  vorgenannt  abegeschnitten  werden.  Und  soll 
ihnen  das  auch  der  vorgenante  dechen  allezeit  des  nachts  vor  gebieten. 

Auch  l)  und  wissendt  die  vorgenanten  schoflen  vor  recht  : 

welcherley  frevel  und  büßen  fielen  in  dem  vorgenannten  banne,  wo 
und  in  welchen  stetts  das  wäre  oder  geschehe,  die  an  hochgerichte 
eintreffen,  die  fallen  den  herren  von  Crichingen  und  niemandt  anders. 

Auch  wißen  die  vorgenanten  schöffen  vor  recht:  daß,  wäre  es 
sache,  daß  den  vorgenanten  herrn  bestenden8)  wegen  eines  meyers, 
so  soll  man  unter  den  ehgenanten  hubern  neun  mann  wehlen;  unter 
den  mögen  sie  einen  nehmen  zu  einem  mayer,  welchen  sie  wollen. 
Wäre  es  aber  sache,  daß  unter  den  neun  keiner  gefiele,  so  soll  man 
aber  neun  andere  erwehlen  durch  ein  recht.  Gefallet  ihnen  auch 
keiner  unter  den  ncunc,  so  soll  man  ihnen  zu  dem  dritten  mahl  aber 
neun  andere  wehlen;  ist  der  vorgenante  huber  also  viel,  den  mögen 
die  ehgenanten  herrn  unter  den  neunen  einen,  welchen  sie  wollen,  ihr 
maygerige  und  ambeht  ansetzen  und  befehlen,  und  der  soll  ihr  amt 
tragen  durch  recht  ein  ganz  jähr  und  nicht  länger,  es  wäre  dann  mit 
seinem  muthwillen. 

Noch  wißen  die  vorgenante  schöffen  durch  recht:  daß  die 
ehgenanten  herrn  von  Crichingen  haben  eine  sul8)  in  dem  bann  und 
dorffe  zu  Steinbiedersdorf  vorgenant,  daran  man  alle  phende  verthun 
und  vertreiben4)  soll  in  der  masen,  als  es  recht  ist. 

Auch  ist  zu  wißen:  wer  da  wein  schencket  oder  will  schencken 
in  dem  vorgenanten  banne  und  dorfe,  dem  sollen  ihn  die  vorgenanten 

schöffen  aufthun  ')  recht  und  soll  kein  anders  schencken  noch 

aufthun. 

Auch  wißen  die  vorgenanten  schöffen  vor  ein  recht:  was  benne*) 
die  vorgenannte  gemeinde  von  Sleinbiedersdorf  vorgenant  bedarf  oder 
bedürfen  würde,  es  seyn  von  herbest  weiden  und  von  körne  oder  von 
ander  banne,  die  die  vorgenante  gemeinde  bedürfte,  da  soll  die 
gemeinde  vorgenant  bey  den  vorgenanlen  bannmayer  kommen,  und 


')  Lütke  in  der  Abtehrift. 
*)  nötig  haben. 
»1  Säule,  Schandpfahl. 
*)  Bemühungen  bestrafen. 

»)  Bann  =  beschränkte.  Benutzung,  Vorzugsrecht. 


—    432  - 

derselbe  niayer  soll  ihnen  die  beschließen  und  entschließen  mit  der 
gemeinde  rath  und  soll  eine  summe  darauf  setzen;  und  wer  das  gebot  h 
breche,  der  wäre  den  vorgenanten  herren  der  summa  verfallen. 

Auch  sind  sie  Vi  von  hengest  roßen  in  derselber  inaaßen.2} 

Auch  wißen  sie  vor  ein  recht:  daß,  wäre  es  sache,  daß  die  vor- 
genante gemeinde  weege  bedürfte,  wo  das  wäre,  in  dem  vorgenanten 
banne  oder  weege  zu  enge  wären,  die  vnrgenanle  gemeinde  soll  vor- 
gehen und  soll  den  vorgenanten  bannmayer  den  bresten  *)  weisen,  und 
der  soll  ihnen  mit  seiner  gerechte  die  weege  bezircken  und  marcken 
setzen,  also  viel  als  sie  dörfent  ane  wein,  une  waßer.  Und  wäre  es 
suche,  daß  sich  jemand!  darwieder  stelle,  also  wäre  das  büßen  da 
gefallendt,  die  wären  der  vorgenannten  herrn. 

Auch  wißen  sie  vor  ein  recht:  daß,  wäre  es  sache,  daß  ein 
beeker  käme  mit  brod  zu  verkaufen  in  den  bann  vorgenant,  das 
unkauf  wäre,  so  mag  der  vorgenante  bannmayer  zu  ihme  gehen  und 
sprechen:  geselle,  du  hast  hier  uukauf,  die  brodt  sind  zu  kleine;  lüge, 
daß  du  nie  mehr  solches  unkauf  bringest.  Thut  er  es  darüber  mehr, 
so  mag  es  ihme  der  vorgenante  bannmayer  zerschneiden. 

Auch  wißen  sie  vor  ein  recht:  als  ein  gemein  waßer  durch  den 
vorgenanten  bann  laufei,  da  mag  jederman  eingehen  mit  rechte  und 
fischen  ohne  die  bacli  zu  verschlagen;4)  und  wer  sie  darüber  verschlüge, 
den  mag  es  der  vorgenante  baimmcyer  heißen  naher  tun. 

Auch  wißen  die  vorgenanten  schöffen:  das  die  vorgenante  huber 
von  Steinbiedersdorf  das  recht  wiederum  haben  an  den  vorgenanten 
herrn  von  Crichingcn  zu  dem  ersten  so  die  vorgenundten  mehder  den 
brühl  vorgenant  mchen,  so  soll  man  ihren  jeglichen  eine  maaß  weins 
geben  und  ander  ihre  kost  und  soll  ihnen  gütlich  thun  durch  recht  zu 
jeder  zeit.  Auch  den  hüstern  soll  man  ihre  koste  geben  und  soll  ihnen 
gütlich  thun  mit  recht.  Auch  soll  man  den  vorgenanten  jethern  und 
Schnittern,  die  das  korn  jäthen  und  schneiden,  zu  jeder  zeit  zu  eßen 
geben  und  gütlich  thun  durch  recht. 

Auch  ist  zu  wißen,  wann  die  huber  vorgenant  die  vorgenanten 

achten  ehren  und  bereiten  zu  jederzeit,  so  soll  man  den  ')  gütlich 

thun  und  zu  essen  geben  durch  recht. 

Auch  wißen  die  vorgenanten  schöffen  durch  recht:  als  •) 

dan  einer  herrn  leute  sitzend  in  dem  vorgenanten  bann  und  dorfe. 

\)  L,uh  ,n  der  Abdrift. 

*)  I  nierstiiiulikher  rr.r^tummelter  S'ile. 

'i  (it  brechi  ».  tkha'irn. 

•)  Die  JienuUuitg  emeehrrn. 


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-  m  - 

daß  ein  jeglicher  freyen  zug  hat  zu  ziehen,  wann  er  will  mitten  tage 
und  zu  mitternacht,  welche  zeit  er  will;  und  wer  der  ihn  darin 
hinderte,  wer  der  wäre,  der  thäte  den  vorgenanten  hcrrn  von  Crichingen 
unrecht  und  auch  dem  dorfe.  Und  wäre  es  sache,  daß  ihm  seiner 
herren  einer  begegnete,  wer  der  wäre  und  der  zieget  fiele  ihine  ein 
rad  au»,  der  herr  soll  seinen  knecht  heisen  ansitzen,  daß  ers  ihme 
helfe  wieder  einlhun.  Mag  er  ihme  nicht  verhelfen,  der  herr  soll  ahsitzen 
mit  einem  fuße  auf  der  erde  und  den  andern  im  steegegreife'j  laßen 
und  soll  ihnen  damit  helfen,  daß  er  enweg  komme;  und  wann  so  er 
also  enweg  gezogen  ist,  so  mag  derselbe  man  wiederkommen  auf  sein 
guth  und  das  nutzen  und  enlnuzen  ohne  wipderrede  mittes  des  herren 
rechtlich  giilde. 

Auch  wißen  die  vorgenanten  schölten  durch  recht:  daß,  wäre  es 
sache,  daß  dem  abgezogenen  manne  vorgeschrieben,  der  sein  guth 
also  verechte3)  oder  da  kein  huber  wegen  sein  leih  oder  sein  gutli 
bekümmert4!  würde,  es  wäre  dem  herrn  seine  gülde  führende,  hinter 
dem  er  sitzet  oder  wie  es  geschehe,  dem  sind  die  vorgenanten  hcrrn 
von  Grichingen  schuldig  mit  redite  sein  leib  und  sein  guth  wieder  zu 
gewinnen  und  nach  ihme  zu  reitend  und  zu  werbendt  bis  auf  das 
neunte  pferdt. 

Nun  ist  zu  wißen  :  da  unsere  vorgenante  notarien  alle  diese  vor- 
gesetzte sachen,  punetc  und  artickul  jeglichen  sonderlichen,  als  hie 
vorgesaget,  gesehen  und  gehöret  hatten,  da  zogen  sie  dazu  zu  gezeugen 
und  zu  urkundt  die  erbahren  und  bescheiden  herrn:  herrn  Gerlach 
Stangen  von  Sonnheim,  commendeur  des  Teutschen  haußes  zu  Mez, 
herrn  Nicolas,  prior  der  priorey  zu  Diedersdorf,  herrn  Luntzemann, 
inönch  des  closters  zu  St.  Nabor,  herrn  Johans  von  Brücken,  herrn 
zu  Hingesingen  und  zu  Dagestuhl,  heirn  l'oinsignon  Groignat  von  Mez, 
ritter  Johann  von  Mingen  der  junge,  Johans  von  Loußy,  Johans  von 
Nodenbruch,  burggraf  zu  Homburg,  Wieriat  Bouchette  von  Mez,  Henne 
Sthilles  von  Ippelsheim,  burggraf  zu  Diedersdorf  und  Henrich  der 
mayger  von  St.  Nabor,  die  alle  darzu  sünderlichen  darzugerufen  und 
gebethen  worden,  als  uns  unsere  vorgenannte  notarien  vorbracht  und 
gesaget  haben.  So  haben  wir  beide  officiai  des  vorgenannten  holl'es 
zu  Mez  und  des  vorgenanten  chorbisehoffes  von  Marcelin  zu  einem 
steten  wahren  uhrkunde  aller  dieser  vorgesezten  dinge,  punta  [sie!]  und 

')  -  zieht  fort. 
')  Steigbügel. 
a)  verließe. 

«)  Mit  Heschlag  brlegrn  oder  Xacliteil  eufügeu. 
Jahrbuch  <l.  Ups.  Mothr.  Oe.v  hiebt«  unil  Alt.mimsk.,  I:\hr«.  3>. 

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—    434  — 


articul  durch  beten,  suchen  und  willen  des  edlen  herrn  Johans  hern 
zu  Crichingen,  die  er  an  uns  getan  hat,  mit  Simon  von  Landingen 
vorgenanten,  geschvvorner  notarius  des  hoffes  zu  Mez.  und  Johanns 
von  Spieeher,  gesehworner  notarius  des  hofes  des  ehgenanten  chor- 
bischofs  von  Marselln,  die  auch  von  unsern  wegen  zu  semlichen  Sachen 
besczet  sind,  den  wir  sünderlichen  in  allen  diesen  vorgesezten  saehen, 
puncten  und  artieuln  glaubend  und  wollend,  daß  sie  folgendlichen 
geglaubet  sind,  derselben  vorgenanten  beyder  hoffe  insiegel  mit  den 
gewehrlichen  zeichen  der  vorgenanten  unser  geschwornen  notariell  an 
diesen  brief  thun  hencken  zu  Wahrheit  aller  dieser  vorgeschriebenen 
saehen.  Der  geben  wardt  des  vorgenanten  tages  und  um  dieselbe 
stunde,  als  vorgesetzt  ist  des  jahres  als  man  zehlet  ')  im  Metzer  bißthum 
nach  Christus  geburt  dausendt  dreyhundert  neunzig  und  zwey  jähr. 
Simon  von  Landingen. 

Johann  de  Spicher. 

Abschrift  des  JH.  Jahrhdts. 

M.  Hes.-Arch.  Kriechimjen.  Altr»  Register  Nr.  11C4. 

III.  Krkchingrr  Weisttim  von  15S0.  Janunr  14. 

Uff  heudt  Dato  den  vierzehenden  tag  January  im  Jar  nach  Cristi 
unsers  Krlösers  und  Seeligmachers  Geburt  dausend  fünfhundert  achtzig 
Jahr  handt  der  Meier  und  Gericht  sampt  dem  ganzen  Hoffs  alliie  zu 
Crichingen  im  Bau  und  Bezirk  erkendt  und  von  ihrem  alten  Her- 
komens  und  von  Rechts  wegen  gesprochen,  was  Recht  und  Hcrligkeit 
sey  von  wegen  beider  wohlgeborner  Herren  von  Crichingen.  und  solcher 
dan  von  Alters  von  iren  Vorfahren  an  sey  lierhommen  und  bracht  sey 
worden  und  ist  diß  Indition  geschehen  durch  den  Meier  mit  namen 
genant  Scherhanß,  zur  Zeit  Meier  zu  Crichingen  und  Wyberhanß 
Anthon  als  Meister  Sehoeffen  und  Hauß  Lawer  der  ander  Schooffen 
im  Hoff  Crichingen  und  in  Beiseins  beider  wohlgeborner  Herren  Ampt- 
leuth  daselbs  auch  mit  Namen  genandt  Michell  Wantz.  des  wohl- 
gebornen  Herren  Herrn  Wyrich  Amptman,  und  Marcus  Zoluer,  auch 
deß  wohlgebornen  Herrn  Herrn  Georgen  Amptman  zu  Crichingen 
geschehen  und  gewiesen  auf  Tag  und  Dato  wie  obstehet. 

|l  ]  Zum  ersten  erkendt  der  Sehoeffen,  das  der  Meier  von  Crichingen 
mit  Namen  genant  Scherhans  zu  Crichingen  kommen  ist  und  hatt 
den  Sehoeffen  beladen  vor  Sanet  Naborn  grosen  Jargeding  auf  negst 
Donnerstag  darvor,  ob  unser  gnedigen  Herrn  Jargeding  gefallen  sey 
auff  Tag  und  Stundt  und  die  zu  halten  sey  und  das  mit  Recht. 

's  In  Metz  icurde  umh  Tritrer  /.citrcchnuwj  (Jtihrcsunfatiif  V.V  Mars)  ijt rechnet , 
d<ihcr  i.st  also  13>J.'i  aufsutöten. 


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[II  ]  Zum  andern  naun  ')  der  ScIiocITen  erkandl,  das  unseren  gnedigen 
Herrn  Jargeding  durch  ihre  Amptleuth  die  zu  halten  haben  durch 
Recht  des  Donnerstag  vor  dem  großen  Jargeding,  zu  welcher  Zeit  oder 
Stundt  unser  guediger  Herrn  oder  irc  Amptleudt  solches  gefellig  ist  im 
Tag.  Und  auch  das  Affterjargeding  des  Donnerstag  nach  dem  grossen 
Jargeding  Macht  zu  hallen  haben  und  das  mit  Recht.  Im  Fahll  aber 
das  unsere  gnedigen  Herren  nötig  wehren,  solches  in  dem  Jar  zu 
halten,  so  sollen  ire  Gnaden  oder  irer  Gnaden  Amptleuth  den  Hofferen 
in  verkündigen  lassen,  auff  daß  unserer  gnedigen  Herren  Hocheit  und 
Herligkheidt  gehoudt2)  und  gehandthabt  werdt  und  keinen  armen 
Manns  Unrecht  geschehe. 

|III.|  Hernach  erkendt  der  Schöffen  ahn  Bahn  und  Bezirk 
der  Hersehaft  Crichingen  von  einer  Marken  zu  der  andern 
von  Alters,  wie  dan  hernach  folgen  wirdt. 

Und  zum  dem  ersten  erkhendt  der  Schelfen  zum  Anfang  des 
Hahns  und  Bezirk  und  weist:  zu  Wissen  auf  den  Borren  hieben  wir  an 
zu  weißen,  und  scheidet  (iengliuger  Bhan  und  unser  g.  Herrn  Bhan. 

Davon  dannen  forter  weißen  wir  über  die  Nied!  bis  an  den 
hohen  Rech,  da  stehen  zwo  Marken  in  einer  Kaullen.  scheiden  Geng- 
linger  Bahn  und  unser  g.  Herren  Bahn. 

Fortter  zu  Steinßenacker  zu  bis  zu  Gottringen  auf  den  Beill,  da 
stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Genglinger  Bahn  und  unser  g.  Herrn  Ban. 

Und  wieder  von  Gottringer  bis  zu  Fichenradt,  da  stehet  wider 
ein  Mark,  scheidet  Genglinger  Bhan  und  unser  g.  Herrn  Bhan. 

Und  von  Fichenradt  zu  dem  Nottstaller  Weg  ihn  bis  oben  ahn 
die  Eysellwieß,  da  stehet  weder  ein  Mark,  scheidet  Genglinger  Bhan 
und  unser  g.  Herren  Bhann. 

Von  der  Eiseltwießen  ahn  bis  in  den  Falter  Weg,  stehet  wieder 
ein  Mark,  scheidet  Forst  und  unser  g.  Herrn  Bhan. 

Von  dem  Falter  Weg  forder  bis  zu  der  Forstlachen  zu  stehet 
ein  Mark,  scheidet  Forst  und  unser  g.  Herrn  Bhan. 

Ueber  die  Fößlachgen  forter  stehet  wieder  ein  Mark  über  den 
Hubellichen,  scheidet  Mawwiller  Bann  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Von  den  Marken  an  bis  in  den  Mauwiller  Wehg  stehet  wieder 
ein  Mark,  scheidet  Mauwiller  Bahn  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Vortter  von  der  Marken  ahn  bis  zu  dein  Maßmörter  stehet  wieder 
ein  Mark,  scheidet  Mauwiller  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 


')  Sief  wvhi  verschriebe»  statt  „liann"  =  hnhett. 
")  gehütet,  getculirt. 


28« 


43«  - 


Von  dem  Maßmörter  forder  bis  zu  dein  KollhaulT,  zu  der  Eichgen 
und  Büchgen,  so  zusammen  gewachsen  seind,  stehet  wieder  ein  Mark, 
scheidet  Manwiller  Bahn  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Und  von  der  Marken  forter  noch  zu  einer  ander  stehet  in  der 
Dehllen,  scheidet  Mauwüler  Bahn  und  unser  g.  Herren  Bahn. 

Von  der  forter  bis  wieder  zu  einer  ander  Mark  stehet  unden  ahn 
Strobachs  Hecken,  scheidet  Mauwiller  Bahn  und  unser  g.  Herren  Balm. 

Und  von  den  Marken  ahn  bis  oben  ahn  Bruch  oben  an  die  vier 
Pfenwerlten  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Mauwiller  Bahn  und 
unser  g.  Herrn  Bahn. 

Von  den  Marken  bis  auf  den  Graben  und  dem  Graben  herab  bis 
ghen  die  alte  Schannmuellen,  von  Schanmuellen  auf  bis  über  die 
Strasse  bis  in  den  Traull*  des  Walds  stehet  wieder  ein  Mark  bei  einer 
Buchen,  scheidet  Mauwiller  ban  und  Bonhausser  und  Crichinger  ban. 

Forlter  wiederumb  von  der  Marken  herab  bis  in  den  Weg,  so 
man  zu  Ruhen  außgehet  ausser  dem  Wall  zu  Mauwiller  zu  stehet 
wieder  ein  Mark,  scheidet  Bonhausscr  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Und  von  der  Marken  herab  den  allen  Weg  herab  bis  auf  den 
Mörtell,  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Bonhausscr  Bahn  und  unser 
g.  Herrn  Ban. 

Fortter  wider  stehet  wieder  ein  Mark  bei  dem  Morttell,  nennet 
sich  auf  dem  Kollehaulf,  scheidet  Bonhausser  Bahn  und  unser  g.  Herren 
Bhann. 

Von  der  forter  bis  über  Seellebaeh  über  bis  under  die  groß 
Eichen  oben  an  Schorren,  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Bonhauser 
Bun  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Von  den  Marken  über  bis  auf  den  alten  Graben,  den  alten 
Graben  herab  jehnseidt  Bonhausser  den  alten  Graben  herab  Breults 
bis  zu  Lißborrn  bis  ahn  der  Klehewicßen,  stehet  wieder  ein  Mark, 
scheidet  Bonhauser  Bahn  und  unser  g.  Herren  Bahn. 

Von  der  Marken  den  allen  Graben  herab  bis  unden  an  den 
großen  Mortell  weissen  herüber  bis  ober  an  Junker  Reinhardt  Wieß, 
stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Falckenburger  Bahn  und  unser  g. 
Herrn  Bahn. 

Von  der  herull  bis  oben  ahn  den  Mörtell,  da  die  Stein  gelegen 
haben  und  von  den  Steinen  herauf  bis  in  die  Straß  reicht  über  under 
die  Eichen,  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Falckenburger  Bahn  und 
unser  g.  Herrn  Bahn. 

Von  der  die  Straß  herab  bis  über  die  Ullenbach  auf  dem  graben, 
stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Falckenburger  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 


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—    437  - 


Von  der  wieder  reicht  auf  bis  in  den  Ahnwender,  stehet  widrumb 
ein  Mark  scheidet  Kalckenburger  Bahn  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Von  der  Marken  der  Ahnwender  heraus  bis  auf  klein  Eichen  auf 
die  Niedt,  die  Niedt  auf  bis  auf  Heifordt,  Heifordt  herüber  bis  zu  der 
Cappellen  zu,  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Kalckenburger  Bahn 
und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Von  der  Gappellen  ahn  bis  zu  dem  Treillerßenbaum  zu  oben  an 
Kalckenburger  Beben  stehet  wieder  ein  Mark  ahn  dem  Baum,  scheidet 
Kalckenburger  Bahn  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Von  dem  Treillerßbaum  oben  ahn  der  Stheinbuch  stehet  wieder 
ein  Mark  bei  dem  Eichenbaum,  scheidet  Kalckenburger  Bahn  und  unser 
g.  Herren  Bahn. 

Von  der  Marken  zu  dem  Steinbuesch  zu  den  Drauf  aus  bis  zu 
dem  nechsten  Botzloch  zu  bis  bei  ein  Mörtell,  stehet  wieder  ein  Mark, 
scheidet  Kalckenburger  Bahn  und  unser  g.  Herren  Bahn. 

Von  der  Marken  zu  üroßbotzloch  aus  wieder  auf  der  rechter 
Handt  bis  zu  der  Schieder  Marken  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet 
Kalckenburger  Bahn  und  unser  g.  Herren  Bahn. 

Kortter  von  der  Schlader  Marken  bis  über  die  Straß  bis  zu  der 
gekippter  Buchen  zu,  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Kalckenburger 
Bahn  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Von  der  Marken  bis  oben  ahn  Widacher  Wießen,  stehet  wieder 
ein  Mark,  scheidet  Kalckenburger  Bahn  und  unser  g.  Herrn  Bahn. 

Von  der  Marken  bis  zu  der  großer  Meggereien  zu,  stehet  wieder 
ein  Eckmark,  scheidet  Baumbiederstorffer  Bahn  und  unsere  g.  Herren 
Bahn. 

Von  der  Marken  jehnseidt  die  Wießen  herab  bis  in  den  Lowiller 
Weg,  denselben  Weg  herab  bis  oben  ahn  den  halben  Studen  in  der 
Lachen,  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Dorwiller  Bahn  und  unser  g. 
Herrn  Bahn. 

Kortter  von  der  Marken  herab  jehnseidt  an  der  Dörbach  herab 
bis  oben  ahn  Dorbeusch,  oben  ahn  Dorbeurs  herüber  über  die  Dör- 
bach, stehet  wieder  ein  Mark  bei  dem  Taubcnbürrgen,  scheidet  Klitte- 
ringer Bahn  und  unser  g.  Herren  Bahn. 

Von  dem  Taubenburren  herauf  bis  under  die  Eichen  oben  ahn 
der  Schelfereien,  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Klilteringer  Ban 
und  unser  g.  Herren  Bahn. 

Von  der  Marken  herab  bis  oben  ahn  unser  g.  Herrn  grosse  Acht 
in  dem  alten  Holzweg  liera ber  bis  binden  an  Blentterholf  heraber  bis 
zu  Uhingen,  zu  hinder  des  Deuringers  Haus  heraber,  weider  auff  die 


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rechte  Hundt  hinauf  zu  der  Meyer  Strassen  zu,  zu  den  (iuttheussero 
zu,  stehet  wieder  ein  Mark,  scheidet  Klitteringer  Hahn  und  unser  g. 
Herren  Hahn. 

Von  der  Marken  über  bis  über  die  Dörbach  bis  in  den  weissen 
Weg  heraber,  der  weisser  Weg  aus  bis  zu  Weissen  auf  den  Borron. 

Zu  Wessen  auf  dem  Borren  fangen  wir  ahn  und  gehet  auch  da 
aus  unser  g.  Herren  Bahn  und  Herligkeidt  und  wir  weissen  llbingcr 
Hahn  und  Crichinger  Bahn  in  einen  Bahn  und  ist  die  Höffe  verdeilt 
am  reicht  und  endt reicht  jeder  herauf  dem  seinen. 

(IV.j  Hernach  folget  das  Sehoeffen  weist  um  b  von  den  Frönen 
und  Dienst,  so  die  Underthanen  von  C.richingen  unseren 
g.  Herrn  zu  thun  schuldig  seindt. 

Zum  ersten:  Zum  Angang  des  Lentzsen  seindt  die  Underthanen 
schuldig  unserem  g.  Herren  ein  Morgen  zu  Acker  zu  fahren  mit  dem 
Plugh  und  auf  den  Abent  eheder  Plugh  mit  einer  Egen  zu  egen  und 
dargegen  seindt  unsere  g.  Herrn  schuldich  jedem  Plugh  acht  Muetzschen  '  I 
zu  Morgen  vier  und  [*)  zu  Mittag  vier  und  wiederumb  zu  eder  eden*) 
vier]  zu  Abend  zwoe  und  zu  Nacht  zwoe. 

Und  ausser  diesen  Underthanen  Fronpllugen  unser  g.  Herrn  hat 
der  Meier  von  Crichingen  und  auch  der  Dechen  daselbs  iedem  ein 
Plugh  als  zum  Lenßen,  zur  Brachen  und  zu  Herbst. 

Und  wiederumb  zu  der  Brachen  seindt  die  Underthan  unserm 
g.  Herren  schuldig  ein  Morgen  zu  brachen  mit  dem  Plug  und  auch  an 
einen  Morgen  zu  rorren*)  vermilz6)  ihrer  Gerechtigkeit,  wie  vorgemelt 
stehet,  am  Lentzsen. 

Und  zu  Herbst  auf  die  Sahtt  seindt  die  Underthanen  schuldig 
unserm  g.  Herrn  ein  ganzen  Tag  des  Morgens  und  des  Abenls  mit 
dem  Plugh  zu  Acker  zu  fahren  sonder  die  egt,  und  zu  Morgen  das 
Morgenbrodt  jederm  Plug  vier  Mietzschen  und  zu  Miettag  den  Kosten6) 
und  zu  Abent  ire  Mietzschen  und  auch  zu  Nacht.  Und  dies  ist  die 
Ackerfahrt,  so  die  Underthanen  unserm  g.  Herrn  schuldig  seindt. 


')  Ein  Brot  i<i>n  geringerer  JJe»rha('f'rnkeit  und  Grotie 

»)  Dus  Eingdlmumertc  ist  am  Hund  nnchtruißkh  nrmerfa 

*)  eden  -    lùs-it,  Mnhlait 

*:  Zum  zweiten  Mal  pßiigni, 

p>  Auf  Grund 

"i  l>te  Mittiiih);»*! 


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F 


-  439 
[V.]  Folget  die  Handtfrönn. 

Forther  nun,  wan  die  Zeidt  kompl,  da.-*  das  Kor  ')  zeidig  wirdt, 
so  soll  der  Meiger  acht  Tag  zuvorn  den  Hölfenern  sagen,  daß  sich  ein 
jeglicher  ruest  mit  seinein  Gescheir,  wahn  daß  unseren  g.  Herren 
Amptleuth  wollen  gemehtten  haben,  daß  sie  gerüstet  seindt.  Dan  seindt 
die  Underthanen  schuldig  in  dem  Helehl  das  Graß  abzumehen  und  der 
Deghen  ist  das  schuldig  zu  zehden2).  Darbei  seindt  unsere  g.  Herren 
den  Mehttern  schuldig  die  Suphen  und  darzu  ein  Par  Eier  und  zu 
Miettag  den  Kosten  und  ihre  Abentmulzchen  und  Nachtmüetzschen. 

Und  wahne  des  das  Graß  dhuer3)  ist,  so  soll  der  Dechen  den 
HölFeren  in  verkündigen,  das  Graß  umbzuwenden  und  wan  das  umb- 
gewanten  ist,  so  seindt  unser  g.  Herrn  schuldig,  innen  ihr  Keeß  und 
Hrodt  zu  geben,  und  dan  seindt  sie  schuldig  das  Heu  zusamen  zu 
stosscn  über  HaulTen.  Im  Fahl  sei  aber  solchs  wolten  gehörstet4;  . 
haben,  so  sollen  die  Herron  solclis  durch  ire  Knecht  thun  lassen,  und 
wan  das  geschehen  ist,  so  seindt  unser  g.  Herren  dem  Meier  und  dem 
Dechen  jederm  ein  Enger*)  Heus  schuldig. 

Und  wahn  das  Koren  im  Fehlt  /.eigdig  ist  zu  schneiden,  so  seindt 
die  Underthanen  unsern  g.  Herren  schuldig  drei  Tag  zu  schneiden; 
und  dargegen  seindt  unser  g.  Herren  schuldig  den  Underthanen  ihre 
Morgcnmuetzschen  und  zu  Miettag  ihren  Kosten  und  ihre  Abend- 
muetzschen  und  Nachtmüetzschen  jeden  zwoe. 

Und  wahnne  das  unser  g.  Herrn  nötig  seindt  zum  Schloß  zu 
bauwen,  so  seindt  unserer  g.  Herren  Underthanen  schuldig  darzu  zu 
frönnen  mit  Handt  und  Wagen  vermitz  ihren  Mutzschen. 

Und  weissen  wir  Schoeffen  auch,  das  ein  jeglicher  Burger  in  der 
Freiheit  schuldig  ist,  unser  g.  Herren  auf  St.  Steffanslag  ein  Quart 
Koren  und  sechs  Pfenning  an  Gelt  und  aull  die  Schloßbruck  zu  lieberen. 

Fortter  weißen  wir  Schelfen,  das  die  Hurger  inwendigh  in  der 
Statt  schuldig  seindt  zur  Zeil  der  Notturft  die  Pforlen  und  Muren  zu 
versorgen,  und  darbei  seind  unser  g.  Herren  schuldig  ihnen  ihr  Hrodt. 

Und  wanß  Sach  wehr,  das  ein  Underthan  sich  nit  lenger  oder 
wider  kund!  alhie  erhalten,  so  hat  er  seinen  freien  Zug  und  Fluck  und 
sein  Gutt  zu  verwendein  und  die  Schulden  zu  bezallen  und  mil  Ehren 
abziehen.    Und  wan  es  Such  wehr,  das  seine  Gelegenheit  sich  zutrug. 

')  Korn. 

»)  =  irrordnen. 

*l  Dürr,  t rochen. 

*)  U'dIiI  =  hutisini  </.  i   >»  Hatt/nt  lirmtini 
b'nhrt. 


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—    140  - 


weiderumb  inzuzeihen  mit  Ehren,  so  soll  er  solches  Macht  haben  mit 
Krleubtnuß  unser  g.  Herren. 

Fortler  weist  der  Schoeffen:  wans  sach  wer,  das  der  armen 
Man  nötig  wehr  zu  bauen,  so  soll  er  dem  Meier  Urlaub  heischen  von 
wegen  seiner  g.  Herren.  So  soll  der  Meier  ihm  erleuben  zu  hauen 
Holz  in  unser  g.  Herrn  Waldl  sieben  Stück.  Im  Fahl  er  noch  nötig 
wider  ist,  so  soll  er  mit  Erlaubnis  forter  ansuchen. 

Fortter  weisset  der  Schoeffen  unser  g.  Herren  freier  Studen l)  und 
Weiden,  nernblich  den  Vorbeusch  und  Ruhen*)  und  ahn  Maurwiller  Weg 
zu  Brug  zu  den  Wiesen  und  Steinbeusch,  was  Hochwäldt  ist,  doch  in 
welchen  Wolden  oder  Studen  haben  die  Underthanen  Macht  Brenholtz 
und  Dottholz s)  sonder  Erleubnüs  zu  hollen  sonder  Schaden  des  Bauholz. 

Fortter  weißt  der  Scheden:  wahne  Acker  in  den  miser  g.  Herrn 
Weiden  geratten  würdt,  haben  unserer  g.  Herrn  Underthanen  Macht 
vermitz  dem  Dheln  mit  ihre  Zuchtschwein  darinnen  zu  schlagen.  Wan 
aber  ein  armer  Man  wehr,  der  keins  hett,  so  halt  er  Macht  zu  kauften 
drei  Stück  Schwein,  ein  Zuchtschwein,  ein  Bechen4),  ein  ßeuellein ä). 
Und  wahn  das  es  fallen  Acker  ist,  gibt  man  von  jederm  Schwein  drei 
Pfenning.  Ist  es  halben  Acker,  so  gibt  man  halb,  ist  es  nichts,  so 
gibt  man  nichts. 

Fortter  erkendt  der  Sehüellen:  wan  es  Sach  wehre,  das  zwo 
Personen  uneins  wurden  in  unser  g.  Herrn  Herligkeidt  mit  Worten 
oder  Werken,  das  ein  Sicherung15)  vor  unser  g.  Herrn  Meier  kerne 
und  dieselbige  Sicherung  vermug  einer  Buessen  sieben  Schilling  und 
ein  halben.  Ist  es  aber  Sach,  das  einer  dem  andern  Wundtslreich  gebe 
und  Bludt  und  Augenschein  klagt,  so  ist  er  auch  verfallen  sieben 
Schilling  und  ein  halben  zur  Buessen. 

Fortter  erkhendt  der  Schoeffen:  wanß  Sach  wehr,  das  einer  den 
andern  ain  Meisselwundt7)  schluege,  so  ist  er  verfallen  zur  Buessen 
sechtzig  Schilling  und  ein  Heller  und  soviel  der  Meisselwunden  scheindt, 
so  vicllmahl  sechzig  Schilling. 

Fortter  weiß  der  Schoeffen:  wanne  einer  einer  Marken  ihre 
Freiheit  neme,  bricht  mit  Hand  oder  Mund  oder  einer  den  anderen 


')  Buschwerk,  Niederhok. 

>)  Dickicht. 

J)  Dürren  Höh 

«)  Bache. 

*)  Nicht  bekannt. 

":  Bürgschaft,  Urfehde 

T>  tiefe  Wunde. 


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iibersticht  so  mündigen  Stecken  '),  so  machgcn  sechzig  Schilling,  et*  sei 
mit  Marken  oder  Stecken. 

Wahns  aber  Sach  wehre,  das  einer  ein  Mark  mit  dem  Plugh 
außhebe,  so  soll  der  Dechgen  unserm  g.  Herren  eine  Kuelle8)  machen, 
da  die  Mark  gestanden  hat  und  soll  die  Person  dreyn  stellen  bis  an 
seinen  Gürtel  und  soll  solches  Pfordt  ahn  den  Pflugh  spannen  und  soll 
sie  lassen  wieder  ibnnen  fuehren  mit  dem  Pflughgeschirr.  Krleidt  er 
das,  so  hat  er  die  Bueß  woll  vergoltten 

Fortter  weißt  der  Schoeflen  in  den  freien  Jahrgeding:  wanns 
sach  wer,  das  ein  Heuber8)  die  Jahrgeding  nit  heutt,  wan  unser  g. 
Hern  Deghen  ihnnen  rufft,  so  ist  er  die  Bueß  schuldig  nem blich  sieben 
Schilling  und  ein  halben.  Und  wan  es  auch  Sach  wehre,  das  einer 
antwordt  und  seinen  Houdt*)  nitt  ablhett,  so  ist  er  doch  die  Bueß 
verfallen.  Oder  einer  dem  anderen  seine  Statt  besitz ft)  sonder  Erleubt, 
so  ist  er  dergleichen  die  Büß  verfallen. 

Auscultiert  und  collationicrt  ist  die  gegenwertige  Copey  durch 
mich  hie  unden  verzeichneten  geschwornen  Tabellion  im  deutschen 
Bellisthumb  Loltringen  und  lautet  mit  seinem  Original  Hauptbrief 
Scheffenweißung  von  Wort  zu  Wort  gleich  for  mich,  deß  ich  mich 
hiemit  auffentlich  bekenne,  doch  mir  und  den  Meinen  ohne  einige 
Knlgeltnus. 

S.  Trunttingh  mp.  subscripsit. 

Glcichteitü/e  Altschrift.  M.  hez.-Arch.  Kriechingen,  altes  Regirttr  Xr.  »L'T. 


')  Suiiel  wie  >(ie  Grenzpfahle  zum  Scltadeu  eine*  amiern  verrücken. 
T)  Loch. 

si  Huftier,  BeniUer  einer  oder  mehrerer  Hufen 
*)  Hut. 

** 1  l'h(3  einnimmt. 


-    442  - 


Kleinere  Mitteilungen  und  Fundberichte. 


Zur  Geschichte  der  Franziskanerklöster  in  Sierck  und  Oberhorabnrg. 

Von  Patricius  Schlager,  O.  P.  M.,  Harreveld  (Holland). 


Schon  früher  habe  ich  in  dieser  Zeitschrift  (Band  XVI,  228—237) 
über  dus  ehemalige  Franziskanerkloster  in  Sierck  einige  Mitteilungen 
gemacht.  Auf  verschiedenen  Seiten  haben  sie  Interesse  erweckt  und 
Anlaß  gegeben,  weitere  Nachforschungen  anzustellen.  Dadurch  bin  ich 
jetzt  in  der  Lage,  jene  dürftigen  Nachrichten  zu  ergänzen;  um  jedoch 
mehreren  an  mich  gerichteten  Bitten  zu  entsprechen,  möchte  ich 
zugleich  auf  Grund  des  mir  vorliegenden  ungedruckten  Materials  die 
seelsorgliche  Tätigkeit  der  Siercker  Franziskaner,  soweit  sie  Tür  die 
lokale  Geschichtsschreibung  von  Bedeutung  sein  kann,  näher  beleuchten 
und  endlich  einige  Bemerkungen  über  das  Kloster  in  Oberhomburg 
beifügen. 

Nachdem  die  Franziskaner  mit  Hilfe  der  Franzosen  1644  zum 
zweiten  Male  in  Sierck  eingezogen  waren,  sandte  der  Provinzial 
P.  Bonaventura  Beul  einen  Siercker  Pater  nach  Paris,  um  auch  Tür 
die  übrigen  Klöster  der  Kölner  Ordensprovinz  den  Schutz  Frankreichs 
zu  erlangen.  Kr  wurde  vom  König  und  der  Königin  gütig  aufgenommen 
und  erhielt  die  gewünschte  »Salve  guardia«  in  französischer,  deutscher 
und  lateinischer  Sprach«  ausgefertigt l).  Doch  bald  wurde  dieser  Schutz 
drückend,  und  vor  allem  war  es  das  Kloster  Sierck  selbst,  das 
darunter,  meistens  infolge  zahlreicher  langandauernder  Einquartierungen 
zu  leiden  hatte.  Nicht  selten  suchten  auch  französische  Offiziere  in 
seelsorgliehen  Angelegenheiten  ihren  Willen  durchzusetzen*).  Daher  ist 
es  leicht  erklärlich,  daß  die  Berichte  an  den  Provinzclironisten  häufig 
nichts  anderes  enthielten  als  »earmina«.  das  heißt  wohl  »Klagelieder« 
über  das  französische  Regiment.    »Aber  dennoch  hielten  die  Franzis- 

'i  Qnonik  der  Annuntiateg,  S,  74.   Msc.  im  Stadtarchiv  in  Düren,  lila  4 
*i  Diese  und  die  folgenden  Nachrichten  stammen  aus  den  >Annales  Pro- 
vincuie«.   Msc.  in  der  Landesbibliothek  in  Düsseldorf. 


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kaner  treu  aus  bei  dem  armen  Volk«,  heißt  es  in  einem  an  das 
(leneralkapitel  in  Horn  gerichteten  Schreiben  vom  Jahre  1601.  Sie 
predigten  jedes  Jahr  ungefähr  zweihundert  mal  und  hörten  sechs-  bis 
siebentausend  Beichten,  teils  in  Sierck  in  der  Klosterkirche  oder  auch 
in  der  Pfarrkirche,  die  sie  öfter  monatelang  verwalteten,  teils  im 
sogenannten  Terminsbezirk.  Darunter  versteht  man  die  in  der  Umgebung 
bis  etwa  fünf  Meilen  entlernt  liegenden  Ortschaften,  in  denen  Almosen 
zum  täglichen  Unterhalte  gesammelt  und  Aushilfen  in  der  Seelsorge 
geleistet  wurden.  Die  Chronik  verzeichnet  Ober  fünfzig  derartige  Pfarreien. 
Ziemlich  regelmäßig  waren  sie  tätig  in  Contz,  Kirchnaumen,  Königs- 
machern, Kodemachern,  Mallingen,  Püttlingen,  Perl,  Heitel  und  Bolchen. 

Wegen  der  weiten  Entferuung  dieses  letzten  Ortes  von  Sierck 
bemühte  sich  der  dortige  Magistrat,  eine  Niederlassung  der  Franziskaner 
zu  erlangen.  Der  Provinzial  Werner  Rost  war  mit  dem  Plane  ein- 
verstanden und  sandte  zunächst  den  P.  Daniel  Mörs  dorthin,  um  die 
ständige  Seelsorge  zu  übernehmen  und  die  nötigen  Schritte  zur  Kloster- 
gründung /.u  tun.  Der  Bischof  von  Metz,  Heinrich  Cambout-Coislin. 
jedoch  versagte  seine  Zustimmung,  wie  der  Chronist  meint,  auf  Ver- 
anlassung der  Franziskaner  in  Metz,  und  so  mußte  man  dièse  Absicht 
aufgeben. 

Kinen  großen  Einfluß  übte  das  Kloster  in  Sierck  dadurch  aus, 
daß  viele  Weltpriester  und  vornehme  Leute  dem  dritten  Orden  beitraten. 
Ihre  Zahl  war  außergewöhnlich  groß,  so  daß  der  Chronist  1698 
verwundert  schreibt:  »Kst  hic  conventus  valde  ferax  Tertiariorum; 
vi.x  enim  Pastor  est  in  terminis  vel  Benefactor  in  vicinia,  qui  tertiae 
regulac  nomen  dare  nun  desiderat«.  Allerdings  führt  er  verhältnismäßig 
nur  wenige  namentlich  an.  So  werden  als  Tertiarier  verzeichnet:  1670 
Freiherr  Lothar  von  Han  und  seine  Gattin  Katharina  von  Masburg; 
1075  der  Pfarrer  Robert  Gaich  aus  Mallingen:  1679  der  Pfarrer  und 
Dechant  von  Sierck,  Franziskus  Saarburg  ;  der  Pfarrer  von  Püttlingen. 
Karl  Bons;  der  Pfarrer  von  Königsmachern,  Johannes  Mayer');  1681 
Franziskus  Gerber,  Pfarrer  in  Haiß(V);  Cornelius  Bademacher,  Pfarrer 
in  Mondorf;  Matthias  Beringer.  Pfarrer  in  Perl;  1085  Petrus  Johannes 
Mayer  aus  Hrsehel  und  seine  Frau  Katharina  Kleis;  1088  Pfarrer 
Johannes  aus  Welschbillig;  Pfarrer  Johannes  Ständer  aus  Mandern; 

')  In  diesem  Jahre  legten  auch  der  Pfarrer  von  Pesch,  Keinaclus  Pomen. 
der  Pfarrer  Heinrich  Ilelrnsingcr  ans  Sieversdorf  und  der  aus  Sieversdorf  gebürtige 
Pfarrer  Nikolaus  Fritz  in  der  Siercker  Klosterkirche  die  Gelübde  des  dritten 
Ordens  ab,  Weshalb  diese  in  der  Nähe  von  Aachen  wohnenden  Geistlichen 
gerade  Sierck  dazu  gewählt  haben,  weiß  ich  nicht. 


-  444 


Michael  Dahlem,  Primissar  in  R  ode  m  achern  ;  Pfarrer  Neumann  aus 
Schillingen  (  V);  «lie  beiden  nicht  näher  bezeichneten  Pfarrer  Christor 
Speyr  und  Johannes  Feringer:  1708  eine  Gräfin  von  Linden. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  nahm  die  seelsorg- 
liche Tätigkeit  der  Franziskaner  rasch  zu;  meistens  hielten  sie  jetzt 
jährlich  über  vierhundert  Predigten,  und  in  der  Klosterkirche  kommu- 
nizierten im  Jahre  annähernd  zwanzigtausend.  Auch  die  Bruderschaften 
nahmen  einen  ungewohnten  Aufschwung,  besonders  als  man  1768  den 
Versuch  machte,  sie  von  Metz  aus  zu  unterdrücken.  Freilich  war  die 
Anzahl  der  Priester,  auch  wenn  man  berücksichtigt,  daß  eine  höhere 
Schule  von  ihnen  geleitet  wurde,  ziemlich  groß.  Nach  der  Inventur- 
aufnahme im  Kloster  am  10.  Juni  1790  ')  befanden  sich  damals 
folgende  Personen  im  Kloster:  Louis  Nabor,  gardien;  Firme  Litarde, 
vicaire;  Amabilis  Dillenburger,  prédicateur  ordinaire  de  la  ville*); 
Optatus  Koch,  prédicateur  des  Fêtes  de  la  ville;  libertin  Schillings, 
professeur  de  la  Rhétorique;  Caius  Reiffenberg,  professeur  de  la  Poésie; 
Augustin  Philippsen,  professeur  de  la  Grammaire;  Léonard  Schriber, 
jubilaire;  Dagobert  Ritter,  prestre,  portier;  Acadius  Neilmann,  prestre, 
organiste;  Floribert  Freintzheim,  prestre,  prédicateur;  Meinrad  Lang, 
prestre,  prédicateur;  Procarde  (!)  Braun,  prestre,  prédicateur;  Mathieu 
Bremer,  prestre,  prédicateur;  Hilgerius  Schneider,  prestre,  prédicateur: 
Tiburtius  Schoot,  prestre;  Servais  Mambourg,  prestre,  und  fünf  Laien- 
brüder. 

Nach  demselben  Inventar  bestand  die  Bibliothek  aus  ungefähr 
600  Bänden;  unter  anderen  waren  vorhanden  Prévoux,  Dictionnaire, 
und  Dom  Calmet,  Histoire  de  la  I-orraine. 

Am  16.  März  1792  reichten  die  «Commissaires  du  département 
de  la  Moselle*  eiueti  Bericht  ein,  worin  sie  erklärten,  die  Rekollekten, 
das  heißt  die  Franziskaner,  langweilten  mit  ihren  Predigten  die  Leute, 
machten  sie  dumm;  man  müsse  darum  das  Kloster  schließen s). 

Ungefähr  ein  Jahr  früher  stellte  man  ihnen  noch  ein  ganz 
anderes  Zeugnis  aus.  Am  10.  März  1791  hatten  nämlich  die  »  Officiers 
municipaux*  erklärt,  jene  hüllen  sowohl  in  der  Stadt  als  auch  in  der 
Umgebung  viel  Gutes  gestiftet  durch  »  instruction  salutaire  correspon- 


')  Akten  im  Metzer  Bezirksai  chiv  :  g  2,  129  ».  Gütige  Mitteilung  des 
P.  Michael  Bihl.  O.  F.  M.,  früher  in  Metz,  jetzt  in  guaraethi. 

*)  Keber  ihn  vgl.  meinen  Aufsatz:  Zur  Ceschichte  der  Franziskanerklüster 
in  Meisenheim  und  Blieskastel  in  Mitteilungen  des  historischen  Vereins  der 
Pfalz  XXVIII  (1307),  13. 

»)  Msr   Metzer  Bezirksarclnv  :  g  2,  18K  ,s. 


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dante  avec  leur  conduite  édifiante».  Sie  hätten  dem  Volke  die  Religion 
erhalten,  »sans  laquelle  il  n'y  a  point  de  vrai  bien«.  Noch  am 
18.  November  1791  lud  der  Maire  Joli velt  mit  seinen  Räten  die  Patres 
ein,  sich  am  Einzug  des  Bischofs  zu  beteiligen  und  zur  Erhöhung  der 
Feierlichkeit  die  Glocken  der  Klosterkirche  läuten  zu  lassen  •). 

Einer  der  letzten  Franziskaner  in  Sierck  war  P.  Angelinus  Florange, 
ein  geborener  Siercker.  Nach  der  Aufhebung  fand  er  zuerst,  wie  aus 
einem  Eintrag  in  dem  Trauungsbuch  der  Pfarrei  Hosenfeld  bei  Fulda 
sich  ergibt»),  Aufnahme  in  der  Thüringer  Provinz,  Nach  1802  kehrte 
er  wieder  nach  Sierck  zurück  und  übernahm  die  Stelle  eines  Kaplans. 
Er  starb  am  17.  Juli  1821  und  wurde  auf  dem  dortigen  Friedhof  be- 
erdigt. Sein  Grabmal  ist  noch  erhalten;  die  Vorderseite  stellt  einen 
Allar  vor  mit  ausgesetzter  Monstranz  und  einem  zelebrierenden  Priester 
mit  Meßdiener.  Die  Inschrift  lautet  :  »Hic  jacet  R.  D.  Joannes  Florange  Ordi- 
nis  SU  Francisci,  Vicarius  Sircae  XIX  annis,  natus  ibidem  11.  Oct.  1765t. 

Von  ihm  besitzt  das  Kranziskanerkloster  in  Metz  noch  67  Predigten, 
die  zum  Teil  die  nähere  Angabe  enthalten,  wann  und  wo  sie  gehalten 
worden  sind.  So  predigte  er  1794  in  Hatzenport  an  der  Mosel,  1796 
sechsmal  in  Joß,  Kreis  Fulda,  1797  zweimal  in  Mues,  ebenda,  1798 
in  Landstuhl,  1798,  1801,  1802  in  Maikammer,  1805  in  Rüsdorf,  1810 
in  St.  Matthias  zu  Trier  und  oft  natürlich  in  Sierck. 

Die  Kirche  ist  ein  einschiffiger,  llachgedeckter  Barockbau.  Ueber 
dem  hübschen  Portal  befindet  sich  eine  Inschrift  in  gothischer  Minuskel, 
welche  als  Bauzeit  1630 — 1634  angibt.  Darüber  steht  eine  schöne 
spät-romanische  Statue,  die  hl.  Anna  mit  Maria  darstellend8).  Aufler 
den  Ordensleuten  hatten  in  ihr  die  letzte  Ruhestätte  gefunden  am 
12.  August  der  Oberst  Freiherr  Franz  von  Lylli;  am  29.  Dezember  1654 
der  Leutenant  Franz  Dcmmery,  am  folgenden  Tag  sein  Kind;  am 
8.  Mai  1666  die  Freifrau  Franziska  von  Housse  aus  der  Nähe  von 
Pont-à-Mousson  *).  Die  Altäre  und  Statuen  sind  noch  ziemlich  gut 
erhalten. 

Das  Kloster  kaufte  während  der  Revolution  der  Notar  Toppat; 
er  schenkte  es  der  Stadt,  welche  1820  eine  Schule  darin  unterbrachte. 


')  Gütige  Mitteilung  des  Herrn  J.  Florange,  Paris. 

*)  (iiitige  Mitteilung  des  P.  Livahus  Öliger,  O.  F.  M.,  früher  in  Metz,  jetzt 
in  Rom. 

*)  Vgl.  Kraus,  Kunst  und  Altertum  in  Lothringen,  Strassburg  1889,  SM3. 
*)  Herpers,  »escriptio  Prov.  Colon.,  p.  2jO,  Msc.  in  der  Landesbibliothek 
zu  Düsseldorf. 


-    446  - 


Am  27.  Mai  1877  wurde  es  in  ein  Spital  umgewandelt  und  den  Straß- 
burger Vinzentineriimen  übertragen. 

Das  Siegel  des  Klosters  stellt  den  heiligen  Bernardin  von  Siena, 
dem  die  Kirche  geweiht  war.  mit  dem  Namen-Jesu-Monogramm  dar 
und  trägt  die  Umschrift:  Sigill.  Conventus  ürd.  Frm  Min.  Obs.  Hegul. 
Sircensis.  An  der  Spitze  des  Klosters  standen  der  Reihe  nach  :  Hubert 
Ventsch  (1628).  Andreas  Ruger  (1633),  Melchior  Beck  (1634),  Hubert 
Ventsch  (1638),  Deodatus  Dämonen  (1640),  Aegidius  Goffin  (1644), 
Bernardin  (iulmin  (1644),  Christof  Feist  (1647),  Aegidius  Kranken  (1651), 
Petrus  Bitz  (1652),  Hermann  Hollender  (1655),  Ernst  Calmes  (1657), 
Cornelius  Meilinger  (1660),  Bernardin  (iulmin  (1662),  Deodatus  Dämonen 
(1664),  Bernardin  Gulmin  (1667),  Adrian  de  Kenesse  (1670)  Bernardin 
Gulmin  (1673),  Alexander  Dousart  (1675),  Heklor  Fiedelcr  (1678), 
Edmund  Bude  (1681),  Balthasar  Schwartz  (1682),  Hubert  von  Villa 
nova  (1685),  Simon  Minis  (1688),  Balthasar  Gravius  1 1 690),  Franz 
Poetgens  (1691),  Hubert  Reinartz  (1694),  Johannes  Reinartz  (1697), 
Nikolaus  Lejeune  (1699),  Johannes  Beauchamy  (1702),  Edmund  Prim 
(1705),  Michael  Mörs  (1706),  Marianus  Vehr  (1708),  Benedikt  Scheppers 
(1711),  Felician  Orth  (1714),  Hektor  Steuß  (1718),  Adam  Vogt  (1721), 
Marzellinus  Geyr  (1722 1,  Eleutherius  Meinertzhagen  (1725),  Sigismund 
Otter  (1728),  Hugo  Donninger  (1731),  Sigismund  Otter  (1735),  Petrus 
Nogal(1736),  Nikolaus  Wing  (1739),  Dominicas  Hagen  (1740),  Nikolaus 
VVing  (1743),  Benedikt  Aßmann  (1746),  Maternus  Baur  (1749),  Sigis- 
mund Duuost  1 1752).  Patricius  Matthis  (17ö5i,  Wendclin  Weiß  (1758), 
Maternus  Baur  (1761),  Dominions  Greift' (1764),  Maternus  Baur  (1767). 
Paulinus  Schmittgen  (1770),  Dominicus  Greift  (1773),  Maternus  Baur 
(1776),  Cajetan  Houle  (1778),  Rudolph  VVirth  (1779),  Anianus  Mèrtz 
(1782),  Ananias  Hellborn  (1785),  l.ouis  Nabor  (1788),  Ubertin  Schillings 
(1791),  Louis  Nabor  (1797). 

Nur  kurze  Zeit  bestand  das  zweite  Kloster  der  Kölner  Fran- 
ziskanerordensprovinz in  Lothringen,  nämlich  die  Niederlassung  in 
Bischofshomburg  oder,  wie  es  jetzt  heißt,  Oberhomburg. 

Dort  gründete  im  Jahre  1254  Bischof  Jakob  von  Lothringen  ein 
Kollegiatstift  für  dreizehn  Kanoniker  zu  Ehren  der  Muttergottes  und 
des  heiligen  Märtyrers  Stephanus.  Wahrscheinlich  besaß  Homburg 
damals  schon  eine  Kirche,  in  der  sie  den  Gottesdienst  abhalten 
konnten  ;  die  jetzt  noch  vorhandene  schöne  gothische  Kirche  aber 
stammt  ohne  Zweifel  aus  späterer  Zeit  ').  Sie  wurde  im  17.  Jahrhundert 

')  Vgl.  Dupriez  R  .  Notice  historique  sur  l'ancienne  église  collégiale  de 
Hiiiobourg-rKvêque    Sitzungsbericht  der  Akademie  vom  2(3  Dezember  1878. 


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mehrmals  restauriert,  und  1747  wurden  größere  durchaus  stilwidrige 
Aenderungen  daran  vorgenommen1).  Im  Laufe  der  Zeit  ging  diese 
Stiftung  ein  »deficientibus  vel  sopilis  hisce  canonici»«  2),  und  am 
5.  Oktober  1743  wurde  das  Stift  durch  den  Bischof  Claudius  de 
Rouvroy  et  St.  Simon  aufgehoben  und  dem  kleinen  Seminar  in  Metz 
inkorporiert. 

Am  16.  Juli  1749  wandte  sich  dann  der  Bischof  an  den  Kölner 
Provinzial  Daniel  Schulten  mit  der  Bitte,  einige  Patres  nach  Homburg 
zu  senden,  um  die  Seelsorge  dort  zu  übernehmen.  Nachdem  er  an 
Ort  und  Stelle  hatte  Erkundigungen  einziehen  lassen,  erklärte  er  sich 
bereit,  eine  Niederlassung  zu  gründen  und  machte  folgende  Vorschläge  : 

1.  Die  Franziskaner  übernehmen  die  Verwaltung  der  Pfarrei  und 
lesen  jede  Woche  vier  gestiftete  heilige  Messen.  Dafür  erhalten  sie 
jährlich  dreihundert  livres  aus  den  Einkünften  des  Seminars  und  die 
Stolgebühren  ;  ferner  wird  ihnen  erlaubt,  in  der  Umgegend  zu  terminieren. 

2.  Es  wird  ihnen  die  Kollegiatkirche  und  das  Haus  des  Dechanten 
nebst  den  anstoßenden  Gärten  zur  freien  Benutzung  überlassen. 

3.  In  dem  künftig  zu  erbauenden  Kloster  dürfen  mindestens  drei 
Priester  wohnen;  der  Obere  ist  Pfarrer;  er  hält  die  Predigten  und  die 
Katechesen;  die  übrigen  sind  seine  Stellvertreter. 

4.  Reparaturen  an  Kirche  und  Kloster  besorgen  die  Franziskaner. 

5.  Kür  den  Prokurator  des  Seminars  ist  ein  anständiges  Zimmer 
einzurichten. 

Der  Bischof  war  damit  einverstanden,  erklärte  sich  auch  bereit, 
allen  Priestern  die  Approbation  zu  erteilen,verbot  aber,  ohne  seine  besondere 
Erlaubnis  Bruderschaften  zu  errichten,  Ablässe  zu  publizieren  und  das 
Allerheiligste  zu  exponieren.  Das  diese  Bestimmungen  enthaltende 
Schriftstück  wurde  von  dem  Sekretär  Ernest  ausgefertigt  und  am 
17.  Oktober  1749  unterschrieben.  Am  31.  Dezember  genehmigle  der 
Landesherr  König  Stanislaus  von  Polen  von  Lunéville  aus  die  Nieder- 
lassung und  erließ  am  3.  Januar  1750  von  Nancy  aus  an  seine 
Kainmerbeamten  entsprechende  Weisungen.  Schon  am  18.  Oktober 
hatte  der  Guardian  von  Homburg  in  der  Pfalz  im  Namen  des  Provinzials 
das  Haus  des  Dechanten  in  Besitz  genommen  und  damit  die 
Niederlassung  formell  gegründet.  Als  erster  Oberer  (Präses;  wurde 
ernannt  P.  Sigismund  Cremer;  seine  Kapläne  waren  P.  Franziskus 

l)  Vgt.  Kraus,  a.  a.  0.,  S.  832. 

*)  Die  folgenden  Angaben  sind  den  schon  erwähnten  Provinz- Annalen  ent- 


-    448  — 


Wehrheim  und  Balthasar  Meurer.  Das  Haus  war  zwar  etwas  bau- 
fällig; aber  man  hatte  es  im  Inneren  doch  so  weit  repariert,  daß  zehn 
Personen  darin  untergebracht  werden  konnten. 

Mit  großem  Kifer  begannen  sie  ihre  seelsorglichen  Arbeiten,  und 
anfangs  Mai  1751  konnte  der  Präses  in  einem  Berichte  an  den  Pro- 
vincial über  ihre  erfolgreiche  Tätigkeit  folgende  Angaben  machen: 
Jeden  Sonn-  und  Feiertag  Predigt,  14000  Kommunikanten,  73  Taufen, 
16  Trauungen.  80  Beerdigungen,  5  Konvertiten;  in  der  Umgegend: 
300  Predigten,  30  Katechesen,  9000  Beichten,  30  Mitglieder  des  dritten 
Ordens.  Eine  unliebsame  Störung  erfuhr  diese  in  Homburg  so  not- 
wendige Wirksamkeit  im  Winter  1761  auf  1762.  Fine  bösartige  Krankheit 
wütete  in  der  Stadt  und  raffte  innerhalb  dreier  Monate  die  vier  Patres 
und  kurz  darauf  noch  einen  Laienbruder  hinweg.  Natürlich  dauerte  es 
lungere  Zeit,  bis  die  so  entstandene  Lücke  wieder  ausgefüllt  war. 
Zunächst  mußte  der  neue  Präses  sich  zu  einer  durchgreifenden  Repa- 
ratur des  Kirchendaches  entschließen;  man  hatte  allerdings  schon 
mehrere  Jahre  immer  wieder  die  schadhaften  Stellen  ausgebessert; 
aber  alle  Maßregeln,  die  man  traf,  um  das  in  die  Kirche  eindringende 
Regenwasser  abzuhalten,  erwiesen  sich  als  unzureichend.  Als  diese 
Arbeit  glücklich  vollendet  war,  mußte  man  daran  denken,  das  alte 
baufällige  Haus,  das  bis  jetzt  als  Wohnung  diente,  durch  ein  neues 
Kloster  zu  ersetzen.  Am  14.  Juli  1766  legte  dazu  der  Pfarrer  Claude, 
der  Archipresbyler  des  Kapitels  ad  S.  Nuborem  in  Gegenwart  des 
Provinzials  P.  Laurentius  Brückmann,  des  Exprovinzials  P.  Joseph 
Netzen,  des  Guardians  von  Homburg  (Pfalz)  P.  Balthasar  Meurer  und 
vieler  Freunde  des  Klosters  den  Grundstein  ')  zum  Neubau.  Da  das 
alte  Haus  nicht  alle  Gäste  beherbergen  konnte,  lud  sie  der  Bürger 
Caspar  André  zum  Mittagsmahl  in  seiner  Wohnung  ein.  Wie  aus 
einer  Inschrift  über  der  Türe  des  Neubaues,  des  jetzigen  Pfarrhauses, 
sich  ergibt,  wurde  er  1769  vollendet,  bezogen  wurde  er  aber  erst  am 


')  Die  demselben  eingefügte  Lirkunde  lautet  :  In  honorem  Beatissimae  Vir- 
ginis  Dei  Gcnitricis  Mariae,  S.  Slephani  Protomartyris,  S  Patris  nostri  Francisa 
S.  Bonaventurae,  S.  Antonii  Faduani,  S.  Bernardini  et  omnium  Sanetorutn  Ordinis 
Minorum,  Summo  Pontilice  Clémente  XIII,  Episcopo  Melensi  excel).  D.  Ludovico 
Dumont,  Ministro  Generali  totius  ordinis  Minorum  Rev.  P.  Joanne  de  Molina, 
Com.  Generali  P.  Honorio  Cordier,  Ministro  almae  prov.  Colon.  Laurentio  Brur.k- 
mann  cura  et  studio  fr.  Godofredi  Langen  huius  loci  pro  tempore  praesidis  vetere 
domo  (quam  Fratres  Minore»  Recollecti  prov.  Colon,  donanlc  cxcell.  D.  Claudio 
de  S.  Simone,  Episcopo  Metensi  et  confirmante  Ser.  principe  Stanislao  Poloniae 
rege,  Lotharingiae  et  Barii  duce  per  XVII  annos  inhabitaverunt)  prorsus  collubente 
novae  huius  structurât-  lapis  ponebatur  anno  1766  die  14.  Julii. 


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449  - 


18.  Oktober  1770.  Kr  bol  Kaum  für  den  Hctnler  mit  Küche  und  15 
Zellen  nebst  den  nötigen  Werkstätten.  Hinter  dem  Hause  liegt  der 
Garten,  der  heute  noch  /.um  Teil  »  Patersgarlen  «  heißt. 

Im  Anlange  des  Jahres  1771  trug  man  im  Auftrag  des  Bischöfe» 
die  Knie  des  alten  Kirchhofes,  der  mehrere  Fuß  höher  lag  als  der 
Boden  der  Kirche,  soweit  ab,  daß  das  Wasser  nicht  mehr  in  die  Kirche 
fließen  konnte.  Am  8.  März  wurden  die  l'cberreste  der  dort  Beerdigten 
auf  dem  neuen  Kirchhof,  der  1707  von  dem  P.  Gottfried  Langen  ein- 
gesegnet und  dann  in  Gebrauch  genommen  worden  war,  beigesetzt. 

Ungehindert  konnten  sich  nun  die  Patres  der  Seelsorge  widmen, 
bis  die  französische  Revolution  hereinbrach  und  ihrer  Tätigkeil  ein 
frühes  Kndc  bereitete.  Wann  die  Aufhebung  erfolgte,  läßt  sich  nicht 
genau  feststellen;  wir  wissen  nur,  daß  der  Provinzial  P.  Berardus 
Busch  noch  im  Juni  1791  das  Kloster  einer  Visitation  unterzog,  und 
daß  er  bei  dieser  Gelegenheil  es  schon  an  sich  selber  erfahren  mußte, 
daß  stürmische  Zeilen  bevorstanden.  Als  er  nämlich  nach  Deutschland 
zurückkehren  wollte,  wurde  er  in  Spiltel  festgehalten,  weil  wegen  der 
Flucht  des  Königs  von  Frankreich  die  Grenze  gesperrt  war.  Erst  nach 
längerer  Haft  erhielt  er  die  Freiheit  wieder.  Aul  einem  am  28.  Juli 
1793  abgehaltenen  Kapitel  wurde  noch  ein  Präses  für  Bischofshomburg 
ernannt,  aber  die  übrigen  Aemler  sind  nicht  mehr  besetzt,  und  man 
wird  daraus  den  Schluß  ziehen  dürfen,  daß  das  Kloster  tatsächlich 
aufgegeben  war,  und  daß  die  meisten  Odensleule  auf  der  rechten 
Rheinseite  eine  Zulluchtsstättc  gesucht  hatten.  Von  einem  Paler  aber 
wissen  wir,  daß  er  in  Homburg  oder  in  der  Nähe  blieb;  es  war 
Anatolius  Schaden.  Im  Oktober  1795  unterzeichnete  er  sich  bei  einem 
Taufakte  als  Administrator  Fcelesiae  ad  S.  Agatham  in  Kleinblitters- 
dorf. Vom  9.  Oktober  1795  bis  März  1798  war  er  Pfarrverwalter  in 
Hüblingen  bei  Saargemünd.  Schon  früher  hatten  Homburger  Franzis- 
kaner diese  Gemeinde  verwaltet  und  zwar  vom  12.  August  1770  bis 
11.  November  1770  P.  Man  ellianus  Mettlach  und  von  da  bis  Knde 
November  P.  Palmatius  an  Stelle  des  Pfarrers  Friedrich  Hegener.  In 
den  Jahren  1775.  1780  und  1788  nahm  dort  P.  Gandulphus  Hilgert 
mehrere  Kulthandlungen  vor.  Daß  P.  Anatolius  im  Jahre  1796  über- 
haupt ölfentlich  eine  seelsorgliche  Tätigkeit  entfalten  konnte,  erklärt 
sich  daraus,  daß  Ruhlingen  zum  Bistum  Trier  gehörte  und  erst  1797 
zum  Departement  de  la  Sarre  kam  ')■ 

')  Notice  historique  et  topographi^ue  de  Houhlmg  par  .1  I».  Kmel,  f.nre 
de  Iii  Paroisse,  IHM.  Msc.  im  l't'ai  rarrhiv  ;  gütige  Mitteilung  des  I'.  I.ivariu» 
Öliger,  O.  F.  M,,  Rom 

.lalirbucli  il.  Oiv>.  r.  I.tlir.  üe^liiolile  <i  Altort uiiisk . .  I.il.rtf  :>!.  -1' 

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-    450  - 

Die  Namen  der  Oberen  des  Klosters  Homburg  sind:  Sigismund 
Cremer,  Franciscus  Merrheim  (1752),  Felician  Aretz  (1754),  Sigismund 
Cremer  (1755),  Donünicus  GreiiT  (1758),  Kochus  Kigenbieger  (1760), 
Juvenalis  Weiskirchen  (1763),  Gottfried  Langen  (1764),  Bonaventura 
Sehein  (1767),  Gottfried  Langen  (1770),  Eulogius  Dieffenbach  (1772), 
Anicelus  Denzcrius  (1773),  Gothardus  Leysen  (1775),  Honorius  Burk- 
hardt (1778),  Raphael  Knalen  (1779),  Hilarius  Feiten  (1782),  Laurus 
Gassmann  (1785),  Petronius  Gratz  (1788),  Procopius  Neu  (1791).  Die 
ineisten  waren  zugleich  auch  Pfarrer;  nur  bisweilen  wird  ein  anderes 
Mitglied  des  Klosters  dazu  ernannt,  so  1761  1\  Macarius  Schreiner, 
1779  Pius  Gillessen. 


Zur  Geschichte  Bischof  Theoderichs  III.  von  Metz. 

Von  Dr.  P.  Wentzcke,  Straßbarg. 


In  den  Straßburger  Bisehofsregeslen  Nr.  578  habe  ich  geglaubt, 
die  Datierung  des  Diploms  Kaiser  Friedrichs  1.  für  Maursmünster  vom 
8.  Juli  1163  '),  das  durch  die  erstmalige  Aufführung  Bischof  Theoderichs  III. 
von  Metz  in  seiner  Zeugenreihe  für  die  lothringische  Geschichte  von 
besonderer  Bedeutung  ist,  verdächtigen  zu  müssen.  Aber  schon  in  den 
Nachträgen  zu  diesem  Bande  habe  ich  auf  Grund  erneuter  Prüfung  die 
Annahme,  daß  die  Beurkundung  vielleicht  erst  in  das  Jahr  1166  zu 
setzeu  sei2),  zurückgenommen.  Immerhin  erscheint  es  angebracht, 
nochmals  eingehend  und  teilweise  auf  Grund  eines  neuen  Zeug- 
nisses auf  »las  Diplom  und  auf  die  damit  verknüpfte  Frage  nach  dem 
Regierungsantritt  Bischof  Theoderichs  III.  zurückzukommen. 

In  der  erwähnten  Urkunde,  die  in  einer  Abschrift  des  18.  Jahr- 
hunderts überliefert  ist3),  nimmt  Kaiser  Friedrich  auf  Bitten  Bischof 
Theuderichs  die  Kirche  von  Maursmiinster  mit  allen  Besitzungen,  die 
sie  von  Königen  wie  von  weltlichen  und  geistlichen  Fürsten  oder 
anderen  Gläubigen  erhalten  hat  oder  noch  erlangen  wird,  in  seinen 

')  Stumpf,  Reichskanzler  II  .  Nr.  M82. 

»I  In  das  Itinerar  dieses  Jahres  würde  das  Diplom  sich  am  besten  ein- 
passen.   S.  Straßburger  Bisehofsregeslen  Nr.  Ô78. 

*)  Strasburg  er  Hezirksarehiv  II  bbH  mit  imlict.  X.  Wünltwein,  Nova 
subsidiu  diplom.  IX,  3<JO  Nr.  \lM  aus  Original  mit  iiut.  XI. 


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Schutz,  wie  ihr  diesen  auch  Bischof  Theoderich  und  sein  Vorgänger 
Stefan  schriftlich  bestätigt  haben  (ul  quecunque  ei  dilectus  noster 
Theodorieus  Metensis  episcopus  eiusque  predeeessor  felieis  meinorie 
Stephauus  eoneessit  atque  remisit  et  scripto  communivit).  Als  Zeugen 
sind  aufgezählt  u.  a.  Budolffus  episcopus  Argentinensis,  Volinarus  primi- 
cerius  Metensis  .  .  .  .,  Bertholdus  dux  Burgundionum. 

Inhaltlich  ist  die  Urkunde,  wie  auch  Wolfram  in  seinen  wertvollen 
Bemerkungen  »Zur  Metzer  Bischofsgeschichte  während  der  Zeit  Kaiser 
Friedrichs  I.«1)  hervorhebt,  ganz  einwandfrei.  Anders  steht  es  mit 
der  Zeugenreihe.  Bisehof  Budolf  von  Straßburg  führt  zwar  noch  in 
einem  Diplom  von  1164  Dezember  30 s)  den  Zusatz  electus  und  ist 
erst  Anfang  1167  in  Italien  von  dem  kaiserlichen  Papst  Paschalis  (III.) 
geweiht  worden3),  und  Bischof  Theoderich  selbst  hat  nie  die  Weihe 
erhalten*),  aber  das  Fehlen  dieser  ausdrücklichen  Bezeichnung  als 
»Krwählter«  kann  bei  beiden  Kirchenfürslen  für  die  Kritik  der  Urkunde 
selbst  nicht  in  Betracht  kommen.  Der  Sprachgebrauch  ist  gerade  in 
dieser  Hinsicht  ganz  willkürlich.  Dagegen  hat  von  jeher  die  Aufführung 
eines  anderen  Zeugen,  des  Herzogs  Bertold  von  Burgund,  Bedenken 
erweckt4;.  Bertold  IV.  von  Zähringen  stand  gerade  als  »Bektor  von 
Burgund,  in  diesen  Jahren  mit  dem  Kaiser  auf  schlechtestem  Fuße. 
In  Verbindung  mit  dem  Grafen  von  Dagsburg  und  Bischof  Stefan  von 
Metz  stellte  er  sich  Friedrich  bei  dessen  Bückkehr  aus  Italien  im 
Jahre  1162  entgegen6).  Auf  Wunsch  des  Kaisers  trennte  sich  im 
November  desselben  Jahres  Heinrich  der  Löwe  von  seiner  Gemahlin 
Klementia,  der  Schwester  Bertolds.  1164  wieder  sehen  wir,  während 
Kaiser  Friedrich  in  Italien  weilte,  den  Zühringer  als  hervorragendes 
Mitglied  eines  großen  rheinisch-schwäbischen  Bundes,  der  sich  gegen 
die  Staufen  richtete.  »Es  ist  sehr  schwer  zu  verstehen«,  so  urteilt 
der-  Geschichtsschreiber  der  älteren  Zähringer,  »wenn  wir  da  den 
Herzog  Bertold  am  8.  Juli  1163  am  kaiserlichen  Hoflager  zu  Selz  und 
in  einer  daselbst  ausgestellten  Kaiserurkunde  als  Zeuge  linden« 7).  Auf 
Grund  dieser  inneren   L'nwahrscheinlichkeit  glaubte   ich  denn  auch 


')  Dieses  Jahrbuch  XV  <1903),  207  fT. 

')  Stumpf,  Nr.  403«.  —  Slrußburger  Uischofsregesten  Nr.  580 
3)  Slraßburger  Bischofsrcgesten  Nr  f>81. 
«)  Wolfram,  a  a.  0  .  S  214 

*)  Vgl.  schon  Giesebrecht,  Geschichte  «1er  deutschen  Kaiserzeit  V,  »74. 
')  S.  über  diese  Verhältnisse  lleyck,  Geschieht«  der  Herzige  von  Zäh- 
ringen. S.  379  ff. 

')  Hevck,  a  a.  0,.  S  381. 

•J9* 

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—  - 


wenigstens  die  Beurkundung  des  Diploms  und  die  Einfügung  der  Zeugcn- 
liste  in  spätere  Zeit  setzen  zu  müssen. 

Die  nähere  Prüfung  der  äußeren  Merkmale  aber  hat  mich  von 
dieser  Vermutung  zurückgebracht.  Die  falsche  Zählung  der  Königs- 
und  Kaiserjahre  weist,  da  auch  die  beiden  nächsten  bekannten 
Diplome  denselben  Fehler  mitmachen  '),  unbedingt  auf  Herstellung  in 
der  Kanzlei  im  Jahre  1103.  Ks  bliche  also  nur  die  Annahme,  daß 
Monatsdatum  und  Ortsangabe  nebst  der  Zeugeureihe  später  hinzugefügt 
wurden.  Aber  auch  diese  —  übrigens  seltene  -  -  Möglichkeit  schwindet 
bei  einem  Vergleich  mit  den  Zeugen  der  folgenden  Kaiserurkunden  und 
denen  des  Jahres  1166"),  in  das  die  Beurkundung  zu  verlegen  wäre3). 
So  überwiegt  die  Sicherheit  der  äußeren  Merkmale  derart,  daß  an  der 
richtigen  Datierung  der  Kaiseiurkunde  nicht  mehr  zu  zweifeln  ist.  Die 
Anwesenheit  Herzog  Bertolds  muß  also  mit  einer  vorübergehenden 
Versöhnung  mit  dem  Kaiser  erklärt  werden.  Und  auch  für  die  Be- 
stimmung des  Begierungsantritts  Bischof  Theoderichs  III.  von  Metz  ist 
das  Diplom,  wie  das  Wolfram  mit  Geschick  getan  hat,  unbedenklich 
zu  verwerten4).  Für  diesen  besonderen  Zweck  wird  die  Trkunde  Kaiser 
Friedrichs  aufs  glücklichste  ergänzt  durch  eine  soh  he  Bischof  Theoderichs 
selbst  vom  Jahre  1163. 

Das  Archiv  der  alten  Abtei  Maursmünster  enthält  neben  wichtigen 
Beiträgen  zur  mittelalterlichen  Verfassungs-  und  Wirtschaftsgeschichte, 
die  noch  immer  einer  sachkundigen  und  erschöpfenden  Bearbeitung 
harren5),  eine  Anzahl  von  Urkunden  zur  Metzer  Bischofsgeschichte. 


')  Ann.  reg.  tl  imp.  8:  Stumpf.  Nr.  3984  und  3985. 
■}  Vgl.  Stumpf,  Nr.  4071,  4072.  407H  und  4074. 

•l  In  unserem  Diplom  kehren  wie  in  Stumpf,  Nr.  3984  und  îlilSTi,  Pral/.graf 
Konrad  und  Ulrich  von  Herrlingen  wieder,  die  beide  in  den  Urkunden  des  Jahres  ltGG 
fehlen 

«)  Dagegen  hat  Grandidier  in  seinem  Abdruck  der  Urkunde  des  Ritters 
Theoderich  für  Neuwciler  die  Datierung  des  Originals  [Straßburgcr  Bezirksarchiv, 
H  5342  [2\]  1103  Juni  29  .  présidente  Stephano  Metensi  ecclesie,  Argentine 
vero  Burchardo  willkürlich  in  11B2  umgewandelt  iWürdlwein,  Nova  subsidia 
diplom  IX,  379},  während  Sehoepllin.  Alsatia  diplomatie»  I.  2;»f>,  die  richtige 
Lesung  beibehält.  Die  Urkunde  ist.  wie  ich  Straßburger  Bezirksregesten 
Nr.  571!  bemerkt  habe,  für  die  Bestimmung  des  Bcgierungswechsels  in  Metz  und 
Strasburg  nicht  zu  verwerten,  so  daß  auch  Wolframs  Ausführungen  hierüber 
'dieses  Jahrbuch  XV.  2M;  hinfällig  werden. 

*)  Die  Arbeiten  von  A  Hert/og.  Rechts-  und  Wirts*  haftsverfassung  des 
Ahteigebietes  Maursmünster  während  des  Mittelalters  ^Beitrüge  zur  Landes-  und 
Volkskunde  von  KIsaft-Lothringen,  lieft  IX >  1888  und  F.  Sigrist,  L'abbaye  de 
Marmoutier  I.  lKW,  genügen  wissenschaftlichen  Anforderungen  doch  wohl  kaum. 


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453  - 


die  bis  heute  angedrückt  geblieben  sind  i).  In  dem  kaiserlichen  Diplom 
von  1163  ist  davon  die  Rede,  daß  Bischof  Theoderich  wie  sein  Vor- 
gänger, Bischof  Stefan,  den  Besitz  des  Klosters  Maursmünster  urkundlich 
bestätigte.  Und  von  beiden  Kirchenfürsten  lassen  sich  nun  hier  Pri- 
vilegien nachweisen  *). 

Kür  uns  ist  von  besonderer  Bedeutung  die  Urkunde  Bischof 
Theoderichs  III.  von  Metz,  der  richtig  als  electus  bezeichnet  wird,  von 
1 163.  Da  das  Stück  auch  sonst  nicht  ohne  Interesse  für  che  Beziehungen 
der  Abtei  Maursmünster  zum  Metzer  Bistum  sein  dürfte,  mag  ein  voll- 
ständiger Abdruck  im  Anhang  am  Blatze  sein.  Sicherlich  ist  das  Stück 
vor  Juli  8  zu  datieren,  denn  es  unterliegt  wohl  keinen»  Zweifel,  daß 
Kaiser  Friedrich  in  seinem  Diplom  für  Maursmünster  gerade  auf  unsere 
Urkunde  Bezug  nimmt3).  Diese  selbst  wird  kaum  vorgelegt  worden 
sein,  und  ebenso  war,  wie  es  scheint,  weder  der  Metzer  Bischof  selbst, 
noch  der  Abt  Konrad  von  Maursmünster  persönlich  zugegen.  Die 
Vermittlung  zur  Erlangung  der  kaiserlichen  Bestätigung  mag  der  primi- 
cerius  der  Metzer  Kirche4),  Vohnar,  übernommen  haben,  der  ausdrücklich 
in  der  Zeugenreihe  erwähnt  wird. 

Mit  der  hier  gegebenen  Urkunde  aber  wird  Wahl  und  Einsetzung 
Bischof  Theoderichs  endgültig,  wie  das  schon  Wolfram  gefunden  hatte, 
auf  die  erste  Hälfte  des  Jahres  1163  festgelegt. 

li  Schoepflin  und  Grandidier,  die  im  übrigen  fast  restlos  die  Schätze  der 
elsässisehen  Archive  bis  zum  Ende  des  12.  Jahrhunderts  veröffentlicht  haben, 
waren  fürMaursmünster  nur  auf  vereinzelte  Abschriften  angewiesen.  (Vgl.  auch  meine 
Bemerkungen  in  den  Mitteilungen  des  Instituts  für  Oesterreich.  Gesell.  XXIX,  .V>2). 
Im  übrigen  ist  auch  die  Zwitlerstellung  der  Abtei  zwischen  Lothringen— Metz 
und  Elsaß— Straßburg  Schuld  daran,  daß  sich  die  Geschichtsschreiber  beider 
Landschaften  mit  ihr  nicht  eingehender  beschäftigt  haben. 

*)  Bischof  Stefan  für  Maursmünster  und  das  mit  diesem  in  Verbindung 
stehende  Frauenkloster  Sindeisberg:  1123.  Straßhurger  Bezirksarchiv  H  605»  (2). 
Or.  Siegel  abgef.;  1125  —  ebenda  H  KOH  (3;.  Or.  Siegel  abgef.:  UM  —  ebenda 
H  558  Al.schr.  17.  und  18.  Jahrhdts.;  1144  -  ebenda  II  558.  Abschr.  17.  und 
18.  Jahrhdts.;  o.  J.  Januar  26  -  ebenda  II  58l>  !l)  Absehr.  2.  Iliilfte  12.  Jahrhdts. 
Dazu  Urkunde  Papst  Innocenz'  II  für  Abt  Adelo  auf  Bitten  Bischof  Stefans 
1130  Februar  25.  —  »Apustolici  moderaminis  clemenlie«  —  ebenda  II  (50'J  (4). 
Or.  Siegel  abgef. 

J)  Zu  bemerken  ist,  daß  Abt  Konrad  im  selben  Jahre  ausführlich  auch  das 
Verhältnis  der  Abtei  zu  ihrem  Vogt  Otto  von  Geroldseck  regelt  und  die  Rechte 
des  Melzcr  Bischofs  festlegt.  Abschriften  1<>.  IS.  Jahrhdts.  Straßburger 
Bezirksarchiv  558.  Ver»I.  die  nicht  lückenlose  (Übersetzung  von  Hanauer,  Les 
constitutions  des  campagnes  de  l'Alsace  du  moyen-Age.  S  l>5  ff. 

«I  AU  solcher  Nachfolger  Bisehof  Theoderichs  selbst 


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—  454 


llischof  Tltcndtrich,  Erwählter  ion  Mets,  setzt  iric  sein  Vorgänger,  llischof 
.Stefan,  die  Abgaben  fest,  die  Abt  Konrad  ton  MaumitHuster  und  seine  Nachfolger 
der  Metzer  Kirche  zu  leisten  lutbcn.    IHM.  vor  Juli  .V 

In  nomine  sancle  et  individue  trinilalis. 

Theodericus  dei  graüa  Metensis  electus  venerabili  fratri  Conrado  sancli 
Martini  Maurimonasterii  abbat)  eiusque  surcessoribus  et  ceteris  eiusdem  loci 
fratribus  in  perpetuum. 

Cum  ex  iniunclo  nobis  pontificali  officio  eedesiarum  pac i  intendere  debeamus, 
nirnirum  nostre  interesse  sollicitudinis  lllarinii  utilituli  propensiiis  consulere  et 
quieli  diligentius  providere.  que  ad  nos  specialius  pertinere  noscuntur  et  ecclesic 
Metensi  tanquam  membra  capiti  lirmhis  adherere  ;  vos  itaque  karissimi  in  Christo 
fratres,  qui  spreta  mundi  gloria  apud  Maurimonasterium  domino  militare  elegistis. 
paterno  et  spcciali  quodam  amplexantes  affectu  et  vestre  tarn  commoditati  quam 
paci  sollicitudine  débita  providere  cupientes.  notum  esse  volumus  omnibus  in 
Christo  fidelibus  tarn  pr.esenlibus  quam  futuris,  quod  nos  pie  memorie  domni 
Stepliani  predecessoris  nostri  vestighs  inhérentes  ea,  que  ipso  anime  sue  saluti 
prospiciens  de  iure  suo  vobis  remisit  et  snb  tali  census  conditionc  concessit. 
quod  indc  singulis  annis  in  ramis  palmarum  Metensi  episcopo  duo  satmones  et 
duo  sextarii  olei  et  de  milio  octava  pars  modii  Argentinensis  solventur,  vobis 
et  vestris  successoribus  in  perpetuum  pro  eiusdem  et  nostra  saJute  quieta 
possessione  sub  codem  censu  tenenda  concessimus,  videlicet  res  illas,  ex  quarum 
redditu  singulis  annis  4  ')  libre  Melensi  episcopo  debebantur.  quas  tarnen  cuidam 
militi  inbeneliciatas  non  sine  magno  labore  et  dampno  vestro  vos  de  illius  manibus 
constat  extraxisse.  l't  igitur  hec  vobis  vestrisque  successoribus  in  perpetuum 
rata  et  inconvulsa  permaneant,  privilegii  presentis  auctoritale  et  testium  idonea 
suhscriptione  conlirmare  et  corroborare  curavimus,  statuantes,  quod  si  qua 
ecclesiastica  secularisvc  persona  contra  hoc  agere  temere  presumpserit,  secundo 
tertiove  commonita  nisi  condigne  satisfoceril,  canonica  feriatur  sententia.  et  a 
sanete  inatris  ecclesic  gremio,  donec  resipuerit,  segregetur.  Testes  bi  sunt 
Simon  decanus,  archidiaconi  Kridericus,  (îozelinus,  Hugo,  Wernerus  porcellus, 
Philippus  de  Mormuile,  Simon  iunior,  Itertrannus  de  Jussi.  Herlramus  de  Nomeni, 
Willelmus  de  saneto  Martino  et  alii  fratres  Metensis  ecclesie,  Johannes  abbas 
saneti  démentis,  Herbertus  abbas  saneti  Symphoriani.  Robert  us  abbas  saneti 
Vincenlii.  Hugo  comes  Metensis,  Otto  advocatus  Maurimonasterii,  item  Otto 
lilius  eius,  Albertus  advocatus  Metensis  et  Petrus  lilius  eius,  Pontius  dapifer 
Kodulfus  pincerna.  L'go  scabinio  et  alii  quam  plures.  Actum  Meti  publice  anno 
ab  inearnalione  domini  1163  V  indictione  11,  regni  imperatoris  augusti  Frideriri 
anno  11,  régnante  in  coelo  domino  nostru  Jesu  Christo. 

Erhöhen  in  zicei  Abscltriften  dis  17.  Jahrhundert*  und  in  einer  172U  Ite- 
glaubußen  Die  letztere  ist  als  die  beste  dem  rorliegeudrn  Abdruck  zuthunde  gelegt. 
Alle  drei  Slratiburger  Bezirksarchiv,  //  -''HS. 

'}  I»  den  Abschriften  des  17  Jahrhundert*  ausgefüllt».  b,zir   durch  Punkte 

ersetzt, 

*>  1»  den  Itcide»  Abschriften  des  ausgehenden  17.  Jahrhunderts  Ulis  bezir 


—    455  — 


Bücherschau. 


Realie  xikon  der  prähistorischen,  klassischen  und  frühchrist- 
lichen Altertümer  von  Dr.  Robert  Forrer.  Mit  3000  Abbildungen. 
Verlag  von  W.  Spemann  in  Berlin  u.  Stuttgart.  VW  -f  943  Seilen  8°. 
(o.  J.  ;  erschienen  Ende  1907). 

Wie  mit  anderen  Unternehmungen,  so  hat  Robert  Forrer  auch  mit 
seinem  Reallexikon  eine  Aufgabe  auf  sich  genommen,  deren  glückliche,  sach- 
gemäße Durchführung  einem  tatsächlichen  und  allgemeinen  Bedürfnis  abhelfen 
muß.  Wenn  er  nun  aber  diese  Aufgabe  aus  eigener  Kraft  zu  losen,  und  mit 
alleiniger  Unterstützung  seines  Verlegers  ein  Nachschlagewerk  zu  schaffen  unter- 
nommen hat.  welches  über  zahllose  archäologische  Fragen  von  den  Anfängen  des 
Menschengeschlechts  bis  zum  fi./7.  Jahrhundert  nach  Chr.  gedrängte,  inhaltschwere 
Auskunft  giebt.  so  hat  er  damit  einen  Wagemut  betätigt,  den  man  niemals,  auch 
nicht  im  Falle  des  Mißlingens  eines  großen  Unternehmens  zu  tadeln  berechtigt 
ist,  wofern  nur  alle  Kraft  zur  Bewältigung  der  Aufgabe  eingesetzt  ist.  Dies  muß 
beherzigt  werden,  wenn  man  der  Arbeit  von  Forrer  gerecht  werden  will.  Denn 
was  der  Verfasser  des  Reallexikons  auf  eigene  Schultern  Benommen,  übersteigt 
eigentlich  eines  Menschen  Kraft  und  setzt  vielmehr  die  Mitarbeit  vieler  voraus. 
Dadurch  ist  naturgemäß  eine  Ungleichheil  bedingt,  welche  sich  in  der  Ausdehnung, 
dem  Inhalt  und  der  Aussstattung  der  vielen  Artikel  des  umfangreichen  Werkes 
offenbart.  Gegenstände,  welche  zu  dem  engeren  Arbeitsgebiet  Forrer's  gehören 
i  insbesondere  z.  B.  Vorgeschichtliches,  Waffen,  Münzen,  usw.),  sind  durch  reichhaltige 
und  gediegene  Abschnitte  mil  vielen  Bildern  vertreten;  Wissensgebiete  jedoch,  die 
seinen  Forschungen  ferner  liegen  (z.  B.  Epigraphik,  gallische  Götter)  sind  in  Artikeln 
und  Bemerkungen  abgetan,  die  öflers  recht  mager  sind  und  manchmal  nicht  aus- 
reichen, auch  einen  außerhalb  der  Forschung  siehenden  Laien  zu  beralen  und  zu 
befriedigen  (vgl.  z  B.  »Peutingersche  Tafel«). 

Trotzdem  machen  wir  aber  dem  Verfasser  keinen  Vorwurf  daraus,  daß  er 
sich  bei  Herstellung  des  Wörterbuches  auf  eigene  Kraft  verlassen  hat.  statt  Arbeils- 
genossen  zu  werben.  Wir  wissen  ja,  wie  schwer  es  ist,  für  ein  solches  Werk 
Mitarbeiter  zu  gewinnen  und  wie  mißlich,  die  gewonnenen  Mitarbeiter  zu  nach- 
haltiger und  gleichmäßiger  Förderung  der  Arbeit  zu  bestimmen.  Liegt  aber  ein- 
mal ein,  wenngleich  der  Verbesserung  bedürftiges,  so  doch  der  Verbesserung 
würdiges  Buch  abgeschlossen  vor.  .so  werden  sich  Fachgonossen  als  Borater 
und  Helfer  leichter  bereit  finden,  da  ihnen  ein  bestimmter  Anhalt  geboten  ist, 
wo  sie  mit  ihren  Besserungen  eingreifen  können.  Wir  teilen  auch  die  Ansicht, 
daß  dem  Reallexikon  mehr  gedient  ist  durch  Rai  als  durch  Tadel.  Wir  stellen 
daher  dem  Verfasser,  wie  er  es  wünscht,  gerne  unsere  Besserungsvorst  hläge  und 
Ergänzungen  zur  Verfügung  und  wünschen,  daß  ihm  Krafl  und  Mut  bewahrt 
bleiben  mögen,  sein  verdienstliches  Werk  durch  eine  Neubearbeitung  auszubauen 
und  zu  vervollkommnen,  zu  welcher  ihm  gewiß  viele  ihre  Beihilfe  leihen  werden. 


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—    4f)ö  — 


Wenn  wir  aber  mit  diesem  Wunsche  unsere  Besprechung  noch  nicht 
abschließen,  sondern  mit  einigen  Bemerkungen  ai»r  die  abweichende  Gestaltung 
der  verschiedenen  Artikel  eingehen,  so  geschieht  dies  hauptsächlich  im  Interesse 
unseres  Jahrbuches.  Denn  wir  haben  den  Hinweis  auf  dieses  Jahrbuch  vermißt, 
wo  er  gewiß  am  Platze  gewesen  wäre.  Eine  wissenschaftliche  Zeitschrift  aber, 
und  überhaupt  eine  wissenschaftliche  Arbeit,  die  nicht  gekannt  und  an  geeigneter 
Stelle  genannt  ist,  verfehlt  ihren  Zweck.  So  wäre  den  Bedürfnissen  der  Benutzer 
des  Heallcxikons  zweifellos  gedient  u.a.  mit  einer  Verweisung  auf  Jahrbuch  VII,  1, 
S  l.'W  ff.  in  dem  Artikel  über  den  Hammergott  Sucellus,  oder  auf  Jahrbuch  XIII. 
S.  :M)6  (mit  Literaturverzeichnis  S.  SiH  fr. >  in  dem  Artikel  liber  Briquctage  ^Sa- 
linen!  oder  auf  Jahrbuch  XIV,  S.  $40  ff.  in  der  Besprechung  der  Amphitheater 
lunter  »Theater«  !,  da  doch  die  Ausgrabung  des  Metzer  Amphitheaters  z.  B.  für 
Verscnkungsanlagen  genauere  Feststellungen  ermöglicht  und  die  von  Erfolg  gekrönten 
Nachforschungen  nach  einem  gleichen  Einbau  im  Trierer  Amphitheater  veranlaßt 
hat.  Ebenso  wäre  z.  B.  für  »lcovellauna<  ;  »Icovellanna«  ist  Irrtum  oder  Druck- 
versehen) zweckmäßig  auf  Jahrbuch  XV,  S.  3*»ö  ff.  hingewiesen  worden,  wo  außer 
dem  Aufsatz  von  Müller  'nicht  Müller)  auch  weitere  Literatur  berücksichtigt  ist. 
I'berhaupt  erstreckt  sich  die  vorher  hervorgehobene  Ungleichheit  auch  auf  die 
Literaturangaben,  die  vielfach  zweckmäßig  den  Angaben  beigefügt  sind,  vielfach 
aber  auch  fehlen,  obsebon  solche  Verweisungen  den  Wert  der  Artikel  erhöht  und 
öfters  auch  deren  Verkürzung  ermöglicht  hätten.  So  sind  in  dem  Aufsalz  über 
das  Bauchen  (Einatmen  von  Ptlanzendämpfeni  im  Altertum  im  Korrespondenz- 
blalt  der  Deutschen  Gesellschart  für  Anthropologie  1902.  S.  2i— 27  mehr  und 
sprechendere  Belege  aufgeführt,  als  sie  der  Artikel   »Rauchpfeifen«   für  diese 


Urgeschichte  des  Europäers  von  der  Menschwerdung  bis  zum  Anbruch 
der  Geschichte  von  Dr.  Robert  Forrer.  Mit  mehr  als  15iK)  Abbildungen. 
Stuttgart,  Verlag  von  W.  Spemann. 

Die  unermüdliche  Arbeitskraft  Forrers  beschenkt  uns  hier  mit  einem 
Werke,  das  die  Aufmerksamkeit  der  weitesten  Kreise,  der  Gelehrten  sowohl 
wie  der  Laien,  verdient  Es  ist  zum  ersten  Male,  daß  dieses  so  ungeheure 
Gebiet  zusammengefaßt  und  einheitlich  dargestellt  wird.  Wir  haben  eine  Reihe 
hervorragender  Bücher  von  Kuener,  Macklius,  Sophus  Müller  und  anderen,  die 
einzelne  Abschnitte  in  sorgfältiger  wissenschaftlicher  Untersuchung  würdigen, 
aber  es  war  doch  an  der  Zeit,  gestützt  auf  all'  diese  Arbeiten,  einmal  das  Facit 
Uber  den  gegenwärtigen  Stand  dieser  Forschungen  zu  ziehen,  und  hierzu  war 
keiner  eher  und  besser  geeignet  als  Forrer.  dem  neben  dem  universellen  Wissen, 
über  das  er  verfügt,  und  gründlichen  Literaturkenntnissen  zahlreiche  eigene 
Ausgrabungen  und  Fundslücke  fast  aller  Zeiträume  der  l'rähistorie  das  Recht 
gaben,  hier  das  Wort  zu  ergreifen. 

Forrer  gehl  von  den  neuesten  Knochen funden  aus,  die  gerade  in  den  letzten 
Jahren  in  überraschender  Weise  über  den  sogenannten  Menschenaffen  oder  Affen- 
menschen Licht  verbreitet  haben  Noch  auf  dem  Anthropologentage  des  Jahres  HK)l 
konnte  Virchow  die  Ansicht  vertreten,  daß  die  Neandei talfunde  krankhafte  Defor- 
mationen seien.  Seitdem  sind  in  Helgicn.  Bosnien  uud  Frankreich  so  viel  neue 
Funde  gleichartiger  Knochen  uud  Schädelbildungen  gemacht  worden,  daß  man 


Sitte  bietet. 


wohl  berechtigt  ist.  von  einer  besonderen  Menschenarl,  die  der  Vorläufer 
unserer  heutigen  Hasse  gewesen  ist.  zu  sprechen.  Wie  dieser  Urmensch  sich 
Werkzeuge  und  Waffen  geschaffen  hat.  davon  sucht  Forrer  in  systematischer 
Weise  zusammenhangende  Entwicklungsbilder  zu  geben.  Von  den  Eolithen 
fuhrt  er  zur  paläolithischen  und  neolithischen  Zeit,  immer  wieder  in  diesen  gewal- 
tigen Zeiträumen  gruppierend,  sichtend  und  in  kritischer  Art  auf  die  gesamten 
1/ebensverhältnisse  Schlüsse  ziehend.  Vieles  mag  von  diesen  Schlüssen  hypo- 
thetisch sein,  aber  wir  müssen  anerkennen,  daß  diese  Hypothesen  auf  den  Grund- 
lagen unserer  heutigen  Kenntnisse  sicher  fundiert  sind.  Mit  der  Zunahme  des 
Fundniatenals  wird  manche  Ansicht  fallen,  oder  verändert  werden  müssen  Trotz 
allem  erkenne  ich  es  als  ein  hohes  Verdienst  an,  daß  uns  einmal  eine  zusammen- 
fassende und  übersichtliche  Grundlage  gegeben  ist,  auf  der  wir  weiter  bauen  und 
forschen  können. 

In  geschichtlichere  Zeilen  führt  uns  die  Darstellung  der  Kupferzeit  Hier 
erkennen  wir  schon  bestimmte  Richtungen  des  Völkerverkehrs.  Cypern  gilt  als 
Ursprungsland  des  Kupfers.  Als  Umschlagsplatz  hat  aber,  sobald  man  den  aus- 
schließlich polamischcn  Verkehr  aufgegeben  hat,  die  Insel  Kreta  gedient.  Es  ist 
Forrers  eigenes  Verdienst,  zuerst  in  unseren  Jahrbuc  hern  nachgewiesen  zu  haben, 
daß  die  prähistorischen  Maße  und  Gewichte  kretischen  Ursprungs  sind.  Die  Ge- 
wichte basieren  auf  der  kretischen  Mine,  und  diese  Entdeckung  hat  Forrer  Anhalts- 
punkte gegeben,  um  der  Insel  Kreta  einen  entscheidenden  Anteil  am  prähisto- 
rischen asiatisch-europäischen  Handel  zuzusprechen. 

Mit  der  Erweiterung  der  Schiffahrtstechnik  kann  dann  Kreta  ausgeschaltet 
und  ein  direkter  Verkehr  zwischen  Asien  einer-  und  Ustafrika-Europa  anderseits 
hergestellt  werden.  Daß  die  Phönizier  die  Träger  dieses  Handels  waren,  zeigt 
wiederum  der  Wechsel  der  Gewichte.  An  Stelle  der  kretischen  Mine  tritt  phöni- 
zisches  Gewicht.  Dieser  Umschwung  ist  etwa  gleichzeitig  mit  dem  Einsetzen  der 
Bronzezeit,  d.  h.  der  Legierung  des  Kupfers  mit  Zinn.  Da  dieses  Metall  von 
den  englischen  Inseln  stammt,  muß  bereits  ein  Wechselverkehr  stattgefunden 
haben.  Ich  möchte  aber  doch  annehmen,  daß  zunächst  in  Asien  selbst  Zinn 
gewonnen  worden  ist  Erst  seit  der  Entdeckung  der  englischen  Zinngruben 
werden  wir  eine  Fabrikation  der  Waffen  und  Schmucksachen  aus  Bronze  in 
Europa  selbst  annehmen  dürfen;  das  frühere  Vorkommen  der  Bronzegegenstände 
ist  auf  asiatischen  Import  zurückzuführen.  Leider  sind  unsere  Untersuchungen 
noch  nicht  weit  genug  gediehen,  um  auf  Grund  chemischer  Analysen  sichere 
Resultate  zu  gewährleisten.  Zur  Geschichte  des  Geldes  und  der  Entwicklung  des 
Münzwesens  haben  wiederum  Forrers  eigene  Forschungen  Wesentliches  bei- 
getragen. Insbesondere  hat  die  von  ihm  klar  erwiesene  Tatsache,  daß  die 
schlechte  Prägung  kellischer  Münzen  eine  Deformation  guter  klassischer  Vor- 
bilder darstellt  und  je  weiter  von  der  llrsprungsstellc  und  Ursprungszeit  des 
Münzlypus  umsomehr  verroht,  daß  also  die  scheinbar  primitivere  Münze  die 
jüngste  ist,  viel  neues  Licht  auf  diesem  Forschungsgebiete  verbreitet.  Bei  seinen 
Ausführungen  über  Götlergiaubeii  und  Götterverehrung  kommt  Verfasser  auch 
auf  die  Eponadenkmäler  und  Gigantenreitei  unserer  Gegenden  zu  sprechen.  Von 
der  Richtigkeit  der  durch  ihn  versuchten  Parallel.-Uellung  beider  Monumente,  sodaß 
auch  der  berittene  Jupiter  lediglich  eine  Pferdegottheit  darstellen  soll,  habe  ich 
mich  nicht  überzeugen  können:  ebensowenig  davon,  daß  das  meiisrhenköpfigft  Pferd 
die  Eponu  wiedergeben  soll.    Einen  kleinen  Irrtum  möchte  ich  noch  zum  Sclduß 


158 


berichtigen.  Dns  Löwcnrelief  mit  der  Unterschrift  Bclliccus  Surburo  stellt  nicht, 
wie  Forrer  meint,  einen  Löwen  und  ein  Wildschwein,  sondern  einen  Stier  mit 
gesenktem  Kopfe  dar.  Auch  die  Inschrift  ist  nicht  rätselhaft.  Forrer  hat  Keunes 
Nachweis  übersehen,  nachdem  es  nicht,  wie  Verfasser  mit  früheren  Interpreten 
liest,  Surbur  heißt,  sondern  deutlich  Surburo.  Das  aber  ist  eine  Dedicationsinschrift, 
in  der  ein  Gallier  namens  Belliccus  einem  Surbur  diesen  Stein  gesetzt  hat.  In 
Surbur  sieht  Keune  eine  bis  heute  noch  nicht  anderweit  bekannte  gallische 
Gottheit. 

Es  ist  nur  Weniges,  was  ich  aus  dem  überaus  inhaltreichen  Buche  heraus- 
greifen konnte.  Möge  es  viele  Leser  finden,  bei  einer  zweiten  Auflage  aber 
auch  eine  deutlich  erkennbare  Einteilung  in  Kapitel  und  Paragraphen  erfahren. 
Das  wird  wesentlich  zur  Erleichterung  des  Studiums  und  zum  Genüsse  der 
Lektüre  beitragen.  Ich  möchte  nicht  schließen,  ohne  noch  dem  Verlag  für  die 
schöne  Ausstattung  des  Buches,  dem  nicht  weniger  als  1500  Abbildungen  beigegeben 
sind.  Anerkennung  und  Dank  auszusprechen.  W. 


Emile  Huber,  Le  Herapel,  les  fouilles  de  1881  à  1904.  Premier  fasci 
cule.  1907.    Deuxième  fascicule,  1908.  4°. 


Im  vorletzten  Jahrgang  dieses  Jahrbuches  (XVIII,  S.  663  ff.)  haben 


wir  das  Tafelwerk  besprochen,  mit  welchem  Herr  Huber.  zweiler  Vorsitzender 
und  Ehrenmitglied  unserer  Gesellschaft,  die  reichen  Ergebnisse  seiner  Ausgrabungen 
auf  dem  Bergrücken  des  Hcrapel  bei  Kochern  (diesseits  Forbach)  vor  Augen  führt. 
Hier  war  bemerkt,  daß  die  Tafeln  nebst  ihrem  erklärenden  Beiheft  als  sechster 
Teil  eines  Gesamtwerkes  über  den  Herapel  gedacht  seien;  auch  war  der  Inhalt 
der  fünf  von  Herrn  Huber  vorbereiteten  weiteren  Abteilungen  nach  den  Angaben 
des  Verfassers  mitgeteilt  (S.  5H3  f..  Anmerkung).  Inzwischen  sind  die  beiden 
ersten  Abteilungen  erschienen,  die  erste  Abteilung  (die  Kapitel  1—3  umfassend) 
noch  vor  Abschluß  des  vorletzten  Jahrbuches,  im  Juli  1907,  die  zweite  Abteilung 
(mit  den  Kapiteln  4  und  5)  im  Februar  des  Jahres  1908.  Gleich  dem  Tafel- 
band sind  diese  beiden  204  Seiten  umfassenden  Hefte  hervorgegangen  aus  der 
Elsässischen  Druckerei  (vormals  G  Fischbach)  zu  Slraßburg. 

Das  erste  Kapitel  (S.  14)  hat  denselben  Wortlaut  wie  der  den  Er- 
läuterungen zu  den  Tafeln,  S.  1 — 4,  vorausgeschickte  Abschnitt  und  schildert  die 
Lage  und  Gestalt  des  Herapel,  sowie  den  Ausblick,  welchen  man  von  seiner 
Höhe  genießt:  einige  andere  allgemeine  Angaben  schließen  sich  an. 

Das  zweite  Kapitel  (S.  5— 31)  behandelt  die  Vo  I  k  ssage  n ,  »légendes<, 
welche  sich  an  den  Herapel  knüpfen,  nämlich  die  Sagen  von  Mazurina  und  ihrer 
Schwester  Hera,  deren  Name  vom  Namen  des  Berges  entlehnt  ist  sowie  die 
Erzählung*  von  der  h,  Helena,  der  Mutter  des  Kaisers  Konstantin  I  ,  die  hier  in 
Zurückgezogenheit  gelebt  und  die  ihrem  Namen  geweihte  Felskapelle  am  oberen 
Hang  des  Herapel  gegründet  haben  soll.  Daran  schließt  sich  (S.  23  ff.)  ein  von 
Herrn  Abbé  Paulus,  Huber's  Mitarbeiter,  verfaßter  Abschnitt  Uber  die  Deutung 
(Etymologie!  des  Namens  ►Herapcl«,  eine  schwierige  Frage,  an  der  schon 
mannigfache  Gelehrsamkeil,  aber  noch  viel  mehr  Torheit  verbraucht  worden  ist. 


')  Diese  Sagen  erzählt  auch  Heinrich  Lerond.  Herappel  und  Rosselthal, 
Korbach  1885,  S  14  ff.,  72  1Î. 


4f)!l  — 


Das  drille  Kapitel  (S.  32—98)  ist  der  Geschichte  der  archäo- 
logischen Funde  und  G  rahmigen  auf  dem  Herapel  gewidmet.  Die  ersten 
Erwähnungen  von  Allertumsreslen  auf  dem  Herapel  bietet,  soweit  bekannt,  ein 
Grundbuch  der  Gemeinde  Kochern  vom  Jahre  16%  (in  deutscher  Sprache)  und 
ein  zweites  Grundbuch  derselben  Gemeinde  vom  Jahre  1742  (in  französischer 
Sprache),  beide  jetzt  aufbewahrt  im  Bezirksarchiv  zu  Metz.  Die  auf  die  Grund- 
stücke auf  dem  Herapel  und  deren  Besitzverhältnisse  bezüglichen  Auszüge  hat 
Huber  (S.  34—37)  abgedruckt.  Die  ersten  nachweisbaren  Nachforschungen  auf 
dem  Herapel  hat  auf  Wunsch  des  gelehrten  Benediktiners  Dom  Cal  inet ,  mit 
Genehmigung  des  Kanzlers  des  Herzogs  von  Lothringen,  zu  dessen  Gebiet  der 
Herapel  gehörte,  im  Jahre  1753  der  Pfarrer  Traize  von  St.  Avold  angestellt.  Die 
auf  diese  Untersuchungen  bezüglichen  beiden  Briefe  hat  Huber  veröffentlicht  und 
die  darauf  fußenden  Angaben  von  Cal  inet  aus  dessen  »Notice  de  la  Lorraine«  (1756) 
nebst  einer  späteren,  kürzeren  und  etwas  abweichenden  Bemerkung  desselben 
Calmet  aus  der  zweiten  Ausgabe  von  dessen  Geschichte  Lothringens  (1757) 
wiederholt.  Nachdem  dann  noch  zwei  knappe  Erwähnungen  eines  anderen 
lothringischen  Schriftstellers  aus  den  Jahren  1753  und  1779  mitgeteilt  sind, 
folgen  die  Angaben  und  Ausführungen,  welche  sich  über  Altertumsfunde  und 
Beste  auf  dem  Herapel  in  Schriftwerken  des  19.  Jahrhunderts  (t804,  1806,  usw.) 
bis  in  den  Anfang  unseres  Jahrhunderts  linden.  Diese  Ausführungen  sind  meist 
wörtlich  wiedergegeben,  so  auch  die  von  Altmayer,  der  den  ersten  längeren 
Aufsatz  über  den  Herapel  im  Jahre  1825  verfaßt  hat  (gedruckt  in  den  Abhand- 
lungen der  Metzer  Akademie  1828-  1829,  wiederholt  von  Huber  S.  49—56),  nebst 
einem  Aufsatz  von  Victor  Simon  (Mémoires  de  l'Académie  de  Metz  1840—1841, 
wiederholt  von  Huber  S.  65—71).  Auch  die  Grabungen,  welche  Böcking,  damals 
in  Saarbrücken,  in  den  Jahren  1827—1830  veranlaßt  hat,  sind  besprochen  (S.  57—58) 
und  die  im  Archäologischen  Anzeiger  1855  gemachten  Mitteilungen  über  die 
Sammlung  Böcking,  damals  zu  Berlin,  in  französischer  Pbersetzung  wiedergegeben 
(S.  59—60).  Nachdem  als  letzte  fremde  Besprechungen  noch  Kraus,  Kunst  und 
Altertum  in  Elsaß-Lothringen,  Das  Beichsland  Elsaß-Lothringen  und  Box,  Le 
pays  de  la  Sarre  berücksichtigt  sind  (S.  84  -  86),  bildet  den  Abschluß  dieses 
reichhaltigen  und  anregenden  Kapitels  ein  Abschnitt  (S.  87—98)  über  Hubers 
eigene  Arbeiten  1882  1905,  der  den  Anlaß  zu  seinen  Grabungen  und  die  dabei 
verfolgten  Grundsätze  schildert  und  die  durch  diese  Grabungen  veranlaßten  Ver- 
öffentlichungen aufzählt. 

Das  vierte  Kapitel  (S.  99—113)  verbreitet  sich  über  die  gallische 
Ortschaft  auf  dem  Herapel.  Die  Annahme,  daß  auf  dem  Höhenrücken  vor 
den  Zeiten  der  Hünierherrschaft  ein  gallisches  »oppidum«  gelegen  habe,  ver- 
gleichbar den  gallischen  Höhensiedlungcn  Bibracte,  Alcsia  und  anderen,  ist  ja 
sehr  verlockend  und  durchaus  nicht  unwahrscheinlich.  Doch  darf  nicht  versäumt 
werden,  darauf  hinzuweisen,  daß  Funde,  welche  das  Vorhandensein  einer  gallischen 
Ortschaft  auf  dem  Herapel  beweisen,  noch  nicht  gemacht  oder  bekannt  geworden 
sind.  Denn  die  gallischen  Geldstücke,  welche  hier  oben  gefunden  sind  '),  sind 
kein  ausreichendes  Beweismittel.  Da  sie  aber  vornehmlich  in  und  bei  dem 
achteckigen  Tempel  aufgelesen  sind,  der  die  höchste  Erhebung  in  dem  west- 
lichen Abschnitt  des  Höhenrückens  krönte,  so  ist  die  Annahme  berechtigt,  daß 


•j  Jahrbuch  XI.  189»,  S.  315-318  (Huber). 


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—  Hin 


dieser  der  römischen  Zeit  ungehörige  Hau  einen  gallisehen  Vorläufer  gehabt  hat, 
der  einen  Wallfahrtsort  darstellte  gleich  dem  Donon  und  anderen  heiligen  Höhen 
in  Gallien.  Ob  aber  um  dieses  vorrömisch-gallische  Heiligtum  auch  eine  Ortschaft 
sich  ausbreitete,  wissen  wir  nichtt  da  keinerlei  ausgesprochen  gallische  Topf- 
scherben  oder  sonstige  vorrömische  La  Tène-Fundc  hier  ans  Licht  befördert  zu 
sein  scheinen.  Allerdings  hat  Herr  Huber  auf  dieser  Seite  des  Bergrückens  auch 
keine  römischen  Mauerreste,  außer  den  Grundmauern  des  erwähnten  Tempels, 
nachweisen  können,  obschon  nach  Ausweis  der  so  zahlreichen  Funde  und  der 
Baureste  im  östlichen  Abschnitt  die  Höhe  in  römischer  Zeit  von  einer  Ansiedlung 
belebt  und  bevölkert  gewesen  sein  muß.  Vielleicht  standen  aber  auf  der  west- 
lichen Flöhe  während  der  ganzen  Römerherrschafl  wenig  dauerhafte  gallische 
Hutten,  wie  wir  sie  auch  sonst  für  die  nachchristlichen  Jahrhunderte  noch  nach- 
weisen können1).  Vielleicht  lag  dann  aber  auch  in  diesem  Abschnitt,  in  der 
Umgebung  des  (später  neu  und  fester  gebauten)  Tempels  ')  der  älteste  Teil  der 
Siedelung,  und  die  Belege  für  das  Vorhandensein  von  gallischen  Hütten  mit 
Fundstücken  aus  vorrömischer  wie  römischer  Zeit  schlummern  noch  im  Erdboden. 
Solange  also  zur  Feststellung  dieser  Tatsache  hier  nicht  genauere  Grabungen 
vorgenommen  sind,  brauchen  wir  eine  gallische  Ortschaft  auf  dem  Hcrapel  noch 
nicht  zu  verneinen  und  haben  nicht  nötig,  eine  bloße  Zufluchtsstätte  für  die 
gallischen  Umwohner  in  Kriegszeiten,  ein  »refugium«,  hier  oben,  wie  auf  dem 
Odilicnberg,  anzunehmen.  Daß  die  Gallier  diese  Stätte  aber  in  jedem  Fall  als 
Naturfestung  geschätzt  und  verwertet  haben,  ist  nicht  zu  bezweifeln.  Unter  der 
Römerherrschafl  indessen  war  —  wenigstens  während  der  drei  ersten  Jahr- 
hunderte unserer  Zeitrechnung  —  die  auf  der  Höhe  erstandene  oder  angewachsene 
Siedlung  offen  und  unbefestigt'),  eine  friedliche  Wohnstätte,  denn  die  ebenso 
irrige  wie  weitverbreitete  Ansicht,  daß  der  Herapel  ein  römisches  Truppenlager 
(•Camp  romain*,  >Kaslell«)  gewesen,  hat  auch  Huber  zurückgewiesen.  In  spät- 
römischer  Zeit  hingegen  wurde,  gleich  vielen  anderen  Dörfern  und  bis  dahin 
offenen  Städten,  auch  die  Ortschaft  auf  dem  Herapel  zugleich  verkürzt  und  mit 
Hingmauern  befestigt,  insbesondere  aber  die  einzig  leichter  zugängliche  Land- 
brücke im  Osten  durch  starke  Bollwerke  gesperrt  und  gesichert. 

»)  Jahrbuch  XV,  1903,  S.  255  ff.  ^Wichmann,  Die  Maren  oder  Mertel  in 
Lothringen). 

5)  So  wurde  auf  der  Höhe  der  Wasenburg  bei  Niederbronn  ein  einfach 
gebautos,  an  die  Felswand  gelehntes  Heiligtum  des  Mercurius  (»attegia  togulicia«, 
d.  i.  Hütte  mit  Ziegeldach,  CIL  XIII.  2,  1,  Nr.  6054 j,  wodurch  sicher  bereits  eine 
noch  ältere,  vorrömische  Anlage  abgelöst  worden  war,  später  ersetzt  durch  ein 
festeres  Gebäude  i>acdes«),  von  welchem  u.  a.  zwei  Bruchstücke  der  Bau-  und 
Weihinschrift  sich  vorgefunden  haben  (CIL  XIII,  2,  1,  Nr.  <>055  und  fiOöß;  diese 
beiden  zusammengehörigen  Inschriften,  auf  die  mich  Herr  Ch.  Matthis  aufmerksam 
gemacht,  habe  ich  im  September  1907  an  ihrem  Fundort  abgeschrieben). 

')  Ebenso  wie  das  römische  Alesia,  dessen  Fortbestehen  allein  die  auf 
dem  Bergrücken  (Mont  Auxois)  freigelegten  ausgedehnten  Haureste  und  die  darin 
gemachten  Funde  aus  allen  Jahrhunderlen  der  röm.  Kaiserzeit  beweisen.  Denn 
Schriftsteller  erwähnen  den  römischen  Ort  Alesia  ebensowenig  wie  die 
Ortschaft  auf  dem  Herapel  (ITmius  nat.  bist.  34.  162  bezieht  sich  auf  die 
gallis.-he.  .1.  h.  vor  römische  Stadl  Alesia:  vgl.  CIL  XIII.  1,  1,  S.  4Mj. 


I 


-  461 

In  den  mit  den  letzten  Bemerkungen  bereits  betretenen  Zeitabschnitt  der 
römischen  Herrschaft  führt  uns  das  fünfte  Kapitel  (S.  114  —204).  Es 
behandelt  zunächst  (8  1,  S.  115—125)  das  Land  der  Mediomatriker,  die  spätere 
römische  Gaugcmeinde  (civitas)  der  Metzer,  zu  welcher  auch  die  Ortschaft  auf 
dein  llerapel  zählte,  und  deren  Geschichte  während  der  drei  Zeitabschnitte  von 
der  Eroberung  Caesars  bis  zum  Beginn  unserer  Zeitrechnung,  von  dieser  Zeit 
bis  zur  Mitte  des  3  Jahrhunderls  und  von  da  ab  bis  gegen  das  Jahr  500  n.  Chr. 
Es  folgt  S  2,  «Les  environs  du  HerapcU  (S.  128—  204).  ein  Abschnitt,  welcher  die 
in  der  Umgebung  des  llerapel  festgestellten  oder  vermuteten  römischen  Straßen 
und  Wege  (S.  127—146),  dann  die  in  der  Umgebung  bekannt  gewordenen  sonstigen 
römischen  Reste  und  Funde  (S.  146  ff.)  zum  Gegenstand  hat.  Hier  werden 
(S.  148—162)  in  alphabetischer  Reihenfolge  Orte  in  der  weiteren  und  näheren 
Umgebung  des  Herapel  aufgeführt  und  ihre  römischen  Altertümer  besprochen, 
z.  B.  auch  Altrip,  Heiligenbronn,  Merten,  Saargemünd.  Es  folgen  allgemeinere 
Bemerkungen  über  dichte  Besiedlung  in  den  später  bewaldeten  Gegenden,  über 
die  Art  der  Wohnungen,  Hütten  (Maren,  mardelles),  Bauerngehöfte,  Höfe  mit 
Herrenhaus,  Luxusvillen  (Landhäuser).  Die  letzten  Ausführungen,  die  sich  haupt- 
sächlich an  die  Arbeit  von  A.  Grenier,  Habitations  gauloises  et  villas  latines  dans 
la  cité  des  Mediomatrices  (1906)  anlehnen,  werden  abgeschlossen  (S.  185  ff.) 
durch  Beschreibungen  der  Höfe  oder  Villen  von  Betlingen,  Ruhlingcn  und 
Tetingen,  deren  Pläne  als  Tcxtbilder  eingeschaltet  sind. 

Mit  dem  nächsten,  noch  nicht  erschienenen  Heft  beginnt  der  um  die 
lothringische  xMterlumsforschung  hochverdiente  Verfasser  die  Besprechung  der 
römischen  Ortschaft  auf  dem  llerapel  und  der  hier  gentachten  Funde  (vgl  Jahr- 
buch XVIII,  S.  5C4,  Anmerkung).  K 


Führer  durch  die  Staats-Sammlung  vaterländischer  Altertümer 
in  Stuttgart.  Herausgegeben  von  der  Direktion.  Esslingen.  Faul  Neil 
Verlag  (Max  Schreibet  1Ü08 

Das  Buch  will,  zum  Unterschied  vom  Katalog,  den  Besucher,  der  nicht 
über  spezielle  Kenntnisse  verfüg»,  in  knapper  Weise  über  den  Inhalt  der  Sammlung 
orientieren  und  ihm  über  Herkunft,  Verwendung  und  Kunstwert  der  ausgestellten 
Gegenstände  Aufklärung  und  Belehrung  bringen.  Je  nach  den  behandelten 
Epochen  begnügen  sich  die  Verfasser  mit  Aufzählungen  unter  Hinzufügen  kurzer 
Erläuterungen,  oder  sie  geben  in  kurzen  Zügen  eine  Übersicht  über  den  Kultur- 
zustand des  betreffenden  Zeitabschnittes.  So  werden  die  praehistorischen  Samm- 
lungen im  Rahmen  eines  gedrängten  Abrisses  der  Menschheitsgeschichte  behandelt. 
Dagegen  genügt  bei  der  immerhin  größeren  Vertrautheit  des  Publikums  mit  der 
antiken  Kultur  eine  Aufzählung  der  griechischen  und  römischen  Gegenstände,  in  die 
aber  überall  historische  und  kunsthislorische  Bemerkungen  eingeflochten  werden. 
Hervorzuheben  sind  die  Kapitel  über  Ludwigsburger  Porzellan  und  die  alexan- 
drinisclte  Kunst.  Die  beim  Kapitel  »Kirchliche  Kunst«  über  Malerei  und  Plastik 
in  Schwaben  gegebenen  Überblicke  werden  selbst  demjenigen  eine  willkommene 
Gabe  sein,  der  über  die  allgemeine  Kunstentwickclung  unterrichtet  ist.  Die 
Orientierung  ist  durch  Bezugnahme  auf  die  Nummern  der  Wandkasten,  in  denen 
die  einzelnen  Gegenstände  stehen,  erleichtert. 


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-  462 


Das  Buch  löst  den  Zweck,  den  es  sich  gesetzt  liai,  in  sehr  ansprechender 
Weise  und  wird  jedem  Besucher  der  Sammlung  ein  willkommener  Begleiter  sein 
Sauber  ausgeführte  Illustrationen,  ein  ausführliches  Namensregister,  sowie  eine 
Geschichte  der  Sammlung  sind  beigegeben.  Es  wäre  zu  wünschen,  daß  jedes 
Museum  einen  derartigen  »Führer«  besäße.  F. 


Quellen  zur  lothringischen  Geschichte,  herausgegeben  von  der  Gesell- 
schaft für  lothringische  Geschichte  und  Altertumskunde.  Band  IV:  Die 
Metzer  Chronik  des  Jaique  Dex  (Jacques  d'Esch)  über  die 
Kaiser  und  Könige  aus  dem  Luxemburger  Hause.  Herausgegeben  von 
Dr  6.  Wolfram  XCV  und  53»  Seiten.  —  Band  IX:  Cahier»  de  Doléances  des 
Communautés  en  17S!>.  I.  Bailliages  de  Boulay  et  de  Bourwville.  Publiés 
par  N.  Dorvaux  et  P.  lesprand.  XV  und  647  Seilen.  Metz.  Seriba.  1ÎKX» 
und  1908. 

Mit  der  von  Wolfram  herausgegebenen  Chronik  wird  eine  wichtige  Quelle 
für  die  Geschichte  der  Stadt  Metz  und  Lothringens  erschlossen.  In  der  aus- 
führlichen Einleitung  sind  alle  einschlagigen  Fragen  in  methodisch  mustergiltiger 
Form  behandelt,  vor  allem  der  Verfasser  der  zwischen  1434  und  1438  ont- 
slandencn  Kompilation  sicher  festgestellt.  Es  ist  Jaique  Dex  (Jacques  d'Esch). 
der  Sprößling  einer  der  vornehmsten  Melzer  Familien,  ein  Mann,  der  in  einem 
langen  Leben  (1371  —  1455)  seiner  Vaterstadl  als  Beamter  und  Diplomat  die  wich- 
tigsten Dienste  geleistet  hat.  Nach  Wolfram's  scharfsinnigen  Untersuchungen  ist 
das  Werk  von  einem  jungen  Manne,  vermutlich  dein  Sohne  Jacques',  nieder- 
geschrieben, aber  vom  Verfasser  selbst  durchkorrigiert  worden.  Die  einzelnen 
Bestandteile  der  eigentlichen  Chronik  sind  deutlich  zu  erkennen,  besonders  das. 
was  der  Verfasser  selbst  erlebt  und  das,  was  er  von  Freunden  und  Bekannten 
erfahren  hat.  Trotz  aller  Mängel  des  Plans,  der  Anordnung  und  der  Auswahl 
hat  das  Werk  eine  gewisse  Einheitlichkeit,  da  sich  die  Darstellung  im  wesent- 
lichen um  das  Haus  Luxemburg  als  um  ihren  Mittelpunkt  bewegt.  Der  Verfasser 
ist  wahrheitsliebend  ;  seine  Nachrichten  über  den  durch  den  Erlaß  der  Goldenen 
Bulle  bekannten  Reichstag  zu  Metz  und  das  Baseler  Konzil  sind  sehr  beachtens- 
wert; für  die  Melzer  Geschichte  sind  sie  von  größter  Bedeutung.  Ergebnisreich 
für  die  Kultur-  und  für  die  Literaturgeschichte  sind  besonders  die  in  die  Chronik 
aufgenommenen  Gedichte,  von  denen  das  erste.  »Les  veeux  de  l'epcrvier«,  das 
die  Regierung  Kaiser  Heinrichs  VII.  zum  Gegenstand  hat,  von  Wolfram  und 
Bonnardot  schon  einmal  im  6,  Band  des  Jahrbuchs  für  lothringische  Geschichte* 
(1894)  herausgegeben  und  ein  anderes  über  den  •  Vierherrenkrieg«  (1324  -1326), 
auf  den  sich  noch  12  andere  in  das  Werk  eingeschaltete  Gedichte  beziehen,  schon 
1875  von  F..  de  Bouteiller  und  F.  Bonnardot  veröffentlicht  worden  ist.  Wolfram 
stellt,  soweit  möglich,  die  Verfasser,  oder,  wo  sie  genannt  sind,  deren  Personal- 
verhältnisse, ferner  die  Entstehungszeit,  die  Quellen  und  die  Ableitungen  der 
Dichtungen  fest.  Ein  von  Bonnardot  verfaßtes  knappes,  aber  genaues  »Glossaire« 
und  ein  Register  der  teilweise  unglaublich  entstellten,  und  daher  nur  mit  größter 
Mühe  erklärbaren  Orts-  und  Personennamen  bildet  den  Schluß- 
Sein  verschieden  hiervon,  aber  in  seiner  Art  ebenso  fesselnd  und  belehrend 
ist  der  Inhalt  des  neunten  Ban  cl  v  s  der  »Quellen»;  denn  es  gibt  nur  wenige 


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-  4tt» 


Quellenschriften,  die  von  so  lebendigem  Interesse-  und  von  so  großem  Nutzen 
für  die  Erkenntnis  vergangener  Zustände  sind,  wie  diejenigen,  welche  der 
genannte  Band  für  einen  Teil  des  Bezirks  l/othringen  uns  zugänglich  macht.  Es 
sind  die  Be  sc  h  w  e  rd  e  h  e  ft  e  der  einzelnen  Gemeinden  der  Amter  ^bailliages; 
Bolchen  und  Busendnrf,  die  als  Grundlage  Tür  die  Beschwerden  des  dritten 
blandes  des  ganzen  Amtsbezirks  dienen  sollten  ;  es  sind  also  die  Äußerungen  der 
Bevölkerung  selbst,  die  »ursprünglichsten  Kundgebungen  des  Willens  der  Wähler 
des  dritten  Standes«.  Allerdings  muß  die  Benutzung  mit  einiger  Vorsicht  ge- 
schehen, da  bei  dem  niedrigen  Stande  der  Bildung,  bei  der  herrschenden  Un- 
kenntnis der  Schrift  und  bei  der  allgemeinen  politischen  l'nerfahrenheit  namentlich 
die  gutmütigen  Bewohner  des  Hachen  Landes  häufig  von  mehr  oder  minder  ehren- 
werten Persönlichkeiten  stark  beeinflußt  wurden,  auch,  wie  nachgewiesen  und 
ausdrücklich  überliefert  ist.  gedruckte  Muster  von  Beschwerdeheften,  wie  sie 
beispielsweise  Philipp  von  Orléans  massenhaft  verbreiten  ließ,  vielfach  zu  Grunde 
lagen.  Aber  wenn  man,  wie  es  z.  B.  Adalbert  Wahl  in  seinen  vorzüglichen 
»Studien  zur  Vorgeschichte  der  französierten  Revolution«  'Tübingen  und  Leipzig, 
1901),  für  die  Cahiers  der  landlichen  Gemeinden  von  Paris-Hors-Les-Murs  getan 
hat.  sie  der  Einzelkritik  unterwirft  und  sorgfältig  sichtet,  so  ersteht  aus  den 
hochwertigen  und  auch  aus  den  nur  teilweise  wertvollen  Beschwerdeheften  ein 
Gemälde  der  Kultur  in  den  einzelnen  Teilen  Frankreichs  vor  1789,  wie  es  klarer 
und  farbenreicher  nicht  gedacht  werden  kann.  Die  Herausgeber  des  vorliegenden 
Bandes  geben  in  der  Einleitung  einen  kurzen  Überblick  über  die  Entstehung  der 
Ausgabe  und  berichten,  für  welche  Teile  Deutsch-Lothringens  die  Cahiers  noch 
erhallen  sind,  und  in  welcher  Weise  sie  ihre  Veröffentlichung  angeordnet  haben. 
Hierauf  folgt  eine  Schilderung  der  verzwickten  Zusammensetzung  der  beiden 
Ämter,  deren  Grenzen  sehr  unregelmäßig  und  zerrissen  waren  und  bis  an  und 
Uber  die  Saar  hinaus  weit  in  das  heutige  Rheinpreußen  hineinreichten,  wie  aus 
den  beigegebenen  beiden  Karten  gut  ersichtlich  ist,  sodann  Angaben  über  die 
Beschaffenheit  und  Vollständigkeit  der  Akten,  von  denen,  besonders  im  Amte 
Busendorf,  ein  großer  Teil  in  deutscher  Sprache  abgefaßt  ist,  und  schließlich,  da 
die  Amtmannswürde  von  irgend  einem  vornehmen  Herrn  bekleidet  wurde,  der 
sich  nicht  um  seinen  Bezirk  kümmerte,  eine  Darstellung  der  Persönlichkeiten  der 
Amtmannsstellvertreter,  die  zum  Teil  beträchtlichen  Einfluß  auf  den  Inhalt  der 
Cahiers  ausübten.  Der  Abdruck  der  Beschwerdehefte,  die  nach  dein  Alphabet 
der  Ortschaften  in  jedem  der  beiden  Ämter  geordnet  sind,  ist  so  eingerichtet, 
daß  eine  Übersicht  über  die  Steuern,  die  die  Gemeinde  an  den  König  zu  zahlen 
hat,  wo  sie  in  den  Akten  vorhanden  ist,  vorausgeschickt,  sodann  das  Notwendigste 
aus  dem  Protokoll  über  den  Äußern  Verlauf  der  Gemeindeversammlung  gegeben 
wird,  und  schließlich  die  Zusammenstellung  der  Beschwerden  im  Wortlaut  folgt, 
sofern  sie  nicht  ganz  oder  teilweise  mit  den  Beschwerden  einer  vorhergehenden 
Gemeinde  zusammenfallen. 

Der  Veröffentlichung  der  Beschwerdehefte  der  Ämter  Dieuze,  Dieden- 
hofen  und  Metz  und  der  zusammenfassenden  Würdigung  des  gesamten  Materials, 
welche  die  Verfasser  in  Aussicht  stellen,  wird  man  mit  Spannung  entgegensehen 
und  zugleich  den  Wunsch  aussprechen  dürfen,  daß  eine  Zusammenstellung  und 
Erklärung  der  technischen  Ausdrücke  heigegeben  werde,  wie  sie  Charles  Etienne 
in  seiner  Ausgabe  der  Cahiers  des  Amtes  Vic  vielleicht  in  etwas  zu  knapper  Form 
geboten  hat.  K.  v.  Borries. 


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-    464  ~ 


Quollen  zur  lothringischen  Geschieht  e.  herausgegeben  von  der  Gesell- 
schaft für  lothringische  Geschichte  und  Altertumskunde.  Rand  V:  Die 
Metzer  Hann  rollen  des  13.  Jahrhunderts.  Erster  Teil.  Bearbeitet 
von  Or.  K.  Wichwann.    LXXXII  und  441  Seiten.    Met/.,  .Scriba  190«. 

Seit  im  Jahre  1861  W.  Arnold";  zum  ersten  Male  die  Fülle  wichtiger 
Probleme,  die  sich  aus  den  wirtschaftlichen  und  rechtlichen  Verhältnissen  des 
städtischen  Eigentums  im  Mittelalter  ergeben,  teils  gestellt,  teils  auch  beant- 
wortet hatte,  ist  die  Forschung  auf  diesem  neuen  Pfade  wissenschaftlicher  Er- 
kenntnis rüstig  weitergeschritten.  Die  große  Zahl  seitdem  veröffentlichter  l'r- 
kundenbücher  erschloß  ungeheures,  meist  noch  kaum  berührtes  Material  ;  und 
besondere  Quellenpublikationen  zur  Erkenntnis  der  städtischen  Grundbesitz- 
Verhältnisse  traten  hinzu').  Die  darstellende  Geschichtsforschung  blieb  nicht 
zurück,  sondern  verliefle  die  von  Arnold  behandelten  Probleme  durch  eine  große 
Zahl  von  Einzeluntersuchungen1). 

In  der  Erkenntnis  der  Bedeutung  dieses  Zweiges  der  Geschichtsforschung 
für  die  Rechts-  und  Wirtschaftsgeschichte,  aber  auch  der  Lokalgeschichle,  hat  die 
•  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte«  beschlossen,  einen  Teil  der  hierher 
gehörigen  Metzer  Quellen,  die  Rannrollen  des  13.  Jahrhunderts,  der  allgemeinen 
Kenntnis  zugänglich  zu  machen.  Dr.  K.  Wichmann  hat  die  mühsame  Bearbeitung 
des  gewaltigen  und  unhandlichen  Materials  ;filr  das  13.  Jahrhundert  liegen  78H4 
Einzeleintragungen  auf  17,  z.  T.  über  8  Meter  langen  Hollen  von  übernommen, 
und  als  erste  Frucht  des  langjährigen  Editionswerkes  begrüßen  wir  den  vor- 
liegenden Hand. 

Wer  allerdings  unvorbereitet  in  dem  Bande  blättert,  den  wird  die  Fülle 
der  Einzeleintragungen  -  ich  zähle  in  diesem  Bande  allein  über  4000  —  zunächst 
verwirren;  um  so  dankbarer  wird  er  zu  der  kurzen,  klargeschriebenen  Einleitung 
greifen,  die  ihn  in  diesem  scheinbaren  Wirrsal  schnell  zurechtweist. 

Zum  Verständnis  der  Hannrollen  und  des  bei  ihnen  üblichen  Verfahrens 
ist  die  Kenntnis  der  Reformen  des  Bischofs  Bertram*  aus  dem  Ende  des  12.  Jahr- 
hunderts notwendig,  und  mit  ihrer  Darstellung  beginnt  darum  die  Einleitung 
Bertram  ließ  in  jedem  der  20  Melzer  Pfarrbezirke  einen  Schrein  errichten,  in 
welchem  Privaturkunden  niedergelegt  werden  konnten.  In  Streitfällen  entschied 
der  Worllaut  der  aus  dem  Schrein  von  den  beiden  Amans  des  Bezirkes  hervor- 
geholten Urkunde.  Hierdurch  war  zwar  eine  größere  Zuverlässigkeit  im  Beweis- 
verfahren geschaffen;  doch  bald  stellte  sich  das  Bedürfnis  nach  weilergehender 
Sicherheil  bei  Privat  Verträgen  heraus:  >  Denn  vor  dem  Schrein  verhandelten  nur  die 
vertragschließenden  Parteien;  nur  zwischen  ihnen  also  konnte  der  Schreinsbeamte, 

')  Zur  Geschichte  des  Eigentums  in  den  deutschen  Städten.    Basel  18*» I. 

Z.  B.  :  Grundbücher  der  Stadt  Wien,  i  Abi.  H  der  »Quellen  zur  Geschichte 
der  Stadt  Wien«.'  —  Kölner  Schreinsurkunden  des  12.  Jahrhunderts.  (Publi- 
kationen der  Gesellschaft  für  Rheinische  Geschichtskunde  1.)  —  Die  Constanzer 
Grundcigentumsurkumh-n  der  Jahre  1 152  1371.  i.Bd.  2  von:  Beycrle.  Grund- 
eigenlumsverhältniüse  im  mittelalterlichen  Constanz.    Heidelberg  1900.) 

Dahlmann  -  W.iitz.  Quellenkunde  der  Deutschen  Geschichte,  7.  Aull.. 
So.  1605—1610.  Für  Metz:  P  r o s  1,  Étude  sur  le  régime  ancien  de  la  propriété, 
Paris  1880.  —  Für  Hel»ien:  Des  M  a  r  e  z.  Etude  sur  la  propriété  foncière  dans 
les  villes  du  moyen-Age,  et  spécialement  en  Flandre.    Gent  1XW8. 


wenn  ein  Streit  entstand,  vermittelnd  und  entscheidend  auftreten  ;  gegen  den 
Einspruch  eines  Dritten  vermochte  er  nichts«.  Ein  öffentlicheres  Verfahren,  das 
auch  gegen  Einsprüche  von  anderer  Seile  schützte,  fand  man  in  der  ßannahme: 
wer  hei  Besif/.wechsel  sicher  gehen  wollte,  hell  zunächst  die  darauf  bezügliche  Ur- 
kunde im  Schreine  des  Amans  deponieren  ;  meldete  aber  außerdem  noch  den  Be- 
sitzwechscl  bei  dem  Meier  eines  der  drei  Melzer  Schöffenbezirke  an.  Der  Schreiber 
verzeichnete  den  Besitzwechsel  m  der  Bolle;  im  Marz  jeden  Jahres  wurden  diese 
Eintragungen  öffentlich  verlesen,  und  erfolgte  innerhalb  von  Jahr  und  Tag  kein 
Einspruch,  so  war  der  Vertrag  gegen  jeden  weiteren  Einspruch  geschützt. 

Uber  die  Einzelheiten  des  Metzer  Verfahrens  berichtet  die  Einleitung  ein- 
gehend ;  und  durch  den  Vergleich  mit  den  ähnlichen  Verhältnissen  in  Köln  1 1  — 
die  für  Metz,  wenn  auch  in  begrenztem  Maße,  vorbildlich  gewesen  sind  —  weiß 
der  Verfasser  die  Eigenart  der  Metzer  Einrichtungen  besonders  anschaulich  her- 
auszuarbeiten. 

Bei  dem  Abschnitt  der  Einleitung,  der  über  das  Verhältnis  der  Schreins- 
urkunde zum  Bnllcneinlrag  handelt,  scheinen  mir  noch  einige  Ergänzungen 
möglich  zu  sein.  Die  —  allerdings  erst  gegen  das  Ende  des  13.  Jahrhunderls 
auftretenden  —  rückseitigen  Bannvermerke  der  Urkunden  würden  hier  vielleicht 
noch  weitere  Aufschlüsse  gewahren  können,  wobei  auf  den  paläographischen 
Vergleich  der  Bannvermerke  mit  Eintragungen  in  den  Bannrollen  besonders  das 
Augenmerk  zu  richten  wäre.  Die  Annahme.  da&  dem  Schreiber  der  Bannrollen 
nicht  die  Originale,  sondern  höchstens  Abschriften  der  Schreinsurkunden  vor- 
gelegt worden  seien,  möchte  ich  nicht  ohne  weiteres  teilen.  Denn  einmal  sieht 
die  von  Wichmann  (S.  XXIX)  zitierte  Stelle  der  »Ordonnance  des  amam>«  selbst 
unter  gewissen  Umständen  die  Herausnahme  von  Schreinsurkunden  ans  dem 
Schrein  auf  Grund  obrigkeitlicher  Erkenntnis  voraus  —  und  dann  lä(U  sich  der 
Vorgang  auch  so  denken,  daß  die  von  dem  Aman  geschriebene  Urkunde  erst  im 
Schreine  deponiert  wurde,  nachdem  sie  dem  Schreiber  der  Bannrollen  vorgelegen 
hatte  :  vorausgesetzt,  daß  überhaupt  eine  ßannnahme  beabsichtigt  war.  Eine 
Bestimmung  des  14.  Jahrhunderts  bestärkt  mich  in  dieser  Annahme.  Als  im 
Jahre  1326  von  den  Melzer  Behörden  eine  Besteuerung  urkundlich  übertragener 
Vermögenswerte  vorgesehen  wird,  wird  bestimmt,  daf>  die  Amans  steuerpflichtige 
Urkunden  erst  dann  in  ihren  Schrein  legen  dürfen,  wenn  die  Steuer  bezahlt  isl*i: 
und  daß  zwischen  Ausstellung  der  Urkunde  und  Zahlung  der  Steuer  eine  gewisse 
Zeit  verstreichen  konnte,  lehren  die  kleinen  Quittungen  der  Steuerbehörde,  die 
sich  seit  etwa  1380  gelegentlich  an  die  Schreinsurkunden  angeheftet  finden1;. 

•t  Vgl.  über  diese  jetzt  die  jüngst  erschienenen:  »Studien  zur  älteren 
Verfassungsgeschichte  Kölns-  von  G.  See  liger.    Leipzig  1909. 

')  Hist.  de  Metz,  IV.  32.  —  Näheres  darüber  in  einem  späteren  Aufsatz. 

*)  Es  seien  folgende  Beispiele  angeführt:  M.  Bez.-A.  Domkapitel  Xg.  1389. 
April  1«;  Sleuerquittung  datiert:  1389.  Mai  19;  M.  Bez.-A.  Stadt  Metz  Ng.  1389, 
Aug.  30:  Sleuerquittung  datiert:  1389.  Sept.  lfi;  M.  Bez.-A.  Saint-Ail  Ng  1390, 
Nov.  10:  Sleuerquittung  datiert:  1390.  Dez  31;  M.  Bez.-A.  S  Vincenz  Ng.  139«, 
März  28;  Sleuerquittung  datiert:  139«.  Juni  1.  --  Man  sieht,  zwischen  Ausstellung 
der  Schreinsurkunde  und  Steuerentrichtung  konnten  Monate  verstreichen;  und  da 
die  Niederlegung  der  Urkunden  in  den  Schrein  vor  Steuereinrichtung  verboten 
war,  haben  wir  zwischen  Ausstellung  der  Urkunden  und  Niederlegung  im  Schrein 
mindestens  gleich  große  Zwischenräume  anzunehmen. 

Jahrbuch.  <i.  l»e».  T.  l^hr.  ttaohichte  u.  Alt«rtum»k.,  .IahrK-  Mi 


■um 


Diese  kurze  ergänzende  Bemerkung  soll  und  kann  dem  Werte  der  Ein- 
leitung keinen  Abbruch  tun:  besondere  Anerkennung  verdient  noch  das  weise 
und  taktvolle  Maßhalten  des  Verfassers:  mit  zuverlässiger  Sachlichkeit  teilt  er 
dem  Benutzer  des  Werkes  mit.  was  zu  seiner  Orientierung  notwendig  ist.  ohne 
in  der  Einleitung  gleich  eine  Verarbeitung  des  veröffentlichten  Materials  vorweg 
zu  nehmen  —  ein  Mißverhältnis,  das  sich  bei  mancher  neueren  Publikation 
beobachten  läßt. 

Ein  näheres  Eingehen  auf  den  Inhalt  des  im  ersten  Band  veröffentlichten 
Materials  dürfte  am  besten  zurückzustellen  sein,  bis  das  Werk  vollendet  vorliegt, 
und  durch  die  zum  Gebrauche  notwendigen  Regster  erst  seinen  vollen  Wert 
gewonnen  hat.  Nach  dem  Stande  der  Vorarbeiten  steht  das  Erscheinen  der 
nächsten  Bände  in  baldiger  sicherer  Aussicht,  l'nd  daß  wir  dann  einen  außer- 
ordentlich reichen  Schatz  dem  Fleißc  und  der  Umsicht  des  Herausgebers  zu  ver- 
danken haben  werden,  wird  heute  bereits  jeder  wissen,  der  im  Herbste  vorigen 
Jahres  Gelegenheit  hatte,  den  Vortrag  anzuhören,  den  Dr.  Wiedmann  in  der 
•Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte«  hielt.  Hörig. 


Les  anciens  Pouillés  du  diocèse  de  Metz  publics  et  annotes  par 
N.  Dorvaux,  professeur  au  Grand  Séminaire  de  Metz,  2  Teile  mit  fort- 
getzter  Paginierung.  gr.  8°,  XXVIII  und  8f,2  S.  Nancy  1902-190?. 

Atlas  historique  du  diocèse  de  Metz,  par  G.  Bourgeat,  supérieur  du 
Petit  Séminaire  de  Monligny-lès-Metz,  et  N.  Dorvaux,  directeur  du  Grand 
Séminaire  de  Metz.  Ouvrage  couronné  par  l'Académie  de  Metz. 
Fol.  IV  und  9  S.  Text  :  16  Tafeln. 

Die  lokalgeschichtliche  Bedeutung  der  beiden  vorstehenden  Werke,  deren 
Rezension  unfreiwillig  etwas  verspätet  erscheint,  rechtfertigt  es.  wenn  wir  uns 
eingehender  mit  denselben  befassen. 

1.  Inhaltlich  befolgt  der  Bearbeiter  der  Pouillés  oder  Polien  —  es  sind 
dies,  kurz  ausgedrückt,  kirchliche  ßenefizienverzeichnisse  der  Diözese  —  folgenden 
Gang.  Das  Vorwort  gibt  uns  die  Entstehung  und  die  Geschichte  der  Publikation  an. 
Die  Einleitung  orientiert  über  die  benutzten  Quellen,  über  die  kirchliche  Organi- 
sation der  Diözese  in  früheren  Jahrhunderten,  dann,  in  einer  allgemeineren 
Fassung,  über  das  Henetizialwesen,  den  Zehnten,  die  Portio  congrua,  das  Patronats- 
und  Kollationsrecht. 

Folgen  der  Reihe  nach  fünf  Abschnitte  über  die  Polien  im  XIV.,  XV.,  XVI., 
XVII  und  Will.  Jahrb..  die  entsprechend  dem  Stand  der  Dokumente  eine  mehr 
oder  minder  ausgedehnte  Behandlung  erfahren.  Sie  machen  uns  bekannt  mit 
der  jedesmaligen  Lage  des  Bistums,  mit  der  kirchlichen  Organisation  der  Bisehofs- 
stadt, mit  der  Einteilung  der  Diözese  in  verschiedene  Archipresbyterale  sowie 
mit  den  einzelnen  den  letztem  unterstellten  Pfarrkirchen  nebst  Annexen,  wobei 
für  das  XVIII.  Jahrb.  noch  speziell  Angaben  über  Patronatst  echt  und  Zchnlen- 
be/.iehung  hinzutreten,  während  die  Zahl  der  österlichen  Kommunionen,  das  Ein- 
kommen des  Pfarrers  und  der  Kirchenfahrik  uns  einen  Rückschluß  auf  die  religiös- 
wirtschaftliche  Lage  der  Pfarreien  gestatten.  —  Das  Schlußheft  behandelt  die 
Diözese  in  neuester  Zeit  Im  besonderen  kommen  zur  Sprache  die  durch  die 
französische  Revolution  und  das  Kaisertum  geschaffenen  Neueinteilungen,  der 


-     IGT  — 


Sland  nach  1815  bis  1874.  die  im  letztgenannten  Jahn-  und  neuesten*  tmch 
eingeführten  Veränderungen  Ein  ausgedehntes  Orlsnamenregister  (S.  785-  KW>i 
schließt  das  Werk. 

Wie  ist  das  inhaltlich  hier  nur  kurz  skizzierte  Buch  zu  beurteilen  -'  Wer 
in  demselben,  wie  manche  bei  Ankündigung  der  Publikation  meinen  mochten, 
eine  systematische  Darstellung  der  Geschichte  des  Histums  Metz  oder  gar  eine 
interessante  Krholungslcktüre  erwartete,  ist  nicht  auf  seine  Rechnung  gekommen. 
Der  Verfasser  wollte  sich  ein  solches  Ziel  nicht  stecken,  wie  er  uns  im  Vorwort 
ausdrücklich  versichert.  Kür  ihn  handelte  es  sich  vor  allem  darum,  eine  kritisch 
gesicherte,  durchaus  wissenschaftlich  gehaltene  nnd  darum  auch  zuverlässige 
Zusammenstellung  von  Texten  zu  liefern,  auf  Grund  derer  der  Gesamtüberblick 
über  die  religiöse  Organisation  der  Diözese  ermöglicht  wird. 

Daß  dieses  Ziel  ganz  und  voll  erreicht  worden,  wer  möchte  das  beanstanden? 
Da ß  aber  trolz  der  bescheidenen  Aussage  des  Verfassers  sogar  viel  mehr  geliefert 
worden  ist,  auch  wenn  wir  von  der  Einleitung  mit  ihrem  allgemein  orientierenden 
Charakter  sowie  vom  Schlußheft  absehen  wollten,  weih  jeder,  der  das  Buch  in 
die  Hand  genommen  und  irgend  einen  Abschnitt  eingehender  geprüft  hat. 

Mit  peinlichster  Genauigkeit  wurde  bei  Feststellung  des  Textes  verfahren.  / 
bereits  bekanntes  und  veröffentlichtes  Material  abermals  geprüft.    Die  erneute 
Prüfung  ist  auch  nicht  erfolglos  für  die  Wissenschaft  gewesen.    Das  erweisen 
/..  B.  verschiedene  Korrekturen,  die  an  dem  von  Kirsch  in  seinen  Kolleklorien 
gelieferten  Text  vorgenommen  weiden  konnten. 

Nichts  aber  läßt  uns  den  Wert  der  persönlichen  Arbeit  des  Verfasseis 
besser  erkennen,  als  die  ausgedehnten  Kußnoten.  d;e  eine  Kenntnis  der  Lokal- 
geschiente  in  kirchlicher  Hinsicht  voraussetzen,  wie  sie  wohl  kein  zweiter  auch 
nicht  einmal  annähernd  besitzen  dürfte  Hier  vor  allem  zeigt  sich  der  Gelehrte, 
der  das  so  ausgedehnte  Gebiet  gründlieh  beherrscht,  überall  zu  Hanse  ist  und 
die  wertvollsten  Hinweise  und  Stützpunkte  liefert  feit  allerhand  die  Kircheti- 
geschichte  des  Landes  behandelnde  Abschnitte,  deren  Abfassung  er  andern  über- 
lassen will 

Aus  dem  Gesagten  ergibt  sich  der  doppelle  Wert  vorliegender  Publikation  : 
Ausfüllung  einer  oft  recht  fühlbaren  Lücke  in  den  lokalgeschichtlichen  Studien 
der  Vergangenheit  in  einer  den  Anforderungen  der  modernen  wissenschaftlichen 
Arbeitsmethode  entsprechenden  Weise:  Grundlegung  von  Hausteinen  für  zukünf- 
tige Arbeiten  über  das  kirchliche  Gebiet  unserer  engeren  Heimat. 

Der  Verfasser  urteilt  anscheinend  recht  bescheiden  über  seine  Leistung. 
Wer  aber  sein  Buch  durchgearbeitet,  wird  es  mit  dem  Rezensenten  als  ein  Glück 
für  die  Wissenschaft  bezeichnen  müssen,  daß  die  von  Lepage  in  den  (»Oer  Jahren 
in  Angriff  genommene  analoge  Publikation  verunglückt  und  an  ihre  Stelle  40  Jahre 
später  das  vorliegende  Werk  getreten  ist. 

Nicht  als  ob  dasselbe  keiner  Ergänzung,  keiner  Verbesserung  fällig  wäre. 
Dagegen  spricht  schon  die  vom  Verfasser  selbst  seinem  Huche  beigefügte  acht- 
seitige Liste,  der  Rezensent  noch  einige  andere  hinzuzufügen  sich  gestallet. 

Auf  S  l,  A  2,  ist  wohl  im  Anschluß  an  Kirsch  von  einem  Motu  proprio 
des  Papstes  die  Rede.  Nach  Cîirys  Manuel  de  diplomatique,  S  702.  käme  diese 
Gattung  von  Schriftslücken  eigentlich  erst  unter  Innocenz  VIII.  lalso  über  100  Jahre 
spater;  auf  Dürfen  wir  den  Gest«  episc  Mel  contin  I  1 1120— 118»).  wie  sie 
in   Calmet.  I.  Pr .  S   (W.  öl.  und  M    G.  SS    X.  S.  544  f.   veröff-inTichl  sind. 


■m  — 


sowie  andern  Quellen  Glauben  schenken,  so  wäre  den  S.  239,  A.  1,  angeführten 
Inhabern  des  Palliums  auf  dem  Metzer  Stuhle  auch  noch  Stephan  von  Bar, 
Enkel  Callixtus'  11,  hinzuzufügen.  —  Auf  S.  286.  Text  und  A.  3,  handelt  es  sich 
zweifellos  um  die  1444  bezw  I&52  zerstörten  Pfarrkirchen  der  Vorstadt  St.  Arnulf 
und  St.  Symphorian,  deren  Besetzung  dem  Kloster  St.  Symphorian  zustand, 
üaran  erinnert  die  Kapelle  in  Neu-St.  Symphorian.  —  S.  304,  Z.  21,  wäre  zu 
lesen  1360  statt  1630;  Z.  15  Windesheim  statt  Vindelsheim,  S.  591,  A  2, 
Biberkirch  statt  Biberskirch.  S.  441,  A.  1,  Wolfram  statt  Volfram.  —  Der  Titel 
der  Bouteillerschen  Abhandlung  auf  S.  315,  A.  3,  lautet  einfach:  Notice  sur 
les  Grands-Carmes  de  Metz.  —  Zu  S.  588  gehört  die  Bemerkung,  daß  die 
für  Avricourt  genannte  Kapelle  auch  noch  heule  existiert-  —  S.  602  hätte  der 
Vermerk  Platz  finden  dürfen,  daß  die  Annexe  Klein-F.ich  nicht  richtig  mit  dem 
Namen  Maladrie  bezeichnet  wird.  Derselbe  kommt  eigentlich  nur  der  1  Kilometer 
weiter  westlich  gelegenen  und  zur  Pfarrei  Hof  gehörigen  Annexe  zu  ;  vgl.  S.  597.  — 
Als  genaues  Datum  des  Auszuges  der  Kapuziner  aus  Bitsch  ist  S.  665,  A.  3.  das 
Jahr  1722  anzusetzen. 

Durch  diese  und  ähnliche  Kleinigkeiten  wird  selbstverständlich  der  Wert 
des  Buches  nicht  vermindert.  Dasselbe  erfüllt,  um  es  hier  abschließend  noch 
einmal  auszusprechen,  völlig  die  Erwartungen,  die  schon  1897  an  dieser  Stelle 
ausgesprochen  worden  sind. 

II.  Eine  ebenso  wertvolle  wie  natürliche  Ergänzung  zum  vorstehenden 
Werke  bildet  der  Atlas  historique  du  diocèse  de  Metz,  das  Resultat 
gemeinschaftlicher,  langjähriger  Forscherarbeit  des  Bearbeiters  der  Polien  und 
seines  Freundes  G.  Bourgeat. 

Einerseits  war  der  neue  Atlas  schon  durch  die  Pouillés  gefordert,  die  ohne 
denselben  einem  Werk  über  Geographie  ohne  Karten  gleich  sähen.  Ihr  Wert 
wäre  mehrfach  beschränkt,  ihr  Verständnis  in  mancher  Hinsicht  erschwert 
worden.  Zudem  sind  die  Belege  für  die  einzelnen  kartographischen  Angaben 
zumeist  in  den  Auslührungen  der  Polien  zu  suchen. 

Andererseits  aber  ist  der  Atlas  auch  in  sich  betrachtet  eine  wertvolle, 
sehr  wertvolle  I^eistung  und  für  das  Studium  der  Lokalgeschichte  ein  geradezu 
unentbehrliches  Hifsmittel.  zumal  bei  dem  gänzlichen  Mangel  jeder  andern,  auch 
nur  teilweise  als  Ersatz  dienenden  Publikation.  Was  nämlich  die  Neuzeit  geleistet 
tcli  denke  an  die  Karte  von  Algermissen  —  ist  ganz  ungenügend,  und  ältere 
Karten,  soweit  solche  überhaupt  vorhanden  und  zugänglich  sind,  verdienen,  weil 
ungenau  und  unvollständig,  nur  geringe  Wertschätzung. 

Die  angedeutete  doppelte  Lücke  füllen  nun  die  16  prächtigen,  meist  mehr- 
farbigen, etwas  über  0.40  X  0,30  m  großen  Tafeln  unseres  Atlasses  aus,  deren 
technische  Herstellung  das  Leipziger  kartographische  Institut  Ed.  Gaebler  über- 
nommen Eine  kurze,  orientierende  Inhaltsangabe  derselben  möge  auch  hier 
Platz  linden. 

Als  Einleitung  dient  ein  erklärender  Text,  dem  ein  alphabetisches  Orls- 
register  mit  6—7000  Eigennamen  beigegeben  ist.  -  Tafel  I  zeigt  in  der  Haupt- 
karle die  Kirchenprovinz  Trier  mit  Metz,  Tool  und  Verdun  als  Suffraganate 
—  eine  Organisation,  der  erst  die  französische  Revolution  ein  Ende  machte  — 
sowie  Teile  anstoßender  Diözesen:  in  den  Nebenkarten  die  Kirchenprovinz 
Besancon,  die  Bistümer  Nancy  und  St.  Uié  —  Tafel  II  reproduziert  den  aus  der 
Oflizin  A.  Faberts  hervorgegangenen  Stadtplan  vom  Jahre  1('«10.  Tafel  III  denjenigen 


vom  Jährt-  1784.  -  Tafel  IV  bietet  ein  größeres  Bild  der  Diözese  im  XV1H.  Jahrli.  : 
die  sieben  folgenden  geben  eine  detaillierte  Zeichnung  der  verschiedenen  Archi- 
presbyterale  mit  genauester  Angabe  der  Pfarreien.  Kirchen.  Kapellen  u.  s.  w. 
unter  jedesmaliger  Gegenüberstellung  eines  verkleinerten  Gesamtbildes  des  Bis- 
tums auf  einer  Nebenkarte.  Dazu  kommen  noch  folgende  Nebenkarten:  Pont-a- 
Mousson  im  Jahre  1765,  Metz  und  Umgebung  vor  1552,  die  Kathedrale  und  die 
umliegenden  Viertel  im  Jahre  17M8,  die  Archipresbyterale  von  S.  Arnual,  Saar- 
union (Bouquenom),  Hornbach  und  Neumünster  vor  der  Reformation.  —  Der 
Stand  der  Diözese  nach  dem  Konkordat  und  1832  ist  ersichtlich  auf  Tafel  XII  XIV 
mit  ebenfalls  drei  Nebenkarten.  Das  Bistum  in  seiner  durch  die  Ereignisse 
des  Jahres  1870  und  die  neuesten  Modiiikationen  herbeigeführten  Gestaltung 
stellen  die  beiden  letzten  Tafeln  dar. 

Wenn  ich  eine  weitere  Karte  zu  den  vorhandenen  hinzuwünschen  darf,  so 
wäre  es  diejenige,  die  uns  den  Plan  der  Stadt  Metz  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Mittelalters  darböte.  Nicht  als  ob  derselbe  durch  den  Charakter  obiger  Publi- 
kation absolut  gefordert  wftre.  Aber  ein  solches  Stadtbild  mit  den  einzelnen 
namentlich  bezeichneten  Kirchen,  Straßen  und  Vierteln  wäre  eine  dankbarst  zu 
begrüßende  Originalleistung.  Die  Herstellung  des  Planes  dürfte  bei  gründlicher 
Verwertung  der  diesbezüglichen  Angaben  der  Bannrollen,  der  Registres  de  la 
ßullette  im  Stadtarchiv  und  anderweitiger  Angaben  sich  nicht  allzu  schwierig 
gestalten. 

Zu  der  Nebenkarte  «Met/,  avant  le  siège  de  1562«  auf  Tafel  VI  gestalte 
ich  mir  eine  vorläufige  Bemerkung.  Auf  der  die  Umgebung  von  St.  Arnulf  im 
Mittelalter  wiedergebenden  Karte  in  Jahrb.  XIX,  Taf.  II,  habe  ich  für  mehrere 
kirchliche  Gebäude  eine  etwas  verschiedene  Lage  annehmen  zu  müssen  geglaubt. 
Ich  denke  insbesondere  an  S.  Goerich,  S.  Benignus,  S.  Amandus.  S.  Fiakrius 
und  für  die  Zeit  vor  dem  XII.  Jahrh.  auch  an  St.  Pierre-aux-Champs.  Das 
ebenda  gezeichnete  Kirchlein  der  heil.  Magdalena  ist  keineswegs  mit  dem  einmal 
als  bei  St.  Ladre  sich  befindlich  erwähnten  identisch.  Die  Belege  für  diese 
Abweichungen  finden  sich  zum  großen  Teil  schon  in  meiner  Beschreibung  der 
Umgebung  des  Klosters  und  sollen  übrigens  eine  weitere  Begründung  in  einem 
ausführlichen,  demnächst  im  Jahrbuch  zu  veröffentlichenden  Aufsatz  über  die 
Topographie  von  Sablon  im  Mittelalter  erfahren. 

Ich  kann  diese  Rezension  nicht  besser  schließen  als  mit  des  Verfassers 
eigenem  Ausspruch  :  Que  la  critique  trouve  à  s'attaquer  à  certains  cotés  de 
l'ensemble  comme  à  beaucoup  de  détails,  nous  le  comprenons  mieux  que  per- 
sonne ;  l'originalité  de  l'n-nvre  n'en  subsiste  pas  moins,  et  son  utilité  aussi  pour 
fournir  un  cadre  solide  il  des  études  d'histoire  locale.  Rückhaltlos  stimme  ich 
dem  letzten  Teil  der  Aussage  bei.  Ii.  S.  Bour. 


L'tiucirn  ràjimt  t  u  Lorniiw  ci  IMrroi*,  d'après  les  documents  inédits  (1698—178«}. 
Cinquième  édition,  revue  et  augmentée  par  le  cardinal  Mathieu  de  l'Aca- 
démie française.  Paris.  Honoré  Champion.  589  pages. 

Ce  livre,  présenté  en  décembre  1K7K.  par  l'abbé  Mathieu,  professeur  au 
Petit-Séminaire  de  Pont-a-Mousson,  comme  thèse  de  doctoral,  à  la  Faculté  des 


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lettres  He  Nancy,  a  Wauroup  moins  changé  que  la  situation  do  son  auteur 
Celui-ci  est  devenu  cardinal  de  l'Kglise  romaine,  après  avoir  été  évêque  d'Angers 
et  archevêque  de  Toulouse,  puis  enlin  meiiihre  de  l'Académie  française,  tandis 
que  son  livre  est,  pour  ainsi  dire,  resté  dans  sa  forme  primitive 

Homme  cet  ouvrage  avait  paru  avant  la  constitution  de  notre  Société,  nous 
n"avii>ns  pas  eu.  jusqu'ici,  l'occasion  d'en  parler  dans  notre  revue  bibliographique. 
C'était  regrettable,  car  il  s'agissait  d  une  étude  de  réelle  valeur.  Nous  saisissons 
donc  avec  joie  l'apparition  d'une  édition  nouvelle  pour  la  présenter  à  nos  lec- 
teurs et  à  nos  membres. 

Nous  nous  acquitterons  de  notre  tache  en  exposant  d'abord  le  but  qu'il 
poursuit  et  le  plan  qu'il  développe,  en  en  faisant  ensuite  connaître  l'esprit  critique 
et  !;t  méthode  impartiale;  pour  terminer  entin,  nous  en  relèverons  les  mérites. 

Ainsi  que  l'indique  déjà  suffisamment  le  titre,  le  but  de  cet  ouvrage  est 
d'étudier  l'état  politique  et  social,  tel  qu'il  a  existé  en  Lorraine  depuis  la  con- 
clusion du  traité  de  Ryswick.  qui  ramena  dans  leur  duché  les  princes  de  Lorraine, 
jusqu'à  la  Révolution  :  c'est-à-dire  de  retracer  ce  que  fut,  dans  ce  pays,  ce  que 
l'on  est  convenu  d'appeler  Fanden  regime 

Le  travail  est  divisé  en  quatorze  chapitres.  Ils  passent  successivement  en 
revue  l'organisation  ecclésiastique,  administrative,  financière,  judiciaire,  féodale 
et  sociale  de  cette  importante  province 

Après  avoir  jeté  un  coup  d'<eil  sur  la  formation  politique  et  territoriale  de 
la  Lorraine  (ohap.  1',  l'auteur  étudie  d'abord  dans  quatre  longs  chapitres  (II  à  V) 
la  situation  du  clergé.  Celle  du  nombreux  et  puissant  clergé  régulier  d'abord, 
dont  il  retrace  l'histoire  et  la  richesse,  sans  en  taire  les  principaux  abus: 
chapitres  nobles,  cominende  et  relâchement  de  la  discipline,  puis  il  consacre  les 
chapitres  IV  et  V  au  clergé  séculier  11  y  examine  l'administration  ecclésiastique, 
ses  rapports  avec  le  gouvernement,  les  bénéfices  et  les  muurs  de  ce  clergé 

Les  chapitres  VI  et  VII  sont  réservés  à  l'exposé  des  charges  publiques, 
c'est-à-dire  aux  impôts,  soit  en  argent,  soit  en  nature,  comme  la  (lime,  la  corvée 
et  le  service  militaire 

Le  tableau  succinct  des  institutions  judiciaires  et  administrative  soit  du 
gouvernement  central,  soit  des  communautés,  est  fourni  par  le  chapitre  VIII. 
Dans  le  suivant  '.IX  i.  l'auteur  s'occupe  de  la  noblesse  lorraine,  de  ses  droits 
seigneuriaux,  ainsi  que  de  l'état  des  campagnes  pendant  le  cours  du  XVIII«'  siècle 

Les  quatre  chapitres  de  X  à  XIII  nous  dépeignent  les  opinions  religieuses 
et  politiques,  dominant  en  Lorraine,  à  la  veille  de  la  Révolution,  leurs  manifes- 
tations diverses  avant  17S'.t.  les  élections  aux  Ktats-Cénéraux,  entin  les  plaintes 
et  désirs  portés  aux  cahiers  de  doléances. 

Le  résumé  et  la  conclusion  des  chapitres  précédents  font  l'objet  du  dernier 

Ce  vaste  plan,  dont  nous  n'avons  qu'effleuré  les  sommets,  est  sans  contredit 
rbj;i  (ort  intéressant  par  les  importantes  questions  qui  s'y  trouvent  exposées  et 
discutée»,  mais  ce  qui  en  fait  le  véritable  mérite,  c'est  la  manière  méthodique, 
approfondie,  impartiale,  dont  il  a  été  réalisé.  C'est  aussi  l'espril  critique  et  indé- 
pendant qui  y  préside. 

Sur  ces  questions  si  délicates,  si  remplies  de  préjugés,  l'auteur  n'a  écrit, 
comme  cela  arrive  si  fréquemment,  ni  un  pamphlet  ni  une  apologie.  Comme  il 
le  dit  lui-même  <  il  a  Voulu  sortir  des  lieux  communs  et  de  In  rhétorique  banale  ; 
s'élever  au-dessus  des  idées  .  ornantes  et  des  jugements  stéréotypés 


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Recherche  minutieuse  des  sources  originales,  préoccupation  constante  de 
l'exacte  vérité  dans  leur  étude,  impartialité  profonde  dans  les  jugements,  ordre 
logique  dans  la  disposition  des  matières,  clarté  et  élégance  pleines  d'intérêt  dans 
le  style,  telle  est  IVruvre  dont  le  défunt  cardinal  offrait,  quelques  mois  à  peine 
avant  sa  mort,  une  nouvelle  édition  aux  amateurs  des  choses  lorraines 

Le  mérite  de  /'«  ancien  régime  •  n'avait  pas  échappé  à  l'attention  de  l'Aca- 
démie française.  lion  juge  en  la  question.  Elle  décerna  .111  modeste  professeur 
d'alors,  en  187»  et  1880,  le  second  prix  Gobert.  Les  quelques  lignes  que  lui 
consacra  le  secrétaire  perpétuel,  traduisent  trop  bien  la  réalité  pour  que  nous 
ne  lui  laissions  point  la  parole. 

«  Le  second  prix  Gobert,  écrivait-il,  est  attribué  à  un  très  bon  livre  de 
M.  l'abbé  Mathieu. ...  un  de  ces  rares  ouvrages  qui,  sous  un  titre  modeste,  ont 
le  grand  mérite  de  tenir  pins  qu'ils  ne  promettent.  . . . 

Equitable  et  modéré  dans  les  jugements  qu'il  porte  sur  les  causes  qui.  en 
Lorraine  comme  ailleurs,  ont  préparé  les  bouleversements  de  la  Révolution, 
M.  l'abbé  Mathieu  fait,  avec  convenance  et  réserve,  la  part  de  tous  les  torts, 
même  des  torts  du  clergé  et  des  ordres  religieux;  il  les  diminue  en  n'affectant 
pas  de  les  méconnaître.  Son  style  est  excellent  et  quand  un  pareil  ouvrage  ne 
semblait  demander  que  de  la  correction,  ce  n'est  pas  sans  quelque  surprise  qu'on 
y  trouve,  par  surcroît,  l'agrément  d'une  élégance  simple  et  naturelle  >. 

Après  cet  éloge  il  serait  oiseux  d'insister.  Est-ce  à  dire  toutefois  que,  sur 
ce  même  terrain,  il  n'y  ail  plus  place  pour  les  historiens  de  l'avenir?  Celte 
présomption,  le  défunt  ne  l'a  point  eue.  Il  savait  qu'après  lui  il  y  aurait  encore 
une  ample  moisson  pour  les  glaneurs.  Et  puis  la  Lorraine  est  vaste  ;  en  dehors 
du  duché  proprement  dit,  la  ville  de  Metz,  son  évêché,  ceux  de  Toul  et  Verdun, 
Thionville,  les  terres  d'Empire  attendent  encore  leurs  historiens.  Puissent-ils 
bientôt  se  présenter;  puissent-ils  aussi  suivre  les  traces  de  l'ancien  professeur 
de  Pont-à-Mousson  !  E.  P. 


Emil  y.  Borries.  Geschichte  de  r  Stadt  St  raßburg.  Mit  154  Bildern.  6  Tafeln 
und  7  Karten.    Straßburg.  Karl  .1.  Trübner,  HM)9.  8".  348  S. 

Wer  bisher  etwas  Genaueres  und  Zusammenhängendes  über  Straßburger 
Geschichte  lesen,  sich  also  nicht  mit  den  kurzen  Überblicken  begnügen  wollte, 
wie  sie  neuerdings  mehrfach  in  Straßburger  Fremdenführern  etc.  erschienen 
sind,  der  mußte  sich  wohl  oder  übel  noch  immer  dem  alten  Friese  anvertrauen, 
obsehon  dessen  vor  mehr  als  hundert  Jahren  geschriebenes,  naives  Geschichtswerk 
höchst  mangelhaft  und  auch  in  seiner  Form  Tor  den  heutigen  Geschmack  unge- 
nießbar ist.  Man  hat  es  daher  in  weiten  Kreisen  mit  Freuden  begrüßt,  daß 
Professor  Ein  il  v.  Norrie»,  den  wir  längst  als  tüchtigen  Kenner  elsiissischcr  Ge- 
schichte und  gewandten  Darsteller  schützen,  die  Lücke  auszufüllen  unternommen 
hat  Sein  Werk  will  weniger  dem  gelehrten  Fachmann  als  dein  Gebildeten 
jedes  Standes  und  der  heranwachsenden  Jugend  dienen  :  deshalb  hat  der  Ver- 
fasser mit  Recht  auf  eigne  Quellenforschung  und  wissenschaftliche  Erörterungen 
verzichtet  und  lediglich  die  sicheren  Ergehnisse  der  älteren  und  neueren  Literatur 
mit  sorgsam  abw  ägendem  I  i  teil  zu  einer  anschaulichen,  dem  Stande  der  Wissen- 
schaft entsprechenden  Darstellung  zusammengefaßt.     Daß  das   Ruch  für  einen 


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Leserkreis,  wie  ihn  R,  im  Auge  halte,  nicht  zu  umfangreich  werden  durfte,  ist 
klar.  Immerhin  meine  ich,  daß  etwas  größere  Ausführlichkeit  in  manchen  Ab- 
schnitten nicht  geschadet  hätte  ;  denn  auf  dem  engen  Raum  von  etwa  210 
maßigen  Oktavseiten  —  mehr  umfaßt  der  eigentliche  Text  nach  Abzug  der  Illu- 
strationen nicht  —  ist  es  schlechterdings  unmöglich,  die  reiche  Vergangenheit 
einer  Stadt  wie  Straßburg  von  der  Urzeit  bis  zur  Gegenwart  zu  schildern,  ohne 
hie  und  da  Namen  und  Daten  übermäßig  zusammenzudrängen  und  bezeichnende 
Einzelheiten  zu  verschweigen.  Alles  in  allem  hat  es  aber  B.  trotz  des  engen 
Rahmens  vorzüglich  verstanden,  uns  von  den  wechselvollen  Schicksalen  der 
alten  Freistadt  ein  abgerundetes  und  farbenreiches  Bild  zu  entwerfen,  auf  dem 
alles  Wesentliche  und  Bedeutende  plastisch  hervortritt.  Es  ist  das  umso  ver- 
dienstlicher, als  die  Vorarbeiten,  die  dem  Verfasser  zur  Verfügung  standen,  sich 
sehr  ungleichmäßig  auf  die  verschiedenen  Zeitabschnitte  verteilen  und  manche 
wichtige  Frage  noch  unaufgeklärt  lassen  Wenn  B.  gewisse  Dinge  und  Personen, 
auf  die  durch  die  Forschungen  der  letzten  Zeit  neues  Licht  geworfen  ist,  etwas 
stärker  berücksichtigt,  als  es  bei  dem  Zweck  und  Umfang  des  Buches  gerade 
notwendig  erscheint,  so  wird  man  ihm  das  nicht  allzu  sehr  verübeln.  Auch  halte 
ich  es  für  keinen  Fehler,  daß  B.  die  bauliche  Entwicklung  der  Stadt  besonders 
liebevoll  und  eingehend  beschreibt.  Denn,  wie  er  in  der  Vorrede  richtig  bemerkt, 
steigert  und  erwärmt  sich  das  Interesse  an  den  geschichtlichen  Ereignissen 
durch  die  lebendige  Anschauung  von  dem  Schauplatz,  auf  dem  sie  sich  abgespielt 
haben.  Namentlich  für  die  vielen  Straßburger  Leser  des  Buches  trifft  dies 
gewiß  in  hohem  Maße  zu:  die  Nichtstraßburger  freilich  würden  wohl  hier  und 
da  an  Stelle  der  topographischen  Erörterungen  eine  etwas  breitere  Behandlung 
der  (Kritischen  Geschichte  gesehen  haben. 

Seinen  deutsch-nationalen  und  kirchlich  evangelischen  Standpunkt  sucht 
B.  nirgends  zu  verleugnen;  gleichwohl  ist  sein  aufrichtiges  Streben  nach  gerechter 
Verteilung  von  Licht  und  Schatten  in  allen  nationalen  und  religiösen  Fragen 
deutlich  zu  spüren,  und  kaum  dürfte  sich  ein  Andersdenkender  durch  irgend- 
welche Äußerungen  des  Buches  verletzt  fühlen,  Bemerkenswert  ist  unter  andern) 
die  Wärme,  mit  der  B.  Frankreichs  Verdienste  um  die  Entwicklung  Straßburgs 
anerkennt. 

Quellenbelege  für  jede  Einzelheit  zu  geben,  hat  B.  mit  Recht  verschmäht. 
Dagegen  gibt  er  am  Schlüsse  ein.  auch  für  den  Kachmann  sehr  willkommenes 
Verzeichnis  der  für  jedes  Kapitel  hauptsächlich  in  Betracht  kommenden  Literatur. 
Die  äußere  Ausstattung  des  Bandes  ist  würdig,  die  Ausführung  der  überaus 
reichen,  auf  den  besten  Vorbildern  beruhenden  Illustrationen  im  ganzen  recht 
befriedigend.  Für  eine  Neuauflage  sei  die  Beigabe  eines  Verzeichnisses  der 
Bilder  empfohlen.  Wim-kelmaun. 


L.  Knobloch.  Das  Territorium  der  Stadt  Sir  aß  bürg  bis  zur  Mitte 
des  1«.  .1  ah  r  h  u nd e  r  I  s.    Leipzig  19UH.    lf»2  S. 

Die  Arbeit  zerfällt  in  zwei  Hauptabschnitte:  der  erste  behandelt  den 
Erwerb  des  Territoriums,  während  der  /.weite  die  Verfassung  und  Verwaltung 
schildert. 

Wi  r  von  dein  ersten  Abschnitte  etwa  eine  planvolle  Darstellung  der  Er- 
werbspolitik der  Stadt  Straßbnrg  erwartet,  oder  in  ihm  eine  systematische  Ge- 


schichte  der  Entstehung  des  slaritstraßburgischen  Territoriums  vermutet,  wird 
einigermaßen  enttäuscht  sein;  statt  nach  inneren  Gesichtspunkten  ist  eine 
mechanische,  äußerst  ermüdende  Disposition  gewählt:  von  jedem  Orte  werden 
die  einzelnen  Notizen,  welche  der  Verfasser  über  ßesitzveränderungen,  Ver- 
pfändungen il.  a.  mehr  oder  weniger  zufällig  zusammengetragen  hat.  aneinander- 
gereiht. 

Aber  auch  der  zweite  Hauptabschnitt  vermag  kaum  zu  befriedigen.  Schon 
der  erste  Abschnitt,  »Allgemeines«,  enthält  manche  schiefe  und  unrichtige  Be- 
hauptung. Das  zweite  Kapitel,  welches  die  landesherrliche  Verwaltung  behandelt, 
erledigt  die  gewiß,  wichtige  und  interessante  Frage  nach  der  Entstehung  der 
Undeshoheit  im  Straßburger  Territorium  mit  der  allerdings  verblüffend  einfachen 
Versicherung,  daß  »in  der  von  uns  zu  behandelnden  Zeit  sich  die  Landeshoheit 
schon  vollkommen  ausgebildet  hat«.  Wie  oberflächlich  diese  Behauptung  selbst 
nur  für  das  15.  und  16.  Jahrhundert  ist,  zeigen  die  unmittelbar  folgenden  (S.  99  f.) 
Beispiele  der  Städte  Kenzingen  und  der  Gemeinden  Marlenheim,  Kirchheim  und 
Nordheim,  in  denen  österreichische  bezw.  Hoheitsrechte  des  Beichs  sich  wirksam 
erweisen.  Der  Grad  und  die  Intensität  der  straßburgischen  Hechte  in  den  ein- 
zelnen Orten  hätte  eben  festgestellt  werden  müssen;  und  dann  wäre  es  wohl 
besser  vermieden  worden,  jeden  Ort.  in  dem  Straßburg  irgend  ein  Recht  zusteht, 
ohne  weiteres  als  zum  »Territorium«  der  Stadt  gehörig  zu  bezeichnen.  Andere 
Abschnitte  scheinen  mir  besser  gelungen,  so  /.  B.  die  Ausführungen  über  die 
von  der  Stadt  zur  Verwaltung  ihres  Territoriums  geschaffenen  Zwischenbehörden. 
(S.  101—108.)  Die  späteren  Abschnitte  bringen  eine  Fülle  einzelner  Notizen  über 
die  verschiedenen  Verwaltungsfragen.  ermüden  aber  mehr,  als  anzuregen. 

Die  ganze  Arbeit  macht  mehr  den  Eindruck  einer  fleißigen  Malerial- 
sammlung.  als  daß  sie  auf  wirkliche  Verarbeitung  des  .Materials  Anspruch 
erheben  könnte.  Rurig 


I.  Kriseher,  D  i  c  V  e  r  f  a  s  s  u  n  g  u  n  d  V  c  r  w  a  1 1  u  n  g  d  c  r  H  e  i  e  h  s  s  t  a  d  t  S  c  h  I  e  1 1- 
stadt  im  Mittelalter.   Straßburg  1909.   131  S. 

Die  von  der  Kommission  zur  Herausgabe  elsässischer  Gescbichtsquellen 
veröffentlichten  Stadtrechte  sind  bereits  von  verschiedenen  Gesichtspunkten  aus 
durchgearbeitet  worden:  Krischer  haut  auf  ihnen  eine  eingehende  verfassungs- 
geschichtliche I  ntersw  Innig  auf.  Die  Hechte  einzelner  Herrschaften  und  des 
Reiches  in  dem  alten  Dorfe  Schlotts! adt  während  des  früheren  Mittelalters 
werden  eingehend  untersucht.  Im  Jahre  1095  gewann  die  Propstei  S.  Fides 
durch  eine  hohenslaulische  Schenkung  umfassende  Rechte  im  Banne  von  Schlett- 
stadt;  trat  aber  1217  einen  großen  Teil  ihrer  öffentlichen  Rechte  gegen  Ent- 
schädigung in  grundherrlichen  Besilztiteln  an  Friedrich  II.  wieder  ab,  der  bereits 
1214  Schlettstadt  durch  Ummauerung  zur  Stadl  erhoben  hatte.  In  den  weiteren 
Kapiteln  führt  Krischer  im  einzelnen  aus,  wie  das  junge  Gemeinwesen  immer 
mehr  bisher  dem  Reiche  oder  der  Propstei  S.  Fides  zustehende  Bechtslitel  an  sich 
zu  bringen  weiß.  Die  finanzielle  Leistungsfähigkeit  der  Stadt  spielte  hierbei  eine 
große  Rolle.  Auch  Schlettaladt  ist  ein  lehrreiches  Beispiel,  um  die  L'nhaltharkeit 
einer  lange  herrschenden  l.ehrmeinunc  zu  erweisen.  Von  einer  scharfen  Trennung 
zwischen  Bürgerschaft  und  »Frohnliofsverhand-  ist  keine  Bede;  1354  sehen  wir 
vielmehr  die  Fischer  Schlellstatlts  sich  zur  Teilnahme  am  »llofding«  drängen, 


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um  gewiss*.-  Vorteile  zu  gewinnen.  Der  als  königlicher  Beamter  geltende  Schultheiß 
erweiterte  im  Laufe  des  13.  Jahrhunderts  seine  Kumpel  en/,  auf  Kosten  des 
Vogtes;  wird  aber  im  14.  Jahrhundert  durch  den  städtischen  Bürgermeister  ver- 
drängt. Die  ursprüngliche  Geschlcchtei-herrschaft  der  Stadt  wird  in  den  Jahren 
18Ô2  bis  1358  gestürzt  und  macht  einem  radikalen  Zunftregiment  Platz:  die 
üeschlcrliter  weiden  ganz  nus  dem  stadlischen  Regiment  ausgeschaltet,  und  nur 
Zugehörigkeit  zu  tiner  Zunft  gewährt  volles  Bürgerrecht.  So  erklärt  es  sich, 
daß  die  Schlcttstadter  Zünfte  des  späteren  Mittelalters  weit  mehr  politische 
Gebilde,  als  Handwerkerkorporationen  sind:  daß  sich  in  einer  Zunft  Gewerbe- 
treibende verschiedener  Art  zusammenfinden,  und  sich  andererseits  Gewerbe- 
treibende gleicher  Art,  z.  B.  die  Weinbauern,  auf  verschiedene  Zünfte  verleiten. 
Das  Bedürfnis  nach  Pllege  spezieller  Handwerksinteressen  rief  darum  besondere 
Verbände,  die  »Handwerke«,  ins  Leben.  Besonderes  Interesse  darf  noch  das 
8.  Kapitel,  welches  die  städtische  Finanzverwallung  behandelt,  beanspruchen.  Aus 
ihm  geht  hervor,  daß  auch  für  Schlettstadt  das  15.  Jahrhundert  eine  Zeit  des 
Rückganges  war,  der  sich  in  dem  Fallen  der  Bevölkerungsziffer  ausdrückte. 


Archives  de  Betzdorf  et  de  Schuttbourg  analysées  et  publiées 
par  Dr.  N.  van  Werveke.  (Publ.  de  la  section  histor.  de  l'Institut  du  G.-D.  de 
Luxembourg,  vol.  LV.)  Luxembourg  190H. 

Der  unermüdliche  luxemburgische  Forschet  Nikolaus  van  Werveke  legt 
uns  hier  wieder  eine  Frucht  seiner  überaus  dankenswerten  Tätigkeit  auf  dem 
Gebiete  der  Regestenwerke  vor.  Der  Band  schließt  sich  den  Publikationen  über 
die  Archive  von  Remach,  Clervaux,  Luxemburg  und  Marienthal  in  wesentlich 
verbesserter  Arbeitsart  und  Fxlitionsmanier  an. 

Zunächst  freilich  entsteht  die  Frage:  welche  Archive  werden  hier  eigent- 
lich analysiert  V  Sind  es  geschlossene,  historisch  gewordene  Bestände  oder  liegen 
hier  Sammlungen  eines  Liebhabers  vor.  der  von  allen  Seiten  aufgenommen  hat, 
was  er  eben  erhalten  konnte?  van  Werveke  bleibt  uns  leider  die  Antwort 
schuldig,  in  der  Einleitung  sagt  er  nicht  ein  Wort  über  diese  wichtige  Frage. 
Die  Möglichkeit  aber,  aus  den  vorgelegten  Regesten  die  Provenienz  der  Urkunden 
und  Akten  festzustellen,  wird  dadurch  ungemein  erschwert,  daß  die  Archive  von 
Betzdorf  und  Schuttbourg  zusammengeschweißt  sind.  Das  isl  jedenfalls  eine 
Methode,  die  keine  Billigung  linden  kann. 

Kinen  weiteren  Mangel  des  Buches  möchte  ich  gleichfalls  noch  voraus- 
schicken: das  Fehlen  eines  Namens-  und  Ortschaftsregisters,  van  Werveke 
vertröstet  darauf,  daß  er  einen  gemeinsamen  Index  für  seine  sämtlichen  Regeslen- 
worke  bearbeiten  will.  Aber  abgesehen  davon,  daß  es  doch  eigentlich  unlogisch 
ist,  für  Urkundenregisler,  die  innerlich  gar  nichts  oder  nur  wenig  miteinander 
zu  tun  tiaben.  einen  gemeinsamen  Index  zu  verfassen,  lediglich  weil  die  Urkunden 
Bestandteile  von  luxemburgischen  Archiven  sind  oder  waren,  kann  ich  mich  auch 
deshalb  mit  Werveke;,  Absicht  nicht  einverstanden  erklären,  weil  die  Ausführung 
der  Absicht  sicher  noch  Jahre  dauern  wird  und  die  Benutzung  des  vorgelegten 
Materials  bis  dahin  ganz  außerordentlich  erschwert  bleibt 

Nachdem  ich  mich  s<>  meiner  Hinwendungen  gegen  die  Publikation  ent- 
ledigt habe,  bleibt  mu  jetzt  die  angenehmen;  Pllicht  der  Anerkennung  für  das. 


Hörig. 


was  uns  Werveke  geboten  liai.  Für  uns  Lothringer  ist  d;  s  Material  von  großer 
Bedeutung.  Man  könnte  fast  meinen,  es  sei  ein  lothringisches  Redest enwerk, 
so  zahlreich  linden  »ich  die  Urkunden  lothringischer  (ieschlcchter,  Da  begegnen 
die  Waisberg,  Dorswciler.  Forbach,  Sierck,  Wolmcringen.  Hodemachern.  Saar- 
werden, Kricclungen,  Homburg  u.  viele  andere.  Die  Herzöge  von  I^othringtn 
sind  durch  Urkunden  ebenso  vertreten  wie  die  Bischöfe  von  Metz.  Reiehs- 
geschichtlich  kommen  in  Betracht  die  Urkunden  der  Kaiser  Karl  IV.,  Wenzel 
und  Sigismund.  Viele  Einzelheiten  sind  für  uns  von  besonderem  Interesse.  Ich 
greife  beispielsweise  die  Beschreibung  der  Befestigung  von  Falkenberg  vom  Jahre 
1 4 lt>  oder  den  Protest  Widrichs  v.  Finstingen  gegen  die  Fälschung  eines  Schöffen- 
Weistums  von  Betzdorf  v.  Jahre  ln"2  heraus. 

Die  Art  der  Bearbeitung  ist  aller  Anerkennung  wert.  Die  Regesten  sind 
klar  und  erschöpfend,  die  Originaldaten  werden  in  der  Ursprache  gegeben. 
Vielfach  hat.  Werveke  wichtige  Urkunden  in  extenso  zum  Andruck  gebracht. 
Alles  in  Allem:  wir  sind  dem  einsamen  luxemburgischen  Gelehrten  vollen  Dank 
und  viele  Anerkennung  für  seine  hingebende  und  entsagungsreiche  Arbeit 
schuldig.  VU. 


N.  van  Werveke.  Les  villes   I  u  x  e  m  hou  r  g  toise  s  e  I  I  c  u  i  s  a  f  f  i  a  ne  h  i  s- 
semcnts.    Luxemburg  1908.    ô2  S. 

Mit  eingehendster  Materialkenntnis,  wie  sie  nur  Jahre  langes  Arbeiten 
in  den  Oucllen  desselben  Territoriums  zu  gehen  vermag,  stellt  der  Verfasser 
die  verschiedenen  auf  luxemburgische  Orte  bezüglichen  , »Befreiungslirkunden« 
und  Spuren  von  solchen  zusammen,  und  ordnet  diese  auf  Grund  inhaltlicher 
Erwägungen  in  bestimmte  Gruppen.  Die  »Charte  de  Beaumont«  hat  verschiedenen 
»Freilassungen«  luxemburgischer  Orte  zum  Vorbilde  gedient  ;  verwandt,  über  im  ein- 
zelnen verschieden,  sind  die  nach  dem  Beispiel  von  Echternach,  Dudenhofen. 
Grevenmaeher,  Laroche  und  Trier  vollzogenen  Freiheitsbriefe.  Ein  Vergleich  dieser 
verschiedenen  Typen  ergibt  interessante  Gesichtspunkte  tür  die  Entwicklung  der 
sozialen  und  politischen  Stellung  der  bäuerlichen  Bevölkerung  Luxemburgs.  Die 
Bewertung  dieser  Freiheitsbriefe  müf>te  allerdings,  wie  mir  scheint,  noch  mehr 
eingeschränkt  weiden,  als  es  der  Verfasser  tut  Denn  die  Annahme,  daß  die 
Einwohner  der  übrigen  Orte,  für  die  wir  keine  Anhaltspunkte  für  »Freilas- 
sungen« haben,  nach  wie  vor  »  soumis  à  la  servitude»  iS.  3B\  gewesen  seien, 
dürfte  sich  mit  dem  Ouellcnmaterial,  das  van  Werveke  selbst  auf  S.  .'19  ff.  zum 
Abdriu-k  bringt,  kaum  aufrecht  erhalten  lassen.  Zumal,  wenn  man  mit  van  Werveke 
das  Entscheidende  der  Kreiheitsurkunden  nicht  in  der  mehr  autonomen  oder 
vorwiegend  herrschaftlichen  Gestaltung  des  Sehöffenkolleg-.  sondern  dem  Hecht 
der  Freizügigkeit  erblicken  will  iS.  1).  dürfte  sich  von  den  luxemburgischen 
Ortschaften  mit  Freilassung  und  ohne  Freilassung,  wenigstens  seil  dem  Ii»  .  1(5. 
Jahrhundert,  dasselbe  sagen  lassen,  wie  der  bayerische  Staatskanzler  Kreitlir.ayr 
im  18.  Jahrhundert  den  Unterschied  von  leibeigenen  und  nicht  leibeigenen  Bauern 
charakterisierte:  sie  sehen  einander  ähnlich,  wie  zwei  Tropfen  Wasser.  Nicht 
die  Frei  lasstingsui  künden  haben  die  sozialen  Wandlungen  herbeigeführt,  die  sich 
seil  dein  IS.  Jahrhundert  überall  in  Westdeutschland  und  den  angrenzenden 
Gebietsteilen  hcnbuchlen  hissen,  sie  sind  nur  der  Ausdruck  einer  allgemeinen 


-    476  — 


grollen  Umwälzung,  die  im  wesentlichen  darauf  beruht,  daß  die  alten,  auf  per- 
sonalen und  dinglichen  Abhängigkeitsverhältnissen  beruhenden  Zustände  immer 
mehr  erblassen  und  einer  Neugruppierung  nach  territorialen  Momenten  iBann- 
bezirke,  Seigneurieni  Platz  machen')  Das  Verdienst  der  Männer,  die  bereits 
linde  des  12.  und  im  13.  Jahrhundert  diese  Wandlungen  erkannten  und  in  den 
»Freiheitsurkunden«  neue,  einheitliche  Ortsrechte  gaben,  soll  nicht  vermindert 
xverden;  aber  die  Entwicklung  schuf  aus  sich  selbst  auch  dort  ähnliche  Ver- 
hältnisse, wo  nicht  ausdrücklich  derartige  Urkunden  erlassen  wurden.  Ein  Blick 
in  die  bei  Grimm  abgedruckten  Weistümer  der  an  Luxemburg  angrenzenden 
Mosel-  und  Saargebiete  zeigt  deutlich,  daß  auch  hier  im  In.  und  IB.  Jahrhundert 
Freizügigkeil  der  ländlichen  Bevölkerung  überall  zu  Recht  besteht,  ohne  daß 
für  frühere  Freilassungsurkunden  auch  nur  der  geringste  Anhaltspunkt  erweis- 
bar wäre.  Hörig. 


W.  Kothe.    Wanderbuch  für  Lothringen  und  die  angrenzenden  Ge- 
biete. Metz,  Scriba.  2.  Autl  1908.  168  S.  mit  5  Karten.  Preis  geb.  M.  1.H0. 

Die  im  »Jahrbuch«  1907,  S.  511  ausgesprochene  Erwartung,  daß  vor- 
liegendes Büchlein  bald  eine  neue  Autlage  erleben  würde,  hat  sich  schnell 
bestätigt:  schon  jetzt  liegt  eine  Neuauflage  vor:  gewiß  der  beste  Beweis  für 
seine  Zweckmäßigkeit.  Und  erfreulich  sind  auch  die  Fortschritte,  die  das 
Büchlein  inzwischen  gemacht  hat,  Eine  Reihe  von  Wanderungen  konnte  hinzu- 
gefügt werden.  Besonders  anzuerkennen  ist  es.  daß  das  beigegebene  Karten- 
material  reichhaltiger  und  besser  geworden  ist.  und  jetzt  immerhin  zu  einer 
ersten  Orientierung  ausreichen  dürfte.  Späteren  Auhagen  ist  hier  allerdings  noch 
manche  Verbesserung  vorbehalten.  Das  am  Ende  angefügte  alphabetische  Orts- 
verzeichnis wird  jeder  dankbar  begrüßen,  der  es  beim  Gebrauch  der  ersten  Auf- 
lage schmerzlich  vermißt  hat.  Trotz  dieser  Verbesserungen  hat  der  Preis  der 
gleiche  bleiben  können.  Ii. 


Revue  lorraine  illustrée.    Publication  trimestrielle.    Nancy,  rue  des  Carmes. 


Drei  stattliche,  reich  illustrierte  Bände  liegen  vor  uns,  die  der  Lieb- 


haber guter  und  vornehmer  Ausstattung  gerne  durchblättern  wird.  Die  Zeitschrift 
entspringt  dem  Bestreben,  die  llcimatkunst  zu  fördern,  sie  will  von  der  Herrschaft 
der  Hauptstadt  Paris  in  künstlerischen  Dingen  befreien,  durch  die  Kenntnis  der 
Rasse,  des  Landes  und  seiner  Geschichte,  seiner  Vergangenheit  und  seiner 
großen  Männer  das  Gefühl  der  kulturellen  Eigenart  fordern  und  das  Bewusstsein 
der  Zusammengehörigkeit  heben.  Wenn  Taine  in  den  GOer  Jahren  mit  einem 
gewissen  Schaudern  an  die  geistige  Öde  in  der  Provinz  und  an  die  Zeit  zurückdachte, 
die  er  in  derselben  zugebracht  hatte,  so  geht  heute  das  Bestreben  dahin,  diese 
Leere  mit  Leben  und  kulturfördernder  Arbeit  auszufüllen.  Diese  Tendenz  hat 
schon  seit  einiger  Zeit  in  der  Provinz  in  Frankreich  an  Boden  gewonnen  —  ich 


')  Vgl.  darüber  Westdeutsc  he  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst,  Er- 
gäiiznngsliefl  XIII.  14  3:< 


Bd.  t — III,  1906,  1907,  1908. 


erinnere  nur  an  die  félibres  in  der  Provence;  sie  hat  aber  erst  weitere  Ver- 
breitung gefunden,  seitdem  ihr  Maurice  Barrés  seinen  glänzenden  Stil  zur 
Verfügung  gestellt  hat.  In  dem  politisch  so  zentralisierten  Frankreich  können 
nicht  die  Departements  den  Rahmen  abgeben,  in  dem  die  Heimatkunst  mit  ihren 
oben  geschilderten  Bestrebungen  sich  entwickeln  kann.  Diesen  Rahmen  können 
nur  die  alten  Provinzen,  welche  die  Revolution  in  rücksichtsloser  Weise  zer- 
schnitten hatte,  bilden,  denn  sie  allein  waren  auf  der  natürlichen  historischen  oder 
kulturellen  Zusammengehörigkeit  aufgebaut.  Hinter  det  ofliziellen  Einteilung  in 
Departements  halte  die  alte  administrative  Einheit,  die  Provinz,  ein  lebensvolleres 
Dasein  geführt,  als  man  auf  den  ersten  Blick  anzunehmen  geneigt  ist.  Die 
Eigenart  des  französischen  Lothringens  mit  seiner  etwas  schwermütigen,  vorsich- 
tigen Lebensklugheit,  seinen  maßvollen  Kunstanschauungen  zu  pflegen,  ist  das 
Ziel  der  vorliegenden  Zeitschrift.  Daß  dabei  die  Tradition  und  die  Geschichte 
des  Landes  die  weitgehendste  Berücksichtigung  rindet,  ist  ziemlich  selbstverständlich. 
Treu  diesem  Programm  bringt  die  Zeitschrift  Artikel  Ober  lothringische  Skulptur, 
die  ausgezeichnete  Werke  aus  allen  Stilen  aufzuweisen  hat.  Ich  will  nur 
aus  dem  vielen  das  Beste  erwähnen:  das  Grabmal  René's  II.  in  Nancy,  das 
noch  schönere  Hugues  des  Hazards  in  Blénod-les-Toul  und  die  realistischen  Werke 
des  Benaissancemeislers  Ligier  Richier.  Das  18.  Jahrhundert  hat  die  Schlösser 
des  Königs  Stanislaus  und  die  wundervollen  Gitter  von  Jean  Lamour  als  glän- 
zendes Vermächtnis  seiner  künstlerischen  Befähigung  hinterlassen.  Die  Biographie 
des  letzteren  stammt  aus  der  Feder  des  bekannten  Historikers  Pfister. 

Nicht  mit  Unrecht  ist  in  der  Zeitschrift  der  Hauptnachdruck  auf  die  heutige 
Tätigkeit  in  Lothringen  gelegt,  das  heute  wirtschaftlich  und  kulturell  vielleicht 
der  regsamste  Teil  der  französischen  Provinz  ist.  Dank  seiner  Vergangenheit 
ist  es  am  längsten  in  der  Lage  gewesen,  sich  seine  politische  Unabhängigkeit 
zu  wahren.  Damit  waren  auch  die  nötigen  Vorbedingungen  für  das  Stammes- 
gefühl und  das  Bewußtsein  der  kulturellen  Zusammengehörigkeit  gegeben.  Nicht 
zum  Mindesten  haben  aber  auch  die  Ereignisse  von  1H70  dazu  beigetragen,  an 
Stelle  von  Metz  Nancy  zur  Hauptstadt  des  französischen  Lothringen  und  zum 
wichtigsten  Punkt  des  französischen  Ostens  zu  machen.  Schließlich  hat  noch 
der  ungeahnte  Aufschwung  der  Lothringer  Eisenindustrie  dazu  mitgewirkt.  So 
ist  denn  Nancy  die  Stadt  geworden,  in  der  sich  die  Bestrebungen  nach  kultu- 
reller Wiedergeburl  Lothringens  kristallisiert  haben.  Sie  haben  auch  schon  schöne 
Früchte  gezeitigt.  Es  ist  nicht  zu  leugnen,  daß  Leute  wie  Galle,  Majorelle. 
Daum,  Prouvé  wohl  in  der  Lage  sind,  einer  Stadt  und  ihrem  Kunstgewerbe 
einen  künstlerischen  Stempel  aufzudrücken.  Wenn  auch  in  der  Malerei  ein 
Aufkommen  außerhalb  des  erdrückenden  Zentrums,  das  Paris  ist,  nur  durch 
Banz  besondere  Begabung  und  Energie  zu  erreichen  ist,  so  liegt  der  Hauptwert 
auf  den  kunstgewerblichen  Erzeugnissen.  Die  Möbel  von  Gallé  sind  ja  weit  über 
die  Grenze  seiner  Vaterstadt  hinaus  bekannt  geworden.  Namentlich  auf  neue, 
der  heimischen  Flora  entlehnte  Dekorationsmotive,  mehr  wie  auf  neue  Formen 
hatte  er  es  abgesehen.  Unstreitig  hat  er  seine  Aufgabe  in  manchmal  glänzender 
Weise  zu  lösen  gewußt.  Zur  Beurteilung  vermag  ich  nichts  Besseres  zu  tun,  als 
auf  die  vielen  durchweg  sehr  guten  und  sorgfältig  ausgeführten  Illustrationen, 
Abbildungen  von  Möbeln.  Photographien  von  Räumen  u.  s.  w.  hinzuweisen.  Am 
originellsten  erscheinen  mir  die  Vasen  und  Gläser,  in  denen  ich  den  Hauptwert 
des  Nancyer  Kunstgewerbes  zu  erblicken  geneigt  hin.    Mit  ihren  bald  an  die 


-  47« 


Antike,  bald  an  die  Japaner  gemahnenden  Formen  und  den  wunderbaren  Tönen, 
scheinen  &ie  mir  am  Besten  den  feinfühligen,  hypersensibeln  Geist  unseres 
modernen  Kunstempfindens  wiederzugehen.  Auch  hier  gibt  über  Bestrebungen 
und  Losung  nur  das  illustrative  Material  Aufschluß.  Logischer  Weise  hat  man 
in  Nancy  mich  in  den  Schaffensbereich  Architektur,  Glasmalereien.  Wohnungs- 
einrichtungen gezogen. 

Beim  Durchlesen  der  reich  und  gut  illustrierten  Bande  —  ich  vermisse 
jedoch  unter  den  Illustrationen  etwas  den  Kupferstich  drängen  sich  neben  aller 
Anerkennung  auch  einige  Kritiken  auf.  Liegt  nicht  eine  gewisse  Ruhmredigkeit 
darin,  von  einer  »ecole  de  Nancy«  zu  sprechen,  wie  ein  Artikel  es  in  etwas 
selbstgefälliger  Weise  tut  ?  Diese  Bezeichnung  mag  dir  das  Kunstgewerbe  am 
Platze  sein.  Aber  wenn  man  den  Ehrgeiz  hat,  sich  von  dem  Einfluß  des  Kunst- 
zentrums zu  befreien,  so  muß  man  Uber  Maler.  Bildhauer  und  Kupferstecher 
verfügen.  Wo  sind  aber  die  wirklich  bedeutenden  Maler,  mil  einer  einzigen 
Ausnahme  vielleicht,  wo  die  Uildhauer  und  Kupferstecher?  lind  dann  sind  die 
Nancyer  Maler  so  losgelöst  von  den  Einllüssen  der  Hauptstadt,  um  als  ganz 
bodenbeständige  Künstler  angesehen  zu  werden?  Erscheinen  sie  nicht  eher  als 
ein  auf  lothringischen  Boden  verpflanztes  Erzeugnis  der  Pariaer  Kunstanschauungen  ? 
Hat  es  ferner  vom  Standpunkt  der  Zeitschrift  aus  —  noch  einen  Sinn,  die  in 
Paris  ausstellenden  Maler  noch  als  zur  heimatlichen  Kunst  gehörig  einzubeziehen 
und  über  die  Ausstellung  der  Lothringer  in  Paris  zu  referieren  ?  Haben  die 
Besten  unter  ihnen.  Leute  wie  Friant  und  Hannaux,  noch  irgend  eine  künstle- 
rische Beziehung  zu  der  heimatlichen  Scholle"'  End  dann  erscheint  es  doch 
etwas  weitgegangen,  den  Kreis  der  kulturellen  Provinz  bis  St  Die  und  Epinal  zu 
erweitern  Sodann  liegt  gerade  in  dein  Bestreben,  die  Kenntnis  der  heimatlichen 
Scholle  zu  vermitteln,  eine  gewiße  Gefahr.  Man  riskiert  längst  bekannte  liegen- 
den neu  zu  entdecken,  und  langst  Gesagtes  zu  wiederholen.  Der  Artikel  über 
St.  Die  ist  doch  nur  durch  sein  illustratives  Material  interessant.  Sein  Inhalt 
erhebt  sich  kaum  über  das  Niveau  eines  Baedeker 

Allein  das  alles  soll  uns  nicht  darüber  hinwegtäuschen,  daß  hier  an  eine 
riesige  Aufgabe  mit  einem  gewissen  Wagemut  herangetreten  wurde,  der  die 
Bemühungen  interessant  erscheinen  läßt  Denn  in  der  Tat  gehört  ein  ungewöhn- 
licher Schaffensmut  dazu,  um  es  zu  unternehmen,  die  zentralisierende  Kraft,  die 
Paris  in  kultureller  Hinsicht  airf  Frankreich  ausgeübt  hat.  zu  brechen  und  die 
kulturbildende  Arbeit  in  die  Provinzen  zu  verlegen.  Liegt  das  im  Bereiche  der 
Möglichkeit  oder  ist  ein  derartiges  Bestreben  der  ganzen  Anlage  des  franzosischen 
Nationalcharakters  entgegengesetzt  ?    Ich  wage  nicht  die  Frage  zu  entscheiden. 

Jedenfalls  sind  die  kunstgewerblichen  Leistungen  anzuerkennen.  End  wenn 
wir  den  Stand  des  Kunstgewerbes  in  Deutsch-Lothringen  zum  Vergleich  heran- 
ziehen, dann  haben  wir  am  allerwenigsten  das  Hecht,  irgend  eine  Kritik  zu  üben. 


In  der  ►Westdeutschen  Zeitschrift  f  ü  r  G  e  s  e  h  i  c  h  I  e  u  n  d  Kunst- 
behandelt  K  V.  Siuerland  die  -Kirchlichen  Zustande  im  Rheinlande 
wiihrencl  des  14.  Jahrhunderts«  in  scharfer  Abweisung  der  von  H.  K. 
Schaefer  gegen  die  in  den  Vorbemerkungen  zu  den  Sain-i laiidschen  .Erkunden 
und  Regesten  zur  Geschichte  «1er  Hlieinlanrle«    he  zw  Lothringens*  gegebene  Dar- 


47<> 


Stellung  erhobenen  Einwände.  In  eingehender  Begründung  hält  er  das  trübe 
Kilil,  das  sich  auf  Grund  seines  Materials  ergab,  unter  Heranziehung  neuer, 
namentlich  der  Kölner  und  Trierer  Diü/.ese  angehörender  Quellen  aufrecht  ;  das 
für  die  Melzer  Diözese  reichlich  vorhandene  gedruckte  und  ungedruckle  Material 
würde  Sauerlands  Urteil  nur  bestätigen  können. 


Die   »Annale*  de   l  est  et    du  nord«   bringen  in  ihrem  4.  Uande 
(Jg.  1908)  keine  auf  Lothringen  selbst  bezüglichen  Abhandlungen. 


Der  57.  Band  (Jahrgang  1907)  der  «Mémoires  de  la  Société  d'archéo- 
logie lorraine  et  du  musée  historique  lorrain*  ist  besonders  reich  an 
wertvollen  hier  interessierenden  Beiträgen.  P.  Fournier  bringt  seine  groß  angelegte 
Untersuchung  der  «institutions  du  comté  de  Chaligny«  mit  einer  eindringenden 
und  erschöpfenden  Darstellung  der  kirchlichen  Verhältnisse  zum  Abschluß.  Die 
nunmehr  fertig  vorliegende  Arbeit  darf  nach  Disposition  und  Verarbeitung  als- 
ein Musterbeispiel  hingestellt  werden,  in  welcher  Weise  die  Geschichte  einzelner 
territorialer  Gebilde  der  Feudalzeit  nutzbringend  für  die  Probleme  allgemeiner 
Art  erschlossen  werden  kann.  Chr.  Pflater  gibt  in  einer  knappen,  fesselnd 
geschriebenen  Skizze  ein  Bild  der  Geschichte  Nancy 's  während  der  Religions- 
kriege (1559—1595).  Es  war  eine  bewegte,  unruhige  Zeit  für  die  Stadt;  und  oft 
stand  sie  im  Mittelpunkt  der  französischen,  ja  europäischen  Zeitgeschichte.  Die 
nahen  verwandtschaftlichen  Beziehungen  des  Herzogs  Karl  III.  mit  dem  fran- 
zösischen Könige  Karl  IX.  hatten  einen  häutigen  Aufenthalt  des  französischen 
Hofes  in  der  Stadt  zur  Folge.  Namentlich  durch  Catharina  von  Media  wurde 
Nancy  dann  der  Mittelpunkt  eines  verwickelten  diplomatischen  Inlriguenspieles. 
I5B5  sah  Nancy  Maria  Stuart  in  seinen  Mauern:  von  Nancy  aus  wurden  Ver- 
handlungen mit  England  geführt  über  das  Eheprojekt  der  Königin  Elisabeth  mit 
dem  jungen  Herzog  d'Alençon.  In  Nancy  nahm  der  Bruder  Karls  IX.  (157;U. 
Heinrich  von  Anjou,  Abschied  vom  königlichen  Hofe,  um  den  polnischen  Tron  zu 
besteigen.  Doch  der  unerwartete  Tod  Karls  IX.  rief  ihn  bereits  im  folgenden  Jahre 
zurück,  und  bei  seinem  neuen  Aufenthalt  in  Lothringens  Hauptstadt  gewann  er 
die  Hand  Luisens  von  Lothringen.  Kurze  Zeit  darauf  wurde  die  junge  königliche 
Witwe  Karls  IX.  Elisabeth,  Tochter  Maximilians  II.,  in  Nancy  von  den  kaiser- 
lichen Abgesandten  empfangen,  die  ihr  das  Geleit  nach  Wien  gaben,  wo  sie 
hinter  Klostermauern  all'  das  Entsetzliche,  das  sie  in  ihrer  fünfjährigen  Ehe 
geschaut  hatte,  zu  vergessen  suchte.  Als  nach  dem  Frieden  von  Ueaulieu  (157«) 
Karl  III.  sich  entschiedener  an  den  Vorgängen  in  Krankreich  zu  beteiligen  begann, 
wurde  Nancy  für  Jahre  hinaus  die  Hochburg  der  Guisen  :  1584  und  1588  wurden 
in  oder  bei  der  Stadl  die  entscheidenden  Vereinbarungen  der  Liga  getroffen. 
Lothringen  wurde  während  langer  Jahre  in  die  Kriegsnöle  hineingezogen:  auch 
die  nächste  Umgebung  Nancy  s  halle  schwer  zu  leiden.  Erst  1595  kam  der  end- 
giltige  Friede  zu  Folembray  zu  stände  :  und  mit  diesem  Jahre  beginnt  eine  neue 
friedliche  Kcgierungsperiodc  des  Herzogs,  und  damit  bessere  Zeiten  für  Nancy 


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im  - 


und  das  ganze  Herzogtum.  —  Von  den  übrigen  Arbeiten  diese»  inhaltsreichen 
Bandes  der  «Mémoires»  sei  noch  die  verwaltungsgeschichtliche  Studie  von 
M  Fourrier  de  Bsoeurt,  »La  chambre  du  conseil  et  des  comptes  du  Barrois« 
erwähnt.  Der  nach  Umfang  und  Inhalt  für  die  lothringische  Geschichts- 
forschung wichtigste  Beitrag  des  Bandes:  R.  Parisot,  >Les  origines  de  la  Haute- 
Lurraine  et  sa  première  maison  ducale  (959  — lOiWi»,  1.  Teil,  sei  hier  nur  zitiert  ; 
da  das  ganze  Werk  besonders  erscheint,  wird  es  an  anderer  Stelle  im  > Jahrbuch« 
eingehende  Würdigung  linden. 


Aus  dem  »Bulletin  mensuel  de  la  Société  d'archéologie  lor- 
raine», Jg.  1907,  notieren  wir: 

E.  Ouverney,  Les  diplômes  de  Charlemagne  pour  l'église  de  Toul 

F.  des  Robert.  La  Ferté-Sénectère  à  Metz  (Bericht  über  Mißgriffe,  die  sich 
der  Marschall  de  la  Ferté-Sénectère,  Gouverneur  der  drei  Bistümer  und  des 
Metzer  Landes,  im  Jahre  16*54  während  seines  Aufenthaltes  in  Metz  zu  Schulden 
kommen  ließ.) 

P.  Denis,  Les  lépreux  a  la  maladrerie  de  la  Madelcine-lés-Nnncy. 
Aus  dem  Jg.  190B  sind  zu  erwähnen: 

E.  Duvernoy,  Les  débuts  du  Parlement  de  Metz. 

F.  des  Roberl.  Lettre  de  Madame  de  Phalsbourg  à  Charles  IV  en  Hi:J!». 


Im  »Pays  Lorrain«,  Bd.  V.  1906  gibt  E.  Ambroise  unter  dem  Titel  »Los 
vieux  châteaux  de  la  Vesouze«  unter  Heranziehung  von  verkehre-  und  siedelungs- 
gesehichllichen  Gesichtspunkten  eine  Übersicht  über  die  Geschichte  dieses  Teiles 
der  nordwestlichen  Vogesenahdachung.  Die  etwas  zu  summarische  Darstellung 
der  sozialen  Verhältnisse  des  Landes  kann  allerdings  nicht  recht  befriedigen. 
Oer  Abschluß  der  Arbeil  steht  noch  aus. 


In  der  »Revue  ec  c  1  é  s  i  a  s  I  ii\  uc  de  Metz«  gibt  M.  D.  einige  Notizen 
über  »lln  martyrologe  Messin  du  X«  siècle».  L.  Finot  führt  seine  Untersuchung 
über  »Bossuel  ä  Metz«  weiter.  An  der  Hand  des  St.  Ouiriner  llofrechts  aus  dem 
15.  Jahrhundert  werden  von  einem  nicht  genannten  Autor  auf  das  Verhältnis 
von  »L«  clergé  et  l'école  en  Lorraine*  im  15.  Jahrhundert  Rückschlüsse  gezogen. 
J.  P.  Kirch  gibt  ein  anschauliches  Bild  des  Lebens  eines  lothringischen  Pfarrers 
unter  dem  -Ancien  régime»,  unter  dem  Titel:  »Ln  curé  du  XVIII1'  siècle  «,  das 
sich  auf  die  Aufzeichnungen  des  Pfarrers  Salzmaun  von  Kscheringen  stützt. 


-    481  - 


Von  der  >Austrasie<  liegt  seit  dem  Erscheinen  des  letzten  Jahrbuchs  nur  ein 
Heft.  Nr.  10.  zur  Besprechung  vor.  In  ihm  bringt  F.  aus  dem  Nachlaß  der 
Benediktiner  einen  Bericht  über  Ludwigs  XV.  A  n  w  e  s  e  nhe  i  t  in  Metz 
zum  Abdruck.  Die  Abhandlung  über  die  Metzer  Kriegsschule  und  die  Ver- 
öffentlichung der  nachgelassenen  Papiere  des  Kapitäns  Bossel  nimmt 
ihren  Fortgang.  Hin  mit  A.  F.  gezeichneter  Aufsatz  behandelt  Lo  r  r  y  -  Ma  r  d  i  g  n  v, 
und  bringt  neben  kunstgeschichtlichen  auch  geschichtliche  Daten  anderer  Arl. 
Kndlich  behandelt  noch  E.  Fleur  den  Tod  des  Abbés  de  Ficquelmonl,  der 
in  Metz  als  blutiges  Opfer  der  Revolution  endete. 

Ober  die  älteren  Serien  der  Austrasie  aus  den  Jahren  1837—  1869  ver- 
öffentlicht Jean  Julien  ein  übersichtlich  angeordnetes  Gesatntregister.  das  in  Ver- 
bindung mit  dem  noch  zu  besprechenden  Bvgisterband  der  Metzer  Akademie  als 
Hilfsmittel  zum  leichteren  Auffinden  älterer  Aufsätze  aus  der  Metzer  und  Loth- 
ringer Geschichte  aufs  dankbarste  zu  begrüßen  ist. 


In  den  «Mémoires  de  l'Académie  de  Metz«,  3*  série.  XXXV  année,  bringt 
Lerond  eine  ansprechende,  doch  wohl  etwas  breite  Untersuchung  über  die  Beste 
religiöser  Verehrung  von  Bitumen  —  namentlich  der  Eiche  —  und  Bilanzen  im 
lothringischen  Volksbewußtsein.  Neben  einer  kurzen  Notiz  von  M.  T.  Welter 
über  die  jungst  am  Walsterberg  entdeckten  in  den  Fels  gehauenen  Zeichen  ist 
für  die  lothringische  Geschichte  namentlich  der  Aufsalz  von  Huber  über  eine 
Episode  aus  dem  Bauernkriege  von  1525  von  Interesse.  Huber  veröffentlicht  hier 
—  teils  bereits  gedruckte,  teils  ungedruckte  Dokumente  über  die  Gefangen- 
nahme und  Befreiung  des  lothringischen  Befehlshabers  von  Saargemünd,  Hans 
üruhach,  und  über  die  Geschicke  der  bäuerlichen  Bevölkerung  der  Saargemündei 
Gegend  unmittelbar  nach  der  Vernichtung  der  bäuerlichen  Scharen  bei  Zabern. 

Gleichzeitig  ist  ein  (iesamtregister  der  -Mémoires*,  umfassend  die  Jahre 
1811»— 1903.  von  E.  Fleur  bearbeitet,  erschienen.  Auffallend  ist  bei  dieser  nütz- 
lichen und  mühevollen  Arbeil,  daß  Autoren-  und  Sachregister  nicht  von 
einander  getrennt  sind.  Dem  Register  vorangeschickt  sind  eine  Beihe  Akten- 
stücke über  die  Geschichte  der- «Société  royale  des  arts  et  des  sciences<  zu  Metz 
aus  den  Jahren  1757—1792.  Der  inhaltliche  Wert  dieser  Publikation  ist  im 
«Jahrbuch«  an  anderer  Stelle  gewürdigt  worden  IS.  283  ff  j.  Hier  sei  nur  auf 
eine  störende  Äußerlichkeit  hingewiesen:  Der  Herausgeber  hat,  entgegen  den 
üblichen  Editionsgrundsätzen,  Abkürzungen,  die  er  in  seinen  Texten  fand,  bei- 
behalten. Hierdurch  wird  die  Lektüre  unnötigerweise  erschwert.  Das  den  Band 
abschließende  «Inventaire  des  pièces  d'archives  de  l'ancienne  Académie  do  Melz 
wäre  wohl  zweckentsprechender  den  eingangs  abgedruckten  Aktenstücken  ange- 
schlossen worden.  —  Die  Anregung  zu  der  Veröffentlichung  der  Aktenstücke 
des  18.  Jahrhunderts  und  der  Bearbeitung  des  Registers  geht  auf  E.  Paulus  zurück. 


Das  «Archiv  für  Buchbinderei-,  Jahrgang  8.  Heft  11  bringt  auf 
Grund  des  ihm  von  der  »Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte«  zur  Verfügung 
gestellten  Abbildungsntalerials  einen  Aufsatz  -Aus  der  Metzer  Ii  i4>l  iu  I  h  e  k«, 

Jfthrbmli  .1.  Oe*.  f.  lotiir.  Oewliluhte  uuit  AHurtuiii«k.,  Iikhr«.  3>.  -tl 


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4*2 


der  die  älteren  Einbände  der  Metzer  Bibliothek  im  Anschluß  an  Westendorp's 
Untersuchung  im  letzten  Bande  des  »Jahrbuchs«  behandelt,  und  Westendorp's 
Ausführungen  nach  der  technischen  Seite  in  willkommener  Weise  ergänzt. 


Im  »Bulletin  de  la  Société  d'études  de  la  province  de 
Cambrai*  bringt  Comte  P.A.  du  Chaatel  de  Ii  Howarderie-Netvireull  einleitende 
Bemerkungen  über  eine  Genealogie  des  Hauses  de  Unnoy,  eine  weilverzweigte, 
alle  Familie,  von  denen  der  eine  Zweig,  die  Grafen  von  Lannoy-Clerf,  für  die 
lothringische  Geschichtsforschung  insofern  von  besonderer  Bedeutung  geworden 
sind,  als  sie  vor  wenigen  Jahren  ihr  bedeutendes  Archiv  dem  Metzer  Bezirks- 
archiv überwiesen. 


Der  6.  Band  der  »Revue  des  études  rabelaisiennes»  (1908)  bringt 
eine  kurze  Notiz  aus  der  Peder  ClOttzot'S.  aus  der  hervorgeht,  daß  Samt-Ayl. 
der  Freund  Babelais.  in  Metz  und  Umgegend  begütert  war.  Hierdurch  ergibt 
sich  eine  ungezwungene  Erklärung  für  Rabelais  Aufenthalt  in  Metz. 


E.  Ouvernoy  veröffentlicht  im  »Bulletin  historique  et  philolo- 
gique» 1907  ein  Edikt  Ludwigs  XIV.  vom  7.  Juli  1693.  in  welchem  zur  Linderung 
der  schweren  Kriegsnöte  für  die  Herzogtümer  Lothringen  und  Barr,  für  Metz 
und  für  die  drei  Bistümer  Zahlungserleichterungen  für  die  Schuldner  von  Kapi- 
talien und  Rentenforderungen  getroffen  werden,  und  angeordnet  wird,  daß  zur 
Sicherheit  gestellte  Liegenschaften  nicht  unter  ihrem  Werte  verkauft  werden  sollen 


In  den  «Mémoires  de  l'Académie  de  Bei  ms«  gibt  A.  Bellevoye 

einen  Bericht  Uber  den  190fi  zu  Reims  gemachten  Münzfund,  bei  dem  auch  eine 
große  Anzahl  Münzen  der  Stadt  Metz  (»buques«  und  »tiercelets«),  des  Bistums 
Metz  und  des  Herzogtums  Lothringen  zu  Tage  kamen.  Die  einzelnen  Stücke 
sind  beschrieben. 


In  der  »Revue  des  éludes  Juives-  Nr.  102  und  103  (190(1.  gibt 
Netler  einen  interessanten  l'berblirk  über  das  Schicksal  des  ehemaligen  am 
Friedhoftor  gelegenen  Friedhofes  der  Metzer  jüdischen  Gemeinde,  und  teilt  eine 
große  Zahl  von  Inschriften  mit.  die  bei  der  Aufführung  militärischer  Bauten  auf 
dem  (.»  biete  des  ehemaligen  Friedhofes  gefunden  wurden. 


Im  »  Bande  des  »Burgwarts«  gibt  E.  Miisebeck  eine  eingehende  Skizze 
der  Geschichte  von   Schloß  und   Dorf  L  a  n  don  v  i  1 1  e  r  s.    Namentlich  in 


ihrem  ersten  Teile  bietet  sie  weit  mehr,  als  man  dem  Thema  nach  zunächst 
erwarten  dürfte:  man  erhält  eine  Ubersichtliche  Darstellung  des  Vordringens 
der  Allemannen,  das  im  Niedgebiete  zom  Stehen  kam,  und  der  zweiten  germa- 
nischen Invasion,  der  fränkischen.  Das  verschiedene  Vorgehen  beider  .Stämme 
in  der  Siedlung  wird  kurz  beleuchtet.  Für  das  Frühmiltelalter  ist  auch  hier  die 
Bildung  feudaler  Zwischengewalten  charakteristisch;  im  Spfilmittelalter  aber, 
seit  dem  14.  Jahrhundert  erweist  sich  das  kapitalkräftige  Metzer  Patrizierlum 
dem  Adel  der  Feudalzeit  gegenüber  überlegen,  und  es  gewinnt  durch  Kauf  festen 
Fuß  in  altem  feudalen  Besitz,  so  auch  in  landonvillers.  Am  Ende  des  16.  Jahr- 
hunderts baut  Thomas  Duchat.  Mitglied  des  üreizehnerkullegs  der  Stadt  Metz, 
Landonvillers,  das  bisher  als  Annexe  gegolten  hatte,  zu  einer  selbständigen 
•  seigneurie»  durch  Anlage  eines  •  rhastellets«,  eines  Herrenhauses,  aus.  Unter 
ihm  und  seinen  Erben  erfolgt  ein  systematischer  Aufkauf  fremden  Besitzes  im 
Dorfbanne,  ein  Proze5,  den  die  Geldnot,  die  der  90jährige  Krieg  über  die 
bäuerliche  Bevölkerung  brachte,  wesentlich  beförderte.  Gegen  Ende  des  17.  Jahr- 
hunderts leistet  ein  Teilinhaber  der  •seigneurie*  Landonvillers  dem  französischen 
König  den  Lehnseid;  im  18.  Jahrhundert  war  das  Herrenhaus  vorzugsweise  im 
Besitze  von  Metzer  Parlamentsräten.  Der  letzte  französische  Besitzer  schuf  die 
prachtvollen  Parkanlagen;  1891  ging  das  Herrschaftsgut  in  deutsche  Hände  über, 
und  wurde  HKH/fi  in  Anlehnung  an  historische  Stilformen  zu  einem  stolzen 
Herrensitz  ausgebaut.  Hörig. 


484  - 


Verzeichnis  der  mit  der  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  und 
Altertumskunde  im  Schriftenaustausch  stehenden  Vereine  mit  Angabe 
der  bis  18.  IV.  1909  eingegangenen  Tauschschriften. 

1.  Aachen.    Aachener  Geschichtsverein. 

Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins.  Hand  30  (1908). 

2.  Aachen.  Moseumsverein. 

Aachener  Kunstblätter.   Heft  II/III. 

3.  A  m  i  c  n  s.    Société  des  antiquaires  de  Picardie. 

Bulletin  1907:  1,  2/3p  trim. 

4.  Aarau.    Historische  Gesellschaft  für  den  Kanton  Aargau. 

Taschenbuch  Tür  1908. 
Argovia,  Band  32  (11)07). 
f>.  Antwerpen.    Académie  royale  d'archéologie  de  Belgique. 
Bulletin,  1909.  Nr.  I. 

G.  Ar  Ion.    Institut  d'archéologie  luxembourgeoise. 

Annales,  (orne  43  (1908). 

7.  Bamberg.    Heraldisch-genealogische  Blätter  für  adelig«'  und  bürgerliche 

Geschlechter. 

5.  Jahrgang  (1908).    No.  3,  4. 

8.  Bar- le- Duc.    Société  des  lettres,  sciences  et  art*. 

Mémoires,  4«  série,  tome IV.  1 1 905, H .  iseil  16.  Mai  1907  nichts  eingegangen). 

9.  Basel.    Historische  und  antiquarische  Gesellschaft. 

Basler  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Altertum,  8.  Band,  Heft  1.  (1908,. 

10.  Bayreuth.    Archiv  für  Geschichte  und  Altertumskunde  von  Oberfranken. 

Archiv,  Band  23,  Heft  3. 

11.  Bel  fort.    Société  Belfortaine  d'émulation. 

Bulletin,  tome  27  (1908). 

12.  H  e  r  1 1  n.    Berliner  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  l'rgeschi(  hte. 

Zeitschrift  für  Ethnologie.    Jahrgang  41  i190»i  Heft  I. 
13  Berlin.    Märkisches  Provinzialmuseum. 

Brandcnhurgia.  Jahrgang  XVII  1.1908)  Nr.  7,  8.  9 

H.  H  er  lin.    Tourislpnklub  der  Mark  Brandenburg 

Monatsblätler,  Jahrgang  XVIII  (190t).  Nr.  4 
l">.  Berlin.    Verein  für  die  Geschichte  Berlins. 

Mitteilungen,  Jahrgang  1!H(9.  Alt  Berlin.  Nr.  4. 
DJ,  Berlin.    Verein  für  die  Geschichte  der  Mark  Brandenburg. 

Forschungen  zur  brundenburgis«  hen  und  preussischen  Geschichte,  Hand  21 
(11)09.  lieft  2 
17.  Berlin.    Verein  Herold. 

Der  deutsche  Herold,  Jahrgang  40  (190»}  No.  H 


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18.  Hern.    Historischer  Verein  des  Kantons  Hern. 

Archiv  des  historischen  Vereins,  Hund  10  (llKOii  lieft  1. 

19.  Itunn.    Verein  für  Altertumsfreunde  im  Rheinlande. 

Jahrbücher,  Heft  117  (1908). 

20.  Horde  aux     Faculté  des  lettres  de  l'université  de  Bordeaux 

Hevuc  des  études  anciennes,  tome  X  (1908)  Heft  4. 
Rulletin  italien,  tome  IX  (1909;  No.  1. 

21.  Hr  and  en  bu  ris  a.  H.    Historischer  Verein  für  Brandenburg. 

Jahresbericht  38-40  i  lötHJ  7  8). 

22.  H  res  lau.    Schlesischer  Altertumsverein. 

Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift.  S.  F.  Rand  IV  {1905.1  (seil  H.  März 
1907  nichts  eingegangen). 

23.  Breslau     Verein  für  Geschichte  Schlesiens. 

Zeitschrift  des  Vereins.  Band  42.  (1908).    Codes  diplomaticus.  Band  24. 

24.  Breslau.    Schlesisehe  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur. 

85.  Jahresbericht  (1907)  und  Ergänzungsheft. 

25.  Brüssel.    Société  internationale  de  dialectologie  romane. 

Revue  No.  1  ijanv.— mars  1909;.    Rulletin  No.  1  (janv.— mars  1909,. 
2K.  Brüssel.    Société  des  Bollandistes. 

Analecta  Bollandiana,  Band  28,  Heft  2  (1909). 

27.  Brüssel.    Société  d'archéologie  de  Bruxelles. 

Annales,  tome  22,  (1908)  No  I/ll    Annuaire,  tome  20  (1909). 

28.  C.  hambéry.    Société  Savoisienne  d'histoire  et  d'archéologie. 

Mémoires  et  documents,  Band  45  i  1907t  No.  4. 

29.  (lob lenz.    Rheinischer  Verein  für  Denkmalspflege  und  Hcimalscliulz. 

Mitteilungen.    3.  Jahrgang  (1909)  Heft  1. 

30.  Dan  zig.    Westpreussischer  Gesehiehtsverein 

Zeitschrift  des  westpreussischen  Geschichtsvereins,  Heft  50.  (1908;. 

Mitteilungen.  Jahrgang  7  (1908i. 
Hl   Darmstadt     Historischer  Verein  für  das  Grossherzogtum  Hessen,  iGrobs- 

herzogliche  Hofbibliothek). 

yuartalblätter,   1908  No.  9.  10.  11 

Beiträge  zur  hessischen  Geschichte,  Band  III,  Heft  4 

Archiv  für  hessische  Geschichte  und  Altertumskunde,  Band  V  {1907i. 
32.  Dessau.    Verein  für  Anhaltische  Geschichte  und  Altertumskunde 

Mitteilungen,  Band  11,  Heft  1. 
33  Detmold    Geschichtliche  Abteilung  des  naturwissenschaftlichen  Vereins  für 

das  Fürstentum  Lippe. 

Mitteilungen.  Heft  VI  (lfMiHV 

34.  Di  Iii  ngen  a.  D.    Historischer  Verein. 

Jahrbuch  2i>  (1907.1. 

35.  Dresden.    Königlich  Sächsischer  Alterlutnsverein. 

Neues  Archiv,  Band  29  (1908J.  Jahresbericht  l'.NKÎ  1907 
3fi  Do  na  h  e  sc  h  in  g  e  n     Fürstlich  Fiirstenbergisches  Archiv. 

Mitteilungen  aus  dem  F  Fürstenbergischrn  Archive.  II.  (Schluss-t  Band. 

Quellen  zur  Geschichte  des  Hauses  Fürstenhcrg  i.  lößO — 1H17 .. 
37   Dürkheim  a.  d.  II    l'olhchia,  naturwissi-nschafllii.ln-r  Verein  der  ttlieinpfalz. 

Mitteilungen.    «3.  Jahrgang.  Nr.  22. 


-    480  - 


38.  Düsseldorf.  Geschichtsverein. 

Beiträge  zur  Geschichte  des  Niederrheins.  Rand  21  (1906/7). 

39.  Eisenberg.   Geschichts-  und  Altertumsforschender  Verein. 

Mitteilungen,  Heft  24  u.  25  (1907/8). 

40.  Eisleben.    Verein  für  Geschichte  und  Altertümer  der  Grafschaft  Mansfcld. 

Martfelder  Blätter,  Jahrgang  22  (1908). 

41.  Elberfeld.    Bergischer  Geschichtsverein. 

Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsveruins,  Band  41  (1908>. 

42.  Epinal.   Société  d'émulation  du  département  des  Vosges. 

Annales,  Jahrgang  82  (1906). 

48.  Erfurt.   Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  von  Erfurt. 

Mitteilungen,  Heft  28  (1907). 

44.  Essen.    Historischer  Verein  für  Stadt  und  Stift  Essen. 

Beiträge  zur  Geschichte  von  Stadt  und  Stift  Essen,  Heft  29  (15107). 

45.  Frank  en  thal.  Altertumsverein. 

Monatsschrift,  17.  Jahrgang  il908i  Nu.  8. 
46  Frankfurt  a.  M.   Verein  für  Geographie  und  Statistik. 

Jahresbericht  71 '72  (1906—08). 
47.  Frankfurt  a.  M.   Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Archiv  für  Frankfurts  Geschichte  und  Kunst,  Bd.  9. 

Mitteilungen  über  römische  Funde  in  Heddernheim. 
4K.  Frankfurt  a.  M.    Römisch-Germanische    Kommission    des  Kaiserlichen 

archäologischen  Instituts. 

Bericht  über  die  Fortschritte  der  römisch-germanischen  Forschung  im 
Jahre  1906/7. 

49.  Fr  ei  bürg  i.  B.   Breisgau- Verein  »Schau  ins  Land«. 

35.  Jahrlauf  (1908). 

50.  Freiburg  i.  B.   Gesellschaft  für  Beförderung  der  Geschichts-,  Allertums- 

und  Volkskunde  im  ßrcisgau. 

Zeitschrift  der  Gesellschaft,  Hand  24  (1908)  (Alemannia  N  F.  9i. 

51.  Glessen.   Oberhessischer  Geschichtsverein. 

Mitteilungen,  Band  15  (1907). 

52.  Görlitz.   Oberlausitzische  Gesellschaft  für  Geschichtswissenschaft. 

Neues  Lausitzisches  Magazin,  Band  84  (1908). 
Codex  diplomalicus  Lusaliae  superiuris  Iii,  Heft  4. 

53.  Gi>l Ii  ngen.    Königliche  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

Nachrichten,  Jahrgang  1908,  Heft  5. 
Geschäftliche  Mitteilungen,  Jahrgang  1908,  Heft  2. 

54.  Gotha.    Vereinigung  für  Gothaischc  Geschichte  und  Altertumsforschung. 

Mitteilungen,  Jahrgang  1906/7. 

55.  Graz.    Historischer  Verein  für  Steiermark. 

Zeitschrift  des  historischen  Vereins  für  Steiermark,  V.  Jahrgang  (1907  t. 

56.  Greifswald.    Rügisch-l'omnierseher  Geschichtsverein. 

I'ommersclie  Jahrbücher,  Band  9  (1908) 

57.  G  il  b  en.  Niederlausitzische  Gesellschaft,  für  Anthropologie  und  Altertumskunde. 

Niederlaositzer  Mitteilungen,  Band  X  1.1907),  Heft  3,4. 

58.  Halle.    Thüringisch-Sächsischer  Geschichts-  und  Altertumsverein. 

Neu«'  Mitteilungen  aus  dem  Gebiete  historisch-antiquarischer  Forschungen. 
Rand  23,  Heft  3.   Jahresbericht  1907/8. 


59.  Hamburg.    Verein  für  Hamburgische  Geschichte. 

Mitteilungen,  Jahrgang  28  (1908).    Zeitschrift,  Rand  XIII,  2  (1908). 

«0.  Hannover.   Historischer  Verein  für  Niedersachsen. 

Zeitschrift  des  historischen  Vereins.  Jahrgang  1908. 
fil.  Heidelberg.   Grossherzoglich  ßadische  Universitätsbibliothek  (Historischer 

Verein). 

Neue  Heidelberger  Jahrbücher.  Jahrgang  XVI.  (1908i  Heft  1. 

62.  Heilbronn.  Historischer  Verein. 

Bericht  aus  den  Jahren  1903—  ItKKÏ,  8.  Heft. 

63.  Helsingfors.   Société  finlandaise  d'archéologie. 

Suomen  Museo.    XII  (1905)  (seit  6.  März  190b'  nichts  eingegangen). 

64.  Her  in  an  Stadt.    Verein  für  siebenhürgische  Landeskunde. 

Archiv  des  Vereins,  Band  36,  Heft  1. 
Bö.  Hildburghausen.    Verein  für  Meiningische  Geschichte  und  Landeskunde. 

Schriften  des  Vereins,  Heft  57.  (1908). 
«6.  Jena.  Verein  für  thüringische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Zeilschrift  des  Vereins,  Band  19,  Heft  1  il908i. 

67.  Innsbruck.  Fcrdinandeum. 

Zeilschrift  des  Ferdinandeums,  Heft  52  (19*18)- 

68.  Kassel.    Verein  für  hessische  Geschichte  und  Altertumskunde 

Zeitschrift  des  Vereins.    N.  F.  Band  32  (1908). 
«19.  Kiel.  Schleswig-Holsteinische-Laucnburgische  Gesellsch.  für  vaterl.  Geschichte. 
Zeilschrift  der  Gesellschaft,  Band  38  ^1908). 

70.  Köln.    Historischer  Verein  für  den  Niederrhein. 

Annalen  des  historischen  Vereins,  Heft  8fi. 

71.  Königsberg.  Altpreussische  Monatsschrift. 

Altpreussische  Monatsschrift,  Band  46  <  1909). 

72.  Landsberg  a.  d.  Warthe.   Verein  für  Geschichte  der  Neumark. 

Schriften  des  Vereins,  Heft  22  (1908). 

73.  Landshut.  Historischer  Verein  für  Niederbayern. 

Verhandlungen  des  historischen  Vereins,  Band  44  tltfOM). 

74.  Lan  g  res.   Société  historique  et  archéologique. 

Bulletin  No.  79. 

75.  Leipzig    Deutsche  Gesellschaft  zur  Erforschung  vaterlandischer  Sprache 

und  Altertümer. 
Mitteilungen.  Bd.  10,  Heft  2. 

76.  Leipzig.    Verein  fUr  sächsische  Volkskunde. 

Mitteilungen  V.  Hand  (1909)  Heft  1.  XI  Jahresbericht  (1908  . 
Mitgliederverzeichnis. 

77.  Leipzig.    Städtisches  Museum  für  Völkerkunde. 

Jahrbuch,  Hand  2  (1907).    Veröffentlichungen,  Heft  3. 

78.  Linz  a.  D.    Museum  Francisco-Garolinum. 

66.  (Jahresbericht  1908). 

79.  Lissabon.    Musée  ethnologique  Portugais. 

O  Archeologo  portuguès,  vol.  XII,  1  à  4. 

80.  London.    The  royal  anthropologiral  Institute  of  Great-Britain  and  Ireland. 

Man    vol.  IX  (1909)  No.  3. 


-     4Xg  - 


81.  Lu  uv  a  in  'Löwen)     Revue  d'histoire  ecclésiastique. 

10«  année  (1909)  No.  1. 

82.  Lübeck.    Verein  für  Lüheckschc  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Mitteilungen,  Heft  12  (1907).  Nr  2 
Zeitschrift,  Band  XI  il909i 

83.  Lut  t  i  c  Ii.    Archives  Belges. 

Hevue  critique  d'historiographie  nationale,  11.  Jahrgang  (1909),  Nr.  '£. 

84.  Litltieh.  Institut  archéologique  liégeois 

Bulletin,  tome  37  il907). 

85.  Lütt  ich.    Société  d'art  et  d'histoire  du  diocèse  de  Liegt-. 

Tome  i:>,  I«,  171 

Leodiuni,  Chronique  mensuelle.    Tome  IV  (1905).  V  illKMi),  VI  ;l'J07j 
8«.  Lütt  ich.    Musée  belge. 

Le  musée  belge.    13«  année  il 909.  No.  1 

Bulletin    18e  année  i!909,  No.  2. 
87.  Luxemburg.    Institut  royal  du  Grand-Duché  de  Luxembourg. 

Publications  de  la  section  historique.  Band  54 
88  Luxemburg.    Verein  für  Luxemburger  Geschichte,  Literatur  und  Kunst. 

Uns  Hémécht,  Jahrgang  15  (1909)  Heft  1. 
«9.  Lu  Zern.    Historischer  Verein  der  5  Orte. 

Der  Geschichtsfreund,  Band  t>3  (1908). 
JH.».  Lyon.    Bulletin  historique  du  diocèse  de  Lyun. 

9«  année.  Nr.  54  ,nov.    décembre  1908). 

91.  Magdeburg.    Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  des  Herzogtums 

und  Kr/.slifls  Magdeburg. 

Geschichtsbläller  für  Sladt  und  Land  Magdeburg.  Jahrgang  43  (19ll8i, 
Heft  1  und  2 

92.  Mainz.  Verein  zur  Erforschung  der  rheinischen  Geschichte  und  Altertümer. 

Mainzer  Zeitschrift.  Jahrgang  3  (1908). 

93.  Mannheim.  Altertumsverein. 

Gesehichtsblätter.  Jahrg.  X  (1909),  Xr.  4 

94.  Meiningen.    Hennerbergischer  Altertumsforschcndcr  Verein. 

Dorfbilder.    Lieferung  20  und  21. 
9f>,  Meissen.    Verein  für  Geschichte  der  Stadl  Meissen 

Mitteilungen.  Hand  7,  Heft  H  1 1907V 
!Mi.  Metz.  Akademie. 

Mémoires  1905;«. 

97.  Metz.  Austrasie 

3°  année,  riouv.  série  Xo.  10. 

98.  Mi  tau.    Kurländische  Gesellschaft  für  Literatur   und  Kunst.    Sektion  für 

Genealogie,  Heraldik  und  Sphrajîislik. 
Jahrbuch  1905  und  1906 

99.  MontiiM-dy  Société  de«  naturalistes  et  archéologues  du  nord  de  la  Meuse. 

Sciences  naturelles,  tome  NV11I,  tome  XIX. 
UNI.  Mühlhauscri.    Miihlhiiuser  Altertumsverein. 

Miihlhîiuser  Geschiehlsblätter,  Jahrgan«  VIII    1907  Si 
1<U    M  i'i  il  eh  en.    Akademie  der  Wisscnschaflen. 

Sit/.ui^berichle  190«,  Heft  I  ">. 


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—   4«il  — 


102.  München.    Historischer  Verein  für  Oberbayern. 

Altbayrische  Monatsschrift,  Jahrgang  8  (19U8;.  Heft  H,  4. 
Oberbayrisches  Archiv,  Band  53,  Heft  1  (1908). 

103.  Na  mur.    Société  archéologique  de  Namur. 

Annales.    Tome  27  (1908)  Heft  2 

104.  Nancy.    Société  d'archéologie  lorraine. 

Mémoires,  4*  série,  7«  volume  (1907). 

105.  Nancy.   Annales  de  l'Kst  et  du  Nord 

5*  année  Ü909i  Nr.  t. 
lOfi.  Neuburg  a.D.    Historischer  Verein. 

Neuburger  Collektaneenblfttt,  Jahrgang  70  i  190ti). 
107.  Neuchàtel     Société  Neuchâteloise  de  géographie  ' 

Bulletin,  tome  19  (1908). 
10H.  Nürnberg,    fiernianisches  Nationalmuseum. 

Anzeiger  des  Germanischen  National  muséums,  Jahrgang  1908,  Heft  3. 
H>9.  Nürnberg.    Verein  für  die  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg. 

Mitteilungen,  Heft  18.  Jahresbericht  über  das  30.  Vereinsjahr  (1907). 
HO.  Oldenburg.    Oldenburger  Landesverein  für  Altertumskunde. 

Jahrbuch  für  die  Geschichte  des  Herzogtums  Oldenburg,  Band  17  (1908». 

IB.  Bericht  über  die  Tätigkeit.  (1908). 

111.  Osnabrück.    Verein  für  Geschichte  und  Landeskunde. 

Mitteilungen,  Band  32  (1907). 

112.  Paderborn.    Verein  für  Geschichte  und  Altertum  Westfalens. 

Zeitschrift  für  vaterländische  Geschichte  u.  Altertumskunde,  Bd.  M  (l'.HiSi. 

113.  Paris.    Société  nationale  des  Antiquaires  de  France. 

Bulletin.    4P  trimestre  1WK. 

114.  Philadelphia.    Museum  of  archaeology  (in  connection  with  the  universily 

of  Pennsylvania). 

Free  muséum  of  science  and  art.,  vol.  H.  parts  2. 

115.  Plauen  i.  V.  Allertumsverein. 

19  Jahresschrift  1908. 
11*».  Poitiers.    Société  des  antiquaires  de  l'Ouest. 
Bulletin  et  Mémoires,  3*  série,  tome  I. 
Bulletin.  'M  série  Band  1.  4<»  trimestre  de  1908. 

117.  Posen.    Historische  Gesellschaft  für  die  Provinz  Posen. 

Zeitschrift  der  historischen  Gesellschaft,  Band  23  <  1 908 .  1 .  u.  2.  Halbhand. 
Historische  Monatsblätter,  Jahrgang  8  (1907). 

US.  Prag.    Lese-  und  Bedehalle  deutscher  Smdcnten. 
59.  Jahresbericht  (1907). 

119.  Prag.    Verein  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen. 

Mitteilungen,  Jahrgang  4t>  {1907/8 1. 

120.  Pr enzlau.    l'ckerniärkischer  Museums-  und  Geschichtsverein. 

Mitteilungen.  4.  Band,  Heft  1  rl!)07i. 

121.  Ouaraccln-Bruggi  b.  Florenz.    Archivurn  Franciscanum  historieum. 

Archivum.  annns  II.  Fase.  II. 

122.  Raigern.    Hedaktion  der  Studien  des  Benediktiner-  und  Gisterzienscrklosters 

Studien  und  Mitteilungen,  Jahrgang  29  (1908),  Heft  4. 

i 

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490  - 


123.  Havensburg.    Diücesanaicbiv  von  Schwaben. 

Jahrgang  2G,  Nr.  11-12  (1908). 

124.  Regensburg.    Historischer  Verein  der  Oberpfalz  und  Hegensburg. 

Verhandlungen,  N.  F.  Band  51  (1907). 

125.  Rennes,    l'acuité  des  lettres  de  l'université. 

Annales,  tome  23,  No.  3/4  (1907). 
12ti.  Reval.    P.sthländische  literarische  Gesellschaft. 

Heiträge  fi.  Rand  (1907)  Heft  4. 
127.  Riga.    Gesellschaft  für  Geschichte  und  Altertumskunde  der  Ostseeprovinzen 

Russlands. 

Mitteilungen,  20.  Band,  2.  Heft 
Sitzungsberichte  aus  dem  Jahre  1907. 
12H.  Roda.    Geschichts-  und  Altertumsforschender  Verein  zu  Kahla  und  Roda. 
Mitteilungen,  Rand  VI,  Heft  4. 

129.  Rom.   Kaiserlich  Deutsches  archäologisches  Institut. 

Mitteilungen.  Rand  23,  Heft  23  (1908). 

130.  Rostock.   Verein  für  Rostocks  Altertümer. 

Beilrage  zur  Geschichte  der  Stadt  Rostock,  Rand  V  (1907),  Heft  1/2), 

131.  Saarbrücken.   Historisch-antiquarischer  Verein. 

Mitteilungen,  Heft  9. 

132.  Seil  wä  bisch -Ha  11.    Historischer  Verein  für  württembergisch  Franken. 

(Seit  Juli  1906  nichts  eingegangen.) 

133.  Schwerin.    Verein  für  mecklenburgische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Jahrbücher  und  Jahresberichte,  Rand  74  (1908). 

134.  So  lot  hu  rn.    Historischer  Verein  des  Kantons  Solothurn. 

Mitteilungen,  Heft  3. 
13n.  Speyer.    Historischer  Verein  der  Pfalz. 
Mitteilungen,  Rand  29,30  (1906, 7). 

136.  Stendal.    Altmärkischer  Museumsverein. 

Reiträge  zur  Altmärkischen  Landes-  und  Volkskunde.  Hand  II,  Heft  ô. 

137.  Stettin.    Gesellschaft  für  Pommersche  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Raltischc  Studien  N.  F.  Rand  12  (1908),  MonaUblätler  1908  No.  I  12. 

138.  St.  Dié.    Société  pltilomatique  Vosgienne. 

Bulletin,  Jahrgang  33  (1907,8). 

139.  St.  Petersburg.    Commission  impériale  archéologique. 

Comptes-rendus  1895—1903.    Matériaux  N»«  22—30.    Bulletin  1-22. 

140.  Straubing  a.  d.  ü.    Historischer  Verein  für  Straubing  und  Umgebung. 

Jahresbericht,  Jahrgang  10  (1907). 

141.  Stockholm.    Konigl.  Vitterhels  historié  och  antikvilets  academien. 

Manadsblad  1.1903-  190öi    Fornvännen  Meddelanden  fran  K.  VillerheLs 
historié  o<h  antikvilets  akademien  1907. 
112.  Stockholm.    Nordiska  Museum. 

Fataburen  (1907)  Heft  1,  2,  3,  1 

1 43.  Stras  s  bürg.  Gesellschaft  für  F.rhaltung  geschichtlicher  Denkmäler  im  Elsass. 

Mitteilungen,  Rand  22,  Heft  2. 

144.  Strass  bürg  Vogesenklub. 

.lahrbuch  24  (1908).    Mitteilungen  Nr.  42. 


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14ô,  Strass  bürg.    Die  Vogcsen.    Illustrierte    Zeitschrift    für    Touristik  und 
Landeskunde. 

III.  Jahrgang  (1909)  Nr.  ». 

146.  Stuttgart.   Württembergischer  anthropologischer  Verein. 

Fundberichte  aus  Schwaben,  Jahrgang  15  { 11K17). 

147.  Stuttgart.    Württembergischer  Altertumsverein. 

Viertel jahrshefte,  Jahrgang  XVII  (1908),  Heft  1,  2,  H,  4. 

148.  Thorn.    Koppernikus-Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst. 

Mitteilungen,  Heft  16  (1908). 
14!).  Trier.  Stadtbibliothek. 

Trierisches  Archiv,  Heft  XIII  (UHJM)    Ergänzungsben  IX. 
150.  Utrecht.   Historische  Genossenschaft. 

Beiträge  und  Mitteilungen  1907  und  1908. 
loi.  Ver  vier  s.   Société  Verviétoise  d'archéologie  et  d'hisloire. 

Chronique  1907/8,  No.  I. 

152.  Wushinglon.    Smithsonian  Institution. 

Annual  report  for  the  year  1907. 

Bureau  of  american  ethnologie,  Bulletin  34. 

153.  Wernigerode.    Zeitschrift  des  Harzvereins. 

41.  Jahrgang  (1908),  Heft  1. 

154.  Wien.    Akademischer  Verein  deutscher  Historiker. 

Bericht  über  das  17.  und  18.  Vereinsjahr  (1906—  1907 1. 
Ihn.  Wien.    Archäologisch-Epigraphisches  Seminar  der  Universität. 

Jahreshefte,  Band  X  und  XI. 
15«.  Wien.    Heraldische  Gesellschaft  Adler. 

Monatsblalt,  Band  VI.  No.  39  (19091,  Jahrbuch  Band  IS  .1908;. 

157.  Wien.   Institut  für  österreichische  Geschichtsforschung. 

Mitteilungen,  Band  30  (1909).  Heft  1. 

158.  Wien.   Numismatische  Gesellschaft. 

Numismatische  Zeitschrift,  Hand  41  (1908). 
Monatsblalt,  Band  VH1,  No.  2/3. 

159.  Wiesbaden.    Verein    für  nassauische  Altertumskunde   und  Geschichts- 

forschung. 

Annalen,  Band  87    (1907;.    Mitteilungen  1907,1908  No.  1,  2,  3,  4. 

160.  Wolfen  hül  tel.    Orlsverein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  zu  Braun- 

schweig und  Wolfenbüttcl. 

ßraunschweigisches  Magazin,  1908. 

Jahrbuch  des  Geschichtsvereins.  7.  Jahrgang  (I908i. 

161.  Worms.  Altertumsverein. 

Vom  Hhein.  Monatsschrift  des  Altertumsvereins  der  Stadt  Worms, 
7.  Jahrgang  1908. 

IK2.  Zürich.    Antiquarische  Gesellschaft  .Kantonale  Gesellschaft  Tür  Geschichte 

und  Altertumskunde). 

Mitteilungen,  Band  27,  Heft  1. 
163.  Zürich  Landesmuseum. 

Anzeiger  für  schweizerische  Altertumskunde.    Band  X  (1908)  No.  3. 


I 


41U  — 


Sitzungen  und  Ausflüge  im  Jahre  1908-09. 


Haupt  Versammlung  am  Mittwoch,  dem  8.  April  1908. 

Herr  Graf  Zeppelin  erstattet  den  Jahresbericht  für  1907/08.  (Abgedruckt 
in  Jahrb.  XIX.  S.  550  IT.) 

Herr  Professor  Keune  spricht  über  »Metz  vor.  während  und  nach  der  Be- 
lagerung 1870«.  Reginnend  mit  dem  Jahre  1552  geht  der  Redner  auf  die  Zeit 
des  letzten  Krieges  über  und  schildert  unter  Vorführung  von  Plakaten  und  Rildern 
die  Vorgänge,  die  sieh  vor,  während  und  nach  der  Heiagerung  in  der  Stadt  ab- 
spielten. 


Vor  den  Vorträgen  wird  eine  Aussprache  eingeleitet  über  die  Frage  der 
Rekonstruktion  des  Kapitelturms  der  Kathedrale.  Es  sprachen  hierzu  Herr  Gencral- 
vikar  Wagner.  Glasmaler  Thiria.  Professor  Dr.  Bour.  Professor  Dr.  Dörr.  Pfarrer 
Châtelain,  Dr.  Melchior  und  Dombaumcister  Schmitz.  Mit  Ausnahme  des  letzteren 
nehmen  sämtliche  Redner  eine  ablehnende  Haltung  ein.  die  nach  den  verschieden- 
sten Seiten  hin  begründet  wird. 

Die  Versammlung  ist  sich  einig  in  dem  Wunsche,  daß  in  dem  Bilde  der 
Kathedrale  keine  weiteren  Veränderungen  durch  Rekonstruktionsversuche  vor- 
genommen werden  möchten. 

Vorträge:  1.  Herr  Kaplan  Kügler-Algringen :  Entstehung  und  Geschichte 
der  höheren  Schule  in  Büsch. 

2.  Herr  Religionslehrer  Kohn-Diedenhofen:  Die  Niederlassung  der  Juden  in 
Diedenhofen. 

Beide  Vortrage  erscheinen  im  Jahrbuche 

Ausflug  nach  den  Grottes  de  Hau  und  nach  Namur  am 
Samstag,  dem  18.  und  Sonntag,  dem  19.  Juli  1908. 

Etwa  fit)  Mitglieder  waren  der  Einladung  des  Vorstandes  gefolgt  und  fanden 
sich  in  dem  um  8M  I  hr  in  Metz  abgehenden  Zuge  teils  in  Metz,  teils  während 
der  Fahrt  bis  zur  Grenze  zusammen  In  Jemelle  waren  durch  liebenswürdige 
VtTinittelung  des  Herrn  Archivar  Bruuwers  in  Namur  Wagen  bereit  gestellt, 
die  die  Gesellschaft  nach  etwa  lVistündiger  Fahrt  nach  Han  brachten.  Leider 
war  Herr  de  l'ierpont,  der  die  Führung  übernommen  hatte,  nicht  zugegen  und 
so  mußten  wir  uns  mit  den  angestellten  Führern  begnügen,  die  uns  in  ziemlich 
beschleunigtem  Maische  durch  die  wunderbar  schönen  unterirdischen  Felsgebilde 


Sitzung  am  Mittwoch,  dem  6.  Mai  1908. 


Séances  et  excursions  de  l'exercice  1908-09. 


Aasctublée  ymirale  du  mercredi,  s  avril 

M.  le  comte  de  Zeppelin  donne  lecture  du  compte-rendu  de  l'activité  de 
la  Société  d'histoire  et  d'archéologie  lorraine  pendant  l'exercice  1907-08.  (Ce 
compte-rendu  est  reproduit  dans  l'annuaire,  année  XIX.  p.  5ô  et  suivantes.) 

M.  le  professeur  Keune,  directeur  du  Musée,  donnne  ensuite  une  confé- 
rence sur  «Metz  avant,  pendant  et  après  le  siège  de  1870».  Débutant  par 
l'année  1552,  le  conférencier  expose  succinctement  les  points  principaux  de  l'his- 
toire de  la  ville  jusqu'au  moment  de  la  guerre  et  s'étend  sur  les  différents 
événements  qui  se  sont  succédés  à  Metz  avant,  pendant  el  après  le  siège,  le 
tout  agrémenté  de  nombreuses  projections,  représentant  une  série  d'affiches 
officielles  et  de  tableaux  de  l'époque. 

Séina-  du  mercredi,  *>  mai  190*. 

Les  conférences  sont  précédées  d'une  discussion  traitant  la  question  de  la 
tour  du  Chapitre  de  la  cathédrale.  Pendant  la  discussion  ont  pris  successivement  la 
parole  :  MM.  le  vicaire-général  Wagner,  Thiria,  peintre-verrier,  Dr.  Hour,  professeur. 
Dr.  Dörr,  professeur,  l'abbé  Châtelain,  curé,  Dr.  Melchior,  Schmitz,  architecte  de 
la  cathédrale.  A  l'exclusion  de  ce  dernier,  tous  les  orateurs  se  prononcent  contre 
le  projet  de  rehaussement  de  la  tour  du  Chapitre,  en  faisant  valoir  les  motifs  les 
plus  différents  et  les  plus  graves.  L'assemblée  entière  exprime  à  l'unanimité  le 
vn-u  :  de  ne  tolérer  aucune  entreprise  de  reconstruction,  susceptible  de  modifier  la 
silhouette  actuelle  de  la  cathédrale. 

Conférences:  I.  M.  l'abbé  Kügler,  vicaire  à  Algrange:  Origine  et  histoire 
du  collège  de  Bitchc; 
2.  M.  Kohn,  professeur  a  Thionvillc:  Etablissement  des  Juifs 
à  Thionville. 

Ces  deux  conférences  paraîtront  dans  l'annuaire. 

Excursion  aux  Grottes  de  Hau  et  à  Xamur. 
samedi  1H  et  dimanche  19  juillet  190S. 

Donnant  suite  à  l'invitation  lancée  par  le  Bureau,  environ  soixante  socié- 
taires prirent  part  à  l'excursion  en  utilisant  le  train  qui  part  de  Metz  a  H'-1  h. 
du  matin.  Grate  à  l'aimable  intermédiaire  de  M.  Brouwers,  archiviste  à  Namur. 
des  voilures  attendaient  les  excursionnistes  à  la  gare  de  Jemetle  pour  les  con- 
duire à  Han.  Arrivée  aux  grottes,  la  Société  eut  le  regret  de  remarquer  l'absence 
de  M.  de  l'ierpont  qui.  auparavant,  s'était  engagé  à  se  charger  de  la  conduite 
des  excursionnistes,  de  sorte  que  l'on  dut  se  contenter  des  explications  fournies 
par  les  employés  ordinaires  préposés  à  la  surveillance  des  grottes.  La  visite  à 


-    VM  - 


mit  Seen  und  Flußlauf  hindiirchleiteten.  Wenn  uns  auch  die  wissenschaftlichen 
Erklärungen  ins  Besondere  über  die  vorgeschichtlichen  Hühlenfunde  fehlten,  so 
waren  doch  alle  Teilnehmer  von  dem  überaus  großartigen  Kindruck  der  Hahlen 
voll  befriedigt.  Die  Wagen  führten  un»  nach  der  Eisenbahnstation  zurück  und 
gegen  B  Uhr  langten  wir  in  Namur  an.  Von  Mitgliedern  der  archäologischen 
Gesellschaft  empfangen,  wurden  wir  nach  dem  auf  hoher  Bergeshöhe  gelegenen 
Hotel  geleilet,  wo  sämtliche  Teilnehmer  gute  Unterkunft  fanden.  Am  andern 
Morgen  wurden  wir  von  den  Herren  Brouwers  und  Niffle-Anciaux  abgeholt  und 
zunächst  nach  dem  Museum  geführt.  Vom  Vorstande  der  archäologischen  Gesell- 
schafl  und  deren  Präsidenten,  Herrn  de  Pierpont,  bei  einem  Glase  Sekt  will- 
kommen geheißen,  besichtigten  wir  das  vor  allein  an  Altertümern  der  fränkischen 
Zeit  ungemein  reiche  Museum.  Weiter  galt  der  Besuch  einer  Reihe  sehenswerter 
Kirchen,  besonders  aber  dem  Kloster  Notre  Dame,  wo  die  wunderbaren  flold- 
schmiedearbeiten  von  Hugue  d'Oignies  das  Entzücken  aller  Mitglieder  hervorriefen. 

Um  7"  Uhr  wurde  die  Rückfahrt  angetreten.  Dem  Entgegenkommen  der 
belgischen  Eiscnbahnverwaltung  dankten  wir  es.  daß  uns  zu  gemeinsamer  Reise 
ein  bequemer  Eisenbahnwagen  zur  Verfügung  gestellt  wurde,  l/eider  duldeten 
es  die  fiskalischen  Interessen  der  deutschen  Reichseisenbahn  nicht,  daß  dieser 
Wagen  bis  Metz  durchlief.  Nach  l'eberschreiten  der  Grenze  wurden  die  Teil- 
nehmer der  Fahrt  nach  Ausschaltung  des  belgischen  Wagens  in  den  verschieden- 
sten Abteilen  des  Zuges,  wo  sich  gerade  ein  leerer  Plalz  fand,  untergebracht. 


Ausflug  nach  Pl'alzburg  und  Zabern  am  Sonntag, 
dem  9.  August  190H. 

Mit  dem  Zuge  6"  Uhr  verließen  etwa  80  Herren  mit  ihren  Damen  die 
Stadt  zur  Fahrt  nach  Lützclburg,  wo  man  8W  Uhr  eintraf.  Hier  schlössen  sich 
die  Mitglieder  des  Zaberner  Geschichtsvereins  an  und  alsbald  ging  es  mit 
Sonderzug  nach  Pfalzbnrg.  Nach  kurzer  Besichtigung  der  Stadt  versammelte 
man  sich  vor  der  Militärbäckerei,  dem  ehemaligen  pfalzgräflichen  Schlosse.  Herr 
Dr.  Wolfram  gab  hier  einen  kurzen  ('iberblick  über  die  (ieschiehte  des  Schlosses 
und  seines  Erbauers,  des  Pfalzgrafen  Georg  Hans  von  Veldenz  (s.  Jahrb.  XX. 
S.  177  IT.).  Leider  isl  der  Plan,  das  Schloß  vollständig  frei  zu  legen,  an  den 
hohen  Kosten,  die  hierdurch  verursacht  würden,  gescheitert.  Herr  Baurai 
Stuckhardt  erklärte  die  Baukonstruktion  des  Schlosses,  worauf  das  Gebäude  unter 
Herrn  Stuckhardts  Führung  im  Innern  besichtigt  wurde. 

Im  Musiksaale  des  Lehrerseminars  fand  sodann  eine  Sitzung  statt.  Herr 
Seminardirektor  Mendier  begrüßte  die  Versammelten  und  hieß  sie  in  den  Räumen 
des  Seminars  willkommen.  Nach  kurzem  Danke  des  Schriftführers  ergriff  Herr 
Scminarlehrer  Schunk  das  Wort.  Er  gab  einen  kurzen  Überblick  über  die  Ge- 
schichte der  Stadt  und  Feste  Pfalzburg.  Beginnend  mit  der  Gründung  des 
Ortes  durch  den  Pfalzgrafen  Georg  Hans,  entwarf  Redner  ein  Bild  der  Geschichte 
des  Ortes  bis  in  die  Jetztzeit. 

Herr  Gymnasialdirektor  Dr.  Heusch-Saarburg  legte  der  Versammlung  eine 
große  Zahl  in  der  Umgegend  von  Saarburg  gefundener  Feuersteine  vor  und  warf 
die  Frage  auf,  ob  diese  Steine  als  Eolithen  zu  betrachten  seien.    Redner  selbst 


-  4h6 


travers  les  souterrains  avec  roches,  lacs  et  cour»  d'eau  ne  put  se  faire  que  rapi- 
dement et  très  sommairement.  Quoique  les  explications  scientifiques  sur  l'origine 
préhistorique  des  grottes  lissent  défaut,  les  excursionnistes  emportèrent  une  im- 
pression aussi  profonde  que  majestueuse  de  l'ensemble  des  grottes.  Les  voitures 
nous  ramenèrent  a  la  gare  de  Jemelle  et  vers  6  h.  du  soir  nous  débarquAmes  à 
Namur.  Réception  nous  fut  faite  par  des  membres  de  la  Société  archéologique 
de  Namur  qui  nous  conduisirent  à  notre  hôtel,  réservé  spécialement  pour  nous 
et  installé  sur  l'un  des  plus  hauts  points  de  la  ville.  Le  lendemain.  M.  Brouwers 
conduisit  la  Société  au  Musée.  Réception  fut  faite  par  M.  de  Pierpont,  président 
de  la  Société  archéologique,  suivie  de  l'offrande  de  vin  de  Champagne.  Vint 
ensuite  la  visite  du  Musée  qui  se  distingue  particulièrement  par  ses  nombreuses 
antiquités  de  l'époque  franque.  L'on  visita  finalement  une  série  d'églises  très  remar- 
quables et  spécialement  le  couvent  de  Notre-Dame,  qui  renferme  les  admirables 
ouvrages  d'orfèverie  exécutés  par  Hugue  d'Oignies;  ils  excitèrerent  l'admiration 
générale. 

A  7  h.  HO.  retour  pour  Metz.  Grâce  à  la  prévenance  de  l'administration 
des  chemins  de  fer  belges,  nous  pûmes  voyager  installés  tous  ensemble  dans  un 
wagon  spécial  très  confortable.  Les  règlements  allemands  s'opposèrent  à  ce  que 
nous  continuassions  la  route  dans  la  même  voiture  jusque  Metz,  de  sorte  qu'il 
la  frontière,  nous  dômes  nous  diviser  pour  aller  nous  installer  dans  des  voitures 
allemandes  les  plus  diverses. 


Excursion  à  Phalsboury  >i  Savntn  du  dimmulu  9  août  J/Aâs'. 

Environ  W)  excursionnistes,  parmi  eux  plusieurs  dames,  s'embarquèrent  à 
la  gare  de  Metz  au  train  qui  quitte  Metz  à  6'<  h.  Arrivée  à  Lutzelbourg  a  8'*  h. 
et  rendez-vous  avec  les  membres  de  la  Société  d'histoire  de  Saverne.  Départ  de 
Lutzelbourg  par  train  spécial.  Après  une  visite  sommaire  de  la  ville,  l'on  se  ras- 
sembla devant  les  bâtiments  de  la  boulangerie  militaire  qui  servait  autrefois  de 
résidence  aux  comtes  palatins.  M.  le  Dr.  Wolfram  donne  d'abord  un  aperçu  suc- 
cinct de  l'histoire  du  château  et  de  son  fondateur,  le  comte  palatin  Georges 
Jean  de  Veldenz.  En  raison  des  dépenses  très  élevées,  il  n'a  malheureusement 
pas  été  possible  de  dégager  entièrement  le  château  des  talus  qui  l'environnent. 
M.  Stuckhardt,  conseiller  des  travaux  publics,  donne  des  renseignements  histo- 
riques sur  l'architecture  extérieure  et  sur  les  différentes  parties  de  l'intérieur 
de  l'édifice. 

Suit  une  séance  organisée  dans  la  grande  salle  de  l'école  normale: 
M.  Mendier,  directeur,  souhaite  la  bienvenue  a  l'assemblée.  Remerciements 
exprimés  par  le  secrétaire  de  la  Société.  M.  Schunrk,  professeur  de  l'école  nor- 
male, donne  un  aperçu  de  l'histoire  de  la  ville  et  forteresse  de  Phalsbourg,  depuis 
sa  fondation  par  le  comte  palatin  Georges  Jean  jusqu'à  nos  jours. 

M.  le  Dr.  Reusch,  directeur  du  lycée  de  Sarrebourg,  présente  à  l'assemblée 
une  multitude  de  fragments  de  silex  découverts  dans  les  environs  de  Sarrebourg 
et  se  demande  si  ces  fragments  ne  proviennent  pas  de  pierres  dites  «  éolythes  ». 
L'orateur  croit  que  les  différentes  formes  données  aux  fragments  dudil  silex 
doivent  être  attribuées  au  travail  de  l'homme  qui  les  a  utilisées  comme  uslen- 


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-  4»<i 


glaubt,  daß  die  Steine  von  Menschenhand  zu  verschiedenen  Werkzeugen  geformt 
und  als  Eolithen  anzusehen  seien.  Herr  Notar  Welter  glaubt,  daß  die  Formung 
der  Steine  durch  Witterungs-Einllflsse  entstanden  ist. 

Herr  Dr.  Wolfram  spricht  sodann  über  Denkmalspflege  und  Heimatschutz. 
Redner  erläutert  die  Hegriffe  •  Deukmalspllegc<  und  »Heimalscliutz«  und  stellt 
Vergleiche  an.  welche  Maßregeln  man  in  verschiedenen  deutschen  Staaten  in 
dieser  Hinsicht  getroffen  habe.  In  Elsaß-Lothringen  sei  man  im  Punkte  Denk- 
malspflege und  Heimatschutz  noch  sehr  rückständig.  Die  Gesellschaft  für  loth- 
ringische Geschichte  habe  es  sich  deshalb  zur  Aufgabe  gestellt,  eine  Versamm- 
lung nach  Metz  zu  berufen,  zu  welcher  die  Vertreter  der  elsässischen  Geschichls- 
vereine  geladen  weiden  sollen,  um  über  einen  Antrag  auf  gesetzliche  Regelung 
der  Krage  zu  beraten. 

Herr  Dr.  Wolfram  übergab  sodann  der  Ortsgruppe  Saarburg  287  römische 
Münzen  für  das  Ortsinuseum  Saarburg.  Die  Münzen  entstammen  dem  vor  etwa 
12  Jahren  erworbenen  Münzfund  von  Niederrentgen.  Herr  Dr.  Reuseh  nahm  als 
Vertreter  der  Ortsgruppe  die  Gabe  mit  Dank  entgegen. 

Im  Hotel  Metzer  Hof  fand  das  gemeinsame  Essen  statt,  das  allgemeine 
Anerkennung  fand. 

Gegen  2'/i  Uhr  wurde  mit  Sonderzug  die  Rückfahrt  nach  Lützelburg  und 
von  hier  die  Fahrt  nach  Zabern  angetreten  Vor  dem  Zaberner  Museum  begrüßte 
Herr  Kreisdirektor  von  der  Goltz  die  Teilnehmer.  Herr  Staatsanwalt  Dr.  Beemelmans 
gab  sodann  vor  dem  Museum  einen  kurzen  l'berhlick  Uber  die  Geschichte  der 
Stadt  Zabern.  Hieran  schloß  sich  unter  Führung  des  Herrn  Verlagsbuchhändli  is 
Fuchs  die  Besichtigung  des  Zaberner  Museums.  Auf  dem  sich  anschließenden 
Rundgang  durch  die  Sladt  wurden  dann  noch  die  neben  dem  Museum  liegende 
katholische  Kirche,  die  Franziskanerkirche,  das  Kalz'sche  Haus  sowie  das  jelzt 
als  Kaserne  dienende  Schloß  besichtigt.  Die  noch  bis  zum  Abgang  des  Zuges 
verfügbare  Zeit  führte  die  Teilnehmer  zu  einem  Abschiedstrunke  nach  dem 
Hahnhofsrestaurant.    I  m  7*°  I  hr  wurde  du-  Rückfahrt  angetreten. 

Hauptversammlung  am  Samstag,  dem  17.  Oktober 
nachmittags  3U>  Uhr  im  Stadlhause  zu  Metz. 

Zu  der  Versammlung  waren  besonders  eingeladen  Se.  Exc.  der  Komman- 
dierende General  des  16.  Armee-Korps,  Herr  von  Prittwitz  u.  Gaffron,  Herr 
Bischof  Bonzler.  der  Herr  Bürgermeister  von  Metz,  die  lothringischen  Mitglieder 
des  Landesausschusses,  die  Mitglieder  des  Bezirkstags,  der  Lundesbaukommission, 
des  Gemeinderais,  der  historischen  Kommission  und  die  Plleger  der  geschicht- 
lichen Denkmäler  in  Lothringen,  der  Vorstand  der  Melzer  Akademie,  de*  Vereins 
für  Erdkunde,  des  polytechnischen  Vereins,  des  Kunst-  und  Kunstgewerbevereins, 
der  Gesellschaft  für  Erhaltung  der  geschichtlichen  Denkmäler  im  Elsaß,  des 
Vereins  für  Geschichte  des  Kreises  Zabern,  des  Vereins  für  Geschichte  des 
Kreises  Weißenburg. 

Der  Herr  Vorsitzende  begrüßte  die  Herren,  die  der  an  sie  ergangenen  Ein- 
ludung Folge  geleistet  halten.  Von  den  eingeladenen  Vereinen  hatten  Vertreter 
entsandt:  dei  Geschi«  hlsverein  Zabern,  die  Gesellschaft  zur  Erhaltung  der  gc- 


-    497  - 


silcs.  Il  y  aurait  donc  lieu  d'admettre  que  ce  sont  de  véritables  «  éolythes  •. 
M.  Weiler,  notaire,  ne  partage  pas  l'opinion  de  M.  Reusch.  Il  est  d'avis  que  la 
conformation  desdits  fragments  de  silex  est  exclusivement  une  conséquence  de 
l'influence  de  la  température. 

M.  le  Dr.  Wolfram  donne  ensuite  une  conférence  sur  les  mesures  à  prendre 
pour  la  conservation  des  monuments  historiques  ^Denkmalpflege  und  Heimatschutz). 
II  établit  une  comparaison  entre  les  règlements  de  conservation  qui  ont  été 
établis  dans  les  différents  Etals  confédérés  de  l'Allemagne.  Il  constate  que  l'AI- 
sace-Lorraine  est  très  en  retard  en  cette  matière.  C'est  pourquoi  la  Société 
d'histoire  et  d'archéologie  lorraine  désire  organiser  une  assemblée  à  Metz,  à 
laquelle  seront  convoqués  les  délégués  des  Sociétés  d'histoire  et  d'archéologie 
de  l'Alsace.  On  y  discutera  à  fond  la  conservation,  par  voie  légale,  des  monu- 
ments historiques  de  l'Alsace-Lorraine. 

M.  le  Dr.  Wolfram  fait  ensuite  la  remise  au  groupe  local  de  Sarfebuurg 
d'une  collection  de  287  monnaies  romaines  qui  seront  conservées  au  musée  local 
de  Sarrebourg.  Ces  monnaies  proviennent  de  l'importante  collection  de  monnaies 
découvertes,  il  y  a  douze  ans,  à  Niedcrrentgen.  M.  Reusch  accepte  le  don  au  nom 
du  groupe  local  et  exprime  ses  sentiments  de  gratitude. 

La  séance  est  suivie  d'un  banquet  parfaitement  bien  réussi,  servi  à  l'hôtel 
de  Metz. 

Vers  2  '/«  heures  un  train  spécial  conduit  les  excursionnistes  jusque  Lutzel- 
bourg,  et  de  là  à  Saverne.  Devant  le  Musée  de  cette  ville,  réception  par  M.  von 
der  Goltz,  directeur  d'arrondissement.  M.  le  Dr.  Beemelmans,  procureur  impérial, 
donne  un  aperçu  succinct  de  l'histoire  de  Saverne;  suit  la  visite  du  Musée  et 
des  monuments  les  plus  remarquables  de  Saverne  tels  que  l'église  paroissiale, 
l'église  des  Franciscains,  la  maison  Katz,  ainsi  que  l'ancien  château  servant 
actuellement  de  caserne.  Après  quelques  quarts  d'heure  d'attente  passés  au  res- 
taurant do  la  gare,  les  excursionnistes  q-Utent  Saverne  à  7,30  h. 


Axsnnhh'v  yîw't  alv  du  samedi,  17  'tetobre  190»,  à  .V  lU  heurt  s, 
à  l'imi-dc-VHlc  de  MfU. 

A  cette  assemblée  avaient  été  spécialement  invités:  S.  Exc.  le  général  de 
Prittwitz  u.  Gaffron,  commandant  le  W'  corps  d'armée,  S.  G.  Mgr.  l'évoque  lienzler, 
M.  le  Maire  de  la  ville  de  Metz,  les  députés  lorrains  au  Landesausschuss,  les 
membres  du  Conseil  général,  de  la  Commission  des  bâtiments  pour  l'Alsace-Lor- 
raine, du  Conseil  municipal,  de  la  Commission  historique,  les  curateurs  des  monu- 
ments historiques  de  la  Lorraine,  les  membres  du  Bureau  de  l'Académie  de  Metz, 
de  la  Société  de  géographie,  de  la  Société  polytechnique,  de  la  Société  des  arts 
et  arts  décoratifs,  de  la  Société  pour  la  conservation  des  monuments  historiques 
de  l'Alsace,  de  la  Société  d'histoire  de  l'arrondissement  de  Saverne,  et  enfin  de 
la  Société  d'histoire  de  l'arrondissement  de  Wissembourg. 

M.  le  Président  souhaitf  la  bienvenue  aux  personnes  qui  avaient  donné 
suite  à  l'invitation  qui  leur  avait  été  adressée.  Assistèrent  a  la  séance  les  délégués 
des  Sociétés  ci-après  désignées  :  la  Société  d'histoire  de  Saverne,  la  Société  pour 
la  conservation  des  monuments  historiques  de  Strasbourg,  l'Académie  de  Metz, 

Jahrbuch,  il.  Up*,  f.  lotlir.  Heselilrlilo  »  Altorliimik  ,  .lalir«.  Ji 

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-  498 


scbichtliclien  Denkmäler  Straßburg,  die  Metzer  Akademie,  der  Verein  für  Erd- 
kunde, der  Metzer  Kunst-  und  Kunstgewerbeverein.  Auch  die  Vereinigung 
deutscher  Historiker  war  durch  Herrn  Univers.-Professor  Dr.  Breßlau  vertreten. 

Herr  Grat1  Zeppelin  teilt  mit,  daß  der  s.  Zt.  von  der  Gesellschaft  gefaßte 
Beschluß,  auf  Herrn  Huber  eine  Plakette  schlagen  zu  lassen,  nunmehr  zur  Aus- 
führung gelangt  ist.  Indem  er  nochmals  die  Verdienste  des  Herrn  Huber  berührt, 
dankt  er  dem  unermüdlichen  Forscher  für  alle  seine  Leistungen  und  Opfer  auf 
dem  Gebiete  der  Archäologie  und  für  das  besondere  Wohlwollen,  das  Herr  Huber 
jederzeit  der  Gesellschaft  entgegenbrachte.  Nachdem  das  von  Herrn  Bildhauer 
Hildebrand  entworfene  Bronze-Relief  enthüllt  war,  übernahm  es  Herr  Beigeordneter 
Jung  im  Namen  der  Stadtverwaltung.  Seine  Aufstellung  soll  in)  Museum  bei  den 
großen  Schenkungen  Hubers  erfolgen.  Gleichzeitig  überreichte  der  Herr  Vor- 
sitzende Herrn  Huber  die  nach  dem  Bronze-Relief  hergestellte  verkleinerte  Plakette. 

Der  Vorstand  schlägt  vor,  anläßlich  des  20 jahrigen  Bestehens  der  Gesell- 
schaft einige  Herren,  die  sich  besonders  um  die  Gesellschaft  verdient  gemacht 
haben,  zu  korrespondierenden  Mitgliedern  zu  ernennen.  Angenommen.  Es  sind 
dies  die  Herren  : 

1.  Univ.-Prof.  Dr.  Loeschke,  Bonn. 

2.  „      „     Dr.  Ehrenberg,  Münslcr  i.  W. 

3.  „      „     Dr.  Ficker,  Straßburg. 

4.  „      „     Dr.  Martin, 

6.     r,      „     Dr.  Breßlau,  „ 

6.  „       „     Dr.  Wiegand,  ,, 

7.  Professor  Dr.  von  Borries,  Straßburg. 

8.  Archivdirektor  Dr.  Winkelmann,  Straßburg. 

9.  Kunsthistoriker  Dr.  Forrer,  „ 
lü.  Professor  van  Werveke    .  \ 

11.  Ehrenarchitekt  Arendt         >  Luxemburg. 

12.  Regierungsrat  Ruppert  ) 

IS.  Gymnas.-Dir.  Dr.  Großmann,  Weißenburg. 

14.  Geh.  Archivrat  Dr.  Grotefcnd,  Schwerin. 

15.  Professor  Dr.  Dragendorff,  Frankfurt  a.  M 

16.  „       Dr.  Anthes,  Darmstadt. 

17.  Dr.  Adrien  Simon,  Président  de  la  Société  des  sciences  de  Semur. 

18.  Matruchot,  Vice-président  de  la  Société  des  sciences  de  Semur, 

professeur  à  l'Ecole  normale  supérieure.  Paris. 

Der  Vorsitzende  erstattet  sodann  den  Bericht  über  die  Tätigkeil  der  Gesell- 
schaft in  den  ersten  20  Jahren  ihres  Bestehens    (s.  S.  ä06  ff.) 

Hierauf  spricht  Herr  Dr.  Wolfram  über  Denkmalspilege  und  Heimatschulz. 
Nach  einer  Definition  der  Begriffe  Denkmalspilege  und  Heimatschutz,  die  auch 
in  praktischen  Beispielen  aus  dem  Lande  erläutert  wird,  berichtet  er  über  die  Maß- 
regeln, welche  in  andern  Ländern  auf  diesem  Gebiete  getroffen  sind  und  schlägt 
schließlich  folgende  dein  Ministerium  zu  übermittelnde  Resolution  vor: 

Das  Ministerium  wolle  dem  Landesausschuß  baldmöglichst  ein  Gesetz 
über  Denkmalspflege  und  Heimatschulz  zur  Annahme  vorlegen.  Es  erscheint 
wünschenswert,  daß  das  Gesetz  nicht  nur  die  klassierten  Denkmäler  umfaßt, 


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-     4M  - 


la  Société  de  géographie,  la  Société  des  arts  et  arts  décoratifs.  L'Association 
des  historiens  allemands  avait  envoyé  comme  délégué  M.  le  Dr.  Bresslau,  profes- 
seur de  l'Université  de  Strasbourg. 

M.  le  comte  de  Zeppelin  annonce  l'exécution  de  la  décision  prise  autrefois 
par  la  Société,  tendant  à  faire  frapper  une  plaquette  en  l'honneur  de  M.  Huher. 
Kappelant  les  mérites  innombrables  de  M.  Huber  envers  la  Société,  M.  le  Prési- 
dent réitère  l'expression  de  sa  gratitude  a  l'infatigable  érudit,  tant  pour  les 
sacrifices  personnels  qu'il  s'est  imposés  en  faveur  de  la  science  archéologique 
que  pour  les  actes  de  bienveillance,  dont  il  a  tant  de  fois  fait  preuve  envers  la 
Société  d'histoire  et  d'archéologie  lorraine.  L'on  procède  ensuite  au  dévoilement 
du  relief  en  bronze  exécuté  par  le  sculpteur  liildebrand,  et  M.  Jung,  adjoint,  en 
accepte  la  remise  au  Musée  au  nom  de  la  ville.  Ce  relief  sera  installé  au  Musée, 
au  milieu  des  nombreux  objets  antiques  dûs  à  la  générosité  de  M.  Huber.  M.  le 
Président  remet  en  même  temps  à  M.  Huber  une  reproduction  en  plus  petit  format 
dudit  relief. 

A  l'occasion  du  20"  anniversaire  de  la  fondation  de  la  Société,  le  Bureau 
propose  de  conférer  la  dignité  de  membres  correspondants  à  une  série  d'érudits 
qui  ont  bien  mérité  de  la  Société  et  dont  la  nomenclature  suit: 

1.  MM.  Dr.  La'schke,  professeur  du  l'Université  de  Bonn, 

2.  Dr.  Khrenberg,       >         >  *  »  Munster, 

H.         Dr.  Ficker,  »         »  »  »  Strasbourg, 

4.         Dr.  Martin,  »         »  »  »  » 

ô.         Dr.  Bresslau,  »         »  »  »  » 

t>.         Dr.  Wiegand,  ►  » 

7.  Dr.  v.  Borries,  professeur  à  Strasbourg, 

8.  Dr.  Winkelmann,  directeur  des  archives  ;i  Strasbourg. 
Ü.        Dr.  Forcer  à  Strasbourg, 

10.  van  Werveke,  professeur  à  Luxembourg, 

11.  Arendt,  architecte  honoraire  ü  Luxembourg,^ 

Vi.         Huppert,  conseiller  de  gouvernement  k  Luxembourg, 
ltt.         Dr.  (îrossmann,  directeur  du  lycée  de  Wisscinbourg, 
14.         Dr.  Grotcfend,  conseiller  intime  des  archives  ù  Schwerin, 
l.V         Dr.  Dragendorff,  professeur  ii  Francfort  s.  M., 
l'i.        Dr.  Anlhes,  professeur  à  Darmstadt, 

17.  Dr.  Simon  Adrien,  président  de  la  Société  des  sciences  de  Semur, 

18.  Matruchot,  vice-président  de  la  Société  des  sciences  de  Semur  et 

professeur  à  l'Ecole  Normale  supérieure. 

M.  le  Président  donne  lecture  du  compte-rendu  sur  l'activité  de  la  Société, 
depuis  l'époque  de  sa  fondation  jusqu'aujourd'hui. 

M.  le  Dr.  Wolfram  donne  ensuite  une  conférence  sur  la  conservation  des 
monuments  historiques  (Denkmalspllege  und  HeimatschuUi.  11  définit  les  expres- 
sions «  Dcnkmalspllegc  und  Heimatschutz»,  en  citant  quelques  exemples  pratiques 
tirés  du  pays  même,  relate  toutes  les  mesures  qui  ont  été  prises  en  celte  matière 
par  les  pays  étrangers  et  propose  d'adresser  la  résolution  suivante  au  Ministère 
d'Alsacc-Lorraine  : 

«  Veuille  le  Ministère  soumettre,  le  plus  tôt  possible,  au  Landesausschus  un 
projet  de  loi  sur  la  conservation  des  monuments  historiques.  Il  est  à  désirer  que 
les  effets  de  cette  loi  s'étendent  non  seulement  aux  monuments  classés,  mais 


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-  500 


sondern  auch  auf  alle  historischen  Denkmäler,  auch  Altertümer  in  der  Erde 
Rücksicht  nimmt.  Für  die  Organisation  wird  die  Einsetzung  eines  mit  eigener 
Initiative  ausgestatteten  Denkmalsrates  empfohlen,  der  sowohl  für  die  Fragen  der 
Denkmalspflege  wie  des  Heimatschutzes  zu  hören  ist.  Uei  Ausarbeitung  des  Ge- 
setzes wird  das  Ministerium  gebeten,  die  wissenschaftlichen  Vereinigungen  Elsaß- 
Lothringens  gutachtlich  zu  hören. 

Die  Resolution  wird  in  der  sich  anschließenden  Debatte  von  Herrn  Ober- 
regierungsrat Dieckmann  als  Vorsitzendem  des  Kunstvereins,  Herrn  Staatsanwalt 
Hcemclmans  als  Vertreter  des  Zaberner  Geschichtsvereins,  Herrn  Kreisdirektor 
v.  Löper.  Herrn  Prof.  Dr.  Henning  als  Vertreter  der  Straßburger  Gesellschaft  zur 
Erhaltung  geschichtlicher  Denkmäler,  Herrn  Thiria  als  Beauftragtem  des  Vorsitzen- 
den der  Metzer  Akademie  warm  befürwortet  und  schließlich  einstimmig  an- 
genommen.  Schluß  der  Sitzung  51/«  Uhr. 


Sitzung  am  Mittwoch,  dem  4.  November  1908. 
Vorträge  : 

1.  Herr  Professor  Dr.  Wichmann  :  Die  Bedeutung  der  Metzer  ßaiinrollen. 

2.  Herr  Professor  Keane:     Die  archäologischen   Funde    des  letzten 
Sommers  in  und  um  Metz. 

Beide  Vorträge  erscheinen  im  Jahrbuchc. 


Sechs  Vorträge  mit  Lichtbildern 


von  Dr.  von  Bczold,  Direktor  des  Germanischen  Nationalmuseums  in  Nürnberg, 
vom  5.  bis  10  November,  abends  von  G— 7  Uhr  in  der  Aula  des  Lyzeums  über 
die  kirchliche  Kunst  des  Mittelalters. 


Am  Donnerstag,  dem  5  November:  Die  flachgedeckte  Basilika.  Grundriß,  Aufbau. 


Freitag, 


„  Samstag, 
„  Sonntag, 
„  Montag, 

Dienstag, 


>>. 


tt. 


10. 


Die  Gewölbeformen  der  mittelalterlichen  Bau- 
kunst. Gewölbebaulen,  welche  den  Typus  der 
Basilika  verlassen. 

I    Die  gewölbte  Basilika.   Die  gotische  Hallcn- 

t  kirche. 

Plastik  und  Malerei  vom  11.  bis  zum  15.  Jahr- 
hundert. 

Plastik  und  Malerei  des  15.  Jahrhunderts. 


Die  Vorträge  erfreuten  sich  eines  außerordentlich  starken  Besuchs. 


Sitzung  am  Mittwoch,  dem  2.  Dezember  1908. 

Herr  Oberst  Schramm  führt  das  von  ihm  neu  konstruierte  Geschütz 
Aerotonon  vor.    Die  Beschreibung  erscheint  mit  Abbildungen  im  Jahrbuche. 

Herr  Dr.  Weyhmnnn-Sl.  Johann  (Saan  spricht  über  die  herzoglich  lothrin- 
gische Hamlelskompagnie  1720—1720.    Der  Vortrag  erscheint  im  Jahrbuche. 


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aussi  a  tous  les  monuments  simplement  historiques,  y  compris  les  antiquités 
enfouies  dans  le  sol.  Au  point  de  vue  de  l'organisation,  il  y  aurait  lieu  de  créer 
un  conseil  des  monuments  avec  droit  de  propre  initiative,  auquel  Ton  soumettrait 
toutes  les  questions  se  rapportant  à  la  conservation  des  monuments  historiques. 
Lors  de  l'élaboration  de  ladite  loi.  le  Ministère  fera  bien  d'entendre  l'avis  des 
associations  scientifiques,  dont  le  siège  est  en  Alsace-Lorraine  >.  Cette  résolution 
fait  l'objet  de  longs  débats,  auxquels  prennent  part:  M.  Dickmann,  conseiller  supé- 
rieur de  gouvernement,  en  sa  qualité  de  président  de  la  Société  artistique, 
M.  Beemelmans.  comme  délégué  de  la  Société  d'histoire  de  Saverne,  M.  de  Löper, 
directeur  d'arrondissement,  M.  le  professeur  Dr.  Henning,  en  sa  qualité  de  dé- 
légué de  la  Société  pour  la  conservation  des  monuments  historiques  en  Alsace. 
M.  Thiria.  comme  délégué  de  l'Académie  de  Melz.  Tous,  sans  exception,  appuient 
la  résolution,  laquelle  est  finalement  adoptée,  telle  qu'elle  a  été  présentée. 
La  séance  est  levée  à  5  lh  heures. 


Séance  du  nurcredi,  t  novembre. 

Conférences  : 

1.  M.  le  Dr.  Wiedmann,  professeur:  Importance  des  rôles  du  bun  de 
t  ré  fond  ; 

2.  M.  le  professeur  Keune,  directeur  du  Musée:  Les  trouvailles  archéo- 
logiques faites  dans  le  courant  de  l'été  dernier  à  Melz  et  aux 
environs. 

Ces  deux  conférences  paraîtront  dans  l'annuaire. 

Cydi:  de  six  am  fermées  (nrce  projetions) 

données  par  M.  le  Dr.  von  Bezold.  directeur  du  Musée  germanique  à  Nuremberg, 
sur  l'art  religieux  au  moyen-âge,  du  5  au  10  novembre  (6  .\  7  heures  du  soir), 

dans  la  salle  des  fétes  du  Lycée,  dans  l'ordre  qui  suit: 
Jeudi,  5  novembre:  La  basilique  à  voûte  plane.  Plan.  Construction.  Formes 

des  voûtes  de  l'architecture  du  moyen-âge. 
Vendredi,  t!  novembre:      lidilices  à  voûtes,  séloignant  du  type  de  la  basilique 
Samedi,  7  novembre:     \   La  basilique  voûtée. 
Dimanche,  8  novembre  :  (  Les  voûtes  en  ogive. 

Lundi,  0  novembre:  La  plastique  et  la  peinture  du  11°  au  15e  siècle. 

Mardi,  10  novembre  :         La  plastique  et  la  peinture  au  15«  siècle. 
Ces  conférences  ont  été  toutes  très  fréquentées. 

Séance  du  mercredi,  2  décembre  VJOH. 

M.  le  colonel  Schramm  présente  un  appareil  de  tir  grec  dit  «Aerotonon», 
qu'il  vient  de  reconstituer   Description  et  planches  paraîtront  dans  l'annuaire. 

M.  le  Dr.  Weyhmann  de  St.  Johann  (Sarre),  donne  une  conférence  sur:  la 
compagnie  du  commerce  de  Lorraine  1720  -172')    Sera  publiée  dans  l'annuaire. 


—    502  — 


Sitzung  am  Mittwoch,  dem  13  Januar  1900. 

Herr  Professor  Dr.  Grimme  spricht  Ober  das  über  Met?,  im  Jahre  14.V2 
verhängte  Interdikt.  Der  Vortragende  erklärt  zunächst  den  kirchlichen  RegrifT 
des  großen  und  kleinen  Interdikts  und  geht  dann  auf  die  bestimmten  Fälle  ein. 
Zweimal  ist  in  genanntem  Jahre  das  Interdikt  verhängt  worden,  das  erste  Mal 
als  das  Asylrecht,  welches  der  Kathedrale  zustand,  seitens  der  Menge  verletzt 
worden  war.  das  zweite  Mal.  als  die  Abtei  St.  Vincenz  sich  weigerte,  einen  vom 
Papste  ernannten  Kleriker  als  Abt  anzunehmen.  Das  erste  Mal  war  es  das  kleine, 
das  zweite  Mal  das  große  Interdikt.  Die  Prolokolle  des  Domkapitels  haben  Herrn 
Dr.  Grimme  reichen  Aufschluß  hierüber  gegeben. 

Herr  Professor  Keune  spricht  über  Aufgaben  und  Bedeutung  des  Metzer 
Museums.  Nach  kurzer  Einleitung  über  den  Begriff  der  Museen  im  Allgemeinen, 
den  Inhalt  des  Metzer  Museums  im  Besonderen,  zeigt  der  Vortragende  an  einer 
großen  Zahl  von  Lichtbildern  aus  den  verschiedenen  Abteilungen  des  Museums 
die  hohe  Bedeutung  des  seiner  Leitung  unterstellten  Instituts.  Der  Vortrag  konnte 
hei  der  Fülle  des  zur  Verfügung  stehenden  Materials  nicht  zu  Ende  geführt 
werden. 


Sit/.ung  am  Samstag,  dem  0.  Februar  1900. 

Herr  Professor  Dr.  AnthesDarmstadt  spricht  über  Caslcil.  Palast  und  Kirche 
in  römischer  und  frühchristlicher  Zeit. 

Zur  Erläuterung  des  römischen  Caslells  zog  der  Redner  zunächst  Beispiele 
aus  dem  (iebiete  des  Deutschen  »limes«.  vor  allem  das  Hömercastell  von  Wies- 
baden, heran  Der  rechteckige  Grundriß  eines  solchen  Slandlagers  ist  von  einer 
Mauer  umzogen,  die  durch  nach  innen  vorspringende  Türme  geschützt  wurde. 
Das  wichtigste  Gebäude  im  Lager  selbst  war  das  »praetorium«.  In  der  ersten 
Zeit  war  es  ganz  aus  Holz  aufgeführt:  schon  früh  aber  baute  man  die  Fun- 
damente aus  Stein  i.so  z.  B.  das  Saalburgeastell),  und  endete  bei  reinem  Steinbau. 
Zur  Zeit  der  I.imescastellc  diente  das  »praetorium«  nicht  mehr  zu  Wohn-, 
sondern  ausschließlich  zu  Kult-  und  Versammlungszwccken.  Der  wichtigste 
Raum  lag  in  der  Mitte  des  dem  Eingang  gegenüberliegenden  Gebäudes:  das 
meist  in  Form  einer  Apsis  na«  h  außen  vorspringende  >sacellum«.  Hier  stand  ein 
Altar  des  Jupiters,  und  hier  vollzog  der  Feldherr  die  Kulthandlungen.  Rechts 
und  links  vom  -sacellum«  schlössen  sich  gedeckte  Räume,  die  »alae«  an.  und 
bildeten  mit  dein  «sacellum«  ein  einheitliches  Gebäude  in  der  Grundrißform 
eines  länglichen  Rechtecks.  Vor  der  Breitseite  dieses  Gebäudes  lag  ein  freier 
Hof,  den  auf  beiden  Seiten  gedeckte  Hallen,  die  »armamentaria«,  begleiteten. 
Diesem  so  eingefaßten  Hofe  war  ein  hallenartiges  Gebäude  vorgelagert.  Der 
Gesamtgrundriß  eines  solchen  »praetoriums«  war  also  rechteckig:  doch  sprang 
in  «1er  Milte  der  Rückwand  die  Apsis  des  »saccllum«  vor;  und  die  Vorhalle  war 
auch  meist  etwas  breiter,  als  die  übrigen  Teile  des  Gebäudes.  Seine  klassische 
Ausprägung  fand  das  Hömercastell  aber  nicht  im  deutschen  Limesgebietc  — 
dieses  wurde  von  den  Römern  zu  früh  aufgegeben       sondern  unter  Diokletian 


Séance  du  mercredi,  13  janvier  1909. 

Conférence  de  M.  )c  Dr.  Grimme,  professeur,  sur:  la  mise  en  interdit  de 
la  ville  de  Metz  en  1452.  Le  conférencier  donne  la  définition  du  grand  et  du 
petit  interdit,  tels  qu'ils  ont  été  prononcés  tous  deux  à  Metz  en  1452,  la  première 
fois,  à  l'occasion  de  la  violation,  de  la  part  du  peuple  messin,  du  droit  d'asile 
dont  jouissait  la  cathédrale,  la  deuxième  fois,  lorsque  les  religieux  de  l'abbaye 
St.  Vincent  se  refusèrent  à  reconnaître  comme  abbé  un  clerc  nommé  directe- 
ment par  le  pape.  Dans  le  premier  cas,  il  s'agissait  du  petit  interdit,  dans  le 
deuxième  cas,  du  grand  interdit.  Les  procès-verbaux  du  Chapitre  de  la  cathé- 
drale ont  fourni  à  M.  Grimmc  de  nombreux  et  précieux  renseignements  en  la 
matière. 

M.  le  professeur  Keune  entretient  ensuite  l'assemblée  sur  le  but  et  les 
obligations  du  Musée  de  Metz.  Après  avoir  donné  la  définition  du  mot  Musée,  il 
rend  compte  des  trésors  que  renferme  le  Musée  de  Metz  et  fait  admirer  à  l'as- 
semblée, au  moyen  de  nombreuses  projections,  l'image  d'objets  antiques  les  plus 
variés  et  les  plus  intéressants,  prouvant  suffisamment  la  grande  importance  de 
l'institut  placé  sous  la  direction  de  M.  Keune.  En  raison  de  l'abondance  des 
projections,  M.  Keune  se  voit  obligé  de  remettre  la  continuation  de  sa  confé- 
rence à  une  date  ultérieure. 

Séance  du  samedi,  6  février  1909. 

Conférence  de  M.  le  professeur  Dr.  Anthes,  à  Darmstadt,  sur  le  castellum. 
le  palatium  et  les  édifices  religieux  à  l'époque  romaine  et  au  début  du  christianisme. 

Pour  la  description  du  castellum  romain,  le  conlérencier  cite  des  exemples 
fitipruntés  à  la  région  du  «  Limes  »  de  l'Allemagne,  entre  autres  le  castellum 
romain  do  Wiesbaden.  Le  plan  général  d'un  tel  castellum  est  généralement  rec- 
tangle et  entouré  d'un  mur  qui,  lui-même,  est  défendu  par  des  tours  formant 
saillie  vers  l'intérieur.  Le  «  pm  torium  »  représente  l'édifice  le  plus  important  du 
camp.  Primitivement  ce  pntorium  est  construit  entièrement  en  bois;  peu  a  peu 
il  obtient  un  soubassement  en  pierre  (par  exemple,  le  castellum  de  la  Saalburg'); 
plus  lard  il  est  construit  entièrement  en  pierre.  A  l'époque  de  l'existence  de 
castels  au  «Limes»,  le  pm-lorium  ne  sert  plus  d'habitation,  mais  exclusivement  à 
des  buts  religieux  ou  aux  réunions.  Le  local  principal  se  trouve  au  milieu  du  bâti- 
ment établi  vis-à-vis  de  l'entrée;  c'est  le  <sacellum>  qui,  généralement,  a  la  forme 
d'une  apside.  Il  renferme  l'autel  de  Jupiter  et  le  chef  de  l'armée  y  accomplit  les 
cérémonies  du  culte.  A  droite  et  à  gauche  de  ce  «sacellum»  se  joignent  des  cons- 
tructions à  couvertures  dites  «al»*»,  formant  avec  le  sacellum  un  ensemble 
régulier  de  constructions,  présentant  la  forme  d'un  rectangle  oblong.  Dans  le 
sens  de  la  largeur  «le  ces  constructions  se  trouve  une  cour  bordée,  de  deux  d'ités, 
de  halles  couvertes  appelées  «  armamentaria  ».  Cette  cour  est  précédée  de  hati- 
ments  construits  en  forme  de  halles.  A  part  la  saillie  formée  par  l'apsis  du 
<  sacellum  >  le  plan  général  du  «  priHorium  »  présente  donc  bien  la  forme  d'un 
rectangle;  généralement  le  parvis  ou  porche  a  aussi  une  largeur  supérieure  à 
celle  des  autres  parties  formant  l'ensemble  des  bâtiments.  Dans  la  région  du 
limes  allemand  le  castellum  romain  n'a  jamais  revêtu  un  caractère  classique, 
attendu  que  les  Romains  ont  abandonné  cette  région  beaucoup  trop  tôt.  Ce  carac- 
tère classique  ne  peut  être  constaté  que  sur  les  castels  du  limes  de  Syrie  sous 
le  règne  de  Dioclétien.  Ces  derniers  sont  entièrement  do  pierre;  les  tours  for- 


—  504 


in  Syrien.  Dir  Caslelle  am  syrischen  «liines«  sind  ganz  aus  Siein  gebaut;  dit' 
Turme  springen  bei  ihnen  aus  den  Umfassungsmauern  nach  außen  heraus.  Als 
prächtigstes  Beispiel  eines  syrischen  Castells  führte  der  Redner  verschiedene 
Abbildungen  des  bei  der  Römerstadt  Palmyra  gelegenen  Castells  vor.  Vornehme 
Architektur  und  reiche,  geschmackvoll  angeordnete  Ornamentik  zeichnen  diesen 
Bau  aus.  Auf  das  praetorium«  hatte  man  liier  besondere  Sorgfalt  verwendet. 
Der  Redner  wies  im  weiteren  Verlaufe  des  Vortrags  nach,  wie  diese  groß- 
angelegten Standlager  den  Grundriß  zu  zwei  gewaltigen  Palastbauten  abgegeben 
haben.  Einmal  zu  der  Palastanlage  des  Diokletian  zu  Spalalo  in  Dalmatien, 
dann  aber  auch  zu  jenem  ganz  einzigartigen  Wüstenschlosse  von  Meschalla, 
dessen  an  persische  Vorbilder  erinnernder  ornamentaler  Schmuck  von  aus- 
erlesener Feinheit  der  künstlerischen  Ausführung  jetzt  als  Geschenk  des  Sultans 
an  den  deutschen  Kaiser  eine  Hauplzierde  des  Kaiser  Friedrich-Museums  in 
Kerlin  bildet.  Noch  interessanter  und  bedeutungsvoller  war  aber  der  von  dem 
Hedner  erbrachte  Nachweis,  daß  wir  in  den  Praetoricn  der  römischen  Castcllc 
den  architektonischen  Grundtyp  haben,  aus  dem  sich  die  frühchristliche  Kirche 
entwickelt  hat.  Die  bisher  üblichen  Ableitungsversuehe  der  frühchristlichen 
Basilika  aus  der  Basilika  oder  dem  römischen  Mause  konnten  beide  nicht  recht 
befriedigen^  sie  waren  zu  künstlich.  Anders  bei  dem  »praetorium«.  In  seinem 
Grundrisse  sind  alle  Element**  der  frühchristlichen  Kirche  gegeben:  Das  »sacellum« 
nahm  den  Altar  auf;  die  »alae«  wurden  zur  Sakristei  oder  Taufkapellcn.  die 
»armamentaria«  ergaben  die  Seitenschiffe;  die  Vorhalle  den  Narthex  Die  einzige 
konstruktive  Änderung  bestand  darin,  daß  man  den  zwischen  den  >armamcntaria< 
gelegenen  Hof  überwölbte.  An  einem  Beispiele  aus  Syrien  ließ  sich  sogar  nach- 
weisen, wie  ein  »praetorium«  zu  einer  christlichen  Kirche  ausgebaut  wurde. 
Die  Umwandlung  von  Praetorien  in  frühchristliche  Kirchen  lag  auch  aus  dem 
Grunde  nahe,  weil  in  den  nachdiokletianischen  Heeren  christliche  Soldaten  bald 
häufig  wurden  und  die  Praetorien  auch  vorher  zu  Kultzwecken  gedient  hatten. 
Für  den  Osten  der  >Alten  Welt«  konnte  der  Redner  das  Problem  der  Entstehung 
der  frühchristlichen  Kirche  somit  als  gelöst  bezeichnen,  für  den  Westen  behielt 
er  seine  Entscheidung  weiteren  Forschungen  vor,  dem  allzu  ausschließlichen 
Betonen  syrischer  Einflüsse  seitens  Strzygoivski's  vorsichtige  Zurückhaltung  ent- 
gegensetzend. —  Der  stellvertretende  Vorsitzende.  Geh.  Archivrat  Dr.  Wolfram, 
dankte  dem  Redner  und  betonte  nachdrücklich,  daß  die  Lokalgeschichtsforschung 
immer  wieder  innige  Berührung  mit  den  allgemeingeschichtlichcn  Problemen 
nötig  habe,  um  gesund  zu  bleiben  und  wissenschaftlich  Wertvolles  zu  schaffen. 

Sitzung  am  Mittwoch,  dem  17.  Februar  190«.). 

Herr  Pfarrer  Kirch-Wölferdingcn  spricht  über  die  Geschichte  des  Kirchen- 
gesangs in  Metz.  Seine  Ausführungen  begleite!  er  mit  Lichtbildern  und  Vortrag 
auf  einem  Harmonium. 

Der  Vortrag  erscheint  im  Jahrbuche. 

Sitzung  am  Mittwoch,  dt:m  10.  März  liK)9. 

Herr  Thiria  berichtet  über  eine  in  Metz  gefundene  Wandmalerei  des 
12.  Jahrhunderts  unter  Vorlage  des  Fundstückes. 


ment  saillie  sur  les  murs  d'enceinte,  mais  vers  l'extérieur.  I.e  conférencier  fait 
passer  devant  les  yeux  des  spectateurs  une  série  de  projections  donnant,  jus- 
qu'aux moindres  détails,  l'image  d'un  castellum  syrien  situé  à  proximité  de  la 
ville  romaine  Palmyra.  On  y  constate  une  architecture  se  distinguant  par  sa 
noblesse  et  par  sa  richesse  ainsi  qu'une  ornementation  disposée  avec  goût.  La 
disposition  du  praetorium  faisait  d'ailleurs  l'objet  des  soins  les  plus  minutieux. 
M.  Anthes  explique  ensuite,  comment  ces  vastes  camps,  établis  d'après  un  plan 
bien  compris,  ont  servi  plus  tard  de  modèle  pour  l'érection  de  deux  immenses 
palais,  c'est-à-dire  le  palais  de  l'empereur  Dioctétien  à  Spalato  en  Dalmatie  cl 
celui  de  Meschatta,  qui  était  un  édifice  unique  en  son  genre;  ce  dernier  surtout 
se  distingue  par  ses  motifs  d'ornementation  d'une  finesse  extraordinaire  em- 
pruntés au  style  persan.  Le  plan  général  de  cet  édifice,  don  du  sultan  à  S.  M. 
l'Empereur,  est  exposé  actuellement  au  Musée  Empereur  Frédéric  à  Berlin. 
M.  Anthes  fournit  ensuite  des  explications  aussi  importantes  qu'intéressantes  au 
point  de  vue  architectural,  en  ce  sens  qu'il  réussit  a  prouver  que  le  praetorium 
renfermé  dans  le  castellum  romain  a  servi  de  type  fondamental  pour  l'érection 
des  édifices  religieux  au  début  du  christianisme.  Il  ne  partage  pas  la  théorie  en 
vigueur  jusqu'ici,  d'après  laquelle  la  basilique  chrétienne  devrait  son  origine  à 
l'ancienne  basilique  ou  maison  romaine.  Le  plan  général  du  praetorium  romain 
fournit  tous  les  éléments  de  la  première  église  chrétienne:  Le  «  sacellum  »  est 
remplacé  par  l'autel  ;  les  «  al.e  >  sont  transformées  en  sacristies  et  baptistères, 
les  «  armamentaria  »  deviennent  les  nefs  latérales  et  le  parvis  ou  porche  sert  de 
<  narthex  ».  La  seule  modification  architecturale  consiste  en  ce  que  l'espace  libre 
entre  les  deux  «  armamentaria  »  est  recouvert  d'une  voûte.  Actuellement  encore 
il  existe  un  édilicc  qui  de  «  praetorium  »  a  été  transformé  directement  en  église 
chrétienne.  La  transformation  du  •  prtrturium  »  en  église  parait  d'ailleurs  tout 
naturelle,  attendu  que  les  armées  romaines  de  l'époque  postérieure  à  Dioctétien 
renfermaient  un  nombre  considérable  de  soldats  chrétiens.  Ensuite  il  ne  faut  pas 
perdre  de  vue,  que  les  <  pru-toria  >  ont  servi  de  tout  temps  à  l'accomplissement 
des  cérémonies  religieuses  de  l'armée.  M.  le  Dr.  Anthes  croit  ainsi  avoir  résolu, 
en  tant  qu'il  s'agit  de  l'Orient,  le  problème  de  l'origine  des  édifices  religieux. 
Quant  aux  édifices  religieux  de  l'Occident,  le  conférencier  n'entend  pas  leur  ap- 
pliquer les  résultats  scientifiques  qu'il  vient  d'exposer;  il  est  d'avis  qu'il  y  a  lieu 
de  continuer  à  soumettre  cette  question  à  une  étude  approfondie,  malgré  les 
déclarations  un  peu  trop  catégoriques  de  l'érudit  Strzygowski. 

M.  le  Dr.  Wolfram,  en  remplacement  de  M.  le  Président,  exprime  au  con- 
férencier les  remerciements  de  l'assemblée  et  fait  remarquer  que  l'étude  de 
l'histoire  locale  est  intimement  liée  à  celle  de  l'histoire  générale.  La  conférence 
de  M.  le  Dr.  Anthes  en  a  été  la  meilleure  preuve. 

Séance  du  mercredi,  17  fé  trier  1909. 

Conférence  de  M.  l'abbé  Kirch,  curé  de  Wulferding,  sur  l'histoire  du  chant 
religieux  à  Metz,  suivie  de  projections  et  mélodies  avec  accompagnement  sur 
l'harmonium. 

Cette  conférence  paraîtra  dans  l'annuaire. 

Séance  du  mercredi,  10  murs  1909. 
M.  Thina,  peintre-verrier,  donne  quelques  détails  sur  une  peinture  murale 
du  12»  siècle,  découverte  à  Metz. 


-  f>rw 


Vorträge: 


1.  Herr  Arehivassislenl  Dr.  Rôrig :  Die  Met/.cr  Akademie  und  ihre  Be- 
ziehungen zum  Geistesleben  des  annen  régime.  Der  Vortrag  erscheint 
im  Jahrbuche 

2.  Herr  Pfarrer  Matler-Orny  :  >Xolice  sur  Cherisey«.  Er  gibt  die  Ge- 
schichte und  Genealogie  des  Hauses  und  glaubt,  die  heule  noch 
existierende  Familie  mit  dem  allen  Geschlecht  der  Chcriscy.  die 
schon  im  13.  Jahrhundert  vorkommen,  in  Verbindung  bringen  zu 
können. 


über  die  Tätigkeit  der  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  o.  Altertumskunde 


Nachdem  die  alte  Société  d'archéologie  de  la  Moselle  in  Folge  der  poli- 
tischen Ereignisse  von  1870  allmählich  ihre  Tätigkeit  vollständig  eingestellt 
hatte,  trat  das  Bedürfnis  nach  einer  Neuorganisation  der  wissenschaftlichen 
Tätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  und  Altertumskunde  bald  stark  hervor. 
Insbesondere  war  es  der  damalige  Bezirksprasident  Freiherr  von  Ilammerstein, 
der,  selbst  von  lebhaftem  Interesse  für  geschichtliche  Studien  erfüllt,  die  Not- 
wendigkeit einer  geregelten  Fürsorge  für  die  im  Lande  in  so  reicher  Zahl  zu 
Tage  kommenden  Altertümer  klar  erkannte.  Der  Amtsantritt  des  im  Jahre  1888 
•ils  Archivdirektor  ernannten  Dr.  Wolfram  gab  ihm  Veranlassung,  der  Frage 
naher  zu  treten  und  sobald  Wolfram  sich  in  seinein  neuen  Amte  einigermaßen 
zurecht  gefunden  halte,  wurde  die  Verwirklichung  des  zwischen  den  beiden 
zuerst  in  einem  Zimmer  des  Hôtel  de  l'Europe  zu  Strafsburg  besprochenen  Planes 
durch  Einberufung  einer  Versammlung  von  Geschichtsfreunden  am  13,  Oktober 
1888  in  die  Wege  geleitel.  Der  Aufruf  war  von  Wolfram  verfaßt,  die  Satzungen 
halte  Freiherr  von  Hammers! ein  persönlich  bearbeitet.  3t  Herren  waren  zur 
ersten  Besprechung  erschienen  und  erklärten  nach  Genehmigung  der  vorgelegten 
Satzungen  sofort  ihren  Beitritt.  Von  diesen  haben  bis  heule  der  Gesell- 
schaft ununterbrochen  angehört  die  Herren:  Chefredakteur  lloupert,  Gym- 
nasialdirektor  l.empfried.  Hofburhhändlcr  Scriba.  Geheimer  Regirrungsral 
Graf  v.  Villers.  ehemaliges  Kreistagsmitglied  de  Verncuil.  Banquier  Weber- 
Bolchen.  Professor  Dr.  Wiehmann.  Professor  Dr.  Zéliqv.on.  Geheimer  Archiv- 
rat Dr  Wolfram.  Außer  diesen  gehören  noch  die  Herren  Geheimer  Megierungs- 
rat  Cordemann  und  Oberförster  a  I).  Gerdollc.  die  zeitweise  ausgetreten  waren, 
heute  aber  wieder    Mitglieder  sind,  zu   den  Gründern.     Nach  der  Gründung 


Bericht 


in  den  ersten  20  Jahren  ihres  Bestehens. 


erstattet  durch  den  Vorsitzenden  der  Gesellschaft, 
Herrn  Grafen  von  Zeppelin-Asdihausen, 
in  der  Hauptversammlung  vom  17.  Oktober  1008 


Conférences  : 

1.  de  M.  le  Dr.  Rörij!,  archiviste-adjoint  :  L'Académie  de  Mol/  considérée 
au  point  de  vue  de  ses  relations  intellectuelles  sous  l'Ancien  Régime. 
Sera  publiée  dans  l'annuaire. 

2.  de  M.  l'abbé  Matler,  curé  d'Orny  :  Notice  sur  l'histoire  des  seigneurs 
de  C.hérisey.  Il  donne  l'historique  et  la  généalogie  desdits  seigneurs 
et  établit  les  relations  qui  existent  entre  la  famille  actuelle  et  l'an- 
cienne famille  des  C.hérisey.  dont  l'existence  est  constatée  dés  le 
13«  siècle. 


COMPTE-RENDU 
sur  l'activité  de  la  Société  d'Histoire  et  d'Archéologie  lorraine 

présenté  par 

M.  le  Comte  de  Zeppelin-Aschhausen 
Président  de  la  Société 
à  la  séance  du  17  octobre  190« 
a  l'occasion  de  la  célébration  du  vingtième  anniversaire  de  la  fondation 

de  ladite  Société. 


Les  événements  politiques  de  1870  ayant  fait  cesser  graduellement  l'acti- 
vité de  l'ancienne  Société  d'archéologie  de  la  Moselle,  le  besoin  de  procéder  a 
une  nouvelle  organisation  des  travaux  scientifiques  sur  le  terrain  de  l'histoire  et 
de  l'archéologie  ne  larda  pas  à  se  faire  sentir.  Parmi  les  promoteurs  de  cette 
nouvelle  organisation,  il  y  a  lieu  de  eiler,  entre  autres,  M.  le  baron  de  Hammer- 
slein,  qui  exerçait  à  cette  époque  les  fonctions  de  président  de  la  Lorraine. 
Animé  d'un  vif  intérêt  pour  toutes  les  études  historiques,  ce  magistrat  reconnut, 
mieux  que  tout  autre,  ta  nécessité  de  prendre  des  mesures  systématiques  en  vue 
de  la  conservation  des  antiquités  si  nombreuses,  qui  étaient  mises  à  jour  dans 
le  département  de  la  Lorraine.  L'entrée  en  fonctions,  en  1888,  de  M.  le  Dr  Wolfram 
en  qualité  de  directeur  des  Archives  départementales,  provoqua  chez  M.  de  llammcr- 
stein  l'idée  d'approfondir  la  question,  dés  que  M.  Wolfram  aurait  appris  à  con- 
naître quelque  peu  son  nouveau  service.  Après  une  entrevue  préalable  tenue 
dans  une  salle  de  l'Hôtel  do  lT.urope  à  Strasbourg,  M.  de  llammerstein  et  M.  le 
Dr  Wolfram  procédèrent  a  la  réalisation  du  plan,  en  provoquant  une  réunion 
d'amateurs  d'histoire.  Cette  première  réunion  eut  lieu  le  13  octobre  1888.  L'appel 
avait  été  rédigé  par  M.  Wolfram  et  les  statuts  par  M.  le  baron  de  Hammerstein 
personnellement.  .11  messieurs  assistèrent  à  cette  réunion.  Après  avoir  discuté 
et  approuvé  les  différents  paragraphes  des  statuts,  les  assistants  se  liront  tous 
inscrire,  séance  tenante,  en  qualité  de  membres  de  la  nouvelle  Sociélé.  Parmi 
les  membres  fondateurs  qui.  jusqu'aujourd'hui,  ont  fait  partie  de  la  Société  sans 
aucune  interruption,  il  y  a  lieu  de  mentionner:  MM.  Houpert,  rédacteur  en  chef; 
Lempfried,  directeur  de  Lycée;  Scriba.  libraire  de  la  Cour;  comte  de  Villers. 
conseiller  intime  de  gouvernement;  de  Verneuil.  ancien  conseiller  d'arrondisse- 


...    50«  - 


erklärten  außerdem  folgende  Herren,  die  seither  ständig  Mitglieder  geblieben 
sind,  ihren  Beitritt:  Kommerzienrat  Adl,  Gymnasialdirektor  Besler,  Regierungs- 
und Baurat  Cailloud,  Oborregierungsrat  Dr.  Freudenfcld,  Mittelschullchrer  Lame. 
Lehrer  Lerond,  Pfarrer  Paulus.  Landesausschußmilglied  Violland,  Sladtbaural  Wahn. 

Der  jungen  Gesellschaft  wurde  zunächst  kein  günstiges  Horoskop  gestellt. 
Von  vielen  Seiten  kamen  Warnungen  und  Ahmahnungen,  die  alle  mit  dem  Refrain 
schlössen:  Lothringen  sei  nicht  der  Boden,  auf  dem  sich  ein  wissenschaftliche» 
Leben  entwickeln  könne.  Der  neugebildete  Vorstand  hat  sich  demgegenüber  auf 
keine  Auseinandersetzungen  eingelassen,  sondern  hat  versucht,  die  schlimmen 
Voraussagen  durch  Tatsachen  zu  widerlegen.  Schon  an»  5.  Dezember  begannen 
die  satzungsgemäß  vorgesehenen  wissenschaftlichen  Versammlungen  mit  einer 
Sitzung  im  Bezirksprädium,  in  weither  Arcliivdirektor  Dr.  Wolfram  und  Pfarrer 
Paulus  in  Puzieux  die  ersten  Vorträge  übernommen  hatten.  Die  Sitzungen  sind 
seitdem  regelmäßig  während  der  Wintermonate  fortgesetzt  worden.  Es  waren 
bis  heute  im  ganzen  166  mit  ca.  305  Vorträgen.  Hierzu  sind  schon  bald 
Sommerausflüge  getreten,  die  in  einer  Zahl  von  2—3  alljährlich  sich  bald  außer- 
ordentlicher Beliebtheit  erfreut  haben.  Sie  dienen  in  erster  Linie  dazu,  um  den 
Mitgliedern  die  Kenntnis  des  Landes  und  seiner  Denkmäler  zu  verschaffen, 
andererseits  soll  aber  auch  das  Interesse  für  die  Landesgeschichte  draußen  mehr 
und  mehr  verbreitet  werden.  Ausnahmsweise  sind  wir  auch  über  die  Grenzen 
des  l^andcs  gegangen  und  haben  in  Nennig,  Trier,  Luxemburg,  Mettlach  und 
Namur  liebenswürdige  Aufnahme  gefunden. 

Zu  den  Einzelvorträgen  sind  seit  einer  Reihe  von  Jahren  zusammenhängende 
Kurse  gekommen.  Es  sprachen  Professor  Keune  über  römische  Epigraphik, 
Professor  Dr.  Bour  über  altchristliche  Malerei,  Geheimrai  Dr.  Grotefend  über 
Chronologie  des  Mittelalters,  Professor  Dr.  DragendorlT  über  Keramik,  Professor 
Dr.  Löchske  Uber  Einfluß  der  griechischen  Kunst  auf  Rhein-  und  Mosellande. 
Professor  Dr.  Michaelis  Uber  Kunde  und  Ausgrabungen  auf  klassischem  Boden 
in  den  letzten  50  Jahren.  Archivassistent  Dr.  Giilzner  über  Heraldik.  Professor 
Dr.  Ehrenberg  über  die  Blütezeit  der  italienischen  Renaissance.  Die  Organi- 
sation der  Gesellschaft  wurde  durch  Bildung  von  Ortsgruppen  in  Saargemünd. 
Diedenhofcn  und  Saarburg  erweitert.  Eigene  Vortragsabende,  die  dort  veranstaltet 
werden,  haben  wesentlich  dazu  beigetragen,  das  Interesse  für  die  Bestrebungen 
der  Gesellschaft  in  weiteren  Kreisen  zu  wecken. 

Für  die  Sitzungen  in  Metz  ist  seit  dem  Jahre  1904  ein  eigener  Sitzungssaal 
eingerichtet  worden,  da  das  bisher  zur  Verfügung  gestellte  Sitzungszimmer  des 
Bezirkspräsidiums  nicht  mehr  ausreichte.  Die  Kosten  für  Einrichtung  und  Aus- 
stattung sind  durch  freiwillige  Beiträge  der  Mitglieder  aufgebracht  worden. 

Bald  nach  Gründung  der  Gesellschaft  haben  sich  auch  freundschaftliche 
Re/.iehungen  zu  Vereinigungen  mit  gleichen  Zielen  entwickelt.  Den  ersten 
Anlaß  gab  der  im  Jahre  1889  statt  gefundene  Besuch  des  Gesamt  vereins  der 
deutschen  Geschieht«-  und  Allertumsvereinc.  Die  Beziehungen  zu  dieser  großen 
Vereinigung    sind  durch    regelmäßige   Beschickung   der  Jahresversammlungen 


ment;  Weber,  banquier:  Dr  Wichtnann,  professeur;  D'  Zeliq/.on.  professeur; 
D'  Wolfram,  conseiller  intime  des  Archives.  Sont  encore  membres  fondateurs: 
M.  Cordcmnnn,  conseiller  intime  de  gouvernement,  et  M.  Gerdolle,  ancien  sous- 
mspecteur  des  forets,  qui,  après  avoir  démissionné  temporairement,  sont  rede- 
venus membres  da  la  Société.  Se  firent  encore  inscrire,  après  la  fondation, 
comme  membres,  les  personnes  suivantes:  MM.  Adt,  conseiller  de  commerce; 
Bcsler,  directeur  de  Lycée;  Cailloud,  conseiller  de  gouvernement;  D*  Freudenfeld, 
conseiller  supérieur  de  gouvernement;  Larue,  professeur  à  l'Ecole  supérieure; 
Lerond.  instituteur  ;  l'abbé  Paulus,  curé  de  Puzieux;  Violland,  député  au  Landes- 
ausschuss;  Wahn,  conseiller  des  travaux  publics. 

L'horoscope  dressé  pour  la  jeune  Société  ne  semblait  pas  être  très  favo- 
rable De  nombreux  avertissements  non  encourageants  affluèrent,  qui,  tous, 
finissaient  par  le  refrain:  La  Lorraine  n'est  pas  un  pays  apte  au  développement 
de  la  vie  scientifique.  Néanmoins,  le  Bureau  nouvellement  formé,  agissant  au 
nom  de  la  Société  et  dédaignant  toute  controverse  inutile,  essaya  de  réfuter  par 
des  faits  les  prédictions  conjecturales  les  plus  pessimistes.  Dès  le  5  décembre 
commencèrent  les  assemblées  scientifiques  stipulées  dans  les  statuts.  Dans  le 
cours  de  la  première  séance  organisée  à  l'hôtel  de  la  Présidence,  les  deux  pre- 
mières conférences  furent  données  par  M.  le  Dr  Wolfram  et  M.  l'abbé  Paulus. 

Depuis  la  fondation  de  la  Société,  les  séances  ont  eu  lieu  régulièrement 
pendant  les  mois  d'hiver.  Le  nombre  total  de  ces  séances  s'élève,  jusqu'aujour- 
d'hui, ù  166,  et  le  nombre  des  conférences  à  306.  L'on  ne  tarda  pas  a  recon- 
naître la  nécessité  d'organiser  aussi  des  excursions  pendant  les  mois  d'été.  Ces 
excursions,  au  nombre  de  2  à  3  par  an,  rencontrèrent  l'approbation  unanime  de 
tous  les  sociétaires. 

Ces  excursions  ont  pour  but,  en  1™  ligne,  de  faciliter  aux  sociétaires  la 
connaissance  du  pays  et  de  ses  monuments,  en  2*  ligne,  de  propager  de  plus  en 
plus  parmi  la  population  lorraine  l'intérêt  pour  l'histoire  du  pays.  Par  exception 
la  Société  a  franchi  quelquefois  les  frontières  de  la  Lorraine,  comme,  par 
exemple,  à  l'occasion  des  excursions  à  Nennig,  Trêves,  Luxembourg,  Mettlach  et 
Namur,  où  les  excursionnistes  ont  obtenu  la  réception  la  plus  cordiale. 

Depuis  un  certain  nombre  d'années  le  Bureau  a  organisé  des  cours  scien- 
tifiques composés  chacun  d'une  série  de  conférences  consécutives.  C'est  ainsi 
que  les  sociétaires  ont  eu  l'avantage  d'assister  aux  cycles  de  conférences  données 
successivement  : 

par  M.  le  professeur  Keune:  sur  l'épigraphie  romaine; 

par  M.  le  professeur  Dr  Bour  :  sur  l'art  de  la  peinture  au  début  du  christia- 
nisme ; 

par  M.  le  Dr  ürotefend,  conseiller  intime:  sur  la  chronologie  du  moyen  âge; 

par  M.  le  professeur  D'  Dragendoriï:  sur  la  science  céramique; 

par  M.  le  professeur  D'  Löschke:  sur  l'influence  exercée  par  les  arts  hellé- 
niques dans  les  bassins  du  Rhin  et  de  la  Moselle  ; 

par  M.  le  professeur  D'  Michaelis:  sur  les  trouvailles  et  fouilles  faites 
dans  les  pays  classiques  pendant  les  dernières  50  années; 

par  M.  le  professeur  Dr  Gritzner  :  sur  la  science  héraldique  ; 

par  M.  le  professeur  D'  Ehrenberg  :  sur  la  Renaissance  italienne  à  son 
apogée. 

L'organisation  de  la  Société  a  été  soumise  à  une  extension  considérable 
par  la  formation  de  groupes  locaux  dans  les  centres  principaux  de  la  Lorraine. 


;>io  - 


lebendig  geblieben.  Manche  Anregung  zu  größeren  wissenschaftlichen  Unter- 
nehmungen sämtlicher  deutscher  Geschichtsvereine.  sind  von  unserer  Gesellschaft 
ausgegangen  und  wir  dürfen  wohl  eine  Anerkennung  unserer  Bemühungen  darin 
sehen,  daß  in  diesem  Jahre  unser  Schriftführer  zum  stellvertretenden  Vor- 
sitzenden des  Gesamtvcrcins  gewählt  wurde.  Auch  mit  französischen  Gesell- 
schaften sind  freundschaftliche  Beziehungen  angeknüpft.  Insbesondere  erinnere 
ich  an  den  langjährigen  Verkehr  mit  den  Mitgliedern  der  Société  d'Archéologie 
lorraine  in  Nancy  und  die  Beschickung  des  Congrès  préhistorique  in  Autun.  Im 
Schriftenaustausch  stehen  wir  mit  172  Gesellschaften,  darunter  sind  112  deutsche, 
lf>  französische,  7  schweizerische,  10  belgische,  11  österreichische,  5  russische. 
1  portugiesische.  2  luxemburgische,  2  italienische.  3  schwedische,  1  englische. 
Auf  archäologischem  Gebiete  hat  es  sich  die  Gesellschaft  angelegen  sein 
lassen,  die  lothringische  Altertumswissenschaft  durch  Ausgrabungen  zu  för- 
dern. Ohne  auf  alle  einzelne  Kampagnen  einzugehen,  hebe  ich  nur  die  Ar- 
beiten in  Turquinpol  (Komischer  VicusJ,  St.  Ulrich  (Römische  Villa),  Saarburg 
(Mithrashciligtum),  Hullenhausen  und  Beimbach  (Gallo  -  römische  Grabfelderj. 
S.  Peterskloster  (Kirche  des  7.  Jahrhunderls),  Briquetage  in  Vic,  Marsal,  Moyenvic. 
Burthecourt  und  Salonnes  hervor.  Die  Ausgrabungen  von  Lörchingen  haben  als 
bemerkenswertes  Resultat  die  Fixierung  des  alten  Vicus  Saravi,  diejenigen  in 
Vic  und  Umgegend  die  Lösung  des  Problems  über  den  Zweck  des  Briquetage 
ergeben.  Außerordentlich  erfolgreich  und  wissenschaftlich  wertvoll  sind  sodann 
die  Ausgrabungen  des  großen  Amphitheaters,  die  Entdeckungen  in  den  Kellern 
des  Bischofspalastes  und  die  Untersuchung  der  Maren  gewesen.  Dankbar 
seien  hier  die  Namen:  Wichmann,  Welter,  Keune,  Schramm,  Fisenne,  Colbus  und 
Knilterscheidt  genannt,  die  in  selbstlosester  Weise  Zeit  und  Kraft  für  diese  Ar- 
beiten zur  Verfügung  gestellt  haben. 

Die  wichtigen  Funde,  welche  die  Ausgrabungen  zu  Tage  förderten,  sind 
dem  Metzer  Museum  zur  Verfügung  gestellt  worden  und  damit  ist  das  städtische 
Museum,  das  seit  187U  in  Dornröschenschlaf  gefallen  war,  zu  neuem  Leben 
erwacht.  Außer  der  Mertener  Säule  war  ihm  seit  fast  20  Jahren  su  gut  wie 
keine  Bereicherung  zugegangen,  Eine  Sammlung  von  Klcinaltcrtümern  existierte 
überhaupt  nicht.  Heute  sind  die  Sammlungen  so  stattlich  geworden,  daß  der 
Raum  zu  ihrer  Aufstellung  fehlt  und  Mittel  und  Wege  erwogen  werden  müssen, 
wie  man  die  köstlichen  Schätze,  die  hier  geborgen  sind,  auch  zu  würdiger  Auf- 
stellung bringt.  Wir  sind  überzeugt,  daß  die  Bedeutung  der  Sammlungen  und 
die  Schönheit  zahlreicher  Objekte  von  der  Art  sind,  daß  sich  das  Metzer  Museum 
bei  richtiger  Aufstellung  recht  wohl  zu  einer  Sehenswürdigkeit  ersten  Ranges 
nicht  nur  für  Gelehrte  (das  ist  es  schon  längst),  sundern  auch  für  die  weiteren 
Kreise  bildungseifriger  Reisender  entwickeln  wird.  Ich  nenne  hier  nur  die  herr- 
liche Isisstatue,  die  römischen  Grabmäler,  die  seltenen  Altäre,  das  Mithrasdenkmal 
und  als  einzig  in  seiner  Art  die  merowingischen  Altarschranken  aus  der  Peters- 
kirche in  Metz. 

Die  wichtigste  Errungenschaft  aber,  die  die  Gesellschaft  verzeichnen  darf, 
ist  die  Schaffung  der  festen  Stelle  eines  Museumsdireklors.    Wir  wissen  heute 


tels  que  Sarrcguemines.  Tliionville  et  Sarrebourg.  Les  conférences  ont  été 
données  dans  ces  villes,  ont  contribué  pour  une  large  part  à  provoquer,  parmi 
la  population,  un  vif  intérêt  pour  les  buts  que  poursuit  la  Société. 

Depuis  l'année  1904  la  Société  est  en  possession  d'une  salle  de  séances 
spéciale,  attendu  que  l'ancieniie  salle  à  l'hôtel  de  la  Présidence  ne  remplissait 
plus,  faute  d'espace,  le  but  pour  lequel  elle  avait  été  mise  à  la  disposition  de 
ia  Société.  Les  frais  de  mise  en  état  et  d'ameublement  de  la  nouvelle  salle 
ont  été  acquittés  au  moyen  de  cotisations  versées  volontairement  par  un  grand 
nombre  de  sociétaires. 

Peu  de  temps  après  sa  formation,  des  rapports  amicaux  s'établirent  entre 
notre  Société  <-t  d'autres  associations  analogues  poursuivant  les  mêmes  buts 
scientiliques.  ("est  ainsi  que  notre  Société  eut  la  satisfaction  de  recevoir,  en 
IBHi),  la  visite  dus  membres  de  l'Association  générale  des  Sociétés  d'histoire  et 
d'archéologie  de  l'Allemagne.  Les  rapports  avec  cette  importante  association 
ont  été  entretenus  jusqu'aujourd'hui  sans  interruption,  attendu  qu'un  délégué 
de  notre  Société  prend  part,  tous  les  ans.  aux  travaux  du  Congrès  de  ladite 
Association  De  nombreux  et  considérables  travaux  scientiliques  ont  été  entre- 
pris par  l'Association,  grâce  à  l'impulsion  donnée  par  notre  Société.  L'élection 
de  notre  Secrétaire  en  qualité  de  vice-président  de  ladite  Association  est  une 
preuve  de  la  haute  considération,  dont  jouit  notre  Société  auprès  des  autres  Sociétés 
savantes  de  l'Allemagne.  Des  relations  non  moins  cordiales  ont  été  établies 
avec  des  Sociétés  savantes  de  la  France.  Je  me  bornerai  à  mentionner  les 
relations  entretenues  de  longue  date  avec;  les  membres  de  la  Société  d'archéo- 
logie lorraine  de  Nancy,  ainsi  que  la  participation  d'un  certain  nombre  de  nos 
sociétaires  au  Congrès  préhistorique  d'Autun.  Nous  avons  organisé  un  échange 
régulier  de  publications  avec  172  Sociétés  savantes,  dont  112  de  l'Allemagne, 
15  de  la  France,  7  de  la  Suisse,  10  de  la  Belgique,  11  de  l'Autriche,  5  de  la 
Russie,  1  du  Portugal.  1  du  Luxembourg.  2  de  l'Italie,  3  de  la  Suède,  1  de 
[  Angleterre.  Sur  le  terrain  archéologique  la  Société  s'est  efforcée  de  favoriser 
l'étude  de  l'archéologie  lorraine,  en  faisant  exécuter  de  nombreuses  fouilles. 

Pour  n'en  citer  que  quelques-unes,  je  me  contenterai  de  mentionner  les 
travaux  importants  entrepris  à  Tarquimpol  (vicus  romain),  Saint-l'llrich  (villa 
romaine),  Sarrebourg  (temple  de  Mithras),  Hullenhausen  et  Beimbach  (champs 
de  sépulture  gallo-romains),  à  l'abbaye  de  Saint-Pierre  à  Metz  (église  du  7»  siècle), 
aux  briquetages  de  Vie,  Marsal,  Moyenvic,  Burthecourl  et  Salonnes. 

Les  fouilles  de  Lorquin  ont  donné  comme  résultat  remarquable  le  moyen  de 
fixer  l'emplacement  de  l'antique  Vicus  Saravi,  tandis  que  les  fouilles  de  Vie  et  des 
environs  ont  fourni  la  solution  du  problème  sur  le  but  du  briquetage.  Les 
fouilles  pratiquées  à  l'emplacement  de  l'ancien  amphitéfilrc,  les  découvertes 
faites  dans  les  caves  du  palais  épiscopal,  de  même  que  l'étude  des  mardelles 
ont  été  couronnées  de  succès  et  ont  fourni  les  résultats  scientifiques  les  plus 
précieux.  Nous  nous  plaisons  à  exprimer  ici  notre  reconnaissance  aux  érudits 
tels  que  MM.  Wichmann,  Welter,  Keune,  Schramm,  Fisenne,  Colbus  et  Knitter- 
scheid qui  ont  consacré  généreusement  tout  leur  temps  libre  à  l'étude  de  ces 
monuments  remarquables. 

Les  trouvailles  d'une  certaine  importance,  faites  dans  le  cours  de  fouilles, 
ont  été  mises  a  la  disposition  du  Musée  de  la  ville  de  Metz  qui,  engourdi  pour 
ainsi  due  depuis  1870.  obtint,  par  le  fait  même,  une  impulsion  nouvelle.  A 


-   512  - 


der  Stadt  Dank,  daß  sie  der  Anregung  der  Gesellschaft  auf  diesem  Gebiete  Folge 
gegeben  hat  und  sie  selbst  wird  es  bei  der  Persönlichkeit  des  derzeitigen  Inhabers 
nie  bereut  haben.  Den  Bemühungen  und  der  Verraittelung  der  Gesellschaft  ist 
auch  der  Kaiserliche  Befehl  zu  danken,  wonach  die  Eisenhahnverwaltung  alle 
Funde  an  das  Museum  abzugeben  hat.  So  ist  es  gelungen,  den  ganz  einzigen 
großen  Fund  von  nahezu  100  Grabdenkmälern  von  La  Horgne  in  Metz  zu  erhalten. 

Außer  den  eigenen  Ausgrabungen  hat  sich  die  Gesellschaft  auch  angelegen 
sein  lassen,  wertvolle  Altertümer,  die  aus  dem  Lande  stammen,  anzukaufen.  Ich 
erwähne  die  Münzfunde  von  Niederrentgen  (16000  Stück),  von  Lellingen,  Hohen- 
hausen und  Bust,  die  Madonnenslatue  aus  Marsal,  die  bereits  nach  Nancy  ver- 
handelt war,  die  Bischofstatue  aus  Bioncourt,  die  5G  Eisenbarren  aus  Weckers- 
weiler, die  wertvolle  Sammlung  Merciol,  die  den  Grundstock  für  die  Sammlung 
kellischer  Münzen  und  prähistorischer  Steinwerkzeuge  legte.  Von  großer  Be- 
deutung sind  endlich  die  von  Herrn  Huber  geschenkten  Sammlungen  der  Funde 
von  Buhlingen  und  dem  Herapel. 

Äußerst  wertvoll  sind  die  Geschenke  unseres  Allerhöchsten  Protektors 
Seiner  Majestät  Kaiser  Wilhelms  11.:  So  die  Festungsmodelle  von  Bitsch  und 
Diedenhofen,  die  bereits  erwähnten  ^Altarschranken  von  St.  Peter,  endlich  die 
Funde  aus  den  römischen  Villen  von  Frécourt  und  Urville. 

Auch  Seine  Königliche  Hoheit  der  Großherzog  von  Baden  erfreute  die  Ge- 
sellschaft für  lothringische  Geschichte  und  Altertumskunde  durch  Übersendung 
von  Abbildungen  der  Mithrasdenkmäler  in  Baden  und  den  vollständigen  Jahr- 
gang der  Zeitschrift  für  Geschichte  des  Oberrheins. 

Desgleichen  ließ  uns  der  Herr  Statthalter  Fürst  Hermann  zu  Hohenlohe- 
Langenburg  eine  Reihe  größerer  Publikationen,  so  über  Herrad  von  Landsberg 
und  die  elsässischen  Glasmalereien,  Uberweisen. 

Soll  ich  alle  Schenker  hier  anführen?  Es  ist  fast  unmöglich,  die  lange 
Reihe  von  Namen  hier  zu  nennen;  aber  auch  ungenannt  wissen  die  Herren, 
daß  ihnen  unsere  Dankbarkeit  alle  Zeit  bleibt. 

Außer  dem  Erwerb  beweglicher  Denkmäler  sind  auch  werlvolle  Bau- 
denkmäler aus  alter  Zeit  Eigentum  der  Gesellschaft  geworden:  So  die  Ruine 
Frauenberg  bei  Saargemünd,  die  Herr  Huber  der  Gesellschaft  für  lothringische 
Geschichte  und  Altertumskunde  geschenkt  hat;  die  Münze  in  Vit-,  deren  Ankauf 
und  Ausbau  wir  der  Unterstützung  des  Herrn  Statthalters  Fürsten  zu  Hohenlohe- 
Langenburg,  des  Bezirkstags,  der  Regierung  und  des  Landesausschusses  danken  ; 
endlich  die  Johanniterkapelle  in  Aulnois. 

Zur  Zeit  schweben  noch  weiter  Verhandlungen  wegen  Übernahme  der 
Ruine  von  Geroldseck  und  der  Reste  einer  kleinen  romanischen  Kirche  in  Vantoux. 

Ob  die  Gesellschaft  diese  Baudenkmäler,  mit  deren  Besitz  auch  die  Ehren- 
pflicht der  Erhaltung  verbunden  ist.  übernehmen  kann,  wird  davon  abhängen, 
daß  sie  gegen  pekuniäre  Überlastung  durch  die  Regierung  von  vornherein 
sicher  gestellt  wird.  Mit  dieser  Fürsorge  für  ältere  Bauwerke  habe  ich  bereits 
die  Tätigkeit  der  Gesellschaft  für  Denkmalspflege  und  lleimatsschutz  berührt. 


l'exception  de  la  colonne  de  Merten,  aucun  objet  de  valeur  n'avait  plus  été 
déposé  depuis  prés  de  20  ans.  Il  n'existait  aucune  collection  de  menues  anti- 
quités, tandis  qu'actuellement  il  a  été  formé  des  collections  tellement  bien 
fournies,  qu'il  en  est  résulté  un  manque  d'espaces  de  sorte  qu'il  y  a  lieu  de 
songer  à  préparer  un  emplacement  plus  vaste  et  plus  en  rapport  avec  les  pré- 
cieuses collections  qu'il  devra  renfermer.  Nous  sommes  persuadés  que  l'impor- 
tance des  collections  et  la  beauté  des  nombreux  objets,  dés  qu'ils  seront  installés 
avec  système  et  avec  ordre,  en  feront  une  curiosité  de  premier  ordre,  non  seule- 
ment pour  les  érudits  -ces  collections  ne  leur  sont  pas  inconnues),  mais  aussi 
pour  toute  autre  personne  tant  soit  peu  animée  du  désir  de  s'instruire.  Comme 
curiosités  incomparables  je  me  contenterai  de  signaler  la  superbe  statue  d'Isis, 
les  pierres  tombales  romaines,  plusieurs  autels  très  rares,  le  monument  de 
Milhras,  et  surtout,  comme  spécimens  uniques  en  leur  genre,  les  magnifiques 
pierres  sculptées  qui  ont  formé  autrefois  le  jubé  de  l'ancienne  église  Saint-Pierre 
à  la  citadelle  de  Metz. 

Le  résultat  le  plus  important  obtenu  par  la  Société  est,  sans  contredit,  la 
création  d'un  poste  (ixe  de  directeur  du  Musée.  Nous  savons  gré  à  l'adminis- 
tration de  la  ville  d'avoir  donné  suite  au  désir  exprimé  à  différentes  reprises  a 
ce  sujet  par  la  Société  et,  vu  la  personnalité  qui  occupe  le  poste  de  directeur 
du  Musée,  la  ville  n'en  aura  certainement  pas  de  regret.  C'est  aussi  aux  efforts 
et  ù  l'entremise  de  la  Société  qu'est  dû  l'ordre  impérial  prescrivant  que  toutes 
les  trouvailles  archéologiques  faites  par  l'administration  des  chemins  de  fer 
seront  versées  dorénavant  au  Musée  municipal.  «Test  ainsi  qu'il  a  été  possible 
de  déposer  intégralement  au  Musée  la  trouvaille  si  considérable  de  La  Borgne 
se  composant  de  prés  de  100  pierres  lumulaires. 

En  dehors  des  fouilles  pratiquées  ù  son  compte,  la  Société  s'est  efforcée 
de  se  rendre  aussi  acquéreur  des  trouvailles  faites  dans  le  reste  du  pays,  dès 
qu'elles  présentaient  quelque  valeur.  Je  me  contenterai  de  signaler  les  trouvailles 
de  monnaies  à  Niederrentgen  {1I>000  pièces),  à  Hullenhausen  et  à  Bust,  la 
madone  de  Marsal,  vendue  une  première  fois  à  Nancy,  la  statue  d'un  évèque 
à  Hioncourt,  les  ô6  saumons  de  Weckersweiler,  la  précieuse  collection  Merciol 
qui  a  formé  la  base  d'une  collection  de  monnaies  celtiques  et  d'instruments  en 
silex  de  l'époque  préhistorique. 

Enfin,  il  y  a  lieu  d'attacher  une  grande  importance  aux  collections  offertes 
par  M.  Uuber,  comprenant  les  trouvailles  de  Bouhling  et  du  Hérapel. 

Non  moins  précieux  sont  les  différents  objets  antiques  offerts  par  S.  M.  l'Em- 
pereur, tels  que  les  plans  en  relief  représentant  les  forteresses  de  Uilche  cl  de 
Thionville.  les  pierres  sculptées  qui  ont  formé  le  jubé  de  l'église  Saint-Pierre, 
les  dilTérenles  trouvailles  des  villas  romaines  de  Frécourt  et  L'rville. 

S.  A.  R.  le  grand-duc  de  Bade  a  également  honoré  la  Société,  en  lui 
faisant  parvenir  des  reproductions  photographiques  du  monument  de  Mithias  à 
Baden,  ainsi  que  la  collection  dite:  Zeitschrift  fur  Genchichtt  tirs  Oherrhtin*. 

S  A.  le  prince-Statthalter  de  Hohenlohe-Langenburg  a  offert  à  la  biblio- 
thèque de  notre  Société  une  série  de  publications  importantes,  entre  autres  la 
reproduction  de  la  magnifique  œuvre  Hort  us  deheiurum  (texte  et  planches)  de  la 
célèbre  abhesse  llerrade  de  Landsberg,  ainsi  qu'un  exemplaire  do  l'ouvrage  de 
Bobert  Bruck  sur  l'art  de  la  peinture  sur  verre  en  Alsace  du  12*  au  17e  siècle 

JiUirtmcli  A.  lie*,  f  l..mr.  «JMchiuht*  u.  Altortmiwk.,  Jahr*.  3). 


-    514  -* 


Vor  6  Jahren  wurde  seitens  des  Vorstandes  ein  Denkmalarchiv  gegründet 
Mit  der  Übertragung  der  Konservatorstelle  an   den  jetzigen  Schriftführer  ist 
dann  dieses  Arrhiv,  das  bereits  gegen  700  Abbildungen  und  Aufnahmen  zählt, 
von  der  Landesverwaltung  käuflich  übernommen  und  dem  Konservator  unter- 
stellt worden. 

Auch  die  Volkskunde  hat  in  der  Gesellschaft  Pflege  gefunden.  Schon 
in  den  ersten  Jahren  waren  von  unserem  Mitglied  Houpert  im  Saarlaie  alle 
Volkslieder  gesammelt  und  im  Jahrbuche  veröffentlicht  worden.  Sie  sind  damit 
nicht  nur  in  Lothringen  zu  neuem  Leben  erweckt  worden,  sondern  haben  in  der 
Harmonisierung  für  Männerchöre  jetzt  überall  in  Deutschland  eine  Heimstätte 
gefunden. 

Der  Sinn  für  Heimatskunde  ist  auch  in  weiteren  Kreisen  durch  die  Ver- 
anstaltung von  Ausstellungen  geweckt  worden.  Der  erste  Versuch  wurde  im 
Jahre  1889  mit  einer  Ausstellung  lothringischer  Altertümer,  die  sich  im  Privat- 
besitz befinden,  gemacht.  1890  folgte  eine  Ausstellung  von  Karten  und  Plänen 
der  Stadl  Metz,  1892  die  Ausstellung  Niederweiler  Fayencen,  1906  die  keramische 
Ausstellung,  die  noch  in  Ihrer  aller  P.rinncrung  sein  wird.  Als  Rahmen  war 
dafür  das  lothringische  Zimmer  aus  verschiedener  Zeit  gewählt  worden.  Daß 
hierbei  das  Bauernzimmer  mit  seinen  wohl  zum  ersten  Male  gezeigten  echten 
Bauerntrachten  den  grüßten  Krfolg  hatte,  dürfen  wir  mit  besonderer  Genugtuung 
verzeichnen.    Die  Zahl  der  Besucher  belief  sich  auf  8000. 

Kleinere  Ausstellungen  fanden  im  Lande  gelegentlich  unserer  Ausflöge 
statt:  so  in  Finstingcn,  in  Saarburg,  in  Vic  und  in  Forbach. 

Viel  diskutiert  wird  heute  in  gelehrten  Kreisen  die  Frage,  ob  es  angezeigt 
ist,  kleinere  Orlsmuseen  zu  gründen  oder  ihre  Rntwickelung  zu  begünstigen. 
Wir  haben  geglaubt,  uns  aus  Gründen,  deren  Rntwickelung  hier  zu  weil  führen 
würde,  für  solche  Ortsmuseen  aussprechen  zu  sollen  und  deshalb  die  Museen  in 
Saarburg  und  Diedenhofen  durch  Zuwendungen  unterstützt.  Der  Erfolg  hat  uns 
bis  heute  Recht  gegeben,  denn  der  wissenschaftliche  Eifer  der  dortigen  Mitglieder 
isl  durch  diese  örtliche  Sammlung  wesentlich  erhöht  worden.  Seit  dem  Jahre 
1903  hat  die  Gesellschaft  den  von  Herrn  Oberst  Schramm  angeregten  und  aus- 
geführten Bau  römischer  Geschütze  durch  Gewährung  der  nötigen  Mittel  unter- 
stützt. Es  ist  bekannt,  daß  diese  Rekonstruktionen  in  ganz  Deutschland  und 
weil  über  dessen  Grenzen  hinaus  Aufsehen  erregt  und  Anerkennung  gefunden 
haben.  So  sehr  es  einerseits  bedauerlich  ist,  daß  diese  in  Metz  entstandenen  und 
erdachten  Rekonstruktionen  nicht  hierselbst  bleiben  konnten  und  dadurch  dem 
Museum  ein  Anziehungspunkt  verloren  ging,  der  viele  Gelehrte  und  interessierte 
Laien  hierher  geführt  hätte,  so  erfreulich  war  es  doch,  daß  es  uns  vergönnt  war, 
durch  die  Schenkung  der  Maschinen  an  die  Saalburg  unserem  Danke  an  Seine 
Majestät  den  Kaiser,  unsem  Allerhöchsten  Protektor,  für  Übernahme  des  Pro- 
tektorates sichtbaren  Ausdruck  geben  zu  können. 

Als  Hauptziel  der  Gesellschaft  war  schon  im  Gründlingsaufruf  die  Heraus- 
gahe eines  Jahrbuchs  mit  Arbeilen  üb«*r  lothringische  Geschichte  und  Altertums- 
kunde bezeichnet  worden     Bis  jetzt  liegen  von  dieser  Publikation  19  Bände  vor 


Il  nous  est  impossible  de  donner  ici  la  nomenclature  complue  des  noms» 
de  personnes  qui  on!  fait  acte  de  générosité  envers  notre  Société.  Qu'elles 
veuillent  bien  agréer  ici  l'expression  de  la  plus  vive  reconnaissance,  dont  les 
membres  de  la  Société  leur  sont  redevables. 

En  dehors  de  l'acquisition  de  monuments  mobiles,  la  Société  s'est  aussi 
rendue  acquéreur  de  précieux  monuments  immeubles  datant  d'une  époque  ancienne, 
tels  que  les  ruines  du  rhAteau  de  Frauenberg  prés  de  Sancguemines  (don  de 
M.  Huber  a  la  Société  d'histoire  et  d'archéologie  lorraine*,  l'hôtel  de  la  Monnaie 
à  Vie,  dont  l'achat  et  la  restauration  ont  été  rendus  possibles,  grâce  aux  sub- 
ventions accordées  concurremment  par  S.  A.  le  prince-Statthalter  de  Hohenlohe- 
Langenburg,  le  Conseil  général,  le  gouvernement  et  le  Landesausschuss.  et  enlin 
la  chapelle  des  chevaliers  de  Saint-Jean  à  Aulnois. 

Actuellement  la  Société  est  encore  en  pourparlers  au  sujet  de  la  desti- 
nation à  donner  aux  ruines  de  Gcroldseck  et  aux  restes  d'une  petite  église 
romane  à  Vanloux. 

La  possession  de  ces  monuments  entraînant  l'obligation  de  leur  conser- 
vation, leur  achat  de  la  part  de  la  Société  dépendra  du  chiffre  de  la  subvention 
que  le  gouvernement  voudra  bien  accorder  à  cet  effet. 

De  ce  qui  précède,  il  résulte  que  la  Société  a  toujours  eu  à  e<eur  d'ac- 
corder ses  soins  les  plus  minutieux  aux  monuments  anciens  du  pays. 

Il  y  a  six  ans,  le  Bureau  de  la  Société  avait  décidé  la  création  d'une 
collection  spéciale  de  photographies  intéressantes  dite  Denkmalarchir  Les  fonctions 
de  conservateur  des  monuments  historiques  ayant  été  confiées  à  notre  Secrétaire, 
le  Bureau  lui  a  cédé  ladite  collection  i,7U0  photographies)  moyennant  une  indem- 
nité proportionnelle  accordée  par  le  gouvernement. 

La  Société  s'est  aussi  occupée  d'études  ethnographiques.  Dés  les  premières 
années  de  la  fondation  de  la  Société,  un  de  nos  sociétaires,  M.  Houpcrt,  s'était 
donné  la  peine  de  collectionner  et  de  publier,  dans  l'annuaire,  les  chansons  popu- 
laires répandues  dans  la  vallée  de  la  Sarre.  De  celte  façon,  elles  ont  été  tirées 
de  l'oubli,  d'autant  plus  que  leur  mélodie  ayant  été  harmonisée  pour  chœurs 
d'hommes,  elles  sont  actuellement  répandues  dans  toute  l'Allemagne. 

L'étude  de  l'histoire  régionale  et  locale  a  fait  de  grands  progrès,  griîce  ;\ 
l'organisation  d'expositions.  Le  premier  essai  a  été  fait  en  1888  par  l'exposition 
d'antiquités  lorraines  qui  se  trouvent  en  possession  de  personnes  privées.  Fn 
t890  suivit  une  exposition  de  plans  et  cartes  de  la  ville  de  Metz,  en  1892  une 
exposition  de  produits  de  faïence  provenant  de  la  fabrique  de  Nicderweiler,  et 
enfin,  en  190H,  l'exposition  de  produits  céramiques,  dont  le  souvenir  nous  est 
encore  présent,  dette  dernière  avait  surtout  pour  but  de  nous  fournir  un  spécimen 
de  l'habitation  lorraine  aux  différentes  époques  de  l'histoire. 

La  reproduction  d'un  intérieur  lorrain  à  la  campagne,  avec  les  costumes 
de  l'époque,  a  obtenu  un  immense  succès. 

Le  nombre  des  visiteurs  de  cette  exposition  a  atteint  le  chiffre  de  8000. 

De  petites  expositions  ont  aussi  été  organisées  dans  le  pays  à  l'occasion 
des  excursions  de  la  Société;  je  ne  signalerai  que  celles  de  Fénétrangc,  Sarre- 
bourg,  Vie  et  Forbach. 

Dans  le  monde  des  érudils  l'on  discute  actuellement  la  question  de  savoir, 
s'il  y  a  utilité  de  créer  de  petits  musées  locaux  et  de  favoriser  leur  développe- 
ment. Pour  des  motifs  que  nous  ne  voulons  pas  faire  valoir  en  ce  moment,  nous 

.13* 


-     51H  - 


und  wir  dürfen  mit  Genugtuung  darauf  hinweisen,  daß  sich  das  Jahrbuch  unter 
den  Publikationen  über  Provinzialgeschichte  eine  geachtete  Stellung  in  Deutsch- 
land und  in  fremden  Ländern  errungen  hat. 

Neben  dem  Jahrbuch  konnten  noch  Sonderhefte  herausgegeben  werden, 
in  denen  Arbeiten,  die  nach  Forin  oder  Inhalt  weniger  in  den  Rahmen  des 
Jahrbuchs  paßten,  Aufnahme  finden. 

Um  eine  kartographische  Unterlage  zum  Eintrag  historisch-geographischer 
Resultate  zu  erhalten,  wurden  lothringische  Orundkarten  herausgegeben,  die  jetzt 
für  den  ganzen  Bezirk  fertig  vorliegen. 

In  Aussicht  genommen  sind  noch  kunstgeschichtliche  Publikationen  und 
Herr  Dombaumeister  Schmilz  hat  uns  bereits  freundlichst  zugesagt,  daß  'die 
Publikationen  der  Metzer  Kathedralenfenster  der  Gesellschaft  Uberlassen  werden  soll. 

Bald  machte  sich  auch  die  Notwendigkeit  fühlbar,  die  zahlreichen  Quellen 
über  lothringische  Geschichte,  die  entweder  gar  nicht  oder  nur  unvollkommen 
ediert  waren,  herauszugeben.  Nach  dem  Muster  anderer  Länder  wurde  hierzu 
eine  besondere  historische  Kommission  gebildet  und  nachdem  die  Regierung, 
die  Stadl  Metz  und  der  Bezirk  Lothringen  die  nötigen  Mittel  in  einer  Höhe  von 
jährlich  3CO0  Mark  zunächst  auf  10  Jahre  bereit  gestellt  hatten,  konnte  mit  der 
Publikation  begonnen  werden.  Bis  jetzt  liegen  2  Bände  vatikanischer  Urkunden 
vor.  das  Material  für  einen  dritten  Band  ist  fast  vollständig  gesammelt,  von  den 
Chroniken  ist  ein  Band  erschienen,  für  zahlreiche  weitere  sind  die  Abschriften 
besorgt,  von  den  Bannrollen  können  wir  heute  den  ersten  Band  vorlegen, 
während  der  zweite  im  Druck  ist  und  das  Manuskript  für  2  Registerbände  fertig 
vorliegt.  Kerlig  gestellt  ist  weiter  ein  Band  der  Cahiers  de  doléances,  der  in 
wenigen  Wochen  erscheinen  wird,  und  unter  der  Presse  ist  das  Wörterbuch 
deutsch-lothringischer  Dialekte,  deren  Aufzeichnung  seinerzeit  durch  unser  Mit- 
glied Herrn  Houpcrt  angeregt  worden  war.  In  Aussicht  genommen  sind  noch 
die  Regesten  der  Metzer  Bischöfe  und  der  Benediktinerklöster,  die  Protokolle 
des  Metzer  Domkapitels  und  die  Usages  locaux. 

Daß  die  Gesellschaft  ihr  Arbeitsfeld  auf  ein  so  großes  Gebiet  ausdehnen 
konnte,  verdankt  sie  in  erster  Linie  den  pekuniären  Unterstützungen,  welche  ihr 
ständig  vom  I.andcsausschuß,  dem  Bezirkstag,  der  Stadt  Metz  und  durch  außer- 
ordentliche Zuschüsse  wiederholt  vom  Herrn  Statthalter  zu  Teil  wurden.  Auch 
dem  preußischen  Kultusministerium  sowie  der  wissenschaftlichen  Gesellschaft  in 
Slrafiburg  sind  wir  für  einmalige  Zuwendungen  zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet. 
Außerdem  bekundeten  verschiedene  Mitglieder  ihr  besonderes  Interesse  an  den 
wissenschaftlichen  Bestrebungen  der  Gesellschaft,  indem  sie  größere  Barmittel 
zur  Verfügung  stellten.  So  übernahm  unser  Vizepräsident  Herr  Huber-Saargcmünd 
einen  großen  Teil  der  Ausgrabungskosten  des  Amphitheaters,  sowie  bedeutende  Be- 
hage für  Anfertigung  von  Clichés  und  Tafeln  und  anderes  mehr.  Herr  Ueichstags- 
abgeordneter  Charles  de  Wendel,  Herr  Kommcrzienral  Müller  und  Herr  Direktor 
Röchling  bewilligten  die  nicht  unbedeutenden  Kosten  zu  einer  Arbeit  über  die 
Knt Wickelung  der  lothringischen  Eisenindustrie.  Herr  Dr.  Max  von  Jaunez  über- 
nahm auf  si-ine  Kasse  verschiedene  Ausgrabungen.    Die  Krben  des  in  Metz  ver- 


avons  cru  devoir  nous  prunonccr  pour  la  création  desdits  musées  locaux  el  c'esl 
pour  cette  raison  (|Ue  nous  avons  fait  déposer  des  objets  antiques  el  scientiliques 
aux  musées  nouvellement  créés  de  Sarrebourg  et  Thionville.  Ces  derniers  ont 
d'ailleurs  fourni  de  bons  résultats,  en  ce  sens  qu'ils  ont  stimulé  l'ardeur  scien- 
tifique des  sociétaires  de  ces  deux  villes.  Depuis  1903,  notre  Société  s'est  fait 
un  plaisir  de  favoriser  et  de  subventionner  la  construction  de  machines  de  tir 
romaines,  dont  l'idée  e*t  due  à  M.  le  colonel  Schramm.  Celte  reconstruction  a 
provoqué  la  plus  vive  sensation  dans  toute  l'Allemagne  et  au-delà  de  ses 
frontières. 

Il  est  regrettable  que  ces  machines,  reconstruites  entièrement  à  MeU, 
n'aient  pu  être  installées  au  Musée  de  Metz,  oii  elles  auraient  formé,  sans  doute, 
un  sujet  d'attraction  pour  un  grand  nombre  d'érudits  et  d'amateurs.  D'autre 
part,  nous  nous  estimons  heureux  et  très  honorés  d'avoir  eu  l'avantage  d'offrir 
ces  appareils  de  tir  à  S.  M.  l'Empereur  pour  le  Musée  de  la  Saalburg,  en  té- 
moignage de  reconnaissance  envers  Sa  Majesté  d'avoir  accepté  le  proteclorat  de 
notre  Sociélé. 

Ainsi  qu'il  est  dit  dans  l'appel  lancé  lors  de  sa  fondation,  le  principal  but 
de  la  Société  consiste  en  la  publication  d'un  annuaire  renfermant  des  éludes 
sur  l'histoire  el  l'archéologie  lorraines  Le  nombre  des  annuaires  a  atteint  jus- 
qu'ici le  chiffre  de  19;  nous  avons  pu  constater  avec  satisfaction  que  notre 
annuaire  occupe  un  rang  très  distingué  parmi  les  publications  provinciales,  lant 
de  l'Allemagne  que  de  l'étranger. 

En  dehors  de  l'annuaire,  nous  avons  fait  publier  des  ouvrages  à  part  qui, 
soit  par  leur  forme,  soit  par  leur  contenu,  n'entraient  pas  dans  le  cadre  des 
travaux  scienlifiques  renfermés  dans  l'annuaire. 

Dans  le  but  de  faciliter  aux  érudits  la  préparation  d'une  base  cartographique 
pour  l'inscription  de  résultats  historiques  et  géographiques,  la  Sociélé  a  fait  con- 
fectionne! des  cartes  dites  fondamentales  pour  toutes  les  parties  de  la  Lorraine. 

Prochainement  l'on  fera  encore  paraître  des  publications  spéciales  sur 
l'histoire  artistique  en  Lorraine  ;  comme  premier  travail  de  ce  genre  nous  rencon- 
trerons une  étude  sur  les  vitraux  de  la  Cathédrale  de  Melz  due  à  la  plume  de 
M.  Schmitz,  architecte  de  la  Cathédrale. 

Cependant  l'on  ne  larda  pas  à  reconnaître  la  nécessité  de  publier  les 
nombreux  documents  formant  les  sources  de  l'histoire  lorraine,  dont  la  plus 
grande  partie  n'avait  pas  encore  été  éditée,  ou  qui  n'avait  été  éditée  qu'impar- 
faitement A  l'instar  de  Sociétés  savantes  d'autres  pays,  le  Bureau  de  la 
Société  d'histoire  et  d'archéologie  lorraine  procéda  d'abord  à  la  formation  d'une 
commission  historique  spéciale  qui,  immédiatement,  put  se  mettre  à  l'œuvre,  vu 
que  le  gouvernement,  concurremment  avec  la  ville  de  Metz  et  le  département  de 
la  Lorraine,  venait  de  mettre  ;t  la  disposition  de  la  commission  une  subvention 
annuelle  de  3,<><K)  M  ,  payable  provisoirement  pendant  10  ans.  Ont  été  publiés 
jusqu'ici  :  deux  volumes  de  documents  extraits  des  Archives  du  Vatican  (le 
manuscrit  des  documents  formant  le  31'  volume  de  cette  collection  est  presque 
entièrement  terminé)  ;  un  volume  de  chroniques  (le  manuscrit  pour  plusieurs 
autres  volumes  de  chroniques  est  également  terminé);  le  tome  1«'  des  rôles  du 
ban  de  tréfond  îles  deuxième  et  troisième  tomes  sont  en  cours  d'impression  et 
le  manuscrit  de  deux  volumes  formant  les  tables  est  terminé);  un  volume  dos 
cahiers  de  doléances  qui  paraîtra  prochainement.  Sous  presse:  le  Dictionuairt 


-   518  - 


storhcncn  Buchbindcrmeisters  Wathiez  stifteten  1000  Mark  zur  Vornahme  von 
Ausgrabungen  in  Saaraltdorf.  Weiter  gingen  größere  Geldgeschenke  ein  von 
S.  Königl.  Hoheit  dem  Erbgroßherzog  (jetzigen  Großherzog)  von  Baden,  den 
Herren  Bischof  Fleck,  Brauereidirektor  Heckh,  Fabrikant  Moitrier,  Gutsbesitzer 
von  Boc  h.  Fräulein  Denant  und  von  einigen  ungenannten  Gönnern.  Zur  Quellen- 
publikation haben  die  Herren  Baron  de  Gargan  auf  Schloß  Preisen  und  Herr  Huber 
größere  Geldbeträge  gegeben  und  Herr  Huber  hat  außerdem  für  jeden  neu 
erscheinenden  Band  500  Mark  zugesagt. 

Zur  besseren  Förderung  der  lothringischen  Geschichte-  und  Altertums- 
forschung ist  eine  Stiftung  begründet  worden,  aus  deren  Zinsen  die  besten  Ar- 
beiten auf  dem  Gebiete  der  lothringischen  Geschichte  und  Altertumskunde  in 
deutscher  oder  französischer  Sprache  prämiiert  werden  sollen.  Als  Grundstock 
gab  Herr  Kommerzienrat  He'ster  2000  Mark.  Durch  weitere  Gaben  der  Herren 
Kommerzienrat  Adt,  Baron  de  Gargan,  Excellenz  von  Schlumberger,  Heil,  de  Brem, 
Bichard,  Schwerzler,  Lempfried,  von  Warsberg  und  einiger  anonymer  Spender 
war  der  Fonds  auf  6330  Mark  angewachsen  und  heute  kann  ich  Ihnen  die 
erfreuliche  Mitteilung  machen,  daß  uns  zum  20jährigen  Stiftungsfeste  ein  Ge- 
burtstagsgeschenk von  weiteren  6000  Mark  von  einem  ungenannten  Gesellschafte- 
mitglied  zugegangen  ist.  Auch  die  Kosten  für  Einrichtung  eines  lothringischen 
Zimmers  auf  der  Hohkönigsburg.  das  die  Gesellschaft  Seiner  Majestät  dem  Kaiser 
zum  Geschenke  angeboten  hatte,  wurden  in  Höhe  von  8000  Mark  durch  Beiträge 
einiger  Gönner  und  Mitglieder  der  Gesellschaft  gedeckt. 

Allen  Gebern  sei  auch  an  dieser  Stelle  nochmals  gedankt. 

Wenn  in  Vorstehendem  die  Tätigkeil  der  Gesellschaft  in  kurzen  Abrissen 
wiedergegeben  ist,  so  sei  es  jetzt  gestattet,  noch  Einiges  über  die  sonstigen 
Schicksale  der  Gesellschaft  zu  erwähnen. 

Die  größte  Ehrung  wurde  der  Gesellschaft  durch  die  Übernahme  des  Pro- 
tektorats seitens  Seiner  Majestät  des  Kaisers  zu  Teil.  Wie  sehr  Sc.  Majestät 
die  Interessen  unserer  Gesellschaft  wahrnimmt,  ist  in  Vorstehendem  wiederholt 
berührt  worden.  Wir  hoffen,  daß  uns  die  Gunst  und  Anerkennung  Sr.  Majestät 
auch  in  Zukunft  erhalten  bleiben  möge  und  werden  unsererseits  Alles  tun,  um 
uns  dieser  Auszeichnung  würdig  zu  erweisen. 

Der  Gründer  und  erste  Vorsitzende  unserer  Gesellschaft,  Herr  Bezirks- 
präsident Freiherr  von  Hammerstein,  schied  infolge  seiner  Berufung  als  preus- 
sischer  Staatsminister  im  Jahre  1901  von  uns.  In  der  AbschiedssiUung  vom 
1«.  Mai  1901  wurde  er  in  Anerkennung  seiner  hervorragenden  Tätigkeit  und 
Verdienste  um  unsere  Gesellschaft  /.um  Ehrenpräsidenten  ernannt.  An  seiner 
Stelle  übernahm  satzungsgemäß  der  neuernannte  Bezirkspräsident  den  Vorsitz. 

Wie  wir  das  Hinscheiden  des  Freiherrn  von  Hammerstein  lebhaft  bedauert 
haben,  so  hat  noch  ein  weiterer  Todesfall  uns  schmerzlich  getroffen  :  der  Heim- 
gang Seiner  Königlichen  Hoheit  des  Großherzogs  von  Baden.  Wie  sehr  der  Ver- 
storbene an  den  Geschicken  der  Gesellschaft  regen  Anteil  nahm,  ging  deutlich 
hervor  aus  den  zahlreichen  Sehreiben,  die  seitens  Sr  Königlichen  Hoheit  bei 
Empfang  des  Jahrbuches  dem  Vorstände  jeweils  zugegangen  sind.  Noch  manches 


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iltg  tlwiotcs  nilmuanlg-lurraiH*  dont  la  collection  et  Ja  publication  ont  été  entre- 
prises, grâce  a  l'initiative  de  M.  Houpert,  membre  fondateur  de  notre  Société. 

Seront  publiés,  en  outre,  ultérieurement  dans  la  mesure  des  moyens:  les 
analyses  des  chartes  des  évèques  de  Metz  et  des  abbayes  bénédictines;  les 
procès-verbaux  du  Chapitre  de  la  Cathédrale  de  Metz  et.  finalement,  la  collection 
des  Usages  locaux  de  la  Lorraine. 

La  Société  a  été  mise  en  état  d'entreprendre  ces  travaux  de  grande  enver- 
gure, en  première  ligne,  grâce  aux  secours  pécuniaires  qui  lui  ont  été  accordés 
a  différentes  reprises  par  le  Statthalter  d'Alsace-Lorraine,  concurremment  avec  le 
Landesausschuss,  le  Conseil  général  et  la  Ville  de  Metz,  en  deuxième  ligne.  grAcc 
aux  subventions  accordées  par  le  Ministre  des  cultes  de  Berlin,  par  l'Association 
scientifique  de  Strasbourg  et  enfin  par  un  certain  nombre  de  sociétaires,  tels 
que  M.  E.  Huber  de  Sarregnemines,  vice-président  de  la  Société,  qui  a  pris  à  sa 
charge  une  grande  partie  des  frais  occasionnés  par  les  fouilles  de  l'ancien 
amphithéâtre,  ainsi  que  les  frais  de  confection  d'un  grand  nombre  de  clichés  et 
planches  parus  dans  les  différents  annuaires.  MM.  Charles  de  Wendel,  député  au 
Reichstag,  Müller,  conseiller  de  commerce,  et  Röchling,  directeur  industriel,  ont 
accordé  les  fonds  nécessaires  pour  la  publication  d'une  étude  sur  le  développe- 
ment de  l'industrie  du  fer  en  Lorraine.  M.  Max  de  Jaunez  a  pris  à  sa  charge 
les  frais  de  différentes  fouilles  de  grande  envergure.  Les  héritiers  du  maitre- 
relicur  Wathiez  ont  mis  a  la  disposition  de  la  Société  la  somme  de  1000  M. 
pour  l'exécution  des  fouilles  a  Saaraltdorf.  Des  sommes  importantes  ont  été 
versées  à  la  caisse  de  la  Société  par:  S.  A.  R.  le  grand-duc  héritier  (actuelle- 
ment grand-duc)  de  Bade;  Mgr  Fleck,  évêque  de  Metz;  MM.  Beckh,  directeur  de 
brasserie;  Moitrier,  industriel;  de  Booch,  propriétaire;  Mlle  Denant  et,  enfin,  par 
plusieurs  bienfaiteurs  anonymes.  Four  couvrir  les  frais  de  publication  des  sources 
d'histoire,  M.  le  baron  de  Gargan,  au  château  de  Preisen,  ainsi  que  M.  Huber 
ont  fourni  d'importantes  subventions.  M.  Huber  s'est  même  engagé  à  verser  la 
somme  de  500  M.  pour  tout  nouveau  volume  de  sources  qui  paraîtra  ultérieurement. 

Dans  le  but  de  favoriser  d'une  manière  plus  intense  l'étude  de  l'histoire 
et  de  l'archéologie  lorraines,  il  a  été  créé  une  fondation,  donl  les  intérêts  seront 
employés  a  la  distribution  de  prix  en  faveur  des  meilleurs  travaux  fournis  sur 
l'histoire  et  l'archéologie  lorraines,  soit  en  langue  allemande,  soit  en  langue 
française.  M.  Heister,  conseiller  de  commerce,  a  versé  pour  ladite  fondation  la 
somme  de  2000  M.  De  nouveaux  souscripteurs,  tels  que  MM.  Adt,  conseiller  de 
commerce,  baron  de  Gargan.  S.  Exc  de  Schlumberger,  Heil,  de  Brem,  Richard, 
Schwerzler,  Lempfried.  de  Warsberg  et  plusieurs  autres  souscripteurs  anonymes 
ne  tardèrent  pas  a  se  faire  inscrire,  de  sorte  que  le  chiffre  de  la  fondation  s'éleva 
bientôt  à  6330  M.  :  aujourd'hui  j'ni  l'avantage  de  vous  faire  savoir,  qu'à  l'occasion 
du  20°  anniversaire  de  la  fondation  de  notre  Société,  un  membre  anonyme  vient 
encore  de  nous  faire  don  d'une  somme  de  6000  M.  Les  frais  occasionnés  par 
l'organisation  d'une  salle  lorraine  du  Hohkönigsburg,  offerte  à  S.  M.  l'Empereur,  se 
sont  élevés  à  la  somme  de  8000  M.  qui  a  été  couverte  exclusivement  au  moyen  de 
dons  volontaires  offerts  par  des  amis  et  des  membres  de  la  Société.  Nous  nous 
plaisons  à  reconnaître  encore  ici  la  grande  générosité  de  toutes  ces  personnes. 

Dans  ce  qui  précède,  nous  avons  essayé  de  donner  un  aperçu  succinct 
de  l'activité  de  la  Société  Qu'il  nous  soit  permis  de  signaler  encore  quelques 
autres  faits  intéressant  directement  notre  Société. 


-    520  - 


treue  Mitglied,  inancli  tüchtigen  Mitarbeiter  hat  der  Tod  im  Laufe  der  Jahre  uns 
entrissen,  so  die  Herren  Benoit,  Kraus.  Richard.  Excellenz  von  Schlumberger. 
Kiichly,  Zimmermann,  Quintard  und  noch  in  allerletzter  Zeit  haben  wir  den 
Heimgang  eines  unserer  Begründer,  des  Herrn  Kommerzicnrats  Heister,  und 
unseres  Vorstandsmitgliedes,  des  Direktors  der  Oherrealschnle  Herrn  Dr.  Wilder- 
mann, zu  beklagen  gehabt. 

Herr  Heister  hat  niemals  gefehlt,  wenn  es  galt  durch  pekuniäre  l'ntcr- 
Stützung  einen  wissenschaftlichen  Plan  zur  Ausführung  zu  bringen  und  mit  leb- 
haftem Interesse  ist  der  arbeitsüberhäufle  Mann  allezeit  unserer  Tätigkeit  gefolgt. 
Beim  Heimgang  Wildermanns  aber  beklagen  wir  einen  Mann,  der  sich  in  uner- 
müdlicher Pflichttreue  an  leitender  Stelle  als  Mitarbeiter  bewährt  hat.  der  mit 
.seltenem  Geschick  es  verstand,  sich  in  alle  wissenschaftlichen  Fragen  zu  ver- 
tiefen, auf  dessen  klugen  Rat  wir  uns  stets  verlassen  durften,  der  durch  seine 
schlichte  Art,  seinen  festen  und  männlichen  Charakter,  seine  wahre  und  tiefe 
Herzensgüte  uns  allen  mehr  als  ein  bloßer  Arbeitsgenosse,  der  uns  ein  Freund 
geworden  war. 

Seine  Durchlaucht  Fürst  Hermann  zu  Hohenlohe-Langenhurg  ist  im  Vor- 
jahre von  seiner  Stellung  als  Kaiserlicher  Statthalter  in  Elsaß-Lothringen  zurück- 
getreten. Wie  derselbe  alle  Zeit  der  Gesellschaft  ein  hilfsbereiter  Förderer  und 
Gönner  war,  geht  wohl  am  besten  aus  den  zahlreichen  Zuwendungen  hervor, 
welche  die  Gesellschaft  für  einzelne  wissenschaftliche  Unternehmungen  und  für 
größere  Ausgrabungen  von  Sr.  Durchlaucht  erhalten  hat.  F.s  wurde  deshalb 
beschlossen.  Se.  Durchlaucht  zum  Ehrenmitgliede  zu  ernennen.  Zu  unserer 
großen  Freude  nahm  Seine  Durchlaucht  die  Wahl  gerne  an. 

Zwei  langjährige  Vorstandsmitglieder,  die  Herren  Professor  Dr.  Wichmann 
und  Geheimrat  von  Daacke,  traten  aus  dem  Vorstande  aus,  der  erste  aus  Gesund- 
heilsrücksichten, Herr  von  Daacke  weil  er  seinen  Wohnsitz  verlegte.  Heide 
Herren  wurden  in  Anerkennung  ihrer  der  Gesellschaft  geleisteten  hervorragenden 
Dienste  zu  Ehrenmitgliedern  ernannt 

Die  Bemühungen  der  Gesellschaft  haben,  wie  Sic  sehen,  von  allen  Seilen 
ungeahnte  und  reiche  Unterstützung  gefunden.  In  erster  Linie  im  Lande  selbst. 
Beredter  als  alles  andere  spricht  wohl  die  Zahl  der  Mitglieder,  die  heute  auf 
940  gestiegen  ist. 

Wenn  wir  in  so  hohem  Maße  Anerkennung  und  Vertrauen  gefunden 
haben,  so  mag  die  Gesellschaft  dies  in  erster  Linie  ihrem  Wissenschaft- 
liehen  Streben  verdanken.  Heute  darf  aber  wohl  auch  hervorgehoben  werden, 
daß  sie  dem  Lande  mehr  geworden  ist.  als  ein  wissenschaftlicher  Verein  sonst 
zu  sein  pflegt. 

Auf  dem  Boden  der  Gesellschaft  haben  sich  über  alles  Trennende  hinweg 
Eingeborene  und  Eingewanderte  die  Hand  gereicht.  Das  Versprechen,  das  in 
dem  Grüudungsaiifruf  gegeben  worden  ist.  arbeiten  zu  wollen  ausschließlich  zum 
Nutzen  des  Landes,  objektiv  und  vorurteilsfrei,  es  ist  von  allen  Seiten,  von  Ein- 
geborenen und  Eingewanderten,  von  Katholiken  und  Protestanten  ehrlich  gehalten 


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1.4  Société  a  Ht"'  grandement  honorée  de  ce  que  S.  M.  l'Empereur  ait  bien 
voulu  accepter  le  protectorat,  témoignant  par  là  combien  il  porte  intérêt  aux 
travaux  de  notre  Société.  Nous  osons  espérer  que  S.  M.  nous  conservera  ses 
faveurs  et  nous,  de  notre  coté,  nous  ferons  tout  ce  qui  est  en  notre  pouvoir 
pour  nous  rendre  dignes  de  cette  distinction. 

Ayant  été  appelé  aux  fonctions  de  Ministre  de  l'intérieur  de  Prusse,  M.  le 
baron  de  Hammerstein,  président  de  la  Lorraine,  fondateur  et  premier  président 
de  notre  Société,  quitta  la  Lorraine  en  1901.  Lors  de  la  séance  d'adieux  or- 
ganisée le  16  mars  1901,  il  fut  nommé,  par  acclamation,  président  d'honneur, 
en  témoignage  de  son  activité  incomparable  et  de  ses  grands  mérites  envers 
notre  Société.  Conformément  aux  statuts,  les  fonctions  de  président  de  la  Société 
sont  remplies  par  le  nouveau  président  de  la  Lorraine. 

Nous  avons  eu  a  déplorer  la  mort  de  M.  le  baron  de  Hammerstein,  ainsi 
que  celle  de  S.  A.  IL  le  grand-duc  Kiédéric  de  Bade.  Les  lettres  si  empreintes 
de  cordialité  que  ce  dernier  nous  Faisait  parvenir  à  chaque  réception  de  notre 
annuaire  prouvent  suffisamment  combien  il  s'intéressait  aux  travaux  de  la 
Société.  La  mort  nous  a  enlevé,  en  outre,  une  série  d'autres  membres  et  colla- 
borateurs lidéles.  Nous  ne  citerons  que  les  noms:  Benoit.  Kraus.  Richard,  de 
Srhlumberger.  Kuchly,  Zimmermann.  Ouinlard  et,  il  y  a  quelques  mois.  Heister, 
conseiller  de  commerce,  membre  fondateur,  et  le  Dr.  Wildermann,  directeur  de 
l'Ecole  réale  supérieure  et  membre  du  Bureau. 

M.  Heister  ne  faisait  jamais  défaut,  des  qu'il  s'agissait  de  favoriser  pécu- 
niairement l'exécution  d'une  entreprise  scientifique;  malgré  le  peu  de  temps  dont 
il  disposait,  il  a  manifesté  sans  cesse  le  plus  vif  intérêt  pour  tous  nos  travaux. 
Kn  M.  Wildermann  nous  déplorons  la  perte  d'un  collaborateur  infatigable  qui 
savait  approfondir  avec  un  rare  talent  les  questions  scientifiques  les  plus  com- 
pliquées et  qui,  par  son  aménité,  sa  simplicité  combinée  avec  une  grande  fermeté 
de  caractère  et  une  excessive  bonté  de  cu-ur.  ne  s'était  fait  partout  que  des  amis. 

S.  A.  le  prince  de  Hohenlohe-Lnngenburg  a  résigné  l'année  dernière  ses 
fonctions  de  Statthalter  d'Alsace-Lorraine.  Tout  le  monde  sait,  combien  il  a 
favorisé  les  travaux  de  notre  Société  en  nous  fournissant  les  moyens  nécessaires 
pour  l'exécution  de  plusieurs  entreprises  scienliliques  de  grande  envergure.  En 
témoignage,  de  gratitude,  le  prince  a  été  nommé  membre  honoraire  de  la  Société. 

Deux  sociétaires  qui,  depuis  de  longues  années,  faisaient  partie  du  Bureau, 
ont  donné  leur  démission:  M  le  professeur  D'  Wichmann,  pour  raison  de  santé, 
et  M.  de  Daacke  qui  a  quitté  le  pays.  Tous  deux  ont  été  nommés  membres 
honoraires  en  reconnaissance  des  services  rendus  à  la  Société. 

Ainsi  que  nous  venons  de  l'exposer,  notre  Société  jouit  de  la  faveur  de 
toutes  les  classes  de  la  populatiun  ;  la  meilleure  preuve  en  est  dans  le  grand 
nombre  de  sociétaires,  dont  le  chiffre  s'élève  actuellement  à  ÎMO.  La  faveur  et 
la  conliance,  dont  jouit  notre  Société,  sont  basées  en  1™  ligne  sur  son  but  et  ses 
aspirations  scientifiques.  Il  est  permis  de  dire  que  notre  Société  joue  en  Lorraine 
un  rôle  plus  élevé  qu'une  association  scientitiquc  proprement  dite. 

Les  sociétaires,  tant  indigènes  qu  immigrés,  dédaignant  tout  ce  qui  pourrait 
être  de  nature  à  les  diviser,  marchent  la  main  dans  la  main  sur  l'unique  terrain 
de  la  science.  Li  promesse  e\primée  autrefois  dans  l'appel  de  fondation,  de 
travailler,  exclusivement  pour  le  plus  grand  bien  du  pays,  c'est-à-dire,  objec- 
tivement et  sans  arriére-pensée,  celle  promesse,  disons-nous,  a  été  tenue  ioyale- 


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worden.  Um  Vertrauen  haben  die  Gründer  gebeten,  im  Vertrauen  auf  den 
gesunden  Sinn  und  die  Hcimatsliebe  der  Lothringer  ist  gearbeitet  worden  und 
Vertrauen  hat  die  Gesellschaft  gefunden.  Möge  sie  im  selben  Sinne  und  Geiste 
weiter  arbeiten  alle  Zeit  !  Was  der  Vorstand  dazu  tun  kann,  wird  er  tun. 


Im  abgelaufenen  Jahre  ist  in  der  Gesellschaft  fleissig  gearbeitet  worden. 
Ks  fanden  ü  öffentliche  Sitzungen  in  Metz,  b'  in  Diedenhofen,  2  in  Saarburg, 
4  in  Saargemünd  statt.  Ausserdem  wurden  in  Merchingen  und  St.  Avold  auf 
Anregung  des  Kolonialvereins  je  eine  Sitzung  abgehalten.  Es  sprachen  die 
Herren  Graf  von  Zeppelin-Aschhaiisen,  Professor  Keune,  Dr.  Wolfram,  Dr.  Wich- 
mann, Oberst  Schramm.  Dr.  Grimme,  Dr.  Rörig-Metz.  Dr.  Anthes-Darmstadt,  Pfarrer 
Kirch-Wölferdingen,  Pfarrer  Matter-Orny.  Dr.  Kassel-Hochfelden,  Dr.  Reusclt- 
Saarhurg,  Pfarrer  Colbus-Altrip,  Dr.  Beslcr-Saargemünd,  Dr.  Weyhmann-St.  Johann, 
Rcligionslehrer  Kohn-Dicdenhofcn,  Abbe  Kflglcr-Algringen. 

Vom  5.  bis  einschl.  10.  November  sprach  Herr  Dr.  von  Bezold,  Direktor 
des  Germanischen  Nationalmuseums  in  Nürnberg,  über  die  kirchliche  Baukunst 
des  Mittelalters.  Die  Vorträge  fanden  in  der  Aula  des  Lyzeums  statt  und  waren 
stark  besucht.    An  zwei  Abenden  sprach  derselbe  Gelehrte  auch  in  Diedenhofen. 

Eine  festliche  Versammlung  fand  am  17.  Oktober  1908  zur  Erinnerung 
an  die  vor  20  Jahren  erfolgte  Gründung  der  Gesellschaft  im  großen  Stadthaus- 
saale statt.  Zugegen  waren  außer  zahlreichen  Mitgliedern  der  Gesellschaft  Ver- 
treter der  Vereinigung  deutscher  Historiker,  des  Altertumsvereins  Zabern,  der 
Gesellschaft  zur  Erhaltung  geschichtlicher  Denkmäler  in  Straßburg,  der  Metzer 
Akademie,  des  Vereins  für  Erdkunde,  des  Polytechnischen  Vereins,  des  Kunst- 
und  Kunstgewerbe-Vereins. 

Der  Vorsitzende  Graf  von  Zcppelin-Aschhauscn  erstattete  den  Bericht  über 
die  Ziele,  die  sich  die  Gesellschaft  gesteckt,  und  die  Ergebnisse,  die  sie  erreicht 
hat.  Am  Schluß  seines  Vortrages  verkündet  er.  daß  der  Vorstand  folgende  Herren 
zu  korrespondierenden  Mitgliedern  ernannt  hat  :  die  l'niversitälsprofessoren 
Dr.  Loeschke-Bonn,  Dr.  Ehrenberg-Münster,  Dr.  Ficker,  Dr.  Marlin,  Dr.  Breßlau, 
Dr.  Wiegand.  alle  in  Slraßburg,  Professor  Dr.  von  Borries,  Archivdirektor  Dr.  Winkel- 
mann,  Dr.  Forrer-Straßburg,  Professor  von  Werveke.  Begierungsrat  Huppert, 
Khrenarchitekt  Arendt-Luxemburg,  Gymnasialdircktor  Dr.  Großmann-Weißenburg, 
Geheimer  Archivrat  Dr.Grotefend-Schwerin,  Professor  Dr.  Dragendorff-Frankfurt  a.M., 
Professor  Dr.  Anthes-Dai  msladt.  Dr.  Adrien  Sitnon-Semur,  Professor  Matruchot- 
l'aris. 


Jahresbericht 


über  die  Tätigkeit  der  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  und  AlterturMunde 
vom  1.  April  1908  bis  1.  April  1909, 
erstattet  vom  Schriftführer,  Geheimen  ArcMmt  Dr.  Wolfram. 


-  523 


ment  de  part  cl  d'autre,  tant  par  les  indigènes  que  par  les  immigrés,  catholiques 
et  protestants.  Les  fondateurs  de  la  Société  ont  fait  appel  à  la  conlianec  ;  on  a 
travaillé  avec  pleine  conliance  en  le  bon  sens  des  Lorrains  et  en  l'amour  qu'ils 
professent  envers  leur  pays.  Puisse  la  Société  continuer  à  travailler  dans  le 
môme  sens  et  dans  le  même  esprit.  Le  Bureau  fera  tout  ce  qui  est  en  son 
pouvoir  pour  atteindre  ce  but. 


Compte-rendu  annuel 

sur  la  nantie  de  la  Société  d'Histoire  et  d'arebWogle  lorraine  do  r  avril  1908  an  31  mars  1909, 
préseité  i  l'assemblée  gerate  par  H.  le  Dr.  Wolfram,  eoBtelHer  lillme  des  archives  et  secré- 
taire de  la  Société. 


Dans  le  courant  de  l'exercice  écoulé,  les  travaux  de  la  Société  d'histoire 
et  «l'archéologie  lorraine  ont  été  tout  aussi  actifs  que  dans  les  exercices  précé- 
dents. La  Société  a  organisé  de  nombreuses  séances  publiques,  dont  neuf  à  Metz, 
six  à  Thionville.  deux  à  Sarrcbourg,  quatre  à  Sarregucmincs,  une  a  Morhange 
et  une  à  Saint-Avold.  au  cours  desquelles  des  conférences  scientifiques  ont  été 
données  successivement  par  MM.  le  comte  de  Zeppelin-Aschhausen,  Keune,  pro- 
fesseur et  directeur  du  Musée,  l'abbé  Kügler.  vicaire  à  Algrange.  Kohn,  professeur 
à  Thionville.  Dr.  Wolfram,  Dr,  Wiedmann,  le  colonel  Schramm,  Dr.  Grimme-Metz. 
Dr.  Antlies  à  Darmstadl,  l'abbé  Kirch,  curé  de  Welferding,  l'abbé  Matter,  curé 
d'Orny,  Dr.  Kassel  à  Hochfelden,  Dr.  Keusch  â  Sarrebourg,  l'abbé  Colbus.  curé 
à  Altrip,  Dr.  Besler  à  Sarreguemines,  Dr.  Wcyhmann  à  St.  Johann  [Saarbrücken^. 
Dr.  Hörig  à  Metz.  A  signaler  encore  le  cycle  de  conférences  du  5  au  10  no- 
vembre, données  par  M.  le  Dr.  von  Bezold,  directeur  du  Musée  national  germa- 
nique à  Nuremberg,  sur  l'architecture  religieuse  au  moyen-Age.  Ces  dernières 
conférences,  généralement  bien  suivies,  furent  données  dans  la  grande  salle  des 
fétes  du  Lycée.  Deux  conférences  furent  données,  en  outre,  par  M.  de  Rezold. 
à  Thionville  pour  les  sociétaires  de  cette  ville  et  des  environs. 

Une  assemblée  générale  a  été  convoquée  le  17  octobre  1908,  à  l'Hôtel  de 
Ville  de  Metz,  pour  la  célébration  du  vingtième  anniversaire  de  la  fondation  de 
la  Société,  à  laquelle,  en  dehors  de  nombreux  sociétaires,  assistèrent  les  délégués  : 
de  l'Association  des  historiens  allemands,  de  la  Société  d'archéologie  de  Savcrne, 
de  la  Société  pour  la  conservation  des  monuments  historiques  à  Strasbourg,  de 
l'Académie  de  Metz,  de  la  Société  de  géographie  de  la  Société  polytechnique,  de 
l'Association  des  arts  et  arts  décoratifs. 

Le  président  de  la  Société,  M  le  comte  de  Zeppelin-Aschhausen,  présenta 
a  l'assemblée  un  compte-rendu  détaillé  sur  l'activité  de  la  Société  cl  sur  les 
résultats  obtenus  depuis  sa  fondation.  Il  annonça,  entre  autres,  que  par  décision 
du  Bureau  la  dignité  de  membre  correspondant  de  la  Société  avait  été  conférée 
aux  érudits  suivants:  MM.  Dr.  Lu-schke,  professeur  de  l'Université  de  Bonn; 
Dr.  Ehrenherg,  professeur  de  l'Université  de  Munster;  Dr.  Kicker,  Dr.  Martin, 
Dr.  Dresslau,  Dr.  Wiegand,  tous  quatre  professeurs  de  l'Université  de  Strasbourg  ; 
Dr.  von  Borries,  professeur.  Dr  Winkelmann,  directeur  des  archives,  Dr.  Forrer. 
tous  trois  à  Strasbourg;  van  Werveke.  professeur.  Huppert,  conseiller  de  gou- 
vernement. Arendt,  architecte  honoraire,  tous  trois  a  Luxembourg;  Dr.  Grossmann 


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-  r>24  - 


Eine  besondere  Ehrung  wurde  unserem  Ehrenmitglied«  und  slcllvertre- 
I  enden  Vorsitzenden,  Herrn  Huber.  zu  Teil.  Die  Gesellschaft  hatte  eine  Plakette 
auf  ihn  schlagen  lassen,  die  in  großem  Format  im  Museum  Platz  linden,  in  kleinem 
Format  ihm  überreicht  werden  sollte.  Unter  dem  lebhaften  Beifall  aller  Anwe- 
senden wurde  die  große,  vom  Bildhauer  Hildebrand  ausgeführte  Erztafcl  enthüllt. 
Die  kleine  Plakette  ist  noch  nicht  nach  Wunsch  gelungen  und  wird  zur  Zeil  neu 
angefertigt. 

Den  wissenschaftlichen  Vortrag  hatte  Geheimrat  Dr.  Wolfram  über  Stand 
und  Aufgabe  der  Denkmalspllege  in  Deutschland  und  insbesondere  in  Elsaß- 
Lothringen  übernommen.  Der  Vortragende  schließt  mit  Formulierung  einer 
Resolution,  durch  welche  beim  Ministerium  der  Erlaß  eines  Gesetzes  für  Denkmals- 
pllege und  Heimatschutz  erbeten  wird.  Die  anwesenden  Vertreter  der  verschie- 
denen Vereine  schließen  sich  der  Resolution  namens  ihrer  Gesellschaften  an. 
Der  Vorstand  trat  10  Mal  zusammen,  wiederholt  fanden  außerdem  Beratungen 
einzelner  Kommissionen  statt.  Im  Sommer  wurden  2  Ausflüge  unternommen, 
der  erste,  der  sich  auf  2  Tage  erstreckte,  nach  den  Grottes  de  Han  und  nach 
N'amur,  der  zweite  nach  Pfalzburg,  wo  man  mit  den  Mitgliedern  des  Zaberner 
Allertumsvereins  zusammentraf,  um  dann  am  Nachmittag  unter  Führung  der 
Zaberner  Herren  Zabern  mit  seinem  Museum  zu  besichtigen.  Beide  Ausllüge 
waren  von  gutem  Wetter  begünstigt  und  fanden  eine  außerordentlich  starke 
Beteiligung.  In  Zabern  hatten  Herr  Buchhändler  Fuchs  und  Herr  Staatsanwalt 
Bccmelmans  Vorträge  übernommen,  in  Namur  durften  wir  uns  der  Führung  der 
Société  d'archéologie  de  Namur  erfreuen. 

An  Publikationen  erschien  Jahrbuch  XIX  in  der  Stärke  von  36  Bogen 
mit  37  Tafeln  und  zahlreichen  Textabbildungen.  Unsere  Kommission  zur  Heraus- 
gabe lothringischer  Geschichtsquellen  veröffentlichte  den  ersten  Band  der  Bann- 
rollen, herausgegeben  von  Wichmann,  und  den  ersten  Band  der  Cahiers  de 
doléances,  die  von  Dorvaux  und  Lesprand  bearbeitet  sind.  Unter  der  Presse 
befindet  sich  das  Wörterbuch  deutsch-lothringischer  Dialekte,  das  bis  zum  Buch- 
staben S  fertig  gedruckt  ist  und  im  Laufe  dieses  Jahres  erscheinen,  sowie  der 
zweite  Band  der  Bannrollen,  der  um  Pfingsten  fertig  vorliegen  wird.  In  Angriff 
genommen  ist  außer  der  Fortsetzung  der  Vatikanischen  Regesten  und  der  Chro- 
niken, ein  Dictionnaire  du  Patois  Messin,  dessen  Rearbeilung  Professor  Zéliqzon 
übernommen  hat,  sowie  die  Protokolle  des  Metzer  Domkapitels,  deren  Heraus- 
gabe Professor  Dr.  Grimme  übertragen  wurde.  Für  das  Wörterbuch  der  deutsch- 
lothringischen  Dialekte  hat  uns  das  Ministerium  besondere  Mittel  zur  Verfügung 
gestellt,  die  Publikation  der  Kapitelprotokollc  wird  dank  der  pekuniären  Beteiligung 
des  Dombauvereins  ermöglicht.  Für  die  Cahiers  de  doléances  und  die  Bannrollen 
hat  unser  Vizepräsident  Herr  Huber  in  bekannter  Liberalität  größere  Unter- 
stützungen gewährt.  Zur  Weiterführung  dieser  großen  Unternehmungen  bedarf 
es  aber  der  Erneuerung  des  Staatszuschusses,  dessen  wir  uns  10  Jahre  lang  zu 
erfreuen  hatten. 

Die  im  vergangenen  Jahre  begründete  Stiftung,  aus  deren  Zinsen  Preise 
für  die  besten  Arbeiten  über  lothringische  Geschichte  gegeben  werden  sollen,  ist 
in  erfreulicher  Weise  angewachsen.  Von  ungenannter  Seite  gingen  uns  6000  M. 
zu,  Seine  Durchlaucht  Fürst  Alfred  zu  Salm-Salrn,  sowie  Herr  Kommerzienrat 
Oswald  spendeten  je  10U)  M..  so  daß  wir  jetzt  über  ein  Kapital  von  12)700  M. 
verfügen. 


directeur  du  Lycée  de  Wissembourg  ;  Dr.  Grolefend,  conseiller  intime  des  Archives 
à  Schwerin;  Dr.  Dragendorfl*.  professeur  a  Francfort  s.  JA.  ;  Dr.  Anthes,  professeur' 
à  Darmstadt;  Dr.  Adrien  Simon  à  Semur  ;  Malrucliot,  professeur  à  Paris 

Des  honneurs  tout  particuliers  ont  été  rendus  &  M.  liuber,  membre  hono- 
raire et  vice-président  de  la  Société,  Cette  dernière  a  fait  frapper  deux  plaquettes 
en  bronze  en  l'honneur  de  M.  Huber,  Tune  en  grand  format  destinée  à  être 
installée  au  Musée,  l'autre  en  petit  format  pour  M.  Huber  lui-même.  Le  dévoile- 
ment de  la  grande  plaquette,  ceuvre  du  sculpteur  M.  Hildebrand,  eut  lieu  aux 
applaudissements  de  l'assemblée  entière.  La  petite  plaquette  qui  n'est  pas  tout 
à  fait  bien  réussie,  sera  soumise  à  quelques  modifications  ou  remaniée  entière- 
ment. Au  cours  de  cette  séance,  M.  le  Dr.  Wolfram  donna  une  conférence  sur 
la  situation  et  le  but  des  règlements  régissant  la  conservation  des  monuments 
historiques  en  Allemagne,  en  particulier  en  Alsace-Lorraine.  En  terminant,  il 
proposa  l'adoption  d'une  résolution  invitant  le  Ministère  d'Alsace-Lorraine  à  faire 
promulguer  une  loi  concernant  ta  conservation  des  monuments  historiques  en 
Alsace-Lorraine.  La  résolution  fut  appuyée  par  les  délégués  des  différentes 
Sociétés  invitées  ä  la  séance  et  adoptée  finalement  à  l'unanimité.  En  dehors  des 
nombreuses  réunions  de  Commissions,  les  membres  du  Mureau  se  sont  réunis 
dix  fois  en  séance.  Dans  le  courant  de  l'été,  la  Société  a  organisé  deux  excur- 
sions, dont  l'une  de  deux  jours  aux  grottes  de  Han  et  à  Namur,  l'autre  à  Phals- 
Iwirg  et  à  Saverne,  de  concert  avec  les  membres  de  la  Société  d'archéologie  de 
l'arrondissement  de  Saverne.  Favorisées  par  un  temps  splendide,  les  deux  excur- 
sions, auxquelles  un  grand  nombre  de  sociétaires  avaient  pris  part,  réussirent  à 
merveille.  Des  conférences  archéologiques  furent  données  à  cette  occasion,  n 
Saverne,  par  MM-  Fuchs,  libraire,  et  Beemelmans,  procureur  impérial,  à  Namur, 
par  des  membres  de  la  Société  d'archéologie  de  ladite  ville. 

En  fait  d'ouvrages  scientifiques  publiés  par  la  Société  pendant  l'exercice 
écoulé,  il  y  a  lieu  de  citer  l'annuaire  XIX,  un  fort  volume  de  ftH3  pages,  ren- 
fermant :*7  planches  et  de  nombreuses  gravures  distribuées  dans  le  texte.  La 
Commission  chargée  de  la  publication  des  documents  sur  l'histoire  lorraine  a 
fait  paraître  le  premier  tome  des  rôles  du  han  de  tréfond  fpar  M.  Wichmannj 
ainsi  que  le  premier  tome  des  cahiers  de  doléances  (par  MM.  Dorvaux  et  Lesprand). 
L'impression  du  dictionnaire  des  dialectes  allemands-lorrains  est  terminée  jusqu'à 
la  lettre  S.  L'ouvrage  complet  ainsi  que  le  deuxième  tome  des  rôles  du  ban  de 
tréfond  paraîtront  dans  le  courant  de  l'année.  Sont  en  préparation:  les  docu- 
ments du  Vatican  (suite,  les  chroniques,  le  dictionnaire  du  patois  messin  (par 
M.  le  professeur  Zéliqznn'i.  les  procès-verbaux  du  Chapitre  de  la  cathédrale  de 
Mebt  (par  M.  le  professeur  Dr.  C  rimmel.  Pour  la  publication  du  dictionnaire  des 
dialectes  allemands-lorrains,  le  Ministère  d'Alsace-Lorraine  a  alloué  une  sub- 
vention spéciale;  la  publication  des  procès-verbaux  du  Chapitre  de  la  cathédrale 
pourra  être  entreprise  grac«-  au  concours  financier  du  Dombauverein.  Suivant 
sa  générosité  habituelle,  notre  vice-président,  M.  Huber,  nous  a  alloué  d'impor- 
tantes subventions  pour  la  publication  des  cahiers  de  doléances  et  des  rùlcs  du 
ban  de  tréfond.  La  continuation  de  ces  grandes  entreprises  est  subordonnée  aux 
moyens  financiers  que  le  gouvernement  voudra  bien  mettre  de  nouveau  à  notre 
disposition,  ainsi  que  ceta  a  eu  lieu  pendant  les  dix  dernières  années.  La  fon- 
dation créée  dans  le  courant  de  l'exercice  écoulé  dans  le  but  de  distribuer  un 
ou  plusieurs  prix  en  faveur  <l.-s  meilleurs  travaux  publiés  sur  l'histoire  de  la 


-    Ô26  - 


Für  die  Hohkönigsbarg  hatte  die  Gesellschaft  die  Ausstattung  eines 
lothringischen  Zimmers  übernommen.  Dank  der  Gewährung  von  Mitteln  seitens 
unserer  Mitglieder  konnten  ohne  Belastung  der  Kasse  hervorragend  schöne  Möbel 
und  Ausstattungsstücke  aus  der  Zeit  vor  1633  mit  einem  Gesamtaufwand  von 
7930  M.  erworben  und  Seiner  MajestAt  dem  Kaiser,  unserem  Allerhöchsten 
Protektor,  übergeben  werden.  Der  Kaiser  hat  seiner  Freude  und  seiner  An- 
erkennung sowohl  dem  Vorstande  gegenüber  wie  in  öffentlicher  Kundgebung 
wiederholt  Ausdruck  gegeben.  Unseren  Mitgliedern,  welche  Geldmittel  und  Aus- 
stattungsstücke gespendet  haben,  sei  auch  an  dieser  Stelle  herzlichster  Dank 
ausgesprochen.  Es  sind  dies,  außer  einem  ungenannten  Spender,  der  die  Summe 
von  ÖO00  M.  zur  Verfügung  gestellt  hat,  die  Herren  Brauereidirektor  Beckh  (f), 
Engel,  Huber,  Moitrier  (t),  Schmitz,  Thiria,  v.  Türckc,  Welter.  Gh.  de  Wendel 
und  die  Ortsgruppe  Diedenhofen.  Die  Einrichtung  des  Zimmers  hatte  Herr 
Architekt  Heppe  übernommen,  die  Bildhauerarbeit  am  Kamin  war  von  Herrn 
Bildhauer  Kohler  ausgeführt. 

Als  ein  Unternehmen,  das  größer  ist,  als  wir  es  zunächst  angenommen 
hatten,  hat  sich  der  Ausbau  der  Münze  inVic  herausgestellt.  Die  Regierung 
hat  uns  auf  Grund  des  ersten  Kostenanschlags,  der  auch  ordnungsmäßig  geprüft 
war,  eine  Summe  von  20000  M.  zur  Verfügung  gestellt.  Leider  hat  sich  der 
Anschlag  als  durchaus  unzureichend  herausgestellt.  Die  Baukosten  belaufen  sich 
auf  eine  weit  größere  Summe.  Ein  Mitglied  hat  uns  zunächst  die  notwendigen 
Mittel  in  entgegenkommendster  Weise  als  Darlehen  zur  Verfügung  gestellt.  HolTen 
wir,  daß  es  uns  bald  gelingt,  die  Rückzahlung  zu  bewirken. 

Jedenfalls  wird  der  Bau,  der  Dank  dem  hingebenden  Eifer  des  Architekten 
Herrn  Heppe  und  unseres  Vertreters  Herrn  Lamy  trotz  aller  Schwierigkeiten,  die 
sich  uns  entgegenstellen,  bald  vollendet  sein  wird,  das  schönste  Denkmal  der 
Profanbaukunst  des  15.  Jahrhunderts  in  Elsaß-Lothringen  sein,  auf  dessen  Wieder- 
herstellung wir  mit  gerechtem  Grunde  stolz  sein  dürfen.  Hatte  unsere  Gesellschaft 
nicht  rechtzeitig  für  die  Erhaltung  gesorgt,  so  läge  heute  dieses  Kleinod  lothrin- 
gischer Baukunst  in  Trümmern.  Auch  der  Burg  Frauenberg  bei  Saargemünd 
hat  sich  die  Gesellschaft  angenommen.  Mit  Unterstützung  des  Herrn  Huber  und 
des  Ministeriums  wurden  unter  der  selbstlosen  Leitung  des  Herrn  Kommunal- 
baumeisters  Molz  in  Saargemünd  größere  Unterhaltungsarbeiten  ausgeführt. 

Zahlreiche  Geschenke  sind  uns  besonders  von  Seiten  unserer  Mitglieder 
zugegangen.  Bücher  schenkten  die  Herren  Barbé,  Goury,  Forrer,  Ilaniel.  Hertzog, 
des  Roberts,  E.  Schaub,  J.  Déchelette,  van  Wervekc,  Ehrenarchitekt  Arendt, 
Hauviller  und  Wildermann.  Orenplatten  überwiesen  uns  die  Herren  Haupt- 
lehrer Seyer  in  Dagsburg  und  Dr.  Stach  von  Goltzheim  in  Dieuze.  Herrn  Huber 
danken  wir  für  eine  neue  Schenkung  römischer  Altertümer  aus  seinen  wei  l  vollen 
•  Sammlungen,  ebenso  eine  Kollektion  von  römischen  As.  Der  Gymnasiast  Salomon 
brachte  wiederholt  Funde,  die  er  bei  den  Bauarbeiten  in  der  Stadt  mit  aufmerk- 
samem Blick  entdeckt  hatte. 


Ferner  schenkten: 


Herr  Pfarrer  Buchheit  eine  Münze; 

Herr  Polizeikommissar  Gropengiesser  einen  Belemniten  ; 

Herr  Dr.  Lücker-Pfalzburg  eine  Versteinerung  , 


Lorraine,  a  bénéficié  d'une  notable  augmentation.  La  somme  de  fiOOO  M.  a  été 
affectée  à  cette  fondation  par  un  bienfaiteur  anonyme;  de  rn^mc  S.  A.  le  prince 
Alfred  de  Salm-Salm  et  M.  Oswald,  conseiller  de  commerce,  ont  versé,  dans  le 
mémo  bat,  chacun  la  somme  de  1000  M.,  de  sorte  que  le  capital  de  cette  fon- 
dation a  atteint  actuellement  le  chiffre  respectable  de  1:1300  M. 

La  Société  s'était  chargée  de  l'ameublement  d'une  salle  lorraine  au  château 
du  Hohkönigsburg.  Grâce  au  concours  désintéressé  de  nombreux  sociétaires,  de 
jolis  meubles  de  l'époque  antérieure  à  1633  ont  pu  être  achetés  pour  la  somme 
totale  de  7930  M.  sans  grever  démesurément  la  caisse  de  la  Société.  Remise  en 
a  été  faite  à  S.  M.  l'Empereur  qui,  à  différentes  reprises,  en  a  exprimé  publique- 
ment sa  grande  satisfaction.  Que  les  bienfaiteurs  qui  nous  sont  venus  si  géné- 
reusement en  aide,  en  nous  fournissant,  soit  des  moyens  pécuniaires,  soit  des 
objets  d'ameublement,  veuillent  bien  recevoir  encore  une  fois  l'expression  de 
notre  profonde  gratitude.  Parmi  ces  généreux  bienfaiteurs,  il  y  a  lieu  de  citer, 
en  dehors  d'une  personne  anonyme  qui  nous  a  versé  la  somme  de  6000  M., 
MM.  Beckh  (fi,  Engel,  Huber,  Moitrier  (f),  Schmitz,  Thiria,  de  Türcke,  Weiter, 
Charles  de  Wendel  et  le  groupe  archéologique  local  de  Thionville.  L'installation  de  la 
salle  lorraine  avait  été  confiée  à  M.  Heppe,  architecte;  les  travaux  de  sculpture 
de  l'ancienne  cheminée  ont  été  exécutés  par  M.  Köhler,  sculpteur. 

L'entreprise  de  la  restauration  de  l'hôtel  de  la  Monnaie  à  Vie  a  pris  une 
importance  bien  supérieure  à  celle  qui  avait  été  prévue  primitivement.  Se  basant 
sur  le  premier  devis  qui  avait  été  établi,  le  Ministère  d'Alsace-Lorraine  avait 
mis  à  notre  disposition  une  subvention  de  20000  M.  Malheureusement  celte 
somme  est  loin  d'être  suffisante,  les  frais  de  construction  étant  bien  plus  élevés. 
Un  membre  de  notre  Société  a  bien  voulu  nous  faire  l'avance  de  la  somme 
encore  nécessaire.  Espérons  que  la  Société  sera  bientôt  en  état  d'opérer  le  rem- 
boursement dudit  emprunt. 

Il  y  a  aussi  lieu  d'espérer  que  la  restauration  de  l'Hôtel  de  la  Monnaie 
sera  terminée  sous  peu,  grâce  à  l'énergie  de  l'architecte,  M.  Heppe,  et  à  l'assi- 
duité de  M.  La  m  y  et  malgré  les  nombreuses  difficultés  qui  se  sont  présentées 
dans  le  cours  des  travaux.  Cet  édifice  formera,  sans  contredit,  un  des  plus 
beaux  joyaux  de  l'architecture  profane  du  lô°  siècle  en  Alsace-Lorraine,  de  la 
conservation  duquel  nous  avons  lieu  d'être  particulièrement  satisfaits.  Sans  l'in- 
tervention de  notre  Société,  ce  beau  monument  de  l'architecture  lorraine  allait 
tomber  inévitablement  on  ruine.  La  Société  s'est  également  occupée  de  la  res- 
tauration des  ruines  du  château  de  Frauenberg  prés  de  Sarreguemines.  GrAce  à 
la  générosité  de  M  Huber  et  du  Ministère,  il  a  été  possible  de  faire  exécuter 
d'importants  travaux  de  consolidation  dirigés  par  l'architecte  communal,  M.  Molz, 
de  Sarreguemines. 

De  nombreux  dons  ont  été  faits,  soit  à  la  bibliothèque,  soit  au  Musée  de 
la  Société  par  MM.  Barbé,  tioury,  Forrer,  v.  Haniel,  Herlzog,  des  Roberts, 
Dr.  R.  Schaub,  J.  Déchelette,  van  Wervekc,  Arendt,  Dr.  Hauviller,  Wildermann 
(livres),  Seyer,  instituteur  à  Dagsburg,  et  Dr.  Stach  von  Cioltzheim  à  Dieuze 
i  laques  de  cheminée).  Nous  sommes  redevables  à  M.  Huber  d'une  nouvelle  col- 
lection d'antiquités  romaines  ainsi  que  d'une  collection  de  monnaies  romaines 
(as).  M.  Salomon,  élève  du  Lycée,  a  fait  à  différentes  reprises,  au  cours  de  tra- 
vaux de  construction  dans  la  ville  de  Metz,  des  trouvailles  qu'il  a  vergées  au 
Musée  de  notre  Société. 


-  »28 


Herr  Hofphotograph  Jacobi,  ein  Bild  mil  verschiedenen  Aufnahmen  der 
llolikönigsburg  ; 

Herr  Sanitätsrat    Dr.   Melchior-Diedenhofen   den  Abguß  eines  in  einem 
Grabe  bei  Niederjeutz  gefundenen  frühchristlichen  Reliefs  : 

Herr  Glasmaler  Tliiria  eine  romanische  Wandmalerei,  die  in  Metz  gefunden 


Angekauft  wurde  die  alte  Kanzel  in  Vif,  deren  Erwerbung  un»  das 
Ministerium  durch  eine  namhafte  Subvention  erleichtert  hatte,  desgleichen  ein 
wertvoller  Fund  vorgeschichtlicher  Eisenbarren  in  Weckersweiler. 

Da  im  vergangenen  Jahre  die  Weihnachtsgabe  in  Gestalt  von  rö- 
mischen Terrasigillataschalen  grossen  Heifall  gefunden  hatte,  haben  wir  auch  in 
diesem  Winter  unsern  Mitgliedern  eine  entsprechende  Gabe  angeboten.  Die  mit 
Erlaubnis  des  Ministeriums  hergestellte  Nachbildung  der  Statuette  Kails  des 
Großen  wurde  46  Mal,  die  Nachbildungen  fränkischer  Gläser  110  Mal  verlangt. 
Einige  Glflserserien  sind  noch  verkäuflich. 

Beziehungen  zu  auswärtigen  Gesellschaften  wurden  durch  Fort- 
setzung des  Schriftenaustauschs,  der  uns  mit  176  Gesellschaften  verbindet,  auf- 
recht erhallen.  Neu  angenommen  wurde  der  Austausch  mit  dem  Franziskaner- 
Orden,  der  historischen  Gesellschaft  in  l'lrecht,  dem  Rheinischen  Verein  für 
Denkmalspflege  in  Coblenz,  der  Hedaktion  der  Vogesen-Zeitschrift  in  Straßburg 
und  der  Société  de  dialectologie  Romane  in  Rrüssel.  Durch  Mitglieder  des  Vor- 
standes war  die  Gesellschart  auf  den  Kongressen  in  Lübeck,  Scmur  und  Derlin 
vertreten. 

Die  Mitglieder  zahl  ist  im  Steigen  geblieben.  Während  wir  am 
1.  April  1908  895  Mitglieder  zählten,  wurde  am  Ende  des  Jahres  die  Zahl  1000 
erreicht.  Herr  Apotheker  Bloch,  der  das  tausendste  Mitglied  war,  stiftete  der 
Gesellschaft  100  M.  Von  den  alten  Mitgliedern  waren  3n  ausgetreten  und  10 
gestrichen.  Durch  den  Tod  erlitten  wir  leider  schwere  Verluste,  da  Männer  von 
uns  schieden,  die  fast  alle  durch  ihre  rege  Teilnahme,  wie  durch  ihre  wissen- 
schaftliche und  pekuniäre  l'nterstutzung  die  Ziele  der  Gesellschaft  wesentlich 
gefördert  hatten;  es  sind  die  Herren  Beckh.  Heister,  Houlé,  Küchly,  Luckweil, 
^uintard.  Schatz,  Schcmmcl,  Schiber,  von  Schlumberger,  Sibille,  Thia,  Wildermann 
und  Winkerl. 

Die  Einrichtung  der  Ortsgruppen  hat  sich  auch  in  diesem  Jahre  auf 
das  Beste  bewährt.  Dank  dein  Eifer  der  leitenden  Persönlichkeiten  hat  sowohl 
in  Diedenhofen  wie  in  Saarburg  und  Saargeinünd  eine  ganz  erhebliche  Zahl  gut 
besuchter  Sitzungen  stattgefunden.  Auch  fur  die  Zunahme  der  Mitglieder  ist  in 
den  Ortsgruppen  eifrig  gearbeitet  worden. 

Lieber  die  Finanzen  ist  folgendes  zu  sagen: 
Das  Konto  A  i.Gesellschaftsrechnung)  schlieft!  mit  M.  24  478,48  an  Einnahmen 


wurde. 


so  daß  wir  einen  lleberschuft  von  

verzeichnen  können. 

Hierzu  kommt  der  in  Wertpapieren  angelegte  Reserve- 
fonds mit  


M.  22  2*7.42  an  Aussahen 
M.    2  2O1.0T, 


Summa 


.  M.   :iooo.  - 
M   r.  201.0»; 


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Il  a  M  versé  en  outre: 
par  M.  l'abbé  Ruchheil,  une  pièce  de  monnaie; 

•  »  Gropengiesser.  commissaire  de  police,  une  belemnite: 
»     »  le  Dr.  Liicker-Phalsbourg,  un  objet  pétrifié; 

•  »  Jacobi,  photographe  de  la  Cour,  un  tableau  représentant  plusieurs  vues 

du  Hohkonigsburg  ; 

>     »  Dr.  Melchior,  conseiller  d'hygiène  à  Thionville.  la  copie  d'un  ancien  relief 

religieux  découvert  à  Basse-Yutz  ; 
»     ►  Thiria,  une  peinture  murale  romane  découverte  à  Metz. 

La  Société  est  devenue  propriétaire,  par  voie  d'achat  et  grâce  à  une  sub- 
vention accordée  par  le  Ministère,  d'une  ancienne  chaire  a  prêcher  à  Vie,  ainsi 
que  d'une  collection  de  saumon»  découverts  à  Weckerswcilcr. 

Le  cadeau  de  Noël  offert  l'année  dernière  sous  forme  de  vases  on  terra 
sigillata  a  trouvé  bon  accueil:  c'est  ce  qui  nous  a  décidés  à  le  renouveler  dans 
le  courant  de  l'hiver  dernier  sous  forme  de  reproduction  de  la  statuette  équestre 
dite  de  Charlemagne  :en  4«  exemplaires»  et  de  verres  mérovingiens  (en  110  séries 
de  «  verres).  Quelques  exemplaires  de  la  statuette  et  des  verres  sont  actuelle- 
ment encore  à  vendre. 

Les  relations  avec  les  Sociétés  scientifiques  de  l'Allemagne  et  de  1'F.tranger 
ont  été  continuées  principalement  au  moyen  de  l'échange  de  publications  qui. 
actuellement,  s'étend  à  17«  Sociétés  différentes.  L'échange  de  publications  a  été 
encore  adopté  tout  récemment  avec  les  Associations  suivantes  :  l'ordre  des  Fran- 
ciscains, la  Société  historique  d'Utrecht,  la  Société  rhénane  pour  la  conservation 
des  monuments  historiques  a  Coblence,  la  direction  de  la  revue  dite  «  Vogcsen- 
zcitschrift  »  a  Strasbourg,  la  Société  de  dialectologie  romane  à  Bruxelles. 

Aux  congrès  historiques  et  archéologiques  de  Lübeck,  Semur  et  Berlin, 
notre  Société  était  représentée  par  des  membres  du  Bureau. 

Le  nombre  des  sociétaires  va  toujours  en  augmentant.  A  la  date  du  1er  avril 
1908,  le  nombre  des  membres  était  de  895  ;  à  la  fin  de  la  même  année 
il  atteignait  le  chiffre  de  1000.  M.  Bloch,  pharmacien,  en  sa  qualité  de  1000«-  so- 
ciétaire, a  fait  don  à  la  Société  d'une  somme  de  100  M.  Parmi  les  anciens  so- 
ciétaires, 35  ont  donné  leur  démission  et  10  ont  été  rayés  de  la  liste  des  membres. 
La  mort  nous  a  enlevé  un  grand  nombre  de  sociétaires,  parmi  lesquels  plusieurs 
s'étaient  distingués,  tant  par  leur  zèle  que  par  leur  générosité  envers  la  Société, 
tels  que  MM  Beekh,  Heister.  Houlé,  Küchly.  Luckweil,  Quintard,  Schatz,  Sehemmel, 
Schiber.  de  Schlumberger,  Sibille,  This,  Wildermann  et  Winkert. 

La  création  de  groupes  locaux  d'histoire  et  d'archéologie  continue  à  donner 
de  bons  résultats.  Grâce  au  zèle  des  sociétaires  formant  le  Bureau  de  ces  groupes 
locaux,  il  a  été  possible  d'organiser  plusieurs  séances  bien  fréquentées  à  Thion- 
ville, Sarrcbourg  et  Sarreguemines.  Le  nombre  des  membres  de  ces  groupes 
locaux  va  également  toujours  en  augmentant. 

Nous  donnons  ci-après  un  exposé  général  de  la  situation  financière  do  la 
Société  : 

Compte  A  (Administration  de  la  Société). 

Hecettes  M.  24  478,4« 

Dépenses   >  22  277,42 

D'où  un  excédent  de  recettes  de  M     2  201,06 

Fonds  de  réserve  placé  en  titres   .     »  3000,— 

ïntii  I    ...    M.  5201,0« 

Jsdirbiich  a.  Oc»,  f.  Inlir.  Ui>xchU'ltlo  u  Alloiluinsk.,  lalir«  LS» 


-    f>3Ô  — 

Konto  B  {Quellen)  halte  incl.  des  Bestandes  aus 

dem  Vorjahre  an  Einnahmen  M.  16  998,81 

Dem  standen  an  Ausgaben  gegenüber  M.   5  8IH,- 

so  daß  ein  Restbestand  von   .  M.  11179,81  verbleibt. 

Wenn  dieser  Abschluß  zunächst  günstig  erscheint,  so  darf  doch  nicht  ver- 
gessen werden,  daß  durch  die  Zahlung  der  unter  der  Presse  befindlichen  Publi- 
kationen im  Laufe  der  nächsten  zwei  Jahre  die  verfügbare  Summe  völlig  auf- 
gebraucht wird. 

Conto  C  (Stiftung)  verfügte  über  Wertpapiere  im 

Nennwerte  von  M.   5  400,— 

Hierzu  kamen  im  Laufe  des  Jahres  an  neuen  Ein- 
nahmen  M.    S  333.50 

so  daß  zur  Zeit  der  Bestand  M.  13  733,50  beträgt. 

Die  Gesellschaft  ist  heute  sowohl  nach  der  Zahl  der  Mitglieder  wie  nach 
den  Mitteln,  über  die  sie  verfügt,  eine  der  ersten  in  Deutschland  geworden.  Das 
Resultat  erscheint  recht  befriedigend.  Aber  verhehlen  wir  uns  nicht,  daß  je 
grüßer  die  Organisation  wird,  auch  die  Anforderungen  gewaltig  wachsen.  Es  ist 
leichter,  eine  Gesellschaft  von  100  Mitgliedern  vorwärts  zu  bringen,  als  eine 
solche  von  1000  auf  der  Höhe  zu  halten.  Dem  Vorstand  allein  wird  das  un- 
möglich sein.  Er  ist  angewiesen  auf  das  Interesse  und  den  selbsttätigen 
Eifer  der  Mitglieder.  Hoffen  wir,  daß  wir  uns  auf  diese  Hilfe  alle  Zeit  ver- 
lassen können  und  daß  die  Lücken,  die  durch  dus  Ausscheiden  warmer  Freunde 
und  tätiger  Mitarbeiter  entstanden  sind,  bald  durch  den  Zuwachs  neuer  arbeits- 
freudiger Kräfte  geschlossen  werden. 


Jahresbericht 

über  die  Tätigkeit  der  Ortsgruppe  Diedenhofen  1908,9, 
erstattet  vom  Schriftführer  Prof.  Dr.  Wehmann. 


Im  Laufe  des  Berichtsjahres  1908,9  wurden  im  Bereiche  der  Ortsgruppe 
Diedenhofen  folgende  Vorträge  gehalten: 

1.  Am  3.  Mai  1908  hielt  Herr  technischer  Eisenbahnsckretär  Reipsch  im 
Hotel  Terminus  zu  Diedenhofen  einen  Vortrag  über  eine  Reise  nach  Nordafrika. 

2.  Am  7.  November  1908  hielt  Prof  Dr.  Wchmann  im  Hotel  Terminus  zu 
ilayingen  einen  Vortrag  über  das  Thema  :  »Der  Rr/.berg  bei  Aumetz  und  seine 
Bedeutung  für  François  de  Wendel  im  Anfang  des  19.  Jahrhunderls«. 

3.  u  4  Am  11.  und  12.  November  190«  hielt  Herr  Dr.  von  Bezold.  Direktor 
des  Germanischen  Nationalmuseums  in  Nürnberg,  im  alten  Rathaussaale  zu  Dieden- 
hofen 2  Vorträge  mit  Lichtbildern  über:  »Die  kirchliche  Kunst  des  Mittelalters» 
und  zwar  am  11.  November  über  Architektur,  am  12.  November  über  l'lastik 
und  Malerei. 

5.  Am  6.  Dezember  19(1«  hielt  Herr  techn.  Kisenbahnsekretar  Reipsch  im 
Versteigerungssaale  des  Bürgermeisteramts  zu  Diedenhofen  einen  Vortrag  über 
die  römischen  Funde  in  der  Cmgebung  von  Diedenhofen 


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Compte  Ii  (Sources  d'histoire'.!  y  compris  l'excédent  de  l'exercice  précédent. 

Recettes  M.  16  998.81 

Dépenses   ■     5  819,— 

D'où  un  excédent  de  recettes  de    .    .    .    M.  11  179,81 
La  situation  du  compte  B  parait  absolument  favorable.  Cependant,  il  ne 
faut  pas  perdre  de  vue  que  les  dépenses  nécessaires  pour  les  différentes  publi- 
cations de  sources  d'histoire,  actuellement  sous  presse,  absorberont,  dans  le 
courant  des  deux  prochains  exercices,  une  grande  partie  des  fonds  disponibles. 

Compte  C  (Fondation). 

Recettes  (placées  en  titres)  valeur  nominative  M.    6  400, — 

Nouvelles  recettes  effectuées  dans  le  courant  de  l'exercice  .     »    8  333,50 

Total  des  recettes    ...    M.  13733,50 

Par  le  nombre  de  ses  membres  et  par  le  chiffre  des  moyens  financiers 
dont  elle  disjtose,  la  Société  d'histoire  et  d'archéologie  lorraine  occupe  le  premier 
rang  parmi  les  Sociétés  savantes  de  l'Allemagne.  Les  résultats  qu'elle  a  obtenus 
sont  absolument  satisfaisants.  Cependant,  il  ne  faut  pas  perdre  de  vue  que  plus 
l'organisation  prend  de  l'étendue,  plus  les  exigences,  qu'exige  une  telle  organi- 
sation vont  en  augmentant.  Il  est  bien  plus  facile  de  faire  avancer  une  Société 
qui  ne  compte  que  100  membres,  que  de  maintenir  à  sa  hauteur  une  Société 
qui  en  compte  1000.  l.e  Bureau  ne  sera  capable  de  remplir  ses  multiples 
devoirs  qui  lui  sont  imposés,  qu'autant  qu'il  pourra  compter  sur  l'intérêt  toujours 
progressant  et  le  zèle  désintéressé  des  membres  de  la  Société.  Nous  exprimons 
l'espoir,  qu'en  tout  temps  nous  pourrons  compter  sur  cet  aide  qui  nous  est  si 
précieux  et  qui  remplacera  la  perte  d'amis  sinc  ères  et  de  collaborateurs  dévoués 
que  nous  avons  dû  subir  dans  le  courant  de  l'exercice  écoulé. 


Compte-rendu 

des  travaux  du  groupe  local  de  Thion ville  pendant  l'exercice  1908/09 
présenté  par  M.  le  Dr.  Wehmann,  professeur. 

Dans  le  courant  de  l'exercice  1908-09  le  groupe  local  de  Thionville  a  or- 
ganisé les  conférences  qui  suivent  ; 

1°  le  3  mai  1908,  conférence  a  l'hôtel  Terminus  de  Thionville  de  M  Heipsch, 
secrétaire-ingénieur,  sur  un  voyage  qu'il  a  fait  dans  le  nord  de  l'Afrique; 

2"  le  7  novembre  1908,  conférence  à  l'hôtel  Terminus  de  Hayange  de 
M.  le  Dr.  Wehmann,  sur  l'importance  de  la  côte  dite  •  Erzberg  »  près  d'Aumetz. 
au  point  de  vue  de  l'industrie  du  fer  créée  par  François  de  Wendel  au  com- 
mencement du  19«  siècle  ; 

3°  et  4°  les  11  et  12  novembre  1908,  conférences  accompagnées  de  projec- 
tions données  à  l'ancien  hôtel  de  ville  par  M.  le  Dr.  von  Be/old  sur  l'art  religieux 
au  moyen-Age  (architecture,  plastique  et  peinture:  ; 

5°  le  C  décembre  1908,  conférence  à  l'hôtel  de  ville  de  M.  Heipsch,  secré- 
taire-ingénieur, sur  les  trouvailles  romaines  faites  dans  les  environs  de  Thionville  ; 

M* 


—  532 


Daran  schloß  sich 

fi.  ein  Vortrag  des  Herrn  Prof.  Dr.  Wchmann  über  Ausonius,  den  Dichter 
der  Mosella. 

7.  Am  <i,  Februar  190!»  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Anthes  aas  üarmstadt  im 
alten  Rathaussaale  2u  Dicdenhofcn  einen  Vortrag  mit  Lichtbildern  Uber  >Kastell. 
Palast  und  Kirche  in  römischer  und  frühchristlicher  Zeit«. 

Im  Juni  1908  wurde  bei  den  Tagebauen  der  Firma  de  Wendel  zwischen 
Hayingen  und  Neunhäuser  ein  fränkisches  Gräberfeld  aufgedeckt.  Die  Fund- 
stücke wurden  von  Heirn  Charles  de  Wendel  dem  Metzer  Museum  überwiesen. 

Der  Bereich  der  Ortsgruppe  Diedenhofen.  welcher  bisher  die  beiden  Kreise 
Diedenhofen-Ost  und  Diedenhofen-West  umfaßt  hatte,  ist  auf  Grund  eines  Be- 
schlusses des  Vorstandes  der  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde vom  10.  März  1909  auf  den  Kreis  Diedenhofen-Ost  beschränkt 
worden.  Infolgedessen  zählt  die  Ortsgruppe  Diedenhofen.  deren  Mitgliederzalil 
bereits  auf  annähernd  160  gestiegen  war.  nur  noch  etwa  10U  Mitglieder 


Jahresbericht 

über  die  Tätigkeit  der  Ortsgruppe  Saarburg  1908-09 
erstaltet  durch  den  Vorsitzenden  Gymnasialdirektor  Dr.  ReuBCh. 

Im  Geschäftsjahr  1908-0»  wurden  »  Vorstandssitzungen  und  S  Haupt- 
versammlungen abgehalten.  Die  Mitgliederzahl  betrug  am  1.  Februar  1909  in 
Saarburg  4H,  im  Kreise  34,  zusammen  82  gegen  71  im  vorhergehenden  Jahre. 

Auf  Veranlassung  und  Betreiben  der  Ortsgruppe  wurde  an  der  Bürger- 
meisterei eine  Gedenktafel  angebracht  zur  Erinnerung  an  den  Aufenthalt  des 
Kronprinzen  Friedrich  Wilhelm  im  August  1870.  Die  Bemühungen  der  Ortsgruppe 
um  Klassierung  der  Türme  und  Mauern  waren  nur  teilweise  von  Erfolg;  die 
Beste  am  Freiheitsplatz  sind  klassiert  worden,  die  übrigen  Türme  am  Nordgraben 
nicht;  sie  sind  zum  Abbruch  bestimmt  und  hätten  doch,  wenn  sie  erhalten 
blieben,  eine  Zierde  der  neu  zu  schaffenden  Anlagen  bilden  können,  um  welche 
manche  Stadt  Saarburg  beneiden  würde. 

Die  Ixikalsammlung  hat  sich  auch  in  diesem  Jahre  durch  Geschenke  und 
Funde  bedeutend  vermehrt.  Es  tritt  immer  mehr  zu  Tage,  wie  gerade  durch 
diese  Sammelstelle  eine  große  Reihe  wichtiger  Altertümer  für  die  Forschung 
gerettet  wird,  welche  sonst  dem  sicheren  Untergänge  anheimgefallen  wäre.  Der 
Katalog  weist  eine  Vermehrung  um  107  Nummern  auf.  Hervorzuheben  sind 
daraus  die  römischen  Funde  bei  den  Neubauten  der  Herren  Lieser,  Rauhol/.er 
und  Klcin-Nassny.  Die  Münzsammlung  zählt  jetzt  f>53  Stück  ;  darunter  sind  28 
romische  Münzen,  welche  vom  Hauptvercin  Metz  der  Ortsgruppe  zur  Ausstellung 
übergeben  wurden. 

Da  der  frühere  Raum  für  die  Sammlung  nicht  mehr  ausreichte,  so  hat  der 
Gemeinderat  der  Ortsgruppe  4  Zimmer  in  der  Gendarmerie  zur  Verfügung  gestellt. 


-  533 


fi°  le  même  jour,  conférence  de  M.  le  Dr.  Weltmann  sur  Ausonius,  auteur 
du  poème  «  Mosella  »  ; 

7°  le  6  février  1909,  conférence  donnée  a  l'ancien  hôtel  de  ville  par  M.  le 
professeur  Dr.  Anthes.  sur  le  castellum  et  le  palatium  et  les  édifices  religieux  à 
l'époque  romaine  et  au  début  du  christianisme  (avec  projections). 

Dans  le  courant  du  mois  de  juin  1908  des  ouvriers  occupés  dans  les  mines 
à  ciel  ouvert  de  la  maison  de  Wendel  ont  découvert,  entre  Hayange  et  Neufchef, 
l'emplacement  d'un  ancien  cimetière  de  l'époque  franqoe.  M.  Charles  de  Wendel 
a  fait  déposer  les  trouvailles  au  Musée  de  Metz. 

Kn  vertu  d'une  décision  prise  par  le  Bureau  de  la  Société  d'histoire  et 
d'archéologie  lorraine,  le  10  mars  1909,  l'étendue  du  groupe  local  de  Thionville 
qui  comprenait  les  deux  arrondissements  de  Thionville-Est  et  Thionville-Ouesl, 
a  été  limitée,  à  partir  de  celte  date,  au  seul  arrondissement  de  Thionville-Est. 
Par  conséquent,  le  nombre  des  membres  de  ce  groupe,  qui  autrefois  s'élevait  à 
lfiO,  a  été  réduit  à  100. 


Compte-rendu 

des  travaux  du  groupe  local  de  Sarrebourg  pendant  l'exercice  1908/09, 
présenté  par  M.  le  Dr.  Reusen,  directeur  du  Lycée. 

Dans  le  courant  de  l'exercice  1908-09,  les  membres  du  groupe  local  de 
Sarrebourg  se  sont  réunis  en  séance  trois  fois,  les  membres  du  Bureau  cinq  fois. 
Le  1er  février  1909,  le  nombre  des  sociétaires  était  de  48  [Sarrebourg- ville)  et 
34  (Sarrebourg- arrondissement),  ce  qui  donne  un  total  de  82;  dans  l'exercice 
précédent  ce  chiffre  ne  s'élevait  qu'à  71. 

Grâce  h  l'initiative  du  groupe  local,  une  plaque  commémorative  a  été  ap- 
pliquée à  la  façade  de  l'hôtel  de  ville  de  Sarrebourg,  en  souvenir  du  séjour  qu'y 
a  fait  le  prince  impérial  Frédéric-Guillaume  au  mois  d'août  1870.  Les  démarches 
qu'a  faites  le  groupe  local  en  vue  de  la  conservation  et  du  classement  des  tours 
et  des  anciens  murs  des  fortifications  de  Sarrebourg  n'ont  été  couronnées  de 
succès  qu'en  partie.  Le  Ministère  n'a  fait  classer  que  les  restes  qui  s'élèvent 
sur  la  «  place  de  la  Liberté  ».  et  non  pas  les  autres  lours  longeant  le  fossé  du 
Nord.  Ces  dernières  vont  être  démolies,  sans  qu'il  soit  possible  de  les  sauver. 
Elles  formeraient  cependant  un  magnifique  décor  pour  les  nouvelles  promenades 
qui  vont  être  établies  à  Sarrebourg. 

Le  Musée  du  groupe  local  a  été  augmenté  d'une  série  d'objets  antiques 
provenant  de  dons  et  de  trouvailles.  On  reconnaît  de  plus  en  plus  l'utilité  de  la 
création  d'un  musée  local,  dans  lequel  on  s'habitue  à  déposer  quantité  d'anti- 
quités importantes  qui,  autrement,  seraient  certainement  perdues  au  détriment 
de  la  science.  Le  catalogue  constate  une  augmentation  de  107  nouveaux  numéros, 
parmi  lesquels  il  y  a  lieu  de  citer  les  trouvailles  romaines  faites  lors  de  la 
construction  des  maisons  Lieser,  Banholzer  et  Klein-Nassoy. 

La  collection  des  monnaies  renferme  actuellement  663  pièces,  parmi  lesquelles 
280  monnaies  romaines  cédées  gratuitement  par  le  Bureau  de  la  Société  de  Metz. 

L'ancien  local  du  Musée  étant  devenu  trop  exigu,  le  Conseil  municipal  a 
bien  voulu  mettre  à  notre  disposition  un  nouveau  local,  composé  de  4  pièces, 


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-    534  - 


Durch  Anschaffung  eines  Schaupultes  ist  es  möglich  geworden,  wenigstens  für 
einen  Teil  der  Fundstücke  eine  zweckmäßige  Ausstellung  zu  veranstalten. 

Die  Ortsgruppe  beteiligte  sich  an  dem  gemeinsamen  Ausflüge  der  Gesellschaft 
nach  Pfalzburg  und  Zabern.  Bei  dieser  Gelegenheit  wurden  engere  Beziehungen 
zu  dem  neu  entstandenen  Naehbarvercin  in  Zabern  wenigstens  angebahnt. 

Am  26.  November  hielt  Herr  Dr.  Kassel  aus  Hochfelden  einen  Vortrag 
über  »Das  Volkslied  im  Elsaß  mit  Textproben  und  Melodieen«.  am  14.  Januar 
Dr.  Reusch  über  »Alt-Saarburg«. 

Von  den  Vorstandsmitgliedern  starb  Herr  Erzpriester  Küchly,  Herr  Oberst- 
leutnant Boedicker  wurde  versetzt.  Die  Neuwahl  in  der  Hauptversammlung  vom 
14.  Januar  hatte  folgendes  Ergebnis: 

1.  Gymnasialdirektor  Dr.  Reusch,  Vorsitzender. 

2.  Erzpriester  Dupont,  stellvertretender  Vorsitzender, 

3.  Hauptzollamtsrendant  a.  D.  Laubis,  Schriftführer, 

4.  Notar  Köhren,  Schatzmeister, 

5.  Hauptmann  Maas,  Beisitzer. 


über  die  Tätigkeit  der  Ortsgruppe  Saargemünd  lîK)8/0t> 
erstattet  vom  Vorsitzenden  Gymnasialdirektor  Bealer. 

Die  Ortsgruppe  trat  in  das  Vereinsjahr  1908  mit  einer  Zahl  von  50  Mit- 
gliedern ein;  ausgeschieden  sind  im  Laufe  des  Jahres  5,  neu  eingetreten  12  Mit- 
glieder, so  daß  der  Bestand  am  Ende  des  Vereinsjahres  190K  die  Zahl  von 
57  Mitgliedern  erreicht  hat.  unter  denen  sich  10  auswärtige  befinden,  die  dem 
Kreise  Saargemünd  und  der  Stadt  Saaralben  angehören. 

Der  Vorstand  bestand  aus  den  Herren  : 

I.  Vorsitzenden  Professor  Dr.  Großmann. 

II.  Vorsitzenden  Fabrikbesitzer  Emil  Huber, 
Schatzmeister  Kaufmann  und  Bezirkstagsmitglied  E.  Jeanty. 

An  Stelle  des  I.  Vorsitzenden,  der  als  Direktor  des  Gymnasiums  nach 
Weißenburg  versetzt  worden  ist,  wurde  in  der  Mitgliederversammlung  vom 
29.  Juli  1908  Gymnasialdirektor  Besler  zum  Vorsitzenden  der  Ortsgruppe  gewählt 
und  Herr  Gymnasialoberlehrer  Dr.  Bosenkränzer  zum  Schriftführer. 

Die  Herren  Huber  und  Großmann  wurden  am  4.  November  1!N)8  in  der 
Mitgliederversammlung  wegen  ihrer  hervorragenden  Verdienste  um  die  Erforschung 
der  Geschichte  Saargemünds  und  seiner  Umgebung  und  um  die  Leitung  der  Orts- 
gruppe zu  Ehrenmitgliedern  der  Ortsgruppe  Saargemünd  einstimmig  ernannt. 

In  der  Hauptversammlung  der  Gesellschaft,  die  am  17.  Oktober  1908  zur 
Erinnerung  an  ihr  20jähriges  Bestehen  in  dem  festlich  geschmückten  großen 
Saale  des  Stadlhauses  in  Metz  stattfand,  wurde  Herrn  Huber  eine  von  dem  Bild- 
hauer Otto  Hildebrand  in  Metz  angefertigte  Bronze-Plakette  als  Zeichen  dankbarer 
Anerkennung  der  großen  Verdienste  des  ersteren  um  die  Gesellschaft  von  dem 


Vorsitzenden  derselben  überreicht.  Das  Original  derPlakette.  welches  das  Brustbild  des 
freigebigen  Forschers  zeigt,  hat  im  Metzer  Museum  einen  würdigen  Plalz  erhalten. 


Jahresbericht 


-    535  — 

dans  l'ancienne  gendarmerie.  Une  armoire  spéciale  a  été  achetée,  et  il  a  été 
possible  d'y  loger  convenablement  une  partie  des  objets. 

Le  groupe  local  a  pris  part  à  l'excursion  à  Phalsbourg  et  Saverne  orga- 
nisée par  la  Société  d'histoire  et  d'archéologie  lorraine.  A  cette  occasion,  des 
relations  scientifiques  ont  été  établies  avec  la  Société  d'histoire  de  l'arrondisse- 
ment de  Saverne. 

Le  26  novembre  190H,  M.  le  Dr.  Kassel  de  Hochfelden  a  donné  une  con- 
férence sur  la  chanson  populaire  en  Alsace  (texte  et  mélodie)  ;  le  14  janvier  1909 
une  autre  conférence  a  été  donnée  par  M.  le  Dr.  Reusch,-  sur  l'ancien  Sarrcbourg. 

Parmi  les  membres  du  Bureau  du  groupe  local,  M.  le  chanoine  Küchly, 
archiprôtre,  est  décédé  et  M.  Bödicker,  lieutenant-colonel,  a  été  transféré  ailleurs. 
D'après  le  résultat  de  l'élection  du  14  janvier,  voici  la  composition  actuelle  du 
Bureau  : 

1»  Président:  M.  le  Dr.  Reusch,  directeur  du  lycée; 
2°  Vice-président:  M.  le  chanoine  Dupont,  archiprètre; 
3*  Secrétaire:  M.  Laubis,  ancien  receveur  principal; 
4»  Trésorier  :  M.  Köhren,  notaire  ; 
n°  Assesseur  :  M.  Maas,  capitaine. 


Compte-rendu 

dos  travaux  du  groupe  local  de  Sarrejruemines  pendant  1'exerciee  190H/09, 

présenté  par  M.  le  Dr.  Besler. 

Au  commencement  de  l'exercice,  le  nombre  des  sociétaires  formant  le 
groupe  local  s'élevait  à  50.  Dans  le  courant  de  l'exercice,  il  y  a  eu  cinq  démis- 
sions et  douze  demandes  d'admission,  de  sorte  qu'à  la  fin  de  l'exercice  1908-09, 
l'effectif  du  groupe  local  se  composait  de  57  membres,  dont  10  domiciliés  hors 
Sarreguemines. 

Le  Bureau  du  groupe  local  était  constitué  ainsi  qu'il  suit  : 
Président:  M.  le  professeur  Dr.  Grossmann; 
Vice-président:  M.  E.  Huber,  manufacturier; 
Trésorier:  M.  E.  Jeanty,  négociant  et  conseiller  général. 

M.  le  Dr.  Grossmann  ayant  été  transféré  à  Wissembourg  en  qualité  de 
directeur  du  lycée  de  cette  ville,  M.  Besler,  directeur  du  lycée  de  Sarreguemines. 
fut  investi,  lors  de  l'assemblée  du  29  juillet  1908,  des  fonctions  de  président  et 
M.  le  professeur  Dr.  Rosenkränzer  de  celles  de  secrétaire  du  groupe  local. 

Lors  de  la  séance  du  4  novembre  1908,  MM.  Huber  et  Grossmann  ont  été 
élus,  par  acclamation,  membres  honoraires  du  groupe  local,  en  témoignage  de 
gratitude  pour  les  grands  mérites  acquis  par  ces  deux  érudits  au  point  de  vue 
de  l'étude  de  l'histoire  de  Sarreguemines  et  de  ses  environs. 

A  l'occasion  de  l'assemblée  générale  organisée  le  17  octobre  1908  à  l'hôtel 
de  ville  de  Metz  pour  la  célébration  du  vingtième  anniversaire  de  la  fondation 
de  la  Société  d'histoire  et  d'archéologie  lorraine,  le  président  de  ladite  Société 
a  offert  à  M.  Huber  une  plaquette  en  bronze.  <euvre  du  sculpteur  M.  Hildebrand  à 
Metz,  représentant  l'effigie  du  si  généreux  M.  Huber.  L'original  de  ladite  plaquette 
a  été  installé  au  Musée  de  Metz. 


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Ô36  - 


Die  Verhandlungen,  betreffend  Uebernahme  und  Herrichlung  des  Burg- 
plat7.es  seitens  der  Stadt  Saargemünd,  waren  bereits  mit  der  Eisenbahndireklion  zu 
Ende  geführt  worden.  Danach  hatte  die  Stadtverwaltung  von  der  Verwaltung 
der  Reichseisenbahnen  den  Rurgplatz  auf  die  Dauer  von  99  Jahren  gegen  eine 
jährliche  Anerkennungsgebühr  von  1  Mark  übernommen.  Da  auch  die  Verhand- 
lungen mit  dem  Unternehmer  günstig  verlaufen  waren,  so  stand  den  Wieder- 
herslellungsarbeiten  am  alten  F.ingangstore  und  an  dem  anliegenden  Flanken- 
turmc,  sowie  dem  Aufbau  des  Zingels  oder  der  Mauerumgürtung,  wofür  von 
Herrn  Hober  und  der  Stadtverwaltung  je  1000  Mark  bereitwilligst  zur  Verfügung 
gestellt  worden  waren,  nichts  mehr  im  Wege.  Die  schon  im  Herbst  1908  be- 
gonnenen Arbeiten  sollten  mit  Eintritt  des  Frühjahrs  fortgesetzt  werden.  Leider 
hat  die  Eisenbahndirektion  durch  Schreiben  ihre  Erklärung  zurückgezogen. 
Hoffentlich  gelingt  es  dem  Eintreten  des  Gesamtvorslandes  und  insbesondere 
des  Herrn  Vorsitzenden,  das  schone  gemeinnützige  Werk  doch  noch  zur  Ausführung 
zu  bringen. 

Die  Wiederherstellungsarbeiten  an  den  schadhaften  Fensterpfeilern  der 
Ruine  Frauenburg  sind  nach  dem  Entwürfe  und  Kostenanschlage  des  Herrn 
Komuiunalbaumeisters  Molz  unter  dessen  Leitung  zu  Ende  geführt  worden.  Herrn 
Molz  wurde  für  die  freundlichst  übernommene  Ausführung  und  Leitung  der 
Arbeiten  von  dem  Vorstande  der  Gesellschaft  in  anerkennenswerter  Weise  Dank 
abgestattet. 

Iber  Ausdehnung  und  Refugnisse  der  Ortsgruppen  wurden  in  der  Vorslands- 
sitzung  vom  10.  März  1909  in  Metz  endgültige  Restimmungen  getroffen. 

Es  wurden  in  dem  Vereinsjahre  3  Mitgliederversammlungen  abgehalten, 
und  zwar  am  29.  Juli  und  am  4.  November  1908  und  am  23.  März  1909. 

Vortrage  wurden  gehalten: 

1.  am  4.  November  1908  über  »Markt-  und  Stadtrechl  im  Mittelalter. 
Weichbild  und  Marktzeichen  mit  Reziehung  auf  Saargemünd  und  einige  andere 
lothringische  Städte«  vom  Vorsitzenden  (in  der  Mitgliederversammlung)  ; 

2.  am  »>.  Dezember  1908  über  »Die  Herzoglich  Lothringische  Handels- 
kompagnie (1720—1725),  ein  Reilrag  zur  Geschichte  der  Finanzwirtschaft  und  des 
Rörsenwesens  im  Zeilalter  John  Laws«  von  dem  Assistenten  der  Handelskammer 
in  St.  Johann  a.  d.  Saar,  Herrn  Dr.  Weyhmann  (öffentlich)  ; 

.'1.  am  14.  Februar  1909  über  den  »Milhraskult,  II.  Teil:  Mithras  und 
Christus«  von  Herrn  Gymnasialdirektor  Dr.  Reusch  in  Saarburg  i  L.  ^öffentlich)  ; 

4.  am  23.  März  1909  über  das  »Saargemünder  Stadtwappen«  vom  Vor- 
sitzenden (in  der  Hauptversammlung). 

An  dem  vom  Vorstände  der  Gesellschaft  am  9.  August  1908  veranstalteten 
Ausflüge  nach  Pfalzburg  zur  Resichtigung  der  Ausgrabungen  am  Schlosse  des 
Pfalzgrafen  Georg  Hans  von  Vcldenz-Lützelstein  beteiligten  sich  einige  Mitglieder 
der  Ortsgruppe. 

Die  öffentlichen  Vorträge  fanden  im  Rathaussaale  statt,  der  bereitwilligst 
und  unentgeltlich  zur  Verfügung  gestellt  worden  war,  wofür  auch  an  dieser 
Stelle  der  Stadlverwallung  der  Dank  der  Ortsgruppe  ausgesprochen  sei. 


-    537  - 


Les  pourparlers  relatifs  à  la  mise  en  état  et  à  l'embellissement  de  la  place 
du  Château  sont  terminés.  Il  a  été  convenu  que  l'administration  des  chemins  du 
fer  céderait  ladite  place  à  la  municipalité  de  Sarregucmines  moyennant  bail 
emphytéotique  de  99  ans,  stipulant  une  redevance  annuelle  d'un  Mark.  Les  pour- 
parlers avec  l'entrepreneur  relatifs  aux  travaux  de  restauration  à  exécuter  à  la 
porte  d'entrée,  à  la  tour  adjacente  et  au  mur  de  ceinture  sont  également  en 
bonne  voie,  d'autant  plus  que  M.  Huber  et  le  Conseil  municipal  ont  bien  voulu 
allouer  une  subvention  de  1000  M.  chacun.  Les  travaux  ont  été  commencés  dés 
l'automne  dernier  et  l'on  espérait  pouvoir  les  achever  dans  le  courant  du  prin- 
temps. Malheureusement,  l'administration  des  chemins  de  fer  a  cru  devoir  retirer 
l'autorisation  donnée  primitivement,  de  sorte  que  l'on  s'est  vu  obligé  d'inter- 
rompre les  travaux  commencé*!.  Il  y  a  lieu  d'espérer  que  ladite  administration 
reviendra  sur  sa  décision  et  facilitera  l'exécution  d'un  projet  désiré  si  ardemment. 

Les  travaux  de  consolidation  exécutés  à  l'emplacement  des  ruines  de 
Frauenberg  ont  été  exécutés  conformément  au  devis  établi  par  M.  Molz,  archi- 
tecte communal,  et  sous  sa  propre  direction. 

Les  droits  et  prégoratives  des  groupes  locaux  ont  été  réglés  définitivement 
a  Metz,  lors  de  la  séance  du  Bureau  du  10  mars  1909. 

Des  séances  ont  été  organisées  à  trois  différentes  reprises,  c'est-à-dire  les 
29  juillet,  4  novembre  1908  et  23  mars  1909. 

Conférences  données  dans  le  courant  de  l'exercice: 

1°  le  4  novembre  1908,  par  M.  Besler,  directeur  du  lycée:  Markt-  und 
Sladtrecbt  im  Mittelalter,  Weichbild  und  Marktzeichen  mit  Beziehung  auf  Saar- 
gemiind  und  einige  andere  lothringische  Städte; 

2*  lc  6  décembre  1908,  par  M  le  Dr.  Weyhmann  à  St.  Johann  a.  d.  Saar: 
Die  herzoglich  lothringische  Handelskompagnie  1 1720-1725 1,  ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte der  Finanzwirtschaft  und  des  Börsenwesens  im  Zeitaller  John  Laws, 

'i*  le  14  février  1909,  par  M.  le  Dr.  Reusch,  directeur  du  lycée  de  Sarre- 
bourg:  Milhraskult,  deuxième  partie:  Mithras  und  Christus; 

4'  le  23  mars  1909,  par  M.  Besler:  Les  armoiries  de  la  ville  de  Sarre- 
guemines. 

Le  9  août  1908,  plusieurs  membres  du  groupe  local  ont  pris  part  a  l'ex- 
cursion de  Phalsbourg  et  à  la  visite  de  l'ancien  château  élevé  par  le  comte 
palatin  Georges-Jean  de  Veldenz-Liitzelstein. 

Les  conférences  ont  été  données  dans  la  grande  salle  de  l'hôtel  de  ville 
que  la  municipalité  a  bien  voulu  bien  mettre  gracieusement  à  la  disposition  du 
groupe  local. 


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■ 


538  - 


Verzeichnis 

der  Gesellschaft  för  lothringische  Geschichte  und  Altertumskunde 

nach  dem  Stande  vom  1.  April  1909'). 

TABLEAU 

DES 

MRMBRES  DB  LA  SOCIÉTÉ  D'HISTOIRE  ET  D'ARCHÉOLOGIE  LORRAINE 

au  1"  avril  1H091). 

Protektor:  S.  Majestät  Kaiser  Wilhelm  IL 

Der  Vurxtund  besteht  nwt  den  Herren:       Le  Bureau  ,«e  compote  de  ^f^f.: 

Graf  von  Zeppblin-Aschhausen,  Bezirkspräsidenl,  Vorsitzender. 
Fabrikant  E.  Huber,  Saargemiind,  stellvertretender  Vorsitzender. 
Geheimer  Archivrat  Dk.  Wolkram,  Hrster  Schriftführer. 
Museumsdirektor  Professor  Keune,  stellvertretender  Schriftführer. 
Regierung«-  und  Gewerberat  Rick,  Schatzmeister. 
Mittclschuldireklor  Aiwbbert, 
Professor  Dr.  R.  S.  Rouk, 
Professor  Dn.  Grimm k, 
l'farrer  Poirier,  Pellre, 
Oberst  Schramm, 
Stadtbaurat  Wahn, 
Notar  Welter, 
LandgerichUrat  Dr.  Schi  lz, 
Auf  Grund  des  Beschlusses  vom  1.  April  1903  wurden  ausserdem  coopticrl 
die  Herren: 

Pfarrer  CoLnns,  Altrip,  P.  Maxstadt. 

Kaufmann  E.  Jeanty,  Schatzmeister  der  Ortsgruppe  Saargemiind. 
Oberlehrer  Abbé  Lesprand,  Montigny. 
Dombaumeister  Schmitz,  Metz. 

Gymnasialdirektor  Dr.  Reuscij,  Vorsitzender  der  Ortsgruppe  Sanrburg. 
Professor  Du.  Wkiimann,  Schriftführer  der  Ortsgruppe  Diedenhofcn. 

A.  Ehrenmitglieder  —  Membres  honoraire». 

Sc.  Durchlaucht  Fürst  Hermann  zu  Hohem.ohe-Lanoenburg,  Langenburg. 
Herr  von  Daacke,  Geheimer  Regierungs-  und  Forstrat,  Steglitz  b.  Berlin. 


Reisilzcr. 


Dieindcr/.eil  vom  1. April  bis  einschl.  I.Juni  eingetretenen  Veränderungen, 
sowie  Zu-  und  Abgänge  sind  in  der  Liste  bereits  berücksichtigt. 

11  Los  modilications  survenues  depuis  le  l,  r  avril  jusqu'au  1,M  juin,  y 
<  ompris  les  nouvelles  inscriptions  cl  démissions,  sont  déjà  prises  en  considération 
dans  la  présente  liste.  , 


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—    539  - 


Herr  E.  Hüber,  Fabrikant,  Saargemünd. 
„    von  Hepke,  Generalmajor  und  Fürstlich  Wiedisther  Karamcrdircktor.  Neuwied. 
„    Lbmpfried,  Gymnasialdirektor,  Hagenau. 
„   Dh.  Wichmann,  Professor,  Longeville. 

B.  Correepeadlereade  Mitglieder  —  Membres  correspondante. 

Herr  Dn.  Antheh,  Frofcssor,  Darmsladt. 

„  Arendt,  Ehrenarchitekt,  Luxemburg. 

,,  Graf  J.  Beaupré,  Nancy. 

,,  Bonnardot,  Ghamplar  p.  Lonjumeau. 

„  Dr.  von  Borribs,  Professor,  Strassburg. 

„  Dk.  Brksslak,  Universitatsprofessor,  Strassbur);. 

„  Dr.  Dragendorkf,  Professor,  Frankfurt  a.  M. 

„  Dn.  Ehren fiERo,  Universit&tsprofeasor,  Münster  i.  W. 

„  Dn.  Ficker,  Universitälsprofessor,  Strassburg. 

„  Dr.  Forrer,  Strassburg. 

„  Dr.  Grosbmann,  Gymnasialdirektor,  Weissenburg. 

,,  Dr.  Grotbkenu,  Geheimer  Archivrat,  Schwerin. 

„  Knittbrschbid,  Intendantur-  und  Baurat,  Frankfurt  a.  M. 

„  Dr.  L«kschkb.  Universitätsprofessor.  Bonn. 

„  Dr.  Martin,  Universitätsprofessor,  Strassburg. 

,,  Mathuchot,  Vice-président  de  la  Société  de  sciences  de  Semur.  professeur 

à  l'école  normale  supérieure,  Paris. 

,.  Dr.  Michaelis,  Universilätsprofessor,  Strassburg  i.  E. 

„  Neuooi'RC  Major,  Freiburg  i.  Br. 

.,  RurPERT,  Kegierongsrat,  Luxemburg. 

,,  Dr.  H.  V.  Saueri.and,  Rom.  (Trier.) 

.,  Dr.  Simon,  Président  de  la  Société  de  sciences  de  Seinur. 

,.  Vax  Wer v EKB,  Professor,  Luxemburg. 

„  Dr.  Wiecanu,  Universitatsprofessor,  Strassburg. 
Dn.  Winkelmann,  Archivdirektor,  Strassburg. 

C.  Stiftuagsmitglieder.  —  Membres  fondateur».  *ï 

Se.  Durchlaucht  Fürst  Alfred  zu  Salm-Salm  in  Anholt  i.  W. 
Herr  Kommerzienrat  Ai>t,  Forbach. 

„    Baron  de  Gakuan,  Schloss  Preisch. 

„   Kommerzienrat  Heister,  Metz  f. 

„  „  Oswald,  Coblcnz. 


*)  Zur  Forderung  der  lothringischen  de-  Dans  le  but  de  fac»ri<er  l'étude  de 

schichts-  und  Altertumsforschung  ist  eine  l'histoire  et  de  Varchrohtgie  lur ruines  il 

Stiftung  begründet  worden.  n  été  décide  de  créer  une  fondation. 

Iis  soll  zu  diesem  Zwecke  ein  Kapital  A  cet  effet,  il  rst  projeté  de  rassembler 

gesammelt  teerden,  aus  dessen  Zinsen  all-  .  un  capital,  dont  les  intérêts  seront  em- 

jtiltrlich  für  die  besten  Arlwiten  auf  dem  ptogés  annuellement  à  la  distribution  d'un 

Gebiete  lotltritujisclier  (iettcltichlc  und  Atter-  ou  de  plusieurs  pris  en  faveur  des  med- 

tumskuntle  ein  oder  mehrere  Preise  rer-  leurs  travaux  fournis  sur  l'histoire  et 

teiit  teerden.  l'archéologie  lorraines. 

Die    Zeichner    eines     Kapitals    von  Les    souscripteurs  d'un   capital  d'au 

wenigstens  5<X)  M.  werden  wn  der  (je-  ;  moins  MX)  M.  deviennent  de  droit  ..ment- 


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'  Ô40  - 


D.  Lebenslängliche  Mitglieder.  - 

Herr  Fabrikant  K.  Hirotu.  Saargemimd. 

E.  Ordentliche  Mitglieder  - 

I.  Bezirk  Lothringen 

Kreis  Bolchen. 


Membres  perpétuels 


•i 


Gemeinde  Boi.chks. 

Herr  Ort.  med.  Kirschstkin,  prakl.  Arzt. 
J.  Kreuzeder,  Apotheker. 
Linel,  Lehrer. 

Heiter,  Kommunalbautneister 
Weber,    Banquier,   Mitglied  des 

Landesaus8chus8es. 
Dn.  Werner,  Apotheker,  Bürger- 
meister. 


Herr  Alff,  Amtsgerichtssekretär. 

„   Belfort,  Notar. 

„    Rkhcthol,  Lehrer. 

„    Boorgbh,  Bürgermeister. 
Gemeinde  Biisf-noorf. 
Herr  Luxem BoiiRCKR,  Mühlenbesitzer. 

„    Du.  Philipps,  Kantonalarzt. 

„    Schüttel,  Notar. 

„   Sciierkr-Walzinc,  Kunstbildhauer. 

„    Dn.  Tidick,  Amtsgerichtsrat. 


Herr  Chavant,  Pfarrer. 

Seilschaft  lebenslänglichen  Mitgliedern 
ernannt  und  unter  dienern  Titel  im  Mit- 
gliederverzeichnis  besonders  aufgeführt. 
Sie  bleiben  lebenslänglich  von  den  Jahres- 
beiträgen für  die  Gesellschaft  entbunden 
und  erhalten  das  Jahrbuch  utwntgeltlich. 

Die  Zeichner  eines  Kajuials  ron 
icenuislens  1000  M.  werden  ron  der  Ge- 
sellschaft :u  ..StiftuitysiHitglirdern"  er- 
nannt und  unter  diesem  Titel  gefuhrt. 
Sie  Ideilten  von  den  liedriigen  für  die 
Gesellschaft  entbunden,  erhalten  das  Jahr- 
Intrft  unentgeltlich,  desgleichen  die  jeweils 
erscheinenden  Blinde  der  (Quellen  zur 
lothriiujisclwn  Geschichte. 


Hargarten. 

Herr  Messing,  Ingenieur. 


Herr  Homjn,  Bürgermeister. 

Kreazwald. 

Herr  Dach,  Bergwerksdirektor,  Berg- 
assessor. 
„    Nuoppkl,  Betriebsbeamter. 

Lübeln. 

Herr  Wagner,  Pfarrer. 


Herr  Ciioumert,  Gutsbesitzer. 

Niederwiete. 
Herr  Touba,  Pfarrer. 


Herr  Hikllincer,  Pfarrer. 

Kreis  Château-Salins. 


Herr  Cosar,  Erzpriester. 
„   Thomas,  Mitglied  des  Landesaus- 
schusses. 


Herr  Sanson,  Pfarrer. 

bres  perpe'twlt"  de  la  Société  et  sont 
inscrits  comme  tels  sous  une  rubrique 
spéciale  de  la  liste  des  sociétaires.  Ils 
sont  disitensés  du  versement  de  la  coti- 
sation annuelle  fournie  par  les  sociétaires 
et  obtiennent  Vannuaire  à  titre  gratuit. 

Les  souscrij>teurs  d'un  capital  d'au 
moins  1000  M.  sont  nommés  par  la  So- 
ciété ,.mcmbrcs  fondateurs"  et  inscrits 
comme  tek  sur  la  liste  des  sociétaires. 
Ils  sont  dispensés  du  versement  de  la  co- 
tisation annuelle.  L'annuaire  de  la  N'o- 
cirté,  ainsi  que  les  volumes  des  documents 
de  r histoire  de  la  lorraine  leur  seront 
fournis  à  titre  gratuit,  an  fur  et  à  mesure 
de  leur  apparition. 


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-    Ô41  - 


Château  Sali.» 

Herr  Michel,  Notar. 
.,   Dr.   Reinstadlek,  Anstaltsgeisl- 
licher. 

.,   Saup,  Salinendircktor. 
„   Seichrplne,  Kaufmann. 

Dalheltv. 

Herr  Mayer,  Pfarrer 

Delme 

Herr  Di«,  med.  François,  Kantonalarzl 
Bezirkstagsmitglied. 
Oieuze. 

Herr  Ahtopobiis,  Conditor. 
.,   Bock,  Bierverleger. 
„    Bonn,  Eigentümer. 

Brunshausen  H.,  Direktor desSalz- 
verkanfskomptoirs. 
Gemeinde  Dieiize. 
Herr  Dr.  Hlsson,  prakt.  Arzt. 
„    Latschat,  Banquier. 
,,    Laijkov.  Kaufmann 
„    Michel,  Kreistierarzt. 
„   Dr. Stach  von Goltziibim,  Kantonal- 
arzl. 

„    Barun    von    Stucklk,  Salinen- 
besitzer. 

eeiuliagen. 

Herr  Melungbh,  Lehrer. 

ßelstkircb. 

Herr  Fiacre.  Pfarrer. 

Hampont. 

Herr  Fleuhant,  Pfarrer. 

Narimont  b.  Beasdorf. 

Herr  Richard,  Gutsbesitzer. 

Karsai 

Herr  Fiacre.  Pfarrer. 

Hoyenvic. 

Herr  J.  Woi.ff,  Lehrer. 

Orioooort. 

Herr  Pkthy,  Anslaltsgeistlieher. 
Pazieax. 

Herr  Ettinger,  Pfarrer. 

Relninaen. 
Herr  Weder,  Pfarrer. 

Salonnes. 

Herr  Adam,  Pfarrer 


Vie  a.  S. 
Herr  Blaser,  Lehrer. 
Gemeinde  Vie  a.  S. 
Gebrüder  Hartmann,  Photographen. 
Herr  Krüger,  Wegemeister. 
„   Lamy,  Rentner,  Mitglied  des  Be- 
zirkstags. 
„    Dr.  med.  Luttwio,  prakt.  Arzt. 
„   Sch-ïkfer,  Apotheker. 
1     „'  Sibille,  Notar. 

„    Vuillaume,  Erzpriester. 
Wlebersweller. 
Herr  Schmit,  Pfarrer. 

Wulase. 

Herr  Lauroise,  Reichstagsmitglied. 

Kreis  Diedenhofen-Ost. 

Herr  Dn.  Anacker,  Medizinalrat,  Kreis- 
arzt. 

„   Apolt,  Oberingenieur. 
„    Beck,  Qbcrsteuerkontroleur. 
,.   Bkrkbniieibr,   Gutsbesitzer,  Bei- 
geordneter. 
,  Bibliothek  des  Gymnasiums. 
Herr  Böhm,    Geheimer  Regierungsrat, 
Bürgermeister. 
„   Christian,  Juwelier,  Stadtrat. 
.,   Dr.  Carlebach,  Notar. 
„   Cordemann,    Kreisdirektor.  Ge- 
heimer Regierungsrat. 
„   Costbr,  Überzollrevisor. 
,     ,.    Denz,    Ingenieur  (Beaurcgard), 
Stadtrat. 

„    üidelon,  Abbe,  Konviktsvorstehcr. 

„    Dr.  DOmhei.keld,  Divisionspfarrer. 

„    E.  Forfbh-Oluy,  Kaufmann. 

„   Fitzau,  Hechtsanwalt. 

„   Frey,  Zahnarzt. 

„   Friz,  Stadtgeometer. 

„    Glüsing,  Stadtrechner. 

„    Garnier,  Renlmeister. 
Gemeinde  Dudenhofen. 
Herr  Dn.  Giss,  Kreisarzt. 

„   Gœdkrt,  Amtsgcrichtssekretiir  a.  Ü.. 
Stadtrat. 

,.   Ghothb,  Gasanstaltsdirektor. 

„    Grottke,  Rechtsanwalt. 

Haas.  Rechtsanwalt,  Beigeordneter. 


-    542  - 


Herr  Dr.  Hali.ier,  Pfarrer. 

,.   Dr.  Has,  Stabsarzt. 

.,   Dr.  Hasse,  prakt.  Arzt. 

„   Hbstbhberg,  Oberleutnant  im  Hu- 
saren-Regt.  13. 

„   Hoffmann,  Oberleutnant  im  Inflr.- 
Rcgt.  136. 

,.   Honnef,  Oberingenieur. 

„   Jaschkb,  Professor. 

,.   Irle,  Amtsgerichtsrat. 

„   Klam,   Bürgermeisterei  -  Ober- 
sekretär. 

,     Freiherr  von    Klbydorff,  Ritt- 
meister  und  Kskadronschef 
im  Husaren-Regiment  13. 
„    Kohn,  Heligionslehrer. 
„   Dn.  Kubohn,  Augenarzt. 
,.   Lamf.y,    Major    und  Balaillons- 
Kommandeur  Inftr.-Regt.  135. 
Lehrer-Kasino. 
Lehrer- Verein. 
Herr  Lf.ci.aire,  Bankier. 

„   Lbmoine,  Kreisschulinspektor. 
„   Mayer,  Stadlbaumeister. 
,.    Dn.  Medernaoh,  prakt.  Arzl,  Stadl- 
rat. 

„   Dr.  Melchior.  Spitalarzt. 
„   Mené  P.,  Kaufmann. 

Nordmann,  Kreiskommissar. 
„   Pfanschilling,  Architekt. 
„   Dr.  Plenckbhs,  Gymnasiallehrer. 
Fräulein   Pköhi-ek.   Lehrerin   an  der 

Höheren  Mädchenschule. 
Herr  Pohl,  Oberstleutnant  Inflr.-Rgt.135. 
„    Reiss,  Grosskaufmann. 
„   Reuter,  Grosskaufmann. 
..    Rieglbr,  Apotheker. 
,.    Röchling  R.,  Hüttenbesilzer  (Reau- 

regard).  Stadtrat. 
..    Roth,  Rentner.  Stadtrat. 
Schakff,  Ruchhändler. 
Schlössinok.  Kreisdirektor. 
Schneider,  Privatgeistlicher. 
ScHtF.NiNG,  Major  und  Bataillons- 
Kommandeur    im  Fuss-Arll.- 
Regt.  8. 

Schumacher,  Oberzollinspeklor. 
Schweitzer,  AbluV 


■ 


Herr  Shnkel.  Oberst  und  Kommandeur 
des  Inftr.-Rgt.  135. 
Vlikgbn,  Oberlehrer. 
Walkowikski,  Beigeordneter. 
Weber,  Oberingenieur. 
Dr.  Wehmann,  Professor. 
Wrhrmann,  Bauunternehmer. 
Zimmer,  Bankier,  Stadtrat 

Escherlogen. 

Herr  Schmit,  Nikolaus,  Rentner. 


Herr  Dellingbr,  Pfarrer. 

Kaltenhöfen. 

Herr  Decker,  Notar. 
.,    Ghf.rrer,  Erzpriester. 

Klein-Hettingeo. 

Herr  P.  Brauer,  Eigentümer. 

Königeouchern. 

Gemeinde  Königsmachern. 

Ketierwiesp. 

Herr  Gasser,  F.rzpriester 
..    ILf.mmf.rlf.,  Notar. 

Niederjeuti. 

Herr  Bingert,  Bürgermeister. 
„    Dr.  Dannhacer,  prakt.  Arzt. 
„   von  Heuduck,  Oberstleutnant,  be- 
auftragt m.  der  Führung  des 
Husaren-Rgls.  13. 
Gemeinde  Niedbrjei'Tz. 

Obergiaingen. 

Herr  Thilmont,  Abb£. 

ReiMlingen 

Herr  Hoi-rt,  Pfarrer. 

Rodemachern. 

Herr  Baron  df.  Gargan,  Schloss  Proisch 
(Stift.  M). 
.,    Dn.  Grotkass,  Sanitätsrat. 

ROHgen. 

Gemeinde  Rüttgen 


Herr  Christiany,  AmtsgerictitssekrelSr. 

„    Di Tsc. h ,  Notar. 
Gemeinde  Sikrck. 


,  Herr  Dai-e.  Pfarrer. 


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Waldwiese. 

Gemeinde  Waldwiesb. 
Herr  Dr.  L.  Sturm,  Arzt. 

Kreis  Diedenhofen-West. 

Algringen. 

Gemeinde  Alghingen. 
Herr  Küglrr,  Kaplan. 

,.    Lay,  Pfarrer. 

,.    Dn.  MED.  Volkkl. 

„  ZiMMEB.MANN,techn.Gr«beiil)camler. 

Bollingen. 

Herr  Kirsch,  Lehrer  a.  D. 

Deutech-Oth. 

Herr  Bonn,  Pfarrer. 

.,    Fick,  Bürgermeister  und  Landes- 
ausschussmilglicd. 
Gemeinde  Dkhtscii-Oth. 
Herr  Du.  Kreuz,  Kantonalarzt. 

l  r  s  i  n  y  6  n  - 

Herr  Marcrai.,  Büreauchef. 

„    Schaff  Karl,  Bürgermeister. 
Flörchingen. 
Gemeinde  Florchingen. 
Herr  Kiefkbk,  Pfarrer. 

Gandrlagea  b.  Stahlhelm. 
Herr  Jost,  Bürgermeister. 

„    Hauas,  Abbé. 

firoee-Moyeuvre. 
Herr  von  Döllen,  Oberzolleinnelimer. 

,.    Engel,  Grubendirektor. 

„   Form,  Krzpriester. 
Gemeinde  Grohs-Moyeuvrk. 
Herr  Gerlach,  Bergverwalter. 

„    Lange,  Apotheker. 

„    NrRCK,  Hentmcister. 

Haylnyen. 
Herr  Uodrr,  Dentist. 

„    Bossert,  Hochofendirektor. 

„    E.  vun  Döllen,  Ingenieur. 

„   Gillet,  Büreuaheamter. 

„    Haro  Ernst. 
Gemeinde  Hayingrn. 
Herr  Kuhn.  Apotheker. 

„    Lacoste  A.,  Beigeordneter. 

„    Mondla mir,  Kaufmann. 


I  Herr  Peter,  Notar. 

„    Quirin,  Kaufmann. 
.,   Roth,  Ingenieur. 
„    Schneider,  Kaufmann. 
I      „    Schneider,  Uhrmacher. 
„    Schnell,  Hetriebsführor. 
„   Scholl,  Gerichtsvollzieher. 
„    Schwarz  Peter,  Hotelier 
„   Soukal.  Holzhändler. 

Weber,  Grubendirektor. 
,.    Charles  he  Wendel.  Heichstags- 

abgeordneter. 
..   Windeck,  Bürgermeister 
Kneuttlngen. 
Herr  Douerg.    Generaldirektor  der 

Friedenshütte. 
Gemeinde  Knrhttingrn. 
Herr  Guossbehobr,  Generaldirektor. 

Nilvingen. 
Herr  Brennecke,  Hüttendireklor 

„    Dorn,  Hetriebsführer. 
Gemeinde  Nilvingen 
Herr  Du.  Jim.  Knai  er. 
,.    Vinot,  los.,  Hüttenbeamter. 
„    Wihratte,  Hüttenbeamter. 
Dettingen. 
Gemeinde  Orttingen. 
Herr  Hümbert,  Eigentümer  in  Nonkeil 
b.  Oeningen. 
Rangwall. 
Herr  Colli n.  Pfarrer. 

Gemeinde  Redingrn. 

R  eiche  reberg. 

Gemeinde  Rricheusbbhu. 

Reutlingen. 

Herr  Steini.bin,  Rentner. 

Wallinaen. 

,  Gemeinde  Wallingen. 
Herr  Sidillr,  Pfarrer. 

Kreis  Forbach. 

Altrip. 

Herr  Colrijs,  Pfarrer. 

Brülingea. 

Herr  Pâté,    Eigentümer,  Landesaus- 
schussmitglied. 


—    Ô44  — 


(Udingen,  P.  Maxttadt. 

Fräulein  Julie  Schwarz,  Gutsbesitzerin. 
Forbach. 

Herr  Adt,  Geheimer  Kommerzienrat. 
,,   Adt,  Kommerzienrat,  Mitglied  des  ■ 
Bezirkstags  von  Lothringen. 
(Slift.  M.) 
Bibliothek  der  Realschule. 
Herr  Dr.  Couturier. 
Gemeinde  Forbach. 
Herr  Hamm,  Regierungsassessor. 
„   Sauter,  Apotheker. 
.   Dr.  Sencbl,  Sanitätsrat 
Dn.  Sultmann,  Kreisarzt. 

,.     FUHR.    VUN    WÖLLWARTH  -  LaUTBR- 

oimc,  Kreisdirektor. 

Haras  bei  Saaralben. 
Herr  Lotii,  Salinendirektor. 

Hellituer. 

Herr  Hrymes,  Pfarrer. 

Herr  Biiohheit,  Pfarrer. 

fttein-Rosseln. 
Gemeinde  Klbin-Rosseln 
Maxstaat. 

Herr  Leo  Gobbrt,  I-ehrer. 

Merlenbach. 

Herr  Dn.  Stühle,  Knappschaftsarzt. 

Merchingen. 

Abteilung  Mörchingcn   der  deutschen 

Kolonialgesellschaft. 
Herr  Gauthibr,  Oberlehrer. 
Gemeinde  Mörchincek. 
Herr  Kkbmbh,  Erzpriester. 
.,    Reinhacii,  Oberleutnant  im  Feld- 
Art.-Rgt.  70. 

Oberhemburg  i.  L. 

Herr  J.  Charv. 
,,  Gouvy. 

„   Grauvoobl,  Ingenieur. 
„    Grauvogel.  Prokurist  und  Hueh- 
halter. 

„    von  Kistowski,  Gutsbesitzer. 

,,    F..  Loris,  Prokurist  und  Burcau- 

vorstcher. 
,.    Hennen.  Kommerzienrat. 


Oberhast. 

Herr  Fritz,  Pfarrer. 

Püttlingen. 

Gemeinde  Püttlingen. 

Herr  Schont,  Kreistagsmitglied. 

Saaralbea. 

Herr  EiinMiNc-Bn,  Erzpriester? 

„    Emmerich,  Direktor  der  Deutschen 
Solvaywcrke. 
Gemeinde  Saaralbek. 
Herr  Ch.  Müller,  Kaufmann. 

St.  Avold. 

Aktienbrauerei. 

Herr  Bauck,  Oberleutnant  im  Inf.-Regl. 
No.  173 

Bibliothek  der  Präparandenschule. 
Deutsehe   Kolonialgesellschaft  (Abtig. 

St  Avold). 
Herr  Dicop,  Erzpriester. 
Gemeinde  St.  Avold. 
Herr  Gbrst,  Amtsrichter. 

„   Haas.  Lehrer. 
Frau  Zimmermann,  Apothekenbesilzerin. 

Kreis  Metz. 

Metz  (Stadt). 

Herr  Du.  Adelmann,  Geh.  Sanitätsrat. 
„   Aloy,  Kaufmann. 
,.    Dr.  Amos,  prakt.  Arzt. 
„   Anselme,  Apotheker. 
„   Anthon,    Inspektor   der  Feuer- 
versicherungsgesellschaft 
Rhein  und  Mosel. 
Fräulein  von  Arnim. 
Herr  Audebert,  Direktor  der  Knaben- 
mittelschule. 
Dr.  med.  Badbtübnkii,  Oberstabs- 
arzt. 

.,   Barhk.  Beamter. 
.,   ob  Bary,  Rcgierungs-  u.  Medizinal- 
rat. 

„    Baser.  Spediteur. 

„   Baudinet,  Kaufmann. 

„    Bazin,  Notar. 

„    Dn.  Becker,  Lycealdirektor. 

„    Dn.  H.  Bena,  praktischer  Arzt. 

„    Hi;na.  Hechtsanwalt. 


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-    54îi  - 


Herr  Dr.  Benoit,  Professor  am  Priester- 


„    Benzler,  Bischof  von  Metz. 
„    Bever,  Leutnant  im  Künigl.  Säch- 
sischen Fuss -Artillerie -Regi- 
ment No.  12. 
Bibliothek  des  Bezirksarchivs. 

„  Bczirkspräsidiums. 
der  Domschule. 
,.    Abteilung  Metz  der  deut- 
schenColonialgesellschaft. 
der  Knabenmittelschule, 
des  Lehrerseminars. 
„  Lyceums. 
der  Oberrealschule, 
des  Priesterseminars, 
der  Stadt  Metz. 
Herr  Birkbnmeybi»,  Scminaroberlehrer. 
Bleyler,  Rentner. 
Bloch,  Apotheker. 
ür.  Böhmer,  Bürgermeister,  Ge- 
heimer Regierungsrat. 
Boiim,  Kaufmann. 
Bothe,  Hauptmann,  luftr.-Rgt.  97. 
Dr.  Bour,  Professor  am  Priester- 
seminar. 
Bn  An  and,  Architekt. 
Brill,  Abbé,  Oberlehrer. 
Broichmann,  Direktor  des  Lehrer- 
seminars. 
BnoQitART,  Kaufmann. 
Brunner,  Bildhauer. 


" 


Herr  Delaitre,  Juwelier. 
.,    Diepold,  Regierungs-  u.  Forstrat. 
.,    Di  kr,  Architekt 

„    Döll,  Baurat,  Wasserbauinspektor. 

„    Lucien  de  Do.nder  [Deutsche  Str.). 

„   Donnevert,  Rechtsanwalt. 

„  DonvAux,  Abbe,  Direktor  des 
Priesterseminars. 

„    Doi-rt,  Rechtsanwalt. 

,  van  den  Driesch,  Kreisschul- 
inspcktor. 

.,   Dümmler,  Rechnungsrat. 

,f  Erdrich,  Direktor  d.  Taubstummen- 
anstalt. 

,   Da.  Ernst,  Geheimer  Begicrungs- 

und  Schulrat. 
„    Dr.  Ernst,  prakt.  Arzl. 
„    P.  Even,  Buchhändler. 
„    Everle,  Geschäftsvertreter. 
Dh.  med.  Eyi.es,  Kreisarzt. 
Fahrmbacher,    Hauptmann  und 
Compagnie-Chef    im  Königl. 
Bayr.  4.  Infant. -Regiment. 
Federspil,  Regierungsassessor. 
Dr.  Finger,  Professor. 
Finger,  Apotheker. 
Fischer,  Regierungs-  und  Schulrat. 
„    Fleischer,  Stadtbaumeister. 
„   Fleurant,  Regierungsassessor 
.,    François,  Amtsrichter. 
.,    Dr.  med.  Frantz,  prakt,  Arzt. 
Franziskaner-Kloster. 


<■ 


■- 
" 
<> 


 ,  —  

Cäsar,  Hauptmann,  Inftr.-Hgt.  «7.     Herr  Fheindt,  Kaufmann. 


Frau  Cäsar 
Herr  Cailloud,  Regierungs-  u.  Baurat. 
„    Chalbr,  Anstaltsgeisllicher. 
„    Charlot,  Direktor  der  Mädchen- 
Mittelschule. 
„    Chevalier.  Taubstummen-Ober- 
lehrer. 
Ciioppk,  Bankdirektor. 
Christiakv,  Archiv-Sekretär. 
Collicnon,  Generalversicherungs- 
agent. 

Collin,  Abbé,  Ehrendomherr. 
Courte,  Hauptlehrer. 
P.  Coustans.  Generalagent. 
Ckembh,  Amtsrichter. 


4  Fng- 


v 

'I 


Dr.  Frenckel,  Notar. 
„    Frentz,  Ingenieur. 
,.    Frev,  Hauptmann  in  der 

lnspektion. 
T,   Friedrich,  Bildhauer. 

Fuchs,  Ingenieur. 
„   Gasiorowski,  Kaufmann. 
.,    GA8rARD.Geschäftsführer  der  Land- 
wirtschaftlichen Berufsgenos- 
senschaft. 
Gemeinde  Metz. 

Herr  Dr.  GnXdincer,  Gymnasialober- 
lehrer. 

„  Gomharii,  Justizrat,  I.  Staatsanwalt. 
.,   Go'it'lied,  Kaufmann. 


Jahrbuch  d.  de«,  f.  lotlir.  Uonphlchte  u.  Altertumsk.,  Jabrg.30. 


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Herr  Goiaos,  Bauunternehmer. 
Firma  fin  äffe,  Dekorationsanstalt. 
Herr  Grbff.  Kaplan. 
,.   üh.  Grkgoihr,  Rechtsanwalt  und 

B  e  ichstagsabgeordnete  r . 
„    Dr.  Grimme,  Professor. 
„   Gnt'soN,   Hauptmann   und  Kom- 
pagnie-Chef, lnft.-Regt.  174. 
„   A.  Guenser,  Kaufmann. 
„   Fr.  Guermun  t,  Kaufmann  (Marlins- 
platz) 

„   Günthbh,  Oberleutnant  im  lnf.- 

Hegiment  174. 
,,   Hafen,  Hotelbesitzer. 
„   A.  Hamma,   Direktor  des  Volks- 

bureaus. 

.,    Hardt,  Regierung»-  und  Forstrat. 
„   Hecht,  L.,  Kaufmann. 
„   Hecht,  E  ,  Kaufmann. 
„   Heiser,  Hotelier. 
.,   Heitz,  Geheimer  Hegierunghr.it. 
.,    Hei.big,  Kanzleisekretär. 
„    Hrnneoi'in,  Weingrosshändler. 
.,   Hkppk,  Architekt. 
„    Hkrmöllrr,  Architekt. 
„   Hertzog,  Architekt. 
„    Heorich,  Rentner. 
.,   HonNiru;,  Hauptmann,  Infanterie- 
Rgt.  174. 

„  HoupKRT.Chefredakteurd.  »Lorrain< . 

„   E.  Jacobi,  Hofphotograph. 

.,    lRMi.F.n,  Gymnasiallehrer. 

„    Dr.  Jobtbn,  Professor. 

„    Jung,    Oberrealschullehrer,  Bei- 
geordneter der  Stadt  Metz. 

„    Jung,  Notar. 

„    Dr  Kaiser,  Rechtsanwalt. 

Dk.  von  Kauffl-ngkn,  Stadtarchivar. 

.,    Kayseh,  Geheimer  Regierungsrai. 

„    Keil,  Komiminalbaumeister. 

„    Kbhckiioff,  Notar. 

..    Klein,  Hochbauinspektor. 

„    Kmnglkr,  Abbe,  Oberlehrer. 

„    Knohlocii,  Postsekretär. 

„   I)h.  Koch,  Direktor  der  höheren 
Tiiehtersehule. 

„    Hit  Koemf.r,  Medizinalrat 


Herr  Kohi.er,  Bildhauer. 
„   Komm  kr,  Architekt. 
„   Kothe,  Reallehrcr. 
,.    von  Kotze,  Generalmajor. 
„    K  Rüper,  Hauptlehrer. 
.,    Kripbr,  Abteilungsvorsteher. 
,.    Küve.n.  Karl,  Kaufmann. 
„    Lang,  Kanzleisekretär. 
„  •  Lange,  Bhrennotar. 
.,   Langhäuser,  Divisionspfarrer 
„   Lakck,  Archivsekretär. 
„    Lazard,  Komtnerzienrat. 
„    Leiser,  Rechtsanwalt. 

Leister,  Architekt  und  Bauunler- 

nehmer 
„   Dn.  Lrntz,  Sanitätsrat: 
„    Lf.win,  Stabsveterinär. 
„    Linden,  Rentner. 
„   Lindner,    Leutnant    im  Sachs. 

Fuss-Artillerie-Regt.  12. 
„    Liehich,  Buchhändler. 
„    von  Lckpkr,  Kreisdireklor. 
I      ,    Lorbmz,  Militär-Bauinspeklor. 
Lothringer  Zeitung. 
Herr  Li-pus,  Buchhändler. 
,,   Di:  Markt,  prakt.  Arzt. 
„    Marth  s,  Oberarzt  beim  Sanitäts- 
Amt  Hi.  Armee-Korps. 
„    P.  Maijean,  Fabrikant  Deutsche 

'Strasse  78 >. 
„    Mekssen,  Bechnungsrat. 
„   Mklms,  Oberstleutnant  und  Pferdc- 

musterungs  -  Kommissar  in 

Lothringen. 
„    Mkykr,  Abbe,  Oberlehrer  an  der 

Arnulfschulc. 
,,    MeybRhuhf.r,  Bildhauer. 
„    MeuscHRi.,  Apotheker. 
„    Mkzger,  Goldschmied. 
„    Michaeus,  evangelischer  Pfarrer. 
,.    Mi  iiLENKAMP.  K ,  Stadtbauführer 

I.  Klasse. 

..  Müllkr,  Kommerzienrat,  General- 
direktor der  Montangesell- 
schaft. 

„  Möixrr,  Ehrendoinherr,  Pfarrer 
von  St.  Maximin. 


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Herr  Ml'lleii,  Leutnant  u.  Rgts  -Adjut.  im 
Sachs  Fuss-Artillerie-Regt.  12. 

„  Müller,  Hauptmann  im  Feld-Art  1.- 
Rgt.  70. 

,.    Dit.  A.  Müllkk,  Juslizrat. 

,,    Dr.  Müller,  Rechtsanwalt. 
Da.  Mi'ixBR,  Gewerbe-Assistent 

,    Mi  RiiKNAsr,  Bauunternehmer. 

„    N.vsEii,  Professor  d.  Obcrrcalschulo 

,.    D«.  Netter,  Oherrabbiner 

„    Xkv,  Oberforstmeister. 

,,    Nicola  juü  ,  Kaufmann. 

„    Obheciit,  Rechtsanwalt. 

.,    Ott,  Regierungsassessor. 

,.  Oxk,  Major  und  2.  Vorstand  des 
Artillerie-Depots. 

„  Paepkk,  Baurat,  Garmsonbau- 
inspeklor. 

„  Pascai.y,  Oberlelegraphenassislent. 
-  „    Dn.  Pelt,  Generalvikar. 

,,    Prevel.  Bankdirektor. 

„    Prillot,  Photograph. 

,,  von  pRirrwrrz  und  Oaffron, 
General  der  Infanterie  und 
kommandierender  General  des 
1<>.  Armee-Korps,  Excellenz. 

„    Pünnel,  Kreisschulinspektor. 

,.    Dr.  Hebender,  Professor. 

.,    Rech,  Mittelschullehrer 

,.  Rehme,  Chefredakteur  der  Metzer 
Zeitung. 

..  Reifert,  Oberstleutnant  beim 
Stabe  des  Kgl.  Payr.  «  Infl.- 
Regls. 

„    Reimer,  Baurat 

„    Reiner,  Rentner. 

,,    Reis,  Zeugfeldwebel 

„    Richard,  Miltelschullehrer. 

„    IticiiAiit»,  Referendar. 
Herren  Richteh  v.  Gehbkk,  Lithograph. 

Kunstanstalt. 
Herr  Rick,  Regierungs-  und  Gewerberat 

„    Rietdorf,  Rcgierungssekretür- 

„    Rikckenbacii,  Ingenieur. 

„    Dr.  Rikrki,  Archivassistent 

,.    A.  Samain,  Kaufmann 

„    F.  Samuel,  prakt.  Arzt. 

„    G.  Samikl,  Gerichlsassessor. 


err  Schauiiodk,  Major  und  Artl-Offiz. 
v.  Platz. 

,.    Sc.nF.LF.it,  Oberst  und  Kommandeur 

des  4.  Bayrisch.  Infant.-Regts. 
„   Schmidt,  Hauptmann  u.  Kompagnie- 

Cher  im  Fuss-Artl.-Regt.  12. 
„    Schmidt,  Rittmeister  und  Adjutant 

der  33.  Kavallerie-Brigade 
,.    Schmidt,    Kaufmann,  Deutscher 

Wall  34. 

,.  ün.  Schmihdt,  Generaloberarzl  a.D. 
„    Schmit,  Kaplan. 

Schmitz,  Dombaumeister. 
,.    Schneider.  Gymnasiallehrer. 
,.    Schneider,  Oberleutnant  im  Säclis 

Fuss-Artillerie-Regt.  12. 
,.   Schmtzlf.r,  Bauunternehmer. 
„    Schnorr  von  C.aroi.sfeld,  Haupt- 
mann und  Compagnie-Clicf  im 

Fussartl.-Regt.  12. 
,.    ScunoER,  Wohnungsinspektor. 
,.    Scnon,  Steinhauermeister. 
,.    Schramm,  Oberst  und  Kommandeur 

des  Sachs.  Fuss-Art. -Regts.  12 
..    Schröder,  Forstmeistc 
,.    Dr.  Schuster,  Generaloberarzt. 
.    ScnwEnzLER,  Architekt. 
.,    Scrira,  Hofbuchhändler 
..    Dr  Seifert,  Professor 
..    Seincry,  Abbé,  Anstaltsgeisllichcr. 
Stähle,  Geheimer  Postrat,  Ober- 

postdireklor. 
.,    Dr.  Statz,  Generaloberarzt. 
..   Staufert.  Dekorationsmaler. 
.,    Stei.nberuer,  Kriegsgcrichlsral. 
..    Dr.  Steines,  Gerichts'eferendar. 
„    Sterneckek,  Obcrzollinspeklor, 

Steuerrat 
min  Stockhai  sen.  Major  u.  Ratl  - 

Kommandeur  im  Kiinigs-Inf.- 

Rgt.  146. 
.,   E.  Stortz,  Fabrikant. 
.,    Strassen.  Bankier. 

Strefler,  Rechtsanwalt. 
..    Dr.  StCnkhl,  Professor 
,.   Tai.i.anc,  Ka|)lan. 
„    Thiria,  Glasmaler. 
.,    Thomas,  Wagenvermieter. 


-    f>48  — 


Herr  M.  Tillement,  Industrieller. 
„    Trappe,  Syndikatsdirektor. 
.,    Ti'teitr,  Fabrikant. 
„   Uth,    Leutnant   und  Balaillons- 

adjutant  im  Fuss-Artl.-Hegt.12. 
„    de  la  Vehnette,  Rentner. 
„   Wagner,  Generalvikar,  Domherr. 
„   Wagnkr,  Hauptmann  u.  Adjutant 

der  4.  Ing. -Inspektion. 
„    Wahn,  Stadtbaurat,  Beigeordneier. 
„    Wkuemeyku,  Postrat 
„   Wblter,  Notar. 

„  von  Wenz  zu  Nieuehlahnstejn, 
Hauptmann  und  Comp. -Chef 
im  8   bayrisch.  Infant -Regt. 

„   Dn.  Gg.  Werker,  prakt.  Arzt. 

„   WoinsER,  Kommerzienrat. 

,,   Zbliqzon,  Professor. 

.,  Graf  von  Zefpklin-Aschhaiisbn, 
Bczirksprksident  vl^thringen. 
Frau  Grälin  von  Zrppelin-Aschhausen. 
Herr  Zkkc.es,  Landgerichtsprasident. 

Kreis  Metz-Land. 

Alèmoat. 

Herr  P.  Thiriot.  Pfarrer. 

Amanweiler. 

Herr  Gropengiesskr,  Grcnzpolizcikom- 
missar. 

„   Dr.  med.  Mosseh,  Kreisarzt,  Bür- 
germeister. 
Anoy  a.  d.  Mosel. 

Gemeinde  Ancy. 

Antilly. 

Herr  Born,  Pfarrer. 

Ara  a.  d.  M. 

Herr  (ïraf  von  Vii.lkrs-Grignoncol,rt,  | 
Geheimer  Regierungsrat. 
Augny  b.  Metz. 
Herr  Pktit,  Pfarrer. 

Béchy 

Herr  F..  Tiiiu.i.er,  Pfarrer. 

Borny. 

Herr  Bm  u.  Abb«',  Anst:i)tsgeisttit-her. 


Ban  St.  Martin. 

Herr  Bissingbr,  Zimmermeistcr. 
,,    Un.  Eichel,  Professor. 
..    Schott,  Bauunternehmer. 
,,    Schröter,   Major  und  Verkehrs- 
offizier vom  Platz. 

Chérisey. 

Herr  G.  Aivray,  Eigentümer. 

Cou  reelle«  a.  d.  Nied.  . 

Herr  Gallkron,  Lehrer. 
„   Scherrer,  Pfarrer. 

Cavry  (Schlösse  bei  Marly. 
Herr  Graf  von  Möbner,  Kgl  Preuss. 
Regierungsrat  a.  D. 

DevanWes-Ponti. 

Herr  Disque,  Brauereidirektor. 
„    Du.    F.hertz,    Oberstabsarzt  im 

Drag.-Regt  9. 
„    IIaüemann,  Hauptmann. 
„   HERMKSTnoFK,  Hofphotograph. 
,,    von  Linsini. en,  Hauptmann  und 

Kompagnie-Chef  im  Fuss-Artl.- 

Bgt.  12. 

,.   Pikper,  Leutnant  i  lnf-Bgt.  144. 
„    Rapremieimkr,  (Iberingenieur. 
Ennery. 
Herr  Bonne,  Pfarrer. 

Fèy. 

Herr  Soulie,  Lehrer. 

Sola. 

Herr  Thikiot,  Pfarrer. 

Borze. 

Gemeinde  Gorze 
Herr  Laurent,  Erzpriester. 
..    Lew,  Notar. 

Hasconconrt. 

Herr  A  »de,  Eigentümer 

Jouy-avx-Arches. 

Herr  Untbrneh»,  Industrieller. 

Kürzel. 

Herr  Bettemboikc,  Notar. 

Landonvillers. 

Herr  Dr.  von  Haniel,  Landrat  a.  D. 

Longeville. 

Herr  Bach,  Lehrer. 
„    Bi  ch.  Ingenieur. 


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Gemeinde  Longkvillk. 
Herr  Hiitf.rt,  Pfarrer 

,,    Mlllkr,  Mittelschullehrcr. 

„    Dr.  Raithel,  Professor. 

„   Dn.  Tempel,  Oberlehrer. 

,.    Dr.  Wichmann,  Professor  Œ.-M.) 

Lorry-Nardigny. 

Herr  Thorblle,  Pfarrer. 

Mècleuve8. 

Herr  Massbnet,  Pfarrer. 

Montigny. 

Herr  Adknkker,  Major. 

.,   At'BERTiR,  Generalagent. 

„    Bkntz,  Abbé,  Professor. 
Bischöfliches  Gymnasium. 
Herr  Rouvy,  Abbé,  Professor. 

„   Chatblain,  Pfarrer. 

„    Dr.  Ccny,  Oberlehrer. 

„    Dr.  Dorr,  Professor. 

„   Fokdit,  Kaplan. 

„   Freistadt.  Lehrer 

„    Fritsch,  Abbé,  Professor 
Gemeinde  Montigny. 
Herr  Hamakt,  Professor,  Superior  des 
bischöllichen  Gymnasiums. 

„    Du.  Hoffmann,  Abbé,  Oberlehrer. 

,.    Holtzr,  Landschaftsgärtner. 

„    Kaiser,  Abbé,  Oberlehrer 

„    Dr.  Körner,  Generaloberarzt. 

„    Kehne,    Professor,  Direktor  des 
Metzer  Museums. 

„    Lesprano,  Abbé,  Oberlehrer. 

„    Dr.  Ockel,  Oberstabsarzt. 

„    Olinoer,  Abbé,  Oberlehrer. 

,,    Pauli,  Landrichter. 

,.    Dr.  Rech,  Gymnasialdirektor 

„    Dr.  Rbumont,  Abbé,  Oberlehrer. 

.,    Dr.  Reuter,  Arzt. 

,.    Riedel,  Gutsbesitzer. 

„    Freiherr  vom  Rotrerg,  Hauptmann 
i.  Generalstabe  d.  16.  Armee-K. 

„    Sciibiü,  Gymnasiallehrer. 

„    Seegkr,  Geheimer  Regierungsrat. 

„   Steinmetz,  Architekt 

,,    von  Tsciu  hi.  Hauptmann  in»  Ge- 
neralstah  10.  Armee-Korps. 

„    Tins,  Abbé,  Oberlehrer. 


Herr  Dr.  Wolfram,  Geheimer  Archivrat, 
Direktor   des  Rezirksarchivs 
von  Lothringen  und  Konser- 
vator der  geschichtlichen  Denk- 
mäler f.  d.  Rezirk  Lothringen. 
MobIIm. 
Herr  Fkrry,  Eigentümer. 
„   Richard,  Lehrer. 

Novèant. 
Gemeinde  Noveant. 
Herr  Léger,  Hauptlehrer. 
„   Membre,  Stationsassistent. 
„   Sirbnaler,  Weingrosshändler. 
Omy. 

Herr  Matter,  Pfarrer. 

Peitre. 

Herr  Poirier,  Pfarrer. 

Plantières-Qaeuleu. 

Herr  Bohr,  Leo,  Anslaltsgeistlicher. 

„    Dr.  Cordirr.  Gymnasiallehrer. 

„   Gerdolle,  Oberförster  a.  D. 

„    Dr.  Hertzog,  Vorsteher  der  land- 
wirtschaftlichen Schule  Metz. 

.,    Kbck,  Gymnasial-Oberlehrer. 

..    König,  Rechnungsrat. 
[      „   Meykr,  Abbé,  Seminaroberlehrer. 

,,    Pinck,  Poslsekretär. 
I      „    SArEREssio,  Professor. 
I      „   Schulze.  Leutnant,  Inf.-Regt.  »8. 

Renilly. 

Herr  Kürten,  Referendar. 
,.   Lempfribd,  Rentamtmann. 
„    Dh.  Nottebaüm,  Kantonalarzt. 
„    Pkitioh,  A.,  Inspecteur-adjoint  des 
forêts  en  retraite. 
Rombach. 
Gemeinde  Romuacii. 
Herr  Glasmacher,  Notar. 
•      „    Hermanni,  Direktor  des  Ccment- 
werks. 

,.    Hinsrerg.  Hütten-Direktor. 

„    Mikthk,  Hütten-Direktor. 

„   Reer,  Ingenieur. 

.,  Schräder,  Apotheker, 
i  „  StoiiER,  Restaurateur. 
I      „   Streif,  Restaurateur. 


—   550  — 


Rozeneulles. 

Herr  Gaye,  Bürgermeister. 
„   Kikbach,  Lehrer. 
.,    Sancy,  Pfarrer. 

Sablon. 

Herr  Ai.ntxr.KR,  Hauptmann. 
,.    Barbier,  Lehrer. 
„    Ridinoer,  Postsekrclàr. 
Gemeinde  Sablon. 
Herr  Gœtz,  Rechnungsrat. 
.,    Hartmann,  Hauptmann.  Feld-Art. - 

Rgl.  3:i 
„    Ligkstade,  Oberlehrer. 

Merkiscii,  Architekt. 
.,    Rommicii.  Postdirektor. 
„    Schomer,  Architekt. 
,.    Soi.k,  Hauptmann  und  (lump. -Chef 
im  Königs-Inf.-Regt.  14n. 
Sallty. 

Herr  Walbock,  Pfarrer. 

Secourt. 

Herr  Medincer,  Pfarrer. 

Silleiny. 
Herr  Pierrez,  Pfarrer. 

St.  Agoaa. 
Herr  Arnold,  Pfarrer. 

St.  Julien. 
Herr  Lerond,  Lehrer. 

Sauvage. 

Herr  Bi.i  me,  Oberleutnant  u.  Rgts.-Adjut. 
Drag.-Rgt.  9. 
„    G.  Schulze,  Fabrikant. 
,,    Dr.  Suhiilz,  l-andgerichlsrat. 
.,    Dr.  Steinharten,  Generalarzt. 
Ste-Rufflne. 
Herr  Dibrkk,  Gutsbesitzer 

Tallogen. 
Herr  Sa<;et,  Pfarrer. 

Tenntchen. 
Herr  Ghiettb,  Victor,  Pfarrer 

Tfgnomont  bei  Plappeville. 
Herr  Zimmer,  Abbe. 

Valllèree. 
Herr  Mai  jkan,  Lehrer. 

Vernéville. 
Herr  Dr.  Weyland,  Pfarrer. 

Verny. 

Herr  Du  von  Westdiam  n.  Kantonali 


Vigy. 

Herr  Tiiinesse,  Notar,  Justizrat. 

Vigny  ».  Soigne. 
Herr  J.  Lombard,  Pfarrer. 

Vionvllle. 

Herr  Kkli.rr,  Pfarrer. 

Kreis  Saarburg. 

Alberschweiler. 

Herr  Dr.  med.  Franke,  leitender  Arzl 

des  Sanatoriums. 
Gemeinde  Ai.hersciiweileh. 
Herr  Holl,  Oberförster. 
„    Reinarz,  Forstmeister. 
Avriooert. 
Herr  Dr.  Brins,  Grenzticrar/l. 

Oagtbarg. 
Gemeinde  Dagsburc;. 

Fiattingen. 
Herr  Rricka,  Rürgermeister. 
„    Ditsch,  Gutsbesitzer. 
,.    Ditsch,  Geheimer  Justizrat  und 
Notar. 

„    Fischbach,  Forstmeister. 
Gemeinde  Finstingen. 

Gondrexange. 
Herr  Masson,  Rürgermeister  und  Kreis- 
lagsmitglied. 
Heining. 
Herr  Heck,  Fabrikdircktor. 
„   Maire,  Pfarrer. 
„    Wac.nbr,  Fabrikdirektor. 
Hermelingen. 
Herr  Srinory,  Bürgermeister. 

Hubertvllle  Schlots,  Pott  Heining. 
Herr  Grak  dr  Vii.latte  D'Oi themont. 

Kirchberg  am  Wald. 
Herr  Tourmank,  Pfarrer. 

Les  Baohatt  b.  Langenberg. 
Herr  Baron  ÜxkCll,  Gutsbesitzer. 

Lörchlngen. 

Gemeinde  Lürcmingek. 
Herr  Dr.  Schmitts!.  Notar. 
„    Tiiomam,  Anitsgerichtssekrctär. 

Niederweiler  i.  L. 

Herr  Rouiuson.  Ziegeleibesitzer,  Mitglied 
des  LandesHUsschusses. 


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Herr  Flach,  Fabrikdireklor. 
Gemeinde  Nieder  wEiLBn. 

Pfalztvrg. 

Mibliothek  des  Lehrerseminars. 
Herr  Du.  Lücken,  Apotheker. 

,.   Mknoler,  Seminardirektor. 

.,   Dr.  Schade,  Kantonalarzt. 

„    Stolz,  Oberförster. 

„   Violi.and,  Bürgermeister,  Mitglied 
des  Landesausschusses. 

„   Zwickel,  Erzpriester. 

Rixinsan. 

Herr  Flhier,  Notar. 
„   Hbnry,  Bürgermeister. 

Saarfcurg  i.  L 

Herr  L.  Alexandre,  Metzger. 

„    Antoine.  Weinhändler. 

„   Rai  Erle,  Photograph. 

„    Beoas,  Hauptmann  u.  Komp. -Chef 
im  Inf.-Bgl.  97. 

„  Berr. 
Bibliothek  des  Gymnasiums. 
Herr  Blell,  Haupt  mann  und  Kompagnie- 
Chef  im  Inf.-Hgt.  97. 

,,   H.  Bloch.  Kaufmann. 

„    Boknek,  Photograph. 

„    ßt'RECK,  Beigeordneier. 

„   Conrad,  Baurat. 

,.    Dupont,  Erzpriesler.Ehrendomherr. 

.,    Düringer,  Rechtsanwalt. 

„    Ernst,  Bauinspektor. 

„   Faix,  Direktor  des  Gas-  u.  Elek- 
tricitätswerks. 

„   E.  Gantzer,  Kaufmann. 

„   Gille,  Stadtbaumeister. 

11  T 

Gemeinde  Saarbiiro. 

Herr  Herrmann,  Forstmeister. 

.,    J.Kitn,  Professor. 

„    Frbihbrr  von  Kap-Hehr,  Kreis- 
direktor. 

,.    KtMNEH,  Rentner. 

„    Knorr.  Redakteur. 

„   Kolb,  Oberzollinspektor 

„   Kkembr,  Rentner. 
Kikhren,  Notar. 

„    Lahbis,  Rendant. 

..    Lévrqiie,  Bauunternehmer. 


Herr  Lkvkvi'k,  Kreistierarzt. 
„   Lkw,  Lazard,  Kaufmann 
„   Lbvy,  August,  Kaufmann. 
„   Lieser,  Uhrmacher. 
„   Lutz,  Bernhard,  Rentner. 
„   Maas,  Hauptmann  u.  Comp.-Chef 

im  Inf.-Regt.  97. 
„   Metzger,  Oberlehrer. 
,.    Dr.  Meyer,  praktischer  Arzt. 
„   Morin,  Ruchhändler. 
„    Möller,  Postdireklor. 
„   Dr.  Müller,  Kantonalarzt. 
„    Dr.  Maisenbacher,  Amtsrichter. 
„    Dr.  R busch,  Gymnasialdirektor. 
,   RotiBACH,  Daniel,  Kaufmann. 
„    Schirmer,  Apotheker. 
„   Scirs,  Apotheker. 
.,   Sehrino,  Architekt. 
„   Simon,  Oberst  und  Kommandeur 

des  Ulanen- Rgts.  15. 
„    Dr.  Spörel,  Oberstabsarzt  im  Inf.- 

Rgt.  97. 

,,  Stuckiiardt,  Königl.  ßaurat. 
„  Weis,  Gymnasial- Oberlehrer 
„   Wunnbr,  Rentner. 

Saareck. 

Herr  Hertz,  Gutsbesitzer. 

St  Qairin. 

Herr  Ai  bry,  Kaufmann. 
„    Hi  mhbrt,  Bürgermeister. 
„   Wender,  Pfarrer. 

Vallerysthal. 
Herr  Bricka,    Ingenieur  und  Direktor 
der  Glashütte. 

Walsebald. 

Herr  Du.  Heymes,  Pfarrer. 

Kreis  Saargemünd. 

Bltsch. 

Bibliothek  des  Instituts  St.  Augustin. 
Gemeinde  Ritsch. 
Herr  Rolokf,  Erzpriester. 
.,   Siehf.ring,  Restaurateur. 

6ro88-Blitter8dorf. 

Herr  Hokn,  Reichstagsabgeordneter. 
Hambach. 

Herr  Pinck,  Pfarrer. 


552  - 


Herr  Wanke«,  Direktor  der  Glashütte 
Miinzthal— St.  Louis. 

Herr  Pim.irr,  Direktor  der  Crislallwerkc. 
Neunkirchen  b.  Saargemünd. 

Gemeinde  Neunkirchen. 

Saargealad. 

Herr  Dr.  von  Aken,  Fabrikdircktor. 

„    Am  a  NN,  Apotheker. 

..   Dr.  ARNor.DT,  Professor. 

„    Rechtsanwalt  Bartf.l,  JuslizraL 

.,    Besler,  Prof.,  Gymnasialdirektor. 
Bibliothek  des  Gymnasiums. 
Herr  Ernest  Bloch,  Fabrikant. 

„    Bostettbr,  Regierungsassessor. 

„   Edler  von  Braunmühl,  Bergrat. 

„   Ciiristiany,    Erzpriester,  Ehren- 
domherr. 

„    Felix  Coblentz,  Bankier. 

,.   Diesher,  Pfarrer. 
Direktion  der  Bezirks  Heil-  und  Pflege- 
Anstalt. 
Herr  Dr.  Dheyfis,  Rabbiner. 

.,    Ehltnc.er,  Apotheker. 

„    Rechtsanwalt  Engelhokn,  Justizrat. 

„    Gandar,  Inspektor 
Gemeinde  S  a  argem  Und. 
Gewerbeverein  Saargemünd 
Herr  Gläser,  Stadtbaumeisler. 

„    von  Grafenstein,  Gutsbesitzer. 

„   Dr.  GnEBER,  Rechtsanwalt. 

„   Dr.  Haiitji,  Hospitnlarzt. 

„   Dr.    Hertling,  Gymnasial-Uber- 
lehrer. 

.    L.  Hbymann,  Kaufmann. 

„    E.  Huben.  Fabrikbesitzer.   (F.  M. 

und  L.  M.) 
,,    G.  He  ntn. 

,,   J.  R  Huüer,  Kaufmann. 

„    l-  von  Jaknbz,  Staatsrat,  Präsident 

des  Landesausschusses. 
.,    Dn.  M.  von  Jaunkz  (Schloss  Remel- 

lingeni. 

,,    Ihach,  Gyniiiasial-Uberlchrer. 
„    Jeantv,    Kaufmann,  Bezirkstags- 
mitglied. 
.,    Hu.  Kanzler,  1.  Staatsanwalt 
,.   Karl,  Rechtsanwalt,  Geh.  Justizrat. 


Herr  E.  Klein,  Beniner. 

Krkmek,  Gymnasiallehrer. 
„    Lawaczeck.  Eisenbahn  -  Bctricbs- 

Direktor. 
„   Molz,  Kommunalbaunieister. 
„    Rf.isbnegc.br,  Eisenbahn-Bauin- 
spektor. Baurat. 
Rhbinart,  Kreisdircklor. 
Dr.    Rosenkränzer.  Gymnasial- 
Oberlehrer. 
„    Sartorii  s,  Forstmeister. 
„   Schäfer,  Landgerichlspräsident. 
,.    Schmu,,  Kaplan. 
,,   Spitzer,  Druckereibesitzer. 
„   Thiringer,  Rentner. 

Thomas.  Fabrikdirektor. 
„    Treuer,  Mcliorationsbauinspektor. 
„   Wack,  Fabrikbeamter. 
„    Dk.  Walthbr.  Notar. 

Wolferdingen. 
Herr  E.  Gieit,  Diplom-Ingenieur. 
„    Kirch,  Pfarrer. 

Wolatfineter. 
Herr  Châtelain.  Erzpriester. 

II.  EI8B88. 
Altkirch. 
Herr  Rf.li-ke,  Kreisbauinspektor. 


Herr  Dr.  BOsing,  Obcrlandcsgerichtsrat. 
„    Freiherr    von    Türckb,  Kreis- 
direktor. 
Bibliothek  des  Lyceums. 

„         ..  Bezirksarchivs. 


Herr  Martzloff,  Gutsbesitzer. 
„   Schlosser,  Rentner. 


Herr  von  Bzéwuski,  Kreisdirektor. 
.,    Leo  von  Sch  lu  m  berger. 
Goienbrunnen. 
Herr  von  Schlumbbrgeh,  Gutsbesitzer. 

Hageaau. 
Bibliothek  der  Stadt  Hagf.nai  . 
Bibliothek  des  Gymnasiums. 
„    Dr.  Lkmfkiukd,  Gymnasialdireklor 
iK-M.). 

Herr  Dr.  Kimpait,  Leiter  der  Bakterio- 
logischen Anstalt. 


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-    553  - 


Markirch. 

Herr  Dit.  Tins,  Direktor. 
Bibliothek  der  Realsc*  ulc 

Münster. 
Herr  Johner,  Construkteur. 

Mülhausen. 
Herr  Dif.ckmann,  Polizeipräsident. 
„   Oexle,  Regierungsassessor. 


Herr  Mathis,  Hotelbesitzer. 

Oberehaheim. 

Herr  Hinrichs,  Oberförster. 

Pftrt. 

Herr  Stiff,  Notar. 

Starunion. 

Herr  Uhlhorn,  Notar. 

Schiettetadt. 

Herr  de  Lorke  de  St.  Ange.  Major  und 
Kommandeur  des  Rhein.  Jäger- 
Ball.  8. 

Bibliothek  des  Gymnasiums. 

Straeebarg. 

Bibliothek  des  Landesausschusses. 

Bibliothek  des  Seminars  für  Geschichte 
des  Mittelalters. 

Bibliothek  der  Stadt  Sirassburg. 

Herr  Bi.ahi.,  cand.  phil, 

„  Du.  Bkesslai-,  Universilätsprofessor 
(C.  M  ) 

„    Dr.  von  Boriues,  Professor  (C.  M.) 

„    Dr.  Bnirr.ii,  Hcgierungsral. 

,,    D.m.l,  Polizeipräsident. 

,.  Dr  Ficker,  llniversitätsprofessor 
(C  M.) 

„    Follmann,  Professor. 

,.  Dr.  Forrbr,  Archäologe  und  Kunst- 
historiker (C.  M  i 

,.  Dn.  Freidenfeld,  Oberrcgicrungs- 
rat. 

„    Fnnn.  von  Gemminc.bn-Hornhkkg, 

Kreisdirektor. 
.,    Du.  Hi  nd.  Oberlehrer. 
,.    von  Jordan,  Regieningsrat 

von  dem  Knfsf.heck, Oberstleutnant. 
.,    Dr.  Kaiser.  Archivdireklor. 
.,    H.  Lamarcok. 
,.    Lecciiert,  Landgerichtsrat 


Herr  Frhr.  von  Liehenstkin,  Geheimer 
Überregierungsrat. 
,.    Dr.  Marckwald,  Bibliothekar. 
„    Dr.  Martin,  llniversitätsprofessor 
(C.  M.) 

„    Dr.  Michaelis,  Universitäts- 
professor (G.  M.) 

,.   Noetingbr,  Rentner. 

„    Nurck,  Landgerichtsrat. 

„    Dr.  von  Oksterley,  Regierungsrat. 

„   Pöiilmann.  Bezirkspräsident. 

,.    Reipsch,  Technischer  Kisenbahn- 
sekretär. 

„    Richard,  Bibliothekar  des  Landes- 


„   Schüler,  Rechnungsrevisor. 
Strassburger  Post. 

Herr  Dr.  Tiiraembr,  Universititsprof. 
.,   Graf  von  Wedel,  Kaiserl.  Statt- 
halter  in  Elsass-Lothringcn, 
Excellena. 
„    Wklter  Gabriel,  Student. 
„    Werhert  P.,  Prähistoriker. 
„   Dr.  Wibg-and.  Geheimer  Archivrat, 
Universitätsprofessor  (C.  M.) 
Dr.  Winkei.mann,  Archivdirektor 
<C.  M.) 

„    Wolff,  Konservator  der  gesdiichtl. 
Denkmäler  im  Elsass. 
Thann. 

Herr  Rossel,  Kreiskommissar. 
Welssenbnrg. 

Bibliothek  des  Gymnasiums. 

Herr  Dn  Grossmann.  Gymnasialdircktor 

<c.  M.j 

Winzenheim. 

Herr  Wantzp.n,  Notar. 

Zaber n. 

Herr  Graf  von  Bapdisbin,  Landgerirhts- 
rat. 

,,   Ref.mei.mans,  Staatsanwalt. 
,,    Fuchs  Buchhändler. 
.,    Frhr.  von  der  Goltz,  Kreisdirektor. 
.,    Dn.  Jerbchkk,  Regierungsrat. 
,,    Dr.  Wendling.  Professor. 
Riblinthek  des  Gymnasiums. 
Verein  für  Geschichte  und  Altertums- 
kunde des  Kreises  Zabern. 


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-    ôf>4  - 


III.  Die  übrigen  deutschen  Staaten. 

Anhoit  (Wesir.) 

Seine    Durchlaucht   Für»!  Alfred  zu 
Salm-Salm  (Slift.  M.» 

Herr  Hit  Rensixp.,  Professor,  Fürstlich 
Salm  -  Salm'scher  General- 
bevollmächtigter. 
Berlin. 

Herr  Haas,  Geheimer  Justizrat. 
Historisches  Seminar  der  Universität. 
Herr  Düring,  Postrat. 

Birkenfeld  (Fürstentum.) 
Herr  Dr.  Baldes,  Professor. 

Bonn. 

Herr  Du.  Bremer,  Universitätaprofcssor. 
,.    Dr.  phil  Cai.lais. 
„    Karcher,  Rittmeister  a.  D.  und 

Gutsbesitzer. 
„    Dn.  Lorsch  kr,  Cnivers.-Piofessor 
i.C.  M.  i 

Breslau. 

Herr  Du.  Bhochmann,  Professor. 
Charlottenburg. 

Herr  Gbpi-ert,  Oherst  a.  D. 
„    Hildevanx,  Oberst  und  Chef  des 
Stabes  der  General-Inspektion 
des  Ingenieur-  und  Pionier- 
Korps  und  der  Festungen. 


Herr  Oswald,  Kommerzienral  (Stift.  Mi. 
Staatsarchiv  Coblenz. 

Cöln. 

Herr  Bendel.  Oberlehrer 

Daraetadt. 

Herr  Dr.  Axtiies,  Professor  •("..  M  i 

Deuteoh-Eylau. 

Herr  vox  Marschall,  Major  u.  Bezirks- 
kommandeur. 

Frankfurt  a.  U. 

Herr  Du.  A.  Jassoy.  Apotheker. 

Dr.  Üha«bmjiirkk,  Professor  (C.  M.j 
.,    Knitters^ Heidt,  Intendantur-  und 
Haurat  ;<'..  M.j. 
Freiburg  i.  Br. 
Herr  Necboi-rc.,  Major  (C.  M;. 


Fremersdorf  (Saar f. 
Herr  A.  vox  Boen. 

Friedenau  b.  Berlin. 
Herr  D«.  von  Kaidknhero. 

Friedriohstaal  b.  Saarbrücken 
Herr  Hauck,  Fabrikbesitzer. 

Greifenberg  I.  P. 

Herr  Deiss,  Leutnant  im  Inf.-Rej.'.  138, 
komm.  z.  Unterofliziervorschule. 

Grunewald  b.  Berlin. 

Herr  Hahn,  Professor. 

Habkirchen  (Pfalz). 

Herr  Dr.  HorPE,  prakt.  Arzt. 

Hanaaver. 

Herr  Dr.  Haipt,  Kg).  Baurat,  Professor. 
Häcklingen  (Sobloas),  Paet  Renz  In  gen 
(Baden). 

Herr  Graf  vom  Hennin,  Kammerherr, 
Rittmeister  a.  D. 

Htohst  a.  M. 

Herr  von  Gallois,  Chemiker. 


Seine  Durchlaucht  Fürst  Hermann  zr 
Hohenlohe-Laxten  bi;rg  (E.-M.) 

Laufen,  P.  Salzburg  (Grossh.  Baden). 
Frau  Gräfin  von  Zef'I'elin-Asciiiiai:skn. 

Leipzig. 

Seminar  für  die  mittlere  und  neuere 
Geschichte  an  der  Universität 
Leipzig. 

Magdeburg. 

Herr  von  Heeringen,  Generalmajor  z.  D. 
Meseritz 

Herr  Traue,  (Iber-Steuerinspektor. 
München. 

Herr  Hammerraciier,  Oberleutnant. 
Münster  i.  W. 

Herr  Dn.  Eiirknuerg,  lTnivers.-Professor 

<c.  m.) 

Hoeitner.  Oberstleutnant  u.  Chef 
d.  Generalstahs. 
König).  Nendorf  b. 

Herr  Straatbn,  Kaplan. 


Herr  F..  Bodknstab,  Apotheker. 


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-    555  - 


Neuwied. 

Herr  von  IIetke,  Generalmajor  u.  Fürst- 
lich   Wiedisclier  Kamnier- 
direktor (E.  M.) 
Pforzheim. 
Herr  Knornsciiild,  Ziegcleibesitzcr. 
Potsdam. 

Herr  Freiiikiir  von  Gagkrn,  Geheimer 
Oberregierungsrat. 
Recklinghausen. 
Herr  Loeser,  Major  u.  Bezirksoflizier. 
Ha««  Retterthof  b.  Kbnigetein  (Taunus). 

Herr  Freiherr  vos  Vincke,  Rittmeister 
z.  D.  und  Gutsbesitzer. 

Rostock. 

Herr  Dn.  Bloch,  L'niversiläts-Professur 

Saarbrücken. 
Herr  Di».    Weyhman.n.     Assistent  der 
Handelskammer. 
Schwerin. 

Herr  Dh.Uhotkfem»,  Geheimer  Archivrai 
(CM.). 

^Ah£nc  h  p  r  n  Fi  Rarllit 
oi/iiuiicucr  y  u.  dci  im. 

Herr  Dr.  MCsehkck,  Archivar. 
Segeberg. 

Herr  Scheuer,  Hauptmann  und  Be/.irks- 
oflizier. 

Spandau. 

Herr  Erkll,  Hauptmann  und  Vorstands- 
mitglied der  Gewehrfabrik. 
Nolte.  Hauptmann  nn  der  Infan-  , 
teric-Schicssschule 

i 

Speyer. 

Herr  Beichahd,  Oberleutnant  i.  3.  Bayr. 
I'ion.-Batl. 

Steglitz  b  Berlin 

Herr  von  Ha acke,  Geheimer  Begiei  ungs- 
und  Forstrat  \  Y.  -M.) 

St.  Johann  a.  d.  Saar 

Herr  Mtttone,  Bildhauer 

Stralsund. 

Herr  \f»x  Fisenne,  Baurat,  Militär-Bau- 
inspektoi. 

Trier. 

Herr  Hr..  Lager,  Domkapitular. 


Herr  Dr.  Hösbach,  Professor. 
„    Da.  Saterland  (C-M.i 
Wadern  b.  Trier. 
Herr  Müller,  Bürgermeister. 

Weimar. 
Herr  Du.  Gkitzner,  Archivar 

IV.  Belgien. 

Herr  Baron  Bbtiiline,  Universilätspro- 
fessor.  Lnuvain. 
,.    Flohange,  Ingenieur,  Brüssel. 

V.  Dänemark. 

Herr  Waldemar  Schmidt,  Privatdocent 
an  der  t'niversilät  Kopenhagen. 

VI.  Frankreich. 

Herr  Antoine,  Receveur  particulier  des 
finances,  Baume  -  les  -  Dames 
iDoubsy. 

„    Comte  J.  Bf.ati-rt,  Nancy  (CM.) 
,.    Bonnahrot,  t'.humplar  par  Lon- 
jumeau. 

,.    Brosser,  pharmacien,  Grandvilliers 

(Oise). 

„   de  Brem,  Paris,  78,  rue  Mozart. 
„    Du.  Clement,  Marville. 
„    Désiste  VE.  conservateur  au  Musée 

historique  lorrain,  Nancy. 
..    Flor  ange.  Paris,   17,  rue  de  la 
Banque. 

.,  Gf.isi.eb,  Gross-Industrieller,  Aux 
Châtelles  par  Baon  TKtappe 

i  Vosges  i. 

,,  L.  tînt  ATX,  trésorier  de  ht  Société 
préhistorique  de  France,  Saint- 
Mandé. 

„    Glattigny,   Nancy.    Bue  Jeanne 

d'Arc  m). 
,.    Du  Gothy,  avocat,  Nancy 
..    Hamant,  Abbé,  Professeur  au  col- 
lège Stanislas,  Paris.  H2.  rue 
I.ccourbe. 
,.    Henneouin,  ancien  notaire,  Nancy. 
Du   Hoi.t/.attf.i.,  juge  au  tribunal 
civil.  Abbeville  (Somme). 
„    Hi  iiKitT,  Lucien,  Longwy-Haul,  Villa 

La  Monnayère 
,.    Kolii.  représentant  de  commerce. 
Paris 


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> 


Herr  Kotn,    ingénieur   aux  brasseries 
réunies,  Maxéville. 
Marquis  dk  Margcerik,  Taris. 
M  a  t  r  iTCiioT,  pro  f  csseu  r  a  l 'écol  c  nor- 
male supérieure,  Paris  (('.  M  ). 
Dr.  M.  Maure,  avocat,  Nancy. 

Comte  J.  de  Paxc.e,  Paris. 
Paulus,  Abbé.  Paris. 
Musée  national,  Saint-Gcrmain-en-Layc 
(Seine-et-Oise). 

Ribliothèque  de  la  ville  de  Nancy. 

Herr  E.  des  Kohbkts,  Nancy,  9,  rue  du 
Faubourg  Saint-Georges 

„    On.  Simon,  président  de  la  société 
des  sciences,  Sémur. 


Herr  i»k    Vehnkijil,  Saint-Sulpice-lcs- 
Fcuillcs  (Haute-Vienne). 

VII.  Luxemburg. 

Herr  Arendt,  Elirenan  liitekt  {('..  M.) 
„    GœTz.Hultendircktor,  Diffcrdingen. 
..   Gnon,  Pfarrer,  liivingen-Berchein. 
„    Ki  iTEUT,  Kegierungsral  (f..  M.) 
Stifkt,  Hiittendireklnr,  Luxemburg. 
van  Wekveke,  Professor  (C.  M.ï 

VIII.  Niederlande. 

Herr  Nels,  Konsul,  Rotterdan». 

IX.  Oeetreich. 

Herr  Freiherr    von  Warsiiero,  Salz- 
burg. 


" 


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-  fi:>7  - 


Gesamtregister 


der 


io  den  Jahrgängen  1902-1908  des  Jahrbuchs  for  lothringische  Geschichte  und 
Altertumskunde  veröffentlichten  Aufsätze  und  Mitteilungen. 

Bearbeitet  von  Dr.  Fritz  Rörig. 


Ä.  Alphabdi sehen  Vvizrichnis  ri/r  Autoren.  ') 


Adam.  A.,  Hans  Hammer,  Erbauer  der 
Kirche  in  Finslingen.  11)02,  465. 

Baetcke,  A.  J.,  Die  schottische  Ab- 
stammung der  Lothringer  de  Blair. 
15102.  1 

Barbé,  J.  J.,  Fac-Simile  des  signets 
des  22  notaires  impériaux  et  aposto- 
liques de  la  cité  de  Metz  pendant 
les  XIV  et  XV<*  siècles.  1907,  475. 

Baron.  J.  Th.,  Lo  baitomme  don  piat 
fei  de  Chan  Heurlin  de  Didier  Mory. 
1908.  121. 

Beaupré,  J.,  Comte,  Observations  sur 
les  sépultures  sous  tumulus  de  la 
Lorraine.  1902,  2yO. 

—  Nouvelles  observations  sur  les 
sépultures  sous  tumulus  de  la  Lor- 
raine. 1906,  131. 

Bloch,  H.,  Die  älteren  Urkunden  des 
Klosters  S.  Vanne  zu  Verdun 
(Schluss).  1902,  48. 

Bour,  R.  S..  Die  Beinhäuser  Loth- 
ringens. 1905  II.  1. 

—  Die  Benediktiner-Abtei  S.  Arnulf 
vor  den  Metzer  Stadtmauern.  Eine 
archäologische  Untersuchung.  1907, 
1.  1908,  20. 


Brcsslau.  II..  Zweites  Gutachten  über 
die  angebliche  Dagsburger  Wald- 
ordnung vom  27.  Juni  1613.  1!H)4.  2. 

—  Ueber  die  Zusammenkunft  zu  De- 
ville  zwischen  Konrad  II.  und  Hein- 
rich I.  von  Frankreich  und  über  das 
Todesdatum  Herzog  Friedrichs  II. 
von  Oberlothringen.  1906,  466. 

C  a  1 1  a  i  s .  Die  Mundart  von  Hattigny 
und  die  Mundart  von  Ommeray 
nebst  lautgeographischer  Darstel- 
lung der  Dialektgrenze  zwischen 
Vosgien  und  Saunois  (Lothringen). 
1908,  302. 

Clément.  R.,  Apercu  de  l'histoire  des 
juifs  de  Metz  dans  la  période  fran- 
çaise. 1903,  33. 

—  Le  chapitre  sur  le  commerce  dans 
les  mémoires  historiques  de  l'in- 
tendant Turgot.  1905  1,  303. 

Col  bu  s,  E.,  Neue  Untersuchungen  von 
Maren  und  der  daneben  gelegenen 
Tumuli.  190Ô  II,  236 

Doli,  A.,  Bauliche  Reste  im  Mosel- 
bette   1902,  479. 


')  Die  einzelnen  Bände  werden  nach  den  Jahreszahlen  citiert.  Römische 
Ziffern  hinter  der  Jahreszahl  (I  und  II)  verweisen  auf  den  ersten  bzw.  zweiten 
Teil  eines  Jahrgangs.    Die  arabischen  Ziffern  »eben  die  Seitenzahl  an 


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DÖ8  - 


—  Der  Aquädukt  von  Jouy-aux- 
A relies  und  die  römische  Wasser- 
leitung von  Gorze  nach  Metz. 
1904.  293. 

Erbrich,  F.. .  Ueber  Volks-  und  Dialekt- 
dichtung im  Metzer  Lande.  1902.  301 . 

Forrer,  H.,  Keltische  Numismatik  der 
Rhein-  und  Donaulande.  1902,  151. 
190».  110.  1904,  385.  1905  I,  241. 
II.  221   1906,  284. 

—  Steinhammer  von  Fori  Saint-Blaise 
bei  Metz.  1904,  474. 

—  Die  ägyptischen,  kretischen,  phöni- 
kischen  etc.  Gewichte  und  Maße 
der  europäischen  Kupfer-,  Bronzc- 
und  F.isenzeit.  Grundlage  zur  Schaf- 
fung einer  prähistorischen  Metro- 
logie. 190t»,  1.  1907,  329. 

Der  Goldstaterfund  von  Tayac-  ■ 
Libourne,  ein  Dokument  des  Cim- 
bern-  und  Tigurinerzuges  von  UM 
bis  105  v  Chr.  1907,  438. 

Gerdolle.  H.,  Zur  Geschichte  des 
herrschaftlichen  Grundbesitzes  im 
Metzer  Lande.  1906,  206. 

Grimme,  F.,  Ist  Karl  Desiderius  Royer 
ein  deutscher  Dichter  gewesen? 
1905  II,  158. 

G  ritzner,  F.,  Zur  Geschichte  der 
Annexion  des  Fürstbistunis  Metz 
durch  Frankreich  und  zur  Vorge- 
schichte  des  Metzer  Parlaments. 

1907,  464. 

-  Drei  Lothringer  Weistümcr  aus 
dem  14.  und  18.  Jahrhundert 
UKW,  423 

Grossmann,  H..  Saargemünd  während 
der  Revolutionszeit.  1905  II,  129. 

Grotkass,  Diedenhofen  im  luxem- 
burgischen Erbfolgekrieg.  1904,  181 

G  r  u  s  o  n  ,  Bericht  über  die  Keramische 
Ausstellung  zu  Metz  (Mni-Juni  190RV 

1908.  450. 

Hei  mol  t,  F.,  Briefe  der  Herzogin 
Elisabeth  Charlotte  von  Orleans  an 
den  lothringischen  Hof.  1907,  185, 


Heppe,  H.  F..,  »Die  bischöfliche  Münze« 
zu  Vie  a.  d.  S.  und  ihre  Wieder- 
herstellung. 1907.  137 

Handwerkerhäuser  des  17.  und 
18.  Jahrhunderts  an  der  Scille  zu 
Metz.  1908.  1. 

H  i  n  r  i  c  h  s .  Zwei  prähistorische  Be- 
festigungen bei  Rombach.  1908,  537. 

H  ou  per  t,  N.,  Lothringisches  Landleben 
gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderls. 
Ein  Beitrag  zur  Kulturgeschichte 
Lothringens.  1908,  463. 

Huber,  E.,  Le  Hérapel  d'après  le 
résultat  général  des  fouilles.  (Coup 
d'util  d'ensemble.)  'Quatrième  et 
dernière  notice.  190.».  319. 

—  et  Grenier,  A..  La  Villa  de 
Rouhling.  1904,  259. 

—  et  Paulus,  E.,  Coup  d'œil  historique 
sur  les  origines  de  Sarrcguemines 
jusqu'au  XllI»  siècle.  1903,  262. 

Ihme.  F.  A..  Die  ersten  Besitzer  der 
Burg  Waldeck  in  Lothringen.  1907, 
466. 

Keune,  J.  B..  Das  grosse  römische 
Amphitheater  zu  Metz.  Die  Einzel- 
funde. 1902.  875. 

—  Einige  neueste  Funde  aus  der 
Nähe  von  Metz  und  aus  Dieden- 
hofen. (Vorläufiger  Bericht.)  1902, 
476. 

—  Sablon  in  römischer  Zeit.  1903,  324. 

—  Grabfund  der  Bronzezeil  aus  Hèpin- 
ville  bei  Reichersberg.   1903.  475. 

-  Vorgeschichtliche  Bronze-Gegen- 
stände aus  der  Sammlung  des  Mar- 
quis Villers  auf  Burgesch  in  Loth- 
ringen. 1903.  477. 

—  Inschriftsockel  von  der  Citadelle 
zu  Metz.  1903,  479. 

—  Friedhof  der  früheren  Völker- 
wanderungszeit auf  dem  Bann  von 
Meirich  1903,  480. 

—  Altertumsfunde  aus  Sablon.  1904. 
316. 

—  Aus  einem  Bericht  über  Altertums- 
funde in  Melz  und  Lothringen. 
19Ü4.  477. 


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-    559  - 


—  Einzelfunde  i  Kelle)  der  Bronzezeit 
aus  Lothringen  1904,  483. 

—  Ueber  den  auf  der  Friedhofinsel 
entdeckten  Münzschatz.  1904,  483. 

—  Ueber  die  im  südlichen  Vorgelände 
von  Metz  gemachten  neuesten 
Funde.  1904,  483. 

—  Die  ältesten  Stadtbilder  von  Metz 
und  Trier.  1905  11,  1H6. 

—  Die  Fundstücke  aus  dem  Bauern- 
gehüft  römischer  Zeit  bei  Urville. 
1906,  436. 

—  Neugefundene  Inschriften  der  Me- 
diomatriker.  1906,  477. 

—  Bronzezeitlicher  Fund  aus  Urville. 
1906,  538. 

Kirch.  J.  P.,  Die  l.eproserien  Ix)th- 
ringens,  insbesondere  die  Metzer 
Léproserie  S.  Ladre  bei  Montigny. 
1903,  46  1904,  56 

—  Die  Streitigkeiten  um  die  Herr- 
schaften Rodemachern ,  Röttgen, 
Püttlingen  und  Preisen  im  17.  und 
18.  Jahrhundert  19U5  II,  168. 

—  Die  Herrschaft  Escheringen  und 
die  Höfe  Burll,  Humhof  (Hohenhof) 
und  Krakelscheuet.  Eine  Berichti- 
gung. 1906,  525. 

Kuhn,  A.  J,  Die  Niederlassung  der 
Juden  in  Diedenhofen.  1908.  261. 

Lesprand,  P.  Election  du  député 
direct  et  cahier  du  tiers  état  de  la 
ville  de  MeU  en  1789.    1903,  158. 

—  Cahiers  lorrains  de  1789.  1904,  175. 

—  Quelques  mots  sur  les  cahiers  de 
doléances  des  communes  en  1789. 
1906.  165 

Michaelis.  A..  Eine  Frauenstatue 
pergamenischen  Stils  im  Museum 
zu  Metz.  1905  I.  2F». 

Müsebeck.  E,  Zoll  und  Markt  in 
Motz  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittel- 
alters  1903.  1. 

—  Ein  Schmuckverzeichnis  aus  dem 
14.  Jahrhundert.  1904,  47U. 

—  Zur  Geschichte  des  lothringischen 
Herzogshauses.  Die  Linie  FKirehin- 
g.-n-Ennery.  1905  I,  353. 


—  Beiträge  zur  Geschichte  der  Metzer 
Patrizierfamilie  de  Heu  1905  11,  97. 

—  Regesten  zur  Genealogie  der 
Seitenlinie  Florchingen-Ennery  des 
lothringischen  Herzogshauses.  1906, 
110. 

—  Geschichtliche  Entwicklung  der 
Eigentums-  und  Nutzungsrechte  am 
Seillelluft  innerhalb  der  Stadt  Metz. 
1907,  256. 

Pau  lin,  P.,  Karl  Desiderius  Royer. 
Ein  Lothringischer  Verskünstler. 
1904.  238. 

Paulus,  E.,  Apport  à  l'histoire  des 
études  archéologiques  et  histo- 
riques pendant  le  XVIII«  siècle. 
1902,  210. 

Pinck.  Die  Metzer  Armenpflege  (Le 
Bureau  des  Pauvres,  la  Maison  de 
Charité  des  Bouillons  et  le  Bureau 
de  Bienfaisance i.  1906,  143. 

Poirier.  J.  F.  La  famille  messine  au 
bon  vieux  temps.  1906.  78. 

(j  u  i  n  t  a  r  d .  M.  L.,  Médaille  commé- 
morative  de  la  fondation  du  cou- 
vent des  Célestins  à  Metz.  1907.  471 

Reichard,  K.,  Die  Familie  de  Mercy- 
le-Haut  (Jetzt  Mercy  bei  Metz  i 
1904,  251. 

Reu  m  ont,  H.,  Zur  Chronologie  der 
Gorzer  Urkunden  aus  karolingisrher 
Zeit.  1902,  270. 

Reu  s  ch.  Funde  aus  Saarburg  i.  L 
1907,  483 

Rorig,  F.,  Zwei  Skizzen  aus  dem  gei- 
stigen Leben  von  Metz  unter  dem 
Ancien  regime.  1908.  283. 

—  Gesamtregister  der  in  den  Jahr- 
gängen 1902— 1908  des  »Jahrbuchs 
der  Gesellschaft  für  lothringische 
Geschichte  und  Altertumskunde« 
erschienenen  Aufsätze  und  Mit- 
teilungen. 1908,  557. 

Sauer,  E..  Notice  sur  l'hôtel  de  la 
Préfecture  (ancien  Hôtel  de  l'Inten- 
dance). 1902.  461. 


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-    560  - 


Sauerland.  H.  V.,  Zwei  Aktenstücke 
zur  Geschichte  des  Metzer  Bischofs 
Philipp  von  Flörchingen.  (1260  De- 
zember 30.  —  1263  September  24  i. 

1902,  431. 

—  Ein  Zeugnis  für  den  Leiter  der 
Metzer  Domschule  vom  Jahre  1363. 

1903,  466. 

•-  Vatikanische  biographische  Notizen 
zur  Geschichte  des  XIV.  und  XV. 
Jahrhunderts.  1903,  468.  1906  517. 

S  chi  her.  A..  Zur  deutschen  Sied- 
lungsgeschichte und  zur  Entwick- 
lung ihrer  Kritik  in  den  letzten 
Jahren.  1902.  449. 

Schlager,  P..  Zur  Geschichte  des 
ehemaligen  Franziskanerklosters  in 
Sierck  1904.  228. 

—  Zur  Geschichte  der  Franziskaner- 
klöster  in  Sierck  und  Oberhomburg. 
1908,  442. 

Schneider.  R.,  Geschichte  auf  antiken 
Reliefs.  1905  I.  284. 

Schramm,  E,  Das  große  römische 
Amphitheater  zu  Metz.  Bericht  über 
die  Ausgrabungen.  1902,  340. 

—  Die  Keller  des  Metzer  Bischors- 
palastes. 1903.  482. 

—  Die  Reste  einer  RömerbrUcke  bei 
Magny.  1903.  483. 

—  Ferme  Champenois  bei  Vernévillc. 

1903,  483. 

—  Bemerkungen  zu  der  Hekunstruktion 
griechisch-römischer  Geschütze. 

1904.  142.  1906.  276. 

—  Römische  Rrtickcnanlage  am  Bar- 
barator. 1904,  484. 

—  Zwei  alle  Schlösser  bei  Metz. 
1907.  472. 

T  ha  tum,  M.,  Zwei  Spottgedichte  auf 
Kail  IV.,  Herzog  von  IxHbringen. 
1003,  461 

W  a  1  b  o  c  k,  G  ,  Oculi  et  armoires  eucha- 
ristiques en  Lorraine.  1906.  317. 

—  Monographie  d'une  usine  lorraine. 
Mouteihouso  depuis  1614  jusqu'à 
1901».    1907..  347 


:  Walter.  Th..  Zui  lothringischen  Terri- 
torialgeschichte im  Ober-Elsaß.  1902. 
467. 

W  e  11  e  r,  G.,  Das  Vorkommen  von  Beiern - 
niten  auf  römischen  Dachziegeln. 
1905  II,  272. 

Well  er,  P.  S. ,  Rédange  au  point  de 
vue  archéologique.  1902,  470. 

Welt  er,  Th.,  Das  Fränkische  Grabfeld 
»Haut-Zabès«  bei  Fraquelfing-Lör- 
chingen.  1002,  474. 

—  Mittelalterliche  Niederlassung  auf 
dem  Schelmenberg  (Altmühle)  bei 
Hilbesheim,  Kreis  Saarburg.  1902, 
475. 

—  Die  llochäcker  im  Vogesengebirge 
zu  gallo-römischer  Zeit.  1903,  483. 

—  Die  Uesiedelung  der  Vorstufen  der 
Vogesen  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung des  gebirgischen  Teils 
des  Kreises  Saarburg  i.  L.  Ein  Ge- 
samtbericht über  mehrjährige  Aus- 
grabungen der  Beste  aus  gallo- 
römischer  Zeil.  1906,  371. 

—  und  Heppe,  E.,  Die  gallo-römi- 
hchen  Villen  bei  Kürzel  i.  L.  1906. 
413. 

—  Die  gallo-römischen  Villen  bei  l^ir- 
chingen  und  Saaraltdorf  i.  L.  1908, 
152. 

Wentzcke,  P..  Zur  Geschichte  Bi- 
schof Theodorichs  III.  von  Metz. 
1908,  450 

Westendorp,  K.,  Die  künstlerischen 
Itu'  lieinbäiule  der  Metzer  Bibliothek 
vom  14.  bis  18.  Jahrhundert.  1907. 
391. 

Wey  h  mann,  A.,  Geschichte  der  älte- 
ren lothringischen  Eisenindustrie. 
190Ô  I,  1. 

Wichmann,  K..  I  ber  die  Maren  oder 
Mortel  in  Lothringen.  (Mit  einem 
Bericht  über  die  Ausgrabungen  des 
Herrn  Colbus  in  Altrip.)  1903,  218. 

Wolfram,  G.,  Das  Amphitheater  nach 
seiner  Zerstörung  und  der  Säulen- 
.  inbau.  1903.  348. 


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—  Zur  Metzer  Bischofsgeschichte  j 
während  der  Zeit  Kaiser  Fried-  , 
richs  I.  1903,  207. 

—  L'ngedruckte  Papsturkunden  der 
Metzer  Archive.  1908,  278. 

—  Münzfund  von  Genesdorf.  1903,  488. 

—  Der  Einfluß  des  Orients  auf  die 
Kultur  und  die  Christianisierung 
Lothringens  im  früheren  Mittel- 
alter. 19U5  I,  318. 


-  Aktenstücke  zur  lothringischen 
Geschichte  des  ltf.  Jahrhunderts. 
1906,  529. 

—  Ausgewählte  Aktenstücke  zur  Ge- 
schichte der  Gründung  von  Pfalz- 
burg mit  einer  Einleitung  :  Pfalz- 
graf Georg  Hans  von  Veldenz- 
Lützelstcin  und  seine  Lebenstragö- 
die. 1908,  177. 


B.   Verzeichnis  der  Aufsätze,  mich  dem  Inhalt  geordnet. 

I.  AltertHMtkunde. 

1.  Vorrümische  Zeit. 

2.  Römische  Zeit. 

3.  Mittelalter  und  Neuzeit. 

4.  Münzkunde. 

II.  Gerichtliche  Hilfewisteiiachaften. 

1.  Urkundenwesen. 

2.  Genealogie. 

3.  Sprach-  und  Siedelungskuride. 

III.  Gesolilobte  im  engeren  Sinne. 


1.  Lothringen. 

2.  Uistum  Metz 

8.  Metz  und  »Pays  Messin  <. 

4.  Lokalgeschichte. 

5.  Biographisches. 

I.  Al.TKRTUMSKUNnF.. 

1.  Vorrömische  Zeil. 

Forrer.R.,  Dieägyptischen,  kretischen.  —  Vorgeschichtliche  Bronze-Gegen- 
phönikischen  etc.  Gewichte  und  Maße  stände  aus  der  Sammlung  des  Mar- 
der europäischen  Kupfer-,  Bronze-  quis  Villers  auf  Burgeseh  in  Loth- 
und Eisenzeit.  Grundlagen  zur  Schaf-  ringen.  1903,  477. 
fung  einer  prähistorischen  Metro-  _  Einzelfunde  (Kellet  der  Bronnzell 
logie.  1906,  1.  1907,  329.  aU8  Lothringen.  19«M.  483. 
—  Steinhammer  von  Fort  Saint-Blaisc 
bei  Metz.  1904.  474  Bronze-zeitlicher  Fund  aus  Urville. 

Keune,  J.  B.,  Grabfund  der  Bronzezeil  1!K*5'  ^38" 

aus  Pépinville  bei  Beichersberg.  H  i  n  r  i  c  h  s ,  Zwei  prähistorische  Befes- 
1903.  47ö.  tigungen  bei  Ruinbach.  190«.  Ô37 

Jahrbuch  «I.  Oes.  t.  lothr.  Geschichte  u  Altertimikk.,  Jahrg.  20. 


-   Äß2  - 


Beaupré,  J.,  Comte,  Observations  sur 
les  sépultures  sous  tumulus  de  la 
f-rorraine.  1902,  290. 

—  Nouvelles  observations  sur  les 
sépultures  sous  tumulus  de  la  Lor- 
raine. 1908,  131. 


2. 


Wirhmann.K.,  lieber  die  Maren  oder 
Mertel  in  Lothringen.  (Mit  einein 
Bericht  über  die  Ausgrabungen  de» 
Herrn  Colbus  in  Altrip.)  1903,  218. 

Colbus,  E.,  Neue  Untersuchungen  von 
Maren  und  der  daneben  gelegenen 
tumuli.  1905.  II,  236. 

che  Zeit. 


Das  groPVe  römische  Amphitheater  zu 
Metz. 

1.  Schramm,  E  ,  Bericht  über  die 
Ausgrabungen.  1902,  340. 

2.  Wolfram,  G.,  Das  Amphitheater 
nach  seiner  Zerstörung  und  der 
Säuleneinbau.  1902,  348. 

8.  Keune,  J.  B.,  Die  Einzelfunde. 
1902,  375. 

Keune,  J.  B.,  Einige  neueste  Funde 
aus  der  Nahe  von  Metz  und  aus 
Diedenhofen.  (Vorläufiger  Bericht.) 
1902,  47«. 

—  Sablon  in  römischer  Zeit.  1903,  324. 

—  Inschriftsockel  von  der  Citadelle 
zu  Metz.  1903,  479. 

—  Friedhof  der  früheren  Völker- 
wanderungszeit auf  dem  Bann  von 
Metrich.  1903,  480. 

—  Altertumsfunde  aus  Sablon.  1904. 
316. 

—  Aus  einem  Bericht  über  Altertums- 
funde in  Metz  und  Lothringen.  1904. 
477. 

—  lieber  die  im  südlichen  Vorgelände 
von  Metz  gemachten  neuesten 
Funde.  1904,  483. 

—  Die  Fundstücke  aus  dem  Bauern- 
gehöft römischer  Zeit  bei  l.'rville. 
1906,  43b. 

—  Neugefundene  Inschriften  der  Me- 
diumatriker.  1906,  477. 

Schramm,  Ë.,  Die  Keller  des  Metzer 
Biscliofspalastes.  1903,  482. 

—  Die  Reste  einer  Rrtmerbrücke  bei 
Magny.  1903.  483. 


—  Römische  Brückenanlage  am  Bar- 
barator. 1904.  484. 

Döll,  A,  Bauliche  Reste  im  Mosel- 
bette. 1902.  479. 

—  Der  Aquädukt  von  Jouy-aux-Arches 
und  die  römische  Wasserleitung  von 
Gorze  nach  Metz.  1904,  293 

Huber,  E.,  Le  Hérapel  d'après  le 
résultat  général  des  fouilles.  (Coup 
d'œil  d'ensemble.)  Quatrième  et 
dernière  notice.  1902,  319 

—  et  Grenier,  A.,  La  Villa  de 
Rouhling.  1904  ,  259. 

Weiter,  Th.,  und  Heppe.  E.,  Die 
gaüu-römischen  Villen  bei  KurzeH.  L 

1906.  413. 

—  Die  gallo- römischen  Vilfcn  bei 
Lörchingen  und  Saaraltdorf  i.  L., 
1908,  152. 

Weller,  P.  S ,  Rédange  au  point  de 
vue  archéologique.  1902.  470. 

Reu  s  ch.  Funde  aus  Saarburg  i.  L. 

1907,  483. 

Weiter,  G.,  Das  Vorkommen  von  Bc- 
lemniten  auf  römischen  Dachziegeln. 
1905.  II,  272. 

Michaelis,  A .  Eine  Frauenstatue 
pergamenischen  Stils  im  Museum 
zu  Metz,  1905,  1,  213. 

S  c  h  r  a  m  m ,  E.,  Bemerkungen  zu  der  Re- 
konstruktion griechisch-römischer 
Geschütze.  1904,  142,  1906,  276. 

S  c  h  n  e  i  d  e  r ,  R.,  Geschütze  auf  antiken 
Reliefs.  1905,  I,  284. 


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-    563  - 


3.  Mittelalter  und  Neuzeit. 


Weiter.  Th..  Das  Fränkische  Grabfeld 
»Haut-Zabès«  bei  Fraquelfing-Lör- 
chingen.  1902,  474. 

—  Mittelalterliche  Niederlassung  auf 
dem  Schelmenberg  (Altmühle)  bei 
Hilbesheim,  Kreis  Saarburg.  1902, 
475. 

Bour.R.S.,  Die  Beinhäuser  Lothringens. 
1905.  II.  1. 

—  Die  Benediktiner-Abtei  S.  Arnulf 
vor  den  Metzer  Stadtmauern.  Eine 
archäologische  Untersuchung.  1907, 
1.  1908,  20. 


H  e  p  p  e,  H.  E.,  »Die  bischöfliche  Münze« 
zu  Vie  a.  d.  S.  und  ihre  Wiederher- 
stellung. 1907,  137. 
—  Handwerkerhäuser  des  17.  und 
18.  Jahrhunderts  an  der  Seilte  zu 
Metz.  1908,  1. 

Schramm,  E.,  Ferme  Champenois  bei 
Vernéville.  1903,  483. 
—  Zwei  alte  Schlösser  bei  Metz. 
1907,  472. 

Wal  bock,  G.,  Oculi  et  armoires  eucha- 
ristiques en  Lorraine.  1906,  317. 

Keune,  J.  B.,  Die  ältesten  Stadtbilder 
von  Metz  und  Trier.  1905,  IL  186. 


4.  Münzkunde. 


Forrer,  H.,  Keltische  Numismatik  der 
Rhein-  und  Donaulande.  1902.  151. 
1903,  110.  1904,  385.  1905,  I,  341. 
IL  221.  190B,  284. 
—  Der  Goldstaterfund  von  Tayac- 
Libourne,  ein  Dokument  des  Cim- 
bern-  und  Tigurinerzuges  von  113 
bis  105  v.  Chr.  1907,  436. 


Wolfram,  G..  Münzfund  von  Genes- 
dorf. 1903,  188. 

Keune,  J.  B..  Über  den  auf  der  Fried- 
hofinsel entdeckten  Münzschatz. 
1904,  483. 

Quintard,  M.  L.,  Medaille  commé- 
morative  de  la  fondation  du  couvent 
des  Célestins  à  Metz.  1907,  471. 


II.  Geschichtlich*!  Hilfswissenschaften. 
1.  Urkundenwesen. 


Wolfram.  G.,  Ungedrucktc  Papstur- 
kunden der  Melzer  Archive.  1903,278. 

Bloch,  H.,  Die  älteren  Urkunden  des 
KlostersS.  Vanne  zu  Verdun  (Schluß), 
1902,  48. 

Reu  m  ont,  H.,  Zur  Chronologie  der 
Gorzer  Urkunden  aus  karolingischer 
Zeit.  1902,  270. 

Barbé,  J.  J.,  Fac-Siniilc  des  signets 
des  22  notaires  impériaux  et  apos- 


toliques de  la  cité  de  Metz  pendant 
le»  XIVe  et  XV>  siècles.  1907,  475. 

B  r  e  s  s  1  a  u ,  H.,  Zweites  Gutachten  Uber 
die  angebliche  Dagsburger  Wald- 
ordnung vom  27.  Juni  1613.  1904,  2. 

Lcsprand.  P.,  Cahiers  lorrains  de 
1789.  1904,  175. 
—  Quelques  mots  sur  les  cahiers  de 
doléances  des  communes  en  1789. 
1906,  165. 


2.  Genealogie. 


Müsebeck,  E.,  Zur  Geschichte  des 
lothringischen  Herzogshauses.  Die 
Linie  Flörchingen-Eiinery.    1905  1, 

353. 

—  Regesten  zur  Genealogie  der  Seiten- 
linie Florchingen-Ennery  des  loth- 
ringischen Herzogshauses.  190«,  110. 


ßaetcke,  A.  J.,  Die  schottische  Ab- 
stammung der  Lothringer  de  Blair. 
1902.  1. 

I  h  m  e ,  F.  A.,  Die  ersten  Besitzer  der  Burg 
Waldeck  in  Ixrthringen.   1907.  466. 

Reichard.  K..  Die  Familie  de  Mercy-le- 
Haut.  (  Jetzt  Mercy  b.  Metz).  1904,  251. 


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-    564  - 


3.  Sprach-  und  Siedelungskunde 


Baron,  J.  Th.,  l*o  bailomme  don  p»t 
fei  de  Chan  Heurlin,  de  Didier  Mory. 
1908,  121. 

Ca  Hais,  Dir  Mundarl  von  Hatligny 
und  die  Mundart  von  Ommeray 
nebst  lautgeographischer  Darstel- 
lung der  Dialektgrenzc  zwischen 
Vosgicn  und  Saunois  (Lothringen). 
1008,  302. 

E  r  h  r  i  c  Ii .  F..,  Über  Volks-  und  Dialekt- 
dichtung im  Metzer  Lande.  1902,301. 

Schibcr.  A.,  Zur  deutschen  Siedlungs- 
geschichte   und   zur  Entwicklung 


ihrer  Kritik  in  den  letzten  Jahren. 
1902,  449. 

Weiter,  Th.,  Die  Hochäcker  im  Vo- 
gesengebirge  zu  gallo-römischer 
Zeit.  1903.  483. 
—  Die  üesiedelung  der  Vorstufen  der 
Vogesen  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung des  gebirgischen  Teils 
des  Kreises  Saarburg  i.  L.  Ein  Ge- 
samtbericht über  mehrjährige  Aus- 
grabungen der  Reste  aus  gallo- 
römischer  Zeit.  1906,  371. 


III.  GESCHICHTE  IM  ENGEKEN  SlNNE. 


1.  Lothringen. 


Wolfram.  G.,  Der  Einfluß  des  Orients 
auf  die  Kultur  und  die  Christiani- 
sierung Lothringens  im  früheren 
Mittelalter.    1905.  I,  318. 

Bresslau,  II.,  Leber  die  Zusammen- 
kunft zu  Deville  zwischen  Konrad  11. 
und  Heinrich  I.  von  Krank  reich  und 
über  das  Todesdatum  Herzog  Fried- 
richs II.  von  Oberlothringen.  1906, 
45fi. 

G  r  i  t  z  n  e  r ,  E..  Drei  Lothringer  Weis- 
tilmer  aus  dem  14.  und  16.  Jahr- 
hunderl. 

Wolfram,  G..  Aktenstücke  zur  loth- 
ringischen Geschichte  des  16.  Jahr- 
hunderts.   190G.  529. 

—  Ausgewählte  Aktenstücke  zur  Ge- 
schichte der  Gründung  von  Pfalz- 
burg mit  einer  Einleitung:  Pfalz- 
graf Georg  Hans  von  Veldcnz- 
Liitzelstein  und  seine  Lebenstragö- 
die.   1908.  177. 


Thamm.  M..  Zwei  Spottgedichte  auf 
Karl  IV.,  Herzog  von  Lothringen. 
1903,  461. 

Hei  mol  t.  H.  F.,  Briefe  der  Herzogin 
Elisabeth  Charlotte  von  Orleans  an 
den  lothringischen  Hof.   1907,  165. 

Walter.  Th..  Zur  lothringischen  Terri- 
torialgeschichte im  Ober-Elsaß.  1902. 
467. 

Wcyhmann.  A.,  Geschichte  der  älteren 
lothringischen  Eisenindustrie.  1905, 
I.  1. 

Wal  bock,  G.,  Monographie  d'une  usine 
lorraine.  Mouterhouse  depuis  1614 
jusqu'à  1900.    1907,  347. 

Houpert.  N..  Lothringisches  Land- 
leben gegen  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderls. Ein  Beitrag  zur  Kultur- 
geschichte Lothringens.  190«,  463. 

Kirch,  J.  P.,  Die  Leproserien  Loth- 
ringens, insbesondere  die  Metzer 
Léproserie  S.  Ladre  bei  Montignv. 
1903.  46.    1904  ,  56. 


2.  Bistum  Metz. 


Wolfram  <i..  Zur  Metzer  Bischofs- 
gcschirlilf  während  der  Zeit  Kaiser 
Friedrichs  I.    19(13.  278. 


Wentzcke,  P..  Zur  Geschichte  Bischof 


Theoderichs  III.  von  Metz. 
450. 


1908, 


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-    565  - 


Saiicrland.  H.  V..  Zwei  Aktenstücke  Ci 
zur  Geschichte  «les  Metzer  Bischofs 
Philipp   von    Flörchingen.     (1260  | 
Dezember  30.  —  1263  September  24). 
1902.  431. 


ritzner,  Ii..  Zur  Geschichte  der 
Annexion  des  Fürstbistums  Metz 
durch  Frankreich  und  zur  Vo-- 
geschichte  des  Metzer  Parlaments. 
1907,  464. 


3.  Metz  und  Pays  Messin. 


MUsebcck,  E..  Zoll  und  Markt  in 
Metz  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittel- 
alters.   1903,  1. 

—  Ein  Schmuckverzeichnis  aus  dem 
U.Jahrhundert     1904,  470. 

—  Beiträge  zur  Geschichte  der  Mclzer 
Patrizierfamilie  de  Heu.  1905,  II,  97. 

—  Geschichtliche  Entwickelung  der 
Eigentums-  und  Nutzungsrechte  am 
Seillefluß  innerhalb  der  Stadt  Met*. 
1907,  25«. 

Sauerland.  H.  V..  Ein  Zeugnis  für 
den  Leiter  der  Metzer  Domschule 
vom  Jahre  1363.    1903,  466. 

G  c  r  d  o  1 1  c ,  H.,  Zur  Geschichte  des  herr- 
schaftlichenGrundbesitzes  im  Metzer 
Lande.    1906.  205. 

Clement.  B.,  Le  chapitre  sur  le  com- 
merce dans  les  mémoires  histo- 
riques de  l'intendant  Turgot.  1905. 
1,  303. 

Börig,  F.,  Zwei  Skizzen  aus  dem  gei- 
stigen Lehen  von  Metz  unter  dem 
Ancien  regime.    190K,  283. 


Paulus,  E.,  Apport  à  l'histoire  des 
études  archéologiques  et  historiques 
pendant  le  XVIII«*  siècle.  19(0,  210. 

Clément,  H.,  Aperçu  de  l'histoire  des 
juifs  de  Metz  dans  la  période  fran- 
çaise.   1903,  33. 

Lesprand,  P.,  Election  du  député 
direct  et  cahier  du  tiers  état  de  la 
ville  de  Metz  en  1789.    1903,  158 

Sauer,  E.,  Notice  sur  l'hôtel  de  la 
Préfecture  (ancien  Hôtel  de  l'Inten- 
dance). 1902.  461. 

Poirier,  J.  F.,  La  famille  messine  au 
bon  vieux  temps.    1906,  78. 

Pinck,  Die  Metzer  Armenpflege  ^Le 
Bureau  des  Pauvres,  la  Maison  de 
Charité  des  Bouillons  et  le  Bureau 
de  Bienfaisance!.  1906,  143. 

Westendorp,  K.,  Die  künstlerischen 
Bucheinbände  der  Melker  Bibliothek 
vom  14.  bis  18.  Jahrhundert.  1907,391. 

Gruson,  Bericht  über  die  Keramische 
Ausstellung  zu  Metz  (Mai- Juni  lUOfi). 
1906,  450. 


4.  Ijokalgf 

Grotkass,  Diedenhofen  im  luxembur- 
gischen Erbfolgekriege.   1ÎKM,  161. 

Kuhn,  A.  J.,  Die  Niederlassung  der 
Juden  in  Diedenhofen.    1908,  261. 

Huber,  E..  et  Paulus,  F...  Coup  d\eil 
historique  sur  les  origines  de  Saar-  i 
guemines   jusqu'au    XIV«-'  siècle. 
1903,  262. 

Gros  s  mann,  H.,  Saargemünd  wäh- 
rend der  llevolutionszeit.  1900  II, 
129. 

Kirch,  J.  P.,  Die  Streitigkeiten  um  die 
Herrschaften  Rodemachern,   Hütt-  ' 


schichte. 

gen,  Püttlingen  und  Preisch  im  17. 
und  18.  Jahrhundert.  1905  II,  168. 

—  Die  Herrschaft  Eschcringcn  und 
die  Höfe  Uurll,  Hanhof  <,Hohenhof  i 
und  Krakelscheucr  Eine  Berich- 
tigung.   190«,  525. 

Schlager,   P.   Zur  Geschichte  des 
ehemaligen  Franziskanerklosters  in 
Sierck.    1904,  228. 
-  Zur  Geschichte  der  Franziskaner- 
kl.ister  in  Sierck  und  Oherhomburg 
1908,  442. 


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-    566  - 


ô.  Biographisches. 
V., -Vatikanische  bio-  Paulin, 


Saucrland,  H 

graphische  Notizen  zur  Geschichte 
des  XIV.  und  XV.  Jahrhunderts. 
\<m,  468.    1906  517. 

Adam,  A.,  Hans  Hammer,  F.rbauer  der 
Kirche  in  Finstingen.   1902,  465. 


P.,  Karl  Desiderius  Hoyer. 
Ein  lothringischer  Vcrskünsller. 
1904,  238. 

Grimme,  F.,  Ist  Karl  Desiderius  Hoyer 
ein  deutscher  Dichter  gewesen  V 
l'J05  II,  156. 


Nachträge  und  Berichtigungen 
zum  Iuh&ltsTerzeichnis  der  Jahrgänge  I-Iffl  (Jahrb.  XIII,  S.  500  ff.). 

Mitgeteilt  von  J.  B.  Keune. 


Das  im  Jahrbuch  XIII  (1901),  S.  500—520,  veröffentlichte  Inhaltsverzeichnis 
der  18  ersten  Jahrgänge  unseres  Jahrbuchs  bedarf  der  Verbesserung  und  Ergänzung. 
Hier  seien  folgende  Berichtigungen  und  Nachträge  mitgeteilt: 

S.  502:  Houpert,  N.,  Das  deutsche  Volkslied  in  Lothringen. 

S.  502,  504  und  506  fehlen  die  Fundberichte  und  kleineren  Mitteilungen  von 
Keune.  IX  (1897),  S.  326-342,  von  Wichmann,  VI  (18941,  S.  316-323. 
von  Wolfram,  III  (1891),  S.  418-422  und  IX  (1897),  S.  319  -323. 

S.  502  ist  der  Muscumsbericht  von  Keune.  XI  (1899).  S.  374  -385,  unrichtig  ein- 
geordnet, ebenso  die  Mitteilung,  VII  (1896),  1,  S.  194  f. 

S.  606  und  518:  Winckclmann.  --  S.  514:  Marckwald. 

S.  515  sind  die  Mitteilungen  über  vorrömische  (vorgeschichtliche)  Funde  von 
Wolfram,  IX  (1897),  S.  319,  321—322.  nachzutragen. —  Dagegen  war  der 
Aufsatz  über  die  keltischen  Göttersteine  von  Keune,  der  Steinbilder  ein- 
heimischer Gottheiten  aus  der  Zeit  der  Römerherrschaft  behandelt,  unter 
II,  2,  Kömische  Zeit,  einzureihen. 

S.  515  hätten  unter  II,  2  neben  den  Aufsätzen  von  Keune  über  römische 
Inschriftenfunde  vom  Herapel  und  aus  dem  Wald  bei  Hullenhausen, 
IX,  S.  323  —326.  auch  die  folgenden  Berichte  über  den  gallisch-römischen 
Friedhof  im  Wald  Neu-Scheuer,  S.  326  —330,  über  Funde  römischer  Zeit 
beim  Neubau  der  Kirche  St.  Scgolena  zu  Metz,  S.  331—333,  über  römische 
Funde  aus  Sablon.  S.  333—  334,  aus  Settingen,  S.  334—337.  aus  Kirch- 
naumen,  S.  337—341,  sowie  über  ein  Steinbild  der  Epona  zu  Kün/ig. 
S.  341-342,  außerdem  die  Mitteilungen  VI  (1894).  S.  324—327,  berücksichtigt  » 
werden  sollen,  wenn,  wie  in  anderen  Anführungen,  Vollständigkeit  ange- 
strebt war. 

Ebenso  sind  S.  516  die  Mitteilungen  von  Wie  h  mann  VI  (1894),  S.  313—316: 
über  die  Ausgrabungen  der  Villa  bei  St.  Ulrich,  S.  317—323:  über  die 
Funde  auf  dem  Marxberg  bei  Saarburg  i.  L,  S.  323:  über  einen  Viergötter- 
slein  bei  Kauweiler,  ferner  die  Mitteilungen  von  Wolf rain:  über  römische 
Gräber  auf  der  Westseite  von  Metz.  III  (1891),  S.418,  auch  IX  (1897).  S.  319. 
übersehen. 


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S.  516  ist  der  Aufsatz  von  Kcunc  über  einen  spät-merowingischen  Friedhof  bei 
Groß-Moyeuvre  irrtümlich  in  den  Abschnitt,  welcher  die  riimische  Zeit  um- 
faßt, hineingeraten.  Außerdem  fehlen  aber  in  dem  der  merowingischen 
Zeit  gewidmeten  Abschnitt  II,  3  die  Mitteilungen  von  Wi  ch  mann,  VI  (1894), 
S.  316-317.  und  von  Wolfram,  IX  (1897),  S.  319  und  322-323.  Auch 
die  beiden  Arbeiten  von  Schiber  IX  (1897),  S.  4«  ff.,  und  XII  (190O). 
S.  148  ff.,  gehören  hierher. 

In  dem  Abschnitt  II,  4.  über  mittelalterliche  und  neuere  Archäologie 
(S.  516).  sind  die  Mitteilung  von  Keune  über  eine  mittelalterliche  bemalte 
Holzdecke  zu  Metz,  IX,  S.  330—331,  und  die  Arbeit  desselben  Verfassers 
über  archäologische  Sammlungen  und  über  Fälschungen  oder  Nachbildungen 
antiker  Inschriften  im  1«.  Jahrhundert  zu  Metz,  VIII  (1896),  1.  S.  1—118 
im  Abschnitt  II,  ö,  Numismatik  (S.  517)  die  Mitteilungen  von  Wolfram 
über  Münzfunde.  IX,  S.  319,  320-321  unberücksichtigt  geblieben. 

S.  517  fehlen  unter  III,  1  z  B.  Wieg  and,  Nonnenverzeichnis  von  St.  Marie  zu 
Metz,  I,  S.  269,  und  Meine),  über  Aurzeichnungen  der  Apotheke  des 
Spitals  St.  Nicolas  zu  Metz,  I,  S.  270—272. 

S.  519  war  unter  IV.  3  (Geschichte  von  Metz)  u.a.  auch  Keune.  Zur  Geschichte 
von  Metz  in  römischer  Zeit.  X  (1898),  S.  1—71,  aufzunehmen. 

S.  .V20  fehlen  unter  IV,  5  (Biographie)  die  Aufsätze  von  Keune  über  J.  J.  B  o  i  s  - 
sard  und  seine  Melzer  Freunde.  VIII  (1896).  1,  S.  1  IT.,  und  von  Wolfram 
über  A.  Prost,  ebenda.  S.  242-  253. 


Griechisch -römische  Geschütze  . 


Tafel  I. 


Griechisch- römische  Geschütze 


Tafrl  ff. 


Kuthytonon  nach  VUnnr, 
/  Spannrahmen ,  ?.4nsieht  von  oben  ,  3.  Insieht  von  der  Seite 


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Palintnnon  nach  Héron ,  Philon  .Vitniv. 

/ .  Jnsicht  von  oben.  ?  von  vom  .  3  von  der  Seile .  A  Sjumnrahmen  von  oben  , 
5.  d,  S.  8  .  Mittel  -  und  Seilenstdntler,  9  Construction  der  Peritreten  . 

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Griechisch-römische  Geschütze. 


Ta/èi  n: 


Onager  nach  Amman 

/  Längsschnitt ,  Z  .  Inxicht  von  der  Seite  .  3  run  oben  ,  4  von  vorn,  S  von  hinten  . 


Haßstab  (:20 


ro     te    *o  i 


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Tafel  V. 


Funde  aus  der  Lunette  d'Arçon  zu  Metz  (1904/05). 


Römische  Inschriften. 


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Tafel  VI. 


Funde  aus  der  Lunette  d'Arçon  zu  Metz  (1904/05). 


Römische  Inschriften. 


Tajrl  VII. 


Tafel  IX. 


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Tafel  X. 


Tafel  XI. 

Funde  aus  der  Lunette  d'Arçon  zu  Metz. 


^^BB      Digitized  by  Google 
Römische  Kleinfunde  (l'XM.'OS)  und  ein  Kasteiißrab  (l<JOn. 


Tafel  XII. 


Funde  aus  der  Lunette  d'Arçon  zu  Metz  { 1 904  OS). 


Altchristliche  Inschriften  und  Steinsäge. 


Tafel  XIII, 


l'unde  aus  der  Lunette  d'Arçon  ZU  Met/  (1001  05). 


1  Bruchstück  eines  Sargdeckels.   2—11  huulslücke  aus  fränkischer  Zeit 


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Funde  römischer  Zeit  aus  Metz,  Daspich  und  Langd. 


Tafel  XVII. 


1—4  Altar  von  der  Citailellc  zu  Metz.  5—7  Ciötterstein  mis  ilcr  Kmbenmitlelschiilc  zu  Metz. 
8  Qnhstdn,  RCfutJdefl  Metz.  Weiilenwall.    lJ  Steinbild  des  Vulcaniis,  gefunden  hei  Daspich 

■  ■  *  •  ■      r^>     •       i      t         »v*      i.        i  r\   C    I    Ii   .  f . .  „  J         U  -J   ?  -   I    i  C  -1   :    I  h 


i   i   r~T   n  T 


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Anordnung  »1er  Handquader. 


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